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WII, Berfuh

einer vollſtaͤndigen

Geographiſch- Hiftorifchen

Beſchreibung

| - Der

Kurfuͤrſtl. Pfalz

am Rheine |

ö— U Zu a

von

Johann Goswin Widder

3weiter Theil,

Frankfurt und Leipzig 1786,

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Inhalt dieſes zweiten Theils.

1) Das Oberamt Ozberg.

2) Das Oberamt Umſtatt. 3) Dad Oberamt Borberg. 4) Das Dberamt Mosbach. 5) Das Dberamt Bretten.

6) Das Dberamt Neufiadt, mit Jubegrif ber Hauptſtadt Frankenthal.

7) Das Oberamt Germersheim,

Geographiſche

Befontuns

der Kur Pfalz. |

Zweiter Theil.

Das auf gegenüber ftehendem Blatte befindliche Tittel⸗ Eupfer ift von dem Landſchafts Zeichner Herrn Rieger von der Mittagsfeite aus dem Standpunkt auf dem Hohlweg nach Hambach zu aufgenommen und radirt worden. Man fieht auf Demfelben die Oberamtsſtadt Neuftadt am Fufe des Hartges birges, das Hartgebirge felbft, das fogenannte Harter Schloß, Das darunter liegende Dorf Hart genannt, und ganz im der gerne das Dorf Gimeldingen.

—⸗

——

Dberamt Dzberg.

Vorbericht. | G ieſes Dberamt, das geringſte unter allen, liegt

im alten Maingau, und graͤnzet gegen. # denan das folgende gemeinfchaftliche Arms Umſtarrz gegen Morgen an bie Herrfchaft Breuterg ;, geuen Mittag und Abend an die Öraffchaft Erbach. Es hat feinen Namen von der Burg, wozu die nun zum Oberamt gehörigen Ortfchaften nach alter Des wohnheit zu dienen verbunden geweten. Diele Orts {haften find Lengfeld, Dber- und Niederklivgen, Herings, Haſenrod, Wiebeldbady, Heubach und ber Weiler Frauen-Nauſes; dann die mit der Vog⸗ tei dem Graͤflichen Hauſe Erbach zuſtaͤndige gerin⸗ ge Dörflein Mittel-Rinzig und Buͤrkart. Gedach⸗ te Burg faınt obiger Zugehoͤr war vormals ein Eis gentum ber Abtei Fulda. Diefe verkaufte aber folche mit Bewilligung des Pabſtes ſamt der Halfs te an Umftate mit allen Rechten und Lehenſchaften im Sahre 1390 an Pfalzgraf Ruprecht den ältern, In der fünf Fahre darnach errichteten Rupertini⸗ ſchen Konftitution ward verordnet, daß Ozberg bie Veſte, Herings das Städtlein und Umſtatt die Stadt unveränderlich bei der Pfalz bleiben follen. Sn der Theilung unter Königs Ruprechts Söhnen wurden dieſe Stüde wirklic, dem Kurfürften Lud⸗

Pf. Geographie. ILCH, A

2 Oberamt

wig III zugetheilet, von dieſem aber durch ein Te⸗ ſtament vom J. 1427 feinen zween juͤngern Soͤh⸗ nen, Friedrich und Ruprecht, zum Genuſſe aus⸗ eſchieden a). Nachdem lezterer den geiſtlichen tand erwaͤhlet, erſterer aber auf allzu fruͤhes Ableben ſeines aͤltern Bruders, Kurfuͤrſten uds wigs IV, die Vormupndſchaft über feinen einzigen Prinzen Philipp übernommen, und zulezt fic) gar der Kure ſelbſt angemaffer hatte, fezte gedachter Kurfürft Friedrich I zu Anfang des S. 1476 Uns ſtatt und Ozberg feinem mit Klara Dettin erzengs ten Sohne, Ludwig von Baiern, zum Erbtheil aus. Defjelben Bormünder muften fich aber nach bed Kurfürflen Tod verfchreiben, gegen anderwärs te Berforgung diefe Schlöffer zurud zu geben, und Kurf. Philipps ließ im J. 1477 von einem wie dem anderm Befiz nehmen. Die ungluͤckliche Baie⸗ riſche Fehde aber hat beiden Aemtern, Ozberg und Umſtatt, den haͤrteſten Stoß zugezogen, indem Landaraf Wilhelm von Heſſen ſich ſogleich derſelben bemaͤchtiget und mehrere Jahre lang vorenthalten hat, wodurch der erſte Saamen des Zwietrachts zwiſchen beiden hohen Haͤuſern geſtreuet worden, der in der Folge und bis auf gegenwaͤrtige Zeiten zu manchen verdruͤßlichen Auftritten, beſonders fo viel die Gemeinſchaft Umſtatt anbelangt, Anlaß gegebenhat. Es wird alfo billig die Geſchichte der mehrfältigen Veränderungen mit beiden Aemtern bei gebachtem Umſtatt zu berühren feyn. Nur ift noc) zu bemerken, daß von Seiten Kurpfalz über

Ozberg. | 8

beide Aemter jederzeit ein adelicher Amtmaun bes

ftellt gewejen, der jedoch auf der Veſte Ozberg woh⸗

zen, und von dortaus and) dad Amt Umſtatt has

verfehen mülfen Won diefen finden fich noch fols

gende aufgezeichnet :

1430 Gerhard Forflmeifter von Gelnhaufen, Amtmann b). |

1443 Hauns von Wallbrunn genannt Haußs ganß I. |

1452 Hanns Wambold von Umſtatt, der Schwars ed). |

1457 Hannd von Kronenberg, laut Ozberger Heebregiſters.

1479 Hauus von Wallbrunn zu Ernſthofen e).

1508 Dtto von Zwuſt, Amtmann, laut Dieners buhe

1517 Hanns von Gemmingen.

1520 Philipp Wambold von Umflatt, ward im J. 1526 Vizedom zu Neuſtatt.

1530 Wolfgang von Bettendorf

1544 Friedrich von Bettendorf, dem fein Vatter diefe Stelle abgetretten. |

1564 Georg Wormranfder, Amtmann, vermög Dienerbuchs.

1577 Philipp Ekart Schuͤz von Holzhauſen g)

1587 Johann Reyprecht von Budingen, ward

1589 Vogt zu Heidelberg.

6) Humbr. Rhein. Adel Tab. 149, *) Ibid. Tab. 119. | a Vid. Kremer 1. €. pag. 49 f} Humbr. Tab. 119. Vid. Humbr. Tab. 152 und jenen T. 177. u Vid, Humırı Tabs 161, gl a 2

4 Oberamt

1589 Johann Herr zu Elz, wurde mit vorigem verwechſelt.

1591 Johann Reyprecht von Budingen, zum zweiten mal, laut Dienerbuchs.

1592 Heinrich von Mauchenheim genannt Bee toldbeim hu

1611 Sohanm Bernhard von Grorod, laut der .

Rechnungen.

1617 Philipp von Grorod, vermoͤg Dienerbuchs.

1650 Johann Wilhelm von Curti, genannt Cur⸗ tius, laut der Rechnungen.

1674 Chriſtoph Andreas von Wollzogen, vermoͤg

Dienerbuchßß. | 1681 Johann Wilhelm von Curti, genannt Curs tius, Oberamtmann. 0. 1691 Sohann Philipp Freiherr von Frankenſtein,

reſignirte | J—— Ze 1707 an Franz Pleikard Ulner von Dieburg, vers

mög der Rameralaften. 1748 Sohann Wilhelm Ulner von Dieburg, des vorigen Sohn, Dberamtmann. u 1763 Friedrich Karl Philipp Graf von Bentheim, jeziger Oberamtmann,

Als zu Ende des vorigen Sahrhunderts biefe abelichen Beamten ihre Stellen nicht mehr in eiges ner Perfon zu vertretten, die Erlaubniß erhalten, wurden Dberamtöverwefer beſtellet, welche aber nicht mehr anf der Burg Ozberg Gericht hielten, fondern wegen den im-gemeinfchaftlichen Oberamte Umſtatt fih eräugenden vielen Streitigkeiten ihre:

4) Humbr.. Tab. 150,

Ozberg. | 5

Wohnung in der Stadt Umſtatt ſelbſt aufſchlagen muſten. Ueberhaupt ſind zu Verwaltung der Ge⸗ richtbarkeit und der Domanialgefaͤlle in beiden Oberaͤmtern einerlei Bedienten angeſtellt, und die⸗ fe find auſſer dem ſtets abwefenden Oberamtmann, der Oberamtsverweſer, Obereinnehmer, und der von Seiten der geiftlichen Verwaltung beftellte Yector, welche ſaͤmtlich zu Umſtatt wohnen. 9 der Rurpfälzifche Forftmeifter und der Zollverwal⸗ ter wohnen zu Lengfeld, im Dberamt Ozberg. Da indeffen dieſes Dberamt mit allen hohen und niedern Öerechtigkeiten Kurpfalz allein: zuges hört, folglich mit der Heſſendarmſtaͤttiſchen Ges meinfchaft im Oberamt Umſtatt Eeine weitere Vers bindung bat, fo wird ſolches auch von jenen Kurs pfalzifhen Bedienten einfeitig verwaltet. Sämtliche dazu gehörigen Ortſchaften machen nur ein einziged Gericht aus, welches mit einem Schultheife und mehrern Schöffen befteller ift, und in dem Dorfe Lengfeld gemeiniglic) gehalten zu wers den pflege. Der Landzoll wird faft in jedem Drte erhoben, wiewohl darin Feine. ordentliche Landſtraſe

befindlich iſt.

1) Die Burg Ozberg, ehmals Ottersberg ge⸗ nannt, liegt auf einem abgeſonderten und frei ſtehen⸗ den Berge in dem eigentlichen Mayngaue, eine Stuns de Wegs ſuͤdwaͤrts von Umſtatt, und vierzehen Stuns de von der Hauptftadt Mannheim nordmwärtg entfernt.

Wer ſolche erbauet und vor Alterd bewohnt habe, findet fich weiter nichts, als daß fie der Abtei Fulda zuffändig, und don diefer an die Grafen von Hanau verpfändet gemwefen, im J. 1390 aber an Kurpfalz

Fäuflich gefommen fey. In dem Gt war bedungen,

6 Dberamt

Daß auch alle Pfandfchaften an Pfalzgraf Ruprecht Den ältern übergeben, mithin Ullrich Herr zu Hanau Die Lofung geftatten, Diefe aber in Den nächften fünf Jahren nicht vorgehen folle. Wiewohl nun Ozberg Die Vefte und Herings das Städtlein, Darunter ges legen, alfogleich und bernach als ein wahred Kurs

he ei Eigerftum geachtet, des Endes auch in

Theilung unter 8. Ruprechtd Söhnen , Dem el:

en, der des Reichs Kurfürft ift, ausgefchieden worden, fo blieben folhe Stüde Doch mit jener Ha- nauifchen Pfandfchaft noch immer beſtricket, bid im J. 1427 Rurf. Ludwig ſie abgelöfet, und die das zu gehörigen Untertdanen Der Rurpfalz förmlich ge= huldiget haben. Der alten Gewohnheit nach hatte Diberg auch feine Burgmänner und Burghäter, die um ihrer Dienfte willen mit Burglehen verfehen wur» Den. Unter dieſe fcheint das alte Geſchlecht von Otts⸗ berg, wie auch die Sanfen von Ozberg zu gehören. An dem Berge, worauf die Veſte gebauet ift, hat man vor 300 Jahren Erze gefunden: wie dann Kurf. Sriedrich 1 den Bauluftigen Des Bergwerfes bei und um dag Schloß Dyberg die nöthige Freiheiten verlie⸗ hen bat i).

Ungeachtet die Burg Ozberg in Den vorgeweſe— nen verderblichen Kriegen öftere Belagerungen und feindliche Stürme erleiden muͤſſen, tft fie Doch jeder» zeit und big auf den heutigen Tag in gutem Stande erhalten worden Dermalen bat folche eine Beſa— zung von Invaliden, und Diefe beftehet aus einem Sommendanten, einem kieutenant und 88 Köpfen am Derer Dazu gehöriger Mannfchaft. Sie Dienet vors nämlich zu Verwahrung der Staatdgefangenen. Es befindet fich Darin eine Kapelle, und der Kath, Pfar- zer bat noch zur Zeit Dafelbit feine Wohnung.

) Datum ‚Heidelberg uf Freitag nach dem heil, Dftertag anno D. ACCCCLXXII.

Ozberg. 7

. 2) Zerings. Ein Städtlein, unten am Fuſe Des vorgedachten Ozberges, auf deſſen mitternächte lichen Seite, hat gegen Oft Wibelsbach; gegen Süd Haſenrod und Oberklingen; gegen’ Welt Niederflin- gen; gegen Norden Lengfeld zu Nachbaren. Diefes Orts wird in dem Verkauf der Burg Ozberg allein -ausdrädlich, und zwar fchon Damalg als eines Städt. leins, ‘gedacht, Das aber überhaupt von gas geringer Bedeutung ifi. Im J. 1784 beftund deſſen Inwoh⸗ nerfchaft in 56 Familien, die zufammen 223 Seelen ausmachten: Die Gebäude in ı Kirche, ı Pfarr- 2 -Schul- und. 42. burgerlichen Häufern. Die Gemar⸗ fung enthält 466. M. Aecker, ZM. Wingert, 88 M. Wieſen, aM. Gärten, ZM.Weid, 1071 M. Wald. Dieſe Waldung ift in ſechs Bezirfe abgetheilt, Die fämtlich als eine Zugehör der Burg Ozberg der Kurs fürftt. Hoffammer zuftändig, und der Huthe des Forſt⸗ meifterd untergeben find. Dad GStädtlein befizt auch 412 Morgen gemeine Waldung, die aber nicht n Heringer, fondern in Wibelsbacher Gemarfung iegen. | Bor etwa zwei hundert Jahren hat unweit Hes rings ein anderer Weiler Namens Unrode beftanden, Deffen in. dem Maynzer Synodalbuche gedacht wird k). Es.ift aber auffer deffelben Gemarkung und Namen „nichts mehr Davon übrig. | | ». Die Kirche, zur Ehre U. L. F. eingemweihet, iff _ zwifchen den Katbolifchen und Reformirten gemein, Sie gehört zur Mainzer Diöceg, und in dag Monta— ter Landkapitel. Dadie Katholifchen im ganzen Ober⸗ amte nur einen Bfarrer haben, der feit dem J. 1769 auf der Burg Ozberg wohnt, hat felbiger ſowohl Diefe, ald die übrigen Kirchen zu Lengfeld und Heu— bach, fodann die andern geringeren Orte als Filia- liften zu verfehen. Die Reformirten haben bei diefer

k) Siehe den nachfolgenden Marktflecken Lengfeld. | *

8 | Oberamt

Kirche einen eigenen Prediger, der unter der In⸗ ſpektion zu Umſtatt ſtehet, und nebſt der Kirche zu Heubach auch die Burg Ozberg und das Dorf Ha— ſenrod zu verſehen hat. Die Ev. Luth. ſowohl zu Herings, als in den übrigen Orten des Oberamts muͤſſen nach Heubach zur Kirche gehen, | Den grofen Zehnten beziehet die geiftliche Vers waltung als einen Theil der eigentlichen Kirchenge« fälle; der kleine aber ift dem Reformirten Pfarrer zum Senuffe angewiefen, . len Sreigüter find dag fogenannte Strobers- dag Fechenbachiſche und das Walbrunnifche Gut, dann ‚Die Der geiftlichen Verwaltung zuftändigen zween Höfe,

3) Kengfeld. Ein Markifleden ‚:eine-halbe -Gtunde weit von der Burg Ozberg weſtnordwaͤrts enttegen. Deffen Nachbaren find gegen Of Wibels⸗ bach :: gegen Süd vorgedachtes Städtlein. Herings und der Ozberg; gegen Weſt Ueberau; gegen Nors Den. Umſtatt. RER Tri

Durch den Fleden fliefet ein etwa 300 Schritte : oberhalb: dejjelden hervorquillendes Bächlein nach der ‚fogenannten Tauben-Sembd, welches eine-Weide ik, ‚woieldft e8 ſich gänzlich verlieret. Eine viertel Stunz - de Davon gegen Weft lauft Durch den Wiefengrund ein anderes Baͤchlein, welches zu Hafenrod entfpringt, nach Niederflingen, treibt in Lengfelder Gemarkung Die fogenannten Bauten- und Heidenmuͤhlen, und vereinigt fich unweit Habizheim mit der Gerfpenz, Der Marktflecken hatte fonft einen eigenen Blutbann. Eine viertel Stunde davon ftehen noch zwo fleinerne Säulen des zerfallenen Galgens. | Bor Zeiten foll nahe an der Kirche ein Kloſter ge⸗ ftanden haben; vermuthlich aber war es nur ein Hof des Klofterd Höchft. | TIL Vermoͤg des Verzeichniffeg vom $. 1794 waren in dieſem Orte 127 Zamilien ,. zufammen 593 Seelen z z Kirche, ı Pfarr“ 2 Schul= und 72 burgerliche Wohnz

Odzberg. xp

häufen, nebſt 2 Mahlmühlen. Die Semarfımg enta Hält 1514 Mi Aecker, bei 30 M. Wingert, 210 M, Wieſen, 26M. Gärten, 215 M. Wald. Von diefer Waldung gehöret der fogenannte Zipf Der Kurfuͤrſtl. Hoffammer zur Burg Dsberg, die übrigen 162, aber der Gemeinde. Eine viertel Stunde dom Drt gegen Oft wohnet der Kurfürftliche Forftmeifter, der über dieſe fowohl ald über fämtliche Waldungen der ne Dberämter Ozberg und Umftatt Die Dberaufs t hat, ß Die Kirche iſt dem heil. Gallus geweihet, und zwiſchen den Katholiſchen und Reformirten gemein⸗ ſchaftlich. Vermoͤg des Mainziſchen Synodalregi— ſters uͤber das Landkapitel Montat war ſolche die Haupt und Mutterkirche, wozu Haſenrode, das nun eingegangene Dorf Unrode, Ozberg, -Dber- und Nie⸗ derklingen, auch Habizheim vormals eingepfarrt g⸗ weſen 9. Dermalen wird ſolche Katholiſcher Seits von dem Pfarrer zu Ozberg verſehen, Reformirter Seits aber iſt ſie mit einem eigenen Prediger beſtellt, der zugleich Die Kirche zu Oberklingen, dann die Dörz fer Niederflingen und Wibelsbach mit verfiehet, - Den grofen Zehnten beziehet Das Klofter Hoͤchſt, welches vorhin Die Kirche zu bauen fehuldig gewefen, ſich aber dieſer Laft bereits im J. 1244 gegen eine jährliche Abgabe Yon To Mitr. Korn und 10 Mitr, Haben die Kirche felbft entlediget hat: Den klei— ‚nen Zehnten beziehet der Neformirte Pfarrer als eis nen Befoldungstheil; den fogenannten Raubzehnten ‚aber Die Kurfürftl. Hoffammer, 4 Ä An Freiguͤtern beſizen in dieſer Gemarkung die Kurfuͤrſtliche Hofkammer zehen beſondere Hoͤfe; die geiſtliche Verwaltung den Hoͤchſter und Rodenſteini⸗ ſchen Hof; das Stift zu Aſchaffenburg, dann das ſaͤculariſirte Kloſter Hoͤchſt. Freiadeliche aber ſind die

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45

Io Dberamt

Eurtifche Leben, und Gambels- die v. Ulneriſche oder jezt von Belderbufchifche, Klein- Nonnen- und Kies mwizifhe, der Wamboldifche, Fechenbachiſche, Si kingiſche Hof, die Deichmännifche- und Gemmingis ſche Heppenheimer- und Nelsbacher Höfe; die Haxt⸗ hauſiſche Heppenheimer, Wohten- und Seiffersguͤ⸗ ter, dann der Wambold- Eurti- und Fechenbachifche gemeinfchaftliche Kantelhof.

4) Aenbady. Ein beträchtliche Dorf, anderf- halb Stunde von Ozberg nordoftwärts, hat zu Nachbarn Hezbach gegen Oſt, gegen Sid Wibels— bach ; gegen Nord die Stadt Umſtatt; wie auch Klein⸗ Umſtatt.

Dieſes Dorf Heubach hat im Jahre 1399 Kurf. Ruprecht III von Johann von Bikenbach Fäuflich an fich gebracht m). Durch das Dorf Tauft eine Bach, welche vor Alterd Ruchina geheifen, dDermalen aber die Umjtatter Mühlbach genannt wird, wovon bei Umftatt und Riechen ein mehrerd. Diefe treibt da- bier zwo Mühlen, und fezet ihren Lauf nordweſtwaͤrts gegen Riechen fort. Ä

Im 5.1784 wurden hieſelbſt 94 Familien, 45r Geelen, 2 Kirhen, 3 Schulen, und. 65 burgerliche Häufer, nebft 2 Mühlen gezähle. Die Gemarkung befiund in 858 Morgen Meter, 2 M. Wingert, 83 M.Wiefen, 4 M. Gärten, 3M. Weide, Mo2 M. Wald. Bon diefer beträchtlichen Waldung gehören 1140 Morgen der Gemeinde Heubach , die übrigen 52 M. aber der Gemeinde Habizheim, und ftehen alle unter der Ozberger Sorfthuthe.

Die Kirche ift dem heil. Bartholomäug gemweihet, und gleich den übrigen im Oberamt zwifchen den Ka⸗ tholifhen und Reformirten gemein. Bon Seiten der erftern iſt folche ein Filial der Pfarrei Ozberg, Res

-m) Ada Comprom. in Caula Praetens, Aurel, apud Chlin- gensperg pag. 93.

Ozberg. 11

formirter Seits aber der Pfarrei Herings. Auch die Ev. Luth. haben hier eine eigene Pfarr- und Mutter⸗ kirche, wohin alle Ortfchaften des Oberamts gehören. Am grofen Zehnten beziehet Die Kurfürftliche Hofkammer ein Drittel, und die Schelmen von Bers gen dag übrige; den Fleinen aber der Neformirte Pfars rer und der Gerichtsfchultheig, jeder zur Hälfte. An Freiguͤtern befizet Die Kurf. Hoffammer den Berlepfchifchen, den Rappifchen und den Befthaufer Hof; adeliche aber find Der Grofchlagifche, der Cur⸗ tifche, der Haxthauſiſche, und der Klofter-Höchfter Hof. |

5) Frauen · Nauſes. Ein geringer Weiler, fünf viertel Stunde von Ozberg nordoftwärtd, zwifchen vorhergebendem Dorfe Heubach und folgendem Wies belsbach gelegen. Er gehöret zu Dem zu der Herre {haft Breuberg eingezogenen ehemaligen Nonnen» Flofter Höchft, und ift dermalen in Erbbeftand verlies ben. Es wohnen darauf ſechs Familien, Die 44 See» len ausmachen. Die Gemarfung enthält 133 Mor» gen Aecker, 28 M. Wiefen, 7 M. Gärten, und 328 SM. Wald; nebft welcher Baldung die Beftänder noch 52 und einen halben Morgen mit Wiebeldbach gemeins fchaftlich zu benuzen haben. Den grofen und kleinen Zehnten beziehet Das Klofter Höchft. 5

6) wiebelsbach. Liegt eine Stunde von der Burg Ozberg oſtwaͤrts, und hat zu Machbaren gegen Oſt den Flecken Höchft und das Schloß Nauſes; ge- gen Süd dag Dorf Naufes und Haſenrod; gegen Weſt Heringe und Lengfeld; gegen Norden Umftatt, Heubach und Srauen-Naufeg.

In des Dorfes Gemarkung entfprinat ein gerin» ges Bächlein, treibt aber feine Mühle, und fallt in die Umftatter Mühlbach. Im J. 1784 zählte man bier 37 Familien, in 144 Seelen; ı Schule und 33 Wohnhaͤuſer; in der Gemarkung aber 331 M. Acker⸗

12 Dberamt

feld, EM. Wingert, 40 M. Wiefen, 4 M. Gärten, +M. Weide, 660 Morgen Wald; Davon der Gemein— de Wiebeldbach eigentlich nur 250, die übrigen 410 Morgen aber dem Städtlein Herings, wie Dafeldft bemerket worden, zugehören. = Im Pfarr⸗ und Kirchwefen gehören Die Katho⸗ lifchen nach Herings, Die Reformirten nach Lengfeld, and die Lutherifchen nach Heubah. Den grofen und fleinen Zehnten in Der ganzen Gemarfung beziehet dag fäcularifirte Klofter Höchft. ; Die Freigüter befteben in dem geiftlichen Vers mwaltungs- dem Sifingifchen und dem Wamboldiſchen Hofgut. Vor Zeiten trugen Die von Habern auch “einige Guͤter zu Webelſpach, nebft zwo Hofſtaͤtten zu Lengfeld, von den Herren von Bickenbach zu Lehen =).

7) Baſenrod, zwo Stunden von der Burg Oz⸗ berg oſtſuͤdwaͤrts, hat zu Nachbaren gegen Oſt Pers⸗ bach; gegen Suͤd Huͤmetrod und Hellerbach; gegen Weſt das folgende Dorf Oberklingen und den Ozberg ſelbſt; gegen Norden das Schloß und Dorf Nauſes. Sm %.1784 beſtund dieſes Dorf aus 27 Familien, oder 117 Seelen, ı Schule nnd. 21 Wohnhaͤuſern; Die: Gemarkung aus 376 M.Aecker, 44 M. Wieſen, 52 M. Gärten, 28 M. Weid, 1601 M. Wald; wovon a geringe Bezirke von 40 Morgen der Gemeinde al— fein, ungefähr zo M. einzelen Unterthanen eigentümtich zuftehen. Das übrige ift theild mit dem- Schloß und Dorfe Nauſes, theild mit andern Orten des Ober⸗ amts gemeinfchaftlich. |

Im Kirchen- und Pfarrtvefen gehören ſowohl die Katholifchen ald Reformirten nach Herings, die Lus theriſchen aber nach Heubach. Den grofen Zehnten

„) Schmeider Erbachiſche Hiftorie, Urf, zum zten Saz num. VI, Cap.I, p. 37.

Ozberg. 13

beziehet beſagtes Kloſter Hoͤchſt. Von dem kleinen ſind die Einwohner befreiet. 8) Oberklingen, liegt eine Stunde weit von der Burg Ozberg nordwaͤrts, und gränzet gegen Oſt an Hafenrode, gegen Süd an Hellerbach und Bren— fpach; gegen Weit an Grosbiberau und Ueberau; gegen Morden an Niederflingen und Herings. Die, fogenannte Riechen- oder Umſtatter Mühlbach treibet nächft am Drte die Rauchen-.und weiter unten Die Schmelzmühle Etwa eine halbe Stunde vom Ort befindet fih Die Kohlbacher Mühle, die von einem aus Brunnquellen abflieſenden Bachlein getrieben wird. In oftgemeldtem J. 1784 war bier eine Be: völferung von 85 Familien , oder 326 Seelen: eine zwifchen den Kath. und Ref. gemeinfchaftliche Kirche, eine Schul- und 51 Wohnhaͤuſer; 3 Mühlen. Die Gemarkung enthält 1328 M. Acker, 4M. Wingert, 95 M. Wiefen, 2M. Gärten, 10 M. Weide, 2539 M. Wald, welcher mit den übrigen Orten des Dbera amts gemeinfchaftlich ift, und der Klinger-Märfers wald genannt wird. - | Den groſen und kleinen Zehnten beziehet der Fuͤrſt von Loͤwenſtein mit den Grafen von Erbach in Gemeinſchaft. An Treigätern beſizet Die Kurf. Hofs fammer den Flicken- den Neibolds- den Eyermanng- und den Promuth Hof; die. geifiliche, Verwaltung den Storfen- den Bettendorfifhen und Löwenffeinis fehen Hof; fodann- Die Gemeinfchaft Breuberg, vie Grafen von Erbach, dag Hofpital Umftatt und der Sreihers von Wambold jedes ein Hof Gut.

9) Friederflingen, ift ein mittelmäfiges Dorf; eine Stunde von der Burg Ozberg nordweſtwaͤrts, und gränzet gegen Oſt an Ozberg und das Städtlein He- rings; gegen Süd an Dberflingenz gegen Welt an den Heflendarmftädtifchen Ort Ueberau; gegen Nor» ‚den an Habizheim und Lengfeld. Nahe dabei fliefet

14. Oberamt

die bei vorhergehendem Dorfe beſchriebene Muͤhlbach vorbei, treibet die ſogenannte Storkenmuͤhle, und fezet ihren Lauf nach Riechen fort. Im J. 1784 be- fand die Bevölkerung daſelbſt in 63 Familien, die zufammen 231 Seelen ausmachten: die Gebäude in 1 Schule und Wohnhäufern, nebft gedachter Mahl: mühle: die Gemarkung in 1204 M. Heder, 30 M. Wingert, 105 M. Wieſen, 4M.Bärten, 2gM Wei- de. Der Drt hat feinen befondern Wald, fondern it berechtigt fih in den bei Oberklingen bemerften Maͤrkerwaldungen zu beholzigen.

Am grofen Zehnten find betheiligt der von Bel: derbufch, von Sikingen, von Gailing, von Deich» mann ıc. Am Eleinen bezichet die Kurf. Hoffammer eine Hälfte, die andere aber obige Theilhaber.

Die Kurfürftl, Hoffammer hat fieben Höfe, ade» liche Sreigüter aber Die von Gifingen, der Fürft von Lömwenftein, die Grafen von Erbach, die von Walls Brunn, von Gemmingen, von Fechenbach, von Gai— ling, von Harthaufen ꝛc.

10) MWittel-Rinzig, liegt dritthalb Stunden von der Burg Ozberg oftfüdwärts, in der Graffchaft Erbach, zwifchen den Dörfern Ober- und NRieder- Kinzig, an der Bache gleiched Namens, welche int Der alten Srängbefchreibung des Odenwaldes Kincis ga genannt wird 0), und dieſen 3 Drtfchaften ihren Namen mitgetheilet hat.

Das Gräfliche Haus Erbach befizet bier die yoga teiliche Gerichtbarfeit, woran jedoch die Freiherren von Sifingen auch Theil haben. Die Oberberrlichs feit aber ftehet Kurpfalz zu. Diefed Dörflein hat mit folgendem Weiler Bürfart einen gemeinfchaftlis chen Wald, die Mullert genannt, Mebft Dem gehören 154 Morgen Wald zu den Hubgütern Der Unterthas

0) God. dipl, hauresk Tr), mumı 39

Ozberg. 15

nen. Leber beide Waldungen erſtreckt ſich die Oz⸗ berger Forſthut.

11) Bürkart. Ein Weiler, etwa eine halbe Stunde von obgedachtem Kinzig, mit Dem es gleiche Befchaffenheit hat. In der alten Heppenheimer Marks befchreibung kommt folche8 unter dem Namen Sur: guntbart, und in jener der Gränzen des Ddenmal- des Birfunbart vor p). Dazu gehören nebft obis gem gemeinfchaftlihen Wald annoch 12 Morgen Hus benmwald, die ebenfalls unter Der Ozberger Forſthute fiehen.

p) Ibidem l.c. & pag. 16.

16 Oberamt Oberamt —— |

Vorbericht,

Sms Dberamt liegt wie das von Obbera, in

dem alten Maingau, am Ende des Oden⸗ waldes, nicht weit von Frankfurt. Es aränzet gegen Nord an das Kurmainziſche Gebierz gegen Oſt an die. Herrſchaft Breuberg; gegen Sid an das Oberamt Ozberg, und gegen Weſt an die obere Grafſchaft Kazenelnbogen. Segen die leztere drei Seiten iſt e3 ganz mit Bergen umgeben; nur bie Nordſeite oͤfnet eine fchöne Flaͤche.

Vor Zeiten war Umſtatt mit ſeinen Zugehoͤ⸗ rungen, gleichwie Ozberg, ein Theil der erſten Stiftungsguͤter der Abtei Fuld. Wie es an die Pfalz gekommen, wird bei Beſchreibung der Burg und Stadt Umſtatt näher gemeldet werben, foweit ſolches nicht ſchon bei Ozberg geſchehen iſt. Die Geſchichte des einen und andern Amts hat in der Hauptſache alles gemein; nur der Antheil an Um⸗ ſtatt, den das Graͤfliche Haus Hanau von der Pfalz zu Lehen getragen‘, hat in folgender Zeit veran⸗ laſſet, daß diefes Anit ein befonderes Schickſal ers tragen müflen. Denn bid zum J. 1504 war zwis (hen Pfalz und Hanau eine ruhige Gemeinfchaft. Sn dem wegen ber Erbſchaft Herzogs Georgen bes Reichen zu Landshut ausgebrochenen Baieriſchen

Kriege

Umſtatt. 17

Kriege wurde bekanntlich Kurf. Philipps in die Acht erklaͤret, und nebſt mehrern Fuͤrſten auch dem Landgrafen Wilhelm von Heſſen die Execution ge⸗ gen ihn aufgetragen. Dieſer fiel ſogleich mit dreiſig tauſend Mann zu Fuſe und zwei tauſend zu Pfers de in diefes Oberamt ein, und bemächtigte fich der meiften Dexter. Während dem er aber Die Stadt Umſtatt belagerte, ward die Sache auf dern Reichs⸗ tage zu Röln dergeflalt vertragen, daß der Laud⸗ graf in Oemeinfchaft bleiben , und der Graf vom Hanau in andere Wege entfchädiget werben follte. . Dem ungeachtet hatten die Hauptirrungen noch Fein Ende, bis duch Vermittlung des Bifhofs Wils helm von Straßburg diefer Streit im J. 1521 zwifchen Kurf, Ludwig V von der Pfalz und Lands grafen Philipps von Heffen, zu Worms dergefialt verglichen wurde, daß nach vorgängiger Befrie⸗ Digung bed Örafen von Hanau, deffelben vormals daran gehabter Theil mit dein Kurpfälzifhen zus ſammen geworfen, folglich Burg und Stadt Um⸗ ftatt famt aller Herrlichkeit und Zugehörungen, roie ed der Landgraf vor dem Vertrage ingehabt in ungertheilter Gemeinfchaft genuzet, genoſſen, gebraucht und befeffen werben folle g). Zwei Fahre darnach ward zwifchen dem Kurf. Ludwig, dent Landgr. Philipps und dem Grafen von Hanau ein näherer Vergleich gemadht, wonach Pfalz und Heffen den Hananifchen Theil an Umſtatt fuͤr ſechs⸗ zehn taufend Gnlden erlediger und an ſich gebracht haben. Dem Örafen von Hanau wurden aud) die

4) Zeilers Topographie von der Pfalz pag. 91. _ Pf. Geographie. IL Th. B

18 Dberamt

zum Amt Babenhaufen nunmehr gehörigen Dörs fer Schlierbach, Langſtatt, Kleeflatt, Harperss haufen und Schafheim erb- und eigentümlid) abs getretten, auch fogar das Zentrecht darüber nad)s gelaffen r).

Im J. 1549 verpfändere Landgraf Philipps von Heſſen feine Hälfte diefes Amtes an Kurfürft Friedrich Ium 18000 fl. s), welche aber im. 1570 wiederum abgelöfer worden, Hingegen hat Kurf. Friedrich IV feinen Theil im I. 1593 an Landaraf Georg von Heffendarmflatt um 16000 Gulden verpfändet 2). Jedoch beffellte der Vormund des "jungen Kurf. Friedrichs V, Pfalzgraf Johann II von Zweibriicken, [yon wieder einen Amtmann nad) Umftatt, wie bei dem Dberamte Ozberg gemeldet worden.

In dem dreifigjährigen Kriege nahm Lands graf Ludwig auf Bitte der Unterthanen und mit Bewilligung des unglüdlichen Königs Friedrich die Pfaͤlziſche Hälfte an Umſtatt in feinen Schuz; da aber fein Land bei damaligen Unruhen auch hart mitgenommen worben, foderte er auf dem Reichs⸗ tage zu Megenöburg im J. 1623 eine Entſchaͤdi⸗ gung, die ihm der Kaifer bewilligte, und dafür jene Pfälzifche Hälfte an Unflatt, nebſt dem Amt Ozberg zufprah. Im 3.1633 fuchte der Kurs verwefer, Pfalzgraf Ludwig Philipps, die Ruck⸗

J Eine umftändlihere Nachricht hievon ertheilet Here Wenks Heififche Landesgeſch. T. I, p- 623 iqq- ;) Ada Compromifi in Caufa Aurel, apud Cülingensperg

pag. 132. t) Tolner hift. Palat. Cap. II, p. 50.

Umſtatt. ‚19

erſtattung; aber weber er noch Kurf. Karl Ludwig - Eonnten zum Belize gelangen, bis lesterer durch den Weftphilifchen Friedensfchluß alle feine Kande, die vor dein Kriege zur Pfalz gebörer hatten, wies derum erhalten hat. Dadurd) ward alfo die vorige Gemeinſchaft wieder hergeftellee. Inzwiſchen hats ten die beiden Heflifchen Häufer, Darmſtadt und Kaſſel, die Hälfte.des Amts Umſtatt ebenfalls in Gemeinfhaft, mithin jedes den vierten Theil daran befeffen, bis endlich Kaſſel feinen Theil im J. 1708 für allezeit an Darmſtadt abgetretten hat uw). Das Doveramı Umfkırt beitehet dermalen 1) aus den unſtrittig gemeinfchaftlichen mit der hohen und niedern Gerichtbarkeit uam ttelbar dazu gehoͤ— rigen Ortſchaften, Umſtatt, Semod, Riechen, mit dem dabei gelegenen Breitenwieſer Hof; Klein— Umſtatt mit dem Greheheker Hof. fodanı Wuͤſt- Amorbach ſamt dem Dorndieler Hof, welche beide leztere jedoch nicht ganz ohne Widerfpruch zu der Gemeinſchaft gerechnet werden koͤnnen. 2) aus den fogenanuten Zentorten, wozu gehöret dad Amt Habizheim, beftehend in vier Dörfern, als Habiz⸗ heim, Groszimmern, Spahbrüden und Zeilhard. Dieſes Imst tragen die Fürften von Loͤwenſtein- Wertheim, auffer dem Dorfe Groszimmern, von. Kurpfalz zu Lehen. Lezteres aber befizen fie pfands weis. In allen ift die Zeutgerichtbarkeit zwifchen Pfalz und Darmfladt gemein; die Landes- und Dberherrlichkeit über jene Lehenſtuͤcke aber wird

4) Zeilers Topographie 1. c. fodann Moſers Kurpfalz. @taatsrecht p. 314 & fqq. | B 2

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von Kurpfalz nicht nachgegeben. Ferner gehoͤren hieher die Dörfer Reibach, Brensbach, Nieder⸗ keinsbach, und dad eingegangene Dorf Waͤchters⸗ bad, womit andere, wie unten gezeiget werben foll, von Kurpfalz belehnet find.

Da von Seiten Heffendarmfladt die jährliche Aufnahm der Bevölkerung und übrigen Nachrich⸗ ten behindert wird, fo haben diefe nicht, wie bei andern Oberämtern gefchehen iſt, mitgerheiles werben Fönnen,

ı) Umſtatt, eine mittelmäfige Stabt, ift funfe zehen Stunden von der Haupt- und Refidenzftadt Mannheim nordwärts entfernt. Sie hat zu Mache baren gegen Dften dag Kurmainziſche Dorf Dorndielz gegen Süd dag zum Dberamt Ozberg gehörige Dorf Wiebelsbach; gegen Wert dag dem Fürftlichen Haufe Lömenftein pfandweid zuftcebende Dorf Groszimmern; gegen Norden das Heffen-Hanauifche Dorf Kieeftatt.

Der Sränfifche Herzog Karolomann foll ums J. 742 der Kirche zu Würzburg Die Hauptlirche zu St. Meter im Maingau, in dem Dorfe Autmunſtat, ver: lieben haben x). Ungefähr fech und zwanzig Jahre Darnach fehenfte K. Pippin dag Dorf, Villam Aut- mundiftatt im Maingau am Fluffe Ricchina dem Klo» fter Fulda y), und KR. Otto III lied auf Bermittelung des Bifchofd zu Worms der Abtei Die Bezahlung des⸗ jenigen, was der Königliche Fiskus in Omeſtatt jährlich zu fodern hatte, um das %.990 für allezeit nach 2). Bon diefer Zeit an befaß zwar gedachte ‚Abtei Diefen Ort, es fcheint aber daß felbiger Dama=

x) Windelmann geffifche Chronid pag- 8.

}) Schannar Vindem. Liter. fol. 52. Hit. Fuld, Prob. fol, 79%. Tradit. Fuld. pag. 14.

z) Ideın Hift, Fuld. Part, EI, pag. IZT.

Umſtatt. BL

liger Gewohnheit nach wiederum zu Lehen begeben, und Die eine Hälfte daran zur Schuz- Schirm- und Kaftenvogtei des ehemaligen Frauenflofters zu Höchft am Fluſſe Mimling gehörig gewefen fey. Diefes Vog⸗ teirecht trug fchon Pfalsgraf Konrad gegen Ende des AI Jahrhunderts von der Abtei Fulda, wozu befag- te8 Auguftinerflofter gehörte, zu Lehen, und in die— fer Eigenfchaft empfiengen e8 auch Die nachfolgenden Pfalzgrafen, von welchen folches wiederum an die Edeln von Grumbach zu Afterlehen gegeben worden. Nun trat e8 zwar Pfalzgr. Rudolph 1 im $. 1310 an den Abt Heinrich von Fuld gänzlich ab, und feine beiden Söhne, Rudolph und Ruprecht I beftättigten Diefe Uebergabe im %.1332 a). Jedoch gefchiehet von Umftatt dabei feine Meldung. Nach gewiffen . erft neulich and Tages Licht gefommenen Urkunden bat der Abt Heinrich von Fuld die Hälfte feiner Vog⸗ tei zu Umſtatt im J. 1257, und zehen Jahre bernach Pfalzgr. Ludwig II advocaciam opidi in Omflat den Grafen Diether von Kazenellenbogen zu Lehen gege- benb). Jm.1318 fol Ulrich Herr zu Hanau von Herzog Rudolph I Umfiatt die Stadt halb mit ihrer Zugehör, und Die Burg, Die Darin gelegen ift, ferner das Dorf Schafheim mit feiner Zugehör zu rechtem Mannlebden, nach Zuldifchem Lehenrecht und Gewohnheit, empfan⸗ gen haben. Die andere Hälfte befaß dag Haus Has nau von der Abtei Fuld pfandweis. Denn ald im 3.1390 der Abt und Konvent zu Fuld Ozberg, Hes rings und Umſtatt zum halben Theil an Pfalzgrafen Ruprecht den ältern Fäuflich abgetretten,, hatten fie Dabei bedungen, daß er vor den nächften fünf Jahren folhe Stüde nicht, fondern darnach erft zu löfen Macht haben folle; kuͤndete jedoch Ulrichen Herrn zu

a) Idem clientela Fuld. Benefic. Prob.6, 18 & 19. +) ©. Wenks zeſſiſche Landesgefhhichte, Hrfundenb, P23:25 & 32. 83

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Forſtwald von Dieburg ins Amt Bachau. Leztere wird die hohe Straße genannt, weil ſie an einigen fümpfigten Orten 6 bis 8 Schuhe erhaben il. Man bält dafür, Daß folche von Den Römern angelegt wor» Den fey. In der Stadt ift ein gemeinfchaftlider Zoll im Herbringen, Der aber nur vom Getränfe und Tas bad erhoben wird. Getraid und andere Waaren find rei, Die Städtifchen Waldungen werden auf 5 big 6 taufend Morgen Landes gerechnet; Die gemeine Herrſchaft befizet Dazwifchen anfehnliche Bezirke, und fonderlich Den ungefähr r3c00 Morgen enthaltenden srofen Forſtwald; Desgleichen die freiadelichen Ge— Thlehier von Wambold, von Horthaufen, von Eurs ti, von Gayling und von GSifingen, wie auch die Deutfche Ordend-Commende Moßbach; endlich Die Gemeinden zu Kleeſtatt, Schafhe.m, Kfein-Umftatt und Riechen.® Leber alle Waldungen des Oberamts ift ein gemeinfchaftlich reitender Dberförfter nebſt zween Unterförftern angeordnet. Um die Stadt bes finden fich auch 6 Teiche oder Fiſchweyher, die von obigen Bächen unterhalten werden. Eineviertel Stun De von der Stadt gegen Werft ift die peinliche Nichts flätte, worauf ein Balgen ftehet. In der Stadt hat fo wohl der Kurpfälzifche als Der Heffen-Darmftädtifche Beamte eine befondere herr- fchaftliche Wohnung, die man daB Schloß zu nennen pflest. Das Darmftädtifche fcheinet Die alte Burg zu feyn, welche die Grafen von Hanau vormald von Kurpfalz allein zu Lehen getragen haben. Bon dem N fälzifchen wird behauptet, daß es urfprünglich ein Probſteihaus des Stiftes Fulde gemwefen fey. N In den Oberwaldungen findet man noch Neber- bleibfel einer Eleinen Burg, die vor Zeiten den Wam- bolden von Umſtatt zugehöret , und ihr eigentlich Stammhaus fenn fole. Noch heutigen Tages wird die Gegend das Wamboldifche Schlößlein genens net, Die Abtei Zulde hatte, wie nachherg das hohe

Umftatt. 23

In der Theilung unter Königs Ruprechts Soͤh⸗ nen ward die Hälfte der Stadt Umftatt, welche nicht zu Lehen begeben geweſen, dem Kurf. Ludwig III zugetheilet, und ift von dieſer Zeit an auch ſtets bei der Kur geblieben. Friedrich 1 beftimte zwar in feis nem Teftament vom J. 1474 Umftatt feinen mit Klara Dettin erzeugten Söhnen ; aber fein Nachfolger Kurf. Philipp nahm dennoch nach deſſen Tode Befiz Davon. Wie unter eben diefem Kurfürften das ganze Amt in der unglüdlichen Baierifchen Fehde vom Landgra⸗ fen Wilhelm zu Heffen eingenommen, dad Hanaui— fche Theil durch einen Vergleich bon J. 1521 zum Pfälzifchen gefchlagen, und eine durchgängige Ge⸗ meinfchaft eingeführet, und was weiter für Veraͤn⸗ derungen in felbigem Jahrhundert vorgegangen find, ſolches ift oden im Vorbericht fehon angemerfet worden,

Das Gebiet der Stadt befeuchign 6 fliefende Waſſer: dag erfte fommt von Süd, und fällt nords wärts in die Gerſpenz; wird gemeiniglich Die Mühle bach genannt, weil es fünf Mühlen treibet, iſt aber eigentlich der in der sben angezogenen Pippinifchen Schanfungsurfunde vom J. 768 ſchon erwähnter Flu- vius Ricchina. Das zweite entfpringet eine halbe Stunde vonder Stadt füdoftwärtgd aus einigendrunns quellen , treibet eine Schleif- und Lohemühle, nnd fält noch ehe es die Stadt erreichet, in jene Mühl: bach. Das dritte fommt von Neibach, treibet Drei Mühlen und vereiniget fich gleichfalls mit obgedach« ter Mühlbach. Das vierte fliefet von Süd aus dem Dberamt Ozberg, über die fogenannte taube Sembpd, ebenfalls in die Mühlbah. Das fünfte entfpringt nordwaͤrts, und ergiefet fich oberhalb des Dorfes Niechen in befagte Mühlbach. Das fechfte endlich fommt von Sembd , fliefet Durch den fogenannten Forſtwald, treibet eine Mahlmühle, und fällt, wie die übrigen, in oft gedachte Mühlbah. Durch Die Stadt ziehet eine Landftrafe vom Odenwald nad Sranffurt und Afchaffendurg ; eine m Durch den

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digern. Nach dem Weſtphaͤliſchen Frieden verlangte Kurf. Karl Ludwig die ihm zuftändige Befugniſſe, befonders die Betellung des Pfarr- und Kirchenives fend wieder, wie vor Dem Kriege, audüben zu koͤn— nen; Hefifcher Seits aber wollte man nicht aug dem Beſize weichen. Die Sache fam endlich zu einem heftigen Schriftwechfel, und brach zulezt im J. 1663 gar in Thätlichfeiten aus, wurde aber Doch noch in Zeiten beigelegt, und Der gemeinfchaftliche Gebrauch der Kirchen beliebet 2). Als hernach die Pfalz an die Neuburgifche Linie kam, begehrten die Katholi- fchen auch den Mitgebrauch befagter Kirchen, und fo mard eine Zeiflong wirflich der Gottesdienft aller Drei Religionen Darin eingeführt. In der Folge aber behielten nur Die Lutberifchen und Reformirten den gemeinfchaftlichen Gebrauch derfelben, mit gänzlicher Ausfchliefung Der Katholifchen. Die Reformirten büben zu Umſtatt zween Prediger, Davon der erfte ge: meiniglich Inſpektor des Umftatter Klaffe ift, und Die vier Dörfer Riechen, Reibach, Wüft-Amorbach und Klein-Umftatt, der andere aber die Dörfer Sembd und ®ro8-Zinmern als Filialiften zu verfehen hat. Eutberifcher Seit® wird dag Pfarrmwefen lediglich von Hefen-Darmftadt beftellet, und das Kurpfälzifche Konfiftorium hat gar nichtd damit zu ſchaffen. Die Katholiſchen haben in dem Kurpfälzifcher, Amthaufe eine Kapelle, mit einem eigenen Pfarrer, der unter Das Mainzifche Landkapitel Montat gehöret, und vier Dörfer zugleich verfiehet.

Der fämtliche Zehnten in Umftatter Gemarkung ift zwifihen beiden hohen Herrfchaften gemein. Der Stadtrath mit einem Stadtfchultheifen, zwölf Raths⸗ verwandten und einem GStadtfchreiber befezt. Im Wappen und Giegel führt Die Stadt einen Blumen» ſchild, worin eine feinrothe Burg mit drei Thürmen, 2: Sinfterwald erläuterte Germania Princeps yom Kaufe

Eu) p. 466.

Umſtatt. 27

zwiſchen ſelbigen zwei kleine Schildlein, das erſte roth, mit den gelben Hanauiſchen Sparren, dag ans dere aber weiß, mit Dem ſchwarzen Kreuz der Abtei Zulde.

2) Sembd. Ein zu obgedachter Gemeinfchaft gehöriged Dorf, eine kleine Stunde von Umſtatt weſt⸗ waͤrts, gränzet gegen Süd an Niederklingen; gegen Welt an die Kurmainzifhe Stadt Diepurg; gegen Nord an Mtheim.

Durch den füdlichen Theil der Gemarkung flies fet eine geringe Bach, welche insgemein die Semb- Der Bach genennet wird, verlieret aber am Einfluffe in den Forſtwald diefen Namen und theilet fich in zween Aerme, wovon der eine Die alte, und der ans Dere die Hechtbach heiſet. Die Altbach treibet ober: halb des Dorfes eine Mahlmühle und unterhalb ges gen Nord die fogenannte Forftmühle. Die von Im: flatt nach Darmftadt führende Landftrafe ziehet durch den Ort, welcher gar feine Waldung, wohl aber fünf geringe Fifchteiche hat.

3) Riechen. Liegt nur eine halbe Stunde bon Umftatt nordmwärtd in einem fchönen Wiefengrunde, Seine Nachbarn find gegen Oft Klein Umftatt; ges gen Welt der Forſtwald und Diepurg; gegen Nord der Breitenwiefer Hof und Kleeftatt. Diefed Dorf bat feine Benennung von der weſtwaͤrts vorbei flie= fenden Bache, die in den alten Urfunden Ruchina oder Ricchina genannt wird. |

Etwan zwei hundert Schritte ober dem Drte ge⸗ gen Oſt ziehet die alte hohe Straſe vorbei, und iſt im Dorfe ein Zoll, wie zu Umſtatt, angeleget. Die Dazu gehörige Waldung liegt in der Umftatter Ge— marfung, Eine viertel Stunde weiter gegen Norden liegt der Breitwiefer Hof, welcher dem adelichen Seſchlechte der Gayling von Altheim zuffändig iſt.

Derfelbe feheinet der Hof Harprets hauſen zu ſeyn,

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zu welhem Kurfürft Ludwig III Rudolphen und Kor rad Sayling im %. 1432 dad MWeidrecht auf Wiedere rufen zugeftanden hat. Mächft Dabei ftehet Das Hefe fen-Darmftädtifche Forfidaus. Vor dem Dorfe bes finden fich ebenfalls drei Fiſchweyher.

4) Rlein-Umftate. Ebenfalls ein gemeinfhaft- fihe8 Dorf, der Dberamtsftadt nordwärts gelegen, bat zu Nachbarn gegen DfE dag Kurmainzifche Dorf Radheim; gegen Sid Heubach; gegen Weft Riechen $ gegen Nord Kleeftatt. Es ift mit fruchtbaren Hügeln umgeben, die zum Theil mit Weingärten bepflanzet find. Dieſes Dorfes wird in einer Urfunde gedacht, wodurch Hartwich von Plumheim, von feinem Gut zu Klein-Umftatt (in villa Omenftad minore, quae fita eft in pago, quod Bachgau vocatur) im Jahre 1229 eine Hofraith an Herrn Heinrich von Ravende burg, Probft zu Bingen und Domherrn zu Mainz, zum Eigentum übergeben hat. h).

Dberhalb des Dorfes gegen Nord entfpringet ein kleines Bächlein, welches Durch den Lizelforft rin⸗ net, und bei Ober-Altheim in die Umſtatter Mühle bach fich ergiefet. Sodann entfpringet in Den ges meinen Waldungen nächft Dem Sauberg ein andered Bächlein, welches nach Radheim, Moßbach, Plaums heim und Gros-Oſtheim, bei Afchaffenburg aber in den Mayn fliefet. | |

Die Gemeinde befizt ohngefähr taufend Morgen Wald, welcher an die Dorndieler und Radheimer Gemarkung gränzet..

Eine viertel Stunde vom Orte gegen Dften liegt der denen Gayling von Altheim zufländige Grehe⸗ becfer Hof, welcher ungefähr 236 Morgen Landes in fich begreifet.

Huf dem fogenannten Neuberg fiehet in den Weins gaͤrten ein Häuslein, welches vor Zeiten eine dem

4 Gudenus Cod. dipl. T.I, pag. 501.

Umſtatt. 29

heil. Wendelin geweihete Kapelle geweſen ſeyn ſolle. Es war ſonſt auch in Klein-Umſtatt eine befondere Pfarrei, wozu Bebigheim und Raiden gehoͤret has ben i). Dermalen ift dag Kirchenwefen durchgehende wie zu Umftatt befchaffen.

5) Wüft-Amorbah. Ein Dorf, zwo Stun» -⸗ Den von Umftatt oſtwaͤrts, in einem Wiefengrund, der rund umher mit hohen Bergen umgeben ift. Sei— ne Nachbaren find gegen Oft dag Kurmainzifche Dorf Mimlingen; gegen Süd der zur Herrfchaft Breuberg gehörige Drt Sambach ; gegen Werft Heubach ; gegen Nord Schafheim. Auf der weftlihen Seite ziehet mehrgedachte hohe, und auf der Mordfeite die Fandftraße nach Obernburg vorbei. Die dazu gehörigen Waldungen find fehr beträchtlich. Denn es befizet Die gemeine Herrfchaft das Hirzengefäß von 115, und Die grofe Zinsheck von 112, die Gayling von Altheim 32, Hefs fen-Darmftadt allein 30, die von Haxthauſen 23, die von Eurti 23, die Umſtatter Burger 12, wieder— um die von Eurti 40, Die von Gifingen 22 Morgen. ‚Sodann befinden fich noch daſelbſt der Streitwald von 33, der Schafheimer von 60 und noch ein ge— meinfchaftlicher Wald von 45 Morgen.

Eine viertel Stunde von dem Dorfe liegt auch der zwifchen beiden Herrfchaften gemeinfchaftliche.. DorndielerAof, auf deſſen weftlicher Seite fih Spu- sen einer Burg zeigen, welche ein längft erlofchened Gefhleht, Namens von Amorbach, noch im J. 1390 bewohnet haben folle,

6) Sabizheim. Ein Schloß und anfehnliches Dorf, drei viertel Stunde von der Oberamtsſtadt weſtwaͤrts entfernt, gränzet gegen Oft an Wüft-Amor- bach und Lengfeld; gegen Sid an Niederklingen;

i) Würthwein Dioeces. Mognnt. Comment. IV, P- 553.

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gegen Weſt an das Kurmainziſche Staͤdtlein Diepurg; gegen Nord an Sembd.

Zu Anfang des vierzehnten Jahrhunderts hat Ulrich von Bickenbach von der Abtei Fulde die Burg und dag Dorf Habersheim mit Zugehörungen, dann die Dörfer Czimmern, Spachbrücken, Silbart ꝛc. und das Patronatrecht zu Hofheim zu Manntehen ges tragen, auf finderlofes Ableben des gedachten Ul— richs aber Der Abt Heinrich anfänglich Diefe famtliche Lehenftüde im J. 1340 eingezogen , jedoch zwei Tabs re Darnach deſſelben Wittib, eıner geb:-dracn von Lim⸗ purg an der Lahne, und ihren zwo Töchtern, Agnes und Amene, folche aufd neue verliehen k). Durch Den vom Abt Heinrich im Jahr 1:42 ausgefertigien neuen Lehenbrief ward die Burg in vier Looſe gethei— let, davon obgedachte Wittib Elifaberh für fich und ihre zwo Töchter Drei, ihr Vetter Konrad von Biden» bach aber einen Theil befam. Bon den Töchtern vermählte fich Die ältefte an Johann Grafen von Ka— zenelnbogen, mit dem fie einen Sohn Eberhard, und eine Tochter Eliſabeth, die fich bernach an Schenfen Eberhard zu Erpach verebligte, erzeuget hat, Die jüngere aber, Amene, erhielt Gerhard Graf von Reis ne zum Gemahl. Durch die weitere Theilung der Bickenbachiſchen Güter fielen zwar die drei Quart an Habizheim in dag Loos des Schenken Eberhard von Erpach ; der Graf von Reine begab fich aber feineg Erbrechtes nicht, weshalben dieſes Lehen inter drei Banerben gemein blieb. Des lejtern Tochter Mar- gareth wurde an Grafen Johann von Wertheim ver- mäblet, mithin der Reinecifche Theil an felbiges Haus vererbt D. Inzwiſchen hatte Pfalzgraf Ru= precht Der ältere Die Hälfte von Umſtatt mit allen Da=

k) Schneider Krbadhifche Hiftorie 3ter Saz p-325 & lqq.«

‘4 Diefe Erbfchaften und Theilungen hat Herr WenE in der Hefliichen Landesgeſch. T.I, pag.428 auf einer Stammtafel ſehr deutlich vorgeftellet,

u ee Va, - Yon abdangenden !y fäuflich an ſich —BR N penrecht über Habigdem > Mr? precht II kaufte auch ima Orden

einen Hof zu Habizheim mi) dam ara N

Dorf, Vogtei und Gerichte zu —B an dem ſogenannten Ulmer Hofe en or

Derfauf, Daß er jedoch ſolches alles von de u

rad Kriegen von Altheim dem alten auf Eobenaib

ein, um fich Daraus nach Mothdurft ſchuͤzen und AN

theidigen zu fönnen. In der Baierifchen Fehde be, mächtigte fich Landgraf Wilhelm von Heſſen Der Bu Habizheim mit Zugehoͤr; ed wurde aber doch bald

wieder alles rucferftattet, und in vorigen Stand ge-

fielet. Im J. 1530 verkaufte Schenf Eberhard ven fogenannten Mainzerhof an Friedrich Grafen von Loͤ— mwenftein-Werthbeim, und Schenk Walentin Das Le—

den felbft, mit Bewilligung des Kurfürften Ludwigs | V von der Pfalz gedachte Grafen von Yöwenftein, | und Bhilippfen Örafen von Hanau um 6ooofl. Way |

—— m) Schneider I. c. Urk. zum 2ten Saz num. LXVII. | n) Ada Compromifli apud Chlingensperg p. 93. 9 Schneider Urk. num, LXXIV.

32 Dberamt

nun den Grafen don Erbach in Diefem Amt Habiz⸗ heim an Gütern und Gefällen noch übrig geblieben, wurde ums J. 1664 an des Grafen Yudwig von Ers bach Wittib Johanna, eine gebohrne Gräfin von Sayn, abgetretten, die es bernach an die Grafen don Schönborn verfaufet hat y). Solchemnach find die Zürften von Loͤwenſtein noch wirklich die Befizer der Burg Habizheim mit ihren Zugehörungen „ı und ns foihes von Kurpfalz und Heſſen-Darmſtadt zu Lehen.

In dem Dorfe feldft fiehet noch dag alte Schloß, worin der Lömenfteinifche Beamte feine Wohnung bat. Vor wenig fahren ift Dabei ein Fürftlicher \uft garten angelegt, mit einem Kanal umgeben, und Karldau genannt worden. Durch dag Dorf fliefet die fogenannte Sembder Bach in die Gerſpenz, und treibet eine Mahlmühle. Dann ziehet die Landitrafe nach Darmftadt und Frankfurt hierdurch, Die foges nannte hohe oder Kärcher Strafe aber auf der füd- lichen Seite vorbei.

In Religiond- und Kirchenmwefen läßt der Fürft= liche Lehenträger den Katholifchen Gottesdienft in - einer bei Dem Lehenfchloffe befindlichen Kapelle ver- richten. Diefe Kapelle hat Schenf Eberhard der äls tere mit feiner Gemahlin Elifabeth, einer gebornen von Kronenberg, auch mit Wiffen und Willen deg Abts Johann von Fulde, dann der Meifterin, Prio— rin und Konvent des Klofterd zu Höhft im J. 1412 geftiftet. Der Pfarrer zu Lengfeld, wohin vormals Habizheim als ein Filial gehörte, mufte einen Ka— pellan halten, der darin den Gottesdienft zu ver= richten hatte. Die Lutherifchen find nach Spachbruͤ— den eingepfarret, Die Neformirten aber haben feinen

beftimmten Kirchengang. D) Spad»

———_ gl p) Schneider lv 6: 3Saz pagı 327.

Umſiatt. 83

„) ein zum Amt Habizheim gehöriges Dorf, dritthalb Stunde von Umſtatt weſt⸗ waͤrts. Ein von Dilshofen Fommendes und durch das Dorf fliefendes Bächlein, treibet hier eine Mahl⸗ muͤhle, und fält bei Groszimmern in die Gerfpenz. Deögleichen ziehet auch Die über Lichtenberg, Bi—⸗ berau ıc. nach Darmftadt führende Landftrafe durch Den Ort, und wird darin der gewöhnliche Zoll erhoben.

Das Dorf hat feinen Wald, fondern geniefet Das Beholzigungdrecht in den Dieburger Märferwals dungen. Bor Zeiten fol der fogenannte Rheinhei— mer Teich zur Spachbrüdfer Gemarkung gehört, Das Haus Heffen-Darmftadt aber folchen während dem alleinigen Befize des Oberamts Umſtatt fich Zuges eignet haben , und der desfallfige Anfpruch des Fürftl. Haufes Löwenftein noch wirklich bei Den Reichs⸗ gerichten anhängig feyn.

Im Pfarr- und Kirchenmwefen hieng fonft Spach⸗

bruͤcken von der Pfarrei Dieburg ab q), feit Der Res formation aber ift die Augſp. Eonfeflion dafeldft eins geführet. Der Fürft von Lömwenftein hat jedoch das Recht den Prediger alda und dag Kirchenwefen zu beftellen. Der Zehnten in der Gemarkung gehörte vormals den Schenfen zu Erbach, im J. 1427 aber gab Schenf Konrad folchen an die von Schwalbach, von Ruͤdigk⸗ beim , und von Bergen zu rechtem Mannlehen r).

8) Seilbard, ein geringes ebenfalls zum Amte Habizheim gehöriges Dörflein, drei Stunde von tms att weftwärtd entfernt. Seine Nachbaren find ges en Oft dad dem Geſchlechte von Harthaufen zugehös tige Dorf Georgenhaufen; gegen Sid Dilshofen $

——

4) Würthwein dioëeces. Mogunt. Comment. IV, p. 555. r) Schneiders Erbachiſche Hiftorie, Urkunden zum Iten Saz Lit.C, pag. 12. | ER:

Pf. Geographie. II. Th. &

34 Oberamt

gegen Weſt Dreyſen; gegen Nord Gundershauſen. In der Gemarkung entſpringt ein kleines Baͤchlein, treibt im Orte eine geringe Mahlmuͤhle, und faͤllt oberhalb Groszimmern in die Gerſpenz.

Die Inwohner haben keinen beſondern Wald, ſondern ſind ebenfalls zu der Mitbeholzung in dem Dieburger Maͤrkerwald berechtiget. Zu dieſer Zeil» harder Gemarkung gehoͤret ein Theil des Weilers Dilshofen, welcher Dem Freiherrn von Haxthauſen zuſtaͤndig iſt. Eben fo ſoll auch das Dorf Georgen» haufen urſpruͤnglich zum Amt Habizheim gehört, und noch wirklich Kurpfalz auf Deffen Lehengeigenfchaft gegründeten Anfpruch haben.

Im Pfarr- und Kirchenmefen gehöret dieſes Zeils hard nach Groszimmern, mwenigftens fo. viel Die Ka—

tholifchen betrift.

9) Broszimmern, ein beträßhtliher Markt⸗ fleden zu obgedachtem lehenbaren Amte Habizheim gehörig. Seine Nachbaren find gegen Südoft Klein= zimmern 5 gegen Suͤd Spachbruͤckenz gegen Weſt Roßdorf und Öundershaufen ; gegen Nord dag Städte fein Dieburg. | Dieſer Drtift eigentlich Feine untrennbare Zuge- hör der Burg Habizheim, fondern pfandweis vor vielen Jahren dazu gefommen, und, bisbero auch dabei geblieben: Er gehöret alfo, wie Habizheim felöft, mit der niedern Gerichtbarfeit Dem Herrn Särs ften von Löwenftein-Wertheim. Die hohe und zent« bare Gerichtbarfeit ift zwifchen beiden Landesherr⸗ fhaften gemein. Jedoch hat das Fürftlihe Haus Hefien-Darmfiadt eine befondere Zinsgaſſe, worin Defelben Amt Lichtenberg fich auch Der niedern Ge» sichtbarfeit anmajfet, welche einer der Wambolden von Umſtatt vor Zeiten gedachtem Haufe zu Lehen aufgetragen haben folle.

"Nahe am Fleden fliefet Die Gerfpenz oſtwaͤrts vorbei, und nimmt zwei Fleine Bächlein auf, wopon

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das eine von Geörgenhaufen, das andere bon Gun⸗

dershauſen fommt, Jene Gerfpenz treibt ſuͤdwaͤrts die obere, und nordwärtd Die untere Zimmermuͤhle; das von Georgenhauſen fommende Bächlein aber eine geringe Mahlmühle.

Durch den Flecken ziehet die don Umſtatt und Habizheim nach Darmftadt und an den Rhein füh- rende Landfirafe, auch wisd der Zoll darin, gleichwie in allen übrigen Orten, erhoben. Die Einwohner haben mit vielen andern Den Mitgenuß in den Dies burger Waldungen, die man auf mehr ald zwanzig taufend Morgen Landes in der Größe fchäzet.

Im Pfarr- und Kirchenmwefen gehörte fonft der Flecken jederzeit ald ein Zilial nach Umſtatt 5)5 nach der Reformation aber litte es auch viele Verändes rungen , und in:jüngern Zeiten ward in der vorhan—⸗ denen Kirche die Gemeinſchaft für alle drei Religio— nen eingeführt, welche auch bis jezo noch beftehet. KRatholifcher Seits gehöret folche in das Montater £andfapitel, und ift mitieinem Pfarrer beſtellt, dem auch Die vorgemeldtete Orte Spachbruͤcken und Zeilhard eingepfarrt find. Reformirter Seits ift ed nur ein Filial der Pfarrei Umſtatt, welche der dortige zweite Drediger verfehen muß." Lutherifcher Seitd wird von dem Fürftlichen Haufe Heffen-Darmftatt die Kirchen« beftellung veranftalltet.

Den ſogenannten Urhanzehnten zu Groszim—⸗ mern hat annoch im J. 1439 Seybold Schelm von Bergen der alt, und vor ihm Peter von Roſenberg bon den Schenken zu Erbach zu Mann- und Burg⸗ leben getsagen 2). |

10) Reibach, ein Dorf, nur eine halbe Stun⸗

) Murthwein Dioeces. Mogunt. T.1, Comment. IV; 6. 1. Schneiders Erbachiſche Hiftorie Urk. zum ıten Sat Ut. C, paß · il;

ga

36 | Oberamt

de von Umſtatt ſuͤdweſtwaͤrts; mit welchem derma⸗ len die Groſchlagen von Dieburg, die Wambolden don Umſtatt und Die von Reibeld von Kurpfalz bes lehnet find. Der lezte Antheil fiel noch im J. 1672 bei Erlöfchung Des Geſchlechts von Karben alg er net heim u). Hernach wurden Die Schelmen von Bergen, und nach Diefer Abgang der gemwefene Hofs Tanzler Baron von Reibeld damit belehnet. Allen Drei Befizern ſtehet Die vogteiliche Serichtbarkeit, die zent- und hohe Obrigkeit aber Kurpfalz allein zu, wiewohl das Fürftliche Haus Heffen-Darmfiadt das von gleichfalls die Gemeinfchaft anfpricht. SGleich oben an und im dem Dorfe ſammlet fich ein Eleined Bächlein , treibt unterhalb eine geringe Mahlmuͤhle, Die zu dem Reibeldifchen Lehen gehös setz fodann neben dem Orte ein den Heubacher Huf⸗ fehmidten gehörige Schleifmühle, und fliefet nach Umftatt in die Dortige Mühlbach.

Die Dorfögemeinde befizet ungefähr soo Mors gen Wald in zween Bezirken, die unter der Hute deg Foͤrſters zu Umſtatt fieben. In Pfars- und Kirchen⸗ wefen hat dieſes Dosf.fchon vor Alters nach Umftatt gehoͤret x), wohin auch wirklich noch age Drei Kelis gionsgenoſſen eingepfarzet find.

11) Brensbach. Ein Marktfleden, drei Stun ben don Umſtadt ſuͤdwaͤrts, den die Grafen von Era bach und das Landgräfliche Heffifche Haus Darmſtadt von Kurpfalz zu Lehen tragen. Eritere erfenneu dies fe gchensetgenfüaft ohne Wiederfpruch,, Das: -leztere aber fucht folche freitig zu machen. Beide Häufer

ben Die vogteiliche Gerichtbarfeit über befondere Bohnungen des Orts aus, und zwar der Graf von

»),ARa Compromifk in Caufa Aurel, apud Chlingensperg PR · Ißß.

x) Würthmwein Dioeces. Mog. Comment. IV, pag- 551, wo der Ort Kybach genannt wird,

Unfatt. 82

Erbach durch fein Amt Reicheldheim, das Haus Darmftadt aber Durch Das Amt Lichtenberg. Die obere Serichtbarfeit in bürgerlichen Rechtsfaͤllen wird von Kurpfalz allein angefprochen , von Darmftadt aber ein gleiches behauptet; Die Zent- oder peinlichen Säle hingegen werden von beiden hoben Behörden sgemeinfchaftlich behandelt. Auf der weftlichen Seite des Fleckens fliefet die Gerfpenz vorbei, nimmt uns terhalb ein von Oft herab rinnendes Bächlein auf, und treibt zwo, das leztere aber eine Mühle.

Durch den Drt ziehet Die von Afchaffenburg über Umftatt durch den Odenwald nach Heidelberg ziehen— de Landftrafe, und wird Darin, wie in übrigen Or⸗ ten, derZollerhboben. Die Unterthanen befizen zween hohe Buchwälder, die über 100 Morgen Landes be— tragen; fie haben aber auch Das Recht fih aus Dem im Oberamt Ozberg gelegenen Märferwaldungen zu beholzen.

Seit der Reformation iſt die Lutheriſche Religion dahier eingefuͤhret, und wird noch wirklich allein ausgeuͤbet.

12) NiederKeinsbach. Ein Dorf nahe bei dem vorhergehenden Flecken Brensbach, dem e8 füd> weftwärtg liegt; wird auch zumeilen Unter-Keinsbach genannt. Es fol dasjenige Cuningesbach feyn, welches in der Befchreibung des von KR. Heinrich IE Dem Klofter Lorſch im Jahr 1012 verliehenen Forfts Dttenwald vorkoͤmmt y).

Es ift übrigend ebenfalls ein Altfuldiſches Lehen, womit Die Grafen von Erbach der vogteilichen Ge⸗ sichtbarkeit halber von Kurpfalz belehnet find, und bat mit borbefchriebenem Brensbach fonft einerlei Bes fhaffenheit; nur dag dem Haufe Heffen-Darmftadt on jener Vogtei fein Theil zufömmt. Die hohe Ge⸗

——— ç ç —ñ— —— Codeæ diplom. Lauresh. T.I, num. 93.

€3

38 Oberamt Umflatt.

yichtbarfeit wird wie bei gedachten Brensbach, wie: wohl mit nämlihem Wiederfpruche , gemeinſchaftlich ausgeuͤbet. Am Dorfe fliefet eine mittelmäfige Bach vorbei, treibt eine geringe Mahlmühle , und ergiefet ſich nordwärtd in Die Gerſpenz. R 13) Waͤchters bach. ft ein Rurpfäfzifches Ei: gentum, und Dem Gefchlechte der Wambolden von Umſtatt zu Lehen gegeben, wovon aber dermalen nicht® mehr ald der Namen übrig, weil das Dorf felbft in dem dreifigjährigen Kriege gänzlich eingegangen, und nicht eine Spuhr Davon mehr zu fehen ift. Die übrig gebliebene Inwohner haben fich nach Umſtatt, weis ches nur eine halbe Stunde davon liegt, gezogen; alda haͤußlich niedergelaffen, und machen unter fich noch heutiges Tages eine befondere Gemeinde aus, Die fich ihren eigenen Schultheifen wählet. Die Ges marfung ſtehet, fo viel Die Gerichtbarkeit anlanget, mit Reibach in einerlei Verfaſſung; die Zent- oder

peinliche Fälle aber werden don dem gemeinfchaftlie

eu Oberamt behandelt.

| Oberamt Boxberg. 39 fee Dberamt Borberg.

Vorbericht.

Dieſer Oberamt liegt in dem alten Tubergaue, mithin nicht mehr in dem Rheiniſchen, fons dern in dem eigentlichen Oſtfranken, und iſt von dem Fraͤnkiſchkurmainziſchen und Deutſchherriſchen Gebiete ganz eingeſchloſſen, folglich von den uͤbri⸗ gen Kurpfaͤlziſchen Oberaͤmtern abgeſondert. Das Odenwaͤldiſche Gebirg erſtreckt ſich bis an feine weſt⸗ liche Graͤnze, die oͤſtliche aber oͤfnet den ebenen Tubergrund; die noͤrdliche Seite beruͤhret den Mayngau, und die fübliche den Jaxt- und Kos chergau. Die Gegend iſt angenehm und fruchtbar, in⸗ dem das Erdreich alle Gattungen des Getraides hervorbringt. Nur der Weinbau iſt mittelmaͤſig, als deſſen Gewaͤchs ſeiner Guͤte und Staͤrke nach unter die geringen Frankenweine gerechnet wird. Un Waldungen hat es weder Ueberfluß, noch Mangel. Die Wieſen tragen gutes und reichli⸗ ches Futter; daher die Viehezucht einen betraͤcht⸗ lichen Theil der Nahrung für die Unterthanen Es hat feinen Namen und Urfprung von der alten Burg, welche oberhalb des Staͤdtleins glei⸗ hen Namens auf einem Berge gegen if, Dies 4

40 Oberamt fe Burg hatte ſchon im XI Jahrhundert ihre eigene

Herren, denen auch die umliegende Drte und Güs

ger zuſtaͤndig geweſen. Als diefe ausgeſtorben, bekam ſie und ihre Zugehoͤrungen auch andere Be⸗ ſizer, unter welchen gegen Ende des XIV Jahr⸗

hunderts die Edele von Roſenberg erfcheinen. Dies’

fe bewohnten folde in Gemeinſchaft, trugen es aber des beffern Schuzes und Schirms willen der Pfalz zu Lehen auf, wodurch der erfle Grundſtein zur nachherigen Ermwerbung gelegt ward, Den nähern Anlaß dazu gab dad Betragen der von Ro⸗ fenberg felbft, womit fie fich den Verluft ihrer Bes fizungen zugezogen, und fowohl den Kurfürften von Pfalz, ald den Erz- und Bifhöffen von Mainz und Würzburg unterwerfen muſten. Ueberhaupt war dieſes Dberamt beinahe ein ganzes Sahrhuns dert hindurch ein fläter Zankapfel, wie bei Ben ſchreibung der Burg und Stadt Boxberg felbft wird gezeiget werben, bis endlih Kurf. Friedrich III yon Pfalz durch einen mis Albrecht von Rofenberg getroffenen Vergleih und Kauf erſt im I. 156x sum ruhigen Beſize und vollen Eigentum gelangte. Er verordnete zwar anfänglich in feinem Teſtamen⸗ ge vom Jahr 1575, daß fein zweiter Sohn, Pfalzs graf Joh. Kafimir, unter andern au das Amt Borberg nach feinem Tode befizen follte, änderte aber durch dad in folgendem Jahre errichtete Cos dicill diefe Willensmeinung, und beflimmte für ihn andere Aemter jenfeit Rheins zu feinem Erb⸗ theile.

Das Amt Boxberg blieb alſo bei der Kure, wiewohl ſolches während dem Boͤhmiſchen Kriege

.

Borberg. 41

ſtets im feindlihem Beſize gewefen. Kurf. Karl Ludwig gab foldyes hernach feinen mit der von Des genfeld erzielten Raugräflihen Kindern im J. 1674 pfandweis, Wiewohl nun fein Erbprinz und Nach» folger Kurf. Karl felbige in dem Beſize zu laſſen verjprochen hatte, zog er doch nad) dem Tode feis ned Herrn Vatters dad Amt gleich im J. 1080 wieder ein. Mac den allgemeinen Verwuͤſtungen, welche die Franzoſen in den übrigen Pfälzifchen Staaten angerichtet, verpfändete Kurf. Sobann Wilhelm im I.1691 dad ganze Amt Borberg an den Bifchof von Würzburg um 300000 fl. Dies fer überlies fein Pfandrecht dem Deutfchen Ritters orden, und von biefem Löfete ed zwar Kurf. Karl Philipp im I. 1740 wieder ein, das dazu anfges nommene Kapital warb aber erſt von Sr. jezigen Kurfürftlihen Durchlaucht abgetragen. Als im J. 1470 die beiden Rurfürften von Mainz und Pfalz, dann der Biſchof von Würzburg Boxberg in Beſiz nahmen, übertrugen fie miteinander die . Amtmannäftelle an Konrad von Berlichingen a), der vermuthlich folche fo Lang bekleidet hat, biß die von Rofenberg wieder zum Befiz deffelben gelanget find, Da Kurf. Ludwig V im J. 1523 foldyes Amt abermals an die Pfalz brachte, fezte er im J. 1525 Daniel von Trautwein, und nach diefem (1541) Philipp von Vettendorf zu feinen Amts leuten 6). Vom Jahr 1547 bie I56I waren wieder die von Rofenberg im Veſize; in lezterm ee

@) Ioannis rerum Mogunt. fcriptores T.I, p. 786, nat. 45. +) Vermög des Kurf. Ludwigs V Dienerbucyes,

C35

42 Dberamt

Sahre aber ernannte Kurf. Friedrich IIT Adam von Kreutz im 3.1565 Konrad von Grumbach, im J. 1569 Dietel Albrecht von Trautwein, und im I. 1575 Johann Philipp von Helmflatt c). Unter Kurf. Ludwig VI ward im J. 1576 Jos hann Philipp Landſchad von Steinah d): ums ter dem Kurverweſer, Pfalzgrafen Johann Kafıs mir, im I. 1585 Friedrich Haußmann von Nas medy anfänglich ald Verwalter, hernady ala wirks licher Amtmann beftellt, und auch von Kurfuͤrſt Friedrich IV im J. 1593 beflättiget e). Nach dem breifigjährigen Kriege hat Kurf. Karl Ludwig im I. 1660 Dieterich Nagel von Dirmſtein, und im J. 16064 Georg Wilhelm von Brunnen im Herrenkopf und Hafelberg f), Kurf. Karl im J. 1682 Friedrich Albrecht von Adelsheim, und Kurf. Philipp Wilhelm im Fahr 1690 Friedrich Adolph Schelm von Bergen dazu ernannt g). Hier tritt num die Würzburgifche Pfandfchaft, folgs lich eine Luͤcke von zo Jahren ein.

Nach der MWiedereinlöfung ernannte Kurf. Philippim J. 1740 Johann Bernhard Franz Frei⸗ herrn von Hallberg zum Dberamtmann, melden aud) Se. bermalen regierende Kurfürftliche Durchs taucht im J. 1743 beftättiget, diefe Stelle jedoch hernady im J. 1752 dem Grafen Ferdinand von Efferen, und nad deffen Ableben im J. 1765

e) Laut Dienerbuchs des Kurf, Sriedriche IH. a) Laut Mopbaher Regalbefchreibung. ER

e! Dienerbuch des Wormundes und Kurf. Friedrichs IV. A Laut der alten Kamoralakten und des Dienerbuches. s) Dermög obgemeldeter Aften,

Borberg. 43

bem dermaligen Geh. Staatsininifter, Franz Al⸗ bert Freiherrn von Dberndorf, verliehen, der fols de im. 1779 an Phil. Joſeph Freiheren von Reis beld kaͤuflich abgetresten hat.

: Dad Dberamt iſt dermalen mit eben biefem Dberamtmanı , mit einem Dberamtövermefer, (der auch Ausfaut, Keller und Dbereinnehmer ift) nebſt einem Amtöfchreiber (der die Zentgrafenftelle vertritt) befezet. Die Aufficht über das Zollwes

fen bat ein Zollberenter; über die Kirchengefälle aber ein Collector,

Zum Oberamt gehören neun Ortfchaften und zween Höfe. Erſtere find die Stadt Borberg, die Dörfer Wölhingen, Epplingen, Bobftatt, Schweis gern, Sachfenflur, Daimbach, Windiſchbuch, Schwabhaufen und Schillingftadt; die andern abey der Öreffinger- und der Seehof. | Das Zentgericht Boxberg erſtrecket ſich auch vermoͤg des von Albrecht v. Dienheim den 8 Aug. 1589 geſchehenen Uebertrags, und dafuͤr bedunge⸗ nen Kurpfaͤlziſchen Schuz und Schirmes uͤber das vogteiliche Dorf Angelthurn, woruͤber ben 13 Oct. 1781 zwiſchen der hohen Kurpfalz und dem dermaligen Ortsherrn, Joſeph Freiherrn von Fick, ein immerwaͤhrender Vergleich geſchloſſen worden iſt. Sodann gehoͤrte auch vormals ein Theil des Dorfes Gerichtſtetten dazu, welcher aber gegen dad Dorf Muͤckenloch im Oberamt Heidelberg an dad Hochſtift Würzburg abgetretten, und dabei nur die Beftellung des Reformirten Pfarr- und Kirchenwefens vorbehalten worden iſt. Der Ort Uffingen gehöre zwar urfprünglich zu der Gans

44 Oberamt

erbſchaftlichen Burg Schuͤpf; Kurpfalz hatte je⸗ doch daſelbſt verſchiedene Gefaͤlle, ſo wie ſelbiges in den umliegenden Kurmainziſchen, Deutſchherri⸗ ſchen, Wuͤrzburgiſchen, Hohenlohiſchen und Rit⸗ Orten vormals viele Leibeigene ſizen gehabt. | '

. ı) Burg und Stade Borberg. Sie liegen zwanzig Stunde don der Haupt- und Refidenzftadt Mannheim oſtwaͤrts entfernt, und erftere zwar auf einem flarfen Selfen, davon ſchon im XI Jahrhun⸗ dert ein adeliched Gefchlecht feinen Namen geführes babenfol. Gewiß ift ed, daß vom‘. 1144 bis 1182 ein Eunrad von Bockesberg A), und im J. ırgo auch fein Bruder Krafto vorkommen. In einer ans» Dern Urkunde vom %. 1192 erfcheinet auch ein Wolfe rad von Krautheim, der mit den Herrn von Borberg einerlei Befchlehte war. Denn Konrad von Krauts beim nannte im J. 1220 Wolfrad und Krafte feine Brüder, und den leztern Dabei ausdrüdlich von Bochſs⸗ berg i). Moch deutlicher aber beweifet dieſes, daß jener Konrad von Krutheim verfchiedene Derter und ©erechtfame , vornehmlich aber auch die Burg Bo» desberg und was er allda hatte, Wanshoven, einen Hof in Wollechingen, Schweigern ꝛc. im J. 1239 an Gottfried Grafen von Hodenlohe um 1000 Marf Sils ber verkaufet hat. Sechs Jahre darnach vermach⸗ te Kraft von Bockysberc gedachtem Gottfried von Hohenlohe, der feine Schwerter Richza zur Ehe hat⸗ te, feine Güter und Unterthanen, nämlich die Burg Bockysbere und Wanshofen unter Diefer Burg, Wols lichingen, Uffingen, Grevinwinden, Schillingftatt, Schweigern, Suabehufen, Eppilingen mit afen

NG. Oetters giſtor. Bibliothek Tom. I, p-109: J Erollius Vorleſung von den Graven von Veldenz in den Act. Acad. Palat. Tom. II, p. 282 ſqq.

Bauern zu Diefen Dörfern und Dem Amt Borberg ge- börig auf den Fall, wenn er ohne Kinder verfterben würde k). Jener Krafto erzeugte aber mit feiner Ehegattin Adelheid, Gräfin von Veldenz, mehrere Kinder. : Sein ältefter Sohn Konrad hatte wiederum eine Gräfin von Hohenlohe zur Ehe, mit der er auch fein Geſchlecht fortpflanzte, welches jedoch mit fei- nem Sohne Konrad um das J. 1313, famt dem Re» benzweig der von Krautheim, erlofchen zu ſeyn fchei> net. Boxberg fam hierauf an den Deutfchen Ritters orden, Der es fofort dem Domftifte Mainz verpfäns Det hat. Erzbiſchof Heinrich III gab durch Wermit- telung des Grafen Berthold8 von KHenneberg die Burg und den Flecken Borberg im J.1332 gedach- tem Ritterorden wieder zurück, mit dem Bedinge, weder ihm moch feinem Erzffifte jemald daraus Scha> den zuzufügen 1). Noch zuvor aber, nämlich im Sabre 1321, hatte KR. Ludwig IV die zum Landge- sicht Pucheim und Burfheim gehörigen Reichs- oder Königsleuthe den Gebrüdern Eberhard und Konrad von Rofenberg um 100 Pfund Häller verpfändet. Es ift wahrfcheinlich , das dieſes Gefchlecht die Burg und den Flecken Bocksberg darauf an fih zu bringen Gelegenheit gefunden. Denn im $. 1381 hatten e8 Eberhard, Arnold, Konrad und Eberhard Der ältes se, Gebrüder von Rofenberg, von welchen jeder um Frieden und Einigkeit willen, feinen vierten Theil daran Pfalzgrafen Ruprecht dem ältern zu Lehen auf- getragen; fo wie Adel von Zottenheim feine Burg Schupfe nächft Borberg,, die er famt den Weiler Uffingen von den Grafen von Hohenlohe an fich ge- bracht, in J. 1388 benanntem Pfalzgrafen geöfnet hat. Huch leztereBurg fam zum Theil mit ihrer Zu— gehör an Die von Rofenberg, welche nach der Damals unter dem Adel eingeriffenen Ausgelaſſenheit, nicht

ı) ©. Ad. Acad. Theodoro-Palat. vol.II, pag.53 fgq. H) Ioannis rerum Mog. ſeript. Tom.I, Lib, V, p. 654.

46 | Oberamt

nur ihre Nachbarn, ſondern ſogar die Pfalzgrafen felöft unablaͤſig beunruhigten; daher vereinigten ſich Kurfuͤrſt Friedrich J von Pfalz, Erzbiſchof Adoiph von Mainz und Biſchof Rudolph von Wuͤrzburg mit einander, und bemächtigten fi beider Raubneſter Borberg und Schüpf im J. 1470, und vertrieben die Digi Rofenbergifhen Brüder Georg, Arnold und el gänzlih aus ihrem Befize, : Der fiegende Friedrich eignete Die neue Durch feine Waffen erober⸗ te Herrfchaft feinen übrigen Rurlanden zu. Hinge-⸗ gen ließ fein Nachfolger, Kurfürft Philipp, durch Vermittelung des Kurf. Albrechts von Brandenburg; und des Bifchoffen von Bamberg fich bewegen, de— nen von Rofenberg beide Burgen im J. 1477 wieder zu erftatten, mit Dem Bedinge, daß fie dag Schloß und Stadt Borberg, auch ihren Theil an. uͤpf, wie fie ed vormals von einem oder mehrern jener drei Zärften zu Lehen gehabt, in einem viertel Fahre dar» nach wieder empfangen „und tragen folten. Weil. nun drei viertel der Burg Borberg ein: Pfälzifches Leben, das übrige viertel.aber Ded Georgen von Ro> fenberg Eigen gewefen, hat diefer lezteres von dem drei Sürften insgeſamt, wie Die übrigen Drei: vierte von Kurpfalz allein zu. Lehen empfangen. Jene for wohl als die übrigen Verwandten ‚geriethen wegen der Erbfchaft Anfelms von Roſenberg, der ſich ſelbſt entleibet, in einen verdrüßlichen Rechtsſtreit mit dem Bifchoffe von Würzburg, der nicht nur zu Gunſten dieſes leztern entfchieden, fondern auch Georg Ara nold und Sriederich von Rofenberg, in Die Reichs⸗ acht.erklärt worden, Allein weder dieſe Ahndungen; noch. der zu Ende des XV Jahrhunderts errichtete Landfriede waren vermögend Dem friegerifchen und ausfchweifenden Betragen Diefer Leuthe Schranken zu fezen, und mit eben folchem Seifte war auch Mel⸗ chior von Rofenberg, ein Freund und Spießgefell des bekannten Sranzen von Sikingen, befeelt, welcher, ba er Die Burg Borherg mit Lift einbekommen, dig

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E Boxberg. 47

zu Beſchuͤzung des Landfriedens damals beftandene * ſchwaͤbiſche Bundesgenofien fo zu ermüden gewußt, Daß diefe endlich gedachte Burg Borberg mit Sturm erobert, folhe von Grund außsgefchleifet, und die Herrfhaft Darüber Dem Kurf. Ludwig V von der Pfalz im %.1523 um 5000 fl. überantwortet haben. Dies ſes nun wollte dem Joh. Thomas Don Rofenderg nicht ſchmecken; weshalben er fich endlich beigehen lieg im J. 1535 den Schwäbifchen Bund mitteld zu» geferideter Fehdebriefen förmlich aufzufodern, und als dDerfelbe bald unbeerbt mit Tod abgieng, trat fein nächfter Anverwandter, Michael von Rofenberg, auf Die Bühne, dem aber fein Better Albert mit gleichen Anſpruͤchen auf Borberg fich entgegen fezte. Diefer fiand bei K. Karl V in grofen Anfeben, und weil der Kaifer dem Kurf. Sriedrich IL von Der Pfalz Des Schmalkaldiſchen Bundes willen ohnehin auffäzig ge— wefen, lied er Die Burg Borberg durch den von Bu: ren einnehmen, und im J. 1547 gedachtem Albert von Rofenberg den Befiz davon einräumen, welcher auch zu Wiederauferbauung des ganz vermäfleten Schloſſes die VBeranftaltung gemacht, wie folgende auf der äufern Mauer eingehauene Inſchrift bezeuget : Difz Schlofz hat A, v. R. wider angefangen zu bawennoch der Geburt ChritiMCCCCCXLVII jor Albrecht von Rofenberck zy Boxberck.

Der Rurfürft befchwehrte fih Dagegen bei dem Kaifer + Diefer fohäzte vor, von dem ganzen Vorgang nichts zu wiffen. Gleichwohl blieb jener von Roſen— berg immer im Befize, und der Kurfürft konnte, fo lang er lebte, mit feiner gerechten Forderung nichts ausrichten, ja der Streit dauerte fo lang, big Herzog Johann Sriedrich von Sachfen feinen Schwiegervat— ter, Kurf. Sriedrich III von der Pfalz, dahin ber mwegte, Daß er mit Erlegung einer Summe von 27 Zaufend Gulden dem Albrecht von Rofenberg allen Anfpruch nicht nur abfaufte, fondern ihn auch mit der Hälfte des Dorfes Schillingfadt nebft den Weis

48 Oberamt

fern Epplingen und Deimbach belehnte, woruͤber der Vergleich im J. 1561 ausgefertigt, und dem Kurs fuͤrſten der Beſiz von Boxberg eingeraumet wurde m), In dem dreiſigjaͤhrigen Kriege, ruckte der Graf oon Tillh im J. 1021 auch in Die Rheiniſche Pfalz ein, und nahm bei Diefer Gelegenheit das Schloß, Stadt und Amt Borberg im Befiz, die fo lang unter Der feindlichen Gewalt haften muften, bi fie zu Folge des MWerftphälifchen Friedens ihrem rechtmäfigen Fan» desherrn ruderftattet worden.

Bei dem auf Erlöfchung der Pfalz-Simmerifchen Kurlinie erfolgten leidigen Kriege blieb dieſes Schloß, Stadt und Amt von dem traurigen Schidfale der übrigen Kurlande verſchont. Weil aber eben dadurch die Untertbanen anderer Memter verjagt, DAS Land erfchöpfet, und Die Einfünften gehemmet waren, mufte das Dberamt Borberg zur Aushülfe Dienen, indem, wie im Vorberichte fchon gemeldet , ſolches im J. 1691 an den Bifchof von Würzburg verpfän» det, und erft im J. 1740 wieder eingelöfet worden ift »). | | In der oben angezogenen Ruckgabe des Erzbi—

ſchofs Heinrich zu Mainz vom J. 1332 wird Borberg

fhon eine Stadt genennet. Mit der Stadt macht das Dabei Woͤlchingen nur eine Ge⸗ meinde aus; es iſt groͤßer als das Staͤdtchen ſelbſt, und hat jederzeit zur Burg Boxberg gehört.

Bon dem Weiler Wanshofen, der unter Der Burg gelegen war, findet man feine Nachricht mehr, woraus zu vermuthen ftehet, Daß es in Dem heutigen GStädtlein Borberg begriffen fey. Zwo Stunden Das von in dem zur Gemarkung des Hofes. ar Ä gehöe

m) Diefe ganze Geſchichte ift aus den Ad. Acad. Tom.II, ag.53 & qq. gezogen. | n) Sabers Staatskanzlei P.IV, pagı 88, 99 und P.VI 4 P- 97» 99.

Borberg. 49

gehörigen Wald Ohorn entfpringt die Umpfer; biefe fliefet: art an Wölchingen vorbei nach Borberg, Schweigern, Schäpf, Sachfenflur, und ergiefet fich bei Königshofen in Die Tauber, treibt zu Wölchins gen Die-grofe und Fleine, bei der Stadt aber die fo genannte Riedmühle,

Die ordentliche Land - und Poftftrafe von dem ‚Meder, und aus dem Odenwald nach Franfen und Thüringen zieht Durch Die Stadt, und wird darin der KRurpfälzifche Zoll erhoben. Eine viertel Stunde Davon füdwärte befindet fich die peinliche Richtſtaͤtte.

Nach einem Berzeichniffe vom J. 1784 zählte man biefeldft 193 Familien, 928 Seelen, 3 Kirchen, 4 Sculen , und 164 Häufer , nebft 3 Mühlen; in der Gemarkung aber 2622 Morgen Aderfeld, 398 M. Wingert, 222 M. Wiefen, 36 Gärten, und 425 M. Wald; wovon 88 M. zu den Kameral- Erbbe= ftandshöfen, 47 M.der Stadt, und die übrigen 290 Morgen Den Untertbanen gehören. Die Stadt befizt aber noch einen Bezirk in Windifchbucher - Semars fung, Die Klingen genannt, von ı22 Morgen, wora über der Kurfürftliche Zörfter Zu Borberg die Ob ficht dat. Ä

Die Hauptkirche befand fich urfpränglich zu Woͤl⸗ hingen , ein prächtiges Werk der alten Baͤukunſt. Sie liegt auf einer Anhöhe, und hat die Seftalt ei- ned Kreuzes. Man hält dafür, daß folche von den Zempelherrn gebauet worden. Es ward darin eine Fruͤhemeſſerei und eine Vifarıe auf den St. Johanns⸗ Altar geftiftet. Das Gtädtlein Borberg hatte nach dem Biſchoͤflich Wuͤrzburgiſchen Synodal vom J. 453 nur eine Fruͤhemeſſerei, und auf der Burg war eine befondere Kapelle. Samtliche diefe Gotteshäufer ges börten in das Landfapitel Mergentheim 0). In je ner Wölchinger Kreuzkirche befinden fich annoch Drei

eo) Würdtmwein fubfid. diplomat, Tom, V, pag- 392.

Pf. Geographie. II. Th, D

go . Oberamt

Srabfleine darin ruhender Herren bon Rofenberg p). Dermalen befizen nicht nur diefe, fondern auch die Borberger Kirche Die Reformirten. hr Prediger wohnet zu Borberg, und verfichet Die Kirche zu Wöl- hingen, nebft der zu Angelthurn. Uebrigeng hat die ganze Jnfpektion ihren Namen von Borberg. Waͤh— rend dem Dad Oberamt an Würzburg verpfändet ges weſen, ward im J. 1709 eine befondere Kirche für die Katholifchen erbauet, und zur Ehre des h. Aauis lius zu einer Pfarrei erhoben , wozu auch Woͤlchin—⸗ gen , Epplingen, Greffingen, Bobftatt und Angel» thurn gehören. Die Lutherifchen haben ıhre Kirche zu Epplingen.

Den grofen Frucht - und Weinzehnten übers haupt, mie auch von Neubrüchen ziehet die Kurfürft- liche Hoffammer ; von einem Bezirke von 50 Mor- gen, in Hafpach genannt, der Deutfchorden ein Drit- tel, wie Die geiftliche Bermaltung von einigen andern Bezirken; den Eleinen Zehnten geniefet der Nefor- mirte Pfarrer allein. Die Kurfürftl. Hoffammer bes fizet in Der Gemarkung acht Höfe. Freie Güter find das Wahlifche Lehen, und das Pfarrgut. Daß GStadtgericht ift mit einem Stadt-und Unterfchult- heifen, nebft 11 Rathsverwandten beſtellet, und fühs set im Siegel einen ſchwarzen Bod.

2) £pplingen. Ein geringes Dorf, nur eine tleine Stunde von der Burg Borberg nordoftwärtg entfernt, zu Der es ſchon urfprünglich gehörig, und Davon auch niemals getrennt gewefen iſt. Es hatte alfo mit felbiger einerlei Schickſale. Dafelbft befins Det ſich weder fliefendes Waſſer, noch Landffrafe, jedoch wird in dem Drte der Buldenzoll erhoben.

Die Bevölferung beftund im J. 1784 in 38 Fa— milien, welche 168 Seelen ausmachten; Die Gebaͤu⸗

p) Sole ſtehen in A&. Acad, Palat, Tom. U, p. 58, und bei Herrn Andreae p. 13.

Borberg. 4

de in x Kirhe, 1 Pfarr- und 31 bürgerlichen Haͤu⸗ fern 5 die Gemarfung in 496 Morgen Aderfeld, 71 M. Wingert , 26 M. Wiefen. Die Gemeinde bes fijet außer zween Morgen Gebuͤſches gar feınen Bald, und muß ihre Nothdurft anders woher holen

Anfänglich war feine Kirche dahier big in dag vorige Jahrhundert. Diefe nun befamen Die Refor- mirten, ift aber jezo ganz zerfallen, und Die Inwoh⸗ ner find nad Bobſtatt eingepfarret; fo wie Die Ka— tholifchen nah. Boxberg. Hingegen haben Die Luthe— rifchen Dafelbft eine eigene Kirche mit einem Predi— ger, Der Wölchingen und Angelthurn , nebjt fieben andern Drten mit zu verfehen hat.

Am gröfen Fruchtzehnten beziehet Kurpfalz drei, und der Reformirte Pfarrer ein Viertel; den Wein= zehnten hat Kurpfalz nur von einigen Bezirken , der Sreihere von Sid aber und der Neformirte Pfarrer in den übrigen. Der leztere ‚geniefet auch mit dem zeitlichen Dberamtmann den kleinen Zehnten, außer Dem vom Heu, welchen die Kolleftur mit dem Res formirten Pfarrer zu Borberg theilet. Das Dorfges sicht iſt mit einem Schultheife und 4 Schöffen beftellt.

3) Breffingen. Ein. beträchtliche Domanials gut oder Mayerhof, eine halbe Stunde weftwärts von Epplingen, hieß fonft Brevin Winden, und gehörte jederzeit zur Burg Borberg, mit der ed auch an Pfalz gekommen, und feit Diefem in Erbbeftand verliehen ift. Es wohnen darauf 7 Familien. Die Gemarkung enthält 235 Morgen Meder, 73 M. Wie> fen und 934 M. Wald; unter welchem der fo ges nannte Ohorn von 690, dann das Büchele von 103. M. begriffen find, welche von der Kurfürftl. Hofkam— mer Durch den Forfter zu Borberg verwaltet werden. Den Erbbeftändern hingegen ift ein Gtäd von 140 Morgen angemiefen. | i

In obgedachtem Walde Oborn entfpringt die Umpfer, wovon bei Borberg fchon Zur ge⸗

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52 | Dberamt

fhehen. Die Hofbauern, wie die Unterthanen, find zu Epplingen eingepfarret. | Den Zehnten beziehen die Grafen von Loͤwen— fein und die Pfarrei Ueffingen , von Neubrüd,en aber die Kurpfälzifche Hofkammer.

4) Schweigern. Ein Marftflefen, eine halbe Stunde von der Burg Borberg nordoftwärts entle- sen, fommt in der Beftättigungs - Urkunde über die Würzburgifchen Güter Kaiferd Ludwig des Frommen vom J. 823 unter dem Namen villa Sueigra in Du- bargeu vor q). Selbiger gelangte aber dernach an Die Herren von Borberg, und nach diefen an die von Roſenberg. Michael von Rofenberg verpfändete dag Dorf Schweigern nebft dem Seehof im J. 148: an Kurfürft Philipp von ver Pfalz um zmeitaufend Gul⸗ den vr). Uebrigend hatte es mit Borberg gleiche Schidfale.

Durch den Sleden fliefet die von Borberg kom⸗ mende Umpfer , und nimmt die von Bobftatt ber fliefende Bach unterhalb auf. Jene betreibt nächft Dem Drte die Dorfmühle , unterhalb desfelben die Schaͤfers Del- Walf- Hirfen- und Lohemuͤhlen. Des⸗ gleichen ziehet auch die von Mosbach nach Thüringen führende Yandftrafe durch den Sieden, worin Der Kurpfälzifche Zoll erhoben wird.

Zur Zeit, ald die von Rofenberg dag Amt Bor- berg noch befeffen, hatte Schweigern feinen befon- Dern Blutbann. Die Richtftätte ift noch wirklich mit Zentfteinen umgeben, und wird der Malefizgang gee ‚nennt. Zu eben jener Zeit fol auch ein Rofenbergi.

ſches Schlößlein gegen Boxberg geftanden haben, wovon aber aufer dem Namen und Plaz, worauf es geftanden, nichts mehr befannt iſt.

4) Im Eckards Comment, de rebus Franciae orientalis T.II,

pag- 883. #) Adta Academ. Palat. T. II, pag. 5$.

| Borberg. 53

Sm %. 1784 enthielt dieſer Marfitflefen 192 Samilien, 817 Seelen, 2 Kirchen, 2 Schulen, und 165 Käufer , nebft drei Mühlen ; die Gemarkung 1454 Morgen Aderfeld, 370 M. Wingert, 148 M. Miefen , 18 M. Gärten und 265 M. Wald, von welchem ſechs Bezirke der Gemeinde, und vier den Untertbanen eigentümlich zuftehen, Der fo genannte Hoheberg ftehet unter der Borberger, Die übrigen aber unter der Daimbacher Forfthute.

Bermög des Würzburger Synodalbuches war die Kirche zu Schweigern im J. 1453 nur eine Frü- bemejferei s). Nachdem die Kirche den Reformirten zugefallen, haben Diefe Darauf einen eigenen Predi- ger beftellet. Die Katholifchen haben in dem Flecken ein Bethhaus, fo dem beil. Kilian geweihet if. Es wird darin nur alle vierzehen Tage Durch den Pfar— rer zu Unterſchuͤpf der Gottesdienft gehalten. _Die gutherifchen gehören im Pfarrwefen nach Epplingen.

Am Frucht- und Weinzehnten beziehet Kurpfalz zwei, und der Fürft von Loͤwenſtein das übrige Drit- tel, von einigen Bezirken die geiftlihe Verwaltung, von andern aber der Reformirte Pfarrer und Schul: Diener den Pfarr- und Glodenzehnten.

5) Sachſenflur. Liegt zwo Stunden von Bor: berg gegen Nordoft , und gränzet gegen Dft an das Kurmainziſche Städtlein Königshofen ; gegen Süd an die Stadt Mergentheim; gegen Weft an den Gan— erbfchaftlichen Ort Schüpf, und gegen Nord an dag Bifhöflich - Würzburgifche Bedftatt.

Diefes Dorf hat vormalg zur Ganerbſchaft Schüpf gehöret, daran die von Rofenberg eine Hälfte von Kurpfalz zu Lehen trugen. Diefe fiel, nach Erlö- fchung jenes Geſchlechtes, unter Kurf Friedrich III beim, und wurde dem Oberamt Borberg einverlei>

) Würdtwein ſubſid. diplom. Tom, V; PR 392. 3

54 Oberamt

bet 2). Die andere gehoͤret noch wuͤrklich den Ganerben zu Schuͤpf

Unterhalb des Dorfes fliefet die von Unterfchüpf fommende Umpfer vorbei, nimmt dad von Dainibach berab rinnende Jungfern - Bächlein auf, treibt ober: halb des Ortes eine Mühle, und fällt bei. Königs:

bofen in die Tauber.

Durch den Drt ziehet die von Heilbronn nach Nürnberg führende Landftrafe, auf welcher der Kurs pfaͤlziſche Yandzoll hiefelbft erhoben wird. Es befin- ‚Det fich auch Dafelbft ein fo genanntes Freifchlößlein, ‚welches der Dberamtsfchultheig zu Bretten Pöz be> fijet. Die Inwohnerfchaft belief ih im $. 1774 auf So Familien, und 202 Geelen. An Bebäuden waren ı Kirche, ı Schule, 31 bürgerl. Wohnungen, nebft einer Wühle. Die Gemarkung enthält 315 Mor— ‚gen Aderfeld,, 158 M. Wingert, 89 M. Wiefen, 16 M. Bärten, und 214. M. Wald; wovon ein Be- zirk von 54 M. Landes, Mittelberg genannt, der Kurfürftliden Hoffammer, zween andere- aber, Zus ſammen ı60 Morgen, der Gemeinde , unter der Daimbacher Forſthute, zufteben,

——— des Wuͤrzburger Synodalbuches vom J. 1453 war zu Sachſenflur keine Pfarrei, ſondern nur eine Vikarie oder Srübemejferei. Dermalen iſt Die Kirche zwifchen den Reformirten und Lutberifchen gemeinfchaftlich, und wird bei-leztern nur als ein Fi: lial von dem Prediger zu Daimbach verfehen. Die Karholifchen gehören noch zur Zeit als Filialiften zur Pfarrei Unterfihüpf. | Am grofen Fruchtzehnten bezieht dag Fürft- und Bräflihe Geſamthaus Föwenftein- Wertheim eine, und der Graf von Hazfeld Die andere Hälfte. Am Weinzehnten aber genieſet jedes dieſer beiden Hin:

t) Chlingenfperg in A&. Compromifi ad Caulam Praetenf, Duc. Aure..an. pag. 102,

Borberg. 55

fer nur ein Sechstel, und die Kurfürftl. Hofkammer zwei Drittel.

6) Daimbady. Ein beträchtliches Dorf andert> bald Stunden von Borberg nordoftwarts, ift eben falls feine urfprüngliche Zugehör der Burg Borberg, fondern die von Roſenberg trugen ed von Kurpfalz zu rechtem Leben, das nach Erlöfchung Diefed Ge— ſchlechtes eingezogen , und mit dem Oberamte für beftändig vereiniget worden u). Wermög des hieſi⸗ gen Lagerbucheg foll ed vormals ein freier Flecken ges wefen feyn.

In der Semarfung entfpringt der fo genannte Straſenbrunn, und das Davon ablaufende Waſſer beifet das Jungfern - Bächlein. Dieſes treibt eine Mühle, und fält bei Sachfenflur in Die Umpfer.

Im Dorfe befindet fich auch ein Loͤwenſtein-Wert⸗ beimifhes Haus, famt dazu gehörigen Hofgebäue den, fodann auf dem Berg ein altes Gemäuer von einem Dafelbft geftandenen Rofenbergifchen Schloß, wovon der Plaz noch heutigen Tags die alte Burg genannt wird,

Im J. 1784 zählte man hier 93 Familien, 334 Geelen, 2 Schulen, 58 Wohnhäufer , nebft einer Mühle; inder Gemarkung aber 1048 Morgen Ader, 195 M. Wingert, 76 M. Wiefen, und soo M. Wald, Don diefem gehören der Kurfürftl. Hoffammer go Morgen, dem Hofpital Mergentheim 22, dem Frei» herrn von Hoheneck 40, dem Freiherrn von Gemmin⸗ gen 23, dem von Seyfried zır, Den Banerben zu Schuͤpf und einigen Unterthanen dafelbft 96 Morgen. Ueber alles dieſes ift ein befonderer Kurfürftl. Foͤr⸗ fter beftelet.

‚s) Durch den Vergleich vom J. 15617 mußten die von Mofens berg Daimbad zu Lehen empfangen ; da nun im J. 1632 das Gefchlecht mit Albrecht Chriftoph yon Nofenberg aus⸗ geftorben, fiel d.8 Zehen heim,

4

56 Oberamt ä

In dem Würzburger Synodal findet ſich feine Nachricht von einer Kirche, mithin muß ſolche erft nach der Reformation erbauet, und bei dem Heim⸗ fale des Dorfes die Lutherifchen in derfelben Beftz geweſen feyn, worin fie fich noch befinden. Diefe Kirche ift mit einem eigenen Prediger beftellt, Der Die Simultanfirche zu Sacfenflur als ein Filial ver» fiehet. Die Reformirten haben keinen beſtimmten Kirchengang ; die KRatholifchen aber pfarren nach Uns terſchuͤpf |

- Den gefamten Srucht-und Weinzehnten bezie- bet das Fürft- und Gräflihe Samthaus von Loͤwen⸗ ftein- Wertheim, von Neubrüchen aber Die Kurpfaͤl⸗ zifche Hoffammer.

7) Bobſtatt. Ein grofed Dorf, eine Stunde weit von dem Oberamts - Städtlein Borberg füd- wärtd, war vermuthlich zum Theil ein Rofenbergi> ſches Eigentum, welches mit Dem ganzen Amt ſchon im Jahre 1561 an Kurpfalz gelangte , die Hälfte Daran aber wiederum an Albrecht von Rofenberg zu Lehen gegeben ward x). Es war alfo nachgehendg Deffen Vogtei gemeinfehaftlich , bis dieſe lehenbare SHätfte Durch Abgang des Rofenbergifchen Stammes der Kur ebenfalld anheim gefallen if.

In des Dorfd Gemarfung entfpringt die Paar» bad), treibt zmo Mühlen , und vereiniget fich unter halb Schweigern mit Der Umpfer.

Die Bevölkerung beftebet in 94 Familien, oder 368 Seelen. Die Gebäude in 2 Kirchen, ı Pfarr- z Schul- und 74 andern Häufern, nebſt obigen 2 Mühlen. Die Gemarkung enthält 1846 Morgen Yeder, 202 M. Wingert, 102 M. Wiefen, 10 M. Bärten, und 675 M. Wald. Bon diefer Waldung gehören 200 Morgen der Gemeinde, und 445 M.

x) Chlingerfperg 1. c.

Boxberg. 57

den Unterthanen eigenthuͤmlich unter der Daimbacher Forſthute.

Zu Bobſtatt war, vermoͤg des Würzburger Sy» nodals, im J. 1453 eine Pfarrfirche, Die zum Land» fapitel Mergentheim gehörte. Diefe befizen nun die Reformirten, und haben folche auch mit einem eiges nen Prediger beftellt, welcher Epplingen und Gericht» fetten mit zu verfehen hat. Die Katholifchen haben fih aus gefammelten milden Beiträgen eine Kapelle errichtet, worin jedoch fein ordentlicher Gottesdienſt gehalten wird, fo daß die Untertbanen nach Borberg zur Kirche gehen müffen. Die £utherifchen find nach Epplingen eingepfarret.

Am Srucht- und Weinzehnten der Gemarfung beziehet die Kurfürftliche Hoffammer drei, und der Deutfchorden ein Viertel. Bon einem 300 Morgen ſtarken Bezirke wird folcher in drei Looſe vertheilt, gedachte Hofkammer zwei, und der Orden ein Drittel beziehet.

8) Windiſchbuch. Ein mittelmaͤſiges Dorf, eine Stunde von Borberg ſuͤdwaͤrts entlegen, war vormals ein Filial von Schwabhaufen. Die Land» ftrafe von Heilbronn nach Nürnberg ziehet Durch den Ort, und wird auch darin der Zoll erhoben.

Im %. 1784 zählte man hier 67 Samilien, 332 Seelen, 2 Kirchen, 2 Schulen und 54 Häufer ; in der Semarfung 920 Morgen Mderfeld, gr M. Wie- fen, 10 M. Gärten und 203 M. Wald. An diefem Walde gehören 83 Morgen in 4 Bezirken der Ges meinde, die übrigen 103 Morgen aber den Untertha⸗ nen eigentümlich, und ftehen famtlich unter der Box⸗ berger Sorfthute.

Im %. 1709 ift von Seiten Würzburg eine Ka tholifche Kirche dahier erbauet, und zur Ehre der uns beflecften Empfängnig Mariä geweihet worden. Sol» che ift mit einem Pfarrer beftellt, Der in dag Land- fapitel Bucheim einfh.agt, und die ade Schwab»

58 Dberamt

‚haufen und Schilfingftatt, nebft dem Seehof, mit zu beforgen hat. Die Reformirten haben auch eine ei» gene Kirche, die aber nur ein Silial der Pfarrei Schillingſtatt ift, F

9) Seebof, liegt zwiſchen dem Staͤdtlein Box⸗ berg und gedachtem Windiſchbuch, welchem leztern Orte derſelbe, ſo viel die Gerichtbarkeit anlanget, untergeben iſt. Im J. 1481 ward Seehof mit dem Dorfe Schweigern Durch Michael von Roſenberg an Kurf. Philipp um 2000 fl. verpfändet y). Jedoch war im J. 1525 Georg von Rofenberg Befizer des— felben, al8 der fich mit der Gemeinde Borberg wes gen eines zum Seehofe gehörigen Waldes, Die Klins gen genannt, verglichen bat. Dag volle Eigentum kam alſo erft Durch den Kauf vom J. I56I an Kur: pfalz, und ift feit vielen Jahren erblich vermachset. Es leben ı2 Familien darauf in Seelen; ungpie Gemarkung beftehet in 405 Morgen NAderfeld, 15 M. Wiefen, 3 M. Gärten, und 56 M. Wald. Die Katholiſchen gehen nach Windifchbuch, Die Reformirten nach Schilingftatt, und die Lutherifchen nach Eppfingen zur Kirche,

Sowohl in der Gemarkung diefed Seehofg, als in jener des Dorfes Windifchbuch beziehet die Kur— fürftt. Hofkammer den Zehnten allein

| 10) Schwabhaufen , auch eine Stunde von dem Städtlein Borberg füdwärts entfernt, gränzet .gegen Dft an das vorhergehende Dorf Windifchbuch, ‚gegen Welt an dag folgende Schillingflatt , gegen Nord an Borberg und Wölchingen. Diefes Dorf ward bereitd im J. 1245 Durch Kraft von Bokysberc an feinen Schwager Gottfried, Grafen von Hohen— lohe, mit andern Orten verfchrieben, und Suabe⸗

) Man vergleiche damit, was bei Schweigern desfalld ger jagt worden ir,

Pr

Borberg.. 59 bufen genennet , gehörte ſolchemnach jederzeit zur Burg von Borberg, mit der ed auch feine Befizer abgeändert hat, bis e8 im J. 1561 an Kurpfalz für allzeit übertragen worden. Im J. 1784 fanden fich ‚bier 58 Familien, die 257 Seelen ausmachten, eine Kirche , eine Schule, dann 48 Wohnhaͤuſer; 1024 Morgen Aderfeld, ırı2 M. Wiefen, 4 und ein Bier tel M. Gärten, und 188 M. Wald; wovon go Dior gen der Gemeinde , Die übrigen 108 Morgen aber den Drted- Inwohnern eigentümlich zuftehen, famt« lich unter der Borberger Sorfthute,

Vermoͤg des Würzburger Synodalg vom %. 1453 war damals fihon eine Pfarrfirche zu Schwabhaufi welche zum Landfapitel Bucheim gehörte. Jezo dA: ben folche die Reformirten im Befize, und zwar als ein Silial ihrer Pfarrei Scillingftadt, Den Zehnten * ganzen Gemarkung beziehet Die Kurfürftl. Hof⸗

ammer,

11) Schillingftart. Ein grofes Dorf, andert« halb Stunden von Borberg weftwärtd , begränzet noch den Ddenmwald., und wird in den Yorfcher Ur— funden in den Bau Wingartheiba, wofelbft ed Scil— lingftar beifet, verfezet 2). E83 war gleich anfäng« lich eine Zugehör der Burg Borberg, mit der es in der mehrmalen angezogenen Berfchreibung vom J. 1245 aundrüdlich vorfömmt.

Sm J. 1784 war die Bevölferung his auf 116 Samilien, 391 Seelen angewachfen, welche Häu- fer bewohnten. Die Gemarkung enthält 1836 Mor: gen Aderfeld, 140 M. Wiefen und 713 M. Wald, der in neun Bezirfe abgetheilet, der Gemeinde un- ter Der Borberger Forfthute zuftehet. Nur ein Elei- ner Bezirk von 4 und drei Viertel Morgen , dag Kulsbach genannt, gehöret der Kurfuͤrſtl. Hoffammer.

x) Cod. Aiplom. Lauresh. Tom, U, num. 2886 fgq.

60 Dberamt Worberg.

Die nach dem Würzburger Synodalregiſter vom J. 1453 zum Landfapitel Bucheim gehörige Pfarr⸗ firche ift den Reformirten zu Theil worden, Die ci» nen befondern Prediger bejtelt, und ihm die Dörfer Schwabhaufen und Windifchbuch eingepfarret haben. Die Katholifchen baben fich eine Kapelle errichtet, welche den heil. Kilian zum Patronen hat, ein Filial Der Pfarrei Windifchbuch, worin ale vierzehen Tage Gottesdienſt gehalten wird.

Am Zebnten in der Gemarkung beziehet Die Kurs fürftl. Hoflammer eine, und die geiftliche Verwal⸗ tung die andere Hälfte. Leztere ift Dermalen dem formirten Prediger zum Genuffe angewiefen. Die. rappanei und Probftei Mergentheim , die Pfarreien zu Hirfchlanden , Rofenberg , Dbermittflatt, Ober buͤrken, Eppftatt und Berolzheim beziehen in dieſem Orte beträchtliche Geld -und Getraidgülten a).

-

) Herr Rektor Andrei verzeichnet folhe, wie von allen übrigen Orten, in feinem Boxberga illuftrata.

Oberamt Mosbach.

Einleitung. go Dberamt Mosbach ift nach Heidelberg

dad gröfefte und weitläuftigfte unter allen, die auf der rechten Seite des Rheins gelegen find, Es hangt aber nicht wie jened an einander, fons bern ift an verfchiedenen Drten mit fremdem Gebiete untermifht. Wenn aber dieſes mitgerechner wird, erſtrecket fich die Länge auf zehen, und die Breite auf vier bis hoͤchſtens fünf Stunden Weges. Durch jene vermifchte Rage gehöret ein Theil noch in daB Elfenzgau, ein anderer zum Gardachgaue, wies derum ein anderer zum untern Medergaue , das übrige aber zum Gaue Wingartheiba.

Mach ſolchem ganzen Umfang ifl der Theil im Elſenzgau mit dem Würtembergifchen , jener im Gardach- und Medergaue mit den Reichsſtaͤdten Heilbronn und Wimpfen, und im Wingartheiba mit Ritterſchaftlichem Gebiete gegen Oft umgeben; gegen Süd ſtoßet dad Amt Hildbady wiederum an das Würtenbergifche, und zum Theil an die Obers ämter Bretten und Heidelberg; gegen Weſt meis flentheild an das Ritterfchaftliche und gedachtes Oberamt Heidelberg , gegen Mord auf der rechten Seite des Neders an die Graffhaft Erbach, und an dad Kurmainziſche Gebiet.

63 Oberamt.

Seinen Namen hat es von der Stadt Mos⸗ bach, weil daſelbſt der Oberbeamte wohnet. Ur⸗ ſpruͤnglich war dieſe eine Reichöfladt, welche mit der Zent pfandweis an die Pfalz gekommen iſt. Die Gerichtbarkeit der leztern erſtreckte fih nur auf einen Strich Landes anf der rechten Seite des Neckers, wozu aber nicht dad mindefte Eigentum an den zentbaren Orten gehöret hat. Auf gleiche Weiſe fand auch die weiter unten am Meder ges legene Burg und Staͤdtlein Eberbad, famt der Zentgerechtigkeit über einen weitern Strich Lan⸗ des, dann die zu jener Burg gehörigen Dörfer, Meiler, Güter und Gefälle; wurden aber zur nämlichen Zeit von K. Ludwig dem Baier im ST. 1330 feinen Vettern, den Pfalzgrafen Rudolph II und MRuprechten verpfaͤndet. Weil nun bdiefe auf der linken Seite ded Neckers nicht nur die Burg DIbrigheim mit ihren Zugehörungen fchon ald ein vätterlicyes Erbtheil inhatten, und Pfalzs graf Ruprecht der ältere in Verfolg einer von K. Karl IV erhaftenen Erlaubnis vieled , das zur Zent Mosbach gehöret, nämlich von Dörfern und Königdleuten, eingelöfer, fondern auch die Burg Steinöberg mit ihren Zugehörungen und der Dbers herrlichkeit ebenfalls erblich im Vefize gehabt, auch

endlich die naͤchſt dabei gelegene Stadt Sinsheim mit obgedachter Pfandfchaft der beiden Städte und Zenten Mosbach und Eberbad an fich gebracht hatten, gab ſolches den Anlaß, bei der Zheilnng unter K. Ruprechts Söhnen , ale folhe Stüde und Gerechtigkeiten zu einem Xheile der Erbſchaft zu ſchlagen, welche dem jüngften Sohne, Herzog

Mosbach. 63

Diten, mit andern auögefchieden wurde. Diefer wählte die Stadt Mosbach zu feinem Size, und fieng eine beſondere Gefchlechtölinie an, die jedoch in feinen Söhnen ſchon wiederum erlofchen ift. Ins deffen vermehrte er feine Beſizungen im diefer Ges gend, und vereinigte das volle Eigentum der beis den Burgen Korbach und Neckerelz famt ihren zus gehörigen Vogteien, Dörfern, Weilern, Höfen, Gütern und Gefaͤllen, mit der ihm ſchon erbs lich angefallenen Dberbotbmäfigfeit, wodurch ber Grundflein zur jezigen Verfaffung ded Oberamts gelegt worden. Denn ald mit Ende des XV Sahrs hundert famtliche Lande, welche Herzog Otto II von Mosbach hinterlaffen, der Kur heimgefallen, find jene obbenannte Stüde beifammen geblieben, und bis auf den heutigen Tag zum Amte Mosbad) gerechnet worden. Dermalen begreift die hohe Ges vichtbarfeit die Stadt Mosbad), famt der dortis gen und der Eberbacher Zent, wie auch das Uns teramt Hilsbach; fonft aber und gemeiniglich wird dad Dberamt in die Stade und Fautei Mosbach, die vier Kellereien, Lorbach, Neckerelz, Eberbach und Hilsbach, dann die Amtsvogtei Zwingenberg eingetheiltz und diefe beftehen in 3 Städten, 46 Flecken und Dörfern, dann 14 befondern Weilern und Mayerhöfen.

Im J. 1784 beftund die Bevölkerung des gans zen Oberamts in 4764 Familien, worunter 12 von Mennoniften und 65 Juͤdiſche gezählet wurs den; zufammen 21326 Seelen: die Gebäude in 68 Kirchen, Klöftern und Kapellen , 43 Pfars seien, 50 Schulen, 3108 bürgerlichen und 64

64 Oberamt

gemeinen Käufern, nebft 66 Mühlen: bie lies gende Gründe in 37103 Morgen Aderfeld, 1360 M. Weingärten, 5882 M. Wiefen, gıı M. Gärten, 2773 M. Weide, und 21137 M. ges meine Waldung.

Hieraus laͤßt ſich fchon einigermafen auf die Belchaffenheit der Landesgegend ſchlieſen. Wie aber die dazu gehörigen Unteraͤmter oder Kellereien in ber Lage fehr unterfchieden find , alfo ift auch derſelben Fruchtbarkeit ſehr ungleich. Die Gegend um die Stadt Mosbach, die Kellereien Neckerelz, Lorbach und Hilsbach haben einen mittelmaͤſigen Weinbau, und dabei einen vortrefflichen Getraid⸗ boden, wiewohl ſolcher faſt durchgehends kalt und thonartig iſt. In der Kellerei Eberbach, und in der Amtsvogtei Zwingenberg iſt das Erdreich ma⸗ ger und ſchlecht, jedoch wird Getraid zur ausrei⸗ chenden Nothdurft der Unterthanen darin gebauet; and weil der groͤſeſte Theil dieſes Bezirkes aus ſteilen, dabei aber mit den ſchoͤnſten Waldungen bewachſenen Bergen beſtehet, finden ſich darin gute Weidſtriche, und in den Thaͤlern viele Wieſen, wodurch die Viehezucht befoͤrdert wird, ſo, daß dieſe und der auf dem Necker betriebene Holzhan⸗ bel allerdings für den Haupt· Nahrungszweig zu betrachten ift.

Die Verwaltung der Gerichtbarkeit hat auch ihre befondere Abtheilung. Die Hoheitörechte wers ben vom Oberamt unmittelbar vertretten. Das Malefizweſen in der Kellerei Neckerelz, und in den meiſten Drten ber Kellerei Lorbach ſtehet unter der Mosbacher, die Kellerei Eberbach, die Amts⸗ | vogtei

Mosbach. . 65

vogtei Zwingenberg, und einige Weiler der Kellerei

Lorbach unter der Eberbacher Zent. Die niedere

Gerichtbarkeit darin haben die Beamten auszuüben,

im Unteramt Hilsbach aber ift die fraifchliche und

bürgerliche dem Beamten uͤbertragen. Seit dem

bie dermalige Berfaffung beftehet, war dem Dbers

amt ein Befehlshaber aus altadelihem Gefchlechte

vorgefezt, den man nur den Faut genennet. es

body kommt unter ten drei Ruprechten Fein Faut

zu Mosbach vor, fondern erſt nad) der Theilung

vom I. 1410, und zwar in folgender Ordnung,

bis au een Zeit?

1434 Beit von Ötettenberg, Amtmann a).

1455 Anton von Emmeshoffen, Faut b).

1475 Hanns von Eicholzheim, Vogt und Amts mann C).

1491 Anfelm von Eicholsheim, Faut d).

1501 Eberhard Schenk, Herr zu Erbach und Breuberg e).

1509 Joachim von Seckendorf, Wogt und Amt⸗ mann,

1514 Wilhelm von Habern.

1517 Hanns Fuchs von Dornheim.

1521 Hleronymus von Helmftatt.

1528 Sebaftian Rüd von Kollenberg, Vogt und

mtmann f). | |

a) ©. Ludwigs Gefchichtfchreiber von Wuͤrzb. p. 729.

6) Vermög alten Weistums der Kellerei Hemsbah.

*) In der Mosbaher Negalienbefcpreibung, und in Schneis ders Krb, Sift. 73, 302,

d) Kaut der Pederelger Zinsbuchs vom J. 1582.

e) —— Erbachiſche Hiftorie, in der Genealog. Tas elle Lit. a.

N Sämtliche vermög Kurf, Ludwigs Dienerbuchs. Pf. Geographie. II Tp,

66 Dberams

1536 Bleikard Landſchad von Steinach, Faut 9).

1538 Hanns Landſchad von Steinach, Faut -h).

1549 Philipps von Bettendorf ;).

1556 Sebaſtian Ruͤd von Kollenberg, zum zwei⸗ ten mal %).

1565 Hannd Bleikard Landfhad von Steinad, Vogt N.

1575 Konrad Obentraut, Bogt und Amtmann m).

1578 Bleikard Landſchad von Steinach, Wogt.

1580 Franz von Sikingen, Fautund Amtmannn).

1586 Theobald Julius von Thüngen, Wogt und Amtmann.

1588 Johann Philipp Freiherr von Hohenſachſen, Vogt 0 )

1597 Hanns Landſchad von Steinach, Wogt und Amtmann.

1602 Georg Ludwig von Hutten zu Birkenfeld, Faut p).

1632 Bleikard Landſchad von Steinach, Faut und Amtmann g). |

3650 Friedrich von der Kippe genannt Hoen,

Faut r).

Bumbracht hoͤchſte Zierde Deutfchlandes Tab. 5. 6) nn Tab. 4, er war auch noch im 3.1549 auf Gathedra

Petri. 9 . 152, und in der Mosbacher Regalienbeſchreibung is 1556.

k) Vermoͤg gedachter eg

4) Humbracht Tab. 5 und das Mosbacher Regalienbnch.

m) Vermoͤg Kurf. Friedrichs III Dienerbuchs.

n) Beide lant des Zinsbuchs.

o) Laut des Pfalzgrafen Dienerbuches.

p Vermoͤg der Kammermeiſtereirechnungen.

4) Er war auch Untermarſchall, und 1613 bei der Heim:

führung. ; :) Es ward 1655 Vizdum zu Neuftadt laut der Rameralaften,

Mosbach. 67

1655 Thomas von Klug, Faut, war auch Ges neral-Major 9).

1657 Friedrih Mofer von Vilſeck, Faut 2).

1660 Sohann Chriſtoph von Adelsheim, Fautw),

1680 Johann Philipp Freiherr von Adelsheim, Faut x).

1694 ©. U. Graf von Effern, Faust und Amts mann.

1697 Franz Melchior Freiherr von Wiefer.

1702 Franz Graf von Manderfcheid-Blankens heim %). |

1720 Johann Franz von Marioth zu Langenau, Faut ꝛc.

1726 Joſeph Anton von Marioth, des vorigen Sohn. | 1737 Sohann Ludwig Freiherr von Schade, Obers

amfmann. 1758 Franz Georg Freiherr von Sturmfeber. Diefer iſt noch wirklich der Faut und Dbers amtmann, wiewohlernicht noͤthig hat dieſem Dienft in Perfon vorzuftehen, fondern es find zu Vers waltung ver Dbergerichtbarkeit ein Oberamtsſchult⸗ heis, ein Beifizer und Oberamtsfchreiber beftellt, Der erſte ift zugleich Zenrgraf der Mosbacher Zen, und hat die Rameralgefälle in einem fichern Bezirs te, nebſt den ſaͤmtlichen Landzolleinfünften der Kels En Een nenenennnen s) Derfelbe ftarb im Jahr 1657, *) Er war ebenfalls General-Major, laut der Kameralakten, " sem Kurf, Karl Ludwigs Dienerbucs. *) Er war zugleich Stallmeifter laut der Kameralakten. 7) Vermög der Kameralakten, wonach der Graf von Mans

derſcheid diefe Stelle erft an den von Marioth im J. 1720 reſignirt hat. | €a

68 Dberamt

lereien Lorbach, Neckerelz und Eberbach zu erhe⸗ ben. Zur Aufficht über das Zollweſen find zween Zollbereuter im Oberamt angeordnet, der eine woh⸗ net zu Mosbach, der andere zu Hilsbach. Zu Einfammlung ber Steuer- und Schazungsgefällen iſt ein eigener Dbereinnehmer angeſtellet, und für die Klöfter- und Kirchengefälle hat die geiflliche Verwaltung einen Schaftner zu Mosbah, und einen zu Sinsheim nebft einem Collector,

Bei dem Kurfürfilihen Salzwerk zu Moss bach find auch befondere Dienfiftellen den Ober amts- und ſtaͤdtiſchen Vorgeſezten übertragen.

Vorderſamſt haben wir hier von der Stadt Mosbach und den zu Feiner Zent gehörigen Lehen⸗ börfern, hernach aber von den übrigen Kellereien zu handeln,

Stadt Mosbach.

Sie liegt eine halbe Stunde vom rechten Ufer des Neders in einem Thale, Zwölf Stunde von der Haupſtadt Mannheim oſtwaͤrts entfernt, und bat zu Nachbarn ihres Gebietes gegen Oſt dag Dorf Sulzbach; gegen Süd Mederzimmern ; gegen Weſi Neckerelz; gegen Norden Lorbach. cn

. Davon ift noch zur Zeit feine ältere Nachricht befannt,, ald daß Kaifer Otto I im Jahr 976 die Abtei Moſebach, im Gau Wingartweibon und in der Grafſchaft Kunens gelegen, mit allen Zugehoͤ⸗ zungen dem Domftifte Worms verliehen babe z)- Die Gerichtbarkeit Darüber blieb aber der Kaiferlia hen Gewalt alein vorbehalten, und mahrfcheinlich ift ed unter K. Friedrich II, wo nicht gar erſt im gro=

x) Schannat Hifteria Bpifcopat. Wormat. Codex diplem. num. XXVII. | |

Mosbach. 6 9

fen Zwiſchenreiche geſchehen, Daß der Ort zu meh» verer Befhüzung jenes Klofterd mit Mauren einge> faſſet, und unter K. Rudolph 1 mit Stadtrecht be= gnadiget worden. Es wollen zwar einige behaupten, Daß fchon Pfalzgraf Dtto der Erlauchte im J. 1232 ein Pfandrecht auf Mosbach erlanget, und hern ach deſſen Sohn , Ludwig Der Strenge, folched im J. 1259 der Pfalzgraffchaft einverleibet habe a). Die- fem widerfpricht aber der offen liegende Beweis, Daß K. Molph im J. 1207 die Stadt Mosbach mit Chri⸗ ſten und Juden, Dörfern und der Zent, Weide, Wiefen, Waldungen und Waſſern ıc. Rechten und Gerechtigfeiten, famt allen Zugehörungen, ſowohl in der Stadt als auſſerhalb derfelben, nebft Der Münze, zu Halle an Gerlach von Breuberg, feinen Sohn Eberhard und feinen Bruder Arroſius, dann feinen nächften Erben für Diejenige 4500 Marf fein Silberg, Die er wegen deg für Kaifer und Reich in Thüringen erlittenen Schadens und fonftigen Aufwandes zu fo> Dern hatte, verpfändet habe 5b). |

Durch Die unglüdliche Niederlage gedachten Kai ferd ward zwar dieſes Pfandrecht nachgehends ange: fochten; als aber der Pfalzgraf und Herzog in Baiern Ludwig fih um Die Deutfche Neichsfrone bewarb, und mit dem Mainzifchen Erzbifchoffe Aber verfchie» dene Bedingniffe zum voraus vereinigte, berfprach derfelbe nicht nur im J. 1314, doß er Eberharden Wa Breuberg wegen jener Pfandfchaft Gerechtigkeit wies Derfahren laffen wolle, fondern beftättigte auch im Anfange des folgenden Jahres als Nömifcher König gedachtem Eberhard, den er als Landbvogt beftellet hatte, jene von KR. Adolph feinem Batter Gerlach im J. 1297 darüber ertheilte Urfunde c)., Wie nun

«) Tolner Hift. Palat. C.II, p.36 & 37, wo er biefe Nach: richt aus Muͤnſters Cosmographie entlehnet.

6) Ioannis Ipicil. Tab. veter, p. 392, num. XII.

e) Ibidem pag.402 & 405, num.XVII & fqgq.

e3

70 Oberamt

dieſe Breubergiſche Pfandſchaft abgeloͤſet wrden, findet ſich nicht, ſondern obgedachter K. Ludwig ver— pfaͤndete im J. 1330 feine und des Reihe Stadt Mosbach feinen Vettern Rudolph und Ruprechten, Nfalzgrafen bei Rhein und Herzogen in Baiern, auf eine Wiederlöfe mit andern Städten und Burgen um 6000 Mark löthigen Silberd Straßburger Gewichts Dergeitalt, Daß wenn ein oder anders nicht frei, for Dern mit einer fonftigen Pfandfchaft beftriddet ſeyn follte, gedachte Pfalzgrafen folches vorderfamft ein» zulöfen hätten d). In einer andern Urfunde bon eben dieſem Jahre verordnete der Kaifer, daß feine und des Reiche Stadt Mosbach dennoch bei alfen Gewohnheiten, Freiheiten und Rechten, die fie big: hero gehabt, bleiben folle e). Jener Pfandfchilling wurde aber nachgehends mit beträchtlichen Summen, wofür alle dieſe Städte verhaftet find, erhoͤhet 5). Dfalzgraf Rudolph Il verpfändete fihon im %. 1339 an Burfard Sturmfeder, Ritter, Mosbach die Stadt mit den zwei Dörfern Hafchbach und Butterdheim , auf eine Wiederlöfe um 100 Mark Silber, und 100 Pfund Häller. Die Kaiferliche Pfandfchaft beftättig-» te K. KRarlLV im %. 1362 g), bewilligte auch im fol⸗ senden, Daß die nächft Dabei gelegenen Weiler Sa— (pad und Burtersheim zu Erweiterung der Stadt * verbunden werden durften A), weiches ſogleich

q) Trient auf Montag vor Et. Agnestag, womit auch Nedergemünd, Eberbah, Suͤnsheim, Triefeld, Neufa: ‚tel, Germersheim, Wegelnburg, Hasloh uud Boͤhl mit verpfändet worden. Vid. Zoamnis Mifcell. hik. Pal.

Spec.I, pag. 75. |

e) Geben zu &lingen am Mittwoch vor Palmtag. Vid. AR. Acad. Pal. Tom. If, p. 101.

5) Vaͤmlich im J. 1356 mit 3000 Mark, 1359 mit Tooö Mark, 1361 mit 3000 Mark, 1367 abermal mit 3000 Mark Silber und endlich im J. 1375 mit 50000fl.

N Ada Comprom. bei Chlingensperg pag. 130.

») Die Urkunde ift geben zu Nuͤrnberg am GSontag, ale man finget Oculi mei.

Mosbach. 71

vollzogen; biemit die Bewohner derfelben mit ihren Gütern der Bürgerfchaft einverleibet worden find. Nach dem Ableben K. Ruprechts ift Mosbach feinem jüngften Sohne, Herzog Dtten, ausgefchieden wor: den. Diefer nun fliftete daſelbſt eine befondere Li» nie die aber in ihrer erften Abftammung wiederum erlofchen ifl. Von den Serechtfamen und Gefällen, welche durch jene Pfandfchaft an die Pfalz gekom— men, gibt Das alte Zingbuch vom J. 1369 folgende Nachricht: „Die rehte Bede zu Moſebach ift alle 7, jar hundert pfundt Heller, und achzig Heller uf „Wihnachten, daz ftet Werunge, und Die zwei Dör- 7, fer Hafpach und Buterdheim die gehörent zu Der „, Stat, und gebent mit in dieſelben Bete, nah’ „Margzal, und die von Mofebach Die fprechent, y, fie haben dezſelben dez Kaiferd Brief, un mines z, Herren Briefe Item hat min Herre alle Jar zu „Moſebach uf den wiffen Suntag zehen Pfund Hel- „ler von der Bogtye daſelbs. tem dag Schult: ». beifenamt daſelbs dut Jares drifig Bunt Heller. „Item: daſelbs ift daz Ungelt halbes der Stat, „und halbes mind Herren. tem der Margzoll zu yr Mofebach ift der Nunnen von Lobenfelt und von » Bullenfeim, und die Nunnen fprechent, ez fi ein „Selgerede, dez wiffent DieBurger nit alle. Items yr die älteften zu Mofebach fprechent: wanne man „uz folle ziehen, und dez not gefchihet, daz Die „halb Stat uzzüht, fo fol die halbe Zent auch zie- ben, und ob ed not gefchibt, fo fol ein teil daz z, ander lofen, die Zente, alfo die Gtat, aber die y, jungen fprechent, fie wizzen nit Darum,

Jenen Marktzoll erwarb hernach die Stadt felbft zu ihren Einfünften. Denn es verfaufte fehon im J. 1376 Elifabeth Nebtiffin und der Konvent des Frauenkloſters zu Bilfifheim grauen Ordens ihr Recht, fo fie auf dem Zol zu Mosbach hatten, um 24 Pfund Häller baaren Kauffchilling, und endlih auch im J. 1397 Elifabeth von Venningen, Mahn und Der

4

72 Dberamt

Konvent zu Lobenfelt, den Zoll, den fie zu Mosbach hatten, an Burgermeifter, Richter, Rath und Bur- ger gemeinlich der Stadt um jährliche drei Pfund Haͤller i).

Da ſolchemnach die Stadt ſowohl aus dieſen Huͤlfsmitteln, als auch aus den Nuzungen des ſchon vorhin dazu gehoͤrig geweſenen groſen Waldes Mi⸗ chelherd, ergiebige Gefaͤlle bezogen hat, ſo war es fein Wunder, daß bei der nun auch Darin aufgeſchla⸗ genen Herzoglichen Hofhaltung felbige in die vor— theilhaftefte Umftände verfezet worden. Bekanntlich wohneten Dafelbft Die beiden Pfalzgrafen Dtten, Vat⸗ ter und Sohn, wovon lezterer unter feinen Brüdern allein weltlich , und zugleich ledig blieb, der mithin feine eheliche Abkunft zu gewarten hatte, Er errich» tete Deswegen. mit dem Kurf. Philipps im %.1479 einen wechfelmeifen Erbfolgsvertrag , und Kurf. Phi⸗ lipps lies fich fhon im J. 1490 von der Stadt als natürlicher Erbherr und Landegfürft mit dem Ver: fprechen huldigen, Daß er nach Dem Tode feines Vets ters Dito die Stadt bei ihren alten Gerechtfamen laſſen wolle k). \

Diefer Falleräugete fich nun im J. 14993 wes- halben der Kurf. in dem Darauf folgenden Jahre von K. Marimilian I die feierliche Belehnung empfieng, da nämlich in Dem desfalls ausgefertigten Lehenbrie⸗ fe Mosbach ausdrüdlich ‚genennet wird N).

