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The Dropt. off Botanv.

Beytraͤge = zur Gefchichte der _ Erfindungen

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—— Beckmann, 3 sen u. ordentl. Profefl- der Oelonomie zu nn .

———— —— Drictet Band

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| | ia \ | im Verlage Paul Gotthelf Kummer.

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Mit Erlaubnig! Man muß, auch in der ge lehrten Welt, hübfch leben und leben laffen. - Was und nicht dient, Dient einem andern. Was wir we: der für wichtig nod) anmuthig halten, hält ein an: derer dafürs' Vieles fin‘ klein und unerheblich er⸗ Haren, heißt ofterer Die Schwäche feines Geſichts bekennen, als den Werth der Dinge ſchaͤtzen. Ja nicht felten gefchieht es, daß der Gelehrte, der unartig genug iſt, einen andern einen Micro: logen-zu-nennen, felbfi-der erbärmlichite Micros log ift; aber frenlich nur in feinem Fache. Auffer diefem ift ihm alles Hein; nicht weiler es wirf- ih als klein ſieht, ſondern weil er es gar nicht fieht. | „W9

Leſſing zur Geſch. u Kitteratur 16. 319.

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Seyträse zur Gefchichte

Erfindungen.

Von

Johann Beckmann, Hofrath u. ordentl. Profeſſ. der Oekonomie zu Göttingen.

Dritten Bandes erſtes Stück.

Leipzig, im Verlage Paul Gotthelf Kummer 1790.

Quamvis minime me fugist, quam foleat argu- mentum hoc vniuerfüum a nonnullis pretii vilis aeftimari, neque ipfemet ego rei aliquod publi- cae momentum in eo collocem; femper tamen eredidi, ab eruditiffimis quibusque omnis aevi magiftris edoftus, falten liberalis & eredti eſſe ingenii, etiam antiquiflima quaeque maiorum ve- ftigia animo confettari, nonautem vulgi aut im- peritorum ritu intra angufta pedum fpacia fcien- tiam continere,

Conring. de antiquis, ſtatu Helmſtadii.

Inhalt.

J. Kermes. Cochenille.

Erklaͤrung derſelben ©. 2

_ Coceus arborum f. ilicis tft ſchon den Als ten betant geweien

3 wo dieſe Art ehemals geſamlet en 5 wo fie noch jegt gefamlet wird 7 Was die Alten davon gewuft habe 9 Wie fie gefamlet worden, und noch ges

famlet wird 10 Urſprung des Namens Kermes 16 Coccus radicis war ben Alten nicht. be⸗

fant 21 aber die Kloͤſter lieſſen ihn ſchon i im 12ten

Jahrhunderte ſamlen 22

Urſprung des Namens Johannisblut 24 | | Warum

Inbale ,

Marum fein Gebraudy aufgehört hat S. 26 Mann bie Amerikaniſche Cochenille be⸗

kant geworden 28 Cactus cochinillifera 30 Gerichtlich erwieſene Naturgeſchichte der Cochenille 32 Verſuche, die Cochenille in andere Laͤn⸗ der zu verſetzen 34 Aelleſter Gebrauch des Kermes zur Faͤr⸗ berey 35

Geſchichte der Scharlachfärberen. 39

Verbeſſerung derſelben durch Zinaufld⸗ ſung 43

II. Schreibfedern.

Botaniſche Beſtimmung des alten Schreibs rohrs a48

Erfindung der Schreibfebern 54

Hl. Dratzieheren.

Aelteſte Verfertigung der Metaldräte 60 Aelteſter Gebrauch der Golddräte zur Stik—⸗ kerey und Weberey 63 Aelteſter Gebrauch der Silberdräte 66 Aelteſte Einrichtung des Dratzugs 68 Erfindung des Plaͤttens, des Lahns 70 Ueberbleibſel alter Dratarbeiten 72 Erfindung der Dratmuͤhle 74

Geſchichte der Nürnbergifchen Dratzieherep 77 aͤlte⸗

Inhalt.

aͤlteſte Dratmuͤhlen an andern Orten S. 82 erſte Eiſendratzieherey in Frankreich von

Richard Archal erricheee 835 Alter der Filigranarbeit 86 Erfindung der Slittern ‚83

IV, Sattel.

waren in den älteften Zeiten ganz unbekant 90

find im vierten Jahrhunderte gebräuchlid) geworden - 95

ſcheinen von den Perſern erfunden zu er 100

V. Steigbuͤgel.

Schriftſteller vom Alterthum derfelben 102 warum den Griechen und Lateinern unbe:

fant 104 Ehemals gebraͤuchliche Hauͤlfsmittel zum Aufſteigen 108 Widerlegung der Behauptung des > Gegen theils 112 Aeltefte ——— der nn im Oflen Jahrhunderte 114

VI. Hufeiſen.

Schriftſteller vom Alterthum derſelben '122

Stat derfelben dienten en anfänglich ©: Soden oder Schuhe '124

Beweiſe, dag Hufeiſen den Griechen und Römern unbekant geweſe 130

des⸗

Inhalt.

deswegen ſuchte man bie Hufe durch als lerley Mittel zu härten _

MWiderlegung der Gegengruͤnde

Hufeiſen Königs Childerichs

aͤlteſte Erwaͤhnung der Hufeiſen im oten Jahrhunderte

Silberner Beſchag der Pferde im m eilften Jahrhunderte

©. 136 138

144

I5I

ie BE FE A Eu Kermes. Cochenille.

ur Geſchichte der Cochenilfe oder des Ker⸗ x) mes finder man zwar fchon in vielen Buͤ⸗ Kern mancherley Nachrichten geſamlet, dens noch wage auch ich dasjenige, was ich mir daxuͤber angemerft habe, bier mwitzutheilen, weil id mir mit der Hofnung ſchmeichle, ei⸗ nige Fehler meiner Vorgänger verbeffern, und einige Luͤcken, welche fie übrig gelaflen has ben, ausfüllen zu fönnen; auch weil es ger wis manchen angenehm fenn wird, bier wer nigſtens das michtigfte mit einigen Erlaͤuta⸗ sungen beyſammen anzutreffen... -.

Cochenille und Kermes find, fo wie fie im Handel vorfommen, Fleine Körner, faft von Geſtalt der Fleinen ſtein loſen Rofinen, die man Corinthen nennet; bald. mehr, ‚bald we⸗ niger rothbraun oder violetbraun; ofe mit eis nem: granen Staube oder Schimmel überzoy BE Theil. 4 gen;

[4

2 ... ı..Rermes, Cochenille.

gen; voll Runzeln, wie faftige Körper nach der Eintrocknung zu ſeyn pflegen, jedoch ge: meiniglich auf einer Seite etwas mehr erha⸗ ben, als auf der andern. Zerfauet man dies fe Körner, fo erregen fie einen etwas bitters lichen und zufammenziehenden Gefhmad, und "färben den Speichek braunroth. Sie wer⸗ den zu Arzneyen, jedoch am meiften zur Faͤr⸗ berey aucht.

Es iſt nunmehr algemein bekant, daß fie zu derjenigen Gattung Inſekten gehören, wel: che Coccus genant wird, und daß fie größtens theilg die getrockneten Weibchen, Oder aud) wohl die aufgeſchwollenen Eyerblafen (ovarıa)

. verfhiedener Arten derfelben find. Es hat den Entomologen noch nicht gluͤcken wollen, binlängliche Unterfcheidungszeichen der zahl⸗ reichen Arten diefer Infeften » Gattung zu bes

ſtimmen; ſie muͤſſen fi noch damit behelfen, dag fie ſolche nach den Pflanzen benennen, woran fie gefunden werden. Fuͤr meine Abs fiht wird es hinlaͤnglich feyn, wenn ich. nur dren Arten annehme, und diefen einige Ab⸗ arten unteroföne. 5

Die erſte if die ächte Amerifanifche Los chenille, jezt die gebräuchlichfieg aber au - die theuerſte. Sie heiffe auch hier, wie:bey. Unne, Coccus cacti. Die andere Art wird 1:5 908°

7. Bermes, Cochenille. 3

vornehmlich auf einer Art der Eichbaͤume, die 'Quercus ilex heißt, in der tevante , in Spar nien, Frankreich und andern füdlichen Laͤn—⸗ dern gefamlet, und Deswegen Coccus ilicis, Coccus arborum, auch oft Rermes genant. Die dritte Art begreift diejenige Fäufliche Eos _ chenille, welche an den Wurzeln verfchieder ner Daurenden Pflanzen gefunden, und ges meiniglich mit dem Namen der Polnifchen oder Teutfchen Eochenille belegt wird, ohne Daß man weis, ob die. an Knauel (Scleran- thus), Baͤrentraube (Uua vrſi) und andern Pflanzen vorfommende Act ganz einerlen fey. Man unterfcheidet fie auch oft ducch den Mas

men Coccus radicum.,

Def die alten hebraͤiſchen, griechifchen, lateinifchen und arabifhen Schriftfteller einer Art, nämlich der zwoten, gedacht haben, Fan gar nicht geleugnet werden; daß fie aber vies Je falfche und fo gar ſich widerfprechende Er: - zählungen eingemengt haben, das wird Fei: nem wunderlich fcheihen fünnen, der weis, daß wir über die Entfiehung diefer alten Waa⸗ te erft in neuegn Zeiten mit vieler Mühe, Auf; Härung, und vielleicht noch nicht völlige, er: halten haben. Den Alten mufte dabey alles deſto dunkler und zweifelbafter ſeyn, je wer niger fie mit der Zeugung der Inſekten befant waren. Man wuͤrde ſich fehr übereilen, wenn

| (2 | man

4 . 1. "Rermes. Cochenille.

man jede Machricht der Aiten, die von der Wahrheit abweicht, gleich deswegen zurück werfen wolte; und ich möchte es faft Uber» nehmen, Schriften des vorigen-und fo gar des jeßigen Jahrhunderts anzuführen, worin über dieſen Gegenftand eben: fo zweifelhaft und unrichtig, als in den Schriften der = ten geurtheilet iſt.

Beh Diofeotides (2) und andern Gries hen beißt der Kermes: xonnos Badınn, und bey den Lateinern Coccum, vielleicht auch Coccus, oft auch Granum. Sie melden alle faft einſtimmig, daß er auf einem niedrigen, faſt ftrauchartigen Baume mit flachlichten Blättern, der Eicheln trägt und zur Gattung der Eichbänme'gebört, gefunden werde; und fo ift denn garnicht zu zweifeln, daß fieCoch cum ilicis und: diejenige niedrige immer grüs nende Eiche mit den ftachlichten Blättern der Stechpalme (aquifolii), die wir in der Bor tanif noch jeßt ilex nennen, gemeint haben. Dieſe Behauptung wird dadurch

| noch

(") Diofcorides IV, 48 p. 260. Nur Pauſa⸗ nias XS. 890 fchant wegen des Baums ei⸗ ne Schwierigkeit zu machen, indem er ihn mit WARTE lentiscus, oder mie andere les

“fen, mit oxgoivog vergleicht. Aber es ift ſchon längit bemerft worden, daß man arpıvog, ilex, lefen müffe, und daß auch einige Handfprife ten fo lauten.

12: Rermes Cochenille. $

noch gewiſſer, daß die Alten, fürdas Vaters land dieſes Baums ſolche Gegenden angeges ben haben, wo er noch jezt einbeiniäfch ift up Kermes traͤgt. on Ä * Mach dem Doſcorides man es mes in Galatien, Armenien, Aſien, Cilicien, auch. in Spahiten. > Den weninften Auslegern bat. e8 ‚gefallen, ‚daß der Grieche erſt Gala tien und Armenien, und dann.noch ganz Aſien nennee. Einige haben daher die. Stadt Aſien in Lydien verfiehn , „andere haben das Wort heraus werfen oder ändern wollen, und Se

rapio ſcheint auch, nach feiner arabifchen Ue⸗

berfeßung, Syrien geleſen zu haben. Aber Herr Prof. Tychſen, der mich uͤber dieſe Stelle antraf, verſichert, es fen; hier Alta pro- conſularis zu verſtehn, wozu Cilicien nicht ge⸗ hörte, und in dieſer engern Bedeutung wer—⸗ de das Wort in den dem Diofcorides gleich⸗ zeitigen Schriftſtellern oft gehraucht. Daran hat nicht einmal Salmaſius gedacht. Nach dem Plinius (?) erhielt man Kermes aus af en und Weite, aus Attica, Galatien, Cis

| licien,

6 Plin. aiſt nat. IX, 41 p. 528. XVI, 8 p. 6.

XXII, 2 266. XXIV,4 p. 327. Den Ser:

-ı. : mes. aus Ealatien nennet Tertullian de pal-

lio. 4 p. 38 nad) der Ausgabe des de Ir en da, Galaticum ruborem.

4A3

6 12 Rermes. Cochenille;

licien, auch $ufitanien und Sardinien, wel⸗ cher letzterer aber am geringften geachtet ward. Paufanias nennet auch die tandfchaft Phos ceis. Da Mofes und andere hebräifche Schrifts fteller ebenfals des Eoccus gedacht haben, fo muß er auch Damals tief im Driente gefun⸗ Den feyn (?). Aus noch ungedruckten aras biſchen Schriftftelleen bat Bochart Stellen angeführt, welche ficher von eben diefem Ker⸗ mes. zu verftehn find (+). Auch trage ich Kein Bedenken, die Erzählung aus dem Cte⸗ fias, die Photius, Aelian.und der armfes lige Dichter Phile wiederholer haben, hieher zu rechnen, obgleich mehr als ein Umſtand falſch ift (5). Schon Tyfon und Delaval has ben dabey an Kermes gedacht, oder vielmehr an die Amerifanifche Cochenille, die Tyſon . . > a: fo

J (3) Bochart hierozoicon II, lib. IV, 27 p. 624. Petri Ravanelli bibliocheca facra. Genevae. 1660. * fol. I p. 480. |

. EC) SH will Doch von einer Stelle die Ueber⸗ ſetzung einräden: Alkermez eft animal, quod in fpinofa planta generatur, & in arbufto, ex quo fulphurata fiunt ad ignem accenden- dum, medise magnitudinis inter herbam & arborem, ramis multis,. fed tenuibus. Hoc autem animal inftar lentis eft initio valde parvum, fed augeri non definit, donec ci- ‚ceris magnitudinem affequatur. j

C) Photüi biblierh. p. 152. Aeliani hif. anim. IV, 46. Phile de animal. propries. 43 p. 143.

1. Revihes. Cochenille. 7

fo gar mit: der Inſekten⸗ Gattung Coccinella; im Englifchen Lady cow,. zu vermwechfeln ſcheint (°). 2 Ä Daß nun aber die Kermes- Eiche in der gevante, in Griechenland, Paläftina, Pers fien und Indien noch jegt vorfomme und noch Kermes trage (7), das ift Durch Zeugnifle Der Neuern binlänglich beftätigt worden. Auf Creta oder Candia haben Bellon und Tours nefort Kermes einfamlen fehn (2); erfterer

auch zwifchen Serufalem und Damaſcus (?), wel:

) The anatomy of a pygmy, by Tyfon. Lond.

ü 1751. 4. An experimental inquiry into the eaufe of the changes of colours in opake bo- dies; by Ed. Hus. Delaval, Lond. 1777. 4

. Pag. XXIV. Ä . ().Das Inſekt it dem Baume nur zufällig, nicht weſentlich; ich will fagen; nicht alle Jlices haben Kermed, fo wie nicht. alle Roſen⸗

| we Blatläufe, nicht alle Häufer Wanzen

aben,

(®) Bellonii zsinerar. T, 17 p. 23. Voyage du Levant par Tournefort., 1. 19. (°) Bellon Il, 88 p. 145. Man ſehe auch Vo-

age de la terre fainte du P. Royer Récoller

„2 und Voyages de Monconys I p. 179. Eduard Browns merkwuͤrdige Reifen. Aus

--. dem uͤberſetzt. Nürnberg. 1750. 4* . ©. 135. ariti Reifen bdurch Eypern, Sys rien u. Paläftina. Altenb. 1777. 8 * ©. 155.

Ya

8 an. Kermes. Cochenille.

welcher zugleich meldet, daß das meiſte von da nach Venedig verhandelt werde. Daß Kermes in Perſien einheimiſch ſey, ſagt Char⸗ din ausdruͤcklich (10). Der Spaniſche Ker⸗ ines iſt zu bekant, als daß er Zeugniſſe noͤ⸗ thig hätte. Dioſcorides ſagt, er ſey ſchlecht (!T); und Garidel (122) meldet auch ausdruͤcklich, daß er noch jeßt viel weniger als der Franzo⸗ ſiſche geachtet werde. u "Die

ea de M. Chardin. A Rouen, 1723. “in 12. 11 p. 313.

“gr, Damider haben einige erinnert, daß u Spanifce Kermes beym Petronius K. gelobt wuͤrde; aber die Stelle lautet in = ſchiedenen Ausgaben fo hm ſich nichts gewiſſes daraus nehmen laͤßt. Man ſehe die gute Ausgabe: concinnante Mich.

Hadrianide. Amftelod. 1669. 8 ©. 419. Wenn man auch mit Hardouin und andern lefen will? ..„.Hesperium coccum laudabat miles, ' za fo koͤnte Boch wohl der Soldat’ den Kermes uns ter den Spaniſchen Produkten, die ihn lüftern machten, nennen , ohne ihn eben für vorzuͤg⸗ ich zu erktären. Hardouin ſagt: loquitur de minio Hispanico, aber das war. ja eine lexfarhe.

ga} Hiftoire ‘des planses qui aux envi-

“raus d’Aix. A Aix. 1715. fol. * p. 253: Ils preferent le Kermes. de Provence & des Lan-

guedoc ä'celui d’ Efpagne‘, parce que le pre- mier donne une teinture plus vive; celui qui vient-fur. les arbriffeaux voifins delamer, eft plus gros & d'une couleur plus €clatante que celni qui vient-anx autres endreits.

1. Kermes. Cochinile. 9

Die wahre Beſchaffenheit des Kermes har ben die Alten wicht erfant. " Sie hielten ihn meiftens für eine eigenthuͤnliche Frucht des Baums, und ungeachtet ſie die daraus ent⸗ ſtehenden Inſekten bemerkten, ſo war Doch der damals herſchende Glaube, als ob ſolche durch die Faͤulung ohne Zeugung entſtuͤnden, Urſache, warum ſie den wahren Urſprung des Kermes nicht'einfehen Fonten, Sie hielten . die Inſekten für Würfung der Verderbung, und Pliniusredet gar fo, als ob er fich ein? bildet, eine gewiſſe Art habe diefen Fehler mehr als andere, und desfals: wurde fie ſco— lecion genant, und weniger geachtet. Aber nicht uͤbel nennet er an einem andern Orte den Kermes eine Raͤude oder einen Ausfchlag des Baums, feabiem fruticis. "Diofeorides ſagt, der Kermes fäße an Bäumen, wie tinfen 3); Diefe Vergleichung misfiel dem Matthiolus gänzlich, fie muß aber doch wohl fo übel nicht ſeyn, weil viele neuere, Die. den Griechen nicht gelefen haben, die Bergleichung mit fin: fen oder Erben brauchen. Mehr Schwies tigfeit hat die Darauf folgende Erzählung, daß ein Kermes in Eiticien, wie Meine Schnek⸗

hen Schnecken, die vielleicht fo ganz unge:

reimit

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10 1. RKermes. Cochenille.

reimt nicht ſeyn mag, will ich dem Alterthum zu gute halten; aber das Einſamlen mit dem Munde iſt gar zu widerſinnig, als daß man fie unangefochten laſſen koͤnte. Die Ausle⸗ ger haben auch ſchon allerley Verbeſſerungen vorgeſchlagen, wozu ſie die Verſchiedenheit der Leſeart aufzuſodern ſchien. Inzwiſchen muß die jetzt gemeine ſehr alt ſeyn, indem ſchon Serapio.(**) darnach ſeine Ueberſez⸗ zung gemacht hat. Marcellus und Corna⸗ rius meinen, man muͤſſe ein Wort einruͤcken,

welches die Zeit der Einſamlung beſtimte; z. ‚Br To Its, im Sommer; aber das weicht doch gar zu weit von ro sonarı ad... Ich wolte lieber ein Wort haben, welches das Werkzeug andentete, deffen fich die Weiber beym Einſamlen bedienten; ſo wie die Gries chinnen noch jegt dazu, nach des Bellon Ers zaͤhlung, ein Kleines ſichelfoͤrmiges Werkzeug eh um ;e gebraus 484) Wach der Tatein. Ueberſetzung hat Serapio ©. €. 311 p. 210 geſagt: Reperitur in arbore glan. dium interins Calchise animal teftofum, par- vum, fimile limaciis, & colligunt illud mulie- res cum ore earum. Ich dachte, Die Verglei⸗ hung mit einer Schnecke ſolte auf die leere Hülfe des Kermes gehn , nachdem die Inſek⸗ ten ausgekrochen ſind. Garidel ſagt S. 248: Le kermes dans fa perfection & lorsqu’ on le ramalfe , fe prefente à nos yeux comme üne gouffe, dont la peau eft affez ferme. - - Cette goufle eft ordinsirement:'ronde, plus

eu moins groffe qu un pois.- -

1. Rermes. Eochenille: 11

gebrauchen. In Frankreich und in andern Gegenden laſſen ſie ſich die Naͤgel der Finger lang wachſen, um ſich die Arbeit zu erleichs teen (75). Als ich dieß Heren Prof. Tych⸗ fen erzählte, fiel ihm eine Verbeſſerung ein, die, nach meiner Meynung, alle bisher be; Fante Vorfchläge weit überteift, Man muß, fagteer, ro sövuxs leſen, welches die Ab⸗ fchreiber bey der Uneialfchrift leicht in das ih⸗ nen befanntere Wort souarı haben veräns dern Fönnen, Zsövu& bedeutet nicht nur die äußerfte Spiße der Nägel, fondern eines jes - den andern Werfzeuges, fo wie der Waffen, in welcher letztern Bedeutimg es mehr als einmal bey Lycophron vorfömt (79). Moͤch⸗ te doch diefe artige Werbefferung dem fünftis gen Bearbeiter und Herausgeber des Diofcos tides befant werden! Webrigens haben dieſer und Galen mit Necht dem Kermes eine zus fammenziehende und bittere Kraft zugefchries ben; aber die von ihnen gerühmten Arzney⸗ kraͤfte mögen Aerzte beureheilen; ich will nur als Technolog noch anmerfen, daß man ches mals den Kermes bey der Purpurfärberen ges

brauche

(*5) Baridel &. 254: Leurs habilit€ conüfle

- für tour: d avoir les ongles longs. |

" (9) Man fehe ben Hefychius. Wiel gezwun⸗

gener und unmahrfcheinlicher ift bie von Sal: maſius vorgefchlagene Veränderung, die man in feinen Anmerkungen zum Solinus findet.

12 RKermes. ‚Cochenille,

braucht hat ; um der Waare einen Grund zu geben; anftar daß unſere Faͤrber damit den Scharlach machen, der den algen ra ger * weit üßertrift,

dJener Gebrauch zur Farberey ſcheint ſt ch * alle: Jahrhunderte erhalten zu haben, In dem fo. genanten mitlern Zeitalter koͤmt Ketmes unter; dem Namen vermiculus: oder vermiculam. vor, deswegen auch die damit gefärbten Zeuge oft vermiculata genant wers den, Es ift;befant, daß daher das franzöft: ſche Wort vermeil, und daraus vermillon entſtanden iſt, welches letztere erſt die rothe Farbe des Kermes bedeutete, nun aber für jedes andere rothe Pigment, ſo gar fuͤr den fein ‚jerriebenen Zinnober, gebraucht wird, Zu unfern Zeiten wird der Kermes. in Spa⸗ nien ‚und Franfreich gleich nach. der Einſam⸗ ung mit, Effig. befprüger und an der Sonne getrocknet. , Aber im mitlern Zeitalter fcheint man ihn nicht genug getrocner, und gleich in lederne Beutel eingenehet zu haben, um das Auskriechen. der Inſekten zu verhüten. (17), I: Hk zur en Hieher eine merkwuͤrdige Stelle aus

| s Gervaſii Tilberienfs otia imperialia ‚ad on IV' imperätorem, welches Buch Dies ſer fuͤr feine Zeit ſehr gelehrter Mann im Fahr 1211 ſchrieb. IN, 55 De vermiceulo. In re-

8no Arelatenfi & confinio matitimo eſt ar-

N BP RER I;

1. Kermes. Cochenille 13

Zur Zurichtung der Farbebruͤhe brauchte man Aegyptiſchen Alaun, den einzigen; den man on ine, sine, Di

bot, cuius farcina pretium XII nummorum Wigornienfium. Eius fryätus, in. flare; facit pretinm quinguaginfa librarum, Eius cor- tex ad onus yeltis pretium habet quingue fo- lidorum. Vermiculus hic eft, quo tingun- tur pretiofifimi regum panni, five ferici) vt exainiti , dive Janet, vt fcharlärta. Et eft mi- randumj;'quod nulla veftis linea .colorem ver- miculatunt.recipit, fed fola veftis, quae ex - ' vivo animanteque .vel quovis animato de- cerpitur. "(Richtig ! animalifdye Materien nehmen leichter Farbe an, als vegetabilifche.) Vermiculus autem ex arbore ; ad. modum ili- cis & quantitatem dumi. pungitiva‘ folia ha- bente‘, prodit ad .‚pedem, nodulum faciens mollem ad formam eiteris (nie Dioſcorides!), aquofum ,. & cum: exterius: colorem: habeat nebulse & roris cosgulati,, interius rubet; & eum vngue magifterialiter: decerpitur, ne, " tenui rupts pellieule, humorinclufus efluat, poft quam "exficcatur &corio. ineladitur. Cum enim tempus folftitii "seftivi adveherit, ex fe ipfos vermiculos generat, & nifi coriis fubtiliter confutis includerentur , omnes fu- gerent aut in nihilum evanefcerent.:: Hine eft, quod vermiculus nominatur propter dif- folutionem, quam in vermes facile facit, ex natura roris maialis, a quo generstur ; 'vnde et illo tantum menfe colligitur. '.Arbor au- tem vermiculum generans vulgo Analis nun- eupatur. Man findet dieſes Buch in Leibni- sii fcriptor. rerum Brunfuie. I, Mader hat nur ein kleines Stück „davon befonders a ee ne ——

14 x. Kermes. Cochenille.

Damals hatte, imgleichen Urin (1%), Gel: che Faͤrbereyen ſcheinen wenigftens im. zwölf: sen Jahrhunderte ſchon in Teutfchland gemes

| fen

Ten laffen , welches ich anmerke, um einen | Fehler * verbeſſern, den ich in Phyſikal. fon. Biblioth. XV ©. 550 gemachi habe.

: (23) Muratori hat im zweyten Theile der An- - tiquitat. Italicarum medii aevi p. 379 eine Schrift, welde aus dem neunten Jahrhun⸗ berte, oder aus den Zeiten Garld des Grof- fen, zu fegn fcheint, und eine beträchtliche : .. Menge Vorfchriften zur Färberey und zu ans dern Künften enthält, abdrucken laffen. Das felbft findet ſich audy das damals gebräuchlie she Recept zur rothen Farbe: compofitio ver- mieuli. Es ift fehr zu beklagen, daß die Hands Schrift fo unleſerlich geweſen, daß ganze Stels Ien finlos find, und daß fehr viele Wörter darin vorlommen, deren Erklärung noch nie⸗ mand gegeben hat, und vielleicht niemand jes . mals wird geben können. So viel fieht man wohl, daß der Kermes in: einem leinenen Beus tel (in linteolo raro), mit Urin gelocht wor: den: addis hurinam expumatam. Aber die übrigen Zuthaten verftehe ich nicht. Was iſt ' Juzarim, lulacim, quianus, coccaris? Mans che diefer Namen fcheinen nicht einfache, fons dern zufammengefezte Pigmente anzudeuten. Rulacim ſcheint nad) ©. 378 ein ausgepreffes ter und mit Alaun eingefochter Pflanzenſaft zu feyn. Coccarin .nafcitur in folio Cedrin non tritae. Außer dem Worte vermiculum koͤmt auch coccum vor: coccum delabas in vri. na; aber-da muß wohl gewiß coftum geles {en werden. -

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1. Rermes Cochenille. 3%

fen zu ſeyn; denn unter den Landesprodußs

sen, welche Heinrich, der töwe, dem Grie—

chiſchen Kanfer fchenfte, follen Tcarlata gewe⸗ ſen ſeyn 6 4 u | Ver⸗

(1?) S. Barth ad Guil. Brirowis Philippidos libr. XI. Cygneae 1657. 4.” p. 614: Ar- noldus Lubecenfis hinter Helmoldi chronicon Slavörum , lib, 3 cap. 4: Praemiferat autem dux.Munera multa et optima iuxta morent terrae noftrae, equos pulcerrimos fellatos & veftitos, loricas, gladios, veftes de fcharlat- t0 & ‚veltes ‚lineas tentifims. S. Siffbers Gefchichte des teutfchen Handels. Hannover 1785. 8 *1.©. 490. , Aber Fan man mit Zus verläfligkeit munera iuxta morem terrae no- ftiae durch Landesprodukte —* 9 Mit aller Achtung , welche. Hrm Prof. Fiſcher fels tene Belefenheit-und. Gelehrfamteit verdient, warne ich wider einige Dafelbft vorrommende Fehler und. gar zw gewagte Behauptungen. us ©. 488 folte man argwöhnen, als ob er den: Kermes mit unfern Eicheln vergleichen wolte; aber nur die Frucht des Kermesbaums, als einer Art der Eichbäume, ift eichelförmig. ©. 393 wagt er fo gar den Hrn. Prof. J. £. Schulze zu tadeln, der in Differtat. de gra- norum-kermes & coccienellae convenientia, viribus & vfu. Halae 1743. * eine juriftifch erwiefene . Meynung des Hollanders (nicht Englanders) de Ruͤuſcher annimt, naͤmlich daß. Cochenille ein Inſekt ſey. Nach Hrn. Fi⸗ ſcher foll fo wohl das Juſekt, als die Eichel

felbſt Cochenille ſeyn. Er redet von Schar: lachplantegen der Alten, und ſcheint zu glau⸗ ben;

16. 2. Kermes. Cochenille.

WVermuthlich haben unſere Vorfahren die⸗ ſes Faͤrbematerial aus dem ſuͤdlichen Frank reich, oder wohl mehr aus Spanien erhal⸗ ten. Die Araber, welche mit dieſem Pro dubkte ſchon feit den Älteften Zeiten in Afrifa bekant waren, fanden es in Spanien, und nußten es auch dort zur Färbetey und: zur Handlung. : Eben daher fcheint der Arabi⸗ ſche Namen Rermes oder Alkermes fo alge⸗ mein geworden zu feyn (79); wiewohl Sal: * En ER 5 J maſius 9— ben, die Kelten in Galatien hätten den Ker⸗ uses aus ihrem Urfige mitgebracht. Etwa fo wie die Europäer: ihr Getreide nach Amerika © mitgenommen und daſelbſt angebauet haben ? 2:57 Mber der Kermes ift ein Inſekt, welches fich wahrlich nicht‘ fo: verpflanzen und: verfegen aͤßt; Auch weis id) keinen Beweis zu finden, daß man ganze Plantagen davon gehabt häts re, Man farhlete den Kermes, wo er fich "von felbft fand. Die Vergleichung‘ der Cos chenille mit den” fogenanten Hergotskuͤhlein

©. 493 ift ganz falfch, indem lezterer Na⸗

#* "men der Coccinellae gehört, die mit der Cos chenille gar nicht verwandt iſt. Der Vors flag, die Coccinellae oder Sonnentäfer an

die Scharlacheiche oder an Das Weggras zu gewöhnen, ift ganz unthunlich, und wenn

Ach diefe Käfer aud) dieſe Nahrung gefallen laffen koͤnten, fo wuͤrden fie: doch in Ewigkeit weder Cochenille, noch Kermes werden.

(2°) Watthiolus in feinen Anmerkun em über den Diofeorided S. 725. ſagt, die, Wels

1. Kermes. Cochenille; 17

maſius meynt/ die Araber hätten dieß Wort ſelbſt von den Lateinern angenommen und aus vermes gemacht: (25). Aber wenn es Fein urſpruͤnglich Acabifches Wort ſeyn ſolte, fo waͤre zu uͤberlegen, ob es nicht vielmehr aus der Celtiſchen Sprache herzuleiten ſey, wie ſchon Aſtruc (22) gemeint hat. Guer oder Quer hieß bey den Celten eine grüne (immer grünende) Eiche, und noch. jegt fol in Nier Derlanguedoc das ungebauete und mit. der Kers ‚meseiche bewachfene Land Guarrigues genant werden. Bon diefen Quer oder Guer- will Aſtruc fo gar das lateiniſche Wort Quercus, deffen Urfprung fonft nirgend zu finden ıft, abs leiten. Dazu fömt, daß Mes nad jeßt in je⸗ nen Gegenden die Frucht der Eichen bedeutet, ſo daß Guermes oder Kermes fo viel als Eis

cheln,

welche Erklaͤrungen uͤber den Meſues geſchrie⸗ ben haben, behaupten, daß Kermes der Ara⸗ ber der coccus radicum, nicht coccus arbo- rum ſey; uber er widerlegt fie dadurch, daß die Araber felbit alles von ihrem Kerineg mels ben, was man beym Diofeorides liefert. Faft verinuthe ic), daß die Mönche das Deswegen behauptet Haben, um das SJohannisblut, mas ihnen in einigen Ländern als Tribut geliefert Ward, beliebter zu machen, © —— (?*) Salmaf. in Solinum p. 834. b.

Memoires pour l hiftoire naturelle deLan- Buedõe. Paris 1737. p. q. ul. Theil, B

18 1. Rermes. Cochenille,

cheln, les glands du chesne, feyn würde. Ob⸗ gleich, Kermes Feine Eichel ift, fo fan man doch jene Benennung deswegen nicht als uns wahrſcheinlich verwerfen. Sch bath Ken: Prof. Tychfen mir hierüber , als Kenner der Arobifchen Sprache, fein Urtheil zu geben, welches ich hier mit feinen eigenen Worten beyfüge (??). Vebrigens braucht wohl nicht

anges

F

(7) Das Wort PP Kermes, Karmes, und

mit dem Artikel , \f al kermes ift jegt im O⸗ rient der algemeine Name des Thiers wos von die Farbe Fomt, fowohl als der Sarbe

ſelbſt. Kermafi (Er) ift das, was mit diefer Farbe gefärbt ift. Beyde Wörter find durch die Araber und den Levantifchen Hans ‘del in die Europäifchen Sprachen übergegans gen. Kermes, Span. alcharmes, al quer- mes, oder richfiger alkermes, alkarmes carmefi, Ital. cremefino ıc.

Welcher Sprache das Wort eigentlich zuges

hoͤre, läßt fich nicht mit Sicherheit ausma⸗

chen. Es laffen fi) aus dem Arabifchen, meh: rere Ableitungen vermuthen (3. B. „9 Ka-

raſa, extremis digitis tenuit, was zu dem soyu& nicht übel paſſen würde Karmis s, heißt imbeeillus, kann aber eben. fo

wohl von dent Heinen Wurm abgeleitet ſeyn als umgekehrt). Da aber alle grammatiſche Schwierigfeiten haben, und die Araber ur

| J— die

|

1. Rermes. Cochenille. | 49

‚angemerkt zu werden, daß Larmefin, Cars min, cramoifi der Sranzofen, chermefi, cher- - | mefino

die Farbe und dad Wort aus Armenien ber: leiten, fo ſcheint e8 vielmehr ein ausländis fches Wort zu feyn, das die Araber mit der Sache nad) ihrer Ausbreitung in Oberafien erhielten. So nennt Ibn Beithar (beym 330» chart Hieroz. II. p. 625.) Kermes eine Ar⸗ menifche Farbe, und die Arabifchen Lexico⸗ graphen (die Giggeus und Caftellus excerpirt ‚baben) erklären das verwandte Karmafal, J coccineus, vermiculatus für eine

0x armenica.

Indeſſen ift unftreitig die Farbe lange vor der Epoche der Araber im Orient bey Hebräs

. ern, Phöriziern und Aegyptern befant gewe⸗ fen. Denn von Griechen und Römern braus . che ich nichts zu fagen, da Sie darüber als les ſchon vollitändig gefamlet haben. Bey den Hebräern Fomt die Farbe unverkennbar, nur unter andern Namen u nun yuhn

oder blos yyuF ſchon bey ihrem älteften Schrift:

fteller Mofes vor. Tola tit eigentlich der Wurm, dann, völlig nach der Analogie von Kermes, Wurmfarbe, Scharlach. Der Zus fa Schani bezeichnet entweder doppelt ges färbte8, oder nad) einer andern Ableitung belle, bochrothe Farbe. Für beyde Bedeu: . tungen laffen fi) Gründe und alte Autoritäs ten anführen, aber jene ift die gemöhnlichere, und wegen der Analogie ’mit diBxPDov aud) wohl die wahrfcheinlicyere Ableitung.

Ber

eo 1. Kermes. Eochenille.

melino der Staliener und andere ahnliche | Wörter eben Daher ihren Urfprung haben. nn Der

»Aber follte der coccus fo früh bekannt ge= wefen fepn? Sit nicht vielleicht tola, die Murmfarbe, vinerley mit Purpur, weil die Alten vermis und Schnede nicht unters

ſchieden?“ Ich glaube nicht. Für Purs pur haben die ‚Drientäler einen beftimmten Namen Argaman, Argevan, der bon tola genau unterfchieden und oft damit, als ets was berfchiedenes , zufammengeitellt wird. Auch überfetsen alle Alte das hebraifche Tola beftändig durch zoxxos, Kermes, Zehori, Ze- horito (hochrothe, helle Farbe), welche Wörs ter fie nie für argaman feßen. Da die Phö: nizter fo früh auf Spanten und andern Ge— genden wo der Hermes einhermifch tit, hans delten, fo läßt fi) auch wohl begreifen, wie in Palaftina um und vor Moſis Zeit die Far⸗ be bekannt feyn Eonnte.

Auch in Aegypten muß fie um biefe Zeit befannt gemwefen feyn, denn die Hebräer Fonts ten fie nur daher haben, als Mofes in ber Nrabifchen Wuͤſte Scharlach von ihnen for— derte, um fein heiliges Zelt auszufchmücen. Ob in Aegypten. der Kermes einbeimifch tft, ‚weiß ih nicht. Auf das xudaivov, das Bochart aus Heſychius als ein Acgyptis ſches Wort anführt, wovon die Abkürzung Laia im Wethiopifchen den Scharlach bedeu— ten fol, baue ich nicht viel, weil ed nicht

ausgemacht werden Fann 1) ob das Wort urs fprünglich-aegyptifch ift, da es bey alten Griechiſchen Schriftftelleen mehrmald und ın

ver⸗

1. ‚Rernies. Cochenille: 21

Der Coceus, welcher fih an den Wur⸗ jeln einiger Pflanzen befindet, ift, fo viel r. no

verſchiedener Bedeutung vorfommt,- 2) ob es Sharlachfarbe bedeute, weil die Alten es bald durch Purpur, bald durch Meerfarbe erklären (f. Bochart 1. c. p. 730 fq.). Iſt das Wort aegyptifch, fo bedeutete ed wohl mehr überhaupt rothe Sarbe, als beſtimmt die Purpurfarbe,, wenigftens ift jet im Cops tifcben für die leßtere ein eigenes. Wort. Scad- -fchi oder Sanhadfchi ( leßtered erklärt Rirs cher Prodrom. Copt. p. 37. mercator pur- purae, vermiculus coccineus, purpura. Xeufz ferft willführlic und widerfprechbend, Der Arabifche Lexicograph, den er hätte überfeze zen follen, ſagte blos won I, aclı-s

(aclıs ift ein Druckfehler) und das heißt Durpurwaare). Wenn man in der’ Spras che eines Volks, deffen ganze Geſchichte faft bloße Vermuthung ift, eine Conjectur wagen dürfte, fo würde id) fragen, ob nicht dad Eopt. dholi, in Aegypten Name des Scharlachs ges wefen fey? Die Lexicographen erklären cd durch, Wurm, Motte, allein in den Stellen der Bis die ich habe vergleichen koͤn⸗ nen, Tteht allemal ein ganz andred Wort, wenn von verzebrenden, nagenden Mür- mern die Rede if. War alfo Dholi vielleicht _ Benennung des Farbenwurms? Nun klingt dholi ganz wie das hebraͤiſch⸗-phoͤniziſche tola, und fo Fünnte man gar weiter vermuthen, daß Die Ueayptier Namen und Sache von den Phöniziern bekommen haben. Dody: dies ift ein ‚bloffer Einfall, dergleichen man ſich nur B 3 bey

22 | 2," Rermes.. Cochenille;

noch zur Zeit weis, won den Alten gar hicht

bemerfe worden. Daß er jedoch fehon im

( zwölf: bey dem Volk erlauben darf, das einmal den Grillen der Antiquarier, Philologen und Phi: Iofophen Preis aegebeu ift. Folgende Site, Die ein natürliches Refultet der vorigen Bes merfungen find, werden Sie vielleicht mir zus geftehen.

1) Die Scharlach > oder Kermesfarbe ift im frübeften Altertbume vor Mofes im Orient bekannt geweſen, und. wenigitens für Pas läftina eine Entdecfung der Phönizier, ges wiß nicht des Eleinen hebräifchen Nomadens ftamms,. |

2) Tola war der alte phönizifche Name, der bey den Hebräern und felbft noch bey den Sprern üblich war, denn der Syriſche Ue: berſetzer braucht ihn noch Jeſ. J. 18. Bey den Juden nach dem Eyil ward der Ara⸗ maͤiſche Name Zehori gewoͤnlicher.

3) Auch bey den Negyptiern war diefe Farbe zu Mofis Zeit eine befanute Sache; denn feine Sfraeliten muften fie aus Aegypten mitgebracht haben.

4) Die Araber befamen den Namen Rermes mit der Sache aus Armenien und Perfien, wo fie laͤngſt bekannt und einheimifch war, und diefer verdrängte im Orient den alten Namen, wie zum Theil den Namen Schars lady im Occident. Erſteres muß man den Arabern glauben. ;

5) Vielleicht darf man annehmen, daß der Kermes in Arabien nicht bekannt, "wenig: ens

1. Rermes. Cochenille. 25

zwoͤlften Jahrhunderte in Teutſchland geſam⸗ let worden, das hat, glaube ih, J. L. Friſch (24) zuerſt bewieſen. Man lieſet

naͤmlich, daß in dieſem und wenigſtens auch im folgenden Jahrhunderte, verſchiedene Kloͤ⸗ ſter von ihren Unterthanen dieſen Coccus fam; len, und ſich als einen Tribut (25) liefern laſſen, und daß diejenigen, welche dieſes Pro⸗ dukt nicht in Natura abliefern konten, dafuͤr ein feſtgeſetztes Geld bezahlen muſten. Das Maaß, wornach es geliefert ward, hieß cop- pus, Ropf, meldes Wort ehemals nicht nur ein fugelförmiges Trinfgefchirr, ſondern auch ein Maaf fo wohl für flüffige als trof: Fene Sachen bedeutete. Es bar fich ni I

er

ſtens nicht einheimifch gewefen fey, da fie feinen Namen dafür gehabt zu haben fcheis nen,

6) Kermes heißt immer rothe Sarbe und wo genau gefprocdyen wird hochroth. Ich halte e8 daher für einen bloßen Weberfezs zungöfehler, wenn beym Avicenna (II. Fen. 21. 3. 3.) Kermefiah durch purpütei- tas überfegtift. Es follte coccineum heiffen.

. (2*) Befchreibung von allerley Inſekten. Fünf - ter, Theil. Berlin 1736. 4* ©. 10. (25). Wie die alten Spanier ben Römern, nad) Plinius, und bie neuern Griedyen den Tür-

ten, nach Bellons Bericht, Tribut in Ker- mes entrichten muften. Das haben alfo die

Mönche nachgemacht.

B4

*

24° 1. Rermes. Cochenille.

der letzten Bedeutung noch in Zuͤrich, Achen, Regensburg, Oeſterreich und in mehrern Ges genden erhalten (20); fo wie auch bier im Goͤttingen noch jetzt derjenige Antheil, den der Müller son jedem Scheffel, den er gemaz len bat, erhält, und der fonft wohl die Muͤh⸗ lenmeße heißt, : Muͤhlenkopf genant. wird; Diefe: Benennung iſt gleichfals bey andern Waaren gebräuchlich. Hier machen vier Muͤh⸗ lenföpfe eine Meße, und vier Megen einen Sceffel aus. , Weil der Coccus um Johans nis gelamler’ ward, fo nante man ihu "(os hannisblut, vermurblich weil die, Geiftlis hen diefe Einnahme Durch dieſe Benennung zu einer reliniöfen Sache machen wolten, und auch diefer Damen bat ich bis auf unfere Zeiten unser den Landlenten erhalten. Da’ die Orden und Kiöfter ehemals vielerlen Ges werbe, vornehmlich die Webereyen trieben, fo konten fie das Johannisblut fehr gut ans wenden (27). age ZZ In

+ (26) S. Friſch teutſches Woͤrterbuch und Kruͤ⸗ nitz Encyclopaͤdie. XLIV ©. 2. (27): In Leibnitii collectaneis etymologi£is. Hannoverae 1717. 8 * p. 467 fteht ein Ber: zeichnig der Güter und Einnahmen der Kir: die zu Prüm, mo die Benebictiner = Abtey ſchon in achten Sahrhunderte geftiftet wor: den. Regiftrum bonorum ecclefiae Prumien- fis. Diefes Verzeichnig, welches im J. F aufſ⸗

*

x.’ Rermes. Cochenille. 25

turforfchern Erwähnung dieſes Coccus; 5.8:

bey Cornarius (23), Scaliger (2?) und

In ſpaͤtern Zeiten finde:ich nur bey Nas

ans

anfgefet worden, fagt: folvit vnusquisque pro vermiculo denarios fex. Weil aber die

Rede von Leuten tit, welche bey Mes in :

Lothringen wohnten, fo fünte man vermus then, daß nicht ceccus radicum, fondern ar- borum, den fie qus dem benachbarten Sranf;

reich erbalten Fonten, zu verftehn fen. Aber

Diefer Zweifel findet wenigſtens vicht ftat bey Defcriptio cenfaum, proventuum ac fru- &uum ex praediis monafterii S. Emmerammi

„vom Jahre 1301, welches in Peziz thefaurus

anecdotorum noviffimus, Auguftae Vind. 1721. fol. *I p. 69 ftebt. Singuli dant VI denarios pro vermiculo; fp auch einiae mal &.69 und ©. 74: finguli dent valculum vermiculi. &, 76: reddunt vermiculi cop- pos Il, Diefe Leute gehörten dem Klofter zu St. Emmeran in Regenfpurg und waren in Bayern anfäflig. Papon erzählt in Hiftoire

generale de Provence. Paris 1778. ing. "IE

R. 356. daß der Erzbifchoff von Arles in der itte des zwölften Jahrhunderts denjenigen

Kermes, der zu Saint: Chamas und in ans

dern Gegenden feines Gebiets gefamlet wors den, den Juden verkauft habe. \

‘- (28) In Diofcoridem IV, 39. Nalcitur in Sar-

matia ad Ruffiam fpe&tante, in Podolia ap- pellata regione, herba fimilis plantagini, quae

‘arno - gloffum appellatur. Ad huius'radi- cem granum vnum adnafcitur, -- quo ad

finem Maii & Junii principium per quatuor Ri Er heb-

Sr kur’

Arbeitslohn: geringer ift, funfenmäf ig in bes

26 ° = Kermes. Cochenille.

andern. Aber tie lange der Gebrauch und Die religioͤſe Einſamlung gedauert hat, Fan ich nicht beflimmen, am längften wohl. in Pohlen. Don da ift auch bis auf unfere Zeit. jährlich. eine beträchtliche Menge nach Venedig geſchickt worden, und ich glaube gern, daß auch noch in der Marf und in mans chen andern Gegenden von Teutfchland etwas

gefanilet wird. Die Urfachen, warum die: fes einheimifhe Produft feine Achtung ver lohren hat, find, fo viel ich einfehe, folgen:

de. Erſtlich hat der Wurzelfermes weniger

von der färbenden Subſtanz, als der Kermes aus Frankreich und Spanien; zweytens ift die. Einfamlung des erftern viel mühfeliger und langweiliger, und er bat deswegen, nach⸗ dem Die Naturalabgabe an die Klöfter aufges hört hat, zu theuer werden müffen, als daß er den Franzöfifchen oder Levantiſchen hätte abhalten Fönnen. Als. aber in neuern Zeiten die Amerifanifche Cochenille eine Handelswaas te ward, Die unleugbar ein vorzügliches Pig: ment und noch dazu in groͤſſerer Menge ent⸗ haͤlt, und die, weil ſie in Mexico, wo das

ſon⸗

hebdomeden collefto , in vermem, alas poftea acquirentem, abeat, ferici & alii panni inficiuntur eo eolore, quem noftri Scharlach et Kermafin vocant.

2?) de fubtilitate. Exerc, 325 $. 13.

1: Rermes. Cochenille, 27

fonders dazu angelegten Pflanzungen gebauet wird, zu allen Zeiten in Menge für einen zwar nicht geringen, aber Doch gegen ihre Güs te nicht unmäffigen Preis (?9), zu haben war, fo ward fo gar der Franzöfifche und Spanifhe Kermes, wie fhon in der Franzoͤ⸗ fifchen Sarbeverordnung von 1671 beklagt ward, faft ganz vergeflen, alfo viel mehr noch

(?

der

°) Der Preis der Cochenille ift in neuern Zeis ten gefällen. Im Jahre 1728 koſtete in Am⸗ ftierdam ein Pfund 58 Schilling Flam. aber im May 1786 koſtete es nur 272 Schill. Fläm. Sn Schrebers erfter Samlung der Camerals fhriften zweytem Theile, Halle 1758. ©. 277 tft hiebey ein böfer Druckfehler, dergleichen: bey folchen Angaben fehr gewöhnlich find. Dort wird der Preis zu 274 Rthlr. Flaͤmiſch für 1 Pfund angegeben. Auch ich bin im er: ften Theile ©. 351 durch eine falfhe Wachs richt zu. einer irrigen Behauptung verführt worden. Die geftebte Cochenille iſt gewöhns lich um 3 Schill. Fläm. oder 3 Stüver theus rer als Die ungefiebte, Verfaͤlſcht wird fie

. oft fhon in Spanien, nod) öfterer aber in

Holland, mit der fo genanten Sylveſter oder wilden Cochenille. Bor 10 oder 12 Jahren foll ein Engländer die Cochenille aus rothem vermifchten Wachfe nadjgemacht und damit

dieſe Waare verfälfcht haben; aber der Bes

träger bat, wegen der mühfamen Bereitung, bey diefer Schöpfung zu’ wenig Vortheil ges habt, um fie lange fortzufegen. [Letzteres aus einem Briefe ded Hrn. Secret. Rieſe— mann aus Amfterdam, Sun: 88.)]

28 1. - Rermes. Cochenille.

Der Teutſche, der wahrfcheinlich niemals wies

der eine fonderliche Nußung abwerfen wird, wie doch noch manche gemeint haben.

Mexico oder Neuſpanien, das eigentliche Barerland der Eochenille, deren Namen das Verfleinerungstmort von Coccus zu feyn feheint (?!), ward von den Spaniern im J. 518 und in den folgenden Sahren entdeckt. er Dafelbft dieſes einträgliche Produkt zu: erft beinerft und in Europa befant gemacht hat, weis ich nicht. Einige verfichern, daß fchon die eingebohrnen Merifaner, ehe fie das Unglück hatten den Chriften befant zu wer: den, Cochenille gekant, und damit Haͤuſer bemahlt, und Kleidungsſtuͤcke gefaͤrbt ha— ben (22)3 andere aber verfichern das Gegen: tben (?3). Den Spaniern, welche längft

den

(25) Faſt fcheint es, als ob die Spanier meh⸗ rern Amerikaniſchen Waaren Verkleinerungs⸗ wörter von aͤhnlichen Spaniſchen oder Euro:

päifchen Produkten gegeben haben. So heißt

Surfaparilla, ftachlichtes Weinftöckchen, Plas tina, kleines Silber. Liegt davon ber Grund in der Spanifchen Grandez3a ?

(°?*) Raynal in Hiſtoire philofophique des eta- bliffemens dans les Indes, Nach der Audgas

be, die zu Genf f 1780 in’ vier Quartbänden

gedruckt ift, I ©. 77.

(33) Algemeine Gefchichte der Länder und Voͤl⸗ 5 Amerika. mr 1753. 2 nn: in 4. * I 7.

r. Rermes. Cochenille. 29

den Kermes ihres Baterlandes nußten, Fonte es nicht fchwer fallen, den Vorzug des Ame⸗ rifanifchen vor jenem zu bemerfen; und ich finde auch im Herrera, daß der König be reits im Jahre 1523 vom Cortez Bericht verlangt babe, ob es wahr fey, daß man, wie man fagte, in Merico Kerines in Mens: ge fände, und ob man, wie man meinte, fols che mit Vortheil nach Eaftilien kommen lafs fen fönte. Wenn dieß wäre, fo folle er dar: auf Bedacht nehmen, und. fie fleifjiig einſam⸗ Ten laffen (3*). Bald darauf muß der Han: del mit diefer Waare angefangen haben, denn Buicciardini, welcher 1540 ftarb, nennet unter den Waaren, die Antwerpen damals aus Spanien erhielt, Kochenille (??). Die Pflanze, worauf dort dieß Inſekt lebt, ges hört zu der Gattung Cadtus, und wird in Me: xiko

(?*) Hiftoria general de los hechos de los Ca- ftellanos en las islas y tierra firme del mar oceano por Antonio de Herrera. En Madrid. IGOI. fol. * Decada tertia V,3 p. 194: Y auiendo tenido elRey noticia, que en Nueua ‚Espafia nacia grana en abundancia, y que trayda a Caftilla podia redyndar en mucho prouecho para las rentas Reales, mandd al Göüernador que lo mirafle, y hizieffe coger,

y auifaffe luego fi efto era verdad, y que le patecia, que para beneficiarla fe podia hazer. (25) S. Anderfon Gefhichte des Handels IV - ©. 73. Aber möglich wäre es, daß Buicz ciardini den Spanifchen Kermes gemeint hätte.

30 1. Bermes. Cochenille.

xiko Nopal, oder Tuna genant, wie wohl der letzte Namen mehr aͤhnliche Pflanzen zu begreifen ſcheint. Eine Art iſt die Opun⸗ tia, welche in Spanien (238), Portugal, Jtas ‚Jien.einheimiich geworden, und-cud in uns fern Gewaͤchshaͤuſern nicht felten ift. Ob aber die cochinillifera ſchon hinlänglich befchrieben ſey, ift noch zweifelbaft, und nad) den neue; ften DMachrichten folte man es nicht glauben. Schon Oviedo (?7) hat ein Paar Arten von

| F Tuna

| (6) ©. Ueber Sitten, Temperament und Ges rihtshöfe Spaniens. Von ‚einem reifenden een 1782. 2 Xh. ing * I, 5 108. j

(2?) Hiftoire naturelle & generalle des Indes. Paris 1556. fol. * pag. 122, 130. Weil die Schriften des Oviedo oft in der Geſchichte der Erfindungen gebraucht werden müffen und alle felten find, fo babe id) im erften Theile ©. 436 einige Nachrichten davon gegeben, melde id) nun durch Diejenigen, weldye Hr. D. Dryander in London mir mitzutheilen die Güte gehabt hat, ergänzen fan. Beyde ©. 437 angezeigte Werke find in der portrefs lichen Bibliothek des Hrn. Banks. Das er: fte hat auf der erften Seite nur folgende Wor⸗ te: Oviedo de la natural hyftoria. de; las In- dias. Con prävilegio de la $8.C.C.M. Am

Ende fleht: El psente tratado intitulado Ovie- do de la natural hyſtoria d’ las indias fe im-

primio acoftas del autor Gogalo Fernadez de Ä | .,Ovieda

. > *

J 1. Rermes. Cochenille. 31

Tuna beſchrieben und abgebildet, aber der Cochenille gedenkt er dabey nicht, Inzwi—⸗ ſchen

Oviedo al’s de Valdes. Por induftria de Mae-

ftre Remo de petras: fe acabo en la cibdad de Toledo’ a. XV dias del. mes de Hebrero deM.D.XXVI años. Das Bud) hat 54 Fo⸗ liofeiten und ift, fo wie die Hiſtoria general in Solumnen gedruct. » Beyde Bücher des Dviebo finden fid) italieniſch überfetst in_Na- vigationi et viaggi raccolte daM. Gio. Bat- zifta Ramufio. Volume terzo, ini Venetia 1606 fol. wo Natural hiftoria ſich ©. 37. a anfängt und ©. 61. a endigt. Die Hiftoria general folgt ©. 61. b und geht bis ©. 187.2. Ri⸗ chard Eden hat eine fhaßbare Samlung von Auszügen aus feltenen "Retfebefchreibungen und andern Ähnlichen Büchern geliefert, wos von folgende Ausgabe auf unferer Univerfi: taͤts⸗Bibliothek vorhanden ift: The hiftory of trauayle inthe Weft and Eaft Indies and other countreys lying eyther way - - gathe- red in parte, and done into Englyshe by _ Richarde Eden. Newly fet in order, augmen- - ted and finished by Richarde Wiles. Imprin- ted at London. 1577. in 4. Dafelbft findet man ©, 185 bi6 225 einen Auszug aus Na- tural hiftoria unter der Auffchrift: Gonza: lius Ferdinandus Oviedus of the weft Indies, Die erſte Ausgabe diefer feltenen Samlung, welche ſich auch in Hrn. Banks Bibliothek befindet, iſt ohne Jahrzahl in 4 gedruckt. Uek brigens verweiſe ich die Lefer auf Hrn. YTeu= fels Bibliotheca hiftorica. II, ı_p. 226. des nn ſchnelle Fortſetzung algemein gewünfcht rv. 2

32 1. Rermes. Cochenille.

ſchen redet er von einer vortreflichen Farbe, welche die Amerikaner aus der Frucht berei> teten und zu Fleinen Täfelhen bildeten, ger ſteht aber, Daß er darüber feine ausführliche Nachricht erhalten habe. Ich vermuthe Doch, daß dieſe Täfelden aus Cochenille gemacht worden, denn Hernandez fagt, Daß man zu feiner Zeit daraus dergleichen gemacht Babe.

Mit der erften Cochenille ift auch gleich eine wahre Nachricht von ihrer. Gewin nung nach Europa gefommen und Dafelbft verbrei— tet worden. Acoſta hat fie fchon 1530 und HSerrera 1601, fo wie Hernandez und ans dere, fo gut und aufrichtig befchrieben, daß die Europäer nicht Urfache gehabt hätten tiber ihre Entftehung zweifelhaft zu feyn. Gleich: wohl hat man jene Nachrichten entweder über: feben oder für unwahr gehalten, und darüber geftritten, ob Kochenille Beeren oder Samen gewiſſer Pflanzen, oder Infeften, oder Würz mer wären. Vielleicht hat der Spanifche Da: men grana, den man mit grano für einerley gehalten hat, verführt. Vielleicht har aber die ganze Natutgefchichte nicht noch einen Ge⸗ genſtand aufzuweiſen, der fo wie dieler durch gerichtliche Zeugniffe entfehieden morden. Ein Holländer, Melchior de KRuuffcher, bes bauptere in einer Gefelfhaft, nach den im Spanien erhaltenen mündlichen ———— Ba en

söirecihes. GEochtenille. 33

| daß Cochenille kleine Thiere waͤren Ein an⸗ derer, deſſen Namen er hernach wicht oͤffent⸗ lich bekant gemacht hat, behauptete mit ſo ungeſtuͤmer Heftigkeit das Gegentheil, daß endlich der Siteit in eine ernftlihe Gere ausartete. Ruuſſcher trug darauf anem Freun⸗ deeinem Spanier, der hd Mexito reiſete, auf, ſich eg ſelbſt De „ger Beftätigte Ze miſſe geben "zu welche vor In —— Ah | im Thäle Darhch im October 7 25 hntetfd EN Ben worden, Fätnen ieh 26 in |

. Om NV

ſterdam an. Man: hat’ mit’ dafeıbft ver; Ruuſſchet habe darauf die en me, welche faft das ‚ganze Vermögen des Geg⸗ hers ausmachte, "eine furze Zeit im Beſitz ge nommen und darauf wieder zuruͤck gegeben, jedoch nach Abzüg alier Koſten, ſowohl derer, welche die Zeugniffe verurſacht Hatten, ats auch der Koſten des Drucks derfelben. "Die fe machen einen Oetavband son’ 175 "Seiten aus mit dem gan roth gedruckten Titel Ne tuerlyke hiftorie van de coucherulle —8 zen met authentidüe documehfen. "Hiföirt naturelle de* la eochenille az par des

documens le ureke, "T’ Amifterdam. By 1729 (99, F

Hietmenus Rz rver ie fans a HM ai vir0: er ey Das Bud) , welches ich (of | beftbe ſelten. "Aber man n findet da apon ein Fe

m Theil... El ER ung

34° trBerines. Cochenille.

lien aus Neuſpanien erhaltenen Documente * find: darin: ſpaniſch, hollaͤndiſch und franzoͤ⸗ ſiſch abgedruktt. a

Man fönte erwarten, daß die Köftlichs keit dieſes Produkts früh den Verſuch veran⸗ laſſet haͤtte, dieſes Inſekt in andere Gegen; den zu verſetzen. Die ſtrengen Mittel, wel; che die Spanier dawider angeordnet haben, 55 es doch nicht ganz haben verhindern koͤnnen; gaber bis jetzt iſt es noch nicht ges ſchehn, Als Bolander, ‚ein Schüler des Linne, in Amerika war, fendete er. auf.defs fen Verlangen eine Pflanze-mit: diefen: Infek⸗ ten nach Upſala. Sie kamen 1756 an, als Unne eben in einer Diſputation war. Der Gärtner, der die Abfiche nicht-wußte, ‚reis nigte Die Pflanze fo gleich von allem vermeins ten Ungeziefer, und verpflanzte fie; fo daß Lin⸗ ne bey feinen Zubaufefunft nur noch ein Ins fett lebendig fand. So hat er mir ſeibſt die Sache erzaͤhlt, die er in, Syſtemate nat. p. 742 beruͤhrt hat. Inzwiſchen glaube ich ges wiß, daß es nicht einmal die aͤchte Cochenille, fondern die andere Art, welche Sylveſter ges nant wird, geweſen ift, da jene, nach dem neueften Nachrichten, mit viel mehr Mühe, und Koften, als Rolander anwenden Finnen, ung n Mylius) vhyſikaliſchen Veluſti⸗ in. gungen. erlin 175I. 8 I ©. 43.

|. Rernies. Cochenille. 35

kaum in Amerika zu erhalten ſteht, und ſchwer⸗ lich die weite Reiſe nach Norden aushalten

kan. Die unaͤchte Art hat auch Miller (62) “auf derjenigen Pflanze, die er Opuntia fictis Indica nennet; aus Jamaika nach England erhalten, wo fierjedoch nur drey oder vier Mo: nate gelebt hat: Im Jahre 1777 brachte zwar ein junger franzoͤſiſcher Naturaliſt, Thies ry, mit fo groſſer Gefahr, daß er seine Stel⸗ le im Martyrologio der Naturaliſten verdient, die aͤchte Cochenille nach St. Domingue, aber nach ſeinem gleich darauf erfolgten Tode ſtarb ſie, durch den Neid. oder ‚die. Nachlaͤſſigkeit feines: Nachfolgers, wieder. aus, und num

hat diefe Inſel nur die unächte Art (20).

Ich vermuthe, daß man im Orient fehr fruͤh die Kunft erfunden hat, den Kermes zu einer vorzüglich ſchoͤnen rohen Farbe ‚anzus wenden; Daß dieſe bald fo ſehr verheſſer wor⸗ den, daß fie felbft den Tyrifchen Purpun uͤber⸗ teoffen hat, und daß fie eine Miturfache ger weſen, warum endlich der eigentliche Purpur . €?) Pb. Millers Gaͤrtner⸗Lericon ITS 328. „(*°) Traite de la culture du Nopal & de Pe- .„.. duestion de la cochenille. ‚Au Cap--Francais-

1787. Hin 8, Ich habe von ‚diefent, merk wuͤrdigen Buche eine ausführliche Nachricht 1 ee rkonom. Biblio: thek u 594: a ibnar mins 119

- “ran! .b mie ‚TEE s * 3129

*

36 rl; Rermes:: Lorhenille.

ganz aufgegeben ift. Auf die Föftlichen rothen

Faͤrbereyen, welche die aͤlteſten Hebräifchen Schriftſteller rühren, und welche, nach dem Urtheile gelehrter Ausleget, mit Kermes ges macht worden ‚; mag ich mich nicht dreift be: sufen, weil ich,; in Ermangelung der. orienz

talifchen Sprachen, dieſe Nachrichten nicht

ſelbſt beurtheilen kan. Aber ich habe eine Stelle im Flavius Vopiſcus (+?) gefun⸗ den, die mir jene Behauptung ſehr wahr: ſcheinlich macht. Er erzaͤhlt, daß der Koͤnig von Perſien dem Kayſer Aurelian, außer an⸗ dern Koſtbarkeiten wollene Tuͤcher geſchickt babe, welche einen viel koͤſtlichern, weit gläns

ne EEE N zen⸗

Exynn vita Aureliani eap.’29. Genus purpu- rae, quod poſtea nec vila gens detulit, nee KRomanus orbis vidit, de qua pauca ſaltem libet dicere. Meminiſtis enim fuiffe in tem- Kr Jovis“Öptimi max. Capitolini pallium "breve'purpureum laneftre, ad quad.cum ma- ttronae atque, ipfe Aurelianus iungerent pur- puras fuas, cineris fpecie decolorari videban-

*

tur caeterae divini comparatione fulgoris. -

Moc munus rex Perfarum ab Indis interio- ribus fumptum, Aureliano dediffe perhibe- ‚tur , ſeribens: Sume purpuram qualis apud nos eft. Sed hoc falfum fuit. Nam poftea diligentiſſime & Aurelienus & Probus & pro- ximęẽ 'Diocletianus miffis diligentiffimis con- „fetöribus, 'requifiverunt tele genus purpü- ae; rec tamen invenire potuerunt. Dici- tur enim fandix Indiea talem purpuram fa- cere, fi euretur. = '

Y

/

1.) Rermes. Cochenille. 37

zendern Purpur gehabt haͤtten, als vorher je⸗ mals in der Roͤmiſchen Welt geſehen worden, einen Purpur, gegen welchen jeder anderer, den der Kayſer und die Hofdamen trugen, wie verblichen ausgeſehn haͤtte. Ich glaube, daß dieſe Tuͤcher zwar die vorzuͤglichſte Purpur⸗ roͤthe gehabt haben, daß aber dieſe nicht mit dem Safte oder Blute der Schnecke, ſondern mit Kermes gemacht worden. Das konten freylich die Römer nicht vermuthen, als wel: che. nur den Schnecfeupurpur fanten, und überhaupt in Känften nicht fo erfahren, als in der Kunft zu erobern und zu plündern wa; ten, wenigftens darin. den orientafifchen Voͤl⸗ Bern weit nachftanden. , Die Nömifchen Kay⸗ fer haben jenen vermeinten Purpur in ns dien Durch die gefchickteften Färber fuchen laſ⸗ fen, die ihn aber nicht gefunden. haben, fon: dern mit dem unzuverläfiigen Gerüchte zurück gefonmen find, der bewunderte Perfifche Pur: pur werde mit der Pflanze Sandir gemacht. Ich weis wohl, daß etliche Ausleger, nicht ohne Wahrſcheinlichkeit, Sandir für unfere Färberröthe: halten (42); aber Gefychius ww gan; zuverſichtlich, Sandir fen un ein raut,

es er Sandir genauer unterfuchen will, muß Salmaf. ad Solinum p. gro und bie Yusles Bye des Grarii Falifei eyneget. X. 36: p. 46

der Kempherſchen dachlefen.

33 2. Bermes. Cochenille.

Kraut, fondern ein firauchartiger Baum, der eine Farbe wie Eoceus gebe (*?). Vielleicht haben Die Römifhen Färber in Indien, aus Vorurtheil, nur nach der Purpurfchnede ges ſucht und ſolche nicht gefunden, Dagegen aber etwas von Kermes oder der Kermeseiche ges hört und folches nicht ganz verfianden. Wie

viel falfches glauben nicht unfere Färber noch

von den Materialien, welche fie täglicy vers brauchen 3 »-

(4?) Zavduf, Bevdpov Iruvides, ou To EvIoc xpoav nouuw Eupspy Exec. Einige haben Ehndir für eın ‚Mineral -aehalten, aber mit Mineralten kan- man malen, nicht. färben.; Man koͤnte einwenden, daß doch die. Römer ſelbſt ſchon mit Kerınes gefärbt hätten, und daß fie alfo leicht dieg Pinment hätten erras

then müffen. Uber fie verftanden nur ſo ſchlecht

damit zu färben, ‚Daß fie. ihn zum Gründen. des. Purpurs brauchten, und nach dieſen Kentniffen mufte es ihnen unglaublich feyn,, dag man damit in Indien eine fchönere Far⸗ ne, als felbft der Purpur war, machen fons te. Hat man doc) aus gleichem Vorurtheil

in neuern Zeiten den Indig verbothen , ‚ine

dein man fi) einbildete, es ſey nur möglich unaͤcht damit zn färben, weil man bis dabin

nur undcht damit zu färben verſtand. Dies .

fer Tugſchluß bat viele Verbefferungen ber rberey aufgehalten. Vermuthlich Haben bie = mer und Griechen nicht die Wuͤrkung der Saͤuren auf Kermes gekant, welche die Pers

fer und Indianer nugten.

* =

1. Rennies. Cochenille. 39

IJn ſpaͤtern Zeiten, nachdem befant ge: worden war, daß die ſchoͤne orientalifche Kerz mesfarbe nicht eigentlicher Purpur fen, hat man fie auch nicht weiter Purpur genant, fondern man hat für die neue Farbe, auch neue Benennungen genommen. Man nan⸗ te die mit Kermes gefärbte Waare fcarla- ta, fquarlata, ſearleta, fcarlatina, fcharlati-' ca. Daß diefe Wörter mit unferm Schar⸗ lach verwande find, fält freylich jedem ein, aber nicht fo leicht ift es, die erfte Abſtam⸗ mung diefer Benennung zu finden. -Pesros nius (4*) behauptet, ſie fen Celtifhen Ur⸗ fprungs, und bedeute fo viel als. Galaticus ru- bor. Go hat Aftruc, wie ich oben angezeigt "babe, auch Kermes aus derfelbigen Sprache hergeleitet; aber dieſe wird, wie Die Aegyptis ſche Geſchichte, oft gebraucht, um etwas zu erflären, was man fonft ‚nicht zu erflären weis, weil von beyden zu wenig befant ift, um eine ftarfe Widerlegung beſorgen zu dürs fen. .. Andere wollen Scharlad aus quisqui- lium , cufeulium oder fcolecium des Plinius machen: Einigen ſcheint das Wort aus der erften Hälfte, des Rerines und Lack zufams mengefeßt zu feyn, fo daß nur ein. vorge: feßt worden, und biefe ftellen es jedem frey, ‘ob man tacf nach dem Arabiſchen für roch u ee oder (**) Antiguit, Celt. p. 69. 70. —V C 4

BR

40 1: Kernies. Cochenille.

oder für das teutſche Wort Laken, Tuch, an: nehmen will. Im erſten Falle hieße es. alſo ſo viel als vermiculare rubrum, im letztern nnus vermicularis. Stiler (25) fagtis: Scharlach ſey ganz teutfch; von Schor, das Feuer und Laken, Tuch, zuſammengeſetzt; alſo Feuertuch, feuerfarbiges Tuch. Reiſ— Fe hingegen verſichert, das Wort ſey urſpruͤng⸗ lich. das Arabifche Scharal "weiches: die Ker⸗ mesfarbe bedeute (?°); Welche von dieſen a ee, ‚Nia Merz: () Spaten (Stiler) der telitfchen Sprache EStambaum. Nürnberg 1697: 4 * ©. 1062. (+9) In feinen Aninerfünngen zu Confanebnillibr. de cerimoniis aulas Byzantihae. II’ p} 137.8. 3... Kt ſagt ; vorabslum, fehssal ; quod, cacci-; aeum ‚eplorem motat ,. in Golit Lexico non Ki Betr: habetur famen in Moallacah quinta- ri Meifle giebt bey dieſer Gelegenhelt auch die‘ »:3. Ableitung soon: Charlatan an; er mennt,itss ‚3. bedeute dieſes Worb, neinen,; Kaſchenſpieier ws aukler, . cireumforaneym, sr agyrtam, N , ſolche Leufe ehemals von, ihren rothen Klei⸗ dern ſecarlatati oder fcarlatani genant worden. Andbere Vermuthungen uͤber cdieſes Wort fin⸗ bet, man, if: Dictionnaire etymologique par; Ren, PR MEnage., aris. 1750. fol. ] AN pr San, „108 aud datei ©, 498 dab ort ecarlate. Bey alteh —— Schriftſtellern heißt 1; &eatlate' auch zuweilen jede Farbe im hoͤchſten Grade ihrer Volkommenheit daher findet, man bey ihnen &Ecarlate blanche, ecarlare verte. Braun de. veftitu facerd. Hebr. Am- ftelod, 1701. * Lib, I cp. 15 p. 229 fant: N 5 ſalacka

I.. Rermes. Cochenille. *

Vermuthungen wahr ſey/ moͤchte wohl nicht auszumachen. ſeyn; aber daß das. Wort Älter ift, als Dillon, nach der Angabe eines Spas niers verſichert, läßt fich bemweifen. Er ſagt, das Wort ſey zuerſt von Roderich, dem Erz⸗ biſchof von Toledo, der ſeine Geſchichte von Spanien 1243 geendigt hat, gebraucht wors den (77) Moſſius (*°) hat verſchiedene alte Schriftfteller angeführt, bey;denen efcar- etum oder fcarletum- vorkoͤmt. ;-Der ältefte ift Caſarius Der ums Zapı 1227 gelebt bar ben folk... "Mau aͤus Paris.,-.der ums Zabı 1245 fehried, ‚braucht. das. Wort bey dem, Jabre 1734... Allein ich finde, daß ſchon Kayſer Heinrich der dritte, in der Mitte des eilfeen Jabrbunderts, dem Grafen von Cleve das Burggrafthum Nimwegen mit der Be: Dingung gefchenft hat, daß er jährlich drey Stuͤcke Scharlachtuch aus Engliſcher Wolle liſern folk —* ‚Mas NuBrt die Benens et. ung

: falacke Heiße Rorifhrotb,. vo, far Tyrus.

Er widerlegt Gronovs Meynung, der Scar- ‚„latum von Galaticum ableitet.

) Travels through Spain by. John Talbor Dil. ‚den. London 1780.,4 pog«21..: Rod. Tole-

tani de rebus Hispan. Jib.,,7,.I,

en G. J. us de vitiis ſermonis. Amnſte- “lod. 1645. 4* P. 197. 276. * 819. »Ege- farius: lib. g. miracyl. 18. a

9), 'Pontani hiſtotis Gelriea. Herdervici 1639.

4 ee er ‚sol.

*

42 KRKoermes. Cochenille⸗

nung im zwoͤlften Jahthunderte nicht ſelten. Sie koͤmt beh Petrus Mauritius vor (50), welcher 1157 ftarb; imgleichen bey Arnold, ber‘ 1175 der er Abt zu Luͤbel ward (* ) Von der Zabereitung und der Guͤte des Aien Scharlachs wiſſen wir freylich nichts; aber da man doch auf vielen. alten Teppichen aus dem eilften Jahrhunderte und: vielleicht aus noch fruͤhern Zeiten, eine Roͤthe, die ſich bis auf unfere Zeiten beſonders ſchoͤn er⸗ halten hat, antrift, ſo fan man wenigſtens nicht leugnen, daß unſere Vorfahren ihren Scharlach nicht ohne Urſache gelobt haben. Jedoch darf man wobl kuͤhn behaupten, daß der, welcher jetzt bereitet wird, groſſe Vor⸗ zage bat, die ei nt dur ie Wuͤr⸗ kung

ſfol. * Pr tres pannos Anglice- nos. Es ſcheint das’ Jahr. to 050 zu feyn. In Lunigs Codice diplom. Germäniae II p. 1739 * Liefet man. ein Document vom Jahr. 1172, worin Kayfer Sriderich I dem Grafen zu Gel: bern dad Erbvogteyrecht zu Nimwegen mit ber, Bedingung ſchenkt, vt ipſe & eius fuc- ceiſores imperatori de eodem telonio fingu- Nis annis · tres pannos ſcatlacos bene rubeos —— —8 aſũgnare de- «berets AT, 89) ‚Per. Maui in Ratotis Cluniscenfibus 1 eap. 18: Statutum eff, ve mullus fcarlatas, "aut barracanos.vel pretinfos, burellos:habeat.

57) ſ. oben Anmerk. 40.

nn =.

2. Rermes.::Cochönille. 43

fung ‘der Zinanflöfung erhält. - Dieſe Erfind dung gehört zu den wichtigſten Verbefferun; gen der Faͤrberey und verdient bier einer Er⸗ | |

Die Tinetur der. Sodeniile oiebt. für fi ch eine nicht ſehr angenehme violette Farbe, die aber durch die Aufloͤſung des Zinus in Koͤ⸗ nigswaſſer zum fehönften Scharlach erhoͤhet wird (72). Hr. Ruhlenkamp in ‘Bremen; der zu den wenigen gelehrten Faͤrbern unfers

Vaterlandes gehört, und der fich forgfältig um alle neue Berbefierungen feiner Kuuft bes fümmert bat, bat mir Die Geſchichte dieſes Scharlachs ſo erzähle, wie ich fie ‚bereits im meiner Anleitung zur: Technologie S. 1.19 geliefert habe, Der befante Cornelius Dreba bel, der. 1572 zu Alkmar gebohren worden, und 1634 zu London geftorben- ift, hatte ein mit Fochendem Waſſer gemachtes Eochenillers traet, um Thermometer damit zu füllen, vor feinem Fenſter ſtehn, worin von ungefähr das; aus einem zerbrochenen Glaſe am, Senfter ber» unter geloffene Koͤnigswaſſer gefallen.

und die kirſchrothe Farbe in Die vortrefliche hochrothe Farbe verändert hatte. Nach einis gen Vermuthungen und Verſuchen erkante er, das Zinn, womit die le

en e. Döcner Anleitung zur Si Leipzig 1785. 8. ©. ı

44, 1: Rermes. Cochenille,

beit geloͤthet waren, vom Koͤnigswaſſer aufs gelöfet, und die Urſache diefer Veränderung ſeyn muͤſſe. Er erzaͤbhlte Diefe Beobachtung dem Schoͤnfaͤrber Rüffelar in Leyden, der nachher fein Schwiegerſohn ward (53). Dies fer brachte dieſe Erfindung zur Vollkommen⸗ Bett und mußte fie einige Jahre allein bey fei? ner: Faͤrberey, daher der Namen Ruffelars- eoulsur auffam (54). Becher nennet ihn Kufflet (55), und Runfelian einer Stelle, Die’ ich nicht wieder finden fan, Rüfter, und Biefer ſagt, er ſey ein Teutſcher geweſen. Mit der Zeit errieth ein Mennonift, namens van Guͤlich, und ein andever, namens van der Vecht das Geheimniß, und von diefen follen es Die Gebrüder Bobelins in Frankreich er⸗ keent haben. Gilles. Bobelin, ein:Zärber in Parts zur Zeit Franz J, ‘Hatte eine Verbeſ⸗ ferung des damahls gewöhnlichen Scharlache erfunden, und weil er. wolte bemerkt haben, daß das Wafler des Meinen Fluſſes Bievre in der Vorſtadt St. Marceau zu feiner Kunft vorzüglich fey, fo legte er daneben eine große Faͤrberey an, die man aus. Spott Folie Go- eig bar 55°, belins ins, I u A) Monconys nennet in feinen Reifen ©. 808 einen Eidam des Drebbels Doctor Reif⸗ „fer, der ein guter Chemiſt geweſen ſeyn fol. ö (5*) In Bovrichii, differtat. II p. 104: color umfuflerienus. - 5. 2.90) (55) Närrifche Weisheit &, 71:

s. Kermes. Cochenille. 45

belins nänte (9), Ungefaͤhr um eben dieſe Zeit ſoll ein niederlaͤndiſcher Maler, Den eis wige Peter: Roet, andere KRlock nennen, und der “lange. Zeit im. Oviente gereifer ſeyn foll ; eine neuverbeſſerte Scharlachfärberey in den Niederlanden bis zu ſeinem QIoder nggo unterhalten haben. (37)117v Durch Colberts Veranlaſſung fol ein Gobelins ‚die Berei⸗ tung des Hollaͤndiſchen Scharlachs von neis nem, namens Gluͤck, den einige Fin den oben genanten van Bülich, andere fuͤr Rloek hatten’, erterne Haben, "wodurch" die Patiſer Scharlachfärberen bald in größte Aufnahme gekommen, fo/ daß der Poͤbel ſich einbifdes te, Gobelin babe die Kunft vom Teufet er⸗ lernt (58). Es ift befant, daß Ludwig XIV auf Colberts Vorſchlag im J. 1667 dir Ges bäude des Gobelins von defien Nachkommen Faufte, und daraus’ einen Pallaſt machte, dem er den Namen hotel royal des Gobelins gab, und den er-den größten Rünfllern, vornebms lich Malern, Goldarbeitern,; Taperenwürfern

re ———— und

& 6) Rabelais-XT, 22 Minage dißion. etymol. I p. 682. Br

(??) Srancheville in-Differtat. für I’ art de la teinture des anciens & modernes in Hiſtoire de l’academ. de Berlin. 1767 p. 67. uber Zeugniffe und Gewisheit fucht man da vers

gebens.

(3%) Suite de teinturier' parfait. Paris 1716.

ws 21» chreibfedern.

Es iſt doch wahrlich wunderih, daß wit nicht wiſſen, welche Art Rohre den Al: ten zum Schreiben gedient hat, da fie doch wenigfiens die Derter genant haben, wo fol: ches wild wuchs und hoͤchſt wahrſcheinlich noch waͤchſt zumal da noch zu unſern Zeiten alle orientalischen Voͤlker ſich vermuthlich eben deſſelben Rohrs bedienen, Denn es iſt be—⸗ Fant, daß ben diefen alte Gitien und Werk zeuge niche leicht. durch neue Moden und Er; findungen berdrängt werden. Die meilten Schriftſteller, welche von der Gefchichte der Schreißfunf gehandelt haben, haben fi und ihre gefer mit der Nachricht befriedigt, daß es ein Rohr geweſen fen. Aber die Gattung der Pflanzen, welche ben den Alten Calamus und Arundo Beiße, iſt wenigſtens noch zahlrei⸗ cher an, verfchiedenen Arten, als die. Gattung

jet Graͤſer, morunter das Getreide der Al; ten gehört, und doch möchten wir gern wif: fen, welche Urt far, alica und avena gewefen iſt So möchte id) auch gern wiffen, welche Art Rohr zum Schreiben gebraucht worden.

ꝛ9 Die ſchoͤnſten Roͤhre dieſer Art wuchſen 34 in Aegypten (2), bey Cnidus, einer fadt und einem Vorgebuͤrge von der fand:

SU es ſchaft

Pun. xvi. 96; ‚Marrial, XIV epigr.. ols ech Dat vre. nn Memphitich tellus. 7

2, Schreibfedern. - 49

ſchaft Carien in Kleinafien (3); ferner in Ars menien und Stalien (4); leßteres ſcheint Plis nius für zu ſchwammicht und weich zu hal⸗ ten, aber die Worte find noch zur Zeit fo duns el, daß ich nicht viel Daraus fchlieffen mag, Jene Gegenden find in nenern Zeiten von manchem geſchickten Kräuterfenner beſucht worden, aber uͤber dieſe Art Rohr haben ſie uns wenig beſtimtes gelehrt. Bey den aͤl⸗ tern Botanikern findet man es zwar befons Ders genant, auch haben fie Fleine Stengel, dergleichen ich wohl in Samlungen gefehn babe, adgebilder; aber aus allen dem find Feine fichere Lnterfcheidungszeichen abzuleis ten, daher finne Arundo Icriptoria der Haus hine nirgend hinzubringen gewuſt bat (). | Chars (2) Plin. l. e. Carullus carm. XXXVI, 13 nens net deswegen Cnidum arundinoſam. Aufo- epiſt. IV, 75 nennet die Roͤhre Cnidios nodos.

(*) Plin. XVI, 36: Chartis ſerviunt calami; Aegyptii maxime, cognatione quadam pa- pyti; probatiores tamen Gnidii, & qui in Afıa circa Anaiticum lacum nafcuntur. No-

ſtratibus fungofior ſubeſt naturs, cartilagi- ne bibula, quae cavo corpöre intus, fuper- ne tenui inarefcit ligno, fifilis praeacuta fenper acie, genictlata.

(°) Bauh. pinax' plantar. p. 17, 4: Arundo feriptoria atro-rubens. Hifor. plans. U p. 487. Theatrum boran.“ p. 273. |

II. Theil. DD . ,-

so 2. Schreibfedern.

Chardin redet von dem am Perfifchen Meerbufen wachfenden Rohre, welches jeßt in der fevante vorzüglich zum Schreiben ge: ſucht und verhandelt wird; er hat uns auch die Zurichtung defjelben gemelder, aber zur botaniſchen Kentniß hat er nichts beygetra— gen (6). Sogar Tournefort, der es ſelbſt um Teflis, die Hauptftadt in Georgien, ein: ſamlen fehn, bat feine volftändige Befchreis

bung geliefert, wiewohl er mehr als alle feis ne

* Voyages. V p. 49. nad) der Ausgabe von Rouen 1723. in 12. Leurs plumes font des sofeaux, ou petites canes dures de la grof- feur des plus grofles plumes de Cygne, qu’ils taillent comme nous en les fendant, mais ils y laiffent un bec bien plus long. Ces ca- nes ou rofeaux fe recueuillent vers Daurac, la long du golfe Perfique dans un grand ma-

rais entretenu par les cours du fleuve de Hell, place de l’Arabie, lequel eft forme @un bras du Tygre, & d’un bras de l’Eu- phrate m£lez enfemble. La recolte de ces canes fe fait en Mars, & quand elles font ceueuillies, on les met par bottes, ou paquets liez 'enfemble dans le fumier fix mois du- rant, elles fe dourcifient & prennent cette belle poliflure & cette couleur vive dont elles font couvertes, qui eft un mé- lange de jaune & de noir. Ilnefe cueuille de.ces rofesux en aucun autre endroit; l’on ‚en ‚transporte ‚dans tout l’Orient, comme

ẽtant les meilleures plumes; il en croit aux Indes, mais elles font plus tendres & d’une _ jaune päle.

2. Screibfedern.

ne Vorgänger gelehrt hat. Won ihm weis man, daß es fhmale Blätter hat, daß es nur Manneshöhe erhält, und daß es nicht hohl, ſondern mit einer marfartigen, ſchwam— michten Materie angefüllet if. Cr bat es deswegen in feinem botanifchen Syſteme fo angeführt: Arundo orientalis, tenuifolia, cau- le. pleno, ex qua Turcae calamios parant (7). Mir eben diefen Worten nennet es auch der Engländer Miller, der aber anmerft, daß man davon nie Pflanzen in England gehabt babe (®). | ‚Der

(7) Voyage du Levant II p. 136. C’eft une efpece de Canne qui ne croit que de la hau- teur d’un homme, & dont les tiges n’ont que trois ou quatre lignes d’epaifleur, foli- des d’un noeud à l’autre, c’eft à dire rem- . plies d’ün bois mou&lleux & blanchätre. Les feuilles qui ont un pied & demi de long, fur huit ou neuf’lignes de large, envelop- pent les noeuds de ces tiges par une gaine relu£, car le refte eft liffe, vert- gai, pli& en

goutiére & fond blanc. La pannicule ou le bouquet des fleurs n’ &toit pas encore bien €panoui, mais blanchätre, foyeux, fem- blable ä celui des autres rofeaux. Les gens du pays taillent les tiges de ces rofeaux pour &crire, mais les traits qu’ils en forment font tres- grofliers, & n’approchent pas de la beaut© des caralteres que nous failons avec nos plumes.

(°) Tournef, infir. rei herb, in Corollario p. 39. Millers Gärtner =Leric. 1 ©. 256.

I 52 2. Schreibfedern.

Der von Tournefort ausdruͤcklich ange⸗ merkte Umſtand, daß dieſes Schreibrohr nicht ganz hohl und leer ſey, ſcheint ſehr gut mit dem uͤbereinzukommen, was Dioſcorides ſagt, fo daß bey dem nichts zu ändern iſt (?). Vers muthlich trocknet das Marf, vornehmlich nach der von Chardin befchriebenen Vorbereitung, zufammen, fo daß das Rohr leicht davon ges reinigt werden Fan. Auf gleiche Weife nimt man den Schreibfedern die ähnliche marfige Subſtanz, die man die Seele zu nennen pflegt.

Ä o

(?) Lib.Icap. II14 p. 60: dAkos oupiyylag, mo- Avcapnog, munvoyovarog, £ıs Bußkioypaßiav emırydsiog. Alia Syringias, hoc eft, fiftu- lofa, multa carne praedita, geniculis den- fior, ad librorum fcriptionem adcommodata. Einige haben oA,yoozpxog. lefen wollen. Non eſt verifimile , fagt Saracen, fuifle vsque adeo moAvcapxov, fed vacuunı potius & ina-

nem fiftularum medo. Rauwolf fagt in feiner Reiſebeſchreibung I S. 93: Zn den Kramläden werden Rohr zu kaufen gefunden, die Elein, innen hohl, außen aber glatt, vnd in ibrer Farb eine braune Röthe haben, mit. welchen die Türken, Moren und andere orien: taliſche Völker ſchreiben. Rauwolf fcheint dieß Rohr nicht im Wachsthum gefehn zu has ben , fondern nur das zugerichtete und ſchon ausgehölte Winfelmann fagt in feinem zweyten Sendfchreiben von den Herkulanifchen Alterthümern, ©. 46, daß er oft, in Er— mangelung einer Feder, fi das um Neapel Rohr zum Schreiben zugerichtet abe.

2. Screibfedern. 53

So etwas ſcheint mie auch Plinius gedacht: zu haben; mir deucht er har fagen wollen, das Marf trocfene inwendig ein, wodurch das Rohr unten Hohl würde, welches hingegen in feinen oͤbern Enden ganz bolzig und ohne Mark fey. Was hernach folge, ift von dem Blumenbuͤſcheln zu verftehn, die ftat Pflaums federn zu Polftern und zum Kalfatern der Schiffe dienten (9). Sch vermuthete, daß Sorffäl von diefem Rohre eine ausführliches: re Machricht gegeben hätte; aber ich habe Darnach vergebens gefucht. Er befräftigt nur, dag am Nil fehr viel Rohr wachfe, und mehr . als eine Art, welche zu Hecken, Dächern, getünchten Wänden u. d. dient (11), |

Diefe Rohre wurden, wie unfere Schreib: federn, gefpalten und zugefpizt (7%), aber | man

(*°) Caetero gracilitas nodis diſtincta, leni fa- ftigio tenuatur in cacumina, crafliore pani- culae coma; neque hac fupervacua ; -aut enim pro pluma -ftrata cauponarum replet ; aut vbi limofiore callo induruit, fieut in Bel. gis, contufa & interiets.navium commiflu- ris ferruminat textus, glutino tenacior, ri- misque explendis fidelior pice.

. (*7) Flora Aegypriaco - arabica, Havniae ı 4 pag. —— LXI, 16, 24. +

7 Deswegen heiffen fie in alten PRTERRHETS: nhano nErooxideis, ueaorous, diiyAumron D 8 und

54 2. Schreibfedern.

man hat gemiß nicht fo ſauber, fein, lan⸗

ge (*) und bequem damit fchreiben Fönnen,

als ſich mit Federn fchreiben läßt, ‚und dee. Gebrauch der Rohre ift auch auf immer ver: laflen worden, fo bald man die Federn: vers fucht hatte, die man in jedem Lande von eis nen Thiere erhalten fan, welches ohnehin wegen mancher andern Nußung in der Lands wirchfchaft gezogen wird. Hätten die Alten dieſen Gebrauch der Gänfefedern gefant, fo würden fie der Minerva nicht die Eule, fon: dern die Gans gegeben haben.

Einige wollen aus einer Stelle des Ju⸗ venals behaupten (13), daß man fehon zu dies

und bey Aufonius calami Aiflipedes. S. Win, Felmann erftes Sendichreiben ©. 85. |

(*) Wem darum zu thun wäre, Gelehrte zu wiffen, welche fehr lange und viel mit einer= Tey Feder gefchrieben haben, der findet Beys

fiele in $. H. Ackeri hiftoria pennarum. Al- tenburgi.1726. 4 Bogen in 8g* Der Mann hat alles, was er von Schreibfedern berühms ter Männer gelefen bat, zufammen getragen; _ ich würde Diefes Werkchen, worauf mid) Fa—

bricius in Bibl. antig. aufmerkſam gemacht hat, nicht genant haben, wenn ich nicht vers muthet hätte, daß der Titel mehrere verlei= ten möchte, darin die Geſchichte der Schreibs federn zu ſuchen. |

(3) Juven. far. 4, 149: Be E & diverſis partibus orbis Anxia praecipiti veniſſet epiſtola penna.

E Schreibfedern. ss

dDiefes Dichters Zeit mit Federn: gefchrieben: habe; aber da iſt blos ein merapborifcher Auss druck, dergleichen fih Horaz (!*) und ans dere ebenfals erlaubt haben. Andere haben: das: hohe Alterthum der Schreibfedern durch die Vorftellung der Göttinn Egeria, die ein, Buch vor fi) und eine Feder im der rechten Hand bat, beweifen wollen; aber man kennt das Alter diefer Egeria.nicht, und fehr wahr⸗ fcheintich ift, daß ihr ein neuer Künftler die Feder gegeben har (*°).: So hat audy Feine‘ Zeichnung in Handfchriften, welche die ſchrei⸗ benden Berfaffer mit Federn vorſtellet, ein hohes Alterthum. Dabin gehoͤrt das Bild⸗ niß des Ariftoteles in einer Handfchrift der Wiener Bibliochef, welche, wie am Ende ausdrücklich gemeldet ift, im Jahre 1457 zu Rom gemacht worden, und es ift mehr als wahrfcheinlich, dag der Künftler nur nach fei: ner, Einbildung, nicht, aber nach einem urals ten Gemäblde, die Zeichnung ine Verzierung feiner Abſchriſt vo hat (66). Das äl Ä tefte ce) Horat od. HI, 120, 53 3 ſ

Si ececleres quatit —* refigno quae dedit.

( 2 Gronovii. thef. antiq. Graec. In. 28. Du-

.ı, lodori (Laur. Begerus) coll uium de. tri- bus Antiquitatum. Graes, vol minibus. . Be- ‚rolini 1702. fol. p. 14.

( 2 Lambec, lib. q7 ur: 76: —— Pa-

4 laeo-

56 2. Schreibfedern.

teſte zuverlaͤſſige Zeugniß vom Gebrauche der Schreibfedern iſt noch zur Zeit die Stelle bey Iſidor, welcher im Jahre 636 geſtorben iſt, und zu den Werkzeugen zum Schreiben Rob: re und Federn rechnet (17), Mac) diefer Zeit Fommen auch Zeichnungen vor, die den Gebrauch außer Zweifel ſetzen. Mabillon bat eine Handfchrift der Evangelien gefebu,. welche im neunten Jahrhunderte, zur Zeit Lu⸗ dewig, des Frommen, gemacht worden, worin’ die Evangeliften mit Schreibfedern in der Hand abgebildet find. Cine ähnliche Abbils dung führt er aus dem eitften Jahrhunderte on * Im Br ermahnte Perer von ST et Clugny,

a Paris 1708. tib. I cap. 3 P. 21. F ED. Origin. lib, 6, 13 p. 1323, inſtruments ſeri· bae calamus & penna., Ex his enim verba . paginis infiguntur ; ſed calemus arboris eft, penna aviß, oufüs achmen' dividitur in’ dus; ' in toto corpore vnitatenferwate. 4 ‚£*8) De re diplomatica. Luteciae Paris. 1709. fol. * in ... p. 51. Exſtat in Alti-

bas ab annis fere nongentis, ‚feilicet Kre .. patu Ludoviei Pit, pontificatü :bonis archi- 3 eleguhitet exarari curavit; quo'in codice de- pi&i exhibentur quatuor Evangeliftae feriben- tum in: Ran, cum pen in manu, in

| qui-

2. Schreibfedern. | 7.

Clugny ‚der bey den Scholaſtikern venerabi— lis heißt, und 1 157 geftorben ift, einen Freund, er möchte ftat des Pfluges die Feder nehmen, und flat zu pflügen, abfchreiben (T?). Uebri⸗ gens find die Schreibfedern in ältern und neus ern Zeiten oft,. auf gut fateinifch, calami ges nant worden, und möglich wäre es, Daß dies fes Wort ſchon bey einem ältern Schriftftels ler als Iſidor ift, Federn. bedeute, wo wir, ‘in Ermangelung anderer Beweife, nur Rob⸗ re verftehn.

Neulich hat der Dichter Heerkens (2°) behauptet, der Gebrauch der Schreibfedern . ſey

quibusdam ex illis quatuor fic expreſſa, vt de pennae vfu in fcribendo illis temporibus recepto non liceat dubitare. Vidimus & alium codicem vitae ſancti Amandi in, Ab- batia Elnonenfi,, ante annos circiter ſeptin- gentos defcriptum, in quo Bandemundus mo· nachus, qui hanc vitam ab annis mille com- - pofuit, cum penna itidem in manu reprae- fentatur. Similia alibi exempla videre :licet.:

Perr. Venerab. lih. I. ep. 20 ad Gisleber-: tum; Pro aratro convertatur manus ad pen- nam; pro exarandis agris, divinis litteris. paginae exarentur. C. ©. Schwarz, ber. Diefe Worte audy in Exercitat: de varia fur)

» " pelledile rei librariae veterum. Altorfii 1725.

- 4 $. 8 anführt, eignet fie unrichtig dem Be: da Benerabilis zu, der ums Jahr 735 ge: ftorben iſt⸗

(#°) Ger. Nic, aves Friſicae. Rotte-

20200

sg 2. GSchreibfedern.

fey viel älter, und die Nömer hätten folhen bey ihrem Aufenthalte in den Diederlanden fennen gelernt, wo fie die Aegyptiſchen Roh⸗ ve nicht wohl hätten haben fönnen, und wo fie, wie Plinius‘(?*) erzähle, den Gänfen. fo begierig nachgeftellet hätten. Aber diefer Schriftſteller fagt ja, es fey wegen der ange— nehmen Gänfebraten und wegen der fchönen Pflaumfedern, auf denen die Römer fo gern fchliefen, gefchehbn. Heerkens feldft macht die Anmerfung, daß Plinius, wenn er ſchon mit Federn zu fchreiben gewuſt hätte, folches nicht wiirde verfchwiegen haben, da er von: den Schreibrohren umftändliche Nachricht ge: geben bat. Ferner meynt er, die Holländi- ſchen Kunftwörter beym Schreiben, die- la: teinifchen Urſprungs find, zeigten an, daß fie mis der Sache ſelbſt von den Römern anges nommen worden; "3... Schryfpen. Aber das ſcheint für jene Behauptung wenig oder nichts zu beweifen. _ Von mehrerm Gewicht ift die Bemerkung, daß in der alten vortreflis chen Handſchrift vom Virgil in der Medicdi: fhen Bibliorhef, welche bald nach Honorius Zeiten gemacht worden, die Striche der Buch: ſtaben durch ihre und Dicke oder

rodami 1788. 8* ©. 106. Ich habe dieſes Buch in Döyfikal, öfon. Dipl. a ©. 507 angezeigt. , , 0,

) Hiſt. nat. X, 22 556.

2. Schreibfedern. 59

oder Stärke die Elaflweität der Federn zu vers rathen fcheinen, indem es nicht wahrfcheins 4 lich fen, Daß folche fhöne Züge mit dem ftei; fen Rohre möglich geweſen wären (??). Auch ift es wahr, daß die meiften Altern Hand: fchriften, 5.8. die aus dem Herfulanum, viel fteifere und einförmigere Striche oder Züge haben: Aber viel traue ich auch diefer “Be: merfung nicht. Wer weis, ob nicht ein ges ſchickter Künftler auch den Rohren einige Ela: ftieität zu geben und diefe zum zierlichen Schreis ben anzuwenden gewuft hat?

(2?) Diefe Handfcrift ift von Petr. Franc. Fogs ginius 1741. 4 * genau’ abgedruckt worden. Cine Probe von der Schrift felbit iſt S. XV

u feben. Man fehe die neuelte Ausgabe des irgil8 von Hrn. Hofr. Heyne, im Elen-: chus codicum pag. XLI. |

60 3. Dratzieherey.

——— ————

Dratzieherey. Wehrſagaus hat man: anfänglich das

dehnbare Metall mir Haͤmmern zu duͤn⸗ nen Blehen und Blättern gefchlagen, folche

mit der Schere oder mit andern Werkzeugen

in fchnrale Streifen zertbeiler, und diefe mit Hammer und Zeile zu Dräten oder Fäden ger ründer. Diefe Vermuthung ſcheint durch Die ältefte Nachricht von diefer Urt Arbeit beftäs tigt zu werden. Als Aarons Amts kleider ges macht werden folten, dafchlug man das Gold, und ſchnidts zu Fäden, daß mans fünftlich wirken fonte unter die gele Seide ('). Als Bulfan feiner Fran und dem Mars den vers zweifelten Streich fpielen, fie in der ange nebmften tage fangen und Binden wolte, ging er in feine Effe, nahm Amboß, Hammer und Seile, und ſchmiedete ein Netz fo fein,

Ä daß

(9) Mofes II, 39, 3. Braun de veftitu fa- cerdotum Hebraeorum. Amftelod. 170I p. 173 fagt: Jarchius habe diefe Worte fo ums ſchrieben: extendebant aurum infter braftea- rum tenuium, & ex iis feindebant filamen- ta, & nebant filamentum aureum cum byf- ino.

3. Dratzieberey. 61

daß ſo gar die ſeligen Goͤtter, wenn ſie auch eben damals nicht auf andere Gegenſtaͤnde ges achtet hätten, es nicht würden bemerft has ben; denn. es war zärter als Spinnengemes be (2). Alſo folche feine Dräte wurden das ‚mals noch geſchmiedet und mit der Zeile ges

runs z (?) By 0’ Iuev &6 xahnewvx, nun Dpeal Bus- oodoueuwv' "Ev 0’ EIer’ dunogerw ueyav dnuovz, nomre de decaod⸗ Ablaxrouc, —E dp’ Zumedov Aufı PN volev.

Perrexit ire in oflieinam, mala animo Be funde cogitans;

Impofuit autem incudis repofitorio ingentem

incudem, cudebatque vincula

Infrangibilia ,. infolubilia; vt firmiter illic manerent.

Audi 6 ap Epnlaıv nes deouars aunAu dmavr

Iloar& d8 wo uelaIosQıv

xuyro,

’Hir’ apaxvız Aemra, To w cv ma Ti oda

idoro Ovde Iewy waudpwy‘ ep yap dohsvra Te- TUHTO.

Circumfudit autem ledti fulcris vincula cir-

culatim omni ex parte; Multa autem & defuper e faftigio effufa erant, Perinde atque araneae fila tenuie, quae ne- mo ne cerneret quidem, Neque deorum bearorum;, perguam enim do- lofa fadta erant, Homer, I van, 273» 278. pr t

62 3. Dratsieberey.

rundet; nicht gezogen. Ich weis mich Feiner einzigen Stelle bey den Alten zu eyinnern, wo vom Ziehen der Metalle geredet würde. Acs - dudtile bey Plinius hieß nur deswegen fo, weil es fich zu dünnen Blechen haͤmmern ließ; tenuatur in Jaminas, fagt er (?). Weberhaupt kommen, wie mir deucht, Arbeiten aus Me: talldrat bey deu Alten viel feltener vor, als man vermuthen- folte, wenn fie folchen ſchon fo leicht und wohlfeil als wir zu ziehen ges wuft hätten. Selten werden Dratnetze und Gitter aus Drat genant, und felbk wo fol- he vorkommen, feinen fie nur Schmiede: arbeit gewefen zu feyn.

©ol:

At illi Et mens, & quod opus fabrilis dextra te- nebat, Excidit. extemplo graciles ex aere catenas, Retiaque & laqueos, quae lumina fallere . poflint, Elimat. Non illud opus tenuiſſima vincant Stamina, non fummo quae Bean aranea tigno, Vtque leves tactus, momentaque ſe⸗ quantur,

Efhcit; & le&to circumdata collocat apte.

Ovid. metemorph. IV, 174. Es iſt mir lieb, daß Burmann fich bedacht, und das elimat nicht in eliquat verändert hate

(?) Lib, 34: 8.

7 Dratzieberey. 63

Solche Fäden vom theureſten und zur gleich dehnbarften Metalle, dem Golde, bat man fehr früh zum Schmucke der Kleider an: gewendet, aber gewiß nicht gleich fo Fünftlich und ſchoͤn als jetzt geſchieht. Vielleicht hat man anfaͤnglich nur Goldſtreifen oben auf die Kleider, vornehmlich an den Raͤndern ges nähert, fo wie es noch mit den Treffen ges fchieht. Vielleicht find die goldenen Sterne und andere Bilder, womit Kleider befeßt ge; wefen feyn follen, nur aus geichlagenem Gol: de gefchnitten und aufgenehet worden, fo wie noch jeßt die Goldflittern. aufgeneher oder wohl gar nur aufgeklebt werden. Jedoch bat man auch bald’ angefangen, Kleidungsftüde ganz aus Goldfäden, ohne irgend eine Zus that, zu ftricfen oder zu weben, wmwenigftens ſcheint Plinius (*) folches zu fagen; fo wie auch der Mantel, den der Freygeiſt Dionys fins dem Supiter nahm (7), und die Tunica

des

(*) Lib. 33, 4 pag. 616: Vidimus Agrippinam indutaın. paludamento, auro_ textilı fine alia materie. Aldrovandus erzäblt in Mufeo. metallico, man habe ums Sahr 1544 zu Rom das Grab der Gemalinn Kayſers Honorius gefunden, und aud den vermoderten Klei⸗ dungsſtuͤcken 36 Pfund Gold erhalten:

(°) Cie. de nat. deor. III, 34, 83. Valer. Ma- zim. I, 1 exter. $. 3: detrafto Jovi magni ponderis aureo amiculo, #- iniettoque ei la-

| Ä en neo

64 3. Dratzieherey.

des Eliogabalus auf folche Weife gemacht zu ſeyn ſcheinen (9). Das ift denn wahres drap d’or gemwefen, da wir hingegen Diefen Namen einem Gewebe geben, deſſen feidene Fäden nur mit vergoldetem Silber ummunden oder befponnen find. Weil es Feine leichte Arbeit geweſen ift, dieſe Fäden zu ründen, fo find fie vermurhlich zuerfi nur Lahn geweſen, oder man bat fie fo ſchmal als möglich aus den duͤn⸗ nen Blechen geſchnitten.

Die Kunſt ſolche maſſive Goldfaͤden mit

Garn zu verweben ſchreibt Plinius dem Kö: nige Attalus zu; ich geſtehe aber, daß ich fie für Älter halte, wiewohl ich nicht gleich ein. unzweifelhaftes Zeugnig auffinden Fan. Sch vermuthe, die Attalifchen Zeuge, deren Drache fo oft geruͤhmt wird, find mit der Na; Del geftickt worden. Denn da, wo Plinius jener Erfindung zum erftenmal gedenft, res det er von geftichten Zeugen, welche die Phry: gier zuerft gemacht haben; alsdann nennet er die Urralifchen Zeuge, und gleich darauf die Babyloniſchen, welche, wie verfchiedene Ausdrücke beweifen, gewiß mit der Nadel ge: ſtickt

neo pallio, dixit; aeſtate grave amiculum ‚efle, hieme frigidum; laneum autem ad vtrumque tempus anni aptius.

(°) Lamprid in Heliog. cap. 23: Vfus eft aurea omni tunica; die ganz und gar Gold gewefen.

3... Dratzieberey: 65

ſtickt worden (7). Wenn ich hierin nicht irre, ſo hat Attalus zuerſt wollene Zeuge mit Gold⸗ faͤden

0 Plin. VII, 48 p. 476: Acu facere id Phyy- | ges invenerunt, ideoque Phrygioniae anpel- latae funt; Aurum intexere in-eädem Ali

invenit Attalus rex; vnde nomen Attalicis« Colores diverfos. piturae intexere Babylon, maxime celebravit. Daß die Ataliſchen zeu— ge mit der Nadel geſtickt worden, beweiſet diie Stelle des Silius Ital! XIV, 661: Re Ättalicis variats perartern Aulaeis ribuntur ageu. Daß die Babylonifchen eben⸗ fals Stickerey gehabt haben, ſieht man aus

. Martial. Vil, 28: |

Non ego ——— Bebylanica picta fü. peibe ' Texta, Semiranlia quad: variantur acu.

Und XIV, 50, ruͤhmt er bie Hlerandpinifche Weberen, daß fie der Babylonifchen Sticke⸗ rey mit der Nadel nichts nachgebe. Zu

Haec tibi tellus dat! Bl u victa ‚et x 2 "Pedine Niliaco i jam Babylonis acus,.

Hierwiber koͤnte man nur eine Stelle des Ter⸗ tullians de. habitu ‚mulier. I, P., 552, anfuͤh⸗ ren, wo dieſer bon der Phry iſchen Arbeit das Wort inſuere und von der iintexere braucht. Da ſcheint es, als ob er recht genau den Unterſchied ſo habe beftims ’= men wollen, daß die erite "Arbeit Sticferey, die legte Weberey geweſen fe: Aber Tertuls lian Öiett oft mit Worten; /Intexere ift eben dad, was infuere, Bey Plinins nr 9

12, Theil, Rz _.-- Re 691

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Bi: °'* © *

4

66 3. Dratzieberey.

fäden ftichen (nicht wirfen) laſſen, und der Zweifel, dag Plinius die Goldweberey zu jung angegebem habe, fält weg. Im dritten

Jahrhunderte fcheint man auch Gold mit Lei⸗

nen verfvebt, oder feinen mit Goldfäden ges fickt, oder. auf Leinen Goldfäden aufgeneher zu Baben, welches Kayſer Herander Severus,

- für thoͤrigt hiele, weil das Leinen dadurd)

fteif, unbiegfam und unbequem würde ().

Viel fpäter hat man, angefangen, ‚das

Silber auf gleiche Weife zu Fäden oder Drär ten zu machen und folche zu verweben. Schon Salmafius und nah ihm Goqguet (?) bas ben ’angemerft, daß man bey den Alten nie einge Erwähnung der filbernen Stoffen antrift. Denn die Stellen, welche allenfals aus dem Homer hieher gezogen werden möchten, reden fiherlich nur. von weiffen Kleidern (?). ‚Uns

moͤglich hätte Plinius diefe Bearbeitung des-

Silbers übergehen fönnen, wenn fie ſchon zu feiner Zeit üblich gewefen wäre; er, der auss = führ: p. 691 heißt aureis litteris in palliis intextum nomen, ein mit Goldfäden -eingeneheter Na⸗ . men. (% Aelius Lamprid. in vita Al. Sev. c. 40: in linea aurum mitti dementiam iudicabat, cum afperitati adderetur rigor. .

(9) Dom Urfprunge der Gefege und Kuͤn⸗ ſte II ©. 99.: = ©) Odyf. V, 230. X, 23, 24. R

3. Dratzieherey. 67

fuͤhrlich vom Silber und deſſen Gebrauch zu Bierrathen handele, und von Goldfäden. und Goldftickerey Nachricht giebt. „Aber den zus verläffigfien Beweis, daß zur Zeit. des. Kays fers Aurelian noch Fein Silberdrat befant ges twefen, fcheint Dopifcus zu geben (20) Er meldet, der Kayfer babe den Verbrauch des Goldes zu Bergoldungen und Webereyen gang unterfagen wollen, weil, ungeachtet mehr Gold als Silber vorhanden fen, dennoch jes nes dadurch feltener würde, weil es in Ber; goldungen und Fäden häufig verloren gins ge; dahingegen alles vorhandene Silber Sil⸗ * bliebe (17). Aber daß Silberdraͤte unter

den

X san Vita Aurel. 46: Habuit in’ animo vt au⸗· rum neque in cameras, negue in tunicas, neque in pelles;, neque in, argentum mitter retur, dicens plus’ auri effe in rerum natura quam argenti; fed aurum per varios brattea- rum, filorum & liquationum vfus perire, dr- gentum autem in. ſuo ufu manere, i

F Die Wahrheit zu geftehn, fo ließe ſich doch ; wider Diefen Beweis ein Zweifel machen. Es wäre möglich , daß die Rede von vergoldes tem Silber waͤre; denn durch foldye Vergol: dung gieng den Alten, weldje die beyden aͤd⸗ . x ‘len Metalle nicht zu fheiden verfiänden, das Gold ‚verlohreu; es. verlohr ſich ‚beym Um⸗ - Schmelzen im Silber. Aber ich erinnere mid) Feiner Stelle ben den Alten, die bey Stickes- reyen oder Webereyen von vergoldetem Sil⸗

ber redet.

E 2

&8 . Dratsieberey.

den’ Heßtän Kayfern von den Griechen verwe⸗ ber worden, bat Salmaſius bewiefen. In jenen Zeiten hieß ein folches Geweb aveparı- F GUCKETNGON , drap d’argent A).

Die Zeit, da der erſte Verſuch gemacht die zu ſchmalen Streifen geſchlage⸗ nen und zerſchnittenen Metalle durch Loͤcher einer auf dem Tiſche ſenkrecht befeſtigten ſtaͤh⸗ lernen Platte. zu Drat zu ziehen, fan ich nicht beftimmen. Zur Zeit Carl des Öroffen ift dies fe Weife in Italien noch wohl nicht befant gewefen. Denn fo.unverftändlicd auch die von Muratori (13) befant gemachten Vor— fehriften de fila aurea facere, de petalis auri . &.argenti find, fo erfennet man doch / daraus, daß nur mit dem Hammer gearbeitet worden. Seht wahrſcheinlich if, daß man zuerft Die dehnbarſten Metalle gezogen bat, und daß als fo. gezogener Meffing: und Eifendrat: jünger if. Ferner iſt gewiß ,. daß der Dratzug ans fänglich nur mit der Hand vom Arbeiter ge: trieben worden, fo wie es noch jetzt unſere Nadler machen, wenn fie Drat verfeinern wollen. „Sie winden ihn von. einer Trommel oder. Welle auf die. andere; : indem er durch

En. des Zie beiſens ——— wird. Mit die⸗

—*8* 9 —* 4 Vopifi p. 394 und ‚ad Tertull. de pallio p. 208. ("?) Antiquität, Ital. medii aevi II p. 374.

3, ‚Dratzieherey. | 69

dieſer Vorſtellung der Arbeit koͤmt ganz die

Beſchreibung des Vannuccio ('*) und des Garzoni (15) überein, fo wie auch die Zeichs nung, Die fich in der teutfchen, Leberfegung des letzten Buches finder. SESBLE FF TER Bu

So lange noch alle Arbeit mit dem Ham: mer geſchah, fo lange hießen die Künftler in Nürnberg Dratſchmiede; aber nach Exfins dung des Dratzugs wurden fie Dratzicher, auch wohl Drarmüller genant. Beyde Be: nennungen fommen- in. Augsburg fchon bey dem Jahre 1351 (76), und in Nüruberg 1360 (!”) yor, daß ich alfo die Erfindung des Dratzuges oder des eigentlichen Dratzies bens, nach dem was mir noch zur Zeit dar: über befant geworden ift, in das vierzehnte Jahrhundert ſetzen muß. J

Anfänglich wurden, ‚ganz maffige Bröte zum Sticken und: Weben angewendet. Im Schutte von Herkulaneum find ganz maſſ a goldene Treffen, ohne Seide oder andere

(TS: Pyrotechnia ſib. 9. cap. Y it

(5) La piazza vniuerale. In Vale 166. *

Pag. 390 und in der Ueberfetzung‘ Sr 1649)

"EC Hr. von Stetten ih El chte ber Stadt Augsburg: I ©. Sal

... (#7) Hr. von Mus Sam Ben an 3 |

chich⸗

70 3. Dratzieherey.

terlage gefunden worden (18). Es wuͤrde angenehm ſeyn, wenn jemand die Zeit bes flimmen fönte, da man die Metaldräte über leinene oder feidene Fäden zu fpinnen anges fangen bat, wodurch die Waare fo wohl fchös er, als wohlfeiler geworden ift. Die Spin: mühle, worauf jeßt diefe Arbeit verrichtet wird, ift fo wißig ausgedacht, daß der Er⸗ finder wohl die Verewigung feines Namens verdient hätte (17),

Zuerſt fcheine man Fäden mit den rund gezogenen Dräten befponnen zu haben, und die Erfindung, dazu die Dräte vorher zu pläts gen, macht, wie mir deucht, eine neue Epos he in der Gefchichte dieſer Runft aus. Mit dem vorher geplätteten Drate läßt fich mehr als drey mal fo viel Seide, als mit rundem Drate bedecken, fo daß Dadurch Treffen und Andere Waaren um ein vieles wohlfeiler wers den; zudem wird auch der Glanz des Metäls leg durch das Plätten ungemein erhoͤhet, al:

ſchichte V ©. 78, dem man viele: wichtige hieher ‚gehörige Nachrichten verdanken muß. C°) Bidenftäpl Briefe 1 S..269. -

(9) Man ſehe die Befchreibung in Sprengels Handwerken und Künften. III ©. 64. oder in dem zehnten Bande ber zur Encyclop&die ges

hörigen Kupfer, unter dem Artikel: -Tireur fileur dor, -

3. Dratzieberey. 71

fo die Waare verſchoͤnert (2°). Dieſes Plaͤt⸗ ten geſchieht zu unſern Zeiten Durch Huͤlfe der Plaͤtmaſchine, welche aus zwoen ftählernen Walzen befteht, die durch eine Kurbel in Bewe⸗ gung gefeßt werden. Indem alsdann der Drat durch den engen Zwifchenraum dev Walzen hindurch gebt, wird er platt gedrückt, und heiße bernah Lahn. Die Berfertigung diefer Wals zen erfordert eine Gefchicklichfeit, die nur wes nige Künftler haben, und es ſcheint dieß die Jugend diefer Mafchine anzudeuten. Che: mals ließ man fie aus Mayland, hernach auch aus Schwarzenbrüf in Sachſen fommen, aber feitdem die Künftler an diefen Orten mit ‚ihrem Geheimniffe ausgeftorben feyn follen, werden. die Walzen gemeiniglich aus Neucha⸗ tel verfchrieben, und ein Paar derfelben koͤmt wohl auf. 200 Thaler... Inzwiſchen ſcheint die ganze Kunft nur in geböriger Härtung Des - Stahls und in der Politur;zu liegen. Su den ältefien Zeiten gefchah dieß Plärten auf dem Amboß mit dem Hammer, und man ließ . die breit gefchlagenen Zainen oder Streifen von Weibern niit Scheren zu fchmälern Dräs ten fchneiden. So erzählen noch Vannuccio und Garzoni die ganze Arbeit, ohne der Plaͤt⸗ z wal; 4 nt (29) Bericht von Gold» und Silberdratzichen, x von Lejifugo, Kübed 1744. 8 *.©.. 199.

E44.

vr 3. Dratzieherey.

wahen, Die nun auch auf Meſſingwerken, Muͤnzen und in andern Werkſtellen gebraͤuch⸗ lich ſind, zu gedenken.

Ehr ich zur neneften Erfindung will ich noch folgendes einſchalten. Von Dratarbeiten der Alten hat man wenige Ver berbleibſel, und dieſe befinden fich an gegof:

fernen Statuen, woran man feinen feinen,

auch feinen aefponnenen oder überfponnenen Drar, fals fie auch dergleichen gehabt hät: ten, erwarten fan. Im Herculanifchen Mus feo zu Portict find drey metallene Köpfe, wel— che tocken haben. An einem find so Locken von geringeltem Drate, der fo dick als eine Schreibfeder iſt. An dem andern ſind die Locken plat, wie ſchmale Streifen Papier, die mit den Fingern zuſammen gerollet und her⸗ nach auseinander gezogen würden (?*). Eis he Venus; "weiche eirie Spanne hoch ift, bat goldene Bänder'an Armen und Beinen (ar- millae & perifcelides), welche aus Drat ge⸗

wunden find (22). Grignon hat in dem

Schutte der Roͤmiſchen Stadt in Champagne ein ee Golddrat welches ehe

—— J. Winkelmann Sendſchreiben von den sun un 1762. 4 3 & «!ı

(2?) ebendafelbft ©. 38.

° N # P Lim

3. .Dratsieberey. 73

eine Linie dick war (23). Unter den Reichs—⸗ inſignien iſt das Schwert des heil. Mauris tius, deflen Griff von Holz und mit ſtarkem Silberdrate umwunden ift (24). Ziemlich fein muß man doch Golddrat ſchon im alten Zeiten. zu machen gewuft haben, weil man damit flickte und webere.. Wenn die Wunds ärzte einen lofen Zahn befeftigen, oder einen aus Elfenbein gemachten Zahn flat eines aus: gefallenen einfeßen wolten , ſo banden fie ei⸗ nen folchen an einen benachbarten mit einem - feinen goldenen Drat (25).

| Die

(23) Second .bulletin des fouilles d’une ville Romaine. ‚Par Grignon. Paris 1775. 8” p. CXI: Nous avons trouv& un petit bout d’or- trait d’une ligne de diametre & de trois li- snes de longeur. Won diefem Buche findet man Nachricht in Götting. gel. Anzeigen. 1775 ©. 810 und 1776 ©. 1059.

(24) von Murr Beſchreibung der Merkwuͤr⸗

digkeiten in Nürnberg. 1778. 8 ©. 229. (25) Daraus erklären einige die Worte aus den zwölf Nömifchen Gefeßtafeln: cui auro den- tes vin&i ſunt. Sunfe will diefe Erflärung nicht. gelten laffen, weil er die Möglichkeit einer . folchen kuͤnſtlichen Verbindung nicht glaubt. + Leges XII tabularum illuftratae 4 7. N. Func- “* io. Rintelii 1744. 4 * pag. 462. ber älte- re und neuere Aerzte haben ſie doch genug -or < beftätigt. Celſus de medicine VII cap. 12, L p- 444 fagt: Si ex ictu vel alio cafu aliqui ' Jabant:dentes,, auro'cum ‚his, ;»qui bene hae- rent, vinciendi funt. Man vergleiche damit

€:5 Hips

*

4 3. Dratzieberey. Die anfehnfichfte VBerbefferung, welche Diefe Kunft jemals erhalten hat, ift ficherlich die Erfindung des großen Dratzuges, wels her vom Wafler getrieben wird, da eine Daummelle, durch Hülfe eines Hebels, eine Zange zieht, welche fich, indem fie gegen das Zieheiſen fält, öfnet, den durch ein Loch des Zieheifens geleiteten Drat ergreift, fi, ins dem fie zurück gezogen wird, fchließt, und auf ſolche Weife den Drat mit fich fortzieht (29). Leyder! weder der Erfinder, noch die Zeit der | Erfins Hippocrates de articulis; nad) der Meches liſchen Ausgabe in fol. von 1595. Seit. 6. p. 68, 70. C.G. Ludwig inftitutiones chi- rurgiae. Lipliae 1764. 8 pag. 323.

(2°) Eine kunſtmaͤſſige Befchreibung diefer vor⸗ treflichen Mafchine findet man in Spren= aels Handwerfen. IV ©. 208. Cancrinus Befchreibung der vorzäglichiten Bergwerke.

Frankf. 1767. 4 ©. 128. Im zehnten Bans de der Rupfer zu Encyclop&die unter dem Ars titel Tireur & fileur d’or, in der Parifer Runftbiftorie und in andern Werken. Hr. - von Murr führt eine artige Befchreibung des befanten Dichterd Kobanus Heflus an, welcher 1540 geftorben iſt, die ich bier eben⸗ fals einrücen will. Sie fteht in Vrbs No- rimberga, 1532. 4 cap: 27. |

Namque quis afpiciens quanta fe mole ro- Ä Ä tarumi

Voluat opus;, -quanta ferrum vi diftrehat, es Mi P Per-

3. Dratzieherey. 75

Erfindung dieſer Maſchine iſt gewiß bekant. Aber mehr als wahrſcheinlich iſt, daß fie zus erſt

Perfectum ingenio, iam poſſit ut unus et alter Quod non mille viri poterant nondum arte reperta. Ifta videns, quis non ıniretur ? et omnia retro Saecula.defidiae damnet, qui talia numquam Cognorint noftrorum hominum praeclara re- perta. Magna rota ingentem vi fluminis ala cy- lindrum Fert fecum, voluitque rotans, pars ultima cuius Dentibus armata eft crebris, qui fortiter adti Obftantes ſibi machinulas rapiuntque fe- runtque, Ni rapiant remoraturos ipfosque rotamque ' Undasque gravidamgque ingenti mole-cylin» | drum. s Ergo ubi vi tanta correpta eft machina pen- dens - Inferius, molem fupra movet ocyus omnem, Inftrumenta regens, quibus atri lamina ferri 'Seinditur, et varios rerum fenuatur in ufus, Nunc has, nunc alias aptas aſſumere formas, Vi nempe indomita iuffu parere coadta. Ferreanam videas capita aflimulata dracones, _ Alterum ab alterius morfu divellere ferrum Dentibus, hic retinet, maſſam trahit ille draconum. Ac hoc dum faciunt, ita fe perniciter urgent, . Certantes erebris inter fe affultibus, ac fi ‚Pro vita non pro ferro cestatar utsimque,

Atque

76 3. Dratzieherey.

erſt zu Nürnberg von'einem namens Rudolf erbauet worden, der fie lange geheim gebal:; gen und dadurch ein groffes Vermögen erwor⸗ ben haben foll. Konrad Leltes, der ums Jahr 1491 ſchrieb, ift noch zur Zeit der ein: zige befante Zeuge Diefer Nachricht, und er meldet dabey, daß der Sohn des Erfinders, von heidifchen Leuten verführt, die ganze Ein: richtung verrathen habe. (27). So gar Hr.

| | von

Atque ita dum rapidis ferrum rude morfibus | arcent, In- filum teres expoliunt, quod ab ore re- ceptum Vipereo, adfiftens in mille völumina curvat. Quis Deus hanc, quis tam memorabilis artem Oftendit cafus? Non ille aut Thracius, aut u "Gres . Aut Italus fuit, ingenio qui elaruit illo, Unde hanc humanis conceflerit ufibus artem, Sed Germanus erat, fed Noricus etc.

