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BULLETIN
DE LA
SOCIETE IMPERIALE
DES NATHRABISTRS
DE MOSCOU
PUBLIR
sous LA Répaction pu Docteur RENARD.
ANNÉE 1365.
Томе ХХХУШ.
—
PREMIERE PARTIR.
———
(Avec 12 planches.)
Moscou.
IMPRIMERIE DE L UNIVERSITE IMPÉRIALE.
1865.
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‘
BULLETIN
DE LA
SOCIETE IMPERIALE
DES NATURALINTEN
Томе XXXVI.
ANNÉE 1865.
Ne Г.
MOSCOU.
IMPRIMERIE DE L'UNIVERSITÉ IMPERIALE.
(Katkoff & C9.)
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^"1865.
n
Aosnozemo цензурою. Москва. Anpban 24 дня, 1805 года.
“2
DER INOCERAMBN-THON VOX SSINBIRSK
von
H. TnavTsCHOLD.
(Mit 3 Tafeln.)
Wenn man von der Stadt Ssimbirsk auf der Nordseite
derselben den steilen Abhang nach der Wolga hinunter-
steigt, so bemerkt man, dass an dieser Stelle das 300
Fuss hohe Ufer ganz aus Thon besteht. Dieser Thon ist
bei trockenem Wetter bläulich grau, bei nassem schwarz,
bei jedem Wetter ohne beschlagene Schuhe und ohne
Stock eine der schlechtesten Unterlagen für die Fortbe-
wegung. Was sogleich in die Augen fällt, wenn man
flussaufwärts am Ufer der Wolga entlang geht, sind die
grossen Steinblöcke, die überall, von dem Flusswasser
ausgewaschen, theils unversehrt, theils in zahllose Stücke
zerbröckelt, am Abhange umherliegen. Diese abgerunde-
ten Blöcke bestehen der Hauptmasse nach aus Kalk, und
es scheint, dass sie alle einem und demselben Horizont
angehören, doch habe ich nirgends bemerkt, dass sie
eine wirkliche Schicht bilden. Sie haben oft 3 bis 4 Fuss
im Durchmesser, sind aussen braun und innen grau, und
N 1. 1865. 1
2
gewöhnlich in den verschiedensten Richtungen von Bit- |
terspath durchzogen, der sich auf Kluftflächen abgeson-
dert und diese ausgefüllt hat. Zuweilen haben diese Kalk-
Coneretionen eine grünliche Färbung, aber auch dann
braust das Gestein mit Salzsäure. Nächstdem findet sich
in diesem Thon Gyps in zahlreichen Krystalldrusen;
Schwefelkies ist seltener, doch trifft man ıhn zuweilen
da, wo man ihn sehr ungern sieht, als Incrustation von
Fossilien. Für die geognostische Untersuchung sind bei
Ssimbirsk die Uferwände 30 bis 40 Fuss zugänglich, da
die periodische Erhebung der Wolgawasser so viel ent-
blösst halt; das übrige Ufergehànge ist fast ganz durch
Vegetation dem Auge entzogen. Das Ausfüllungs- und
Versteinerungs-Material der Schalenreste von Seethieren,
welche sich in dem Thone von Ssimbirsk finden, ist
dichter, dunkler, harter Kalk, von welchem die Ober-
fläche der Fossilien ziemlich schwer zu befreien ist; nur
da, wo der Thon weniger plastisch und von lockerer
Beschaffenheit ist, sind die Muscheln rein herausgewa-
schen und ohne anhängendes Gestein.
Die Mächtigkeit der Thonschicht von Ssimbirsk ist eine
sehr bedeutende, sie ist auf mehr als dreihundert Fuss
anzuschlagen, aber nur der untere Theil ist zugänglich,
der mittlere scheint, nach Analogie an anderen Orten zu
urtheilen, fossilienleer, der oberste Theil enthält bereits
zwei Kreide- Ammoniten. Da das Gestein von oben bis
unten gleichartig ist, so hat man um so mehr seine
Aufmerksamkeit auf die Fossilien zu richten, und diese
lassen unmittelbar über dem Aucellenkalk in der That
zwei Zonen erkennen, wenn diese Zonen auch nicht
scharf von einander getrennt sind. Der Thon der unte-
ren Zone ist locker, und auf demselben liegen zahlreiche
Astartenschalen umher, so rein gewaschen und so frisch,
3
als wären sie von den Wellen heutiger Meere ausge-
worfen. Die aussen gelblich grauen, inwendig weisslichen
Schalen gehören der Азат porrecta an, welche Г. v.
Buch zuerst in seinen Beiträgen zur Bestimmung der
Gebirgsformation in Russland (p. 94, 95) beschrieben
und abgebildet hat. Der Beschreibung Buch’s habe ich
nur die Bemerkung hinzu zu fügen, dass die Muskelein-
drücke immer deutlich umschrieben sind, und namentlich
der dicht unterhalb des Schlosses liegende bedeutend
und zwar vorzugsweise nach innen zu vertieft ist. Die
Schale ist dick und besteht aus übereinander liegenden
Schichten; wenn die äusserste gelblich graue Schicht
abgerieben ist, färbt die Muschelsubstanz ab wie Kreide.
Da die Abbildung Buch’s nicht alle Theile der Muschel
darstellt, so habe ich sie noch einmal vollständiger zeich-
nen lassen (T. 1. f. 1).
So wie Astarte porrecta die Leitmuschel des die Au-
cellenbank bedeckenden lockeren Thones ist, so ist sie
auch fast das einzige Fossil, was an diesem Orte vor-
handen ist. Nur einen biplexartigen und einen anderen
Ammoniten, den ich nachher beschreiben werde, habe
ich noch an derselben Stélle gefunden. Der A. biplex?
ist wenig involut, so wie ihn Buch beschreibt. Buch führt
neben Astarte porrecta und A. biplex noch aus einem,
aus Ssimbirsk stammenden Block Belemnites canalicula-
tus (absolutus?), Terebratula personata, Avicula brambu-
riensis und Plagiostoma péctinoideum (Lima pectinoides
Gldf.) an. Ich habe keins dieser Fossilien bei mei-
nen wiederholten Besuchen dieser Oertlichkeit entdecken
können.
In der Zone, welche auf den Astartenthon folgt, sind
die Versteinerungen bei Ssimbirsk zahlreicher, als in die-
de
о
sem. Obgleich die Ammoniten in dem oberen Lager stark
vertreten sind, so muss doch ein anderes Fossil als Leit-
muschel bezeichnet werden, und zwar eine grosse Bival-
ve, die einer Aucelle auf das Täuschendste ähnlich sieht.
Wenn man sich eine Aucella mosquensis zehnfach ver-
grössert denkt, so hat man die Muschel, von der ich
spreche. Ganz derselbe Umriss der Gestalt, ganz dersel-
be rechts gewendete Hals, ganz derselbe kokett links
gewendete Schnabel der Oberschale, ganz dieselben in
regelmässigen Bögen verlaufenden concentrischen Wellen.
Aber trotz dieser scheinbar vollkommenen Uebereinstim-
mung ist es nicht zweifelhaft, dass diese grosse und
schöne Muschel nicht zur Gattung Aucella gehört. Ob-
gleich ich schon im vorigen Jahre eine ziemlich grosse
Anzahl von Individuen zusammengebracht hatte, welche
ich in diesem Sommer noch dureh mehrere besser er-
haltene Exemplare ergänzt, so befindet sich darunter doch
keins, an welchem das Schloss sichtbar wäre, oder sich
vom Gesteine befreien liesse. Aber es waren die Schloss-
ränder an mehreren Stücken der Unterschale erhalten,
und diese Schlossränder genügen nebst anderen Kenn-
zeichen, die ich später anführem werde, um die Muschel
der Gattung zuzuweisen, zu welcher früher von Buch,
Fischer und Anderen das ganze Genus Aucella gerech-
net wurde, nämlich der Gattung Inoceramus. Der Leit-
muschel des jurassischen Thones von Ssimbirsk fehlt die
charakteristische Falte an der Spitze der Unterschale,
durch welche sich vor Allem Aucella von Inoceramus un-
terscheidet. Nächstdem ist die Structur der Schale von
der der Gattung Aucella grundverschieden: sie ist bei
unserem Inoceramus perlmutterartig, dick und leicht in
mehrere Lagen spaltbar, die oberste ist aussen glän-
zend hellbräunlich, die unteren weiss und alle von Perl-
ne ен
; 5
mutterglanz. Zu den hauptsächlichsten Charakteren der
Gattung Inoceramus wird ferner die faserige Structur der
Schale gerechnet: diese war an den von mir im vori-
gen Jahre gesammelten Individuen fast gar nicht sicht-
bar, aber bei meinem letzten Besuche ist es mir gelun-
gen, ein Exemplar aufzufinden, wo diese Faserbildung
vollkommen erhalten ist. Goldfuss erwähnt bei der Be-
schreibung von I. concentricus Park. von Folkstone, dass
diese Art eine perlmutterartige Schale habe, und häufig
eine faserige Schicht am Wulste der Schlosslinie zeige.
Aehnlich verhält es sich auch bei unserem Inoceramus,
doch zeigt sich die faserige Schicht nicht bloss am Wulste
der Schlosslinie, sondern zieht sich von dem Wirbel
gleichmässig an beiden Schalen und an beiden Seiten der
Schalenränder herab. Da der untere Theil der Muschel
nicht erhalten ist, so bleibt es unentschieden, ob die
Faserschicht sich um den ganzen Schalenrand herum-
zieht. Auf den ersten Blick sieht diese Schicht wie Fa-
sergyps aus, betrachtet man sie aber etwas genauer, so
findet man, dass der Vergleich von dicht gedrängten Bor-
sten einer Zahnbürste der bessere ist. Die senkrecht ste-
henden Kalkborsten (*) (sie lösen sich unter Aufbrausen
völlig in Salzsäure auf) erreichen eine Länge von 6 Milli-
meter und vielleicht mehr; die Breite des Schalenran-
des, der von ihnen besetzt ist, beträgt 10 Millimeter,
und an der Unterschale meines Exemplars nur halb so
viel. Diese Verhältnisse mögen nach der Grösse der Mu-
schel und nach der Beschaffenheit der Ränder sehr va-
гигеп. So stehen die Borsten der beiden Schalenränder
einerseits bei meiner Muschel senkrecht nebeneinander,
auf der anderen Seite sind sie rechtwinklig zu einan-
(!) Die Borsten sind im Bruch muschlig, ohne krystallinische Structur,
nach oben zugespitzt, an den Spitzen durchsichtig,
6
der ‚geneigt; das sind Dinge, die sich erst nach Beobach-
tung und Vergleichung mehrerer Individuen aufklären
werden. — Unser Inoceramus, für den ich wegen der
täuschenden Aehnlichkeit mit Aucella mosquensis in Be-
zug auf die äusseren Umrisse den Namen Inoceramus au-
. cella vorschlage, erreicht eine sehr bedeutende Grösse,
die in grossen Exemplaren anderthalb Fuss überschreitet,
und er ist so häufig, dass seine übereinanderliegenden
Schalen grosse Gesteinsstücke füllen.
Zu den nächsten Verwandten unseres Inoceramus au-
cella gehört I. concentricus Park. (Pictet et Roux Mollus-
ques fossiles раз. 500 pl. 45. f. 2. a, 6, с und Gldf.
Petref. Germ. t. 109. f. 8). Der Schlossrand macht bei
dieser Species einen stumpfen Winkel mit dem Muschel-
rande, die Area unterhalb des Schnabels ist breiter, und
die Biegung des Halses und Schnabels der Oberschale
weniger stark, so dass die ganze Muschel weniger zier-
lich erscheint als Inoceramus aucella. Dass auch I. gry-
phoides Gldf. (Petref. Germ. t. 115. f. 2) verwandt ist,
scheint kaum der Versicherung zu bedürfen, da Aucella
mosquensis vorzugsweise mit dieser Art verwechselt
wurde; aber bei I. gryphoides liegt das Schloss links,
der Schlossrand bildet auch hier einen Vorsprung und
die Muschel ist, wie die vorige, unverhältnissmässig viel
kleiner als unser I. aucella. An Grösse stehen ihm nahe
1. nobilis Mu. (Gldf. Petr. Germ. t. 109. f. 4) und I.
laevigatus Mü. (Gldf. Petr. Germ. t. 109. f. 6), doch
sind beide gleichklappiger, der Schnabel der Oberschale
weniger vorgestreckt und weniger gebogen, die Unter-
schale bei I. laevigatus gewölbter.
Obgleich ich kein einziges ganz vollständiges Exem-
plar besitze, so kann ich doch nach sehr verschiedenen
7
‘sich ergänzenden Stücken in Folgendem eine genügende
Reihe von Merkmalen der neuen Species geben: Inoce-
ramus aucella (T. I. f. 2, 3) hat eine eiformige Gestalt
und ist ungleichklappig; die grössere Schale (Oberschale)
ist stark gewölbt, der Wirbel zu einem nach unten ge-
krümmten und seitlich gebogenen Schnabel ausgezogen;
von dem im Schnabel zugespitzten Vorderende verlaufen
die Seitenränder der Schale in sanfter Krümmung nach
hinten, ohne durch etwas, was wie ein Schlossrand aus-
sähe, eine Unterbrechung zu erleiden. Unterhalb des Schn:-
bels befindet sich eine convexe Fläche in der Form ei-
nes gleichschenkligen Dreiecks, die mit feinen Rinnen
auf der blättrigen Perlmutterschale versehen ist; auf die-
sem Dreieck liegt eine dicke Schicht aufrecht stehender
Fasern, die, sich von dort als ınehr oder weniger brei-
tes Band um den Schalenrand herumziehend, an Dicke
auf der dem Rande entgegengesetzten Seite schnell ab-
nimmt. Der gewölbte Theil der Schale, also die Haupt-
masse, besteht (wie auch bei der kleinen Schale) nur
aus Perlmutterblättern. Die kleinere Schale ist weniger
gewölbt und läuft mit ihren Rändern zu einer scharfen
Vorderecke zusammen, deren Seiten eine Steigung von
ungefähr 56° zu einander haben. Unter der wenig ge-.
krümmten Spitze der Unterschale befindet sich ebenfalls
ein schwach kanellirtes Dreieck, auf welchem sich, wie
bei der Oberschale, eine Schicht Kalkborsten erhebt, die
sich von dort um die Schalenränder herumzieht. Von
Schlossgruben ist an keinem meiner Exemplare etwas
bemerkbar. Beide Schalen sind mit concentrischen wel-
lenförmigen Erhebungen versehen, doch ihre Innenseite
ist glatt.
Nächst der Astarte porrecta und dem Inoceramus au-
cella sind einige Ammoniten die häufigsten Fossilien im
e
th
8
Thone von Ssimbirsk. Eine Species, welche an Zahl der
Individuen alle anderen zu übertreffen scheint, gehört
der Abtheilung des wandelbaren A. Humphriesianus an.
Unser Ammonit (T. II. f. 1) steht in der allgemeinen
Form dem A. Humphriesianus aus dem unteren Oolith
von Les Moutiers ziemlich nahe; die wesentlichsten Ab-
weichungen sind die, dass er mehr involut ist, und dass
die Windungen eine höhere Rückenwölbung haben. Die
Rippenbildung ist ganz so wie bei dem ächten A. Hum-
phriesianus, d. h. einfache Rippen steigen von der Sutur-
kante mit einer Neigung nach vorn bis zu °/, der Win-
dungsbreite hinauf, treiben dort einen zugespitzten Kno-
ten, und theilen sich dann in 2, 3 oder, wie in der
Blüthe des Alters gewöhnlich, in 4 Rippen, die in gerin-
ger Schwingung nach vorn über den hoch gewölbten
Rücken ziehen, um auf der anderen Seite sich theils mit
den gegenüberliegenden Knoten zu vereinigen, theils die
letzte Rippe zu dem nächstfolgenden Knoten auszusenden.
Die Lobenzeichnung ist indessen nicht die der Coronati,
wie bei dem französischen A. Humphriesianus, sondern
die der planulati. Durch die höhere Rückenwölbung tritt
unser Ammonit dem A. Braikenridgii näher, der sich
aber nach d’Orbigny durch zweitheilige Rippen und durh
beständige Anwesenheit der Ohren von A. Humphriesia-
nus unterscheidet. Aber wegen der einfacheren Loben-
bildung und wegen der mehrfachen Rippentheilung kann
unsere Form auch nicht mit A. Braikenridgii vereinigt
werden, obgleich er noch in Betreff der stark zugeschärf-
ten Rippen und der gleichen Knotenzahl auf einem Um-
gange mit dieser Species übereinstimmt. Ich schlage für
diesen Ammoniten von Ssimbirsk den Namen A. elatus vor.
Nach A. elatus ist der häufigste Ammonit A. versico-
lor п. sp. (TI. H.. f. 3, 4), welchem, der А Banden
9
Eichw. nahe steht. А. Panderi ist von d’Orbigny т МУК.
$. 33. f. 1—5 abgebildet und Г. v. Buch hat seiner
Zeit den Stab über diese Species gebrochen und sie für
A. mutabilis erklärt. In meinem Nomenclator der Juras-
sischen Formation in Russland bin ich Buch’s Autorität
gefolgt, und habe A. Panderi als A. Koenigii aufgeführt,
da nach Morris A. Koenigii und A. mutabilis synonym
sind. Was Buch unter A. mutabilis versteht, ist aus sei-
ner Beschreibung eines Ammoniten von Dmitrijewo, dem
er diesen Namen gegeben, ersichtlich (Beiträge p. 84).
Es ist ein scheibenförmiger Ammonit mit abgeflachten
Windungen, deren Durchschnitt ein längliches Oval bil-
det. Hiermit steht in entschiedenem Widerspruche die Ab-
bildung des Durchschnitts von d’Orbigny’s A Panderi.
Diese Figur kann keinem Buch'schen mutabilis angeho-
ren, wenn auch die Seitenansicht f. 1. |. c. jenem Am-
moniten ähnlich ist. Ich bin daher für Beibehaltung des
Namens, um so mehr, da diese Form in der Virgatus-
Schicht nicht selten ist. Der grosse und schóne in Rede
stehende Ammonit von Ssimbirsk ist, wie oben bemerkt,
dem А. Panderi verwandt, aber er unterscheidet sich
von diesem durch zweitheilige und mehr hervortretende
Rippen, die sich in sanftem Bogen von der Suturkante
erst nach hinten ziehen, um dann in starker Steigung
nach vorn über den Rücken zu verlaufen. Diese Eigen-
thümliehkeit zeigen namentlich die grossen Exemplare;
sie ist weniger deutlich bei den jüngeren Individuen aus-
geprägt. Der Ammonit gehört zu dem Subgenus der
Biplices, unterscheidet sich aber von dem ächten biplex
dureh die runden Windungen, und dadurch, dass die
. Rippen sich auf der Mitte der Windungsseite theilen, wä-
hrend hei A. biplex die Bifurcation erst im äusseren
Drittel beginnt. Von grossen Thieren habe ich nur Bruch-
10
иске gefunden, die sich fast immer durch wohl erhaltene
schillernde Schale auszeichnen, das kleine Individuum
(T. II. f. 3) verdanke ich der Güte des Hrn. Gontscha-
rof, Studirenden der Universität Dorpat.
Ausser den beiden eben beschriebenen Ammoniten ha-
be ich noch A. striolaris, А. polyplocus und A. corona-
tus gesammelt. Dei A. striolaris T. II. f. 2 konnte nur
die Frage sein, ob er nicht der nahe stehenden Form
des А. planulatus involutus angehóre. А. striolaris ist
mir nur aus der Abbildung Quenstedt's (Jura t. 75. f.
6) bekannt, den А. planulatus involutus besitze ich als
Steinkern von Grosseisslingen in Würtemberg. Er hat
ganz den Habitus meines Ammoniten, die Stammrippen
theilen sich im ersten Drittel der Seite des Umganges
in drei oder vier Rippen, und gehen dann mit einer be-
deutenden Schwingung nach vorn über den schmalen
zugerundeten Rücken; aber die niedrigen Rippen oblite-
riren an der Vereinigungsstelle zu Bündeln, und geben
hierdurch ein unterscheidendes Merkmal zwischen A.
involutus und A. striolaris. Bei letzterem verlaufen die
Rippen deutlich über die ganze Breitseite, und die Ver-
einigung zu Bündeln ist sichtbar. Bei einem grösseren
Exemplar sind übrigens Stammrippen und Bündelknoten
obliterirt, was vielieicht auf die Identität der beiden ge-
nannten Species hinweist. Dem Ssimbirsker A. striolaris
sehr nahe steht auch A. Güntheri Opp. (Oppel Palaeon-
tol. Mittheil. t. 66. f. 1), und der einzige Unterschied
ist der, dass die Rippen bei A. Güntheri ein wenig ge-
drängter stehen.
Was ich als A. polyplocus Rein. (T. II. f. 6) bestimmt,
bildet eine Uebergangsform von A. striolaris zu A. vir-
gatus. A. polyplocus unterscheidet sich vorzugsweise da-
11
durch von A. virgatus, dass die Theilrippen ‘mit den
Stammrippen nicht fest verbunden sind, sondern abge-
trennt vom Bündel neben her laufen. Das findet bei dem
ächten A. virgatus nie statt. Ich besitze aus dem Scy-
phienkalke der Schwäbischen Alp einen schönen poly-
plocus, den ich, wenn ich ihn hier gefunden hätte, un-
bedenklich zu A. virgatus gestellt haben würde. Der
polyplocus von Ssimbirsk steht unserem A. virgatus we-
niger nahe, als der erwähnte Schwäbische. Die drei-bis
viertheiligen Rippenbündel sind noch mangelhafter mit
den Stammrippen verbunden, und die Windungen sind
involuter, als sie es bei dem Schwäbischen polyplocus
und bei virgatus sind. Durch das letztgenannte Kenn-
zeichen tritt der Ammonit von Ssimbirsk dem A. strio-
laris näher. Die Zahl der Stammrippen ist bei A. vir-
gatus und unserem polyplocus gleich. Unser polyplocus
ist involuter als A. Lothari Opp. (Palaeontol. Mittheil.
t. 67. f. 6), mit dem er ebenfalls nahe Verwandtschaft
hat, aber nicht mehr involut als der von Quenstedt (Der
Jura t. 75. f. 5) abgebildete A. polyplocus. Bemerkens-
werth ist noch, dass die Loben sich nicht bei unserem Am-
moniten nach dem Nabel vorn hinaufziehen, sondern wage-
recht verlaufen. Das gezeichnete Exemplar, etwas grösser
und besser erhalten, als das, welches ich selbst gesam-
melt, verdanke ich der Gefälligkeit des Hrn Gontscharof.
Ammonites coronatus Ziet: (T. II. f. 5) ist in zwei
kleinen Exemplaren vorhanden. Sie stimmen recht gut
mit der Abbildung d’Orbigny’s (МУК t. 36. f. 1 — 3)
und ihre Bestimmung lässt keinem Zweifel Raum. A.
coronatus ist ein Fossil, welches die ganze Periode des
Russischen Jura überdauert; es bewohnt den Gryphäen-
thon, dessgleichen den Lucerna-Sand, und taucht wieder
im Inoceramen - Thon von Ssimbirsk auf, Ganz ebenso
19
p
verhält es sich mit Belemnites Panderianus: ein Leitfos-
sil der Gryphàenschicht erscheint er im Inoceramentho-
ne wieder, wie A. coronatus. Ein ganz typisches Exem-
plar (T. Ш. f. 14) ist von mir im Thone von Ssimbirsk
gefunden worden mit der charakteristischen weiten, bald
unterhalb der Spitze beginnenden Alveolarhöhlung, der
weit nach vorn geneigten kurzen Spitze und dem massi-
gen abgerundet quadratischen Körper.
Das sind alle von mir bis jetzt aufgefundenen Cepha-
lopoden, wenn ich von verschiedenen gigantischen Am-
moniten absehe, die durch das Alter ihrer unterscheiden-
den Kennzeichen verlustig gegangen sind, und desshalb
eine sichere Bestimmung nicht zulassen.
Wenn die Leitfossilien und die Cephalopoden die Haupt-
masse der Fossilien inı Thone von Ssimbirsk ausmachen,
so ziehen doch ausser Astarte porrecta noch mancherlei
Zweischaler die Aufmerksamkeit auf sich. So bildet z.
B. eine Avicula auf manchen Gesteinsstücken ein ganzes
Haufwerk von Schalen; leider sind sie nie ganz erhalten,
oder wenigstens nicht alle Theile sichtbar. Sie ist der
A. inaequivalvis sehr nahe verwandt, doch zeigen sich
die Unterschiede, dass zwischen den hóheren Rippen der
gewölbten Schale nicht mehrere kürzere und niedrigere,
sondern nur eine oder zwei secundäre Rippen stehen,
ferner ist die Zahl der hervorstehenden oder Hauptrip-
pen grósser als bei А. inaequivalvis. Von А. semiradia-
ta unterscheidet sie sich durch eine solidere Schale, und
durch die höhere Wölbung der linken Valve. А. semi-
radiata verträgt nicht den leisesten Druck des Fingers,
und jeder Hauch des Windes weht die papierdünne
Schale von ihrer Stelle. Wahrscheinlich ist unsere Avi-
cula (T. Ш. f. 3) identisch mit A. Münsteri Gldf. (Petref.
13
Germ. t. 118. f. 2), denn die Zahl der Hauptrippen,
sechzehn, ist dieselbe, und Grösse, so wie allgemeine
Form, stimmen auch. Bei unserer Avicula erscheint dem
unbewaffneten Auge das rechte Ohr ungerippt, doch un-
ter der Lupe werden ganz feine Streifen bemerkbar. Es
existiren noch andere grössere Bruchstücke, die vielleicht
der grösseren Schale der Avicula Münsteri angehören;
auf diesen giebt es der. Hauptrippen ungefähr 24, zwi-
schen denselben je eine secundäre Rippe; auf dem rech-
ten Ohr dieser linken weniger gewölbten Schale sehr
scharfe und dicht stehende Rippen.
Mehrere Bruchstücke einer grossen Muschel scheinen
einem Venulites Schlth. (Prono& Ag.) anzugehören. An
der grösseren Hälfte einer rechten Schale ist das Schloss
erhalten; es zeigt die drei vom Wirbel aus divergiren-
den Zähne der Gattung Venus, aber der Mantelrand hat
keine Bucht. Diese müsste selbst auf unserem Bruchstücke
zu sehen sein (T. Ш. f. 8), wenn die Verhältnisse ähn-
lich wie bei Venus Brocchii Desh. sind. Nur wenn die
Mantelbucht sehr klein wäre, würde sie nicht sichtbar
sein. Die Schale ist an den dicksten Stellen 5 Millime-
ter dick, schärft sich nach dem Rande zu, hat deutlich
umschriebene, besonders nach oben zu sehr vertiefte
Muskeleindrücke, sehr wenig vortretende Wirbel und auf
der Aussenseite wenig markirte, dicht stehende, con-
centrische Streifen. Ich gebe dieser Art (T. Ш. f. 8) den
Namen Venulites mordvensis nach der im Gebiet der
südlichen Wolga wohnenden Völkerschaft Mordwa.
Eine Cyprina ist in vier Bruchstücken von mir ge-
sammelt worden. Das charakteristische Schloss ist an ei-
nem Fragment der rechten Schale sehr gut erhalten (T.
Ш. f. 6), und zeigt völlige Uebereinstimmung mit dem
14
von Rouillier abgebildeten Schlosse der Cyprina Cancri-
niana d’Orb. (Bull. d. Moscou 1848. I. t. H. f. 34).
Eine fast vollständige linke Valve lässt den Umriss der
Muschel erkennen, und somit die Unterschiede ziemlich
deutlich hervortreten, welche sie von unseren übrigen
Cyprinen trennen. Von allen unterscheidet sie sich da-
durch, dass die Wirbel weniger nach. vorn gerückt sind,
sondern mehr in der Mitte liegen; von С. Cancriniana
wird sie durch den von den Wirbeln nach hinten ver-
laufenden Kiel getrennt. С Syssolae Keys. ist breiter,
und С. Helmerseniana grösser. Hauptunterschied ist also
Stellung der Wirbel. Ich nenne sie desshalb Cyprina
retracta. -
Zwei Abdrücke eines flachen Pecten (T. Ш. f. 2) deu-
ten auf P. nummularis Phill., denn der eine ist ohne,
der andere mit concentrischen Streifen Der Umriss der
Schale zeigt keine Abweichungen.
Cardium concinnum у. Buch (Т. Ш. f. 5) ist zwar nur
in einem Exemplar vorhanden, aber dieses ist so wohl
erhalten, dass nicht der leiseste Zweifel über seine Iden-
titàt aufkommen kann. Die auszeichnenden Streifen auf
der Hinterseite der Schalen verlaufen ganz so, wie sie
von der Zeichnung d'Orbigny's bekannt sind. Die Ge-
stalt und Grösse sind vollkommen die unseres Chara-
schover С. concinnum.
Goniomya Шегаа Ag. (Pholadomya Duboisi d’Orb.)
befindet sich in einem unvollständigen, aber ganz er-
kennbaren Individuum (T. Ш. f. 9) in meiner Sammlung.
Es ist ganz dieselbe Form, welche in der Moskauer
Virgatus- und Aucellen - Schicht vorkommt.
Die linke Valve einer zierlichen Lucina (T. Ш. f. 7)
stammt auch aus dem Thon von Ssimbirsk. Sie ist fast
15
kreisrund, der Wirbel ein wenig nach hinten &erückt;
dicht unter dem wenig vortretenden Wirbel ein Zahn,
der sich nach unten. zu verbreitert, und durch eine nicht
tiefe Furche in zwei Hälften getheilt ist; von diesem Zahn
verläuft nach beiden Seiten eine vorspringende Leiste,
auf deren Enden längliche Zähne sitzen; der hintere Zahn
ist bei unserem Exemplar abgebrochen. Die Schale ist
gewölbter, als sie es gewöhnlich bei den Lucinen zu
sein pflegt; sie ist mit dicht an einander gedrängten, doch
scharf einschneidenden, concentrischen Streifen besetzt.
Die Lunula ist länglich und klein, doch deutlich um-
schrieben. Von unseren russischen Lucinen gleicht ihr
keine einzige; von den westeuropäischen haben zwei
einige Verwandtschaft, nämlich Lucina minima Roem.
(Orl. p. 118. t. 7. f. 19) und L. despecta Phill. (Yorksh.
t. 9. f. 1). Lucina minima hat dieselbe Grösse, ist eben-
so gewölbt, aber die Wirbel sind ınittelständig; überdiess
fehlt zur Vergleichung die Schale, da Roemer nur einen
Steinkern abgebildet hat. Die Zeichnung von Phillips
stellt eine etwas gróssere Lucina dar, die den ungefáhren
Umriss unserer Ssimbirsker hat, da aber Phillips nur
eine unvollkommene Seitenansicht giebt, nichts von Wöl-
bung, Zahnbau, Lunula etc. zu sehen ist, die Streifung
bei unserer dichter scheint, endlich jene grósser ist, so
ist einerseits die Verschiedenheit sehr wahrscheinlich,
andererseits ist es unmöglich, die Identität festzustellen.
Wegen der Wolbung der Schale nenne ich die Art Luci-
na fornicata.
Von einer Nucula-Art habe ich 5 Exemplare von Ssim-
birsk mitgebracht. Sie ist flacher als N. Hammeri und Eu-
dorae;. die Wirbel stehen weiter nach vorn als bei N. pal-
mae, N. Waltoni N. cordata und Nucula ovata Mant.; der
Schlossrand ist eonvexer als bei №. nuda und N. variabilis.
16
N. ornati Onst. (N. СаесШа d’Orb.) steht ihr ziemlich nahe,
doch ist bei unserer Nucula der Schossrand mehr con-
vex, und auch die Hinterränder der Schalen verlaufen in
einer mehr ausgeschweiften Linie. Ganz denselben Um-
riss zeigt N. elliptica Phill. (Yorksh. t. 5. f. 6); da aber
in der Zeichnung nichts als Contur gegeben ist, so wür-
de es zu Verwirrung Veranlassung geben, wenn ich so
Mangelhaftes zur Grundlage einer Bestimmung machen
wollte; überdiess ist der Name N. elliptica bereits von
Roemer für eine andere Species verbraucht.
Nucula Oppeli (T. Ш. f. 4), so will ich die Art zu
Ehren eines verdienten Zeitgenossen nennen, ist von
ovaler Form, die erhaltene Schale ist perlmutterglänzend,
glatt, die Wirbel stehen weit nach vorn im fünften Sechs-
tel der Lànge. Der hintere Schlossrand ist convex, der
vordere concav, die Lunula von herzíórmiger Gestalt,
doch nicht immer deutlich umschrieben. Am Steinkerne
sind die Eindrücke der Zähne sichtbar. Die Muschel ist
halb so dick als lang, und die Breite verhält sich zur
Lànge wie 11. 18. |
In einem Gesteinsstück mit Avicula Münsteri ist eine
Schale enthalten, welche dem Habitus nach einer Tellina
anzugehóren scheint. Der Wirbel steht ungefahr in der
Mitte, von ihm zieht sich in geringer Entfernung vom
Schalenrande eine Kante nach hinten; die Schale ist we-
nig gewölbt, mit concentrischen Streifen versehen, 5
Centimeter lang, 2'/, Gentim. breit. Das Schloss ist nicht
sichtbar, und desshalb die Gattung fraglich.
Myacites politus (T. Ш. f. 10) nenne ich eine kleine
Muschel, die manchmal zu Hunderten das Gestein erfüllt.
Die Form ist verkürzt harfenförmig, von vorn gesehen
elliptisch; die Umbonen sind wenig vortretend, und mit
17
ihren Spitzen nicht viel, doch bemerklich, nach vorn
geneigt. Eine umschriebene Lunula existirt nicht. Dem
Schlosse fehlen die Zähne. Die Schalen sind sehr fein
concentrisch gestreift und wie geglättet; zwischen Schloss
und Hinterecke sind beide Schalen ein wenig niederge-
drückt, doch nicht so viel, dass eine Falte entstanden
wäre. Was Quenstedt aus den Dentalinenthonen unter
dem Namen Myacites abbreviatus anführt (Der Jura pag.
508. t. 68. f. 7, 8), scheint nahe verwandt zu sein, doch
hat Quenstedt’s Muschel stark markirte Kanten, die bei
unserer fehlen, auch ist М. abbreviatus ungestreift. Der
Myacites von Ssimbirsk ist vorn und hinten immer fest
geschlossen, was Zweifel über die richtige Bestimmung
der Gattung erwecken könnte, doch fehlen vorläufig die
Mittel, vollkommene Sicherheit zu gewinnen.
Von Rhynchonellen ist auch Mehreres gefunden, was
aber zum Theil durch Ueberzug von Schwefelkies un-
bestimmbar ist. Eine kleine Rhynchonelle habe ich so
weit vom Gestein befreien können, dass sie gezeichnet
werden konnte (T. Ш. f. 15); sie hat 14 Falten, von
denen im Sinus 4; die Falten reichen bis zur Spitze des
Schnabels; die Area ist durch Gestein verdeckt. Nach
Zahl der Falten und allgemeiner Form, Wölbung der
Schalen und Senkung des Sinus steht sie der Rh. sub-
obsoleta Davids. (Foss. Brachisp. t. 17. f. 14) am näch-
sten, und werde ich sie vorläufig unter diesem Namen
aufführen, bis es gelungen ist, an mehr und besser er-
haltenen Individuen eine grössere Sicherheit der Bestim-
mung zu erzielen.
Die zweite Rhynchonella ist die halb verdeckte grös- -
sere Valve einer Rh. variabilis (Schlth.) Davids. oder
Rh. bidens Phill., die in unserer Virgatus - Schicht nicht
N 1. 1865. 2
18
ganz selten ist; sie lässt sich selbst in verstummelter
Form leicht an der charakteristischen Fältelung erkennen.
Die dritte Form dieser Gattung gehört vielleicht in die
Nähe von Rh. tetraédra, ist aber in zu geringen Theilen
ihrer Oberfläche sichtbar, als dass eine nähere Bestim-
mung zulässig wäre.
- Von Gastropoden sind in dem Inoceramen - Thon von
Ssimbirsk drei Arten von mir gefunden worden. Die eine
ist Acteon Frearsianus d’Orb., welche Bewohnerin der
Charaschower Aucellenbank ist, und durch punktirte
Längsstreifen charakterisirt wird. D’Orbigny, der es liebte,
die Natur zu corrigiren, hat in seiner Abbildung (MVK.
t. 37. f. 8—11) auch in der oberen Hälfte der Windun-
gen jene Streifen zeichnen lassen. Aus der beigegebenen
Abbildung (T. Ш. f. 11) ist zu ersehen, um wie viel
d'Orbigny hinzugethan hat.
Unser Exemplar, das sonst in Jeder Beziehung mit
dem Charaschower Acteon Frearsianus übereinstimmt, ist
nur etwas grósser, als sie in der Aucellenschicht gewóhn-
lich zu sein pflegen.
Nicht weniger Uebereinstimmung zeigt die zweite Art
mit einem Fossil der Moskauer Gryphäenschicht, Fusus
minutus Roem. (Ronill. Bull. d. Moscou 1849 I. p. 377.
t Г. f. 04). Zwar ist unser Exemplar von Ssimbirsk
nicht ganz vollständig erhalten, denn es fehlt ihm Spitze
und ein Stück der Mündung, das Uebrige aber ist hin-
reichend, um die völlige Identität zu beweisen (T. Ш.
i59). |
Die dritte Art ist neu, und da sie ein ziemlich un-
scheinbarer Turbo ist, so habe ich sie Turbo humilis (T.
III. f. 12) genannt. Die Oeffnung ist kreisrund, der obe-
19
re Rand der Windungen legt sich flach an die nächste
an, und vermindert dadurch das Hervortreten der Wöl-
bung derselben. Die Schale ist glatt, hat zum Theil noch
ihren Perlmutterglauz erhalten, und vom oberen Rande
der letzten Windung verlaufen wenige und unregelmäs-
sige Falten in der Richtung des Mundrandes nach unten.
Von dem unteren Theile dieses Randes zieht sich eine
Callositát um die Spindel herum in die Mundóffnung hin-
ein, doch so, dass ein nicht unbedeutender Zwischen-
raum zwischen ihr und dem oberen Windungsrande of-
fen bleibt. Diese kleine Schnecke hat zwei Verwandte,
die eine ist Turbo viviparoides Roem., welche eine mehr
ausgezogene Spire und weniger dicht aufliegende Win-
dungsränder hat, die andere Turbo Helicites Münst., de-
ren letzte Windung unverhältnissmässig gross ist.
Die von mir in dem Inoceramenthon bei Ssimbirsk
gesammelten Fossilien sind also folgende:
hhynchonella variabilis Schlth.
» subobsoleta Davids.?
Exogyra reniformis Gldf.
Pecten nummularis Phill.
Inoceramus aucella n. sp.
Avicula Münsteri Gldf.
Nucula Oppeli n. sp.
Astarte porrecta v. Buch.
Cardium concinnum v. Buch.
Cyprina retracta n. sp.
Lucina fornicata n. sp.
Venulites mordvensis n. sp.
Tellina (2) sp.
Goniomya literata Ag.
Myacites politus п. sp.
20
Actaeon Frearsianus d’Orb.
Turbo humilis n. sp.
Fusus minutus Roem.
Ammonites elatus п. sp.
» versicolor п. sp.
» striolaris Rein.
» polyplocus Rein.
» coronatus Zeit.
Belemnites Panderi d’Orb.
Von diesen Fossilien sind im westeuropäischen Jura
vertreten:
Rhynchonella variabilis.
Exogyra reniformis.
Avicula Münsteri.
Cardium concinnum.
Goniomya literata.
Fusus minutus.
Ammonites striolaris.
» polyplocus.
» coronatus.
Dass das Parallelisiren nicht zu brauchbaren Resulta-
ten für uns führt, wissen wir schon aus Erfahrung,
und haben hier wieder eine Bestátigung, indem die Fos-
silien aus unserer obersten Schicht ebenso auf die ver-
schiedenen Etagen von Inferior Oolite bis Kimmeridge
vertheilt sind, wie die unserer unteren Schichten. Am-
mon. striolaris und polyplocus finden sieh in Weiss v,
die Biplices in Weiss В; A. coronatus und Braikenridgii
und Avicula Münsteri in Braun 9, Goniomya literata in
Braun a. Das einzige Ergebniss, was mehr und mehr
Sicherheit gewinnt, ist, dass bei uns von Lias nicht die
Rede ist, denn wenn auch gewisse Liasformen vorhan-
21
den sind, so sind das einzelne Species von längerer
Lebensdauer, wie sie sich durch alle Perioden wieder-
finden. Dass eine in's Einzelne gehende und sich auf die
‚kleinsten Schichtenabtheilungen erstreckende Parallelisi-
rung nur in beschränkten Räumen und in umschlossenen
Becken einer und derselben Zone möglich ist, beweisen
wieder die indischen Ammoniten, welche vor Kurzem
von Hrn. Prof. Oppel beschrieben sind. Man wird sehr
zufrieden sein müssen, wenn man diese Formen den
grösseren Unterabtheilungen der vorweltlichen Faunen
Europa’s anzureihen im Stande ist.
Wir sehen aus dem oben zusammengestellten Verzeich-
nisse der Fossilien des Ssimbirsker Thones, dass mehre-
re Thiere die ganze Periode des Russischen Jura über-
dauert haben. Das sind namentlich biplex-artige Ammo-
niten, ferner Amm. coronatus und Fusus minutus. In den
drei oberen Schichten, der Virgatus - Schicht, der Au-
cellenbank und dem Inoceramen-Thon sind nachgewie-
sen Goniomya literata und Cardium coneinnum. In der
Aucellenschicht und der Inoceramenschicht finden sich
Actaeon Frearsianus und Pecten nummularis. In der Vir-
gatus - Schicht und der Inoceramenschicht Ammon. po-
lyplocus und Rhynchonella variabilis.
Aus diesem Umstande ist man berechtigt zu schlies-
sen, dass sämmtliche Jurassische Schichten des russi-
schen Flachlandes ein zusammenhängendes Ganzes bil-
den, und dass sie für Osteuropa eine in sich abgeschlos-
sene Formation constituiren. Diese Formation findet ihre
weitere Begründung in der Begränzung durch fossilien-
leere Schichten, welche sie nach unten und nach oben
von anderen Faunen trennen. Der ganze Complex be-
steht, wie ich schon a. a. О. gesagt, aus vier Schich-
22
"ten, die bei Ssimbirsk regelmässig entwickelt sind: An
anderen Orten, wie an der Oka, bei Chatjäitschi, giebt
es noch modifieirte jurassische Faunen, die aber gleich-
zeitig jenen vier sind.
Ich habe noch die beiden Ammoniten abbilden lassen,
welche als Leitfossilien die unterste Kreideschicht in
Grossrussland kennzeichnen. Ammonites Deshaysii Leym.
(T. Ш. f. 16) und A. bicurvatus Mich. (T. III. f£. 17) fin-
den sich bei Ssimbirsk und an der Wolga überall ober-
halb der fossilienleeren Thonschicht, welche die eben
beschriebene Ssimbirsker Inoceramen - Schicht bedeckt.
Da die beiden genannten Ammoniten dem französischen
Aptien angehóren, so ist es wahrscheinlich, dass die fos-
silienleere Schicht еше dem Néocomien gleichzeitige ist,
die Inoceramen-Schicht aber die oberste Gränze des Rus-
sischen Jura darstellt.
Moskau
d. 25. August 1864.
Erklárung der Abbildungen.
Tat Ё
Fig. 1. a—d. Astarte porrecta v. Buch.
» 2. a—c. Inoceramus aucella n. sp. Grosse Schale, von
oben, von unten und von der Seite.
» 3. а. 6. Inoceramus aucella п. sp. Kleine Schale, von
oben und von der Seite. |
Fig: 1.
202.
SRE
» 4
»
» 6.
Fig. 1
Dog,
a—c
q. b
a. b
а =D:
а. 6.
а. b
а.
а.
23
Taf. JT
. Ammonites elatus n. sp. von der Seite, Rüc-
kenansicht und Durchschnitt der Windung.
Ammon. striolaris Rein. Seiten- und Rücken-
ansicht.
. Ammon. versicolor n. sp. Junges Individuum.
» » Aelteres Individuum.
» coronatus Ziet. Seiten- und Riicken-
ansicht und Durchschnitt der Windung.
. Ammon. polyplocus Rein.
Tat, II.
Deckelschale von Exogyra reniformis Gldf. 5.
dieselbe von innen c. von der Seite.
Ungestreifte Valve von Peeten nummularis Phill.
6. Gestreifte Valve derselben Species.
. Avicula Münsteri Gldf. vergrössert.
. Nucula Oppeli n. sp.
. Cardium concinnum у. Buch.