Die Stadt blieb in der unglüdlichen Baierifchen Sehde, und Dem bald darauf erfolgten Bauernaufs ruhre von afem Anfall frei, und genoffe währendem

| ;) Die Kobenfelder Urkunde ift geben an dem naͤchſten Frei⸗ tag nach unferer Frauentag Verkündigung, und die von Billikheim mach des heil, Areuzestag, ald es funden

ward, k) Geben zu Mosbach auf Ct. Simon und Judaͤ. ) Sowohl jener Vertrag, als dieſer Kaiferl. Lehenbrief ftehet in den Beilagen zur gründlichen Ableinung in der Deldenzifchen Succeffionsfache num.XXVILL & XXXI,

Mosbach, | 73

XVI Jahrhunderte einer vollfommenen Ruhe. Da— mals waren auch die Waffen- Meffer- und Klingen» fehmidte, fo wie die Tuchmacher dafelbft in gutem Rufe. Die Luft zu Mosbach ward auch immer für sein und gefund gehalten, weswegen ſich Kurfürft Sriedrich ILI im. 1563 , als die Peſt zu Heidelberg und an dem Rheinftrohme einriffe, mit feinem Hof» ftaat daſelbſt aufhielt. Hingegen mufte fie in dem Dreifigjährigen Kriege ein Defto haͤrteres Schickſal er- tragen. Schon im Jahr 1621 bemächtigte fich Der Baierifche Oberfte, Graf von Anholt, derfelben, und erft bei Ankunft der Schweden ward fie von Diefen fremden Gäften befreiets es währte aber nicht lang, fondern im Jahr 1634 mußte fich die Stadt an die Kaiferlichen ergeben, welche Die Franzofen zwar in dem Jahr 1647 wiederum Daraus verjagtens als lein e8 fammelte fih bald aus den Befazungen von Sranfenthal, Mannheim und Heidelberg ein feind= licher Haufen, welcher gedachte Franzofen aus der Stadt und dem Schloffe abzuziehen zwang. Nach geſchloſſenem Weftphälifchen Frieden Fam Kurf. Karl Ludwig in feiner Durchreife nach Heidelberg zuerft in Mosbach an, und ward dafelbft mit grofem Fros (ofen empfangen. In dem Drleanifchen Kriege fan» den fich zwar die Sranzofen auch allda ein, bielten aber nur Winterquartier, und zogen im Frühling 1689 wieder ab, ohne ihrer Gewohnheit nach zuvor die Stadt in Brand geſtecket zu haben, Dagegen ift im 9%. 1723 eine unglüdliche Feuersbrunſt daſelbſt entftanden, Durch welche über 150 Häufer in Slam» men aufgegangen find m).

Bon diefer Zeit an geniefet Mosbach einer voll⸗ fommenen Ruhe, und wegen vorhandenen mehrern Bequemlichkeiten einer vorzüglichen guten Nahrung,

m) Baifers Schauplaz der Stadt Heidelberg pag. 2 348 412, 453 und 460, nn E5

74 Oberamt

Der Necker fliefet nur eine halbe Stunde davon, naͤchſt ber Stadt aber die Elzbach vorbei', Die bei dem Kur- mainzifchen Dorf Langenelz entfpringet, und nach Scerringen, Rittersbach, Dallau und Burfen flies fet, von da durch das ſtaͤdtiſche Gebiet, bis folche fih zu Nederelz in den Neder ergiefet. Sie betreibt z) Die Säg- und Dehlmühle im fogenannten Bei— faze, 2) eine Papiermühle, 3) die Kunfträder der Kurfürftt. Saline, 4) eine Lohemuͤhle, 5) die beide Kameral- Dber- und Unter-Bachmühlen, 6) die Schladenmühle, und 7) eine Schneid- und Oehl⸗ muͤhle. Sodann ſammelt ſich aus dem Schmeiz⸗ und Michelrod Brunnen ein Baͤchlein, das die beide Kameral- Schimmeld- und Kaͤsmuͤhlen treibt, fo» dann in Die Elzbach fält. Durch die Stadt ziebet Die von Heidelberg über Adelsheim und Biſchofsheim nach Franken und Sachfen führende Landftrafe.

Das alte Schloß liegt in der Stadt. In dem Zheilungsbriefe vom Jahr 1410 kommt Mosbach, Burg und Stadt, zum erfienmal vor. In den beis Den vorigen, und im Anfang des laufenden Jahr⸗ Dundertd ward Diefed Schloß meiftentheilg für die Wohnung des Dberbeamten, zu Haltung der Amts täge und Verwahrung der Regiſtratur gebraucht. Seit dem aber der Oberamtmann nicht mehr gegen⸗ wärtig ift, bewohnet ed der Aıntfchreiber. Am En de der Stadt befinden ſich die alten KRafernen, die noch vor wenig Jahren bon Invaliden bewohnet, aber im Jahr 1770 einem Fayance-Fabrikanten eins geräumet worden. Etwa drei viertel Stunde von ber Stadt oftwärts ift die peinliche Richtſtaͤtte der ganzen Bent. Mordoftwärtd liegt dag Salzwerk, Elifabetba-Augufts-Hafe genannt, in einem Wiefen- thale. Die Salzquelle ift erft im J. 1756 durch dag fich häufig dafelbft eingefundene Wildprett entdeckt worden. Im J. 1762 ward ein Sied- und ein Öra- dierhaus erbauet, zu welchen im‘. 1767 dad zweite Bradierhaus gekommen. Das Wert wird jezo aus

Mosbach, 75

dem fogenannten Karls- und Gutleuthhausbrunnen mit gutem Erfolge betrieben, wiewohl noch zur Zeit nicht über vier taufend Zentner Salz jährlich Daraus erbeutet worden.

Im Jahre 1784 hatte fih Die Bevölferung der Stadt Mosbach von 344 Familien, 1443 Seelen, Die 10 Fahre vorher hiefelbft gezählet worden, auf 403 Samilien, 1654 Seelenvermehret. In derfelben be- finden fih 4 Kirchen, 5 Schulen, 260 andere Haͤu⸗ fer, nebft 1o Mühlen. Die ®emarfung enthält 2243 Morgen Aderfeld, 301 Morgen Wingert, 274 M. Wiefen, 28 M. Gärten, 702 M. Weide, und 2210 M. Wald.

Die Größe der Semarfung rühret von der vor⸗ hin befagten Vereinigung Der beiden Weiler Haſpach und Butteröheim mit der Stadt her. Zu derfelben gehöret auch der flädtifche Hardhof, welcher ſchon feit dem 3.1455 erbbeftändlich verliehen ift a). Zu einem Hofpital für arme franfe und preßhafte Bär: ger kauften Burgermeifter und Rath fchon im J. 1427 ein Haug in der Stadt, fodann im J. 1432 eine Mühle zu Dedheim im Deutfchherrifehen, vier Stun Den weit von der Stadt, und drei Jahre hernach den im nämlichen Gebiete drei Stunden weit entlegenen Hof Bernbrunn von Konrad von Heuchelheim, Probſten zu Allerheiligen und Domberrn Des mehrern Stifts zu Speier, gegen jährliche gehen Gulden Leib— geding, wodurch dieſes Hofpital eine reichliche Stif— tung erhalten hat o).

Das beträchtlichfte der fädtifchen Befizungen find die in der Gemarkung liegende Waldungen, mworunter der Widhau und Michelhart hier befonderg

———— —— —— ——

. n) Der Erbbeſtandsbrief iſt auf St. Peterstag ad Cathe- dem Peter Stedtler und ſeinen Erben ausgefertigt worden.

o) Die Urkunden über alle dieſe Erwerbungen liegen im ſtaͤdtiſchen Archive,

76 Oberamt

zu bemerken ſind. Denn jener war vor Zeiten we⸗ nigſtens zum Theil ein Weinberg. Engelhard von Hirſchhorn widmete zu den Gefaͤllen der von ihm ge⸗ ſtifteten Kirche zu Ersheim im J. 1346 zween Ju⸗ chert Weingaͤrten in dem Maſſalter Thal an den Graͤnzen der Stadt Mosbach, und eben ſo viel in dem Wydenhowe bei Nuſtenbach pP). Der Wald Mlichelbart allein enthält ungefähr 3000 Morgen

Landes, wovon zwei Drittel der Stadt, und ein

Drittel der geiftlichen Verwaltung gehöret, Namen. der Kirche zu Neckerelz, Die folchen Theil von dem Stifte Mosbach Hor Zeiten erhalten hatte g). Bon diefem Michelhart ftehet Die eine Hälfte unter der Lorbacher, Die andere unter der Dallauer Forfthute $ ale übrige Waldbezirke hingegen hat der Förfter zu Lorbach allein zu begehen.

- Die Kirche zu Mosbach ift wohl das ältefte Denk⸗ mal diefer Stadt, und fol von K. Sriedrich IL fo erbauet worden ſeyn, wie fie wirklich noch fichtbar iſt. Es war anfänglich eine Abtei, Die K. Dtto II, wie oben fchon gemeldet worden, im %. 976 dem Doms ftifte Worms famt einer grofen Zugehör verliehen hat, Mit welchen Drdensmönchen fie befezet gewe⸗ fen, und um welche Zeit folche von dem Domſtifte abgefommen fei, hat ſich noch nicht gefunden. Schon Am J. 1411 fömmt Konrad, Prohft zu Mosbach, in einer Kirchenverfammlung zu Speier vor r). Es muß alfo Diefe alte Kirche ſchon por dem XIII Yahrs hundert zu einem Kollegiatftift erhoben worden feyn, welchem Boppo und Ludwig von Durn, Gebrüder, im %. 2277 den Pfarrfaz zu Neckerelz verfauft Has ben. Etwa 30 Jahre hernach erwarb fich diefes St; Julianen Stift auch dag ganze Dorf Wald-Müldadh für 101 Pf. fieben Schilling Heller von Der Bene⸗

r) Würdtmwein fubfid. diplom. Tom, VI, pag. 224. a) Conf. Ad. Acad, T. II, pag. 61 fgq. r) Würdtwein ſubſid. dipl, nova; Tom. I, pag. 170.

Mosbach. 47

diktiner Abtei Kannberg in dem Biſtum Wurzburg, welchen Kauf der Bifchof Andreas im Wonnemonat 1307 beftättiget hat. So gelangte ed auch nach und nach zum Befize des Dorfes Sulzbach, indem Eber- bard der Vetzer ein Ritter genannt don Dbercheim im 5. 1338 ein Drittel, und im J. 1376 5) Rudo ph von Hehenriet der ältere, Ritter, Frau Brigida von Fleckenſtein, feine eheliche Hausfrau, und ihre drei Söhne einen andern Dritteil Daran Demfelben über» laffen haben, Pfaizgraf Dtto I von Mosbach begabte Das Stift ebenfalls mit neuen Einfünften (1447), und verordnete dabei feiner und der Geinigen, wie auch feiner Borältern £) und nächiten Verwandten in den Geelmefien andächtig zu gedenken. Im %. 1454 verfauften dem Stifte Hang, Bernhard und Kon: rad Gebrüder von Sachfenheim ihren Theil an dem grofen Und Fleinen Zehnten zu Dudesheim , Eins, Zimmern und Steinbach u).

Dechanten , welche dem Stifte vorgeftanden, finden fih in den Urkunden folgende: 1308-1338 Heifrich. 1391 Dyther von Hedefeim, und mit ihm als Ehorherren Friedrich von Adalzheim und Rucker von Thalheim x). 1447 - 1454 Peter Ferwer von Sünfheim. 1472 Joh.Hanfpach D. Domd. zu Worms und Dechant zu Mosbach. 1497-1501 Jakob Doleator 1.V.D. 14121 Bolmar von Wilperg. 1534 Peter Weite, genannt. Noch im J. 1552 den ı Horn, ertheilte der - Bifchof Melchior von Würzburg die durch dag Ab- fterben des Hieronymus Lamperters don Greiffenftein erledigte Probſtei dieſes Stifted dem Würzburgifchen

;) Geb. an unfer lieben Frauwen Abent Wurzewyhe.

‚) Geben Montag nad) dem Weifen Sontag in der Zaften, zu Latein Invocavit genannt.

“) Unter ſolchen werden genannt Ruprecht der Ehre Bude; Ruprecht der jüngere, den man nennt Brandize ; Herzog Ruprecht, der ein Nom, König war ıc.

x) In einer Urkunde geben uff den nunden Tag des Man:

. ben den man zu Latin nennt Odober, und zu Teut⸗ ſchem den Herbitmont, zu der Nonecyt deffelben Tags.

38 Oberamt

Domherrn Chriſtoph von Stein. Unter dem bald hernach regierenden Kurf. Friedrich 111 wurde der ganze Kirchenzuſtand in der Pfalz veraͤndert, und hiemit auch das Collegiatſtift Mosbach aufgehoben. Von der alten Stiftskirche bekamen bei der juͤngern Kirchentheilung die Katholiſchen den Chor, und die Reformirten behielten das Langhaus. Sie iſt alſo für jeden Religionstheil die ordentliche Pfarr- und Mutterfirche Der Stadt. Katholifcher Seits gehöret folhe in dad Biſtum Würzburg, und ift der eigent» lihe Defanalfig Des Landfapiteld , fo von Mods bach den Namen führet. Als das Stift noch in fei= nem Wefen befand, waren die meiften Pfründen den Kanonikaten und Vikarien anklebig, eine aber, wozu das Predigeramt gehörte, hatte der Landeg= herr zu vergeben, die noch Kurf, Philipps im J. 1502 an Meifter Johann Gotfredi verliehen hat. Vormals hatte nebſt dem die St, Cecilienfirhe auf dem Markte geftanden, dermalen ift DaB Rathhaus Datauf gebauet y). 1564 hat Kurfürft Friedrich ILE Die Gefälle und Kirche St. Cecilien famt unfer Frauen Bruderfchaft - Gefällen dem Rath und der Stadt übergeben. |

Reformirter Seitd ift die Pfarrei mit einem Ins fpektor, Dem die ganze Mosbacher Klaffe anvertraut, nebft zween andern Predigern verfeben. In dem £anghaufe fiehet man noch viele alte Grabfteine der Darin ruhenden Chorherren; in dem Choraber ein in Metall gegoſſenes prächtiges Denfmal der allda bei» gefezten Gemahlin des Herzogs Otten I, worauf dieſe Fuͤrſtin in Lebensgröfe vorgeftellet wird 2).

Die Lutherifchen haben auch eine eigene Kirche erbauet, und folche mit einem Prediger beftellet, der zugleich die Orte Nederelz, Lorbach, Sulzbach, Nu»

7) Vid. des Heren Neftord Andreae Mosbacum illuftratum

pag. 16. a) Die Inſchrift davon fiehe inden Ag. Acade. Theodore- Palat Tom, I}, pag: 61, | ua :

Mosbach... | 79

ſtenbach, Fahrenbach, Burkheim und Dalau mit zu verfehen bat.

Auſerhalb der Stadt, etwa go Schritte von dem obern Thore, nordoftwärts, liegt ein Franzisfaners kloſter, welches in Die fo genannte Thüringer Pro⸗ vinz gehöret. Diefe Ordensmönche hatten im dreifige jährigen Kriege den Katholiſchen Sottesdienft in die» fer Gegend verfehen , wurden aber nach dem Wef- phälifchen Sriedensfchlufe wiederum ausgemiefen. Sm %. 1686 berufte Kurf. Philipp Wilhelm einige Mifionarien dieſes Ordens, die im nämlichen Jahre eine Kirche, zur Ehre des heil. Joſephs, und zwei Jahre Danach das Klofter baueten, das im $. 1772 erweitert, und mit einem Moviziat verfehen ward. Es unterhält gegen 30 Priefter und Faienbrüder.

Den Wein - und grofen- Fruchtzehnten in der Hauptgemarkung beziehet Die geittliche Verwaltung Namens des Stifts, von den Neubräcen die Kurs fürftl, Hoffammer , und von einem Bezirfe Der Res formirte Schulmeifter zu Burkheim. Der fleine Zehn— te gehörte vormald auch dem Julianen Stift, dag aber mit Wiffen und Bemilligung des damaligen Fau⸗ ten, Hieron. von Helmftätt, im 3. 1525 fein Recht an Schultheis, Burgermeifter, Rath und die ganze Gemeinde der Stadt Mosbach veräufert hat, weß⸗ haiben die. Burgerfchaft von Deffen Entrichtung be: freiet ift. u |

Der Stadtrath ift mit. einem Stadtfhultheifen, einem Stadtfchreiber und 6 Rathsverwandten beftel» let. Uebrigens wohnen in der Stadt der Dberamtg- Schultheis, ein Oberamts-Beifizer, und ein Ober: amtsfchreiber, ein Phyſikus, zween Advofaten, ein Zollbereuter , und em Dbereinnehmer der-gefamten Schazungsgelder, fodann ein Stiftöfchaffner und ein Kollektor zur Erhebung der Kirchengefäle,

Die Stadt führet in ihrem Wappen und Siegel den einfahen Reichsadler, auf deffen Bruft ein Fleis nes Herzſchildlein mit einem Schräghalfen,

80 Oberamt

Mosbacher Zent.

F Nie aͤlteſte Geſchichte dieſer Zent iſt zwar nicht bekannt, jedoch allerdingd zu vermuthen, daß derſelben Gerechtſamen von jenen Zeiten, wo die Stadt noch unmittelbar unter dem Kaiſer und Reiche geſtanden, herzuleiten ſeien. Sie hat zwar kein beſonders Weiſtum; aber die bei dem Moss bacher Magiftrar hinterlegte Eidesformul, dad alte Verzeichnis der Zentdörfer , und die vorhandenen, mehr als bundertjährigen Beiſpiele aus den Ruͤge⸗ tagshandlungen find Beweiſe eines ununterbroche⸗ sen Herkommend. Das Gericht wird ber Zent- Oberhof oder dad Landgericht genennt , und wurde fonft mit 38 Nichtern befezet , wozu bie 12 Rathsglieder der Stadt, die in jedem Dorfe ats geordneten zween Zentfchöffen, der Umtöfchultheis, old Zentgraf und Stabhalter , und der Stadts ſchreiber ald Zentfchreiber gezogen und zugeordnet worden. Nicht alle Zentdörfer, fondern nur die drei Schefflenz, Kazenthal, Sulzbady, Herberg, Tiefenbah, Bettingen, Nederzimmern, Neders elz, Nederburkheim , Auerbach und Rudersbad waren berechtiget, Zentrichter zu ſchicken; von als len übrigen wurden Feine angenommen , und ber: Unterfchied beobachtet, Daß man Diefe leztere, Doͤr⸗ fer nannte, die feinen Richter in den Ring zur ges ben hatten. Jene aber, wenn fie einmal errählet waren, mußten ben Eid fhmören, wie folder in dem Mosbacher Stadtbuche vorgefchrieben ift. Je⸗ des Jahr wurden drei gewoͤhnliche En

| ing,

Mosbach. 81

ding, ober Zent-Rügtäge gehalten, der erſte auf Mittwoch nad drei König, der zweite anf Mitts woch nad) Quafimodogeniti, der dritte auf Mitts woch nad) Michaelis, Bei diefen Dingtägen was ren die Handlungen wiederum verfchieden ; denn die Hälfte rügte muͤndlich, die andere ſchriftlich. Mindlih rügten Binau, Reichenbuch, Korbach, Nuſtenbach, Klein- Eicyolzbeim, Aleufeld, Tie— fenbach, Hexberg, die Bachmuͤhle, der Hof Bern⸗ brunn, Doͤrrenbach, Bettingen, Steinbach und Neckerzimmern. Schriftlich aber ruͤgten Elz, Duͤdesheim, Burkheim, Dallau, Auerbach, Mus ckenthal, Ruͤdersbach, Ober-Mittel-und Unter- Schefflenz, Kazenthal und Sulzbach.

Ein Theil dieſer Oerter hieſen die Zent- Dörfer, mworunter diejenigen verflanden wurden, welche zwar mit der hohen und zentlihen Obrigs feit Kurpfalz , mit der WBogtei und andern Ges richtbarfeiten aber andern Inhabern zuffändig ges wefen , und dieſe waren WUlenfeld , Kazeuthal, Bettingen, Diefenthal , Hexberg, Dorreubach, Seelbach, Berubrunn, Neckerzimmern, Steins bach, Stodborn, der Hardhof, Binau, Richen⸗ bad) und Unter- Eicholzheim. Die andern hieſen eigene Dörfer, und waren, wie jezo noch, Kurs pfalz mit aller Gerichtbarkeit allein zufländig, nämlidy Lorbach, Nuſtenbach, Burkheim, Dals heim, Auerbach, Ruͤdersbach, Sulzbach, die drei Schefflenz, Muckenthal, der Knopfhof, Necker— elz, Duͤdesheim und der Schreckhof.

Von dieſen leztern haben wir alſo dahier zu handeln, dabei aber zu bemerken, daß erſtlich ſol— Pf. Geographie. ILTH, F

82 Dberamt

che fich dermalen in die beiden Kellereien Lohrbach und Neckerelz zergliebern, wozu jezo einige Dörs fer gefommen, die urfprünglich gar nicht zur Zent gehörer haben , fondern nur in peinlichen Fällen dazu gezogen worden find; zweitens, daß die naͤchſt folgende Lehendörfer Ober- und Unter- Sümpern, nebft Siegelsbach, weder zu einer Zent, noch zu einer Kellerei gezählet, fondern dem Dberamte mit der Dbergerichtbarfeit unmittelbar untergeben find.

1) ©bergümpern. Ein grofed Dorf im Els fenzgaue , vier Stunden von Mosbach füdoftwärts entfernt , war mit dem nächftfolgenden Dorfe vor dDiefem ein Eigentum des Strablenbergifchen Ge— . fchlechtes , von Dem ed wieder andermärtg zu Leben begeben gewefen. Es verfaufte aber Siegfried von Strahlenberg feines fcheinbaren Nuzens willen, Herrn Ruprecht dem ältern Pfalzgrafen im J. 1368 fein Eigen zu Sidingen, Burg und Dorf, zu Slehingen, Burg und Dorf, und auch fein Eigen zu Gunthbu⸗ ren, Burg und Dorf, mit aller feiner Zugehörung a). Gedachter Pfalzgraf belehnte fodann die von Helm- fiatt Damit; wie denn Diether von Helmftatt im J. 1398 einen Lehenrevers über Buntebur, Burg und Dorf, nebft einem Sechstel an Korn und Weinzebn- ten zu Weingarten auggeftellet hat 5). Diefes Lehen fiel im J. 1684 beim, und Kurf. Johann Wilhelm belehnte feinen geheimen Rath und oberften Hoffanz- ler zu Neuburg, Ferdinand Freiherrn von Yrſch, mit Dbder- und Niedergüämpern famt dem Haufe Wagen⸗ bach im J. 1690 aus neuen Önaden, wogegen Der von Yrſch Das im Neuburgifchen zuvor befejlene Da⸗

a) Der Kaufbrief ift geben zu KHeidelberg Sonntags nach St. Jakobstag des heiligen Apofteld 1368. 6) Feria II poſt emnium Sandorum 1398.

Mosbach. 8

bruckiſche Mannlehen wieder abtretten mußte. Es gehörten aber eigentlich nur drei Theile an Dber- und ween Theile an Unter- Sümpern zu diefem Yehen. enn die von Hirfchhorn trugen den übrigen vierten Zheil an jenem, und die andere Hälfte an diefem bon Kurpfalz zu Mannlehen. Diefeg nun ward ſchon im Jahre 1632, folglich mitten in den betruͤbteſten Kriegszeiten erlediget, und nicht weiter vergeben worden, bis im J. 1698 auch Kurf. Johann Wil: beim feinen damaligen Hofkanzler, Franz Melchior Sreiherrn von Wiefer, mit allen Hirſchhorniſchen Le— hensſtuͤcken begnadiget, wodurch alſo der vierte Theil an Ober-und die Hälfte an Unter - Sümpern an die Grafen von Wiefer, wie dag übrige an die Freiherrn bon Prfch gefommen, und noch wirklich in ihram Bes e ift. ſi In der Gemarkung von Oberguͤmpern entſpringt die Roͤdenbach, flieſet durch das Dorf, treibt un terhalb desſelben eine Mahlmuͤhle und ſezet ihren Lauf nach Unterguͤmpern fort. In dem Dorfe wird Der Kurpfaͤlziſche Zoll erhoben. | Im %. 1784 enthielt dag Dorf 135 Familien, 598 Seelen; ı Kirche, 2 Pfarr- 2 Schul- 906 bürs gerl, und Gemeindshäufer 5 die Gemarfung 1296 Morgen Aeder, 7 M. Weingärten, 151 M. Wiefen, 34 M. Bärten und 894 M. Wald: von diefem Wald gehören etwa 500 Morgen der Gemeinde », 27ı M.: zu Dem Lehen, und die übrigen 123 M. find von den Lehenguͤtern dazu angepflanzet worden, | Eine halbe Stunde von dem Dorfe nordwärtg liegt Wagenbach, ein beträchtliches Hofgut, woran denen don. Yrſch zwei , fodann den Freiinnen von Majfenbach und von Mühlen, beiden gebohrnen von Degenfeld, dag übrige Drittel gehöret. Es war dor Alters ein befonderer Nitterfiz, und wurde zum Kraich⸗ gauiſchen Ritterkanton gezaͤhiet c), Ferner liegt auch

) Burgermeiſter Biblioth. Equ. T. II, Pag. —* 2

84 Dberamt

in diefes Gemarkung der den Lehenträgern zufländige Be Hof, Dann Die Samen - und Schellen-

e.

Die Kirche zu Guͤmpern iſt dem heil. Cyriacus geweihet: den Pfarrſaz hat Dechant und Kapitel des Domſtifts Worms hergebracht. Es gehoͤrten ſonſt auch Unterguͤmpern, beide Buͤchelnbach und Bapſtatt als Filialen dazu 4). Dieſe Kirche iſt zwiſchen den Katholiſchen und Lutheriſchen gemeinſchaftlich, und von jedem Theile mit einem Pfarrer beſtellet. Uns tergümpern ift beiderfeitd, der Hof Wagenbach aber nur Katholifcher Seit dahin eingepfarret. Der Kae tholifche Pfarrer ftehet unter Dem Waibftatter Land» fapitel Wormfer Bistums.

Den grofen Zehnten zu Dbergümpern beziehet Das Domkapitel zu Worms, ald ein Zugehör jenes Patronatrechts, den fleinen aber Die beiden Pfarrer als einen Befoldungstheil. Auf dem Hofe Wagens bach hingegen ift Das Ritterftift Wimpfen wegen des Patronatrechts zu Hüffelndhard in Dem Genuſſe des ganzen Zehntens e).

Das Dorfgericht ift mit einem Schultheifen und vier Schöffen beftellet. Die Freiherrn von Yrſch un» terhalten einen eigenen Beamten Dafelbft, der die nie» dere Gerichtbarfeit verwaltet.

2) Untergümpern , nächft bei dem vorherge⸗ henden, mit welchem ed einerlei Nachbarfchaft hat, und bei dem feine Gefchichte zum Theil ſchon bemer- fet worden. Die Dafelbft angezeigte Rödenbach treibt bier die fo genannte Alldorfifhe Mühle, und fält bei Waibftatt in die Schwarzbach,

Im %. 1784 zählte man in diefem Orte 49 Fa» milien, 292 Seelen, I Kapelle, 45 Wohnhäufer. Die Gemarkung beträgt 496 Morgen Ader, 13 M.

d) Sohannat Hiftoria Epilcop. Wormat. p. 24. e) Ibideın pag. 32. |

Mosbach. 85

Wingert, 40 M. Wiefen, 9 M. Gärten und 62 M. Wald, Ä

Die Ratholifchen befizen die ums J. 1755 neu gebaute Kapelle, Die den heil. Joſeph zum Patronen bat. Den grofen Zehnten beziehet ebenfalld dag Domkapitel zu Worms, den Eleinen aber der Katho— lifche Pfarrer zu Obergümpern allein.

3) Siegelsbah. Ein anfehnliches Dorf, eben» falls, im Elfenzgaue , Drei Stunden von Mosbach füdoftwärts entlegen , welches das KHirfchhornifche Geſchlecht fehon in älteften Zeiten von Kurpfalz zu Leben getragen. As Konrad Schenk von Erbach Darauf 2500 fl. berliehe, mußte er im J. 1440 einen Meverd, und die von Hirfhhorn im J. 1464 einen Schadlosbrief ausftellen, dag Siegeldbach dag Dorf, ein Viertel an Öberguneburn und Niedergunt⸗ burn mit ihren Berichten und Zugebören, von der Pfalz zu Leben rühren. Nachdem jenes Befchlecht aber im %. 1632 erlofchen war , kam Siegelsbach mit feinen Zugehörungen und der Mühle zu Schnes pfenhart unter Die Verwaltung der Kurfürftl. Rechen fammer, bis endlich Kurfürft Johann Wilhelm alle Hirfhhornifhe Lehen, mithin auch Siegeldbach das Dorf famt der Mühle zu Schnepfenhart feinem Hof Fanzlern, Freiherrn von Wiefer, aus neuen Gnaden verliehe, bei deſſen Nachkommenſchaft eg bis heuti- gen Tages geblieben iſt.

Im J. 1784 belief ſich die Inwohnerſchaft auf 110 Familien, 423 Seelen. Die Gebaͤude beſtun— den in 2 Kirchen, 2 Schulen, 91 Käufern, nebft r Mühle. Die Semarfung enthält 1078 Morgen Ye: der, 30 M. Wingert, 100 M. Wiefen, 10 M. Gärs ten, 400 M. Wald, wovon ungefähr 120 Morgen * Gemeinde, das uͤbrige aber zu dem Lehen ge— ret.

Die Kirche iſt dem Beil, Bi geweihet, 2”

86 Dberamt Mosbach, |

und der Pfarrſaz eine Zugehoͤr des Lehens ). Auf dem Thorbogen iſt das Hirſchhorniſche Wappen aus» gehauen, welches zu vermuthen gibt, daß ſolche von dieſem Geſchlecht⸗ erbauet worden ſey. Als Kurpfalz das Lehen zur Kammer eingezogen, ward die Kirche mit einem Reformirten Prediger beſtellet. Die Gra- fen von Wiefer führten nachgehende aus der Befug-

niß des Patronatrechted den Katholifhen Gottes⸗

Dienft darin ein und fezten einen befondern Pfarrer, Der

zu dem Landfapitel Waibftatt gehörig iſt. Die Lus

therifhen haben aus gefammelten Beiträgen ſich eben⸗ falls ein Kirchlein erbauet, und ſolches mit einem Prediger beſtellet.

Am groſen Zehnten beziehet das Ritterſtift Wim⸗ pfen zwei, die Grafen und Freiherrn von Helmſtaͤtt aber ein Drittel, und eben ſo verhaͤlt ſich auch der Genuß des kieinen; z nur find zwei Drittel davon dem Kath. Dfarrer zur Befoldung angemiefen.

Der Gräflich Wieferifhe Beamte wohnt in dem Dorfe, und hat die niedere Serichtbarfeit über Gie= gelsbach und die Theile an Guͤmpern zu verwalten, 2 Dorfgericht beftehet aus ı Schultheifen und 4

en.

Kellerei Neckerelz.

SW befiehet dvermalen aus bem Marktflecken Neckerelz und dem dazu gehörigen Dorf Duͤ⸗ deöheim, fodann Obrigheim, Mörtelftein und Haßmarsheim. E8 find aber nur die zwei erftern Orte zentbar, weil nad) den Mosbacher Negas lienbuch der Meder bid auf das halbe Waſſer die;

fl Schannar Hiftoria Episcopat. Wormat. pag-5I, '

Kellerei Neckerelz. 87

Zent ſcheidet. Jedoch ſind die auf dem linken Ufer dieſes Fluſſes gelegene Orte in vorfallenden pein⸗ lichen Sachen auch in juͤngern Zeiten dazu gezogen worden, wie bei jedem ins beſondere wird ange⸗ fuͤhret werden.

Die Kellerei, oder das Unteramt Neckerelz hat alſo keine zentliche, ſondern nur die niedere Gerichtbarkeit, jene aber das Oberamt unmittel⸗ bar zu verwalten.

1) Veckerelz. Ein ſchoͤner Marktflecken am rechten Ufer des Neckers, eine halbe Stunde von Mosbach ſuͤdweſtwaͤrts, wird unter den Zugehoͤrun⸗ gen der Abtei Mosbach, welche K. Otto II dem Dom» ftift Worms im J. 976 im Gaue Wingartweibon vera liehen, Aliza genannt ge). In den Urfunden des Kloſters Lorſch heifet e8 aber Alancer Marca in pago Neckergowe, und in pago Wingartheiba Alencer Matrca h).. |

Die Dbergerichtbarkeit darüber wird jederzeit von Mosbach aus verwaltet, Die niedere aber vers fezten die Kaifer nach der Hand mit andern Orten Diefer Gegend, theild den Herrn von Weinfperg , iheild den Edlen von Hirfchhorn. Kaifer Karl IV verliehe aber im J. 1378 dem Pfalzgrafen Ruprecht dem ältern die Erlaubniß: „alle und jegliche Dorfe „uff der Ebene, auch alle Königs Leute, und alles „das in Die Zent Moßbach gehöret, zu löfen. Denn fehon im vorhergehenden Jahre hatte Margas retb Schenfin von Erbach, die an Konrad von Wein⸗ fperg verebelichet, und, mie es ſcheint, auf dieſe Pfandfchaft bewidmet gewefen, Nederelz und Düs

g) Schannar Hiftoria Episcopat. Wormat. in Cod. diplom. num. XXVII. \ k) Codex diplom. Lauresheim. Tom. II, num. 2457 & 2898.

34

88 Oberamt Mosbach,

desheim an gedachten Pfalzgrafen verkaufet). Hanns von Hirſchhorn trug hernach im J. 1395 ſeinen Theil an der Veſte Ellenz der Pfalz zu Lehen auf 6), und übergab endlich im 9.1422 ein Drittel an dieſer Ve⸗ fie, Dem Herzog Dtten von Mosbach mit Des Kur: fürften Ludwigs 111 Bewilligung; Dagegen er Den Weiler zwifchen Aglafterhaufen und Reichartöhaufen Der Pfalz auf Wiederlöfe zu Lehen aufgegeben bat. Solchemnach fam diefes Neckerelz an die Pfalzgräf- liche Linie zu Mosbach, von Diefer aber vermög des im 9. 1479 gefchloffenen Erbvertragg im J.ı500 an Die Kur )).

Zwiſchen dieſem Marftfleden und dem nachfols genden dazu gehörigen Dorfe Düdesheim fliefet die Elzbach vorbei, von welcher der Sieden feinen Na« men hat; fie treibt eine Kurfürftlide Mühle, und fält bei Düdesheim in den Neder. Durch den Drt ziehet die von Heidelberg nach Mosbach in Franken und Sachſen führende erhobene Landftrafe. In Demfelben wird nicht nur der Kurpfälzifche Landzoll Des Oberamts Mosbach, fondern auch der Nederzoll erhoben, welcher lezterer mit der Pfandfchaft von Denen von Hirfchhorn an die Pfalz gekommen ift. Die in dem Flecken vormals befindlich gewefene alte Burg ift ſchon längft eingegangen, und im J. 1602 auf Dderfelben Plaz eine Kellereimohnung erbauet worden. |

Die Bevölkerung beftund im J. 1774 in 117 Familien, die 546 Seelen augmachten. Die Gebaͤu— De in a Kirchen, 2 Pfarr- 2 Schul- 84 burgerlichen und &emeindshäufern, nebft einer Mühle. Die ®emarfung enthält 738 Morgen Acker, 92 M. Win:

:) Acta Compromiſſi in caufa praet. Aur. apud Chlingensperg

pag. 124.

k) Ibid. u defign. jur. territor. &c. fub Ruperto III pag. 116. *

) adj. zur gründlichen Ableinung in der Veldenziſchen Succeſſionsſache 2c, num. 28.

Kellerei Neckerel3z. 89

gert, 134 M. Wiefen, 12 M. Gärten, und 1500 M. Wald, Diefe Waldung ſtehet unter der Obficht des Kurfürftlihen Förfterd zu Obrigheim.

Zu Nederelz war fihon in älteften Zeiten eine Pfarrkirche, Dem heil. Martinus gemweihet, zum Bis⸗ tum Würzburg und in das Landfapitel Bucheim ein- feblägig, auch mit einer Srühemeßpfründe verfehen m). Diefe fiel in der Kirchentheilung Den Reformirten zu, und ift feit dem mit einem eigenen Prediger 'beftellet, der unter der Inſpektion der Klaſſe Mosbach ftehet, und die beiden Derter Düdesheim und Nuftenbach zu Silialiften hat. Ferner befand fich daſelbſt ein Zempelhaus mit einer Kirche. Bei der im XIV Sahrhundert vorgegangenen Bertilgung dieſes Nit- terordens wurden die Güter zur Grundberrfchaft ge: fchlagen , Die Kirche aber fam nach und nach gar in Abgang: endlich brachten e8 Die Katholifchen dahin, Daß ſolche in gegenwärtigem Jahrhundert wieder aufgebauet, und ihnen zum Goitesdienft eingeräu> met worden. Es iſt jezo ihre ordentliche Pfarrfirche Mosbacher Landfapiteld, wozu Düdesheim, Nuften- bach, Obrigheim, Mörtelftein,, der Schredfhof, dag Schlößlein Neuenburg und der Kirfiätter Hof ein= gepfarret find. Die Lutherifchen hingegen müflen

nach Mosbach zur Predigt gehen.

Der grofe Fruchtzehnten hat jederzeit zum Stift Mosbach gehöret. Diefes fchenfte aber den neunten Theil davon im J. 1550 Kurfürften Friedrich II, Deffen Nachfolger, Ditheinrich, ſolchen dem jeitlis chen Pfarrer im J. 1558 zugeleget hat. Am Wein» zehnten hat das Stift Die Hälfte, welche urfprüng: lich dem Erzftift Mainz gehörte, von dem die Herren ron Düren ſolche zu Lehen trugen, hingegen auch wiederum andere Damit begabten. Gerhard von Zalheim, genannt Zollenftein, verkaufte feinen Theil

m) Würdtwein Subfid. diplom. Tom. V, pag. 375«

35

90 Oberamt Modbad,

am Weingehnten in den Dörfern Ellen, Cymeren und Düthensheim , welche er von dem Edeln Grafen Albert von Dürne und der Kirche zu Mainz zu Lehen getragen, im J. 1312 Der Kirche zu Mosbach, wo= gegen-er Dem Erzftift Mainz feinen Hof zu Wefches heim einfezte »). Don der andern Hälfte wird eim Diertel zur Kellerei erhoben, das übrige Viertel trus gen die Herren von Rofenberg vormals von der Pfalz zu Leben, in welcher Eigenfchaft ed jezo der Fürft von Löwenftein befizet. Am kleinen Zehnten gebüb« ren der Kurfürftl. Hoffammer zwei, und dem Res formirten Pfarrer ein Drittel.

Die freie Güter find dag Mosbacher Stiftd- Wittumgut, der grofe Kameral-Frohn- und der Tem⸗ pel Hof. Leztern haben Die Herren von Weinfperg ehemals vom Reiche zu Lehen getragen. Denn R. Ruprecht belehnte Die Edeln Engelhard und Kunz von Winfperg unter andern mit der Vogtye zu El⸗ lenz über der Spittelherren Hof und der Vogtye 3u Burgheim by Moſebach gelegen 0). Der Uns terbeamte oder Keller hat zugleich Die Neckerzollſchrei⸗ berei, ſodann der Oberſchultheis die Zolgegenfchrei> berei zu vertretten. Diefer ift der Vorſtand des Gerichts, welches annoch aus einem Anwald, vier Schöffen und einem Gerichtfehreiber beftehet, die theild aus den Inwohnern von Neckerelz, tbeild aus jenen zu Düdesheim gewählet werden.

2) Düdesheim, liegtnur einige hundert Schrit⸗ te. don vorgedachtem Neckerelz, mit Dem e8 Durch gängige Gemeinfchaft hat. Bei demfelben ift eine Nachenfahrt über den Meder; und in dem Dorfe eine Zollſtaͤtte; nächft Dabei ſuͤdweſtwaͤrts auf einem Berge der Schreckhof, welcher der Kurfärftlichen Hoftammer zuſtaͤndig und erbbeſtaͤndlich verliehen ift.

n) Giudenus Cod. dipl. T. Ill, pag. 84. J eo) Dat. an. MCCCC VIII craſtino purificationis gloriofe Virginis, Marie in Mergentheim,

Kellerei Neckerelz. 91

Nach dem VBerzeichniffe vom J. 1774 war des Dorfes Bevölkerung 61 Familien, in 276 Seelen; die Gebäude befunden in 50 bürgerlichen und ge⸗ meinen Häufern: die Gemarkung in 280 Morgen Meder, 77 M. Wingert, go M.Wiefen, 6 M. Gär- ten, 1198 M. Wald ; wovon der fogenannte SEinfe: leswald von 1050 Morgen der Gemeinde, drei Bes zirfe aber von 148 M. der Kurfürftlichen Hofkam⸗ mer zuftändig find. Man findet in dem Gebirge eis nen rothben Sand, auch Duffkeine, worin fich aller» band Figuren zeigen. |

3) Saßmarsheim. Ein grofes Dorf, auf der Linken Seite des Neders, 2 Stunden oberhalb Mod» bach, wird in einer Urkunde vom J. 774 Has marsheim in pago Neckergowe und Asmaresheim genen= net 2). Es ift auch unter denjenigen Drten begrif> fen, welche 8.:Dtto II mit der Abtei Mosbach dem Domftift Worms im J. 976 übertragen hat. Da bernach die Graffchaft über den Bau Wingarteiba und auf der andern Seite des Neckers die Gegend bis Wimpfen befastem Stifte verliehen worden, fo läßt fich Die Urfache leicht begreiffen, warum zu Haß» marsheim noch urfpränglich Wormfifche Lehen ange- troffen werden. Kin folches hatte Poppo, Graf von Laufen, von den Kaiſern felbft, wozu auch der Kir⸗ chenfaz gehörte. K. Konrad II verfchenfte es im J. 1026 an das Domflift Worms, von Dem es nachges bends an den: Deutfchen Ritterorden mit dem Ber Dinge gefommen ‚' Daß es jedesmal ein Ritterglied deffelben vermannen follte g).

Der vorbei ftröhmende Necker giebt dem Dorfe eine vorzägliche Nahrung, weil darin viele Schifleu> te wohnen, Die Der Nederfahrt berechtiget find, und

p) Cod. dipl. Lauresh. T.II, num. 2431 & 47. 4) Schannar Hiftoria Epilcopat. Wormat. pag. 246.

2 Oberamt Mosbach,

gemeiniglich Zümpler genennet werden. Der Kur⸗ pfaͤlziſche Landzoll wird im Dorfe erhoben.

Nach dem Verzeichniffe vom Jahr 1774 beftand Damals die Bevölferung in 181 Familien, 876 Sees len: die Gebäude in 3 Kirchen, 3 Pfars- 3 Schul- 106 burgerlihen und Gemeindshäufern. Die Ges marfung enthielt 908 Morgen Neder, se M. Wins gert, 131 M. Wiefen, HM. Gärten, 1500 M. Wald, welche fämtlich der Gemeinde gehören und unter der Hute des Förfterd zu Obrigheim ftehen.

Der alten Kirche wird fchon in der Urkunde ge« Dacht, womit K. Konrad Il dem Domftift Worms im J. 1026 feine Befizungen beftättiget hat. Sie ift dem heil. Dionyfiug geweihet »), und in der Kirchen= theilung den Katholifchen zugefalen. Das Freiberra Lich Helmftättifche Dorf Hochhaufen ift Dazu einge⸗ pfarrt. Der Pfarrer wird aus dem Franziskaner⸗ Flofter zu Mosbach beftelet, und ſtehet unter Dem Dechant des Landfapiteld Waibſtatt. Deu Refor- mirten ift in der Thetlung die Kirche in dem Gem⸗ mingifchen Dorf Kälbertöbaufen, welche den beil. : Niklaus und Ulrich geweihet war, zugefallen; fie baben-aber zu Haßmarsheim eine neue erbauet, und jene ald ein Filial Dazu gezogen. Eben fo haben die Lutherifchen auch ihre befondere Kirche mit einem Prediger beftellet, Der zugleich Kälbertshaufen, Obrig⸗ beim und Drei andere geringe Drte zu verfehen bat.

Den grofen Zehnten beziehet der Deutfche Rit⸗ terorden , als eine Zugebör des Patronatrechtd, Das von dem Domftift Worms zu Lehen rühret. In dis teften Zeiten hatte das edle Gefchlecht von Ride, einen Theil am Zehnten s). Den #leinen Zehnten aber geniefet der Katholifche Pfarrer als einen Be⸗ foldungstbeil.

Die Befchreibung der Mosbacher Amtsregalien

r) Ibidem }. e. pag. 26. s) Ibidem und pag. 284.

Kellerei Nederelz. 93

vom $. 1602 gibt und don den Gerechtfamen, wel; he verfchiedene Auswärtige zu Haßmarsheim herge— bracht haben, folgende Nachricht : 1) „Der Deutſch⸗ „orden hat die Pfarr-Kollatur, Kurpfalz aber Das „, Batronat Recht. Item den großen Frucht- und ‚, Weinzehenden auf des Dorfes Seiten allein. Item ‚, am Weinzehenden uff Nederzimmerer Seiten big ‚, gegen Steinbach ein Drittel. Den kleinen Zebenden ,, batdie Gemeinde dem Orden abfaufft. tem hat der », Drden ein Bütgen, dad Gundelheimer Höfcyen ges „, nannt. 2) Das Ritter Stifft Wimpfen im Thal, von ‚, einem vertheilten Hofgut, das Schweizergut ges ‚, nannt, vier Malter Korn. 3) Der zeitlihe In— ‚„ baber von Hornderg am Weinzehenden bis Stein- ‚; bach drei, der Orden zwei , Kurpfalz ein Sechs— „tel. 4) Helmftatt zu Helmfiatt verfchiedene Bült- „Gefaͤlle. 5) Gemmingen zu Guttenberg das Hoch— „und RKleinjagen von Pfalz pfandweiß um 100 Gold: ‚, gulden, fo 1500 verpfändet. tem drei Wiefen ‚, Stuf, wovon 2 dem Pfarrer und eine dem bei» y, ligen zu Necker-Muͤhlbach zuftändig. 6) Ehren» y‚ berger zu Hemsheim ein Hofgut, das Heimshei— mer Höflein genannt. 7) Horneck zu Hochhaufen „haben einige Güter und Gefälle, fodann zwifchen „Haßmarsheim und Hochhaufen eine kleine Gemar— ,, kung , Die Honacher- oder Hanloher Mark, darin der Deuifh-Drden den grofen , und Die Gemeinde „Haßmarsheim den kleinen Zehnten zieher,

4) Obrigbeim. Ein grofes Dorf am linken Ufer Des Nederd, eine halbe Stunde von Mosbach füdmweftwärts, feheinet ſchon von den Römern be: wohnt gewefen zu feyn. Ein Dafelbft gefundener und jezt in dem Kurfürftl. Bebältniffe der Altertümer zu SRannbeim aufgeftelter Stein mit nfchrift £) bewei— fet, Daß gegen Ende des 111 Jahrhunderts dem Heid-

—— —ñ —— —ñ ——

„) Ad. Acad. Palat. Tom.I, pas · 205.

94 Oberamt Mosbach,

nifehen Gott Merkur hier ein Tempel erbauet worden, Vielleicht war Die alte Burg, wovon gleich ein meh» rers, ein Römifches Kaftel zu Bedeckung des Neders ſtroms. | Das Dorf liegt eigentlich im Necdergau, wies wohl einige Urfunden des Kloſters Lorfch folches in den Bau Wingartheiba verfezen wollen. Dieſes Klos fter hatte in Oberecheim zwo Huben u). Mitten im Dorfe auf einer Fleinen Anhöhe fand vormals die alte Burg, welche entweder von den Kaifern felot, oder von den Herzogen des Rhein-Franfeng zu Lehen begeben worden. Ludwig und Herold von ©bernfeim erfcheinen in einer zu Wimpfen Dem Klofter Schönau ertheilten Königlichen Urfunde vom J. 1229 ald Zeugen x). Die Oberherrlichfeit über Diefe Burg und Zugehoͤr gieng bei Zeiten an Die Pfalz über, indem folche fchon Durch den Vertrag von Pa; via dem Enfel und Söhnen Pfalzgrafen Rudolph . 1 zu Theil geworden. In dem Entfheid Kaiferd Karl IV vom J. 1353 ward Pfalzgrafen Ruprecht Dem jüngern der Beweis auferlegt, daß ihm von dem Selde, womit DObernfeim gelöfet worden, etwas gebühre 4). Die Güter und Gefälle, die Damals fchon zu Diefer Burg gehörten, waren bon grofer Wichtigkeit. Das alte Zinsbuch vom J. 1369 gibt folgende Nachricht davon: „Mortelſtatt daz Dorf „, ganz, und ZKirchffärten daz Dorf halbes, Die „gehoͤrent gein Oberfem, und Oberkem daz Dorf „gehoͤret zu in, und Dienent alle dru gein Oberkem uf die Burg, alfo hernach gefchriben ſtet. tem „der dru Dörfer rehte Bede ift alle Jare uf St. „Georgientag 24 Pfund Heller, und zu Erne 13 „Pfund Heller ıc. tem min Herre hat auch gein „Oberkeim falen alle Jar dri Eimer Wind von

#) Codex Jdiplom. Lauresh. T.III, num. 3654. x) Gudenus Sylloge var. diplom. p. 166. y) Notanı. [uper Struvii form. Sucs., Domus Pal, adj. Lit. B.

‚Kellerei Neckerelz. 95

1, Wingarten ıc. tem die Müle da zu Oberfeim „iſt mined Herren, da git man Jars von 42 Malter zr Korn, davon werdent dem von Hirzhorn 20 Mal: „‚ ter ic. Item alles, daz die armen Lüte zu Kirch- „ſteten buwen, daz dienet alles daz Dritteil gein „Oberkeim von dem halben Teil daz mins Herren „daſelbs if. Item waz Wind den von Riechen— „bach, , und den von Mörtelftat jard wirt, davon yr geben Sie jard daz Vierteil gein DOberfeim. tem y, der Zehende groz und klein, an Win, und an Korn zu Oberkeim, zu Mortelftat, zu Kirftetten zwei „, teil fint mind Herren un darzu der Zehente uff dem „Schollenreine ift auch mind Herren, und daz an- „der Dritteil gehört zum Kirchfaze gein Oberfeim, „der ift der Dumherren von der Nuwenſtat von „mines Herren gnaden. tem den Zehnden und Kirchen Sat faufft min Herre Herzog Ruprecht der —„elter um Die von Dberfeim um 600 guldin um ©. yr Martindtag anno Dni. Me, CCCo. LX°, nono. Item min Herre hatzu Oberkeim in der Auwe und „uff dem Schollenberge 41 Morgen Ackers, der ge- „bent Morgen daz Ddriiteil, was Frucht daruf „wechſt, und ız Morgen gebent daz virtel. Item „» 17 Morgen Aderd uff dem Münchveld ꝛc. tem „’ ein Bauhof zu Oberfeim, darin gehörent Sieben: „zig Morgen Aders uff dem Flure gein dem Hohen: „berge, Sıebenzig Morgen Ader in dem Seyte— „rich. Giebenzig Morgen Ader in der Aume gele- „gen ꝛc. tem ſuſt hat min Herre vierzig und ein „halb Morgen Wingerts, Die fint den armen Kuten verlichen „ꝛe.

Zu dieſen Befizungen faufte endlih K. Ruprecht bon Berchtold Vetzer von Oberkeim die Nuweburg zu Oberkeim, ſonſt Hohinrot genannt, und etliche Guͤter, mit Bewilligung Erharts, Biſchofen von Worms, von welchem Stifte eines und das andere zu Lehen ruͤhrte, und empfieng ſolche auch in dieſer

96 | Oberamt Mosbach,

Eigenfchaft im J. 1400 2). Nach feinem Tode ward ©berfbeim die Stadt, und Oberkheim die Vefte zu Herzogs Diten Theit zu Mosbach gefchlagen, bei dem beide auch geblieben, big Diefer ganze Landestheil in Gemäsheit des Erbvertrags vom J. 1479 an die Kur zurüd fiel. Kurf. Philipps gab hernach die Veſte Hodinrot oder Neueburg Erharden von Rofau zu Lehen, welches Gefchlecht big zu feiner im J. 1619 erfolgten Erlöfhung folhe in Befiz gehabt. Wäh- rend dem Dreifigiährigen Kriege belehnte zwar Kurf. Marimilian 1 von Baiern feinen bei der Unterpfälzis ſchen Regierung angeftellten Kanzler, Georg Fries drich t von felbach, Damit, den aber der Weftphälis fche Srieden wieder Davon entfezte. Unter Kurfürf Kart Philipp befam dieſes Lehen Der General, Anton Dtto von Cloſſen, nach deſſen unbeerbten Tod aber ward ed zur Kammer eingezogen und erbbeftändlich verlieben.

Durch das Dorf Obrigheim fliefet Das auf Dem Kirhftätter Hof entfpringende Mühlbächlein, treibet eine Kameralmühle, und fällt unterhalb des Orts in den Nedfer. Durch dag Dorf ziehet die von Heidels berg nach Mosbach in Franfen und Sachfen führende Eandftrafe, wofelbft eine Nachenfähre über den Ne— der beftehbet. Der Yandzoll wird im Drte erhoben.

Im J. 1774 war biefelbft Die Bevölferung 165 Familien ſtark, Die 659 Seelen augmachten. An Ges bäuden waren 3 Kirchen, ı Schule, 118 bürgerliche - und Gemeindshäufer, nebft ı Mühle. Die Gemars fung enthielt 564 Morgen Acker, 35 M. Wingert, 124 M. Wiefen, 15 M. Öärten, 18 M. Weide und 1400M. Wald.

In diefer Gemarkung sine Stunde vom Dorfe, liegt der Rirchftätter , oder der gemeinen Mundart nach, Kirftätter Hof, welcher fonft ein

æ) Schannat Hiſtotia Epiſcopat. Wormat. p. 234.

Kellerei Neckerelz. 97

Dorf gemwefen, wobon, wie oben aus dem alten Zins— buche ſchon angeführet ift, die eine Hälfte jederzeit ein Zugehör der Burg zu Obrigkheim, die andere Hälfte aber ein Eigentum der Herrn von Weinfperg gewefen. Don diefen fam ihre Hälfte vermuthlich durch Heurath mit Lukarde, Wittib Des im J. 1328 verftorbenen Konrads von Weinfperg, einer gebohr» nen von Breuberg, an ihren zweiten Gemahl, Gottfried don Eppenitein. Diefer unterwarf feine Güter zu Kirchenftatt im J. 1339 Pfalzgrafen Rudolph II, und | empfieng folche von ibm zu Lehen a). Jene Eppen» fteinifche Hälfte wurde aber in der Folge an die von Gemmingen vererbt, welche folche im $. 1365 b) an den Kurpfälz. Bogt zu Breiten, Hand Wiprecht von Helmſtatt, genannt von Bifchoffsheim, verfaufet has ben. Den Pfälzifchen Antheil verliehe Kurf. Fries drich 11 feinem Rath, Philipps von Helmftatt,) aus fonderbaren Gnaden eigenthümlich. In dem Schans kungsbriefe vom %. 1545 c) beifet ed: „Den Hof zu „Kirrfetten mit dem Hofhaus, Scheuern, GStällen y, und allem Begriffe ıc. lediglich Das Gelait durch y, die Marf Kırrftetten, das Hagen und Sagen, wie y, 88 die Pfalz von Alterd hergebracht , ausgenome p men. ,,. ®edachter Philipps von Helmitatt ver. glibe fihb im J. 1547 des zum Kirftätter Hof gehoö— rigen Weidganges halber mit der Gemeinde zu Dbs rıgbeim d). Da er aber feine männliche Erben hatte, * gab er diefen Hof feiner an den Pfälzifchen Groshof⸗ meiiter, Hand Bleickard Landfchaden von Steinach, verehelichten Tochter zu ihrem Erbtheil. | Noch im J. 1584 e) beftättigte Pfalzgr. Johann

a) Ada Compromifhi in Caufa Aurelian. apud Chlingenfperg, p-» 114. s) Am naͤchſten Mittwoch nach Walpurgistag. Auf Dienftag nady Reminifcere. ad) Auf Montag nad) Simonis und Judaͤ. e) Den dritten Tag des Wintermonats.

Pf. Geographie. II. Th, ! G

*

98 Oberamt Mosbach), Kaſtmir als Vormund der Landſchadiſchen Wittib die

Jagd zu Kirſtätten, wie ſolche ihr Ehegatte genoſſen,

auf Lebens lang. Philipps Landſchad hinterlies zween Soͤhne, Johann Philipp und Friedrich, Vodann zwo Töchter, davon die aͤlteſte Felicitas an Michael Yuds wig, Freiherrn von Freiberg und Yuftingen, Die jüns> gere aber Dorothea mit Philipps Adam von Dien⸗ beim verebelichet gewefen. Nach Ableben der alten Landfchadifchen Wittib nahm der Sohn des immit- tel8 auch verftorbenen Johann Philipps, Friedrich Bleickard Landfchaden von Steinach, Davon Beſiz; es meldeten fich aber Georg Ludwig und Johann Dleidard von Freiberg und Juſtingen machten Dar» auf wegen ihres mütterlichen Heurathsguts einen Ans ſpruch, und erwirften Durch einen Vergleih vom J. 1595 f), daß ihnen der Hof Kirftätten erb-und ei» gentümlich zufiel. Hierauf erfchienen die übrigen zween Miterben, Friedrich Landfehad zu Eicholzheim und Philipp Adam von Dienheim, mit gleichen An fprüchen. Jedoch verblieb der Hof bei dem Geflecht von ;Sreiberg, von welchem aber Eva von Freiberg, die fih an Marquagp von Helmftatt zu Wagenbach vermählet , Kirftätten wieder auf dieſes Sefchlecht zurüd gebracht hat. Im J. 1629 gab fie Guͤter an verfchiedene Eingefeffene zu Mörtelftein in Beftand, Weil aber aus dieſer Ehe feine Kinder entfprofien, ift der Hof an gedachten Marquards Bruder, or bann Konrad von Helmftatt zu Ehrenberg , gefom- men, welcher von der Gemeinde zu Dbrigheim Das auf den Kirftätter Gütern hergebrachte Weidrecht im J. 1644 abgelöfet hat. Diefer Johann Konrad din» terlied einen Sohn, Wolf Adam, und zwo Töchter, wovon die eine an Georg Chriftoph von Auerbach, und Die andere an Hanne Philipp von Berlichingen verehelichet worden. Leztere wurden Der mütterlichen Erbfchaft halber uneins, und führten Darüber einen

f) Den 291en März.

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Kellerei Nederel;.

langwierigen Rechtsſtreit 5); bis der Bruder germweife mit Tod abgieng, da die Schweftern die Derlaffenfchaft unter fich theilten, und jede an dem Kirſtaͤtter Hof die Hälfte befam. Der Auerbachifche Antheil kam durch Töchter an verfchiedene Häufer, bis die Kurfürftl, Hoffammer folchen mit dem Bers lichingifchen im J. 1768 an fich kaufte, und mit den übrigen Domanialgätern vereinigte. Der ganze Hof enthält nach der neueften Ausmefung 180 Morgen Aderfeld, 24 M. Gärten und Wiefen, fodann 34 M. Waldung, nebft den dazu gehörigen Bebäuden.

Desgleichen liegt auch in der Obrigheimer Ge— marfung Der fo genannte Finkenhof, ein eigenes Gut, welches dem edeln Gefchlecht von Angeloch zu— fändig war. Es verfaufte aber Elifabeth von Ange- loch ihren Hof auf dem Finfenberg zu Oberfeim im 3. 1506 an den Damaligen Lehenträger der Neuen Burg, Erhard don Roſſau, und feine Ehegattin, Ottilia von Lilienftein. Als nun dieſes Gefchlecht im J. 1619 in feinem Mannsſtamme erlofchen, vers Fauften desſelben Alodial- Erden diefen Finkenhof Dem Nitterfiifte zu Wimpfen, welches fich nachge: gends hat einfallen laſſen, die Kurpfätzifche Ober: bothmäfigkeit zu bezweifeln, die es jedoch im J. 1745 wieder anerfannte. |

Bon obigen in Obrigheimer Gemarkung liegens den Waldungen gehören 300 Morgen zu dem Sinfen- hof, der Kurfürftl. Hoffammer 600, und der Ge- meinde 500 Morgen. Darüber ift ein- eigener Foͤr⸗ fter in Obrigheim angefteet.

In dem Drte befand fich fehon vor mehrern Sahrhunderten eine Kirche, die dem heil. Lambert gemweihet, zum Bistum Worms und in dag Erzdias fonat des Probiten zu St. Peter in Wimpfen, dann zum Landfapitel Waibftatt gehörig war Das Pas tronatrecht war jederzeit der alten Burg anffebig ;

4) Kurgermeiße Cod. dipl, Equeßs, T. I, fub rub. Auerbach. r © 2

led

*

100 Oberamt Mosbach,

aber Pfalzgraf Ruprecht I hat in feinem Teftament vom J. 1371 Diefe Kirche Dem. neuen Coflegiatftift zu Neuftadt übertragen. Mörtelftein und Kirftätten gehörten als Filialen Dazu A). In der Kirchenthei- bung fiel folche Den Reformirten zu, Die Darauf einen eigenen Prediger anftellten, Der unter die Mosbacher Inſpektion geböret , und außer Dem Kirftätter Hof fein anderd Drt Daneben zu bedienen hat. Die Ka: tbolifchen haben fi auf dem Rathhaufe eine Kapelle zugerichtet, und folche dem beil. Laurenz gemeibet, find aber Silialiften der Pfarrei Neckerelz, und laſſen nur in Wintergzeiten den Sonn- und Seittäglichen Gottesdienſt Durch einen Franzisfaner aus Mosbach verfeben. Die Lutberifchen haben auch ıhre eigene Bethſtube, gehören aber als Filialiften nach Haß⸗ margheim,

Den grofen Frucht- und Weinzehnten beziehet die Kurfürfti. Hofkammer alein, am fleinen zwei, und der Reformirte Pfarrer dag übrige Drittel. An Sreigütern befinden fich übrigeng noch in der Se» marfung der Kameral: Frohn - der Suner- und der Knappenhof, Dann Die Der geiftl. Verwaltung zuflän- Dige Heiligen- und Srübemeßgüter. Nebſt dem aug einem Scultheife und 4 Schöffen befiebenden Dorfs gericht befindet ſich auch daſelbſt ein Reiſtger Schult> beig und Huͤnerfauth.

5) Mörtelftein. Ein geringes Dorf von 30 bis 40 Familien unterhalb DObrigheim in einem Thale, am lınfen Ufer ded Meder, 2 Stunden von Mods bad. Wie oben aus dem alten Zinsbuche angefüh: set, hies dieſes Dorf fonft Mortelſtat, und gehörte jederzeit zu der Burg Obrigheim. Die Landfchaden don Steinach befaffen e8 eine Zeit lang pfandweis.

Durch den Ort fliefet Das in defien Gemarkung entfpringende Alingenbächlein, und fält in den eine

bh) Schannas Hiltoria Epilcopat. Wormat. p.44

ke - 3* ‘in

Kellerei Nederelz. 101

viertel Stinde unterhalb des ſelben vorbeiffrömenden Neder. Oberhalb desfelben auf dem Berge ziehet die von Heidelberg nach Mosbach führende erhobene Yandftrafe vorbei, in dem Drte aber wird der Zoll Die Gemarkung enthält 329 Morgen Ader, zo SM. Wingert, 36 M. Wiefen, 768 M. Wald und Weide. In diefer Gemarkung befindet fich eine bes fondere Gewand in einem umfteinten Bezirke, Schols lenrein genannt, fo vor Allers ein Meyerhof gemes fen feyn fol. Sie liegt zwifchen der Dbrigheimer und Mörtelfteiner Gemarfung eingefchloffen, und ift vermög Kaufbriefd vom J. 1596 mit Waſſer - und Weidgerechtigfeit, famt allem , was dazu geböret, an die Gemeinde Mörtelftein Fäufich gefonmen 5). Dermalen ift diefer ganze Bezirk zu Wald angelegt, und enthält 480 Morgen Landes. Won den übrigen Walddifiriften gehören der Gemeinde noch zween von 2Io und von 45 Morgen; Die Nederhälten aber von 33 M. der Kurfürftl. Hoffammer. Sie ftehen famtlich unter der Hute Des Ser zu Dbrigheim. Außerhalb Des Dorfes liegt auf einer Anhöhe die alte Kirche , welche dem heil. Georg gemeibet, und fonft ein Filial der Pfarrei Obrigheim gemes fen k). Sie ift in Der Kirchentheilung den Refor⸗ mirten zugefallen, Die folche nunmehr der zum Obers amt Heidelberg gehörigen Pfarrei Afpach als ein Fis tal untergeben haben. Die Katholifchen haben fich auf der herrfchaftlichen Kelter eine Kapelle zugerich» tet, deren ſich auch Die Lutberifchen bedienen. Diefe gehören zur Pfarrei Haßmarsheim, , und jene zur Pfarrei Nederelz als Filinliten. Mit dem Zehnten verhält e8 fich hier wie zu Obrigheim.

;) Vermoͤg des Mosbacher Regalienbuches vom J. 1602. ochannat 1. c. | G3

102 Oberamt Mosbach,

Te

Kellerei Lorbach.

uter den vier Kellereien des Oberamts zähler diefe zwar bie mehrflen Orte, meil fechözehen - Dörfer und vier Höfe dazu gerechnet werben. Sie find aber nur mittelmäfig, und zum Xheil geringe Weiler.

Die hohe Zentobrigkeit über den gröften Theil biefer Drte, war eine Zugebör ded alten Landge⸗ richtes und bed Zent- Oberhofes zu Mosbach; nur Fahrenbady, Zrienz und Robern find urfprüngs lich nach Eberbach zentbar. Die niedere oder vogs teiliche Gerichtbarkeit , wie audy Güter und Ges fälle gehörten theild zur Burg Korbach, theils zur Deutfchorbens- Sommende Horneck, dann den Kids fern Amorbach und Billigheim. Als Pfalzgraf Otto I von Mosbach die Burg Lorbach mit als len Zugehörungen erworben , waren verfchiebene Dörfer mit gebachtem Deutfchorben, mie and das Thal Schefflenz der Vogtei willen gemeinfchafts li); und diefe3 währte über 250 Jahre, bis durch Errichtung wechfelfeitiger Austauſchvertraͤge jene Gemeinſchaſt aufgehoben, und dem Durchlauchtig⸗ fen Kurhauſe Pfalz als oberften Zentherrn auch alle niedere uud Wogteigerechtigkeit allein überlafs fen worden. Hingegen flehet das Dorf Farens bad), dann die fo genannten vier Weiler Trienz , Mobern, Balsbach und Wachenſchwend annoch in einer befondern Verfaffung, die bei jeder Stelle zu bemerken ſchicklich feyn wird,

Kellerei Lorbach. 108

1) Lorbab. Ein grofed ganz mit Bergen ur gebenes Dorf, eine Stunde von Mosbach nordwaͤrts entfernt, koͤmmt nicht nur in der Uebergabsurfunde der Abtei Mosbach an den Bifchof von Worms vom %. 976, fondern auch in dem Karolingifchen Zeit alter unter dem Namen Larbab vor. Im J. 769 fchenften Bero und Adolph einen Manfum zu Larbach im Gaue Wingartbeibas dem Klofter Lorſch, und deſſen Abt Gundeland taufchte achtzehen Tagwerk Acer im Je 792 ein ). Bon der Erbauunggzeit Der Burg ift fo viel gewiß, daß foldhe im XIII Jahrhun— dert fchon beftanden habe. Denn der Grogprior des Johanniterordens in Deutfchland that im J. 1299 Verzicht, Daß er wegen allen Schadeng , den Eber- hard-Ik, Graf von Würtenberg, ihm und dem Dr; den an der Burg Larbach und deſſen Zugebörungen zugefüget, feine Klage weder bei geiftlichen noch welt- lichen Gerichten führen wolle m). Wie num Diefe Burg an den Maltheferosden gefommen und wieder: um veräußert worden fei, ift eine Frage, Die andern zu unterfuchen überlaffen werden muß. Nur zeiget fih ın der Folge, dag Konrad Schenk von Limburg die Veſte Lorbach im J. 1376 Eberhard Iti, Grafen von Würtenberg, halb zu Yehen aufgetragen habe m). Die übrige Hälfte muß alfo ein Eigentum geblieben feyn. Denn Friedrich Schenf zu Limburg und feine Gemahlin Elifabeth von Hohenlohe verfauften im J. 1413 ihr Schloß und Veſte Yorbach , Dann Die Dör- fer, Weiler und Höfe, die dazu gehörten, mit allen ihren Leuten, Gütern, Gerichten, Renten, Gefaͤl— len, Dienften ꝛc., befucht und unbeſucht, ober- und unter der Erde , nichtd ausgenommen, an Herzog

Dtten, Pfalzgrafen bei Rhein ıc. und feine Erben

I) ©. Cod. diplom. Lauresh. Tom. II, num. 2459 2825 & Tom. III, num. 3568 & 3054. m) Senkenberg Selecta juris 'publ. T. II, pag. 270. “n) Ibid. pag. 288. 84

104 Dberamt Mosbach,

um ſiebenthalb taufend Gulden, und da obgedachtes Schloß Lorbach halb von Eberhard Grafen zu Wür: tenberg zu Lehen rührte, hatbefagter Schenk Friedrich dieſe Lehenſchaft anderswo belegt, auch, weil etliche zum Schloß Lorbach gehörige Zehnten ein Leben dee Bifhofs und Domftifts zu Würzburg waren, fich mit ihnen vertragen.

Die Burg Lorbach mit Zugehör war damals an Hand von Hirſchhorn um 4000 fl. verpfändet; Hers 308 Dtto haste aber dieſe Summe fchon zuvor abge: löfet, und. hernach an dem Kauffchilling der 6500 fl. abgezogen. Auf folche Weife kam alfo dieſes ganze Amt an die Pfalzgrafen Mosbacher Linie, bei wels den es fo lang verblieben, big auf derſelben Erlös ſchung ihre fämtliche Befizungen in Kraft des im J. 1479 errichteten Erbvertrages, worin Lorbach die Veſte namentlich mit ausgedruͤcket wird, an die Kur ſiel, und von ſolcher Zeit an als eine beſondere Kels lerei verwaltet ward. Kurfürft Sriedrich III bewid⸗ mete bernach feine zweite Gemahlin, eine , geborne Gräfin von Neuenar, auf Diefed Schloß, welche auch big zu ihrem erft im J. 1602 erfolgten Ableben darin Hof hielt, nachdem er folches fchon im J. 1572 Dazu erweitern, und mit allen Bequemlichfeiten zurichten lafien. Von jener Zeit an ift das ganze Gebäu dem zeitlichen Keller zur Wohnung fo wohl alg zu Beſor⸗ gung Der Amtsgefchäfte und Verwahrung der Kurs fürftlihen Kameralgefälle angemwiefen. Cs ift noch alles in gutem Stande, und dag Schloß ſelbſt mit einem tiefen Graben zu feiner Verwahrung umgeben.

In der Gemarkung nächft bei Sarenbach ent» fpringet das Bängbädlein, treibt etwa eine viertel Stunde don dem Dorfe die Bubenmühle, und fällt zwifchen Burkheim und Mosbach in die Elzbach.

Im J 1774 beſtund das Dorf in 90 Familien, 494 Seelen; 2Kirchen, 2 Schulen, sg Käufern. Die Gemarkung in 1285 Morgen Meder, 298 M. Wiefen, 1400 Morgen Wald ꝛe.

Kellerei Lorbach. 105

Einebiertel Stunde von dem Dorf oſtwaͤrts liegt der Sartelbacher Hof, mwahrfcheinlich ein Ort, mo» von in den Lorfcher Urkunden, Erwähnung gefchie- bet, wo. nämlich im Jahr 788 und in zwo folgen» Den Berleihungen gedachtem Klofter 70 Tagwerf Aek⸗ fer, vier Wiefen ıc in Sadelerhufer marca zugeeig» ne worden 0). Er ift noch wirklich in drei befondere Höfe abgetheilet, welche von der Kurfürftl. Hofkam⸗ mer erbbeftändlich verliehen find.

Don den Waldungen gehören ungefähr 1300 Morgen zu dem Schloß Forbach , mithin der Kurf. Hoffammer, die übrigen 100 Morgen aber theild zu jenem Sattelbacher Hofe, und theils der Gemeinde.

Die alte Kirche ift dem heil. Gallus geweihet, und gehörte jederzeit zum Würzburger Landkapitel Buchheim p). Der Pfarrfaz war der Burg anflebig, und wurde von den Pfalzgrafen ausgeübet. Noch im 3.1504 gab Kurf, Philipp feine Einwilligung zu einem zwifchen Dem Pfarrer zu Lorbach und Dem Fruͤhemeſſer zu Eberbach vorgegdhgenen Tauſch. In der Kirchentheilung fiel folche den Reformirten zu. Sie ift jezo mit einem eigenen Prediger beftellt, der unter dem Inſpektor der Klaffe Mosbach fiebet, und die Dörfer Farenbach und Trienz mit zu bedie- nen bat. Die Katholifchen haben anfänglich ihren Gpottesdienft in dem Kurfürftl. Schloffe gehalten, im %.1763 aber eine eigene Kirche aus gefammelten Almofen gebaut, Die Der Mutter Gottes geweihet it. Die Dfarrei ift einem Franziskaner von Mos⸗ bach übertragen, der zugleich auch jene zu Farenbach mit verfiehet, und zum Landkapitel Mosbach gehöret. Die Lutherifchen find nach Mosbach eingepfarret.

Am srofen Zehnten gebühret der KRurfürftlichen Hofkammer eine, und dem Reformirten Pfarrer die

eo) Cod. diplom. Lauresh. T. II, num. 2451 fggq- pP) Aurthmein Subfid. diplom. Tom. V, p. 375 , wofelbft aber ftatt Lorbach irrig Lorken gefezet wird.

5

i06 Dberamt Mosbad,

andere Hälfte. Eben fo verhält es fich auch mit dem

fleinen Zehntens nur ift Die Rameralhälfte dem zeits lihen Amtskeller zum Benuffe überlaffen. Der Amte- feller vertritt Die niedere Gerichtbarfeit über die zu der Kellerei gehörige ſechszehn Drtfchaften und vier Höfe.

2) Nuſtenbach, ein Weiler oder Dörflein eine halbe Stunde von der Stadt Mosbach nordwärtg, koͤmmt in ältern Urkunden nirgends vor, fondern batte mit Lorbach jederzeit eine ungertsennliche Ver—⸗ bindung, wiewohl Die Dazu gehörigen Güter eine bes fondere Gemarkung ausmachen. Durch daſſelbe lauft dag in Lorbacher Gemarkung aus dem fo genannten Fürftenbrunn ablauffende Bächlein , und fällt unter» halb Mosbach in Die Elz oder Ellen. Im J. 1774 zählte man daſelbſt Familien, 103 Seelen; ı Kas pelle, ı Kirche, ı Schule, 18 burgerliche Häufer. Die Semarfung enthält 147 Morgen Aecker, 35 M. Wingert, 51 M. Wieſen, 328 M. Wald ; wovon 300 Morgen der Gemeinde, die übrigen a8 aber zu den Hubgitern, gehören. Sie ftehen unter Der Hute Des Kurf. Förfters zu Lorbach. |

Daß dieſer Weiler vormald eine eigene Kirche sehabt habe, findet fich nirgends, und wird Deffen auch in der Kirchentheilung nicht gedacht. Jezt aber befindet fich auf der herrfchaftlichen Kelter ein Kath. Kapelle zur Ehre der Allerfeeligften Sottesgebährerin Maria, ald ein Filial der Pfarrei Nederelz. Die Reformirten haben fich gleichfals ein eignes Kirch- fein gebauet, das ebenfalls nur Filial ihrer Pfarrei Neckerelz if. Die Lutherifchen hingegen find nach Mosbach eingepfarret.

Den Weinzehnten beziehet die geiftliche Verwal⸗ tung Namens des Stiftes Mosbach im Witthau und der Muͤhlklinge; Die Kurfürftliche Hoflammer aber im Neuberg und Schlaf. Am grofen Frucht- und Heinen Zehnten bat dDiefe zwei, und jene ein Drittel, welches leztere Dem Ref. Pfarrer als ein Befoldungs-

Kellerei Lorbach. 107

theil uͤberlaſſen iſt. Eine Flur von ungefaͤhr 80 Mor⸗ gen Landes iſt zu dem bei Düdesheim ſchon bemerk⸗ ten Schreckhof gehörig.

3) Burckheim. Ein mittelmäfiged Dorf, drei viertel Stunde von Mosbach nordoftwärts, kommt in den Lorfcher Schenfungsurfunden ſchon verfchies Dentlich vor, und wird bald in den Bau Waldfaze, bald in den Scaflenzer Bau gefezet q). Beides fan befteben, indem jenes derin Das Kurmainzifche Ober- amt Amorbach und die Kellerei Walddürn gehörige Steden DOfter-Burkheim, Das gegenwärtige Pfälzis fche, dag zum Unterfchied gemeiniglich KTecker-Burck- beim genannt wird, Das leztere feyn mag.

Vermoͤg des Lorbacher Saalbuches hat Konrad son Weinfperg dieſes Burdheim bereitd im J. 1353 an Engelhard von Hirfchhorn auf Wiederlöfe ver⸗ kaufe. Da nun Konrad Schenf von Limburg, wel» cher die halbe Burg Lorbach dem Grafen Eberhard von Würtenberg zu Lehen aufgetragen, mit Jutha von Weinfperg vermählt gewefen, fo wird faft glaub. lich, daß gedachted Lorbach mit Zugehör Durch fie an Die Schenken von Limburg gefommen fey.

Meben dem Dorfe weftwärts laufet die von Dals beim herab fliefende. Elabach vorbei, treibt eine Muͤh⸗ le und fezet ihren Lauf nach Mosbach fort. Durch Dafjelbe ziehet auch Die von Heidelberg über Mosbach in Franfen und Sachfen führende Poftfirafe.. Im %. 1774 beflund das Dorf aus 50 Familien, 190 ©eelen; die Gebäude in 2 Kirchen, ı Schule, zo burgerlichen und Gemeindshäufern: die Gemarkung aus 492M.Aeder, 30 M. Wingert, 56 M. Wiefen, AM. Gaͤrten, 4+-M. Weide, 300 M. Wald, welcher ganz der Gemeinde zuftehet.

Vor Alters war die Pfarrkirche in dem Dorfe zur Ehre des heil. Burfhards gemweihet, und zum

4) Cod. diplom. Lauresh. Töm.Ill, num. 3576 & 3581;

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108 Dberamt Mosbach,

Würzburgifhen Landfapitel Buchheim gehörig r). Diefe kom Durch die Kirchentheilung an die Refor⸗ mirten, welche einen eigenen Prediger dafelbft an- gejtelet, und die Kirche zu Sulzbach als ein Filial Dazu gezogen haben. Die Ka:rholifchen haben fich auf dem Rathhaufe eine Kapelle zugerichtet, und den gormaligen Kirchenpatron erwählet, Sie ift ein Fi- lial der Pfarrei Dalheim.

:, Den grofen und kleinen Zehnten beziehet die eeiftliche Verwaltung, Die folhen ums Jahr 1586 von Margaretha Rüdin von Bödigheim, Hanfen Dietrichd Landfchaden von Steinach Wittib, um 4000 fl. zum Stift Mosbach erfaufet hat.

4) Sulzbach. Ein grofed Dorf an der Main- zifchen Bränze, eine Stunde von Mosbach nerdoft« wärtd, mird in den Lorfcher Urkunden einmal in den Nedergau, font aber durchgehends in den Gau Wingartheiba gefezet, und darin einer Haupftfirche gedacht, Die im J 782 und gız mit allem Zugehör gedachtem Kiofter verliehen worden s). Die Dbers bothmäfigfeit gehörte jederzeitzu der Zent, Die vogteis liche oder niedere Gerichtbarfeit aber dem Stift Mos⸗ bach, wie folcher Drt denn auch in Der Schanfungsurs Funde der Abtei Mosbach an das Stift Worms nas mentlich enthalten ift. Um die Mitte des XRIV Jahrh. uͤbergab das Stift Mosbach dieſes Dorf dem zu Wim⸗ pfen auf dem Saal geſeſſenen Koͤnigs-Faut nebſt einem Drittel an den Freveln und einigen Zinſen, um bei da> maligen Fehden von ihm geſchuͤzet zu werden. Die - ſer aber gab jenes Dritteil einem Edelknecht, Kind von Obrigheim genannt. Deſſen nachgelaſſene drei Soͤhne verkauften daran zwei Drittel wieder an das Stift, und dehielten nur den neunten Theil, welchen das Erzſtift Mainz mit der Pfandſchaft des Dorfes

Vurthwe in Subſid. diplom, T. V, p.375 wo es in dem Synodalverzeichniſſe heiſet: Burcken prope Moſsbach. s} Codex diplom. Lauresh. T. II, num. 2463 & 2862.

Kellerei Lorbach. 109

Alenfeld an fich brachte, und die andere zween neun Theile einlöfete, folglich Da$ eine Drittel wiederum ergänzte. Die Vogtei fam in folgender Zeit an dag Stift Mosbach zurüf, und Diefes übergab folche endlih im J. 1326 dem Kurfürften Ludwig V von ber Pfalz 2).

Nahe an Dorfe entfpringt aus drei Brunnen ein Bächlein,, melchesd eine Mahlmühle treibt, und fich in die Jart ergiefet. In dem fogenannten Mosthal findet man Eifenerz, worauf aber noch zur Zeit nur gefchurfet wird. Nach dem Verzeichniffe vom Jahr 1774 beitund damalg Die Bevölkerung in 90 Fami— lien, die 413 Seelen ausmachten; die Gebäude in 2 Kirchen, 2 Schulen, 65 Käufern. Die Gemar: fung enthält 957 Morgen Aeder, 55M. Wiefen und 365 M Wald, welcher der Gemeinde unter der Hute des Börfters zu Dalheim zuftändig. Zwiſchen Sulzbach und der Stadt Mosbach liegt der Anopfbof, wels chen die Kurfürftliche Hoffammer erbbeftändlich ver- lieben hat, Deſſen ganzer Umfang ift befonderg ums feint, wird aber zur Mosbacher Gemarkung gerech- net, und Die Hofbeftänder gehören unter Das Ge— richt Burckheim. |

Die ſchon gedachte uralte Kirche ift dem beit. Martin aeweihet, und in.der Kirchentheilung den Karbolifchen zugefalen, Dermalen aser nur ein Si: lial Der eine ha'he Stunde davon gelegenen Pfarrei des Kurmainzifchen Dorfes Biligheim, Wuͤrzburger Bistums und Mosbacher Landkapitels. Der Got: tesdienſt wird durch einen Franziskaner verfehen. Die Reformirten haben auch eine eigene Kirche er— bauet, Die ein Filial ihrer Pfarrei zu Burdheim if.

Den grofen Zehnten im Hauptfeld beziehet Die Kurmainzifhe Hoffammer, Namens de eingezoge: nen Klofterd Billigbeim. Im fo genannten dritten Blur aber wird folher in Drei Loofe getheilet, woran

») Alles vermög bes Mosbacher Negalienbucpeg,

x

110 Oberamt Mosbach,

die Kurpfaͤlziſche Hofkammer, vormals der Deutſche Orden, die Freiherren von Dalberg, vorhin die Ech— ter zum Stein, und die Pfarrei Dalheim, jedes ein Drittel beziehet.

5) Dalheim. Dieſes groſe Dorf oder Markt⸗ flecken liegt eine Stunde von Mosbach oſtwaͤrts, nnd wird nach der dortigen gemeinen Mundart Dal⸗ lau, auch nur Dalla genannt. Es koͤmmt in den Lorfcher Urkunden bald in den Bauen Wingartheiba und Waldfaze, bald im Scaflenzgaue vor, und beis fet Dalaheim, Daleheim »). Im J. 1371 ver» Faufte Walther von Hohenried, eın Ritter, feinen Theil an Talheim dem veften Knecht Cunz München von Roſenberg. In der Folge bat fo wohl viefer. Marktflecken, als die folgenden beiden Dörfer Auer⸗ bach und Rüderdbach, nur zur Hälfte mit der dog» teilichen Obrigkeit zur Burg Lorbach geböret, und Die andere Hälfte war dem Deutfchen Ritterorden zuftändig, welcher Dafelbft einen Amtmann hielt. Im 5.1416 ward Dalheim, Auerbach und Hasmarsheim der Pfalz verpfändet x), vermuthlich aber der Pfand- fhilling bald- wieder abgeloͤſet. Weil dieſes nun zu verfchiedenen Zwiftigfeiten Anlaß gab, vergliche fich der Deutfchmeifter, Franz Ludwig, ein gebobrner Pfalzgraf, mit feinem Bruder Kurf. Karl Philipp, der in verfchiedenen Orten diefer Gegend beftande- nen Semeinfchaft wegen, wodurch die ganze Vogtei famt mehrern Gütern, Rechten und Gefällen an die Pfalz gelangte.

Neben den Fleden lauft die von Rüdersbach kommende Elzbach vorbei, in welche ſich die Durch den Drt sinnende Brunnbach, wie auch weiter unten

#) Cod. diplom. Lauresh. Tom. II, num.2803 et Tom. III, nuın. 3565 et 3583. . z

x) Ada Compromkffi in Cauda Aurel. apud Chlingensperg pag. 132

Kellerei Lorbach. 111

die Trienzbach ergieſet. Jede dieſer leztern treibet eine Mablmuͤhle. An gedachter Trienzbach iſt vor etwa ı5 Jahren eine Leinen-Zeug Fabrik angelegt wor- Den. Auf beiden Seiten des Sledend ziehen Land— frafen vorbei, die eine nach Miltenberg, die andere nach Würzburg. In dem Drt befindet fich noch ein altes Schloß, fo vormald mit dem Deutfchen Orden ebenfalls gemeinfchaftlich geweſen.

Im $. 1774 befanden ſich darin 134 Familien, Die 549 Seelen ausmachten; ferner 2 Kirden, 2 Schulen 108 burgerliche Häufer und 2 Schäferenen. Die Gemarkung enthält 1433 Morgen Aecker, 58 M. MWingert, 185 M. Wiefen, 1oM. Gärten, 1600M. Wald; von welhem ungefähr 310 Morgen der Kur- furſtlichen Hoffammer, die übrigen 1290 M, aber Der Gemeinde gehören.

Die alte Kirche gehörte zum Landfapitel Buch- heim, und war dem Erzengel Michael geweihet; Kurpfalz hatte daran das Patronatrecht y). Inder Kirchentheilung kam foiche an die Refosmirten, Die Darauf einen eigenen Prediger beftellt, und ihm die Silialfirche zu Auerbach eingepfarret haben. Beide ſtehen unter der Sinfpeftion Mosbach, Die Katho— lifchen haben im J. 1726 eine eigene Kirche zur Ehre der unbefleften Empfängnig Maria erbauet, und zu einer Pfarrei gemacht, wozu Sulzbach und Burk— beim gehören. Vormals war auch eine befondere dem heil, Nikolaus gemweihete Kapelle dahier 2).

Am grofen Zehnten beziebet Die Kurfürfiliche Hoffammer die fonft Dem Deutfchen Drden zuftändig gemwefene Drei Sechötheile, die geiftliche Verwaltung. eineg, und der Reformirte Pfarrer zwei Sechstheile. Steigüter find der fo genannte Kameral- und Deutfch-

3’) Im J. 1502 fagte Kurf. Philippe: datus eft confenfus Dne Ioanni Dryech Plebano in Thally Herpib. Divec. cujus plebanie difpofitio ad nos pertinere dinofcitwr &c.'

æ) Wirdtwein ſubſid. diplem. Teın.V, pag. 375. .

112 Oberamt Mosbach,

Ordens Hof. | Das Gericht beftehet aus einem Dbera ſchultheis und vier Schöffen. *

6) Auerbach. Ein betraͤchtliches Dorf, zwo Stunden von Mesbach oſtwaͤrts, heiſet in den Lor—⸗ ſcher Urkunden Urbach, und kommt ſchon zu Ende des achten Jahrhunderts vor a).

Es gehörte zwar jederzeit zur Mosbacher Zent, Die Vogtei oder niedere Gerichtbarfeit aber war zwi— fhen der Burg Lorbach und dem Deutfchen Orden gemeinfchaftlich, wie bei dem vorhergehenden Sieden Dalheim bemerfet worden. Vermuthlich hat dag in Der Gemarkung entfpringende Bächlein, dag eine Mahlmuͤhle treibet, und oberhalb Dalheim in die Elzbach fält, Dem Drt feinen Namen gegeben. Eine viertel Stunde Davon gehet die von Mosbach nach Adelsheim führende Landftrafe vorbei.

Im J. 1774 beftund die Bevoͤlkerung in 82 Fa⸗ milien, die 381 Scelen ausmachten: die Gebäude in a Kirchen, 70 burgerlichen und gemeinen Häus fern, ı Mühle und ı gemeinen Schäferei. Die Ges marfung enthält 955 Morgen Aecker, 12 M. Wingert, 110 M. Wieſen, SM. Särten, 250 M. Wald, wels cher Der Gemeinde gehöret, und unter der Hute Deg Sörfterd zu Dalheim ftehet. |

Die alte Kirche war dem beil. Kilian, dem alls gemeinen Patronen des Bistums Würzburg,geweihet. Bei der Kirchentheilung kam folche anfänglich gar nicht in Anfchlag, fo wie auch die Kirche zu Dber- . Eicholzheim. Weil nun den Reformirten Die zu Ge⸗ sach ind Loos fiel, wofelbit gar wenige, zu Eicholz⸗ heim und Auerbach aber mehrere Diefer Religion zur gethan waren, verglichen fich beide Glaubensgenoſ⸗ fen dergeftalt mit einander, daß den Kath. Gcrach, den Def. aber Auerbach zu Theil wurde. Da

ie

#) Codez diplom. Lauresh, T. II, num. 2863 & 2878.

Kellerei Lorbach. 113

die Bau- und Unterhaltungsfchuldigfeit diefer leztern Kirche zwifchen den Klöftern Billigheim und Amors bach wegen des beziehenden Zehntens, Dann der geiffe lichen Verwaltung zu Heidelberg wegen der eingezo—⸗ genen Zabrifgefälle bishero im Streit befangen ges blieben, ift folche gänzlich in Verfall gerathen, und als ein Filial der Pfarrei Dalheim einverleibet wor» den. Die Katholifchen haben fib um das J. 1737 auf dem Rathhauſe eine Kapelle zur Ehre Dee heil, Bartholomäus zugerichtet, und ihrer Pfarrei zu Ruͤ— dersbach untergeben, morin alle Drei Wochen Der fonntägfiche Gottesdienſt gehalten wird. Die Yuthes sifchen find nah Mittelſchefflenz eingepfarrt.

Den grofen Srucht- und Weinsehnten beziehen die beiden Klöfter Amorbah und Billigheim , jedes zur Hälfte, den kleinen aber das leziere mit dem Reformirten Pfarrer zu Mittelfchefflenz, Dem eigents» lich die Pfarrei gebühret. Beſagte beide Klöfter ha» ben einen Hof Dahier, wovon jedoch der leztere frohn- und fchazbar ift.

7) Rüdersbah. Liegt zwo Stunden von Mods» bach nordoſtwaͤrts, und wird in neuern Zeiten Kits tersbach gefchrieben. Dortige Inwohner behaup> ten Daß es vormald Kitterfporn geheifen, und von Dem heil. Ritter Georg, als deffen Kirchenpatron, Dann der Durchlaufenden Bache feinen jezigen Nas men berleite. Da es aber in den vorhandenen ältes ften Saal- und Ragerbüchern anders nicht ald Ri dersbach genennet wird, fo feheinen jene Herlei— tungen erdichtet zu feyn,. Sin dem Würzburger Sy= nodalbuch von 1453 heifet der Ort Rudelsbach b). Er hatte anfänglich feine Verbindung mit der Burg Lorbach. Denn eine Hälfte befafen Die Rüden von Bödigheim, und Dieandere der Deutfche Ritterorden.

4) Würdtmwein fubfid. diplom. Tom. V, pag. 373.

Pf. Deograpbie. II.Th. 5

114 Oberamt Mobbach,

Es verkaufte aber Johann Ruͤd der aͤltere im J. 1440 und Wilhelm Ruͤd im J. 1481 jeder feinen ſechsten Theil am Dorfe Rüdersbach den Herzogen Dtten von Mosbach c). Auf eben ſolche Weife fcheinet au Das übrige Sechstel erworben worden zu feyn. Die Hälfte des Deutfchen Ordens ift erft mit Dalheim an die Pfalz gefommen.

Durch das Dorf fliefet die Elzbach, und betreis bet oberhalb defjelben eine Maplmühle. Im J. 1774 zählte man bier 39 Familien, 214 Seelen, ı Kirche, 2 Schulen, 36burgerliche und Gemeindshaͤuſer. Die Gemarkung enthält 861 Morgen Meder, 140 M. Wies fen, 12 M. Öärten, 140 M. Wald und Heden, 100» von go Morgen der Gemeinde, die übrigen 60 aber gu den Hubgätern gehören. Sie fliehen unter Der Hute des Förfterd zu Lorbach.

Die Kirche fol fihon im J. 1316 von den Gebruͤ⸗ dern Heinrich, Cunz und Hans von Biligrin erbauet, und mit reichlichen Gefällen begabet worden ſeyn. ©ie gehörte ebenfald zum Würzburgifchen Landfas pitel Buchheim d), und dag Patronatrecht war der Burg Lorbach anklebig. In der Kirchentheilung fiel folche in dag Loog der Katholifchen,, Die Darauf eis nen Pfarrer, Der unter dem Mosbacher Landfapitel ftedt, angeordnet haben. Der Pfarrei ift der Mucken⸗ thaler Hof einverleibets es werden aber auch Die beis Den Kapellen zu Auerbach und Ober-Eicholzbeim bitt- weife Daraus verfehen. Die Neformirten haben auf ihrem Schulhaufe eine Bethftube zu ihrem Gotted- Dienfte eingerichtet, in welcher Durch den Pfarrer zu Dber-Eicholzheim gepredigt wird. Die Lutherifhen find nach Unter-Schefflenz eingepfarrt.

Am grofen und Fleinen Zehnten beziehet der Ka⸗ sholifche Pfarrer die zur Kirche gehörige zwei Drit-

, +) Ada Compromißs in. Cauſa Aurel, apud Chlingenfperg pag. 127 qq. \ d) Würdtmein I. c.

Kellerei Korbach, 115

tel, Das übrige aber die Rurfürftlihe Hofkammer, welche ed von Dem Deutfchen Drden befommen.

8) Muckenthal. Ein beträchtliches Hofgut zwi⸗ fchen Rüdersbach und Trienz , war vor Drei Hundert Jahren ein Weiler oder Dörflein, und machte eine befondere Gemeinde aus, Die fo gar bei den Zent- und Ruggerichten aufgerufen wurde. Weil die Guͤ— ter aber unmittelbar zur Burg Lorbach gehörten, ward Daraus ein Meyerhof gemacht, und hernach an den Provianttommifjär des Schwäbifchen Krei= ſes, Johann Heinrich Pettenfofer, im 3. 1694 erb⸗ beftändlich verliehen. Die Kurfürfilihe Hoflammer föfete aber vor etwa 20 fahren Den ganzen Hof wien der an fih, und hat folchen dermalen auf fichere Jah⸗ ge verpfachtet, wiewohl durchgehende Dafür gehalten wird, daß es beſſer wäre, wenn Daraus eine förmliche Dorfgemeinde gemacht, und die Güter zum Eigen« sum begeben würden. Es wohnen nun auf dieſem Hofe bei 10 Familien, in 9 Hofhäufern. Die Ges marfung enthält 244 Morgen Meder, 522 MR. wilde Heide, fo nur alle ro Jahre zu benuzen, 13 M. Gu—⸗ te, und 67 M. Waldmwiefen, 24 M. Gärten, nebſt 492 M. Wald. Die zum Hof gehörige Schäferei iſt beträchtlich‘, und des Uebertriebs in Die Auer- und Rüdersbacher Gemarkung berechtiget. Als der Deut⸗ fche Orden an Dalheim und übrigen Dörfern mit Kurs pfalz noch in Gemeinfchaft fand, gab ed wegen Die» fem Weidgang Bwifligfeiten, die zwifchen Kurf. Lud⸗ wig VI und dem Deutfchmeifter, Heinrich -von Bo» dendaufen, durch einen Vergleih vom J. 1378 in Guͤte beigeleget worden find. Ä

Der Kirchenzuftand verhält ſich auf diefem Hofe, wie zu Ruͤdersbach, mohin auch derſelbe mit Der nie⸗ dern Gerichtbarfeit gehörig if.

Zwifchen dem Muckenthaler Hof und dem Dora

e Grumbach liegt auch der fo genannte Rinecks Hof, er ebenfald unter Dem Bericht a. ſtehet, 2

116 Dberamt Mosbach,

fo viel die perfönlihe Handlungen anbelangt, Die Guͤter felbft aber gehören unter dag fo genannte Wuͤ⸗ ftengericht, wovon bei Grumbach ein mehrers. Im %.1774 wohnten zwo Familien Darauf in zwei Häus fern, mit Scheuern und Stallungen. Die Gemarkung überhaupt beträgt 212 Morgen Landes grofe Mafung.

. Endlich liegt auch in eben Diefer Gegend annoch das Winden Mannleben-Gur, welches vermög Der im J. 1751 vorgenommenen Erneuerung und Ausmeffung über 28 Morgen Landes beträgt, und von der Kurfürftl. Hoffammer erbbeftändlich verlie« ben ift.

9) Bber-Schefflens, ein groſes Dorf, drei Etunden von Mosbach oftwärts entlegen, hat Auer» bach gegen Wert, und Rüdersbach gegen Nord. Drei Drte gleiches Namend werden Durch Die Vorwoͤrter Dber, Mittel und Unter von einander entfchieden. In den Urfunden des Kloſters Lorfch wird Derfelben unter dem allgemeinen Namen Scaflenzia und Scaf: lenzer marca gedacht, ja fo gar die umliegende Ges gend als ein befonderer Sau Scaflenzgowe davon benennet ce). Dermalen heifet diefer Strich Landes indgemein Schefflenzer Thal.

In der Schanfungsurfunde der Abtei Mosbach an dad Domſtift Worms ift Scaflenza zwar auch unter den Drten, die Dazu übergeben worden find. Allein alle drei Dörfer gehörten unmittelbar den Kai— fern und dem Reiche. Doch fcheinen die Erzbifchöffe von Mainz der zum Klofter Lorfch gehörigen Güter fihb auch angemaffet zu haben, indem Konrad der ältere und Engelhard von Weinfperg, weil. Konrad des ältern Sohn, befennen im J. 1313 vom Erzbi⸗ fchoffe Peter zu Mainz 200 Pfund Häller empfangen zu haben, welche auf ihren fämtlichen Gütern in den

e) Cod. diplom. Lauresh, Teın. IL, num. 2861 ſqq. Toms LI, num. 3578 fgg-

Kellerei Lorbach. 117

drei Dörfern Scevelenze gehaftet, und fie von ge> dachtem Erzbifchoffen zum Burglehen erhalten ha» ben f). Alle drei Dörfer wurden von den Kaifern an befagte von Weinfperg verpfändet, und von den Mainzer Erzbifchöffen eingelöfet. ‚Im J. 1367 er⸗ theilte Kaifer Karl LV dem Erzbifchoffe Gerlach die Erlaubniß, das von den Herren zu Weinfperg eine gelöfete Dorf Obren Schevelenze mit Mauern und Gräben zu umfangen, einen Wochenmarft darin an» zulegen, Stod, Galgen, Halseiſen und alle andere bobe und niedere Gerichte zu haben, wie dann die— felbe Stadt Schevelenze alle Freiheit, Recht und Gna= de der Städte Heilbrunn und Wimpfen geniefen folls te g). Diefe Begünftigung ift aber nicht in Erfuͤl— lung gefommen, fondern mehr genannter Kaifer hat im 5.1378 dem Pfalzgrafen Ruprecht Terlaubt die Dörfer Schefflenz, und dazu alle und jegliche Dorfe auf der Ebene, auch alle Röniesleute, und alles das in die Zent Mosbach, und in die Stüber Zent zu Reichards- haufen gehöret, löfen zu dörfen. Hiedurch fam die zentbare oder hohe Obrigkeit an die Pfalz, die Vog— tei oder niedere Gerichtbarfeitaber war zwifchen dem. Erzbistum Mainz und den Befizern der Burg Lorbach gemein. ABS hernach Pfalzgraf Dtto von Mosbach dieſes Lorbach mit aller Zugehoͤr fäuflich an fich brache te, erhielt er auch damit ein Drittel der Vogtei Im den drei Dörfern Schefflenz, und nachdem deſſelben fämtliche Befizungen mit der Kur vereiniget worden, haben Mainz und Pfalz fih miteinander verglichen, Daß erfiere Kur zu Ober- und leztere zu Unter-Scheff= lenz einen Reifigen Schultheifen zu beftellen, und diefe mit den Drei Vorftänden der Dörfer wechſels— weiſe zu regieren haben follen.

Endlich ward vermög eines im J. 1653 errich»

fl Gudenss Cod. diplom. T. III, p. 90. 3) Ibidem 1. c. pag. 470.

N 3

118 Oberamt Mosbach,

teten Vertrags auch der Mainzifche Antheil ber Vog⸗ tei an Kurpfalz für allezeit abgetretten A).

Neben dem Dorfe DOber-Schefflenz wo die zu ©Oros-Eicholzheim entfpringende Lenzenbady vorbei, treibt eine Mahlmuͤhle, und fezet ihren Lauf nach Mittel-Schefflenz fort. Durch das Dorf ziebet eine gemeine, aufferhalb aber die ordentliche Yandfirafe ‚nah Buchheim und Amorbach. Die Bevölkerung be- fund im J. 1774 in 123 Familien, 463 Seelen: die Gebäude in 2 Kirchen, 3 Schulen, 75 burgerlichen und Semeindshäufern. Die Gemarkung enthält 1195 Morgen Meder, 160M. Wiefen, 24 M. Gärten und 300 M, gemeine Waldung, welche unter der Hute Des Förfterd zu Dalheim ftehet.

Schon im J. 827 wird einer Kirche, Bafılica im Scaflenzia, gedacht 5). Es iſt aber ungemiß, in wel—⸗ chem der drei Drten folche beftanden habe. Nach Dem Würzburger Synodalverzeichniß vom $. 1453 k) war fowohl zu Dber-Schefflenz, ald zu Unter-Scheff> lenz eine folche Kirche, und erftere dem heil. Kilian, als ded Bistums Patronen, geweihet. Sie gehörte zum Landfapitel Buchheim, und der Abt von Amor» bach hatte den Pfarrſaz. In der Kirchentheilung fiel folhe den Katholifchen zu, und ift Dermalen ihre eigentliche Mutterfirhe. Der Pfarrer ftehet jezt unter dem Landfapitel Mosbach, und hat nebft Mit⸗ tel- und Unter-Schefflenz auch das dem Grafen von Riaucour mit der Vogtei zuftändige Dorf Unter-Ei> cholzheim mit zu verfehen. Die Reformirten haben Dafelbft eine eigene Kirche aus gefammelten Beiträ= gen erbauet, Die aber nur ein Filial ihrer Pfarrei zu Mittel-Schefflenz if. Die Lutherifchen haben fich ebenfalld eine Betftube Dafelbft zugerichtet, welche

b) ©. Lunigs R. A. Spicil. ecclef. Fortſezung ı Theile, ._ Pag. 159, num. 137.

#) Cod. Lauresh,. Tom. II, num. 2861.

k) Würdrwein ſubſid. dipl, Tom.V, pag: 375.

Kellerei Lorbach. 119

von ihrem Pfarrer zu Unter- Schefflenz beſorget wird.

Am groſen Zehnten beziehet das Kloſter Amor⸗ bach eine Haͤlfte, die andere aber der Freiherr von Ruͤd zu Boͤdigheim und der Graf von Riaucour, welcher dieſen Antheil von dem Freiherrn von Adels⸗ heim an ſich gebracht. Am kleinen Zehnten beziehet jeder dieſer beiden einen vierten Theil, die andere Haͤlfte aber genieſet der Katholiſche Pfarrer.

Freiguͤter ſind die Pfarr- und Wittum-Guͤter; ſodann ein Gut des Grafen von Riaucour, das vorhin die von Berlichingen ingehabt, und vermuth⸗ lich dasjenige praedium in Scaflenze iſt, welches DBligger und Kunrad von Steinahe fhon im J. 1174 von Heinrich Grafen von Lauffen zu Afterlehen, und Diefer von dem Domftifte Worms, flatt der dem Rlofter Schönau zugeeigneten Güter, zu Lehen getra> gen bat HD. Das Dorfgericht und Siegel ift mit den nachfolgenden zween Orten gemeinfchaftlich.

10) MWittel-Schefflenz, auch ein beträchtlicheg Dorf, wiewohl gegen das vorhergehende und folgen» De das geringfte, bat mit beiden in einer ungetrenns ten Verfaffung geſtanden, hiemit auch gleiche Schick⸗ fale geh abt. Durch dag Dorf lauft die fehon erwaͤhn⸗ te Lenzenbach, und treibt eine Mahl- und Saͤgmuͤhle. Auch ziehet die von Heilbrunn und Nedersulm auf Amorbach und Miltenberg führende ordentliche Lands firafe Durch Daffelbe. Im J. 1774 wurde ed von 99 Jamilien, 348 Seelen bewohnet. Darin waren I Kirhe, 1 Schule, 58 burgerliche und Gemeindshaͤu⸗ fer. Die Gemarfung enthält 1185 Morgen Aeder, 108 M. Wieſen, IHM. Gärten und 300 M. Wald,

- welcher ebenfalld der Gemeinde zuftändig, und unter

Der Hute des Förfterd von Dalheim ſtehet. Es fin»

une: „of .

D Gudenus Sylloge var, diplom, 30,

24

120 Oberamt Mosbach,

det ſich darin Eiſenerz, das aber noch zur Zeit nicht benuzet wird.

Die Kirche war dem heil. Erzengel Michael ge— weihet. Da derſelben in Dem angezogenen Syno— Dal: egifter feine Erwaͤhnung geſchieht, fo ſcheinet an fänglıch nur eine Kapelle Dafelbft gewefen zu feyn, wovon noch eine Mauer am Rathhaufe fichtbar iff. Dermög der Mosbacher Regalienbefchreibung hatte Der Abt des Klofterd Amorbach ebenfalld das Patro« natrebt. Diefe Kirche ift in der Theilung den Res fo: m:rten zugefallen, welche daſelbſt ihre Pfarrei für Das ganze Schefilenzerthal errichtet, und Darauf ei» nen eigenen Prediger beftellt haben, der unter die Anfpeftion Mosbach gehöret, und nebft gedachten Drei Scheiflenz auch das vogteiliche Dörflein Eicholza beim mit zu verfehen bat. Die Katholifchen pfars ren nach Ober- und die £utherifchen nach Unter-. Schefflenz.

Am groſen Zehnten beziehet das Kloſter Amor⸗ bach eine, und das Wuͤrtenbergiſche Stift Meckmuͤhl die andere Hälfte; den kleinen aber genieſet Die Ges meinde und der Reformiste Pfarrer zu gleichen Zheilen.

11) Unter-Schefflens liegt eine halbe Stun« de weiter unten, und nur zwo Stunden von Mos— bach ofiwärtd. Durch dad Dorf fliefet Die bei vor» bergehenden beiden Drten ſchon bemerkte Bach, treibt Die ſo genannte Kelchen-Mahlmüphle, nebft einer Oehl⸗ muͤhle, lauft ſodann nach Kazenthal und faͤllt zu Untergriesheim in die Jaxt. Desgleichen ziehet die von Mosbach über Würzburg in Franken und Sach» fen führende PBoftftrafe Dadurch. Die Inwohner theils ten fih im %. 1774 in 118 Familien, die zufammen 414 Seelen ausmachten. An Gebäuden waren 2 Kirchen, ı Schule, 78 burgerliche und Gemeinds— bäufer, 2 Mühlen und 1 Schäferei. Die Gemar- tung enthält 1521 Morgen Meder, 5 M, Wingert,

Kellerei Lorbach. 121

186 M. Wiefen, 28 M. Gärten, und 325 Morgen Wald, mit welchen es die vorhin bemerkte gleiche Befchaffenheit hat.

An dem Würzburger Synodalregifter wird der Kirche zu Unter-Schefflenz gedacht, und felbige in das Landkapitel Buchheim verfezet. Vermoͤg der Mosbacher Regalienbefchreibung hatte vormald das Stift Mosbach den Pfarrfaz. Diefe alte Kirche num fiel den Keformirten in. der Theilung zu, die ſolche aber der Pfarrei Mittel-Schefflenz als ein Filial ein» perleibet haben. Die Katholifchen haben fich eine Kapelle zur Ehre der Allerfeeligften Jungfrau Maria auf dem Rathhaufe eingerichtet, worin alle Drei Wo— chen einmal Gottesdienft gehalten wird. Hingegen haben die Ev. Lutherifchen Dahier eine Pfarr- und Mutterfirche, mit einem Prediger für alledrei Scheff> lenz, wohin auch Auerbach und Grog-Eicholzheim eingepfarret find.

Am grofen Zehuten beziehet Die geiftliche Ver— waltung Namens des Stiftd Mosbach eine, Die Stiftshuͤbner oder Hofleute aber Die andere Hälftes desgleichen find leztere an dem kleinen Zehnten be= theiligt, die andere Halbfchied aber geniefet Der Res formirte Pfarrer, und den Glockenzehnten der Ref. Schulmeiſter.

Die drei Doͤrfer Schefflenz haben nicht nur ein gemeinſames Dorf- ſondern auch ein beſonderes Fre— vel- und Hubgericht. Dazu iſt ein Oberſchultheis, ein Anwald und ſechs Schöffen, aus jedem Dorfe zwei, beftellet. Das Gericht führet im Siegel dag Pfalzbaierifhe Wappen mit der Umſchrift: Schef> lenzer Dreyer Dorf Gerichts-nfiegel.

ı2) Fahrenbach, ein Dorf, dag zwo Stunden von der Stadt Mosbach nordwärtd entlegen,, geboͤ—⸗ ret nicht, wie fämtlich vorhergehende, in peinlichen Srevelfachen unter die Mosbacher, fondern unter die Eberbacher Zent. Weil felbiged aber mit allen übris

25

"122 Oberamt Modbach,

gen Gerichtsfaͤllen der Kelerei Lorbach untergehen ift, fo ift hier auch der Ort Davon zu handeln.

Vermuthlich war Die Vogtei fehon von jeher ein Zugehör der Burg Lorbach. Die von Hirfchhorn ers hielten daran die Hälfte zu Lehen, und als diefeg Geſchlecht im Mannsſtamme erlofchen war, die weibli- chen Abfömmlinge aber Die Burg Zwingenberg mit Zugehörungen ald ein Erblehen anfprachen, ward Die halbe Vogtei zu Fahrenbach Durch Die Goͤler von Ravensburg in Befiz genommen. Als aber der Frei» berr von Wiefer mıt gedachtem Zwingenberg belehnet, und wieder Davon dverdrungen wurde, entdedte fich erft, Daß Fahrenbach niemalen Dazu gehöret habe, fondern die halbe Vogtei jederzeit ein befonderes Mannlehen gewefen fey, welche auch big jezo den Grafen von Wiefer verblieben ift.

Neben dem Dorfe fliefet die Trienzbach vorbei, welche zwo Mühlen treibet, und bei Dalheim in Die Elzbach fällt. So dann rinnt auch Das Seebächlein vorbei, und fält bei Serach in den Neder. Im J. 1774 fanden fich hier 58 Familien, 326 Seelen, 2 Kirchen, ı Schule, 47 burgerliche und Gemeinde» bäufer, nebft obigen 2 Mühlen. Die Gemarkung enthält 243 Morgen Neder, 74 M. Wiefen, 9M. Bärten, 143 M. Waldung , welche zum Theil zwi: ſchen den Kurfürftlichen und den Graͤflich Wieferis fhen Unterthanen gemeinfchaftlih, theils aber zu einen und andern Gütern befonderd gehörig, und zwar unter der Hute des Kurfürftlichen Förfterd zu Lorbach.

Die Kirche diefed Dorfes, deren in dem Wuͤrz⸗ burger Synodalregifter noch nicht gedacht wird , hat den heil. Jakob zum Patronen, und ift in der Their. lung den Katbolifchen zugefallen. Weil aber für den Pfarrer fein Unterhalt vorhanden , ward die Pfarrei nach Lorbach verlegt, und fo wird bishero nur alle 14 Täge Gottesdienſt darin gehalten. Die Refor: misten haben auch eine eigene Kirche, find aber nur

Kellerei Lorbach. 123

Filialiſten von Lorbach, und die Lutheriſchen von Mosbach. |

Am grofen und Fleinen Zehnten beziehet Die Kurs fürftl. Hofkammer eine, und Der Katholiſche Pfarrer Die andere Hälfte. j

13) Robern, ein Weiler, drei Stunden von Mosbach nordwaͤrts entfernet, ift vielleicht Diejeni» ge Villa Rodinsburon in pago Wingartheiba, wo⸗ feldft ein gewiffer Herewart im J. 813 alle feine Be- fizungen dem Klofter Lorfch übergeben hat m), und bernach Roborn geheifen. Diefer und die folgen» Den zween Weiler, Baldbach und Wachenfchwend, ftunden jederzeit in einer engen Werbindung, und schörten in peinlichen Fällen zur Bent Mudach, in bürgerlichen aber halb zur Burg Lorbach, und halb zur Burg Zwingenberg, zwifchen welchen Die Vogtei und Die Unterthanen ——— waren. Nur der Kurpfalz allein zuſtaͤndige Hof zu Robern gehoͤrte in die Zent Eberbach. Dieſe drei Weiler nebſt dem folgenden Doͤrflein Krumbach hatten ein beſonderes Ruggericht, das man Bodending nannte, und vier⸗ mal im Jahre zu halten pflegte. Es war mit neun Schoͤffen beſezet, wovon drei Lorbachiſche und drei

wingenbergiſche von Roborn, dann drei von Krum⸗

ach gewaͤhlet wurden.

In der Gegend finden ſich einige zur alten Burg Lorbach gehörige Feldlehen, 13 an der Zahl, welche man die Wüften-Büter nennt, die alle Frohnfrei find. Der Zehnten Davon ift fonft zum Theil Kur» pfalz, zum Theil dem Deutfchen Orden, und zum Zheil der Kirche zu Ruͤdersbach. Die Steuer aber gebühret Kurpfalz allein, und die Inhaber find Der« ſelben mit fonderbaren Pflichten zugethan. Nach dem

wm) Cod Tradit. Lauresh. T.II, num. 2847. Es fünnte je doc, diefes von Ruͤdersbach gelten, ald welches in dem geiftlihen Lehenbduche Audersbure genannt wird,

124 Dberamt Mosbach,

alten Herkommen ſoll zweimal im Jahre, durch den Kurfuͤrſtlichen Schultheis von Roborn zu Krumbach unter einer Linde das Wuͤſte Gericht gehalten, zu Richtern aber zween von Krumbach, zween von Wa⸗ chenſchwend, zween Mainziſche von Limbach und ei— ner aus dem Ritterſchaftl. Dorf Laudenberg gezogen werden.

Im J. 1774 enthielt dieſer Ort 24 Familien, 163 Geelen, 23 Wohnhäufer, ı Mühle und ı Schäferei, Die Semarfung 293 Morgen Aeder, 124 M. Wies fen, 14 M. Särten, go M. Weide, 95 M. Wald. Bon diefer Waldung gehören 60 M. der Gemeinde, Das übrige zu den Gütern, und ſteht alles unter der: Dalheimer Forfihute. Der ganze Weiler war, wie beide nachfolgende, jederzeit in Huben abgetheilt, wovon die Hälfte nach Lorbach, Die.andere aber nach ‚Biwingenberg gehörte, Der Kirchenzuftand ift der naͤm⸗ lihe, wie zu Trienz.

Die Hubgüter find alle Zehntfrei. Vormals hat Das Klofter Amorbach den Zehnten bezogen. Als aber ein Mönch deſſelben einer jungen Hubnerin unge» bührliche Zumuthungen gemacht , hat das Klofter zur Genugthuung ewigen verzicht thun müffen.

14) Balsbab, ein vierthalb Stunden bon Mosbach ebenfalld nordwaͤrts entlegener Weiler von 24 Wohnungen, Durch welchen die von da nah Mils tenberg ziehende Landftrafe führet. Die Bemarfung enthält 213 Morgen Meder, 72 M. Wiefen , 1o M. Gaͤrten, 100 M. Weide, SM. Wald. Es find eis gentlich sehen ganze Hubgüter,, wovon fuͤnf nach Lor⸗ bach, und eben fo viel nach Zwingenberg gehören; Dermalen aber meifteng in halbe vertheilet find. Nebft Diefen Huben liegen auch. zwei Wüften Güter in der Gemarfung, eind dag Ruprechtd- das andere Mar- quartdgut genannt.

Den srofen und kleinen Zehnten beziehet dag Klofter Amorbach; ein Drittel am fleinen aber ge» niefet Der Pfarrer zu Limbach von gedachtem Klofter.

Kellerei Lorbach. 125

15) Wacheifchwend , der dritte gemeinfchaft: liche Weiler, in gleicher Entfernung von Mosbach, dem vorigen gegen Abend gelegen , ift zo Wohnun: gen ſtark, und hat eine Kapelle, Die Gemarkung enthält 186 Morgen Aecker, 46 M. Wiefen, 9 M. Gärten, 100 M. Weide, 150 M. Wald. In Anfes hung der Religion ſind in dieſem Weiler lauter Ka— iholiſche, die bereits im J. 1740 eine Kapelle zur Ehre des heil. Wendelins erbauet haben, wobei ein Einſiedler wohnet. In Betref des Zehnten hat es gleiche Beſchaffenheit mit Balsbach, mit welchem Wachenſchwend auch ein gemeines Dorf- und Feld— gericht hat, das aber Doc von dem eigentlichen Vier Weiler-Gericht abhangt.

16) Trienz. Ein Weiler von 16. Häufern, zwo Stunden von Mosbach nordwärtd, hat zu Nachbarn gegen Oſt Rüdersbach und Mudenthal; gegen Sid Dalbeim und Burfheim, gegen Welt Sahrenbach, gegen Nord Krumbach und Robern; war auch, wie das Dorf Fahrenbach jederzeit wegen der hohen Obrig- £eit und in Frevelfachen zur Zent Eberbach, mit der Vogtei aber zur Burg und dermaligen Kellerei Lors bach gehörig. Die Gemarkung enthält 250 Morgen Aecker, 96 M. Wiefen, 3 M. Bärten, und 334 M. Wald. Der Weiler hat vormald zum Kirchfprengel Fahrenbach gehöret; bei entitandener Reformation aber haben die Katholifchen fich in die Kurmainzifche Pfarrei Limbach begeben, Die Reformirten nach £or- bach, und die Lutherifchen nah Mosbach. Den grofen und kleinen Zehnten beziehet das Kloffer Amorbad.

17) Krumbach, eine Stunde von.dem vorher: gehenden, und Drei Stunden von Mosbach nord: waͤrts entfernt, fol dasjenige Arumbenbach fenn, wofelbft das Klofter Lorſch ſchon im XII Jahrhun- dert gehen Huben Landes befeifen, und folche zu Den

126 Oberamt Mosbad,

Einfünften des Abrinsberges angemwiefen hat 5). Der Weiler hat zwar mit der vogteilichen Gerichtbarfeit jederzeit zur Burg Lorbach, fo viel die fraisliche Obrigkeit aber anlangt, in die Kurmainzifche Zent Mudach gehöret, bis Diefed Recht an Kurpfalz abs getretten worden if. Die aus Balsbacher Gemar⸗ kung berab rinnende Trienzbach, treibet hier eine Mühle. Der Ort beftehet aus ıg Familien, 15 Häus fern, ı Mühle und ı Schäferei. Die Gemarkung 145 Morgen Meder, 04 M. Wieſen, 24 M. a

Mit dem Kirchenweſen bat es bei allen drei Res tigionen Die nämliche Befchaffenheit, wie zu Trienz, und mit Dem Zehnten, wie zu Balsbach. Die Kurs fuͤrſtliche Hofkammer befizet dahier ein fogenannteg

fles But, und es wird auch in dem Weiler un» ter einem Lindenbaum das Wüfte Gericht gehalten, wovon bei Robern Meldung getban worden.

Zent und Kellerei Eberbach.

Hirt erfireckt fi von den beiden Ufern des | Neckers in das Odenwaldiſche Gebirg,: zwis

fhen der Grafſchaft Erbach, der Kellerei Lorbach und Neckerelz, auch zum Theil der Stüber Zent im Oberamt Heidelberg. Die Zent ift von der Kellerei unterfchieden. Denn zu jener gehören eis gentlich achtzehen Dörfer und Weiler. Zu diefer aber, oder beffer zu fagen, zur Vogtei und niedern Gerichtbarkeit nur die Stadt Eberbach felbft, mit den drei Dörfern Gera, Lindady und Scholls

”) Telner hit, „Palas, Cod. dipl. num, XXL. not Ir

Bent und Kellerei Eberbach. 127

brunn, dem eingegangenen Weiler Kroͤßelnbach, und den vier Weiler Wimmersbach, Stockenau, Pleitersbach und Igelsbach. Die übrigen Drts fhaften, fo nach Eberbach zentbar find, werden Ausdörfer genannt, dergleichen Weisbach, Muͤl⸗ wer, Strümpfelbrunn, Kazenbad und Dilbach, wozu die in jüngern Zeiten erbaute Dörfer Frieds zichd- und Ferbinands-Dorf gefommen find, fo von Alters ber. zur Burg Zwingenberg gehören, fo dann Fahrenbah, Trienz und der Stoberer Hof, aus der Kellerei Korbach, endlich auch Mebs ftall und Sensbach, welche jederzeit mit der Wogs tei und niedern Gerichtbarkeit der Grafſchaft Ers bach auflebig gewefen.

Vermoͤg der Mosbacher Regalienbefchreibung ward vor Alters diefe Zent auch das Landge⸗ richt, die Richter aber Zent- und Cand· Schoͤf⸗ fen oder Land-Siedelen genamıt. Es waren drei und dreiſig an ber Zahl, die aus obgedachten Drtfchaften genommen worden; diefen der Schult⸗ heis zu Eberbach ald Zentgraf und Stabhalter, dann ber Landfchreiber zugeordnet. Wann fie zum Öerichte gezogen worben, haben fie zuvor den im Eberbacher Stadtbuche vorgefchriebenen bes fondern Eid ablegen, und darauf geloben müffen. Jeden Jahres muften drei Selbſt. Bottending, oder Zent-Nügetage gehalten werben, ber erſie auf Dingstag nad) h. drei König, der andere auf Dingss . tag nad) Georgi, und der dritte auf Dingstag nad)

Michaelis. Urfprünglich waren vier dergleichen Dingtäge vorgefchrieben, davon einer, fo in der Ordnung der dritte gewefen, und allezeit Dingss

128 Oberamt Mosbach,

tag nach Frohnleichnamstag gehalten zu werden pflegte, auf der geſammten Zentrichter bittliches Anſuchen von Kurpfalz auf Wiederruf eingeſtellet worden. In juͤngern Zeiten hat dieſes Zentgericht eine ganz andere Geſtalt bekommen, indem ein or⸗ dentlicher Unterbeamter zur Verwaltung aller fo wohl Zent- ald vogteilihen Gerichtbarkeit angeorbs net, nnd die Zentrichter auf eine geringe Zahl von Schöffen herunter gefezet worden find.

Weil die Zent mit der Stadt Eberbach zus gleich an Kurpfalz gekommen, fo werden alle bis⸗ her bekannte Gefchihtsumftände bis zu folgender Befchreibung diefer Stadt verfpahre. Nur ift zu bemerken, daß, wo von Eberbach die Rede iſt, damit auch jedesmal die zugehörigen Dörfer und Weiler verflanden werden, mie folche denn auch bei der Randestheilung zwifhen K. Ruprechts Soͤh⸗ nen, Herzog Otten von Mosbach mit allen Mech» ten und Gerechtigkeiten zu Theil geworden, und erft nad Erloͤſchung diefer Pfalsgräflichen Linie an die Kur wiederum zurud gefallen find.

1) Eberbach ift ein mittelmäfiged Städtlein, am rechten Ufer des Mederd, vier Stunden unters halb Mosbach weftnordwärtd gelegen, in einer Ges gend, welche vor Alters eine Zugehör des grofen Bannforftes im Odenwald gemwefen, der fchon durch Die befannte Schanfung des Fränfifchen Königs Da» gobert vom %.636 an dag Domftift Worms gekom— men, und von Karl dem Groſen im %.798 demfelben beftättiget worden 0). Jedoch blieb die neun

' er⸗

) Schannar Hiſtotia Epifcopat, Wormat. Cod. Prob. num. J.

Zent und Kellerei Eberbach. 129

Dnerbothmäfigfeit unter dem Namen der Graffchaft und Steuer dem Reiche vorbehalten. Damals war Diefes saude Waldgedirg noch wenig oder gar nicht bemoßnt. |

Als das Fauſtrecht und Die allgemeine Befeh- dungen im Deutfchen Neiche noch im Schmwange gien= gen, waren Die Kaifer bedacht, vorzüglich die Pälfe auf den Fluͤſſen ficher zu ftelen, wozu Die an Den Ufern und auf den folche bedecfenden Bergen gelege> ne Kajiellen treffliche Dienfte thaten. Ein folches altes Schloß fand fich auch oberhalb des nunmehri= gen Städtleind Eberbach auf einem noch wirklich fei=

-uen Mamen Davon führenden Burgbeldenberg. zu eben Diefem Ende hatte K. Friedrich II fhon eine Abſicht auf Die von feinen Borfahren Den Bifchöffens zu Worms zugeeignete Stadt Wimpfen. Dieſen Endzwed erreichte aber erft fein Sohn König Hein rich, indem der Bifhof von Worms, ein geborner Graf von Gaarbrüden, gedachte Stadt Wimpfen und die Burg Eberbach mit aller Zugehör ihn ge— gen Zahlung 1300 Mark feinen Silbers, im Jahr 1227 zu Leben aufgetragen, und zur Sicherheits obiger Zahlung Ludwig 1 Pfalzgrafen bei Rhein, Leopoid Herzog von Defterreich, Philipp von Bolan⸗ Den und Philipp von Hohenfels zu Bürgen erhalten bat p).

Damals fcheinet weder Stadt noch Dorf bei der Burg Eberbach beftanden,- fondern allenfalls nur am Zufe des Berges Fifher und Färcher gewohnt zu haben, Die nach Der Hand fih unter Dem Schuze der Burg mehr und mehr verbreitete Kaiferliche Freihei— ten und endlich fädtifche Geftalt und Rechte erlan⸗ get Haben mögen. Wahrfcheinlich ift dieſes währen. dem groſen Zwifchen-Neiche gefchehen. Denn als K. Ludwig der Bayer im J. 1328 Konrad Schenfen von

p) Ibidem .Cod. diplom. Prob. 177.

Pf. Geographie. II Th. 3

136 Oberamt Mosbach,

Erbach bewilligte, ſein Dorf Baurenfelden mit Mauern zu umfangen, ertheilte er den Inwohnern die naͤm⸗ liche Befreiung und Sicherheiten derjenigen, welche in den Koͤniglichen Flecken Eberbach ziehen wuͤrden, oder daſelbſt ſchon gewöhnt hatten g). Bald her⸗ nad, naͤmlich im Jahr 1330, wurde von obgedachtem K. Ludwig Eberbach, Burg und Stadt, ſamt der Zent und was dazu gehoͤrt, an ſeine Vettern die Pfalzgrafen Rudolph und Ruprecht, mit Neckerge⸗ münde, Mosbach, Sinsheim und andern um 6000 Mark löthigen Silbers verpfändet, welcher Pfand- ' ſchilling hernach mit fehr beträchtlichen HBauptfummen vermebret worden 7). Auf diefe Weife Fam alfo Eberbach, Burg und Stadt, famt Der Zent und übris gen Zugehör an die Pfalz, mithin ift ed ungegruͤn⸗ Det, was einige vorgeben, daß Pfalzgraf Eberhard, oder ein anderer Sränfifcher Herzog dieſes Namens Die Stadt Eberbach erbauet, und Pfalzgraf Otto der Erlauchte folche fehon im J. 1232 pfandweis an fih gebracht habe 5), Diefed Borgeben wiederleget der Entfcheid der Forderungen beider Pfalzgrafen Rus prechten des aͤltern und jüngern vom 9. 1353 gang deutlich, da nämlich K. Karl 1V und die beiden Erz» biſchoͤffe zu Köln und Mainz ſelbſt erfennen: „Daß „dieſelben Gut (worunter Eberbah, Burg und „Stadt begriffen) auch nicht herfommen feyn von ihrem Erbe, und Herzog Ruprecht der Alde des „gute Briefe dat, Die wir gefehen haben, daß im y, und finem Bruder Herzog Rudolph feelig , ir bei⸗ z, den mit Namen die vorgefchrieben But verfazt find y, von dem Reiche ic. * 3). Am alten Zinsbuche vom J. 1369 find die Gefaͤlle befchrieben , welche zut

a) Sämeibers Erbachiſche Hiftorie, Urkunden zum 2ten Sa} pag. 64:

) Ioannis Milcell. hift. Palat. pag. 7%:

R Tolner hift. Pal. C. II, 2.85 & C. VI, p. 195: _

») Notam, fuper Srravii forms Susc. Dem. Palatı adj. Lit B-

Zent und Kellerei Eberbach, 138

Burg haben entrichtet werden mäffen: „Die rehte ‚, Bede zu Eberbach ift alle Jar 10 Pfund Haller, zu Sant Michelstag auch io Pfund und St. Mar⸗ „, tindtag auch io Pfund Haller ic. tem daz Scholt⸗ ‚, beifenamt daſelbs dut Jares 20 Pfund Haller „, ihinre oder me, al; man ez dan berlichen mag, » Item uf Sanet Andreastag gebeht du Sifcher von „, Eberbach uno von Rockenaue Yard 8 Schilling, 4 »„, Haller, von Fifihereien in dem Neder, und hei— ,, fent Wertpfenninge ie. tem die von Swanden z; Heben minem Herrn uff Sant Martinstäg ſieben „WMalter Haber von einem Walde, der heijet He— y„, wars darum da; ir Küme darin zur Weide gent: y, Item min Herre hat ein Hof daſelbs, darin ge— y, börent 55 Mörgen Nders- und io Manns-Matt⸗ y, tiefen in der Mark.“ 2

Nach Ableben des Kaiſers Ruprecht wurde Eber⸗ bach, Burg und Stadt, zu Herzogs Diten Theil ges ſchlagen, und Diefer derpfändere im Jahr 14,7 an Schenk Konrad den jungen, Herrn zu Erbach, feine Stadt Eberbach halb, jedoch ohne die Guͤlt, fuͤr 30066 wohlgewogener Nheinifcher Gulden gut bon Gold, die er ihm geliehen hatte a). Als fein Sohn fich ohne Feibeserben befand, errichtete er mit Kurs für Philipps im J. 1479 einen Erbvertrag, und in Bemäßheit deffen fiel Eberbach wiederum an Die Kür, womit auch gedachter Kurf. im J. 1500 don Kaiſer Maximilian 1l belehnet worden x), Seitdem iſt Ebera bach mit zugehöriger Zent ftets bei Der Kur verblies ben, und als eine von dem Oberamt Mosbach Abs a Kellerei verwaltet worden.

Das ftädtifche Gebiet. erfirect fich über einen grofen Strich Landes, der aber meiſtens aus Wals “) Schneiders Erbachiſche Hiftörie Ater Saz B- 75; uud

bie Urk. num: 95: We Tamara * x) In den Beilagen zur Veldenziſchen Succeſſionsſachẽ Hum: 28 & 31: Sa

132 Oberamt Mosbach,

dungen beftehet. Der Neder ſtroͤhmt ſuͤdwaͤrts Daran vorbei. Unterhalb der Stadt ergiefen fich in Den» felden erftend das Erbaͤchlein, Das auf Dem Hof Uns ter-Dilbach entfpringt, zweitens die Itterbach, vor Alters Euteraha y). Diefe entfpringt oberbalb Buls lau in der Sraffchaft Erbach , lauft nach Heſſelbach md Schellenbach zwifchen dem engen Gebirge fort nach Keilbach, wofelbft fie das Salmbächlein, fodann bei Hebftal Die Sensbach, und weiter unten die im Kurmainzifchen entfiebende Sondernah aufnimmt. Endlich drittens die Gamelsbach, in Den £orfcher Urkunden Gaminsbach 2) genannt, welche ebenfalls aus dem Erbachifchen von dem Dorfe gleichen Na- mens herab fliefet. Unter dieſen Bächen treibet nur Die erfte eine Lobe- 3 Schleif- und 9 Mahlmühlen. Die Itterbach dienet zum Holzflöffen. Eine Stunde oberhalb der Stadt gegen Dit liegt Der Dazu gehörige Hof oder Weiler Unter-Dilbady, welcher von 7 Hof bauern bewohnt wird. Eine viertel Stunde ebenfalls oberhalb, nicht weit vom Meder ift Die peinlide Nichtftätte Der ganzen Bent.

Im J. 1774 beftund die Bevölferung in 326 Samilien, 1744 Seelen ; die Gebäude in 2 Kirchen, 2 Bfarr- 2 Schul- 296 burgerlichen und Gemeinds⸗ Häufern, nebft 13 Mühlen; die Gemarkung in 314 Morgen Neder, 362 M. Wiefen, 156 M. Gärten, 9443 M. Wald. Bon diefer beträchtlichen Waldung gehören in 17 Diftritten, 2695 Morgen der Kurfuͤrſt⸗ lichen Hoffammer allein, und an ı6 auf Der linken Eeite des Neders liegenden Bezirfen, die 1286 Morgen betragen, die Semeinfchaft mit der Stadt. Die übrigen in so Bezirken gelegene 6008 Morgen find der Stadtallein, jedoch alle der Obficht des herrſchaftl. Sörfters zu Eberbach untergeben.

Vermög des Würzburger Spnodalregifterd be⸗ 2 Cod. dipl. Lauresheim Tom.I, aum. 21 & 93.

») Ibidem Tom. II, mım. 2893.

Zent und Kellerei Eberbach. 133

fand fih im J. 1453 eine Pfarrkirche, nebft einer Srühemejferei Dabier, und der Herzog Dtto von Mos⸗ bach hatte nicht nur die Pfarrei, fondern auch zwo Pfruͤnden auf dem St. Micheld- und heil. Kreuzes- Altären zu verleihen. Diefe alte Kirche ift in der Zheilung den Reformirten zugefallen, Deren Predis ger unter der Inſpektion Mosbach fiehet, und die vier Weiler Rockenau, Wimmerdbah , Pleiterdbach und Igelsbach, Dann den Hof Unter-Dilbach und Das Erbachiſche Dorf Hebftall zu verfehen hat. Die Katholifchen haben Die auf dem gemeinfchaftlichen Gottesacker befindlich gewefene Begräbnißfapelle zu einer Kirche zugerichtet, und Darauf ebenfalld einen Pfarrer angeordnet, der zum Mogbacher Kapitel geböret, und eben diejenigen Orte, wie Der Refor— mirte , Daneben auch die Gräfllih Degenfeldifche Heinbrunn, Rottendberg und Flinfenbach mit verfie- bet. Die Lutherifchen haben auch ihre eigene Beth» fiube, pfarren aber eigentlich nach Kazenbach.

Den grofen Zehnten beziehet Die Kurfürftliche Hoffammer. Vom kleinen in den alten Feldungen ift Die Stadt befreiet, und vom Dilbacher Hof bee ziehet folchen der Reformirte Pfarrer. Im J. 1602 hatten Wilhelm von Meifenbuch und Johann von Hazfeld annoch Ritterfize in der Stadt. Das Stadt gericht beftehet aus Dem Zentgrafen oder Amtskeller, einem Anmaltfchultheifen, und fünf Rathsgliedern. Ah ihrem Siegel führet Die Stadt einen fpringenden

er.

2) Gera, ein fehöner Marktflecken am Meder, zwo Stunden unterhalb Mosbach, hied vor Alters Geraha, und gehörte zu denjenigen Orten, welche mit der Abtei Mosbach im J. 976 dem Domftifte Worms zugeeignet worden. Die Dberbothmäfigfeit aber hieng von der Zent, und die Vogtei von Der Burg Eberbach jederzeit ab, womit auch eines und das andere an die Pfalz a Im 3.1330

3

134 Oberamt Mosbach,

verkaufte Johann ein Ritter von Oberkeim, genannt Kindt, mit feinen Brüdern die Faͤhre (trajectum) gu Vecher-Berah dem Stift zu Mosbach. In Dem alten Zinsbuche vom %. 1369 beifet es Davon: „Die rehte Bede zu Gera ift Jars 6 Pfund Heller „in 6 Ziten, alle ar zehen Malter Korn Sülte, y. zwanzig Malter Haber, von der Mühle zu Gerach g, zwölf Malter Korn Guͤlt. Item min Herre hat „, ale Jar uff der von Zwingenberg Höfe achtzehen z, Malter der drier Früchte, und wann min Herre „ſelb Zwelfe, oder fin Amptluthe felb Zwelfe dar: „komment, die habent Asunge uf Demfelben Hofe, „und waz gefündeg über darkomment, die „ſollen liegen uf den Huben in demſelben Dorfe. sn Iedez Hus zu Gerach git minem Herren ale Jar „ein Vasnachtshun, und ein Ernhun. tem do 4, fint vier Huben in dem Dorfe zu Gerach. Da y git jede Hub minem Herrn Jars auf Sant An« gr dreastag ein fleind Gebuͤndlein Zlafed. tem wer z, da flirbt im Dorfe git Hertrecht und Hauptrecht, Durch den Fleden lauft eine bei Robern ent: fpringende Bach, treibt zwo Mahlmuͤhlen, und fällt in den Necker; Desgleichen entfpringt in Der Gemars tung die fogenannte Koppenbach, fo unterhalb deg Drted in den Neder faͤllt.

Zu dieſem Flecken gehöret eigentlich der Weiler Linda, eine Stunde weit unterhalb Gerach auch am Neder, zwifchen Zwingenberg und Eberbach, ges legen. In dem alten Zindbuche gefhiehet davon folgende Meldung: „Die rehte Beede zu Lindach ift „‚ ale Jar ı Pfund, 7 Schilling, 4 Heller, der ges „. fellet zu Wihenachten 4 Unzen, Dftern 4 Unzen, y, und Gt. Michelstag 4. Uff Micheldtag hat min Her gr 2Malter Korn, und 2 Malter Haber. Yedaz Hug „git zu Ern ein Yun, und zu Vasnacht ein Yun, Jtem fie gebent minem Herren Hertrecht.

Im übrigen hat Diefer Weiler gar nıchta beſon— ders, fondern Die ganze Verfafiung und Gemarkung

Zent und Kellerei Eberbach. 135

ift mit dem Sieden Gera gemein. Im 5.1774 beftund in beiden Orten die Bevölferung in 120 5a» milien, 602 Seelen; die Gebäude in 2 Kirchen, 2 Schulen, 96 andern Häufern, 2 Mühlen; die Ge- marfung in 329 Morgen Aeder, 85 M. Wiefen, 29 M.Bärten, 520 M. Wald, Die der Gemeinde, und unter die Ziwingenberger Forfthut gehören.

Die alte Pfarrkirche zu Gerach fund vormals unter dem Landfapitel Buchheim, fie ift dem heil, Kilian geweihet, und in der Kirchentheilung den Ka— tholifchen zugefallen 5 gehöret nun zum Landkapitel Mosbach, und Zwingenberg, Lindach, Schollbrunn, und Reichenbuch find darin eingepfarret. Die Re: formirten haben auch eine Pfarrkirche errichtet, de— ren Prediger nebft obgedachten Orten auch Die Kirche zu Guttenbach mit zu verfehen hat. Die Lutherifchen find nach Kazenbach eingepfarrt.

Den ganzen Zchnten beziehen der Katholifche N farrer und Schulmeifter. Zu Gerach ift ein freies But, fo jur Burg Zwingenberg gehöret, und wel— . che der dortige Amtsvogt ald einen Befoldungstheil geniefet. Daſelbſt mohnet auch ein Hüner-Faut, welcher die Leibeigenfchaftsgefäle zu beforgen bat. Das Gericht beftehet aus einen Schultheife und 4 Schöffen. Es führet im Siegel einen Fiſch, worüber eine Krone,

3) Schollbrunn , ein mittelmäfiged Dorf am ——— Winterhauch, Drei Stunde von Mods ach, war jederzeit eine Zugehör der Burg Eberbach, wovon das alte Zinghuch folgende Nachricht ertheilet: „zu Schallbrunnen ift die rehte Bede alle Jar acht Pfunt Heller minre driſig Heller ıc. Item uff St. Mar⸗ ,, tindtag hat min Herre alle Jar uf Eyfers Müle bi „Schalibrunnen ı Pfunt Heller Geltes. tem ufSt. „Michelstag 18 Mafter Korn und 18 Malter Haber „Bede. Item jedaz Hus daſelbs minem Herren

136 Dberamt Mosbach,

„alle Far ein Basnachtshun und ein Ernhun. Ftem z, wer da flirbt, git das Hertrecht.

Zwifchen dieſem und dem Iwingenbergifchen Dort» fe Weisbah, laufer ein in der Gemarkung ents fpringendesd Waſſer Durch, treibet obgedachte Eiferg: muͤhle, und fällt in die bei Gerach bemerkte Bach. Im %. 1774 wurden 44 Familien, 211 Seelen, x Kirche, 2 Schulen, 37 burgerliche und Gemeinde» bäufer dahier gezählet. Die Gemarkung enthält 272 Morgen Meder, EM. Wiefen, 15 M. Bärten, 23:

- MM. Wald.

Bor der Reformation fand fich in dem Dorfe eine Kapelle zu. 8. 5. mit einer geftifteten Altars⸗ pfründe, wovon das Patronatrecht zur Burg Eber- bach gehörte. Nach der Hand ward folche ald eine Pfarrkirche benuzet, und die folgenden vier Weiler Dazu gezogen. in der Kirchentheilung bekamen fie Die Reformirten, und Diefe machten wiederum ein Silial ihrer neuen Kirche zu Gerach daraus. Den grofen Zehnten in der eigentlichen Semarfung bezie- bet die geiftliche Verwaltung ald eine Zugehör der Kirchengefäle, den Lleinen aber der Reformirte Dfarrer, und von den Neubrüchen die Kurfürftliche Hoffammer.

4) Igelsbach. Diefer Weiler liegt allein noch auf der rechten Seite Des Nederd, vier Stunden weit von Mosbach, und ift ohne allen Zweifel Das jenige Igilesbuch, fo in der alten Befchreibung der KHeppenheimer Mark, und zwar unmittelbar nach Gamenesbach vorfommt a). Das oft angezogene Zinsbuch gibt Davon folgende Nachricht: ., Igels- pub, die rehte Bede ift ale Jar uf Walpurges „’ tag ıı Schilling, 3 Heller, und uf Wartinstag 9 Schilling, 3 Heller. Summa ı Pfunt Heller. Item „, minem Herren gefallent alle Jar daſelbs zu Erne

a) Cod, dipl, Lauresh. Tom. I, p. 17.