(27) Die Nachricht ftcht in dem ſchon im ers ſten Bande ©. 197 angeführten Buche, wel— ches auch einzeln gedrudt ift: Vrbis Norim- bergae defcriptio. Hagenoae 1518. fol. cap. 5. Ferunt ibi primum artem extenuandi ducen- dique radii per rotarum labores inventam a quodam Rudolfo, qui dum artem velut arca- num occultaret, magnasque ex ea divitias “conquireret, ob hoc cäeteris civibus, quem- adınodum ufu venit in. lucrofis proventibus, maxime apud auftiönarios, inquirendae eius artis cupidinem inieciffe,, qui filium eius in- duxeränt et corruperant, ut interiorum 2 Ä tula-

- Dratsiebereg. 77

von Murr hat hierüber Feine Beftätigting fin? den koͤnnen, und unter den von ibm in Nuͤrn⸗ bergiſchen Urfunden gefundenen Namen Der Dratzieher, ſcheint auch Fein Rudolf vorzu⸗ fommen; fonft hätte er ihn gewiß angezeigt. Doppelmapr (2%)-feßt, blos nach einer Bew mutbung, die Erfindung diefes Rudolfs ins Jahr 1400, aber Hr von Murr fchlägt ſie älter an, weil er den Mamen Schockenzie⸗ ber bereits bey dem Jahre 1360 gefuiden bat, und dieſer Diejenigen Arbeiter bedeutet, a an diefem Dratzjuge arbeiten.

In Nürnberg ift Diefe: Kunft: zu et Bolfommenbeit gebracht worden. Von Zeig zu Zeit haben einige Verbeſſerungen gefun— den, ſolche im Großen angewendet, und da: zu ausfchliefiende Begünftigungen. bald. vom Kayſer, bald vom Mathe’ erhalten, welche aber zu vieljährigen Prozeſſen Gelegenheit gez geben haben. Es jcheint inzwifchen, als ob

. die er: Te; re tularüm labores et #enellas, “quae ferream -braöteolam per anguſtum foramen prendugt, ficque pertinaeiter trahendo extenuanr, ar- chetypo aliquo gxprimeret, quod fattum dum pater comperit ,. velut in infaniam et furo- rem actus, fillum trucidare ſtatuiſſe ferant, nifi fe ille afpe&tui fuo fubtraxiffet, mani- busque elapfus, abfugiffer. - |

es) Nachricht von Nuͤrnbersiſchen Bünfe lern. ©. 381.

3 3. Dratzieherey.

die feinere Arbeiten, vornehmlich in Gold und Silber, vorzuͤglich in Frankreich und Ita⸗ lien gluͤcklich betrieben worden, und manche Erfindungen ſollen von daher nach Teutſch⸗ land gekommen ſeyn. Ich bin zwar nicht im Stande den Fortgang der Nuͤcnbergiſchen Dratarbeiten volftändig zu erflären, aber febe angenehm ift mirs, eine dazu gehörige wichtis ge Nachricht beybringen zu fönnen, ‚Die Hr. Doct. Friedr. Carl Gottl. Sirfching zu Ers langen, in dem reichhaltigen Journal des Frey⸗ herrn von Bibra, geliefert hat, und zwar aus den Prozeßacten des Mürnbergifchen Dratzieher » Handwerks (27). Ich ruͤcke fie bier unverändert ein. ee | Ä | Im Jahre 1570 hat ein Franzos, Ans soine Sournier (?°), die Kuuft des feinen Dratziehens zuerft nach Nürnberg gebracht, und daſelbſt den Dratzug in verbefierten Stand Ze Ä geſetzt.

(2?) Journal von und für Teutfchland. Fünfter Jahrg. 1788. Achtes Stü ©. 102.

@°) Hr. von Murr fagt in feinem Journal V

©. 88, dag im vorigen Jahrhunderte Jean Sornier in Frepftädtlein, fech8 Meilen von . Mürnberg,_.und in Nürnberg Iriedr. Held, aus dem alten Gefchlechte der Hagelshai⸗ mer, die erften geweſen, welche fi) in Teutſch⸗ land mit der Lahn» und Plättarbeit hervor» gethan und damit groffen Reichthum erwor⸗ ben haben. Ä

3. Drarzieberey. 79

geſetzt. Im Jahr 1592 hat hierauf ein Buͤr⸗ ger in Nürnberg, Friedrich Hagelsheimer, Geld genannt, die fonft in Italien und Frank "reich allein damahls gefertigten Gold; und Silberdrarhzugs: Arbeiten endlich in der fein befchaffenen Eigenfchaft, wie folher zum Spins nen und Wirken gebraucht werden fan, zus zurichten angefangen, und mit großem Vers langen ins Werk geftellt. Held brachte feine Sabrifanten aus Frankreich nad) Nürnberg und erbielt-anfangs von dem Magiftrat dar ſelbſt das ausfchliegliche Recht, daß fonft nies mand, alger, die feine gute Arbeit innets halb ı5 Jahten in der Stadt treiben, noch folche jemand nachmachen dürfe. Diefe Frey⸗ beit ift ihm, ‚weil die Errichtung diefer Tas brik viele Mühe und ein großes Capital ers. . forderte, von dem gedachten Magiftrat 1607, auf weitere 15 Fahr verlängert worden.

Indem aber die Nürnbergifche Freyheit nur auf die feine Arbeit, und allein. auf die Stade Nürnberg, fich verftand, Hingegen die Fupfnerne, verſilberte und verguldete Ars beit viel mehreres austrug; fo erhielt er au - den 19 März 1608 von Kaifer Nudolf II. noch Diefes, daß dieſe Freyheit ihm confirs mirt und auch auf die Fupferne, verfilberte und vergüldete, oder Lioniſche Dratarbeit und fo weit durch das ganze Reich ertendirt

| wurs

80 e

wurde, daß er dergleichen ihm in Nuͤrnberg nachgemachte Arbeit und feine, ihm entwiches ne Leute, alfenthalben im Reich anhalten und wegnehmen dürfen. Dabey ift ihm dies fe Freyheit auf noch andere 15 Fahre verläns gert worden.

Nach Kaifer Nudolfs IL Tode hat Kais

fer Mathias ermeldetes Privilegium am 29 September 1612 in allem wieder erneuert, nnd daſſelbe auf weitere 15 Jahr verlängerr. Anno 1621 den 16 Juni ift das Mürnbergi: fhe Privifegium der Zeit halber erlofchen. 3 eben dem Jahr haben fich hierauf die Hels en mit den Dratbziehermeiftern und Stuͤck⸗

werkern (*) einer gewiſſen Verlags: und Hands werfsorduung, mit Vorwiſſen des Magiftrats zu Nürnberg verglichen, welche Kaifer Fer⸗ dinand II. in einem Privilegio, welches er dem Held hernach den 28 Septemb. 1621; nach dem Anhalt der beyden vorgedachten Pris vilegien ertheilt, beftätige, das Privilegium noch anf ıs Jahre weiter erſtreckt, und end: Ah den vier Helden (**) den 26 Septemb, 1622.

Kay Stücwerker waren Cole Meifter, die Stückweife heim arbeiten muften, weil vers sr "möge Kaiferlidyen Privilegiums niemand, als e hei, Diefe, Arbeit, oder wen er fie zulafjen yj, „würde, treiben durfte. Dafür muften fie ein u Stuͤck Geld erlegen. Cr) Nämlich dem Zriedrich Held, als dem n I: i Ä er

3. Diatziehere. . 81

1622 da niemand widerfpeach, auf Gutach⸗ sen des Reichshofraths dieſe Freyheit zu eis nem rechten Mann: Leben von neuem anges feget und verliehen hät, mit dem Beding: daß Die Helden nach verfloffenen Jahren die Privilegien folches Lehens von neuem wie: Derfuchen und empfangen follen. Bu

Indeſſen find diefe gegen die Verle— ger (***) am Kaiferlichen Hof, ihrer Hands werfsfachen halber in Streit gefommen, und haben den 23 Dec. 1699. ein Kaiferliches Res feript au den Magiftrat der Stadt Nürnberg erhalten, in welchen Ihro Kaiferl. Majeft. melden, daß die Königseggifche Eeffion Ct) auf das gefamte Handmwerf, und nicht blog auf die Verlegeren laute. In der Folge brachten die Stuͤckwerker 1702. bey J. R.

Mai.

ter und feinen drey Söhnen, Bartholomäus,

Sriedrid) und Paulus, J

(S) Welche den Drath im Verlag hatten, oder zum Verkauf, ohne daß fie den Drath felbft machten. Sie unterflüzten gemeiniglich das Drathzieher » Handel.

(CH) Im Streit Rechtens wurde dom Gegentheil behauptet, Ihro Kaif.. Maj. habe die Erpec- tanz dieſes Drathzug: Lehens dem Hrn. Gras fen von Boͤnigseg ertheilt;.diefe aber habe derfelbe durch Gefjion auf die Nürnberger

Drathzieher gebracht, welche Geffion auch der

\

Raiſer gnaͤdigſt beftätiat.habe. .. - „ill. Theil. ö & |

33 3. Dratzieherey.

Mai. an: daß die große Drathzugs-Verle⸗ gerey ein heime gefallenes Kaiferliches Reiches sehen, und der Vergleich vom Jahr 1665. nicht confirmirt worden ſey. Sie baten das

ber, ifnen und, ihrem Handwerk fold tehen

gegen: Schiegung zebentaufend Gulden, in Anfebung ihrer erwiefenen Treue, vor andern ‚zu verleihen. Sie meldeten auch ſolches der Kaiferl. Lehns » Commiffion in Franken, wels her Die Acten aus der Reichshofrarhs: Canys bey zum Ducchfehen zugeftellet wurden.

Außer Nürnberg fommen Dratmuͤhlen auch fhon im funfzehnten Jahrhunderte bin und wieder vor. Im Augsburgifchen Baͤr— gerbuche liefert man bey dem Sabre 135 1 den Damen Chunr. Tratmuller de Tratmul, der allerdings ein Drarzieher geweſen zu feyn ſcheint. Im Jahre 1545 brachte Andreas Schulz die Kımft des Silber: und Golds Dratziehens, die er in Italien gelernt hatte, . Nach Augsburg. Bor diefer Zeit war dieſe Arbeit in Teuiſchland felten, und Hr. von Stetten erinnert hiebey an die Reichspolizey⸗ Drdnung von Jahr 1548, worin das Lingen (Treſſen:⸗) Gold unter diejenigen Waaren ge: rechnet wird, für welche damals groffe Sum: men aus unferm Vaterlande gingen. Schulz erhielt zwar vom Rathe ein Privilegium, aber er ging dabey zu Grunde. mu

im Sabre 1447, und in Zwickau, nebſt eis

3, Dratzieherey. 83

diefes Gewerb in Augsburg vom andern fort geſetzt; befonders gaben fich Die reichen Kaufı leute Hopfer viele Mübe es in guten Gang zu bringen... Gie brachten den Gabriel Marteningi und feinen Sohn Vinzenz aus Venedig dahin, welche in dieſer Kunft viele Erfahrung und Geſchicklichkeit hatten, Georg Geyer, welcher. bey ihnen gelernt hatte, war der erſte, welcher Das Dratplätten nach Augs⸗ burg brachte, und er und fein Sohn mwolten ſich lange Zeit der Gerechtigfeit des Dratzie⸗

hens ganz allein. aumaßen, und feinen ans

dern neben fich auflommen laſſen. , Endlich ober im J. 1698 erhielten Marx Pbilipp

-Ylftäre, Tob. Georg Geyer, Joſeph

Marti und Moriz Zech ein neues Priviles gium vom Rathe. Zur Danfbarfeit dafür ließen fie eine Medaille pränen, welche mit unter die fchönften von dem Medailleur Phi: lipp Seinr. Müller gefchnittenen, gezaͤhlt zu wetden verdient. Jezt führt dort Eber— hard Bozenhard das Geyerfche Zeichen (3"),

Sn Breslau (?2) ward eine Dratmühle

nee CH) von Stetten Kunftaefbichte von Augs⸗ burg IS. 223 und II ©. 107. | ».(9?) Don Breslau documentirte Befchich te. I,2 ©. 499. J 3 52

84 3. Dratzieberey:

her Polirmuͤhle, im $. 1506 erbauet (33)! In England foll aller Drat bis zum Jahre 1565 blos durch Handarbeit verfertigt ſeyn, bis Ausländer die Kunft: eingeführt haben, den Drat von Mühlen ziehen zu laffen. Bis dahin war aller Drat fehlecht, und der größs te Theil des eifernen Drats ward, fo wie die Werkzeuge der Wollfräßer, aus fremden fans den eingeführe (?*). Aber nach einer ans dern Machricht foll diefe Kunft noch viel ſpaͤ⸗ ter nach England gefommen feyn. Nämlich erft im Jahre 1649 foll die erfte Dratziehes zen (wire-making) zu Efher durch Jacob Momma und Daniel Demetrius angelegt feyn (35). Anderſon felbft fagt auch, daß erft im J. 1663 ein Holländer die erfte Drat⸗ müble, die jemals in England gewefen ift, zu Sheen, nahe bey Richmond, angelegt babe (?°).

In Frankreich wird Eifendrat fil d’Archal genant, und die dortigen Künftler haben die | nichs

(??) Chronica Cygnaca oder Beſchreibung der

Stadt Zwickau dur Tob. Schmidten. Zwil- fau 1656. 2 Theile in 4. * II ©. 254. |

i C2 Anderfons Gefchichte des Handels. IV . Ior. (?5) Husbandry and trade imiprov’d by "John

Houghson. London 1727. 8 *-II p. 188. (36) Im fünften Theile ©. 484. \

ne ad s: | 7 SR

3. Dratsieberey. - 85

nicht unwahrſcheinliche Meynung, daß dieſe Benennung von einem Bichard Archal abs ſtamme, welcher die Eiſendratzieherey in Frank⸗ reich entweder erfunden, oder zuerſt errichtet haben fol; wie denn auch die Benennung fil de Riehard ebenfals noch unter den frans ' zöfifchen Dratziehern vorfommen foll (?7), Aber diefer Archal ift, fo viel ich weis, eben fo unbefant, als der Nürnberger Rudolf, und Menage will auch jene Ableitung nicht einmal billigen. Er glaubt fil d’Archal fen aus filum und aurichalcum zufammen geze—

gen (?®).

Endlich will ich noch der Siligranarbeit und der Slittern gedenfen, weil beyde von Drat gemacht werden. Der erfte Namen bes deutet eine Arbeit, von der man fich aus eis ner bloffen Beſchreibung fchwerlich einen vol Röntigen Begriff machen wird. Feine, oft

frau:

(??) Diäionnaire de commerce par Savary. II pag. 599. Diäionnaire des origines ( par D’Origay) 1I p. 285.

Be, Dißionnaire etymologique 1 p. 593. Er führt eine Stelle aus einer 1544 zu Paris gedrudten Franzöfifhen Vibel an: Ne ayes pas merveilles, fi tu lis en aucuns lieux à la tois, que ces chofes.eftoient d’airain , & &

- la fois ärcal ; car airain & arcal eft un mes-

me metal, z 83

t

30 3 . Dratzieherey.

krauſe, oder, nach Art der Cantille, ſchnek⸗ kenfoͤrmig gewundene, auch zuweilen geplaͤt⸗ tete Silber: und Goldfaͤden werden zu aller: ley Laubwerk Durcheinander gezogen, hin und wieder zufammen gelöther; auch an manchen Stellen mit dem Loͤthroͤhrchen in fleine Kür gelchen zufammen gefchmelzen, fo daß fie oft ein ungemein feines, gefälliges und regelmäf: figes Gewirr von Silberfäden ausmachen: Vornehmlich ward diefe Arbeit ehemals mehr als jegt zu allerlen Fleinen Waaren, die mehr zur Zierde und zum Puße, als zum Gebram che dienen folten, angewender; z. B. zu Nas delbuͤchſchen, Juwelenkaͤſtchen, Heinen Schaͤch⸗ telchen, vornehmlich Reliquienkaͤſtchen, zu Verherlichung der heiligen Bilder und an⸗ dern Kirchengeraͤthen (??). Man nennet diefe Arbeit Siligranarbeit, filagrame, fili- grane, ouvrage de filigrane, und jeder be; merkt leicht, daß diefe Nanien aus filum und granum zufammen gefeßt find; daher auch ei:

nige im: Teutſchen Rornfäden gemacht ba:

ben. In der Encyclopedie wird gefagt, die tateiner nenneten Diefe Arbeit opus filatim elaboratum; aber da find nur die neueften fa: teiner zu verfiehn. Denn filatim. koͤmt nur

| | ein⸗

(7?) Einige Nachricht son dieſer Arbeit geben Halle Werkftäte der Künfte I ©. 101. Ja⸗ cobfons technologifches Wörterbuch; T ©.

3. Dratzieherey. $7

einmal ben Lucrez II, 830 ver, und son Wollenfaͤdchen.

Inzwiſchen iſt dieſe Kunſt eöürkfich ſehr alt, und ſcheint aus dem Orient zu uns ge⸗ kommen zu ſeyn. Grignon will ſogar ein Ueberbleibſel ſolcher Arbeit im Schutte der ſchon oben angefuͤhrten Roͤmiſchen Stadt ge⸗ funden haben (*°). Unter deu Kirchenge⸗ räthen fommen manche Filigran: Arbeiten aus dem mitelern Zeitalter vor. Bey einer Ab⸗ ten in Paris verwahrer man noch ein mit Fir ligran gejiertes Kreuz, welches der heilige Eloy, der im J. 665 geftorben ift, gemacht haben foll, fo wie die meiften Arbeiten dieſes Mannes auf gleihe Weife geziere find (*). In der Reliquien :Samlung, die in Hannor ver aufvewahrt wird, ift ein Kreuz mit dies fer Arbeit, wie es fcheint, aus dem eilften oder zwölften 1). Noch jetzt

ver⸗

(0) Bulletin I p. XXI: Une piece en filigra- ne, fous la forme d’une fphere applatie, ayant un trou circulaire au centre; elle eft ıcom- pofee de-fils de laiton, tors & unis entre eux,.comme les mailles d’un r£feau,

(#) Aus bes Menage Didionnaire etymologi- que..l pag. 593.

(*”) F. H. Fungii difquif. de reliquiis ; acce- dit Lipfanographia ıue thefaurus

.= zum electoralie Brunfuico-Luneburgicus. H

54 nove-

88 3. Dratzieherey⸗

verfertigen die Tuͤrken, Armenier und India⸗

ner Meiſterſtuͤcke dieſer Art, und zwar mit

hoͤchſt unvollkommenen Werkzeugen. Mars⸗ den (22) ruͤhmt deswegen die Malayen; und vorzuͤglich ſchoͤn ſind die Sachen, welche zu

Decan gemacht werden, die zehn mal fo theu⸗

er, als das dazu verbrauchte Metall, bezahle

werden (??). Zu unferer Zeit wird dieſe

Kunft in Europa wenig mehr geachtet, alfo

wenig mebr getrieben, Inzwiſchen bat Augs⸗

burg noch eine groſſe Kuͤnſtlerinn in dieſer

Arbeit gehabt, naͤmlich Maria Euphroſ.

Reinhard, welche 1779 geftorben iſt. Sie

hat im Jahre 1765 einige ſilberne Becher

mit Filigran verzierer, welche zum firchlichen Gebrauche nach Rußland befteller worden, und ihe Ehre gemacht haben (**).

"Die S$littern,, Paillettes, find kleine,

"dünne, Fand“, in der Mitte durchloͤcherte Mei

tall⸗ noverae. 1783. 4 p. 19, auch) pag. 29, 56. Einige Stuͤcke fir * dafelbft abgebildet.

+ (42) The hillery of Sumatra. London 1783. 4.* p. 115.

) Der Miſtreß Kindersley Briefe von der Inſel Teneriffa und Oſtindien. Letpzig 1777- 8.* Von den Negern in —. ruͤhmt der Jeſuit Thomans eben dieß. S. deſſen Rei: Pe Lebensbeſchreibung. Augsburg 17

+) Hr. von ‚Stetten Kunſtgeſchichte 1GS. 489 und II ©. 487

3. Dratzieberey. 9

tallblätter, welche zum Puße aufgenehet wer den. Go befant fie find, fo Fönte ihre Wer; fertigung wohl ein Näßel für den feyn, der dieſe nie gefehn, oder gehört, oder gelefeu hätte. Der Drat wird erft über eine Rus the zu Cantille gefponnen; von diefer werden einzelne Windungen, wie es der Nadler mit feinem Knopfdrat macht, abgeſchnitten, und dDiefe werden auf einem glatten Amboß mit eis nem ftarfen Schlage geplättet, da denn in der Mitte: das Fleine Loch übrig bleibt, und Die Enden der Windung genau vereinigt find, Ich erinnere mich wohl an alten Rüftungen und Decken gröffere Bleche gefunden zu has ben, aber jene Fleine Flietern fcheinen neuer zu feyw. Nach dem Lejifugo (*°), deſſen wahren Namen ich nicht weis, find fie zuerft in den Sranzöfifchen Gold: und Silber: Fas briken gemacht, und erft im Anfange des jezs zigen Jahrhunderts in Teutſchland nachge: macht worden. . Lange Zeit ward ihre Verfer: tigung geheim gehalten.

(+?) Bericht von Dratziehen ©. 192.

E23 . 4

99 4. Gattel. ee ee

4.

Sattel

On den Alteften Zeiten faß der Reuter ums „Ss mittelbar auf dem Pferde, ohne die ges ringfte Unterlage zu haben (1). Mit der Zeit legte man über das Pferd eine Decke, Die oft nur ein Tuch, Matraße, :oder Leder, Fell oder Pelz; war. Plinius (2) fagt, ein Melerhronius habe dieß zuerft eingeführt, aber man weis nicht genau, wer Diefer geweſen iſt. Mir der Zeit wurden dieſe Decken koſt—⸗ gemacht (3); fie hiengen oft an beyden

Sei⸗

J. Lipfi i polioreet. feu de militia Romana lib. 3 dial. 7. Antverpiae 1605. 4 * p. 142.

(2) lib. 7 cap. 56 p. 416. frenos & ftrata equo- rum Pelethronius imvenit. Eben dieß fat auch Hyginus fab. 274 p. 386. wo die Aus⸗ leger die, unvolitändigen Nachrichten von Per lethröntus beygebracht haben.

(?) Pferdedecken von koſtbaren Thierhäuten ſ. ben Silius Italic. IV, 270. V, 148. Statius Thebaid. IV, 272. Anderer Arten toftbarer Decken bey VWirgil Aen. VII, 276. VIII, 352. Ovid. meram. VII, 33. Bey Livius xxxiv., 7 p. 780, wo ber Lufus der Maͤnner und Meis

. "ber verglichen wird: equus tuus fpeciofius in-

ſtructus erit, quam vxor veftita,

4. Sattel. 4

Seiten des Pferdes herunter, wie man an den fchönen Abbildungen des Montfau⸗ con (*) fiebt, und wurden fIrata, seduare, £Dinmzrioo genant (°). Aber als fie auch fchon ganz gebräuchlich geworden waren, hielt man es doch nod) für männlicher, ohne fie zu reis ten. So rühmte fi) Darro in der Zugend ohne Decke geritten zu haben (°). ZXeno: pbon (7) machte den Perfern den Bormurf,

daß fie mehr Decken auf dem Pferde als im

Bette hätten, und mehr um weich zu fißen,

als kunſtmaͤſſig zu reiten, bemühet wären.

Eben deswegen wurden fie im Kriege lange

- nicht geftatter. Unſere alten Vorfahren, die

Zeutfchen, fehämten fich folcher ‘Decken, und

ver:

- (*) Antiquire expligude tom. II lib. 3 tab. 27, 28, 29, 30.

(?) Seneca epif. 80: equum empturus, folvi iubes ftratum. Maerobius farurn. I, ı1: ftul- tus eft, qui empturus equum, non ipfum infpieit, fed ftratum eius & frenum. Apu⸗ lejus de Deo Socratis nennet diefe Pferbedeks fen, fucata ephippia.

. (5) Nonius Marcellus de proprierare ‚fermonum 2 p. 545: Ephippium tegmen equis ad mol- lem velturam paratum. Varro Cato, vel de

übris educandis : mihi puero - - equus fine ephippio. | j

(7) Paed. lib. 8. Nunc autem firagula (sox-

: .poere) plurg in equis habent, quam in lettis. non enim tam equitetionis curam habent, quam mollioris fefions.

9 4. Sattel.

verachteten deswegen die Roͤmiſche Reuterey, welche ſich derſelben bediente (2). Eben des: | wegen

(?) Caeſar de B. G. IV, 2: neque eorum mo- ribus turpius quidquam aut inertius habetur, quam ephippiis vti. Itaque ad quemvis nu- merum ephippistorum equitum quamvis pau-

ei adire audeunt. Man hat ehemals zu Payer⸗ ne im Wallifer Lande einen alten Sattel mit Steigbiügeln für den Sattel des Zul. Caͤſar ben Reiſenden gezeigt. Relations hiftor. & curieu- fes de voyages. Par C. P. (Parin). A Rouen 1676. 12 * p. 270. Aber hernach bat mar die Steigbügel davon weggenommen; im J. 1685 fand man fie nicht mehr daran. Mé- langes hiftoriques recueillis & commenter par Monf.*** a Amfterd. 1718. 248 Geis ten in 12 * pag. 81. Es ſey mir erlaubt zu fagen, warum id) diefe nichtöwärdige Kleis nigteit,. die mich bey manchem zum ers kemeyer erniedrigen koͤnte, hier berührt habe. Nichts ift bey folchen antiquarifchen Unterfus dungen unangenehmer und macht mehr- uns ‚erfentlihe Arbeit, als Wermeifungen auf

. Schriften, die nichts lehren, und die doch ‘einer dem andern immer nacheitirt. Da fucht man mit Mühe und Zeitverluft und findet ‚nichts und koͤmt nicht weiter. So ging mirs bier. Den Patin hatte ich oft in der Gefchichte der Sattel angeführt gefunden, und fo gar Fa⸗ bricius bibl, antig. p. 868 vermeifet auf ihn‘ und auf die Melang. hiftor. Weil ich wuns der dachte, was da zu finden feyn möchte, fo madıte ich einigen Freunden und mir die Mühe diefe Bücher aufzuſuchen. Ohne nun ‚dent Fabricius, dem viele nicht banken, wenn

4. Sattel, | . 93

wegen ift die Nachricht des Dio Caſſius (?) ſehr zweifelhaft, nach welcher erſt Nero fols che der Reuterey erlaube haben fol. Iſt etz wa die Rede von der Mufterung, bey der die Reuter vielleicht vorher noch immer ohne Pfers dedecken erfcheinen muften? Zur Zeit des Ale⸗ xander Severus hatte die ganze Römifche Reu⸗ teren fehöne Pferdedecfen (79). Aber Sats

tel \ er ihnen auch die beften Mege gewiefen hat, wegen dieſes vergebenen Weges Vorwürfe zu machen, möchte ich doch wenigftens fo viel Davon haben, daß ich meinen Lefern einem ähnlichen Verdruß erfpahren Fönte, und daß man endlich jene Citate aufgebe, fie caduci⸗ re, als alte inerigible Refte. (°) lib. 63, 14 pag. 1036: ferunt equites Ro- manos militantes, Neronis temporibus, dum quotannis recenfentur, primum ephippiis vfos fuiffe. dv 77 Eraola oDwv dferdce. Nach⸗ dem ich diefes bereits gefchrieben hatte, ſehe ich mit Vergnügen, daß Le Beau in Mé- moires de litterature. de l’acad. des infeript. vol. 39 p. 333 auf eben dieſe Vermuthung ges rathen ijt. Chemals hatten die Reuter bey der Mufterung ihre Pferde ohne alle Bedek⸗ fung vorführen müffen, damit defto leichter erfant werden möchte, ob fie in gutem Stans de ſeyn. Diefe nuͤtzliche Einrichtung fchafte Nero ab, damit alles angenehmer indie Aus gen fallen möchte. Er brauchte die Sol⸗ aten flat Spielzeug, wie noch jeßt manche Zürften. animum mqdo vti pafcat profpe- us inanem. Virg. georg. 2, 285. 0°) Ael. Lamprid, vira Alex, Sev. cap. 50: | 2quis

Fi

94 4: Sattel,

gel waren damals gewiß noch unbefant; man bat ihnen hernach den viel Altern Namen ephippium, Der ehemals nichts mehr als eis ne Pferdedecfe bedeutete, gegeben. Xeno— phon ſagt, der Reuter müfle, er möge anf dem nackten Pferde oder auf einer Dede fiz: zen, niemals die Stellung annehmen, als ob er auf einem Stuhle fäße, auf dem man in Wagen: zu fißen pflegte ("7"). !

Unſere heutigen Sattel haben ein Hölzer: nes Geftell, welches der Sattelbaum genant wird, der vorne den Kopf. oder Knopf, bins ten das Hintergeftell und an den Seiten die Stegen hat. Unter dem Sattel ift ein Küfs fer angebracht, und oben hat er eine gefälli: ge Bekleidung von Leder oder Zeug. Er wird mit einem breiten Gurt, der

au⸗

equis etiam inſtructi & ephippiis & frenis - detentibus, vt Romanam rempubl. intellige- tet quicungue Alexandri vidiffet exercitum, . (IF) De re equeftri p. 602: five fuper nudo ... quo, feu etiam in ephippio refederit, non kaudatur quafi curulis quaedam feflio, fed vt cruribus divaricatis maxime re&titudo cu- flodiatur. drsı dev ya av nagleyrai, Euv ve um) ViAov, day re dmi rou sQırmlov, ou ' any worep Emi röu dl Dpou Edpav Emasvöunsv. WVon dem Stuhle oder Schemel, der in den * Magen gefegt ward, um darauf zu fißen, rob Ippov dpa, f. Pitisci Lexie. anrig. IM 9.369. Art. fella curulis,

4. Sattel. 55

L

Bauche des Pferdes ducchgebt, feſt angegürs tet, und der Bruft: und Schwanz: Riemen verhindern, daß er weder nad vorne, noch nach hinten zu ruͤcken fünne. Hoͤchſt wahr:

fcheinlich ift, daß die Erfindung defielben im die Mitte des vierten Jahrhunderts fält; aber ein deutlicher Beweis ift ſchwer, indem ver? muthlich aus der Dede nad) und nach der Sattel geworden iſt. Pancirollus 2) glaubte, die erſte Erwähnung eines Sattels beym Zonaras gefunden zu haben, und vie— le haben ibm dieß geglaubt. Der Geſchicht⸗

ſchreiber erzaͤhlt, Conſtamin der jüngere ſey

im Jahre 340 ermordet worden, als er vom Sattel gefallen. Aber ih möchte dieſem Bes weife allein nicht viel trauen, und Pancirols lus fcheint fi nur an der lateinifchen Leber; feßung gehalten zu haben, wo ädr« durch Sella ausgedruͤckt iſt. Nun ift zwar wahr, Daß beyde Wörter in fpätern Zeiten für den eigentlichen Sattel gebraucht find. Aber Schon lange vorher ift das griechifche Wort für den Rücken des Pferdes, oder für die Stelle, wo der Reuter fit, gebraucht worden, und man fan jene Worte auch fo verfichn, daß Eons ſtantin getödter worden, nachdem er vom Pfer: de geflürze fey (*3). | Mont⸗ (#2) de rebus deperdisis lib. 2 fit. 16 p. 273. (?3) Zonarns lib, 13 cap. 5, nach der Aue Yuss

96 4. Sattel.

Montfaucon (1?) hat eine Zeihuung yon der Seule des Theodofius des groffen ge: liefert, woran er einen Sattel zu erkennen glaubt, und würflih, wenn die Zeichnung getreu ift, fo Fan man nicht leugnen, daß an dem, worauf der Deuter fißer, vorne der Sattelfnopf und hinten der Rand des jeßt ges bräuchlichen Sattelbaums zu feyn fcheint.

Der befte Beweis vom Alter der Sattel Bleibe immer noch die Verordnung des Kais fers

Ausgabe in fol. von 1687. II p. 12. Exrer- we Ty6 Edpag 0 Kwvsavriveg. Nicetas in An- dronico Comneno lib. I p. 183: rs Edpas aroßaiheraı. Ich finde Edpx in der von mir angegebenen Bedeutung zweymal in Xeno⸗ pbon de re equeftri. ©. 596 nad) der. ſchon angeführten Ausgabe wird gefagt, wie der Rüden des Pferdes beſchaffen feyn. müffe, wenn der Reuter einen feften, fichern Sie haben fol. sw «vaßarı doDaresepav Edpav. Und ©. 600, wo die Rede vom Stries geln ift, fagt Zenophon: man folle das Haar auf dem Rüden, dv 77 faxsı, niederitreis dyen, weil ed alddann den Sig auf dem Pfers de weniger unbequem made. Zaıse yap dv Alanro r7y Kdpav roö Inmov. Ich habe mir die Mühe genommen, andere Geſchichtſchrei⸗ ber, meldye aud) den Rob des Conſtantins melden, nachzuſchlagen, aber fie haben jea nen Umftand gar nicht berührt. Zofimus I, 41. Viötor. episome cap. 41. Socratesll, 5. EutropiusX, 5.

: expliqué vol. 4 lib. 3. cap. 75.

u . i f j \

‚Sattel, 9

Theodoſius vom Jahre 385, nach wel⸗ cher derjenige, der Poſipferde nehmen wolte, keinen Sattel haben ſolte, der mehr als ſechs⸗ zig Pfund woͤge. Waͤre ein Sattel ſchwe⸗ ter, fo ſolte er zerſchlagen werden (125). Dieß ſcheint denn wohl ſicher einen eigentlis hen Sattel anzudeuten, der damals noch, bald nach: feiner Erfindung, ſehr ſchwer ges weſen ſeyn muß; fo wie man auch daraus abnehmen kan, daß jeder Reiſende ſeinen ei⸗ genen: Sattel hat haben müflen. : Weil num bier. der Sattel fella beißt, und dieſes Wort um diefelhige Zeit öfterer als ſonſt für den Gig Des Reuters vorfömt, fo wird- freylich wahrfcheinlich, daß darunter ſeitdem ficher ein eigentlicher Sattel zu verftehn ſey. Zus dem ift nicht zu leugnen, daß man: da, mo es une, noch manche Fleine Mebernums , . Stände

es) Codex Theodofian. lib. 8 tit.5 vs 47 p. 554: Quoniam veredorum quoque cura pari satione traätanda eft, fexaginta libras fellg cum frenis; triginta quinque vero auertn non

transeat; ea condicione, vt fi quis praeferi- pta moderaminis imperatorii libramenta trans- cenderit, eius fella.in frufta cedatur, auerta vero fiſci viribus deputetur. Dicfelbige Vera ordnung koͤmt auch in Codice Juſtin. vor lib. 12 tit. 51, 12 p. T0135; auch “ın Barı$lımav

. lib. 37 tit. 17 edit. Leunelaii, ‚Bafileae 1575.

. fol. * pag. 481.

Kit. Teil. ir

98 4. Sattel.

ſtaͤnde findet, die ſich ganz wohl auf unſern Sattel deuten laſſen.

Nazarius beſchreibt in feiner Lobrede auf Conſtantin den Groſſen, wie die feindliche Reuterey nieder gemacht worden; da haͤtten, ſagt er, die Reuter ſterbend ſich noch an den fedilibus gehalten (10). Lipſius meynt, fie haͤtten ſich nur an dem Sattel halten koͤnnen. Aber es ließe ſich doch denken, daß ſie nur die Pferdedecken ergriffen haͤtten, wenn es gewiß waͤre, daß dieſe, wie unſere Sattel, umguͤrtet geweſen waͤren. Dafuͤr aber weis ich keinen Beweis; denn daß poſtilena einen ſolchen Gurt bedeutet habe, wird zwar von einigen behauptet, aber nicht hinlaͤnglich bes wiefen; und es feheint vielmehr, daß die Wörter poftilena, antilena, imgleichen po- ftella und antella (17), fo wie die Gurten

ſelbſt, welche fie bedeuten follen, erft nach Erz

findung der Sattel aufgefommen find.‘ Das

erſte Wort koͤmt zwar ſchon bey Plautus (18) vor,

CE) Cap, 24: tunc ire praecipites, labi re- clines, femineces vacillare,, aut moribundi fedilibus attineri, ak equorum clade

: dacere.

(*?). Hidorus 20, 16: Antella, quafi ante fella,

quem ad modum pottella, quafi poft fella.

("®) Cafına I, 37. Man vergleiche Scheffer de re vehiculari. Francofurti 1671. 4* pag.

1243 und Gesneri Meſaur. ling. Lat.“

4. Sattel. 99

vor, aber vielleicht ift ein Theil des Geſchir⸗ res Des Zugviehes oder der Laſtthiere ge: meint. Vegetius (1?) unterfcheidet die Sat: telpferde von andern, und. Sidonmus Apolli: naris (2°) fcheint den Gattelbaum zu ner nen. Im fünften Jahrhunderte wurden die Sattel bereits fo verfchwenderifch ‚prächtig ger macht, daß Kanfer Leo J ein Verboth erge: ben ließ, daß fie niemand mit Perlen und Edelſteinen befeßen folte (71). Im fechften: Jahrhunderte verlangte Kanfer Mauritius, daß die Reuter Sattel mit groffen Satteldek— - fen von Pelzwerf haben folten (*) Mehr

u Or J Erwaͤh⸗

(*?) de arte veterinaria IV, 6 2 und a . (?°) Lib..3 epiſt. 3: Alü ſanguine & fpumis pinguia lupata fufeipiunt, alii ſellarum eque- ftrium madefacta ſadoribus fulcra refupinant. Nach der Bafeler Ausgabe in 8. 1597 * pag. 150, & (2°) Codex Fufin. lib. XI tit, Ir p.918: Nul- „. li prorfus liceat, in frenis & equeftribus'fels lis vel in balteis fuis margaritag ‚& ſmarag⸗ ‘dos & hyacinthos aptare pofthac vel infere- re; aliis aufeın gemmis frena & equüeftres fellas & balteos ſuos privatos exornare per-

mittimus, | E) Mauricii ars militaris, edit. Schefferi I cap. 2p. 22: xon rac 6eAng Exsiv dmozlı da- 08x nel ueyiix. Sellas habere debent cum ‚tegumentis hirfutis .& inagnis. Merkwuͤr— - Dig iſt, daß hier im Griechifchen ſchon das ja | 3 0 Wort

100 4. Sattel.

Erwähnungen aus fpätern Zeiten findet man bey Du Lange, bey dem man auch die nach: ber eniftandenen Kunftwörter antrift, als fellatores, Satler, woraus. die Franzofen felliers gemacht haben; fellare, die Werkſtel⸗ le des Satlers; fellare, infellare, auffatteln. Im mitlern Zeitalter kam die fehimpfliche Strafe auf, den Sattel zu tragen, wovon Du Cange (2?) ebenfals gute Nachrichten giebt. Die Bermuthung des Boropius De: canus (73), daß die Sattel von den Saliis erfunden und Daher benant worden, ift feiner Widerlegung wertb, da es ganz klar ift, daß die Benennung fella von der Aehnlichkeit eis nes Stuhls genommen worden; deswegen zum Unterfchiede Sidonius und Kayfer Leo fella equeſtris und Jornandus fella equitato- ria gefagt haben. Vielleicht urtheilen ande: te nicht befjer von einer Vermuthung, Die ic) noch beyzufügen wage. Ich halte es für wahr: fcheinlih, daß die Erfindung den Perfern ges hört, und zwar aus diefer Urſache, weil Dies fe, nad) dem Zeugniß des Xenophons, zuerft ———— baben, dem Reuter den Sig das

duch

Mort osiu, fella vorkömt. Eben diefelbigen Woorte jtehen auch in Kayſers Leo VI Tacti- ea cap. 6, > 9 edit. Meurſii. Lugduni Bat, 21612. 4* *

(22) Unter Artikel: Sellam geſtare.

G) Lib. 3. Francicorum pag. 48.

4. Sattel. 101

durch recht bequem und weich zu machen, daß ſie mehr Decken, als ſonſt gewoͤhnlich gewe⸗ ſen, aufaelegt haben. Dazu koͤmt noch, daß man anfaͤnglich zu Sattelpferden am liebſten Perſiſche Pferde waͤhlte; vielleicht deswegen, weil dieſe fruͤh den Sattel zu tragen, gewoͤhnt wurden; wiewohl Vegetius (?*) eine ande: re Urfache angiebt. Wie übrigens in der Fol: ge das Gatteljeug verbeffert oder verändert worden ; darüber find mir feine Nachrichten befant.

(?*) Vegetius de arte veterin. IV, 6, 4 pag. 1157: Ad vfum fellae Perfis provinciis omni- bus meliores praeftat equos, patrimdniorum cenfibus aeftimatos, tam ad vehendum mol- les & pios incefibus, nobilitate pretiofos.

102 . 5. Gteigbügel.

Steigbügel.

Us; das Alter der Steigbuͤgel haben laͤngſt A verſchiedene Gelehrte (3) Unterfuhun:

gen angeſtellet; da aber Diefe in ſehr vielen,

und CE) Vornehmlich gehören bieher: Hieron. Ma-

gii mifcelan. lib. 2 cap. 14, in Gruteri Lam- pas feu thefaurus criticus tom.2 p. 1339. e

| Lipfi poliorcesicon f. de militia Romana lib. 3, dial. 7; nach der Antwerper Ausgabe in 4 ‚von 1605. p. 139.

Pitisci lexicon antiquit. Rom. III p. 482. ® Salmafius in Aelii Spart. Antonin. Carac. pag. 163. * |

G. ]J- Vofius-de viriis fermonis. Amftelodami 1695. fol. * p. II.

Polyd. Vergilius de rerum inventoribus. Lug- duni Bat. 1644. 12 * lib. 3. cap. 18 p. 23% Hugo de militia equeftri I, 4.* | Licetus de lucernis V1.309,* Potter archaeolog. graeca III, 3. Menagiana IV, p. 263. * Brown eſſai fur les erreurs populaires. II pag. 162, * a Rich,

5. GSteigbügel. 103

und jegt zum Theil ſchon feltenen Büchern - zerftrenet, und meiftens mit unzuverläfligen Nachrichten vermifcht find, fo wird vielleicht es manchen angenehm feyn, hier wenigitens das meifte, oder doch das vornehmfte davon geſamlet und geordnet zu lefen. Dabey will ich mich bemühen, von billigen fefern noch etiwas mehr als das Lob eines fleiffigen Sams lers zn verdienen; wiewohl ich auch -allenfals mit diefem allein zufrieden feyn will. Denn Machrichten diefer Art zu famlen, zu berichs tigen und zu brauchen, das verlangt, mit Ehre zu melden, nicht viel weniger Geſchick⸗ lichkeit zu denken, als diejenige iſt, welche ſich ſolche ſo genante Denker anmaßen, die andere durch den Namen der Samler unter ſich zu erniedrigen meinen. Man wird hier einen neuen Beweis finden, wie ſehr man its zen fan, wenn man denkt, daß Dinge ur alt ſeyn müffen, die zur algemeinen Bequem:

lichkeit gereichen, ja, die fo gar io unentbehr⸗ lich Rich, Berenger, zhe hiflory and are of horfe- manship. Lond. 1771. 4 * I p. 64. ©, Phy⸗

fit. öfon. Bibliotb. III ©. 259. Montfaucon antiquité expliquee tom. IV lib, 3 cap. 3 pag. 77 und Supplement. tom. IV lib, 2 cap. 4 pag. 25: *

Le Beau de l'équipement du cavalier legionaire. In Memoires de litterature de l’academ. des

inferiptions. tome 39 pag. 537, ®,

4

104 5. Gteigbügel.

lich und zugleich fo leicht zu erfinden ſchei⸗ nen, daß man fich kaum vorftellen fan, wie fie jemals haben fehlen fönnen. Uber des- wegen möchte ich der Vorwelt nicht Scharf: finn und Erfindungsgeift abiprechen, da wahrlich auch fchäßbare Fertigkeiten und oft nicht wenig Wiß nöthig geweſen ift, -ohne folhe Erfindungen eben das und oft noch mehr als unfer Zeitalter vermag, zu leiften. Und wer weis, wie viele Erfindungen uns noch fehlen, die uns einft gleiche Vorwürfe der Nachwelt zuziehen werden.

Die Steigbügel leiften einen doppelten Dienſt; denn fie erleichtern nicht nur Das Auffteinen aufs Pferd, fondern auch das Meiten felbft, indem fie die Beine des News ters unterſtuͤtzen, die obne fie fehr leiden wuͤr⸗ den. -Bey den alten Griechifchen und Latei⸗ niſchen Schriftftellern koͤmt nicht die gering» ſte Spur einer Einrichtung zu einer diefer Abs fichten vor; und ungeachtet mit der Zeit Huͤlfs⸗ mittel zum Aufiteigen erfunden worden, fo-

waren diefe lange noch Feine Steigbügel, noch

feine beftändige Unterfiüßung der Beine. Weder auf den vielen Münzen, auf welchen Reuter abgebilder find, noch an den gegoſſe⸗ nen oder gehauenen Statuͤen, noch an an⸗ derm Bildwerke der Alten findet man etwas, was die Dienſte der Steigbuͤgel haͤtte

3 tfon⸗

5. Steigbügel. 105

fönnen Un den vortreflihen Statüen des Trajans und Untonins hängen die Beine der Reuter ohne Unterhalt herunter. Faſt eben fo wenig als fie dort hätten fehlen koͤnnen, wenn fie fchon damals in Gebrauch gewefen wären, bätten fie von denen Schrifiſtellern ungenant bleiben Finnen, die umftändlich vom - Meiten und von den dazu nöthigen Geräts fchaften, vom Reitzeuge, gehandelt haben. Wie wäre es möglich gewefen, daß Kenos pbon in den beyden Büchern, welche er bes fonders von der Reitfunft und von der Ges fchicflichfeit der Reuter gefchrieben hat, da - wo er die Megeln zum Auffteigen giebt, und wo er dazu Hülfsmittel für alte und fchwache Perfonen anzeigt, der Steigbügel nicht ge: dacht Hätte, wenn fie ihm befant gewefen waͤ⸗ ten (?). Wie hätte fie Julius Pollur in feinem Wörterbuche, wo er alle Benennun:

j : gen

(?) Xenophon de re equeftri, von weldyem Bus che Joach. Camerarius eine Ueberfegung befonders drucken laffen , die wenig befant zu fenn fcheinet. Der Titel ift: In hoc libello haec infunt : de tra&tandis equis (dieſer Aufs ſatz ift von Camerarius felbft‘._ Converfio lib. Xenoph. de re equeftri; & hiſtoria rei nummarise. Tubingae 1539. 71 Blätter in 8.” Xenophon de magiflerio equirum ; in

der Bafeler Ausgabe von 1555. fol.* p. 612. GGs5

106 S. Steigbügel.

‚gen des ganzen Reitzeugs erzählt, auslaffen koͤnnen (?,? |

Die alten Aerzte, Sippocrates (*) und Galen (5) reden von den Kranfbeiten, wel- che zu ihren Zeiten Deswegen vom langen und oͤftern Reiten entfianden, weil die Beine ob: ne alle Unterſtuͤtzung hiengen. Sueton (°) erzählt, Daß Germanicus, der Vater des Ca: Tigula, feine gar zu ſchwachen Scenfel da; Durch zu ftärfen gefucht habe, daß er oft nach Tiſche geritten, und Magius erflärt dieß ganz recht dadurch, daß die Beine ohne Steig: Bügel gehangen haben und beftändig hin und ber bewegt worden, mwodurch fi das Blut ftörfer nach den üntern Theilen des Körpers

- bat ziehen müffen.

Man trift auch weder bey Griechen noch Römern ein Wort an, welches Steigbügel | bedeu: (3) lib.I cap. LT p. 129. (*) De aere, locis & aquis, nad) ber Rranfs furter Ausgabe in fol. vom J. 1595. * ſect. . pP. 76. Gr redet zwar beſonders von den Seythen, die immer auf den Pferden hiens en, aber er dehnt bald darauf die Bemer⸗ ung über alle fteiffige Reuter aus. 0) Galen. de parvae pilae exercitio cap. 5. De fanitate tuenda lib. 2 cap. II. Nach der Yas teintichen von C. Gesner beforgten Frobenis ſchen Ausgabe claf. 2 p. 98 und 15,

(°) Vita Calig. cap. 3 p. 608.

/ 5. GSteigbügel. 107

bedeuten Fönte. Denn ftaffa, ftapia, fla- phium, ftapha, flapedium, flapeda, und ftapes find neu gemachte Namen. Den legten fol Franc. Pbilelpbus, der 1398 geboßs ven und 1481 geftorben ift (7), wie Voſ— fius und andere fagen, gemacht haben um eine Sache bequem nennen zu fönnen, wel: che die Alten nicht gefant, alfo nicht benant haben. Die erften Wörter find älter, wie man bey Du Cange ſieht, und fie fcheinen vom Teutfhen Stapf, Staf, gemadıt zu ſeyn, welches fih noch in Sußftapf erhaß

ten bat.

Vielleicht fält mir nicht allein hiebey der Mamen ein, den die Zergliederer einem der Gehoͤrknochen, wegen einiger Aehnlichkeit mit einem GSteigbügel geben; und wenn Ddiefer bereits bey den Alten vorfäme, fo würde die meiner Behauptung widerftreiten. Aber erft im Jahre 1546 bat der Sicilier, Johann Philipp Ingraſſias diefen Fleinen Knochen zu Neapel bemerft, und ihn. gleich ftapes ges nant. Die ältern Zergliederer haben ihn gar nicht gefant (°). Ä

| Mont;

(7) Von diefem Philelphus f. Fabricii bibliotk. med. & inf, aetatis. V p. 845.

(?) Die Geſchichte dieſer anatomifchen Entdek⸗ kung liefet man von Ingraſſias ge⸗

chrie⸗

108 5. GSteigbügel.

Montfaucon meint, vor dem Gebrau⸗ che der, Sattel hätten Steigbügel nicht moͤg⸗ lich ſeyn fönnen, weil diefe an jenem jeßt be: feftige werden. Uber diefer Schluß ift wohl nicht ganz richtig. Man hätte ja nur Die GSteigbügel an Riemen über das Pferd henken fönnen; beym Auffteigen hätte alsdann nur jemand den Riemen auf der andern Seite fe halten dürfen, und beym Reiten felbft hätten fie auf diefe Weife faft fo aut als jeßt die Füße unterftüßen fönnen. Go viel .aber ift gewiß, daß das Auffteigen ehemals etwas leichter als jeßt gewefen ift, da es durch die hohen Sattel erichweret wird; auch ift es wahrfcheinlih, daß die Steigbügel bald nad Erfindung der Sattel aufgefommen find. Die fe bisher vorgebrachten Gründe gewinnen noch viel an Gewicht, wenn man die unbe quemen Hülfsmittel der Alten aufs Pferd zu kommen, erweget, die fie gewiß nicht ges Braucht hätten, wenn fie unfere Steigbügel gefant hätten.

Die

ſchrieben in J. Douglas bibliographiae anato- micae [pecimen. Lugd. Bat. 1734. 8” p. 186. . Einer namens Columbus hat fich diefe Ent> decfung zueignen wollen, daß fie aber dem Ingraſſias gehört, beftätigt Sallopius zu— verfichtlicy in Obfervar. anatom. In Fallopii operibus editis Francof. 1606. fol. * 365: Deus gloriofus fcit Ingrafliae fuifle inventum.

5. GSteigbägel, 109

Die Römer verlangten von jungen und‘ gefchickten Reutern, fich ohne alle Beyhülfe: aufs Pferd ſchwenken zu fünnen (?). Um

fie darin zu üben, ftanden hölzerne Pferde; auf dem Martis: Plage, worauf die Lehrlin⸗ ge anfänglich unberwafnet, hernach mit dem:

Waffen rechts und linfs auf: und abfteigen lernen muften ('9). An manchen öffentlis chen Orten, vornehmlich an Heerſtraßen, was ren Steine geſetzt, woran der Keuter fein Pferd binziehen konte, um defto leichter aufs

zufißen. Solche Steine ließ Gracchus z. B.

feßen (7); und man bat ſie auch noch im ſechs⸗

. (2) Virg. aeneid. 12, 288: - -- corpora faltu Subiiciunt in equos.

(7) Vegetius de re milit. 1,18: Non tantum

a tironibus, fed etiam a "Ripendiofis militi- bus falitio equorum diftridte femper eſt ex- acta. Quem vfum. vsque ad hanc aetatem, licet iam eum diffimulatione, perveniffe ma- nifeftum eft. Equi lignei hieme fub tedto, aeftate ponebäntur in campo. Super hos iu- niores primo inermes, dum confuetudine pröficerent, demum armati cogebantur alcen- dere. Tanfaque cura erat, vt'non folum a dextris, fed etiam a finiftris & infilire & de. ſilire condifcerent, evaginatos etiam gladiog vel contos tenentes. Hoc enim aflidua me- ditatione faciebant, fcilicet vt in tumultu proelii fine mora afcenderent, qui tam ftu- diofe exercebantur ‘in pace,

@ Plutarchus vira C. Gracchi p. 838. api-

mo 5. Steigbügel;

fehszehnten Jahrhunderte in manchen Städ: ten gebabt; vornehmlich am Rathhauſe, da; mit Die Rathsherren, die damals noch nicht in. Kutfchen fuhren, fondern zu Rathe ritten, fich derfelben bedienen Fonten. In diefer Abs ficht find noch dergleichen im J. 1502 zu Frankfurt an der Römer - Thüre aufgemauert worden (!?). Doch jeßt find fie in England an vielen Orten anzutreffen, und am meiften

dienen fie dort dem Frauenzimmer ('3).

Wenn eine fcherzbafte Inſchrift ale ift, fo

fcheinen folde Tritte oder Schemel fuppeda- nea geheiflen zu haben, aber diefes Wort koͤmt

fonft nicht vor ('*). | Bor:

lapides modiecis inter fe intervallis hine inde fecundum viam difpofuit ; quibus equitantes fine fubiicibus ephippiarüis confcenderent commodius equos. wc ein badlws rölg Immo Exovos Emißawvsv &m' nurwv, avaßoilug un deouevoig. MD Chronike der Stadt Srankfurt | | . 33. = Fr Reiſe nach Sem nördlichen Ame: via I ©.34 und II ©. 355. (7) Man findet fie in Thom. Porcacchi fune- rali antichi. Venet. 1574. fol. p. 14. Dis pedip. ſaxum Ciucise dorfiferae & cluniferae vt infultare & defultare commodetur, Pub, Craſſus mulae fuae Craflae bene ferenti fuppedaneum hoc cum rifu * Hier

5. Steigbuͤgel. BE ;:

Vornehme oder reiche Perfonen hatten eis gene Reitfnechte, welche ihnen auffteinen hel⸗ fen muften, und dieſe hießen @vaßorsis, Ura- tores (19). Man hatte auch tragbare Sche⸗ mel, die man neben das Pferd flellen Lich, wenn man auffteigen wolte. Dieß bar zu der grauſamen Gitte Gelegenheit gegeben, daß der überwundene Feind fich neben dem Pferde des Siegers niederwerfen mufte, das

mit diefer auf feinen Rücken, mie auf einen’

Schemel, treten konte, um defto leichter auf: jufißen. So fchimpflich behandelte der Per: fifche König Sapor den Kayfer Valentir nian (19). Es waren auch wohl Pferde fo abgerichter, daß ſie beym Auffteigen niederz knieten (17). Die Krieger hatten an ihren Spiefen oder tanzen einen Abſaz oder Ha: BR auf den fie * Aufſi tzen mit dem eis

nen

Hier fcheint Dis pedih, das Dis manibus und faxum das gew —5 vorſtellen zu ſollen; fo wie das bene ferenti flat bene me- renti ſteht.

.C5) Lipfius de milir, Rom. p. 190. Pitisci lex. antigq.

(28) Eutrop. IX, 6. Victor epir. 46. Trebell. Pollio »ira Palir. Hofmanni lexic. Artikel: Calcandi hoftium-corpora ritus p. 642.

c?) Sttäbo III p. 248 edit. Almel. erzählt dieß von den Spaniern. Silius Ital. X, 465. Jul. Pollux I, II. Dio Nicaeus in: Augafto,

*

112 5. Steigbügel.

nen Fuße traten (13), Winkelmann bat “aus. der Samlung des Baron Scoſch einen gefchnittenen Stein befchrieben, worauf ein Reuter vorgeftellet ift, wie er den einen Fuß auf den Hafen des Spießes feßt, um auf: zufteigen (19), und nach einer alten .Zeich: nung zu urtbeilen, war an der Lanze auch wohl nur eine lederne Schleife befeftigt, wor: in. der Fuß gelegt ward. ‚Das nennet Xeno⸗ pbon mo doeuros dvamıdar.

Unter denen, welche die Steigbügel bey Den Alten zu finden geglaubt Haben, hat -fich Feiner geöblicher geirrt als Bealeorus War: tius (2°), Er laß beym Lucterius (2!) unrichtig, und überfeßte das unrichtig gele- fene Wort noch unrichtiger. Magius und andere haben eine Inſchrift, worin, der Steig⸗ Bügel ganz Deutlich gedacht wird, für ächt ger

hal:

Es) So verſteht Lipſi us das, was Livius IV, 19p. 934 von Cornelius Coffus fagt: quem cum ictum equo deieciflet, confeftim & ipfe hafta innifus fe in pedes excepit. (?) Man findet‘ beyde Zeichnungen auch bey Berenger Tab. 8. Fig. 3 u. Tab. 4 unten. (2°) de promifcua dodr. cap. 28. | (?*) lib, V, 1296 ſteht: Et prius eft reppertum in equi confeendere coflas. Xber Moertius laß clofris, und. meinte cloftra ſey die gries Kurs Benennung einer Reiten, 4 die. ..cx ik. ; werd

5. Steigbög. 113

rd und fie, weil darin die heidnifche Ue⸗ jerfchrift D. M, (diis manibus) vorfömt, in die erften Jahrhunderte unferer Zeitrechnung efeßt (22). Aber Menage (?3) und ans * haben ſchon bemerkt, daß dieſe Inſchrift in neuern Zeiten erdichtet worden, und zwar nach groſſer Wahrſcheinlichkeit von Franc. Columna, der in der Mitte des fehszehnten Jahrhunderts gelebt, und fich zuweilen, Po: liphilus genant bat (?*);. fo wie’ fie denn auch von Gruter unter die untergefchodenen Inſchriften gerechnet worden. ben fo un; Acht ift Die Silbermünze, worauf KayferCon: flantin zu Pferde mit Steigbügeln erfcheings,

MWagius führt aus den Briefen des im J420 gefterbenen Hieronymus folgende Worte an: fe cum quasdam accepit litterag iumentum confcenfurum , iam pedemi hä- buiffe in biftapia, Diefe Worte find von vies len wiederholee worden, und man muß frey⸗ lich glauben , daß der, von dem fie gefchries ben find, Etrigßügel gedacht hat, Aber, Ma: gius führte fie nur aus dem Gedaͤchtniß an, 2 Pen * ee rg - (22) In der Inſchrift foll ſtehen: cafu defiliens - pes haefit fkapiae. trans interij, 0) Menagiana. Patis 1715. IV pag. 83. . €) Bon diefem Columna f. Fabricii bibliorh. med. Wöinf, aerasis 1 pag. 1131. HL Theil. een H |

114 Steigbügel.

und fagte daben, fi memoria non labat. Aber das war eben der Fall. Denn jene Worte fieben nicht bey Hieronymus, und Magius "mag fie bey einem andern Schriftfteller geles fen haben (2°).

. Die erfte unzweifelhafte Erwähnung dee Steigbügel ift, noch zur Zeit, fo viel ich fins den fan, in des Mauricius Buche von der Kriegsfunft, wo der Verfaſſer fagt, die Reu: ter müften am Sattel zwo eiferne axarxs ha: ben (25). Diefes Buch wird jegt algemein Dem Kanfer Mauricius zugeſchrieben, alſo in das Ende des ſechſten Jahrhunderts geſez⸗ jet, und es ſcheint auch damwider fein hinlängs licher Beweis zu feyn, daß darin ſchon der Türken, Franken und Longobarden gedacht wird. Die erflern waren Damals befant ger

= | | nug,

(25) Aquino ſagt, ſchon Pollux I, 11, 215 p.

130 habe Steigbuͤgel genant. Syn der Ueber⸗ ſetzung findet man fie auch: cum equo infe- deris, nequaquam femora ad. -equi latera tomprimas, fed pedes laxos habeas, flanti fimilis. Stapedes enim magis ad ftandum, quam infidendum parati funt, Aber im Gries chiſchen finde ich fie nicht. zu) y&o 7 loxus aAcov Emil Toy doryaorav, Mimi Toy nass- Sonevoy. So gar in der neueften Ausgabe iſſt hierüber nichts gefagt worden. (2°) Mauricii ars miliraris edita a Joh. Schef- fero. Upfaliae 1664. 8* pag. 22. xp7 Exsıy dis rag aeiag andAug idnpas din

5 Steigbügel Fr; 115

nug, denn ſchon Juſtin, der zweyte oder der jüngere, hatte mit ihnen Frieden gemacht ; die tongobarden machten ſich ſchon in der Mitte diefes Jahrhunderts befant, und Die Sranfen fante man noch länger (27). » Eben diefelbis gen Worte hat auch Kayſer Leo VI, welcher am Ende des neunten Jahrhunderts lebte, in fein Buch von der Tactik eingerüsft (23).

Moch deutlicher ift eine andere Stelle des .

Mauritius (29) und des Kayf. Leo (*), | ' V wo

(27) pag. 253. rouoxoi, Ppayyos Aoyys- Be dos. Uber doc) noch nicht Franzofen, wie in Algen. Weltbiftor. XIII ©. 342. überfeßt ift. Offerhaus hifler. vniuerſ. p. 361,365. ' (28) Leonis ta&tica edit. Meurfii cap. 6 $. 10 pag: 57. dis da rag osAhdgı dvo audAas vr- (32) Lib 2: cap. 8 p. 64. vr faeile conftendere deputati equos poflint fuos, fimul stque illi, qui vulnerati vel delapfi funtex equis, opor- tet duos ftapedes (6x#Ax5) häbere deputatos " ad finiftram partem fellae, primum ad ipfius curvaturam, ſieut vulgo fieri confuevit (rmv ulav woog 77 novpßy , wc %Iog di), alte- zum ad partem eius extremam Fr nv dl- Any mo0c Th omısYondvpfn); ve fi duo equum | ———— ER ipfe & älter qui pusnare amplius- non poteft, vnus quidem ‚per ftapedem , qui eft circa carvaturam, in 'eum enitatur, alter vero per eum, qui in parte extrema. Kovpßr, »öVpßiov it der Bors dertheil und. omioYonoupßy ober omiaFonovp- 2 Bıiov

i up”

116 . 5. Steigbügel.

"wo nämlich gefagt wird, daß die Deputati, welche die verwundeten Reuter aus dem Trefr fen bringen muften, an der linfen Seite des Mferdes zween Steigbügel, den einen am voͤr⸗ deren , den andern am hinteren Theile des Sattelbaums, haben folten, damit jeder eis nen Berwundeten hinter fich aufs Pferd. neh⸗ men koͤnte. Daß num diefe axaAus. wahre Steigbuͤgel feyn muͤſſen, dawider läge ſich wohl fein gegruͤndeter Zweifel erregen, "und deswegen glaube ich, daß man dieſes Wort und andere ähnliche Benennungen. bey noch jüngeren Schriftftelleen ficher in eben diefer Be⸗ deutung nehmen Fönne; zumal wenn die Ne⸗ benumftände, die dabey vorkommen, Diefe Vermuthung, mehr zu beftärfen, als zu wis derlegen fcheinen. we

Iſidor im fiebenten Jahrhunderte fagt: (canfuae, ferrum, per quod equus fcanditur; imgleichen: Aftraba, tabella, in qua pedes

- | re-

Bıov der Hintertheil des Sattelbaums. Meur⸗ ſius meynt, das Wort ſey croupe der. Frans zofen, aber Scheffer in feinen Anmerkungen - zum Mauricius ©. 401, 425 zeigt, daß es von .curvum abftammet. Syn den Gloflis Ba- ſil. ſteht: 7& EvAlnın Ns aekag novpßıx Ag- Yovral, wg nzumüia. Ligna fellae dieuntur curbia, quia funt incurva.

(*) Taäica cap, 12 $. 53 pag. 150, wo biefels

bigen Worte vorkommen.

5. Steigbuͤgel. 117

requieſcunt (20), wo unter beyden Benen⸗ nungen Steigbuͤgel zu verſtehn ſind. Der Grammatiker Leo im Anfange des zehnten Jahrhunderts (3T) nennet fie, wie Mauri—

| eins,

2 Bende Stellen führt Du Lange ex Glof- is Iidori an. Aber das legte Wort hat auch den Bogen am Sattel bedeutet; denn Suis 006 fagt: K&spaßy, To Emil rwv Edırmlav £vlov, 6 uperoücıv di nadelousvo; lignum, guod eft in ephippiis, quod feffores-tenent. Diefen Bogen meint Katf. Frider. Il de arte venandi II, 71 p. 152, wo er fagt, wie ber Falfenirer auffteigen foll: ponat pedem vnum in ftaffa fellae, accipiens arcum fellae ante- riorem cum manu fua finiftra, fupra quam iam non eft falco, pofteriorem sutem cum dextra, füper quam eft falco; - - - Aber bey Nicetas in Manuel Comnen. lib. 2 p. 63 bedeutet das Wort den ganzen Sattel. Denn ald die Schthen durch den Fluß -fegen mols ten, legten fie ihre Waffen auf den Sattel (asp&ßnv), faßten die Schwänze der Pferde an, und fo ſchwommen fie hindurch.

(?*) Leonis grammatici chronographia, bie in der Parifer Samlung der Byzantinifchen Ges fhichtfchreiber mit Theophanis chronograph. 1655. fol, gedruckt if. S. 470, wo der Tod eines Mörders des K. Michaels, in derMits te des neunten Jahrhunderts, erzählt wird: Texwßlrdng nuvnyWv nere roü Bucıhdws Ev ro DiAomarlw , rod ElDous durw Enmeodvrog nareliuv ToU Immov dom duroö, Tod modog Kurou un DIdcavros 77 yy Emıßävar, dAkc roũ Er&pov npurmJevros Ev Try ondie, Ipon-

93 Ä Jeic

118 5. Steigbügel.

cius, ſealas. Suidas, der ungefähr im zehn⸗ ten Jahrhunderte ſchrieb, ſagt avraßoreus heiße nicht nur ein Reitkaecht, der beym Auf⸗ ſteigen huͤlfe, ſondern auch das, was bey den Römern fcala hieße (3?). So wie wir den Scemel, woran wir die Stiefeln abziehen, einen Stiefelfnecht nennen, weil er daben den Dienft des Kuechtes leifter, fo ift auch

jenes Wort, welches anfänglich nur Dem Reit:

knechte gehörte, dem Steigbügel gegeben wor⸗ den, ‚der einen Dienft des Reitknechts leiſten konte. Suidas führe zum Beweife der le: teen Bedeutung eine Stelle aus einem unges nanten Schriftfteller an, die fagt, daß ‘af: fias noch im Alter ohne avaßoreus ſich aufs Pferd ſchwenken Fönnen (33). Lipfius meint die Stelle im Appian (?*) vom Könige Ma⸗ fanif:

gels 6 Immos diesupev aurov - -- Jacobit-

zes inter venandum vna cum imperatore ad.

Philopatium gladium in terram lapfum leva- turus ex equo defiliit; cumque pes eius ter- ram nondum attigiffet, altero in penfili fcan- dula retento, perterritus equus, arrepto curfu per valles & praeeipitia traxit & mem- bratim difcerpfit.

(??) dvaßoksus, ax 7 mape Pwpsig Asyope- vy an&lax, Anaboleus etiaım ea, quae Ro- manis Scala dicitur.

03) & d& Maoolzg ynpkoag Immov xwpig ave- BoAkwg Em&ßxıvev. Maflias cum fenuiflet, in equum fine fcanforio inftrumento confcendit.

(34) de bellis Punicis edit. Tollii pag, 107.

5. | Steigbägel. 119

faniffe gefunden zu haben, ‚und da brauche man. von. der.erften Bedeutung des Worts nicht abzugehn. Wahrfcheinlich Hat fich auch Suidas geirret, wenn er ſchon dem Mafiniffa Die Römifchen oxaAxs gegeben hat, der fie freglich noch nicht fennen Eonte. Aber daß. die Stelle aus Appian fey und Maſaniſſa ftat Maſſias zu Iefen fey, „das ift doch nicht mehr als eine Vermuthung; und darin hat Guidas wenigftens nicht irren koͤnnen, daß die Römer fich zu feiner Zeit der ſcalarum bedient haben. Lipfius batte inzwifchen auch nicht ganz Unrecht, daß er. diefe Stelle des Suidas für fich allein nicht als ein binläng: liches Zeugniß von Steigbügeln gelten laſſen wolte, nämlich weil ihm nicht das noch Altes te und deutlichere Zeugnif des Mauricius be:

fkant war. Noch deutlicher redet fehon Eu—⸗

ſtathius, der Ausleger des Homers (?°), Der. aber zu verſtehn giebt, daß die Steigbuͤ⸗ gel fo gar noch nicht zu feiner Zeit, das ift im zwölften Jahrhunderte, ganz algemein ges

weſen

(3°) Odyff. I, 155: 'AyxßoAsis ou νον ro cidnpıov w ToUs modus Evrıdevres EDimmo yl- vovrdi TiVeg, dAAK ui Lviawmog ds dis Tol- oũro Zoyov zagvrovpy&. Anaboleus non fo- .

" lum ferrum illud minutum dicitur, cui pe- des imponunt quidam, vt infcendant com- modius; fed etiam vir ipfe, qui ad tale opus adiutat, PEN

24

129

\

5. Steigbuͤgel.

weſen find. Auf einer Tapete aus dem eilfi ten Jahrhunderte, welche Wiontfaucon hat in Kupfer ſtechen laflen, fommen fie an allen Mferden vor (*). Aimonius hennet fie fcan- dilia (3°), und im zwölften Jahrhunderte koͤmt die Benennung ftaffa ſchon ſehr oft und ohne allen Zweifel in dieſer Bedeutung vor (37). Damals in dem abergläubigen

1

Zeit:

: (*) Monumens de la. monarch. „Frangoife I

tab. 35.

(26) Aimonius de miraculis ſ. Benedicti II, 20:

A quibus & fella öftendebatur, quae dilapfa cum equo fuerat, cnius feandilia quamvis nova, & antelam fuis impatiens pedibus ipfe disruperat. |

(7) Epiftola Alexandri PP. apud Radulfum de

Diceto an. 1177. ee cum afcenderemus pale- fridum noftrum, flaffam tenuir. Idem an. 1170: cum rex & archiepifcopus ſeceſſiſſent in par- tem, bisque defcendiffene , bis flapham rex te- nuit archiepifcopo. Fridericus II de venat. lib. Icap. 71: deinde ponar pedem [uum in flaf- fa felae. Aus Du Lange. In Siegen kom⸗ men Steigbügel, fo wie Sporn, im eilften Sahrhunderte ſelten, im dreyzehnten häufiger vor. Man ſehe P. W. Gerken Anmerkun⸗ en über die Siegel. Stendal 1786. in 8. heil 2. Heineccius de Ahgillis p. 205. Ich will nod) anmerfen, daß Cälius Rhodigin. XXI, 31 p. 1909 ſich geirret hat, da er gefagt, Avicenna. habe die Steigbügel fublellares ges nant. Licetus de lucernis p. 786 hat ges wiefen, daß der Araber nur von einer Beklei⸗ dung der Fuͤße wider den Zroft geredet hat.

sm Steigbügel. 12:

Zeitalter, gieng der graͤnzenloſe Stolz der Geiſtlichen bekantlich ſo weit, daß ſie ſich die Steigbuͤgel von Kayſern und Koͤnigen halten ließen (22). Gleichwohl blieb es lange noch ein Vorzug, auch ohne Steigbägjl gut und ficher reiten zu fönnen; wenigſtens lobt Phi⸗ les den Cantacnzenus desfals Er:

238) Benfbiele hat Du dings; beit fir nen Anmerkungen zu Cinnamus ©. 47% und dieſe hat er noch mit m mebrern b in feinem Mörterbuche VI &. dgr. Rt auch an den Wagen keine Tritte waren, fb war an jeder Seite eine metallene oder hoͤlzer⸗ ne, Kugel oder ein Apfel angebracht, woran fih der Einfteigende hielt, Ka ſich alsdann von Bedienten helfen ließ. Dieſe muſten auch heben Bi Ge nieherwerfen , damit der Herr i en treten foute. S. Conftan-

Pi Mn, aulae By 242. A, 6. und p. 405. B, 3 und ne: den Ans merkungen pag. 135. j

(??) In Cantaduz, edit. Wernsdorfii. Lipfiae 1768. 8 ® pag. 218, ber bie ‚Bteigbügel uÄi- fcalas nennet.

122 6. Bufeiſen.

ö ä Vο.

6. Hufeiſen.

s laͤßt ſich voͤllig beweiſen, daß ſchon die alten Griechen und Roͤmer die Hufe ib:

res Zugviehes durch einige Bekleidung wider DBefhädigungen zu fichern gefucht haben; aber unſere jetzt üblichen Hufeiſen, welche aufges nagelt werden, find viel fpäter erfunden wor: den (1). Ariftoteles (2) und Plinius (2) | | fagen,

(2) Unter den mir befanten Unterfuchungen über

das Alter der Hufeifen, find folgende die vors nehmſten.

Pancirollus de rebus deperditis II tit. 16 p. 274.

J. Voſſius in Catulli opera. Ultrajecti 1691. 4* p. 48. |

Lexicon militare auctore Carolo de Aquino. Romae 1724. 2 Theile in fol. * II pag. 307. In der neueiten Ausgabe von Sabric. biblio- graph. antiquar. p. 812 ift unrichtig gefagt mworden, daß der andere Theil dieſes Werts nicht gedruckt fey. j

Gesner im Regifter zu ben Audoribus rei rufticae. Artif. Soleae ferreae. | Montfancon in Antiquit& expliquée. IV liv. 3 p. 79 *.

2 Le

6. @ufeifen 123

fagen, daß man den Kamelen im Kriege und auf langen Reiſen Schuhe angelegt, und ers ſterer nennet diefe eben fo wie Damals die aus ftarfem Ochfenleder gemachten Schu e, oder

vielmehr Soden oder Sohlen, des gemeinen Volks genant wurden; auch srauchen beyde

dabey das Wort, welches überhaupt von Anziehen dee Schube gebräuchlich war. Wenn das Zugvieh, ſonderlich die Ochſen, Scha⸗ den an Hufen hatten, . fo.gab man ihnen Schuhe, die aus einer hanfartigen Pflan; ze (*) geflodpten waren (9). Freylich * —— zur

Mare yet aan

Le Beau in Memoires de Pacad, des infeript. 39 p.538. 9 ———

‚Archaeologia, or miſcellaneous tracts relating

to antiquity. Lond. 4775.4* 35 u. 39.

(#) Hiftor. anim. II, 6 p. 165 nady Ecaligers Ausgabe. 6 68 woug dsı nerwder VETZRZELR worep nel berav Eparwmv. did wol rec dic o- Asuov lodoag vroddovni nepßarlvac, orav &kyjowew. Pedis plants carnofa , velut vr- fis. Itaque in bellorum expeditionibus car- batinis calciant, cum dolore afficiuntur. Als ſo nicht einmal jederzeit, fondern nur wenn die Züffe zu leiden anfiengen.

(°) hi. mar. XI, 43 p. 640: vefligio carnofo, . vevrli; qua de caufla in longiore itinere ii- . ne calciatu fatiscunr.

'(*) Die Pflanzennamen der Alten gründlich zu erklären oder mit völliger Ueberzeugung fnftes matiſch zu beftimmen, das ift fo leicht

, a

124 & Sufeifen:

dieß alsdann wohl nur ein chirurgifches Ver: band, aber auch außer SKranfheiten waren | dieſe

daß es nur ſo nebenher in einer Anmerkung geſchehen koͤnte. Inzwiſchen will ich doch über ſpartum bier einiges beybringen, wel- ches vielleicht dem, der darüber Unterfuchun: gen anftellen will, zum eriten Anfang Dienen fan, Dffenbar werden unter jenem Namen, vornehmlich bey den Griechen, verfchiedene Pflanzen verftanden, welche fich nach Art des Leins und Hanf, verarbeiten und nutzen laf fen, und oft fcheint der algemeine Namen folcher Gewächfe gemwefen zu feyn. ber die Griechen verftehen darunter gemeiniglich ets nen Strauch, beifen ſchlanke Hefte zu aller: ley Koͤrben geflochten und deſſen junge Zwei⸗ ge, wie Hanf, zugerichtet und verarbeitet wer: den fünnen,, und diefer ift, wie fchon al: te Botaniker richtig bemerkt babeh Spar- tium janceum oder die binfenartige Pfrie- me, die im Morgenlande und im fiidlichen Theile von Europa, auf trockenem, fonft uns fruchtbarem Boden wild wächft. Diefe Pfries me ift die, welche in Comment, inftituti Bo- nonienfis IV p. 349 und VI pag.. 118 befchrie= ben und empfohlen worden. Der franzöfifche VUeberſetzer dieſes Aufſatzes in Journal &cono- mique 1758. Novemb.. bat darin fehr geirret, da er gemeint, fein Schriftfteller rede von dein auch in unfern Maldungen wilbwachfen: den Brahm, Spartium fcoparium. Das Spart. junceum hat neulich auch H. Brouffonet in Mö£ınoires d’agriculture par la fociet& de Pa- ris. 1785. Trimeftre d’ automne pag. 127 un:

ter ben Namen Genet d’Efpagne anzubauen | anges

6.Bufeiſen. Tr

diefe Schuhe vorzüglich bey den Maulthieren, die in ältern Zeiten mehr ls jeßt zum Rei⸗ | I Re

angerathen und di m⸗ amigfa deſſelben erzähl * liederla nehmlich um Lodébe, mach

\ gder 3 ir die Ark, Geniftam

A

J

wird als Pli⸗

ſtarker Handel ſo gar nach Indien getrieben wird/ wo fie auf den heiffen, fteinigten oder gute Dienſte leiſten. Von dieſen Binſen findet man die beften Nachrich» ‚ten in hiſtor. plantar. rar, pag. CCXX; | in Löflinge maisbefürcipung. Berlin 1776. 1898. 169; in Bobedis Reife ©. 18, und in Parifer Schauplag.der Rünfte B. 9, imgleicyen Eneyclop&die methodique. Manu- factures par Roland de la Phiiere, Artikel 22 Spar-

J

r NS

.

126 6 ZBufeiſen.

ten dienten, gebräuchlich ; und vornehme Per: fonen fcheinen diefe Schuhe fehr Foftbar ge: macht zu haben, wie ein Paar von Gefchicht: ſchreibern aufgezeichnete Beyfpiele der übers triebenen Verſchwendung bemeifen. Nero fuhr auf Fleinen Reifen allemal mit Maulthie⸗ ren, die filberne Sohlen hatten (°); und feine Gemalinn, die Poppäa, fogar mit gol: . denen

Sparte... Ob nun die Alten die Sohlen für dad Zugvieh aus Spartium junceum, oder aus Stipa tenacifiina gemadt haben, das wage ich noch) nicht zu entfcheiden. Vermuth— lich haben die Griechen das erftere, und die Römer das legte dazu gebraucht, und es vers dient vornehmlich hier angemerkt zu werden, daß man noch in neuern Zeiten in Afrika bey Feb aus einem Sparto Pferdeſocken macht, wie man aus Joan. Leonis Africae defcriptio- ne. Antverpiae 1556. 8“ lib. 3 pag. I2o. b. weis. Er fagt: Quosdam reperias, qui fpor- tas certosque funiculos parant, quos Africa-

' ni equorum pedibus addere folent; wiewohl auch allerdings dort Hufeiſen gebräuchlich find, wie S. 96. b. ausbruͤcklich gemeldet ift.

(°) Golumella VI, 12, 3: fpartea munitur pes. VI, 15, 1: fpartea calceata vngula curatur. Vegetius I, 26, 3: fpartea calciare curabis. und II, 45, 3. Galen. de alim, facult.I, 9: omaprog EE ou mAgnovos Umodypa TR Ümolv- yloss. Alſo wohl nicht dem Franken Viehe allein ? . | (©) Sueron. vita Neronis cap. 30 p. 69: Nun- quam carrucis minus mille feciffe iter tradi- . tur, foleis mularum argenteis,

6 Bufeifen. 127

denen (7). Es laͤßt fich zwar nicht errathen, wie diefe Sohlen gemacht worden, aber aus einem Ausdrucke des Dio Caffius läßt ſich vermutben, daß nur der öbere Theil aus dem edien Metalle gemacht, oder vielleicht daraus

geflochten geweſen iſt )

Arrian rechnet zu dem Reitzeuge eines Eſels ebenfalls dieſe Sohlen (9). Xeno⸗ phon (19) erzähle, daß gewiſſe Aſiatiſche Voͤl⸗

| | | fer

(Jr Plin. XKXIU, 11 pag. 629: Noftra aetate Poppaea coniux Neronis prineipis delicatio- ribus iumentis fuis foleas ex auro quoque in- duere. Daß hier Maulefelinnen zu verftehen find, beweifet Scheffer de re vehicul. VIII,

91.0. . ee

(?) Dio Cafhus. oder 'Xiphilinus LXII, 28 pag. + 1024: Tag Npldvous Tag Kyovong auryv Eml- xpvow omaprie vmodeioyo. mulas, quibus ‚.agebatur, habebat aureis foleis calceatas. EComwmodus ließ fogar die Hufe eines Pferdes vergolden; Dio Caf. LXXIII, pag. 1228: roœc OmAdc Krraxpvouioag. | (2) Commentar. in, Epidtetum, lib. 3. nach der Ausgabe von Coln 1595. 8 * p. 366: ray &nkıvo ovapıov j, TaAAR ylvercı Kalı- vapıc röU ovaplov, ORyudrın, Umodyuars - - afelli funt freni, clitellae, ferreae calces. Aber das vorlegte Wort iſt vom Veberfeger. vrodauoœro von Urodew, fubligo. | (#9) Xenoph. de Cyri min. expedit. p. 228: diddonsı d nwudpxns vepl raus modus ray Im- | LI

128 6. Bufeiſen.

fer die Gewohnheit hätten, ihren Pferde, wenn hoher Schnee lege, Soden über die Füße zu ziehen, weil ſie fonft, fagt er, big an den Bauch in den Schnee fallen würden. Sch weis nicht, wie dieß Dadurch hat verhüs tet werden Fönnen, und mir ift es glaublicher, daß es gefchehn ift, um die Füße zu (chüßen, die fonft mund geworden wären. . So ma:

hen es die Ruffen in einigen Gegenden mit

ihren Hunden, die ihre Schlitten ziehen müf;

. fen, 3. B. in Kamtfchatfa und auf dem Eife

beym Fange der Seehunde. Den Hunden werden Schuhe angezogen, die an den. Züßen feft gebunden werden, und die fo gemacht find,. Daß Die Zehen. durch Fleine mit Fleiß jemachte Löcher bindurchgehn (T!). Sehr det müffen die Sohlen denn Römifchen Zug: viehe nicht gefeflen haben, weil es fie Teicht

| in

mov nal rav Umoluylwv, oannla wepdeiv, örav α TG K:0v0G Kymaıv. Kur de TWVv oRXä- xlwv muredevovro pexpı TG yaspöc. Pagi praefettus docuit, vt per nivofam viam fae- culis equorum & iumentorum pedes obliga- rent, quod nudis pedibus ingredientes, vs- que ad ventrem in ipfas nives defcenderent.

() 3. $. Hermann Beyträge zur Phyſik, Sefonomie - - befonders der Ruſſiſchen Län: der. Berlin 1786. 8. Erſter Theil ©. 250. S. Phyſikal. oͤkon. Biblioth. XIV ©. 459. Daſſelbige wird auch von Kamtſchatka in Cooks letzter Reiſe erzaͤhlt. =

6. Sufeifen. 129

- im einem fteifen Kothe verlohr (72); es fcheint auch, daß fie folche nicht immier auf der ganz - ‚zen Reiſe angebabe haben, fondern-daß fie ihr nen bey Fothigen Stellen, oder vielleicht wenn es der Wohlſtand oder die. Pracht: zu verlans gen fchien, angezogen worden.: Denn der SKutfcher des Veſpaſians hielt einmal auf der Reife an, um die Maulefel zu beſchuhen (3). MR nn Diefe (7?) Carullus carm. 8; 23: J Nune eum volo de tuo ponte mittere pro- v num, \ »

Si pote ftolidum repente excitare veternum,

' Et fupinum animum in gravi derelinque«

re coeno, |

_ Ferream vt foleam tenaci in voragine mula. Hier find alfo die Schuhe von Eifen, Eiſen⸗ drat oder Eifenblech, _ ; u S

‘= ,.(%?) Sueron. vita Vefpaf. cap.’23: Mulionem Ä . in itinere quodam fufpicatus ad calceandas mulas ‚defilniffe vt adeunti litigatori fpa- tium moramque praeberet ; interrogavit, ‚Quanti calceaffet? pa&tusque eſt lucri par- tem. DBefpaftan ſcheint geargmöhnt zu haden,

der Fuhrmann ſey beftochen worden, auf der Reife anzubalten, und habe dazu den Vor— wand gebraucht, die Manltbiere zu befchus ben. Wenn die Maulthiere beſchuhet gewes fen wären, und der Knecht Hätte nur etwag

an einem Schuhe auszubeffern gehabt, fo wie unfere Kütfcher auch wohl einmal abfteigen muͤſſen, wenn ein Strick reiffet oder fonft ein kleiner Unfall erfolgt, fo würde Sueton nicht mulas, fondern mulam gefagt haben, Alſo DI Theil, E ons. der

130 6 ZBufeiſen.

Diefe Schube kommen bey Pferden viel feltener vor, ohne Zweifel Deswegen, . weil man fih in dem Zeitalter der angeführten Schriftfteller, mehr der Maulthiere und der Efel als der Pferde bediente, welches längft von Scheffer und andern angemerft ift. Ars temidor redet von einem befchuheten Pferde, und braucht dabey diefelbigen Ausdrücke, wels che andere von anderm Zugviehe gebraucht haben (12). Winkelmann (17) führe aus der Samlung des Baron Stofch einen ges fohnittenen Stein au, worauf jemand den Fuß eines Pferdes aufgehoben hält, woran ein ans derer niedergefniet den Schub anzubinden fcheint. - Aber das find auch alle mir. befante Zeugniffe von beſchuheten Pferden. Daß fie im Kriege nicht immer beſchuhet gewefen find,

Ze R oder

der Kutſcher zog erſt da auf der Reiſe den Maulthieren die Schuhe an; welches ſchon Geſner bemerkt hat.

("*) Artemidori oneirocritica. Lutetiae 1603. 4 = lib. 4 cap. 32 p. 220: &do&E rıs Immou Umo- Öyuara vmodsdeode. Espxrsucuro nal EyEve- 70 immeis.. dudsv yap dıepepsv, 7 Kurovn rov Busalovra immov ümodsdeoIa: ra Umodı-

gara. Exiftimavit quis equi calciatum fe ha- bere, militavit & factus eft eques. Nihil enim intererat aut ipfum, aut equum ipfius seftatorem, calciatum habere.

(*°) Defcription des pierres gravdes du Baron de Stofch. A Florence 1760, 4* pag. 16%

6 Sufeifen. 131

oder daß wenigſtens dieſe Socken die Hufe nicht genug haben ſchuͤtzen koͤnnen, davon hat man mehr als einen Beweis. Als Mir thridat Cyzieus belagerte, - mufte er feine Reuterey nach Birbynien ſchicken, weil die Hufe der Pferde ganz abgenugt und ſchadhaft geworden waren (1°). Su der lateinifchen Ueberfegung dieſer Nachricht liefet man noch den Zufaß: aus Mangel der Hufeifen; aber Davon ſteht nicht ein Wort in der Urfchrift, vielmehr giebt diefe einen ſtarken Beweis ab, Daß Die Mithridatiſche Armee dergleichen gar nicht gehabt hat. Eben fo gieng: es bey der Armee des Aleranders, da bey den ununter: brochenen Marfchen den Pferden die Hufe san abgetreten oder abgerieben waren (17),

Ein

(5) Appian. de bello Mithridat, edit. Tollii Pag. 371: roug © Immovg axpsiouc o rors Övrac, nal doseveig Ol erpopiev, zul Xw- Atvovrag EE Umorpißns, &5 BiYuvlav wepie- mweumey. Equos vero tum inutiles &infir- mos ob inediam, elaudicantesque folearum inopis detritis vngulis, averlis ab hoffe iti- neribus mifit in Bithyniam. Sehr. wahre ſcheinlich tft Hrn. Schweighaͤuſers Vermu⸗

thung, daß man Uro raßB7g leſen müffe. (7) Diodor. Sicul. XVII, 94 edit. Weflel. p. 233. xal TWwY BEU inmwv, din Tv Guvexesiav 770 Sdormopiag, TRGS —* ——— Guv- eßawvs; rwv ds öniwv Ta milıse narsfav- Ja. equorum ungulae propter itinera nun- 5 - quam

ıRı.

. CunIIy

tur 103

132 6. Zufeiſem

Ein ähnliches Beyſpiel habe ich bey Cinna⸗ mus gefunden, wo auch Die Reuterey der Pferde wegen zurück bleiben mufte, als wel che ſehr ſchmerzhaft an den Hufen litten; "ein Uebel, fagt der Gefchichtfchreiber, welches die Pferde oft zu befallen pflege (3).

° Aus allen’ diefen glaube ich den Schluß ziehen zu Dürfen, Daß die Reuterey der alten Griechen und Nömer nicht algemein und ins mer Weberzüge über die Hufe der Pferde'ger habt, noch weniger aber die jetzt befanten aufgenagelten gekant Sg An

| "den quam detritae, & armorum

abſumta erant. Vegetius I, 56, 28 p. 1072

giebt eine Salbe an, quo vngulae nutrian- fur, & medicaminis beneficio Tubtgefcat nn itineris dseriverar iniurja.

(3) Foh. Cinnami, de rebus geftis Imperat, edit. ‚Touii. Trajecti ad‘ Rhen. 1652. 4 * ib. 4 p. 194: mxJos yap rols duröy wehuecıy emıyeyovoc, © d7 rw ETITHNTTENY EIwWJE yeusı, loxupög Kurovs Emlegev.. . Cae- teras copias manere in Attalia & equos cu- rare iufit; nam malum, cui eft obnoxium equinum genus, plantis pedum acciderat,

graviterquẽ affecerat. Go verlangt’ Vege⸗ tius I, 58 p. 1100. Ruhe für die Pferde nach einer langen Reife, der Hufe wegen. Me- mineris vngulas.excrefcendo renovari, &ideo, interpolitis diebus vel fingulis menfibus talis

eura non deerit , per quam naturae emenda- tur infirmitas,

6 Sufeifen. _ 133

den Kunftwerten der Alten, an den Leber: bleibfeln von Perſepolis (!?), an den Geus Ieu des Trajans, des Antonitis, des Markau⸗ reis und vielen andern finder man fie niemals ausgedruckt, "und man fan nicht vermuthen, daß die Künftler fie mir Borfag auisgelaflen haben, da fie fogar genau die Schuhe der Goidaten, und die Nägel, womit Wagenräs der beſchlagen find, ausgedrüct haben. Da: wider findet auch nicht die Einwendung ftat, daß die Künftler eben fo wenig Die Doc) das mals gebräuchlichen Schuhe abgebildet has ben, und daß fie alfo aus gleicher Urfache die ebenfals gebräuchlichen Hufeifen vorbengelaf: fen hätten. Denn diefe Schuhe wurden nur felten gebraucht; nicht jedes Pferd hatte fie; und da fie über die Hufe hinauf gezogen und über denfelben befeftigt wurden, fo hätten fie_ einen Webelftand gemacht, der aber von den Eifen nicht zu erwarten gewefen wäre. Es ift wahr, daß in Nom in dem Marteifchen Pallafte ein erhabenes Bildwerf (bas- relief‘) 27 | vor:

(77) Man findet gar keine Spur davon in den —— welche Chardin und H. Nie— uhr im zweiten Bande feiner Reiſebeſchrei— vung, geliefert haben. Letzterer bat auf dies fen Umſtand befonders geachtet, und ſetzt ©. ;: 157 außdrüdlich hinzu: Steigbügel fcheinen .. bie alten Perfer nicht gehabt zu haben, und

, auch Feinen ordentlichen Sattel.

S 3

134 6. Sufeifen-

vorhanden ift, „welches die Jagd des Galians

vorftellet, worauf ein Pferd an einem Fuſſe ein wahres Eifen hat, daher Sabrerri (?°) von der Zeit Diefes Alterthums den Gebrauch der Hufeifen anrechnen will. : Aber Winkel: mann bat bemerft, daß diefer Fuß von einem neuen Künftler ergäuzet worden (2%).

Sch gebe gern zu, daß die Beweife, die von der Michterwähnung einer Sade in den Schriften der Alten hergeleitet werden, nicht viel Gewicht haben , ja, oft ganz falſch feyn koͤnnen. Aber man fage, was man wolle, fo Bleibe ich der Meynung, daß Polybius, Ke:

nopbon in feinem Buche vom Reiten und ‚von der Reuterey, Julius Dollur in feinem Wörterbuche, wo er fehr volftändig. alles

Pferdegefchire und Reitzeug genant hat, daß ferner die Lehrer der Landwirthſchaft und der

Vieharzneykunſt, unmöglich der Hufeifen nicht hätten gedenfen fönnen, wenn fte folche bereits gefant hätten. Wer wird denn nicht von Beſchlagen der Pferde reden, mwenn er die Wartung und Erziehung diefer Thiere vol ftändig abhandeln, und die Linfälle und Kran heiten, welchen fie ausgefegt find, und da— wider Gegenmittel lehren will? Die vielen Zufälfe, welche durch fehlerhaftes Befchla:

gen (*°) De columna Trajani cap. 7. (?") Pierres grav, du Bar, de Stofch, p. 169.

6. Hufeifen. 135

gen und durch die Eiſen entſtehen, haben ge⸗ macht, daß den Huffchmieden die Behand; lung aller Pferdefranfheiten überlaffen iſt, und Vegetius und jeder ander von den alten Diehärzten folten fie alle vergefien haben! Es ift wahr, ſie haben auch nicht oft, noch ausführlid von den Schuhen der Pfers de geredet; aber dazu hatten fie auch Feine Deranlaffung, weil dadurch Feine befondere Krankheiten entfteben Fonten. Da, wo fie nußen konten, baben fie fie empfohlen, zum Bemweife, daß auch diefe Schuhe damals nicht von algemeinem Gebrauche gemwefen find. Geſner bemerft ganz recht, daß beym Lucian Wein, der nicht reiten Fonte und die mannig— faltige Gefahr, der er als Reuter ausgefeßt feyn würde, Hetrechnete, nur .beforgte, von den vielen Füffen der Pferde zertreten zu wer— den; ohne der Gefahr von den Eifen zu ger denfen; man muß die Stelle ganz lefen, um die Stärfe diefes Beweiſes zu bemerfen Ce

| | 2 0

' (22). Navigium feu vota. Ich habe nur die Kleine Bafeler Ausgabe in 12 von 1563 zur Hand; da fteht die Stelle II p. 840: Nun- quam equum vllum afcendi ante hunc diem. Proinde metuo tubicine claficum intonante, decidens ego, in tumultu a tot vngulis con- culcer, aut etiam equus ferocior exiftens, arrepto freno in medios hoftes efferat me, aut denique oporteat me älligari ephippio, fi ma-

F Sa... nere

136 6. Bufeiſen.

So volftändig man. auch bey mehr als einenr Schriftſteller diejenigen Perfonen, welche ben einer Armee nöchig waren, genant findet, fo oft auch von ihren Pflichten geredet iſt; fo finder man doch die Hufichmiede gar niche einmal genant. Solten die Pferde Schuhe anhaben, fo zog folche jeder feinem Pferde felbft an; dazu waren aljo Feine eigene Leute noͤthig; aber. beym Gebrauche der Hufeifen find die Huffchmiede unentbehrlich,

Weil fie unbefane waren, fo haben fih eben deswegen die Alten fo fehr bemüber, Pfer: de mit fehr feften, ftarfen Hufen zu erhal— ten (*), und haben aus Derfelbigen Urfache allerley Mittel angemender, die Hnfe zu bärs sen und dauerhafter zu machen. Dergleichen haben Xenophon (23), Vegetius (2*) und andere angegeben. Freylich fcheint es ung fonderbar zu feyn, daß der Gebrauch der Eis

| fen nere fuper illud debesm, frenumgue tenere.

Wären Steigbügel am Pferde gewefen, fo Hatte er auch gefchleift werden koͤnnen.

(*) Bey Jeſaias V, 28 werden fteinharte Hu⸗ fe der Feinde genant, um diefe ſehr fuͤrch⸗ terlich vorzuſtellen; und Jeremias XLVII, 3 redet von [aut toͤnenden Hufen. Man lefe Bochart hierozoic. I p. 160.

(*?) de re equeftri cap. 4. p. m. 599.

(**) Lib.1 cap. 56, 2 und ‚cap. 28 u. 30, pag- 1069, 1072; auch II, cap, 57 U. 58 p. IIoo»

. 6 Zufeiſen 137

ſen ſo lange unbekant geweſen ſeyn ſoll; aber ein kuͤhnes Unternehmen war es doch zuerſt, den Thieren unter den Fuͤſſen Eiſen anzung⸗ geln; und ich weis nicht, ob nicht mancher geſcheuter Mann aus unſerm Zeitalter die

Moͤglichkeit bezweifeln moͤchte, wenn er jetzt

zum erſten mal von dieſem Vorſchlage hoͤrte.

Durchaus noͤthig find doch die Hufeiſen auch

noch nicht; wuͤrklich werden die Pferde in manchen Gegenden nur ſelten, und noch jetzt in manchen Laͤndern gar nicht beſchlagen; z. B. nicht in Aethiopien, nicht in Japan, nicht in. der Tatarey (25); fo gar hat man in Ja—

Fu pan

(??) Job. Ludolfus hiſtor. Aethiop. I cap. 10 und in Commentario p. 146. Thevenot II p- 113. Voyage de V, le Blanc, 2de Part, p- 75, 81. Lettr. edif. IV p. 143. Taver- nierl, 2cap.5. Hift. gen. des voyages III p- 182. Kämpfer hiftoire du Japon. Am- fterd. 1732. 3 vol. in 12 ® II p. 297. Letzte⸗ re Stelle ift vornehmlich werth gelefen zu werz

den. Er erzählt die Sachen, welche zu eis ner Reife in Japan nöthiq find. Des fouliers

pour les valets & pour les chevaux; ceux-ci .

font fsits de paille cordonn&e, & on y met de longues cordes aufli de paille, pour les sttacher aux pieds des chevaux, à la place de nos fer d’Europe, dont on fe fert point dans ce pais. Ces fouliers font bientöt ufez dans les chemins pierreux & gliſſans, de- -forte qu' il en faut fouvant changer. Pour cet effet, ceux gui ont le foin des chevaux

5 5 na en

!

138 6. Bufeiſen.

pan noch die alten Schuhe. Die Eifen find auch ungleich weniger nöthiq im Gegenden, Die eitten weichen, nicht fteinichten Boden haben; und es ift mir höchft wahrfcheinlich, daß das Befchlagen von der Zeit an algemeis ner geworden ift, feitdem die Straflen mehr ols vorher gepflaftere worden. Zwar hat man früh gepflafterte Heerftraßen gehabt; aber fie waren lange Zeit felten und nur in den reicheften Gegenden. Als aber die Reuterey faft überall Steinpflafter erwarten mufte, da würden die Hufe ohne Eifen bald gelitten, und alle bis dahin gebrauchte Gegenmittel wenig geholfen haben.

So ftarf mir auch diefe Beweife, daß die Alten feine Hufcifen gefant haben, zu feyn fcheinen, ſo halte ich mich Doch verpflichtet, auch diejenigen Gründe, womit Männer von Selehrfamfeit und Scharffinn das Gegen theil behauptet haben, anzuführen und zu be urtheilen. Voſſius beruft fi vornehmlich auf eine Stelle des XRenophons, der, wie

er

en prennent tonjours avec eux une quantité fufhfante,, qu' ils attachent aux Porte- man- teaux, quoi qu’on en puiffe trouver dans tous les villages, & que de pauvres enfans qui demandent l’auınone fur le chemin, en offrent même 4 vendre; de maniere que l’on peut dire, qu’il ya plus de Marechaux dans ce pais, que peut-£tre dans aucun autre, bien qu’ä la lettre il n’y enait point du tout.

6. Zufeiſen. 139

er meint, die Hufe mir Eifen zu verwahren befiehte. Aber Gefner bat dieſe Worte fo deutlich überzeugend erflärt, Daß man gat nicht zweifeln fan, Voſſius habe fi übereis let. Dffenbar will Xenophon (2°) ein Mits tel angeben, die Hufe zu hätten oder feiler, dauerhafter zu machen, und zwar Dadurch, daß man die Pferde auf einem mit Steinen ausgefeßten Plaß geben und ſtehen und ftams pfen läßt. Er befchreibt die dazu ſchicklichen Steine, und damit fie feft liegen mögen, giebt er den Rath, den Platz mit eifernen Klams mern einzufaflen.. Das Wort, welches Voſ⸗ ſius auf die Hufe zog, bezieht ſich ſicherlich auf die Steine, welche durch die Eiſen zu— ſammen gehalten werden ſolten. Er wieder— holet in einem andern Buche (27) denfelbis gen (25) de re equeſtri p. m. 599: Exteriore qui- dem parte fui ftabulum ita rectiſſime fe ha- bebit, & pedes equi ampliabit, fi rotunda faxa palmari magnitudine, pondere librae, quam multa quatuor aut quinque plauftra ve- here poflint, effufe deiiciantur & ferro in- eludantur, ne a fe difcedant. Ac fuper haec inductus equus quafi in lapidofa via fingulis diebus aliquantisper 'gradiatur. Nam five deftringatur, feu a mufcis pungatur, vti vn- gulis illum non fecus, quam fi vadat neceſſe eit, Etiam teftudinem pedis hoc modo effu-

fi lapides folidant.

(27) Hipparch. p. m, 611: Quemadmodum au- tem

= I

3

140. 6. Sufeifen.

gen Rath, und verfichert, jeder würde bey er, einem Berfuche bald erfennen, wie ſehr durch * dieſe Vorrichtung die Hufe gehaͤrtet würden.

F Ferner beruft ſich Voſſius darauf, daß

Homer und andere Dichter ſehr oft den Roſ⸗

fen eiferne,; eherne, ſtark tönende Hufe zur

gefchrieben haben (23), und er meine, man

| kfoͤnne

em fiant pedes equorum rubuftiffimi, Ai quis

habet faciliorem & promptiorem exercitatio-

' nem, 'eam fequartur; fin minus, illud vfu

* doctus faciendum 'fuadeo, vt coniectis con-

fufe ex via läpidibus plus minus vnius librae,

hie colloeetur equus interim dum fricatur a

praefepi folutus. Ingredi enim. per lapides

illos equus non defiftet, neque cum deterge-

tur, neque cum calcaribus additis incitabi-

tur. Qui autem periculum fecerit, iis quae

"a me dicuntur , fidem habebit, equique pe-

| Ä des rotundos effettos. animadvertet. _ spoy- yidAove roos modag röv Immov Oberen

- (23) Homer, Iliad. XIN, 23 und VII, 41 xaA- "worodss inmo. 11. V, 772 Ulyxees Immoi. 11. XI, 152 Eplydouro: mödes Inawv. An dies” fem letzten Orte haben Dacier, Polydor... Vergil. und fo gar Euſtathius die glei Be folgenden Worte fo verftanden, als ob bie Er Pferde die Erde oder den Staub mit ihrem . Erze fchlügen ; aber Syıowvres bezieht ſich auf die Ritter, Immeıs vder auch wel, die Furz 7 vorher genannt find, nicht auf die Noffe. Als | fo die Griechen fchlugen die Trojaner mit den ehernen Waffen in der Hand. Aquin, bei er, dem

6. Sufeifen. | 141

koͤnne diefe Beywoͤrter nicht anders als von den Hufeifen verfiehn. Aber man erinnere fih nur, daß damals zu den Eigenfchaften

“eines vorzüglich guten Pferdes die fefteften, .

ftärfften Hufe gehörten, fo wird man jene Beywoͤrter ohne Hufeifen verftändlich finden. Xenophon braucht diefe Bergleihung ganz ohne Ddichterifhen Schmuck und erklaͤrt fie deutlich genug. Die Hufe müflen, fagt er, fo hart feyn, daß fie, wenn das Pferd auf den Boden fchlägt, mie eine Cymbel Flins gen (2°). Von der Härte und Feſtigkeit Dee Hufe haben auch Kuſtathius, der Scholiaſt des Ariſtophanes und Seſychius jene Aus— druͤcke erklaͤrt (9). Dahin gehoͤren die equi fonipedes der lateiniſchen Dichter (31), und die dem Voſſius beypflichtet, zieht dahin auch die rovg xahnonporous des Ariſtophanes Equit. ver, 549. | (2?) Gleich im Anfange-des Buchs: -dorep nunßohoy Vop8ı mpos ro dartdo. Dice a bat auch Pollux I, 188 p. 118 ange⸗ fuͤhrt.

(3°) Letzterer uͤberſetzt yarArorodaz durch Irxyu-

eorodas, Pindar Pyth. IV, 402 p.259 giebt den Pferden omAug xaAneıza, vngulas aereas. Stephanus hat in feinem Wörterbuche xxA- »omous fehr falich fo erflärt: aereos habens feu cuius pedes aereis foleis ferrati unt. J

EC") Virg. aensid, IV, 135. XI, 600, 638.

nr

142 6. Zufeiſen.

Die: Hirfche und Stiere mit den ehernen Füf; fen (??), die doch gewiß nicht mit Hufeifen befchlagen ‚gemefen find. Nicht ſelten wer; den ähnliche Beymwörter von Dichtern auch Merjonen gegeben, die eine flarfe Stimme baben follen (??).

Be Dean führt eine Stelle des Tryphio⸗ dorus an, die beym erſten Anblicke von. eis nem wahren Hufeiſen zu reden -fchein.. Da wo er Die VBerfertigung des Trojanifchen Pfer: des befihreibt, fagt er, daß der Künftler auch an den Hufen nicht das Erz oder Eifen ver» geilen bätte (34). Gefeßt, daß es erweis:

*

(??) Aufonius: Vincunt aeripedes ter anno Neftore cervi. Virg. aen. VI, 803. Ovid, heroid. ep. XII, 93 und metam, VI, 105. Apollonius III, 228.

(2?) Iliad. V, 785 heißt Stentor xxAnso@wvoc. Iliad. XVII, 222 hat Achilles eine cherne Stimme. Virg. georg. 2, 44: ferrea vox.

(3%) Tryphiodori Ilii excidium, welches Ges dicht Merrick, mit einer freyen englifchen, poetifchen Umfchreibung und mit Srifchlins lateinifcher Ueberfeßung zu Oyford (1739) in 8 herausgegeben bat. The deftrudtion -of Troy. Vers 86 ©. 14:

Oo u8v öml auyayoıv Escxor oral,

Mapuxpeng EArnsosı Kareopnwvro xe- Awync

Arro-

6 Zufeifen. | 143

lich wäre, daß der Dichter Hufeifen gemeint hätte, fo würde das zwar fein Beweis ſeyn, daß diefe bereits zur Zeit des Trojanifchen Krieges würflid) befant gewefen wären; ſon⸗ dern man würde fie alsdann menigftens in das Zeitalter des Dichters felbft feßen Fön: nen. Allein auch diefesift nicht befant; nach der beften Vermuthung feßt man fie zwijchen die Regierung des Severus und des Anaftas fius, das ift, zmwifchen Anfang des dritten und fechften Jahrhunderts. Zudem fan ab lerdings die ganze Machrihe auch nur von den oft genannten Schuben verftanden wer: . den; ich wenigftens möchte fie fo lange auf diefe Weife verftiehn, bis mir ein zuverläffi: gerer Beweis, daß ſchon zu-des Dichters Zeiten Hufeifen gebräuchlich gewefen wären, vorfäme. °

Voſſius verfichert eine Handfchrift von einem griechifchen Vieharzneybuche achabt zu baben, worin man auf einer Zeichnung ganz deutlich Die Nägel unter den Pferdefuͤſſen ba: be erfennen Fönnen. Aber daraus fäft fich

nichts

Arrousva medloo woyıg | npxrepwWvuxs ala. Ungula quin etiam ferro non absque mi- cabat, | Crura feri fubter; fed vincta volumine conchae . Vix fola tangebat validi munimine ferri,

l

IT ee

344 6. Zufeiſen.

nichts machen. Weder die Handfchrift, noch die Zeichnung ift zu haben, und weder von dem einen, noch von dem andern ift das Zeit; alter befant. Vermuthlich hat ein neuer Ab— fehreiber den Pferden. die Eifen gegeben, fo wie ein anderer dem Ariſtoteles Die Schreib: feder gegeben bat.

Ich glaube, man muß die erfte fichere Erwähnung der Hufeifen in viel ſpaͤtern Schriftſtellern, als worin man fie bisher ge: ſucht und zu finden gemeint hat, erwarten. Ich bedaure es, daß ich felbft wicht viel ex: hebliches darüber melden Fan. - Wenn man gewiß wuͤſte, daß das Stuͤck Eifen, was im Grabe des Childerichs gefunden worden, würflich von einem Hufeifen gewefen fey, fo würde dieß noch bis jegt auch für mich die Al; tefte Nachricht feyn, und man müfte den Ges Brauch wenigſtens fhon in das achte Sahr: hundert feßen. Aber auch diefes finde ich bey weitem nicht fo gewiß, als maır es bisher ges glaube bat. Diejenigen, welche gefagt: ba: ben, daß diefes Eifen weder-Stollen, noch Griff, fonft aber die ganze Geftalt der heut zu Tage gemwöhnlichften Eifen gehabt habe, ha: ben nur nad) der Zeichnung geurtheilet, und nicht bemerft, Daß Diefe ergänzet worden (? °).

| Das

(35) Die erfte Zeichnung findet ſich in

| | Chil-

6. Sufeifen, | 145

Das Eifen felbft, | welches auf jeder Seite

vier Löcher zu haben ſchien, zerbrach, als

man diefe öfnen wolte; fo fehr war es von

Roſt verzaͤhrt, und alfo gewiß nicht fo Eent- lich, als die Zeichnung ift.

eo 4 Dan:

Childerici, Francorum regis, five thefaurus fepulchralis Tornaci Neruiorum effoffus; au- &ore F. J. Chiflerio. Antverpiae 1655. pag. 224. Die ganze Beichreibung ift fols gende: Ferrea folea; fed ita rubigine ab- fumpta, vt dum veruculo clavorum forami- na (qüuae vtrimque quaterna erant) purgare leviter tentarem , ferrum putre in fragmenta diffiluerit, & ex parte dumtaxat hic reprae- fentari potuerit. Montfaucon bat in Les monumens de la monarchie Frangaife. Paris

-1729. 4 Theile in fol. * I pag. 16 tab. 6 die.

Zeichnung nachitechen laffen. Er fayt daruͤ⸗ ‚ber nur; Solea ferrea gqui regii hic tota re- praefentatur, etfi pars eius tantum reperta fit; fed ex illa parte totius formam excipe- re haud difhicile fuitt. Modicae magnitudi- nis equus erat. Childerich farb im Jahre 481. Im Sahre 1653 fand ınan fein Grab zu Dornid. Ein darin vorbandener goldener King mit dem Füniglichen Bildniffe und Nas men war ber ftärkffte Beweis, daß diefes das Grab des Ehilderihd war. Im Jahre 1665 find diefe Alterthuͤmer auf die koͤnigl. Biblio— thek nach Paris gebracht worden. Mehr Nach⸗ richt geben diein algemeiner Weltbiftorie AXXV, 2 ©. 11 angeführten Schriften.

‚I. Theil Kl

De

146 6. Bufeiſen. |

Pancirollus machte mir Hofnung, ein unzmeifelbaftes‘ Zeugniß der Hufeifen aus dem Anfange des dreyzehnten Jahrhunderts bey Nicetas zu finden; aber er har fi und feine gefer betrogen, weil er fih nur an der Ueberfeßung gehalten hat. Die Lateiner rifz fen, nad Heinrih Balduins Tode, eine

voortrefliche eberne Statue nieder, die, wie

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einige glaubten, den Joſua vorftellen folte. Als man die Füfle des Pferdes wegnahm oder heraushob, fand man darunter ein Bild: niß, was einen Bulgaren, nicht aber ei⸗ nen tateiner, wie man bis dahin geglaubt hatte, vorftellete, So lautet die Erzählung des Micetas; hingegen Pancirollus hat fie offenbar ganz verftellee,. indem er fagt, man habe dieß Bild unter dem von den Füffen des Pferdes Iosgeriffenen Eifen gefunden, welches er desfals für ein Hufeifen halten will. Uber es fcheint nur das Bild einen Ueberwundenen vorgeftellete und unter den Süffen der Statuͤe gelegen zu baben (eine unartige Schmeicheley,, welche fich die Künft: ler noch jeßt erlauben), und zwar fo gele gen zu haben, daß man es auch vor der ers ftöhrung derfelben, jedoch nicht deutlich, fes ben fönnen. Eben deswegen fcheint die Ras che der Lateiner entftanden zu feyn, weil man dieß Bild für einen Lateiner angefehen bat= te (3°). Weil

6. ZBufeiſen. 147 |

Weil es mir fohien als ob die Wörter urodynora und foleae in den Schriften fpäs terer Zeit feltener vorfämen, fo vermutbete ih, Daß vielleicht die HYufeifen, um fie von den alten Schuhen zu unterfcheiden, einen befondern neuen Dramen erhalten haben möch: . ten, unter dem ich fie bisher nicht erfannt bärte. Auf diefen Wege meiner Linterfus chung gerieth ich auf das Wort veAwasz, deſſen Bedeutung ich aufzufuchen mir ſchon oft vorgenommen hatte. Dun bin ich würfs ch der Meynung geworden, Daß es unfere jegigers Hufeifen bedeutet; wie denn Doc auch vor mir ſchon andere gefagt haben. Go viel ich Bis jeßt weis, koͤmt diefes Wort zus erft im neunten Jahrhunderte beym Kanfer Leo vor. Da wo er alle Theile der Rüs

ftung eines Reuters nennet: TEdImAo GeNE- VoLsoa

(35) Die Erzählung fteht am Ende der Anna= len, nady der Parifer Ausgabe des Sabröti 1647. fol. * p. 414: dvauoyidvoavrog TOI- vovv huisyopcı To melun To Immeiov, &vIpe- moropDou Evplonovov Tvdalux Uroneınevov. Proinde malleis equi calce revulfa, humanam fubtus imaginem reperiunt, quae maiori ex parte Bulgarum aliquem repraefentabat, cla- vo transfixam , & plumbo vndique cin&tam ; non autem Latinum referebat, quemiadmo- dum iam diu a multis ferebatur.

82

148 6. Zufeiſen.

va einen nera vaeDiav aurov (137), Hiebey merke ich zuerft an, daß hinter E- din ein Comma ftehen müfle; denn es find Darunter die Seile zu verftehn, womit die abgefattelten Pferde angebunden wurden (3), Alfo bat der Ueberfeger nicht richtig -gefagt: pedicla, id eft, calceos lunatos ferreös cum ipfis carphiis. Kag®ı& heiffen Nägel, wie Du Freſne mit verfchiedenen Benfpielen be wiefen har; alfo hier Hufnägel. Zum zwey⸗ ten finder fih das Wort im zehnten Sabr: hunderte im des Kayfers Conſtantin Tadi- cis, wo aber die ganze Stelle aus dem Leo, obne Veränderung, genommen ift, daß man alſo gewiß glauben fan, Konftantin babe eben das darunter verftanden, was Leo da: mit andeuten wollen. Zum dritten bat eben diefer Kanfer daffelbige zwenmal in dem Bu: he vom Cerimoniel feines Hofes gebraucht; nämlih Seite 265, wo von den Pferden (ra imragıa) die Rede ift, welche für den Taiferlichen Stall geliefert werden folten.

Die:

(?7) Leonis tactica V, 4 pag. ST.

(??) Du Stefne oder Du Lange in Gloffa- rium ad Scriptores mediae & infimae Grae- eitatis. Lugduni 1688. fol. p. 1139. arsdı- nAovv hieß anbinden. Man vergleiche Schef⸗ fers Anmerkung zu Mauricii ars militar. p. 395. |

6. Zufeiſen. 149

Diefe folten mit allem Zubehör verfehn feyn, alfo auch vera haben. ' Ferner ©. 267, wo geſagt wird, es folte eine beſtimmte Uns zahl Pfunde Eifen aus den Faiferlihen Mas gazinen hergegeben werden, um die aeAs- vos und anderes Pferdenefchirr daraus mas chen zu laffen. Viertens bat Kuſtathius, der im zwölften Jahrhunderte fehrieb, eben diefes Wort in feiner Erflärung des Homers gebraucht, nänilich bey der Stelle Iliad. XI, 152, die ich fhon oben angeführt habe (??). So wenig ich glaube, daß Homer Hufeifen gedacht hat, fo gewiß glaube ich doch, daß fie Euftathius unter jenem Worte verftans den bat. Da er nun an verfcehiedenen Orten ähnliche Ausdrücke ganz richtig erklärt hat, fo fcheint er hier, wie auch fein Dichter felbft zuweilen getban baben foll, rail oder

gefehlummert zu haben (20). Ä

Wenn

6820) xæaud⸗ de vov Adysı ra oeAyvala Um rolc mool TWYV Irrav, oc dianomrovras eig aAkov x morövusve. Alſo bier follen die Pferde die Erde mit den Hufeifen zerftäuben.

(*°) Die Stellen ,„ wo Kuftatbius bie dichtes rifchen Ausdräde von den Hufen der Pfers de richtig erläutert hat, hat Gefner im Re⸗ gifter zu den Audtor. rei rufticae angezeigt; aber diefer hat fich an Stelle, die eben

abges

150 6. Bufeiſen.

- . MWenn man nun überlegt, daß die veA:- vd oder oeAmvasa zum Pferdegefchirr ge: hört haben; daß fie von Eifen gewefen find; daß fie, wie Euftathius fagt, unter den Hu: fen der Pferde angebracht gewefen find; fer; ner daß das Wort feiner Ableitung nach die mondförmige Geftalt der jeßt gebräuchlichen Hufeiſen anzudeuten fcheint; daß endlich auch zu dieſen veAmascoıs Mägel nöthig waren; fo denke ich, fan man wohl, ohne Gefahr zu irren, annehmen, Daß diefer Dramen unfes re jeßigen. Hufeifen bedeutet, und daß diefe alfo wenigftens ſchon im neunten Jahrhun⸗ derte befant gemwefen find.

Die meiften von denen, welche die fpäte te Griechiſche Sprache unterfucht und erflärt haben, find darin mit mir einftimmig. Du Freſne erflärt: reAwas& durch equorum fer- rei calcei, a lunulae forma , quam referunt. Large (*") überfegt es durch calceus fer-

reus. Nur Meurſius (+2) ift anderer Mey: | nung.

abgefchrieben habe, nicht erinnert; wiewohl

er e8 für möglich erflärte, daß Euftathius

vielleicht etwas aus feinem Zeitalter in den

Homer hinein erflärt haben möchte.

. (*7) Joh. Mich, Langii philologia Barbaro- . graeca. Noribergae 1708. 4 * pag. 173.

(22) Joh. Meurfii gloffariym Gyaeco - barba- *ÑXP. sum,

6. HAufeifen. 151

nung. Dieſer behauptet aermasv fen mit seAcrövyysov, Sellipungium, einerley, und bedeute alfo den Mantelfaf. Sein Grund ift diefer, weil der Kanfer Leo in feinen Eons ftitutionen oder in Tadicis V, einmal dieſe Worte: oweosonnn medızAa, nein cıdn- e&, hernach aber einmal diefelben, jedoch) ſtat des letztern, osAcKouy'yıov nennet. Aber diefer Schluß ift unrichtig; der Kanfer Foute ja feine Urfachen haben, warum er einmal die Hufeifen, und nicht den Mantelſack, und das andere mal diefen ohne jene nante. Zus dem müfte ja beo eiferne Mäntelfäcke gemeint haben, die fich nicht gut denfen laſſen.

Diefes gefundene Alter der Hufeifen ers hält dadurch noch einige Betätigung, daß man fie auch nach dem neunten Jahrhunder—⸗ te bey Italieniſchen, Franzöfifchen und Eng: liſchen Schriftftellern antrift. Als der Mark: graf von Tofcana, Bonifacius, einer der reichſten Fürften feiner Zeit, feine Braut, die Beatrir (die Mutter der befanten Mas thilde) ums Jahr 1038 einholte, war fein ganzes Gefolg fo prächtig gefhmüct, daß

fogar

rum, Lügduni Batav. 1614. 4 * pag. 494. Es ſteht auch in feinen zufammengedructen Werken.

84

N

152 6. Bufeiſen.

fogar die Pferde nicht mir Eifen, - fondern mit Silber befchlagen waren. Auch die Huf: nägel waren von diefem Metalle, und went fie die Pferde verlohren, fo gehörten fie den,

“der fie aufnahm. Das fcheint eine Nach:

abınung des Mero zu feyn, aber wenn es nur nicht eine poetifche Erdichtung iſt! Es erzählt es zwar ein gleichzeitiger Schriftftel: ler, Der aber zum Ungluͤcke in Verſen ge: fehrieben, und fi) deswegen vielleicht die Freyheit angemaßet bat, feine Erzählung, Die er nicht Dichterifch zu ſchmuͤcken verſtand,

wenigſtens dichteriſch zu vergroͤſſern (*).

Aber

-

(*) Vita Mathildis a Donizone fcripta cap. 9:

"gui dux cum pergeret illo, | Ornatus magnos fecum tulit, atque ca-

ballos, Sub pedibus quorum chalibem non pone- - re foluın Jufferat, argentum fed ponere, fit quafi | ferrum; Eſſe repercuffum elavum voluit quoque nullum, Ex hoc vt gentes poflent reperire quis | eflet. Cornipedes eurrunt, argentum dum refi- lit, tune

Colligitur paflim, paſſim reperitur in agris A populo terrae teftans quod dives hic

eſſet. Dieſe

6. ZBufeiſen. 153

* Aber man rechne dafür ab, fo viel man will, fo muß er doch wenigftens aufgenagelte Huf: eiſen gefant haben, fonft hätte er nichts Das von Dichten Fönnen.

Daniel fcheint zu verftehn zu geben, daß man nod im neunten Jahrhunderte nicht zu allen Zeiten, fondern nur bey Froſt oder ans derer Veranlaflung, die Pferde befchlagen ha; be (+3). In England fcheint Wilhelm Cons queftor das Beſchlagen aufgebracht zu ba: ben. Er verliehe jemanden die Stadt Morts Hampton gegen eine gewifje Abgabe zum Bes fhlagen der Pferde (**), und man glaubt, dag Senry de Serres oder de Servers, der

mit

Diefe Lebensbefchreibung der Mathilde fteht

in Leibnitii feriproribus Brunfuicenfibus I pag.

629, aber am volftändigiten und richtigften in Murstori rerum Italicarum Jeriptoribus.

' Mediolani 1724. fol. * tom.V p. 353.

(*?) Hifl. de France I pag. 566: La gelee qui avoit fuivi (les pluyes de l’automne) avoit gafte les pieds de la pluspart des chevaux, qu’on ne pouvoit faire ferrer dans un pais devenu tout d’un coup ennemi, lorsqu’on y penfoit le moins, Die Rede ift von der

Reuterey des Ludwigs mit dem Zunahmen le debonnaire.

(++) Dugd. Bar. I, 58. ex Chron. Bromtoni p.-

974, 975. Blount’s Tenures p. 50. Diefe Bücher babe ich nicht felbit gelefen, fondern ic) führe fie nur aus der Archaeologia an.

154 6. Sufeifen. .

mit Wilhelm ins Reich kam, und defien Nach kommen noch jeßt fechs Hufeifen im Wapen führen, jenen Zunahmen Deswegen erhalten habe, weil ihm die Aufficht über die Huf⸗ fhmiede anvertrauet worden (*°). Uebri— gens erinnere ich noch, daß man in Teutfch- land und den nördlichen Ländern, in den Graͤ⸗ bern der alten Teutfchen und Wenden, neben anderen Rüftzeugen, auch Hufeifen gefunden hat, deren Alter fich aber freylich nicht be: ftimmen läßt (*°). | |

(*°) Brook’s discovery of errors in the catalo- gue of nobility pag. 198.