. Cyprina retracta п. sp.
. Lueina fornicata п. sp.
. Venulites mordvensis n. sp.
. Goniomya literata Ag.
. Myacites politus n. sp. viermal vergrössert.
. Turbo humilis n. sp. e. Ansicht von unten,
vergrössert.
Fusus minutus Roem.
24
Fig.14. а. 6. Belemnites Panderianus d’Orb.
» 15. a—d. Rhynchonella subobsoleta Davids.
» 16. а. 6. Ammonites Deshayesii Leym. с. Lobenzeichnung
vergrossert.
» 17. а. b. Ammonites bicurvatus Mich. e. Lobenzeichnung |
vergrössert.
UEBER DEN BAU DES SKELETES
der
COLEOPTEREN.
Das Skelet der Brust, und des Kopfes.
Von
Kari LINDEMANN,
aus Nijniy - Nowgorod.
(Mit einer Tafel.)
A. Ueber den Bau des Thorax der Kafer.
Indem ich diesen Artikel dem Bulletin unserer geehr-
ten Gesellschaft der Naturforscher in Moskau übergebe,
fühle ich mich genöthigt, einige Bemerkungen voraus-
zuschicken. Dieser Artikel ist nämlich ein Kapitel aus
meinem «Handbuch der Entomologie», welches ich nach
Verlauf einiger Jahre in russischer, wie auch in deutscher
Sprache herauszugeben gedenke. Einige neue Beobach-
tungen, ein Paar neue Gesetze, welche den Aufbau des
Käferskeletes regeln, erlauben mir aber dieses Kapitel
schon früher in einem wissenschaftlichen Journale ab-
zudrucken. Ausserdem will ich das gelehrte Publikum
26
schon jetzt mit meinem Programm und der Ausführung
desselben bekannt machen, und darum ist dieser Artikel
hier in derselben Form und demselben Umfange abge-
druckt, wie er ein Kapitel meines Handbuches ausmachen
wird. Ich bin überzeugt, dass die Neuheit und Wahr-
heit der hier niedergelegten Beobachtungen nicht beein-
trägtigt wird durch die Form des Vortrages, der an ein
Handbuch erinnert. Der Feststellung der Thatsachen und
Regeln ist eine grosse Coleopteren - Collection, welche
mir das reiche Katharinenthal bei Reval zustellte, geop-
fert. Darum fühle ich mich berechtigt, meine Gesetze,
die auf Untersuchungen von Individuen aus dreissig Fa-
milien basiren, auch auf die mir unbekannt gebliebenen
zu erweitern.
Mit dem Worte «Thorax der Käfer» bezeichnet man im
gewöhnlichen Sprachgebrauche nur einen Theil jenes
Organes, welches diesen Namen in der Sprache der En-
tomologen führt. Das Publikum bezeichnet so nur den
ersten Brustring, welcher durch eine, gewöhnlich tiefe,
Ringfurche von den übrigen Brustringen getrennt ist; der
Entomolog aber bezeichnet mit dem Worte Thorax, der
Analogie mit anderen Insekten folgend, denjenigen Theil
des Körpers, welcher auf seiner unteren Fläche die drei
Fusspaare trägt und dessen obere Fläche an ihren Sei-
tenrandern, zur Artikulation der Flügel und Flügeldecken
befähigt ist. An seinem vorderen Rande trägt dieser
Körperabschnitt den Kopf und verwächst hinten mit dem
Vorderrande des Leibes (Abdomen).
Betrachtet man den Thorax eines Käfers aufmerksam,
so bemerkt man leicht, dass seine Wände aus einer
grossen Anzahl einzelner Stücke zusammengesetzt sind,
27
welche sich unter einander so verbinden, dass getrennte
Ringe entstehen. Diese, wenn auch unregelmässige Rin-
ge stehen in beinahe vertikaler Lage, und indem sie
mit ihren Rändern untereinander zusammenhängen, bil-
den sie die Wände des Brustkastens. Nur drei solcher
Ringe sind an der Brust der Käfer, wie auch aller an-
deren Insekten, vorhanden. Der erste Ring-schwach be-
weglich mit dem zweiten zusammenhängend, und von
demselben bei allen Käfern durch ein tiefe Furche ab-
gegrenzt, — trägt die Füsse des ersten Paares, und an
seinem Vorderrande den Kopf. Der zweite, fast unbe-
weglich mit dem dritten verwachsenen Ring, trägt das
zweite Fusspaar und die Flügeldecken (Elytrae). Der
dritte endlich trägt das dritte und letzte Fusspaar, und
die wahren Flügel. Der erste Ring heisst — Prothorax;
der zweite — Mesothorax; der dritte — Metathorax.
Als bestes Objekt zum Studium des Baues der einzel-
nen Brustringe der Coleopteren dienen die Mitglieder der
Familie Lamellicornia. Die relative Grösse derselben, die
grössere Einfachheit im Baue ihres Skeletes, zwingen
uns, sich namentlich an sie zu wenden. Darum will
ich auch meine Beschreibung nach Oryctes nasicornis
geben, welcher Kafer der grösste Repräsentant unserer
Coleopteren - Fauna ist. Nachdem ich den Bau seines
Skeletes auseinandergesetzt haben werde, will ich mich
zu anderen Käfern wenden, welche sich sowohl durch
Gestalt, als durch Zahl der einzelnen Theile desselben
unterscheiden. Auf diese Weise wird es möglieh sein,
sich einen klaren Begriff zu machen von den Verände-
rungen, welchen der Thorax der Käfer unterliegt, und
von den möglichen Grenzen dieser Veränderungen.
Wie ich schon bemerkt habe, bestehen die Brustringe
aus einer gewissen Anzahl einzelner Theile, oder Stücke.
28
Zum grössten Theil sind diese Stücke unbeweglich, durch
Näthe (suturae) unter einander verbunden. Diese unter
einander verbundenen Stückchen vertheilen sich in Grup-
pen, von denen eine den oberen Theil jedes Ringes bil-
det, und den Namen М№ т führt; die andere Gruppe
nimmt die untere Fläche des Ringes ein und heisst
Sternum; die zwei letzten, identischen — nehmen die
Seitenflächen des Ringes ein, und sind unter dem Namen
Pleurae bekannt. Ich wende mich jetzt zur Beschreibung
dieser Stücke im Speziellen und zwar nach Oryctes nası-
corns. Der erste Brustring dieses Käfers hat aber eine
complizirte und verwickelte Struktur und ist darum von
vorne herein schwer verständlich. Ich wende mich da-
her zuerst zum zweiten Brustringe.
—
—
a. MEsorHonax. Der Rücken, notum, dieses Ringes be-
steht nur aus einem Stücke, welches die Gestalt eines
Halbkreises hat. Dieser Halbkreis ist mit seinem Diame-
ter nach vornen, und mit seiner Krümmungslinie nach
hinten gerichtet (F. 1). Auf dem abgeschnittenen Hinter-
rande des notum sitzt ein abgerundet dreieckiges Stück,
welches unter dem Namen Schildchen, Scutellum, be-
kannt ist. Dieses Schildchen ist bei den Käfern unserer
Familie immer zwischen den Basaltheilen der ausgeschnit-
ten inneren Ränder der Flügeldecken sichtbar, gleich
hinter der Mitte des Hinterrandes des Rückens des er- |
sten Brustringes. Der Körper des notum ist beim unbe-
schädigten Käfer nie von oben her sichtbar, weil er im-
mer vom Hinterrande des ersten Brustringes bedeckt
wird. Betrachtet man den Rücken von der Seite, so ge-
wahrt man leicht, dass sein Hinterrand, welcher das
Schildchen trägt, etwas nach oben aufgebogen ist. Nach
29
kurzem Verlaufe biegt sich dieser nach oben gewendete
Theil von Neuem nach hinten, in eine horizontale Lage
gelangend und artikulirt hier mit dem Schildchen (F. 2, 8).
Man darf sich das notum nicht als ein ganz flaches Stück
vorstellen. Als Abschnitt eines Ringes hat es auch eine,
noch aussen, resp. oben gewölbte Gestalt und biegt
sich mit seinen Seitenrändern an den Seiten des Ringes
allmälich herab (F. 3). Ausser dem Erwähnten, zeigt das
notum noch folgende Figenthumlichkeiten. Sein vorderer,
freier Rand biegt sich nach unten, und in einer vertika-
len Lage herabsteigend stellt es ein unvollständiges Sep-
tum vor (F. 3), mit dessen Hülfe der obere Theil des Hohl-
raumes dieses Ringes nach vornen abgegrenzt wird. Von
der inneren Fläche Jer Seitentheile des notum, etwas
hinter ihrem vorderen Rande, entspringt jederseits ein
dünner aber ausserordentlich starker Chitinfortsatz. Diese
Fortsätze begeben sich nach unten, sich etwas nach vor-
nen und innen wendend (F. 2, 3). Sie erreichen die Linie,
durch welche wir, in Gedanken, den Hohlraum des Rin-
ges in eine obere und eine untere Hälfte theilen können.
Der Körper des notum (das Schildehen ausgeschlossen)
verbindet sich durch die unteren Ränder seiner beider-
seitigen Seitentheile mit den oberen Rändern der Pleurae.
Diese Verbindung wird durch eine dünne, aber immer
chitinöse Bindehaut bewerkstelligt.
Die Pleurae jeder Seite haben die Gestalt sehr unre-
gelmässiger Vierecke, deren Höhe fast ums Zweifache
von der Länge übertroffen wird. Jede Pleura besteht aus
zwei besonderen Theilen, einem kleineren, vorderen und
einem grösseren und hinteren. Eine vertikale Nath, durch
welche nicht die geringste Bewegung zugelassen wird,
verbindet diese zwei kleinen Vierecke unter einander.
Das vordere trägt den Namen scapula oder episternum,
30
das hintere — den Namen epimerum (Е. 6, 7). Diese unter
einander verbundenen Theile liegen nicht in einer und
derselben Ebene, sondern stossen unter einem ziemlich
stumpfen Winkel an einander. Die Kante dieses Winkels
ist nach innen, in den Hohlraum des Ringes gerichtet,
und bildet eine hervorspringende Leiste. Von der inne-
ren Seite des Mittelpunktes dieser Leiste entspringt jeder-
seits ein dünner Fortsatz, welcher sich zuerst grade nach
innen begiebt, später aber sich nach vorne und zugleich
etwas nach unten wendet (F. 7). Mit Hülfe eines kleinen
Bandes oder Ligamentes verbindet sich dieser Fortsatz
mit dem oben beschriebenen Fortsatze des notum, und
trägt somit jederseits zur Befestigung der Verbindung
zwischen Rücken und Pleurae bei. Für diese Fortsätze,
deren Funktion bis jetzt noch nicht vollständig bekannt
war, schlage: ich folgende Benennungen vor: Processus
mesonoti — fur die Fortsätze des Rückens, der Zusatz
sinister und dexter unterscheidet dieselben im Speziellen
unter einander, und den Namen processus laterales meso-
thoracis — fur die Fortsätze der Pleuren.
Auf dem oberen Rande des episternum (des vorderen
Vierecks der Pleurae), an seiner vorderen Ecke, sieht
man eine kleine Erhöhung, von der Gestalt eines klei-
nen Knopfes (Е. 6, a). Diese Erhöhung dient zur Befesti-
gung der Flügeldecken, an deren Basis sich ebenfalls
ein solcher Knopf befindet, wie wir später sehen werden.
Das Epimerum, das hintere Viereck der Pleura, ist
noch in einem nach aussen gerichteten Winkel gebogen.
Dieser Winkel bildet die Schulter des Käfers. Der obere
Theil der Seitenfläche dieses Stückes ist in einer hori-
zontalen Richtung nach innen gebogen, und trägt auf
diesem horizontalen Theile eine ziemlich tiefe, längliche
31
Grube (Е. 6, 6), in welcher der vordere Rand der Flü-
geldecken und seine äussere vordere Ecke liegt.
Раз: letzte Stück, welches zur Zusammensetzung des
zweiten Brustringes beiträgt, ist das Sternum. Dieses
Stück hat die Gestalt einer Trapeze, deren vorderer Rand
bogenförmig ausgeschnitten ist, und deren hinterer Rand
in seiner Mitte einen ziemlich dicken Fortsatz trägt, wel-
chen ich processus mesosternalis posterior nenne. Die Sei-
tentheile des Sternum sind nach oben heraufgebogen und
ihre oberen Rànder verbinden sich mit dem unteren Ran-
de des episternum jeder Seite (F. 4, 5). Diese Verbin-
dung geschieht durch eine Nath, welche nicht die ge-
ringste Bewegung zulassen kann ('). Die Seitentheile des
hinteren Randes des Sternum, so wie auch die Seiten-
ränder des erwähnten hinteren Mesosternalfortsatzes, sind
nach oben gebogen, resp. in den Hohlraum des Ringes,
und bilden auf diese Weise die vordere und die innere
Wand zweier Gruben, in welcher jederseits ein Fuss des
zweiten Paares eingerenkt ist. Die hintere Wand dieser
Grube wird dadurch gebildet, dass sich der vordere Rand
des Sternum des dritten Brustringes ebenfalls nach oben,
(innen), biegt. Alle diese Theile zusammengenommen
bilden also auf der unteren Seite des Brustringes zwei
Gruben, welche den Namen acetabulum führen. Es liegt
also das acetabulum des Fusses des zweiten Paares zwi-
schen dem zweiten und dritten Brustringe. Die Ränder
desselben werden gebildet: vorn — durch die eine Hälf-
ie des Hinterrandes des Mesosternum (Sternum des zwei-
ten Ringes); aussen — durch den unteren Rand des epi-
(1) Wo zwei Glieder, oder Theile, durch eine Nath unter einander ver-
bunden sind, ist eine Bewegung immer absolut unmöglich. Ich werde
daher immer eine unbewegliche Verbindung verschiedener Theile mit
dem Worte Nath benennen.
32
merum des Mesothorax; hinten — durch die entspre-
chende Hälfte des vorderen Randes des Metasternum
(Sternum des dritten Ringes). Auf der Mittellinie des Kör-
pers der Käfer sind die beiden zusammengehörenden ace-
tabuli durch den beschriebenen processus mesosternalis
posterior von einander getrennt (Fig. A). Dieses Aceta-
bulum hat die Form eines unregelmässigen Ovales, des-
sen Längsachse von aussen nach innen, und zugleich von
vornen etwas nach hinten gerichtet ist, so dass dieselbe
die Längsachse des Körpers in einem spitzen, nach hin-
ten gerichteten Winkel schneidet.
Sowohl Sternum als Notum aller drei Brustringe der
Käfer, sind wahrscheinlich durch Verwachsung zweier
einzelnen Seitentheile entstanden. Obwohl es schwer
hält, bei den meisten Käfern die Spuren einer solchen
Verwachsung aufzufinden, so glaube ich doch berechtigt
zu sein, dieselbe zu statuiren, indem ich auf die Analo-
gie mit anderen Insekten hinweise. Bei Insekten aus der
Abtheilung der Orthoptera, bei Periplaneta orientalis zum
Beispiele bestehen die genannten Theile auch bei dem
erwachsenen Insekte aus je zwei vollkommen abgeson- A
derten Theilen, welche auf der Mittellinie des Körpers
durch eine Bindehaut unter einander verbunden sind.
Unter den Käfern fand ich nur bei Arten aus der Fami-
lie Elateridae aus dem Metasternum Spuren, die auf seine
Entstehung hinwiesen. Man sieht hier leicht eine schma-
le, aber tiefe Furche, welche längs der Mittellinie von
vorn nach hinten zieht.
—
b. МЕТАТновАХ. Der dritte Brustring besteht der Haupt-
sache nach aus denselben Theilen, mit denen wir schon
beim Studium der Zusammensetzung des Mesothorax be-
33
kannt geworden sind. Auch hier treffen wir, wie dort,
ein Notum, zwei Pleurae, je eine auf jeder Seite, und
endlich ein Sternum, an. Der Hauptunterschied in der
Zusammensetzung dieser Ringe besteht darin, dass wir
hier, im Metathorax ein neues Stück vorfinden, welches
an dem Aufbau der Pleura Antheil nimmt; die weiteren
Verschiedenheiten bestehen nur in der Veränderung der
Gestalt der einzelnen Stücke des Ringes und namentlich
des Notam und der Pleuren.
Uns zuerst an das Notum wendend, finden wir hier
eine ziemlich convexe Platte, oder Körper, welche den
oberen Theil des Ringes bildet. Die Seiten dieser Platte
begeben sich schräg nach unten, um durch еше dünne
Bindehaut mit den oberen Ràndern der entsprechenden
Pleurae sich beiderseits zu verbinden (F. 10). Die Fes-
tigkeit dieses Zusammenhanges wird noch vergrössert
durch das Vorhandensein einiger Fortsatze, welche sich,
vom Hinterrande des Notum entspringend, in die Leibes-
höhle begeben und dort zur Insertion verschiedener
Muskeln dienen. Diese Fortsätze entspringen je zu einem
von den hinteren Ecken der Seitenränder des Notum,
und begeben sich grade nach unten. Sie theilen sich
bald gabelförmig (Е. 10, a und 6); der äussere Ast die-
ser Gabel verbindet sich mit dem hinteren Rande des
epimerum seiner Seite; der innere Ast aber artikulirt durch
ein Ligament mit einem Apparate, welchen ich bald un-
ter dem Namen Entothorax beschreiben werde. Ausser
diesen gabelförmigen Fortsätzen sind noch andere kleine,
knopfförmige Höckerchen auf der vorderen Ecke des
Seitenrandes des Notum, je eins auf jeder Seite, vorhan-
den. An diese Höckerchen begeben sich dünne Fortsätze
des episternum und verbinden sich mit demselben durch
ein kleines, chitinöses Band (Е. 9, с, с). Das Vorhan-
№ 1. 1865. 3
34
densein und die geringe Beweglichkeit aller dieser Fort-
sätze zeigen uns, dass die Beweglichkeit des Notum
schwerlich irgend welcher Erwähnung verdient, obwohl
es durch eine grosse Bindehaut mit dem oberen Rande
der Pleuren verbunden ist. Das Vorhandensein dieser |
Bindenhaut muss auf andere Ursachen zurückgeführt wer-
den, denn, wie wir gleich gesehen haben, verbindet
sich das Notum durch seine Fortsätze fast unbeweglich
sowohl mit den Pleuren, als auch mit dem Sternum. —
Auf der äusseren Oberfläche des Körpers des Notum
befindet sich eine ziemlich tiefe Längsfurche, welche
diesen Körper auf eine rechte und eine linke Hälfte theilt.
Diese Furche beginnt auf einem kleinen stumpfen Vor-
sprunge der Mitte des hinteren Notumrandes, und indem
sie sich grade nach vorn begiebt, erweitert sie sich ganz
allmälich und nimmt zuletzt die Gestalt einer dreiecki-
gen Grube an. Form und Grösse dieser Grube entspricht
vollkommen der Form und der Grösse des Fortsatzes des
Mesonotum, welchen ich oben unter dem Namen scutel-
lum beschrieben habe. Diese Grube dient aber auch da-
zu, das Schildchen in sich aufzunehmen, welches ganz
frei in derselben gelegen ist, ohne sich durch irgend
welche Bänder oder secundäre Fortsätze zu verbinden.
Diese Grube verdient daher vollkommen den Namen fossa
pro scutellum, welchen ich ihr zu geben gedenke (F 9).
Ueberall wo ein Schildchen am Mesothorax vorhanden
ist, befindet sieh auch diese Grube auf dem Rücken des
Metathorax. Ап den vorderen Rand des Notum angelangt,
biegt sich der Boden dieser Grube unter einem abge-
rundetén Winkel, fast grade nach unten, nur ein wenig
nach vorn sich richtend. Es bildet sich auf diese Weise
ein Septum, welches die ganze obere Hälfte des Hohlrau-
mes des Metathorax, nach vorn, resp. von dem obe-
35
ren Theile des Но ]гаитез des Mesothorax, — abschliesst.
Auf der nach vornen gerichteten Oberfläche dieses Sep-
tum befinden sich zwei flache und schmale Furchen
(Е. 9, а. 11, a), welche von oben nach unten und etwas
nach innen ziehen (ibidem). In diese Furchen legen sich
die Fortsatze des Rückens des Mesothorax, die ich oben
unter dem Namen processus mesonoli beschrieben habe.
Diese Fortsätze befestigen sich in den erwähnten Furchen
durch Bànder und zwar so fest, dass der Mesothorax
sich gar nicht bewegen kann.
Der hintere Rand des Metanotum biegt sich ebenso
wie der vordere, aber unter einem spitzen Winket gra-
de nach unten und begrenzt auf diese Weise die zwei
oberen Drittheile des Hohlraumes des Metathorax nach
hinten, und scheidet dieselben von dem Hohlraume des
Abdomens (F. 10). Auf der Mittellinie dieses Septum
befindet sich ein ziemlich breiter Spalt, welcher sich
von unten nach oben begiebt, den oberen Rand dessel-
ben aber nicht erreichend, wie es die Figur 10 zeigt.
Durch diesen Spalt treten der Darmkanal, das Herz und
der Bauchganglienstrang aus der Brust in das Abdomen.
Durch alle die erwähnten Höcker, Fortsätze und die
Bindehäute verbinden sich die Seitenrander des Notum
mit den oberen Rändern der Pleurae, und speziell mit
den oberen Rändern der Epimeren; denn in den Pleuren
des Metathorax liegen die Hauptstücke derselben über
einander und nicht hinter einander, wie wir dies im Me-
sothorax sahen (F. 16, 17). Im Metathorax liegt das
Epimerum immer über, und nur etwas hinter dem Epi-
siernum. Aber auch hier wie dort sind diese Theile im-
mer durch eine Nath untereinander verbunden, ebenso
wie der untere Rand des Episternum durch eine Nath
9x
36
mit dem oberen Rande des Sternum zusammenhängt. ,
Vom vorderen Ende der Nath, welche die Hauptstticke .
der Pleura untereinander verbindet, entspringt ein Fortsatz,
dessen ich schon oben gelegentlich erwahnt habe, der,
sich nach oben richtend, mit dem Hocker des Metano-
tum artikulirt. Dieser Fortsatz ist der Analogon dessen,
den ich im Mesothorax unter dem Namen processus late-
ralis mesothoracis beschrieben habe (F. 16). Bei dem
Kafer, den wir hier betrachten, bei Oryctes nasicornis,
wie bei allen anderen Arten der Familie Lamellicornia,
besteht das Epimerum des Metathorax immer aus zwei
verschiedenen Theilen, welche ebenfalls durch eine Nath
mit einander verbunden sind. Wie die Zeichnungen 16
und 17 meiner Tafel zeigen, sind hier ein grösseres,
vorderes Stück und ein kleineres, hinteres vorhanden.
Letzteres liegt über dem Acetabulum des Fusses des
dritten Paares, und hat die Gestalt eines Dreieckes, des-
sen Spitze nach unten und dessen Basis nach oben ge-
wendet ist. Dieses kleinere, hintere dreieckige Stückchen
ist das eigentliche Epimerum. Das vordere, grössere, mit
dem oberen Rande des Episternum unmittelbar verwach-
sene oder zusammenhängende Stuck, ist von Audown
mit dem Namen Paraptere benannt.
Die allgemeine Gestalt des Sternum des Metathorax ist
der des Sternum .des zweiten Brustringes fast vollkom-
men ähnlich. Der Unterschied besteht nur darin, dass
hier die Seitentheile des vorderen Randes dieses Stückes
nach oben gebogen sind, und auf diese Weise die hin-
teren Wände der Gelenkpfannen der Füsse des zweiten
Paares bilden (Е. 12, 13, 14). Die Seitenhalften des
hinteren Randes des Sternum zeigen nicht diese Auf-
-wártsbiegung, weil die Acetabules der Füsse des dritten
Paares eine solche vordere Wand entbehren. Ihre obe-
37
ren und hinteren Wände werden gebildet durch die un-
tere Fläche des ersten Bauchringes.
Auf der inneren Fläche der Mittellinie des Sternum
unseres Ringes zieht sich von vorn nach hinten eine
bedeutende Leiste, welche am Vorderrande des Sternum
sich etwas hervorschiebt und auf diese Weise einen
kleinen stumpfen Fortsatz oder Höcker bildet (F. 12 a),
welcher mit dem processus mesosternalis posterior ует-
wächst, und auf diese Weise bildet sich eine Art septum,
welches die beiden Gelenkpfannen des zweiten Fusspaa-
res von einander abscheidet. Diesen Höcker nenne ich
processus metasternalis. anterior. Auf dem hinteren Rande
des Sternum bildet die erwähnte Leiste, welche ich er-
sta metasternalis nenne, ebenfalls einen, aber hier ziem-
lich langen Fortsatz (Е. 12 6), welcher die Gelenkpfan-
nen des dritten Fusspaares von einander trennt. Diesen
Fortsatz nenne ich processus metasternalis posterior.
Vom hinteren Ende der Crista metasternahs, gleich vor
` der Basis des erwahnten hinteren Metasternal-Fortsatzes,
erhebt sich nach oben, nur ein wenig nach vorn geneigt,
ein dreiseitiger Korper, welcher bis in die Mitte des
Hohlraumes des Metathorax reicht (F. 14, 15). Die drei
Seiten dieses Körpers haben еше solche Lage, dass zwei
von ihnen nach vorn und auf jede Seite des Körpers
gerichtet sind; die dritte aber nach hinten. Nach vorn
zeigt dieser Körper nur eine scharfe Kante, welche die
zwei Seiten trennt. An seinem oberen, freien Ende trägt
dieser Körper drei dicke Aeste, die, in fast horizontaler
Richtung, einer-gerade nach vorn (F. 15, d), die beiden
anderen — auf beide Seiten und etwas nach hinten ge-
richtet sind (Е. 15, 6, с, und 14). Ueberhaupt entspricht
die Richtung dieser Aeste der Lage der Kanten des Kör-
38
pers, durch dessen Theilung sie entstanden sind. Dieser
ganze Apparat, die crista metasternalis nicht ausgeschlos-
sen, trägt den Namen Entothorax und dient zur Anhef-
tung verschiedener Muskeln, die in dem Abschnitte über
Myologie der Insekten auseinandergesetzt werden müs-
sen. Ausser dieser Funktion dienen die Seitenäste des
Apparates noch anderen Zwecken. Sie verbinden sich
nämlich mit den inneren Aesten der gabelförmigen Fort-
sätze des Metanotum, die ich schon oben weitläufig ge-
schildert habe. Diese Verbindung geschieht durch ein
Ligament und trägt somit zur Festigkeit des Zusammen-
hanges verschiedener Theile dieses Brustringes bei, na-
mentlich der oberen Theile desselben mit den unteren.
Der zweite und der dritte Brustring verbinden sich
gewöhnlich unbeweglich mit einander. Der gesammte,
in ihnen eingeschlossene Hohlraum wird nach vorn wie
nach hinten durch Septums unvollständig abgeschlossen.
Diese Septums sind, wie wir jetzt wissen, nichts ande-
res, als die nach unten herabgebogenen Ränder der Rü-
ckenstücke der betreffenden Ringe. Dieser Hohlraum wird
aber noch durch ein Septum, welches wir ebenfalls schon
kennen, und welches der herabgebogene Vorderrand des
Metanotum ist, in eine vordere und eine hintere Abthei-
lung oder Kammer getrennt. Alle diese drei Septum
bilden das System der Diaphragmen des Käferskeletes.
Sie dienen zur Vergrösserung der Oberfläche der Thorax-
wand und ermöglichen somit das Vorhandsein einer grös-
seren Anzahl von Muskeln, welche zur Bewegung der
einzelnen Skeletanhänge oder Glieder dienen. Im Tho-
rax eines Insektes sind ja alle Bewegungsorgane con-
centrirt. Sowohl Füsse als Flügel sind an demselben be-
39
festigt. Da aber die Grösse und Energie der Bewegung
dieser verschiedenen Glieder ungleich ist, so varlirt.auch
die Zahl der sie bewegenden Muskeln. Dem entspre-
chend finden wir auch, dass bei den Käfern der Hohl-
raum des Mesothorax verschwindend klein ist im Ver-
gleiche mit dem Hohlraume des Metathorax. Dieses ist
sehr erklarlich, wenn wir bedenken, dass der Meso-
thorax die Flügeldecken trägt, welche ausserordentlich
wenig beweglich sind, während der Metathorax zur In-
sertion der wahren Flügel dient. Diese Flügel können
sich aber wenigstens in vier verschiedenen Richtungen
bewegen, und darum erfordert ein jeder Flügel nicht
weniger als vier verschiedene Muskeln, welche alle im
Hohlraume des Metathorax untergebracht werden müssen. .
Weit entfernt davon, Theleolog zu sein, fühle ich mich
doch berechtigt zu sagen, dass dieses eben die Ursache
der stärkeren Entwickelung des Metathorax ist.
Wenden wir uns jetzt zum Studium des Baues des er-
sten Brustringes.
c. РвотновАх. Schon oben habe ich bemerkt, dass der
Prothorax des Käfers, den wir unserer Beschreibung der
zwei letzten Brustringe zu Grunde legten, namentlich bei
Oryctes nasicorms, nicht dazu geeignet ist, uns Aufkla-
rung uber den Bau desselben zugeben. Aber auch jetzt
sind wir immer noch nicht im Stande, uns einen klaren
Begriff von ihm zu machen. Darum finde ich es für an-
gemessener, unseren Oryctes für eine Zeit zu verlassen,
und uns an andere Käfer zu wenden, deren Prothorax
einen, den übrigen Brustringen ähnlichen Bau zeigt; spä-
ter werden wir aber wieder zu unserem ursprünglichen
Objekte zurückkehren. Wenden wir uns zuerst an Käler
40
aus der Familie Sr/phidae und namentlich an Süpla
thoracıca und Silpha quadrıpunclala. Im Prothorax dieser
Arten finden wir auf den ersten Blick die uns schon be-
kannten Theile wieder (F. 25). Wir sehen hier ein No-
tum, welches durch seine Seitenränder mit den oberen
Rändern der Episternums zusammenhängt. Dieser Zusam-
menhang wird durch eine Nath bewerkstelligt und darin
besteht der erste Unterschied von den übrigen Brustrin-
gen. Der hintere Rand des Episternum verbindet sich
ebenfalls durch eine Nath mit dem vorderen Rande des
Epimerum; sein unterer Rand aber mit dem oberen Rande
des Sternum. Das Sternum trägt in der Mitte seines Hin-
terrandes einen horizontalen, nach hinten gerichteten
Fortsatz, welcher unter dem Namen processus prosterna-
lis posterior bekannt ist. Dieser Fortsatz entspricht voll-
kommen den unter dem Namen processus mesosternalis
posterior und metasternalis posterior beschriebenen Fort-
sätzen. Das Acetabulum der Füsse des ersten Paares
wird hier ganz wie im Mesothorax zusammengesetzt.
Mit einem Worte, wir finden im Prothorax von Silpha
dieselben Stücke, und in derselben Lage, wie wir sie
im Mesothorax von Oryctes antrafen. Nur ist hier durch
Verwachsung des Notum mit dem Episternum eine grös-
sere Festigkeit erlangt.
Ueberzeugt davon, dass der Prothorax aus ganz den-
selben Theilen zusammengesetzt ist, wie die übrigen
Brustringe, können wir jetzt unsere Untersuchung weiter
führen. Dabei bemerken wir gleich, dass die gegensei-
tige Lage der einzelnen Stücke des Prothorax sehr gros-
sen Schwankungen unterworfen ist, — dass deren Lage
auch bei solchen Käfern variirt, bei welchen die übri-
gen Brustringe vollkommen gleichartig zusammengesetzt
sind. Ein anderer Käfer, Carabus coriaceus, aus der Fa-
41
milie der Carabidae, der bei uns überall häufig vorkommt,
zeigt uns wieder dieselben Theile im Prothorax. Die Lage
derselben hat sich aber schon etwas verändert (F. 20),
im Vergleiche zur Lage der Stücke bei Silpha. Der vor-
dere, wie auch der hintere Rand des Notum biegen sich
hier herunter und bilden je ein kleines Septum, welches
aber so kurz und schmal ist, dass es ganz vollkommen
von einer Furche eingenommen wird, welche zur Inser-
tion eines ligamentösen Bandes dient, welches den Pro-
thorax an den Mesothorax einerseits, und an den oberen
Theil des Hinterrandes des Kopfes andererseits, — be-
festigt. Die Seitenränder des Notum verbinden sich mit-
telst einer Nath mit den oberen Rändern der beiderseiti-
gen Episternen und mit den oberen Rändern der Epi-
meren (F. 20). Das Episternum verbindet sich ebenfalls
unbeweglich mit dem oberen Rande des Sternum, welches
die bekannte Form hat, und auch auf dieselbe bekannte
Weise zum Aufbaue des Acetabulum beiträgt. Das Ster-
num trägt auch hier auf der Mitte seines Hinterrandes
den bekannten Prosternalfortsatz. Wir finden hier aber
einen Umstand, den wir in den bis hieher studirten Rin-
gen nicht angetroffen haben. Von der vorderen Ecke
des oberen Randes des Sternum von Carabus vor der
unteren Ecke des Episternum, erhebt sich ein Fortsatz,
der auf der Seitenfläche des Prothorax, vor dem unte-
ren Theile des Vorderrandes des Episternum nach oben
zieht, sich durch eine Nath mit dem erwähnten Rande
des Episternum verbindend. Von der vorderen Ecke
des Seitenrandes des Notum begiebt sich, ebenfalls auf
der Seitenfläche des Prothorax, ein ziemlich breiter Fort-
satz nach unten. Dieser Fortsatz liegt. vor dem oberen
Theile des Vorderrandes des Episternum und verbindet
sich mit demselben durch eine Nath. Diese Fortsätze
42
liegen also in einer und derselben Ebene wie die Pleu-
ren (F. 20). Sie begegnen sich ungefähr auf der Seiten-
wand des Prothorax und verwachsen untereinander (F.
20). Von der hinteren Ecke des oberen Sternumrandes
entspringt ebenfalls ein beträchtlicher Fortsatz, welcher
gerade nach hinten gerichtet ist und dessen oberer Rand
mit dem unteren Rande des Epimerum verwächst (F. 20).
Der äussere Rand des Acetabulum dieses Ringes wird
hier also nicht durch den unteren Rand des Epimerum,
sondern durch den unteren Rand dieses Fortsatzes ge-
bildet. Durch die zuerst beschriebene Fortsätze wird eine
unmittelbare Verbindung des Sternum mit dem Notum
zu Stande gebracht und überhaupt eine grössere Festig-
keit der Verbindung - aller Stücke des Prothorax durch
alle erwähnten Fortsätze bewerkstelligt (F. 20).
Wenden wir uns jetzt zum Prothorax des Käfers Ne-
crophorus vespillo Linn., aus der Familie Silphidae. Der-
selbe zeigt schon sehr starke Veränderungen, die aber
nach dem Ausseinandergesetzten leicht erklärlich sind.
Die Seitenrander des Notum sind hier unter einem spit-
zen Winkel nach unten und etwas nach innen gebo-
gen (F. 26). Der vordere Theil dieses herabgebogenen
Seitenrandes erstreckt sich in Form eines sehr breiten
Fortsatzes viel weiter nach unten, als die übrigen Thei-
le desselben Randes (F. 26). Dieser so entstandene Fort-
satz verbindet sich durch еше Nath mut dem ganzen obe-
ren Rande des Sternum (Е. 26). Die Pleurastücke sind ~
also von ihrem gewöhnlichen Platze verdrängt. Das Ster-
num hat dabei aber ganz dieselbe Gestalt beibehalten,
in welcher wir dasselbe bei den übrigen beschriebenen
Käfern vorgefunden hatten. Processus prosternalis und
die Ränder des Acetabulum sind hier ebenso gebildet
wie dort. Das Epimerum verbindet sich durch seinen
43
oberen Rand mit der Mitte des Seitenrandes des №-
. tum (Е; 26). Sein vorderer Rand ist aber frei, weil die
Lage des Episternum stark verändert ist. Das Episternum
verbindet sich durch seinen vorderen Rand mit dem hin-
teren Rande des Fortsatzes des Notum, statt aber auf der
Oberfläche des Brustringes zu bleiben, begeebt es sich
grade nach innen, in den Hohlraum des Prothorax; auf
diesem Wege verbindet sich sein unterer Rand, durch
Nath, mit dem oberen Rande der vorderen Acetabulum-
Wand, welche wie wir wissen durch Aufbiegung des
Seitentheiles des hinteren Sternumrandes entstanden ist.
Das Episternum bildet hier also den oberen Theil der vor-
deren Acetabulumwand. Auf den ersten Blick ist es fast
unglaublich, dass dieses Stück hier wirklich dasselbe
Episternum ist, welches bei Sulpha thoracica z. В. auf
der Oberfläche des Prothorax zwischen Notum und Ster-
num eingeschaltet war. Und doch ist es derselbe Theil.
Dieses wird durch seine Verwachsung mit den Rändern
des Sternum bewiesen. — Das Epimerum verbindet sich
nirgends mit diesem Theile, und wo eine solche Ver-
bindung stattfindet, da geschieht dieselbe immer nur durch
einen ganz kleinen Abschnitt der zusammentossenden
Ränder, wenn anders kein besonderer Fortsatz dazu
kommt. Ausserdem haben wir schon bei Carabus coria-
ceus bemerkt, wie das Episternum von dem Vorderrande
des Prothorax, seinem gewohnten Platze, zurückgedrängt
wird. Wir konnten schon dort ganz deutlich sehen, wie
das Sternum durch Bildung von Fortsätzen, durch Um-
bildung seiner oberen Ränder, die mit Umbildung der
Seitenränder des Notum Hand in Hand gingen, in einen
unmittelbaren Zusammenhang mit dem Notum zu treten
strebte; und endlich hier, bei Necrophorus vespillo, hat
sich dieses Streben vollständig realisirt; das Notum ist
44
durch einen Theil seines Seitenrandes mit dem ganzen
oberen Rande des Sternum vereinigt, und als nothwen-
diges Resultat dieser Vereinigung, ist das Episternum
nach innen verdrängt worden. Ich zweifle auch nicht im
Geringsten daran, dass der Theil, den wir hier als Be-
standtheil des Acetabulum vorfinden, wirklich mit dem
Episternum anderer Käfer identisch ist.
Den Bau des Prothorax von Necrophorus vespillo vor
Augen habend, wird es uns jetzt schon ein leichtes sein,
denselben bei Oryctes nasicornis zu verstehen.
Der Seitenrand des Notum dieses Ringes biegt sich
auch bei Oryctes unter einem spitzen Winkel nach un-
ten Die auf diese Weise gebildete Seitenplatte (F. 18)
wird durch einen breiten, von unten nach oben gerich-
teten Einschnitt in zwei Theile, oder Fortsätze, geschie-
den; in einen vorderen und einen hinteren, die von
oben nach unten herabsteigen (F. 18). Der untere, ein
wenig ausgeschnittene Rand des vorderen Fortsatzes ver-
bindet sich durch eine Nath mit dem ganzen oberen
Rande des Sternum; der untere Rand des hinteren, et-
was längeren Fortsatzes verbindet sich ebenfalls durch
eine Nath mit dem ganzen oberen Rande des Epimerum.
Das Epimerum ist auf diese Weise weit nach unten he-
rabgedrängt (Е. 18). Das Sternum hat dieselbe Gestalt,
in der wir es bei anderen Käfern kennen. Auf der Mitte
seines Hinterrandes treffen wir auch hier den uns be-
kannten Prosternalfortsatz an; die Seitentheile des Hinter-
randes des Sternum sind auch hier wie überall nach oben
gebogen, auf diese Weise die vordere Wand des Aceta-
bulum bildend. Ueberhaupt ist das Sternum der einzige
Theil, welcher ungeachtet der verschiedensten Modifika-
tionen im Baue des Prothorax immer seine primitive Ge-
45
stalt und Lage beibehält. Dafür ist die Form des Epime-
rum stark verändert. Es erscheint hier in Gestalt eines
— Fünfeckes (Е. 18), dessen Basis mit dem unteren Rande
des hinteren Notumfortsatzes verbunden ist (F, 18). Eine
andere Seite-ist nach vorn; die dritte — nach hinten; die
vierte und fünfte sind nach unten gerichtet. Dort, wo die
vordere Seite des Epimerum in die vordere untere in ei-
nem Winkel übergeht, befindet sich ein kleiner Höcker,
mit welchem der Processus prosternalis so eng ver-
wächst, dass sogar die Spuren dieser Verwachsung, die
Nath, volkommen verschwindet. Auf diese Weise bilden
sich die Ränder, welche das Acetabulum von allen Sei-
ten umgränzen. Der obere Rand dieses Acetalulum wird
durch die Ränder des Einschnittes der Seitenplatte des
Notum (resp. seine Seitenfortsätze) gebildet. Der vor-
dere Rand wird durch den Seitentheil des Hinterrandes
des Sternum, wie überall gebildet; der innere Rand —
durch den Seitenrand des processus prosternalis, und
endlich der hintere — durch den vorderen Rand des
Epimerum. Die Wände dieses Acetabulum werden gebil-
det: vorn — durch den aufgebogenen Seitentheil des
Hinterrandes des Sternum; innen — durch eine, auf dem
Prosternalfortsatze aufsitzende Platte; hinten — durch das
Episternum. Ein Rand des Episternum verbindet sich
wirklich mit dem Vorderrande des Epimerum; sein ande-
rer, namentlich vorderer aber hier nach innen gerichtet
ist, — verbindet sich mit dem anstossenden Rande des
aufgebogenen Theiles des Hinterrandes des Sternum.
Wir finden hier also die Ausführung derselben Idee wie
bei Necrophorus vespillo Linn. Hier wie dort ist das Epis-
ternum von der Seitenwand des Prothorax auf den Boden
des Acetabulum zurückgedrängt; hier, bei Oryctes, ist
diese Verdrängung aber noch vollständiger, indem das
46
Episternum hier schon die hintere Wand des Acetabulum
vorstellt. Dieses hängt aber von der herabgedrängten Lage
des Epimerum ab. Die tiefe Lage des Epimerum bedingt
aber noch andere Eigenthümlichkeiten im Baue des Pro-
thorax von Oryctes, namentlich in der Lage des Acetabu-
lum desselben, Bei allen bis hiezu von uns besehenen
Käfern fanden sich die Gelenkpfannen aller Füsse, wie
auch die der zwei hinteren Paare von Oryctes nasicor-
nis, immer zwischen den einzelnen Brustringen. Hier aber
sind, wie man schon aus Obigem sehen konnte, die
Gelenkpfannen des ersten Fusspaares immer ın dem Pro-
thorax selbst gelegen. Einzelne Stücke der Prothorax-
Wand selbst bilden die Ränder dieser Pfanne.
Es bleibt uns noch die Form des Epimerum des Pro-
thorax von Oryctes nasicornis weiter zu beschreiben.
Der hintere Rand des, wie wir gesehen haben, fünfsei-
tigen Epimerum, welcher immer etwas nach oben ge-
richtet ist, biegt sich unter einem fast geraden Winkel
nach innen,. zur Längsachse des Körpers und begegnet
auf der Mittellinie desselben mit dem ebenso gebogenen
Rande des Epimerum der anderen Seite. Hier verwach-
sen die beiden 10 gebildeten Platten untereinander, und
bilden eine gemeinschaftliche Platte, in deren Mitte man
noch die Spuren der Verwachsung unterscheiden kann.
Diese Platte hat die Form eines abgerundeten Dreieckes,
oder besser eines Kartenherzens, welches mit seiner
Spitze nach unten, und mit seiner Basis nach oben ge-
richtet ist (F. 19). Die ganze Platte bildet mit dem Ho-
rizonte einen Winkel von ungefähr 45 Graden, wobei
die Spitze etwas nach hinten, die Basis nach vorn ge-
wendet ist.
An den vorderen Rand des Epimerum setzt sich der
äussere Rand des Episternum, wie wir es schon oben ge-
47
sehen haben. In der oberen Ecke dieser Verbindung ent-
springt ein Fortsatz (je einer auf jeder Seite), welcher
gerade nach oben gerichtet ist (F. 19, a, a), und an
seinem Ende eine löffelförmige Erweiterung trägt. Es ist
ganz leicht die Analogie dieser Fortsätze zu begreifen.
Als ich die Pleuren des Mesothorax von Oryctes nasi-
eornis beschrieb, erwähnte ich zweier Fortsätze, welche
zu einem auf jeder Seite von der, die Stücke der Pleu-
ra verbindenden Nath, in das Innere des Ringes hinein
reichend, entsprangen. Es ist klar, dass diese Fortsätze,
welche ich mit dem Namen processus laterales mesotho-
racis benannt habe, die Analoga der Fortsätze sind, die
ich eben im Prothorax erwähnt habe. Ich schlage für
letztere den Namen processus interni prothoracıs vor. Auf
jeden Fall darf man diese Fortsätze nicht mit dem Ap-
parate, den wir unter dem Namen En!othorax kennen
gelernt haben, paralellisiren.