Zent und Kellerei Eberbach. 137

„ſechs Hönre, und zu Vasnacht ſechs Huͤnre. Item „min Herre hat auch zu Jgeldpuch Hertrecht,

5) Bleifersbadh liegt auf der linken Seite des Neckers, dem vorgedachten Igelsbach gegen über, Bart an dem Nederfluß. Nach der gemeinen Munds art wird Diefer Weiler jeziger Zeit Pleitersbady ge⸗ nennet, und durchgehends gefchrieben.. Es ift fchon bei dem Dorfe Schwanheim 5) angemerfet, daß ei> nige Serechtfame in diefem Dörflein urfprünglich zur Burg Minneberg gehören. Die hohe Serichtbarkeit aber nebft der Vogtei war jederzeit der Burg Eber- bach anklebig; Deswegen beifet e8 auch in dem alten Zinsbuche davon: „Blickersbach, wer daſelbſt ftirbt, „git minem Herren Hertrecht, daz heizet der Sie— „bente. Item min Herre mag Sture uf ſie ſezzen „nach Margzal als fin Gnade iſt. Item jedaz Huß „daſelbs git minem Herren ein Vasnachtshun.“

Durch den Weiler flieſet das bei Schoͤnbrunn in der Stuͤber Zent entſpringende, und von beiden Allemuͤhlen herablaufende Baͤchlein, treibet oben am Orte eine Oehl- unterhalb eine Mahlmuͤhle, und fält demnach in den Meder. Zu diefem Orte gehö- sen ungefähr 160 Morgen Wald, Die unter Der Eber- Bacher Forſthute flehen.

6) Wimmersbach, auch ein auf der Tinfen Seite des Mederd der Stadt‘ Eberbach gegen über gelegener Weiler, wird zum Unterfchied des zum Dberamt Heidelberg gehörigen Dorfes gleichen Na— mensd indgemein KTecfer-Wimmersbady genennet. Diefer Weiler ift ebenfalld ein altes Zugehör der Burg Eberbach, und die Einfänften find im Zinsbuche alfo verzeichnet: „Wimmersbach, die rehte Bede ift alle

Jar neun Schilling Heller ane dru Heller zu Ofterns -

4 Siche 1 Theil S. 414, 35

138 Oberamt Mosbach,

„Sechs Schilling ane zwei Heller zu Pfingften , feche „Schilling ane zwei Heller zu St. Andreas und „dreizehn Schilling ane zwei zu Lichtmeß. tem „» uf St, Michelstag hat min Herre alle Jar viert« „halb Malter Korn und vierthalb Malter Haber. „» Item .jedar Huß git mınem Herren alle Jar ı Ern „, und ı Vasnachtshun. Item wer da ftirbt da» „ſelbs, da wirt minem Herren Hertrecht ane eins „das befte. '

zu dem Weiler. gehören ungefähr 200 Morgen Allmentwaldung, welche unter der Eberbacher Forſt⸗ bute ſtehen. |

7) Rochenau. Hat zu Nachbarn gegen Oft Daß jenfeitd Mederg gelegene Dorf Strüämpfelbrunn : gegen Süd Butenbach ; gegen Wer Allemuͤhl und Schönbrunn; gegen Nord den Gräflich Degenfeldi« ſchen Ort Rodenberg.

Dieſer Weiler gehoͤrte zwar, wie die uͤbrigen, zu der Zent, die Vogtei aber ward fruͤhezeitig davon getrennet, und den Beſizern der Burg Stolzeneck verliehen, weßhalben auch in dem alten Zinsbuche nichts, als was bei Eberbach angefuͤhret iſt, davon vorkommt. Gedachtes Stolzeneck lag etwas ober» bald dem Weiler auf einem ſteilen Berge, von wel: chem der vorbei fIräömende Meder überfehen und bes fchüget werden fonnte. Bon dem Urfprunge Diefer Burg ift fo wenig, ald von vielen andern, Deren Ueberbleibfel noch auf beiden Seiten Des Neder- fluſſes fichtbar find, ausfindig zu machen gemwefen. Pfalzgr. Ludwig II faufte von Waltern von Elnz, und feinen Gemeinern Dad Schloß , oder Den Derg Stolzened, die Fifcherei im Dorfe Erofelbach, auch alle Wälder und Zugebör im Dorfe Raggenau und Zugebörungen im J. 1284. Alles dieſes ward dernach zu Lehen gegeben. Pfalzgraf Ruprecht Der ältere machte auch Heinrich und Albrecht von Erlig» keim zu Erbburggrafen von Stolzenef, und bedung

Zent und Kellerei Eberbach. 139

durch eine im J. 1335 ausgefertigte Urkunde, daß gedachte Burg jederzeit der Pfalz offen Haus bleiben folle. Im J. 1409 befennet Horneck von Horrenberg, daß ihm Koͤnig Ruprecht bewilliget, ein Viertel am Schloß Stolzeneck, ſo Pfalz eigen, und Albrechts von Erligkheim Lehen, fuͤr 200 fl. zu verpfaͤnden, jedoch mit Vorbehalt des Pfaͤlziſchen Oefnungsrechts. Kurf. Ludwig III aber kaufte im J. 1418 den Erben Albrechts von Erligfheim die Lehenfchaft Der Burg Stolzeneck wieder für 1000 Gulden ab c). Solche ward dem Hang Neidhart Horned von Hochhaufen im J. 1458 eingeraumet, im folgenden Jahre wieder abgenommen d), und wie e8 fcheinet an Philipp von Soldeneck von neuem zu Lehen gegeben. Diefer ges rieth wegen einiger Zugebörungen mit Kurfürft Phi- lipps in Zwiftigfeiten, die im Jahr 1509 verglichen worden. Auf Erlöfchung des Soldenedifchen Manns⸗ fiammes ward Eberhard don Frauenberg Damit. be- lehnet. Diefes Geſchlecht ift aber gleichfalls bald hernach erlofchen, Dad Fehen eingezogen, und, weil die Unterthanen Dem Walde und der Wildfuhr ſchaͤd⸗ lich aefchienen, die Burg felbft verftöhret, und Die Gefälle der Kellerei Eberbach einverleibet worden e). Zu Diefem Haufe Stolzened gehörte eigentlich der Weiler Aröfelbach, der unten am Zufe des Berges und hart am Necker lag, im Dreifig jährigen Kriege aber ganz in Abgang gerathen, folglich die Inwoh— ner und ihre Güter mit Dem Weiler Rockenau vers einigt worden,

Obige geringe Dörflein werden zufammen die Vier Weiler genennet, liegen fämtlich auf der Gemar— fung der Stadt Eberbach, und machen mit einander nur eine Gemeinde aus, Die im J. 1774 aus 93

=.

«) Chlingensperr in Ad, Comprom, pag. 127,

di Rremers Gejdichte Kurf. Sriedrich I, p. 108, 119.

e) Srunchafte Unweifung des Unfuges der anmaßlich Swingenbergifchen Interefienten pag. 26.

149 Oberamt Mosbach,

Samilien, 493 Seelen beftanden hat. An Gebäuden

waren nebft einer Schule, 75 Wohnhäufer und eine

Mahlmuͤhle. Die Gemarkung enthält 352 Morgen

147 M. Wieſen, 50 M. Gärten, 550 M. ald.

Sowohl im Forft- ald Kirchen- und Pfarrweſen gehören folhe nach Eberbach. Das Dorfgericht wird zu Wimmerdbach gehalten, und ift mit einem Schult⸗ deife, einem Anwalt und vier Schöffen beftellet. Es führet im Siegel dag Lamm Gottes mit Der Umfchrift a

Vier Weiler Gerichts Inſiegel.

Kellerei Hilsbach.

Nie gemeiniglich die Aemter und Kellereien ihre

Benennung von dem Wohnftze des Beamten berzuleiten pflegen, alfo hat auch diefe Kellerei von ‚ben darin gelegenen Staͤdtlein ihren Namen ers balten. (he hat aber auf ber nicht weis davon entlegenen Burg Steinsberg beflanden,, darauf der Pfalzgrafen Vogt gewohnet, von welchem alle über die umliegende Gegend hergebrachte Gerecht⸗ ſame des Rhein⸗Fraͤukiſchen Herzogtums verwal⸗ get worden. Pfalzgraf Ruprecht der ältere has im $. 1360 bie zu Hilsbach und andern Orten ges feffene vom Adel eben dahin gewieſen 5). |

Diefe Burg Steindberg liegt weder im Kraichgaue, noch, mie bie übrigen Kellereien, {m Odenwald, fondern in dem Elfenzgaue, au den Graͤnzen der Dberämter Bretten und Heidel⸗

; f) Heidelberg an dem Übend des heil, Auffartstag 1360,

Kellerei Hilsbach. 141

berg. , Sie iſt von den aͤlteſten Erbguͤtern, bie aus den Mohenflaufifchen Beſizungen mit hohen und niedern Gerichtbarkeiten gleich anfänglid an die Pfalzarafen Wittelsbachiſchen Geſchlechtes go⸗ Fommen find. Deswegen warb ſolche auch ſchon im J. 1255 bei der Theilung zwiſchen Ludwig II und ſeinem Bruder Heinrich zu dem Looſe des er⸗ ſtern geſchlagen 8). Es iſt jedoch glaublich, daß ſolche zuvor ihre eigene Burgmänner ſchon gehabt habe, wenigſtens koͤmmt in einer Urkunde K. Heiu⸗ rich VI vom J. ı196 Albertus de Steinesberg vor, der von diefer Burg feinen Namen geführet zu haben ſcheinet #)-

Als nach Ableben des Pfalzgrafen Ludwig des Strengen feine beiden Söhne, Rudolph und Ludwig, ihre Rheinifhen Länder nody in Gemeins {haft befafen, und bei damaligen Umſtaͤnden viele Stüde an die von Adel zu Vergeltung ihrer ges leiſteten Kriegeödienfte verpfändet wurden, Fam auch Steinsberg eine zeitlang tu fremden Beltz. Pfalzgraf Rudolph aber fezte Albrechten von Ho⸗ henlohe die Baieriſche Stadt Waſſerburg zung Pfand ein, umjeinen Dienft, daß er ihm die Burg Steinsberg mit.allen Rechten, als er fie ingehabt, wieder antworten follte 2). Weil aber nachges hends K. Ludwig IV die Rheinifchen Lande allein für ſich behielt, verpfändete er auch im I. 1325

g) Tolner hiftoria Palatina pag. 40. 4) Gudenus Sylloge var. diplomat. pag.48.

i) Specimen diplomasarü Bojarici in Oefelii Script, Tom, 1, Pag. 126.

c

142 Oberamt Mosbach,

gebachte Burg mit allem, was bazıı gehöret, ai Kraften von Hohenlohe um 3000 Pfund Häller auf Wiederlöfe %), verfchrieb ihm auch noch fers ner Hillespach feine Stadt, Leute und Out um diefen Pfandicdilling dazu )). Gleichwohl kam eined wie dad Andere durch den Paviſchen Vertrag dom 1329 an feines verftorbenen Bruders Soͤh⸗ ne und Enfel, wie dann in K. Karl IV Entfcheid dom J. 1353 Stepnsberg und Zildersbach, von Herzog Ruprecht J für bie zwifchen ihm und H. Ruprecht dem jüngern annoch zu pflegen gewe⸗ fee Abrechnung, an Grafen Johann von KRazens ellnbogen audzuantworten, bedingen rworden m)» Sn der bekannten Rupertinifchen Konftitution vom FJ. 1395 war auch Steinsberg, die Veſte, unter jenen Stuͤcken, die kuͤnſtighin bei der Kur ſtett bleiben follten; und in der Theilung zwifchen K. Ruprechts Söhnen ward ſolche Herzog Deren I zu feinein 2008 geſchlagen. Nach Otten II kinderlo⸗ fen Ableben kam fie vermoͤg des im J. 1479 er⸗ richteten Erbvertrags an die Kur zuruck. Dem ‚ungeachtet hat Kurfuͤrſt Ludwig V im J. 1518 das Schloß Steinsberg, famt dem darunter geles genen Weiler, wie auch den beiden Höfen Buches nau und Birkenau, mit Hanns, Hypolit und Lud⸗ wig Gebrüdern von Venningen, leben kauf⸗ und tauſchweis ausgewechſelt, von welcher Zeit an dies ſes Geſchlecht alle ſolche Stüde von Kurpfalz zu

k) oefel.l. c: pag: 150:

i) Ibid. Geben zu Ulme an dem Montag vor Unſer Frauen⸗ täg ze Lichtmeß.

#) Notamina ſupert Struvis form, ſucceſſ. Palat. adj.]Lit. Co

Kellerei Hilsbach. | 14;

Rechen trägt. Zuvor wurden fämtliche dahin eins ſchlagende Oberherrlichkeitsrechte, Lehen und Güter von einem befondern Kurfürftlichen Keller beforget. Das alte Zinsbuch vom J. 1369 enthält davon folgende Nachricht? „, Zu der Burg Gteinöberg

[2

* *

gehoͤrt ein Buhof, darin gehoͤrent zu dem erſten 221 Morgen Ackers in den 3 Fluren, und 10 M. MWingers tem min Herre bat 23 M. MWiefen zum Rigen, zu Studernheim, und zu Hilrespach gelegen, die gebörent aud in bem Hof. Item min Herr hat ein Kelter dafelbs uf dem Berge gelegen, waz die Jars Wins vers dienet in dem Herbfte, der ift mind Herrn zu Studernheim 3). Item min Herre bat alle Far dafelbs drithalb Malter 1 Sim. Korns, und darzu drei Malter Haber, alles Zinuße von Gütern, ald daz Zinnßbuch faget: Item min Merre hat alle Jar uf Sant Martindtage ſechs Schilling und drei Heller Gelts und darzu 9 Hunre Gelts zu Zinnße von Güter, Daz Wilre unter dem Steinöberge gelegen. Item min Herre hat alle Jar dafelbs eilithalb Mals ter ein Simri Korn, und ein Malter Haber von Gütern. Item uff Martini fünf Pfund Heller minre drei Schilling zu Zinnße, 24 Gaͤnße, und 38 Hunre Geltes. Item Heubt⸗ recht und Hertrecht.“ J Die in den uͤbrigen zu der Burg gehoͤrigen n) Was unter dieſem Studernheim verſtanden werde, iſt vermuthlich das zum Kraichgau gehoͤrige Dorf, welches

in dem Karolingiſchen Zeitalter Ziuternheim geheifen: ©, Ad. Acad, Tom. IV, pag: 117.

144 Oberamt Mosbach,

Orten damals ſchon gezählte Güter und Gefälle, folfen bei einem jeden derfelben befonderd angemer⸗ ‚bet werden. Wie weit fi) aber die Gerechtfamen über bie umliegende Drefchaften erſtrecket, davon gibt die Regalienbeſchreibung des Amtes Mosbach vom 5. 1602 vollftändige Auskunſt. So war namlich die Burg Streichenberg, famt dem hals ben Dorfe Steppach, und andere Pertinenzien fhon von Urzeiten ein Pfälzifches Lehen, welches anfänglid) die von Menzingen mit andern Gemeis nern, hernach die von Neiperg getragen haben o). Von gleiher Eigenfhaft ift auch das Dorf Maſ⸗ ſenbach, Ueklingen, jezo Sttlingen, nebft dem Damhofe, fo denen von Gemmingen gehörig, Udalzhofen, jezo Adeldhofen, welches denen von Neiperg zufländig, und Wald-Angeloch, fo als ein Heffifches Lehen die von Angeloch und das Ritterſtift Ddenheim befeffen. Sie lagen jederzeit in Pfälzifhem Gebiete, worin auch das Zoll- und Gelaitrecht audgeübet wurde. Inden Orten Bems mingen, fo zum Theil Würtenbergifch Lehen, Sürfelöt, Hoffbeim, Adersbach, und auf dem Rauhof, danı in den Venningifchen Orten ‚Brumbach, Dürnund Korbach bei Sinsheim, beögleichen in den Neipergifchen Orten Schwei« gern, und Maſſenbachshauſen, in Berwan⸗ gen,

Im J. 1360 waren Rafan Göler der junge, und Albrecht von Enzenberg der alte zu Streichenberg gefeflen ; im F. 1385 aber befennet Eberhard von Menzingen Nitter, daß er drei Theil an ‚der Veſte Streichenberg von Pfalsgr. Ruprecht zu rehtem Mannlehen empfangen habe.

Kellerei Hilsbach. 145

| sen, in Neuhauſen, ja fogar zu Waibſtatt, welches das Domſtift Speier als eine Reichspfandſchaft beſizet, dann in den Wuͤrtenbergiſchen Orten Großgartach, Stetten, Niederhofen, Nort⸗ heim, in dem Deutſchherriſchen Dorfe Kirchhaus ſen und andern fremden Orten wohnten Kurpfäls zifche Leibeigene, die zur Burg Steinsberg oder nach Hilsbach gehörig und dienfibar waren, Die übrigen Ortſchaften, woraus jezo die eigentliche Kellerei befteher, find die beiden Städte Hilabady und Sinsheim, mit Steinsfurt, Reihen, Kirchart, Schluchtern, Riechen und Elſens. Indeſſen iſt bei dieſer Kellerei keine beſondere Zent, wohl aber haben bei den vorgenandten Staͤdten eigene Blut- oder peinliche Halögerichte von Alters her beſtan⸗ den, tie ſonſt mit jeden Ortes Schultheifen und zwölf Rathsgliedern, jedody mit vem Unterſchiede befezet worden, daß von jenem zn Sinsheim nur die in dem Gebiete felbiner Stadt und ded Dorfes Steinsfurt ergriffene Miffethäter , von bem Hilds bacher aber. die in allen audern Orten ſich eräugete peinliche Fälle abgenrtheilt wurden. In der gan zen Amtskellerei zählte man im J. 1784 146X Familien, 6383 Seelen, 23 Kirchen, 12 Schul- und 926 gemeine Häufer.

ı) Silsbach. Eine geringe Stadt im alter Elfenzgaue , fieben Stunden von der Oberamtſtadt Mosbach ſuͤdwaͤrts entfernet, hat zu Nachbarn das vorgedachte Schloß Steinsberg gegen Oft; gegen Sid das Bräflih Neipergifche Dorf Apdelshofen gegen Welt Dad Dem Mitterfiift Odenheim gehörige Dorf Eichelberg, ꝛc. Schon im $. 798 erhielt das Kloſter Lorſch zu Sileresbach im Elfenzgaue einige

pf. Geographie. il, Th, K

146 Oberamt Mosbach,

Guͤter und Leibeigene, welche neun Jahre hernach einen Zuwachs erhielten p).

Daß Diefer Ort frühzeitig zur Pfalzgraffchaft gehöret habe, und im Anfang des XıV Jahrhun⸗ derts eine Stadt genennet werde, ift oben bei den Nachrichten von der Burg Steinsberg ſchon bemer- tet worden. Die nähere Erläuterung davon gibt dag alte Zinsbuch im folgenden: „Silrespad die Stat: die rehte Bede ift alle Jar uf Wihenachten zwei „Pfunt Heller minre 3 Schilling, und zu Meyen „auch fo viel, ir Ernbede acht und dreifig Malter „, Korn und 28 Walter Haber. Atem uf St. Mars „tinstag hat min Herre alle Jahr daſelbs ſechs Pfunt „aG6 und einen halben Schilling Heller zu Binng. tem „min Herre bat von der Baftuben zu Hilresbach „vier Pfunt Heller minre 5 Schiling, die gefallent sr zu jeder Sronfafte ı Pfunt minre 15 Heller, auch „, bet min Herre von derfelben Baftuben alle Jar zus „Oſtern ein hundert Eiger nnd einen Lamesbuch, 7, die gefallent auch uf Den Steinsberg. tem min „Herre bat ein Umgeld daſelbs, wil er im dazſelb „behalten, oder wil er ez der Stadt an ſinem Buwe „lazzen, daz ſtet an ſinen Gnaden. tem in dem „STlure gein Elſenze uz, hat min Herre Jars 31 „Malter Fruhte von Eckeren in demſelben Flure ge⸗ „legen waz daruf ſtet. Item in dem anderen Slure „gein Steinsberguz hat min Herre Jars 34 Malter „Fruhte von Eckern in demſelben Flure, waz daruf „ſtet. Item in dem dritten Flure gein Riechen uz, „hat min Herre Jars 46 Malter Fruhte von Ederen „in Demfelben Slure, was Fruht daruf ftet. Item, y, welcher Flur Jars Brache lit, von den Ederen „git man das Jar nichts ıc.

pP) Cod. dipl. Lauresh. T.II, num. 2602 et 10. In ber leztern Urkunde ift zileſes bach ein Drudfehler anftatr Hileresbach. Man vergleihe damit die Veihreibung des Kraichgaues von Hersn Hofrath Kamey in Ad. Asad. T.IV, p.126

Kellerei Hilsbach. 147

In dem fiädtifchen Walde unten am Eichelberge entfpringet ein Bächlein, fo Die Hilsbach genennet wird, Diefe laufet Durch drei Seen, an der Stadt weflmärtd vorbei, treibet unterhalb Derfelben zwo Mahlmünlen , fliefet nach dem Damhof und Eppins gen, bei welcher Stadt fie in die Elfenz fällt. Desa gleichen entftehet von dem Ablaufe des in der Stadt entfpringenden Rohrbrunneng ein Waſſer, melches auferhalb der Stadtmauer eine Dehlmühle treibet.. Durch das Staͤdtlein ziehet die von Rauenberg über Sttlingen und Rechen führende gemeine Land- auch Kurpfälzifche Zol- und Selaitfirafe, und in der Stadt wird der Zol erhoben. ine viertel Stunde von derſelben ſuͤdwaͤrts befindet fich Die peinliche Nichte ftätte für dad ganze Amt.

In der Semarfung liegt der fogenannte Eichel⸗ berg, der jezt mit Holz bewachfen, und der Kurs fürftl. Hoffammer zuftehet. Bor dieſem befand fich darauf eine Burg, wovon noch wirklich LWeberbleibfel augsegraben werden,

In der Stadt felbft wohnten ehedeffen verſchie— Dene von Adel, wie Denn die beiden Yunfer Bolmar von Remchingen, und Wirich von Gemmingen zu Michelnfeld noch im J. 1602 ihre Ritterſize Darin ge= habt. Die Inwohnerſchaft belief fih im 9. 177% auf 150 Jamilien, 695 Seelen. Die Gebäude auf 2 Kirchen, 2 Pfarr- r Schul- und 123 burgerliche Wohnhäufer, ohne die Mühlen. Die Gemarkung enthält 1715 Morgen Meder, 119 M. Wingert, 189 M. Wielen, 36 M. Gärten, 4000 M. Wald. Bon Diefen Waldungen gehören über Drei taufend M. der Kurfürftlichen Hoffammer, die übrigen aber der gemeinen Stadt, Darüber ift ein befonderer Förfter angeftellet.

In, der Stadt befand ſich fehon von mehrern Sabrbunderten eine Kirche zur Ehre des heil. Erzen»

els Michael, Davon hatten die Pfalsgrafen Das welches hernach dem *

148 Dberamt Mosbad,

Abertragentworden ift 9). Das oben angeführte alte Zinsbuch liefert Davon folgende Nachricht: ‚, Den „Kirchenſaz zu Hilreſpach, und Den Kirchenfaz zu „, Kirchart, die hat min Herre zu lihen, da hat er y, den Dutfchen Herren incorporirt in diefem Jar jr, ald man zu Latine Zelt Anro Dri MCCCLX no- „no r). Die zween Kirchenfeze achtet man Sarg uf „ſechs Gulden minre oder me, ane Gevehrde, und „dienet den Dutfchen Herren Jars gein Hohenhart, „/daz kaufft in auch min Herre mit finer Zugehörung „um Vi Buldin, 4

In diefer Kirche war eine befondere Bfründe auf dem Altar des heil. Nifolaus, wovon das Patroe natrecht Stephan von Benningen zu Lehen trug. Kurf. Philipps ertbeilte noch im $.1498 feine Ein» willigung, ald er einige Dazu gebörige Gärten gegen einen jährlichen Zins verkaufte s). Bei der Kirchen» theilung befamen die Katholifchen den Chor, und die Neformirten das Langhaus. Es verblieb aber Dennoch beiderfeitig folche Kirche big auf den heutigen Tag zu gemeinſchaftlichem Gebrauch. Katholifcher Seits ift eg eine Pfarr- und Mutterfirche, die zum Landkapitel Schweigern gehöre. Das Dorf Elfend, und der Weiler unter Dem Steinsberg find dahin eingepfars set. Sodann hat Der Pfarrer die Würtenberg. Kath. Untertdanen zu Wald-Angeloch, und die Gemmin» giſche zu Ittlingen mit zu verfeben. Reformirter Seit ift es ebenfalls eine Pfarr- und Mutterfirche, mit einem Prediger, der unter die Inſpektion Sind» heim gehoͤret, und die Filialfirchen zu Elfenz und zu Meiler zugleich bedienet. . Die Eutherifhen haben auch eine eigene Kirche aus gefammeltem Allmoſen gebauet, wozu Elfenz eingepfarret iſt. |

) $Schannar hiftoria Epifeopat. Wormat. p. > Be b) Man vergleihe damit was bei der Sia t Weinheim gefggt worden. | ) Datum Heidelberg uff Montag nad Jacobi,

Kellerei Hlsbach. 149

Den arofen Frucht- und Weinzehnten beziehet der Deutfhe Nitterorden in der Hauptgemarfung, von einigen Bezirken aber Der Reformirte Pfarrer, Dann der Katholifche und Reformirte Schulmeifter,, welche auch den Fleinen Zehnten geniefen.

An Sreigütern befizet Die Kurfürftliche Hoffam- mer das Paravieinifche und das fogenannte Würten> bergifche Gut; der Freiherr von Münzesheim das Reiffenbergifche, und Die beiden Pfarrer, wie auch die beiden Schulmeifter verfchledene Beftallungsgüter. Der Stadtrat ıft mit einem Schultheifen, Anwalt und fünf Rathsverwandten beftellet. Die Stadt: fchreiberei verfiehet zugleich der Stadtfchultheig.

2) Sinsheim. Ein mittelmäfiged Städtlein im Elfenzgaue, ſechs Stunden von Mosbach entlegen, wird in den £orfcher Urkunden des VIIES$ahrb. Sun- nisheim in pago Alifazgowe, auch Sunnensheim in pago Elfenzgowe £) genennet. Bor Alterd war eine Burg Dafelbft, wovon fih noch an der Stadtmauer Des weftlichen Theild Spuhren zeigen, und Die an= fchiefende Gaſſe bis auf Diefe Stunde Burggajfe heis fet. In dem Weistum der Stadt vom J. 1370 trift man folgende Stelle Davon an: „Item ıı Kappen », gefallen minem gnädigen Herrn von der Burge zu „Suͤnsheim uf Martini zu Zinnß.“

Vermuthlich ward fie von Den alten Grafen des Eifenzgaues bewohnet, Als aber dDiefed Amt nach Ableben des Grafen Zeifolfd an Die von Lauffen ges Diebe, und diefe ihren Siz auf dem Diligesberg auf- fhlugen, der aus Dem außgeftorbenen Geſchlechte der alten Srafen aber entfprofene Bifchof Johannes von Speier famt feiner Schwägerin Mdelheid ihre eigentümliche ®üter dem von ihnen im J. 1099 ge⸗ fifteten Klofter Sinsheim zugewendet hatten; fo

e ñ—

t) Cod, diplom. Lauresh. T. II, num.931, 2548 et; ſqq.

83

4

150 Oberam Mosbädh,

fcheinet jene den Kaiſern und dem Reiche heimgefalle⸗ ne Burg nach und nach in Abgang gerathen, hinges gen das Dabei gelegene Dorf zu einer Stadt erhoben worden zu feyn. -

Als die beiden Eydame des Pfalzgrafen Heinz richs von Braunfhmweig, Marggraf Hermann V von Baden, und Pfalzgr. Otto der Erlauchte im J. 1227 Die Stadt Braunfchweig dem K. Sriedrich II vers Fauffet hatten, ift dDiefer mit dem Marggrafen über: eingefommen , daß er ihm Ettlingen zu Leben, Durs lach aber zum Eizentum verliehen, Daneben auch Die Städte Lauffen, Sünnedheim und Eppingen um 2300 Mark Silber verpfändet hat #). Nun fcheinet Diefe Pfandfchaft bald wiederum abgelöfet, oder die Kaiferlihe Gerichtbarkeit darüber vorbehalten ges wefen zu feyn, wenn anders richtig ift, daß im J. 1259 Hang von Semmingen Kaiferlicher Landvogt zu Sinsheim und im Kraichgaue gewefen x). Es ift alfo ganz ohne Grund, wenn einige vorgeben, daß dieſe Reichsftadt ſchon im Jahr 1231 von K. Friedrich Il dem Pfalzgrafen Otto verpfaͤndet, und von Pfalzgr. Ludwig im J. 1259 der Pfalzgraf: fchaft einverleibet worden fey y). Es verpfaͤndete zwar der gegen K. Ludwig IV ermwählte Friedrich der Schöne von Deftereich des Riches Stat ze Sünsheim und das Klofter dabei im J. 1315. abermalß den

beiden Marggrafen Friedrich und Rudolphen von

Baden um ein taufend Marf Silbers Coſtnizer Ges wichtes 2). Allein K. Ludwig that im J. 1330 ein gleiched zu Bunften der Pfalzgrafen Rudolph und Ruprecht, um 6000 Mark läthigen Silberd a). Da

«) Schöpflim Hiftor. Zaringo-Baden. Tom. I, p. 310 ſqq. & Ton. V, pa .

g 192. x) Sumbradıt höchfte Zierde Deutfchlandes Tab. 25.

3) Tolner hit. Palat. pag.37, und die dort augezogenen Schriftſteller. |

x) Schöpflin d. 1. Tom.II, pag.34 & Tom.V, p. 346 faq.

«) Isannis Milc. & Animadv. in Toln. hift, Pal. p. 75.

Kellerei Hilsbach. 151

nun dieſer Pfandſchilling, wie bei Mosbach der Stadt ſchon angefuͤhret, mit vielen Hauptſummen erhoͤhet worden, ſo kam auch die Stadt Sinsheim ferner nicht mehr in andern Beſiz, ſondern blieb bis auf den heutigen Tag bei der Pfalz. Das alte Zinsbuch beſchreibet die Nuzungen davon mit folgendem: „Suünnesheim die Stat, die rehte Bede iſt alle „Jar uf Sant Martinstag ſechszig Pfund Heller. „Item daz Gelaite daſelbs, daz iſt der Lantzol, iſt „auch mins Herrn. tem daz Schultheizenampt „daſelbs dut Jares 10 Pfunt minre oder me. Item „daz ungelt daſelbs wird der Stat an irem Buwe „von mins Herrn Gnaden. Item alle hohe Buzze „daſelbs iſt mines Herren, und von einer buntba— „ren Wunden wird minem Herren 10 Pfunt Heller „zu Srevel. tem die von Hirzhorne hat ein Hug z, noch inne zu Sünesheim, daz nam Her Engelbart „eim Juden, do im Suͤnsheim Pfandes ftunt, daz „ſollte mind Herren fin, daz mag er ir lazzen alz „, lang fin Gnade will ıc. 6).

Nach K.Ruprechtd Tod, ward Sinsheim Burg und Stadt zu Herzogs Otten Theil gefhlagen, und blieb fo lang bei diefer Mosbacher Linie, bis folche erlofhen. Das alte Klofter und nachherige Chor« ftift daſelbſt liegt oberhalb der Stadt auf einem Berg gegen Oſt. Solches hat Johann Bifchof zu Speier, ein Sohn Wolframs, Grafen des Kraichgaueg, ge— gen Ende des eilften Jahrhunderts angeleget, und anfänglich die Regel des heil. Auguſtins darin ein- geführet, nachgehends aber diefe Beiftlichen mit den in dem Klofter St. ®erman zu Speier beftandenen Mönchen von der Kegel des heil. Benedikts verwech- felt. Im J. 1099 übergab er diefe Abtei mit allen

6) Hieraus erhellet, daß der Pfalzgraf die Stadt eine Bang Engelharden von Hirfhhorn und feiner Ehefrau fe yon Kazenelnbogen verpfändet gehabt.

84

152 Dberamt Mosbach,

Gütern und Leuten dem Domfift Speier zum Ei» gentum. Weil aber folhe in dem Bistum Worms gelegen, traf er mit Dortigem Bifhof Euno einen Zaufch, wodurch er diefem die geiftliche Gerichthar— keit über die Kirche Des Dorfes Kirchheim, und über Die Kapelle zu Adbach abgetretten, Dagegen aber Die nämliche Gewalt über die Kirche und Damaliged Dorf Sünnesbeim, Dann die Kapelle zu Rorbach erhal- ten hat c). Im folgenden Jahre begabte er dieſes neue Gotteshaus mit anfehnlichen Gütern und Ge— fällen, fowohl in dem Elfenzgau felbft, als in dem Kraich- Enz- Speier- Nahe- und Wormsgaue, und fertigte Darüber eine feierliche Urkunde aus a). Das Klofter erhielt hernach Durch mehrere Schanfungen einen beträchtlichen Zuwachs feiner Einfünfte, wo— Durch daffelbe unter Die reichften Abteien felbiger Ge» gend zu zählen gemwefen. In diefem blühenden Zus ftande erhielte e8 ficb auch an vier hundert Sabre Yang, wiewohl die Klofterzucht zuweilen auch gewan> fet hatte, big endlich die Mönchen des ihnen über: Drüfiigen Gehorſams fich zu entfchlagen anfiengen, and im J. 1497 in weltliche Chorherren verwandeln zu laffen, Gelegenheit gefunden e).. Bon dem Ans» fang der Stiftung dieſes Klofterg big zu jenem Zeit: punfte, wo die Drdengregel der Benediftiner aufge: böret hat, finden fich nachfolgende Mebte, die dem- felben vorgeftanden, wiewohl in einer mangelhaften Reihe:

1104 Adelger f). |

-3125 Godebald, der aus dem Klofter Hirfau berus

fen worden ge).

d) A&. Acad. Palat. Tom. III, pag. 277.

e) Trirhemis? Chron. Sponh. edit. Freher. p.409, und Si⸗ monis Befchreibung der Bifchöffe von Speier p- 185.

F} Er Eommt vor als Zeng in einer Urkunde des Kloſters Schwarzach. Gudenss Sylloge pag- 457.

£' Tritkem. Chron. Hirfaug. Tom.I, p.280 .

ec) Würdtwein Subfid, diplom. T.II, p.329.

Kellerei Hilsbach. 153 |

1149 Eggehard, war bei einer Rirchenverfammlung zu Speier h).

166 Johannes 3). are

1182 Heinrich, nach einem Taufchbriefe zwifchen dem Klöftern Schönau und Sinsheim über emige Guͤ⸗ ter zu Bruchhaufen.

1214 Konrad k).

1222 Wolfram /).

2248 Heinrich, big zum Jahr 1253 m).

1286 Diether von Urbach.

1327 Konrad. F Fe

1341 Eberhard von Bemmingen bi$ 1,50 m).

1409 Friedrih von Benningen.

3419 Apel von Sinfterloch, wohnte im J. 1424 einem Drdenskapitel bei o).

2450 Gifried von .Venningen pP). | Von der Zeit hingegen, als es in ein weltliches

Chorſtift verwandelt woroen, finden fich folgende

kg und ——— Probſt

2496 Michel von Angeloch, Probſt.

1506 Heinrich von Helmſtatt, war Probſt des Stiſts und Domdechant zu Speier, T 1517 9).

21556. Wernher von Nothaft, Dechant.

1561 Cuno von Mörsheim, F 1571, der legte Des chant, meil dag Stift ſechs Jahr zuvor don Kurf. Fried. III eingezogen, und Durch fein er,

») Er wird in Bernhards Antiq. Wetterav. pag. 13 Eggebers genannt. #) Würdtmwein Subfid. dipl. Tom.IV, p.339. A) Guden. Syllog. p. 92. Bei einer im J. ızıı gehaltenen Kirchenverfammlung zu Speier war er fchon gegenwärtig. ©. Würdtwein Subfid. nov. Tom.I pP» 170.

M Guden. |. c. p. 119.

9m) Würdtsvein Subfid, dipl. Tom.V, pP» 293 299 & 30% 9) Humhracht Tab. 25. e) Trithem. Chron. Hirf. Tom. II, p. 370. p) Humbracht Tab. 142. | g 4) Ibid. Tab. 227. Die übrigen find alle In Schannat⸗ HiR- Epic, Worm, befindfich, | 85

154 Oberamt Mosbad,

richtetes Teſtament mit aller Zugehör zu einer

Schule dem fogenannten Paedagogium deg ge»

mefenen Barfüffer Klofterd zu Heidelberg einver⸗

leibet worden r).

Auf der weftlichen Seite der Stadt fliefet Die bon Steinsfurt und Rohrbach kommende Elfenzbach vors bei nach Horfheim, wird Durch einige Bächlein ver- mebret, und treibet vier Mahlmuͤhlen ꝛe. Durch die Stadt ziehet Die von Heidelberg nach Heilbronn und in Schwaben führende Land- und &elaitftrafe. Jen⸗ feit der Elfenz gegen Süd, etwa eine halbe Stunde von der Stadt, liegt der zum Stift Sinsheim ge» börige Immelhaͤuſer Hof, in einem Thale, begrei= fet ungefähr dritthalb Hundert Morgen Landes in fei- nem lUmfange, und war vor Zeiten ein befonderes Hofgut. Immeleshufin in pago Klezenzegowi hei« fet e8 in dem Stiftungsbriefe Les Klofterd Sinsheim vom $.1100. Des Bifchofd Johann Bruders Toch⸗ ter-Adelbeid hat folcheg bei der Stiftung dem Klofter zugeeignet. Dermalen ift es an Drei Wiedertäufer in Erbbeftand verliehen

In der Stadt und auf dem Stifte mit Einfchluß des gedachten Hofgutes zähiet man bei 300 Kamilien, 1500 Seelen, 4 Kirchen, 4 Pfarr- 2 Schul- 217 herr» fchaftl. gemeine und burgerliche Häufer, nebft 5 Muͤh⸗ len. In der Gemarkung aber 3158 M. Aeder, 97 M. Wingert, 570 M. Wiefen, 3M. Gärten, und 1540 M. Wald. An diefen Waldungen gehören un» gefähr 990 M. zu dem Stift, Die übrigen 350 aber der gemeinen Stadt. Darüber ift ein befonderer Foͤr⸗ fier beftellet, welcher in dem Umfange Des alten Klos fterd feine Wohnung bat.

Die alte Stadtkirche war dem heil. Jakob ges weihet, und der zeitliche Abt des Kloftere hatte nicht nur den Pfarrſaz, fondern auch Die befondere Freie beit, die geiftliche Gerichtbarfeit ohne die fonft ges

Notam. Super Stravis form. Succ. Pal. Beil, Lit. O.

x

Kellerei Hilsbach. 155

wöhnliche Dberaufficht des Biſchofs allein zu verwal⸗ ten s). Bei der Kirchentheilung befamen die Ka⸗ tholifhen daran den Chor, und die Reformirten das Langhaus. Won erfter Seite ift fie mit einem Pfars» rer beftellet, der nun wieder unter dem Bistum Worms ftehet, und zum Landfapitel Schweigern ges böret. Die Filialkirche zu Steinsfurt ift nebft dem Dorfe Reihen dahin eingepfarret. Neformirter Seite ift Diefe Kirche mit zween Predigern verfehen, wovon der erfte gemeiniglich Infpeftor der Sinsheimer Klaf« fe ift, der Das Dorf Rorbach mit zu verfehen hat der andere aber nur Diakonus, welcher die 6 Kit: terfchaftlichen Orte Hoffenheim, Efchelbah, Düren, Euchtersheim, Michelfeld und Adersbach zugleich be> Dienet. Die Lutherifchen haben vor wenigen Jahren auch eine eigene Kirche aus Allmofen gebauet, und . folhe mit einem Prediger beftellet, wozu Reihen, Steinsfurt und Weiler eingepfarret find. Die Ka- tholifchen befizen auch neben der Kirche eine Kapelle zu Mariehülfe, wobei vormals ein Einfiedler gewoh— net hat. Dberhalb der Stadt liegt ein Franziskaner Klofter mit einer fchönen Kirche, welches in dem vo— sigen Jahrhundert aus milden Beiträgen erbauet, und zur Thüringer Provinz gezogen worden ift,

Den grofen Frucht- und Weinzehnten beziehet die geiftlihe Verwaltung Namens des Stiftes allein; am fleinen aber geniefet der Katholifche Pfarrer 2, und der Reformirte 5 Theile. Aus einem Bezirke, Der Riedacker genannt‘, beziehen folchen die zween Koͤniglichen Pfruͤndner des Domſtiftes Speier, je— doch nur von einigen Getreidgattungen, beſonders.

Die Stiftsgefaͤlle werden durch einen Schaffner verwaltet, zu welchem ein Muͤlderer, ein Foͤrſter, ſodann ein Poͤrtner gehören, die auf dem Stifte wohnen. Der Stadt-Magiftrat ift mit einem Stadt⸗ fhuitheife, einem Anwalt und 6 Ratheverwandten

s) Au. Acad. Palat, Tom. III »P 277»

\

156 Dberamt Mosbach,

beftellet. Auſſer dem gewoͤhnlichen Rath hat die Stadt auch mit dem Dorfe Steinsfurt ein beſonde⸗ ses Untergericht hergebracht. Sie führet in ihrem

Wappen und Siegel den einfachen Reichsadler.

3) Steinsfurt. Ein grofed Dorf an der El⸗

fenzbach, gränzet gegen Oſt an Den Ritterfchaftlichen

Ort Nderdbach , und an das Degenfeldifche Schlöß- lein Neuhaus; gegen Sid an Reihen; gegen Nord: weft an die Stadt Sinsheim; gegen Nord an das Denningifhe Dorf Rorbach.

Das Klofter Sinsheim erhielt fchon in feiner er» fien Stiftung vom J. 1roo zu Steinvort im Ele⸗ zenzgowi verfchiedene Güter, Renten und Gerecht⸗ fame. Die Vogtei daſelbſt trugen vormald einige in diefer Gegend gefeffene Edelleute von den Bifchöfs fen zu Worms zu Lehen; mie denn Bifchof Theo-

derich im Jahre 1360 Heinrich von Numenhufen und

feinen Sohn Johann mit dem vierten Theil Des Dor⸗ fe, „daz do heizzet Steinfurt,, belehnte. Albrecht von Numenhuß befennet in feinem Reversbriefe vom %. 1406 daß er an dem Dorfe zu Steinfore by Sünsheim ein Fünftheil zu Lehen trage. Im J. 1419 verkaufte Wiprecht von Neuhaus feinen Theil an den Abt zu Sinsheim, Apelo von Finfterloch,

und im %.1516 Sebaftian und Burfard von Helm»

ftatt einen Theil des Dorfes Steinfurt an das Be: fchlecht der Semmingen von Quttenberg. Ein Drit> tel diefed Dorfes empfieng auch ſchon im J. 1422 Berthold von Saſſenheim vom Bifchoffe Johann zu Mannleben, welches feine Söhne, Konrad und os dann, noch im %. 1464 in dieſer Eigenfchaft erkann⸗ ten. Sie verfaufeten aber folhes mit Bewilligung des Bifchoffed im J. 1483 an Rheinhard von Helm: ftatt 2). Die übrigen Theile Des Dorfes muß dag

r) Schannat in Hiftoria Epifcopat. Wosmat, pag. 160, 266 er 289.

Kellerei Hilsbach. 157

Kloſter, und: nachherige Stift Sinsheim entweder tauf- oder faufchweis an fich gebracht haben, weil in dem XVI Jahrhunderte felbiges fchon die Vogtei zu Steinfurt allein ausgeäbet hat.

Durch das Dorf laufet die von Reihen herab fommende Elfenzbach, und treibet darin eine Mahl: mübhle ; oberhalb des Ortes vereiniget fich mit felbis ger Das von Grumbach herab fliefende Inſenbaͤchlein mit Derfelben, fodann fliefet auch Das vom Tmmel- haufer Hof fommende Ilbersbaͤchlein durch Die Ge— marfung, und fcheidet Diefe von dem Gebiete der: Stadt Sinsheim, bei der e8 in die Elfenz fällt. Die von Heidelberg nach Heilbronn führende Landſtraſe ziehet Durch das Dorf, worin auch eine Zoflftätte be- findlich if.

Im 3.1774 bewohnten dafjelbe 147 Familien, 611 Seelen. An Gebäuden waren darin 3 Kirchen, 3 Schulen, 86burgerliche und Gemeindshäufer. Die Gemarkung enthält 1281 M. Aecker, 83 M. Wingert, 228 M. Wiefen, IHM. Gärten, 797 M. Wald, welche leztere unter Der Ginsheimer Forſthute ftehen.

Edhedem war eine Kirche unten am Dorfe gegen Sinsheim zu, worin Die Mönchen des Klofterg die Fruͤhemeſſe zu verrichten hatten. Diefe ift in den Reformationgzeiten eingegangen, und Dermalen nur noch) einiges Semäuer Davon übrig. Die Pfarrkirche in Dem Dorfe war dem heil. Petrus gemweibet, und

gehörte zum Waibftatter Landfapitel, mithin jeder» -

zeit in Dad Wormfer Bistum, worauf jedoch der Abt zu Sinsheim den Pfarrer zu fezen hatte «). Sie iſt mit reichlichen Sefälen begabt, und aug die- fen Mitteln im J 1663 ganz neu erbauet worden. Sn der Kirchentheilung fiel folhe den Katholiſchen zu. Seit dem iſt ſie der Pfarrei Sinsheim als ein Filial untergeben, und wird darin nur alle vierzehen Zäge der fonntäglihe Gottesdienft gehalten, Die ——— —⸗—ñ —3eÚ in rrr ——

) Schannat L 6. Pag: SI,

160 Oberamt Mosbach,

der Zof erhoben. Roc im XV Jahrhunderte befand

fib näcit der Katholifchen Kirche eine Burg , welche den Edeln von Neipperg zugehörte, dermalen aber ganz verfallen ift. Ä

Im %. 1774 zählte man bier 134 Familien, 602 Seelen, unter welchen 201 Benningifche Unterthanen waren. Ferner 3 Kirchen, 2 Schulen, 66 burgerlis de und Gemeindshäufer. Die Gemarkung Pfälzis ſcher Seits beftehet in 844 M. Meder, 34 M. Wins gert, COM. Wiefen, TOM. Gärten, 4 und ein halb M. Bruch, 500 M. Wald. Die in vier Bezirken bes ſtehende Waldung gehöret der Gemeinde, und ift der Doficht des Förfters zu Hilsbach untergeben. Nebſt Diefen befindet ſich auch ein andereg Diftrift in der Gemarfung, der etwa ı2 Morgen Landes: enthält, woran Die Rurfürftliche Hoffammer zu Drei, der Freis herr von Venningen aber zu einem Viertel betbeilis get ift.

"Die alte Kirche Diefed Dorfed war vormals der Mutter Gotted Mariä geweihet, und eine befondere zum Yandfapitel Waibftatt gehörige Pfarrei, wobei die von Neipperg den Pfarrfaz hatten 2). Vermoͤg des Bifhöflihen Synodalbuches vom J. 1496 ges börte eine Srübemefferei Dazu und zwo Altarpfrün: den. Im %.1563 hatte Kurpfalz dad Vorſtellungs⸗ recht, Die von Neipperg aber dag Verleihungsrecht a). Sn der Kirchentheilung fiel Diefe Kirche in Das 8008 der Reformirten ‚die folche mit einem eigenen Prediger beftellet haben, der unter die Inſpektion Sinsheim gehöret, und die Filialfirchen zu Steins— furt und Kirchart mit zu verfehen hat. Die Katho»

lifchen haben im J. 1769 eine fleine Kirche aus ge⸗

fammelten Beiträgen erbauet, und folche dem heil. Bartholomäus geweihet. Sie ift ein Ziltal der Pfar⸗ Bl rei

2) Schannat Hiltoria Epifcopat. Wormat. pag. w . “} Vermög des Ortes Bind- und Lagerbuches fol. 4.

Kellerei Hildbad. | 161

rei Sinsheim. Eben ſo verhaͤlt es ſich auch mit den Lutheriſchen, und ihrer allda errichteten Bethſtube

Am groſen Zehnten beziehet die Kurfuͤrſtliche Hofkammer drei, der Freiherr von Venningen aber ein Biertel; am Fleinen gedachte Hoffanimer drei, der Freiherr von Benningen zwei, und Der Refor— mirte Pfarrer ein Sechstheil.

An Freigütern befizet das Stift Sinsheim in der ‘Gemarfung den St. Leonbards-Pfründ- Dem Küfferei- und zween andere Höfe; Die Pfarrei dag Rappen-Höfleinz Die Rephun von Rechheim, dag Rephun-Hoͤflein; fodann find noch daſelbſt das Wala ters- und Hofpital-Höflein,, nebft dem Wittumgut.

An dem Drtesift ein ordentliches Dorfgericht mit einem Schultheife und vier Schöffen beftellet, und dann hat dag Stift Sindheim dafelbft einen befons dern Hubfchultheifen und zwölf Hubrichter zu fezen.

5) lfenz. Ein grofes Dorf, fieben Stunden von Mosbach und eine von Hilsbach füdwärts, hat feinen Namen yon der oberhalb deffelben entfpringen« den Elſenzbach, wovon die big an ihren Ausfluß in den Necker durchftrömte ganze Gegend feine Be— nennung Elfenzgau berleitet. Das Dorf felbft ſchei— net jenes Elfenheim zu feyn, mwofelbft das Klofter Lorfch ehedem ſchon Drei Huben Landes befeffen hat b). Sn einer Berfchreibung des Abtes Eberhard von Dtenheim, welche er dem Domkapitel zu Speier im J. 1137 gegeben hat, wird Dber- und linter- Elfenze von einander unterfchieden c). Es fol vor⸗ mald eine Burg dafelbft beffanden, und Pfalzgraf Ruprecht I fehon im J. 1365 die Hälfte derſelben Burg Elfenze von Eberhard von Hemmeren und de— nen von Sickingen an fich gebracht, Pfalzgr. Otto

6) Codex Lauresh. T. III, num. 3658. e) Würdtwein fubfid. diplom. Tom.IV, pag. 33I«

Pf. Geographie. II.Th. *

160 Obkeramt Mosbach,

aber im J. 1413 den dritten Theil des Dorfes don Johann von Hirfchhorn erfaufet Haben d). Diedem Haufe Pfalz darin gehörigen Güter und Gefälle wer> den in dem alten Zinsbuche vom J. 1309 alfo be:. fhrieben: „Erſtens hat min Herre zu Elſenze zween yr Morgen Wingert gelegen an dem Hemberge, git „alle Jar daz Vierteil. tem gefallent minem Her⸗ „, sen alle Jar daſelbs GSiebenzehent Ame Win zu „Zinße von Wingarten. tem zwolf Simre Fruh— „’ te von Edern und vier Hunre Beltd. Item min „Herre bat ein Kelter daſelbs, waz die Wines ver= „dint in dem Herbefte, ift auch mind Herren.

Im %. 1774 beftund die Bevölkerung in 135 Zamilien, 555 Seelen; die Gebäude in 3 Kirchen, ı Schule, 98 burgerlichen und Gemeindshäufern ; die Gemarkung in 1256 Morgen Aecker, 74 M. Wingert, 382M. MWiefen, und 389 M. Wald, welche der Ge= meinde zuftändig find. Nebſt Diefen aber befizet die geiftliche Verwaltung das fogenannte Heilige Wäld- lein von goMorgen. Sie ftehen alle unter der Hute des Förfterd zu Hilsbach.

Die alte Kirche war vormalg U. &. $. gemweihet, und der Pfarrfaz gehörte dem Deutfchen Ordengmeis fier e). Bei der Ktrchentdeilung fiel folche in dag Los der Reformirten, die folche Dermalen ald ein Bilial von der Pfarrei Hilsbach verfehen laffen. Die Katholifchen haben im J. 1766 eine neue Kirche aug gefammelten Beiträgen erbauet, und folche zur Ehre Der Allerheiligſten Dreifaltigkeit eingeweihet. Sie ift ebenfalls nur ein Filial der Pfarrei Hilsbach. Ein ‚gleiches Verhältnis hat es mit den Lutherifchen.

Den grofen Zehnten von den nächft dem Dorfe gelegenen Feldern beziehet dad Domkapitel und dag St. Buidongftift zu Speier, von den übrigen Ges wanden aber wird folcher der Neidenfteiner Zehnten

d) Ada Compromifi apud Chlingenfperg 92, 126 & 130, ı ®) Schannat Hiftoria Epilcopat, Wormat. pag. 108. |

Kellerei Hilsbach. 163

genennet, woran die Kurfuͤrſtliche Hofkammer, die geiſtliche Verwaltung, und das Kloſter Hirſchhorn betheiliget ſind, ausgenommen einige andere Bezir⸗ ke, von welchen die geiſtliche Verwaltung ſolchen al⸗ lein genieſet.

6) Rirchart iſt ein anſehnliches Dorf, von ſechzig und mehr Haͤuſern, zwiſchen dem Gemmingi— ſchen Marktflecken Fuͤrfeld; dem Neippergiſchen Dorf Maſſenbachshauſen; dem zum adelichen Frauenſtift Pforzheim gehörigen Bockshof, und dem Venningi— ſchen Dorf Grumbach gelegen. Im J.792 erbielf Das Klofter Lorfh im Dorf Kyrihhart einen Hof und Hube famt Zugehör an Aedern, Wiefen, Wald und Waffer ıc. wie auch zwanzig Leibeigene f). Das Dorf war bernach jederzeit eine Zugebör Der alten Burg Steindberg, mit welcher e8 auch an die Pfalz gefommen. Bon den darin hergebrachten Gerecht- famen, Gütern und Gefällen gibt Das alte Zinsbuch vom %. 1369 folgende Nachricht : „Zu Kirchart iſt „die rehte Bede ale Jar 2 Pfunt Heller zu Wihe- „nachten und 2 Pfunt zu Meyen, die Ernbede gr „Malter Kornd. tem jedaz Hug git ale Jar ein jr bald Malter Haber, daz drifet fih Jars 25 Malz j„, ter Haber minre oder me, tem min Herre hat „alle Jar fünfzig Hunre zu Vasnacht und fünfzig

zu Ern ıc. tem min Herre hat einen Hof zw „Kirchart liegen, heizzet Ernſteshof, darin gehö= z, rent in dem Flure hinter dem Rodenhart, 28 z, Morgen, gen Brumbad 15 Morg. und gen $u= „, renfele fünf Morgen. Item min Herre hat da« „ſelbs 37 Morgen böfes und gutes, die haben die armen Lute gerne lazzen liegen für den Zinnße,

die bumet man auch jezund in Denfelben Hofe. Item Schelhartslehen halbes ift mineg Herren ver=

r i e M Sod, diplom. Laureſh. Tom. II, num. 2681.

164 Oberamt Mosbach,

„fallen für reht eigen, darum, daz er einen More

„dtat, und in dazſelbe Lehen gehoͤrent wol 17 Mors „, gen Aderd in der Mark Kirchart gelegen, und ein Stud Wiefen zu Aazenbrunnen gelegen, dazfels „be Lehen geböret auch in dez vorgenannten mins „, Herren Hof. Item Plezelmwiefen hinter der Kirche „gehoͤret auch in Denfelben Hof. Item eine Wiefe y, und ein arten in der Gerhartsklingen gehört in jr die Sauthei zu Kirchart, und dienet auch in Dies „ſen Hof. Item 35 Morgen Aderd, die in die „Fautdhei daſelbs gehörent, Die fint auch mind Herrn, und gehörent in Den vorgenannten mind Herrn „Hof, ꝛc.“

Im J. 1406 gab König Ruprecht Dieter Moͤn⸗ chen von Rofenberg und feiner Hausfrau mit Eins willigung feiner Söhne dag Dorf Kirchart bei Voren⸗ feld gelegen, für 1000 fl. uf eine Wiederlöfe zu kau⸗ fen. Diefer Pfandfchiling aber ift bald hernach wie» der abgelöfet worden,

Oberhalb des Dorfes entfpringet aus fünf Quels len der fogenannte Gießgraben, treibet eine Mahl— muͤhle, fliefet nach Berwangen, und fält bei Rischen in die Elfenz.

Im J. 1774 beſtund die Bevölkerung des Orte in 116 $amilien, 509 Seelen; die Gebäude in 2 Kirchen und 62 Häuferns die Gemarkung in 1840 M. Aecker, 38 M. Wingert, 96 M. Wiefen, 319 M. Wald und Heden, welche der Gemeinde gehören. Die Kurfürfilihe Hofkammer befizt aber auch einen Bezirk, Das Bauren-Wäldlein genannt, vongMors gen Landes. Sie ſtehen fämtlich unter der Hute des Sörfters zu Hilsbach.

. Die Kirche war vormals dem h. Aegidius geweis bet, und der Pfarrfaz gehörte Kurpfalz: Ruprecht Der ältere hat aber folchen im 3.1369 dem Deutfchen Drden famt jenem zu Hildbach einverleibet 2). In

8) Sich oben Hilsbach p. 148.

Kellerei Hilsbach. 165

"der Kirchentheilung fiel dieſe Kirche den Reformirten

zu, und iſt jezt nur ein Silial der Pfarrei Richen. Die Katholifchen haben unter dem Rathhauſe eine Kapelle errichtet, worin der Sonn- und Fefttägliche Gottesdienft Durch einen Sranzisfaner von Sinsheim verfehen wird. Die Lutherifchen haben auch eine ei- gene Kirche erbauet, worin Der Predigervon Schluch⸗ tern Den Dienft verfiehet. Den grofen Frucht- und Weinzehnten beziehet der Deutfche Ritterorden zum Haus Horneck, den kleinen aber der Reformirte Pfarrer.

An Freigütern befizet die Kurfürfiliche Hoffam- mer jene Höfe, wovon in dem angeführten Zinsbu— che Meldung geſchiehet. Vermoͤg der Mosbacher Regalienbefchreibung vom %. 1602, hatte dag Pre: Digerflofter zu Wimpfen ein Hofgut, wie auch die Neichgftadt Heilbrunn, fodann Junker Rheinhards von Gemmingen Erben ein vom KRitterftift Wimpfen erfaufted Hofgut, die fämtlich Der Steuer unterwors fen. Hingegen befafen damald Die Erben Johann Philipps von Helmftatt zu Bifchofsheim ein Hofgüts lein, fo Schazungsfrei gewefen ; deggleichen Die Jun— fer von Flersheim zu Grumbach eine Korngült, und Die Kirche zu Eppingen ze. ein ſolches Hofgätlein.

7) Schluchtern, ein Marktflecken zwifchen Groß» gartach, Nordheim, Schweigern, Maffenbach und Kirchhaufen im alten Sartachgaue gelegen. In einer Urfunde des Klofterd Lorfch vom Jahr 793 werden Sloctra und Bargen in den Neckergau, hingegen Slutra [bon im %.767, und in einer andern Ur— funde, wodurch eine fichere Hiltisnot dag Klöfterlein Arilinbach im Bretachgaue dem heil. Nazarius zu Lorſch übergeben, Schlothrun ausdrüdlich in den Bardachgau gefezet 4). Ob diefer Ort von Alters

h) Cod. diplom. Lauresh. Tom. I, num. 13, & Tom.II, ‚aum: 2447 ; 2716 & 48: 23

166 Oberamt Mosbach,

ber ſchon zur Burg Steindberg gehöret habe, findet fich zwar nicht, läßt fich aber vermuthen, meil in Dem oftangezogenen alten Zindbuche Davon folgende Meldung gefchiehet: „Sluthern. min Herre hat ei« „nen Hof daſelbs, da git man im alle Jar von „fuͤnfzehen Walter der dri Frübten. tem die zwei „Teil des Zehenden fint auch mind Herren. tem z, min Herre hat alle Far daſelbſt 15 Malter Frühte z, von Ederen in der Marf und beifent Landahte. y Item uf Martini dritthalb Punt 2 Schilling Heller „Zinnß, und drei und vierzig Hünre, 2 Gaͤnnße „von Sütern. Item min Herre hat ein Wald da⸗ „ſelbs, der heizt dad Aerzogenbols. tem Hert⸗ z, recht Dafelb8 :c. fint auch mind Herren.

Wenn alfo erft Konrad von Weinfperg dieſen Drt im Jahre 1430 dem Pfalzgrafen Dtto von Mod» bach verpfändet, und im darauf folgenden Jahre um z000 fl. verfaufet haben follte 5), Dörfte ed etwa nur don einigen Serechtfamen, oder von der Vogtei und niedern ©erichtbarkeit zu verftehen feyn. In⸗ zwifchen wird in dem Mosbacher Regalienbuche vom J. 16002 bemerfet, daß Schluchtern von den Grafen von Hohenlohe als eine Pfandfchaft angefprochen , und um die Ablöfung an dem Neichdfammergerichte gehandelt werde, Kurpfalz aber Darin alle hohe und niedere Obrigkeit zuftändig fey. Das Sefchlecht der Edeln von Maſſenbach trägt einen Wald, das „eis lige Aolz genannt, und einige Meder fchon feit meh— * Jahrhunderten von Kurpfalz bis jezo daſelbſt zu

ehen.

An dem Orte fliefet die bei Klein-Gartach ent» fpringende Leimbach vorbei, treibt eine Mahlmuͤhle und fält bei Neder-Bartach in den Neder. Im J. 1774 zählte man hiefelbft 90 Familien, 340 Seelen, a Kirchen, 3 Pfarr- 3 Schul- und 77 andere Häufer.

——

;) Ada Compromifi in Caufa Aurel, apud Chlingenfperg pag. 127 & 132.

Kellerei Hilsbach. 167

Die Gemarkung begriff 896 M. Aecker, 76 M. Win: gert, EM. Wiefen, 12 M. Gärten, 260 M. Wald. Unter den Waldungen find 6 Bezirfe von ungefähr 2o6M.der Gemeinde zuftändig, und ein Bezirk da» von mit dem Flecken Groß-Gartach in Gemeinfchaft. Die Kurfürftlihe Hofkammer befizet Den obgenann⸗ ten Herzogswald von ungefähr 40 M. die von Mafs fenbach aber das Heilige Holz von 14, unddag Buchs that von 6 M. fämtlich unter der Hute des Foͤrſters zu Hilsbach.

Auf der Höhe jenes mit der Gemeinde Grof- Gartach gemeinfchaftlichen Theil Waldes gegen dem fogenanntenAeichelberg finden fich noch Ueberbleib> fel der daſelbſt vor alten Zeiten geftandenen Harchen⸗ burg, und nicht weit davon liegt ein anderer Bes zirf, in deſſen Mitte ein der Gemeinde Schluchtern - zuftändiger Ader gelegen, welcher vermög des alten Gaal- und Lagerbuches Stalbohel genennet wird. Daß es mahrfcheinlich Die öffentliche Dingftätte, (mallum publicum) des Sartachgaueg vor Zeiten ges wefen fey, hab ich anderwärts fchon audgeführet k).

Die alte Kirche dieſes Ortes war dem heil, Pan kratius geweihet, und der Pfarrfaz denen von Neip⸗ perg I). Sie ift nach der auf dem Kirchenthorbogen eingehauenen Jahrzale im J. 1569 neu gebauet wor» den. In der RKRirchentheilung fiel folhe den Refors mirten zu, Die darauf einen eigenen Prediger beftels let, welcher unter die Inſpektion der Klaffe Sing» heim gehöret, und eigentlich die Zilialfirche zu Richen mit bedienen ſollte. Diefe aber wird der mehrern Bequemlichkeit willen von Eppingen aus verfehen. Die Katholifhen haben zwar einen Pfarrer, aber feine Kirche, fondern fie halten ihren Gottesdienſt

) Abhandlung von den Stalboheln im Iaten Hefte der Rheinifchen Beiträge des J. 1778. Schannat hiftoria Epiſcopat. Wormät, pag. 50,

24

168 Oberamt Mosbach,

unter dem Rathhauſe, und gehören zum Landkapitel Schweigern. Die £utherifchen haben fich eine eigene Kirche aus gefammelten Beiträgen erbauet, und mit einem Prediger beftellet, der die Filialfirche zu Kirs chart mit verfehen. muß.

Am groſen und Fleinen Zehnten beziehet die Kur» fuͤrſtliche Hofkammer zwei, und der Reformirte Pfars xer Das übrige Drittel, Zu Beforgung der Keibeis genichaftsrechte iſt ein Reifiger Schultheis beftellet. Dad Dorfgericht aber beftehet aud 6 Schöffen. Im Siegei führet felbiged den heit. Panfraz im Harnifch mit einem Dolchen in der Hand,

1 8) Richen, ein grofed Dorf, ſechs Stunden Yon Mosbach ſuͤdwaͤrts entfernet, wird in den Lor— ſcher Urkunden Reocho auch Riocher marca in pago Eifenzgowe genannt m). Anfänglich fcheinet es Dem Reich unmittelbar unterworfen, und an adeliche Beichlechter verpfändet gewefen zu feyn. Denn K Ludwig IV gab dem Pfalzgrafen Rudolph II im Jt. 13323 Die Gewalt, das Dorf Richen zu loͤſen N). welches auch bald hernach gefcheben feyn muß, meil Kurpfalz vermög des alten Zinsbuches fehon im J. 1309 daſelbſt folgende Gerechtſame, Guͤter und Ge; faͤlle hergebracht hatte: „Das Gerihte zu Richen iſt halb mins Herren, und auch die Wogtey da— „ſſelbs. Item min Herre hat alle Jar uf St. Mar: „‚, tindtag daſelbs 2 Pfund Heller zu Zinnge, und 6 „», Schilling Heller und 20 Hunre von Guͤtern. Item „„alle Jar 15 Malter 2 Sim. Korns, und 11 Malter „Habern zu Zinnß. tem min Herre hat zu Richen „zween Höfe, die find verliehen zu eim Erbe alle eo, Jar um daz Dritteil. Item min Herre bat eine

ET

) Cod. diplom. Lauresh. Tom. II, num. 2559, 2568 & Tom. III, num. 3639.

") Ada Comprom, apud Chlingenfperg pag« 129.

Kellerei Hilsbach. 169

Hube daſelbs, davon git man 14 und ein halb Malter Srübte, Korn, Dinfel und Habern ıc.

Konrad von Sajfendeim, Ritter, gab Pfalzgra> fen Ruprecht Il im. 1392 die Mühle zu Richen zus Iöfen 0). Im J. 1394 erkaufte gedachter Pfalzgraf einen Theil des Dorfes von Anna von Sickingen erb⸗ lih , und von Friedrich von Sickingen, dem Deuts ſchen Herrn, feinen Theil gegen jährliche zo fl. fein Lebenlang zu geben. Endlich fol noch K. Ruprecht im J. 1403 die Hälfte des Dorfes Richen von Jo— bann von Gidingen erfaufet haben p). weiches je» Doch mit obigen Umftänden nicht paffet. Vermoͤg einer Nachricht aus dem XVI Jahrhundert war Ri— chen zur Burg GStreichenberg gehörig, und eine be» ſondere Kellerei, deſſen Keller zugleich Schultheig des Dorfes gemwefen.

Unten am Dorfe laufet die Elfenzbach vorbei, und nimmt den von Kirchart herab fommenden Gieß— graben auf, betreibt eine Mahlmühle, und fezet ih— sen Lauf nach Sttlingen fort. Im J. 1774 war die BiefigeBevölferung 123 Familien ftarf, die 565 See» len ausmachten. An Gebäuden waren zKirchen, ı Schule, 82 Häufer. Die Gemarkung enthält 1590 Morgen Meder, 50 M. Wingert, 175 M. Wieſen, ı7 M. Gärten, 572 M. Wald. Inter diefer Waldung befindet fich ein Bezirf von ungefähr go Morgen, woran der Freiherr von Wenningen zu einem Drittel an den Nuzungen -berechtiget ift, übrigens aber der Kurfürflichen Hoffammer zuftehet. Die übrigen vier Diſtrikten gehören der Gemeinde, und find fämtlich der Hute des Förfters zu Hildbach untergeben.

Die Kirche ift zur Ehre der Verkündigung Mariä geweihet, zum Landkapitel Schweigern einfchlägig g),

0) Chlingenfperg 1. c. pag. 131. p)! Ibidem pag. 93:

‚g) Schannat hiftoria Epilcopat, Wormat, pag: 48.

170 Oberamt Mosbach,

und in der Kirchentheilung in das Loos der Katholi⸗ fhen gefallen. Der dafige Pfarrer bat Feine andere Kirche fonft zu verfehen. Die Reformirten baben auch eine eigene Kirche gebauet, und folche der Pfars sei Schludhtern untergeben. Weil aber beide Orte zu weit von einander entlegen, fo wird fie der Bes quemlichfeit willen von dem Pfarrer zu Eppingen bes Dienet. Die Lutherifchen befuchen die Predigt zu Eppingen, oder in den herumliegenden Ritterfchaftlis chen Drten.

Am grofen Zehnten beziehet die Kurfürftliche Hofkammer 73mwölftel, die Freiherren von Gemmins» gen allein 4, und mit den Grafen von Neipperg in Gemeinfchaftein Zwölftel.. Der Meſſner geniefet aug einem Bezirke den Glockenzehnten; von dem Kleinen aber find die Unterthanen befreiet.

Das Dorfgericht iſt mit einem Schultheife, vier Schöffen, und einem Gerichtfchreiber beftellet. Es führet in feinem Giegel einen quadrirten Herzfchild, in deſſen erften und vierten Feld die Baierifchen Raus ten, im zweiten und dritten aber $lammenftrahlen, auf Dem Schilde aber 2 Thürme find.

Amtsvogtei Zwingenberg.

Zuingenberg ein altes Bergſchloß auf der DI rechten Seite des Neckers, drei Stunden uns terhalb der Stadt Mosbach weſtnordwaͤrts, liegt auf einem Felſen, von dem der unten vorbei ſtroͤ⸗ mende Necker überfehen werben kann, und an befr fen Ufer ein Weiler gleichen Namens. Seine Nachbaren find alfo gegen Oſt Schellenbrunn und Gera; gegen Süd ber Meder ; gegen Weſt Ebers bach; gegen Nord Dilbach und Kazenbach. Dies

Amtsvogtei Zwingenberg. 171

fe Burg muß mit Zwingenberg an der Bergſtraſe

nicht vermwechfelt werben, wie von einigen gefches ben ift ). Diejenige, wovon hier die Rebe iſt, hatte vormals ihre eigene Herren, die davon dem Namen führten, indgemein aber Edele von Twin⸗ genberg genannt wurden. Dietrih und MWeipreht von Twingenberg verbanden ſich fchon im F.1338 gegen die Pfalz, ihr mit ſolcher Veſte ir Lebtag zu gewarten. Im J. 1357 nahm ber Erzbifchof Gerlach von Mainz und fein Stift die von Zwingenberg famt ihrem Haufe in Schuz und Schirm. Im I. 1364 vers trugen ſich gedachter Erzbiſchof und Pfalzgraf Rus precht mit einander den Burgſtadel Zwingenberg zu bauen, und Burgfrieden zu halten, Tauften and) in eben dieſem Sahre dem gemeinern Konrad Rüde, Rittern, und Gude feiner Hausfrau ihren Theil an Zwingenberg für 330 Gulden Frankfur⸗ ser Währung ab. In eben demfelben Jahre vers oönnte K. Karl IV gedachten beiden Kurfürften, die von bed Reichs wegen verbrochene Veſte Twins genberg an ſich zu Faufen und wieder aufzubauen, jedoch daß diefed Haus von Kaifer und Reiche ſamt Zugehörung zu rechtem Lehen rühren folle, mit dem Vorbehalt eines emigen Defnungsrechts 5). Hanns und Engelhard von Hirſchhorn verfchrieben fich aus ihren Veſten Elfenz, Airfhhorn, Lindenberg nnd der Hälfte von Zwingenberg nimmermehr feinen

r) Sonderbar begehet diefen Fehler Dr. Hempel oder Fins frerwald in der erläuterten Gerinania Princeps yom Haus fe Pfalz pag- 720. |

s) Gudenu⸗ cod. diplom. Tom. UI. pag · 464.

172 Oberamt Mosbach,

Schaden zuzufügen, noch jemand wider Pfalz zu enthalten 2). Zwei Jahre darnad) verfaufte audy Merner Knebel feinen Theil an der Burg Zwin⸗ genberg dem Pfalzgrafen Ruprecht um 200fl. u). Vermuthlich hatten die von Hirſchhorn ihren Theil daran fchon zur Xehen erkennen muͤſſen. Engel—⸗ Hard von Hirfhhorn aber wollte fi) dazu nicht bes quemen; weöwegen ber Pfalzgraf feinen Vizdum zu Heidelberg, Heinrich von Exligheim, zum Les benrichter, und aus den Mannen Herbwig von Hirfchberg zum Fürfprecher fezte, um die Klage wider gedachten von Hirſchhorn wegen etlicher Les bengüter,, die er innen, und doch in Jahr und Tag nicht erfobert noch empfangen hatte , daſelbſt anzubringen. Die Richter erfaunten, daß die Le⸗ ben dem Pfalzgrafen heim gefallen wären, und er damit, mie mit feinen eigenen Gütern fhalten möge. Ob und wie diefe Zwiſtigkeit hernach beis geleget worden, findet ſich nicht, wohl aber, daß im 5.1403 8. Ruprecht ald Pfalzgraf Hannfen und Engelhart von Hirfchhorn, Zwingenberg den verbrochenen Burgfiadel geliehen, und eine Burg darauf zu bauen erlaubet, auch der Erzbifchof von Mainz eben denfelben feinen Theil an Zwingenberg zu Mannlehen uͤberlaſſen habe. |

Um diefe Zeit muß alfo die Burg wieberum erbauet worden feyn, melche dad Geſchlecht von Hirſchhorn als ein von dem Erzflifte Mainz und der Pfalzgraffchaft rührendes Mannlehen befeffen,

) Ad. Comprom. apud Chlingenfperg pag. 92. u) De Quittungen find von den Jahren 1366, 69 und To,

Amtsvogtei Zwingenberg. 173

bis Herzog Dit Il von Mosbad) dad Schloß Zwins genberg im 3. 1474 von Otten, Meldior, Hanns fen und Eucharius von Hirſchhorn, ſodaun vom Philipps Ruͤdt von Boͤdigkeim etliche Dörfer, Wälder und anderes dazu erkaufes hat x). Nach Erlöfhung der Pfalzgräflichen Linie von Mosbach. fiel Zwingenberg mit Zugehoͤr in Kraft des 1479 errichteten Erbvertrages an die Kur zurüd 7). Als aber Kurf, Philipps durch die befannte Baier rifche Fehde allenthalb in grofe Schulden Fam, ſah er ſich genöthiger verfchiedene Stücke von der Pfalz zu veräufern, und diefes Ochickfal traf auch das Schloß Zwingenberg mit feiner Zugehoͤr, ins bein er folches im I.1504 an Hanns von Hirſch⸗ born um 12100 Rheiniſcher Gulden fo gar als ein Erblehen verkaufet, ohne die Erzbiſchoͤflich Maiu⸗ ziſche Mitbelehnung zu berühren. Im dieſer Eis genfchaft befas alfo das Geſchlecht von Hirſchhorn bie ganze Herrſchaft Zmingenberg, bis ed im J. 3632 mit Friedrich von Hirſchhorn im Manus⸗ ſtamme gänzlich erlofhen. Diefer nun fezte in feiner zuvor errichteten lezten Willensmeinung feis ne Halbfchwefler Maria, eine gebohrne von Mazs feld, die an Georg von Sternenfeld vermählt ges wefen, zur Erbin ein. Es tratten aber die näher gefippte Rinder und Enkel feines Vatters Bruders Ludwig von Hirfchhorn, und feiner an Bernhard Göler von Ravenfpurg verehelichten Schweſter

x) Laut der Verfchreibung der von Hirihhorn uf Montag nad Galli, und des Rüden uf Montag nach Oculi.

y) In den Beilagen zur gründlichen Ableinung w der Reldenz. Succeſſion Ic, pag. 66

174 Oberamt Mosbach,

Maria auf, und ſprachen Zwingenberg als ein . Erblehen an. Wlein ed Fam ihnen die von der Krone Schweden damals in der Pfalz angeordnete Regierung zuvor, erklärte bie Herrſchaft ald ein ers ledigtes Mannlehen heimfällig, und lied die Hul— digung einnehmen. Engelhard Göler von Raven⸗ ſpurg fand indeffen Mittel die erblehenbare Eigens {haft näher zu beweifen , und ſich mit obgebachter Teftamentserbin abzufinden, fo daß er in das Les ben eingeleäet, gench im J. 1635 durch die das malige Baierifche Regierung ſchon wieder verdruns gen wurde, Die Sache blieb währenden Kriegds unruhen unausgemacht, bis der Weftphälifche Fries den ben Kurf. Karl Ludwig auch in den Beſiz von Zwingenberg wieder einſezte. Warum der von Goͤler zu diefem Erblehen fo bald nicht gelangen konnte, war die Urfache, daß von des Erblaſſers Altern Bruders Sohn Ludwig von Hirfchhorn noch eine Enkelin, Eva Urfula von Elz, übrig gewes fen, die ein näheres Erbrecht darauf zu haben bes hauptete. Gedachter von Goͤler wollte die Ente fheidung dieſes Streited von dem Kurpfälzifchen Lehenhof nicht abwarten, fondern wandte fih an bie allgemeine Reihöverfammlung und bat vorbers ſamſt in den vorherigen Beſizſtand, woraus er mit Gewalt verdrungen worden, wieder eingefezet zu werben. Hierauf erfolgte von den dazu angeords neten Reichskommiſſarien bereitd im J. 1651 ein günftiger Spruch, dem auch der Kaiferlihe Voll⸗ ffredungsbefehl auf dem Fufe nachfolgtee Dem ungeachtet blieb Kurpfalz immer im Beſize, und in der Mauptfache wurde nur fchriftlich gehandelt,

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u rn F

Amtsvogtei Zwingenberg. 175

| Bei dem Drleanifchen Succeffiondkriege kam folche

vollends ind ſtecken, und nach dem Ryswickiſchen Frieden belehnte Kurf. Johann Wilhelm feinen Hofkanzler, Franz Melchior Freiherrn von Wies fer im 5.1698 damit, nach deſſen Tod es an feis nen Alteften Sohn Ferdinand Andreas Grafen von Wieſer gekommen if. Da ward nun die Sache von neuem rege, und von Friedrich Jakob Gölers von Ravenfpurg nachgelaffenen drei Toͤchtern und ihren Ehemännern, Friedrich Wilhelm Horneck son Hornberg, Pleikard Dietericy von Gemmins gen und Eberhard Friedrich von Gemmingen, fehr. heftig betrieben, ja endlih an ben Kaiferlichen Reichshofrath gebracht, und nad Verlauf von zehen Jahren dahin entfchieden, daß den Klägern in Gemäßheit des ſchon im J. 1051 ergangenen Kaiferlihen Kommiffions-Endfheids vorderfamft ber Beſiz von Zwingenberg und deffeu Zugehöruns gen, mie folder zu Hirſchhorniſchen Zeiten beflana den, wieder eingeraumet werden follte. Diefes erfolgte auch wirklich im S. 1728. Weil aber Rura pfalz die feiner Oberbothmaͤſigkeit, und ſonderheit⸗ lich der Eberbacher Zent über die Herrſchaft und Vogtei Zwingenberg anklebige uralte Gerechtfame mit Wiederfpruch der Gölerifhen Erben ausübte, Fam ed zu neuen Klagen, die endlich durdy Vers mittelung Sr, Königlihen Majeſtaͤt in Preußen ben gten Hornung des J. 1746 guͤtlich abgethau worden. Es wurde nämlid) verglichen, daß die Herrſchaft Zwingenberg nebſt den dazu gehörigen Winterhauchiſchen Orten, das Schloß famt dem Weiler Zwingenberg, Dillbach, Kazenbach, Struͤm⸗

176 Oberamt Mosbach,

pfelbrunn, Mülwer, Friedrichsdorf, Ober- und Uuter-Ferdinandddorf mit aller Zugehör als ein Erblehen den damaligen Befizern männ- und mweibs lichen Gefchlechts durch einen orbentlichen dem aͤl⸗ tern gleich lautenden Kehenbrief überlaffen, ſodann die Oberbothmaͤſigkeit mit allen Darunter begriffes nen obern und niedern Moheitörechten, beſonders die von Kurpfalz hesgebrachte Zentbarkeit in naͤm⸗ licher Erblehendeigenfchaft abgetretten, und ends lich die mit der Rurpfälzifchen Kellevei Korbach der Vogteilichkeit halber gemeinfchaftliche Weiler Ros bern, Balfpah und Wachenfchwend gegen einen Kaufſchilling von 11500 fl. dem Kurhauſe allein uͤberlaſſen werden follten. Durch einen gleich darauf erfolgten nähern Vertrag, verkauften die Goͤleri⸗ (hen Sefamterben die ganze Kerrfchaft Zwingen⸗ berg mit allen darauf haftenden und zu Lehen ges henden Nechten dem Durchlauchtigſten Kurhauſe um viermal hundert taufend Gulden Mannheimer Währung, nebſt taufend Dufaten Schlüffelaelbeö. Diefer Verkauf hatte aber zur Folge, daß bie Fraͤnkiſche Reichsritterſchaft, und zwar der Kanton Ddenwald dad Befleuerungsrecht von Zwingen⸗ berg, welches ihr die Ödlerifchen Erben im 3.1734 zugeflanden hatten, zn behaupten ſich anmaßte,

und die Sache bei der allgemeinen Reichsverſamm⸗

lung, fowohl ald dem K. Reichshofrath klagbar

anbrachte. Weil fie nun eine ohnehin gehäflige

Religionsfache damit einzumifchen wuſten, indem fie

vorgaben, als ob durch jenen Verkauf eine ganze

Proteftantifche Herrfhaft an einen Katholiſchen Reichsſtand übergegangen fey, fanden > den

| ge

Amtsvogtei Zwingenberg. 177

Augſpurgiſchen Konfeſſionsverwandten mächtige Unterſtuͤzung, und dieſer Gegenſtand ward in dem J. 1747 aufs heftigfte betrieben. Nun hatten ſich bie Ödlerifchen Erböintereffenten bei dem Verkaufe anheiſchig gemacht, ſich mit der Reichsritterſchaft wegen derfelben etwaigen Anfprüchen abzufinden, Dahero ward endlich durch einen Vergleich von J. 1751 auch dieſer verdruͤßliche Handel beigeleget, und das hohe Kurhaus Pfalz kam dadurch in den ruhigen Beſiz des vollen Eigentums, wonach alſo Zwingenberg mit den dazu gehoͤrigen Ortſchaften und Gefaͤllen dreiſig Jahre lang unter dem Namen einer Amtsvogtei verwaltet, dem Oberamt Mos⸗ bad), fo viel die Oberlandsbothmaͤſigkeit anbelangt, der Zentbarkeit wegen aber dem Unteramt Eber⸗ bad) eimverleibet und untergeben gemwejen , bis Seine jezt alorveichfl regierende Kurfuͤrſtl. Durch⸗ laucht im 5.1779 die ganze Herrſchaft mit aller ‚hoben und niedern Gerichtbarkeit dem Reichsgra⸗ fen Karl Auguſt von Brezenheim und feinen drei Schweſtern aus nenen Gnaden zum Erblehen übere sragen haben 2). Zu diefer alten Burg oder nuns mehrigen Herrfhaft Zwingenberg gehören folgende Ortſchaften:

x) Die wegen diefer fo wohl mit den Hirſchhorniſchen weib⸗ ligen Erben, ald mit der Franfifhen Ritterſchaft vors ewalteten Stteitigkeiten gewechfelte Schriften find durch Sentlicen Drnd befannt worden, den Zufammenbang ‚der ganzen Sache aber finder man in Sinfterwalds_Ge- mania Princeps, in Mofers Zinleitung zum Pfalzie Dun Staatsrehht, und in Pütters Zandbuch von efondern Deutfchen Staaten zc. von Pfalz,

Pf. Geographie, II. Ch. M

178 - Dberamt Mosbach,

1) Der Weiler Swingenberg, liest unterhalb der Burg am Meder, und ift erft gegen Ende deg XVI und mit Anfange des vorigen Jahrhunderts zu einem Weiler ermachfen a), nachdem die gegenüber gelegene Burg Stolzened gefchleifet worden, und die ı Dort gefeifene Unterthanen fich unterhalb des Schlof: ſes Zwingenberg haͤußlich niedergelajfen hatten. Oben auf Dem Berge quillen einige Brunpen, don deren Abflug ein Bächlein entfiehet, melches eine Mahl— mühle treibet, und unterhalb des Weilerg fich in den Meder ergiefet. Auf dem linken Ufer des Neckers liegt Der Zwingenberger Hof, dem Weiler gegenüber.

In der Burg und in dem Weiler wurden im J. 1774. 25 $amilien, 139 Seelen, 2 Echulen und 24 burgerliche Häufer gefunden. Die Semarfung ent: hält 51 Morgen Aecker, 12 M. Bärten, gIM. Wies fen ıc. Zu der Burg gehören 2129 M. Waldung, - wovon zween Drittel auf der rechten, und ein Drit- tel auf der linfen Seite ded Neders gelesen. Sie find dermalen wieder einem befondern Förfter zur Hute anvertrauet. |

In der Burg befindet fich eine Kapelle, die den

SKatholifchen gehöret. Die Reformirten gehen nah

Gerach, und die Lutherifchen nad) Kazenbach zur Kirche. Den grofen und Fleinen Zehnten beziehet Die geiftliche Verwaltung zu Heidelberg. Der Weiler hat feinen befondern in einem Anmalt und zween Schoͤf⸗ fen beftehbenden Vorſtand. 24

2) Dillbady. Ein gemeineg Dorf, eine Stun De von Zwingenberg nordoftwärtd, Durch welches eine von Eberbach nach Würzburg führende gemeine Eandftrafe ziehet. Gegen Süd befinden ſich Drei Söldners-Häuslein, fo man die Poft nennet. Im J 1774 beftund diefed Dorf aus 32 Familien, 182

4) Grundhafte Unweifung des Unfuges zc. in der Zwins genbergiihen Sache pag- 26.

Amisvogtei Zwingenberg. 175

eelen, 33 bürgerlichen und Gemeindshäufern; Die Gemarkung aus 756 Morgen Yeder, 124M. Wiefen, 33 M, Gärten, 202 M. Wald, 400 M. Weide. Die Katholiſchen pfarren nach Strümpfelbrunn, die Re— formirten nach Eberbach, und die Lutheriſchen nach Kazenbach.

3) Razenbach liegt zwo Stunden ton Zwin⸗ genberg nordwaͤrts, und nächft Dabei ein grofer Berg, welcher der Winter- oder Razenbuckel, die ganze Gegend aber Davon Winterhauch genennet wird. "Dben auf diefem Berge findet man noch Spuren “eined alten Gebäudes, welches ein Wachthurm ges weſen feyn fol. Unten ift ein Thal, der Aöllgrund ‚genannt, durch welches eine Wach fliefet, die bei Mülwer entfpringt, und den Namen Hoͤllbach an⸗ nimmt. Sie treibet zwo Mahlmühlen, ergiefet fich in die Itterbach, und mit fribiger in den Neder. In diefem Thale liegen auch Drei Söldnershäufer, eine viertel Stunde vom Dorfe.

Nach dem BVerzeichniffe vom %. 1774 wohnten in legterm 35 Familien, 218 Seelen. " An Gebaͤuden fanden fi eine Kirche, und 32 Wohnhäufer. In der Semarfung waren 658 Morgen Aecker, 123 M. Wieſen, 17 M. Gärten, 70 M. gemeine, 68 M. Hu⸗ benwald, und 188 M. Weide. Nebſt obigen Wald bezitken finden ſich annoch 304 M. welche zur Burg Zwingenberg gehören. Die Kirche ift mit einem Luth. Nrediger beftellt, welcher alle Orte fowohl Des Amts Eberbach ald der Vogtei Zwingenberg brforget, Die Karholifhen und Reformisten pfarren nach Struͤm⸗ pfeldrunn. | ee *

4) Strümpfelbrunniftein mittelmaͤſtges Dorf,

im Winterhauch, zwo Stunden von Zwingenberg,

nordwaͤrts gelegen. Eine viertel Siunde von dem

Dorfe ſtieſet die bei vorhergehendem Orte Kazenbach

bemerkte Hoͤllbach vorbei, ‘und nt die obere zwo 2

go Oberamt Mosbach,

Hoͤllmuͤhlen. Desgleichen ziehet die von Eberbach an den Main führende gemeine Landſtraſe neben dem Drte vorbei. Des Ortes Bevölkerung ift über 50 Zamilien und 300 Seelen ſtark. Ferner find darin Kirchen, 2 Schulen, und 40 burgerlihe Häufer. In Der Gemarfung 638 Morgen Meder, 111 M. Wiefen, IM. Gärten, 154 M. gemeine und 54 M. Güter. waldung. Zur Burg Zwingenberg gehören nebft dem 9282 Morgen Wald. Leber alle dieſe Wälder ift ein beſonderer Förfter angeftelt, Der in Struͤmpfelbrunn feine Wohnung bat. |

Die von Hirfhhorn haben bereits im X VI Jahr⸗ hundert Dahier eine Kirche gebauet, und in Der Kir⸗ chentheilung fiel. folche ind 2008 der Katholifchen. Sie ift jezo mit einem eigenen GSeelforger verfehen, der zum Landkapitel Mosbach gehöret, und auſſer Zwingenberg, alle übrige Orte der Herrfchaft zu ver= feben hat. Die Reformirten haben auch eine eigene Kirche gebauet, und folche mit einem Prediger be: fießt, Der zur Infpektion Mosbach gehört. |

5) Weisbady, ebenfalls im Winterhauch, ans derthalb Stunde von Zwingenberg nordiwärtd entles gen, wird in einem Entfcheid Konrads Ruͤd zwifchen der Stadt Mosbach und den Edeln von Twingene gerg im %.1326 Wizzelsbach genennet 5). Eine viertel Stunde von Ddiefem Orte entfpringet dag Weisbaͤchlein, treibet eine Mahlmuͤhle, faͤllt in Die Geracher Bach und mit diefer in den Neder., Man zählte im J. 1774 an diefem Orte 22 Samilien, 133 Seelen, und Wohnflättes in der Gemarfung 438 Morgen Meder, 119 M. Wieſen, 12 M. Gaͤrten, 5 M. gemeine, und 458 M. Guͤter-Wald, 390 M. Weis de. Es liegen auch noch 360 Morgen: von der beP Strämpfelbrunn bemerkten herrfchaftlichen Waldung in diefem Dorfbann, und fiehen fämtlich unter daſi⸗

) Aka Asad. Palat. Tom. V, pag. 62.

Amtsvogtei Zwingenberg. 181

ger Forſthute. Die Gemarkung ift ſaͤmtlich in Hub⸗ güter eingetheilet. Mit dem Kirchen- und Pfarr⸗ weſen verhält es fih, wie bei Strümpfelbrunn und Kazenbach. Den grofen Zehnten beziehet die Herrs Schaft ganz , am Fleinen aber eine, und der Katholis fche Pfarrer zu Strümpfelbrunn die andere Hälfte.

6) Mñãlwer, , ein geringes Dorf, von etwa 20 Häufern im Winterhauch, dritthalb Stunden von Zwingenberg gegen Balfpach und Wachenfchwend ge- legen. Oberhalb deifelben befindet fih ein Sumpf, von deſſen Abfluß ein See, welcher ungefähr dritt⸗ halb Morgen Landes bededet, fih gefammelt hat. Die SGemarfung beftehet auf 354 Morgen Meder, 57 M.Wiefen, 19 M. Gärten, 900 M. Wald, 457 M. Weide. Die Waldungen flehen unter der Strüms pfelbrunner Forſthute. Das Pfarr- und Kirchenwe⸗ fen ift wie in vorhergehenden Orten befchaffen. Den grofen und kleinen Zehnten beziehet die KHerrfchaft als eine Zugehör-der Burg Zwingenberg.

7) Friedrichsdorf, ein Weiler bon 12 Wohn» ftätten zwifchen der Itter- und Sundernachbach, vier Stunde von der Burg Lindenfels weſtnordwaͤrts ente legen, ift erft von dem lezten unflrittigen Beſizer der Herrfchaft Zwingenberg, Friedrich von Hirfchhorn, in dem beträchtlichen Waldgebirge an der Bräflich- Erbacifchen Gränze zu Anfang des XVII Jahrhun⸗ dertd angelegt, und von ihm alfo benennet worden. Unter dem Weiler fliefet die im Erbachifchen entfprin» gende Itterbach vorbei , treibt allda eine geringe Mühle, und lauft Durch den Grund fort nach Eber- bach, wo felbige fih in den Necker ergiefet. Die Strafe von Eberbach nach Franken gehet Durch den Drt. Die Gemarkung beträgt 206 Morgen Aeder , 50 M. Wieſen, 433 M. Bärten, und 74 M. Weide, Die Feldgüter eines jeden liegen oberhalb feiner Wohn nung. Der Herrſchaftwald enthält I Abzug, der

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\

182 Oberamt Modb, Amtsvogtel Zwingenb.

dem Weiler angewieſenen 325 Morgen, annoch 975 M. unter der Strümpfelbrunner Forſthute. Die Ka— tholiſchen und Reformirten find nad Strümpfelbrunn, die Lutherifchen aber nach Kazenbach gehörig, und eben fo ſtehen die Inwohner unter Dem, dortigen ge- meinfchaftlichen Gerichte,

. 8).$erdinandsdorf, ein doppelter Weiler, der obere und untere, in Dem fogenannten Ruffenbacher- oder Sundernachsgrunde, vierthalb Stunden. von Zwingenberg entfernet, iſt erft im Anfange des ge— genwärtigen Jahrhunderts Durch den gewefenen Le— benträger der Herrſchaft Zwingenberg, Ferdinand Andreas Grafen von Wiefer, angelegt, und jedem ein Bezirk von dortigen berrfchaftlichen Waldungen auf vier Söldner zugetheilt worden, wovon ſolcher nun den Namen führt. Heben dem untern Weiler fliefet Die im Kurmainzifchen Gebiete entfpringende Sun- Dernachbach vorbei, treibet alda eine Mühle, und fällt in die Itterbach. In beiden Drten zählte man, im %. 1774 nicht mehr als ıı Familien, 63 Seelen, 9 Wohnhaͤuſer; in der Gemarkung 190 Morgen Aeder, HM. Wiefen, TOM. Gärten, 1 8M. Wald, 120 M. Weide. Mit dem Pfarr- und Kirchenwefen ſowohl ald mit dem Dorfgericht bat es Die nämliche Befchaf: fenheit wie zu Friedrichsdorf. ;

Von diefen drei Weilern die swifchen der Kel:

Ierei Lorbach, und der Amtsvogtei Zwingenberg, ſo viel die niedere Gerichtsbarfeit anbelanget, gemein- ſchaftlich, anſonſt aber zur Mosbacher Zent gehörig

ſind, iſt oben bei gedachter Kellerei Lorbach ſchon ge⸗ handelt worden c). |

e) ©. pag. 123-125. | 2

| Dberamt Bretten. | 183 Dberamt Bretten.

$ Yiefed Dberamt Tiegt an der Gränze bed Schwäbifhen Kreifes, und iſt faft allents halben mit fremdem Gebiete umgeben. ud) lies gen bie dazu gehörigen Ortſchaften in feinem Zus fammenbhang. Das ganze Oberamt iſt erft nach und nad) in feine dermalige Geſtalt erwachfen. Wann und wie diefed gefchehen, wird bei jedem Orte ind befoudere angeführer werben. Anfaͤng⸗ lich befchränkte ed fich nur auf die Stadt Bretten ſelbſt, bis die Eleine Städte Heidelsheim und Eps pingen, endlich aud) der Markıfleden Weingars ten, Helmsheim und Rinkliugen dazu gekommen find. Die Pfalzgrafen müffen aber ſchon von dem älteften Zeiten her in diefer Gegend des Kraichganes befondere Gerechtſame hergebracht haben, weil fels bige fich fehr angelegen feyn laſſen, den Beſiz mehs rerer Güter und Renten zu erwerben. Dazn ges hörer vorzüglich bad Kehenrecht, welches Pfalzgraf, Ruprecht der ältere im. 1368 von Siegfried von, Stralenberg über Sickingen, Burg und Dorf, wie auch Flehingen, Burg und Dorf, und das Eigen zu Grundburn mit aller Zubehörung ers. worben hat. Kin anderer Zuwachs foldher Ges, rechtfame entflund aus der Schuz- und Kaflenvoga. tei des weltberühmten Klofters en wos >

4

184 Dberamt

durch die Mittherrfchaft an Zeizenhanfen, Geldes, haufen und Unteröwisheim an Kurpfalz gediehen iſt. Gleichwohl gab diefes zu vielen Zwiſtigkeiten mit dem Haufe Würtenberg Anlaß, ald welches gedachtes Wogteirecht aus vorgeblicher Territorials befugniß immer anfochte. Endlich aber wurden die Irrungen im 5.1747 dergeflalt in der Güte beigeleget, daß Kurpfalz die drei Dörfer Sprans hal, Geldeshaufenund Zeizenhaufen, Wiürtenberg aber Unteröwisheim allein befam. In dem fols genden Jahre ward aud dad naͤchſt bei Bretten gelegene Dorf Diedelsheim um baares Geld erfanft, and hiedurch mit der fchon vorher darüber herge⸗ brachten Dberbothmäfigkeit au dad Eigentum vereiniget. Hingegen find die beiden Dörfer Helms⸗ heim und Spranthal erſt vor wenigen Jahren ges gen alleinige Heberlaffung der den Gräfl. Worder- Sponheimifhen Gefamterben, nämlih Kurpfalz amd Baben, heimgefallenen Herrſchaft Ebernburg an gebachted Haus Baden mit allen Rechten abges Kretten ; jedoch der Stadt Bretten die auf dem in ihrem Oemarkungsumfange gelegenen Dörflein Sprauthal hergebvachte Befugniß vorbehalten worden.

Solchemnach begreifet daB ganze Dberamt nur die Städte Bretten, Heidelöheim und Eppingen, den Markıfleden Weingarten, ſodann die Dörfer Diedelsheim, Rinklingen, Geldeshaufen und Zeis zenhaufen, wie auch das der Stadt Fppiugen mit der Vogtei oder Miedergerichtbarkeit gehörige Dorf Muͤhlbach, und verfchiedene Rechte auf dad Durs lachiſche Dorf Staffort, auch einige andere in dor⸗

Bretten. 185

tiger Gegend befindliche Ritterfchaftlichen Size und Ortſchaften; unter andern obgebachte Leben, Fles hingen und Sickingen, das zum Ritterftift Odens beim gehörige Dorf Rorbach am Gieshuͤbel, Baus erbach, fo dem Domkapitel, Grumbad, fo dem Bifchoffe von Speier, und Gundelsheim, fo dem Freiherrn von Menzingen zufländig, aber dem Margaräflihen Haufe Baaden verfezer ift, und worin bad Oberamt zum heil die Schazung, Fols ge und Muflerung, zum Theil Zoll und Gelait, dann das Keibeigenfchafts- und andere Rechte her⸗ gebracht hat,

Im 3.1784 tonrden in fämtlichen zu dieſem Oberamt gehörigen 9 Drsfchaften 2294 Familien, 4 Menuoniften, 60 Juden, in allem 9940 See⸗ Ien gezählet. Un Gebäuden waren 21 Kirchen, 16 Schulen, 1309 burgerlihe Häufer 827 Scheuern, 21 Mühlen, zo Gemeindöhäufer, An

Feldguͤtern 16704 Morgen edler, 1034 Me

Wingert, 2270 M. Wiefen, 195 M. Gärten, 387 M. Weid, 9287 M. Wald.

Ob ſchon diefed Dberamt in Anfehung der geringen Anzahl dazu gehöriger Ortſchaften eines der Kleinften in der Pfalz ift, fo Fan man es dens noch feiner Lage wegen ald einen Eingang und Schluͤſſel von Schwaben betrachten , der wegen feis ner Fruchtbarkeit, guten MWiefen und Aeckern, auch Weinbergen, and Waldungen, fonderlich der durchziehenden drei verſchiedenen Haupt- und Roms merzialftrafen einen befondern Vorzug hat. Schon in ältern Zeiten iſt die gefunde Luft daſelbſt aner« Laune worden, umd bei der im vorigen Jahrhun⸗

180 Oberamt

dert eingeriſſenen Peſt, ſoll dieſe Gegend gar nicht

angeſtecket worden ſeyn.

Seitdem die Stadt Bretten an Kurpfalz ges kommen, und durch den Zuwachs anderer Orte ein förmliches Oberamt daraus erwachfen ift, fins der man folgende Wögte, die demſelben vorgeflans den, nämlich:

1354 Ludwig von Stein a’:

13753 Wiprecht von Helmftatt b).

1394 Wiprecht von. Helmſtatt zu Hilsbach, des vorigen Sohnch, war noch Zeug bei der Theilung unter Kaifer Soͤhnen vom J. 1410.

1418 Leonhard von Sickingen d).

1428 Schwickard von Sickingen e).

1444. Hanus won Gemmingen, Amtmann f)-

1451 Schwidart von Sickingen, Faut g).

1478 Hauns vom Neuberg, Vogt 7).

1500 Georg Göhler von Ravensberg, Vogt )

1304 Konrad von „Vogt *).

a) Vid. Chlingenfperg in’ Adis Comprom. ad Caufam Aure- ‚Han. pag. 130. |

4) Vid. Humbracht Tab. 225 und Lehmanng Speieriſche Chronik pag. 722 B.

‚e) Vid. Humbr. Tab. 226 C. j\ Ibidem Tab. 7t B.

“e) Vid. ibid. Tab. 10, und vom J. 1438 Sentenberg Abs .. von der Kaiferlichen- höchften Gericht baͤrkeit

N) 748 die Urk: in Aa. Acad. Pal. Tom.T, 371

‚Sl .71 B, und in Kremers Gefhichte Fried. I,Urk.ı

2) Vid. Lehmanns Speierifche Chronik pag- 942.

) Vid. Humbr. Tab. 191.

RN) Vid. Georg Scwarzerd Befchreibung der Belage⸗ rung von Bretten.

Bretten. 87:

1508 Erf Ulrich von Flehingen, "Vogt = 1527 Wolf Ulrich von Flehingen, Faur. 1548 Georg von Altorf genanut Wollenſchlaͤger x 1557 Eberhard von Venningen, Vogt, 1565 vermög einer Grabſchrift am Gottedader.

1567 Hartmann Hartmanni von anlegen warb, 1569 Laut zu Heidelberg.

1569 Johann Philipp Landſchad von Steinad),

war zuvor Amtmann zw Bacharach.

1592 Sohann Reyprecht von Büdingen, war vor⸗ hin Amtmann zu Ozberg, und befand ſich noch bei der Heimfuͤhrung * —— Vim 613.

1620 Johann Caſimir Kolb von Wartenberg } Faut m).

1651 Anton Chriſtof Schi, von Holzhauſen

aut.

1654 Franz Rudolf von "Hari nachher Bier

dom ded Dberamts Neuftadt..

1668 Heinrich Burkhard von Dallwig, mar 1678. bei der Heimfuͤhrung des Kurprinzen Karls.

1680 Chriſtof Cloſſ vom Neuenburg, Faut.

1686 Franz Freiherr von Sidingen, Tant.

1705 Johann Ferdinand Freiherr von und zu

Sickingen, des vorigen Sohn, war vorher zu Bacharach.

1708 Heinrich Wilhelm Freiherr von * zu Sickingen des vorigen Bruder, wurde von Kurf. Karl Philipp 1716 und von Kurf. Karl Theodor 1743 beſtaͤttiget.

4 Vid. Haumbr. Tab, 103. m) Abidem. Tabs 204.

u...

188 Oberamt

1757 Joſeph Karl Freiherr von und zu Sickin⸗

gen, Faut und Oberamtmann. 785 Johann Bernhard Georg Edler von Reis ſenb

Der jeweilige Vogt oder Oberamtmann iſt wicht: mehr verbunden, die Gerechtigkeit felbft zu verwalten, fondern der Oberamtsſchultheis muß folche ſchon über hundert Jahre lang allein auds üben. In den Städten Bretten, Heideldheim und Eppingen, wie auch in dem Fleden Weine garten; ſtehet die niedere Gerichtbarkeit bei ben Magiftraten, in den Dörfern aber find bürgerliche - Gerichte angeordnet.

Stadt Bretten.

Die Hauptſtadt bes Oberamts, und der Giz des Vogts und Amtsfchultheifen, 13 Stunden von Mannheim entfernt, liegt eigentlich im Beinen Salz» gaue, der ein Theil des grofen Kraichgaueg if, wes⸗ balben folche auch gemeiniglich nur zu lezterm gezaͤh⸗ let wird »). Vom Urſprunge und Alter dieſer Stadt weis man nichts gewiffed. Denn daß auf diefem Plaze der Römifche Feldherr Cajus Brettomarius fhon im J. 282 ein Dorf angelegt, und Brertma» resheim genennet, der Hunnen König Attilla aber folhe8 im J. 450 wiederum verflöhret, fodann R. Heinrich EI im J. 1019 alda ein Klofter erbauet, . und K. Konrad III den Hrt mit einer Mauer ums fangen, und es den Grafen von Eberftein verfiehen haben folle 0), find Erzählungen, die in einer äch»

#) Chronicon. Gottwic. P.II, Libr. II, p. 474 & 759, und Here Hofrath Zamey in defeript. Pagi Creichgoviae in den Adis Acad. Theodoro-Palat. Tom. IV, p-.105 fq

«) Wo diefe und andere dergleichen Maͤhrchen Fanyutteffon,

Bretten, 189

ten Geſchichtkunde Faum berührt zu werben verdie⸗ nen. Gewiß ift ed, daß ſchon in dem achten und neunten Jahrhunderte Bretteheim, Brethaheim, Bredaheim, in den Urkunden des Klofters Lorfch als eine Villa des Kraichgaueg vorkomme p). Alg Bruno, Erzbifchof von Trier im J. 1122 dag Klofter Odenheim geftiftet,, fagt er in feiner darüber gegebe- nen Urkunde, daß folches im Eraichgome, in der Srafſchaft Bredeheim erbauet worden g), und zwar mit Bewilligung feines Bruders Poppo, in deffen erblichen Eigentum der Drt gelegen fey. Bei de Brüder waren ihres Gefchlechtes Grafen von Lauffen, und behielten fich Die Vogtei über dag Klo» fies vor, die aber auf Erlöfchung ihres männlichen Stammes an KR. Friedrich IL im J. 1219 zurud fiel. Jener Graf Poppo hatte damals ald Graf des Kraich- gaues feinen Siz zu Bretten, von welchem Haupt⸗ orte die ganze Graffchaft ihren Namen führte, die hernach an die Brafen von Eberftein gekommen ſeyn mag. Denn diefe hatten fchon im den älteften Zeiten Güter und Berechtfame dafelbft. Um die Mitte des XIII Jahrhunderts zeugte Graf Eberhard der jüns gere von Eberftein eine Tochter Namens Agnes, die er an Grafen Heinrich LI zu Zweibrücken verebelichte. Diefer befam Dadurch die Eberfteinifchen Lande ſei— ned Schwiegervatterd in Befiz, weshalben auch fein ältefter Sohn, Graf Simon von Zweibrüdfen, Den Titel und dad Wappen von Eberftein angenommen, Im 5.1270 erkannten ſich beide ald Bundes-Vaſal⸗

hat Herr Rektor Andrei zu Heidelberg in feiner Pretta Creichgoviae Tlluftrata $. III ſchon gezeiget. Er nimmt aber die Erbauung eines Kloſters, wiewohl erft unter K. Heinrich V, und die Umgebung des Ortes mit Mauer für richtig an, ohne desfalls einen gültigen Beweis beis’ zubringen, * Cod. dipl. Lauresh. Tom.II, num. 2263 bis 2271.

9) Bromeri Annales Trevir. Tom. U, Libr.13, pag.19, und Hentheim hift, Tıev. dipfom, Tom,], pag.483: -

198 Dberamt

len des Bifchoffen von Mey in Betracht ihres Lehens zu Bretheim r). Graf Simon hatte vier Söhne, die zwar Dusch Urtel und echt einen grofen Theil der Eberfteinifchen. Erbfchaft verlohren, jedoch Bret» ten und andere Allodialſtuͤcke behalten haben. Die beiden jüngften, «Heinrich und Dtto, haben im J. 2296 ihre Mühle zu Brettheim, und das Dorf Sprans tal dem Cifterzer Kloſter Herrenalb gelegenbeitlich Des Demfelben verkauften Dorfes Merklingen an der Würm für dad dem Herzogen don Ted zuvor dere fezte, und noch nicht eingelöfete Vogteirecht verpfaͤn⸗ det s). Eben diefer Graf Otto von Zmweihrüden trat im J. 1309 mit den Damals in gemeinfchaftlichem Beſize ihrer Lande annoch gewefenen Gebruͤdern, Pfalzgrafen Rudolph I und Ludwig, im ein Bünd; niß und verftatte felbigen DaB Defnungsrecht in fei> ner Stadt Bretheim mit dem Bedinge, daß, im Falle er diefen Drt zu verfauffen gemüffiget wäre, er-fols chen gedachten Pfalzgrafen vorzüglich überlaffen wolle. Fuͤnf Jahre Danach vertaufchte er Bretheim an feine Berwandten, Die Örafen von Eberftein, gegen Gochs— beim und Oberoͤwisheim. Da fchon im‘. 1283 Dies fer Grafen Vatter, Dtto der jüngere von Eberftein, den Aten Theil der Eberfteinifchen Lande an feinen Schwager, den MarggrafenRudolph von Baaden, vers kauft hatte, fo feheinet Diefer auch entweder einen heil, oder Doch ein Recht an Bretten erhalten zu haben. Denn: er verfchrieb fich nicht nur ſchon im 3. 1335 innerhalb einer befliimmten Zeit Brettheim gegen Chriſten und Juden zu ledigen und zu löfen, fondern verpfändete auch im J. 1339 diefe Stadt, jedoch auf Wiederlöfe, um 4400 Pfund Häller, mit - | | \ ) Aeuriſſe hiſtoire des Eveques ‘de Metz, Libr. III, pag. 477. Den Anlaß diefes Lehens fieh. in Creilii Orig. Bip. Tom.

1I,.pag. 158. * »). Die Urkunde darüber ftehet in Croiis Orig. Bipontihus A P 5. ——* F

Part. B-, Sa I A .19

J

Bretten. 191

Bewilligung feiner Vettern/ der Grafen Dtto und Berthold von Eberftein, an Die Pfalzgrafen Rudolph "11 und Ruprecht 1.2), Im J. 1345 nahm Marg⸗ graf Rudolph abermal mit Vorwiſſen und Bewilli— gung gedachter Grafen von Eberftein 805 Pfund Häl- ler zu jener Pfandfchaft vom Pfalzgrafen Ruprecht auf, und im, 1348 ward Graf Berthold von Eber- ftein der Pfalz Diener, und verfchrieb fich zugleich, dag wenn er feinen Theil an Brettheim verkaufen würde, er folchen niemand anders ald Pfalzgrafen Ruprecht dem ältern überlaffen wolle, Im folgens Den Jahre gaben auch die beiden Söhne des Grafen Heinrichs von Eberfiein, Ottmar und Berthold, ob» gedachtem Pfalzgrafen dDiefe Stadt, oder etwan ihre darin annoch gehabte Guͤter und Rechte mit Zuaer hör, anfänglich um 1900 Pfund „.hernach aber um 7100 Pfund Häller zu verkauften, wodurch Bretten ald ein wahres Eigentum an Die Pfalz gelangte; wie Dann bald hernach Der Vogt Dafelbft, Ludwig von Stein, mit dem Rath und der Burgerfchaft bezeug- ten, daß Kurf: Ruprecht L die Stadt- Bretten um ein Stud Geld an fich gebracht habe u). Als bald Darauf die beiden Pfalzgrafen, Ruprecht der ältere und Ruprecht der jüngere , wegen des. gemeinfchaft: lichen Beſizes ihrer Lande uneins wurden , und nach dem fehiedsrichterlichen Ausfpruche Kaifers Karl IV, der Erzbifhöffe Wilhelm zu Köln und Gerlach zu Mainz, vom J. 1353, alle Befizungen abtheilten, ward Brettbeim, Heideldheim und Neuhof zu keinem Zheil gefchlagen ‚.fondern Pfalzgrafen Ruprecht dem ältern. vorbehalten x) 5. welches wohl auch die Ur: fache feyn mag, warum der Stadt Brettheim in Der

) Crollius 12103 P4200;, proboX 3, Schvepflini hiſtot. Zaringo-

Bad. Tom. ll, P«46. 6 *

4) Chlingenfperg Proceflus in Cauſa Succeff. Palatinae & Praetens. Äurelian. pag. 126, '

x) ©. die Urkunde in Notam! füper Seruvii forms ‚Succefl,

Palat. Beilage kit: B. var Ries to ;

2

.

192 Oberamt

ſogenannten Rupertiniſchen Verordnung vom J. 1399 nicht gedacht wird. Es verpfaͤndete zwar im J. 1400 Koͤnig Ruprecht mit Bewilligung ſeiner Soͤhne, der Pfalzgrafen Ludwig und Johann, die Staͤdte Brett⸗ heim und Wißloch an Marggrafen Bernhard von Baaden für 16000 fl. auf Wiederloͤſe. Jedoch in der Hald hernach zwifchen des gedachten KR. Ruprechts Söhnen im J. 1410 vorgegangenen Theilung, ward nebft mehrern Orten, fo nichtzur Kure gehöret, Brett heim und Heidolfsheim dem Kurfürften Ludwigen III mitdem Beifaze zugetheilt, Daß er Das Klofter Maul⸗ bronn defto beffer befrieden und befchirmen möge, Nach Diefer Zeit blieb die Stadt immer bei der Kur. In den unruhigen Zeiten des Kurfürften Friedrichs J titte fie nicht8 , vielmehr muſte im J. 1463 Graf Uls sich von Wuͤrtenberg, ald er feiner Gefangenfchaft entlediget wurde, alle Lehenfchaft in der Stadt Brett⸗ deim, an Kirchen, Glocken, Yemtern, und allen andern N fründen übergeben, und für ſich, wie für ale feine Erben Verzicht thun. Marggraf Karl von Baaden errichtete in nämlichem Jahre mit gedachtem Kurfürs ften einen Vertrag , wodurch die bisherigen Zwiſtig⸗ feiten wegen des Gelaites und des Wildbannes zu ewigen Tagen verglichen worden. In der Baieris fchen Fehde Hingegen wurde folde vom Herzog Ulrich zu Würtenberg im J. 1504 ganzer 23 Täge lang bes lagert, und mit ſchwehrem Geſchuͤze hart befchoffen 5 jedoch mufte der Feind unverrichteter Dinge wieder abziehen. In dem 20 Jahre darnach entftandenem Bauernkriege, wagten Die Aufrührer auch einen lies berfall in diefe Stadt, allein fie wurden ebenfalls Abgetrieben. Hingegen mufte fie im Dreifig jährigen Kriege mehrered Ungemach ertragen. Im J. 1632 ward fie von den Kaiferlichen Feldherren v. Oſſa und Montecuculi eingenommen und verwuͤſtet; im Jahr 1644 von den Sranzofen, und im folgenden von den Kaiferlichen und Baiern wieder erobert. Endlich bes tsaf auch Diefe Stadt das harte Gchidfal, en ſel⸗ | ige

Bretten. 193

bige in dem Franzoͤſiſchen Brande den 24ten Auguſt 1689, wie andere, angezündet und abgebrannt wurde. Sie iſt zwar don dem uͤbrigen Gebiete der Pfalzgrafs ſchaft ausgefchloffen, hat aber theild wegen des gu—⸗ -ten Frucht- Wein- und Wieſenwachsſstumes, theils wegen der nothwendigen Durchfuhr aller aus Franke reich, und dem: Elfafe, wie auch von Mainz und Sranffurt nah Schwaben, Franken, Baiern und Defierreich gehenden Poft- und Frachtwägen, eine vorzüglich gute Nahrung. Sie ift auch wegen eini— ger gelehrten Männer-berühmt. Nicht nur lieferte felbige dem Eifterzer Klofter Maulbrunn zween wuͤr⸗ dige Aebte, nämlich Nikolaus, vom J. 1468 bie 1475 ‚, und Johannes Burrug, der von J. 1492 big 1503 und nachhero vom. J. 1516 bi 1521 ſelbigem mit grofem Ruhm vorgefianden y), fondern auch Philipp Schwarzerd , fonft -Melanchthon: genannt, Samuel und Jeremias Eifenmenger oder Siderocra- tes; Johann und Simon Koch, oder die Griechifch verkappte Pfälzifche Merzte Obfopaei, und der Durch feine Aegyptiſche Gefangenfchaft befannte Michael Heberer waren daſelbſt zu Hauſe 2). Man zeigt noch die Wohnung, worin’ Melanchthon das Licht der Welt erblidet Hat. An dem Thorgeftelle dieſes Haus ſes ift eingehauen : Dei Pietate natus et in hac Domo Philippus Melanchthon XVI Febr. MCCCCXCV. Obiit MDLX. Steben der Stadt vorbeifliefet die oberhalb Knitte Imgen bei Sreudenftein im Würtenbergifchen entfprinz= gende Salzbach, welche fihon in den Karolingifchere Zeiten. unter, dem Namen Salzaba befannt war. Mit Diefer vereiniget fih’der.eine viertel Stunde von

y) Puccini Germania Saera Part. I, p. 228. %) Bon diefen Gelehrten handelt umftändticher Herr Rector Andrea-in„ieiner Bretta Ilufe XII ſqq.

pf. Geographie. IJ, ch, - " |

194 Dberame "

der Stadt fi) ergebende Abfluß des ſogenannten Enzbrunnen. Sie betreibt 2 Mühlen, die Weid- hofor und eine Oehlmuͤhle; der aber die Bergmuͤhle, und beide nach ihrer Vereinigung, die Hofpitaid- und Gottes⸗Acker, ſodann gegen Rin— klingen eine Walf- Lohe- und Oehlmuͤhle. Die durch Die Stadt ziehende, aus Schwaben fommende or» dentliche Land- und Poftfirafe theilet ſich unterhalb der Stadt, fo Daß ein Weg über Durlach in dag Elſaß, der andere aber über Bruchfal in die Pfalz, und über Heidelberg nach Frankfurt fuͤhret. Der Kurpfälzifche Landzoll wird in der Stadt erhoben, Eine halbe Stunde davon gegen Pforzheim be⸗ findet fich der peinliche Richtplaz des ganzen Ober⸗ amts, ausgenommen Eppingen und Weingarten, wo befondere peinliche Nichtftätte find. Nächft Der Stadt befand vor Alters ein Weiler oder Dörflein Meishofen genannt. Diefes fol bereits im J. 1303 von den Grafen Heinrich und Dtto von Zweibruͤcken famt dem Dorf Spranthal an den Abt. des Cifterzer Kloſters Hersenalb um 100 Pfund Häller verfauffet worden ſeye; es ift aber glaublich,, daß ed nur die im Jahr 1296 vorgegangene Verpfändung gewefen , woräber Die Urkunde auch noch vorhanden ift a). Wann Diefer Ort eingegangen, und worin er eigentlich befanden, weis man nicht; gewiß aber iff Dafelbft eine Kapelle gewefen, worin die Pfalzgras fen zwo Pfründen, die eine in dem Chor, und die andere zu Unfer Lieben Frauen aufer den Chor noch im 5. 1480 zu verleihen gehabt. Ein anderer Hof oder Weiler, Salzhofen genannt, ift ebenfalls naͤchſt der Stadt befindlich gemwefen, wovon es aber eben fo an genugfamer Nachricht mangelt. Nur finder _ ſich, Daß daſelbſt auch eine Kapelle befanden, und darin die Pfalzgrafen eine Pfrönde auf den Altar

4) Crelliu⸗ in Origin. Bipont. Tom. II, Se@. Il, Cap. II, Pag. 194. |

Bretten. 195

des heil. Johannes des Taufferd zu begeben gehabt. Diefe Kapelle ift auch unter dem Namen Johan» nes-Zirche befannt , und von mehrern Jahren her zum Gottesdienft wieder aufgebauet, fodann dabei eine Einfiedlerdwohnung errichtet worden, wo die Untertbanen von Spranthal ihr Begräbniß haben, Das Geſchlecht der Edlen von Maffenbach trägt Salz» bofen Das Dorf von Kurpfalz noch bis auf den heu⸗ tioen Tag zu Lehen , ohne zu willen, wo ſolches ges legen. Aus dem Archive der Prämonftratenfer Abtek Wadegaſſen an der Saar habe ich zwo Urkunden in Abſchriften erhalten, welche auf eine billige Muthma— fung führen, daß in Diefer Gegend vor Zeiten ein Salzwerk beftanden habe. Die erfie ift vom J. 1278, und darin befennen Simon, Emeko, Domherren zu Worms und Heinrich Raugraf, Gebrüder von Bo» melenburch, dann Wirich Nitter, genannt von Dita na, daß fie vertaufchet haben dem Abt und Konvent des Klofters Wadegoffe einen Theil der Saline zu Bretbe, und ihr Eigentum zu Gudelingen ıc. für 19 Malter Korn Ghlt zu Freimersheim und für ihre Guͤter zu Titteldheim. Die andere aber ift vom J. 1292 und darin befennen Emecho Domherr zu Worms, Wirich von Duna, und Konrad Raugraf, daß, weil wegen jenes Tauſches uͤber den Theil der Saline zu Breithe und über die Wadegaſſer Güter zu Tit— telöheim Zwietracht entffanden , folher aus Rath, und Anordnung des Grafen Walramd von Zweibruͤ⸗ cken, Johanns ron Fichtenftein, und Eberhard von Nanneſtol ze. aütlich beigeleget worden feye x. Ob nun die Salzbach und der Weiler Galjhofen von einer alten Salzquelle ihren Namen berleiten, muß ich andern nachzuforfchen überlaffen. Man findet auch hoch auf der Spize eines nächftgefegenen Berges Die üeberbleibſel einer Burg, welche ehedeſſen die Gra— fen von Eberſtein bewohnt haben ſollen. Dermalen iſt der ganze Umfang mit Baͤumen erphlen ent⸗ 2

196 Oberamt

Hält ungefähr 26 Morgen Landes, und wird noch Das Burgmwäldlein genannt. | Im %. 1784 belief ſich die Inwohnerfchaft auf 494 Samilien, 2247 Seelen: die Gebäude auf 5 Kirchen und Klöfter, 3 Pfarr- 3 Schul- und 262 bur⸗ gerliche Häufer, nebfi 5 Mühlen. Die Gemarkung enthält 2166 Morgen Aderfeld, 147 M. Wingert, 234 M. Wiefen, SM. Bruch, 30 M. Gärten, 2946 M. Wald, in ı2 befondern Diftriften, worunter eis ner, der Wifelsberg genannt, vermuthlich ein Theil Des Wigoldesberg ift, deffen in der Stiftung des Klofterd Odenheim gedacht wird. Alle Diefe Bezir- fe gehören der gemeinen Stadt, und ftehen unter Der Hute des berrfchaftlichen Foͤrſters. Es befinden fich auch Drei Weiher in der Gemarkung; die Weide aber ift unter der Waldung begriffen.

Es waren vor Zeiten anfehnliche Klöfter, Kira chen und Kapellen dahier. Bon dem ehemaligen Non⸗ nenflofter ift nichts mehr übrig; von Dem Tempels hauſe aber ftehen noch haltbare Mauern und Grund» gebäude. In dem St. Georgen Spital war eine Kaplanei; in Der Kapelle auf Dem Gottesacker aber. zwo Pfründen, die eine auf den Heiligen Creuzes— Die andere aufsden St. Katharinen-Altar , welche beide der Pfalzgraf Kurfürft zu verleihen hatte 5). Das Hofpital beftehet noch wirklich, und gehöret der gemeinen Stadt, Deffelben Güter liegen theild in Der Brettenheimer, theils in andern Gemarfungen. Kurfürft Sriedrich IIL vermehrte zwar die Einfünfte mit jährlichen 52 fl. aus Kirchengefällen, Die geiſt— Inhe Verwaltung aber bat folche bisher nicht fortge⸗ reichet. Die alte Pfarrfirche war groß und mit reich» lihen Einfünften verfehen. Sie hat 11 Kapellen, oder Frübemeffereien, und ed war zu Bretten Der Siz des Dechants von dortigem ganzen Landfapitel,

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s) des ungedruckten geiſtlichen Lehenbuches vom 5.1489,

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Bretten. | 197

welches in das Erzdiakonat des zeitlichen Probfteg an dem St: Guidong-Stifte zu Speier einfchlug c). Die Pfarrei felbft, nebſt den Pfränden auf das Hei⸗ ligen Ereitzes- unfer Lieben Frauen- St. Ratharinen- und St. Nifolaus-Nltären hatte der Pfalzgraf zu begeben, der die Vifarie zu St. Stephan und Lo⸗ renz in gedachter Pfarrkirche, mit Paͤbſtlicher Bewil⸗ ligung, Der Schloßkapelle zu Germersheim einverlei⸗ bet hat d). Der Hauptpatron war der heil. Lauren⸗ tiug. Die Ratholifchen haben in derKirchentheilung den Chor erhalten , welcher von dem Langhaufe mit einer Mauer unterſchieden, und jezo ihre ordentliche Pfars- und Mutterfirche ift; die im J. 1778 don der geiftlichen Verwaltung wiederum ganz neu ges bauet worden. Sie gehöret jezo zum Landfapitel Bruchfal Speierer Biftums, und find dahin die Orte Zeifenbaufen,, Geldeshauſen, Rinklingen, Ditteld- heim und Spranthal eingepfarret. Der Pfarrer ber- fiedet auch die obgedachte aufferhalb der Stadt geles gene St. Johannes Kapelle; fodann die Hauskapelle auf dem Zeifenhaufer Bande. Ferner find Die auf der Rehehecker Ziegelhütte und mehrern andern Würs tenbergifchen und Baadifchen Bränzorten wohnende Katholifchen dahin eingepfarret. Die: Reformirten haben an diefer alten Kirche dag Langhaus erhalten, Der Pfarrer ift zugleich Inſpektor der Klaſſe Bretten, und fein Diakon hat dag einzige dazu gehörige Filial zu Rinklingen zu verfehen. Die Lutherifchen haben fehon im 3.1689 eine eigene Kirche aus gemeinen Mitteln erbauet, und folche biöhero aus freiwilligen Beiträgen unterhalten. Dazu gehöret auch das Dorf Rinklingen.

Auſſerhalb der Stadi ſuͤdwaͤrts ſtehet ein im J.

ec) Würdtmein Subſid. diplom. Tom. X, pag« 328.

d) Eben gedachtes geiſtliches Lehenbuch. Die darin einger fhaltete Urkunde des K. Friedridy:I ift geben dje Do- miniga 13 Febr, 1474 | \ N 3

108 Oberamt

1752 neu erbauted Kapuziner Hoſpitium nebſt einer Kirche, das mit 4 Prieftern und ı Layenbruder bes ezet iſt. |

' Am grofen Zehnten geniefet die geiftliche Vers waltung aus einem abgefleinten Bezirke den Vor⸗ zehnten, und von einem andern don etwa 700 Mors sen den zoten, an allen übrigen aber ein Drittel, Das Klofter Frauenalb ein Drittel, das Speierifche Domkapitel ein Sechstel, und die Stadt ein Sechs— tel, den Meffnerzehnten die KRurfürftliche Hoffammer, Das Haus Würtenberg aber aus dem fogenannten Eicheldfelde von 50 Morgen allein. Kleiner Zehnten iſt nicht Hergebracht. Freigüter find das Kameral> hofgut, das geiftlihe Adminiſtrations, Zieglerifche- und Coflectur-Temporal- dann Pfarr-Wittumgut..

Die Bedienten ded Oberamts wohnen in der Stadt, Diefe hat einen Anwalt-Schultheid, 6 Raths⸗

lieder und ı Stadtfchreiber. Die Stadt führt in brem Siegel und Wappen nichts anders, als die 31 blau und weife Baierifhe Werden.

Vehrigend hat Kurfürft Philipp derfelben im J. 2490 vier Öffentliche Jahrmaͤrkte verliehen, worunter Derjenige, welcher auf Laurentiustag gehalten wird, um deswillen fonderbar merfwürdig ift, weil die Schäfer des Oberamtes in der Stadt Bretten eine Befondere Zunft halten, welcher vormald, und zwar noch im XIV Yahrdundert, auch ale Schäfer der umliegenden Würtenbergifchen, Baadifchen und Bis ſchoͤflich⸗ Speieriſchen Drte einverleibet gewefen. Die Verſammlung Diefer Zunft gefchiehet auf eben folchen Marfttag, an welchem der fogenannte Schäfers» fprung gehalten, und dabei von den ledigen Schä> ferd-Söhnen und Töchtern um gewiſſe Preife geftrits ten wird. Es find auch vor wenigen Nahren vier Diehemärfte in der Stadt angeleget worden, Die Derfelben eine beträchtliche Nahrung verfihaffen,

Das Dörflein Spranihal ift zwar, wie im Vor⸗ bericht gemeldet, an das Marggräflihe Haus Baa⸗

Bretten. 199

ben tauſchweis abgetretten worden, es liegt aber gänzlich. auf Brettenheimer Gemarkung, und der Stadtrath.thäliget Die Frevel, fo auffer dem Sprans thaler Bannzaun begangen werden; mweshalben die Snmopner fich alle Jahr auf dem Rathhaufe einfin« den muͤſſen, wogegen ihnen die Holznothdurft de den -Stadtwaldungen abgegeben wird.

Stadt Heidelöheim.

Eine Feine Stadt im Prureine, zwiſchen Bruche fal und Bretten, von welcher leztern Stadt fie 2 Stunden nordiweftwärtd entfernet if. Der Drt bat fhon zu der Karolinger Zeiten beffanden. Das Kiofter Lorſch befam noch vor Ausgang des VIIL Sahrhundertd und im Anfange des folgenden theils Durch Faufch , theils durch Schanfung anfehnliche Suͤter daſelbſt. Er wird allemal Villa Heidolfes- heim in'pago Kreichgowe genennet e). Wann ſolcher zu einer Stadt erhoben worden, ift unbes kannt; daß er aber ehedeſſen dem Reiche unmite telbar geböret babe, gewiß. Denn Kaifer Heinrich VII genehmigte im $. 1311 die Verpfändung, mo: mit Der Landvogt Konrad von Weinfperg den Reichs⸗ fledden Hendolfesheim an Grafen Konrad von Vehin- gen um oo, und an den Marggrafen Hermann von Baaden um 100 Pfund Häller wegen ihrer Dem Kaifer und Reiche geleifteten Dienften befchwehret hatte f). Die Marggrafen von Baaden aber blies ben nicht länger im Befize dieſer Stadt ale big 1340, da folche der Marggraf Rudolph an die Pfalzgrafen Rudolph II und Ruprecht I um 2500 Pfund Häller verfezte, die dem Kaifer Ludwig annoch weitere 150

e) diplom. Lauresheim num. 765, 1880, 2182-84

N Sein Hif. a ae Tom. V, num. CCVII, pag: 3 &

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soo Oberamt

Pfund dazu liehen, und dadurch dieſe Stadt gun

erſtenmal an ſich brachten. Richter und Gemeine zu Heidelsheim machten ſich im Jahr 1342 gegen Pfalz verbindlich, fo lang fie nicht gelöfet würden, derſel⸗ ben getreu und hold zu feyn, Fein Buͤndniß ohne Pfalz Vorwiſſen einzugehen, anderdwo nicht Bürger zu werden, desgleichen Feines Amtmanns Leib noch Gut freventlich anzugreifen, bei Berluft ihrer Haab und Güter. Im J. 1346 ward der Pfandfchilling ſchon vis auf 5500 Pfund Häller vermehret, und Diefe N fandfchaft im J. 1353 durch den Endfcheid des ıR. Karl IV dem Pfalzgrafen Ruprecht I zuftändig: zur feyn, erkannt. Im folgenden Sabre fielten Ludwig: 09 Stein, Faut: zu. Heideldheim, Der. Rath und Die Bürger dafelbft eine Urkunde aug worin fie be- #ennen, daß Pfalzgraf Ruprecht fie von des Reiches wegen mit feinem Geld von Marggrafen Rudolph von Baaden genannt Pforzheim.gelöfet, und daß fie ihm gefchwohren, auch-wohl 19 Sabre, fein Pfand gewefen x. g). Im Jahr 1362 errichtete gedachter Pfalzgraf Ruprecht der ältere, mit dem Marggrafen Rudolph IV und feiner Gemahlin Mechtild, einer gebohrnen Gräfin von Spanheim einen Erbbertrag, dermög deſſen Die Stadt Heydolfesheinn dem Marg- grafen für 20 tauſend kleine Gulden von Slorenz aufallen folle, wenn er ohne feibeserben verftürbe A). Diefer Fall eräugete ſich auch mit dem Tode des ge⸗ nannten Pfalzgrafen im J.a390, und die beiden Bruͤ⸗ Der, Marggrafen Bernhard und Rudolph von Baa⸗ Den, foderten famt ihrer verwittibten Mutter Meche

ld das Schloß Wildberg ſamt der Stadt Heidels⸗

beim zurud; Sie verglichen fich aber, daß Heidels⸗ beim ihnen zum halben Theil, wie folches Pfalzgraf

g) Ada Comprom. in Caufa Aurel, p. 129 ſqq· & Struvis Form. Succefhonis. are

%) Schöpfini hi, Zaringo-Badenfis Tom. V, num, GCLXIW, Pag. 461,

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Bretten. 201

Ruprecht der ältere vom Reiche pfandweis ingehabt, zufallen, jedoch der Pfalz die Loſung für Toooofl. vorbehalten bleiben ſollte. Allein Die verwittibte Märg- gräfin trat ihr Necht auf Heideldheim und Wildberg noch im nämlichen Yahre an Pfalzgrafen Ruprecht den jüngern wiederum ab 5), bermuthlich weil Diefer Ort feinem Sohne Ruprecht IIT, als er im J. 1385 ſich mit Elifabeth, Burggrafen Friedrichs von Nürnberg Tochter, vermählte, zur Morgengabe verfchrieben wurde. Im folgenden Jahre verfuchten Die Marggrafen den Pfalsgraf, den halben Theil an Heidelsheim ihrer Mutter die Zeit ihres Lebens unfchädlich der Pfandverfihreibung einzugeben und Die vermwittibte Marggräfin errichtete auch mit gedach⸗ tem Pfalzgrafen einen Burgfrieden. Im J. 1393 aber befennet Marggraf Bernhard, daß Wildberg und Heidelöheim mit gooofl: von ihm geloͤſet wor— den k). Inzwiſchen behielten die Marggrafen Doch noch immer einen Anfpruch auf Die Wiederlöfe. Denn obwohl in der umter Kaiferd Ruprechts Söhnen im . 1410 borgegangenen Theilung Bretten und’ Hei⸗ volfsheim dem Kurf. Ludwig LIT auggefchieden wur» den, fo mufte er Doch im J. 1424 die Hälfte des leztern vom Marggrafen Bernhard einlöfen ). Dier fer Kurfürſt hat in feinem drei Jahre hernach errich- teteri Teftament Heidelsheim feinem Sohne Friedrich in Semeinfchaftmit ſeinem juͤngern Bruder Ruprecht angemwiefen #7), und nach der Seckendeimer Schlacht, mußte der Marggraf "Karl "Bon Badenim J. 1463 auf allen fernern Anfpruch Verzicht thun m).150 gelangte endlich dieſe Stadt gänzlich an Die Pfalz

&) Schöpflin. 1. .<. ‚Tom. II,. pag. 64, & Ada Compromifl &c. pag. 131. |

k) Ada Compromifhi pag: 124.

i) Ibidem pag. 132.

m) Kremers Geſchichte Kurfuͤrſten Friedrichs 2 p.o⸗

v) Ibidem pag. 339.

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202 Oberamt

und blieb bis jezt bei der Kurlinie, wie Kurfürf Sriedrich I in feinem lezten Willen vom J. 1472 ges ordnet hatte.

Meben der Stadt lauft die bei Bretten bemerf. te Salzbach vorbei nach Bruchfal, und fällt bei Phi⸗ Aippsburg in den Rhein. Sie betreibt vier Mühlen, die alle eigen find. Die ebenfalls fchon bemerfte Landftrafe ziehet Durch Die Stadt, in welcher auch der Zoll entrichtet wird, Bor Zeiten hatte Die Stadt ihren eigenen Blutbann , wovon Der Richtplaz noch vorhanden, der Salgen aber verfallen ift, | Im J. 1778 wurden 282 Familien, 206 Seuers ftätte und. 1391 Geelen, 3 Kirchen, 3 Schulen, und 200 Häufer dahier gezaͤhlet. Die Gemarkung ent» hält 2140 Morgen Aeder, 237M. Wingert, 248M. Wieſen, 30 M. Gärten, TOM.Weide, und an 2000

M. Wald. Diefe beträchtliche Waldung gehöret der Stadt eigentuͤmlich zu, ſtehet aber unter Der Hute Des’ herrfchaftlichen Foͤrſters daſelbſt.

An der alten Kirche zu U. 2. F. Geburte haben die Katholifchen den Chor erhalten, der vom Lang- haufe Durch eine Mauer abgefondert, und der Pfar: zei Helmsheim als ein Filial untergeben worden iſt. Die Keformirten befizen alfo dag Langhaus, wozu ein eigener Prediger beftelletift, Der das Filial Helms» beim mit bedienet, und zur Inſpektion von Bretten geböret. Die Lutherifhen haben auch eine vigene Kirche und Prediger, der obigeß Filial zugleich ver: fiehet. Bor Zeiten war die alte Pfarrfirche reichlich, geftiftet, und hatte verfchiedene Pfründen, nebſt ei» ner Fruͤhemeſſerei und Kaplanei. Ale dieſe Pfrün» Den gehörten in Das Erzdiafonat des Probften zu St. ‚Guido zu Speier, und in die Bruchfaler Dechas nei 0). Sonſt war auch auf dem fogenannten Mar⸗ tinsberg eine Kirche, wovon noch ein alter Thurn vorhanden ift, Der im J. 1430 zu bauen angefangen

e) Wirdtmein Subfid, dipl. Tom.X, p.325.

Bretten 203

worden. Was mwährenden Proteftantifchen Zeiten nicht von felbft eingefallen , dag ift in der Franzoͤſi⸗ ſchen algemeinen Verwuͤſtung vollends zu Grunde gegangen. Die Baufchuldigkeit fol Dem Speieri- fhen Domkapitel obliegen , welched den ganzen gro- fen Zehnten in der Gemarkung beziehet. Es hat folchen nebft dem Pfarrfaze von Berthold und Kons sad von Neuchingen (Remchingen) im J. 1256 erkatts fet p). Die Abgabe des FleinenZehnten ift nicht üblich.

Die Stadt hat Drei Thore; das Judenthor vom J. 1581, dad Wendelthor vom J. 1550, und das alte Rathhaus vom. 15935 bon leztern ſtehen aber nur noch Die im Sranzöfifchen Brande übrig geblie- bene Trümmer,

Der Rath ift mit einem Stadt- und einem Ans waltſchultheiſe, ſechs Rathsverwandten und einem Stadtſchreiber beſtellet. Sie fuͤhret in ihrem Wap⸗ pen und Siegel den ſchwarzen einföpfigen Reichs⸗ adler im filbernen Felde, auf deſſen Bruft die 21 Baierifchen weife und blaue Weden ald ein Herzfhild befindlich find,

In der Stadt ift auch ein mit guten Einfünften begabtes Burgerhofpital, woraus nicht nur mehrere Pfruͤndner ernähret, fondern auch den Hausarmen ein wochentliebed Allmofen verreichet wird. Sowohl für dieſes als das Hofpital der Stadt Bretten iſt ein Dberfchaffner beftellet,

Stadt Eppingen.

Eine mittelmäfige Stadt, aufder Gränze zwi⸗ fchen dem Kraich- und Elfenzgaue, zwo Meilen von Bretten nordoftwärts entfernt. Wenn der gemei- nen Sage zu trauen wäre, daß der Fränfifche Koͤ⸗ nig Dagobert I fehon im Jahr 630 zu Eppingen eine Kirche erbauet habe, würde das Alter dieſes

-p) Simonis Befchreibung aller Bifhöffe von Speler ' pag» 102

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204 Oberamt

Ortes Allerdings merkwuͤrdig ſeyn. Im Jahr H8& ſchenkte K.Otto III dem Domſtifte Worms dasje— ige, was zur Königlichen Gewalt im Dorfe Ep: pingon gehörte, und vorhin einem fichern Leutfrid in der Graffchaft des Herzogs Otto, in dem Elfenz« gowe und Creichgowe gelegen, nuznieglich zuftändig gewefen war q). Desgleichen übergab K. Heinrich IV im. 1057 dem Bifchoffe Konrad von Speier ein eigen Gut dafelbft r). Eppingen war damals: ein Reichsdorf, big in dag J. 1227, da Kaifer Sriedrich TI dem Marggrafen Hermann V zu Baden die Hrte Lauffen, Sindheim und Eppingen um 2300 Mark Silbers verpfändet hat 5). Im J. 1231 3mang des Kaiſers Sohn, König Heinrich VIL, den Marggra⸗ I dag er ihm an folhem Pfandfchilinge 1000 Rark nachlaffen mußte. Als aber der Kaifer 3 Jah⸗ re. darnach wiederum felbft in Deutfchland ankam, ſezte er den Marggrafen in die volle Wirklichkeit des erſten Pfandfchilings wieder ein 2). Mit folcher blieb demnach Eppingen im Badifchem Befize, und kam alfo

nit, wie einige wollen, von den Grafen’ von Ebers fein an dieſes Haus u). Im J. 1303 verliehe K. Albert I diefem Drte die nämlichen Rechte und Frei— beiten, welche die Reichsſtadt Heilbronn zu geniefen datte, und zwar auf eingelegte Fuͤrbitte ſeiner Muh⸗ me, einer gebohrnen von Ochſenſtein xXDaß aber Eppingen nicht erſt damals, ſondern fehon vorher von K. Rudolph 1 das Stadtrecht erlanget habe, erhel⸗

MIT —— 1 —ñe ; 4) Schannat hiftoria Epifcopat. Wormät, Codex diplom. Prob. XXIX. * 5 Simonis Beſchreibung der Biſchoͤffe von Speier ‚= Pa8.45-. | . * Sehöpflini hiſtoria Zaringo-Badens. Tom.I, p. 310. ») Die Urkunde dat. apud Pretinam anno 1234 menfe No- vembri fieh ibid. Tom. V, pag. 192. | v) Tolner hittor. Palat, Cap. II, pag. 66, und Zeiler Topogrs Pal. pag. 19. | x) Act. Acad, Palat. Tom, II, pag. 78. Datum Sſpitae 330% U idus augufi,

‚Bretten. 2% 5

Yet aus einer Urkunde K. Ludwigs IVten, womit ex auf Zürbitte des Marggrafen Rudolphs des Altern die Freiheit und Rechte diefer Stadt, wie ſolche ge» Dachter K. Rudolph und K. Albert verliehen hatten, im J. 1331 beftättigte y). Obgedachter Marggraf frarb das darauf folgende Jahr ohne Kinder. Gei. nes Bruders Sohn, Rudolph Heffo, ald naͤchſter Erbe, gelobte nicht nur für fich die Stadt Eppingen bei jenen Kaiferlichen Sreibeiten zu erhalten, ſon— dern verfchafte auchhiezu eine gleiche Beftättigung feis ner Anverwandten , der Marggrafen Friedrich, Rus: dolph von Pforzheim ‚und Hermanns zu Baden 7), welchem Beifpiele hernach Des Marggrafen Rudolphs von Pforzheim Söhne, Friedrich und Rudolph ges nannt Weder, ebenfalls gefolget find. Im J. 1369 beftättigte K. Karl IV der Stadt ebenfallg ihre vor= hin erlangten Rechte mit einer Urkunde. a). K. Wen» zel gab dem Pfalzgrafen Ruprecht im J. 1383 die Erlaubniß, die Stadt von den Marggrafen Rudolph und Bernhard auszulöfen 65). Diefe ofung erfolgte aber nicht eber, ald im Jahre 1402, wo in einem über die zwifchen obgedachtem Marggrafen Bernhard 1 und den Pfalzgrafen vorgemwefene Fehde erfolgten Sriedengfchluffe bedungen, und. zwei Jahre darnach von dem Margarafen felbft den Burgern zu Eppinz gen bedeutet wurde, daß fie.an Pfalzgrafen Yudmig, KR. Rupredbts Sohn, pfandweis gehören follen, Defs _ fen fie Doch gegen Erlegung zoooofl. Loͤſegeldes wie⸗ - derum befreiet werden fönnten. c). Dem ungeachtet findet fi) dennoch eine meitere Urkunde vom Fahre

Bidem pag. 79. | x) Ibid. p-80, am Sumentag nad) ‚unferer Frauen achten

Tage der Kerzwochen im J. 1332. "Yan .) Geben zu Reutlingen auf Mittwoch nach Mari Ge⸗

burt 1363 ch 4) Acta Compromifi in Cauſa Praetens, Ducidae Aurelian.

pag- I3I- e) Geben zu. Durlach auf St. Ulsichötage 140,

206 Oberamt

1424, wonach der Marggraf die Stadt Eppingen um 10000 Rheinifche Gulden verpfändet hat. Ges dachter Pfalzgraf und Kurfürft Ludwig III verord⸗ nete in feinem Teftamente vom J. 1427, daß die Stadt Eppingen dem 2ten Sohne Friedrih in Ge— meinfchaft feines jüngern Bruders Ruprecht zu Thei- le fallen fole d). Da nun diefer Pfalzgraf Friedrich I durch den im J. 1462 bei Sedenheim erfochtenen Sieg auch den Marggrafen Karl I von Baden zum Sefangenen befam, mufte dieſer nach feiner Be: freiung auf dag Auslöfungsrecht der Stadt Eppins gen gänzlichen Verzicht thun e),, wodurch diefe Stadt : auf ewig an die Pfalz gediehen ift.