(*%) Beckmann in Befchreibung der Mar Brandenburg. Berlin 1751. 2 Theile in fol. 1 ©. aoı führt ein foldyes altes Eifen an, mit nicht unterwaͤrts, fondern in die Höhe gehenden Stollen. ArnFiel in den heidni: fen Alterthämern erwahnt auch eines bey Kiel gefundenen Hufeifens.

Beyträge

dur Gefchichte

Erfindungen.

Don . Zobann Beckmann, Hofrath u. ordentl. Profeff. der Defonomie su Göttingen. \

Dritten Bandes zweytes Stüd.

im Verlage Paul, Gotthelf Kummer 1790.

Inventas aut qui vitam excoluere per artes,

Quique fui memores alios fecere merendo,

Omnibus his nivea cinguhtur tempora vitte. Br Nirg. Aen. VI, 665,

I. . Holzjflöffen. (Fin vortrefliche Einrichtung, da man holz:

armen Gegenden das unentbebrliche Holz auf dem Waſſer zuführen läge, und zwar fo wohl Bau: und Nutzholz, als auch Brenholz. rfteres läßt man entweder nur in einzelnen Stämmen ins Wafler werfen und pom Strebme herunter treiben; oder es werden viele Stämme neben einander geord⸗ net, mit einander verbunden, und wie Fahr: zeuge von den Floßbedienten herunter geführt. Die erſte Weife ift eben diejenige, welche auch bey dem Brennholze am gewoͤhnlichſten ift, und alsdann Scheicholsflöffe genannt wird; dahingegen die andere Weiſe den Na: men der Dauflöffe, Zimmerflöffe, Lang: bolsflöffe erhalten hat. Den Zlöffen diefer Art wird gemeiniglich eine Oblaft von Balfen, Dielen, Latten, Faßdauben und andern Holzwaaren gegeben, und mit dieſen wagt

man ſich auch auf breite und ſtarte gr | in. Theil. . A i dar

156

1. Holsflöffen.

dahingegen die Scheitflöffen fich nur für klei⸗

ne

füffe und Baͤche ſchicken; fo wiedenn auch

oft dazu eigene Gräben (Floßgräben) ange:

legt

werden (7). Go einfältig auch die Ers

findung der Scheirflöffen fiheinen mag, fo muß ich doch die Langhohloͤſſen für älter hal⸗

ten ve,

og

und geſtehen, Daß ich mich nicht erinnes eine Nachricht von jenen bey den Alten gefun⸗

) Wer eine ausführliche Nachricht vom Floß⸗ weſen verlangt, der leſe Bergius Due und Cameralmagazin III. ©. 156. Rrü:

"gig Encyelopädie XIV. S. 286, das Sorfk

. gri

‚von den mannigfaltigen, mühfamen, kuͤnſtlichen und koſtbaren Anftalten und Vor: richtungen zu machen, welche oft dabey nd: thig find, lefe man das in Teutſchland wenig befant, gewordene: Memoire, fur le travaux qui ont rapport 4 l’exploitation de la mäture

ge vn VII. ©. 1. Um ſich einen Bes

"dans les Pyrenöes. Par M..Leroy. Londres

& Paris 1776. 4, wovon id) eine ausfuͤhrli⸗ che Aizeige in Phyſikaliſch⸗ oͤkonomiſcher

Bibliothek IX. ©. 157. gegeben habe

Schon zur Zeit des Cardinals Richelieu madhs te man den Anfang Maftbäume von den Py⸗ renaͤiſchen Gebürgen für die Franzöfifchen Schiffswerften kommen zu laffen; weil aber die. Koften zu groß waren, fo gab man den Verſuch auf, bis ihn endlich im J. 1758: eine Gefellfhaft wieder vornahm und mit

. dem Minifter wegen Kieferung der Maftbäus

me einen Veraleich ſchloß. Seit 1765. wird dieſe mit geoffen Schwierigkeiten ‘verbundene Anftalt für koͤnigliche Rechnung getrieben;

7 Holsflöffen. - ir

gefunden zu haben. Freylich war damals das Brennholz noch nicht. fo ſelten, als es jeßt in der Nachbarſchaft grofler Städte ift; die, Menfchen baueten fich da an, wo es an Holz nicht fehlte „. und fie werbrauchten es, ohne fich um die, Bebürfniß der Machwelt zu befümmern, fo fange. bis. endlich der Mans gel die Zufuhr aus entferutern Gegenden nös tbig machte. Wahrfcheinlich hat darauf bald die Ältefte Bauart der’ Fahrzeuge. die erſte Beranlaffung gegeben, auf gleihe Weiſe Bauholz, welches am ehrften zu fehlen ans fieng, ‚berbey zu; holen. Denn was waren die erfien Fahrzeuge anders, als Floͤſſen, oder als viele mit einander verbundene Stäms me oder Balken, ‚über welche Bretter. gelegt wurden?. Sie bieffen ‚bey: den Griechen axe- del und ‚bey. deu Lateinern rates, und aus vielen Zeugniſſen iſt befannt, daß die Alten fih mit Diefen Slöffen zur Räuberey und . Handlung aufs Meer gewagt haben, und daß man fie, aud nach Erfindung der Schif—⸗ fe, zum Weberfeßen der Kriegsvölfer und ſchwerer Laften beybehalten hat (?)-

Die:

(2) Plinius: VI, 56. p. 417. Nave primus in ‚Graeciam ex. Aegypto Danaus advenit; antea ratibus navigabatur, inventis in mari rubro inter infulas a rege Erythra, Scrabo XVI.

P. 779, der eben dieſes meldet, nennet fie 22 23 | xX8-

u # ..

E

148 - 1. Solsflöffen.

Diefe Vermuthung wird durch die Alte fle Nachricht, die wir vom MWaflertranfport des Bauholzes in der Gefchichte finden, ber ftätigt. - Salomon flog mit Sieram, dem Könige von Tyrus, einen Vergleich, nad welchem diefer ihm zum Bane des Tempels Cedern auf dem weftlichen tibanon über Tris polis hauen und nad) Yaffa flöffen ließ We⸗ nigſtens werden die dabey von den Hebräis ſchen Geſchichtſchreibern gebrauchten Wörter, die fonft nicht vorfommen, von Floͤſſen ver: ftanden, und diefe Erflärung hält auch Hr. Geh. Juſt. Rath Michaͤlis für wahrſchein⸗ lich. Nun geben aber vom Libanon Feine Fluͤſſe nach Serufalem, und der Jordan, dee einzige Fluß in Paläftina, der Floͤſſen tra gen fönte, ift von jenem Cedernwalde weit entfernt. Alſo muß das Bauholz auf dem Meere an den Küften nad) Zaffa gebracht feyn (?). So bat es auch Joſephus vers

i a ftans

oxedag, Feflus p. 432. Rates vocant tigna colligata, quae per aquam aguntur, quo vo-

cabulo interdum etiam naves fignificantun ©. Schefferi de militia navali veterum lib. I. ap. 3. p. 20. und Daraus in Pitisci lexic. antig. Rom, Art. Rates.

(?) ı Rönige V, 9 und ı Chron. IT, ı5, 16. Pocock meint, das Holz fey bey Tyrus ges fallet worden. Die Nachrichten vom Liba⸗ non und von den kleinen Weberbleibfeln =

a

1. Bolzfloͤſſen. 159

fanden ; ‘denn ungeachtet er verfichert, er liefre die ‘Briefe der benden Könige ‚fo wie fie noch damals in den Juͤdiſchen und Tori: fhen Annalen flünden, ‚fo ift doch wohl ge⸗ wiß,. Daß diefe erdichtet find, ‚und daß er die ganze alte Gefchichte nur aus den, heiligen Schriften der Juden, die wir noch jeßt has ben, gefhöpft bat, wie er auch felbft im An:

fange feines Buches melder (*). |

Es war eine alte Gage, daß die Stadt. Camarina, an der füdlihen Küfte von Sici⸗ lien, aus dem Leim. odet Thon erbauet wor⸗ den, den der. Fluß: Hipparis mit fich führte,

Ort | as alten Maldungen bat H. Büfching in feiner

Erdbefchreibung gefammlet und verglichen.

(*) Aneiguit. VIII, 2, 7. nad) der Cdlniſchen Ausgabe von 1691. Fol. ©. 258. Tepwv - yap Euln moAl& nu] neyaiu nedpov ve no) xumaplscov , die‘ Twv Eunwv Em) Jahaaoav

. nurameuyw nf neltvow Toug Euoug 0xgsdlav

mnEnnevovg, Eıs 69 dv BovlyIys romov - Excifas multas & magnas trabes cedrinas atque cypariflinas, per meos ad mare deducendas

‚,eurabo; eosdemque iubebo , 'vt compactis ra- tibus, ad quemceunque volneris tuae regionis

‚..Joeum, eas appellant, vnde poft per tuos

Hierofolyma deportentur. Fabricius hat die: fe Briefe in Codice pfeudepigrapho veteris teftamenti. Hamburgi 1722. 8 ® I. p. 1026. abdruden laffen.. se

160 1. Solsflöffen.

und in das Camarinifche Moot brachte. Ei⸗ ne Stelle des Pindarsı fiheint dieſe Ueberlie⸗ ferung , die Ariſtarch zur Erklärung derſel⸗ ben anführe, zu beftätigen (7), und ſelbſt der Namen Camerina foll nach Bochart da: für einen Beweis abgeben, weil chamar,’ chomar Ziegelthon bedeuten foll (6). Dies fe Sage hat auch nichts unwabrſcheinliches. So fiſchten die Aegyptier den Thon aus dem See Möris. (7), und fo fammlen noch jegt die Holländer mit Baggernegen den feinen, Thon, womit fi ihre Stroͤhme, z. B. die, Iſſel, verſchlemmen, und verarbeiten ihn. auf mancherley Weiſe. Richts defto weni⸗ ger (7) Olymp: V, 29: - Kork: re sudl- wv Jaldumy TRXEwg. vulyviov Licoc, J er’ Kuyxavleg kymv is Polos rovde danov dorwv. Hipparis aquas fuppedität populo, congluti- natque celeriter ftabilium aedium altaın filvam, rerum inopia producens in lucem huncce populum civium. Als ich im Sommer 1760. ‚den fel. Gefner den Pindar erklären hörte, uͤberſetzte er Pos, oder Has durch Huͤlfe, welche Hebrärfche Redensart auch im neuen Teſtamente, wie wohl aud) im Homer, vors koͤmt. Alfo: der Strohm half den Einwoh⸗ hen aus einer groffen Merlegenheit, (°) Chanaan. I, 29. p. 605...

- (2) Herodot, lib. 3. '

2. Solsflöffen: 161

ger hat dieſes den alten Auslegern des Pins dars nicht gefallen wollen, ſondern Didy⸗ mus (®) und andere bebaupten daß nur das Holz zur Erbauung der Stadt auf dem Fluſſe Hipparis herbey gefloͤſſet worden. Man mag über dieſe Erklaͤrung der Scholiaſten urthei⸗ len was man will, ſo iſt doch ſo viel daraus abzunehmen, daß ihnen das Holzflöffen be: fannter als das Baggern des au gewer sen feyn muͤſſe.

Die Römer lieffen fowohl Bau: als Brennholz zu Wafler fommen. Als fie in ihren Kriegen mit den teutfchen Voͤlkern die Güte des Lerchenholzes feinen lernten, liefs. fen fie folches in Menge von den Alpen, vor: nehmlich aus Rhätien, auf dem Padus nad) Ravenna und zu wichtigen Gebäuden auch . nad) Rom fommen. Vitruv fagt, (2) die

Ä Hol

© Son ber Orfortſchen Ausgabe des Yindars von 1697. Bol. p..53 und 36, a, 37. Didy- mus ait, amnem per mediam filvam fluere ; Camarinenfibusque ligna caedentibus in ſtructu· .ram dare'aedificiorum, et cum ipfi ex confi- lii inopia nefciant, qua ratione ea deducant ac deferant; excipere ca amnem & copiofo fuo . flumine deferre in vrbem. Ä

(°) Vieruv. II, 9. p. 77: propter pondus ab aqua non (ufinetur, fed eum portatur aut in 'navibus, aut fupra abiegnas rates collocatur. ee Hr,» Ha

162 . 2. Sobflöffen. _ Holz fen fo ſchwer, daß es für fich allein vom Wafler nicht getragen würde, fondern daß

es auf Schiffen und Floͤſſen ſortgebracht wer⸗ den muͤſſe. Koͤnnte man es, fagt er, be:

. guem nad) Rom bringen, fo würde es vor:

*

theilhaft zu Gebaͤuden gebraucht werden koͤn⸗ nen. Daß jedoch dieß zumeilen geſchehn ift, weis man daher, daß Tiberius die von Aus guſt erbauete und nachher abgebrante Nau— machiarifche Brücke von Serchenbalfen aus Rhätien erbauen laflen. Darunter war ein Balken von 120 Fuß Länge, den ganz Rom bewunderte (19), |

Brenbolz, vornehmlich für die oͤffentli— hen Bäder, erhielten die Römer aus Afris

ka, welches die Frenheiten , die Kayfer Bas

Ientinian desfals den Schiffen oder Floͤſſern | ertheil:

Haec (materies larigna) per Padum Raven- nam deportatur, in coloniam Faneftri, Pi- fauri, Anconse reliquisgüe quae funt in ea regiore municipiis praebetur, cuius materie fi eſſet facultas apportationibus ad vrbem ma- zime haberentur in aedificiis veilitates, -

- (*°) Pin. XVI. 39. p. 33. Tiberjus Caefar con- eremato ponte maumachiario larices ad refti- tuendum caedi in Rhaetia praefintvit, Pag. 34: amplifiima arborum ad hoc aevi exiflima- tur Romae vifa, quam -propter miraculum Tiberius Caefar in ecodem ponte naumachiario erpofuerat adveftam cum reliqua materie; du- ‚ravit ad Neronis principis amphitheatrum,

Sera arte

1. Holzfloͤſſen. 163

ertheilte, beweiſen (11). Aufmerkſame Les, ſer der Lateiniſchen Schriften werden leicht noch mehr Zeugniſſe anmerken; aber mir, ich geſtehe es, iſt noch fein Beyſpiel von Scheitfloͤſſen und von eigenen Floßgraͤben bey den Alten vorgekommen, wenigſtens fo viel ich mich jetzt erinnern kann. Auch ſind in der Roͤmiſchen Sprache kaum ein Paar Wörter vom Floßweſen, dergleichen die uns fecige vielleicht mehr, als irgend eine andere ‚bat, und ich vermuthe auch, daß unfere Bor; führen. Die erften gewefen find, welche Anftals ten Diefer Urt im Groſſen unternommen bas ben,

Die

(TU) Codex Theodos. lib. 13, tit. 5, 10. nad) der Leipziger Ausgabe von 1740. Fol. vol. 5. pag. 76. Navicularios Africanos, qui idonea publicis difpofitionibus ac neceflitaribus ligna convedant, privilegiis conceflis dudum, rur- fus augemus. Lex 13. p. 73. Sed follicita infpellione -profpiciatur, ne a quoquam am- plius poftulerur, quam neceflitas exigit lava- crorum. Man vergleiche Symmachi_ epift. lib. 10. ep. 58. Go viel ich -weis, fommen ähnliche Werordnungen im Zuftinianifchen Geſetzbuche nicht vor. Auch laffen ſich Di- geflor. lib. 43. tit. 12, 14. die Worte: navigii appellatione etiam rates continentur , auf fols he Slöffen, von welchen ich rede, nicht ficher deuten, wie Dad) einige gemeint haben.

Us

16 1. Solzfloͤſſen.

Die aͤlteſte Nachricht / vom Floßweſen in Sachſen, die Schoͤtgen (12) gefunden hat, iſt vom Jahre 1258, da Marggraf Heinrich der Erlauchte in einer Urkunde dem Kloſter Pforta denjenigen Zoll ſchenkte, welcher von dem zum Gebrauche des Kloſters auf der Sale kommenden Holze bey Camburg ent richtet ward (13). Inzwiſchen iſt noch un: gewiß, ob ſolches von würflichem Floßholze, oder nur von dem auf Schiffen und Kähnen fortgebrachten. Holze zu verftehn fey. Deuts Sicher ift die Machricht von einer auf dee Sale angelegten Holzflöffe in einem im Jah⸗ ze 1410 ausgefertigten Briefe der beyden Brüder Friedrichs und Wilhelms, Landgra: fen von Thüringen und Marggrafen zu Meifs fen, worin felbige wegen des in ihren fans den Damals bereits eingeriffenen Holzman: gels, die Sale bis gegen Weißenfels von | allem Zole dergeftalt befreyeten, daß von Ä I oo jedem

- (7?) Von diefem ift der vortrefliche. Auffaß in Sammling vermifchter Nachrichten zur Saͤch⸗ ſiſchen Geſchichte/ welhe G. J. Grundig und J. 5. Rlogfch:zu Chemnitz feit 1767. bis 1777. in 12 Octavbaͤnden herausgegeben haben, VI. ©. 221.’ ia om () Perzuchii chron. Portenfe p. 54. Hornii Henrieus illuftris p. 105. Die Worte find: te- lonium, quod de lignis ad vfum portae dedu- ' cendis in Sala prope Camburgk dandum fuit ecclefiae Portenfi - donarit. |

r. Solsflöffen. 167 jedem auf der Safe nach) Jena kommenden Hoffe nur ein Rheinifcher Gulden, von Floͤſ⸗ fen aber, welche weiter hinab und bis nad) Weiffenfels gingen, zween Rhein. Gulden entrichtet werden, und daß die Eigenthuͤmer der Floͤſſen für den an den Brücken verur: fachten Schaden einftehen folten (!*). Im Sabre 1438 legte ein veicher Bürger in Frey⸗ berg, Hans Münzer, mit Beyhuͤlfe des dor⸗ tigen Bürgermeifters auf dem dort vorbey⸗ gehenden Muldenftropm eine Holzflöffe zum Mugen der Stadt und des Bergwerks an (15), welches ein Beweis zu ſeyn feheint, daß dar mals noch Holzflöffen von Privatperſonen auf eigene Koſten und Gefahr unternommen worden find. Im J. 1486. ward Die Zwik—⸗ kauiſche Muldenflöffe von dem benachbarten Adel angefochten, jedoch ward die Stadt vom Churfürften ben ihrem. Gerechtſam gefchür? zer (76). Als im J. 1495 die Stadt

leben

(74) Audolphi Gotha diplomatica P. I p. 279. und Horn im Leben Churfürft Friedrichs des Streitbaren ©. 754. F

(5) Schmieds Zwickauiſche Chronik P. Ip. 372, : 47» |

(*6) Chronicon Ascanlenſe in Abels Eamms

, lung alter Chroniten ©. 586. Weil’ich bes merke, daß Abels Sammlung wegen der vers ſchiedenen Titel, oft-unzuverläfftg angeführt * wir *

166 1. Solzfloͤſſen.

leben ihre Kirche bauete, Fam dazu das Bau⸗ holz von Dresden auf der. Elbe bis nach

wird, fo mill ich gelegentlich folgende Nach

. richt einjchalten.. Caſpar Abel war erft Rec⸗ tor. an einer Schule, hernady Prediger zu Weſdorf bey Aichersleben. Der erfte Theil bat den Titel: C. Abels Deutſche und Saͤch— ſiſche Alterthuͤmer, Braunſchweig 1729. 512 Seiten'in 8. Der andere Theil heißt: Saͤch⸗ ſiſche Alterthuͤmer. Braunſchweig 1730. Von dieſem babe ich eine Ausgabe mit fols aendem Titel: Gefbichte der alten Teut:' ſchen Völker, vornehmlich der Saͤchſen, aus glaubwürdiaen Urkunden und be: währten Auctoribus zufammen getra— gen von C. A. Braunfchiweig 1741. 8. In diefer Ausgabe fehlt ein Vorbericht, welcher 1730 unterfchrieben iſt; auch ift die erfte’ Periode etwas geändert; ſonſt ift alles wie

in der‘ erfien, Ausgabe, Der dritte Theil - heißt: Sammlung etlid;er noch nicht ges druckten alten Ehronifin, famt Zugabe, zu den Teutfchen und Sächfifchen Alter⸗ tbümern von Leaf. Abeln. Braunſchweig 1732. Auch von diefem Theile befige ich ei: ne Ausgabe mit dem Titel: Sammlung ' vorer Ehronifen zur Erlaͤuterung der Teutfchen Gefsbichte von C. A. Braunſchweig 1741. 8. Syn biefer Ausgabe fehlet 1) der Vorberiht ,„ 2) die Zugabe von ©. 697 bi8 796, worin Antworten auf . Einwuͤrfe und Ergänzungen vorfommen. - 3) ein doppelted Regifter über alle 3 Theile : von ©. 797 biß 356. Der Verf. fah Diefe drey Bände als Theile eines Werks an, uns

| © geach⸗

1. Solflöffen.. 167 Acken, und von da auf der Achſe weiter bis an den Ort feiner Beſtimmung. Dieß iſt noch zur Zeit die aͤlteſte Nachricht von einer

Elbfloͤſſe. Im Jahre 1521 har Herzog Ges org in dem Dorfe Plauen einen flarfen Floß⸗ graben aus der Weiferiß faffen und bis nach Dresden führen laſſen. Dabey war ſchon 31564. ein Sloßmeifter, welcher 400 Gulden Caution machen mufte, Daß alfo damals fchon Diefe Floͤſſe von groſſer Bedeutung gewefen feyn muß (7): Die Annabergiſche Floͤſſe iſt im J. 1564. von einem Raths herrn Ges org Deder angegeben und 1766 zu Stande gebracht worden, mozu die Koften auf 4000 Gulden geſtiegen find (18). Don dem Al: ter der Floͤſſen in andern teutfchen Staaten, - Wweis ich noch nicht mehr, als was die Forfts und Floßordnungen kehren, daß nämlich im ſechszehnten Sahrhunderte: dergleichen fchon im Brandenburgifchen auf der Elbe, Spree und Havel, in Bayern, auch im Her— zogthum Braunſchweig gemefen find (18).

13 —* an AG Fai Ei : i 37 ? geachtet dieß nicht auf den Titeln angezeigt ift.

Po ; :

67) Wecks Dresdener Chronik, S. 17.

u 7 ur) "

E) Tenifi Annaberga cap. 15. . . Cr Mar fehe die Forſtordnungen in Frirfchii

corp. juris ven, foreft

170 1. Solsflöffen.

Uebrigens fcheint es dem Floßwefen fo wie vielen andern nüglihen Anftalten ergan: gen zu feyn, die von Privatperfonen erfun: den oder angegeben, auf ihre Gefahr und für ihre Koften, mit Bewilligung oder ohne Verhinderung der Obrigfeit, zuerft verfuche und zu Stande gebracht find, die man aber hernach, fo bald fie in den Gang gebracht und einträglic) geworden find, zu den De: galten. gerechnet hat. Go ift auch bald das Floßregal entftanden, welches freylich wegen des freyen Gebrauchs ‘der Strößme, wegen der erfoderlihen marnnigfaltigen Veranſtal⸗ tungen und megen des Zufammenhangs mit dem Forftregal binlänglich gerechtfertigt wer⸗ den kann. Uber wann und moher ift der Namen ius grutiae entftanden, unter welchem diefes Regal bey den Juriſten befant ift?

Die wenigen, welche an diefe Frage bis: her gedacht haben, haben fie, fo viel ich - weis, nicht mit groſſer Wahrfcheinlichfeit , viel weniger mit Gewisheit beantworten Fön: nen. Gie haben nur, ohne eigene Unterfus Kung, dasjenige wiederholet, was Styp: mann (2?) darüber gefagt hat, und diefer hat auf eine Stelle des Hadrian Junius vers tiefen die ich hier näher anzeigen will. Wo Yunius von. den älteften Miederländis

| ſchen

(22) de iure maritimo P. I, c. 10. n. 100.

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Or

1 Solsflöffiemn - 171

ſchen Familien redet, meldet er, daß die

von Waſſenaer ehemals eine gemwiffe Ober: berfchaft über die Zlüffe in Rheinland ges habt hätten, daß niemand ohne ihre Erlaubs niß auf den Ströhmen hätte Schmäne hals ten dürfen, und daß ihnen die Brauer für den Gebrauh des Waflers eine gewiſſe Abs gabe erlegt hätten, die Gruytgeld geheiffen hätte, woher das ius grutae entflanden wäre, Den Urfprung diefes Worts wuſte er ſelbſt nicht, Doc) vermutbete er, es kaͤme entweder von Gruta, welches die auf dem Waſſer im Sommer wachfende Endtenfpeife (lemna) bes deuten foll, ' odervon Grut (Gruͤtze? Schror?), welches eine Zurhat zum Biere gemwefen feyn ſoll (23). Wahr ift es, daß Gruta, Grutt,

| Gruit

eo Da man des Junius Worte fo unvolſtaͤn⸗ Dig angeführt. findet, daß man nichts darz aus fchlieffen Fann, fo will ic) fie hier ganz

| V q 4 9

einruͤcken, zumal weil das Buch ſchon ſelten

iſt. A. Junii Batavia. Lugduni Bat. 1588. 4* pag. 3275 In annalium monumentis memora- tur Engiftus Radbodo genitus reverfus a Bri- tannica expeditione vidtor, pyrgum Lugdum, alveo Rheni imminentem (quem Leydeburgum vulgus nuncupat) condidiffe cum telonio, fub "Fheodofii imper, tempora, atque ex co Burggraviorum nomen reliquum eſſe, imper riumque & ius prineipale in Rhenolandiam ab illis vfurpatum , in qua hadtenus vt fiduciarii ‚comitum clientes pro mercibus vedligal ei: All, M zunt

72 0 SHolsflöffen. '

Gruit im zehnten eilften und dreyzehnten Jahrhunderte eine Abgabe, welche Die Brau⸗ er

gunt, & Plumarii comites (pluymgraven) no- minantur, quod & illic & in tractu Deiphen- fi illorum iniuflu nemini fas fit cygnos aut olo- res publice alere. Hine manavit ius Grutae, quod penes eosdem femper extitif, quo codtores cerevißarii pro vſu aquae cente- fimum illis perfolvunt, vernacula lingua Gruyt- gele vocat, five eam vocem a Flandris mutua- ta fuerit maiorum noſtrorum aetas, qui lenti- culam paluftrem quae in'paludibus & flagnis per, aeltatem aquae fupernatat, gratifhnium anatibus pabulum, Grutum appellant, quam nos corruptius Croes vel Crooft diecimus, vt Gruytgelt fit veltigal, quod penditur pro tol- lenda difipandaque lenticula aquas operiente, quo limpidam hafturis fitulisgue hauriant ad coquendum vfui hominum cercalem potum; five origo fluxerit (quod nonnulli volunt) ex vfu feminii euiusdam aut herbae, quam cere- vifiae incoquebant,, olim Grutzung, pofteris Scarpetange didtae, quae cuiusmodi fit, igno- rare me fateor. Quod ius a dynaftis potentiori- bus (ve folet avaritiam illorum & libidinem accendere atque- alere acmulatio) "vfurpatum poftea video a Brederodiis apud Cainefatum caput Harlenum & a Naelduicenis. Conf. pag. 337. Hugo Grotius de antiquitate reip. Batavicae cap. 4, welches in Guicciardini Bel- gicae deferipr. Amftelod. 1660. ı2 * IH p. 57. eingerüͤckt ift: Waflenariis vectigalia, velut amnis Rheni cuftodibus , folvebantur, quae in hunc diem penes pofteros eorum manent. Les delices de la Hollande, Awfterd. 1685. ı2 * P. 218

. Holzfloͤſſen. 173

er zu erlegen hatten, bedeutet hat (22), aber der Urfprung diefes Worts ift doch weder von Junius, noch von andern hinlaͤnglich erklärt worden, ‚und nirgend finde ich, daß . man daffelbe. in alten: Zeiten vom Floßrechte gebrauche bar, wie denn auch Junius felbft Er er nicht _

p. 218: Les Waflenaers tient leur origine d'une village qui eft entre Leidem & la Haye, ou des droits qu’ils eurent les fiecles paflez fur les eaux, les eflangs & les lacs de la Hol-

‚lande. Wer ſich Vermuthungen erlauben wolte, der Fünnte fo fohlieffen. Die Ströh:

. me gehörten den Waſſengers, die darauf Ens ten, Schwäne u. d. hielten. Wolten Die Brauer das Waſſer von der Eintenfpeife, wel: che auch in Frirfch Teutſchen MWörterbuche

Enten: Grüg heißt, reinigen, um es braus hen zu Fönnen, fo mufteu fie dafuͤr etwas bezahlen, Nun kamen die Flöffen, ftöhrten die Enten, nahmen ihnen die Wafferlinfen,, und alfo muften auch fie dafür dieſelbige Ab:

gabe bezahlen. Aber hat. man in den Nies derlanden. Flöffen gehabt ?

(?*) Gleffarium monuale II p. 850: Gruta, ‚Grutt , Gruit, appellant tributum, quod pro ' cerevifia penfitatur. Ch. Ottonis imper, ann. 999. apıd Wilh. Hedam, p. 270. 1. edit.

. Teloneum & negotium generale fermenzarae cerevifiae, quod vulgo Grutt nuncupatur.” In alia Henrica Inip. an. 1003. apud eundeın He. dam habetur Gruis. Grut in alia anni 1224. apud Miraetım t.-I. p. 304. Grutta in hifto- ria comitum Loſſenſium p. 70,

Ma

174 r. Solzfloͤſſen.

nicht . einmal dabey dieſer Bedeutung er wähnt hat. Z—

In einem ganz befondern Verſtande koͤmmt das Wort Gruit in einem. tehnbriefe vom Jahre 1593 vor-(25), worin der Churs fürft zu Coͤln die Gräfinn zu Mörs mit der Gruit binnen der Stadt Bergf mit allen ih⸗ ren Renten, Wetten und Zubehoͤr belebnte. Es folte niemand auſſer ihr einig Grudt noch Kraut ins Bier thun, ‚oder fremdes Bier zapfen. Dagegen folte die Gräfinn gute Grutt machen und folche für den Preis der benachbarten Derter verfaufen laſſen; auch folte fie auf das Churfürftliche Haus Berkh, fo viel zum gewöhnlichen Verbrauch nörhig ſeyn würde, unentgeldlich geben, aber bey. aufferordentlihem Verbrauche folte fie dafür Geld heifchen und nehmen. Wenn jemand ‚in der Stadt fein gutte gruidt. liefere und cr: weifen würde, daß er fie nicht beffer liefert Fönne, meil das Gebreck von der Gruitte herr keme, fo folte die Gräfiun den Schaden er: feßen. Hier fcheine das Wort Grüt, Gruitt in einem doppelten Verſtande vorzus

r - fom>

(?°) Man findet diefe merkwuͤrdige Urkunde in Herrn Hofr. Runde Darftellung der Anz ‚fprüdye des Grafen von Bentheim: Teclenz burg auf die Herrfchaft Bedbur. Göttingen - ‚1788. Sol, ® unter den Beylagen ©. 70.

1. Solzfloͤſſen. 175

kommen, nämlich für eine Zuthat oder für ein ngrediens zum Bier, und für das dar aus gemachte Bier ſelbſt. Ich habe verge: bens nach einer Anfflärung diefer Sache ge: fuht. Solte wohl Grut Mal; heiſſen? Im Hollaͤndiſchen und in verwandten Sprachen heißt Grut das Kleinſte, was man aus * Waare ausſcheidet, Heiner Ausſchuß, wo

mir Gruͤſch (Kleien) und Grüße aloe

zu ſeyn ſcheinen. Solte alfo wohl gefchrote:

nes Malz zu.verftehn feyn? Auch habe ich dabey an Kräuterbiere gedacht, welche im

ſechszehnten Jahrhunderte fehr beliebt waren. War Grut vielleicht eine Mifchung von Kräu:

tern, Die zu folchen Bieren genommen ward? Vermuthlich wird fich diefes Wort noch an der Miederländifchen Gränze erhalten haben,

und von daher wünfche ich darüber eine Er laͤuterung.

Immer aber bleibt mirs unbegreiflich, wie. daher das Floßrecht den Mamen ius Grutiae hat erhalten fönnen. Auch finde ich in unfern verwandten Sprachen feine Aus; funft; überall koͤmt unfer Wort Floß, Floͤſ— je von fließen, Fluß, vor. : Die Niederländer fagen Vlot, Vlothoutz. die Schweden: en

„Slom, flotta / Flott wed fuͤr Floßholz ;

die Englaͤnder: a to float u. f. w.

Ale

y*.

176 2. Ultramarin.

EEE,

2 Ultramarin.

ltramarin iſt ein ſehr feines blaues Puls ver, faft von der Farbe der Kornbiur men oder der Veilchen welches die felteng Eigenfchaft hat, daß es weder an der Luft, noch in maͤſſigem Feuer verſchießt oder fich entfärbt, daher .es zur Malerey dient, und Dazu ehemals, als man noch nicht die wohl- feilere Schmalte Fante, noch mehr als jegt gebraucht ward. Es wird aus. den blauen Stücken des Lazurſteins geniacht, indem dies fe fo genau als möglich von. den anders gefärb: ten Theilen, Die eingemiſcht find, gefchieden und pulverifirt werden. Dieß leßte muß ges ſchehn, um das Pigment mit den Zurbaten, welche die Malerey fodert, mifchen‘, und es mit dem Pinfel fein auftragen zu Fönnen. Der Achte Lazurſtein, - Lapis lazuli, fömt aus dem Gebürge der Bucharifchen Tatarep, welches von der Caſpiſchen See ‘ab öftlich ftreicht (7), vornehmlich aus Kalab und Bu- dukfchu. Won da koͤmmt er nach Oftindien, und von Oftindien nach Europa; auch brin:. F gen E) Bruͤnnich Mineralogie. St, Petersburg und Leipz. 1781. 8* ©: 112.

2. Ultramarin. 17

gen ihn Die Bucharen, in Brocken, welche ein Pfund und darüber ſchwer find, nach

Drenburg, wie wohl jeßt nicht mehr fo viel als ehemals (2). Weil groffe Stücke, zus

mal folche die gut gefärbt und rein find,. ſelbſt in jenem entfernten Lande nur felten vorfom:,

men, und weil.folche auh zu Schmuck, Vers zievungen und fleinen Geraͤthſchaften verar: beitet werden, fo ift der rohe Stein fchon Foft: bar, und diefer hohe Preis wird durch die muͤhſame ‘Bereitung des Ultramarins noch mehr erhoͤhet, ungeachtet diefe in neuern Zeis ten um ein vieles erleichtert ift (?).

Wegen der Seltenheit und Koftbarfeit wird der Lazurſtein oft mit andern Minera: | > lien,

(*) Self Beyträge zur topographiſchen Kent niß ded Ruſſiſchen Reihe. St. Petersb. 1786. in 4 *. II unter den Mineralien.

G) Die alte Weife Ultramarin zu machen, fin: det mıan in de Bvor gemmarum hiftoria. Lug- duni Bat. 1647. 8* p. 279. Nllerley Borfchrif: ten aus verfchiedenen Büchern findet man in Swedenborgüi lib. de cupro p. 465. Ders befferte Anleitungen geben Spielhzann infitut. chem. p. 45. Sage chemiſche Unterfuchung verfchtedener Mineralien. Götfingen 1775. 8* ©, 13. Rinmann Gefdichte des Eifens. Berlin 1785. 8 * IT ©. 142. Ehemals nan⸗ te man das Ultramarin mit Unrecht ein Praͤ⸗ cipitat oder Magiſterium. Ä

Ms |

ET ruen m, ‚Bee

J

178 2. Ultramarin.

lien, die ihm doch nur in der Farbe etwas

aͤhnlich ſind, verwechſelt, und eben daher

ruͤhren die mannigfaltigen Widerſpruͤche, die man in Schriften, ſonderlich den aͤltern, wo die Rede von den Eigenſchaften und dem Ba; terlande dieſer Steinart iſt, antrift. Manz che haben den Armeniſchen Stein, einen von Kupfer gefaͤrbten Kalkſtein, manche das Berg⸗ blau oder den Malachit, manche auch ſogar blauen Flußſpat und blauen Jaſpis für Las zurſtein gehalten (*), daher denn auch ‘das

Ultras

(*) Auffer den ſchon angeführten Beweiſen, daß der aͤchte Lazur in der Tatarey gefunden wird, beftätigt foldyes auch Tavernier in Beſchreibung der ſechs Reifen. H. ©. 148. Don jenem Lande fcheint aud) Paulus Venetas nach der Helmftädter Ausgabe ©. 70. zu reden: fuppeditat quoque mons alius in hac provincia (Balafcia) lazulum, de quo fit azu- rum optimum, quale etiam in ımundo non in- venitur. Elicitur autem ex mineris non fe-

eus ac ferrum; praebent quoque minerac ar»

| gentum. Sehr viele verfichern noch immer, daß dieje Steinart aus Perſien komme, aber der auch daher koͤmmt, iſt dort nicht einheie mifch, fondern er wird dorthin aus Tibet gebracht. Meil die Perfer diefe Farbe ſehr lieben, fo zieht fid) diefe Waare nur vornehm: lic) dorthin. Perſien felbft aber hat nur bie blaue Kupferofer, weldye man dort zumels Ien ftatt des Ultramaring braucht. Taver⸗ nier bat dieſes ſehr richtig und beftimt gemeldet, under, der mit Edelfteinen a

| ons

2, Ultramarin. 179

Ultramarin nicht immer das iſt, was es ſeyn

ſoll. Zu unſern Zeiten wird nicht ſelten da⸗

fuͤr

konte es auch am beſten wiſſen. Ich will

daher, zu Abhelfung des herſchenden Ir— thums, feine Worte einruͤcken aus dem er⸗

ſten Theile ©: 242. In den Kupfergruben von Perfien hat man auch. Lafuradern gefuns den , . welches in Perften in groffer Menge

verbraucht, und ‚damit da3 Blumwerk an

dem Getäfel und Gewölbern der Häufer ges mahlt wird. Ehr dieß entdeckt- ward, hats

te man feine andere Laſur, als die rechte,

welche auß der groffen Tatarey Fomt, und fehr theuer verfauft ward. Diefe Art Laſur aus Perfien ift eine Art von Kupferer;, und wenn der Stein zerrieben- und geſiebt tft, wie man mit dem rechten Laſur zu verfahz

ren pflegt, fo wird eine feine Farbe davon,

welche eine reine und den Augen annehmlis he Farbe giebt. Auf diefe Weiſe durfte Pers fien, nicht mehr nach der Tartarifchen Laſur fragen, und. der Mahemet-Beg ließ auch verbietben, daß fi) die Mahler nicht der fremden, fondern der Perſianiſchen chen ſolten; aber das Verboth waͤhrte nicht lang, weil die Perſianiſche Laſur nicht in der Luft dauern konte, wie die rechte, fon: dern endlich eine dunkle und traurige Farbe befam. Bisweilen ward fie voll Schuppen, und blieb nicht an der Spite eines zarten

Pinſels haͤngen wurde alſo bald verlaſſen,

als eine gefaͤrbte Erde, und die Laſar aus der

Zartaren ward wieder hervorgefucht. Eben dieſes beftätigt Chardin in Voyages en Perſe. W. p. 66. Dans la contrée A l’entour de Tau.

5 ris,

180 2. Ultramarin.

für einesgut gefärbte Schmalte theuer ver:

Fauft, und zwar um defto dreifter, je gewiß

fer es ift, Daß ihre Farbe im Feuer noch dau— erhafter, als felbft Die Farbe des Lazuli ift.

Gutes Ultramarin muß ſchoͤn dunfelblau,

nicht fandigt, niche gemifche feyn; es muß fich nicht mit Del’ verrieben, auch nicht in eis nem glühenden Tiegel oder auf einem glü: henden Eifenbleche entfärben, und fich auch in ftarfen Säuren, ohne Aufbraufen , faft

wie Zeolith., auflöfen lafien. zu Paris For

ftete

ris, on trouve de I’ Azur, mais qui n’eft pas fi bon que celui de Tartarie; fa couleur P altere , devient fombre & enfin fe paffe. Eben derſelbe ©. 255. Le lapis la Zuly qu' ils appellent Lagsverd, d’oü nous avons fait

le mot d’ azur, fe prend dans leur voifinage

au pais de Yusbec’s, mais la Perfe en eft le magazin general. Ich glaube auch nicht, dag dieſe Steinart jemald aus Cypern ge: fommen ift, wie doch in vielen Büchern ver: ſichert wird. Kupfer hat diefe Inſel, und

Bergblau liefert fie noch jeßt. Auch diejeni⸗

gen, welche 'verfichern, daß die Narbe dei Ultramarins gleih in Feuer vergehe, haben nicht das aͤchte gefant; 3.8, Schriften der Schwedifcben Academ. XU. ©. 69. Nion: tamy in Abhandlung von den Farben zum Porzellan. Leipz. 1767. ©. ızr. verfie chert, Ultramarin tauge nicht zur Feuermas lerey, wozu fie doch, ‚wie ich gewiß meine, ehemals gedient hat. . |

ng

<a

2; Ultramarin. 181

ſtete im Jahre 1763 die Unze 96 Lior. und von cendre d’outremer, welches den Auss. ſchuß andeutet, 48 kivr. Zu Hamburg vers kauft Gleditſch im: Dohm die Unze des feinen ächten orientalifchen. Ultramarins für einen Ducaten, mit der Verſicherung, daß es die Feuerprobe aushalte; ab auch Die Probe in Säuren? das weis.id nicht.

Aus dem, was ich bisher geſagt habe, woraus manche Artikel unferer Wörterbücher verbeffert. werden Finnen, erhellet, Daß die Frage, ob die alten Griechen und Lateiner Ultramarin gefannt haben, eine andere Star ne vorausfeßt, nämlich ob ihnen ‚der Lazur⸗ fein befannt geweſen ſey. Den Namen la- pis lazuli wird freylich niemand ben ihnen er: warten, da es befaut ift, daß wir ihn durch die Araber erhalten haben. Das Wort ul- tramarinum ift ganz und gar unlateinifch, Sch habe fehon im erften Theile S. 495 anı gezeigt, daß man vor einigen Jahrhunderten viele auslaͤndiſche Waaren, die jenfeit des Meers geholt wurden, vom Meere benant bat, in welcher Bedeutung auch fehon die Als ten das Beywort marinum genommen haben. Daraus hat man nach dem Verfall der, Spra⸗ che vitramarinum gemacht, welches einige in tranismarinum haben verbeffern wollen, aber

a, auch

182 2. Ultramarin.

auch dieſes hat bey den Alten nie ein Pig⸗ ment bedeutet.

Obgleich die alten Namen der Edelſteine noch nicht mit hinlaͤnglicher Genauigkeit un: terfucht, und noch nicht mit der größten mög: - » lichen Zuverläffigfeit beftimt find, fo meine ich Doch darunter den tazur zu erfennen. Das für halte ich nämlich den Sapphir der Alten; eine Meinung, die freylich ſchon andere geäuf: fert haben, die ich aber gewiſſer zu machen hoffe, als fie bisher gewefen ift. Der Sap⸗ phir der Griechen und Lateiner hatte erftlich eine himmelblaue Farbe, Die etwas ins Vio— lette fchielte oder in Purpur fiel, zumeilen

‚auch ſehr dunfel, faſt ſchwaͤrzlich blau war. Zweitens war Ddiefer Stein undurchſichtig. Drittens hatte er viele Goldpunfte oder golds gelbe Flecke, wiewohl man ihn höher [häßte, wenn. er derfelben nicht viele hatte. Vier⸗ tens ward er gefchnitten, aber wenn er nicht ganz rein war, fondern fremde härtere Theile eingemifcht hatte, fo war er dazu nicht taug: lich. Fünftens fcheint man fo groffe Stücke dieſer Steinars gehabt zu haben, daß man ihn zu 'eingelegten oder mufivifchen Arbeiten Brauchen Fonte. Sechſtens ward er oft. mit Kupferblau, wit Fupferhaltigen Erzen, Stei: nen und Erden verwechfelt oder nn 1— ieb⸗

2. Ultramarin. 183

Siebtens ſchrieb man ihm ſolche medicinifche Wuͤrkungen zu, welche nur ein Kupferfalt baben fan. Uchtens brach er. zwifhen ans

Pr

dern Steinarten, wie Dionpfius andeus

set: (). |

Daß

(°) P lin. XXXVU, 9. pag. 783. Reddetur &

per fe cyanos, accommodata gratia’paulo an-

“te nominato colore caeruleo, Inef ei ali-

quando & aureus- pulvis, non qualis in fap- phiris. In fapphiris enim aurum pundis col- lucet caeruleis. Sapphirorum, quae cum pur- pura, optimae apud Medos; nusquam tamen perlucidae. Praeterea inutiles ſcalpturae, in- tervenientibus eryſtaiiinis centris; : Quae funt ex iis cyanei coloris, mares exiflimantur,

» - Cap. ı0. p. 786: coralloachates guttis aureis

fapphiri modo fparfa. Jfidorus orig. XVI, 9. P. 387: Saphirus caeruleus eft cum pure pura, habens pulveres aureos fparfos; apud Medos optimus, nusquam tamen perlucidıs, Theophraſt. de lapid. $. 43: 7 oxm@eipo. urn d’ Esiv worep youoomusog. Dioscorides V, 157. p. 387: Sapphirus lapis ictis a fcor- pione potu prodefle exiftimatur. Bibitur & contra inteftinas exulcerationes. Extuberan- tia in oculis eorumque vuas & puftulas repri- mit; fed & ruptas eorundem wmembranas co- git atque glutinat. Dienyf. orbis terrac de- feript. V. nos, „Paflim item ſub rupibus fub- tus venae pariunt aurese caeruleaeque pulerum lapidem fapphiri, xpvasıyg auavis rs nuhnv mon aamDeipoi, Epiphahius de XII. gem-

mis -

184 2. Mlleramarin:

Daß ein Stein von diefen Eigenfchäften nicht der Saphir unferer Jumelirer feyn Fan, ift außer allem Zweifel. Unſer ächter Sa: phir macht nicht in. andern Bergarten Adern aus, ſondern er koͤmt im Sande in einzel nen fleinen Erpftallen vor, welche, fo viel man weis, in der Bildung den Diamanten

aͤhn⸗

mis $. 5: Sapphirus gemma. purpurafeit, vt fpecies blattae, id eft, purpurae nigrae, Mul- ta funt eins genere. Eſt enim regius, aureis punctis varius, xpvoosiyyg.’ Non eft vero hic in tanta admiratione, quanta ille, qui prorfus purpurafeit. Et hic dicitur efle cum in India, tum etiam in Aethiopla. Quocir- ca aiunt apud Indos templum extructum Bac- cho extare, quod gradus ex fapphiro trecen- tos fexaginta quinque habeat, quamvis multi fidem non adhibeant. Ef: vero gemma admi- rabilis, pulcerrima gratiflima ; propterea eti- am in armillis & monilibus reponi confuevit, idque potiflimum a regibus. Locum etiaın in- ter remedia habet. Attrita enim & ladti per- mizta plagis quae fiunt ex puftulis albis & tu- berculis medetur, fi illis illinatue. Marbo- deus de lapidibus 53. p. 46:

Saphiri fpecies digitis aptiffima regum, Egregium fulgens paroque fimillima caelo, Vilior eft nullo virtutibus. atque decore. Hic & fyrtites lapis a plerisque vocatur, Quod circa Syrtes Lybicis permixtus arenis, Flu&ibus expulfus fervente freto reperitur, Ille fed optimus eft quem tellus Medica 1 gignit,

Qui tamen afleritur nunquam transmittere vilum,

2. Ultramarin. 184

ähnlich find, wiewohl ſie zuweilen mehe fen: lenförmig ſeyn follen, und vielleicht find Die wahren Saphire nichts anders als ‚blaue Diamanten. Allemal ſind fie, wie Die übri: gen Edelfteine, „ganz durchſichtig niemals haben fie Goldpunkte zwiſchen ſich; ihr Blau faͤlt mehr oder weniger in das ſammetaärtige Blau, iſt oft ſehr blaß und zieht nur ſelten ganz wenig auf Bioler! Das Saphirpul—⸗ ver verhaͤlt ſich wie fein jerriebenes Glas, zeigt Feine Spuhr von Kupfer, iſt weiß, und fan auf Feine Weiſe eine blaue Mah— lerfarbe abgeben.oder mit Bergblau verwech⸗ ſelt werden.

Die Frage, ob die Alten Saphir gekannt haben, ob er vielleicht zu ihren Amethyſten oder Hyacinthen gehört, will ich bier nicht unterfuchen; aber lieber möchte ich fie verneinen, als bejaben. We: yigftens wird der Beweis allemal zweifelhaft bleiben. Faͤlt es doch fo gar fehmwer zu bes ftimmen,. ob jeder neuer Mineralog, der Sa: phir nennet, auch den Ächten Stein diefes Namens gefant oder gemeint hat?

Hingegen fan man mit größter Zuver: läfligkeit behaupten, daß der Sapphir der Alten unfer tazurftein feyn muß. Diefer hat eine blaue Farbe, die wicht felten in Bios

i let

185 2. UÜlteamarin,

let oder Purpur fält, und oft fehr dunkel ift, Er ift ganz und gar undurchfichtig; aber des⸗ wegen leidet: er doch die Vergleichung mit der Farbe: des Himmels, woben Pliniug nicht an Durchfichtigfeit ‚gedacht hat , indem er fo. gar einen unduschfichtigen Jaſpis bims melblau nennet (5). & Der tazur. bar bin und wieder. goldgelbe: Punfte, die man ehemals für. Gold gehalten hat, die aber Kießtheit: chen oder Markaſite find: . Er fan leichte zu allerley Geraͤthen verarbeitet, auch:gefchnits . ten werden; wie er Denn, auch jeßt noch oft zu Giegeln;gefchnitten wird. Aber Plinius bat ganz richtig angemerkt, daß er alsdann Dazu nicht tauge, wenn er mit fremden und harten: Theilchen (mir Quarz, weswegen er alsdann am Stable Funfen giebt) vermifche ift, und eben deswegen ward der einfarbige höher gefhägt (7). Man finder auch noch | ae: in

(°) Iafpis aerizufa. H. p. 782, ben ich gewiß nicht mit Salmafius für Türkis ausgeben maoͤchte. Wir, haben ja auch blauen Zafpis. (7) Plin. inutiles fcalpturae, intervenientibus eryRallinis centris. Verſchiedene Gelehrte has

ben dieß fo verftanden,. ald ob Plinius be: haupte, der Sapphir Iaffe fih gar nicht fhneiden. Sie fcheinen die Umftände, unter welchen er dieß behauptet, nicht beachtet, und ſich nicht erinnert zu haben, was die alten Künftler in Steinen, aud) Holzarten,

‚die geſchnitzt werden folten, centra nannten, | Dlis

2, Ultramarin. 187

in manden Samlungen gefehnittene Lazur⸗

ſteine, die wenigſtens für alt gehalten wer: den CF). Ich erinnere mich , verfchiedene Arbeiten diefer Art in der vortreflichen her— zoglichen Samtung zu Braunfchweig gefehn

zu haben, welche mit vieler Wahrfcheinliche

feit für Wegpptifche gehalten werden, und eis ‚ne forgfältige Befchreibung verdienen. Daß Lazuli ehemals zu eingelegten Arbeiten ges braucht worden, weis ich gewiß, ungeachtet

ich.jeßt feinen Zeugen anführen fan. Wie

berlich er noch dazu in den Florentiner Ars

beiten angewendet wird , ift bekant. So

find zu Zarsfoe: Selo, dem prächtigen Luſt⸗

fchloffe bey St. Peterfburg , in die ganz mit

Bernftein geräfelten Wände die größten und fhönften Tafeln von: tazuli, welche ich jes mals gefehn habe, eingefugt worden; man fagte mir dort, man habe fie aus Tibet foms

men

Plinius erklärt e8 XVI, 39. pag. 34: In.

veniuntur in quibusdam, ficut in marmore,

centra, id eft, duritia clavo fimilis, inimi« ea ferris, Sorechnet er XXXVII, 2. S. 10 ‚praedurum ac fragile centrum zu den Fehlern des Bergeryſtalls, der fich doch, ohne die= fen Sebler, febr gut verarbeiten läßt. Auch Theophraſt braucht in eben dieſer Bedeu⸗ tung das Wort zevrpov.

(X ©. CHrifts Verzeichniß zu Lippert Dady- liotheca pag. 48, 62, 65, 97. ll. P. 11, 20, 29 UI, p. i3. 56, |

Ul. Theil. N

188 2. Ultramarin.

men laſſen. Der Zweifel, den Epiphanius wider die mit Lazuli belegten Staffeln aͤußert, bezieht ſich wohl nur auf die gar zu groſſe Koſtbarkeit, und vielleicht hat er ſich einges bildet, daß die Stuffen maffiv aus dem Steis ne gehauen feyn folten. Die Verwechſelung oder Vergleichung des Saphirs mit Cyanus, wovon verfchiedene Beyſpiele vorkommen, beweiſet, daß folcher dem Kupfererze ſehr - ähnlich gemwefen feyn müfle. Denn daß cya- - nus ein von Kupferblau gefärbtes Erz oder Bergblau geweſen ift, habe ich ſchon anderss wo erwiefen (8). Die blaue Farbe des la: zur bat man bis auf unfere Zeit von Kupfer hergeleitet, die aber, nach den neueften'Lin: terfuchungen,, ihren Urſprung von Eifen har ben fol (?). Die medicinifhen Würfuns gen, welche die Alten ihrem Saphir zufchreis ben, fönnen nur von einem Kupfergebalte entſtehn, . da fie den Armenifchen Stein oder den unächten Lazuli flat des Ächten genom⸗ men haben. So empfehlen fie Kupferofern

wir

(°) Ariflotelis aufcultat. mirabil. cap. LIX. pag. 123. |

(2) Gleichwohl ift die Farbe der Eifenofern in Feuer fehr veraͤnderlich; oder ift fie in ges wiffer Mifhung beftäindiger? Wallerius ift immer der Meynung geblieben , die blaue Farbe rühre von Silber her. Syſtema mi- ner, I. p. 313. .

5 *

2. Ultramarin. 189

wider entzimdete Mugen (19) Endlich trift auch Das überein, was Dionpfius meldet, daß der Saphir oder Lazuli in andern Stein— arten vorfomme (IT). Auch der Eaphir, deffen in dem älteften hebräifchen Schriften gedacht wird, ſcheint Fein anderersals der Saphir der Griechen oder unſer $azuli zu ſeyn; denn ihm werden ebenfals Goldpunfte

beygelegt (12).

Alfo gefant haben die Alten unfern Lazu⸗ fi; Aber die Frage, ob fie ihn bereits zu eis ner Malerfarbe zugerichtet oder daraus Ul⸗ ttamarin gemacht haben, weis ich nicht mit binfänglichen Gründen zu beantworten. Möge

lich

< =) Diofeorides parabil. I. p. io et ı1. emp⸗ fiehlt 266 und xuAnod &vIog.

Cr) Vor einigen Jahren bat mein ehemaliger College, H. Karmann, in Sibirien am Baital Lazuli in Granitgängen entdecft. Mit ihm bricht auf den Gängen auch Feldivat,

. und ein milchfarbiges, vielleicht zeolithartis ges Geftein, imgleichen Schwefelkieß. ©. Beobachtungen und Entdeckungen der Berliner naturf. Gefelfch. 1. S. 402.

0) Braun de veftitu facerdotum. II. pag. 530. Aber vornehmlich gebört hieher, was Herr Geh. Juſt. R. Michaͤlis darüber in Supple- mentis ad lexica hebraica num. 1775. pag. 1798 bis gelehrt hat. Der Namen Saphir ift uralt,

N 2

190 2. Ultramarin.

lich ift es, daß ihre caeruleum (1?) zuweilen "wahres Ultramarin gemefen ift; aber eigent lich und gemeiniglich war dieß doch nur Kup: ferofer. Auf den ſcheinbaren Einwurf, daß gleihwohl die Alten blaues Glas und blauen Schmelz gemacht haben, und daß fie dazu, in Ermangelung der Schmalte, fein andes res feuerfeftes Pigment als Lazuli haben neh⸗ men fönnen, will ich im naͤchſten nn

antworten. |

Ä Chr ich die Älteften mir befanten Nach— richten von der aus unferm Lazurfteine ge⸗ ‚machten blauen Farbe, oder dem Ultramarin angebe, will ich vorher oder zugleidy dasjeni⸗ ge anzeigen, was ich über den Urfprung und das Alter des Namens $azuli weis. . Um von jenem mehr zu fagen, als was bereits Salmafius ("*) gefagt hat, bath ich Herrn Prof. Tychfen um feine Meynung, welde ich hier mit eine: a, beyfüge (15).

Dars c>) Plin. XXXIU, 13. pag. 633. Man verglei: dye Ariſtot. aufcult, mirab. p. 123.

(74) De homonymis 'hyles iatricae, Traj. ad Rhen. 1689. fol. pag. 217.

(*5) Lazul oder Lazur ift nicht arabifchen, fons

dern alles ln se Sm BPerfifchen

heißt 3 oder 9 333 8 (Ladfchuar-

di od. Yazuardi) Farbe, und Lapis Lazu-

2. Ultramarin. 191

Darnach ift gewiß, erftlich daß das Wort Derfifcher Abkunft ift, auch ift diefer Stein, wie ich ſchon oben angemerkt habe, bisher über Perfien zu uns gefommen; zweytens Daß es die blaue Farbe bedeutet. Es ift auch in Europa anfänglich die algemeine -Benens nung für blaue Steine und blaue Mabhlerz “farbe gemwefen, und langehin ift fie für das fupferhaltige Bergblau gebraucht worden. Erft die neuern foftematifchen Mineralogen

u fhei:

Lazuli. Es follte eigentlidy Lazuverd aus: gefprochen werden, allein die Araber ziehen häufig das va in der Ausfprache zufammen, fo daß bloß ein u gehört wird, und man al» fo auch Lazurd fagen kann. Das Derivas tum Go :3) (Lazurdi od. Lazuverdi)

heißt blau. I A ‚Die Ausfprache Lazul mit. / am, Ende, ift die gewönliche Verwechslung des L und R.

5 - Us

fo wie ber Araber für Zingiber fagt sa

Zengebil. Das L initiale ift wohl nicht der Artikel, fondern ſcheint zum Worte felbft zu gehören, weil ed nicht arabifchen Urfprungs iſt. Sonderbar ift freylich, daß der Spanier blau azul nennt, was offenbar aus -jenent Wort entftanden ift; allein die Weglafung des L Fommt wohl daher, daß man es fuͤr den Artikel hielt, und fo das Wort ver: ftümmelte,. wie ed die Araber bey fremden Namen nicht felten machen. 3. V. Efcan- dria für al efcandria en): Ä 3 \

192 2. Ultramarin.

fcheinen das verdorbene Perfifhe Wort dem jeßt eigentlich fogenanten Lazurftein zugeeig? net zu häben, fo daß jegt einer wider Die Mineralogie verftoßen würde, welcher diefen Namen dem Armenifchen Steine, Dem Berg⸗ blau oder fonft einem blauen Fupferhaltigen Mineral beylegen wolte.

Ohne mir mit der Einbildung zu fhmeis cheln, daß ich die erfte Erwähnung des Na: ‘mens Lazuli in den auf uns gefommenen Schriften gefunden hätte, gebe ich als die ältefte, die ich - weis, diejenige an, welche bey Leontius (16) vorfömt, wo er feine Himmelsfugel mit einer Farbe -anftreichen kehrt, die man, wie er fagt, damals Aucov- esov nante. Wenn Kabricius Recht bat, fo bat. diefer. Schrififteller ſchon im fechften Sahrhunderte gelebte (17), In

u⸗

(76) Leontius de conftru&tione Arateae ſphaerae p. 144. coloretur atque inecruſtetur ſphaera gypfo aut cerufla, fi ĩignea eſt, ve eius rimu- lae & lacunulae, fi quae fuerint, complean- tur complanenturque. Poft ficcato hoc colore alioque ei crafliore inducto, qualis eft, quem Lazurium vocant; a) &AA Bagel rıv) Kpw- narı imakinbayres, olov rw auAouusvo Aa7 Lovolw. Keöntius itebt in der Samlung, welche Joh. Commelin herausgegeben hat: Altronomica veterum fcripta 1589. 8.

(17) Biblioth. Graeca II. pag. 456.

2. Ultramarin. 193

Wuratori (%3) bekant gemachten Maler⸗ Vorſchriften aus dem achten Jahrhunderte findet man eine unverſtaͤndliche Anweiſung Lazuri zu machen, wozu cyanus compofitus Coielleicht zugerichtetes Bergblau) genom⸗ men werden ſoll; ferner eine andere, wozu Beilchen im Moͤrſer zerrieben werden ſollen. Alſo ſchon damals war in dem elenden Latein das Wort fuͤr eine blaue Mahlerfarbe ge⸗ braͤuchlich. Daſſelbige Wort griechiſch ger formt hat auch der Aſtrolog Achmet, der im neunten Jahrhunderte gelebt zu haben fcheint, für blau gebraucht (77), fo wie im zehnten Jahrhunderte Nonus fuͤr eine blaue Erde (29). Noch weit wichtiger ift die Stelle des Arethas aus dem folgenden Jahr⸗ hunderte, der in feiner Erflärung der Df: fenbarung Johannis fagt, der Kap. 21, 19 genante Saphir ſey eben derjenige Stein, aus. dem, wie man fage, Das Aufougiov ge

macht werde (27). Das ift denn auch eine

ſtar⸗

Es) Antiquitat. Ital. medii. aevi. I. p. 372, 376. * nt

& ?) Introdu&t. in aftrolog. üypos Est, 20% xoeꝛ. æv roũ Aufavplov . ee,

; (*°) Nonus de morb. curat. cap. 143: N nV ipuevlavy Bühov mlvsıv, 7 Tov Angavpıv.

04

194 2. Ultramarin.

| ſtarke Bekraͤftigung, daß der Saphir der

Alten wuͤrklich unſer Lazuli ſeyn muͤſſe, und dieß ſcheint denn auch die erſte ſichere Er— waͤhnung des eigentlichen Ultramarins zu ſeyn. Aber noch oft koͤmt in den fol⸗ genden Jahrhunderten das Wort fuͤr Kupfer⸗ blau vor. Conſtantinus Africanus, der Arzt des eilften Jahrhunderts, ſchreibt dem lapis lazuli die medicinifchen Kräfte des Kup— ferlagurs zu (22), fo wie auch Avicenna, Averroes und Myrepſus. Erſterer hat uns ter dem Buchſtaben kam ein Kapitel: mit dee Weberfchrift: Lazuard, melches der Leber; feger De azulo, id eff, de lapide armenio

gege⸗

(27) cap. 67. pag. 827: ou ZarQsipov a ol nu ro Anfovpiov ypanz ylvzayaı. Des Arethas Erklärung ut Oecumenik commen- tariis in norum teftanıentum. Lutetiae Paris. 1630, 1631. 2 vol. Sol. * beygedruckt.

(??) De gradibus , quos vocant fimplicium pag. 362: Lapis lazuli frigidus. Si in colly- riis mittatur, oculis proficit. Palpebrarum pilos confortat, capillos confirmat & multi- plicat. Lotus & propinatus, vomitum fine omni angußia provocat. Diefe Worte dienen zu weiterer Erläuterung und Beltäs tigung deſſen, was ich bey Ariflozelis aufcul- tat. mirab. cap. 59. gefagt habe, wo eben» fals ſteht, daß Kupferofer dad Wachsthum

der Hare an den Augenbraunen befürdere _ Conflantini opera find zu Bafel 1536, 1539

in 2 Foliobänden gedruckt worden,

|

! r

2 Ultamarin. ı ° 395

gegeben hat, und letzterer fagt ausdrücklich:.

lapis lazuli der Lateiner fey der Aufovgsos der Griechen (23). Auch die Wörter azura,

azurum, azurrum kommen in jenem Zeitals .

ter oft für blau vor.

Den Damen Vltramarinum, oder’ wie man zuerft fprach! azurrum vitramarınum, babe ich noch nicht bey einem Schriftftellee des funfzehnten Jahrhunderts gefunden. Aber am Ende defjelben wird er doch ſchon gebräuchlich gewefen ſeyn, weil ihn Camil—⸗ Aus Leonardus ı502 braucdte (*). Vers muthlich ift die Benennung in Stalien auf gefommen. -. Ju der erften Hälfte des ſechs⸗ “zehnten Jahrhunderts tehrte Dannuccio Bir - ringoccio, die Bereitung des ächten Ultra: marins, welches er genau vom Kupferlafur, dem azurro dell’ Alemagna, wie er es nen:

net, unterſcheidet (22). Inzwiſchen muß

da⸗

(??) Admıg AdfovAı, rovresı Aldog Aug övpioce Matth. Silvaticus: Lapis lazuli Latinis, Ara- bibus Hager alzenar five Alzanar. Ebender⸗ felbe: Lauzud , Arab, Azurinum;, lapis lazuli,

(*) Speculum lapidum. Hamburgi 1717. 8.

pag. 125: Zumemellazuli five Zemech, latine

vero lapis lazuli. Ex eo fit color vo-

catus azurrum vltramarinum. (2*) Pirotechnia pag. 38: Et primo vi dico Jazurro eflerne di due forti, I’uno chiamato 15 dalli

196 _ 2. Ultramarin.

‚damals die befte Zurichtung noch mislich, wenig bekant, und eben deswegen ſehr ein— traͤg⸗

dalli pittori azurro oltramarino, & l’altro azurro dell’ Alemagna. L’oltramarino quel- lo che fi fa della pietra chiamata Lapis lazuli, laquale & la propria madre della minera del- Voro, quefta fi macina & lauafi, & fi difpo- ne a certa fottigliezza dc impalpabilitä, & dipoi con ordine di certi paftelli fatti di gom- ma fi fa ritornare al fuo vivo & bel colore, & fi affiniſce, & afciuga da ogni humidita, & quefto di tutti & il piu ſtimato, il’ quale & fecondo il fuo colore, & fottigliezza da pittori pagato buon prezzo. Perche non fo- lo moflra in opera molta vaghezza, ma re- fifte al fuoco & acque, tormenti che gli altri - colori fapportar non poflono. : Das teutfche Azurro des Biringoccto (von welchem im er: fien Theile ©. 133 Nachricht gegeben ilt) iſt nicht die Schmalte; denn diefe hat er vor— ber unter dem Namen Zaffera befchrieben. Fallopius, der 1557 fein Buch de ıne- tallis feu foſſitibus ſchrieb, fagt cap. 33. p. 338: caeruleus etiam vocatur lapis Lazuli & Lazu- rium ab Avicenna, & vulgo nominatur a pic- 'toribus , azurium vltramarinum , &- dicitur , azurium, vel azurro a lapide lazuli; dicitur porro vltramarinum, quia defertur. ex loeis vitra mare, vt ex Cypro. Et pretiofi genus coloris, & caro admodınn venditur, nam vna vncia venditur centum ſeutatis aureis; ven- ditur autem ita caro pretio, tum quia eft ve- nußiffimus & pulcerrimus color , igni & fu- mo refiltens ; ita ve piäura ex hoc colore non infieiatur a fumo, immo reddatur > colo-

2. Ultramarin. 197

traͤglich geweſen Denn im Anfange Des ſechszehnten Jahrhunderts beſaß der Bar ter des befanten Giambatiſta Pigna, der ‚eine Apotheke im Modenefifchen Hatte, das ‚Gebeimniß, das befte Ultramarin zu machen, welches ihm. mehr als ein grofies Landgut eintrug (25). Es ift demnach nicht gang richtig , daß Alerius Pedemontanus, wie Spielmann meldet (2°), der erfte geweſen fey , Der des Ultramarins gedacht habe.

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. eolorata & tum propter praeparatio- nem diffieillimam & longam, quae requiritur in praeparando tali colore.

5) Als der junge Pigna zu fleiſſig ſtudir⸗ te, ermahnte ihn Bartholom. Ricci in einem noch vorhandenen Briefe mäffi: ger zu feyn, zumal da ihn nicht die Noth

dazu zwuͤnge. Solus es, fagt er, in re be- ne ampla. Praedia enim tibi non defunt, villae atque aedes. in vrbe; fupellex nobilifli- ma; pater praeterea eff, qui tibi pro centum eſſe poteſt, qui vel vno caeruleo co- lore, quod noſtri vltramarinum appellant, conficiendo (vt in pharmacis componendis | eius feientiam atque vberrimum frudtum omit- tam) folus eft, qui perfedtam feientiam habeat, ingentes copias comparare poteſt, atque adeo quotidie non parvas comparat. Kiccii opera. vol, II. p. 366. und des Tiraboſchi Biblio- theca modenefe. In Modena 1783. 4" vol. IV. Pag. 134.

(26) Inſtitut. chemiae pag. 45.

198 2. Ultramarin.

Gleichwohl glaube auch ich, daß diefer Ale⸗ zins oder der unter Diefem Damen verfteckte Hieronymus Buſcellai, welcher ebenfals im Unfange des fechszehnten Jahrhunderts ſchrieb, zuerſt die Zubereitung volftändig öfs fentlich befant gemacht hat. Wenigftens ift feine Borfchrift immerfort bis auf unfere Zeit als die zuverläfligfte wiederholet worden

er

(27) Des Alexii Pedem. de fecretis libri find in der Geſchichte technologifcher Erfindungen feine verächtliche Quelle, und deswegen wird ed manchen angenehm feyn, hier dasjenige

u lefen, was mir von dem Verfaſſer bis jest befant geworden if. Conrad Gefner ſcheint ihn nicht gefant zu haben, wie mar aus dem von ihm 1564 gefchriebenen Briefe erfieht. S. Epiftolae medicinal. pag. so. b. auch hat er ihn nicht in feiner Bibliothek ge: nant. Go gar in Syllabus fcriptorum Pede- montii, opere & ftudio Andreae Roffotti a Monteregali. Monteregali 1667. 4 * pag. 2t.

ſteht, man wiffe nicht, warn und wo dieſer Pfeudonygmus gelebt habe. Aber Kiacos nius in Bibliotheca libros & fcriptores fere cundtos, compledtens. Parifiis. 1731. Fol. *

Pag. 94. ſagt, der wahre Namen fey Hiero- nyanus Rufcellius. Eben diefes meldet auch aller in Biblioth. botan. I. pag. 325. und in Biblioth. II. pag. 119, nur daß er ihn H. Roffellus nennet. od) bejtimter ver: fichert es Gobet in Les anciens mineralogiftes de France, Paris ı779. 8 * II. pag.. 705, wels er fogar meldet, -Sefer Jerome Ru,

W ey

‘2, Ultramarin. . 199

Aber worauf gründet fich die Nachricht, wel: Ä che

ſey 1565 geſtorben, und das Buch ſey aus

ſeinen Papieren von Franc. Sanſovino,

der viele fremde Schriften herausgegeben hat,

ausgearbeitet und zum erſtenmal zu May⸗ land 1557 gedruckt worden. Noch habe ich von dieſem Ruſcelli keine ausfuͤhrliche Nach⸗ richt gefunden, und immer iſt es muͤhſam, jemanden aus dieſer adlichen Familie, von welcher ſchon im erſten Theile S. 340. ge⸗ handelt iſt, aufzufinden. Er ſcheint mir keiner von denen zu ſeyn, welche in Joͤchers gelehrten Lexic. angefuͤhrt ſind. Ich habe zwar noch keine aͤltere Ausgabe, als von 1557 genant gefunden; aber ich vermuthe ſehr gewiß, daß die allererſte aͤlter ſeyn muß. Denn fo groß auch der Beyfall geweſen, wo⸗ mit das Bud) gleich aufgenommen worden, fo ift mirs doch unwahrſcheinlich, dag gleich im erfien Jahre drey Ausgaben in Stalten gemad)t ſeyn folten. Denn außer der May: ländifchen , foll von demfelbigen Jahre auch eine Denedigfche in Quart, und eine noch andere in Octav vorhanden feyn. Auch folf ſchon eine franzöfifche Ausgabe 1557 zu Ant werpen gedrudt feyn. Solte denn ſchon ‚1558 in: London eine engliſche Ueberfegung gedrudt ſeyn, wenn die Urfchrift erft 1557 erſchienen wäre? So fihnell verftand man mohl damald noch nicht Ueberfegungen zu liefern. Sn Ames Typographical antiquities pag. 296 ift The Tfecrets of Alexis. Lond. 1558. 4. genant. ch befiße eine franzöfifche WUeberſetzung par Chriflofle Landre. Paris 1376. 12, die ich felten angeführt Bun J ha

209

che

2. Ultramarin.

man bey Engländern und Franzo— J ſen

hat einen ſtarken Anhang, der aus allerley

Schriften zuſammen getragen iſt.

Uebrigens iſt bekant, daß Joh. Jakob Wecker, Arzt in Colmar, das Buch des Alexius lateiniſch uͤberſetzt und mit Zuſaͤtzen vermehrt hat, unter. dem Titel: De fecretis

“Libri XVII. Die älteite Ausgabe fol zu Ba=

fel 1559. 8. gedruct feyn, wie Haller fagt. Saft jede. folgende weicht von den vorherges benden ab; immer ift viel ausgelaſſen wor: den, und die neuen Zufäße find dagegen meiftens einfältig. Ich habe die Ausgabe: Baſel 1592. 8; darin ift viel, was nicht In der Ausgabe von 1662 fteht, und etwas fehlt darin, was doch in der Ausgabe von 1582 befindlich if. Die neueften Ausgaben find

nac) derjenigen gemacht, melde Theo». '

Zwinger verbeffert und vermehrt hat, Ba: fel 1701. 3. Man ſehe J. J. Scheuchzeri nova lJitteraria Helvetica. Tiguri 1703. 8 pag. 119, wo alle Zufäßße des Zwingers eins zeln erzählt find. Diefe Ausgabe ift zum legtenmal zu Bafel 1753 aufgelegt worden, weldyes Haller in Bibl. botan. I. p. 31 anzus merfen veraeffen bat, Das Kunftbuch des Alexii von Wecker (ohne Ort) 1570. 8, wels ches ich felbft befiße, ift nur ein Auszug. So viel falſches auch diefe fogenanten Kunſt⸗ bücher enthalten, ſo verdienen fie doch das Lob, daß fie zu den erften gedruckten techno— logifchen Büchern gehören; daß fie fo wohl Gelehrte auf Handwerfe nnd Künfte, als Künftler auf Buͤcher und fihriftlichen Unter: richt aufmerffam gemacht haben. Daß

gen

Se u Tee.

2. Ultramarin. 201

fen (28) lieſet, daß die Bereitung des Ul— tramarins in England erfunden ſey, und daß ein Bedienter der Oſtindiſchen Gefel: ſchaft ſolche, um ſich wegen einer Beleidis gung zu rächen, Öffentlid) verrachen habe?

gend Nachrichten diefer Art jetzt micrologifch ſcheinen und nicht nad) dem neueften Ge— fhmade find, das weis ich ganz wohl; aber den, der die Gefchichte der Erfindungen bes arbeiten will, darf nicht dafür ecfeln. Ich will fie auch nur fparfam anbiethen.

(??) 3. 3: in Savary di&ionnaire de commer- ce, Art. Outremer; und daraus auch in Dic- tionary of trade by Aolt. Lond. 1756. Fol.

3.

202 Robolt, Saflor, Schmalte.

3, Kobolt, Saflor, Schmalte.

Kobeue heiſſen jetzt ſolche Mineralien, welche dasjenige Halbmetall enthalten, deflen Kalf zu einem blauen Glafe fchmilzt, und dem gemeinen Ölafe eben diefe Farbe mittheilet. Weil man von dem Metalle ſelbſt noch feinen fonderlichen Gebrauch zu machen weis, fo nußet man nur den Kalf, indem : man die Kobolte, vornehmlich durch Röften, - von den dabey befindlichen fremden Minera: lien, befonders dem Witmuth und Arfenif, ſcheidet, und ihn alsdann wohl caleinirt ent⸗ weder mit feinem Sande gemifcht und unge: mifcht, unter dem Namen des Saflors (Zaffera) verfauft, oder ihn mit Kiefelerde und Potafche zu einem blauen Glafe fchmeljt, welches Schmalte genant wird. Diefes wird fehr fein gemahlen, und unter den Ma: men der blauen Karbe, des Eſchels oder auch der blauen Stärke verhandelt. Alle diefe Waaren der fogenanten Blaufarbewer: fe dienen, weil fie die dauerhafteften und feuerbeftändiaften Pigmente find, auch weil fie alle Abfälle der blauen Farbe darftellen koͤnnen, vornehmlich zur Faͤrbung der

| | ‚ftall-

3. Robolt, Saflor, Schmälte: 203

ftall » und Schmelzgläfer, um burchfichtige: und undurchſichtige Edelfteine nachzumachen , ferner zur Bemahlung und zur Glaſur des ächten Porzellans, der Fajance und der noch gemeinern Töpferwanren. So gar.der Mah— ler Fan dieſes Pigments nicht ganz entbeh⸗ ‚ren, wenn er das Lazur mancher Schmetters linge und ‚anderer natürlicher Gegenftände erreichen will; und die wohlfeilere Art wird: gebraucht, um: die. Weiſſe der Waͤſche, die gar. zu leicht ins unangenehme Gelbe fält, aufs bläuliche zu ziehen, wie wohl nicht obs ne Machtheil der Gefundheit und der Waſche

Die Erfindung dieſer neuen Sarbe gehört zu den vortheilhafteſten Erfindungen der neuern Zeit. Sie har ein vorher unnuͤtzes und fo gar ſchaͤdliches Produckt veredelt; fie bateine Men: ge Menfchen in Arbeit und Verdienft geſetzt; ſie hat verſchiedene Kuͤnſte zu einer Vollkom⸗ menheit verholfen, welche vorher nicht zu er⸗ reichen war; ſie hat viel Geld, welches wir für auslaͤndiſche Waaren weggegeben hatten wieder nach. Teutſchland zurück gebracht. So eine Erfindung, die noch dazu den Tentfchen gehört, und die lange Zeit von ihnen allein genußt worden, verdient vor vielen andern eine Geſchichte; aber Leider! laͤßt fie fich noch nicht volftändig und —5 Moͤch⸗ MU. cheil. O he

n . . * &; 133 3*

204 ‘3. Kobolt, Saflor, Schmalte;

te doch mein Verſuch Berichtigungen und Ergänzungen ortanlaffen! !

SH wenig man ara sujeifeln darf, daß die jetzt uͤbliche Bearbeitung der Kobolte und Bereitung der Schmalte am Ende des funf⸗ zehnten oder Anfange des fechszehnten Jahr: Bunderts erfunden worden ,. fo hat man doch Urfache nachzufragen, ob die Alten den Ko— Bolt gar nicht gefant, und ihn zu Färbung. des Glaſes gar nicht angewendet haben ?. Sie haben in vielen Gegenden Bergwerfe gebauet, und da wäre es Doch möglich, dag ihnen Kobolte vorgefommen waͤren; fie has ben allerley glückliche Verfüche gemacht, das Glas zu färben (1); fie haben fogar blaues Glas und Blaue Glaſur gemacht. Cs Fönte ſeyn, daß fie eben fo durch einen Zufall die: fes Glas, als Meffing zu machen gefernt, und diefes wie jenes fo lange gemacht hätten, als der gefundene Vorrath der färbenden Erz Den teichen wollen. Dach dem Verbrauch - hätte ſich die Kunft wieder verliehren fon: nen; fo mie fich die Zubereitung des Corin⸗ shifchen Erzes ) eine Zeitlang Wi

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c() Man was im eeften Theile ©. 375

geſagt Hi -

2) S. bie Anmerkung zu Ariflos. aufcultat. "mirab. p. 98. |

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Kobotetönig kennengelernt baben hun: 00

Robolt, Saflör, Schmalte: ao

bat: Auch ſetzt der Gebraud des Kobolts nicht die Kentnif feines Meralles vorausz dein wir haben ganze Jahrhunderte Mefling and. Schmalte, gemacht, ehr wir Zinf und

Aber leicht iſt es nicht, diefel Mufgabe zis beantworten, denn das darf man faum hof fen, daß man unter Den von den Alten ges nanten Mineralien den Kobolt mit einiger Wabrfcheinlichfeit heraus finden werde. Gie verftanden die Mineralien nicht anders, als nah dem duffern Anfehn, nad, dem Vaters lande, und nach deu Gebrauch, den fie das son zu machen wuften, anzugeben. Nun aber it Feine Gattung, welche iu Geftalt und Farbe mannigfaltiger und veränderlicher iſt, Hals Kobalt, der eben deswegen die Mög: lichfeit, "Mineralien nach äuferlichen Kenzei⸗ chen hinlaͤnglich zu ‚erkennen, am beften wir derlegt. Man hat auch kaum ein Paar Stel: len der Alten dahin zu deuten werfucht, und dieſe beweilen, wenn fie genau beurtheilet Br, gar niches,

‚Die Benennung eadmia iſt zwar in ner Bedeutung eben fo unficher und mannig⸗ faltiggewefen, als das Wort Kobolt vor einem Paat Jahrhunderten war... Es.bedeutete oft Galmep, oft einem Ofenbruch und vielleicht

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206 3: Robolt, Saflor, Schmalte.

auch in fpätern Zeiten Arfenif, aber, fo viel ich weis, nicht ehr Kobolt, als bis man für dieſen in neueren Zeiten einen lateinifchen Nas men zu haben verlangte (?), und: damals denjenigen nahm, der nicht fchon andern Mineralien verliehen war. Die: befante Stelle des Plinius (*), worin Lehmann den

6 Ich vermuthe, daß Agricola zuerſt dieſen lateiniſchen Namen fuͤr Kobolt gebraucht hat.

0) Lib. 33, 13. pag. 633: Caeruleum arena eſt. Nuius genera tria fuere antiquitus: Aegypti- um , quod maxime probatur. Scythicum, hoc diluitur facile; eumque teritur, in IV co- lores mutatur ,„ candidiorem nigrioremve, Praefertur huic etiamnum Cyprium. Acceflt his Puteolanum & Hifpanienfe , arena ibi confici coepta. Tingitur autem omne, & in ſua coquitur herba, bibitque fuccum. Rell« qua confeftura eadem, quae chryfocollae, Ex caeruleo fit quod vocatur lomentum ; perficitur

id lavando terendove; hoc eft caeruleo candi- dius. Ufus in. erera, calcis impatiens; Nuper .acceflit & Veftorianum ab au&tore ap- pellatum. Fit ex Aegyptii levifima parte. Idem & Puteolani vfus, praeterque ad fe- neftras; vocant coelon. Non pridem appor- tari & Indicum eft coeptum. Caeru- ‚lei finceri experimentum in carbone, vt flagret. Zum Theil iſt diefes aus Theopbraft de la- pid. $. 97. genommen; ich will aber nur die Veberfegung anführen. , Caeruleum (xzux- vos) vnum eft nativum, alterum artificiofum, vt ia Acgypto.. Genera enint caerulei tria, Ar.

3. RBobolt, Saflor, Schnialte 207

den Kobolt gewiß zu erfennen meinte, ift ein fo fonderbares Gemeng, daß fich faum ers was mis Zuverläfjigfeit herausbringen läßt: Es ift wahr, es fiheint dort, wo er von mi⸗ neralifchen Pigmenten handelt, die Rede von einem blauen Sande zu feyn, der verfchiedes ne Abfälle der blauen Farbe gab, nach dem er gröber oder feiner zerrieben ward.- Das blaſſeſte Pulver hieß Lomentum, und dieß nimt Lehmann für Efchel an. Aber ich bin gänzlich der Meynung, daß cyanus des The’ phraft, caeruleum des Plinius. und chryfo? colla (5), die oden oft genanten blauen Kup fererden find, die man gemahlen und gemifcht baben mag. Ferner vermengt Plinius offens ‚bar damit eine Fünftlihe Mahlerfarbe, die, nach meiner Meynung, wie unfere Lacke, ger wacht worden. : Denn er redet von einer ie u f *

Aegyptium, Scythicum &Cyprium,. Optimum autem Aegyptium ad. meraciores inductiones. Scythicum autem ad dilutiores, Factitium au- ‘term Aegyptium. Et qui feribunt de regibus, hoc etiam feribunt , quis regum pirämus 'artix ficiale caeruleum fecerit, natiyum ämitatus, m Aiunt qui pigmenta terunt, cyanum .cx fc ie cere quatuor colores ; primum ex tenuiffimis partibus candidifimum, fecundim vero ex eraffifimis nigerrimum,. Hace autemi: ante fiung ; quem adınodum et cerufa, .; --,

(?) Ariſtot. auſcult. mirab. peg. 123, . J O 3

208 3. Robolt, Saflor, Schmälte:

de, welche mit Pflanzen gekocht die blaue⸗ Farbe erhielt, und eben deswegen einiger maßen brennen fonnte. Alfo tie unfer Schürgelb. Mit diefen Pigmenten wurden Waͤnde bemahlt, manche Titten aber feinen Kalf, und durften deswegen nur da gebraucht werden, wo nur mit Thon (ereta) getüncht war, Den Ausdruck: vfus ad’ feneftras misbraucht Schmann als einen ftarfen ‚Beweis feiner Meynung, weil er ihn fo anelegt, als habe Plinius gefagt, Die eine blaue Farbe diene zu Färbung der Zenfterfcheiben. Aber gläferne Fenſter waren Damals noch unbefaunt, Ich vermuthe, Plinius hat nur fagen wollen, die eine Art Farbe dürfe man nicht an Defnuns gen bringen, wodurch Licht hereinfiele, weil fie, nämlich daſelbſt bald verſchießen wurde, Das wird, vorwehmtich: der Fall bey den mit vegetabilifchen Farbetheilchen bereiteten Lacken gemwefen ſeyn. |

Alſo ih für meinen Theil finde in diefer Stelle feine Erwähnung der Schmalte, fo wenig als Hr. Hofr. Gmelin. Ich glaube auch wie er, daß die ftarfen und angenehmen Sarbenmifchungen, welche bey dem Kobolte vorkommen, eine Fentlichere Erwähnung ders felben in. den Schriften der Alten würden veranlafiet haben: - Würde nicht auch der Arſenik, der-fo oft dem Kobolte RN

. wo 4 ı

3. Robolt, Saflor, Schmalte. 209

ift, viel Gerede von den gefährlichen Eigens ifehaften Diefer Mineralien verurſacht haben? Würden nicht Arfenif und Wifmuth früher bekant geworden feyn, wenn fchon-fo früß Kobolte bearbeitet wären? Sehr wichtig ift auch der LUmftand, dag man in den Gegen: . ‘den, wo die Alten ihre Bergwerke hätten, und wo die mit dem koboltaͤhnlichen Blau bemahlten oder: gefärbten Alterthuͤmer gefun: den find, entweder jetzt noch: feinen Kobolt, oder erft in ganz' neuen Zeiten entdeckt hat. Man: weis noch nichts: von Aegyptifchen, Arabiſchen, Aethiopiſchen, Italiſchen und Cypriſchen Kobolten, und in Spanien (*) iſt dieſes Mineral erſt unter Philipp IV. zur erſt bemerkt worden. Hiebey erinnere ich noch einmahl daran, daß Cypern ehemals ſo reich an Kupfer geweſen iſt, daß dieſe Inſel, auch in mineralogiſchem Verſtande, die In⸗ ſel der Venus heiſſen konte; um deſto wenir ger darf man daran zweifeln, daß Das caeru- leum cyprium > r ofte ——— geweſen ſeyn.

Aber die wichtigſte Urfache, n warum Leh⸗ mann, Pau, Gerber, Delaval und ander | oe ve(°)

(*) Bomles Introducion N la hiftoria natural y ä la geographia. de ‚Eipana, un 1775

2: 399. | 9

210 3. Robole, Saflor, Schmalte.

:ze (9) den Alten den Gebraudy der Schmal: ‘te, folglihd auch die Kentmiß des Kobolts zuſchreiben, ift Diefe, ‚daß man, wie gefagt, werfchiedene Alterthuͤmer, fomopl Schmelz⸗ werk als Malerey, antrift, worin ein Blau vorkoͤmt, welches Kobolt zu verrathen ſcheint. H. Ferber fuͤhrt blaue Glasſtifte in muſivi⸗ ſchen Arbeiten an (7). Delaval redet von alten Aegyptiſchen Glaswerken dieſer Farbe (*). Auch iſt bekant genug, daß die Chineſer und Japaner ihrem Porzellan: die ſchoͤne blaue Farbe kange vorher gegeben haben, ehr die Schmalte in Europa eutdeckt. worden, Auf ‚den Mumien.ift ebenfals ein Blau, welches nach fo vielen Jahrhunderten wenig oder nichts won feiner; Lebhaftigfeit verlohren zu haben Acheint. Da folte man alfo wohl annehmen ‚müflen, daß die Alten entweder nn

“on Kobolt gebraucht baͤtten. |

e Die (0) Recherches ** ſur les Egyptiens & les Chinois: Berlin 1773. I. p. 345: An experimental inquiry into the caufe of the changes of. eolours in an and coloured bo- dies by E. A. Delava London 1777..4 s "pag. LVE- (?) Briefe aus Walſchland. Prag 1773. 8 2. ©. 114,136 223. ... (*) Blau emaillirte, Bildergen egyptiſcher Got⸗ heiten findet man auch in Marb, antig, dans , Ja gallerie de Drende tab, 190.

3. Kobolt,. Saflor, Schmalte. 211

. + Die erftie Meynung ſcheint in Abfiche - des Porzellans duch Duhalde (2) beftätige zu werden, als welcher von einer mine d’azur weder, und dabey meldet, daß die Chineſer ſich ſtat derfelben in neuern Zeiten zur Be: mahlung ihres Porzellans einer ausländifchen Farbe bedienen. Vermuthlich meint er zu: erft den Lazuli, und zuleßt die Schmalte‘, die in geoffer Menge von Europäern nad) China gebracht wird. Aber mir fcheint die Erfindung des Ultramarins zu neu, ihre An: wendung. zur Porzellanmalerey zu mislich, und ihr Preis zu fo einem ftarten Gebrauche zu boch zu feyn. Alſo ſaͤhe man fich faſt ges zwungen, der andern Meynung beyzupflich- ten, wenn nicht Hr. Hofr. Gmelin Durch che: ‚mifche Unterfuchung (9) bewiefen hätte, daß es nicht allein möglich fey, dem Glafe und Der Glaſur durch Eifen eine blaue Farbe zu geben, fondern daß auch Die oben augeführ:

Ä | ten (®) Defeription de empire de la Chine & de

la Tartarie chinoife, a la Haye 1736. II pag. 223, 230, 232. Ich habe aber oft gehört und. felbft bemerkt, daß das Blau auf dem neuen Chineſiſchen Porzellan. nicht fo fchön als auf

dem ältern ift.

(?) De caeruleo vitro in antiquis monumentis, In Commentationibus focietaris Gortingenfis, 1779. vol. U. pa. . ;

2.5

912 3. Roboit, Saflor, Schmalte.

‘gen Alterthuͤmer, auf die man ſich beruft, nur Eifen, nicht aber eine Spuhr von Ke bolt zeigen. - Er bat felbft Verſuche angeftel: Jet, mit blanen Stiften aus einem Römis hen zu Mümpelgard gefundenen Fußboden von mufivifcher Arbeit, imgleichen mit der blauen Farbe, die fich auf. derjenigen Mu; mie befinder, . welche unfere Univerjirät als ein Gefchenf des Dänifchen Monarchen be- ſitzt (10). Auch hat er viele Arbeiten, wo⸗ bey durch Verglaſung des Eiſens eine blaue Farbe zu: entſtehen pflegt, angeführt. Dar Hin gehören vornehmlich die Rohſchlacken von der Königshütte am Harze, und ich felbft babe Schlacken von verfchiedenen Hütten, Die ſehr angenehm Blau find. Bulfanifche Schlacken von eben diefer Farbe aus dem Veroneſiſchen, WBicentinifchen und andern Gegenden Staliens führt H. Ferber an (21), wodurd denn. auch die Vermuthung des H. Leibmed. Bruͤckmann (72) Wahrfcheinlihr feit erhält, daß die Alten vielleicht auch fols he vulkaniſche Schlacfen zu ihrem Arbeiten gebraucht haben. Es ift vermuthlich, daß die Alten Durch die blauen Schladen n - 1⸗ (*0) In Commentationibus focietatis Gottingenfis, 1781. vol. IV, p. 20,

: (IT) Seite 30. | | ("?) Beyträge zu der Abhandlung von Edelſteinen. Braunfchweig 1778.8* €. 55-

3. Bobolt, Saflor, Schmalte. 213

Eifenbütten zuerſt aufdie Faͤrbung des Glas fes mit Eifen geleitet worden, und daß fie in diefer Kunft eine Fertigkeit erhalten haben, die jeßt fehlt, weit fie. unfere Borfahren,. nach Erfindung des viel bequemen und- fichern Gebrauchs der ſchoͤnern Schmalte, aufgege⸗ ben haben. Bey allen dem Fan ich Doch nicht leugnen, daß ich diefen Verluſt beklagt babe, fo oft ich das Herlihe Blau in: den bemahlten Fenſtern zu Gouda, Goſlar und andern Or⸗ sen betrachtet babe, wie wohl die Schoͤnheit Durch die Durchfichtigfeit des Glafes und Durch das ftarfe von auffen ———— Licht ſehr ——— wird.

Ich komme nun auf die der Koboltfarbe. Am Ende des funfzehnten Jahrhunderts ſcheinen die Kobolte in den nicht lange vorher aufgenommenen Bergwerken an der Sächfifhen und Böhmifchen Gränze häufiger als vorher gebrochen zu haben. Weil man anfänglich nichts daraus zu machen wu—

. fte,. fo wurden fie als taube und unnüße Mi: neralien über die Halden geworfen. Die Bergleuthe fahen fie ungern, weil fie ihnen nicht nur vergebene Mühe machten, fondern weil fie auch oft wegen des arfenifalifchen Ge: halts der Geſundheit fchädlich wurden. Eben Damals fcheine auch die mineralogifche Ber Deutung des Worts Kobolt erft aufgefommen

—* | zu

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#14 3: Robolt, Saflor, Schmalke.

zu feyn; wenigftens ‚babe ich fie noch nicht vor dem Anfange des fechszehnten Jahrhum Ders gefunden. Matheſius und Agricola fcheinen fie in Schriften. zuerft gebraucht zu haben. Friſch leiter das Wort von dem Böhmifchen Kow, welches Metall bedeuter;, ber; aber viel wahrfcheinlicher bleibe doch im: mer die Vermuthung, daß es aus cobalus gemacht fen, welches der Dramen eines Bergs geiftes war, der, nad) dem damaligen Aber: - glauben, den Grubenarbeitern äffere und :oft vergebene Mühe machte; und diefes Wort fcheine aus dem Griechifchen #oßwAcs. ent ftanden zu ſeyn. Vielleicht haben die Berg⸗ leuthe dieſen Namen dem Mineral aus Spott gegeben, weil es ſich gegen ſie faſt eben ſo wie der erdichtete cobalus verhielt; es machte ihnen oft vergebliche Hofnung und Arbeit" 3), | Man

(3) Matheſius in der zehnten Predigt ©. 501, woer von der cadmia fofhli redet: hr Bergleute heißt es Kobolt; die Teutſchen nennen den fchwarzen Teuffel, und die alten Teuffels Huren vnd Cadartin, alte und ſchwarze Kobel, die Vieh und Leute mit ibs rer Sauberey Schaden thun. Es has, be aber num der Teuffel und feine Hallraus nen ‚oder Drütten, dem Kobalt, oder der Kobalt den Zäuberin den Nahmen geben, ſo ift Kobalt ein giftig und ſchaͤdlich Metall. Agricola de animantibus fubterran. am Ende: Daemones, quos Germanorum alii, aut etiam

Grae-

3. Kobolt, Saflor, Schmalte. 215

Man fol fogar ehemals in den Kirchengebei thern und Liedern Gott gebetben haben, er wolle die Bergwerfe und Bergleuthe vor Ko⸗ bolten und Blenden bewahren.

Von der Erfindung aus dieſen aobolten ein brauchbares blaues Glas zu machen, iſt noch keine beſſere Nachricht vorhanden, als diejenige, welche Rlotzſch (12) aus den Pas pieren des Chriſtian Lehmanns befannt ges macht hat. Dieſer Mann, der Verfaſſer des hiſtoriſchen Schauplatzes des Meiſniſchen Obererzgebuͤrges, war Prediger zu Schei⸗ benberg, ſuchte mir größtem Fleiß Nachrich⸗ ten zur Geſchichte ſeiner Gegend auf, und ſtarb in hohem Alter 1688. Nach ſeinem Berichte follen Die Faͤrbemuͤhlen, damals als er fchrieb „ungefähr hundert Jahre alt newer fen ſeyn, und da er wohl erft nach Endis gung des dreyßigjährigen Krieges gefchrieben

bat,

Graeci, vogant Cobalos, quod hominum Kant imitatores. Cine bebräifche Ableitung von noßakog giebt Bochart Canaan I, 18. p. 484. Es fcheint mit den Wörtern söra und go- belinus einerley zu ſeyn; letzteres hat Orde- richs Vitalis im eilften Fabrhunderte für ben Namen eines Geifted oder Geſpenſtes ge: braucht. Siehe Menage in Diction 1. p. 661.

CE) Samlung zur Saͤchſiſchen Geſchichte IV. ©. 363.

216 3. Robolt, Saflor, Schmalte.

hat, ſo ſcheint darnach die Erfindung in das Jahr 1540 oder 1560 zu fallen. Er erzählt

die Sache fo. Chriſtoph Echürer, ein Glas:

macher von der Platten (welcher Orr jegt zu Böhmen gehört) zieht nach Neudeck anf die Eulenhütte, und macht daſelbſt Glas. Als er einmal zu Schneeberg ift, nimt er von den daſelbſt voraefundenen ſchoͤn gefärbten Kobolten einige Stücke mit ſich, verfucht fie in feinem Glasofen, und da er fiehe, daß fie fchmelzen, mifcht er Kobolte mit der Glass mafle und erhält dadurch ein ſchoͤnes blaues Glas. Anfänglich verfertigre er folches zum Gebrauche der Töpfer; mir der Zeit koͤmtes als Waare nach Nürnberg und von dort nıh Holland. Daſelbſt, wo um diefe Zeit fchon Die Glasmalerey ſtark getrieben ward (*), verftand man die Erfindung ſchon beffer zu fhäßen. Es famen darauf Holländer nad Neudeck, um die Zubereitung dieſes neuen Pigments auszuforfchen. Diefe beredeten mit groffen Verſprechungen den Erfinder nad) Magdeburg zu ziehen; wo er auch das Ölas ans Schneebergiſchem Kobofte gemacht Io 0 aber

) Guicciardini deſeriptio Belgii. I. Pag 4. jagt: Vitro, quo pacto «olores impriman- tur. & incoquantur, Belgarum inyentum eh. Albinus in Meifnifcher Bergchronik, die er

» 1589 heraus gab, nennet S. 159; Antorfer Schmelzglas. ee

k

|

!

3. Robolt, Saflor, Schmalte. 217

aber er zog wieder zucüch, und bauete dar⸗ nach, um das Glas zu malen, eine Muͤhle mit einem Schwungrade (alſo eine Hand⸗ muͤhle), legte aber hernach dazu eine Waſſer⸗ müßte an. Damals galt der Zentner Farbe 7 Thal. und in Holland so bis So Gulden. Su Holland find damals fhon acht ſolcher Färbemüblen gemwefen, welche’ die geröfteten Kobolte aus Schneeberg in: Tonnen erhielten. Die Holländer muͤſſen aber die’ Zurichtung, vornehmlich das Malen, viel befjer, als Die Sachſen gemacht haben. - Denn Churfürft Johann Georg ließ zwey Farbenmacher aus’ Holland fommen, und gab zur ‘Beförderung Diefes Gewerbes taufend Gulden ber. Dazu ward er vornehmlich durch die Bemerfung der Schneeberger vermocht, Daß dasjenige, was bey dem Roͤſten der Kobolte abtreift, und was man Speife nenner, noch färbens reicher also der geröftere Kobolt felbft fey. Bald darauf find. mehr Faͤrbemuͤhlen um Schneeberg erbauet worden. Hans Burgs hard, Känmerer und Kaufmann in Schnee: berg, Tegte eine in der Schlem an, wodurch die. eilf Mühlen auf der Platten ſehr litten. Paul Nordhoff, ein Frieständer und Anger Kopf, der auf der Zwittermuͤhle wohnte,

mochte allerley Berfuche zur Verbeſſerung dee

Farbe, befam ‚aber desfals viele Meider,

Die ihn endfich von dort, wo er zchn Sabre Far⸗

218 3; Bobolt, Saflor, Schmalte.

Farbe gemacht hatte, vertrieben. Er zog nad) Annaberg, legte daſelbſt im J. 1649, auf Borihub eines, Leipziger Kaufmanns, ein Forbenwerf an, wobey er Factor ward, uud brachte Dadurch die Annaberger Kobolte zur Benugung. Der Abfaß muß aber mit der Zeit. abgenommen haben, denn im 5. 1659, als ſchon mehrere Beraftädte folche Mühlen: hatten, foll er go0o Zentner Bors tath gehabt haben. So weit Lehmann.

: Diefer Bericht erhält Dadurch einige Bes ftätigung,, daß Melzer (6) meldet, die Schneebergifhen Bergwerfe, welche erft in der Mitte des funfzehnten Jahrhunderts ent: deckt worden, hätten gegen die Mitte deg fechszebnten Jahrhunderts dergeftalt abge: nommen, Daß feine Ausbeute möglich gewe—

fen. wäre, bis nach dem Jahre 1550 wieder ein

(9) Chriftian Melzer bergkläuftige Befchrei: . bung ber Stadt Schneeberg. Schneeberg 1684. 4 * ©. 405. Eben dieſes ift au in ſeiner Hiforia Schneebergenfi, das ift, er: neuerte Stadt und Berg = Chronita der Stadt Schneeberg. Schneeberg 1716. 4 * Aus dieſen Büchern Fan man auch die Wer: fügungen kennen lernen, welche die Sädhjfis

. > hen Churfürjten von Zeit zu Zeit zu Unter: ſtuͤtzung diefes höchft einträglichen Gewerbes und Handeld gemacht haben. Die neueite Nachricht davon findet man in von Hofmann ‚Abhandlung über DieCifenhütten. Hof. 1785. 4.

beiden Ya:

5

3. Robolt, Saflor, Schmalte. zı9

ein: geöfferer Vorteil durch die neue Benuts zung der Kobolte gewonnen worden. Um diefe Zeit war. auch ſchon mit Holländern ein Eontract :gefchloflen. worden, wornach ihnen die: geröfteten: Kobolte überlaflen wurden. Lehmann (17) ſagt, aber ohne einen Zeugen anzuführen, daß fchon 1571 Gabaftian Preuß⸗ fer zwifchen Platte und Enbeuftocf eine Hüts te zu blauem Glaſe angelegt hätte: Boͤß⸗ lev (*?), welcher 1673 im 76ſten Jahre ſei⸗ nes Alters ftarb, giebe zu verſtehn, dag ſchon anderthalb Jahrhunderte vor feiner Zeit Kobolte ‘gewonnen und als Gaflor verhan— delt worden, daß aber die inländifchen Färs bemüblen Damals kaum vor; 6o Jahren ers richtet worden. Ich vermuthe demnach, daß man bereits im Anfange des fechszehnten Jahrhunderts CH) die geröfteren Kobolte (die

et man,

(77) Cadmiologia I. S. 14 ("®) Speculum metallurgiae politiffimum. Dress den 1700. Fol. # ©. 163.

(*) SH fage im Anfange des ıöten Jahrhun⸗ derts. Dazu berechtigt mich folgende Nach⸗ richte in Melzers Bergkläuftige DBefchreis bung Schneebergd S. 469, die von andern nicht beachtet. zu feyn fcheint.

Meter Weidenhammer, ein Frank , ift „arm anbero kommen, bat fid aber mit der

„Farbe, ſo er aus denen Wifmuth

„gemacht, und in vielen Centnern, jeden

u, Theil. WE für

220 3. Robolt, Saflor, Schmalte,

man, um fie unfentlicher zu machen, und um die weitere Verarbeitung zu erfchtweren, mit Sand gemifcht: Haben fol) den Hollän: dern überlaffen bat, und daß diefe durch neue Umſchmelzung oder wenigſtens durch feinere Zermalmung lange vorher die größten Borz theile gezogen haben, ehr man in Sachſen felöft, nach Holländifcher Weife, Mühlen angelegt hat. Noch jetzt ſollen einige Holläns der mit Vortheile teutſche Kobolte mahlen (*).

In Schriften hat ſich die Kentniß dieſer blauen Farbe ſpaͤt verbreitet. Agricola kante das blaue Glas noch nicht, hat auch nicht die Zaffera genant, ſo wenig als Matheſius.

| z Ä ' Auch für 25 Thal. nach Venedig verhandelt, als

„ſo aufgekobert, daß er zu groffen Mitteln

„kommen, und ein fchönes Haus am Marks

„te aufgebauet. Sein Nahme ſteht in der

„groſſen Kirche hinter der Ganzel im untern

‚‚senfter mit der Kahrzahl 13520.” In Bes

nedig wurden fon damals viele Schmelz«

gläfer gemacht, und dadurch wird begreiflich, wie dem Dannuccio fo früh die Zaffera bes kant geworden.

(*) Wie bald außer Sachfen und Böhmen Blaufarbewerfe errichtet worden , darüber habe ich mir noch Feine Nachrichten ange merkt. Daß mar 1698 einen Blaufarbens meifter nady St. Andreasberg verfchrieben hat, meldet Calvoͤr in Befchreibung des Mafchinenwefens am Oberharze, Hr ©. 202.

3. Robolt, Saflor, Schmalte. 221

Auch Albin, der freylich feine meiften Nach⸗ richten von jenem beyden Schriftftelleen ger nommen: bat, redet noch nicht davon, aber . da er fagt, daß Wiſmuth in Faͤſſern wieder zuſammen wachfe (1?) ,„ ſo fcheint er wohl den geröfteten und mit Saud vermengten Kor boft gemeint zu haben, der eingepackt wuͤrk⸗ lich ein fefter Körper wird, welches hingegen der reine Wiſmuth, der bey dem Möften ausgefchieden wird ‚nicht werden kan. Das nuccio » Biringoccio (22) „dee Ältefte Schriftſteller, bey dem ich noch zur Zeit dem Damen Zaffera bemierft habe, befchreibt zwar den: Gebrauch zur Färbung des Glafes, nens net es aber nur ein fchweres Mineral, ob: ne es weiter zu erklaͤten. Sieronym. Cardanus (ZI) nenner Zaffera eine Erde,

| 1 wels

er) Meiſniſche Bergchronik ©. 133. Tit. 10.

(?°) La 2affera & un? altro mezzo minerale-pon- deroſo, come metallo, che per fe (olo non fonde, & in cömpagnia di cofe vetrificate fa come acqua, & tegne in azurro tal che chi vuol tegner vetri, o dipinger vafı di terra vitriati di color azurro adoperä quefla, &a voglia dell’ artifice ferve nelle fopradette ope- rationi, ancor per negro, carlcandole di piu quantita di quefta, che per azurro non com porta.

(2%) lib, 5. de fubril. 22

222 3. Robolt, Saflor, Schmalte.

welche Glas blau faͤrbt; Caͤſalpin ſagt, ſie ſey ein Stein (22); und Jul. Scaliger muß auch nicht mehr davon gewuſt haben,

fonft würde er es wohl dem Cardan vorge

züct haben. Porta, welcher mit größtem Fleiſſe Kentniffen diefer Are überal ausforfc- te, nennet Zaphara figlinorum oft, aber aud er fagt nicht, was fie fey, hingegen befchreibt er, wie man fie ſchmelzen, geſchmolzen in Waſſer gieflen, zerftoffen, fieben und‘ zum feinen Pulver fchlämmen müfle, um fie zu kuͤnſtlichen Edelſteinen brauchen zu fönnenl2?). Mehr wufte auch Neri nicht, der ums Jahr 1609 fchrieb (?*) und Merret, welcher in der Mitte des fechszehnten Jahrhunderts Ib te, geftand, er wiſſe nicht mas Zaffera fey, ‚er glaube aber, fie fey eine neue teutſche Ev findung, menigftens käme die Zaffera aus Teutſchland, und fie fcheine ihm aus Kupfer und Sand, - vielleicht mit einem Zufaße von Galmey, gemacht zu feyn (??). Der erſte, welcher die Zaffera in Schriften richtig er

klaͤrt und Die Bereitung ausfuͤhrlich beſten

(??) Lib, 2. cap. 55.

(?3) Magiae naturalis lib. VI, 4 . Franeful 1591. 8 * pag. 271.

(2%) De arte vitriaria cum Chrifl. Merreiti ob- fervat. Amſtelod. 1668. ı2 * lib, I. cap. 12. p. 32.

(25) pag. 327.

»

3. Robolt, Saflof Schmalte. 223

ben bat, ift, wie ich meine, Runkel in fei: nen Unmerfungen über Meri und Merret ges wefen (2°). Er fagt Zaffera heiffe bey den Bergleutben Zafloer und der Sand merde nur aus der Urfache beygemifcht, damit man Daraus nicht im andern, $ändern die blaue Stärfe, welche die Weiber brauchen, und

von den Malern blaue Schmalte genent wir:

de, nachmachen Fönne.

Uebrigens iſt gar Fein Zweifel, daß nicht der Damen Zaflera aus CœOnon entftanden ift, welches Wort, nad) dem Verfall der grie— chifchen Sprache, für ex Peseos gebraucht ward (27). Alſo die blaue Farbe ift die Urs ſache diefer Benennung, welche zuleßt zu

Saflor verdorben worden. Schmalte iſt

das fmaltum, welches im mitlern Zeitalter ans dem teutfhen Worte Schmelzen für Schmelzglas gemacht worden. Sallopiys, der, fo viel ich weis, die Zaffera gar nicht genant hat, fagt.doch, Smaltum.fey Vene:

digfhes Schmeljglas, welches zuweilen flat

Edelfteine genommen würde (7°). Eſchel ſcheint ee Nürnberg 1743. 4*

. 46.

(*?) Du Fresne Gloffarium mediae Graecitatis. Lugduni 1688. Sol. * pag. 460. | (?®) de compofir. medic. cap.’ 47. Opera 1. P. 190. Auch Ports in magia natur. VI, 8. P 3 P- 27%

224 3. Robolt, Saflor, Schmalte.

feheint nur von Afche abzuftammen. Man fagt , die Glasmacher laffen Holz äfchern oder zu Ufche brennen; Aefchericht beißt die Lauge. Die ſchwaͤchere blaue Farbe ſcheint dieſe Benennung veranlaſſet zu haben. Roͤſ—⸗ ler (22) ſagt, der Boͤhmiſche Kobolt ſey nicht ſo gut als der Meiſniſche, und ſeine Farbe fiele mehr aſcherhaftig. Daß der Schwediſche Bergrath Brandt (3°) zuerſt behauptet hat, daß Kobolt ein beſonderes Halbmetall enthalte, iſt bey deu Mineralos gen in fo friſchen Andenfen, daß es kaum erwähnt zu werden verdient,

p. 278. nennet alle Schmelzgläfer, auch die zu mufigifchen Arbeiten dienen, fmaltos. Vor⸗ nehmlich aber verdient hier nachgelefen zu werden, was Reiske in feinen Anmerkun— gen zu Conflansini ceremoniale aulae Byzant, p- 65. über Smaltum der Alten gelehrt hat.

€?) Speculum metallurgiae pag. 164, (3°) Ad, litter, & feient. Upfal. 1733. Wallerit fyftema miner, II. p. 174.

a

4. Spigen, Ranten. \ 227

Spisen, Kanten.

or fünfzig Jahren, - als noch zur guten Erziehung: des jungen Frauenzimmers Der Unterricht in mancherley nüßlichen und Fünftlächen Arbeiten gehörte, wäre die Bew murbung, daß wohl nicht alle Leſer willen moͤchten, wie die Spitzen gemacht werden, lächerlich gewefen; aber feit dem die meiften Demoifelles und vornehmen Jungfern nur Romane und Sonenale leſen, ift es gar nicht unwahrfcheinfich, daß mancher, dem doch der Umgang mit dem Schönen Gefchlechte nicht gefehlt bat, das Kmüppeln der Spißen nie gefehn hat. Deswegen wird mir erlaubt feyn, vorher etwas zur Erklärung derjenigen Kunft beyzubringen , zu deren Geſchichte ie. einen Fleinen Beytrag liefern will.

"Die eigentlichen. Spigen oder Kante werden. nicht gewebt; fie haben’ weder Kette noch Einſchlag, fondern ihre Verfertigung gleicht vielmehr dem Stricken der Netze (filet) und der Strümpfe. Aber bey diefen iſt nur ein n einzige Faden, der zu ganzen Kleidungs⸗

ſtuͤcken

226° 4. Spitzen, Kanten.

ftücken geflochten wird. - Hingegen die Spit⸗ zen werden aus fo viel Fäden, als Mufter und Breite verlangen, geflochten, und zwar dergeftalt, daß fie allerley Zeichnungen ers halten, faft wie die Schnüre, die auch zu: weilen dDuchbrochen und nach einem Mufter gemacht werden, wie man an den modigen Stof » und Uhrbändern fehn fan. Um Spitzen flechten, oder wie es beißt, knuͤppeln zu koͤnnen, wird das auf einem Streifen Pergament abgeftochene -Mufter auf Die ges polfterte Knuͤppellade befeftigt; der Zwirn wird auf die nöshige Anzahl Spindeln, die man Knüppelftöcke nennet, gewickelt; Diefe werden von der Arbeiterinn Ddergeftalt über einander und durch einander geworfen, daß Die Fäden ſich um die in die Löcher des Mu— fiers gefteckten Nadeln fehlingen, wodurch Die mannigfaltigen Augen oder Defen ent ftebn, durch welche der Spiße die vorgefchrie: bene Zeichnung bewürft wird. Sehr fünft- lich ift dDiefe Arbeit nicht, auch ift die Erfin: dung nicht fo finreich als die Erfindung: des Strickens; aber fehr langweilig ift das Knuͤp⸗ peln, und es verlangt bey fehr feinen Zwirn und Fünftlichem Muſter viel: mehr Geduld, als die Verfeinerung der Sitten dem meiften jungen Frauenzimmer zu Handarbeiten: übrig gelafien hat, Dadurch ift denn dieſe Arbeit nur die kuͤmmerliche Beſchtcigueg pr |

4. Spisen; Ranten. 227

Maͤdgen geblieben, welche durch Geſchick⸗ lichkeit und Fleiß den Preis eines geringen Materials vielfacher erhoͤhen, als durch ir⸗ gend eine Kunſt bisher moͤglich geweſen iſt. Aber uͤber alle Erwartung ſteigt der Preis, wenn die geknuͤppelten Spitzen kuͤnſtlich durch⸗ genehet oder geſtickt werden, da fie denn im Sranzöfifchen den Namen points erhalten (7).

Das Alter dieſer Kunft wage ich nicht mit. geoffer Wahrfcheinlichfeit zu beftimmen, und es wird mir nicht unerwartet ſeyn, wenn - andere. duch ihre Bemerkungen es höher hin auf bringen, als ich jeßt vermag. . ‘Ben den Griechen und Lateinern erinnere ich mich Feis ner Nachricht, welche hieher gezogen werden Tönte. ‚Denn. obgleich diejenigen, welhe Arbeiten dieſer Art Iateinifch benennen wol:

Ien,

(7) Eine volftändige Nachricht von diefer Kunſt ‚findet man in Eneyclopedie, nad) der Pari⸗ fer Ausgabe in Fol. IV. p. 844, wozu bie Zeichnungen gehören in feconde. hivraifon ; feconde partie, Artikel: Dentelle. Ferner in. Encyclopedie methodigue. Manufadtures, Par Roland de la Platiere I. pag. 236. Diction. de commerce 11. pag. 52. Jacobſon Schau: platz der Zeugmanufackuren. IL S. 125. Manche -Spiten werden nad) Art der Bor: ten gewirfet, andere wie Marli gearbeitet, andere in ein zartes Geweb eingenehet; aber ich. rede hier nur v den gefnüppelten. -

J |

% .

228 4. Spitzen, Ranten.

len, gemeiniglich den Ausdruck opus phry. gianum brauchen, ſo beſtand doch die Kunſt der Phrygier, ſo viel ich weis, nur im Sticken mit der Nadel (2). Auch darf man nicht jede kuͤnſtliche Verbraͤmung an Kleidern und Teppichen, deren man. bey den Alten er: mwähnt findet, Spigen nennen, wie doch Braun (3) und andere getban haben. Sn: zwiſchen qlaube ich gewiß, daß die genaͤheten oder geſtickten Spißen fehr viel älter find, als die gefnüppelten.: Man finder Derglei: chen. unter alten Kirchengeräthen; und zwak in fo groſſer Menge, daß fie nur von müffls gen Nonnen oder reihen Damen, die den Schöpferdamit zu befchenfen geglaubt haben, baben gemacht werden Finnen. Denn wenn ehemals von diefer Arbeit fo viel als Waare LE EEE Ä z ge: (2) Das beweifen die veltes phrygioniae, die ſchon oben ©. 65. aus dem Plinius ange: * führt find. Die Sticker, oder die folche ges ſtickte Arbeit: machten, hießen phrygiones. Bey Plautus Menacch. 2, 3, 72 will ein Mädgen ihren Mantel fticfen Iaffen: Pallam ' illam , ad phrygionem vt deferas, vt recon- einnetur , atque veopera addantur, quae volo, Man vergleiche Aulul. 3, 5, 545 Non. Mar- eellus I, 16 und Ifidor. ı9, 22. Die Gries chen ſcheinen die Woͤrter xnevrstv und nara” sidav eben fo gebraucht zu haben, wie wir . das Wort Sticfen. (3) De veſtitu faverdor, Hebraeör. I. pag. 212, 282. |

4. Spisen, Kanten. 229

gemacht wäre, fo müfte man von diefem Ge werbe ficherlich mehr Nachricht antreffen.

Man lieſet hin und wieder, daß die Ver⸗ fertigung der Spitzen aus Italien, beſonders aus Genua und Venedig, nach Teutſchland und Frankreich gekommen ſey; aber dabey ſcheinen immer nur die aͤlteſten Arten, welche zum hoͤchſten Preiſe geſtiegen ſind, naͤmlich die geſtickten, gemeint zu ſeyn, wenigſtens ha⸗ he ich noch nirgend einen Ausdruck geſunden, welcher ſich auf das Knuͤppeln deuten ließe. In der Erzaͤhlung, wie unter Colbert ums Jahr 1666 die Spißenmanufactur in Paris errichtet worden, ift immer nur die Rede von den points (*).

Ich wage zu behaupten, daß das Knuͤp⸗ peln der Spigen eine teutfche Erfindung und | zwar

€) Der Gomte de Marfan, jüngfter Sohn des Comte d'Harcour, Tieß feine ehemalige _ Amme, die Demoifelle du Mont mit ihren vier Töchtern aus Brüffel nad) Paris kom⸗ men und verfchafte ihr das ausfchlieffende Recht zur Errichtung und Unterhaltung eis ner Spigenmanufactur in Paris. In fur er Zeit brachte die Dumont mehr als 200 aͤdgen zufammen,, unter denen manche aus guten Familien waren, welche fo vor: trefliche Arbeit machten, daß fie den aus— ländifchen wenig oder nichts nachgaben. ©. La vie de Jean- Bapt. Colbert. Seconde edit, & Cologne, u 12 * pag. 154,

230 4. Spisen, Kanten.

zwar erfi aus der Mitte des. fechszehnten Jahrhunders ift. Ich halte nämlich die Er: zählung, daß es im Meifnifchen Erogebürge, zu St. Annaberg von Barbara, Chriſtoph Uetmanns Ehefrau, vor dem Jahre 1561 erfunden worden, fo lange für wahr, bis fie binlänglich widerlegt worden. Diefe Frau iſt im Sabre 1575 im Sıften Jahre ihres Al⸗ ters geftorben, nachdem fie 64 Kinder und Kindes: Kinder gefehn hatte, Daß fie die Erfinderinn dieſer Kunft ſey, bezeugen alle Annaliften des Saͤchſiſchen Erzgebuͤrges ein⸗ muͤthig (7). Eben um jene Zeit ward das —— unergiebiger und das Mebens

ver

C) Die ältefte Nachricht fteht in’ Annaebergae vrbis hiftoria, audore Paulo Ienifio. Dres- dae 1605. 4 * 2 pag. 33. b. Hoc anno 156t filum album retortum in varias formas Phry- gio opere duci coepit, quod vt ad mediocrem ornatum adhibitum reprehendi minime poteſt, praelertim re metallica vehementer attrita, ita cavendum tamen, ne vanitati & luxuriae ferviat. Die 2. Nachrichten habe ih

gefunden in C. Wielzer bergkläufti ige Bes chreibung ber Stadt Schneebergk. ‚Schnee berg? 1684. * ©. 471._ Ebendeſſelben Hifto- ria Schneebergenfis. Schneeberg 1716. 4 * ©. 882. Tob. Schmidt chronici Cygnei ars pofterior oder en Chronik. wickau. 1656. 4. * I. ©. 384. Chriſt. Lehmann hiſtoriſcher EA des Obers erzgebirges. Leipzig 1699, 4 * ©. 771.

4. Spizen, Kanten. - 231

verdienſt, welches die Bergleuthe bis dahin ‚getrieben. hatten, nämlich das: Wirken des Schleyers,, word. auch Durch Mangel des Abfages erfchmeret. Deſto begieriger ward diefe neue. Erfindung benußet, fo daß diefes Gewerb in kurzer Zeit unter den Weibern and Töchtern der Bergleurhe: auf dem ganzen, Erzgebürge algemein ward, indem es glückte, Diefe neu erfundenen Gpißen, bey dem ges ringen Arbeitslohn, neben den Stalifchen in die Mode und in den Handel zu bringen.

Hierbey babe ich mir. felbft den Zweifel gemacht, der wahrfcheinlich auch einigen Le— fern aufftoßen wird, nämlich ob der Barba⸗ ra Urthof wohl nur das DVerdienft der Bes kantmachung und Einführung diefes Gewers bes im Erzgebirge gebühre, wie Denn fehr oft derjenige, der eine Kunſt zuerft im ein Land bringt, daſelbſt als der Erfinder derfels ben gepriefen wird, wenn er fie gleich ſelbſt nur in andern Ländern, wo fie laͤngſt getries ben worden, erlernt bat... Allein daß dieß bier der Fall nicht fey, vermuthe ich deswe⸗ gen, weil ich nirgend eine Erwähnung diefer Kunſt, nirgend die dazu gehörigen Kunſt⸗ wörter vor der Mitte des fechszehnten Jahr⸗ hunders finden fan. Um diefen Grund im. feiner ganzen Stärfe vorzutragen, muß ich erft folgende Anmerkungen einfchalten. nn

i er

232 4. Spisen, Kanten.

Der 'allergemeinfte .und beftimtefte Na⸗ men der Waare, von der ich rede, ift Spit⸗ ze, der gewiß daher entflanden-ift,, . weil die Spißen gemeiniglich gezackt oder gezähnt find, wie denn auch daher die Franzofen: dentelles und die Italiener merletti (von merlo, Zinne, Zacke) gemacht haben. Außer jener Benen⸗ nung bat man in, Miederfachfen auch. den Damen Kanten, weil vornehmlich die Kanr ten oder aͤußerſten Ränder der: Kleidungs: ftücke. damit befeßt werden. Die Arbeit felbft wird Rlippeln, Kloͤppeln, Klüp: peln, Rnuͤppeln, Rnoͤppeln genant, und dieſe Woͤrter ſind unſtreitig, ſo wie Knuͤtten, von Knoten, Knopf, knuͤpfen, gemacht wor⸗ den, weil die Arbeit vornehmlich darin be⸗ ftebt, daß die Fäden -dergeftalt Durch einan⸗ der gefchlungen werden, daß ſie fefte Knoten Bilden, Noch jest nennen die. Neherinnen - nöteln, knoͤpfeln, wenn fie Meine: Knoten machen, um der geneheten Sache eine Ver: zierung zu geben Die Vermuthung, daß das Wort von den Knüppeln oder den fleinen hölzernen Spindehr, worauf der Zmwirn ges wickelt wird, abzuleiten fey, wird dadurch widerlegt, daß man Knüppelholz und Knuͤt⸗ telftock fagt, und dadurch das Holz oder den Stock andeuter, womit gefnüppelt und ges knuͤttet wird. Das wäre ja Ärger als die Wurzel Radir und der Vogel Avis. ==

4. Spisen, Ranten. 235

fagt wohl Knuͤppelholz, wenn man. folches Holz anzeigen will, weldyes nur aus Knuͤp⸗ peln befteht,. und dem Scheitholze und Klufts - holze entgegen geſetzt wird, aber das fan wohl nicht jene Ableitung vechtfertigen.

Bon allen diefen Wörterm finder fich im jener Bedeutung noch keines in Joſ. Maa— ler Teutſchſpraach. Zuͤrich 1561. 8. Es iſt zwar freylich der gemeine Fehler der Woͤrterbuͤcher, daß ſie nur die bekanteſten Woͤrter, nicht aber die Kunſtwoͤrter enthal⸗ ten; aber wenn das Knuͤppeln damals ſchon ſo bekant geweſen waͤre, als es im ſiebenzehn⸗ ten Jahrhunderte geworden iſt, ſo haͤtten doch jene Woͤrter eben ſo wenig fehlen koͤn⸗ nen, als Sticken, Nehen (nayen), Kochen und andere, welche man dariu antrift. Wenn die Franzoſen die gefmippehten Spit⸗ zen, von den geneheten unterfcheiden wollen, fo nennen fie jene dentelles au fuſeau, und diefe dentelles a Yaiguille oder de point Den algemeinen Dramen dentelles finder man freylich früh, aber dentelles au fufeau habe ich noch nicht früher als in einer Verordnung von 1629 bemerft (°). Die Staliener fcheis nen unter merletti nur die geneheten zu vers ſtehn, und Bis auf neue Zeiten bin fein Beywort für die übrigen gehabt zu haben.