Nachdem wir nun mit Hülfe anderer Käfer den eigen-
thimlichen Bau des Prothorax von Oryctes nasicornis
entziffert haben, nachdem wir die Verschiedenheiten im
Baue der einzelnen Brustringe desselben kennen gelernt
haben, will ich jetzt einen kurzen Ueberblick über das
Skelet anderer Käfer machen. Ich bemerke hier zu-
gleich, dass Alles, was von Oryctes nasicornis gesagt
worden ist, auf alle Lamellicornen überhaupt bezogen
werden darf. Oryctes nasicornis darfals Typus der gan-
zen Familie in dieser Hinsicht betrachtet werden. Als
Beispiele von Lamellicornen, deren Skelet identisch mit
dem Beschriebenen ist, führe ich an: Cetonia, Geotrupes
vernalis und typhoeus, Melolontha vulgaris und hyppoca-
stam, Pachypus, Amphicora und Aphodius fimetarius. Kä-
fer aus der Abtheilung der Pectinicornen dieser Familie
konnte ich nicht zur Untersuchung erhalten.
=
48
a. Protuorax. Wir kennen jetzt auf welche Weise das
Episternum- des Prothorax von der Oberfläche desselben
‚auf den Boden seines Acetabulum herabgedrängt wird.
In der Abtheilung der Coleopteren giebt es aber noch
eine Reihe von Veränderungen, deren Resultat die voll-
kommene Verdrängung, oder besser der vollkommene
Untergang sowohl des Episternum, als auch des Epime-
rum, ist. Man muss das Gesagte ganz wörtlich verste-
hen. Denn auf den ersten Blick könnte man glauben,
dass diese genannten Theile auch hier bestehen, aber
durch absolute Verwischung der Verwachsungsnäthe un-
kenntlich geworden sind. Dem ist aber nicht so. Ich
werde eine Reihe Käfer vorstellen, welche beweisen,
dass diese Meinung unhaltbar ist; — wir werden sehen,
dass eine ganze Menge stnfenweiser Veränderungen sich
aneinander reiht, bis sie endlich, allmälich und ohne
Unterbrechung zum oben angedeuteten Resultate führt.
Wir werden dabei aber auch noch sehen, dass auch die-
se Reihe mit derselben Form beginnt, welche als Aus-
gangspunkt der Modifikationen diente, die ganz allmä-
lich zum Prothorax von Oryctes nasicornis führten. Hier,
wie dort, muss ich meine Beschreibung von dem Pro-
thorax der Silpha thoracica beginnen, doch will ich das
von diesem Käfer Gesagte nicht noch einmal wiederho-
len, sondern verweise hier blos auf das schon oben Ge-
sagte und auf die Figur 25 meiner Tafel. Die zweite.
Stufe, die gleich neben dieser Sılpha steht, ist Agelastica,
ein kleiner Käfer aus der Familie Chrysomelidae. Wir be-
merken hier folgende Veränderungen. In Folge von Ver-
wachsung der vorderen Ecke des oberen Sternumrandes,
mit der vorderen Ecke des Seitenrandes des Notum, ist
das Episternum etwas nach hinten gedrängt (F. 27).
Das dreieckige Episternum verbindet sich somit durch
49
seinen oberen Rand mit dem hinteren Rande des Seiten-
theiles des Notum; durch seinen vorderen (zugleich un-
° teren) Rand — mit dem oberen Rande des Sternum,
sein hinterer Rand verbindet sich mit dem unteren Ab-
schnitte des Vorderrandes des Epimerum. Der obere
Abschnitt des Vorderrandes dieses letzteren Stückes ver-
bindet sich mit dem obersten Theil des Hinterrandes der
Seitenplatte des Notum. Mit einem Worte, das Epister-
num ist also, wenn auch nur wenig von ‚seinem gewohn-
ten Platze zurückgeschoben (F. 27, Vrgl. mit 25). Wen-
den wir uns jetzt zu einem anderen Käfer, aus dersel-
ben Familie, namentlich Crioceris, so bemerken wir, dass
das unmittelbare Verwachsen des Sternum mit dem No-
tum noch vollständiger erreicht ist (F. 28); das Epister-
num ist hier schon so stark zurückgedrängt, dass sein
unterer Rand den äusseren Rand des Acetabulum aufzu-
bauen mithilft (F. 28). Doch ist es hier noch immer im
Zusammenhange mit dem Sternum, d.h. mit dem oberen
Rande dieses Stückes (F. 28). Noch einen Schritt wei-
ter, und wir sehen bei Chrysomela, dass der ganze obere
Rand des Sternum mit dem Seitenrande des Notum ver-
wächst (F. 31). Der Seitenrand des Notum erstreckt sich
aber noch weit über die Grenzen dieser Verwachsung
nach hinten und drängt somit auch die beiden Stücke
der Pleuren weit nach hinten (Е. 31). Bei Callidium
aus der Familie der Longicornen (Е. 34) haben diese
Pleurastücke eine fast mikroskopische Gósse und sind
vom Vorderrande des Prothorax fast durch die ganze
Lange dieses Ringes entfernt. Endlich, bei Coccinella se-
ptempunctata Linn. finden wir, dass das Epimerum schon
ganz verschwunden ist. Der Prothorax besteht hier .nur
aus folgenden Stücken: dem vollständig mit einander ver-
wachsenen Sternum und Notum und dem Episternum
№ 1. 1865. 4
50
(Е. 35). Aber das Endresultat dieser ganzen Reihe all-
mäliger Modifikationen zeigt uns der Prothorax von
Chrysobothris, einer Art aus der Familie Buprestidae (F.
36). Hier besteht der Prothorax nur aus zwei Theilen;
aus Sternum und Notum. Die Pleurastücke sind on
dem Ringe herausgedràngt (^).
Auf diese Weise sind wir mit zwei Modifikationsreihen
des Prothorax bekannt geworden. So viel mir bis jetzt
bekannt ist, enthalten diese beiden Reihen alle wichtigen
Veränderungen seines Baues. Weitere Veränderungen, von
sekundärer Bedeutung, bestehen nur in Modifikationen der
Form seiner einzelnen Theile und der Grósse derselben
und gehóren in das Gebiet der Systematik. Sie ziehen
keine wichtigen Folgen nach sich, keine so grossen Un-
terschiede, wie wir sie zwischen unserer Ausgangsform
Silpha und den Enden der Reihen: Oryctes nasicornis
einerseits, und Chrysobothris andererseits sahen. Dieses
Alles erlaubt mir aber drei Typen für den den Bau des
ersten Brustringes der Käfer aufzustellen:
1. Typus, dessen Repräsentanten die Mitglieder der
Gattung Sılpha sind.
(') Sehr interessant ist die Lagerung der Pleurastücke des Prothorax bei
Käfern aus der Familie Elateridae. Bei Käfern dieser Familie, die zu
den Gattungen Athous und Elater gehören, verwächst der obere Rand
des Sternum ebenfalls vollstandig mit dem Seitenrande des Notum
(F. 41, 42). In Folge dessen sind die Stücke der Pleura nach hinten
gedrängt, und, was besonders interessant ist, sie haben eine beinah
horizontale Lage erhalten, wobei das Episternum über dem Epimerum
zu liegen gekommen ist. Das oben liegende Stück muss als Epister-
num betrachtet werden, weil sein vorderer Rand sich unmittelbar mit
dem Hinterrande der Seitenplatte des Notum verbindet (Е. 41, 42).
Dieses Faktum werden wir später, beim Studium des Kopfes der Co-
leopteren ausbeuten.
51
2. Typus der Lamellicornen.
3. Typus der Buprestiden. Е
b. Mesornorax. Was den zweiten Brustring, den Me-
sothorax anlangt, so ist es mir bis jetzt noch nicht ge-
lungen, eine Verminderung der Anzahl der ihn zusam-
mensetzenden Theile zu constatiren. Im Gegentheil fand
ich hier recht oft eine Vermehrung der Anzahl dersel-
ben. Es gelang mir auch hier eine allmäliche Reihe stu-
fenweiser Veränderungen aufzufinden, welche vom Typus
dieses Ringes, wie wir ihn bei Oryctes nasicornis ken-
nen gelernt haben, zu complizirteren Formen führt. Ich
erinnere, dass dort das Episternum zwischen dem Seiten-
rande des Notum und dem oberen Rande des Sternum,
am Vorderrande der Seitenflàche des Mesothorax seinen.
Platz hatte (F. 8). Bei Chrysobothris, mit dem wir schon
oben zu thun hatten, erhebt sich der vordere Theil des
oberen Sternumrandes grade nach oben (F. 37), um sich
unmittelbar, wenn auch durch eine Bindehaut, mit dem
vorderen Theil des Seitenrandes des Notum zu verbin-
den (F. 37). Dadurch werden die Pleuren nach hinten
geschoben, und der vordere Rand des Episternum, statt
den Vorderrand der Seitenfläche des Ringes zu bilden,
verbindet sich mittelst einer Nath mit dem hinteren Ran-
de dieses nach oben gerichteten Sternum-Fortsatzes (Е.
37). Bei Chrysomela und Tenebrio molitor, einem Käfer
aus der Familie Melasoma, finden wir, dass dieser Fort-
satz des Sternum von dem Kórper desselben schon ab-
getrennt ist (F. 32 und 38). Er erscheint hier also als
ein selbststàndiges Stück, welches in einem Niveau mit
den Stückchen der Pleura liegt. Bei Carabus coriaceus
schickt dieses neuentstandene Stück einen dünnen Fort-
"
_59
satz nach unten, dessen Hinterrand durch еше Nath an
den Vorderrand des Sternum angewachsen ist (F. 21 und
22). An die Mittellinie des Sternumkörpers angelangt,
verbindet sich dieser Fortsatz mit demselben Fortsatze
der anderen Seite zu einem einzigen dicken Körper,
welcher längs der Mittellinie des Sternum nach hinten
zieht, sich mit dem Sternum durch eine Nath verbindend,
und sogar auf die Aussenflache des Prosternalfortsatzes
übereeht (P. 91. 22).
Es ist leicht einzusehen, dass die Vergrósserung der
Anzahl der, den Mesothorax zusammensetzenden Theile,
ganz auf dieselbe Weise eingeleitet wird, wie die Ver-
minderung der Zahl derselben Theile im Prothorax. Hier
wie dort beginnt die ganze Reihe allmälicher Verände-
rungen dadurch, dass das Sternum vom vorderen Theile
seines Oberrandes einen Fortsatz, der unmittelbaren Ver-
bindung mit dem Seitenrande des Notum wegen, herauf-
sendet. Dort verrieth dieser Fortsatz eine Neigung sich
in die Breite zu vergrössern, den ganzen Slernumrand
mit dem Notum zu verbinden und die Stücke der Pleu-
ra nach hinten zu verrücken, um sie, eins nach dem
anderen, entweder von der Oberflache des Prothorax,
oder ganz aus demselben zu verdrängen. Hier aber, im
Mesothorax, theilt sich derselbe Fortsatz vom Körper
des Sternum ab, wird selbstständig, ehe noch eine wei-
tere Modifikation im Baue der Pleuren hervorgerufen ist.
Wir sehen also, dass die Natur, auch hier wie an man-
chen anderen Orten, durch ganz dieselben Mittel zwei,
scheinbar ganz verschiedene Resultate erlangen.
c. Meratnorax. So viel mir bekannt, ist der Metatho-
rax derjenige Theil der Brust, welcher am hartnäckig-
53
sten seine primitive Form und Zusammensetzung, wie
wir sie bei Oryctes sahen, beibehält. Wirklich, nur sehr
selten. konnte ich eine Vergrösserung der Zahl seiner zu-
sammensetzenden Theile sehen. Bei einem Käfer aus
der Familie der Chrysomelidae, bei Crioceris asparagt,
begegnete ich zwei neuen Stücken im Metathorax (F. 30).
Das eine befand sich am Vorderrande des Episternum
Pleurae; das andere — am vorderen Rande des Sternum.
Es thut mir leid, dass ich nicht diejenigen Käfer auffin-
den konnte, welche mir ganz positiv den morphologischen
Ursprung dieser neuen Stöcke zeigen würden. Nach Ana-
logie mit den eben beschriebenen Modifikationen des
Mesothorax, glaube ich, dass sie auch hier, wie dort
das ähnliche Stück bei Carabus coriaceus durch Lostren-
nung eines Sternumfortsatzes entstanden sind.
Eine Verminderung der Anzahl der Theile dieses Rin-
ges betreffend, muss ich erwähnen, dass bei Tenebrio
molitor das Epimerum gar nicht vorhanden ist, und dass
bei der grössten Mehrzahl der Käfer dieses Epimerum
nur aus einem einzigen Theile besteht, im Gegensatze zu
den Lamellicornen, wo noch ein Paraptere vorhanden ist.
Was den unter dem Namen Entothorax beschriebenen
Apparat anbelangt, so kann ich bemerken, dass ich ihn
bei allen Kafern, die ich untersucht, aufgefunden habe.
Eine Aufzahlung derselben ware gar zu lang. Doch sind
immer einige Verschiedenheiten im Baue dieses Appa-
rates zu sehen. So tragt er bei Carabus auratus z. B.
nur zwei Aeste, welche den Seitenästen desselben Ap-
parates bei Oryctes entsprechen.
Es genügt vollkommen des Gesagten, um folgende Ge-
setze aufzustellen:
54
Zwischen Notum und Sternum aller Brustringe existirt
eine Neigung zur unmittelbaren Verwachsung. Dieses ge-
schieht entweder durch die Ränder der benannten Körper-
theile selbst, oder durch Fortsdtze, welche immer ganz con-
stant nur von den vorderen Ecken der betreffenden Rän-
der entspringen. Im ersten Falle bedingt dieses Verwach-
sen eine Verdrängung der Pleurastucke; im zweiten —
erlangen diese Fortsätze eine gewisse Selbstständigkeit,
und tragen so zur Vermehrung der Pleurastücke bei.
Ersteren Fall treffen wir ат Prothorax; den zweiten im
Mesothorax, und nur sehr selten, im Metathorax.
Das andere, nicht weniger wichtige Gesetz besteht
darin, dass nur die Pleuren verändert, verschoben, und
selbst verschwinden können. Notum und Sternum können
in keinem Falle ihren Platz verändern, geschweige denn
verschwinden.
Es wird hier am Orte sein, eine ziemlich wichtige Be-
merkung über den Entothorax zu machen. Aequivalente
dieses Apparates, mit dem wir beim Studium des Meta-
thorax bekannt geworden sind, existiren auch in den
übrigen Brustringen. Im Pro- und Meso-Thorax haben sie
aber gar nicht diejenige Gestalt, in der wir ihn kennen
gelernt haben. Er tritt uns hier als jenes Septum entge-
gen, welches die Gelenkpfannen der beiden Füsse eines
Paares von einander scheidet. Wir sind mit diesem .
Septum schon aus Obigem bekannt, obwohl ich es
dort nicht mit dem Namen Entothorax genannt habe. Die
erwähnte crista media, von deren hinterem Ende der
Entothorax frei in den Hohlraum des Metathorax herein-
ragt, ist in den anderen Brustringen in eine schmale
Platte verwandelt, welche längs der Innenfläche des
55
Prosternalfortsatzes und auch theils der Mittellinie des
Sternum, von vorn nach hinten gerichtet, aufgestellt ist.
Vom oberen Rande des hinteren Theiles dieser Platte,
" dem Analogon der crista metasternalis, dort nämlich, wo
sie die beiden zusammengehörenden Gelenkpfannen von
einander trennt, entspringt und richtet sich nach oben
der Körper des Entothorax. Derselbe hat hier die Ge-
stalt einer ziemlich breiten Platte, welche von vorn nach
hinten gerichtet ist. Diese Platte bildet den oberen Theil
der Innenwand der Gelenkpfannen, oder des sie tren-
nenden Septum. Bis zu einer gewissen Höhe, in den
Hohlraum des Ringes gelangt, spaltet sich diese Platte
in zwei Theile, in zwei neue Platten, welche fast eine
horizontale Lage annehmen, und sich nach aussen herab-
biegen. Eine von diesen Platten begiebt sich nach links,
den Boden der linken Gelenkpfanne bildend; die andere
nach rechts, den Boden der rechten Gelenkpfanne zusam-
mensetzend. Diese zwei Platten entsprechen den Seiten-
ästen des Entothorax des dritten Brustringes. Ihr vorde-
rer Rand verwächst mit dem oberen Rande des aufge-
bogenen Theiles des Hinterrandes des Sternum dessel-
ben Ringes; ihr hinterer Rand mit dem oberen Rande
des aufgebogenen Theiles des vorderen Randes des Ster-
num des folgenden Ringes; ihr äusserer Rand verwächst
endlich mit dem äusseren Rande des Acetabulum, wel-
cher, wie wir wissen, bald durch den unteren Rand
der Pleurastücke gebildet wird, bald durch den Seiten-
rand des Notum, bald endlich durch einen besonderen
Fortsatz des Notum.
Eine solche Verwandlung des Entothorax, oder besser,
eine solche Tendenz zur Aufhebung seiner Selbständig-
keit, kann leicht auf folgende Weise erklärt werden. Die
Sternumstucke des ersten und zweiten Brustringes, sind
56
stark nach unten geneigt, während das Sternum des Me-
tıthorax fast horizontal und parallel mit dem Notum liegt.
Das Notum aller drei Ringe hat eine fast horizontale La-
ge. Diese Veränderung der Lage des Sternum bedingt
ein weiteres Entfernen seines Hinterrandes und des
Sternalfortsatzes, welcher auf seiner Basis den Entotho-
rax trägt, — vom Notum des Ringes. In Folge dessen
wird der Entothorax nach aussen gezogen; er tritt aus
dem Hohlraume des Ringes hervor. Eine solche Verän-
derung der Lage dieses Apparates bewirkt ihrerseits
eine grössere Veränderung seiner Gestalt und accomo-
dirt ihn zu neuen Leistungen, zu denen er im Metatho-
rax in gar keiner Beziehung stand Ausser dem direkten
Vergleiche der beschriebenen Theile wird das Gesagte
noch durch Folgendes bewiesen. Im dritten Brustringe,
wo der Entothorax frei in dessen Hohlraum hereinragt,
besitzen die Gelenkpfannen des dritten Fusspaares gar
keine Wände, die von diesem Ringe abhängig wären.
Dieses Acetabulum hat nur eine hintere und eine obere
Wand, die beide durch die untere Seite des ersten Bauch-
ringes gebildet werden. Die beiden zusammengehörenden
Gelenkpfannen dieses Fusspaares werden nur durch den
processus metasternalis posterior, und innen durch die
Basis des dreiseitigen Körpers des Entothorax von einan-
der geschieden.
——
—
Nachdem ich nun die Anatomie des Thorax der Co-
leopteren nach eigenen Untersuchungen auseinanderge-
setzt habe, gehe ich zur Betrachtung der Litteratur.
Wendet man sich an den Katalog von Hagen (*) und den
(!) Hagen: Bibliotheca entomologica. Verzeichniss aller Schriften im Ge-
biete der Entomologie, welche bis zum Jahre 1862 erschienen sind.
1862 — 63.
57
von Carus ('), so überzeugt man sich leicht, dass die
Literatur über unseren Gegenstand ganz ausserordentlich
arm ist. Ihr grösster Theil bezieht sich auf die ersten
Jahrzehnte unseres Jahrhunderts. Nur eine Arbeit, von
Jacquelin du Val datirt anno 1856. Es ist schwer zu be-
greifen, warum diese Frage sich nicht der Aufmerksam-
keit der Entomologen erfreuen konnte. Das darauf hin-
weisende Faktum steht aber fest. Ungeachtet dessen sind
aber auch hier ebenso viele Meinungen als wie anders-
wo zu finden; selbst die Thatsachen wurden ebenso
viele Male verschieden angezeigt, als Autoren waren.
Audouin war der erste Gelehrte, welcher seine grösste
Aufmerksamkeit fruchtbringend auf das Studium des Tho-
rax der Insekten wandte (^). Er war der erste, der sei-
ne Beobachtungen in Form einer ganzen Reihe selbstän-
diger niederlegte. Seine Arbeiten können auch noch jetzt,
vierzig Jahre später, als Muster einer anatomischen For-
schung in dieser Richtung gelten. Alles vor ihm Gelei-
stete war unrichtig; die Begriffe und die Nomenklatur
der Skelettheile-verwickelt, weil unbasirt, so dass Audou-
in die Zeit, welche er auf das Studium der vorherge-
gangenen Literatur verbraucht hat, für verloren hält (?).
Die anatomischen Resultate, zu denen Audouin gelangt
ist, unterscheiden sich nicht sehr viel von denen, zu
welchen mich meine Forschungen geführt haben. Man
kann ihm nur darin einen Vorwurf machen, dass er sei-
ne Uhtersuchungen nicht hinreichend genug erweitert hat-
te, um sich einen klaren Begriff von den verschiedenen
(') Carus: Bibliotheca zoologica. 1864. Verzeichniss der Schriften über
Zoologie, welche in den periodischen Zeitschriften enthalten, und
vom Jahre 1846 — 60 selbstandig erschienen sind.
(?) Annales des sciences naturelles. Red. par Audouin, Brogniart et Du-
mas. 1824. t. I. p. 97 und 416.
De p. 105:
58
Umgestaltungen und Dislokationen der einzelnen Skelet-
theile zu machen, und zu allgemeinen, diese Modifika-
tionen regelnden Gesetzen zu gelangen. Er erwähnt gar |
keine Veränderungen im Baue des Thorax bei verschie-
denen Familien und Gattungen und ich glaube daher an-
nehmen zu dürfen, dass sie ihm ganz unbekannt geblie-
ben sind. | |
«Nous distinguons dans chaque segment une partie su-
périeure, deux parties latérales, et une partie inférieu-
re (‘)». Durch Feststellung dieser Thatsache hat Audou-
in den ersten Schritt zur Wahrheit gethan. Wie ich, so
fand auch er, dass: «une piéce unique constitue la par-
tie inférieure du segment, c'est le Sternum». Ihm war
auch der, von ihm selbst mit dem Namen Entothorax
belegte Apparat bekannt, er fand dass der Entothorax
in allen Brustringen, und zuweilen sogar in dem ersten
Bauchringe vorhanden ist; «il semble étre en quelque
sorte une dépendance du Sternum (7). Das Letztere ist,
wie wir gesehen haben, ganz richtig. In Betreff des Er-
steren muss ich bemerken, dass ich anderer Meinung
bin. Ich finde, dass der Entothorax in Gestalt eines in
die Brusthöhle frei hereinragenden, verästelten Fortsatzes
nur im dritten Brustringe, nur im Metathorax vorhanden
ist. In den beiden ersten Ringen ist er,. wie wir oben
sahen, wohl ebenfalls vorhanden; die ihn dort vorstellen-
den Septa sind aber nicht von Audouin gemeint worden,
da er auch hier einen Entothorax annimmt, welcher ganz
dieselbe Gestalt haben soll, wie im dritten Brustringe;
ein solcher existirt hier aber gar nicht. Es ist wohl wahr,
dass auch im Inneren der beiden ersten Brustringe Fort-
заме vorkommen, welche wir unter dem Namen pro-
59
cessus interni Prothoracis und processus laterales Мезо-
thoraeis kennen gelernt haben; aber diese Fortsätze dür-
fen auf keinen Fall mit dem Entothorax in Vergleich. ge-
zogen werden, weil sie erstens nicht Anhänge der in-
neren Oberfläche des Sternnm sind, wie es auch selbst
Audouin verlangt, sondern von der, die Pleura-Stücke
verbindenden Nath entspringen. Zweitens haben diese
Fortsätze auch im Metathorax ihre Analoga, wie ich es
schon oben gezeigt habe. Allem Anscheine nach hatte
aber Audouin auch nicht diese Fortsätze im Auge, als
er das Vorhandensein des Entothorax in allen Brustrin-
gen als Regel aufstellte. Er unterschied diesen Apparat
scharf von den anderen Fortsätzen, indem er dieselben
mit dem allgemeinen Namen Apodemata benannte, und
noch dazu zwei besondere Formen derselben unterschied:
Apodemata articulationis und Apodemata insertionis. Mit
ersterem Namen bezeichnete er diejenigen Fortsätze, wel-
che von den Näthen zwischen verschiedenen Skeletthei-
len entspringen und, seiner Meinung nach, zur Befesti-
gung der Flügel dienen. Unter der zweiten Benennung
unterschied er diejenigen Fortsätze, welche zur Insertion
verschiedener Muskeln dienen, und also ins Innere des
Körpers gerichtet sein müssen (^). Meiner Meinung nach
ist diese Eintheilung nicht allein unzweckmässig, son-
dern auch ganz verfehlt. Wir wissen, dass die Fortsätze
der Pleuren und des Notum des zweiten Brustringes,
obwohl sie nicht zur Befestigung der Flügel dienen, ins
innere des Körpers gerichtet zur Verbindung der einzel-
nen Theile dieses Ringes, und zur Artikulation dessel-
ben mit dem Metathorax beitragen, zugleich’ auch als In-
sertionspunkte verschiedener Muskeln dienen. Dieses be-
rechtigt mich, die bezeichnete Eintheilung zu verlassen,
(') 1. c. p. 131 und 132.
60
und nur den allgemeinen Namen Apodemata beizube-
halten.
Die Seitentheile der Brustringe sind von unserem Au-
tor beinahe ebenso wie von mir beschrieben; doch irrt
er, wenn er glaubt, dass alle Ringe in dieser Hinsicht
gleich gebaut sind. Man vergleiche nur meine Abbildun-
gen des Meso- und Metathorax; man wird gleich einen
Unterschied bemerken, den ich in meiner Beschreibung
nicht unerwähnt gelassen habe. Weiter irrt er stark, in-
dem er annimmt, dass der von ihm Paraptere genannte
Theil, in allen Brustringen vorhanden ist. Wir haben oben
gesehen, dass dieses Paraptere nur im Metathorax (bei
den Käfern nämlich), und auch hier nur bei den Lamel-
licornen, so weit mir bekannt ist, vorkommt. Ausser den
uns bekannten zwei Hauptstücken der Pleurae, nimmt der
Autor noch ein kleines, neues Stückchen an, welches,
von viereckiger Gestalt, durch seinen oberen Rand mit
dem Epimerum und seinem unteren Rande mit der Huf-
te in Verbindung steht. Er nennt dieses Stückchen Tro-
chantin (!).
Bei der grössten Mehrzahl der Käfer ist dieses Stück
gar nicht vorhanden. Ungeachtet meines eifrigen Nach-
suchens fand ich es nur bei Arten aus der Familie Cur-
culionidae und auch hier ausschliesslich nur im Mesotho-
rax. Bei den hierher gehörenden Käfern, namentlich:
Otiorhynchus, Phyllobius, Curculio und Balaninus, bei wel-
chen der Mesothorax ebenso gebaut ist wie derselbe Ring
bei Oryctes nasicornis, befindet sich am unteren Rande
des Epimerum, mit demselben durch еше Nath verbun-
den, ein ganz kleines, viereckiges Stückchen. Dieses
Stückchen befestigt sich aber nicht an die Hüfte; wie es
(") 1. с. p. 125.
_ 61
Audouin will, sondern trägt nur dazu bei, durch seinen
Unterrand den Rand des Acetabulum zu bilden (F. 43).
‚Ueberhaupt besteht ein grosser Mangel der Untersuchung
Audouins darin, dass er von allen Insekten auf einmal
redet, die von ihm gefundenen Thatsachen auf alle In-
sekten bezieht, nicht aber den Bau des Brustskelets
nach einzelnen Abtheilungen durchführt, und die bezüg-
lichen Verschiedenheiten andeutet. Dieses bedingt aber
eine Unpünktlichkeit, verursacht viele, ziemlich grobe Feh-
ler, die aber doch nur durch eine grosse, eingehende,
und nothwendig sehr spezialisirte Arbeit aufgeklärt und
entfernt werden können. Beim Lesen des Aufsatzes von
Audouin weiss man oft nicht, auf welche Insekten das
Gesagte zu beziehen ist. Zum Theil ist es begreiflich, wa-
rum Audouin in einer solchen Form seine Arbeit abge-
fasst hatte; man braucht nur zu bedenken, dass der Autor
nur das Allgemeine, das Einheitliche im Baue des Ske-
lets bei den verschiedensten Insekten auffinden wollte,
die speziellen Verschiedenheiten ganz aus den Augen
lassend. Zu den Fehlern, die ihren Grund darin haben,
dass die Beschreibung nicht gehörig auseinauder gehal-
ten worden ist, gehört auch die Ansicht Audouins über
das Notum der Brustringe. Audouin nimmt an, dass die-
ser Theil bei allen Insekten aus vier verschiedenen Theilen
zusammengesetzt wird, die hintereinander folgend, von
ihm mit den folgenden Namen belegt worden sind: Prae-
scutum, Scutum, Scutellum und Postscutellum (*). Alle zu-
sammengenommen heissen bei ihm tergum. Meine An-
sicht über diesen Punkt betreffend verweise ich blos
auf die oben gegebene Darstellung.
Wir sehen also, dass die Arbeit Audouins, ungeachtet
ihrer Mängel, ungeachtet ihres gar zu engen und einsei-
(‘) 1. c. p. 128.
62
tigen Programms, doch eine wahre und feste Basis für
alle folgenden Untersuchungen abgeben konnte. Wir ver-
danken ihm auch eine einfache, aber rationelle Nomen-
klatur, welche ich fast ganz vollkommen in meiue Un-
tersuchung übergeführt habe, sie nur mit neuen eigenen
Namen solcher Organe vervollständigend, die Audouin
unbekannt seblieben sind. Es ist daher mehr als zu be-
dauern, dass die Autoren, welche nach Audouin in der-
selben Richtung arbeiteten, seiner Arbeit nur wenige,
oder meistens gar keine Aufmerksamkeit schenkten. Durch
einen solchen Mangel an Einheit, wurde natürlich die
Entwickelung unserer Frage sehr wenig befördert, oder
besser, sie wurde eben dadurch mehr von der Entwic-
kelung zurückgehalten. Nur ein einziges Mal in der gan-
zen nachfolgenden Literatur, die ausserdem ungemein
arm ist, finde ich die Arbeit Audouins erwähnt; dieses
namentlich in der Untersuchung von Mac Leay (*). Die-
ser Autor beschreibt den Bau des Thorax der Insekten
ganz ebenso wie Audouin, dessen warmer Anhänger er
auch ist. Ebenso wie Audouin findet auch er, dass der
Rücken eines jeden Ringes, tergum nach seiner Nomen-
klatur, aus vier verschiedenen Theilen besteht,, welche
bei ihm dieselben Namen tragen, welche ihnen Audouin
ertheilt hat. Doch hat Mac Leay hier den Fehler seines
Vorgängers begriffen, und darum hält er es für seine
Pflicht, das Gesagte ein wenig zu spezialisiren. Er theilt
mit, dass bei Coleopteren gewöhnlich eins, aber zuweilen
sogar zwei dieser das Notum zusammensetzenden Stücke,
(') Explanation of the comparative anatomy of the thorax in winged In-
sects, with a review of the present state of the nomenclature of its
parts. V. Zoological Journal. 1830. |
Exposition de l’Anatomie comparée du Thorax, etc. trad. en franc.
par Audouin. V. Annales des sciences naturelles. Red. par Audouin,
Brogzniart et Dumas. 1832. t. XXV. p. 95.
63
ganz verschwinden können, so dass bei dieser Insekten-
Abtheilung dasselbe nur aus drei, oder selbst nur aus
zwei Stücken besteht. Welche von diesen Stücken’ aber
namentlich verschwinden, welche zurückbleiben, darüber
spricht sich unser Autor nicht weiter aus. Ich erinnere
hier, dass, wie ich schon oben gezeigt habe, das Scu-
tellum des Mesothorax kein besonderes Stück, sondern
nur ein Fortsatz des Notum ist, wie der processus me-
sosternalis zum Beispiele. Ebenso wie Audouin findet
auch Mac Leay, dass der Entothorax, welcher bei ihm
den Namen Furca trägt, in allen Brustringen vorhanden
ist, und zwar befindet er sich in den zwei ersten Rin-
gen nicht in der rudimentären Gestalt, wie ich ihn dort
gezeigt habe, sondern behält auch hier ganz dieselbe
Form und Lage wie im Metathorax. Dieses ist aber ab-
solut falsch und zum Beweise verweise ich auf meine
oben gegebene Darstellung.
Bennet ('), über eine von Chabrier (*) gelieferte Ar-
beit referirend, beschreibt die Ansetzungspunkte der Flü-
gel an den Thorax und die Art ihrer Befestigung an den-
selben. Beide Arbeiten, obwohl sie sich nicht durch be-
sonderen Reichthum der Tathsachen über den Thoraxbau
rühmen können, enthalten doch einige, ziemlich richtige
Bemerkungen über denselben.
Etwas vor der Arbeit von Mac Leay erschien eine
grosse Untersuchung von Strauss-Dürkheim (*). Unge-
achtet dessen, dass dieser Autor vier Jahre später als
Audouin schrieb, scheint er gar nichts über die Existenz
(1) Isis von Oken. 1830. p. 422.
(?) Essai sur le vol des Insectes. У. Mémoires du Museum d’histoire na-
turelle.
(3) Strauss-Dürkheim: Considérations générales sur l'Anatomie compa-
. ree des animaux articulés, etc. 1828.
64
der Arbeit dieses letzteren zu wissen, denn er erwähnt
ihrer mit keinem Worte. Ungeachtet dessen, dass Au-
douin schon die Nomenklatur für die einzelnen Theile
des Brustskelets festgestellt hatte — ungeachtet, dass diese
Nomenklatur hinreichend einfach und bequem war, schafft
Strauss-Dürkheim eine neue, eigene, die aber zum Thei-
le auch von früheren Autoren entlehnt ist, welche vor
Audouin schrieben, obwohl letzterer die Verwirrung in
derselben schon zur Genüge bewiesen. So heisst bei
Strauss - Dürkheim der Theil, den wir unter dem Namen
Prothorax kennen gelernt haben, Corselet; sein Prothorax
entspricht unserem Mesothorax; Metathorax hat allein die-
selbe Bedeutung bei ihm, wie bei uns. Das Wort Meso-
thorax ist ganz aus seiner Terminologie gestrichen.
Die Beziehung des Notum des ersten Ringes (seines
Corselet) zu dem Sternum desselben und die Verbindung
dieser Theile bei Melolontha vulgaris, von der das Werk
vorzüglich handelt, unter einander, ist von ihm ganz
ebenso aufgefasst wie von mir; aber die Disposition der
Pleuratheile ist ihm ganz unbekannt geblieben. Die Fort-
заме, die ich oben processus intern! Prothoracis nannte,
waren auch von ihm unter dem Namen apophyses epi-
sternales antérieures beschrieben (*). In der Beschreibung
der anderen Brustringe kann ich aber dafür nicht mehr
das Skelet von Melolontha vulgarıs erkennen. In Betreff
des zweiten Brustringes sagt er: «Le corps du Prothorax
est forme de quatorze pieces, sans y comprendre plu-
sieurs autres, trés petites, dépendants des élytres (*)».
Das Septum des Notum, die Seitentheile desselben, alle
ihm nur bekannten Fortsätze, sind als besondere Skelet-
(‘) 1. c. р. 78.
(ee c. p. 90.
65
Iheile aufgefasst und so beschrieben worden; jeder hat
auch seinen besonderen Namen erhalten.
Die viereckigen Pleuren bestehen auch nach seiner-Mei-
‘nung hier aus zwei besonderen Theilen, welche hinter
einander liegen und mit einander verwachsen sind. Er
nennt diese Theile pièces ?laques, oder Iles (*). Ganz
richtig beschreibt er auch ihre Lage bei Melolontha, in-
dem er sagt, dass sie mit ihrem Vorderrande den Vor-
derrand des Seitentheiles des betreffenden Ringes bil-
den (*). Ihm waren auch die Fortsätze, welche ich unter
dem Namen processus laterales Mesothoracis beschrieben
habe, bekannt, und er nennt sie apophyses transverses
des iliaques (*). Ihre Bedeutung aber und ihre Verbindung
mit den ihm unbekannt gebliebenen processus mesonoti,
kannte er gar nicht.
Der Metathorax besteht seiner Meinung nach aus 18
verschiedenen Theilen, oder Stücken, von denen sechs
allein auf unser Notum kommen.
Er findet, dass der vordere Brustring sich mit dem
Hinterrande des Kopfes durch vier kleine Stückchen,
welche er pièces jugulaires nennt, verbindet.
«J'appelle pieces jugulaires deux petites chaines, com-
posées chacune des deux plaques consécutives, contenues
inférieurement dans la peau du cou, et unissant la téte
au corselet. La premiére piéce de chaque chaine, ой
la Jugulaire antérieure s'articule par un petit condyle,
qu'elle porte à son extrémité, sur un tubercule, place
-au coté interne de l'apophyse postérieure de la piéce ba-
silaire (des Kopfes). А son extrémité opposée la méme
(2) 1. с. р. 83.
(5) 1. с. p. 94.
№ 1. 1865. 9
66
jugulaire s'articule avec le second, ou Jugulaire posté-
rieure, et celle ci se fixe à l'extrémité de l'apohyse an-
térieure du Sternum du Corselet. --- Les jugulaires sont
constamment au nombre de deux paires chez tous les
Coléoptéres, et varient peu pour leur forme. - - - Elles
réprésentent les derniers restes de deux segmens, qui
sont disparus entre la tête et le corselet(*)». Was diese
eben beschriebenen Theile betrifft, so muss ich sagen,
dass dieselben, als besondere Theile des Skelets, bei keinem
Käfer vorhanden sind. Ich habe sie selbst bei Melolontha
vulgaris, und noch viel besser bei Orystes nasicornis u. A.,
bei weitem aber nicht bei allen Kàfern gesehen, und
konnte mich so von ihrer wahren Natur überzeugen Sie
sind hier nichts anderes als Theile der chitinisirten Mus-
kelsehnen, welche aus dem Hohlraum des Prothorax he-
raustretend, sich an den unteren Theil des Hinterran-
des des Kopfes ansetzen. Sie finden sich ebenso oft an
den Sehnen der Depressoren, wie auch der Levatoren des
Kopfes. Ueberhaupt finden sich soche kleine chitinisir-
ten Platen sehr oft an den Muskelsehnen im Insekten-
reiche, und haben immer eine sehr verschiedene, zufälli-
ge Gestalt. Sie sind schon von Audouin entdeckt worden,
der sie ebenfalls für selbstständige Theilchen hielt, und
unter dem Namen Epidemata beschrieben hatte (*). Was
die dreiste Behauptung anlangt, die pieces jugulaires
seien Reste zweier untergegangener Brustringe, so ist
dieselbe auf gar nichts basirt. Es ist dies blos eine
Phrase, die ohne alle Ueberlegung in die Welt geschickt
worden ist.
Strauss-Dürkheim beschreibt noch ein kleines Stück-
chen, welches in allen Brustringen vorkommen soll und
(1) i. c. p. 18.
(?) Aujouin. l. c.
67
welches ег Rotule nennt. Dieses Stückchen ist nach sei-
ner Beschreibung mit dem von Audouin unter dem-Na- .
men Trochantin aufgestellten analog. Ebenso wie Audou-
in findet er, dass sich dieses Stuckchen mit einem Ran-
de an die Hüfte befestigt und mit dem anderen mit der
piéce iliaque postérieure (unserem Epimerum) verbunden
wird. Dieses Rotule ist hier ganz beweglich eingelenkt (*).
Oben, bei Gelegenheit der Untersuchung der Arbeit Au-
douins, erwähnte ich das Vorhandensein eines besonde-
ren Stückes bei Käfern aus der Familie Curculionidae und
sprach mich dort über dieses Stück aus. An den Füssen
des zweiten Paares bei Lamia textor, eines Käfers aus
der Familie der Longicornia, findet sich ein Stückchen,
welches scheinbar das Rotule und Trochantin der beiden
Autoren ist. Dieses Stückchen hat die Gestalt einer läng-
lichen, schmalen, fast linsenförmigen, kleinen Platte, wel-
che eine ihrer Flächen nach aussen, die andere nach in-
nen kehrt. Diese Platte liegt auf der Oberfläche der Coxa
der genannten Füsse, in einem besonderen Einschnitt,
gleich neben dem Loch, welches zum Durchlassen der
den Fuss bewegenden Muskeln dient. Bei Abduktion des
Fusses nach vorn, kann man leicht diese Platte erblik-
ken; aber nur die zwei unteren Drittel derselben sind
so sichtbar, weil ihr oberer Theil in der Gelenkpfanne
selbst, hinter der äusseren Wand derselben, d. h. hinter
dem Epimerum, versteckt ist. Die Ränder dieser Platte
verbinden sich auf keine Weise, weder durch Nath, noch
‘durch ligamentöse Bänder, mit den Rändern des Coxal-
einschnittes, in welchem sie liegt. Schneidet man behut-
sam das Epimerum ab, die gleich unter ihm liegenden
Fussmuskelsehnen schonend, so kann man sich leicht
überzeugen, dass der obere, spitze Rand dieser Platte,
() Strauss-Dürkheim. 1. c. p. 95.
5°
68
Rotule,-sich an die Sehne eines Muskels des Fusses ansetzt
und in gar keiner Verbindung mit dem Epimerum sieht.
Hat man sich einmal davon überzeugt, so ist es gar nicht
mehr schwer zu sagen, wohin dieses Rotule, Trochantin,
gehört. Ich glaube, es muss, zusammen mit den pie-
ces jugulaires Str. D. in die Gruppe der Epidemata Aud.
versetzt werden. Somit ist aber dieses Stüekchen gar
kein integrirender Bestandtheil des Käferskelets. Es fin-
det sich dazu bei weitem nicht bei allen Käfern. |
Auf diese Weise konnten wir uns vollkommen über-
zeugen, dass die Angaben Strauss-Dürkheims, den Bau
des Käferskelets betreffend, einige, sehr wenige That-
sachen ausgenommen, gar keine Aufmerksamkeit verdie-
nen. Ausserdem ist seine Nomenklatur, wie man zum
Theile aus meinem Referate sehen kann, sehr unbequem
und verwirrt, und darum wurde sie auch von keinem
Entomologen angenommen.
Dasselbe Schicksal erlitten die Arbeiten, die vor Au-
douin erschienen sind, die jedem beim Lesen des Buches
von Strauss - Durkheim ins Gedächtniss treten. Durch
barbarische Nomenclatur und mit Fehlern überhäufte Beo-
bachtungen zeichnen sich besonders folgende Autoren
aus. Thon (*), Knoch (*), llliger (*), und Kirby (5).
Burmeister (°), indem er die Untersuehungen dieser Na-
(1) Thon: Das Skelet der Käfer. У. Meckels Archiv für die Physiologie.
1823. p. 574. Der Autor willim Baue des Skelets der Käfer eine Ana-
logie mit dem Skelet der Wirbelthiere finden und benennt daher die
Theile des Käferskelets mit Namen, die aus der Anatomie der Wir-
belthiere entlehnt sind — so findet er bei den Käfern sogar einen pro-
cessus arietinus!
(*) Knoch: Neue Beiträge zur Insektenkunde. 1801.
(5) Zusätze zu der Terminologie der Insekten. V. Illiger: Magazin für In
sektenkunde. 1806.
( Einleitung in die Entomologie. 1823 — 1833.
(5) Handbuch der Entomologie. Bd. I. Allgemeine Entomologie.
69
turforscher erwähnt, findet es nicht für nothwendig, oder
konnte vielleicht nichts Eigenes hinzusetzen. Lucas (*),
speziell die Lagerung der Thoraxstigmen beschreibend,
fand es für unnütz, etwas mehr Eingehendes über den Bau
des Thorax selbst mitzutheilen, obwohl der Titel seiner
Arbeit solches erwarten lässt.
Ausser der erwähnten Arbeiten, welche das ganze
Skelet der Insekten umfassen, haben wir noch eine
Arbeit, welche speziell nur einen Theil desselben be-
schreibt. Es ist die Arbeit von Eschscholtz über den Ento-
thorax, vom Jahre 1820 (7). Er betrachtet hier haupt-
sächlich den Entothorax bei Gryllotalpa vulgaris, da in
seiner Arbeit aber auch von Käfern gehandelt wird, so
führe ich sie hier an. Eschscholtz findet, dass der Ento-
thorax, welcher bei ihm den Namen «Brustknorpel, inne-
rer Knorpel» führt, bei Gryllotalpa in allen Brustringen,
und selbst im Kopfe vorhanden ist. Bei allen Insekten
besteht er aus einer grossen Anzahl einzelner Theile,
welche unter einander durch Bänder verbunden sind.