Nahe Bor der Stadt fliefet die Elfenzbach vor» bei, die nur eine Stunde Davon entfpringet. Gie betreibet Dahier vier Mühlen. Durch die Stadt zie⸗ bet eine Landſtraſe von der Reichgftadt Heilbronn nach Bretten, und fo weiter in das Elfaß. Der Pfälzi- fche Landzoll wird in der Stadt erhoben, die ihren eigenen Blutbann, und einen davon abhangenden befondern Richtplaz hat.

Eine balbe Stunde von der Stadt liegt der fo» genannte Ottilienberg, der jezo mit Holz bewach⸗ fen ift. Vormals ftand darauf eine Kirche ‚, Die noch im J. 1476 neu erbauet worden. Dermalen ift fol= che ganz zerfallen, und dabei ein Wohnhaus zum Gebrauche des Förfters aufgerichtet. Diefer Berg begreifet die fämtliche Waldung, welche in zween Bes zirfen, nämlich der Haard und Birfenwald, 2344 ee enthält, umd der gemeinen Stadt zuſtaͤn⸗

ig if. Nach dem Verzeichniffe vom J. 1778 waren im der Stadt 390 Familien, 292 Feuerftätte und 1570 Seelen; 4 Kirchen und Kapellen, 3 Schulen, 215

d) Kremers Geſchichte Kurfuͤrſt Friedrich I Part. I, p.6. e) Idem Kremer. pag.339 und Sghipfin hiſt, Zar. Badens. Tom. I, pag. 312.

Bretten. 207

Häufer. Die Gemarkung enthält 4266 und drei vier⸗ tel Morgen Meder, ıgı M. Wingert, 609 M. Wie⸗ fen, 4M. Weide ꝛc. |

‚Huf einem Stein der grofen Kirchthürftehet fol⸗ ‚gende Infchrift: |

ANNO DOMINI MCCCCXXXV LAPIS FUNDA-

MENTALIS PRIMUS HUJUS OPERIS POSITUS

ERAT IN PROFESTOS, VITI.

An diefem der Bauart nach fehr prächtigen Wer fe ift beinahe zo Jahre lang gearbeitet worden, wie folche8 eine noch vorhandene Bulle des Pabfied Im nocentius VIll vom Jahre 1486 andeutet, womit er diefer Kirche einen Ablaß von 7 Jahren, und fo= viel Quadragenen verliehen hat f). Es waren zwo Srubemeffereien,, eben fo viele Vifarien und neun befondere Aitarpfründen darin. Sie gehörte unter dag Erzdiafonat des Probftes vom St. Guidonggtift zu Speier, und in dag Brettenheimer Dekanat g). Die Katholiſchen haben in Der Kirchentheilung den Chor erhalten, der zur Ehre Mariä Himmelfarıh ges mweihet, nunmehr die ordentliche Pfarrkirche ift, mit einem befondern Geelforger, der jezt zum Landfapis tel St. Leon geböret, und auffer dem nachfolgenden Dorfe Mühlbach fonft Fein Silial zu verfeben bat. Es geböret aber auch dazu Die vor dem Kleinbrüder Thore auf dem Gottesacker gelegene noch zur Zeit gemeinfchaftlihe St. Leonhardskirche Die Refor—⸗ mirten haben das Langhaus zur Pfarrfirche gemachet, deren Prediger unter dem nfpeftor der Klaſſe Brets ten ftehet. Sein Gehuͤlf muß befagte Kirche zu Mühls bach bedienen. Neben dDiefer Pfarrfirche ſtehet eine Kapelle, zur Lanze Chriſti genannt, darin eben dies felbe ihre Schule halten. Die Lutberifchen haben vor ungefähr 35 Jahren auch eine eigene Kirche aus

f) A&. Acad. Pal. Tom. II, pag. 49. g) Hürdımen Sohhd, diplom: T. X, 232%

208 Dberamt

Almofen-gebauet, wozu ihnen die alte St. Peters⸗ kirche imder Vorſtadt abgetretten worden.

Am grofen Sruchtzehnten beziehet das Domfas pitel zu. Speier Drei, Das Buidongftift alda, das Klofter Hirſchhorn, Die geiftliche Berwaltung und die Gemmingiſche und Göplerifche Gefclechier mitein> ander, jedes ein Siebentel. Am MWeinzehnten bat das Domflift Speier 7, Dad Guidonsſtift 2, dag Klofter Hirſchhorn auch 2, und Die geiftliche Nömis niftsation das übrige Zwölftel, nebft einem geringen: DBorzehnten:

’:. Der ordentliche Stadtrath iff wie zu Heidelg- heim befezt. Die geiftliche Adminiſtration hält einen, Collector allda, und die Landesherrfchaft einen For⸗ fier. Die Stadt führet in ihrem Wappen und Sie— gel ein filberned Feld, darin ein von der linfen zur » vechten ziehender Dreifacher Schrägbalfen,, der mitts Iere blau, Die aͤuſſere zween fchwarz und weis ger

ſchacht find.

4) Můhlbach. Ein mittelmäfiges Dorf nächft Der Siadt Eppingen, füdmwärt® gelegen, war ehe» deſſen in zween Höfe, DOber- und Nieder-Mühlbach, die einigen adelichen Gefchlechtern zu Lehen gegeben waren, abgetheilt. Dabei fand eine Kapelle, die der Damgfige Befizer, Heinrich von Brettah, dem Wilhelmiten Klofter zu Marienthal bei Hagenau, um ein Klofter des nämlichen Ordens aufzurichten, im J. 1290 übergeben hat 4). Zünf Jahre darnach ſtarb dieſer Ritter i), und eg währte nicht lang, fo verkaufte der Obere Diefes Klofierd beide Weiler 3

> im

+) Die Urkunde Imrüber ftehet in Ad. Academ. ;Palatin. Tom. II, a .82. »

;) Auf einem in der Kloſterkirche eingemanerten Stein lieſt man nachfolgende Grabſchrift: Anno Domini MCCLXXXXV Idus Augufti obijt Hainsicys Miles de Bistash Fundatpr bujus Logs a *

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Breiten. 209

im J. 131x7 an den edlen Ritter Gerhard von Oß—

wilre um 140 Pfund Haͤller k). Bon dieſem kam das Dorf, oder wenigſtens ein Theil deſſelben, an die von Sickingen und die Goͤler von Ravensburg, die es aber noch in dem naͤmlichen Jahrhunderte ent⸗ weder kauf- oder pfandweis an die Stadt Eppingen uͤberlaſſen haben. Der Marggraf Rudolph VI von Baden bezeugte im J. 1364 mit ſeiner Bewilligung geſchehen zu ſeyn, daß die Burger zu Eppingen Dies fes Muͤlenbach an fich gebracht Hätten, jedoch folte den Grafen von Dettingen Das darauf bergebrachte Lehenrecht vorbehalten feym, mithin von ihnen jeder» zeit empfangen und getragen werden. In eben Diem fem Jahre belehnte noch Ludwig der ältere Graf vom Dettingen, den edein Ludwig Hofwart don Siggin— gen mit Nieder-Müplbach, und erft im Jänner de$ folgenden Jahres Faufte ſolches die Stadt Eppingen auch aus ihren eigenen Mitteln. Im J. 1372 vers Fauften Albert und Berthold Goͤler, ein jeder ſei— nen Theil an Mühlbach eben befagter Stadt, und diefen folgte ihr Schwager, Konrad von Sachſen⸗ heim, Ritter, wit feiner Ehefrau Elifabeth Goͤlerin von Ravensburg, famt ihren aus erfier Ehe erzeug- ten Söhnen, Heinrich und Konrad von Ehrenberg , welche über dieſen Berfauf annoch befondere Bürgem ſtellten D- Auf folche Art gelangte die Stadt Ep» pingen zum eigenthümlichen Beſize des obern und niedern Dorfes, wonon dag leztere noch wirklich als ein Dettingifches Lehen erfannt, umd bei jedem alle Namens der Stadt , von dem jedesgmaligen Bur- germeifter und Stadtfchreiber empfangen werden muß. Die Stadt Eppingen hat folglich auch eine niedere Gerichtbarkeit über das Dorf, und Den Genuß der

k) Die Urkunde darüber ftehet gleichfalls in Aa. Academ. Palat. pag-83- . > |

u Altes dieſes wird in den angezogenen AR. Acadı Tom. II, p49 & 50 umftandlic er zaͤhlet ·

Pf.Geograpbie. II. Th. O

210 Oberamt

Davon abflieſenden Renten, Die Oberherrlichkeit aber erg Malefiz, Geboth und Verboth, Kirchenſaz, oll, Gelait, Umgeld, Leibeigenſchaft, und ſonſtige Gerechtſame werden von dem Oberamt Namens Kur: pfalz darin ausgeübet. Das Dorf beftund im Jahre 1778 aus 122 Familien, 94 Feuerftätten, 464 See» fen, ı Kirche, ı Schule, und go Wohnhäufern; Die Gemarkung aber aus 799 Morgen Aeder, 55 M. Wingert, 95 M. Wiefen, und 25 M. Gaͤrten. Aug dem gemeinen Stadtwalde fliefet ein Waffergraben neben dem Dorfe vorbei in die Elfenzbach, und ber greibet unten im Thale eine Mahlmuͤhle. | Die Kätholifchen ſowohl als die Lutherifchen has ben in dieſem Dorfe feinen Gottesdienft, fondern gebören beide als Silialiften zur Pfarrei Eppingen. Den. Reformirten hingegen ift Die alte Klofterfirche in der Theilung zugefallen, welche Dazu einen eige» nen Prediger:beftellet, der unter Dem Inſpektor zu Bretten fiehet. Wie oben ſchon bemerfet worden, war anfänglich dieſe Kirhe nur eine Kapele, die Durch die Uebergabe an die Wilhelmiten zu Hagenau in ein Klofter erwachfen ift. . Noch den 3 Wonnem. 1521 ward. durch zwölf Kardinäle verordnet: „daß y, die Kirche des heil. Wilhelms zu Mülnbad) Speie- „riſchen Bißthumes mit behöriger Andacht von den y, Chriftglaubigen vevehret, im Baumwefen unterhals „ten, auch mit Büchern, Kelchen, Leuchtern 26. und andern zum Dienfte Gottes: erforderlichen Kirchen» gerätbfchaften nothduͤrftig verfehen , fodann den ſol⸗ che befuchenden Rechtglaubigen und von Sünden ge= seinigten Perfonen auf gewiſſe Sefttäge ein hundert⸗ tägiger Ablaß verliehen werden folte. Dieſes bin: berte aber Doch nicht, daß bei damals erfolgten Re: ligiondfpaltungen dieſes Klöfterlein je länger je mehr in Abgang Fam, und dag Hauptklofter. der Wilhel⸗ miten zu Hagenau fich endlich gezwungen fand, fel- biges mit aller Zugehör und Rechten, Gütern, ®e- fällen und Gebäuden der Stadt Eppingen im. 1546 um 600 Qulden für allzeit. kaͤuflich zu uͤberlaſſen.

Bretten. 2IE

Am grofen Srucht- und Weinzehnten find Die Stadt Eppingen, das Domkapitel zu Speier, das dortige St. Guidonsſtift, und das Klofter Hirſch⸗ horn betheiliget. Aus einem Bezirke von zwoͤlf Mo: gen hingegen beziehen ſolchen Die Söler von Ras vensburg. | > Das Dorf Mühlbach bat ein befondered Ges sicht, welches mit einem Anwald , und 4 Gerichts⸗ fhöffen beſtellet ift, Die ſowohl die gemeine Dorfs⸗ angelegenheiten zu beſorgen, als Die oberamtliche Verordnungen, wie auch die vogteiliche Befehle der Stadt Eppingen zu befolgen haben.

5 Weingarten. Ein betraͤchtliches Dorf im Prurein, Das wohl unter die groͤſeſten der Kurpfalz zu rechnen iſt, drei Stunden von Bretten weſtwaͤrts entlegen, muß mit dem jenſeit Rheins zum Ober—⸗ amte Germersheim gehoͤrigen, und in dem Speier⸗ gaue gelegenen Orte gleichen Namens nicht verwech⸗ felt werden. Es ſcheinet durch die Erbſchaft der Pfalzgraͤfin Agnes im XIII Jahrhundert an die Pfalz gekommen, aber auch ſchon damals zu Lehen begeben geweſen zu ſeyn. Es hatte alſo ſeine eige⸗ ne Herren, welche in der daſelbſt beſtandenen alten Burg gewohnt. Im J. 1370 verkauften Junker Hanns von Schmalenſtein, Guda von Obſtad ſeine eheliche Hausfrau, Konrad und Hanns, ihre Soͤhne, ‚an Pfalzgr. Ruprecht I ihren halben Theil an der Veſte und am den Dorfe Wingarten, gelegen bei Sruchſal, mit Leuten, Gütern, Höfen, Wäldern, Zehnien ꝛc. und mit dem Kirchenfaz dafelbft, die fie ‚auch vormals von. obgenannten ihren gnädigen Herrn zu rechtem Mannlehen gehabt und getragen haben, für 5760 fl. von Florenz m). Wann und wie die

m) Der: Raufbrief ifk geben Heidelberg am erſten Freitag

ad ©. —X * en.

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912 Oberamt

übrige Hälfte zur Pfalz gekommen, findet ſich nicht »). Sn der Theilung unter Kaiferd Ruprechts Söhnen wurde Weingarten, Burg und Dorf, dem jüngften Sohne, Herzoge Diten von Mosbach, zugedacht, Der ed auch, wie hernach fein Sohn gleichen Namens, befefien bat. Im J. 1461 eroberte zwar Graf Ulrich Kon Würtenberg dieſes veſte Dorf 0), daß er aber durch die im folgenden Jahre verlohrne Schlacht bei Sedenheim’mwieder zu verlaſſen gezwungen wur: de. Mach Abfterben des Pfalzgrafen Otten I von Mosbach befam das Schloß und Dorf Weingarten am Bruchrain deffen ältefter Sohn, Otto Il, der feinem jüngern Bruder, Herzog Mbreht, damali- gen Domprobften zu Stradburg,, nach dem vätterlis «hen Sazungsbriefe jährlich eine gemife Summe Geldes abgeben mufte. Da er nun wegen der vor- gemefenen Kriegedzeiten in Ruckſtand verblieben , verglich er fih mit gedachtem Bruder im J. 1469 dafin, daß er ihm Schloß und Dorf Wingarten mit Leuten, Gütern, Herrlichfeiten und Zugedörungen zum lebenslänglichen Genuß einraumte, Herzog Als Brecht gelangte hernach zur Bifchöflihen Würde zu Strasburg , mwofelbft er erft im J. 1506 fein Leben endigte. So lang fcheinet aber dieſer Befiz nicht ge- Dauert zu haben. Denn nach einer vorhandenen Urs Funde vom J. 1480 über Die Graͤnzen zwifchen Win- garten und GStaffurt wird-erfennet, Daß Pfalzaraf Dtto der Oberherr und Vogt des Dorfes fei. Inder unglücdlichen Baierifchen Fehde, und zwar im 3. 1504, verpfändete Kurfürft Philipp, Burg und Dorf Mingarten an Margsrafen Ehriftoph von Baden um 12000 Gulden auf Wiederfauf, jedoch mit dem Be-

5

») Die Erwerbung der andern gaße von Hannfen von

Schmalenjtein wollen einige in Das 3.1470 zurud ſezen,

ge Toiner in addit. ad Hift, Pal. p:49 & 77, dem Herr. ‚Bremer und andere gefolget fu. u

' 0) Bremers Geſchichte Kurf. Friedrich I pP. 267.

"Bretten. 218

dinge, daß die Kellerei auf der Pfalz Unkoͤſten wie: derum gebauet, und zum Kauffchilling gefchlagen werden fole. Im J. 1527 lied Kurf. Ludwig J durch feinen Bruder, Pfalzgrafen Friedrich, Mittels eines dazu aufgenommenen Kapitals fothanen Pfandfchils ling ablöfen,, und brachte alfo das Dorf wieder an fih, von welcher eit her ed auch ſtets bei der Pfalz geblieben ift P).

Seine Bränznachbarn find gegen DfE Gundels⸗

Beim und Söhlingenz gegen Sid Waͤſchbach und Graͤzingen nächft Durlach 5; gegen Wet Blankenloch und Staffort; gegen Norden Buchegau, auch Dber- und Unter-Brumbad. Durch das Dorf laufet eine Bach, Die wegen des mit fich führenden moraftigen Unraths Walz in Dreck genennet wird. Sie entfpringt nächft dem Marggräflich-Badifchen Orte Weſſingen, fliefet durch Das dem GSpeierifchen Domkapitel gehörige Dorf Söhlingen, und nachdem fie mit verfchiedenen ab» rinnenden Quellwaſſern verftärfet worden, fälltfolche ohnmeit dem Bifchöflich-Speierifchen Dorf Neutert in die Pfinzbach. Sie betreibt die Obermühle, wels che die Kurfürftlihe Hoffammer in Erbbeftand ber: lieben, und die Banngerechtigfeit auf einen Theil Des Dorfes hergebracht hat, fodann drei eigentüms liche Maht- und eine Lohmühle. Durch das Dorf ziehet Die Bergftrafe, welche von Sranffurt in dag Elfaß und Schweiz führet, In dem Orte wird der Kurpfälzifche Zoll erhoben. Derfelbe hat noch feinen - befondern Blutbann und eigenen Richtplaz. Der Galgen ift erft vor wenigen Jahren wiederum neu .aufgebauet worden.

m mm m „—

p) Ioannis in Mifcellis Palat. Hift. & praefat. in Balth-· Ve- natoris Epift. p. 135, wofelbft er den von Toiner desfalls begangenen Fehler ahndet, welchem jedoch Schöpfin Hiſt. Bad. Tom, Il, p. 265 gefolget ift,

23

214 Ä Dberamt

Dben an dem Drte ſiehet man noch das alte nun ganz zerfallene Schloß oder Burg der Edlen von Schmalenftein. Mitten im Dorfe liegt Der fos genannte Thurnberg, auf welchem ein alter Wart« thurn ohne Dach fiehet, mit der Jahrzahle 1005. Mächft dabei befindet fih die Müzenau, ein leerer mit Mauern eingefaßter Plaz, in welhen vorhin Die Hofleute der Klöfter Maulbronn, Herrenalb und Gottedau fietd Roß und Wagen zum Dienfte de$ Pfalzgrafen und des Ortes felbft bereit halten, nach⸗ mals auch auf des Schultheifengeboth eben fo er» fheinen muſten. In jüngern Zeiten ift diefer Ges brauch auifer Uebung gefommen. Ferner befindet fih daſelbſt Die herrfchaftliche Keflerei, welche von dem Dafigen Kameralbeamten bewohnet wird; fodann DaB ehemalige nunmehro in einen Kameral-Erbbe- ftand verliehbene Baadhaus, und endlich Der dem Deutfchen Ritterorden zugehörige Pfleeghof: a

Nach dem Verzeichniffe vom Jahre 1778 zählte man im Drte 297 Familien, 282 Seuerflätte, und in allem 1618 Seelen, 359 Stud: Zug, 505 Stud Rindviehe, 902 Stuck Schaafe, soo Schwein, 3 Kirchen, 2 Pfars- 3 Schul- 254 burgerliche und ge= meine Käufer, 4 Mühlen. Die Gemarkung aber enthält 2882 Morgen Aecker, 219 Morgen: Wingert, 735 Morgen Wiefen, Morgen Gärten, 272 Mors gen Weide, und 2500 Morgen Wald, jene Wal: Dung gehöret zwar zu dem Domanial-Eigentum , die Gemeinde Weingarten aber nebft dem Baden-Dur» lahifhen Dorfe Staffurt haben darin jedes in fiches rer Maafe den Weidgang und dad Beholzungs⸗ recht. Dermög eines Forftberichtd vom J. 1770 iſt feine Gröfe auf 3500 Morgen Landes überfchlagen, Die in verfchiedene Diftriften abgetheilet find. Dar» unter heiſet einer der Stalbühel g). Da diefe Bes

4) In einer Beſchreibung der Kellerei Weingarten vom J. 1549 heiſet es: „Item, ein Wald an der Werren an;

Bretten, 215

neanung ‚in den mittfern Seiten meiftend eim mallum publicum bedeutete, fo iſt zu vermuthen, daß allda die Gedingedes alten Pfinzgaues gehalten worden r).

Die alte Pfarrfirche zu Weingarten ift der uns befleften Empfaͤngniß Mariä, und dem heil. Erzen: gel Michael geweihet. Sie hatte ehmals 3 Kaplas neien, und gehörte unter Dad Erzdiafonat der Prob⸗ ftei de8 Stiftes St. German: in Speier, und in dag Durlacher Kandfapitel . Inder Kirchentheilung era Hielten die Kath. Daran den Chor zu ihrem Gottes Dienfte. Der Pfarrer ftehet jezo unter dem Landka— pitel Bruchfal, und dag Pfälzifche Zollbaug zu Stafe furt ift ihm eingepfarret, Diefer Chor ward vor einigen fahren von dem Deutfchen Ritterorden neu gebauet, Das Langhaus ift Die Reformirte Pfarr: firche, und mit einem beſondern Prediger beftellet, der unter die Klaffe der Inſpektion Bretten gehöret; Die Lutherifchen haben fich eine eigene Kirche aus gefammelten Allmoſen erbauet, die den eige« nen Prediger verfehen wird.

Am grofen Zehnten beziehet Kurpfalz. ein Drits tel, ein anders nebft dem Borzehnten Der Deutfche Nitterorden, und dag übrige Drittel das Kloſter Herrenalb mit den Freiherrn von Sicingen. *

An Freiguͤtern befizet 1) Kurpfalz den Gülthof, das Theilgut, das Frohngut, das: Schaafgut, und dag Hubhöflein, Die zufammen an 500 Morgen Yan des betragen. 2) Die geiftliche Berwaltung an Kir— chengütern 12 Morgen, und an Pfarrgätern 61 und ein dab M, 3) Der Deutfche Ritterorden dad Wits fumgut don 65 und Drei viertel M., und dag kleine

„fahend, der Stalbohel genannt, und am Landgraben ——— Eppelshofer Banbruch, biß in den Einſie—

nr beim

r) Sieh bievon meine Bemerkungen in dem ızten Hefte der Rheinifchen Beiträge vom J. 1778.

s) Mürdiwein Subfid. diplom. Toüm,X x pag. 320.

94

16 Dberamt

Gotted-Auerhöflein von SM. 4) Die Marggrafen von Baden Die zween Mitteldöfe von zo M. 5) Das Klofter Herrenalb einen Hof von gg M 6) Das Klofter Frauenalb 16 M. 7) Das Klofter Got— tesau 62 M. und endlich dag Klofter Maufbrunn 45 M. Zu der Zeit ald der Ort dem Gefchlechte von Schmalenftein gehörte, hatte er feinen eigenen Ges richtszwang und Blutbann. Seit dem aber folcher an die Pfalz gefommen, ift er der Bothmäfigfeit des Oberamtes Bretten einverleibet, und ein von Diefem abhangender Iinterbeamter angeordnet, der noch beu= tigen Tages, unter dem Namen eined Amtskellers heftehet, weil er die bersfchaftlichen Rameralgefälle zugleich erheben und verrechnen muß. | Das ordentliche Dorfgericht iſt mit einem Schulte heiſe, Anwalt, Gerichtfchreiber und 6 Schöffen bes ftellet, welche die gemeine Angelegenbeiten der lin» tertbanen zu beforgen haben. Nebft diefem ift auch Das fogenannte Grevengericht allda noch im Hera Fommen , welches alle Jahre gleich nach Weihnachs ten durch das Dberamt felbft gehalten zu werden pfle= get. Dabei find die Marggräflich-Badifchen Inwoh⸗ ner des Dorfes GStaffurt fehuldig den bürgerlichen Eid abzulegen oder zu erneuern, mithin jedesmaf Dabei zu erfcheinen t). Bon diefem Gerichte wer: Den die ſowobl zu Weingarten ald zu Staffurt wäh rendem “fahre vorgehende und unbeftraft gebliebene geruͤget, und Die dadurch eingehenden Bufen rpfalz allein verrechnet. Es find mehrere afte Ver— dräge mit dem Marggräflih-Badifchen Haufe hierüber Bordanden, Die jedoch in neuern Zeiten viele Abäns. derungen erlitten haben. Der Urſprung Diefed Ge— richtes fcheint ein Ueberbleibfel von den ehemaligen

?) Dei einem folrben Grevengerichte ift im X. 7480 der Hefte Junker Diez von Thuͤngen zum Ruſſenberg ald Hofmeifter des Pfalzarafen Dtio gewejen, und iſt das mals auch dag Melciuim auggefertiget worden,

v

Bretten. 217

öffentlichen Dingtaͤgen der Gaugrafen zu ſeyn, wel⸗ che in dieſem Falle auf dem gewoͤhnlichen Mahlplaz unter freiem Himmel, wozu der oben ſchon bemerkte Stalbühel etwa beftimmet gewefen feyn mag, für den kleinen Pfinzgau gehalten worden. Dad ordegtliche Dorfgericht führet in feinem Siegel einen herab han- genden Trauben im filbernen Felde.

In dem Orte wohnet der herrfchaftliche Förfter, der ſowohl über jene beträchtliche Waldung, al$ die dortige fehöne Wildfuhr die Obficht hat.

Eine Stunde von Weingarten nordiweftwärtd fiegt das Badifche Dorf Staffurt, deſſen Einwohner auf einem nächft Weingarten gelegenen und von Der Kurpfälzifchen Hofkammer unterhaltenen Gottesacker begraben werden. Es liegt auch gewiffer Mafen noch auf Weingarter Gemarkung, und in Dem Kurpfaͤlzi— ſchen Gelaitsbezirke, bis an die jenfeits des Ortes befindfiche Pfinzbrucd, Unweit davon, am Ende der Weingarter Gemarkung, fiehet ein Kurpfälzifches berrfchaftliches Zollhaus mit einem eigenen Zöller.

6) Rinflingen. Ein mittelmäfiges Dorf, eine Halbe Stunde von der Oberamtsſtadt Bretten weſt⸗ waͤrts, war ſchon zu der Karolinger Zeiten befannt, in welchen ed Ricdhilincheim im Salzgowe an Dem Fluß Salzaha genennet, anderswo aber in den reich » gowe verfezet wird =). Selbiges muß anfänglich feine befondere Herren gehabt haben. er findet man, daß erft im J. 1438 Pfalzgraf Ludwig IV von Hanns Urvern Burger zu Bretiheim feinen Theil zu Rinklingen, an Vogtei, Dorf und Gericht mit Zugehoͤr, um eine Summe Geldes, die fie zu« vor der Pfalz fehuldig geweſen; fodann Kurfürft Sriedrich I ım Jahre 1458 Heinrichg von Remchin⸗

#) Cod. diplom. Lauresh. Tom. II, num. 2247 fgg. & Tom. JIT, num, 3597,

853

218 Dberamt

gen. und feiner Ehefrau Sufanna von Stein Antheit um 310 fl. baares Geld x), endlih auch Kurfürft Philipp im J. 1478 ein Drittel gedachten Dorfes mit Vogtei und Gericht von Hanns von Maſſenbach nm * fl. Rheiniſch für frei, ledig und eigen erkauffet haben.

Die bei Bretten’fchon bemerfte Salzbach oder Salzaha fliefet neben Dem Dorfe vorbei, und be» treibt eine oberhalb ſtehende Oehl- und Lohemuͤhle. Desgleichen ziehet Die aus Schwaben über Durlady in das Elſaß führende Landftsafe Durch den Drt, in welchem der Kımpfälzifche Zoll erhoben wird.

Im J. 1778 waren darin 6o Familien, 53 Feuers flätte, 278 Seelen; ı Kirhe, ı Schule, 38 andere Häufer : 595 Morgen Aeder, 4 bis 5 M. Wingert, 72M.Wiefen, EM. Gärten, 525 M. Wald. Diefe Maldung geböret der Kurfürftlichen Boffammer, und ſtehet unter Der Hute des Förfters zu Bretten. Je— doch hat Die Gemeinde darin Das Weid- und Bes holzungsrecht. |

Die Katbolifchen haben in diefem Dorfe feine Kirche, fondern find Filialiften der Pfarrei Bretten. Die Keformirten hingegen befizen die alte Pfarrfirhe zu U. L. F., welche mit einem befondern Prediger beitelet ift, der unter dem Inſpektor der Klaſſe Ziretten ſtehet, und gemeiniglich 2ter Pfarrer oder Diafonus daſelbſt il. Diefe Kirche war ehedeſſen eine förmliche Paftorei, welche noch im J. 1470 in Day Dekanat zu Brettheim einfchlägig war y).

Den grofen Zebnten beziehet Die Stadt Bretten, welche dafür Das Pfarrhaus unterhalten muß, den fleinen aber der Reformirte Pfarrer und Schulmei⸗ ſter des Ortes. Das Dorfgericht, aus einem Schult: heife, Schöffen und einem ®erichtfchreiber beſte— hend, hat im Siegel einen mit einem Blumenfranz

x) Kremers Geſchichte Rurf. Sriedrich I. pag- 648» 3) Wurdtweih Subfid. diploın. Tom. X, pag- 328.

Bretten. | 219

ummundenen ovalen Ring mit einem durchgehenden Dorn. |

7) Dietelsheim, ein mittelmäfiged Dorf, eine halbe Stunde von Bretten nordweſtwaͤrts, kommt ſchon im VIII Jahrhundert vor, Da e8 Ditinesheim, Thitinesheim heiſet. Im J. 765 erhielt das Klo⸗ ſter Lorſch eine Wohnſtaͤtte, ſamt 30 Jauchert Ackers zc. und im J. 770 21 Jauchert Landes daſelbſt 2).

Dieſen Ort beſaſen vermuthlich Die Grafen des Kraichgaues, von denen es an die Biſchoͤffe zu Speier gekommen ſeyn mag. Die Oberherrlichkeit aber hat⸗ ten die Pfalzgrafen bei Rhein. Jene gaben Den Dirt, diefe die vogteilichen Gerechtfame einigen ades lichen Gefchlechtern zu Mannlehen. in jüngern eis ten trugen e8 die Köchler von Schwandorf. - Franz Maximilian von Schwandorf verkaufte aber alles fein Lehen- und Eigentumgrecht im J. 1748 um 70000 fl, und andern Nebengeldern an Kurpfalz, und Diefe kam mit dem Bifchof zu Speier, Franz Ehriftop von Hutten, unter Bewilligung des Domfapitels dahin überein, daß gedachtes Hochflift fein darauf bergebrachtes Lehenrecht gegen ein Drittel an Ober« ömesheim, welches dDamald Damian Hugo von Helms fatt von: Kurpfalz zu Lehen trug, an eben 'Yedachtes hohe Kurhaus auf ewig abtrat a).

Neben dem Drte fliefet die fchon oben bemerkte Salzbach vorbei, und betreibt eine von der Kurfuͤrſt⸗ fichen Hofkammer erbbeftändlich verliehene Mahl» mühle. Eine viertel Stunde Davon gegen Bretten, neben der Kandftrafe, liegt auf einer kleinen Anhöhe eine fehr Fünftlich eingerichte Srappmühle, Deren Erfinder und Eigentuͤmeroder vorige Oberbeamte zu

x) Cod. diplom. Lauresh. Tom. III, num. 3589 fqq: a) Der hierüber ausgewechſelte Vertrag tft geben su anne vn den ıcten May, und Bruchſal den ıyreun Septemr

929 Dberamt

Bretten Heinrich Poͤz war. Die Köchler von Schwan. Dorf hatten vorhin einen befondern Wohnfiz oder Schloͤßlein in dem Dorfes Das aber die Kurfürft» - Siche Hoffammer mit den dazu gehörigen Gütern als ein bärgerliches Eigentum verfauffet hat.

Im Jahre 1778 fanden fi 127 Familien, 123 Seuerftätte, 595 Seelen; ı Kirde, 2 Schulen, 75 gemeine Käufer Dabier: in Der Gemarkung aber 1115 Morgen Aecker, 65 M. Wingert, 72 M. Wiefen, 4 M. Gärten, und 483 M. Wald, welcher Der Gemein: de allein zuftehet, unter der Hute des Förfterd zu Bretten, der aber in Dieteldheim feine Wohnung

bat. | Die Kirche, deren fchon im J. 1470 Meldung gefchieht 5), befizen die Evang. Lutherifchen, die - folche auch bauen und unterhalten müffen, nachdem dad Domkapitel zu Speier Durch einen Rechtsfpruch Davon entlediget worden. Am grofen Fruch:- und ara ae beziehet Kurpfalz ein Drittel, befagtes omfapitel aber dag übrige; am fogenannten VBors zehnten jene zwei, und Diefes ein Drittel; am lei» nen Zehnten Kurpfalz zwei, und der Pfarrer das übrige Drittel,

8) Weldeshaufen, liegt ebenfalls eine halbe Stunde von der Dberamtsftadt Bretten nordoftwärtg. Die Urkunden des Klofterd Lorfch geben Den Beweis, Daß dieſes Dorf eigentlich Geltolfeshuſen gebeifen babe. Denn im J. 806 verliehe ein Prieſter Nas mend Wilo in der Breteheimer Marke und in Seltolfeshufen fünf Bauern Höfe, mit allen Laͤnde⸗ reien, Gebäuden, Wiefen, Wald und Waffern nebft vier leibeigenen Leuten beſagtem Klofter c), welches. alfo Damals den gröfeften Theil deffelben befeffen has ben möchte. Mach Dem Zerfalle Diefer reichen Abtei,

6) Würdtwein Subfid. diplom. Tom.X, pag · 328. e) Cod, dipl, Läuresh, Tom, II, rum. 2265.

Bretten. | 221

nämtich um die Mitte des XIII Jahrhunderts, haben die Grafen von Eberfiein das Dorf Gelteshaufen ingehabt. Von diefem fam ed Durch Erbfchaft an Baden. Marggraf Hermann aber verfaufie folches mit andern Orten an das Klofter Maulbronn, über welches befanntlich Damals ſchon die oberſte Schuz- Schirm- und Kaftenvogtei den Pfalsgrafen bei Rhein aufgetragen war, In der unglüdlichen Baierifchen Schde bemächtigte ſich das Haus Würtenberg dieſes Rechtes, und 308 fogar nach der bald Darauf erfolg- ten Reformation die Dazu gehörigen Güter unter fei= nen alleinigen Gerichtszwang. Das hohe Kurhaus übte gleichwohl die der Herzoglich-Rhein-Fränfifchen Oberherrlichkeit anflebige Gerechtfame, als Neife, Kolge, Mufterung, Das Azungsrecht, Abzug, Beethe, Schazung, Zoll, Geleit, Frohnen, Jagen, Erb- und Landeshuldisung, Malefiz, Geboth und Ver» both ıc. noch immer aus, mwelched dann zu manchem Streite und Wiederfprüchen Anlaß gab, bisiendlich im 3. 1747 Se. dermal regierende Kurfürftl. Durch⸗ faucht mit dem Herzoglichen Haufe Würtenberg fich verglichen, und einen Austaufch ‘der flrittigen Ort⸗ fchaften dahin abgefchloffen, daß der Flecken Unters zwisheim am Würtenberg , Geldegd- und Zeizenhatt« fen aber nebft Spranthal an Kurpfalz auf ewig ab» getretten worden find. | Durch Das Dorf ziehet Die Landſtraſe, melche von Heilbrunnnach Durlach, und ins Elſaß führet. Im %. 1778 war der Ort mit 100 Familien , 455 Seelen befezt. Die Gebäude befunden in einer Kirche, einem Pfarr- und 57 Wohnhäufern; Die Ge⸗ marfung aber aus 902 M. Aderfeld , 35 M. Wins gest, 32 M. Wiefen, 10 M; Gärten, und 448 M. Wald. Don diefer Waldung gehören 346 Morgen au den Kurfürftlihen Domanialguͤtern. Vormals befag die Würtenbergifche Gemeinde Gohsheim auch einen Waldbezist von go Morgen in Diefer Gemar— kung, verkaufte aber folchen im J. 1774 an Kurpfalz

622 Oberamt |

eigentuͤmlich, jedoch unbenommen der ——— tigkeit, welche die Gemeinde Geldeshauſen darin hergebracht hatte. Endlich geboͤret einigen aus eben dieſer Gemeinde das Vogteiwaͤldlein von ungefaͤhr 22 Morgen Landes. Alle dieſe Waldbezirke ſtehen unter” der Hute des herrſchaftlichen Foͤrſters zu Soviel den Rircenzuffand anbelanget, muß ſchon in den aͤlteſten Zeiten des deutſchen Chriſtentumes eine Kirche zu Geldeshauſen geſtanden haben, indem der obgedachte Prieſter Willo dem Kloſter Lorſch un⸗ ter andern auch um Das Jahr 826. in pago Creich- gowe in Bretaheimer marca, .& in loco qui vo- catur: Geldalfeshufen Ecclefiam, quae:ibidem con- ſtructa eft, cum manfis, pratis &c. verlieben. bat d).. Diefe Kirche ſtund vormals unter den Erzdia> fonat des Probften zum beil. Guido in Speier und Dem Dekanat Brettheim e). Dermalen aber befizen ſolche die £utherifchen feit der-Würtenbergifchen Res formation , und haben ihren eigenen Prediger, der anter dem Inſpektor zu Bretten ftehet.

9 eifenbaufen. Ein anfehnliches Dorf drei Stunden weit von der Oberamtsſtadt Bretten oſt⸗ waͤrts gegen Eppingen zu gelegen. Es feheinetin dem mittlern Zeitalter unter dem fehr.oft vorfommenden Namen Hufen bekannt gewefen zu. feyn, und von dem lezten Grafen des Kraichgaued Zeiſolf feinen Beinamen angenommen zu haben. In der Stiftung» urkunde deu Klofterd Sinsheim dom J. 1100 wird eined Zeizolfeswilre in dem-Enzgaue gedacht f). Inzwiſchen ift aus andern guten Nachrichten zuver⸗ laſis, daß anfaͤnglich die Grafen von Eberſtein, her⸗

d) Codex Lauresli. 1. c. num. 2268. e) Wärdimwein Subfid, diplom. Tom.X, pag. 329. £) Man fehe die urtunde in Adis Acaden, Palat« EA

ar

Bretten. 223

nach die Marggrafen von Baden den Ort Zeiſenhau— fen vom Domſtifte Baſel zu Lehen getragen haben, Marggraf Hermann aber überlies folchen im %. 1347 mit lehens herrlicher Bewilligung dem Klofter Mauls brunnz Daher die Pfalzgrafen bei Rhein ald Erb Schuz- und Schirmherren dieſes Klofterd aud Die foicher Obervogtei anhängigen Gerechtfame ausge: übet haben. In der Baierifchen Fehde maßte fich zwar Der Herzog von Würtenberg dieſes Rechtes an, und 309 dad Klofter Maulbrunn felbft mit zugehoͤri⸗ gen Dörfern unter feine Gerichtbarfeit. Allein im Je 1536 wurde zwifchen KRurfürft Ludwig V’ und Herzog Ulrich verglichen, daß Würtenberg ald Eigentums: berr des Klofterd Maulbronn einen Schultheis in Oewisheim und Zeifenbaufen fezen möge, Pfalz hin⸗ gegen bei der Gerechtigkeit des Schuzes, Zolles Atzes, Seleitd und Der Frohne zu Maulbrunn blei— ben ſollte. "Nichte defto weniger fam es bald wieder zu neuen Srrungen, und beide Theile geriethen ſo⸗ gar Darüber im J. 1581 an das Kaiferliche Kammer⸗ gericht zu Speier, woͤſelbſt jedoch die Sache nicht ge⸗ hoben, fondern der Streit beinahe zwei ganze Jahr- hunderte fortgefezt worden, bis endlich im $. 1747 ein Austaufchvertrag beliebt, und in folchem Zeifen- haufen mit aller Gerichtbarfeit und Gefällen an Kur— pfalz auf ewig abgetretten wurde. !

Neben dem Dorfe laufet die zu Sulzfeld ents fpringende Kohlbach vorbei, betreibet unterhalb" des eine Muͤhle, und faͤllt zu Flehingen in die Kraich. | | J

Im Jahre 1778 war die Bevoͤlkerung 161 Ka: milien, und 651 Geelen far. An Gebäuden fan: Den fich 2 Kirchen, = Schulen, go Wohnhäufer. Die Gemarkung enthält 1893 M. Aderfeld, 92 M. Win gert, 174 M. Wieſen, 11 M.Gärten, 20 M. Weide, und 308 M. gemeinen Wald. Nebſt dieſer Waldung aber beſizet die Herrſchaft auch einen beſondern Di— ſtrikt von 40 M. | Ä

d

224 Oberame

Eine viertel Stunde von dem Ort weſtwaͤrts liegt das Zeiſenhauſer Baad und Geſundheitsbrunn, in einem angenehmen Wieſenthale. Dieſer Brunn iſt im J. 1713 Durch einen Krämer, Namens Johann Sturz von Hergen, aus dem Zürcher Öebiete, ent- dedet, und von dem Herzog Eberhard Ludwig zu MWürtenberg eingefaffet worden. m J. 1743 ward auf Koften des dermaligen Herrn Herzogs Durche laucht ein neues Baad- und Kefjelhaug erbauet, und, mit 26 Zimmern verfehben. Als bernach dag Dorf mit Zugehör an Kurpfalz gefommen, liefen Se. Rurs

fuͤrſtl. Durchlaucht um das J. 1760 das Baad in einen weit volfommenern Stand ftellen, fo daß die in Sommerszeiten fich einfindende Baad- und Kurs gäfte alle Bequemlichkeiten zur Pflegung ihrer Ges fundheit hiefelbft antreffen g).

Naͤchſt dem Dorfe fol ehedeffen auch ein Weiler Hofrecht genammt, befianden haben, Davon ich noch zur Zeit nichtd ausfindig machen fönnen, ed fey dann, Daß der fogenannte Königshof, welcher zur Wauͤrtenbergiſchen Kellerei Gochsheim gehörig iſt, Darunter verfianden werde.

Den Kirchenzuftand betreffend, fowar ſchon ums J. 1470 eine Pfarrei und. Srühemefferei biefelbft, zum Erzdiafonat des Probfien zu Gt. Guido in Speier und "zum Dekanat Brettheim gehörig A). Diefe alte Pfarrkirche befizen Die Augfp. Confeſſions⸗ verwandten, nebft einer auf dem Kirchhof vor Dem Drte fiehenden Kapelle. Sie ift mit einem eigenen N rediger beftellet, welcher auch dad Baad und Die Fleckenmuͤhle verfehen muß. Die Ketheuge und

eſor⸗

g) Hievon iſt ein beſonders Werklein unter dem Titel: urze Beſchreibung des mineraliſchen Geſundheits⸗ und geilbrunnen bei Zeiſenhauſen 2c. Mannheim 1763 gedrudt. | h) Würdtmwein Subüd, diplem, Tom, X, pag- 329

5

Bretten. 22 5

Reformirten find nad Bretten eingepfarret. Für erftere iſt auf dem Baade ein Dratorium vorhanden, welches zur Baadzeit ein Kapuziner aus Bretten be⸗ orget. j Den grofen Srucht- und Weinzehnten beziehet Die Kurfürftliche Hoffammer allein, an dem kleinen aber nur zween Drittel, und der Lutherifche Pfarrer dag übrige, Auſſer einigen Freiherrlich-Sidingi« ſchen finden ſich fonft Feine freie Guͤter in der Ge⸗ marfung, | |

Pf. Geographie. II Th.

226 | Oberamt

rer Oberamt Neuftadt.

Einleitung.

Hier Dberamt begreift den untern Theil des N alten Speiergaued, wo felbiger ſich auf der nördlichen Seite von dem Wormsgau ſcheidet, und ift in gewiffer Maaſe eined der aͤlteſten und bes trächtlichften Landesſtuͤcken, woraus bie heutige Pfalzgrafihaft am Rhein beftehet. E85 beträgt in ber Ränge von Nord gegen Suͤd ſechs bis fieben, in der Breite aber von Dft gegen Weſt [hier durchs gehend fünf, an einigen Orten auch fieben bis neun Stunden Wegs, und hat zu feinen Gränzen gegen Oſt den Rheinſtrom; gegen Sud das Fürfls lih-Speierifhe Gebiet, und das Dberamt Gers mersheim; gegen Weſt dad Wogefifche Gebirg, und zum Theil dad Dberamt Lauternz gegen Nord die Grafſchaft Leiningen-Hartenburg, das Ober⸗ anıt Alzei, und einen Xheil des BiſchoͤflichWorm fifchen Gebiets. |

In den Altern Zeiten war diefe ganze Ges gend der Gerichtbarkeit der Örofen des Speier⸗ gaued unterworfen, bis daß K. Heinrich IV bes fagte Oangrafihaft (1086) den Biſchoͤffen zu Speier, mit dem VBefugniffe, gleiche Gewalt, wie folche den weltliihen Grafen zugeflanden, darin

Neuſtadt. | 227

andzuüben, verliehen hat a). Diefe Verfaffung dauerte fo lang, bis dad Rheinifche Franken nad) Erlöfhung der alten Herzoge zu Worms an bie Könige oder Kaiſer des daraus abflammenden Gas liſchen Haufes zurück gefallen war, da dieſe alle richterliche Macht wieder an fich zogen, und ben Stiftern, Klöftern, Städten folde Freiheiten ers tbeilten, die nach und nah in eine Urt eigener Gerichtbarkeit erwachſen find. Die Mechte jenes Mhein-Fränkifchen Herzogtums Famen endlich, an bie Herzoge von Schwaben aus den Hohenſtaufi⸗ fchen Haufe, und durch Herzog Konrad, K. Fried⸗ richs J Bruder, wurden ſolche im J. 1155 mit ber Pfalzgrafſchaft kei Rhein vereiniget )). Die Kaiferlihe Dbergewalt und Vorrechte find indeſſen meiflentheild von ben Königen felbft und ihren Mi⸗ nifterialen audgeübet worden c). Nachdem bie deutſche Reichskrone durch den Tod K. Konrads IV von dem Hohenflaufifhen Hanfe (1254) abs gekommen war, fcheines die Tandrichterliche oder Iandvogteiliche Verfaſſung in dieſer Gegend ihren Anfang genommen zu haben. Sa fhon im J. 1232 fol Ludwig von Schüpfen des Raiferd Friede rich II Landrichter im Speiergau gewefen ſeyn d)» König Wilhelm beftellte im I. 1255 den Grafen

a) Vid. Andreae Lamey defcript. pagi Spirens, in Ad. Acad,

Pal. Tom. Ill, 2 p. 255 uique 26.

b) Georg. Chriß. Crollius de ducatu Franciae Rhenanae, in iisdem Ad. Acad, p.432, $.XXXVII. Schöpflin Alfat. Iluftr. Tom. II, pag. 606.

) Herr Crollius in der den Zweibrüdiihen Kalendern angehängten hiftorifchen Befchreibung des Speiergaues, bei dem Orte Bubenwilre.

Pa

228 Dberamt

Emich von Leiningen zum Landvogt im Speiergan, ben fein Nachfolger K. Richard beflättiget bar. K. Rudolph I wählte zu diefem Ainte Heinrich Bannader, Ritter, der im J. 1285 in folcher Winde vorkommt e). Unter K. Albert I be£leidete im 3. 1299 Friedrich Graf von Keiningen f), und im J. 1306 Raugraf Georg diefe Stelle. Fhin folgte Georg Graf von Velden; , dem hernad K. Ludwig IV den landrichterlichen Siz zu Germerss beim, fo wie fein Gegentheil, K. Friedrich Yon Defierreic), dem dazu ernannten Otto von Ochfens flein die Stadt Landau angemwiefen hat g). Gedachter K. Ludwig, der fich der Regies zung in der Pfalz lange Zeit angemaßt, und Wers ner Kuebel nicht nur zum Vizdum zu Neuftabe, fondern auch zum Landvogt im Speiergau anges orbnet hatte, verpfändete diefe Landvogtei im J. 1331 feinen Vettern den Pfalzgrafen Rudolph II und Ruprecht I um 100 Pfund Heller 7), weswegen aud) obgedachter Werner Knebel ſich im I. 1332 Landvogt im Spirgane, uud Vizdum-zu bes Nuwenſtatt nannte. Won diefer Zeit an trife man Feine Landvoͤgte mehr an, fondern Vizdumen, deren ordentliche Reihe unten wird geliefert werden; Die urfprüngliche Beſizungen, welche die Pfalzgrafen aus dem Wittelsbadifhen Haufe durch die Vermählung Otten des Erlauchten mis

TE

e) Lehmann Chron. Spir. Lib. IV, Cap. VII & XXI.

f) A&. Academ. Palat. Tom. I » Pag. 42.

£) Lehmann ]. c. Cap. VIL.

6) Crollins orat, de Anvilla hat davon die Urkunde Pag- 42.. geliefert,

Neuſtadt. 22 9

Pfalzgraf Heinrichs Tochter Agnes im Speiergaue ererbt, beſtunden um die Mitte bed XIII Sahrs hunderts in der Neuſtadt, den dabei gelegenen Burs gen Winzingen und Wolfsberg, mit ihren Zuges börungen, den Dörfern Gimeldingen, Musbach zc. Die übrigen Orte find nach und nad) theild durch Kauf und Tauſch, theild durdy Kriege, eingezos gene Klöfter und Lehen-Heimfälle dazu gebracht worben, wie bei jedem einzelnen Orte foll gezeiget werben.

Nachdem das darand erwachfene Amt fon einen beträchtlichen Theil der Pfalzgraflichen Lans de audgemacht hatte, wurden zwar durch bie unter den Söhnen K. Ruprechts vorgegangene Haupt⸗ eheilung einige Stüde dem Herzog Stephan zu feinen Looſe geſchlagen. Weil aber defien Sohn Herzog Ludwig der Gchwarze ſich wieder feinen Better Kurf. Friedrich I in feindlihe Buͤndniſſe eingelaffen, mwurbe ihm alles nad) einander wieder abgenommen. Die Nachfolger in ber Kur hatten alfo den ganzen Umfang wieder beifammen, unb dabei ift ed auch bis zum Ableben des Kurf. Friede zichd III verblieben. Diefer verordnete durch fein im $.1576 errichteted Codicill, daß feinem zwei⸗ ten Sohne, Herzog Johann Kafimir, das Amt Neuſtadt mit aller Zugehör für ſich und feine Ers ben eingeraumt werden ſollte. Diefe Trennung währete aber nicht länger ald bis ind J. 1592, da Sohann Kaſimir ohne Zuruͤcklaſſung männlicher Erben geftorben, mithin dad ganze Amt wiederum an die Rurlinie zurud gefallen tft, bei der e3 auch hernach immer bis auf den ur" Tag verblieben iſt. 3

230 Oberamt

Die Städte, Flecken, Dörfer und Höfe, worin damals dad Dberamt beflanden, waren beis nahe die nämlichen, wie heutigen Tages; nur ges hörte Freinsheim und einige dem Speiergane nächft gelegene Dörfer noch dazu, woraus in jüngern eis ten ein bejoudered Amt entflanden, dad dem Ober⸗ amt Alzei einverleiber worden ift. Hingegen hat dad gegenwärtige Oberamt Neufladt durch die mit dem Hochſtiſt Speier, und dem Rheingräflichen Haufe errichteten Austauſchvertraͤge einen anderweis ten Erſaz folden Abgangs erhalten.

Es wird alfo dermal eingerheilt 1) in bie Stadt Neuftadt ſelbſt; 2) in die DOrtfchaften, bie unmittelbar zum Dberamt gehören, ald ba find, Hart, Gimeldingen, Lobloh, Musbah, Wins zingen, Speierdorf, Laden, Duttweiler, Elm⸗ flein mit den Weilern Igelbah und Appenthal, Weſtheim, Neidenfeld und MWeidenthal. 3) In diejenigen Drte, worin bie Vogtei andern zufläns dig ift, ald Bechingen, Fridelsheim i), Alöheim bei Gronau, Eppſtein und Stubernheim. 4) In die der hoben Schule zu Heidelberg gehörigen beiden Dörfer St. Lambrecht und Schauernheim. 5) In dad der geiftlihen Verwaltung zufländige Stift Limburg, beftebend in den drei Dörflein Grethen, Haufen und Seebach. 6) Ju die Ober⸗ ſchultheiſerei Edenkoben, welche den Flecken dieſes

ij Die Vogtel zu Friedelsheim gehört zwar dem Graͤflich von Wieſeriſchen Geſchlecht, weil aber das Dorf ſelbſt mit der Burgvogtel Wachenheim eine weſentliche Wer: bindung hat, fo bat am fhidlichften gefchienen bei dor⸗ tiger Oderſchultheiſerei davon zu handeln,

Neuſtadt. | 231

Namens und dad Dorf Waldheim begreift. 7) In die gemeinfhaftlihe Pflege Haßloch, beftes bend in ben drei Dörfern Haßloch, VBöhlund Igels beim. 8) In die Oberfchultheiferei Wachenheim, wozu die Stade Wachenheim, die Dörfer Gens heim und Medenheim gehören, 9) In die Ober⸗ ſchultheiſerei Lamsheim, die nur aus der Stadt diefes Namens , und dem Weiler Ormsheim bes fiehet. 10) Im die Oberfchultheiferei Ogersheim, wozu Ogersheim die Stadt, Edigheim, Oppau, Frieſenheim, Mundenheim, Maudach, Mutters ſtatt, Dannflatt, Rheingenheim, die Rehehütte, Neuhofen und Altripp gehören. Sodann wird dazu gezählt 11) bie im Umfange bed Ober⸗ amts gelegene, wiewohl demfelben nicht unterwors fene, fondern unmittelbar unter der Kurfürftlichen Megierung ſtehende dritte Hauptſtadt Franken⸗ thal. Das ganze Oberamt beſtehet alſo aus 49 theils Staͤdten und Flecken, theils Doͤrfern und Weilern.

Die mehrſten dieſer Ortſchaften liegen in einer Flaͤche, bie allenthalben uͤberſehen werben kan; nur einige geringe Doͤrflein ſind in den Thaͤlern des Bogeſiſchen Gebirges verſtecket, von welchem die weſtliche Seite des Oberamts umſchloſſen iſt. Gegen Nord, Oſt und Suͤd ſtehet es gaͤnzlich offen. Jenes Gebirg iſt in feinem vordern Ab⸗ bang turchaus’ mit Weinreben, Kaſtanien und Obſtbaͤumen bis in das flache Land bepflanzet. Die in der Ebene und dem Rhein näher gelegene Drts haften erzeugen in ihren Feldern alle Gattungen von Getraid, Flachs, Hanf, ur und andere

4

232% Oberamt nuͤzliche Gewaͤchſe. Die Wieſen und der Futter⸗ bau beguͤnſtigen eine ſtarke Viehezucht, und in den Rheindoͤrfern iſt die Pferdszucht im beſten Stans de. An Holz iſt auch kein Mangel, weder in den Inſeln und Ufern des Rheins, noch in dem Ges birge, welches voll der fchönften und ergiebigften Waldungen ift, die zum Theil unter die foges nannte Haingeraiden gehören, worin viele Gemeins ben mit der Beholzigung, und dem Weidſtrich bes zechtiget find %). Zum befondern Vortheil gereicht die in den Thälern zufammen rinnende , und viele Dörfer berührende Speierbach, welche ſich bei MWinzingen in zwei nuͤzliche Ströme vertbeiler, wovon einer bei der Stadt Speier, der andere aber, die Rehbach genannt, bei dem Dorfe Alts ripp fi) in den Rhein ergiefet. Auf eben diefem wird nicht nur aus den ergiebigen Elmfleiner, Meidenfelfer und Weidenthaler, fondern auch aus den noch beträchtlichern MWaldungen des angräns genden Oberamts Lautern die Nothdurft au Brenns holz für die beide Hanpıftädte Mannheimund Frans kenthal, and) viele andere Ortfchaften mit mäfls gen Köften beigeflöffet. Der an der öftlichen Grän- ze vorbei fliefende Rheinftrom begünftiget die Schifs fart und Handlung, wie auch den Fifchfang in den ſich daraus ergiefenden Altwäflern, fo, daß bies ſes Oberamt mit allen Beduͤrfniſſen reichlid, ges fegnet iſt. |

Im 3.1785 hatte dad ganze Oberamt 5483

k) Bon den Haingeraiden werde ich in der Einleitung zum Oberamt Germersheim das nöthige beikringen,

Neuſtadt. 233

Feuerſtaͤtte; 7262 Familien, woruuter 62 von Wiedertaͤufern, und 117 von Juden waren, in allem 31522 lebende Seelen; 73 Kirchen und Ras zellen, 45 Pfarrhänfer, 74 Schulen, 5284 Wohns häufer, 2264 Schenern, 54 Mühlen. Die ſaͤmt⸗ Tihe Gemarkungen enthalten ungefähr 48500 Morgen Aecker, 3300 M. Wingert, 6800 M. MWiefen, 280 M.Gärten, 7243 M. Weide, und 20465 M. Wald 2).

Die Verfaffung der oberamtlichen Gerichts barkeit ift oben fchon in etwas berührt worden. Der zeitliche Oberamtmann führer noch allein deu Namen eines Vizdums, auch nachdem bad Lands gericht im Speiergan gänzlich aufgehöret hat. Won denjenigen, fo diefe Stelle nun feit 600 Jahren bes kleidet haben, Eönnen folgende nad) der Zeitorbs nung angeführet werben.

1287 Heinrich von Sahfenhaufen.

1294 Ludwig von Emkove.

1295 Herdegen von Grindelach.

15313 Gottfried Püller von Hohenburg.

1317 Johann von dem Steinhuß, ber alte Vogt

von der Nuwenſtadt m).

) Man wird in diefem Verfolge bemerfen, daß die Zahl der Waldungen viel gröfler fey, indem gegenwaͤrtige Mafung nur aus der Gemeinden Angabe der zu jedem Drte gehörigen Bezirke genommen, die Kurfürftlihe Kaz meral: und geiftlihe Adminifirstionswaldungen aber theild darunter nicht begriffen, theils weder gemeſſen, noch ihre Groͤſe angefchlagen worden find.

m) Eieh die Geſchichte des Dertrags von Pavia, Beil: num. XVIIL, vom I. 7318, woſelbſt er der alte Vogt ge: nannt wird,

Pzʒ

234 Oberamt

1323 Johann ber Trepler, Ritter m). 1324 Ulrih Haſpel 0).

1332 Werner Knebel von Razenelnbogen 2). 1353 Konrad Landfhad von Gteinady g). 1390 Eberhard von Sickingen r).

1398 Hermann von Öidingen s).

1418 Heinrich Nothhaft von Wernberg ?)- 1439 Hanns von Venningen u).

1443- Hanns von Hirſchhorn.

1452 Ballas Schleber von Lachen x).

1456 Georg von Ochfenftein 4).

1464 Ulrich Steinhaufer von Neidenfeld 2).

u) Sriefe Zur hift. Erforſchung des Schloffes Kropfs’ berg pag. 14. In einer andern Urkunde bei Lehmann

Lib-IV, Cap. VIII war er Landrichter.

») Diefer und die vier erften hiefen eigentlih nur Vizdu— men am Rhein; es fcheint aber, daß fothane Stelle beide Seiten des Rheins begriffen habe, weshalben fie ſchon cs ee des Oberamts Heidelberg angeführt wor:

en ſind.

f) Lehmann Chron. Spir. Lib. VII, Cap. XXIX.

q) Humbracht Tab. V & Guden. Cod. dipl. Tom.V, pag- 643, Bei Lehmann fommt er noh im 3.1369 ald Vizdum vor,

" r) Humbracht Tab. 70, Lit. A.

J Dei Lehmann Lib. VII fommt er im 3.1394, in Guden. Cod. diplom. Tom. III, pag. 617, im J. 1396 ‚und in ee Leiningiſchen fchlieslichen Kinreden Beil. L. N. im

. 1412 vor.

») In einem Kaufbrief über einige Güter zu Duͤrkheim und beißt er Henne Werberg, Vizdum zur

Wuwenftadt. In Act. Acad. T. II, p. 43 wird er Merberg genannt.

„) Leiningen⸗Weſterburg rechtliche Auszüge Beil. num. I.

i 17 Pag» 2 x) Kremers Geſchichte Kurfürften Friedrichs I. im Ur⸗ fundenbuch num. 16, pag. 50.

7) Schöofin Allat. Uluftr. Tom. IT, pag. 622 auf der Genens log. Tabelle. _

2) Ihm ward die Burg Winzingen Amtsweis eingegeben,

Neuſtadt. 235.

1476 Engelhard von Neyperg a).

1490 Hanns von Gemmingen b).

1509 Philipp Marſchalk von Wolföberg, und

1516 Kauns von Erlitheim auf Wolföberg, Viz⸗ dumamtsverweſer c).

1526 PhilipaWBambold von Umflatt d).

1544 Wilhelm von Bettendorf e).

1545 Michael von Rofenberg f).

1556 Chriflof Hund von Lauterbach 2).

1578 Philipp Wambold von Umſtatt h).

1587 Thomas Blarer von Öeyeröberg 5).

1609 Pleikard von Helmſtatt %).

1626 Niklaus Georg von Reigeröberg, und

1628 Engelbert von Walmerod, Vizdumamts⸗ verwefer. Dieſe beide wurden von den Kais ferlichen beftellt.

1633 Klaus Konrad Zorn von Bulad) N.

a) Lehmann Chren.Spir.Libr. VII, nad der Fuchfiichen Aus: gabe pag. 948.

b) Humbracht Tab. 27, Lit. D.

ce) Beide vermög des Kurf. Ludwigs v Dienerbuches.

d) Humbracht "Tab. 177.

e) Ibidem Tab. 152. ; !

f) Ihm ward die Burg Winzingen Amtsweis eingegeben.

g) Er kommt im Weistum, des Dorfes Weifenheim von diefem Jahre vor, und im 5.1567 machte er noch die Kapitulation mit den Frankenthaler Koloniften.

4) Ex war auch des Kurf. Ludwigs VI Stadthalter am

Rhein. 4J Vermoͤg des Pfalzgr. Joh, Kaſimir Dienerbuches. Cr BB auch noch unter Kurf, Friedrich IV bis ins J. 1607 vor.

%) Diefer war bei Friedrichs v Heimführung der Engellän: diſchen Prinzeſſin. | Dieſen hatten die Schweden zum Vizdum gemacht, er ward aber im Jahr 1643 vor Nenftadt erſchoſſen. Vid.

Schauplaz der Stadt Heidelberg paz- 444:

236 Oberamt

1648 Konrad Blarer von Geyersberg. a Sreiherr von ber Lippe, genannt ven, j 1669 Franz Rudolph von Sparre, Obrifler und Vizdum ded Oberamts m). 1680 Maximilian Freiherr von Dpgenfeld "). 1697 Philipp Freiherr von Servi. 1707 Johann Urnold Freiherr von Metternich. 1721 Franz Sofeph Graf von Wiefer. 1743 Franz Benedikt Freiherr von Banden. 1750 Peter Emanuel Freiherr von Zebtmiz. Heutigen Tages ift der Vizdum nicht verbuns den dem Dberamt in eigener Perfon vorzuftehen, ſondern der zeitliche Landſchreiber verwaltet deffen Obliegenheiten allein, und diefem iſt ein Ober⸗ amtöfchreiber mit einem Regiſtrator zur Hilfe beis geordnet; für das Leibeigen- und Vormundſchafts⸗ weſen aber ein Ausfaut beſtellt. Die übrige zum Oberamt gehörige Dienerfchaft befteher in einem Heerfant, einem Oberamts Unkoften-Empfänger, einem Phyficus und Wundarzt, vier Advokaten, zween Umtörentern, und einem Vorher, Zum Empfang der Kameralgefälle ift ein Keller und Gefällverwefer nebft zween Zollbereutern; zu Er⸗ bebung der Schazungsgelder ein Dbereinnehmer, dann für die Klöfter- und Kirchengefälle ein Stifts Schaffner und ein Collector. beftellt. Die Unters beamse und übrigen Empfänger auf dem Lande

m) Alle vermög Kurf. Karl Ludwigs Dienerbuches. #) Er ward fhon im J. 1672 zum Vizdum ernannt, und a nach einander vier Kurfürften, 7 au erſt im 1097.

Neuſtadt. U 237 ſollen bei jedem einſchlagenden Orte beſonders aus gemerkt werden. |

Nenuſtadt.

Eine anſehnliche Landſtadt am Fuſe des ſoge⸗ nannten Hartgebirges, in einem angenehmen Thale, ſechs Stunden von Mannheim füdweftmwärtg, und von der Königl. Franzöfifhen Stadt Landau vier Stunden nordmwärtg entlegen, Da mehrere Städte dieſes Namens in Deutfehland vorfommen, fo wird

fie zum Unterfchiede gemeiniglich Neuftadt an der "art, in Urkunden aber auch Neuftadt auf dem Waſigen 0), davon die Hart ein Theil ift, und an der Speierbady genennet. Der Namen felbft beweifet, Daß der Urfprung nicht in den ganz alten Beiten gefuchet werden Dörfe, wiewohl ed an Erzaͤh— Jungen nicht mangelt, wonach ein König Luscus oder Lufignan im Jahre der Welt 3212 im Wasgau und an dem Walde Hart einen Sleden angelegt, und von feiner Gemahlin, Wineta, Winzingen genennet, Der aber im Jahr 490 nach Chr. Geburt verftöret, und 20 Jahre hernach von dem Fränfifchen König Clodovaͤus auf dieſer Stelle eine grofe Stadt mit Namen Neapolis major oder Gros-Neuftadt erbauet worden ſeyn fole p). Daß Neuſtadt vor dem XIII

un

) ©. ————— Geſchichte von Baiern p. 220.

p) Hievon handelt vielfaltig das in daſiger Gegend dem gemeinen Pöbel hochgepriefene alte Manufeript, unter dem Xitel, Klein-Sranfreichs urältefter Sieden, Dörfer und Schlöffer-Urfprung ıc. ex Iodoci Sabel- lini &c. Caroli magni Coneftabuli corpore antiquitatum deferipta per Iodocum Beyerlin, wovon das Hriginal zu Neuſtadt befindlich ſeyn fol. Dann die Epiltola gene- rofifimi Gothonis Com. Pal, Tubing. ad Mauritium Feslerum Cancellarium Wurtenberg. de 1412. Bon dem Werth und Unwerth dieſer gefchichtswidrigen Handſchrif— ten f. des Herrn Hofrath Lamey Vorrede zu dem 3 Banı des Cod. diplom. Lauresh.

288 Oberamt

Jahrhundert ſeine Entſtehung dem Dorfe Winzingen zu verdanken gehabt habe, wird bei deſſen Beſchrei— bung näher gezeiget werden. Denn daß dieſer Ort nach einiger Meinung von dem Biſchoffe Johann zu Speier ais lezten Grafen des Kraichgaues nebſt dem Schloſſe Wolfsberg ſchon im J. 1100 an fein Dom⸗ ftift gebracht ), und Pfalzgraf Konrad ſolchen von feiner Mutter Agnes ererbet habe r); find unerwie⸗ fene Saͤze, die nach demjenigen, was in der Ein» leitung von Der ganzen Gegend überhaupt gefagt wor⸗ den, zu beurtheilen fteben.

Indeſſen ift es Doch fehr wahrfcheinlich, Daß ges dachter Pfalzgraf Konrad diefen Ort, ed fen nun feines Vatters oder feiner Mutter wegen , befefien, und mit andern Landen auf Das Durchlauchtigfte Haus Wittelsbach vererbet babe. Wenigſtens wird bei der Theilung zwifchen den beiden Söhnen des Pfalzgrafen Otto des Erlauchten, Ludwig und Heine rich, im J. 1255 Neuftadt und Wolfsberg ſchon zur Pfalzgraffchaft gerechnet, und dem erftern zu feinem 2008 gefchlagen. Als Ddiefer hernach mit dem Bis (hoffe von Worm$, wegen der von dem Domftift rührenden Lehen in einen Krieg fich einlies, bemäch« tigte fich Der Bifchof der Neuſtadt. Der Streit ward jedoch Durch acht von beiden Seiten erfiefene Schieds⸗ richter im J. 1260 dahin verglichen, Daß der Bifchof auf diejenige taufend Marf, Die ihm von dem Pfalzs grafen und feinen Bundesgenoffen für Die Ruckgabe der eingenommenen Stadt (pro redditione novae Ci- vitatis) verſchrieben waren, Verzicht that s). Im 5.1287 errichtete Pfalzgraf Ludwig der Strenge mit Herzog Friedrich von Yotharingen eine Heurathsab⸗

4) Simonis Befchreibung aller Bifcyöffe von Speier

pag. 54.

r) Toiner hiftor. Palat. Cap. II, pag. 33.

„) Schannar hiftoria Bpilcopat, Wormat, Cod. Prob. p. 379, wum. 148,

Neuſtadt. 239

rede zwiſchen feinem aus 2ter Ehe erzielten Sohne Ludwig, und gedachten Friedrichs Tochter Marga- retha, wonach er dem Bräutigam Die Burg, und dag Dorf Winzingen mit Zugehör, die Neuftadt (novam Ciyitatem) die Burg Wolfdberg und Eibftein mit ihren Zugebörungen verfchrieben bat 2), Da aber der Pfalzaraf eben diefe Schlöffer und DOrtfchaften feiner dritten Gemahlin Mechtild, KR. Rudolphe I Tochter, zur Morgengabe ſchon verfchrieben gehabt, fo verficherte er gedachte feine Gemahlin auf Weins beim, Wißloch und andere dermalen zu Den Oberaͤm— tern Heidelberg und Ladenburg gehörige Dörfer, er: wirfte auch die Bewilligung des Bifchoffed von Worms, und fertigte Darüber im Jahr 1288 eine feierliche Urkunde aus u). Inmittelſt hatte eben ge» Dachter fein Sohn Ludwig Die Neuftadt famt Wolfs- berg, Winzingen, Eibftein und Sriefenbeim, mie auch die Burg Haufen (Rheinhaufen) mit den Dör- fern Dornheim und Manheim, die Pfandfchaft der Burg Wachenheim und des Dorfes Neckerau feinem . Halbbruder, Pfalzgrafen Rudolph I, fchanfungs: weife verfprochen gehabt. Als nun jener Ludwig in einem Turnier zu Nürnberg fein Leben einbüßte, ward Rudolphen der Befiz Diefer Drte firittig ge: macht, K. Rudolph lies aber die Sache Durch ver: fchiedene Sürften, Grafen, Herren und Dienſtman— ne dahin entfcheiden, daß Ludwig der Strenge fei- nem Sohne Rudolph ale Diefe Orte einraumen

ı) Calmer hiftoire de Lorraine Tom.II, preuv. pag. DXV wo es heißt: Caftrum & Villam Vinzingen cum pertinen- tiis, Oppidum novam Civitatem cum pertinentiis fuis, Caftrum Volfperg &c. Adum & datum Lutree anno Dni MCC oduagefimo primo proxima quinta feria poft Ka- therinae &c. Dahingegen wird in Oefel. Script. rer. Boics Tom.II, pag. 109 das Jahr 1287 gefezt, welches aud richtiger zu ſeyn ſcheinet.

#) Specim. diplomatarii Bojatiei in Mefelii Script. I, & Pag: 109 & 19,

*

240 Dberamt

fole x). Dem ungeachtet nahm Pfalzgraf Ludwig den Grafen Walram von Zweibruͤcken gegen Bezah— hung dritthalbhundert Mark Köllnifcher Pfenninge zu einem Burgmann feiner Söhne in der Neuftadt auf. Wogegen Graf Walram ihm für gedachte feine Söhne feinen Theil der Burg Eldftein um funfzig Marf Pfen— ning verfchrieben hat y). Mach Ableben Pfalzgras fen Ludwigs 11 befafen feine oftgenannten beide Söhne Neuftadt, mit allen übrigen Rheinifchen Lan» den in ®emeinfchaft, bid Herzog Rudolph im $. 1317 die Regierung und Genuß derfelben ſeinem Bruder, dem Römifchen König Ludwig, allein über laffen hat. Diefer entlehnte im J. 1324 von feinem Kanzler Hermann von Lichtenberg 4000 fl. und mach⸗ te ihm nebft ſechs grofen Turnofen auf dem Zoll zu Caub, auch Die Burg Wolfdberg, Neuftadt und Lin denfeld pfandbar. Weileraber feiner Gemahlin Mar⸗ garetfa von Holland einige feiner Schwägerin Mech» tild zum Wittum angemwiefene Burgen, zur Mora gengabe verfährieben hatte, verfprach er im nämli» chen Jahre Dagegen andere, worunter auch Niwen⸗ ſtatt und Wolfsberg begriffen geweſen, derfelben einzufezen 2). Durch den Vertrag von Pavia famen die Pfalzgrafen Rudolph und Ruprechte zum Befize jener Burg und Stadt, famt allen andern Rheinis feben landen. Im J. 1340 trug Pfalzgraf Rudolph 11 dem Erzbifchof Balduin von Trier megen der von ihm

x) Adum & datum in Germersheim prid. Kalend. Iulii anno Dni Millefimo ducentefimp nonagefimo primo, regni vero noftri decimo odavo.

- ») Von diefer Urkunde bat Schilrer in Comment. ad Cod. jur. feud. Cap. 136, $.3, und ans felbigem Toiner hift« Palat. Cod. diplom. num. CXV, wie auch Hert Crollius in Orig. Bipont. Tom. II, pag.255 einen Theil geliefert. Derfelben Schluß heißt: Datum in Wellerfawe auno Dn$ Millefimo ducentefimo, nonagefimo primo, IV Kal. Aug.

2) In den Beilagen zur Befchichte des Vertrages von

: Pavis num. XUX & XXX.

Neuſtadt. 241

ihm empfangenen soo Pfund Haͤller, die Beeth oder Steuer zu Neuftatt an der Spirbach gelegen, mit andern zu Lehen auf a). Im J. 1345 verliehe K. Ludwig IV der Stadt Nuweſtatt im Spirergawe einen freien Jahrmarkt und Meſſe, welche acht Tag vor Michaelis anfahen, und acht Tag darnach wäh: sen follte B). |

Merkwuͤrdig find die vor Alters zu Befchüzung der Stadt beſtimmt gemwefene Burgen Wolfsberg und Winzingen. Erftere lag hinter der Stadt weft» wärts auf einem hohen Berge, und wurde von den zeitlichen Vizdumen bewohnt, hatte auch verfchiedes ne Burgmänner, In einer Rachtung zwifchen Pfalzsr. Ludwig III und Grafen Emich von Leiningen, wel= che Johann Graf von Wertheim ald Richter mit zehen andern Grafen über die beiderfeitige errungen im J. 1423 ausgefprochen, hatte auch Des Pfalzgrafen Sürfprecher, Eberhard Vetzer von Geifpizheim, fich Befchwehret , daß diejenigen 1000 fl, welche Emichs Batter zu einem Burglehen von Wolfäberg gemacht, nicht von ihm Graf Emich zu Lehen empfangen wor⸗ den feien. Weil aber der Graf fich desfalls auf die Burgmaͤnner von Wolfsberg beruffen, fo wiefen die Kichter diefen Vorwurf an felbige zur Entfcheidung, Der Pfalzgraf hingegen bewies, daß er feinen Edel» mann, der fein und der Pfalz Burgmann zu Wolfs⸗ berg fey, mehr habe, alfo Fein Gericht zu Wolfsberg befezen möge c). |

Diefe Burg ward hernach dem Vizdum Engel- Yard von Nypperg amtsweis eingegeben, und auf *

a) Hontheim hift. Trevir. Tom. II, paę. 142 & 43.

s) Datum Nürnberg nf Erichtag nad Kunegundid, _

*) Die Rachtung ift geben zu Alzei uf Samstag Sant Bat barentag der heiligen Jungfrauen, und das Appellations? inftrument eben dafelbft den sten December namlichen Sabre, woraus erhellete, daß damals ſchon Feine Burg? männer perfünlich alda gewohnet haben,

| Pf. Geographie. II.Th. Q

242 Dberantt

gleiche Weife Eiteln von Sidingen eine zeitlang ans vertrauet. Kurf. Philipps übergab aber folche einem Ritter, Philipps Marfchalf, der fich Daher den Beis namen bon Wolfsberg zulegte, für ſich und feine

Erben mit aller Nuzung und Zugehör, namentlich |

den Weidgang und die Viehezucht, eine Wiefe unter dem Schloß, ein Holzrecht im Deidesheimer Wald, nebft dem Wildbann ia felbigem, und dem Neu: ftadter Holz, eine Fifcherei im Ddesbächlein, wie auch 25 fl. aus Der Landſchreiberei, und 40 Malter Korn aus der Kellerei zu Neuſtadt, wie folche zuvor

Eitel von Sickingen zur Burghute ingehabt ıc. zu

Leibd-Mannlehen. Als gedachter Philipps Marfchalf verftorben, und dieſes Lehen auf feinen Bruder Moriz famt dem Bau der Burg Wolfsberg gefallen war, diefer aber das Schloß nicht perfönlich befizen wollte, lied Kurf. Ludwig V deſſelben Baufäften Rechnung im J. 1511 förmlich austragen, da dann entfchieden wurde, Daß gedachter Moriz Dad Schloß mit Dem Bau ꝛc. dem Kurfürften wieder einräumen, hingegen ihm und feinen Erben ein Leibe-Mannlehen von 2300 fl. verfchrieben werden ſollte. Im folgenden Jahre vereinigte fih gedachter Kurf. mit Michael Nofenberger über ein anderes Burglehen zu Wolfs⸗ berg. Pfalzgraf Johann Kaſimir gab es feinem Rath Bofhmann don Walpertshöven ebenfalls zu Mannlehen, das aber unter Kurf. Friedrich IV heim» fälig und nicht mehr begeben wurde. In den bald Darauf erfolgten Kriegszeiten ward die Burg feldft zerfföhret, und Das annoch Darauf gehaftete Lehen von 50 Malter Haber der Edeln von Wongheim un: ter Kurf. Karl Ludwig im Jahr 1657 eingezogen, fomit fämtlihe Gefälle der Kellerei Feufade ein» verleibt d).

Durch Die Stadt fliefet die aus dem Thal kom— mende Speierbach,, treibt oben im Thale eine neu

ad) Ada Gompromgfüi d. 1, pag. 106 & 113.

Neiſſadt. 243

angelegte Noatfchleiffes teiter unten zwo Papiers mühlen fodann die der Stadt gehörige Wurzmuͤhle, zwo Waffenfhmidten, und Die Kurfürftlihe Ober⸗ mühle, Moch oberhalb der Stadt vertheilt fich Diefe Bach’ in zween Aerme, wovon der rechte die Alibach heifet, und in der Stadt eine Mahlmühle, unterhalb derfelben die fogenannte zwo Poft- weiter fort eine Dehlmühle treibt. Der linfe Arm nennet fich Die Teubacdh, und treibt den an der Stadt liegenden Kupferhammer.

Anden Pfälz. Erbeinungen und Hausgefäzen bon den ihren 1368, und 1395 war verordnet, Daß Neuſtadt, und die Dahinter gelegene Veſte Wolfd- berg unzertrennlic) bei der Kure bleiben ſollen; Daher fotche auch nach K. Ruprechts Tod dem älteften Soh⸗ ne, Ludwig III, zum voraus befihieden, und eben fo auf feine Nachkommenſchaft vererbt worden. Im der Einung, welche Kurf. Friedrich I mit Herzoge Ludwig von Veldenz und dem Bifhoffe Matthias von Speier wegen Sperrung der Reichsſtadt Speier im J. 1466 aufgerichtet, ift ein neuer Wochenmarkt zu Neuftadt auf jeden Dienftag beliebet worden e). In der fo fehädlichen Baierifchen Fehde hatte diefe Stadt nichts, Defto mehr aber in dem ao Jahre her⸗ nach erfolgten Bauernkriege auszuftehen, indem ſelbſt ein Theil der Burgerfchaft ed mit den aufrifhrifchen Bauern gehalten, und ohne mindefte Noth Die Stadt übergeben hat 5). Nachdem unter Der Simmeri⸗ ſchen Kurlinie Dad ganze Amt Neuftadt, wie ſchon oben gefagt worden, an Herzog Johann Kafimir ges kommen, errichtete derfelbe eine bortrefliche Lehr-

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e) Bremers Geſchichte Burfürft Sriedriche I, im Urkung denbuche p- 361.

f) Perri Criniri vulgo HAarer, hiftoria Rufticorum tumul- tuum in Freheri Script. rer. Germanic. Cap. 38, 41, 26, 84 & 90, wofelbit die ganze Gedichte ausfuͤhrlich erzaͤhlet wird.

Q

244 Oberamt

und Erziehungsſchule in der Stadt, und nannte ſol⸗ che von feinem Namen Cafimirianum, Diele Lehrer, | welche wegen der von Kurf. Ludwig VI eingeführten | unveränderten Augſp. Conf. die hohe Schule zu Hei- delberg verlaffen hatten, wurden dahin berufen und mit einem binlänglichen Unterhalt aus den eingezo> genen geiftlichen Sefälen verfehen, wodurch dieſe Neu⸗ fadt einige Fahre hindurch in vorzügliche Aufnabm | kam, bis gedachter Pfalzgraf nach Ableben feines Bruders Die VBormundfchaft über den minderjähris gen Kurfürft Friedrich IV übernommen, die Refor⸗ mirte Religion in Der ganzen Pfalz wieder hetgeſtellt, und Die nach Neuftadt gezogene Lehrer mit fih nach Heidelberg verfezet hat, da Das Cafimirianum ge= funfen und in eine niedere Schule verwandelt wor- den ift g). Die Burgerfchaft wollte fich anfänglich den Verordnungen ihres neuen Regenten nicht fügen, viel weniger eine Befazung einnehmen, aber der Dfalzgraf brachte e8 mit Lifte dahin, Daß ihm nächt» licher Weile das Thor geöfnet worden.

Durd die Stadt ziehet eine von Speier, Manns beim und Worms eines theild Durch Dad Thal nach Lautern und in dad Weftrich, andern theild am Ges birge füDwärts nach Landau und in das Eifaß füh- rende Landftrafe. Der Landzoll wird deshalben in Der Stadt erhoben. |

Im %.1785 betrug die Bevölferung 944 Fami⸗ lien, 4082 Seelen. An Gebäuden waren 4 Kirchen, 7 Schulhäufer, 474 burgerliche und gemeine Häufer. Die Gemarkung enthält 624 M. Meder, 535 M. Win« gert, 210 M. Wiefen, und 1000 M. Wald, ohne Die in der Gemarkung gelegene Domanial, geiftlihe und

g) Umftändlihere und befonders in das litterariihe Fach einfchlagende Nachrichten findet man in des Herrn Rek— tor Undrea im J. 1770 gedrudten Neapolis Nemetum Palat, ‚five Neofadium ad Hartam Illuſtrata, worin er auch die Urkunde des Pfalzar. Johann Kaſimir vom J. 1578 geliefert hat,

adeliche , oder fonftige Freiguͤter. Soviel die Wal- dung anbelanget, ift folche ein Theil der auf dem dafigen Gebirge ihren Anfang nehmenden ſogenann⸗ ten ®ereiden. Mebft diefer aber befizet Die Kurs fürfilihe Hoffammer ald eine Zugehör der Burg Wolfsberg einen anfehnlichen Bezirf gleichen Na— mens; fodann drei KHolzrechte in Dem fogenannten Hinterwald der Bifchöflih-Speierifhen Stadt Dei: desheim, und zwar das eine wegen Neuftadt, das andere wegen Wolfsberg, und dag dritte wegen Wins zingen, welches leztere aber den beiden Gemeinden Hart und Gimeldingen zum Genufje angemiefen ift. Ehedeffen haben fich zwei Nonnentklöfter, eines aufferhalb , das andere in der Stadt feldft befunden. Das erftere ift fhon vor der Reformation eingegan- gen, dag andere aber von Pfalzgraf Johann Kaſi⸗ mir in eine Schule verwandelt worden A). Es muß auch ſchon im XIII oder X1V Jahrhundert eine foͤrm⸗ tiche Pfarrkirche zu U. L. 5. in der Stadt geweſen ſeyn, welche Pfalzgraf Rudolph IL auf feinem Sterb⸗ bette im J. 1353 zu einem Kollegiatſtift zu erheben verordnet, fein Bruder Pfalzgraf Ruprecht der ältere aber drei Jahre hernach vollzogen hat i). Der erfte Stiftungsbrief ift im Schloß zu Heidelberg vor Ma» ria Himmelfart 1356 unterfchrieben worden. An⸗ fänglich waren ein Dechant und Io Chorherren, wel» che aber noch von gedachtem Pfalzgrafen im J. 1363 um zwei, und im 5.1371 abermal8 um fo viel ver» mehret worden. Der befondere Patron Diefer Stiftes firche mar der heil. Aegidius. Dazu gehörten die Pfarrkirchen zu Gimeldingen, Winzingen, Secken—

TE es un ER h) Oliverius Legipontius in Monaft. Mog. pag. 60 fast, daß dieſes Klofter in der Stadt geftanden, und der Regel des heil. Benediktus gefolget ſeye. Nach dem Zeugniſſe des Pfalzgr. Johann Kafimir aber lag es In der orſtadt, und war mit weifen Nonnen befezt, i) Wiürdrmwein Subfidk diplom, T. X, p.313.

23

246 Oberamt

beim, Frieſenheim, Obrigheim und Simmern mit ihren Rechten und Einkuͤnften, ſamt einem Theil an dem Zolle zu Mannheim auf dem Rhein und Necker. Sm. 1375 ſtiftete mehrgedachter Pfalzgraf Ruprecht noch etliche Meſſen und andere Gebetter, die er zu beſondern Zeiten im Stift zu halten verordnet hat, fchenfte auch felbigem im J. 1379 etliche Kleinodien und Heiligthümer,, im folgenden Jahre. aber feinen Hof zu Neuhofen bei Altripp mit dem darauf bes findlichen Hofhaufe und vier freieigenen Gütern k). Als hernach Pfalzgr. Ruprecht ILI kurz vor feiner Erhebung zum Römifchen König mit Einwiligung des Pabſtes Bonifaz IX die heil. Geiſtkirche zu Hei: delberg in ein Kolegiatfiift verwandelte, zog er bon Den 16 Pfründen der Stiftsfirche zu Neuftadt vier | Dazu, und brachte alfo die Chorherren wieder auf die in.der erſten Stiftung geordnete Zahl von 10 Chor: berren und einem Dechantzurud, indem lezterer zwei Pfründe zu geniefen hatte ). Im J. 1413 vermils ligte Pfalzgraf Ludwig III Hanfen Erufelmann und Heinrich Zolzel eine neue Pfründe in gedachten Stift Dergeftalt zu errichten, Daß nach ihrem Tode dag Patronatrecht davon der Pfalz verbleiben foles era neuerte auch im J. 1426 die der Pfafheit zur Nu—⸗ wenftatt gegebene Drdnungen und Freiheiten, ſo daß er fie von dem Rath und der Burgerfchaft befehmwähz ven lied. In folhem Zuftande erhielt fich dieſes Stift, bis zu den Religiongfpaltungen, da Kurf. Friedrich Ill folches mit andern eingezogen, und zu anderm Behufe verwendet hat. Von den Dechan⸗ ten, melde dDemfelben vorgeftanden, babe ich nur folgende wenige ausfindig machen fönnen: 1363 os dann von Neckerau, ftelte über die Stiftungsurfunde

k) Die Urkunde fichet in Frekeri Orig. Palatin. Lib.IE, Cap. XIV,

.4) Vid. in Ad. Academ. Palat. Tom.I, pag. 391 & fqq. Lehmann Speier, Chronik Lib. IV, Cap. IX,

Neuſtadt. 247

bes Pfalzgr. Ruprecht I einen Revers aus, 1401 Geilmann von Wachenheim in dem Berzeichniffe des Ndeld im Speiergaue m). 1525 Dr. Michael Wyn⸗ mar wird in einem mit Kurf. Ludwig V errichteten Vertrag alter Dechant des GStiftd genannt. 1536 Sifrid Pfefferforn ift mit Peter Lehemann Canoni— fer des Stifts und Hanfen Wiefen Landfchr. zu Neuſt. an Herzog Johann Pfalzgr: und Kaiferl. Kam» merrichter zu Speier abgeordnet worden, um wegen des dem Stift zufiändigen Verleihungsrechts ſaͤmt⸗ licher der Paſtorei Simmern einverleibten Kapellen einen Vergleich zu treffen. Bei der Kirchentheilung befamen die Katholifchen den Chor, und die Res formirten behielten das Langhaus der alten Stifte» Tirche. Kurf. Johann Wilhelm berufte fodann die Jeſuiten dahin, gab ihnen die Pfarrei, und ordnete dafelbft eine Lateinifche Schule, zu Deren Unterhalt er die Gefälle des ehemaligen Hofpitald Branchweiler widmete. Jener Chor ift alfo Dermalen die ordents liche Kath. Pfarrfirche, welche, wie vorhin, den beil. Aegidius als ihren Patron verehret. Gie ge: böret in dag Speierifche Biftum, und zum Deideds heimer Yandfapitel, bat übrigens auffer den umlies genden Mühlen feine eingepfarrte Filialiften. Auſ— ferhalb der Stadt gegen Werft befindet fich eine Ka» pelle, zur Ehre des heil. Joſephs, fodann auf dem Gottedader eine andere Kapelle, zur Ehre aller En» geln und des heil. Aloyſius. In der Vorftadt gegen Haimbach ftehet ein Kapuziner Klofter, famt Dazu gehörigen Kirche. Kurf. Philipp Wilhelm hat wäh: send feiner Regierung diefe Ordenggeiftliche zu Ver— fehung des Katholifhen Gottesdienfted dahin beru— fen, und ihnen zu Erbauung jenes Klofterd Den noͤ—⸗ thigen Plaz angemwiefen. DReformirter Seits find zween Prediger beftelt, wovon der ältere gemei—

2) Tei Lehmann Speier, Chronik Lib. IV, Cap-IXı 4 N 4 |

245 Dberamt

niglih Inſpektor der ganzen Klaffe Neuftabt iff, Die Lutherifchen haben fich auch eine eigene Pfarr⸗ firche erbauet, Deren Prediger nebft der Filialfirche zu Lachen auch die Dörfer Hart, Gimmeldingen, Lobloch, Musbah , St. Lambrecht, Neidenfelg, MWeidenthal, Elinftein, Winzingen und Speyerdorf verſiehet.

Den groſen Frucht- und kleinen Zehnten bezie— het die geiftliche Verwaltung als eine Zugebör der Gtiftögefälle allein; am Weinzehnten aber nur drei, und die Kurfuͤrſtliche Hofkammer den übrigen vierten Theil, nebft Dem ganzen Neubruchzehnten,

Bor Alters foll ein befondered Land- oder Hof» gericht in Neuftadt beftanden haben »). Es fcheinet - aber, daß diefe Meinung Daher entftanden, weil ans fänglich die Pfälzifche Bizdumen an dem Rhein auch Die Stelle der Landvögte im Speiergaue bekleidet, fich öfters bier aufgehalten, und die Gerichtgtäge biefe bft geheget haben, wie in der Einleitung erin⸗ nert worden, _

Die Kurfürftliche Hoffammer hat Dabier eine bes trächtliche Kellerei, wohin der meifte Theil des im Dberamt fallenden Weind und Getraides eingelies fert werden muß. Hierzu iſt ein Amtskeller, zum Empfang der Gelder ein Gefällverwefer, und zur GSteuer- oder Schazuing ein Obereinnehmer beftellet, Sodann wohnen don Geite der geiftlichen Guͤterver— waltung ein Stiftfchaffner und ein Kollestor in der Stadt. Zur ftädtifchen Gerichtbarkeit find beſtelt ein Stadtfchultheig, ein Stadifchreiber und 6 Rathsder⸗ wandten, Die Stadt hat ihren eigenen Blutbann und führer in ihrem Siegel den Pfälzifchen Löwen,

| 2) Winsingen , eine Fleine viertel Stunde une terhalb Neuſtadt oftwärtg, ift eigentlich in Dem flädti«

#) S. Herrn Rektor Andreaͤ angezogene Abhandlung de Neapoli Nemetum $, VI.

Nenſtadt. | 249

ſchen Gemarkungsbezirke gelegen, nachdem es ſeine

; alte eigene Gemarkung an die neue Stadt abgegeben bat. Bon dem fabelhaften Urfprung Diefed Dorfes ift bei Neuftadt ſchon Erwähnung gefchehen. Im einer Urkunde der Abtei Lorſch vom J. 782 erfcheis net folches unter dem Namen Wenzingen 0).

Im XII Jahrhundert kommt Burg und Dorf Winzingen ftetd mit einander vor. Im J. 1248 be= kannie ſich Graf Emich der jüngere zu Leiningen als Burgmann des Pfalzgrafen und feiner Söhne zu Winzingen. In Der Tbeilung zwifchen Pfalzgrafen Otten des Erfauchten Söhnen vom J. 1255 ward folche Burg und Dorf zu Ludwigs Theile gefchlagen, und dieſer verfchrieb fie bald Darauf der Braut feines älteften Sohns, wie oben bei Neuftadt bemerfet wor⸗ den. Im J. 1324 gab König Ludwig feinem Kanzler Hermann von Lichtenberg, wie ed in Der Urkunde heift: „Die Burge Winzingen, die manich Jar zer: y, fallen, und oͤde geftanden war, um fin eigen Belt z, wieder zu bumen p). !

Fünf Jahre hernach ward in Dem Vertrag don Pavia Winzingen die Burg den Pfalzgrafen zu ge- fehrieben , und Rudolf II ſcheinet folche bewohnt zu haben, in dem er auf St, Andreastag 1341 eine Urkunde für Die Gebrüder von Montfort daſelbſt aus⸗ gefertiget hat. Von Kurfürft Friedrich I findet fich ein Brief „Wie Ulrih Steinhuſern Winzingen in= yr geben ift amtmwife mit der Befcheidenheit, wanne y, man das abfünden will, fol man ime zuuor, ee „er das raumet, 200 Gulden, der man ime fchuls dig ſy, bezalen, und ee man abfündet, fol man

‚ime die nit fehuldig fin zu bezalen ıc. Davon bat „er fin Jarlohn, und ander Niefung auch Dar-

*

—— ——w —ñ—— ——

0) Cod, diplom. Lauresh, Tom, II, num. 2153, j ?) Datum zu Frankfurt Dlenſtag vor Johannid Bgaptiſtaͤ Anno 1324. 25

250 Dberamt

zu. 2. g). Sodann einen andern Brief „Wie Pfalz „grafe Friedrich Engelharden von Nypperg finer „Gnaden Marfchalt Winzingen in Amtwyß big uf. y, widerrufen ingiebt, in Urkunde Engelhardg anz - „dhangenden Ingeſigell ıc. r). Um der zu Heidele berg und Dortiger Gegend ausgebrochenen Per aus⸗ zumweichen, flüchtete fi) Die Gemahlin des Kurfürfen Philipps, Margareth, im. 1483 in die Burg Win⸗ zingen, und gebahr allda ihren Prinzen Friedrich s), der bekanntlich als der zweite dieſes Namens zur Kur gelangte, und diefe Burg im J. 1545 Michael von Roſenberg eingab, Kurfürft Friedrich III vers pfändete folde im J. 1562 um 1600 fl. an Eberhard von Flersheim auf eine erft nach zwanzig Jahren ftatt findende Wiederlöfung 2). Wahrfcheinlich hat Pfalzs graf Johann Kaſimir folche wieder eingelöfet, und mit ihren Gefälen felbt benuzet. Denn in feines Herrn Vatters Codicill ift ausdrädlich enthalten: „, Und ald dad Schloß Winzingen mit Zugehoͤrung in wenig Jahren zurlöfen, fo fol diefelbig Lofung unferm Sohn Herzog Johann Kafimir zu thuen y, frey ſtehen.“ Währendem dreifigjährigen Kriege ward fie ums .1624 famt der Burgvoglei an die Dorvillifche Erben zu Frankfurt für 25000 fl. ver⸗ pfändet. Diefe fuchten hernach ein und anderes ge= gen Erlegung weiterer 12000 fl. al8 ein Lehen. zu ers. halten, fanden aber fein Gehör, fondern Kurf. Kark Philipp verordnete im J. 1728, Daß die Pfandſchaft wieder eingelöfet werden muftes bon welcher Zeit an die Gefälle der Kellerei Neuftadt einverleibt, die Burg aber unbewohnt gelaſſen worden. ne,

Auf der oͤſtlichen Seite des Dorfes liegt dag ehemalige Hoſpital Branchweiler, welches urfprüng»

a) Seben uff Pfinaſt-Abend anno Dni MCGECLIV.

r) Geben uff Fritag nach Cantate anno DniMCCCCLXXIU «) Pareus hiltor. Palat. Libr. VI, pag. 248.

) Ad. Comprom. äpud Chlingenfperg pag, 133:

Neuſtadt. 2351

lich zum Kloſter Euſſerthal im Oberamt Germersheim gehoͤrig war. K. Ruprecht „angeſehen, daz daz ‚, Spital zu Brunichwilre by unſer Stat Yu: z, wenftat gelegen, zumal verarmet und verderplis y, hen worden ift, und daz die Armen fiecher deſſel⸗ z„, ben Spitald ire Notdurft nit haben mögen noch y, getröftet werden ‚, hat im J. 1402 deſſen Hof in Dem Dorfe Somerdheim mit allen Gütern gefreiet u). Bei der im‘. 1705 gefhehenen Theilung der Kirchen und geiftlichen Gefälle, Fam dieſes Spital nicht in Anſchlag, fondern wurde den Jefwiten zu Neuftadt als ein Stiftungstheil zugewendet. Deſſen Güter beftehen in 15 M. Gärten, 449 M. Neder, 94 M. Wieſen, EM. Wingert, und 128 M. Weide, wels che in verſchiedenen Gemarkungen gelegen find. Gos Dann gehört Dazu der Moͤnchhof in Winzingen und Die Kronenmuͤhle.

Durch das Dorf fliefet der linke Theil der oben bei Neuftadt bemerften Speierbach, und treibt darin Die eben genannte Mühle. Gleich unterhalb verei» vigen fich beide Nerme diefer Bach, welche fich bald wieder in zween Fluͤſſe theilet, wovon Der rechte und größte den Namen der Speierbach beibehält, und nach der Neichgftadt Speier feinen Lauf richtet; Der mindere und linfe Mrm aber den Namen der Rehebach annimmt x). Da e8 wegen der Abtheis lung dieſer Bäche vor Zeiten zwifchen Kurpfalz, dem Domftifte und der Stadt Speier verfchiedene Strit- tigfeiten gegeben hatte, fo ward endlich Die Sache im Jahr 1569 verglichen, und Damit Die Ab—⸗ theilung des Waflerd von feiner Seite mehr zum Nachtheil des andern, verändert werde, ein groffer Dreiediger Stein, wovon Dad gegen den Strom ge: wendete Ed den Lauf fcheidet, eingelegt, und fol: gende Keimen darauf ausgehauen :

x Geben zu Oppenheim off den Frytag nach Sant gautentien, x) ©, oben pag- 234,

Oberamt

Zier ſtehen wir beide

Chur und Sürften,

Thun nah Waffer dürften, Nicht nab unferm Mund, Sondern Daß beiderfeits Unfere Muͤller mahlen Funt.

In dem Dorfe lebten im. 1785, 70 Familien, 317 Seelen. Un Gebäuden waren ı Kirche, 2 Schu⸗ len und 46 bürgerliche Häufer nebft 5 Mühlen. Die Gemarkung enthält 97 Morgen Aecker, 41 M. Wins gert, 30 M. Wiefen,; und 2M. Gärten. Die Ges meinde bat feine Waldung, fondern ift in den Neus ftädter Geraiden berechtiget, und für ihren Weide ftrich hat felbige den Rottbufch von der Kurf. Hof⸗ fammer in Beſtand.

Die Kirche zu U. L. 3. fol vormalg die Haupte firche Diefer Gegend gewefen feyn, bis Neuftadt und das Stift darin erbauet, auch der dortigen Stifte: firche das Patronatreht zu Winzingen einverleibt worden. Nach dem Speierifchen Synodalregifter war noch zu Ende des XV Jahrhunderts eine Pfarr- und Srühemejfferei hieſelbſt. In der Kirchentheilung fiel diefe Kirche in das Loos der NReformirten, die nur ein Silial der Pfarrei Musbach daraus gemacht haben. Die Katholifchen find eben dahin, die Zus therifchen aber nach Neuſtadt eingepfarret. Im Ho⸗ fpital Branchweiler war ehmald auch eine Kapelle mit zwei Altären, welche die Pfalzgrafen zu verges ben hatten, Weil dieſes Dorf in allem übrigen von Neuftadt abhangt, fo hat e8 mit dem Zebnten und ber Gerichtbarkeit einerlei Befchaffenheit,

3) Aare. Ein grofed und fehr langes Dorf, das eigentlich nur eine Strafe von Käufern ausma⸗ chet, Die fämmtlich in einer Anhöhe ftehen, von wel» cher Die ganze Pfalz laͤngſt dem Rheine bis in Den Prurhein und Odenwald überfehen werden fan, Es liegt nur eine viertel Stunde von Neuftadt nord»

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Neuſtadt. 2653

waͤrts, und eben fo weit von dem nachfolgenden Dor⸗ fe Simeldingen füdwärtd. Daß man feine Benen- nung don dem im Gebirge wachfenden Harzholz, oder gar von einer Nömifchen Legion Der Hartenfer, allenfalls auch von einer Warte berleiten wolle y), find lächerliche Erdichtungen. Denn e8 läßt fich mit gutem Brunde fchlieffen, Daß diefer Ort erſt nach der Zeit, ald Neußadt und die Burg Winzingen ſchon erbauet, hiemit von Pfalzgrafen und Burg⸗ maͤnnern bewohnt geweſen, nach und nach entſtan— den ſey, welches ſich noch mehr dadurch beſtaͤttiget, daß die geringe Gemarkung deſſelben nur in Wein— bergen beſtehet, welche nach ausgereutetem Wald, die Hart genannt, allda angelegt worden ſind.

In jenem Walde ſiehet man ein altes Gemaͤuer, welches die alte Burg, oder insgemein das Seiden⸗ Schloß genannt, und für ein Roͤmiſches Kaftell gehalten wird. Da die Burg Winzingen näher bei diefem, als bei dem Dorfe Winzingen gelegen iſt, fo wird folche heutigen Tages Das Harter Schloß ge— nennet. Unterhalb derfelben, wo Daß heutige Dosf Hart feinen Anfang nimmt, ift Die dermalige Burg— bogtei, wozu eigentlich Die Winzinger Burggefälle, befonders die Weine gehören, und worin ein vor« treflicher Keller befindlich ift.

Im J. 1785 zählte man in diefem Dorfe 199 Familien, 785 Seelen. ı Kirche, ı Schule, 149 Häufer, 23 Morgen Aecker, 312 M. Wingert, und 2M.Bärten. Der Wald foll an gooM. Landes ent- halten, welchen die Dörfer Hart, Gimeldingen und Lobloch mit einander in ®emeinfchaft benuzen.

Die Kirche des Drteg befizen die Reformirten, Die folche der Pfarrei Bimeldingen einverleibet haben. Die KRatholifchen find nach Musbach, und Die Luthe— sifchen nach Neuftadt eingepfarret.

Den Weinzehnten beziehet’die geiftliche Verwal:

>) In Merians Topographia Palat. unter dem Artifel Reuſtadt.

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254 Oberamt

tung wegen des Stifts Neuſtadt, wie auch den gro» fen und fleinen Fruchtzehnten in einem Bezirke, dag Afpenfeld genannt; der übrige aber if dem Refor⸗ mirten Pfarrer angewiefen.

Die Inwohner haben ihre meiften Güter in der Musbacher Gemarkung, und von den an dem Ges birge angepflanzten vielen Obſt- befonderd Kirfche bäumen eine fhöne Nahrung, da fie dDiefe Baum— frächten bid nach Mannheim, Speier und Landau in - grofer Menge zum Verkauf bringen,

4) Simeldingen und Lobloch. Bimeldingen ift ein beträchtliched Dorf an dem Hartgebirge, drei viertel Stunden von Neuftadt nordiwärts entlegen, wozu das Dörflein Lobloch gehöre. Go weit die Nachrichten reichen, haben beide Dörfer von älteften Zeiten ber immer zur Burg Winzingen gehöret. Era ftered wurde damals Gumeltingen genannt 2).

Durch daffelbe fliefet das im Waldgebirge ent fpringende Mugbächlein, welches oberhalb des Orts 300, und in dem Drte felbft eine Mahlmühle, ferner in Lobloch zwei Mühlen betreibet.

Bon Bimeldingen ziehet eine Gaſſe gegen dem Schlöflein Hildenbrandsect, welche die Herzogs» gaſſe genennet wird. Sodann fiehet man auf einem gegen Dft gelegenen Hügel eine verfallene Kapelle, und Darunter einen Keller, welche vor Zeiten zum Monnentlofter St. Lambrecht gehöret haben follen.

Bon Lobloch ing befondere findet fich ein Brief y„, wie Hermann von Mulen Schulthefen zu Dirme , ftein, von Pfalzgraue Ludwigen gegont ift, des „Dorfs Lobloch mit Nutz und Felle zu niefen, ale „viel des Hanßen von Ruperdheim Ritter zugehörkt y, bat. 7 Im J. 1468 ward Friedrich von Flerde heim, Ritter, mit dem Dorf und Gericht belehnet.

%) Guden. Cod. diplomat. Tom.t, pag.97. Sieh auch die Ada Acade Palat, Tom; p · 235.

! Neuſtadt. 255

In ber von Kurf. Friedrich I darüber ausgefertigten Urfunde a) beißt es: „Als wir ung mit Margare- „then Frauen in Wefterburg Wittwe des gen. Land: „graven Heſſen recht leiblihb Schweſter vertragen ;, han, unter andern, Daß alle weltlich Zehen, Mann und Mannfchaft, Die der genannt Yandgrave Hefe y, gehabt hat, und, und unfern Erben zum halb yr Theil zuftehen, und gehören follen ꝛc. und unfer z, lieber getreuer Friedrich von Flersheim Ritter mit ,, anderen in unfer Theil gefallen ift, haben wir ihm „das nan)gefchrieben Lehen, nämlich das Dorf,

z, und Gericht zu Luploch zu rechten Lehen gelien

„hen ꝛͤc. In dem alten Flersheimifchen Saals buche liefet man „eine holzen Burg im Dorfe geles „gen, uf einen fieinen Fundament über Der Bache ꝛtc.

Diefe Burg fiheint Dad Dermalige Schlößkin Hildbrandged zu feyn, dag vom einem fichern Mare Hildprant erbauet worden. Denn ſchon im J. 1524 errichtete Kurf. Ludwig V zwiſchen gedachtem Marx Hiltprant von NHiltprantded, und der Gemeine zu Gumelsingen einen Vertrag „daß alle Güter, fo jener in ihrer Gemarkung befizet, frey und unbe „ſchwert bleiben, Dagegen Marr, und wer fonft „ſolche Guͤter inhaben würde, järlich ein Gulden „Geldes geben, jedoch befugt fenn folle, für fich „und feine Erben annoch für 100 fl. beetbare Guͤter, z. gegen fernere Zahlung eines jährlichen Guldens y, an fich zu bringen ıc. was er aber an freien Güter in dieſer Gemarfung faufen würde, die follen frey y, bleiben ꝛe.“ Eben dieſer Mare Hiltprant von Hiltprantseck, ward im J. 1528 von gedachtem Kurs fürft zum Landfchreiber des Oberamts Neuftadt be= ſtellet. Beſagtes Schlößlein und die dazu gehörigen Güter find hernach in Erbbeitand verliehen worden, in welcher Eigenfchaft ed dermalen der Bifchöflich-

*) Datum Germersheim uf Mitwoch nach St, Wrichstage anno Dni MCGCELX odtavo.

Z |

256 Dberams

. Speierifhe Oberſtjaͤgermeiſter, Freiherr don Deu: sing, befizet. In Lobloch befindet fih auch eine ade» liche Wohnung , Die Dem Freiherrn von Beifpizheim zuſtaͤndig iſt.

In beiden Orten Gimeldingen und Lobloch bes ſtund im J. 1785 die Bevoͤlkerung in 179 Familien, gıo Seelen; die Gebäude in ı Kirche, ı Schule, 150 Häufern, nebft 4 Muͤhlen. Die Gemarfung bes trägt 63 Morgen Aeder, 295 M. Wingert, und 32 SM. Wiefen. Das Holzrecht im Deidesheimer Wald haben beide Orte mıt dem Dorfe Hart in Gemein» fhaft. An freien Gütern befizen, auſſer Denjenigen, welche zum Schlößlein Hiltprantseck, und zum Gei— fpizheimifchen Hofe gehören, Der Freiherr von Bederg, das ehemalige Klofter Euſſerthal, und der Refor⸗ mirte Pfarrer.

Bon der Kirche ift bei Neuftadt fchon bemerket, daß foiche im XIV Jahrhunderte der neuen Stift» £irche dafelbft übertragen worden. Mach dem Speie» sifchen Spnodalregifter war gegen Ende des XV Jahrhunderts noch eine Pfarr- und zwo Fruͤhmeſſe⸗ reien zu Gimeldingen; zu Lobloch aber eine Kapelle des heil. Nikolaus. Jene Pfarrfirche war dem heil, Laurentius geweihet. Sowohl dieſe ald die Loblo— cher Kapelle fiel bei der Kirchentheilung in das Loos der Reformirten, welche erſtere mit einem eigenen Prediger verſehen, und ihm das Filial Hart dazu gegeben, die Kapelle aber eingehen laſſen. Die Ka» tholifchen von beiden Orten gehen nah Musbach, Die Lutherifchen nach Neuſtadt.

Den grofen und Fleinen Zehnten in Gimeldins _ ger Gemarkung geniefet der Reformirte Pfarrer als einen Befoldungstheils den Weinzehnten aber Das Stift Neuftadt. In Eoblocher Gemarkung beziehet das Klofter St. Lambrecht die Hälfte, dag Hofpital Branchmweiler ein Vierteil, und das Hofpital zus Speier Das ährige, Am Sruchtzehnten bingegen bas

| er

Neuſtadt. 257

der JohanniterOrden die eine, und gedachtes Ho⸗ ſpitai Branchweiler Die andere Hälfte, |

=) Musbach. Kin beträchtlicher Marktfleden, nur drei viertel Stunde von Neuftadt nordoſtwaͤrts entlegen , hat feinen Namen von dem Durchfliefenden Bächlein, und koͤmmt ſchon in einer Urkunde der Abtei Zulda vom Jahr goo unter der Benennung Mosbach vor db). Er fol gleich anfänglich zu Winzingen gehört haben. Daß das Dorf Musbach im $. 1294 von einem Grafen Walram, und im J. 1341 wiederum von Efffabeth von Birkenfeld erwor⸗ ben worden c), iſt vieleicht nur von einigen Burgs lehen zu verſtehen, weil Pfalzgraf Rudolph II dem Erzbiſchof Baldewin zu Trier ſchon im J. 1340 Unter andern auch fünf Pfund ſechs Schilling Häler auf Muſchbach verfchrieben hatte d). Die Tempelher« zen batten in dem Dorfe ein Haus mit vielen dazu gehörigen Gütern und Gerechtfamen. Nach deren Vettilgung kamen folche an den Johanniter Orden des Haufed Heimbach, der im J. 1430 einen Theil davon an Pfalzgrafen Ludwig III verfaufet hat e).

Bor dem Flecken vereinigen fich drei Yandfirafa fen, die eine von Deidesheim, die zweite von Mannıe beim, und die dritte von Haßloch fommend. Die mittlere, als die Hauptſtraſſe, ziehet fodann durch den Ort über Neuftadt und Landau in dag Elſaß.

An dem Flecken zählte man voriges Jahr 277 Samilien, 1114 Seelen; 2Kirchen, 2 Schulen, 194 Häufer, nebft 2 Mühlen, Die Gemarkung enthält 1223 Morgen Ackerfeld, 302 M. Wingert, 294, M.

b) Schannat Corp. Tradit. Fuldens. num. CLXVI-

ce) Ada Comprom. in Caufa Aurel. pag. 91, WO es vielleicht heifen follte: a com. Walramo Bipont. & Waltero did® Kifteln. Item p. 124. we

d) Hontheim hift. Trevir. Tom.Il, p. 142, num. DCLY.

e) Beſagte Ada Comprom. pag. 120 |

Pf: Geographie, IL. Th. MM

358 Dberamt

Miefen, und 200 M. Wald. Auſſer jenen Feldgräns den befizet der Johanniter Orden allein 1271 M. Güter, und 425 M. Wald, wozu ein (hönes Haus im Orte befindlich, und Diefed mit einem eigenen Schaffner beftelet if. Sodann gehören der Kurs fürftlihen Hoffammer verfchiedene theild zur Burg Winzingen, theild zum Schlößlein Hiltprantded ein» Tchlagende Guͤter; dergleichen auch der Freiherr von Beckers, nebſt einem adelichen Hofhaus, der Freie herr von Geiſpizheim, die Paftoirifchen Erben ‚und Das Hofpital Branchweiler in der Gemarkung bes zen. An dem gegen Meckenheim gelegenen Theil der Gemarkung befindet fih eine Gewand, Schreins=». aufen genannt, wovon die Pfarrei Gimeldingen en Zehnten beziehet. Es ift wahrfcheinlich, Daß vor Zeiten allda ein Dorf oder Meyerhof geftanden babe. An der nach Deidesheim ziehenden Strafe ſiehet man ein alted Gemäuer nebft einem Schöpfbrunne,, wo ehedem ein en geweſen feyn folle.

Sm XV SYahrhunderte war in Musbach eine Pfarrei f), davon Das Patronatrecht dem Johan: niter Orden zuftändig war. Die Kirche ift dem beit. Johannes dem Taufer geweihet. KHeutigen Tages befizen die Katholifchen Den von dem Schiffe Durch eine Schiedmauer abgefonderten Chor, und der Pfar- ser ift ein Priefter Ded Kapuziner Klofterd in Neu— ftadt, der in folcher Eigenfchaft zum Landfapitel Deidesheim Des Speierer Biſtums nt, und die umliegende Dörfer Hart, Gimeldingen, Yobloch, Winzingen zc. zu Silialiften hat. Die Reformirten haben Das Langhaus ebenfald zu einer Pfarrei ges macht, und folche mit einem eigenen Prediger bes ftellt, der unter die Inſpektion der Klafe Neuſtadt wozu Winzingen und Lobloch eingepfar— ret ſind.

f) Hürdıwein Subfid. diplom. Tom. X, pag- 310.

Neuſtadt. 259

Am groſen Fruchtzehnten beziehet die geiſtliche Verwaltung, der Johanniter Orden, und dag Hom fpital Branchweiler einen gewiffen Antheils am Wein» zehnten aber die Kurfürftliche Hoffammer zwei Drits tel g) , und der Johanniter Orden ein Drittel, ſamt dem Fleinen Zebuten.

6) St. Lambrecht. Ein beträchtlicher Ort am Der Speyerbach, zwo Stunden von Neuftadt im Thale weſtwaͤrts entlegen, bat feine Entftehung von dem Klofter, das der Rheinfränfifche Herzog Otto auf Anrathen feiner Gemahlin Judith, und mit Be—⸗ wiligung feiner Söhne Heinrich, Bruno und Cuno, Dann mit Rath und Zulaffung KR. Dtten IIl zur Ehre Des heil, Martyrerd Lambertus bereits im Jahr 977 h), in dem Orte Grevendufe, auf dem Ufer des Fluſſes Spira, im Wald Wafigon und im Speier« gaue errichtet, und zum Flöfterlichen Leben unter der Regel des beil. Benedictus für allzeit gemwiedmet, auch mit reichlichen Einfünften begabet, Dabei aber ausdruͤcklich verordnet hat, Daß der ältefte feines Ge- ſchlechtes Schuz- und Schirmvogt darüber feyn folle,

In dem Stiftungsbriefe ift der Bezirf Des eh—

Y In Adis Comprom, pag.123 heift ed: Sub Ludovico V ad annum 1544 praepofitus & Capitulum Weifenbur« genfe cedunt eidem Ele&ori decimam Vini & ıninutas, decimas in Mosbach.

+) Die Urkunde ftehet fehr verftimmelt und unrichtig ing Deutfche überfezt in Philipp Simonis Beſchreibung der Biſchoͤffe von Speier p. 30, und in Guillemanne Stemmate Conradi Salici bei Senkenb. in Sel. jur. & hifte Tom. III, pag. 232 auszugsweife. Bollitändig aber iſt folhe in einer Speieriſchen Drudfchrift zu Vertheidigung der Bifchörlihen Rechte zu St. Lambrecht und Greven? Haufen, wie aud in des Heren Slads Abhandlung von dem Nuzen der Kirchenhiftorie im erften Bande der Baieriichen Bibliothek p.73 eingeruͤckt. Herr Crollims will in Adis Acadeın. Palat, Tom,III, pag. 421 dad bes

merke Jahr in Zweifel ziehen, Ra

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260 Dberamt

maligen Bebietd von St. Lambrecht Deutlich augges Beichnet, nämlich „von der Brüde, wo Hochfpira y, und Spira zufammen fliefen, bis auf die Spize „des Berges, der Eichenberg genannt, und von z da bis in Carbach, und über den Eichenberg , Das y, Azendal ind Dorenthal, fodann über den Flug „» Speyer, und über den Schurberg, wo ein rundes „Thal, das Kranfenthal genannt, über Bremen „thal und Kirchberg, bis wo die Bernbach ent- fpringt, von Da über den Bubenberg big an ob» gedachte Bruͤcke.“ Der Stifter fchenfte auch dazu einen Theil feiner Gefälle zu Schiverftatt, einen Salzbrunn mit Dem Bezirke Des gebauten und un« gebauten Landes, fodann einen Hof, ein Landgut zu Holzhaufen, die Mutterfische zu Steinwilre, ein Landgut zu Alfenz ꝛtc.

K. Heinrich IV, ein Ururenfel des Stifterg, fchenfte im J. 1005 dieſes Klofter mit aller Zugehör Dem Bifchoffe von Speier zum Eigentum i). Es fcheinet nicht gar lang in feinem Wefen und Slor ge= fanden zu haben. Denn man findet, daß die Aebte Das beträchtliche Dorf Alſenbruͤck ſamt den Dazu ges börigen Waldungen fehon im Anfange. ded XIII Jahrhunderts an dag ritterliche Gefchlecht von Liech-

* tenftein, und dieſes wieder an dag Cifterzer Klofter Diterburg verkauft haben. Wir fennen aus Urkuñ⸗ den nur folgende 5 Nebte Benediktiner Drdeng : I140 Beringerus abbas de Sancto Lamberto %&). 1166 Sigehardus abbas de Sancto Lamb. /).

1185 Gebeno abbas, wird auch Golman genannt m). 1209 Conradus abbas de Santo Lamb. »,.

i) ©. Würdtwein Subfid. diplom. Tom. IV, pag. 327.

k) Vid. Bernhgrds Alterthümer der Wetterau ıfte Abs theilung pag. 13.

N) Würdtwein Subfid. dipl. Tom.IV, p. 339.

„) Diefer theilte die Waldmark ber Alfenbrud mit dem Klofter Dtterburg ab, .

») Cr machte wegen eben dieſes Waldes mit gedachten Klo⸗ ſter einen Vergleich.

Neuſtabt. 261

1230 L. abbas S. Lamperti 0).

Da um felbige Zeit die Kegel des heil. Domi- nieus vielen Beifall gefunden, und im J. 1277 bes reits Sapientia Priorin des Konvents der Nonnen des Kloſters St. Lambrecht, Predigerordend vors koͤmmt p), fo muß dag Klofter mit den noch übri= gen Gütern und Gefällen den Benediftinern abges nommen, und den Nonnen des Predigerorden$ zwiſchen 1250 und 1270 eingeraumet worden feyn. Befagte Klofterfrauen blieben anch fo lang im Beſiz, Gig Kurf. Friedrich II im J. 1551 vom Pabſt die Erlaubnis ausmwirfte, dag Klofter einzuziehen, und die Sefälle der hohen Schule zu Heidelberg zuzu— wenden. Der Kurfürft felbft übernahm folches mit andern Klöftern in einen zehenjährigen Beſtand. Als Diefer zu Ende gegangen, verglich ſich Kurf. Sriedrich IIl mit der hohen Schule im J. 1563 und diefe trat ihm die Klöfter Münfterdreifen und Weis dag famt dem Antoniter Haufe zu Alzei für die auf fämtlichen Klöftern gehafteten landegherrliche Dienſt⸗ barfeiten zum Eigentum ab, hingegen behielt die hohe Schule die Probftei Zee, die Klöfter St. Lam» brecht und Dannbach mit Befreiung von aller Laſt. Big dahin waren die zu St. Lambrecht gehören Guͤ— ter nur von einigen Beftändern gebauet worden, und Die Wohngebäude hatten nebft den Kirchen nur in einigen fehlechten Häuslein befanden. Als aber das Oberamt Neuftadt an den Pfalzgr. Johann Kaſimir gelangte, und eben Damald die aus Sranfreih und den Niederlanden fich flüchtende Reformirten bei ihm Schuz fuchten, nahm er felbige auf, und gab ihnen unter andern auch das Klofter St. Lambrecht. Dies fe fiengen nun an den Grund zu einem nahrhaften

0) In einer des Alofter Himmenrod betreffenden Urk. des Kifchofs Beringer von Speier. j , Sie willigren in den von Konrad von Lichtenftein vor gegangenen Verkauf des Dorfes Alſenbruck mit Zugehoͤr.

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56% Oberamt

Dorf zu legen, welches in wenig Jahren zu ſolcher Vollkommenheit gebracht worden, daß man vor Ans fange des dreifigjährigen Krieges über vier hundert Seuerftätte darin zählte, Die meiftend aus Walloni» ſchen Tuchmachern beftanden, und durch ihre Ge: Shidlichkeit diefe neue Pflanzftätte allenthalben bes ruͤhmt gemacht haben. Allein durch Den verderbli» chen Krieg wurden viele derfelben zur Fortwande— zung veranlafet. Nach dem Weftphälifchen Srie: Densfchluffe haben fich Die übrigen zwar wieder ers bolet, jedoch aber den Ort in jenen blühenden Zus fand, morin folcher unter ihren Vorfahren gemefen, noch lange nicht gebracht.

Die Speyerbach nimmt oberhalb die Bärenbach auf, und betreibt in dem Drte felbft eine Mahl. Walk- Säge- und Delmühles; unterhalb, deifelben noch eine Mahlmähle nebft zween Hammıerfchmidten.

An der Durch das Elmfteiner Thal führenden Strafe fiehet man zwei alte Raubfchlöffer auf den gegen einander über liegenden Bergen. Das eine auf der linfen Seite deift Spangenberg, und liegt im Bifchöflich-Speierifchen Gebiete; dag andere Er: pfenftein, gehört dem uralten Rittergefchlecht von Dalberg. Beide werden dermalen nur ald Meyer: böfe benuzet. |

Im %. 1785 wurden 264 Familien, Io2o Sea Ien, 2 Kirchen, 2 Schulen, 173 Häufer nebſt 8 Muͤh⸗ Ien dahier angegeben. Die Gemarfung enthält 183 Morgen Aecker, 125 M.Wiefen, und 660 M. Wald.

Das hohe Kurhaus Pfalz hat die Zofgerechtiga Feit auf der Durch dag Thal führenden Eandfirafe bergebracht, Als gegen das J. 1750 ein neues Zoll⸗ haus dor dem Speieriſchen Dorfe Grevenhauſen aufs geführet wurde, wollte das Domftift Speier folches nicht zulaffen, und veranlaßte dadurch grofe rrun« gen, die aber in der ‘Folge beigelegt worden find,

| Die in St. Lambrecht befindliche zwo Kirchen haden urfprünglih zu dem Kloſter geböret, Die

Neuſtadt. 263

groſe iſt den Reformirten zu gefallen, und dermalen mit einem Prediger beſtellet, der zugleich die in dem Fuͤrſtlichen Speieriſchen Dorfe Grevenhauſen, dann zu Neidenfels, und in der ſogenannten Morſpach wohnende Religionsgenoſſen zu beſorgen hat. In dieſer zierlich gebauten Kirche finden ſich noch alte Grabſchriften aus der Mitte des XV Jahrhunderts, die aber zum Theil nicht mehr lesbar find g). Die fleine Kirche war vermutblich nur eine Kapelle, und nach der Reformation zu feinem Gebrauche, weil foiche bei der Kirchentheilung unter die geringere ge» rechnet, und mit dem Namen der deutfchen Kirche Den Katholifchen zugefchlagen worden. Sie ift mit einen Pfarrer beftellt, Der zum Deidesheimer Lande Fapitel gehöret. Sodann fiehet man noch nächft bei Grevenhauſen auf rechter Seite der Strafe. dag Ges maͤuer einer Kapelle, worin noch im Jahr 1696 der Gottesdienft fol gehalten worden, und Dazu beträchts liche Stiftungsgefälle gehörig feyn.

Von den liegenden Gründen wird fein Zehnten gegeben, weil folche der hoben Schule fämtlich als ein Eigentum zufländig, und um einen jährlichen Pacht verliehen find. Ä

Das Bericht ift mit einem Schultheife, vier Schöffen uud einem Gerichtſchreiber beftellt, Die je» Doc) von dem Univerfitätsfchaffner als ihrem unmit⸗ telbaren Amtsvorftande abhangen. Don diefem ge= fchiehet die Berufung an die hohe Schule. Diefed Gericht führet ein rundes Siegel, oben fizet Der Pfaͤlziſche Löwe, unten fiehen Drei Lämmer.

6) Elmſtein. Ein grofes Dosf im Bogefifchen Gebirge, am Ende eines big in Dad Speiergau fühs

4) Sole hat Herr Süttinghaufen in feinen Pfälsifchen Beiträgen iſtes Stuͤck pag. 66, und im zten Stüd aten Bandes pag: 145 angefuͤhret.

N 4

264 Dberamt

renden Thals, fünf Stunden von Neuftadt ſuͤdweſt⸗ waͤrts entfernet. Dazu gedöret Dad Dörflein Ig⸗ gelbady, und der Hof Appenthal, welde mit Elm⸗ ftein nur eine Öemeinde ausmachen. Das Dorf bat feinen Urfprung und Namen von der auf einem Ber: ge weftwärtd gelegenen alten zerfallenen Burg, die eigentlich Elbſtein hies, und fchon in älteften Zeiten zur Pfalzgraffchaft gehörte, indem fie bereits in der Theilung zwifchen den Söhnen Dtten des Erlauch« ten vorfömmt r). Die Schidfale derfelben unter Kurf. Ludwig IL find ſchon oben bei Neuftadt anges führet worden 5). In dem VBertrage von Pavia wird folcher auch ala einer Zugehör der Pfalzgraf⸗ ſchaft namentlich gedacht. |

Im J. 1354 errichtete Pfalzgr. Ruprecht I mit ©rafen Simon von Zweibrüäden wegen der Burg Eibftein, und des Hofes zu Merleheim einen Vers trag, nach welchem dem leztern für die verfeffene Burglehen zehen Fuder Weins jährlich, famt den zum Hofe Merleheim gehörigen Rechten ungehindert gefolgt werden follten. Da diefe Burg nachgehendg bei der Theilung unter KR. Ruprechts Söhnen gar nicht genennet wird , fo feheinet felbige ſchon zu Les ben begeben gemefen zu feyn. Im J. 1430 befennet Meinhard bon Roppenftein ‚„nachdem er von Graue „Johann von Spanheim zum Amtmann zu Elbftein 9 und Numen Wolfftein gemacht, er ihn geheiffen „hab, daß er Pfalzgrafen Ludwigen und fin Erben „, mit den genannten Schloffen gewertig fin fol, lut „der Haubtbrief Das befagent, und er alfo zu den „» Heiligen gefchworen hette zu thun ıc, 2).

Im J 1466 verfaufte Pfalzgraf Friedrich I dag Schloß Elbflein mit dem Dörflein im Thale, und

r) Toner hiſt. Palat. pag. 39 fezet faͤlſchlich Epſtein.

s) Seite 239 iqq. A

#) Datum anno Dni MCCCCKXX ipfa die bti. Thomae apoſtoli.

Neuſtadt. 265

Uegelnbach dem Wyler, und allen ihren Zugehoͤ⸗ zungen an Erharden von Remchingen um 600 Gul⸗ den auf einen Wiederfauf a). Bald bernach ward Diefe Burg Heinrichen von Pagk und Margarethen von Engaß feiner Hausfrau zu Mannlehen gegeben, und auf ihren Sohn Albrecht von Pagf- vererbet, mach deſſen Abgang aber wiederum eingezogen. Kur- fürft Friedrich II fezte folhe im Jahr 1545 Hanns

Leufern von Lambsheim dem jungen feiner Dienfte

willen-mit etwad Vorbehalt aus neuen Gnaden zu rechtem Mannlehen an x); Diefeg Dauerte bis in Das J. 1559, da Kurfürft Friedrich III dem Lehenträger 100 Gulden an Geld, jeden zu 26 Albus, und 30 Malter Haber auf die Kellerei Dirmſtein, ſodann 50 Malter Korn zu Laͤmbsheim, auf die Zollſchreiberei Ogersheim, wie auch vier Manns-Mattwieſen zu Lambsheim Dagegen zu Sehen verliehen hat y).

Als Kurf: Friedrich III feinem jüngern Sohne, Herzog Johann Kafimir, Das Amt Neuſtadt über- haupt angemwiefen, deſſen eigentliche Beftandtheile aber nicht genennet hatte, erregte deffen Bruder Kurf. Ludwig VI wegen verfchiedenen Drten einen Anftand, Der im J. 1578 durch einen auserfornen Obmann, und beiderfeitd niedergefezte Raͤthe in der Güte aus— getragen, und unter andern fefigefezet worden, Daß die Burg Elmftein mit ihrer Zugehör, welche Durch Pfalz in ein Lehen verwandelt worden, Herzog Jo⸗ dann Kafimir von derfelben empfangen, aber mit Dem unbezahlten Raufgeld nichts zu thun haben folle. Seitdem findet fich weiter feine Spur, ald daß fol« che mit ihren Gefälen zur Kellerei Neufiadt gezogen worden fey. In den verderblichen Kriegszeiten gieng

#) Datum uff Mittwoch nach Allerhetligentag anno Dni MCCCCLAXVI.

x) Der Lebenbrief ift geben Monntags nah Sonuta in befagten Jahrs n : Sy

y) Datum Heidelberg Mittwon den sten November, R 5

266 Dberamt

die alte Burg nach und nach ein, hingegen kam dag unten Daran liegende Dorf Elmftein, der Weiler Igelbach, und der Hof Appenthal in beſſere Auf⸗ nahm, weil den Unterthanen fämtliche zur Burg ge» börigen Güter gegen Entrichtung eines jährlichen Pachts in Beftand gegeben worden find. In der Folge gefchahe auch, Daß man anfieng dag in dortis ger Gegend vorräthige viele Gehoͤlz nicht nur nach Neuftadt, fondern fogar bid nach Mannheim zu ver» flögen,, wodurch viele Leute fich haͤuslich daſelbſt nies Derzulafien bewogen worden find.

Durch Das Dorf fliefet eine ungefähr zwo Stun den Davon in dem Waldgebirge, die Frankweide ges nannt, entfpringende Speierbach, Die durch dag eine viertel Stunde hinter Igelbach hervor quillende fogenannte Igelbaͤchlein verftärfet wird. Sodann koͤmmt aus dem Bebirge eine Stunde weit hinter gedachtem Weiler die Miederdbach, und vereiniget fih mit der Helmbach , welche durch die Igelbacher Gemarkung ungefähr zwo Stunden im Thal fort: lauft, bernach fich in Die Speierbach ergiefet. Dies fe nun treibt auf der fogenannten Müdenmwiefe eine Mahl- und eine Sägmühle, fodann zu Appenthal desgleichen, die Helmbach aber eine Kurfürftliche Bordmuͤhle.

Elmſtein mit Einſchluß des Weilers Igelbach und des Hofes Appenthal beſtand im J. 1785 aus 114 Familien, 531 Seelen; 2 Kirchen, 2 Schulen, 80 Häufern, ohne die Mühlen. Die Gemarkung enthält220 M. Aecker, 106 M. Wiefen, und an 20000 M. Wald.

Diefe beträchtliche Waldung gehört fämtlich zur Burg, mithin der Kurfürftlichen Hoffammer. Man zählt in feinem Umfange 54 Berge, und 74 Thäler, wovon jeder Bezirk feinen befondern Namen bat. Darüber ift ein eigener Förfter beftellt, der in Elm» fein daB Kurfürftliche Jagdhaus bemohnet, und dem Sorftmeifter des Oberamts Weuftadt untergehen ift.

Neuſtadt. 267

In jenem Waldgebirge befinden ſich annoch zwei Kur⸗ fürftlihe Jagdhaͤuſer, wovon das eine der Speck⸗ heinrich, und das andere Breitſcheid genennt wer⸗ den. Beide find zum Behufe der Auerhahnen-Falze für Die Landesherrſchaft errichtet. Uebrigens liegen auch in den Thälern die geringe Höfe Haſſelbach und Muckenwies.

Von der alten Kirche findet ſich aus aͤltern Zei⸗ ten feine andere Nachricht, ald daß folche um die Mitte des XV Jahrhunderts fchon eine eigene Pfar— rei und zur Ehre der Heimfuchung Maris gemweiher gewefen, wie firh denn auch einige Srabfchriften vom folcher Zeit darin befinden. Diefe Kirche ift den Res formirten zugefallen , welche einen eigenen Prediger Dazu beftellt, und ihm einen beftändigen Pfarrvika⸗ rius zugegeben haben, der aber auf dem Filial Wei— Denthal wohnt. Die Katholifchen haben im J. 1765 auch ein Kirchlein aus gefammelten Allmofen ers Bauet, welche noch zur Zeit Durch einen Priefter von Neuſtadt verfehen wird, eigentlich aber nur ein Filial von Weidenthal if.

3y Appenthal befand fi eine Kapelle zur Ehre Der Mutter Gottes und Jungfrau Maria, Im J. 1400 fliftete Kurf. Philipps darin eine Pfründe, und drei Jahre Darnach ward ein neuer Stiftungs— Brief auggefertiget, Den der Domprobft zu Speier, Georg von Gemmingen, ald ordentlicher Erzdiafon beftättiget hat. Dadurch erhielt fie drei Kapläne, Die mit dem Pfarrer und Frühmeffer von Eibftein alle Samftag ein feierliched Amt abfingen mußten z). Diefe Kapelle war nach ihrer Gröfe einer ordentli— eben Kirche ähnlich, hat aber nicht lang beftanden,

Tondern ift nach eingeführter Reformation verlaffen, und die darauf geftiftete Pfründen eingezogen wor—⸗

z) nt Murdtwein Subfid, diplom. Tom.IX, pag. 326 &jg« findet man a Urkunden aber dieſe Stiftung.

268 Oberamt

den. Dermalen iſt auſſer den vier Mauern und einem Stuͤck des Thurms nichts mehr davon uͤbrig.

Den groſen und kleinen Zehnten von allen Grund» ſtuͤcken zu Elmſtein, Igelbach und Appenthal hat der Reformirte Pfarrer zu genieſen; von den Neubruͤ—⸗ chen aber Die KRurfürftl, Hoffammer.

7) Weidenthal. Ein mittelmäfiged Dorf an der Strafe des Wogefifchen Gebirged, welche von Neuſtadt nach Lautern führet, 4 Stunden von be» fagter Oberamtsſtadt mweftwärtd entlegen. Es fol zwar dad Schloß und das Dorf Fridelsheim mit Genheim und Weidenthal durch Die Edeln von Hirfch» born an Sebaftian Vogelsberger gefommen, und von deſſen Erben an Kurpfalz verkauft, hernach an Die Grafen von Leiningen verpfändet, und von Herzog Johann Kaſimir wieder eingelöfet worden feyn a). Allein Die Sache fcheint fi) ganz anders zu verbals balten, indem ſchon Kurf. Dttheinrich die Burg Fris Delsheim mit jenen Drei Dörfern im Jahr 1557 für 2000 fl. erfauft, und Pfalzgraf Johann Kafimir ums 5.1580 an fich gebracht hat db). Es ift auch billig zu zweifeln, daß Genheim und Weidenthal damals eine Zugehör der Burg Frideldheim gemwefen, wie bei Befchreibung Derfelben wird gezeiget werden. ©ie ſcheinen vielmehr dem Gefchlechte von Hirfch- Horn aus einem andern Grunde zugehört zu haben, von welchem folche vielleicht Den Bifchöffen zu Speier gewiffer Maffen zu Lehen cufgetragen gewefen, weil bei Gelegenheit der don dverfchiedenen ReichSftänden wider Kurf. Karl Ludwig wegen dem Wildfang und Luibeigenfchaftsrecht in vorigem Jahrhundert geführ= te.n Befchwerden der Bifchof unter andern auch be=+ ha uptet Bat, daß die Dörfer Weidenthal und Gens

a) So erzählet die Sache Kafpar Lerch von Dirmftein in Burgermeißers Biblioth. Equeftr. Tom.I, p. 332. b,) Ada Comprom. apud Chlingenfperg pag. 98 & 128.

Neuſtadt. 269

heim als ein heimgefallenes Lehen dem Biſtum eroͤf⸗ net, gleichwohl von Kurpfalz gegen Die ausdruͤckli— chen Kitterbriefe vorenthalten worden feyen c). Da jedoch dag Kurpfälzifche Oberherrlichkeitsrecht nicht bat umgeftoffen werden koͤnnen, fo ift in den Vers bandlungen feine Nudficht Darauf genommen wor⸗ den, und alfo Kurpfalz in dem ruhigen Beſize ge: blieben,

Das Dorf Weidenthal an fich felbft war von gar geringem Belang, und nach dem Dreifigjährigen Krie⸗ ge foll es fehier ganz unbewohnt gewefen feyn, bis nach und nach der Holzhandel veranlaffet hat, daß ſich mehrere Arbeiter Dafeldft niedergelafen, und den Oet in Dermaligen Zuftand gebracht haben. Durch felbigen flie die von Frankenſtein fommende Hocha fpeier,, welche in dem Dorfe eine Mapl- und Säge» mühle, und auſſerhalb dDemfelben eine andere Bord⸗ muͤhle treibt. Ä

Sm 3.1785 hatte fich die Inwohnerſchaft auf 96 Familien, 452 Seelen belaufen. An Gebäuden fanden ſich aKirchen, 2 Schulen, 78 Häufer. Die Gemarkung enthält 291 M. Aecker, 82 M. Wiefen, und 11 M. Särten, ohne die Waldungen. Injener Gemarkung befizet die Kurfürftlihe Hoffammer die fogenannte Naſſauer Wiefe, fodann der Freiherr von Wallbrunn auch einige geringe Güter; die übrigen Grundſtuͤcke hingegen find meiftend mit Zinfen zur Burgvogtei Sridelsheim behaftet Die Waldung ift nicht gemeſſen, an fich aber fehr beträchtlih. Da⸗— von gehören der Gemeinde zwanzig anfehnlihe Be»

irfe, und die äbrigen der Rurfürftlichen Hoftammer. En eben dieſem Waldgebirge liegt auch Die fogenann> te Morsbach, , welche aus drei Höfen mit beträchts lichen Waldungen beftehet. Sie ift eine Zugehör der gemeinfchaftlihen Burg Frankenſtein, woran Kur:

«) Iuftitia Caufae Palat. in Adis Compromifli inter gravami- 33 sommynia Epilcop. Spir. p. 47 .

270 Oberamt

pfalz, der Fuͤrſt don Leiningen, und der Freiherr von Wallbrunn, jedes zu einem Drittel betheiliget ſind.

Von dem aͤltern Kirchenzuſtande iſt weiter nichts bekannt, als daß im J. 1470 in Weidenthal ſchon eine Pfarrei beftanden, und zum Speieriſchen Land⸗ Fapitel Böhl gehöret habe. In der Kirchentheilung fiel folche in das Loos der Katholifchen, die fie mit einen eigenen Pfarrer beftelt,, ihm auch die Filialen Meidenfeld, Elmftein und Franfenftein ıc. zugeges ben haben. Sie ift den heiligen Apoſteln Simon und Judas geweihet, und gehöret dermalen zum Landfapitel Deidesheim. Die Reformirten haben fih auch eine eigene Kirche erbauet, die ein Filial Der Pfarrer Elmftein if, Weil aber beide Derter zu weit von einander liegen, fo wohnt ein beftändi- ger Pfarrvikarius Dahier, der das Schulmefen und. zugleich das Filial Frankenſtein ıc. mit zu verfehen bat. Die Lutherifchen find nach Frankenſtein ein« gepfarret.

Den grofen und Fleinen Zehnten in der eigents lichen Feldgemarfung bezietet der Katholifche Pfars rer als einen Befoldungstheil, von den Neubrüchen” aber die Kurpfälzifche Hoffammer.