. | Bey (°) De la Marc traitè de la police, I. pag. 427.

_.%4

234 4. Spiöen, Kanten. Bey Betrachtung alter Kleidungsftücfe babe

ich entweder verfäumt auf dieſen Gegenftand

zu achten, oder ich habe darunter feine ges knuͤppelte Spigen erfennen koͤnnen; und leicht ift es nicht beyde Arten allemal von einander zu unterfcheiden. An Malereyen und Zeichs nungen möchte es wohl gar nicht möglich) feyn. |

Weil ich mich erinnerte, daß bereits im

fechszehnten Jahrhunderte verjchiedene Mos delbuͤcher gedruckt worden, fo fuchte ich ihre

Titel auf, um zu feben, wie früb Spitzen⸗

model vorfämen. Aber aus den Titeln al fein läßt fich niche viel fchließen, und die Büs cher felbft babe ich nirgend gefunden. Man:

che mögen wohl ſchon längft vom Erdboden

vertilget feyn, fo daß Fein Abdruck weiter vorhanden -feyn mag. Dennoch will ich Die mir befant gewordenen, die ich meiftens aus Draudius und andern alten Bücherverzeichz niffen geſamlet habe, bier anführen. Wer weis, wie fie einmal dienen Fönnen! Etwas fan ich Doch daraus auch für meine Behaup— tung fohlieffen (7). Man ſieht ine .

odel:

(7) Neuw Modelbudy von allerhandt art Ne⸗

hens und Stickens mit viel Mödel und Sta: len zugericht. Getruckt zu Franff. a. M. durch Nicolaum Baſſeum. 1568. 4

Neuw

'

AXb Laden z Grup in ‚cher Weiß

tern fehr nüßlich end Fin

lichen durchgefchnittenen Arbeit,

ton.

4.Spisen Kanten 235

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Neuw Modelbuch von ‚vielen artigen und

kunſtreichen Moͤdeln zugericht. ‚Straßburg 1572. 4-04 4345,08 Sn

+ Neu Einftlich Modelbuch. von.allerband

artlichen und gerechten Möbeln, auf ber „wirken, ‚oder ‚mit ber Zopfnabt, Fudenftid) v gewoͤhnli⸗

auch 15923 auch zu Mompelgart 1599. 4.

Neuw Modelbuch von allerhand art Ne: hens, Wirkens vnd Stickens, jetzt mit vie⸗

lerley Welſcher Arbeit, Mödel und Stechen,

allen Steinmetzen er Kern, und Näs

Pl A ic) a penen ugericht. Srankfurt 4 und ebenda= elbft.1599 beprikc KA Auch Ba:

del 1597. 4, auch Frank. bey Math. Berker + New Modelbuch von allerhand fonderbas

ren fchönen Mödeln von der jest

urch H. Vinciolo ein Venediger angeordnet. Straß: burg bey Bernhard Jobin. 1592. 4. auch Mompelgart bey Ludwig König 1599. 4.

New Mobelbuch von vielen artigen vnd kunſtreichen Moͤdeln, zugericht, allen Naͤ—

terin, Seidenſtickerin vnd andern, fo ſich

kuͤnſtlichs Naͤhens, Wirkens oder ſtrickens,

auch frembder Zuͤg oder Morißlen gebraus

chen —— Straßburg durch An⸗ ertram, 1597: 4.

Q Model⸗

zu machen. Straßburg. 1578. 4.

236 4. Spisen, Rantem,

iſt es, daß fie auf dem Titelblatt Zinnigen oder Spitzen genant werden. Es ſcheint | alſo

Modelbuch von 500 allerhand kuͤnſtlichen Modeln, jetzund zum erſten mahl in Druck geben. Frankf. bey Spieß 1601 8.

Fewernew Modelbuch. Baſel bey Rd: sig. 16001 in 4. |

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Modelbuch von 180 kuͤnſtlichen Modeln Auf allerhand Gattung, bey Latomo. 1601.

in 4.

Fünf verfchiebene volfommene Mobelbuͤ⸗ der, das erfte belt in ſich 400 ſchoͤne Mos dele allerley Nationen, deſſen ſich Näderin und Seidenſticker, als aud) Schreiner und Steinmetzen gebrauchen koͤnnen. 1604. Fol. das dritte, begreift liebliche Modele von als terley Art. in 4. Das vierte hat soo Mo: dele in 4. das fünfte begreift 180 beydes teutfche vnd welſche Modele, von Zopfnath, Ereuz vnd Judenſtich, aud auf Laden zu wirken. 1604. in 4. Alles zu Frankf. bey wilb. Zoffmann.

Modelbuh in Kupfer. Nürnberg: bey Paul Raufmann. 1604. 4 - J Modelbuch von 180 Moͤdeln, Teutſche und Welſche. Desgleichen von auserleſenen Zin⸗ nigen oder Spitzen. Frankf. bey Math. Beckern. 1605. 4.

e

4; Spigen, Konten, 237

alſo, daß man fie damale auch Zinnigen von Zinne gebeiffen bat; aber noch habe ich die: fes Wort fonft nirgend gefunden. Daß dar⸗ unter gefnüppelte Arten zw verfiehn find, vermuthe ich wenigfiens. Was die Arbeit auf der Lade feyn magi, Fan ich nicht erras eben. ft die Meblade oder Knüppellade gemeint? Ich vermuthe jene, und es ift freys lich wahrſcheinlich, Daß die noch ältere Mo⸗ delbücher nur von genebeter Arbeit handeln. Wenigſtens gilt dieß von des Vinciolo Br che, wovon de la Platiere (?) Nachricht | gege⸗ Modelbuch auf der Laden zu wuͤrken, oder mit der Zopfnat, Creuz vnd Judenſtich. Straßburg bey Joſ. Earolo;. 1607. Modelbuch, darinn allerley Fimftliche Bir fierung vnd Mufter artiger Züge vnd ſchoͤ⸗ ner Blumen, bey Henning Groffen bem jüngern. 1609. 1619 Fol. Schön! newes Model: und Spitzenbuch Sranff. bey Michgel Faber. 1617. Querfol. Les finguliers & nouveaux pourtraits du Seigneur Federic de Vinciolo Venetien, pout toutes fortes d’onvrages de lingerie, dedie ä la Royne; derrechef & pour la troifienie fois augment&s, outre le r&feau premier & le po» int coupe & lacis, de plufieurs beaux & diffe- rens portrais de refeau de point de con, avec le nombre des mailles, chofe non enco- re veug, ni inventee, A Paris par Fean le + Glere le jeune.. 1588. .. (?),Encyclopedie methodique p. 237, wo auch einige er, nachgeſtochen find. 2

238 4. Spitzen, Kanten: |

‚gegeben bat. Ich Habe es von hiefiger Unir verfiräts Bibliothek mit der Jahrzahl 1588, wie wohl unter der Zufchtift-des le Clerc 1587 ftebt. Es befteht aus 19 Bogen in 4, Die aber gar feinen Tert, fondern uur grobe Zeichnungen haben. Aus der Vorre⸗ de des Vinciolo fieße man, daß die Zeich: nungen vom Bogen L an zu Diefer Ausga⸗ be neu hinzugefommen ſind. 0m

| 5

Indianiſche Huͤhner. De⸗ dieſe Voͤgel, welche jetzt uͤberal ge⸗ zogen werden, aus einem andern Welttheile zu uns gekommen ſind, daran weifelt, wie ich glaube, niemand. Aber in Beſtimmung des Vaterlandes und der Zeit ihrer Ankunft in Europa, iſt noch ein groſ⸗ ſer Widerſpruch ſelbſt unter denen, welche daruͤber in neuern Zeiten Unterſuchungen an⸗ geſtellet haben (1). Ich will das, was ſchon | | | von ‚() Zu dieſen gehören vornehmlich folgende. Perrault in mömoires pour fervir à P’hifloi- re naturelle des animaux *, welche den drit: “.“ ten

5. Indianifche Hübner: 239

von andern beygebracht iſt, mit dem, was

ich mir ſelbſt angemerkt habe, vergleichen,

und meine Entſcheidung dem Urtheile der ter fer. uͤberlaſen. 3

Die Frage, ob die Griechen und Lateiner | diefe Indianiſchen Hühner. oder. Kalefuter. bes - reits gefant haben „hängt. von der ‘Heflimz

nıung derjenigen Vögel ab, welche von ihnen

meleagrides und, gallinae, Africanae genant

find. Denn in. ‚der ganzen Ornithologie der Alten kommen feine andere Arten. vor, wel ‚he uns Ddesfals. zweifelhaft. machen koͤnten. Es ift aber von Perrault und andern richtig

bemerkt worden,. daß. alles, was. wir. bey

den

ten Theil von Den memoires de l’academ. roy.

des fciences depuis 1666 jusqu’ a 1999 ausmas

en. s » Traist de, la ‚police ‚par..de da. Mare. Il.

pag. 726. Ä Buͤffon Naturgefchichte der Vögel, nah

der Berliner Ausgabe. IV. S.213 und

39. Pallas fpicilegia Zoologica. Fafcic. IV. ©. 10 *. | | ' Dennant in Philofophical tranſactions - vol. LXXI part. I pag. 72%. Pennant Arctic Zoology vol.. If. Birds pag. 294 *, wo wörtlich alles aus Den Philof. tranfat.:wiederholet ift. ze Mifcellanies..by Daines Barrington. Lon- don 1781. 4 pag. 127 * Ba Q3 BR

t

240 5. Indianiſche Hühner.

den Alten von den meleagrides erzählt finden, fih nur auf die Perihühner (Nümida melea- gris Lin.), nicht auf die Indianiſchen deuten ĩaſſe, und daß die gallinae Africanae entwe⸗ der nur eine Abart der erſten, oder doch eine ſehr nahe verwandte Art ſeyn muͤſſen. Die tropfenaͤhnlichen Flecken, deswegen ſie aves variae und guttatae, und in neuern Zeiten Perlhuͤhner und peintades genant find, bejonz ders die Zeichnung der Flügelfedern treffen völlig zu, fo wie fie Clytus, der Schüler des XAriftoteles, ‚befchrieben hat (7); wie wohl man jet in den nördlichen tändern Perls huͤhner finder, in deren Farbe fih mehr weiß eingemifcht Hat. ber dieß ift eine Abwei⸗ hung, die überhaupt bey Vögeln, die außer ihrem Vaterlande ‚gezogen werden, nicht ſel⸗ ten ift, wie die weiſſen Pfauen beweifen, welche zuerft im Norwegen entflanden feyn follen. Der ‘gefärbte mit einer dürren Haut überzogene Helm auf dem Kopfe, ift eben: fals von Clytus fehr gut befchrieben worden,

fo

(?) Arhenaeus in Deipnofoph. lib. 14. p. 655. Die meiften Stellen der Alten von diefen Vögeln findet man gefamlet in C. Gesneri hiftor. avium pag. 46: und in Aldrovandi or- ‚sithel, ib. 13. pag. 18... Wenn man die von Perrault abgebildete Feder anfieht, fo wird man des Elytus name.

er finden, als fie manchen Auglegern ge⸗ dienen hat. er \

*

5. Indianiſche Suͤhner. 241

ſo wie die gefaͤrbten fleiſchichten Anhaͤngſel am: Schnabel‘ (palearia carunculacea). Ju der Groͤſſe werden die meleagrides den größe ten Haushuͤhnern werglichen..n welches auch von Peribühnern wahr ift, und eben.fo muß man Dem Clytus zugeftehn „daß der federloſe "Kopf gegen den Körper faft zu klein ſcheint. Dicht weniger rechtfertigt: die ganzerwebhuhn: artige Geftalt und der miedergebogene Schwanz der Perlhühner das Beywort gibberae zu⸗ mal da in der That die Stellung der Federn dem Bogel einen‘ gemölbten oder erhabenen Mücken verurſacht Die Fuͤſſe gleichen den Fuͤſſen der Huͤhner, haben aber nicht den Sporm, den jene zu haben pflegen: Auch legen die Perlhuͤhner gefleckte Eyer, wie ſie Ariſtoteles beſchreibt, wie wohl auch dieſe bey der Wartung, die ſie in Europa erhalten, Abaͤnderungen leiden. Vor allen Dingen verdient bemerkt zu werden, daß beyde Ge: ſchlechter der meleagrides fo ähnlich ſeyn fol: len, daß fie Faum unterfchieden werden Fön: nen; ‚denn Diefer Umftand ‚widerlegt allein fhon diejenigen binlänglich, welche die me- leagrides für unſere Indianiſchen Hühner ausgeben ‚wollen., Unmoͤglich hätte Clytus in-feiner «mit Fleiß gemachten. Befchreibung die pofficlich'ftolgen Gebärden des Kalekuters, wenn er den Schwanz wie einen Fächer aus? breites oder ein Rad Wa. mit den ge: A ſent⸗

a3 5Indianiſche Hühner:

fenften Fluͤgeln an der Erde: hinrauſcht, ver⸗ geſſen koͤnnen, ſo wenig als die groſſen flei⸗ ſchichten Anhaͤngſel am Halſe und den Buͤ— ſchel langer ſchwarſer Hare über‘ der Bruſt. Auch das unangenehme Geſchrey und die zaͤn⸗ kiſchen Sitten der mieleagrides finden ſich bey den Perlhuͤhnern, welche, wie die Alten rich: tig angemerfe haben, ſich gern an Strößmen nd" Sümpfen aufhalten, wo hingegen die Kalekuter nicht gedeihen. © © ©... 9 ET, 435. 123 Die Alten verſichern, daß eigentliche Bas terland der meleagrides ſey Afrika (2), wo auch noch die Perlhuͤhner wild gefunden wer⸗ den, wo aber unſere Kalekuter niemals wild geweſen find. Wenn Schriftſteller Gegenden außer Afrika nennen, . woher jene Voͤgel ger kommen fenw:follen ,.: fo muß man bedenfen, daß fie. nicht nach Allen :tändern geradezu aus Afrika geblacht worden. Der Unterſchied, len ine den

FR | 1149

ur ‚8 te 3a

) Plin, Strabo. Merkwuͤrdig iſt »folgende Stelle aus Scylaeis periplus p. ie, die ich bisher noch, nicht. in der Geſchichte der. me-

‚„leagrides ‚genußt finde. Der Geograph re— det von einer Sce am Carthagiſchen Meer: buſen? eirca lacum nafcitiir arundo, eyperus, ſtoebe & juncuß, ' Ibi meleagrides aves fun; alibi vero nusquam, nifi inde exportatae, Ich meine, bieraus- laffe fich, die Luͤcke in Anci- goni Caryfiti hiftor, miräbil, tap. XI am bes ſten ergänzen.

5. Indianiſche Zoͤhner. 243

den Columella und Plinius (*) zwiſchen den meleagrides und gallinae Africanae:oder Numir dicae angeben, ift fo; gering, Daß er nnrzeis ne Abart andenten kan, und ſehr wahrſchein⸗ lich iſt die Meynung des H. Pallas (der man⸗ he herliche Beytraͤge zur Aufklaͤrung der al; ten Naturgeſchichte gelegentlich geliefert hat) daß die von ihm beſchriebene Numida mitrata darunter zu verſtehn ſey. Der rothe Helm, Den dieſe allemal hat und der. fie faſt allein vom gemeinen Perlhuhn unterſcheidet, ſcheint dieſe Meynung völlig zu beweiſen (').Gele⸗ ar. 5 gent⸗

C6) Columella VII, 2, 2. p. 634: Gallina' Afri- cana, quam plerique-Numidicam dicunt, me- . leagridi ſimilis, nifi quod rutilam galeam & criſtam capite gerit, quae vtraque funt in

' meleagride caerulea. Da

6) Sch habe hier dasjenige von den meleagri-

: "des angeführt, was zum Beweife dient, daß ſie Perlhuͤhner ſeyn koͤnnen, weil ich: nicht Luſt hatte, einen Gegenſtand, der ſchon

| ' von- vielen berührt iſt, volſtaͤndig abzuhan⸗ dein, und weil-mir hier nur darum zu thun

‚tft, daß fie nicht Kalekuter feyn Eönnen. Sonft wäre zur Gründlichkeit noͤthig gewe⸗

fer; alles. in einzelnen Säten mit den Morten der Schriftfteller, anzuzeigen, was

man von Diefen Vögeln, bey den Alten ans trift. So wie ichs jet gemacht habe, und

Ä wie viele andere es gewöhnlid) machen, Fan dder Leſer zum ungegruͤndeten Beyfall vers 835 fuͤhrt

244 $. Indianiſche Gühner:

gentlich will ich noch anzeigen, daß Buͤffon irrig behauptet, die Perlhuͤhner, weldye doch von Griechen und Römern gezogen worden, wären im mitlern Zeitalter in Europa wieder ganz ausgeftorben. Denn man findet fie in Englifchen Nachrichten ums Jahr 1277 uns ter den Namen Aves Africanae, Afrae (6).

Aber daß die Alten unfere Kafefuter : gar nicht gefanthaben, wird noch vielmehr durch die zahlreichen Zeugniffe der Geſchichtſchrei⸗ ber und Reifebefchreiber beſtaͤtigt, ur” vers

a ichern

führt werben , -weil ihm dag, was der Bes n bauptung nicht günftig iſt, leicht verſchwie⸗ gen ‚werden Fan. - Das ift doch hier der Fall nicht; nur weiß ich nicht: mit ‚Gewisheit, ob die Perlhähner negen ihre Zungen ſo lieb⸗ los find, als die meleagrides feyn folfen, und ob ihr Geſchrey, welches ich- oft genug ‚ges hört habe, und welches freylich Jäftig ift, mit dem. ununaedeıv des Pollur V. G. 90. uͤbereinkoͤmt. Auch übergehe ich die Neben frage ,_ ob die ddsurpvoves yaysdss weyısor des Aelians hift, an. XVI, 2. zu den Perl bühnern oder, wie Pennant will, ‚zu den Pavonibus bicalcaratis gehören. - _ () Kennet’s parochial antiquit. p, 287. Auch werden die meleagrides, welche Volateran :1510 zu Rom ſah, Feine andere -gewefen ſeyn. Aber die ganze Stelle verdient der Er⸗ waͤhnung nicht, - deren fie De la Mare ges würdigt hat. Commentarli vebani'tib, 25, :Pı 949 u.

5. Indianiſche Zuͤhner. 248

fihern, erfilich daß dieſe Boͤgel noch jetzt in Amerifa wild ſind; zweytens daß ſie aus Amerika nach Europa verſetzt find; drittens daß man. fie vor Entdecknug dieſes Welt theils in Europa gar nicht gefant hat, und viertens läßt fich aus ihnen zeigen, wie und _ wann fie nach den Ländern, wo man fie jegt als Hausthiere hält, gefommen find, Mir wenigftens fcheinen dieſe Beweife fo gültig zu feyn, daß mirs vorfömt, Darrington babe das Gegentheil behauptet, um nicht fo wohl durh Wahrheit, als vielmehr Durch Paradorie Beyfall zu erhalten, So wie alle Thiere ſich am leichteften da vermehren, da am größten , ftärfften und feuchtbarften zu feyn pflegen, wo ihnen die Natur ſelbſt den Aufenthalt angewieſen bat, das ift, wo fie urfprünglich wild leben, fo. finder man auch dieß bey den Kalekutern in Amerifa. Frey: lich ift es glaublih, daß die Zahl der wilden fich immer in der Berhältniß vermindern wer: de, in. welcher die Bolfmenge fich dort mehrt, in welcher Waldungen weggehauen und Wis fteneyen angebauet werden; auch ift es wahrs ſcheinlich, daß zulegt gar feine Wilden übrig bleiben werden, fo wie fchon laͤngſt alle Scha: fe, Rindoieh und Pferde in die Sklaverey der Menfchen gebracht find (7) Aber defto mehr (?) Diefe Betrachtung hat ſchon Varro de re ruſtica 1], 1. p. 238. gemacht,

%

246 5. Indianiſche Suͤhner.

mieht verdienen Die Zeughiffe: derer, welche . zuerſt nach Amerika gefommen ‘find, und da: ſelbſt die wilden Kalekuter gefunden haben, in der Thiergeſchichte angemerkt zu werden.

Der erſte, bey. dem ich fie gefunden ha⸗ be, iſt Oviedo, der ungefähr ums Jahr 1525 ſchrieb (82). Er hat ſie mit der Reu⸗ ie 5 giers ) AIch will die Stelle italienifch hieher ſetzen, aus dem dritten Theile der Samlung der Rei ſebeſchreibungen des Ramufio. Sommario

dell” Ind. occid, del fig. Gonzalo di Oviedo. cap. 37°: -Altri pavoni, maggiori e migliori , ; *da mangiare, .e piu belli fi fon .trovati nella

„coli gran coda, santo bella, come quei di Spagna, ma in tutto il refto della piuma fono belliffimi.-- Hanno il collo, e la tefta coperta

di. una carnofitd fenza piuma, la quale mu-

tano di diverfi.colori quande gli vien fa fan-+

„...tafia, e fpecialmente quando fanno Ja ruota, la fanno diventare molto roffa, e come la laf- cciano giu, la tornano gialla, e di altri colo- ti, e poj come nero verfo il: berrettino., e .al: cune volte bianca. Ha nella fronte fopra il becco a modo di un picciolo corno di una -poppa, il quale, quando fa la ruota flarga,

. e,crefce piũ di un-palmo, A mezzo il am

en ; ra, gil

u

$. Indianifche Suͤhner. 247

gierde und Aufmerkfamfeit welche neue Ge genftände zu erregen pflegen, umſtaͤndlich beſchrieben, und weil er fuͤr dieſe bis dahin unbekanten Thiere keinen Namen wiſſen kon⸗ te, hat er ihnen denjenigen gegeben, welchen er ſelbſt von der Aehnlichkeit herleitete. Et nante fie eine Are Pfauen ,‚ und erzählt das bey, daß fie [hon damals, wegen ihres Mut⸗ jens oder wegen des fehr ſchmackhaften Flei: fches ,„ von den Europdern nicht allein in Neufpanien, wo fie zuerft gefunden worden, fondern auch in Neucaftilien und auf den In— feln gezogen oder gehalten worden, Auch die andern Voͤgel, Die er zugleich befchreibt, find folhe, die wir ohne allen Zweifel aus Ame: rika erhalten haben; 3. B: Crax aledtor. Lopez de Gomara, deflen Buch 1563 ae druckt iſt, brauche ſchon den Namen Gallo- pavo, und ſagt, er ſey ganz ſchicklich, we: gen der Aehnlichkeit mit dem Pfaue und dem Haushahne, umd der Vogel habe von allen

| y Geflu:

' gli nafee un fiocco di peli, groffo come un dito, li quali peli fono''ne 'pid, n& mänco, ‚ehe quelli della coda di un cavallo, di color

neri, Junghi piü di um palıno, ' La carne di quefti pavoni & molto buona, e fenza'com- parazione migliore e piü tenera, che quella de’ pavoni di Spagna. So hätte doch Ovie—

do unmöglich gefchrieben,, wenn diefe Vögel > Damals in Europa ſchon fo befant gewefen waͤren, als Berrington meint.

-

248 5. Tndianifche Zuͤhner.

Geflügel in Meufpanien das fchmackhaftefte Fleiſch (9). Im Jahre 1584 fand. man soilde Kalefuter in Birginien (19), Im J. 2564. traf fie Rene‘ de Laudonniere bey feiner Landung in Nordamerifaan(!T). Auch Fernandez rechnet fie zu den Maricanifchen Vögeln und bemerkt den Linterfchied zwifchen den wilden und zahmen (2), re

| Cie⸗

(?) La mejor ave para cane, que ay en la nue» va Efpana fon los Gallipavos, Quife los lia- mar afli por quanto tienen macho de pavon, y mucho de gallo, Tiene grandes barvas, o paperas, que fe muda de ınuchas colores. Hifl. de Mexico pag. 343. on

(9) Hakluyt Il. pag. 274.

("*) Pennant beruft fich. desfals auf De

Ä rg den ich ſelbſt nicht nachgefchiagen a e.

(**) In Hiſtoria animalium novae Hifpaniae, die einen Anhang zu feinem Theſaur. rerum medicar. novae Hifpaniae. Romae 1651, fol. ausmacht, cap. 59. pag. 27: Huexolott gal- lus eft Indicus, quem gallipavonem quidam vocant, noruntque omnes; reperiuntur alii filvefires, duplo domeſticis maiores ; duriore & insuaviori alimonia, eaetera fimiles, qui interdum fagittis, interdum vero tormentorum bellicorum vi folent interimi. Sunt & femi-

nae in fupradidlo genere cihuatotolin vorcatae, quae maribus funt viliores, etſi gratiffimo at-

que falubri, alimento , cedente tamen ei , quod

fumitur a noflwatibus, ob: humiditatem &

| | pingue-

5. Indianiſche Suͤhner. 248

Eiefa (1?) fand fie auf: der Landenge von Darien Mu und Dampier in: Yucatan (14), | Zu Außer

pinguedinem quandam nimiam & naufeam mo» ventem aliquibus delicatioris palati. Bars rington fagt, quem norunt omnes, hätte Sernandez nicht fagen können, wenn diefe Thiere. erft aus: Amerika befant geworden wären; denn, Merico ward erft 1519 befant und Sernandes fcheint ums Jahr 1576 ge: fchrieden zu haben. Ich geftehe, daß mir diefe Urfache ganz unwichtig fcheint , zumal da man weis, daß bdiefer Vogel in kurzer Zeit, wie mehr Amerilanifche Probufte, die algemeine Neugierde erregten, verbreitet worden iſt. Zu dem ift noch die Frage, ob

. jene Worte mwürflich von Fernandez * find; man fehe, was ich im erfien Theile S. 440 gefagt habe.

(*?) Die. Reife des Cieza fteht englifch über: fest m Steven’s new collection of voyages and traveis,

(**) Vol. I. P. 2. p. 65, 85, 1124. Leri fcheint te audy in Brafilien gefunden zu haben. Denn in bes de Caet Novus orbis. Lugd; Bat, 1633. fol. ® pag. 557, wo von Brafilien die Rede ift, fteht: Lerius feribit, duo ge- nera exquifitarum avium hic reperiri, quibus nomen eft Mouton, pavonum magnitudine , pluma nigra & leucopeata ; itemque maxiımam gallinarum quas vocant Indicas, multitudi- nem, quas barbari vocant Arignaoufau, ficu- ‚ti nofirates vocant Arignaumiri. Aber. weil die Bezeichnung nicht deutlich ift, und der fleiffige Marggraf fie nicht unter den ei J nnli⸗

250 5. Indianiſche Hühner:

Außer den vielen andern Zeugniſſen aus neu⸗

ern Reiſebeſchreibungen, welche ſchon Buͤf— fon angeführt har und ich hier Deswegen nicht wiederholen will, verdienen befonders noch die Nachrichten des Ralms und Smyths angeführt zu werden. rfterer, det 1748 in Penfplvanien war, fagt: In den. hiefi: gen Wäldern laufen wilde. kalekutſche Huͤh⸗ ner herum. Diefe find von unfern zahmen, außer ihrer Wildheit, faft in nichts unter: ſchieden, als daß fie gemeiniglich etwas gröfs fer find, und eim rörblicheres, doch aud) fchmachafteres Steifch haben. Wenn jemand

die Eyer von folhen im Walde finder und.

fie unter zahme Hühner diefer Urt zum Aus: brüten legt, fo werden die Jungen mehren: theils gleichfals zahm; doch laufen fie auch wohl, wenn fie gröffer werden, weg. Da: ber befchneidet manihnen, zumalin den erften Fahren, die Flügel. Es find dieſe zahm ger machten Kalefuter gemeiniglich weit böfer , als die von Natur. zabmen. Auch die Wil- Den geben ſich zuweilen damit ab, fie zahm zu machen und bey ihren Hütten zu balten (15). Smpyrb verfihert,. daß eg in den. unange:

baueten Gegenden binter Visginien und in.

den

flifehen Thieren fo ſcheint dieſe Nachricht unficher zu ſeyn.

Es) Ralms Reife U. ©. 352.

erfhökanifge‘ Bühne,

den füdlichen Peobingen fo were kuter gebe, dag fi fie im Heerden von. | fend Stud and ara ‚angetroffen, wert den arg —2* 13

(Bi Bin ic, 2 ‚date nos Ibin 1

Dieſe Zeug ugni un Wichtig und; ab iu a vom Sm

Ah in andere Kinder der Be Wa⸗

ten fie ſchon vor ’oielen Jahrhunderte aus Aften oder Aftifa gefommen, fo würden fie Lingft in Italien gemein uhd von dere uber

pa gebracht feyn. Aber auch dort finder man fie nicht vor Entdeefung von Amerika. un Petrus de Erefcenriis ſchrieb das ift

im rzten (#7), waren ſie dort gewiß noch nicht; denn indem he de Wartung aller Stonemifgen * auch ſo gar der

Pfau⸗ 2 Jan -

@ 5 a —— * bh öf a by

bunden —* 2 Bände Baliniın y

(*7) Er lebte uine Zabr 1280, Mar‘ findet von feinen ſchon oft angeführten Buche in "alten Bibliotheken, italtentfeje und teutſche z. B. auf der Dombibliothek zu Maynʒ iſt eine teutſche vom Sehr, vr ; —* eine lateiniſche von 1469. Fol.

Kur, Theil. R

252 5. Indianiſche Zuͤhner.

Dfauen und Rebhuͤhner lehrte, fo würde er Die Kalefuter, die lange nachber im ſechs zehn⸗ ten Jahrhunderte auf Die vornehmſten Tafeln

famen, nicht vergeſſen haben. Aber er hat

fie gar nicht genant. Noch zur Zeit weis ich feine ältere Erwähnung in Italien als vom Jahre 7 da der Magiftrat von enedig in einer Verordnung zur Einſchraͤnkung des are beſtimte, auf welche Tafeln Judianis he Hühner, und. Rebhuͤhner kommen ‚durfz ten (A) Ums Jahr 1570 lehrte Barto⸗ * Scappi, der Koch des Pabſtes Pius in feinem Kochbuche verſchiedene Vor—⸗ dieſen koſtbaren und vornehmen Vogel zuzurichten (17). Wie ſelten er da: mals

an Diefe Verordnung findet + man in Lettere di Antonig Zanon. In Venezia 1763.8. ‚Tom; l. p. 34 *E parimenti non fi poflono in, det- ti conviti metter in tavola pernici e galli, eis chiamiamo d’india,

69 Opera di M. Bartolomeo Scappi cuoco 6. creto di Papa Pio V. Im Veneria: 1476. 4, * Haller bat in Bibliorh. botan. I. p. 343. uns richtig Florenz ftat Venedig genant. Lib. V

* . €aP. 36. p. 346: Per farc pafticci di pauoni -, nefrali, Gallı d’India & altri volatici. Cap. 393 Per fare pafliccio di pollancha d’India. Das Exemplar, was auf unferer. Univerfis täts Bibliothek vorhanden ift, hat 18 Kup: fertafeln, welche bie verſchiedenen gera⸗

5. Indianiſche Suͤhner. 253

mals noch geweſen ſey, erhellet auch daraus, DaB man angemerkt findet, die erſten Kaleku⸗ ter, welche nach Bologna gekommen, waͤren diejenigen geweſen, welche gegen Ende des ſechszehnten Jahrhunderts der. Familie Bus oncompagni, woraus. der Damals regierenüe Pabſt Gregorius XH war, deſchente wor: | yon EIN

Daß man in "England diefe ke v6 nicht im Anfange des ſechszehnten Jahrhun⸗ derts gekant hat, wird dadurch febr. wahr? ſcheinlich, weil man fie noch nicht in. deraus: fuͤhrlichen Befchreibung eines groffen Feftes eines Erzbiſchofs genant finder ſo = au

geraͤthe ib: bie Arbeiten der Rs rſtel⸗ len. Darunter iſt auch ein Braͤtenwender, der vom Rauche getrieben ‚wird zu molinello a fumo. Dieſe Kupfer find mit guten, Jar: ben ausgemahlt, nnd. vornehmlich if Die vies le Bergoldung fehr gut gerathen. Sch vers muthe,. daß die Ralefuter ‘damals noch we⸗ nig auf landwirthſchaftlichen Höfen gehalten woͤrden. So finde ich "fie nicht genant in Trartato dell’ agricoltura di M. "Affrico ‚Cie mente Padovano, In Venetia 1592. 12: "wo doch von dem übrigen Geflügel gehandelt ift.

. (29) Dieß erzählt Zanon, tagt Hat nicht, woher er es wiſſe.

(3) In Larbam’s general: Gnopfie. of birds. Vol, 2. P. 2. pag.. 66; lt is certain that the | Rz name

54 5. Indianiſche Sübner.

auch noch nicht in der Verordnung, welche Heinrich VIH für die Haushaltung feines Ho⸗ fes machte, "worin gleichwohl alles Federvich für die Fönigliche Küche berrant ift (27). Gleichwohl follen fie um Diefe Zeit dahin ges kommen ſeyn, da einige das Jahr ı724, andere 1530 und noch andere 1532 aͤnge⸗ ben (23). Wenigſtens follenim Sabre 155g, ben einem groffen Schmaufe, junge türfıfche Hübner gewefen ſeyn (24) ; undums J.585 werden fie ju den ae guten Gerich⸗ ten gezabl

es CHE In

g,; ‚name does not oeeur in the lift of Archbifhop Nevil’s feat, nor is it mentioned in the Earl

‚: of Northumberland’s Houfehold boek, fo late as.the year 1512.

2) Man findet biefe Verord⸗ nung in Archaeologia or mifcellaneous tradis relating to antiquity. Vol. 3. p. 157.

: (23) Anderfon. Gedichte des Handels TIL. © ©. 518 und IV. ©. 131, 189, Hakluyt II. ©. 165: nennet das Jahr 1532. und in des Barnaby Googe Art of husbandıy, was aber. erſt 1614 gedruckt: ift, fieht, fo wie tıt ‚vielen teutfchen Büchern, das Jahr 1530.

(aM Origines iuridiciales by Wülb. Dugdale. In the Savoy 1671. fol. * pag. 135.

> Pennant führt aus Tufet fivehunderd point of hasbandry, men eime an: ü €£-

5 Indianifche Zöhmer; 255

+: In Frankreich ſollen, nach einiger Schrifte, ſteller Vorgeben, die Kalefuter viel früher geweſen fern: aber wenn man nad) ‘Beweis fen forfcht, fo finder man gar Feine. Am älteften macht fie Beguillet (2°), der ganz

dreiſt Beefe, mutton, and porke, ſhred pies of the befht Pig, veale, goofe and eapon, and Turkie

vwelldreſt; Cheefe, apples and nuts, jolie carols to, | . heare, .. no: As then in the countrie, is counted good, cheare.

Er fett diefe Zeilen in das Jahr 1585, in welchem auch’ das Buch wieder gedruckt wors den, aber da man ſchon eine Ausgabe von 1557 bat, die Haller bibl. botan, I. p. 319», anführt, fo bleibt noch die Trage, ob fie nicht fhon in diefer ftehen. In der neuen‘ - Ausgabe von 1744.:8, die ich vor mir habe, fehlen fie gänzlich. na

(2°) Defeription du duch® de Bourgogne. Par M -Conrsepee & Begnillee. "Dijon 1775. 8% - ol. 1. p. 193 5 und eben: derfelbe in Deferip- tion generale & particuliere de la France, "Paris 178i. fol. ®, In der Befchreibung von Bourgogne S. 196: e eft fous le regne de Philippe : le. hardi, que les gelines d’Inde fu- rent apportees d’Artois a Dijon en 1385, ce qui montre la fauſſeté de la tradition, qui en attribue Papport & l’Amiral Chabot au fei- zieme fiecle. Cent ans avant'Chabot, Jacques Coeur en: avoit tranfporte de. Turquie en fon

4

6 9 Indianiſche Hühner,

dreift meldet; ſchon unter der Megierung Philips des Kühnen wären fie ums Jahr 1385 nach : Dijon gefommen. ' Hätte der

Franzos feinen Zeugen angeführt, ‘fo hätte -

man erfennen fönnen, was zu diefem Irthu⸗ me Gelegenheit gegeben habe; aber jet fan man ſich faum des Argwohns erwehren, als babe er alles felbft erdichtet. Auch De la Marre irrer, indem er erzählt, die erfien Ka: lefuter in Frankreich wären diejenigen gewes fen, welche der. befante. Schatzmeiſter Koͤ⸗ nige Carl VII, Jaques Coeur, aus der $es vante mitgebracht, und auf fein Landgut in Gatinois gehalten hätte, nach dem er näms lich, auf Erlaubniß des Königs, wieder ins Reich zurücgefommen wäre. Aber diefer

Coeur, welcher 1450 verwiefen ward , iſt

niemals wieder zurück gefommen, fondern im Jahre 1466 auf der Inſel Ehio geftors ben (27), . Eben fo wenig. ift. die Machricht

wahr,. welche Bouche in feiner Gefchichte

von Provence gegeben hat (2°), daß Kene’ oder

chateau de Beaumont en. Gatinois, & Ame-

ric Vefpuce en Portugal. Welche Unverfhämts

heit, fo etwas ohne Beweis zu fagen!

(??) Man fehe die Schriften, welche von dies fen Jaques Coeur befonders handeln und von H. Meuſel in Algemeiner Weltbiftos vie XXXVI. ©. 615. angeführt find.

(2°) La.chorographie ou defeription de Pröven- ee, & l'hiſtoire chronologique du mefme pays.

5: Indianiſche Zuͤhner | 257

oder Renatus, König von Meapel und Her⸗ zog von Anjou, die Kalekuter zuerſt ins Reich bringen und zu Roſſet in Menge anziehen laſſen. Er beruft ſich dabey auf die muͤndli⸗ che Erzählung der Nachbaren, welche doch wider andere fichere Zeugnifle nicht gelten koͤnnen. Auch bat derjenige Bouche, der vor einigen Jahren auch eine Geſchichte von Provence geſchrieben, und darin vieles zum Lobe Des Renatus gefamler hat, dieſes Vers dienft gar nicht berührt, da er ſich Doch ger wiß der Erzählung ſeines Namensverwand⸗ sen bat erinnern muͤſſen (2°). Wären diefe Vögel fhon zur: Zeit diefes Könige, dee 1480 geftorben ift, befant geworden, fo hät: ten fie unmöglich in Franfreich nach mehr als hundert Jahren fo fetten feyn koͤnnen,

als .

Par Honore Bouche, A Aixı664. 2 vol. fol. *, 1. pag. 479: I fe plaifoit aufi fort 4 Vagri: eulture, comme à l’occupation la plus inno- eente. Il fut Je premier, d ce qu'on ecrit, ‚qui introduifit en France les oeillets de Pro- vence, les rofes de Provins, & des Musgrees, des. paons blancs, des perdrix rouges, des con- nils blancs, noirs & rouges, & y rendit aufli fort familiers les cocgs d’Inde, dont il faifoit grand amas en Provence, & les faifoit nour- sir.au lieu de la galiniere :pr&s de Roflet, fe- lon la tradition du, voiſinafgee.

(2°? ; Eflai fur V’hiftoire de -Provenee, A Maär- feille. 1785. 2 vol. in A 0.000:

an R4

258 5: Indianiſche Suͤhner.

als fie wuͤrklich geweſen find. Wahrſcheinli⸗ cher iſt die oft wiederholte, jedoch nicht bes wieſene Nachricht, daß Philip de Chabor, der Admiral unter K. Franz 1, fie zuerſt nach Sranfreich gebracht habe. Chabotftarb 1543 uud vielleicht bezieht fich darauf, was Scaz liger fagt, daß nämlich ſchon 1540 einige Kalekuter in. Frankreich vorhanden geweſen wären. Go viel iſt gewiß, daß baid nach⸗ ber Gyllius, der 1585 geſtorben iſt, die er⸗ ſte kunſtmaͤſſige Beſchreibung derſelben gelie⸗ fert hat, welche Geſner und Aldrovandus in ihre Ornithologien eingeruͤckt haben. In eben dem genanten Jahre 1585 gab Bellon Die erſte Abbildung. Um eben dieſe Zeit. be: fehrieb fie La Bruyere⸗ Champier , und: merfte Dabey ausdrüclich::an, fie. wären erſt Damals vor wenig Jahren nah Frankreich aus den Indiſchen von den Portugiefen und Spaniern entdeckten Inſeln gefommen (39),

| —— Wie

(?°) De re eibaria lib. XV. cap. 73. p. 632. Venerunt in’Gallias anrios abhinc ‘pancos aves quaedam externae, quas gallinas Indicas ap- pellant; credo, quoniam ex Infulis Indiae nu- per a Lufitanis Hifpanisque pätefatae pri» mim, invedtae fuerunt in orbem noftrum, quae pavones fere magnitudine aequant; fe- minae pennas mon habeit variegatas, pariunt ova auferinisainplitudine paria, candida, quae efui funt, Mares variis. eoloribus difinguun- tur

sr Indianiſche Söhne, 279

Wie bat doh Barringron behaupten moͤ⸗ gen, Daß der Franzos Oftindien, nicht Weſt⸗ Indien gemeint habe! Inzwiſchen müffen fie noch lange Zeit in Frankreich felten geblieben ſeyn; denn als K. Cark-IX im Fahre 1566 durch Amiens teifete, ſcheuete ſich die Bür: gerfchaft nicht, ihm, neben andern. Gefchenz fen, zwölf Dindons zu fchenfen (?T).. Dar.

| | | mit.

tur, feminis ampliores, qui crifas erectas, vt gallinacei noftri, minime gerunt, fed car- noſum quidpiaın rubrum, quod etiam fub mento inftar paleariorum dependet , longi- tudine infigni, in quo illis excandefcentibus‘, . & turbatis miros variosque colores eft fpedta- re; vix tamen coelum noftrum patiuntur, & difhcillime educantur.: Voraciores funt, ideo- que copiofo indigent eibario, Segnitiem. do- mini non ferunt, fed maxime infantes pulli, qui haud temere perveniunt ad adulefcentiam,, nifi fedula & asfidua- impendatur opera. Om‘ nino alites funt. Ich habe ſchon im zweyten Theile ©. 537. angezeigt, daß der Verf. fein Buch zuerft 1560 drucken laffen, aber ed ſchon 30 Jahre vorher auögearbeitet hat. Menn dieß im genaueften Verſtande aud) von der angeführten Stelle zu verftehn ift, fo müffen die Kalefuter fchon 1530 im Königs reiche gemefen ſeyn. Außer den oben anges führten. Ausgaben, befitze ich jetzt auch die, welche zu Frankfurt 1600. 8 gedruct iſt, wobey fich noch Fein Negifter befindet. _ ‚(?”). Hifteire de la vie priv&e des Frangais par

Le Grand a’Außy. I. p.29%.

266 5. Indianiſche Zuͤhner.

mit ſcheint auch die oft wiederholte Nachticht uͤberein zu kommen, daß die erſten welſchen Huͤhner bey dem Vermaͤlungsfeſte dieſes Koͤ⸗ nigs im Jahre 570, als eine qroſſe Selten⸗ heit, auf die Tafel gebracht worden (22). Sehr algemein muß doch die Zucht dieſer Voͤ⸗ gel unter Earl EX noch nicht geworden ſeyn; denn man finder fie nicht in den Berordnuns ger von 1563 und 1567, in welchen doch alle Arten Geflügel genant find (?3). Im Sabre 1603 ließ Heinrich IV die Auffäufer beftcafen, welche die welfchen Hühner auf den Dörfern, ohne fie zu bezahlen, wegnah⸗ men, unter dem Vorwande, Daß fie folche für. die Königinn fuchten (3*). Webrigens will ih noch anmerfen, daß ich bey dieſer Unterfuchung nirgend gefunden babe, "daß den Jeſuiten das Verdienft gehöre, Diefe Vögel in Frankreich einheimifch gemacht zu "haben (35). |

Weil

(32) Anderfons Geſchichte des Handels IV. S. 131. Beyflers Reifen Ti ©. 413.

3) Delamare.,

(3*) Dieß erzählt Le Grand aus dem Tage: buche des CEtoile.

(°°) De Vefprit (par Helvetius). Amfterdam 1759. 172 * I p. 288: On lie, dant hannée litteraire, que Boileau, encore enfant, jouant

i dans

Eolerus (33) und andere, daß fhon 1530

g: Indianiſche Zuͤhner. | 261

Weil Teutſchland dieſe Amerikaner uͤber Andere Länder erhalten haben muß, ſo fan man fie auch bier nicht früher vermurben.

Geſner, der feine Ornithologie ı5 55 heraus

gab, feheint fie noch nicht einmal feldft ges fehn zu haben (?°). Michts defto weniger verfichern verfchiedene, 3. B. Serefbach (27),

wel;

dans une cour, tombe,' Dans fa chüte, fa jaquette, fe retroufe; un dindon lui donne lufieurs coups de bec fur une partie tr&s- de- icate. . Boileau en fut toute fa vie incomıno- de; & de-Ilä peut - être, cette ſévérité de moeurs, fa fatyre contre les fem-- mes. Peut - &tre fon: antipathie contre les dindons occafionna - t- elle l’averfion fecret- te qu’il eut toujours pour les lefuites, qui les ont apport&s en France.

(°°) Ich ſchließe dieß aus folgender Stelle ©. 465: Gallopavum aiunt vocem quandamı edere gallinaceae non difimilem nefcio quid erocitando; & in frigidis aegre ali. Minimum ex eis frudtum efle, fumptus in educando alen- doque & erde multum requiri. in cibo lautif- finos haberi, & principum menfis dignos,

(3?) De re ruflica. Spirae Nemet. 1595. 8 * llb. 4. p. 640; Indicarum, vt vocant, avium recens apud nos vfus & educatio, Nam ante annum tricefimum fupra fefquimillefimum apud nos non funt vilae, neque veteribus arbitror

notas,

(33) Hausbuchs vierter Theil. Wittenberg 1611.47 9,499.

262 5.Indianiſche Zähnen,

welſche Huͤhner nach Teutſchland gekommen find, und auch in demſelbigen Jahre ſollen fie. zaus Böhmen nah Schleſien gebracht. | fenn (??). - Bon den nördlıchern Ländern weis ich nur Pontoppidans Verficberung, daß fie ‚in. Dänemark bereits vor 200 Jahren ger . jind (* 9

‚Da man jetzt dieſe Voͤgel auch in Aſie en und Afrifa antrift, fo ift es der Mühe werth, nachzuforichen, in welcher -Zeit fie dorthin gefommen find, zumal da einige diefe Welt: theile für das Vaterland derfelben haben aus: ‚geben wollen. In China find feine andere Kalekuter, als welche dahin aus andern fäns dern gebracht find, wie Dubalde (*1) aus⸗ druͤcklich verſichert, wie wohler irrig hinzus. ſetzt, daß fie in Oftindien ganz gemein wär ven. Dach Perfien J ind ſie Armenianer

und

Ko Oekonomiſche Nachrichten der Schle: fiichen Geſelſchaft. 1773. S. 306. Schwenk- ‚feld teriotroph. Silehae. Zu der Jubelfeyer der Univerfität Wittenberg im Jahre 1602 wurden 15 indianifche oder calecutifche Haͤh⸗ ne gefauft, das Stuͤck für ı Sl. Sie wur: den zum Theil mit einer Zitronenbrübe zus gerichtet. S. Wittenbergifches Wochen:

blatt 1788. ©. 258, 267. 9) Naturhiſtor. von Dännemark. Ko:

penhag. 1765. 4 * ©. 172. (**) Hift, gener. des voyages VI. p, 487. _

5. Indianiſche Suͤhner. 263

und andere Kaufleuthe, ſo wie nach Batavia durch die Holländer, gebracht worden 62) In Perſien waren ſie noch zu Chardine Zeit fo selten, daß fie im koͤniglichen Thiergatten

gewartet wurden” (43). "Im Koͤnihreiche Congo, auf der Goldkuͤſte am Senegal firtd feine andere, als die bey den Europätichen Faetoreyen gehalten werden. "Nah dem Pas ter von’ Bourzes find Feine im Köntgreribe | —** Mas (+2) Bell’s travels I; p. 112% »; 4, i. (+3) Voyages de Chardin. IV.’ p.'g4 Les poulers - « . d’Inde:;y-font &trangers & rares. Les Arme- niens en aporterent, il y.a quelque trente ans, un bon nombre de Conftantinople d Iſpahau qu ils donnerent au Roi par rareté; mais on leur die pour recompenfe , que les Perfans ne * ‚fachant pas la maniere de les elever, on leur en donnoit le foin; & on les mit en diverfcs maifons un en chacune. Les Armeniens im« portunez du foin & de la d&penfe les laiflerent mourit; presque partout.. len ai vwü qui ve noient aflez bien dans le territoire d’ifpahan a quatre lieu&s de Ja ville, chez de paisang Armeniens; mais pourtant en petite quantit&, Il y a des gens qui croyent que cet oifeau vient des. indes; mais au centraire il n’ y en a point du tour. U faut quiil foit venu des Indes occidentales, d moins qu'on ne I’ ait apellẽ cocq d’Inde, à caufe qu’ &tane plus grand que les cocds ordinaires, il reflemble en ceci aux cocgs des Indes, qui font plus grands que les cocgs ordinaires de tous les au- eres pais. . Alles dieſes liefet man auch im Tavernier Keifen LS. 105.

266 5. Indianiſche Zuͤhner.

oder tuͤrkiſchen Weitzens unterſuchen will, wird eben dieſes bemerfen, Da es doch) eine völlig erwiefene Wahrheit ift, daß wir Diefe Frucht aus Amerifa erhalten haben. Wie - ſchneil ift nicht der Tobaf algemein geworden! Sin Jahre 1559 famen die Samen nad) Porz tugal, und mit dem Anfange des fiebenzehns ten Jahrhunderts fieng fhon der Tobaksbau in, Oftindien an. Wenn aber der Engläns der behaupten will, diefe Vögel wären, wie ferde und Nindvieh durch die Europäer ach Amerifa gebracht, fo fönte man. den Yon ihm angegebenen Grund wider ihn felbft anwenden. Er müfte es denn auch unwahr⸗ ſcheinlich finden, daß dieſe Vögel in dem neus en MWelttheite fo gefchtwind gemein, zahlreich und wild hätten werden fönnen, als fie es, bey feiner Behauptung, nach den oben bey⸗ gebrachten Zeugniffen geworden wären.

Weil zur Zeit des Kardinal Pers ron (47) viele ferte Kalefuter aus Languedoc nach Spanien jährlich verfauft worden, fo foll daraus folgen, daß diefe Thiere nicht zur erft über Spanien nach Frankreich haben

| kom⸗

(#7) perroniana p. 67: Le coq @Inde eſt un

O oifeau quia peupl& merveilleufeinent; de Langue- ·

. doc:ils ea mencht en Efpagne , ‚comme de auoutons.

2udianiſche Büren . 207

kommen koͤnnen Wunderlich Perron ſtarb 1620. Da waren die Puter laͤugſt gemein) und) wer die Induͤſtrie Den Spanier kennet der wird es gang möglich finden; daß die Framoſen früher dis ſie Die Zucht dieſer Thie⸗ ge zu einem Gewerbe gemacspaben si, Wie falich wuͤrde man sehlieffem,ıtwennsman fagem wolte, Die Englaͤnder und Frauzoſen Föuren unmöglich: Die beſte Wolle ans Spanien era haften, weil dir Spanier die beften . von | und⸗ Frauzoſen kaufen. 338 ‚Ni dass yı5 19/96 mag nn Be) SON in iſt auch der Veweisys, —* durch Barrington die Kalekuter ſchon ins funfzehnte Jabrhundert erheben will; Er fuͤhrt naͤmlich aus Lelands Itinerary Volk: VE Pe Fan, daß inn Bu 1467. bey einem Gaſt⸗ mal unter Eduard. V aapons of⸗· Gteaſe auf⸗ getragen worden Ich kan dieſe Stelle nicht ſiuden, aber eigen mächtig und gu dreiſt iſt es doch, capons of GrealesincaponsofGreer ee Ju verwandeln * en pr K alelutet aus zugeben (7æ20 3:0 13. u RTEL 10 3 su a ri Bam meiſten mich, daß er Ge de: für, feine. Behauptung. ı ein © ie

am iny 6: En er N o

2@5] Tiieitinerary, of John Lelaud the Ant bs #.quaty.loyln; ‚nine, volumen, Thqe econd, edi- sniliipTe ‚Qnford d:7am 8.53 a srciie e 7

un. Theil. S end

are

268 gs: ndtanifche Hühner:

Biefer Vögel’ hat hernehmen mögen: Wären fie, fage:er, aus Amerika, ſo müften: fie Amerifanifche-oder Weſtindiſche Hühner heifi fen. Gleich als eb den neuen Gegenftänden Die Namen. mit Leberlegung gegeben würden. Aber fie erhalten folche oft, ehr man einmal weis, was: fie find und woher fie find. Es ift wahr Ray, Minſheu (4?) und andere haben fich Dusch: den Damen: Türfifche Huͤh⸗ ner verleiten laſſen, die Türfen für das Bar terland anzunehmen; aber: wer in Unterſu⸗ chungen diefer Art geübt ift, weis, daß fehr oft neue ausländifhe Sachen, tuͤrkiſche, welſche oder ſpaniſche genant find. ft denn der tütfifche Weigen aus der Türken? if denn Welfchland das Vaterland der welfchen Hühner? Gefegt, das die kalekutiſchen Hühs ner den Damen von Calecut hätten, fo ber wieſe dieß böchftens nichts weiter, als daß einnial jemand fälfchlich geglaubt Härte, dies fe Vögel wären aus Kalekut nah) Europa gekommen. Aber ich nermurhe,. Daß die Ber nennung Ralekuter, fo wie auch die Mas men Truchenne und Putjen, Puren, nur an nach

(+9) Minsbeu's Ductor in linguas. "The guide > jnto tongues, 1617. fol. und Minfchaei emen- datio du&toris in linguas, 1625. fol. * p. som, 719: avis ita dia, quod ex Africa, & ve

non nullt volune alli, ex India vel Arabia ad nos allata, fit. Calekuttifch hun i, e, galline Calecustenfis, |

5. Indianifhe Gühner. 169

; nach dem Gefchrey und der Stimme des Bor

gels gemacht worden, oder um es Mehrter '

auszudrücken, Daß es wvonwromerromuive find. Sonſt hat Chardin eine Vermuthung, die nicht ganz zu verachten ift (39). Er meint, man habe anfänglich dieſe Vögel für eine Art Haushühner angefehn oder fie damit verglichen, und ihnen deswegen Namen von Oſtindien gegeben, weil dort die allergrößten Haushühner vorfonmen, fo wie denn auch) Dftindien das wahre Varerland derfelben ift.'

I 9 Siehe oben Anmerkung 43. ©. 263.

Fi

ww’ 7 4—æ TI 3 i .

. DE) du TUT ORT: hm‘ 0 ı FABT re * B u tt e r. un y ie Mich, dasnatürlichfte und algemein⸗ ſte Nahrungsmittel der Menfchens iſt

eine Miſchung aus drey verſchie denen Be⸗ ſtandtheilen; dieſe ſind Molken, Butter und Kaͤſe. Die kaͤſichten Theile ſind ſchleimicht und gallertartig; die Butter iſt der ferte, oͤhlich⸗ te und alſo verbrenliche Theil; beyde ſind in der Fluͤſſigkeit, welche man die Molken nen— net, nicht eigentlich volkommen aufgeloͤſet, fondern vielmehr nur, mie in den Emulſio⸗ nen, zertheilet und verbreitet, deswegen ſich auch diefe Beftandtheile, ohne fünjtliche Bor: bereitung, ſchon durch die blofje Rube fiheir den. Alsdann begeben ſich die öhlichten an die Dberfläche, und machen daſelbſt das, was man Rahm, Schmant oder Sahne nen; net. Nach der Gerinnung, welche bald dar⸗ auf zu erfolgen pflegt, trennen fich die kaͤſich⸗ ten Theile von den Molken. Dieſe Trenu⸗ nung wird auch in verfehiedener Abſicht Durch Fünftliche Zufäße bewürft, wodurch denn die Produfte, oder vielmehr Edufte, mancher: ley Abänderung leiden. Der Fäfichte Theil ur Zu wird

6. Bütten art

wird ausgedencft, mit Salz, auch wohl mir Gewürzen gemifcht, " geformet, abgetrocknet und unter Dem Namen der Käfe verbraucht, welche defto beſſer feyn können, je mehr but: terige Theile man ihnen gelaffen hat. Det abgenommene Rahm wird durch hinlängliche Bewegung, in den fo genanten Burterfäßern, von den Molken und den Fäfichten Theilen gefchiedem, und dadurch zur ang item Butter gemadt.

Diefe , fo gemeim auch jege ihr Gebrand

im größten Theile von Europa’ ift,ift den Alten gar nicht, ‚oder ſehr unvolftändig bes kaut geweſen (2). Zwar haben die aͤltern Ueber⸗

> ſind mir folgende Unterſuchungen bekant

Martini "Schoockii tractatus de 'butyro, ac-

‚ceffit eiusdem diatriba de averlatione cafei.

Groningae 1664. ı2 *,

H. Conringii de habitus corporum Germa- nicorum antiqgui & novi cauffis. Helmeſtadiĩ 1666. 4 * und eine neue Yusgabe: cum annotationibus ‚o,; Phil, Burggravii Gil. Fran cof. ad Moenum, 1727. 8 * wo jedoch kein

» neue. hieher. gehörige Anmerkungen vorkom⸗ men.

54 2 Wolfe etymologicon. Art. Butyrum, * Trek de la police par Delamare. liv. V, %

P-,799. =, "70h, HWaltheri differt, de butyro. Altor ſũ FR 1743. —5 8 &4 a

w u 704 Gr a r

—f

272 6. Butter.

Ueberſetzer der hebraͤiſchen Bücher (1), darin die Erwähnung derſelben zu finden gemeiut(2) aber jeßt-find Die gründlichften Ausleger darüs ber einig daß das Wort IND, chamea, Milch oder Sahne oder ſaure, dicke Milch, wenigftens nicht Butter bedeute (?). Offen⸗ bar. iſt darunter etwas flüffiges zu wer ſtehn; deun Chamea fol zum Wafchen der Süffe dienen, foll getrunfen werden und bes raufchen; wie denn die gegobrene Pferdemilch wuͤrklich berauſcht. Stroͤhme von Milch laf fen ich deufen, nicht aber Ströhme von But⸗ ter. Der Fehler ift Durch die fiebenzig Dof metfcher veranlaffet worden, die das hebräi: fhe Wort durch Bourveov gegeben‘ haben.

| Die

Conr. Gesneri libellus de lade & operibus

ladariis , cum epiftola ad Avienum de mon-

- tum -admiratione , 1543. 8. Dieſen Eleinen

Tractat habe ich) bisher vergebens gefucht ,

und ich würde es mit großem Danfe erfen-

nen, wenn ihn mir jemand verfchaffen oder leihen mwolte. %

c) Bockare hierozoie. II, 45. p. 43

(2) 1..Mof. 18, 8. V, 32, 14 Richter 5, 25. II, Samuel 17, 29. Jeſaias 7, 15, 22. Hiob 20, 17 und 29, 6. Sprüde Sa: lom. 30, 33-

» (2?) Michaelis fupplementorum ad lexica hebrai-

ca pars I. p. 807 und befien Moſaiſches Recht $. 291 und 205.

6. Butter. 273

Diefe, welche ein Paar Jabrhunderte nad dem Hippotrates und zmar in Aegypten lebr ten, fonten, wie auch H. Michälis anmerkt, fhon Butter kennen , oder davon gehört has ben; wiewohl es fehr wahrſcheinlich iſt, daß fie Sahne, und nicht unſere gebraͤuchli⸗ che Butter gemeint haben. Wer nad) den gemeinen Weberfegungen urtheilen wolte, der würde in den Sprüchen Salomons fogar Die Bereitung der Butter duch Schlagen zu fin den meinen; aber die Worte heiſſen: preflio, - fridtio mulgentis educit lac; alſo iſt von Mil chen, nicht vom Buttern, Die Rede.

Die ältefte, aber freylich noch dunkle und zmweifelhafte Erwähnung der Butter iſt in des Zerodots Erzählung von den Geyr then (*2). Diefe, ſagt er, gieflen Die Pier | ea e⸗

ram IE 8. p. 281: Pofteaquam emulxere Su ,„ in cava vala lignea diffundunt ; & com- ‚pungentes ad illa vafa coecos lac agitant (do · ydovoı 70 Vai), euius quod ſummum eſt, delibatur,, pretiofinsque habetur; vilius sutem wod‘ ſubſidit. Daß Hovasıy ſchuͤtteln oder „schlagen bedeutet , iſt wohl nicht zweifels . "Baft. Theocrit braucht ed von ber ſtarken Bewegung der Bäume durch einen ſtarken Wind ; auch wird ed von Bewegung des Meers beym Sturm gebraucht, und in Geo- hs = XX, 46 pag. 1270. wird bey Bereitun Ä Brühe, die Garum hieß, gefagt, tie A : S— muͤſſe

j u =e De

>, 65 Butter

demilch incholzerne Gefälle, laſſen ſolche vVon ihren geblendeten Knechten ſtark bewegen oder ſchuͤtteln, und. nehmen dasjenige ab, welches ſich oben auffegt, als welches ſie für ſchmack hafter und ſchaͤtzbarer halten); als das, was ſich unter dieſem ſamlet.2MHier redet er aller⸗ dinge von einer Ausſcheidung der beſten Thet⸗ le der. Milch durch eine ſtarke Bewegung, und es scheint, man dürfe hier Butter vers ſtehn, zumal da der faſt gleichzeitige Hippo⸗ crates eben dieſeSache noch deutlicher 'er zaͤhlt. Die: Scythenu, ſagt dieſer, gieſſen die Pferdemilch in botzorn Gefaſſe und beie gen ſie ſtark; alsdann ſchaͤumt ſie, trennet ſich/ undo es ſetzt ſith das Fett) als der-leichs teſte· Theil / oben auf, und Wied! Butter ge⸗ nant.Das Aurere zit ſchweter/ und dicker welches durchgekneret oder gehörig beatbeitet getrocknet und Hippace genant wird. In der Mitte bleiben denn die Molken (5). Da z —— 5* 1 x a find

od un 3 Bi FI La rzenmenygn

«N» müfferan ber Sorine geftellet;, oft geſchuͤttelt zu uoerDen ;(munubg: devödgieyın).. Hippocrates hat ichen dieß duch“ abısiv ind zupncasıv " eusgebrädk -, di totuss dl wepniht- „.(@%Y De” äörbis ib} 22" nacho der Fränkfurter Ausgabe von'ı 305: "RM V. SAbiſtud vero inſliter fe hᷣabet verid quod ‚ex lade mV equind’ Soythae -Conftermut, MAC ehlih'in vafa ©" Nignea eava affuſum agitant, conturbatum vero ; Ipumekitı at Teparatur } ’& x pihgde Wilden . u quod

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3. —V sm "pi {

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—— a vu 3 4* Ion * * 2>- 3 ER ——————— * = ml BE Frl Kur a "ren a . ne U U a

©. Butt. ar

ſind alſo/ wie mir deucht, gang deutlich But: ter, Kaͤſe und Molken angegeben worden. Vermuthlich haben die Seyhthen die Scheis dung der kaͤſtſchten Theile von den Molken durch Erwärmung der Milch oder durch ir⸗ gend einen Zufag befördert. Dieß ift denn auch das erftenial, daß die Benennung But ter vorfönte, welche Hippocräteg' noch einige mal nennet und zum Anßerlichen Gebrauche empfiehlt (6)Aber er hat dafuͤr noch eine ar, WEDER Ki = ande⸗ quod hutyrum vocant (d Bovrvpov nalkoved

cum leye ſit, in fummo ſeponitur, grave vero craſſum ſubſidet, quod etiam ſeparante⸗ Becant. Quod cum coneretum ſiecatinn fue-

24 v

dium lochım)häben. ddledie, od yakzyroc, &y uiop Esiv... Immiumiit Pferdekaͤſe, wie Hippocrates felbft ausdrüdlich an einem an: dern Orte meldet. Denn in dem Buche de aere', locis & aquis, Sect. HT pag. 74 faot ser die Scythen trinfen Pferdemilch und efz fen Pferdekäfe, vivo WIE Urrav au Im- 00: MEnNv ‚ToWyougw ,_ Toüro dis rupdg Irmwv. Man ſehe noch mehr Beweiſe in Foefiz oeco- nomia Hippocratis. Frangof. 1588. fol, % pag. 285. Beer in Befchreibung des alten Scythiens in Zufägen zur algem. Welt:

+? , biftorie» UI. S. 76. ‚bat: bie leichtfinnige Vermuthung ,. daß. imz&xy. unfer Wort

m.

—_.

gebacken ſey. Osdioserklärt Hefochius dur -

TON DIRT ur) EDisähevov Tod yaAxiroce 0 18, Fee decom. Hip. p. 463. | »'>(%) De'naturaimulier.: dect: V. p.i37. De mor-

Tayoa}

rit Hippacen’vocant. Ladis vero ferum’me-

vor bis mul. bect. V. Pr 235, Igı und an meh —— 568 rern

276 6. Sutter.

andere Benennung, und dieſe fcheint bey den Griechen ehr als jene in Gebrauch gemwefen, aber hernach veraltet zu ſeyn; ich meine zw »igsov, welches Hippoerates einige mal ger braucht bat (7). Daß diefes Wort Butter bedeutet, und zu Balens Zeit, nicht mehr gewöhnlich geweſen ift, ſieht man daraus, daß dieſer es in feiner Erflärung der veraltes ten Ausdrüde des Hippoerates durch Bourv- - . eo Üüberfegt hat (2). „Schon vor ihn hatte es Erotian in feinem Hippocrarifchen Woͤr⸗ terbuche eben fo erflärt, und dabey noch aus einem älteren Schriftftellee angemerft, daß die Phrygier die Butter rındgiov nenneten, von denen alfo die Griechen dieſes Wort bes kommen zu haben fcheinen (9)... Es ‚fömt

| | uͤbri⸗

rern Orten. Alſo hat Voſſius in Etymolos. p. 84 unrichtig gefagt „daß Divforides das Wort zuerft gebraucht habe,

(7) 3. B. De worbis mulier. lib. 2. p. m. 209: uAudev ra alv ro winsplw, und bald nach⸗ her 9. 210: neruukdca ro winspln —- irıyplav ra Eins wındpiov.

(8) Nach der Bafeler Ausgabe von 1538. Sol.

V. p. 715: win&pıov Bourupov: | (°) Erotianus, in Lexico, wovon Sabricius Bibl. Graeca IV. p. 571. Nachricht giebt: wineplw, Bövröpw. ws nu) Apısopeung dv rolc dropvjnas Pyclv, örı Odac 6 ren | op

6: Butter. . 277

uͤbrigens gar felten vor, nicht bey Heſychius, nicht bey Suides, nicht bey Pollux (20).

Bald nach dem Hippoerates lebte der Dichter Anaxandrides. Diefer hat die Hoch⸗ geit des Irhicrates und das dabey in Thrar <ien-gegebene Gaſtmal befchrieben; (denn er bheurathete die Tochter des Thracifchen Koͤ⸗ aigs Cotys); da, fagt:er, haben die Thras eier Butter gegeflen (*), weiche die Gries chen damals freylich noch für ein wunderliches Eſſen angeſehn haben. Dalechamp hat ganz anrichtig ſtat Iefen wol den ag 9?

Unerwartet ift bey allen dem, dag Aris ftoteles die Butter gar nicht genans, ja, ihr ver

3 weeet ræope da wngpev TO nalsloIas

| Bovrupov. Si quidem Ariftophanes in com- mentariis refert,„ Thoantem ltacefium nar« rare: Bourupov vocari mın&piov a Phrygibus,

(0) Aber Phavorinus fagt in feinem Didione- rio magno, Venetiis 1712. Fol. * pag. 603: mwın&piov, 70 Bourugovu, wape ro I’ar0xpd- rei.

(#) Arbenaei deipnos. IV. p. 131: dumvaiv # "Eudpas Bodrvpov.

(**) Cafauboni In Athen. hb; 4.

ap. 3. p. 248. Von Anaxandrides ſ. Far B, gr. I. P. 666, 740. |

J

84xButter. J

zer: kaum nur gedacht hat, da man doch bey ihm ;orele richtige Nachrichten von Milch und Käfe antrift, welche eine forgfältige Be⸗ vbachtung zu:vercathen ſcheinen. Anfänglich ‚giebt er nur zwo Beſtandtheile der Milch an, Den Zwäffeeichteim amd. den kaͤſichten, und erft nachher, wo mans gar nicht mehr erwarten folte „.» merft:gE' an, e8 gebe. auch noch in der Milch ein Fett; welches; unter gewiflen Um⸗ ſtaͤnden wie ein Oehl ſey (51). Billa"! nn’ X 4 Bey Strabo kommen drey Stellen vor, welche hieher gehoͤren, aber nicht viel lehren. Er ſagt, daß die Luſitaner ſich, ſtat des

Oehls, vr HT en

bn anim, III, 20. p. 384: av de yake vi # DE Pa 16 3 EN 2222351 ‘exe Iixwpe vdarwdn 0 wuÄeiraı oBhog‘ nd} gwuarwdsg, 6 xaleirzı rupos. Omne lac ha- bet fuccum aquofum, qui dicitur ferum, & invalterum; campulentum, qui: vocatur cafeus, 11,7 Page 388 Uraager d’ Ev ro yalaarı Amapo- se Ev Tolg vernyooı Ylvercı 2Asıw.. » 4676. !lmeft: in lacte pinguedo, quae in con- ‚ereto oleofa fir. So hat e8 Scaliger über- un ifetzt; Gaza aber for quae etiam concreto 0 eleum prope trahit. Dunkel bleibt mir, was 0 Fig wernysor eigentlich ſeyn fol. Die Vergleihung mit Dehl koͤmt aud) bey Divf- cCorides und. Plinius vor. - Vermuthlich hat Ariſtoteles nur fagen wollen, daß man das Fett der Milch in den Kaͤſen, welche aus der ‚fügen, wenigftens nicht abgeramten.. Viilc) “gemacht würden, in oͤhlichter Geſtalt be: merke, und dieß iſt freylic) ganz wahr: -

'

6. Butter» r SER

Oehls, der Butter bedienten; ehen daſſelbe

meldet er auch von den Aethiopiern CAdc) und an einer andern Stelle erzaͤhſt er, daß die: verwundeten: Elephanten” dadurch die Pfeile aus: ihrem Körverimwegfchaffiten und fich, beilten , daß fie Butter ecuͤnken (3.335 Ich geſtehe, Daß ich mich wundere, daß die alten Aethiopier Butter gefant Haben wie wohl es Jobus Ludolfus (4) .beflätigei

Auch muß bemerkt werden, daß Ariſtoteles

den Elephanten, um: ſich zu:heilen, michtt Butter, . fonderh trinlen —ãA yet

(42) Lib, 3. p. 2332 vr”, ERnkıov - de Adurupw KORYTaLs Lib, ı7 p. 476: £sı ds. EAxıovs;

"Bourupov no sep pro olco habent bufyrul & adipem.

>) Lib. 25. p. 1031: Toaduao ds kord IR, Bein &Faxyeı yip' ra oidype: : Vülnerk! ; bus butyrum potum auxiliatur ; ferrum enim eiicit.

+) Hiflor. ‚Aetbiop. ib: 4 4, 13: Butyrüm)de caſcum optimum, vbi temperatusseft aer, con- Bcere poflunt Habeflini; quo ealidiores regio · nes alias carent, quia ob aeſtum diffieulter con- gelatur, verum.idoneis vafıs defituti, non niſi magno labore cögunt, quippe in "abro patulo lae tamdiu donee in buty·

rum-coaguletun. 30 wi 03 un) (9) Suse

65) Hiſtor. anim. VIII, 31. p. 977% ‚Eiephand

non omnes oleum bibunt ;, at qui ‚bibyüt, ‚quid in sorpus ab hoftibus. adadlum. Sr da potu elici praedicant.

330 6 Butter.

dem auch Plinius gefolge ift (76); fo wie

auch Aelian fagt, der Elephant genieife in

dieſer Abficht entweder die Blumen des Oehl⸗ baums, oder Oehl ſelbſt (17). Arrian, dere hundert Jahre nach Strabo gelebt, und von den Kranfheiten und Heilmitteln des Elephans

ten: alles in eben derjenigen Ordnung mie

Strabo erzähle har, har dieſen Umſtand als lein ausgelaffen (19). : Sollte denn wohl die Stelle des Strabo aͤcht ſeyn? Aelian fagt jedoch an. einem: andern Orte, daß die Jus bianer. die Wunden der Elephanten mir Yur ter befchmierten (7°).

Plutarch erzählt, daß eine Spartanerin zur Berenice, der Gemahlinn des Dijota zus, gefommen wäre, Daß die eine nach Salbe, die.andere nah Butter gerochen hit te, und daß fie fich beyde deswegen nicht hät

| ur en (2°) Hifl. nat. VIII, 10. p. 440: Olei potu tela, quae corpori eorum inhaereant, decide- re ınvenio, | (7) Aiſt . anim. 1, 18: Elephantus oleae florem

QAdiæc reacæc dySoc, J EAzıoy Euro) vel oleum ipſum guftans defixa EL expellit.

(°) Indica p. 537 ed. Blancardi. Amftelod. 4668. Be |

ee Lib. 13. cap. 2 era uevro diæxplouo: 75 Povröpw &ur&- deinde butyro ungunt.

6 Butter. 281

ten ausſtehen koͤnnen (29%). Hat man ſich dein damals mie Butter parfümirt?

Aber weit wichtiger: ift mas Diofeoridee und Galen. von diefem Gegenftande : anges merkt haben. rfterer ſagt: gute Butter werde aus der. fetteflen Milch , dergleichen Schaf; und Ziegen: Mitch fey, dadurch ‚bes reitet, Daß man fie in einem Gefäße fo lan⸗ ge bewege, bis ſich der fette Ancheil ausges fehieden habe. Diefer Butter fchreibt er eben Diejenigen medicinifchen Würfungen zu, die ebenfals bey unſerer jegigen "Butter , vors nehmlich bey dem Außerlichen Gebrauche, bemerft werden. Zugleich meldet er, und er ift der erfie Schrififteller, von dem dieß angemerkt ift, daß man mit frifcher Butter, ftat des Dehls, Gemuͤſe fhmelzen und folche ftat andern. Fettes zu Gebackwerken brauchen Fönne, Man bereitete damals aus der Buts ter auch Ruß zum äußern Gebrauch, wider entzündete Mugen und ähnliche Unfälle. Zu

dieſer Abficht ward. die Butter in eine kam

pe gegoſſen, und wenn diefe abgebrant war, ward wieder neue zugegoffen, bis fich die vers langte Menge Ruß in dem darüber geſtelleten | "Gefäße geſamlet batte (27),

Bas

| us Colotem pag 1109. Te Möpov a0)

9 Maser. "med u, ii, peg. 107. Laudabile _ para

282 6.. Butter.

& Galen, welcher die. Heilfräfte der; But⸗ ger noch genauer, auseinander, gefeßt: und bes ftätige hat, merkt ausdrüclih an, daß Die Kuhmilch die fetteſte Butter gebe; viel weni⸗ ger fer ſey die aus Schaf: und Ziegen: Milch und am werigfleit Die aus Efelmildy:-- Er be⸗ zeugt dabey feine. Verwunderung, daß DE

oſcorides geſagt hat: Schaf s.und Ziegen? Milch gebe Butter; eu verfichert,; er: habe fie felbft aus Kuhmilch machen fehen, und er glaube , fie habe eben von dieſer Milch ih« een Namen (?2): "Man fönne, ſagt er, die u. in BE WE Bur⸗ ir. ed Bela NE MI u 223 6:.;: paratur..bütyrumi :e lacte pingiino ,'quale ee: ovillum ef; fit et’ex caprino, ‚agiteto ih; vas

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K7 gr mpiörov Bois TUPOUn OAAg EMI. am voles, five mäfcylino, five neutto- genere , . quidern , ve din et, er Wahoa in Ari »;. «pinguifimum eſt. Miror autem > pacto (x. Diokoridesex. guillanık ‘cäpring co

>

6 Butter. 287

Butter ganz wohlzu Salben bräuhen, und wenn: man. feder Damit einfchmiere , ſo wäre das eben ſo gut, als wenn man Oehl einrier

be.

So gar bediene man füch in Falten Laͤn⸗

dern, welche: fein. Oehl hätten, der Butter in den Bädern, und. daß ſie ein wahres Fett fey, erfenne man auch daraus deutlich ger nug, daß fie, wenn fie auf glühende Kohlen gegoflen wuͤrde eine Flamme errege (2°):

—— at mir yrnt MA

ed’ 4

⁊*

7

butyrum exiſtimo - Bodrupog 7 . Bövrvborv y wg ev Bir eng.) oudertpmd . Oyoudgeiv uuray'ı yveraı Mey ody & Foü An

mupwrarou uuTa To yahz uugori mposlonras Yuvuala de wege Alooxooldyc in mpoßxrel-

inou Palvı iron ua klyelou Fyvpersaiv' Ext

u. Theil. PR, PER T

ey yap. an Tod; Boelou TO. Doepuomay Ford “.yuyvonevoy, Old n.2000) die. Toro. uoulqu * Cliir

Bovrupov naleisIgr. De fimplic, med, fa zat. lib, 10. p. 151. Edit. Baſil. H. pag: 134: "

(??) De aliment. facultat. II. cap. ı5. pag.

54: Pinguem' fucgum .habet; ‚lag, boum pluri-

mum; ideoque butyrum quod vocant-, ex eo

eonficiunt, quod guſtu ſolo viſuque quantum in ſe pinguedinis habeat, facile cognoſeas. Quod fi partem aliquam corporis eo inunxe-

—ris ac- fricuergis ) icernes. cutim;,pinguem non . aliter, ac ſi oleo fricuiffes.s praeterea- li mor-

tui aniımalis,corium aridum eoiinunxeris,: eun- ., dem cernes-effedum. Quiniumo homines in

‚plerisque: frigidis regionibus, -än;quibug: oleo

‚garent,:im.balneo biuyro veuntue. > Cernitur

ı Prasterea,. fi, ignitis carbonibne ipſum infun-

24014 anitanı2 das

284 6. Sutter;

Aus allen dieſem kan man mit Ueberzeu⸗ gung abnehmen, wie wenig die Butter Grie⸗ chen und auch Roͤmern (denn Galen ſchrieb in Rom) zu Galens Zeit, das iſt am Ende des zweyten Jahrhunderts, gebraͤuchlich und bekant geweſen ſeyn muͤſſe. *

Die lateiniſchen Schriftſteller, welche von den alten Teutſchen Nachricht gegeben haben, melden alle, daß Diele vornehmlich von Milch gelebt haben; nur darin find fie nicht einig, daß manche ihnen den Gebraud) des Käfes zufchreiben, und: andere verfichern, fie hätten ihn nicht einmal zu machen verftan: den (2°). Plinius hingegen fagt, daß fie zwar nicht Käfe, aber Butter gemacht und foiche als die. angenehmfte Speife gebraucht hörten. Er: fchreibe ihnen fo gar die Erfin: dung derfelben zu. Denn es iſt hoͤchſt wahr;

| ur (eins

das, non aliter sc pinguedo, flammam, ex- citare, 'Qulveras di navy Em’ EvIpanwv dıa- mipwv Enxesıs Aurd DAdya moüv, Worsp 5 mıusig. Edit.-Bafil. IV pag. 340.

424) Caef.'de.bello Gal. IV, ı: maximam par- tem lacte atque pecore vivunt, VI, 22% ma- ‚jor pars viQus eorum late & cafea, et carne condfit.."Serabo. IV von den Britanniern : moribus:partim fimiles Celtis,. partim fimpli- ciores &'magis barbari ‚, adeo vt non nulli, quamvis lacte abundent, caſeum tamen non

confieiant propter imperitianı. Mi

6. Butter. 235

ſcheinlich, daß er unter Barbaren Teutſche Voͤlker gemeint hat, und ſeine Beſchreibung der Butter ſcheint mir ſo deutlich, daß ich nicht einſehe, wie man fie hat in Zmeifel zie⸗ ben mögen (2°). Oanz richtig bemerkt er, Daß das Buttern bey der Kälte- einige Er⸗ waͤrmung Der Milch fodere, welches im Som? mer nichenöthig fey. Das Butterfaß ſcheint auch mit dem jeßt gebräuchlichen groffe Aehn⸗ lichfeit gehabt zu haben; mwenigftens war es bedeckt, und der Deckel hatte einige Löcher

| | *

%

G) Plin. XI, pag. 637: Mirum barbaras - gentes, quae ladtd vivant, ignorare aut fper- nere tot faeculis cafei dotem, denfantesid alio- qui in acorem iucundum & pingue butyrum 5) {puma id ef ladtis, concretiorque, quam quod ſerum vocatuf. Non omittendum.in eo olei vim efle, & barbaros omnes, infantesque no» firos ita vngi.

(20) Plin. XXVIII, 9 pag. 465: E lade fit & butyrum, barbararum gentium lautiflimus ci« bus, &qui divites a plebe difcernant, Pluri- mum e bubulo, & inde nomen; pinguifimum ex ovibus, Fitet ex caprino, fed hieme, ca- lefado lecte; aeſtate, expreflo tantum iactatu in longis vaſis, anguſto foramine ſpiritum ae- cipientibus ſub ipfo ore, alias praeligato. Additur paululum aquae, vt aceſeat. Quod eſt maxime coactum, in ſummo fluitat; id exemptum addito ſale, oxygala appellant. Religuum decogunt in ollis. Ibi quod ſuper-

'T3 natat,

288 6. Butter.

Aber was er von oxygala ſagt, bat Schwie⸗ igkeiten. Ich meine ganz gewiß, daß beym ** Zeilen und Worte verſetzt find, uns geachtet ich aus. den Handfchriften Feine Ber: fchiedenheit angemerkt finde, welche diefe Vers muthung vechtfertigen koͤnte. Als ich bereits ſelbſt den Verſuch gemacht hatte, durch Um⸗ ſetzung der Worte einen richtigen Verſtand heraus zu bringen, ſo fand ich erſt, daß ich faſt eben ſo gerathen hatte, als vor mir ſchon Dithmar dieſe Stelle geordnet hatte. Er fuͤhrt ſie naͤmlich in ſeinen Anmerkungen zum Tacitus faſt fo an, als ich fie leſen wolte, und zwar fo dreift, daß er fichs. nicht einmal merken läßt, daß man fie bisher anders gele⸗ fen babe. Wären wir Eritifer, fo Fönte Die: fe Gleichheit der Vermutung ein günftiges Boruttheil für fie abgeben, aber Dithmar war auch Profeſſor ‚der Sfonomifchen Wiſſen⸗ fchaften (27). % Oxy-

natat, butyrum eft, -oleofum natura. :; Quo magis virus refipit , hoc praeftantius indicatur,

Pluribus compoßitionibus mifgetur inveteratum. Natura. eius adftringere, mollire, replere,, purgare. Oxygala fit & alio modo, acido lade addito; in receng quod velis inaceſcere, vtiliſſimum ftomacho.

| ey Nach . meiner Meynung muß bie Stelle fo geordnet werben; praeligato,.. Quod N | un mwaxiòi-

6. Butter. 28%

Oxygala war offenbar eine Are Kaͤſe, deffen Bereitung Tolumella (2?) am vol: ftändigften lehrt: Dazu“ ward gemeiniglich die frifhe Milch zur Saͤurung gebracht, und die Molfen wurden almäligabgelaffen. Bon diefer Zurichtüng redet Plinius gleich nach— ber; aber zuerſt gedenft er unter eben Diefem Namen eines Käfes, Der aus den in der Buttermilch zurück gebliebenen und durch Säure und Kochen ansgefchiedenen Fäfichten Theilen gemacht, auch nachher auf alleriey Weiſe gemifcht ward. Er muß gemeiniglic) fäuerlich gewefen feyn, weil er nach dem Gar fen (2°) die Zähne angrif oder ſtumpf mad) te, wie wohl diefer bernach noch eines an⸗ dern Käfes unter dem Namen caleus oxyga-

| | Jacti- maxime coadum, in 9 Id exemp- tum, addito. jale, butyrum eft, oleofum na- tura. Quod reliquum ef, decoquunt in ol- lis. Additur paululum aquae (aceti?), ue acelcat. Id quod fupernatat, oxygala appel- lant. Quo magis virus refipit, hoc praeftan- tiusindicatur, Pluribus compofitionibus milce- tur inveteratum. Natura eius adftringere , mollire, replere, purgare, Dithmars Mey» nung findet man in Taciti libel. de moribus German. Francofurti ad Viadrum, 1766. 8

Pag. 140. (29) Lib, XI}, 8 pag. 786. (2°): De aliment, ne UI cap. ı6 p. 55. 3

288 6. Butter.

lactium (39) erwähnt, der ganz milde gewe⸗ fen if. In den Geopönicis (?*) wird ger lehrt, wie man diefe Käfe lange frifch erhals ten Fonte. Nimt man meine tefeart an, fo find die von Plinius angegebenen medicinis fhen Wuͤrkungen, nicht von der Butter, fondern von dem fänerlichen Käfe zu verſtehn, und gewiß werden Die Aerzte fie lieber dem Ießtern, als der Butter zugeſtehen (?2). Ob übrigens Tacitus unter lac concretum, welches er als die gemeinfte Speife der Teuts fhen nennet, Käfe oder Butter gemeint has be, das mag ich nicht unterfuchen, weil Gruͤn⸗ de zur Entſcheidung fehlen, auch weiter nichts daran zu nehmen ift (??). m

Bis hieher habe ich alles, was ich in den Schriften der Alten von Butter gefuns den habe, in chronologifcher Ordnung erzählt,

| wors

0) eben bafelbft cap. ı7 p. 57. (37) Lib. XVII, ı2 pag. 1188.

(°?) Man fehe, was Mercurial. ©. 38 das wider erinnert hat. Nach. meiner Lefeart wird wohl nicht einmal nöthig ſeyn, nad) feinem Borfchlage, digerere ftat adftringere zu feßen.

(2?) de moribus German. cap. 23. donring

hat über diefe Stelle vornehmlich geredet; die übrigen Ausleger haben fich nicht dabey aufgehalten. | 4

6. Butter 289

woruͤber ich nun noch einige Anmerkungen beyſfuͤgen will: Daß die Butter Feine Gries hifche, und nod) weniger Römifche Exfins dung geweſen, fondern daß erftere fie Durch die Scythen, Thracier und Phrygier, letzte⸗ re durch die teutfchen Voͤlker kennen gelernt haben, iſt aus dem angeführten gewiß. Eben deswegen find einige auf, die nicht unwabr⸗ fcheinliche Vermuthung geratben, daß auch wohl der Namen Bovrveos oder Bourveov nicht urſpruͤnglich griechiſch, ſondern mit der Sa⸗ che ſelbſt von den Auslaͤndern angenommen ſeyn möchte. Conring z. B. glaubt, Das Wort ſtamme von den Scythen ber. Gleich—⸗ wohl haben es die Griechen ſelbſt und die La⸗ teiner für griechiſch, nämlich für eine Zufams menfeßung von Pous und ruecs gehalten, wie man aus den angeführten Worten des Galens und Plinius fiebt: Ihnen war Käs fe viel länger befant, und es ift daher nicht unmabrfcheinlich, daß fie die Butter zuerft für eine Art Käfe angefehn haben, zu dem ſcheint rueos anfänglich jedes coagulum be: deutet zu haben. Aber unerwarteter ift Die erfte angegebene Hälfte des Worts Deswegen, weil den Griechen zuerft die Pferdebutter, hernach die aus Schaf: und Ziegen: Mil, und am fpäteften die aus Kuhmilch befant geworden ift. Aus dieſer Urfache vermuthet Schook, daß die erfte Sylbe nur eine Vers

Ta groͤſſe—

299 6. Sutter.

groͤſſerung oder eine vorzuͤgliche Art Käfe ber zeichne (3°). Uber dieß würde vorausfet zen, daß die Griechen die Butter dem Kaͤſe vorgezogen. hätten, da fie doch ſolche jeder Zeit für viel unbrauchbarer und. geringer ge? baten haben. Daß jegt.die meiften Spras hen daflelbige Wort Haben, entfheider'wohl nichts 5. zumal-da die Schweden das: ganz andere Wort Smoͤr, brauchen, welches auch wohl die: Ältefte. und. noch im neunten Jahrhunderte gewöhnliche. teutſche Benen⸗ nung geweſen iſt. Denn Lipſius hat in ei⸗ nem Woͤrterbuche aus jenem Zeitalter Das Wort Ruofmer , butyrum, gefunden ; wor von die erſte Sylbe gewiß das: Wort Ruh it, Rub: Smeer (35). Jedoch ich will, gern dieſe etymologiſche Unterfuchungen ; welche. immer mislich bleiben , aufgeben‘, und nur noch anmerfen, daß nach dem He:

ſhychi⸗

(20) Dahin gehoͤrt mas Varro de re ruft. I, 5 p. 274 fagt: Novi maieſtatem boum, & ab his dici pleraque magna, vt Bousungv, Bov- ud, Poukınov, Bowmiv; vuam quoque bumammam. Sp auch bey Zefychius: wod- zug, veog ueyas Aovmeıvav, ‚neyav Aipovs

Bouropouc, oßdhovg meydhosg. Boupryoss. 70- Aupayog-

(25) Lipfii epiſt. ad Belgas cent. III, 44. | Nach ‚ber Detanguägabe von 1639 S. 9I5. „Man fehe auch Oli Wormii litteratura "Runica eap. 27. ——

G. Butter: 08 ſychius die Butter in Copern, wo ich fie gar wicht erwartet hätte, EA@Dos geheiffen: haben ſoll, welches Wort auch auolandiſch ſeyn mag. (20). |

Auch * die Griechen und * ner Butter kennen gelernt haben, haben ſie ſolche doch nur ſtat Salbe in den Baͤdern, und vornehmlich zum Arzneygebrauche ange⸗

wendet. Außer den desfals bereits angefuͤhr⸗ ten Beweiſen verdient noch eine Stelle des Columella (27) bemerkt zu werden, weil dieſer und nicht Plinius, wie Voſſius meint, der erſte lateiniſche Schriftſteller iſt, ‘der bus tyrum genant hat. Plinius empfohl fie zur Salbe mit Honig beym Zahnen der Kinder

und bey Mundgeſchwuͤhren (28). Ueber⸗

baupt ſcheinen die Roͤmer vornehmlich die Kinder, mit Butter —— zu ‚haben (32),

„Die

@ 6) Martini | in Lexic, ill. Ati Bu-

tyruas leitet Eds von Albus ab. (7) lib. VI, ı2 p. 582.

(38) XXVIIT, ı9 ſect. „8 p. 486 : Infantibus ni- bil butyro veilius, per fe & cum. melle; pri-

vatim & in ._— & ad Be & ad oris hulcera,

(>): Hieher gehoͤrt auch die Stelle des Ter⸗

tullians adverſus Ind. 9: Aliud eſt, ſi penes

vos in praclium erumpunt, credo ad 5 folen:

ch b

294 6. Butter. | lichter Geſtalt, faſt fluͤſſig geweſen iſt. Ue⸗

berall iſt von der Butter, wie von etwas fluͤſſigem geredet worden; wir ſchneiden, kne⸗ ten. und ſchmieren fie, aber die Alten goſſen fie aus, wie man Oehl ausgießt. Oalen fagt: man folle, wenn man Butter» Ruß machen wolte, in die Lampe immer Butter nachgieſſen. Wenn die Alten fefte oder fteir fe Butter in ihren tampen ſo gebraucht hät: ten, mie unfere Bergleutbe den Unfchlitt zu ihren Grubenlichtern brauchen, ſo wuͤrden fie doc wohl nicht; das Wort gieffen gewählt ha: ben. Man fagte, der Elephant trünfe But⸗ ter, und die griechifchen Weberfeßer der he: bräifchen Bücher müffen ſehr flüffige Butter gefant haben, da: fie fich ſo gar haben Stroͤh⸗ me von Butter denfen fönnen. Secataͤus bey Athenaͤus nenner die Butter, womit ſich die Pionier falbeten, Milchöhl (+3). Las faubonus (**) erinnert dabey, Ddiefer Aus: druck fey daher zu leiten, weil man fich der Butter flat des Oehls bedienet und deswegen aud) von ihr, wie von Oehl geredet habe, fo wie man anfänglich den Zucker für einen Hos nig gehalten hat, weil er fo füß als Honig war und flat deflelben dienen Font. Go bat

| Sippo⸗

(43) eisfgert 6: Piew elulw ame Lib. X. P. 447.

6) Animadverf, in Athen, X cap. 14 p. 744

14 6. Butter. 29$ Sippocrates Schweinſchmalz Schweinoͤhl genant (25). Dieſer Erffärung wuͤrde ich gern beypflichten, wenn nicht ohne Ausnap- me überall ſolche Ausdrücke vorfämen, die man fich nur von Flüfjigfeiten erlauben Fonte. In heiffen Länder mag frehlich die Butter meiftens. fluͤſſig ſeyn, aber ich glaube doch, daß uͤberhaupt die Alten nod) wicht gewuſt has ben, durch ſtarkes Kneten, Waſchen und Salzen ſie fe wein und feft qu machen, als wir fie jetzt uͤberall haben. Deswegen hat man fie auch nicht gut anfbeben und verfhik:

ken koͤnnen, und eben dadurch ift auch ihr

Gebrauch fehr befhränfi worden.

Zuletzt merke ich noch air, daß fo gar in Norwegen in den heidnifchen Zeiten, But—⸗ fer felten geweſen zu ſeyn ſcheint, weil eines Gefchenfs an Butter gedacht wird, welches fo groß war, als ein Kerl tragen fonte, und

dieß wird als ein gar 'anfehnliches Geſchenk

gepriefen (4°). (*?) Was, Hippoerates ZAmıoy vos nennek, erffärt Bröfian durch 73 .Usıoy sEnp. (+) Subms Forfdg til em Afbandling om de, Danftes’ng Norfles Handel og Seylads den hedenſte Tid. Diefer Auffab ſteht im achten Theile der Schriften der Kopenhage⸗ ner Geſelſchaft, wo ©. 53, wegen des ange⸗ fuͤhrten Umſtandes auf. Torfaei.hiftor. Norveg. 'P.-1, 6. ſect. 3 c. 2 p. 319° verwieſen iſt.

——

un, 7. Gar⸗

236 7. Bartenblunen.

7.

Gartenblumen.

a Pflanzen, welche jegt wegen der ‚Shin beit ihrer Blumen, oder wegen ihres angenehmen Geruchs in unferen Luſtgarten ges zogen werden, find zum Theil aus den bey uns wildwachfenden Pflanzenentftanden, und Durch die Kunft der Gärtner verändert, . oder, wenigftens nad) dem Urtheile der Blumiften, verbeflert worden; aber die allermeijten ftam: men aus entfernten Laͤndern ber, wo fie, eben fo gut als.die erfteren bey uns, obne Beybülfe der Menfchen, die das legte Werk der Schöpfung waren, von jeher wild wach: fen. Ungeachtet man oft bey den Griechen und Mömern die Erwähnung der Blumen antrift, fo fcheint es Doch, daß fie fich faſt ‚nur mit denen begnügt haben, welche in. ihr rer Nachbarfchaft wild mwuchfen. Ich erins nere mich nicht, daß fie fich bemüber haben, befondere Blumengarten anzulegen, und fols che mit ausländifchen Pflanzen zu bereichern. Wenn ich aber auch darin irren folte, denn eine genaue Unterfuchung mag ich jeßt nicht darüber anftellen, fo glaube ich doch mit =

cc

7. Bartenblumen. - 297

fer Wahrfcheinlichfeit behaupten zu dürfen, daß die heutige Blumenliebhaberey aus Per: fin nach Conftantinopel und von da nach Europa gekommen iſt, und zwar erſt im ſechs⸗ zehnten Jahrhunderte. Wenigſtens finden

wir, daß die meiſten Blumengewaͤchſe auf

dieſem Wege zu uns gekommen find. Vor—⸗ nehmlich hat Cluſtus mit feinen Freunden viel Dazu beygetragen. Die Reiſen nach bey⸗ den Indien, Die damals immer zahlreicher wurden, unterhielten und vermehrten diefen Geſchmack durch immer neue Pflanzen. Es lebten auch damals fchon einige gefcbickte Gärtner, 'weldhe mit Blumen: Zwiebeln und Samen einen ausgebreiteten Handel trieben, und die alfo viel zur Ausbreitung beyerugen. Zu Ddiefen gehötten die beyden "jean und Veſpaſian Robin, Gärtner 8. Heinrich IV’ in Sranfreih (*), aub Emanuel Sweert, Gärtner des Kayſer Rudolfs 16(2). Von diefen haben die Botanifer der Damaligen Zeit manche Seltenheit erhalten, wie fie in ih⸗ ren Schriften hin und wieder gerühme haben. Da dieſe Liebe zu Blumen jegt mehr zu: al abnimt, fo wird eine kurze Öefchichte einiger diefer Lieblinge manchen nicht unangenehm ſch————

Die

| ‘() Man fehe Hallers Bibliotheca botan; 1 pag. 398.

Co) eben daſelbſt S. aur. 2

298 7: Gartenblumen.

‚Die Tuberofen hat der Spanifche Arzt Simon von, Tovar vor dem Jahre: 1594 aus-Dftindien erhalten, mo fie auf Java und Zaylon wild. wachſen. Er ſchickte einige Wurzeln dem Bernhard Paludanus, der ihrer in ſeinen Anmerkungen zu Linſchotens Reiſe (2) zuerſt oͤffentlich erwähnt: hat. (4); Die gefuͤlleten Tuberoſen ſoll zuerſt ein Le Cour zu Leyden aus Samen erhalten haben, der ſie etliche Jahre fo felten erhalten har, daß. er Die Wurzeln. zerfchnitt, um fie-niche gemein. werden zu laffen (?). Die Vermeh— rung hat in den meiſten Laͤndern viele Schwie⸗ rigkeit, aber in Italien, Sicilien und Spas nien erfolge fie ohne Mühe, und jetzt verſen⸗ den die Genueſer Wurzeln in Menge nach England, Holland und Teutſchland. Die aͤlteſten Botaniker rechneten fie zu den Hya⸗ cinthen, und den jetzigen Namen Polianthes tuberoſa haben fie von Linne in Horto Clif- Sort erhalten.

. | Die | Aurikeln, Primula auricula, ſind ul

4 se CE 7

marki⸗

6) Navigatio & itinerarium in orientalem in⸗ diam. Hagae i599. fol. Bu 0 Papons Reiſe durch die Provence. Leip⸗

——— ro. 33z3. () Millers Gärtner Lexicon II S. 633.

n hohen Schweitzeriſchen und Steher⸗

m. Gartenblumen. 299

markiſchen Gebürgen (6), wo fie zwifchen dem lange mit Schnee bedeckten Moofe wild wachen, in unfere Gärten gefommen, mo fie durch Kunft und Zufall zu mehr Abarten, als irgend eine andere Blume verändert wor: den find (*). Ich weis nicht, wer zuerft den Einfall gehabt hat, fie in Gärten zu verfet: zen; nur Pluche (7) führe eine Eizählung an, daß Wallonifche Kaufleute fie ausgeho⸗ ben und nach Brüffel gebracht hätten. We⸗ nigftens ift wohl fo viel gewiß, Daß die Mies dDerländer fie zuerfi gewartet und am glücklichs ften vermehrte haben. Here. Profefl. Wei - mantel, der unter den Schtiftftellern über die- Blumen einen Vorrang verdient Er

agt,

3 Haller hißor. Stirpium I p. 272 n. 612.

' (*) Sed neque, quam multae fpecies, nec, nomina quae fint, Eft numerus, neque enim numero com- rendere ‚refert; Quem fi feire velit, Libyei velit aequori⸗ idem Diſcere quam multae Zephyro turbentur F arenae; Aut, vbi navigiis violentior incidit Eurus R Nofle, quod Ionii veniant ad litora fluclus, Virg. georg. 2, 103.

(7) Schauplatz der Natur. II. ©. 49.

EC) De „aafmiften ala Theil, Erfurf 4783.

300 7. Bärtenbiumen.

ſagt, fhon Ovidius, Plinius und Cofumella . hätten von den Aurikeln rubmvoll gefchrieben und gefungen; aber daran zweifleih. Selbſt die Kräuterfenner der legten Jahrhunderte, welche ſich ſehr mit Aufiuchung der Pflanzen in.den Schriften der. Alten bemüheten,, und fih dabey dreifte Behauptungen erlaubten, haben doch für die Aurifeln feinen Namen finden fönnen. Denn die Vermuthung des Sabius Columna, daß fie Aliſma des Dioft corides fen, iſt böchft unwahrſcheinlich, auch ruͤhmt der Grieche feine Pflanze, welche gera im Waſſer ſtehn foll, nur wegen gemifjer Arzneyfräfte. Zu des Elufius ‚Zeiten waren die meiften Abarten der Aurifeln noch felteni

Die Bretfpielblume, Schahblume, Rywigey,‘ Fritillaria mieleagris, iſt zuerft im einigen Gegenden von Sranfreich, Ungarn, Italien und andern warmen Ländern beach» tet, und ih der Mitte des fechszehnten Jahr: bunders in die Gärten gebracht. worden. An: faͤuglich hieß fie Lilium variegatum, aber der Apotheker zu Orleans, Noel Capperen, der viele feltene Pflanzen ſamlete, gab ihr den Namen Fritillaria, weil die rothen oder rothbraunen Flecken der Blumen ordentliche Vierecke bilden, alſo ungefaͤhr die Zeichnung eines Schachbrets haben. Dodonaͤus hat fe zuerſt Meleagris genant, weil die Federn

die⸗

u? Gartenblumen. 301

dieſes Vogels rt auf Waſſe ae | * ſind (2) =

Die Zwiebeln der prächtigen Kayſerkro⸗ ne, Fricillaria imperialis, find in der Mitte: des, fechszebnten Jahrhunderts aus Perfien nach Eonftantinopel, von da. in den fayfer: lichen Garten zu Wien gefommen, und von. dort über Europa verbreitet worden. Man nante fie erft mit dem türfifchen Namen Tu- fai, bis die Staliener ihr den Namen Kayſer⸗ krone gaben (10). ch habe irgendwo gele: fen, -Daß man- diefe Blume auf Herodifchen Münzen meint abaebilder gefunden zu haben, und daß fie daher von einigen für die Lilie ge: balten werde, deren Rn im Evangelio iſt.

Faſt mit jener zugleich iſt ihre naͤchſte | Berwandtiun die Fritillaria‘ perfica befant

geworden. Auch ihre. Zwiebeln follen aus: Sufa nach Eonftantinopel gefommen feyn, des wegen fie ehemals Lilium fufianum hieß (??),

Die Sammerrofen, (Tagetes erecta und patula) follen, wie Dodondus und viele nach ibn. (2) Clufi hiftor. IT pag. 154. Br (29) Clufius ebendafelbft I pag. 128, Dodonaei prmpt. p. 202. "er Cluſi wi raß. . 130%

302 7. Gartenblumen.

ihm erzaͤhlen, damals aus Afrika nach Eu⸗ ropa gekommen ſeyn, als Kayſer Carl V den Feldzug wider Tunis gemacht hat. Dieß aber iſt unwahrſcheinlich. Denn dieſe Pflan⸗ zen find im mittaͤglichen Amerifa zu Haufe, und find auch den Kräuterfennern fhon vor jener Zeit, unter dem Namen Caryophyllus Indicus, woher die franzöfifhe Benennung oeillet d’Inde abſtammet, befant gewefen. Eordus nennet fie nach ihrem wahren Vaters lande Tanacetum peruvianum (12). |

Zu den herlichſten Schönheiten unferer Garten gehoͤrt die Amarylle (Amaryllis for- moſiſſima), deren ſechsblaͤtterige Blumen hochroth ſind, und beym Sonnenſchein oder in ſtarkem Lichte mit der angenehmſten Gold⸗ farbe glänzen. Die erſten Zwiebeln derſel⸗ ben erhielt Simon von Towar, Arzt in Sevilien, im Jahre 1593 vom einem Schif— fe, welches aus Südamerifa fam. m fol: genden Sabre fehickte er dem Clufius eine Hefchreibung der Blume, und weil er gleich einige Zwiebeln dem Bernhard Paludanus und dem Grafen von Aremberg gegeben hate te, fo ſchickte auch erfterer eine getrocknete Blume, und leßterer ein genaues Gemälde | derfelben dem Cluſius, der fie darauf im

\ u r Jah⸗

(2) Dodonaei florum hiſtoria pag. 62, Bauhi-

ai hiftor. plantar. 115, ı paß. 98.

Aubalt. 2 Hotzflöffen.

Deranlaffungzur&rfindung derfangholze \ floͤſſen. ©. Siöffe des Salomons. m Floͤſſe auf dem Fluſſe in Siei⸗ lien Floͤſſen der Roͤmer. *2 Die aͤlteſten Floͤſſen in Teutſchland Die aͤlteſten Floͤſſen in Frankreich. Urſprung des Floßregals. Urfprung des Namens: ius grutiae, Gruit.

Nn. Ulixamarin. Bereitung dieſer darbe aus dem Lazur⸗ ſteine Vaterland des Lazurſteins. Er iſt der Sapphir der Griechen. Deſſen Verarbeitung. Urſprung des Namens Lazuli. Alter des Namens. ‚Alter des Namens Ultramarinum. - Die aͤlteſte Borfchrift zur Bereitung def: ſelben

I. Kobolt, Saflor, Schmalte. Wichtigkeit dieſer Erfindung.

197

158

161 162 164 168 170 170

176 178 189 187 190 193 195

198

203

ob

Inhalt.

Ob die Alten Kobolt gekant Haben. - 204 Blaues Schmelzglas der Alten. 210

ward von Eiſen gemacht 211 die erſten Nachrichten von Kobolten in Teutſchland 213

Urſprung des Namens Kobolt. 214 Die erftenBlaufärbewerke in der Mitte des | ı6ten Jahrhunderts. _— 218 ältefte Nachrichten von der

Zaffere 220 Urſprung der Namen Zaffera, Deflor F Schmalte, Eſchel. 223

I

IV.. Spigen, Kanten.

Erklärung und verfchiedene Arten berſel⸗ ben. 225- waren den Alten unbekan 227

- find inTeutichland in der Mitte des 16ten Sahrhunderts erfunden worden. 229

Urfprung der Benennungen Spitzen, Kanten, dentells u.f. wm. 252 Die ältejten Spitzenmodelbuͤcher. 234

V. Indianiſche Huͤhner, Kalekuter. Sind nicht die meleagrides und gallinacAfri- eanae der Alten. = 239 fondern fie find aus Amerika, wo fie noch wild find, zu und gebracht. 245; erfte Erwähnung derfelben , _ . 246 wann

Inhalt.

wann fie in Italien bekant geworden ſind, 251 erſte Erwaͤhnung in Engliſchen Schriften 253

Wann fie nad) Frankreich gekommen. 255

VI.

Wann fie in Teutſchland und den noͤrdli⸗

chern Ländern befant geworden 261

Seit welcher Zeit fie in Aſien und Afrika

find. 263 Miderlegung des Barringtone Mey:

nung, daß fie in Afien oder Afrifa eins

heimiſch wären. _ 265 Urfprung der verfchiedenen Benennungen. 268

Butter.

Erklärung der Beftandtheile der Milch und

der Entftehung der Butter, 270 Ob fie ſchon den Hebraͤern. bekant gewe⸗

fen 272 Erwähnung der Butter * griechiſchen Schriftſtellern. 273 mıusp1ov , aͤlteſte Benennung ber Butter, 276 Nachrichten aus den Yateinifchen Schrift:

ftellern. —— 284 Oxygala und cafeus oxygalacticus. 287

Urſprung des Namens Butter Bi

ältefter Gebraud) derfelben.

Die Butter der Alten war viel fluͤſſiger *

die jetzt gebraͤuchliche. 293

Seltenheit der Butter im alten Norwe⸗ gen. zu 295

VI,

Inhalt.

vu Bartenblumen. Gefchichte ber Blumenliebhaberey. Geſchichte der Xuberofen der Aurikeln. _ —— der Bretipielblirme.

der Kayſerkrone.

————der Sammetroſen. der Amarylle— der Guernſey⸗Lilie. der Ranunkeln.

7. Bartenblumen. 30%

Jahre 1601 bekant machte (7). Aber eis ne viel richtigere und gröffere Abbildiing gab im Jahre 1688 der Gärtner Robin, die nachher de Bry, Parkinfon und die Rud⸗ beke mwiederholer haben. Die volftändigfte Beſchreibung mit einer guten Zeichnung hat endlih 1742 der Archiater Linne“ gelie⸗ fert (?4), der auch der Gattung den jeßt ges wöhnlichen Namen im Jahre 1737 geges ben har (15). Swert, Baubin und die Rudbeke haben offenbar geirter, da fie Oftins dien für das Vaterland diefer Pflanze anger ‚ben; eben fo wohl auch von‘ Btofe (*°), der aber freylih nur Blumiſt, nicht Botas nifee war, und die Pflanze in die fevante verfeßt. Towar erhielt fie aus Südamerika, wo ſie aud von Plümier‘, Barrere, und noch neulich ebenfals von Thiery de YIenonr ville (17) gefunden worden, Anfänglich ward fie zu den Marciffen gerechnet; hernach Lilio- narciſſus genant, weil fie in der Blur me einer Lilie, und in der Wurzel einer Mars

| | ciſſe

(3) Hift. plantar. I. pag. i57. "Cr Abhandlungen der Schwedifchen Afa- demie IV ©. 116, (#5) Hortus Cliffort. p.i33.

(*°) Beobachtungen von einigen Blumen. Leipzig 176948. u . eur

2 304 7: Gartenblumen.

ciffe. gleichen folte, Flos jacobaens ift fie ge: nant worden, ‚weil man eine Mehnlichfeit mit - dem Drdenszeichen der St. Jacobs Ritter in Spanien zu bemerfen glaubte, deren Stifter doch freglich im vierzehnten Jahrhunderte die: fe fchöne as u nr bat fennen köns nen.

"Eine andere. Art aus eben diefer Gars tung iltdie Öuernfeys LZilie, Amar. farnien- fis, welche der erſten in der Pracht der Blur me nichts nachgiebt. Dieſe ift aus Japan, wo fie fo wohl, von Kämpfer (1%), als in neuern Zeiten von Thunberg (1?) gefunden worden. . Sie ift zuerft im Anfange des fies Beuzehnten Jahrhunderts in den Garten des Tobann Morin nah Paris gefommen, wo fie zum erſten mal d. 7 Octob. 1634 ge: bluͤhet hat. m Jahre darauf iſt ſie zuerſt von Jacob Cornutus bekant gemacht wor⸗ den, und zwar unter dem Namen Narciſſus Iaponicus flore rutilo (29). Mach dieſem | bat (7) Barrere bift. natur. de la France Equinox.

fpec. 8. Traité de; la: enlture du Nopal par . Thiery de Menonville. Au Cap-Francois 1787. 8.

(8) Amoenitat. exoticae. pag. 872, (>) Flora Iaponica p. 132. Gr fagt, daß die

Japaner die Zwiebeln für giftig halten. 2°) Pac, Cornusi Canadenfium- plantarum:alja-

rumque nondum editarum hiftoria. „Paris ı635. J 4 P2S.

7 Gartenblumen | 307

hat fie zuerft wieder der Engländer "Johann Mes (2!) im J. 1665 angeführt, und dier fer iſt der erfte, der fie Guernfey lilly nennet; welchen Namen fie auch noch führe und zwar mit Recht. . Nämlich ein. aus Japan: zurüd gefommenes Schiff ift an der Inſel gefcheis ‚tert und die vielen Zwiebeln diefer Pflanze, welche darauf. waren,. find. ans Ufer ausges worfen worden, 100 fie fich auf dem fandigen Boden vermehrt; und vornehmlich auf Ber anftaltuug des: Baron von hatton, deſſen botanifche Kentniß Ray rühmt, und deffen Water Gouverneur der Inſel war, dergeftale angebauet worden, daß die Englaͤnder noch jest Ba abelic viele Stiche erhalten N 2),

| ies

en z pag. 157: Inter ones Narciffos, qui hac- tennis invifi apud nos extiterunt, prima, ve „. erbitror , ‚audtoritas ‚nobiliffimo. huie generi ».. debetur, quod paucis ahhine annis ex laponia allatum, ſtrenui admodum & nullis ſumptibus parcentis viri Johannis Morini cultura, tan- dem in florem proſiluit Kim 080- bris anno Dom, 1654. =

er) A compleat florilege fürnifhed. with all re- quifites belonging to a florift, ‚London 1605. fol,. Lib. L cap. 10 pag. 74.

@2) Rob, Morifoni plantarum bifloria. Pars Oxonii 1080. fol, fe. p. 367. $. Eius radices ex laponia allatae, & ex na- naufraga Batavica an Anglica ineertum,

eictae

306. 7: Bartenbiumen, .

Diefe prachtvolle Pflanze hat Douglas in einem befondern Buche, welches zwar in der inneifchen, nicht aber in der Hallerſchen bos tanifchen Bibliothek angeführe ift, beſchrie⸗ ben und abgebildet. Ich habe es aus unfes zer Univerfitäts Bibliochef vor mir (23). _

Aus der zahlreichen Gattung. der Ranun⸗ Beln haben unfere Blumengarten wohl ein Dugend Arten, in botanifhem Verſtan⸗ be (24). Denn nach der Weife der Gärtner | ER zu

eiedtae In littus arenolum infulae Guernfay; jbi, inquam, bulbi incuria,proiedti in littus ‚srenofim , inter fparta maritima, E vento fortiore arenaın eo pellente, qua demum prae- dicti bulbi teti poft aliquot annos ſumma cum incolarum admiratione, flores rutilos amplos & elegantes fponte dedere. - Hoc flore de- te&to, aliquot annis poſtea radices plurimas communicavit botanicis & elegantium forum eultoribus 'dominus Caroltis Hatton ; filius na- tu fecundus nobilis, viri Chriftophori Hatton, baronis de Hätton, & infulae Guernfay prac- didtae gubernatoris.

@3) Lilium farnienfe, or- a defcription of the Guernfay -lilly. To which is added the bo- tanical diffetion of the Coffee berry. ByDr. James Douglaff. London ı725. a1 "Bogen in

vlio. Die Pflanze ift auf 2 Blättern, bie

(be Bogen find, fehr genau abgebildet.

Linnei bibliotheca botanica. Halae 1747. 8 pag. 3%

(24) Müllers Gaͤrtner⸗ Lericon III S. 761.

7. Bartenblumen. | 307

zu zählen, ift die Anzahl unendlich und waͤchſt faſt in jedem Sommer; indem die mit halb⸗ gefülleten Blumen Samen tragen, aus de⸗ nen Pflanzen zu erwachfen pflegen,. Die von Zeit zu Zeit zu groͤſſern oder doch neuen Gars senfchönheiten ausarten. Manche Ranunfeln find Abkoͤmlinge der bey uns mild wachfen» den Arten, unter denen; ihre nächften Vers wandte noch jeßt unter dem Namen der Uns fräuter vorfommen, Aber die meiften und die, welche am böchften gefhägt werden, find dus der Levante zu ung gefommen, von denen. immer eine die andere aus der Liebhar berey verdrängt bat. Won diefen follen einis ge fchon zur Zeit der Kreuzzüge angefommen feyn 5. aber die meiften find erft feit dem En⸗ de des fechszehnten Jahrbunderts aus Con⸗ ftantinopel nach Europa gebracht worden; z. B. die Perfifche Ranunfel, (25) deren Abs arten, wenn ich nicht irre, jegt den Vorrang behaupten. Cluſius befchrieb fo wohl die einfache, als. die gefüllete, noch als neue ©eltenbeiten (2°). Aber am berübmteften find die Ranunfeln zur Zeit Mohanımed IV geworden. Sein Großvezier, Tara Mus ſtapha, den fein Haß wider die Chriften und befonders die Belagerung von Wien 1683 “I, 050 d 134 $ (25) Ranunculus afiaticus Linnel:.. pi (?°) Hiftor, plant. rar. I. p. 241 u. f.

Us

308 7. Bartenblumen.

bekant gemacht bat, fuchte ihm eine gemaͤßig⸗ tere Beſchaͤftigung, als Die Jagd, die feine SHauptneigung war, zu verſchaffen. Erbrach⸗ ste ihn daher auf die Blumen, und wie er merfte, daß der Sultan. die Ranunfeln den andern. Blumen vorzog, fihried er an alle Bafchas des ganzen Reichs, ihm die Gas men oder Wurzeln der fchönften zu fehicken. Die von Candien, Cypern, Aleppo und Mpodis erfülleten diefes Verlangen am beften. Diefe fhönen Blumen waren eine Zeitlang im‘ Serait fo eingeſchloſſen, als die unglüd: lichen Opfer der Wohlluft des Sultans. Durch

Geld wurden fie endlich ans dem Gefängnig

beſreyet. Vornehmlich machten fich die auss wertigen Gefandten ein Vergnügen daraus, ‚alle Arten, welche fie davon erhalten fonten, ihren Fürften zu fenden. Marfeille, welches den ftärfften Handel nach der Levante hat, ers hielt deswegen auch diefe Blume fehr früh, und vornehmlich foll’dafeldfi ein Herr YTas laval viel zur Ausbreitung der Ranunkeln in Europa beygetragen haben (27). (2?) Tournefort voyage du Levant‘lettre-XIL, ‘vol. 2 p. ı5. Trait& des renoncules (par D’Ardene). Paris 1746. 8 und der Auszug

darausin Yamburg. Magazin I ©. 596. Pluche Schauplag der Natur. 1. ©. 71.

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Beyträge zur —— |

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Erfindungen

X ee a tt - Peg v2 Vorne Sion, Johann ae, Hofrath u. ordentl. Profefl. der Defonomie zu Göttingen.

Dritten Bandes drittes Städ. En VE

Leipzig, im Verlage Paul Gotthelf Kummer 17279091.

“ii * \ Quid, inquis, ifta fubtilitas mihi proderit? fi me in- terrogas, nihil. Scd. ille caelator dculos diu intentos et fatigatos remitlit atque avo- tat, et, yt diei ſolet/ pafeit ſie nos anium ali-· quando debemus relaxare, et quibusdam obleda- mentis reficere. Sed ipfa oblecamenta opera fint 3

ex ‚his quoque, fi-obfervaveris, fumes quod poflit fieri falutare, Senecanep. 58.

vr. ( > » J 14 141 u % 1a KR EEE, in Punta 44 re 2 13 & s 144 oe EEE ET —e 2422 no [3 4 Bi 14 * > T5 % EEE ER ee WR nn * .. ae er h . 4 F & nz EL 5 * * * * 3 + 4 N te 7 3 eh au & Are EEE er Dr en ı- . - * : y t 2 —214412* Ba ae ee RO Mi 57 Radler Bean. VPetit

Inhalt.

I. Leihhaͤuſer.

Gefcichte der Zinfen ober Verzinſung des Geldes S. 309 zinsfreye Verleihhung in "en Altern Zeiten 311 zinsfreye Verleihhung im den mietlern Zei⸗ ten 313 Menſae argentariac, m menfae numulariae der Römer 316 Eontore zu Staatsanleihen- im taten Jahr⸗ hunderte 317 Errichtung der erſten 1 Leihhäufer durch den: Franciſcaner Mind Barnabas Pe ramnenfis | Chronologifches Verzeichniß der geihhänfer im ı5ten Jahrhunderte 5 a Bernardinus Tomitano

von Felt 32 Streit —* die e Rechimaͤſ igkeit der Leihe | häufer , Beltätigung berfelben auf t ber Kateranfchen Kirchenverfamtung ‚337 stalifche Leihhäufer i im ıdten Kahrhunderte‘ 339 Banco de’ poveri zu Neapel _ 340 - Urfprung des Namens Mons pietatis .342 . Die älteften Staatsanleihen .,—.. ..344 "Handel mit Staatöobligationen. - 345 Montes vacabiles; non vacabiles 3346 Montes redimibiles; non redimibils "347

Erſtes

Inhaut.

—— ns in Teutſchland; Wechſel⸗

S. F in den ı Niederlanden _ Anleihung ber Kapitalien für die geihhäufer gegen Zinf fen 354 Mont de piete in Frankreich 355

II. Chemiſche Bezeichnung der Metalle.

Die Namen ſind zuerſt den Himmelskor⸗ pern gegeben 35 Benennung der Metalle n nach den Göttern 359 Urfprung der Zeichen für die Planeten ' 368 Urſprung der Zeichen für: die Metalle 369

Alter. derfelben. - :: 51 aͤlteſte Bildung dieſer Zeichen 17 u. Zink, > | „war den Alten gänzlich unbefant 378 * aber Mefjing war fdyon den Alten bekant 379 cadiniae der Alten 38L cuprum, Alter diefer r Benennung * 382 Ofenbruch FE ur 384 | elintia EEE . Tutia | |

. un: Gebrauch des Sfenbuche zu Mei. °

ing 39a ter * VBenuhung des Ofenbruchs zu Goslar —— ——— Erſindung des Zinkoitriols 3994 Erſte Erwaͤhnung des Zinks 398 “Seltenheit bes Zinks im u ızten Jahrhun⸗ derte 403 Gewinnung des Zinks aus dem Galmey 406 Bekantwerdung des oſtindiſchen Zinks 407 Urſprung der Namen: Zink, Eonterfep > Spiauter, Autannego 410

IV.

Inhalt.

"IV. Ratpen.

S:gwierigieiten der Zatthyoledie der = ten Fiſche waren die Lieblingsſpeiſen der Alften Ob Eyprini unfere Karpen find - Ob lepidoti unfere Karpen find erſte Erwähnung bed Namens Karpen Ableitung dieſes Namens Salmo carpio ift von. den Karpen zu unters ſcheiden Vaterland der Karpen Verſetzung derſelben nach England. nad) Dänemark nach Preuſſen Erſte Erwaͤhnung der Spiegelfarpen

V. Weinver faͤlſchung.

Die von Martin Bayr erfundene Verf hung =. ———— der Verſuͤſſung mit

| Fe mit Gyps Verfaͤlſchung mit Kalk und Milch VI. Flintenſchloß.

wurden lange noch ſchlechter als die Lun⸗ tenſchloͤſſer gehalten ———

Alter der Flintenſteine und der Piſtolen VII Wafferubren:

Alter derfelben

neueſte Verbeſſerunge VIII. Magnetifche Kuren.

von im fünften Jahrhunderte bekant

Inhalt. =

IX. Bibliographie der Geſchichte der Erfins . dungen. |

Einfheilung derfelben 449 I. Teatro de gl inventori di tutte le coſe,

del D. Vincenzo Bruno. 452 2. Luigi Contarini de gl’ inventori di tutte

le fcienze et arti. 454 3. Guil. Paſtregici libellus de originibus re-

rum.. 456 4. M. Maieri verum inventum, hoc eſt, mu-

nera Germaniae. 458

5. The hiſtory of the principal difcoveries and improvements in arts and ſeiemes. 461

6. Reinhold) kurze Gefchichte der Entdefs

fungen und Erfindungen. . ‚463 7. Di&tionnaire des origines, ou &poques des | - inventions utiles (par D’Origny.). 464

8. Curieufe Nachricht von Erfindungen und Erfindern. 46 en

Leihhaͤufſer. | (8 ſcheint zwar in unfern Zeiten fonberbär ;

daß man ed jemals hat für unerlaubt halten mögen, von verliehenen Geldern Zinfen zu nehmen; aber verwundern Fan ſich niemand darüber, der dazu’ die Weranlaffung- kennet. Die verfihiedenen Gewerbe, wodurch, ohne Raub und Krieg, jeder ſich und den Seini⸗ gen Unterhalt verdienen fan, waren damals noch nicht for zahlreich, anch noch nicht ſo er⸗ giebig, als jetzt, nnd wer alfo Geld 'anliehe;, der wolte es nur zum unmittelbaren Verbrau⸗ ‚de, zur Nothdurft oder zum Vergnügen ha⸗ ben, und: ſolchem Beduͤrftigen Geld zu leihen, das war in’jenen Zeiten nur ein Werk der Freundfihaft oder der Menſchenliebe. Ganz anders iſt es jekt, da jemand mit geliehenem Gelde ein Gewerb unternehmen uͤnd betreiben kan, welches, bey Geſchicklichkeit, Fleiß und Glick ſo viel Gewinn abzuwerfen pflegt, daß er balkı mehr als ſeinen noshbürftigem Uns

terhalt haben kan, und untee”diefen Umſtaͤn⸗

AU, Theil. ° Fr r Eee in bar

310. - :. 1. Leihhaͤuſer.

den mag ber Geber für den verftatteten nutzba⸗ ren Gebraud) feines Geldes mit gutem Gewiſ—⸗ fen eine Vergütung oder Belohnung nehmen, um fo mehr, da er ed felbft hätte vortheilhaft brauchen Fönnen, und da er durch das Verleis - hen Gefahr läuft, fein Kapital ganz oder zum Theil zu verliehren, ober. ed wenigſtens nicht fo bald als er es brauchen möchte, wieber er: halten zu koͤnnen. . Alfo,muften die Zinfen- gewöhnlicher wer: den, als mehr Gewerbe, Handwerke, Künfte, Fabriken, Manufakturen und, Handel entfianz den, ober als die Kunſt Geld mit Geld zu ver⸗ dienen allgemeiner ward; aber verhaßt oder anruͤchtig blieben fie immer, und zwar deswe⸗ gen weil der alte Widerwillen wider Zinfen, durch eine unrichtige. Anwendung eines. Mo—⸗ ſaiſchen Geſetzes, zu einem religiöfen Vorur⸗ theil geworden war (7), welches die Päbfte, wie viele andere noch ſchaͤdlichere Vorurtheile, mit fürchterlichen Gefeßen unterhielten... es doc das Volk, welches oft die Fehler feiner Gefeßgeber unſchaͤdlicher zu machen weis, half - ſich endlich durch mancherley Erfindungen, Zin⸗ fen dergeftalt zu verftecken, daß die. Richter weder den Geber.noch den. Nehmer beſtrafen, LE 77] DE u BE u ee ) noch (Fr F5.D. Michaelis diſſ. de: mente et ratione Aegis Mofatege vſuram prohibentis, in Syn- tagma commentationum II p. 9. und deſſen Moſaiſches Recht. II S. 86.