Jeder einzelne Theil dieses Apparates entspricht immer
einem Knochen aus dem Skelete der Wirbelthiere. Im
Entothorax des Kopfes findet er ein os basilare oder
sphaenoideum, welches auch hier, wie im Schädel der
Wirbelthiere grosse und kleine’ Flügel besitzt, die sich
ihrerseits mit solchen Theilen verbinden, welche den
ossa parietalia und temporalia der Wirbelthiere entspre-
( Lucas: Observations pour servir à l'histoire naturelle du Buprestis.
mariana, précédées de quelques rémarques sur la composition thora-
cique de la larve de cette espéce, et sur la position qu'occupe la pre-
miére paire des stigmates. V. Annales de la Société entomologique de
France. 2 série. 1844. p. 315.
Beschreibung des inneren Skeleis einiger Insekten aus verschiede-
nen Ordnungen. Von D. Е. Eschscholtz. V. Beiträge zur Naturkunde.
aus den Ostseeprovinzen Russlands, her, von Pander. 1820. p. 24.
—
[iv]
—
70
chen. Im Entothorax der Brustringe findet er solche Thei- |
le, welche den Knochen des Brustskelets der Wirbel-
thiere analog sind, u. s. w. In Hinsicht der Coleopteren
sagt er folgendes: «Bei Geotrupes nasicornis (Oryctes)
fand ich im Kopfe blos eine dünne Scheidewand zwi-
schen der Hirn- und Mund-Höhle; im Thorax (‘) gar kei-
nen im Inneren hervorstehenden Knorpel, weil die Haut
sehr hart ist». Auf welche Weise die Härte der Haut auf
das Fehlen des Entothorax einwirkt, dieses erklärt er
nicht. Weiter: «Von der Insertionsstelle der Hinterfüsse
aber fängt wieder ein zusammengesetzter Apparat ап. - - -
Aus der Mitte nämlich steigt, etwas nach vorn geneigt,
ein platter (?), gleich breiter Knorpel, der vorn und (?)
hinten eine Längskante hat, nach oben und theilt sich in
der Mitte der Körperhöhle in zwe (?) Aeste, von denen
jeder wiederum sich theilt (12), indem er einen Nebenast
nach der äusseren Schaale, (4. В. wahrscheinlich nach
der Seitenflache, denn sonst sind ja die Schaalen alle
äussere) den anderen aber in gekrümmter Richtung nach
der Mitte der Oberschaale schickt. --- Der Zwischen-
raum zwischen diesem oberen Aste und der àusseren
Schaale ist noch auf jeder Seite durch eine dünne Knor-
pelplatte geschlossen (*)». Endlich schliesst die ganze
Arbeit mit folgenden Worten: «Schliesslich will ich noch
anmerken, dass die Benennung wirbellose Thiere jetzt
wohl in ruckgrathslose umgeändert werden muss (?)».
Statt Kritik verweise ich auf das oben von mir über
diesen Apparat Gesagte. Nach der Beschreibung, die
Eschscholtz giebt, kann man gar nicht glauben, dass wir
einen und denselben Käfer in Händen hatten.
(1) Unter dem Namen « Thorax» versteht Eschscholtz ebenso wie das Pu-
blikum, nur den ersten Brustring, unseren РгоШогах.
м
Gehen wir jetzt zu den Arbeiten der neuen Zeit. Hier
begegnen wir nur einer Monographie von Jacquelin du
Val (*). In dieser Arbeit müssen die allgemeinen An-
schauungen von dem beschreibenden Theile auseinander-
gehalten werden. Ich will sie hier nach einander anfüh-
ren und ein jeder kann dann selbst urtheilen.
A. Allgemeine Anschauungen.
«1-0 Le squelette extérieur des insectes se compose
des segments ou anneaux répétés, un plus ou moins grand
nombre de fois, pouvant se modifier plus ou moins pro-
fondément suivant les besoins, mais tous constitue de la
méme maniére». Der erste Theil dieses Satzes ist ganz
richtig, dafur widersprechen sich die beiden letzten Zei-
len. Ist denn wirklich der Prothorax von Oryctes nasi-
cornis auf dieselbe Weise aufgebaut wie der Metathorax
desselben Kafers, oder der Prothorax von Silpha quadri-
punctata?
«2-0 Les piéces qui forment ces derniers peuvent a
leur tour s’accroitre, diminuer, disparaitre, et sübir en-
fin les modifications les plus diverses suivant les besoins
ou les divers groupes de la série naturelle.
«3-0 L’accroissement ou la modification d’une piece
influe d'une maniere notable sur les pieces voisines et
s’opere toujours a leurs depen».
Dieses ist alles ganz wahr, ausser die schon bezeich-
nete Phrase.
B. Beschreibender Theil.
«1-o Tout segment ou anneau du squelette extérieur
(') Note sur l'organisation du squelette extérieur des Insectes, et les lois
fixes qui la régissent; par M. C. Jacquelin du Val. V. Comptes ren-
dus. 1856. XLHI, p. 999.
72
des insectes se compose normalement de seize pieces et
quatre appendices articules.
«2-0 Les pieces peuvent étre distinctes, ou, ce qui
pour un certain nombre est le cas le plus frequent, sou-
dees sur la ligne mediane.
«3-0 Elles forment deux arceaux, l'un supérieur, nor-
malement composé de huit piéces et deux appendices,
et l'autre inférieur, constitué de méme.
«4-0 L'arceau supérieur se compose non seulement de
pieces en nombre égal à celles de l'inférieur, mais en-
eore complétement analogues.
«9-0 Les huit piéces de chaque arceau sont disposées
symétriquement, quatre de chaque cóté de la ligne mé-
diane, et celles d'un eöte sont identiques à celles de
l'autre, (ainsi que les appendices). |
«б-о La secondo picce doit étre considérée comme
étant normalement la plus importante et comme la plus
fixe; les premiere et quatriéme comme les moins impor-
tantes, en général et celles qui peuvent disparaitre le
plus souvent». Was hier unter dem Namen erstes, zwei-
tes und viertes Stück beschrieben wird, das erklärt der
Autor nicht, und darum bleibt das ein Räthsel.
«7-0 La seconde pièce porte toujours l'appendice; elle
doit étre en outre considérée comme normalement sub-
divisible en plusieurs autres piéces peu importantes, cas
rare et exceptionel pour les autres.
«8-o La position relative des pièces peut varier, leur
ordre peut méme s’intervenir en totalité, mais leurs
connexions mutuelles fondamentales restent toujours les
mémes».
73
Diese Resultate, oder Gesetze, wie sie vom Autor
selbst genannt werden, bilden fast die ganze citirte Ar-
beit. Hinweisungen auf Thatsachen sind nicht vorhanden.
Wo kann man z. B. 16 Stückchen und vier Anhänge
am Prothorax der Käfer finden? Nirgends trägt irgend
welches Stückchen einen Anhang (d. h. einen geglieder-
ten Anhang). Dieselben sind immer zwischen mehreren
Stückchen untergebracht. Istes denn wirklich wahr, dass
.. das Sternum zu dem Notum im Prothorax von Oryctes
in derselben Bezichung steht, wie dieselben Theile
im ersten Brustringe von Chrysobothris? Ueberhaupt
scheint es mir, dass diese ganze Arbeit mehr auf Erfin-
dung als auf Beobachtung und Untersuchung basirt.
Gerstacker (*) drückt sich ganz kurz über den Skelet-
bau der Käfer aus. «An den Thoraxringen, heisst es bei
ihm, sind stets die Weichen (Pleurae) auf die Unterseite
neben das Sternum gerückt, obwohl sie gerade am Pro-
thorax häufig mit dem Dorsum fest verschmolzen, vom
Sternum jedoch stets durch eine Nath getrennt sind. Am
Meso- und. Metathorax sind die beiden Theile der Pleura,
die Episterna und Epimera deutlich geschieden, liegen
jedoch nicht über, sondern hinter einander». Und dieses
ist Alles, was ein Werk aus dem Jahre 1863 mittheilt.
Ausserdem ist diese kurze Bemerkung von Beobachtungs-
fehlern überfüllt. Erstens ist es niemals und nirgends zu
beobachten, dass die Pleuren so stark mit dem Notum
(Dorsum) verwachsen, dass sogar die Näthe verschwinden.
Zweitens sind die Stücke der Pleura nicht immer hinter
einander in den letzten Brustringen gelagert; im Meta-
thorax sind sie eben gerade immer über einander liegend
von mir angetroffen worden.
a
() Handbuch der Zoologie, von Peters, Carus und Gerstäcker. T. И.
1863. p. 82.
74
Soll ich einen kurzen Ueberblick über das von mir
hier in Betreff der Literatur Gesagte machen, so wird
es folgendermassen klingen. Bis zum heutigen Tage wuss-
te man mit Bestimmtheit nur, dass das Skelet der In-
sekten, und speziell das der Käfer aus Ringen bestehe;
man kannte auch die Zahl dieser Ringe; wusste, dass
dieselben aus mehreren einzelnen, besonderen Stückchen
zusammengesetzt sind; die Anzahl und die Bedeutung
dieser Stückchen blieb aber noch immer ungewiss. Die |.
Modifikationen im Baue des Brustskelets; die strengen
Gesetze, welche diese Modifikationen beherrschen, blieben
aber ganz unbekannt, — und wenn einige Autoren glaubten,
diese Gesetze entdeckt zu haben, so irrten sie, wie z.
B. Jacquelin du Val. Die ganze betreffende Litteratur
möchte ich am liebsten in zwei Kategorien theilen. Zu
der ersteren würden alle vorgeführten Monographien ge-
hören, — alle Bemerkungen, die in den Hand- und Lehr-
büchern der Entomologie gefunden werden. Ich habe sie
nicht aufgezählt, weil sie meistens Compilationen aus den
grösseren Arbeiten darstellen. Zur zweiten Kategorie ge-
hört aber nur eine einzige Arbeit; das ist die Untersu-
chung Audouins. Die Arbeiten der ersten Kategorie müs-
sen ganz vergessen werden. Mit diesem Ziele, die Wis-
senschaft nämlich von ihrem unnützen Ballast wenigstens
in Bezug auf eine Frage, zu befreien, widmete ich einen
Theil meiner Untersuchung der Kritik der vorhandenen
Literatur, das Wahre und Gute neben dem Schlechten
und Falschen hervorhebend. Auf diese Weise denke ich
die Möglichkeit künftiger Untersuchungen in diesem Ge-
biete erleichtert zu haben, indem ich die Naturforscher
der Mühe enthoben habe, ihre Zeit auf das Studium die-
ser Arbeiten zu verlieren.
Nach Verlauf von vierzig Jahren sind wir also genö-
75 z
thigt gewesen, von Neuem zu Audouin zurückzugehen,
um seine primitiven Beobachtungen weiter zu entwickeln
und seine nothwendigen Fehler zu verbessern. Ob und
wie viel es mir gelungen ist, die gestellte Aufgabe zu
lösen, wodurch sich meine Arbeit von den Vorgeführten
unterscheidet, — darüber mögen diejenigen urtheilen, de-
ren Kenntnisse ihnen das Recht dazu geben.
—
—
Fast zu derselben Zeit als Audouin sich an das Stu-
dium der feineren Verhältnisse im Baue des Insektenske-
lets wandte; als auf diese Weise und durch den, von
Cuvier (*) über seine Untersuchungen gemachten Bericht,
die Aufmerksamkeit seiner gelehrten Zeitgenossen auf
diese Frage gerichtet wurde, — fast zu derselben Zeit ver-
suchte es Etienne Geoffroy Saint Hilaire die philosophi-
schen Begriffe über das Insektenskelet zu entwickeln (°);
versuchte es, das Wesen dieses Skelets, seine Bedeu-
tung und seine Analogien mit demselben Systeme höhe-
rer, namentlich Wirbelthiere zu zeigen. Nachdem er viel
Geist und schöne Worte auf die Feststellung des Begrif-
fes über das Vertebrum im Allgemeinen verbraucht hatte,
findet er, dass jeder einzelne Ring des Brust- wie auch
Bauchskelets der Insekten den Prototyp eines Wirbels
der höheren Thiere vorstellt. Der Körper des Wirbels
wird hier, bei den Insekten durch das Sternum jedes
Ringes dargestellt; die Pleurae und das Notum sind Ae-
(t Rapport sur les recherches anatomiques, sur le thorax des animaux
articulés, et celui des insectes en particulier par M. V. Audouin. Pa-
ris. 1823. V. auch in der Isis, von Oken. 1822, T. I. p. 80.
- f9
(C) Mémoire sur l'organisation des insectes. Journal complémentaire du
dictionnaire des sciences médicales 1820. T. V. p. 340; VI. p. 138.
1823.
Mémoire sur la vertébre. V. Mémoires du Museum d'Histoire na-
turelle. Paris. T. IX. p. 99.
&
76
quivalent der Wirbelbögen. Die Füsse sind nach seiner
Meinung die Analoga der Rippen. Da das ganze Wirbel-
system des Insektes auf die äussersten Grenzen, auf die
Oberfläche seines Körpers herausgetreten ist, sind auch
die Rippen aus dem Körper herausgetreten. Einmal aus
dem Inneren des Thierkörpers nach aussen gelangt,
verwandeln sich diese Theile in die Bewegungsorgane,
namentlich Füsse. Um diesen Satz etwas glaubenswürdi-
ger zumachen, zieht Saint Hilaire Analogien herbei und
zeigt, dass auch Wirbelthiere, welche keine Füsse besit-
zen, sich ihrer Rippen als Stütz- und Gehwerkzeuge
bedienen, obwohl dieselben hier noch unter der Haut
bedeckt liegen. So stützen sich die Schlangen beim Krie-
chen durch die Enden ihrer Rippen. Er verwirft voll-
kommen die Meinung der alten Gelehrten über diesen
Punkt, welche annahmen, die starren Theile im Organis-
mus der Insekten seien nichts anderes als ihre verhär-
tete Haut, und dass gar keine Analoga der Knochen im
Insektenkörper zu finden seien. Er verwirit diese Mei-
nung auf Grund der von ihm entdeckten Analogie der
Hartgebilde der beiden erwähnten Thierclassen, indem
er das Skelet der Insecten mit dem Schädel der Fische, -
und dem Hautskelete der Schildkröten vergleicht. Er
findet ausserdem noch, dass die Theile des Insektenske-
lets selbst in ihrem feineren Baue eine vollständige Ana-
logie mit den Knochen zeigen. Natürlich wurde hier diese
Frage nicht mit Hülfe des Mikroskops gelöst, sondern
durch die gröbsten Manipulationen. Wie die Knochen bei
Bearbeitung mit Chlorwasserstoflsäure auf eine grosse An-
zahl feiner Lamellen zerlegt werden können, so können
auch die Theile der chitinösen Bedeckungen der Arthro-
poden, mit Hülfe desselben Reagens, ebenfalls in eine
gewisse Zahl Lamellen zertheilt werden. Weiter findet er,
4
77 a
dass die Hautbedeckungen der Crustaceen dieselben an-
organischen Salze enthalten, wie wir sie in den Knochen
antreffen. Gestützt auf alle diese Gründe halt Saint-Hilaire
die von ihm erhobene Frage zu seinen Gunsten gelöst.
Basirt auf seinen Hauptsatz verwirft er vollkommen einen
tiefen Unterschied zwischen den wirbellosen und den
Wirbelthieren. Der Unterschied zwischen denselben be-
steht seiner Meinung nach nur darin, dass die Insekten
auf den Rücken gestellt gehen, ihre Extremitäten nach
oben kehrend, und sich mit ihren umgewandelten Rip-
pen stützend, während die Wirbelthiere immer ihre Ruc-
kenseite nach oben wenden.
Dieses paradoxale Resultat wurde von einem anony-
men Autor noch weiter entwickelt (Hagen und Latreille
erklären denselben für Ampere) ('). Die Identität des
Brustringes der Insekten mit dem Wirbel, welche Saint-
Hilaire festgestellt hatte annehmend, beginnt der Autor sei-
ne Betrachtungen folgendermaassen. Jeder normale Wirbel
besteht aus zwei besonderen Ringen. Der eine, hintere
wird durch den Körper und die Bögen des Wirbels ge-
bildet; der zweite, vordere, durch den Körper desselben,
die zwei zusammengehörenden Rippen und den Theil
des Brustbeines, welcher die beiden Enden dieser Rip-
pen unter einander verbindet. Den ersten Ring nennt er
Hirnring, anneau cerebral; den zweiten — Eingeweide-
ring, anneau splanchnique, perisplanchnique. Im Skelete
der Insekten besteht jeder Wirbel nur aus einem einzi-
gen Ringe, Es frägt sich nun, welchem Wirbelringe der
Ring des Insektenskelets entspricht? Bedenkt man, dass
in dem Ringe eines Insektes seine Eingeweide, sein Cir-
culationssystem und andere vegetative Organe eingeschlos-
(') Annales des sciences naturelles, red. par Audouin, Brogniart et Du-
mas. Serie 1. 1824. T. II. p, 295 und T. III. p. 199.
78
sen sind; bedenkt man ferner, dass das Nervensystem
der Insekten in der Anordnung seiner Knoten das sym-
pathische System der Wirbelthiere erinnert; dass endlich
im Nervensysteme der Insekten keine Abtheilung vorhan-
den ist, welche dem Cerebro-Spinal Apparate der Wir-
belthiere entspräche; — bedenkt man dieses alles, so
findet man, wie es Autor glaubt, ganz leicht die Ant-
wort. Er meint, dass jeder Ring des Insektenskelets dem
vorderen Wirbelringe, anneau splanchnique der Wirbel-
thiere entspricht. Der hintere Wirbelring, anneau cere-
bral, ist bei den Insekten nicht vorhanden; seine Bögen
haben sich geöffnet und die Gestalt der Füsse angenom-
men, indem sie die Funktion der Bewegung auf sich ge-
nommen haben. Die Flügel des Insektes — sind seine
Extremitäten. Er widerspricht also E. Geoffroy Saint-
Hilaire darin, dass er die Füsse als metamorphosirte Bö-
gen des geöffneten Hirnringes betrachtet und nicht als
vervollkommnete Rippen. Darauf hin glaubt Autor erklä-
ren zu können, warum den Insekten die Fähigkeit zu
urtheilen abgeht; das blosse Vorhandensein des sympha-
tischen Systems ermöglicht nur die Entstehung instink-
tiver Vorstellungen. Es ist wohl wahr, dass dort, wo kein
Nervensystem vorhanden, auch keine Seele, kein Gedan-
ken anzunehmen möglich ist. Die Insekten besitzen aber
dasselbe, wenn auch in einer Form, die niedriger steht
als das Сетерго - Spinale System der Säuger und darum
dürfen wir ihnen keine fühlende, wollende und urthei-
lende Seele absprechen.
Seine gewonnenen Resultate überträgt Autor auch auf
den Kopf der Insekten, indem er über denselben folgen-
dermaassen redet: «C'est dans les branches périsplanch-
niques du squelette des animaux vértébrés, qui entourent
les orifices supérieurs du canal digestif se ramifiant dans
79 >
les nez, les trompes d’Eustache, les canaux lacrymaux,
qu'il faut chercher les analogues des toutes les parties
supérieures de la tête des insectes et des Crustacés, les
antennes, les pédicules des yeux, etc. Mais si l'on fait
attention que l'ouverture unique de leur tube digestif à
cette extrémité doit étre assimilée au dernier orifice du
tube intestinale des vertébrés, celui qui se termine aux
narines, on concevra que leur mächoire inférieure et
leurs mandibules correspondent aux ós du cräne ouvert,
puisqu'il n'y a plus de cerveau, et présentent avec le
pattes formées des autres branches vertébrales l'analogie
établie par M. Savigny».
Auf scheinbar ganz wissenschaftlichem Wege, mit Hül-
fe der Morphologie, sind die angeführten Autoren zu
einem Resultate gelangt, welcher meiner Meinung nach
vollkommen den Beinamen «paradox» verdient. Etwas
spáter werde ich noch einmal zu demselben zurückkehren.
Von anderer Seite ist Eschscholtz (^), als er den En-
tothorax sah, zu der Meinung gelangt, die Insekten be-
sässen ein inneres Skelet, welches in der Anordnung
der dasselbe zusammensetzenden Theile mit dem Skelete
der Wirbelthiere vollkommen analog ist. Das Hautskelet
darf seiner Meinung nach nicht mit den Wirbeln vergli-
chen werden. Ich habe schon oben ausführlich genug
uber die Anschauungen Eschscholtz’s referirt.
Doch weder die eine noch die andere Lehre konnte
die alte, von allen Entomologen und Philosophen ange-
nommene vertreiben. In ihrer neueren, jetzigen Form,
besteht diese Lehre in Folgendem: Das äussere Skelet
der Insekten ist nichts anderes als die äusseren Körperbe-
deckungen desselben, welche eine gewisse Härte und
oe,
80
Starrheit durch Ablagerung eines besonderen Stoffes,
Chitin genannt, in dieselben erhalten haben. Zuweilen
finden sich hier aber auch bei Insekten, wie bei den
Crustaceen, Ablagerungen von Salzen anorganischer Kör-
рег ('). In Ermanglung einer inneren knöcherigen Stüt-
ze für die Organe, hat die Haut die Funktionen dersel-
ben übernommen.
Der Vollständigkeit wegen will ich hier noch eine An-
sicht über die Bedeutung des Insektenskelets erwähnen.
Dieselbe mag uns hier an den transcedentalen Unsinn
der Naturphilosophie erinnern. Oken nämlich findet, dass
die Ringe des Insektenskelets mit den Ringen der Luft-
röhre der Wirbelthiere (trachea) identisch sind. Das In-
sekt ist also nichts anderes, als ein Stück Trachea eines
Wirbelthieres, welches selbstständig geworden ist und in
welchem alle Organe entstanden sind, die zur Erhaltung
eines selbständigen Lebens nothwendig sind (*). Dieses
ist schon so paradoxal, dass ich es nicht einmal wage,
ein unnützes Wort mehr zu verlieren.
Es fragt sich nun, welche von allen diesen Ansichten
und Lehren die richtigere ist? Vielleicht ist es möglich,
eine neue zu begründen, welche am Besten unseren
neuen Kenntnissen entspräche? Ich will hier jetzt einige
eigene Beobachtungen in dieser Richtung vorlegen; viel-
leicht helfen uns dieselben, die gestellten Fragen der Be-
antwortung näher zu bringen.
Machen wir einen vertikalen Durchsnitt durch die äus-
seren Kórperbédeckungen, oder durch die Haut der Füsse
/
(t) Ueber Kalkablagerung in der Haut der Insekten von Fr. Leydig. V.
Archiv für Naturgeschichte von Troschel. 1860. T. II. p. 157 — 160.
Leydig findet grosse Kalkconcremente, die in den trichterförmigen
Porenkanälchen abgelagert sind, welche die Haut der Larve’einer
Fliege, Stratiomys chamaeleon, vertikal durchsetzen.
(2) Lehrbuch der Naturgeschichte von Oken. 1815.
81
eines Käfers, oder irgend eines anderen Insektes, зо kön-
nen wir uns leicht, schon mit schwachen Vergrösserun-
gen. von Folgendem überzeugen. Die Haut besteht näm-
lich aus zwei verschiedenen Lamellen, die eine über
der anderen gelagert sind. Eine von diesen Lamellen ist
überaus fein; immer und überall vollkommen durchsich-
tig und farblos, doch dabei aus Chitin bestehend. Diese
Lamelle liegt auf der äusseren Oberfläche der zweiten,
inneren. Letztere ist sehr viel dicker; ist bei dem mei-
sten Insekten stark pigmentirt, und ist somit leicht von
der ersteren zu unterscheiden. Im frischen Zustande lie-
gen beide Lamellen mit ihren zugewandten Oberflächen
einander unmittelbar an; wird der Durchschnitt aber durch
die Haut eines eingetrockneten Käfers gemacht, so sieht
man gewöhnlich die beiden Lamellen durch grosse Hohl-
räume von einander getrennt; diese Hohlräume sind mit
Luft angefullt und haben daher ein dunkles, schwarzes
Aussehen. Wie bekannt sind diese Lamellen nichts ande-
res als Cuticularbildungen einer Epithelialzellenschicht,
welche die innere Oberfläche der zweiten Lamelle aus-
kleidet ('). In Folge dessen haben dieselben gar keine
feinere Strktur, ausgenommen das Vorhandensein soge-
nannter Porenkanäle, welche in vertikaler Richtung die
ganze Dicke der Haut durchsetzen. Die äussere, dünne
und durchsichtige Lamelle, nenne ich Hautschicht, die
innere, dickere, kann den Namen Skeletschichte erhalten.
Die weitere Beschreibung wird die Richtigkeit dieser
Benennungen beweisen. Die Skeletschichte der allge-
meinen Körperbedeckungen bildet die einzelnen Ringe
des Skelets, die dieselben zusammensetzenden Stück-
chen, mit denen wir oben bekannt geworden sind, und
die Glieder der Füsse. Diese Schichte setzt sich nicht
(' Kölliker; Leuckart.
№ 1. 1865. 6
82
von einem Ringe auf den anderen, von einem Stücke
auf das andere fort, sondern endigt an den Grenzen die-
ser Theile. Die blos von ihr gebildeten Leibesringe oder
Fussglieder stehen in keinem Zusammenhange unter ei-
nander, ausgenommen dort, wo eine Nath den Zusammen-
hang vermittelt; und auch hier stossen sie bloss an ei-
nander, gehen aber nicht in einander über. Die Haut-
schicht dagegen geht an den Näthen wie an den Arti-
kulationen von Ring zu Ring, von Stück zu Stück, von
einem Fussgliede auf das andere über. Alle diese Theile
mithin unter einander verbindend, bildet die Hautschich-
te die Artikulationen, die Glieder, wo sie unter dem
Namen der Bindehaut schon längst bekannt ist. Auf der
äusseren Oberfläche der Hautschichte sitzen die bei den
Coleopteren von Lindenberg entdeckten (* Schuppen und
Haare. Die Hautschichte könnte daher vielleicht auch un-
ter dem Namen Tastschichte von der anderen Lamelle
unterschieden werden. Ich habe auf diese Weise noch
einmal Gelegenheit gehabt, mit solchen Gebilden Bekannt-
schaft zu machen, welche ungeachtet ihres einheitlichen,
gemeinsamen Ursprunges, ihres identischen Baues, zwei
ganz verschiedenen Funktionen dienen. Die Skeletschich-
te bildet und dient als wahres Skelet; die Hautschichte
bildet die Gelenke und ermöglicht somit die regelmässi-
ge Bewegung der Skelettheile.
Die Muskeln, welche die einzelnen Theile des Skele-
tes, die Leibesringe und Fussglieder zu bewegen haben,
liegen nicht in demselben Ringe oder Gliede, deren Be-
(1) V. Naturforscher. 1780. Stück 1%. p. 211. Es ist hier eine ziemlich
gute Tafel Abbildung beigegeben. Lindenberg beschreibt hier die von
ihm entdeckten Schuppen bei Käfern aus der Familie Curculionidae.
Zum zweiten Male sind diese Schuppen.speziell von Fischer beschrie-
ben worden. V. [sis von Oken. 1846. p. 401.
83
wegungen sie. hervorbringen, sondern immer in den vor-
‚ hergehenden, oder (in Bezug auf die Füsse), im "höher
liegenden. Die Sehnen dieser Muskeln treten aus dem
Hohlraume des Ringes, welcher sie enthält, hervor, be-
geben sich im Gelenke auf die äussere Oberfläche des
Ringes, welchen sie zu bewegen haben und inseriren
sich hier an die äussere Oberfläche des vorderen Randes
der Skeletschichte der Körperbedeckungen, sich von aussen
mit der Haulschichte derselben: bedeckend (*).
Fassen wir nun das Skelet auf als ein System von Or-
ganen, welches die regelmässigen Bewegungen der ein-
zelnen Körpertheile ermöglicht, bei der Bewegung der-
selben ihre Gestalt unverändert erhaltend; betrachten wir
dasselbe also bloss als ein System von Stützen für die
bewegenden Muskeln, so stellen wir es somit ganz ins
Gebiet der Bewegungsorgane. Sehen wir nun dabei, dass
die Muskeln sich an die äussere Oberfläche der Skelet-
theile ansetzen, dass diese Muskeln, wenigstens mit ih-
ren Sehnenenden dem Skelete von Aussen anliegen, so
können wir uns schwer davon enthalten, hier, bei den
Insekten, eine schwache Andeutung dessen zu sehen,
was bei den Wirbelthieren vollständig realisirt vor unse-
re Augen tritt. Da aber bei den Insekten die Muskeln
selbst in dem Hohlraume der Skeletringe eingeschlossen
sind, da das Skelet nicht allein bloss die oben ange-
zeigte Funktion zu erfüllen hat, sondern auch als einfa-
che Stütze für die inneren Organe dient, so können wir
nur mit grosser Kritik die oben angedeutete Analogie
(!) V. meine folgenden Untersuchungen: Notizen zur Lehre vom äusse-
ren Skelete der Insekten. Im Bulletin de la Société Impériale des Na-
_ turalistes de Moscou. 1864. T. IT. und Zoologische Skizzen. Anatomie
und Physiologie der Bewegungsorgane von Phalangium opilio. Ibi-
dem. 1864. T. IV.
6*
84
annehmen. Als ich die auseinandergesetzten Verhältnisse
bei Гатруг noctiluca entdeckte und an einer Masse an-
derer Insekten bestätigte, versuchte ich es gar zu vor-
schnell, dieselben nach ihrer Analogie aufzufassen (*).
Ich hoffe später einmal eine besondere Untersuchung
über das Skelet überhaupt liefern zu können.
Die beschriebenen Thatsachen zeigen also, dass der
Hauptsatz Geoffroy Saint Hilaire’s, auf den er seine ganze
Betrachtung basirt, ganz volkommen falsch ist und darum
die Morphologie nicht angeklagt werden darf. Zwischen
einem Ringe des Insektenskelets und einem Wirbel des
Wirbelthieres ist eine grosse Kluft, ein grosser Unter-
schied vorhanden. Hier haben wir es mit einer Cuticu-
larbildung zu thun, dort — mit einem Gewebe aus der
Gruppe des Bindegewebes. Die von Saint Hilaire con-
struirte Lehre ist in Folge eines einseitigen Begrifles ent-
standen, eines Begriffes, welcher alles Lebendige nach
einem und demselbem allgemeinen Geselze sich hervor-
bilden lassen will. Meine Philosophie erlaubt mir nicht,
so etwas anzunehmen. Ich lasse mehrere verschiedene
Organisationsplane gelten, welche unter einander nur
durch einige Hauptprinzipien verbunden werden.
В. Das Skelet des Kopfes der Coleopteren.
Indem ich die Beschreibung des Baues des Käferko-
pfes beginne, will ich zuerst an die Struktur des Pro-
thorax, wie wir ihn bei Elateriden aus den Gattungen
Athous und Elater kennen gelernt haben, erinnern. Wir
haben gesehen, dass in Folge einer volkommenen Ver-
wachsung des Seitenrandes des Notum mit dem ganzen
(‘) Cfr. Notizen zur Lehre vom äusseren Skelete der Insekten. 1, c.
85
oberen Rande des Sternum, die Pleuren dieses Ringes
weit nach hinten gerückt sind, und sich in horizontaler
‚Richtung, das Episternum über dem Epimerum, gelagert
haben. Stellen wir uns nur vor, dass die beiden Stück-
chen der Pleura nicht unter einander verwachsen sind,
und dass sich das Episternum ebenfalls von dem Hin-
terrande der Seitenplatte des Notum abgetrennt hat. Stel-
len wir uns weiter vor, dass die beiden Stücke der Pleu-
ra, mit den übrigen Theilen des Ringes nicht durch
Nath, sondern ganz frei beweglich verbunden sind; auf
diese Weise erlangen die schmalen Stücke der Pleura
eine vollkommene Selbständigkeit, sich nur durch ihre
kurzen Vorderränder in einem Gelenke mit den Grund-
stücken des Ringes verbindend. Stellen wir uns noch
weiter vor, dass der Ring sich ganz umgekehrt hat, dass
sein vorderer Rand zum hinteren, und umgekehert sein
hinterer Rand, welcher die frei gewordenen Stücke der
Pleuren tragt, zum vorderen geworden ist Stellen wir
uns weiter vor, dass die selbständig gewordenen Pleu-
rastucke durch blosses Auswachsen oder durch Aus-
wachsen mit Gliederung, die Gestalt der Mandibeln und
Maxillen erlangen, — dass auf den Seitenflächen des Kopfes
die Augen, und neben ihnen die Antennen erschienen
sind — so haben wir einen ganz ausgebildeten Coleop-
terenkopf vor Augen. Und wirklich, betrachten wir den
Kopf irgend eines Käfers, zum Beispiele Oryctes nasicor-
nıs, so bemerken wir gleich, dass er nur aus einem
Ringe besteht, welcher aus denselben Theilen zusammen-
gesetzt wird, die wir schon in den Thoraxringen kennen
gelernt haben. Neuen Funktionen entsprechend haben
sich aber diese Theile hier, im Kopfe mehr oder weniger
verändert. Wir finden hier ein dem Notum entsprechen-
des Stück, welches die obere und die Seitenflächen des
86
Kopfes bildet, und den Namen Epicranium, Calva trägt.
Die Seitenränder dieses Kopfstückes verbinden sich durch —
Nath mit den Seitenrändern eines anderen Stückes, wel-
ches die untere Fläche des Kopfes bildet und den Na-
men sternum capitale, pars basilaris, trägt. Dieses ist sehr
oft in zwei besondere Stucke getrennt, welche, eins hinter
dem anderen liegen. Das vordere tragt dann den Namen
pars praebasilaris, Vorgrundstuck Burm. Das Epister-
num und Epimerum haben sich in die Kauwerkzeuge
verwandelt, wie es schon oben angezeigt worden ist;
das Episternum ist zur Mandibel geworden, das Episte-
rum zur Maxille. Der processus sternalis der Thoraxrin-
ge, der hier nach vorn gerichtet ist, wie z. B. der pro-
cessus mesosternalis anterior, hat sich in die Unterlippe,
labium, verwandelt, und zerfällt gewöhnlich in zwei
Theile: das Kinn - mentum, und das labium. Der vordere
Rand des Notum des Kopfes, des Epicranium, hat sich
ebenfalls abgetheilt, und erscheint sehr oft in Gestalt
eines besondern Stückes, welches unter dem Namen
Clypeus bekannt ist. Die Oberlippe, labrum, welche bei
allen Käfern vorhanden, ist ebenfals nichts anderes als
der abgetrennte Theil des vorderen Randes des Epicra-
nium. In Folge der Selbständigkeit und starken Entwicke-
lung der zu Kauwerkzeugen verwandelten Pleurastücke,
haben sich dieselben in die Breite verdickt, sind in
das Acetabulum des Kopfringes herabgestigen und haben
dasselbe ganz ausgefüllt. In Folge dessen ist der Fuss
herausgedrängt worden; er hat auf der Seitenfläche des
Kopfes Platz genommen. Durch diese Ortsveränderung
musste er natürlich seine Funktion ebenfalls umändern,
was aber auch seinerseits eine Gestaltsveränderung verur-
sachte. Die Füsse haben die Gestalt der Antennen an-
genommen und erscheinen als dieselben.
87
Der Hohlraum des Kopfes wird bei vielen Käfern durch
einen Querbalken, oder eine schmale Platte in zwei
übereinanderliegende Höhlen getheilt. Dieser Querbalken
befestigt sich mit einem Ende an die hintere Ecke des
Seitenrandes des Sternum, pars basilaris, — begiebt sich
in horizontaler Richtung auf die entgegengesetzte Seite,
und nachdem er hier wieder die Wand der Kopfhöhle
erreicht hat, befestigt er sich mit seinem anderen Ende
ebenfalls an die hintere Ecke des Seitenrandes der pars
basilaris.
Man muss das Gesagte nicht so aufnehmen, als ob ich
es gesehen habe wie die benannten Theile sich in einan-
der verwandelten. Ich glaube sogar, dass die Embryo-
logie uns schwerlich jemals Antwort аш diese Frage ge-
ben wird. Die Morphologie vertritt bei solchen Fragen
vollständig die Embryologie; und wenn es ihr gelingt, die
von mir hier entwickelte hypothetische Anschauung zu
bestätigen, so können wir dieselbe als erwiesen be-
trachten.
Wie in den Thoraxringen von mir einige Modifikationen
im Baue derselben angezeigt worden sind, so können
wir auch in den Köpfen verschiedener Käfer einige Ve-
ränderungen sehen. Hier ist aber die Zahl der Modifika-
tionen überaus klein; ja, ich kann sagen, dass es über-
haupt nur eine einzige Modifikation hier giebt. Dort na-
mentlich, wo der Kopf hinten mit einem Halse versehen
ist, welcher schmäler als der Kopf selbst ist, und darum
sogleich in die Augen fällt, dort schickt die pars basilaris
capitis von der hinteren Ecke ihres Seitenrandes einen
breiten Fortsatz nach oben. Dieser Fortsatz bildet die
ganze seitliche Oberfläche des Halses, und biegt sich
sogar auf die obere Fläche, in deren Mittellinie er mit
88
dem gleichnamigen Fortsatze der anderen Seite zusam-
menstöst, und verwächst (F. 40). Der auf diese Weise
gebildete vollkommen geschlossene ringartige Hals, ver-
bindet sich mit seinem vorderen Rande durch eine Nath
mit dem hinteren Rande des Epieranium. Das Uebrige ist
ganz ebenso wie bei Oryctes nasicornis. Einen solchen
Hals haben fast alle Gattungen der Familie Carabidae.
Das Vorhandensein des beschriebenen Halses, die Art
und Weise seiner Enstehung, zeigt mir, dass hier im
Kopfe, wirklich eine nach vorn gerichtete Verdrangung
der Pleurastucke statt gefunden hat; oder wenigstens
dass eine Verdrängung derselben nach hinten nicht statt
gefunden haben konnte. Die Erklärung liegt vor Augen.
Der Unterschied im Aufbaue des Kopfringes und eines
Thoraxringes liegt also in Folgendem. Als wir die Tho-
raxringe studirten, konnten wir sehen, dass in Folge
des Strebens des Sternum zur unmittelbaren Verwachsung
mit den Rändern des Notum, in Folge der vollkommenen
Realisirung dieses Strebens, die Stücke der Pleura nach
hinten gedrängt werden. In den Thoraxringen können
die Stücke Чег Pleuren nirgends und auf keine Weise
nach vorne verdrängt werden. Im Kopfringe werden die
Pleuren dagegen immer nach vorne, niemals und nirgends
nach hinten verdrängt. Für den Kopfring 15 sogar eine
solche Verdrängung der Pleuren nach vorne — die Norm.
Ich habe nie einen solchen Insektenkopf gesehen, wo
die Pleurastücke noch auf der Seitenfläche desselben
sich befänden, wie zum Beispiele im Prothoaax bei Silpha
thoracica. Dieses ist aber auch ganz erklärlich. Wenn
bei irgend einem Insekte die Pleuren auf der Seitenfläche
des Kopfes zu sehen wären, so würde, meiner Hypothese
folgend, dieses Insekt keine Mundwerkzeuge besitzen,
89
Dieses, .unter anderem, trägt zu Gunsten meiner Нуро-
these bei. "Th
In den aufgestellten Organisationsgesetzen besteht der
einzige Unterschied im Baue der Kopfes und Thorax.
Ich nehme also somit an, dass der Kopf nur einem
Thoraxringe entspricht, dass in diesem Kopfringe alle
Theile eines Ringes vorhanden sind. Hier ist ein stark
convexes Notum, zur Einschliessung des Hirnknoten,
der Augen und des Schlundanfanges; ein Sternum, —
welches die untere Wand der Schädelhöhle bildet; hier
sind auch die nach vorn verschobenen Pleuren, welche
in die Mundwerkzeuge verwandelt sind.
Indem ich eine solehe Auffassung des Kopfes zu be-
gründen strebe, widerspreche ich scheinbar Allem, was
die Wissenschaft Jetzt besitzt, Was erlaubt mir denn an-
zunehmen, dass die Mundwerkzeuge wirklich verwandelte
Pleurastücke sind; dass der Kopf der Käfer wirklich nur
einen einzigen Ring vorstellt?
Wir haben oben gesehen, dass das Sternum und das
Notum die Grundstücke eines Jeden Thoraxringes vor-
stellen; wir haben dort gesehen, dass diese Theile nie
verschwinden können. Wo Sternum und Notum nicht
vorhanden sind, da ist und war niemals em Ring gewe-
sen. Indem wir gar kein Recht haben, einen grossen Un-
terschied zwischen Kopf- und Thoraxringen anzunehmen,
können wir die gefundenen Gesetze auch auf den Kopf
anwenden. Wir finden hier sogleich, dass der Kopf nur
ein einziges Notum — das Epicranium, und nur ein ein-
ziges Sternum pars basilaris, besitzt. Clypeus, pars prae-
basilaris, mentum, können nicht als Notum oder Sternum
vorstellende Theile betrachtet werden, weil sie bei einer
grossen Anzahl Käfer gar nicht vorhanden sind. Sie kön-
90
nen also blos in oben angezeigter Weise betrachtet wer-
den. Darauf basirt dart ich annehmen, dass der Kopf
blos aus einem Ringe besteht.
Betrachten wir, zusammen mit Oken und Savigny, die
Mundwerkzeuge der Insekten als umgewandelte Füsse, und
die Unterlippe als Verwachsungsprodukt zweier Maxillen,
welche ebenfalls umgewandelte Füsse sind, so müssen
wir der Consequenz halber annehmen, dass der Kopf
aus einer grösseren Anzahl besonderer Ringe zusammen-
gesetzt ist.— Wir brauchen wenigstens fünf Ringe, denn
jeder Fuss (welcher sich zu einem Mundwerkzeuge ver-
wandelt hat), entspricht bei den Insekten immer einem
besonderen Ringe‘ (natürlich auf jeder Seite desselben zu
einem Fusse). Bei den Insekten, sensu strieto, kennen
wir keine Beispiele, wo ein einziger Ring mehrere Fuss-
paare tragen könnte. Weiter dürfen wir auf keinen Fall
annehmen, dass verschiedene Theile eines und desselben
Insektenkörpers, verschiedene Ringe seines Körpers, nach
verschiedenen Typen sich entwickelt hätten. Nichts giebt
uns ein Recht anzunehmen, dass die Thoraxringe nach
dem Typus des Insektes sensu stricto entstehen, d. h.
mit einem Fusspaare auf jedem Ringe; der Kopf aber
nach dem Typus der Myriopoda Chilognatha, d. h. mit
zwei Fusspaaren auf jedem Ringe, oder nach einem
imaginirten Wesen mit drei, oder sogar vier Fusspaaren
auf jedem Ringe.
Indem wir nun ganz genau wissen, dass der Kopf der
Käfer nur aus einem Ringe besteht; indem wir weiter
wissen, dass dieser Kopfring ebenso construirt ist wie die
übrigen Brustringe, — schliessen wir auf dem Wege der
Negation vollständig die Sätze von Oken und Savigny
aus. Derselbe Weg, dieselbe Negation zwingt uns aber
91
auch meine Hypothese anzunehmen, dass nämlieh die
Mundwerkzeuge modificirte Pleuren sind. Nachdem ich
gezeigt habe, dass dieselben nicht durch Verwandlung
der Füsse entstanden sein können, weil die Füsse nicht
in hinreichender Anzahl im Kopfe vorhanden sind, blei-
ben uns noch zwei Möglichkeiten. Wir müssen anneh-
men, dass die Mundwerkzeuge entweder Neubildungen
sind, Creations nouvelles Milne Edwards; oder sie sind
durch Umbildung anderer, im Ringe vorhandener Theile,
entstanden.
Das Vorhandensein der Kiefer, welches immer mit
dem alsoluten Mangel der Pleurastucke zusammenfällt;
das unmittelbare Verwachsen der pars basilaris mit dem
Epieranium, welches auf eine Verdrängung der Pleuren
hinweist; das Vorhandensein des Halses bei den Carabı-
den, und anderen Käfern, welches zeigt, dass die Pleu-
ren nach vorne verdrängt worden sind; die gegenseitige
Lage der Kiefer und der Grundstücke des Kopfes, welche
an die Lage der Pleurastücke im Prothorax der Elateri-
den erinnert, alles das zwingt mich zur Annahme der
oben ausführlich entwickelten Hypothese, zumal da ich
weiss, dass die Natur neue Theile mehr auf dem Wege
der Adaption und Vervandlung alter hervorbringt, als
‚auf dem Wege der Schöpfung neuer, noch nicht dagewe-
sener. Ich gestehe es wohl, dass ich nicht solche That-
sachen besitze, welche sogar die Möglichkeit eines Ge-
genbeweises ausschliessen. Ich kann kemen Käfer, und
bis jetzt auch keinen anderen Arthropoden vorstellen, bei
dem ein Stück der Pleura schon alle Charaktere eines
ausgebildeten Kiefers vorstellen würde, und das andere
noch unverändert an dem vordern Rande des Epicranium
aufsässe, frei, oder durch eine Nath mit demselbem ver-
bunden. Aber basirt auf Alles von mir Gesagte bin ich
92
fest überzeugt, dass ich einen solchen Kopf bei irgend
einem Arthropoden auffinden werde. Ich könnte sogar
vorhersagen, dass der fragliche Kopf nur die Maxillen
besitzen wird, nur die Unterkiefer, welche durch Modi-
fikation der Epimeren entstanden sind, die ihrerseits,
wie wir wissen, immer zuerst von der Seitenfläche des
Ringes verdrängt werden.