9) Yreidenfels. Ein geringes Dorf, in einem Thale des Vogefifchen Gebirges, dritthalb Stunden von Neuftadt weftwärtd entlegen, bat feinen Ur» fprung von den nächft Dabei beftandenen zwo Burs gen, Deren eine dvermuthlich die Burg Lichtenſtein war, woraus Der Bürgerfchaft zu Speier, welche in dem Gebirge begütert gewefen, viel Schaden Zus gefügt worden, und Die einem alten Befchlechte dies ſes Namens zuftändig gewefen. Im J. 1280 vers trug fih Daher gedachte Bürgerfchaft mit Johann von Fichtenftein, Daß diefer fid) um jährliche Hundert Pfund Häler zum Hauptmann der Stadt beftellen lied, mit dem Beding, jene Burg verfiöhren zu hel= fen, Er verfprach auch in einem Jahre ale Feinde

Ber Stadt, nur feiner Mutter Bruderd Söhne, Als Brecht und Konrad, ausgenommen, zu fangen, und, auszuliefern d). Im folgenden Jahre verfaufte er Der Stadt feinen Theil an Diefer Burg um 100 Pfund Häller, zog mit der ſowohl aus der Stadt, als von Dem Eande ihm zugegebenen Mannfchaft vor dieſes Raubneſt, und hat mit Hilfe der zu ihm geftoffenen Bifchöflichen folched beftiegen, in Brand geftedet, Die Mauern verbrochen, allesnieder geriffen, und bie aufden Grund zerfiöret. Die emeinere befchwerten ſich dagegen bei dem Kaifer, der Die Sache durch Den Fandvogt zu Neuſtadt, Heinsich Bannader, uns terfuchen lied. Es fam aber im J. 12895 zum Ver⸗ gleiche, darin veftgefezet wurde, daß indiefer Gegend feine Burg oder Schloß mehr aufgerichtet werden folte e). Inzwiſchen ift diefe Burg Lichtenftein in ihren auf grofen Selfen gebauten Trümmern noch er= ſichtlich, und allerdings zu bewundern, wie dag ftar- fe Mauerwerf Damals, wo noch fein Schiegpulver gebraucht worden , hat zerfprengt werden fünnen. Die andere Burg liegt auf einem gegen über et= was nordmwärtd befindlichen runden Berg, und iff Der eigentliche XTeidenfels. Da im XIII Sahrhun- dert derfelben noch nirgendg gedacht wird, fo fiheint foldye erft im folgenden erbauet worden zu feyn. Uns ter den erften Befizern waren Gerhard und Wilhelm Gebrüder von Ddenbach,, genannt von Kropäberg , Die vielleicht von dem Geſchlechte der von Fichtenftein abgeftammet haben. Im J. 1355 nahm Pfalzgraf Ruprecht der ältere Johann von Wachenheim zum Burgmann auf Neidenfeld an, um diefe Burg, Den Wald ausgenommen, fein Eebenlang zu gebrauchen, worin jedoch der Pfalz dag Defnungsrecht vorbehals

d) Deffelben Revers dat. Spirae 1280in craftino S.Blifabethae.

e) Die Urkunde des Landvogten findet fih in Lehmanns Speierifcher Chronit nad der Ausgabe von Fuchs dgl. V, Cap. 42, p- 563 Sqg.

272 Dberamt

ten feyn follte f). In der Erbtheilung zwifchen K. Ruprechts Söhnen ward Neidenfeld Die Burg dem älteften, nämlich Pfalzgrafen Ludwig III, zugefchlagen, Deffen Nachfolger aber haben Damit das alte Ritters gefchlecht von Steinhaufen belehnt. Ulrich Steine baufer koͤmmt im %. 1464 mit Dem Zunamen von Meidenfeld vor. Als dieſes Sefchlecht um die Mitte des XVI Jahrhunderts erlofchen, kam das Leben an Burkhard von Angeloch zu Neidenfelg und Was chenheim. Es ward aber unter Pfalzgr. Johann Kaſimir fehon wieder eröfnet, und feinem Kath, Ge- fandten und Obriſten, Peter Beuterich, verliehen , jedoch nach Finderlofem Abfterben feined Sohns gleis chen Namen, der es felbft bewohnet hat g), aber: mals heimfälig, und unter Kurf. Karl Ludwig zur Kammer. eingezogen h), Don diefer Burg fiehet noch wirklich ein Theil, worauf der abgelebte Forft« meifter Slöcle eine Klaufe erbauen, und Den Berg ſehr zierlich und nuͤzlich anpflanzen laffen.

Durch dag Dorf fliefet Die von Weidenthal foms mende Hochfpeyer, und treibt Darin eine Mahlmühle, Desgleichen ziehet auch die von Neuftadt nach Lau» tern führende Landftrafe hiedurch.

Im %.1785 war die Bevölkerung 21 Familien ftarf, die 119 Seelen augmachten. Nebſt ı Kirche und ı Schule, fanden fich 21 Häufer daſelbſt. Die Gemarkung enthält 34 M. Aecker, und 28 M. Wie» fen, ohne die Waldung, welche nicht gemeffen ift. Diefe geringe Gemarkung ift eine Zugehör der Burg, und an Die interthanen in Erbbeftand verliehen, wels che ſich meiſtens mit Holzmachen und Zlögen ernaͤh⸗ sen. Die Waldungen find beträchtlich, Ban

er

f) AQa Comprom. in Caufa Praetens. Aur. apıd Chlingenfperg pag. 115.

0) ©. Pauli Freker: Theatr. vir. IIluſtr. p. 906.

a) In eben befagten Adis Comptam, ꝑP. I6 108 --

Neuſtadt. 273

der Forſtmeiſter des ganzen Oberamts in Neidenfels wohnet, und ſowohl dieſen, als den Weidenthaler Forſt zu verſehen hat. ——

An diefem Dorfe befindet ſich am aufſteigenden Berge ein kieines Kirchlein, welches Die Gebrüder von Odenbach im J. 1349 zur Ehre des allmächtigen Gottes und des heil. Nikolaus, ermeldter Kirche zu Neidenfels Patrons, einige Güter in Geinsheimer Gemark gelegen, zu einem Seelgerethe eigentümlich übergeben haben. Dieſes Kirchlein fol nach Dem Speierifchen Spnodalregifter vom J. 1470 eine Pfar⸗ rei gemwefen fenn. Nach der eingeführten Neforma- tion und in den darauf gefolgten Kriegszeiten ward ed gar nicht gebraucht, mithin nicht unterhalten, und bei der Kirchentheilung zum Looſe der Katholi> fchen gefchlagen , Die folches der Pfärrei Weidenthal als ein Sitial einverleibt haben. Der Damalige Foͤr⸗ fir, Franz Gloͤkle brachte fo viel Allmofen und an« dere Beiträge zufammen, daß Die verfallene Kirche im %.1728 wieder aufgebauet, und bis 1740 völlig bergeftellt werden konnte; daher num fafi wochentlich der Gottesdienft darin verrichtet wird. Die Refor⸗ mirten find nad) St. Lambrecht, und die £utherifchen nach Neuftadt eingepfarret.

10) Alehbeim und Gronau. Erſteres, ein‘ geringes Dorf, Das andere aber eine adeliche Burg nächft dabei, liegen in der Fläche, ungefähr in der Mitte zwifchen Mannheim und Neuftadt. Das Klon fter Lorfch erhielt don unter K. Karl dem Grofen einige Güter zu Alasheim im Speiergaue 2). - Bon Gronau hingegen weis man nicht gewiß, ob e8 daß. jenige Gronovua fey , welches das Kloster Einfiedel gegen ein anderes Gut im Breisgau, Schalea ger nannt, im 3.995 an das Domflift Worms vertaus ——

5) Cod. dipl. Lauresh, Tom. II, num. 2030 ſeq.

Pf. Geographie. II. Th, SS ı

274 Oberamt

ſchet hat k). Gewiß aber iſt, daß das altadeliche Geſchlecht der Knebel von Kazenelnbogen ſolches ber. nach befeifen hat. Heinrich Knebel, Ritter, verkauf: te das Haus Grunau mit Zugehör im J. 134 an Pfalzgrafen Rudolph II um 1800 Pfund Haller I). Er ſcheinet jedoch ſolches fogleich wieder zu Leben. empfangen zu haben. Denn, nachdem Kurf, Frieda, sich 1 das Gericht zu Alsheim mit Zugehör von Kon— zad don Schweinheim im J. 1473 um go Rheiniſche Bulden eigentümlich erfauft hatte m), wurde auch folhes zu obigem Lehen gefchlagen. Dam Knebel, der im J. 1432 dverftorben, hinterlied eine einzige Tochter, Namens Guta, welche an Heinrich von Handſchuchsheim verehelichet gemefen, und diefe Le— ben auf fein Sefchlecht gebracht hat. In einem Le— benbriefe, melden Kurf. Ludwig VI auf Ableben Hannfen und Philipps von Handfihuchsheim , des Ieztern Sohne Wilhelm oder vielmehr deffen Vettern und Vormund, Heinrich von Handſchuchsheim, im 3.1582 auögefertiget hat, heiſt eg ausdrüdlich: „ſo find Died die Mannlehen und Burglehen vom „Stamme Der Knebel an ihre Eltern fommen. Zum a, erften zu Mannlehen Örunau die Burg, alle Meder, „Wieſen, Wingert und Zinngen darzu gehörig. y, Item Aldheim das Dorf und Gericht mit aller m finer Zugebörung »). „, | Nachdem auch das Handfehuchsheimifche "Ge- ſchlecht in feinem Mannsſtamme erlofchen, haben die Erben der an Dam Knebel verehelicht geweſenen Bars bara von Handſchuchſsheim darauf Anfpruch gemacht,

k) Schannat hiftoria Epilcopatus Wormatienfis, Cod. Prob. num, XXXIX. | ee

I) Ada Compromifi in. Caufa Aurel. apud Chlingenfperg Pag. 91 & 125. |

en Herrn und Seligmachers Gebnrte ic. 1582,

ia

} '

Neuſtadt. 275

und dieſes Grunau und Alsheim neuerlich in Beſtz bekommen, wofern es anders richtig iſt, daß Kurf. Karl Ludwig ſolche erſt im‘. 1663 an ſich gebracht 0). Um eben dieſe Zeit belehnte er Damit feinen Damalis sen Kath und nachherigen Amtmann zu Lindenfels, Chriftoph Andread von Wollzogen, und Kusf. Jo— bann Wilhelm ertheilte feinem Oberftjägermeifter, Eberhard Sriedrich Freiherrn von VBenningen, im

IJ. 1697 die Anwartfchaft darauf. Deſſen Sohn Karl

|

gelangte auch wirklich zum Beſize, nach ſeinem Tode aber kam das Lehen Durch feine mit Chriſtoph Fried— rich von und zu der Thann verehelichte Tochter, He— lena Elifabeth Juliana, an gedachten Freiherrn von der Thann, big er ed an Den Kurrfürftlichen geheimen Staatsminifter Franz Albert Freiherrn von Dberns Dorf veräufert hat.

Schon vor der Reformation fol zu Gronau eine Kirche beftanden haben. In der Kirchentheilung fiel folche in Das 8008 der Reformirten, Die fie anfäng- lich der Pfarrei Meckenheim, zulezt aber der Pfarrei Senheim einverleibt haben. Die Katholifchen find bishero nah Medenheim, nnd die Lutherifchen nach Haßloch eingepfarret.

Der grofe Frucht- und Wein- wie auch der Flei« ne Zebnten in der ganzen Gemarkung ift eine Zuge: hör des Hirfchhornifchen Lehens, welches nunmehro Die Srafen von Wiefer tragen. ?

11) Schauernbeim. Diefed 3 Stunden bon

Neuſtadt nordoftwärts gelegene Dorf wird in dem

VIII Jahrhundert Scurbeim genennet. Das Klo fter Lorfch bekam damals fchon Dusch Schanfung ver- fchiedene Güter allda, vertaufchte aber Davon im J. 347 zwoNHöfe, 39 Morgen Aeder, nebft den Wiefen,

#) In den Adis Comprom. Francof. p. 98 heilt es: 1663 acquitit a Dng Anehol feuda &6 pages Grunau & Alskeiim

276 Oberamt

gegen eben ſoviel Landes zu Maudach an einen ſichern Manold p). ME hernach der Rheinfränfifhe Her | 309 Dtto im %.977 dag Klofter St. Lambrecht ges ftiftet, hat er felbigem auch fünf Büter zu Schur⸗ beim eigentämlich angemwiefen. Die Bogtei und Ge» sichtbarfeit hat Marquard von Sriefenheim, Edels knecht, von Konrad von Stralenberg zu Lehen ge= tragen, Diefer leztere aber ertheilte der Priorin. und Dem Konvent des Monnenflofters zu St. Lambrecht im $. 1266 nicht nur auf ihr dortiges Hofgut eine solfommene Freiheit von Abgaben, fondern auch. mit Bewilligung gedachten Bafallen und deſſen Erben im Jahr 1281 dag Dorf felbft zum wahren Eigens . tum q). Der Drt blieb alfo von Diefer Zeit an ims- mer eine Zugehör des Klofterd ; ward aber im Jahr, 31460 von den Veldenzifchen und Leiningiſchen mit andern verbrannt r). Bei der im J.ı551 erfolge ten Einziehung des Kloſters fam Schauernheim an die bode Schule zu Heidelberg, und ift big ander deijen Vogtei von derfelben verwaltet worden. . .. u: Auf der füdlichen Seite des Dorfes fliefet dies, ans dem Deidesheimer Waldgebirge über Mecfen= beim fommende Marlach vorbei, treibt nähft dem - Drte eine Mahlmühle, und fält in einen nach dem Holzhof ziehenden Floßgraben. Durch das Dorf zie- bet eine gemeine Strafe, welche von Wormd nach Landau, und von Dürkheim nach Speier fuͤhret. Daffelbe beftand im J. 1785 aus 51 Familien, 257 Seelen, ı Kirche, 2 Schulen,: 47 Häufern. Die Gemarkung enthält 759 M. Meder, M. Wingert, 31 M. Wiefen, Io M. ärten, und go.M. Weide, Die meiften Diefer Güter gehören zum Klofter St.

nennen nennen p) Cod. diplom. Lauresh. Tom. II, num. 2128 - 39 & Tom. III 3 num. 3659. A 4) Die Urkunden darüber find in Adis Acad. Palat. Tom. V hiftorico pag. 532, num. V und pag.533, num, viL Kremers Befchichte Kurf, Sriedrich 1. pag: 162.

Neuftadt. | 237

Lambrecht, die übrigen aber dem ehentaligen None nenflofter Seebach , fodann den Dom-Allerheiligen und St. Germangftiftern zu Speier, wie auch Der Kirche zu Schauernheim s).

Bor der Reformation war in Diefem Dorfe feine eigentliche Kirche, fondern nur eine von der Pfarrei Dannftatt abhängige Kapelle 2), welche der beil. Cecilia geweihet gewefen. Diefe fiel bei der Kirchen» theilung in das 2008 der Katholifchen, und wurde wieder, wie zuvor, der Pfarrei Dannftatt als ein Filial einderleibt. Die Reformirten find nah Muts terftatt, und die Lutherifchen nach Rheingenheim ein« gepfarret.

Den ſaͤmtlichen Zehnten in der Gemarkung be— ziehet die hohe Schule zu Heidelberg Namens des Kloſters St. Lambrecht, und die niedere Gerichtbar⸗ keit hat derſeiben Schaffner allda zu verwalten. Das Dorfgericht, mit einem Schultheiſe, zween Schoͤffen und einem Gerichtſchreiber beſtellt, fuͤhret in ſei— nem Siegel eine Aebtiſſin in einem Rautenfoͤrmigen Schilde.

12. 13) Speierdorf und Lachen. Dieſe zwei Doͤrfer liegen zwar eine halbe Stunde Wegs von einander, machen aber nur eine Gemeinde aus, und find ı Stunde von Neuſtadt oſtwaͤrts entfernet. Speierdorf liegt an der Speierbach, von Der e8 feine Benennung hat, und Lachen etwas meiter hinauf gegen Sud. Erfteres kommt erft im X Jahrhundert vor, da nämlih K. Dtto I der Domfirche zu St.

) Im XII Jahrhundert übertrug Konrad von Merlenheim im Speiergaue und in der Graffchaft Lutrammesforft zu Scurheim feine Güter dem Klofter Hirſau. Vid. Ada Acad. Pal. Tom. III, pag. 261. Vermuthlich find e8 Die:

jenigen, welche dermalen eines der beingten Stifter zu Speier befizen. 2) Würdtwein Subſid. diplom. Tom.X, pag: 30%

53

818 | | Dberamt

Moriz in Magdeburg im J. g906 all fein eigen Gut, welched Konrad und Eberhard Gebrüder im Speier- gaue zu Spirdorf befeiien , verliehen hat u). Das andere fcheinet feinen Namen von der fumpfigten Lage ertalten zu haben. In gedahtem X Jahrhun⸗ Dert bat einer don Adel mit dem Bifchof Sodefried zu Speier einen Sütertaufch getroffen, und felbigem einen Herrenhof mit Zugebör ıc. im Dorf Lacha ab» getretten x). Im J. 1103 erfcheint ein edler Nas mens Heinrich von Lache, welcher dem Domſtift Speier ein von K. Heinrich 1V erhaltenes Hofgut zu Yauterburg übergeben y). Es iſt befannt, daß die Edelen Schlider von Lachen, welche mit einem Wolfgong, derim J. 1119 gelebt, ihre Sefchlechtds reihe anfangen 2), von Diefem Dorfe ihre Benen⸗ nuna haben

Die Berichtbarfeit ift mit der Landvogtei des Speiergaued an Die Pfalsgraffchaft gefonmen. Als Die Zürger Der Stadt Speier fich in die Fehde wie Der Pfalzgraf Ruprecht den ältern einliefen, verur⸗ fachten fie ihm auch zu Lachen, und an der Mühle zu ©Spiierdorfgrofen Schaden a). Desgleichen gerieth auch Die Bemeinde mit dem Speierifchen Dorfe Heim⸗ - bach wegen des Beholzigungs- und Weidrechtes im Dem gemeinfchaftlihen Walde in Lineinigfeit, welche KR. Ruprecht als Pfalzgraf Durch feinen Kanzler, Biſchof Raban zu Speier, und die ihm zugegebe— ne Räthbe, Hannd von Hirshorn, Nudolph von Zeiskheim, und Schwarz Rheinhardt von Sidingen in den J. 1404 und 1406 entfcheiden lied 5). Im

#) Scheid. Origin. Guelph. Tom. IV, pag. 279. x) Die Urkunde vom J. 960 ftehet in Ad. Acad. Palat. Tom. HI, Prob. num. V, p.268. | y) Eben dafelbft pag. 251. x) Sumbract höchfte Zierde Deutfchlandes Tab. 244. Fi Sehmann Speierifdye Chronif Lib. VII, Cap. 85. 6) Der erfte Entſcheid datum Nuweltatt in die beatorum Phi-

\ Reuſtadt. 279

J. 1453 verkaufte Wuͤrdtwein Meyenfiſch einen Bau⸗ hof zu Lachen, den vorhin Blicker von Rodenburg befeffen, an Pfalzgrafen Friedrich I um 400 Guls den c), von welcher Erwerbung die dortigen Rames salbefisungen ihrenirfprung haben. Naͤchſt Speiere dorf treibet die von Winzingen fommende Speiers bach eine der Kurfuͤrſtlichen Hofkammer zuftändige Mahlmühle, die Fronmuͤhle genannt.

Zu Rachen befizen die Sreiheren von Schlieder ein beträchtliches Hofgut, welches ihr Stammhaus ift, fodann der Freiherr von Perglag eines, welches ar dag Gefchlecht der Edeln von Schleifroß ges

abt hat.

In beiden Dörfern waren im verwichenen Jah⸗ re 296 $amilien, 1263 Seelen; Kirchen, 5 Schus Ien,, 216 Häufer,, nebft ı Mühle. Die Gemarkung enthält 1922 Morgen Heer, 114 M. Wingert, 495 M. Wiefen, und 720 M. Wald. Obgedachte Walr dung gehöret der Gemeinde, die aber auch mit Dem Birchöflih-Speierifchen Dorfe Heimbach in dem bins ter der Burg dieſes Namens gelegenen Gereiden- wald zur Beholzung berechtiget ift. Uebrigens befizen auch die Sreihersen von Schlieder und von Perglas, Das Stift Neuffadt, das Hofpital Branchweiler, die Pfarrei Lachen, Die Soldenbergifche Erben einige geringe Bezirke, welche fämtlich unter der Hute des Sörfterd zu Neuſtadt fiehen.

Schon vor der Reformation waren in beiden Dr» ten eigene Pfarrer, und gewiſſe Srühmejfereien d).

—— ——

lippi & Iacobi 1404. Der andere aber datum Heidelberg

uf den Freitag nah St. Margarethentag 100

e) Auf Sonntag nah St. Jacobstag des zwölf Bothen anne 1453. Dabei waren Zeugen Junker Diether von Ven—⸗ ningen, Eberhards Sohn, Faut zu Heidelberg, und Junker Hand Wambold Hus-Hofmeifter. Confe Ada Comprom.

pag. 128. Würdtwein Subſid. diplom,. Tom, X, pag: 302 & 303. S 4

280 Oberamt

Die Kirche zu Speierdorf hatte den heil. Georg, zu Lachen aber die heil. Katharina zu Patronen. Beide Kirchen fielen in das Loos der Reformirten. Dieſe errichteten aber eine Pfarrei zu Lachen, und unter» gaben dem dortigen Prediger Die Kirche zu Speier: Dorf ale ein Filial. Die Katholifhen haben fih auf Dem Rathhaufe zu Lachen eine Fleine Kapelle einge» sichtet, gehören aber zur Pfarrei Duttweiler. Die Augſp. Conf. Verwandten haben gleichfalld eine ei: gene Kirche, welche von ihrem Prediger zu Neuftadt verſehen wird.

Am grofen Fruchtzehnten beziehet dad Domka—⸗ pitel zu Speier fünf, und der Freiherr Schlieder von Lachen vier Neuntel.. Am Wein- und Pleinen Zehn ten das Domifapitel zwei, der Reformirte Pfarrer Drei, und der Freiherr Schlieder vier Neuntel. Den Glockenzehnten geniefen Die Reformirten Schulmeifter in beiden Dörfern.

14) ®uttweiler. Ein mittelmäfiged Dorf, zwo Stunden von Neuftadt ſuͤdoſtwaͤrts, gränzet gegen Nord an Lachen. Im J. 1474 gehörte felbiges noch unter die fogenannte Ausdoͤrfer e). Im vorigen Jahrhundert Hat der Bifchof von Speier in feine das Pfälzifhe Wildfangsrecht betreffende Klagpunften einflioffen laffen, Daß in dem Dorfe wudweiler, welches vormald den Edeln von Oberftein zuftändig gewefen, eine fonft noch niemald gewöhnliche Zoll⸗ ftätte errichtet 5). Da das Oberſteiniſche Geſchlecht erſt im J. 1061 erloſchen iſt, dieſes Dorf aber ſchon vor dem dreifigjäbrigen Kriege zur Pfalz geböret hat, fo bleibt die urfprängliche Ermerbung deſſelben ungemiß.

Daſſelbige bat voriges Jahr in go Samilien, 351 Seelen, 2 Kirchen, ı Schule, 63 Käufern be=

e) Iuftitia Caufa Palat. Part. I, Cap.V, p. 92. F) Ibid. in Adis Comprom. Gravam. Spirens. p: 38.

Neuſtadt. 281

ſtanden. Die Gemarkung in 833 M. Aecker, 36 M. Wingert, 110 M. Wiefen, 47 M. Gaͤrten, 46 M. Weide, AM. Wald. Gleich oben am Dorfe liegt ein betraͤchtliches Hofgut, welches zu dem Kloſter St. Lambrecht, alſo der hohen Schule zu Heidelberg gehört; fodann befizet das Stift Neuftadt und Das Domkapitel zu Speier auch dergleichen Güter da⸗ eldft. Da eine Feldgewand noch heutigen Tages Burggarten und Burgftadel, eine andere Gegend aber am Mölfheimer Wege genennet wird, fo ift mwahrfcheinlih, daß leztered auf ein abgegangened Dorf oder Weiler, jened aber auf eine ehemalige Burg einigen Bezug habe. Die Gemeinde hat aufjer einem geringen Bezirke von 4 Morgen feinen: eigenen Wald, fondern ift an den benachbarten 42 Hubrech- ten betheiliget, und macht Anfprüche auf das Be» holzungsrecht in den Speierifchen Geraidwaldungen.

Die Pfarrei mit einer Fruͤhemeſſerei gehörte ſonſt unter das Landfapitel Weyer unter Rippurg 2). Die Kirche war zur Ehre des heil. Michaels geweis Det, und fiel bei der Kirchentheilung in Das Loos der Katholiſchen, welche darauf einen Pfarrer beftellt, und felbigem die beidaDörfer Speierdorf und Lachen untergeben haben. Die Reformirten haben auch eine eigene Kirche»erbauet, Deren Prediger zugleich Die Kirche zu Bebingen bedienet. Leztere ftehet unter der Inſpektion Germersheim, Durtweiler aber unter Neuftadt, wohin die Lutherifchen eingepfarret find.

Am groſen Zehnten beziehet die geiftliche Ver— waltung nebft dem ganzen Micheldzehnten ein Drit- tel, und die Wilhelmifchen Erben zu Heidelberg das übrige. Den Bann- und ganzen Fleinen Zehnten ge- niefet der Pfarrer.

155) Wefibeim iff ein anfehnliched® Dorf, im Umfange des Dberamtd Germersheim, bei fingen

£) Würdtwein Subfid. diplom. Tom.X, pag. 302. u 65

282 - Oberamt

feld, fuͤnf Stunden von Neuſtadt ſuͤdoſtwaͤrts ent⸗ legen, deſſen ältere Geſchichte ebenfalls ſehr zweifel— haft iſt. In den Urkunden des Kloſters Lorſch vom Jahr 792 und 903 koͤmmt zwar ein Weſtheim vor, aber ohne Benennung des Gaues, worin es geles gen h). Im J. 1246 dverfaufte der Konvent Des hei ligen Grabes aujferhalb der Vorſtadt zu Speier feine Güter zu Weftheim und Lengenveldt dem Domkapi⸗ tel daſelbſt i).

Nach dem Verzeichniſſe vom J. 1785 hat dieſes Dorf in 97 Familien, 379 Seelen beſtanden. An Sebaͤuden waren ı Kirche, 2 Schulen, 85 Haͤuſer, nebft ı Mühle. Die Gemarfung enthält 855 M. Meder, EM. Wingert, 20 M. Wiefen, und 2233 M. Wald. An diefer Waldung gehören vier Bezirfe Kon 2123 Morgen der Gemeinde, 60 Morgen dem ©Speierifchen Domkapitel, und etwan so dem Mons nenflofter über Hafenphul allda. Es ift ein befon« derer Förfter angeftellt, welcher zu Weftheim wohnet, jedoch dem Forftmeifter des Oberamts Germersheim untergeben ift.

Die Kirche blieb in der Theilung den Reformir⸗ ten, Die folche der Pfarrei Schwechenheim im Ober⸗ amt Germersheim einverleibt haben. Die Katholie fchen find Filialiften der Pfarrei Lingfeld , und die Zutherifchen von Schwechenheim.

Am grofen Zehnten find die Kurfürfiliche Hofe kammer, die geiftliche Verwaltung; Das Domfapis tel und dag St. Buidengftift zu Speier betheiliget s Den Glockenzehnten aber beziehet der Neformirte Schulmeifter.

16) Edenkoben. Das größte Dorf in der gan gen Pfalz, zwo Stunden oberhalb Neuftadt füds waͤrts, wird verfcbiedentich, bald Edigkhoven,

#) Cod. diplom. Lauresheim Tom.I, num. 58 & 763 . 4) Hürdtwein Subſid. dipl. Tom. V, p. 292.

Neuſtadt. | 283

hald Sdenkoben gefchrieben,, welcher legte Namen jedoch der gebräuchlichfte ift.

Ums $. 1232 fliftete ein Domberr von Wuͤrz⸗ burg Namens Salomon, ein Nonnenkloſter Eifter: zer Ordens zu Harthauſen bei Speier k). Weil aber Diefe Gegend fehr fumpfigt, und ungefund gemefen, es auch am nöthigen Bau- und Brandholz gemangelt batte, verlegte die Aebtiſſin und der Konvent dieſes Klofter an das Gebirg, wofelbft ihnen Burfard von BBreitenftein , ein Edelfnecht, auch Inhaber der beir den Dörfer Vazzenhoven und Etenkoben einen Plaz für Zoo Mark fein Silberd verkauft, ihnen Dabei Das Vogteirecht, und andere Befizungen überlaffen. Endlich gab ihnen Heinrich von NRupertöberg Den Dritten Theil des Zehntens famt Dem anflebigen Pa» tronatrecht, welche er von Emich Grafen don Leis ningen, und diefer von dem Domftift Speier zu fe den getragen. Das Klofier liefen fie zur Ehre der Mutter Gottes einmweihen, und nannten ed Heils⸗ Druck, woräber Bifhof Heinrich im. 1262 Die de» flättigung ertheilte . Johann von Me; befchenfte ſolches mit dem Zehnten zu 3ubenwilre, mit Öe- nehmigung des KR. Rudolfd von Habsburg, Dem er Dagegen Im J. 1275 feinen Hof und Güter zu Queich⸗ heim zu Lehen aufgetragen. Das Kloſter ſtund unter Der Dbficht der Aebte von Euſſersthal, und K. Ruprecht fezte im I. 1404 feinen älteften Sohn, Pfalzgrafen Lindwis, demſelben zum Schuz und Schirmvogt m). Die niedere Gerichtbarkeit uͤber Edenkoben war der zeitlichen Aebtiſſin zuſtaͤndig, das Dorf aber hatte

—— ———— «) Simonis Beſchreibung aller Biſchoͤffe von Syeier pag- 95 82 104 Oliver. Legipont. in Monaft. Mogunt. pag-46. Die Urfunde aber in Würdrwein Subfid. diplom, Tom. V, pag. 276.

d) Ibid. d. 1. pag. 310 & ſeq. Ada funt haec Spirae in Palatio noftro anno Dominni MCCLK fecundo, in die In- - ventionis $. Crucis.

w) Telner hiftoria Palat. Cod. diplom. num. ECIV.

284 Oberamt

nicht nur fein eigenes Gericht, ſondern weil ſtch darinn viele Pfalz- Zweibrüdifche und Bifchöflich- Speierifche Leibeigene befanden, übten diefe auch verſchiedene Serechtfame aus; welches in der Folge zu mehrern Irrungen Anlaß gab. Deswegen mach» te Kurfürft Ludwig V im %. 1524 zwifchen der Ge— meinde Oedenkoven und der Mebtiffin zu Heilsbruck eine Gerichtsordnung , wornach dieſes Gericht mit Vorwiſſen und Bewilligung des Kurpfälzifchen ne ‚Doms zu Neuftadt von dem Klofter mit einem Schul heife und zwölf Schöffen befezt, die kleine Frevel zwifchen dem Gericht und dem Klofter,, die gröfere Strafen aber zwifchen- lezterm und Kurpfalz jedes⸗ mal zum halben Theil bezogen, auch die Klagen wider des Gerichts oder des Kloſters Schaffners Erkennt⸗ niſſe an die Beamte zu Neuſtadt, oder im Fall der Gegenſtand dazu geeignet waͤre, an das Kurfuͤrſtliche Hofgericht nach Heidelberg verwieſen werden ſoll⸗ ten n). Die halsgerichtliche Obrigkeit zu Edenkoben hatten die Bifchöffe von Speier ald ein beſonderes Vorrecht angefprochen. Darüber fam im J. 1543 ebenfalls zwifchen Pfalz, Dann. der Aebtiſſin und Kon⸗ vent zu Heilsbrud an einem, und: dem Bifchoffe zu Speier am andern Theil ein Vertrag zu Stand, mo: nach nur diejenigen Miffethäter , welche durch des Orts Gericht zur peinlichen Strafe geeignet zu ſeyn erkannt worden, durch die Biſchoͤflichen Beamten abgefuͤhrt und beſtraft werden moͤgen 0).

Kurfürft Friedrich III kam im J. 1560 mit * Nonnen uͤberein, daß ſie ihm gegen Beſtimmung eines lebenslaͤnglichen Unterhalts dag Kloſter abtrat- ten p). Der Kurfuͤrſt lied fünf Jahre darnach Das Kloſter in Befiz nehmen, und ordnete Darüber einen

n) Datum uf Donnerstag nad) Laetare anno &c. 24.

0) Datum Heidelberg Mittwohs nach) Corporis Chrifti anno 1543.

p) Ada Compromiſũ Francofurti in Caufa Aurel, p. I2I.

Neuſtadt. 285

eigenen Schaffner q). Von den Aebtiſſinnen, die ſelbigem vorgeſtanden, find nur drei bekannt, näms lih Eunegund, unter welcher das Klofter ums J. 1260 auf dDiefen Plaz verlegt worden, Dtilia im J. 1514, und Sophia Kiftelin von Dürkheim, die im %,1533 einen neuen Keller gebauet hat.

‚Mit der Gerichtbarfeit blieb e8 zwar bei den vorigen Verträgen, jedoch befchmwerte fi) das Doms ſtift Speier über Kurf. Karl Ludwig wegen Des zu Edickoven eingeführten Zolls, und anderer Eingrife fer). Endlich aber wurden. fämtliche Bifchöflich- Speierifche ‚Gerechtfame Durch den Austaufchvertrag - 90m 7,1709 an Kurpfalz auf immer abgetretten, undıdem Dberamt Neuftadt einverleibt. Ä

Oberhalb des Fleckens entfpringt Die Mühlbache, treibt in. den Geraiden 2 Mahl- und ı Delmühle, wie auch ein Hammerwerf, endlich im Ort felbft 2 Mapl- und Delmühlen, fliefet fodann nach Venningen und Altdorf, und faͤllt bei Hanhofen in Die. Speierbach, Unterhalb-ded Ortes ziehet die von Neuftadt nach Landau, führende Straſe vorbei, der Zoll aber wird im Flecken erhoben. Nordmwärts befindet fich eine Mineralifche Brunnquellezwelcher. eine befondere Heil» fraft zugefchrieben wird,

» Die Bevölkerung belief fih im Jahr 1785 auf 626 Familien, 2799 Seelen. An Gebäuden waren a Kirchen, 3 Schulen, 385 Häufer, nebſt obigen 8 Mühlen. Die Gemarkung enthält 369 M. Aecker, eben fo. viel Wingert, 251 M. Wiefen ꝛc. Auſſer den Seldgründen der Klöfter Heilsbruck und Euſſersthal, befinden ſich in jener Gemarkung feine Freigüter, Se. Durchlaucht Pfalzgraf Karl von Birfenfeld hat vor einigen Jahren nächfi dem Flecken einen anfehn: lichen von dem ehmäligen Landſchreiber zu Neuftadt,

g) Struve Kurpfaͤlziſche Kirchenhiftorie p. 261. 3) Jufitia Caufze Palatinae in Adis Comprom, kibello gra- ya, $pir. P-» 38. di * —*

286 Dberamı

Paul Heinrich don Stengel, erbauten Hof an fi erfauft. ——— Weſtnordwaͤrts zwiſchen Edenkoben und St. Mars tin liegt ein umſteinter Bezirk, der Forſt genannt, woruͤber noch heutigen Tages ein eigenes Huͤbgericht von einem Schultheiſe und neun Schoͤffen angeord⸗ net iſt. Ohne Zweifel iſt der ehemalige oͤffentliche Dingplaz (mallum publicum) des Speiergaues, der in verſchiedenen Urkunden des X und XI Jahrhun⸗ derts unter dem Namen Luthramsforſt vorkoͤmmt, hierunter zu verſtehen s). Die Kämmerer von Worms, Freiherren von Dalberg , tragen den Zehn» ten auf diefem Forſt noch heutigen Tages von Kur⸗ pfalz zu Mannleden t). Der Marftfleden hat kei⸗ nen befondern Wald, fondern ift mit den Dörfern Benningen, Altdorf, Gumersheim und Bebingen an der fogenannten Mittel-Haingeraide betheiligt. Bor Alters befand fih in dem Drte eine Pfar⸗ rei nebft einer Srübemefferei, zum Landfapitel Witer unter Rippurg gehörig. Die Kirche war dem heit, Laurentius gemweihet. Ferner eine Kapelle zur Ehre des heil. Kreuzes. Im J. 1491 ward in der Pfarr⸗ firhe zu Odenkoben ein Altar zur Ehre der beit. Nikolaus und Katharina geftiftet »). Diefe Kirche ‚blieb in der Theilung den Reformirten , die einen Prediger und einen Diakon dahin beftellet haben , wovon lezterer Die Kirche zu Kleinfifchlingen als ein Sitial zu bedienen bat. Die Katholifchen haben im J. 1740 eine eigene Kirche zur Ehre des heil. Johann von Nepomud erbauet, und mit einem GSeelforger beftelt, der unter Dem Hambacher Landkapitel ftehet, und Das Dorf Waldheim mit zu verfehen dat. So⸗

) Man ſehe hievon die Aa. Acad, Palat. Tom. III hiſt. pag.255 ſaq.

5) Ada Comprom. in Cauſa Aurel. Chlingenfperg pag: 168.

#) Würdtmein Subſid. diplom. Tom. IX, pag. 244 & Tom. X,

paßt · 39%

Neuſtadt. 287

dann iſt eine Kirche bei dem Kloſter Heilsbruck, worin aber nur auf Frohnleichnamstag Meſſe geleſen wird. Shen fo haben die Lutherifchen eine Kirche, wozu gleichfalls Waldheim geböret.

Den ganzen Zehnten in der Gemarfung beziehet die geiftliche Verwaltung wegen des Klofterd Heild- bruf, Des Drtd Gericht ift mit einem Oberfchults heife, einem Anwalt, ſechs Schöffen und einem Ge⸗ richtfchreiber beſtellt.

17) Walsheim. Liegtam Gebirge, drei Stun« Den von Neuftadt füdwärts, eine Stunde von Lane Dau nordwärtd. EI find zivei Dörfer dieſes Na⸗ mens im Speiergaue, wovon das eine unterhalb Speier am Rhein gelegen ift, und dDermalen gemei« - niglich Waldſe genannt wird... In dem Karolingis fchen Zeitalter biefen beide Walahesheim. Das ges genwärtige koͤmmt in einer Urfunde des Klofterd Lorſch vom J. 769 mit dem dabei gelegenen Dorfe Roßbach zugleich vor x). Die Vogtei Darüber war vermutblich eine Zugehör der alten Herrfchaft Schar⸗ feneck, wozu wenigitend Die Vogtei über Die ſoge⸗ nannte mittlere Haingeraiden famt dem Wildbann in Den Wäldern, worin das Dorf Walfenbeim mit» berechtiget ift, gerechnet wurde y). Als aber Kurf. Sriedrich I feinem mit Klara Dettin erzeugten Sobne unter andern die Burg Scharfened zugetheilet, fo ſcheinet damals fchon Die Bogtei über dag Dorf Wald» eim Davon audgenommen worden zu feyn. ‚Denn es findet fih feine Spur, Daß felbiged jemald uns ter Die fogenannten Augdörfer gezälet worden. Durch dag Dorf lauft die aus der mittlern Hain⸗ geraide entfpringende Heimbach, treibt zwo Maple muͤhlen, fließt fodann nach. Knoͤrringen, Deflingen,

7 ne ers Beichiäte Rurtlen gelebt 2157. 3) Bremers Geſchichte Kurfürft Sriedrichg I, -prg: in ben Anmerkungen, Ä 4

238 | Oberamt

Hochſtatt, Weingarten und Schwechenheim in den Rhein. Unten am Dorfe ziehet die von Neuſtadt nach Yandau führende Strafe vorbei. Die Inwohnerfchaft belief fich voriges Jahr auf 76 Samilien, 288 Seelen ; die Gebäude nebft 2 Kir— chen und 2 Schulen auf 67 Häufer. Die Gemarkung beträgt 535 M. Meder, 117 und ein: viertel M. Wins gert, 47 M. Wiefen, und 41M. Weide. Die Ge: meinde hat in ihrer eigenen Semarfung feinen Wald, ift aber mit den Dörfern Böchingen, Gleisweiler, Burweiler, Flemlingen, Roßbach, Ramberg und Dernbach in die mittlere Haingeraide zur Beholzung und Weidbetrieb berechtiget. Ä Bor Aterd war ein beftändiger Vikarius nebft einer Fruͤhmeſſerei dahier angeordnet: z), und die Kirche dem heil. Petrus geweihet. In der Kirchen» theilung blieb fie den Reformirten, mit einem eige⸗ nen Prediger, der die beiden im Oberamt Germers⸗ heim liegende Dörfer Bornheim und Knörringen zus gleich bedienet. ‚Die Katholiſchen haben eine Kapelle auf dem Rathhaufe als Filialiſten der Pfarrei Edena Toben, wohin auch die Lutheriſchen eingepfarret find. Der ganze Zehnten wird in drei Löofe vertheiler, wovon die Schlieder von Lachen, die von Helmftatt, jezo die Langhannſiſchen Erben, und der Pfarrer deg Orts jeder ein Drittel beziehen. Den’ Meßnerszehn⸗ ten geniefet der Ref. Schulmeifter. = u Dieſes Dorfhat vormals unmittelbar unter dem Oberamt Neuftadt geftanden ; feit dem mit dem Hoch» ſtift Speier getroffenen Austaufch aber ift die niedere Gerichtbarfeit der nächft gelegenen Oberfchultheiferei Edenkoben übertragen worden.

© 18) Boͤchingen. : Ein beträchtliche oberhalb

des vorhergehenden gelegenes Dorf, wird : den. Lor⸗

x) Würdtmwein Subfid, diplom. Tom. X, pag. 301.

Neuſtadt. 289

Lorſcher Urkunden, und zwar in einem Schankungs briefe vom 768 Bochinheim, anderswo auch Bucchingheim und Buckinheim, Boͤchingen und Buͤckingen genannt a). |

Es foll eine Zugehör der Herrſchaft Scharfened sewefen feyn, Diefe aber mehrere Ganerben gehabt haben, unter. welchen Johann von Kirmweiler feinen Theil fehon im J. 1339 an Pfalzgrafen Rudolph IE Fäuflich überlafen hat db). Johann von Scharfenegg trug im J. 1363, alle feine Befizungen dem Pfalzgra> fen Ruprecht I zu Mannlehen auf, und K. Ruprecht bemilligte im J. 1403, daß Hermann Herr zu Schars feneck den fechsten Theil davon an Hannfen von ‚Helmftatt verfaufen durfte. Einen andern Theil be= fajfen die Herren von Stralenberg, den fie wieder zu Afterlehen begeben hatten. : Als Johann von Stras Ienberg im J. 1408 mit Tod abgieng, fiel al fein Recht der Pfalz heim. König Ruprecht belehnte da» ber in befagtem Jahre Heinrich von Zeifenfheim den ältern für fich und Heinrich von Luftatt, dann Georgs von Zeifenfheim, Ritters, wegen mit Böchingen dem Dorfe famt allen Zugehörungen in Gemeinfchaft c). "Dadurch ift alfo Böchingen von jener Herrfchaft ab» gekommen, und in der Folge andermärtd zu Lehen begeben worden, in welcher Eigenfchaft e8 auch, foviel Davon befannt, annoch im XVI Jahrhundert Wernher von Zeiskheim, nachihmaber Kaſimir Hein sich von Steinkallenfels, und zulezt der abgelebte Kurpfälzifche Hoffanzler, Joſeph Anton Freiherr von: Reibeldt, empfangen haben.

Verwichenes Jahr zählte man: dahier 117 Fa⸗ milien, 471 Seelen, ı Kirche, ı Schule, 95 Haͤu⸗

a) Codex dipl. Lauresh. Tom. II, num.2119 (qq.

6) Ada Cömprom. in Cauſa Aurel. p. 125. |

#) Datum Heidelberg im J. 1408 uff den nechften Donners⸗ tag nad unſer Frumwentag, ald ſy zu Himmel fuhr, Afe

[4

fumptionis zu Latin,

Pf. Geographie. 11, Ch. x

\

209 Oberamt |

fer nebſt a Mühlen. Die Gemarfung-enthält 463 M. Aecker, 122 M. Wingert, 39 M. Wiefen, 2 M. Gaͤr⸗ ten, und 18 M. Weide.

Vor der Reformation war in Böchingen eine Paſtorei nebſt einer Fruͤhemeſſerei d), bernach ift der Lutherifche Gottesdienft darin eingeführet worden. Die Katholifchen find nach Gleisweiler im Oberamt Germersheim eingepfarret.

19) Sasloch. Diefes ift nach Edenkoben wohl

das größte Dorf in der Pfalz, zwo Stunden’ von

Neuſtadt oſtwaͤrts gelegen. Deffen wird in einer lir= Funde vom J. 902 gedacht, wonach K. Ludwig dag Kind feine Befizungen im Speiergaue, und in dem. Dorfe Haſelach, beftehend in drei Huben Landes, der Abtei Weiffenburg verlieben hat e). Die Gericht: barfeit ward anfänglich von den Saugrafen, und als Diefe mit dem XI Jahrhundert in Abgang gefom: men, von den Landvögten des Speiergalied verwal⸗ tet. Unter dieſen fiengen Die Kaifer an verfchiedene Guͤter und Gerechtfame anderwärtg zu verleihen, be» bielten aber dag Eigentum und die Oberbothmaͤſig⸗ Zeit dem Reiche vor. Auf folche Art befam fchon Bi⸗ ſchof Heinrich zu Speier von den Königen Wilhelm und Richard ein Pfandrecht auf soo Marf Silber nebft Der Nuzniefung beider Dörfer Hafelach und Büchel, Die er nach feinem im J. 1272 errichteten Zeftamente zu Bezahlung des Domfüftd Schulden zu verwenden befahl 5), bald bernach erhielten die Pfalzgrafen Die Landvogtei des Speiergaued, mit» bin auch Die Dberbothmäfigfeit mit allen anflebenden Rechten. K. Ludwig IV verpfändete im J. 1330 feines Bruders Söhnen , den beiden Pfalzgrafers Rudolph und Ruprecht, mitandern Des Reihe Staͤd⸗

nn,

d) Würdtwein Subfid. diplom. T.X, p- 30I. fe) Schöpflin Allat. diplom. Tom.I, p. IOO, num. CKAVIL, dl Hördewein Subfid. diplom, Tom. IX, pag. 174.

/

Neuſtadt. 291

ten, Burgen, Guͤtern, Landen und Leuten, Haſe⸗ lach das Dorf, und Bohel Dad Dorf ıc. um 6000 Mark löthigen Silbers g), befahl ihnen auch zwei Jahre darnach die Wildbänne in des Reiches Wäls dern im Speiergaue, befonderd im Haslocher Holz zu hegen A).

Die Grafen von Leiningen, welche vorhin das Landgericht eine zeitlang gehabt, wuſten auch ver—⸗ ſchiedene Güter und Gefälle daſelbſt an ſich zu brin⸗ gen: wie dann Sodann vor Leiningen, Domberr zig Straßburg, im J. 1346 allen Theil feiner Beſizun⸗ sen in den Dörfern Haſelach, Bohel und Ugelnheim feinem Bruder Emich V damaligen Landrichter im Epeiergaue, gefchenft haben folle i). ? |

Ruprecht der ältere, der jüngere und jüngfte, falzgrafen bei Rhein, verpfändeten im Jahre 1379 mit Bewilligung des Röm. Königs Wenzel mehrere Kandegftüde, unter andern aber auch Drei Theile am den Dörfern Hafelach, Ugelnheim und Bohel, an Emid Grafen von Zeiningen um 30 taufend guter. Schwerer Gulden von Florenz x), dergeftalt jedoch⸗ Daß es der Graf wiederum zu Mannlehen empfane sen mufte, und der Pfalz die fedesmalige Wieder löfe vorbehalten blieb. Der übrige vierte Theil muß fchon zuvor mit einer Pfand- ımd Lehenſchaft befan⸗ gen gemefen feyn, indem Engelhard von Hirzhorn. Der um die Mitte des XIV Jahrhunderts gelebt,

ey | . ; .g) Ioannis in animadverfionibus ad Tolneri. bil. Palat. Capı

- 1 &c pag7S .

%) Geben zu Nürnderg an dem Montag vor Cathatine , da man zalt dreizchen Hundert Jate, und darnach im zwei und dreifigften Jare. | |

’) Diefe Urkunde, ſo geben anno 1346 feria ſecunda ante feftum beati Luce Evangelifte , fol in dem Hartenburgis fhen Archiv vorhanden fepn.

%) Geben zu Heidelberg uff Dienstag nach dein zwölften Tag Epiphania Domigi Zu Latine genannt, nach Chri⸗ fine Geburte 2379, 5 as

| 22

29% Oberamt

ſich Herrn auf Haſeloch, Bohel und Igelnheim ge⸗ ſchrieben hat )y. Weil fein Sohn gleichen Namens ſich im J. 1383 die Reichsacht auf den Hals gezo⸗ gen, ſo mag dieſes Lehen wieder eingezogen worden

eyn. | |

In der zwifchen K. Ruprecht Söhnen vorge» gangenen Erbtheilung. wird zwar dieſes Hasloch mit feiner Zugehör ausdrüdlich nicht benennet 5 aus der Folge ergibt fich aber, Daß folched zu Herzogs Ste— phan Theil gefchlagen worden fey, jedoch mit Vor⸗ behalt der Oberherrlichfeit. Denn, als Graf Emich von Leiningen im J. 1421 don einem Burger eine Hofraide gekauft, und Darauf ohne Bewilligung fei= ned Lehenherrn eine Burg erbauet hatte, ward er nach Mei für Gericht gefordert, wo des Kurfürften Ludwig III Sürfprecher, Eberhard Feker von Geis ſpizheim, ihn: anflagte „„Daß er einen burgerlichen ». Bumwe in dem Dorf Haffelach, das von finen Gna⸗ „den zu Lehen gee, gebumet, und unfern Herrn „von Mainz darin gefagt, und auch daffelb von „ime nit empfangen hab, darum folches dem Pfalz» grafen ıc. verfallen fin ſolle.“ Hierauf lied Graf Emic Durch feinen Fürfprecher, Adolph Grafen von Naſſau, antworten: „Er hab unfern Herrn vom „Mainz in fin Eigen, und nit in fin Lehen zu Haſ⸗ „ſelach gefezt, und den Buwe, den er felbft ge= „buwet, hab er uf fin fry eigen Gut gebumen, und z, meinte auch, daß folches vor die Manne nit ge» „dhorte ic. m). |

) Bumbracht hödhfte Zierde Deutfchlandeg Tab.2. Ge: dachter Engelhard von Hirihhorn hatte naͤmlich dem Pfalzgrafen verfchiedene Kapitalieu vorgefchoflen. |

”) ‚Die desfalld und mehrerer Klagpunften halber ausgefer⸗ kigte Rachtung fängt an: „Wir Johannes Grave zu »‚, Wertheim befennen ıc. ald der Durdleuchtige Ludwig or Mialzgraue rc. und zu finem Nichter gefazt, und bes v‚ Fohlen das Gericht mitdiefen hinnach befchriebenen er Grauen, die daſelbs gegenwärtig waren , zu behegen,

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Neuſtabt. | 293°

Als Bas Manngericht Die Sache nicht gleich ent: ſcheiden fonnte, wandte fih Kurfürft Ludivig an Kaie fer und Reich, darum daß ‚, Haffelbach des Riches „, Eigenthum, und fin Pfand fy von dem Riche, „Sraue Emich aber folche Pfandfchaft fürbag von z, ime und finer Pfalz zu Lehen hab, fich alfo nit y, von Ehren und Endes wegen gebühre, daß er des „Riches Eigenthum an yemant anders flelle, oder „anderswo vertheidige, Dann vor einem Nömifchen „, König und den Kurfürften, und darum fo zuͤhe y, und berufe er fih dahin ‚, »). Allein der Graf lieg e8 Darauf nicht anfommen, fondern erfannte dies fe neugebaute Burg ebenfalls als ein Kurpfälzifches Leben, worüber ihm auch Kurf. Ludwig III im J. 1424 den Lehenbrief ertheilet 0): Derfelbe both her» nach im %. 1432 eben diefem Kurfürft ihm zu vermwils ligen , fined Sohns Schafridtd Yunggrauen zu Leis ningen Hausfraw auf Die Dörfer Hasloch, Bohel, Ugelnheim und St. Gilgen ꝛc. Doch feinen Gnaden und Erben der Mannfchaft und Lehenſchaft daran unfchädlich, zu bewidmen p).

Wegen des Leibeigenfchaftsrechted zu Hasloch

„mit Namen Grave Philippe von Naffau, und zu so» Searbrüden, Tohann Graue zu Gazenelnbogen, Jo—⸗— „hann Graue zu Naflau dem eltern, Kriederih Grauen „zu Meldenz, Thomas Grauen zu Nine, Bernhard „und Wilhelm Grauen zu Eberftein Gebrüdern, So: „hann Wildgraue zu Dun und Kirburg, Ringrauen „lzzum Stein, Dtten Rugrauen Herrn zur Nuwen und „, Alten Beimburg „„ Geben in dem Jare als man zalt nad Chriftus Geburt 1423 uf Samftag St. Barbarentag « bie heil. Jungfrauen. *

a) Und iſt dieſes Appell. Inſtrument in der Burg Allzei den ſechsten December ꝛc. 1423 ufgerichtet durch Johann Erb: ſtatt von Wonneck verfertigt und unterſchrieben.

0) Der Lehenbrief iſt geben zu Heidelberg Freitags vor dem Eontag Milericordias Domini MCCCCKKIV.

>) Geben uf Montag nad Gantate im J. 1432 Daraus wird auch der Geſchlechtsnamen der Gemahlin des Grafen Schafrids Fennbar, |

T 3

i

*

294 | Dberamt

entftunden zwiſchen Kurf. Friedrich und Herzog Yudwig dem Schwarzen zu Beldenz Strittigfeiten welche im J. 1456 zu Speier dahin entfchieden wors Den, daß beſagtes Recht der Pfalz allein zuftändig feyn ſolle. Weil bald hernach gedachter Herzog Lud⸗ wig mit dem Grafen Emih von Leiningen ſich im feindliched Buͤndniß wider den fiegreichen Kurfuͤrſt eingelaffen, fo muften auch beide feinen gerechte Born empfinden, da er gleich im Anfange Des Jahrs z460 die drei Dörfer Hasloch, Böhel und Ygelheim Durch feine Bauern in Brand fteden, bernach ins Sommer auch Das Leiningifche Schloß einnehmen, ch von den Unterthanen huldigen, in folgenden ſolches ebenfalls durch ſeinen Vizdom zu Neuſtadt anzuͤnden, und ſchleiffen laſſen. Wiewohl er ſich nun mit dieſen beiden Feinden wieder verſoͤhn⸗ te, und dem Grafen dag geſchleifte Schloß einraums te, fo behielt er fih Dennoch das ewige Defnungs« zecht darin, und die Halbfcheid an den Dörfern Has⸗ loch, Böhl und Igelnheim ausdrädlich vor g), die er fodann dem Herzog Ludwig von Veldenz überließ, Hingegen geftattete Diefer dem Kurfürft in Haßlocher und anftoffenden Wäldern, fo weit er von Gemein⸗ ſchafts wegen zu jagen, und des Wildbannd zu ges brauchen gehabt, felbft zu bejagen vr). Als aber die Zeiningifchen ®rafen fich im J. 1470 abermalg gegen ihren Lehenherrn empört hatten, fagte er ihnen die von ihm getragene Lehensftüde auf, erklärte fie der» felben verlurftig, und nahm folche wieder felbft in Beſtz s), wobei ed auch big aufdie unglüdliche Baie⸗ riſche Fehde geblieben ift, indem die Grafen fich da= mals der Dörfer Hasloch, Böhl und Igelnheim wie⸗

4) Kremers Befchichte Kurf. Sriedrichg I pag. 149, 192,

231. 'n Datum Alzei uff Freitag nah der Hiligen dreier Königs tage ıc. 1463.

J Geben uff Montag St, Thomas Abend anno 1473.

Neufiabe. a93

der bemeiſtert haben. Den Veldenziſchen Antheil ver⸗ ſchrieb Herzog Kaſpar von Zweibruͤcken ſchon im J. z481demKurf. Philipps t). Nun ward zwar Durch PBermittelung Herzogs Ulrich von Würtenberg zwi⸗ fchen gedachten Kurfürften, Emich und Heflen Ges brüdern Grafen von Leiningen ein Vertrag errichtet, wonach die drei Dörfer ihnen wieder zu Lehen ge: reicht werden folten u), allein e8 blieb folcher ent⸗ weder unerfüllt, oder Dauerte Doch nicht lange. Denn ald Graf Emich wider ein ausdrüdliched Verboth Dem Kön. Ludwig XLI in Frankreich deutfche Huͤlfs⸗ völfer zugeführt hatte, verfiel er im J. 1510 in Die Keichsacht, und ward dadurch aller Lehen verlurftig, jedoch hernach wieder zu Gnaden aufgenommen. K. - Mapimilian I vermittelte im J. 1518 zwifchen Kurf. Ludwig V und gedachtem Grafen Emich VIII und feinem Sohne einen neuen Vergleich, wonach Kurs pfalz der halbe Theil an den Dörfern Hasloch, Boͤhl und Igelheim mit aller Oberherrlichkeit, Renten und Zinſen, auch der Haslocher Wald mit deſſen Zuge— hoͤr ſamt dem Wildbann gegen Abtrettung der Jagd im Wachenheimer Wald uͤberlaſſen worden x), Mit der andern Haͤlfte ſamt dem Burgſtadel zu Haßloch ward der Graf im J. 1522 von dem Kurfuͤrſten be⸗ lehnet y).

Von dieſer Zeit an beſtehet in gedachten drei Dörfern, jedoch vorbehaltlich der dem hohen Kurs haufe alein zuftändigen Hoheitsrechte , eine förmli» che Gemeinfchaft. Bon Seite Kurpfalz ift ein Zaut, und von Seiten Leiningen ebenfalld ein Beamter ans»

#) Datum Germersheim uff Moutag nah St. Simon und Judas ⁊c. 1481. «) Geben zu Speyer uff St. Peterstag ad Vincula &c. 1506 x) g Augsburg am erften Tag des Monats Dctos 9) Geben zu Heidelberg uff Samſtag nah unfers Herr Srohnleichnamitag aıno 1522. De n vez 24

2096 Dberamt

geordnet; der Fautheifchreiber ift gemeinfchaftlich. Da indefien Die Semeinfchaft in Abficht auf die hobe Landes- und übrige Herrlichfeit noch immer zu neuen Irrungen Anlaß gab, ward endlich Die Sache güts lich ausgemacht, und Die Srafen von Feiningen ſtell— ten im $.1682 eine Erklärung aus, womit fie auf alle zur KRurpfälzifchen Landesboheit gehörige Rechten für fih und ihre Erben Verzicht thaten z).

Durch den öftlihen Theil der Haslocher Semar- kung lauft Die Rehebach, und durch den füdlichen Die Speierbach. Erftere treibt drei, leztere aber nur Die Kameralfrohnmuͤhle. Hasloch hatte vormalg feis ner eigenen Blutbann, wozu die peinliche Richtftätte gegen Dften an der Rebbach errichtet war. Die feir ningifche Burg lag in dem Dorfes; es ift aber der— malen weiter nicht mehr als der Plaz, worauf.foiche geftanden, im Andenten. R Im I. 1785 wurden 607 Samilien , 2494 See« len, 3Kirchen, 3 Schulen, 483 gemeine Häufer das bier gezählet. Die Gemarkung enthält 3442 M. Aecker, 72M.Wingert, 911 M. Wiefen, 89 M. Gaͤr⸗ ten, 359 M. Weide, 4540 M. Wald, Unter jenen Seldgründen find auch die Güter begriffen, welche Die Kurfürftliche Hoffammer, dag Stift zu Neuſtadt, und der Reformirte Pfarrer allda in Befiz und Ges nuß haben. Die Waldung beftedet in 15 Diftrifien, und gehöret der Gemeinde. Sodann befizet Die Kurs pfälzifche Hoffammer einen Bezirt von 40 Morgen, der Fuͤrſt von Leiningen eben foviel, und dag Stift Neuftadt den fogenannten Reuterwald von ı2 Mor:

en, welche fämtlich unter der Hute des Foͤrſters zu gelnheim ftehen,

Bor der Reformation mar zu Hasloch eine Pfarre firhe, und eine Kapelle mit einer Fruͤhemeſſerei, beide zum Landfapitel Buhel gehörig a). Erftere

x) Geben den Iöten und 22ten Juny 108% «) Hürdtwein Subfid. diplom. Tom.X, pag- 310.

Neuſtadt. 297

war dem heil. Gallus geweihet, iſt aber eingefallen, und eine andere errichtet, dieſe auch im Jahr 1752 wieder neu aufgebauet worden, In der Kirchenthei⸗ lung fiel folhe den Reformirten zu, Die Darauf einen Prediger, und neben ihm einen Pfarrvikarius ans geordnet, der das Filial Böhl verfehen muß. Die Katholifchen haben im J. 1756 eine eigene Fleine Kirche erbauet, die ein Filial der Pfarrei Boͤhl ift, Die Lutherifchen find auch mit einer Kirche verfehen, wozu die Dörfer Igelnheim, Böhl und Meckenheim eingepfarret find, | Am grofen Frucht- und Weinzehnten beziehet die Kurfürftlihe Hoffammer 4 Neuntel, die geiftli- che Verwaltung auch fo viel, und die Schlieder von Lachen das übrige Neuntel 5 den Nordhofzehnten die. Pfarrei Igelnheim, den Haarzehnten das Hofpital Branchweiler und die Pfarrei zu Hasloch, den Glo⸗ denzebnten aber Der gemeine Glöckner, | Das Dorfgericht ift mit einem Schultheife, Ans wald und vier Gerichtefchöffen beftelt; die Gericht- - fchreiberei aber verfiehet Der zeitliche Fautheiſchrei— ber. Gelbiges führet im Siegel einen doppelten Ringhacken in Geftalt eines 2 in einem mit der Gras» fenfrone bedeckten Herzfchild,

20) Boͤhl, ebenfald ein beträchtliched Dorf, Drei Stunden von Neuftadt offwärtd entlegen, wird in einer Lorfcher Urfunde vom J. 780 Buhilo 5), in einer andern Urkunde aber vom J. 1249 Bubilin genannt, Es war damals, wie Hasloch, ein dem Reiche unmittelbar zugehöriged Neichsdorf, bie eg im J. 1330 von K. Ludwig IV an feine Vettern die Pfalzgrafen mit andern Städten und Dörfern vers pfändet worden iſt. Seit dem hatte ed mit Hasloch und Igelnheim ein gleiches Schickſal, und ftand mit ihnen in unzertrenntem Zufammenhang. IE a Een me

#%) Codex diplom. Lauresh.’Tom. IT, an 2085,

' 5.

298 Oberamt

Durch den ſuͤdlichen Theil der Gemarkung, und Den mit dem Dorf Igelnheim gemeinfchaftlichen Wald fliefet Die Rehbach nach Schifferftatt. Aus derfelben gehet ein Eleiner Ablauf, der Pfublgraben und Boͤhl⸗ graben genannt. Durch Das Dorf ziehet eine gemeis ne vom Gebirge nach Speier, und an den Rhein führende Landftrafe.

Dafeldft fanden fich voriges Jahr 224 Familien, 001 Seelen. 3 Kirchen, 3 Schulen, 191 Häufer, Sn der Gemarkung 2437 M. Meder, 40 M. Wingert,

357 M. Wiefen, 42 M. Gärten, 2089 M. Weide, und 2030 M. Wald.

Unter den Feldgründen find begriffen ı) das fo» genannte Koͤnigsgut, welches Kurpfalz allein zufläns Dig ift, 2) Das Grosherrngut, welches zur Gemein ſchaft gehoͤret; 3) befizet Die geiſtliche Verwaltung einige zu den Klöftern Diterberg und Seebach ein» fchlägige Guͤter; 4) das Domftift Speier aber dag Kellerei- das Präfenz- und dag fogenannte grofe ©artengut. Die übrigen find 5) das Speierifche Hofpitalgut, 6) dad Naronifhe, 7) das St. Ger⸗ manggut, 8) die St. Buidongflift, 9) die Auguftis ner, Io) St. Klaren, 11) St. Magdalenenflofter, und endlich ı2) Die Böhler Kirchengüter, welche nebft dem Bröüffelifchen Hofgut zuſammen die halbe Gemar= fung ausmachen.

Die beträchtliche Waldung befigendie beiden Ges meinden Böhl und Igelnheim mit einander in Ges meinfchaft, jedoch fo, daß erfterer zwei, und lezte⸗ rer nur ein Drittel Davon gehören.

Vor der Reformation war Dahier der Siz des ganzen Landkapitels c). Der Kirchenfaz gehörte da» mals den Befizern des Orts d). In der Kirchen»

e) Würdtwein Subfid. u Tom.X, Pag. 305 & 310.

d) Philippus D. G. C. P. R. &c. notum facimusy quod honorabili Dno. priderico Groskopf Paftori Ecclefie Sti. Silvefris ville Bühel Spir. dioeces. cujus quidem Paſto-

Neuſtadt. 266

theilung fiel gedachte Kirche zum Loos den Katholi⸗ fchen , welche Darauf einen Pfarrer beſtellt, ihm auch Die Filialen Hasloch und Igelnheim eingepfarrt ha» ben. Er gehört nunmehro zum Deidesheimer Ka— pitel. Die Reformirten haben auch ein eigenes Beth» haus, und eben fo die Lutherifchen ein Kirchlein ges bauet. Beide find Filialen von Hasloch,

Am grofen Zehnten beziehetdag Domftift Speier zwei Fünftel, Das St. Georgi Spital Dafelbft eines - und Der Katholifche Pfarrer auch eines, an Dem übris gen Fünftel beziehet das Stift Neuftadt die Hälfte, Der Fürft von Yeiningen aber, und die Weiffenfleie nifche Erben die andere Hälfte. Don einem fichern Bezirk, welcher vormals den Herren von Hirfchhorn gehört haben folle, beziehen die Brüffelifche Erben Den fogenannten Stodzehnten. Der fleine Zehnten wird in drei Looſe vertheilt, woran der Fürft von Leiningen, die Weiffenfteinifche Erben, und der fas sholifhe Pfarrer in gleicher Maaſe ein Drittel ges niefen.

21) Igelnheim. Ein gleichfalld grofed Dorf, oſtwaͤrts gegen Speier gelegen , wird in den Porfcher Sahrbüchern Uchelnheim e), in der GStiftungsur:« Funde des Klofterd Sinsheim vom J. 1100 Ugulen« beim: genannt f). Sn der Folge werden die drei

Dörfer Hasloch, Boͤhl und Igelnheim immer in einer voßfommenen Verbindung angetroffen, Alles was alfo dei Hasloch gefagt worden, findet auch bei Diefem feine Anwendung.

rye difpofitio & collatio racione Comitatus in Lyningen ad nos pleno jure pertinerc dinolcitur, ut ipfam Pafto-i riam honorabili Viro Mgr. Martino de Landoya Cuftod. Ecclefie S. Philippi Confefforis in Cellis Mag. dioec. &e permutare poflit &c. noſtrum &c. datum Heidelberg XXVII Menfis Iuny 1482. e) Cod. diplom, Lauresh. Tom. III, num. 3659, S) in Aa. Acad. Palat, Tom. Ill, paz- 277 ·

300 Dberamt

Die Rehbach fliefet auf der füdöftlichen Seite Des Dorfes vorbei. Diefe Bach ift vormald nach dem Stiftungsbriefe des Klofterd St. Lambrecht CLangwata, oder nach einer Urfunde K. Heinrichs IV vom $. 1063 über den Forft Luizhard, Lanck⸗ wadum g) genennet worden. Yin einer andern Ur⸗ funde K. Adolphs vom J. 1297 erfcheinet fie unter Dem Namen Rehbach A). Aus derfelben ziehet ein Graben, der Durch dag Dosf geleitet ift, und fich unterhalb deſſen wieder mit derfelbigen vereiniget. Nächft dem Dorfe treibt gedachte Bach die den beis den Orten Böhlund Igelnheim zuftändige Fronmuͤhle.

An eben Diefer Bache, und nächft dem Dorfe bat vorzeiten ein anderes Dörflein oder Weiler, Namens Langquit beftanden, welches wahrſchein⸗ lich von der Langwade feine Benennung gehabt. Das Speierifche Spnodalregifter vom J. 1474 thut von einer Raplanei des heiligen Aegidius in Langquit Er» wehnung 3). Vielleicht war ed dasjenige St. Gilgen, worauf des jungen Grafen Schafrid zu Leiningen Gemahlin mit bewidmet worden k). Dermalen wird es verſtuͤmmelt der Kiliengarten genennet. _

Igelnheim hatte verwichenes Jahr 250 Fami⸗ lien, 993 Seelen; 2 Kirchen, 2 Schulen, 193 bürs gerliche Häufer., Die Gemarfung enthält 1077 M. Meder, 292 M, Wiefen, 28 M. Gaͤrten, 277 M. Weide, und 2030 M. Wald,

Unter den Feldgründen find auch Güter begriffen, welche die Rurpfälzifche Hoffammer als eine Zugehör des Schlößleing Hiltenprantsed, und wegen ber Fau⸗ thei befizets fodann die dem Katholifchen Pfarrer zu Boͤhl und Reformirten Prediger zu Jgelnheim anges. wiefene Grundſtuͤcker wie auch ein zum Stift Neu⸗ —e lbidem pag. 276 , Prob.XI.

4) Lehmann Speierifche Chronif Lib. v, 124.

i) Würdtwein Subfid. diplom. Tom. X, pag. 310, k) Sieh oben ©, 293.

/ Neuſtadt. 30 1

ſtadt gehoͤriges Gut. Die Groͤſe des Waldes iſt nur ungefähr berechnet. Die Gemeinde Boͤhl, wie das feldft bemerkt worden, hat zwei Drittel daran. Fün Bezirke-darin find der KRurfürftlichen Hoffammer als fein, und verfchiedene andere dem Domftift, dem St. Buidongftift, dem Klariffenflofter und Dem H0> fpital zu Speier, dann dem Freiherrn von Dalberg, den Brüffelifchen Erben, und einigen Unterthanen zuftändig. In dem Hofpitalwalde liegt der Lilien- garten, mwofelbft noch vor furzer Zeit ein. Meierhof geftanden, der vermuthlich von dem eingegangenen Dörflein Langquit übrig geblieben ift.

Bor der Reformation war zu Igelnheim eine Pfarrei und eine Dazu gehörige Kapelle St. Negidii in gangquit. Die Kirche war den beiden Apofteln Simon und Judas gemeihet, fiel aber in der Kirs chentheilung zum Loofe der Reformirten, deren Pres diger die Filialfirche zu Klein-Schifferftatt mit zu verfeben hat. Die Katholifchen haben im J. 174L auch eine eigene Kirche aus gefammelten Allmofen erbauet, find aber Silialiften der Pfarrei Boͤhl.

Den Zehnten hat Die Gemeinde vor langen Jah⸗ ren don dem Hofpital zu Speier, nebft einem Bezirs fe im Haslocher Felde Fäuflich an fich gebracht, mwo« für fie aber Die Reformirte Kirche und den Pfarrhof bauen und unterhalten, auch den Prediger und Schul: Diener. befolden muß. Erfterm ıft der kleine Zehnten zu feindih Genuſſe angemwiefen, |

Nebſt dem Dorfgericht, wozu dem Fauthei- und Gerichtfcehreiber von Hasloch ebenfalld gehöret, bes ſtehet auch über einen gewiffen Weidbezirf, die San» erb genannt, ein befondered mit den Gemeinden zu Hasloch und Böhl gemeinfchaftliched Hubgericht,, Das fich vor etwa fechzig Jahren von dem ordentlis chen Dorfgerichte abgefondert, und die davon fallen⸗ den Nuzbarkeiten zugeeignet haben fol,

302 | Oberamt

22) Rloſter Limburg. Dieſes ſchoͤne derma⸗ len nur in ſeinen Truͤmmern noch ſichtbare Kloſter liegt auf einem runden Berge hinter der Fürftfich- Zeiningifchen Nefidenzftadt Dürkheim an der Hart, vierthalb Stunden von Neuftadt nordwärtd‘, und zwar in einer folhen Höhe, daß der Rheinftrom von Den Badifchen bis an die Heffen-Darmftädtifche Graͤn⸗ zen Davon Äberfchen werden fann. Daß es urfprüng- lich eine Burg gemwefen, darin flimmen die Chronicden und bewährteften Geſchichtſchreiber überein. Gewiß ift auch, daß dieſe Burg famt ihren Zugehörungen den Rheinfränfifchen Herzogen, und den aus ihnen entfproffenen Salifchen Kaiſern mit der ganzen Ges sichtbarfeit über die alda zufammen ftoffende Wormg- und Speiergauen unterworfen gewefen H.

K. Konrad II faßte aber den Entfchluß folches in ein Gotteshaus zu verwandeln, und zwar aus Dem Grunde, weil fein Sohn Konrad fich zu einer Beit, wo er fih mit den feinigen eben zu Limburg aufgehalten, zu Todt gefallen, und in gedachter Burg feine Ruheftatt gefunden haben folle m). Wenn die vorhandene Nachricht gegründet ift, fo hätte gedach⸗ ter Kaifer fchon im J. 1029 dem damaligen Abt zu Stablo aufgetragen dieſe in der Wildniß gelegene Burg in ein Klofter, und zwar unter Dem Schuz des deil. Evangeliften Johannes zu verwandeln »). lm nun feine fromme Abficht gänzlich zu erfüßen, legte er auf Einrathen feiner Gemahlin Gifeld” de ı2ten Zage Ded Heumonats 1030 den erſten Stein zu einer Kirche, reifete des andern Tages in der Frühe nach

ı) Diefes hat der gelehrte Herr Profeffor Crallius in Dif- Sertat. de Ducatu Franciae Rhefianae Ad. Acad: Palat, Tom. III überzeugend bewiefen. n

m) Simonis Befchreibung aller Bifchöffe zu Speier Pag. 35.

* Annales Ord. Stl Zenedini Tom, IV, Pag: 356,

Meufladt, 303.

Speier, und machte zu einem neuen Bau der dortis gen Domkirche gleiche Anftalten. |

Diefed Baumefen muß fehr eifrig betrieben wor⸗ Den feyn, weil Der Kaifer fehon im J. 7032 die Abs tei Aintburc dem damaligen Bifchof zu Speier Res giner und feinen Nachfolgern zum Eigentum Derges ftalt übergeben, Daß Diefe Derfelben beftändige Be⸗ ſchuͤzer feyn folten o). Da die Urkunde Darüber zu S.ineburc felbft ausgefertigt worden, fo ift e8 ein Beweis, wie fehr dem Kaifer die Vollendung des Werkes angelegen gewefen. Eben diefer Kaifer bea gabte folches Klofter im J. 1035 mit feinen eigenen Gütern zu Dorenkheim, Wachenheim, Sciferftad, Greudentheim und in Der Wetterau, und machte wes gen der dem zeitlichen Abt zu leiftenden Dienftbara feiten eine feierliche Sazung p). Das ganze Gebaͤu famt dem Klofter ſoll jedoch erft von K. Heinrich IV nach einem Berlauf von zwölf Jahren vollendet, ald» dann aber einigen Mönchen und ihrem Abt unter der Megel des heil. Benediftug übergeben, auch Die Kira che zur Ehre 11. L. 5. Maria, des heil, Kreuzes und Evangeliften Johannes eingemweihet worden feyn. Befagte Kirche foll an Groͤſe und Pracht wenige ihres gleichen gehabt haben, indem ihre Länge fich über 250 und die Breite über 140 Werffchuhe erjiredet. Darin befanden ſich zo Altäre, und vom untern Eins gange bis zum Chor eben foviel feinerne Säulen, jede bis 20 Ehlen hoch und zwo Ehlen dick, die auf grofen Fußgeftellen geruhet, und oben durch ein Kreuzgewölb mit einander verbunden gemwefen g).

+) Die Urkunde befindet fi in des Herrn MWeihbifchofs Würdtwein Subfid, diplom. Tom. IV, p- 318.

‚?) Data XVI Kalend. Februarii anno Dominice incarnationis MXXXV indid. III &c. Adum Lymperg &c. Vid. Libellus Revifionis des Grafen Friedrich von Leiningen und der Gemeinde Dürkheim, in Caula Dechants und Kapitels zu Speier ıc.

9) Trirhemins Shron. Hirfaug. Tem. I, p. 170.

304 Oberamt

So lang nun das deutſche Reich von den Sali⸗ ſſchen Kaifern beherrfchet wurde, nahm dag Kloftee Limburg an feiner Herrlichkeit und Einkünften immer zu, hatte auch die befondere Ehre, daß deſſen Aebte meiftentheild auf den Bifchöflihen Stuhl zu Speier erhoben wurden. Als aber Lothar II aus Sachfen Kaifer ward, und Diefer in Dem wider feinen Gegner, Herzog Konrad von Hohenftaufen, geführten Kriege ums J. 1128 die Stadt Speier etliche mal belagerte, mufte das Klofter, das unter dem Schuze der Bis fchöffe fund, aud vieles Ungemach erdulden 5). Jedoch fcheinen um eben dieſe Zeit die nächft Dem Klofter beftandene drei Nonnenflöfter Seebach, Haus fen und Schönfeld, alle drei des Bencdiktinerors —— entftanden zu feyn s). Hingegen ſuchte Bis hof Günther von Speier ed wieder auf eine andere. Art zu entfchädigen, da er die Probftei Naumburg in der Wetterau, die feinem Vorfahr Rudeger, ge» nannt Huozmann, bereits im J. 1086 don K. Heine “sich III zum Eigentum übergeben worden war, Dem Klofter Limburg mit allen Zugehörungen im J. 1149 für allzeit einverleibet hat. Die Aebte fchalteten bernach mit den Gütern und Gefälen ſowohl diefer Probſtei ald des Klofters felbft nach ihrer Willkuͤr, gaben viel zu Lehen, und verfchenften fogar einige Rechte an anderes wie denn der Abt Ulrich im J. 1231 das Patronatrecht zu Heldenberg dem Doma fiifte Mainz auf fiihere Bedingniffe abgetretten hat 2). Um diefe Zeit verordnete der Bifchof von Speier, Daß da die Nonnen im Klofter Haufen von ihrer Zucht abgemwichen, und an ehrbarer Lebfucht Mangel ges litten hatten, fünftighin Feine Nonne mehr aufge: noms

PS

j) Joh. Adam Bernhard Wetterauifhe Alterthumer Part. Spee. ı Abtheil, Cap. V, p. 23.

R Trithemius Chron. Sponh. ad an. MCXXXVL

) Gudennı Cod. diplom. Tom. II, pag. 891.

= .— —— >

Neuſtadt. 305

nommen, und nach ihrem gänzlichen Augfterben das Ktöfterlein mit feinen Gefällen dem Klofter Limburg einverleibet werden folte #). Indeſſen befam diefes mit den benachbarten Grafen von Leiningen vieles zu thun, ald welche auf des Klofterd Grund und Doden das Schloß Aartenburg aufführten. Graf Sriedrich I felbft erfannte fein Unrecht, und ver« fprach famt feiner Gemahlin Agnes im J. 1230 dem Klofter den Schaden anderwärtd zu erfegen; wenn er aber eher fterben follte, folche® durch feine Söhne bewirfen zu laffen. Die Entfchädigung erfolgte erfk im 3.1249, da Graf Friedrich II fich mit der Abtei dahin verglichen bat, daß er felbiger ßoo Malter Korn von feinem eigenen But zu Bühelin (Böhl) auf vier Jahre lang angemwiefen, und die in feinem Gebiete gelegene Klofierhöfe zu Agirsheim und Erpilsheim, auch andern Orten, fomwohl des Abts, als feiner Dienftleute von allen Abgaben, Bogteirechten und Dienftbarfeiten befreiet zc. hingegen der Abt Volmar und der Konvent zu Limburg freiwillig den Berg, worauf die Burg Hartenberg gelegen, famt dem dazu gehörigen Bezirk und Thal ihm und feinen Erben, als ein wahres Eigentum verliehen hat x).

In einem von dem Dfficial des Domprobften zu Speier über dag Wittum der Öräfin Mechtild vom feiningen, gebohrnen von Salm, im. 1329 errich“ teten öffentlichen Inftrument wird die Burg Aars tenberg, und das Dorf Dürkheim ald Limburgifche Lehen angegeben y). Soviel nun die Burg. belans- get, fcheinet ed ein Irtthum zu ſeyn. Das Dorf Dürkheim aber famt der Vogtei war jederzeit ein Le⸗

#) Trithemius Chron. Hirfaug. Tom. I, pag- 532 ad an. MCCKXXII. Oliver, Legipons, aber in Monaft. Mog. 48 gibt das J. 1221 an.

x) Adum anno Dni MCCXL nono. Datum Hartinberc.die beati Bartholomaei apoftoli.

y) In den Weſterb. Schließl, Einreden Beil, Lin Rs Pf. Geographie II, Th. u

of | Oberamt

hen des Kloſters, welches den Grafen auch ihre Ka⸗ ſtenvogtei aufgetragen hatte. Graf Emich VI ver« Faufte im 3.1412 ein Viertel der Dörfer ‚St. Gre⸗ then und Haufen an Pfalzgrafen Ludwig Ill um 4000 fl. auf Wiederlofung. Weil nun lezterer ſechs

Jahre darnach auch den Loener Hof in : Dürkheim Fäuflich an fich gebracht z), fo befam dag Klofter Limburg fhon eine genauere Verbindung-mit der Pfalz, und da die Grafen von Leiningen fich in der Zolge nicht nur wider die Aebte, fondern fogar wıder das hohe Kurhaus mit vielen Feindfeligleiten

hervor thaten, auch bei den zwifchen Kurf. Zriedrich 1 und Pfalzgr. Ludwig dem Schwarzen von Veldenz entftandenen Händeln fich auf des leztern Seite ſchlu⸗ gen, und mit Deffen Anhängern im J. 1471 Das Klos fier ausplündern halfen, wurden felbige durch den fiegreichen Kurfürft fo gedemüthiget, daß fie ſich derfchreiben mußten, ihr Lebtag dem Pfalzgrafen vers Hunden ‚, wider ihn und die Pfalz nicht zu feyn, ja alle Edele, reifige Knechte und andere Leiningifche Diener mußten fehwöhren, fo lang der Krieg zwi» ſchen dem Kurfürften und Herzoge Ludwig mwähret, zwider die Pfalz nicht zu dienen, auch die Schlöffer SHartenberg und Franfenflein wider felbige nicht zu gebrauchen. Ferner mußten die Grafen dem Kurs fürften Dürkheim zu feinen Händen fiellen, um Damit nach feinem Wilen und Gefallen zu thun, mit Dem Anhang, daß wann der Kusfürft feinen Willen voll⸗ bracht, er den Grafen Dürkheim, Die zwei Boden» heim und andere ihnen abgenommene Dörfer wieder ‚geben folte a). Das Klofter begab fich deswegen

s) Datum-uff Samstag nad St. Martinstag im Jare als man zalt nad Ehrifti Geburt 1418 Jare wovon unten bei Sridelsheim ein mehreres, | 4

«) Sp lautet die Kundichaft der Rachtung am Dorinkheim zwiſchen Pfalz und Lyningen im BVeldtleger betheidingt, geben uff der Onſchuldigen Kindlintag anno milleime quadringentefimo leptuagefimo primo, welche Herr Ar

MNMenuſtadt. 307

ſchon damals unter den Schu; der Pfalz, um von den fieten Bedrudfungen der Grafen entlediget zw _ werden. Es hatte aber auch an feiner urfprüngli»

chen Berfafjung, und an der Ordenszucht merklich abgenommen; daher felbiged der Benediftiner Res formation zu Bursfeld an der Wefer im Fahre 1481 einverleibt, ‘Die gefezmäfige Ordnung wieder herges ſtellt, und ein neuer Abt zu Verbeſſerung der Sitten vorgefezt wurde db). Allein Diefed war von feiner fangen Dauer, indem Die Mönche fih den Bursfel⸗ Der Verordnungen zum Theile nicht unterwerfen woll⸗ ten, auch einen Abt befamen, der zu Handhabung derſelben weder Geſchick, noch Fähigfeit hatte c). Endlich erfchien der leidigfte Unftern für dieſes herr⸗ liche Klofter, Durch die gleich Anfangs des XVI Jahrhunderts ausgebrochene fogenannte Baierifche Sehde. Denn da der Kurf, Philipps von Pfalz in Die Reichsacht gethan wurde, war ſolches eine era wünfchte Gelegenheit für den Grafen Emich VLIE von Leiningen, feinen übertricehbenen Groll an dem Klofter thätlich auszuüben. Der Kurfürft zog die bisher im Klofter gelegene Befazung anders wohin, und fo wurden Die Mönche der Wuth ihrer Feinde blos geftellt,, fäumten aber nicht den beften Kirchen« fhaz und andere Geraͤthſchaften in Sicherheit zu bringen. Den zoten Auguft 1504 Morgend um Drek | Uhr flüchteten fih alle nach der Reichſsſtadt Speier, wohin der Abt ſchon vorher abgezogen war Kaum war Diefed gefchehen, ald der Graf feine Befazung von dem Schloffe Hartenburg ausdrucken, und mit Hilfe der Bauern aus Dürkheim die verlaffene Kirch vorderfamft rein ausplündern , fodann aber alles in

—* a der Gefchichte Kurf. Sriedrich I nicht benu⸗ zet ha

9 Trithemids Chron. Hirfaug. Tom. IT, p. 511. ’s) Diefer war Anfelm Ulmer von Dieburg, wovon unter dem . Hebten das mehrere bemerfer werden foll,

u2

308 Oberamt

Brand ſtecken lies. Damit ja nichts verſchonet blei⸗ ben moͤgte, wurde das Feuer zwoͤlf ganzer Taͤge lang unterhalten, hiemit die praͤchtige Kirch, das Kloſter und alle Gebaͤude bis auf das Mauerwerk in einen Grenel der Verwuͤſtung verwandelt. Der Abt bes fhwehrte ſich zwar bei dem Kaiſer, und hielt fich eine geraume Zeit Deswegen in Köln auf, fonnte aber nichts ausrichten, weil der Graf fich immer entfchuls Diste, Daß er Dazu feinen Befehl gegeben habe. ns awifchen irsten die vertriebenen Mönche ohne einen ftändigen Aufenthalt herum, big der Abt Machariug mit dem Probſt und Konvent des Prämonftratenfer Klofterd zu Lautern, nicht ohne Genehmigung des Kurfürften don der Pfalz und des Bifchofd non Speier einen Taufch getroffen, in welchem gedachtes Kloſter ihm die Pfarrfirche zu Wachenheim abgetretten hat, um feinem Vorhaben gemäg daſelbſt wieder ein Klo= fter aufrichten zu können. Der Abt lied auch wirfe lich in Dem Pfarrhofe einige Wohnungen für fich und etliche Mönchen berftelen, die andern aber in andern Kiöftern fo lang aufnehmen, bis mit der Zeit jener Klofterbau zu Stande gefommen feyn würde a), Ins gwifchen ergaben fich der Abt und fein Konvent nun mehro ganz dem Kurpfälzifchen Schuze, und Kurf. Ludwig V errichtete im J. 1512 mit ihnen einen Vers trag, in welchem unter andern ausdrädlich bedun⸗ gen wurde, Daß Die Schirm- und Kaftenvogtei bei Der Pfalz verbleiben, und dem Stifte zu wieder Auf⸗ erbauung Des Klofterd aus Pfälzifhen Aemtern zu gelegenen Zeiten 2 bis 3 Fuhren bewilligt werden ſollten. Um Diefe Zeit fcheint alfo mit Auferbauung Des neuen Kloſters und Kirche Der Anfang gemacht worden zu ſeyn. Der friedfertige Kurf. Ludwig V a) So erzählt der Sponheimiſche Abt Trithemius in Chron- .. 1 Spenh. dieſes ganz unerhörte Werfahren der Leiningis (den, und oh. Adam Sernhard in feinen Alterthuͤ⸗ mern der Wetterau,

Neuſtadt. 809

errichtete im J. 1534 zwiſchen den Grafen Emich IX und Engelbert Gebrüdern von Yeiningen,, dann dem Abt und Konvent zu Limburg einen neuen Bertrag, worin entfchieden wurde, daß das alte Weistum zur Dürkheim, fo järlihb um Martini verlefen wird, Darin dem Klofter als Oberherrn alle Recht und Ge» sechtigfeiten zugemwiefen werden, wie folched Mon» tags nach Deuli 1416 von beiden Theilen befiegelt worden, in feinem Wefen, Bunften und Artikeln bleiben, Die neue von. den Grafen einfeitig gemachte Drdnung abgefchaft, und dem Stifte ald Oberherrn zu gemeinem Nuzen und dem Flecken Dürkheim zu But befjere Einrichtungen vorzunehmen unbenommen feyn folle, jedoch daß den Grafen ald Bögten zu Dürfheim, Dadurch nichts benommen werde.

In Betreff Der beiderfeitigen undertragenen Klagpunften, im Falle, daß ein Theil dem andern . feine Forderungen nicht erlaffen wollte, ift befchloffen worden, daß folche an Kugpfalz Hofgericht rechtlich äbgetragen werden follten. Auf folhe Weife nun befam dag Kloiter Limburg wieder einige Ruhe, und Deifen abgebrannten Gebäude wurden wieder herges ftelet,, fo daß die Mönche im J. 1554 auf den Tag ihres Drdengftifterd die erſte Meſſe in der Kirche le« fen fonnten 2). Allein kaum war der Kurf. Fried= sich II verftorben, als fein Nachfolger in Der Regie» rung Kurf. Dttheinrich anfieng Den Mönchen neue Regeln vorzufchreiben, und fie auf allen Seiten ein» aufchränfen. Nach feinem Ableben gieng Kurf. Fried» ich IIL noch weiter, indem er den bedrängten Abt Johann von Bingenheimnöthigte, die Probftei Naum» burg in der Wetterau an den Grafen Philipps don Hanau-Münzenberg im J. 1561 Mit allen Rechten um 18000 fl. abzutretten f), auch verordnete, feine

e) ©. Bernhards Wetterauifche Alterthümer p. 36.

f) Der Kaufbrief ift geben uff Freitags nah dem Sonny tag Deuli den zaten März 1561. |

u3

310 Dberamt

Mönche mehr aufzunehmen, fondern bie Alten, wel⸗ che fih zum Heurathen nicht bequemen konnten oder wollten, nach und nach Ausſterben zu laſſen, da ee Dann endlich im J. 1571 ale Güter, Gefälle und Ge⸗ zechtfame einzog, und einen weltlichen Schaffner dar⸗ über anftellte g). Damit war eg um die alte Kaifer- Siche Stiftung gefchehen. Die Güter und Gefälle in der Wetterau, welche nicht mit der Probftei Naum. burg an Hanau verfauft gewefen, wurden zu Lehen ‘gegeben, welche noch heutigen Tages in den Orten Efchborn , Sulzbach, Kleinfarben, Dberhekftätt,

Rinteln, Fauerbach und Altenhaßlau beftiehen. Die

übrigen Einfünften und Berechtfamen wurden theilg:

Durch Taufchverträge und andere Wege gefchmählert,

theild der geiftlichen Verwaltung zu. Heidelberg übers

loffen. Bon den ehmaligen Aebten dieſes herrlichen

Klofterd kennen wir folgende:

1032 Johann, ein Enkel des Abts Boppo von Stablo. Nach feinem Todegozz wollte Gumbert, ein Moͤnch zu Limburg, ſich dieſer Wuͤrde anmaſſen, ſtarb aber bald darauf an einem Ausbruch der Gedaͤrme, und ſo ergieng es auch ſeinem un⸗ rechtmaͤſigen Nachfolger Hagano, der eben⸗ falls ohne Vorwiſſen des Abts Boppo ſich zum Abt aufwerfen wollen. Nach ihm erſchien Godeſt, ein anderer Moͤnch dieſes Kloſters, der wegen ſeiner frommen Lebensart geglaubt hatte, daß ihm die Abtswuͤrde vorzüglich gebühre. Allein er fiel von der Spize des Bergs, worauf dad Klofter geftanden, und brach fih den Hals 4).

1038 Arnold, ein gebohrner von Valfenberg, und anfänglich Probft, hernach Abt zu Weifenburg,

g) S. Struve Kurpfalz. Rirchengefch. p. 261. Ä

4) Alles diefes wird in Mabillen Annalibus O. S. B. am angezogenen Orte umftändlich erzählet, wodurch die una ten anzuführende unvollftändige Reihe der Aebte, weldhe ein Mönch von Naumburg ohne Bemerkung der Jahre aufgezeichnet bat, erläutert wird, I

Neuſtadt. 518

Limburg, Corbei und Lorſch, auch endlich Bi⸗ ſchof gu Speier ?). Jogzi Einhard, geb. Graf von Kazenelnbogen, ward Sim. 1060 ebenfalls Biſchof zu Speier, bat

ſich aber durch: die Beraubung der Kirche zu

Limburg fein Lob erworben T 1067 k).

4067 Bernhelm, Heinrich I, Konrad 1, Vol⸗ mar. Diefe vier hat ein Mönch zu Naum⸗ burg, ohne Bemerkung Des Jahrs, aufge zeichnet I). Ä

41092 $Erfenbert, ein Moͤnch im Kloſter Hirſchau,

ward bon dortigem Abt Gebhard, Der vom J. » 2091 bis 1105 ſelbigem vorgeftanden, als Abt nach Limburg gefandt m).

#108 Bruno ; geb. Graf von Saarbruͤck, war an⸗ fänglich Domkuͤſter zu Speier, gieng ind Klofter Limburg, und ward. alda Abt, im. 1110. auch Bifchof zu Speier F Ir24, und liegt in befagte KRlofterficche begraben »).

gıır Stephan, kommt in einer den Pfarrfaz zu Sriedelsheim betreffenden Urfunde vom. 1110 vor 0).

‚#723: Rupert befand ſich ſchon unter Dem Abt. Er⸗

£enbert in dem Kiofter, fol ein ‚gelehrter und frommer Mann gemwefen, und Deswegen fehe verfolgt worden ſeyn p). : In dem Speierifchen

#) Chron. & Chaftae Lanresh. Tom.I, p. 176.

k) Tith. Chron. Hirf. p- 57T: "Simonis pP» 46: 1

!) Bernhard Wetterauifche Alterthuͤmer Part. Spem

AAbtheil. | *

m). Trithemius 1. c. p. 280.

«) Ibidem, P.377 faq. mie auch bei Simpmis p. 62 wird et für einen_ Grafen von MWürtenberg ausgegeben. Herv Crollius aber beweißt in Orig. Bip- Part.I, Partic. IV. num. 3, pag, 184, Daß er des Ersbifchofe Adelbert A Bruder, mithin ein Graf von Saarbrüd geweſen.

e) Würdtmwein Subfid. nova Tom.I, pag. 138. Pn

P) Tritbemius ad hunc annum , womit and gedachte we terauiſche Alterthuͤmer zu vergleichen.

Us

812 Oberamt

Schankungsbriefe der Probſtei Naumburg an das Kloſter vom. 1149 wird noch eines Abtes Rupert gedacht g). Ka 2153 Seinrich, unter ihm beftättigte K. Sriedrich I des Klofterd Befizungen , beſonders den Pfarre faz zu Friedelsheim r). 3166 Konrad Il, in den Sazungen, welche Biſchof | Godefried von Speier den Nonnen. zu Seebach in eben dieſem Jahre vorgefchrieben hat s). 1196 Ulrich, in einer Urkunde, wodurch der Speies riſche Domherr Ulrich von: Quirnbach -verfchies dene Jahrsgedächtniffe'gefiftet t), kommt auch in einer noch ungedruckten Bifchöflichen-Speies riſchen Urkunde vom J. 1220 unter den Zeugen vor. Ferner verliehe er 1231 den Pfarrfaz zu Heldenberg dem Domſtift Mainz, und im 3. 1235 einige Güter dem: Johanniter Haufe zu \ Roßdorf u). 0%. 3243 Rupert beflätligte Der ®emeinde Roͤders heim das Beholzungsrecht im Limburger Wald ; und im J. 1244 die Güter zu. Roßdorf dem Antonio - tendaufe alda x). | { "1249 Volmar trat den Berg, worauf das. Schloß Hartenburg gebauet war, dem Grafen Friedrich von Feiningen ab, ! * 1294 Stephan ſtehet in dem Naumburgiſchen Vers Zeichniſſe nach dem Abt Ulrich ,. und iſt an dem Abend U. 2. 3. Geburt, im 3. 1298 verſtorben oder abgefezt worden y)» EEE

9 Bernhard 1. e. Cap. IV, F. 2, wo es heißt: Rubberto abbate exiſtente &c. *

r) Würdtwein Subfid. nova Tom.I, pag. 142.

s) Ejusd. Subfid. diplom. Tom. IV, p.339.

#) Ibidem Tom. IX, pag. 165. e

.w) Gudenus Cod. dipl. Tom. II, pag. goı und Bernhard - Cap. V, p.24. | æ) Würdtmsin Subfid. diplom. Tom. V, pag.290. ,'-

7) Es heißt von Ihm: depofitus eſt 1298 Stephanus abbas &e

Neuſtadt. 313

2298 Johann von Chuningernheim belehnte im J. 1304 Grafen Friedrich den aͤltern von Leiningen mit der Burg Frankenſtein, und nennet ſeinen

—Vorfahrer Stephan z), fol auch noch im J. 1308

vorkommen.

2344 Theoderich von Enzenberg, ertheilte einem feiner Vaſallen die Einwilligung zum Verkaufe des Zehntens zu Keuchen an die Probftei Raums burg. Man findet ihn bei Leben bis 1354 a).

3364 Heinrich von Lautern, verbeſſerte die Pfruͤn⸗

den der Mönche zu Naumburg, beſtellte 1367 Heinrich von Waſin zum Limburgifchen Lehen mann, und fommt noch im J. 1368 vor 5b). -

1383 Peter von Wachenheim, in einer Urkunde Dies

ſes Jahres.

1387 %einrich, ein gebohrner von Loͤwenſtein, be—

* lehnte den Grafen von Leiningen mit der Fauthei zu Duͤrkheim und einigen Salzquellen c). Aber im J. 1390 erfcheinet abermals der Abt Peter, Der mit Grafen Emich von Leiningen im Fahr 1404 annoch einem Vertrag errichtet d) , woraus vn zwiefpaltige Abtswahl zu ſchlieſen ſeyn moͤchte

s4rı Johann, geb. Bock von Erpfenſtein, gab der Proditei Naumburg neue Sazungen, und er⸗ richtete im}. 1416 eine neue Gerichtdordnung. für Die Stadt Dürkheim e).

1430 Niklaus, geb.Rinfvon Ymsheim, belehnte noch

2) Datum anno Dni MCCC quarto, in Vigilia Palmarum,

æ) Würdtwein Subfid. diplom. Tom. IX, pag. 251. Item Leining. Wefterb. Schliegl. Kinreden Lit. G.

6) Senekenberg Sel. jur. publ. & hilf. Tom.II, p.39& 41.

«) Die Belehnung ift gegeben in die Afcenfionis Domi- ni 1387.

d) Be feria, quarta ante Thome apoftoli

e) Diefe Gerichtsordnung wird das Mart genenuet. |

ing Weistum

Us;

314 Oberame

im J. 1438 den Graf Heſſen vom deiningen mit einem Theil von Dürkheim f).

439 Atlfrich, mit dem Beinamen’ Summer 9).

1446 Heinrich, geb. Ulner von Dieburg; unter dem das Nonnenkloſter Schoͤnfeld dem Stifte Lim⸗ burg einverleibt wurde. Im Ja1447 belehnte er Gr. Heſſen von Leiningen mit: Dürkheim, Taufte im J. 1462 das Schloß Fridelsheim, und fol im J. 1476 noch gelebt haben: ).

*481 Bonifaz, von Venlo gebürtig, war boshin auf dem St. Jakobsberg bei’ Mainy ein gemei⸗ ner Mönch geweſen i).

1483 Anſelm, ebenfalls aus dem altadelichen Ge⸗ ſchlechte der Ulner von Dieburg: entſproſſen, hat dem Kloſter 11 Jahre lang vorgeſtanden, uͤbri⸗ gend aber ſich nicht viel Lob erworben ).

2494 Machar, aus dem adelichen Geſchlechte der Wayſen von Faurbach. Unter ihm ward das Kloſter Limburg, wie oben gedacht, verbrannt. Er hielt ſich eine Zeitlang zu Wachenheim auf, ſtarb aber gegen Ende des J. 1509 ).

1510 Wernber, geb. Breder von Hohenſtein, muſté fih ebenfals zu Wachenheim aufhalten, T den '8 Dctober 1531 m).

2532 Apollo von Vilbel, war zuvor Probſt des St. Peter Klofters Ugeöberg, dag zur Abtei Fulda ges börig, und ward wegen feinen vortreflichen Eis ‚genfchaften zum Abt nach eimburg berufen,

.f) —— unumftößliche rechtliche Auszüge ellage num

e) Diefer wird ker von Joh, Adam Bernhard an mehrer gedahtem Drte bemerfet.

+) Bumbracht höchfte Zierde Deutfchlandes Tab. 16% und die rechtliche Auszüge num. 25.

#) Trithemius Chron. Hirfaug. Tom. II, p. 511-

k.) Senkenberg Sele&. jur. publ. Tom. II, pag. 105)

3) Trithemius, wie auch obgedachter Sumbrachts

#) Idem Chron. Sponh. p,43%

Neuſtadt. | 315

karb aber den 18 Auguſt 1536, und liegt in der

Klofterfirche zu Ugesberg begraben »).

2536 Sifrid von Bergen, belehnte noch Die Grafen von Leiningen mit Franfenftein und Dürkheim, vollendete —* den Kirchen- und Kloſterbau big in dag J. 15

2553 Martin Röe, fol im 3.1558 den Brunn auf dem Klofter wieder hergeftellet haben,

1560 Johann von Bingenheim, der lezte Abt des Klofterd, unter welchem die vorhin erzählte grofe Veränderung fich zugetragen.

In dem 30 jährigen Krieg erwirfte zwar die fü= genannte Burdfelder Congregation bei dem Kaiſer ſo viel, daß ſie im 3. 1621 Johann Fordans, aus dem Klofter Deug

bei Köln, zum Abte nach Limburg abſchicken

fonnte. Allein das abwechfelnde Schiffal der

Pfälzifchen Lande war einer ordentlichen Beſtel⸗

fung des Klofterd immer hinderfih, und nach

erfolgten Weftphälifchen Friedensſchluſſe wurde der neue Abt mit Gewalt vertrieben, jedoch nach

Bornheim zum Pfarrer geordnet; woſelbſt er

im J. 1666 an der Peſt geftorben ift o).

Eben diefer Kohann Jordans fuchte noch im J. 1651, Daß bei Ausraumung der Veftung Sranfenthal fein Gotteshaus Limburg in Kraft des Prager Frie— dens, infonderhelt aber das zum Klofter gehörige Haus Fridelsheim ihm übertragen werden moͤgte 6). Allein er richtete nicht8 auß, fondern die Gefälle wurden wieder zur geifilichen Verwaltung gezogen, wobei ed auch big auf den heutigen Tag verblieben it. In dem Drleanifchen Kriege erlitten die nach

n) Schannar Dioeces. et Hierarchia, Fuld. p. 146, woſelbſt feine Grabſchrift fich ‚befindet,

e) Oliverius Leripontius in Monaft. Mogu

?) Ich. Jakob Moſers Erläuterung, 969 Wenphan⸗ ſchen Friedens ad Art, IV, $.I, p. 180.

316 Dberamt

Dem erſten Brand wiederum aufgerichtete Gebäude einen neuen Umflurz, indem folche, wie ale äbrigen Drifchaften des Speier- und Wormsgaues von Den Sranzofen angezündet, und in einen Gteinhaufen verwandelt worden. An der Mauer des ehmaligen Chors ift noch folgende Auffchrift lesbar :

Conrad 2 Imperator Genobium iftud fundavit

anno Dni 1035.

Sifridus de Bergen abbas hoc opus fieri fecit anno Dni 1551. Ut inceptum perge.

Nachdem des Klofterd Gefälle zur geiftlichen Dermaltung gezogen worden, find zu Beforgung der ftattlichen Gerechtfamen, womit das Klofter und deſ⸗ fen Aebte begnadigt gewefen, nebft den zeitlichen Stiftsfchaffnern auch befondere adeliche Adminiftras toren angeftellet worden. Der erfte war Franz von ®alen, und als diefer im J. 1578 geftorben, folgte ihm Hann Dieterich von Efchringen, Pfalzgraf Johann Kafimir ernannte im J. 1585 feinen dama⸗ ligen Schultheis der Stadt Wachenheim, Thomas Blarer von Geiersberg , hierzu; welcher zwei Fahre Darnach, zum Bizdum des Oberamts Neuftadt befoͤr⸗ Dert niorden. Geit dem haben die folgende Vizdu⸗ men befagte Stelle immer beibehalten, | Das Klofter hat noch feinen eigenen Burgfrie» Den, und der GStiftsfchaffner in der Stadt Duͤrk⸗ beim, worin er feine Wohnung bat, verfchiedene Vorrechte auszuüben, Das fonft aud dem Klofter zuftändig gemefene, und in der Wetterauifchen Graf⸗ ſchaft Rönigftein gelegene Amt Neuenhayn, mit den Dörfern Alt- und Meuenhayn, auch der Fauthet Sulzbach ift im J. 1650 an Kurmainz g), dad Dorf Schifferſtatt aber in jüngern Zeiten an die Biſchoͤffe zu Speier durch Taufchverträge abgefonmen. Die beträchtliche Stiftswaldung, woran Die Stadt Duͤrk⸗

% Man vergleiche damit, was bei dem Flecken Dofienheim Tom. T!, p«263 hievon geſagt worden,

Neuſtadt. 317

deim gewiſſer Maſen mit betheiliget iſt, iſt zwar von ungebeurer Groͤſe, weil aber über zwanzig Ortſchaf⸗ ten theils im Gebirge, theils in der Ebene fich gegen Heftimmte Wachszinſen des Beholzigungsrechtd zu erfreuen haben, fo ift weiter fein Ueberfluß Des Hole 3e8 mehr vorhanden. Es beftehet zu Verwaltung Diefed Gewaͤldes ein Nechter-Gericht in der Stadt Dürkheim, welches von dem GStiftäfchaffner, und dem Magiftrat Dafelbfi angeordnet ift,

23) Asufen und Greden. Diefe beiden Doͤr⸗ fer machen nur eine Gemeinde aus, und liegen un« ten an dem Berge, worauf das Klofter Limburg ge» ftanden, erftered gegen Weft, das andere gegen Nord, ungefähr eine halbe Stunde von einander.

Saufen war anfänglich ein Nonnenklofter Bp« nediktiner Ordens, deffen erſte Erbauung bald nach Entftehung des Hauptklofterd Limburg gefchehen zu feyn feheinet. Denn damals war ed gebräuchlich, Dergleichen Nonnenflöfter in der Nähe Der ihnen vor⸗ gefezten Ordensmönchen-zu fezen r). Da aber die Dabei gehabte Abficht fehier Durchgängig verfehlet wor⸗ Den, fo war auch das Klöfterlein Haufen von Feiner langen Dauer, indem der Bifchof Konrad von Speier mit Bewiligung des Erzbifchoffen zu Mainz im J. 1222 diefe ganze Stiftung dem Klofter Limburg ein zuverleiben, und zu verordnen für gut befunden, Daß, wie die noch am Leben. gewefene Nonnen aud« geftorben feyn würden, feine mehr aufgenommen were den folten s). Inzwiſchen muͤſſen Damals fchon eis nige Leute an diefem Drte ſich niedergelaffen, und Das dermalige Dörflein zu erbauen angefangen haben.

Denn im 9. 1354 that die an Raugrafen Philipp vermäblte Gräfin von Leiningen Agnes auf das ihr ‚zugefallene Wittum Verzicht, und zwar, wie es in 7) Trithemiu- Chron. Sponheim. edit. Freher. p. 248. jtldem d. 1. p. 207 & in Chron, Birlaug..p. 175 ..

818 Dberams

der Urkunde heifet, von dem Huf zu Hartenberg, von den Gredein, von den Hufen, von Doringheim, und was Dazu geböret #). Lebrigend war Dafelbff eine Kapelle zur Ehre U. L. F. worin noch im Jahr 1495 die Gebrüder Philipps und Diether, Grafen von Leiningen, eine Altarpfründe auf 3 Meſſen in der Woche geftiftet haben v). Jezo ift weder bon jenem ehemaligen Nonnenflöfterlein, noch von diefer Kapelle etwag mehr übrig, mithin befiehet dag Dirf-

lein lediglich in einigen fchlechten Häufern, und hat mit dem Dorfe Greden eine durchgängige Gemein: fchaft. Lezteres, gemeiniglih St. Grethen ge nannt, ift ein mittelmäfiged Dorf gleich hinter der Stadt Dürfheim in den nach Lautern ziehenden Tha— le, und wird Durch Die Bach in zweierlei Gebiete abgetheilt, Davon der gröfefte, auf Der rechten Seite gelegene Theil zum Stift Limburg, die linker Seits befindliche wenige Häufer aber zur Stadt Dürfheim gehören. Eben dieſe Bach fcheidet auch Die geiftliche Gerichtbarfeit der beiden Bifiümer Worms und Speier. In der Stiftungsurfunde des Klofterg Limburg vom J.1035 wird der Ort Creudentheim genennet.

Die durchlauffende Bach heißt Iſenach, fommt von Hartenburg, fliefet nach Dürfyeim, Lamsheim und fo weiter nach Sranfenthal mit verändertem Na⸗ men in den Rhein. Zwiſchen reden und Haufen bat Pfalzgraf Johann Kafımir einen grofen Fiſch— weyher, welcher über 300 Schritte in der Länge und 100 Schritte in der Breite beträgt, nebft einer be- trächtlichen Mahlmühle angelegt, welche Deswegen noch heutigen Tages Die Herzogs-Muͤhle heifet. Sie

war in gegenwärtigem Jahrhundert dem Kurpfälzi=

r) Geben zu Lutern, da man zalte ıc. 1354, an dem Sams— | tage allernechft vor Sant Magdalena. E | ») Würdtmwein Subfid, diplem. Tom, IX, num. XLIX, pag;

\

Neuſtadt. 319

are Hofkanzler, Freiherrn von Hallberg, in Erb» eftand verliehen, wurde aber zum Behufe Des zu Schönfeld angelegten Salzwerkes von felbigem ab» gelößt, und der Weyher zu Beförderung der Waſſer⸗ werfe bisher mit Vortheil benuzet. Durch Greden ziehet auch die von Dürkheim nach Lautern und in Lotharingen führende ordentliche Landſtraſe, weg» halben in dem Dorfe eine Pfälz, Zollſtaͤtte befindlich iſt. Micht weit von obgedachtem Herzogswooge werden gute Sandfteine gebrochen, Die zum Baumefen fehr Dienlich find.

An beidenDrten zufammen waren leztverwichene® Jahr gg Familien, 490 Seelen ; 70Haͤuſer und 3 Muͤh⸗ Ien. In der Gemarfung 117 M. Meder, 260 M. Wiefen, 2M.Gärten, und 120 M. Wald. Die Güter gehören fäntlich zum Klofter Limburg, und nebft dem Walde zu feinem Burgfrieden, find aber den Untertdanen in Erbbeftand verliehen.

Die Kirche zu Greden war ein Filial von Dürks beim, wie auch Die Kapelle zu Haufen x); Der Pfarr⸗ faz aber, nebft einen Drittel Des Zehntens daſelbſt dem Ciſterzer Kloſter Schönau bei Heidelberg zuſtaͤn⸗ Dig. Abt Sebaſtian nertaufchte aber beides im J. 1540 an Graf Emich von Leiningen, gegen eine jähr« tiche Abgabe von 5 Fuder Weind aus feiner Beethe zu Grodbodenheim;, oder aus feinem eigenen Ge— wächfe ıc, Nach erfolgter Religionsveränderung blieb zwar Die Kirche zu Greden noch einige Zeit in ihrem Weſen, und wurde auch in der Kirchentheilung zum Loofe der Reformirten gefchlagen. Dieſe aber liefen folhe aus Mangel der Unterhaltung zufammen fals en, und gehen jezo zur Kirche nach Seebach; die Katholifchen und Lutherifchen aber nach Wachenheim. Den Zebnten in der ganzen Gemarkung beziehet das Klofter Limburg.

a) Würdtwein Subfid. diplom. Tom. X, pag- ZIL.

329 | Oberamt

24) Seebach, ein geringes Dorf unten am Kloſter Limburg, hat ſeinen Urſprung und Nahmen von einem allda beſtandenen Nonnenkloſter des Be⸗ nediktiner Ordens, das dem heil. Laurentius zu Eh— ren geweihet war y). Im J. 1166 erhielt es von Godefrid Bifchoffen zu Speier theild neue Gefäze, theild Die DBeflättigung der von feinen Vorfabrern Sigefrid und Günther gemachten Verfaffung, moa Durch dem zeitlichen Abt zu Limburg die Oberauf: fiht Darüber aufgetragen worden ift 2). inter Den drei Nonnenklöftern, welche gedachtem Etift Limburg untergeben gewefen, bat dieſes Seebach allein bis zur Zeit der Reformation fich erhalten. Es fcheinet meifteng mit adelichen Nonnen befezt ge» wefen zu feyn. Im J. 1505 unterhielt dafige Aeb⸗ tifin, Richmodis von der Horft, einen erbaulichen Briefwechfel in Lateinifcher Sprache mit dem berübme ten Abt Trithemius, worin fie über die harten Bes druckungen des Grafen zu Leiningen bittere Klagen führte a). Don ihren Nachfolgern findet fih Elis fabetd von Nyppenburg im J. 1562 5b), und Mars garetha von Nyppenburg im J. 1568 ce). Wiewohl num eben gedachte Mebtiffin erwirfet hatte, daß ihr Kloſter von Kaifer Marimilian II im $. 1570 in fein und des Römifchen Reihe Schuz genommen, auch Der Erzbifhof von Mainz, und der Bifchof von Speier zu Befchüzern deſſelben verordnet worden d), fo dauerte ed doch nicht länger, als bis zum J. 1597, Da der Pfalzgraf Johann Kafımir ald Kurvermwalter dieſes Klofter ebenfalls mit feinen

M⸗

3) Oliver. Legipontius in Monaſt. Mogunt. p. 70.

z) Würdtwein Subfid. dipl. Tom.IV, p. 335. a) Sieh Trirhemii Opp. Part. II, p.445 fqgq- - 6) Schannat hiftoria Epifcopat. Wormat. pag. 179. #) Würdtmein Subfid. diplom. Toın. X, pag . 212. a) Geben zu Speier ben a8 Oktober. |

Neuſtadt. 321

ten eingegogene) hat. Dermalen iſt auſſer Dem gang verfallenen Gemäuer nichtd mehr übrig. Nur der Chor wird Zur äuferften Noth unterhalten. In dem= felben fanden fich noch im J. 1769 einige adeliche Srabfteine aus dem XIII und XIV Jahrhundert von einer. Flora uxore Wernheri dieti Roft militis de Alceya, und von Heinrich fillo Hugonis de Ifeltheim. Das dermalige Dörflein Seebach be— greift bei zo Familien, und über 150 Seelen, r Kirche und Schule, 15 Wohnhäufer. Die Gemar- fung enthält 100 M. Aecker, 11 M. Wingert, 13 M. Wiefen, und 80 M. Wald. Jene kleine Gemarfung benuzet die Öemeinde lediglich ald einen Erbbeftand, und der Wald gehöret zum Limburger Burgfrieden. Die Klofterfirche ift in daB Loog der Reformir— ten gefallen. Bor der Reformation gehörte fie als ein Silial und Kaplanei zur Pfarrei Dürfdeim. Es iftaber, wie fchongedacht, nur noch der Chor brauche bar, mworinn Der zweite Pfarrer von Wachenheim Den Sonntäglichen Gottesdienft halten muß. Die Katholifchen und Lutbherifchen find nah Wachenheine eingepfarret; werden aber auf dem gemeinfchaft“ lichen Kirchhof begraben. Den Zebnten beziehet Die geiftliche Verwaltung allein.

25) Klofier Schönfeld, jeziged Philippsbale ler-Salzwerf. Dieſes dermalige Kurfürftliche Salze werf liegt faum eine viertel Stunde unterhalb Dürfs heim, in einem Wiefenthale, und war urfprünglich eine Zugehör der alten Burg, nachmaligen Klofter& Limburg. Die Aebte des leztern erbauten daſelbſt ein von ihnen abhängiged Nonnenkloſter, dad ums %.1136 fchon beftanden haben fol f). Es hies ei»

4) Struve Pfälzifche Rirchenhiftorie pag. 261, irret ſich, daß er diefes dem Pfalzgrafen von Zweibruͤcken zufchreibt, F) Trithemius Chron, Sponheim, p.298:

Pf. Geographie. IL Th, &

622 Oberamt

gentlich Schönfeld, vermuthlich der angenehmen Lage halber, und hatte gleich den vorhergehenden beiden Nonnenflöftern eine eigene Aebtiffin zum Vor⸗ ftand. Es foll aber gar geringe Einfünften gehabt haben, deswegen verkaufte felbiges im J. 1340 mit Bewilligung ded Abtes Mdelbert und deſſen Vogten, Georg Srafen von Veldenz, fein Haus und Güter zu Forchheim und Weinsheim der Nebtifin und dem Konvent des Klofterd Seebach um vier hundert Pfund Häller g). Weil aber die Klofterfrauen auch anfın. gen von ihren Sazungen und Gelübden abzumeichen, war ed von feiner langen Dauer, fondern deffen Ge fäle murden lang fchon dor der Reformation dem Hauptklofter Limburg einverleibt A). Das merk wuͤrdigſte jenes Klofterd waren die fehon in aͤlteſten Zeiten dabei beftandene Salzquellen, welche die Mebte von Limburg in Damaligen rohen Zeiten nicht zu bes nuzen wußten. Gie gaben im J. 1338 alle und jede bei Dürkheim auf der fogenannten Brühlwiefe ges legene Salzquellen den Grafen von Zeiningen zu Les hen, mit Vorbehalt jedoch Des beften Brunnen. Dem ungeachtet findet fich feine Spur, Daß gedachte Gra⸗ fen jemals daſelbſt eine wirkliche Salgfiederei anges legt haben. In einem zwifchen den Pfälzifchen Amt: | leuten, nämlich dem Burggrafen zu Mei, Lands fchreibern zu Neuſtadt, und Schultheifen zu Wa chenheim, dann Graf Emich von £einingen im 9. 1537 errichteten Vertrage ift wegen der Galzbrum- nen zu Dürkheim und im Niede, die der Grafvon

g) Geben nach Godts gepurt do man zalte dufend drei hun⸗ dert jar und vierzig. jar uff den Abend vor St. Barbası tatag.

6) Würdtmwein Subhid. diplom. Tom. X, pag. 311 fagt in der Note daß es glaublich erft im J. 1330 geftifter, und von Kurf. Ludwig v im J. 1516 dem SKlofter Limburg eins verleibt worden, Lucaͤ Sürftenfaal ſchreibt ſolches Kurf, Ludwigen IV zu. Gedachter Abt Trichemius fagt, daß es ſchon zu feiner Zeit eingegangen geweſen,

Neuſtadt. 323

dem Abt zu Lehen hatte, verabſchiedet worden, daß man zum Augenſchein ſchreiten und es guͤtlich ver— gleichen, im Falle aber die Guͤte nicht ſtatt faͤnde, es mit ordentlichen Rechten austragen ſollte. Kurs fürft Friedrich IV lied fih die Erhebung der dem Kiofter Limburg vorbehalten geweſenen Salzquelle befonders angelegen feyn, und errichtete im J. 1595 mit Bernhard von Menzingen einen Vertrag, wo— durch dieſer fich verbindlich machte, den Anbau eines Salzwerfes zu unternehmen, wogegen der Kurfürft ihm den dritten Theil alles Daraus entfpringenden Gewinns erb- und eigentümlich zu überlafen ver— ſprochen hat. Bei dem bald darnach ausgebrochenen, dDreifig jährigen Kriege dachte niemand mehr an diefe Salzquelle, ja alles, mas zuvor angelegt und ge— bauer gemwefen, fiel gänzlich zufammen. Im J. 1675 lied Kurf. Karl Ludwig abermals einen Verſuch mas then, und ſchickte feinen Regierungsrath D. Kirchner. nach Dürkheim, um zu überlegen, auf welche Art Die in dem eingegangenen Klöfterlein Schönfeld zur Probe angelegt geweſene, jedoch mißlungene Salz- fiederei wieder aufzurichten ſeyn mochte. Aber Di Kirchner fand in ältern Verhandlungen , Daß vor» mals ſchon ale KRammergefälle des Oberamts Neu ſtadt auf dieſe Satzhätte verwendet, und faum Die Hälfte der Köften daraus gezogen worden, Gola chemnach geriet) das Vorhaben wiederum ind Steden,

*

bis Kurf. Johann Wilhelm Dero Generalmachtmeis

ftern Georg Philipp von Jungkem Die Salzquellen Au unterſuchen und wieder in Bau zu bringen aufge—⸗ trance. Aber auch jest gieng das darauf verwendete Geld verlohren , ohne nur einmal gefotten zu haben; Hierauf meldete fich ein gewiſſer Roufleau aus Lo— tharingen, und verfprach goldene Berge von dieſer Anlage. Im J. 1699 ward mit ihm ein Beftand Auf so Jahre ertichtet, Kraft deſſen er jährlich 5000 fl. in Geld, und 100 Eentner Salz für die Hofdals sung verfprochen ‚hats Er venminbeit auch wirklich 2

324 Oberamt Neufladt,

auf Die Grabung der Salzbrunnen und Anlegung Der Siederei viele Koͤſten, aber vergeblich, indem Rouſſeau an feinem Pfacht feinen Häller bezahlte, Das zum Verderben der Waldungen empfangene Holz fchuldig blieb, und mit Hinterlaffung eines gro= fen Schuldenlaftes flüchtig wurde. Endlich meldete fih ein anderer, Namens Duppert, der dieſe oͤdge— legene Salzhütte im J. 1716 auf einen zwanzig jaͤh⸗ rigen Beftand übernommen, und während ſolcher Zeit zrooofl. bezahlt hat. Mit Dem J. 1736 gieng Diefer Beftand zu Ende, und Kurf. Karl Philipp 309 Dad Werk. zum eigenen Betrieb wieder an ſich, mufte aber Dem Duppert für Die Ueberbeſſerung 18000

fl. vergüten. Höchflgedachter Kurfürft übertrug for

Daun die Anlage und Erweiterung diefed Salzwer⸗ kes dem darin vorzüglich bewanderten Sächfifchen Edelmann , Jobann Friedrich Freiherrn von Beuſt, nach deſſen Anleitung die fämtliche Quellen, weiche die Brafen von Leiningen annoch zu Lehen trugen, Durch Verträge eingelößt, in Bau gefezet, und das seringhaltige Waſſer mittelft Errichtung mehrerer Gradirhaͤuſer zur erfoderlichen Stärfe gebracht wor» den, Dan erbaute verfchiedene Siedhäufer, Sole und Salzbehälter, endlich auch eine zum jeweiligen Auffenthalt der böchften Landesherrſchaft bequemliche Wohnung, wodurch dag alte Schönfeld in ein klei— nes Dorf und Luſthaus erwachfen ; weshalben dieſes verfchönerte Salzwerf von feinem Durchlauchtigfter Stifter mit dem Namen Philippshalle beleget wor- den. Der Freiherr von Beuft machte auch in wenig Jahren Das Werk fo erträglich, Daß aus Dem reinen Gewinne die gemachte Schulden. wieder abbezahlet, und ein beträchtlicher Webetfchuß zur Hoffammer ge» liefert werden Fonnte, Es ftehet unter einer unmits telbaren Minifterial-Dberdireftion und einer befons Dern Komiffion. Sonſt gehören zu dem Werke felbft ein Infpeftor, ein Controleur,. Gradier- Kunft- und Miedmeiſter, Bronnenſteiger, Salzwieger, nebſt

&% s a » e, +. u. ze

Dberfchultheiferei Wachenheim. 325

ı mehrern Arbeitern, welche Theild zu Philippshalle ſelbſt, theild in den nächft umliegenden Ortfchaften ı wohnen. Etwa zwo Stunden davon iſt ein befon« derer Holzhof angelegt, wohin ein Theil des.nöthie gen Brennholged aus dem Neuftadter Thale mitteld eines aus der Rehbach geleiteten Kanals verflöffet wird. Die Gerichtbarfeit über den ganzen Umfang der Saline wird von Dem Oberamt Neuſtadt unmits telbar ausgeübet. Das Kirchenmwefen anlangend, fo find die Katho⸗ Tifchen zu der nächft Dabei gelegener Hauptfirche Pfef- fingen eingepfarret, welche zum Wormfer Biftum gehöret, und vormals zum Freinsheimer, jezo aber zum Dirmfteiner Landfapitel einfchlägig if. Der Pfarrſaz war vorhin den Pfründnern der hoben Schus le zu Heidelberg angewiefen. Diefe Kirche hatte auch fonft die beiden Dörfer Ungſtein und Kallftatt, nebſt der Kapelle auf dem fogenannten Micheläberg zu Filialen, von welcher leztern der berühmte Mis chelsmarkt feinen Urfprung bat 5). Die Lutherifchen, welche meiftend Sächfifche Bergleute find, gehen nach Dürkheim zur Kirche. | |

m

Burg und Stadt Wachenheim.

Dieſe kleine Landſtadt am Fuſe des Hartgebirges,

dritthalb Stunden unterhalb Neuſtadt nords waͤrts gelegen, wird zum Unterfchied eined im Worms⸗ gaue an der Primm liegenden Dorfes, Wachenheim an der Hart genannt.

i) Don diefer Pfarrei Pfeffingen fiehe Sehannar hift. Epife. Worm. p. 46. Das Klofter Schönfeld war ſonſt ein Filial | von Dürkheim und gehörte zum Speierifhen Biftum mit zwo Kaplaneien, Vid. Hürdtweis Subfid. diplom. Tom, pag. 311. *

3

526 Dberamt Neufladt,

Was einige von Erbauung eined Wachethurms auf diefem Gebirge, und der urfprünglichen Anlage einer Stadt unter Julius Cäfar fih traumen laſſen, verdienet nicht berührt zu werden. In den Lorfcher Urkunden des VIIIund folgenden Sahrbundertd wird Diefer Ort Wackenheim k) gefohrieben. K. Konrad II begabte im J.1035 Das von ihm geffiftete Kloſter Limburg unter andern auch mit feinen eigenen Gü- tern zu Wachinbeim I). Die auf einen ziemlich hoben Abfaze des auffteigenden Gebirgs beſtandene Burg fol von den Fränfifchen Königen, und befon; Ders Konrad II berrühren, und vor Alters fchon mit mehrern Burgmännern befezt gewefen feyn m). Dies fe Burg ward von den Kaifern zu Leben begeben, und in folcher Eigenfchaft befafen folche die Herren yon Weinfperg annoch in XIII Jahrhundert. K. Rudolph I brachte aber felbige im J. 1274 mit allen Rechten, Würden und Zugehörungen von Engelhard Dem ältern, und feines Bruderd Söhnen um 1100 Mark Fäuflich an fich, und verliehe fie feinem Eidam Dfalzgrafen Ludwig II für fih, deffen Gemahlin, und ihre Erben dergeftalt zu neuem Sehe, Daß jener

Kauffchiling an dem beftimmten Heuratögeld in Auf rechnung fommen follte »). Als nun gedachter Pfalz» graf feinen aug vorheriger zweiten Ehe erzielten Sohn Ludwig an die Tochter des Herzogs Friedrich don Lotharingen verlobte, bat er ihr im J. 1281 unter andern auch die vom Reiche zu Lehen getragene Burg

k) Cod. diplom. Lauresh. - = num. 2177 und in den Ad, Acad. Pal. Tom. III

d) Man vergleihe damit die fr dem Klofter Limburg ans gezogene Urfunde ©.

m) Cafper Lerch Antiq. Nobil. German, in Burgermeißers Bibliotheca Equeftri p- 302 & 342.

) Die Urfunde datum Hagenau anno Dni MCCLXX quar- to XVI Kal. Sept. indid. 2da ftehet im ten Bande der en ie "der Kurbaierifhen Akademie pag. 118 aun dl.

u Oberſchultheiſerei Wachenheim. 327

Wachenheim verſchrieben, und ſolche um 3000 Mark Koͤllniſcher Pfenninge in Anſchlag gebracht, auch die Einwilligung des Kaiſers beizubringen verſprochen 0), jedoch kam lezteres erſt ſechs Jahr darnach in Erfuͤl⸗ lung. Denn da die Pfalzgraͤfin Mechtild auf ges Dachte Burg mit belehnt und zugleich auch bewidmet gemwefen war, wurden ihr ander Drtfchaften, ing befondere aber flatt derBurg Wachenheim, die Burg und Stadt Heidelberg verfchrieben p). Wozu Bir ſchof Simon zu Worms, don den leztern Stüde zu Leben gegangen, am folgenden Tage, und bald dar» nach auch K. Rudolph ihre Einwiligungen ertheilet haben 9. Im J. 1290 nahm Pfalzgraf Ludwig II Friedrich don Medendeim zum Burgmann in Was chenheim auf, und verfchrieb ihm jährlich ein Zuder Wein, nebſt 525 Malter Korns, behielt fich aber vor

folche mit 6o Pfund Häller wieder zu löfen. Nah Pfalzgr. Ludwigs Il Tode befafen Diefe Burg Def» fen beide Söhne, wie alle Rheinpfälzifhe Lande, in Gemeinſchaft, bis der jüngere Herzog, Ludwig, Die deutſche Reichskrone erlangt, und fich in. der Folge den alleinigen Beſiz zugeeignet, auch verfchies denes Davon feinen Anhängern verpfändet hat. Im %,1324 bewilligte König Johann von Böhmen, ein gebohrner Graf von Lüzelburg, Jakob von Wachen heim, feine Hausfrau mit 200 Pfund Häller auf fein Burgleben der Mühle zu Wachenheim bewidmen zu fönnen, Durch den Vertrag von Pavia wurde Den Pfalzgrafen Rudolph und beiden Kuprechten die gans

ng

e) Datum Lutree anno Dni MCCLXXXI proxima quinta fe- ria poft Katharinae in Calmer hifoire de Lorraine Tom. II, Preuves p. DXV.

p) Actum Moguntiae anno MCCLXNXVIII VIIjd. Ianuarii in fpecimine diplomat.in Oefelii Script. rerum Boic. Tom, II, pag. 109.

)‚Datum Wormacie anno Dni MCCLXXXVIIT VI jdus Ia- nuarii, und die Kaif. Beftätt. XIV Kal, Martii in Schannes bift, Epiſc. Worm. p. 233:

328 Oberamt Neuſtadt,

ze Pfalz wieder eingeraumt, und gedachter Rudolph lies ſich bereden Wachenheim, die Burg und das Dorf, ſamt allen dazu gehoͤrigen Burgmannen und armen Leuten, nebſt 100 Pfund Haͤller, die er zu Wachenheim fallen hatte, im J. 1340 dem Damalis gen Erzbifchoffe zu Trier Balduin zu Lehen aufzutra» gen vr). Inzwiſchen ertbeilte Kaifer Ludwig IV ges Dachtem Pfalzgraf Rudolph im J. 1341 die Erlaub- niß, (mie die Worte lauten) „Daz er und fin Erben „. Wachenheim veften, und bumen fullnt, mit Gras . ben und mit Muren,, ald man gemwenlich ift, Stet- 7, te und Beften 3e bumen, umgebe, und daſelbes Stod z, und Salgen ufrichte, und folich Frihait und Recht „als die Nuwenſtat hat, und geben derfelben Stadt z, einen Wochenmargf uf die Mittwochen allermen» niglich mit finer Kaufmanfchaft zu fuchen ꝛc.

Im folgenden Jahre fertigte Der Pfalzgraf den Burgmannen zu Wachenheim gleichfalls eine Urkun— De aus, wodurch er ihnen Die Burg und Veſte, gleich Der Burg von Neuftadt, gegen Zahlung 10 Fuder Meind, und alle Jahre zo Pfund Häller eingerait« met, den Wochenmarft beftättigt, und dag Umgeld auf 5 Jahre überlaffen bat s). Als Pfalzgr. Rus precht 111 feinen erſtgebohrnen Sohn Ruprecht Pipan an die Sponheimifche Erbtochter Elifabeth verlobte, bewidmete er. felbige im $. 1392 unter andern auch auf Wachenheim Burg und Stadt t). Als fie nun vier Jahre darnach zur Wittib wurde, fam fie auch

=

r) Datum anno Dni MCCCXL feria IV proxima poft diem 8. Remigii Confeff. in Honrheim hift. Trevir, Tom. II, pag. 142 & ſqq. Die Urkunde des GErzbifchofs fieb in Specim. diplom. Boj. in Oefelü Script. rerum Boic, Tom.II, pag. 168. |

s) Geben ze Sipbenvelz da man jalt von Criſtes Geburte driuzehn hundert Jar darnah in dem zwei und vierzigs fien an den heil. Pfingftabend. :

#) Crolliug verbefierte Probe einer Pfälzifchen Ges ſchichte, von der Elifabeth yon Sponheim Beil, num. IV, pag.33.

Dberfchultheiferei Wachenheim. 329

in den wirklichen Befiz. Mittlerweil beftättigte KR. Ruprecht im J. 1408 der Stadt ihre Freiheiten =), und nach feinem Tode ward Wachenheim an der Hart, Burg ımd Stadt, feinem dritten Sohne, Herzogen Stephan, auf den Erledigungsfall einsweilen zum Loofe befchieden, der auch nach dem im J. 1417 er» folgten Hinfcheiden der Herzogin Elifabeth zum Bee fije gelangte, Deſſen Gemahlin Anna, eine Erb>

: tochter des legten Grafen von Veldenz, hat fich öf-

terd zu Wachenheim aufgehalten, und im J. 1439 Dafelbft ihr Leben befchloffen x). Wachenheim, Burg und Stadt, wurde zwar Des Herz. Stephang ältern Sohne Friedrich zu feinem Simmerifchen Antheil ges fchlagen, der aber folche im J. 1464 feinem jüngern Bruder, Ludwig dem ſchwarzen zu Zmweibrücden, ges gen Uebernahm der Darauf gehafteten Schulden, wie— der abgetretten hat. Als nun diefer in dem mit ſei— nem Better dem Kurf. Friedrich I entftandenen Krieg deſſen Feinden anhinge, mufte er auch die Rache feined mächtigen Gegners empfinden. Der Kurf, suchte im J. 1470 vor Wachenheim , nahm die Burg ein, und lied Die Stadt durch feinen Marſchalk Doͤ— ring don Eptingen ftetd beunruhigen, 309 im fols genden Fahre abermal Davor und zwang die Befa- zung zur Uebergabe. Er fand darin 12 Edele, 24 Neifige und 70 FZußfnechte, ohne die Burger und Bauren, die vom Lande fich hinein geworfen hatten. Jene lied er mit Geld ſchaͤzen, von Diefen aber die meiften, weil fie fich der Mordbrennerei, und des Kirchenraubs, befonderg in dem nächfigelegenen Klo⸗ fier Limburg, fchuldig gemacht hatten, ertränfen, fodann alle Thuͤrme, famt den Mauern niederrei> fen, und Damit die Gräben, welche bishero zur Be—

“) Geben zu Heidelberg nach Chrifti Geburt ıc. 1408 am nechften Dienftag nach den heiligen Pfingftag, æ) Ioannis Milcella hiftoriae Palatinae p. 91.

5

330 - Dberamt Neuſtadt,

veftigung gedienet, ausfüllen 4). Durch den im naͤm⸗ Jihen Jahre zu Stande gefommenen Frieden mufte Herzog Ludwig die Stadt und Burg Wacenheim Dem Kurfürften und der Pfalz für allezeit überlaf: fen 2). Durch jene harte Belagerung war nun die Burg und Stadt ſchon fehr befhädigt, und muſte fowohl in der Baierifchen Fehde, als in dem bekann⸗ ten Bauernfriege vieles Ungemach erdulden. Kur: fürft Friedrich II fuchte aber derfelben wieder aufzus beifen, beftättigte ihre alte Freiheiten, saumte ihr abermals den halben Theil des Umgeldes ein, und erneuerte den vorigen Wochenmarft a), welchem Beis fpiel im J. 1556 Kurfürft Ottheinrich nachgefolget d), Pfalzgr. Johann Kafimir ernannte im %.1578 Tho— mas Blarer von Geiersberg zu feinem Rath Derge: ftalt, dag erzu Wachenheim wohnen, Darüber Die Auf: fihbt tragen, und Dad Gchultheifenamt verwalten folte. Im J. 1585 beftelte er ihn fogar zum Amt» mann dDafelbft.

Um Ddiefe Zeit war alfo die Stadt Wachenheim in ihrer beften Aufnahm, Die Burg hingegen ward wegen des abgeänderten Wehrftandeg nicht mehr uns terbalten, und in Dem bald Darauf erfolgten 30 jaͤh⸗ rigen Kriege hatten beide mit Der umliegenden Ge— gend ein gleiches Schidfal. Durch die Hrleanifchen Anfprüche und desfalls unternommene allgemeine Derbeerung ward endlich die Stadt und Burg in einen Steinhaufen verwandelt, wodurch leztere vol lends eingegangen, und bei allem Dem bernach dem altadelihen Befchlehte der nunmehrigen Reichs⸗

9 Br Befchichte Kurfürft Friedrichs I, pag. 439.

47 & 49. x) Eben an pag. 468 , und in dem Urfundenbude pag. 464, num. r AR. ea, Geben 2 Heidelberg Montags nach innocentium pue- rorum 6 Wachenheim uf Dorſtag Georgi den 23ten pril 1556.

Oberſchultheiſerei Wachenheim. 331

grafen von Sickingen zu Mannlehen verliehen wor⸗ den iſt, welches auch noch wirklich die in derſelben Umfang gelegene Grundſtuͤcker beſtzet. Die Stadt bingegen ift nach. und nach wieder aufgebauet und in denjenigen Stand gebracht worden, worin fie fich nun befindet,

Merkwürdige Gebäude der Stadt find folgen» de: ı) Die Kurfürftliche Kellerei oder Burgvogtei, gemeiniglich die Muͤnze genannt. Gehörte urfprüng> lich dem Klofter Limburg , das in den erften Zeiten feiner Stiftung von den Kaifern das Münzrecht er» halten, und folcheg auch dafelbft ausgeuͤbet haben fol. Gewiſſer ift , Daß Herzog Ludwig der fchwars ze Soldgulden und fogenannte Rader-Albus dafelbfk fchlagen laffen c). Auſſerhalb der Stadt ftehet auch noch ein altes Gemaͤuer in den Wieſen, welches die Münzmüble genannt wird, und noch wirklich zu den Sütern des Klofterd Limburg gehöret. Nach» Dem für gut befunden worden, die von Pfalzgrafen Johann Kafımir zu Frideldheim errichtete Burgvog> tei wiederum nach Wachenheim zu verlegen, bat Die Hoffammer jene alte Limburger Münzftätte mit ih— sem ganzen Umfange von der geiftlichen Gütervers mwaltung eingetaufcht, und Dafelbft eine grofe Kelter, einen grofen Keller und Getreidfpeicher , nebft einer geräumlihen Wohnung für den zeitlichen Burgvogt erbauen lafien. 2) Der den Reichdgrafen Kolb von Wartenberg zuftändige Hof, welcher unter den übris gen der beträchtlichfie. 3) Der ehemalige Zehnthof. Diefer gehörte fonft dem altadelichen Befcylecht der Eckbrecht von Dürkheim famt dem ganzen Weinzehn» ten in Wachenheimer Gemarkung. Aber im J. 1596 verfaufte Runo Edbrecht ein und anderes an Kurf. Sriedrih 1V, und diefer überlied im J. 1607 deu

e) Man fehe die nähere Befchreibung diefer Münzen in des. Herrn Exter Verfuche einer Sammlung von Pfaͤl⸗

zifchen Münzen IICheil, p-8 fqq.

332 Oberamt Neufladt,

Hof, oder wie ed in dem Kaufbriefe heißt: „, Ein „alten Hofreid zu Wachenheim in der Mittelgaffen „, gelegen ıc. mit angelegenem arten und allen zus» z Hedörigen Burgfreiheiten und Gerechtigfeiten , wie „ſie vor diefem gemelte von Dürkheim ingebabt, „nichts ausgenommen ꝛc. um fech8 hundert Gulden, „, jeden zu 26 Albus gerechnet, an feinen Wizdom

„zu Neuftadt Thomas Blarer von Geierdberg und

z, feine Erben dergeftallt, Daß fie obige 600 fi. zu

„einem rechten Mannleibslehen empfangen, und

y, auf begebenden Fall der Gebühr nach vermannen „, folen d). Diefer Hof Fam bernach Durch Erb» Schaft an die von Bozheim, und endlich Durch Heu— rat) an einem von Riesmann, deſſen Wittib noch wirklih davon im Befize if. 4) Der dem uralten Geſchlecht der Kämmerer von Worms, SFreiberren von Dalberg , zuftändige Hof. 5) Der Sußmanni⸗ fche Hof, welchen vormals die Herren don Ange— loch, bernach einer Namens Lump befeffen, von dem er an den abgelebten Vizefanzler von-Sußmann und Defien Erben gefommen ift. 6) Ein anfänglich dem adelihen Gefchlechte von Graenrod, hernac Dem von Waldbrunn, jest aber dem Pfalzzweibrüdifchen Kammerratd Schübler gehöriger Hof. T) Der fü» genannte Wachenbeimer Aof, welchen Died alte Ges ſchlecht vormals befeffen. Auf Ableben Hannfen von Wachenheim fiel folher an feinen einzigen Sohn Sriedrich, den er mit Anna gebohrnen von Meip- perg erzielet hatte, und diefer verehelichte fich wie: derum mit Hanns Winkler von Büdingen. Ais ihr Sohn erfter Ehe ledig mit Tode abgegangen war, yesfaufte fie ihr Haus und Hof in der Stadt Wa: chenheim an der Kirche Porten famt verfchiedenen Weingaͤrten und Aeckern im Jahr 1552 an Ludwig Grafen zu Leiningen und Dachsburg um 2100 Guls

4) Datum Heidelberg den 2gten Monatstag Januarii 1607.