1. Leihhaͤuſer. 311

noch die Verzinſung ganz verhindern konten. Als dabey die Gewerbe mehr. gewonnen als verlohren, fo ward der Ungrund des Verboths immer ſichtbarer, und man erlante, daß bie neu erfundenen Wucherfünfte, die heimlich ges trieben wurden, mehr Unheil anrichten würs den, als man jemals. von Öffentlicher Werzins fung beforgt hatte; man fah, daß biefe die

Juden, . melde die. pabftlihen Fluͤche nicht

treffen konten, die Ausländer und die weniger religiöfen, weniger gewiffenhaften Snländer, die man doch allefamt am wenigften zu beguns ftigen wünfchte, am meiften bereicherten. Mirgend war biefe Verlegenheit empfind⸗ licher als am Nömifchen Hofe, der ſich damals noch einer unmenfchlichen Untruͤglichkeit ruͤhm⸗ te, und nirgend ſan man mehr auf eine Aus⸗ kunft als dort. Endlich glaubte man eine aus⸗ gedacht zu haben; man brachte ein Kapital zus

ſammen, wovon den Armen Geld ohne Zins,

gegen.ficheres Unterpfand, auf einige Zeit-gors geſtreckt werden ſolte. Neu war diefer Eins fall nicht; ſchon längft hatten gutherzige Mes genten ihn gehabt und ausgefuͤhrt. Kayſer Auguſt errichtete eine Kaſſe aus den dem Staa⸗ te anheim gefallenen Guͤtern der Verbrecher, welche denen —— Geld vorſchoß, welche den ſoppeuen Werth verpfonden kouten 2

Ä So

69 vita —— eapi⸗ an 'Quotics ex X 4 am-

N

312 ° 2. Leihhaͤuſer.

‚So: gab: Ziberins ein groffed Kapital hin, wos on dem auf. drey Jahre Geld gelichen ward, welcher liegende Gründe von. doppeltem Wer⸗ stheizur Hypothek -feßen Eonte (?). Alexander Severus brachte die Zinfen dadurch herunter, Haß er ein groffes Kapital zu geringern Zinfen verliehe, und Armen zum Ankaufe der Lands

guͤter zinsfrey Gelder auszahlen ließ, die ſie

Von dem Ertrage derſelben nach und nach er⸗ ſtatten konten (*). | * J Dieſen

damnatorum bonis pecunis fuperflueret, yfum. eius gratuitum iis qui cauere in duplum bos- fent, ad certum tempus .indulfit.

x..(2) Taeitus annal. VI, 17. p. 361. Tulit opem -Caefar, difpofito per menias millies feftertio, factaque mutuandi copia fine vfuris per trien-

nium , fi debitor populo in duplum praediis ‚eaviffet. Sie refecta fides, et paulatim pri- vati quoque creditores reperti. Sueton. vita Tiberii 48. p. 558. Publice munificentiam bis omnino exhibuit; propofito millies HS. gratuito in triennii tempus. Dio’Caf. EVII, 21. pag. 893. Tiberius rem foenersriam tem- peravit, milliesque feftertium reipublicae lar- gitus eft, quam pecuniam fenatorli, ordinis viri indigentibus fine vſura ad tres annos : mutuo darent, Brei De

(*) ‚Aelius Lamprid. vira Alex. Sev. 21. pP. 528. Föenus publicum ‘trientarium exercuit ,' ita vt pauperibus plerisque.fine vfuris pecunias dedesit ad:agros emendos, reddendas de fru- ‚subu8, N

N gi 1% Leihhaͤuſer. | 373

Diefen alten Beyſpielen ſuchte man in Ita⸗ Yien zu folgen. » Um nun ‚viel Geld zufammen zu bringen, verlichen die Paͤbſte denen, welche dazu beytragen würden, maucherley erdichtete Bortheile, die ihnen wenigftens nichts koſteten. Durch Bullen und Beichtvaͤter bothen fie In⸗ dulgentien und die ewige Seligkeit aus, er⸗ Yaubten laͤſtige Gelübde in Abgaben au Leihr häufer zu verwandeln, »erlgubten den reichen: Einlegern ihre unehelichen Kinder erbfaͤhig zu machen u. ſ. w. Weil eine folde Arftalt viele, Bediente brauchte, ſo ſuchten ſie auch dieſe fuͤr denſelbigen Preis zu bekommen, und bothen oben angefuͤhrte Vortheile nebſt noch andern, welche der Erzählung nicht werth ſind, denen an, welche ein Jahr oder länger die daben noͤ⸗ thigen Gefihäfte umſonſt übernehmen würden;

jedoch folten nöthigen Falls aus dem Fond

maͤſſige Gehalte, bezahlt werden. Nur wahn

ren Armen folte diefes Geld gegen taugliches, ,

Unterpfand auf gewiffe Zeit ohne Zins; gelie⸗ hen merden, ya |

Allein man bemerkte bald, daß eine An⸗ ftalt diefer Urt weder von ausgebreitetem Nut⸗ zen, nod) von langer Dauer feyn, konte. Solte fie die Verzinſung mit deu dabey entftandenen Wucherkuͤnſten verhüten,. fo mufte fie nicht nur Armen im eigentlichften Verftande leihen, fonz dern. auch. denen, welche, um nicht zu verarz

en X 3 men,

374 n. Veibbäufer.

men, nußbare Gewerbe unternehmen und treis ben wolten, und dazu Kapitalien fuchten. So Fräfttg auch die Anreißungen zur Einlage bey . der damals herfcyenden religiöfen: Dumheit waren, fo nahm doch diefe nach und nach ab und ſchwaͤchte jene in eben dieſem Maaße, zu⸗ mal da:bald darauf in Zeutfchland die Auf⸗ klaͤrung mit Macht durchbrach, und ſich almältg

in andere $änder verbreitete. Solte das Leih— haus nicht durch die Gehalte ſeiner Bediente

*

und durch allerley unvermeidliche Unfaͤlle er⸗

ſchoͤpft werden, ſo muſte wenigſtens ſo viel an Zins genommen werden, als zur Unterhaltung der Anſtalt noͤthig war. Weil das Leihhaus unmoͤglich allen Armen helfen konte, ſo muſte man durch Befoͤrderung der Gewerbe die Ver⸗ mehrung der Armen verhuͤten, und alſo auch

denen Geld verſchaffen, vie, bey einige Uns

terſtuͤzung, noch etwas zu verdienen wuften, . und die ganz wohl uud gern einen mäjfigen ° Zins geben konten. Alſo entfchloffen ſich die Paͤbſte endlich den Leihhaͤuſern zu erlauben, zwar fuͤr das geliehene Kapital keine Zinſe, wohl aber zur Unterhaltung der ganzen An⸗ ſtalt ſo wenig als noͤthig zu nehmen, und nun erſt ruͤckten fie mit Anerkennung des laͤngſt ausgemachten Grundſatzes hervor, daß, wer die Vortheile genoͤſſe, auch die Laſt tragen helfen muͤſte; eines Grundſatzes, der ganz ei⸗ gentlich die Rechtmaͤſſigkeit der Zinfen —— | Als

En an

1. Leibbäufe: a

Als man 1m biefeh Ausweg gluͤcklich gefunden hat⸗ te, war nur noch ein Schritt: noͤthig, um den Leihhaͤuſern die vernuͤnftige Einrichtung zu ge⸗ ben, die der Erfinder wahrſcheinlich gleich wuͤrde gewaͤhlt haben, wenn er keine Vorur⸗

theile gehabt hätte. Naͤmlich um Geld genug

vorräthig zu haben, beqnemte man ſich, den Einlegern maͤſſige Zinfen zu geben, die mau aber unter den unvermeidlichen Aufwand, der ganzen Anftalt, wozu fie auch wuͤrklich gehörs ten, den die Debitoren, nach dem ſchon vorher eingeführten Gebrauche, erfeßen muften, kluͤg⸗ lid) verftechte.. Da gab und nahm alfo dag Leihhaus Zinſen, aber man vermied fchlau den verhaßten Namen; alles ward nur pro iu- demnitate bezahlt; ſo ſteht in der paͤbſtlichen Bulle.

Man muß geſtehen, daß alles biefes yet wißig ausgedacht warz aber nichts: defto went- ger entdeckten fharffichtige Leute die verlarnten Zinſen, und da erhob ſich ein Ichhafter Streit über die Rechtmaͤſſigkeit ver Seihhäufer, woran bie größten Theologen und Nechtsgelehrten Antheilnahmen, wobey die alte Frage wieder zur Unterſuchung Fam, ob man etwas. böfes thun oder Zinfen geftatten duͤrfte, um etwas gutes zu bewuͤrken. Zum Glüce für den Roͤ⸗ miſchen Hof war damals die Dumheit noch fo groß, daß eine pabftlihe Bulle den Unterſu⸗ chungsgeiſt erdruͤcken, wenigftens zum Schwei⸗

X4 gen

3 16 | r. Leihhaͤuſer.

gen bringen konte. Der Pabſt erklaͤrte die neue Einrichtung: der Leihhaͤuſer, melde die heiligen Berge der Gottſeligkeit oder Froͤmmigkeit, facri monti.di pietä, hieffen, für rechtmaͤſſig, und drohete allen denen den Fluch, die weiter daran zweifeln wirden. Dar: anf eilten die Städte in Stalien Leihhaͤuſer ans zulegen, und Die’ Ausländer folgten endlich nad. Bis hieher habe ich die Geſchichte mus unterbrochen erzählt; nun will ich fie mit den nöthigen Beweifen-verfehn. -— 8". Wenn man unter einem Leihhauſe eine oͤf⸗ fentliche Anftalt verſteht, wobey jeder gegen Pfand Geld umſonſt oder fuͤr Zinſen erhalten kan, ſo darf man dabey nicht an die tabernas argentarias und menſas numularias der Roͤ⸗ mer denken. Dieſe waren Contore, an welche der Staat und reihe Perſonen ihre: Einnah⸗— men auszahlen lieffen, um darauf ihren Gläus bigern Anweifüng geben zu koͤnnen, welchen das Geld entweder bar ausgezahlt, oder auf ihre Rechnung zugefihrieben ward. Zufchreis ben und Abfchreiben hieß perfcribere und re- feribere,: und. was wir eine. Anmeifung ‚oder Affignation nennen, hieß attributio. - Alſo dies - fe argentarii, menfarii, numularii, collybiftae, trapezitae machten die Gefchäfte unferer heutts gen’ Kaffirer oder Bankiers. So tier diefe gaben auch jene- fi mit Umfegung md Webers machung der Gelder ab; auch verliehen fie, = —W wie

Leihhaͤuſer. 37

wie dieſe thun, von ihrem Kapital auf. Zinfen, gaben auch wohl ſelbſt Zinſen, um hoͤhere wie⸗ der zu erhalten. Der Widerwillen wider Verzinſung uͤberhaupt zog auch ihnen einige Verachtung zu, die ſie vermuthlich durch Ver⸗

vortheilung vergroͤßerten, wiewohl diejenigen

numarii, welche vom Staate geſetzt, oder Staatskaſſirer, Rentmeiſter, waren, einen ſo hohen Rang hatten, daß einige von ihnen Conſuls geworden find... Auch im Mittelalter - kommen diefe Gontore in Stalifchen. Städten

‚porz ‚in Florenz hieffen fie uns Sahr 1377

apothecae feu cafanae feneris (3), in Teutſch⸗ land Wechfelbänfe, aber ſie waren weder Girobanken noch Leihhaͤuſer in unſerer Bedeu⸗

tung.

Eben ſo wenig verdienen diejenigen Conto⸗ re dieſen Namen, welche im vierzehnten Jahr⸗ hunderte in manchen Stalifchen Staaten, 3.8. zu. Florenz angelegt worden, um eine Anleihe für den Staat zu machen. Wer dabey Geld einlegte, erhielr eine Obligation und darauf monathlich Zinfen, die unter keinem Vorwan⸗ 20 Offervazioni iftoriche di .Dominico M. Mani ai xirca i figilli antichi dei fecoli bafli. Vol,

Die Pip- 86. aus einem alten Gtadtbuche?

‚Francifcus fenerator pro fe et apotheca, fe

Esſana fenoris, quam tenebat in via quattra pagoni u. f. w. Be ———— 7 DO ee a 93

318 r. Leihhaͤuſer.

de, auch nicht wegen eines Verbrechens, ge⸗ weigert werden durften. Die Obligationen wurden: bald mit Vortheil, oͤfterer mit Echa⸗ den verkauft, vder fliegen und fielen, mie die Englifhen Stods, nur nody nicht fo ſchuell, und die Theologen ftritten noch darüber, ob man mit gutem Gewiſſen eine Obligation uns ter dem Werthe, worauf fie lautet, von dem Eigner, der Elingende Münze haben mufte, xkaufen durfte Wolte oder mufte der Staat bezahlen, fo nußte er fhon das Regal, wel⸗ ches Leyſer regale falfae monetae nante, und gab.die Kapttalien in geringhaltiger Muͤn⸗ ze zuruͤck. Diefe Anftalt lie man, wenig⸗ ſtens in Florenz, vom Pabſte beſtaͤtigen, der jedem, der dabey Betrug ſpielen würde, Kir— chenſtrafen und Geldfirafen beftimte, welche leßtere der päbftlichen Kammer zufallen folten, wirwohl doch auch ſchon lange vorher die Mes publif Genua bey eben einer ſolchen Anleihe die Staatseinkuͤnfte verpfändet hat. Ich haͤ⸗ be dieß anzeigen wollen, weil Hr. Le Bret (9) biefe Contore uncigentlidh Leihhaͤuſer nennet, und weil man daraus erkennen fan, zu wels em hohen Grade der Volkommenheit ſchon im vierzehnten Jahrhunderte bie fürftliche Kunſt Schulden zu machen und zu’bezahlen, gebracht

worden. ae —— Dieje⸗

9 Algemeine Welthiftorie XLV- ©. Io.

7. Beibbäufer. 319

Diejenigen, welche bisher den Anfang der Leihhaͤuſer am genaueften beftimt haben, fegen ihn mit Dorotheus Afcianus, das ift, Mat⸗ tbias Zimmermann (7), in die Zeit des Pabftes Pius II oder Paulus II, der von 1464 bis 1471. vegiert hat, und zwar leßtes red deswegen, weil Leo X in feiner Bulle, welche ich nachher anführen werde; dieſen Pabft als den erften nennet, der diefe Anſtalt gebilligt hat. Weil mir diefe Nachricht nicht genügte, und ich bereits mufte, daß die Altes ſten Leihhäufer in Italien von Francifcanern beforgt worden, fo durcdhfuchte ich die Kahrs bücher des feraphifchen Drdens, in der feften Erwartung, daf darin diefes Werbienft nicht würde unberührt geblieben feyn. Sch hube

auch

(?) Dieſer Theolog war zu Eperies in Ungarn 1625 gebohren, ward aus feinem Vaterlan— de wegen der Religion vertrieben, und ftarb ald Superintendent zu Meiffen 1689. Gr fchrieb unter andern: Dororhei Afciani mon- tes pietatis Romanenfes hiftorice, canonice et theologice deteäti. Lipfiae 1670.4.* Dieß Buch iſt jet ſchon ſelten. Gelegentlicdy nens ae ic) aud) folgendes, weil es viele, die über Leihhaͤuſer gefchriebem haben, nennen, ohne

es gefehn zu haben: Montes pietatis Roma- nenfes, das ift die Berg der Fromfeit oder Gottesforht in der Stadt Nom. Durd)

- Elychnium Gottlieb. Strasburg 1608. 8 *

Es enthält nichts erhebliches, was man nicht auch bey Afcianus findet.

3220 : 18 Leihhaͤuſer.

24 auch dafelbft mehr Materialien zur Geſchichte dieſer Erfindung gefunden, als bisher jemand, fo viel ich weis, zuſammen gebracht hat.

Als im funfzehnten Jahrhunderte in Ita⸗

llen die Klagen uͤber den Wucher, den manche

| Chriſten, vornehmlich aber die Juden trieben, | immer gröffer und allgemeiner wurden, hatte Barnabas Interamnenfis (vermuthlicd aus

Terni) zuerft den Einfall ein Leihhaus anzule⸗

gen. Diefer Mann war anfänglich ein Arzt,

hatte auch die Doctor» Würbe erhalten, ſtand

wegen feiner Gelehrſamkeit in Anſehn, ward

ein Minorit oder Francifcaner, bekleidete uns ter denfelben allerley Wirden, und ſtarb 1472:

in dem erften Klojter diefes Drdend zu Aſſiſi

(in monte Sabafio) (9). Als er unter Pabft

Pins

) TH weis von diefem Barnabas noch nicht

„mehr, als was ich hier aus, Waddingii ar-

PN‘.

KuELL uU H 7 u, 0 KR ie A ER ee re in u Zu Yan ı - Te * nn * Kr 2 TEEN Es PIERRE 5 \ yr® ven

nales minorum, Tom. XIV p: 93. erzählt has

k be. Wadding verweifet auf-Marian. lib, 5. €: 40. $. 17. und Mare. 3. P. lib. 5. eup 58; f ‚Erfterer iſt Marianus Florentinus, deſſen Fafei- h ( lus chronicorum ordinis minorum, ‚der aus Br, 5 Büchern beftehn foll, Wadding bey feinem Ei groffen Werke in der Handfchrik ‚gebraucht | "hat, und, wie ich meine, noch nicht. gedruckt E tft. Marc. ift Marcus Ulyffoponenlis, deſſen £ } ‚as chronica ordinis minorum trıibus partibus : iſtincta ich nidjt habe erhalten können, wies i wohl das Buch im verfchiedene ‚Sprachen uͤberſetzt iſt. ©, Waddingii Jeriproresordi- Me ' DER nis |

aber...

% i

4

1. Beibbäufer. 321

Pins II zu Perugia (Perufii) im Kirchen:

ftaate predigte, und bemerkte, wie fehr die

Armen von den Juden durch Wucher gedrückt

wurden, thater den Vorſchlag durch Eollecten ein Kapital zuſammen zu: bringen, um davon gegen Pfand den Armen zu leihen, welche das für monathlich nur fo viel abgeben folten, als zur Befoldung der Bediente nnd Unterhaltung der Anftaltnöthig feyn würde. in gefchicks ter Juriſt zu Perugia, Kortunatus de Lo: polis, der nach feiner Frau Tode auch ein Francifcaner ward, billigte dieſen Einfall, und erboth ſich zur Ausführung behuͤlflich zu ſeyn. Um jedoch bey einer Unternehmung), die fo nahe an Verzinfung zu gränzen fchiem, jicher zu feyn, legten beyde der dortigen Uni⸗ verfität die Frage vor, ob eine Anftalt diefer Art erlaubt ſey, und nad) völliger Billigung ward bald ein anfehnliches Kapital zuſammen gepredigt, fo daß das Leihhaus eröfnet wer⸗ den Eonte. Nichts defto weniger fanden ſich viele, welche damit unzufrieden waren, und den Zins, fo gering er auch feyn möchte, für Wucher erklärten. Am meiften eiferten Die Dominicaner (ex ordine pracdicatorum,) das wider, \

- , aisminorum. Romae 1650. fol. * pag. 248, - 5249. Was man in Argelati Bibliorhec« ſerip- ror. mediolanen/._ Mediolani 1745. fol. * 1 F PEN, lieſet, ift aus Wadding genom⸗

u A u

322 1. Leibhäufer.

wider, und ſie ſcheinen auch ſo lange dawider gepredigt zu haben, bis Leo X Schweigen ge⸗ both, fo wie hingegen die Franciſcaner dieſe Anftalt jederzeit vertheidigt und algemein zu inachen gefucht haben. Vermuthlich gönneten jene leßtern»diefed Verdienſt nicht. Der Streit ward nod) lebhafter, als nad) Ablauf des ers

fen Jahre, nach Abzug aller Unkoften, eine betraͤchtliche Summe übrig blieb, und mair nicht wuſte, wie man foldye verwenden muͤſſe. Man fand zuleßt für gut, folche unter den

Seihhausbedienten zu vertheilen, weil ihnen ihr Gehalt nicht vorher war beftimt worden. Sp machte man ed zuerft zu Perugia, aber

an andern Orten hat inan den jährlichen Ues

beifhuß auf andere Weife verwendet. - Das

eigentliche Fahr. der Stiftung finde ich nirgend angezeigt, aber da e8 in die Zeit des Pius II fält, fo muß es vor dem Sahre 1464. oder ne Jahr felbft.feyn (9). Sonderbar ift

08, sc Dieß betätigt auch m. B Salon in T. 2.

Contr. de juſtit. et iure in 2, I. Thom. Aquin. qu: 88. art. 2. controv. 27. Huius modi, mons non erat in vfu apud antiquos. Coepit fere a 150 annis, tempore Il, NHic enim pontifex eſt, qui primus omnium legitur montem approbafle, coepitque Prae- dicatöribus hörtantibus, respublicas et po- pülos ad illum inftituendum hortari, ne pau- peres ab Hebraeis acceptis confümerentur. Aber die Prediger: Mönche. waren 10 er.

1. Leihhaͤuſer. 323

ed, daß diefer Pabjt ſchon im Jahre 1464. das Leihhaus zu Orvieto (vrbis veteris)' bes fiätigt hat, dahingegen das allererfte, naͤm⸗ lid) das zu Perugia, feine Betätigung erft im J. 1467. vom Pabft Paulus IT erhalten hat (9). Sonderbar ift es, daß feoX uns ter den VBeftätigern dieſer Anftalt, die Päbfte Paulus U. Sixtus IV. Innocentius VII. Alerander VL und Julius II, nicht aber den Pius II. nennet. Pabſt Sixtus IV. hat im J. 1472. das Leihhaus zu Viterbo beftätigt, Ä wie der. Vermuthlich wird ſich das eigentliche Stiftungsjahr in der -befondern Gefibichte der Stadt Perugia finden. Aber des Poms peo Pellini ftoria di. Perugia habe ich nicht nachſchlagen koͤnnen, und in Perugia augufte deferitta da Cefare Crifpolti: In Perugia 1648. 4” p. 182. finde ich nur: monte detto della pietä, inftituito di vn venerabile padre dell’ ordine Offervante, chiamato fra Giacomo da monte Feltro;.— fa di lui mentione il Gon- zaga. Aber dieſer fchreibt dieſes Verdienſt keinem Jacob, ſondern dem bekanten Bernar- dino de, Feltro zu. De origine feraphicae religionis Francilcanae. Romae 1537. fol, * pP. 338. In C. &. Richard Analyfis con- ciliorum generalium et particularium. Vene- tiis 1776. 4 Eleine Theile in Kol. Tom, IV. P. 98. finde ich, daß das erfie. Leihhaus zu Perugia im Jahre 1450. angelegt fey. Aber Pius ll, unter deſſen Regierung es nach vie— len andern Zeugniſſen geſchehen ſeyn ſoll, ward erſt im Jahre 1458 Pabſt. 0°) Wadding XIV, p. 94.

324 1. Leibhäufer:

wie Wadding meldet, welches jedoch ſchon im Jahre 1469. von einem Minoriten, Fran⸗ ciſcus de Viterbo angefaygen worden (11),

Im Jahre 1479. beftätigte Pabſt Sixtus IV. das Leihhaus, welches an ſeinem Geburts⸗ orte zu Savona, nad) dem Mufter von Peru⸗ Hin, angelegt wär, Dieſe Bulle ift vie erfte gedruckte paͤbſtliche Beſtaͤtigung (12); denn

die,

(er) Bar ifforia Bela città di Vizerbo. In Ro- ma 1742. fol. * pag. 271.

62) Sie ſteht in Bolle et privilegi del ſacro monte della pietä-di Roms. In Roına 1618; tiftampati l’annıo 1658. * Flein Sol. 165 Sei⸗

ten. Diefe Samlung iſt gemeiniglich folgen: |

> dem Werke, weiches in: denfeldigen Jahren +... gedruckt und wicder aufgelegt worden, bey: . gebunden: Staruti del ſacro monte della „pietä di Roma. Huch hat Aſcianus die Bulle 8S. 719. ganz eingerüdtz; aber in.der Sam: lung paͤbſtlicher Bullen steht fie nicht. Ich will daraus nur folgende Zeilen abſchreiben: Vt huiusmodi incommodis (dem Wucher der Juden) obvient, cupiunrad inftar dilecto- rum filiorum civium eivitatis noſtrae Perufi- nae, in praedicta civitate Savonenfi, ex piis chrifti fidelium fuffragüis, ac alias colligere ,

et in vnam maflam, quae mons pietatis nun- eupetur redigere aliquam. non parvae. pecu- niae fummam, de qua. perfonis panperibus "et egenis, per ofticiales, examinara caufla neceiſitatis eorum, at receptis:pignoribus ab eisdem, oportune valeat proportionabiliter ſubveniri eo modo, auo ſabrenitur ex. pecu-

nis

.Yry vr. e vlt nd v 4 3. &' T

1. Leihhäufer! | ar:

die, welche Perugia verhalten hat, iſt ſchon 1619, als jene gedruckt ward, wie der Her⸗ ansgeber meldet, nicht mehr im dortigen Ar⸗ chive zu finden geweſenAuch iſt mir nirgend die Beſtaͤtigung für Orvieto and Viterbo vor⸗ gekommen; Aſeianus hat · ſie im Bullario mag·

no Chorubini· vergebens geſucht· Sixtus er

waͤhnt ihrer gar nicht· Dieſer beklagte, daß die groſſen Ausgaben, die er haͤtte, ihm nicht erlaubten ‚feinen Landsleuthen mit Geld bey⸗ zuſtehn, dagegen wolle er dem Leihhanfe ‘fo viele geiftliche Vortheile ſchenken, daß dadurch Gläubige zum Einlegen bewogen werben moͤch⸗ ten , und eben diefe wolle er auch denem pers leihen, die babey Gefchäfte ein Jahr lang umſonſt übernehmen: wolten. Wuͤrden ſich aber dazu keine finden, ſo erlaubte er maͤſſige Gehalte zu geben. Er gedenkt dabey der Pfäns der, verſchweigt aber, daß die Schuldner zur Unterhaltung der Anftalt etwas beytragen fol

. ten, welches jedoch Barnabas, deffen Namen

——

in der Bulle nicht vorkoͤnt/ zu Perugia eins geführt hatte, welches alfo der Pabſt ſtilſchwei⸗ gend billigete. Aber die meiften Leihhäufer in Stalien find int funfzehnten and dem folgenden Jahrhun⸗ ee: niis montis pietaris in-Perufina civitate du- dum apoftolica audoritate interveniente ör- dinati, dummodo eis.defuper.per nos licen- tin concedatui, u. ", el Ill. Theil. z = ea d \ 4

1}

326 1. Leihhaͤuſer.

derte von Minoriten angelegt. worden naͤm⸗ lich von Marcus Bononienſis, Michael a Carcano (12), Cherubinus Spoleta⸗ nus, Jacobus de Marchia, Antonius Vercellenſis, Angelus a Elavafio und vor⸗ nehmlich von Dernardinus Tomitano, oder Feltrenfis, auch parvulus- genant. Dieſer war 1439. zu Feltre in. der Zarvifer Mark gebohs zen; Sein Vater hieß Donaro Tomitano, feine Mutter Corona Bambeldoni;::bepde von vornehmen Familien; wiewohl andere pers fihern, er fey von dunkler Abkunft aus Tomi, einem Kleinen Orte bey Feltre, und fey deswe⸗ gen Tomitano -genant. Den andern Beyna⸗ men hat er von ſeiner unanſehnlichen Statur erhalten, über die er zuweilen ſelbſt fcherzte(!#). So viel ift gewiß, daß er eine gute Erziehung und guten Unterricht, gehabt und benußet hat. Fin Alter von 17 Jahren, naͤmlich 1456. ließ ev. fidy von feinem Lehrer- verführen, wis der feines Waters Willen , zu Padua ein Mi⸗ norit zu werden, wobey er feinen an a m UhlMaer

SL): Michael reifete und predigte viel it Ge⸗ | ſelſchaft des Dernardinus, und ſtarb 1485, zu Como. Wadding XIV. p. 396.

69 Als ihm zu Siena die Piccolimini, Ne—

poten des Pabſtes, ihre Verehrung bezeigten,

fagte er ihnen; er’ fey ihr DRAIIENEUEIER= "Wadding AV, pP: aa En

ls: ;.

1.0Leibbäufen : 327

Martin in Bernardinus veränderte (15). Weil er eine’ groffe Fertigkeit zu reden hatte, fo lieg ihn fein Orden. beftändig in Stalien hin und her veifen und überall predigen. Man hörte ihm gern, und an mandjen Orten ward mir ihm eine Art Abgoͤtterey getrieben Ju feinen Predigten drang er am meiſten auf Ab⸗ ſchaffung modiger Kleider und Spiele und Schwelgerey, vornehmlich aber mächte er un auf die Juden; und erregte diefen einen: foldh

Haß, daß die Obrigkeit matiher Derter ihn _ bitten oder zwingen inufte, entweder weiter zu

reifen, oder nicht wider die Juden zu predigen, -

die der aufgebrachte Poͤbel zu ermorden drohe⸗ te; auch kam er zuweilen da wo reiche und. ge⸗ fehente Juden und Perfonen, ‚welche Juden brauchen konten, wohnten, in Lebensgefahr. Bey diefem Judenhaß wendete er. überall feine Kednerfünfte und, Volfsliche an, nach dem Benfpiele feines Ordensbruders, Barnabas, geihhäufer zu ſtiften. Er ſtarb 1494. zu Pas via; die Minoriten trieben mit, dem Gadayer allerley Poſſen/ Liegen es Wunder thun, und verfchaften ihm dadurch einen Platz im Ver: zeichniß.der Seligen,. ion wie, durch den Druck eiini⸗ —A wen XL. P.. 442. In des Anton. Sanon Lettere dell agricoltura, dell” arti e del commercio. VI. p. 149: , ift die Jahr⸗ —*— 1459, vermuthlich ein Druckfehler.

Da

Fr

Be |

328 $.: Leihhaͤuſer.

einiger feiner Predigten unter den: Schriſtſtel⸗

lern des Franciſcaͤner Ordens (10).

Die Leihhaͤuſer in Italien, deren Anfang

nur bekant geworden iſt, folgen der ‚Zeit nach

> Im $..148$. unterſuchte Bernardinus

en Lihhaus zu Perugia und vermehrte deſſen md...

I eben. dieſem Jahre, errichtete er ein shuliches zu Aſſiſi, welches Pabſt Innocen⸗ us beſtaͤtigte und der Stifter im Jahre 1487. wieder beſuchte und vermehrte (57). RE Jahre 1486. brachte er nach vielem Widerſpruche das Leihhaus zu Mantua zu Stande, und verſchafte auch dieſem die paͤbſt⸗ liche Beſtaͤtigung (3). Vier Jahre ld: I abet

6) Wadd. feriptores ordinis minorum. p 58. Fobricii bibliorh. mediae et infimas aet. I. p. ü. * et (27% Wadding:XIV. p. 398 und 433. | Es) Ste fteht ganz bey Wadding XIV. S. dir 4II Die Pfänden jolten noch einmal ſo viel werth ſeyn, als die geliehene Summe, und ſolten uneingeloͤſet nad) einen Jahre berkauft erden. Was uͤber dieginfen verordnet wors den, will ich hier einrüden: Ä Liceretque eis pro huiusmodi falariorum . folutione,, ac etiem penfione domus ad prae- miſſa in loco commodo et honefto conducen- “vda in civitste praédicta, libris et fübhafta- tiönibus, aliisque expenfis neceflariis pro - Ei execu-

aber war es ſchon fo [ehr in Unordnung gera⸗

1... Leihhäüfer: 329 then;

executione eis commiflorum officiorum hu- iusmodi, a perfonis mutuo recipientibus pe-

cunias didi montis, illasque reftituentibus

intra annum, 'praeter fummam mutustam,

duos dengrios pro qualibet libra ınutuata ‚eius fummse, pro -quolibet menſe petere et recu-

. perare, et a non reftituentibus de pretio ven;

ditorum pro tempore pignorum retinere; et fi dicti duodenarii pro libra fie colledi, in fine anni non afcenderent ad fummam opper-

- tunam pro falariis et aliis expenfis praedidtis,

voluerunt id, quod deficeret, fuppleri de ſumma anni fequentis; et fi fumma dictorum duorum denariorum pro .libra fic colleäta,- in fäne anni tranfcenderet fümmam oppörtunant

ro falariis et expenfis praedittis, voluernnt

id. quod fupersbundaret , .eisdem folventi-

bus proportionabiliter et pro ratd, ‚pro qua folviffent, ultra reftitui, fi recuperare vellent,

“et ad hune effettum publice ſaepius procia-

mari per civitatem praediftam, quod quicum-

"Que:initendetenit rehabere portiones eis! con- ©; "tingentes de fuperabundantia praedifta col-

"le&ta! per 'exättorem duorum denariorum pro

':!}ibra, -debeant proteftari ofhieinlibus praedi-

..r

' &isinfrequindecim dies ad minus a die fibi

facti mutui, recepifle mutuo animo rehaben-

di talem pörtionein eis conitingentem, 'quan-

tumcumque parvam; alioquin decurfis didtis quindecim diebus, proteftatione;preedidta non fatta, intelligerentur, poft tot proclamationes repetitis vicibus fattas,tales mutuo fecipientes,

„et:nom proteftäntes, velle, immo mandare ‚ac '»»injungere dictis ofidislibusy.gtod difpenfent

oh ge n..? "Ppau-

j 330° 1. Leihhaͤuſer.

then, daß er neue Schenkungen erpredigen

muſte, um es wieder herzuſtellen (1?).

Viel mehr Widerſtand fand er in Florenz; denn die reichen Juden beftacyen die Obrigkeit, und diefe wolte zwar das Anſehn haben, als ob fie das Leihhaus, beffen Errichtung ſchon vor 18 Sahren befthloffen war, begünftigte, war aber heimlich dawider, und als einmal nad) der Predigt die Jungen die Sudenhäufer flürmen wolten , befahl fie dem Minoriten zu fchweigen und zur Stadt hinaus zu gehn (2°). Inzwiſchen Fam es doch noch 1496. zu Stans de, aber durch den berüchtigten Dominicaner, Sieronymus Savonarola (21).

Im Jahre 1488. ſuiftete er das Leihhaus zu Parma und wuͤrkte dafuͤr die Beſtaͤtigung aus

properibus, * convertant in alias pias caufas illas parvas quantitates et portiones, quae ‚+. ipfos proteftantes contigebant de difta quan- titate fuperabundanti, amore dei, . et;pro ſuae - ac fuorum praedeceflorum animarum ſalute, de confilio duerum religioforum,. vel alio- : rum facerdotum., aut aliorum bonae nis et famnge , . ee

-C'?’y Wadd. XIV. p. 516, (2°) Wadd. XIV. 2.346. . ya.

(**) Offervazioni di D. Manni. cirea i: Agilii sntichi. Tom. XXVII. p. 92. wo noch inan⸗ che hieher gehörige Nachrichten vorkommen.

Je Leihbaͤuſer. | 332 |

aus (22), fo wie auch fuͤr Ceſena, worin der Zins pro ſalariis offieialium et aliis montis oneribus perferendis beſtimt ward (23). Am Ende diefes Jahrs war der Mind) am andern Ende von Stalien, und renovirte das. Leihhaus zu Aquila im Königreih Napoli (?*). J

In folgendem Jahre 1489. legte er ſolche⸗ eben daſelbſt zu Chieti (Theate) (3235), auch im Kirchenſtate zu Rieti (Reate) (20), zu Narni (Narniae) (27) und zu Lucia an, wo der Biſchof die Beſtaͤtigung gab, welche die Juden auf alle zu hintertteiben ſaq⸗ ten.

Im Jahre 1490. durch Vernardinus zu Piacenza (28), der auch damals ſchon gu Ge⸗ nua ein von dem oben genanten Angelus a Eins * io Leihhaus vorfand (29), ders

ua gl

| 2) Wadl. xıy. p. 448. LA Hiferte dei cit- ta di Parma di Bonavensura Angeli I. an Par-

ma 1591. 4. ® pag. 429. (2?) Diefe Bulle des Innocent. vH. g in der oben N. 12. angeführten Samt. ‚10.

(**) Wadd. XIV.’ past. er, 425) Wadd. XIV. p. 462 55 | (2°) Wadd. XIV. p. 462. | 7) Wadd. XIV p 465.170 20 N) —— Gꝰ) p. 460.. Pe

33% 1.5 Leihhaͤuſer. |

gleichen der Minorit Michael de Aquis zu Ve⸗ rona er und ein. anderer zu Milano Riftes %: x N) ® 1491. zu Paboba, welches jedoch erſt 1493. vom Pabſt Alexand. VI. beſtaͤtigt wor⸗ den (32), imgleichen zu Ravenna (22). 1492. reformirte Bernardinus das Leih⸗ haus zu Vicenza, woman, um den Vor⸗ wurfe des Wuchers zu entgehn, den Kunftgrif brauchte, zwar Feine Zinfen zu fodern, aber die Schuldner zu ermahnen, daß fie, nad) ih⸗ rem Bermögen und nach ihrer Frömmigkeit, eine Erfentlichfeit geben möchten. Weil das durch die Leute zu ardffern Zinfen gezwungen wurden, ald man bey: andern Leihhäufern ges ſetzlich nn ſo ſchafte er dieſe Vervor⸗ thei⸗

—* Wadd. XIV. p. 517. wo auch die Beſtaͤti⸗ A, yon 1491. abgedruckt iſt. Cronica di erona —38— da Pier, Zagata. In: Verona

1747: 4* I, I. p. 102 und Il, 2. p. 88. ‚(FD ritratto di Milano. di: Carlo Torre. . In -

. Milano 1714: 4* pag. 229.

(°?2) Wadd. XIV. p. 93,.482, - Merala cofmo- graph. P. 2. lib. 4. p. m. 950., Die Beſtaͤ⸗ tigung hat Zanon lettere VI. P 152 ge⸗ liefert.

(°?) Wadd. p. 514. Hieron. Rübei- hifforiae Ravennates. Ven. 1590. fol. lib. 7. ‚U:fo- reftiere inftruito delle cofe notabili della cittä di Ravenna di Franc, Belsrami. In Ravenna 1783. 8* p. 119.

. 2. Leihhaͤuſer. 333

theilung ab (232). Auch legte’ er in felbigem .

Sahre eines in dem Städtchen Campo ©. Pietro ‚nicht weit. von Padua an, und'jagte den Juden, der auf Pfänder’gelichen hatte,

von dannen (3°). Zu Baffano,-einem Flecken

in ber Taroifer Mark, und zu Feltri fand er damals ſchon diefe Anftaltenz; aber er pifitirte und verbefferte fie (39).

Im Fahre 1493. veranlaffete Bernardis nus die Anlage zu Crema im Venedigſchen (?7). ferner zu Pavia, wo er das Gutachten der - Suriften ſuchte und zu feinem Vergnügen ers hielt (38), inigleichen zu Gubbio im Kirchen: ftate (39), Zu Cremona ftiftete damals ein anderer Krancifcaner einen montem frumenti

. Pietatis,. wobey Dürftige Getraide, gegen eis

nen Zins, leihen konten, ‚dergleichen ſchon vor⸗ her zu Parma geweſen zu ſeyn ſcheint (*9). Im Jahre 1494. half Bernardiuus end⸗

lich noch kurz vor ſeinem Tode das Leihhaus

fuͤr Montagna im Venedigſchen einrichten (* —3 und EWadd XV. B. 6, 65. (?°J),XV.. Pu 7. | (2°), XV, p. 12 und 9. Cr) XV. p. 37. (*°) XV. p. 37. * C?) XV. p 45. | et XV. p.46, mo die Beſtaͤtigung abgedruckt

* XV. Ber" 95

334 1. Leihhaͤuſer.

und das zu Breſcia ausbeſſern, welches einzu⸗

gehen drohete, weil den Bedienten kein feſter Gehalt beftimt war. (+2). Sn eben dieſem Jahre richtete ein anderer Francifcaner das Leihhaus zu Modena ein (23). Im J. 1506. beftätigte Julius II. das zu Bologna (#4). Im Jahre 1509, ward das zu Trivigi exrich⸗ tet (*°); und im Sahre ı5ı2. ſtiftete die Eufabeih aus dem Hauſe Gonzaga, als Wit⸗ we des Herzogs Guido Ubaldus, das erſte Leih⸗ haus im Herzogthum Urbino zu en und

Ä ver⸗

XV. p. 68. Bernardinus hielt bie Be= foldungen für nothwendige Uebel. Speciofius et religiofius fatebatur Bernardinus fore, & absque vllo penitus obolo et pretio mutuum daretur, libereque commodaretur pecunia, fed pium opus et. pauperum fubfidium exi- guo fic duraturum tempore; non enim, in- quit, tantus eft ardor hominum, vt guber- natores et officiales, montium minifterio ne-

ceflarii, velint laborem hunc omnem gratis:

ſubire; quod ſi remunerandi ſint ex ſorte

principali, vel ipſo depofito, feu exili Mon-

tium aerario, brevi hoc exhaurietur, et com- modum opportunumque iftud pauperum re- fugium vbique peribit. Wadd, XV. p. Al: (*?) XV. p. 88. | { (++) Die Bulle fteht in der oben N. 12. ange: führten Römifhen Samlung ©. 13. auch bey Aſcianus ©. 775.

(+5) Iſtoria di Trivigi di Glen. Bonifactio.

In Venezia 1794 klein Sol. * lib. 12. p. 501.

I. Leihhaͤuſer. 335

verſchafte demſelben fo: gar die Elbe Münzen zu fhlagen (*°).

Die Geſchichte, von der ih hier handle zeugt von der groffen Macht der Vorurtheile, vornehmlich derer, die einen religioͤſen Mantel bekommen haben. Ungeachtet der unverkenli⸗ chen Vortheile, welche die Leihhaͤuſer leiſteten, und ungeachtet ſchon fo viele vom untrieglichen päbftlichen Hofe beftätigt waren, eiferten gleich: wohl viele, jedody meiſtens Dominicaner, wis der biefe Anftalt, welche fie montes, nicht pietatis, fondern impietätis nanten. Kein Wis derſpruch ſcheint den Minoriten empfindlicher gewefen zu feyn, ald der von dem Dominicas ner Thomas de Vio, der nachher ald Gars dinal unter dem Namen Cajetanus berühmter geworben ift. Diefer ſchrieb ald er noch 1498. zu Pavia lehrte, einen Tractat: De monte pietatis. (47). Er tadelte befonderd das Neh⸗ men ber —. und den Zins, wenn er

auch

es Della zecca di Gubbio e delle gefte de’ conti e duchi di Urbino, opera di Rinaldo Repofati. In Bologna 1772. 2 Theile in 4.* II. p. 96 und 132.

(*7) Er fteht in ber befanten groffen Samlung juriftifcher Schriften, die gemeiniglidy unter dem Titel: Tractatus traftatuam angeführt wird: TomiVL P. I. Venetiis 1584. fol, * D Ya Man hat ihn aber auch einzeln ges

ru

\

336 1. Leihhaͤuſer.

auch gleich nur zu Unterhaltung ver Bediente beſtimt war. Die Paͤbſte hätten, fagte er,

bie Leihhaͤuſer nur überhaupt gebilligt, nicht aber alle Bedingungen und Mebenumftände,

auch hätten fie ausdrücklich ihre Einwilligung nur gegeben, in fo fern fie mit den Kirchenges feßen uͤbereinſtimmen Eönte. Dieſe Worte ha;

be man in dem Abdruck der Bulle ſuͤndlich

ausgelaſſen, er habe fie aber felbft in der Man⸗ tuanſchen Betätigung gehört und gelefen (#?). _ Wuͤrk⸗

s) Ganz am Ende: Nota quod mons ipfe eſt ſimpliciter approbatus et erectus ab ipſo ſummo pontifice. Eius autem capitula ſu- pradicta ſunt approbata cum hoc Aadiectivo feilicet: ſaeris canonibus non eontraria. Vn- de fi qua capitula ſunt facris canonibus con- traria approbata non funt. . Haec autem effe

ea, quae iniuflitiam continent, nüllus du-

bitat. Non funt igitur approbata capitula illa, quae iniufta effe faperius monſtratum eft. Propter quod (fi ita eſt) non parum . peccatum fuit facere imprimi fummi pontifi- cis bullas truncatas absque illa particula fci- licet, facris canonibus non contraria.. La- queus fiquidem eft animarum, in quem ego incidiffem , vel faltem absque fufpenfione non fuiffem, nili viva voce nudiffe fic haberi in originalibus, et calamo fcriptam particu- Jam illam in bullse Muntuanse copia vidifle. Ex hac quoque eadem;radice fatisfit illis, qui. ex privilegiis et indulgentiis conceflis a Rom. - Pont. illis qui ad montis ‚cönfervationem aut

augmentum manus porsigunt adiutriees ar- -

guunt.

1. Leihhaͤuſer. 337

Wuͤrklich finde ich dieſe Worte auch nicht in dem Abdrucke des Waddings, der doch ex autographo. gemacht worden, auch nicht in der noch Altern Beftätigung fir Savona. Aber wenn fie auch darin ſtuͤnden, fo würden fie doch des Cajetans Widerſpruch nicht rechtfertie gen, indem ber Pabjt in beyden das Mufter von Perugia und die dafelbft eingeführte Vers

zinſung gut heiſſet. Den Cajetan widerlegte

der Minorit Bernardinus de Buſtis (*?) und zwar, felbft nad) Waddings Geſtaͤndniß, etwas zu heftig. Ferner gehören zu den Geg⸗ nern Nicol, Barrianus amd Franc. Papafava,

ein Juriſt von Padua, der in Joͤchers Ge⸗ lehrten Bericon fehle (*°). Als diefer

Streit im Anfange des fehszehnten Jahrhuns derts wieder heftiger: zu werden anfteng, en⸗

digte ihn Pabft Leo X: endlich dadurch, daß

er auf der Lateranfchen Kirchenverſamlung in ir ne. DER

uunt.. Jam enim, patet,, quod mons. ipfe fanätus eft, et in ordine ad illum haec omnia conceduntur,, Annexa tamen mala ex hoc non approbantur,. fed potius tolerantur ad evitatiönem maioris mali;. quo per publicos vfurarios reg pauperum „vorantur. |

(4°) Seine fämtlicyen Schriften find zu Brefeia

1588. in Folio zufammen gedruckt. (?°) Die erſte Schrift iſt vom. Jahre 1496. Bepde hat Afcianus oder Zimmermann feis niem aoft angeführten, Werke. beydrucken laſ⸗ en. DI EZ FRE

338° x. Leibbäufer.

der zehnten Gißung 1514. durch eine befondes

re Bulle die Leihhaͤuſer für erlaubt und nüglich, alle Zweifel dawider für ſuͤndlich, und alle, welche ferner dawider fehreiben würden, für exs communicirt erklärte (FT). Alle: Anweſende,

außer. einem Erzbifhofe, flimten;diefer Ents .

ſcheidung bey (2), und aus einem Schluſſe a u EZ an der (57) Diefe Bulle, welche in der Geſchichte der © Reihhäufer Epoche macht, fteht in: Sm. La- teranen, concilium noviffimum. Romae 1521. . Hein Fol. Dieß fehr feltene Bud, welches ich aus hiefiger Univerfitäts Bibliothek vor mir habe, (lebt ganz abgedruckt in (Hardui- ni) Alta conciliorum. Tom. LX. Paritig 1714. fol. *, und die Bulle ©. 1773. Auch findet man fie in Bullario ın. Cherubini I, p- 560. in Waddingii annal. minor. XV. p. 470. auch be) Aſcianus ©. 738. und in 4 Begerlinck theatro vitae hum. V. pag. 603. : Man fehe auch Richerii hifloria conciliorum. Coloniae 1683. 4.” IV,2. p.15. Der Pabft

en °

ui commodum fentit, onus quoque fentire debeat. - =, Er’erlaubt, deinceps alios etiam fimiles montes cum apoftolicae fedis appro- Batione erigi pofle. - - Omnes qui contra hanc declarationem praedicare feu difputare “et feribere dufi fuerint, excommtunicationis

latae fententiae’ poenam incurrere volumus. -

6?) Refponderunt oınnes placere, excepto re-

verendo patre domino Jeremia- archiepifcopo

‚© ‚Tranenfi, qui dixit, non pläcere, quia didi-

cit per experientiam,: quod praefati montes

ſaunt plus. damnofi quam vtiles. So fteht im Protokoll. | |

beruft fich darin auf die Rechtslehre: quod

. Leihhaͤuſer. 339

ber Tridentiniſchen Verſamlung ſieht man, daß auch dieſe die Rechtmaͤſſigkeit anerkant und be⸗ ſtaͤtigt hat (72). Nichts deſto weniger fanz den ſich noch zuweilen Schriftſteller, die wis derfprachen, und nicht alle Schlüffe der Late⸗ ranſchen Verfamlung, am wenigſten jenen, - als rechtmaͤſſig annahmen. Dahin gehört z. B. der Dominicaner Dominicus de Soto (**). Endlich verlohren ſich alle Widerſpruͤche, und im Jahre 1565. befahl. der paͤbſtliche Legat Carolus Boxrromaͤus auf: der Verſamlung zu Mayland: allen Obrigkeiten und Geiftlihen; überall: zur. "Anlage der —— behoͤlſlich au r KA )e cz Vdu den nach dieſen Zeit i im Stalien erriche töten Leihhaͤuſern will ich nur nod) das zu Ron amd Napoli nennen. Es ift doch merkwuͤr⸗ dig, daß bie paͤbſtliche Reſidenzſtadt derglei⸗ chen erſt 1539. erhalten hat, und zwar durch die Bemuͤhung des Franciſcaners Giovanni Calvo —— IH. verordnete in ſei⸗ ner Se Dieß ſchließt Richardi in Analyfi is conci- liorum daraus, weil Sefl, 22. cap. 8. die

Leihhaͤuſer zu den piis locis gerechnet und der - Yufficht der Bifchöfe angewiefen worden.

(54) In Libris X, de iuftitie: et ne Y quackt, | mer 6. \

er Waddingii annal. minor. xv. p. a47t.

(°°) Commiflario generale dell’. ordine mino- se de’ conventuali di $, Fanciſeo.

349 1. Leihhaͤuſer.

ner Beſtaͤtigung, daß die Nachfolger des Cal: vo im Orden und Amte jederzeit die Aufficht über dafjelbe führen folten, weil die Francifcas ner fi) die Ausrottung des Wuchers vorzuͤg⸗ ich angelegen fenn liefen. FT). Erſt 1539. oder 1540. ward das Leihhaus in Napoli er⸗ richtet, Ein Paar reiche Bürger, Aurelio Paparo und Leonardo oder Nardo di Palma, Iöfeten alle bey den Juden verfeßten Pfänder ein, und erbothen fich ſolche den Eignern, ges

gen Erfegung des darauf erhaltenen Vorſchuſ⸗

fes, ohne Zinfen wieder zu geben. Bald tras ten mehr reiche Leute hinzu; viele vermachten zu dieſer Abficht groffe Summen ;\ und der Vicekoͤnig Toledo, der damals die Tuben aus dem Meiche verwies, begünftigte ſolche auf als Ye Weife. Diefes Leihhaus, welches freylich mancherley Veränderungen erhalten hat, ift

wohl das größte in. ganz Europa, wohin faft

eine, unendliche Menge Sachen von hohem umd geringem Werthe zufammen gebracht wird, fo daß man es als die Niederlage der wichtigften beweglichen Güter der ganzen Natipn anfehn

kan. Ums Jahr 1563. ift daſelbſt noch eine andere ähnliche Einrichtung gemacht, worden:

banco

| LI Die Betätigung fFeht in Waddingii annal.

VI. p. 444. bey Aſcianus ©. 766. und in

der oben. ©. 324. Anm. 12. angeführten Sam

lung, wo aud) alle neuere darüber ergangene

nn —— und Beſtaͤtigungen abgedruckt ind. ve ee tree Vi De dt

baneo de’ poveri, Dieſes Contor ſchoß ‚ans faͤnglich nur den gefangenen Schuldnern d ne Zinſen vor, aber in. neuern Zeiten, viele Zufluͤſſe gewonuen iebt es ge⸗ gen Pfand jedem, jedoch ohne Zins. | Aufrgeöffere Summen nimt reg:

lanbübliche Zinſen (A Ds rg De

u welcher Zeit das erfie Leihhaus in. Ve⸗ nl errichtet. worden, * un og ut

Kant geworden (3°). Sup ‚Staa e bie Juden lange gefi önf zu u hab —* er den Sa wider fie. zu m nd ga fehl, dem Bernatdinus Bi

| \reßigen Bier ſelben zu unterfagen, ori a *

I;

Kuiip F’uom BETT N nat

>) —* ‚Hifosia) ‚gell eitta e ——

di Napoli. in Na oli; in. 4. %, vol, }

‘P. 170. Giann ne ie lichte des reichs Neapel; hit‘

Bret. ——— 4 ® V.ne⸗ he’ banehi,di Napoli; ;della rattato di rein Rocco. * * Be 3 Theile in * FE p.151. Mon diefe —* habe ich in Gotting gelebreen 4 em 1786: Sr Rachticht En a

io Vene iu. „3771. in 4.” vo P- 43 andelt aus : Mirio SR Der Kr Einrichtung beffel:

| Io PEN AA r N ad en wi

All;

ne | .

342 1. Leihhaͤuſer.

mir, Daß die größten Italiſchen Handelsſtaͤdte am, fpätejten diefe Erfindung genußt haben, vielleicht weil fie erfanten, daß eine gefegliche Beſtimmung der Zinfen, bey dem Wohlftande der Gewerbe, unwuͤrkſam oder unnüß ſeyn würde, ober weil die reichen jüdifhen Kauf⸗ leute folde zu verhindern wuften.

Der Namen Mons pietatis, über deſſen Urs forung man noch Feine befriedigende Erklaͤ⸗ zung gehabt hat, Fümt, wie die Erfindung, aus Stalien, und ift auch eben fo alt wie fie, oder vielmehr noch älter. Ein zu einer beftims ten Abſicht durch Beytraͤge verfchiedener Pers fonen zufammen gebrächter Vorrath an Geld, ift ſchon lange vorher mons genant worden. In den erften Jahrhunderten des Chriftens thams wurden freywillige Gaben gefamlet , und, bey den Kirchen von den gottesdienſtlichen Perfonen.aufbewahrt, theild um damit die Koften des Gottesdienſtes zu beftreiten, theils um damit ben Armen zu helfen. Diefes Ka⸗ pijal, welches wie ein Kirchenſchatz, acrarıum ecclefiae,-angefehn ward, wird von Prudens tius im Anfange des fünften Sahrhunderts inontes annonae, auch arca numinis genant (3)

Ter⸗

(. Hyinnus U. in honotem Laurentii. Der Dichter erzählt, daß im dritten Jahrhunders te der beidnifche praefectus vrbis u

a | co⸗

4

1, Leihhaͤuſer. 343

| oo

Tertullian nennet dieſe Collecten depofita pietatis (92) und ba haben wir denn montes . Drag pieta-

Diaconus Kaurentius dieſen Kirchenſchatz gefodert habe. V.53: Laurentium ſiſti iubet; Exquirit arcam ditibus Maſſis refertam, et fulgidae Montes monetae conditos.

Diefe Stelle hat, fo viel id) weiß, zuerſt 4. €. Senfenberg in einer Nachſchrift zu C. J. Meyer diflert. de montibus pietatis; Giffae 1739, 4. p. 51. angemerft. Er glaubt, fon damals fen fo gar der Namen mong gebraͤuchlich geweſen, weil V. 81.

folgt: er

f Haec oceulantur abditis Eeécleſiarum in angulis; Et ſumma pietas creditur, ‚. Nudare dulces liberos,;

Nber die Wahrheit zu fagen, bier bezieht fich pietas nicht auf mons. : Den’ Chriften wird ſpoͤttiſch ihre vaͤterliche Liebe (pietas) vorgeworfen, da fie, um die Kirchen zu bes reichern, „ihre Rinder und ‚Enkel arm mayb: ten. Daß inzwiſchen dieß zuſammen gebrache te Geld nicht allein zur Ausfhmäcdung der Kirchen, fondern auch. zu Almofen verwendet . . worden, it befant genug, und wird aud) 5 ‚raus: dem, was Prudentius V. 140. erzählt, erweislih. S. Salmalius de foen. zrapezir.

= Pr4aL. und die Vorrede— (927 Diefe:Stelfe, welche Senkenberg nicht gekant hat, findet fich in Apologetieh' cap. 39unach der Ausgabe: des de la Cerda ©. en 33 187:

(7 ee 1... Keibbäufer.

2 pietatis; wenigſtens zweifle ich gar nicht/ daß ae der, Erfinder daher dieſen Namen genommen, Ri und deswegen gewählt hat, um dadurch der K ganzen Anftalt,ein heiliges oder religidſes An

fehm und mehr Beyfall und Unterftägung zu verfhaffen. =, ren Inzwiſchen ‘finde ih, daß man bereits im \ N dreygehnten und bierzehnten Sahthhnderte in Stalien diejenigen, Gohtore, melde „für deu Staat ‚gegen Verpfaͤndung der Staatsgůter und gegen Zins, Gelder anleihen muſten, | montes genant hat (62). , In‘ dieſer Bedeu;

* | sumiit I vr

“| SER 15a RAT er ar ‚tung | 187: Haec quafi depofita pietatis ſunt, nam inde non epülis, non potaculisꝭ nec ingra- ı *

. - tis voratrinis diſpenſatur y"fedegehis alendis

: humandisque/ et pueris ac'puellis re ac pa-

rentibus deftituitis, iamque domelieis feni-

bus; dtem;naufragis, „et fi.quisin ;metallis,

et fi qui in infalis, vel in, quftodiis,»dun-

taxat·ex caufla Dei ſectae, aluınni confeflio-

un mnis ſuae fant. ...... | 069) Dennoch fehlt das Wort in Glofario ma- Bir; T, in yuali, "gun Beweife ——

ma cum ob anguſtiam aetarii d vi, non poßfet, ae iniguum videretun (no) fraudari ci- V wes,

As en

1. Leihhaͤuſer⸗ 345

tung koͤmt das Wort auch in viel ſpaͤtern Zei⸗ ten bey Italieniſchen Geſchichtſchreibern vor;

und man irret ſehr, wenn man mit Aſcian und

| eicin: Abern alle ſe montes fuͤr

—*2

tat ve

ves, qui ine —* fecuti mutuo dede-

rant, ‚media.quaedam inter has dithcultates reperta, eft via. Nominibus. eniın , eOrUM, quibus debebatur, tributim deferiptis annul reditus e publico confituti funt, quina fin- gulis centenis. Quantitates vero ipſfas in vnum coacervatas, a, fimilitudine eumulan- di, vulgo Montem vocavere. Idque in Ci vitate poſtea fetvatum. Quoties refp, indi-

“get, eives fribüra perfolvunt; folutorum: ve-

Aber er hat feine uclien verſthwiegen

ro penfiones anmuas percipiunt. Hi montes eumulgtionesqne peeuniarum bellis quidem ereleunt, pace minuuntur, ‚propterea quod abundsnte rep. diffolutio fit crebra atque peremtis, Quantitarum vero deſeriptarum

Ä er venditio eit civibus’inter feiet permütatio,

‚atque- (vi in,egeteris sıercimoniis) pro tem,

pore, pro.ope, ‚pro commado „. minnitnt ea.

rum precium atque augeſeit, In emtorem enden eommoda, quae folutus Ipfe‘ percep- turus erat, transferuntur,n Ea res facity. vti eives ‚ad.-erebras tributörum ſolutiones per- durent, non pereunte oımnino quod folutum eft; fed vtilitatem, fi non magnam, atfämen aliquam afferente. Diefe Nachricht gehört

zur Geſchichte des Actien-Haudels deſſen ich ſchon S. 318. gedacht habe. Man ver⸗

gleiche Hr. Le Bret in Algem. Welthiſtorie RVSo der noch einige Umſtaͤnde er⸗ zaͤhlt, die nicht bey Aretin befindlich ſind.

- v4 *

X

346 J. Leibhäufer.

eigentliche Leihhaͤuſer hält. Diefe Staatsan⸗ leihen oder montes erhielten mannigfaltige Beynamen, bald nad) ven Negenten, die ſol⸗ the veranftalteten, bald nad) dem Gebrauche, der von dem aufgenommenen Gelde gemacht werden folte, bald von den Gegenftänden, welche zur Hypothek gefeßt wurden. Dahin gehört mons fidei oder die Anleihe die Pabft Clemens VII. im Fahre 1526. zur Befchügung feiner. Reſidenz eröfnete (64); ferner mons aluıninarius unter Pins IV. dem das pabftlis che Alaunwerk verfeßt ward; mons religionis unter Pius V. zum Kriege wider die Türken, bie montes farinae, cardium, vini u. f. w. des nen die Accife von diefen Warren zur Sicher⸗ beit angewiefen ward. Um die Anleihe zu er: leichtern erfand man allerley Bedingungen, die zur Einlage reißen Eonten. Bald gab man groffe Intereffen, bedung ſich aber aus, daß diefe nebft dem Kapital, nach den Xode des Einlegers perflallen folten; bald gab man ges ringere Intereſſen, ließ aber die Obligationen vererben oder nad) Belieben cediren. Gene bieffen montes vacabiles, diefe non vacabiles. Zuweilen verfprad) der Staat das Kapital nad) gewiffen Jahren, 3. B. nad nem Jahren, röte bey: mons novennalis unter Paulus IV. wieder abzutragen ; ; men behielt fich der EStaat

ce) Man ſehe die Bulk in Bullario m, Cherub. nl 17:

| r. Leihhaͤuſer. 347

Staat die Befugniß vor, das gelichene Kapi—⸗ tal zu beliebiger Zeit zurück zu geben; zumeilen aber folte die Rückzahlung nie geſchehn und die Verzinfung ewig dauren. Jene hieffen montes redimibiles, diefe irredimibiles (9%), Man fieht bier den Anfang der Leibrentem, Annuitaͤten, Tontinen, der Staatsobligatio⸗ nen, aber die weitere Ausfuͤhrung uͤberlaſſe ich dem, der die Geſchichte der Staatsſchulden, ein artiges Thema! bearbeiten will.’ Sch ha= be dieß nur gelegentlich angemerkt, um Irrun—⸗ gen, die faft algemein geworden find, und die auch mir in diefer Unterfuchung Aufenthalt ge⸗ macht haben, zu heben, und merke nur nod) an, daß feldft die Päbfte mauche der geiftlis chen Vortheile, die fie Den montibus pietatis verliehen hatten, auch ihren allerhöchften Ans Yeihen beygelegt haben, um den fehlenden Cre⸗ Dit zu ergänzen. Dieß ging defto leichter am, meil alle montes hießen, und eben daher koͤmt es, daß Aſcianus und andere fagen, viele Leihhaͤuſer wären von den Päbften zu Staats:

anleihen gemisbraudt worden. * Aus den oben angefuͤhrten Beyſpielen ſieht man, daß die allererſten Leihhaͤuſer eine paͤbſt⸗ liche Beſtaͤtigung erhalten haben, und zwar * | des⸗ I) Burn. Gregorius Tholofanus de republi- "ea Ftancof. 1609. 4.* lib, 13. c, 16. p- 566.

und Aſcianus ©: 753. 22 34

rar ' N - Ze 2 Bu’ 72 hen A —— is

348 1. Leihhaͤuſer.

deswegen, weil den Catholiken nur die Päbfte, die Frage, unter welden Umftänden Zinfen

zu. nehmen find, entſcheiden koͤnnen. Dieſer

Umſtand ſcheint die Anlage derſelben außer Stalien erſchwert zu haben; wenigſtens ſcheue⸗

ten ſich anfaͤnglich die Proteſtanten eine Ein⸗

richtung nach zu machen, bie vom Roͤmiſchen Hofe herrührte, und nad, den herfchenden Dorurtheile, nur von. dieſem genehmigt werz den konte; fo wie fie aus diefer Damals nicht ‚ganz ungegruͤndeten Bedenklichkeit, nicht: eins mal die Werbefferung des. Kalenders anneh—⸗ ‚men mochten, ech FR >... Die erfte Erwähnung eines Leihhauſes in Teutſchland, die mir his jeßt vorgekommen iſt, ‚findet fich in der den Nürnvergern von Kayſer Maximilian I im 5.1498, ertheilten Erlaubs ig die Juden aus ihrer Stadt zu vertreiben, „Dagegen aber Wechfelbänfe anzulegen, und „mit Schreibern,. Amtleuten und. andern Per⸗ „fonen, die ſolchen vorſeyn und nothduͤrftlich „ausmwarten, nach Mothöurft und Gefallen zu

„befeßen; bergeftalt dag fie ihren Mitbürgern,

„die ihr Handwerk, Handtierung und Gewerb „außerhalb Entlehns Cohne Anleihe) und Verſetzens ftatlich nicht wohl treiben oder ar⸗ „beiten koͤnten, fo oft fie wollen, auf ihr Ans „tüchen, nach Gelegenheit ihrer Handlung und Weſens, Geld Teihen, und darum Pfand,

Buͤrgſchaft und Verſicherung nehmen, auf

gs 5 Zeit

1. Leihhäufer. 349 „Zeit und Zeit zu bezahlen," und daun zu ge⸗

ſagter Friſt, über Bezahlung der Kaufſum⸗

„ne, ein ziemlichs zu Zins erfobern und ein⸗ „nehmen, und von denſelben Zinſen, die ob⸗ beruͤhrte Amtleute und Ausrichter ſolcher Wechſelbank ihres Solds und Arbeit entrich⸗ „ten; und ob alsdann derſelben Zinſen Ueber⸗ maaß wäre, dieſelbe zu gemeinen Nutzen der „Stadt Nürnberg verwenden moͤgen, als au— „dere derſelben Stadt gemeine Gäter? (710)

Man fieht hieraus, daß bie Leihhaͤuſer in Teutſchland zuerft unter dem Namen “der Wechfelbänke, worunter man vorher ein je⸗ des Contor, wobey Gelder umgeſetzt und ver⸗ liehen wurden, verſtand, befant geworben find, aber daß fie deswegen Feine Stältenifche Erfin⸗ dung find, wie Hr Prof, Fiſcher (27) meint,

das folgt doch daraus. gewiß nicht. Die Ruͤrn⸗

berger haben auc) damals noch Fein Leihhaus

‚angelegt fonderwerft im Jahre 1618. Das

mals lieſſen fie verfchiedene Leihhausordnungen aus Italien kommen, um daraus das beſte zu (0) Ich habe die eigenen Worte des Privile⸗ giums beybehalten; man findet es hinter A. Wuͤrfel hiſtoriſchen Nachnchten von der ches maligen. Juden = Gemeinde in. Nürnberg.

Nuͤrnd 1755: wi9-.152. . 0 (°7) Geſchichte des teutſchen Handels, I

©. 454. La N. * ———

F I,‘ u u

h ’9

350 J. Leihhaͤuſer. |

nehmen, vornehmlich aber legten fie die Augs⸗ burgifche zum Grunde, ſchickten auch die ans genommenen Leihhausbediente nach Augſburg,

um ſich mit der dortigen Einrichtung volſtaͤn⸗

dig bekant zu machen (6°). Daſelbſt hatte der Magiftrat im J. 1891. den Juden das Leihen auf Pfänder verboten, und 30000 Gulden

. zum Fond eines feihhaufes bewilligt, and im

Sahre 1607. eine Leihhausordnung befant ges macht (°?).

In den Niederlanden, in Frankreich und Englang find die Leihhäufer zuerft unter dem Namen der Lombarde befant geworden, defs fen Urfprung nicht zweifelhaft it. Man weis, daß im drepzehnten und den folgenden Jahr⸗ hunderten viele reiche Kaufleute aus Stalien , weldyes fand damals nur faft allein einen wahs ren groffen Handel trieb, im jene Laͤnder gezo⸗ gen find, die damals noch wenige Kaufleute, welche groffe Geſchaͤfte machen fonten, hatten. Sie wurden: aud) deswegen in den meiften großen Städten von der Obrigkeit begunftigt, wurden aber mit der Zeit dadurch algemein

ver:

(°*) Göfingt Journal von und für Teutſch⸗ land 1784. I. ©. 504. wo man aud) die er: fien und neuern Nuͤrnbergiſchen Leihhaus: ordnungen eingerädt findet.

(9°) P. von Stetten Geſchichte der Stabt

Augfpurg. Frankf. und Leipzig 1742. 2 Ih.

in 4. L ©. 720, 789, 833.

1.. Leihhaͤuſer. 351

verhaßt, daß ſie durch Verleihung der Gelder egen Pfaͤnder und Zinſen, den argſten Wu⸗ er trieben. Sie wurden Longobardi oder Lombardi genant, 10 wie oft ganze Nationen nach einem einzelnen Theile ihres sandes bes nant werden, fo mie jeßt noch alle Helvetier

Schweißer, noch oft die Ruſſen Moſkoviter

genant werden. Sie hieſſen aber auch oft Caorcini, Caturcini , Caurfini, Cawarlini , Cawartini, Bardi, Amanati, welche Benen⸗ nungen wahrſcheinlich von einigen ihrer groͤß⸗ ten Contore oder Haͤuſer entſtanden ſind; we⸗ nigſtens war damals in Florenz die Familie der Gorfiner in groſſem Anfehn (79). Sie hielten in den größten Dertern Contore zum Perleihen, nahmen unmäfjige Zinſen, nahs

men Pfänder zu einem geringen Preiſe an,

amd behielten ſolche dafuͤr, wenn ſie nicht am

beſtimten Tage eingeloͤſet wurden. Dem kirch⸗

lichen Verbothe der Zinſen wichen ſie, wo es

nobthig war, dadurch aus, daß fie ſich ſolche

zum ooraus als ein Geſchenk bezahlen lieſſen.

So gar Koͤnige liehen auf dieſe Weiſe von ih⸗ nen. So nahm der König von England ‚Eduard II. im Jahre 1329. ZU feiner Reife nad Frankreich , g000 Mark von dem Conto⸗ re der Barden, und gab ihnen dagegen. zur

Dankbarkeit eine Schuldverſchreibung auf 2. | 70009

(7°) Man fehe dieſe Woͤrter bey DU greſne.

352 - 1. Leihhaͤuſer.

7000 Mark (71). Wurden die Klagen uͤber den Wucher dieſer chriſtlichen Juden zu arg; ſp drohete man fie zum Lande hinaus zu jagen, bertrieb auch wohl die, welche es am argſten gemacht hatten, und-ließ dann die übrigen daſ⸗ felbige Gewerb mit mehr Befcheidenheit oder Vorficht treiben; vermuthlich weil der Natio⸗ nalhandel noch zu ſchwach war, um dieſer Aus⸗ länder entbehren zu koͤnnen. Go machten es Ludwig IX. von Frankreich 1268. auch Phi⸗ lipp der. Kühne, Zuweilen karmen ihnen auch “pie. Paͤbſte, die doch keine Zinfen geſtatten wolten, mit einer Vorbitte zu Huͤlfe; BUS} bey Heinrich III. von England 1240. In den Niederlanden bezahlten die Toms barden im 14ten Jahrhunderte ber Obrigkeit fuͤr die Haͤuſer, worin ſie ihre Geldgeſchaͤfte trieben, Miethe, und etwas gewiſſes fuͤr die Erlaubniß. So wär es zu Dordrecht 1313. auch zu Delft 1342. (72). Als fich mit der Zeit die eigentlichen Lombarden verlohren, wur⸗ den dennoch) jene Häufer mit derfelbigen Erlaubs niß zu diefem Gewerbe verpadhtet (7 ?), jedoch beftiinte endlid) die Obrigkeit den Zins, den fie nehmen folten, und gab ihnen Horfegriften, ° (7%) Foedera IV. p. 587. DZ 72 Beweife' findet man in Beſckryving der N ftadt Delft. Te Delft 1729. fol.* p. 555. (3) Salmalius de foenore trapezitico. Lugduni : Bat. 1640. 8. * p. 744.

u 5: Besbbäufer. 353

ec der Wucher eingeſchroͤnkt ward. Von ſolcher Verpachtung hat an nod) von 1655. ein Beyſpiel zus Delft, Im Sahre 1578. enipfahl Prinz von Oranien, einen ſo genanten Lombarden, Franz Mafafia,- dem Magiſtrate von Amfterdant, um ihm die Er⸗ laubniß zu einem Leihhauſe auszuwuͤrken 4), ſo wie noch mancher Erlaubniß zum Billiard und mancher Jude einen Schutzbrief erhält, - Sin: Sahre 1611. both der: Pächter eines: ſol⸗ hen Hauſes in Amſterdam, der in den letzten Jahren ſein Kapital wenigſtens zu 332 Pro⸗ zent genutzt hatte, fuͤr die Verlaͤngerung ſeiues Privilegiums viel Geld; aber die Stadt ent: ſchloß ſich 1614. das Sombarb oder. Leihhaus | ſelbſt Am Adminiſtration zunehmen, oder felbft ein ſolches anzulegen. So gefcheut auch dieß war, fo entftand dennoch ein Streit uͤber die

Rechtmaͤſſigkeit deſſelben/ die! Mareſtus (75) und Claud Salmaſius zu behaupten ſuchten Zu Bruͤſſel iſt das öffentliche Leihhaus oder Lombard 1619. Dad zu Antwerpen 1620. das zu Gent 1627, errichtet (20). Alle dieſe wur⸗ denn durch den Erzherzog. Albert; gleich nach dem Antritte der Statthalterſchaft, auf An⸗ rathen De koophandel van Amferdam,. "Te, Rot-

terdam 1780. 8. ® L. p. 221. | >). de Marers di," de trapezitis. Ei

(7°) Aftlahus S 773-- Aus David. a "Manden difeurlus morales in decalognm, p- 936.

356 2. Bezeichnung dev Metalle.

VE ru,

2,

Chemiſche Bezeichnung der Metalle. |

gr diejenigen: Metalle, welche am ehe⸗ ſten bekaut geworden ſind, naͤmlich Kupfer, Eiſen, Gold, Silber, Bley, Queck⸗ ſilber und Zinn, mit denſelbigen Namen, wie die naͤchſten Himmelskoͤrper, die uns am groͤß⸗

ten erſcheinen, benant, und mit denſelbigen Zeichen angedeutet werden, fo entſtehen die Fragen, ob dieſe Namen und Zeichen zuerſt den Planeten oder den Metallen gegeben ſind; wann, wo und weswegen man ſie gewaͤhlt hat‘; und warum fie von den Planeten auf die Metalle ; oder von diefen'anf jene angewendet worden. Mit völliger Gewisheit läffen ſich

dieſe Aufgaben ; zwar nicht beantwortet, wenig⸗ ſtens nicht vor mir; dennoch laͤßt ſich daruͤber etwas ſagen, welches dem, der Unterſuchun⸗ gen dieſer Art liebt, und ſie nicht ſchon ſelbſt angeſtellet hat, angenehm ſeyn kann.

Daß die jetzt noch gebraͤuchlichen Namen zuerſt den Himmelskoͤrpern, und ſpaͤter den Metallen gegeben worden, das iſt wohl außer ni io wie auch, daß fie von den en

en

nn EFF An Al BR nenn er

. VDeheichnung der Metälle 347

chen auf die Roͤmer und von dieſen aufund ge. kommen find, Auch iſt es eben fo vermuthlih als erweislich, daß fchon Ältere Natiunen eben Diefen Himmelskörpern andere Namen beyge- legt haben. , Die: allerälteften fcheinen, nach einigen noch vorkommenden Beyſpielen zu ur⸗ theilen, von irgend: einer Empfindung, melde fie in den Augen der Menfchen erregen, abge⸗ leitet zu feyn. Unwahrſcheinlich ift es auch nicht, daß die Planeten fehon von den alten Aegyptern und Perfern nach ihren: Goͤttern genant worden, und daß: die Griechen dieſe Namen nur in ihre. Sprache übertragen oder überfeßt haben (4). Der Einfall, die Pla⸗ neten den Göttern zim Aufenthalt anzumeifen, oder fie wohl gar felbft für. Götter zu halten, iſt, der. wahrfcheinlichften Vermuthung nach, dadurch veranlaſſet worden, daß die rohen Voͤlker die Sonne, wegen ihres wohlthaͤtigen

und unentbehrlichen Einfluſſes auf allesKörper

der. Erden, entweder für die Gotheit ſelbſt ans gefehn, oder als den Sitz, wenigſtens als das Sinbild derſelben, goͤtlich verehrt haben. Als mit der Zeit auch Helden und Perſonen, welche ſich durch außerordentliche Verdienſte () Man fehe Goguet Urſprung der Geſetze und Kuͤnſte. II. S. 363. woher auch dasies nige genommen iſt, was Bailly darüber am Ende feiner Hiftoire de-1 äftrönomie'ancien- ine," Paris 1775. 4: geſagt hat. A—— 6 7

111. Theil.

I er

358. 2. Bezeichnung der Metälle,

ehrwuͤrdig und unvergeßlich gemacht hatten, -. goͤtliches Anfehn erhielten, wies man aud dies _

fen Göttern befondere Himmelskoͤrper an, wozu freylich, außer Der Sonne, der Mond und

die Planeten am ſchicklichſten ſchienen (2). Nach welchen Geſetzen dieſe Vertheilung ge⸗

macht worden, oder warum der eine Planet eben dem Saturn und keinem andern gewidmet worden, das hat nicht einmal Pluche, ſo viel ich weis, zu errathen gemeint (2); auch ſind die Alten ſelbſt nicht wegen dieſer Vertheilung einig (*). Als num einmal die Planeten den Göttern gewidmet waren ,. fo gieng die Thor⸗ heit, die nie da aufhört, wo fie anfängt,. weis ter, und fchrieb ihnen die Eigenfchaften.: und Wuͤrkungen zu, die fchon vorher den Ööttern, nad) denen fie benant worden, angedichtet was ren. - Dieß gab mit der Zeit den Stof zu der grundlofen Sterndeuterey; da mufte der Pla⸗ net Mars, wie der Gott dieſes Namens, den

(?) Fablon/ki pantheon Aegyptiorum. Francof.

‘ad Viadr. 1750. 8. * im den: Prolegomenis pag. XLIX. | | | (?) Einige Bermuthungen bat er fi doch dar⸗ über erlaubt, in Hiftorie des Himmels. Dresden 1740. 2 Theile in 8. * I. ©. 64. (*) Die Widerfprüde hat Goguet in einer Anmerfing ©. 370. angezeigt; noch beffer lernt mar fie kennen aus Hugini ‚poeticon aftronom XLII, nad) der Ausgabe des. yon Stavere. 9. 496 : | vi

8

2: Bezeichnung der Metalle. 319

Krieg, Venus die Wohlluft lieben und. verans laſſen Nun folgt die Frage, warum denn auch die Metalle’ auf gleidye Weiſe unter den Göts tern vertheilt und nad) ihnen benant worden? Unter allen: Bermuthungen ſcheint mir folgens de die meifte Wahrfcheinlichkeit zu haben. Die Anzahl: der wergötterten Planeten machte bie Zahl Sieben. den Aegyptern, Perferi und ans dern Völkern ſo heilig, Daß alles, was in der Anzahl auf fieben ſtieg, oder was ſich nur durch diefe Zahl ganz auftheilen ließ, eine Verwandfchaft, eine Aehnlichkeit oder irgend‘ eine Beziehung auf einander haben mufte (?). Sp muften denn auch die fieben Metalle zu den fieben fo genanten Planeten und mit diefen den Göttern gehören, und nach diefen benant wers den. Feder. Gott erhielt ein Metall, deſſen Entftehung und Gebrauch unter feiner befons ı dern Vorfehung und Megierung ftand, uud jedem Metalle wurden die Kräfte und Eigens ſchaften des gleichnamigen Planetens und Got⸗ tes zugefchrieben, wodurch mit der Zeit manz cherley Grillen der fo genanten Alchemiſten ent⸗ ſtanden ſind. Die aͤlteſte Spur von Vertheilung der Mes talle unter den Goͤttern findet ſich, ſo viel ich Wa, Weis, (°) ER i i panth. proleg. p. Lv, LVI, Vos- ſus de.idolol. II, 34. p. 489 Bruckeri hiftor, pbilof, 1, p. 1055.

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nn ent.

2

360 2. Bezeichnung der Metalle

weis, bey dem Gottesdienſt der Perſer. Ori⸗ genes widerlegt den Celſus, der den Chriſten vorwarf, daß ihre ſieben Himmel nebſt der Leiter, die Jacob im Traume ſah, aus den Geheimniſſen des Mithras hergenommen wäs ren. Da wären, ſagt er, der Umlauf der KHimmelskörper vorgeftellet worden durch fies ben Stuffen, die zu eben fo viel Pforten führs ten. “Die erfte Pforte fey von Bley, Die zwey⸗ te von Zinn, die dritte von Kupfer, die vierte von Eifen, die fünfte aus einem vermiſchten Metalle, die fechfte von Silber und die ſieben⸗ te von Gold gewefen. Die bleyerne forte habe den lang daurenden Umlauf:des Saturns, bie zinnerne den Glanz und die Weichlichkeit der Venus, die dritte. den Juppiter, die vierte den Merkur, mit deffen Stärke zur Arbit und Geſchicklichkeit zur Handlung, die fünfte den Mars, die fechfte den Mond und die les te die Sonne angedeutet (9). Hier iſt offens u er bar (6) Contra Celfum lib. 6, 22. p. 161. Celfus , de quibusdam Perfarum mytteriis fermonem facit.. .Harum rerum, inquit, aliquod repe- situr in Perfarum do£trina Mithriacisque eo- sum myfteriis veftigium. In illis enim duse caeleftes converfiones, alia ſtellarum fixarum, errantium glia, et animae per eas tranfitus quodam fymbolo repraefentantur, quod hu- iusmodi eft. Scala altas portas habens, in ſumma autem’oltava porte. "Prime portatum plumbea, altera ſtannea, tertia ex gere, quar- KR LIE GT

| 2. Bezeichnung der Metalle. 361

bar eine Spur von der metallurgifchen Aftros logie, wie fie Borrich nennet, oder von der aftronomifchen oder mythologifchen Benennung ber Metalle; aber fie weicht von der jeßt ges bräuchlihen ab. - Nach diefer_ gehört Zinn dem Juppiter, Kupfer der Venus, Eiſen dem Mars und das vermifchte Metall müfte wohl

| dent

ta ferrea, quinta ex dere‘ mixto, fexta ar- gentea, feptima ex auro. xAua& Unbırulog, drı d' aury wuAn Oydoy. 3 mpory rwv vuloy noAıßdov, 7 dsurspn xaoaırepov, 7 TpIT7 KaA- KU, rerœopry audypov , N REATTN HRLDXSOU vorionxrog, FERnTy apyvpbu, Kpvoov y E&ß- don: Primum aflignant Saturne, tarditatem ‚4llius Gderis plumbo indicantes: alteram Ve- neri, quam refezunt, vt ipfi quidem putant, ftanni fplendor et mollities; tertiam Jovi, aheneam illam quidem et folidam ; quartam Mercurio, quia Mercurius et ferrum, vter- que operum omnium tolerantes, ad merca- turam vtiles, laborum patientiffimi. Marti quintam, inaequalem illam et variam propter mixturam, Sextam, quae argentea eft, lu- + nae; feptimam auresm foli tribuunt, quia folis et lunae colores’haec duo metalla refe- zunt: Ich hofte über diefe Worte einige Er- läuterung bey den Herausgebern des Origes nes und bey denen,, welche von den Perfifchen Gotheiten ausführlich gehandelt. haben, zu finden... Uber ich fche dieſe Stelle weder von Hyde, noch von Philipp a Turre, deſſen Monumenta veteris Antii in Thefauro anti- uisat. et hiftor. Iraliae VI, A. ſiehn, noch

n Banier Goͤtterlehre angeführt.

Aa 3 |

362 2. Bezeichnung der Mekalle: dem Merkur gehören. Die Vermuthung des

Borrich ift allerdings wahrſcheinlich; dap die

bfchreiber des Drigenes, entweder aus Un⸗ wiffenheit oder Unachtfamkeit die Namen der Götter verjeßt. haben; denn wenn man auch annehinen wolte, daß man in diefen Beuen⸗ nungen anfinglich eben fo wenig als in der Bes nennung der Planeten einig geweien, und daß fie erfi mit. der Zeit feft beftimt worden, : wos von gleidy Beweiſe folgen werden, ſo muͤſte man doc geftehn, daß die bey dem Drigeneg angezeigten Urfachen der Benennungen ſich nad der jeßigen Leſeart nicht gut ſchicken, Dagegen alles viel beffer zutrift, wenn man bie Namen

fo umfeßt, wie fie jeßt gebraucht werden *

| Ä ieſe

7) Di. Borrichius de ortu et progreſſu Che- miae. Hafniae 1668. 4. * p. 29. will die Worte fo ordnen: fecundam portam faciunt Jovis, comparantes ei ftanni fplendorem et mollitiem; tertiam Veneris aeratam et foli- dam; quartam Martis, eft enim laborum pa- tiens, neque ac ferrum celebratus homini- bus; quintam Mercuris propter mifturam in- aequalem ac variam, et quia negotiator eft; fextaın lunae argenteam ; feptimam folis au- ream. Hr. Hofr. Bichhorn erinnert mid) biebey an bie ficben Mauren von Cebatana , der in Medien, deren aͤußerſte die niedrigſte und jede folgende etwas höher als die nächft gorhergehende war, fo daß eis ne über Die andere hervor ragte. Jede hatte eine befondere Farbe. Die Außerfte war wei

ic

2. Bezeichnung der Metalle 363

Dieſe aftrologifche Benennung ber Metalle muß auch; zu den Brachmanen nad) Indien ges kommen ſehyn. Denn dem Apollonius ſchenkte ein Brachman ſieben Ringe nach den Namen der ſieben Sterne oder Planeten, wovon er taͤglich einen am Finger tragen ſolte, und zwar nach den. Namen dev, Wochentage (2). Das

kan wohl nicht anders gut ausgelegt werden re X als

die zweyte ſchwarz, bie dritte purpurfarbig, 22% die pierte blau, die fünfte roth oder vielmehr 1% pomeranzenfarbig, “die fechfte ‚hatte verſilber⸗ te und die fiebente, oder. innerfte vergoldete ESpitzen. So erzählt Herodot I, 98. ©. 47- nmnd eg ift mir nicht unwahrfcheinlich, daß . aud) dabey am bie fieben. Planeten. und fieben Metalle gedacht ift, obgleich der Gefchichts ſchreiber nichts davon meldet. -(8) Philofrar. vita Apollonii IH, art. p. 130. One) d8 d Azuız au) danrukloug Emre röv Ixp- 8 2 yus.ra AmoAlwviw doüvey ,. rüv.drre Erw. 2... .vunoug sdpem Öug .Dopeiv röv AmoAAwviov In. are Eux Moog TE Ovonare TÜV UERWV. Scribit praeterea Damis, jenen feptem annulos Apollonio dedifle, ftellarum feptem .. :nominibus infignitos,, quos fingulos geftave- sit Apollonius, ynum poft alium, vt dierum ,. nomina id ferrent. Wie mag der Mittewochs⸗ ring gemacht gewefen feyn? vielleicht ift er hohi und mit Quedfilber gefuͤllet gewefen. „. .. Gefner meint in Commentariis fociet. fc. 3, Etting. 1753. IM. p. 78. . bie Ringe moͤch⸗ ten wohl nur unter gewiſſen Sonftellationen gegoſſen oder gemacht geweſen feyn.

—X Aa 4*

585 2 Beheidinung der Meile

als fo, daß er den goldenen am Sontage, den filbernen am Montage ,' den. eifernen am Dienſtage u. f. tv. tragen ſolte. Anfpielungen auf dieſe Benennung der Metalle nach ven Goͤttern kommen bey den Alten hin und wieder vor "Didpymus nennet in feiner Erklaͤrung der Iliade s den Planeten Mars, den eiſernen Stern (9). Voͤm Artemidor wird dem, der im Traume etwas mit dem Mars zu thun gehabt, eine chirurgiſche Operation gedrohet, mit dem buͤndigen Beweiſe, daß Mars das Eiſen bedeute (10). Auch Heraclides ſagt in feinen Allegorien ©. 495. Mars werde mit Mecht für das Eifen gehalten. Pindar fehreibt das Gold der Sonne zu (T).

Ä Auch

(?).2mel yaa d."Apsng asp, 0 Tidrpsios #u- Aouusvoq. C(0) Oneirocritica V, 87. Vifus eſt ſibi quis a Marte iniri, affectio ipſi facta eft circa ſedem “et meatum, et cum non poſſet alio aliquo modo eurari, ſectione vſus curatus eſt. Signi- ficabat enim Mars ferrum, quem ad modum etiam conſuetudine transnominative per me- tonymiam appellamus, (**) Iſthm. od. 5; v..t,. Hieher gehören auch manche Stellen des Euſtath. zu Homers Iliad. 2. p. 259. imgleichen folgende Stelle ‚des Conftantinus Manaſſes, Da wo er Die Schöpfung der Geftirne befchreibt in Annales nad) Meurſius Ausgabe, Lenden 1616. 4- p- 7. und p. 265. Saturnus Digeleapk., SO tz oxe@

2. Bejeichnung'der'tMedälle: 36

Auch Plate’, der in Aegypten ſtudirt hats te, Scheint diefe Benennung und Deutung der Metalle angenommen zu haben ‚"weniaftens Herfichert ſolches Marſilius Ficinus = - Ich habe jedoch noch Feinen andern Wen dafür finden Finnen, ald nur, daß er erzählt, auf der Inſel Atlantis wären die aͤußerſten Mauren mit Kupfer, die Ännern mit Zinn be; legt, die Schloßmauren aber von Gold: gewe⸗ ſen (123. Unwahrſcheinlich iſt es freylich ea ser lore plumbeo; Juppiter, vt argentum fplen- | Mars —— Ka inſtar auri puri puti lucebat; (Venus vti Ä er inftar aeris, rubebat; Aana in morem glaciei pellucida fuam et - ‚(äpfa lucem.emittebat; u. f. w. Euſtath. zu Dionyſ. Perieges, v..288: ‚10 neraAAov od xXpvaods.TB Hilo dvdxeıry. Aurum foli dedicatum eft; nicht foli accumbit, wie ‚Bertrand überfest hat. Olympiodor braucht Pr ber gleich folgenden Stelle das Wort eben v

nis ‚opera. Francof, 1662. fol. #" p, 1097. Commemorat et metalla,. vt per feptem me- talla, ſeptem planetarum influxus intelliga- mus, generstionem omnium moderantes. Aurum quidem foli, argentum lunae, plum- ‚„bum Saturno, Eleätrum Jovi, ferrum et aes Marti, Veneri orichalcum, Mercurio ftan- num Platonici tribuunt., (*?) pag. 1165. Muri, qui exteriorem orbem elaudebat, ‚fuperfieiem omnem aere tenui A Aa5 veſti⸗

.. 2) In feinem Vorberichte zu Critias Plato-

4

3566 2. Bezeichnung der Metalle

nicht, daß Plato jene Perſiſche oder vielleicht Aegyptiſche Vorſtellung angenommen hat, wie er denn auch die Planeten den Daͤmonen an⸗ wies; aber vielleicht haben doch nur erſt ſeine Robnger ee r ' ——————— Ge ee

| veftierunt; eius vero Qui interiorem, anno; erus denique: gui- eireumdabat-arcem, -ori- chaleo, igneo fulgore corufco. Regio vero ipla intra’ arcem, ita conſtructa. In medio

facrum et inaccefibile Clitonis Neptunique

templum, aureo-ambitu circumdatum. ed Vermuthlich hat Ficinus fi ch auf folgen⸗

de Stelle in Olympiodori commentarii in me- zeora Ariftor. bezogen, die ich, weil fie merk= würdig tft, und weil diefes Buch felten vors

koͤmt, ganz abfchreiben will. Sie fteht in der Ausgabe von Venedig ‚1551. Fol. * ib. 3.

p. 59. b. Istov de na) rouro, örı Jerog Tlps- zihog ev rolg. dic T Lusov Urouvfuadıy &vayesı

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2. Bezeichnung der Metalle, 367 Sie fcheinen Haben von ber jeßt üblichen Ber

nennung abgemwichen zu feyn, indem fie der’ Venus das Kupfer ober das Meffing, deffen vornehmfter Beſtandtheil freylich Kupfer iſt,

dem Merkur das Zinn, dem Juppiter das | Clek⸗

———— cod Xu) Pureworspos YlveoIoy, woren yj 08- Anvn Umo Tod Yılov naraixumsrog. Alud quoque fciendum, . quemadmodum divinus: Proclus in fuis in Timaeum commentariis ad. - feptem planetas metalla omnia revocat; cum, dicit plumbum quidem Saturno dicatum propter vim gravem et triltem et frigidam. Electrum autem Jovi propter naturam ſideris temperatam et vitae largientem. Simili aur tem modo et migma; migma vero maiori seftimatione dignum eft magisque tempera- tum quam dit aurum. . Marti vero ferrum eoniacrat propter scutum ruboris et vim eae- - dendi. „Soli autem aurunı ipfum, tanquam qui vniverfi Inminis fons exiftat. Vult aes deinde Veneri dicatum propter floridum ful- orem et quia fole non omnino diverfam ha- . bet naturem, ficut aes quoque ad auri fpe- ciem propius accedit. Mercurio vero ftan- num proprium dicat propter translucidum et fulgidum nitorem; fimulque quia lunse proximus adiacet, ficut ftannum prope ar- genti naturam eft. Lunae auteın facrum ar- ‚gentum eft, quoniam argentum auro in pro- ximo adiacens lucem ab ipfo auro accipere videtur, et fplendidus efici more Lunae, ‚quae luce folis vndique colluftratur.. Nach der Veberfeßung des Camotius, die zu Ves 1567. Fol. * beſonders gedruckt iſt . 303. *O

368 2 Bezeichnung der Metalle;

Elektrum gewidmet haben; Letzteres war eine Miſchung von Gold und Silber, und ward deswegen vermuthlich als. ein befonderes Mies tall angenommen, weil man anfänglich dieſe edlen Metalle nicht zu ſcheiden verſtand (159.

"Die Zeichen, womit man. die Planeten: und Metalle anzubeuten pflegt, wenn man ihs re, Namen nicht. ausfhreiben will, find. ein warnendes Beyfpiel, wieder Wis in etwas = Sinn uud Verftand hinein zwingen kan, der | doch urfprünglich nit darin gewefen iſt. Die Fr: Antiquarier und Aftrologen, nad) deren Mieys | nung die Planeten diefe Zeichen zuerft erhalten haben follen, ſehen ſie für Attribute der gleiche

4 namigen Ödtter an. Der Kreis ift bereits im » den aͤlteſten Zeiten und. ſchon bey den Aeghp⸗ | tern das Ginbild der Vollkommenheit und der Gotheit geweſen, und ſcheint ihnen deswegen ſehr gut für den Charakter der Sonne gewählt zu ſeynz um fo mehr da er, wenn er mit klei⸗ ‚nen

(*3) Eben diefe Vertheilung, welche den Pla- HA tonifern zugefchrieben wird, findet fich auch bey dem Scholiaften des. Pindars, beym Anfange ber zten Sftthmifchen Ode, S-459. ändsw dE Tüv dscpwy, Üy rio Muaysroye

' HAlw pbv 6 xpuaos. Zeryum de; d-dpyvpog. Apsi, ‚aidnpoc. »Kaovw, moAußdos. Al, Yisa- po Epufs uuooirepog. ABdpodirys xai- #05. Dieß beftätigt, was ic) fchon. vorher efagt habe, daß man anfänglich nicht in der

ertheilung ganz einig nee ift.

efaon, ertirych

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2 Al a Par } * ——

2. Bezeichnung der Wetalle. 369

nen Strichen umgeben wird, die Abbildung der firahlenden Sonne abgeben fan. Der halbe Kreis ift auf gleiche Weife das Bild des Mon des, des einzigen Himmelkoͤrpers, der ben bloffen Augen unter diefer Öeftalt erſcheint (" ©). Das Zeichen % foll die Senſe des Saturns, 2, den Blitz des Tuppiterd, 7 bie Lanze des Mars nebft. feinem Schile, 9 den Spiegel der Venus uhd Y den Schlangenftab des Mers furs vorftellen (*17). Ä un

Mit diefer mythologifchen Deutung koͤmt die, welche die Chemifer gemacht haben, nur in dem Zeichen des Goldes überein. Dieß war das volfommenfte Metall, von dem ihnen die übrigen in verfchiedenen Graben abzumeis chen ſchienen. Das Silber, was ihm am naͤch⸗ ften fam , erhielt alfo nad) ihrer Vorftellung, nur einen halben Kreis, den man der Deuts lichkeit wegen Doppelt zog, wodurch auch eine gröffere Aehnlichkeit mit der merkwürdigften Geftalt des Mondes, deſſen Namen dieſes Metall bereits erhalten hatte, gewonnen ward.

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(25) Clemens Stromatum lib. 4. p. 556. wo

er von dem Ägyptifchen Hieroglyphen rebet: Qui folem volunt feribere, faciunt circulum ; lunam autem, figuram lunae cornuum for- ıham praefeferentem, convenienter ei formae,

quae proprie dicitur, |

(17) Riccioli Almageft. novum, VI, 1. vol. I. P. 480. 420**4 Er FRE {

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370 2. Bezeichnung der Metalle.

Alle uͤbrigen Metalle erhielten, nachdem ſie mehr oder weniger dem Golde oder Giber

aͤhnlich zu feyn ſchienen, Zeichen, die aus den

Charakteren der Adlen Metalle zufanmen ges ſetzt waren (1°). Im Zeichen % erblicken die

Adepten das Gold mit der Silberfarbe; das

untergefeßte Kreuz, welches fogar ſchon unter - den Aegyptiſchen Hieroglyphen eine unbekante Molle fpielt (49), deutet ihnen,’ ich meis nicht wag an, ohne, welches das Queckfilber Silber oder Gold feyn würde. Dieß Etwas ſteckt aud im Kupfer, deffen mögliche Vers wandlung in Gold das Zeichen 9 meldet. ' Eben eine ſolche vornehme Verwandfchaft per»

ſichert das Zeichen Z, woran ‚gar ‚nur das halbe

62 Wilh. Chriſtoph Kriegsmann Taaut. oder Auslegung der chymifchen Zeidyen, das . - ‚mit die Metallen und andere. Sachen: von : Alters her bemerkt werden. Frankfurt 1665.; . 6Bogen in 8. enthält nichts als alchemi⸗ F ns berwiß, Bey Unterfuchungen dies ſer Art halte 8 für Pflicht, auch ſolche Schriften zu nennen, deren Titel Beyträge zu verfprechen fcheinen, und bie dennoch nichts brauchbares in ſich haben; nämlich um den Lefern zu fagen, daß man fie fenne, und um ihnen die Mühe zu ——— ſie aufzuſuchen und zu leſen. TER + 9) Jablonfki panrheon Aegypt. I. p.282, 283, 287. und II, p.131.. Er macht ein Ding Daraus, mas fich nicht gut ‚nennen läßt. Kircheri oedipus Aegypr.. Tomi IL P. r P- 399. Römae 1653. fol, *

2;

2. Beseihnung der Metalle. z7ı -

halbe Kreuz auf. eine geheimnisvolle Weife am ‚gebracht iftz denn, nach ber richtigften Leſeart, fehlt oben. die Spige, oder bie fenfrechte Linie fol nur bis an die horizontale gehn, nicht fie durdfchneiden. Im Stahle ift das philoſo⸗ phiſche Gold verſteckt, deswegen giebt es aud) fo herliche Arzneyen. Vom Zinn iſt die ganze Hälfte Silber, die andere Hälfte dns unbes ante Etwas; deswegen fteht im 2, das Kreuz neben dem halben Monde Im Bleye hat dieß Etwas die Oberhand, doch ift noch ‚eine Aehnlichkeit mit dem Silber bemerklich; dies ferwegen fteht auch in deſſen Zeichen das Kreuz _ oben an und ſchlept nur rechts. das Gilberzeis hen hinter fich her (2°). - | Die mythologifche Deutung Fan nicht Alter als die griechifche Mythologie felbft feynz aber die chemifche laͤßt ſich höher hinauf bringen,

Man will fie -für Yeberbleibfel der Aegypti⸗

fhen Hieroglyphen ausgeben (21); man will fie auf der Tafel der Iſis erkennen und brandjt fie ald einen Beweis des hohen Alterthums, wo nidt des Goldmachens, doch wenigftens

der

(*°) Boerhaave elementa chemiae. Lugd. Bat. 1732. 4.* I, p. 32. Auch Kircher a. a. O. Seite nu Sa

G6) Goguet II. ©. 370, 371, haͤlt fie-für Ueberbleibfel uralter Hieroglyphen, „glaubt aber, daß wir fie in ihrer jegigen Geftalt von

fi

„ben Arabernserhalten haben... °

24

372 2. Bezeichnung der Metalle, ver Chemie; auch ſchickt fie. ſich fehr wohl zw

den mandherley andern Charakteren, wodurch bie Adepten ihre Weisheit rathen laſſen wollen.

WII man inzwifchen über beyde Auslguns gen ohne Vorurtheil erkennen, fo wird mans nöthig finden, ſich mit der älteften Geftalt dies fer Zeichen befant zu machen, die, nad) aller MWahrfcheinlichkeit, fo wie die Schriftzüge, mancherley Veränderungen erlitten haben, chr daraus die jeßige Bildung geworden ift. Sch weis jedoh nur, drey Gelehrte zu nennen, welche fi die Mühe genommen haben, diefe Züge oder Zeichen aus alten Handfchriften zu fomlen, naͤmlich Salmaſius (22), Du Cange (?3) und Guer (?*). Weil ich bes. fürge, man möchte mirs verdenfen, wen id fie hier nachftechen laffen wolte, fo toill ich nur die Schlüffe, welche fi) darans ziehen laſſen, kurz angeben. Sch muß aber zum voraus ers Innern, daß die Älteften Handfchriften in ben Bedentungen diefer. Zeichen fehr von einander entweder weil ſie zu ihren Zeiten

noch (22) Plinianae exercitat. in Solinum p. 874.

+ (23) Gloflarium ad feriptores med. et infimae "Graeeitatis. Lugduni 1688. "fol. #. Hinter dem 1 Mn yange ©. 5 und 8

- (2*) In feinen Annterfungen zu Manilii a/Pro-

" nomicon, die hinter der usgabe des Micael

u. Kayus in har en Pati iis 1679. 2,

p. 80. ſtehn.

Runen ah

2. Bezeichnung der Metalle. 373

noch nicht ganz beſtimt geweſen, oder weil

mancher vermeinter Adept ſeinen Unterricht durch vorſetzliche Verwechſelung der Zeichen

noch raͤtzelhafter zu machen geſucht hat; jedoch

mögen manche Fehler auch von den bern gemacht ſeyn. |

Die Bezeichnung des —8* iſt, nach der

aͤlteſten Bildung, offenbar die Abbreviatur

des Wortes Ioveos geweſen, worunter die

Griechiſchen Mathematiker den Mars verftanz

ben (2°); es ift nämlich anfaͤnglich das große -

® gemwefen, woran oben der legte Buchftab,,.

naͤmlich das gehenkt worden. Das Zeichen des Juppiters iſt urſpruͤnglich der Aufangs⸗ buchſtab von Leus, und in den aͤlteſten Hands

ſchriften der mathematifden, und aftrologifchen Bücher des Julius Sırmicus ift dazu blos der große Buchſtab Z. gebraucht, dem man mit der Zeit, um die Abkürzung Eentlicyer zu machen, ‚am Fuße noch den ‚legten Buchſta⸗ ben s anhenkte. Auch der vermeinte Spiegel der Venus tft nichts weiter ald der etwas vers zogene Anfangsbudftab von PwrDogos, dem Namen diefer Gotheit. Die vermeinte Senfe des Saturns ift nad) und. nad) aus den bey⸗ ben erften Buchftaben des griechifhen Namens Keovos geworben, welche die Abſchreiber, um Zeit Dieß beweiſet Salmaſi— us ©. 872. „Alk, Theil. Bb

2

ee -

374 2. Sezeichnung der Metalle.

Zeit zu erfpahren, immer bequemer, aber auch unkentlicher gemacht haben. Um in dem vor⸗ geblichen Schlangenftab des Merkurs die ers fen Buchfiaben feines griechifhen Namens ZriAßav zu erkennen, darf man nur die Ab⸗ breviaturen in den Alteften Handfchriften. ans fehn, und dabey wiffen, daß das Z ehemals wie C gefchrieben worden; dann wird man bes

merken, daß die Abfchreiber diefen Buchſtab,

um die Abbreviatur mehr von andern auszus zeichrien, fo hingelegt O und darunter den fols genden, das Fr angefeßt haben. Wen viefe Ableitung nicht wahrſcheinlich duͤnkt, der be liebe nur andere griechifche Abbreviafuren ans zufehu, unter denen er manche antreffen wird, die von ihrent Urbilde noch viel weiter abwei⸗ chen, als das heutige $ von den zufammen

. gezogenen C und T. Moͤglich ift ed aber auch,

dag die fpätern Abſchreiber, welche den Ui: fprung diefer Abkuͤrzung nit mehr Fanten, ſolche abſichtlich dem Schlangenftabe des Merz kurs ähnlicher zu inachen geſucht haben. Uebri⸗ gend ift gar richt zu leugnen, daß viele ande⸗ re aſtronomiſche Zeichen wahre Bilder oder Ars ten eigentlicher Hieroglyphen find, und gewiſ⸗ fe Attribute der Gegenftände darftellen, 3. B. das Zeichen des Midders, des Löwens und andere, die Salmaſius anführt. Uber wie alt find denn nun die Zeichein nad) ihrer jeßigen Bildung ? Eie find fehr dl,

es. _

ame a.

2. Bezeichnung der: Metalle. 375

alt; ſagt Scaliger (20), weil man ſie ſchon auf ſehr alten Steinen und Ringen findet. Das iſt auch wahr, wenn z. B. der Ring bey Goraͤus Nr. 104. fehr alt und ganz genau ge: zeichnet iſt; denn da ſieht man auf der, Ein⸗ faſſung des Kaſtens jene Charactere voͤllig (27). Wallerius (28) ſagt, daß ſie ſchon bey den Aegyptern gebraͤuchlich gewefen, das wiſſe man, weil der alte Grieche Democrit, welcher ſich fuͤnf Jahre in Aegypten aufgehalten habe, von ihnen ganz deutlich rede. Ich weis nicht, wo⸗ her Wallerius dieß mag genommen haben; aber bewieſen wird nichts damit. Ohne Zwei⸗ * N re (26) Sn feinen Anmerkungen zu Manilii afro- ‚nomicon.. nad): der Straßburger Ausgabe 1655. 40* P. 460. Quam vetufti,fintschara- &teres. planetarum argumento funt vetuſtiſſi- mae gemmae, et palae annulorinn, in quibus eae incifae vifuntur. Es aa iX (27) Sn Gori zrhefauro gemmarum antigharum affriferarum. Florentiae 1750. 3 Theile in klein Folid * habe ich nichts hieher gehoͤriges gefunden. Das Zeichen des Monds koͤmt vor, ſo wie auch u des Thierkreiſes, aber die andern findet” man "nicht. Nur Tab. 33. ft der Ring mit den heuüͤtigen Zeichen des‘ Mars und’ der Venus. Bemeiniglid ſind die Planeten durch fieben Sternchen, oder durch ſechs Sternchen und das Mondzeichertangedeutet, Das Alter Diez fer: Steine'ift zudem gar nicht’ zu beftimmen;

pſſche ewie 46, e * Bb

376 2. Bezeichnung der Wietalle.

fel ift der lachende Weltweife von Abdera ges ‚meint, der ungefähr. 450 Jahre vor dem Ans fange unferer Zeitrechnung gelebt ‚haben fol; ‚aber. von ihm find Feine Achte Schriften mehr

vorhanden. : Man hat, fagt Sabricius (2?)

. (29) Er ſcheint das Buch nicht felbft gefehn zu

von

haben; denn er giebt Vol. I. p. 809. weder

. Titel, ar Ar richtig an. Der gans ‚ze Titel ift:

Democritus Abderita de arte magna, five de rebus naturalibus. Nec non

- " Synefüi et Pelagii, et Stephani Alexandrini et Michaelis Pfelli in. eundem commentaria. Do-

minico Pizimentio Vibonenfi interprete. Pata-

j vii 1573. 9 Bogen ih klein Octav. Der ders

ausgeber aber fagt in der Vorrebe: Demo-

»:‘seriti Abderitae libellum‘de arte magna, et Sy- ‚nefium eiusdem interpretem eraptum a Corey-

baeo quodam, qui Venetiis Romam fe cont-

rin

“ıh J

lerat, in Latinum converti. ©. 5. ſteht: Ex rebus naturalibus V myſticis Democriti. S.

it. folgt: Dioſcoro facerdoti magni ‚dis in Alexandria Deo Favente. ‚Synefius phi-

loſophus £. p..d. alſo ein Brief. S. 18: Pe-

220 « -

93”

nA . Pr}; Ua 7

4 > u,

Ds De;

‚lagii philofophi'de eadem magna arte. ©. 23: ; Steph. Alexandrini oecumenici philofophi, et

magiftri. magnae huius artis aurı configiendi,

actio prima. D. Pizimentio interprete. Es find 9 actiones. Am Ende ſteht noch: Michaelis „Pfelli epiſtola ad Xiphilinum patriarcham; De

auri conficiendi ratione. D. Piz. Vibon. inter-

prete. Conring ſagt in Hermetica medicina

20. das Buch ſey vier Jahre hernach zu Ein. mit: Mizaldi mirabilibus. nachgedruckt

worden. , Satıpaftag in feinen Anmerkuns

gen zu Tertulltan de pallio hat ©. 188, 189. Bu AR / ein

2. Bezeichnung der Metalle. 377

von einem Buche: Our Ka) pusına, de’ arte ſacra. Patavii 1572. 8. eine lateinifcye Ueberfegung, welches aber gewiß aus viel fpätern Zeiten ift. Ich habe es aus unferer Univerfitätsbibliothef vor mir, und ſehe, daß es nicht das ganze Buch, fondern nur ein Abs ſchnitt daraus ift, welcher jo aberwißig ges ſchrieben iſt, daß der Betrug unverkenlich iſt. Es enthaͤlt chemiſche Prozeſſe, aber nichts von den Zeichen der Metalle; eben ſo wenig als die untergeſchobenen Briefe des Democrits (0)

ein Paar Recepte aus der griechiſchen Urs ſchrift drucken laffen.

n der Samlung griechiſcher de C°) In der Saml iechifeher Briefe des Eilh. Lubbinus. Ex officina Commelina. ;

2601.,8.* Se:

' 77

378 3. Zink,

ie

3. Zink.

3*8 iſt eins von denen Metallen, welche die Griechen, Lateiner und Araber nicht ge⸗ kant haben. Dieß laͤßt ſich ſchon deswegen vermuthen, weil es nicht, wie die andern, von ihnen ein chemiſches Zeichen erhalten hat; aber noch mehr wird dieß dadurch beſtätigt, daß noch zur Zeit in den Schriften der Alten keine Nachricht, die nur davon zu handeln ſcheinet, bemerkt worden iſt. Auch weis ich nur ein Beyſpiel, daß jemand dieſes Metall unter Alterthuͤmern zu finden gemeint hat. Naͤmlich Grignon will in dem Schutte der Roͤmiſchen Stadt in Champagne dergleichen gefunden haben (5). Aber fo ein unerwarte⸗ ter Fund hätte billig eine genaue Unterſuchung verdient, die noch dazu ſehr leicht geweſen waͤ⸗ re. In Ermangelung derſelben laͤßt ſich nicht errathen, was für ein Metall oder was für eine metallifche Miſchung der Franzos für Zink angefehn hat.

M 0 Es

(*) Bulletin des fouilles d’une ville Romaine p.

Al. Diefer Schrift i on oben ©. 73- "C gedacht worden, ie |

Bin. 078

Es ift auch gar nicht wunderlich, daß die⸗ ſes Metall ſo lange. unbekant ‚geblieben iſt. Noch niemals iſt es gediegen gefunden, wor⸗ den (2).Sein vornehmſter Beſtandtheil iſt zwar oft und häufig den, Erzen beygemengt, * bey derem Ansfchmelzung es ſich in metallifcher Geſtalt fublimirt , und oben an die. Tühlern Waͤnde der Defen anſetzt; aber dazır iſt eine beſondere Vorrichtung nöthig, ohne welche das reducirte Metall theils verfliegt , theils ſich wieder verkalket, und alsdann wie eine erdichte Kruſte erſcheint, woran das Auge nichts wies tallifches erkennet. Re I

Die Mifhung aus Zink und Kupfer, bie wir jeßt Mefling, Tomback, Pinſchback, Prinzs metall, Loner Gold u.f.w. tiennen, war den Alten allerdings befant, wozu die zinkhaltigen Erze, die beym Auüsſchmelzen nicht reines Kupfer, fondern Meffing, Heferten , die erfte Beranlaffung gaben. Öruben, melde ſolche Erze hatten, und diefes goldfarbige Metall lieferten, ſtanden in groffem Ruf; man bes klagte ihren Abgang, wenn fie erfchöpft waren, und beforgte diefed Metall nie wieder zu. finden. Mit der Zeit ward, man weis nicht durd) welchen Zufall, bemerkt, daß eine Erde, die Fr 7 Gal⸗ (). ©. Gmelins Grundriß der Mineralogie. .. Göttingen 1790. 8.° Sa. J Bb J r ws

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90 3. Zink.

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Galmey gemwefen feyn muß, wenn ſie beym Ausfhmelzen vem Kupfer zugefeßt ward, dafs felbe gelb färbte. Da nußte man diefe Erde, aber ohne das Metall zu kennen, dem fie.ges hörte; fo wie man lange Zeit vorher Glas mit Koboltkalt gefärbt hat, ehe man das Metall deffelben kante. Ariſtoteles und Gtrabo ges denken einer foldhen Erbe, deren Gebraudy zu Meffing ſich auch durch alle Jahrhunderte er⸗ halten hat. Ambroſius, Biſchof zu Mayland im vierten Jahrhunderte, Primaſius, Biſchof von Adrumeto in Afrika im ſechſten, und Iſidor, Biſchof von Sevilien im ſiebenten Jahrhun⸗ derte, reden von einem Zuſatze, wodurch Kupfer die Goldfarbe erhalte, und darunter ift. doch wohl. gewiß Galmey zu verfichn (?). Als

mit

2 ſagt in ſeiner Erklärung der Offens bahr. Job. Kap. I. Aes namque in fornace,

quibusdam medicaminibus admixtis, tamdiu

'* conflatur, vfque dum colorem auri accipiat, et dieitur aurichaleum. Der andere fagt über ebenu diefe Stelle der Offenbahrung: Aurichal- cum ex acre fit, cum igne mülto, et medica- mine adhibito, perducitur ad aureum colorem. Iſidor in Orig. Aurichalcum didum, quod et

“; fplendorem -aurir et duritiam aeris poflideat , fit auteım ex aere et igne multo, ac.medica- minibus perducitur ad aureum colorem. Wenn nur dieſe Siſchoͤfe ſich nicht einander nachgeſchrieben haben! Uebrigens wuͤrde ich einmal die Geſchichte des Meſſings (aurichal- ci) —— wenn ich nicht ſchon na vieles

3 Zink. 381

mit der Zeit mehr Galmey entdeckt ward, gab man: die alte. unmittelbare Nutzung der zink⸗ haltigen Rupfererze auf Meffing auf, und fand. es bequemer: und vortheilhafter, erfi Gars fupfer, und daraus mit. Zufaß des Galmeyes Meſſing zu machen. ans eigppein Mer die Kentnif der Alten von dieſem Metall: weiter verfolgen will, der muß ſich in eine Unterſuchung des viel bedeutenden Worts

Cadmis einlaſſen. Auch idy habe fie gewagt,

amd ungeachtet ich nicht alles, was dabey vor⸗ koͤmt, aufs Reine bringen Fan, ſo will ich Doch, was ich davon: zu wiſſen glaube, anzei⸗ gen, weil es vielleicht ein wenig mehr ift, als man davon in den Altern Erklärungen antrift. . Erſtlich bedeutet cadmia ein rohes zinkhaltiges Mineral, fo wohl jedes zinkhaltiges Erz, ald auch die Zinferde, welche wir Galmey nennen.

Wer letztere darunter allein verſtehen wolte,

der wuͤrde die meiſten Nachrichten der Alten gar nicht erklaͤren koͤnnen. Vermuthlich ha⸗ ben die zinkhaltigen Erze dieſen Namen zuerſt erhalten, als welche das erſte Meſſing gelie⸗ fert haben (2). Als man hernach bemerkte, a an daß vieles in den Anmerkungen zu Ariſtot. auſcult. mirab.“geliefert hätte, und nicht alfo den

Vorwurf der Wiederholung befürchten müfte. C(00) Plin. XXXIV. ſect. 22: ipfe lapis, e quo fit

aes, cadmia vocatur.

BE

382 3. Zink.

& g i - Fa 4 h

Er

fürn son den Alten nur feiten gefunden zu fesa (5), und man muß Daher unter cadmia

gemeiniglich zinfhaltige Etze verfiche. Das golvfarsige Kupfer oder Meſſing warb lange dem gemeiucn ober reinen Kupfer vorgezogen, und für deſto fhöner gehalten, je näher es bem befien aurichalco fam. Man jah Daber faji das Meffing für das Firlichfie Kupfer an, und deswegen fsgt Diinins, cadımiz fcy zum Ausſchmelzen des Kupfers, d.i des Meſſings nothwendig. Lange Zeit hicß ſewohl Kupfer als Meffing acs; erfi in fpätern Zeiten fieng man an, jenes zum Unterſchiede cuprum zu sennen (°). YPlinius ſagt, daß es gut je,

i {

(°) Der Galmeyerde gedenket, außer Ariftotes les und Strabo, aub Galen de fimplic. medicam. facultatibus lib. o. p. 122. Als er bey jeinem Aufenthalt auf Eupern feinen Ofen⸗ brud) vorfand, fo erhielt er von dem Hütten vogt ungebrante cadmia, die an Bergen und Baͤchen gefunden ward, und wohl gewiß Gaimey geweſen ſeyn mup.

- (6) Anfänglic) fagte man aes Cyprium, mit ber Zeit aber nur Cyprium, woraus endlidy cuprum geworden ift. Aber es Läßt fih nit

| wann dieſe Benennung algemein

eworden iſt. Das Beywort cupreus koͤmt

* in Handſchriften des Plinius und Pal⸗ ladius vor; aber wer weis, ob nicht mE

EEE 2

\

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3. Zink. 383

wenn das Kupfer viel cadnia annehme; naͤm⸗ li) weil alsdann nicht nur die Farbe fehöner, fondern auch dad Gewicht vermehrt wird; fo giebt ein Zenfner Kupfer in Ungarn 140 bie: 150 Pfund Meffing. Er macht auch die Ans merkung, daß diefe cadınia (fofllis) nicht zur Arzney gebtaucht würde; aber. das iſt doch um von dem rohen Erze zit verftehn. Denn einige Arzte bereiteten ſich die Zinkerde felöft

aus dem Zinferze, wie er felbft bald hernad)

. jagt,

Abſchreiber das cyprius in das ihnen befanz , cre eupreus verwandelt haben. Der altefte Schriftſteller, bey dem euprum gefunden iſt, iſt Spartianus im Leben des Caracalla: cancelli ex aere vel cupro; aber koͤnte nicht das letzte eine Gloſſe ſeyn? Plintus XXXVI “826. ©. 758. fagt: addito Cyprio et nitro: welches Iſidor XVL, 15. ©. 393. durch ad-ı iedto cupro et nitro gegeben hat. Der Yorz, zug des Cypriſchen Hupfers hat diefen Na— men veranlaffet; ſo wie das befte Eiſen ober der Stahl chalybs heißt, von den Chalybes , die folches am beften und am meiften verfers tigten-und verhandelten.. Aber worin beftand der Vorzug des Cypriſchen Kupfers? in der "Reinheit, oder in der Farbe, welche dent 3 Golde nahe Fam? Zinkhaltige Erze und Gal—⸗ ‚maey hatte die Inſel reichlich. Plinius fagt: ‘Mr Cyprö prima fuit aeris inventio. Aber das rothe Kupfer war von fo undenflichen Zeiten her bekant, daß wohl diefe Inſel auf die Ehre diefer Erfindung keinen Anfpruch machen konte. Es muß alfo wohl eine befondere Art - 3 Kupfer zu verſtehn ſeyn. er

384 3. Zink. fagt, und fo ruͤhmt auch Galen den auf Eys-

pern gefundenen Galmey wegen feiner vorzuͤg⸗ lichen Wirkungen, aus dem vielleicht die Erde

reiner zu erhalten war.

Zweytens heißt cadmia bey ben Alten, was wir Ofenbruch nennen, nämlid was. fid) bey Verſchmelzung zinkhaltiger Erze oder bey der Vereitung des Meffings in den Defen anfeät, und aus mehr oder weniger verfalften Zink befteht (7). Da diefer Ofenbrud nach der Befchaffenheit der Erze, nad der Bes ſchickung des Dfens, nad) der Weife zu ſchmel⸗ zen und nad). vielen theild unbeftimlichen Ums fiänden im Anfehn fehr verfchieden ausfält, und die Alten alle Abänderungen zwar unter bem algemeinen Namen cadmiae begriffen, jeder Abänderung aber, nad Bildung, Eons fiften; und Farbe, auch einen befondern Nas men gaben, fo ift dadurch ein Gewirr von Nas men entftanden, weldyes jeßt nicht mehr völlig entwickelt werden Fan, zumal da wirs nicht mehr der Mühe werth halten, alle Zufälle des Dfenbruhs anzumerken. : Unfere Arzte erwarten die Würfung von der reinen Zinters

he,

. (7) Plinius fagt p-659: Fit fine dubio cadınia et in argenti fornacibus, fed nequaquam com- paranda aerariae. Diofcorides fagt eben Dieß. _ Da haben einige die Glötte verſtehn wollen,

aber die Rede ift von zinkhaltigen Silbererz zen, weldye allerdings aud) Ofenbruch geben.

. [RE

3. 3 int. 385

de, und wiſſen ſich dieſe beſſer zu verſchaffen, als daß ſie den unreinen Ofenbruch nehmen ſolten, und auf unſern Huͤtten wird dieſer, ohne ſonderliche Auswahl. auf Zink oder Meſ⸗

fing genußet (8). 0 Et Hiebey

(2) Sch will bey dieſer Gelegenheit den Eünftis en Auslegern des Diofcorides eine Fieine nmerfung anbiethen. Lib. 5. cap. 84. nen=

net er anfänglich einige Arten von Cadmiis : Borpulris, mAonwrn) und dspanirig. Diele find nad) Salen und Plinius ganz gewiß . ‚Arten von Ofenbruch. Aber Salmafius in, feinem Buche de homonymis p. 230. b. und Sarracen in feinen Anmerkungen p. 113. b. glauben, .Diofcorides habe fte air natürliche - cadmiae oder zinkhaltige Mineralien gehal: . ten, und zwar erftlid) deswegen, weil er fagt: roicuræ/ da dom du rwv maAaıwv keräliwv opvcoou£voy, tales funt quae e fodi- “nis veteribus eruuntur ; zweytens weil er erft nachher von den Fünftlidyen cadmiis oder vom Dfenbruch zu reden anfange, da wo er fügt: yevvariy ds m naduele En ToÜ xaÄnod naı- vevouzvov. Uber mir ift e8 unglaublich, daß ber würflidy forgfältige Diofcorides fo habe irren Fönnen; er, der gleich nachher die Zus bereitung der Fünftlichen cadmiae richtig und _ deutlich erzahlt. Zudem mufte jeder Ofen» brud) einem Kenner, wie Diofcoridbed war, feine Abkunft aus dem Feuer verrathen.’ Ich bin überzeugt, daß auch er, fo gut wie Ga: len und Plinius, jene Arten für Ofenbruch anaefehn und angegeben hat. Die Worte: Tumor de dıaw ER TÜV . Br 0 ſi⸗ er⸗

386 3. Zink.