Beim Auseinandersetzen der Literatur werde ich mei-
ne Kritik noch weiter entwickeln. Gehen wir jetzt zu
derselben über.
Was die Ansichten der Autoren auf die Zahl der den
Kopf zusammensetzenden Ringe anbelangt, so sind hier
ebenso viele Meinungsverschiedenheiten vorhanden wie in
Betreff der Struktur des Thorax. So nımmt Goureau an,
dass der Kopf der Käfer aus der Familie Longicornia,
nur aus dem vorderen Rande des ersten Brustringes
ihrer Larven entsteht (*). Er nimmt somit an, der Kopf
bestehe nicht einmal aus einem ganzen, selbständigen
Ringe, sondern sei nur ein abgetrennter Theil eines Brust-
ringes. Er selbst macht übrigens nicht diese ganz con-
sequente Conclusion aus seinem Grundsatze, welchen ег,
als dnrch seine Untersuchungen bewiesen, betrachtet.
Ueberhaupt ist es mit dem anatomischen Theile seiner
Untersuchung sehr schwach bestellt; die grösste Auf-
merksamkeit ist dafür auf die Lebensweise der benann-
ten Larven gewandt.
(1) Note pour servir à l'histoire du Morimus lugubris et de la Saperda
scalaris, et recherches sur la constitution céphalique des larves des
Longicornes, et sur la position de la premiere paire de leurs stigma-
tes. V. Annales de la Société entomologique de France. ser. 2. 1814.
t. II p. 427.
93
Viel mehr Einzelnheiten finden wir in der grossen
Untersuchung Strauss- Dürkheim’s (*). Er sagt Folgendes
in Betreff des Kopfes. «La téte ne semble composée que
d'un seul article, mais en l'étudiant dans ses détails et
en la comparant à celle de Scolopendra, dont nous ve-
nons de parler, on reconnait facilement qu'elle est,
comme chez ces derniers, formée des plusieurs segmens
simples, analogues à ceux du corps, et réunies en une
seule masse, et dont les pattes respectives sont repré-
sentées par les mandibules, les máchoires, et la lévre
inférieure; le labre ou lévre supérieure parait étre un
dernier rudiment du corps du premier segment dont
les membres sont entièrement disparus (*)». --- «De ces
faits anatomiques et des conséquences que nous avons
eru devoir en tirer, il résulterait, que la téte des in-
sectes est formée par la réunion de sept segmens sim-
ples représentés par le Labre, le Chaperon (Clypeus),
l'Epicräne avec les Mandibules, la Lévre, la piece Prae-
basilaire, et les deux derniers par la piece Basilaire,
dont les appendices réunis formeraient les Mächoires (?). П
serait cependant possible que le labre, ou plutót le cha-
péron, ne fût que la partie supérieure du méme segment
auquel appartient la lévre, et que ГЕретапе fit éga-
lement partie de celui duquel dépend la piéce prébasilai-
re, et alors la téte ne serait réellement composée que
de cing segments (*).»
Was kann man zu einer solchen Mittheilung sagen?
Vielleicht nur, dass sie eine übereilte Phrase ist, ausge-
sprochen zur Bekräftigung einer vorhergebildeten Idee!
(") Considérations générales sur l'Anatomie comparée des Animaux arti-
culés, etc. 1828.
(?) 1. e. p. 42.
(3) ie; р. 44.
94
Jacquelin du Val (*) nimmt seinerseits an, dass der Kopf
aus vier Ringen bestehe. «J'ai déterminé clairement la -
composition de la téte, laquelle comprende normalement
quatre segments, l'un formé par la boite cränienne, l'autre
par les mandibules en dessus et les máchoires en des-
sous, le suivant par la lévre supérieure et la lévre in-
férieure, et enfin le dernier par l'épipharynx et l'hypo-
pharynx (^). Dieser Autor widerspricht also Strauss-
Dürkheim, indem er annimmt, dass die Kiefer Theile
eines besonderen Ringes sind, und nicht Anhänge der-
selben vorstellen. Die respektiven Anhànge der Kopfrin-
ge sind nach Jacquelin du Val folgende (°): im zweiten
Ringe — die palpi maxillares; im dritten — die palpi
labiales; im vierten — die Antennen; der erste Kopfring
hat gar keine Anhänge. Als Kritik verweise ich auf das
oben von mir Gesagte.
Der beschriebene Querbalken, welcher den Kopf in
zwei besondere Hohlräume trennt, ist ganz zuerst von
C. G. Carus gesehen worden (^). «Bei Lucanus cervus,
sagt er, wird der Hohlraum des Kopfes in zwei über-
einanderliegende Räume durch einen Querbalken. ge-
theilt (?)». --- «Im unteren, sehr kleinen Raum liegt
das Unterschlundganglion; der obere Raum dient zum
Durchlassen der Speiseröhre (“)». -- - «Dieser innere
Kopfwirbel scheint überhaupt eine Bildung, welche nur
in Folge vollkommener allgemeiner Organisation hervor-
(^) Comptes rendus. 1856. XLIII. р. 999.
(*) 1. с. p. 1001.
(3) 1. с. Tafel auf Seite 1002.
(3) Entdeckung eines inneren Schädelwirbels im Kopfe einiger Insekten.
Von С. G. Carus. У. Zeitschrift für Natur- und Heilkunde. 1822. Bd.
II. p. 305.
(5) 1. c. p. 313.
(6) 1. c. p. 313.
95
tritt, und daher theils vorzüglich in den Käfern, als
den vollkommensten Insekten, theils nnter den Käfern
wieder-.nur in den höheren Gattungen gefunden.wird.
Sehr bemerkenswerth musste es mir daher sein, dass
als ich die Köpfe von mehreren Rüsselkäfern (') (2. В.
den ziemlich grossen Curculis fuscomaculatus) und Holz-
böcken (z. В. die noch grössere Lamia textor) unter-
suchte, ich in diesen offenbar sehr niedrig stehenden
Gattungen durchaus nichts von diesem inneren Schä-
delwirbel vorfand (*). Der übrige Theil der Arbeit ist
veralteten philosophischen Auffassungen, über den Urwir-
bel und dessen Modifikationen gewidmet. Ich kann hier
hinzusetzen, dass gegen die Angabe von Carus man bei
Lamia textor sehr leicht den Querbalken im Kopfe sehen
kann (°).
Anno 1800 stellte Oken (*), und nach ihm, aber auch
ganz selbständig Savigny (*), den Satz auf, die Kiefer
und die Unterlippe der Insekten seien blos durch Um-
wandlung der Füsse entstanden (°).
(! ImTexte bei Carus steht Reisenkäfer, das ist wohl blos ein Druck-
fehler.
?) I. с. 314, 315.
) Die Arbeiten von Spix: Cephalogenesis, sive capitis ossei structura,
formatio etc. 1815; und von Bonsdorff: Differentiae capitis insecto-
rum, 1789, sind mir unbekannt geblieben.
(4) Lehrbuch der Naturgeschichte. 1800. Isis. 1818. p. 477.
(5) Isis 1818. р. 1200.
(8) Es ist sogar lächerlich zu lesen, mit welch’ einer Giftigkeit Oken sein
Prioritatsrecht in dieser Frage zu beweisen und zu erhalten sucht.
Isis 1818. p. 477, «Wir haben dort (im Lehrbuche der Naturgeschich-
le) ausführlich gezeigt, dass die Kiefer Wiederholungen der Füsse
im Kopfe sind; die Deutschen haben aber dazu gelacht. Wir haben
dort gezeigt, dass die Fresswerkzeuge aller Insekten nichts anderes
als Kiefer sind, hier verwachsen, hier zerfallen, da verlängert, dort
verkürzt, da vollständig, dort verkümmert. Die Deutschen haben
aber dazu gelacht. Wir haben in unserer Naturgeschichte die Abbil-
96
Sie gründeten diesen Satz auf das Faktum, dass bei
den Arthropoden, bei welchen die Kiefer unentwickelt -
sind, oder sogar vollständig fehlen, die Beine die Funk-
tion derselben übernehmen. Als Beispiele dienen die
Crustaceen und die Arachnoiden. Später ist diese Idee
noch weiter von Brullé (*) entwickelt worden. Dieser
Autor will sogar auf embryologischem Wege die Bewei-
se für die bezeichnete Theorie finden. In seinem ange-
führten Werke sagt er: «On voit done qu'en réalité les
appendiees sont formés d'éléments identiques, qui se
modifient par le progrés de l'áge chez un méme indi-
vidu, comme ils semblent se modifier par les progrés de
l'organisation chez les individus d'espéce différente (?)».
Als Objekt der Beschreibung dient hier Limulus, der
Repräsentant der Poecilopoden. Einige Zeilen weiter sagt
der Autor: «On voit que les piéces de la bouche et les
antennes se manifestent avant les pattes; celles-ci ne se
montrent que par suite de développement ultérieur. De
leur cöte les antennes sont encore fort peu développées,
que les piéces de la bouche ne le sont déjà plus; enfin,
c'est lorsque les appendices buccaux ont revétu la forme
dungen der abweichenden Fresswerkzeuge aus verschiedenen In-
sektenordnungen stechen lassen, und nach unserer neuen Lehre er-
klärt; die Deutschen haben aber das nicht geachtet. Nun kommt ein
Franzos, ein tüchliger braver Mann, der in Aegypten gewesen, der
sagt das auch, gibt auch Abbildungen dazu, freilich hübschere und
bessere als wir in dem armseligen und unterstützungslosen Deutsch-
land hervorbringen konnten. Wir müssen hier der Wahrheit zur
Steuer bekennen, dass auch hier die Deutschen über Savigny lachten
(Göttinger Anzeigen). Es ist etwas zu schnell nach einem Deutschen
gekommen.»
() Brullé: Recherches sur les transformations des appendices dans les
Arliculés. V. Annales des sciences naturelles, red. par Milne-Edwards.
Serie 3. 1844. t. II. p. 271.
(*) I. с. p. 282.
97
qu'ils doivent concerver que les pattes commencent à
paraitre:. ll en résulte done cette conséquence rémarqua-
ble, que les appendices se montrent d'autant plustót
que leur structure doit être complexe (*). Diese Beo-
bachtung widerspricht aber der Theorie, welche der Au-
tor damit zu begründen sucht. Wenn die Kiefer früher
erscheinen als die Füsse, wie können sie dann wohl
durch Verwandlung der letzteren entstehen ? Darum
kann ich es gar nicht begreifen, wie sogar die Embryo-
logie folgenden Satz begründen kann. «Les pattes sont
done des mächoires incompletes (?)».
Natürlich werde ich nicht die feststehende Thatsache
bestreiten wollen, dass die Füsse die Funktionen der Kie-
fer übernehmen, wo letztere nicht vorhanden sind. Aber
meiner Meinung nach beweist dieses Faktum noch gar
nicht die Identität genannter Theile, noch gar nicht, dass
dieselben durch Umwandlung aus einander entstanden
sind. Uns sind Beispiele bekannt, wo ganz verschiedene
Organe die Funktionen anderer, ihnen gar nicht verwand-
ter Apparate, übernehmen. Dieses war schon einem der
Verfechter der Theorie von Oken-Savigny bekannt, na-
mentlich Strauss- Dürkheim, als er unter anderen Orga-
nisationsgesetzen des Thierreiches auch Folgendes aul-
stellte (?). «3-0 Les organes changent souvent de fonction
pour en remplacer d’autres qui disparaissent.» Wir ken-
nen viele Beispiele; aber das beste Beispiel ist die in
der Wissenschaft unter dem Namen Hektocotylie bekann-
te Erscheinung. Wie hier der Fuss gewisse Theile des
Geschlechtsapparates bei den Cephalopoden und den De-
capoden vertritt; so vertritt er bloss bei den Crustaceen
co
—
un
trauss-Dürkheim: Considérations générales etc. p. 7.
№ 1. 1865.
-
98
die fehlenden Kiefer, ist aber nicht identisch mit ihnen.
Die Füsse verändern sogar etwas ihre Gestalt der bes-
seren Compensation der fehlenden Kiefer wegen; wir
kennen eine ganze Reihe allmäliger Veränderungen der-
selben; aber doch haben beide Organe eine ganz ver-
schiedene Entstehung, eine ganz verschiedene Bedeu-
tung und verwandeln sich nie in einander.
Erklärung der Abbildungen.
Tafel. IV.
Fig. 1 bis 12. Verschiedene Theile des Skelets von Orye-
les na$icornis.
1. Mesonotum von oben. 6. Scutellum.
2. Dasselbe von der Seite. 6. Scutellum. с. Processus
mesonoti.
3. Dasselbe von vorn;
А. Mesosternum von unten.
5. Dasselbe von der Seite. Man sieht den Fortsatz und
die aufgebogenen Seitentheile des Hinterrandes (die
vorderen Wände des Acetabulum).
6. Pleura des Mesothorax. a. Episternum, oben einen Hocker
tragend. 6. Episternum. bei d. die Grube für die
äussere Ecke der Flügeldecke.
7. Dieselbe Pleura von oben. с. Processus lateralis meso-
thoracis. |
9. Mesothorax von der Seite, die gegenseitige Anordnung der ,
ihn zusammensetzendeu Theile zeigend. (s. Text).
9. Metanotum von oben.
10. Hinteres Septum und gabelfórmige Fortsätze des Meta-
notum.
1%,
12.
12.
Vie
18.
19.
99
Metanotum von vorn. Man sieht die fossa pro scutello,
das vordere Septum (a) mit den Furchen für die
processus шезопой. :
Metasternum von unten. a. Processus metasternalis ante-
rior; 6. Proc. metasternalis posterior.
Die aufgebogenen Seitentheile des Vorderrandes des
Metasternum.
Entothorax von hinten. a. Körper; 6, c Seitenäste.
Entothorax von der Seite. a. Körper; 6, с. Seitenäste;
d. horizontaler Ast.
Pleura des Metathorax. a. Episternum. 6. Epimerum. с.
c. Paraptere.
Metathorax von der Seite, um die gegenseitige Anord-
nung der einzelnen Theile zu zeigen.
Prothorax. a. Notum. 6. Sternum. с. Epimerum. d.
Episternum.
Kartenherzförmige Platte der Epimeren des Prothorax von
hinten (s. Text). a — a. Processus interni Protho-
raeis.
Prothorax von Carabus coriaceus.
. Mesothorax von demselben.
Mesothorax uud Metathorax desselben in Verbindung.
Metathorax desselben.
4a. Entothorax von Carabus coriaceus von hinten. 24 b.
Dasselbe von der Seile, und etwas von oben.
Prothorax von SwWpha thoracıca. a. Notum; 6. Epister-
num; c. Epimerum; d. Sternum.
Prothorax von Necrophorus vespillo.
Prothorax von Agelastıca.
Prothorax von Crioceris.
Mesothorax von Crioceris.
Melathorax von Crioceris.
Prothorax von Chysomela,
15
32.
33.
54.
35.
36.
37.
Зо.
39.
40.
A.
42.
ДЗ.
АД.
100
Mesothorax von Chrysomela.
Metathorax von Chrysomela.
Prothorax von Callidium.
Prothorax von Coccinella septempunctata.
Prothorax von Chrysobothris.
Mesothorax von Chrysobothris.
Mesothorax von Tenebrio mohtor.
Kopf von Oryctes nasicornis. a. Epieranium; 6. pars
basilaris.
Kopf von Carabus auratus, mit einem Halse.
Prothorax von Athous.
Prothorax von Elater.
Mesothorax von Phyllobius.
Kopf der Melolontha vulgaris von unten. a. a. Augen.
6. pars basilaris. с. pars praebasilaris. 4. labium,
die palpilabiales sind nicht gezeichnet. e — e. Ma-
xillen.
А. Oryctes nasicormis von der Seite; die Stücke des Brust-
skelets sind nicht tuschirt. Die Füsse der zwei
ersten Paare sind aus ihren Gelenkpfannen heraus-
geschält.
CHRISTIAN STEVEN.
der
NESTOR DER BOTANIKER
von
Dr. Avex. v. Norpmann.
—
Wenn ich mich unterfange, eine Skizze zu einer Bio-
graphie Steven's zu entwerfen, so geschieht es nur da-
her, weil ich den alten berühmten Landsmann über 30
Jahre persönlich gekannt, über 130 Briefe von ihm em-
pfangen und für ihn stets die grösste Verehrung gehegt
habe.
Eine gewandtere Feder, als die meinige, wäre wohl
eher im Stande, Steven, so würdig darzustellen, wie
er es verdient, und mit lebendigen und anregenden
Bildern den langen Lebenslauf des Weisen am Salgihr
in Taurien so zu schildern, dass die jetzt lebende und
künftige Generation der Naturforscher in Russland ein
seltenes und sprechendes Vorbild hätte, wie ein, in
einem entlegenen Winkel unseres grossen Vaterlan-
des versteckter Naturforscher bis zum letzten Augen-
102
blicke seines Wirkens und Lebens das regste Interesse für
die Wissenschaft zu bewahren wusste!
Als ich Steven's Tod erfuhr, ward ich heftig erschüt-
lert, denn aus seinem letzten Briefe schien es hervorzuge-
hen, dass der alte und stets liebe Gönner noch die Hoff-
nung hatte, das Alter eines Humboldt’s erreichen zu
können.
Seitdem Steven uns verlassen hat, sind bereits einige
kleinere necrologische Notizen über ihn erschienen, näm-
lich von dem Herrn Akademiker P. v. Kóppen (^), dem
H-rn Paul Ignatjevitsch Tschabovski (?), von mir (?)
und Trautvetter (*). Als zu benutzende Materialien liegen
mir ausserdem vor: eine Copie von Steven’s форму-
лярный Списокъ о служб Попечителя Странноприм-
Haro дома Таранова-БЪлозерова въ Симферопол$, Abü-
ствительнаго Статскаго СовЪтника Христана Стевена
von 1850. Diese hat er, auf mein Verlangen, selbst mir
zugeschickt. Ferner, wie schon erwähnt, seine 133 Briefe
und namentlich eine ziemlich weitlaufige autobiographische
Notiz, welche Steven der finnischen Wissenschafts-So-
cietät d. 22-ten April 1847 mit dem aus der Krim zu-
rückgekehrten H-rn C. Wulisma zuschickte. Wir wol-
len zunächst das letztere für uns wichtige Document, —
in der Uebersetzung zum Theil wörtlich wiedergeben, . .
denn dasselbe ist in schwedischer Sprache geschrieben.
(!) Христанъ Христановичъ Cresent, Tasp. Губ. ВЪдомости 1863,
№ 19, 61, kleine Seiten.
(2) Eure HBCKOZPKO caos» о покойномъ X. X. Cresenb, ibidem № 22,
9 Seiten.
(3) Helsingfors Tidningar 1863, N? 120. Eine Spalte.
(^) Einige Nachrichten über Chr. v. Steven, von E. В. v. Trautvet-
ter. Bulletin v. Moskau 1863. № IV. p. 574, mit dem Verzeichnisse
der wisseuschaftlichen Arbeiten v. Stevens, welche sich auf das
Pflanzenreich beziehen. Es sind ihrer 1% und noch mehr.
103
«Christian Steven, ein Sohn des Zollverwalters und
Collegienrathes Chr. Steven, wurde d. ‘*°/,, Januar
1781 zu Fredrikshamn in Finnland geboren. Seinen er-
sten Unterricht genoss er im väterlichen Hause, woselbst
seine Muttersprache bis 1788 die schwedische war. Seit
dem Kriege mit Schweden und nach dem Einrücken der
russischen Truppen, deren Officiere meist Esth- und Lief-
lànder waren, fand jedoch die deutsche Sprache Eingang
im Hause. Steven besuchte die Kreisschule in Fredriks-
hamn, wo der Lehrer Uttecht ihm so viel Liebe für
die Mathematik beizubringen wusste, dass der Schüler,
im 11-ten Lebensjahre, die Universitat zu Äbo, als der
jüngste Student (nicht als so genannter Cautions-Student
wie es zu jener Zeit mehrere waren) beziehend, — schon
mit den conischen Sectionen beginnen konnte. Dem Wun-
sche seines Vaters gemäss sollte er die Medicin studi-
ren, und besuchte demnach die medicinischen Vorlesun-
gen, nachdem er vorher die üblichen philosophischen
Studien zum Theil absolvirt hatte. 1793 kam er in das
Haus des damaligen Magisters, des späteren Bischofs
Michael Franzen, mit welchem er in demselben Fruh-
jahre Stockholm besuchte und unter dessen freundlicher
Leitung er sich mit der Literatur und der Poésie ver-
schiedener Sprachen bekannt machte. Durch das Geschenk
eines kleinen Herbariums, welches zum Theil noch auf-
bewahrt ist, legte jener würdige Mann und gefeierte
Dichter in das Herz des’ Jünglings den ersten Grund zur
Liebe für die Botanik, welchem Studium Steven, von
nun an, beinahe ausschliesslich sich widmete.
1795 kam er in das medicinische Institut an der Ka-
linkinbrücke, eine Anstalt, welche später mit der medico-
chirurgischen Akademie in St. Petersburg vereinigt ward.
In derselben verblieb er zwei Jahre und besuchte das
104
Clinicum, nicht allein als «Auscultant» sondern später
auch als «Practicus». Zugleich setzte er damit das Stu-
dium der Botanik mit Eifer fort. Im Jahre 1797 reiste
er nach Jena, damals eine der berühmtesten Universitä-
ten Deutschlands. Hufeland und Loder zierten zu der
Zeit die medieinische Facultät und waren seine Lehrer.
In dem darauf folgenden Sommer musste er jedoch,
einem Ukas des Kaisers Paul zu Folge, nach Russland
schon zurückkehren. In der medico-chirurgischen Akade-
mie beendigte er seine Studien und legte nach dem Exa-
men eine Abhandlung: Spieilegium eryptogamicum florae
petropolitanae, der Akademie vor, worauf er zum Dr.
der Medicin ernannt und zugleich als Arzt bei dem Land-
hospital angestellt wurde. (Die erwähnte Abhandlung ist
aber leider nicht gedruckt worden.)
Unterdessen machte er die Bekannischaft des Barons
Marschall von Bieberstein, welcher den Kaukasus
jährlich bereiste, den Winter aber gewöhnlich in St. Pe-
tersburg sich aufhielt. Von Bieberstein, dem ausge-
‘zeichneten Botaniker, welcher den Auftrag erhalten hat-
te, den Seidenbau in Sudrussland einzuführen, wurde
Steven der Vorschlag gemacht, eine Anstellung als In-
spector der Seidenkultur in den kaukasischen Provinzen
zu bekleiden. Mit Freuden willigte der junge Gelehrte
ein, verliess das Hospital und damit zugleich Чаз medi-
cinische Studium und reiste mit Bieberstein im April
1800 nach Moskau, wo beide in dem Hause des Bota-
nikers Stephani, welcher das dem Grafen Rasumofski
gehörende Gut in Perovo bewohnte, einige Wochen ver-
blieben.
Die während des Frühjahrs so schöne und zu der
Zeit so wenig untersuchte Flora längs der Wolga und
105
des Tereks, wurde von beiden Reisenden mit Enthusias
‘mus begrüsst und Gewächse wie auch Insecten in Mas-
sen eingelegt und gesammelt. |
Sarepta, schon damals ein bedeutender Ort in Süd-
russland, hatte mehrere Liebhaber der Naturgeschichte
aufzuweisen, unter welchen Stählin, welcher eine be-
deutende Insectensammlung besass, vorzugsweise zu nen-
nen ist. Je weiter nach Süden, desto interessanter ward
die Flora und Fauna und unter anderen, — waren in
den Steppen südlich von Astrachan, das Auffinden vie-
ler schöner Astragal, der zierlichen Statice spicata und
der vielen Onitis-Arten, — Gegenstände von besonderem
Interesse,
In Kislar wurde drei Monate gerastet. Der Aufenthalt
in diesem Orte, bewohnt damals von ungefähr I000 Ar-
meniern, Tataren und Grusiniern bot den Wissenschafts-
männern viel Interessantes dar, sowohl durch die da-
selbt herschenden asiatischen halbpersischen Sitten, wie
auch durch die südländische Kultur des Weins, Reises,
Sesams und des Seidenbaues. Die Zucht der Seidenrau-
pen so wie das Abhaspeln der Cocons nahmen die Zeit
reichlich in Anspruch. Das Sammeln von Gewächsen
und Inseeten wurde dabei keinesweges vernachlässigt
und weder die drückende Hitze noch die Legionen der
lästigen Mücken, noch die Gefahr von den tschetschen-
schen Ràubern. überfallen zu werden, — verhinderten die
beinahe täglichen Ausflüge in der Umgegend. Im August
verliessen Beide Kislar, um die weitere Inspecktionsreise
in Betreff des Seidenbaus zu verfolgen.
In Georgievsk, der damaligen Gouvernementsstadt, tra-
fen sie den Grafen Mussin-Puschkin aus St. Peters-
burg, einen gelehrten Magnaten, welcher in Upsala stu-
106
dirt hatte und später Mitglied des Bergcollegium’s wur-
de. Derselbe kam über Nischni-Novgorod längs der Wol-
ga und von Astrachan zur See nach Kislar.
Der Zweck seiner Reise war die kaukasischen Mine-
ralquellen zu untersuchen. Durch den Grafen bot sich
die Gelegenheit dar, gemeinschaftlich die Schwefelbäder
in Constantinogorsk und den Sauerbrunnen Narzann zu
erforschen. Diese Reise konnte jedoch nur unter einer
starken militärischen Bedeckung unternommen werden
und seit Pallas (1793) war kein anderer gebildeter
Europäer daselbst gewesen.
Die herrliche und zum Theil alpine Flora jener Ge-
genden war beinahe ganz unbekannt und wurde jetzt von
Bieberstein verzeichnet und beschrieben. Bis Stavropol
wurde die Reise gemeinschaftlich fortgesetzt, doch hier
trennte sich Steven und kehrte nach Kislar zurück.
Sobald jedoch seine Dienstgeschäfte es erlaubten, besuch-
te er in der Gesellschaft einiger Studirender, welche
mit in dem Gefolge des ‘Grafen Puschkin waren, wie-
der Georgievsk. So verflossen drei Jahre auf der kau-
kasischen Linie. Den Winter theils in Kislar oder Geor-
gievsk sich aufhaltend, brachte Steven den Sommer auf
Reisen innerhalb seines Districts zu. Nach Georgievsk
kamen aus Russland schon damals viele Gurgäste, ob-
gleich dieselben noch immer in kalmückischen Filzhütten
wohnen mussten. Die öfteren Besuche von Baron v. Bie-
berstein bildeten jedes Mal eine angenehme Episode in
dem einförmigen Leben in Kislar. Der Graf Puschkin
hatte sich zugleich auch in Grusien aufgehalten; 1801
verliess er Tiflis und eilte nach St. Petersburg, versehen
mit dem wichtigen Documente des Zaren Georgi, wel-
cher um den Bürgerkrieg zwischen seinen vielen Brüdern
107
und Söhnen zu vermeiden, — nach seinem Tode, sein
kleines Reich dem Kaiser vermachte. 1802 wurde die
Incorporation vollzogen. a
Die Nahe des Kaukasus, dessen schneebedeckte Gipfel
täglich vor den Augen lagen, hatte seit der Ankunft nach
Kislar den Wunsch erregt, diese, damals noch unbekannte
Umgegend, genauer zu erforschen. Nur durch die Ver-
mittelung von Hablitz! und Bieberstein und nachdem
Steven zum Inspector des Seidenbaus in Grusien oder
Georgien ernannt worden war, konnte a 1804 er-
mögligt werden.
Im April desselben Jahres verliess Steven das lang-
weilige und ungesunde Kislar; von Mosdok ging die Rei-
se zu Pferde und unter der Bedeckung eines Infanterie-
regiments nach Grusien, zu dem Fürsten Zizianoff,
welcher bekanntlich in Baku ermordet wurde. Die Strecke
von Mosdok nach Tiflis, welche jetzt in einem Tage
zurückgelegt wird, erforderte damals mehr als zwei
Wochen; über Schluchten und reissende Bäche mussten
Brücken geschlagen, auf sumpfige Stellen Faschinen ge-
legt und eine Unmasse von Steinen zur Seite gewälzt
werden. Der Weg bis Wladikawkas, am Fusse der Ge-
birgskette, war schon äusserst beschwerlich, als man
aber endlich die Abgründe des Tereks, welcher Fluss be-
deutend angeschmollen war, erreichte und ihn 17 Mal
auf Brücken überschreiten musste, konnte die Expedition
täglich kaum eine Werste zurücklegen. Von Kobi am
Fusse der Schneeberge war die ganze Gegend von
liefem Schnee bedeckt, auf dem 7000 Fuss hohen
Gipfel war der Weg nur einige Ellen breit, zu beiden
Seiten umgürtet von fadenhohen Schneewänden; der
‚starke die Augen blendende Sonnenschein schmolz den
108
Schnee und die ermudeten Wanderer waren gezwungen,
oft am Pferdeschweife sich haltend, bis an die Knie.
durch das schlammige Wasser zu waten. Desto herrlicher
erschien am südlichen Abhange das tief gelegene Thal von
Aragvi mit seinen in Blüthen stehenden Bäumen und
Gesträuchen, den grünenden Wiesen und Fluren, seinen
Thurmen und Dörfern, welche wie Schwalbennester an
den Gebirgswänden schwebten. Tiflis lag noch, zu Folge
der vor zehn Jahren von dem grausamen Agamahmet,
Ragnet in Persien, erlittenen Zerstörung, in Ruinen, und
ein luftiger Raum mit undichten Wänden und Papier be- .
klebten Fenstern war alles, was ein Reisender als Obdach
vorfinden konnte.
Schon vor der Ankunft nach Tiflis hatten einige starke
Fieberanfälle Steven’s Gesundheitszustand geschwächt,
so dass, vor Ende des Maimonats keine Reisen in Gru-
sien unternommen werden konnten. Diese Reisen wur-
den später bis zum Ende des Jahres fortgesetzt, erlitten
aber 1805 wieder durch das Wechselfieber eine häufige
Unterbrechung. Steven bereiste und durchforschte Cache-
tien, Cartalinien wie auch einen Theil von Somchetien
und die Umgegend von Gandscha, später wurde der Ort
Elisavethpol benannt. Im Auftrage der Regierung wurde
die Seidenkultur, der Weinbau und andere Gegenstände
der Landwirthschaft, dabei aber auch besonders die Bo-
tanik berücksichtigt. Alle neuen Pflanzen theilte er dem
Hrn. Marschall v. Bieberstein mit, welcher letztere am
Ende des Sommers 1805 Tiflis von Neuem besuchte.
Im November desselben Jahres verliess Steven Gru-
sien und ging über Mosdok, dessen Umgegend wieder
von Schnee bedeckt war, Kislar und Moskau nach St.
Petersburg, wo er nach einer Abwesenheit von beinahe
109
6 Jahren zu Weihnachten eintraf. Hier benutzte er die
Zeit zu dem Bestimmen der zusammengebrachten Pflan-
zen und Insecten und machte zugleich einen - Ausflug
nach Finnland.
Ernannt zum Gehulfen des Oberinspectors des Seiden-
baus, — mussten wieder weitläufige Reisen von ihm un-
ternommen werden. Der Sommer 1806 wurde zugebracht
in Kislar und auf den kaukasischen Mineralquellen, welche
unterdessen schon einen Ruf erlangt hatten und von zahl-
reichen Gästen besucht wurden. Die Letzteren mussten
aber, wie früher, noch immer in kalmückischen Kibitken
wohnen. Im Spätherbste reiste Steven über Tscherkask,
Taganrog nach Taurien und die damals vor einem Jahre
angelegten, später durch ihren Reichthum so bekannt
gewordenen Mennonit - Colonien an dem Flüsschen Mo-
lotschnaja. Die ganze Umgegend war unbewohnt und
nur nogaische Tataren nomadisirten hin und wieder, von
diesen konnte man nur mit Mühe Pferde zum Weiter-
reisen erhalten; bald darauf erhielten die Horden jedoch
bestimmte Wohnsitze. |
Zum neuen Jahre traf er in Sympheropol, damals ei-
nem ärmlichen und elenden Orte ein, während die jet-
zige Stadt ungefähr 13,000 Einwohner, gerade Strassen
und schöne steinerne Häuser aufzuweisen hat. Die schö-
ne und geschützte Lage, am Salgihr wie auch der ge-
linde Winter gefielen Steven so sehr, dass er den Ent-
schluss fasste, sich daselbst auf immer niederzulassen.
Der Zufall brachte es mit sich, dass Steven unfern der
Stadt eine Wohnung im Hause eines Liefländers, des
Hofraths Hagendorff bezog, wo ihm das Schicksal vor-
behalten hatte, 30 Jahre später die Tochter desselben zu
heirathen.
110
Im Februar 1807, als der Frühling so eben sich ein-
gestellt hatte, reiste er nach dem schönen Thale von
Sudagh, an der südöstlichen Küste der Halbinsel, und
zwar ın der Absicht, Pallas daselbst zu besuchen.
Dieser berühmte Naturforscher, dessen Schriften fortwäh-
rend um Rath befragt werden, lebte hier mit seiner
Tochter in einem Weingarten und in philosophischer Ein-.
samkeit, mit seinem grossen Werke, der Zoographia
rosso - asialica beschäftigt. Liebevoll ward der junge
Steven empfangen und verblieb einige Tage in Sudagh.
Pallas war im Umgange sehr angenehm, erzählte auf
eine unterhaltende Weise mehrere Anekdoten aus sei-
nen weiten Reisen und obzwar körperlich schon kränk-
lich, schien der Geist und das Gemüth noch vollkom-
men rege zu sein. Seine Frau lebte getrennt von ihm in
Sympheropol, was sie beide doch nicht hinderte, zärt-
liche Briefe sich einander zu schreiben, und gewöhnlich
besuchte die Dame ihren Gemahl einmal jährlich.
Etwas später im Frühjahre besuchte Steven die Süd-
küste der Krim, welche dem Reisenden zu der Zeit gar
keine Bequemlichkeiten zu bieten hatte, nur einige Griechen
besassen Weingärten und kleine Grundstücke. Statt der
herrlichen Kunststrasse, welche heutzutage von Symphe-
ropol nach Aluschta führt und dann längs der Küste bis
Sevastopol sich erstreckt, musste man damals auf Hals
brechenden Wegen reiten; russische Sprache und Münze
waren den Tataren unbekannt und um fortzukommen war
man gezwungen, einen Dollmetscher zu miethen und tür-
kische «Jusluken und Paras» mitzuschleppen. Die Neuheit
der Gegenstände auf der schmalen Küstenstrecke zwischen
dem schwarzen Meere und der hohen Gebirgskette, mit
blühenden Thälern von Cypressen und Olivenbäumen,
welche in den durchforschten Gegenden des Kaukasus
]
111
nicht vorgekommen, waren: die anmuthigen Thäler zwi-
schen hohen, nackten und abentheuerlich gestalteten
Felsen und Gebirgskuppen, die romantischen Klippen am
Meeresufer mit Ruinen von alten Festungen und Bauten
begränzt, wie auch die zwar armen aber zufriedenen,
von der übrigen Welt und dem menschlichen Verkehr
abgeschlossenen Tataren; alles dieses machte auf Steven
einen bleibenden Eindruck, welcher in 40 Jahren sich
kaum verwischt hat.
Während des Sommers 1807 besuchte Steven Odessa,
zu jener Zeit eine unbedeutende Stadt, die aber unter
dem unvergesslichen Duc de Richelieu zu blühen an-
fing und in dem übrigen Europa sich bald einen Namen
machte. Die Reise wurde weiter durch die neu angeleg-
ten deutschen und bulgarischen Kolonien längs des Dnie-
ster nach Kamenez-Podolsk fortgesetzt, — von da nach
Kiew, den Dniepr entlang nach Ekaterinoslaw und den
merkwürdigen Katarakten des erwähnten mächtigen Stro-
mes, welcher bei Ekaterinoslaw eine Breite von 600 Fa-
den hat. Der Spätherbst wurde in Charkow und Merefa,
dem Baron v. Bieberstein gehörig, zugebracht.
Ausser dem lehrreichen Umgange, den Steven bei dem
gelehrten Botaniker genoss, hatte er noch die Frevde, in
dessen Hause schwedisch sprechen zu können, denn
M-me Bieberstein war eine gebornen Fräulein Klick
aus Finnland, eine Grosstochter des Barons Armfeld.
Ende des Jahres 1808 reiste Steven abermals nach
St. Petersburg, wo sein Aufenthalt 4 Monate dauerte:
darauf begab er sich nach Charkow und nach einem
kurzen Verweilen daselbst, auf 4 Monate nach Parkan,
einer kleinen bulgarischen Kolonie, gegenüber Bender am
Dniestr, wo eine Seidenspinnerei angelegt worden war.
112
Von Мег machte ег Ausflüge zum unteren Dniepr, nach
Mariopol und Taganrog. Den Winter brachte er in Sym-
pheropol zu, beschäftigt mit der Anlage einer Maulbeer-
baumpflanzung und dem Ordnen der eingesammelten
Pflanzen und Insecten. Pallas hatte unterdessen beschlos-
sen, Russland zu verlassen, in Folge dessen seinen Wein-
garten in Sudagh verkauft und war auf ein kleines Gut,
Namens Kalmukara, 15 Werst von Sympheropol, gezo-
gen, im Sommer 1809 verkaufte er auch letzteres und
reiste später nach Berlin (').
Das Frühjahr 1809 wurde zu mehreren Ausflügen
auf der taurischen Halbinsel benuzt, — der folgende Som-
mer zu einer Reise nach dem kaukasischen Gouverne-
ment, wo in der Umgegend des Berges Beschtau und
(! Pallas betreffend will ich beilaufig Folgendes in nochmalige Erinne-
rung bringen: Peter Simon Pallas ward d. 22 September 1741 in
Berlin geboren. Sein Vater Simon P. war Professor der Chirurgie
bei dem Collegium medico-chirurgicum und dirigirender Wundarzt
bei der Charité. Seine Mutter hiess Susanna Leonard aus der fran-
zosischen Colonie bei Berlin. Er hatte zwei Geschwister, einen um 10
Jahr alteren Bruder August Friedrich, ebenfalls Arzt, und eine
Schwester. welche als Wittwe des Bankiers Döll 1811 starb. Pallas
war zwei Mal verheirathet, die zweite Frau hiess Caroline Pohl-
mann und lebte bei meiner ersten Reise 1833 nach Taurien noch in
Sympheropol, wo dieselbe, halb erblindet, von dem Dr. Erast An-
drejevski operirt wurde. Nach einem fünfzehnjährigen Aufenthalt
in der Krim verliess Pallas Kalmukara d. 20 April 1810 und kam
gegen das Ende des Junius zu seinem Bruder nach Berlin, wo er in
den Armen seiner Tochter d. 8 September 1811 starb. Die letztere
war mit dem General-Lieutnant Baron у. Wimpfen verheirathet und
hatte 1802 in der Krim einen kleinen Sohn « Wolodinka» bei sich. Die
letzten Briefe, welche Pallas mit sterbender Hand schrieb, waren an
den Grafen Rasumovski und den Staatsrath v. Fuss gerichtet.
Pallas Grab auf dem Halle’schen Kirchhofe deckt ein einfacher
Stein «So wollte er es selbst.» Vergl. zum Theil: P. S. Pallas ein
biographischer Versuch von Dr. Karl Asmund Rudolphi in
den Beiträgen zur Anthropologie und allgemeinen Naturgeschichte.
Berlin bei Haude und Spenner 1812. fi А. N-nn.
113
am Sauerbrunnen Narzann das Pflanzensammeln einige
Wochen in Anspruch nahm. Den Herbst und den gan-
zen Winter hielt er sich in Kislar auf, beschäftigt mit der
Anlage eines bedeutenden Weinlandes für die Krone und
der Erziehung von Lehrlingen für eine bessere Weinre-
benkultur, Weinbereitung und namentlich für die Herbei-
schaffung von grösseren Weinfässern. Zu diesem Zwecke
wurden Weinkelter aus dem Auslande verschrieben.
Diese Anstalt existirt noch. Nachdem Solches zu Stande
gebracht worden war, unternahm er eine Reise nach den
neu eroberten Provinzen des östlichen Kaukasus. Im Mai
1810 verliess er Kislar, und der Küste des Caspisees
folgend, erreichte er auf einem ziemlich ebenen Wege
Derbent, nicht ohne Gefahr von den Lesghinern gefan-
gen zu werden. Diese Stadt ist ausser der historischen
Ruinen, in landwirthschaftlicher Beziehung wegen seiner
Safran- und Krappkultur bemerkenswerth. Die Umgegend
von Kuba, von vielen Flüssen und Kanälen bewässert, ist
ungemein fruchtbar. Von der kleinen Stadt Kuba wurde
eine der interessantesten Excursionen zur Alpe Scha-
dagh, nach Casbeck und Elbrus, dem höchsten Berge im
Kaukasus, unternommen. Aus Mangel an allen physica-
lischen Instrumenten wäre es nur verlorene Zeit gewe-
sen, die höchste Spitze besteigen zu wollen, es war ge-
nug am Rande des ewigen Schnees einen Tag zu her-
borisiren und die seltensten Draba-Arten und andere al-
pine Gewächse einzulegen. Nach Kuba zurückgekehrt,
setzte er seinen Weg über sehr hohe Berge und durch
Buchenwälder, .in welchen die Axt noch nie einen Baum
gefällt hatte, nach dem grossen und wohlhabenden les-
ghinischen Dorfe Chinalug fort. Bisher war er nur von
einigen Kosaken begleitet worden, welche nun von einem
Trupp von 12 Lesghinen abgelöst wurden und die ihn
№ 1. 1865. 8
114
über die Alpe Tyfendagh längs der südlichen Abdachung
der kaukasischen Gebirgskette nach der Provinz Scheki
begleiteten. Es ist schwer einen grösseren Gegensatz
sich zu denken als den, welchen die beiden Seiten des
Kaukasus darbieten. Das grosse Dorf Chinalug auf der
nördlichen Abdachung, zusammengedrängt, aus dunklem
Gestein aufgebaut, umgeben von nackten schrecklichen
Felsen und im Hintergrunde die eisigen Alpen, — hat
ein Grausen erregendes düsteres Aussehen, — während
Wandam, ein noch grösseres Dorf, auf der südlichen
Abdachung mit schönen Gebäuden, welche zwischen üp-
pigen Kastanien, riesigen Walnuss- und Maulbeerbäumen
zerstreut liegen, ein ungemein reizendes und lachendes
Bild abgiebt, wozu die Hunderte von rieselnden Quellen
und Bächen viel beitragen. Von Wandam ging die Reise
über Bum nach Nuchi, woselbst Dschafarkuli - Chan
damals residirte, und welcher aus Choi in Persien sich
unter Russlands Schutz begeben hatte. Nach einem Auf-
enthalte von einigen Tagen, begab sich Steven zurück
östlich nach Fitsdagh, einer Bergfestung, damals von dem
mächtigen Mustapha-Chan aus Schirvan bewohnt.
Schamachi war zu der Zeit öde und zerstört. In Fitsdagh
wurde vor dem versammelten Divan so eben ein Pro-
cess verhandelt. Ein Bewohner des Ortes hatte aus Blut-
rache einen anderen ermordet und die Verwandten for-
derten den Tod des Mörders, welcher indessen auch
Vertheidiger gefunden hatte, die Verhandlung dauerte ei-
nige Tage, während welcher Zeit Steven Schamachi
und Baku besuchte, um dann nach Karabagh zu gelangen.
In Sardaf angekommen und im Begriff den Kur zu pas-'
siren, erfuhr er, dass persische Truppen umherstreiften
und dass, ohne einen mannstarken Convoi kein weiteres
Fortkommen möglich war. Er wandte. sich deshalb wie-
115
. der nach Gandscha oder Elisavethpol und von da nach
Tiflis, wo er d. 6 August anlangte. Nach einem Aufent-
halte von einem Monat hierselbst und den einigermaassen
geebneten Weg nach Wladikawkas benutzend, passirte er
die kaukasische Gebirgskette auf deren, für einen Bota-
niker interessantesten Stellen indessen schon Schnee lag.