. Oberſchultheiſerei Wachenheim. 333

den e): Diefer Hof ward hernach an den Kurpfäls ziſchen Hoffammerdireftor von Scherer verkauft, defz fen Erben ſolchen noch wirklich befizen. Mehr ans dere in der Stadtgewefene Burgmannshöfe find nach und nach in bürgerlichen Befiz gefommen. Jedoch beftehet annoch das ehemalige Ritterhaus, welches der jezige Stadtfchreiber Hauf als ein freied Eigen= tum an fich gebracht, und zus Oberrheinifchen Ritter» truhe zu verſteuern bat,

Auſſerhalb der Stadt eine viertel Stunde Wegs gegen Morgen befindet fih der Hollenburger Hof, gemeiniglich Oſthofen genannt, der vor Zeiten ein befonderer Weiler gewefen feyn fol. Hollenburg ge= hörte fonft dem auggeftorbenen Geſchlechte Der Ler— chen von Dirmftein, bon Dem es auf Die Freiberren von Sturmfeder vererbet worden. Diefer Hof war mit einem Graben gleich einer Veſtung umgeben. Sodann liegt nordwärts auf einem Berge der foges nannte Munhard, ein von Der Wachenheimer Ge— marfung ganz abgefonderted Hofgut, das urfprüngs lich zu dem nächft Dabei gelegenem Nonnenkloſter Seebad gehöret haben, und hernach an die Herren von Hirfchhorn gekommen feyn fol. Im J. 1635 befaß ſolches Engelhard Göler von Ravensburg /), in jüngern Zeiten aber der gewefene Kurpfälzifche BizefanzlervonSußmann,der ed andenÖrafen jezigen Sürften von Leiningen-Dahbsburg verfaufet hat, von welchem e8 an den Hauptmann Rifchard und deſſen Sohn gefommen ift, Uebrigens befindet fich unten am Berge, worauf die verfallene Burg fiehet, eine Vorſtadt, welche vor der Burg genannt wird, jes Doch von der Stadt felbft ganz abgefondert ift.

e) Der, Kaufbrief ift geben uf Freitag nach Petri uud Pauli Apoflolorum &c.

f) In dem aftenmäfig documentirten Falti Specie der wehren Beichaffenheit, des Kurpfälzifhen Erble⸗ hens Zwingenberg Beilage Lit. B. |

m

3 34 Dberamt Nenfladt, -

In der Stadt, eben gedachter Vorſtadt und auf jenen Höfen und Mühlen find im J. 1785 gezähs let worden 321 Samilien, 1308 Seelen ; 3 Kirchen, Kapelle, 3 Schulen, 6 adeliche und 268 burgerliche Häufer, nebſt 3 Mühlen. Die Gemarkung enthält 611M. Aecker, 344 M.Wingert, 135 M.Wiefen, 2

M. Bärten und über 6000 M. Wald.

Unter jenen Feldgründen find die Güter begrif: fen, welche zu obgedachten adelichen Höfen gehören, Sodann befizet der nunmehrige Zürft von Peiningen, Die Kurfürftliche Hoffammer, und die geiftliche Ber: waltung auch verfchiedene dergleichen Freigüter, wo⸗ von die Pfarrer und Schuldiener einige im Genuſſe haben, einige aber anderwärtd in Beftand verliehen find g), und die alle zufammen über die Hälfte der Gemarkung ausmachen. Bon der beträchtlichen Wale Dung, gehöret ein Theil zur Burg Wachenheim , Das übrige aber der gemeinen Stadt, nebft welcher jedoch Die Inwohner der beiden Dörfer Fridelsheim und Genheim auf fichere in jeder Woche beftimmte Bufchtäge fich beholzigen dörfen. Die Aufficht über den Kurfürftlichen Theil ift dem Förfter zu Weifen heim am Sand übertragen, die Jagd darin aber bes reits im J. 1518 gegen den ganzen Haslocher Wald an die Grafen von Feiningen abgetretten worden.

Bor der Reformation war in der Stadt eine Pfarrei mit vier Fruͤhemeſſereien, fodann drei Kaplas neien in der fogenannten Bruder Ludwigs-Kapelle, und eine dergleihen in dem Weiler DOfthoffen, wel»

g) Der Verfaſſer dieſes beſizet ein dergleichen freiadeliches Gut, welches anfaͤnglich die Herren von Enzenberg, her— nach die von Wonsheim, ſodann die von Waldenrode, und die Grafen von der Mark beſeſſen haben. Leztere verkauften es der geiſtlichen Guͤterverwaltung, von wel⸗ cher des jezigen Beſizers Vatter ſolches anfaͤnglich in Erbleihe übernommen, jener aber im J. 1732 abgelößt, und blos von der Oberrheiniſchen Ritterſchaft abhangig gemacht bat.

Oberſchultheiſerei Wachenheim. 335

che ſaͤmtlich in das Landkapitel Boͤhl gehoͤret Haben A). Die Haupikirche war dem heil. Georgius geweihet, und der Pfarrſaz gehoͤrte dem Praͤmonſtratenſer Klo⸗ ſter zu Lautern, welches aber ſolchen ums Jahr 1505 an die Abtei Limburg vertauſchet hat, deſſen Abt Ma= charius mit einigen Mönchen in dem Pfarrhofe feine Wohnung aufgefchlagen, und fogar ein Klofter da- ſelbſt aufzubauen entfchloffen gemwefen, wie oben bei Limburg bemerfet worden.

Die Bruder Ludwigs-Kapelle fcheint erſt nach der Hand, als Wachenheim wieder zur Kur gefcms» men, errichtet worden zu feyn. Des Kurfürften Phi: lipps geiftliched Lehenbuch enthält davon folgende Nachricht: ‚„„ Item eyn Altare in vnnſer lieben Frau⸗ „wen ere, in Bruder Ludwigs Capellen zu Wachen» y, beym, hat myn gnedigfter Her Pfalggreve zu vers 7, oben, und finer Gnaden Elter haben den Altar „, geftift . . . und Her Johan Schnider ift Befizer „diſſer Pfründt, hat die zwei Jar ingebabt, und y, er ift fehuldig alle Tag vff dem Schloſſ Wacen- „heym Meſſe zu leſen, nach lut der Inſtitution, ,, und fo das Schloß Wachenheym und die Capelle ‚, verftört fint, fo lißt er zur Wuchen nit mebr dan „eyn Meile.

Bei der Kirchentheilung fiel die alte Pfarrkirche ing Loos der Reformirten, und Die Kapelle ward den Katholifchen angemwiefen. Beide Religiondgenofs fen verglichen fich jedoch in der Folge, und theilten den Chor der Kirche von dem Langhauſe ab, derge— ftalt, Daß dieſes den Neformirten, jener aber den Katholifchen verblieb, Leztere erweiterten ihren Theil durch einen Anbau, und machten daraus eine eigene Pfarrkirche, wozu dermalen auch die Dörfer Gees bach, Haufen und Grethen gehörig find. Daneben ‚blieb ihnen auch Die Bruder Ludwigs-Rapelle, in “welcher jedoch nur einige mal im Jahr Gottesdienft

b) Würdswein Subfid. diplom. Fom.X, pag. 307.

336 Oberamt Neufladt,

gehalten wird, . Im alten Chor befinden fich noch viele Brabfteine der ehemaligen Burgmänner , wor» unter Die von Wachenheim, von Wartenberg, von Dürkheim, von Medenheim, von DVenningen, und andere theild aus den Namen, theild aus den Wappen fenndar find. Die NReformirten befizen alfo dag Langhaus. der alten Pfarrkirche, und haben zween Prediger, wovon der erfte Die Stadt mit den ums liegenden Höfen und Mühlen, der zweite aber die Vikarie mit dem Filial Seebach und dazu gehörigen Dörfern Grethen, Haufen, nebft den Munharder Hof zu verfeden hat. Die Lutherifchen haben im J. 2748 auch eine eigene Kirche Zu erbauen angefangen, welcher über obgenannte nächfigelegene Dörfer auch Sridelsheim, Genheim, Schauernheim und Alsheim bei Öronau ꝛc. eingepfarret find. | Der Zehnten inder Gemarkung fcheint fehon vor» längft an die Dort begüterte Burgmänner gefommen zu feyn. Denn im J. 1596 verfaufte Runo Eds brecht von Dürkheim den ganzen Wein- und ein Drita tel des Getreidzehntens an Kurf. IV, Noch wirklich bezieht leztern die Kurfuͤrſtliche Hofkammer, Die übrige zwei Drittel aber der Graf Kolb von Wars tenberg , nebff dem halben Bergzehnten, davon der Neformirte Pfarrer Die andere Hälfte beziehet. Am fleinen Zehnten geniefet gedachter Graf wieder zwei, und der Pfarrer ein Drittel, Von einem geringen Bezirke, Der Königs-Wingert genannt, beziehet der Pfarrer zu Fusgenheim den Weinzehnten. zu Verwaltung der Serichtbarfeit ift ein Ober- und ein Unterfchultheig nebft vier Schöffen deg Raths und ein Stadtfchreiber beftelt. Zur Dberfchultheis ferei gehören auch die nachfolgende Dörfer Fridels⸗ ‚heim, Genheim und Medenheim.

27) Sridelsheim. Ein mittelmäfiged Dorf, drei Stunden don Neuftadt nordoftwärtd entfernt, war fhon zu den Karolingifchen Zeiten unter Dem Nas

men

Dberfhulsheiferet Wachenheim 337

men Sridolfesbeim oder Sridolvesheim befannt z). Kohann Fey von Derne, Hanns von Koenberg, fein Tochtermann, Kraft und Friedrich Fryen von Der— ne, Johannſen Söhne, befennen im J. 1418 erblich, und.ewiglich an Kurf, Ludwig LLi verkauft zu haben, ihr Zuß, Zofraide und Gefeffe zu Fridelsheim mit allen Rechten und Zugebörungen, für 2 faufend ein hundert Gulden Speirer Währung. ! Diefes Haus iſt nachgehendd in eine wehrhafte Burg verwandelt worden. Pfalzgraf Sriedrich I verkaufte im. $, 1462 dad Schloß Fridelsheim mit Vorbehalt des Defnungsrechted an den Abt Heinrich und den Konvent Des Klofterd Limburg um 1200 Rheiniſche Gulden, mit dem Bedinge, daß ſolches ewig bei dem Klofter bleiben fole k). Dem unges achtet verkaufte der Abt Macarius zu Anfang des XVI Sahrhunderts mit Bewilligung des Kurfürften Philipps diefes Schloß an Hanns don Hirfhhorn, Dergeftalt, Daß er folches wiederum von der Pfalz ‚zu Mannlehen empfangen mufte. Einige Jabre her» nac) aber tratt Diefer mit abermaliger Bewilligung des Kurfürften Den Befiz Davon feinem Better, dem Kaiſerlichen Oberſten, Sebaftian Vogelsberger, ab, mit dem Vorbehalte, daß gleichwohl er von Hirſch— born und feine Erben daß Lehen noch fernerhin ver= mannen und bei jedem Falle von Kurpfalz empfan« gen folten. Weil aber gedachter Vogelöberger wider Die auf dem Neichdtag zu Speier errichtete Verord⸗ nung zum König in Sranfreich überging, und ihm Deutfche Völker zuführte, ward er von feinem eige- nen Freund Lazarus Schwendi zu Weifenburg über« sedet mit nach Augsburg zu reifen, woſelbſt er als ein friedbrüchiger angeklagt, und Den 7 Hornung im

») Sieh Cod. diplom. Lauresh. Tom. II, num. 2073 75 und Sehannat Corpus Tradit. Fuldens. num. XXXI. \

*) Datum Heidelberg uf Sonntag nad Valentinstage ang Domini 1462. |

Pf. Beograpbie, II.Ch. 9’

333 Oberamt Neuſtadt,

J. 1548 oͤffentlich enthauptet worden N). Da min zugleich feine Güter und Vermögen heimfaͤllig erfläs ret waren, hat auch Kurpfalz das Schloß Frideld» beim an ſich gezogen, wiewohldie Herren von Hirfch» born das Lehen noch ſtets zu vermannen gehabt. Jedoch foll Kurf. Dttheinrich Dajfelbe mit den beiden Dörfern Weidenthal und Genheim im J. 1557 um 2000 fl. erfauft m), bernach an die Grafen von Leis ningen verpfändet »), und Pfalzgraf Johann Kaſi—⸗ mir erft wieder eingelöfet haben 0). Es ift gewiß, Daß eben diefer Pfalzgraf befagted Schloß ſchon im %.1578 ganz neu aufzubauen angefangen, und Da» feldft Die fonft in der Stadt Wachenheim beftandene Burgvogtei, welche big zum Ende des vorigen Fahr: hunderts in Srideldheim geblieben, errichtet habe, Kurfürft Friedrich V Hat folches feiner Gemahlin

Elifabeth nebft der Stadt Frankenthal zum Wittibfiz

verordnet. In dem 30 jährigen Kriege ift es grö- ften theild abgebrannt, und in dem Drleanifchen Erbfolggftreit gänzlich eingeäfchert worden, und blieb auch in feinen Trümmern fo lang liegen, Bid Kurf. Johann Wilhelm alle heimgefallene Hirfchhornifche Leben im. 1608 feinem Hoffanzler, Franz Melchior Freiherrn von Wiefer, aus neuen Gnaden verliehen hat. Nach Ableben dieſes Hoffanzlerd ward das von ihm angefangene Schloßgebäu von deffen zwei— ten Sohne, Franz Joſeph Grafen von Wiefer, vol: Iendet, auch von ihm felbit und feinen Erben bisher bewohnet. Diefed Schloß hat viele Bequemlich: keiten, ift mit einem tiefen Öraben umgeben, und

1) Umftändlichere Nachricht findet: man hievon bei Ach. Sleidan, in Comment. de Statu Rel. 1.19 & 20 und in Thuani hift, Lib. 2, 5, 8 & 10. .

m) Ada Compromifi in Caufa Aurel. in defign. Feud. Empt. pag. 128. j

#) Caſpar Lerch Neichsritteradelihes Herkommen, im Burgermeißers kibliotheca Equeſtri T. L, p: 332.

») Ada Comprom, p. 98.

Oberſchultheiſerei Wachenheim. 339

hat einen groſen Luſt- Baum Wein- und Gemuͤß⸗ arten. In dem Dorfe waren voriges Jahr 69 Fami⸗ lien, 317 Seelen, 2 Kirchen, 2 Schulen, 55 gemei⸗ ne Käufer. Die Gemarkung enthält 924 M. Meder, 61 M. Wingert, 75 M. Wieſen, und 48 M. Wald. Zu den Feldgruͤnden gehoͤren 1) der dem Kloſter Limburg zuſtaͤndig geweſene, und allein uͤber 650 Morgen Landes betragende Moͤnchhof. Dieſen hatte ein Ritter, Namens Otto, mit feiner Ehegattin Ade— lind dem Klofter Limburg im J. 1133 zum Seelge⸗ raide übergeben. Ernennet folchen einen Haupthof, weil der dritte Theil ded Bannd oder der Gemar⸗ fung dazu gehöret 9). Wiewohl noch zur Zeit nicht zu bemweifen ftehet, daß dieſes beträchtliche Hofgut jemals zu dem Hirfchhornifchen Lehen gehöret habe, fo ift jedoch folches Dem obgedachten ehemaligen Hofe Fanzler , Freiherrn von Wiefer, und feinen Gräflie chen Nachkommen mit überlaffen worden, welche fols ches auch nebft Dem fogenannten Schönfelder Gut noch wirklich befizen. a) Das fogenannte Schloßgut, Die eigentlihe Zugehör der Burg Srideldheim. 3) Ein über dritihalb Hundert Morgen Landeg betragen= Des Nitter- oder Burgmannsgut, welches anfäng: Lich die Herren von Flersheim, bernach Die von Wons⸗ heim befefjen,, von denen es an einen von Roſeneck, fodann bon diefem durch Verkauf an die Grafen vom Wieſer, und endlich an den Fürft von Naffau-Weilm Burg gefommen, der folches dem in feinem Gebiete liegenden ehemaligen Klofter Ramſee zu benuzen ge« geben. 4) Ein der Kurfürfilihen Hoffammer zue Burgvogtei Wachenheim gehöriges Hofgut, welches 142 Morgen Landes enthält,

p) Die Urkunde darübet hat Herr Dechant Würdemein in Subfid. diplom. nov. Tom.1I. pag. 140 bekannt gemacht. Es heißt darin, appellamus autem curtem illam princi= palem, quia tertia pars banni tmemoratae villae cum» omnibus ſuis appendiciis &c.

2

349 Oberamt Neuſtadt,

Eine viertel Stunde von dem Dorfe fhdwärte liegt ein Buſchwald von ungefähr 4o Morgen Lans Des, der fhon im J. 1519 zum Theil gepflanzt wor: Denift. Pfalzgraf Johann Rafimir Hingegen hat fol hen zum Behufe eines Thiergasteng nach dermaliger Gröfe angelegt, der hernach ebenfalls den Grafen von Miefer mit den Hirfchhornifchen Lehen überlaffen ‚worden. Die Gemeinde geniefet dag Beholzigungs⸗ zecht im Wachenheimer Stadtwald, und den Weid« betrieb in dem Limburger oder fogenannten Duͤrkhei⸗ . mer Bruce. Im J. 1116 dverliehe der Bifchof Drus

‚no zu Speier fein Eigentum an der Kirche zu Sris Dolvesheim mit dem Pfarsfaz Dem Klofter Lintburg, und im J. 1156 beftättigte Bifchof Günther dieſes Dermächtniß und gab Dem Klofter noch einige Güter Dafelbft g).

Sonft war die Pfarrei zu Fridelsheim dem Land⸗ kapitel Böhl einverleibet 7), und die Kirche zur Ehre U. L. 5. eingemweihet. Im der Kirchentheilung fiel dieſelbe in Das Loos der Reformirten, welche folche ‚der neu errichteten Pfarrei Medenheim einverleibt ‚haben, . Die Katholifchen find ebenfalls nach Mecken⸗ beim eingepfarret. “jedoch befindet fich in Den Graͤf⸗ Iich-Wieferifhen Schloß eine geraumlihe Hauska⸗ pelle, worin an Sonn- und Feiertägen Gotteddienf gehalten wird.

Den Wein- und grofen $ruchtzehnten beziehet Die KRurfürftliche Hoffammer zur Burgvogtei Wachen» beim allein, am £leinen aber nur drei Viertel, und Der Reformirte Pfarrer ein Viertel. .

Die hohe und niedere Gerichtbarkeit über Fri⸗ delsheim gehörte fonft jederzeit Dem hohen Kurhaufe Pfalz. AS aber die Grafen von Wiefer fämtliche Hirfchhornifche Leben erhielten, mworunter a ein Theil der Vogtei des Dorfes Neunfirchen zur Burg

q) Idem Subfid. diplom. nova T.I, pag. 138 & 142. 2) Idum Subfd, diplom. T.X, p-306 feq.

Oberſchultheiſerei Wachenheim. 34%

Zwingenberg gehoͤrte, brachten ſie es dahin, daß ih⸗ nen dafür Die niedere Gerichtbarkeit zu Fridelsheim im J. 1717 abgetretten worden. Der Drt ift alfo mit der hoben Bothmäfigkeit dem Oberamt Neu ſtadt untergeben, und gehöret nur in gewiſſen Faͤllen zur Oberfchultheiferei Wachenheim,

28) Genheim ligt dem vorhergehenden Dorf Fridelsheim gegen Oft. In den alten Urkunden wird dDiefer Ort Gininheim, auch Ginanheim genannts Beide Benediftiner Abteien, Lorſch und Fulda, has ben verfchiedene Güter dafeldft erhalten s).

Wahrfcheinlich haben die Edeln von Hirſchhorn die Bogtei zu Genheim, wie zu Weidenthal, Dem Bifchöffen von Speier zu Lehen aufgetragen. Denn es ift gewiß, daß folche niemals eine Zugehör der Burg Fridelsheim geweſen. Kurfürft Ottheinrich hat im $. 1557 den Befizern 2000 fl. darauf vorgefchof. fen und Pfalzgraf Johann Kafimir Das volle Eigen tum erworben 2).

Durch das Dorf lauft das von Wachenheim und Srideldheim kommende Bächlein, welches fih in den Wieſen gänzlich verliehret. In dem Dorfe finden fih über 70 Familien, bei 340 Seelen, ı Kirche, £ Schule, 37 gemeine Häufer. Die Gemarkung ent-⸗ hält 825 M.Neder, 119 M. Wingert, 137 M, Wien fen und 100 M. Wald. Zu Den Zeldgründen gehöret ein beträchtliches Hofgut, welches mit Dem ehema⸗ ligen Nonnenflofter St. Lambrecht an dig hohe Schu⸗ le zu Heidelberg gefommen ift. Es beftehet aus 143 SM. Landes, nebft Hofraithen und Gebäuden, wels ches alles in Erbbeftand verliehen ift ıc. |

Zu Genheim war vor der Reformation nur eine

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s) Vid. Ada Acad. Palat. Tom. III, pag. 232. >) Man vergleihe damit, was bei Weidenthal davon bes

merket iſt S. 268. Y3

942 Oberamt Neuſtadt, Kaplanei, welche von der Pfarrei Friedelsheim ab⸗ hieng x). In der Kirchentheilung fiel ſolche in dag Loos der Reformirten, und dieſe haben ſolche an» faͤnglich der zu Meckenheim errichteten neuen Pfarrei als ein Filial einverleibt; vor etwa zwanzig Jahren aber ſolche zu einer beſondern Pfarrei erhoben, und Darauf einen eigenen Prediger beſtellt, welcher zus gleich die Silialfirche zu Als heim bei Gronau , und Das Dorf Ellerftatt mit zu verfehen hat. Die Kathos difhen find bisher nach Medenheim eingepfarret. Es hat. zwar der KRurpfälzifche Hoffammerrath und Salinenkaſſier, Karl Heinrich Hout, eine Behaufung zu einem befondern Kirchlein in Genheim zurichten laffen. Weil aber weder zum fünftigen Unterhalt eis ned Pfarrers oder Kaplans, noch der Kirche die nös thigen Mittel vorhanden find, fo ift die Bifchöfliche Einwiligung zum ordentlichen Gebrauche noch wicht ertheilet worden. Die Einwohner wegen allzu weiter Entlegenheit ihrer Mutterkirche befuchen den Gottega Dienft zu Srideldheim,

Den Wein- und grofen Fruchtzehnten beziehet Die Rurfürftlihe Hoffammer allein, am E£leinen und Heuzehnten aber, wie auch von einem naͤchſt Fusgen- beim gelegenen geringen Bezirke, Keitersbecfe ge- nannt, nur den dritten Theil, und Die übrigen Zwei Drittel der Reformirte Pfarrer,

29) Meckenheim. Kin grofed Dorf, eine Stunde voyg Genheim füdwärtd, und eben fo weit von Wachenheim gegen Südoft entfernt, in den dl- tern Zeiten Macchenheim x), auch Meckinheim y) genannt. Durch folches ziehet Die von Mannheim nach Neuſtadt führende Hochftrafe.

#) Würdtwein Suhfid. diplom. T.X, p- 308. j

x) Cod. diplom. Lauresh. Tom. II, num. 2064 bis 72.

3) Praeceptum Hludovici Imper. de Concambio an. 838 Prumiae &c. in Martene Colle&. Ampl. T.I, p.85. ;

Oberſchultheiſerei Wachenhelm. 343

Im Jahre 1287 verkaufte Dieterich von Hohen⸗ fels das Dorf Meckenheim mit ſeiner Zugehoͤr an Pfalzgraf Ludwig IT um 220 Pfund Haͤller, damit Der Römifche König folches der Pfalz als ein Reichs⸗ leben übertragen und verleihen, Pfalz aber in dieſer Eigenfchaft vermannen und Die zuvor Darauf geffan« Dene acht Pfund mit funfzig Pfund Häler abledigen folle, wobei jedoch die zu Pfedersheim wohnhaft ge» wefene Friedrich und Johann von Medenheim aus⸗ genommen worden 2). Daraus ergibt fich, daß leze teres Gefchlecht daſelbſt verfchiedene Güter und Ges rechtfame. befeffen, auch Davon feinen Nahmen ans genommen haben müffe. Bon dieſer Zeit an hat der Drt immer zur Pfalz, und in das DOberamt Helle ftadt gehöret. Immittels verübte Die Burgerfchaft Der Stadt Speier in einer gegen Pfalzgraf Ruprecht Den ältern vorgemwefenen Fehde in Diefer Gegend vie— len Muthwillen und that durch Brand und Raub zu Meckenheim grofen Schaden a). Desgleichen ift auch der Drt im J. 1459 durch einen Diener des Grafen Emich von Leiningen und Gemeinern Des Ganerbenfchloffes Wartenberg, Namens Conze Phile von Ulnbach, gröften theild, im folgenden Jahre aber von den Veldenz- und Leiningifchen vollends ver⸗ branntmworden db). Aus welchem Grunde Diefed Dorf zur Oberfchultheiferei Wachenheim gezogen worden, ift noch zur Zeit nicht befannt.

Nordwaͤrts fliefet ein im Deidesheimer Walde entfpringendes Bächlein, Die Marlach genannt, vorbei, lauft Durch Die Hochdorfer Gemarkung nach Schauernheim, und fällt daſelbſt in Den ſogenann⸗ ten Landgraben.

z) Datum Frieſenheim ꝛc. prid. Kal. Mart. an. 1287.

a) Lehmann GSpeierifche Chronif Lib. VII, Cap. LXIX & LXXXV nad) der Fuchſiſchen Auflage p- 757 & 806.

) Kremers Gefchichte Kurf. Sriedrichs I pag. 148 & 162. Mie auch Simonis Beſchreibung aller Biſchoͤffe von Speler p. 163. °

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244 Oberamt Neuſtadt,

Im vorigen Jahre beſtund Die Bevoͤlkerung im 184 Familien, 932 Seelen, die Gebäude in 3 Kir» den, 2Schwen, 140 gemeinen Käufern. Die Ges markung enthält 4637 M. Meder , 209 M. Wingert, HM. Wiefen, und 110 M. Weide.

In der Gemarkung befizet die Kurfürftliche Hof> kammer den fogenannten Pfalzbof, die geiſtliche Verwaltung aber Namen des Stifts zu Neuſtadt, Das grofe uhd kleine Hofgut, das Maltdefer- oder Johanniterhaus zu Musbach 14 M. Landes , dus Domkapitel zu Speier verfchiedene andere Güter, unter welchen vier Morgen Wingert, die felbiged fchon im 9. 1219 don dem Klofter Hirfau erfauft, Dann ein Hofgut, fo das Klofter Reihenau im Br ſtum Koftanz demfelben im %. 1236 mit dem Kir chenſaz gefchenfet hat ce), begriffen find. Die ade lichen Güter gehören den Sreiberen von Dalberg, von Modenhaufen, von Bawyr und von Sturmfeder.

Bon dem ehemaligen Kirchenwefen zu Mecken— beim weis man nur fo viel, daß obgedachter Bene» Diftiner Abtei Reichenau dag Patronatrecht Dafelbft wine gewefen, von diefer aber folched Den alten

rafen von Zollern zu Leben gegeben, und endlich im J. 1236 dem Domkapitel zu Speier abgetretten worden fey d). In der Kirchentheilung fiel Die alte Pfarrkirche in das Loos der Katholifhen. Sie iff Dem heil. Aegidiug geweihet, und gehöret, wie vor mals in das Böhler, jezt in Das Deidesheimer Land: kapitel. Dazu find die Dörfer Fridelsheim , Gn« | heim, Ellerfiatt und Alsheim bei Gronau eingepfar- ret, weshalben der Pfarrer zween Rapläne zur Aus- hülfe nöthig hat. Nebſt Diefer Kirche lag eine Kar pelle oben im Dorfe, und war dem heil. Betrug ge» weihet. Solche wurde bei der Kirchentheilung ohne weitern Anfchlag den Neformirten überlaffen , welche nn nn —— e) Würdtwein Subfid. diplom. Tom, V, pag. R 6) Ibidem und Tom. X a Pag: 309. pes · 269 & 233

Oberſchultheiſerei Ramäheim. 346

auf dieſem Plaze eine geraumliche neue Kirche er⸗ bauet, und mit einem eigenen Prediger verſehen, ihm auch die Kirchen zu Fridelsheim, Genheim, Ele Terffatt und Alsheim bei Gronau eingegeben haben, bis aus leztern Drei Orten eine befondere Pfarrei ges naht, mithin nur dag Filial Srideldheim dabei be= laſſen worden. Die Lutherifchen find nah Hasloch eingepfarret.

: Den grofen oder KHauptfruchtzehnten beziehet Has Domkapitel zu Speier, ald eine Zugehör des ehemaligen Kirchenfazes 5 von Den Neubrüchen die Kurfürftlihe Hoffammer, und den Gloden- oder Meßnerszehnten der Katholifche Schulmeifter. Am Weinzehnten im Hauptfelde geniefet Der Katholifche Pfarrer acht, und das Domfapitel zu Speier zwei Zehntel, in den Banngärten aber, wie auch am klei⸗ nen Zehnten- gedachte Pfarrei drei, das Domkapitel eines, die Kollektur Neuftatt auch eined, und Das dortige Stift fünf Zehntel. Don einem Bezirke, Das kleine Feld genannt, gehöret der fämtliche Zehn⸗ ten der Gemeinde, und foll vermald ein Stiftungda theil der St. Peterdfapelle gewefen feyn.

Stadt und Oberfchultheifereigamsheim.

7 )iefeg artige Landftädtchen im alten Wormsgaue,

fünf Stunden von Neuftadt nordmwärtd entles gen, wird in den Lorfcher Urkunden vom VIII Jahre bundert Lammundisheim, auch Lantmundesheim genannt e). Daß es inden mitilern Zeiten zur Graf⸗ Schaft Leiningen, und dem Wormfifchen Landgericht auf dem Stalbohel gehöret habe, ift wohl feinem bil⸗ Tigen Zweifel unterworfen. Denn die Grafen haben

) Cod. Tradit, Laureshb. Tom, II, num, 1145 & 1233.

35

346 - Dberamt Neufladt,

fowohl Güter ald Öerechtfame von den Herzogen des Rheinifchen Frankens, und nachgehends von den Pfalzgrafen bei Rhein famt dem Landgerichte zu Les bengetragen. Bei der von Bifchof Konrad zu Speier zwifchen den Grafen Friedrich und Emich von Leinins gen im 5.1237 verglichenen Erbtheilung war Sranf von Lamsheim ald Burg- oder Dienftmann gegen» wärtig. Much kommt ein Friedrich von Lamesheim unter den Edelfnechten ded Grafen Friedrichs von Leiningen in einem Sriedengfchluß vom Jahr 1290 vor f). Pfalzgraf Ruprecht I fuchte alles an fich zu bringen, denn im J. 1368 faufte.er von Heinrich Knebel von Kazenelnbogen ein Hofgut g), und im 5.1382 von den Töchtern Heimichg don Ebeftein alle ihre Güter, die fie zu Lamsheim beſeſſen hatten, um anderthalb hundert Gulden 4), Eine fehr günffige Gelegenheit zum gänzlichen Erwerb diefes Orts gab die bald darnach ausgebrochene Fehde. der Reichs— fiädte Worms und Speier wider die beide Pfalzgras fen Ruprecht den ältern und jüngern, wozu fich dee leztern Bafallen zum Dienft gedachter Städte gebrau⸗ chen liefen. Denn, ald die Pfalzgrafen über diefe feindliche Bundesgenoffen unweit Speier einen voll» fommenen Gieg erfochten, und eine grofe Anzahl des aufrährifchen Adeld zu Gefangenen gemacht, worunter auch Baldemar von Lamsheim begriffen war, muſte Diefer, um feineBefreiung zu erleichtern, al fein Recht auf Lamsheim den Giegern abtretten, wie er dann in feinem desfalls ausgeſtellten Verzichts briefe befennet, ‚„„ Daß er mit wohlbedachtem Muth, zr und mit gutem Willen, genzlich, luterlich, und „, eigentlich verziehen uf alle und jegliche Forderung,

f) Von dem erften fiehe die Leiningen Weiterburgifche rechtliche Auszüge Beilage ı , und vom lejtern Calmee hiftoire de Lorraine Preuves Col. DXXXIII.

3) Ada Comprom. in Caufa Praetenf. Aurel, p. 92.

4) Geben an. Dni MCCCLXXXII. Feria quarta proxima ante: feltum Corporis Xti.

Dberfchultheiferei Lamdheim. 347

» Anfprache und Rechte an Lambsheim der Statt, „an gute, an But, Vogtrecht, Seriht, Mulen, „Waſſer, Weide, Asung, Dienft und anderes, „was bag, sefin mögte in der Stadt zu Lambs— „heim und vßwendig, groß und cleyn, viel oder y, wenig, nichts usgenommmen ıc i).

Im %.1392 ward die Gemahlin Herzogs Rus precht, Pipan genannt, unter andern auch ausdruͤck⸗ lich auf Lamsheim die Stadt bewidmet k). Durch Die zwifchen K. Ruprechtd Söhnen im J. 1410 dor: gegangene Erbtheilung, kam diefer Ort an Herzog Stephan, den Stifter der Simmerifchen und Zwei brüdifchen Linie, und nach deffelben Ableben an feis nen zweiten Sohn, Herzog Ludwig den fihwarzen. Diefer trat wider Kurf. Friedrich I in ein feindliches Buͤndniß; daher belagerte lezterer dag theilg Durch Kunſi, tbeild Durch feine natürliche Lage, wohl bes vefligt gewefene Lamsheim, und lied Durch unauf— hoͤrliches Feuerwerfen die Hälfte Davon zu Grunde sichten, Endlich eroberten folhes die Pfälzer im J. 1471 mit dem Degen in der Fauſt, machten die in achtzehen Edelen, drei und dreifig Reifigen ‘und zwanzig Sußfnechten beftandene Befazung zu Gefan— genen. Die Bürgerfchaft, welche annoch ungefähr 200 Köpfe ausmachte, ward gebrandfchazt, und mußte dem Kurfürft huldigen. Die Stadt verlohr Dabei nicht nur ihre Mauern und Bevefiigung, ſon⸗ Dern auch ihr voriges Anfehen, und vieles von ihren alten Sreiheiten MD.

s) Geben uff Sontag in der Vaſten fo man fingt in der heil, Kirchen Reminifcere anno Dni MCCCLXXX nono, Bon der Fehde findet fich mehrere in Lehmanns Speie⸗ rifchen Chronif Lib. VII, Cap. LXIX, und in Schannar hit. Worm. p.402 & ſqq.

k) Die Urkunde darüber geben zu Alzei ſtehet in des Herrn Crollius verbefjerten Probe der Befchichte von Elifas beth von Sponheim unter den Beilagen p. 33, num, IV.

n Kremers Geſchichte Kurf. Sriedridy I. pag- 458.

348 Oberamt Neuſtade,

Im J. 1504, bei Gelegenheit der Baieriſchen Fehde, ward Lamsheim von dem Landgrafen Wilhelm von Heſſen feindlich uͤberfallen, und die Kirche ſamt den Glocken verbrannt m). In dem hald Darauf entfiandenen Bauernfriege mußte Das Stadtlein wie, der vieles Ungemach erduldenz gleichwohl blieb es immer bei Kurpfalz, ausgenommen eine kurze Zeit nach Sriedrichd III Tode, da ed mit dem Dberamf Neuſtadt feinem nachgebobrnen Sohne, Herzog Ib⸗ dann Kafimir, zum Erbtheil ausgefchieden, und erſt nach deffen unbeerbten Abgang mit den übrigen Kur: landen wieder vereiniget worden iſt.

Auf der füdlichen Seite des Städtleing lauft die aus dem Dürfheimer Thale fommende Iſanach vors Hei. Mit diefer vereiniget fich der aus der Rehbach bei Schifferftatt über Ruchheim auf den Holzhof ab» geleitete Floßgraben, und fliefen mit einander über Eppftein nach Frankenthal. Näher an dem Städt: lein lauft auch die aus dem Leiningifchen Gebirge fommende Fuchsbach vorbei, welche durch das von Sreinsheim berabfliefende Bächlein verftärfet wird, und ebenfalld nach Frankenthal fortlaufl. Die Iſe⸗ nach treibt nächft Dem GStädtlein eine dem Freiberrn von Hade zufländige Mahlmühle. Durch den Ort Be eine von Worms nach Landau führende Land⸗ firafe.

‚Im Jahr 1785 war die Bevölferung 248 Fa: milien nnd 1161 Geelen ſtark. An Gebäuden zaͤhlte man Z3Rirchen, 2 Schulen, 195 burgerliche Häufer. Die Öemarfung enthält 3109 W. Neder, 95 M. Win gert, 179 M. Wieſen, 800 M. Gebruͤche und Weidr, nebſt 25 M. Buſchwald. Unter jenen betraͤchtlichen Feldgruͤnden iſt 1) das ſogenannte Pfalz-Hofgut, welches vormals zu der im Staͤdtlein beftandenen Burg einiger Öanerben gehöret haben ſolle. 2) Das

") Trithemins Chron, Sponheim, p. 420.

Oberſchultheiſerei Lamshelm. 349 Dirmſteiner Hofgut, beide der Kurfuͤrſtlichen Hof⸗

tammer zuſtaͤndig ꝛtc.

Die in der Gemarkung befindliche Suͤmpfe, und die dabei gelegene Heide dienen meiſtentheils zum Weidſtrich. Man hat jedoch angefangen vieles davon urbar zu machen, und einen kleinen Forlen— wald darauf anzulegen. Die Stadt iſt mit ihrer nothduͤrftigen Beholzigung in den ſogenannten Hin⸗ terwald des Kloſters Limburg mit berechtiget.

Die Kirche des Orts war dem heil. Stephanus geweihet, und zu Dem ehemaligen Landkapitel Freins— beim gezählet. Der Pfarrfaz aber gehörte dem Abte zu Weifendburg. Daneben befand fih auch eine Ka- pelle zur Ehre U, L. 5. welche das Stift zu St. Paul in Worms zu beftellen hatte »). In der Kirchen» theilung fiel erfiere ganz zum Loos der Reformirten, nachher aber erhielten Die Katholifchen den Chor für ſich und fezten einen eigenen Pfarrer, der auffer dem Holzhofe Fein Filial zu verfeben hat. Die Lutheri— fchen haben auch eine eigene Kirche aus gefammelten Beiträgen erbauet, und Darauf einen Prediger ans geordnet.

In obdgedachter Reformirten Kirche finden fich Die Srabfteine der im J. 1510 verftorbenen Ehegattin Heinrichs von Medenheim, Ulrika von Helmſtatt: gedachten Heinrih8 von Medenheim, der im J. . 1531, und Maria von Helmftatt, einer gebohrnen von Affenftein, Die im J. 1556 verftorben iſt 0).

Am grofen Fruchtzehnten in den Winterfluren beziehet Die KRurfürftliche Hoffammer oder ihre Kelle» zei Neuſtadt ſechs Siebentel, Das übrige Siebentel aber der Freiherr von Metternich. In Sommerflur

a) Schannat Hiftoria Epilcopat. Wormat. pag. 36. Sm J 1492 hat Reinhart von Riepperg, Domherr zu Worms, gewiſſe Einkuͤnfte zu Maudach der Pfarrkirche des heil.

ne a en Beiträge Sur Dräl gſchen Geſchicht

) Buͤttinghauſen Beiträge zur Pfaͤlziſchen Ge e Ven Bandes Ites Stuͤck p. 10.

350 Oberamt Neuſtadt,

das Domſtift Speier zwei Drittel, und der Refor⸗ mirte Pfarrer ein Drittel; von den Heideädern und übrigen Neubrüchen die Kurfürfilihe Hofkammer allein, und diefe auch einen Theil des Weinzehnteng, Den der Freiherr von Hade zu Lehen trägt. Am fleinen Zehnten dad Domftift Speier , und der Re— formirte Pfarrer, jedes die Hälfte, der Glöckner aber aug einigen Feldbezirfen. ,

Vormald hatte die Stadt ihren eigenen Bluts bann, welcher fih über mehrere umliegende Drtfchafs ten erfiredtet haben fol. In einer vom Kurf. $ried» rich IV der Stadt ertheilten Beftättigung ihrer alten Zreiheiten, wird annoch Der Dberzent gedacht. Dag Gtadtgericht war aus dem daſelbſt angefeffenen Adel oder Burgmännern beftelt. Nachdem aber dieſe ihr Recht an Kurpfalz verfaufet, und die Stadt von Kurf. Friedrich 1 eingenommen war, hat diefes NRit- tergericht aufgehört. Dermalen ift der Stadt ein Dber- und ein Unterfchultheig, nebft vier Schöffen, und einem Stadtfchreiber vorgefezt.

= 31) Epſtein. Ein anfehnliches Dorf nächft bei Frankenthal gelegen, welches in den Lorfcher Urfun= den Ebenſtein, Zbinftein, auch Appenftein, und Eppenſtein genannt wird p). In einer Urkunde des Klofterd Schönau vom J. 1216 wird eines Ber tolfen von Ebeſtein, und nach ihm noch mehrerer Diefes Namens gedacht. | Das Klofter Frankenthal befam auch verfchiede» ne Güter, und zulezt gar einen Theil der Wogtei in dDiefem Orte. Die andere Hälfte aber trugen die Herren von Oberſtein als ein altpfälzifches Mann» lehen, wie folched die vorhandene Lehen-Reverfen vom J.1456 und 1509 ausdrädlich beweifen. In

P) Cod. diplom. Lauresheim Tom.I, num. 16, Tom.Il, " num. 848 bis 56, aum, 1181 & num. 1527, Tom. III, num. 3659. j |

Oberſchultheiſerei Lamsheim. 351

dem leztern heißt es: „Item das Dorf Eppſtein „mit aller Nutzung, Atzung, Frohndienſten, aller „Herrlichkeit, und Gerechtigkeit :c.

Indeſſen hatte der Abt zu Frankenthal, Johann. von Ingelheim, im %.1466 feine Hälfte an Kurf. Sriedrich verfauft g), und vermutplich folche den Herren von Oberftein auch zu Lehen gegeben. Georg Chriftoph von Oberftein empfieng ſolches annoch im %,1654. Nach fieben Jahren ftarb er ohne Leibes⸗ erben, und Kurf. Karl Ludwig z0g die heimgefallene fämtlihe Lehen zur Kammer ein, mithin auch die Vogtei des Dorfes, die mit der Dberlandesperrlich- keit wieder vereiniget wurde. Dabei ift ed über fünfzig Jahre lang geblieben, bis weil, Kurf. Jo- bann Wilhelm feinem Kaͤmerer, Kriegsrath und Ges nneral-Feibadjutant Grafen von Lechrain alle Lehen— ftüfe, welche vormald die von Oberftein beſeſſen, und genoffen, im %. 1703 aus neuen Gnaden zu Mannlehen überlaffen bat. Der Graf verkaufte aber bald darauf alle folche Lehen an Lothar Friedrich ‚von Hundheim, der auch die Kurfürftliche Beleh—⸗ nung empfteng, und damit die Bogtei von Eppftein auf fein Sefchlecht brachte r), welches noch Dermas len im Befize ift.

Nach dem Berzeichniffe vom J. 1785 war Die DBevölferung 85 Familien, und 414 Seelen ſtark. An Gebäuden waren 2 Kirchen, Käufer. Die

q) In Adis Comprom. Francofurt. apud Chlingenfperg heißt es pag. 121: 1496 abbas Frankenthalenfis * (Frid. I) . vendit ingens pratum in Hirfchgarten pro 900 flor. & pagum Obttein ; fodann gleich darauf, eod. an. idem ab-

as ipfi vendit hofpitium publicum prope Frankenthal & dimidiam-partem pagi Ebftein pro 4000 flor., es iſt aber im Jahr geirret. Toiner in addit. pag. 71, fehlt ebenfalls, daß er dafür 1469 fezet, und Herr Kremer in feiner Gefchichte Kurf. Sried. I pag. 649 ward fogar he aus dem irrigen Wort Objtein, Offftein zu manen.

V Geben den 24 September 1705, |

352 Oberamt Neuſtadt,

Grmarkung enthaͤlt 1665 M. Ackerfeld, 6 M. Win⸗ gert, und 100 M. Weide. |

Die Kirche ift fehon von Alterd ber dem heil, Cyriakus geweihet. Das Patronatrecht Darüber ver» liehe Bifhof Eberhard LI bereits im J. 1293 dem Kollegiatftift Neuhauſen mit allen Nuzbarkeiten. Sie gehörte Damals, wie jezo noch, zum Landfapitel Dirmftein, und hatte einen Altar zur Ehre. U. L. 5. welchen Die Edle Hund von Samwelnheim geftiftet ha ben 5). Waͤhrenden Kriegszeiten ift Diefe Kirche ganz zuſammen gefallen, in Der Kirchentheilung aber das davon noch übrig gebliebene Mauerwerk den Ras tholifchen zugefallen, Die folche wieder aufgebauet, und mit einem eigenen Pfarrer beitellt haben, der zugleich das Filial Ruchheim verfiehet. Die Refors mirten haben fich auf Dem Rathhaufe eine Bethſtube eingerichtet, und find Silialiften der Pfarrei Heßheim.

: Den grofen Zehnten in der Semarfung beziehet das Domflift Wormd, von zwo Gewanden der Vogts— junfer, Freiherr von Hundbeim, und von 42 Mor gen Landes Der Katholifhe Schulmeifiers von Den Neubruͤchen aber die Kurfürftliche Hoffammer, und den Fleinen Zehnten Die geiftliche Verwaltung.

32) Örmesheim. Ein Weiler von mehrern Meyerhoͤfen zwifchen Lamsheim und Frankenthal ge legen, wird gemeiniglich die Sieben Bauern ges nannt. In dem Karolingifchen Zeitalter fommt ein Drt Agmarsbeim t), und Aotmaresheim ) in dem Wormsgau vor, der in fpätern Zeiten obi— gen Namen getragen zu haben fcheinet. Pabſt In»

nocen ð ) Schannat hiftoria Epiſcopat. Wormat. pag. 16 & 17. s) Man fehe desfalls des Herrn Hoftath Lamey defcripts pagi Wormat. in Act. Acad. Palat. Tom.I, p. 245. #) Codex diplom. Lauresh. Tom.I, num. 16. Wenigſtens

kommt dieſes Aotmatesheim mit Mereſche, Frankondaly |

benſtoin &c. vor.

Dberfchultheiferei Lamsheim. 353

nocens II beftättigte dem Klofter Frankenthal im J. 1134 die zur Ehre aller Heiligen geweihte Kirche zus ©merfähbeim, wobei damals fih Nonnen befan⸗ den x). Hingegen bewilligte K. Philipp im J. 1199, Daß gedachtes Klofter dieſes Grimsheim an Ludwig von Nikaftel verkaufen durfte y). Hernach bekam Das Eifterzer Klofter Dtterburg Durch Vermächtni eines Edelfnechts, Bertold von Ebeftein, ein Hofgut zu DOrmesheim, und die fogenannte Phufmühle, wovon dem Abt und Konvent zu Frankenthal jährlich zehen Malter Korn zc. entrichtet werden muften. _

Diefer Ort bat jederzeit unter dem Schultheie fenftaab zu Lamsheim geftanden, ift aber im 30 jaͤh⸗ rigen Kriege fchier gänzlich verbrannt worden. Die Beſizer der Dazu gehörigen Güter haben nach und nach wieder 7Meyerböfe erbauet; woher die heutige Benennung entftanden ift.

Das fchon in älteften Zeiten eine Kirche zur Ehre aller. Heiligen, und eine Claufe für Nonnen Dabier beftanden, leztere aber in Das Klofter Klein-Frans Fenthal verfezet worden, ift fehon oben angezeigek worden. Im XV Sahrhundert war dafelbft noch eine Kapelle, die von der Pfarrei Flommersheim abhieng. Nach der Kirchentheilung wurden die Ka sHolifchen nach Frankenthal, die NReformirten aber nad Heßheim verwieſen.

Ein Theil des Zehntens war vormals ein Reichs⸗ Leben. K. Ruprecht belehnte im J. 1401 Jakob Dies mar von Dirmſtein mit dem halben Zehenten zu &rmisheim in dem Felde, und in den Höfen. Item VAIII Unzen Heer uff denfelben Sütern, Die in die Söfe hörent. | ————

3x) Schannat hiftoria Epiſcopatus Wormatienfis, Prob. p. 67- Acta ſunt haec anno Domini millefimo centefimo XCVIII Indict. 9, regnante Domino Philippo Romänorum Rege

. .. gloriefo anno Regni primo ; datum apud Wormatiam d6s r VII Kal. Martii. Ä

Pf. Geographie. IL.Ch, ® L

354 Oberamt Neufladt,

| Gfüñ ——

Ogersheim, Stadt und Ober⸗ | ſchultheiſerei.

Dieſes angenehme Landſtaͤdtgen, zwiſchen Mann⸗

heim und Frankenthal gelegen, kommt ſchon im VIII Jahrhundert unter dem Namen Agrides» beim vor =), der nachher in Agersheim, und end⸗ lich in®gersheim verwandelt worden if. Der Ort hat ehedefjen zu der Graffchaft Leiningen, und zu Dem Landgericht auf dem GStalbohel im Wormsgau gehöret, Noch im J. 1316 heifet es in einer Kund⸗ fhaft der Kathleute des Grafen Friedrichs: „Daß „Agersheim die Grauefchaft fey, und zu Lehen y, züre von dem Herzog von Bayern, und Dazu höre „die Aue zu Hemmingesheim ıc.

In dem darauf erfolgten Ausſpruche zwifchen gedachtem Grafen und feinem Bruder Zofridt vom 3.1317 wird Die Sache befjer durch die Worte ers laͤutett: „Daß Braue Friederich die Landgrauefchaft sr und Landgericht, und das darzu gehört, das iſt „mit Namen Agerdheim, und was darzu gehört, er und Das Guet, das da heifiet das Grauen Guet, „und Erpolßheim, dag Gleit und Zoll ıc. a).

Bald hernach (1323) verkaufte gedachter Graf Friedrich al fein Recht. und Eigentum an die Pfalz- sraffhaft, nämlich die „Stait Agersbeim, die „wir (der Graf) von derfelben Pfalz zu Leben ha⸗ „ben, mit Luten und mit Gütern, mit Waſſern o‚’ und mit Wenden, und die Auwe, Die da heißt y, die Greffenauwe, und alled das Recht, das wir „dhaben an der Hätten zu Mittelhanck, Lehen und

2) Codex dipl. Lauresh. Tom. II, num. 1196-1198. .

a) Von einem und andern können die LeiningenWefters burgiſche rechtliche Auszüge, und dazu gehörige Bei⸗ Ingen —XR 3 nachgeleſen werden, .

Be, —— |

Pi

Oberſchultheiſerel Dgeröheim, 35 5

„» Eigen, befucht und unbefucht, mit allen den Rech“ y, ten, Rutzen und Gewohnheiten, Die darzu gehd=. y, rend, und die Manlehen, die zu derfelben Stait. y, geborent, vm dru Tufend Liber und vier hundert „Liber Heller guter und geber 2. . .„ ußgenommen „vnſer Brauefchaft und unfer Landgicht, der eing J off dem Sraelbüel zuͤſchen Worms und Fran⸗ y Pendaill, Dad andere an der Hirſtege uff der. y Pryme, und dag dritte off dem Scharpfe ıc. b). Aus dieſer merkwürdigen Urkunde ergibt ſich, daß Dgersheim damals fehon eine Stadt gewefen,, mithin nicht nach einiger Meinung von Pfalzgrafen Adolph erfi mit Mauern umgeben worden, wiewoht alle mit einander übereinfiimmen, dag obgedachter Pfalzgraf nach niedergelegter Regierung feinen Wohn, fiz alda aufgefchlagen, und fein Leben ruhig zugem bracht babe c). S |

In dem Vertrage don Pavia ward dem Pfalze grafen Rudolph und beiden Ruprechten Agersheim Die Stadt gleich andern Orten ausdruͤcklich befchie= Den. Pfalzgraf Ruprecht Pipan hat feine Gemahlin. Elifabeth im J. 1392 unter andern darauf bewid⸗ met d). Diefed war der Grund, warum Die drei. Staͤdte Wachenheim, Lamsheim und Agersheim im Der bekannten Rupertinifchen Verordnung vom J. 3395 nicht vorkommen, und in der Erbtheilung zwi⸗ schen K. Ruprechts Söhnen ausdrädlich gemeldet wird: „Wan unfere gnedige Srau die Herzogin von yr Sponheim von Todes’ wegen’ abgehet, (die Gott 3, tang frifte) fo ſoll unferm Herrn Herzog Stefan

N +) Geben zu Worms an dem nechſten Dornſtag vor Sand

Laurenzientag. ‚Sehe die Abhandlungen der Kurbaie⸗ rischen Akademie 2c. Itet Band p. 126.

..#) Münfters Cofmographie im sten Buche; 149 Kapitel, „und nad) ihm To/ner hiftor. Palat. 9.48. . EN A Crolius verbefferte Probe ꝛc, pag. 33, Beilage

@um. IV» 2 32

356 Oberamt Neufladt,

„alsdann zu feinem Theile auch gefallen, uud ihm ,. verbleiben Wachenheim auff der Hart, Burg und nr Stadt, Aamsheim die Stadt und Agersheim y, die Stadt, mit Zölen, Dörfern ıc. und allen Zus „gehoͤrungen. ‚,

Als numdie Pfalzgräfin Elifabeth von Spon» heim im Sabre 1417 mit Tode abgegangen war, kam Herzog Stephan zum wirklichen Befize diefer Drei Staͤdte; er verkaufte aber davon im J. 1424 die Stadt Agersheim, nebft einem Theile am Dorf und Gericht zu Freinsheim, (ausgenommen den Zoll uff Der Hütten bei Agersheim, und die Vifchmoffer da— felöft; desgleichen etliche KRorn- und Habergült, und dann das Burslein bei Freinßheim) an feinen Bruder Pfalzgraf Ludwig II auf einen Wiederfauf um 5000 fl. e). In der zwanzig Jahre darnach zwifchen ge» Dachtem Herzog Stephan und feinem Schwiegerbat: ter Friedrich , dem legten Grafen zu Veldenz, errich» teten Erbordnung wird zwar Agerdheim die Stadt

Des erftern älteften Sohne, Herzog Friedrich, zuges |

theilet, welches den Pfälzifchen Sefchichtfchreiber R.L. Zolner, verleitet hat zu glauben, Daß der leztere bes fagted Agersheim bernach feinem Bruder, Herzog Ludwig dem fehwarzen, abgetretten, und Diefer ed in dem mit Kurf. Friedrich I geführten Kriege wie: der verlohren habe /). Allein, Da weder in. der Ges ſchichte dieſes fiegreichen KRurfürften, noch in andern glaubhaften Nachrichten etwas Davon erwähnet wird, wohl aber in einer zwifchen gedachtem Kurf. Fried» rich und Herzog Ludwig wegen Sperrung Der Stadt Speier im J. 1466 errichteten Einung verglichen wor» den, Daß jeder Theil drei neue Wochenmärfte in ſei⸗ nem Lande machen folle, Wozu der Kurfürft feine Drei Städte Numenftatt, Germersheim und Agers⸗

e) Datum Heidelberg Fritags nach Tubilate anno Dni MCCCCKKIV. |

f} Teiner hiſtor. Palat. Cap. II, p. 63.

Dberfcjuliheiferei Ogerdheim. 357

heim ausdruͤcklich benennet hat 2); fo folget daraug, daß die Wiederlöfung.nicht wirklich gefchehen, hiemit in der Erbtheilung vom‘. 1444 nur die Berechtigung dazu gemieint gewefen feyn müffe. Schon Kurf. Lud⸗ wig III hatte in feinem lezten Willen vom J. 1427 verordnet, Daß Agersheim Die Stadt bei der Pfalz bleiben folles worauf fi auch Die Verordnung Kurf. Friedrichs L vom J. 1472 ausdrädlich beziehet A).

In dem Kriege hatte die Stadt auch vieles Uns gemach außzuftehen. Der fih im J. 1625 eräugte lächerliche Zufall, da die mit Der Belagerung Fran⸗ kenthals befchäftiste Spanier auch vor Dgersheim zogen, und da alle Inwohner bis auf den Viehe— hirten entflohen waren, mit Diefem einen Uebergabs⸗ adord gefchloffen, ift anderswo umftändlich befchries ben 5). Noch unglädlicher war der Drleanifche Erb folgskrieg, indem die Stadt im J. 1089 mit andern ihres gleichen von den Franzofen angezündet, und gänzlich verwüftet worden ift.

Sie erhohlte fich jedoch nach und nach, beſon⸗ Ders da Pfalzgraf Joſeph Karl von Sulzbach ums 5.1720 ein Luftfchlößlein Dafekbft zu erbauen ange» fangen, welches hernach Pfalzgr. Friedrich von Zwei⸗ Brüden merflich erweitert und verfchönert hat. Noch mehr gefchabe folhes von Ihrer Kurfürftl. Durchl. Elifabetba Augufta, Hoͤchſtwelche dieſes Lufifchloß auf das niedlichfte einrichten lafen, und zu Ihrer beftändigen Sommerrefidenz gemählet haben.

Das Städtifche Rathhaus ift feines Alters hal⸗ bermnerfwürdig, weil unter einem Daran eingemau« erten Pfalzbaierifchen Wappen mit dem leeren Schil« De Die Jahrzale 1371 eingehauen iſt. Indem Wirths⸗

g) Kremers Geſchichte Burfürft Sriedriche I, im Urs Inndenbuche pag. 361 , num. 127.

4) Kremer Ibid. p.455, num. 168.

5) In Meriars Topographia Palat. ad Rhenum p.68, un® in dem Antiquasius Des Rheinſtrohms pag. 352.

3 3

358 Oberamt Neufladt,

baufe zur goldenen Krone ift ein Stein eingemauerf, worauf der Merkur ausgehauen, mit einer in jün> gern Zeiten beigefezten Infchrift: Religionis Veterum Germ. Indigetum Indicio felix antiquitas Anno MDXXVIul eruta reftituta.

Im J. 1785 beftand die Bevölferung in 228 Fa⸗ milien, 922 Seelen. Die Gebäude in 4Kirchen, 2 Schulen, 160 burgerlichen Häufern. Die Gemarkung enthält 1053 M.Aeder, 332 M. Wiefen, 260 M. Gaͤr⸗ ten, 414 M. Weide, und 5 M. Wald.

Unter den Feldgränden find auch einige freie Güter, welche die Kurfürftliche Hofkammer beftzet. Vornehmlich aber gehöret zu dem Kurfürftl. Luftfchloß ein Rittergut von 230 M. Landes, fo anfänglich Lud⸗ wig von Brandt zu Pleiftein, nach ihm aber Chri« ſtian Friedrich und Konrad Ludwig von Bode be; feffen haben. »Diefer leztere verfaufte ed im J. 1720 an Wilhelm Heinrich Kramer von Glaugburg, und Deflen Erben im. 1751 an weil. Pfalzgraf Friedrich zu Zweibrüden, von welcher Zeit an e8 auch bei Dem Schloſſe verblieben if. Die übrigen gehören dem Domkapitel, und dem Kollegiatflift zu U. L. F. in Worms, der hoben Schule zu Heidelberg als eine Zugehör der Probſtei Zefe an der Primme , dem onnenklofter zu Mannheim, den Freiherren von Hobenhaufen und don Blomberg.

Der Meine Waldbezirk gehoͤret der geiftiichen Verwaltung, ımd iſt an die Stadt in Erbbeftand verliehen. Der nächft gelegene Frieſenheimer WErd Dienet der Frau Kurfuͤrſtin Durchl. zur Jagdbeluſti— gung, worin Höchftdiefelbe einen Thier- und Phafas nengarten anlegen laffen.

Die alte Kirche zu Ogersbeim, dem heil. Kilian geweihet, und zum Landfapitel Dirmftein gehörig k),

k) Schannat hjkoria Epilcopat. Wormat. pag. 8.

Oberſchultheiſerei Ogerdheim. 359

war anfaͤnglich ein Filial der Pfarrei Studernheim, und das Patronatrecht uͤbte das Domkapitel zu Worms aus. In der Kirchentheilung fiel ſolche in das Loos der Katholiſchen, die darauf einen eigenen Pfarrer beſtellt haben. Im J. 1729 ward eine Marianiſche Kapelle nach dem Muſter der zu Loretto angefangen, ‚und im J. 1733 vollendet. Solche erhielten Die Se» ‚fuiten in Mannheim zu beforgen,, welche eine foge» ‚nannte Refidenz oder Miffion von 2 Prieftern, und ‚ı 2ayenbruder daſelbſt aufgefhlagen. Als nun die Durchlauchtigſte Frau Kurfürftin dag Schloß zu Doersheim zu ihrem Sommeraufenthalt gemwählet hatten, befchloffen Höchfidiefelbe über dieſe Kapelle eine Kirche erbauen zu lajien. Dazu ward auf dem ı2ten Tag des Herbfimmonatd im J. 1774 der erfte Stein gelegt, und ein Jahr darnach fand folche ſchon unter Tach. Leber dag grofe Portal ward folgende Aufſchrift gefezt: Deo

Vırcınıove MATRı | ELISABETHA Augusta ELECTRIX PALATINA 1ı10oc TemPrLUM EXSTRUXIT ANNO MDCILXXVS

Die Reformirten haben auch eine eigene Kirche, mit einem Prediger, der unter die Inſpektion der Klaſſe Neuftadt gehoͤret, und die beiden Filialen zu Studernheim und Friefenheim mit bedienet. Des» gleichen haben die Lutherifchen vor der Stadt gegen Sranfenthal, wohin fie eigentlich eingepfarret find, eine Kirche erbauet, welche den 10 Oct. 1779 eins geweihet worden iſt. -

Den gröfen und fleinen Zehnten beziehet das Domkapitel zu Worms ald eine Zugehör Des dorti⸗ gen Patronatrechted. Die Stadt hatte vor Zeiten ihren eigenen Blutbann. Das dermalige Gericht iſt mit einem DOber- einem Unterfehultheifen, vier Raths⸗ verwandten und einem GStadtfchreiber beſezt. Es führer im Wappen den: Pfälzifchen Be ſtehen⸗

4

360 Oberamt Neufladt,

Den Löwen in blauen Felde, durch deffen Mitte ein filberner Querbalfen gezogen ift. |

34) Kdigheim. Ein mittelmäfiges Rheindorf, fieben Stunden von Neuftadt nordoftwärts, unD drei viertel Stunden von Franfenthal entlegen. Solches ift um fo merfwürdiger, da ed von dem veränderten Laufe des Rheinftrome einen deutlichen Beweis gibt. Denn in den Urkunden der Abtei Lorfch vom VIII Jahrhundert wird Otdincheim, Ottincheim, oder &tincheim, ausdruͤcklich in den Lobdengau, mithin auf das rechte Ufer Des Rheins geſezt D. Der Rheins fluß iſt in der Folge der Zeit von der linken zur rechten Seite durchgebrochen, und dadurch dieſes Dorf, nebſt dem folgenden Oppau, in das eigentliche Wormsgau verſezt worden. Es findet ſich zwar nirgends auf⸗ gezeichnet, um welche Zeit dieſes geſchehen. Aber das alte Bett des Rheins iſt noch heutigen Tages ſichtbar, und unter dem Namen des Alt Rheins bekannt.

K. Arnulf verliehe ſeinem Vaſallen Sigebald im J. 888 innerhalb der beiden Dörfer Otincheim und Hophouua ſechs Huben Landes, mit Höfen , Leibeigenen Leuten ıc. zum wahren Eigentum, welche Befizungen an das Klofter Lorfch verfchenft worden m). Der Drt felbft ift auch zeitlich zu Lehen begeben, und in diefer Eigenfchaft mit den befannten fieben Fahnlehen dem Pfalzgrafen Godefrid von Calwe übers tragen worden n). Sonſt befaß auch der deutſche Mitterorden einige Zinsgüter zu Gdenkeim. Aber Der Drdensmeifter, Gerhart von NHirfchberg, ders Faufte folhe im J. 1277 dem Klofier Schönau 0).

4) Cod. diplom. Lauresh. Tom.I, num. 590 - 96.

#s) Data V nonas Iulii an. incarnationis Dni DCCCLXXXVIIL, Actum Franconofurt.

») Cod. diplom. Lauresh. Tom. I, num. 233.

e) Gudenus Sylloge var. diplom. pag. 264, num. CXLIV, ı

Oberſchultheiſerei Ogersheim. 361

Pfalzgraf Ludwig III kaufte im J. 1422 von Hann⸗ ſen von Bachenſtein und Margaretha von Enſelin⸗ gen, ſeiner Hausfrau, ein Haus und Hof ſamt Gar⸗ ten, und einem Weyher dabei im Dorf Odickeim; fodann über 170 Morgen Meder und Wiefen p). Ge⸗ Dachter Pfalzgraf verfchrieb feinem Kammerknecht Peter den Hof zu Odenkeim: ‚Der etwan Kennel Kranch feel. gewefen ift, und deſſen Erben folchen y, von Pfalz zu Lehen getragen, fein Lebtag zu ge= niefen g). », In den nachberigen Fehdezeiten bielten es die Junker zum Theil mit den Feinden des Kurfürften Friedrichs I. Deswegen gaben fih Schult- heis, Gericht, und die ganze Gemeinde des Dors fed Gedigkheim in des Dalggraven Schuz, und verfprachen dagegen jährlih auf Martini zwanzig Malter Haber dem Landfchreiber zu Neuftadt auf ihre Köften zu liefern vr). Dem ungeachtet wurde Die Gemeinde von den Bogtsjunfern noch immer mit übermäfigen Abgaben gefränfet. Innas von Ober⸗ fiein empfieng bereitd im J. 1456 dag Bericht zu Oedigkheim halb, als fern es unterfteint ift, und eben fo auch im Jahre 1509 Hanns von Oberflein zu Mannleben. Im J. 1515 errichtete Diefer mit Schultheis, Gericht und Gemeinde der Frohndiens fien halber einen Vertrag, worin bedungen wird, y Daß ein jedes Haußgefäß gedachtem von Oberftein j, oder feinen Mannlehend Erben jedes Jahr vier zr Zäge mit der Fuhr oder Hand, wie es ein jeder „hat, wann und wohin fie befcheiden werden, Frohn⸗

p) Uf Dorftag nach de heil. Creuz Tag als es funden ward ꝛc. 1421 |

4a) Datum Heidelberg Sabbatho poft decollationem Sana Iohannis an. 1430. Wobei Bernhard Kreiß von Lindens feld, und Junker Hanns von Venningen, Hofmeifter , ald Zeugen geweſen.

r) Geben uff Dinftag nah dem heiligen —— anno Domini 1465, mit Herrn Johann von Ingelnheim des Abten zu Frankenthal Inſigel ic,

35

362 Oberamt Neuſtabt,

„dienſt leiſten ſollen, doch das die Froͤhner nit über „eine Nacht aus ſeyn, und den andern Tag wieder „in ihr Häuslih Wohnung fommen mögen ıc. Auch „ſoll diefer Vertrag Pfalz und Mainz ald Eigen- „thumsherren unſchaͤdlich ſeyn, wann das Dorf j, apert würde. „' Da nun von dieſem Erzbifchöfs lich⸗ Mainziſchen Antheile fonft nirgends etwas vor⸗ koͤmmt, fo feheint e8 nur ein Ueberbleibfel des alten Lohenverbandes von Lorſch gewefen, und dieſes Recht Durch die erfolgte Verträge an Kurpfalz abgetretien worden zu feyn. Denn nachdem Georg Chriftoph von Dberftein im $. 1661 ohne männliche Leibeser⸗ ben mit Tode abgegangen war, und Dadurch die Les ben eröfnet worden, lied Kurf. Karl Ludwig auch Die Darunter begriffene halbe Vogtei zu Edigheim einziehen , und dem Amt Neuftadt einverleiben, bei Dem es auch folang verblieben, bis Kurf. Johann Wilhelm alle dieſe Oberfteinifche Lehen dem Grafen von Lechraine verliehen, Diefer aber folche wiederum an den Freiberen von Hundheim verfauft hat s). Durch den nördlichen Theil der Gemarkung zie- bet der von Frankenthal in den vollen Rhein angeleg= te neue Kanal. Im %. 1785 hat die Bevölkerung in ır2 Familien, 445 Seelen befanden. Die Ge— baͤude in ı Kirhe, 2 Schulen, 78 gemeinen Häus fern. Die Gemarkung enthält 747 M. Aecker, 120 M. Wiefen, 234 M. Weide, und 254 M. Wald. In dem Dorfe liegt der vormals einem von Häfs ner, und jezo Dem von Meyenberg zuſtaͤndige Hof ıc. Die am Rhein gelegene Waldungen find meiftentheilg

rn

) Damit hat es die namliche Befchaffenheit, wie mit dem Dorf Eppftein. Nur heißt es in dem für den Grafen von Lechrain unterm 2sten Jänner 1704 ausgefertigten Rehenbriefe ıc. ‚, Das Gericht zu Edigkheim halb, als ‚, fern es unterfteint , und da des Abts von Franfenthaf „, Gütlein und der Jungfrauen Gut von Frankenthal, und „der Streifen Gut 1,

Oberſchultheiſerei Dgeröheim. 368

ber Hoffammer, vier Bezirfe aber der Gemeinde und den Unterthanen.

Die Kirche zu Edigheim, welche U. L. F. ges weihet iſt, war vormald nur ein Filial der Pfarrer Oppau. Bei der Kirchentheilung ward Durch die Dermittelung des Vogtsjunker, Freiberen von Hunds heim, der gemeinfchaftliche Beſiz zwifchen den Ka— ihol. und Reform. beliebt, wobei e8 auch bis auf den heutigen Tag verblieben if. Den grofen und kleinen Zehnten in der Hauptgemarkung beziebet das Domkapitel zu Wormd, von den Alment-Nedern und Wiefen aber der Kath. Pfarrer zu Frankenthal.

—— Ein groſes Rheindorf zwiſchen —— und Mannheim, lag anfaͤnglich ebenfalls auf dem rechten Ufer des Rheins und gehörte ſol⸗ chemnach zum alten Lobdengaue. Denn im Sabre g08 verliehen Benno und Giſa Eheleute in gedache tem Gaue, und in dem Dorfe Obfowa ein Hofgut mit 40 Morgen Aecker und Wiefen, auch zehen Leib⸗ eigenen beiderlei Gefchlechtd der Abtei Lorſch £). Dadingegen gab K. Arnulf demfelben im Jahre 888 im Gaue Wormazfelden und in dem Dorfe genannt Hoffowa ſechs Huben mit Häufern, Gebäuden, Leib» eigenen, Aedern, Weiden, Wiefen und Wäldern ꝛc. woraus zu fchliefen, Daß ſchon Damals der Rhein» firom dieſen Drt zum Theil in das Wormsgau vers fezet habe u).

Die Abtei ſcheinet aber Diefe ‚beträchtliche Guͤter wieder zu Leben hingegeben zu haben, und folche unter den fieben Fahnlehen begriffen gewefen zu ſeyn, welche der Abt Benno ums J. 1117 dem Pfalzgras

#) Cod. diplom. Lauresh, Tom.I, num. 597.

w) Ibidem num.49, data VI jdus Novembris anno incarna« tionis Domini DCCCLXXXVIII, a@um urbe Reganesburg, Ein mehrers hievon fieh in den AR. Acad. Pal, Tom, I, Pag. 224.

364 Oberamt Neuſtadt,

fen Godefrid von Calve, und nach ſeinem Tode der Abt Heremann deſſen Eydam, dem Herzog Welf VI aus Baiern, im J. 1129 verliehen. Da gedachter Welf nach ſeinem Ableben alle Beſizungen dem Ho— henſtaufiſchen Haufe zugewendet, fo find jene Fahn⸗

lehen an den Daraus entfproffenen Pfalzgraf Kon- |

rad gefommen und auf feine Nachfolger vererbt wor den x). Denn Diefer hat dem Klofter Schönau ein

Hofgur zu Dpphauue zum Geelgeraide befchiedn,

worüber fein Tochtermann, Pfalzgraf Heinrich der lange, im J. 1196 die Beftättigung ertheilet y), auch im J. 1211 noch weiter erflärer hat, daß des Klofterg fämtliche Büter in Oppouua von aller Dienft- barkeit des von feinem Schwiegervatter mit einem £ehen an der Bergfirafe und zu Scharren begabten Marquards Truchfefien von Annemwilre befreiet blei— ben follen 2). Alles Diefed wird noch mehr durch

eine Urkunde Ludwigs I aus dem Witteldbachifchen

Haufe vom Jahr 1214 beftärket, da er nach feiner Ruckkunft aus dem mit K. Friedrich II gemachten Feldzuge, den von feinen Untertbanen dem Kloſter Schönau zugefügten Schaden durch einsweilige- Les berlafjung der Fifcherei zu Oppbonuin, und zwar mit Bewilligung der Braut feines Sohns, Agnes, als wahren Erbin, erſezet a). Inzwiſchen faufte Der Abt Berthold zu Schönau im J. 1232 don Den Edeln Johann von Siberch ein eigen Gut zu Op—

bauue mit aller Zugehör, um 270 Pfund Meze

fenningen. Bon Diefen Grundftüden lagen einig auf der linken, andere auf Der rechten Seite des

| EEE

x) Man vergleiche damit Crollius erläuterte Reihe der Pfalzgrafen von Aachen, te Fortfezung F. 13, pag- 205 & lqgq.

) Gudenus Sylloge varior. diplomat. pag.48, num, XX, und die Dabei befindliche Anmerkung, wornach diefe Urs Funde von_Pfalzgr. Ludwig II im J. 1291 erläutert wird.

2) Idem Gudenus c. p.8rI, num. XXII.

a) Ibidem pag. 86, num. XXXV,

\

Oberſchultheiſerei Ogeröheim 365

Rheins, und zwar leztere zwiſchen Sandhofen und Dornheim. Solche hat vorhin die Gemeinde Kefern- thal zum Viehetriebe im Beftand, und machte zulezt Darauf einen förmlichen Anſpruch. Pfalzgraf Dtto der Erlauchte beftimmte aber im J. 1236 Die Marf: ſcheide, und Die Gränzen befagten Biehetriebg. Hier+ aus erbellet, Daß dieſes Dorf mit allen hoben und dogteilichen Gerechtfamen eines der erften Zugehö: sungen der Pfalz gewefen fey. Durch den nördli» chen Theil der Gemarkung ziehet der von Franfen: thal bis in den Rhein geleitete neue Kanal, und die vom Rhein dahin führende gemeine Strafe.

Zum Dppauer Gemarfungs- und Serichtsbanne gehöret die jenfeit Rheins eine Stunde vom Dorfe gelegeue Scharau, welche dritthalb hundert Mor: sen Landes enthält, und von der geiftlichen Verwal» tung Namens des Klofterd Schönau verpfachtet iſt; wie auch die. noch weiter unten gelegene 326 Morgen Landes betragende Petersau , die dem ehemaligen Sefuiter-KRollegium in Mannheim anflebig ift.

Bor der Reformation hatte das Klofter Schö> nau in dem Dorfe einen beträchtlichen Meyerhof, welcher aber, nachdem die Güter an mehrere Unter-

thanen verpfachtet worden, eingegangen iſt. Der Drt, two folcher geftanden, wird noch wirflich der Klofterplaz genannt, jedoch irrig für ein ehemali ges Klofter gedalten. aka

Nach dem Verzeichniſſe vom‘. 1785 hat die Be> völferung in 156 Familien, 656 Seelen beftanden, Die Gebäude in 2 Kirchen, 2 Schulen, 112 burgers lichen Käufern. Die Gemarkung in 1485 M. Accker, 93 M. Wieſen, 782 M. Weide, und gıı M. Wald.

Don den Feldaründen befizet Die Kurfürftliche Hoffammer das fogenannte Pfalzgrafen- und dag Schoͤnauer Hofgut; desgleichen die geiftliche Ver» twaltung, Der deutfche Ritterorden , das Domftift und St. Andread Bergflofter zu Worms, die Frei» berren von Dalderg und von Hundheim, wie auch

366 Oberamt Neuſtadt,

der von Mehenberg andere Güter. An jener Wal⸗ dung, welche theild auf Dem linfen und rechten Ufer, theils aber auf den Inſeln des Rheins gelegen, ge hören ungefähr zwei Drittel der Kurfürftlichen Hofs kammer, das übrige aber der geiftlichen Berwaltung, Dem Jefuiter Kollegium zu Mannheim, einigen Stif- tern zu Worms ꝛc. Ueber foldhe ift ein eigener Foͤrſter

angeordnet, der in Dppau wohnet, und unter der

Sorftmeifterei Neuftadt fiedet.

Schon in der oben angezogenen Urkunde K. An nulfs vom $ 888 wird einer Kirche in Oppau ge dacht. Solche war dem heil. Martin’gemweihet, und gehörte zum Landkapitel Weinheim in Der Bergftrafe, weil das Dorf, famt feinem Filial Edigheim, urſpruͤng⸗ lih im Lobdengau gelegen gewefen. Das Patronats echt hatte der Domprobft zu Worms im J. 1234 Dem Dechant und Kapitel des Stifts abgetretten 2). Durch die Theilung fiel Diefe Kirche in Das Loog Der Meformirten, die Darauf einen Prediger beftelt ha— ben, welcher das Filial Edigheim mit zu verfehen hat. ‚Die Katholifchen haben fich ebenfalls eine Kir⸗ che erbauet, worin der Gottesdienft Durch einen Ka» puziner aus Frankenthal verfehen wird. Eben dahin find Die Lutheriſchen eingepfarst. |

Den Hauptzednten in der Gemarfung beziehet bag Domkapitel zu Worms, von Den Almenten aber | Der Reformirte Pfarrer.

36) Sriefenheim ligt nur drei viertel Stunden von Mannheim mefiwärtd gegen Ogersheim. Es wird deſſen fchon in dem Karolingifchen Zeitalter im Wormsdgaue gedacht c), Es befand fih eine Burg in oder nächft Diefem Dorfe, welche famt der Wogtei zeitlich mit der obern Landesbothmaͤſigkeit vereinigt worden feyn mag. Denn in Der Heyrathsabrede des

.. 6) Schannat hiſtor. Epilcopat. Wonnat, Pap 44 #] God. Layresh, Tom, M, num 1139 & dgg«

Oberſchultheiſerei Dgeräheim 867

Pfalzgrafen Ludwigs IL mit Dem Herzoge Friedrich

au Lotdaringen vom J. 1287 ward Der Braut unter anderm auch Die Burg und das Dorf. Sriefenheins mit 3ugehörungen zur Wiederlageverfchrieben. Eben fo wird derfelben in jener Urkunde vom 5.1291 ers wähnet, womit K. Rudolph I gedachtem Pfalzer. Ludwig II gebothen,, feinem älteften aus dritter Ehe erzeugtem Sohne Rudolph an Den gedachter Prins zefjin von Lotharingen verfchriebenen Lanbesflüden die Semeinfchaft einzuraumen, wie denn auch oft genannter Pfalzgr. Ludwig Il, ald er im nämlichen Sabre den Grafen Wallrab von Zweibrüdenzum Burg» mann zu Neuftadt aufgenommen, und die Burg Elbs fein von ihm erfauft, felbigem für Die desfalls be: fiimmte drei hundert Kölnifhe Mark zwei hundert Malter Kornd von Dem Hofe und Zehnten im Dorfe Sriefenheim jährlich zu erbeben,, angewiefen hat d). E83 wird auch in dem Erbvergleich zwifchen Friedrich und Jofrid Bebrüdern, Grafen von Keiningen, im. 1317. eine® Burglehens zu Sriefenheim gedacht. e). Jedoch findet fih von Diefer Burg in der Folge wei> ter nichts, fondern ed fcheint, Daß folche den Na⸗ wien Airfhbübel angenommen, wovon unten ein mehreres. Das Dorf ift von felbiger Zeit immer bei Der Pfalz geblieben.

Die Bebölferung Deffelben beträgt über 120 Fa⸗ milien, 450 Seelen. An Gebäuden find 3 Kırchen, 2 Schulen, go burgerliche Häufer. Die Gemarkung enthält 1068 M. Aecker, 238 M. Wiefen, 114 M. Weide, und 6720 M. Wald; m

Die Kurfürfllicde Hoffammer hat dahier dag ſo⸗

‚genannte grofe und kleine But, wie auch Dad Kreuz-

Altargut. Das erfte hat vermutblich feinen Urfprung don der ehemaligen Burg und Dem nachherigen Jagd»

ed) 2. hievon bei Neuſtadt ©. 239 fqq. | | e) * Weſterburgiſche rechtliche Auszuͤge Beilage

368. Dberamt Neuſtadt,

ſchloß Hirſchbuͤhel. Kurfürft Sriedrich I verliehe ſol⸗ ches zwar im J. 1464 an Schultheis, Schoͤffen und Gemeinde des Dorfes, ihre Erben und Nachkom⸗ menerblich, wo es unter andern heißt: „Unſern Hof y, uff dem Hirzbühel gelegen mit dem Hölzlin daran, jr genannt das Herrenholz, auch unfer Schaferei zu „Friſenheim mit irem Begriff und Zugehörungen :c. Allein Kurf. Philipps fand für gut folchen Hof wies der an fih zu ziehen, und verglich fich desfalls im J. 1487 mit der Gemeinde. Sein viertgebohrner Sohn Kurf. Friedrich II lied dieſen Hof zu einem Sagdfchloß herftellen, damit er nicht jedesmal gend. thiget feyn möchte, über den damals noch mit feis ner Brüde verfehenen Rheinftrohm zu fahren f). Seine Nachfolger bedienten fich auch deſſen zu glei» chem Behufe. Denn, ald Kurf. Friedrich III durch ein Codicill das Amt Neuftadt feinem jüngern Sohne, ob. Kafimir, befchieden, fezte er die Klaufel bei: „Doch mit der Befcheidenheit, daß die Jagden, „ſo bisher vom neuen Hirfchbühel aus bejagt, als „der Hirfchbühel, Frankenthaler Bufch, famt den

z, Auen Dafelbft, und um Dgerdheim gelegen, bes

„, neben dem Az und Fron uf dem Hof Liedersheim, „Ihrer Kurfürftl. Gnaden Succefforen in der Kur verbleiben ſollen. Sn dem Darauf gefolgten dreifigjährigen Kriege ift dieſes Jagdhaus gänzlich verfallen, und nicht wieder aufgebauet,, fondern Die dazu gehörigen Güter find in Beftand verliehen worden. ——

Die übrigen freie Guͤter beſizet die geiftliche Ver» waltung Namens ded Stifts Neuftadt, Dann der Sreiberr von Sidingen. Die Waldung fiehet Der Gemeinde zu, und gehört unter Die Obficht des Foͤr⸗ ſters zu Dppau, die Jagd aber nach Ogersheim. = Die Kirche Des Ortes war dem heil. Leodegarius

gewei⸗

F) Leodins de vita Friderici II pag. 295.

Dberfchulcheiferei Ogersheim. | 369

geweihet, und gehörte jederzeit: zum Landlapitel Dirmflein g). In der Kirchentheilung, fiel folche den Katholifchen zu, und ift Dermalen mit einem eigenen ‚Pfarrer beftelt. Die Neformirten haben auch. eine-Kirche erbauet, die ein Silial von Ogerg-» heim iſt. : Desgleichen haben die Lutherifchen feit 1756

eine kleine Kirche, welche von Mannheim aug bedienet wird. Am grofen Zehnten beziehet Die Kurfürftliche Hofkammer zwei, und die geifiliche Derwaltung dag übrige Drittel. |

37) Semshof. Eine halbe Stunde von Fries fenheim oftwärts am Rhein, ligt Diefer Der Kurfuͤrſtl. Hofkammer zuftändige Weiler, Der ald ein befonde» red Dorf in den Urkunden des Klofterd Lorfch unter Dem Namen Hemingesheim, und Hamingesheim yorfömmt Ah). Pfalzgrof Rudolph 1 übergab im J. 1297: „alle die Gemein und Allmende, die hinter „dem Hove Hemingsheim Iyt ıc. dem Nonnen» Elofter zu Frankenthal 5). Sm J. 1368 erfaufte zwar Pfalzgr. Ruprecht 1 von Heinrich Sauern Soͤh⸗ nen einen halben Theil am Hofe zu Aeimsbeim uns zer Mannheim um 450 fl., es feheint aber nur eine MWiederlöfung gewefen zu feyn. Denn im J. 1392 verfchrieb Pfalzgr. Ruprecht Pipan ferner Gemahlin Elifabetd von Spanheim 3000 fl.auf feinem Hofe zu Heimsheim nydwendig Mannheim am Ryne by ‚Sriefenbeim mit fin Zugebörungen k). Es foll au Das Kollegiatftift zu St. Andreas in Worms im J. 2473 ein. Hofgut zu HSemoheim an Kurf. Friedrich

g) Schannat hiftor. Epilcopat- Wormat. pag. 21. 6) Cod,Lauresh. Tom II, num.956, 958, 1140, 2074 4 ij Der Brief iſt geben zu der Nuwenſtatt, da nach Chr Fe Geburt waren zwölf hundert jare und in dem fieben und nuunzigſten jare vor St. Walpurgentage. k) Crolliug verbefferte Probe einer Pfalz. Geſchichte 36, Beil. num, III. .

Pf. Geographie. IT. | Ya \

370 Oberamt Neuſtabt,

Jabgetretten haben H. Dermalen beſtehet dieſe Hof aus 9 Familien, meiſtens Mennoniſten, dann gHäufern mit Scheuern und Stallungen. Die marfung aber enthält 459 M. Meder, 121 M. Wiefen, EM. Härten, 190M. Wald. Dazu gehöret ein an ‚Derer Hof von 3 Familien, die Brevenau genannt, welcher goM. Meder, 17 M. Wiefen, und 50 M. Weide zu benuzen hat. Wahrſcheinlich iſt es dieje⸗ nige Aue zu Hemingesheim, oder das Sruen

Gut, welches nach einer Kundſchaft der Rathlat

des Brafen Friedrich von Leiningen vom J. 131

zur Graueſchaft oder vielmehr zum Landgericht auf dem Stalbohel gehöret haben folle m). In Diefen Sale möüfte Diefer Hof mit der Erbfchaft des Land⸗ grafen Heſſen erft an Die Pfalz gekommen feyn. Den‘ in einem Vertrage zwifchen dem Amt Neuftade un der Gemeinde Friefenheim vom J. 1487 heifet es: „Als die Gemeine zu Sriefenheim ein Herfommen vr gehabt, uf des Hofs zu Hemsheim Zugehörde, genannt in der Greuenaw, mit irem Viehe zu „weiden, da han fie Darauf verziehen #). „, Die fer nun, wie der vorhergehende Hemshof, gebört! jezo der Kurfürftl. Kofkammer, und beide find erb: beftändlich verliehen.

38) Mundenheim, ein mittelmäfiged Dorf ein fleine Stunde von Mannheim, nahe am Rhein, au der nach Neuftadt führenden Hochftrafe, war fun im VIII Jahrhundert unter Diefem Namen befanıt 0). Es ift einer der aͤuſſerſten Orte, welche die füplide Graͤnze des Wormsgaues von Dem Speiergaue br flimmen. Das Domflift Speier hatte verfchiedene

4) Ada Comprom. in Caufa Praetens. Aur. pag. I2I. *) Leiningen Wefterburgifhe rechtliche Auszüge Beil,

num. III. n) Geden uffSonntag nach Laetare anno Dni MCCCCLKXXVH, e) Codex Lauresh, Tom. II, num, 1140, 1275 & 1357.

d > wi =

Oberſchultheiſerei Ogersheim. 377

Berechtfame dahier an den Adel zu Lehen begeben, wovon dag Gefchlecht der Kemmerer von Worms, ‚genannt von Dalberg, noch im vorigen Jahrhundert | Träger gewefen ſeyn ſolle. Das Dorf ward dahero immer nur unter Die fogenannten Augdörfer gezählet, ‚und in dem befannten Streit über das Wildfang« recht fuchte Der Bifchof von Speier die Kurpfälzifche ‚Bothmäfigkeit in Zweifel zu ziehen p). : Weil aber ‚Durch den Heilbrunner Schiedsſpruch alle jenem Leib⸗ ‚eigenfchaftd-: und Hoheitsregal anklebende Wirkun⸗ ‚gen beftättiget worden, kam eg endlich Durch einen im J. 1709 errichteten Vertrag dahin, Daß der Bi⸗ fhof von Speier alle in diefem Drte hergebrachte und angefprochene Gerechtfame an Kurpfalz abges tretten, mithin leztere das volle Eigentum darüber ers worben hat.

Der Rhein hat bier durch verfchiedene Ausbruͤche Infeln oder Auen angelegt,. und fo gar Dem Orte felbft den Untergang gedrohet, big im J. 1759 ein Hauptdamm oberhalb des Ortes durch Den allda an= geprelten Arm gezogen, und der Strobm in dag alte -Rinnfal rudgeleitet. ward. Die von Mannheim fommende erhobene Fand- und Poſtſtraſe theilet ſich hier in zwo andere, wovon die eine ſuͤdwaͤrts nach Speier, die andere aber weſtwaͤrts nach Neuſtadt und Landau fuͤhret.

Im J. 1785 beftund dad Dorf aus 106 Fami⸗ lien, 459 Seelen, ı Kirche, ı Schule, 89 burgerlia chen und gemeinen Wohnhäufern. Die Gemarkung enthält 1932 M. Aeder, 105 M. Wiefen, 120 M. Weide, und 20 M. Wald,

Unter den Feldgründen befinden ſich beträchtliche Sreigäter, welche dem Kollegiatftift zu St. Andreas in Worms, dem Hofpital zu Speier, Der geiſtlichen Verwaltung Namens des Klofterd Limburg, und der

) Iuftitia Caulae Palatinae Part. II, Cap. X, pag. 294 „Aar

372 Oberamt Neuſtadt,

Kirche in Mundenheim ſelbſt gehören. Desgleichen hatte der erſt neulich verſtorbene Freiherr von Zedtwiz ein dergleichen freiadeliches Gut, welches vorhin den Freiherren von Dalberg zuſtaͤndig geweſen. Er bat eine ſchoͤne Wohnung dazu erbauen, auch eine be trächtliche Melkerei dabei anlegen laffen. Ein ande reg Gut, welches vormald den von Meyenberg ges höret hat, befizet jezo Die verwittibte Freifrau von Ulner. Der geringe Bufch- oder Heckenwald, die Aue ge nannt, ift der Gemeinde zuftändig , und ftehyt unter Der Dgersheimer Zorfidute. Die im Rheim gelege- ne und mit. Holz bewachfene Auen aber gehören zu | dem jenfeitd gelegenen Dorf und Forft Nederau,

Die Kirche dieſes Ortes ift den heil. Peter umd Sebaftian geweihet. Sie gehörte jederzeit im dag Biſtum Worms, und zum Dirmfteiner Landkapitel. Das Patronatrecht hat der Bifchof von Worms im J. 1483 an das Kollegiatftift zu St. Andreas abge: tretten ). Die Reformirten haben feinen beftimm:> ten Kirchengang, aber Die Lutheriſchen find nach Rhein⸗ genbeim eingepfartt.

Den grofen und Fleinen Behnten beziehet obge, dachtes St. Andreagftift als eine Zugehör des Pa; tronatrechtes. Daſſelbe hat dem zeitlichen Kath. Pfar—⸗ rer don erfterm den fechsten, und von lezterm Den halben Theil zum Genuffe angewiefen. 2

39) Maudach. Ein mittelmäfiged Dorf nädf Dogersheim, dag im Karolingifchen Zeitalter Mu— dach, Muthach, Mutaha, auch Mudacheim ge- nannt wird. Das Kloſter Lorſch erhielt damals die anſehnlichſten Guͤter allhier r).

Die Vogtei fol anfänglich einigen vom Adel ver: lieben, in der ‚Folge an die Herren von Hirſchhorn

4) Schannat hiftor. Epifcopat. Wormat. pa... 2 Codex Lauresh. Tom. II, num: 1214, 2045-53 ; 2134. 2257. Jtem Tom. III, aum, 3659.

Dberfchultheiferei Ogersheim. 378

gekommen, den Biſchoͤffen von Speier zu Lehen auf⸗ getragen, und endlich dem Biſtum heimgefallen ſeyn. Jedoch uͤbte Kurpfalz die Landeshoheit aus, welches aber zu verſchiedenen Zwiſtigkeiten Anlaß gab s). Endlih ward dieſes Dorf mit Mundenheim Durch einen zwifchen Pfalz und Speier im J. 1709 Zu Stande gefommenen Vertrag mit allen Rechten auf ewig abgetretten £), fomit die Vogtei der Oberſchult⸗ ‚heiferei Ogersheim einverleibt. | Durch dag Dorf ziehet auch Die von Mannheim nach Neuftadt führende Yandftrafe, und eine viertel Stunde feithärtg die von Worms nach Speier lei⸗ tende gemeine Straſe. | Die Zahl der Inwohner belief fih im vorigen Jahr auf 105 Familien, 444 Seelen; die Gebäude "auf 73 burgerliche Häufer, nebft Kirch und Schule, Die Gemarkung enthält 1847 M. Neder, 207 M. Wieſen, und 60 M. Weide. Unter jenen Feldgrüns den find Güter begriffen, welche die Kurfürftliche Hofkammer, der Zürft von Löwenftein, der deute fhe KRitterorden, die Dom- und Kolegiatftifter zu Speier ꝛc. befizen.

Die Kirche des Ortes ſoll jederzeit zum Biſtum Speier und vor der Reformation zum Landkapitel Boͤhl gehoͤrig geweſen ſeyn. Sie war dem heil. Mi⸗ chael geweihet, und eine beſondere Pfarrei u). Die ehemalige Vogtsjunker hatten zwar die Lutherifche Lehre darin eingeführt, Die Bifchöffe von Speier aber nach dem Lehensheimfalle, Die Kirche wieder in Be:

ſiz genommen, und den Katholifchen eingeraumt. In dem obangezogenen Austaufchvertrag' vom J. 1709 ward auch folche den Katholifhen ausdruͤcklich vor: behalten. Dieſes gab nun zu Religionsbefchwebrden

A Iuftitia Caufae Palatinae Part. Il, Cap. X, p- 292 & 294. 7) Diefer Vertrag ift geben zu Düffeldorf den 9 Sul. 1709, ®) Auratwein Subfid. diplom. Tom. X, pag. 307.

Aa3

374 Oberamt Neuſtabt,

Anlaß x). Der Pfarrer iſt zum Landkapitel Dei: Desheim gehörig, und hat Die Gimultanfirche zu Rheingenheim, nebit dem Dorfe Altripp, der Rehe— hütte und Waldmühle mit zu verfehen. Die Refor: mirten find nach Mutterftatt, Die ——— nach Rheingenheim eingepfarret.

Den Zehnten überhaupt beziehet der Sürf don Lömenftein, verinuthlich als eine Zugehör der Herr- haft Scharfened. Am fleinen aber geniefet der Katholifche Pfarrer ein Drittel,

46) Mutterſtadt, ein Marktfleden, vier Stuns Den von Neufiadi gegen Mannheim gelegen. Die

Abtei Lorſch hat fchon im VIII Jahrhundert mehrere

Güter in Murberftarher oder Muderſtather Ges marfung erhalten y). Eben fo befaß damals die Abtei Pruͤmm als eine Zugehör des Klöfterleind Alt« sipp einige Höfe und Güter in Diefer Gegend, wors unter ein Weiler Namens Aillenshbeim, und ein Hof zu Mutterftadt begriffen gewefen. ' Erftern aab Die Abtei dem Herzog Friedrich TI in Schwaben zu Lehen, deſſen Enfel K. Heinrih VI eineh Grafen von Peiningen, dieſer aber Hellenger von Franfene flein Damit belehnt bat. Der leztere und feine Mit— erben verkauften gedachteg Weiler dem Ciſterzerklo— fter Himmerode im Trieriſchen, weiches im J. 1195 mit dem Abt Gerhard von Prämm einen Taufch traf, wonach felbiger jenen Klofter feinen Hof zu Mutters fiat überlafien, Dagegen aber Hillensheim wieder be» fommen bat 2). Diefer Weiler ift in der Folge eins» gegangen, und die Dazu gehörige Güter find wahr- fcheinlich zus Mutterftadter Gemarkung gezogen wor⸗

067, ——

x) —— Burpfälzifche Kirchenhiſtorie pag. 804, 884

und 1475

y) Cod. —— Tom.II, num.2027, 29, 2257 & Tom. II, num. 3659.

Würdrwein Sublid. diplom. Tom. V, pag» 262 {qq.

.

Oberſchultheiſerei Ogersheim. 375

den. Ferner beſaß auch das Praͤmonſtratenſer Klo⸗ ſter Muͤnſter Dreiſen am Donnersberg ein Hofgut zu Mutterſtadt, deſſen in Der Beſtaͤttigungsurkunde K. Konrads III vom J. 1144 gedacht wird a),, und dag Benediktiner Kiofter zu Clingenmünffer hatte ein ſolches Hofgut dafeldft um einen Zins von jährlichen vier Unzen Geldes verliehen, im $. 1226 aber an das Domftift Speier verkauft b). Da von der Vog⸗ tei nirgends Meldung geſchiehet, fo ift allerdings glaublich, Daß die ganze Serichtbarfeit über dDiefen Ort ſchon im XIII Jahrhundert don den im Amt Neue ftadt beftandenen Burgen abgehangen habe. Pfalz» graf Rudolph. II hat dieſes Mutterfiadt mit Neuho⸗ fen im J. 1351 verpfändet, fein Bruder Ruprecht I aber auch im 3.1380 wieder eingelöfet. Verſchie⸗ dene Gefaͤlle und Rechte ruͤhrten von der Burg Was chenheim zu Lehen. Weil nun dDiefe Durch die Haupt⸗ theilung vom J. 1410 zum Loos Herzogs Stephan gefchlagen worden, übte derfelbe auch ſothanes Recht aus, und belehnte im J. 1446: „Arnold bon En⸗ gaſſ, Hannßen feel. Sohn, mit einem halben Theil von dem Zehenten zu Mutterſtatt don der Veſten y, wegen zu Wachenheim rc). v Acht Jahre Darnach mufte der Träger dieſes Lehen von Kurfürft Friedrich empfangen. Im 9.1492 bat gedachter Arnold dem Kurf. Philipps , fein Burglehen, Das er zu Wachen- heim gehabt, dem Amtmann Zu ?autern, Hannfen von Slersheim, feinem Schwager, zu ertheilen d). In einem andern Lehendriefe vom %,1496 heiſet es: y, Daß wir aus Gnaden und um getreue Dinfte wil⸗ ,, ten, die unfer lieber getreuer Heinrich von Pagf

——

a) In A&. Acad. Palat. Tom.I, p. 298.

5) Würdrwein Subfid. diplom. Toın. V, pag. 273.

«) Datum Mepienheim [exta feria poft Pentecoften an. Dni MCCCCKLVIL

d) Datum Heidelberg auf Samstag nad) Corporis. Chrilt MCCCCXCII.

A«44

976 Dberämt Neufladt,

„uns gethan hat, Demfelben ein Burglehen zu War „chenheim, zu Mutterftatt falligt, dag Arnold. von „Engaſſ in und Doch von ung nit empfangen bat, „» geliehen haben ꝛc. e). Die von Slersheim blieben auch in dem Befize des halben Zehnten bid nach Er» löfchung ihred Mannflammes im J. 1665 f).

- Bor Zeiten foll der gemeinen Erzählung nach eine Burg allda gewefen feyn, wovon aber ſonſt nirs gends etwag anzutreffen. Zu bemerfen ift übrigeng, Daß der ehemalige Domvifariug zu Speier, Johann yon Diutterffadt, welcher Die erfie Speierifche Chros nic. gefchrieben, und unter Bifchoffe Matthiad von Rammingen im XV Jahrhundert geypbt bat, aus dieſem Dorfe gebürtig gemefen 2).

Im leztverwichenen Jahre belief fich Die Bevoͤl— ferung auf 309 Familien, 1358 Seelen. Deffentlis che Bebäude waren 2 Kirchen, ı Pfarrhaug, 3 Schu> len und 246 gemeine Häufer. Die Gemarfung ent» baͤlt 6131 M. Acker, 93 M. Wiefen, 284 M. Weide, und 426 M. Wald.

In der Semarfung find viele Freigüter, welche Die Kurfürftliche Hofkammer, Die geiftlihe Verwal— . tung wegen Der Klöfter Limburg und Schönau, dann Die Bifhöflich-Speierifche Hoffammer, das Dom—⸗ Fapitelzu Worms, der St.ohanniterorden, Dad St. ©ermangftift, und die fogenannte Stulbruderfchaft zu Speier befizen. Sie betragen beinahe den drit— ten Theil diefer beträchtlichen Gemarkung. Der Darin gelegene Wald gehöret der Gemeinde, und fiehet unter der Hute des Förfterd zu Neuhofen. Zum Fleinen Weidwerk aber ift ein befonderer Hi: nerfänger angeordnet,

e) Datum Heidelberg uf Donnerstag nach St. Thomae apoftoli anno Domini millefimo quadringentefimo no- nagefimo fexto.

f) Ada Comprom. in Caufa Aurel, apud Chlingen/perg p. 109.

8) Diefe Chronick hat der Herr von Senftenberg in feinen Sele@. jur, publ. & hit, Tom. IV, Falc, ILL eingerudt,

¶berſhulcheiſerei Ogersheim. 377

Bor der Reformation war hiefige Pfarrei zum Landkapitel Böhl gehörig 4). Die Kirche fiel in der Theilung den Reformirten zu, deren Prediger auch die Dörfer Dannftadt, Schauernheim, Maudach und Ruchheim als Silialiften zu beforgen hat. Eine viertel Stunde vom Drt bat ehedejjen eine Kapelle geftanden, die dem heil. Medard geweihet, und ver» mutblich zu einer Srühemefferei oder Begräbniß bes flimmt gewefen. Es ſollen Dafelbft noch vor wenig Jahren viele Srabfteine und Todtenfärge ausgegra— ben worden feyn 2). Die Katholifchen haben im J. 1755 aus gefammelten Beiträgen eine neue Kirche in dem Drte erbauen, und folche zur Ehre gedachten Heiligen einiweihen laffen, find jedoch nur Filtaliften der Pfarrei Dannfiatt. Desgleichen haben Die Lu— therifchen fich ein Bethhaus bergeftelt, welches von ihrem Prediger zu Rheingenheim verfeben wird.

Daß die Hälfte des Zehnteng ein Kurpfälzifches Lehen, und nach Erlöfchung des Flersheimiſchen Mannsftanımes heimgefallen fey, ift oben ſchon bes merft. Dermalen wird der ganze Zehnten Der Haupt⸗ gemarfung in zwanzig Züge vertheilt, Daran ziehet die KRurfürftliche Hoffammer ı, die geiftlihe Verwal⸗ tung 4, dad Domkapitel zu Wormd 4, die Dom— probftei daſelbſt =, die Stulbruderfchaft zu Speier 2, die Denaifche, jezt Miegifche Erben 3, die Volk— mannifche Erben 2, und der Freiherr von Dalberg auch 2 Züge. Den fogenannten Kammerzehnten: bes ziehet dDa8 Domkapitel zu Worms, und obgedachte Stuldruderfhaft zu Speier; den Frankenzehnten

aber verfchiedene Unterthanen.

k) Würdtmein Subfid. diplom. Tom.X, pag. 307.

3) Weil das Klöfterlein Altripp ehemals eben diefem heil. Medard geweihet, umd der Abtei Pruͤmm zuftändig nes wefen, fo ift zu vermuthen, daß diefe Kapelle in dem dazu gehörigen, und nun eingegangenen Dösfein Hila lensheim beftanden habe,

a5

378 Dberamt Neuſtadt, 2

41) Dannſtatt. Ein betraͤchtliches Dorf an Dem Wege von Mutterſtadt nach Neuſtadt, von wel: cher Oberamtsſtadt e8 3 und eine halbe Stunde ofl- wärtd gelegen if. Im %.768 fchenfte einer Na: mens Erfenbrecht der Abtei Korfch ein Hofgut mit Haus und Gebäuden zu Dantifist im Speiergau &). Die Kirche zu Tataſtat fol ein ficherer Walther vom Klofter Weifenburg zu Lehen getragen baben Z). Die Probſtei Hert befad auch einige Güter Dafelbft, m welchen ihr Werner von Bolanden im $. 1220 giw fen Schaden zugefügt hat m). Die Vogtei Diefed Der Fandvogtei des Speiergaued ehmald untergebe. nen Dorfes gehörte im X1V Jahrhundert fchon zum Amt Neuftadt. Bei den zwifchen Herzog Ludwig Dem fchwarzen zu Veldenz, und feinen Bundesge: noſſen mit Kurf. Friedrich I geführten Kriege wurde Der Drtim %. 1460 abgebrannt »).

Zu unferer Zeit zählet man dafelbft 110 Fami⸗ lien, 530 Seelen, 2 Kirchen, ı Pfarrhaus, 2 Schu> len, 84 burgerliche Häufer. Die Gemarfung enthält 2168 M. Aecker, ı M. Wingert, 413 M. Wiefen, 150 M. Weide, und 100 M. Wald.

Zur Gemarkung gehöret der eine halbe viertel Stunde vom Ort gelegene Moͤnchhof, welcher famt Dem fogenannten Kindergut wegen dem Klofter St. Lambrecht der Heidelberger hohen Schule zuftändig ift. Diefe mit andern freien Gütern machen beinabe die Hälfte der Gemarkung aus. Dbgedachter Wal liegt eigentlich in Mutterfiadter Gemarfung , um gehört der Gemeinde.

Die Kirche des Orts ift dem heil. Michael ges

k) Cod. Tradit. Lauresheim. Tom. II, num. 2156, & Tom. III, num. 3659.

}) Breviarium rer. Fifcal. Caroli M. in Eceardi rer. Franc. Tom.II,

907. »») Vid. dipl. Frider, II Imp. in Aa. Acad, Palat. Tom. II, pag- 77- ' a „J Kremers Gefchichte Kurf. Sriedrich 1. pag. 162.

Oberſchultheiſerei Ogersheim. 379

weihet. Vor der Reformation gehoͤrte ſolche zum Landkapitel Boͤhl, und war damals eine Pfarrei, eine Fruͤhemeſſerei und eine Kaplanei zu Gt. Ste: phan 0). Daß Patronatrecht gehörte dem Klofter zu St. Lambrecht. In der Kirchentheilung fiel Diefe Kirsche in das 2008 der Katholifchen, und iſt jezo mit einem eigenen Pfarrer beſtellt, der zugleich Die bei- den Silialfirchen oder Kapellen zu Mutterftadt und Schauernheim mit zu verfehen hat. Die Reformir- ten haben zwar auch eine eigene Kirche erbauet, fie find aber Filialiften von Mutterfladt, und die Luthe⸗ sifchen von Rheingenheim, Den grofen und Pleinen Zehnten beziehet Die hohe Schule zu Heidelberg, ald eine Zugebör des ehemaligen Patronatrechtes. /

42) Rheingenheim , zwifhen Mannheim und Speier, fünf Stunden von Neuſtadt, mird zum Unterfehiede der beiden andern auch im Speiergaue gelegenen Dörfer Gendeim und Fusgenheim, vom feiner Lage alfo genannt. In einer Urkımde, die K. Ludwig der fromme im J. 831 der Abtei Prümm ertheilt hat, wird einer Wiefe zwifchen Mltripp und Beginheim gedacht. Leztered fann nichts anders als unfer Rheingenheim fern p). In einem Ver> zeichniffe der Güter des Rheingrafen Wolframs vom XII Sahrhunderte kommt auch ein eigen But in Ginninbeim vor, welches derfelbe von feinem Schtwie» gervatter, Werner von Bolanden, befommen g). In dem Verzeichniffe der Rechte und Befizungen des Klofterd Pruͤmm, welches der Abt Cäfarius von Hei» fterbach im. J. 1222 feinen Nachfolgern verfertiget hat, werden unter den in Diefes Gegend belehnten

e) Würdtmein Subfid. diplom. Tom.X, pag. 307. n Apud Martene vet. monum T. T, Col. 85, 4) Reiningen Hortenburgifhe kurzgefaßte Geſchichte x. Prob, Lining. num, VI.

380 Oberamt Neuſtadt,

Kloſter ⸗Vaſallen, der Wildgraf, der Raugraf, die Grafen von Leiningen, Kazenelnbogen, Hohenſtein und Spanheim, auch die Erben Werners von Bo— landen und ſeines Bruders Philipp mit vielen ans Dern benennet vr). . Das Klofter Sinsheim hatte auch ein Hofgut in Diefem Dorfe , welches dag Domfapis tel zu Speier im J. 1253 fäuflid an fich gebracht bat s). Die Bogtei und andere Rechte befas dag Wild- und. NRheingräfliche Haus lange Jahre bins durch. Im J. 1426 befannte Johann von Lewen« ftein, Ritter, von dem edlen Jungker Johann Wilds greven zu Dune und zuKirberg ıc. zu Zehen empfan» gen zu haben: „Solide Berichte und Dorf Ryn⸗ „geinheim mit finer Zugehörden, als von fin * „ſinen Ganerben wegen, in der Maße als feiner „Haußfrau Altherren es von der Wildgrafſchaft „empfangen t).„Kurpfalz aber übte das Wild» fangs- und ſonſtige Hoheitsrechte darin aus. Weil nun lezteres zu vielen Zwiſtigkeiten Anlaß gab, ) er» sichteten beide Häufer im J. 1698 mit einander einen Vergleich, worin Kurpfalz dag in den Rheingräfli» chen Drten hergebrachte Wildfangsrecht mit andern gegen das Dorf Rheingenheim und einige Zehnten für allzeit abgetreiten, Dadurch alfo auch Das volle Eigentum diefed Ortes erworben hat =).

Durch den Drt ziebet Die von Worms und von Mannheim nad) Speier führende Landftrafe. Der 300 aber wird auf Der Rehehuͤtte erhoben.

Die Bevölkerung ift Dermalen über 100 Familien ſtark, Die 460 Seelen ausmachen. An Gebäuden finden ſich ı Kirche, ı Pfarrhaus, 2 Schulen, 84

r) Hontheim hift. Trevir. diplom. Tom.I, p.695 & 96.

s) Würdtwein Subfid. dipl. Tom.V, pag. 299 & 303.

j Rheingr. Drudihrift die Bemeinfchaft ꝛc. pag- 398 » num. II, geben uff Sambztag nah Sant Veterd Tag ad vincula an. Dni millefimo CCCC vicefimo [exto.

) Bremers Gefchichte des Wild». und Aheingräflichen Haufes pag. 169.

Oberſchultheiſerei Ogersheim. 381

burgerliche Haͤuſer, nebſt 1Mühle: Die Gemarkung enthält 1957 M. Aecker, 288 M. Wieſen, 60 M. Weide und 95 M. Wald.

In der Gemarkung beſtzet die Kurfuͤrſtliche Hof⸗ kammer ſaͤmtliche von dem Rheingraͤflichen Hauſe mit dem Dorfe ſelbſt abgetrettene Hoͤfe und Guͤter, die ſehr beträchtlich find. Eben fo hat auch das Dom- kapitel zu Speier Drei derfchiedene Güter. Endlich gehören auch dergleichen freie Güter der Pfarrei des Orts, dem Stift zum heil, Beift in Heidelberg , Der Probftei Hert, und dem Klofter Limburg. Die fo» genannte Waldmühle gehört der Kurfuͤrſtlichen Hof⸗ kammer, die Waldung aber der Gemeinde.

Vorder Reformation befand fich in Diefem Dor⸗ fe eine Pfarrei, nebft einer Fruͤhemeſſerei, die zum Landkapitel Böhl gehörte: x), und die Kirche war dem beil. Gallus gemweihet. Nach der Hand ward in felbiger das Augfpurg. Slaubensbefenntniß einge> führet, und dieſe Religiondgenofien blieben allein im Befize derfelben , bis das Dorf an Kurpfalz abge» tretten worden, da der gemeinfchaftliche Gebrauch zwifchen den Katholiſchen und Lutherifchen Durch den . Vertrag bedungen wurde, Won Seiten Der leztern ift e8 eine förmliche Pfarr- und Mutterfirche, wozu Mutterftatt, ee vr Neuhofen, Altripp, Maus Dach und Mundenheim eingepfarret find. Katholi— ſcher Seits aber ift folche ein Filial ihrer Pfarrei Maudach, |

Am grofen Zebnten beziehet das Domkapitel zu Speier ein Drittel, und Die geiſtliche Verwaltung zwei Drittel. _ Eben foviel bat leztere am Fleinen Zehnten, dag übrige Drittel aber geniefet: der Luth. Dfarrer. | .

43) Die Rehehütte. Ein Meiner Weiler ober eigentlich ein Zollhaus an der von Mannheim nach

«) Wärdiwein Subhd. diplom. T.X, P- 396.

382 Oberamt Neuſtadt,

Speier führenden Landſtraſe, vier Stunden tom Neuſtadt oſtwaͤrts entlegen. Selbiges hat ſeinen Namen von dem naͤchſt dabei gelegenen Walde, und Dabei beſtandenen Hofgut Recholz genannt. Erfte- rer wird in einer Urkunde K. Heinrichs IV vom J. 1063 ausdruͤcklich der alte Forſt Rechholz genannt. In einer andern Urkunde des Biſchofs Konrad zu Speier vom J. 1220 wird einer Wieſe bei dem Wald Recholtz gedacht ). Die bequeme Lage dieſes Hofe guts an einer Hauptſtraſe mag veranlaßt haben, daß Kaiſer Karl IV im J. 1376 Pfalzgrafen Ruprecht den aͤltern mit einem Zoll begnadigt hat, wo es heißt: „Einen alten groſen Turnos Gleitgelts uff der Stra- „ſen zwiſchen Spire und Worms zu nemen bei „Strafe ein Tuſend Mark Goltes, halb irer Mayeſt. „Kammer, halb gemeldt Herz. Ruprecht dem eltern fällig, denen, fo in daran hindern werden. ‚, Pfalzgraf Ruprecht Pipan verfchrieb mit Bewilligung feines Grosvatterd und Vatters feiner Gemahlin Eliſabeth don Spanheim die Städte Lamsbeim, Agersheim und Wachenheim ꝛc. mit dem Zole uff der Hütten und mit allen ihren Zugebörungen =). Nach ihrem Tode fam zufolge der Erbtheilung vom J. 1410 Herzog Stephan in den Beſiz dDiefed Rech⸗ tes, und ald er:im J. 1424 die Stadt Ogersheim an feinen älteften Bruder Pfalsgrafen Ludwig III -verpfändet, hat er fich den Zoll uff der Hütten aus⸗ drücdlich vorbehalten, folchen auch in der mit Graf Sriedrich von Veldenz im J. 1444 errichteten Erb» ordnung feinem älteften Sohne, Herzog Friedrich, zu⸗ getheilt. Allein es feheint, Daß die Gefälle davon dennoch mit einer Pfandfehaftbefiridet worden. Denn

y) Diefed Tann im Ada Acad. Palat. Tom.III, pag. 236

näher nachgelefen werden, womit, auch eine Urkunde K. einrichs VII vom 9.1225 bei Würdrwein Subfid. dipl. Tom.V, p.274 zu vergleihen. | z) Crollius verbefierte Probe, Beilage num. IV.

Oberſchultheiſerei Ogerdheim. 383

in der Verordnung Kurfuͤrſten Friedrichs Jvom J. 1472 beißt es, daß Pfalzgraf Philipps auch haben fole, „Den Zolle zu Agersheim, der von der Hüte „ten Dargezogen it. ,, Daraus erhellet, daß diefer 300 damals nach Dgershein: verlegt gemefen.

Wie lang es Dabei geblieben, findet fich zwar nicht. Jedoch koͤmmt die Zollfchreiberei zu Ogers— beim noch im X VI Jahrhundert vor. Als aber dag Amt Neuftadt Herzog Johann Kafimir erhalten hat» te, kaufte er von Wendel Kellerd Erben Die fonfe zur Rehehuͤtte gehörige Gebäude famt dem Hofgut, Wirthshauſe, Garten und Mühle um 2500 fl. a), legte dDafelbft eine befondere Kellerei an, und 308 Die Gefälle in den nächft gelegenen Dörfern Neuho— fen, Altripp und Schifferflatt Dazu. Diefe Verfaſ— fung beftund noch am Ende des vorigen Jahrhun—⸗ Dertd, mo gedachte Kellerei der Nleufladter einver: feibt, und nur eine Zoljtätte Dafeldft belafen, die Herberge, Mühle und Güter aber in Beſtand ver lieben worden, Die Kurfürfiliche Hoffammer bat fih aber. einen beträchtlihen Wiefengrund vorbehals» ten, welchen Diefelbe alljährlich auf eigene Rechnung benuzet. |

Dberhalb der Rehehütte liegt auch Der fogenannte. ‚Roblbof, welcher ebenfalls von der Hoffammer in Erbdeftand verliehen ift. Auf felbigem beßnden fich :3 Familien, in 3 Dazu gehörigen Häufern. Die Guͤ— ter beftehen in 62 M. Meder, GM. Wiefen und 6 M. Weide. Ä

Diefe beiden Hofgäter feheinen durch Ausreutung eines Theils des ehemaligen grofen Waldes Rechholz entfianden zu feyn. Als das Dorf Schifferftatt an Das Domftift Speier vertaufcht wurde, blieb Kur» pfalz die Jagd- und Forftgerechtigfeit in allen um= hergelegenen Waldbezirfen vorbehalten, dahero ward in Scifferftatt, als dem Mittelpunft, ein befonderes

a) Acts Comptom, apud Chlingenfperg pag. 98 K 119. °

984 Oberamt Meufladt,

Jagdhaus erbauet, und mit einem eigenen Foͤrſter befielt, Dem Diefe ganze Redier, ſowohl im Yagd- als Forſtweſen zur Aufficht übertragen if. Die Wal: dung felbft aber gehört zum Theil des Kurfürftlichen Hoffammer, meiftend aber der geiftlichen Verwal: tung wegen des Klofterd Limburg, fodann einige Schläge der hohen Schule zu Heidelberg wegen deg Klofterd St. Yambrecht, dem Hochflift Speier, den Herren von Der Tann, der Reichsſtadt Speier ıc,

44) Neuhofen, ein Rheindorf zwifchen Mann» heim und Speier, unterhalb obiger Rehehuͤtte. In Den Urkunden des XII Jahrhunderts wird es Me— denbeim, Miedemenheim, Mettemenheim und

Mettenheim genannt 6). Das alte Benediktiner

Klofter Weifenburg fheint Durch feine erfie Stiftung Dafelbft einiges Eigentum erhalten zu haben. Denn deſſen Abt Godefrid vertaufchte ım J. 1194 ein Hof: gut zu Mettemenheim und Rechholz, welches Eber⸗

bard von Ride von ihm zu Lehen getragen, an den

Abt und Das Klofter Himmerode Gifterzer Ordens gegen einen Wingert bei Einfirche und Cröve an der Mofel, den fie um 100 Mark erfauft hatten c). Im 3.1198 ſchenkte fogar K. Philipp das Bogteirecht ‚zu Medenheim, welches Konrad von Anmweiler vom

Reiche zu Zehen getragen und aufgegeben hatte, ges

Dachtem Klofier d). Die Pfalzgrafen hatten darin ‚auch ihre befondere Serechtfamen hergebracht. Pfad: graf Heinrich nahm Daher im J. 1209 nicht nur da Klofter Himmenrode und defien Hof zu Mfetenbeim in feinen Schuz, fondern befreite auch die > gedach⸗

4) vid. Act. Acad. Palat. Tom. III, in deſcript. pagi Spir. ag. 236. Ä e «) subſid. diplomatic. Tom. Y, num. LXXXIX y

pag. ® d) Ada Acad. Il. c. p. 237.

Ober ſchultheiſerei Ogershelm. 385

gedachten Hofes von der Abgabe des Getreides, das fie ihm jährlich zu liefern ſchuldig geweſen e). Zwi⸗ ſchen dieſem Orte und dem Dorfe Walsheim lag ein anderer Ort Affalterloch genannt, woſelbſt die Ab⸗ tei Lorſch ſchon in den Jahren 789 und 804 einige Güter erhalten f)., Das Klofter Himmenrode be= fam in der Folge dafelbft auch ein Hofgut, verfaufs te aber folches im 5.1318 g). Vermuthlich find die Güter zu Mettenheim Damals mit veräufert worden. Denn Bifchof Konrad von Speier verwilligte ſchon im $. 1220, daß die Kirche zu Medenheym, ald an einem ganz verlafienen und von allem menfchlichen Befuche entfernten Drte gelegen, niedergeriffen, und ihre Gefälle dem Klofter Himmenrode angemiefen | werden mögen A). Es muß alfo diefer Drt im XIII

Jahrhundert gänzlich eingegangen, und bei damalia gen Fehdezeiten eine Burg fowohl zu Medenheins ald zu Affalterloch erbaut worden feyn. Kaifer Lud⸗ wig IV hat noch nad) dem Vertrag von Pavia Gotta ſchalk Schaff zu der Efe, Bürger zu Speier, und. ' feine Erben zu ordentlichen Richtern uͤber den Nu⸗ webof befiellt i). Als daher die Burgerfchaft zw Speier von 8. Rudolph I die Erlaubniß erhalten, alle auf 3 Meilen Wegs von der Stadt gelegene Raubſchloͤſſer zu verftöhren,, blieb Doch die Burg Neuhofen, und ein Wehrlichhauß Affolterlobe,

e) Datum anno Dominice incarnationis MCCIX. indi&. XIE wotin es heißt Grangiam illorum de Mefenheim &c. ſo aber vermuthlich ein Drudfehler tft. Vid. Gafpari Ionge- ini notit. abbat, ord. Cifterc. Tit. XVII, p: 30.

f) Cod, Lauresh. Tom. U, num. 1077; 2087 & 88.

‚g). A@. Academ. 1, c. pag. 236. age

4) Ibid. pag. 237, wobei bemerft wird, daß auf ſolchen Me⸗

denheimer Urkunden geſchrieben ſtehe: Nunc nova Curia oder Neuhofen.

Datum in Eflinga anno Domini milleſimo, trecentefimd, trecefimo, proximä fexta feria anta diem Palınarum, Regak noftri anno XVI, Imperii vero Ill,

Ü

pf. Beographie II, Ch. . en Pr 00

486 Dberamt Neufladt,

fo beide der Pfalz zugeflanden, übrige. Weil aber in der Folge dennoch den Meifenden Daraus viel Schaden gefchehen ift, lied die Speierifche Burger> ſchaft ſolche im J. 1349 auf Befehl des Kaifers nies Derreifen, mufte aber des Pfalzgrafen Rudolphs II Mache in andere Wege dafür empfinden k). Im J. 1351 berpfändete gedachter Pfalzgtaf ſowohl den Meubof, ald Mutterftart, und Die Rehehuͤtte. Sein Bruder Ruprecht I lößte folhe wieder ein, Dero—⸗ wegen deißt es auch in dem Entfcheid K. Karls IV vom . 1353 ausdruͤcklich „Vort von dem Nuwen⸗ or bof 2c. fprechen wir, dag ung dünft, fint daſſelb „Gut nit herkommen ift von der vorgefchrieben Her: z, zogen vetterlihen Erbe, und fint Herzog Ruprecht „der alte das vergolten hat mit finem eigen Belt :c, y fo fol er bilig für bag me darin bleiben fizen, Im 3.1380 gab gedachter Kurf: dem Kollegiatſtift zum beil. Aegidius in Neuftadt die Höfe in Ku: wenboffe bei dem Dosf Altripp mit dem Plaz, worauf vormals Die Burg geftanden ıc,, und bebielt nur dad Vogteirecht über das Dorf Nuwenhoffen, Dann. einige Höfe und Güter, welche in dem Umfans» ge der Gemarkung gelegen, fich und feineii Erben vor D). Im J. 1396 hat ſich Pfalzgraf Ruprecht. II mit Dechant und Kapitel des Stifts zur Nuwenſtatt verglihen, ‚„„ Daß fie mit einander zum KTuwenbo: „fe, da Herzog Ruprecht der alte Pfalsgraue xr. „dem Stift den Burgftadel daſelbs mit aller finer a, Zugehörde erblich gegeben hatte, eine Muͤle wider „buwen und machen wollen, und derfelben gemein „nieſen und gebruchen, dergeftalt, daß die Pfalz „ſoll daran haben zwei Theile, Die Herren. aber „des Gtiftd den dritten Theile zu geben, und, zu eo, nemen ac. m), „, Solde Gefäle find ſamt der TR

4) Lehmann Speierifche Chroni? VII Buch, XLIL Cap, d) Freher. Orig. Palat. Part. II, Cap. XIV. rat m) Geben zu Heidelberg Samstags vor dem Sontas Ju—

Oberſchultheiſerei Ogerdheim. 387

Vogtei anfänglich zu der Landſchreiberei Neuſtadt, une ter Herzog Johann Kafimir aber zur Kellerei Neben hätte, endlich die Gefälle zur Kellerei Neuftadt, und Die niedere Serichtbärfeit zur Oberſchultheiſerei Ogers⸗ beim gezogen worden. | Bu Die Rehebach fließt durch das Dorf nach ber Waldmuͤhle, vereinigt ſich mit dem bei Der Mehe- bütte ablaufenden Graben, oder der fogenannten Altbach, und ergießt fich oberhalb Mundedheim in Den Rhein. = Sm leziverfloffenen Jahre fanden ſich 103 Fa⸗ milien, 447 Seelen, ı Kirche, 2 Schulen, 86 bura gerlihe Häufer, nebft ı Mühle an dem Orte; und die Gemarkung enthielt 171x M. Aecker, 278 M. Wiefen, 234 M. Weide und über 1000 M. Wald. Die ganze Gemarkung befiehet eigentlih nur aus Höfen , welche dermalen die Kurfürfiliche Hofe Fammer, die geiftlihe Verwaltung, und Da8 Dom» ſtift Speier befizen, der Gemeinde aber in Beftand verliehen find, Der erfte. wird das Handſchuchsgut genannt. Anfänglich trugen e8 die Junfer Kiſteln von Dürfheim von der Pfalz zu Leben, bernach kam es an die Knebel von Kazenelnbogen, und endlich an die von Handſchuchsheim. In dem lezten Le— benbriefe, welchen Kurfürft Ludwig VI Heinrichen don Handſchuchsheim als Träger für feinen Better Wilhelm anno im %. 1582 ausgefertigt hat, beißt 88: „So find dies die Mannlehen und Burglehen y, dom Stamme der Knebel an ihre Eltern fonts y men... Das Riftelgut zum Neuenhof, Ader, „Wieſen, Wald und was die Kifteln alda gehabt pr haben 26..0). Nach Erlöfhung Des Hand⸗

dica 1396. Die Burg lag fonft auf einem Fleinen Sägelr und follen noch einige Grundmauern davon übrig ſeyn Die Muͤhle hingegen gehört dermalen allein Zur Hoft 5) Datum Heidelberg Montags den zıten May 1582 Bb 2

288 Oberamt Neuſtabt,

fhuchsheimifchen Geſchlechtes ward dieſes Lehen nicht mehr weiter begeben. Der geiſtlichen Verwal. tung gehören Diejenigen Güter, welche das Stift Neuftadt ehmals befefien dat, und Dem Domftift Speier Das fogenaunte®bleigue.. An den Waldungen und Rheininſeln find gedachte Hoffammer, geiftliche Ver: mwaltung ; Domkapitel zu Speier, und die Knebeli- ſche Erben Frag 5 Sodann befizen die Gemein» den Naihofen, Waldfee und Diterftatt viele Bes zisfe. Ueber alle Diefe Waldungen ift ein beſonderet Kuürfürftlicher ger zur Obſicht in Neuhofen an- geftelt.

Daß bie alte Kirche zu Medenheim fchon im XIII Jahrhundert eingegangen , ift oben angezeigt. | In der Zolge ward eine andere in Neuhofen zur Ehre des heil. Michaeld errichtet. Diefe Kirche fiel | bei der Zheilung in das Loos der Reformirten,, Die fie zu einem Filial ihrer Pfarrei Altripp gemacht. Die Katholifchen find nach Maudach, und die Zus therifchen nach Rheingenheim eingepfarrt. |

Den grofen und Eleinen Zehnten beziehet dag Domfift Speier; von Neubruͤchen aber die Rurfürfts lihe Hofkammer. |

45) Altripp. Ein mittelmäfiges, aber ſehr merfwürdiges Rheindorf, Das auf Der nördlichen, örtlichen und füdlichen Seite von dem vollen Rhein⸗ ſtrohme gleich einer Halbinfel umgeben if. Seinen Urfprung und Namen hat es von dem Fateinifchen Alta Ripa, einem allda geftandenen Kaſtell, welches die Römer, als fie ihre Eroberungen über Den Rhein und Neder ausgedehnet hatten, an dem hohen Ufer Des Rheins, auf dem fogenannten Sandberg, zur Veberfahrt errichten lafien. Der vornehmfte Befehls⸗ daber in biefer Gegend hielt fih zu Mainz auf. Uns ter ihm flanden Die Kriegsleute am obern Rein,

Oberſchultheiſerei Dgeräheim 389

mithin auch die Beſazung zu Altripp o). Durch die hernach erfolgte Einfaͤlle der Hunnen und anderer Voͤlker in dieſe Gegend iſt wohl dieſes Kaſtell ver⸗ ſtoͤhret worden, defien ſeit dem nicht mehr gedacht wird. Auf der Stelle deſſelben hat der Fraͤnkiſche Koͤnig Dagobert ein Kloͤſterlein zur Ehre des heil. Medardus erbauet, welches K. Pippin im J. 762 mit Gütern und Zugehoͤrungen der Kirche zu St. Salvator in Prümm übergeben hat p). Daß aber unfer Altripp darunter verffanden werde, ergibt fih aus einer andern Urkunde des genannten Königs Pippin vom folgenden Jahre, wo die Zelle in Altre⸗ pio am Rhein im Speiergau zur Ehre des heil. Mes Dardg gedachter Abtei Prümm ausdrädlich zugeeig⸗ net wisd g). K. Karl der grofe gab diefer Zelle ei» nen Zehnten, fein Sohn, Ludwig der Fromme, aber eine Hofrait zu Nederau, um dafelbft eine Kirche zu erbauen, und zu ihrem Unterhalt ein Hofgut. König Ludwig der Deutfche beftättigte diefe Schan» fung im %.868, und drei Jahre darnach dag Fir fehungsrecht, da er gedachte Zelle das Klofter Altre⸗

ia nennet. K. Karl der dicke vermehrte fodann im

882 diefe Befizungen mit einem meitern Hofgut zu Neckerau r). Um diefe Zeit lebte der gelehrte Abt Regino zu Pruͤmm, der zu Altripp von adeli- chen Eltern gebohren gewefen,, und erft im J. 907 verftorben feyn fol 5). Indeſſen blieb die Abtei Pruͤmm noch mehrere Jahrhundert in dem Befize von Diefem Altsipp und deffen Ingehörungen, welche der Abt Caͤſarius von Heiſterbach in einem an ſeinen

o) Notitia Imperii Romani Cap. 64. Praefectus militum Martenfium Alra Ripa.

?) Hontheim hit. Trevir. Tom. I, Prob. XLV.

q) Calmer hifoire de Lorraine edit. noviſſ. Tom. II, Prob. Col. 102.

#) Hontheim hiftoria Trevir. di&o Tom. I, pag- 209, 14 & 220.

5) Buselini German. Sacra Tom. II, pag- 261.

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3990 - Oberamt Meuflabt,

Nachfolger im $. 1222 erlaffenen Schreiben umftänd» lich verzeichnet, und Darin die Güter zu Hillens⸗ heim, (jezo Mutterftatt) Dann Genheim, (jezo Rhein genheim) ausdrüdlich benennet 2). Da er fagt, daß Altripp vor alten Zeiten eine Zelle gewefen, fo muß Diefed entweder zuvor ſchon eingezogen oder Durch Den veränderten Lauf Des Rheins verfchlungen wor» Den fenn. Als im Jahr 1361 die Einkünften des Hauptklofters Pruͤmm zwifchen Dem Abt und feinenz Konvent getheilt wurden, fiel Alerepium am Rhein mit allen Dienftbarfeiten und Zugehörungen ing Loos Des erftern v). Als nach der Reformation die geifts lichen Süter eine andere Beftimmung erhalten, fcheis nen auch die fämtliche Befizungen und Serechtfame der Abtei Pruͤmm wegen des ehemaligen Klofterg Altripp theild zur Hofkammer, theilg zur geiftlichen Verwaltung eingezogen, Die übrigen Brände, nebſt Dem Rheinfahr und der Fifcherei in Beftand verlies ben, und dadurch die Erbauung eineg ordentlichen Dorfes veranlafiet worden zu feyn x). Da im Ana fange des Jahres 1750 das Waſſer in allen Fluͤſſen aufferordentlich gefallen war, wurde bei Altripp fchier mitten im Rhein einiges Gemäuer fichtbar, Diejenigen, welche folches in Yugenfchein genommen, wollen ein vierediges Gebaͤu gefehen haben, deſſen Mauer dritthalb Schuhe Did, und mit gebadenen Ziegelfteinen aufgefhhrt ift Y).

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t) Hontheim 1. c. p. 695.

#) Ibidem Tom.IJ, pag. 215.

x) In einer Vorftellung des betrübten Zuftandea der Abs tei Prümm, welde die Bifitatorn dem Päbftlihen Ges fandten , Kafpar Gropper, kin J. 1574 übergeben haben, wird darüber bittere Klage geführt, Siehe folhe im Hontheim hift. Trev. Tom. III, p.32.

) Georg Lizel, Konrector bes Speierifhen Gymnaſiums, hat im Jaͤhr 1756 eine Abhandlung unter dem Titel: giftorifche Wachricht von einem Aömifchen Caftell, weldyes bei Altripp mitten im Ahein im Jahre 1750 gefehen worden, in vo herausgegeben,

Oberſchultheiſerei Ogershein. 309r

Da die Gemarkung nicht mehr als 34 M. Aecker, 128 M. Wieſen, 316 M. Weide, und 206 M. Wald enthaͤlt, ſo naͤhren ſich die Inwohner des Dorfes meiſtens mit dem Fiſchfange. Die Anzahl derſelben belief ſich im J. 1785 auf 69 Familien, 251 Seelen. Die theils an den Ufern, theils auf den Inſeln des Rheins befindliche Waldungen, die entweder der Kur⸗ fürftlichen Hoffammer, oder der Gemeinde gehoͤ⸗ sen, ſtehen unter der Obficht des Förfterdzu Neuhofen.

or der Reformation war zu Altripp eine zum Landfapitel Boͤhl einfchlägige Pfarrei z), und die Kirche den heil. Apofteln Peter und Paul geweihet. Sm J. 1191 hat K. Heinrich VI die Kirche zu Alt⸗ rüppe mit allen Gerechtigfeiten und Befizungen, nebft Dem Patronatrecht Dem Eifterzer Klofter Him⸗ menrode verlieben a). Tahero auch die Inwohner aus einem ganz unächten Begriffe älterer Erzählune gen glauben, daß an dem nämlichen Orte, worauf Diefe Kirche gebauet ift, vormals ein Nonnenflofter Namens Nemrod geftanden habe. Gedachte Kirche ift bei der Teilung den Reformirten zugefallen, und Dermalen mit einem, eigenen Prediger beftellt, der unter die Inſpektion Neuftadt gehört, zugleich aber auch die Filialfirhen zu Neuhofen und Rheingen- beim zu verſehen hat, Ä Deſn groſen Zehnten in der Semarfung beziehet die Kurfürftlihe Hofkammer allein, am Fleinen aber nur zwei Drittel, und der Neformirte Pfarrer Da$ übrige Dritte. -

46) Studernheim. Endlich ift noch eines zu erwähnen, deſſen geringen Dorfs zwifchen Franken⸗ thal und Ogersheim in ältern Zeiten nirgends ge»

z) Würdtmwein Subfid. diplom. Tom.X, pag. 306. | a) Gafpari Iongelini notit. abbat. ordin. Cifterc, Tit. XVII

Pag: 42. Bbar

892 Oberamt

dacht wird, auſſer daß man weis, daß vor zwei hun⸗ dert Jahren die Junker von Oberſtein ſolches be— ſeſſen haben, don welchen es an die Domprobſtei Worms gelanget iſt. Die hohe Gerichtbarkeit aber gehoͤrte jederzeit zur Pfalzgraftſchaft. Da es nun wegen der zugehoͤrigen Rechte immer einige Anſtaͤnde ‚gab, find ſolche erſt im J. 1775 durch einen gütli- Ken Bertrag volfommen beigelegt worden. SHier- nach blieb die Landesfürftlihe hohe Obrigkeit mit alen ihren Wirkungen dem Kurhauſe Pfalz, Hinge» gen der Domprobftei Die Vogtei oder niedere Ge: richtbarfeit mit einigen Ausnahmen und befondern Bergünftigungen beftättigt, fodann der halbe Scha— ungsgenuß, der Fleifch- Wein- Bier- Getreid-Aecif berlaffen.

Vor Alters floß nächft diefem Dorfe ein Arm des Rheins vorbei, welcher einen big an den Rhein fi erfiredenden Sumpf zurud gelaffen, den man noch wirflih den Altrhein nennet.

Die Bevölkerung erfiredet fih nur auf 40 Fa: milien, 170 Seelen. Die Bebäude auf 38 burger: liche Häufer, die Gemarkung auf 128 M. Aecker, 325M. Wiefen, 110 M. Weide, und 5 M. Wald, Den geringen Buſchwald hat Die Gemeinde anges legt, felbiger ftehet unter des Hute des Foͤrſter s zu Ogers heim.

Nach dem Wormſiſchen Synodalbuche vom J. 1496 befand ſich zu Studernheim eine Pfarrkirche, Die dem heil. Georgius geweihet war, und die Kirche zu Ogersheim zum Silial hatte. Das Patronatredt gehörte Damald dem Domkapitel zu Worms. Nach obgedachtem Vergleich wird ed nunmehro von Kurz pfalz mit dem zeitlichen Domprobften wechſelsweis ausgeübt. Diefe Kirche fiel Durch Die Theilnng In Das Loos der Reformirten, ift aber aus Mangel des Unterhaltd ganz verfallen, und befagte Religiondger noſſen find nach Ogersheim eingepfarret. Die Ka sholifchen Haben auf dem Rathhaufe eine Kapele zu =

Neuſtadt. | 393

gerichtet, worin fie Durch einen Rapırziner aus Frans kenthal ihren gewöhnlichen Gottesdienſt verfehen laſſen.

Das Dorf hat ſein beſonderes Vogteigericht, welches aus einen Schultheiſe und zween Schoͤffen beſtehet. Mit der hohen Obrigkeit aber hangt es lediglich von dem Oberamt Neuſtadt unmittelbar ab.

„Stadt Frankenthal.

Dieſe bekannte zwiſchen Mannheim und Worms gelegene Stadt, wird zu Dem Umfange des Ober— amts Neuftadt gerechnet, hat aber auffer dem Zofe und Geleit feine Verbindung damit, fondern ftehet unmittelbar unter der Kurfürftlichen Landesregierung, gleich den andern beiden Hauptftädten, Mannheim und Heidelberg. Sie gehöret folglich zum Worms» gaue, und fommt ald ein Dorf zu den Karolingifchen Zeiten Darin vor. Das Klofter Lorfch befam nämlich im VIII Jahrhundert in Srancfendale und Meri— (de (jezo Mörfch) verfchiedene Güter 5); fodann, gab ein Priefter, Namens Birniho , dem Klofier Weiſenburg eine Kirche im Dorfe Sranconodal c). Es ift alfo irrig, wenn einige glauben , daß Damals fbon eine Stadt an dieſem Drte beftanden habe. Das Dorf Fam nachgehendg unter die Bothmäfigfeit der Fränfifchen Herzoge am Rhein, welche ihren Siz in der Stadt Worms gehabt, zu Deren vom Bifhof Buggo I im Anfange des XI Jahrhunderts angefangenen Bau der Stadtmauern es auch etwag beitragen mußte. Erfenbert, Kämmerer von Worms, hat bereits im J. 1119 dafelbft eine Kirche und Klo» fier zu bauen angefangen, Das er innerhalb fünf Sahren fo weit gebracht, Daß er ſolches mit Mönchen

#6) Cod. diplom. Lauresh. Tom. II, num. 840 bi8 847. e) Breviarium rer. Fifcal, Caroli M, apud Eccard Frane Orient, Tom. II, pag. 907.

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394 Dberamt

des regulirten Auguſtiner Ordens befezen konnte. Im J. ıı25 ertheilte auch Bifchof Buggo II oder Burfard zu Worms darüber die Beftättigung, und weihete Die Kirche zur Ehre der heil. Maria Magda» lena ein. Bald bernach errichtete: Des obgedachten Erkenberts Gemahlin Richlind ein anderes Klofter in Sranfendale, und befezte folched mit Nonnen deg nämlichen Ordens, lies die Dabei erbaute Kirche zur Ehre des heil. Stephanug einweihen, und begab fh felbft in Daffelbe, wie ihr Gemahl in dag erftere. Aus diefem Grunde wurde der Drt in Eros- und Bilein-Sranfenthal abgetheilet. Beide Klöfter nah⸗ men durch reichliche Schenkungen mehrerer Güter und Gefälle merklih zu, Beſonders erwarben Die Mönchen zu Gros-Frankenthal einen Theil des nächft» ‚gelegenen Dorfs Epftein, und den Weiler Ormsheim. Am XV Jahrhundert fiengen die Nonnen an von der borgefchriebenen Klofterzucht abzumeichen , und fich den fchändlichften Lüften zu ergeben, Dies ſes bewog den Bifhof von Worms, Friedrich von Dumnef, mit Bewilligung des Pabſtes Eugen IV’ befagtes Nonnenflofter aufzuheben, und deſſen Ge- fälle im J. 1431 den Mönchen zu Gros-Frankenthal einzuverleiben. Sein Nachfolger, Bifchof Reinhard von Sickingen, beflättigte alles dieſes im J. 1448, Allein es waͤhrte ſolches nicht lange, ſondern verdor⸗ bene Sitten und Verſchwendung riſſen auch unter den Mönchen ein. Sie machten Schulden und ver— fauften ein Stüf nach Dem andern, begaben fi auch aufd neue unter den Schuz des Kurfürften Fried⸗ rich Id). Der Bifchof ſahe fich nach vielen vergeb⸗

d) Darüber Tautet die Urkunde alfo: „„ Wir Bruder Jos „hann Abt, Prior und Konvent des Klofterd Franken⸗ „thale befennen .... das ale fang uns gedenft, „wiſſend und uf ung fommende ift, unfer Klofter_ Frans „kenthale mit finee Zugehörde in Schirm der Durch⸗ or leuchtigen Hocgebornen Förften und Herren Pfalz: sr grauen bi Rin, Herzogen in Baiern und Herren zu

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Neuſtadt. 395

lichen Bedrohungen endlich genoͤthiget, den Abt Jo⸗ hann von Ingelheim abzuſezen, die zuͤgelloſe Moͤn⸗ chen anderswo unterzuſtecken, und das Kloſter dem Generalkapitel der Verſammlung zu Windesheim im Biſtum Utrecht zu unterwerfen. “Jedoch trug die⸗ fe neue Pflanzfcehule nicht viel beſſere Früchte, und die bald bernach auggebrochene Religiondfpaltungen machten Die Mönche nur verwegener ihren Gelübden zu entfagen, und gaben folglich Gelegenheit, daß der Probft, Johann von Andernach, im J. 1568 das Klofter mit allen Gefällen an Kurfürft Friedrich ILL, der folches fihon Drei Jahre zuvor eigenmächtig in Befiz genommen, verfäuflich abgetretten hat. Dies ſes wollte zwar der Bifchof zu Worms, Dieterich von Bettendorf, mwiederruffen, Fonnte aber nichts ausrichten, fondern der Kurfürft beftellte einen welt: lichen Schaffner, und damit hatte die bisherige geiſt— liche Verwaltung beider Klöfter ein Ende. e).