Hiebey fcheint Mir der fonderbarfte Um⸗ ftand zu ſeyn, daß die Alten den Dfenbrudy | mit

cherlich nicht von ihm, fondern eine Immer:

fung, die einmal jemand zu dieſer ‚Stelle binzugefchrieben hat, die aber von einem unaufmerffamen Ubfchretber in den Text eins gerüct worden. Solche Einſchiebſel find, wie ich bemerkt zu haben glaube, in den Büs ern des Dioſcorides haͤufiger als in andern

Schriften. Gene waren Handbücher der Arzz

te, wobey jeder hinzufchrieb, was ihm gut

Deuchte. Die Worte: yevvarıy ds 7 undweis

' En 7. x. a. machen keines weges den Ueber: gang zu den fünftlichen cadmüs; fondern da fängt er an zu erzählen, wie die vorher bes fchriebenen kuͤnſtlichen cadmiae entftunden oders bereitet wurden. Die Ueberfeßung:

Gignitur porro et. cadmia quaedam e fuligise,

quae dum excoquitur aes, lateribus cameris-

que fornacum applicatur, ift ganz falfch. Sie muß heißen: fit autem cadmia Jene tft aus einer Lefeart entftanden, welche man in einer Handſchrift gefunden haben will: ysvvarıy de ric aadusle. Diefe nahmen die— jenigen als richtig an, welche jich wegen Der vorhergehenden Worte: du ray maıladv us- army für überzeugt hielten, Diofcorıdes habe bis dahin vom gegrabenen Galmey ges

redet, ' u

. Pompholyx war der Namen der weifjen Zink⸗

blumen, die ſchon Diofcorides V, 85. P. 352.-

mit Wolle vergleicht, ſo wie ſie bey den Che—

mikern ehemals lana philoſophica hieß. Er ſagt: Eoiwv roAumaıg £<Poneodrcy, lanarum carptarum flocculos imitatur. Die Alten

J eten

3. ink. | 387

mit deinfelbigen Namen belegt haben, womit fie die zinEhaltigen Erze benanten. Die Ber: wandfihaft diefer Subftanzen haben fie dod). nur ans ihren Wirkungen errathen können. Oder find fie vieleicht dazu durd) die Vemer⸗ kung veranlaſſet worden, daß Ofenbruch nur erfolgt, wenn die ſo genanten cadmiae ver⸗ ſchmolzen wurden, das iſt, wenn man nicht rothes, ſondern gelbes Kupfer erhielt? Am Rammielsberge erhielt der Ofenbruch den Na⸗ men Ofengalmey, als man gewahr ward, daß ev flat des gegrabenen Galmeyes zum Mefiings

| | machen

feten diefe Blumen, wenn fie fi) beym "ers ſchmelzen der zinfhaltigen Erze anfeßten, aber fie gewonnen fie auch vorfeßlich Durch eine Vorrichtung, welche Diofcorides und Galen deutlich befchreiben, und welche der— jenigen fehr nahe koͤmt, wodurch jetzt auf den fo genanten Gifthütten der Arſenick ges ſamlet wird. Man warf in den Ofen auf glühende Kohlen Galmey, und wenn diefer bey dem ſtarken Gebläfe verbrant war, warf man Galmey und Kohlen nach); da legte ſich pompholyx in den dazu angebrachten Sams mern an, und die fchwerern Galmeyſchlacken fegten fih zu Boden. Daß diefe Blumen "auch Nicht, Aütten nichts, heiffen, iſt bes kant genug. Friſch vermuthet, der Namen ſey aus Onychites entfianden, welches ein® Art Dfenbrudy bedeutete. Nachdem dieſe Abkunft vergeſſen war, uͤberſetzte man das Wort durch Nihil und Nihilum; fo ift aus Glasgalle Fel vitri geworden. 3*

388 | 3. Zink.

machen gebraucht werben konte (9). Selten denn die Alten etwa auch ſchon diefen Ges brauch gefant haben? Galen, Diofcorides und Plinius reden nur vom Arzneygebrauch, und melden nichts von der Anwendung zum Maeſſing. Die Arabifchen Schriftfteller, .vors nehinlicy die Ausleger der Griechiſchen Arzte , reden zwar viel ventlicher von der Bereitung . bed Meffings, aber die Benennungen), "deren fie fich bedienen, find von fo unfihere Bes ' deutung, daß fich Feine Antwort für jene Fras, ge daraus nehmen läfit. Climia, welches eis nige wie calimia ausfpredyen, woraus die neuern Griechen xeAius und die Lateiner lapis calaminaris, gemacht haben, fcheint völlig die Bedeutung von Cadmia zu haben. Tutia, welches Wort zuerft im eilften Sahrhunderte bey Avicenna vorfömt, welches die Griechen Four, oder, vielleiht richtiger Ioudın fchreiben, bedeutet zuweilen pompholyx, abı gemeiniglic) fcheint es auch alle zinkhaltige Mi⸗ neralien und den Dfenbruch zu bedeuten ("O). Waͤre

(?) Dieß will ich jedoch nicht gewiß behaupten, Da Calmey, Galmey, vermuthlih aus Cadmia oder Calımia entjtanden ift, und bey⸗ de Wörter fo wohl den eigentlichen Galmey, ala auch den Dfenbrudy bedeutet haben, fo mag vielleicht aud) letter fchon früher Ofen= galmey geheiffen haben.

ces) Die hieher gehörigen Beweife Ju Mio ey

3. Zink. 389 Wäre ed erweislich, dag Tutia bey den Ara bern und neuern Griechen den galmeiiſchen Dfenbruch oder die Tutia unferer Materialiften - ‚bedeute, fo wuͤrde die Altefte mir befante Nach⸗ richt von der Nutzung des Ofenbruchs auf Meffing bey dem Sofimus, der wahrſcheinlich im fünften Sahrhunderte gelebt hat, vorkom—

men (1!) Zur Färbung des Kupfers giebt

er die Vorſchrift, Cypriſches Kupfer zu ſchmel—⸗ zen, und darauf zerriehene Tutia zu freuen. Aber ſchon Salmafius argmöhnte, daß Zofis mus wohl nur Galmey verftanden habe. Ue— brigens ſcheint fich feine Vorſchrift in den fo genanten Kunftbüchern bis auf unfere Zeit er-

halten zu haben; denn auch diefe empfehlen

nicht

bey Salmafius de homonymis. Ich will nur eine Stelle des Serapio ©. 277. hier beybringen. Ex tutia eft quaedam quae inve- nitur in mineris, et ex ea eft quae fit in for- nacibus, in quibus citrinatus aes, et colligitur et reponitur, ficut elimia. Die Gementation des Kupfers hieß citrinatio aeris, bey den neuern Griechen wolysıs xuAnod Eavfoü,

. oder Favgwois xaAnov.

(ET) Man weis nicht gewiß, wann diefer Zofi- mus!Panopolitanus gelebt hat. Seine Schrif- ten, die viel gutes zur Gefchichte der Chemie enthalten mäflen, find noch nicht gedruckt. Die meiſten befinden ſich in der Föniglichen Bibliothek zu Paris. Das Necept, wovon 2 hat: Salmaſius S. 337. a. einge⸗ r

II. Theil. | -&e

399 3. Zink.

nicht Galmey, fondern Tutia. Wir wiffen zwar noch nicht, wo und wie dasjenige, was jeßt unter diefem Namen verkauft wird, ges macht wird, aber fo viel Iehrt der Augenfhein, daß es eine Fünftlihe Mifhung, eine mit Zinke Falk vermifchte und gebrante Erde ift ('?).

Mit gröfferer Gewisheit Fan man bes haupten, daß Alberrus Magnus im 13ten Sahrhunderte diefen Gebraud des Ofenbruchs zu Mefjing gefant hat. Denn er fagt erſtlich, daß gelbes Kupfer durdy den Zufaß des Gal⸗ meyes, den er fchon lapidem calaminarem nens net, gemadyt werde. . Hernach ſagt er, ſchon Hermes habe gelehrt, dem Kupfer die Golds farbe zu geben, dadurch daß man auf das ges ſchwol⸗

(2) Neumanns Chemie von Reſſel IV, 2. ©. 657. Sallopius de metal. p. 307. fagt, fie werde zu Venedig gemacht, weldyes aud) mir noch am wahrfcheinlichften iſt; wiewohl fie noch in den Fadungsverzeichniffen der oft: indifchen Schiffe vorkoͤmt. In Obfervations fur. la phyfique VI: p. 225. liefet man, daß feit vielen Fahren Tutia im Luͤttichſchen ge famlet und :verfauft worden. Lehmann wolte wijfen, daß fie von Juden in Pohlen gemacht würde. Novi commentarii academ. Petropolit. XII. p. 381. Da der Gebraud) der Tutia faft ganz aufhört, indem.die Arzte [ieber reine Zinfblumen, und die, weldye Si: milor machen wollen, lieber gereinigten Zink ſo wird ſie ſich wohl bald ganz ver⸗ iehren. | En

3. 3inE 391

ſchmolzene Metal zerriebene Tutia werfe. Tu⸗ tia, ſagt er, die bey Verwandlung der Metal⸗ fe gebraucht wird, iſt Fein natuͤrliches Mines tal, Tondern eine kuͤnſtliche Miſchung, bie ſich bey Ausſchmelzung der Kupfererge in den Des fen anfeßt. Dabey giebt er den Rath, Glass galle ober aufzuftrenen, weil fonft Galmey und Tutia im Feuer Ihre’ Kräfte verlöhren ('?). Es ſcheint alfo, ald ob der legte Namen im 1 3ten Zahrhunderte nur Ofenbruch bedeutet habe, und daß damals. defien Nutzung zu Meſſing bereits bekant gemwefen ſey. © Nichts defto weniger hat man viele Jahr⸗ hunderte hindurch den Ofenbruch, womit fi, wie man fügte, die Defen am Nammelsberge verſchlaͤmten, uͤber die Halden als unbrauch⸗ bar geworfen, bis endlich in der Mitte des ſechs zehnten Jahrhunderts Erasmus Ebener zuerſt bekant machte, ‚daß er ſtat des gegras benen Galmeys zu Meſſing gebraucht werden koͤnne. Dieſer Ebener aus der adlichen Nuͤrn⸗ egege,n bergi⸗ (2) De mineralibus, lib. IV. cap. 5. Coloniae 1569 72 * pag. 350: und V. cap. 7 p. 388. Ligatuf autem per oleum vitri ; "tolluntur enim Fasmenta vitri, et conyertuntur im pulvererm, Niern zum in. teftam ſuper aes poftquam im- ‚v 'miffla eft calaminaris, et tunc vitrum proiectum enatat fuper aes et non finit ‘evaporare lapi- ' ‚dem ’et lapidis virtutem, ſed refle&tit-vaporem

| lapidie in aes. .&2

* J

392 3. 3inE.

bergifchen Familie war ein großer Gelehrter und Staatsmann. ‚Er ward von feiner Bas terftabt und von ausländifchen Fuͤrſten in deu wichtigften Angelegenheiten gebraucht, ward 1569.. bey Sulius, Herzog zu Braunſchweig, Hofrath und ſtarb 1577. zu Helmſtaͤdt, wo er auch begraben worden (189). Ich bedaure, daß ich von dieſer wichtigen Erfindung noch nicht mehr zu melden weis, ald was ich dar⸗ über bereits in der Anleitung zur Technolor gie beygebracht habe. Nicht einmal, Die Zeit ift gewiß bekant. Loͤhneyß fagt, es ſey vor 60 Jahren gefehehn. , Aber wann hat diefer geſchrieben ? die Altefte wir befante Ausgabe feines Berichts, von Bergwerken ift vom Sahre 1617. darnach würde alſo diefe Erfin⸗ dung. ins Jahr 1557. fallen (5). Lalvor bat einen ‚alten Bericht vom Nammelöberge abdrucken laffen,. ber, 1565. aufgefeßt ſeyn - fol. Nach diefem foll Erasmus Ebern (Io ur . J | —— | | wird ((t4) Doppelmayr Nachricht von Nuͤrnbergi⸗ ſchen Mathematicis und Kuͤnſtlern. S. 77. (45) Die andere Ausgabe iſt 1690 zu Stockholm : "und Hamburg bey. Xiebezeit, gedruckt. wor: “den, und ift-eben diejenige, deren: H Dat: terer in Anleitung den: „ars zu bereiſen 1. ©. 313. n.5. und II. S. 13. erwähnt. Sie hat außer dem Titelfupfer. noch einen-andern viel weitlaͤuftigern Titel, ‚der Dem Exemplar, was 9. Gatterer befchreibt, gefehlt zu ha⸗ ben ſcheint. ee,

3. Zink. | 393

wird der Nainen dort unrichtig gefchrieben) |

aus Nürnberg die Bemerkimg vor 17 Jahren, alfo ums Sahr 1548. gemacht haben (7°). Schlürer (17) giebt ungefähr 1550. an, Sonemann (T?) ungefähr 1559. Alfo wird

man wohl die Mitte des fechszehnten Jahr⸗

hunderts annehmen Fönnen; und vermuthlid ift dad Jahr 1553. als in welchem Ebener zu Herzog Heinrich geſchickt ward, bey dem er

fih auch damals Tange anfgehalten hat, mie

Doppelmayr ausdrücklich meldet. Die Nutz zung der Galmeyſchlacken hat die einträgliche Meſſinghuͤtte am Harze veranlaffet, zu deren Gebrauch auch die. alten Halden geftürzt wur: ben, um die ehemals weggeworfenen Galmey⸗ {laden auszuflauben. Herzog Julius, der alle Gewerbe, vornehmlich die metallurgifchen

zu verbeffern fuchte, und felbft nach damialiger

und jeßt zuruͤckkehrender Mode der Fürften,

ſich mit der Hofnung Gold zu machen, taͤu⸗

fchen ließ, verbefferte die Meffinghütte zu Buntheim unter der Harzburg, die der fürftlis

Gen Kagınier ein groſſes eingetragen hat (1°).

ec 3 Noch

(558) Hiſtoriſche Nachricht von den Unter= und

Dber = Don Bergwerken. nee

1765. Fol. * ©. 208, (7) Ton Hüttenwerken ©. 235. (*8) Die Ulterthümer des Harzes. Clausthal 1754- 4. * II. ©. 119 und 124. +9) Rehtmeier Braunfchweig : Lineburgifche Ehronif. ann: 1722. Fol.“ ©. 1063.

394 3. Sink.

Noch ein: anderes zinkiſches Produkt if lange vorher bereitet ,.. verhandelt und vers braucht worden, ehr ınan wufte, Daß ed vom Zinfe, der doc bereits befant war, abſtam—⸗ met; ich meine den kuͤnſtlichen weiſſen Vitriol, Daß diefer vor der Mitte des fechszehnten Sahrhunderts gar nicht bekant gewefen, und dag er am Rammelsberge zuerft gemacht wors den, Daß kan man mit Gewisheit behaupten, Schlüter ſchreibt die Erfindung dem Herzog Julius zu, und feßt fiein das J. 15 70. (2°). Uber fie muß noch etwas Älter jeyn, wenn ans ders der oben augeführte "Bericht vom Ram⸗ melöberg vom Jahre 1565. ift (77). Denn

- de

(?°) Bon Hättenwerken ©. 597.

2") Hiſtoriſche Nachricht S. 212. “Dam „eben ift zu wiſſen, daß aud zu Goslar weils „fer Vitriol gefotten wird, welchen ein Bürs „ger allein fiedet, er ift genant Henni Balder, „Er wird auch nicht aus dem Kupferraud, „wie der andere Victril, gefotten, ſondern „auf den Hütten: Höfen, da man bie großen „Röften brennet, begiebt e8 ſich, daß vom „der Länge der Zeit unter den Röften ein „rothe Materie zufammen in und auf bie „Schlafen aus dem Erz, an etlichen Orten „halber Ellen dick, findert; dieſelbe zufam: „men gefinderte Materie ift falzig, Die nimt „er und fauget davon eine Lauge, bie ſiedet * dann in einer kleinen bleyernen Pfanne, „darin 4 Wein-Eimer mit Waſſer eingehen

„mögen. Wie er aber den Sachen

yu

3. Zink. 325

der Verfaſſer meldet, daß zu feiner Zeit nur ein Buͤrger, den er Senni Balder neunet, weiſſen Vitriol geſotten habe, und es ſcheint, als ob dieſer noch das Verfahren geheim ge⸗ halten habe. Daß aber damals die Erfindung noch neu geweſen, wird auch- dadurch wahr—⸗ ſcheinlich, daß er hinzuſetzt? was derſelbige Vitriol in der Arzney thut, Das iſt noch zum Zeit nicht unterſucht, da doch faft mit der Waare der Gebrauh zum Augenwaſſer bes kant geworden ift. Dieſes ſtimt mit einer ans dein Nachricht überein, nad) welcher die Gies dung des weiffen Vitriols damals erfunden worden, als Ebriftopb Sander, deſſen Vers dienfte am Harze noch befant find, Zehentuer gewefen (22). Nah Honemann war er fhon vor 1564. Zehentner bey dem Dberharz zifchen Bergwerke, ward aber in diefem Jahre Dberzchentner und Verwalter ded Goslari— | ſchen

„thut, das weis ich nicht, aber das habe

„ich wohl geſehn, daß er waͤchſet gleich ei „nem Salpeter, doch ein wenig ſtaͤrker und „ſchoͤn weiß. Auch pfleget er den Victril „wohl in viereckigte Kuchen Hand dick zu „gieſſen. Denſelbigen Bictril brauchen die „Weißgerber, und dient zu allen Sachen, „wie ein Alaun, aber ſo man ihn zu weiß „brauchen will, macht er gelblicht, derowe⸗ „gen Fan er ſtat des Alauns nicht gebraucht „werden.“ (??) Bruͤckmann Magnalia Dei. U. ©. 459. Eu 4

396 E 3. Zink.

fhen Berg: und Hättenwerks (23). Sander felbft fcyeint in einem Auffaße vom. 3. Aug: 1575. die Erfindung des weiſſen Vitriold dem Herzoa Julius zuzuſchreiben (24).

Anfaͤnglich ward diefes Sal; Erzalaun genant, welche Benennung durch einige Achns lichkeit der Cryſtalle veranlaffet worden; aber noch öfterer heißt er Balligenftein, Golit⸗ zenftein, auch KLaligenftein (2°). Dieſe legten Namen ſcheinen doch älter, als der weifs fe Vitriol ſelbſt zu feyn, indem man ſchon 1565

ben grünen Vitriol grünen Gallizenftein genant findet. Solte das Mort wohl von gallis abſtammen, weil vermuthlidy der Ges brauch des Vitriols mir Galäpfeln zur Tinte und Faͤrberey lange Zeit der. vornehmfte gewe⸗ fen? Zur Erfindung dieſes Salzes hat , wie id, vermuthe, der weiſſe Vitriol, der fid im Nammelöberge, nady Art der Eis apfen ans feßt, Öelegenheit gegeben. Diefer ward ſchon ums Jahr 1565. weiſſer Vitriol oder

(2) honemann II. ©. 101. Calvoͤr hiſtori⸗ ſche Nachricht ©. 161 und 225.

(24) Bruͤckmann II. ©. 446. Sander fchreibt an den Herzog: gefchmweige, was & 5. ©. an Kupfer: Raud), weiffen Bergvitriol, Mus nition = Kugeln und andern metallifchen Berg⸗

aus Frugebang Gottes felbft erfuns en, ——

(*3) So findet man n auch Calmey fiat Galmey.

3. Zink | 397

ober weis Gogkelgut genant, auch damals ſchon in Tonnen gefchlagen und verſchickt (26). Ich übergehe die alten Wermuthungen tiber ‚bie Beftandtheile und die Entſtehung diefes Vitriols, aber es verdient angemerkt zu wers ben, daß ſchon Senkel (27) und Lleus mann (??) den Zinfgehalt bemerkt, und das durch den Schwedifchen Bergrath Brandt zu dem Beweiſe veranlaffet haben, daß er, wen er rein ſey, aus Vitriolſauer und Zinkerde bes fiehe, welches hernach auch Sellor bekräftigt hat (??),

: Ä Ich

(0) Calvoͤr hiſtoriſche Nachricht S. T99 und 200. . Eigentlich fchreibt und fpricht man Joͤckel. Merkwürdig ift cs, daß diefes Wort noch jeßt auf Island Eiszapfen bedeutet. Ich meinte dieß zuerft bemerft zu haben, als ich es oft in Olaffen und Dovelfen Reife durd) Island. I. 9. 46. antraf. Aber jest ſehe ich, daß ſchon Anderfon in Nachrichs ten von Island, Hamburg 1746. 8. * ©. 4. = diefe Bemerfung gemacht und erläutert

at. . | |

(27) Kicshiftorie ©. 904.

(?°) Chymie von Keffel. IV, 2. ©. 832. wo man auch die Altern Meynungen. angeführt ndet. | e (??) Brandt in Adtis Upfalienf. 1735. Hellot in Memoires de l'acad. des fc. a Paris 1735. 29. Bon dem neueften Zuftande der weifs Ken Vitriolfiedereg habe ich in Bepträgen zur Defonomie, Technolog, IV. ©. 59. 5 Nach⸗

398 3. Sin.

SH komme endlich. auf die Geſchichte des Metalles, weldyes bey dem Gebraude des Dfenbruchs nicht lange unbemerkt. bleiben kon⸗ te, da man es doch dazmwifchen zumeilen uns verkalkt in metalliihen Zropfen antrift. Merk würdig ift es, daß eben der Albertus Magn. der zuerft den Gebraud des Dfengalmeyes zu Meſſing befhreibt, auch der ältefle ift, bey dein man nod) zur Zeit des Zinks erwähnt ges funden hat (3°). Cr nennet ihn Marchafi-

tam

Nachricht gegeben. Merkwürdig ift, daß feit

1730. ber Abſatz von zehen Jahren zu zeben Jahren immer etwas zugenommen bat, ohne daß man erfahren fan, mozu dieſe Waare jest mehr als chemals gebraucht werde.

(3°) Hier find die hieher gehörigen Worte, das mit die Xefer fie felbft mit meinem Auszuge vergleichen mögen. Denn ich bin mit ber Terminologie der alten Chemiften nicht fo völlig befant, daß ich alles zu verftehen glau= ben fan. De mineral. II. cap. 11.

Marchafita, five Marchafida ut quidam di- cunt, eft lapis in fubftantia, er habet multas fpecies, quare colorem accipit cuiuslibet me- talli, et fic dicitur Marchafita argentea et au- rea, et fic dicitür aliis. Metallum tamen quod colorat eum non diftillat ab ipfo, fed evapo-

. ‚rat in ignem, et fic relinquitur cinis inutilis, et hic lapis notus eft apud alchimicos, et in multis locis veniuntur.

Lib. III. cap. 10. Es autem invehitur in venis lapidis, et quod ef apud locum qui dicitur

gofela-

%

3. Bine 39

tam auream; dieſe ſey eigentlich ein Stein, deſſen Metall im Feuer ſo gaͤnzlich verfliege, daß nichts als eine unnuͤtze Aſche uͤbrig bleibe. Sie enthalte ein figirtes Queckſilber, farbe die Metalle, ſey deswegen den Alchemiſten ſehr bekaut, breune und verbrenne endlich. Sie finde ſich an vielen Orten, auch bey Goslar, wo deswegen das Kupfer von vor⸗ zuͤglicher Guͤte ſey, weil es gleichſam Gold bey ſich zu haben ſcheine. Um jedoch das | Kupfer

gofelaria eft purifimum et optimum, et toti fubftantiae lapidis incorporatum, ita quod to- tus lapis eft ficut Marchafita aurea, et profun- ‚datum eft melius ex eo.quod purius.

Lib.V. cap. 5. Dicimus igitur quod marcha- fita duplicem habet in fui creatione fubftantiam argenti vivj fcilicet mortificati, et ad fixionem approximantis, et fulphuris adurentis. Ipfam habere fulphureitatem comperimus manifefta experientia. Nam cunı fublimatur, ex illa ema- nat fubftautia fulphurea manifefta comburens. Et fine fublimatione fimiliter perpenditur illius fulphureitas. | |

Nam fi ponatur ad ignitionem, non fufce- pit illam priusquam inflammatione fulphureis inflaınmetur, et ardeat. Ipfaın vero argenti vivi fubftantiam manifeftatur habere fenfibili- ter. Nam albedinem praeftat Veneri meri ar- genti, quemadmodum, et ipfum argentum vi- vum, et colorem in ipſius fublimatione eoe- leſtium praeitare, et luciditatem manifeftam metallicam habere videmus, quae.certum red- dunt artificem Alchimiae, illaın bas fubftannas continere in radice fua. |

x

409 3. Zink. Kupfer dem Golbe noch aͤhnlicher zu machen;

feße man etwas Zinn hinzu, woburd es aber fpröder würde. Diefe Merdhafita made aber and) das Kupfer weiß wie Eilber. So viel Alberıus. Der Namen Marchafita aurea rührt ohne Zweifel daher, weil Zinf das Kupfer gelb färbt, und fo haben ſchon aus diefer Urſache die Araber und Gricdyen die cadınia Gold oder goldifch genant (21). Aber wie hat Albers 116 fagen mögen, daß Marchaſit das Kupfer weiß made? Hat er fidy geirret und Zinn gemeint? Das ift mir nicht wahrſcheinlich, ba er fie auch einmal argenteam zu nennen fheint. Ich vermuthe, er hat es gewuſt, daß das Kupfer, wenn es fo viel Zink als möglid ift, das iſt, nah Scheffer (??), 89 Pfund auf 100 Pfund, eingenommen hat, weiß wers be, und damit fiheint er die Verwandfchaft init dem Queckfilber beftätigen zu wollen.

Der erfte nad ihm, bey dem man eine verftiändlihe Erwähnung diefes Metalles an⸗ trift, iſt Theopbreftus Paracelfus, der 1541. ftarb. Uber deswegen meine ich nicht, daß es in dieſem langen Zwifchenraume vers geffen worden, am wenigften von den fo ges nanten Alchemiften. Viel mehr glaube ich, daß diefe ed, wegen der grofien Hofnung,

die

(?*) Salmafius.de homonymis p. 203: a. (??) Chemifche Vorlefungen ©. 604.

#

*

3..01nh 401

bie, es ihnen durch die Faͤrbung des Kupfers machte, mit Vorſatz ſo unkentlich beſchrieben und fo verſteckt genant haben, daß man es nur noch nicht in ihren Schriften bemerkt babe. Wie wenige mögen diefe durchwuͤhlen, und die . wenigen, die bieß thun mögen, achten auf viel höhere Gegenſtaͤnde, als mit welchen ich mid) befchäftige. Naͤchſt dem Golde und Ducckfils ber ift auch wohl Fein Metall, welches ſo man⸗ cherley und- fo wunderliche Namen ehemals ges habt hat, als der Zink (33). Dazu koͤmt noch, daß viele Chemiſten lange Zeit geglaubt haben, Zink jey nit eiumahl ein befonderes - Metall, fondern nur eine Abart von Zinn oder Wißmuth, daher er vielleicht oft mit dieſen verwechſelt vorkommen mag. |

Paracelfus ift der erſte, bey dem der Ita: men Zink vorkoͤmt. Er nemet es ausdrücds lich ein Metall von beſonderer, noch nicht ges nug bekanter Natur, welches ſich zwar gieffen, nicht aber haͤmmern laſſe. Es komme nur al

lein in Cärnthen vor. Solte er denn nicht den |

Goslarifchen Zink gekant haben, der doch Thon dem Albertus Magn. befant war (?4) 2 | Georg. E2) Viele findet man gefamlet in Suche Ges ſchichte des Zinks im Verhalten gegen andere

. Körper. Erfurt 1788.8.°. ) Paracelfi Opera durd) Brisgoium in Truck gegeben, Strasburg 1616. Fol, *. Chronif« | a des

Pr

| 404 3. Zink. |

bie ich noch nicht Fenne, und Pot hat mir durch feine unvolftändige Anführungen ſchon zu viel Stunden verdorben, als daß ich noch weiter fuiyen möchte. Sch habe von diefem Verbothe weder bey Mehtmeier, ‚noch bey andern Era

waͤhnung gefunden. Es iſt inzwifchen bey der

Damals. am Hofe herſchenden alchemiſtiſchen

Verblendung nicht ganz unwahrſcheinlich (49),

und wenn es würklid ergangen iſt, fo wird

nicht fowohl die Beforgniß eines Misbrauds,

wie Pot meinte, als vielmehr die hohe Erwar⸗

tung, melde man vom Gebrauche diefes Mies

talles zum Goldmachen gehabt hat, die Ver⸗ anlaffung gemefen feyn. Die erfte genaue und zuverläfiige Nachricht von der Gewinnung des

u Goslariſchen Zinks hat, fu viel ich weis, Lob:

nevs 1617. gegeben, wiewohl er ihn nody mit Wiriut für einerley hält (7). Noch 2 Ion Schroͤ⸗

—* Wie ſehr ſi ch Julius, der ſonſt große Verdienſte um ſein Land hatte, ſich von Goldmachern taͤuſchen ließ, beweiſet Die Geſchichte bey Rehtmeier ©. 1016. wor⸗ über ich) vom H. Obercommiff. Ribbentrop einen alten geichriebenen Bericht erhalten ha⸗ be, den man nicht ohne Erftaunen lefen far. Noch zeigt man am Scloffe zu Wolfenbüts tel den eifernen Stuhl, worauf den 5. 1575. die Betriegerinn Anna Maria Ziegle⸗ rinn, Schluͤter Ilſche, verbrant wor⸗ den.,

[r Seite m: * Wannd die Scpmeite im FR 22 Schmel =

3. Zink - 20%

Schröder aus Weſtphalen, der 1684: flarb,

nennetned:marcafitam‘ pallidam (*22).

.

rt A

Schmeltzen ſeyn ſo ſann „Vorwand unten am Ofen in den Kluͤfften,

tim

J 3 re ſammlet ſich in der

„da ed nicht dicht gusgeſtrichen worden, „zwifchen den Schiefferſtein, eine Metall, „welche: von ihnen Zinck oder Konterfeht ger „nennet wird; und. fonfie am die Vorwand „tlopffen , fo fleuft; dieſelbe Dietali,h

#

2 hergus im „einen Trog, den fie a Öfeibe ie

Metall ift weiß * einem Ziehn, dody „härter und ungeſchmeidiger, und klinget

‚mals ein Glöcklein. Solches Conterfeht koͤnte

„auch viel gemacht werden, wo man Fleiß „brauchte, danıv es nicht viel geacht Wird, „auch von dem Gefinde und Schmeltzern kei— „ne Mühe angewand wirds, wie wich dieſelbe „auc) nuͤtzet, fo viel von fich felber ohn alles „Gefehr in der Vorwand fammlet,, ſornviel „machen fie deß, zu bein Elopffen fie es nicht

„ale Schichten Aus, Nur waͤnns einer beftels

tet, daß fie Trinkgeld bekommen, ſo ULopf⸗ fen fie es aus, auch ſammlet ſich eine Schicht „viel mehr ala Die andere, es Fhmmt bis:

Alchimiſten haben ine große Nach dieſem Zinck oder Wißmuth."

GA Theil, .Db

„teilen, daß fie auf einmahl bey zwey Pfund

„heraus Elopffen, ‚bisweilen auch nicht drey „oder, vier Loth, Von diefer Metall Fan „nichts für fidh-alleine gemacht werden, Bann „88 ſo ungeſchmeidig iſt, wie ein geſchmeltz⸗ „ter Wißmuth, ‚wann es aber unter Ziehn geſetzt wird, machet es daffelbe „schöner, gleich einem Engliſchen a die

im rage nach

an 3. 3ink.

Der erſte, welcher dieſes Metall worſetzlich und) Zufaß eines brenbaren Weſens aus dem Samey dargeſtellet hat, iſt wohl gewiß Sen; Bel, der ſolches ſchon 1721. gemeldet hat, wie wohl mit Verſchweigung des ganzen Ber: fahrens (*3). Nach ihm fcheint der Schot: laͤnder Dr. Iſaac Lawfon elen diefes im Groffen möglich gemacht: zu haben. Henkel hatte fhon 1737. gehört, daß dieſe Arbeit in England mit Wortheil getricben würde. Aber von diefem Lamfon weis id) wicht mehr , als was Warfon von ihm meldet (44). Der

| *— Schwe⸗ (*?) Theſaurus pharmacolog: Ulmae 1662. 4. >. P- 458. ar Rießhiftorie ©. 571. und vornehmlich i . 72I. 2 a (++) Pot beruft fi oft auf Lawſon Differt. de nihilo,, auch führt er Worte daraus an; aber ich habe fie nicht auffinden koͤnnen, und wundere mich darüber nicht, da fie Watfon nicht einmal gefant bat. Chemical aflays.

Cambridge 1786. 12 * IV. p. 34. Pryce

. in Mineral. Cornub. p. 49 jagt: The late Dr. J. Lawfon obferving that the flowers of lapis calaminaris were the-fame as thofe- of Zinc, and that its effects on copper were alfo the

fame with that femimetal, never, reinitted his ‚endeavours till he found the method of fepa- ratıng pure zinc from that ore. Eben dieſes ſteht in Supplement to Chambers dictionary. 1753. art. Calam et Zinc. au) in Campbell Polit. furvey of Britain. IL. p. 35. Diefer Kir

e no

3. zink. 407

Schwediſche Bergrath Anton von. Swab erhielt nachher, naͤmlich 1742. ebenfals dieß Metall aus dem Galmey durch die Deſtilla⸗ tion, fo. wie auch Marggraf im J. 1746. der doch von dem Schwediſchen Verſuch nichts gewuſt zu haben ſcheint. Im Jahre 1743. errichtete Champion ein Zinkwerk zu Briſtol, dergleichen fein Nachfolger James Emerſon zu Henham bey Briſtol angelegt hat. Die Gewinnung geſchieht dort durch eine niederge⸗ hende Deſtillation, wie Watſon beſchrieben hat. Mur | ;

Die ‚größte Menge diefes Halbmetalles,

welches in Europa verbraucht wird, koͤmt ohne Zweifel aus Dftindien. Die Niederländifche Handlungsgeſellſchaft hat davon in den fünf Jahren 177% bis mit 1779 überhaupt 943,081 Pfund verkaufen Yaffen (35). Sm Sabre 1780. verkaufte nur die Kammer von Rotters dam 28,000. Pfund, und die andern Kam⸗ mern hatten damals diefen Artikel gar nicht; - wie ich aus dem gedruckten Waaren » Berzeichs niſſe fehe. Wenn Baynal die Wahrheit mels | . . bet,

noch hinzu, Lawſon fey zu fruͤh geftorben,. —— Vortheile ſeiner Entdeckung zu ge⸗ nießen.

(+5) Rieards Handbuch ber Kaufleute I. ©. 37» hr ; * Dd 2

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(*?) Linſchotens Reife B. 2. K

Aber in Amfterdam ift der gem

44 3 3mE

Ber, fo kauft bir Gerlihaft jährlich zu Pa⸗ limban anderrhalb Milienn Pfunde (#9): Im Septemb. 1731. verkaufte die Dinifhe Gefeifhaft zu Eopenhagen 153,953. Pund Tuttennage, bie auf zwey Schiffen gekommen waren, und zwar das Pfund für 44 bis gt Schil. Luͤb. Vermuthlich holen die Englander und Schweden dieſe Waaren ebenfalls. Es iſt unangenehm, daß man nicht weis: wo, wie, ſeit wann dieſes Metall in Indien ge⸗ wonnen wird, und in welchem Br VOR er tenmal nad) Euro» SC®racht wor⸗ Nun has nun wege rer Serbaene Raddrichten köomt es aus ya ( F Bengalen (4%), aus Malacka (4%) und are Malubar, woher auch Kupfer und Meſſing geho⸗ Geſchichte der Beſitzungen in Indien, nach Mauvillon Ausgabe I S. 241. Er fagt,

die Geſelſchaft bezahle:den Centner mit 283 Gulden, und der Preis fey fehr maͤſſig.

oͤnliche Preis 17 bis 18 Gulden Banko. Nach

einem Preis⸗ verzeichniſſe, welches ich beſitze, war er db. 9. May 1788. fiebenzehn Guld. und d. 22.

San. 1781. nur 16. Guld. B.

* 9) Meifters orient. Luſtgaͤrtner S. 276.

(8) ebendafelbft S. 268.

| . 17., e nennet es mit dem inlaͤndiſchen Namen Ca- laem ; es fey eine Art Zinn. Brüdmann Magnal. Dei S. 1038. .

.. ine 409

geholet wird (59). In den alteſten Ladungs⸗ verzeichniſſen der niederlaͤndiſchen Schiffe finde

ich den Zink nicht genantz aber es kan ſeyn, daß er unter dem Namen des Indiſchen Zinns begriffen iſt, denn fo hieß er anfaͤnglich. Sas vot, der umd Jahr 1640. geftorben feyn foll, erzählt aus einem gleichzeitigen Schriftſteller (CT), daß damals vor einigen Jahren (*) die Hollaͤnder den Portugieſen ein Schiff: weg⸗ genommen hätten, welches mit dieſem Metalle beladen gewefen wäre, welches darauf unter dem Namen Speautre verfauft worden. Dars nach wird es wahrfcheinlich, daß es bereits im Anfange des ızten Sahrhunderts nady Euros pa gebracht worden. Rob. Bople (°2) nens ner den Indiſchen Zink ale ſchon. EP

Wahrſcheinlich iſt dieſes Halbmetall in Indien entdeckt worden, ohne dag man dort das geringſte vom Europaifchen gewuſt hat; | aber

9) Baldaͤus Beſchreibung der Kuͤſte Mala⸗ bar. Amſterd. 1672. Fol.* ©. 98.

(51) De nummis antiquis in Thefauro I

Roman. XI. p. 1195. (*) In der neuen Ausgabe son Edlay⸗ de Fan | : Rey, die Gobet mit Anmerkungen, verfehen bat, Paris 1777. 8* p. 178. wird gemeldet, es fey dieß.im Jahre 1620. gefchehn. (2?) Experimenta de flammae ponderabilitate. Londini 1673: 19. * p-15. exp. AU.

410 3. Zine.

aber die Veranlaffung ift noch unbefanter als - die Urt der Gewinnung. Man erzählt, ein

Engländer fey in diefem Jahrhunderte nad)

Indien gereifet, am. die dortige Gewinnung auszukundſchaften, und fey mit der Nachricht

zurückgefommen, daß fie auch dort durch eine

Deftillation per descenfum gefchehe (°?).

Ueber ven Urfprung der verfchiedenen Bes nennungen weis id) wenig anzugeben. (Con: terfey hies ehemals alles unächtes oder nach⸗ gemachtes Gold; fo wie Luggold mit dem lang gezogenen U, dünnes Mefjingblech, wels ches wie Gold ansfieht, bedeutet (5*). Zink, woraus erft Zinetum, hernach Zincum gewors "den, leitet Friſch daher, weil fid) der Dfens bruch wie Zinken oder Zacken anfeßt; aber bedenklich ift, daß diefer Mamen nicht vor. Erfindung des Metalle vorkoͤmt, da doch der Ofenbruch lange vorher befant gewefen ift.

Ful⸗

(°3) Bergmann opufcula U. p.321. Abhand-⸗

nn der Schwed. Akadem. XXXVLU. .885.

(*) Mattheſius Pred. 5. S. 230. »Conter⸗

„feil iſt ein geringes Metall, dad man mit

„Zuſaͤtzen und Karben zurichtet, Daß es Gold

- „oder Eilber ähnlidy fiehet, wie die Contra=

„factur oder ein Bild dem archetypo. Alſo

: „hat man dem Kupfer mit Galmey und an—

„dern Zufäßen eine Farbe gemacht, daß et»

„liches als dad Salzburger, ſchier bem a

| „DE

Fulda (2 erinnert an das Angelfächfifche Sin, Zink, weldhes er dur) Obryzum übers fest. Spiauter, Speauter, Spialter, woraus Boyle Speltrum gemacht hat, auch Tutaneg, Qurtannego, find wohl mit der Waare aus Indien zu und gekommen. Unter dem letzten Namen erhält man zuweilen eine Mifhung aus Zinn und Wismut. Auch Calaem ift eine Indiſche Benennung dieſes

Halbmetalles, welches zwar viele Aehnlichkeit

mit Calamine hat, aber ich glaube mit Sal⸗ maſius, daß dieſes nicht von jenem abſtam⸗ met; denn lapis calaminaris-Förnt ſchon im drey⸗ zehnten Jahrhunderte vor, und. Calaem haben erft die Portugiefen aus Indien zu und ges bracht. | |

„de ähnlich gefchn bat.” Sin der Straßs burger Polizeyordnung von 1628. ift den Mägden verbothen, Gold oder Silber zu tras aen, auch nicht das conterfaite oder anders ſſo ben Schein Gold oder Silber haben mag.

(°°) Samlung Germanifcher Wurjelwörs ter. Halle 1770. 4. * S. 285. -

\

412% 4: Rarpen.

4.

Karpen;

D⸗e Frage: ob unfere Karpen fhon dem Ariftoteles, dem Plinius und ihren, Zeitz

genoffen befant gewefen find, läßt ſich mit groffer Wabrſcheinlichkeit weder bejahen, noch verneinen. So ungewiß iſt die Ichthyologie der Alten, oder ſo wenig iſt ſie noch zur Zeit bearbeitet worden! Sie hat aber auch beſon⸗ ders große Schwierigkeiten; viel groͤſſere als bie Kentniß der vierfüffigen: Thiere. Bey bier fen ift mehr Mannigfaltigfeit in den koͤrperli⸗ chen Bildungen, die wenigſtens leichter in die Augen faͤlt, auch leichter beſchrieben werden kan, als die Verſchiedenheit, die bey Fiſchen vor: Fınt ald welche größtentheild unter einander fo ähnlich oder gleihförnig find, daß oft ein geubter Syſtematiker kaum die Unterfchei: dungszeichen ‚der Gattungen und Arten anzus geben vermag. Kein Wunder alfo, wenn wir in den kunſtloſen Beſchreibungen der Allen,

oder vielmehr in ihren kurzen Erwähnungen

ber Fiſche, nichts finden, weldyes die Art be:

fimmen Fan. Die vierfüfjigen Thiere mögen. durch ihre Grauſamkeit ſchrecken, oder durch ſcheue Lift und zu entflichen fuchen, ſo bleit⸗

w ar x 1% 3 Im

-

4. Rarpen. 413

es dennoch: möglich fie nach ihrem Geſchlech⸗ te nach ihrem Alter und nady ihren Hands ‚Lingen zu. beobachten, und manches zu bemer⸗ fen, was entweder nur einer Art oder- nur wes nigen: Arten gemein iftz dahingegen alle. Fis fein einem Mittel leben ,-; wohin wir ihnen nicht nachgehen können, und welches fie unſern Beobachtungen faft immer entzieht. Die Jagd iſt feit undenklichen Zeiten; wiewohl in neuen mehr ald jemals, das Zeitvertreib muͤſſiger Perfonen geworden, weldye darauf defto mehr Aufmerkſamkeit verſchwenden, je meniger ans "dere Gegenſtaͤnde thre Neugierde zu reißen und ihren: Berftand zu befchäftigen vermocht has ben; aber der Fifchfang iſt meiftens ein muͤh⸗ fames Hahrungsgewerb dürftiger Menfchen, die Feine Zeit zu beobachten haben; die übris gen fehen die Fiſche nur auf ihren Tafeln oder ‚in Naturalienſamlungen. Daher fönnen denn auch aus diefer Urſache wenigere Eigenfchafs ten der Fiſche befaut feyn, wodurch ſich die

Arten derſelben beſtimmen lieſſen. Die Ab:

bildungen vierfuͤſſiger Thiere, die aus den Zeiten der griechiſchen und lateiniſchen Schrift— ſteller auf uns gekotnmen find, lehren doch wenigſtens etwas; hingegen die Abbildungen der Fiſche, welche ohnehin ſeltener ſind, faſt nichts; es waͤre denn, daß man ſo ſcharfſich⸗ tig oder glaͤubig wäre, als manche Samler der Verſteinerungen, die jede Art der Fiſche

Dd 5 zu

414 4. Rarpen.

zu erkennen meinen, von denen fie Abdrücke auf Schiefer fehen. Allein dem ungeachtet lieſſe ſich dody mehr für die Schthynlogie der Alten thun, als bisher gefchehen if... Man folte nur den Anfang machen, die Arten und Namen, welche. fich zunerläffig befiimmen lafs fen, mit den Beftimmungsgründen zu verſehn und von den übrigen zu feheiden; man folte - von den unbeftimlichen, Arten kurz dasjenige angeben, was man davon bey den Alten ans trift, und einigermaffen zur Kentniß derfelben dienen kan; aber nie folte man leere Vermu⸗ thungen für erwiefene Beftimmungen ‚nie die Mieynungen der alten Auslegerzinoch- die Ueberfeßungen ver Wörterbücher, ohne Bes weis annehmen. Wolte man diefen ohne weis ‘‚ tere Unterfuchung glauben, fo würden bie Na; men Cyprini und Lepidoti für Namen der Karpen zu halten feyn, und die aufgeworfene Frage wäre geſchwind beantwortet; dahinges gen kaum einige Wahrfcheinlicykeit übrig bleibe, wenn man dabey nach Beweiſen forfcht.

Ich will nicht alles, was die Alten von Cyprinis melden, welches zum Theil durch bie Abfchreiber fo fehr verdorben worden, daß kaum ein fidyerer Verftand herauszubringen ift, einzeln und volfiändig anzeigen, welches id) je= bo thun würde, wenn ich die Schthyologie der Alten ie wolte; ich will hier nur das⸗

4. Rarpen. 415

dasjenige anfuͤhren, womit Rondelet und au⸗ dere zu beweiſen gemeint haben, daß. fie unfes re Karpen feyn müffen. Ihr vornehmfter Grund fcheint wohl diefer zu ſeyn, daß unter allen Fifhen der Alten fonft Feiner vorkoͤmt, der nur mit einiger Mahrfcheinlicykeit dafür ausgegeben werden koͤnte; folte daher Cypri- nus nicht der Karpe feyn, fo muͤſte diefer von den Alten gar nicht genant feyn, und dieß will man nicht gern zugeben. Man weis freylich, wie fehr die Alten, vornehmlich die vrientalis ſchen Völker, die. Fifche, deren fie eine groſſe Marnigfaltigkiit hatten, geſchaͤtzt haben; fie {deinen fie allen Gerichten von vierfüffigen Thieren ımd Vögeln vorgezogen zu haben (*). Fiſche kommen unter den Lieblingöfpeifen der Schwelger, deren Andenken die Gefchichte erz halten hat, viel Öfterer vor, als Federvieh. Der Fifche gedenken die Aerze, denen die des Yicateften Tafeln. den meiften Verdienſt verz ſchafen, viel öfterer in ihren Schriften, als der fibrigen Fleifchfpeifen. Wie groß tft die Anzahl der Speifefifche in der alten Kochfunft gegen die Zahl der Vögel! Zwar werben

| Atutdi

(X) ꝰOv⸗⸗ hieß eigentlich ‚ein Fiſch, aber mit der Zeit jede ausgefuchte Leckerey, und opo- Dayle und Dilonbix, war das was die Frans zofen gourmandife oder friandife nennen. Plutarch. /fympos. IV, 3. p. 667. Voſſius de idololar. IV, 23 p. 1371.

416 ae 4: Rarpen..

turdi- und attagenes gelobt; aber wenn Pha⸗ fanen, Schnepfen, Rebhüner und andere Voͤ⸗ gel ſchon damals fo beliebt, ald jest geweien wären, fo würden audy: diefe nicht vergefjen ſeyn, oder öfterer vorkommen. Noch jeßt machen die Fiſche in Sonftantinopel und. in Griechenlaud die vorzüglichften Gerichte aus, und man findet dort auf den Märkten jeder» zeit eine grojfe Menge und Mannigfaltigkeit derfelben; aber nur jelten Geflügel, was zum Verkaufe: gefangen oder. geſchoſſen ware. Als die Aegyptifchen und Griechiſchen Moͤnche ſich duch Enthaltſamkeit und Maͤſſigkeit auszeich⸗ nen wolten, eutjagten fie allen Fiſchſpeiſen, als den vorzuͤglichſten Delicateffen; fo wie bie Sieinheiligen unter den Europaͤern ben Fleijchfpeifen. Aber fo wahr alles diejes ift, fo beweifer es doch nicht, daß unfere Karpen in den Schriften der Alten vorkommen müfs fen. Die Roͤmiſchen Wohllüftlinge haben freys lich wenig unverjucht gelaffen, aber alles has ben fie doch nidyt probiren koͤnnen; auch koͤn⸗ ten befondere Urfachen geweſen, ſeyn, warum

ihnen. die Karpen nicht vorgekommen: wären;

und wer mag behaupten, daß alles, was bie Alten gekant und gewuſt, in denen wenigen Schriften, die durd) einen Zufall bis auf un⸗ . fere Zeiten erhalten find, genant feyn muͤſſe!

Wenn

4. Rarpen: 417

Wenn man nun frey von diefem Vorur⸗ theile nachfrägt, warum cypriaus der Karpen feyn ſolle, fo erhält man zur Antwort, weil dasjenige, was man. von der Zunge und den Schuppen der Eyprinen Tiefer, ſich auf feine Urt fo gut ald auf Cyprinus carpio Lin. ſchicke. Ariftoteles naͤmlich meldet, daß jene Fifche Ecine eigentliche Zunge haben, daß man aber leicht den fleifchichten Gaumen dafür ans feht Eönne. (2). Athenäuß. behauptet, fie hätten zwar eine Zunge, ‚aber fie fige am öbern Theile des Mauls oder am Gaumen, und er beruft ſich desfals auf Ariftoteles (3). In⸗ zwiſchen hat. diefe Stelle. viel zweifelhafted. Denn diefe Worte finden ſich nicht. in den jeßt vorhandenen BVuͤchern des Philoſophen; wie wohl ſich zur Noth ein ſolcher Einn. aus der vorher angeführten Stelle herausbringen laͤßt. Moͤglich wäre jedoch, was fchon, Cas ſaubon (*) vermuthet ‚hat, daß Athenaͤus hier, ſo wie an mehrern Stellen, ein Buch des Ariſtoteles anfuͤhre, welches nicht auf uns ge⸗

kom⸗

(2) Hiſtor. anim. IV. cap, 8. p. 477. Ich folge der Leſeart der beſten, auch der Sylburgis ſchen Ausgabe: ‚uy exarovr£vog, bie Voſſius, H Schneider in Artedı ſynonymia piscium.

. Lipfiae 1789. 4 * p. 8. billigen. Camus : hat mit Scaliger sv flat uy gelefen. C(2) lib. 7. p. 309. C() Animadvers. VII, 17. p. 540.

Pr «

418 4 Rarpen.

kommen ift. Ferner nennet er den Fiſch, wo⸗ von er redet, nicht zuyrewos, fondern zurgsa- vos , und dba ift noch die Frage, ob nicht eine ganz andere Art darunter zu verftchen fey. So viel fcheint jedoch wohl aus der Stelle des Ariftoteles gewiß zu feyn, daß Cyprinus eis nen ftarken fleifchichten Gaumen habe, und „der finder fid, denn auch freylid bey unferm Karpen,. von dem der Kopf wegen des anges nehm ſuͤßlich ſchmeckenden Gaumens, für das beſte Stuͤck gehalten wird. Aber dieſer Um⸗ ſtand beweiſet deswegen nicht viel, weil er nicht dem Karpen allein eigen, ſondern allen Arten dieſer Gattung gemein iſt, als den Braffen, Schleien u. a. Diefe Fifcharten, fagt er H.D. Bloch, haben Keine eigentliche Zunge; die fcheinbare ift nur ein knorplichter durch :die von beyden Seiten zufammenftoßens den Kiemen gebildeter hervorragender Theil (°). Mehr Gewicht würde biefer Beweis haben, wenn man gemeldet fände, daß man fehon zu Ariftoteles Zeit diefe Zunge für ein Lecker⸗ bifjen gehalten hätte, aber das findet man Br nicht (5) Sifhe Teutfchlands I. ©. 26. Blafii anatome animalium p. 263. et p. 472. Fig.4- Quod, lingua vulgo dicitur proprie non eft lingua; nam in fuperiori palato haeret, ita ut cibus fub ea transeat, fed eft glandulofa quae- dam fubftantia alba, mollis, humida, et quae

uncta aut aliomodo laefa fe miro modo com- movet.

4. Rarpen 419.

nicht und H. Krünig (°) irret, da er fagt, Heliogabalus ſey wegen ſeines Appetits zu Fricaſſee von Karpenzungen verſchriehen wor⸗ den; es waren. Zungen von Pfauen und Nach⸗ tigallen (7). Sonſt folte man freylich ben Alten die Entdeckung dieſes niedlichen Biſ⸗ ſens zutrauen, wenn m fie BI viele er. —— hätten. / x

: Der.. anbere Beweis, ) weiber von ‚ben Shen hergenommen wird, befteht darin, daß. Dorion beym Yrhenäus fagt (?), den Kumeicvos terbe von einigen audy-Arzidwres, daß iſt bir gefchupre genannt. . Well nun alle Fiſche Schuppen haben, fo müffen biefe bey jener Art vorzüglid, groß ſeyn, weil fie jener Namen vorzugsweiſe erhalten hat (*). Da muß man nun freylich zugeben, daß biefer Beynamen ſich ganz gut auf unfere Karpen ſchickt, deſſen Schuppen bekantlich fehr groß find... Aber dieſer Umftand: beweifet allein nichts; indem Mullus und Mugil noch gröffere Schuppen Baden; und zur erſten a: =

* ‚Ostonemiihe BEncyclopäie XXXV. ©,

8* en Lampridius vira Heliogab. c. 20. p. 484. (#) Ib 7. p. 309. se Orpheus in feinem Gedichte von Steinen

9, 6. p: 317. fchreibt dem Lepidotus filbers farbig glänzende Schuppen zu.

429 4. Rarpen.

hoͤrt noch dazu einer der beliebteften Fiſche der Alten. Strabo nennet Lepidotus unter den. heiligen Fiſchen des Nils, aber ob dieſer mit demjenigen, von welchem Dorion redet, einer⸗ ley feh/ das läßt ſich nicht ausmachen. So viel iſt jedoch gewiß, daß Der Nil jetzt Karpen enthaͤltz Norden ſah ſie bey dem Waſſer⸗ falle zu Eſſuane, welches das alte Syene iſt, fangen (2). Wuͤſte man, daß die heutigen Griechen: die Karpen noch jetzt Cyprinen nen⸗ nen; ſo wuͤrde ‚das viel mehr. beweiſen; dem es iſt bekant, daß die altem Namen ſich in Griechenland meiſten Theils erhalten haben, Maſſarius (*) verſichert zwar, daß die Grie⸗ hen noch jetzt den Namen :Cyprinus brau⸗ chen; aber Gillius ſagt, er ſey nur noch bey einigen gebräuchlich; und dieß beſtaͤtigt auch Bellon (150) 4der alle Benennungen der Karpen, die er fin Griechenland gehört hat, anfuͤhrt, welche ganz von den alten abweichen, jedoch, ſetzt er hinzu, heiſſen⸗die Karpen im ice Sa Ihe: Aeto⸗ ) Nordens Reife durch Aegypten. Bresl. “und Leipz 1779. 8 * ©. 376. | CE) in dem ſchon B. It. ©. 324. angeführten Buche. |

429) Wieviel würde die Naturgeſchichte der-Al= ten gewinnen, wenn ein geſchickter Syſtemati⸗ ker die it Hg griechifchen Namen ſamlete! Einen Heinen Anfang haben Tours

nefort und andere gemachte

4. Rarpen. 421

Aetolien noch jeßt Cyprinen. Alſo beyde bis⸗ her angefuͤhrte Eigenſchaften der Cyprinen ſchicken ſich zwar auf unſere Karpen; aber da fie faſt eben fo gut auf. noch mehrere As ten paffen, fo. geben fie Feinen ganzen Beweis, fondern nur einige Wahrſcheinlichkeit, die ei⸗ gentlich darin liegt, daß unter den großſchup⸗ pigten Fiſchen, die Karpen vorzuͤglich den fleiſchigten Gaumen haben, und man geru annimt, daß die Alten alle Arten gekant, und ihre Benennungen mit mehr" Grund). ale jeßt geſchieht, gewählt. haben. ' Mais, Wolte man diefe Wahrſcheinlichkeit widers legen, fo. Fünte man anführen, daß Oppian C’*) und Plinius (12), die Cyprinen zu den Seefiſchen rechnen, wozu unfere, Karpen nicht gehören. Aber dieſe Einwendung, die einige wuͤrklich gemacht haben, wiirde doch auch nicht viel Kraft haben. Erſtlich fheinen beyde Schriftſteller ſich geirret zu haben. Denn was Plinius zugleich von den Cyprinen ana fuͤhrt, iſt offenbar, aus dem Ariſtoteles ges nommen, und biefer fagt nicht, daß dieſe Fis ſche im Meere leben, vielmehr ſagt er anders⸗ wo das Gegentheil. Der Roͤmer hat, wie ſchon Dalechamp angemerkt hat, in mari hin⸗ EN Tender () Halieut. I. Iot und 59%: .. . (*?) IX: 16, p. 509: I. Theil, "2 - , Ge A

422 4. Rarpen.

zugeſetzt, wenn es nicht etwa ein Abſchreiber gethan hat. Oppian iſt auch als Dichter nicht immer der zuverlaͤſſigſte, und. er hat noch wies lenandere Flußfiſche des Ariſtoteles für, See⸗ fiſche angegeben. Zweytens halte ich den Un⸗ terſchied zwiſchen Seefiſchen, Fluß: u. Teich⸗ fiſchen nicht für ganz ſicher und gegruͤndet. . Mer weis, ob nicht der groͤßte Theil der leßtern urſpruͤnglich Seefifche ſind. Von deu Karpen iſt dieß defto wahrfcheinlicher, wenn es wahr if, was H. Prof. Forfter fagt, daß ‚zumeilen auch in dem Hafen bey Danzig Kar⸗ pen gefangen Werben C 2).

1 Man kan zur Unterknchung der fenen Frage noch einen andern Weg einſchla— gen. Weil alle jetzige Nationen den Fiſch mit einerley Namen benennen, fo ift es wahr: ſcheinlich, daß er diefen aus dem Lande witz gebracht hat, aus dem er zuerft verbreitet oder befant geworden iſt. Es fragt fich alfo, wie alt diefer Namen fen, und wo er zuerft vor: Folie, Noch zur Zeit iſt Caſſi iodor (1*),

wel⸗

3) Phioßoghisat transadt, * LXI, 1771. PT. p-310. .

2 Variarum lib, 12. 4. p. 389. nad) der Genfer Ausgabe von 1650. in 4. Privati eft, habere quod focus continet; in principali con- vivio hoc profe&to decet exquiri, quo vifum debeat admirari, ‚Deftinet carpam Dauubi us.

4. Rarpen. | 423

weldher im fechften Jahrhunderte lebte, der ältefte Schriftfteller , bey dem man. ihn ber - merkt hat: Wo er die. delicateften und koſt⸗ barften Fifche nennet, weldye fich damals eis gentlich für fürftliche Tafeln ſchickten, fagt er: zu diefen gehört die carpa „swelche die Donau

liefert. Nach dieſer Zeit koͤmt dieſes Wort ,

oͤfterer, jedoch zuweilen ‚etwas veraͤudert, vor, In der Alteften Iateinifchen Meberfegung des Ariftotelesift, wie Lamus fagt, ceyprinus durch carpra gegeben. Im dreyzehnten Sahrhunderte hat VDicentius von Beauvais (5) den Fiſch carpera und Caͤſarius carpo getiant (16): Hoͤchſt wahrfceinlich bedeuten beyde -Namen unfere Karpen. Durch Caſſiodor gewinnet die Meynung, daß eben dieſer dev eypkinus der Alten fey, einen neuen, ‚obgleich fehr ſchwa⸗ chen Beweis. Denn aud der Cyprinus war

| rn in

(3) Speculum narurale xvu⸗ 40. p. 1274- nach der Ausgabe der Benedictiner: Duaci 1624,

fol.* Corpera pifcis eft quafi fquamis aureis, -

in lacis vel fluviis, fie dicta, quafi-quae car- pens pavit. ete. | Gere 0) Dialogi miraculorum. Diſtinct. 2. cap. 20; P. 46. Diefes Buch macht den zweyten Theil von der Bibliotheca patrum Ciftercienfum aus, weldye Bono-Fonte 1662. fol. gedruckt iſt. Poft haec frater :Simon vidit daemonem: ‚“ loricatum et galeatum, habentem fquamas , ‚tanquam pifeis, qui vocatur carpo,

2 ET

424 4. Rarpen.

in’ der. Donau, wie man aus dem Aelian (17) weis, der unter den Fifchen des Iſters ſchwar— ze Cyprinen nennet, und eben dieſe ſollen, nach der Vermuthung des H. Prof. Schneider, die ſchwarzen Fiſche der Donau ſeyn, welche Pli⸗ nius für ungeſund oder giftig angiebt, ders gleichen auch in Armenien feyn folten, Giftig find nun freylich unfere Karpen nicht, aber die Mede ift dort von einer befondern Abart, und es ift nur eine Sage, die wohl nicht ein- mal wahr gewefen ift, aber doch ihre Veran⸗ laffung gehabt haben muß, fo wie die Karpen mit dem Todtenkopfe und dem Mopskopfe, welche Schriftfieller des 16ten Jahrhunderts - fo gar abgebildet haben. Carpo des Caͤſarius fheint deswegen unfer Karpen zu feyn, weil er fehr anfehnliche Schuppen haben ſoll; Denn der Teufel machte einmal den Spas, erfchien gepanzert, und hatte Schuppen wie der Fiſch carpo. Carpera des Vincentius Bellov. ift noch weniger zweifelhaft, indem dieſem Fiſche diefelbige Lift, wodurd er dem Nechen und Netze entgeht, zugefihrieben wird, welche auch von unfern Karpen bekant ift. Auch diefer drückt zuweilen den Kopf in den Schlamm ımd läßt das Ne über ſich weggehn; auch beugt

er zumeilen Kopf und Schwanz zufanmen , und fehnellet ſich plöglid auf der Sberflaͤhe des

en De nat. anim. XIV, 23. Plin. XXXI. ſect. 19. P. 550. Antigonus Car, cap. 181, P- 222-

4. Rarpen 42x

des Waſſers aus einander, und ſetzt 4 bis 6 Schuh hoch über den Rechen hiuweg.

Aber woher ift denn dieſer Namen entflans den? Der Urfprung, den Vincentius, oder ber unbefante Verfaſſer des verlohrnen Buche de natura rerum, angiebt, iſt, wie ein ander rer, den Geſner ſpoͤttiſch anfuͤhrt, zu einfäls tig, als dag man ihn wieder erzählen dürfte. Gelehrter wenigſtens ift die Ableitung des Menage von Cyprinus, . woraus algemad) euprinus, cuprius, cuprus, cupra, curpa, und endlich carpa geworden feyn fol. Sc) für meis nen Theil habe mehr Neigung das Wort aus einer Sprache, die an der. Donau geredet wor; den, abzuleiten, und zu glauben, daß es mit dem Fische aus dem füdlichen Europa verbreiz. tet worden, aber id bin mit diefen Sprachen zu wenig bekant, als daß ich meine Vermu— thung fehr wahrſcheinlich machen Eönte, und bie Etymologen, die ich nachgeſchlagen habe als Wachrer, Ihre, Johnſon u. a. haben. mir nicht geholfen. ‚Nur Fulda giebt einige, Kofnung, indem er dem Worte Karpen bie. germaniſche Abkunft zugefieht, und es unter den Begrif von Bedeckung des Körpers bringt, wohin Rur, Rurdewer, (der Gerber) Kru— fte, Kuͤrſchner, Ruͤrbis, Krebs, Rar (die. Haut) und das noch im der Poͤbelſprache

00 uͤbrige Ee 3

PP

I)

426 4 Rarpen,

übrige Wort Rarnüffeln gehören foll (1°) Ich werde wohl nicht der einzige feyn, dem hiebey wieder die Benennung des Schup⸗ pichten, Lepidoti, einfällt, indem nad) die: diefer Ableitung wiederum die Schuppen die Urſache des Namens abgeben würden. Aber bie Wahrheit zu geftchen, die Wortforchung bes gelehrten Fulda ift mir zu hoch; fo. wie die Chemie der Adepten. Ich fehreibe der Rarpen , nicht Karpfen, wie andere thun. Es ift wahr, jenes. fieht wie Platteutſch, dies ſes wie Hochteutſch aus; denn wo das legte: das harte pf hat, da hat jenes das einfache p: zum -Benfpiel: Ropf, Rop;Ylapf, Nap; Rropf, Rrop; Pferd, Perd; Pfund, DPund ; Rlopfen, ARloppen; sSüpfen, SHüppenn. f. w. Aberialle verwandte Spras chen haben im Karpen kein f, und felbft Gottfched fhrieb der Rarpen.

Vielleicht ift es nicht überflüffig hieben zu erinnern, daß mar carpa und carpa oder un⸗ fern Karen , , nicht mit carpio verwechſeln muß. Letzterer gehoͤrt zu den Lachſen und Fo⸗ rellen, und heißt im Linneiſchen Syſtem Sal- mo carpio, Cr findet ſich vornehmlich in dem Gardſee, Lago di Garda, der ehemals Lacus Bexiacus hieß, und an, yrol ſtoßt

Die ) Germanifche Wuisehwörter ©: 7I.

(9) Buͤſchings Geograph. V, ©. 585., wo E a auch

/

4. Rarpen 427

Die älteften. Nachrichten von ihm kommen bey) Schriftftellern des fechszehnten Sahrhunderts: ‚vor, naͤmlich in den Gedichten des Pierius Dalerianus (29) und bey Jovius (2*);: Nach dem Linne foll er auch in Engländifchen Fluͤſſen vorkommen, aber das ift falfch. . Er. hat ſich von feinem Artedi verführen: laſſen, der den Char. oder Chare, deffen Cambden in feiner. Befchreibung von Lauca-Shire ges denft (22), für den $. carpio angegeben hat. Aber Pennant, ber diefen unter den Englaͤn⸗ diſchen Fiſchen gar nicht genant hat, meldet: aus druͤcklich, daß Char nicht carpio lacus Be- naci, fondern viel ehr eine Abart von Salmo alpinus fey (??), ur j a Daß uͤbrigens unfere Karpen in dem füds, lichen Europa zuerſt gewefen find, und von da in andere Länder verfeßt worden, ift gewiß. -

auch diefer Fifche unter dem Namen‘ karpichi gedahtif (2°) Conr. Gefner hat diefes Gedicht ©. 219. eingerückt. | (7) de vifeibus cap. 35. p. 12%. Benaciuus car- pio. Cr nennet unfere Karpen cap. 38. p. „;.g13E- sapens 0 007 - ..(2*) Cambdeni britannia in epiromen redacta a Ziricaeo. ‚Ämfterd. 1639. 12. * p. 347. (22) Arisifhzoology. vol 3: P:25%:2 1

423 4. Rarpen.

Noch jegt wollen fie in den nördlichen ändern “nicht gut gedeihen, und je weiterhin nad) Nors den ſie gebracht werden, deſto mehr artenfie aus und werben Eleiner (24%). Auch findet man Nachrichten von ihrer Verſetzung. Wenn ed wahr ift, daß daB Sateinifche Gedicht Hom Kriegszuge des Attila aus dem fünften oder fechften Jahrhunderte ift, und wenn bie Fiſche, welche Walther den Fahrmann bey feiner Ueberfahrt über den Nihyein gab, und welche diefer in die Küche des fränkifchen Kös nigs Guͤnthers brachte, Karpen gemwefen find, wie Hr. Prof. Fiſcher meint, fo ift dieß ein Beweis, da. diefe Fifche damals noch nicht. im Rheinifchen Franzien geweſen; aber die Be— urtheilung biefer Vermuthungen überlaffe ich andern [* > D Auſſy fuͤhrt ein noch unge⸗

druck⸗

—8* Pontoppidan Hiſtorie von Norwegen. 11. ©. 236. :(??), De prima expedirione Artilae ı Hunno- rum iu Gallias, carmen edirtum a F. C. J. Fi- ſcher. Lipfiae 1780. 4 *. X, 432. Allie pro naulo pisces dedit antea captos Et mox transpofitus graditur: properanter Pr. | anhelus, Portitor exfurgens pracfatam venit in vrbem Regalique Des reliquorum quippe. ma- giftro Detulerat pißen; quos vwir ‚dedit ille viator,

rue zu Hos

a y°-! N ,„

. 4. Rarpen. 429.

drucktes Buch aus dem dreyzehnten Jahrhun⸗ derte an, mit dem Titel: Proverbes, worin alle die beften Produkte welche die, verfihies denen Theile des Königreichs damals geliefert haben, erzählt find, und er verfichert, , daß darin zwar viele Arten Fifche, aber noch Feine Karpen genant find, die doch jeßt in Frank⸗ reich überall vorkommen (2°), .

Auch in England fiheinen im eilften Jahr: hunderte noch Feine Karpen gewefen zu ſeyn; wenigftens kommen fie in dem Angelfächfifchen MWörterbuche des Aelfric, der im J. 106 1. als Bifhof von Mork ftarb , nicht vor (27). Man hat auch die Verficherung , daß fie. erft ums fünfte Jahr der Negierung Heinrich VI. ober 15 us von Leonard Maſcal aus Plums

ſted

Hos’cum pigmentis condiſſet et appoſuiſſet Regi Gunthario, miratais fertur ab alto: Aſtiuscemodi nunquam mihi Franeia pifces Oftendit, reor externis a finibus illos. sifeher Sitten und Gebräuche der Europäer im-5 und 6ten Sahrhunderte. Frankf. a.d. O. 1784. 8* S. 121. 66) Hiſtoire de la vie privde des Francais, BL 2. P. 59. (??) Man findet e8 hinter Gul. Somneri dictio- ‚, » narium Jaxonico - larino - anglicum. Oxonii.

1659, Fol. * p. 55. Ee 5

/ BR

430 4. Rarpen.

ftebt in Suffer in's Reich gebracht worden (?). Ganz gewiß ift alfo irrig, was man im Linneis a Zu | ſchen

(2°) Ich weis dieß aus Anderſons Hiftory of commerce und aus Dennants Britifh zoo- logy. IIL. p. 300, Beyde berufen ſich auf Sullers britifh worthies. Fuller hatte. ein groffes Werk von den beruͤhmteſten und um ihr Vaterland am metiten verdienten Eng—

. ländern ausgearbeitet, welches aber, fo viel ih weis, niemals ganz gedruckt if. In Biographia Britannica III. p. 2059. wird ge⸗ meldet, es fey davon 1651, ein Auszug in Quart unter dem erdichteren Namen: Abel redevivus’ gedruckt worden. Es muß aber doch noch ein anderer Auszug 1684. in 8.

- berausgefommen ſeyn, welchen Anderfon un— ‚ter diefem Titel anführt: Englifh worthies 'in church and ftate, welcher in der teutfchen Ueberfegung des Anderfonfchen Werks 3. ©. 518. fehr undeutlih dur Englifche Wür: dige uͤberſetzt iſt. Keines von dieſen Buͤ— chern des Fullerts habe ich ſelbſt geſehn, und ich kan deswegen von dem wuͤrdigen Maſtal nicht mehr Nachricht geben. Nichts deſto weniger glaube ich einen Irthum, der ſehr algemein geworden iſt, verbeſſern zu koͤn—

. nen. Rlein in Hiſtoria piſcium V. p. 58. ſagt: Leonard. Maſcal lib. de piſcat. primum fe cyprinos, Karpen, in Angliam, intuliffe feribit. Eben diefes haben Richter in Ich⸗ thyologie. Leipz. 1754: 8 * ©. 792. und N. Rrünig in Encyclopädie XXXV. ©. IL: und andere wieberholet. Hoͤchſt wahrſcheinlich oder fait gewiß deucht mir, daß da din Buch des Nicolaus Marſchalk oder Maxefchalcus

| gemeint

4 Rärpen ., 4r

ſchen Syſtem liefet, daß diefe Fiſche erſt ums Sahr 1600. nad) England gekommen; id) weis ee u nicht,

gemeint ift, deraber unmöglich’ der Mafcal

aus Suſſex fenn fan. Jener war aus Thür

ringen, und ſtarb als Profeſſor der Stecdh>

‚te und der Geſchichte zu Roſtock 1325. Er bat viele biftorifche Werke gefcehrieben , die

hoc) geachtet werden, von denen man bin

und wieder gute Machrichten antriftz 3.8.

in der Damburgifcben Biblieth. hiftorica: cent,

2. P. 261. von Weftphalen menumentis editis. Tom. I in der Vorrede, auch ©. 4:0.

Fabricii bibliork. m. aevi. VI, p. 749. Sie

find allefamt felten und zwar Deswegen, weil

der V. von jedem nur wenige Gyemplarten

in feiner eigenen Druckerey, die eine der er:

ften zu Roſtock war, hat drucken laffen. ©.

Vogt catal. lib. rar. p. 444. Freytag analecta

liter. de libr. rar. p. 572. Aber am feltens

fien ift das Buch, welches Rlein gemeint

bat, und rrelches ich niemals felbft geſehn

habe, Die befte Nachricht, welche ich davon -

habe auftreiben koͤnnen, tft Die im Conr,

Gesneri hiffor. pifcium, in enumeratione au-

&orum: Nicolas Marefcalet T’hurü hiftoria

aquatilium , imprefia eft Roftochii in aedibus

ipfius an. 1520. in fol. cum picturis, fed ſictis

et abfurdis, iisdem aut ſimillimis, quales in

libris Bartolomaei . Auglici et huius farinae 'feriptorum de rerum natura habentur, Sunt autem collectanea tantum ex audtoribus ardine

alphabeti congefta; proprium nihil, neque ob-

fervatio villa, neque nomen Germanicnm vl-

Jum; ‚quod hercle miror, cum de longinquis

navigationibus fuis per maria glorietur, Pro-

mittti

432 4. Rarpen.

nit, woher mein : Lehrer dieß genommen hat. u

Dänemark verdankt diefe Fifche dem bes zühmten Staatsmanne Peter re, der fie, fo wie die Archfe und viele Obſtarten, ins Reich gebracht hat. Er ftarb 1575. (*°).

| # Mad

mittit et zoographiam et therion hiftoriam, et ornithographiam , quae ipfum praeftitiffe non puto. Dieß ſteht zum Theil auch in ferner Bibliotheca, woraus es verfchiedene wieders holet haben. Das Buch fol nur aus 23. Blättern beftehn. In dem Werzeichnife der in Hamburg verkauften Jaͤniſchen Pt - bliothef II. ©. 55. war, wenn ich mir rid: tig angemerkt habe, das Druckjahr 1517. - angeaeben. Weil ich wufte, daß der Rec— t0r Schöttgen von dem Leben des Mara ſchalk in einem befondern Auflage Nachricht gegeben hat, fo ließ ich mir ſolchen fommen, und erbielt: C. Schöttgenii commentat. de vita N. Marefchalci, quam ob raritatem recu- di curavit J. P. Schmidius, Roftochii 1752. 4 Bogen in g. aber aud) darin finde ich ©. 25. von jenem Buche nicht mehr, ald was Gefner gemeldet bat; und erft nun fehe id), daß diefe Abhandlung größtentheild in den legten Theil von Fabricii bibl. med. aevi ein= gerüctift. Ganz gewiß hat die Aehnlichkeit der Namen Maſcal und Marſchalk diefe Verwechſelung vrrurfacht, da doch der erfte nun Conrad, ber leiste Nicolaus

yat. (2?) Allgem. Welthiſtor. XXXIII. ©. on⸗

4: Rarpen. 433

Nach Preuſſen ſoll ein ungenanter Edel⸗ mann aus Italien dieſe Fiſche, welche jetzt dort haͤufig ſind, gebracht haben. Aber mit mehr Wahrſcheinlichkeit wird dieſes Verdienſt dem 1588. verſtorbenen Oberburggrafen Cafs par von Noſtiz zu geſchrieben, der gegen die Mitte des ſechszehnten Jahrhunderts Kar⸗ pen von feinen Gütern in Schlefien zuerſt nach Preuffen und zwar in den groffen Teich zu Arenſberg, einem Nittergute unweit Creuz⸗ burg, feßen laſſen. Zum Andenken zeigte man ehemald auf dem Arenfbergifchen Hofe einen über der Thür in Stein gehauenen Kar⸗ pen. Im Jahre 1535. muß diefe Colonie ſchon zahlreich gemwefen feyn , denn damals wurden Karpen von Königsberg nach Wilda gefchiekt, soofelbft ſich der Herzog Albrecht aufhielt (39). Fest werden viele Karpen von Danzig und Königsberg nad) Rußland, Schweden und Dänemark verſchickt. Mirift es fehr wahre fheinlich , daß diefe Fifche feit der Zeit übers all beliebt und bekant geworden find, da Chri⸗ ſten aus dem Fiſcheſſen einen Gottesdienſt ges macht, und deswegen in allen Gegenden Fiſch⸗ teiche anzulegen gefucht haben; weil naͤmlich Feine angenehmere Art leichter in Teichen gezos

\ I gen Pontoppidans Yaturgeſch. von Daͤnemark. Copenhagen 1765. 4* ©. 190.

C)ES. Bock Naturgeſchichte von Preuſ⸗ fen. Deſſau 1784. 8* IV. ©. 642.

4. Rarpen,

% 434

en werden kan. Seitdem ein geoffer Theil ben Guropa vernünftigere Begriffe vom Got⸗ lesdienſt angenommen hat, find viele Teiche eingegaugen, und die Karpen in proteftantis fen Ländern feltener und theurer geworden,

Zuletzt will ich noch anmerken, daß die - Spiegelfarpen, welde fi) durd) viel gröfs jere und gelbe, aber ſeltenere Schuppen, die nicht den ganzen Koͤrper bedecken, auszeichnen, erft bey neuern Schriftftcllern vorkommen: H. D. Bloch fagt, Jonſton habe ihrer zuerft unter dem Namen der Karpenkönige gedacht; aber idy Fan diefe Gtelle nicht. finden, wies wohl Zab. 29. eine elende Zeichnung mit der Heberfchrift Spiegellarpen vorkoͤmt, Die aber überall Schuppen hat und wohl jene Art nicht ſeyn fol... Hingegen hat ſchon Conr. Geſner der Spiegelfarpen gedacht, ohne fie, wie es fcheint, gefehn zu haben (?!). Nach meiner Meinung ift Balbin, der in der Mits te. des fiebenzehnten Sahrhunderts fchrieb, der erſte, welcher eine verftändliche und richtige Beſchreibung geliefert hat, und nad) ihm fcheis nen. fie aus Böhmen abzuftammen. Die ers fte wahre Abbildung fteht bey Marfigli (32).

,(?7) p. 370. Spiegelfarpen, cyprini quidam funt e Franconia, fie dicti a maculis. (22) Mifeellanea Bohem, p. 126.: Carpiones re-

gil;

5: Weinverfälfchung. 435

_ gi; quod genus vix extra Bohemiam (in Mo- ravia tamen aliquando, fed a nobis advedtum) inveneris. Duos habent ordines fquamarum ,

quae a capite'ad catıdam vsque trahuntur, cae- tera nudi funt; fquamae in aureum tolorem

- definunt, incundiflimo quodam carnis fapore

praeſtant ceteris. Sed ob teneritudinem diu non vivit, cum lorica illa fquamea, adverfus iniurias minıme defendantur. (33, Danub. IV. p. 59. tab. 20.

m nn nn ——

5. Weinverfaͤlſchung.

(Zuſatz zu Th. J. S. 179.)

Ni yon mir aus Celtes Lobrede auf Nürns berg beygebrachte Nachricht Fan ich nun durch eine andere, die ich bey Martin Zeis ler (') gefunden habe, beftätigen und ergäns zen, —In dem Jahre 1453. begunten bie „Bürger zu Augipurg , den Betrug auf dem „Weinmarkt erfimals zu merken, den vor vier Jahren Wartin Bapr zur Schwarzen Eh: „chen in Franken am erften die Weinfchenken „vnd Fuhrleute im Teutſchland gelehrt hatte, „naͤm⸗

) Chronicum parvum Sueviae oder kFleines F a Zeitbuch. Ulm 1053. 4 * ©

x

436 5. Weinverfälfchnng.

„nämlich die Möfte, damit fie nicht verjaͤh⸗ „ren fulten, mit einem rohen Speck bis auf „den Frühling truͤb, vnd den gefottenen Wein

„füß zu behalten, wie aud) die Wein mit Schwes

„fel Mar zu machen; desgleichen auch den „Wein mit Öewürßen, der ſchleckhaften Maͤu⸗

„er halben, gleichwohl nit zu geringem

„Nachtheil der Gefundheit, zu verfälfchen.”

Hier ift der Glätte noch nicht gedacht,

fondern die Rede.ift von andern Vermiſchun⸗

gen.und Verfaͤlſchungen. loch bleibt alfo die ältefte Erwähnung der giftigen Verſuͤſſung mit Bley diejenige, welche in der franzüfis fhen Verordnung von 1696. vorkoͤmt (*), ‚und dellers Vermuthung, daß fie zuerfk in Frankreich erfunden oder bemerkt worden, ift mir nun um deſto wahrfcheinlicher , da fie in Teutſchland auch um diefelbige Zeit in Würs temberg vorfömt. Nämlich im Sahre 1697 ward. dafelbft befant, daß einige Weinhaͤndler vornehmlich der herzogliche Schloßfiefer Hans Joͤrg Staltfer , zu Oöppingen Weine mit Silberglätte ‚verfchönert , und dadurch viele Perfonen in benachbarten Klöftern, auch bey dem Sauerbrunnen zu Göppingen, theils ums eben, theils um die Geſundheit gebradyt hätten. Staltſer entfchuldigte ſich damit, Daß er dieſes Verfahren für unſchaͤdlich ges als (“) De la Mare trait€ de la police I. Re;

5. Weinverfälfchung. IB

halten habe, zumal da auch der Stadtarzt zu Göppingen, Maßkoßky, den man fuͤr einen gelehrten Mann hielt, diefe Kunft bey: feinem: Weinhandel, - anwenden ſolte. Auch der GStadtarzt Srügel zu Heidenheim hatte vers fiyert, die Glaͤtte ſchade nicht, und da die⸗ ſer Mann in gutem Ruf ſtand, ſo hatte ſein Urtheil bereits viele zum‘ Gebrauche dieſes Mittels verfuͤhrt. Dieſes Geruͤcht ward dem Wirtembergifhen Weinhandel, der. damals allein dem Lande auswärtiges Geld verfchafte,: fo nghtheilig, daß die Beine in Ulm unver: kauft liegen blieben, und der Herzog Eberhard Ludwig dadurch bewogen ward, besfals: eine genaue Unterfichung anftellen zu laſſen. Die Leib: und Hofr Aerzte Salomon Reyſel und Joh. Caſpar Härlin verfiherten, die Glaͤtte ſey ſchaͤdlich, und noch ſchaͤdlicher fey der mit Wiſmut beftreute Schwefel; fie riethen daher beyde Mittel auf das fehärffte zu verbiethen. Aber dad Verboth warb dadurch) erfchtwert, daß bereits verfchiedene Perfonen vom vor⸗ nehmften Stande ihre feit einigen Jahren miss rathene fauren Meine, von einem Weber aus Pforzheim, welcher fich in Stutgart auf? hielt, auf diefe Weiſe hatten füß und glaͤn⸗ zend machen laſſen. Inzwiſchen erfotgte:die Verordnung d. 10. May 1697.,: weldhe die Verfaͤlſchung key Strafe an Gut, Chre, Leib und Lehen verboth, auch erſuchte der Herz

All. Theil. | Sf 308

438. 5 Weinverfälfchung.

| zog die benachbarten Reichsſtaͤnde, vornehm⸗

lich Bayern und Eychſtaͤt, ihre, Weinhaͤndler

und Fuhrleute in ſtrenger Aufſicht zu halten,

und ſo, glaubte man, wuͤrde alle Gefahr ver⸗ buͤtet ſeyn.

Aber ſchon in folgendem Jahre entdeckte

die Stadt Ulm in ihrem eigenen. Gebiete zu

Giengen einen armen Mann, ber.die aus

Wuͤrtemberg gekauften fauren Weine mit Släts

te verfüßt hatte. Dieſer ward des Landes vers wiefen, fo wie auch im Herzogthum mand)e desfals zum Feſtungsbau verdamt wurden. Dieſe Beyſpiele wuͤrkten ſo viel, daß man in einigen Jahren nichts weiter von diefem Unfug hoͤrte. Aber acht Jahre hernach ſuchte ein Kiefer zu Eslingen, Johann Jakob Ehrni die Kunſt mit einiger Veraͤnderung wieder her⸗

vor, und brauchte ſolche nicht nur. ſelbſt, fons

dern verführte auch andere an vielen Orten zu ihrem. Gebrauch. Darauf ward endlich. eine gröjfere Strenge angewendet, Ehrni ward ent:

hauptet; die Befiger der verfälfhten Weine

wurden an Geld beftraft, und die Weine wur; den weggeſchuͤttet. Seit dieſem Benfpiele, dem mit der Zeit mehrere in andern Ländern folaten, ſcheint diefe Kunft vorfichtiger im Fin⸗ fern gefchlichen zu haben, oder endlich. ganz aufgegeben zu feyn (2). Snzwifchen find Doch

noch

E) Sattlers Seite bed Herzogthums Pa temberg. XII.

7 Weinverfälfhung. 439 |

noch- in dieſem Sahrhunderte ‚Anleitungen zur Bereitung der Weine gedruckt worden, worin ihre Werbefferung Guute als unüblich gelehrt worden CH).

Daß die Alten die Gewohtheit gehabt his ben, ihre Beine mit Gyps zur klaͤren, bemeis fen viele Vorſchriften der Griechiſchen Landwir⸗ the. Sie wurfen in den Moft Gyps, rührter alles oft um, Tieffen es eine Zeit ruhig ſtehen, und goffen den Flat gewordenen Wein darüber ab (3). Es ſcheint aber, als ob fie. bereits bemerft haben, daß der Gyps die Verfluͤchti⸗ gung der geiftigen Theile verurſache; denn man lieſet, daß der Wein dadurch eine gewiſſe Schaͤrfe erhalte, daß dieſe ſich jedoch verliehre, aber die gute Wuͤrkung des Gypſes dauerhaft bleibe (*). Man hat jedoch in ſpaͤtern Zeiten dieſes Verfahren in manchen Ländern, z. B. in Spanien im Jahre 1348. öffentlich verbos then (°).

Stat

) Nämlid) in Wilhelm Graham’s are of ma- king wines from fruit, flowers wi herbss The fixt edition. Lond. 8. |

(3) Geopon. p. 462, 483; 94,

.(*) Geopon. VII, 12. p. 483.

OO ‚Introdu&io in ory&lographiam et soologiam Aragoniae. 1784. 8:* p. 18. Cacfarauguftae Gypfum vino admifceri folet, ne facile acefcat ;

haoc vero antiqua lege anni 1348. probibetur,

2 . quao

460 5. weinverfaͤlſchung.

Stat des Kalkes wurden ſchon in alten Zeiten gebrante Conchylien genommen (0). Auch warf man Thon in den Wein um ihn zu klaͤren, der die truͤbenden Theile mit ſich zu Boden nahm; ein Mittel, welches ich auch in den Amſterdamer Brauereyen anwenden ſehen, um das Waſſer zu reinigen, und welches auch im ſuͤdlichen Frankreiche zur Klaͤrung der Wein⸗ ſteinlauge gebraucht wird, und noch in man⸗ chen andern Faͤllen nuͤtzlich gebraucht werden Im’)

Der Gebraudy ver Wild, deſſen ich S. 201 gedacht habe, ift ebenfald den Griechen befant und üblich gewefen (5). Zu den älteften teuts ſchen Verbothen der Weinſchmiererey gehören auh die Nürnbergifchen vom J. 1409. und andere aus demſelbigen Sahrhunderte, morin aber der Glaͤtte noch nicht gedacht ift (2). Vebrigens merke ich noch an, daß aus meinem Auffaße, wozu diefe Zufäße gehören, ein Aus⸗

Y | zug quae inferta reperitur Foris in vfu non habisis

BI."

(°) Geopon. p. 486. (7) Geopon. p.'486. (?) Ceopon. p. 486, 502. Lemnius de miracu-

lis oceultis naturae. Coloniae 1581. 8* p. 291.

Vinum corruptum ac glutinoſum ladte bubulo modice falito reftauratur.

() Goedings Journal von und für Teutfche land 1784. J. ©. 499. |

6. Slintenfchloß. 441

zug in Hopfon’s hiffory of chemiſtrij eingeruückt ift, daß ich aber dieſes Buch nody nicht gefehn habe, alfo nicht weis, ob der VBerfaffer Verbefs ferungen und Ergänzungen geliefert hat.

Ar Verse Flintenſchloß. (Suſatz zu Th.J. S. 359.)

Nes lange nachher, als bereits das Rad

Cdit dem Kieß und Feuerſtein zur Zuͤn⸗ dung der Feuerrohre oder Gewehre erfunden war, zogen dennoch viele Kenner der Kriegs⸗ kunſt die Lunten vor. Zu dieſen gehört Jo⸗ hann Jacobi, der gemeiniglich nach ſeiner Vaͤterſtadt von Wallhauſen genant wird, und im Jahre 1621. Mainziſcher Obriſtlieu⸗ tenant, und hernach Obriſtwachtmeiſter der

Stadt Danzig war. Er billigte allein die

$untenfhlöffe, die alfo gemadht waren, daß

man mit dem vorberften Finger den Hahn oder

Dradyen auf die Pfanne aufziehen Fonte, Das

bey fey man, ſagte er, feines Feuers gewiß,

welches hingegen in Fenerftein zu fuchen, miss lich ſey. Feuerſchloͤſſe, fagt er, koͤnnen nicht ſo oft gebraucht werden; oft ſey der Stein zu hart, made das Nad am Schloffe ftumpf.oder

ze SEE

42. 6 Flintenſchloß.

gerfpringe, oder die Feder im Rohe werde lahm. - Die &unte Laffe fich leicht wider Näffe fihern, auch nachts ſo bedecken, daß der Feind fie nicht bemerken koͤnne. Sebod) bey nächtlis hen Ausfällen, die ſchnell und ftill geſchehen müften, wobey nur drey oder vier Schuͤſſe nis thig wären, lieſſe er die guten niederlaͤndiſchen oder fonft wohl gemachten Feuerfhlöffe pafis ven (1). Alle, diefe Bedenklichkeiten falen jeßt weg; es wird wohl go mal mit einekey Stein gefhoffen, und ein Soldat wird beftraft, wenn ihm das Gewehr bey den gewöhnlichen Uebungen unter 16 Abfenrungen auch nur ein. mal verfag.

Daß Steine wenigftens ſchon in der Mtiti des fechszchnten Jahrhunderts bey Gewehr: gebraucht worden, wird auch durdy Die Er hung von einem Stalifhen Künftler, Franc cus Angelerius beftätigt. Diefer hatte ı Holz ein kurzes Gewehr verfertigt, hatte da ein Rad und ftat des Hahns einen Hund, den Stein im Munde hatte, angebracht , alles war jo fünftlih gemaht, dag derjer - welcher dieſes Gewehr auf ver Masau

bey ſich hatte, von der Wade eingezogen ı

) Defenfio patriae oder Sandrettung Bu hann Jacobi von Wallbaujern. Sranfı 1621. Fol. ©, 54, 55.

6. Flintenſchloß. 443

weil dieſe es fuͤr eine wahre Piſtole anſah (>); Sch habe diefen Umftand auch deswegen ara führen: wollen, meil er beweifet, daß damals fchon. das Rad erfunden und die. Benennung Piſtole befant geweſen ift. Sn alten ‚Zeugs haͤuſern und Ruͤſtkammern findet ſich noch ein großer Vorrat) von Gewehren mit dem Rade. Herr General: Major von Trew und ‚Herr Commiſſar. Owenus haben die Güte. gehabt mir. Die, melde im Zeughaufe zu Hannover vorhanden find, zu zeigen. Die welche wir für bie Äfteften hielten, haben. auf dem Laufe das Zeichen einer Henne mit einem Gewehr im Schnabel; vielleicht weil fie in Henneberg ges macht find. Kine Piftole diefer Urt war ohne Holz, ganz, von Meffing und daher ſehr ſchwer. Unter dem Schafte fiehn die Buchftaben J. H. 7... vielleiht: Sohann, Herzog zu Sachfen. ‚ein Oenhr mit ven Rabe weldjes ci der

juͤng⸗

Angelerius- im Buche, de autiqui- ‚rare vrbis. Areflinae, P. 14. naͤmlich im 7ten Bande des Thefauri antiquit. Iraliae <.. Fran- ciſeus ‚Angelerius finxit aliquando ex ‚Jigfio et foliis auri felopum quam breviſſimum vna cum xota et cane ſilicem ;in:ore habente itgıeyadte et ingenioſe, vt quidam⸗ perfonatug;s,. „qui in ' bacchanalibus illum eirgumferebat, in carcerem fuerit detruſus a lictoribus putantibhus illum eſſe acneum. et vexum ſelopum ‚st; eine ar quod piſtola xyocatur. ar

54

444 6: Slintenfchloß.

jängften zu feyn ſcheint, hat auf dem Laufe die Sahrzahl 1606.

: -Meben den eigentlichen Feuerfteinen ift doch ber Kieß, der auch zuweilen Feuerſtein gemant worden, nod lange im Gebrauch geblieben. Als zur Zeit Herzogs Julius von Brauns ſchweig im Jahre 1:86. bey Seefen viel Schwes felfich gefunden ward, lief der Herzog ſolchen ſamlen und ſchlug ihn ſelbſt zur nöthigen Form, daß er ſich oft dabey die ‚Finger zerfchlug, und es die Arzte wegen der Schwefeleunfte widers riethen (3). Noch im Sahre 1716. erzählte ©. E. Strahl in einer Differtation eine Bes obachtung, die er an demjenigen Kieß gemacht hatte, welcher, wie er fagte, zu den Feuer⸗ ſchloͤſſern, unter dem Namen der Feuerbüchfens Steine, damals noch gebraucht wurden (*).

© Rebtmeiers Braunſchw. Lüneburg. Chro- nica. ©. 1070. Damit nichts zu Epilde, fon dern alles zu Nutz Fame, lieh er ſolche Nies ren und Steine alle Tage durch die Edels | Knaben und Xrabanten berein holen, und flug die felber klein, eßliche Tönnichen voll, |

- und zog den Schwefel ins Gehirn, daß oda

3Zweifel derfelbe, vorerzäblter Maaten, die

©. weile phlegmatifihe Materie rege gemacht

und zum Fluß gebradt. Er welte fich aber

- ‚Davon nicht abreden laffen, ungeachtet er

= oftmals die Finger entzwey ſchlug, DaB das

Blut darnach folgete, ſo er Doch nicht achtete.

@ ‚Joh. Strehz dif. de virrioli elogiis. Halae 1716. * p. 15. Minera illa fulphureo - tialis,

> 2 «

4

tialis, in Verifeis fodi folita, e qua pyritae, ‘pro bombardis Germanici ignitabuli (zu Feuer⸗ Sclöffern) formantur, vulgo Feuer-Buͤchſen⸗ Steine.

7: Waſſeruhr. (Zuſatz zu Th. J. S. 428.)

| Wir dieſe Waſſeruhr ſchon im Jahre 1643 3 erfunden gemwefen, fo würde fie wahr⸗ fcheintih auch Rirchern befant gewefen feyn, der alle damals befante Arten befchrieben hat, ohne tiefer zu gedenken (6). Sie muß noch im Sahre 1691. in Frankreich fehr felten ges wefen ſeyn; denn damals gab Graverol eine Zeichnung und Beſchreibung, aber nur nach den aͤußern Theilen, und verſprach die innere Einrichtung zit melden, fo bald fie bekant wer⸗ ben dürfte (2). Damals war feine Uhr nod) bie einzige in Nifmes. Er meldete zugleich, daft ein Stalifcher Jeſuit, der zu Bologna ges \ | lebt, : CO) Sn dieſem Jahre iſt Ars vmbrae et lucis

zum erſtenmaäl gedruckt worden. In der Aus:

gabe von 1671. find vielerley Arten Waffers uhren ©. 698. bejchrieben worden.

(*) Journal des fcavans pour l’annee 1691. nad) ‚der. Quartausgabe ©. 75. 2

Es

7. Wafferubr. 445

J

445 7. waſſeruhr.

lebt, die Erfindung vor nicht langer Zeit ger macht habe, daß fie aber ihre Volkommenheit dem Taliaifjon, Profeffor der Rechte zu Tous louſe und einem jungen Geiſtlichen, namens De Pifle verdanke. Nad) feiner Meynung folte diefe Waſſerpenduͤle, fo nante er fie, die gewöhnlichen Uhren bald verdrängen. Aber ein Paar Monate nachher ward aud) die innere Einrichtung der Walze befchrieben und abge: bildet, wobey der Einfender anmerkt, daß fie pöllig fo befcyaffen fey, wie fie Martinelli unter dem Namen der Elementaruhr beſchrie— ben habe. Schon vor acht Jahren fey eine foldye Uhr zu Rom in der Samlung des Ciams pini gewefen (?).

Dem die Gefchichte diefes artigen: Kunfts werks angenehm ift, dem wird es vielleicht auch nicht unangenehm feyn zu wiffen, daß der gefchickte Zingicffer zu Chartres, Salmon, eine Funftmäffige, volftändige Anmeifung. zur Verfertigung und zum Gebrauch deffelben ges Liefert hat (*), Auch er glaubt, die Erfins dung fey kaum hundert Jahre alt, und er bes ſtaͤtigt die Nachricht, daß die Zingieffer zu Send in Vonrgogne zuerft diefe Ahren zum Verlaufe gemacht und vornehmlich bey den

Land⸗

(3) Eband afeliſt S. 139.

(*) Arc du potier d’etain, par Salınor. “Paris 1788. fol. * p. 131.

7. Wafjerubr. 447

Sandlenten in Gebrauch gebracht haben, der dafelbft auch noch ganz algemein ift. Ganz wahr ift es, was er behauptet, daß diefe Uhren “aus keinem andern Metalle leichter, ‚genauer und danerhafter ald aus Zinn verfertigt wer⸗ den koͤnnen; beſitze ich doch ſelb eine aus Meſſing, die ſehr gut geması =, aber freylich leiht ven Säuren leiter. bee neueften Verbefferungen gehört ber Bir

welcher aus einer Ölede und einem Eiriuru derwerke, wie an einer Slasıhr , bei, ‚und oben an daS Gchel, worin er Bine hängt, angefhreben wird. Dir Mar be ie druͤckt an der Etuude, wi e med el, © nen Heinen Hebel nieder, ber alizanr rı- "os wicht fallen laͤßkt, motuch Der Weir u Ze wegung geräth. Man bring au zıı be dem Geftell eine Uhrfcheibe mir eincır 32.507

an.

448 8. Magnetiſche Ruren.

77

8. Magnetiſche Kuren. (Zufaß zu Th. J. ©. 331.)

Sy nicht Paracelfus der Erfinder diefer Kuren ſey, wie Lefling gemeint hat (7),

beweiſet die yon mir bereits angeführte Stelle bed Aetius. Jetzt kan id) audy noch den War; cellus (2) zum: Zeugen bepbringen, der aud

im fünften Jahrhundert gelebt und verfichere hat, daß der Magnet Kopfſchmerjen vertreis. be. Zu denen, melde im fechszehnten Jahr⸗ hunderte eben. dieſer Wirkung gedacht haben, gehört au) Leonard Camillus (?).

(*) In feinen theuren Rolleftaneen. II. ©. 117. Die beyden Bändchen, Berlin 1790. find zu drey Thalern angefeßt. -

(?) Magnetes lapis (qui atitiphyfon dieitur) qui ferrum trahit et abiicit, et magnetes lapis qui fanguinem.emittit et ferrum ad fe trahit, collo alligati aut circa caput, dolori capitis_mede- tur. De medicamentis cap. I. in Stephani ar- tis med, princip. II. p. 253.

(*) De lapidibus lib.2. p. 13T. Magnes geftatus fpafmum artheticum ‚doloremque curat.

EEE

9. Dibliograpbie. 449

BZ „. Bibliographie der

Geſchichte der Erfindungen.

Syieieriaen, welche bisher dieſe Gefchichte fen. Zur erften rechne ich die, melde eine algemeine Geſchichte aller Erfindungen ohne Unterfchied zu liefern gefücht haben; zur zwey— ten die, welche die Erfindungen einzelner Voͤl⸗ ter, Länder oder Staͤdte abgehandelt haben; zur dritten die, welche die Erfindungen eineg gewiffen Zeitalterd oder gewiffer Jahrhunderte erzählen; zur vierten bie Geſchichtſchreiber des rer Erfindungen, welche zu einzeln Willens ſchaften und Künften gehören; und zur fünfz ten Klaffe diejenigen, weldye nur über einzelne oder einige wenige Erfindungen Unterfuchungen angeftellet haben. ne

‚Die erfte Klaffe ift diejenige, welche fichers” lid) am wenigften zur Aufklärung .diefer Ges ſchichte beygetragen hat. Ihre Schriftfteller haben, weil fie alles liefern wollen, am wenig⸗ ften geleiſtet; um vecht viel zu famlen, haben

fie

bearbeitet haben, theile ich in fünf Klafs

450: 9. Bibliographie.

fie auf guten Glauben alles angenommen und wieder erzählt, was fie haben auffinden koͤn⸗ nen, ohne fi) in eigene Unterfuchungen einzus laffen. Die meiften haben nur aus den Altes ſten Schriftftellern,, - welche am leichteften zu brauchen waren, geſchoͤpft, und man findet Daher faft bey allen einerley. Nur. felten has ben fie ihre Quellen angezeigt, und man ges xäth daher in Verlegenheit, wenn man einmal bey ihnen ‚einen weniger befanten Umftand ans trift, und, um ihn brauchen zu koͤnnen, Die Zeugniffe wiffen will. Viele haben die alphas betifhe Ordnung gewählt, welde für ſolche Samler freylich die bequemfte ift.

Viel gröffere Werdienfte haben die Schrift: fteller der übrigen Klaſſen, die, wegen der gewählten engern Gränzen, fleiffiger nachge⸗ ſucht, auch manche Quelle benußt haben, vie andere nicht gefant oder. doc) unerfhöpft ges laffen haben, Sie haben meiftens forgfältig eigene Unterfuchungen angeftellet, zumal went ed darauf anfam, andere zu widerlegen, wels Che eine Erfindung einem andern Wolfe oder Zeitalter zueignen wollen. Die aus der viers ten Klaffe haben befonders den Vorzug, daß fie mit den Erfindungen, welche fie abhandeln, ober ihren Gegenftänden genau befant find; dahingegen die Samler der erften Klaffe mei⸗ ſtentheils Erfindungen anführen, von vn |

fie

9. Bibliographie. 41

fie, felbft. nicht den geningften. Begriff haben, deren Veraulaſſung fie alfo nicht begreifen, und deren Nugbarfeit oder Erfolg ſie nicht zu beurtheilen vermoͤgen.

Die Schriftſteller der legten Kaffe haben die Empfehlung für ſich, daß fie nur foldye Erfindungen gewählt haben, deren Gefdichte fie zu berichtigen oder zu erweitern glauben kon⸗ ten; man darf ihnen die Kentniß deffen, was | andere bereits ber eben-diefen Gegenftand ges liefert "haben, zutrauen; wiewohl man nicht berechtigt ift, mit ihnen zu hadern, wenn ihs nen ein oder ‚anderer Umſtand entwiſcht ift, der vielleicht zufällig denjenigen längft befant geweſen ift, der nie den Vorfaß, auch wohl garnicht einmal die Geſchicklichkeit gehabt hat, Unterfichungen diefer Art anzuftellen. Webers : haupt ift die Zahl diefer Geſchichtſchreiber noch nicht groß. Viele Erfindungen ſind gar noch nicht unterſucht worden, vornehmlich ſolche, welche zu den ſo genanten mechaniſchen, oder oorzuͤglich nuͤtzlichen Kuͤnſten gehören, und von den bisherigen Gegeuſtaͤnden der Gelehrten am weiteſten entfernt ſind.

Weil dieſes Theilchen der Buͤcherkunde, ſo viel ich weis, bisher noch von keinem beſon⸗ ders bearbeitet iſt, und dennoch dieſe Ergaͤn⸗ zung in mancher Ruͤckſicht nuͤtzlich und ange⸗ nehm ſeyn kan, ſo will ich den Aufang machen,

von

452 9. Bibliographie.

von ben dahin gehörigen Schriften Die mir bes kanten Nachrichten mitzutheilen.

Forfitan et noftrum nomen mifcebitur ıfis; Nec mea Lethaeis fcripta dabuntur aqus, Ovid. ars am. Ill, 339.

1. Teatro de gl’ inventori di tutte le coſe. Del dottor filico Vincenzo Bruno di Melfi. All illuftrif, et excel. fig. D. Francefco di Caflro, vicere di Napoli. In Napoli, per Tarquinio Longo. 1603. ohne Vorreden . and Negifter 291 Seiten in Flein Fol. *.

Der Verfaffer war von Melft, ein Stadt im Königreiche Napoli, lebte im Anfang des fiebenzehnten Sahrhunderts, war Arzt, wid hat auch eine medicinifche Schrift über die Tu ranteln gefchrieben. So viel meldet Toppi (?), und mehr hat auch Mazzuchelli nit von ihm gewuft (7). Das Buch ift wohl in wenigen teutfchen Bibliotheken vorhanden, wird auch nur felten in Stalifhen Schriften angeführt. Toppi giebt das Format in Folio an, aber Mazzuchelli in Quartz es find auch wuͤrklich | | | mit (") Bibliotheca ‚Napoletana. In Napoli 1678. fol. * p. 305. (?) Scrittori d’ Italia. II, 4. p. 222%. J P) cherſchen gel. Lexic. te

fel, V. Brunus genommen. Haller biblioth. praötica II. p. 356. | |

Ei- —— re

9. Bibliographie. 453

mit jedem Buchftaben vier Blaͤtter bezeichnet. Ohne Wahl und Beurtheilung hat der Verf. alles: aufgenommen, was er von irgend einer Erfindung: vorgefunden hat, und feinen ganzen Vorrath has er, jedoch nicht fehn genau, nach bem. Alphabet geordnet,‘ Das. meifte iſt aus alten Inteinifchen und griechiſchen Schriften und aus. Polydor Dergil. geſamlet, daher hier die nutzbarſten Erfindungen der Neuern ganz vermißt werden. Man koͤnte vermuthen, dag Bruno manches aus Stalienifchen Büchern, Die bey uns ſelten find ünd nody feltener'gelefen werden, gefchöpft hätte; aber fo viele- Mühe bat er ſich nicht gemacht. it: bi

Inzwiſcheu finde ich einen Namen, den ich mir noch nicht erklaͤren fan, und zwar bey einer Nachricht, die fi mir durch Wichtigkeit vor allen andern auszuzeichnen fcheint. S. 178 ſteht: Il noſtro Nitro, che Ti fa da terra forr’ vn tetto per molti giorni riferbato; ouero da

fterco di.porci © pecore, ö'di quefli dal limo .

fuperfundendoci acqua nel :giorno, che dopoi la nitrofita, che in’efle terra fi contiene con. trahe ouero che la craflezza d’un certo modo; Pacqua decotta.nelle flirie del nitro fi trafniu- ti; d )

le cofe predette nel lougo della polue, onde il nitro di quel modo parato'non &altto ch’ vna nitrofita concreta d’ alcuna terra; et nel noſtro tempo ne’ muri humidi queſto nitro fi AM. Theil, Sg coglie

alche i fclopettarii ne fanno la polue, con

*

454 9. Bibliographie.

coglie et piglia; inuentato dico da vn? huomo (ſecondo Altirel.) di Ptaga, che fi chiamaua Artinfico,. huomo molt' efercitato nelle compofitioni dell’ opere di miſtura. Wer Aft diefer Artirel? ift der Namen ganz auöges fehrieben, oder abgekürzt, 'wie das Punkt ans zudeuten fcheint? In dem vorgefeßten Vers zeichniffe: Autori dell’ opera, ſteht Altirel di Praga. Ferner ©. 32. liefet. man: ‚La Bom- barda ritrouata nella ‘Alemagna da Tex defchi, ne fi sa il particolare autore, dice il Polidoro: ma poi fi ritrouato ne’ferittori, e hanno fcritto delle cofe. alimanefe „che Altirel di Bragtia, et i primi, che:la vlarano, fecondo ilVolterano Rafaele, furano:i, fignori Venetiani contro i Genouefi nella guerra di Cioggia !’anno di Chrifto 1380. ; Iſt hier der oben genante Altirel von Prag zu verftehn ? Sch erinnere mich nicht, dieſen Umſtand und biefe- Namen in. den vorhandenen Auffäßen über die Erfindung des Schießpulvers gefun⸗ den zu haben. Go gar der gelehrte Gramm _ hat nichts davon, Die Sache verdient eine weitere Unterfuhung, wozu ich jeßt nicht aufs gelegt bin. :. .. Pr

2. Luigi Contarini de gl inventori di tutt€ le

fcienze et arti. 1.

Dieſer Schriftfteller aus einer. vornehmen Venedigſchen Familie, hat verfchiedene feinex en Auf⸗

9. Bibliographie: 455

Auffaͤtze unter folgendem Titel zuſammen druk⸗ fen laſſen: Il vago e dilettevole giardino. Raccolto dal P. Luigi‘ Contarino. crucifero, Et in quefta terza editione da infiniti errori emendato. ‚In Vicenza 1597. Ohne Vorreden und Megifter 504 Seiten in 4. Diefe Aus» gabe habe ich aus der Univerfitätd- Bibliothek vor mir, wobey noch eine Zugabe ift mir dem Titel: Aggiunta al vago e dilettevole no delR.P. Luigi Contarini, dal! iſteſſo aut· tore nouamente compoſta. In Vicenza 1596. Ohne Vorrede und Regiſter ı 24 Blätter in 4. Unter dem Vorbericht des Verlegers ſteht bie Jahrzahl 1589. In dem erſten Theile ©. 433-447. findet ſich der Aufſatz, deffen Ti⸗ tel ich oben hingefeßt habe. Ein mageres Vers zeichniß, welches nur aus den alten Griechis fhen und Lateinifhen Schriften zufammen ges tragen ift, ohne Drdnung und Beurtheilung. GBbilini (3) fagt, der Verfaffer habe ums J. 1578. geſchrieben; Papadopoli aber (*)- meldet, er fey 1650. im: 48ften Sahre feines Alters geftorben, und dieß liefet man auch in Joͤchers Gelehrt. Lexicon. Soria (?) hin⸗

| | gegen

() Teatro d' huomini letterati. In Venet. 1647.

4. * p. 157. (*) Hiftoria gymnaſii Patavini. Venet. 1726. 2 tomi in fol. * IL p. 302. : . | er Memorie ftorico -critiche degli ftorici Napo- litani. In Napoli 4. Tom. J. p. 188.

46 - 9. Bibliographie.

geaen fagt nur, er habe am Ende des ſechs⸗ zehnten und Anfange des folgenden Sahrhuns derts gelebt, habe ſich cine Zeit in Rom auf⸗ gehalten, von da er 1559. wieder nad) Vene⸗ dig zurück gefeyri fey. Das Fon nun alles zus fammen nicht wahr feyn, und da viele Schrifts fteller diefes Namens gemwefen find, ſo jcheint wohl eine Berwechfelung vorgegangen zu feyn: Soria führt von Giardino die ste Ausgabe anz Vicenza 1607. in 4., und eine andere ebendas felbft von 1616. mit dem Xitel: . Giardino ftorico, poetico, geografico &c. ferner noch eine Venedigſche von 1660. brey Theile in 12.

und in dem Catalogo bibl. Bunauianae I, 1.

p- 464. ift einer Ausgabe von Venedig 1683. von einigen Iheilen in ı2. gedacht worben.

3. Guilielmi Paftregici Veronenfis de origini- bus rerum libellus, in quo agitur de feriptis "virorum illuftrium, de fundatoribus vr-

bium, de primis rerum nominibus, de in- . ventöribus rerum, de primis dignitatibus, deque magnificis inftitutionibus, e tenebris edudtus in lucem a Michaile Angelo Bioudo.

Venet. 1547. in 8. apud Scipionem Blon-

dum.

Diefes feltene Buch habe ich felbft niemals gefehn. Der Verfaſſer wird oft Paftregicus, oft Paftregius, auch Paflrengus und Paftergicus, Guglielmo Paftrengo genant, und zwar nach

| dem

| 9 Dibliograpbie: 451 dem kleinen Dorfe Paſtrengo, welches auf der

Jonſonſchen Charte: Territorio di Verona,

zwiſchen Verona und dem Lago di Garda an der Adige angemerkt iſt. Er hat ums Jahr 1330. gelebt, iſt Advocat geweſen, jedoch hat er auch ein öffentliches Amt gehabt. Petrarcha rühmt ihn als, feinen Lehrer und Freund; Onofrio Panvini (°) und viele andere los

. ben ihn, als einen der gelehrteften Männer

feiner Zeit. Sch habe. den Titel des Buchs nad) dent Labbe (7) angegeben, wobey ich aber anmerfe, daß Gefner (#) ftat der letzten Worte hat: per Nicolaum de Bafcarinis, an- no 1547. in 8. chartis 16. et dimid. alſo 164 Bogen. Daß das Buch nad) dem Alphabet georbnet ift, daß es mit Anaximandro philo- fopho anfängt, meldet Taffoni (?). Daß es ſehr fehlerhaft gedruckt: ift, ſo daß ſich an

manchen Stellen kaum der Sinn errathen laͤßt,

J

und daß das Buch ſelbſt zu Venedig ſehr ſelten iſt, verſichert Montfaucon, ber es der Muͤ⸗ of | | he ‚, (°) De vrbis Veronae viris illuftribus, . Veronae 1621. 4. p- 47. Einige Nachrichten von Pa⸗ firengo findet man in, Giornale de’ letteratı d’ Italia XV. p. 198. Fabricii bibliorh. med, er . inf. ae. Ul. pP. 473-,. |

0) Bibliotheca bibliothecarum p. 123. -

-- (°) Bibliotheca per Simlerum p.'260. ' (?) Bibliothecae Venetae- manuferiptae, Veini 4650. 4. p27 ° oo I

ver

9. Bibliograpbier

he

werth hielt; | es mit zwey Handſchriften zu

vergleichen, um es neu heraus zu geben, wel⸗ ches aber nicht geſchehn iſt (60). Hr. Frey⸗ tag rechnet es alſo mit Recht zu den ſeltenſten Büchern (IF); Vogt aber hat es nicht ges nant. | NE N

4.

Verum inventum, hoc eft, munera Ger.

maniae, ab ipfa primitus reperta (non er vino,. vt calumniator quidam fcoptice in.

. vehit, fed, vi animi et corporis) et reliquo . orbi communicata, quae tanta funt, vt

leraque eorum mutationem mundo fingur

| Bi vniverfa longe ytiliflima extiterint, tradtatu peculiari evoluta et tra-

- r

dita auctore Michaele, Maiero, Comit: im-

peria-

9

":(20) Diarium Italclim.‘ Parif.-1702. 4- * p. 48:

2

in dem Verzeichniß der Handfihriften in deu

‚+ Dominicaner Bibliothek zu Venedig : Guillel- mus Paftrengicus de viris illuftribus; erat is

Petrarchae magiſter, cuius ılle frequenter non fine laude meminit. Eftque opufculum vt illo . aevo perutile,. multi fcriptores, , multique li- bri non noti ibidem memorantur. Poftea.vero . In quodatn bibliopolio incidi in eundem Paftren- gicum Venetiis cufum anno 1547. At perinde ' ignotus eft etiam Venetiis, ac fi numquam vi- diffet lucem; ad haec mendis infinitis foedatus, vt vix apta fententia eruatur, hiulcus et: late- rus in multis, ita vt operae pretium duxerim, - illum ad duos Romanos. codices caftigatum et auctum typis iterum dare inter Anecdota.

0) Analecta litteraria. Lipſ. 1750. 8.* p. 662.

5. Bibliographie. 419

5 penan conſiſtorii, Equite, Exempto, phil, et med. D.P.C. olim Aulico Caeſar. nune iälluſtriſſ. princip. ao Dn. Mauritii Haſſiae

Landgravii &c. Archiatro. Francofurti« : Sumptibus Lucae Jennis EI 249 Seiten In |: TE ORTE Y . Der Berfaff er, aus Rensburs in Holſtein gebuͤrtig, mar eine Zeitlang Leibarzt bey dern

Kayſer Rudolph II. der ihn vornehmlich wer gen feiner ‚auch von Morhoff und andern ge⸗ lobten ehemiſchen Kentniſſen, ſehr hoch fchäßte; und ihm die Ehrenzeichen ſchenkte⸗ die er ſei⸗ nem Namen beyzuſetzen pflegte. Nach des

Kayſers Tode ward er Leibarzt bey dem Land⸗ |

Hrafen von Heften, und flarb zu Magdeburg 1622. im 54ſten Jahre feines Alters (12). Die Urfhrift, deren ganzen Titel ich angeges ben habe, iſt dem Mathe der Reichsſtadt Strass burg dedicirt. Der Verleger lieg fie gleich ing

überfeßen (>), daſt es, als ob

2) Ausführliche Nachricht: son ihm und ſei⸗ nen. vielen gedruckten und noch ungedruchten Schriften findet man in Molleri Cimbria lire- vata I. p. 376. und daraus in Joͤchers Gel. Lexicon.

'@) Verum inventum, das ift, von den hoch⸗

nuͤtzlichen, herlichen Erfindungen vnd Kuͤn— ſten, welche von der loͤblichen Teutfchen Nas tion, aus fonderbaren hohen Verſtandt und

Scharpfſinnigkeit erftlich erfunden, erft: 894 lich

460 9. Bibliographie:

ob nur die Spöttereg’ des Owens über die Er⸗ findungen der Teutſchen und über die ihnen zu: Hefhriebene Neigung zum Trunk, -den' Verf. zu diefer Schrift veranlaffet hat, weil er fie . darin bey jeder Gelegenheit rügt: Aber Owen bat wohl nur feinen Witz anbringen wollen, und eine, ernfihafte Wivderlegung. nicht vers dient (**)..- Die Erfindungen, wegen welcher hier die Teutſchen gepriefen, werben, finds Die erlangte Römifche Kayferwürde, das Schies⸗ pulver, die Buchdruckerey, die Verbefferung der Religion, die Arzneyen des Theophr. Pas raceljus und die Geheimnijfe der Rofenkreuzer, die doch. der Verf. nicht verrathen bat (!°). Ueberal ift viel fremdes eingemifcht, und in genaue Unterfuhungen hat ſich M. nicht einge: * laſſen, lich Lateiniſch beſchrieben durch Mich. Maie- rum. Nunmehr der Teutſchen Nation zu ſonderm Wohlgefallen,; in felbige Sprach vers feßt durd} M. Georgium Beatum, Francöf. Gedrucdt zu Frankfurt, in Verlegung Lucan Jennis, 1619. 254 Seiten in 8.* Debica- tion und Borrede ber Uxrfchrift fehlen; dage— gen hat ber Ueberſetzer eine Vorrede zugefeßt, worin er den Verfafler feinen großgünftigen Herrn und Patron nennet. ("*) Maier hat auf der zweyten Seite unter Owens Epigramm folgende Antwort gefegt. Sis Vates, fatuufue licet, verum Ouvene dicis, Invenit verum Teuto, fed absque mero. (#5) Inyentum politicum, bellicum, litterarium, theologicum , medicum, chymicum,

9. Bibliographie. 461

laſſen, aber das Buch iſt doch. ein Beweis,

daß er, wie ſchon Morhoff geurtheilt hat, un⸗ ter den Adepten ſeiner Zeit der gelehrteſte ges weſen iſt. Gelegentlich .("°) wirft er den Ve⸗ nebigern bie neidifche Geheimhaltung ihrer Ers findungen vor; dahin rechnet ev die Vortheile in der Seidenfärberey, die Verfertigung. des Gryftalglafes, des rothen Schmelzglafes und des Boraxes. rg

5. The hiftory of the principal dilcoveries - and improvements in the feveral arts and fciences; particularly the great branches of ‘commerce, navigation and plantation, in all parts of the known world. Lond. 1727. 307 Seiten in 8. *. ne | Scheint zwar dem Titel nach hieher zu ge⸗ hören, ift aber doch nur eine kurze Gefchichte ‚-" (76) Pag. 100, Satis cönftat, quomodo Veneti fi . qua habeant prae .caeteris. inventa, ca celent ex invidia prae aliis, ne divulgentur, inempe in arte tingendi fericum variis coloribus, con- fiiendi vitra criftallina, /malsum rubeum, chryfocollam, et aliis. De tindtoribus notum eit, vt fi quis exterorum aliquamdiu eos maneat et multa ab ıis diſcat, non facile abire permittatur; quodfi vero abitum paret, per carnificem virgis (ad pudorem, non dolorem incutiendum) in tergo fupra veftes caftigatus ex vrbe educatur, Der Ueberfeßer hat jene Worte durch: rothen Schmergel und Chrys ſocolla verteutfcht. | 695

458 9. Bibliographie. des aͤlteſten Handels der Phoͤnicier, Certha⸗

‚ger und Roͤmer. Der ungenante Verjeſſer

hat den Borfaß gehabt, dieſe Geſchicht bis auf die neuere Zeit fortzuführen, hat aber hier gieih nach der Entdeckung von Amerika aba brochen, umd nichts weiter geliefert. Mur ins 19te Kapitel ©. 250. von Erfindung ber Magtietnadel verdient -allenfals einer Ermähr nung, mie wohl nichts vorkoͤmt, was nidt fhon andere-gejagt haben, Roger Baco habe ums Sahr 1380. zuerft bemerkt, daß der Magnet nach Norden weife, und der Meapo: litaner Gaeta fey der erſte, welder Stahl. magnetiſch gemacht habe. * Dieß Bud iſt noch im Jahre 1767: ins Franzoͤſiſche uͤberſetzt worden: Hiftoire de principales dẽcouvertes faites dans les arts et les fciences, fur tout dans les branches im- portäutes du commerce, Traduite.de PAng- lois par M. E. Lyon... 396 Seiten in 12. *. Der Heberfeßer ift Marc: Antoine Bidous, Ingenieur zu Marfeille, der noch viele andere Buͤcher aus dem Engliſchen überfeßt hat.

Auch hat man eine Italiſche Ueberſetzung oder vielmehr Umarbeitung dieſes Buchs: Delle principali fcoperte nelle ſcienze, com- mercio, arti e navigazione dopo il diluvio. Opera di M. Eidous, ridotta in dialogo ita- liano da Yigilio Gecunez, per uſo della.nobi-

er | le

un 9. Bibliographie. 463

le gioventũ Italiana. Torino 1786. 198 Sei⸗ ten in 12.* Um ein Leſebuch für Kinder dar⸗ aus zu machen , iſt alles in. Gefpräche: ges

- Sainlung von '3i8 Artikeln. Osnabruͤck 3784. 5 Bogen ing. *. .[o Als ich in den Jahren 1771 bis 1780. die Ausgabe des Lauenburgiſchen Taſchenka⸗ lenders beſorgte, hatte ich den Einfall, zum Ausfuͤllen, eine kurze Geſchichte der Erfindun⸗

F

en, fo gut fie ſich ohne eigene Unterſuchung Famei laſſen wolte, zu liefern. Dieſes The⸗ ma fand Beyfall; es tft hernach fortgeſetzt und in mehre ähnliche Kalender aufgenommen word den. Hr. Cbriftian Ludolph Reinhold, $ehrer der Mathematik an. Ssnabrülkfeen Gymnaſium, von dem perfchiedene Schriften Yorhanden find, und dem man die Charte 60 Stifte Osnabruͤck und den Grundriß der Stadt . verdankt, hat diefe Kalenderz Artikek, fo tie er. ſie fand, ‚unter jenem Titel, in feiner eiges nen Druckerey, zuſammen drucken laffen, uid er war geiwillet, noch Fortfegutrgen zut.liefern,, die aber nicht erfolgt find. Er ift vor kurzem geftorben. : er we IA 7. Di.

464 9.. Bibliographie.‘ ge Didlionnaire des origines, ou '&poques des

- Ihventions utiles, ‘des decouvertes impor= » tantes, et de.) etabliffement des peuples, des religions, des fedtes, des herefies, des loix, des coutumes, des modes, des digni- tes, des monnoies &c, A Paril. 1777.

en

6 Theile in 8.*. | Der Verfaſſer wird in dem angedruckten Privilegium D’ Origny genant, Er hat, wie die meiften feiner Vorgänger, ohne große Mahl, ohne Anführung der Beweife und obs ne Anzeige feiner. Quellen, alles aufgenommen, was ihm irgendivo von Erfindungen vorgekom⸗ men tft; alles diefes hat er im kurze Artikel gebraht, und folhe nah dem Alphabet ges prbnet.. Manche find jedoch nur Erklärungen des Gegenftanded, ohne bie geringfte Nach⸗ richt von der Entftiehung. Aber ungeachtet dieſes Buch eigentlich zur Geſchichte der Erfins nichts beytragen kan, ſo kan es doch adurch nutzen, weil man eine kurze Erklaͤrung der geiſtlichen und weltlichen Orden, der Feſte, der Ketzer, der franzoͤſiſchen Bedienungen, Gerichte, Abgaben und vieler Kunſtwoͤrter der fraͤnzoͤſiſchen Jurisprudenz darin findet. Der erſte Band von 470 Seiten enthaͤlt die Buch⸗ ſtaben A—D; der zweyte von 498 Seiten fr .9; der dritte von 517 Seiten —T35 er vierte von 512 Seiten R—YT; der fünfs | Bong

rd

. Bibliographie. 465

te von 486 Seiten I —D ; der fehfte vom 410 Seiten die Buchſtaben A 5. , In den franzöfifchen gelehrten Zeitungen ift dieſes Buch unmaͤſſig gelobt worden. 8. Curieuſe Nachricht von Erfindungen und Erfindern der Wiſſenſchaften, Kuͤnſte und Handwerken, mit angefuͤhrten Autoren, in "bequemer Kuͤrze nach alphabetiſcher Ordnung eingerichtet. Hamburg bey Schiltern 1707. 167 Seiten ih 12.0 21 Dieß iſt das legte Stück einer Encyclop&s bie der ehemals fo genanten galanten Willen» fhaftei, SIE int Anfange Befee Tabrfunee unter. dem Titel: Det geöfnere Ritrer-Pla zu Hamburg, ſtuͤckweiſe gedruckt, einige mal aufgelegt worden, und drey Theile in 12. auss macht. (17). Matt molte dadurch ſolchen Pers fonen, die zu vornehm oder zu bequem find, etwas mit einiger Mühe zu erlernen, wenig⸗

ſtens fo viel Yon einigen nüglihen Wiſſenſchaf⸗

ten beybringen, als nöthig if, um wenigftens in Gefelfhaft davon [wagen zu Fönnen. Mans he Stücke find für die damalige Zeit fehr gut gerathen, und das Buch hat gewiß dazu ger "dient, die Aufmerkſamkeit der Vornehmen und ber Studirenden anf mande nößliche Gegen⸗

Te

* (7) Die erfte Ausgabe wird die vom $. 1702

bis mit 1704. ſeyn. „Der erſte Band iſt auch

1715der zweyte 1711. und der dritte 1723. gedruckt worden, =

2 . [ * | R 2 4 - 14 2 « “a » i Ah > 4 y i % ® 3 J * r >

Levitas hominum atque inconftantia hine opti e me perfpici poteft „, qui donec res aliqua perfecta fit, eam mirantur fieri poſſe; poftquam fadta fe-

mel et, ’iteram mirantur e&am iam pridem factam non fuifle.