In Mosdok wurde eine kurze Quarantanfrist abgehalten.
Die Reise, bis dahin immer zu Pferde, konnte nun mit
Rädern bis Kislar und von da etwas später, nach St.
Petersburg fortgesetzt werden. Die Ankunft daselbst ge-
schah 1810, wieder kurz vor Weihnachten.
Gegen das Ende des Frühjahres 1811 verliess Steven
St. Petersburg, hielt sich kurze Zeit in Moskau und Me-
refa beim Baron v. Bieberstein auf und bereiste wie
früher den südwestlichen Theil von Russland, nament-
lich in landwirthschaftlicher Beziehung. Einen Theil des
Herbstes brachte er in Taurien zu. Hier hatte indes-
sen der General-Gouverneur von Südrussland, Due de
Richelieu, wie auch der Gouverneur von Taurien Bo-
rosdin, beide ausgezeichnet durch ihren Eifer verschie-
dene Zweige der Industrie, wie auch die Wissenschaft
zu fördern, die Idee gefasst, auf der südlichen Küste in
der Nähe des Dorfes Nikita, einen Garten für die Accli-
matisirung südlicher Pflanzen anzulegen, und die Dire-
ction desselben Steven anzutragen. Mit Beibehalten sei-
nes früheren Postens und einer mässigen Zulage des Ge-
haltes erfolgte die officielle Ernennung 1812, während
dessen Steven in Moskau sich aufhielt. Denselben Tag
als die Franzogen und die Verbündeten die Gränzen Russ-
lands überschritten, reiste er nach Sympheropol, um
sich daselbst zu etabliren. Jm Herbste und nachdem ein
Gärtner angestellt worden war, wurden die ersten Baum-
und Gesträuchsamen gesäet. Von den damaligen Schwie-
g^
116
rigkeiten, welche mit der Anlage des Garten verbunden
waren, kann man sich keinen Begriff machen; auf der
Küste wohnten nur indolente Tataren, ein fahrbarer Weg
existirte nicht, alle Bedürfnisse mussten auf den Pferde-
rücken mühsam herbeigeschleppt werden und namentlich
konnte man bei den ungeregelten Zuständen des Landes
nur mit grósster Mühe die Arbeiter auftreiben (^).
Das darauf folgende Jahr wurde während einiger
Monate wieder auf Reisen im südlichen Russland zuge-
bracht, desgleichen 1814; den Winter 1815 besuchte er
abermals und zwar zum letzten Male St. Petersburg. So
vergingen mehrere Jahre unter fortwährenden Ausflügen
zu Pferde von Sympheropol nach Nikita und aufReisen,
bald nach dem Kaukasus, Kislar, Astrachan und Saratow
oder auch nach den westlichen Provinzen: Kiew, Podo-
lien und Wolhynien. Ueberall wurden Notizen über die
verschiedenen Zweige der Landwirthschaft wie auch der
Ethnographie, Geschichte und besonders seltene Gegen-
stände der Naturgeschichte gesammelt. Die Direction des
Gartens in Nikita bot ihm häufig Gelegenheit dar, berühmte
und angesehene Personen sowohl schriftlich als auch im
Umgange kennen zu lernen und dieser Zeitraum gehörte in
vieler Hinsicht zu der angenehmsten Periode seines Lebens.
(1) Ueber die Verdienste, welche Steven und später sein Nachfolger Nis
Hartviss bei der Verwaltung des Gartens sich erworben haben, sie-
he den Aufsatz des Akademikers P. v. Kóppen über Pflanzen-Ac-
climatisirung im Buliet. historico-philologique T. XIII, N? 20 und 21.
Auf meiner gefahrvollen Reise 1836 nach Abchasien, Mingrelien,
Imeretien, Guriel und zu dem Gebirgsrücken von Adshara, während
welcher wir etwa 60 neue Pflanzenarten entdecken, beschrieben in
der Flora Rossica vonLedebour, begleitete mich der Obergärtner
von Nikita, Thomas Döllinger, ein Sohn des bekannten Prof.
und Rectors der Universität in München. Döllinger starb in Mos-
Кай 1837, у. Hartviss auf seiner Villa Artek auf der Südküste d.
12/1 Nov. 1860. A. N-nn.
117
1816 besuchte der Grossfürst Nicolai den Garten, 1847
der Grossfürst Michael Pavlovitsch und 1818 im Mai
nächtigte daselbst der Kaiser Alexander der I. 1825
war der Kaiser abermals, einige Wochen vor seinem
Tode, in Nikita, und :erkannte das Bildniss von Pallas,
seinem alten Lehrer. Im Jahre 1837 beehrte S. M. der
Kaiser Nicolai nebst der Kaiserin zum zweiten Male die
Anlage mit einem Besuche. Unter anderen Notabilitäten,
welche zu derselben Zeit den Garten besuchten, ist vor-
zugsweise zu nennen der Erzherzog Johann von Oester-
reich, indem er, als Sachkenner, sich Alles genau besah.
1818 verliess der edle Herzog von Richelieu für im-
mer Russland und Taurien, vergass aber dabei nicht sei-
nen ihn stets verehrenden Untergebenen Steven, und
wirkte für ihn während des Congresses in Aachen von
dem Kaiser von Russland die bedeutende Summe von
2000'Dukaten als Unterstützung zu einer Reise ins Aus-
land.
Begleitet von seinem Stiefbruder Friedrich, reiste Ste-
ven im Februar 1820 über Kremenez, wo er bei dem
Professor Besser die freundlichste Aufnahme fand, nach
Wien. Hier verblieb er zwei Monate, genoss fast täglich
die Gesellschaft des Barons Jacquin und machte mit
ihm häufige Ausflüge in der Umgegend. Von Wien ging
er über Breslau, wo Steven einen alten Studienkame-
raden aus Jena, Treviranus, antraf, nach Berlin; da-
selbst wurde der reichhaltige botanische Garten. oft be-
sucht, mit der Erlaubniss des Prof. Link das Herbarium
von Willdenow fleissig benutzt, und die Umgebung bo-
tanisch untersucht. Ein Abstecher nach Möglin, wo. der
verdienstvolle Thaer noch lebenskräftig wirkte und zu
Wilhelm v. Humboldt, welcher in Zurückgezogenhsit
118
seine herrlichen Werke damals verarbeitete, ward eben-
falls nicht unterlassen. Den häufigsten Umgang hatte Ste-
ven indessen mit dem Physiker Seebeck und Link, der
letztere war ohne Zweifel der grösste Polyhistor auf der
Erde; keine Doktrin war demselben fremd geblieben, in
mancher ging er mit der Fackel voran, die ungeheure
Masse von Kenntnissen aller Art erwarben dem sonst
anspruchlosen Gelehrten den Beinamen einer wandern-
den Encyclopaedie. Nach einem Aufenthalte von zwei
Monaten verliess Steven Berlin und reiste über Halle,
Leipzig, Dresden, Freiberg, Carlsbad und Nürenberg nach
München; an allen diesen Orten einige Tage verweilend
und besonders die bekannten Naturforscher aufsuchend.
In München lebte damals noch der alte Schrank,
welcher von den Seltenheiten, die ihm von Martius und
Spix aus Brasilien zugeschickt worden waren, mit Frei-
gebigkeit Vieles an Steven mittheilte. Leider befanden
sich aber die Gegenstände nicht selten in einem schlech-
ten Zustande. Von München ging die Reise über Inspruck
und die Berner Alpen nach dem schönen Italien, wo die
Natur üppiger als im Kaukasus, unter derselben Breite
ist. Ein Theil des Weges wurde von Roveredo bis Ve-
rona zu Wasser längs dem Lago di Garda zurückgelegt. In
Milano und Pavia verweilte er acht Tage, meistens in '
der Gesellschaft des Prof. Morett?, Vorstehers des bota-
nisch - ökonomischen Gartens in Pavia, einer Anstalt,
welche, wie es schien, zu jener Zeit zu wenig bekannt
war. Weiter ging es nach dem unvergleichlichen Lago |
di Como, zu der damals verfallenen Villa pliniana, de-
ren zauberschöne Lage einen unvergesslichen Eindruck
machte. Den Lago maggiore mit den bewunderten borro-
meischen Inseln bereiste Steven auf dem Wege zum
Simplon und nach Genf. Hier verlebie er 14 Tage in der
Ho
liebenswürdigen Gesellschaft von De Candolle, welcher
‚ für sein Systema vegetabilium damals die Familie Cru-
ciferae bearbeitete. (Für dieses gediegene Werk erhielt
De Candolle von dem Verleger nur 80 Franken für den
gedruckten Bogen; für seinen Prodromus 120, für die
Flore francaise 18,000, für den 6-ten Theil des Systema
5000 fr. Einen grossen Theil des Honorars nahm er in
Büchen). 3
Ein Ausflug auf 3 Tage nach Chamouni gewährte ein
grosses Vergnugen; auf dem Wege dahin wurde d. 6
September 1820 die totale Sonnenfinsterniss beobachtet.
In Bern verweilte er drei Tage. Während eines Besuches
in Hofwyl bei Fellenberg wurde die Bemerkung ge-
macht, dass nicht die landwirthschaftliche Einrichtung,
als vielmehr die mit derselben verbundene vortreffliche
Erziehungsanstalt das meiste Einkommen dem Vorsteher
verschaffte. In Zürich bei dem Studienkameraden Schinz
aus Jena wurden einige Tage zugebracht und während
dieser Zeit der berühmte Rheinfall bei Schaffhausen bese-
hen. Die Reise wurde den Rhein hinab nach Cöln fortge-
setzt, in Schwetzingen und Heidelberg ein kurzer Aufent-
halt gemacht, in Diez der berühmte Pomolog Diel be-
sucht. Ueber Bonn, Cöln, Aachen, Brüssel, Enguien,
wo der Bürgermeister Parmentier eine ausgezeichnete
Sammlung von lebenden Pflanzen besass, erreichten un-
sere Reisenden endlich Paris.
In Paris wurden 4 Monate, bis zum Anfang vom März
1821, zugebracht, grossentheils in der Gesellschaft von Cu-
vier, Jussieu, Dejean, Desfontaines und Richard.
Alexander v. Humboldt und Kunth waren leider
schon nach Berlin gezogen. Der tägliche Gesellschafter
war der geistreiche Agardh, welcher jedoch Paris bald
verliess.
120
Von Paris wurde die Wanderung nach Lyon zu dem
ehrwürdigen B albis fortgesetzt, —von dorten über Avignon
nach Montpellier und Marseille. In der leztgenannten Stadt
miethete Steven ein Fahrzeug, um nach Candia zu ge-
langen, erfuhr aber in dem Hafen von Canéa, dass der
griechische Aufstand ausgebrochen sei; er war demnach
gezwungen, unmittelbar nach Constantinopel zu segeln.
Nur auf der Insel Zea, von wo er vergebens den Ver-
such machte, nach Athen zu kommen, sammelte er wäh-
rend einiger Stunden Pflanzen und Insecten, welche da-
mals zum grossen Theil sich als neu erwiesen, denn un-
ter den Insekten befanden sich mehrere damals noch
nicht Beschriebene. Fortwährender Gegenwind verzögerte
die Ueberfahrt von Tenedos nach Constantinopol um 14
Tage. In den Dardanellen wurde ein finnisches Schiff
aus Tornea und ein anderes aus Uleaborg angetroffen.
In Constantinopol herrschte zu jener Zeit eine grosse
Erbitterung gegen alle Europäer, so dass die letzteren
es kaum wagten, die eigentliche Stadt zu betreten. Nach
einem Aufenthalte von einigen Tagen in Bijukdere und
Pera wurde ein anderes Fahrzeug bis Theodosia gemie-
thet, von wo die Reisenden nach einer Quarantaine von
14 Tagen, und nachdem sie anderthalb Jahre abwesend
gewesen waren, den 21-ten Juni Sympheropol glücklich
erreichten. :
Kurz vor der Reise ins Ausland hatte Steven, in der
Nähe von Sympheropol am Salghir, ein Haus mit einem
Garten gekauft; hier liess er sich nun auf immer nieder |
und ausser seinen Dienstgeschäften als Gehülfe des In-
spectors des Seidenbaues und Direktor des Gartens von
Nikita; und während er zugleich fortfuhr, seine jährlichen
Inspectionsreisen anzustellen, vergingen einige Jahre mit
121
dem Blasen. des Herbariums und seiner Insectensamm-
lung, welche beide durch einen weitläufigen Briefwech-
sel und viele Tauschverbindungen einen bedeutenden
Zuwachs erhielten.
1823 hatte er die Freude, seinen geehrten Gönner und
Vorgesetzten, den Baron Bieberstein während einiger
Wochen bei sich beherbergen zu können, es war das
letzte Mal. Der treffliche Gelehrte starb 1826.
Nach dessen Tode ward Sieven zum Oberinspector des
Seidenbaues ernannt, legte den Posten als Director des
Gartens von Nikita nieder, behielt aber fortwährend die
Oberaufsicht über die Anstalt. Die Inspectionsreisen, von
der Donau bis zur Wolga und dem Caspischen Meere
sich erstreckend, dauerten indessen ununterbrochen fort.
Im Jahre 1825 schenkte Steven seine reichhaltige In-
sectensammlung der Universitätin Moskau und zwar mit
der Bedingung, dass eine Summe von 12,000 Rb. Banco
auf der Bank ein Capital bilden würde, dessen Interes-
sen zwei Studirenden der Naturwissenschaften als Sti-
pendium zufallen sollten, Nachdem S. M. der Kaiser
Alexander dazu Seine Zustimmung und mittelst eines
gnädigen Rescriptes Sein Wohlwollen Steven zu erken-
nen gegeben hatte, wurde die ganze Sammlung 1826
nach Moskau abgesendet (:).
Einige Jahre später erwachte bei Steven von Neuem die
Lust und Liebe für das Studium der Entomologie; mit
() Se lange Stevens alter Freund und Fachgenosse, G. Fischer
v. Waldheim noch lebte, erhielt er jährlich die Nachricht, wie
seine Stipendiaten wenigstens hiessen, später aber fehlten ihm hie-
rüber alle Nachrichten. St. sprach oft mit Unzufriedenheit über diesen
Gegenstand und meinte, dass die Universität trotz der Sammlung und
der Stipendien bisher doch keinen Entomologen herangebildet habe.
125
grossem Eifer brachte ег bald еше zweite, noch grös-
sere Sammlung zusammen,. welche jedoch zufolge des
geschwächten Sehvermögens nur bis 1843 bearbeitet wer-
den konnte. In diesem Jahre wurde diese, an sehr vie-
len noch unbeschriebenen Arten reiche Sammlung von
dem Ministerium der Kaiserlichen Domainen um den Be-
trag von 2000 Rb. Sr. für die agronomische Anstalt in
Gorigorezk in dem Mogilevschen Gouvernement ange-
kauft. Leider ist die ganze Sammlung, falls sie noch »exi-
stirt, von Insecten raubgieriger Art, wie Anobium pani-
ceum jetzt gehörig mitgenommen.
Mit der Errichtung des Ministeriums der Domainen, 1840
ward der Posten des Oberinspectors der Seidencultur in
den eines Inspectors der sämmtlichen Landwirthschaft
Südrusslands umgewandelt und Steven zu diesem Amte
1841 berufen.
Den letztgenannten Posten bekleidete er zehn Jahre
und machte während der Zeit alljährlich seine gewöhn-
lichen und beschwerlichen Reisen, welche indessen in
botanischer Hinsicht nicht mehr so grosses Interesse dar-
‚ boten als die früheren. Nur hin und wieder fand er oder
wurden ihm einige Pflanzenarten zugeschickt, welche
ihm noch nicht vorgekommen waren. Insecten sammelte er
nur beiläufig oder liess er sammeln. «So viel aus Steven’s _
Autobiographie».
Als der, in einem sehr grossen Maassstabe angelegte
botanisch-ökonomische Garten in Odessa dem 3-ten De-
partement des Ministeriums der K. Domainen zugezählt
und in eine Centralgärtnerschule umgeformt wurde, ward
Steven auch mein unmittelbarer Chef. Beinah jährlich
kam er nach Odessa, um den Garten, die Gärtnerschule
und die verschiedenen Versuche mit der Seidenkultur zu
123
besichtigen. Die vielfach modificirten Apparate für das
Abhaspeln und Spinnen der Seidenfäden, gewonnen von
mehreren Varietäten der Seidenraupen gaben uns Arbeit
genug und Schreibereien ohne Ende. Am genauesten
durchmusterte Steven die weitläufigen Anlagen der
Baumschulen, aus welchen jährlich с. 20 bis 30,000
junge Bäume, meistens ohne Zahlung, den Militar-Ansie-
delungen abgelassen wurden. Dabei vergass er nicht, der
damals schon alte Mann, das Parterre mit den wild-
wachsenden Pflanzen Südrusslands, unter welchen viele
seltene Arten sich befanden und aus den kaukasischen
Provinzen, aus der Krim und den Steppen zusammen-
gebracht worden waren, — auf allen Vieren kriechend,
genau zu prüfen, und wenn er dann z. B. eine Astraga-
lus-Art nicht ganz richtig bestimmt vorfand, so schüttelte
er sein, mit üppigem silberweissem Haarwuchs begabtes
schönes Haupt und schrieb in sein, seit 50 Jahren regel-
mässig geführtes Tagebuch, wie ich solches später ge-
lesen «N. kennt die Astragali nur oberflächlich». Bei ei-
ner Musterung der Art machte der alte, liebe Gönner
ein ungewöhnlich finsteres Gesicht und konnte lange nicht
vergessen, dass ein Astragalus nicht recht mit einer Eti-
kette versehen war. Bei einer so fatalen Gelegenheit,
blieb mir damals nichts anderes übrig, als dass ich ihm
mein Herbarium der gesammelten Steppenflora von Odessa
vorzeigte, und als der alte Herr dieselbe genau durch-
gesehen, ward er wieder mild und meinte, dass dieselbe
mit vielem Fleisse gesammelt worden sei (').
Während der 17 Jahren, welche ich im südlichen
Russland zugebracht habe, besuchte ich jährlich die Krim,
und fand bald in Sympheropol, oder auch in Sudagh im-
(*} Das ganze Herbarium Odessannum habe ich im vergangenen Jahre
Herrn Dr. Regel in St. Petersburg zugeschickt.
124
mer die freundlichste Aufnahme bei Steven. Bei ihm
traf ich 1833 einen alten Berliner Kameraden, den be-
kannten Geologen und Reisenden Du Bois de Montpe-
reux, den berühmten Professor H. Rathke aus Dorpat,
Krynicky aus Charkow, Dr. Kutorga, in der Folge
Professor bei der Universität in St. Petersburg, Dr. Wie-
demann, welcher bei Steven eine Zeitlang wohnte,
später für den botanischen Garten in St. Petersburg
Pflanzen und Insecten sammelte, mit mir während meh-
rerer Jahren correspondirte und zuletzt in Nordamerika
um’s Leben kam. Die Touristen und Naturforscher Dr.
Brunner (') aus der Schweiz, Dr. I. Kohl und Dr.
à) Als Dr. Brunner 1853 bei Steven sich aufhilt, schickte er
mir nach Odessa einen lebenden Aasgeier (Neophron percnopterus)
mit folgendem Gedichte begleitet:
Ich eingenáh'ter armer Teufel,
Willkomm' Herrn Nordmann sonder allen Zweifel,
Bring’ einen schönen Gruss aus Staatrath Steven's Haus;
Nun ziehet schleunigst mich aus Sack und Koth heraus,
Flugs reinigt mir das zierliche Gefieder,
Mit Speis' und Trauk stärkt mir die müden Glieder,
Gefressen habe ich seit gestern Morgen nicht,
Das weiset wohl mein Armsünder - Angesicht.
Gekostet hat mein Hemd 80 Kopeken,
Die musste Dr. Brunner mir vorstrecken.
Jetzt richtet über mich, — soll ich die Sammlung zieren ?
Da sparet keine Müh’, wer fährt, — muss auch gut schmieren.
' Dr. Brunner.
Der Vogel lebte später in meiner kleinen Menagerie in Odessa
drei Jahre. Im Zusammenhang hiemit will ich bemerken, dass, als
ich 1833 zum ersten Male Steven in Sympheropol besuchte, ich
viel von Berlin zu erzäblen hatte, von Humboldt, Link, E h-
renberg, Lichtenstein, v. Siebold, Burmeister,
Erichson und Anderen. Steven, so eben emsig begriffen mit
dem Ordnen seiner Insecten-Sammlung, kam mit mir überein, dass
auch die beiden letztgenannten Kameraden weltberühmte Naturfor-
scher werden würden, — wie es auch gescheben ist. Während der
125
Moritz Wagner, alle drei wohlbekannte Namen, und
welche auch über Südrussland geschrieben haben, be-
fünf Jahren, welche ich in Berlin zubrachte, waren wir auch be-
freundet mit Hern Zimmermann, welcher damals eine Mono-
graphie über die Gattung Amara schrieb, demzufolge Amarus ge-
nannt wurde, und später nach Mexico übersiedelte. In Bezug der
damaligen Verhältnisse der entomologischen Freunde in Berlin er-
laube ich mir folgenden Schwank von einem berühmten Fachge-
nossen mitzutheilen:
Amarus Traum.
Ein berühmter Carabidolog,
Von Halle her nach Spreestadt zog,
Quedlinburg heisst sein Vaterland,
Es ist ein Städtchen wohlbekannt,
Seinen Namen ich nicht nennen mag,
Die Amaren sind sein liebstes Fach.
Die Zabroiden hat er auch so eben,
Ohne Synonymen h’rausgegeben.
Mit den Amaren aber steht’s so so,
Denn er will jetzt hin nach Mexico
Und auf mein gehorsamtes Verlangen
Einen ellenlangen Brentus fangen.
Es ist schon einige Wochen her,
» Dass er hat’ studiret sehr.
Müde ward, und ging zu Bett,
Da lag er auch ganz warm und nett.
Aber auf seinem Herzen liegt ein Stein,
Dess Name, der war Altenstein
Und auch Dietrich liegt ihm im Sinn,
Den wünscht er wohl neunmal zum Teufel hin.
Doch sank er bald in sanften Schlummer,
Gleich bösen Dünsten wich sein Kummer,
Es fioh der Gram, es schwanden die Sorgen,
Ihm träumt: es sei ein schöner Morgen.
Und nach Nordmann eilt er mit schnellem Schritt,
Kommen Sie, ruft er, kommen Sie mit,
Verlassen Sie Ihre Entomostraceen,
Wir wollen auf den Käferfang geben.
126
suchten häufig das Steven'sche Haus. Weit früher, näm-
lich schon 1814 (2), waren die Professoren aus Dorpat
Sie gehen mit einander aus dem Unterbaum,
О Himmel! was ist da für ein Wunder auzuschau'n:
Dicht vor dem Thor, — steht ein Chimborasso
Höher als alle Berge in Mexico!
Da giebt's was zu brudern! sagt Einer zum Anderen,
‚Da müssen wir gleich hirraufwandern!
Da giebt’s gewiss exotische Sachen!
Da müssen wir'n starken Fang machen!
Sie steigen hinauf, im Traum geht es leicht,
Bald ist die unendliche Höhe erreicht. —
Nun greif dich an Musa! — und singe,
Was sie daselbst finden für herrliche Dinge!
Caraben mit Hörnern, gestreifte Pelidnoten,
Cicindelen mit ungeheuer feinen Pfoten,
Unendliche Menge der schönsten Agra’s
Und die prächtig — schenklichsten Sagras.
Goliath, Hercules, Alcocharen,
So viel nur irgend Zu wünschen, — waren,
Brasilsche Colliuris, ostind’sche Ctenostomen
Glatte Chlamys und rauhe Lamprosomen !
Sie fanden viel neue Manticoren;
Grosse Blapse umschwirrten ihre Ohren;
Beim hellen Tage leuchten so die Lampyren,
Dass sich die Sonne musste geniren.
Grosse Brachinen schossen und knallten,
Dass die Lüfte bebten und schallten,
Doch keinen Curculio gewahrte ihr Blick,
Die waren all’ auf der schwed’schen Fabrik.
Demnach der Käfer die Мы! und die Full’
Es war fiir Flaschen und Schachteln zu viel,
Und beide freuten sich schier zu Todt,
Denn jeder Kafer, — war ein Exot.
Da sieht Amarus eine Amaram fliegen,
Wart’, ruft er, ich werde dich bald wohl kriegen:
Und eilt ihr nach von Ort zu Ort,
Die Amara fliegt aber immer fort.
127
М. у. Engelhardt und Fr. Parrot auch in der Krim
gewesen, und fanden in Steven einen eifrigen Unter-
stützer. Vergl. die Reise dieser Herren in die Krym und
den Kaukasus, Berlin 1815.
Nach meiner Rückkehr aus dem Transkaukasus, im
Herbste 1836, fand ich bei Steven unseren berühmten
Landsmann und Sprachforscher, den Akademiker Sjö-
gren vor, welcher kurz vorher Ossetien besucht hatte.
Bei dieser Gelegenheit schenkte Steven an den letzteren
alle seine, mit vielem Fleisse gesammelten, historischen,
ethnographischen und geographischen Notizen und Auf-
zeichnungen über die kaukasischen Völker, eine unstreitig
kostbare Sammlung, welche aus einigen inhaltsreichen Thei-
lenbestand. Steven hatte den Kaukasus, bei den damali-
Und zieht ihn so mit Zauberhand
Hin zu des jähen Abgrunds Rand,
Da stürzt er blind vor Eifer hinunter
Ihm wird's vor den Augen grün, gelb und noch bunter.
Er stürzt wohl zehntausend Klafter hinab,
Und erreicht noch nicht sein sicheres Grab,
Auch wacht er nicht auf, wie es sonst wohl geschieht,
Denn so ordinär träumt Amarus nicht.
Es kam auch noch Hülfe, denn mit schnellem Entschluss
Nimmt Nordmann einen Cerambyx longimanus
Und hält den in den Abgrund hin, —
Um Amarum gleich hinauszuziehn.
Longimanus reckt seine langen Beine,
Und ergreift damit Amarus seine,
Er packt ihn mit seinen tüchtigen Krallen,
Sonst war er in die Pulvermühlen gefallen.
Kaum ist er gerettet, da wird er wach,
Wo sind die Exoten alle? ach!
Verschwunden ist Chimborass'os Hóh!
Dafür aber hat er das Bett voll Fl. —
W. F. Erichson, Berlin 1831.
128
gen schwer zu überwindenden Hindernissen genau er-
forscht, — und wie v. Köppen in dem kurzen Necro=
log über Steven uns belehrt, nämlich schon weit frü-
her, bemerkenswerthe Notizen über die kaukasischen
Bewohner dem Akademiker Lehrberg, gestorben 1813,
mitgetheilt, und im Jahre 1815 einen Aufsatz: «Idées
sur la population du Cauease et sur l'origine des Géor-
gien» an die Akademie der Wissenschaften in St. Pe-
tersburg eingereicht, eine Arbeit, welche aber leider
aueh nicht gedruckt worden ist.
Steven sprach den tatarischen Dialekt der türkischen
Sprache ganz gelàufig.
Schwerlich hätte mein alter lieber Lehrer, der Pro-
fessor der Naturgeschichte in Abo, С. В. Sahlberg,
die etwas sonderbare Idee durchgeführt, zwei junge an-
gehende Naturforscher, W. Dammert und C. Tams
4824—26 nach Taurien und dem Kaukasus zu schicken,
um Naturalien zu sammeln, wenn die Unternehmung nicht
von Steven unterstützt worden wäre. Steven sprach
oft von dieser Expedition, welche c. 18,000 Rb. Banco
kostete, war aber mit derselben nicht zufrieden, denn
meine akademischen Jugendfreunde waren für eine Unter-
nehmung der Art, viel zu wenig wissenschaftlich vor-
bereitet; brachten zwar eine Masse von Käfern und Vó-
geln, aber beinahe keine Pflanzen, anderen Thiere, ge-
schweige denn Versteinerungen oder wissenschaftliche
Notizen mit. Bei dem grossen Brande 1827 in Abo ging
auch Alles verloren und von der ganzen Ausbeute exi-
stirt Jetzt, — nur eine Partie von Käfern in den Samm-
lungen von Sahlberg und Mannerheim. Bei Steven
fanden indessen unsere jungen Landsleute eine liebevolle
Aufnahme und an ihm selbst einen zwar strengen, aber
freundlichen Rathgeber.
159
Alle wissenschaftlichen Reisenden, welche die Krim be«
suchten, wendeten sich sogleich zu dem zuvorkommen-
den und gelehrten Steven und ich zweifle sehr, dass
der berühmte Botaniker emeritus in Dorpat, v. Lede-
bour nach Sudagh übergesiedelt wäre, wenn er nicht in
seiner Nachbarschaft einen Fachgenossen wie Steven,
vorgefunden hätte. Von Steven wurden unter mehreren
anderen auch mein unglücklicher Reisevorgänger im Trans-
kaukasus, der «harmlose und fleissige Pflanzen- und In-
secten-Sammler» Skovitz, wie auch der jetzt bekannte
Reisende in Ostsibirien Radde aufgemuntert, beide wa-
ren ursprünglich Apotheker. Der Erstgenannte hatte wie
Moritz Wagner (!) sagt, ein ähnliches Schicksal wie
der Botaniker Ancher Eloy, er holte sich auf dem-
selben Gebirge Adshara, welches ich einige Jahre spä-
ter glücklich durchforschte, das colchische Fieber, — starb
unbeweint im fremden Lande und liegt auf dem Kirch-
hofe in Kutais, dem Lande des goldenen Vliesses, begra-
ben. Seine letzte botanische Ausbeute wurde von den
Kosakenpferden aufgefressen.
Radde (7) ist glücklicher gewesen, und gegenwärtig
steht ihm ein neues und grosses Feld für die Erforschung
der Naturgegenstánde im Kaukasus zu Gebote. Zu den
(1) Vom 19 (31) März 1853, Brief JV 104, schreibt mir Steven «was
ich aber bedaure ist, dass Ihre sibirische Reise immer nicht zu
Stande kommt, Herr Demidoff hatte doch Ihnen die Direction
der Expedition übertragen und wie ich vernommen habe, auch der
Präsident, der General Muravieff in der geographischen Gesell-
schaft, und ich hoffe immer noch, dass Sie die Leitung überneh-
men werden. Es ist hier seit einem Jahre ein junger Danziger Phar-
maceut, Namens Radde, der vortrefflich ausstopft, selbst ein Jä-
ger ist, sehr hübsch zeichnet, guter Ornitholog, etwas Botaniker und
Entomolog ist und eine ganz unbändige Lust hat, zu reisen. Er hat
bei mir mehrere Monate gewohnt, nehmen Sie den jungen Mann
mit.»
№ 1. 1865. 9
150
wissenschaftlichen Personen, mit welchen Steven schon _
früh bekannt war, ist namentlich zu nennen Hablitz,
der Freund von Pallas und Verfasser der vortrefflichen
physikalischen Beschreibung von Taurien, herausgegeben
schon 1787.
Die Mitglieder der gelehrten Expedition des Herrn
Anatol Demidoff's nach dem südlichen Russland, be-
stehend aus den Herrn de Sainson, le Play, Hyot,
Léveillé, Raffet, Rousseau, du Ponceau, Nord-
mann, Malinvaud, Lalanne, Ayraud und der später
in Paris zugekommenen «collaboration» von Dr. Mandl
und Dr. Goubert, — fanden bei Steven eine gastliche
Aufnahme und der uns begleitende Botaniker Dr. Lé-
veillé ward überrascht, als er in Steven seinen ge-
lehrten Fachgenossen und Meister persönlich kennen
lernte. (Mein zoologischer Beitrag, 60 Kupfertafeln in Fo-
ho, kostete Herrn Demidoff etwa 15,000 francs.).
Steven unterstützte Jahre lang den ausgezeichnet fleis-
sigen Pflanzensammler Compére, einen Zógling der
polytechnischen Schule in Paris, hat nach ihm auch eine
sehr schöne und nur bei Laspi und im Walde von Bai-
dar vorkommende Orchis - Art benannt; Compére war
aber ein ganz wunderlicher Kauz, hatte nirgends Ruh’
und Rast, streifte überall in der Krim umher und starb,
man weiss nicht wo und in welcher elenden Tataren-
hütte, und mit ihm ging auch seine vortreffliche Pflanzen-
sammlung der südöstlichen Küste der Krim | verloren, |
worüber Steven nicht wenig jammerte.
Ich habe, wie schon gesagt, das Glück gehabt, Steven
sehr oft zu besuchen. Das erste Mal 1833. Zu der Zeit
machten wir zusammen еше Excursion nach der Sud-
küste. Der nächste Weg führte uns zu.Pferde auf hals-
131
brechenden Pfaden über das tatarische Dorf «Kockos» und
die Gebirgskette, genannt «Jaila» nach Alupka, zu dem
edlen Magnaten Grafen Woronzoff. Auf dem Gebirge,
es war im Mai, lag noch Schnee. Wir sammelten viele
Pflanzen und Insecten, auf dem höchsten Kamme der
Jaila blühte noch Crocus retieulatus, fanden aber in dem
Walde der Pinus taurica keinen Elater Parreyssii, welchen
seltenen und exotisch aussehenden Kafer Parreyss eini-
ge Jahre früher daselbst entdeckt hatte. (Später, 1836
fand ich ihn in grosser Menge in einem Buchenwalde
unfern Bambori in Abhasien).
Im Spätherbste desselben Jahres war ich, aus Tagan-
rog kommend, wieder bei Steven.
1843 im Mai reiste ich mit Steven von Odessa nach
Bessarabien, Parkan, Tiraspol, Bender und Kischinew,
an welchem letzteren Orte die Steinbrüche und nament-
lich die daselbst vorkommenden Tertiär-Versteinerungen
unsere Aufmerksamkeit auf sich lenkten. Steven, obgleich
er mit der Lupe viel gearbeitet hatte, besass ein schar-
fes Sehvermögen, und konnte im Wagen sitzend, die sel-
tener vorkommenden Pflanzen von weitem erkennen. Dem-
zufolge musste der Wagen sehr oft stehen bleiben. Das
Gesammelte wurde sogleich vorläufig eingelegt. Ein Fi-
scher oder Jäger war er nie, studirte aber fortwährend
die Zoographie von Pallas. Der gemüthliche Du Bois
hatte ihm das Interesse für die Geologie und Paläonto-
logie auch beigebracht.
Theils auf seiner am Salgihr romantisch gelegenen Villa
oder auch in dem seiner Frau gehörenden Weingarten
in Sudagh, die von Reisen nicht eingenommene Zeit zu-
bringend, versammelten sich seine näheren Freunde je-
den Donnerstag bei ihm. Zu diesen gehörten namentlich
0*
132
die Staatsräthe Dr. Mühlhausen, sein Nachbar, Dr. P.
Lang, der Medicinalchef von Taurien, de Serre, zu
welchen aueh sehr oft Dr. Arndt und Grootten hin-
zukamen (+).
() Mein unvergesslicher Freund Du Bois de Montpéreux schil-
dert die Villa Steven, Voyage autour du Caucase V. p. 392 folgender-
weise:
«Mais le Simféropol que j'aime, n'est pas celui qui est sur la hau-
teur, sur la steppe poudreuse et desséchée. Mon Simféropol est daus
la vallée, sur les rives du Salghir. - - - - -
N'est-ce pas aussi là que M. deSteven, successeur deP alla s,
a sa modeste campagne, au pied du lambeau de calcaire à nummulites
qui fait le pendant de celui des ruines, et forme l'autre cóté du por-
tail de la vallée du Salghir. Son portique, qui regarde le sud-ouest,
domine les terrasses de son jardin, oü le savant botaniste aime à faire
prospérer des plantes rares et lointaines; quelques sentiers bordés de
massifs d'arbres et d'arbustes fournissent un ombrage délicieux à
toutes les heures dela journée, et ménent à une vigne qu'il a plan-
tee; c'est un des premiers essais que l'on a faits dans la vallée du
Saighir, que sa hauteur relative de 789 pieds au - dessus de la mer
rend moins favorable que toutes les autres vallées à la culture de la
vigne, dont il faut enterrer les ceps pendant l'hiver. Cet essai avait
réussi et avait encouragé plusieurs autres particuliers à imiter M. de
Steven. Un berceau de vignes qui traversait le jardin et la vigne,
menait au verger riche en arbres fruitiers et traversé par un canal du
Salghir ой prospérait /'Unio Steveniana K r y n.
Des terrasses, la vue dominait Ja vallée et les vergers; l'oeil péné-
‘trait jusqu'au Tchatyrdagh, qui s’eleve sur l'horizon comme une large
tente. La piéce qui s'ouvrait sur le portique, était une salle à man-
ger avec une bibliothèque et une chambre de travail à droite, et à
gauche un salon ой M. de Steven réunissait, chaque jeudi, ses
amis à diner; jour de féte, de discussion, de nouvelles et d'amitié,
^ auquel ne manquait pas celui qui était à la portée de Simféropol.
L'herbier avec le portrait dePallas était à l'étage supérieur dis-
‘posé pour cela, avec un balcon sur le portique. Une chambre, dans
une maison attenante, était réservée pour les amis qui venaient en
visite, ou pour les voyageurs qui se trouvaient heureux d'étudier la
Crimée sous la direction d'un savant comme M. de Steven. Qui
pourrait enumerer les noms de tout ceux qui sont venus de l'Alle-
133
Zu den nächsten Freunden Steven’s gehörten unter
vielen anderen russischen Naturforschern, Fischer v.
Waldheim in Moskau, F. Fischer Director des bota-
nischen Gartens in Petersburg, mit welchem während
40 Jahren ein ungemein fleissiger Briefwechsel und Pflan-
zentausch stattfand. Unter den fleissigsten Corresponden-
ten Steven's ist vor allen Anderen besonders der erste
Secretär der К. naturforsehenden Gesellschaft, Staatsrath
Dr. C. Renard in Moskau zu nennen. Während der beinah
25 Jahren, welche Dr. Renard mit einer ausgezeichneten
Akkuratesse den Geschäften der Gesellschaft gewidmet
und während der langen Zeit in keiner ihrer Sitzungen
fehlte, erhielt er jeden Monat sicher einen Brief, oft selbst
zwei Schreiben von Steven: Jeder derselben zeigte
Steven’s grosse Liebe zu den Naturwissenschaften und
brachte stets etwas neu Beobachtetes. Ich habe die vie-
len Hunderte Briefe gesehen, welche, wie die der vielen
ausländischen Fachgenossen, nach dem Tode der Schrei-
ber mit einer besonderen Akkuratesse und alle verzeich-
net, eingebunden waren. In dieser Hinsicht erinnerte
Steven an den Grafen Mannerheim. Der gelehrte Sta-
tistiker und Akademiker P. v. Köppen ('), welcher frü-
magne, de la Suisse, de la France ou de la Suède, trouver instruction
et hospitalité dans cette chambre modeste? Combien de pages de mon
journal m'ont été dictées dans cette retraite paisible.
Le Salghir sépare le domaine de M. de Steven d'un autre domai-
ne, qui appartient aussi à l'histoire: celui de madame Pallas. ---
M. le prince Woronzoff en a fait l'acquisition.»
(! Herr v. Köppen, unter anderen auch der Verfasser des «Krimskii
Sbornik» und als Fortsetzung desselben der Taurica, Memoiren der
Akademie der Wissenschaften T. IV. 1840. überlebte Steven nur
mit etwa zwei Jahren, und starb auf seiner Villa Karabagh d. 23 Mai
dieses Jahres. Als ich ihn im Mai 1861 besuchte, war er eben beschäf-
tigt, seine Grabstätte eigenhändig zu bereiten und mit Cypressen zu
umpflanzen.
154
her Steven s Gehulfe bei der Inspection des Seidenbaues
gewesen war und zuletzt nach der Südküste übersiedelte,
gehörte ebenfalls zu den Decennien-alten Freunden.
Im Jahre 1849 d. 12 October feierte Steven sein 50-
jähriges Jubiläum im Staatsdienste, worüber ein ausführ-
licher Bericht von Dr. Theodor Basiner, aufgenommen
im Bulletin de la Société des Naturalistes de Moscou, 1850,
Ae II. p. 645 ff. uns vorliegt. Bei dieser Gelegenheit
erhielt der Jubilar die grosse Goldmedaille von dem ge-
lehrten Comité des Ministeriums der Reichsdomanen und
wurde Ehrenmitglied sämmtlicher russischer Universitä-
ten, der K. Akademie der Wissenschaften und mehrerer
anderen gelehrten Gesellschaften.
Auf vielmaliges Bitten erhielt Steven 1850 im 69-ten
Lebensjahre endlich seinen Abschied, nachdem er öfters
gekränkelt hatte, und namentlich litt er an einer mit
heftigen Kopfschmerzen verbundenen Migräne und klagte
oft, wiewohl ohne Grund, über eine Abnahme des Ge-
dächtnisses. Schon 1840 schrieb er mir vom 8-ten Ja-
nuar: «Da meine Augen schwach werden und auch ich
gar keine Zeit habe, weder mit Botanik noch mit Ento-
inologie mich zu befassen, so habe ich einen desperaten
Entschluss gefasst und an Anatol Demidoff geschrie-
ben, ob er nicht alle meine Sammlungen und naturhi-
storischen Bücher für irgend eine Lehranstalt in Russland
kaufen wolle? Ich fordere für alles nur 25,000 R. Ass.
Sollte er Sie darum fragen, so helfen Sie mir es zu ver-
kaufen, vielleicht schenkt er alles dem Odessaér Lyceum.
Mein schönes Herbarıum könnten Sie sehr wohl ge-
brauchen, auch die Insectensammlung».
Die Letztere kam später nach Gorigoretzk, die Pflanzen-
sammlung, in der Folge ungemein bereichert, wie auch
135
eine Auswahl der botanischen Bibliothek, wie wir un-
ten sehen werden, 20 Jahre spater nach Helsingfors.
Zurückgezogen von einem beschwerlichen, mit vielen
Schreibereien verknupften Dienste, verlebte der Weise
am Salghir, beschaftigt mit der Erziehung seiner Kinder,
denen er selbst, unter anderen Lehrgegenstanden, Unter-
richt in mehreren Sprachen gab, — dabei tauschte er fleissig
Pflanzen, war fortwahrend in Anspruch genommen von -
einem Briefwechsel mit den, wie er zu sagen pflegte, Bo-
tanikern der dritten Generation, ordnete fortwährend sein
Herbarium und unternahm auf seine alten Tage eine
neue und critische Arbeit uber die in der taurischen
Halbinsel wildwachsenden Pflanzen, welche im Bulletin
der naturforschenden Gesellschaft 1857 bekannt gemacht
worden ist. Als ich 1860—61 in der Krim mich aufhielt,
arbeitete der alte prachtige Landsmann an einer neuen
Auflage des Werkes. Der Tod uberraschte den uber 80-
jahrigen Gelehrten; kurz vorher schrieb er mir nur eine
Lebensfrist von einigen Jahren, so bin ich mit der Ar-
beit fertig».
Von seinen alten akademischen Fachgenossen über-
lebte ihn nur Treviranus, gestorben in Bonn 1864 im
Frühjahre.
Steven, obgleich so weit von uns enfernt wohnend,
hegte stets eine grosse Vorliebe für sein Vaterland Finn-
land, und als ich, nach dem Tode meiner Lebensgefähr-
tin 1848 Sudrussland verliess, und namentlich von mei-
nem alten Freunde Prof. Ilmeni überredet wurde nach
der Universität in Helsingfors überzusiedeln, — erinner-
te er sich mehrerer der Pflanzen, welche zu seiner Zeit
in dem akademischen Garten in Abo im Freien wucher-
ten. Diese musste ich ihm oft schicken, denn, — wie
*
136
er sich ausdrückte, hiess es «sehe ich dieselben bei mir
blühen, — so werde ich um 50 Jahre jünger und denke
an meine Jugendzeit in Abo. In dieser Hinsicht lautet sein
Brief, der 97-te der Reihenfolge nach:
Sympheropol d. *°/,, Mai 1849.
«Wie geht es mit Ihrer Flora Odessana, wann und wo
wird dieselbe gedruckt werden? Sie wissen, dass Lede-
bour's Flora rossica in's Stocken gerathen ist; es wäre
ewig: Schade, wenn er das classische Werk nicht been-
digen könnte (*). Ich bin in meinem Herbarium sehr
fleissig und habe oft Gelegenheit, mich Ihrer zu erinnern
bei den schónen Alpenpflanzen aus Guriel, die Sie mir
gegeben.
Wenn Sie in Helsingfors Achillea Ptarmica fl. pl. (Bou-
ton d'argent) im Garten vorfinden und mir Wurzeln da-
von schieken wollten, so wurden Sie mich sehr verbin-
den. Prof. Sahlberg hat sie mir vor vielen Jahren,
nebst der Fumaria nobilis zugeschickt, aber sie ist her-
nach ausgegangen, die letztere hat dagegen sich sehr
vermehrt.»