Bon den Aebten oder Proͤbſten, welche Dem Klofter zu Gros-Franfenthal vorgeftanden , find fols gende im Andenken: Berthold, ward im J. 1124 aus der Abtei Sprengirsbach zum Prodft beftelt. Ums J. 1126 hat Erfenbert, der Stifter, ſelbſt Diefed Ant übernommen, und big zu feinem im J. 1132 erfolgten Tode begleitet. Ihm folgte Guibert, der im J. 1134 von Pabft Innocenz II die Beflättis gung über des Klofterd Stiftung erhalten. Polls mar, foll über 35 Jahre lang dem Kiofter vorgeflans den haben. „Aeinrich I, hat im J. 1180 vom Pabſt

nn ç 0 —— ——

„Heidelberg, unſern gnedigen lieben Herren, geſtan⸗ „den bat und geweſt iſt, und noch iſt, das ſolches vors „geſchrieben alfo und wahr ſy, das fagen wir bei dem 7, Eide, den unfer iglicher unferm Klofter gethan hat ıc. „, Datum anno MCCCCLIV uf St. Gangolfstag des heil, v Mertererd.

e) Diefe ganze Sefhichte Tann mit Schaunar hiftor. Epis _ Wormat. Libr.I, pag · 147, 164 & {qgq. verglichen

396 Oberamt

Alexander III die Beſtaͤttigung der Freiheiten erhal⸗ ten. Heinrich II, fömmt big zum Jahre 1259 ver fchiedentlich in Urkunden vor f). Wernber, kauf⸗ te im J. 1277 einige Güter von Heinrich von Ebe- ftein und Johann Rube, Rittern. Cyprian, mil: ligte im J. 1282 in einen Güterverfauf der Yebtiffin Beatrix zu Hegene an Das Kloſter Schönau. 1285 Bonrad, verliehe einige Güter in Erbbeftand. Dies terih, kommt in einem Vergleich zwifchen dem Bi:

ſchof von Worms, Emmerich und Rennewart von

©tralenberg im J. 1315 vor. Anfelm, genannt Blydekin, empfieng im %. 1333 von Johann von Scharfenede, genannt von Mesin, Den dritten Theil des Zehnten in Dem Dorfe Wörg zu Lehen g), fommt auch in den folgenden Jahren big 1346 vor. Wil- belm,, erhält 1361 von dem Abt des Klofterd Eufe fersthal 10 Malter Gält auf der Poftmühle A), und vergleicht fih im %.1375 mit dem St. Andreagftift wegen der Süter zu Eppftein. Johann I von Bech= tolsheim, erfcheinet ald Abt von 1413 bis 1440. Johann II von Ingelheim, veräuferte Eppftein und andere Güter, ward im J. 1468 abgefezt, und zum Probſt nach Dirmitein beftelt, Das Klofter aber Der Windesbeimer Berfammlung untergeben. Nach dies fem fommen feine Aebte oder Pröbfte,, fondern le» Diglich Prior und Konvent vor, und der lezte Vor⸗ ftand foQ Johann von Andernach, welcher das Klo⸗ fter verfauft bat, gemwefen feyn.

Bon den Dberinnen des Nonnentlofters zu Klein- Sranfenthal finden fich nur folgende wenige Namen aufgezeichnet: im J. 1139 Kiblind, ald Stifterin und erfte Vorſteherin; 1263 Adelheid, in einem

f) Gudenus Sylloge varior. diplom, pag. 207, 221 - 230.

g) Geben nad Goz Geburte drutzehen hundert Jare, in

dem deu und druzigften Far, au unfer Frauen Tag Nativitatis.

%) Ada funt haec anno Dni MCCCLXI craftino felti beati Martini Epilc, |

Neuſtadt. 397

Vertrag mit Wolfram von Lewenſtein; 1296 Ber; trad, beräuferte einige Güter; 1299 Demudis, verkaufte gleichfald einige Güter; 1320 Margare⸗ tha von Drachenfelß, vermög eines Erbbeſtands— briefs ), 1333 Agnes s 1351 Alheyd von Hohenart, Meifterin der Nonnen des Klofiers Sranfendal St, Auguftiner Ordens; 1364 Adelheit von Watten» beim, vermög eines in Diefem Jahre aufgerichteten Erbbeftandsbriefd; 1410 Margarerha, Meifterin des Frauenklofters zu Franfendal, unter welcher die Klofterzucht verfallen ift, weswegen auch Diefelbige für Die legte gehalten wird.

Ehe noch auf gedachte Weife Die beiden Klöfter einem weltlichen Schaffner zu verwalten übertragen gewefen, gedachte fehon Kurf. Friedrich III Fran— Eenthal auf eine andere Art zu benuzen. Dazu gad die Damals fich zugetragene Auswanderung Der we— gen ihren Glaubensfäzen von den Spaniern hart verfolgten Niederländer die befte Gelegenheit. Ein Haufen von 60 Familien lied fih zu Frankfurt am Mayn nieder, woſelbſt fie aber auch nicht lang Schuz gefunden. Als ihnen nun von Kurpfälzifcher Seite die beiden Klöfter Frankenthal und Schönau zu ih⸗ sem Auffenthalt angebothen wurden, fo wählten fie Das erftere, zogen am dritten Tage des Heumonats im J. 1562 aus Frankfurt, fuhren auf zwei Schif⸗ fen den Rhein hinauf, und fangten glädlich zu Sran> £entbal an. Da aber Die Mönchen das Klofter noch nicht geraumt hatten, muften jene vor den Thoren ihre erfte Herberg auffchlagen, bis auf nähern Kur⸗ fürftlichen Befehl ihrem Anführer, Peter Dathen, die Schlüffel eingehändiget, und fie in Den Befiz aller

a nnd

;) Sie heißt in der Urkunde, geben an dem Dinflag nad) Hftern MCCCKX, Margaretha von Drachenfels ein Mey; fterfin der Srauen Klofter zu Frankenthal. Die übri- gen m meiftend aus Schannar hiftor. Epilcop- Worm. —* ya ige die ganze Geſchichte beider Klöfter, ents

ehnt. |

398 Oberamt

Gebäude geſezt worden. Der Vizdam zu Neuſtadt, Chriſtoph Hund von Lauterbach , errichtete mit ihnen gewiffe Sazungen, welche fie Capitulation nannten. Sie funden anfänglich ohne Vorftand eined politi> ſchen Magiftrats unmittelbar unter dem Kirchenratf ‚zu Heidelberg. Weil aber fih gar bald Fälle zuges tragen, Die zu deſſen Erfänntniß nicht geeignet wa— zen, begehrten fie felbft einen Schultheid. Diefer ward ihnen auch bemilligt, und zwar in der Perſen eines der älteften ihrer Gemeinde, Namens Jakob Libart, dem vier Bau- oder Viertelmeifter zugegeben worden, welchen Die Aufficht Der öffentlichen Ge—⸗ fchäfte des Baumefend und überhaupt die Verwal—⸗ tung der gemeinen Einfünfte übertragen worden, Doch fo, daß fie nur vier bis fünf Fahre lang bei - ihren Aemtern gelaſſen wurden. Als fih nun die Zahl der Einwohner gar bald vermehrte, befchloß man auch das Klofter Klein- Frankenthal in Befiz zu nehmen, und Die nech übrige Mönche, welche füch bis dahin alda aufgehalten, in das Kloſter Kirfch:

garten bei Worms zu verweifen. Es ward alfo aus

beiden Sranfenthaler Klöftern eine Gemeinde ge macht, und zu. Verwaltung der Gefälle im J. 1564 ein Schaffner, Peter Anton aus Frankfurt, geſezt R), "in eben diefem Fahre riß die Peft ein, und that an ber bisherigen Bevölkerung grofen Schaden; jedoch wurden durch Die unermüdete Sorgfalt des Predis gers, Peter Dathen, der in der Arzneimiffenfchaff befonders erfahren war , noch viele gerettet. Dieſet Geiftliche wurde bald darauf ald Hofprediger nah Heidelberg berufen, und an feine Stelle Kafpar Heis Den geordnet, Im J. 1567 wurden zween Burger⸗ meiſter durch die Wahl der Burgerſchaft, und ſieben

Dieſe Geſchichte kommt in verſchiedenen Druckſchriften vor, ſcheint aber unvollſtaͤndig zu ſeyn. Die gegenwaͤr⸗ tige iſt aus einer geſchriebenen in der Kurfuͤrſtl. Biblio⸗ thel befindlichen Nachricht genommen.

Neuſtadt. 399 Schoͤffen von dem Amt Neuſtadt angeſtellt, auch hernach drei Kirchen, naͤmlich eine Niederlaͤndiſche, eine Hochdeutſche, und eine Franzoͤſiſche errichtet, und zu jeder vier Vorſteher gewaͤhlet. Im J. 1571 lied der Kurfuͤrſt in dieſem Frankenthal dag befann- te Geſpraͤch mit den Widertaͤuffern halten, welches dr Täge gedauert hat ). Zwei Jahre darnach ers neuerte und vermehrte er Den Inwohnern ihre vorige Sreiheiten , wodurch ihnen auch bemilliget wurde, den Schuliheid, die Burgermeifter und Schöffen feldft anzuordnen. ME dem Herzoge Johann Kaft: mir das ganze Amt Neuftadt zum Beliz angewieſen worden , lies derfelbe Zu mehrerer Sicherheit Den Hrt mit einem Graben umgeben, und verliehe ſel— Bigem die Stadtfreiheit, legte fodann im J. 1583 einige Veſtungswerker an, und begnadigte Diefe neue Stadt mit weitern Privilegien. Nachdem nun Nah— zung und Gemerb den Anwachs der Inwohner und die Verfehönerung des Ortes gar fehr befördert hats ten, befiättigte nicht nur Kurf. Friedrich IV fämts liche don feinen Vorfahrern ertheilte Freiheiten, fons dern lies im J. 1608 Eine Hauptvefting Anlegen, und das vierte Thor gegen den Rhein ertichten. Sein Nachfolger , Kurf. Friedrich V, brachte alles Diefes zur Wollftändigfeit. Dadurch erreichte Die Stadt den höchften Gipfel ihrer Slüdfeligfeit. Eine Menge der näzlichften in Deutfchland ——— gewefenen Fabricken, der freie Handel mit allen Gat⸗ tungen von Waaren , und die Bequemlichkeit ſolche durch einen angelegten Kanal auf dem Rheinftrome in fremde Länder verſchicken zu koͤnnen, waren folche Bortheile, wodurch zulezt Frankenthal unter Die wich»

Von dem Inhalt und den Folgen diefes feltfamen Ges fpraͤchs Fan man bei Struve in feiner Pfälziichen Kir-

chengeſchichte pag- 238 & faq. mehreres nawiefen, Auch het man ein gedrudtes Protokoll des Geſpraͤchs zu Stantenthal mit den Wiedertäufern, das im J. 1571 zu Heidelberg herausgegeben worden if,

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tigſten Handelsplaͤze ſich haͤtte empor ſchwingen koͤn⸗ nen, wenn der ungluͤckliche Ausbruch des Boͤhmi⸗ ſchen Kriegs, und der bald erfolgte Einbruch der feindlichen Macht in Die Rbeiniſche Pfalz, Diefe berr- liche Augficht nicht auf einmal vereitelt hätten. Denn noch in eben dieſem Jahre 1621 rudte der Spanifche Heerführer Corduba vor die Stadt, die fürs erſte mal eine harte Belagerung ausſtehen mufte. Ihre Beſazung vertheidigte ſich aufs befte, und murde durch den Örafen von Mangfeld Diesmal gereitet, jedoch immer beunrubiget, und endlich wegen des ausgebliebenen Entfazes genöthiget, im J. 1623 fich zu ergeben, wobei bedungen wurde, daß die Stadt und Veſtung der Spanifchen Infantin, Clara fa: belia Eugenia, auf ı8 Monate lang zum Pfand ein» geräumet werden follte. Aber Die Spanier 14 Doc eher nicht weichen, als bei der im J. 1632 erfolgten Ankunft der Echiveden, welche die Stadt zu Ende dDiefes Jahrs mit Akkord einnahmen. Drei Jahre Darnach famen die Spanier wieder in deren Befiz, und behaupteten folchen big ind Jahr 1652, obfhon - Sranfenthal mit dem Schlofje Sriedeldheim der vers wittibten Königin Elifabetd zum Wittum ausgeſchie— den war. Nachdem endlich Die Stadt dem Kurfür« ften Karl Ludwig überantwortet war, ertheilte ex folcher neyg Sreiheiten, wodurch die geflächteten In» wohner wieder herbei.gezogen, und Die Stadt ziem» licher maßen in ihr vormaliged Werfen bergeftellt wor- Den. Kaum aber hatte fie Die Früchte des Holden Sriedens verfucht, als folche bei den Drleanifchen Erbfolgsanfprüchen, und des Darauf gebauten Fran⸗ zöfifchen Einfald im J. 1688 aufd neue von dem Dauphin felbft belagert, und Durch eingeworfene vie⸗ le Bomben in Brand geftedet, Die Befazung zur Uedergabe genöthiget, und endlich bei dem im fols genden Jahre erfolgten Abzug diefer Säfte vollends angezändet, ausgeplündert, niedergerifien, gefchleift, und überhaupt der ganze fonft prächtige voll⸗ | DM .

Neuſtadt. 401

kommen verſtoͤhret worden m). Kurf. Johann Wil⸗ helm, als er ſeine Rheinpfaͤlziſche Staaten beſuchte, erneuerte der Stadt Frankenthal ihre vorige Freihei— ten, und munterte' die ungluͤckliche Burgerſchaft auf, ihre Haͤuſer wieder herzuſtellen, legte auch im J. 170x zu einem neuen Rath— und Kaufhaus ſelbſt den er— ſten Stein. Unter Kurf. Karl Philipp erhielt fie nebft der Beftättigung ihrer vorigen Privilegien an— noch weitere Sreibeiten, und wurde zur dritten Haupt⸗ ftadt der Kurpfülg erhoben. Gleichwohl fonnte fie fih von ihrem Verfalle nicht recht erholen, bis Se. regierende Kurfürfiliche Durchlaucht fich mildeft ente ſchloſſen haben, ‚ale ſich daſelbſt niederlaffende Fa— brifanten, Kuͤnſtler und Handwerksleute ihres thaͤ⸗ tigen Schuzes zu verſichern, und fie mit landesherr= lichen Beiträgen kraͤftigſt zu unterſtuͤzen; welches denn ſo viel gewirket hat, daß die ſeit dem Franzoͤſiſchen Brand leer geſtandene Plaͤze wieder verbauet, Die Häufer ermeitert und verfchönert, überhaupt Die Stadt in einen blühenden Zuftand verfezet worden. Durch eine Strede des füdlichen Theil Der Stadt fließt die von Eppſtein kemmende Mühlbach, welche zu den angelegten Färbereien näzliche Dien— fte leiftet, auch eine Kurfürftliche ehmald zum Kio« fier gehörig gewefene Mabl- Walf- und Gtamnpfa miühle treiber. An diefer Bache, zwiſchen Eppftein und Sranfenthal, befland vormals eine andere Müh- le, die Phuft genannt, die durch ein Teſtament eines Ritters, Berthold von Ebeftein, an das Klo» fier Dtterberg gefommen, welches ader dem Klofter. Frankenthal etwas an Korn und Geld entrichten

m) Von allen diefen betrübten Schidfalen findet man umftändlihere Nachricht in Merians Topographia Palat. in dem Rheiniſchen Antiguarius, und in dem bekannten Werflein: Laft und Luft der Inwohner am niedern Rheinſtrom.

Pf. Geographie. ILTh.

402 Dberamt

mufte #). Diefe Gült ward im J. 1310 an dag Klofter Euffersthal verpfändet o), und die Güter an Johann von Wachenheim verliehen, im J. 1361 aber Dem Klofter Sranfenthal gänzlich abgetretten p). Dies fe Mühle ift längftens eingegangen, und auffer dem Davon noch benamften Plaz nicht Das mindefte mehr ährig. Auf der weftlichen Seite fließt Die von Lams⸗ beim fommende Fuchsbach in die Stadt, wird aber

unter einem verdedten Gewoͤlb durchgeleitet, bis

folche ſich nächft obgedachter Mühle mit jener Haupts bache vereiniget. Beide nehmen ihren Ausflug auf der öftlichen Seite der Stadt, wofelbft die Nieder: länder gleich bei ihrer Ankunft einen Kanal angelegt, welcher feinen Lauf gegen Nordoſt, an Mörfch vor—⸗ bei, eine Strede Durch das Birhöflich-Wormfifche Gebiet nach dem Rhein feine natürliche Wendung genommen hat. Aber während den verderblichen Kriegszeiten, wo aller Handel und Wandel unter: druckt war, ift dieſe vortheilhafte Wafferleitung zur Sciffartd unbrauchbar geworden. Es gefchaben zwar verfchiedene Vorſchlaͤge Diefelbe wieder in Den vorigen Stand zu ſezen; allein nebft mehrern Hirte Derniffen machte der unvermeidliche Köftenaufwand Die Ausführung des Werkes immer hinterftellig, big Se. dermalige Kurfürftlihe Durchlauht im Jahr 1773 einen ganz neuen Kanal von der Stadt aug jener Bache in den Rhein graben liefen. ‘Durch die eingelegte Drei Schleufen kann das nöthige Waſſer

angefchwelt, und ein mittelmäfiges Laftfchiff darauf

bin und ber verbracht werden. Die unterfle Schleu>

fe nähft Dem Ausfluffe in den Rhein hat folgende Inſchrift: |

————

n) Datum anno Dni MCCLIN in craftino beati Georgii. e) Datum anno Dni MCCCX in die St. Georgii Martyris.

p) Ada [unt haec anne Dni MGECLXI craftino feſti bean Martini epilcopi. |

Neuſtadt. 403

CAroLvs THEODORVS PRINCEPS ELECTOR, excitandis & juvandis opificiis ftabiliendis commerciis fiecandis Paludibus inftaurandis, augendifque FRANKENTHALIAR Rebus olim collapfis Opus hoc de fuo fieri juſſit amantifimus faorum mirabilis pofteris.

Coeptum eft An. Chr. MDcCLXXIII. Perfeet. An. MDCCLXXVII.

Durch die Stadt ziehet die von Mannheim, Speier und Landau in Dgerdbeim fich vereinigende, auf der einen Seite nah Mainz, und auf Der ane Dern über Alzei nach Kreuznach und auf den Hunds⸗ ruc führende Poftftrafe, weshalben auch in derſel⸗ ben der Rurpfälzifche Zol des Oberamts Neuſtadt erhoben wird.

Die vornehmften Gebäude „nuffer den Kirchen, find 1) dag Rathhaus. 2) Die in den vormaligen Kafernen von Paul Hannong aus Straßburg im J. 1755 errichtete Porzelanfabrik, welche hernach Ge. - Kurfürftliche Durchlaucht auf höchft eigene Nechnung übernommen haben. 3) Die gleich darnach in dem ehemaligen Lazareth angelegte Wollenzeugfabrif. 4) Die jezt mit jener verbundene Wollentuchfabrit. 5) Die Seidenfabrif, 6) Die feit 1772 aufgerichtete Wollenſtruͤmpffabrik. >) Das zu Diefen dienende fchone Faͤrbe und Trodenhaus. 8) Eine Gold- und ©ilberdratbzieherei nebft Bordenmirkerei. 9) Eine Zabafd- und mehr andere Fabricken 9).

—— ) Umſtaͤndlichere Nachricht von dem ganzen Zuſtande det

Stadt findet man in der kurzen Vorſtellung der c3

duſtrie in den drei gauptftädten und ſaͤmtlichen Ober

aͤmtern der Kurfuͤrſtlichen Pfalz, welche zu Franken⸗ thal im 3.1775 and Licht getretten iſt.

Ce a

3

404 Dberamt

Am J. 1785 beftund diefe Stadt in 773 Fami—⸗ lien, darunter 8 Jüdifche waren, und in 3888 See— len. An Gebäuden zählte man 5 Kirchen, 4 Pfarrs bäufer, 5 Schuien, s Gemeine, und 448 burgerliche Häufer, nebit ı Mühle. Die Gemarkung enthält 2643 M. Aecker, 200 M. Wieſen, 54 M. Bärten, und 623 M. Weide. |

Jene Feldgründe find meiftend eine Zugebör der ehemaligen beiden Kloͤſter, aujier den gefchfeiften Veſtungswerker, welche der Kurfürftlihen Hoffam mer zuftändig, jedoch gleich jenen in Beftand verlies ben oder fonft zinsbar find. Die Stadt befizt Feine Waldung, fondern Bag nöthige Brennholz wird auf Der Bach beigeflößt, Das Bauholz aber auf dem Rhein bergebracht. |

Das Kirchenmwefen hat fich vor Der Reformation auf den gewöhnlichen Gottesdienſt der beiden Klöfter

befchränft. Die Mönchen zu Gros-Franfenthal mu« |

ften die ihnen zuftändig gewefene Pfarrei Mörfch mit verſehen. Ihre Klofterfirche war der heil, Maria Magdalena geweiht, und ftellte ein förmlicheg Kreuz vor. Mach eingeführter Reformation ward folche der Niederländifchen Gemeine überlaffen, welche her— nach auch eine Franzöfifche und eine Hochdeutfche Kirche erbauten, die aber alle in den leidigen Kriegs. zeiten gänzlich zu ®runde gegangen find. An Der grofen Kreuzkirche ward bald nach dem Franzöfifchen Brand der Chor wieder hergeftellt, und Darin ſowo⸗ Der Katholifche ald Reformirte Sottesdienft gehalten. Bei der Kirchentheilung aber befamen folchen Die Re» formirten allein, und die Katholifchen muften ſich mit der verfallenen Kirche des Nonnenflofters zu Klein-Franfenthal begnügen. Jene beftellten zween

Prediger, wovon der zweite das Filial zu Mörfch-

mit zu verfeben befam. Die Wallonifche Gemeinde erbielt in eben diefer Theilung die vormalige Hoch: Deutfche Kirche. Da folche aber ganz zerfallen war, haben fie die Fleine Sranzöfifche Kirche zu ihrem Se⸗

Neuftadt. 405

brauche zugerichtet. Im J. 17608 ward endlich die» ſes Kirchlein wieder hergeftellt, und ein eigener Pre= Diger Darauf angeordnet. Die Katholifchen haben fich bei der Theilung mit der zum Klofter der Kapu— ziner gehörigen Kirche begnügen müffen. Denn, al$ die Spanier Franfenthal eingenommen hatten, bes ruften fie gedachte Ordensbrüder im J. 1624, und gaben ihnen Das Nonnenkloſter ein, woraug- fie nach Dem Weftphälifchen Friedensſchluß vertrieben , jedoch von Kurfürft Philipp Wilhelm im %. 1688 wieder eingefezet worden. Dieſe war alfo anfänglich Die Pfarrkirche, und Die Rapuziner hatten folche allein zus verfehen, bis zum Jahr 1702, da ein eigener Welt, - priefter zum Pfarrer angeordnet wurde. Weil die Meformirten den Plaz und dag alte Mauerwerf des Lanshaufes an der grofen Kreuzfirche abzutretten fich nicht bewegen laffen wollten, mußten die Katho— Lifchen fich einsweilen des fogenannten Marftalld auf Dem Markt bedienen, big felbige Durch milde Bei— träge fo viel zufammen gebracht, Daß fie die Errich“ tung dermaliger fchönen Pfarrkirche in dag Werk fezen fonnten. Gie fiengen im J. 1709 dag Balls wefen an, und brachten folches im J. 1730 in fertis gen Stand, Der Pfarrer ward bernach zu einen Ehrendechanterhoben, und ihm die Filialen zu Mörfch und Edigheim eingepfarret. Die Lutherifchen haben im %.1706 auch eine eigene Kirche zu bauen anges fangen, und foldhe innerhalb fech8 Fahren zu Stans de gebracht. Derfelben find die umliegenden Ders ter Studernheim, Ogersheim, Eppftein, Flomers⸗ beim, Heßheim, Mörfh, Edigheim und Oppau eingepfarrt. | Ä zur Zeit als die Stadt noch im erffen Wohle ftand gewefen, befand fich nächft dem Wormfer Thor ein gut geftifteted Krankenhaus, welches währenden Kriegen gänzlich eingegangen if. Im J. 1770 ward daher ein neues Hofpital errichtet, dabei eine fehöne Kapelle erbauet, und diefe neue Ben zur Ehre . c 3

406 Oberamt

der heiligen Eliſabeth eingeweihet, übrigens aber vornaͤmlich zur Lehrſchule armer Waiſen, und zu den Spinnanſtalten fuͤr die Fabricken gewidmet. Bei Der auſſerhalb der Stadt gelegenen Ziegelhütte be— findet fich auch eine dem heil. Jakob geweibte Ras pelle, die von der Wittib des gewefenen Kurmain« zifhen geheimen Raths Wincop bishero unterhalten worden.

Der grofe und Fleine Zehnten in der ganzen Ges markung wird ale eine Zugehör des ehemaligen Kim ſters zu Gros-Franfenthal von der geiftlihen Vers waltung bezogen.

Vormald waren die Vorflände nur mit Dem Titel eines Schultheifen belegt; nachdem aber Fran» kenthal zur dritten Hauptftadt erhoben worden , ers dielten fie den Namen eined Stadtdireftord. Der Magiftrat beftehet alfo aus eben gedachtem Stadt: Direktor, einem Anwaltfchultheife, acht Rathsver—⸗ wandten, und einem GStadtfchreiber. Zu Verwals tung der ftädtifchen Gefaͤlle ift ein Rentmeiſter be- ftelt. Die der Kurfürftlichen Hoffammer zuftändige ©efälle erhebetein Dbereinnehmer, und für Das zum Oberamt Neuftadt gehörige Zollweſen ift ein Zollbe— reuter, nebft einen Zöllner angeordnet. Die geiftli- che Verwaltung hat zu Beforgung der Kloftergefälfe einen befondern Schaffner. |

Das ftädtifche Wappen und Siegel beftehet in einem goldenen Dreied in blutrotbem Felde, mel che bereit im J. 1570 von Damaligem Burgermeis ter, Peter Anton, gemählet und von KRurfürft Fried⸗ wich III beftättiget worden. Als bernach die Stadt im J. 1623 von den Spaniern belagert, und ihre Beſazung wegen abgefchnittener Zufuhr der Lebende - mittel in die äufferfte DVerlegenheit gefezt wurde,

lies felbige aud dem vorhandenen Gold- und Sils besgefchirr verfchiedene Nothmuͤnzen fehlagen, melde mit Diefem Wappen, und (auffer Den goldenen) mit

Neuſtadt. 407

dem eingeſtempelten Werthe don 2 und ı Gulden oder 15, auch 7 und einem halben Bazen bezeichnet, und einige mit Der Auffchrift, Deus Petra noftra angularis, Gott iſt unfer Eckſtein, andere aber mit Sranfenthaler Noth⸗Muͤnz, Bar XV oder VII verfehen gewefen r). | „) Die nähere Belhreibung diefer Nothmünzen, oder for genannter Klippen findet man am beften in des Herr Profeſſor Exters Verſuch einer pfaͤlziſchen Muͤnz⸗ ſammlung .

erh

408 Dberamt Oberamt Germersheim.

Einleitung

Gas Oberamt Oermeröheim erftredet fich von

Mord gegen Sud ungefähr auf fieben Stuns den, und deffen Breite von Oſt gegen Welt auf acht Stunden Weges. Gegen Dft begränzer fols | ed durchgehende der Rhein; gegen Well das | Vogeſiſche Waldgebirgz gegen Süd das Biſchoͤf⸗ lich-Speierifche, Pfalzzweibruͤckiſche und Probſtei Weiffenburgifche oder fogenannte Mundats-Öebier.

Es hat feinen Urfprung, gleich dem Dbers amt Neuſtadt, aus ber Gerichtbarkeit der ehemas ligen Landvogtei im Opeiergau , welche den gan⸗ zen Strich Landes begriffen hat, der zum heutis gen Oberamte annody gehörig ift.

Unter K. Ludwig IV warb jene Landvogtei den Pfalzarafen, wie anderdwo fchon gemelder worden a), übertragen. Gedachter Kaifer ver pfaͤndete ihnen im J. 1330 unter andern aud) Tri⸗ feld dire Burg, Neukaſtel die Burg, Germerds beim die Burg nnd Stadt, Anweiler die Stadt, Outenberg, Falkenburg, Wegeluburg und alles was darzu gehoͤrte. Jede Burg hatte ihren Burgs grafen, und jede Stadt ihren befondern Vogt.

«) Sieh oben S. 228.

Germersheim. 409 | a

Die obere Bothmäfigkeit aber warb von ben Pfalz⸗ gräflichen Vizdumen an dein Rhein bid zum Ende des XIV Sahrbunderts verwaltet.

Durch die unter den Söhnen K. Ruprechts vorgegangene grofe Landeötheilung bekam jene Vers faſſung eine andere Geſtalt. Denn ein Theil obis ger Reichspfandſchaften und übrigen Erwerbun⸗ ‚gen, welche nicht fhon zu Lehen begeben geweien, wurden dem dritten Sohne, Herzog Stephan, zu jeinem Looſe gefchlagen, ausgenommen Germerds heim, Billigheim , Hagenbah, Neuburg am Rhein, und das Sibeltinger Thal mit allen Zus gehörungen, welche dev Gemahlin des erfigebohrs nen Sohnd, Pfalzgr, Ludwigs III, zur Morgens gabe verfchrieben waren. Aus diefen leztern Stuͤ⸗ en iſt demnach dad eigentliche Amt Germersheim entflanden, worüber ein eigener Fauth zu Berwals tung ber Gerichtbarfeit angeordnet worden,

Unter eben diefem Rurfürften und feinen Nach⸗ folgern Fam noch die Reichspfandtſchaft der Stadt und ded Amts Selz dazu. Die in der ganzen Öes gend gelegene Stifter und Klöfter begaben fid) nach und nach in Pfaͤlziſchen Schuz; einige Gerechtfas famen wurden erkauft, und verfchiedene Lehen heimfällig, fo daß bie unmittelbare Gewalt einen merklichen Zuwachs erhalten; weis mehr aber, ald bald hernach jene Stifter und Klöffer mit ihren Dörfern und Rechten eingezogen worden.

Das Amt hatte damals in folgenden Abtheilun⸗ gen beſtanden: Erſtlich in der Fauthei Germersheim, wozu gezaͤhlt wurden die Stadt Germersheim ſelbſt, dann die Doͤrfer Bellheim, a Otters⸗

c5

410 Dberamt

beim, Zeiöfheim,, Bebingen, Hert, Sondern⸗ beim, Dettenheim, das Gibeltinger Thal, Bur⸗ weiler, Gleisweiler, und die Dörfer Nieder-Hoch⸗ ſtatt, Ober- und Nieder-Luflart. Zweitend in dem Amte Billigheim, naͤm⸗ lich der Stadt diefed Namens, und den Dörs fern Appenhofen, Rorbah, Erlenbach, Stein⸗ weiler und Impflingen. Drittens in dem Amte Hagenbach, welches aus den beiden Städten Has genbad) und Neuburg, dann den Dörfern Werth, Berg, Porz und Weier beſtehet. Viertens in dem Amt und Stift Selz, wozu gerechnet worben die Stadt Selz, die Dörfer Muͤnchhauſen, Neus beinheim , Schafhaufen und Keffeldorf, dann der Hof oder die Schafnerei zu Hagenau, und endlich Lixheim mit den Dörfern Vlombrunn, Kraftthal, Roth und Weiler bei Pfalzburg gelegen. Fünfs send in dem Stifte Klingenmünfter, nebfl den Doͤr⸗ fern Blanfenborn und Knoͤrringen, der Burg und Kellerei Pleisweiler mit dem Dorf Oberhofen and) dem Hofe oder der Schafnerei zu Bergzabern. Sechstens in der Pflege Euſſersthal, beftehend in den Dörfern Euffersthal und Grefenhauſen, der Schafnerei und dem Dorfe Merlenheim, den Ps fen zu Landau, Speier, Mechtersheim, Geil⸗ weiler und andern Meierhoͤfen. Siebentens in der Probſtei Hert, mit den dahin gehoͤrigen Doͤr⸗ fern Leimersheim, Kuͤhart und Pfotz. Achtens in dem mit den Biſchoͤffen von Speier gemeinſchaft⸗ lichen Amt Landecken, zu welchem gezaͤhlet worden Klingenmuͤnſter, Klingen, Gleiſenzelle, Gleis⸗ horbach, Goͤcklingen, Heuchelheim, Moͤrenzheim,

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Germerdheim. 411

Wollmersheim, Insheim, Offenbach, Vornheim, Ober · Hochſtatt, Schwechenheim und das Goſſers⸗ weiler Thal. Neuntens in dem mit der Probſtei Weiſſenburg gemeinſchaftlichen Amt Altenſtadt, welches begriffen hat Alteuſtadt, Schweighofen, Schleithal, Seebach und das Schlettenbacher Thal.

Dieſe Eintheilung hat aber verſchiedene wich⸗ tige Abaͤnderungen erlitten, indem der Ort Bur⸗ weiler an die Grafen von der Leyen, die Doͤrfer Nieder ⸗Hochſtatt, Dber- und Nieder-Luſtatt an das Sohamnitter-Haud Haimbach als ein Lehen uͤberlaſſen 6); das ganze Amt Altenſtatt, gegen den Speierifchen Antheil des Amts Landecken, und einige andere Ortfchaften an die gefürftete Probſtei Meiffenburg im J. 1709 , und endlich die beiden Aemter Hagenbach und Selz gegen verfchiebene ans dere Drtfchaften im J. 1768 an Pfalz-Zweibrüden vertaufcht worden find.

Unter die merkwuͤrdigſten Schickſale diefes

+) Sowohl Dber- ald Nieder-Luftatt hies vor Alters Lu⸗ ftatheim , und hatte feine eigene Herren, die davon dem Namen führten, und die Vogtei vom Meiche zu Lehen trugen. Nach ihrer GErlöfhung Fam das Lehen an die Edlen von Zeisfheim, und als diefe ausgeftorden, belehns te Kurf. Friedrich IV mit einem, Theil der Gefälle feis nen Rath, den bekannten Geſchichtſchreiber, Marquard ns die Vogtei aber ſprach das Tohamniter-Haus- aimbach an. Weil Kurpfalz die Landeshoheit, und fels biger anflebige Gerechtfame ausübte, entitand darüber in gegenwärtigem Jahrhundert ein heftiger Streit, der zwar im 5.1721 beigelegt, jedoch bald wieder erneuert, und erft im 9.1749 verglihen, dadurch aber die Kurs fürftlihen Gerechtfame dem Johanniter⸗Orden gegen ein jährliche Abgabe für beftandig zu Lehen geveichet un - Übertragen worden, |

412 Oberamt

Oberamts gehört vorzuͤglich der unvermuthete An⸗ ſpruch, den die Krone Frankreich gegen Ende des vorigen Sahrhunderts auf deffen vornehmites Ger biet, als eine Zugehör ded untern Elſaſſes, durch

die zu Breiſach im Jahr 1680 errichtete Reu—

niondfammern machen lies, und fih mit ges wafneter Hand in Beſiz deffelben fezte. Durch den im Sahr 1697 erfolgten Riswidifchen Kries densſchluß iſt zwar alles wieder abgetretten wor⸗

ben, aber Franzoͤſiſcher Seits wird noch immer

behauptet, daß der Queichfluß die wahre nördliche Graͤnze des untern Elſaſſes fey.

Da obgedachte Dueich dad ganze Oberamt durch»

ſtroͤmet, mithin faft bei jedem einzelnen Orte vors kommt, fo wollen wir ihren Anfang, Laufund Aus⸗ fluß umftändlich berühren. Sie entfpringtim Voge⸗ fifchen Gebirge, einehalbe Stunde oberhalb dem Bir fchöflih-Speierifhen DorfeHauenftein,an dem Fuſe

des fogenannten Winterbergs, aus einer ſtarken Quel⸗

le, fo man Moß-Dueich-Brun nennet, wird von vie⸗

len in ihrem Fortlauf dazu rinnenden Brunquellen verſtaͤrket, fließt an dem Leiningiſchen Schloß Fal⸗ kenburg vorbei, nach dem Dorfe Wilgartswieſen. Unterhalb deſſen faͤllt die Brandsbach, und nad bei Rinthal die Fraiſchbach mit den damit ſchon vereinigten Kalten- und Wellbächen hinein. Die hiedurch ſchon über die Hälfte verfiärkte Queich fezt fodann ihren Lauf nad) Rinthal und Garnds shal fort, nimmt die aus dem Gofferöweiler Thal herabrinnende Rinnbah, und weiter unten bie Ebersbach zu fih, erreicht fodann die Stabt Uns weiler, vermehrt ſich weiter mis dem Oſterbaͤch⸗

Germersheim. 413

Yein, der Berensbache, Haunebache zc. fließt am Dueich-Hambad) links vorbei, nimmt die von Eufa fersthal kommende Suͤlz auf, und nachdem fie dem Fleden Albersweiler näher koͤmmt, theilt fie

ſich in zween Aerme. Der linke iſt ihr natürliches

Flußbeth; den vechten aber haben die Franzoſen zum Behufe des Landauer Veſtungsbaues anderte halb Stunden Weges weit ausgehoben,, und zu einem förmlichen Kanal gemacht. Jener ‚lauft

t

durch Albersweiler, wofelbft die Schweltenbady

-einfälle, nad) Sibeltingen , und an Godramſtein

rechter Hand vorbei auf die Stadt Landau, .eben fo, wie der Kanal, in dafige Vellungögräben. Nach ihrem Ausfluſſe durchſtroͤmt fie das flache Rand dergefialt, daßvornehmlid) die Dörfer Queich⸗ heim, Merlheim, Offenbach und Bellheim zur rechten, Zeiskheim aber zur linken eine viertel Stunde weit davon entfernet liegen, und daraus mehrere Mühlen und Waͤſſerungsgraͤben abgeleitet find, bis der Haupifluß endlich nad) einer zuruͤck⸗ gelegten Strede von ſechs deutſchen Meilen We⸗ ges fich zwifchen Germersheim, und dem Dorfe Sondernheim in den Rhein ergießt c).

Die Fruchtbarkeit des Erdreichs iſt derjenigen

des benachbarten Oberamtö Neuſtadt ziemlich gleich.

Mur kommt das Wachstum ded Weins lezterm in der Guͤte nicht bei. Die Waldungen am Rhein und auf deſſen Inſeln ſind ſehr ergiebig, wie auch

e) Die nähere Beſchreibung dieſes in der Geſchigte fo merfwürdigen Queichfluffes hat der dltere Herr Profeflor Crollins ih Orat, de Anvilla von pagr49 bis 55 mit ge⸗ lehrten Unmerfungen geliefert,

414 Dberams

die übrigen in ber Fläche und im Gebirge, wor⸗ über Kurfürftlihe Förfter beftelle find. Un den fogenannten Haingeraiden find nur gewiſſe Ort⸗ ſchaften betheiliget. Sie find überhaupt in ſechs⸗ zehen Bezirke oder Gemeinheiten abgetheilet, die fih von Wanzenau unterhalb Straßburg bis an

den Wormsgau erfireden follen 4). Die viete

Geraide wird das Weiffenburger Mundat genannt;

in felbiged ift nur Reichsdorf und Bellenborn, in die fünfte aber Pleisweiler und Dberhofen bereche tige. Die fiebente heißt die obere Haingeraide und liegt auf rechter Seite der Dueihe, daran find betheilige Godramſtein, Sibeltingen, Birk⸗ weiler, Grevenhauſen und Frankweiler. Die achte heißt die Mittelhaingeraide, dazu gehören Gleisweiler, die zum Oberamt Neuſtadt einfchlas gende Dörfer Bechingenund Waldheim; zur zehen⸗ ten Edigkoben und Bebingen; zur eilften Dutt⸗ weiler; zur zwölften, die erfle Hartgeraide ges nannt, Rachen. Die dreizehnte oder die zweite Hartgeraide gehört dev Stadt Neuftadt, wie auch ben beiden Dörfern Hart und Winzingen. In bie vierzehnte find Musbach, Gimmeldingen und

Lobloch berechtiget. Die fünfzehente begreift den

MWachenheimer, und die fechszehnte ben grofen Duͤrk⸗

heimer- oder Limburger Wald, Alle diefe bes traͤchtliche Bezirke follen der gemeinen Erzählung

d) Bon diefen Haingeraiden,, und dem Urfprung ihrer Bes nennung verdient Schöpfiini Alfat. Illuftr. Tom. I, pag. 653 & qq. nachgelefen, damit aber auch die angezogene Oratio de Anvilla von der 25 bie zur 28 Seite verglichen zu werden.

j Germerdheim. 415

nach, von dem Fraͤnkiſchen Koͤnige Dagobert mit beſondern Freiheiten begabt worden ſeyn. Weil daruͤber keine landesherrliche Aufſicht, ſondern le⸗ diglich die eigene Verwaltung der daran betheilig⸗ ten Gemeinden hergebracht iſt, ſo ſind dieſe unge⸗ heure Waldungen meiſtentheils ſo verdorben, daß kaum die jaͤhrliche Nothdurft mehr daraus erholet werden kan.

Dermalen hat das ganze Oberamt folgende Beſtandtheile: 1) die Stadt und Fauthei Ger⸗ mersheim, 2) die Probſtei Hert, 3) das Amt Billigheim, 4) die Kellerei Birkenhert, 5) das Stift lingenmänfter mit der dazu gehörigen Kels Ierei Pleiöweiler, 6) dad Unteramt Landecken,

7) das Sibeltinger Thal, und 8) bie Pflege Eufe —** mit ihren Schafnereien. Ueberhaupt lies gen darin 59 Städte, Fleden, Dörfer, Weiler und Höfe, mworin zufammen 26830 Seelen im Veztverwichenen Sabre gezählet worden find.

Die Vorftände ded Oberamts Germersheim von Zeit der Verpfändung bis jezo waren folgende: 1360 Eberhard von Lachen, Burggraf zu Gers

mersheim e). | 1368 Eberhard von Hirſchhorn, Vogt zu Gers

meröheim f).

1412 Heiurich Nothhaft von Wernberg, Fauth ).

e) In Ad. Acad. Palat. Tom. II, p. 43. 5) —— in Sachen Kurpfalz contra Kur- Koͤlln, die Stadt Kaiferswerth betreffend, Beilage num. 2: 3) In den Leiningen-MWefterburgifhen Einre⸗ den Beilage Lit. L. 2.

416 Oberamt

1439 Konrad von Lengenfeld, Vogt 7). 1451 Hanns von Zallheim, Wogt.

1460 Ebold von Kichtenflein, Wogt 5).

1468 Hanns von Gemmingen, Faut %k). 1470 Eberhard von Gemmingen ber Taube 7).

1474 Arm Hanns von Gemminyen, Faut m).

1486 Johann von Venningen, Vogt %). 488 Johann von Morsheim, Wogt 0). 1499 Orendel von Gemmingen, Vogt p). 1511 Ludwig von Fleckenſtein.

1514 Jakob yon Fledenflein, + 1326. 1527 Friedrich von Fleckenftein.

1541 Heinrich Riedefel von Bellersheim g).

1562 Hanns Engelbrecht Riedefel von Rams

berg r). m 1570 Otto von Hövel, + 1574.

1577 Damian Kämmerer von Wormd Herr zu

Dalberg s). 1585

EEE

») Eben daſelbſt Beilage Lie. N.

:) Kremers Gefchichte Kurf. Stiedrich I. Urk. pag, 199

und Lehmann Speir. Chronik p. 850, k) Ad. Acad. Palat. Tom. II, pag. 14. ) Gumbracht hödyfte Zierde Deutfchlandes Tab. 29H.

») Eben daſelbſt. Er kommt noch im J. 1485 als Bons

vor, J n) Act. Acad. Palat. Tom.II, pag. 44. e) Burgermeifter Cod. diplom, Equ. Tom, II, pag- 827. p) Humbradt 1. c.

q) Alle vermög des Kurfürften Dienerbuchs. Solcher ers ſcheinet auch im Germersheimer Zinsbuche vom Jahr 1556, und war im Jahr 1567 bei dem Reichstage zu Erfurt. vid. Koh B. T. Abſchied Tom. II,

pag- 274. r) Idem Tab. 114. | s) Sumbracht Tab, 15 > Lit, . =

!

GSermeräheim. 417

1585 Wolf Riedeſel von Bellersheim.

1596 Wolf Ludwig von Hutten zu Altengru⸗ nau 3).

1612 Pleikard Landſchad von Steinach w).

1613 Johann Friedrich von Stockheim x).

1650 Macharius von Haſſelholz genannt Stock⸗

heim. 1654 Anton Chriſtoph Schuͤz von Holzhaufen. 1657 Ludwig von Wülkniz, Oberfilieutenant. 1660 Ludwig von Bonfletten, ward im J. 1668

entiezt. Ä 1668 Johann Niklaus von Helmſtatt zu Hunſin⸗ gen, DOberamtmann, + 1673. 1673 Johann Niklaus von und zu Cronberg 9). 1696 Xeopold Wilhelm von Gracht, Freiherr von Wanghe. | 1707 Hermann Friedri Graf von Bentheim, ward blöbfinnig. 1708 Franz Georg Graf von Manderfcheid-Blana fenheim, Verwalter. 1732 Johann Wilhelm Graf von Manderfcheid- Blankenheim. | 1740 Friedrich Karl Graf von Bentheim. 1743 Franz Moriz Freiherr von Hundheim. 2755 Ferdinand Philipp Freiherr von Hundheim. 2769 Joſeph Anton Freiherr von Reibelör.

y) Ibidem Tab. 167, ») Er war dei ber Heimführung des Kurf, Friedrichs Ge⸗ t mahlin. *

I ®) War vorhin Amtmann zu Oppenheint. A Sämtlic) vermög bes Kurf. Karl Ludwigs Dienerbuchs.

Pf. Geographie. ILCh. D b

418 Dberamt und

1773 Friedrich Iofeph Freiherr von Reibeldt, heutiger Oberamtmann.

Nach dermaliger Verfaffung wird die ober, amtliche Gerichtbarkeit von bem Landfchreiber vers fehen, der einen AUmtfchreiber, einen Fiskal, Re giftvator, drei Advokaten, zc. und zu Beforgung der Reibeigenfchaft, der Waifen- und Wormunds ſchaſtsoſachen einen Ausfauth neben fi hat, 2u Erhebung der Kameralgefälle, und zwar ber Rheins zölleinkünften beftehet ein Zollfchreiber, nebft einem Beſeher und Nachgaͤnger, für die übrigen Menten

ein Gefällverwefer und Dbereinnehmer, dann ein Keller. Diegeiftliche Verwaltung hat in der Stadt

Germeröheim einen Stift- und Hoſpitalſcha ffuer nebſt einem Kollektor. ——

Stadt Germersheim.

Von dem Urſprunge dieſer Stadt ſind die Nach⸗ sichten ſeht ungewiß; geundfalf aber, was von eis.

nem König am Rhein, Germanus, erzählet wird, daß er im Fahre der Welt 2500 GBermansftadt oder &ermansheim erbaut habe, welche von den Rör- mern unter Julius Caͤſar verftöhret, und an Deren ftatt von einem Longinus dag nächft gelegene Darf Lengenfeld, Longini villa, errichtet worden fepn- fole a). Wahrfcheinlicher ift Die Meinung Derjeni- gen, welche Das alte Vicus Julius in Diefer Gegend. fuchen, das im IV Jahrhundert als ein Römifches . Eaftel zwifchen Speier und. Rheinzabern vorkoͤmmt 5). Indeſſen findet fich der Namen Germersheim im den noch zur Zeit befannten glaubwärdigen Urkunden Ne

—7——

#).In Corpore antiquit, ad Rhen. Manufcripto, und in de ' befannten Beſchreibung von Klein-Ftanfreic. . 6) Sieh Schöpßini Alfatia Illußr. Tom. I, pag. 230 fqge .

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Fauthei Germerdheim. 419

nirgends vor dem XII Fahrhundert. Es wird dafuͤr gehalten, Daß Kaiſer Konrad II daſelbſt eine Burg errichtet habe. Obſchon daruͤber kein Beweis vor⸗ a ift, fo wird Doch in einer Urkunde, welche K. Sriedrich 1 der Probftei Hert im J. 1175 ertheilt hat, Heinrich Marſchalk von Germersheim angefuͤh⸗ ret c). Sein meifted Auffommen bat diefer Ort ohne Zweifel dem K. Rudolph von Habsburg zu vera Danfen, ald welcher fich nicht nur öfters daſelbſt auf⸗ gehalten, ja fogar fein ruhmwuͤrdiges Leben im J. 1291 darin geendiget, fondern auch im Jahr 1276. neben der Burg eine Stadt angelegt, und mit allen; Sreiheiten Der Stadt Speier begabt hat d). Unter K. Albert I verwaltete Der Raugraf Georg. Die Burggrafenftele, und als die Burgerfchaft zus, Speier Durch Belagerung der Burg und Stadt Ber», mer&heim grofen Schaden verurfachten, verglich er. fich ‚mit felbiger im J. 1308 e). ach der firittigen Koͤnigswahl zwiſchen Lud⸗ wig von Baiern und Friedrich dem ſchoͤnen von Oe⸗ ſterreich, beſtellte jener zu ſeinem Landvogt im Speier⸗ gaue Georg Grafen von Veldenz, und wies ihm die Stadt Germersheim, lezterer aber dem dazu er⸗— nannten Dtto von Dchfenftein Die Stadt Landau zur Wohnung an f). Gedachter X. Ludwig IV begna=. Digte fodann im J. 1325 Heinrich von Diterbach mit einem Burglehen zu Germersheim, welches vormals Gerhard von Offenbach von ihm und dem Reiche ge= tragenhatte g). Bald Darauf verliehe er feines Bru⸗

Act. Acad. Palat. Tom. II Pag. 715 . «d) Dat. Wormatiae XV Cal. Sept. an. MCCLXXVI. „Cum „» novam civitatem,, novelle plantationis locum, apud,

Germersheim, caftrum noftrum, conftrui faciamus &c.

4) Lehmanns Speieriſche Chronik VII Buch, IX.

Say. 9 ibidem im 1V Bude, VIII Gap. Vide Regeftum Vetus in Oeffelii Script. rorum

Boic. Tom.I, pag. 751 B. da

420 Oberamt und

ders Söhnen, den Pfalzgrafen, nicht nur die Land⸗ pogtei des Speiergaues erblich, fondern verpfände-

te ihnen auch unter mehreren anderen Drten deg

Reichs, Germersheim, Burg und Stadt, und wag dazu geböret, befucht und unbefucht, um ſechs taus fend Mark löthigen Silbers, welchen Bfandfchiling bernach derfelbe ſowohl als K. Karl IV noch merfs lich vermehrt baben 4). | Die befte Nuzbarfeit davon mag wohl der’ te

trächtliche Rheinzoll gewefen ſeyn, den fi der Kal⸗ fer zum Theil vorbehalten, zum Theil aber ander« waͤrts verpfändet gehabt. Denn erft im J. 1350 vers liehe K. Karl IV Pfalzgrafen Rudolph II zween Zur» noſen auf dem Zoll zu Sermersheim , beftättigte auch im 3.1356 Pfalzgrafen Ruprecht dem ältern nicht nur acht Turnoſen, fondern verfchrieb ihm' noch einen alten Turnog, und beſſerte ihm dag Geleite mit vier Strashurger Pfenningen. Endlich gab er im J. 1361 gedachtem Pfalzgr. Ruprecht einen grofen alten Turnos und zween andere, Die er von dem Edlen von Hirfchhorn wiederrufen hatte. Im J. 1367 bes kennt oftgedachter Pfalzgraf, daß ibm KR. Karl über Die am Zolle zu Germersheim ihm zuſtehende Tur: nofen, annoch einen neuen verliehen, und Dazu 4000 fl. die er zu Erbauung des Reiches Burg Kaifers-

Lautern anwenden folle, gegeben, auh Wilhelm

Grafen von Kazenelnbogen auf dDiefen Zoll 2000 fi. verſchaft habe 5). Auf foldhe Weiſe gelangte fehon Der meifte Theil dieſer Zölle an Die Pfalz. Und Rus recht der ältere verfchrieb im Sabre 1371 dem St. egidienftift zu Neuftadt zur Sicherheit für die dem⸗ elben ausgefezte acht taufend Gulden, Germerd« im, Burg und Stadt, mit dem Zolle dafeldft und allen andern Zugehörungen, mit Ausnahm der Drei

b) Ioannis Mifcella hift, Palat. S ecim.T, ag. 75 ſqꝗ. 5) Wenk zeſſiſche Sandesgefcichte, Urkundenduche pags 380, num, CCLI. N

%

Tauthei Germersheim. 422

groſen Turnoſen, worauf er ſeine Gemahlin Eliſa⸗ beth bewidmet hatte. Eben ſo verſchrieb er dem Kloſter Schoͤnau ein Fuder Wein Guͤlt, und zehen Pfund Haͤller zum Unterhalt der von ihm daſelbſt er— richteten U. 2. 3. Rapelle, und feste für die noch weiter fchuldige Drei taufend Bulden Die Zölle zur Germersheim und Mannheim zum Unterpfand; vers fiherte auch die in Den Kapellen zu Lindenfeld und Wißloch geftiftete ewige Meffen auf gedachte Zölle, alles mit dem Beding, daß, wenn feine Willend« meinung erfüllt feyn würde, Germersheim, Burg und Stadt mit dem Zolle und Zugehörung feines Bruders Sohne, Herzog Ruprecht dem jüngern, und feinen Erben eingeraumt werden follte,

In der Haupttheilung zwifchen 8. Ruprechts Söhnen ward Germersheim, Burg und Stadt, zum Looſe Kurf. Ludwigs III geſchlagen, von diefem ber» nach feinen jüngern Söhnen, Friedrich und Ruprecht, zum gemeinfchaftlichen Befize ausgefchieden ; jedoch Dem Kurf. Ludwig IV auf Lebenslang überlaffen, und erft nach feinem Tode von Kurf. Friedrich I in DBefiz genommen, twelcher fodann vermög der mit Herzog Ludwig von Velder: und dem Bifchoffe von Speier im J. 1466 errichteten Einung einen Wochen markt jedesmal auf den Dienftag in Germersheim errichtet bat. Er verordnete auch im J. 1472, daß Burg und Stadt famt dem Rhein- und Landzols Ie fünftighin ſtets bei der Kur verbleiben follen %). Auf folhe Weife nahm Kurf. Philipps im J. 1477 Die Huldigung ein, und erfaufte im J. 1490 ein Haus und Hof mit Zugehörungen dafeldft, hielt fich mehrmale allda auf, und befchloß im J. 1508 darin fein Leben. Huch Kurfürft Friedrich LI liebte diefen Drt und baute unmeit der Stadt ein neues Jagd»

%) Bremers Gefchichte Kurfürft Sriedrichs I, 1Theil wag. 6, 47, und 386 im Urlundenbuche p.9, 362, und 456

Db3

422 Oberamt und

ſchloß, wovon unten ein mehrers. In dem Haus— vertrag zwiſchen gedachtem Kurfürft, Herzog Johann zu Simmern und Wolfgang zu Zweibrüden wurde beliebt, daß Herzog Wolfgang zu Neumark nach un: beerbtem Abgang des Kurfürften in und auf Dem Schloß, Stadt und Amt Germersheim ıc. feine Re fidenz und Wohnung haben ſollte. Da indeffen ge> Dachter Wolfgang im J. 1558 ohne Kinder verflor- ben, fo kam Stadt und Amt mit alem Genuſſe wies

der zur Kur. Die Kurfürften Simmerifher Linie

hdielten ebenfalld zumeilen Hof daſelbſt. Als Herz Sodann I von Zweibruͤcken den Kurfürft Friedrich

alda im %. 1604 befuchte, verftarb er dem zaten

Auguft.. Kaum aber hatten die Böhmifchen Unruhen

fih an den Rheinftrom ausgedehnet, muffe auch Die Stadt Germersheim ein Dpfer der feindlichen Ueber: macht werden. Gie hielt fich zwar anfänglich unter Dem Kommando des Grafen von Manndfeld, umd hatte die Ehre, daß König Friedrich nach feiner durch Holland und Frankreich zuruckgelegten Reife den 12ten April 1622 allda anfam. Allein der Erzherzog Leo» pold belagerte und eroberte folche den 14ten Aug. des nämlichen Jabres, und haußte Darin fehr übel. Kurz dor dem Schluſe des S *,r8 1631 machten Die Spa: nier den Schweden freiwillig Plaz, welche aber im %. 1635 wieder ausziehen mußten. Drei Jahre Dar- nach vertrieben Die Weimarifchen die Baiern, und fo wechfelte immer das Schickſal der Stadt, big folche die. Sranzofen im %. 1644 einnahmen. 8

der Franzöfifche Feldmarfchal von Turenne im S.

1673 die ganze Pfalz überzog, lied er im folgenden Fahre auch Germersheim einnehmen, und bald dar- auf Die VBeftung fprengen, Nachdem Kurf. Karlkud⸗ wig im $. 1680 mit Tode abgegangen, und fein eins ziger Prinz Karl die Regierung angetretten hatte, ward diefer auf Anratben des meineidigen Langhann—⸗ fen verleitet, Dad Amt Germersheim an Frankreich gar abtretten zu wollen. Die Sache wurde aber Durch

Fauthei Germeröheim: 428

das frühezeitige Ableben des Kurfürffen wieder un⸗ terbrochen , jedoch das ganze Amt von der Herzogin von Drleang ald ein Alodialftüd angefprochen, auch zu Anfang des Jahrs 1688 in Befiz genommen. Die Stadt Germersheim blieb eben Deswegen von dem fonft allenthalben ausgeuͤbten Brande verfchont, und mußte nach dem Riswidifchen Frieden an Kurpfalz wieder zurud geftellt werden. ImS$.ı7ı5 verfuchte Sranfreich abermals Stadt und Amt als eine Zu» gehör vom Elſaß anzufprechen, und lied erftere bes veftigen. Nachdem aber Kusf. Johann Wilhelm ber Der allgemeinen Reichsverſammlung zu Regensburg Deswegen geflaget , und am Franzöfifchen Hofe die nachdrüdlichfie Vorſtellungen gemacht hatte, ward Die Sache beigelegt, und ihm endlich der ruhige Be⸗

fiz eingeraumt. | Die oberhalb der Stadt vorbei in den Rhein» firom fliefende Queichbach treibt Drei, und ein durch die Vorſtadt geleiteter Graben zwo Mühlen. Dur die Stadt ziehet Die von Mannheim über Speier nach

Straßburg führende Landfirafe. ur Am. beträchtlichften ift hier der Rheinzoll, von welchem noch zu bemerken ift, daß nach zu Stande sefommener Abtrettung der Nemter Selz und Ha— genbah an Pfalz-Fweibräden, der Rheinzoll dom Neuburg auch dazu gefommen fey. Won .der ſchon im vorigen Jahrhunderte verftöhrten Burg flehet nur noch einiges Mauerwerk, welches in neuern Zeiten zu Gefängniffen eingerichtet worden. Won Den ehe» maligen Veſtungswerkern ift auch nichts mehr übrig, und die Stadt ift nur auf-der einen Seite, wo fel» bige durch die vorbei firöhmende Queich und den Rhein, oder die daher entftehende Sümpfe. nicht be> decket wird , mit einer Mauer umgeben, . Sie hat alfo auch nur auf der obern Seite gegen Rheinzabern

ein Thor vom J. 1774. | |

Die Bevoͤlkerung betrug voriges Jahr 221 Far milien, 1199 Seelen, An waren 3 Kies. 4

424 Dberamt und

chen, 3 Schulen, 190 bürgerliche und gemeine Haͤu⸗ fer, nebft befagten 5 Mühlen. Die Gemarkung ent Hält 61 9M. Aeder, 448 M. Wieſen, 600 M. Weide, und 2580 M. Wald, Die theils auf den Inſeln, theils auf beiden Ufern Des Rheins gelegen. Davon ges hören einige der Kurfürftlihen Hoffammer adein, Die andern aber mit der Stadt in Gemeinfchaft, und ein Bezirk Der geiftlichen Verwaltung. Der in der Stadt wöhnende Forfimeifter des ganzen Dberamts bat Darüber die Nufficht. Sodann liegen in ber Bw markung vier ſiſchreiche Weyher und Mltwaffer , die ebenfalld der Hoffammer und Stadt gehören. Im Jahre 1284 wird einer Kapelle in der Burg Germersheim gedacht )). Es fol bernach ein Mon nenflofter alda errichtet, und folches in Der Folge in ein Kollegiatftift verwandelt worden feyn. Allein es fehlet durchaus an noͤthigem Beweife. Verſchie— dene Gefaͤlle der Pfarrkirche zu Bretheim find ver mög einer Urkunde vom %.1474 der Schloßfapele zu Germersheim eindverleibt gewefen m). Die Kir «he der Stadt, Die furz vor Der Reformation erbaut worden zu feyn feheinet, war dem heil. Apoftel Ja— kob gemweihet, und ift im J. 1703 famt der Pfarrei Den Franzısfanern eingeraumt worden, Die dafelba ein Klofter errichtet, und Die Pfarrei fowohl in der, Stadt, als in Dem dazu gezogenem Filial Sondern; heim noch wirklich zu verſehen haben. Diefe Pfar-

J Eine Urkunde der Bifchöffe von Speier, Strasburg, Würzburg und Meifen wegen des Beſizes der Sta Seligenthal endiget fih: Datum Germersheim apud Ca- pellam ejusdem Caftri, Spirenfis dioecefis anno Dni MCCLXXX quarto VIIIKal. Aug. Vid. Guden. Cod. dipl. Tom.1, pag. 812.

®) Fridericus C. P. R. &c. ad praelent. Vicariatuum pä- rochialis Ecelefie S. S. Stephani & Laurentii in Bret- heim &c. cujus Ecclefiae frudus , reditus & proventus, Capelle noftsi Caftri in Germersheim audoritate apofto- Hic4 äncorporata & juncta exifunt, Dat, die dominica Il Febr, MCCCCAAXIV,

«"

Fauthei Germeröheim. 425

rei gehört indeſſen zum Landkapitel Herrheim. Die Reformirten haben im J. 1713 ebenfalld eine Kirche in der Stadt erbauet, folche mit einem Prediger beftelt, und ihm befagted Dorf Sondernheim als ein Filial untergeben, fodann eine Inſpektions⸗ klaſſe alda errichtet, wozu Der untere Theil des Ober⸗ amis gehöret. Desgleichen haben die Eutherifchen auch ihre eigene Kirche, mit einem Prediger, Der zu= gleich das Filial Offenbach nebft 9 andern Drten zu xerfehen hat. |

Den grofen und Pleinen Zehnten beziehet die geiftlihe Verwaltung. * —Der WMagiſtrat iſt mit einem Stadtſchultheiſe, einem Burgermeiſter, ſechs Rathsverwandten, einem Stadt- und Fautheiſchreiber beſtellt. Die Stadt hat ihren eigenen Blutbann. Das Hochgericht befindet ſich an der öffentlichen Landflrafe. Wappen und Sie⸗ gel ftellen einen gekroͤnten einktöpfigen gelben Reichs⸗ adler im blauen Zelde dar. |

2) Bellheim, ift ein anfehnlicher Marktflecken, anderthalb Stunden von der Oberamtsſtadt ſuͤdweſt⸗ wärts entlegen, deſſen fehon im VIII Jahrhunderte mit dem Namen Bellinbeim im Speiergaue n) ge« Dacht wird. Hermann von Spigelberg hat im J. 1103 der von ihm geftifteten Probftei Hert, fein eigen Gut zu Bellenbeim, und zwei hundert Fahre dar nach K. Albert das Recht des Weidbetriebs im Wal⸗ de, Jungholz genannt, verliehen o). Der Ort ge— hoͤrte unmittelbar zum Reiche, kam aber hernach durch Pfandſchaft an die Marggrafen von Baden. Marge graf Rudolph der Lange verpfändete denfelben im %.1363 an Pfalzgr. Ruprecht I, von welcher Zeit ——i —ñ —ñ en

n) In Cod. diplom. Lauresh. Tom. II, num.2035 bi 2042.

* Ser Saiferligen Urkunde yom 9.1303 Cieh Ad, Aral

Palat. Volı Al, pag: 78. Br N N ad5;

426 Oberamt und.

an dieſes Dorf mit Der fchon zubor an Die Pfalz ge, fommenen Stadt und Fauthei Germersheim ſtets perbunden geblieben zu fenn fcheinet. Kurfüsf Sriedrich II fand ein beſonderes Vergnügen fich in Diefer Gegend. mit der Jagd belufligen-zu koͤnnen, und baute im Belheimer Walde mit groſen Koͤſten ein praͤchtiges Yuft- oder Jagdſchloß, welches er Sriderihsbühel nannte p). Es lag eigentlich zwi» ſchen Bellheim und Zeiskheim, und iſt waͤhrenden dreiſigjiäbrigen Kriege meiſtentheils eingegangen, Was aber an Mauerwerk noch übrig geblieben, hat Die Kurfürftliche Hofkammer vor ungefähr 60 Jahren vollends abreiſen und veräufern laſſen. Der Plaz ift nunmebro mit Holz bewachfen, und wird Das Meu— baus genannt. - | a

Durch Den Ort fließt der fogenannte Buſchgra⸗ ben, welcher bei Ottersheim aus der Queiche ent ftehet,, und fich in den Bellheimer Wiefen verſenket. Sodann fließt Die ebenfalld aus der Queiche abfal— lende Spiegelbach nädhft dem Drte vorbei ,,. treibt Drei Maplmühlen , und fält bei Sendernheim in Den

ein. j u Nach dem Berzeichniffe vom J. 1785 find 246 Familien, 1215 Seelen, 2Kirhen, 3 Schulen, 222 burgerliche und gemeine Haͤuſer nebft 3 Mühlen dar hier gezählet worden , folglich mehr als in Germerg- heim. Die Bemarfung enthält 1425 M. Aeder und Gärten, 485 M. Wiefen, 3536 M. Weide und Wald, Die Kurfürftlihe Hofkammer befizt das foge- nannte Landachtgit, das Gpeierifche Domkapitel Das Präfenzgut, und Die geiftliche Verwaltung fo: wodl wegen der Probftei Hert, ald wegen der Kirche zu Bellheim verſchiedene andere Güter. . - Nach dem Speierifchen Synodalregifter vom J. 1470 war in dem Drte eine Pfarrei und Fruͤhemeſſe⸗ rei, fodann eine Kaplanei in St. Cyriakskapelle,

3 eu, p) Vid. Huberti Thomae Leodii Annales Friderjci II p. 294.B,

Fauthei Germerdheim. | 427

die fämtlich. noch heutigen Tages in das Landkapitel Herrheim einfchlagen q). Dieſe alte Pfarrkirche ge- hört den Katholifchen allein, und ift dem heil. Niko— laug geweihet. Die Reformirten haben fich auch eine Kirche erbaut, deren Prediger unter die Inſpektion der Klaffe Germersheim gehöret, und die Dörfer Hert, Knittelsheim und Leimersheim zu Silialiften bat. Die Lutherifchen aber find nach Germersheim eingepfarrt. Den groſen Zehnten beziehet das Speieriſche Domkapitel, und den kleinen der Katholiſche Pfarrer, der ſolchen gegen ſichere jaͤhrliche Abgaben nebſt den Pfarrguͤtern der Gemeinde uͤberlaſſen hat.

3) Rnittelsheim ligt eine halbe Stunde über Belldeim, folglich zwo Stunden von der Oberamtsſtadt.

Seine Bevölferung beftehet dermalen in 98 Fa— milien, die 443 Seelen ausmachen ; Die Gebäude in 2 Kirchen, 2 Schulen, 72 Häufer, nebft ı Mühle, Die Gemarkung enthält 771 M. Aecker und Gärten, 200 M. Wiefen, 10 M. Weide und 70 M. Wald, welche famt dem Weidbezirf der Gemeinde und eini> gen Unterthanen zuftändig find. pi

Bor der Reformation war zu Knitteldheim eine Srübemefferei, welche. fchon Damals, wie noch wirk⸗ lih, ein Silial von Dttersheim gewefen r). .' Die Kirche ift Dem heil, Georg geweihet, und dermalen den Katholifchen allein zufländig. Die Reformirten haben auch eine Kirche in dem Drte erbauet, welche als ein Silial zur Pfarrei Bellheim gehöret.

Den Zehnten hat Kurf. Friedrich I im J. 1470 von Sriedrich von Nofenberg und Friedrich von Sle> denftein, als eine Zugehoͤr des Schloſſes Maden» burg erkauft 5). Dermalen beziehet daran der zeit

4) Würdtwein Subfid. diplom, Tom. X, pag. 292.

r)' Ibidem pag» 292. -

;) Ada Comprom, Francofurt. apud Chlingenfperg pag- 96 und Kremers Geſchichte Kurf. Sriedrich I pag: 649.

428 Dberams und

liche Pfarrer ein Drittel, Rurmainz ein Drittel, dann die hohe Schule zu Heidelberg , die geiftliche Wer; waltung, ber deutſche Ritterorden, und die Pauliſche Erben zu Landau dag übrige Drittel. |

4) Öttersheim, ein beträchtliched Dorf, nabe bei Knitteldheim weftwärts, wird in den Lorfcher Ur- Zunden des VIII Jahrhunderts Hdomaresheimund Ademaresheim genennet 2). In einer andern Its

Funde der Abtei Fulda heißt eg u)

in dem Verzeichniſſe der Lorſcher Hubguͤter Gtmars⸗ beim x), und in dem Stiftungsbriefe der Probſtei Hert Ötmersheim. D6 die Serichtbarfeit jederzeit Der Fauthei Germersheim anflebig, oder zu Leben begeben gewefen, ift zweifelhaft. Als Dtto Herr zu Dchfenftein im J. 1369 feine veſte Meifterfeele mit allem was dazu gehörte, zur Hälfte an Konrad fand» ſchaden, Vizdum zu Neuftadt verfaufte, fegte Der: felbe ausdruͤcklich Gdersheim das Dorf, und was „wir Rechtes do han halber, uzgenomnten 30 Ach» y, tel Korn Geltes, die die von Meckenheim von ung g, do han, und uzgenommen, 20 Achtel Korn Sels ’r wi die Bod von Erphenftein von ung zu Lehen ndaty) m j Aug der nordwaͤrts vorbei fliefenden Queich ges ben bieher drei Wäfferungsgräben, wovon zween Durch dag Dorf ziehen , aber feine Mühle treiben.

Sm J. 1785 befand die Bevölkerung in 135 Samilien, 597 Seelen. Die Gebäude in 2 Kirden, 2 Schulen, Io4 gemeinen Käufern. Die Gemars fung enthält 1189 M. Meder und Gärten, 10 M. Wingert, 209 M. Wiefen, 22 M. Weide und 100 M. gemeiner Wald. Von den Feldgruͤnden gehören

) Codex Lauresh. Tom. II, num. 2090 ſqq.

Corpus Tradit. Fuldens. num. 167.

A Codex Lauresh. Tom. II ‚„ num, 3659.

o) Godenus Cod, diplom. Tom. V, num, LXI, pag. 671.

Fauthei Germeröheim 429

einige zu der Probſtei Hert, zum Stift Klingenmuͤn⸗ (er , dann zur Kirche und Pfarrei Ded Dorfes.

Nach dem Birhöflih-Speierifhen Synodalre⸗ gifter mar zu Ottersheim im J. 1470 eine zum Land⸗ Kapitel Herrheim gehörige Pfarrei 2). Die Katho= liſchen find im Beſize derfelben, Die Kirche ift dem heil. Martin gemweidet, und mit einem eigenen Pfar⸗ rer beftellt, welcher auch die Silialfirche zu Knittelde heim verfehen muß. Ferner haben die Neformirten ſich eine eigene Kirche erbauet, die ein Filial Der Pfarrei Offenbach if.

Am Zehnten beziehet die Kursfürftlihe Hofkam⸗ mer durchgehends die Hälfte, der zeitliche Pfarrer, das Yohanniter-Haus zu Haimbah, Die Präfenz Hert, und die Gemeinde Ottersheim felhf Die ana Dere Hälfte.

5) Seisfheim, ein beträchtlihes Dorf, zwo Stunden von Germersheim mweftwärtd, auf linfer Seite der Queiche gelegen, wird in Den Urfunden Der Abtei Lorſch vom VIII Jahrhundert zezzincheim, Ceuzingbeim a), heutigen Tages aber gemeiniglich Seisfam genennet. Daß der Fränfifche König Me— rovaͤus einem Gothen Zesko Luſtatt und Freimers⸗ deim geſchenkt, dieſer ſodann eine Burg im Luſtat⸗ ter Wald erbauet, und dadurch das Dorf Zeiskheim feinen Anfang bekommen, Adelbert von Zeiskheim mit Koͤnig Clodovaͤus ſich taufen laſſen, Janus von Zeiskheim Karl Martels Heerfuͤhrer, und Ehrenfried K. Karl III Kämmerer geweſen ſeyn ſolle, gehört unter die Fabeln ſelbi ger Zeiten. Erſt im J. 1298 kommt ein Hugo von Zeyſſekem, ein Ritter, in einer Hornbachiſchen Urkunde vor 6). In den nachfol⸗ —⸗

x) urdtwein Subſid. diplom. T.X, p. 292.

qj Cod. Lauresh. Tom. II, num, 2119-16 & Tom. III, num. 3659.

6) Ad Asadı Palat, Tow. M, Pag. 65 .

Pr,

430 Oberamt und

genden Jahren trift man mehrere dieſes Geſchlech⸗ tes an. Sie beſaſſen verfchiedene theild eigeney theild Lehengüter im Speier- und Wormsgaue. Mit Wilhelm Chriftoph von Zeidfheim ift indeſſen Diefeg alte Defchlecht im Jahre 1604 gänzlich erlofchen, und alles was felbiged zu Lehen getragen, Kurpfalz wegen der Abtei Klingenmünfter heimgefallen, mei— ftentheild aber in folgenden Zeiten dem Johanniter prden wieder übertragen worden. Yedoch war dal Dorf Zeiskheim darunter nicht begriffen, fondern es gehörte mit der Gerichtbarkeit vorlängft zus Fauthei Germersheim.

Durch den Ort fließt die bei der Fuchsmuͤhle aus der Queich abziehende Drus- oder Horbach, welche man das Gnadenwaſſer nennet, und die Durch beide Luftatt, Weſtheim, Lingenfelder Gemarkung fih in den-Rhein ergießt.

Im verwichenen Jahre erftrecte fih die Bevoͤl⸗ ferung auf 117 Familien, 846 Seelen. Die Gebäuis de auf 165 burgerliche Käufer nebft ı Kirche, 2 Schu» len und einer Mühle. Die Gemarfung entbält zgr M. Aecker und Bärten, 165 M. Wieſen, 12M. Wei⸗ de und 1025 M. Wald. Nebſt Dem beſizet das oa hanniterOrdenshaus Haimbach über 600 M. Feld⸗ guͤter, welche von Abgaben frei, und unter obigen ſteuerbaren Gruͤnden nicht begriffen find c). j

An der Waldung gehören nicht nur drei Bezirke

der Gemeinde allein, fondern fie fiehet auch mit dem

Johanniterhaus an Der fogenannten Beerwies don 425 M., und an fieben andern Bezirfen, melde 3604 M. enthalten folen, famt den Gemeinden Dber- und Nieder-Fuftatt in Gemeinſchaft. Eine

«) Diefe Güter fheinen diejenige zu fen, wovon das Jo⸗ hanniterhaus dem Domftift Speier bereits im J. 1257

‚jährlich 30 Malter Korn, zoo Malter Haber , 3 Pfund Speierifher Pfenning nnd ein halb Fuder Wein GSult zu verabreichen verſprochen. Vid. Härdswein Sublid. die plom. Tom. V, päg: 283. j

| Fauthei Germersheim. 431

gleiche Gemeinſchaft ſcheint auch das Dorf Zeiskheim in dem Nieder-Hochſtaͤtter Walde gehabt zu haben, weil im J. 1514 zwiſchen beiden Gemeinden durch den Rommenthur zu Haimbach, Johann von Hatftein, und den Fauth von Germersheim, Ludwig von Sles denftein, ein Vertrag errichtet worden ift d).

- Bor der Reformation war in dem Drte eine Pfarrei und zwo Srübemeffereien e); den Pfarrfaz hatte das Domflift Speier, die Verleihung der einen FSrübemeffe-Pfründe aber der Pfalzgraf Kurs fürft jH. Das ganze Kirchenwefen fand unter Dem Landfapitel Weiler unter Rippurg, Dermalen ift die . Kırde zwifchen den Katholifchen und Reformirten gemeinfchaftlih. Erftere aber Haben den Chor allein, und von ihrer Seite ift folche mit einem Pfarrer be⸗ ftelt, der zugleich Das Johanniterhaus Haimbach als ein Filial zu verfehen hat. Die Reformirten ha⸗ ben ebenfalls ihren eigenen Prediger, aber die Lu⸗ therifchen find nach Germersheim eingepfarret.

Den grofen und fleinen Zehnten beziehe das mehrgedachte Johanniterhaus Haimbach. Ein Drit⸗ tel Davon gehörte vormals zur Pfarrei Pfalzgraf Sodann Kafımir als Kurverwefer fol folches gegen. eine jährliche Abgabe von 100 fl. an Beld, 16 Mals ter Korn, und 200 Bofen Strohe Dem Johanniterors‘ den abgetretten haben. | Be s

6) Weingarten. Ein beträchtliches Dorf, zwo Stunden von der Oberamtsſtadt weſtnordwaͤrts ge⸗ legen, wird im VIII Jahrhundert in den Lorfcher Ur-' kunden Wingartheim gefhrieben g). Ein andere‘

4) Datum uf Montag nach purificationis Mariae an. Dni' MDXIV.

«) Wurdtwein Subfid. diplom. Tom.X, pag.299. |

f) In: dem geiftlihen Lehenbuche heißt es: „Item bie vo, Primicerey zu Zeißigkeym hat myn gnedigfter Herr „Jauch zu verlphen. „, un

£) Cod. Lauresh, Tom. IT, aum. 2111, & T. III, num. 3659,

432 Dberamt und

Dorf diefed Namens findet fih im Oberamt Bret⸗ ten h). Indem gegenwärtigen beſas die Abtei Hir-

fau ein Hofgut, welches gegen Ende des XII Jahr-

hundert an das Domkapitel zu Speier verfauft 9), aber vermuthlich wieder eingelöfet worden. Denn im J. 1236 verfaufte abermald der Abt und Kon»

dent dieſes Klofterd gedachtem Domkapitel mit Be-

willigung des Biſchofs, eines gebohrnen Herrn von

der Tann, dreifig Malter Weizen Gült von ihrem

KHofgut zu Wiengards um zwei und dreifig Mat

feinen Silbers 6). Ein adeliches Gefchlecht , dag Den Namen von Weingarten angenommen, trift man im XV Jahrhundert vielfältig an. Es Hatte naͤchſt Dem Dorfe eine Burg, welche deſſelben erdentlücheg Stammhaus gemwefen, und es trug Die Vogtei zu Weingarten nedft Dem Patronatrechte, und den drit— ten Theil am Zehnten Dafelbfi, wie auch das Dorf Kleinfifchlingen famt einem Hofgut von Kurpfalz zu Mannlehen als aber dieſes Gefchlecht in feinem Mannsſtamme erlofchen war, 308 Rusfürft Karl Lud⸗ tig im Jahre 1657 die eröfneten Zehen zu feiner Kammer ein 2). Die Oberrheiniſche Ritterfchaft wollte zwar beide Dörfer Weingarten und Kleinfifch.- lingen mit der Gerichtbarfeit anfprechen m); allein es blieb bei der Einziehung. Als der Franzöfifche Marfchall Graf Friedrich von Schönberg wegen einis ger dem Kurhauſe Pfalz vorgefchoffenen Geldpoſten feinen Sohn Karl nach Heidelberg abgefendet harte,

errichtete er im J. 1683 mit Rurfürft Karl einen foͤrm⸗

lichen Vergleich , Kraft Defien der Kurfürft fich er: klaͤrte, daß er dem Gräflichen Haufe von rn

r

————— —————— ») Sieh oben ©. 211. #) Würdtwein Subfid. diplom. Tom. V, pag. 264 ſqq. k) Ibidem pag. 281 fggq. i 4) Ada Comprom, in Caufa Praetens. pag. 113. 8») Iuftitia Caufae Palatinae Part. I], Cap: X, pag 2966 |

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Fauthei Germersheim. 433°

für 75 tauſend Gulden Regalien und Gerichtbarkei—⸗ ten, Einfünfte. und Nuzbarkeiten, jedoch mit Uhr» behalt der Wiederlöfung, einraumen wolle. In ddr Darüber ausgefertigten gemeinfchaftlichen Urfunde wurden Daher den Grafen r) beide Dörfer Weingar- ten und Kleinfifchlingen mit allen ihren Rechten und Gere chtigkeiten, Einkünften, Renten und Sefällen z 2) der Zehnten zu Altdorf mit Darauf haftenden Bes fhwehrden, 3) die Wildfangsgerechtigfeit zu Gom— mersheim und Freifpach mit Den davon abbangenden Rechten und Nuzbarkeiten zu einem Erblehen ertheis let, jedoch Daß Kurpfalz der Zoll, und die davon fallende Strafen an dieſen Orten vorbehalten bleiben folle ꝛe. Diefen Vertrag beftättigte zwar Kurfürft Philipp Wildelm im J. 1686 n), und fowohl die Grafen von Schönberg als derfelben Erben, Chriſtoph Martin Graf von Degenfeld und fein Sohn, blieben in dem Befize Diefer Pfandfchaft noch viele Jahre, So bald aber Se. Dermalige Kurfürftlihe Durch» laucht die Regierung angetretten, ward Der eigent« liche Pfandfehilling im J. 1743 mit 72 taufend Gul⸗ ı ben abgetragen, die übrigen Drei taufend Gulden ‚aber, um welche die Wildfangsgerechtigkeit zu Gom— mersheim und Sreifpach angefchlagen, und den Gra⸗ fen als ein Erblehen überlaffen worden , nicht mehr erftattet. Damit waren aber Die Grafen nicht zu⸗ frieden, fondern klagten bei dem Reichshofrath über Die Dadurch an ihren eigentümlichen Renthen erlittes ne Verkuͤrzung, ald welche Kurpfalz zum Theil aus Dem Grunde der Oberlandes- und Lehenherrlichfeig einnehmen lied 0). Dieſer Zwiſt währte bis zung Jahre 1773, wo mit den Grafen Friedrich Chri⸗

n) In Sachen des Herrn Grafen von Degenfeld⸗Schoͤn⸗ purg contra Aurpfalz und dero Oberamt Germers⸗ Heim Decreti Mandati S. C. &c. Beilage num. 7.

») Staatsfchriften unter Kaifer Stanz I Tom.IY, pri 908 & fqgq.

Pf, Geographie. II. Ch. “e

434 Oberamt und

ſtoph, und Auguft Chriſtoph von Degenfeld-Schön. berg ein neuer Vertrag gefchlojien, felbigendas Wild» fangsrecht zu Gommersheim, Freifpad) und Altdorf zum Kunfelleben aus neuen Gnaden gegen fichere jährliche Abgabe überlaffen, Kurpfalz aber Die Yan» deshoheit mit den mwefentlichften Davon abdangenden Nuzbarkeiten vorbehalten worden. Da aber die beis den Dörfer Weingarten und Kleinfifchlingen mit je— nen Degenfeldifchen Befchwehrden feine Gemeinſhaft hatten, fo blieb es auch bei dem wieder eingelöften ruhigen Belize. un |

Auf der nördlichen Seite ded Dorfes fließt die zu Gleisweiler entfpringende Seimbach vorbei nah Shwechenheim , und fält bei Harthaufen in die Speierbach ; fodann die von Burweiler herabrinnen⸗ | De Waagbach weiter unten, feheidet die Weingar: ter von der Sreifpacher und Germersheimer $emar Tung, und fällt in die Diefendbah. Durch den Dr ziehet die von Speier nach Landau führende Strafe.

Nach dem Verzeichniffe vom J. 1785 waren bie: ſelbſt 116 Familien, 595 Seelen; 2 Kirchen, 3 Schu: Ien, ıox burgerliche und gemeine Häufer. In Der Gemarkung fanden fih 1192 M. Meder. und Gärten, SIM. Wingert, 82 M. Wiefen, 164 M. Wald und Weide. Unter jenen $eldgründen find bei 300 M. zum Schloſſe gehörig. Die Waldung ift der Ge: meinde, und ein Theil davon der Schwechenheimer, das meifte aber der Weſtheimer Forſthut untergeben.

Von der alten Burg Weingarten ift nichts mehr vorhanden, fondern das alte Mauerwerf von der Kurfuͤrſtlichen Hoffammer zu anderm Behufe ver: wendet worden. Ä

In der fchon vor der Reformation beflandenen

Pfarrei p), ift Die Lutherifche Religion eingeführet. Die Katholifchen haben fich eine neue Kirche erbaut, und folche Dem heil. Michael einweihen laſſen, find

p) Mürdiwein subſid. diplom. Tor. X, EX 30

Fauthei Germeräheim. 435

aber nur Filialiften der Pfarrei Ober-Luftadt . Die Reformirten find nah Schmwechenheim einge» pfarst, haben jedoch in DOber-Luftatt die Pfarrfirche mit den Katholiſchen gemeinfchaftlich.

Am Zehnten zu Weingarten beziehet die Kurs fürftliche Hoffammer r),, die Grafen von Degenfeld, und der Lutherifche Pfarrer jedes ein Drittel.

7) Bebingen ligt drei Stunden bon der Ober» amtsſtadt wefinordwärtd, und erfcheinet im J. 776 fhon unter Diefem Namen s). Im J. 107r 5 tigte K. Heinrich IV dem Kloſter Aldenmuͤnſter unter andern Beſizungen auch ſieben Huben zu Bebin⸗— gun ft). Im J. 1100 verliehe Biſchof Johann von Speier der von ihm geſtifteten Abtei Sinsheim ſein eigen But zu Bebingon im Speiergaue %).

Durch dag Dorf fließt die in der mittlern Hains geraide entfpringende durch Edenfoben laufende Bach, welche in dem Orte eine Mühle treibt, und bei Hain⸗ hofen in die Speierbach fällt. Sodann fließt eine Bon Edesheim fommende Bach Durch den fogenann« ten Riedgraben füdwärtg borbei, nordwärtd aber Daß von St. Martin herabrinnende Bächlein.

Im leztverwichenen Jahre wurden 67 $amilien, 345 Seelen, 1Kirche, ı Schule, 64. gemeine Häufer

g) Bon diefem Ober- und dabei liegenden Dorf Nieder-Luz ftatt gibt die Einleitung nähere Auskunft,

») Diefer Theil am Zehnten war jederzeit ein Pfälzifches Lehen, Im J. 1404 verfaufte Andreas von Helmfiatt‘ zw Ansftenerung feiner Schweiter Unna ein Sechstel, ſo⸗ bann im %. 1407 Stephan von Helmftatt zu Bonfeld, und Peter von Helmftatt, den man nennt Klein Peter, als Vormunder des Stephang von Helmftatt Kinder, ebens falls einen Sechſtel des von der Pfalz zu Lehen rübs renden arofen Zchntens in Meingarter Gemarkung an

„König Nupredt, jedes um 600 fl.

5) Cod. Lauresh. Tom. II, num. 2062,

#) Ibidem Tom.I, num. 132 =

%) Ad. Acad, Palat, Tom, Al], pP» 2775 num. XIL

Ee 4

436 Oberamt und

nebſt ı Mähle dahier gezählet, und in der Gemar⸗ tung 874 M. Aecker und Gärten, 277 M. Wiefen, 103 M. Weide und 253. Wald,

Unter jenen Seldgründen find die Güter nicht bes | griffen, welche zum Klofter Euffersthal und zur Kir⸗ che Bebingen usfprünglich, jezo aber Der geiflichen Verwaltung , auch fonft dem Deutfchen Ritterorden, bes Kirche zu Weiher, und dem Germangftift zu Speier gehören, die noch über 600 Morgen Landes betragen. Die Waldung ift in Drei. Bezirke abgt⸗ theilet, und gehöret der Gemeinde.

Vermoͤg des Speierifchen Spnodalregifters vom %.1470 war in dem Dorfe eine Pfarrei, zum Land⸗ Kapitel Weiler unter Rippurg gehörig x). Die Kit« che ift dem heil. Sebaftian geweihet, dermalen aber |

wifchen Den Katholifchen und Reformirten gemein,

chaftlich. Der Katholifhe Gottesdienft wird von Dem Pfasser des Birhöflich-Speierifchen Dorfes Geinsheim verfehen, und gehört jezo zum Hamba⸗ Über Landkapitel. Meformirter Seits ift Diefe Kirche ein en von Nieder-Hochftatt, wird aber wegen Der Bequemlichkeit von dem Prediger zu Duttweiler im Oberamt Neuftadt bedienet. Die Eutherifchen Find nah Schwechenheim eingepfarrt.

Den grofen Zehnten beziehet die geiftliche Wer, waltung alein, am Eleinen aber nur eine, und Der Kutholifhe Pfarser Die andere Hälfte.

8) Aleinfifhlingen, ein geringes Dorf, drd Stunden bon Öermersheim weſtwaͤrts, nahe bei Dem Bifchöflich-Speierifchen Grosfifchlingen gelegen. Su einer Urkunde Ludwig des deutfchen fommt Visge-

nga mit Beningen vor y). In einer andern vom J. 51, womit der Abt und Konvent des Kloflers gu Sinsheim ein Hofgut zu Rheingenheim dem Doms»

æ) Würdtmein Subſid. diplom. Tom.X, pag- 3034 2) AR. Asad. Palat. Tom. M, pag. 249.

- /

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Fauthei Germersheimn. 437

kapitel zu Speier verpfaͤndet haben, wird es eben⸗ falls Yisgelingen genannt 2) Erſt im XV Jahr- hundert wird der Unterſchied zwiſchen beiden Fiſch⸗ fingen kennbar. Kleinfiſchlingen ſcheint jünger als das andere zu ſeyn, und war vorhin eine Zugehoͤr der Burg Weingarten, wovon oben gehandelt wor⸗ den iſt 4). Im vorigen Jahre beſtund dieſes Dorf aus 66 Familien, 277 Seelen, 2 Kirhen, 2 Schulen, 54 gemeinen Haͤuſern; die Gemarkung aber aus 411 M. Aeckern und Gärten, 7 M. Wingert, HM. Wie⸗ fen, 10 M. Weide, und 128 M. Wald, welche lezte⸗ re zwiſchen beiden $ifchlingen gemeinfchaftlich iſt, und unter der Germersheimer Forſthute ſtehet.

Vor der Reformation war die Kirche ded Drtd zum Landfapitel Weiler unter Rippurg gehörig 5), bernach wurde der Lutherifche Gottesdienft darin eine geführt, welcher auch durch den Weftphälifchen Frie⸗

densſchluß und durch die Religionserklaͤrung feine

Bertättigung erhalten. Es ift ein eigener Prediger Dabei angeftellet. Die Katholifchen haben auch eine neue Kirche zur Ehre Simon und Judas erbauet, Die aber von dem Pfarrer zu Grogfifchlingen als ein Filial verfehen wird. Die Neformirten find nach Edenkofen eingepfarrt. Den grofen Zehnten beziehet das Speierifche Domkapitel, von Neubrächen die Kurfürftliche Hofe Fammer famt einer Hälfte des Fleinen Zehntend , die andere Hälfte ift dem Lutherifchen Pfarrer zu feinen» Unterhalt angemwiefen, | | 9) Frankweiler. Ein anfehnliches Dorf, am Gebirge hinter Landau, fünf Stunden von Germers⸗ Pete NN, &) Würdtwein Subhid. diplem. Tom. V, pag · 30% |

w) Geite 432 ſqq. 6%) Wärdasem Su hdı diplom. Tom. X, pag. 30

438 Dberamt und

heim weſtwaͤrts entlegen. Bon diefem Drte wird in Der berüchtigten Befchreibung des ehemaligen König reichs Auftrafien oder Klein-Franfreich behauptet, | Daß folches die Franken erbauet, die Normannen: aber zerftöhret, Die Kaifer hernach der alten Burg Trifels einverleibet, und zulezt den Herren von Schar: pfened zu Lehen gegeben haben. Gemiß it folcher Ä mit der vom Reiche verpfändeten Burg Trifels an Kurpfalz, Durch die Theilung vom Jahre 14 10 aber an Pfalszweibrüden gefommen, Es befinden ſch noch wirklich einige zu dem Lehen Scharpfeneck, mit- din dem Fürftlichen Haufe Loͤwenſtein gehörige Güter daſelbſt. Srankweiler verblieb dem Vfalzzweibrüädi- fhen Amt Neufaftel einverleibt, bis im Jahr 1769 | Der Austauſch beider Kurfürftlichen Aemter Selz um Hasenbach zu Stande gefommen. Denn gegen der: felden Adtrettung an Pfalzzweibräden ward unter andern auch Diefed Dorf mit allen hohen und niedern | Rechten, Gefällen uno Nuzbarkeiten an Kurpfal; überlaffen, und dem Oberamt oder der Zauthei Ser: mersheim unmittelbar untergeben.

Auf Der nördlichen Seite der Gemarkung läuft Die aus der mittlern Haingeraide fommende Saim: bach vorbei, treibt eine Mahlmühle, fließt durch Be— Singer, Waldheimer und Weingarter Gemarkungen nah Harthaufen, mofelbft fie fich in die Speierbad ergießt. | | . Die Bevölkerung belief fich in legterm Jahre auf 122 Samilien,.575 Seelen; die Gebäude auf 109 Haͤuſer, nebft ı Kirche und I Schule. Die Bemar: fung enthält 192 M. Aecker und Gärten, 274 M, Wingert, 102M. Wiefen, und 15 M. Raftanienwald,

Die Gemeinde ift zu ihrem Weidgang und Be> bolzigung in Die gemeinfchaftliche Geraiden berech- tigt.” Die Kirche gehöret den Reformirten ausſchlies— lich, und hat ihren eigenen Prediger, der unter dem Inſpektor der Klaffe Billigheim ſtebet, und die Si» lialkirche in Dem gemeinfchaftlichen Ort Albersweiler

Fauthei Germeröheim. 439

mit zu berfehen hat. Den Zehnten beziehet Die Kur⸗ fürftlihe Hoffammer,, auffer einigen Bezirken, wo⸗ von folchen der Pfarrer und Schulmeifter zu genie⸗ fen haben.

10) Sondernbeim, e ein geringed Dorf von 46

Häufern "oberhalb der Stadt Germersheim, nahe am Rhein. €8 hat eine Kirche und zwei Schulen. Die Gemarkung enthält 220 M. Meder und Gärten, 15 M. Wiefen, 30 M. Weide, und 60 M. Wald. Die Inmwohner ernähren fich meiftentheild mit der - Schiffarth und mit dem Fifchfange, welchen Die Ge» meinde fowohl in dem Rhein, als in dem ihr zuftän Digen Altwaſſer, die Tränfe genannt, betreibet. Sie befizt auch die bemerfte geringe Waldung, die Aue oder der Willigwald genannt, welcher auf dem rechten Rheinufer gelegen, und Der Bellheimer Forſt⸗ hute untergeben ift. 3 Die Kirche des Orts ift dem heil, Johann dem Zauffer geweihet, und den Katholifchen zuftändig, ein Silial der Pfarrei Germersheim, und wird Durch einen Sranzisfaner aus Dortigem Klofter alle 14 Täge bedienet. Den grofen und kleinen Zehnten in Der Gemarkung beziehet Die geiftliche Verwaltung.

ı1) Dettenheim ligt gegenüber auf Dem rechs ten Ufer des Rheind, Das einzige Dorf des Ober— beramts, welches auſſer Dem Speiergaue zu ſuchen if. Die Abtei Lorfch erhielt im J. 783 zu Detten— beim im Ufgowe ein Hofgut, und in folgendem Jahre fieben Morgen Ader Landes c). In einem Schanfungsbriefe vom J. 791 wird Tertenheim zu dem angränzenden Anglachgaue gezählet d). Da der Graf Friedrich von Leiningen ald Landvogt Des

—— ——⸗

e) Cod. Lauresh. Tom III, num, 3544 &45- d) Ibidem Tom. Il, num. 1300..

Ce

440 Oberamt und

GSpeiergaued Namens K. Alberts einen Streit zwi—⸗

| ade der Probftei Hert und dem Dorfe Dettenbeim m J. 1299 entfchieden e), fo muß dieſes Dorf fchon

Damals zur Fauthei Germersheim gehört haben.

Die heutige Bevölferung erfiredet fih auf go Samilien, 404 Seelen. Die Gemarkung enthält 245 M. Meder und Bärten, 334 M. Wiefen, 115 M. Weide, und 705 M. Wald.

Naͤchſt dem Dorfe befindet ſich ein Altwaſſer, welches zwifchen der Kurfürftlihen Hofkammer, der geiftlihen Verwaltung, wegen der Probſtei Hert, und den beiden Dörfern Dettenheim und Liedolsheim gemeinfchaftlih if. Die Unterthanen nähren fi Daher auch meiftend mit dem Sifh fange und Der

Schifffart.

Die in der Gemarkung liegende Waldung gehoͤ⸗ yet zum Theil der Kurfuͤrſtlichen Hofkammer und Der geiftlihen Verwaltung, zum Theil aber der Gemein⸗ De. Ueber foiche ift ein befonderer Sörfter beftellet. Leztere befi efäet annoch eine Inſel des Rheind, der Sochwald genannt, welche an 1200 Morgen kande⸗ enthalten ſoll, und der Forſthute des doͤrſters zu Hert untergeben iſt.

Die Kirche zu Dettenheim iſt dem heil. Apoſtel Jakob geweihet. Bereits vor der Reformation war daſelbſt eine Pfarrei, die zum Speieriſchen Landka⸗ pitel Graben gebörte f). Diefe Kirche it im Y. 3765 neu erbaut worden, und mit einem Katho/, Pfarrer befezt, der nunmehr zum Landfapitel Phie lipsburg geböret.

Den grofen und kleinen Zehnten beziehet die eiftlihe Verwaltung wegen der Probflei Hert, don eubräcen aber Die Kurfürftlide Hofkammer, und

ben Glockenzehnten der Schulmeifter.

e) A@. Acad. Palat. Tom. II, pag. Fl Würdiwein Subfd, diplom,, YonıX, Pag. 323.

Fauthei Germersheim. 441

12) Zert, ligt 2 Stunden oberhalb m Stadt Germersheim, am Rhein. Sn einer Urkunde der Abtei Zulda vom J. 800 wird Diefer Ort Terberdi genannt g). Im J. 1103 errichtete ein Edler Na» mens Herimann auf feinem Eigentum, genannt Her⸗ shi, ein Klofter, und begabte folches mit feinen Guͤ⸗ tern fowohl daſelbſt, als in den Orten Cobart, Ot⸗ meresbeim, Bellenheim, Karlabach, Keitburi, £nodilingen, und mit dem halben Theile des Zolls zu NHobenftatt, verordnete auch, Daß der jeweilige Schirmuogt der Speierer Domfirche auch Diefed Klo» fier befchirmen follte A). Die Kirche hatte er ſchon vorhin zur Ehre Der heil. Maria einweihen laſſen. Bald hernach muß auch ein Nonnenklofter Dabei aufe geführt, und zus Ehre des heil. Georgs eingeweihet worden feyn, weil Pabſt Innocens II ums Jahr 1139 diejenigen Rechte, welche der ſchon im J. 1106 verftorbene Bifchof zu Speier Johannes demfelben verliehen hatte, beftättigte. Das Mannskloſter war mit regulisten Chorberren des Yuguftinerordend bes fest ö), und hatte folhemnach einen Prodft zum Vor⸗

de. Im Y.1148 übergab Bifchof Günther dem⸗ felben die ©t. Megidienfapelle, und das dabei be⸗

findliche Hofpital in der Vorſtadt zu Speier A).

Der Stifter des Klofterd, obgedachter Heri« mann, fol ein Here von Spiegelberg gewefen feyn 3 ob aber die Burg auf diefer oder jener Seite des. Kheins gelegen war, ift unbefannt. Nur findet fich im Herter Wald ein Plaz, welchen man den alten,

g) Schannat Corpus Tradit. Fuldens. num. CLXVII,

+) Adum Spirae V, Jd. Febr. an. Dom. incar. MCIU, indi&. XI.

*) Es irret fi Karl Ludwig Hugo in Annal. Praemonfira wenn er diefes Klofter von Prämonftratenfern bewoh gewefen zu fepn glaubet.

4) A&um Spirae anno Dom, insern. MCXLYII anno Reg ſcopi Guntheri 2do. =

*

IE)

442 Dberamt und

Thurtt nennet, und wovon die Unterthanen bes haupten, daß daſelbſt vor Zeiten ein Jagdſchloß 98 ftanden habe. Im J. 1254, mitdin zur Zeit der Verwirrung des Reiche, erhielt die Probftei don dem Vorſteher ded Sohanniterhaufeg zu Haimbach, und feinem Konvent, wie auch von den Brömfern von Ruͤdesheim verfchiedene Rechte und Gefälle zu Knif teldheim, und im J. 1270 verkauften die von Zleden-

fein die Burg und das Dorf Leimersheim, Kühut

und Winden nebft der Hälfte an Poz gedachtem Kin

fier. Im J. 1303 geftattete K. Albert dem Probſt und Konvent ded St. Marienflofters zu Herde den MWeidbetried in Bellenheimer Gemarkung, und in Dem Wald Junkholz genannt, befahl auch dein da- maligen Yandvogt des Speiergaues, Heinrich von Bannader, und feinen Nachfolgern fie dabei zu fchü- zen ). Im J. 1314 befreite Pfalzgraf Rudolph I und im. 1331 deffen Sohn Ruprecht I des Kloſters Hof zu Dannftatt. Damaliser Probft Jakob ver taufchte einige Güter zu Mühlhaufen,, gegen andere zu Diteröheim, und deſſen Nachfolger traf im J. 31336 wegen der Altwäffer zwifchen Poz und Winden Giezo Schreck) mit dem Klofter Gottsau einen Wer: gleih. Im J. 1359 lies Pfalzgr. Ruprecht I durch feine Räthe, Werner Knebel, Burggrafen zu Stra lenberg, Konrad Landſchad, Bizdum zu Neuftadr, und Eberhard von Lachen, Burggraf von Germers⸗ heim, wegen einer Zwiſtigkeit uͤber das Beholzigungs⸗ secht den Probſt Hugo mit Den Bauern zu Poz aus—

föhnen, und erklärte im J. 1361 den Rheinarm zwis fhen gedachtem Poz und Winden, mit den Infeln, Weiden, Wald und Goldgründen zwifhen der Abe fei Gottsau, und der Probftei Hert gemeinfchaftlich. Eben fo hatte auch der Pfälzifche Hauptmann, Graf Heinrich von Spanheim, Den zmifchen der Probftei und dem Dorfe Hert entflandenen Streit im J. 1384

I) Datum Spirge anno Dom, MCCCIII. III idus Ianuariie

Fauthei Germerdheim. 443

beigeleg‘. Pfalzgraf Ludwig III lied im. 1418 die zwifchen Der Probftei und Johann von Diterbach ob» mwaltende MWeidftreitigfeit, und Kurf. Friedrich I im J. 1474 auch mit der Gemeinde Hert vergleichen. Diefes gibt ung den Beweis, daß Die Schuz- und Schirmvogtei des Klofterd bereits mit der Landvog⸗ $ei im Epeiergaue an die Pfalzgraffchaft übergegans gen geweſen fey,

Inzwiſchen ftand das Klofter gegen Ende des XV Jahrhunderts in feinem beften Flor, und deffen Kapitel war mit lauter Ritterbürtigen Chorherren bes fest. Im J. 1478 befanden fih darin, Rheinhard von Menzingen, Eberhard von Fautern, Konrad Bock von Erpfenftein, Konrad Nagel von Kinfpach, Johann von Wietftatt, und Eberhard von Angeloch. Es war dafeldft eine Schule für den jungen Adel ana gelegt, und fo erhielt fich dieſe fchöne Stiftung bis auf den Ausbruch Der Religiongunruben. Zuerſt trieben die aufrührifchen Bauern im Jahr 1525 viel Muthwillen darin m), daß kaum die Geftalt davon mehr übrig geblieben ift, bis endlich Kurf, Friedrich III deſſen Gefälle im J. 1560 eingezogen, und foldye im $. 1975 zu einer Ritterfchule in Selz beffimmet bat #). Bon den Pröbften, welche dieſem Klofter dorgeftanden haben, finden fich nachfolgende im Ane gedenfen. 3130 Anfelm, in einer dem Frauenflofter zu Hert

ertheilten Beftättigungsbule, T 1140. ır40 Burkhard, vermög einer auf der Wande des

ehemaligen Speisſaals annoch vorhandenen

Schrift, T 1147. 1148 Albert, auch Edelbert und Mdelbert genannt,

ift nach obgedachter Infchrift T LL70 0).

m) Petri Criniti hift. Tumult, Ruftic. in Frekeri Scriptor. rer, Germanic. Tom. III, C3p. XXXVI, pag- 253.

n) Henrici Alringii hiſtor. Age Palat. pag. 216.

e) Bernard Antiquitat, Naumburg. Pag: 13» Hürdt wein Sub» fid, diplou, Tom. IV, Pag: 339.

444 Dberamt und

1170 Ronrad, kommt in einer Schankungsurkun⸗ De über einige Güter im Dorf Leimersheim vom J. 1182 vor, und F ı193.

21277 Volpert, ward durch Heinrich Bannader und Friedrich Burggrafen von Germersheim mit den Bauern zu Hert vertragen.

1299 Heinrich, verkaufte der Abtei Selz zween Höfe zu Steinweiler und Kanle.

1328 Jakob, vertaufchte der Probftei Güter m Mülhaufen, gegen andere zu Ottersheim.

1336 Volzo, traf mit dem Klofter Gottsau wegen en zu Poz und Winden einen Ber gleich.

1359 Augo von Zeiskeim, in einer Urkunde Pfalz. grafen Ruprecht I.

3418 Wernber von Waldheim, in einem Vergleich | mit Johann don Dtterbach.

x454 Heinrich von Mülhofen, hat fih mit dem Abt Mathias von Gottsau vertragen.

1462 Heinrich zum Jungen, fol die Probftei - im %.1466 an feinen Better Georg abgetretten has

en p).

2471 Bernhard von Angelach, verglich fih eben» falls mit dem Klofter Gottsau.

1486 Rheinhard von Menzingen ga), traf einen Vergleich mit der Gemeinde zu Hert.

1490 "Jobann von Gemmingen, wird irrig ein Abt des Nitterftiftd Hert genannt r).

2499 Slorenz Slider von Lachen, bat ſich mit der Gemeinde Dettenheim und im J. 1516 mit Pos vertragen, T 1526. |

1526 Sigismund von Witftadt. Unter ihm gieng

P) Sumbracht hödyfte Zierde Deutfchlandes Tab. 47-

2 —— Tab, 138 neunt ſelbigen irrig Gerhart yom enzingen, |

") Idem Tab. 29

Fauthei Germersheim. 445

das alte Dorf Poz ein, und ward dafür Neu-

Poz angelegt.

1540 Meldior Reid von Albsheim, T J. 1550. 2551 sie von Bernbach. 1563 Wendel von Remchingen, hat fich mit der Ge⸗

meinde Hert annoch verglichen, T 1560.

In dem dreifigjährigen Kriege haben fih mies derum einige Chorherren eingefunden, und Das Klo⸗ fter in Beſiz genommen. Mein nach dem Weftphä= lifhen Sriedensfchlufe mußten fie wieder weichen, und Die Gefälle der geiftlihen Verwaltung überlafs fen 5. Als hernach das Oberamt Öermerdheim don Der Krone Sranfreich in Befiz genommen wurde, gab es bei der Probſtei Hert wieder einige Veraͤnde⸗ sungen, indem der Weihbifchof von Strasburg, nachheriger Bifchof zu Ypern, Die Probfei von dem Pahft und König in Sranfreich befommen hat. Nach Dem Ryswickiſchen Srieden ward folhe mit andern Stiftern und Klöftern des Oberamts durch Die be= kannte Religiongerflärung vom $. 1705 den Katho» Kifchen allein und zum voraus überlaffen.

Uebrigend hat man vor wenig Jahren einige alte Denkmäler zu Hert vorgefunden, und foldhe mit andern Seltenheiten in Das Kurfürftliche Antiqua sium nach Mannheim verbracht. Sie beſtehen in einem runden Stu Porphyr, Das fieben Zol im Durchs ſchnitt hat; fodann in einem Stein von erhabener Arbeit, worauf eine opferende Weibsperfon vors geftelet wird, die wegen des neben ihr befindlis * Pfaues eine Galliſche Juno oder Veſta zu ſeyn ſcheinet t). ns

Die Serichtbarfeit über das Dorf Hert hatte

TER FETTE TEE ET THE EEE EEE EEE ) Davon handelt Struve in ber Pfälsifchen Kirchenhi⸗ ftorie pag. 581 & lqg. F

») Sowohl biete als übrige Gefhichtsumftände find aus den A&. Academ. Palat, Tom. II, von pag.39 bis 46 woſelbſt alſo das weitere nachseleſen werden

446 Oberamt und

mit der Probfiei und dem Kloſter daſelbſt niemals eine Verbindung, fondern gehörte jederzeit zur Fau— thei Germersheim,

Der Rhein fließt nächft dem Dorfe oſtwaͤrts vor: bei, durch felbiged aber Die theild aus dem Goſers⸗ weiler Thale, theild von Klingenmünfter herab fliea fende, und fih oberhalb Ruͤlsheim vereinigende wirrbach, vor Alters Elinga genannt, und ergießt fih unterhalb des Drtes in den Altrhein. Sodam lauft durch den füdlichen Theil der Gemarkung die von Kühart kommende Troppenbady, und fält eben: fand in einen Arm des Altrheins. Endlich ziehe auch Durch den Probſteiwald, und dag Altwaffer der fogenannte Rheinfchwengel, und vereinigt fich mit dem Altrhein. Die Wirrbach treibt eine Maplmüpte | auſſerhalb, und eine in dem Dorfe.

An Inwohnern fanden fic, im vorigen Jahr 136 Jamilien, 684 Seelen; an Gebäuden ı Kirche, 2Schulen, 111 durgerliche Haͤuſer. In der Gemaͤr— kung 897 M. Meder und Gärten, 369 M. Wieſen, 42 M. Weide, und 3350 M. Wald. |

Auffer den zus Probftei gehörigen Gründen find fonft feine Freiguter in der Gemarkung. Bon Den Waldungen liegt ein Bezirk auf einer Inſel in Dem Rhein, welcher der Kurfürftlichen Hoffammer gehoͤ— ret. Die übrigen find zum Theil der Probftei allein zuftändig, zum Theil mit dem Dorfe gemeinfchaft lich, und liegen fämtlich auf dem veften Lande, Dars über ift ein KRurfürftlicher Foͤrſter befteft, der im Dor⸗ fe wohnet.

Von den Gebäuden des Manndflofters und der Kirche find nur noch die Mauern der lezten übrig. Sie war fonft freuzförmig und mit gehauenen Quas Derfteinen prächtig aufgeführt. Das Srauenflofter ift in jüngern Zeiten zur Pfarrfirche Des Dorfes vera wandelt, und nachdem folche den -Ratholifchen allein verblieben , mit einem eigenen GSeelforger befteflt worden, Der in das Herxheimer Kandfapitel gehoͤret.

Fauthei Germerähein. 447

Die Reformirten find nach Bellheim, die Lutherifchen aber nach Germersheim eingepfarret.

Den grofen und kleinen Zehnten beziehet Die aciftliche Verwaltung Namens der Probftei, als eine Zugehör des Patronatrechts.

\

Probſtei Hert.

4) Kuͤrardt. In dem Stiftungoͤbriefe des Kids. ſters Hert vom J. 1103: fommt diefer Ort unter dem Namen Cobart vor, und in der Urfunde vom %. 1270 womit Die von Fleckenſtein ihre Burg. Leimersheim gedachtem Klofter verfauft haben, heiſet er Kuhart u). Es ſcheint Diefed Dorf jener Burg anflebig gewefen zu. ſeyn, und ift auch jederzeit mit felbiger bei der Probſtei Hert verblieben. Ä Die Bevölkerung belauft ſich auf 75 Familien, 335 Seelen, die Gebäude. auf. 57 Häufer, nebft-r Kirche und Schule... Die Gemarkung auf 335 M. Heer, 123 M. Wiefen, und 33 M. Weide, | : Das Dorf Kühart hat Feine befondere Walz’ Dung, fondern ift mit Leimersheim und’ mit Der Bas Difhen Gemeinde Eggenftein: an verfchiedenen be= trächtlichen Waldungen betheiligt. Eben fo verhält fih es auch mit den Fiſchwaſſern, Mittelgrund, Nols grundskehle, und Fifhmal genannt. F In dem Dorfe beſindet ſich eine Kirche, die der heil. Anna geweihet, aber ein Filial der Pfarrei Lei— mersheim iſt. Die geiſtliche Verwaltung hat ſolche im Jahre 1758 wieder aufbauen laſſen. Sie gehoͤrt den Katholiſchen allein. Den groſen Zehnten bezie— het die geiſtliche Verwaltung wegen der Probſtei Hert den kleinen aber der zeitliche Pfarrer. |

*) Ada Acad. Palat. Tom. III, pag. 248. Das mehrere Hieyon wird bei Leimersheim folgen,

448 Dheramt Germeröbelm,

2) Leimersheim, ein geringes Dorf am Rhein, Drei Stunden von der Oberamtsſtadt füdwärts ents legen, :wird in einer Urkunde des Kloſters Lorfch Auitmarsheim im &peiergaue x), und in einem Schankungsbriefe der Abtei Fulda ums Jahr goo Zeiömarsbeim genannt y). Im J. 960 vertaufchte ein ficherer Rudolf Dagjenige, was er im Dorfe Leis mersdeim hatte, an Gebäuden, Leibeigenen, Höfen, Seldern, Wald, Wiefen, Weide, Waflern, Zifhe zeien ıc. nebſt einer zehntbaren Kirche, und was fe: biger an Dienfl- und Nuzbarkeiten zuftändig gewe⸗ fen, mit Bewilligung des Kaifers Dtto I, an Bis ſchof Sodfried von Speier 2). Die Bilhöffe von Speier hatten vermuthlich Dusch obigen Taufch auch die vogteiliche Gerichtbarkeit an fich gebracht, und | foldes wieder zu Lehen gegeben. In diefer Eigen ſchaft trugen es die Brafen von Eberftein und von Bweibräden, und diefe gaben e8 wiederum an die Herren von Sledenftein zu Afterlehen. Im J. 2270 verfauften die Herren von Fledenftein, mit Bewile |

ung fowohl des Bifchofed don Speier, al der

safen von Eberſtein und von Zweibruͤcken, die Burg und Das Dosf Leimersheim, ‚nebft den beiden Dörfern | Kuͤhart und Winden dem Klofter Hert a).

Durch das Dorf lauft die Erlenbach, weiche bon Bergzabern aus dem Gebirge herkonimt, eine Mahlmuͤhle in dem Dorfe treibet, und durch die beis ben Altwaſſer, Wehr- und Mheinfchwengel, in der vorbei ſtroͤhmenden vollen Rhein faͤlit.

Von N ——— ——— ——— #) Cod. Lauresheim. Tom. II, num. 2170, & Tom. IIL*® num. 3659. | 2 Schannat Corp. Tradit, Fuldenl, num. CLXVII. e) Anno Dom. incarn. DCCCCLX. indid. III, regnante OM

tone Anno XXVI &c.

Aa. Acad. Pal. Tom. IT, pag. 412 & 42, womit Simos nis Befchreibung aller Biioöffe von Speier pag. 100 an vergleichen.

*

Probſtei Hert. 449

| Bon der ehemaligen Burg meid man nur fo viel, daß folche mit einem flarfen Thurm, und ein nem tiefen Waſſergraben beveftiget gewefen. Sie iſt aber feit dem XVI Jahrhundert nicht mehr unterhal« ten, fondern der Plaz famt dem Mauerwerk theils verkauft theild vertaufcht worden. Die Bevoͤlkerung beftehet in 186 Familien, 936 Seelen. Die Gebäude in ı Kirche, 1 Schule, und 142 gemeinen Häufern. Die Gemarkung enthält 7or SM. Aecker, 604 M. Wiefen, 10 M. Öärten, 101 M. Weide, und ungefähr 6000 M. Wall.

Don den Feldgründen gehöret ein beträchtlicher Theil zur Probftei Hert. An den Waldungen bea fizen die Semeinden Leimersheim und Kühart mit Der Probflei 3004 Morgen, und mit dem Badifchen, Dorf Eggenftein goo Morgen in Gemeinſchaft Die Badiſche Gemeinde Schreck befizt eine Inſel im ſo— genannten Heinleinsrhein von goo M., das Dorf Eggenſtein 200 M., und die Gemeinde Linkenheim in zween Bezirken 1500 Morgen. Ueber alle dieſe Waldungen, und dazu gehoͤrige Jagdbarkeit iſt ein eigener Kurfuͤrſtlicher Foͤrſter beſtellt, welcher unter Dem Forſtmeiſter des Oberamts ſtehet, und in Leim mersheim ſeine Wohnung hat.

In der Gemarkung befindet ſich der Altrhein,

und das ſogenannte Wehr, worin das Fiſchungs⸗ recht der Probſtei Hert, in den uͤbrigen drei Altwaſ⸗ ſern aber den beiden Orten Leimersheim und Kuͤhart in Gemeinſchaft zuſtaͤndig iſt. Die Kirche, welche der heil. Gertrud geweihet iſt, beſizen die Katholiſchen allein, und haben dazu einen eigenen Pfarrer angeſtellt, der die beiden Filialkirchen zu Kuͤhart und Neu-Poz mit zu verſehen dat, Er ftedet unter dem Landfapitel Herrheim 5), die Ne formirten aber find nach Bellheim eingepfarrt.

#) Würdtmwein Subfid. diplom. Tom. X, pag. 292. Woſelbſt der Ort irrig Lamersheim genannt wird.

Pf. Geographie. II. Th, Sf

450 Dberamt Germeräheim,

Die niedere Gerichtbarkeit fowohl zu Leimers: heim , ald in den dazu gehörigen Dörfern Kuͤhart und Neu-Poz wird ald eine Zugehör der Probftei Hert von dortigem Schaffner der geiftlihen Verwal— tung ald Oberſchultheiſen, nebft einem Gerichtfchrei: ber verfehen.

3) NeuPoz. Ein mittelmäfiged Dorf, zwi⸗ fchen Leimersheim und Jockrim, drei Stunden ober⸗ halb Germersheim füdwärts entlegen. Vor Zeiten lag ein Poz nächft am Rhein. Dieſes befajfen die Grafen von Eberftein und Zweibrüden im XILI Jahr: hundert zur Hälfte ald ein Bifhöflich-Speierifches, und von ihnen die Edeln von Fleckenſtein als ein Afterleben. Mit der Burg und den Dörfern Lei mersheim, Kühart und Winden ward auch dieſes Dorf an die Probſtei Hert verkauft. Da aber mit Anfange des XVI Jahrhunderts der Ort ſelbſt me gen des nach und nach eingeſunkenen Ufers rhein bruͤchig worden, erhielt die Gemeinde im J. 153; von dem Probft Sigmund von Wittfladt, genann! Hagenbuch, und feinem Kapitel zu Hert die Erlaub: niß, ihre Wohnftätte anderswo auffchlagen zu Dör fen. Hieraus ift Dag dermalige Dorf Neu-Poz ent fanden ce). Ä

Oberhalb deffelben fließt die aus dem Bienwald Fommende Otterbach, vor Alters Ottera genannt, und ergießt fich Durch den Rheinſchwengel in den vor Ien Rhein. Sodann lauft unten am Dorfe Die von Bergzabern aus dem Gebirge fommende Erlenbsd nach Leimersheim ıc.

Die Bevölferung beträgt 107 Familien, 570 . Seelen, die in 83 Häufern wohnen. Die Gemar⸗ Zung enthält 22 M. Wiefen, 55 M. Weide, und uns gefähr 1000 M. Wald.

Die Gemeinde bat feine eigene Güter, auſſer

e) Ad. Acad. Palat. Tom. II, pag.42 [gg.

Amt Billigheim. 451

den Waldungen, welche aus dem ſogenannten Kahn,

woſelbſt das alte Dorf Poz geſtanden, dann der

Mettlach und Hochgrube beſtehen. Sie ſind dem Kurfuͤrſtlichen Foͤrſter zu Leimersheim untergeben.

Eine halbe Stunde vom Ort befindet ſich ein Altwaſſer, welches die Gemeinde von der Probſtei in Erbbeſtand übernommen, folglich um einen jaͤhr⸗ lichen Pfacht zu befifchen hat.

Die Kirche Diefed Ortes, Die vermuthlich jeder» zeit von Der Pfarrei Leimersheim abgehangen, ıft im J. 1769 neu gebaut, und zur Ehre des heil. Bar- tholomaͤus geweihet worden. Sie gehört den Katho— liſchen allein, und wird darin Durch einen Kaplan aus Leimersheim wechſelweis mit KRühart der fonn-

und fefttägliche Gnttesdienft gehalten. Da die Ge—

meinde feine eigene Gemarfung hat, gibt felhige

auch von ihrem Wachstum feinen Zehnten.

Amt Billigheim.

Biu gheim iſt ein angenehmes Landſtaͤdtgen zwiſchen Landau und Weiſenburg, fuͤnf Stun⸗ den von Germersheim ſuͤdwaͤrts gelegen. Es wird erzaͤhlet, daß, als Julius Caͤſar den Deutſchen Koͤnig Arioviſt in dieſer Gegend uͤberwunden, er zum Zeichen ſeines Sieges ein Kaſtell errichtet habe, wor⸗ aus eine Stadt entſtanden, die von den Deutſchen Bellikeim genannt, aber ums Jahr 450 von den Hunnen verſtoͤrt worden ſey d). Allein dieſe Erzaͤh—⸗ lung verdienet um ſo weniger Glauben, weil Arioviſt jene groſe Niederlage in Burgund erlitten hat. Erſt im J. 1235, kommt der Namen dieſes Orts vor, da der Abt Cuno und der Konvent des Kloſters Wei⸗

a) Tolner hiſtor. Palat, Cap. I, pag. 51.

fa

452 Oberamt Germerdheim,

fenburg bie Kirche zu Bullinfeim dem Domfapitel zu Speier verlieben hat e). Der Ort felbjt aber mit feiner Zugehör, war ein unmittelbares Eigentum des Reichs, welches entweder K. Ludwig IV, oder K. Karl IV dem Pfalzgrafen Nuprecht I, und Diefer wiederum an Emich Grafen von Leiningen verpfäns Det zu haben fcheinet. Denn gedachter KR. Karl flug im $. 1361 auf Billigkbeim und andere Dörfer, fo der Pfalz dom Reiche pfandbar gewefen, annoch wii: tere 4000 Bulden mit dem Bedinge, daß feines ohne Das andere "gelöfet werden folle, und noch im näms lichen Jahre lößte Pfalzgr. Ruprecht die Dörfer Bils ligfeim, Godramſtein, Steinweiler, Erlenbach und Klingen von genanntem Grafen Emich um sooo Bul: Den wieder an fih f). Kaifer Sriedrich ILL ertdeilte im J. 1450 den Einwohnern zu Biligkheim. einen Jahr- und Wochenmarkt, erklärte felbige frei, ver: ordnete auch, Daß fie und ihr Gut an feinem Ort be kuͤmmert werden follen. Kurf. Sriedrich I lies das bisherige Dorf mit Thoren verfehen, und baute Den Dafelbft noch vordandenem Thurm, auf welchem fo wohl fein ald des damaligen Fauts von Germers— heim Wappen mit folgender Inſchrift eingehausen ift g): * den Jaren unſers Zern, do man zalt MccccLXVIII haben wir Herzog Friderich Pfalzgr. und Rurfuͤrſt 2c. durch Hanſen von Gemingen unſern Faut Zu Germerzheim dies ſen Hut anfahen laſen, uf Montag nach BKRron und Sperdag. Hans von Biemingen Faut zu Ber: mersheim.

e) Würdtwein Subfid. diplomatic. Tom. V, pag. 278. Wo; mit Trirbemins Chron. Hirfaug. Tom.I, paß.561. Si- monis pag. 97 und Lehmann Lib. V, Cap.89 zu vergleichen,

7) In den AA. Compromifi Francofurt. apud Chlingenfperg

pag 130. . g) Acta Acad. Palat. Tom. II, pag. 14.

Amt Billigheim. 453

Als endlich der König in Frankreich, Heinrich II, ums $.1552 in dag Unter-Elfaß mit einem gro⸗ fen Heerzug einrudte, die Bauern aber. nicht wu⸗ ſten, wohin fie fich bei dem gedrohten eberfall flüch» ten follten, hat Kurfürft Friedrich TI ,endlich dieſen Drt auf Anrathen feined daſelbſt gebürtigen Sekre⸗ särd, Georg Weisbrod, mit Wällen .und Gräben umfangen, dadurch alfo in eine Latbare Veſtung verwandeln laſſen 4). ne

Sonſt gereichet dieſer Stadt zur Ehre, Daß Theo bald Gerlach, Billicanus genannt, welcher als öf- fentlicher Eehrer der Beredfamfeit und Weltweisheit auf der hohen Schule zu Marburg geftanden, Darin das Licht der Welt erblicket hat.

Oberhalb der Stadt fließt Die aug dem Abts⸗ walde und von Sulz fommende Wirre oder Waſch⸗ bad), unterhalb aber die zu Wald-Rorbach entfprin» gende Kappelbach. Sie vereinigen fich oſtwaͤrts bei Rorbach. Jede dieſer Bäche treibt eine Mahls möhle. Meben der Stadt ziehet die von Landau auf Strasburg führende Lanpdfirafe vorbei. Bon den Veſtungswerkern ift noch der mit Waffer angefüllte ©raben, drei ftarfe Thuͤrme und acht Keinerne Ger mwölbe übrig.

Die Bevölkerung befiehet in 246 Familien, 974 ©eelen. Die Gebäude in 2 Shen, 3 Schulen, 195 burgerlichen und gemeinen Käufern. Die Ge- markung in 1791 M. Neder, 77 M. Wingert, 250 M. Wieſen, EM. Särten, 269M. Weide und 33 M. Wald.

Freie Guͤter beſizen der Deutſchorden, das os hanniterhaus Haimbach, das Stift Klingenmuͤnſter, die Burg Madenburg, die Grafen von Degenfeld, die Edeln don Gemmingen, und Die beiden Pfar⸗ seien. ‚Der geringe Waldbezirf ift Der gemeinen

4) Huberti Thomae Leodii Annales Friderici II, p. 294

3f3

454 Dberamt Gebmerdheim,

Stadt zufländig, und ftehet unter der Hute des Sir,

ſters zu Eteinmweiler.

Bor der Meformation befand fich eine Pfarrei mit einer Fruͤhemeſſerei, Dann eine Pfrände auf dem Altare des heil. Stephanus und eine Kaplanei zu St. Johann in Biligheim, welche zum Landfapitel

Herxheim gehoͤrten i). Die Kirche ift dem Beil. War:

nin geweiht, und wird dermalen von den Kathofi> ſchen und Reformirten gemeinfchaftlich gebraudt. Sie ift beider Seits Die ordentliche Pfarrfirche, und gehöret jezo ing Landfapitel Arzheim. Reformirter Seit! ift folche mit einem eigenen Prediger beſtellt,

: und der eigentliche Siz des Inſpektors über Die be:

ſondere Klafje des füdlichen Dberamts Germersheim |

Dazu find die Filialen zu Appenboffen, Ingenhein und Merlheim eingepfarrt. Dann haben die Luthe: sifchen eine eigene Kirche aus gefammelten Beitri-

gen erbaut, deren Prediger dad Filial zu Erlenbach Die Dörfer Korbach, Steinweiler, Jmpflingen, ns: | heim, Appenhofen, Klingen und Ingenheim mit a verſehen hat.

| Am Wein- und grofen Fruchtzehnten beziehet die Kurfürftliche Hofkammer zwei, und dag Gpeierifct

‚Domkapitel dag übrige Drittel. Don einigen Be

zirken aber geniefet folchen Die geiftliche Verwaltung.

\ Die Serichtbarkeit über Billigheim , und auge: | örige Dörfer war anfänglich dem Saute des Amts

Landeck übertragen. Nachdem aber der Ort zu einr

Stadt erhoben worden, feheint folche auch einen ade» lichen Schultheifen befommen zu haben. Im ahır 1615 befleidete Johann Burkart von Storfheim Die:

. fe Stelle, und im J. 1650 ernannte Kurf. Karl Ludwig

Johann Wolfgang von Bozheim zum Amtmann Das felbft, der noch bei der VBermählung des Kurf. Karls im J. 1671 gegenwärtig war. Der lejte Anıtmann war Ferdinand von Cuono im J. 1710. Nah ihm

;) Würdtwein Subfid, diplom. Tom. X, pag. 297.

Amt Billigheim. 455

ward das Amt lediglich mit einem Dberfchultheife beftelt. Aus diefem, einem Unterfchultheife, vier Schöffen, und einem Stadt- oder Gerichtfchreiber beftehet alfo das Gericht, und führt in feinem Sie— gel einen Schild mit 3 Feldern, in deren erftem Dex Pfälzifche Löwe, im zweiten die Baierifche Nauten, und im dritterkein feine Jungen aus der Bruft nähe render Pelikan abgebildet ift.

2) Erlenbach, ein grofes Dorf vier Stunden von Germersheim gelegen, hat feinen Namen von der auf deſſen füdlichen Seite vorbei fliefenden Bach, und ſcheint ehmals eine Zubehörde von Steinweiler gewefen zu feyn. Hermann Graf von Zweibräden {ol um die Mitte der XIV Jahrhunderts ſolches von Der Abtei Klingenmänfter zu Lehen getragen haben k). Pfalzgraf Ruprecht der ältere löfete die Darauf ges haftete Reichspfandfchaft im. 1361 von Emich Gra⸗ fen von 2einingen ein /), und im J. 1384 uͤbergab er Hannfen, Bernhart, Eunzen und Wirich Puller den Zehnten in feinem Dorf und Marke zu Brles bad by Steinwiller gelegen, zu rechtem Mann⸗ leben ıc. m). |

Im leztverwichenen Jahre zählte man dafeldft 135 Samilien, 5375 Seelen, 2 Kirchen, 3 Schulen, 104 Häufer. Die Gemarkung enthält 262 M. Meder, 336 M. Wieſen, und 680 M. Wald. Darunter find beträchtliche Güter, zu den ehemaligen Abteien Eufs fersthal und Selz, Dann den Grafen von Degen fed-Schomburg, und zur Pfarrei’ gehörig. Die in vier Bezirken beftehende Waldungen find mit dem Dorfe Steinweiler, den Bemeinden Yangen-Ran« del und Miderslachen gemeinfchaftlich, fieben aber

k) Vid. A&. Acad. Tom. II, pag.I4. 2) Man vergleiche damit, was bei Billigheim gefagt worden, » m) Tolner hiſt. Palat. Cod, diplom. num. CLXVI, pag.II9«

fg

456 Dberamt Germeröheim,

der Hute des Kurfuͤrſtlichen Foͤrſters zu Stein: weiler. Bor der Reformation war in Erlenbach ein: - Kaplanei als ein Zilial der Pfarrei Steinweiler 5). Die Kirche, der Himmelfahrt U. 2. 5. geweihet, if jezo zwifchen den Katholifchen und Reformirten ge- mein. Bon jener Seite ift folhe noch wirklich ein Silial von Steinweiler, von Diefer aber mit einem eigenen Prediger beftellt, Der zur Klaffe Der Jaſpek⸗ tion Billigbeim gehöret. Auch die Lutheriſchen haben ch ein eigenes Kirchlein erbauet, dag ein Filial ihrer farrei zu Billigheim ift. Den groſen und fleinen Zehnten beziehet Die geiftliche Verwaltung; aus einer Gewanne aber, das furze Rott genannt, dag Dom: ftift Speier. Das Dorfgericht führt im Siegel eina aufrecht ſtehenden Löwen, der einen Erlenzweig haͤlt.

3) Steinweiler ift eines Der aröften Dörfer des ganzen Oberamts, fünf Stunden von GermershHeis ſuͤdweſtwaͤrts entlegen. Kaifer Dtto I ſchenkte in 3.968 feiner Semablin Adelheid einen Hof Stein: wilare genannt im Speiergaue mit Gebäuden, Leib: eigenen, Aeckern, Wiefen, Wäldern :c. zum Eigen: tum 0). Sein Sohn, KR. Otto IT, beftättigte im %.982 dem Domftift Speier eine Kirche zu Stein unilri, und Die Neubrüche, fo zu Mundiveld, Dreckenveld, und anderswo in den Waldungen ge legen waren p). Zehen Jahre darnach gab K. Dir III fein Hofgut zu Steinwillare im Speiergaue dem Klofter Seld g), und im J. 1100 Bifchof Soyann von Speier einen Hof Dafelbft feinem Domkapitel r). Das Klofter Hert befam auch einige Güter allda,

n) Hürdtwein Subfid. diplom. T.X, P-297.:

e) Sieh Schöpfin: Alfatia Illuftr. Vol.I, num. CLI. ?) Ibidem num. CLXIII. i q) Ibidem pag. 135 , num. CLXIX.

») Ad. Acad, Palat, Tom. III, pag: 277:

Amt Billigheim. 457

welche der Probſt Heinrich im J. 1299 an befagte Abtei Sels verfaufet hat s). |

Die Serichtbarkeit und Vogtei des Dorfs ſcheint immer bei dem Landgerichte Des Speiergaueg geblie» ben, und mit felbigem an die Pfalzgraffchaft ge- fommen zu feyn. Denn e8 war unter denjenigen Dörfern begriffen, in welchen die. Burgerfchaft zu Speier Pfalzgrafen Ruprecht dem ältern durch Brand amd fonft grofen Schaden zugefügt, und fi) nachge⸗ hends zum Erfaz haben bequemen müflen 2). Wie aber folches mit andern ſchon zuvor verpfändet ge⸗ wefen, und von Pfalzgrafen Ruprecht eingelöfet wor- den, ift bei der Stadt Biligheim bereitd angezeigt worden.

Vor einigen Jahrhunderten hatte ein andered geringes Dörflein, Archenweiler oder Archenweyer genannt, etwan eine viertel Stunde füdwärtd vom Drte geftanden, das aber in Kriegszeiten bid auf eine Mühle eingegangen iſt. Die: dazu gehörigen Güter find zur Steinweiler Gemarkung gezogen wor⸗ den. An eben diefem Archenmeiler lauft die bei Birkenhert entfpringende Erlenbach vorbei, treibt eine Mahlmuͤhle, und fliefet nach Leimersheim. So— Dann fommt von Rlingenmänfter Die Wirrebach nach Steinweiler, treibt ebenfaus eine Mühle, und fält bei Hert in den Rhein.

Die heutige Bevölkerung beftehet in 243 Jamis lien, 920 Seelen. Die Gebäude in 2 Kirchen, 2 Schulen, 166 Häufern. Die Gemarkung enthält 1387 M. Meder, 486 M. Wiefen, 2 M. Öärten, 65 M. Weide, und 430M. Wald. Die Waldungen find mit dem Dorfe Erlenbach gemeinfchaftlich, Der Darüber beftelte Zörfter aber wohnt zu Steinmweiler. Nor Zeiten war die Baadfiube dafelbft, nebft 12 M.

s) Ibidcem Tom. II, pag. 42° ») Lehmanns Speierifhe"Chronit Libr. VII, Eap. 85%

Sfs

458 Dberamt Germerdheint,

Weder und 20 Malter Frucht zu Mannfehen begeben, das nach Ableben eines gewiſſen Thomaffin von Füts tig im J. 1662 eingezogen worden u).

| Bor der Reformation war eine Pfarrei und Kaplanei zu Gt. Ulrih in Steinweiler, zum Land» kapitel Herrheim gebörig x). Golche befizen die Katholifchen allein. Die Kirche ift den heil. Martin und Yorenz gemeihet. Sodann haben. die Reformir ten ebenfalld eine befondere Kirche, Die aber ein di⸗ lial der Pfarrei Rorbach ift. Die Lutherifchen aber find nach Billigheim eingepfarrt.

Den grofen und Eleinen Zehnten in der Haupt» gemarkung beziehet Die Bijchöflih-Speicrifche Rent⸗ kammer, aus einem gewiſſen Bezirke aber die geiſt⸗ liche Verwaltung, und von den Feldern des ehma— * Doͤrfleins Archenweiler Die Kurfuͤrſtliche Hof—

ammer.

4) Rlingen, ein mittelmaͤſiges Dorf von 53 Häufern am Gebirge, fünf Stunden von Germers— ‘heim füdmweftwärts entlegen , fcheint in dem Karofin« gifchen Zeitalter fchon beftanden zu haben, weil die Dabei gelegene Abtei Klingenmünfter von felbigem den Mamen angenenmen hat. Das Dorf Klingen hatte jedoch weder mit dem Klofter, noch mit der Burg Landeden, in Deren Gebiet ed gelegen war, jemalg einige Verbindung, fondern gehörte unmittelbar zur Reichsvogtei, ward auch mit Biligheim an Pfa% verpfändet, und ift big jezt Dabei verblichen.

Neben felbigem fließt Die Wirre oder Finſter⸗ bach, welche auch eigentlich Alingbach heißt, vor» bei, treibt eine Mahlmühle, und eine Waffenfchmidte, lauft nach Möüldoffen, Ingenheim, Steinweiler ꝛc. Nächft dem Drteliegt der fogenannte Hubhof der eb» maligen Abtei und nunmehrigen Probftei Weifenburg.

„) Adta Comprom. Francofut. apud Chlingenfperg pag« IPs x) Würdtiwein Subfid, diplom, Tom.X f} pag . 297«

Amt Billigheim. 459

Die Gemarkung enthält 646 M. Aecker, 32 M. Mingert, 93 M. Wieſen, SM. Weide, und 236 M. Wald. Huffer vorgedachtem Hubhofe find feine- freie Güter vorhanden. Die Waldung ift der Ges meinde zuftändig, und der Hute des Förfterd zu Steinweiler untergeben. 8

Die Kirche zu St. Michael ift zwifchen den Ka⸗ thofifchen und Neformirten gemeinfhaftlid. Von beiden Religionstheilen wird Der Gottesdienſt darin ale 14 Täge wechfeldweife verrichtet, Katholifcher Seit ift folche ein Filial von Klingenmünfter, und Keformirter Seitd von Heuchelheim. Den Wem- auch grofen und kleinen Sruchtzehnten beziehet das Stift Weifenburg allein.

5) Impflingen, ein mittelmäfiged Dorf, zwi⸗ fhen Landau und Biligheim, wird in einem Speis erifchen Sterbregifter vom XIII Jahrhundert Em— phelingen y) genannt. Es ſcheinet mit der Billig⸗ heimer Reichspfandfchaft an. die Pfalz gekommen, und ftets Dabei geblieben zu feyn.

Durch das Dorf lauft die von Mörnzheim fonts mende Quatbach, ziehet nach Insheim und vereis nigt fich mit der Wirrbach. Die von Landau nach Strasburg führende Kandftrafe ziehet Durch den Drt.

Die dermalige Bevölkerung des Orts beftehet in 89 Familien, 300 Seelen ; die Gebäude inı Kirche und Schule, mit gemeinen Käufern. Die Ges marfung enthält 1108 M. Aecker, 57 M. Wingert, 26 M. Wieſen, 73M. Weide, Freie Güter befizen Die Kurfürftlide Hoffammer, Die ehmalige Klöfer Selz- und Eufersthal, die Deutfchordend-Rommene De zu Weifenburg, und der Reformirte Pfarrer, Impflingen hat feinen eigenen Wald, fondern ſtehet mit dem Dorf Insheim in Semeinfchaft.

" y) Ada Acadı Palatı Tom. II, pag. 246.

460 Dberamt Germerdheim,

Die Kirche war dem heil. Aegidiug geweihet z),

Sie ift Dermalen den Reformirten allein überlajfen. Dem dafigen Prediger ift auch Die Simultanfirche zu Insheim übertragen. Die Katholifchen find nach ge: dachtem Insheim, und die Lutherifchen nach Bilug— beim eingepfastt.

Am Wein- auch groſen und kleinen Fruchtzehn— ten beziehet die Kurfürftlichde Hoffammer ein Drit- tel a) , die Freiherren Eckbrecht von Dürkheim auch foviel, und die geiftliche Verwaltung dag übriges leztere auch aus einem befondern Bezirke Den foge: nannten Seelzehnten, und der Schulmeifter den Glo— clenzehnten.

6) Rohrbach, ein betraͤchtliches Dorf , eim halbe Stunde von Billigheim nordofiwärts entlegen, muß mit einem andern gleiches Namens im Oberamt Heidelberg nicht verwechfelt werden 5). In gegen wärtigem Nohrbach hatten die Edeln von Flersheis vormals eine zerbrochene Burg, ſamt ihrem Begriff: und Zugehörungen. Sodann genojien diefelben im Scheidwalde achthalb Eichelreht; vom Bauhofe zu 130 Morgen, 24 Malter Korn; von Der Mühle 10 Malter, don dem Klofter Klingenmünfter 12 und ein halb Malter Korn, und endlich von der Gemeinde 28 Malter Rauchhaber. Diefed Lehen bat im 5. 1435 der Erzbifchof von Mainz wegen der ihm zum Theil verpfändeten Herrfchaft Kirchheim an Hanns von Engaß verliehen c). Im %. 1501 verfügte Jo: hann Ludwig Graf von Naſſau über Die Leben, K

rr—

x) Würdtwein Subfid. diplom. Tom.X, pag. “) Diefes Drittel bat der von Pfalzer. Johann Kaflmie

zum Kanzler befürderte Soft Neuber zu Mannlehen ems

yfangen, das aber im J. 1654 wieder heimfallig und ein; gezogen wurde. Vid. Ada Coınprom, Francof. pag. 112. 4) Davon fieh ı Theil ©, ı52 fqa- | e) Geben am Donnerstag nah St. Lorenzen Tag anna MCCCCXXX quinto, a

Amt Billigheim. 461

Haͤnns von Engaß, Herrn Arnolds feel. Sohn, vor. bin gehabt, nämlid das Gericht zu Rorbach halb, mit aler feiner Herrfchaft. und. Vogtei, an Wajler und Weide 4). Wann und auf welche Art diefes Lehenrecht an die Pfalz gefommen, ift nicht befannt. Vermuthlich aber iſt ed ſchon im XVI Jahrhundert gefchehen. | a hier dem Dorfe fließt Die von Billigheim kom⸗ mende Kappel- oder Kaiferbady vorbei, treibt eine Mahlmühle, und fezet ihren Yauf nach Herxheim u. fi mw. in den Rhein fort. | | Verwichenes Jahr fanden fich in dieſem Dorfe 180 Samilien, 727 Seelen; ı Kirche, 139 Häufer. In der Gemarkung 1545 M. Aecker, LI M. Wingert, 299 M. Wieſen, 111 M. Weide, und 248M, Wald. Die geiſtliche Verwaltung wegen der Kloͤſter Hert, Klingenmuͤnſter und Euſſersthal, ſodann das Doms ſtift Speier, die Katholiſche Pfarrei ꝛc. beſizen dahier anſehnliche Guͤter. Die Waldung gehört der Gen meinde allein, und ift der Obhute des Kurfürftlichen - Foͤrſters zu Steinmweiler untergeben,

Bor der Reformation war zu Rorbach eine Pfar⸗ vei mit einigen Altarpfruͤnden zum Landfapitel Herr» beim einfchlägig e). Die Pfrände auf Dem Altare St. Nikolas hatten die KRurfürften von der Pfalz zu

„verleihen. Die übrigen aber famt dem Pfarrfaz ge» hörten zum Stift Klingenmünfter, Die Kirche felbft ift dem heil. Michael geweihet, und jezo zwifchen den Katholifhen und Reformirten gemeinfchafilich, auch beider Seits mit eigenen Pfarrern beftellt. Der Ras tholifche gehört zum Arzheimer Landfapitel, und hat auſſer Den noch vorhandenen zwo Kapellen oder Pfrüns den zu St. Nifolad und St. Leonhard Fein Filial zu verfehben. Der Reformirte hingegen bat auch Die Kirche zu Steinweiler zu beforgen.

d) Geben am Samstag nach Franciſci. e) Hürdtmwein Subüd, diplom. Tom. X, pag: 296

463 Oberamt Germersheim,

Den grofen Fruchtzehnten beziehet Die geiftlidhe Verwaltung ganz; am Wein- und Eleinen Zehnten aber nur zwei, und der Katholifche Pfarrer das übri. ge Drittel.