Vertlamins ‚augmensis Jim, P- a

u &

Indate

en ‚ec

i. Soiegel. NT

Die erften waren von Metal - ©. (u69) . 23 a tauglichfen " j ee aus Silber -— ie eg

f

» Spiegel von Kupfer, Meffing , ‚Gold -, 282 die meiften waren aug.einer welalliſchen Mi⸗

ſchung gemacht 284 chemiſche Unterfuchung eines alten metalle: nen Spiegels - e anti BZ . Spiegelvon Stein: gemaht - ..,7..,n,29L vom obſidianiſchen Stein 2892 von Phengit es 93 von Smaragd - u tigiefen 393 von Rubin - 297 Spiegel der alten Amerikaner ı von Kieß und Lava J 299

Glasſpiegel, wie ſie zuerſt gemacht worben 30L Glasfpiegel, die zu Stdon gemacht worden 302 ob diefe fchon das Amalgama gehabt haben 307 vermeinte Erwähnung der Stasipiegel bey

Stobäug - '308 auch bey Alerander von Aphrodifi 06 - 312 aud) bey Iſidor - - '316 Spiegel des zwölften Jahrhunderte - 318

die erften wahren Glasfpiegel im dreyzehn⸗

ten Jahrhunderte 319 die Altefte Verfertigung der Slasfviegel 324 Kleine Nürnberger erhabene Spiegel 326 Die Alteften Spiegelhütten in Srankreich 329 Thevart, Erfinder der gegoffenen Spiegel 330 Fe und Unbequemit ichkeiten dieſer Er⸗

ndun

333 neueſte Verbefferung der Glasfpiegel. - 334 II. Kunſt

Inhalit.

II. Kunſt in Glas zu ſchneiden und zu aͤtzen.

Schon die Alten ſchnitten Glas erhaben und vertieft

33 Lehmann, zweyter Erfinder diefer vergeffe:

nen u

nft 338 Shwanhard, groffer Kuͤnſtler in Glas⸗

ſchneiden

339 Gebrauch des Diamants zum Glasſchneiden zar

| 548 Erſte Bekantmachung des Aetwaſſers = 599

55 | Bann es befant geworden iſt, daß er er⸗

Kunſt in Glas zu aͤtzen von Schwanhard erfunden

nung glat Geſchichte des Flußfpats - waͤrmt leuhtet

5 Mann die Verarbeitung des Stußfpats in ‚557

III, Bibliographie. ber Sesicre der Er:

gland angefangen -

findungen.

9. Joh. Marthaei libellus de rerum inven- toribus. 10. Polydori Vergilii de rerum inventeri- bus libri VIII. - Die Alteften, aber Schrif⸗

346 er vertiefte den Grund und ließ bie Zeich⸗

L

559 564

ten von der Geſchichte der Erfindungen. 565

Alle befante Ausgaben von bes Pol. Vergilii libel. de rer. inventoribus.

2

571

Spiegel

F mag immer feyn ; daß ı ein klarer Bad der erfte Spiegel geweſen MiCH), ‚aber

mit Er großten —— fan ı ng do

Von benen; die: vor. mir eben Diefen —* abgehandelt haben, ſind mir folgende befant geworden. :

Eberhartus de Weihe. de’ eculi örigine, vn. 9” abufu. Cine A A Comp "Bor, deren ich ſchon int mweyten Bande ©

395 gedacht habe. ,..

„u „. Spanhemii NE in "Collimachi 2 hymnum in lavacrum Palladis p, 615. #,,.; Meurſu exereizar; chiricarum Il, 2; 6 in Ope- ribas ‚vol. 5 p. ‚624 * Nur einige Stellen der Alten.

-Hiftofre‘ de anne ides‘ —E— Tome 23 P. T40: Recherches fur les miroirs "des ancien⸗ par Menntd: T ;&in kurzer mage⸗ is zer Aufſatz. —R Lunhnnn

Bagęi di dirk "accademiche lette nella nob. 'accadeifia' etrüfca! dell’: citta di

7 Eortonä. > Toms 7. tm’ "Pag: 298: „Sopre 1m. Teil, Hh gli

a)

-

|

488... Spiegel. nn

doch vermuthen, daß, fo bald man angefan⸗

gen hat, Metalle und Steine zu bearbeiten,

h

» -#r

„&"P 433° für f antiguite des miroirs de Vene ‚Ein

hat in einem Anhange jene

auch

gli fpecchi degli antichi del fig. Cari. Aus

em Franzoͤſiſchen uͤberſetzt. Einige Abbil- dungen alter Spiegel. Eine Erflärung ei ner Stelle des Plinius, wo er eines Spies geld von Rubin zu erwähnen fcheint, und eine Vermuthung über den Spiegel des Ne⸗ ro. - Ein ungenantes Mitglied der Aka

t.und =“ FEN billig, für ganz. unwa ee erklärt. a 3 10T Keeueil d ansigeiees Cpar Cayſut) Tome’ * p. 331 er Iren V p. 173. e | een Jungen und Abbildungen alter Spiege ‚eine chemifche Unterfuchung, . Si ‚39 3% 123.340, 1,357, SJVSRRIIENE Amufemens philofophiques fur r} es. par-

sies des Jciences & principalement de la % fique des marhematiques. Par le per; m venture Abat, Arhfterdam 1763,.8.®p

leſenswuͤrdiger Auffaß wegen des Verfaflers Bekantſchaft "mitt den alten Sch ern, und wegen! feiner technvlogiſchen Keurniß aber. er ſchweift uͤber alle Beweife hinaus, and unterhättidie Leſer mit wortreicher Aus⸗ ſchmuͤckung feiner Vermuthungen, die doch dadurch wenig, Wahrſcheinlichkeit gewonnen haben. In au —X * OB] 2 smöT-. (*) Stellen „, wo Dichter Ghttinnen und Schä= ferinnen fich in Waſſer fpiegeln laſſen, findet man gefamler.von Gudins, Rigaltius und andern zu Phaedri I fab,; 4. in P. Burmanns —— Amſtelodami 16984 8. p. 49, 215, . 46 A— a8ı

a. Spiegel. 269

auch ·kuͤnſtliche Spiegel gemacht find. Daytı war noaͤmlich anfangs jeher feſter Koͤrper, ‚der eine gute Politur annimt, gut genug, und die älteften Spiegel, deren die Geſchichte erwähnt, waren von Metall. "Die welche bey, Htob (2)

Lorkommen ‚werben, wegen ihrer Haͤrte und Feſtigkeit gelobt, und, Moſes( ? erzählt, daß zw dem. ehernen Waſchbecken die Spiegel ges Braucht worden, telde er den Frauen, Die fi), vor der Hüfte des Clifts, ‚pergamlet, hats ten „fo. abnehmen: ließ, wie man vor.tiniger Zeit den Parifern die ſilbernen Schnallen zum vermuͤnzen abfhwaßte. „Wem das Franenz zimmer ‚im größten Schmucke zum Gottes⸗ bienft erſchien, muſte es mach aͤghptiſcher Sitte, Spiegel haben "Mit dieſen ſoll nun, nach, der Vermuthung der meiſten Ansteger, dad Wefchbecken nur außgefeßt, „belegt, over wohl gar nur behangen worden feyn;,. und feieſt Miechaene (9), wur ſer Meymıng.

——⏑—⏑ ⏑⏑— * Aber ()xxxviI 18 * —VV ⏑⏑ —8 800%" ‚come acht.

0) Hiftoria vitri apud Judaeos in Corhmientar,

1... Jocieras. Jeienr. Gorzing. IV p. 330.

N Sch erfuchte Hrn: Prof, Tychſen um feine Meynung, und erhielt die Antwort, welche

ich ‚bier, mit ‚feiner. Erlaubni ß einrucke

„Sie haben: ganz- richtig vermuthet, daß

m. »Die.Spiegel der Sfraelitifchen Damens Cxod. 138,8 nicht zum Verzieren oder Incxuſti⸗ Ale’. 32 „ren

1

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au.

becken umgegoffen worden? So- bald. man ſich bemühete,..gute. Spiegel aus Metall zu ma⸗ chen , ſo bald muſte man andy ‚bemerken „daß, dazu nicht jedes Metall gleich gut ſey und daß die beſten aus einer, Miſchung mehrer Mes tale ‚erhalten. werden... Da hätte, alſo ber Kluſtler an: den zufammengebrachten Spiegeln gleich ‚einen; hinlänglichen, Worrath- von Der Spiegelmaffe gehabt, und waͤre nicht erſt ge⸗ nöthigt gemwefen, dieſe Mifchung ſelbſt zu ma⸗ chen, vielmehr haͤtte er deſto leichter dem gan⸗

zen Becken eine Spiegelflaͤche geben koͤnnen,

worin ſich die Prieſter, wann ſie ſich wuſchen, uͤberal haͤtten beſchauen koͤnnen. Wenigſtens waͤre dieſes Becken nicht das einzige geweſen, welches ſtat Spiegel gedient hätte, Artemi⸗

dor (5) ſagt, den träumt, er beſchaue ſich in

einem Becken, dem wird die Magd Soͤhne ge⸗ baͤhren. Freylich haben Träume gemeinig- lich nicht mehr Grund, als jene Deutung, aber man folte doch kaum vermuthen, daß Ars 26 van!) 2a 4 * —⏑— temi⸗ ber Sprache und den Umftänden völlig ge: „maß iſt; fo muß man wohl glauben, daß fe, dem es an Kupfer fehlte, die Spies, Fi 2 feiner Landsmäntinnen zum Wafchbef- „ten für die Priefter eingeſchmolzen habe.,, "C) Oneiroer. III cap, 30 p. 176: Asndun Eyna- rontaloso Joy renvoaa) amd. Ispumulvys 09- palvs;;, pelvi vice (peculi ‚yti,, ex. famula hlios,pröczenre Agnificat, uni 2; a

sy

41 J m:

272 Spiegel.

Ab einen’ Traum ſich gedacht Hätte,

wenn‘ ed gang ungewoͤhnlich gewefen wäre,

fih in ehem Becken zu fpiegehi. Es gab eine

Art MWahrfager;, weldje das was Einfaͤlige

zu wiſſen wuͤnſchten/ in polirten Becken 2

gen pflegten (*).- Es waren auch 5

faͤſſe uͤblich, die inwendig viele Berriefungen i mit Spiegelflaͤchen hatten, worin ſich Ber Tri

kende vielfach erblickte (5). Vopiſcus mas

net unter den koſtbaren Geſchenken des Vale⸗ rians “eine ſchwere ſilberne Schale, die Spiegel inwendig aͤberal hatte

—2 *2— were, ie a ET

6 % h. Sariskerienfis I eäp. 12: Speculario: Iocant, qui in corporibus laevigatis· & terfis, g Aw ſunt lueidi enſes, pelves .. "eyathi‘, fpe-

eulorumgne diverſa genera divinantes curio- fis eonfultationibus fatistaciunt. - )

6) Plin. XXXII, 9. p-.627 :. Quin etiam po- N; cula ita figuiantur, exfeulptis intüs crebris eceu fpeculis, vt vel vno“intuente ; populus rn imapinum er Den po-

ulns braucht „auch eca quaeft. nat. I Ban. 5 von ſoͤlchen —— *

) Vita Probi cap. 4 p. 926:. patinem argen-

'.1, ‚team librarum. 'decem ‚fpecillatem. : Salma:

ſius will lieber pecellatam lefen.. Mir. ho Dabey ein, % nicht eins 5 Woͤrter Sueton ſtat fpeeulatum eubiculum, wo

KO Spy) ſich get aufgehalten haben Toll, *

Aeſen ſey · Sueton in vita, Horaril® Ad res

venereas er) traditur. “Nam fpe-

culato

1. Spiegel. 273

Menard⸗ und andere vermuthen, daß die Spiegel zur Zeit des Homers noch nicht ſehr Een in > er . in

eulato cubiculo fcorta dicitur habuiffe dispo- > fita ;' vt quocunque refpexiffet , ibi ei imago 'eoitus refersetur. Keffing, ber in feinen vermifchten Schriften. Berlin 1784. 12. IH ©. 205 den Dichter von dieſem Vorwurfe zu retten fucht, erklärt den Ausdruck fpecu- lstum cubiculdm, wenn e8 ein mit Spiegeln ausgefeßtes Zimmer bedeuten foll, für uns roͤmiſch, und glaubt deswegen, die ganze Stelle fey untergefhoben. Auch Barter hatte fdyon ‚gefagt, daß ein böfer Bube dieſe Anek⸗ dote hinzugefchrieben ‚habe, Dawider wage id) auch nichts zu jagen, nurglaube ich, daß fpecillatum oder fpecellatum cabiculam wes nigftens nicht unrömifcher.fey,. als pating Specillata. Diefe Ausdrücke haben fchon Sala maſius und Cauſaubon. durch ähnliche Woͤr⸗ ter, als: opera filicata , teflellata, hederata u. a. gerechtfertigt. Das Zimmer ,- worin Elaudian die Benus fih ſchmuͤcken und von Eupido uͤberraſchen laͤßt, ift auch ganz mit Spiegeln ausgeſetzt, fo daß fie hberal, wos Bin ihr. Blich fiel, fich, fehen Eonte. .Hymn; in nupt. Honor. & Mar. 107. fpeculi nec vultus egebat Jodicio. fimilis tecto monftratur in omni, ! Et rapitur quocunque videt. ; Solte wohl Elaudian gedacht haben , diefe Goͤttinn vr fo ein Zimmer night nur beym Antleiden, fondern auch nach der Entkleidung, ſo gut als Horaz, zu nugen? Ich habe an eis nem : gewiffen Hofe ein inwendig ganz mit Spiegeln getäfeltes Bette gefehn.

Hh 4

"274 Spiegel.

in: Gebrauch geweſen waͤren, weil er ſie bey keiner Gelegenheit genant hat, WR einmal da (®), mo er den Putztiſch der, Juno volſtaͤn⸗ dig befchreibt, Aber dawider habe ich zwey⸗ erley zu. erinnern; erſtlich ift es ja nicht erlaubt zu erwarten , daß Homer alle ihm bekante Sachen genant haben fol; und zweytens ver» ſichert Callimachus da, wo er jener Stelle des Homers offenbar nachgeamt hat (?), daß die uno, fo wenig als die Pallas, bey ihrem Putze jemals einen Spiegel gebraudt habe. Alſo die Mythologie erlaubte dem Dichter nicht, einen Spiegel auf. den Putztiſch dieſer Goͤt⸗ tinn zu bringen. Eben ſo ſehr irren Polydor Virgilius Boccace, Menard und andere

darin, BB fie den Xefculap zum —— der Spie⸗

C) Liad. XIV, 166.

07 Hiymanıs in. lavacram Palledis, v. Pr 21. : Gleichwohl war die Gewohnheit, : auch der Juno den Spiegel. vorzuhalten, wie Spans heim bey diefer Stelle beweifet ; und Uthana= ſius orat. contra gentes cap. 18 p. 18 ed. Bened. fagt, fie fey für die Erfinderinn der Kleider und: alles Putzes gehalten worden. a Solta ihr. en nie au * are Merkze ed Putzes, der Spiegel, gehören Hat vielleicht nur deswegen den Gebrauch abgeſprochen, weil er ihn in ber Homer ven Ne ihres Putzʒimmers 1 Tu

sa

peklagen, a lieben hat, un inbung. der viel bequen vn Man ver⸗

domalb nicht· #

= „Br! Er iv == Aniyabr *

ze sm - (Fo) de nat. Deor, 1, 2 - Lese p pri. | qui fpecillum inyenifte & piinus Ziet sr Man gergleihe

m „. volnus sbligalie © wir pessoloperik manzasızheolog: P' POREH

275 | Ti Spiegel.

vorkommen Fönten , welche dieſe metallenen Spiegel wieder noͤthig machen wuͤrden, und gleichwohl ſind ſolche zu unſer Zeiten wiruo erfolgt; naͤmlich nach Erfindung der Teleſcope. Da haben unfere Künftler die beſte Miſchung zur Spiegelmaffe erft felbft wieder fuchen müß fen: Ich will gern glauben ‚daß die, welche fie. wit Hülfe dee nenern Chemie erfunden ha⸗ ben, volfommener iſt, als die: befte altroͤmi⸗ ſche; aber bey allen dem folte doc) dieß Bey: ſpier eine Warnung feyn, nie eine einmal er⸗ fundene Kunſt welche jemals nutzbar gewe⸗ fen iſt, unbekant werden zu Taffen. Ihre volftändige Befchreibung folte wenigſtens in den Archiven menſchlicher Kentniffen , in den we Ben) der Nachwelt werden.

Wenn man die Metalle in Abſicht threr Tuͤchtigkeit zu Spiegeln vergleichet/ fo wird man bald gewahr, daß der dazu erfodekliche Glanz am ſtaͤrkſten bey den härteften Metallen von weißer Farbe ift. In diefem Betracht iſt deswegen Platina allen andern Metallen vor⸗ zuziehen, wierdie vom Grafen von Sickingen angeftelleten »Werfuche beweiſen. Naͤchſt die fen neuen. Metalle folgt der Stahl, nach diefem Silber ; piel geringer iſt aber dieſe Eis

diſchaft bey no; Rupfer, Zinn und Bley. ps. habe ich: inzwifchen Bein. Zeugniß bey ben _ Alten von ftaͤhlernen —.. bemerkt; = * muth⸗

1. Spiegel. 27

muthlich Haben fie ſolche nicht geinacht, weil Stahl gar zu bald anlaͤuft, oder gar röoſtet. Gleichwohl ſoll einmal ein alter ſtaͤhlerner Spiegel gefunden feynz "aber da man an ihm auch eine Verſilberung bemerkt hat, fo ift noch die Frage, ob nicht die verfilberte Seite die eigentliche Spiegelflaͤche gewefen EC"). _ Webrigens weis jedweder daß Fein ftählers

ner Spiegel feinen Glanz zwiſchen Schutt viele Jahrhunderte behalten kan = m vr we“ ¶Alus Silber ſcheinen die allermeiſten Spies gel gemacht zu ſeyn, und zwar nicht ſo wohl der Koſtbarkeit und Pracht wegen, wie viele meinen, ſondern weil Silber, wie geſagt, von allen damals bekanten uuvermiſchten Metallen zu dieſem —* uche das geſchickteſte und dau⸗ erhafleſte iſt · Im roͤmiſchen Geſetz buche wird, u nzn⸗ ge ſr vwenn

Ad

r dir

ee a 3 (er) Fortun. Lieet. de Iacennis * lib 6 cap. 3.092 9.1696: ſpeeulum chalybeũ euius di- Ameter 5 pollices aequat; hars averſa Leviter concava deargentätaparia * parerga habet. Weil dieſer Spiegel bey Nimaͤgen gefunden worden, fo erwartete ich eine'beffere Nach: richt in: - Antiquitates ‚Neomagenfes five'noti- zia rerum antiquarum , quds’ cömparavit‘ Joh. eh: re tee 1678.4 Su aber’ jch Tape dafelbft nur. Oy'14g : Speemlum'chaly- „„Peum integrum rofundum , convexum, CU- ius diameter, lim ah ae Adhaee „. Fnnuumen, fpecnlethin Chalybeorii ,„& in iis quorundam deasratogum fragmenta.

Zi *

*

278 | I. Spiegel, \

wenn bey Erbfchaften und Wermächtniffen von Silbergeraͤthen die Rede iſt, der ſilbernen Spiegel faft nie vergeſſen (42). Plinius (22),

Seneca (14) und andere, welche wider Pracht

und. Verſchwendung eifern, ſpotten daruͤber,

daß zu ihren Zeiten ſo gar jede Magd einen ſilbernen Spiegel haben wolte. Inzwiſchen mag wohl die ſilberne Platte oder das polirte Silberblech duͤn genug geweſen ſeyn wie denn die mir bekant gewordenen alten Spie⸗ gel, welche in Samlungen aufbewahrt werden, alle nur duͤn mit dem ſtbaren Metall belegt

ſeyn ſollen; ſo haben unſere So er.

F Digeſtor. lib. 3 tit. 6, 3. In Sir. ‚gries r 9 chiſchen Moe hl 3 oder in Ecloga { f. fynopfis räv Basıkınav lib. 44 tit. 9 cap. 3 pP. 389. x fleht ra awbrie röv ölnov, wo, wie ſchon Keuns clav. p. 91 Angemerkt hat, omexix gelefen .. werden muß. An Fenfter ift hiebey nicht zu denken, weil ſolche damals noch nicht ge . zbräuchlich-waren. Digeſtor 34 tit. 2, 19, 8 nee Speculum ‚Cargenteum ) > vel grieti amxum, vel etiai quod mulier mundi caus- 00, fa,habuit;,,fji'modo non in argenti namero ‚habita fint, ., Ebenpafelbft leg. ‚25 , ıo und ‚Synopfi is Bacıkınav ib. ‚44 tit. 15: Fo KpyU- na PODU Lotc. ag ).Plin: z4R8?: p voo: arzenteie fpecalis vtireoepere et‘ gncillae. 4). Quaifl, nat" am Ende des erften Buchs: 88 ge libertinortm virguneulis in vnum fpe- <ulumnon füfficit illa dos, quam dedit fena- tus pto —2———

a yE ey —-——

un ©

1: Spiegel. 272

die filbernen und: goldenen Uhren fo-dbün und leicht zu machen gelernt, daß fie Bediente und Soldaten tragen: koͤnnen. Dazu Fümt noch, dag man anfänglich zu den Spiegeln das feinfte

- Silber nahm; weil man ſich einbildete, daß

fie ſich aus legirtem gar nicht machen ließen; zuleßt. aber nahm man.fihledhteres: Plinius fagt dieß ausdruͤcklich (5); und ich ſchliege es aus; einer Stelle des Plautus E. Als Philematium bey ihrem Anzuge einen ſil⸗ bernen Spiegel genommen hatte, gab ihr die vorſichtige Scapha einen Handtuch, um ſich die Finger abzureiben, damit nidt ihr Liebha⸗ ber. riechen moͤchte, daß fie. Silber angefaßt hätte, Feines Silber aber giebt, fo wenig ald Gold, den Fingern einen Geruh. Man muß ſich hiebey erinnern, daß die Alten ſich beſſer als mir darauf verſtanden haben, bie Reinheit. der edlen Metalle nach dem Geruche zu beurtheilen, indem ihnen manche andere Pro⸗ ben des Gehalts, die wir zu brauchen pflegen, ia je. RN. 11 : #’Yılib. 83; 9 p..626. Laminas duci & fpecula fieri nom nifi ex Optimo argento pofle.credi- tum fuerst. Id quoque iam fraude corrum-

« (#6) Moſtell act. I. fc, 3 v 101. ı .$c.:Cape igitur fpeeulum. Linteum

ceape, atque exterge tibi manus.

- Pan. Quid.ita obfeero ?

‘x Se. Vt fpeculum tenuifti, metuo ne oleant

© argentum ınanus; ne vsguam argentum te accepiſſae ſuſpicetur Philolachus,

«so 12. Spiegel.

air dotant waren. So gar-bie Geldwechſler brauchten den Geruch, wenn fie die Aechtheit ver Minze beustheilen wolten (57). Darauf bezieht" fich des Veſpaſians witziger Einfall, als er den, der ihm wegen feiner neuen. Fi⸗ nanzoperation: Worwuͤrfe machte, das Gelb riechen ließ, ob er darin den Urin bemerken koͤnte? Go wiſſen noch jetzt manche wilde Nas tionen durch den Geruch den Gehalt des Gol⸗ des zu beſtimmen (#35), ITS Te N SR SE u te Plini⸗ en. Arrienus in Epidter. I chp. 20 p. 79: * " dpyupoyvanwy mpoaNpäry mar dempmelay rov vonlouxtog TH yet, Ty- a PH, 77 0rOpaoixe Argentarius ad explorationerm: numiamatis vtitur vifa, tactu, olfadtu—— ..: 0. : (18) Beweiſe habe ich bereits in den Anmera kungen zu Ariftot, auscult. mirab, p. Ioo und zu Antigoni Caryftü hifl. inirab. p. 234 ange⸗ Fiber. Die übrigen mir jetzt bekanten Stel -s: Ten der- Alten,- wo der filbernen-Spiegel ges _ x. dacht iſt, find folgende, Apuiejus,Apologiz p. 424: cur exiflimes imaginem fuam euique diſendam potius in lapide, quam in argento, e "das fir Speculo atgenteo. Eben diefer nen⸗ net in Floral. p. 7965 ‚unter: den Gchäßen der Suno auf der Inſel Samos plutima auri & argenti ratio in. lancibus, Ipeculis, pocnlis & hülvsmödi vtentilibus.." Bey Phi⸗ oſtratus in Icon. I, 6 p. 773 koͤmt unter den der Venus geweiheten Noftbarkeiten auch „.. Räromrpov xeyupoüv vor. Chryſoſte mus Ser- "mon. NVER p. 224, wo er die Verſchwend ung der Weiber ſchildert, fagt: da mäflen Die Me .. s aan 7% 10, MWedtiens

1: Spiegel. zur

Plinius (19) meldet, Praxiteles habe zur | Zeit des Pompejus des Groffen die erftem ſil⸗ ‚bernen Spiegel gemacht und dieſe wären feit

dem allen andern vorgezogen’worden. Aber filberne'Spiegel waren ja lange opr dieſer Zelt bekaut, wie dierangeführte Stelle des Plautus beweiſet. Diefen Widerſpruch zur heben, merkt Meurfind an,ı Plinius rede nur vom feinen Landesleuten, nicht von. den Griechen, welche: lange vorherodergleichen" gehabt hätten,: und‘ bey Plautus ſey der Schauplatz ——

—2— * —2 8.

Bedienten beftändig die Stiberarbeiter fra= ‚gen, ’ob denn der Spiegel ihrer Frau noch nicht fertig fey: Tür &pyvponomars ‚vv Spwrwvres, & TO HNTOmTEoV narsonsturoey re Avplagnn Alfo die beiten Spiegel wur⸗ ‚„ den damals von dem Silberarbeitern verfera tigt. Es fcheint jedoch, daß die Spiegel: macher in Rom auch eine eigene Zunft auss gemacht haben; wenigftens bat. Muratori theſaur. ĩnſeript. elas. 7 p. 529 eine Juſchrift befant gemacht, woriu das collegium fpecu- lariorum genant'ift. Dieſe fommen auch uns ter den Handwerkern in Codiee Theodos, XHT, tit: 4, 2 p. 57 vor, wofelbft Ritter auch mehrere Erwaͤhnungen derfelben ange— fuͤhrt hat. Aber vielleicht hießen ſo auch die, welche die Wände mit polirten Steinen Auss fetten, "und im neuern Zeiten Auch die Fenftera macher. Griechifch' hießen fir orenAomosoi. >?) Eib, 33,9 p. 627% Praelata ſunt argen- tea Primus feeit Praxiteles, Magni Pompeii aetste. ..Nuper credi goeptum, certiorem . Jmäginem reddi, auso oppofito averfis,

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=. Spiegel, 283

unden, bie biefe Metalle vielleicht nur hegwe⸗ aben, weil ihre Namen beſſer in as Eylbenmaaß paffeteny oder weil ſie gern Don gemeinen abweichen und goldene Spiegel ser, fanden. AUnter den ehhernen moͤgen auch niur ſolche zu ——— ſeyn, welche aus ver⸗ iſchtemKupfer gemacht waren. Kaͤmen bie nen öfter por ſo wuͤrde ich das Beywort jeher auf, die Einfaffung, alsauf die Spiegel ft deuten; ſo wie eine goldene Uhr nur ein again —* hat · dmanan EUREN; ——— > . yid ee 5 Hab ihin, 74 End an dir): | BITTEN a, —7 ——

* 8 ech Quaeſt. 55

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N Dr celata funt, ENDEN, gemmis luris vnum e El ii art. ie 137 ar? „bat satin Hi b 5 - ni dl Yoke la, Yun,

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range Zeit ſcheinen die meiſten aus einer Miſchung von Kupfer een gemacht zu ſeynz wie Plinius (2?) ausdrůck⸗ lich meldet, mit dem Zufage, daß: —* dieſer Art zu Brundiſium gemacht un Mifhung, "welche fon dent Auſtote⸗ led ( 29) bekant geweſen iſt, giebt ein weißes Metall‘, welches alſo ſchon der Farbe wegen zu biefem Gebrauche vorzüglich gut ſeyn Eontez wie denn auch noch jetzt, nad) den: ſorgfaͤltigen Unterſuchungen des Englaͤnders Mudge ẽ) ——6 die beſte Spiegelmaſſe giebt. leichwohl ſcheint ſie den Alten nicht ſonder⸗ lich gerathen zu few, weil man tie Mlinius ne verſichert, zu, feiner Zeit bie filbers n Splese —— bat, Es iſt auch in * fen nit —— immer, tet, woran, ich. ‚aber, nach —— ee Beh Un diefe zu heben od er J | 9 eine —99 3 noͤth gu; ‚die —— hr "nicht habe anftellen fönnen. Gewigt Ä „der Alten, wenigſtens zumeilen, ,, =, Atfere —— Werk nennen ve Bf einer PR Füng ; u nn ot,.an abil. ‚pa 02 ewiefe n J “el ‚ib, Kies NEL Optima, ipe mäiores fuerünt Brundifi fina,, ftanno "mixtis. Praelata fünt, argenten. i * el 9 uogue ex itanno, MET. Brundifii it, * 1 er an * a ‚corp r | | as Auscult, mirabil, Ba p-

(25) Philofophical sränsad, 67 An

1. Spiegel. 285

‚der That nicht leicht/ die beſte Verhaͤltniß der behden Metalle und den vortheilhafteſten Grad ver Hitze/ Als worauf beſonders viel ankomt, zu treffen. Eine der groͤßten Schwierigkeiten iſt, die Maſſe ohne Blaſen oher Sicher, ohtie alle Verkalkung des Zinns zu gleſſen wo⸗ durch ſonſt Knoten oder Gruͤbchen entſtehn, welche der Politur nachtheilig find! "Mon die⸗ fen Fehler iſt ; wie ich gewiß vermuthe, eine Stelle des Lueians (20) zu verftehtt ‚die u, BR FR NR

arsjir3i 17a a TER: IHNEN mYdg,

(2°) Ouomodo hiftoria fi£confer, cap. 51, na + ber 3we Ausgabe IV. p. 310, | Me ruhig de Haronrpw eoınvfay FI rau yuoaugns: As Fe se er ein BEL Foneyrpov. - = Maxime vero-ipeculo fimi- len praebeat animum, nihil turbido

ſplendido, & centri exacti; qualesque dee perit, operum fpecies , tales etiam illas,often- dat; perverfum vero, auf alieni coloris, aut >’ Äguraediverie) nihil, Bey ginn haben Die Ausleger nur an den Mittelpunkt gedacht, von dem aber hier, wie fie felbft urtheilen, die Rede nicht feyn kan. Ich glaube,’ das " Wort bedeutet hier die fehlerhaften Stellen, : welche Feine volkommene Politur annehmen, „> wegen der dafelbjt befindlichen Knoten oder © &räbchen: Lucian hat alſo einen ganz fehs lerfreyen Spiegel gemeint;der das Bild vols oe darſtellet, wie er nachher auch ſelbſt erklaͤrt. Dieſe Bedeutung des Kunftwortg ventrum habe ich ſchon oben &:.186 erwies fen. Man ſehe auch Salmaſius exekcitat,

Plin.: pi 756, ah ® x Sy HaBan (rg

u : ——

JA

Ö

286 an äplegel. „bisher nicht zu erklaͤren gewuſt hatı: Diefpusbe

Mifhung aus Kupfer und. Zinn iſt dem Aun⸗

laufen fehr ausgefeßtz ein, daraus verfentigter ‚Spiegel wird, wenn er nicht fehr ‚forgfältig

in Acht, genommen; wird, bald ſo blind, dag

er, ohne vorher wieder abgerieben zu werden, garnicht dienen-Fan,ı „Eben deswegen hieng ‚am Spiegel gewöhnlich:ein Schwamm und zer⸗ riebener Bimftein (47) Yu eben dieſer Ur⸗ ſache ſcheint man auch· die Spiegel in einer Schachtel oder in einem Gehaͤuſe verwahrt zu haben; dergleichen man bey den meiſten noch

vorhandeuen alten Spiegeln aͤntrift. Dieſe

Unbequemnlichkeit war geringer bey den ſilber⸗ nen Spiegeln, und ich vermuthe‚daß dieſe deswegen jene, verdrängt haben; wie Pliniu⸗ Weil man in manchen Samlungen von Alterthuͤmern noch alte metallene Spiegel ans Ta re 73 “it —— 1 En ET (27)Die Beweisſtellen hat Voſſius in feinen Anmerkungen zum Catul ©. 97 und nad)

a ihm: Spanbeim bey: Eallimach. ©. 622 an=

2.5, geführt. Plato im Timäus Ta3p. 72 nach Stephan. Ausg. tanquam/ fpongja parata & promta detergiendo, <ui,appofita eft, fpeculo. T ); Beym:Tertullien. de :pällio ‚reibt Omphale "1. DA8 Blut von:den Pfeilen mit dem Bimftein, der zum Spiegel: gebrauht ward, Heſy⸗ chius erklärt usooinuerov. Evomrpoy durch ro vewst nadapgev n&romrpov; ein frifch: oder neulich abgeriebenen Spiegel.

1. Spieel. 28

trift) ſo waͤre es nicht be, wenn man deren Beſtandtheile chemiſch unterſuchteAber die⸗ jenigen, die uns bisher davon Nachricht geges ben ‚haben, haben, ſich damit, begnügt ,, folde nn a abzubilden: Caylus (28) iſt der einzige; To mnoq Data amt win ah Taler ⸗dviel

* ur RT 2 —B 4* 1350 G Ban EIE 154) 23 3 Jg SB BIN

en griss'" Mis auffen il zougitilongtemsuavant in‘; guielide-fondres; Aline: s’enflamme ‚spixde re-

ent,ördinai- „nzement les alliages od entre le zinc., D; ail- leurs la bafe de eqt alliage, ẽtant uivre,

55 eüt '„sj.feit, partie,, J’en ai pris deux gros,.gye jai dious dans l' acide, nitreux. Ka;dı ption

? R s 2 leicou-

„dans un.crenfet avec ‚un finx „al ob-

„im La diſſolution filtree j’en alıpris Une par- ‚iotiez fur laquelle'jairverse une infüution des 1073 Ji3 noix

288: 1. Spiegel.

nn" Par verse. fur ld: diffolution reftante: une 5 guantite ſuffisante d’alcali volaril ;paur dif- u oudre tout je cdivre quĩ pouvoit/y Atreicon- Etenuꝭ le diſſolution eſt devenüe dumn beau vcbl&u de ſaphir, & ils! eſtfait un: préeipité 2 biancz 2: Pai décanté laliqueur, Kaprävavoir -s»bien! $dulcar6 ee:pr£cipite , j' ai tentö:de le ꝛæctduireʒ >meis lot quꝰ il fũt en trop· petite

11

rn je n’euffe päs donne «.

7

'de. feu;.cela ne'mia pas &t& pofible;z j’

>, done gu'recoun d'un autre moyen.hann

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> PAR pris“ le *8 de deux gros de ket al- "... Nage,quie j'ai b

'" fet d’effai. Lorſqu ila &re ronge:'blanc, Y ei grafert peu:ä’peu quätre gros'de Ifou-

ien fait tougir darum eren-

re guand la flamme a ceſſẽ jſai po uſſẽ ‚je few‘, afin de donner une fufion 'paffaite. Tai abtenu, par ce mioyen, un r@guleäigre

8 caffänt, plus blanc que-!’ alliage, & <dang equel j’aiappergu queiques aiguilles ; craig-

„ment quil ne ft refte encore ur peu de

ceuivre je ai ſalfüre une ſeconde fois; j’ai „gu pour fors un petit regule qui etoit de l’ant

EP &

moine presque pur.

Br 1} refalte de ces exp£rienices, que da matid- re dont des; aneiens faifoient leuts misoirs,

& 1! etoit

InSpügel: 287

ſtaltet hat... Hr. Roux, der fie unternoms, men hat, behauptete, daß die Miſchung Ku⸗ pfer und Spiesglaskonig mit etwas Bley ſey. Uber Spiesglas war den Alten, von denen ich bisher geredet habe noch nicht: bekaut. Iſt diefes Metall gewiß ein Beftandtheiluges. wefen;yi.fo: muß: entweder der Spiegel aus neuem Zeiten ſeyn, oder man muß annehmen, daß der Kuͤnſtler, ohne es zu wiſſen/ antimo⸗ nialiſches Metall gehabt habe; welches letztere doch nicht wahrſcheinlich iſt· Mir ſchien in⸗ zwiſchen die von Roux angeſtellete Unterſu⸗ hung die Gegenwart. des Spiesglaſes nicht, ganz ficher zu ermeifen; deswegen erſuchte ich Hr. Kofi: Gmelin um fein Urtheil, welches er mir hierneinzurüchen erlaubt hat, . Pal. Nach den hier erzählten, wiewohl unvol⸗ kommenen Werfuchen, finde ichs vohrſchein⸗ „ih, daß Bas Spiegelinetall Spiesglag ent⸗ „halten "habe; ed wäre aber freylich zu wollt‘ ‚„[em.gewefen, daß ber hr De en, fies‘

„hen gebfieben wäre, u ergäßjten, dag ir +“ ar En 2SZE ‚BE vi a » 2 ji nmirrrmgt Ü hr e

h RREINITARTSUS rt und ms - SEFYNL.E

m an Etoit· alliage deicuivee,, de régule d anti·

min en ale In. calrıe dominoit

I en ol a . 15. ite. axtie; —*— —— ieh di eile ale: ee quelqgue exactitude la propor·

tion des» ſubſſances contenues dans ces ſox· ae ine) io * x Ji 4 5

290: 2.:GSpiegel:

„mer weißen, bruͤchigen, ſproͤden Königstmit „einigen Nadeln erhalten habe, ſondern den „Beweis weiter gefuͤhrt hätte, daß es nam⸗ lich nichts als Spiesglanzmetall ſeyn Könte, Inzwiſchen · konte doch dieſer König kein Zinn „;feyn, das nicht bruͤchig/ und leicht von Schwer Ffel gelb iftz kein Eifen;, das vollends mit „Schwefel dunkler ausgefallen waͤre üben:

„haupt ſich ehr als das Kupfer mit dem Shine

„rel: vereinigt hättez und kein Brauuſtein, ver „theils in dieſem Feuer); auch mit Schwefel „nicht fo: leicht geſchmolzen wäre ‚stheild ſich 2* in Scheidewaſſer aufgeloͤſet han. Fish

bin ich doch nich Sheriengt, „daß das Metall Fein Zinn hielt; da-feine: Auf sl ung ſehr ſchnell vor ſich gieng, fo duͤrkt RT: „nit, ſehr wahrſcheinlich, daß der weißt der waͤhrend derfelbigen. "niederfiel, heil, ‚vielleicht großentheilg, Zinkalk, und Kr ‚angebliche Bley wenigſtens zum Theil „an war. Auch mag ſich ein. ‚heil des inns wirklich int Sceidewafer "aufgelöfet » „Tab. Denn daß mit Goldauflöfung Fein Purpurkalfk nied beweiſet nichts⸗· Das —— ——— allen Auzetg n:: mit »Detall,nicts. weniget As geſaͤtlgt ð mit > ſo wenig gefätigten. Zinaufsfing giebt Goldaufloͤſung bekantlich keinen Purpur; „fo wenig als die Sept einen Riederſchlag. Große

Pe; ‚Spiegel: 7) =

ua: Seoß⸗ Aufklaͤrung gewaͤhrt auch die Uns terſuchung deswegen nicht, "weil man das Al⸗ ter des Spiegels nicht weis, auch nicht „ober zu den beſten ern teten pet nee an habe a hen a Die welche Ki Ka | mat fi‘ $ anz darin fehen onfe, find, wahr Ye yet el rplatten geweſen; au fer ih n dazu ge ie ni

rt mo ht na, den dam gen Zeiten’; b ich weis ‚nid, ob fie ie anf Küh ter ‚Bräter wit den Ge see er art ae 4 Man —— tnieber., daß die Alten, außer den Metallen auch Steine zu Spiegel, verarbeitet und ſolche in Gebrauch gehabt ha⸗ ben. Wahr iſt es daß manche Steine, vor⸗ nehmlie ‚glasartige, undurchſichtige von dunk⸗ len ‚Farben, allenfals wohl ‚dazu dienen, Fönnen, aber. man, ‚wähle, melde man wolle, ſ wers. deu fie doch in diefer Auwen dung den Metals‘ len —— ste kommen. * unter | c .

baaiv: gr * Ide enge bet Sr ca in Ber fün 3 5 Kae * des ran on ra lat —5 ucian. ES Q ren ie. orar, Xl,/8, reden ?,..Grande i adtio- Aem ſolebat. 4 Far, an mg >‘ or Biden

®

%

292; 1.. Spiegel:

allen Mineralien, ja, „unter allen bekanten Koͤrpern, die volfommenfte Undurchſichtigkeit und eben deswegen auch den groͤßten Glanj, beyde find Wuͤrkungen der Dichtigkeit und Ur⸗ ſachen, weswegen fie die Lichtſtralen voͤlliger und regelmaͤſſiger als irgend at per, zurück werfen koͤnnen. ee Slagfpiegel find, at entlich weh u gegen die Steine haben doch 83

wiewohl oft kaum bemerkliche Durch fichtig deswegen mauche Uchtſtrahlen ſchluckt, wenig lens nicht zuruͤck geworfen wer⸗ den. Die f nernen Spiegel kommen auch bey den Alten fo ſelten vor, daß man erkent, fre find mehr zur Pradit , ale: zum eruſthaften Gebrauche beſtiumt geiwefen?“ Meiſtens finder‘ man nür in getäfelten Zimmern politte ſteinerne Tafeln oder Felder angebracht, "die wegen res Spiegelglanzes geruͤhmt werden. ‚pr

Plais e tybt ig biefer Abſicht den oft! hen Steitt, den b genanten landi⸗

ir 3 I. 6 ig. M.

edler) Li, = * p. 156: g% genere vitri &

Obfidiana in ——

n ‚Yapilis, juem 1 Obi

KH nigerrimi, ’co a Alk * Yen

Hi sid, ‚erafliore HA * ſpeculis parie·

Ya ‚pro imagind are Dieß

* g; 165° 15 ind 4 ymal wiederholek. Eiitmal fagt er? Poni-

tur in fpeculis arietum;, a ne vmbras reddendas,

1

*

1. Spiegel 2930

ſchen Achat (42). Alles was er davon ſagt⸗ iſt dem, der dieſe Steinart oder verglafete Lava kennet, gewiß verſtaͤndlich· Das Bild, was ich in der daraus verfertigten Doſe, die ich ſelbſt beſitze, erblicke, gieicht einem dunkein Schatten oder Schattenbilde, aber mit. dein Unteufhiebe; daß man nicht blos den Linrißp fondern daB avolſtaͤndige Bild deutlich ſieht⸗ jedoch ‚mit; wenigen und. ſchatticht ver dunkelten Farben. Die Verarbeitung zu Bildniſſen und . Öeröthen „deren: Plinius gedenkt, ift, wegen) der großen: Sproͤdigkeit ſehr misuch· Koh) habe daraus zu Kopenhagen, außer: andern] Sachen, eine Schale mit einem Deckel geſehn, woran der Kuͤnſtler vier Jahre gearbeitet has ben ol nn N —8 Ya —— Domitlan hielt. fich als er ſich nicht mehr ſicher "glaubte, in ·einem mit Phengit getaͤfel⸗ ten Zinmer auf, SB zu. erbue⸗ ken, der ſich ihm von hin tenzů naͤhern würde (9). Ohne Zweifel iſt unter jenem Namen ein Kalk⸗

1*.

oder Gyps⸗Spat, ober Selenit zu verfteln; der *X were RN —* sr frey⸗ —— „rue. i r

0°”) Man vergleiche, “och Wan will, wäg ic Beeren Bist © 52 Gebete

: CO San ein ‚Domir- cap 84, pı.334:

empare, fufpe&ti periculi..adpropinquante, _

follieitior in; dies » Poticunm, in„quibus ſpa⸗ tiari confueverat, parietes ‚phengite lapide

diflinzit ,.e, cuius fplendore,.. per imagines,

quidquid a tergo fieret, provideret, ;..0:

>

DIE 3: Spiegel:

freylich wohl ein Bild machen kan aber des⸗ wegen ſolte man doch nicht Tagen, "dag die Al⸗ ten Spiegel aus dieſer Steinart gemacht ha⸗ ben. Auch verſtehe ich dag, was Plinius( wo er vomderfelben redet, hinzuſetzt idee, als ob jemals ein ganzes Gebaͤude aus Phen⸗ git gebauet worden, wozu der Stein aus man⸗ chen Urſachen, vornehmlich wegen ſeiner Bruͤ⸗ chigkeit,/ untuͤchtig iſt. Damals’ waren die Fenſter ber Gebaͤude noch offen, ohne durch⸗ ſichtige Ausfuͤllung, nur wurden fie mit Git⸗ tern und Worhaͤngen zuweilen vermacht Wiel⸗ leicht: waren in den Waͤnden des Gebäudes,‘

{ * 4 - 3. ma Her II FT FR

HaIN 2973 Kal niidisın Ira er ER (°*) Lib. 36, 22 p. 752: In Cappadocisreper-j tus eft lapis duritia marmoris , candidus at. que translücens‘!Tetiain qua: parfe/fülvae in- eiderant vende,exnrgunienta phengitdgappel-' urdatus. & Hoe, conftruxerat site Rare ai: guam.Seiam appellant , a Servio.rege l&cra-, ji m, autes Ge don fribus opertis interdiu 'charitas ibr dirna 43, eratsiralio quain fpechlariun aodaꝭ tahquamı inelufa luce, non transmifla. Iſidor orig. "16, a i Cappadociae duritia marınoris, „. canaıdn „trapsiucidns,, . o quon- * Sam emplan eonfiraäuin efla aadanı pege Foribus aurels‘, qüibus claufis claritas diuxna : era - Auch unſer⸗ Spät iſt durchſichtig, . went gleic "gefärbte Adern ober Wellen'dar= ‚in vorkommen, wie A. B.- der violette und iſabellenfarbige von AUndreasberg. Man vers ‚gleiche meine Erktärung mit dem, was Sal⸗ maſ. exercit Flin. 184 fagt- Pu2i’

f

*. Spiegel. - a

‚von dem Plinius redet, die Stellen wo ſonſt die Fenſteroͤfnungen ‚hätten feynfollen;s mit Phengit ausgeſetzt oder vermauret, der ein ſchwaches Licht hindurche ließß, ſo daß es daran auch ‚nicht, bei. verfihloffenen Thnte Fehlen, und daß Plinius, alleüfals ſagen konte ne ſcheine das Licht nicht hinein zu fallen, ſondern in dem Gebäude; gleichſam eingeſchloſſen zit ſeyn. III LIDRRITIE EN En 130 Es moͤchte hler etwas zu fehlen feheinen, wenn ich wicht auch einer Stelle des» Pli⸗ nius (3?) aebädhte, wo er Don einem Spiegel, der sein ‚Smaragd geweſen, zu reden ſcheint, deſſen ſich Nero bedientchaben.foll, umndie Kaͤwpfe auzuſehn; Cary behauptet Nexro ſey kurzſichtig, und fein Smaragd. wie ein Hohlglas gebildet geweſen. Erſteres meldet Plinius ausdruͤcklich (S2) aber letzteres, wie⸗ wohl es auch Abat (7) nicht unwahrſchein⸗ —18 re LER ce re :2@2).XXXVII, 5 p- 774: Smaragdi plerumque „2 ,& goncayi, -vt vilum-calligant,, „Quaprop- ter decrefo hominum ıis pareitur , fcalpi ve- titis. Quamquam Scythicoruim Äegyptio- rumque duritia tanta eff, vt nequeant vul- "_ "nerari. Quorum vero corpus exten um eft, . eadem, „gua fpecula ratione, (upini imagi. nes rerum reddunt,, Nero princeps gladia- __torum pugnas fpeötabat fmaragdo. - G®JLib. XI, 37 p- 617: Neroni, nifi cum eon- niveret, ad prope adınota hebetes (oculi). -. 2%) Diefen Auffaß des Abat findet man uͤber⸗ ....eßtim neuen Hamburg. Magazin IS.568.

BB u Gpiegel. desfals auf. Xheophraft beruft (* Mz hir

dieſer Edelſtein niemals von einer Gi ge⸗ funben- wird, wobey dieſer Gebrauch wiß moͤglich gedacht werden kan. Allein ley und der ungenante Italiener haben richt m groſſen Irthum des Plinius, den Ha nicht bemerkt hat, bewieſen. Iheopkrail) redet daſelbſt nicht vom Rubin, fondew dem / bekanten ſchwarzen Marmor aus bin wiewohl ex, beyde ardexk,. andern, Ur bunculus,,; nennet ; ein. Namen , der dem Is bin wegen der Aehnlichkeit mit, einer gluhe den, ‚uud dem ſchwarzen Maxmor wegen * Aehnlichkeit mit einer ausgeloͤſchten Kohle h geben worden iſt; ‚und dieſer letzte hat zunt len, wie der Obſidlaniſche Stein, zu Spiegen gedient. reg ET a ae. BE OO Keine Bra ri -xα .. (+9) Libr. 37 eap.7 p. 770: Nafcuntur (ci buneculi) & in Thracia coloris eiusdem, igneM minime ſentientes. » Theophtäftus:atktor el, & in Orchomeno:Arcadiae invenirl, 6 Chip, Illos nigtiores e quibüs &]J eri. CT Er be in Te EAAddor ; Eurelsseitt 00V ra dvIpoenev 70 EE O'pyou£vov 13 Fr .. wudixg. Esı d’ ourgG usAgvrepoc röv X: ua Sn. omrba' O2 EE Kuroo rolvei. Quae naleunt “; in Graecia,,; viliflimae:; vi carbunculus Orchomeno Arcadlae: eft atiteın ifte n! r Chio (martore); fpecula autem exillo hanlı De

Wer ber»

1. Spiegel. 2899

Keine geringe Beyhuͤlfe zur Geſchichte der Kuͤnſte iſt die Nachricht, wie ſolche bey den eingebohrnen Amerikanern, ehr ſie das Un⸗ glück hatten, den Europäern bekant zu wer⸗ den, beſchaffen gewefen find. Auch fie hats ten {don Spiegel, welche felbft die Europäer bewundern muften. Einige waren aus der

Schwarzen, etwas durchfichtigen, alafichten Las oa gemacht, melde die Spanier Gallinazo, Galinace, nennen,. und mit dem oben genans ten Obſidianiſchen Stein einerley ift, den auch die Römer zu gleichem Gebrauche anmwenbeten. Daraus haben bie Peruaner ebene, hohle und erhabene Spiegel gehabt, Andere haben fie aus dem Mineral gemacht, welches Sncaftein genant wird. (42) Diefer ift, "mie bereits Bo; mare, Sage, Wallerius und andere Mineras logen gemeldet haben, (*?) ein derber Kies

oder

(+2) Anton. de Ulloa in feiner Reife, nach der teutfchen Ueberfegung, Die den neunten Band der algemeinen Hiftorie der Reifen ausmacht, ©. 343. |

(+3) Bomare Mineralogie II ©, 15 und 159. Sage Mineralogie. Leipz. 1775.8* ©. 230. Wallerii /yfema miveralog. 1 p. 133. Gme⸗ lin Naturſyſtem des Mineralreichs nach Lin⸗ ne. Nürnberg 1778. 8 * II ©. 489; auch wird S. 471 Inkaſtein ftat Jakaſtein zu leſen ſeyn. Recherckes fur les Americains par Paw II p. :84: Quant ä la pierre des Incas, c’ eft une efpece de pyrite blanche, arfeni-

III. Theil, st cale,

EA A en * » 34

BB In ‚Spiegel.

—— "bie er; Edelſtein —— funden wird, ** * moͤglich gedacht wer m ann j amd dev. ungenante „Sta groſſen Irthum des %

dem bekonten ſchw varzen wie ‚endende ART dee buneuluäs: nuina ix is

41 7.58 .

Meſſing ge⸗ De, in welch —2 J > in we m a ,— aus einer mit IR. Ba \ ‚Stafel beftehn, te N ‚inige mit ſolcher nu I 5 man fie laͤngſt ck 3 gleichwohl findet Er , je nur Vermuthung FE und id) merfe, audy 7 erden, nichts zu dem, L iften der Alten bisher de zu Denfen, fo fehr idy auch # :, biftorifdye Gewisheit von

. unterfcheiden.

Spiegel. 301

Wenn ich das,

»er zu wiſſen meine, kurz zuſam⸗

ite, ſo wuͤrde ich ſagen, daß man

ı zu Sidon Glasſpiegel zu machen

hat, daß dieſe aber viel ſchlechter als

sallenen gerathen feyn müffen, weil fie

e nit aus dem Gebraudye verdrängt

en. Die erften gebräuchlichen Glasfpiegel einen mir Nachamuugen des obfidianifchen Steind, ein ſchwarz gefärbtes Glas und hers nad) eine Glastafel mit einer ſchwarzen Uns

terlage geweſen zu feyn (*). Viel fpäter hat

man

(7*) De la Vega II, 28. | C) Montamy in der Abhandlung von den Sarben zum re Leipzig 1767. 8 * Kk2

©. 322,

300 r. Gpiegel.

oder Marcafit, der eine vortrefliche Yıltır annimt, und deöwegen aud) in Europattge— ſchliffen, und ehemals unter dem Anm Gefundheitsfteine in Ringen getragen min, Vor zwanzig Jahren trug man Eleint kile geſchliffener Marcafite in Rockknoͤpſamd Schuhſchnallen und nante diefe: mit Stunt gelegt; jet find fie außer Mode. ln fagt, der Incaſtein fey weich (bruͤchig) w durchſichtig, und etwas bieyfarbig; er hit oft Adern, welche fid nicht poliren laſſen, m dann zerbredye er leicht an diefen Adern, Daraus verfertigten Spiegel, welche er geit hat, haben zwey bis drey Zoll im Durde fer gehalten, jedoch hat er auch einen non db tehalb Schuh im Durchmeeſſer gefehn. d Vermuthung, welche einige gehabt haben, du biefe Spiegel gegoffen wären, hat wohl Ki nen andern Grund, als die Aehnlichkeit ded gefchliffenen Marcafits mit gegoffenem Ent Gewiß ſchickt ſich diefes Mineral zu det Gebrauche ſehr gut, und ich wolte mohl ber muthen, daß die Peruaner beſſere Spiegela die Griechen und Mömer gehabt haben, be denen man von dieſer Rutzung des Marðohſld keine Spuhr findet. Inzwiſchen ſollen P= | Oi

cale, luifante comme de l’&tain, ou du fr recuit, dont |’ analogue eft *

notre continent, ber letzters iſt wo wiß falſch. | '

1. Spiegel: 301

Spiegel von Silber, Kupfer und Meſſing ge⸗

habt haben. (*4) N | Er Ich komme nun zu der Frage, in welchem Zeitalter unfere Glasfpiegel, die aus einer mit einem Metalle unterlegten Glastafel beftehn, erfunden find. Diefe haben einige mit folder ' Zuverfiht beantwortet, daß man fie laͤngſt fuͤr ausgemacht halten ſolte; gleichwohl findet man ſtat wahrer Beweiſe nur Vermuthung oder Wahrſcheinlichkeit, und ich merke, auch mir wird es ſchwer werden, nichts zu dem, was man in den Schriften der Alten bisher bemerkt hat, hinzu zu denken, ſo ſehr ich auch den Wunſch habe, hiſtoriſche Gewisheit von Vermuthung zu unterſcheiden. Wenn ich dag, was ic) hierüber zu mwiffen meine, kurz zuſam⸗ menfaſſen ſolte, fo würde ich fagen, daß man zwar ſchon zu Sidon Glasfpiegel zu machen verfucht hat, daß diefe aber viel ſchlechter als bie metallenen gerathen feyn müffen, weil fie leßtere nicht ans dem Gebraudye verdrängt haben. Die erften gebräuchlichen Glasfpiegel feinen mir Nachamuugen des obfidianifhen Steins, ein ſchwarz gefärbtes Glas und her⸗ nach eine Glastafel mit einer ſchwarzen Un⸗ terlage geweſen zu ſeyn (*). Viel fpäter hat man

(**) De la Vega II, 28.

C) Montamy in der Abhandlung von. den

Sarben zum Porzellan. Xeipzig 1767. 8 * 5 Ki ©. 322,

302 1. Spiegel.

man die noch glühende Glasblaſe inwendig mit Bley oder einer metalliihen Miſchung übergofs fen; noch fpäter und, mie es fcheint, zuerft u Murano, hat man Glastafeln mit dem malgama von Zinn und Queckſilber belegt. Die neuefte Verbefferung iſt das Gießen der Slastafeln, und die allernenefte die Kunft, eben fo große Zafeln, ohne die foftbaren und miss lihen Anftalten, melde das Gießen erfobert, durch Blaſen und Strecken zu machen.

Daß auf der berühmten Glashütte zu St; bon gläferne Spiegel gemadt worden, dad fagt Plintus zu deutlih, ald daß man es in Zweifel ziehen koͤnte (+7). Aber wenn ich diefe Stelle ohne Vorurtheil, ‚ohne das dabey u benfen, was andere bereits darüber gefagt ha: ben, blos mit Vergleichung deſſen, was id aus zuverläffigen Nachrichten ber Alten zu soiffen meine, lefe, fo kan ich fie nicht anders

als fo verftehn: man hat, fagter, Glas auf allerley Weife zu bearbeiten oder zu verarbeis ten erfunden, vornehmlich zu Sibon, wo man

fo

&. 222, verfichert in Samlungen alter Sel⸗ . kenheiten Glasfpiegel gefehn zu haben, bie

binten nur ſchwarz überzogen gemefen find.

(*’)XXXVI, 26 p. 758. Aliud vitrum flatu figurstur, aliud torno teritur, aliud argenti modo caelatur, Sidone quondam iis othcinis nobili, diquidem etiam fpecula excogitave-

sat, Haec fuit antiqua ratio vitri.

——

1. Spiegel. . 303

fo gar auch Spiegel daraus gu machen ausge⸗ dacht hatte. Alſo feheint die Rede von einem Verſuche zu-feyn, der nicht ganz geglückt ift, fondern der ſchon damals, ald er ſchrieb, wieder aufgegeben und meift vergeffen worden. Hätte biefer Einfall Epoche in der Kunft gemacht, fo würbe ihn Plinius da, wo .er die almälige Verbefferung derfelben mit gefliffentlicher Vol⸗ ſtaͤndigkeit erzählt, nicht übergangen 'habenz aber da gedenkt er diefes Verſuchs garnicht (*°), Alle von ihm erzählte. Erfindungen betreffen offenbar nur die metallenen Spiegel, unter denen die -filbernen damals die neueften waren.

Wären die Sidonſchen belegte Glastafeln ge⸗ wefen, fo hätten die metallenen ,. deren. Vers fertigung menigftens nicht leichter, deren Ges brauch wegen des Anlaufens, des oͤftern Abs reibens und der nöthigen Einfchliegung in Fut⸗ teralen viel’ unbequemer, auch wegen der Schwere und des matterern Bildes unange⸗ - nehmer mar, unmoͤglich fo lange immer noch

in Gebrauch bleiben koͤnnen, als fie doch gewiß geblieben find; ſo hätten. auch. ficherlich ‚oft Umftände und Ausdruͤcke, die fi auf Glas beuten’lieffen, vorkommen müffen. Da Glas

fehr

(*°) XXXII, 9 p. 627, Atque vt omnia de fpeculis peragantur hoc loco, optima apud maiores fuerunt Brundifina, ftanno & aere mixtis. Praelata funt argentes.

Kt 3

304 1. Spiegel.

ſehr lange, zumal zu Rom, in fehr hohem MWerthe geblieben ift, und da fo viele andere Glasgeraͤthe unter KRoftbarkeiten genant wers ben, jo fommen Spiegel doch nur unter Sil⸗ bergeräthen vor. Von Plinius bis zum dreys zehnten Jahrhunderte ift mir Feine. fihere Spuhr von Glasfpiegeln befant, aber feit ber Zeit, daß ihrer einmal auf eine unzweifelhafte Weiſe gedacht ift, finden wir fie oft. durch alle Sahrhunderte genant, und die meiallenen vers ſchwinden endlich ganz.

Wie die Sidonſchen Spiegel gemacht mars ben, wiſſen wir nicht; aber foll audy ich ınir eine Vermuthung erlauben, fo meineih, daß fie aus dunkel gefärbtem Glaſe beftanden und dem Obſidianiſchen Steine geglichen haben. ©o pflegt der Gang der Erfindungen zu feyn. Man hatte damals noch Feine andere Vorftels lung von Ölagfpiegeln, alddie, welche die natürs lichen Släfer oder die gladartigen Steine angas ben. Wolte man fie aus Glas madyen, fo ſuchte man fie wie jene zu. machen. So bes mühete man fi, nad) Erfindung der Druderey, bie gedruckten Bücher den Handfchriften gleich oder fo viel möglich ähnlich zu machen, meil man in dem Wahn fand, daß diefe Erfins dung nur in fo fern, als fie den Handfchriften glei kommen Eönte, zu billigen fey, ohne gleich zu bemerken, daß fie die Schreibfunft

- fehr

1. Spiegel. 30%

fehr weit übertreffen:Fönte. Da wurden alfo die Sidonfchen Spiegel von den vielleicht um felbige Zeit erfundenen oder verbefferten filbers nen oder ehernen fo weit übertroffen, daß fie eben deswegen nicht in Gebraudy kommen kon⸗ ten. Vielleicht wären die Glasfpiegel früher erfunden worden, wenn man früher Glasfen⸗ fier gehabt hätte, die oft, wenn fie Fein Licht von hinten her hindurch) laſſen Eönnen, Spies gel abgeben, welche die beften metallifchen übers treffen. - Vielleicht würde man alsdann biefe altaͤgliche Bemerkung früher benußet haben.

Das Gegentheil meiner Meynung hat kei⸗ ner mit mehrerm Wortgepränge behauptet, ald Abat, aber wenn man feine Gründe ents kleidet, fo findet man fie fo ſchwach, daß mar kaum Neigung haben kan, fich mit ihnen eins zulaffen. Die Bemerkung, fagter, daß eine Glastafel der befte Spiegel wird, wenn durch eine metallifche Unterlage verhütet ift, daß Feine andere Lichtfirahlen,, ala die vom Glaſe, zurück geworfen werden, ins Auge Fommten, fey fo leicht, daß fie gleich nady Erfindung ded Glaſes habe gemacht werben müffen.: Wem fält hiebey nicht das Ey des Columbus ein? Mer weis nicht aus der Gefchichte Beyſpiele, daß maricher fo oft einer Erfindung nahe ges

weſen, daß man glauben folte, er hätte fie ‚treffen muͤſſen, fo daß man ihm mit jenem

; Ras

306 1. Spiegel.

Kayſer nachrufen möchte: taurum toties non ferire, difſicile eſt (?7). Die Sidonfhe Er⸗ findung wäre, fagt er, nicht der Erwähnung

werth gewefen, wenn fie nichts beflers gelies

fert hätte, als was man ſchon an dem obfidis - anfhen Steine gehabt hätte. Aber ihrer ift auch nur einmal fo kurz und abgebrochen und foft fpöttifch erwähnt worden , Daß man wohl erkennet, wie wenig fie geachtet worden. Wenn,

fährt er fort, die Sidoner nicht die Glasſpie⸗

gel erfunden haben, fo nenne man einen andern Erfinder; er verfihert ven Mamen beffelben bey Neri, Kunfel und Merret vergebens ges fucht zu haben. Das glaube ich wohl! aber merkte denn Abat nicht, daß er auf diefe Weife den. Sidonern auch die Erfindung der Taſchen⸗

. uhren, des Branteweins und anderer Künfte

zufcyreiben koͤnte, als deren Erfinder in Bür dern, wo man fie ehr als bey Neri erwarten folte, nicht genant find. Noch armfeliger ift der Grund, daß viele alte Ausleger der Mos faifchen Bücher, Nicol. de Lyra und andere gemeint haben, ſchon Mofes habe Glasfpies gel gelant. Aber was haben diefe Commens tatoren nicht alle gemeint! Wenn es darauf ankoͤmt, Schriftfteller zu nennen, die gleicher Meynung geweſen find, fo Eönte ich eine. viel ta Zahl viel ER Männer nennen,

er Trebell. Pollio visa Galien. cap. I2.

| 1. Spiegel. 307

welche, nad) angeftelleter Unterfüchung, das Alter der Glasfpiegel geleugnet haben.

Die Meynung des Abat hat aud der Enge

N Yinder Watſon (*°), aber mit viel mehr

Critik und weniger Zuverficht zu vertheidigen gefucht. Seine Gründe meine id) bereits ent— kraͤftet zu haben; aber eine Bemerkung vers dient hier nicht uͤbergangen zu werden, weil ſie einen Vorſchlag zur Erklärung derjenigen Stelle des Plinius (+?) darbiethet, die id) oben für unerklärt angegeben habe. Nenn man, fagt er, annimt, daß Plinius Glass foiegel gefant hat, fo verfieht man, was er

von der damals neuen Erfindung, Gold hins

ter dem Spiegel anzubringen, fagt. tat ded Amalgama von Zinn har jemand das Amals gama von Gold zum Belegen vorgefchlagen, welches die Alten allerdings bereits Funten und zum Vergolden anwendeten (9). Dabey erinz | 5 5 nert (+8) Chemical effays. Vol. 4. Cambridge 1786. 12 * p.246. 7 (*?) XXX, 9 p: 627. Nuper credi coeptum certiorem imaginem reddi auro appofito averſis.

1

Ein. XXXIIL, Aes inaurari argento vivo,

aut certe hydrargyro, legitimum erat. Der erfte Namen fcheint. gediegenes Queckſilber, der andere aber das was durch Kunft gefchies den iſt, zu bedeuten. Sch habe hievon fon im erften Theile ©. 45. geredet. RE <

H x

308 1. Spiegel.

nert er, daß auch Buͤffon den Einfall gehabt . hat, daß das Amalgama von Gold wohl def fer zum. Belegen, als das jeßt gebräudlice, ſeyn moͤchte (°*).. Sinreich ſcheint mir wes nigſtens dieſer Gedanke zu ſeyn, aber wenn ich die Stelle noch einmal ohne Vorurtheil leſe, fo fan ich unmoͤglich glauben, dag Plinius an eine Glastafel gedacht hat, da er allein von metalliihen Spiegeln redet, und die Belsgumg init dem Amalgama ift gewiß zu fünftlih, «is dag ich fie einem Zeitalter ohne völligen Be⸗ weis zutrauen mag. Mir bleibt ed mwahrs fheinlich, daß jemand durch ein polirted Sold⸗ blech die Lichtſtrahlen habe colligiren und ent weder auf den Spiegel oder auf ben Gegens ſtand leiten wollen, um dadurdh das Bild deutlicher zu machen,

Hr. Profeff.. Geeren hat mir in ben Ec- logis des Stobaͤus, wovon er jeßt eine neue Ausgabe veranftaltet, eine Gtelle gezeigt, welche beym erften Anblick auf einen Glasfpies gel zu deuten ſcheint (??). Der

raͤer

(7) On pourroit trouver le moyen de faire un meilleur &tamage, & je crois qu’ on par- viendroit en employant de Por & du vifar- gent. Hifl. nat. fupplem. Ip. 451.

(??) DiAoizos 6 TlvIayopsioc, Uxloudj ray #Av, dexöusvov kiv TöU EV Tu nun TU- eoc riv ayravysay, diydourra di zpos Ang

Ei

a u nen =

1. Spiegel. : 309 _

raͤer Philolaus foll geglaubt haben, die Sonne fey ein glasartiger Körper, der das himmel⸗ ſche Feuer oder das Weltfeuer nur auffange, und wie ein Spiegel auf unfere Erde brädhte. Aber wenn man auch die Worte beym Sto⸗ baͤus mit-denen, womit Plutarch (F?), Adils les Tatius (4), Eufebius (°F) und andere diefe Meynung angegeben haben, vergleicht, fo kam man fie doch nicht mit Gewisheit vers ſtehn. Anfaͤnglich ſcheint es, als ob Philos laus die Sonne fuͤr durchſichtig gehalten, und angenommen habe, daß die Lichtſtralen durch felbige verdichtet anf unfere Erde kaͤmen; uns gefähr fu wie eine Glaskugel fie in einen Brenpunkt zufammen bringt. Go haben es

117983 auch

ro re Das ν aAEav, Wss TpomoV. TIva dırroug nAloug ylyvarIy, TO, TE &v Tr Cupa- vw mupddss, Hx) TO Em’ Kurou mupocideg. #2- Ta 70 Eoomrpoadeg‘ ei un rig na rolrov Adden ns Tnv demo ToV| dvorrpov nur! avauhacıv Öinomwei GOWEUNY Mpog yu&g Kvyyv. Philolaus ‚vitreae naturae folem fecit, qui vt caeleftis ignis ‘radios reciperet, ita lumen fimul cum calore ad nos transfunderet; fie vt duo quodam padto lint foles, nempe .caeleftis ignis, & qui inde tanquam in (peculum transfunditur; nifi quis etiaım tertium velit addere, radium a fpeculo ad nos reflexum, Stob. eclog. edit. Antverp. 1575 fol. * p.56. (?2):De plasitis philofoph. 2 cap. 20, -(3*) Ifagoge in Aratum cap. 19. (°°) Lib. Ixap. 8. ie |

310 1. Spiegel.

auch einige Ausleger verftanden , die din gar, wegen ber Berwandfchaft des griedim Worts, an einen Trichter gedacht hi Uber alsdann hätte die Vergleichung mitm Spiegel nicht ſtat finden Eönnen, und wiln Diefe rechtfertigen und ‚annehmen, Phil habe die Sonne fir einen glänzenden fpig% den Körper gehalten, fo wird dasjenige ut ſtaͤndlich, was er von durchfallenden oder hr durchgelaffenen Lichtftralen und von den dr fhenräumen des Sonnenkoͤrpers fagt. W man nichts defto weniger die letzte Andlaw behalten, fo folgt doch daraus noch nicht, ! der Philofoph Glasfpiegel gekant hat. © nämlidy gewiß, Daß vaAoy, welches man Ü glasartig oder gläfern überfegt, jeden fehr ten Körper bedeutet, ver Lichtftralen zuruͤck w fen kan. Urfprüinglich hieß fo ein naffer Köt und weil ein folder einen Glanz hat, fo mi es für jeden glänzenden Körper und enblid ſonderheit für Glas gebraucht (56). Pr chius erklärt daher vxAdes und UaAov dut Anpmeov. Wenn demnach Philolaus aud)? Sonne für einen Spiegel gehalten hat, fo fol daraus noch nicht, daß er einen gläfernen gi dacht hat, und zu dem iſt nur die Rede 9 Zuruͤckwerfung eines ſtarken Lichts, und da dazu unter gewiſſen Umſtaͤnden das Glas ſchickt iſt, das konte und muſte man g n

(5°) Salmas. ad Solin. p- 771. e.

x. Spiegel. - 311

nach deſſen Erfindung bemerken, ohne deswe⸗ gen gleich die Kunſt zu erfinden, durch eine un⸗ durchſichtige Unterlage daraus bequeme Spie⸗ gel zu machen (57). Auch Empedokles ſagte, die Sonne ſey ein Spiegel, und die Erleuchs tung, welche unfere Erbe daher erhält, fey eine Reflexion des MWeltfeuers, die Eufebius mit der Reflexion, die das Waffe macht, vergleicht (5°). F In

(37) Mehr über die Meynung des Philolaus findet man in Eduard. Corfinus Ausgabe

von Plutarchs Buche de placitis philoſoph. Florentiae 1750. 4 * p. 61 und pag. XXI. Ich fee binzu, wie Riccioli fie gefaßt hat,

in Almageftum novuml p. 93: Solem non efle emnino opacum,. fed tanquam cryftallum denfifimam,, ita diaphanum eſſe, vt in pro- funditatem corporis folaris vifus nofter fe in-

finuet, & radii ad nos propagentur, non ex fola fuperficie,' fed etiam ex centro folis. Die Meynung des Empeducles findet man erläus

tert in 7. N. Frobefi fpecimen polyhiftoris _

heliographici. Helmftadii 1755. 4 Bogen in 4, * p. 30.

—— Herr Prof. Heeren bat mir feine Mey⸗ ‚nung über diefe Stelle des Stobaͤus ertheilt, Die man bier gewiß gern lefen wird. „Der „Gritifer, fagt er, wird ſich ſchwerlich übers „reden, daß bie Morte: ne Ti am’ Kuröu „rupoeis nara ro Eoomrpoeides, richtig find, „wenn fie ſich gleich norbdürftig aͤberſetzen „laſſen. Was die Sacherklaͤrung betrift, ſo „wuͤrde ich dieſelbe blos auf das bauen, was „in

Erde,

eu Fr IE erlr rung aun Yer Günie „Auge we Dr eisen Erhhud, in „em &5 weißz Leiser dire, wieneht „deye Ion, &sE Boris satz Wert ine Elf „uns Wr ie Blmıı er Bir „zung weiltı gehu, is mad man, Kuade od, „uiss ben ber teher Idee Keen beiden, Ku „Bu Sommenkrsin auf birie Scdveibe Seller, „und Sum bizier ıu ums seeatirt werder. Alassivrm-- zer zrächeny) „glaube ich aber dech, bab ouiss kur Buch „Slas und ialsadys durch glälere aber ai.zie „artig Überiest werden maß. Demm es @ „ofenbar bie Bbh ht des Philelaas Die Sxb- „Ranz bed Sonuemlörpers zu befitimmmem > „ale mufte er einen aewiſſen beüimteu Ries „per angeben. Das Reſultat wär: alio mer

heit die Sonne für eine ebeme „Blasiheibe, bie bie Etralen oder ben Glanz „des ſchen # e er

„baraus folgern. R (°?) Da alle griechiſche Ausgaben dieſer Pro- biematum ſelten ſind, ſo will ich die Sure.

r. Spiegel. 313

in ber Geſchichte dieſer Kunſt nicht um einen Schritt weiter. Denn es iſt erwieſen, daß jener

Aufgabe hieher ſetzen. MAr ra vsAıa ner- omrox Aupmovow &yav; bri Evdofer Kura xplovoı unsoırepw. meQßune Ödurou 7 Puoic. dırvyijs. nal ry ÜEeAw avanıyvuudvy, Aupmpg Buoy , mAgov dınvyalerdy' na) Tas Idlac furi- voc die Tav mopwv Ts ÜEhov mapamenmouoK, diriandles vo Emimoiiig na) Euros TU bwpLa- roc Tg Uekou* no durwg ylveray oPbdox Adı- rovoz. Go findet man diefe Nufgabe fo wohl - in der höchft feltenen Ausgabe des Ariftotes les von Aldus, Venedig 1495, in dent \

° Theile, der auf biefiger Univerfitäts - Biblios thek der vierte heißt, ©. 23: a. ald auch in der Wechelfchen Ausgabe von Sylburg S. 292, imgleichen in Der Parifer einzelnen Aus⸗ gabe der Problematum von 1541 in 12 des Conrad Neobarius: A’lskavdpov Appodı- giewg larpınz Kmrapynarz a) 'Ducine mpoß- - Ayparo. In allen diefen Ausgaben folgt noch ein Zufaß, der aber zu diefer Aufgabe nicht zu gehören feheint, und der, mie Sylburg fagt, in den älteften Handfihriften- fehlt. Theodor Gaza muß diefe ganze Aufgabe in feiner Handſchrift nicht gefunden haben ; fie fehlt in feiner Ueberſetzung, die mit den Aris ſtoteliſchen Aufgaben zu Paris ohne Jahrzahl in 4, mit einer Vorrede des Martialis Cam- pii Charrhofini gedruckt ift, ungeachtet die näd)it folgende Aufgabe: Quam ob cauffam in fpeculis atque aquis dilucidis noftram fpe- . cıiem conipicere valeamus, da tft. Hingegen in Der-lateinifchen Ausgabe des Politianus, bie einzeln zu Paris in 4 gedruckt worden, | = ee (Pro-

314 I. Spiegel.

jener Alexander, ber in dem Anfange des drit— ten Jahrhunderts gelebt hat, nicht der Vers faffer diefed Buchs feyn fan. Denn diefer bes

auptet 3. B. die UnfterblichFeit der Seele, die lerander von Aphrodifias mit dem Ariſtote⸗

les

(Proftant in aedibus Nicolai Beraldi) findet fie fih N. 132. Eben fo liefet manfie auch in der lateinifchen Ausgabe verfchiedener Problematum : Amftelod. apud Joan. Waes- bergios, 1685. 12 p. 219. Syn allen diefen fehlt der Zuſatz, der hingegen in folgender Ausgabe ergänzt ift: Alex. Aphrod. probl- masa graece & larine Joannis Dauioni fudir illuſtrata. Pariliis 1541. 12, die zu der om genanten griechifchen deffelben Jahrs gehört, pag. 39 n. 132. Diefe Ueberfegung will id ganz abfchreiben. Quare vitrea fpecula fplen- deant plurimum? Quoniam ftanni natura, quo intus illinuntur, cum fit pellucida. vitro ex fe perfpicuo commilta, magis refplendet & radios fuos per vitri exiguos meatus t-ans- mittens ac externam illius corporis faciem duplicans, reddit magnopere lucidam. Qua- litatum porro aliae quidem vires fuas in profundum nequaquam -transmittunt; vt al- bum, nigrum , fulvum & huiusmodi; aliae penitus transfundunt per transmutationem, vt frigus, calor, ficcitas, humor, quae prop- tesea ad discrimen & comparsationem fupra dittarum, effecteices qualitates a philofophis ‚& medicis appellantur.. Gute Nachrichten von den verſchiedenen Ausgaben diefes Buchs findet man ©. 289 im erften Theile der Zwey⸗ bruͤckſchen Ausgabe. des Ariftotees, die Hr. Prof. Buhle beforgt.. Ä

Spiegel. 315

led leugnete; auch muß der Verfaffer der Aufs gaben gewiß ein Arzt von Profefjion gewefen feyn. Eben deswegen haben. einige fie, dem Alerander Trallianus, . der in.der Mitte des ' ſechſten Jahrhunderts die Arzneykunft trieb, zueignen wollen, aber dieß iſt mur eine. Pers muthung, der man bis jeßt noch Feine Wahre ſcheinlichkeit hat geben können, zumal da viele Aerzte den Namen Alexander gehabt haben Die Aufgabe, vonder ichihier, rede, findet ſich auch nicht in allen Handfhriften und Ausga⸗ ben,. fo daß noch der Zweifel übrig bleibt, vb fie nicht einen jüngern Verfaſſer, als der übrige Theil des Buchs hat, zu dem gewiß viele Be⸗ fißer allerley Aufgaben, bie ihnen - gefielen, _ binzugefchrieben haben. So viel bleibt gewiß, daft derjenige, von: dem dieſe Aufgabe iſt, fidyer belegte ‚Spiegel gefant hat, und das Wort, deffen er ſich dabey bedient. hat, deutet an, daß nicht etwa nur eine Zintafel unterge⸗ legt, ſondern daß das Zinn uͤber die Glasta⸗ fel gewiſcht worden, als naͤmlich jene noch heiß und dieſes fluͤſſig geweſen iſt. Der alte franzoͤſiſche Ueberſetzer hat gemeint, der Ver⸗ faſſer rede von a ö een 2 offen;

bar {alfa ill 9). Nice

(8°) Les problemes d’ Alexandre Aphrod. traduit de Grec Francois- par M. Herret. A Paris. 1555. 8 * ff 50. n. on RT Hi. Theil. creel

X

316 1. Spiegel.

. Nicht beffer, als jener Stelle.des Alerans ders, geht ed der, die man oft aus dem Iſidor für das Alter der Glasfpiegel angeführ: .hatz beym erften Anblick ſcheint fie ein tuͤchtiges Zeugniß zu feyn,: aber bey einer genauern Uns terſuchung verſchwindet es faft ganz... Nichts, fagt er, ift zu Spiegeln fo tauglich als Glas(**). Abat und andere, welche diefe Worte als ent: fcheidend angefehn haben, “tragen: deſto we: niger bedenken, ſchon dem jechften Sahrs hunderte, worin Sfidor gelebt hat, die Kent niß der mit Zinn und Queckſilber belegten Spiegel zuzufcpreiben, da eben diefer Schrift⸗ ſteller an einem andern Drte die Anmerkung macht, daß Duedfilber fi in keinem Gefäße beſſer, als in einem glafernen , aufbewahren laſſe (°?). Es ift wahr, ein mit diefem Mes talle angefülletes. Glas giebt einen ganz guten Spiegel ab, aber ich glaube, das habe man

lange willen koͤnnen, ohne Darauf zu verfallen, reluient les feneftres de verre fi fort? Pour-

“tant que la nature de l’eftain, duquel elles ; „Iont bafties par dedans, fort clere, meflde

avec le verre cler aufli de lui mesme, re-

luyſt d’avantage;' & le quel eftain outrepaf-

Sant fes raions par les petits pores du verre, . & augmentant doublement la face exterieure dudit verre, la rend grandement clere.

e (°C) Orig. ib: 16, 15 p. 394. © 62) Orig. XVI; 18 p. 396: Servatur autem melius in vitreis vafis; nam caeteras mate- ' zias perforat,

4

-

j 4. Spiegel. 3 7 i

dad Zinn mit Queckfilber zu Amalgama zu machen und damit. Spiegel zu belegen. Die

‚erfte Stelle, auf, welche es hier eigentlich ans

koͤmt, verliehrt ihren Werth, wenn man fieht, daß fie aus dem Plinius genommen und falſch abgefchrieben ift. Diefer erzählt, daß man dem. Ölafe allerley Farben und Geftalten ges ben koͤnne, und daß feine Materie folgſamer ‚oder dazu geſchickter ſey, als Glas (2). Eben dieß ſagt Iſidor, wie gewoͤhnlich, mit denſelbigen

Worten, nur ſtat ſequacior lieſet man bey ihm

die Wortes ſpeculis aptior, und da iſt denn

die Erwaͤhnung der Spiegel ganz unerwartet, und zum vorhergehenden und nachfolgen den ſo unpaſlich, daß man glauben muß, nicht Iſidor, ſondern einer feiner Abſchreiber habe dieſe Ab⸗ weichung, welche die Aehnlichkeit der vielleicht abbreviirten Wörter veranlaſſet hat, ges ‚madt.(°°%). Aber wenn man au, glauben

| 2. dt will,

(>), Lib. 6, 26 p- 759: Fit & & müt- rhinum, aut hyacinthos fapphirosque imita

tuaum. & omnibus aliis coloribus. Nec eft

- alia nunc moteris fequacior, aut etiam pidtu- rae accommodatior. Maximus tamen honog

in candido translucentibus, quam Ps

eryftalli fimilitudine.

. (64) Inzwiſchen muß dieſe Lefeart beym Iſi * alt ſeyn; denn ſchon Vincentius Bellov. führt fie fo an lib. 6 cap. 77 p. 415. Des Plinius Worte führt eben diefer lib. 7 cap. 77 p- 474 etwas verändert an: Nec.eft materia fequacior vel picturae, ſeilicet acconımodatior,

nr

318 1. Spiegel.

will, daß Iſibor felbft die Erwähnung bes in - feinem Zeitalter üblichen Gebrauchs des Glaſes zu Spiegeln unfhiclic eingefchaltet hat, fo läßt fi) doch daraus nicht abnehmen , wie die Glasſpiegel im fechften Jahrhunderte gemacht . worden.

In dem ganzen Zeitraum vom Sfibor bis ‚zum eilften Sahrhunderte find mir noch Feine Nachrichten, die hieher gehören, vorgekom⸗ men. Aber ums Zahr 1100, wie man we "nigftens nicht ohne Wahrfcheinlichkeit vermus thet, hat der Araber Albazen feine bekante Optik aefhrieben (9). In diefer vermuthete ich ſelbſt Glasſpiegel zu finden, aber ich habe ‘fie vergebens geſucht, jedoch muß ich befennen, daß ic) das Buch nicht ganz durchgelefen habe, "Da mo er feine catoptrifche. Lehren anfängt, nennet er oft eiferne Spiegel, worunter wohl die aus- dem beften Stahl zu verftchn feyn inoͤgen. Bey Erklärung einer gewiffen Er:

-fheinung ſagt er, wenn etwa jemand den * Grund derfelben in der dunfeln Farbe des Eis fens fuchen wolte, fo möchte er e8 mit filbers nen Spiegeln verfuchen (66). Solte er bey | IE | dieſer (°°) Opricus theſaurus Alhazehi Arabis, - item . Vitellonis-libri 10. Omnes inſtaurati a Frede-

rico Risnero. Bafilese 1572. fol. *

(°°) pag. 102, 103, 108. Speculum ferreum. Seld dicet aliquis, cauflam huius rei effe ni- gredinem Speculi fesrei, --- Verum

| Ä -* hoc

d

1. Spiegel, 319

biefer Gelegenheit. nicht viel mehr gläferne ges: naut haben, wenn ihm diefe eben ſo bekant als jene gemefen wären? Anfänglich nennet er; nie Spiegel ohne dabey .zu.feßen: von Eiſen, von Silber, hernach aber nennet ex. fie ohne ein ſolches Beywort.

Alles dieß finde ich eben ſo in des Vitello Optik CT), die er in der Mitte des dreyzehn⸗ ten Jahrhunderts und zwar in Italien, wo da⸗ mals die Kuͤnſte faſt allein bluͤheten, ſchrieb (°P). Er, hat freylich zwar alles aus dem Alhazen genommen, aber er hat auch manches eigene, auch Verſuche uͤber die brechende Kraft des Glaſes, aber nie, ſo viel ich bemerkt habe, der Glasſpiegel erwähnt. Ob Tordanus Nemo⸗ rarius oder Nemoratius, der auch im drey⸗ zehnten Jahrhunderte ein Buch de ſpeculorum natura ſchrieb, derſelben gedacht hat, weis ich nicht, weil ich ſolches zu ſehen nie Gelegenheit gehabt habe. Ich vermuthe, es ſey noch gar nicht gedruckt worden.

Inzwiſchen iſt das Jahrhundert badjenige worin ich die erſten ganz unzweifel⸗ haften

hoe non r t in nur, palam ex eo eft, quod

Ioeo fpeculi ferrei, argenteo ‚poß to, eadem aceidit probatio. - -

[5% pag. 191, 195; 196, 197. fpeculum e ferro mundo.

‘($8) Bayle diction. aiſtor. IV p. 462. " | mh u:

*

330 1. Spienel

haften Erwähnungen ter mit Zinn ober Bley belegten Glasjpiegel autreffe Johannes‘

Peckham oder Peccam, ein er | ciſcaner Moͤnch, der zu Orford und’

Rom lehrte und 1292 fiarb, ſchrieb “ind Sahr 1279 eine Optik, die unter dem Titelt Johannis Pifani perfpectiva communis einiges mal gebruckt ift (92). In dieſer nenmek er, anßer den Spiegeln von Eifen- nd Gtabl, auch von polirtem Marmor, nicht nur viegläs _ Laden Spiegel * , er ſest audy, =

6, Sabricius in Biblioth. medii‘ 'aevi IV < 331 fagt, fie fey zu Venedig aedrudkt. —J 3 »< in Unterricht von mathematischen Schrifter führt: eine. Ausgabe, an, . die 1624 zu Cöln, - auf 11 Bogen in 4 gedrudt if. die | Freundſchaft bes Hr. Prof. Reuß ha aus der Univerfit. Bibliotbe? folgende | Ausgabe vor mir: Perſpectiva Joannis a anguei viri religiofi valgt: communis appel- lata - - la gymna ſio Lipzenfi atg in figuris quem dilige fime tetificate 2. Hlätter in Rleinfol: ‘mit Mindsikriftii und breitem Rande, worauf die groben Zeich 3 | gen abgedruckt find. Am Ende fteht: | plicit perfpeätiva pifani communis dita im felici gymnatio.Lipfenfi-emendata revifaque. > « .Impreffa arte & follertia.Baccalarii Martinä 4*8 Herbipolenfis, an. dom. 1504... Man vers ; ‚gleiche wegen, Diefer Ausgabe, und des N mens Pilanus, der dem Peckham von ei nz angedichtet zu feyn fcheint (Scheibel) 9 leitung zur mathematifeh ben Buͤche Mi on. niß. St. 9. ©. 280 u. 284.

„2

fie hinten mit Bley überzogen wuͤrden, und daß das Bild nicht erfolge, wenn man ſolches wieder wegfraße (79). Mod) deutlicher redet Vincentius Bellor. (71). Er ſagt, das | en Bley

(°°) Propos:' 7. Si res in fpeculo oftenduntur er radios reflexos, vt iam patet igitur per-

———— per quam ſpecies in profundum

ingreditor ſpeculi, impeditur; non expedit vinonem, quoniam reflexio eft a denſo per prünum huius, quia denfum eft, propter quod fpecula vitrea funt plumbo fubdutta. Quod fi vt quidam fabulantur dyaphoneitas effet effentialis (peculo, non fierent fpecula | de ferro & calibe, & a dyaphoneitate re- * °. .motiflimis. Nec etiam de marmore polito, euius contrarium tamen videmus. In ferro autem & buiusmodi propter intenfionem ni- gredinis, non eft efficax Ipeculatio. In qui- busdam tamen lapidibus debilis coloris multo elarior eft ipeculatio guam in vitris. Propos. 4. In fpeculis vitreis plumbo abra- ſo nihil apparere. _

(77) Specul. narur. Il, 78 p. 129: Metalla vi- demus efle fpecula, quando polita funt & terfa, vt ferrum, argentum et talia. Idem quoque videmus de quibusdam politis lapidi- bus. -— Argentum bene politum inter omnia metalla melius eſt fpeculum,, quia in colore magis accedit ad diaphanum. -—- At inter omnia melius eft fpeculum ex vitro & plam- bo, quia vitrum propfer transparentiam me- lius recipit radios, plumbum non habet hu- midum folubile ab ipfo, vnde quando fuper- funditur plumbum vitro calido - - efhieitur in altere parte terminatum valde radiofum.

14

un ET FE I ia

322 1. Spiegel:

Bley werde über die heiffe Glastafel gegoſſen. Aus deimfelbigen Zeitalter gehören auch hieher bie Zeuaniſſe des Raımundus Lullıne ('?), des Rogerius Paco (73), ded Antonius von Padua (74), aud des Nicephorus Öregoras (75), der nad) dem Jahre 1360 - geftorben ift (7°).

Daß

(7%) Ars magna cap. 67 p. 517 in Lullii opera

quae ad inventam ab ipſo artem pertinen, Argentorati. 1607. 8 *: In fpeculo vitrum exiftit inter plumbum & serem & figuran five colorem qui ei praelentatur.

(73) Opus maius edidir S. Jebb. Londini 17%. fol.“ pag 346: Imago maior fit per refexio- nem a [peculo, quia fpeculum denſum de habet plumbum ab altera fui parte, gu impedit fpeciei, & ideo fpeculum habet vnd recipiat imaginem & reddat.

(7%) Dominica V. pofl pafcha pag. 210: Specu- lum nihil aliud eft quam fubtiliimum vi. trum. In Francilci Aflıfistis & Antonü

- Paduani opera. Lugduni. 1653. fol. *

(?°) Nicephori fcholia in Synefium hinter Sy- nefii opera interprere Dionyfio Petavio. Lu- tetiae 1612. fol. * pag. 4193 Sick. yap na L& ÜAwv naromron no) Eu ordjpov. nal 85 KAAnG

:#Ang. Sunt enim ex vitro Ipecula, & ex chalybe & alia materia, - er

(7°) Man zeigt in der Samlung zu Saints Denys einen fo genanten alten Spiegel vor,

der dem Virgil gebört haben fol. ; Er ift voval, bat, ehr ihn Mabillon fallen laffen,

24.300 in ber Höhe, 13 Zoll in der Breite \ | gehale

1. Spiegel; 323

Daß wuͤrklich dieſe Erfindung nicht viel aͤl⸗ ter ſeyn koͤnne, ſchließe ich auch daraus, daß noch im vierzehnten Jahrhunderte in Frank⸗ reich die glaͤſernen Spiegel ſehr ſelten, hinge⸗ gen die metallenen noch algemein gebraͤuchlich geweſen ſind, ſo gar daß auch der, den die Koͤniginn Anna von Bretagne, Gemahlinn Koͤnigs Ludew. XII, hatte, von Metall war (77). Metallene werden auch noch im Orient und Perſien, wo ſich freylich alte Ge⸗ braͤuche am laͤngſten erhalten, verfertigt und

gebraucht,

gehalten und 30 Pfund en Er ift Durchfichtig und gelbgrünlich., Nach ange: ftelleter Unterfuchung hat man gefunden, daß er ein Fünftliches mit vielem Bley. gemachte: Glas fey, und da er von den älteften Zeiten. her in diefer Samlung gewefen ift, fo muß der Zufaß des Bleyes zu Glas fehr alt feyn. Aber ob ?. und wie? dieſer Spiegel belegt wor⸗ den, Daß, ungeachtet es dabey daB, wichtigfte; u ſeyn fcheint, finde ich nirgend angezeigt. uch in ber Zofcanifchen Samlung fol eben ein ſolches Stäf, aud unter dem Namen des Spiegels des. Virgils, vorfommen. . 5, . . Ke Dieil Kunft-auf Glas zu malen. Nuͤrn⸗ berg 1779. 4. * IS. 23. und Hiftoire de 1% acad. des Sciences à Paris. Ann&e 1787 pag. 412, | | (??) Died meldet Villaret In der Fortſetzung der von Velly angefangenen Hiftoire de France, Tome XI. Paris 1763. Grosduodez. * p- 148. A

326 J. Spiegel,

optrif gebraucht werben, um ſich erhabene und hohle Spiegel nach Belieben ſelbſt zu ma⸗ chen. Jene Nachricht des Leibnitz ſcheint Herrn von Murr (33) zu dem kleinen Irthum vers leitet’ zu haben, als ob die. Kunft,erhabene Spiegel ohne; Folio zu maden, erſt 1670 zu Nürnberg erfunden worben; ich merkedieß an, weil ich vermuthe, es merbe ihm nicht ug genehm ſeyn, daß ich dieſes Verdienſt feiner Vaterſtadt anderthalb Jahrhundert älter ma⸗ che. Dieſe kleinen erhabenen Spiegel, welche | zwar ein verkleintes, ‚aber ein noch deutlicheres Bild als unfere gewöhnlichen geben, werden vermuthlich, auch noch gemacht; wiewohl fie nicht mehr fo haͤufig als vor ungefähr 30 Ja ren in Zeutfchland herumgetragen werden ‚Ü man fie, wenn ich mich recht erinnere, Dchfem | augen nante, Sie waren in ein bemaltes vun | des Brett eingefugt, hatten, einen fehr bveiten Rand. Der, den ich noch aufgehoben habe, hält 14 Zoll im Durchmeſſer. "Vermuthlid hat der durch die vermehrten Spiegelhrten bewürfte geringe Preis ber kleinen ebenen Spiegel jene umalle Nachfrage gebracht. Mad dem Porta foll’ die Miſchung dazu Spiesglas, Bley und Colophonium ſeyn; nah Barzoni aber ift fie vna miftura fatta di pionabo, agno, marchefita d’ gene, e ———— ‚wel:

cher Eꝛ) Be —— der merkwurdigke ite ‚In Nuenberg. 172, A? ©: 7005 um

rSpiegel. I 327

ches in der teutſchen Ausgabe ©; 1028 fehr elend durch: Bley, Zinn, Seuerftein, Sıls ‚ber und Weinjtein überfeßt iſt. Vielleicht ift hiebey noch folgende Eleine Anmerkung nicht ganz zu verachten. Das Eolophoninn, weldyes auch in manchen andern Fällen zum Löthen anges "wendet wird, hieß ehemals Spiegelharz, und ward unter: dieſem Namen noch im Anfange dieſes Jahrhunderts verkauft. Friſch hat die Urſache dieſer Benennung gar nicht, und Ja⸗ cobſon umrichtig angegeben; naͤmlich weil es anf dem Bruche eine glaͤnzende, ſpiegelnde Flaͤche habe; aber das gilt von allen Harzen. Die wahre Urſache iſt der oben augegebene Gebrauch; und ſeit dem dieſer wenig mehr be⸗ kant iſt, ſo wird es nach dem Gebrauch, welcher

jetzt der bekanteſte iſt, Geigenharz genant. Anſtat die Glastafel mit geſchmolzenem Metalle zu begieffen, ſcheint man fie eine Zeit, Jang mit dem vorher zugerichteten Amalgama von Zinn uͤbergoſſen oder auf eine andere Weiſe Bekleidet zu haben; vielleicht fo wie Boyle Hohlglaͤſer inwendig belegen lehrt (82). Aber ſchon Porta fah die Arbeit zu Murano faft fo verrichten, mie ſie noch jeßt gefhieht. Man breitete das zu duͤnnem Blech gefchlagene Zinn Ben eben aus, begoß es mit Queckfi ülber, vieb ſol⸗

> (84) po Dieſe Vorſchrift findet man —— dem bekanten Buches Croͤkers Mahler. Jena —— 8 * 421.

folches mit einem Haſenfuße oder mit der Hand ein, und wenn das Zinn getränft war, bedeckte man ed ganz mit Papier, und legte die kurz vorher fauber abgemifchte Glastafel oben darauf, drückte dieſe alsdann mit der linken Hand an, und zog mit der rechten das zwi⸗ ſchen dem Zinn und dem Glaſe liegende Pa pier behutfam ‚heraus, worauf denn Die Ta fel mit Gewichten befchwert ward (2). An dere gleichzeitige Schriftfteller erzählen die Sa⸗ che erwas anders (?°). Aber fo viel bleibt gewiß, daß das Belegen mit Zinfolio bereits im fechszehnten Jahrhunderte zu Murano ge: braͤuchlich gewefen, und alfo viel Alter iſt, als Joh. Maur. Hoffmann. gemeint har (®7), A

(25) Mag. nat. XVII, 22 p. 619. Noch deut⸗ licher erzaͤhlt Zahn die ganze Sache a. a.D. Auf gleiche Weiſe lehrt Hartſoeker gebogene Spiegel belegen in Actis Berolin I p. 262.

(86) Wecker de fecretis lib. X, p. 572. fcheint zu fagen, man nen das getränfte Zinblatt auf die Glastafel fo vorfichtig legen ,„ baf fi Eeine Luft dazwiſchen fee. Nah) Gar zoni wird das Zinblatt über eine glatte Eteintafel ausgebreitet, und nach dem Vers quicken mit der Glastafel bedeckt.

(?7) Ada laborasorii chemici Altdorfini. Norimb. 1719. 4 * pag. 245: Amalgama ex parte j * & partibus 3 Mercurii vivi ad poſticam pecnlorum fuperficiem obducendam vsuale

habetur, quamvis Veneti hodie ex tempore tale sonficient impofitas futurae Speculi fu- 2 perfici-

N

1. Spiegel. 329

Ob übrigens diefe artige Erfindung den Vene: bigern gehöre, mie viele neuere, vornehms lich Stalienifche Schriftfteller- verfichern,, das Tan ich weder bemweifen noch widerlegen; gewiß aber ift ed, daß fie.bis zum Ende des ſieben⸗ zehnten Sahrhunderts ihre Spiegel.über ganz Europa und nach beyden Indien verkauft has ben. Mad) diefer Zeit find in mehrern Ländern die Spiegelhütten verbefjert.und neue angelegt worden, und bie in Frankreih gemachte Ers findung , bas Glas wie Metall zu viel gröfs fern Zafeln zu gieffen, als man bis dahin Durch Blafen und Strecken hatte verfertigen Tonnen, war dem Abfage der Venediger auf

mehr als eine Weiſe nachtheilig. ESchon im Jahre 1634 fuchte man zwar in Frankreich Spiegelhütten zu errichten, wozu Euſtache Grandmone ein Privilegium ers er J hielt;

perficiei interiori laminae Joviali tenuiori Mercurium virum fuperaffundendo, illiug meatus in momento fubintrante, atque amal- gama relinquente, refiduo fluido mox deter- gendo. | Mir deucht, diefer hat fi) die Sache ſo vorgeftellet, ald ob die Glastafel erſt mit Folio belegt und darauf das Quedfilber aufs gegoffen würde. - Eben fo heſchreibt auch Macquer das Verfahren in Algem. Begriffe der Ehemie, nad) Pörners Ausgabe. II ©. 635. Das jetzt gebräuchlichfte habe ich in Ans _ leitung zur Technologie ©. 348 kurz ans gegeben.

4

330 1. Spiegel.

hielt; aber diefe Unternehmung hatte Beinen Fortgang. Als Colbert ſich bemühere Fasrk fen und Manufakturen anzulegen, exboth ſich

Nicolas de Noyer Spiegel nad) VBenerigs

cher Weife zu verfertigen. ‚Seinen Voriälag

benußte Charles Riviere, ſieur du Sie: ni, Kammerdiener des Königs, ließ ſich dazu die Volmacht ertheilen und verkaufte Diefe her— ach theuer dem du Noyer, ber darauf im J 1665 die Beftätigung und 12000 Livr. Vor ſchuß anf vier Fahre erhielt, mit der Bedin— gung, daß er ſich Arbeiter aus Venedig vers ſchaffen folte, die, wann fie adır Jahre im Meiche gearbeitet hätten, das Indigenat ex halten folten. Mit ihm traten mehrere in Ge felfchaft ,- vornehmlidy Poquelin, ver ih dahin ben ftärkiten Handel mit VBenedigfchen

Spiegeln getrieben hatte und Arbeiter .aus

Murano verfhafte. Die Hütte ward im Dorfe Zourlaville bey Cherbourg in Baſſe⸗Mor⸗ mandie, wo genugfames Holz war, angelegt. Nach ‚Eolberts Tode, dem Louvois gefolgt war, ward im J. 1684 diefer Gefelfchaft, deren Vorfteher Damals Pierre de dagneur war, auf 30 Jahre verlängert.

Kaum aber waren fünf Jahre von diefem Zeitraum verfloffen , fo meldete fi im Fahre 1688 Abrabam Thevart bey Hofe mit dent ganz neuen Vorſchlage, Spiegel zu gießen,

und

1. Spiegel, 331

‚und zwar viel gröffer, als man fie jemals‘ dei habt hatte. Dieſer fand, nad) ‚genauer Unters füchnng, Beyfall, und noch in demfelbigen Jahre erhielt er zur Benutzung feiner Exfins dung die koͤnigliche Volmacht auf 30 Jahre, die jedoch erft f693 und 1694 in bie Bücher der Gerichtshöfe eingetragen ward. Die ers ften Spiege lwurden zu Paris gegoffen, und ers hielten bald, zum Erſtaunen aller Kenner, die Höhe von 84 Zoll ben einer Breite von so Zoll, Hm die. ungehenren Koſten zu vermindern, ward die Gießerey nad St. Gobin, einem Schloſſe in Pirardie, verlegt. Um allen Strei⸗ tigfeitenmit dev ältern privilegirten Geſelſchaft vorzubeugen‘, war dem Thevart ausdruͤcklich ‚Horgejchrieben, nur Spiegel, welche wenigs ftens 60 Zoll hoch und 40 Zoll breit wären, zu verfertigen,. da bis dahin die groͤßten nur 40 bis go Zoll Höhe gehabt hatten; dagegen ſolte die alte Geſelſchaft allein die kleinern Spies gel liefern, and) ſich nie der Yon Thevart ers fundenen Werkzeuge bedienen. Aber ſo wentg es ehemals den Geſetzgebern gegluͤckt ift, die Gränzen der Zeug: und Tudinader, durch Beſtimmung der Werkzeuge und Waͤaren, uns ftreitig zu machen, jo wenig ward durch jene Verordnung verhuͤtet, daß: firh nicht. beyde Geſelſchaften beeinträchtigen ſolten. Deswe⸗ gen ward- endlich im Je 1695 beliebt, unter Aufſicht des: François Plaſtrier, ‚deybe Ges u. Theil | Mm ſelſchaf⸗

332 _ = Spiegel.

——— in eine zuſammenzuziehn, der der 2 1699 das Schloß St. Gobin verkufte, Aver dennoch Fam fie gleich fo fehr herunter,

daß fie im Jahre 1701 nicht mehr. ihre Shub

den bezahlen Eonte, und einige Defen ganz dw gehen laffen mufte. Dabey war das fchlinke, daß viele der von ihnen abgedankten Arbeiter zu den Ausländern giengen, Die bereits auf die Franzöfifche Erfindung eiferfüchtig waren, und nun ſolche zu nutzen ſuchten. Inzwiſchen verſichern die Franzoͤſiſchen Schriftſteller, daß ihnen dieß nicht geglückt fey, und Daß deswe⸗

gen die meiften- Arbeiter wieder nach Frank

reich zurückgekehrt waren, als ſichi im S. 1702, unter Anführung des Antoine, d Agınant, eine neue Geſelfchaft gebildet hatte, der duh kluge Sparſamkeit die Einrichtung viel verbis ferte und den Gewinn betraͤchtlich vermehrte. Jetzt werden ſowohl zu St. Gobin, als bey Cherbourg Spiegel fo wohl gegofjen als geblas fen, und im Sabre 1758 ward ber Preis der: felben um ein betraͤchtliches herunter gefeßt, vermuthlich um die Concurrenz der auslaͤndi— fhen Hütten, unter denen manche den Franzoͤ⸗ fifchen nichts nachgeben, zu fchwächen. .

Das ift die, aus Savary (828) und rs pilly * ku Geſchichte. WV

ahr⸗

(22) III p. 87. et Glace. Daraus überfeßt

in gemeinnägigem Natur⸗ und ——

Magazin. IS. 293.

—* —————

EEE. ur.

a. Spiegel. | 333

Mahrfcheinlich erwartet man. noch eine etwas ausfuͤhrlichere Nachricht von, deu: Erfinder, von feinen. erften Verſuchen und, Schickfalen, aber dieſe habe ic) nod) nirgend auffinden, koͤu⸗ nen, fo viel ich auch darnach geſucht habe, Ueberall finde ich nur, er fey (leur Abraham, Thévart geweſen, da doch die Geſchichte die nichtswuͤrdigen Thaten und Uebelthaten ſo mancher Hoͤflinge veiebigen Ark, auite⸗ wobrt hat. u isn ar Bien: we

| Das was die Kunſt eigentlich sh in Erfi «dung: gewonnen hat, bejicht darin, daß Pe , ‚wie ‚gejagt, nun piel groͤſſene Spiegel · lie⸗ fern kan. Denn wolte man ehemals fehr.groffe Tafeln blafen, ‚fo wurden fie zu. dünn, Abex —* Gieſſen fodert auch ſo ſehr viele koſt bare

eraͤthſchaften fo, viele, geſchickte Webiense fo fehr langweilige und mühfame Arbeit, pi ift mit fo viel Öefahr verbunden , daß nur ſehr felten Spiegel von außerordenslicher Gröffe glücen „, and > ap. die e weile Zafeln. doch wie⸗ aa a ber

were it iii

bidiohneire ———— de la Froneit , Amifterd.- 1762.- 1770. .fol. * Vp. 415 wo (u, aber 2 woͤrtlich aus dem Savary genom⸗ * 5— Einige. Zuſaͤtze finden ſich pag. 6725 1 ‚Dei Verf, verwelſet nod) auf Die Artitel’s “"-Gobin und Töurlaville; aber effterer'fcht > and. der ſechſte —* Theil ſich —mit Dem Buchſtab 8. Ks Les —d— 2 Mm2

? 334 1. Spiegel.

ber in kleinere, die man auch hätte blaſen koͤn⸗ . nen, zerfchnitten werden müffen. Die ago fenen gerathen nicht fo eben und glat, alödie geblaſenen; alfo muͤſſen fie ſtark abgeſchüfen werden und deswegen ſehr dick ſeyn. Die uns geheure Maſſe zu einem ſolchen Spiegel ſteht geſchmolzen in einem gluͤhenden zerbrechlichen thoͤnernen Hafen, der aus dem Glasofen ge nommen und über die flark geheißte metallene Platte gehoben werden muß, um die Mafe auf diefe zur Tafel zu gieffen, mit der man fo gleich zum Kühlofen eileu muß. Wird fie einmal fehlerfreg gefunden, fo muß fie abge⸗ ſchliffen, polirt, facettirt und’ belegt werben, welches letztere gemeiniglich erſt an dem Arte geſchieht, woman für fo-eitie thenre Mm einen: Käufer erwarten Pan, tim nicht noch meht zu verliehren, wenn fie auf der Meife zerbrw hen fol: © | =”

Dieſe groffen Schwierigkeiten, wobey jede Zuſchauer in Erjtaunen geräth, - ind die fe terre Gelegenheit für fo ein Eoftbares Prad | ſtuͤck einen Abnehmer zu finden, find -Urfachen, welche die Künftler wieder zum Blaſen zurüd geführt haben, und mandje find fo glücklich eworden, dieſe Arbeit dergeſtalt zu verbeffern, ß fie Tafeln blafen koͤnnen, welche, ehemals mir gegoſſen werben. konten; Zafeln Die 64 brabanter Zoll hoch und 23 Zoll breit find vom | Di

Die dazu noͤthige Glasmaffe von mehr als Too Pfund wird vom Blaſer und den Schwenkern zu einem groſſen glühenden Sacke ausgedehnt, vom Fertigmacher und Ranzelfteiger zu einer hos len Walze geformet, die wenn fie geöfnet worden, im Streckofen durch Streichen mit dem Plat⸗ eiſen, durch Zerren mit breiten Zangen und durch manche andere Handgriffe, die man noch nicht jedem. zeigt ‚zur: ebenen wird.

FR e * fine # 2 syn j 2 * J * + zır F Mmu'3 m 3 2.

336 2. Runft in Glas zu ägen.

nn

Kunſt in Glas zu fhneiden * und zu aͤtzen.

er ; Te will mich nicht an die Geſchichte der Kunft in Steine zu ſchneiden wagen, ald welche bereit von einigen gründlich gelehrien Kennern bearbeitet ift; nur will ich erinnern, daß fon die alten Griechiſchen Kiünfiler auch im Glas fo wohl erhabene als vertiefte Figuren geſchuitten oder gegraben haben, wovon mn noch Beweiſe in Samlungen antrift; wiewd manche Glaͤſer wohl nur nach Art der Paſten geformt ſeyn moͤgen; denn auch dieſe Kunſt iſt ſehr alt (*). Auch auf Glastafeln und Hol gläfer ſcheinen fie alleriey flahe Zeichnungen und Verzierungen eingefchnitten zu haben, fo wie jeßt auf Trinfgläfer und Kelde Namen, Wapen, Blumenwerke, Landſchaften und ganze Vorſtellungen eingeſchnitten werden =; | Man

() Taitt des pierres grav&es par Mariette, Paris 1750. fol. ® 1, P- 92, 210.

() Wenn ich nicht irre, fo ſind/die beyden al: ten zu Niſmes gefundenen und in Caplus

> Recueil d’ antiquitgs-II p- 363 befihriebenen Öläfer von diefer Art. ,

5. Kuͤnſt in Bläs su atzen. 337

Man Fan es dem gelehrten Khaſtler im Stein⸗ ſchneiden, dem berühmten Natter glauben, daß die Alten dazu eben diefelöigen Werkzeuge angewendet häben, welche nody im Gebrauche find (3). Sie haben ohne‘ Zweifel auf gleiche Meife über einem Merktifche eine horizontale umlaufende Melle mit Steinzelgern, ‘oder dem⸗

jenigen Werkzeuge gehabt, welches die Schrift⸗ |

fteller das Aad zu nennen pflegen ”. 2 Wenn man hierin nicht irret, fo ift das,

was Plinius (?) von der märntäfaltigen Bes |

ürbeitung des Glafes fagt, ganz verſtaͤndlich. Es wird, fagt er, am Rade gedrehet und wie Silber Ich denke, erſteres ſey ſo zu verfiehtt, daß das Glas, wie Stein, vertieft und erhaben am Rade geſchnitten worden; wie⸗ wohl es ſeyn mag, daß man auch aus Glass maffen mit dem Nade Holſächen oder Gefäffe; wie aus Stein, 2 vu. EBEN Bey bemi

lege

Tröirt ie la —* Melue de graver en vpiaorres fines comparee avec la methode moderne par. Lqur. Natter. Londres 1754. fol.*

* Sch, fage: die Schriftftelfer; Denn nie habe ich dieſe Benennung bey "Künftlern gehört; fo wie man auf den meh Slashätten das Wort Sritte gar nicht Fennet, welches doch in Schriften algemein gebräuchlid) ift. 6)XXXVI, 26 pag. 758. Aliud flaru figure-

ı tur, ‚aliud torno teritur, * aenn made

ve ‚eaelatur,

art [7

>Mmg

/

re „e

338 2. Aunft in Glas zu den.

letzten Ausdruck des Plinius muß mannide an Örabftichel denfen, dergleichen die Sihers ſtecher brauchen; die Vergleihung ‚gebt üht auf bie Werkzeuge, nicht auf die Weiſe zu beiten welche freplid) bey Glas und Cikz verfchieden ſeyn muß, fondern ‚auf die dege⸗ ſtelleten Zeichnungen/ naͤmlich ſolche, die nur in ver Oberflaͤche feicht eingeſchnitten ſind, und auch dieſe haben die alten Kuͤnſtler, wie unſere Glasſchneider, am Werktiſche mit dem ſchar⸗ fen Rade eingeſchliffen. er Nichts defto weniger behaupten viele, ba das Glasſchneiden, nebft deu dazu gehörigeg Merfzeugen , erſt im Anfange des voran Sahrhunderts erfunden worden. - Man nennt fo gar den Erfinder Caſpar Lehmann, w anfänglih nur in, Eiſen und Stein fchnitt, aber den gluͤcklichen Verſuch machte, ‚auf gl he Weiſe auch in Cryfiall, und hernach fo gar in Glas zu ſchneiden. Er war in Dienfien Kayſers Rudolphs II, der ihm im Sabre 1609, außer groſſen Geſchenken, den Titel: eines Kammer-Edelgeſtein⸗ und Glasſchnei⸗ ders, und einen Freyheitsbrief ertheilte, daß niemand dieſe von ihm erfundene Kunft außer ihm treiben ſolte. Er arbeitete in Prag und W | ; 21,38. Ira batte -: (*) Dahin gehören die ealiees audaees bey Mar⸗ tial. XIV, 94 und die Keiche, welche oft

zerbrachen, wenn der Künftler die letzte Aus⸗ beſſerung anbringen wolte.

‚2. KRunſt in Glas zu aͤtzen. 339 u

hatte einen Gehülfen, Zacharias Belzer; aber unter feinen. Schuͤlern brachte Georg | Schwanbard, der. Ältere, die Kunſt am weis teften. Dieſer war. ber Sohn eines Tiſchlers, Hans Schwanhard zu Rothenburg im Hen⸗ nebergifchen, war gebohren 1601, und reis fete 1618 nach Prag zu Lehmann, um bey ihm das Glasſchneiden zu erlernen. Dieſer gewann ihn fo lieb, daß er, als er 1622 uns verheurathet ftarb, den Schwanhard zum Ers ben einfegte, der. darauf auch vom Kayfer Rus dolvh II eben dasjenige -Privilegium erhielt, was fein Lehrer ‘gehabt hatte. Inzwiſchen zog Schwanhard nach Nürnberg, wo er fuͤr piele vornehme Herren arbeitete,. und dadurch dieſer Stadt den Ruhm veiſchafte daß ſie die Heimat dieſer vermeintlich neuen Kunſt ſey. Im Jahre 1652 arbeitete er auf Befehl Rays ſers Ferdinand III zu Prag und Megensburg, nnd erhielt von diefen den Titel eines kayſer⸗ Uchen Kunftfactord. Er flarbı 667 und hinters ließ zwey Söhne, welche beyde das vaͤterliche Ges werb fortſetzten. Der aͤltere, der des Vaters Vor⸗ namen hatte, ftarb ſchon 1676, aber der andere, . Sernrich, übertraf Vater und Bruder. Nuͤrn⸗ Mae hernach noch mehr geſchickte Meifter in

Künft gehabt, die ſolche durch Werbeffes

rung der Werkzeuge und Erfindung vortheilhafs ter Handgriffe zu viel höherer Bollommenheit haben (7).

Mm 5 Dieſe

340° 2. Runſt in Glas zu äzen.

Diefe Tugend der Runft wird auch derch

beftätigt, dag Zahn von ihr, als vanr ganz neuen Sache redet, die damals Deris lich in Nürnberg getrieben worden. Se— ſchreibt den Werktiſch und die übrigen 4 zeuge, giebt von allen eine Zeichnung, ir für die erfte zu halten ſcheint (?). Aber

"378. Zu ben vielen Ze

den ¶) Diefe Nachrichten findet man in Sandrtatt teutſcher Akademie, erſten Bandes zmrstem Theile ©. 345, wo auch die eigenen Rorte des kayſerlichen Privilegiums vorkemar. In der von Dort. Volkmann bejoratez neue Ausgabe ift wenig davon beybebaltenuerkz; im dritten Haupttheils zweytem Bak ©. * und Mina diefer. neuen Ausgabe; bie zum Ihbär Goͤtting. gelehrten Anzeigen 1772 S. und 842 geruͤgt find, ‚gehört auch noch ir Auslaffung mancher fehr ſchaͤtzbaren Na richt zur Gefchichte der teutſchen Kuͤnſtler. Wer dieſe bearbeiten will, muß durchaus

die erfie Ausgabe zur Hand haben. Ran

vergleiche aud) Doppelmapr Nachricht von Nürnberg. Künftlern ©. 231, 232, 237.

(9) Oculus artifcial. III pag. 79. Non ira pri-

dem innotuit pulcerrimum artifieium guas- ünque imagines etiam contrafaturas, gquss- eunque figuras, notas & feripturas curioßs- fine in vitra incidendi ; Praecipue autem vi- fra potoria illo folent ornari. Norimbergae modo fuit artifex , qui imagines contrsfau- ras artificiofisfime jisdem incidendo exhibuit; Vidi tale vitrum potorium ab eo elaboratum non adeo magnum cuiusdam principis Ger-

| ni maniae

2. Runſt in Glas zu den. 341

dem, was ich zuerft angeführt habe, Tieht man, "daß diefe Erfindung den Neuern nicht ganz gehört, und daß man den Alten Unrecht thut, wenn man fie ihnen ganz abfpricht. | Sie ift vergeffen und wieder erfunden worden. So hat auch Caylus hierüber geurtheilt (?)..

Noch merke ich an, daß es ſchon vor die⸗ Erfindung Kuͤnſtler gegeben hat, welche mit dem Diamänt Zeichnungen in Glas. geriſ⸗ ſen oder geſchnitten haben, die algemein be⸗ wundert worden ſind. Ohne mich in die Ge⸗ ſchichte des Diamants einzulaſſen, welche mehr Materialien fodert, als ich noch zur Zeit vor⸗ raͤthig habe, darf ich doch behaupten, daß ſchon die alten Kuͤnſtler Diamantſtaub zum Schleifen oder Schneiden anderer Steine an⸗ haben. BanluS. 2) fagt dieß fo

deut⸗

manise cſiiem nitidiM me ac perfe@ilh me

_ Praefentens pretio 40 imperialium'ab.eodem

eoemptum; multo autem maioris ddhuc pre-

- :..tii alia ab eodem artifice confe&ta: audivi arte

fingularifima, qua incidendö/ac interendo

=" jta effigist imagines, vt non:intritae ac im-

.. compareant velut>in iis vitris, quae

conimuniter. distrahuntur acı venduntut, fed

eminsant & extent elatiores, perfettiffi Ime-

33 ſint expolitae. Zahn meint hier das

ildwerk, welches auf Glaͤſer fuͤr gemeine

Schenten im: er oder einges brant wird“

: 0) II pag. 363.

342 2. Aunft in Glas zu ägen.

beutlih, daß man. nicht daran zweifeln Fan, und Solinus (!), Iſidor (12) umd Albers tus M. (13) haben es eben fo deutlich wieder⸗ bolet; auch Mariette ficht dieß für ausgs macht an (T*). Gleichwohl feheint es nidt, daß bie Alten bereits den Verſuch gemacht haben, diefen Edelftein mit feinen ‚eigenem Staube ‚oder dem Diamautbord zu ſchleifen; ich meine, ihm zu facettiren oder zu brillant⸗ ren. Uber ob fie bereits damit in Diamant Figuren geſchnitten haben, darf ich nicht ents ſcheiden, indem die größten Kenner daruͤber uneinig find. Mariette (5) leugnet es; Natter (19) hingegen. ſcheint es nicht gan, zu leugnen, und Klon (17) behauptete es für

gewiß. ("°) Lib.-37, 4 p. 773: Expetuntur'a -fcalp- toribus, ferroque ineluduntur, nullam nen duritiam ex facili cavantes, | "(*T) Cap. 52 p. 59: Fragmenta fcalptoribus 'in.vfum infigniendae cuiuscunque modi gem- : . mas,expetuntur. as (:?) Adamantis fragmentis fcalptores pro-gem- + nis infigniendis '.perforandisque vtuntur., Orig. XV, 8: | 5 (*°) De miner. lib. 2, 2: Hic lapis penetrat ‚ferrum. et ceteras gemmas oinnes, Praeter ‚chalybem,. in quo retinetur. (**) I pag. 90 und p. 156.. ("*). Pag. 156. (*6) in der Vorrede pag. XV. (7) Weber den Nutzen der gefchnittenen Steine. Altenburg 1768. 8*©. 42. Wie

‚weuig

2. Runft ih Glas zu ägen 343

gewiß Aber letzterer wuſte von dieſem Ge⸗ genſtand nicht mehr, als was er bey jenen Schriftſtellern geleſen hatee.

Zu meiner Abſicht gehört mehr die Frage, vb die alten Griechen: und Roͤmer bereits eins gefaßte Diemantfplittern oder‘ Spitzen zum Graben in andern Steinen gebraucht haben. Daß mände alten Künftler damit ihrer Arbeit nachgeholfen oder die Ießte Ausbildung geges ben haben, das meinte werigftens Natter manchen alten Steinen angefehn zu haben (18) Aber wenn dieß auch ift, denn ich wenigſtens möchte fo einem Kenner nicht wiberfprechen, fo muß id doch geſtehn, noch Feinen Beweis gefunden zu haben, daß die Alten auch ſchon Glas mit Diamant geſchnitten haben. Diele mehr wiſſen wir noch die Mittel, deren fich die alten Glafer und Fenſtermacher bedient haben, um Glas zu’ zerfchneiden; fie brauch: eh 2 ug ten ‚wenig Rlog, der fo gern andern Zehler vor⸗ “rückte oder andichtete, mit den Materialien, worin bie Alten gefchnitten: haben, befant geweſen ift, fieht man ©. 44, wo er-fagt, Die Alten hätten aud) in Ambra gegraben, = Alfo auch wohl in Käfe! Er hatte in feinem - franzöfifchen Schriftſteller ambre „gelefen, wuſte aber nichts von dem Unterfchtede zwi⸗ ſcchen ambre gris ind ambre jaune. . CP) pag. 10, 360. f. w. Eben dieß verfichert auch H. Doͤll in H. Meuſel Muſeum für - Künftler. St. 13.

+

344 2. Runft in Glas su ägen.

ten Schmirgel, die härtefien Stahliigen, aud ein glühendes Eifen, womit fie di ges machte Ritze nach Belieben fortleiteten 69 |

Erſt im ſechszehnten Jahrhunderte fie man des Gebrauchs des Diamants zum Schr— ben in, Glas erwähnt. Franz I, König om Frankreich, welcher Naturkunde, Kuͤnſte und neue Erfindungen liebte (20), ſchrieb mit dem Diamant ſeines Ringes auf ſeinem Schloſſe Chambord folgenden Reim in eine Glasſcheibe, um feiner Geliebten, der Anne de Piſfelen Ducheſſe d' Eſtampes, feinen Argwohn zu vers ſtehen zu geben ; J

Souvent femme varie, Mal habil qui s' y fie.

Der Geſchichtſchreiber hat dieß nicht ſo wohl wegen der Warnung, die wahrlich nicht nen ' war, fondern vielmehr. deswegen aufgezeichnet, weil man es damals nod; für fehr kuͤnſtlich hielt in Glas zu ſchreiben (21). Ums Jahr 1562 J * J u ) : | war 09% Le Vien die Kunſt duf Glas zu mahlen.

Nuͤrnb. 1780. 4. HIS. 19. 0°) Daniel Geſchichte von Frankr. VII S. "570. am =

IE Vieil II S. 19. Aber ich weis: nicht, wober er-dieß Gefchichtchen genommen. bat. Mezeray. Laftelnau und Labourenr has .\, ben nichts davon; auch findet ſichs nicht ie \ ET Gala

/ 2. Runft in Glas zu aͤtzen. 345

war es bereits ſehr gewoͤhnlich, daß auf Ve⸗ nedigſche Glaͤſer, als die beſten, welche da⸗ mals bekant waren, mit dem Diamant Laub⸗ werk und andere Zierathen geriſſen wurben (22). Auch in diefer Kunft. war Beorg Schwens hard, der ältere, ein. groffer Meifter er und nod) in neuern Zeiten hat der Augsburgi⸗ ſche Künftler Johann Boſt Trinkgeſchirre mit der Diamantſpitze ſehr kuͤnſtlich gefchnits ten, welche Kayſer Carl Vl gekauft hat (2*).