Ich schickte ihm dieselben, zugleich damit auch un-
sere vortreffliche Maamura, Rubus arcticus, welche je-
doch in dem warmen und trockenen Klima von Taurien
nicht aushalten konnte.
Die Fumaria nobilis blühte noch 1861 im Garten und
als wir dieselbe zuletzt sahen, so unterhielt mich Ste-
ven nur mit Geschichten, welche Porthan, Calonius
und Franzen näher betrafen. d
Die Ruhe und Muse, die Steven nach seinem erhalte-
nen Abschied genoss, und welehe er nun der Wissenschaft
(1) Ledebour’s Flora rossica ist bekanntlich doch vollständig er-
schienen.
137
widmen konnte, dauerte indessen nicht lange;.der orien= .
talische Krieg mit allen seinen schrecklichen und bluti-
gen Thatsachen brach über die Krim los, — und obzwar
die Ereignisse aus den vielfach bekannt gemachten Schil-
derungen uns geläufig sind, so werden einige Mittheilun-
gen von Steven vielleicht nicht ohne Interesse sein.
Brief № 106, Sympheropol 4. 22 October (3 Novem-
ber) 1854.
«Trotz aller durch die Zeitungen verbreiteten und pri-
vatim zugekommenen Nachrichten wollte niemand, vom
Obersten bis zum Untersten an eine Landung der drei-
fachen Flotte glauben, bis den '/,, September sie leider
zur Wahrheit wurde. Den 2-ten erfuhren wir es hier, d.
3-ten fuhren viele aus der Stadt, um von der Anhöhe die
ungeheure Flotte zu sehen, die indess ohne allen Wider-
stand die Truppen ausgesetzt und Eupatoria eingenom-
men hatte. Was in den Zeitungen von dem schlechten
Wetter beim Landen geschrieben war, und von dem Un-
gemach, das die Feinde die erste Nacht ausgestanden,
ist nicht wahr. Die Witterung ist vom '/,, Sept. bis
zum *°/,, October unvergleichlich schön gewesen, warm,
still und trocken. Das ganze Land war entblosst von :
Truppen, nur um Sevastopol lagen ausser den Matrosen
etwa 30,000 Mann, bei Theodosia 4 — 5000; das war
alles! Aus Furcht vor weiterem Vordringen der Feinde
und besonders vor den Baschibusuks, flohen schon 9.
4-ten, darunter ich mit meiner Frau und vier Kindern,
alle ineinem Wagen. Wir gingen über Korasan, unserem
Steppengut und die Tschongarische Brücke nach Tonkoje
oder Genitschefsk oder Ustasofsk, wie man es absurder
Weise officiell benannt hat, da der Ort eigentlich Ust-
Sivasch heissen sollte, indem er die Mündung des Si-
138
vasch ins Asovsche Meer ist. Hier blieben wir 11 Tage
in der Hoffnung, es werde sich bald entscheiden, da aber
dieses nicht der Fall war und wir ein gar schlechtes
Quartier hatten, zogen wir allmälig nach Prischib, ei-
ner Colonie an der Molotschna. Hier verweilten wir bis
zu unserer Rückreise; bald hätte uns aber die, .glück-
licher Weise falsche Nachricht von der Einnahme Seva-
stopols genöthigt umzukehren. Nach uns zog allmälig
alles, was dazu die Mittel hatte, aus Sympheropol fort;
bald nach der Landung der Feinde war der Weg nach
Perecop so unsicher, dass die Meisten über Tschongar
flohen. Indess war am 8-ten Septbr. die für uns un-
glückliche Schlacht bei Burluk, nah am Ausfluss der Alma,
wo wir nur 5, die Feinde 8000 Mann sollen verloren
haben, nach der aber unsere Armee sich von Sevasto-
pol auf den Weg zur Katscha zurückziehen musste.
Am 9-ten war die Nachricht davon hier angekommen,
alles gerieth in panischen Schreck und Pestel, unser
Gouverneur, befahl, ohne vom Fürsten Menschikoff da-
zu Befehl zu haben, allen Behörden, sogar der Polizei
und den Gendarmen wegzuziehen; mit diesen zogen auch
alle Einwohner aus. Es soll ein herzzerreissender An-
blick gewesen sein, über 2000 Fuhrwerke aller Art,
manches füs das lezte Geld eines armen Einwohners ge-
miethet, ohne Lebensmittel, — so dass bei der ersten
Raststelle schon um Brod geschrieen wurde! — Glück-
licher Weise hatte ein Militarbeamte dem Fürsten diesen
Scandal gemeldet und Menschikoff schickte sogleich
einen Befehl umzukehren, der nach 10 — 15 Werst die
Fliehenden einholte, die mit Freude wieder zurückkehr-
ten. Noch jetzt lebt dieser fürchterliche Tag in aller Er-
innerung.
139
Aus Freude über den d. 8-ten erfochtenen Sieg haben
die Engländer und Franzosen mehrere Tage gezecht, — die
Menschikoff benutzte, um Sevastopol von der Südseite
zu befestigen, wo es fast ganz offen war und das sie nach
jenem Tage sogleich ohne Mühe hätten nehmen können.
Die Feinde zogen sich indess nach dieser Seite, nah-
men Balaclava ein, aber durch eine unbegreifliche Ver-
blendung, oder vielmehr Irrthum verliessen sie gänz-
lich die «GtBepHaa» (Sie erinnern sich wohl der Lage,
oder haben bei der Hand eine Karte), deren kleine Fe-
stung sie, wie man sagt, vergeblich zu nehmen versucht
hatten, und machten somit die Communication zwischen
Bachtschisarai und Sevastopol wieder frei. So konnte
Sevastopol, das schon gànzlich abgeschnitten war, von
neuem mit Munition, Proviant und Truppen versehen wer-
den. Seitdem sind oftmals kleine Gefechte vorgefallen,
d. 5-ten October aber ein sehr blutiges, doch ohne Er-
folg beiderseits. Mein Sohn Anton, als Marine - Cadet,
auch im Landdienst gebraucht, ist zweimal im Feuer ge-
wesen und mit einer ganz leichten Blessur weggekom-
men. Auf Befehl des braven, zum grossen Leidwesen
aller, in einer Schlacht gefallenen Korniloff, ist Anton
nebst den übrigen Cadetten nach Nikolajef zurückgeschickt,
wo er seine nautischen Studien fortsetzt. Jetzt soll unsere
Armee, nachdem sie bedeutende Verstärkungen erhalten,
etwas vorgerückt sein, so dass alle Communication der
Feinde zu Lande abgeschnitten ist, und sie keine Zufuhr
mehr von Schlachtvieh haben. Sie haben noch Balaclava
inne, und bei Savastopol die Козачья und vielleicht noch
andere Buchten, in denen sich die Schiffe aber bei star-
kem Winde nicht halten kónnen. Der Linie zwischen die-
sen beiden Puncten gegenüber stehen unsere Truppen
von Sevastopol bis Balaclava.
140
Alle Garten und Besitzungen an der Küste von Eupas
toria bis Balaclava, besonders am unteren Belbek, der
Katscha und Alma sind gänzlich verheert; in Alupka und
Salta haben die Feinde etwas gebrandschatzt; weiter im
Innern ist nichts geschehen. Nur der Koslover-tatarische
Kreis ist aufrührerisch geworden und hat dem Feinde
vieles zugeführt, die anderen Tataren sind ruhig geblie-
ben. Eupatoria selbst ist noch in Feindes Händen, die
Türken haben sich da förmlich verschanzt und ein Pascha
regiert daselbst, ein Renegat. Die Güter von Woron-
zoff, Popoff etc. in Tarkankut und Achmetschet sind
ganz ruinirt. In Theodosia ist keine Landung geschehen;
in Sudagh geht die Weinlese ganz ruhig vor sich. An
Friede ist übrigens nicht zu denken. Keine Seite wird
nachgeben wollen. |
d. 24-ten October. Es freut mich meinen Brief mit
der Nachricht beendigen zu kónnen, dass d. 21-ten die
feindliche Armee unser tapfer vertheidigtes Sevastopol
gestürmt hat, aber mit grossem Verlust zurückgeschlagen
ist, und dass Eupatoria wieder in unseren Händen sein
soll? Es sind gestern wieder viele Verwundete herge-
bracht worden. Gefangene werden beiderseits sehr we-
nige gemacht, alles rein gemordet! Ein Sohn des gewe-
senen Gesandten Lord Seymour, ist doch in unsere
Gefangenschaft gerathen und nach Kaluga gebracht wor-
den. Einige verwundete englische Officiere liegen noch
hier.
Brief № 107 4. 9 December 1854.
---- Es sieht, wenigstens nach allen Nachrichten so
aus, dass die Feinde die Krim bald verlassen werden.
Es soll bei ihnen der grösste Mangel an allem herrschen
und was früher nicht der Fall war, es sollen oft Deser-
141
teure zu uns herüber kommen. Seit 14 Tagen. ist auch
Baron Osten-Sacken in Sevastopol an Dannenberg's
Stelle. Von Sacken hofft alles sehr viel, bis jetzt ist aber
nur von einem kleinen Handstreich zu hóren, den die
yepHomopskischen Schützen mit einigen anderen aus-
geführt haben. Dieselben haben in der Nacht sich an-
geschlichen, eine Batterie erstürmt, die Leute grossen-
theils niedergemacht und ein Paar Mórser weggenom-
men, mit einem Verlust von 30—40 Mann. Dann sollen
zwei unserer Dampfschiffe eines Tages ausgelaufen sein,
das Lager der Franzosen an einer der äusseren Buchten
des Chersons beschossen und bei der Annäherung der
englischen Schiffe sich glücklich wieder in den Hafen
retirirt haben. Der furchtbare Orkan, der den ?/,, Novem-
ber wüthete, hat eine grosse Menge Schiffe scheitern ge-
macht und sonst beschädigt. Hätte er noch 2—3 Stun-
den gedauert, so wäre die ganze Flotte wahrscheinlich
zu Grunde gegangen. Sie haben doch noch viel Schiffe
nach, denn man sagt, es sei eben jetzt wieder eine neue
Landung bei Eupatoria geschehen. Dies scheint mir doch
unwahrscheinlich, oder wenigstens zwecklos, denn wir
haben da eine Menge Cavallerie. In Odessa soll man ein
neues Bombardement erwarten. Alles das sind Gerüchte;
so nah am Kriegsschauplatz wissen wir doch nichts Ge-
naues. Gewiss ist, dass die Stellung der beiden Armeen
immerfort dieselbe ist, trotz der fürchterlichen Schlachten.
Unser Sympheropol ist voll von Verwundeten und Kran-
ken, leider vielen Typhosen; in 42 Häusern sollen mit
den Hospitälern 4600 Kranke liegen, ausser was in
Bachtschisarai und Karassubasar unterbracht worden ist.
Ich habe auch Einquartirung; im oberen Stock bei mir
ist ein verwundeter Husaren Officier.
---- Noch ist bei uns kein Winter, vielmehr schönes
142
Herbstwetter, Mittags 10 — 12° Warne, Nachts 4 — 6°
Chrysanthemum indicum, Cheiranthus ineanus, Scabiosa
atropurpurea und vieles Andere bluhen noch auf meiner
Terrasse; kommen Sie theurer Freund wieder nach dem
Süden zurück, man lebt ja angenehmer als wie im
Norden, herzlich freut mich Ihr Versprechen uns we-
nigstens besuchen zu wollen; erfüllen Sie es bald, so
lange ich noch lebe. Ich bin bald 74 Jahr alt und denke
täglich an meinen Tod und an das Schicksal meines
schönen Herbariums. Sagen Sie mir, ist Ihre Universität
reich genug, um es nach meinem Tode mitsammt der
Bibliothek zu kaufen?. |
Brief № 108, Sudagh d. 28 November (10 Decem-
ber) 1855.
- - - «Meine Briefe hätten doch nichts wie Klagen ent-
halten können, die Ihnen nicht Vergnügen gemacht hät-
ten. Ausser dem allgemeinen Zustande unseres Landes,
den Sie aus den Zeitungen kennen, ist noch unsere La-
ge hier besonders peinlich; Sudagh ist ganz offen, wie
Sie wissen, es sind hier keine Truppen und wäre auch
Thorheit hier welche herzuschicken; so sind wir jedem
Piraten preisgegeben, der Lust hat, uns zu plündern.
Noch ist freilich nichts ähnliches vorgefallen, nicht ein-
mal ein Dampfschiff ist bis jezt an unser Ufer gekom-
men, aber es kann doch geschehen. Zur Zeit des Mu-
hamed bairams, Anfang Juni, erwartete man so etwas
und zugleich damit einen Aufstand der Tataren; wir und
alles was wegziehen konnte, — floh für diese 8 Tage
über das Gebirge in die nächsten russischen Dörfer; es
ging aber Alles glücklich vorüber, und seit der Zeit le-
ben wir wieder hier. Indess hatte ich das Unglück mei-
ne älteste Tochter Julie an der Ruhr zu verlieren, mein
143
liebstes Kind, welches auch Sinn für die Naturgeschichte
hatte, und unter anderen Gegenständen auch die Fische
sehr schón zeichnete. Dr. Brandt in Petersburg besitzt
einige von den Bildern. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie
mich dieser Verlust betrübt hat! - - -
Mein Haus in Sympheropol ist seit dem April von |
Kranken und Verwundeten eingenommen, aber wenn es
auch frei wäre, würde ich schwerlich da wohnen; alle
meine alten Freunde sind todt oder weggezogen, neue,
die mir zusagen könnten, finde ich keine! Ich habe jezt
mein Herbarium aus Sympheropol, 40 grosse Schränke,
naeh Sudagh bringen lassen und beschäftige mich da-
mit vom Morgen bis Abend. Die Cornus sanguinea aus
Gottland und Finnland, die Sie mir zugeschickt haben,
hat mir grosses Vergnügen gemacht. Meyer hat Recht,
unsere in Taurien scheint verschieden zu sein. Eine Enu-
meratio plantarum peninsulae tauricae habe ich der Mos-
kauer naturforschenden Gesellschaft zum Druck geschickt.
P. S. Anton, mein àlterer Sohn, ist seit dem Mai Of-
ficier d. В. Midshipman, und hat den berühmten Re-
dan mit gegen die Englànder vertheidigen geholfen, auch
dafür schon zwei Auszeichnungen erhalten; er ist auf der
Съверная geblieben, die jetzt sehr befestigt ist. Der gróss-
te Theil des kleinen hestes unserer Matrosen und See-
officiere ist nach Nikolajef übergeführt.
Warum hat mir das Schicksal nicht erlaubt in meinen
alten Tagen Sie in meiner Nähe zu haben»?
Steven umfasste mich, wie ich schon früher bemerkt
habe, stets mit einer, ich möchte sagen, väterlichen
Liebe, legte auf meine geringen wissenschaftlichen Lei-
stungen einen viel grösseren Werth als dieselben solchen
144
verdienten und nur diesem Umstande und dem, — dass
er selbst ein Finnländer war, hat die Universität in Hel-
singfors zu verdanken, dass dieselbe in den Besitz sei-
nes Herbariums und der theuren Auswahl seiner botani-
schen Bibliothek gekommen ist.
Die Correspondenz hierüber wurde zwischen uns fünf
Jahre geführt, bis dass Steven, obzwar er für die Samm-
lung, so überreich an Typen von Adams, Hablitz,
Pallas, Bieberstein, Besser, Fischer, Szovitz,
F. A. Meyer, Hohenacker, Ledebour und anderen
bekannten Botanikern, im Auslande eine namhafte Geld-
summe hätte erhalten können, sich endlich entschloss,
die ganze Sammlung der vaterländischen Hochschule zu
schenken. Er schreibt darüber, Brief № 110, Sudagh 4.
30 August 1856:
- - - «Mein schönes Herbarium werde ich also wohl
der finnischen Universität vermachen, wenn meine Kräf-
te so abnehmen, wie sie es dies letzte Jahr gethan, so
schenke ich es noch bei Lebzeiten und schaffe mir das
Vergnügen, Sie zum Empfang hier zu sehen. Vielleicht
lebe ich noch bis zum nächsten Sommer, da kommen
Sie hübsch her und bleiben eine zeitlang mit uns in Su-
dagh».
Brief № 112, Sympheropol d. 30 April 1857:
^--- «ch bin sterbenskrank gewesen. Es muss ein
Stein abgegangen sein, da die heftigen Schmerzen so
plözlich aufhórten, worauf denn allmälig die übrigen Lei-
den ein Ende nahmen. Ihrem Rathe zu Folge habe ich
an den Grafen Armfelt geschrieben, dass ich mein Her-
barium und meine botanische Bibliothek der Universität
in Helsingfors darbringe, aber bis zu meinem Tode be-
145
halten will, wo der Graf dann Sie beauftragen-móge, es
abzuholen.
Schicken Sie mir wieder die Achillea Ptarmica fl. pl.
wir hatten sie in unserem Gärtchen in Fredrikshamn».
Brief № 118, Sympheropol 4. 1 Aug. 1859.
- - - «Es thut mir leid, dass Sie nicht mein Herbar
dies Jahr empfangen können. Ich arbeite indess an einem
Supplement zu meiner Enumeratio der taurischen Flora».
Im September 1859 wurde Steven wieder sehr krank,
fing zwar einen.Brief an, selbst zu schreiben, konnte
aber denselben nicht beendigen, den Rest dictirte er
einer seiner Töchter.
Brief № 120, Sudagh 4. 7 December 1860.
- - - Ich bin sehr schwach geworden und kann jetzt
seit mehreren Wochen das Bett nicht mehr verlassen.
Vor etwa drei Wochen hat der Tod nach einer fünftägi-
gen Krankheit, mir meine Frau in ihrer vollen Thätigkeit
geraubt. Ich leide nur an Marasmus».
Das folgende Schreiben war wegen des Krankheitszu-
standes mehr beruhigend und enthielt schon mehrere
wissenschaftliche Mittheilungen und Bemerkungen:
Brief N 121, Sudagh d. 6 März 1860.
- - - «Radde ist schon längst wieder aus Ostsibirien
zurück und obzwar er bei mir gewohnt, hat er mir nicht
ein Blättchen von Amurpflanzen zugeschickt und ich ha-
be überhaupt von daher nichts zu sehen bekommen. Die
letzte Zeit haben mir mehrere ausländische Botaniker
Pflanzen verschafft, wofür ich von meinen hiesigen und
-caucasischen Seltenheiten habe hergeben müssen.
Wir haben einen sehr gelinden Winter gehabt, nur die
N 1. 1865. 10
146
letzten 8—10 Tage hat es einige Mal bei Tage gefroren,
sonst auch Nachts nicht mehr als — 8°, aber leider ist
wenig Schnee gefallen; es fingen schon Mandeln an zu
blühen, Crocus, Scilla bifolia, Colchicum bulbocodioides,
Primula acaulis, Farfara und andere waren in voller
Blithe, jetzt da die Fröste vorüber zu sein scheinen,
werden sie wohl wieder erscheinen.
Es thut mir wohl leid, dass von meinen zwei Sohnen
keiner Lust zur Naturgeschichte zeigt.
Kommen Sie und sehen Sie sich die Abdrucke der
Fucoideen an, welche die Steinplatten um meinem Hau-
se in Sudagh bedecken. Von der grossen Tarentula mit
den vielen Jungen auf dem Leibe, hat mir Alexei ein
Exemplar gebracht, das ich jetzt füttere, es will keine
Fliegen haben, die sind ihr wohl zu klein, aber einen
Gryllus hat sie zu verzehren beliebt. Sie erhalten anbei
einen sehr schönen Gryllus, sehen Sie doch zu, ob der-
selbe in Fischer’s Entomographie abgebildet ist. Ich
habe auch eine Locusta, vielleicht Ephippium mit weiss-
gerandetem Brustschilde, die kein Grass frisst, aber einen
Gryllus italicus mit Haut und Haar verspeisst und nur
die Hinterbeine nachgelassen hat.
Den neuen Astragalus hat Hr. Seletski nicht wieder
in Sudagh auffinden können. Mir läge besonders an dem
Namen der weissen Spinne (ist Thomisus Diana), die der
grosse Sphex (Polepoeus pensilis Illig.) in solcher Men-
ge für seine Jungen in meiner ПЕНЬ herbeischleppt.
Die Orchis satyrioides und pustulata sind während des
vergangenen Sommers sehr selten vorgekommen. Wir
haben in Sudagh eine Riesentraube «Chatymbarmak», de-
ren Beeren 45 Millim. lang und 22 M. dick sind. Ha-
ben Sie in der Universitäts-Bibliothek ein Werk, wo Sie
147
nachsehen könnten, so bitte ich mir zu sagen, wie solche
in Frankreich oder Deutschland heisst? -.
Man hat mir Streusand aus Sevastopol gegeben, ich
schicke Ihnen eine kleine Portion mit der Bitte, alles oder
einen Theil davon an Prof. Ehrenberg zu senden, des-
sen Bekanntschaft ich vor etwa 42 Jahren in Berlin mach-
te, wie er im Begriff war, nach Aegypten zu reisen;
vielleicht findet er darin etwas von Infusorienschalen.»
So schrieb mir der über 80-jährige, wie er sich aus-
drückte lebensmüde Greis, ein sprechender Beweis, dass
er trotzdem ein lebendes Interesse für die Wissenschaft
zu bewahren wusste!
Nachdem ich von dem Kanzler der Helsingforser Uni-
versität den Auftrag erhalten hatte, das vielbesprochene
Herbarium von Steven abzuholen, reiste ich endlich,
begleitet von meinen beiden Tóchtern und einer Malerin,
D-elle Olson d. 27-ten Mai 1860 von Helsingfors, ging
über Schweden, Berlin, Wien der Donau entlang nach
Odessa, von da den Dniepr hinauf nach Ekaterinoslaw
zu meinem Bruder Carl und dann den nàchsten Land-
weg nach Sympheropol, wo wir den 4-ten August glück-
lich anlangten und auf der Villa von Steven am Sal-
ghir abstiegen. Das Schicksal wollte es haben, dass ich
nach ешег Abwesenheit von 12 Jahren den herrlichen
Süden mit allen seinen Erinnerungen der daselbst ange-
nehm und traurig verlebten Zeitperiode noch ein Mal
wiedersehen sollte. Sudagh liegt 100 Werst von Sym-
pheropol entfernt; d. 11 August hatte ich das Glück und
die Freude, meinen innig verehrten Gónner und Lands-
mann umarmen zu kónnen. Bei uns Beiden glànzten die
Freudenthránen und eine Weile fanden wir keine Worte.
Ich komme, um Ihnen Ihr Liebstes zu rauben, war das
10*
148
Erste, welches ich herausbringen konnte, worauf der alte
Herr mich liebevoll ansehend, erwiderie, — «So ist's
recht, machen Sie es nur geschwind, packen Sie das
Gras fort, — und dann wollen wir so lange wie möglich
noch beisammen bleiben und uns noch ein Mal des Le-
bens freuen; die schönsten Trauben und Früchte aus mei-
nem eigenen Garten und pour la bonne bouche auch Sol-
pugen, Skorpionen, Taranteln und anderes Gethier kön-
nen Sie als Desert aufspeisen, dieselben sind nicht gif-
tig. Darauf erzählte er mir sogleich, er habe vor Zeiten
eine grosse Epeira selbst verschluckt, um bei einer vor-
gefallenen Gelegenheit seiner erschrockenen Umgebung
zu beweisen, dass die Bestie nieht giftig sei.
Dem Aeusseren nach zu urtheilen, fand ich den alten
prächtigen Herrn trotz dem, dass er um 13 Jahr älter
geworden war, nicht auffallend verändert. Seinen schó-
nen Kopf umwallte ein reicher silberweisser Haarwuchs,
dessen Locken er bei Gelegenheit und gewöhnlich ohne
Kopfbedeckung dem Winde preisgab, seine freundlichen
himmelblauen Augen glänzten wie vormals, zahlreiche
Furchen bedeckten sein geistreich aussehendes Antlitz,
welches man ohne gerührt zu werden nicht lange anse-
hen konnte, sein feingeschlitzter Mund mit seinen sar-
kastischen Winkelzugen beurkundete den gelehrten Men-
schenkenner.
Eine meiner Töchter, nachdem sie einige Jahre in
Dresden Studien der Malerei vollendet, hatte das Glück,
ein getroffenes Bildniss von ihm wiederzugeben. Das
Original davon ist bei Stevens Erben, die Kopien sind
bei mir zu haben, eine von denselben, zugleich mit dem
Portrait von P. S. Pallas sind der neu zu errichtenden
Neurussischen Universität in Odessa verabfolet worden.
149
Steven war klein von Wuchs und von zartem Kör-
perbau, sein Temperament ungemein feurig und lebendig,
seine individuelle Auffassung aller Beurtheilung der viel-
fach durchlebten Verhältnisse solidarisch geprüft, empfäng-
lich für das Gute und Schlechte; dem Ersten spendete
er vielleicht eine zu grosse Anerkennung, das Letzte geis-
selte er vielleicht auch zu strenge. Wehe dem, welcher
seiner Ansicht nach in die letztere Kategorie gefallen
war! Ausgerüstet mit einer grossen Menschenkenntniss,
sprudelte sein Urtheil, voll Witz und schlagenden Argu-
menten; bei alle dem war er doch kein Rechthaber und
milderte oft sein strenges Urtheil. In seinem Glauben
war er zu aufgeklärt, um dem auf crassen Dogmen gebau-
ten Bekenntnisse einen allzugrossen Werth beizulegen, in
dieser Hinsicht war er der einzige, welcher nach eige-
ner Ueberzeugung in seiner Familie abwich. Sein älte-
ster krimmscher Freund und nächster Nachbar am Salg-
hir, der ehrwürdige Staatsrath Mühlhausen, Vorsteher
der deutschen Gemeinde in Sympheropol, war einer an-
deren Meinung, und dennoch blieben sie bis zuletzt
treue und gute Freunde.
Steven steckte in der Gesellschaft voll geladen mit
überraschenden witzigen Erzählungen aller lustigen Bege-
benheiten, und wenn er etwas Neues in dem Bereiche
der Gonversation hörte, so konnte er herzlich, ich möchte
sagen, kindlich lachen, war aber immer bereit etwas
noch mehr Komisches vorzutragen.
Einst traf ich ihn beim Lesen einer Reisebeschreibung.
«Das Buch, sagte er mir, ist langweilig, nur eine Stelle
ist amüsant. Auf einem Schiffe befand sich ein Affe,
welchen die Matrosen in einem Käfig zusammen mit ei-
.nem Ferkel einsperrten. Beide wurden bald intime Freun-
t 150
de, doch kaum hatte der Affe den gewundenen Schwanz
des Ferkels bemerkt, als er sofort sich abpeinigte, dem
Schwanze eine gerade Richtung zu geben, mit einer
Hand denselben ausstreckte, mit der anderen nach vie-
len Versuchen andrückte, dann wieder losliess, worauf
das Schwänzlein doch wieder in seine frühere Spiralwin-
dung zurückschnellte. Sie sehen, meinte Steven, der
Affe mühte sich, wie wir Menschen, vergebens ab und
wollte etwas zu Wege bringen, welches sich nicht er-
zwingen lässt».
Unter vielen anderen heiteren Geschichten, nannte er
mir einen alten Akademiker in Petersburg, welcher ganz
abweichend den Namen Pallas declinirte, er liess nàm-
lich drucken «apud Aristotelem et Pallantem».
Degabt mit einem feurigen Temperamente, gingen alle
seine Unternehmungen und Beschlüsse eilig vor sich. Alles
musste sogleich vollzogen werden; die Faulheit hasste
er, und oft schien es mir, dass er mit seinem Vorhaben
sich überstürzte. Um einen grósseren Nachdruck auf sein
Urtheil zu legen, gebrauchte er einige Kraftausdrücke,
welche in seinen Briefen gewöhnlich vorkommen, statt
sehr schrieb er immer «fam». So heist bei ihm: Herr
v.B. in Petersburg, «ein infam geistreicher Naturforscher»
Dr. B., еш infam fleissiger Zoolog, В. ein infam thäti-
ger Briefwechsler und Naturaliensammler, Prof. Trevi-
ranus in Bonn, ein infam lieber alter Freund, sein vor
Zeiten bei ihm angestellter Secretär M., ein Schüler von
mir in Odessa, ein infamer Latinist u. s. f.
Steven hatte in seinen rüstigen Jahren und auch spä-
ter einen schnellen und trippelnden kaum hörbaren Gang,
denn er trug, wo solches geschehen konnte, selten Stie-
fel, statt deren immer eine leichte Schuhbekleidung,
*
men EFF ERES me NET E NI P PER IT RI EURE EN IY
151
Sein Anzug war bequem, altmodisch und veraltet. Seine
Droschke in Sympheropol war in der ganzen Umgegend,
bekannt, unbequem, mit einem hohen Sitze versehen
und klapperte ganz unbarmherzig, worüber, wenn ihm
deswegen Bemerkungen gemacht wurden, er herzlich
lachen konnte. Doch wir wollen wieder auf meinen letz-
ten Aufenthalt in Sudagh zurückkommen.
Derselbe fiel dieses Mal in die heisseste Jahreszeit;
trotz dem sammelte ich fleissig Spinnen und Insecten,
namentlich die stechenden Vierflügler, welche gegenwär-
üg von Dr. Gerstäcker in Berlin verzeichnet wer-
den. Bei jeder vorzunehmenden Excursion erhielt ich,
wie vor zwanzig Jahren, stets nachdrückliche Instructio-
nen, da und da, hiess es, blüht Jetzt die prachtvolle
Capparis spinosa, vier Astragalus-Arten tragen jetzt Scho-
ten, vergessen Sie nicht Sium lancifolium am Bache ein-
zulegen, wo ist ihr Kóscher und Ihre anderen Jagduten-
silien, Sie wollen zu den alten genuesischen Ruinen, da
finden Sie in der Umgegend schóne Liasversteinerungen
und wahrscheinlich auch seltene Spinnen, denn solche
sind hier noch von Niemand gesammelt worden; haben
Sie Ihren Hammer mit?»
Mit einem Worte, der alte liebe Herr überrumpelte mich
geschäftig mit Aufträgen und Erinnerungen aller Art,
bedauerte aber jedes Mal, dass er nicht mehr mitfolgen
könne. Steven gab mir den ganzen Vormittag, wenn
ich etwa beschäftigt war, die gesammelten Insecten, Spin-
nen und Pflanzen vorläufig unterzubringen, — keine
Ruhe. Ich kletterte auf allen den nächst gelegenen Ber-
gen, kroch in die Schluchten, schwitzte, befand mich
aber ganz wohl; gebrauchte jeden Tag das wohlthuende
Seebad. Stevens Pferde waren wohlgenährt. Bin nie so
152
schnell gefahren als bei ihm von seiner Behausung nach
dem etwa zwei Werst entfernten Seeufer. Auf dem
schlechten, steinigen und gefährlichen, von wuchernden
Gesträuchen beengten Wege, ging es in hastiger Schnel-
le über alle Hindernisse, immer aber glücklich fort, und
als der Abend kam, wurde die ganze Ausbeute genau
von Steven durchgemustert; bei der Gelegenheit war
ich ganz erstaunt über sein Gedächtniss, welches er vor-
gab schon längst verloren zu haben. Die lokalen tata-
rischen Benennungen der Pflanzen kannte er ganz vor-
trefflich. Viele derselben hat er auch in seinem Verzeich-
nisse der taurischen Flora angegeben.
Zur Theezeit, welche auf der Veranda stattfand, ver-
sammelte er seine Nachbaren, meistens aus älteren Da-
men bestehend. Die schönsten Früchte, Weintrauben,
Mandeln, Birnen und s. f. waren, wie auch der Sudagher
Wein und Melonen reichlich aufgetischt, gewürzt mit
possirlichen Anekdoten, welche er ganz meisterhaft wie-
dergab.
Doch kaum war die Sitzung halb vollendet, da hiess
es wieder: «machen Sie, dass Sie wieder fortkommen».
Im Garten habe ich auf Brettern geschnittene Aepfel und
Birnen zum Trocknen ausbreiten lassen. Da finden Sie
eine Masse von Noctuen, jetzt muss die, im Sitzen mit
gefaltenen Flügeln versehene, Brotolomia meticulosa und
Consorten häufig sein (').
(') Bei derselben Gelegenheit fing ich unter vielen anderen :
Triphaena subsequa, pronuba und innuba, Noctua xantographa,
Hadena monochroma Esp., Acontia solaris, var. albicollis Fabr.
Plusia circumflexa,. Grammodes stolida, Plusia ypsilon Dahl.,
Agrotis crassa, puta Hübn., obesa Boisd., lata Tr., Stephania
puniceago, Neclia famula Fr., Solidosema plumaria, Gnophos
obscurata, Stenopteryx hybridalis u. $. Г. Unter den Spinnern
war für mein Verzeichniss der taneika neu, — Trichosoma parasita
153
Mein diesmaliger und letzter Aufenthalt in dem roman-
tisch gelegenen, seit Pallas Zeit berühmten Sudagh-Thale
währte vom 11-ten August bis zum 7-ten September.
Während derselben Zeit ereilte mich d. 30 August
eine Telegrammdepesche mit der überraschenden Nach-
richt aus Paris, dass das französische Institut, nachdem
mein alter Lehrer Ehrenberg als Associe Humboldts
Platz eingenommen hatte, mich zu seinem ausländischen
Mitgliede ernannt habe.
Ich erwähne des Umstandes nur deswegen, weil sol-
ches in dem entfernten Winkel von Sudagh zuerst be-
kannt wurde. Steven freute sich über diese seltene ge-
lehrte Auszeichnung mehr denn ich, erbärmlicher Natur-
forscher, und fand nicht Worte genug, um darüber sei-
ne volle Zufriedenheit auszudrücken. О! wie gern hätte
ich gewünscht, das Diplom mit dem beflügelten Miner-
vahaupte, dem anspruchlosen Nestor der Botanik am
Salghir zu gönnen. Steven meinte aber, wenn seine
alten Freunde, Lamarck, Cuvier, Richard und an-
dere noch leben würden, so hätte er dieser Ehrenbezeu-
gung schon vor 25 Jahren sich erfreuen konnen!
Nachdem solches geschehen war, behandelte er mich
mit noch grösserer Freundlichkeit.
Sobald ich das Herbarium und eine Auswahl der bo-
tanischen Bibliothek aus Sympheropol verpackt und fort-
geschiekt hatte, war es meine Absicht, sogleich heimzu-
kehren.
Aber bei den nächtlichen Schmetterlings-Excursionen
aus der Sleppe. Sphinx Convolvuli und stellatarum wie auch Atropos
waren gemein. S. Nerii kommt alle Jahre in der Krim und bei Odessa
vor. Am letztgenannten Orte habe ich die Raupen mit Lonicera lalaríca
gefüttert, und 9 Stück Schmetterlinge vollstandig entwickelt erbalten.
15%
auf der Villa am Salghir, holte ich mir ein mit beäng-
stigendem Herzklopfen und stagnirendem Pulsschlage
verbundenes taurisches Fieber, der herbeigerufene Arzt
glaubte mich retten zu können, wenn er Blutverlust ver-
ordnete, demzufolge ward ich so schwach und krank,
dass ich meiner irdischen Auflösung jeden Tag entge-
gen sah. Eine Ohnmacht folgte der anderen, und als ich
die Villa Steven verliess, um bei einem meiner frühe-
ren Schüler aus dem Lyceum Richelieu in Odessa, H-rn
Eckart mich vorläufig zu etabliren, Dank dem lieben
Eckart, so war ich so schwach und erbärmlich, dass
ich kaum ein Glied rühren konnte.
Am meisten plagten mich indessen die Lichtmomente
während der Fieberanfälle. Die dieses Mal versäumten
Versteinerungen in dem Thale «Badrak» unfern Bachtschi-
sarai, die vielen bekannten und unbekannten Gobius-Ar-
ten, von welchen schon Pallas, Zoogr. Ш. р. 148,
sagt: «Euxinus Pontus tandem gobiis pullulat und die
ich noch ferner beabsichtigte zu sammeln und zu unter-
suchen, — verfolgten, spuckten und vorgaukelten in
bunten und zerrissenen Bildern meinen Krankheitszu-
stand. Ich war demnach gezwungen, den Winter ш Sym-
pheropol zu bleiben, miethete mir ein Quartier, ein, wie
es sich später ergab, kaltes und unfreundliches, in wel-
chem ich und meine Umgebung während des ungewöhn-
lich rauhen Winters viele Unannehmlichkeiten auszuste-
hen hatten.
Im Oktober, konnte ich bei einer scheinbaren Recon-
valescenz eine Excursion in der nächsten Umgebung von
Sympheropol unternehmen, d. 16-ten eine weitere nach
der Südküste, Sevastopol, Oreanda, und Karabagh zu
Hr. v. Köppen.
155
Steven war unterdessen mit seiner zahlreichen Fami-
lie und den vielen Grosskindern von Sudagh nach sei-
ner Villa am Salghir in Sympheropol übergesiedelt. Der
häufige Umgang mit ihm war mir eine wahre Wonne.
Am 23 Jan. (4-ten Februar 1861), erlebte ich, übrigens
krank und erbärmlich, einen Freudentag, indem mein
Sohn Arthur, vom Amur konımend in Sympheropol glück-
lich ankam. In Folge des ungewöhnlich strengen Winters,
hatte er aber auf der weiten Reise seinen Kopf gräss-
lich erkältet und verfiel in eine Gemüthskrankheit, wo-
bei er, gereizt und verstimmt, fortwährend von dem Wie-
derkehren zu dem mir jetzt verhassten Amurgebiete fa-
selte, und uns Allen Kummer und Sorgen verursachte.
Der Winter 1861 in Taurien gehört zu den unange-
nehmsten, den ich je verlebt habe. Mein einziger Trost
war wie gesagt Steven.
Zum Frühjahre wurde es indessen etwas besser, auch
konnten wir im April eine Excursion nach Jenisala zu Hrn.
Grootten und zu der bekannten Grotte in der Umge-
gend vornehmen; später reisten wir wieder nach Kara-
bagh zu Hrn. v. Kóppen.
Diese beiden Ausflüge verschafften mir eine Menge
neuer Spinnen, 4 Arten Fledermäuse und, als wir bei Hrn.
v. Kóppen am Ufer Fische angelten, war Arthur so
glücklich, einen für die Fauna taurica neuen Lepadoga-
ster zu erwischen (').
( Ich habe das bunte Fischlein Lepadogaster Kessleri genannt und die
nach dem Leben gemachte und bereits gedruckte Abbildung derselben
Hrn. Kessler mitgetheilt. Die Fische haben doch in der Regel un-
bewegliche Augen, aber mein Fisch, den ich mehrere Tage lebend
beobachten konnte, bewegte seine bunt gezeichneten Augen sehr leb-
haft, wie mir solches früher nicht vorgekommen war.
156
Zwei ganz ausgezeichnete Epeiriden, und eine Masse
von stechenden Vierflüglern waren unter anderen auch
unsere Ausbeute.
Während des ganzen Frühjahrs war das Wetter sehr
unbeständig, kalt und unbehaglich, d. 19-ten April fiel
in Sympheropol bedeutend viel Schnee.
Nach langem Zögern stellte sich endlich im Mai eine
warme Witterung ein und jetzt erst konnte ich an die be-
schwerliche Rückreise denken.
Der Abschied von dem prächtigen Steven, den ich
nicht mehr wieder zu sehen hoffen konnte, presste uns
Thränen aus den Augen; zuletzt warf ich noch einen
Blick m die schon vor längerer Zeit gegrabene und ge-
mauerte Gruft, an der nördlichen Mauer seines Gartens,
hinein.
Am 15-ten Mai verliessen wir Sympheropol und lang-
ten d. 2 (14-ten) Juni glücklich in Helsingfors an, wo
ein Schreiben von Steven meiner bereits harrte.
Um die Skizze zu seiner Biographie zu vervollständi-
gen, will ich noch einige Notizen über seine nächsten
Verwandten folgen lassen:
Sein Vater, Zollverwalter in Fredrikshamn und Colle-
gienrath Christian D. Steven war zwei Mal verhei-
rathet und hatte mehrere Kinder, von welchen unser
Nestor das höchste Alter erreichte und sämmtliche Ge-
schwister weit überlebte.
Die erste Frau war eine geborene Wulffert und aus
dieser Ehe gingen hervor:
Die Söhne 1) Anton, Generalproviantmeister, war ein
grosser Beschützer seiner Landsleute Guist und Kiri-
lin, starb geisteskrank in der Umgegend von Dorpat.
157
2) Christian und 3) Alexander, General - Lieutenant,
heirathete die einzige Tochter des General~Gouverneurs
von Finnland Grafen Steinheil (‘), wurde von dem letz-
teren adoptirt und führte den doppelten Namen Graf Ste-
ven-Steinheil, starb 1827 oder 1828. Von den Schwe-
stern war eine verehlicht mit dem Generalen von der
Artillerie und Director des ersten Kadettencorps in St.
Petersburg I. Markewitsch. Sie starb 1825 oder 26.
Die andere Schwester heirathete einen Dr. Körber.
Die zweite Frau war eine geborene Bruun, Jacobine
Catharina, geboren 1766 d. °/,, December. Dieselbe war
die Tochter des Kaufmanns Heino Erik Bruun und
wurde mit Steven, dem Vater, vereirathet d. 4-ten
October 1789. Steven’s Vater war damals Collegien-
Assessor, und unser Botaniker 9 Jahr alt; zwei Jahre
später war er schon Civis academicus in Abo.
Die Halbgeschwistern waren:
A) Friedrich, gestorben 1850, August, in Ostende,
Geheimer Rath und Gehülfe des Minister-Staatsseeretären
von Finnland, Grafen A. Armfelt. Derselbe liess sich
trauen mit seiner leiblichen Nichte, Fräulein Markewitsch,
und begleitete den Halbbruder, unseren Christian, auf
seiner Reise durch Europa, ohne dass es gelungen wäre
«lem Fritz den geringsten Sinn für das Studium der Na-
turgeschichte beizubringen».
B) Jacobine, verheirathet mit dem Kaufmann Anton
Bruun (geboren 1778, gestorben 1823), Besitzer der
schön gelegenen Landstelle Summa unfern Fredrikshamn,
dem Tummelplatze aus der Jugend und Schulzeit von
mir und meinen Geschwistern. Anton Bruun hinter-
(1) Die Universität in Helsingfors besitzt von ihm eine ausgezeichnete
Mineralien - Sammlung.
158
hinterliess drei Kinder: Charlotte, verheirathet mit dem
Obersten Apollon Markewitsch und bereits gestorben;
Friedrich, verheirathet mit Marie Fock, gegenwärtig
wirklicher Staatsrath und angestellt in der Kanzlei Sr.
Majestät des Kaisers, und Vera, verheirathet mit dem
Generalen Jakowlew.
C) Charlotte, verehlicht gewesen mit dem Magistrats-
Secretären Gabriel Procopaeus in Fredrikshamn, zwei
Söhne, beide im Militär, und eine Tochter Margaretha le-
ben noch.
Christian Christianowitsch Steven hatte einen Onkel,
Wilhelm Jacob Steven; aus einem alten Stammbuche,
welches ich von meinem Vetter, dem Obersten David
Bruun, gegenwärtig verabschiedet und in Wilmanstrand
sich aufhaltend, zur Benutzung erhalten habe, ersehe ich,
dass W. J. Steven gestorben 4. 7 Juli 1792, verheira-
thet war mit einer Margaretha, geborenen Bruun, welche
d. 12-ten März 1805 starb. Von dieser Ehe stammen
6 Kinder, zwei Söhne und 4 Töchter, und von ihnen bis .
zum 13 Juni 1824, 27 Kinder. |
Die Abzweigung Wilhelm, früher Gutsbesitzer von
Tavastila unfern Fredrikshamn, ist bei uns allbekannt ge-
wesen durch die ausgezeichnete Antlitzschónheit seiner
Mitglieder und obzwar ich mich, zufolge meiner Reise
im Transcaucasus, über den bildschónen Menschenschlag
von Mingrelien und namentlich Guriel mit Steven aus-
gesprochen habe, so meinte der alte Herr doch, dass er
nie schónere Frauenzimmer gesehen habe, als seine Cou-
sinen aus Tavastila. Eine von denselben ward verhei-
rathet mit Woskoboinikow, eine andere, die schönste,
mit dem Fürsten Baratow, eine dritte mit Meisner,
und eine vierte mit dem Ingenieur - Generalen Brandt,
159
welcher als beinah 90-jähriger Mann in diesem Jahre
gestorben ist. = |
Unser Steven heirathete spät, namentlich im 57-ten Le-
bensjahre, eine Witwe Marie Karlowna Garzewitsch,
welche er in ihrem Kindesalter auf seinen Armen um-
hergetragen hatte. Dieselbe war, wie ich schon oben be-
merkt habe, eine geborene Hagendorff, aber grie- .
chisch-katholisch getauft.