Kellerei Birkenhert.

Dieſes geringe Amt liegt meiſtentheils in dem

ſogenannten Weiſenburger Mundat f). Es beſtehet aus ben zwei Dörfern Birkenhert und Bels Ienborn, und dem Weiler Reichsdorf, nächft der Stade Weifenburg. Diefe drei Orte follen un fprünglich zum Klofter Klingenmünfter gehört has ben, von welchem Anſelm von Barbelftein, Wir Fenhert mit feinen Zugehoͤrungen zu Lehen getragen Nach felbigem befam ed im G. 1347 Walram Graf von Spanheim, von dem ed an die Grafen von Veldenz, und die Marggrafen von Baden als Erben der Graſſchaft Spanheim gekommen iſt &), Vermuthlich aber war es wieder zu Afterlehen bes geben; denn Birkenhert und Wellenborn beſaſſen hernach die Herren von Fleckenſtein. Währenden Dreifigjährigen Kriege zog ber Kaifer dad Reber ein, und gab ed dem damaligen Kurmainziſchen Kanzler, Niklaus Georg von Reigersberg, ver auch von der Wittib des Erzherzogs Reopold V von Defterreic und Tyrol, ald Vormuͤnderin und

5) Das Wort Mundat kommt von bem Lateinifchen Emu- nitas her, weil der Vezirk ganz umfteint, und mit vors züglichen Freiheiten begabet if, Sieh Schöpfins Allası Ulufr. Tom. II, pag. 429.

g) AR. Acad. Palat, Tom, IE, pag. 14.

Kellerei Birkenhert. 463

Regentin, im I. 1642 in den Beſiz geſezet 4) worden. Durch den Ddnabrüdifhen Friedends ſchluß ward dieſe Belehnung beflättigt, jebody vers ordnet, daß künftighin die von Reigersberg ſolches Lehen von Kurpfalz empfangen follten i). Kur⸗ fürft Karl Ludwig fand aber räthlich diefes Lebens recht abzulöfen und dem von Reigersberg für allen Anſpruch, den er auf ſolches zu machen hatte, im 3. 1668 anno taufend Reichsthaler zu bezahs len k). Dadurch brachte ex alfo diefe Ortſchaften gänzlich an ſich, und errichtete daraus eine befons dere Kellerei, welche noch wirklich mit einem eiges sen Beamten befezt iſt.

1) Birkenhert, liegt hinter der Zweibruͤckiſchen - Stadt Bergzabern, und hat gegen Süd das folgen« De Dorf Bellenborn zu feinem Nachbar.

Neben dem Dorfe fließt die in der Gemarkung zum Theil entfpringende Erlenbach /) vorbei, treibt eine Mühle, vereinigt fich zu Bergzabern mit andern Waſſern, und lauft nach Hergersmweiler big Leimers- beim dem Rhein zu. Durch den Drt ziehet eine von Bergzabern nach Pirmafens und Zweibruͤcken führens De gemeine Landftrafe.

| Die Bevölkerung beftehet in 57 Familien, 313 Seelen: die Gebäude in ı Kirche und Schule, 56

nn

6) Der Erzherzogin desfalls ausgefertigte Befehl iſt geben zu Inſprugg den ıgten Juny 1642. Vid. Inſtrum. P. ©. Art. IV, $.18.

k) Ada Comprom. pag. 112, es wird aber irrig unter die

. eingezogene Schen gefezt. Nach der Germersheimer Mes galtenbefchreibung vom J. 1697 ift es um befagte 1000 Rthl. erfauft worden.

#) In Crollii Örat. de Tabernis Montanis pag. 7, wird diefe Benennung in Zweifel gezogen. Es hindert aber nicht, daß mehrere Bache diefen Namen führen können.

464 Oberamt Germeröheim,

Häufern und ı Mühle: die Gemarkung in 651 M. Deder, EM. Wiefen, 8 M. Gaͤrten, 1095 M. Wald und Weide. Von der Waldung gehoͤrt Der ſoge— nannte Taubenbühel von ungefähr 180 M. der Kur: fürftlichen Hoffammer, und die übrigen Bezirfe ale Der Bemeinde, Sie find der Hute des Förfters zu Pleisweiler untergeben.

Die Pfarrei Birkenhert, die ehmald zum Lands fapitel Herrheim gehörig war m), befizen Die Ka tholifchen allein. Die Kirche wurde im J. 1743 nek gebaut, und gehört jezo in Dad Pandfapitel XBeifen: burg. Sie ift dem heil. Gallus geweiht, und der Pfarrer hat Bellen- und Blankenborn, auch Reichs» Dorf mit zu verſehen. Die Reformirten und Luthe— sifchen gehen nach Klingenmünfter zur Kirche. |

Am Zehnten beziehet die Kurfürftlihe Hofkam⸗ mer zwei, und die geiftliche Verwaltung ein Drittel,

2) Bellenborn, ein geringes Dörflein, Liegt eine halbe Stunde oberhalb Birfenhert, und grän: zet gegen Nordoft an die Stadt Bergzabern. Ei enthält mehr nicht ald 15 Häufer, in welchen etwan 112 Menfchen wohnen, bat jedoch auch eine Kirche und Schule: die Gemarkung enthält 140 M. Aecker, 20 M. Wieſen, 2M. Gärten, 800 M. Wald und Wei⸗ de. Die im Mundat gelegene Waldung gehoͤrt der Gemeinde, welche auch mit dem Dorf Dierbach den Aattmannsweyber in Gemeinfchaft befizet.

Die Kirche ward im J. 1722 aus Kolleftenge dern wiederum neu gebauet. Es ift darin ein Ma sienbild, zu welchem Wallfahrten gefhehen. Sie gehört dermdlen als ein Filial zur Pfarrei Birfen: bert. Die Reformirten und Lutherifchen find nach Klingenmünfter eingepfarrt. Den Zehnten beziebet die Kusfürftlihe Hoffammer allein. |

3) Reichs⸗

| m) Wärdtwein Subfid. diplem. Tom.X, pag- 294

Stift Klingenmuͤnſter. 465

3) Reihsdorf, trägt feinen Namen nicht mit der That, indem ed nur ein geringer Weiler von 6 Häufern nächft der Stadt Kronmeifenburg iſt. Die ganze Gemarkung beträgt mehr nicht ald 42 M. Meder, ' 11M. Wiefen,, und etwas über ein M. Gärten.

Neben dem Weiler lauft die im Herrfchaftlichen Wald entfpringende Reisbach vorbei, und fällt bei Weiſenburg in die Lauter. Die Kurfürftliche Hofe kammer befizt vier beträchtliche Waldbezirfe in dem Mundat, welche der Dbficht des Förfterd zu Pleig« weiler anvertraut find. Die wenigen Inwohner Danger von dem Dorfgerichte zu Birkenhert vollkom⸗ men ab.

Stift Klingenmünfter und Kellerei Pleisweiler.

1) Klingenmaͤnſter. Dieſes Stift iſt wohl das

aͤlleſte aller zu der Pfalzgrafſchaft am Rhein gehörigen Kloͤſter. Es ſoll urfpränglih Blidenfeld geheiſen, und oberhalb des noch ſtehenden Gebaͤudes geſtanden haben, im IX Jahrhundert gaͤnzlich einge⸗ aͤſchert, vom Erzbiſchoffe Raban zu Mainz naͤher an das Dorf Klingen verſezt und von Quaderſteinen zur Ehre des heil. Michaels prächtig wieder aufer— baut worden ſeyn »). Die erſte Stiftung wird Denk König Dagobert I zugefchrieben Die darüber vors handene Urkunde aber ift nicht ächt, wenigſtens ders felben Schluß verfälfcht. Sonſt heißt ed darin, daß ber Stifter dem Klofter Blidenveld die umliegen« den zur Königlichen Kammer gehörigen Weiler, Xeibs eigene, Wälder, Felder ic. dann fein Dorf Beg⸗ gelingen mit eilf taufend Huben, und fünf hundert

n) Oliverius Legipontiss in Monaftico Mogunt. p. 15.

Pf. Geographie. IITp. 8.

466 Oberamt Germerdheim,

Dienfimännern zugeeignet, es auch von aller Ge— zichtbarfeit befreiet habe 0). Daß dieſe Stiftung einem König Dagobert zuzufchreiben ſey, wird auch durch eine Beſtaͤttigungsurkunde Kaiferd Heinrich IV vom J. Iogo bezeuget, worin Das Klofter ſchon di: Abtei Alinga genannt-wird. Sm J. 1115 ermeu: erte Erzbifihof Adelbert zu Mainz Diefe Dagoserti> ſche Stiftung mit dem merfwürdigen Anhange, dag der Abt zu Elyngen die Beftättigung ‚feiner grif- und weltlichen Berechtfame bei dem Erzſtift Main zu fuchen, und nachdem ihm folche, ertheilt feyn mer de, die Einweihung ton dem Bifchoffe zu Speier zu empfangen hätte p).

Diefes Klofter folgte anfänglich der Regel dei deil. Benedikts, erhielt in der Folge Die reichlichſten Einfünfte, and hatte feinen eigenen Lehenhof. & trug Anſelm von Zarbelftein, und nah ibm Gre Walram von Spannheim, Birkenhert; Emich Sri von Keiningen Den Pfarsfaz zu Goſſersweiler un) Weidenthal; Hermann Braf von Zweibrädfen di Dörfer Bufenberg, Bellenborn und Erlenbach, ne einem Theile der Burg Drachenfels; die Herren van Ochfenftein aber viele andere Dörfer von Den zeitlis chen Aebten zu Lehen, Mit Bewilligung Der Abtei verfaufte Friedrich von Ochfenftein im 3.1394 di Hälfte der Dörfer Goͤcklingen, Gleiſſenzell, Merles beim, Wolmesheim, Infeshein, Offenbach, Born beim und Oberhochſtatt; im folgenden aber den vir ten Theil der Burg Lande und des Dorfes sit ſter, Dann die Hälfte der Dörfer Gleishorbach, Hu chelheim, Appenhofen, Ingenheim ıc. wie auch de Domprodft zu Strasburg, Johannes und Volmat Gebrüder von Ochfenftein ale ihre in obgedachten

- 0) Diefe Urkunde hat der felige Herr Schöpfin in feine Al ade diplomat. Tom. T, num. XXI vollftändig einrucke aſſen.

p) Gmdenns God. diplom. Tom.I, pag.25.

Stife Klingenmänfter 467

Orten gehabte Beſizungen im J. 1416 an Biſchof

Raban zu Speier 4). Auf ſolche Weiſe kam dag

Kloſter an ſeinen Gefaͤllen ſowohl als an der kloͤſter⸗

lichen Zucht in Verfall. Dieſes bewog den Erzbiſchof

Theoderich, einen gebohrnen Schenken von Erbach,

ſoiches der damals ſehr beruͤhmten Bursfelder Eis

nung im J. 1452 zu untergeben r). Allein es fruch⸗ tete nicht viel, indem die Mönchen ſich zu Dem vor⸗ zefchriebenen firengen Lebenswandel nicht bequemen wolten. Sie brachten ed dahin, Daß der Pabſt dag

Klofter in ein Stift von weltlichen Chorherren ins

%, 1491 verwandelte s). Von dieſer Zeit an haben

meiſtens Pröbfte aus dem Pfalzgräflichen Haufe dem⸗

felben vorgeftanden, bis es unter Kurf. Sriedrich III

gleich den übrigen eingezogen worden, Yon den

ehmaligen Aebten und Pröbften find und nur folgen de befannt :

990 Adelbert, ward aus dem Klofter Hirfau zum Abt berufen. Er fol ein gelehrter Mann ge— wefen fenn.

1109 Sigefried, kam ebenfald aus dem Klofter Hirfau nach Klingenmünfter ?).

1226 Jobann , verkaufte dem Domftift Speier, 4 Unzen Pfenning, die auf deſſen Hof zu Mut⸗ terſtadt gehaftet =).

1235 Konrad, ſchenkte dem Speieriſchen Domka⸗ pitel den Pfarrſaz zu Offenbach x).

256 Heinrich, in einer Speieriſchen Urkunde y).

g) Alle dieſe Umſtaͤnde finden ſich in Ac. Academ. Palat. Tom.II, pag. 14. y) Isanmis rerum Mogunt. Script. Tomı I, Lib. V, pag. 764»

-s) Trithemiws ‚Chron. Sponh. pag. 402. |

5) Idem Chron. Hirfaug. Tom.I, ad hos annos,

») Würdtwein Subfid. diplom. Tom.V, pag. 273»

x) Ibidem pag. 280. und in Simonis Befchreibung allen Bifchöffe von Speier pag. 97: |

y) Würdsmwein L. 6. Pag: 306

9a deessas

468 Oberamt Germersheim,

1271 Aertwich, in einer ungedruckten Urkunde des Kloſters Wadgaſſen, die Kirche zu Bockenhein betreffend.

1383 Rudolph, willigte in die von den Herren vor

- Schfenftein gefchehene Verpfändung Des Dorfes Offenbach, und im J. 1390 in jene des Dorfes Mörnzheim 2).

1450 Bernhard, genannt Schiling von Surburg, dankte im J. 1457 ab a).

1457 Erphe Brad von Klingen, ward bon Ku. Sriedrich I zum Verwalter der Mbtei Weiſen⸗ burg im J. 1474 angeordnet, und F 1483 5.

2483 Eucharius von Weingarten, der lezte Abt, willigte noch in die Stiftung einer neuen Altar zu Pleisweiler c), und veranlaßte di

erwandlung des Klofters in ein Stift. |

Km J. 1491 legten alfo die Mönchen ihre Kur ten ab, wurden Chorherren, und befamen ein Probft zum Vorſtand d. | 1492 Rupert, Pfalzgraf bei Rhein, Herzogs Frie

richs von Simmern Sohn, erfier Probft, übe

lieg feine Würde, als erdag Biſtum Regensburz angetretten, an

1493 Johann, Pfalzgrafen bei Rhein, Kurfuͤrſier Philipps jüngften Sohn, der 1507 an jenes Stel auch Bifchof zu Regensburg wurde.

Diefed Stift Klingenmänfter hat noch wirflis feinen befondern von dem Marftfleden gleichen # mens ganz abgefonderten Umfang, und liegt win am Berge, worauf Die alte Burg Landeck geftantı. Bon dem ehemaligen Klofter ift nur noch ein alte Gebäu übrig, fo dermalen zu Getraidfpeichern ge EEE EEE

) Gudenss-Cod. diplom. Tom. V, pag. 709 & 731.

a) Ioannis rer. Mog. Script. Tom.I, pag. 768. >. 6) und in Kremers Geſchichte Kurf. Friedri «) Fe Subäid. diplom. Tom, IX, pa

.259. 4j Simonis fezt ſolche Veränderung ürls ing Fahr 149

Stift Klingenmänfter, 469

‚braucht wird. Für den zeitlichen Stiftfchaffner iſt eine befondere neue Wohnung erbauet. Es fol bei dem Manngflofter auch ein Nonnenklofier zu St. Magdalena vormals befanden haben, der Plaz aber fhon längft zu Wiefen und Weingärten verbraucht worden ſeyn. Ä

In dem Bezirke des Stiftes zählet man jezt To Familien, ı Schule und 6 Häufer. Dazu gehören Die zwei folgende geringe Dörflein,

2) Andringen, eine Stunde diſſeit der Queich und Landau, 4 Stunden von Germersheim weft waͤrts gelegen, ift ohne Zweifel dasjenige Knorin- gen im Speiergaue, wofelbft im %. 775 die Abtei £orfch einen Hof gefchenft erhalten hat e). Das Klofter Klingenmünfter feheint Die Wogtei und andere Berechtfame daſelbſt befeffen,, aber auch wieder an andere zu Lehen begeben zu haben. In einem alten Weistum, welches Die von Flersheim im. XVI Jahr» hundert errichten laffen, beißt eg: „Das Dorf Kno= ringen ift zum Theil Flersheimiſch, Das andere ‚+ Theil denen von Helmftatt gemein, mit aller Ober» „, keit, Sreveln, Bruch, Gebott und Verbott, und gibt jedes Haußgefäß järlich Den Junkeren ein Faß» „nachtshun, auch haben Die bede Herren den Frucht- a, und Weinzehnden ꝛc., Wahrfcheinlich ift nachher ‚Die Gerichtbarfeit eingezogen, und Dem Stift wieder ‚zugeeignet worden, i Durch das Dorf fließt Die von Franfweiler hbers ‚tommende Saimbach, welche nach Effingen, Hochs und fo weiter laufet, bis fie in die Speierbach

t.

| Im vorigen Jahre belief fih Die Anzahl der In⸗ wohner auf 208 Seelen, und der Häufer auf 43. Die Gemarkung enthält 297M. Aecker, 47 M. Wins

e} Codex Lauresh. Tom. II, num. 2155.

93

470 Dberams Germerdheim,

gert, 44 M. Wiefen, 140 M. Weide. An diefer Gemarkung find auch die ehmaligen Klöfter Eufferd: thal und St. Lambrecht , das Domkapitel, dag St. - »Bermang- und Mierheiligenftift zu Speier, Das Ho— fpitat zu Landau ıc. begütert. |

Die zum Landfapitel Weiler unter Rippurg ge: hoͤrige f), und den heil. Philipp und Jakob geweis hete Kirche ward den Katholifchen alein zugeeignef, und im J. 1771 neu gebaut, ift aber dermalen ein Filial der Pfarrei Bornheim. Die Neformirten im nach Dffenbach eingepfarrt, und halten ihren Got: tesdienft auf dem Rathhauſe; die Lutheriſchen aber Der Pfarrei Schwechenheim einverleibt. |

Am grofen Zehnten ziehet Die geiftliche Vermal ‘Jung zwei, und der Katbolifhe Pfarrer Des Dr ein Drittel; am kleinen gedachte Verwaltung einch Der Katholifche Pfarrer eines, und die Gemeint | das übrige Drittel. Den Glodenzehnten geniefet dr Katholiſche Schulmeifter ald einen Befoldungstheil

3) Blanfenborn, liegt im Gebirge, Hinte Klingenmänfter, fieben Stunden von Germerggein ſudweſtwaͤrts. Vermuthlich war es anfänglich nut ein zum Ktofter Rlingenmünfter gehöriger Meyerhii woſelbſt Die Mebte, oder die Damit belehnte Herre "Yon Dchfenftein ein Jagdhaus erbauet haben. Mi nigſtens behaupten Die Inwohner des Ortes, Daß ver Zeiten ein kleines Schloß allda geftanden, welde? man das Yägerhaus genennet. Als Otto Hemtt Dehfenftein im J. 1369 den halben Theil feine Br fizungen in dieſer Gegend an Konrad Landſchad, Bizdum zu Neuſtadt, und feine Ehegattin rede von Hirſchhorn, um 5000 Goldgulden verfaufte, nahm er das Dorf Blanfenborn namentlich aus g). Es iſt alfo vermuthlich erft nach gänzlicher Erlöfhun ————

f) Würdtwein Subſid. diplom. Tom. X, pag. 301. g Gudenns Cod. diplom. Tom.V, num, LXI, pag; 671 fay

Stift Rlingenmünffer. 47

des Ochſenſteiniſchen Mannsſtammes dem Stifte heimgefallen.

Die Bevölkerung beftehet in 19 Zamilien, die 100 Seelen ausmachen. Die Gebäude in ı Kirche, ı Schule, 16 burgerlihen Häufern. Die Gemar⸗ kung in 98 M. Aecker, 26 M. Wieſen, 2 M. Bärten, 48 M. Weide und 290 M. Wald. Die Waldung ge» hoͤrt theils der geiſtlichen Verwaltung, theils aber der Gemeinde, und iſt dem Foͤrſter zu Pleisweiler zur Hute anvertraut.

In dem Doͤrflein befindet ſich eine Kirche, die dem heil. Bartbolomaͤus geweihet iſt. Die geiſtliche Verwaltung bat ſolche im J. 1765 ganz neu erbauen laſſen; fie ift den Katholifchen zuftändig, und gehört als ein Filial zur Pfarrei Birkendert.

Den Zehnten von allen Feldfruͤchten nesiebet die geiftliche Verwaltung Namens ded Stifte.

Zum Stift Klingenmänfter gehört auch ein * traͤchtliches Hofgut mit verſchiedenen anklebigen Ge⸗ in der Pfalz-Zweibrädifhen Oberamtsſtadt

ergzabern,, welches eine befondere Schaffnerei, dermalen aber mit der Kellerei zu Pleisweiler ver⸗ einiget if. Serner eben diefe Kellerei, Die aud dem ae Nameng, und dem Dorf a? eftehet

5) Pleısweiler. Ein anfehnliches Dorfim Gen birge, nächft Bergzabern, fcheinet zu den erſten Stife tungsgütern des Kloſters Klingenmünfter zu gehören, und an deſſen adeliche Dienfimanne zu Lehen bege- ben gewefen zu feyn. Otto Herr zu Dchfenftein vers pfändete feinen Theil des Weinzehnten zu Blizwi⸗ fer als eine Zusehör feiner Velten Meifterfelde im 5. 1369 zur Hälfte an Konrad Landfchaden, Vizdum zu Meuftadt, wie in der Einleitung zum Unteramt Landecken näber bemerkt werden folle. Es bat da⸗ ſelbſt eine Burg geftanden, welche Kurf. Friedrich I von Eberhard Goͤz von im J. 1473 er⸗

94

472 Oberamt Germerdheim,

kaufet haben ſolle h), Vielleicht hat auch Die Wog« tei dazu gehört. Wie und wann aber fowohl jene Burg, als diefe niedere Serichtbarfeit wiederum au Das Stift gefommen, bleibt noch zur Zeit unbefannt, Im Y.1535 entfland zwifchen Dem Kapitel deg Sufts, Dann den beiden Gemeinden Pleisweiler und Dber: boffen ein Streit über verfchiedene Punkten, welchen ‚Kurf, Ludwig V dahin verglichen, Daß „„ı) beide Gemeinden den Weinzehnten nach Recht und Br „wohnheit, nämlich Die zehnte Logel, Dem Stift gr treulich und ohne Betrug reichen. 2) Wegen der gr Polizei- und Dorfseinungen ed nach Inhalt deg „Gerichtsbuches gehalten, Die Frevel durch Scult: heiß, Bericht und Büttel gerüget, undden Stift angezeigt, auch allda Die Uebertretter zur Straf: m gezogen, und die Bufen erhoben, endlich 3) die „Unterthanen zu Pleisweiler und Obernhofen wegen „ausſtaͤndigen Zinnfen und Bülten von dem Stifte „in deffen Schloß zu Pleisweiler gebotben, und mi ihnen gehandelt werden fole 5). _ -

Hieraus folgt alfo von felbft, daß die Burg und Vogtei des Drted damals ſchon zum Stifte ge: bört haben muͤſſe. Als aber Diefes eingezogen -und die Gefäle der geiftlihen Verwaltung angemiefen worden, machte dieſelbe daraus eine befondere Kel:

lerei, wobei ed auch bis jezo verblieben iſt.

Mitten Durch dag Dorf lauft die im Gleiſen— zeller Wald entfpringende Bach nach Oberhoffen um Niederhorbach, treibt zwei bundert Schritte vom Ort eine Warfenfchmidte, und fällt in die fogenan te Hünerbach.

Don der alten Burg ift nichtd mehr übrig, fon: Dern Das Mauerwerk in jüngern Zeiten zu Erbauung

*

kb) So heißt es zwar in Adis Comprom. Francofurt. Ba2. 96. Hert Kremer in feiner Gefchichte Kurf. Srieds rich I pag. 649, verftehet aber ſolches von Birkweiler.

jJ Datum Heidelberg Montags nad Francilei anno &c. 34,

!

Stift Klingenmuͤuſter. 473

nöthiger Weinkeller und Getraidfpeicher verwendet

worden. u Dermalen befinden ſich 96 Familien, 478 See

den , 2 Kirchen, 2 Schulen, 82 Häufer im Dorfe,

und in der Gemarkung 181 M. Aeder, 84 M. Wins gert, 73 M. Wieſen, 7 M. Bärten, und 330 M. Wald, An den Waldungen ift nur ein geringer Bes zirk der Gemeinde zuftändig, das übrige gebört zur Burg Pleisweiler, jezt aber der geiftlichen Berwals

tung. Diefe befizt auch noch einige Hedenbüfche im

Pfalzzweibrädifchen und in dem. Sranzöfifchen Ho: beitsgebiete, welche mit einander 120 Morgen Yan»

des ausmachen. Ueber alle diefe Waldungen ift ein

befonderer Förfter beftellt, der im Pleisweiler feine Wohnung bat, Die Pfarrei war fonft zum Landfapitel Here»

beim einfchlägig %), nun aber zum Weifendurgen

Segen Ende des XV Jahrhunderts fliftete Der Frü> bemeifer Niklas Ded eine Pfründe auf U. L. & Altar in der Pfarrfirche, und ordnete Dabei, daß Die Verleihung dieſer Pfründe, fo oft fie ledig wers de, den Drei Gemeinden Pleisweiler, Dberhorten und Weyher zuftehben, und aus einem Ddiefer drei Dörfer ein Priefter, der St. Micheld eigen, (da$ ift des Stiftd Klingenmünfter Unterthan) ernennet,

Dem Abt zugefchikt, und von dem Domprobſt zu

©peier inveftirt werden folle 4). Der Pfarrfaz felbit, wie auch die Verleihung der Srühemefferei, gehörte dem zeitlichen Abt oder Probſt unmittelbar m). Die Kirche hat die heil. Apofteln Simon und Judas zu

k) Würdtwein Subfid. diplom. Tom. X, pag: 295,

/!) Ibidem Tom. IX , pag. 351.

”) Im geiftlien Lehenbuche Kurf. Philipps ftehet folgene de merkwürdige lirkunde: Ioannes D. G. Com, Pal. Rh, . Bav, Dux & prepofitus Ecclefie Collegiate $. Michaelis Archangeli in Clingenmünfter &c. notum facimus, cum honorabilis nofter D. Andreas Berren de Geklingen pri-

85

474 Dberamt Germersheim,

Patronen. Sie ift den Katholiſchen allein zuftändig,, und im %. 1755 wieder ganz neu erbaut worden. Die Reformirten haben fich ein Bethaus errichtet, Das zur Pfarrei Klingenmänfter gehöret, wohin die Zutberifchen ebenfalls eingepfarrt find.

Den grofen Srucht- und Weinzebnten beziehet die geiftlihe Verwaltung allein, der kleine aber iff Dem zeitlichen Keler angemiefen.

5) Öberhofen liegt nur eine halbe viertel Stun. de von Pleisweiler, und ift 41 Häufer ſtark; die Ge: marfung aber enthält 144 M. Aecker, su M. Win gert, 25M. Wiefen, und 8 M. Gärten.

Erft im J. 1720 ift von zwei burgerlichen Ehe Teuten eine Kapelle zur Ehre des heil. Sebaftiand geftiftet, und der Pfarrei Pleismweiler ald ein Filial einverleibt worden.

Mit dem Zehnten wird ed Durchgehendg wie zu Pleisweiler gehalten. Auch das Siegel ift mit Dem: gelben gemeinfchaftlih, und ſtellt den heil. Michael als des Stiftd Patronen dor, wie er den hoͤlliſchen Drachen überwindet.

tn

miffarius in Blyswiler Spir. dioec. perimutacionis, feu fim- licis refignacionis caufa primiffariam in perfonam Valen- ini Griefer de Bergzabern transferre propinat, nos uti prepofitus &c. & Patronus Confenfum praeftitimus &c in- cujus rei teftimonium prefentes &c. Secreto Ilr ftrifämi Principis Dni & genitoris noftri quo in hae jzır- te utimur communiri jufımus. Datum &c. VIII met | Aprilis anno Dni Mmo quingentefimo [exto,

Be) ii 415

| 27

Unteramt Landecken.

Vorbericht.

Mas Unteramt und die Kellerei Landecken macht

* einen ſehr beträchtlichen Theil ded Oberamıb _ Germersheim aus, und hat feinen Namen von der im aufſteigenden Waldgebirge vormals geflans denen Burg Landeck, die von ihrer Lage biefen vielbedeutenden Namen erhalten hat. Won ihrem Urfprunge und ihren aͤlteſten Beſizern fehlen alle glaubwürbige Nachrichten. In den fabelhaften Alterthuͤmern des ehmaligen Königreichs Auſtra⸗ ſien oder Klein-Frankreich wird erzaͤhlet, daß Landfredus, ein Verweſer der Fraͤnkiſchen Koͤni⸗ ge, im J. 420 das Bergkaſtell Candfreduseck, erbauet, König Dagobert im Jahr 620 erweitert, und zum Königl. Stuhl verordnet habe zc.

Im Anfange des XIII Jahrhunderts müffen entweder die Grafen von Eberflein, oder bie Gras en von Reiningen diefe Burg befeffen haben. Dein als des Grafen Friedrichs von Leiningen mit Agnes von Eberſtein erzeugten Söhne, Friedrich und Emih, im J. 1237 unter fich eine Xheilung vor⸗ nahmen , erhielt der leztere unter andern auch bie Burg Santhechen mit aller Zugehör, auffer dem Erb- und Eigen zu feinem Antheil #). Diefer

——__ en ») Diefe Theilungsurfunde findet fi in den Seiningen- Weſterburgiſchen rechtlichen Auszuͤgen, Anter den Vei⸗

476 Dberamt Germeröheim,

Graf Emich erlangte nicht nur von K. Wilhelm im J. 1352, fondern auch von Heinrich Grafen zu Zweibrücken im J. 1254 die Bewilligung, feiner Gemahlin Elifaberh ein Wittum von ſechs hundert Markt Silber auf die Burg Lande und ihre Zus gehörungen zu verfihern 0). Da gebadyter Graf von Zweibräden von feinem Antheil fpricht, fo folget daraus, daß dieſe Burg damalen unter

anehrern gemeinfchaftlich gewefen feyn muͤſſe. Dbis |

ger Graf Emich erzeugte einen einzigen Sohn gleis den Namens, und diefer flarb ums Jahr 1280 ohne Kinder von feiner Gemahlin Katharina von Ochſenſtein, mweöhalben fein Theil an Landecken entweder an die Grafen von Zmweibrüden, ober bie Herren von Dehfenflein gefallen feyn mag, Me: nigſtens findet ſich in der Folge Feine Spuhr mehr, daß die Örafen von Leiningen etwad daran befefs fen haben, fondern fie war zwifchen jenen beiden Haͤuſern gemeinfchaftlid. Denn ald Graf Wals zam Il von Sweibrüden mit feinen Vettern im J. 3333 bie bis dahin noch unvertheilt gebliebene Burgen und Herrfchaften abtheilte, fiel den Gras fen Simon und Eberhard von Zweibrüden bie Burg Lande namentlich zum Looſe, und im G 3369 beſchwohren Adelheid von Ochſenſtein, ein Wittib Rudolph Pfalzgrafen von Tübingen, und Johanu von Ochſenſtein, Dechant des, mehrern Stifts zu Strasburg, mit Dietber Kemmerern und Konrad Landfchaden, feinem Schwager, einen

| +) Den Beftättigungsbrief X. Wilhelms fiehe in dee Herrn J Orig. Bipont. Part. II ) Sect. 1 Cap. 111 pP» 108 » Prob, IV,

Unteramt Landecken. 477

Burgfrieben in den veften Landegge und Mleis fierfelde p)- | A‘

In eben biefem Jahre verfaufte ‚„, Dtto Herr zu Ochfenftein dem firengen Ritter Konrad Lands „ſchaden, Vizdum zu ber Nuweuſtatt, im Spi⸗ „rer Bisthum gelegen, und Greden von Hirz⸗ „horn, feiner ehelichen Haußfrau, feine veſte „Meiſterſelde halb, und alles was darzu gehoͤr⸗ y, te halb, mit Namen feinen Theil des Wein⸗ „zehntens zu Blizwiler halber, dad. Dorf Hor⸗ „bach halber, Glißencell dad Dorf halber, zu „» Monfter (Rlingenmünfter) feinen Theil halber, „zu Ingenheim, was er Rechtes da hatte, hals ‚, ber, feinen Theil des Layenzehnten zu Juſes⸗ „heim halber, Dffenbach dad Dorf halber, zu „Oberluſtatt feinen Zehnten und Güter halber, „nusgenommen achtzig Achtel Korn Geltes, die », Dttomann fin Sohn ba hatte, und zwanzig „Achtel Korn Gelted, die Goͤzen von Mülhofen und fine Brüder, dann vier Achtel Korn Geltes, die Rudolph) von Zeiffenfeim von ihm zu Lehen hatte; Lengenfeld das Dorf halber , nögenom« y, men vier und breifig Uchtel Koran Geltes, bie „Schlizweck von Landau von ihm zu Lehen hatte, y, und dabei das Fiſchwaſſer halber, das man nennt die Horbache 2c. Swebichenheim das Dorf halber, und ſeinen Theil des Zehnten auch „teigener Guͤter, bie er daſelbſt hatte, halber, „Odersheim dad Dorf, und was er Rechts allda

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p) Die darüber ausgefertigte Urkirhde Fann man in des » Herrn von Gudenus Cod, diplom. Tom, V, p. 674, num. LXII nachſehen.

473 Dberamt Germersheim,

hatte, halber, ußgenommen dreifig Achtel Korn „Geltes, fo die von Medenheim, und zwanzig „Achtel, fo die Vock von Erpfenflein von ihm zr zu Zehen hatten, zu Heinfeldt feinen Theil bals ber, und was darzu gehörte, und Mobenberg j, unter Meifterfelde gelegen halber zc. um fünf ;> taufend guter Eleiner Gulden von Florenz gut

j, von Gold zc. ‚, auf einen Wiederkauf, behiel⸗

te fich jedoch feine Mannfhaft, Kirchenfaz , und alle von der Herrſchaft rührende Zehen, nebfl dem Dorfe Blankenborn ausdruͤcklich vor g).

Im J. 1379 verpfändete Hannemanu Graf von Zweibruͤcken Herr zu Bitſch ſeinen Theil an der Veſtung Landeck halb an Pfalzgrafen Ruprecht

den aͤltern, um ſechſthalb hundert Gulden und ein hundert vierzig Pfenninge. Drei Jahre darnad

that Heinrich Graf von Zweibrüden und Merr zu Bitſch auf feinen Erbtheil, den er an den Bur⸗ gen Lemberg, Lindenbol und Lande ſamt ihren Zugehörungen nachzuſuchen hatte, zu Gunſten jeis ner ältern Brüder, Hannemann, Simon Weder und Friedrich Verzicht r). |

Um diefe Zeit befand ſich Friedrich Herr vos |

Dchfenftein auch in bein Mitbefize diefer Herrfchaft; denn er bewibmete feine Genahlin Elifaberh vun Zweibruͤcken, obgebachter Grafen Schwefler, auf dad Amt Klingenmünfler und Landeck; dann auf bie halbe Theile an leifenzel, Gödlingenr,

9 Bei eben gedachtem von Gudenus am angezogenen Orte |

num. LXI. j 7) Orollins in Orig. Biment, Part, I], Gap. ul; pag- ıiks net. C. ——

Unteramt Landecken. 479

Dffenbah, Mörnzheim, Insheim, Wolmerss heim, Bornheim und Dberhochflatt, welche Doͤr⸗ fer alle zur Burg Lande gehörten ). Als er nun im J. 1411 mit Tode abgieng, fielobige Hilfs te auf feinen Bruder Volmar, und von diefem iur Sahr 1426 auf feinen Sohn Georg, ben lezten Herrn von Ochſenſtein. Diefer belehnte no im Sahre 1474 Niklanfen von Flersheim in Gemein⸗ Schaft Hannſen und Friedrichen von Flersheim, z, mit ſechszig Mark Silber, Zebenten, Aecker „und Wieſen nicht? ausgenommen, was er im dem Dorfe und Gemarke zu Niederluftatt hats „, te, und bie Paflorei daſelbſt 2). | Sm J. 1484 verfchrieb ſich der Abe und Kou⸗ vent des Kloſters zu Klingenmuͤnſter gegen Kur⸗ fuͤrſt Philipp von der Pfalz, daß er ihm die Och⸗ fenfleinifche Lehen, wie fie fällig werden, leihen wolle. Im folgenden Jahre farb aud) Georg U von Ochſenſtein ohne Erben, und obfchon er dem mit feiner Schwefler Kunegund vermählten Gras fen Heinrich von Zweibrüden, die vom Biſtum Mez zu Lehen gegangene Herrſchaften vermacht hatte, fo 308 deunody dad Haus Defterreich bie Pfirtiſchen Antheile, und obgedachter Kurf. Phis lipp die Haͤlfte der Burg und des Amts Landeck an ſich; dieſer aber belehnte damit obgenannten Grafen Heiurich von Zweibruͤcken, und übte die

s) In der den Zweibrüdifhen Kalendern angehängten Ges ſchichte des Herzogtums Zweibrüden, wovon gedadhter Herr Profeflor Crotlius der Verfaſſer ift.

s) Geben uf Mittwoch nad St. Martins Tag ald- man

alte MCCCCLXXIV Gar,

480 Dberamt Germerdheim, ber Herrfchaft anklebigen Rechte aus, da er ſich

in einem Hannfen von Fleröheim ſchon im Sabre 1485 ertheilten Lehenbriefe alfo ausdruckt: „Als „wir den Theil zu Landeck mit feiner Zugebörde, „den bievor der Edele Herr Georg von Ochſen⸗ ‚, fein vom Stift Monſter zu Lehen gehabt, an „, und gebradht han, darzu dann die Mannfchaft ;, dbeffelbigen von Ochfenflein, was unterhalb ber „Lutter gelegen, gehörig ifl, und unfer getrener „, Amtmann zu Rautern, Hanuß von Flersheim, in Semeinfchaft belehmer ift ic. ban wir dem ‚» gemelten Hanf von Flerbeim LX Marf Sit „bers, Zebent, Aecker, Wießen ꝛc. nichts us „, genommen, was er in dem Dorfe und Gemark „Niederluſtatt hat, und die Paſtorei daſelbſt ıc. ;, gelühen ꝛc. #).

Im 3.1489 erledigte ber Kurfürft mit 3000. fl. einige zum Ochfenfteinifchen Lehen gehörige, vorhin aber verpfändete Dörfer, worüber ihn der Abt und Konvent zu Klingenmünfter quittirte x).

Die übrigen zur Burg Rande? gehörigen Doͤr⸗ fer und Gerechtſame trug zwar der Graf von Zwei⸗ brüden annoch zu Afterlehen. Allein in der be kaunten Baierifchen Fehde hatte ſich Kaifer Man milian I des ganzen Pfälzifchen Antheils bemaͤch tigt, und im J. 1504 dem Herzoge Ulerander zu | Zweibrücken unter andern für die Kriegsunkoͤſten

ange⸗

4) Geben uf Freitag nah Martini anno Dni MCCCCLXXX uinto. =) Mermuthlic war es ein Theil derjenigen Stüde, Die an Kontad Landfchaden verpfänder gewefen,

Unteramt Landecken. 481

angewieſen. Allein durch den Koͤllniſchen Spruch ward alles wieder in ben vorigen Stand geſtellt ). Bald darnach fiarb Georg, der einzige Sohn des obgedachten Grafen Heinrichd von Zweibrüden und Bitſch, ledig und ohne Erben. Diefer fezte zwar feinen Vetter Jakob, den legten Grafen von Zwei⸗ brüden and Bitſch, zum Erben feiner Herrſchaf⸗ ten eins Allein der Kurfürft von Pfalz z0g das Amt Lande zur Hälfte an ſich, wobei es auch hernach beftändig verblieben iſt. Die andere Hälfe te hatten ſchon vorhin, wie bei dem Kloſter Klins genmünfter bereitd angeführt worden, im Sabre 1394 Friedrich von Ochfenflein, und im J. 1416 feine beiden Brüder, Johann und Volmar, an die Bifchöffe von Speier verfauft , mithin dieſe an dem ganzen Amt eine Gemeinſchaft erlangt gehabt. Das hohe Kurhaus Pfalz behauptete aber alle der Zandeshoheit anflebig geweſene Vorzüge, woraus mehrfältige Irrungen and mechfelfeitige Beſchwehr⸗ den entflanden. Es wurden zwar zwilchen beiden Theilen einige Verträge abgefchloffen , die Haupt⸗ anflände aber niemals aus dem Grunde gehobeit, fondern durch bie hernach darzwifchen gefommene Franzöfifche Anfprücde auf das ganze Oberamt Germersheim die Sache noch mehr verwirrt, bis

y) Hett Schöpfin in Alfat. NMluftr. Tom. II, pag. 184, und Herr Crollius in obgedachten Geſchichtskalendern behaups ten zwar, daß Herzog Mlerander das Amt Landeck auch nachhero im Beſize gehabt habe, und ſolches erſt im J. 1560 an die Pfalz ruckgekommen ſeye. Allein, da vo 5.1510 und in folgender Zeit die Beamten von Kurpfalz vorfommen, fo muß auch felbige ſchon damals im WBefize geweien fepn, |

Pf. Geographie IL. Ch. Hb

482 Dberamt Germeräheim,

endlich weiland Kurfürft Johann Wilhelm von der Pfalz, und ber Biſchof zu Speier, im I. 1709 faͤmtliche Steittigkeiten durch einen feierlichen Aus⸗ tauſch in der Güte beigelegt haben, womit die Speieriſche Hälfte diefed Amts Landecken auf ewig an Kurpfalz abgesretten worben iff.

Sp lang jene Gemeinfhaft beflanden,, war dad Amt Kurpfülzifcher Seits mit einem adelichen Amtmann beflellt, der den Namen eines Fautd führte. Won felbigen find noch im Andenken: 3510 Leonhard Schertlein, Faut zu Landeck und

Billigheim. . 2516 Hand von Rofenberg. 1540 Heinrich von Altorf genanut Wollenfchlige, 1569 Philipp von Roͤdern.

1596 Friedrich Boos von Walde.

1615 Philipp von Helmſtatt. | 1630 Sohann Niklaus von Helmſtatt. 1672 Friedrich Chriflian von Bawyr.

1679 Friedrich Dieterich von Zillenhart. |

Unter Kurf. Karl Philipp ward noch Karl Franz von Jungken ald Amtmann zu Landeck m ftelle. Seit deffen Tode aber wird biefes Am durch einen Beamten verwaltet, ber zugleich dr KRameralgefälle zu verrechnen hat. Dieſem ifein Amts- und Gerichtſchreiber, nebft einem YUmtdı zeuter oder Einfpännigern und einem Vothen bei gegeben. u Die zum Amte Landecken gehörige Ortfchafter liegen theild auf der rechten, theild auf ber linker Seite der Queiche. Auf der rechten find geleger Rlingenmünfter, Gleiſenzelle, Gleishorbach, dal

Unteramt Landecken. | 483

Sofferöweiler Thal mit den Dörfern Goſſerswei⸗ Ir, Sulz, Stein, Volkersweiler, Lug und Schwanheim. Heuchelheim, Göklingen, Appen⸗ hofen, Mörnzheim, Insheim, Dffenbach und Wolmersheim. Auf der linken aber Bornheim, Ringenfeld , Oberhochflätt und Schwechenheim. Diefe Dörfer finb meiftend mit andern, theils , zum Oberamt ober den Kellereien, theild zum Biſtnm Speier und der Stadt Landau, aud dem Adbel gehörigen Orten, vermiſcht. | |

1) Rlingenmuͤnſter ift ein Markiflecken, unter Dem Schloß Lande, Er fcheinet feinen Urfprung and Dramen von dem nächft dem Dorfe Klingen er= ; bauten Klofter oder Münfter (Monafterium) erhalten zu haben, Nebſt den dafelbft eingeführten Andach⸗ ten, dem Felobau, und übrigen Nahrungsgewer⸗ ben, welche die Mönchen nothwendig gehabt, mag auch Die nächftgelegene Burg Landeck veranlaßt ha⸗ ben, daß nach und nach mehrere Wohnſtaͤtte bei die— * Wuͤnſter aufgebauet worden. Die Gerichtbars eit Darüber hatte jedoch mit dem Klofter feine Ver- 4 Bindung, fondern gehörte zur Burg, wie aus einer y in der Einleitung angeführten Urfunde Des Dito ; Herrn von Ochfenflein vom J. 13609 zu fchliefen iſt. | Durch den Flecken lauft die im Gebirge ober« Halb Suͤlz aus Dem fogenannten Narrenbrunn ent« n! ſpringende Sinfterbach, treibt in der Genarfung T eine Säg- und eine Oelmuͤhle, dann drei zum Stift ir gehörige Mahlmühlen, fließt nach Klingen ıc. und galt zu Hert in den Rhein. Die alte Burg Lande fteht noch in ziemlich gutem Mauerwerk nebſt einem # Des befindlichen Thurme, und der alte Amtshof une sen Daran, | Eine viertel Stunde vom Fleden gegen Süd Hat vormals Die peinliche ar Ya iſt

484 Oberamt Germeräheln,

aber im J. 1713 bei Belagerung der Stadt Landau zerftöhrt worden. Du

Die Bevölkerung beträgt 180 Familien, 910 Seelen. An Bebäuden finden ſich 3 Kirchen, 139 Häufer,, nebft obigen 4 Mühlen. Die Gemarkung enthält 464 M. Meder, 141 M. Wingert, 214 M. Miefen, 17 M. Bärten, 110 M. Weide, un un gefähr 3000 M. Wald,

Auffer jenen Feldgruͤnden befizet die Kurfürlls che Hoffammer den zur Burg Landed gehörigen | genanuten Schwedifchen und Speierifchen Kamen: bof, die Domprobftei Speier, dag zum St. Niflıt Kirchlein gehörige Hofgut, und dag ebmalige Kr fter Wernersmweiler im Weftrich , den fogenannel Werfchweiles Hof ꝛc. Don den Waldungen geht sen an einem Gtücde ungefähr 1000 Morgen ji Burg , bei 1560 Morgen der Gemeinde, 415 Mir gen verfchiedenen Inwohnern des Ortes, zum Ei aber 1560 Morgen. Ale diefe Waldungen fieh‘ der Hute des Kurfuͤrſtlichen Foͤrſters zu Plet weiler.

Vor der Reformation war die alte Stiftskirh au St. Michael die ordentliche Pfarrkirche, und din Landfapitel Herrheim untergeben.. Dazu gehört Die beiden Kaplaneien zu St. Niflag und Dar Magdalena, nebft zwo Pfründen zu St. Katharin und St. Wendelin, wie auch das auf dem Gott ader geftandene fogenannte Kreuzfischlein. Lezlen ift zwifchen den Katholifchen und Reformirten ! mein, wird aber wenig gebraucht, feitdem die Re formirten eine eigene Kirche in.dem Flecken erbaut haben. Das St. Niklas Kirchlein ſtehet nod !! feinem wiewohl baufäligem Mauerwerk auf dem fi genannten Domdechaneihof, wozu felbiges jederze gehört dat. Das St. Magdalenen Kirchlein I ‚gänzlich eingegangen , und der Plaz davon zu Ader feld benuzet worden. Die grofe Stiftskirche beſize! Die Ratholifchen allein. Sie iſt ums J. 1736 PM

Unteramt Landecken. 485

ber geiftlichen Verwaltung neu gebauet worden, und fiehet Dermalen unter dem Landfapitel Arzheim. Der Pfarrer hat Die Kirchen zu Sleifenzell, Heuchelnheim und Klingen, nebft dem Dorf Sleishorbach zu ver: ſehen. In dem Kurfürftlichen Amthauſe befindet fich auch eine im %.1716 von dem damaligen Beamten erbauete Kapelle. Der Reformirte Prediger ftehet unter der Infpeftion Billigheim, und bat die um» liegenden Dörfer Birfenhert, Blanfenborn, Gleie ſenzell, Horbach, Dimbah, Pleismweiler, Obernho⸗ fen, Schlettenbach und das ganze Goſſersweiler Thal zu Filialiſten. Die Lutheriſchen haben ebenfalls eine Kirche aus geſammeltem Allmoſen errichtet, und ei« nen Prediger angeordnet, der viele von den obigen Dörfern nebft verfchiedenen andern Dörfern zugleich beforgen muß, Den grofen Frucht- und Weinzehnten beziehet die geiftliche Verwaltung Namens des Stiftd, den kleinen aber der zeitliche Beamte ald einen Befols Dungstheil, Mebſt dem ordentlichen Gericht, Das mit einen Schultheife, einem Anwalt, vier Schöffen und ei— nem erichtfchreiber beftellt ift, befindet fich auch ein Stiftsſchultheis dafelbft, wie auch ein befonderes Hubgericht, welches die in den fogenannten Haber⸗ büfchen vorgehende Waldfrevel zu thädigen hat.

2) Bleifenzelle und 3) Gleishorbach. Diefe beiden Dörfer liegen nur eine halbe viertel Stunde von einander, find Durch einen Wingertsberg abges fondert, und machen nur eine Gemeinde aus. Es wird behauptet, Daß auf dem dazwiſchen gelegenen Berge vormald eine Kirche und einige Häufer ge: ftanden, fo Selle geheiſen, und zum Klofter Klingen» münfter gehört haben, in Der Folge aber verftöhrt, und an den Fus des Berges verſezt worden feyen. Da noch wirklich vieles Grundgemäuer Dafelbft vors « handen und Die neue Kirche er ren

3

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486 Dberamt Germerdheim,

worden ift, fo fan es wohl fenn, daß in erften Zei- ten eine zum Klofter gebörige Zelle bei dortiger Kir: che aufgefchlagen gewefen, und in der Folge Diefe beide Dörfer Daraus entftanden find. Daß ein und anderes urfprüänglich vom Klofter abgehangen habe, und mit andern Drten zu Leben begeben gewefen, Durch Friedrich Herrn von Ochfenftein aber Gleiſen— zell im J. 1394, und Gleishorbach in Darauf folgen dem Fahre zur Hälfte an die Bifchöffe zu Speer verfauft worden, ift in der Einleitung zu dieſen Amte fchon gefagt worden.

Eine holbe viertel Stunde im Gebirge entfpringt Das fogenannte Arebsbädhlein, lauft oberhalb Gteid: borbach vorbei nach Niederhorbach, wofelbft es fid wit Der von Pleisweiler fommenden Bach vereinigt.

In beiden Dörfern zählıe man verwichenes Jah zuſammen 135 Familien, 553 Seelen, aKirchen, ; Schulen, 96 burgerliche Haͤuſer. In der Gemar fung 1600 M. Aecker, 11 M, Wingert, 103 M. Wir fen, 16M. Gaͤrten, und 1700 M. Wald. Die Kur fürftliche Hoffanımer und der Deutſche Ritterorden befizen darin anfehnliche Höfe, Die gäiftliche Verwal: tung aber die ehmaligen Kirchengüter.

Die alte Pfarrkirche auf dem Sleifenzeller Ber: ge war zur Ehre des beiligen Dionyfius geweihet.“ Mährender Zeit, ald die Proteftanten folche im Be; fize gehabt, ift dieſelbe in Verfall gerathen, im Dreis fisjäbrigen Kriege aber von Seiten eines Königlichen Sranzöfifden Miffionärs eindweilen verfehen, und im J. 1684 mit einem Pfarrer beftellet, auch Den Ka: tholifchen allein angemwiefen,, jedoch in Der Folge Der Pfarrei Klingenmänfter einderleibt und im 3. 1746 neu gebauet worden. Die Reformirten haben zwar auch eine eigene Kirche, find aber gleich den Lutheri⸗ ſchen nach Klingenmünfter eingepfarrt.

Den grofen Frucht- und Weinzehnten beziehet die geiftlihe Verwaltung Namens des Stifts, Den Heinen aber Der zeitliche Schultheis.

Ä

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Unteramt Landecken 487

Soffersweiler Thal.

Siefed Thal begreift über dritthalb Stunden fu feinem Umfange, und liegt gberhalb Landau in dem Vogeſiſchen Gebirge acht Stunden von der Dberamtöftadt Germersheim weftwärts entlegen. Es beftehet aus ſechs geringen Ortfchaften, melde dergeftalt an einander hängen, daß gegen Oſt Suͤlz und Stein, gegen Sud Gofferöweiler, ger gen Wet Schwanheim, gegen Nord Lug, und gegen Nordoſt Voͤlkersweiler gelegen find. In diefem Zuſammenhange und Umkreiſe befindet ſich lediglich das zwiſchen Goſſersweiler und Schwan⸗ heim gelegene Leiningiſche Doͤrflein Dimbach. Die Anzahl der ganzen Inwohnerſchaft belief ſich vori⸗ ges Jahr auf 237 Familien, 1118 Seelen; der Gebäude aber auf 6 Kirchen und Schulen, 227 gemeine Haͤuſer, nebft 4 Mühlen. In der Ges markung fäntliher Ortfehaften fanden ſich 1785 M. Ackerfeld, 376 M. Wiefen, 43 M. Gärten, 2478 M. Weid und Wald, Nach einem Were zeichniffe vom J. 1640 foll auffer obgedachten Ders tern auch Moͤnchweiler und Dimbach bazu gehöre haben; dagegen find vermög ber Germerdheimer Regalienbefchreibung Hergesweiler und Forlach dazu gerechnet worden, mit ber Bemerkung, daß diefes Thal mit Pfalz-Iweibrüden gemein gewe⸗ fen; dad Dorf Schwanheim aber von Kurpfalz erkanft worden ſey. Nun folgen die Orte ſelbſt, und zwar

254

488 Oberamt Germersheim,

4) Sülz, woſelbſt ſuͤdwaͤrts ein Bächlein vor bei nach Klingenmänfter fliefet, das zwo geringe Mahlmühlen treibt, und gemeiniglich die Sandwie: ſenbach, nachdem aber folche Durch verſchiedene zu— flüfje verftärfet worden, in der Ebene die Kling- auf Sinfterbach genennet wird.

5) Stein. *

60) ©offersweiler, der Hauptort, von demds ganze Thal feinen Namen bat.

D Schwanheim, der befte Ort nach Goſſers— weiler. | | 8). Aug, das Ältefte ung bekannte Dorf dieſes Thals, indem K. Heinrich IIT fchon im J. 1046 dei Speierifchen Domfirche Die Weiler Pillungesbach un Zuod verliehen hat 2). Durch felbigeg fließt die theild von Dimbach, theild von Schwanheim fom: mende Rinnbach, treibt zwo Mühlen und fält bei Sarnsthal in Die Queich,

. 9) Välfersweiler, in deſſen Gemarkung ve Beiten Daß eingegangene Dorf oder Weiler Voltadı welches in Der Germersheimer Regalienbefchreibun Forlach genennet wird, geftanden, und davon nıd wirklich ein Wiefengrund den Namen haben foll,

Die Kurfürftlihe Hoflammer, und die geiſtliche Verwaltung beſizen in den zu dieſem Thale gehöri: gen Gemarfungen verfchiedene Güter, wovon ein Theil zum Unterhalt der Pfarrkirche und Befoldun des Pfarrers angemwiefen if. Den beträchtlichen Theil derfelben machen die Waldungen aug, übt welche ein befonderer Kurfürftlicher Förfter geordnet if, der zu Gofferdweiler feine Wohnung dat, _

Bor der Reformation waren zwo Pfarreien in Diefem Thale, wovon Die eine zu Goſſersweiler, und

x) Die Urkunde ftehet in den Ad. Acad. Palat. Tom. Ill; Pag. 273. |

Unteramt Landecken. 489

die andere zu Schwanheim beftanden hat. Zu jenen gehörte eine Kaplanei, und Ddiefer war Die Kapelle zu Sulz, und eine im Walde anhängig. Beide Pfar- reien wurden zum Landkapitel Herxheim gezählet a). Heutigen Tages aber ift nur eine den Katholifchen zuffändige, und zum Sandkapitel Than gehörige Pfar⸗ rei in Goſſersweiler, allwo eine dem beil, Eyriac ges weibte Kirche im J. 1769 neu erbauet worden. Zu Sulz befindet fih eine im J. 1768 erbaute und Dem beit. Sebaftian geweihte Silialfirche, dDesgleichen zu Schwanheim feit 1753, welche den heil, Hubert zum Patronen bat. In den übrigen Drei Drten find nur Kapellen. Bon dem Pfarrer werden auch die Dör» fer Weidenthal und Schlettenbach, Dann die Leinin» sifchen Derter Dimbach, Darftein, und der Lindel» borner Hof verfehen. Die Reformirten und Lutheris fchen in allen diefen Dertern find nach Klingenmüne fier eingepfarrt.

Den grofen Zebnten im ganzen Thale beziehet Die geiftliche Verwaltungs am Eleinen zu Gofferda weiler, Stein, Sülz und Schwanheim der zeitliche Pfarrer ein Drittel, an den erftien Drei Orten der Beamte und zu Schwanheim der zeitliche Schultheig zwei Drittel, zu Voͤlkersweiler aber genießt Der Pfar⸗ ser folchen allein.

Das ganze Thal hat nur ein Gericht, dag mit einem Schultheife, einem Anwald, einem Gericht: ſchreiber, und ſechs Schöffen befiellet iſt.

10) Appenbofen, ift auffer den Weilern im Goſſersweiler Thale dag Fleinfte Dorf im Unteramt, eine halbe Stunde von Klingenmünfter gelegen, Denn e8 finden ſich mehr nicht ald 24 Häufer darin, Die Inwohner behaupten, daß es urfprünglich ein Hof gewefen, der dem zeitlichen Abte Des Klofterd Klin:

«) Würdtwern Subfid, diplom. Tom.X » PAR. 298 & pe)

95

490 Oberamt Germerdheim,

genmünfter befonderg zugehört, und davon den Na men Abtshofen erhalten haben fole. In den oft: angezogenen Pfand- und Kaufbriefen des XIV Jahr: zo. aber wird es ausdrädlich Appenhofen ge nannt.

Unterhalb deſſelben lauft die von Heuchelnheim kommende Klingbach, und wird von bier bi vil⸗ ligbeim die Kappelbach genannt. Sie betreibt in Appenhofer Gemarkung zwo Mühlen. - | Die Gemarkung enthält 378 M. Hecker, 79%: Wingert, IM. Wiefen, 4M. Gärten, ımd I0®. Weide. 2

Die Kapelle, welche die Katholifchen allein be fijen, ift dem beit, Johann dem Täufer gemeihet, und ein Filial von Billigheim, wohin auch die Pro teftanten eingepfarrt find. Am grofen Trucht- und Weinzehnten beziehet die Kurfürftlihe Hofkammer zwei Drittel, und das Speierifihe Domkapitel ein Drittel; am kleinen aber gedachte Hoffammer nur ein Drittel, und die Stadt Biligheim dag übrige.

11) Aeuchelnhbeim, ein zwifhen Billighein und Klingenmünfter gelegenes anfehnfiches Dorf an Gebirge, wird in den Lorfcher Urkunden unter König Karl dem- grofen Audilinheim im Speiergaue, und Hughlinheim genannt 5). Es fam mit andern an die Abtei Klingenmünfter und von felbiger ald ein Lehen an die Herren von Dchfenftein,, welche die ein? Hälfte von nen im Jahr 1369 an Kon Landſchaden verpfändet, die andere. aber im J. 139 an das Domftift Speier verkauft haben. «

In diefem Dorfe hat eine Burg geflanden, wel che vermuthlich von der Burg Lande zu Lehen rühr- te. Im J. 1509 erfannte Kurf. Ludwig V, Daß er Eckbrechten von Dürkheim feindlichen Verbrechens wegen, das Schlößlein Heuchelnheim an fich zu ziehen

Cod. Tradit, Lausesh. Tom. U num: 2169 & 2590.

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Unteramt Landeden. 491

geſinnet fey. Vermuthlich rühren diejenigen Güter Davon her, welche die Kurfürftlihe Hoffammer noch wirklich allda befizet.

Etwa zwei hundert Schritte vom Dorfe fuds waͤrts lauft die aus dem Goſſersweiler Thale herab⸗ sinnende Klingbach vorbei, und vereinigt fich mit Der Keifersbach, welche zwo zu diefem Dorfe gehös rige Mahlmühlen treibt, und mit andern Zuflüffen fi bei Hert in den Rhein ergießt.

Die Bevölkerung beftehet in 112 Familien, 513 Seelen. Die Bebäude in ı Kirche, 2 Schulen und 77 burgerlihen Häufern.. Die Gemarfung in 564 M.Neder, 77 M. Wingert, 107 M. Wieſen, 9 M. - Gärten, 12 M. Weide, und 400 M. Wald. £

Die geiftlihe Verwaltung befizet ein zum Stift Rlingenmünfter gehöriges Hofgut in Diefer Gemar—⸗ fung. Andere dergleichen freie Güter befizen die Kurfürftliche Hoffammer, dad Domkapitel zu Speier, und der Neformirte Pfarrer ded Orts. Die dem heil. Oswald geweihte Kirche ift gemeinfchaftlich,, Katholifcher Seitd aber nur ein Filial der Pfarrei Klingenmänfter. Der Reformirte Prediger ſtehet unter dem Inſpektor der Klaffe Billigheim, und bat Die Silialen zu Goͤklingen und Klingen mit zu verfeben. Den groſen Srucht- und Weinzehnten beziehet - die geiftliche Verwaltung wegen dee Stiftes, Den flei- nen aber Die Gemeinde.

12) Böcklingen, ein grofed Dorf, nordmärtg von Heuchelnheim, in welchem König Dagobert fein Zeftament errichtet haben fol. Wenn der Dagobers tifhen Stiftungsurfunde des Klofterd Blidenveldt Glauben beizumeffenwäre, fo Tiefe fich vielleicht muth» mafen, daß das darin angezogene Königliche Dorf Beggelingen dag heutige Böclingen fey. Die geiſt— liche Verwaltung befizt noch wirklich Namens des Stift Klingenmänfter den fogenannten Freibof in Dem Drt, und es beftehet auch noch ein eigener Huͤb⸗

29%. Dberams Germeräheln,

nerſchultheis Dafelbft, welcher die wegen den Hub: gütern etwa entftebende Zwiſtigkeiten zu entfcheiden hat, In dem XV Jahrhundert entfiand zwifchen der Gemeinde Bödlingen und den Inwohnern des nächft- gelegenen Dorfes Efchbach wegen etlichen Gütern ein Streit, worüber im Jahr 1490 durch Johann bon Morsheim, Vogt zu Germersheim, und Erhard von Helmftatt, Vogt zu Yauterburg, ein gütlicher Ber trag errichtet worden, welchen Kurf. Ludwig \ im 3.1518 befättiget hat.

Theild durch Das Dorf, theild neben vorbei fließt die von Waldhambach fommende Klingbach, lauft nach Heuchelnheim und fo weiter, bis felbige fi zu Hert in den Rhein ergießt. Sie betreibt auſ⸗ ferhalb des Orts zwo Mahlmuͤhlen.

In dem Jahre 1785 beftund biefelbft die Bes yölferung in 201 Familien, 943 Seelen. Dann find nebft 2 Kirchen und Schulen, 146 burgerlihde Häus fer im Drte. Die Gemarkung enthält g90 M. Aecker, 172 M. Wingert, 368 M. Wiefen, 18 M, Särten, 32 M. Weide, und 91 M. Wald. Diefe Waldung iſt der Gemeinde, und ſtehet unter der Hute des Foͤr⸗ fierd zu Pleisweiler,

Bor der Reformation war zu Goͤcklingen eine Pfarrei nebft einer Fruͤhemeſſe, Die zum Landfapitel Herrheimgehörig war. Die Pfarrfircheift dem heil,faut» rentius gemweihet, und im J. 1742 ganz neu erbauet worden. Dermalen befzen ſolche die Katholifchen allein, deren Pfarrer Fein Filial Daneben zu verfeben

at. Sonſt war ehedeffen auch eine Kaplanei zu

t. Pantaleon vorhanden c), Die Neformirten has ben ein befonderes Bethaug errichtet, Das ein Filial ihrer Pfarrei zu Heuchelnheim ift.

Den grofen Frucht- und Weingehnten beziebet Die Kath. geiftlide Verwaltung, wie auch am kleinen

«) Würdtmein Subfid, diplom. Tom. X, pag. 295.

Unteramt Landecken. 493

eine Hälfte, die andere aber der zeitliche Pfarrer Des Ortes. a

13) Moͤrnzheim. Ein anfehnliches Dorf, eine Hüte Stunde von der Stadt Landau ſuͤdweſtwaͤrts, wurde nicht mit den übrigen zur Burg Landeck gehö- tigen Drtfchaften , föndern erft im J. 1390 durch Httmann Herren zu Ochfenftein mit Bewilligung ſei⸗ nes Bruderd Rudolph an Diether Kemmerer von Worms, Konrad Landfchaden von Steinach, und Johann von Weinftein verpfändet., In der Darüber gefertigten Urfunde heißt es: „Mit Namen unfer y, Dorf Mornsheim mit Wald, Wafler, Weiden, „Luten und Gericht ꝛc. um fieben hundert Gulden. „von Florenzie, gut von Gold ꝛc. wir hant auch „gebetten den Herrn Rudolph Abt zu Clingenmuͤn⸗ 7, fer, und die Herren Des Capiteld und Stift... . „wan das vorgenant Dorf von pn rühret zu Les ben ie. &). Indeſſen hatte ed mit den andern ein gleiches Schifal, nachdem ed an Das Kurhaus Pfalz und die Bifchöffenon Speier theild durch Kauf, theils Durch Heimfall gefommen ift.

Voriges Jahr wurden 105 Familien, 466 See⸗ len, ı Kirche, 2 Schulen, 94 burgerliche Häufer Das bier gezählet. In der Gemarkung 1215 M. Meder, 131 M. Wingert, 143 M. Wiefen, 12 M. Gärten, und 36 M. Weide. Freie Güter haben das Klofter Euffersthal, dad Stift Weifenburg, die Burg Neu» Faftel, die Herrfchaft Scharfened :c.

Die Kirche ift dem heil. Aegidius geweihet, und im %. 1586 von neuem hergeftellt worden. Solche wird dermalen gemeinfchaftlich benuzet, und ift for. wohl Katholifcher als Meformirter Seitd mit eigenen Dfarrern beſtellt. Die Kirche zu Wollmesheim iſt ein Filial davon. Die Lutherifchen find nach God» samftein eingepfarrt. Ä

A) Gudenus Cod, diplom, Tom. V, pag. 731, num, CIK,

494 Oberamt Germerähelm,

‚Den gm und kleinen Zehnten beziehen dis geiftlihe Verwaltung, das Sohanniterhaus Heim bach, und Die Semeinde Mörnzheim gemeinfhaftlid,

14) Wolmesheim. Ein mittelmäfiges dorf, zwiſchen Dem vorhergehenden und der Stadt Landau, K. Heinrich II oder der heilige beſchenkte im 3.1006 Die Kirche zu Speier mit einem Gute zu Wolno⸗ desheim im GSpeiergaue, und in der Grafihit Wolframd e). Das Dorf felbft und die Gerichthu— keit fcheinen mit den übrigen Dertern des Amts glei ches Verhaͤltniß und Schickſal gehabt zu haben. Dim obfchon ſolches unter jener Pfandfchaft, womit Dt Herz von Ochfenftein feinen Antheil im J. 1369 be— ſtricket hat, nicht begriffen war, fo verpfändete do) deſſen Bruder Rudolph im J. 1373 dem firengen Alb ter, Konrad Eandfihaden von Steinach, die Dörftt . Molmesheim und Inſesheim mit Waffer, Wald, Weide, Beth, Steuer, Schultheifenamt, Geriht! für 450 Gulde n von Florenz ꝛc. f). Und im. 13 beftridte er beide Döefer abermals an gedachten Land fehaden und Johann von Winftein, genannt Oſtertah mit einer Pfandfchaft von 500 Gulden, mit Beni ligung des Abts zu Klingenmuͤnſter, von dem folgt zu Lehen gegangen. |

Nächft dem Dorfe fließt Die in der Kothender ger Geraide entfpringende, Durch Leingmeiler UN Ilbers beim fröhmende Flurbach füdwärts vor auf Die Landauer Ziegelhätte und Merlenheim.

Die Bevölkerung beftehet in 104 Familien, AN Seelen; die Gebäude in 1 Kirche, 2 Schulen, 9 burgerlichen Käufern. Die Gemarkung in 74 P.

—— —————— 47) Die Urkunde darüber ſtehet in AG. Acad. Palat- I III, pag. 269, num. VI, wonah Gimonis Beiät?, bung der Biſchoͤffe zu ge pag. 34 , und Eehmei, Chroni® L.V, C.29, die das Dorf dadurch verfiel zu verbeflern.

f) Gndenm God. diplow, Tom, Y, Bag: 666.

Unteramt Landecken. 495

Meder, OHM. Wingert, 98 M. Wiefen, 2 M. Gaͤr⸗ ten, und goM. Weide.

Die Kirche zu St. Moriz in Wolmesheim iſt wohl eine der älteften Diefer Gegend. Zmifchen dem Chore und Langhaus ift linfer Hand Des Eingangs ein Stein eingemauert, mit der Auffchrift: Anno Dowinice Incarnacionis Domini noftri Iefu Xti s„, Millefim, XL. VII, inditione XV. Kal. Sept. Aug. menfe dedicata eft hec Ecciefia per manus _

Sigibodonis Ste Spirenfis Ecclefie Venerabilis KEpifcopi ia honorem Domini noftri Iefu Xti & _ „Ste Vietoriofifüime Crucis & Ste Dei genitricis y„, Marie ſemper Virginis.

Es war ehedejjen eine befondere in dag Land« kapitel Herxheim sinfchlägige Pfarrei biefelbft g). Dermalen aber ift jene zwifchen Den Katholifchen und Reformirten gemeinfchaftliche Kirche, beiderfeitd nur ein ital von Moͤrnzheim. Am Schnten beziehe, Die zeitliche Verwaltung eines, und der Graf von Helmſtaͤtt zwei Drittel. |

15) Insheim. Ein grofed Dorf, vier Stun.

Den von Germersheim füdmweftwärtd entlegen, wird in dem alten Speierifchen Sterbregifter Enſehiches— gel, Enſichesheim, und in einer Urfunde des rafen Emichs von Leiningen über Die Stiftung des Klofterd Steigen Auguftinerordens zu Landau vom Jahre 1276 Enfigieheim genannt I). Wie ed von Rudolph, Herrn zu Ochfenftein, famt allen Zugehbs sungen und Rechten im Jahr 1373 an Konrad Lands fhaden von Steinach verpfändet worden, ſiehe bei Wolmesheim. Sein Sohn Friedrich verfaufte im 3.1394 Die Hälfte daran dem Bifchoffe zu Speier'ä).

rl Würdtmein Subfid. diplom. Tom.X, pag. 296.

4) Vid. Ad. Acad. Palat. Tom. III, pag.246, und Schöpflins Alfat. diplom. Tom, II, num. DCCII, SE A Ada Acad. Palau Jam. Hr Pag 4.

* 496 Oberamt Germerdheim,

Durch das Dorf ziehet die von Landau nach Lauterburg fuͤhrende Landſtraſe. Es begreift in ſich 204 Familien, 464 Seelen, 1Kirche, 2 Schulen,

99 bürgerliche Häufer. Die Gemarkung 1424 M. Aeder, HM. Wingert, 77M.Wiefen, 66 M.Weis de, und 425 M. Wald.

Sreigäter befizen Die Kurfürftliche Hoffammer,

dag Stift und Hofpital Zu Landau, Die geiftlihe Verwaltung Namens der Probftei Hert, der Stifter Sel; und Klingenmänfter , die hohe Schule zu Heis delberg wegen des Klofterd St. Lambrecht, Die Deutfchordend-Rommende zu Weifendurg ꝛe. Det Gemeinde gehöret ein Waldbezirk, Die Heldenäder genannt, von ungefähr 45 Morgen allein, ſodann

ein anderer von etwa 380 M. mit dem Dorfe Im⸗ pflingen in Gemeinſchaft.

Die Kirche iſt dem heil. Michael geweiht, und im J. 1745 neu erbaut worden. Katholiſcher Seits iſt folche eine Pfarrkirche, und die Kirche zu Sms pflingen ein Filial davon; Reformirter Seits aber ein Filial der Pfarrei Impflingen. Die Lutheriſchen find nad) Billigheim eingepfarrt. | Bon dem grofen Srucht- und Weinzehnten ziehel Die geiftliche Verwaltung zwei Drittel. Das übrige Drittel ift zwiſchen der Kurfürftlihen Hoffammer, dent Grafen don Helmftatt und der Gemeinde theil« bar. Am Eleinen bat die Hoffammer, die geiftliche Verwaltung und die Gemeinde jedes ein Drittel,

26) Offenbach. Ein fehr beträchtliched Dorf,

‘eine Stunde von Landau oſtwaͤrts entlegen. Schon

im J. 784 wird diefes Dorfes Offinbach im Speier:

gaue gedacht ). Bifchof Johann von Speier über-

gab im $. 1100 feine Güter zu Offenbach = * | geſtif⸗

—— k) Codex Lauresh. Tom. II, num. 2159. Sieh au Schannas Corp. Tradit, Fuldegs., num, CLVII.

‚Unteramt Landecken. 497

geftifteten Klofter Sinsheim N. So verliehe auch Konrad von Riet feine eigene Güter zu Offenbach - und Altheim der Probftei Hert, worüber

VI im J. 1195 die Beſtaͤttigung ertheilet hat m). Das Kloſter Klingenmuͤnſter hatte jedoch die meiſte Beſizungen und Gerechtſame in dieſem Orte, wovon ſelbiges im J. 1235, den Pfarrſaz an das Speieri⸗ ſche Domkapitel abtrat »). Endlich ſchenkte Hugo ein Edelknecht, genannt Havenere, im J. 1260 alle ſeine Guͤter zu Offenbach dem Kloſter Euſſersthal o). Obgedachtes Dörflein Altheim lag naͤchſt dem Orte. Denm der Abt des Kloſters Sinsheim Konrad hat im %. 1248 feinen Hof zu Altheim bei Offenbach dem Domfholafter zu Speier, Ndelvolf, um 120 Mark feinen Silberd verkauft p). Auf ſolche Weife erhiele. ten die Stifter und Klöfter den beften Theil der Guͤ⸗ ter, aber die Serichtbarfeit fcheint Damals fchon zur

Burg Landeck gehörig, und mit felbiger zu Lehen be⸗

|

geben geweſen zu feyn, indem unter der Hauptver⸗

pfaͤndung, womit Otto Herr zu DOchfenftein im J.

1369 feine Befizungen in diefer Gegend beftricdt hat, Dffenbach Das Dorf halber begriffen war. Gein Sohn Rudolph verfezte mit Bewilligung feined Bru« ders Ottemanns an Diether Kämmerer don Worms und Konrad Landfehaden von Steinach im J. 1383, „Unſer Dorf Offenbach by Landauw gelegen, mit: „Waſſer, Walt, Weiden, Rechten, Bethen, Schulte

2 —— ç 4) Aa. Acad, Palat. Tom. II, pag. 277, num. XII, m) Ibiddem ‚Tom. U, pag. 75 , num.IX. n) Tritbemiss Chron. Hirfaug. Tom.I. pag. 561. Simo⸗ nis Befchreibung der Bifchöffe von Speier pag. 97. Lehmann Speierifhe Chronik Lib.V, Cap.89, und die Urkunde jelbfi in Wärdemein Subfid. diplom. Tom. V, . . Pag. 280, num. CII. j eo) Idem Würdrmwein l. c. Tom. X, pag. 291, in not. 25% Won dem adelichen Gefchlehte der Safner von Waſſelu⸗ » - beim Vid. Schöpflin Alſat. Ilufr. Tom. Il, pag. 705. _. P) ‚Würdrwein lib. cit. Tom. V, pag.293 , num, CXIII.

Pf. @eograpbie. IL. Th. >

498 Dberams Germeräheim,

„heiſenamt, Vogtigericht, Frevel ic. für 1000 Bl, Den von Bold g).

Endlich verfaufte Friedrich Here zu Ochfenfein Die Hälfte daran im Jahr 1394 dem Bifchoffe von Speier, und fo fam es mit dem ganzen Amt an Kurpfalz. | |

Ungefähr zwei hundert Schritte vom Drte huff bie Queich nordwärtd vorbei. Daraus find eine Abflüfe in Diefe Gegend geleitet, wovon einer durh Das Dosf nach Dttersheim und Knittelsheim zieht, und in der Offenbacher Gemarkung drei Mahlmüh: den treibt. Ferner gehet eine Hauptlandfirafe durd Das Dorf vom Rhein nach Landau,

Darin zählte man voriges Jahr 208 Familien, 1128 Seelen, ZRirhen, 2 Schulen, 184 burgerliht Haͤuſer nebft 3 Mühlen. Die Gemarkung enthält 2269 M. Aecker, 587 M. Wiefen, zo M. Gärten, 120 M. Weide und 150 M. Wald. Unter den Feldgrün Den find jene Güter und Höfe begriffen, welche dir Klöfter Hert, Euſſersthal und Klingenmänfter fee vor mehrern Jahrhunderten befeffen haben. Di Waldung fiehet der Gemeinde zu, und ift der Dil Heimer Sorftdute untergeben, |

Vor der Reformation hat zu Offenbach ci Pfarrei und zwo Kaplaneien, eine zu U. L. 5, um Die andere zu Et. Cyriak, Herxheimer Landfapiteld, beftanden. Die alte Kirche zu St. Megidiug ward im J. 1686 den Katholifchen abgetretten, die abr in der Folge nur den Chor behielten und den Ref anirten das Langhaus, das im J. 1753 new gebaltt worden, überlajien haben. Sie ift beiderfeitd eine

farsfirhe, und Reformirter Seite mit: drei Filia en, Merldeim, Knoͤringen und Ottersheim werfehen Die Lutherifchen haben im J. 1765 den Reformir ten ihre vorige Kirche abgefauft, find aber nur J lialiſten der Pfarrei Germersbeim.

* a en a) Sodenus- God. dipl6m. Tom. V, pag. 709, num, XI.

rn

m. BERN N

Unteramt Lanbecken. 499

Am groſen Zehnten beziehet die geiſtliche Ver⸗ waltung zwei Drittel, und das Speieriſche Domka⸗ pitel das uͤbrige; am kleinen gedachte Verwaltung ebenfalls zwei, und der Pfarrer des Orts ein Drit⸗ tel, der Schulmeiſter aber ſeinen beſondern Glocken⸗

zehnten. 17) Bornheim. Ein mittelmaͤſtges Dorf, auf.

Der linken Seite der Queich, Drei Stunden von ®er«

mersheim weſtwaͤrts, kommt fchon in einer Hornba⸗ er Urkunde vom J. goo mit Godramftein vor r), Die Brafen von Leiningen befaffen daſelbſt verfchie= dene Gültgüter und andere Gefälle, die fie um 100 Hfund Häller verfezt, im J. 1361 aber dem Bifchoffe »on Speier, und vier Jahre darnach Diether Kaͤm⸗ merer von Wormd zu löfen vermwiliget haben s). Das Dorf ſelbſt Hat das Klofter Klingenmünfter nebſt Der Gerichtbarfeit mit der Burg Lande zu Lehen begeben. Denn Rudolph Herr von Dchfenftein ver“ pfändete im J. 1390 feine vier Dörfer, Wolmes⸗

beim, Infesheim, Bornheim und Oberhohenſtatt,

)

\

erftere um fünf hundert, beide leztere aber um vier hundert Gulden von Florenz an Konrad Landfchaden von Steinah und Johann von Weinftein £). Fried

| rich von DOchfenftein aber verkaufte im J. 1394 unter

andern auch die Hälfte von Bornheim an den Bis

ſchof von Speier u). Die andere Hälfte ſcheint wies Der eingelößt, und bei den Lehenträgern geblieben zu

feyn. Denn Georg von Dchfenftein, Der lezte feines Geſchlechts, verkaufte feinen Theil an Bornheim und Oberhohenftatt dem Abt von Klingen, von wel⸗ chem er folche zu Lehen getragen hatte, im J. 1480,

r) Sieh Aa. Acad. Palatı Tom. III, pag. 243. is) Gudenus Cod. diplom. Tom. V, num. XLIII&LIIl. s) Mair vergleiche damit, was oden bei Wolmesheim nnd Insheim desfalld angemerkt worden. w) Das woitere fieh in der Einleitung zu diefem Amte,

Sia

500 Oberamt Germershelm,

Weil nun deſſen Nachfolger ſich im J. 1484 verſek rie⸗ ben, die Ochſenſteiniſche Lehen dem Kurfürft Phi— lipps von der Pfalz zu leihen, fo famen beide Drte Dadurch an Die Pfalz; Deswegen ward auch im J. 1525 von Kurf. Ludwig V die zwifchen Georg, Herrn von Heide, und der Stadt Landau obgemwaltere Strittigkeit dahin verglichen, „Daß die von Landau jr bei dem Kauf Nußdorf und dem Zehenden zu „», Bornheim, fo von Konrad, Herrn zu Heideck feel. ,, an fie kauffweis fommen, und nun etliche Jahr z, tm Gebrauch und nießlich hergebracht, ruhig und „, ohne Eintrag Georgen Herrn zu Heide oder feiner „Geſchwiſterigt bleiben follen ıc. x). Die Speie- rifche Hälfte ift mit den übrigen Drtfchaften des Amts erft in gegenwärtigem Jahrhundert eingetaufcht worden. |

Durch den in der Gemarkung liegenden Wald flieft ein bei Queichheim aus der Queich abfliefender Graben , welcher durch den Dberhochflätter Wald und in Die Drusbach lauft.

Voriges Jahr lebten in Diefem Dorfe 84 Fami— lien, 394 Seelen. Dann fanden fi 2 Kirchen und Schulen, und go bäürgerl. Häufer. Sn der Gemarkung zählte man 41, M. Meder, 23 M. Wingert, 117 M. Wiefen, 20 M. Gärten, z00 M. Wald. Unter den Seldgründen ift dag Katholifche Pfarrgut , fodann Das dem Freiheren von Dalberg zuftändige Kolben« gut begriffen. Die Waldung gehört der Gemeinde, er ftehet unter der Aufficht des Foͤrſters zu Bel⸗

eim.

#) Die Herren von Heide waren Befizer der zwifhen Landau und Ariweiler gelegenen Burg Madenburg, weis he gedachte Grafen von Keiningen im J. 1365 an Dier ther Kämmerer verfezt hatten. _ Hierzu gehörte num

auch Nußdorf, und etw Theil des Zehnten zu Bornheim. Konrad von Heide verkaufte aber jenes Dorf und ges dachten Zehnten im J. 1508 an die Stadt Landau, Confs Öchopflini Alſat. Illußr. Tem. I; paß 174

..f

Uunteramt Lanbecken. 508

Schon im XV Jahrhundert war zu Bornheim eine zum Landfapitel Weyer unter Rippurg gehörige Pfarrei und Kirche Des h. Laurentius y), welche der. malen die Katholifchen allein befizen. Im J. 1750 ward erftlich der Chor, und nachher auch Das Lang⸗ haus neu bergeftelt. ‚Der Pfarrer ftehet nunmehro unter dem Landfapitel Arzheim, und. hat die Filial— kirche zu KRnöringen mit zu verfehen. Die Reformirs ten haben fich eine befondere Bethftube auf. dem Rath baufe eingerichtet , und find Filialiften der zur In— fpektion Meuftadt. einfchläglichen Pfarrei Walzheim. = £utherifchen find nah Schwechenheim einges

sret, | . Den Zebnten haben die Grafen von Leiningen, ald Befizer des Schloſſes Madenburg, im $. 1376 mit den darauf gehafteten 24 Malter Korngeldg an Konrad Landfchaden befonderg verſezt 2). Als nun Die Stadt Landau folchen Fäuflich an fih gebracht, widmete fie denfelben zu Dem dortigen Hofpital, wel⸗ ches noch wirklich zwei. Drittel und der zeitliche Pfar« zer Des Orts das übrige Davon beziehet.

18) Oberhochſtatt liegt eine Stunde Wegs von Bornheim nordoſtwaͤrts, nahe bei dem von kurs pfalz lehenrührigen und dem Sohanniterhaufe Haims bach zuftändigen Dorf Niederhochftatt. Vor Zeiten fcheinen beide Hochflatt nur ein Dorf gemefen zu feyn. Denn in einer Urkunde der Abtei Lorfch vom %.776 fommt Hohunſtadt im Speiergau vor a), und 8. Heinrich II fchenfte im J. 1006 unter andern ein eigen But zu Hohenſtadt im Speiergaue, in Der Sraffchaft Wolframs, dem Bifchoffe Walter zu Speier 6). Die Vogtei und Serichtbarfeit gehörte

Würdtwein Subfid. diploın. Tom.X, pag. 299. @) Gudenus Cod. diplom, Tom. V, pag. 693, num. LXXVIIL e) Cod, Lauresheiı. Tom. II, num. 2099.

Die Urkunde darüber ſtehet in A&. Acad. Palat. Tem

Sig

502 Oberamt : Germerähein, .

in. folgenden Zeiten zur lebenbaren Burg Landed Wie ſolches endlich an Kurpfalz gefommen , ift in der Einleitung und bei mehren vorhergehenden dr: ten fchon angeführt worden.

Die Queich fcheidet die Dberhochflätter und Hi on Gemarkung, und treibt eine Mühle, die

uchsmähle genannt, Die Anwohner des Dur beſtehen in 70 Familien, 316 Seelen. Die Gebiw De in 2 Kirchen, 3 Schulen, 66 burgertichen Hi fern. Die Gemarkung in 957 M. Aeder, z5®. Mingert, 124 M. Wiefen, 4 M. Gärten, 32 M. Meide, und 200 M. Wald. ı.

Freiguͤter befizen Die geifliche Verwaltung, das Johanniterhaus Haimbach, das Hofpital Brand- weiler, das zu Landau, Das St. Germans ſtift zu Speier, fodann die Kaiholiſche Kirche und Pfarre bes Ortes. Die Waldung gehörct der Gemeinde, und ſtehet unter Bellheimer Forſthut.

Vor der Reformation war die Pfarrkirche zu Dberhochftatt zum Landfapitel Weyher unter Kir purg einſchlaͤgig. Solche hat Henfelin Zeyßolf Dur: ger zu Speier, im J. 1420 reichlich befchenfet !) Sie iſt zur Ehre des beit, Georg gemweihet, dermi len den Katholiſchen allein zuftändig, und im J. 1749 neu gebauet worden. Der Pfarrer gehört jezo zum

andkapitel Herxheim, und muß die Filialkirche zu

Nieder-Hochflatt zugkeich verſehen. Die Reformir⸗ ten haben eine Betſtube auf dem Rathhaufe, und find Sitiafiften don Nieder-Hochftatt, Die Luther Then aber gehören zur Pfarrei Schwechenheim. Am grofen und Eleinen Zehnten beziehet das

———

III, pag.· 269, num. VI, womit zu vergleichen Simonis Befchreibung aller Bifchöffe von Speier pag. 34 , und Lehmanns Speierifche Chronik Libr. I, C.20.

*) Würdtwein Subfid. diplom. Tom. IK, Pag. 266, num. I & Tom,X, Pag: 299

Unteramt Landecken. | 503

Speierifche Domkapitel zwei, und der Katholiſche Pfarrer ein Drittel, !

19) Schwedenbeim. Ein grofed Dorf auf linfer Seite der Queich, anderthalb Stunden unter Germersheim, wird in dem Beflättigungsbriefe K. Heinrichs IV über den Wald Luffart an den Bifchof von Speier vom J. 1063 Suuebengheim genannt, und Darin eined Hofes Widegowen gedacht d). Mach der Stiftung des Klofterd Euffersthal erhielt felbiges ein But von achtzig Jauchert Landes bei Buevidhenheim, das der Abt Ortlieb im J. 1164 an den Bifchof zu Speier gegen feine Kapelle zu Euſſersthal vertaufcht hat e). Die Vogtei über Dies fen Drt war eine Zugehör der Burg Landeck. Als Otto Herr von Dchfenftein im J. 1369 die zu dieſer Burg gehörigen Lehenftüde verpfändete, war Daruns ter ausdrüclich begriffen, Swebichenbeim das Dorf halber, und der Theil des Zehntens, auch feine ei» gene Güter ; die er dafelbft hatte, halber f). Im 3. 1407 bewilligte der Abt zu Klingenmünfter den Zehnten zu Schwechenheim dem Blider von Ros tenburg, als ein Lehen feines Stifts zu verpfänden. Im %.1418 geftattete der Abt auch Bolmarn Herrn zu Ochfenftein annoch zwei hundert Gulden auf Dies fen Zebnten zu entlehnen g).

Der Drt felbft ift dermalen 145 Häufer ſtark, worin 155 Familien, 694 Seelen wohnen, Die Ges marfung. enthält 1934 M. Aecker, 69 M. Wingert, 130 M. Wieſen, zo M. Gärten, 45 M. Weide, und 2058 M. Wald. An jenen beträchtlichen Waldun⸗ gen gehört das fogenannte Lohe von ungefähr 600 Morgen der Kurfuͤrſtlichen Hofkammer; Der foges ,

*

d) Act. Acad. Palat. Tom. III, pag. 275 fqq« e) Würdtwein Subfid. diplom. T.X, pP» 349. f) Sieh oben Seite 477.

£) Conf. Ada Comprom. Franckenf: pag- 131,

Fi 4

504 Oberamt Germersheim,

nannte Streitacder von 580 M. der geiftlichen' Ber waltung,, und zween andere Diftrifte von 878 Mor: gen der Gemeinde. Weber diefe Waldungen ift ein befonderer Kurfürftlicher Foͤrſter gefezt, welcher in Schwechenbeim feine Wohnung hat. | Vor der Reformation war daſelbſt eine Pfarrei, zum Landfapitel Weyer unter Rippurg einfchlägig, und im J. 491 hatte fogar Diefed Landfapitel feine Namen von Schwechenheim 4). Den Pfarrfaz dal ten vormals die fogerrannten Steigerberren zu Lan dau 5). Die alte Kirche ift zu Folge des Nebenrr ceſſes der. Religionsdeflaration den. NReformirten «| fein überlaffen worden. Diefe haben darauf. einen Prediger beftelt, welcher zur Inſpektion der Klall Germersheim gehöret, und Weingarten, Lingen feld, Weftheim, nebft dem Mechterdheimer Hof mil zu verfeben hat. Die Lutherifchen haben ebenfali aus gefammelten Beiträgen eine Kirche mit einen Prediger, der Dber- und Nieder-Hochflatt, Bebir sen, Knoͤringen, Bornheim ꝛc. zu Filialiften hei Die Katholiſchen find nach Lingenfeld eingepfarrt.

Am grofen Frucht- und Weinzehnten bezieh! die Kurfürftliche Hoffammer eines, und am Flei zwei Drittel, an jenem die geiftliche Verwaltung zit) und am Fleinen nur ein Drittel.

20) Zingenfeld. in gleich ſtarkes nächft dem Mhein, und nur eine Stunde von Germersheim nor" wärts gelegened Dorf. Es ift ein bloſes Gedidl Daß Longimann Herr zu Lande dag von den Nor mannen verſtoͤrte Germersheim im Jahr ggr mie!

——

6) Würdtwein Subſid. diplom. Tom. X, pag · 300 & Tom. I pag. 250, 325 & 367.

*) Im J. 1289 beftättigte Pabſt Niklaus IV den Brüdr zu Stepge unter andern in dioecefi Spirenfi priora#” de Landowe cum jure patronatus quod habet in Ecal# ejusdem loci, & in Ecclefia Smebechisheim, Vid . Alatı diplom, Tom. 1], pag: 41.

#

Unteramt Landecken. 508

auferbauet, dabei eine Burg errichtet und nach feis nen Namen Lengenfeldt genannt habe k). Es Fommt zum erfienmal in der Urkunde vor, durch welche K. Heinrich IV dem Bifchoffe von Speier den Beſiz des Forſtes Luffart im J. 1943 beftättiget hat, als worin Xengenveld und Suuebengheim unter die GSraͤnzen dieſes Waldes auf jener Seite des Rheins geſezet worden ). In dem Teſtament des Speieri⸗ ‚fehen Domfaͤngers, Gerlach von Albich, wurden im SF. 1234, feine zu Lengenvelt und Swebecheim befeffene Höfe und Guͤter Dem Domſtift vermacht m). Die Vogtei und Gerichtbarkfeit fcheint jederzeit zur Burg Lande gehörig gemwefen zu ſeyn. Denn, als Otto Herr von Dchfenftein feinen Antheil der meiften Drte an Konrad Landfchaden im Jahr 1369 verpfäns Dete, verfchrieb er ihm auch ausdrüdlich Lengenfeld Das Dorf halber ıc. »). Durch dag Dorf ziehet ein Graben von Weſt⸗ beim herab und fällt unterhalb dieſes Ortes in dem Rhein. Kine viertel Stunde fudwärtd fließt Die . Sorbach, gemeiniglich DOrusbad genannt, melde bei Dber-Hochflatt aus Der Queich und aus Dem ſo⸗ genannten Fuchsloch ausbricht. Endlich durchſtroͤhmt auch die ebenfalls aus der Queich ablaufende Alt⸗ bach einen Theil der Gemarkung. Von dieſen Baͤ⸗ chen treibt nur die Horbach eine der Kurfuͤrſtlichen Hofkammer gehoͤrige Mahlmuͤhle, wobei ein Weyher iſt. Durch das Dorf ziehet die von Speier ins Elſaß fuͤhrende Landſtraſe. Die Gemarkung enthält 1190 M. Aecker, 35 M. Wingert, 119 M. Wieſen, 35 M. Gaͤrten, 67 M. Weide, 1185 M. Wald. An der Waldung beſizet

k) So heißt es in den mehr angezogenen Antiquitatibus Auftrafiae Ioannis Agricolae. N) In Adis Academ. Palat. Tom. III, pag.276, num. Kl. m) Würdtmein Subfid. diplom, Tom, IX, pag. 175. #) Sieh oben Seite 477. Si

306 Dberamt Germerdbehir,

Die Kurfürfttiche Hofkammer einen Bezir von etwa goMorgen, das Nonnenklofter zu St. Warien Drag: Dalcnen überm Haſenpfuhl in Speier einen andern Bon go M., und die Gemeinde den fogenannten La— chenwald von 877 M., fodann einen Bezirk yon 108 M. an der Mechterdheimer Aue, weicher in Den Schwechenbeimer Forft einfchlägt, da erſtere unter Der Weftheimer Forfihute fteben.

Bor der Reformation war zu Lingenfeld- nu: . eine Kapelle mit zwo Pfränden, die als ein Ziliat Son der Pfarrei Wertheim abgehangen o). Im 5, 3702 wurde das Pfarrweſen den Franzisfanern zu Sermersheim übertragen, und im J. 1734 eine eis gene Pfarrei Dafelbft errichtet, zwanzig Jahre bers nach aber eine neue Kirche Dazu erbauet, welcher Die Dörfer Wertheim und Schwechenheim nebft dem Mechtersheimer Hof eingepfarst worden. Die Kir ehe ift dem heil. Martin geweihet, und ſtehet unter Dem Landkapitel Herrheim. Die Reformirten und Zutherifchen gehen nach Schwechenheim zur Kirche.

Am grofen Zehnten beziehet Dad Speierifche Domfapitel zwei, und das Gt. Buidongftift ein Drittel; am fleinen aber befagtes Domkapitel zwei Drittel, und der zeitliche Pfarrer dag übrige,

Sibeltinger Thal.

Hiefes Thal begreift eigentlich vier Dörfer, wel⸗

che hinter ber Stadt Landau an der Queich theild auf ber rechten, theild auf der Linfen Seite, und alle von der Dberamtöfladt Germersheim

ſechs Stunden weit weſtwaͤrts gelegen find. Der.

Hauptort bavon ift Godramfleim, fo daß, was von diefem gefchichtmäftg zu erinnern koͤmmt, von dem

0) Würdtwein lib, git, Tou.X, pag. 304.

Sibeltinger Thal. 307

anzen Thale zu verſtehen iſt. Soviel man weis, war ſolches bis ins XIV Jahrhundert ein unmit⸗ telbares Eigentum des Reichs, dad K. Rudolph I in feinen beſondern Schuz genommen und ſel⸗ bigem im J. 1285 eben diejenigen Freiheiten vers Yieben haben foll, welche die Stadt Speier genofs fen p). Um die Mitte des XIV Jahrhunderts ward diefed Thal mit andern Reichsdoͤrfern an Emich Grafen von Reiningen verpfändet, von dem ed Pfalzgraf Ruprecht I im I. 1361 eingelöfet bat g). Als K. Ruprecht feinen aͤlteſten Sohn Ludwig mit der Englifchen Prinzeffin Blanka vermaͤhlte, wurben unter. andern.die Dörfer Gods ramſtein, Sibeltingen, Birkweiler und Coldiens bach im Schr 1401 zur Morgengabe ausgeſchie⸗ den 7), weswegen ſie alle in ber Haupttheilung nicht vorkommen. Eigentlich hat dad Thal nur aus eben dieſen vier Dörfern beſtanden, ehe Gleis⸗ weiler in gegenwaͤrtigem Jahrhundert dazu geſchla⸗ gen worden. Hingegen iſt das Doͤrflein Kolchen⸗ bach nunmehro eingegangen, und die Gemarkung dem DorfBirfweiler einverleibt. Im engen Vers fiande gehören alfo noch heutigen Tages nur bie drei Dörfer Godramftein, Sibeltingen und Birks | weiler zu dem Thale, welche auch gleiche Rechte und Freiheiten mit einander gemein haben, Ein |

?) Die Urkunde hierüber, welche zu Godramftein vorges wiefen wird, ift gegeben Germersheim IV Id. Iun. In- | di&. XIII, anno M.CC.LXXX. quinto, regni XII. q) Schöpflin Alfat. Illuftrat. Tom. II, pag. 185. Sich "au oben bei Billigheim Seite 452. r) Ada Compromifi in Caula Praetenl, Aurelgan, apud Chlingenfperg pag· 76. >

zog Oberamt Germersheim,

beſonderes Thalgericht iſt nach ber alten Deutſchen Gewohnheit annoch jährlich drei bis viermal fein ordentlihe Dingtäge zu halten verbunden. Gz hatte fonft aud ein gemeinfchaftliches Gerichtsſie⸗ gel, und fuͤhrte zum Zeichen ſeiner Kaiſerlichen Befreiung ben doppelten Reichsadler; in der Fol⸗ ge aber hat jede Gemeinde fi ein eigenes zuge legt. Dermalen ift ein Rurfürftlicher Oberfchult, heiß, ein Anwalt, nebſt einem Gerichtſchreiber zum Vorſtande geordnet, der dem Oberamte un ‚mittelbar untergeben if, und in jedem Dorfe bes findet ſich ein Gerichtöfchöf mit einem Unmalt, welche mit einander dad Gericht beftellen. Won ben Dazu gehörigen Orten Tiegt nur Birkweiler auf ber vechten, Godramſtein, Sibeltingen und Geis weiler aber auf der Linken Seite der Queich.

ı) Birfweiler. Ein mittelmäfiges Dorf, bad ‚urfprünglih nur ein geringer Weiler gewefen und yon den allda geftandenen vielen Birfen den Naua erhalten haben folle. Eben deswegen wird in dltemn Beiten Deffelben gar nicht gedacht. Daß jemalg eine Burg daſelbſt geftanden habe s), ift ungegründet, und von Pleisweiler zu verſtehen. Zwiſchen Birk, ‚weiler und Gibeltingen ift. der oßgenannte Weiler Rolchenbach, der vormals zum Thale gehöret hat, in den Sranzöfifchen Kriegszeiten eingegangen , und Die Dazu gezoͤrigen Grundſtuͤcker der Birkweiler Ge⸗ markung einverleibt worden, welches des lezter⸗

ö— ——— ——s ——

Kremer in feiner Bee Kurf, Sriedrich8 I pag= 649 nachgeſchrieben. wie gedachte Aaa Comsprom, pag. 96 richtiger ans 13 en. F =

* *

Sibeltinger Thal. $09-

Aufnahm wicht wenig befördert hat. Noch wirklich hat eine Feldgewanne davon den Namen. Das in der: obern Haingeraide entfpringende, Durch das Dorf fliefende und bei Sibeltingen mit Der Queich fich ver⸗ einigende Wafler heißt Kolchenbaͤchlein. Un des Ortes Gränzen lauft Die Queich, und noch näher der von Alberöweiler Daraus abgeleitete Kanal. Die Queich treibt eine nach Birkweiler gehörige Mapl- und Dehlmähle. Heben dem Kanal ziehet die vom Landau Durch das Anmweiler Thal nach Zweibruͤcken führende Landftrafe vorbei. | - - Die Bevölkerung beftehet in 82 Familien, 373 Seelen; die Gebäude in ı Kirhe, 2 Schulen, 7x hurgerlichen Häufernz die Gemarfung in 137 M. Meder, 127 M. Wingert, 62 M. Wiefen, Dieſes Dorf befizet feinen eigentüämlichen Wald, fondern ift mit Den übrigen Ortſchaften des Thales, auch andern Gemeinern in Die obere Haingeraide berech« tigt 2).

In dem Drte befindet fich eine baufälige Kirche,

welche den heil. Bartholomäus zum Patronen haben, von der Benediftiner Abtei Hornbach vorhin erbaut worden, und zur Pfarrei Sibeltingen als ein Filiak

gehörig geweſen ſeyn fole. Sie ift dermalen zwi⸗ fchen den Katholifchen und Meformirten gemein- fchaftlich, wird aber wegen ihres baulofen Zuſtandes von beiden Religionsgenoſſen felten gebraucht. In⸗ zwifchen find alle drei chriftliche Religionsverwandten nach Godramſtein eingepfarrt.

») In einer Urkunde vom J. 1291 wodurch K. Rudolph I der Stadt Landau gleiches Recht in dieſen Waldungen verliehen bat, (Vid. Alſat. diplom. Tom. II, pag. 49) beißt ed} Quod vos habeatis plenum jus utendi lignis in {ylva Heingereite, quemadmodum jus habent {ub- fcripte videlicet Nofldorff, Guntramftein, Sibeltingen,

““. Colchenbach, Rurckwiler, Franckwiler, Albrechswiler, Hanskirchen, Schembach, Rotenkach, Hannbach , Met- denbach M Groyenhulen.

z10 Dberamt Germersheim,

Der Zehnten ſoll als eine Zugehoͤr bed Paten: natrechts dem Kloſter Hornbach zuſtaͤndig geweſen, Dusch den bekannten Hagenbacher und Selzer Aus— tauſch aber an Kurpfalz abgetretten worden feyn.

2) Godramſtein ift das gröffe Dorf dieſes Xhald, ganz nahe an der Stadt Landau, von deien Urfprung verfchiedene Mährchen erzählet werden. Es haben fich nämlich ander alten Kirche ſechs Stei⸗ ne vorgefunden, morauf Die Heidnifche Gottheiten Merkur, Herkules, Juno und Minerva ausgehauen find #). Aus diefem wollen einige muthmafen, daß Der Ort feinen Namen von ®ötter am Gtein ber: leite. Allein in einer Urkunde des Kloſters Lorfch vom 9.767 wird folcher ausdruͤcklich Godmarfkaine genannt x). Die Inmwohner erzählen, Daß unter Dagobert Lim J. 610 Godram ein Verwefer in Rlein- Frankreich und Herr zu Lauterburg im Wasgaue an der Bach Quaiata in einem fehönen Luftwald eine Burg aufgebauet, und ſolche nach feinem Namen Godramftein genennet, dabei auch eine Kirche er sichtet habe, woraus endlich diefed Dorf erwacher fey. . Der Ort war dem Reich unmittelbar um teige⸗ ‚ben. Denn K. Ludwig dag Kind hat die Abtei Horn⸗

bach bei Zweibrüden im 5. 900 gu Grunheim und Eontemariftein im Speiergaue mit Höfen, Gebaͤu⸗ den, Leibeigenen ıc. befchenft y). Eben dieſes Klo: fier hatte noch mehrere. Rechte dDafelbft, indem Der Bifchof zu Speier, Konrad III, ein gebohrner Her von Scharfened, felbigem im J. 1221 den Kirchen» ſaz zu Goderamiftein beftättiget hat 2). R. Rus

„) Solche find in Kupfer gefiohen, und den Ad. Academ. Palat. Toın. IL, p.9 fqq mit nöthigen Erklärungen des Herrn Lamey eingefcaltet.

x) Cod. Lauresh. Tom. II, num. 2163.

7) Die Urkunde bat Herr Crollius feinen Orig. Bipont. Patty I, pag. 56, eingerädt,

A) Ihidem Bart, U, Sea, I, pag · 25, Prok,IYs

- + Gibelsinger Thal, 511

dolph I gab dem Abt und Konvent im J. 1287 die Berfiherung, Daß, obfehon er feinen Sleden Gods somftein gleich andern Städten gefreiet, er gleich» wohl an feinen dafelbft hergebrachten Rechten nicht befränfet fenn, jedoch auf Die fogenannte Fälle und Bautheile verziehen folle, Zwei Jahre Darnach bes freite der Kaiſerliche Landvogt im Speiergaue, Hein⸗ ih Bannader, des Klofterd Hof dDafelbfi von dem gewöhnlichen Azungsrecht und andern Dienfibarfeis ten a). Diefe anfehnliche Befizungen gaben dem. Kloſter Anlaß, eine Probftei von einigen Mönchen. hieſelbſt anzulegen, welche die Dazu gehörigen Pfar⸗ seien verfehen ‚mußten. Nach der Reformation iſt ſolche von Pfalzzweibrüden eingezogen und in eine Kellerei verwandelt, endlich aber Durch den Aus⸗ tauſch vom J. 1769 mit allen einfchlagenden Gefaͤllen an Kurpfalz abgetretten worden. | Die Queich lauft neben dem Orte ſudwaͤrts vor⸗ bei, und treibt eine Dem Klofter Hornbach zuftändig gemwefene Mahl- und Dehlmühle. Auf eben dieſer Seite ziehet auch Der neue Landauer Kanal, und an felbigem die Strafe nach Zweibrüden vorbei, Dies - ſes und die übrigen Dörfer Des Thale hatten nebſt der bürgerlichen Gerichtbarfeit vor Alterd ihren ei» genen Blutbann. Der Dingplaz ift noch wirklich uinter dem Namen Stalbohel im Andenten 6). Er liegt an der weftnördlichen Bränze der Gemarfung gegen Frankweiler. Nachdem die Dingtäge unter freiem Himmel aufgehöret hatten, ift der Plaz mit Bebäfche angeflogen, und in einen Wald erwachfen 5 in gegenmwärtigem Jahrhundert aber zu Weingärten sungelegt worden. Diefem Stalbohel gegen über oft»

.-

) Die Urkunden hievon ftehen in den A&. Acad. Palat, -- Tom. II, pag. 64 ſqq. num. I, II&IH. 4) her 2 —— der —— * ee m | lung von mir in dem zafen Hefte der rheiniſchen Geitraͤgen vom J. 1778.

812: Oberamt Germershehn,

waͤrts liegt ein etwas höherer Berg, der Affolter genannt. Die Oherfläche deſſelben fol ungefähr 60 Morgen oͤden Laudes betragen, und mehrere Steine in der Erde gefunden werden, woraus man fchliefen will, daß vor Zeiten Die Nichtftätte daſelbſt geffanden

abe re).

e Die Bevölkerung des Orts belauft fih über 200 Samilien, die Gebäude auf 155 Haufer, 3 Kirchen und 2 Schulen. Die Gemarkung enthält 1083 M. Aecker, 474 M. Wingert, 283 M. Wiefen, und go SM. Weide. Auffer Dem vormald zum Klofter Horn: bach gehörigen Hofe, follen feine Sreigüter in Der Gemarkung befindlich feyn. Godramſtein Hat auch feinen befondern Wald, fondern ftehet mit andern Drten in unzertrennter Gemeinfchaft, und ift Das Haupt der obern Haingeraide.

Die Pfarrei war zum Landfapitel Weyer unter Rippurg einfchlägig d), und hatte die heil. Marga: retha zur Patronin, Durch die Kurfürftliche Reli⸗ gionserklaͤrung und derſelben Nebenreceß ward ſel— bige den Reformirten allein uͤberlaſſen, Deren Pre diger zur Inſpektion Billigheim geböret, und Steig, weiler zum Filial hat. Die Katholifchen waren ans fänglich nach Sibeltingen eingepfarrt, nach Der Hand | aber zur Pfarrei Euffersthal gezogen, bis fie im 3. 3737 eine eigene Kirche erbauten, und folhe zu einer Pfarrei erhoben, wohin Sibeltingen und Birfmweiler dermalen angemiefen find. Der Pfarrer flehet unter dem Landfapitel Arzbeim. Die Lutherifhen Haben auch ihre eigene mit einem Prediger beftellte Kirche, zu welcher auſſer den Dörfern des Thals, Merlheim, Euffersthal und Grevenhaufen gehören.

Den Zehnten bezog vormals dag . Horn⸗

a

*

) Das Wort Affolter ſcheint eben fo viel zu bedeuten, als ein peinlicher Gerichtsplaz. FR, 4) Würdsmein Subhid, diplom. Tom. X, pag. 298.

. Sibeltinger Thal. 513

bach, ift aber durch den Hagenbacher Austauſch an Kurpfalz abgetretten worden. ER | Der Oberſchultheis, Anwalt, und Gerichtfchreis ber des ganzen Thalgerichts wohnen in Godramftein. Dieſes führt in feinem befondern. Siegel den dop⸗ pelten Reichsadler. ir |

3) Gleisweiler, hat Zwar mit dem Sibeltinger Thale weder in der Lage, noch in der Verfaſſung ‚einen Zuſammenhang, wird aber Dennoch, ſoviel Die niedere Berichtbarfeit betrift, Dazu gezählet, Es liegt eine Stunde von Godramftein gegen Nord, Wenn die Nachrichten von dem alten KRönigreiche Auſtraſien gegründet wären, hätte Diefer Ort urs ı fprünglich den Edeln Herren don Rippurg gehört, folchen aber K. Dtto I fchon im J.946 dem Doms» ſtift Speier Zugeeignet. Gewiſſer ift, daß K. Hein ‚rich II ein Lehengut zu. Blizenwilere und andern ‚Drten im Speiergaue dem Domflift Speier im J. ‚1006 derliehen habe e). Im Jahr 1414 verkaufte ‚Wolfgang Richter don Knitteldheim Find und Güter ‚30 Gleisweiler, und ein Gut zu Merlenheim, dann ‚ein Haus, Keller und Hofraid zu Srankweiler an ‚Pfalzgr. Ludwig III um vierthalb Hundert Gulden, Nebſt diefem Hatte dag hohe Kurhaus Pfalz Die Ober: ‚bothmäfigkeit Darüber, befonders. aber das Leibei— ‚senfchaftsrecht hergebracht. Weil jedoch folched zu ‚verfchiedenen Irrungen mit dem Domflift Anlaf ‚gab, wurden ale dem Speiesifhen Domkapitel zus ſtaͤndige Gerechtſamen im J. 1587 von dem Kurvera weſer, Pfatsgrafen Johann Kafımir, Fäuflich er⸗ worben, daſelbſt eine befondere Kellerei errichtet, ‚die nun der Germersheimer einverleibt it, und die ‚niedere Öerichtbarfeit zum Sibeltinger Thale gezo⸗

269 2 num. ®

Pf. Geographie. II. Ch. Rh

e) Die Urkunde fiehet in Act. Acad. Palät, Toın, IN, page VI

514 Oberamt Germeröheim,

gen. An der ſuͤdlichen Graͤnze der Gemarkung file Die in Der Haingeraide entfpringende Haimbach vor. bei, treibt im Wald eine Waffenfchmidte, und am Dorfe die Kaftanienmähle.

In dem Dorfe wohnen bei 100 Haushaltungen ingg Häufern. Die Bemarfungenthält 41 M. Acker, 148 M. Wingert RM. Wiefen, 50 M. Bett, und eben fo viel Wald, welcher der Gemeinde zu ftändig ift, Die auch an der mittlern Haingeraide mi den Dörfern Burweiler, Roßbach, Slemlingen, Walsheim und Böchingen Theil hat. |

Bor der Reformation war die hiefige Pfamti zum Landfapitel Weiler unter Rippurg gehörig /)ı und die Kirche dem heil. Stephan geweihet. Lep tere ift im J. 1761 neu gebauet worden, und zmk ſchen beiden Neligionsgenofien gemein. Der Kal Dfarrer ftehet unter dem Landfapitel Arzheim, um bat Böchingen als ein Filial zu verfehen. Refon mirten Theils gehört folche nach Godramſtein, wohl auch die Lutherifchen zur Kirche gehen. | » Den Zehnten beziehet die Kurfuͤrſtliche Hoflım mer zur Hälfte, Die andere Hälfte des grofen de Pfarrer, und des Fleinen der Schultheis.

4) Siebeltingen ift nach Godramftein dag beit Dorf des Thals. In den Urkunden der Abtei Lor/d kommt unter Den Orten des Speiergaues im J.7 Singulfingbeim vor, welches von dieſem Dorfe# verfteben feyn mag .g). in der Urkunde RK. Fried⸗ richs II vom J. 1219 wodurch er dem Dorf Annolet die Stadtfreiheit verliehen hat, wird die Öffl Graͤnze Des ſtaͤdtiſchen Gebiets bis an Sibilsingt' f) Würdtwein Subfid, diplom, Tom. X, pag. 302. si

audy Tom. IX, pag. 321.

g) Cod. Lauresh. Tom, II, num, 2117, und in Ad Acad Palat. Tom. III hiſt. pag. 250. |

Sibeltinger That, | zi5

beſtimmet A). Mitten durch das Dorf fließt die Dueich und ſuͤdwaͤrts der von Albersweiler Daraus nach Landau abgeleitete Kanal. Die Queich treibt die fogenannte zwo Kindinger Mühlen, welche dem Fuͤrſtlichen Haufe Loͤwenſtein wegen Der Herrfchaft Scharfened, und dem burgerlichen Hofpitalder Stadf Pandau ihren Pfacht entrichten.

Voriges Jahr zählte man im Dorfe 150 Fami⸗ lien, 671 Seelen; 2 Kirhen, 2 Schulen, 130 bura gerliche Häufer. Die Gemarkung enthält 109 M. Necker, 189 M. Wingert, 86 M. Wiefen. Das Dorf hat auch keinen befondern Wald, fondern ift mit Gods 'zamftein, Birfweiler und andern umliegenden Orten in die obere Haingeraide berechtiget.

Die Pfarrei des Orts hat ehmald zum Land. Fapitel Weyer unter Rippurg gehöret 5), Das Pa⸗ ‚tronatrecht aber dem Abt zu Hornbach. Die Kirche war dem heil. Quintin geweihet. Im Anfang des ‚gegenwärtigen Jahrhunderts ward eine abmwechfelnde ‚Semeinfchaft zwifchen beiden Religionggenoflen Darin eingeführt. Jeder Theil bediente fich Derfelben an» Fänglich als einer Pfarr- und Mutterfirche. Die Katholifchen aber find zulezt nach Sodramftein als Sitialiften ‘angewiefen worden, Reformirter Seits iſt ſolche mit einem befondern zur Inſpektion Bil⸗ ligheim gehoͤrigen Prediger verſehen, der auch Birk⸗ weiler und Euſſersthal beſorget. Den Zehnten be⸗ ziehet Die Kurfuͤrſtliche Hofkammer allein. |

Pflege und Klofter Euſſersthal.

De⸗ vormals beruͤhmte Kloſter Euſſersthal hies vor Alters Utersthal, Ußerstal, Lat. Uterina

h) In Ioannit Spicilegio Tabul. veter. pas · 453 num. VRR #) Würdtmwein Suhfid, diplom. Tom: X; g' 304. 2

516 Dberamt Germerdhein,

Vallis. Es liegt 7 Stunden von Germersheim mil waͤrts im Gebirge, binter der Stadt fandau. D: erfte Erbauung des Klofter wird in dag Jahr 114: gefezt. Als Damals der heil, Bernhard in Deutfe: land anfanı, und der von ihm geftiftete Ciechzer orden allenthalben nen fand, widmete ein Aura Namens Stephan voh Merlenheim feine GHäterufrs richtung eined Gotteshauſes k), welches anfaͤu bei dem Dorfe Merlenheim rechter Seitd der Oi unterhalb Landau angelegt werden ſollte. Pber A noch das Brundgemäuer gelegt geweſen, fand x Bifchof zu Speier Rapoto für bejfer, folches an nen von allen menfchlichen Umgange entfernten dr zu verlegen. Er verliehe auch felbft im J. 1150 mi Keinen Brüdern Hartmann, Grafen von Lobdenburs, ‚und Otto, Grafen von Alreheim, in Gegenwart K. Konrads III den Grund und dag Eigentum Uters— dal dem Lifterzerorden, dejien Umfang und Graͤnzer er genau beftimmte. Da aber eine von dem Dom ftift Speier abbängende Kapelle den Mönchen zu & bauung ihres neuen Klofters am ſchicklichſten gelegen zu feyn gefchienen, Biſchof Godefrid in J. 1164 mit dem Abt und feinem Konvent einenvet⸗ gleich, wodurch er das Eigentum jener Kapelle dus Klöfter gegen ein Gut von 80 Morgen Landes ki Schwechenheim unter gewiſſen Bedingniffen abge tretten dat. Bald hernach verliehe Ludwig Graf ver Sarmwerden für feinen auf dem mit K. Friedrich/ in die Lombardei gemachten Feldzuge umgefomm nen Bruder , Ludwig den jüngern von Sarwerden, fein eigen Gut, Koyben genannt, an den Gränzen Des Vogefifchen Gebirgs, und bezeichnete Durch ein Darüber auggefertigte Urkunde den Umfang deſſelbe Dergeflalt, daß alles, was zwiſchen den Bad

A) Man vergleiche hiemit, was Hert Crollius in Orione - de Anvilla p. 20 ſqq., von dieſem Klofter im einem tur zen Zufammenhange bemerkt hat.

Pflege und Kloſter Eufferöthal.‘ 517

Hermannesbah, Mofalben und Burgalben, dann Dem Berg Haneberg eingefchloffen ift, Dazu gehören

ollte.

l Auf folhe Weiſe erbielten die verfammelten Mönche einen genüglichen Unterhalt, und im‘. 1186 einen Kaiſerlichen Schirmbrief, worin K. Friedrich I nicht nur die gefchehene Stiftung des Klofterd bes fiättiget, fondern ihnen auch, Die Gnade gethan hat, Daß niemand Darüber eine Wogteigerechtigkeit oder fonftige Gewalt neben dem zeitlichen Abt auszuüben berechtiget feyn fole. Da Heinrich von Meifterfele Dersleichen Vogteirecht zu haben behauptete, gab der Kaifer ihm zo Mark Silbers, unter dem Bedinge, Daß er fein Hofgut zu Weifenburg dem Domftift Speier, und dieſes feinem Sohne Friedrich, Herzog in Schwaben, auftragen folle, don dem es gedach⸗ ter Heinrich von Meifterfele wiederum zu Lehen em⸗ pfongen hat N.

Das Klofter gelangte alfo in einen ruhigen Be» fiz feiner erften Stiftung, und bald darnach Durch zahlreiche Schanfungen Der Kaifer, Füsften, Gras 'fen und Herren, zu vielen Gütern und Gerechtfa- men. Gm. 1213 erwarb der Abt Martin den Zehn» 'ten des Klofterd Hornbah in einem Bezirfe von Dorrenbach, gegen einen jährlichen Erbzind. Hin⸗ gegen muften im J. 1225 der Abt und Konvent ihren Hof Mechtersheim ald einen Unter-Hof des dem Domfapitel Speier zuftändigen Hofes Heiligenftein erfennen. Merkwuͤrdig ift, Daß König Adolf von Naſſau in der Beſtaͤttigungsurkunde alter Privife- gien fih auf das Recht der Mönche von Euffersthal beruft, Die Reichskleinodien in der Burg Trifeld zu hüten, und Daß der Bifchof von Speier Friedrich,

| I) Diefe Nachricht hat Herr Weihbifchof Yürdrmein mit den nöthigen Beweisftüden in Subfid. diplom. Tom. X, yon Pag. 348 bis 357 geliefert.

Kk 3

518 Dberamt Germersheim, | ein gebohrner Herr von Bolanden, im J. 1302 i der Klofterfirche Dahier beigefezet worden. i Um dag Klofter felbft waren nebft Dem Dorf: Grevenhauſen neun Meyerhoͤfe angelegt. Auf Deffelben Umfang aber hatte e8 feine Höfe in Epeie, Mechtersheim, Branchweiler und Merlenheimx. J dieſem bluͤhenden Zuſtande erhielt ſich Das Kbeſter 400 Jahre lang, muſte aber doch auch verfchiedend Ungemad) ertragen. Denn in den leidigen Kriege worin Kurf. Friedrich I mit feinen Nachbaren ven wicelt gewefen, überfiel folches im J. 1455 Her Ludwig von Velden; mit 600 Wallonen, und x Darin plündern. Fuͤnf Jahre darnach kamen di Veldenziſchen und Leiningifchen Völker wieder, fi Derten von dem Abt unerfehwingliche Abgaben, un als er dieſe zu reichen fich weigerte, zuͤndeten ſie de Kloſter an, und verbrannten ed. Gleichen Schadti lied auch der Marggraf von Baden darin annd ten m). In dem wegen der Baterifchen Erbfol' wieder Kurf. Philipp erfolgten Kriege, lies He! Alexander von Zweibrüden das Klofter abermi plündern und anzänden »). Gleichen Muthwile trieben die aufrührifchen Bauern daſelbſt im jr 3525 0). Bei den damals erfolgten Religions! tungen wurden die Mönche von ihren Beſchuͤzen ſelbſt folang verfolgt, big ein grofer Theil derfelbe entweder verfiorben, oder den priefterlichen Gelib— Den entfagt, der übrige Theil aber fich in and Klöfter geflüchtet hatte, Der Kurf. Friedrich 1 zog endlich alle Güter ein, und beſtellte einen mi‘ lihen Schaffner, in welchem Zuftande eg aud N zum Ausbruche der Böhmifchen Unruhen verblieben En EEE

=) Bremers Geſchichte Kurf. Frledrichs T ysz· 7n— 16a 27

”) Würdtwein Subfid. diplom. Tom. X, pag. 305. |

e) Petri Criniti hiftoria Tumult. ruſtic. in Freheri rer. Scriptor. Tom. III, pag. 235.

| |

Pflege und Kofler Euſſersthal. 519

if. Während folchen Unruhen fanden fich wieder

einige Mönche ein, und erwählten fogar einen. Abt,

Namens Peter Wilhelm, aus der Abtei Lüzel im

Sundgau, zu ihrem Vorſtande p). Kaifer Ferdi»

nand II aber fchenfte das Klofter im J. 1636 den

Sefuiten, die jedoch, ſoviel man weis, niemald zum

völligen Beſize gelanget find g). Durch den Weſt⸗

phälifchen Sriedenfchlug fam die Kurpfalz wieder in

Denfelben, bis zu dem bald hernach erfolgten Ein»

falle der Franzofen, Die unter dem Vorwande, Daß

Diefe ganze Gegend zum alten Königreich Auftrafiew

gehöre, Das ganze Dberamt hinweg.nahmen, das

fie jedoch im Ryſwickiſchen Friedengfchlufe 1697 wies

Der zurudgeben mußten. Dusch die bekannte Reli⸗

gionserflärung vom J. 1705 ward das Klofter mit

allen feinen Einkünften der Kathol. geiftlichen Ver⸗ mwaltung einverleibet. Von den Aebten deſſelben find ung nur folgende befannt.

1163 Ortlieb, war vermuthlich der erfte Abt, und in vorangefeztem Fahre fchon geftorben, nach einer Urf, des Abts Gregorius von Hornbach.

z184 decelin, machte mit dem Prämonftratenfer

| Klofter- Wadgafien über den Lauber Wald einen

Vreceergleich r), und im %. 1186 beftättigte ihm

| 8. Sriedrich I die von Bifchoffe Rapoto gemach» te Stiftung.

119ı Wigmann, errichtete mit Albert Edelknecht bon Altrippe, einen Vertrag.

1213 Martin, gerietb mit dem Abt zu Weifenhurg wegender Probftei St. Michael daſelbſt in Streit,

p) Bucelini Monafteriol. Germ. Is c.

g) Vermög Kurf. Karl, Ludwigs Manifeft, welches im Jahr 1639 ang Licht getretten,, pag. 85.

r) In einer gefchriebenen Urkunde des Kloſters Wadgafs fen in, gotharingen: Ada funt haec apud Leiden anne verbi incamati Millefimo Centeſimo O&ogefimo quarte;

Reg

520 Oberamt Germeräheim,

und kommt in einer Urkunde des Kloſters St nau vom J. 1214 ald Zeug vor Ss).

1253 Ludold Heinrich von Nußdorf verkaufte ih feine Guͤter zu Merlendeim, und im J. 12565: mann von Rietberg in Offenbach.

1262 Stephan, erfcheinet in einer von Dem Epeii rifchen Bifchof Heinrich II für das Kloſter heils brud außgefertigten Urkunde als Zeuge ?).

1274 Anfelm, fommt in einer Urkunde Sohanıl

ſRitters von Scharfene und feiner Schweſ Agnes vor. |

1282 Arnold ,:in einem. Briefe des Landvogten Speiergaue, Heinrichs Bannader w). Im. 1289 faufte er von Burkard Edelfnedt ı Gundrameſtein einige Güter,

1293 Berlatus, in einer von König Adolph de

_ ertheilten Beftättigung feiner Freihe ten x). Ä |

1326 Heinrich, hat einen Schankungghrief von di fem Jahre unterfchrieben. - |

1363 Wernber, überträgt dem Kloſter zu dr kenthal eine Kornguͤlt, die er auf der fogenen ten Phuſtmuͤhle allda jährlich falen hatte y)

1393 Johann, verkaufte einige Güter zu Gent

- beim am Palmberg, im Oberamt Alzei, I im $.1426 erfcheint er noch als Zeug bei di" Verkauf des Hilfperger Hofes vom Kloſter | terberg an Kurfürft Ludwig III 2).

1439 Hiflaus, kommt in einem Pfandbriefe dor

1467 Johann, übergab Herzog Ludwig Dem (hm

zen zu Veldenz feinen Zehnten zu Anweiler u

s) Gudenus Sylloge varior. diplom. «92

R Ad. eG Palat. Tom. an * * u) Dart. de Pace Publica, Cap. XVIII, pag. 136. x) Crollius in Oratione de Anvilla pag. 1

! 38. f) 7) Siehe oben die Beſchreibung des Kloſters Frankenth Seite 402. 2) Davon bei dem Kloſter Otterberg.

Pflege und Kloſter Euſſersthal. z21

Sarnſtall, wie auch den Wald Hermersbers in der Pflege Falkenberg a).

1506 Heinrich Eppt zu Ußersral, in Kurf. phi⸗ lipps Teſtament.

3551 igand in einer Urkunde von diefem -Japı

1567 vermuthlich der lezte Abt des Klo⸗ ſters, hat einen Theil deſſelben wieder herge⸗ ftellet, vermög einer an dem ſogenannten run⸗ Den Asteithurm noch lesbaren Eateinifchen sus ſchrift c).

In neuern Zeiten wurde daſelbſt eine Probſtei errichtet, und die Gefaͤlle dieſer eingezogenen Abtei dergeftalt vertheilet, daß der zeitliche Probft ein Drit⸗ tel für fich behielt, ein Drittel zum Unterhalt des Klofterd verwenden, und das übrige zur Katholiſchen geiftlichen Verwaltung abliefern mufte.. Im J. 1720 war Heinrich Wilheim Freiherr von und zu Sidin« gen, KRurpfälzifcher Oberflfämmerer. und Oberamt⸗

‚mann zu Bretten, Infulirter Probſt zu Eufjerstbal,

der auch dieſe Stelle bis an feinen im J. 1757 er» folgten Tod behauptet hat. Mach ihm aber ward folche aufgehoben, und fämtliche Gefälle der geiftli»

; ben Verwaltung wieder übertragen, mobei es bi

auf den heutigen Tag verblieben iſt. Von dem Klofter find nur einige Gebäude, und

von deſſelben prächtigen Kirche der Chor noch übrig. In lezterm befindet fich über Der Kanzel eine fleiner= ne Platte eingemauert, mit Dem Namen des Stif⸗

terd d). Sobald das Kloſter von den Mönchen ver⸗

a) In der gründlichen Information, wie ed mit Occupi⸗ rung des Klofters Hornbac zugegangen pag. 158.

s) Diefer und alle übrige mit feinem befondern Beweiſe angeführte Aebte find: aus ſSubſid. diplom, Tom.X, pag.355 ſqq, gezoge

e) * * lich in Orat. de Anvill des Herrn Crallius

«) er Redor Andreae in feinem Gerimorkieinie Uluſtra⸗ 65

F

522 Dberamt Germeräheim,

laſſen, und defien Befizungen zur geifffichen Wer Maltung eingezogen gemwefen, liefen fich einige Ta milien Dafelbft nieder, baueten Käufer, und nahmen Die vorhandenen Zeldgründe in Beftand, wodurch in Der Folge Das dermalige geringe Dorf Euffersthal feinen Urfprung erhalten hat.

Durch daſſelbe fließt ein kleines Bächlein, die Sülz, auch Beraiden- oder Mühlbach genannt, dir in der obern KHaingeraide, eine Stunde vom Hrte weſtwaͤrts entfpringt , und oſtwaͤrts am Ende dorti- ger Gemarkung in die Queich fält, Es treibt in Dem Dorfe die in einem Mapl- und Schneidgange beſtehende Kloſtermuͤhle.

Im verwichenen Jahre zählte man an Diefem Drte 46 Zamilien , 229 Seelen. r Kirche, ı Schu: de, 46 gemeine Häufer. In der Gemarkung 82 M, Meder, 3 M. Wingert, 32M. Wiefen, 3 M. Gärten und 47 M. Wald,

Die zum Klofter gehörigen Waldungen find nicht gemefjen, werden aber auf ſechs bis fieben taufend Morgen Landes berechnet, und von einen befondern Foͤrſter verwaltet. Sodann gehöret zum Klofter der fogenannte Lauberwald, welcher fünf Stunden wei son Euffersthal.entlegen iſt. Diefes ift eben Der: nige Bezirk, welchen Graf Ludwig von Sarmwerden, wie oben gefagt worden, dem Klofter verliehen bat. Der Prämonftratenfer Abtei Wadgaffen in Lotharin« gen ift Der vierte Theil Diefed Waldes, famt dem

- Mitgenuß des Weidrechts im ganzen Walde, im J.

1184 zugeſtanden worden e). In dieſem Walde,

ö ññ ——— to hat dieſe Denkmaͤler irrig vom Stift Germersheim verftanden. j

+) In der darüber im Archiv des Kloſters Wadegaffen be:

- findlihen Urkunde heiſet es: Cum fratres de Utrisdal totum Allodium inculti nemoris, quod vulge dicitur Homald in Lobiis, fibi indebite vendicaffent &c. Unter * vielen Zengen kommt auch Becelinus Abbas de Utris- dal vor,

Pflege und Kloſter Euſſersthal. 523

etwan eine halbe Stunde von Trippftatt, liegt Der Tauber Hof, worauf 4 Familien wohnen. Wegen der weiten Entlegenheit find Die dafelbft wohnende Hofbauern zu der ins Biſtum Worms gehörigen Pfarrei Trippftatt eingepfarrt. Serner gehören zum Kioſter nachfolgende Meyerhöfe, ı) der Beilweiler Hof, hinter Sibeltingen, Der eine zeitlang ald eine befondere Schaffnerei verwaltet worden. Dermalen wird folcher von zween Hofbauern bewohnt und be: nuzet, Die 143 M. Meder, 7 M. Wingert, 37 M. Wieſen und 2 M. Gärten zu geniefen haben. Das bei befindet fich eine ſchon vor der Reformation ers richtete Kapelle. 2) Der Lreitwiefer Hof, eben-

falis von zween Hofbauern, die 64 M. Aeder, 16

M. Wieſen, ı M. Gärten befizen. 3) Der Stock-

wieſer Hof, von 2 Familien, 60 M. Aecker, 30 M. Wieſen und ıM. Gärten. 4) Der HSilſpacher Hof, worauf auch 2 Familien ſich ernähren. Diefe vier

* a =

Hoͤfe liegen im Euſſersthaler Wald und Gemarkung. Vor diefem hatten noch drei andere dergleichen Hoͤfe alda beſtanden, nämlich der Laubersthaler Hof von 60 M. Aderlandg, der Eſchbacher Hof von glei⸗ cher Staͤrke, der Böppers- oder Kuppersthaler auch Bergwieſer Hof von 30 M. Aecker, und 3 M. Wieſen. Dieſe hat die geiſtliche Verwaltung nach und nach eingehen, und die Aecker wieder zu Wald anfliehen laſſen, die wenige Wieſen aber in Beſtand verliehen. | |

Die in den leidigen Kriegszeiten ſchier gänzlich verftöhrte Klofterfirche war U. X. F. geweihet. Nur ein Theil des Chors blieb in feinem Mauerwerk fies ben. Diefen lied obiger Freiherr von Sickingen als Probſt im J. 1747 berftelen, und zu einer förmlis chen Pfarrkirche erheben, der auch das Dorf Gre⸗ venhaufen mit fämtlichen Dahin gehörigen Höfen und Mühlen einverleibt ii. Die Reformirten find nach Sibeltingen, und die Lutherifchen nach Godramſtein eingepfarst. Den ganzen Zebnten beziehet Die geift: liche Verwaltung.

524 Dberamt Germersheim,

2) Grevenhaufen. Ein gemeined Dorf i Wald, oberhalb des Klofterd, hat längft vor den felben beftanden, wenn es anders richtig iſt, da Das im J. 817 in den E£orfcher Urkunden vorkom mende Grazolfesbufen im Speiergau auf gegen wärtiged, und nicht auf das andere Grevenhair/er bei St. Lambrecht an der Speierbach zu ziehen if 9 Die Vogtei ſowohl über Grevenhuſen, als die daba gelegenen Hoͤfe Metenbach und Rodenbach maı eine Zugebör Der Herrfhaft Scharfenek, womit & Karl IV im 3.1375, und KR. Wenzel im J. 1384, Johann von Scharfenef, fodann Kurf. Philippe im Fahr 1476 feined Vorfahrers Sohn, Ludwig von Baiern, belehnet haben g). Wie aber Diefe Vo—— tei an das Klofter Euffersthal gekommen, ift mir un befannt.

Eine viertel Stunde vom Dorfe ſudwaͤrts fließt Die Queich Horbei nach Albersweiler, und befiimmet Die Gränze zwifchen dem Kurpfälzifchen und Zwei: brädifchen Gebiete. In ded Dorfeg Gemarkung entfpringt Die Hannenbach, welche fi) unterhals Anweiler in die Queich ergießt.

Der Ort enthält 59 Zamilien, 260 Seelen, ı Kapelle, 2 Schulen, 47 gemeine Häufer. Die Br | marfung 201 M. Meder, 25 M. Wingert, 6o M. Biefen, 3 M. Gärten, 31 M, Raftanienwald, 397 M. Weide und 800 M. Wald, |

In jener Gemarkung liegen auch die oben «be: merfte beiden Höfe, und zwar Mettenbach nur eine balbe viertel Stunde von dem Dorfe. Rodenbach oder der fogenannte Rothenhof hat zwo Häufer und |

f) Codex Lauresh. Tom. II, num. 2162, und in Ad. Acad. Palat. Tom. III, pag- 244. 1.

g) Kremers Beichichte Kurf. Sriedrich I. pag. 539, Dar bei iſt aber zu bemerfen, Daß der leztere Hof nicht Des denbach, fondern Rodenbach heiße. Won diefem ſowodl ald dem Weiler Mettenbach fiche auch oben bei Birfweiz ler die Anmerkung ©, 509, |

Pflege und Klofler Euffersthal. 325

eben fo viele Hofbauern. Die Waldung gehöret zum Kloſter Eufersthal, auffer einem Bezirke, fo Der GBemeinde eigentümlich zuftändig if. Sodann hat Diefelbe einen andern Wald und Weidbezirk mit der Stadt Anmweiler in Semeinfchaft, alles unter Der Obſicht des Förfterd zu Grevenhauſen.

Die vorhandene Kapelle zu St. Johann dem Fäufer iſt erfi im 3.1762 aus gefammelten Beiträs gen erbauet. worden. Den grofen Zehnten beziehet Die Kurfürftliche Hoflammer, den Eleinen aber der Reformirte Prediger zu QDueichhambach, |

3) Merlenheim, nächft Landau, drei Stun: den von der Oberamtsſtadt Germersheim weſtwaͤrts entfernt, wird in einer Schanfungsurfunde für die Abtei Fulda vom‘. 800 Merlungheim genannt A). Stephan von Merlenheim war, wie oben gefagt wor» Den, im J. 1148 der erſte Stifter des Klofterd Eufs ſersthal. Walram, Graf von Zweibruͤcken, fol die Hälfte des Dorfes Merlenheim von den Bifchäffen zu Stradburg zu Lehen getragen haben 2). Bei der Burg Elmftein k) iſt fchon angeführt worden, wie fich Graf Simon Weder von Zweibrüden im J. 1354 mit Pfalzgr. Ruprecht dem ältern vertragen, Daß erſterm die Rechte zu dem Hof Merlenheim ungehin Dert folgen folen. Im J. 1358 verkaufte Graf God⸗ frid don Hohenlohe den Mertenheimifchen Hof an 55* Pfalzgrafen um 1200 fl. D, und im Jahr 1394 Friedrich von Ochfenſtein die von der Abtei Klingenmuͤnſter zu Lehen getragene Haͤlfte des Dor—⸗ fes Merlesheim dem Biſchoffe von Speier m). Der Hof kam hernach an das Johanniterhaus Haimbach,

h) Schannat Corp. Tradit. Fuldens. num. CLXVII. 3) Schöpflini Alfat. Illuftr. Tom. II, pag. 166 # 4) Dben ©. 264.

4) Ada Comprom. Francof. pag. 126.

©) Ads Acadı Falat. Xom. Ahr Pag: I5-

526 Oberamt Germersheim,

und. dieſes vertaufchte folhen an das Kloſter Eu fersthal. Wie aber dag Dosf mit der Wogtei a, felbiged gefommen, Darüber gebricht ed ung an ge wiſſer Nachricht. Die Aebte zu Euſſersthal machter ben Hof zu einer Probſtei, die nach der Reformation in eine befondere Schaffnerei verwandelt, jedoch bald wieder mit Der Pflege Euffersthal vereinigt mwurt. Jedoch ift Der zeitliche Beamte in Merlenheim nod wohnhaft, Daher auch Die ganze Pflege die Schaffne: sei Merlheim genannt wird.

Eine halbe viertel Stunde vom Ort lauft di. Queich vorbei, und treibt zwo Mahlmuͤhlen, eine auf dem Sranzöfifhen, die andere auf KRurpfätzis ſchem Gebiete. Beide gehören zum Klofter.

Im Dorfe wohnen 41 Familien, 176 Seelen; auf dem Hofe 26 Sam. und 167 Seelen. Die Ge markung des Dorfes enthält nur 2 M. Hecker, und 9 bis 10 M. Wiefen. Zu dent Hofe aber gehören 1242M. Aecker, 72 M. Wiefen, und 100 M. Wald, Der Hof ift an zehen Hauptbeftänder verliehen ; die übrigen daſelbſt wohnende Familien find Tagloͤhner und Hirten. Der Wald ſtehet unter der Obſicht ir

Foͤrſters zu Bellheim. | '

Die. Kirche Des Dorfs zum beil. Martin it, da ſolche ſehr baufälig gewefen, im J. 1754 bon dem - Brobften Freiberrn von Sickingen neu erbauet wor den. Bei der Schaffnerei befindet fih eineim J. 1736

“errichtete Kapelle, Die Kirche ift mit einem eigenen Pfarrer beſtellt, der unter das Sandfapitel Arzheim ‚gehöret. Die Reformirten und Lutherifchen find nad Dffenbach eingepfarret. u |

Am groſen Zehnten beziehet die geiflliche Ver waltung wegen des Klofters. Euffersthat zwei, und das Yohanniterhaus zu Haimbach Das übrige Drit- gel, den kleinen aber jene allein.

Das Dorfgericht beftehet aus Dem zeitlichen Schaffner, welcher zugleich Oberſchultheis Der gan

Pflege und Kloſter Eufleräthal. 527

sen Pflege ift, fodann aus zween Schöffen und eis nem Gerichtfehreiber. |

4) Wechtersheim. Ein beträchtliher Meyers hof, -nächft dem Rhein, zwo Stunden unterhalb Ger⸗ mersheim gelegen, muß frühzeitig and Klofter Eufs fersthal gefommen feyn. ‘Denn der Abt und Kon⸗ dent deffelben hatten bereitd im J. 1225, fich mit dem Domkapitel zu Speier wegen einiger Zehntflrit» tigfeiten verglichen, und dabei erfläret, daß ihr Hof Mechtersheim Dem Hofe des leztern in Heiligenftein- fernerbin verbunden feyn fole, Weil Das Kloſter ‚Euffersthal in der Stadt Speier auch einen Hof bes fefen, unterhielten. Die Aebte daſelbſt eine Kellerei, ‚zu Mechtersheim aber eine Probftei. Nach Aufhe⸗ "bung des Klofterd wurden beide Höfe be⸗ ſonders verwaltet, und ein eigener Empfänger be⸗ ſtellet, welcher *Kınter dem Namen eines Kellerd zu Speier und Schaffners zu Mechtersheim noch wirk⸗ fich beſtehet. Er hat aber in eben gedachter Reichs⸗ ſtadt feine Wohnung, |

Ueber den Rhein gehet eine Nachenfahrt aus der fogenannten Philippsburger Rheinſchanze, woſelbſt eine Kurpfälzifche Zollſtaͤtte befindlich iſt. | Voriges Jahr Iebten 19 Familien, 157 Seelen ‚auf diefem Hofe, Die Gemarfung enthält 1200 M. | Meder, 18 IR. Wingert, 240. M. Wieſen, 12 M. Gaͤrten, 300.M. Weide.

| Dazu wird auch ein anfehnlicher Wald am Rhein,

Die Mecdtersheimer Aue genannt, von 525 Morg. Landes gerechnet, welchen Die geiftliche Verwaltung

beſonders benuzet, und der Hute des Förfterd zu

Schwechenheim untergehen hat. Auch befindet fich Dafelbft ein Fiſchwaſſer, der See genannt.

Zur Zeit als dDiefer Hof annoch von einem Prob⸗ fien bes Kloſters Euſſersthal bewohnt gemefen, war

528 Oberamt Germersheim,

Dabei ein beſonderes Kirchlein, welches nun gaͤnzlie in feinen Truͤmmern liegt. Die Katholiſchen fin! Daher nach Yingenfeld, die Reformirten und Luthe sifhen nach Schwechenheim eingepfarrt.

Den fämtlichen Zehnten in der Gemarkung be

ziehet dag Domkapitel zu Speier. |

Die niedere Gerichtbarkeit wird don dem zel— lichen in der Stadt Speier wohnenden Schaft verwaltet,

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