Nun komme ich zu der Kunſt auf Glas zu aͤtzen, welche mich eigentlich zu dieſem Aufſatze un ——— —* *

Galanteries des, rois de France, Bruxelle ... 2694. 8. 1 p.,145, ‘wo aber. alled aus Va⸗ rillas genommen ift. Bellay foll in feinen " M&moires der Herzoginn gar nicht gedacht . haben. Dem Boyle muß diefe Anekdote nicht bektant geweſen ſeyn; -fie ift.fonft von der Art, daß er ſie wohl in feinem weitläuftigen Artis Fel :PDucheſſe d’Etampes würde angebracht : Haben. : Vielleicht findet fie fich in des Bran= 3n:;%0me Dames; galantes. Die Befantfchaft des Königs mit diefer Dame fieng ſich 1526 „„.an. ©. Daniel Gefhichte von Frankr. VI en S. 328. .24 pe ‚A 2) Matheſius ſagt ‚in feiner funfzehnten .., Predigt ©. 9023. auf die fchönen und glats ten Venediſchen Gläfer.reiffet man mit. Des mant allerley Laubwerk und. fchöne.Züges @?) Doppelmayr S. 228.. vr .J AH): Von Stetten Kunfigefchichte von Auges burg I ©, 434. end

* Br

346 2. Runſt in Glas zu den.

veranlaffet hat, Weil diejenige Säure, wel⸗ che Kiefelerde, und alfo auch Glas auflöfet, erft im Jahre 177 1 von dem Chemiker Scee⸗ te (25) im Flußſpate entdeckt worden ſo ſobe man denken, daß die Kunft mit berfelben auf Glas zu aͤtzen, wenigſtens nicht Älter feyn

Tinte. Sie iſt auch wirklich von vielen als eine

neue Erfindung befant gemacht worden (26), Gleichwohl ift e8 erweislich, daß fie ſchon im Sabre 1670 von dem oben genanten Kuͤnſtler, Heinrich Schwanbard erfunden werben, Man weis naͤmlich, daß diefer damals, ale von ungefähr Scheidewaffer auf feine Vrble gefallen, und dieſe davon angegriffen war, ein Aetzwaſſer Tonnen gelemt hat, womit ır auf Glasſcheiben Schrift und Zeichnungen be

wuͤr⸗

(25) Abhandlungen der Schwediſchen Aka⸗ demie XXXII S. 122. Es verdient ange⸗ merft zu werden, daß ſchon Henkel in feis nen kleinen Schriften. Drefden 1744 ©. 594 und 599 den Flußfpat für eine falzige Subſtanz angegeben hat.

Mrondtfehrift der Akademie der Kuͤnſte zu Berlin. Berlin 1788. 4. Schriften der Berliniſchen naturforſchenden Gefel—⸗ ſchaftII S. 310. rel Magie. exlin 1788.'8 "I 516. Er ſagt, Die Erfindung fey aus England, wo fie ſehr ge= heim Yehalten worden ; aber die.Ehre Der

EN Erfindung, gehhre Dem: 9 Apr

2: Runft in Blas zu ägen. 547

wuͤrken Eonte (27). Wie Schmwanhard, die ſes Aetzwaſſer zugerichtet hat, das finde ich uirgend gemeldet; aber noch Fennen wir Feine andere Säure, als die aus dem Flußfpate, welche alles Glas angreift (23); und es: ift fe (2?) Sandrart- teutfche Akademie T, 2©. 346. „Heine. Schwanhardt hat auch mit feinem „ſubtilen Verftande dasjenige, was man bis⸗ „her fiir unmöglich gefhäßt, ergründet, und „ein ſolches Corroſiv erfunden, dem das fonft „ſo harte ceryftalline Glas gehorfamen, und „gleich andern Metall und Stein einwerts „und erhoben ſich aͤtzen laffen muß, da es

„doch fonften aller ftarfen Spirituum: beſte

„Behaͤltniß bisher gemefen. Er „bat bereits volfommene Menfchen s Bilber, „theils nadend, theils befleidet, auch aller« „band Thiere, Blumen und Kräuter ganz „natürlich gebildet und es im Erheben fehr „Hoc gebracht., Berftümmelt flieht dieſe Nachricht in der neuen Ausgabe HI, 2 ©. 79. Eben diefe Worte, aber auch mehr nicht | Findet man bievon in Wagenfeilii commentar. de civirace Norimbergenf. Altdorfi 1697. 4 p- 154. Doppelmayr ©. 250. fagtz „Nah 1670 fand er unvermuthet, als „feine Brille, worauf Scheidewaffer ge⸗ „Fommen war, ganz mat, als ein weis „ches Glas, geworden, auf gläferne Schei⸗ „ben zu Aßen, auf welchen fich der Grund „mat, dabey aber jede angebrachte Schrift „ganz hel ergab. | (3) Ich fage: alles Glas; denn manches wird ovðon manchen Säuren, nämlich ber Salz⸗ su. Theil. pe) 7 ED und

1 548 2. Runſt in Glas zu aͤtzen.

ſehr wahrſcheinlich, daß feine Bereitung eben ‚biejenige gewefen ift, weldye 1721 als Ge⸗ heimniß einiger Künftler befant geworda iſt. - Der Erfinder. hat jedoch eine andere Am: :dung davon gemacht, als die jetzt nblidit.

Anſtat daß man nun das Glas mit men Virniß bedeckt, und in diefen die Zeichnungen reilfet, welche man einaͤtzen will, fo hate hingegen die Zeichnungen mit Vieniß bedeckt, und den Grund vom Aetzwaſſer anfreſſen laß

fen , wodurch denn glatte, helle Zeichnungen auf, mattem Grunde haben entftehyen muͤſen. Vermuthlich machte er e8 fo, um feine Erfin⸗ “dung von der längft vorher bekanin Kun, Zeichnungen vertieft einzufhneiden , zuut ſcheiden. Uber hätte er dad, mas ihm iN Zufall anboth, richtig zu beurtheilen geruut, . "fo hätte er die Naturkunde mit einer Entil: kung bereichern Eönnen, weldye hundert ZSahr hernach einem Chemiker zum größten Ruhn ‚gereicht hat. Es gieng ihm, ‚wie der Spr nerinn im London, welche bie gefundenen Ba: noten nicht beffer, als zur Verzierung ihr: - Wocens anzuwenden verſtand.

Ich e erzaͤhlte dieſe alte Weiſe erhaben ; ‚ige unferm geſchiekten Rünftler, Hrn. Klin | u worth

J J Vitriolſãure ——— S. ena Exrperimental-⸗Chemie. III. S. 202.

2. Runft in Glas zu den. 549

worth, der in dieſer Art Arbeit groffe Ges ſchicklichkeit beſitzt, und bath ihn, ſie ebenfals zu verſuchen. Er zeichnete auf eine Glastafel mit Oehlfirniß und Malerfarbe einen Baum, brachte die Tafel nach der gewoͤhnlichen Weiſe über die Säure, und nahm nachher bie Farbe wieder weg, wodurch dann eine helle glatte Zeihnung auf mattem Grunde entftanden ift, die viel beffer als die vertieften Zeichnungen ers fheint. Ich empfehle diefes Verfahren, weil ich glaube, daß es zu groffer Volkommenheit gebracht werben koͤnne. Diefer Meynung war auch ber berühmte Strafburgifche Künftler, H. Benard, deffen Thermometer mit gläfers nen Scalen, worauf die Grade und Zahlen eingeäßt find, algemeinen Beyfall erhalten haben, als ich ihm hier auf feiner Wanderung ans feinem unruhigen VBaterlande davon Nach⸗

richt gab.

Vermuthlich haben Schwanhard und feine Schüler die Zuridtung biefes Aetzwaſſers ge⸗ heim gehalten; denn erft im Jahre 17275 iſt die Vorſchrift Dazu befant gemacht worden; doch Ean es wohl feyn, daß fchon eine ältere in irgend einem fo genanten Kunftbuche verfteckt ftebt. In dem genanten Jahre ſchickte Doct.

oh. Georg Weygand aus Goldingen in ‚Surland an die Herausgeber der Breſlauer

Samlung zur Flarur s und Medicins Bes _ Ma ſchich⸗

sso 2, Runft in Glas zu ägen.

ſchichte, eine Vorſchrift, die fich von dem das mals ſchon verftorbenen Doct. Matth. Pauli aus Drefden herfchreiben folte, weldyer, wie gemeldet ward, auf diefe Weiſe, mannigjik tige Figuren, Wapen und Landfchaften in Glas geaͤtzet hat (27). Man ficht daraus, daß | damals

(29) 1725. Sanuar. ©. 107: „Invention von „einem fcharfen Aetzwaſſer, womit man ind „Glas allerhand mar Figuren radiren „und corrodiren Fan. enn der Spiritus „nitri per deftillationem bereits in den X „eipienten berunter gegangen, fo treibt man „ihn zuletzt mit ftarfem Feuer, und geil „ihn wohl dephlegmirt (weil er das wir „naire Glas angreift) in eine Waldenbur: „giſche Flaſche; nachgehends fhüttet man „einen pulverifirten Böhmifchen grünen ma: „ragd (ſonſt Hesphorus genant, welcher pub „veriſirt in der Wärme grün leuchtet) darein, „ſetzt e8 wieder 24 Stunden in warmen Sand; „inzwifchen nimt man ein mit einer Kanye „von allem Fett fauber und rein gemachtes „Glas, und verwahret, oder faflet daſſelbe „rings um des Glaſes Rand mit Wachs jaw „ber ein, daß die ge oder Bort ungefäh „eines Fingers body fey; nachgehends giel: „fet man dad obige fcharfe Aetzwaſſer alſo „darauf, daß daffelbe fein gleich allenthal: „ben bedeckt fey, läffet es darauf je länger „je beffer ftehn, fo greifet ed dann das Glas „an, und bleibt dag mit Schwefel und Wers „nis gezeichnete erhaben und anaglypbifch „fteben. „. Eben diefe Vorfchrift hat auch H. Kruͤnitz in feine öFonomifche Encycl o⸗ paͤdie XI ©. 678 eingeruͤckt.

2. Runſt in Glas zu aͤtzen. 551

damals eine ſehr ſtarke Salpeterſaͤure gebraucht worden, die allerdings auch die Flußſpatſaͤure entbindet, wiewohl jetzt dazu gemeiniglich Vi⸗ triolſaͤure gebraucht wird (*). Daß der in der Vorſchrift genante Boͤhmiſche Smaragd oder der Heſphorus grüner Flußſpat iſt, iſt aufs ſer Zweifel, und wird aus der Geſchichte die⸗ ſer Steinart, die ich hier, ſo weit ſie mir jetzt bekant iſt, einruͤcken will, noch gewiſſer.

In den Schriften der alten Mineralogen iſt der Flußſpat nicht beſonders, und entwe⸗ der gar nicht genant, oder er ſteht unter ih⸗ ren natuͤrlichen Glaͤſern und Edelſteinen, und in den Schriften der erſten Syſtematiker unter den Quarzen, Kalk: und Gyps⸗-Spaten ders geftalt verfteckt, daß man ihn nicht heraus finden kan. Gleihmwohl haben ihn bie alten teutfchen Berg⸗ und Hütten: Leute wenigfteng bereitsim ſechszehnten Sahrhunderte unterfchies den und Fluß genant, meil fie ihn nämlich brauchten, um ftrengflüffige Erze in Fluß zu brin⸗

(*) Unſer H. Klindworth uͤberzieht das Glas mit dem Aetzgrunde der Kupferſtecher, aber in den chemiſchen Annalen 1790. 2 ©. 141 ‚wird dazu eine wäfferrichte Auflöfung ber

| Hauſenblaſe, oder auch ein Terpentinoͤhlfir⸗ niß mit etwas Bleyweiß vermiſcht, empfoh⸗ len. Ebendaſelbſt findet man eine voiſtaͤn⸗ dige Anweiſung zu dieſer Kunſt.

Nnu3

2 2 Kunf in Glas zu gen.

briugen, Agricola ift der erfte, welcher dies fe8 angemerkt und. den teutfchen Namm in

fluor überfegt hat, melde Benennung, jo

tie mandye andere, die er zuerft nach teutſte

Wörtern gemacht hat, 3. B. aus Quarz zum, aus Spat, fpatum; wismuthum, zin. cum, cobaltum u. a. hernad) algemein ange nommen find (30). Solte ich eine Stelle der Alten angeben, die ih auf Flußfpat beuten möchte, fo mürde es die bey Theophraſt feyn, wo er fagt, daß gewiſſe Steine, wenn fie ben Silber» und Kupfererzen und den Eifenfleinz

zugefeßt würden, in Fluß kommen (37). Der

erfte Syſtematiker, der diefe Steinart, 8 eine befondere Gattung aufgeführt hat, iſt Cronſtaͤdt.

Außer dem metallurgiſchen Gebrauche iſt der Flußſpat hauptſaͤchlich deswegen bekant ge⸗ | Ä wor:

: (32) Bermannus p. 466: Lapides funt gemms- sum fimiles, fed minus duri, fluores, lices mihi verbüm e verbo exprimere,, noftri me tallici appellant, nec, meo iudicio, inepte; fi quidem ignis calore, vt glacies folis li- quefcunt & fluunt. Varii autem & iucundi colores eis infident.

(3°) De lapidibus $ 19. Aber was ber teuts che Ueberjeger Baumaärtner darüber S. 64 fagt, aebört zu deWFübrigen Beweiſen, daß er nicht die zu einer folchen Ueberſetzung nöthige mineralogifche Kentniß hatte,

2: Kunft in Glas zu aͤtzen 153

worden, weil er die Farben einiger Edelſteine hat, und den unkundigen als ſolche verkauft, wenigſtens gezeigt werden fonte (22), und auch deswegen, weil er, wenn er das erſte mal im Dun⸗ keln erwaͤrmt wird, mit einem blaͤulich gruͤnen Schimmer leuchtet. Es kan immer ſeyn, daß unter den mannigfaltigen Steinen, von denen die Alten mit großer Bewunderung erzaͤhlen, daß ſie im Dunkeln leuchten, auch ſchon der Flußſpat geweſen iſt; wiewohl die meiſten derſelben gewiß nur ſolche geweſen ſind, wel⸗ che das bey Tage eingenommene Licht noch eine Zeit beybehalten, oder ſo genante Lichtmagnete find (33). Aber die Bemerkung, daß ber: Flußfpat nach der Erwärmung leuchtet, ſcheint erft damals befant geworden zu feyn, als bie kuͤnſtlichen Phofphore die Nachforſchung der Naturkündiger erregten‘, und biefe ficy bemuͤ⸗ beten, aud in ihrem Waterlande Steine zu ent⸗

(22) f. oben ©. (297).

(33) Die meiften Stellen ber Alten , welde hieher gehören, find von Du Say, Bofe und Cobaufen gefamlet- worden. Man fehe: des erftern Aufſatz über das Licht der Dias manten in den pbyfifchen Abhandlungen - der Parifer Afademie XI ©. 38, und des letern Difcours fur la lumiere des diamens, der ‚bier zu Göttingen 1745 auf 15 Bogen in 4 gedruckt ift. Lumen novum phosphoris accen/um a Cohaufen. Amſtel. 1717. 8*

Nu 4

454 2. Runſt in Glas zu ägen.

entdecken, welche dem ungefähr- ums Jahr 1630 befant gewordenen Bolognefer Spt in feiner Fähigkeit zu leuchten, gleich feyn mie ten. Bekantlich wird diefer dazu durd me

Galcination vorbereitet. Da verfuchte ımandio ähnliche Steine, und unter diefen auch ten Flußfpat, der in Zeutfchland nicht ſelten if.

Sch glaube, die Bemerkung ift. im Sabre 1676 gemacht worden. Denn in diefem Jahre machte Elsholz den Mitgliedern der natur: forfchenden Gefelfchaft befant, er kenne einen Phofphor, der fein Licht weder von der Sonne, no von der Flamme erhalte, fondern der, wenn er auf einem Bleche aber gluhenden Kohlen erwärmt würde, mit einem bläulich wären Lichte leuchte, fo daß man fo gar durd Au fireuung defjelben. eine leuchtende Schrift dar: fiellen koͤnne. Damals Fündigte er nur Diele neue Erfindung an, und verfprach, fie dereinit befant zu machen. Sch zweifle, Daß dieß geſchehn ſey; wenigſtens finde ich in den Schrif: ten der Gefelfchaft hierüber von ihn Feine wei: tere Nachricht, auch nicht in dem 1681 _ wies derholten Abdruck feines erften Aufſatzes (? *).

| So .@*) Joan, Sigism. Elsholtii de photphoris qua- zuor obfervatio, Berolini 1676. 4 ein Bogen.

Ferner De phosphoro liquido obfervario. Berol. | 1677:

2. Runſt in Glas su aͤtzen. 555

So viel ih weis, iſt der Wittenbergifche Profeſſor Rirchmaier ver erfte, weldyer das Geheimniß im Jahre 1679 verrathen hat (??). run TR 7 Beyde

1677. 3 Dog. in q. und De phosphoris obfer-

. variones , quarum priores binae antea iam edi- rae, tertia vero prima nunc vice prodis. Berol. 1681. 2 Bogen in 4. * Diefe Ausgabe ent: hält die beyden erſten Aufſaͤtze und noch eine

:.* neue Obfervation. Der erfte Aufſatz ſteht : auch in Ephemerid. ac. nat: cur. Dec. I. an. 8. obf, 13 p. 32. Die Stelle, weldye hieher gehört, ift folgende: Phosphorus fmaragdi- nus. Is. fplendorem fuum non ex folaribus CA radiis, aut exiilluminato.aere colligens ; fed ex igne- ipfo. Eius fcilicet particulam fi lami-

nae argentese aut cupreae imponas, adhibito carbonum fubtus calore, fplendorem ex cae- ruleo albicantem mox percipies, adeo vt, fi

materiam illam in notas aut literas digefleris, legere nitentem commode fcripturam poflis. Quare vero tertio huic ( phosphoro ) id no-

men indiderim, & qua ratione parandus

ipfe fit, elteri fervo occalioni. |

(35) Geor. Cafp. Kirchmaieri de phosphoris & natura lucis, nec non de igne commenzatio epiftolica. Wittebergae 1680, 4 * p. 7. Ante annos paucos admodum inventus mineralis alicuius, vifu & proprietatibus in quibusdam fimilis fmaragdo , ab artificibus duobus mihi peramice notis vfus ef. Conficiendi phos- phori & repraefentandi modus levis atque brevis ille. Recipe q. v. mineralis viridis, fmaragdum pene referentis; contere in pul« verem, aqua madefac communi, pulvis inftar

Jen.5 vrt

ss 2. Runſt in Glas su aͤtzen.

Beyde nennen diefen Phofphor den ſmatagbi⸗ fchen, fo wohl-mweil die Alten vielvon leuchınder Smaragden reden, ald. auch weil der grüne Fuf- fpat oft für Smaragd ausgegeben ift. KRirchmire nennet diefes Mineral audy Hefperus und \d- perugo, und jener Namen ift nachher oft den Flußſpat gegeben worden; fo mie auch obm in der Vorſchrift des Aetzwaſſers. Gleichwohl muß Kirchmaiers Nachricht nicht ſehr bekant geworden ſeyn. Denn der Jeſuit Caſatus kante fie noch nicht, als er 1684 fein Buch vom Feuer ſchrieb, indem er darin nichts wei⸗ ter als die eigenen Worte des Elſhohes ein ruͤckte (36). So gar dem fel. Leibniz und den Mitgliedern der Akademie der Wſſerſch. | en \

vt fiat. Penicillo poftea in lamina cuptt,

magnitudine vel orbis, vel maioris plani alt.

cuius manubrio inftru&ta literas, quafcun- que voles, in lamina defcribe craffıusculs. Ardentibus fuperimpone prunis vafculo ex- ceptis. = Phaenomenon fpettabis in obfcuro amoenifimum, fine fumo & odore lucens. Sed vt verum fatear, nec vfum, nift curiofi

animi explendi, artificium hoc, neque diu- turnitatem habet, Pedus ergo avidum fei-

endi meliora fatiare. nequit, five Aefperus vocetur , five ve/perugo. Thom. Bartbolin fan diefen Hefperus im 5. 1668 noch nicht gekant haben; wenigfteng hat er feiner in dem Buche. de luce. Hafniae 1669. 8 * gar nicht gedacht.

@°) Differtat. phyficae de igne. Francof. & Lipf. 1688. 4. * p. 353. :

2

2. Runſt in Glas zu aͤtzen. 757

in Berlin muß dieſe Bemerkung noch im J. 1710 neu geweſen ſeyn; indem erſterer ſie in den Schriften der Akademie als eine phyſika⸗ liche Menigkeit meldet (37).

Zuletzt merke ih nody an, daß die Verars beitung des derben Flußfpats zu Geraͤthſchaf⸗ ten und artigen Zierathen in Derbufhire im Sahre 1765 angefangen hat (?3). Man nens net die Daraus verfertigten Sachen in England fpar ornaments, auch wohl zuweilen blue- john. Manche fchöne Farben follen, wie man fagt, erft durchs Feuer hervorgebradht werben. Aber das müfte doch nur eine fehr vorfichtige Erwärmung feyn, da.befantlid der Flußfpat bey einer ſtarken, vornehmlich ſchnellen Erhits zung zerfpringt oder decrepitirt, wie er denn auch dadurch undurchfichtiger wird, Nach⸗ dem ich dieß ſchon gefchrieben habe, fehe ich

von

(27) Mifcellanea Berolin. 1710. vol. I. p. 97. Die fo genante Flußipaterde oder phofphos refeirende Erde, die man in neuern Zeiten in Ungarn in der Gefpanfchaft Marmoros ges funden bat, welcdye jet einige für eine mit Phofphorfäure getränkte Erde halten, bat ſchon der Schwede Hiaͤrne in Prodroma hift. nat. Sueciae genant. Henkel hatte fie noch geſehn. S. deſſen kleine Schriften.

. 599.

.(?°) Watfon’s chemical efays. II p. 277.

458 2; Runſt in Glas zu äsen:

Son ungefähr, daB H. Raſpe (*) dief Her Horbringung der ade durch Feuer ginlich leugnet.

c6) A catalogue of engraved gemt by James Taflie. London 1791. 2 vol. in 14 +

' I pag. LI.

3. Bibliographie. 559

Bibliographie | | ‚der v | | ee Erfindungen. i „oben ©. 449. |

9. Johanni Mathaei Lunenfis libellus de. rerum inventoribus. Ex recognitione . Aug. Jufliniani episcopi Nebienfis. .M. Antonũ Sabellici de rerum &artium in- ventoribus poema. Hamburgi. In biblio- polio Michaelis rap Anno 1613. 76 Seiten in 8.”

er Verfaſſ er Matthaͤus Micht Matthaͤi) war aus Luna, einer Stadt im Toſcaniſchen. Juſtinianus ſagt in der Vor⸗ rede, er ſey ein groſſer Redner und‘ Kenner der Alterthuͤmer geweſen, er habe ein Buch geſchrieben De mulieribus claris, welches, nach Conr. Geſners Bibliothek, ©. 394. b. . zu Paris 1523 gedruckt worden. Ob dieß die Ausgabe fey, welche Suftintanus verfpros | hen hat, meis ich nicht. Sein Peplus Italiae, in quo illuftres viri recenfentur, der zu Paris 1578 gedruckt worden, ſteht auch in F. A. Fabricii conſpectus litterarii Italiae. ‚Ham.

60 3. Bibliographie.

Hamburgi 1730, 8 *p. 369. MNodmbere lateiniſche Poefien von ihm find in Joͤhers Gel. Lexicon genant.

Das Werkchen de inventoribus „hat tt, wie Juftinianus in der Vorrede meldet, nur angefangen, aber nicht vollendet, und es ſcheim als ob lezterer es aus der Handſchrift zu Paris 1520 zum erſten mal hat dengfen laſſen, we nigſtens hat feine Vorrede diefe Jahrzahi (*) Dieſe erſte Ausgabe habe ich niemals gefehn, und fo gar der Hamburgiſche Nachdruck, der ‚gar Feine Zufäße oder neue Nachrichten hat, ift jegt fo felten, daß jch ihn nicht anderd als aus der Herzoglihen Bibliothek zu Wohrbuͤt⸗ tel habe erhalten koͤnnen. Leſſing hatte Das, was er von diefem Buche in feinen thew ren Kolleftaneen 2 ©. 142 fagt, ment Neugierde vermehrt, die Matthäus ſchon bei :wegen hatte, weiler älter als Polydor. Ver gilius und Sardus ift. Inzwiſchen ſehe ich nun, daß das Werkchen eine kunſtloſe Rhap— fodie aus den alten Schriftftellern, ohne An zeige der Quellen iſt; jedoch belohnt ein Abs f&nitt, der ©. 37. Inventa Chriflianorum

über;

(*) Keimmann in Hiftoria litterar. antedilu- viana p. 212 giebt das Fahr 1620 an, aber das ift vermuthlich ein Druckfehler. Koͤnig

n Bibliotb. -p. 519 nennet richtiger das Jahr 1520.

3. Bibliographie, i 561

üßerfchrieben iſt, die Nachſuchung, indem das ſelbſt einige neuere Erfindungen mit einigen Nebenumſtaͤnden erzaͤhlt ſind, welche Achtung verdienen. Groͤßtentheils hat ſie Leſſing, der doch von dem Verf. nur dasjenige anfuͤhrt, was er bey Joͤcher gefunden hat, excerpirt; naͤmlich IS. 94, 95, 119, 213, 371, 373, 1©. 171, 174, 351, 392, 403. Um aber den Liebhabern der Erfindungenges ſchichte das Nachfragen nach diefem Matthäus unnoͤthig zu machen, will ich dasjenige, was man bey ihm von neuern Erfindungen lieſet, and nicht ſchon von Leſſing beygebradht ift,. hier ganz einrücken. u

*

Albertus cognomento ‘Magnus, ordinis praedicatorii facerdos, primus bombardärmn, bombardulam, et fclopum manualeın exco- gitavit. _ |

Branca Siculus Cataneus, chirurguset phy- ficus acutiſſimus, fuo ingenio et arte aures, nafos, et labra, quibus caefa fuerant , inftau- rabat. Huius difcipulus fuit Baltazar Pavo- nus Siculus, quem nos, dum Paduae mora- zemur, nafum refitientem vidimus, et pro viribus quandoque iuvimus.

Horologium cum. fonitu inventum eſt a Chriftianis, ficut et campana. Nam veteres non habebant nifi aquarium et folariaın, +

Tri.

LU

62 3. Bibliographie: Tribula, feu percuflorium illud, go in area teruntur frumenta.

Ferreum illud cornü, in quo ad ps lancea ipfa infefla reponitur.

Acus verforia, inftrumentum illud , qw ad lapidem fyderitem (qui magnes dicitur) navigationem moderantur. |

Campana primum in urbe Nola, quae eft Campaniae in Italia, conflata fuit; unde etiam nuncupatur.

Impreflura literarum in Germanis poſt Chrifti adventum comperta fuit. Nam anfe fidem Chriftianam, Saturnus Italos lies n- u docuit, ut refert divus Cypriansn

ibello de idolis.

Patinae ligneae pro caedendis carnibus er- cogitatae fuerunt tempore Frederici Romani regis, et pontificis Gregorii, qui inter fandtos divum Dominicum ordinis praedicatorii fun- | datorem retulit. Non multo poft tempore ir Italia inventus eft fe Flagellantium. ordo. Nam homines nudi, ac bini, et longo agmine per urbes, oppidaque, et villas incedentes, loris terga verberabant, qua de caufa poene omnia pacata funt et fedata, Hoc virorum confortium Jacobus Columna Rom. fedis Car- dinalis inftituit. „.Hoc quoque tempore divino on | iudi-

3. Bibliographie. 563

iudicio fatum eft, ut Galli omnes, et.reli- giofi et faeculares, in Sicilia una die, unaque voce Dei perempti fint. Hoc etiam tempore in Sicilia vir fuit Nicolaus pilcis, Meffanenfis, qui vitam in mari duxit, nec diu extra aquas efle poterat; hic multa de maris fecretis pate- fecit hominibus, poft matris execrationem hanc inhumanam vitam fortitus.

Conficere chartas , vela, et veſtes ex cot- tone feu bombice, Chriftiani excogitavere.

- Conficere undones ex ferico Chriftiani docuere:. nam primi undones ex barbis hir- corum facere folebant, ficut etiam nunc ut plurimum fiunt, unde Martialis in diflichis,

Non nos lana dedit , fed olentis barba ma- riti. _ _ Candelae ex fevo in urbe Ferrara primum factae ſunt, quibus veteres non utebantur, cum eas nefcirent. | Aves domare’ ad venandum nobis, ut afio- nem, noctuam, ululam, et caetera id genus, Chriftiani inſtituere. Nam veteres canibus tantum utebantur ad aucupandum, unde et multi fcriptores de venatione feripfere, —— In aurificina nullum inventum eft recens. Confpicilla feu fpecilla, quae et ocularia iuxta vulgus appellantur, e tenui vitro, chri- ftallove, aut berillo facere, per quae infir- IH, Theil. Oo mior

*

‚4 3. Bibliographie.

mior vifus melius cernit, inventum magis antiquum, quam.novum arbitror.

10. Polydori Vergilii, Vrbinatis de rerum inventoribus libri VIII; & de prodigis libri III. Cum indicibus locupletiffimis, Lugduni Batav. apud Franc. Hegerum. 1644.565 Seiten in ız, und Das Buch de prodig. 209. Seiten ohne Vorreden und Regiſter. * =

Der Berfaffer (1) gab zuerſt nur drey Buͤcher

de rerum invent. heraus, und zwar im Jahre

1499, als er nod) in feiner Vaterſtadt Urbino

lebte; wenigſtens tft die Dedication unterſchrie⸗ ben: Urbini, nonis Augufti 1499. Er ruhmt fi Darin der erfte zu ſeyn, welder die Ges fhichte der Erfindungen zu bearbeiten über: nommen hatz und dieß Verdienſt fcheint ihm zuzufommen, wenn man naͤmlich Die längft vers Yohrnen Schriften einiger Griechen (?) nicht mitzählen will; wentgftend vermuthe ich, daß | | Leſſing

() ©. Dictionnaire hiſtor. & eritique par Aayl. IV p. 460. Fabricii ( Schoertgenii) bibli- theca lat. med. aevi vol. VI p. 5. Joviz elo- gia n. 135 p. 279.

(?) Die Anzahl der griechifchen Schriften rs- pi sUpyuarwv iſt aröfler, als man vermus then folte, Schade, Daß Feine übrig gebiies ben tft! Diejenigen, welche mir befant ges worden find, find folgende, wovon die er- ften achte von Clemens von Nleyandr. Ltro- mat. I p. 308 genant find:

3- Bibliographie. 565

Leſſing geirret hat, der den Matthaͤus fuͤr aͤlter als den cn angiebt (3). Als jene

drey

I. Scamon Mytilenaeus, deffen Buch auch Athes naus und Suidas anführen. S. Voflius us de hiftor. graecis p. 411.

® 2. Cydippus Mantineus, 9. Antiphanes. 4. Ariftodemus. 5. Ariftoteles. 6. Philoftephanus.

7. Theophraftus, deſſen Buch auch Diogenes kLaert. Eufebius_praeper. X, 7. Plinius VII, 59 und einige Scholiaften ie ©. Fa “bricii bibl. graeca II p. 248.

8. Strato Peripateticus, den auch Plinius in

elencho autt. p. 15 ed. Hard, nennet. 9. Heraclides Ponticus. ©. Diogen. Laert. V, ‚38 Pp- 313. 10. Ephorus, deffen Plinius, Athenaͤus, Stra⸗ bo und Suidas gebenten. 11. Philochorus, den Suidas anführt. Voſſius p. 117..

12. Simonides Ceus junior, nach dem Suidas. |

Voſſius p. 454.

13. Dinias. ©. Voflius p. 355. 14. Clemens Alexandr. ftromat. I.

15. Plinius-in Hiftor. nat. VII, 56 welche beys den legtern Schriftfteller aus jenen geſchoͤpft haben.

(?) Rollektaneen ITS. 144

Oo 2

566 3. Bibliographie.

drey Buͤcher gleich mit großem Beyſall auf⸗ genommen wurden, ſo vermehrte er ſie im Jahre ı517, als paͤbſtlicher Bediente in Eng⸗ land, noch mit fuͤnf Buͤchern, ſo daß nun das Wert aus acht Buͤchern beſteht. |

Sehr wenige Schriften haben das Gluͤck gehabt, durd) einen Zeitranm von mehr als zwey Jahrhunderten, in verſchiedenen Ländern,

fo oft nachgedruckt und überfeßt zu werben,

als diefe, und wenn dieß ein Beweis der im nern Güthe eines Buchs wäre, fo müfte dad Vergilifche nicht im fünfzehnten und Faum im fruchtbaren fechszehnten Sahrhunderte ſewes gleichen gehabt haben. Neu war freylidy dad Thema, und Eonte deswegen die Aufmerkſam⸗ keit der Gelehrten reißen. Wahr ift es auch, daß der Verf. zu den gelehrteften Männern feiner Zeit aehört, und dag man, wenn man auf diefe Rückfiht nimt, viel brauchbares bey ihm antrift. Er handelt vom Urfprunge der Religionen, der Grammatik, Dichtlunft, Mu fit, Mathematik, Arzneywiffenfchaft, Krieg kunſt, Mahlerey, des Aderbaues, u. f. m. | Er erzählt die Verdienſte derer, welche jene Wiffenfhaften und Kuͤnſte zuerft bearbeitet und mit den erften Erfindungen bereichert haben. Inzwiſchen ift doch alles nur aus den Schrife ten der Griechen und Römer, die er anführt, genommen worden, und mithin fehlen die wich⸗

er

3. Bibliographie. 567

tigften Erfindungen ber. Neuern gänzlich, wies

wohl einige am Ende des dritten Buchs kurz. genant find. Die finf letzten Bücher enthals ten ausführlicher die Geſchichte der. religiöfen Gebräuche, vornehmlich derer, die ben Catho⸗ lien eigen find: | =

Abber weder die Neuheit des Thema, noch die Ausführung deffelben fcheint dem Buche als lein den ausgebreiteten vieljährigen Veyfall bes wuͤrkt zu haben. Vielmehr ſcheint dieſer den eins geſtreueten Urtheilen uͤber Aberglauben, uͤber den Stolz und die Ausſchweifung der eheloſen Geiſtlichkeit, uͤber die Abkunft der catholiſchen Gebraͤuche aus dem Heidenthum, uͤber den Bil⸗ derdienſt und andere Gegenſtaͤnde der Religion, die freyer und richtiger ſind, als man ſie damals noch von catholiſchen Schriftftelleen gewohnt: war,” zuzufchreiben zu feyn. Selbſt da, wo Vergil die durch Luther veranlaffete Religionds verbefferung erzählt, redet. er befcheidener und mit. mehr Unpartheplichfeit, als damals feine Ölaubensgenoffen zu: reden verftanden oder zu reden wagten. Dazu kam, daf der päbftlidhe Hof, der. doch fonft,den Verfaffer, dem es in England. fo.gar noch nach der Reformation nicht inisfiel, ſchonte, jene freye: Urtheile dadurch Öffentlich rügte, daß er im Jahre 1576 eine "Ausgabe in Rom veranftaltete, welche von den vermeintlich irreligiöfen Aeußerungen ge⸗ | 203 reinigt

F

568 3: Bibliographie.

reinigt war, und welche allein den Nectiubts gen zu lefen erlaubt ſeyn folte, dagegen all andere Ausgaben in den indicem expurgett- um gefeßt wurden. Dieß mufte dem Vihe

zur Einpfehlung dienen, zumal in einem Zub

alter, da man noch nach folchen Keimen det Auf klaͤrung lüfterner war. Den Proteflan ten mufte es befto angenehmer fen, je mehr es die einfältigen zu verdrängen ſuchten () und wuͤrklich ſcheinen die meiſten Audgake von Proteftanten veranftalter zu ſeyn. DW mals konte auch ein Buch feiner Güte nad ter bemerkt werden, als jet, da, MM Ueberſchwemmung neuer Vüger,' vide gum Theil: merkantiliſche Kuͤnſte noͤthig MM einem auch wuͤrklich guten Buche einen aut breiteten und dauerhaften Beyfall zu verfhr fen (?). —— Mir

C) Dahin gehört das viel zu harte Urthll

welches ſchon Bayle aus Perrus a ſancto k mualdo continuatio chronici Ademarl p. 3?

angeführt ‚hat. Imperitiſſimum vocat eu - (Vergilium) et vanitatis redarguit docliſſinu Lindanus Ponop. evang. fer. cap, 98, atque NT minis huius fcripto, quod de rerum inventorr hus finxit, nihil extare noſtrs aetate in hieen editum pluribus quod feateat magis, autfulll' bus perfluat coniecturis. Bayle ſetzt bin!’ ae eft.certain qu’ilne plait pas aux bigots. CE) Zambect hat über diefes Buch zu Ha . burg in den Jahren 1657 u. 58 Vorlcit, | apa

DZ =

3: Bibliographie. 569

IWiraͤus (0) ſtellet ſich, als ob er glau⸗ be, daß die vom Pabſte gemisbilligten Stel⸗ len in den Vergiliſchen Schriften von Ketzern eingeſchoben waͤren; aber das iſt ein Argwohn oder Vorwand, womit man den Ketzern den von gefiheuten“hreiften Catholiken geaͤußerten Beyfall zu verleiden pflegt. Ich finde die bes ruͤchtigte Stelle lib. 4 cap. 33: 0, vocem me- imorabilem atque folutarem!: fi bene multi hodie fefe ‘quoque homines tantumn:efle per- penderent; ‘qui propterea, quod facerdotio praediti fünt, -=- unverändert in allen mit vorgefommenen Ausgaben. : Wahr aber ifl es, Ddaß einige proteſtantiſche Ausgaben dieſe Worte recht bemerklich? zu machen geſucht has ben. In der Frobenſchen Ausgabe von 1525 San36 Hecht dabeh am Rande: vocem nota noffisspantificibäs; aon contemnendam.In der Fraͤnkfurter Ausgabe der teutſchen Ueber⸗ ſetzung von 612 ſteht Si 414 for. 0,‘ wie ein loͤbliche vnd heylſame Red, wann ih⸗ rer viel (vnd ſonderlich du Bapſt) heu⸗ he az an unten Êα

,

BETTER RE ER

gehalten, wie er felhſt in der Vorrede zu rodromus hiſt. litterär.' meldet.

; (6): Libros de invent; . reröshaeretici corrupe- 3. zunt j:fed;purgati praddierunt Romae 1575 & 11128858. Außarrum de feripe: ecelef.in.Fabricii 4 bibliotheca eccleſiaſt. Hamburgi 1718: fol. "5. Pi 98. ee 5 7.0 Per

I ilae . O N) 4

* 3‘ .. Er .

I r tk

g70 3. Bibliographie:

tiges- Tages foldhes ermefjeren. Die derbe Parenthefe ift allerdings ein Zufat, der ſich weder in der Urfchrift, Hoc) in den iltern

Audgaben der Ueberfeßung findet.

Wie übrigens die verfchiedenen Ausgaben von einander abweichen, wie der Verf. von Zeit zu Zeit Verbeffernngen und Zuſaͤtze gemacht hat, das. genau zu unterfuchen, habe ic nicht der Mühe werth gehalten, und bey dem bie herigen Gebrauche des Buchs ſind mir dergleichen Aenderungen nicht vorgekommen. Der kurze De inventoribus rerum diverſarum catalogus, der in den neuern Ausgaben voranu ſteht, fehlt in den aͤltern, auch noch in der vom J. 1666. Der teutſche Ueberſetzer Alpinus iſt, nach Idders Gel. Lexic. Profeſſor der Rechte zu Sngolfiatt

geweſen. Sein Teutſch iſt felbft für fein Jahr⸗ hundert hoͤchſt elend, kan aber zur Geſchichte des PIE A. Viel beir

fer

+) Ich will ——— die Perio abſchreiben. „Wie irdiſche Teuffel, das it, | „der luͤfften, oder * helliſche Geyſter, woͤl „liche die heyligene erer, Fuͤrſten diſer welt „bayffend , wie fie vor zeyttene ihre warſa⸗ sirggung: trpbend;,.: durch die Goͤtzen, fo den „toͤdtlichen nrenfoben zu: geaignet marend, > und nit Zauberſchen fünften, jetzt fuͤr gutt Hgeiſte, dann fuͤn himmliſche götter, “oder „für feelen der dapfferſten leutten ovnnd jetzt

N —* „für

3. Bibliographie. $71

fer. find. in ihrer Art einige Holzſchnitte in der Ausgabe von 1537. Unter dieſen iſt auch eine Landeharte von Griechenland und Syrien.

„für die, dann für atibre, ſich ſelbs auß⸗ „gabend, da habenn ſy fo ein groffen jrrfal „in der menfchen herzen’ gepradht, das fie „inn einer kurzen zeit, den mereren thayl „der menfchlichen gemüthern, von ded waren " „Gottes ehere gentzlich abgewendt habend:

4 »”

$

Ve EEE 19; n , 53

Verzeiſchniß— aller wir bekanten Ausgaben.

ES dar fe De ie

3499.. Polydöri ! Vergilii Urbinatis de inventori- bus terum libri' tres; opus Chriflophorus ‘de Penſis impreflit, pridie Calendas Septembris. "4." &o wird ber Titel diefer Ausgabe, Die "von allen ‚die, erfte iſt, im des Mettaire annal.

sypograph. nad) ber: beften Amſterdamer Aus⸗ Sgabe von 1733. I p- 692 angegeben, auch von Bayle und Sreytag in Apparatu litterar.. II P. 1244 und von andern wiederholet. Gleichwohl ſagt Schoͤttgen in Fabrieii bibl. lat, med. aevi Voesdaß dieſe Ausgabe in 8 ſey, und H. Denis ſagt in Annal. typograph. fupplemento, ; ‚Viennae. 1789 ing. I p.476: P. Vergil. de rerum invent. libri 8. Praefatio ad Ludov. Odaxium ‚ne qua:locus & annus, editionis inno- tefcit, Vrbini 1499. 8. Aber ficherlich find in A 05 | Die:

$72 Verzeichniß.

dieſer Ausgabe nur drey Bücher; und der druck⸗ ort iſt auch nicht Urbino. Das Format mag Das ehemals gewoͤhnliche Grosoctav oder Kin quart feyn.

- 1503. de inventoribns- rerum; per Johannen Cerero de Tridino, ‚alias Tauinum. .V.enet. in 4. Mettaire II, p. 163. |

1509. Argentoraci 66 Blätter in 4 und 6 Blaͤt⸗ ter Vorbericht. Diefe Ausgabe, eben btejenige, welche Sreytag II p. 1244 genau angegeben bat, habe idy aus biefiger Univerfitäts = Ziplios the? vor mir.

1512. Der Titel iſt gänzlich wie in ber vorigen Ausgabe, nur liefet man noch bafelbft: Ex fe- cunda recognitione. Es fehlen die Porreden des Hieron. Gebuiler “und des DVerlegers Matth. Schurerius. Ganz am Ende fiht: Argentorati, in oflicina Mat iae S&hureni %- leftentis. Art. Do&t. menfe Junio anno 1512,

.iRegnante Caeſ. Maximjliano;, P. F. Adg. Die

Anfangsbuchſtaben find, wie in den erften Druts ken, nur Hein, um ausgemablt zu werden.

‚Zitel, Vorrede des Verf. und Inhalt machen

4 Blätter, und das Bud) Ieıbit halt 64 Blätter

in 4. Dieſer Ausgabe,.. die ich felbft befige ,

gedenken Mettaire II, p. 233 und Sreptag

NO u re re A ar er. |

Aber auf unferer Univerſitaͤts⸗Bibliothek ift

ein noch neuerer Abdruck, deffen ih ſonſt nicht

‚tat finde, Der Inhalt ift ganz, wie im der

“Ausgabe von 1509, “aber am Ende fehlt die von

Freytag angegebene: Schlußformel; nirgend ift

eine Jahrzahl zu finden. - Das’ Titelblatt ift

ganz mit geblümten Leiſten eingefaßt. Die An⸗ amgebuchftaben: find in diefer bunte Stöcke, | Be, welche

78.3

Verzeichniß⸗ 573

welche hingegen in der erſten nur klein find,

um ausgemahlt zu werden: Auch ift das Kor: » mat etwas gröffer, fo daß dieſer Abdruck nur

aus 6 und 62 Blättern beficht. Allen diefen

Drey Ausgaben tft bes Sabellici carmen de arti- "um invensoribus angehentet.‘“

1516. Argentorati ex aedibus Schurerianis. in 4. Diefe Ausgabe finde ich nur noeh von Schött: gen genant. el ar

1516. Polyd. Vergil. de inventoribus rerum; pro - Johanne Barvo commorante in vico Divi Jacobir ſub interfignio lilü aarei. Parif, in 4. Merraire = II P- 287. = 3 En * u A sy 1517 iſt Die erfie Ausgabe der: finfleßten, Bücher gedruckt worden, oder die erſte, welche acht Buͤcher hat. Jene fuͤnf Buͤcher haben eine De⸗ dication an den Bruder des Verfaſſers, die zu London d. 5 Decemb. 1517 unterſchrieben iſt, wie Bayle in Diction. IV p. 460 meldet. Sie findet ſich auch vor beit vierten Buche in den neuern Ausgaben; in der von 1644 fteht aber ‚unter. Derfelben nicht, wierin, andern, 1517.

t 1 L; |

%

ſondern 1518, weldyes ein Druckfehler tft.

1521. Polyd.- Virgilii Urbinatis,adagiorum, liber,;, | eiusdem de rerum .inventori Jibri o&to,;,; in

* Er |

. 857. Auch finde ich eine baſelfche Ausgabe in.g non Diefem Jahre genant. Ei 1525. Polydori Vergilii Virbinatis de rerum inven. toribus libri octo per autoré m ſamma cuta re- cogniti- & locupletati. Dices ſupremam ma- 5 . u num

574 Verzeichniß.

num impofitam. ': Eme le&or, non te pmite- bit impenfae. Bafileae-apud Joau. Frob. ano

1515. Diefe Ausgabe, die auch Maitue

im Regifter ©, 320 nennet, befindet fihı

der Göttingifchen Bibliothek. Das Titebe

ift mit einem Holzfchnitte eingefaßt. Dit

und der inhalt nebft des Verf. Dedicationw chen 6 Blätter aus, das Buch felbit aber hi 255 Seiten in Fol. Am Ende ſteht: Bafılee ex aedibus Joan. Frobenii menfe Julio, anm ‚1525.

1529. Paris. ex officina Rob. Stephani. 4. Menair: Il p. 721. Schoesig. p. 5.

1532. libri 8, per auttorem tertio ism sc diligentius recogniti & locupletati; qua re ille cöntentus tum demum ſupremam manum im-

* pofuit; eiusdem in dominicam precem com-

: mentariolum. Baſileae per Joan. Bebelium. 8. Metraire Regifter 320.

1536. Baſileae apud Bebelium. Conr. Gelnei biblioth.

1537. Paris. apud Rob. Stephanum. 4. Merr. Il P- 275. | |

1537. Polydorus Vergil. Vrhinas Von den er: fyndern der dyngen. wie vnd durch wölt che alle ding, 'nämlichen, alle Rünften Handtwerker, auch all andere Saͤndel, geyſtliche vnd weltliche ſachen, all Polli⸗ ceyen, Religiones, Orden, Ceremonien, vnnd anders betreffende, von dem may: ſten, bis auff das myneſte, nichts außge— laſſen, von Anfang der Welt ber, biß auff dieſe onfere Zeit, geübt und gepraucht, Durch Polyd. Verg. von Drbin, ing Bu: chern aygentlich im Latein befchrieben, vnd

Verzeichniß. 575

vnd jetzund newlich durch Marcum Tati⸗ um Alpinum, gruͤntlich, vnd auffe fleifs figit ins Teutfch transferirt und gepracht, mit fhönen figuren durchauß gezyeret, je dem WTenfchen nüglich vnd Furgweylig zu lefen. Getrudt zu Augfpurg durch Hain⸗ ri Stayner. Außer Titel, Vorrede und Regifter hält dad Bud) 210 mit Römifchen Zie⸗ fern bezeichnete Blätter in Folio. Nach dem Kayſ. Privileg. folgt des Ueberſetzers Dedicas tion an den Magiftrat von München, die Augſ⸗ burg 1536 d. 27 Dec. unterſchrieben iſt. Ein | wohl erhaltenes Exemplar bat unfere Univerfis täts: Bibliothek. | |

1543. ift zu Venedig eine italienifche Ueberſetzung in 8 herausgekommen, von Pietro Lauro.

1544. ſollen die drey erſten Buͤcher franzoͤſiſch beſonders zu Paris in 8 gedruckt ſeyn. ayle.

1544. ift die teutfche Ueberfegung bey Hainr. Stayner zu Augsburg wiederum gedruckt wor⸗ den, wovon die hiefige Bibliothek ein fchöneg Exemplar hat. Das Privilegium und des Ues berſetzers Vorrebe ift weggelaſſen; das Bud) hält i71 Blätter. S. Paula Schrank Bair

erſche Reife ©. 229. ee

'1545. de rerum inventor. Bafıl, apud Ifingrini- un. 8. ſ. Lippen. Bibl. philof. |

1545. die italienifche Ueberfeßung zu Denedig bey

Gabr. Giolito. 8. Biblioch. Bodlej.

3546. Lugduni spud $. Gryphium. 8. ©. Sreys

teg li ©. 497.

1540 alles, 8. Schoessgen. und Biblioth, Pi- nelli. |

1548. Lion, 8. Halleri biblioch, pra&. I pP. 482.

gt 1550.

6 Verzeihniß. 1550. eine italienische Ueberſetzung zu kaedig

in 8. :

1551. Abridgement of Pol. Vergil. of thinn- tions of things by Th. Langley. Lond.;

1554. Antwerp, 8. Lippen.

1557. Gandav. 8.

1558. Lugduni apud $. Gryphii hera % Bayle.

1558. Lugduni apud Joan. Tornaefium &bil.

"Gazeium. 537. Selten in 8. *

1561. Lugduni apud hered. $. Gryphii. zı9 Seil. in 12, außer Vorrede und Regifter. ®

1562. neue Ausgabe von des Th. Cangley | lifchem Auszuge. London. 8. ©. Old Engl printers by Ames p. 275. | |

1565. Baſil. per Guarinum, 3

1566. Lugduni, 8.

1570. Balilese per Thom. Guarinum. 12. *

1575.. Bahleae per Thom. Guarinum. 8. Sreytis II ©. 498.

1576. ift die auf Befehl Gregor. XII veränbet Ausgabe gedruckt worden. Romae per haeıt des Antonii Bladii. 8. Bayle und Biblioth. | giana. Aber Schöttgen giebt das Jahr 1575

1582. Memoires & hift. de P origine, invents & auteurs des chofes. Diefe zu Paris gedrud Ueberfeßung iſt von Frangois de Belleforf Bayle diction. Melanges hifloriques p.-15o. €:

auch fchon 1576 zu Paris in 8. gedruckt feyn.

1585. ift die Römifche befchnittene Ausgabe wit

derum gedruckt worden. Schöerrgen. Miraeus.

1586. Lugduni Bat. 12.

1590

Verzeichniß. 577 I590. typis Jacobi Stoer, impenfis Nicolai Bafei, =

1599. Francof. 12. vid. Wilifch bibliorh. Alten- burg. p. 41. | er

1604. Genev. 16. Lippen. |

1606. Argentorati, 8. Bayle di. p. 4601. a

21609. Genev, 8. | | J

1613. Argentorati 16. Lippen. Zn

1615. die teutiche Ueberſetzung des Tatius son newen überfehn, gemehrt und gebeffert. Durch Job. Bringern. 735 Seiten in 8. * Seine Holzſchnitte, auch keine Kupfer.

1618. Argentor. 8. 1624. eine neue Ausgabe der teutfchen Weberfete zung, Frankfurt in 8. Lippen. 1626. cum aultsrio, Labbe bibl. bibliochecarum

p- 309. | 16206. Coloniae. 8. Lippen. 1644. de inventoribus & de prodigiis libri 3. Lug-

duni Bat. apud Francife. Hegerum. 12 * ift eine der bequemften und beften Ausgaben.

1671. Noviomagi Batavorum ex typogr. Reiner: .

Smerii. 12.* Diefer Ausgabe ift mit einem bes fondern Titel beygedruckt: Alex. Sardi de rerum invent. lib. 2. ©. Freytag III p. 499.

1671.| de inventor. & de prodigiis. Amttelod, 1672.| apud D. Elzevirium. 12. *.

1726. de rerum inventione. Acceflit pars altera auctorum, qui a Polydoro relii funt. Colo- niae 8.. Georgii Bücher= Xericon..

Ohne

$78 Verzeichniß.

Ohne Jabhrzahl: Eigentlicher Bericht der Erfins der aller ding. durch Marc. Tat. Alpnum verdeutſcht. vnd von newen in Druck verfmigt. 490 Blätter in 8. * Auf der legten Seite kit: Gedrucdt zu Franff. a. M. durch. Weygend Han in der Schnurgaffen zum Krug. Diele: berfeßung iſt wuͤrklich in der Schreibart wrkf: fert worden; überall find kleine Holzſitte eingedruckt.

Megi-

BL 27° Wo. 5m Erftes Negifter. der angeführten Bücher.

Durch ein Verſehn find anf den Bogen Sb, Ti, BE, £l, Dim die Seitenzahlen von 469 bi 347 mit 269 bis 346-bezeihnet worden. Wenn diefe Zahlen zum

andern mal vorkommen, und anf den genanten Bogen zu ſuchen find, find fie in den Megiftern in Klammern eingefchloffen worden.

Die Schriften gelehrter Gefelfhaften find unter die Na⸗ men der Xänder oder Derter gebracht worden.

4.

Abar amufemens philofophiques. 468 Abel redivivus 430 Abels Samlung alter Chroniken 165 teutſche Alterthuͤmer 166 —— Geſchichte der alten Teutſchen 166 Achilles Tatius (309) Achmet introductio in aftrolog. 193 Arkeri hiftoria pennarum 54 Alta conciliorum 338 Ademari chronici continuatio 568 Aelfric dittionarium 429 Aelianus 6. 280. 424. 244. (283) Aelius Lampridius 312 | | Affrieo Clemente trattato dell’ agricoltura 453 Agricola de animal. fubterran. 214 —— de re metallica 403 Bermannus 552° J miraculis Benedicti 120 ertus Mag. 391. 398. (342) | Albinus Meiſniſche Bergchronif 216 Aldrovandi ornitholog. 240. . I. Theil, Pp Aldro-

580 Erſtes Begiſter

Aldrovandi Mufeum metalfic. 63

Alexander Aphrodis. a ee a bie verſchiede⸗ nen Ausgaben (313)

Alexius Pedemont. de ſecretis; die verſchiedenen Ausgaben 198

Albazeni opticus thefaurus (318)

Ambrofivs in apocalyplin 380

Ames typographical antiquities, 199

old Englifh printers 577°

Anderfon von Sfland 397

—— Geſchichte des 8 Handels 2 29. 46. 84. 254- 260. 450

Andreä Briefe aus der Schweiß (297)

Angelerius de antiquitat. vrbis Ateflinae 443

Angeli la * di 331

Ancigonus Caryflius: hiſtor. mita 424 (280

Kar von Padua (322) 242 421080)

Appianus de bellis Punicis 118

—— de bello Mithridat. 131

Apulejus (280). 91

de Aquino lexicon militare 122

Archaeologia or mifcellan. tracts relating to ar- tig. 123. 153. 254

d Ardenne traite des venoncules 308

Arethas in apocalypiin 193. 194

Arerini hift. Florentina 344

Argelati bibliotheca Mediolenens. 321

Arıfonbenn ı 141

Ariſtoteles 123. 278. 279. 417

—— auscultat. mirab. 188. 150. 194. 204. M. 381. (280. 284)

Arnkiel beidniihe Alterthuͤmer 154

Arnoldus Lubeceufis 15

Arvianus: Indica 280

in Epittetum 127 (280)

Artedi ichthyologia 417. 427

Artemidori oneirocrit. 130. 364. (271)

Afciani montes pietatis 319

Aſt

.

EEE I Bein en

der angeführten * 48:

24 * 2*4 —X8X

*

Mle the origin of writing 47° Aftronomica veterum fcripta 192 ' Afruc hift. natur. de Languedoc ı7 Athenaei deipnofoph. 277- 294. 240. 417. 419 . Aufonins '49. 54. 142

d’Auffy hift. de la vie privee des nesh 389, Avicenna 23.

Baco Roger. opus maius (322) Bailly hıft. de l’aftronomie, 357

Balbini mifcellanea Bohemica Be ee Baldäus Belchreib. von Malabar 409. \ Barnaby Googe husbandry 254 u; Barrere: France equinodt. 394.1, : 0% Bartington’s misellanies 239. 2 be Bafilicon.libri 97 . Baubini pinax olaniar, 40 Y u hiftor, plantarum 49. 30L: IE. VERE: —— theatr, botanic. 49 —53

Baume Chemie 548

Bayle: diction. hiſtor. crit. (a19. 345), 56 564 sta. 573 lettres 574 :, le Beau de |’ equipement du cavalier. 103... Bechers närrıfche Weisheit 44 os Beckmanns Beichreibung, der. Mark. ı —— Phnfical, oͤkon. Biblioth. 14. 335858 LVeydtraͤge zur Oekonomie3 397 Technologie 43 —E ‚Beguillet : deſcription de Bourgogne 255 deſeription de la France 255 Bellonii: itinerarium 7 .. Kae yet Bells travels 263 ME Beltrami il forefliere inftruito 332 Deluftigungen phyfifalifche 34 Berenger: hiftory and art of orfemanfhip 103 Dergiye Polizep: una Cameral⸗Magaz. a0 z p3

W

Berg-

h

Ri De Erſtes Begifter - ;

Bergmanni —— 410 Berliner naturforſchende Geſelſchaft 139 (46) Hiftoire de |’ a ä Berli in 45

—— Mifcellanea Berolin. (325). 557 —— Monatfchrift der Akadem. * er Rüniie(y6) Beyerlink theatsum vitae humanae 338. 354 Bibliotheca hiftor. Hambürg. 431 —— Ciftercienlium 423

von Bibra Journal für Teutfhland 73 Biographia Britannica 430. Biornftäl Reifen 70 Biringoccio pyrotechnia 195 le Blanc vogage 137, Blafii angtoime —— | Bloch Fiſche Teutſchlands 418 | Bochart hierozoican 6. 19: 21. 136. 272 | Chansan 160.25 °- Bock Naturgefchichte von Preuſſen 435 Borhaave elementa cheiniae 371 e privilegi de monte ‚gella piets di Kung

u.

»omare Mineralogie ans}:

Zomare I Pt la hiftoria di Parmn 331 Bonifaccio iftoria di Trivigi 334 de Boorgeınmarum ‘hiftorta 177 Borrichius: de ortu chemiae ‚362 —— differtationes d4 * ; | Bofe dife. für la lumiere des diamahe 553

Bouche chorographie' de’ Proverice 256° | eſſay fur hiſt. de Provence 257

nn introduttion à la ‚bitter. nat, de Eſyr

F

Boyle” de flammae ponderabilitate 409

de coloribus 46

de vtilitate philof. ratur. (325)

Braun de veftitu facerdotuim 40. 60. 189. 228

! von Breſlau documentirte Geſchichte 83- Stz ſauer Samlung zur Paturgesicte 550 550

Briti

#

- der angefuͤhrten Bücher, se:

Britonis philippid. libri 1%: =! mu —R von Brocke Beobachtungen von Blumen 3o3 Brooks difcovery of errors in the catalog. of nobi- lity- 154 - a Brown eflai fur les erreurs populaites 108 Bromns Reifen 7 Sror dumm Zus Bruckeri hiftor. philofoph. 359 Brückmann magnalia dei 395, 396. 408 von Edeliteinen 212: 2:

, “.r

Bruͤnich Mineralogie 176° a Bruno Vine. de gl inventori di tutte le cofe, 454° Ja Bruyere- Champier de re cibaria 258 Be Buͤffon Naturhiftorie 239 —— hift. nat. fupplement (308) : : . > ° = Bullarium Cherubini 338. RR ee Buff ftoria della citta di Viterbo 49a 7

de Buflis, Bernardi opera 337-

C. Caelius Rbodiginus 1220. Caefalpinus 222 ah un de bello gallico.93. 282 | aefarius de.miraculis Ar. 423; wor Cajetanus de montibus pietatis 935 Callimachus (282) a, Ei a) Calvoͤr: Mafchinenwefen am Harze 220 ”, Nachricht von Harziſchen Bergwerken 393. 394. 397 | er + u) Cambdeni Britannia 427 | 0 Camillus Leonard. de lapidibus 195. 448 Gerndeh polit. 5 of Britain 400 DEREN ancrinus vorzügliche Bergwerke 7a Du Cange gloffarium latin, 109. 148 . —— graecitatis 373. 223 Cardauus de fübtilitate ‚221 e Eary Grosbritaniens Handel 46 Cafarus diſſ. de igne 556 aka | Pp 3 Cafio-

s834> . Krftes. Resifter

Cafkoderi varisr. libr. 422, Catalogus..biblioth,. Bunauianse 456 Carulus 49: 129 14°... 2: Caylus: recueil d’antiquites 468. (287. 336) Ceifus de medicina 73_-, - » Celtes Conr. Norimbergae delcriptio 76 Chardin: voyage 8. 50. 179. 262. 269. (324) Cherubini bullarium 338 Chifletii anaftafis Childerici-145 . Cbigiana bivliptheca 577 - | Chriſts Berzeihniß zu Lippers Dactyliot. 187 Chryfoflomus (280) - : + - Ciaconii bibliotheca 198 . Cicero 63. (275) : Cieſa Reife 249 . Cinnamus de rebus geflis imperat. 132 Claudianus (273) _ ' Clemens Alexandr. 292. 369. 564. 565 Clement de labro aeneo (270) Clemente trattato dell’ agricoltura 253 Clufi hiftor, plantarum 125: 30I. 303. 307 Codex Juftinianus 97. 99. 163. (278) Theodofianus 97. 163. (280) Cohaufen lumen phosphoris'accenfun 5353 Colbert: la vie de Cölbert 228 Colerus Hausbuch 261 Columna Franc. 113 Columeka de re ruft: 126. 243. 291° Concilium Lateranenfe 338 Ä Conring hermet. medicine 376 de habitu corporum German. 271 Conflantinus de cerimonits aulae Byzant, 40. 121. —— Africanns de gradibus 194 Conflantinus Manajleh: annales 364 Contarini de gl’ inyentori di tutte le fcienze 4354 —— il vago giardino 455 Coquille: hiſt. de Nivernois 168 -

—8* 5 Br Cor

der angeführten Bücher. 585

Gornarius in Diofcoridem 25 Cornuti plantae Canadenfes 304 Cortona: faggi di’ differt. della accadem. 467 Courtep£e: deicription de Bourgogne 255 Crell chemifche Unnalen 551 de Crefcentiis de re ruftica 251 Crifpolti Perugia augulla 323° Cröfers Mahler (327) | de la Croix relation d’ Afrique 264 Crefias 6. D. Dampier Reifen 2 249 Daniel Gefhichte von Frankreich I 153 (344) Delaval inquiry into the colours 7. 210 Les delices de la Hollande 172 Democritus de arte magna 376 Denis annal. typogreph. 572 Diätionnsire des 85 Didymzas in Homerum 364 | Dilon’s travels through Spain 41 Dio Caflius 93. 127. 312 Diodorus Siculus 131 Diogenes Laert. 565 Dionyſii orbis deferiptio 183. 189 Diofeorides 4. 8. 9. 52. 183. 189. 281. 384. 385. 386 Dithmar ad Tacitum de mor. German. 287 Dodonaei pemptas 301. 302 Donizonis vita Mathildis 152 Doppelmayr von Nürnbergifchen guͤnſtlern 7. 392. (340) Douglas bibliographia anatom. 108 lilium Sarnienfe 306 Dugdale origines iuridiciales 254 Duhalde defcription de la Chine 211.

7

}

36. -Kıfle Regiſter

Fe

Ecloga [. fynopfis rav Bacıkınav (278)

Eden, Rich. hiltory in the weſt nd Eaft Indies 31 -

Eidous: hift. des principales decouvertes 462

Eisholtii de phosphoris obfervatio 554

Encyclopedie 70. 74. 125. 227. 237

Eobanus Heffus: vrbs Norimberga 74

. Ephemerides naturse curiof. 555

Epipbanius de gemmis 183. 188

Epiftolae graecae ed. Lubbini 377

Erotiani lexicon Hippocrat. 276

Euripides (282)

Eufebins (309) |

Euflarhius ad Homerum 119. 149. in Dionyfiun

365, Butropius 96. 111 Expilly : di®ion, geographique (333).

Fabretti de columina Trajani 134

Fabricius de metallicis rebus 403

Fabricii bibliotheca antiquaria 47. 54. 92. 122

- bibliotheca graeca 192. 376. (297)

medii aevi 107. 113. 431. 564.

320 J

bibliotheca ecclefiaft. 569

—— confpedtus thefauri lit. Italiae 559

codex fpendepigraph. 159 j

Falk Beyträge zur. topographifch. Kentniß de

Ruſſiſchen Reihe 177

Fallopius de metallis 196, 390. Opera 108. 223 Briefe uͤber Welſchland 210. 212 Fernandez hiſtor. anim. novae - Hifpan. 248

Feflus 158 4 |

Firmieus Fulins 373° ° | . Sifcher Gefchichte des teutfchen Handels 13. 349 * wer Sifdyer

der angeführten Bücher, 587

Sifcher Sitten und Gebräuche der Europäer: gs 429 de.ptima expeditione Attilae 428 _

Focfi oeconomia Hippocrstis 275 '

Forskal flora Aegyptiaca 53

Forſtmagazin 156

Du Frefne gloffar.. med. graecitatis 223. 373

—— gloffarium latinum Ioo. 148

. Freytag analedta litteraria 431. 458

2

apparatus litterarius 572. 573

Frider. II de arte venandi 117

Friſch Beſchreibung aller Inſecten 23

VWoͤrterbuch 24

Fritſchii corpus juris ven. foreft. 167 Fröbefii:polyhiftor heliograph. (311) .. ' Fulda germanifche anne gu, 426 Fuller’s britifh worthies 430 ducho Geſchichte des Zinks 401.

G.

Galanteries des rois de France (345)

Galenus 106. 126. 282: 287. 288. 382

Garidel; hiftoire des plantes 8. 10. IT . Garzoni piazza vniverfale 69. (324. 326) Gatterer Anleitung den Harz zu bereifen z02 Geoponica 273. 288. 439. 440 2 er

Georgii Bücher »Lericon 576. 577 Gerken Anmerkungen über Siegel 120

Gervafii Tilber. otia imperialia 12

Gedichte, algemeine yon Amerika 28

—— kurze der merkwuͤrdigſten Catdeckungen 463 Gesneri hiftoria pifeium 431: 434 - ——— hiftoris avium 240. 261

Bibliotheca 457

—— epiftolae medicinales 198

—— de omnium fohlium genere 403

de ladte 272 on thelaurus linguge latinae 98 Ä ann Pp 5 Ghili-

588 Erſtes Regiſter

Ghilini teatro d’ huomini letterati 435 Giannone Geſchichte des Königr. Napoli zu Glofarium manuale 173. 344 Ä Gmelin Naturfyftem (299) Mineralogie 379 Gobet anciens mineralogiftes 198 Göfings Zournal für Zeutfchland 350. 4m Göguet Urfprung der Gefege und Künfe 6. 357. 358%. 371 2097) . er Gonzaga de origine feraphicae religionis 323 Googe art of hnsbandry 254

Gori thefaur. gemmar. aftriferarum 375

Goropius Becanus Francicorum libri 100 Gdttingen: Commentarii foc. fcient. 211. 212.

363 Gottlieb montes pietatis 319 Grabams art of making wines 439 le Grand d’ Auſſy vie priv&e des Franc. 259 Gratii cynegeticon 37 Grignon bulletin des fouilles d’une ville Rom. 7% 87. 378 _ Grotius H. de antiquitate reip. Batavicae 172 Grundig Nadhricht zur Sächfifchen Geſchichte Grauteri lampas 102 Guicciardini defcript. Belgii 172. 216 Guͤnther von Wucher 355

Hakluyt 248 | Halle Wertftäte der Künfte 86. Magie (346) Halleri bibliotheca botanica 198. 200. 297. 252.

‚255 bibliotheca pra&tica 198. 452. 576 —— hiftoria-flirpium 299 | Hamburgifches Magazin 308. (295) Harduini acta conciliorum 338 |

Heer-

|

det angeführten Buͤcher. 589

Heerkens. aves Frificae 57 Helmoldi chronicon Slavoram 15 \ Helverius de l eſprit 260 ! un kleine Schriften (346) 55 557 Kieshiftorie 397. 406 Heraclidis allegorise 364 Heresbach de re ruftica 261. Herodorus 160. 273. 363. Herrmann Beyträge zus Phyſik 128 Herrera hiltoria de los Caftellanos 29 Hefychius ı1. 141. 290. (286) . Hiärne prodrom. hift. nat. * 557 Siob (269) HAippocrates 74. 106. 274. 275 270. Hiftoria di Napoli 341 Hiftoire gener. des voyages 262 ° Hiftoire naturelle de la cochenille 33 _ Hiftoire des principäles decouvertes 461 Hiftory of. the principal difcoveries in arts 461 Hofmanni lexicon vniverf. III afta laboratorii chemici (328) von Hofmann Abhandl. von Eifenhütten 218 Homerus 61. 66. 140. 142 | Honemann Alterthümer des Harzes 393. 390 Hornii Henricus illuſtris 164 | Hornung cifta medica 403 Hougbton husbandıy 84 Huetius in Manilium 372 Hugo de militia equeſtri 102 Hyde de religione Perfarum 361 Hygini fabulae & poeticon 90. 358.

I.

able pantheon Aegypt. 358. 359. 370 acobfon Schauplaß der Zeugmanufact. 227 Woͤrterbuch 30

Fenifi anngbeige 167. 230

Intro-

/

590° Krftes Begiſter

Introdudio in ory&tograph. Aragonise 439 Foannis Pifani perfpettiva (320)

Johannis Sarisber. (272)

Fonflon hiftor. pifcium 434

Fofepbi antiquitstes Jud. 159 Journal des (cavans 445 Jvtns de pifeibus 427. elogia 364

Aidori origines 56. 116. 98. 183. 228. 380, Re (297. 316. 342) Ä

Frngius de religuiis 87

Junii Batavia 171,

R.

Kämpferi amoenitat. exotieae 504

—— hiftoire de Japon 137

Ralms Reife 110. 250

Keuner’s parochial antiquit, 244

Keyſlers Reiſen 260. (29

Zinderfley Briefe von Teneriffa n. Oſtind. 88

Kircheri oedipus Aegyptiac. 370. 371

ars vmbrae & lucis 445 |

Kirchmaieri comment. de phosphoris & luce 55

Klein hiftor, pifcium 430

Aloß tiber gefchnittene Steine (342)

Klotzſch Samlung zur Sädftichen Schicht l

213 |

König bibliotheca vet. & nova 560 Koophandel van Amfterdam 352 | Ariegsmann Taaut oder Augleg. der. chemiſcha

Zeichen 370 _ |

Kruͤnitz Encyclopaͤdie 24. 156; 419.439 ° Aunfels Glasmacherkunſt 223 Kunfthiftorie Parifer 74, |

4. Labbe bibliotheca bibliothecarum 457: 377 de Laer novus orbis 2499

Lam-

der angeführten Bücher. <91

Lambetk prodsomus hiftor, ‚littefar. 568 . Lampridius Ael. 64. 66. 93. 419 Langii.philologia barbarograeca 150 Lathasm’s fynopfis of birds 253 Lauenburgiſcher Tafejenfalender 463 Ä zn diſſ. de nihilo 406 = es XII tabularum 73 manns cadmiolögia 219 —— Schauplag des Obererzgebärges 2 230 Leibnitii feriptores Brunfuic. 153. 13. colleftanea etymol. 24 Leiiſugo Bericht von Golddratsichen zu 89 the itinerary 207 Lemnius de miraculis occultis nat. 440 Leodii vita Frider. Palat. 293 Leonardus Camill. de lapidibus 448 Leonis tadtica 100. 115. 148 Leonis grammat. chronograph. 117 Africae defcriptio 126 Leontius de canftrut. fphaerae 192 Leroy mem. fur.tes travaux à P. exploit. de mi- ture 156 ferner © Frankfurt. Chronik 1410: Leſſings vermiſchte Schriften (272) Keikstanen 448.569, 565 Lettres edihantes 137 J Libavii epiſtolae 403 ze oo. Licetus de lucernis 102, 120; (277) Linnei hortus Cliffort:. 303: biblieth, botan. 306: S.infchotens Reife 298. 408 Lippenii biblioth.: philofoph, 576 Lipfanographia 87 x“ . Lipfrus de militia 90.102. wit —— epiftolae ad Belgas 299 Livius 90. ır2. Coͤflings Reife 125; ah Coͤhneis Bericht von —— 404. rin philof, tranfatt, 939/432. (284) Le Lo 0:

92 Erſtes Regifter

' Le Long koophandel van Amftetdam 353 Lopez de Gomara hift. de Mexico 247 Lubbini epift. graecae 377 Lncianus 135. (285) Lucresius 112

Ludolfus hiftor. Aethiop. 137. 279 Ludwig inftitut. chirurgise 74 Lullius: ars magna (322)

Lunigs codex diplomat. 42.

m.

Maaler teutſchſpraach 233

Mabillon de re diplomat. 56

Macquer algen. Begriffe der Chemie (329)

Magazin biftorifchdiplomatifches (325)

Magii mifcellanea 102

Mater verum inventum 458

Conſtant. annales 364

Mantlit aſtronomie. 372. 375 »

Manni: offervazioni iftoriche 317. 330

Marbodaens de lapidibus 184. (297)

Marcellus de medicamentis 448

Marcus Ulyfop. chronic. ord. minorum 320

De la Mare trait& de la police 169. 239. 244 27T. 233. 436 n |

de Marets diff. de trapezitis 353

Maerianus.fafcic. chronic. ord. minorum 320

Mariette traitè des pierres gravces (356)

Mariti Reife 7 Ä Ä

Marperger von Erfindungen 456

Marsden hift. of Sumatra 88

Marſchalk Nik. deffen ‚Schriften 430

Marfigli danubius 435: . |

Martialis epigr. 48. 65 ö

Martini lexicon philolog. 29T N

Martins de promifeus. do&trina 112

Matheſius Vergpredigten 214 403: (345).

Mat-

der angeführten Bücher. 593

Matthaeus'de rerum inventor. 559 “ii

de mulieribus claris, Peplus Italiae 559

Mutthiolus in Diofeorid. 16 | 3.

a Mauden difcurfus morales 353

Mauritii ars'wilitaris 99. -I14. 115

Manritius de ſtatutis Cluniacenf. 42

Mezruchelli ferittori d’ Italia 452

Meifters orientalifcher Luftgarten 408

Melanges hiftoriques 92 | |

Melzer Befchreib. der St. Schneberg 218. 219. 239' |

Menage diction. etyınolog. 40. 45: 85. 87. 215.

425

Menagiana 102. 113

Menard les miroirs des anciens. 467

Mercure de France (297)

Mercurialis 288 Ä

Merret de arte vitrier. 222°

Merula cosmograph. 332

Mettaire annales typograph. 572. 573

Meurfii exercitat, criticae 467

gloſſarium graecum 150 |

Meuſels Mufeum für Künftler (343)

bibliötheca hiftorica 3 [

Meyer difl. de montibus pietat. 343

Michaelis Syntagma commentat. 310

fupplementa ad lex. hebraica 189. 272

hiltoria vitri (249) |

Moſaiſches Recht 272. 310

Millers Gärtner: Lericon 35. 51. 298. 306

Minfchaei duttor in linguas. Emendatio dudo- ris 2608. _. |

Miraeiis auctarlum de ſeript. ecclef. 569

Mizaldi mirabilia 376 _

Möller! Cimbria'litterata 459

Monconys: voyages 7. 44 |

Montamy von Farben auf Porzelfan 180. (301)

Montfaucon monumens de la monarch. 145. 120.

Ä Mont-

x B2-

fg

594 Erſtes Regifter

Montfaucon antiquit& expliquée 91. 96. 1m, 132 diarium Italicum 458

Morifoni hift. plantar. 305

Moſes 60. (269)

von Murr Befchreib. von Nürnberg 73. (za)

Journal zur Kunſtgeſch. 69. 78

Muratori thef. ant. Italiae 14. 193. 443. 6

feriptores rer. Italic. 153 - —— thefaurus infcript. (281)

Mylius phyſikal, Beluftigungen 34.

Nachrichten, eurieufe, von Erfindungen und Er findern 465

Natter: trait de metliode de graver en pierres (337. 343) u: |

Nazarius 98

Nemorarius de fpeculorum natura (319) Neri ars vitriaria 222

Heumans Chemie 390. 397 Nicephorus Gregoras (322) | Nicetas: annales 96. 117. 147 Niebuhrs Reife 133

Nonius Marcellüs

Nonni dionyfiaca (282)

Nonus de morb. curat. 103

Nordens Reife durch Aegypt, 420 Norimllerga vrbs 74

©.

Obfervatlons für la phyfique 390

Oecumenii commentar. in nov. teflam. 194

Offerbaus hiftor. vniverf, 115

Olafſens Reiſe durch Iſland 3z9s53

Olympiodorus in meteors Ariftot. 366

‚Onofrio Pamwinius de Veronae viris illuſtr. 457

Oppianus 421 Ori x

der angefuͤhrten Bucher. ar

Origenes contra Celfum 360 © "-* oilfid wind

d’ Oriyny diction odes otigines 85. 85. 464| nich 5 Orpheus de lapidibus 419 #“r Ida WW Of beks ——— (osg) 81:99 er ji‘

Ovidius 62. 90. I Lan: I SL Mupısns —— F * Ovsedo India 30. 246. ‚dc 20 DIE: sr:

F ,,29 vn

er a 5 a 20 ER LE. 2 wen 4 2) SE Br I Palas fpicilegia zoologica 239 rk 2

Parkirollüs de reb. deperditis, 122 EN Per; | Papadopoli hiftor, gymnabi —— co⸗

Papons hiſt. de. Provence. 25 4,89 Sci] Reife durch Provenze:298 u. : Paracelfi opera 401, 2or reden

Yaris: Mem. de? u TE, 23% ZI 6643) Mem, de l’acad. des. infeript. 93. 203.40 Paflregici lib. de eriginibug. rexum 45000 no Patin: velations hift. de vöyagen, 9 ti suniae‘ Paulus Venegus 178... Scan. u nunoito@f Pailfanıas 4 ee

Paw: recherches fur 210.;.; Hg F

—— für les, Augepiß. [One —D Pellini ſtotis di Perugis 323: Br Bi} ger ınırof

Pennant‘: bfitilh zoology 27: 430. 3 0 arctie zoology 239 n4e- 000 .0ronn J

Perrault hiſt. des animaux 238. —D

Perroniana 266 range ash

Pertuchii chronic. Portenfe 164. I Ansciim rl St. Peterfburg: Comment, Academ. 390

Petri venerab. epilt. 57 :::

Petronius 8

Pezii thefaur. anecdot. 28 Pezronii entiquit, Celt, 39 Pbhaedri fabulae 468 . Pbavorini dictionar. 277 IE MTER, OR CUÄ

rn],

Phile: <garmina 6.1128: 3: 183% . J' A: —X A

Philoflrati vita Apollonii 363. (236) snogctusat All. Theil. ng Phoris

*

428 Erſtes Regiſter

Photii bibliotheca 6

Pindarus 141. 160. 4. 364 —*

Pineli bibliotheca 576 gip fatioize.

Pifani perfpedtiva (320) Se

Pitifei lexic. antiquit. 102. 158:

FPlato 365. (286) vo; on‘, a8 Bil ti en

Plautus 98. 228. (279)

Plinius 5. 48. 49. 53. 38 62. 63. 65. ga 123. 125. 127. 157. 162. 183. 186. 187..-I9L 2, 280. 285. 286. 261. 381. 383." 384- 42T. 22% (272. 278.:279:°28T. 284: 292. 204: 295. 298.

——

e auplatz der ur

Hiſtorie des Himmels 358 ——

Plutarchus 109. 280. 415. (309. 31 n)

Folipbilnrf. Cökunind r13 —F

Polo. vita ‚Gakeni (306) - ee FT

Polux onorfäft. 1842244: I dr

Pontani hiſt. Gelriea q >?

Pontoppidan Naturgeſch. von SAN: KK

von Morwegen 428. , . |

Dörner Färbertunft az) "9 °

Porcacchi fänerali anticht 110 ° Zz

Porta: magia natur. 2d2: 223. (324. 328)

Pos de zinco 493%:

Potter archaeolog. | |

Primafius in apocalypl# 380» 7

Prudentii hymni 342 =.

Pryce mineral. Corenid), 446."

em mın® ara ——4

Co ‚IMs a De = ©. ir, de Duintilianus (291). 2 os un mais R 033% ; ra

Ramufio : navigat. e viegyi zB: 246 ::

Rafpe: a defcriptive —— gms 558

, Reiſe 52 ji." . ‚ss

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der angeführten Sicher 97

ds biblioth; ſaera 6: aa man Raynal hift. des etabitff. dans Ies Inder 28 ; 408 £ Rea compleat florilege 395: .. 2.25 Recollet : voyagei.de: iu tesre: ſalnte FR E Rebhtmeier Braunſchwe Chtonik EEE 1488 u Reimmanni idea fyft:-antig: literanı 47

hif. lter. antediluv: 560°:

Reinhold Geſchichte der mertwuͤrd. Enldes. Retstions:hif. de voyages 3 KRepofati della zecca 5 Gubbio 335 5) Rey Jean, eflays 40 ? Riccards Hanbbuch ine Kaufleite 40 40 *

Riccii opera 197

Riecioli almag. nov. 369, (311)

Richard analylis coneik: 323. 339. 354

Aicherii hift.:concil. 338%; . - Enz

Richter Ichthyologie 30 Rinmann Geſchichte des Eiſens 1773 Ritterplatz, geoͤfneter bg: : Rocco: de”. banchi di Napoli 341 . Rodericus Toier. de Hifpan: 41 Rösler: ſpeculum metallurg. 219.0224 | Roland de la Platieres eneyclop: 125." IA 3 Rolt: di&tion. of trade z01° ;. u, 2 Roſſotti: ſyllab. Teript. —— 198°

Rubei hiftor. Ravennates332! : er Rudolpbi Gotha diplomat.: 165 . or ; de ,Rufel bift.öde Marfeille: 355: . 3 Runde Anſpruͤche auf Herfhaf Bebbun ı 174

de Ruufcher hift. RE yet Rymer’s foedera, a. ge 5

GB ..: ° S

Sage cheinſche —— in

—— Mineralogie (299,

Sulmafı . de fen. trapezit. 343 *

ad Solinum 1 372..(28 = * 8 18% ( 9. Salma-

ddr ge

os fe

sw Etſtes Regiſter

Salmaſius de homonymis 385. 388

Salmon : V art du pötier:d’ etsin 446°

Salon de juſtit. & jure 922:

Sandi principt di ſtoria di Venezia a Bere teutfche-Atademie (3 40). 547

ardi Alex. de rerum:inventor 577 '' Sattlers Geſchichte Wuͤrtenbergs 438 hiſt. de la ville de Paris 355 | avary die, de commerce 85. 109. 201. :22 227: (332)

Savot de nummis entiguis 49

Scaliger de ſubtilit. 260

Scappi opera 252

Scheffer de re vehiculastg8° ° :-..

chemiſche Borlefungen: 400

Scyeibel mathemat. Biherfentnif aaa Scheuchzeri nova litter. Helver. 200 Schlefien: oͤkonomiſche Nachrichten 262 Sıhlüter von Hüttenwerfen ‘393. 394

Schmidt chronicon Zygneum 84. 165% 230 Schörgenii comment. de. vita. 432 Schook de butyro.278 -:ci:r: A Schrank Bayrifche- heoieife 576: Sr Schrebers Samlung 270 —V— Schröder theſaur. pharmaceut. 406 :

Schulze de granoruin kermes.vfu 15

Schwarz exercit. de varia ſupell. rei litter; 57 Schweden: Abhandl. der Akademie De Wiſſ. *

303. 410. (340)3

Schwenkfeld teriotroph. Sileſ. 262 .

delli principali fcopert€ 462 . F Scylacis periplus 242

Senecae quaeft. nat. 91: (272. 278. 283. ‚un Senkenberg difl. de montibus pietatis 343 , Serapio 10. 389 '

Sibmachers Mobdelbud) k 236 , Sidonius Apollin. 99. 292 _ Silius Italicus 65. 90. LT

9 * * 114428 we] .

Smetii

Pr ..

»

4 angeführten Bücher, 599

Smebit antiquit!!Neomag..277° Zn - Smyth tour in, the 251 Sorcrates ‚96 iveki. Solinus (342 ) ad

Somneri dittionar. SaXonico Angl. 429 Ä Soria: memorie degli ftöriei Nopolitani 458° de Soto de quſtit. & j jure 339 a Spartianus 383

Spaten: teutfche Spraach 40

Spielmunn inftit. chemiae 1 197°

Sprengels Handwerke u. K. 70 3 er An.

2 wem Tyan 4

Stahl diff. de vitrioli ‚elogiis an Statii thebgid.©go f ı» a2.u.s I.) . Statuti di monte della pietardi Roma’ 324

—1 * Ei:

von Stetten Gefchiähte von Augsburg

RKunſtgeſchichte 69. 83. 88. cd Stiler teutfche Spraad$ go’

. Stohaei eclogae (308). fermones am) -

Strabo IRR,.157. 279. 280.284’ Strehz diſſ. de vitrioli Bo. 444 Sturm Baukunſt 466 nd 1 Stypmann de jure marit..170& !

Sueronius 106. 126. 120. ZII. 312. 23) yita Horatii (272).

Suhms fürlög ‚om ‚Danskes Handel 295: Suidas 118 Summonte hiſtor. di Nopali 3 air

Smedenborg de cupra 177. - Fe 5. ü

Symmashi epift. 163. ZA. GE GE

he rer Tableau de-Pariezsgn...'0::4 wu; Tacitus 288. 3ı2 . or‘ J Taffie a defcriptive eatal. of gems 558 ° Tafjfoni‘biblioth.. Venet. ne FREE? u Tavernier Reifen ı 137. 178. 203 | Teinturier parfait 45 855) son«

*

4 Da 3 Ä | . Tertul-

600 | i BE 3

Tertullianus 291. 202: 243: de 68. 3. (286) de habitu muhter; 65

Thesphraftus de lapid. 183. 187. 206. 552: (298) Tbevenot voyages 137

Tbiery de Menonv, kultute du Napal 304 Tbolofanus dei repukl.347

Thomans Reife und Vebenöbeichr.. 58 Tbhunberg flora Japonica 304 Tirabofchi biblioth.; Modeneſe 197 Tolotanns de rebus Hifpani ln =. : Toppi biblioth; Nepoletans‘ 452 3% . win" Torfaei hiſtor. N 5i Arch Carlo, il EM Milsno. 333: Tourneforr voyages' 51: 5% en DT TEuE 726} jaltitmt,rrei,henbar.sze 491% = zz Tractatus tractatuum 335: Traitéę de la culture di. Napal, 35 ©

Trypbiodori ilii exeidium: 142:

Turgot : mem. fur;te- prẽt a |} inierte u

Turre monumenta Antii 361°.

Tuffer points of husbandry 254

Tyfon : ef vygy 7 bi. | Me Ueber Sitten, Temperament Ereni 30 Ugolini thefaurus (270) =. Ulloa Reife (299) 0 Upfal: acta litteraria 224: 397“.

V.

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Valer. Maximus 63 * Vannuccio Biring. pyrotechnia 69. ag5e! 21 Varro de se rultica 245. 200 r > BGE de la Vega (goiymeo io „las: avi | de arte 90 161. .109. 146. 13%

3? 4?

Ya * de France (323) , debug 391

* E pe A Vergia

der angeſuͤhrren Bucher. BOr

Vergilius Pahdor. de retum Rue 162. "564...

Victor: ome hiſt. Romß De |

Le. ek aufGlas sen 23: ee

Villares hift. de France (323)

Vicentius Bellov. 423. (317. 321) a

Vineiolo Modelbuch 235 EELAU I E .yD NO mh de Vio de montg pietat. 335 !

Virgil,'90. 93. 109. ar 142. a Fogginii 59

Vitello: optica Lalrorn Mana Vitruvius TOR . 51 wir sun i no wa Vogt catal, lihr; rar. iin. In rtlıy Kama

s.tomment:“ wıbsagginc.:: Vopifeus 67. 36. (272) | e. _Voffsus de idololatria 415 035 O0 WW nigl

etymologicum 27I. 276 = dewitiis ſermonis ꝓt. 703° 0 2 de hiltor. „graecis 565. zen | 242 —* ie 1 37 09%; etrant ya Waddingii annales- u. ſeriptores ord ‚min. 321 wur 34 DI WEIET WIE» L a

Wallerit Tykema mineral: Fe 206 Auisjad R

phyſiſche Chemie

a Wailbaufen defenfio P Fine 442

Walther de butyro, 2 ‚@

Waffor?s chemical e * Gin: 406: 3 Br

Wecker ge fecretis bie, ——— Bus.

wets Drefben: Chromitasz. »- zu ee

de Weihe de ſpeculi origine! rege 2 ne

——..n 299 fu jera Bo en wA

Algen, Ithifforie ILS. 256. 145. 275. 378:'432 —S— monumenta ẽdita ar" 5 EEE"

Brilifeh biblioth. Altenburg. 577 'i te’ n

Winkelrhann: Senbfcpreiben 32% 34. FH,

—— pierresigtävkes dub; de Stoſeh 130. 199

| —— Wochenblatt 2603 Ei ii

294 wolf.

s03 Zweytes Kegiſter Wolf; von mathemat. zu ae 2*

Vormii litterat, un,

23441

\r u 3% ß . Xınopbon 91. 964, 105. 127. Fe 139.. air ie Dann 5

Zugato eronica di 332 Zahn oculus artificialis (324. 328. * Zanon lettere dell’ agricolt; 252. 327. 332

Zeiler chronicon Syeviae.: Shmihifeje mit 45 Zonaras 95

Zofimus 96. 389 tr et end. EDER BE

Zweytes Regiſter der merfroürdigten Saden.

Das RER, binter den Seitenzahlen, bedeutet hier, daß dafelb die ausführliche, —— u (uden 3

TER. I * ur,

Mer, Caſpar, Nachricht von ihn und ſeinen Schrif ten 166 5* der ee Anfang beffeiben 318.. = Aerarium ecclefiae ‚- wozu ſolches in denne Sahrhunderten beſtimt war 342.) was es anfänglich bedeutet int ss⸗ ‚Aeg

262

die Sende, wicht den Epigel ers unden 275) Ä

Aetzen in SU Eine SEchwanhard A 346 * die erſte e war von der jetzt üblichen vers Wieden 548 "pa

EP Ev . ‘Di, . . Aetz⸗

der merkwuͤrdigſten Sachen. 603

Aetzwaſſer für Glas, mer velaw zuerſt * macht hat 547

Agricola hat viele cleimſche RER nach den teutſchen gemacht 552

Alchemiſten, woher ihre Grillen entſtanden find

359 Pedemont. von ihm; ſein wah⸗

rer Namen 198 * Aliſina Pioſeor iſt nicht Aurikel 300 Alkermes, Urfprung, de db: Namens‘ 16 F Altirel di Praga '45

Amalgama von Zinn war sen Alten betant 10307) Antalgama von Gold zu Spiegeln. \ vor⸗ geihlagen (308), Aımaryllis formohl, wann: dieſe Blüme befan ges 302. A. farnienfis 304 °* Ymerikänifche Sachen "haben Derkleinerungswöß ter don ähnlichen Spanifchen erhalten 28 ,., Anaxandrides, MNachricht von ihm 227 * Angelerius, ein Italiſcher Kuͤnſtler 442 Antilena, Bedeutung des Worts 9 Apicius kante nicht Butter 292 Apothecae”fenoris-:317 ' | Arial; Erfinder des Eifendrats 85. Argentarüi ,: Gelöwechfler 316 | Armenifcher Stein wie er von Lazuli antetſchieden 178. I8B TOP: : Arſenik war den Alten unbefant. 29... Arundo feriptötia’ Bauh. 49° a. 16 Afcianus oder Binpnermann, dadeidi sn ibm

Zn |

. *

„pr

319 ' Afıa proconfülsri gl Mtraba Steigbuͤgel 176. ak | | Atlantis ,. Beſchreibung der en Mauren 365 ttaliſche Zeuge waren -gefticht 6 Auguſt, Kayfer ,- errichtete Leihäufer 3IE . A deſſen Geſchichte 380, 382 Aurileln/ wann fie bekant geworden 98 d+ 205 Ave

x*

so Zwevies Regiſtern

Avuet vatlas, Perlhuͤhner 2900 Azul der Araber 191. ‚194. Ar Arurum;, Lazur 195 a 4 8

ba . e a C.. 2335 43— cs

Baier die. ättefen, in. Rom 316 —W

i, Lombarden 351

Barnabas Interamnenſis hd die erften Lerhäufer 320...

Pen erfand. bie Weinoreflfaung

ätte Becken, die flat Spiegel gedient ern). bie zum ahrſagen dienten (272)

Bernardinns TEEN befdrderte die ‚Leibe häufer 326. 328

Blaues Glas der alten, woher es die —* habe 210

Blaufaͤrbewerke, die ältsffen 216.. ar. r Kobalt Schmalte.

Blue-john, Sachen aus Flußipat: 557.

Blumen unferer Garten, ihr Vaterland 296.

Blumenliebhaberey ihre Gefhichte 297

Bolognefer Spat, wann er befant: geworben 558 Bow - dye hieß anfänglich in England Scharlach 46 Brandt: entdecfte das Koboltmetall 224

—— der vom Rauche getrieben. wird

Braner muften “fhe den Sevraud. des Wafet

bezahlen 171 °

kB raunfchweigifche Daturalienfamfung 187 .

Bretfpielblume ihre Gefchicht

Buchdrucerey. fuchte anfängli "ie Zürher ‚den. » „Hanbfchriften gleich zu machen (304), -

Butter, ihre Beftandiheile 270. ob fie den Hebraͤ⸗ ern bekant geweſen 272. ihre Erwähnung i in grie⸗ chiſchen Schriften 273. in lateiniſchen Schrif⸗ ten 284. Urſprung des teutſchen Namens u

ihr ältefter _Gebrand Adı ‚„tedwar flüfiiger als die R\ an ir an de rfeiben im alten Kom Re a - heiſſen Laͤndern Sð* EN Rod Buryrum, wann diefes Wert an, R

"2894291. Wh Cadus in die Eohenillpkany

Cadmis, die nerfdithenen —— Worts 205. 3883 dieſeg | Cperulsum iber Alten, was bc Ta an.

209 Gajeramıs lchrieb— wider Rechtmatic⸗r vr a, häufen: 335°. Gin Zink. Ar ; Calaminarig lapie, Galmey 388. 500 Calamine , 411 Calamus, a ie sT..; Galisenflein 39 ar Camarine hatte Holzftöfen: Eh ar Lau Caoreini, Lombarden 351 2 Capperon, Nagricht von ihm 300 Carbunculus, Rubin, auch Marmor (298): Carmoiſi, Sarmefin,. Ableitung: biefer Wörter 19 Carpio von Karpen verfchieden =, Cafanae. fenpris, BIT Run Caturcini 351 Centrum, was es in Steinen, Holz und Spies geln bedeutet 186. (285) ‚Char, chäre der ‚Engländer: ift Salmo alpinus 427 Charlatan , Urfprung des Worts 40.1 et Ebilderihs Grab und -Hifeifen gg , Chirurgia curtorum, warın une 301 Chryfocolla der Alten 207 Citrinatio aerisg3838 Climia, ealimia, eadmia 988 1. _ Cloßra ſoll Steigbügel * 112 4

-

| Coba:

so6 Zuweytes Regiſter

Göbslus ; ein Berggeiſt 214 Coburger, Dberaufieher * geißpäufer in Sen ; Wiederlanden 354° Coccinells Tros ı { H az Coceus cadi gr „tan Coccus ilicis war ben Alten befant 3 wie ſamlet worden und noch eingeſamlet wird 10 Coceus radieis den Alter unbefant 21, lieffen die Klöfter famlen 22 hieß Johannisblut 24 wars um feinnGebrauc aufgehört hat 26 -°" * Eochenille, Erklärung berfelben 2 Hwannfie bes fant geworben 28 NBette über 32 wie ihr Preis gefallen 27. ihre Verfaͤlſchung 27 geſiebte und ungeſiebte 27 wird nah St. Dominge gebracht 35. Polniſche Cochenille oder teutſche war ſchon im 12ten Jahrh bekant 23 Coeur. Jacq Nachricht von ihm 256° Collybiftae 316 4 Colophontum, Spiegelharz (327)' kun Eonterfey, was es bedeute 410 be Coppus, Kopf, ein Maas mu Crax eledtor 247 N ———— Cuprum Urſprung des Works 382 Cyanus’der Alten ift Kupferblau 188° | Cypern lieferte gutes Kupfer 209. 383 andy Gar mey 383 Ä Sur Bi Alten ob der Karpen fey At 5 2

» * [4 13 j .“ +.) . .

Democritus » von Abdera, deffen chemiſche Sa Dentelles, woher: der Namen 232. 233

Deputsti muſten bie ——— aus. dem Treffen bringen 116

Diamant, wann er zum Schreiben in Glas anz BC worden Gar)" wann seſchlif⸗

en (342 si u“,, 2 Dinr

t.

der merkwuͤrbigſten Sachen. 607

Dindond, Kalekuter 2599 ee fuchten die Leihaͤuſer su u binteeteie en 335

Drat ward ahfänglic astöhiieer 60 war, ehemals! felten 62 zu plätten 70.

Dratzicherey ihre Sefebigte ng ältefter Drakzug 68 Dratimäihle 74.’ Dratzieher 89 Dratfchmiede 69 Dratmüller 69. Dratarbeit der Alten. 72 Alter der Gold: und Silberdraͤte 683.

Drebbel erfand die Zinſolution zu Schatlach 43:

f ⸗* = ine = E. en Mn, t>

Sbener, Eraſmus, erfand die Rutuhg d des Ofeugalmayes 391

Ecarlate, Bedeutung des Worts 40 | Ecbatana hatte fi 7— Manten 362 o aıalı 3 Edelfteitte: der Alten noch unbelint 183 ‚falte

Find oft Flußſpat 553 | Eifen giebt auch blaues Glas zur = wi ech Eibflöffen die älteften 167 ° 7

* my obes· ein Veföndties Metall ser

—*—* kante das Leuchten des lußſpats 554 hielt die Sonne für F einen 311 Enten-Gruͤtz, ke 173 bedeutet erſt erben, her attel Erde} —*9— oreſcirende 557 a —* Erfindungen lentſtehen oft Liter als man vermu⸗ then folte 103 Griechen bie ihre Geſchichte bee, ſchrieben Haben 564

y

Erzalaun, weiffer Vitriol 396- eh a Col,

Eichel, eine Urt Schmalte 203 ie des

Woris 223. | Önsuane 2 AH? 9

21348

608 gAvweytee Regiſter

garbe Schmaite; ihre Brain ige girbem len zu Schmalte, une erben 216 —5 en im Drient ſinb dib von denen in Curap verfchieden 416. ienfter der Alten ohne Glas 208. (2. Senfterfcheiben, alte blaue 213 .

Beuerfleine, wann, fie zu Slinten geben wore den 44 |

Fil ht woher ber Namen’ 84

Filatim was es bedeute 86

Siligranarbeit ihr Alter 85

find ſchwer zu -characterifirem 412 waren

"den Alten die beliebteften Speifen 415:

Stintenfertoß wann. erfunden-44: * littern wann fie erfunden 88 :

Bor ihre Gefchichte 155 * die alteſten zu. Baus holßz 157. Floͤſſen der Römer 163 in- land 164 in Frankreich 168

Sloßregal deffen Urſprung 1708

Haste. Flußſpat, wer jenen Namen hat

552 Flußat wann er bekant geworden 353: feine Ders arbeitung in England 557 - Sinßfpaterbe, leuchtende, wann fie e belant ges worden 557 Spucnier, Antoine, verbefferte bie; ‚feine 2 Dear zieherey 78 ftifteten die erſten Leihaͤufer 219 ranz I kante und liebte LKuͤnſte (344) ſchrieb mt, ‚Diamant in Glas (344) Fritillaria meleagris wann fie e bekant aeworden | 3 Frit. i imper. 391 ‚perlica 301: , war

| Pi Be a add ur Br ie i 13 . ur Gärtner die gefchickteften im 16ten Jahrhunderte 297

Galit⸗

Galitzenſtein, Urfprung des. Wort 396 . ai" Gallinae africanae:243. 239 numidicaeizag . "'. Gallinazodiſt Laua.(299) or 9 u... : 1 Gallopavo., erfte-Ermähriung deffelben.247 ; - 2 Galıney war fchon den Alten befant 380 wer zuerft Zinf daraus gematht hat 406°‘ a Galmeyfchladen wann fie zuerft auf Meffing ger / nutzt S93°::, : 7.7 2. iron Geigenharz woher der Namen (327) : Geruch dient zu Kentniß der Metalle (279) Gefundheitfteine 300): : ne Ä Glas war lange ſehr thener (304) blaues der Als ten woher. es ıdie Farbe: hatı21o welches von » Säuren angegriffen wirb 547: wann darin zu⸗ erſt mit Diamant gefchnitten (341. 343) wird : von Alußfpatfäure aufgelöfet ggg: . Glasnialerey in Holland alt 216 | Glasſchneiden, Gefchichte der Kunft (336) Glätte wann nnd wo: fie: zuerft zur Weinverfäls ſchung gebraudht.436 :.. =... —— Gogkelgut, weiſſes z5— GSobelin verbeſſerte den Scharlach 44 ne Golddrat zu Kleidern 2m..." 0.00; Granum i. es toceus AN. nor Gruta,:was e8.bedeutei 178)... : Grutin, was e8 bedeute 170 Gruptgeld 7. 0a J Bubrnſey⸗Lilie wann fie bekant gewörden zo—3 von Solich verbefferte den · Scharlach q¶¶ Guiney cocks 264. ee Saarebeimer, Künftler in Dratziehen 59. ;; aushühner ‚moher fie zuerft gefonmmen 26, : zur” Frid. Held Künftler in Lahnarbeit 78 Henneberg hat fruͤh Gewehrfabriken gehabt 493 Heſperus iſt Flußſpat 51. 356 a u Hippa-

610 dweytes Begifien: 126

Hippace , Pferdekaͤſe 275 PEIEr TRANS Holgläfer dem Alten unbekant Gore. = a aus, Afrifa Em Dolzfloffem, ihre Geſchichte 155 die erſten in Zeutfchland 164 ui Holzmangel, deffen Geſchichte 157 Homer ob er Spiegel gefant wirt N Hütten: Nichts woher der Namen 387.0 Date der Pferde; wie ſie die Alten gebärtet ja n 156: 139,190 << ihre Gefchichte 122* den Griehenund Römern» unbekant 130 noch nicht. uͤberal ge? bräuchlich 137 vornehmlich ſeit Pflaſterung der Straßen noͤthig 138 Childerichs Hufeiſen 194 ſilberne 152 erſte Erwähnung. der Hufeifen 147 —— waren nicht bey den alten Armeen

Indianiſche, ihre Geſchichte 238° PN „nicht die melesgrides: und gallinae Africanae 239 find aus Amerika gekommen 245 erfie Era mähnung derfelben 246 wann ſie in Italien be⸗ kant geworden. 25r.in England 253 im Frauf⸗ reich 255 in Teutſchland 261 in Aſien und Up rika 262 Urfprung ihrer Namen2685 ' un) Hunde vor den Schlitten rs air. 128. B

r x le ° "Rt *

RE yologie der Alten od wenig "bearbeitet 412 SFefuiten follen die Kalekuter nach Europa. gebugt haben 260

Incaſtein iſt Kieß (299) Indianiſche Hühner 238 * ſ. Hühner

Sndig deſſen Gebrauch verbothen wor⸗

TOR N 9, %

* Erfinder des Steigbigels im ohr.

und

Snfeten, wie weit ibre Bogung ben ten ve⸗ nt.9

ki 2.83 | Inex-

en re

der merkwuͤrdigſten Sachen. om

Intexere , inſuere iſt eilerley 6GC66 Joͤckel was es⸗bedeute z9)7, 5. m m. Johaunisblut tft, Kermes 24 Ge 27° Iſis Tafel foll chemifche Zeichen enthalten Z7r Juden werden wegen bes Wucher® verfolat/ger:. Julius, Herzog v. Braunſchw. war groſſer Mes 393. 392. 396 verboth die Ausfuhr des inks 403 1* 02 2 Juno brauchte einen Spiegel (274) 1...» +. Jus grutiae, Urjprung des Namens 170 m

u. f} 3 y m . m 4 “02 @ DL ur 2 nF uerasiitz ar im 1351 +8 #4 EI 33517 54T seen 2

a beffen Beftandtheilei27r ehr ald Butter bes ant 289 a ee Kalekuter ihre Geſchichte 238°f. Hühner? > Kamele hatten auf Reifen Schuhe 123°" » PP- Kanten Hhre"Nereitung uñd Geſchichte 225 * ſy Spitzen. Urſprung des Nanıens 232, > ©, Karpen 412 * ob fie Die cyprini’der Alten gry. oder Lepideti 419 erfle Erwähnung des Namens 425 ihr Vaterland 427 Berfeßung nach End- land 429 nach Dänemark 4327 nad) Preuffen. 433 Ableitung des Worts 423. 435 werdeh auch im Meere gefangen 422 ob fie Zunge haben 417. Spiegelfarpen “34 Salmo Earpio 426° 72 Kayferkroͤne, Geſchichte dieſer Blume'zor "94 Kermes deſſen Geſchichte 1 *-deffe! Gehrauf bey den Römern zur Faͤrberey 36 Urſprung | 6, Worts 16 N ‚nftds,

Kermes:Cihe 4 GE {BOR) j Kies diente ftat Feuerſtein ggg im Kirchmaver machte das Leuchten bed Fluſpats 100 a ** * 2 > leider mit Gold gefttckte, ti ter 63 ganz hus Goldſtuͤcken 603 ge a 3 > \ Ar Ar Klippen, Knuvpeln 234.4 m ln Knuͤppeln/ woher das Work 2g33 νννα

Ai Xheil. Rr Kobalt...

*

*

"- Bmeytes Megifter: ' ©

Kobolt Geſchichte Hiefes Minerals: 202 * war den Alten unbelant z04 wann zuerft in Spanien gm 209 wann zuerft befant geworden 213

prung des Namens 214 Nfönig wer —— zuerſt gemacht 224 ——— ſ. Schmalte

un Bönigseg, Graf,. ‚erhielt das Dratʒug⸗ ehn 81

Krankheiten der Beine aus der Steigbüs

el 106: - z

Fritillaria 460 |

Rüffelar verbefferte deu Scharlach 44

224 u *

Lac concretum, was es ſey 288 Lack, Urſprung des Worts 39 Malerlacke waren ſchon den. Alten befand

207

Lahn, deffen Derfertigung und Alter zu - 1— Lahnarbeit, die erſten Kuͤnſtler derſelben 78 Lana philofophica 386 Lapis calaminaris 388: 390 Lapis armenus I91.-488:.178 lit su Lapis lazuli f. Lazurſtein Laben blaue, ‚dienten zu Mofaite 212. nn) Lazurſtein, wo er gefunden wird 176. Kenzei

des aͤchten 178-alte geſchnittene 187. Urſprunmgs

bes Namens 190 dient zu Ultramarin 176 Cehmann, neuer Erfinder des 9

(338)

Sabrina; Anfang derfelben 347 -;

Leihhaͤuſer 309*.die erſten errichtet von Inter. 320 chronologiſches Verzeichniß derſel⸗ ‚ben im,ısten Jahrhunderte 324 Verdienfte des Berhardinus von Feltre 326 Streit über ihre Rechtmäßigkeit 335 ihre Beſtaͤtigun auf Der, gateranifchen Kirchenverſamlung 337

ö der merkwuͤrdigſten Sachen. 613 |

. 16ten Jahrhunderte 339 warum. fie montes pie: tatis ‚heiffen 342 Die erften in Teutfchland 348 in den Niederlanden 350 in Franfreih 355 Leinewand mit Gold gemwebt oder gefticht 66 Lepidotus ob Karpen fey 420 Lilium Sufanum 301. - .: =: Lioniſche Dratarbeit 79 Lombarde, woher der Namen 350 Lomentum was e8 bedeute 207. Deontius wann er gelebt 192 Lerchenholz ließen Dr Römer von ben pe ß— ugg es ſey 4

—— ee w A lange borgezogen ur | . m. *24 Magnetiſche Kuren 448* Br

Magnetnadel ihre Erfindung 462°

Marcafita aurea, Zink, 398. 400 pallida 409

Marperger, Nachricht von ihm. 466

Marſchalk, Mic Nachricht von ihm 430...

Maſcal, Keonard, = die erften Karpen nach England gebracht 42

Maulthiere ehemals 38 Pferde zum: reiten ges braucht 125. 130

Mays ift aus Amerika gekommen 266

Meleagrides der Alten, Perlhuͤhner 239

Menfarii 316 ,

Menfae numulariae nicht Leihhaͤuſer 310

Spitzen, Urſprung des Namens 232.

Mei ing, deſſen Gefchichte 379

Meflinghätte am Harze,. wann fie errichtet 389

Metalle fönnen nad) dem Geruch gefant werden (279) Urfpmung: ihrer chemiſchen Zeichen 369 Alter derfelben 371.ährenältefte Bildung 373 Ähre Benennung nach den;httem:359 - -

2.7 Rr 2 Mil

614. 3Zweytes Regifter.i ; 5

Milch, ihre Beſtandtheile 270

Mineralien der Alten ſchwer zu —— 25

Mithras, deſſen Gebeimniffe 360

Moseibächer, Verzeichniß der Alteften 233. 236

Mons pietatis, woher ber: Namen entitanden 342 M. fidei, aluminarius, religionis, farinae u. [.w. 546 vacabilis 3,6 redimibilis 347

Mühlenkopf, ein Maaß 24 Mumien haben ſchoͤne —* Farben 8*

Navoli, Leihhaus z30 a Nicht, Hättennichts, woher der Name ar Nopal, Cochenilpflanze 30°

von Noſtiz brachte die erſten ka Preuf

fen

433 türnberg, dortiges teihpaus Numularii 310.

Obſidianiſcher Etein war. Kane! 292) - v

Ochſenaugen, eine Art Spiegel (326)

Ofenbruch Galmayiſcher war, den: Alten 382. 384 wann⸗er zuerſt auf Be Harze ge⸗ braucht worden‘ 391 BARS

Ofengalmay 387 ——

Opuntia, Nachricht dieſer pllacze 30 43

Opus phrygianum 228 !

Oviedo, Nachrichten, von deffen Schriften jo

Oxe, Peter, brachte. die erften Krebſe ee pen nad) Dänemärf 432

IN

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u, 1 “tr. ze“. . * r

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3 t * „bis

v2 ©.

Oxygala , was es bedeuts 287- BETT ec»

Fra . Fr , »; : irn Paris, dahin: Zufuhr des Holzes auf Stoffen 3 168 Pauli radirte in Gla8:550 .; wllsiid

pr} P}

Pavo bicalcaratus: aM 4 ® RM » mr A

der merkwuͤrdigſten Sachen. 6 15

Peintades, Perlhuͤhner 230

Pelethronius hat die Pferdedecen erfunden 90 _ Perlhuͤhner hießen meleagrides 23 2 Derugia, bafelbft ift das ee Zhhaus errichtet

Piengit der Alten war Spat (293)

Mferde hatten anfänglich nicht Hufeifen; * utten deswegen auf Reiſen an den Hufen 131 man lobte die mit feſten Hufen 136. 140 mit Sil⸗

ber beſchlagen 152 knieten beym Aufſteigen 111 hölzerne zum voltigiren 109° |

Pferdedecken, ihr Alter ge Ä

Deccam, Nachricht von ihm: (320) |

Dhilolaus hielt Die Sonhe für Glas (309) -

Phrygianum opus 228 .

Phrygionise veftes 65. 22

Phrygier ftickten mit der —* 28

Phrygiones, Sticker 228 °

Diane, Nachricht von ihm: 197

Piſtole iſt alte Benennung 443

Planeten ihre Bezeichnung und Otternamen 357

Plaͤtten der Metaldräte 70

Plaͤtmaſchine ihr Alter 71

Polianthes tuberofa , Tuberoſen, ihre Geſchihte

298 Poliphilus iſt Fr. Columna 113 Pompholyx wag ed bedeute 386 Porzellan‘ der Ehinefer, woher beſſen blaue Farbe 210. 2II- . Pottilena, Bedeutung des, Worts 98 Poſipferde alte Verordnung wegen ihrer Satz

tel 97. der Alten, deſſen Geſchichte 35 Perſiſcher

37 ward mit Kermes gegruͤndet 11. 38 Putjen, Urſprung des Namens 268.

Rrz | D.

zweytes Vegiſter

Quereus, Ableitung des Worts 17 Queteus ilicis, woran Kermes 4. 7-

RB. Rad an Feuergewehren 443 Rad der Steinſchnei⸗ Ider 3377 4 Rahm, Schmant, deſſen Beſtandtheile 270 Ranunkeln ihre Geſchichte 306 Rathsherren ritten ehemals 110 Regalien find anfaͤnglich Privatnutzunger gewe⸗

ſen 170 F F —— ohne ‚Sattel und: Decke bey den Alten uͤb⸗ ich 90 | Ä

Reitfnechte, die beym Auffteigen halfen. 111. 118

Renard, deffen vorzügliche Thermometer 549

Robin, ein gefchichter Gärtner 297 -

"Rohr, welches zum, Schreiben diente, iſt noch une beftimt 47 wo das befte wuchs 48 welches jet das beſte ſey 50 « :

foll Cochenille nach Upſala geſchickt has ven 34 |

Rom’ dortiges Leihhaus 339 eo

oft fehnitt Fünftlich in Glas (345)

Rudolf, Erfinder der Dratmuͤhle 76

Muß aus Butter 281 |

Aufcellai , Hieron. ift Alexius Pedemont. 198

De Ruuſſcher, deffen Wette über Cochenille 32

©. Ä

Eaflor, Schmalte, woher der Namen 223 deſſen Geſchichte 202 * Anfang der Verfertigung 218 Salmo carpio 426 | Salomon ließ Holz flöffen 158 | Sammetrofe, ihre Geſchichte 301 Sander, Chrift. feine Verdienfte um den Harz 395 Sandix,

der merkwuͤrdigſten Sachen. 617

Sandix, eine Karbepflanze der Alten 37.” Saphir der Alten tft unfer Lazur 182. 185 Ken⸗ zeichen des heutigen 184 Sattel waren in den aͤlteſten Zeiten unbekant 96 find im vierten Jahrh. erfunden 95. Schwere derfelben für Poſtpferde 97 feinen von Perfern erfunden zu feyn 100 Sattel des Zul. Caͤſars 92 Sattel tragen eine Strafe 100 Scala, Steigbuͤgel 118 Scandilia, Steigbügel 120 Scanfuae , Steigbügel 116 er Urfprung des Namens 39 Alter deſſei⸗ ben 4 Schacblume, ihre Gefchichte 300 | Scharlach Urfprung des Namens 39 Alter 9“ VBerbefjerung durch Zinſolution 43 | Scheele erfand, Flußſpatſaͤure (346) Schemel zum Auffteigen aufs Pferd 111 Schiespulver, ‚deffen Erfindung 453 Schiffe, die erften waren Flöflen 157 Schlacken, blaue, dienten zu Moſaik zr2 Schmalte, Urfprung des. Wort 123 al derſelben 202 * Schmaltum, was es bedeute 123 | Schneeberg bat die älteften Faͤrbewerke 216. 217 Schockenzieher in Nuͤrnberg 77 Schreibfedern 47 * deren Alten unbefant 57 alteſte Erwaͤhnung 56 oe und Bimftein zu Reinigung der Spies gel (286 Schwäne, Recht folche zu Halten ı7ı. Schwanhard geſchickter Glasiencide (339) Scolecion Plinii 9 Scythen fanten Butter 273 Seefiſche ob fie von Flußfifchen‘ unterfpieden ar 'Sella, der Sattel 97. 100 Sellare , infellare , auffatteln 100 -Selliers,, Urfprung des Worte 100: Rr 4 Sidon,

J ee \ «

—E

68 353weytes BRegiſter

Sidon, dortige Biashäkte ſoll Ebiche gemacht haben (302)*

Sieben, warum Biefe Zahl heilig 359:

Silber, wann man angefangen, es zu Faden und Dräten zu ziehen 65 °

Silberdrat: zur: Stickerey 66

Smaltum, wäs es bedeute 123

Smaragd foll zu. Spiegeln gedient haben (295) arofet unschter (297) böhmifcher = Flußſpat

ent, Schwediſch Butter 290°

Sonde der Wundärzte von Aeſculap erfunden (275)

Sonne, Meynung der Alten von un (310. 311) warum. fie goͤtlich verehrt 357.

Spar ornaments aus Flußſpat 557 .

Spartium der. Alten „. welche Pflanze 124

‚Speculatum cnhiculum Horatii (273)

‚Speltrum ift Zinf 411

Spiauter, Spialter 411 '

Spiegel 467 * die erften waren von Metall (269) welche Metalle dazu amtauglichften (276) Spies

gel aus Silber (277) von Kupfer, Mefling, Gold (282) chemifche Unterfuchung eines alten Spiegeld (287) von Stein (291) von Phengit (295). vöm Smaragd (295) von Rubin (297) Spiegel der alten Amerikaner: (299) Glasſpie—

: gel, die erften, welche gemacht worden (301) die zu Sidon gemad)t 302 ob fie ſchon Amal⸗ gama gehabt (307) die kleinen Nuͤrnbergiſchen Spiegel (324) Erfinder ber gegoffenen Spiegel (330) neuefte Berbefferung der Glasſpiegel (33%) Spiegel des Virgils (322) Spiegelmaffe wels de die befte (284)

Spiegelhütten die erften in Sranfreicd) (329)

Spiegelfarpen, wann fie, befant geworben 434

Spiegelmacher in Rom machten eine Zunft aus (281) Spiegelharz, moher der Namen (327)

os den Alten unbefant (289):

Spits

der merkwuͤrdigſten Sachen. 619

Epiten), ihre Erfindung) 225 * wie fie gemacht . werden @25 Spitzemnanufaktur im Frankreich 229 Spitzenmodelbuͤcher die Alteften. 234°" ; d ... altefte Geſchichte derſelben 318.

344. 3 Shärte, deren Bereitung und Erfindung

02 * Staffa Steigbügel 107. 120 s Stannum tft nidyt immer Zinn (284) wer Stepeda;, Stapedium, Etetigbügel:.107 i07 a, 107 tapf, Etaf, Fußſtapf To Steigbügel, ihre Serhichte 102 ®- Huifemtta zum Aufſteigen vor Erſindung der Steigb 108 ältefte Erwähnung. derfelben im 6ten. Jahrh. 114 wann fie in Ziegelm vorfommen 120 Steig: Bügel der. Geiftlichen von Königen gehalten 121 Steinfchneiden , Gefchichte der Kunft (336) - Steinzeiger zum Steinfchneiden (337): | Sterndeuterey ihr Urfprung 358 Sticferey ihr Alter 64... : a” Stipa tenaciflima ift Spartum der Alten 125 Strata, Pferdedecden 91". 3 2.0... ni Stratores; Reitfnechte 111 Stuͤckwerker in Nürnberg 80 Subfellares find nicht Steigbügel 120: Suppedanes [10 Swanbart: erfand in Glas zu äßen ey - Srweert ein geſchickter Gärtner 297 Sylveſter, wilde Gechenille 27 koͤmt zuweilen [e bendig nach Europa 35. ın.2in). 2. Ä

T:

"Tabernae argentarise waren Feine Leihhaͤuſer 316

‚Tagetes eredta, patula, wann ft ie befant geworden 301

machen metallene Spiegel notbwendig

(27%) Nr 5 280 The:

.

620 = - Zweytes Begiften:: ©><

Chevart erfand Glasſpiegel zu gieffen (330) Thiere, wilde, flerben endblidy aus 245 Thiery holte die aͤchte Cochenille nad) St. Dos .. mingue 35. : er Thon zu Reinigung des Weins und Waſſers 440 Thon baggerten ſchon die Griechen 160 iberius errichtete Leihkaſſen 312 | Tobak, deſſen Gefchichte 266 Be a Tombak, deffen Gefhicdhte: 379° Tomitano,- Bernardinus, Nadrichten von ihm 32 3 Tontinen

6 Anfang derſelben 347 Trains de bois 160 dl Transmarinum, vitramarinum 181 Trapezitae 316 SE Treſſe, goldene maffive find fehr alt 69 Truthenne, Urfprung des Namens 268° Tuberofen-ihre Gefhichte 298 E Türken, mann fie befant geworden: 115 Taͤrkiſche Hühner, woher ihr Namen 268 Tuna, Gochenillpflanze 30° Zuttanego, Zink sır a Tutia 388 wie fie gemacht wird 390 - | U. Ultramarin, Bereitung dieſer Farbe 176 Urſprung des Namens 181 Proben der Aechtheit 180 jet⸗ iger Preis 181 ob es die Chinefer gefant da en 211 | er Unzengold 82 | Uttmann erfand dad Knuͤppeln der Spißen 230.

U. ‚Valentinian diente bem K. Sapor fiat Schemel Be Se \ | Denedig, dortige Leihbaud 34T Dergil Polydor, Nachrichten von. ihm und Aus⸗ gaben feiner Schriften 564 1— = j . 2 ) j @f-

der merkwuͤrdigſten Sachen 621

Vermeil, vermillon, Urſprung des Worts 12 Vermiculus, Kermes , vermiculata 12 END Vefperugo‘, Flußſpat 556- ee EN Veltes phrygioniae 65. 228 | Virgils Spiegel 1322) ©“ Vitriol.weißer, wann er beßaurt 904 wann fein Zintgehalt zuerft bemerkt 397 der Abſatz nimt zu z98 Woriheile en Aufſteigen aufs Die 109.

c ' R .Ww. ae a Wahrfager a aus einem Becken —— hatten die Oberherſchaft re

Mafferlinfen lemna, 172. 173

Maflerpendülen 446.

Waſſeruhr, wohn Pertiinden 445 neuefte Verbeſſe⸗ rung 44 _

Mechfelbänfe wearen:teifhäufer 349" 3

nn ſchon die Alten mir und Gops

————— mit Se in Brunei erfune aia35 Den Wire - making 84 0 ML u - = Wiſmut den Alten unbekant 28 I Wochentage nach den Diaktien b benant 364 Wucher, wodurch er befoͤrdert worden 311.

d. | Bäfne mit Golddrat zu befeſtigen, war längft bes

fan

Zaffenn, ? Iteſte Erwähnung des Worts 221 Ablei⸗ tung "des Namens 223

Sarfloe:Selo hat Zimmer mit Bernftein und Lazuli getäfelt 187

Zeuge von Golddrat 63 geftickte, Attalifche 64 it, und Bu 64 Zins

622 Zweyt. Regiſt. d. merkw. Sachen.

——— wer fie zuerſt zur Faͤrberey angei wendet 43 Zink, *— Gedichte 378° erſte Erwäbng - beffelben 398. 401 Seltenheit im 17ten Yabrb. 403. Urfprung des Namens, a wer ibn zuerf aus Galmey gemacht 407 das meife Iömt aus SOſtindien 409 infsitriel, deffen Gedichte. 394 ° innigen find Spiten, Kanten 236 Zinfen warum foldhe verbotben worden 309 Zofimus Panopolit. wad er gejchrieben hat 389.

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2. Verbefjerungen. &. 29 3. 15 flott 1540 lies 1589. 180 vorletzte 3: Hata:le Bes; es 231 3. 16 ſtat: Utthof lies: —a68 3. 18 ſtat: das lies: daßs

306 legte 2. ftat: Wiullers nes: Miliers 356 3. ı9 flat: vor lies: von... 371 3. 3 fiat: Aefeart lies: Schreibart

454 3, flat; Attirel lies: Altirel.

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622 Zweyt. Regiſt. d. merkw. Sachen. |

Zinaufldſung/ wer fie zuerſt zur darberey ange⸗ wendet 43: 46 Zink, deffen Vechichte 373 * erſte Erwaͤbnung deſſelben 398. 401 Seltenheit im 17ten Jahrh. 403. Urſprung des Namens, 410 wer ihn zuerſt aus Galmey gemacht 407 das eh aus Dftindien gog Binfoitriol, deffen Geſchichte 394 innigen ſind Spitzen, Kanten inſen warum ſolche verbothen worden 309 Zofimus wag’er aa - 38

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1 ass PS S. 29 2. 15 ſtatz 1540 lies 1589. >: 1860 vorletzte Ic ſtatz fie bes; es ee, 2313. 16 ftat: Utthof lies: Uttmann.. Ä

468.3. 18. flat: das es: an. 306. legte 3. ftat: Moͤllers hes: Millers f

356 3. ı9 flat: vor lies: Von; iu }

37123. 3 fiat: Leſeart lies: Schreibart 4543 6ſtat; Attirel lies: Altirel.

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