Aus dieser Ehe stammen folgende Nachkommen:
Anton, geboren d. 12 December 1835, Marinelieute-
nant und einer der tapferen Vertheidiger von Sevasto-
pol, Ritter mehrerer Orden.
Alexander, geboren 1844 d. 15-ten Màrz, im Gym-
nasium von Sympheropol ausgezeichnet mit einer golde-
nen Medaille; hat spáter Chemie studirt in Heidelberg.
Julia, geboren 1837 d. 24 August, Stevens liebste
Tochter, weil dieselbe die einzige der Kinder war, welche
von dem Vater einen vielversprechenden Sinn für das
Studium der Naturgeschichte geerbt hatte. Starb 1855,
18 Jahr alt.
Natalia, geb. d. 27 August 1839, verheirathet wäh-
rend meines letzten Aufenthalts in Sympheropol, mit dem
Obristlieutenant Hippenreiter, konnte, kommend aus
Taurien, das Klima in St. Petersburg nicht vertragen, und
starb daselbst 1862.
Katharina, geboren 1841 d. 16-ten August, bis jetzt
unverheirathet. Als Steven nach der Krim kam, kaufte
er die schönsten Weinlànder auf der Südküste, Azdanil,
Masandra und zum Theil Magaratsch. Die Parcellen der-
selben verkaufte er während seines Aufenthalts in Paris,
160
jedes Stück um eben so viele Dukaten, als es ihm Pa-
pierrubel gekostet hatte, dem Grafen Woronzoff.
Steven besass eine schón gelegene Villa am Salghir, mit
der Aussicht auf den Tschatirdagh; die obere Terrasse der-
selben war übrigens unfruchtbar und über und über von EI-
lobius murinus durchwühlt; die untere, unterhalb des Müh-
lenkanales, war dagegen überaus fruchtbar, weil dieselbe
bewässert werden konnte. Ausserden gehörte ihm ein
Steppengut, «Karasan» — aber mit seiner Frau, einer em-
sigen Hauswirthin, erhielt er zwei grosse Weingärten in
Sudagh, der eine gelegen in der nàchsten Umgegend,
wo Pallas dereinst gehaust hatte und wo dieser seine
berühmte Zoographia zum Drucke bereitete. Das andere
Weinland heisst «Aisawa» und ist nur einige Werst von
dem ersteren Gute entlegen. Schóne Weintrauben, aber
auch seltene Dipteren und Hymenopteren in Menge.
Steven behielt, wie ich schon oben erwähnt habe, die
jugendliche Frische seines Geistes bis zuletzt bei. Der
letzte Brief, den er mir schrieb, war vom 15-ten März
1863. Derselbe ist im Bülletin der naturforschenden Ge-
sellschaft zu Moskau 1863, I. р. 279 abgedruckt.
Etwa einen Monat später, d. **/,, April 1863, legte
der allverehrte, weisse 82-jährige Greis seinen müden
Lebensstab nieder und ruht, wie ich vermuthe, in der von
ihm selbst bereiteten Gruft auf seiner Villa. In Symphe-
горо! halten die Cypressen den Winter nicht aus, sonst
hätte er wie Hr. у. Köppen auf der Südküste, sein
Grab wahrscheinlich auch mit denselben umpflanzt.
Schreiber dieses aber neigt sein Haupt auch unter
den Schatten der Robinia pseudoacacia, welche dem
Grabe am nächsten steht und gedenkt mit inniger Dank-
barkeit und Verehrung der Namen Pallas, Bieberstein
und Steven.
161
Steven starb als wirklicher Staatsrath, ernannt dazu
den 24 März 1844, war Dr. der Mediein und zufolge
des 200-jährigen Jubiläums der finnischen Universität 1840
Dr. der Philosophie, Mitglied der K. Akademie der Wis-
senschaften in St. Petersburg seit 1815, der Akade-
mie in Stockholm 1817; und ausserdem Ehrenmitglied
aller Russischen Universitäten und von 22 gelehrten Ge-
sellschaften des In- und Auslandes, Ritter des St. Annen-
Ordens zweiter Classe mit der Kaiserlichen Krone und
des St. Wladimir’s 3-ter Classe.
Steven's Schriften und Arbeiten über Zoologie, Bota-
nik, Seidenbau, Obstbau und Landwirthschaft sind allbe-
kannt und zum Theil von Prof. v. Trautvetter und
auch Hagen in der Bibliotheca entomologica bereits an-
gegeben worden. Ausserdem hat er eine Menge von Auf-
sätzen geliefert, welche sich in sehr verschiedenen Zei-
tungsartikeln und Abhandlungen über Botanik und Land-
wirthschaft des In- und Auslandes befinden.
Das der Universität in Helsingfors geschenkte Herba-
rium enthält etwa 23,000 Pflanzenarten, Steven's ei-
genhändig verfasstes Verzeichniss darüber geht indessen
nur bis 1851. Die Auswahl seiner Bibliothek enthält ei-
nen ganzen Schatz für die Flora von Russland; ich würde
nur wünschen, dass der zu ernennende Prof. der Bota-
nik bei unserer Universität sowohl das eine als auch das
andere, gehörig benutzen und verwerthen könnte.
Helsingfors d. 20-ten December 1864.
№ 1. 1865. 11
SUR UNE STATION
QUASI- SPONTANÉE
DU SAPIN DE SIBÉRIE
(aies sıBırıca Led.)
dans le Gouvernement de St. Pétersbourg.
Par
A. BEKETow.
(Avec la planche V.)
—
Au commencement de l'été dernier (1863) j'entrepris
une exploration botanique du Gouvernement de St. Pé-
tersbourg. Quelques étudiants de l'Université, que j'in-
vitai à m'aider dans la formation des collections néces-
saires à cet effet, ont bien voulu me rendre ce service.
L'un d'eux, M. le bachelier es — siences S. Rosanow,
ayant fait la reconnaissance d'un endroit, qui lui avait été
désigné par des paysans comme station de méléze, me
rapporta quelques branches d'un Sapin qui ne pouvait
étre déterminé, vu l’absence des cönes. Au commence-
ment d'Octobre je me portai moi-méme sur les lieux,
afin de constater les faits et de m'en assurer person-
nellement.
163
L'endroit mentionné est situé sur le terrain ‘du district
de Schlüsselbourg, aux confins de ce district avec celui
de Novaia-Ladoga. Il y a surlarive gauche du Volkhow,
à 60 verstes de la station Volkhowskaia (Волховская)
du chemin de fer qui unit les deux capitales, un village
appelé Osnyezky (Оснички). Arrivé là, on loue une car-
riole pour se diriger à l'ouest, jusqu'au village d'Olom- -
na (Оломна), sur la riviére de ce nom, à 15 verstes
d'Osnyezky. Au de là d’Olomna on fait encore une quin-
zaine de verstes à l'ouest, et l'on arrive sur une petite
éminence, de tous côtés entourée par une forêt maréca-
geuse. L'éminence s'appelle Sadovaia Lédina (Садовая
Ледина): elle fait partie d'un domaine forestier de la
Couronne, qui porte le nom de Poreczenskaia Dacza
(ПорЪфченская дача) et ne contient pas moins de 26,000
dessiatines de foréts et de taillis. L'endroit n'a Jamais été
habité et l'habitation la plus rapprochée, qui en est ac-
tuellement à 5 ou 6 verstes, est la maison du garde
forestier. А cent pas de cette maison il y a quelques
vestiges d'un village délaissé, qui s'appelait Katerinow-
ka (Катериновка) et avait appartenu jadis à un particu-
lier, se trouvant alors intercalé dans les domaines de la
Couronne. Depuis Olomna jusqu'à la Sadovaia Ledina il
n'y a qu'un sentier praticable pour des piétons, et en-
core tres-peu praticable. On est obligé de traverser des
endroits que les habitants de ces parages appellent
mousses (мохъ): ce sont des marécages couverts d'une
couche épaisse de Sphagnum; le pied s'y enfonce à cha-
que pas et on est plongé jusqu'à la cheville dans une
vase bourbeuse.
Je n'ai pas l'intention de faire iei la description cir-
constanciée de mon pelerinage; si j'en parle quelque
peu, c'est uniquement pour préciser les lieux qui sont
11*
164
indiques d’ailleurs sur la carte topographique du gouver-
nement de St. Pétersbourg, dréssée par Schubert. La
description que j’en ai faite suffit, je crois, pour démon-
тег que l’éminence Sadovaia Lédina, qui se trouve être
justement la Station du Sapin en question, ne peut pré-
senter aucune trace de culture. L'éminence elle-méme
est couverte d'une épaisse forét. de Sapins ordinaires
(Picea vulgaris Lin.) entremelée de vieux bouleaux et
de trembles. Le terrain est jonché de trones d'arbres
renversés, pourris et moussus. А en juger par la hau-
teur des arbres. et leur diamètre, leur âge approximatif
doit être d'une centaine d'années. Au milieu de ces
vieux arbres je trouvai une petite futaie de Sapin à feuil-
les distyches et plates, qui pouvait être l’Abres excelsa
de Link ou JU Abies sebirica de Ledebour. Je comptai
une quarantaine de ces arbres, dont quelques troncs,
gisant à terre, me permirent de déterminer leur áge ap-
proximatif, qui est de 40 à 45 ‚ans. De tous cótés en-
tourés et en partie entremélés de vieux Sapins ordinai-
res, ils se trouvent continuellement ombragés par eux,
ce qui fait qu'ils eroissent plutót en longueur qu'en dia-
metre et leur feuillage est peu touffu. Toutefois leur
apparence n'est rien moins que chétive et aucun ne pa-
rait endommagé par la gelée. А quelque distance de la
futaie principale Je trouvai encore plusieurs exemplaires
de la méme езрёсе, mais beaucoup plus jeunes. Ces
faits une fois constatés, je cueillis une bonne provision
de branches et je revins à Olomna. Je fis de vains ef-
forts pour trouver au moins un seul cóne de ce Sapin.
Je fis des perquisitions pour savoir si quelqu'un se rap-
pelait l'époque à laquelle ces arbres auraient pu étre
semés. Quelques personnes me répondirent que le Sapin
s'y trouvait de lui-méme; d'autres prétendaient avoir
a
165
entendu dire qu'il avait été semé il y 90 ou 60 ans.
Toutes mes tentatives pour obtenir des indications plus
précises furent infructueuses.
#
Pour déterminer avec quelque précision l’espêce du
Sapin en question, il fallait en avoir au moins un
cône; car les descriptions du Sapin blanc et du Sapin
de Sibérie n’mdiquent aucune différence remarquable
quant à leur feuillage. Je ne pouvais d’ailleurs raison-
nablement compter sur la présence de cônes à l'endroit
nommé Sadovaia Lédina, puisque ce Sapin, qui se rap-
proche le plus du Sapin blane d'Europe, ne fructifie ap-
paremment qu'à la einquantiéme année de sa vie. D'un
autre cóté, comme le Sapin blanc ne s'étend pas au nord
au delà du gouvernement de Grodno (') et tout au plus
de quelques localités de la Courlande, ой on le trouve
planté dans les pares, il faut présumer que notre arbre
appartient à une autre espéce. А l'appui de cette asser-
tion nous rappellerons encore que le Sapin blanc n'a
jamais bien réussi dans les environs de Pétersbourg, et
que dans le jardin botanique, par exemple, il n'a jamais
pu atteindre à une grande hauteur, а cause des gelées
qui en détruisent ordinairement la cime. Toutes ces cir-
constances me portent done à considérer l'arbre en ques-
tion comme le Барш de Sibérie (Abies sibirica Led.).
Pour m'assurer définitivement de l'identité de J arbre
trouvé par moi dans les foréts d'Olomna, avec le Sapin
de Sibérie, j'entrepris l'étude comparative de l'ànatomie
des feuilles du Sapin blane et du Sapin de Sibérie. Cette
étude m'amena à des résultats assez intéressants dont
Je veux faire ici une courte exposition.
(1) V. Trautvetter: Die Planzengeographischen Verhältnisse des Euro-
päischen Russlands. Riga, 1849. 3 Heft, p. 79.
166
C'est à l'obligeance de M. Regel, directeur du Jardin
botanique Impérial de St. Pétersbourg, que je düs la pos-
sibilité de faire mes recherches sur des exemplaires vi-
vants du Sapin blanc, car c’est de lui que j'en reçus
une branche de 5 ans, parfaitement bien développée.
Du reste, quant à la structure anatomique de cette espé-
ce, J'aurais pu m'en rapporter aux travaux de quelques
savants allemands, tels que MM. Schacht, Hartig, Berg
et autres, d'autant plus que ces travaux sont accompa-
gnés de figures (*). Quant au Sapin de Sibérie, outre les
échantillons que je recus du jardin botanique, je pus m'en
procurer dans les pares des environs de St. Pétersbourg, ой
cette espéce est assez répandue. J'en rapportai aussi de
la station Wolkhowskaia, où il en-a quelques exemplai-
res dans les Jardins attenants à la station.
Je commencerai done par comparer les feuilles des
deux espéces authentiques. Leur forme extérieure présen-
te déjà quelques differences assez marquées, et ces dif-
férences sont, comme nous le verrons plus loin, en rap-
port avec leur structure anatomique. Les feuilles du Sa-
pin blane sont plus larges que celles du Sapin de Sibé-
rie; ceci se voit particulièrement bien sur des coupes
transversales (V. la planche, fig. 1 et 2). On voit sur
la planche que les angles de la section transversale du
S. blanc sont beaucoup moins arrondis que ceux du Sa-
pin de Sibérie. Les trois nerfs qui parcourent les feuil-
les en longueur sont mieux accusés chez le Sapin blane,
surtout les nerfs marginaux. Enfin la couleur des feuil-
les de ce Sapin est d'un vert bleuätre, tandisque celle
dn Sapin de Sibérie tire plutót sur le jaune. Les deux
(1) Ces figures ne sont pas, du reste, ni assez détaillées, ni assez ex-
plicites.
167
raies blanches, situees sur la face inferieure des feuil-
les des deux especes, presentent une difference bien
marquee. Ces raies occupent les parties de la feuille qui
se trouvent entre les nerfs: elles proviennent d’une le-
gere couche de resine blanche, qu’exsudent les stomates;
en frottant la feuille avec un linge mouillé dans l'alcool,
on parvient a enlever la plus grande partie de cette re-
sine, qui ne reste alors que dans les enfoncements, ой
se trouvent, comme on le sait, les stomates des sapins.
А l'aide d'une bonne loupe il est facile de voir alors que
les raies blanches sont composées d'un grand nombre
de stomates, disposés en lignes paralleles. Cette particu-
larité est surtout remarquable sur les feuilles du Sapin
blanc. Il est trés-facile de compter les lignes des sto-
mates, et il se trouve que le Sapin blanc en a de 8 à
9, et le Sapin de Sibérie n'en a que de quatre à cinq,
ce qui est en rapport avec la largeur respective de ces
deux feuilles.
Les sections transversales des feuilles nous montrent
encore une différence entre les deux espèces, différen-
ces qu'il est possible de constater méme sans le secours
du microscope. On sait que les feuilles des Sapins sont
à l'intérieur traversées longitudinalement par des canaux
résiniféres, qui présentent sur la section transversale la
forme de deux lacunes circulaires (V. la planche, fig. 1,
2 et 3), trés-apparentes à la loupe. Ces deux canaux
touchent immédiatement l'épiderme de la face inférieure
chez le Sapin blane, ou bien n'en sont séparés que par
une seule cellule libérienne. Chez le Sapin de Sibérie,
au contraire, on trouve le plus souvent entre chacun
des canaux et l'épiderme de la face inférieure trois gran-
des cellules parenchymateuses, reconnaissables à la dé-
licatesse de leurs parois et à la chlorophylle dont elles
168
sont gorgées. Toutes les differences que je viens de sig-
naler se voient parfaitement sur les figures dessinées
par moi d'aprés nature, et l'on n'a qu'à Jeter les yeux
sur celles qui se trouvent dans l'ouvrage de M. Schacht (*)
pour voir que le Sapin blane disséqué par moi ne diffé-
re aucunement de ceux qui servirent à l'auteur men-
tionné.
LJ
Cette derniére remarque s'applique aussi à ce qui va
suivre sur l'histiologie des feuilles en question. La feuil-
le du Sapin blane, ainsi que celle du Sapin de Sibérie,
a une cuticule assez épaisse, qui recouvre un épiderme
formé de cellules à parois épaisses. L'une de ces parois, et
nommément l'extérieure, est traversée par des canaux de
pores; les deux espéces concordent assez bien sous ce
rapport, mais les différences commencent sous l'épider-
me. Chez le Sapin blane on trouve immédiatement sous
l'épiderme une rangée de cellules libériennes, caractéri-
sées par l'épaisseur de leurs parois, par leur forme va-
guement hexagonale et par l'absence de chlorophylle.
Cette couche libérienne n'est interrompue ordinairement
que sur les régions occupées par les stomates, ainsi que
sur celles qui y correspondent à la face supérieure de
la feuille. Les angles etle nerf médian se trouvent done
renforcés ici par du liber. Dans les feuilles du Sapin
de Sibérie on ne trouve souvent aucune trace de ces
cellules libériennes; d'autres en présentent quelques unes,
qui sont disjointes. J'en trouvai tout au plus une dizaine.
dans plusieurs feuilles du Sapin de Sibérie, tandisque
dans celles du Sapin blane je les comptai par dizaines
sur chacune des faces (V. planche, fig. 4 et 6).
1) Lehrbuch der Anatomie und Physiologie der Gewächse. 2-er Th. p.
102 et 121. Voy. aussi Der Baum du méme auteur, pl. I et VI.
169
La presence du liber dans les angles de la feuille du
Sapin blanc et sur la region du nerf medien est juste-
ment cause que ces parties sont mieux accusées, quoi-
que souvent moins proéminentes chez ce Sapin que
chez celui de Sibérie. En résumé, nous pouvons donc
constater les différences suivantes entre les feuilles de
l’Abies excelsa et de I Abies sibirica.
1. Les feuilles du Sapin de Sibérie sont plus étroites
que celles du Sapin blanc;
2. elles sont plus arrondies sur les angles et sur les
lignes longitudinales élevées (ou nerfs) que chez le Sa-
pin blanc;
3. les stomates ne forment sur leurs faces inferieures
que 4 à 5 rangées de chaque cóté du nerf médian, tan-
disque il y en a de 8 à 9 de chaque côté du même
nerf sur la feuille du Sapin blanc.
4. Les conduits résiniféres ne touchent pas l'épiderme
chez le Sapin de Sibérie, étant séparés de lui par du
parenchyme vert, tandis que ces mémes conduits dans
les feuilles du Sapin blanc sont immédiatement collés à
l’épiderme, ou séparés de lui uniquement par une seule
cellule libérienne.
5. Les angles et le nerf médian des feuilles du Sapin
de Sibérie ne sont pas ou presque pas renforcés par du
liber, се qui se voit au contraire invariablement chez le
Sapin blanc.
En comparant les feuilles du Sapin des forêts d’Olom-
na avec celles que nous venons de décrire, nous trou-
vons ce qui suit. La feuille est un peu plus large que
chez le Sapin de Sibérie, mais les nerfs en sont aussi
peu accusés. Les stomates ne forment que 5 rangées de
170
chaque cóté du nerf; les conduits résiniféres ont du pa-
renchyme vert enir'eux et l'épiderme. Les cellules li-
bériennes sont en trés-petit nombre, et manquent tout-
a-fait sur les angles et sur la face supérieure. Quant à
la plus grande largeur des feuilles, cela dépend sans
doute de la station ombragée des arbres. Cette circon-
stance détermine aussi le faible développement de leur
parenchyme, ainsi que la plus grande flexibilité des
branches, qui sont d'ailleurs plus minces et beaucoup
moins feuillues. Cette derniére supposition sur la station
ombragée, comme étant la cause des varietés signalées,
se trouve confirmée encore par deux exemplaires de
Sapin de Sibérie cultivés dans les serres du jardin bo-
tanique, qui présentent les mêmes particularités et res-
semblent beaucoup aux échantillons rapportés par moi
des forêts d'Olomna. Toutes les cellules ont d'ailleurs
des parois plus minces, ce qui dénote aussi l’insuffisan-
ce de la lumière.
Ce que je viens d’exposer m’amene donc à affirmer
que le Sapin de la Sadovaia Lédina n'est qu'une légère
variété de l’Abies sibirica Led., variété produite par
les particularités de sa station. Reste à constater main-
tenant si ce Sapin est véritablement spontané dans l’en-
droit désigné, où il croit d’ailleurs dans des conditions
de spontanéité parfaite. Selon M. Trautvetter cet arbre
ne s'étend pas à l'occident au delà des bords du lac
Koubinskoyé (Кубинское) du Gouvernement de Vologda.
Depuis cet endroit sa limite se dirige au NNE d'un cóté
et au SE de l'autre. Il n'y aurait done rien d'extraordi-
naire à ce que le Sapin de Sibérie se trouvát dans nos con-
trées, car le climat de son habitation habituelle (jusqu'à
présent constatée) est infiniment plus rigoureux que celui
de Pétersbourg. En outre, j'ai des raisons pour croire
171
que l'Abies sibirica se trouve dans le Gouvernement de
Novgorod; à l'heure qu'il est je ne puis encore préciser
les lieux, mais des recherches ultérieures pourront süre-
ment éclaircir cette question.
a
D’apres la nature des renseignements pris par moi
sur les lieux, je ne puis admettre des a present la com-
pléte spontanéité du Sapin de Siberie dans les forets
d’Olomna. Il serait fort etonnant, toutefois, que l’on eut
l’idée de semer un arbre qui a parmi les habitants de
sa patrie naturelle la réputation d'un bois de construc-
tion inférieur à celui du Sapin ordinaire, contrairement
à l'opinion répandue en Allemagne au sujet du Sapin
blanc.
On pourrait peut-être trouver dans les archives de
l'Administration forestiére quelques données précises sur
les semis qui ont été faits dans les endroits en question,
depuis l'année 1812 jusqu'en 1825.
St. Pétersbourg,
1864.
NOVA REVISIO
FLORAE KURSKIANAE
auctore
Epvanpo А LinpEMANN,
Membr. plur. societatum literal.
VORWORT.
Durch meine Versetzung aus dem kurskischen Gouver-
nement, musste ich leider schon frühzeitig meine Beob-
achtungen uber die dortige Flora als geschlossen betrach-
ten. Die grosse Anzahl von Arten, die ich in einigen
Jahren dort aufgefunden und zusammengebracht habe,
welche die fruhern Verzeichnisse kurskischer Pflanzen
bedeutend vervollständigt, bewog mich, als einen kleinen
Beitrag zur Flora Russlands, die bisher von mir gewon- .
nenen Resultate der Veróffentlichung zu übergeben. —
Da ich jedoch fast ausschliesslich nur in den Reisen von
Bielgorod, Korocza, Obojan und Graiworon zu botanisi-
ren Gelegenheit hatte, so habe ich der Vollständigkeit
wegen in dieses Verzeichniss auch diejenigen Arten auf- -
173
genommen, welche, so weit mir bekannt, dort von an-
dern Botanikern aufgefunden worden sind; namentlich
fühle ich mich zu grossem Danke dem Herrn Staatsrathe
Dr. Augustinowiez in Kursk verpflichtet, welcher die
Güte hatte, zu diesem Verzeichnisse einen sehr wesent-
lichen Beitrag zu liefern.
Die Literatur der kurskischen Flora ist bisher nur sehr
spärlich vertreten: Ioh. von Böber gab 1794 in «Pallas
neue nord. Beiträge VI. pag. 256 — 264 einige bota-
nische Reisenotizen; T. M. S. V. Hofft veröffentlichte
1826 einen ziemlich reichhaltigen Conspekt unter dem
Titel: «Catalogue des plantes, qui croissent spontanément
dans le district de Dmitriew sur la Suapa dans le gou-
vernement de Koursk, welchen auch Prof. Carl v. Lede-
bour bei Bearbeitung seiner Flora rossica benutzte; end-
lich erschien im Jahre 1859 von Prof. B. Czernajew der
«Conspectus plantarum circa Charcoviam et in Ucrania
sponte crescentium» — in welchem jedoch die Pflanzen
von Kursk leider nicht besonders bezeichnet sind.
Dieses von mir zusammengestellte Verzeichniss der
kurskischen Flora umfasst 1021 Arten, von denen Jedoch
174 Arten von mir selbst bisher nicht aufgefunden wa-
ren, ich habe daher dieselben mit einem Minus (—) be-
sonders bezeichnet. — Zu den in diesem Conspekte zum
ersten Male für das Gouvernement Kursk angeführten
315 Arten, habe ich dureh Buchstaben die Kreise des
Gouvernements mich bemüht anzugeben, wo namentlich
diese Arten von mir oder anderen Botanikern aufgefun-
174
den worden sind. — Die Kreise sind, wie folgt, bezeich-
net: В = Bielgorod; D = Dmitriev; Е = Fatesch; G
== Graivoron; Ko == Korocza; К = Kursk; L = Lgow; —
NO = Novy -Oskol; О = Obojan; P = Putiwl; В =
Rylsk; SO — Stary-Oskol; Su = Sudza; Sz = Szygry;
T — Tim. |
Móge diese Nova Revisio einer Lokalflora auch von
ihrer Seite bezeugen, wie reichhaltig die Flora des Gou-
vernements Kursk sei, und wie viel hier früher nicht
beobachtete Arten in den letzten Decennien aufgefunden
worden sind, wie auch zu weitern Untersuchungen auf-
fordern, damit wir, dem Beispiele Deutschlands und
Frankreichs folgend, auch für Russland recht bald mehr
Lokalfloren hätten und dadurch ein allgemeineres Inte-
resse für die holdeste der Wissenschaften in unserem
ausgedehnten Vaterlande erweckte.
Elisabethgrad,
den 22 Aug. 1864.
CLASS. I. DICOTYLEDONEAE.
SuBcLASS. I. THALAMIFLORAE.
vulgaris Mill. Ko. — 6.
Ordo 1. Ranunculaceae,
| (Augustinowicz).
1. Clematis.
integrifoliaL.) B. Ko. fre- 5. Adonis.
recta L. quens.
Flammula L. NO. (Au-
gustinowicz).
. Thalictrum.
aquilegifolium L.
minus L. |
a Jaquini Regel. = Th.
montanum Wallr.B ro- |
ridum Wall. В. — rare.
В procerum Regel. Ko.
B.
collinum Wallr. Ko. fre-
quens in cretaceis. SO.
(Augustino wicz).
angustifolium L. « ste-
nophyllum Wimm.
flavum L.
. Апетопе.
ranunculoides L.
sylvestris L.
. Pulsatilla.
patens Mill.
pratensis Milb. Ko.
vernalis L.
. Myosurus.
minimus L. D. (Hofft).
. Ceratocephalus.
orthoceras DC. — Ubi-
que.
. Ranunculus.
aqualilis L.
polyphyllus Kit. S. prope
Skorodneja (Augusti-
nowicz).
pedatus Kit. Ko. In mon-
tosis frequens.
illyricus L. B. Ko. O.
Ad vias, in pratis non
rare.
Ficaria L.
Lingua L.
Flammula L.
auricomus L.
ß fallax Wimm. et Grab.
— УПагзи DC. Ko. (Augu-
stinowicz). Rarissime.
acris L. ß laciniatum Mill. Ko. in
repens L. locis cultis, rare.
9. Hs I . Ordo 5. Fumariaceae.
palustris L. 19. Corydalıs.
10. Trolhus. solida Gaud.
europaeus L. Marschalliana Pers. —
11. Aquilegia. frequens.
vulgaris L. В. Ко. К. fabacea Pers. K.
12. Delphinium. 20. Fumaria.
Consolida L. offieinalis L. rare.
elatum Г. y cuneatum Vaillantii Lois. frequens.
DC. B. rare.
.. Ojacis LM. Ordo 6. Cruciferae. :
13. Aconitum. 21. Nasturtium.
— Anthora L. D, (Hofft), ^ ^ sylvestre RBr.
Lycoctonum L. palustre RBr.
14. Actaca. aureum Bois. Ko. prope
spicala L. Jablona.
Ordo 2. Berberideae. 22. Barbarea.
15. Berberis. |— vulgaris L.
vulgaris L. Ka. — K. in arcuata Reichb. В. Ko.
sylvula Makva (Augu- DC |
stinowicz). stricta Andrz. Ko. rare.
Ordo 3. Nymphaeaceae. = pu
16. Nymphaea. 94,
ae Gerardi Bess.
u QUE hirsuta Scop.
DRE eur — агепоза Scop. К. (Augu-
Ordo 4. Papaveraceae. stinowicz).
18. Chelidonium. — pendula L. S. (Augusti-
majus L. nowicz).
95. Cardamine.
26.
21.
28.
29.
30.
177
31.
amara L.
pratensis L.
-parviflora L. B. prope
Sabyllino.
Impatiens L. 39.
Denlarıa. |
digitataLam.? D. (Hófft). 33.
bulbiferaL..D. (Höfft). К.
NO. (Augustinowicz).
quinquefoba МВ. К.
(Reinhard). Sine du-
bio hue etiam perti- 34
net D.
digitata Lam. secundum
Höfft.
Berteroa. ds
шеапа DC.
D viridis Tausch. _
36.
Psilonema.
calycinum C. A. M. Ko.
in eretaceis copiose.
Alyssum.
minimum L. Ko. fre-
quentissime.
Draba.
nemorosa L.
lutea Gilib.
verna L. « et В.
— cretaceaCzern.Ko.(Czer-
№
niajew). NO. (Augu- 37.
stinowicz).
1. 1865.
Cochlearia.
Armoracia L. Ubique.
amphibia Ledeb.
austriacaLedeb. Ko. non
rare.
Thlasp:.
arvense L.
Euclidium.
syriacum RBr. Ko. рго-
pe urbem ad vias co-
piose. S. NO. (Augu-
stinow.).
. Chorispora.
tenella DC. Ubique vul-
gatissima.
Hesperis.
matronalis L. В. Ko. in
sylvis non rare.
Sisymbrium.
officinale Scop.
strictissimum L. Ko. co-
piose.
pannonicum Jacq. Ko.
austriacum L. Ко. rare.
Laoeselii L.
Columnae
(Höfft).
Sophia L.
Alliaria Scop.
Thalianum Gay.
Jaeg. В.
Erysimum.
strictum Gartn. B. Ko. 0.
12
38.
32.
40.
41.
45.
' arvensis L.
178
Marschallianum Andrz.
G. B. Ko.
cheiranthoides L.
AndrzejowskianumBess. 46.
Ко. ©.
Syrenia.
siliculosa Andrz. Ko.
sessiliflora Ledb. Ко. — 47.
К. NO. (Augustino-
wicz).
angustifolia Reichb. В. 48.
Ko. G. O. copiose.
Camelina.
sativa Crantz.
microcarpa Andrz.
dentata Pers. K. L. P.
(Augustinowicz).
49.
Capsella.
Bursa pastoris Mönch.
Lepedium.
ruderale L.
latifolium L.
90.
. Neslha.
paniculata Desf.
. Isatis.
tinctoria Г. y praecox.
О. ргоре Drozdy, ra-
re (Augustinowicz).
. Brassica.
Rapa L.
Napus L. .D. (Höfft).
Sinapıs.
taurica Fisch. B. Ko.
rare.
alba L. Ko,
Crambe.
tatarica Г. Ko. in cre-
taceis copiose. NO.
(Augustinowiez).
Raphanus.
sativus L. q. spont. B.
Ko. О.
Bunias.
orientalis L.
Ordo 7. Cistineae.
Helianthemum. |
oelandicum Wahlbg. Ko.
in cretaceis, copiose.
vulgare Gärtn.
Ordo 8. Violarieae.
Viola.
— uliginosaSchrad_ G. pro-
pe Chatmisk. (Augu-
stinowicz).
hirta L.
odorata L.
elatior Fries.
pratensis Mert. et Koch.
B. Ko. O
stagnina Kit. — V. mon-
tana L. y Regel.
canina L.
arenaria L. D. (Höfft).
tricolor L.
ß arvensis Murr.
y saxatilis Schmidt.
Ordo 9. Droseraceae.
51. Drosera.
— rotundifolia L. D. (Höfft).
— longifolia L. D. (Höfft).
52. Parnassia.
— palustris L. D. (Höfft).
Ordo 10. Polygaleae.
53. Polygala.
sibirica L. Ko.
tacels copiose.
vulgaris L.
Ubi-
que
fre-
Vaillantii Bess.
comosaSchkuhr.
major L. NO. (Augusti- 2s
nowicz).
Ordo 11. Sileneae.
54. Dianthus.
barbatus L. B. Ko. — R.
(Augustino wiez).
Carthusianorum L. Ko.—
К. L. 0. Е. NO. (Au-
gustinowicz).
polymorphus
prope Murom.
atrorubens All. Ko.
capitatus DC. Ko.
Seguieri Vill.
campestris MB. Ko.G. O. 61.
deltoides L.
in cre-
MB. В.
— superbus L. Bóber in
99.
59.
60.
Pallas nord. Beitr. VL.
p. 238. (Höfft).
Gypsophila. |
muralis L.
panieulata L.
altissima MB.
. Saponaria.
officinalis L.
. Vaccaria.
vulgaris Hohl. B. Ko.
. Suene.
inflata Sm.
Otites Sm. В. Ко. С. ©.
wolgensis Spr. Ko.
viscosa Pers. K. (Augu-
stinowicz).
noctiflora L. О. (Augu-
stinowicz)
nutans L.
chlorantha Ehrh. Ko. in
montosis cretaceis, ad
margines nemorum.
Armeria L. B. ad mon-
tes cretaceos pr. Sta-
ry-Gorod.
parviflora Pers. Ко. Gr.
Melandryum.
pratense Rohl.
Viscaria.
vulgaris Röhl.
Lychnis.
chalcedonica L. B. Ko.—
12*
180
К. in sylvula Makwa
(Augustinowicz).
62. Gilhago.
segetum Desf.
v. simplex. Mihi. Caule
simplici, laciniis caly-
LI
graminea L.
— uliginosa Murr. D. (Но.
68. Cerastium.
viseosum L.
semidecandrum L.
vulgatum L.
cinis corollam subae- 69. Malachium.
quentibus.
у. ramosa. Mihi. Саше
ramoso, laciniis caly-
cinis corollam supe-
rantibus.
63. Cucubalus.
bacciferus L.
Ordo 12. Alsine ae.
64. Sagina.
— procumbens L. D. (Höfft).
— nodosa Fenzl. D. (Höfft).
65. Arenaria.
graminifolia Schrad.
tenuifolia L,
serpyllifolia L.
66. Moehringia.
trinervia Clairv.
67. Stellaria.
media Vill.
umbrosa Opitz. Vix di-
versa a Stellaria me-
70
71.
aquaticum Fries.
Ordo 13. Elatineae.
. Elatine.
Alsinastrum L.
Ordo 14. Lineae.
Linum.
flavum Г. B. Ko. fre-
quentissime.
a linearifolium Mihi—
L. ucranicum Czern.
В lanceolalum Mihi.
Y obovatum Mihi.
hirsutum L. B. Ko. co-
piose.
nervosum Kit. Ko. non
raro.
catharticum L.
usitatissimum L. passim
quasi spont.
perenne L.
Ordo 15. Malvaceae.
dia Vill. — Reichb. 72. Lavatera.
flor. germ. No 4906.
Holostea L.
glauca With.
Иа.
thuringiaca Г.
Allhaea.
offieinalis L.
181
74. Malva.
mauritiana L. B. Ko.
: sylvestris L. В. Ko.
rotundifolia L.
borealis Wallr.
crispa L. B. Ko. in cultis.
Ordo 16. Tiliaceae.
75. Та.
parvifolia Ehrh.
Ordo 17. Hypericineae.
76. Hypericum.
perforatum L.
quadrangulum L. Ko. ra-
rissime.
— tetrapterum Fries.
(Höfft).
hirsutum L. |
elegans Steph. Ko. fre-
quens. — NO. (Augu-
stinowicz).
D.
Ordo 18. Acerineae.
77. Acer.
tataricum L.
Sugcrassiıs |.
Ordo 22. Celastrineae.
82. Evonymus.
europaeus L.
verrucosus L.
campestre L.
platanoides L.
0. Ordo 19. Hippocästaneae.
78. Aesculus.
Hippocastanum L. Arbor
culta.
Ordo 20. Geraniaceae.
79. Geranium.
sanguineum L.
sylvaticum L.
pratense L.
palustre L.
collinum Steph. D. (Hóf.).
pusillum L.
— divaricatum Ehrh. К. in
cultis (Augustinow.).
— Robertianum L. K. (Au-
gustinowicz).
80. Erodium.
cicutarium Herit.
Ordo 21. Balsamineae.
81. Impatiens L.
— Noli tangere L. D. /Hóf.).
CALYCIFLORAE.
Ordo 23. Rhamneae.
83. Rhamnus.
cathartica L.
Frangula L.
182°
Ordo 24. Papilionaceae.
84. Ononis.
hireina L. Ko. sat rara.
85. Genista.
tinctoria L.
86. Cytisus.
austriacus L. В. Ко. О.
G. copiose.
ratisbonensis Schäff.
elongatus Kit. B. Ko.non
rare.
87. Medicago.
falcata L.
lupulina L.
Melilotus.
officinalis Lam.
alba Lam.
Trifolium.
arvense L.
alpestre L.
D distachyum Ser.
medium L.
pratense L.
— fragiferum Г. К. (Au-
gustinowicz).
montanum L.
B cinereum Ser.
repens L.
hybridum L.
elegans Auct. flor. germ.
Ko. — K. 0. D. SO.
(Augustinowiez).
88.
89.
90.
91.
92.
93.
94.
——
95.
spadiceum L. О. D. (Au-
gustinowicz).
Lotus.
corniculatus L.
Caragana.
arborescens
spont.
frutescens DC. B. circa
urbem sat frequens. —
0. (Augustinowicz).
Lam. q.
Oxytropis. |
pilosa DC. Ko.
Astragalus.
hypoglottisL. B. Ko. rare.
Onobrychis L. Ubique
frequens.
austriacus L. Ko. in cre-
taceis copiose.
Cicer L.
glycyphyllos L.
virgatus Pall. B. Ko.
albicaulis DC. Ko. pro-
pe Koroeza et Biko-
rjukowka in cretaceis
copiose; NO. (Augu-
stinowicz).
subulatus MB. Ko. rare.
Ervum.
hirsutum L. D. (Höfft).
tetraspermum L.D.(Hôf.).
Vicia.
sativa L.
angustifolia L. D. (Höfft).
96.
gi.
98.
99.
-dumetorum L.
Szygny (Augustinow.)
183
sepium L.
pisiformis L.
Cracca L.
tenuifolia Roth. B. Ko.
villosa Roth. F. SO. NO.
(Augustinowicz).
Gerardi Jacq. К. (Augu-
stinowicz).
polyphylla Desf. K. (Au-
gustinowicz).
sylvatica L. D. (Höfft).
Lathyrus.
sativus L. Ko. sat rare.
tuberosus L. B. Ko. co-
piose.
pratensis L.
sylvestris L. В. Ko. O.
latifolius L.
pisiformis L.
palustris L. D. (Höfft).
Orobus.
vernus L.
niger L. D. (Höfft).
albus L. B. Ko. in
cretaceis
canescens L./ copiose.
Coronilla.
varia L.
Hedysarum. `
grandiflorum Pall. NO.
(Augustinowicz).
prope
100. Onobrychis.
sativa Lam.
Ordo 25. Amygdaleae.
104.
102.
104.
Amygdalus.
папа L. Ko. — D .(Hófft).
NO. (Augustinowicz).
Prunus.
spinosa L.
Cerasus L.
Chamaecerasus
_ Ко.
Padus L.
Jacq.
Ordo 26. Rosaceae.
103.
Spiraea.
Filipendula.
Ulmaria L. В = Sp.
glauca Schultz.
Geum.
urbanum L.
strictum Ait. Ko. in fru-
tieetis humidis non ra-
re. As
intermedium Ehrh. B.
Ko.
rivale L.
. Sanguisorba.
offieinalis L.
. Alchemilla.
vulgaris L. D. (Höfft).
. Agrimonia.
Eupatgria L.
pilosa Ledb.
108.
141.
112.
. Comarum.
184
Potentilla.
supina L.
norwegica L. B. Ko.
Anserina Г.
recta L. Ко. Gr. 0.
inclinata Vill. M3.
argentea L.
intermedia L.
opaca Schkuhr. В.
Tormentilla Schrank. 114.
reptans L. В. P. (Au- |...
115.
gustinowiez).
cinerea Chaix.
verna L. D. (Höfft).
alba L. D. (Но.
palustre Г.
. Егадата.
уезса Г.
elatior Ehrh. B. cirea
nemus episcopale; pr.
pr. K. (Augustinow.).
collina Ehrh.
Rubus.
Idaeus L.
caesius L.
= hispidulus Weihe et
Nees.
saxatilis L.
Rosa.
118.
einnamomea L.
eanina №.
147.
a vulgaris Koch.
6 dumetorum Koeh.
y collina Koch.
Ordo 27. Pomaceae.
Crataegus.
Oxyacantha L.
monogyna Jacq. Ubi-
que frequens.
Cotoneaster.
vulgaris Lindl. Ko.
Pyrus.
communis L.
Malus L.
Aucuparia Gärtn.
Ordo 28. Onagrarieae.
116.
Epilobium.
angustifolium L.
hirsutum L.
parviflorum Schreb.
montanum L. D. (Höf.).
palustre L.
tetragonum L.
Oenothera.
biennis L.
Circaea. ) |
lutetiana Г. D. (Höfft).
alpina Г. D. (Höfft).
Ordo 29. Halorageae.
19
Myriophyllum.
verticillatum L.
spicatum L.
185
Ordo. 30. Hippurideae.
120. Hippuris.
vulgaris L.
Ordo 31. Callitrichineae.
121. Calhtriche.
vernalis Kützing.
(Augustinowicz).
hamulata Kutzing.
Ordo 32. Ceratophylleae.
122. Ceratophyllum.
submersum L. Ko.
demersum L.
Ordo 33. Lythrarieae.
123. Lythrum.
Salicaria L.
a vulgare Ledb.
В canescens Koch.
y ramosum.
virgatum L. D. (Höfft).
124. Peplis.
Portula L. D. (Höfft).
alternifolia MB. G. in
K.
locis humidis depres-
sis (Augustinowicz).
Ordo 34. Cucurbitaceae.
125. Bryonia.
alba L.
Ordo 35. Sclerantheae.
126. Scleranthus.
annuus L.
perennis L.
128.
Ordo 36. Paronychieae.
197. Herniaria.
glabra L.
odorata Andrz. Ko.
Spergularıa.
rubra Pers.
129. Spergula.
arvensis L. D. (Höfft).
Ordo 37. Crassulaceae.
130. Sedum.
vulgare Link.
purpureum Link.
Ko. Gr. O.
acre L.
B.
Ordo 38. Grossularieae.
131. Ribes.
rubrum L. Ko.
nigrum L.
Ordo 39. Saxifragaceae.
132. Saxifraga.
— Hirculus L. D. (Hoff).
133. Chrysosplenium.
alternifolium L.
(Höfft).
Ordo 40. Umbelliferae.
134. Eryngium.
planum L.
campestre L.
135. Cicuta.
virosa L.
ß tenuifolia Koch. Ko.
D.
136.
137.
138.
159.
140.
143.
144.
145.
186
Trinia.
Kitaibelii \
MB. ei sop
+ i
Hoffm.
Falcaria.
Rivini Host.
Aegopodium.
Podagraria L.
Carum.
Carvi L.
Pimpinella.
Saxifraga L.
o mera DC. 3
Tragium Vill. Ko. in
cretaceis copiose NO.
(Augustinowiez).
. Berula.
angustifolia Koch. Ko.
(Augustinowicz).
. Sim.
latifolium L.
lancifolium MB.
Bupleurum.
falcatum Г. В. Ko.
rotundifolium L. Ko. pr.
Teterewina.
Oenanthe.
Phellandrium Lam.
Aethusa.
Cynapium L.G.B.Ko.0.
146.
155.
156.
cynapioides МВ. С. В.
Ko. О. |
Seseli.
coloratum Ehrh. В.
Ko.
. Libanotis.
montana All.
sibirica C. A. M. — D.
(Hofft).
. Cnidium.
venosum Koch.
. Levisticum.
officinale Koch. В. Ko.
4. spont
. Selinum.
CarvifoliaL. D. (Höfft).
. Ostericum.
palustreBess. D.(Höfft).
. Апдейса.
sylvestris L.
. Archangelıca.
officinalis Hoffm.
. Peucedanum.
palustre Mönch.
Cervicaria Guss. D.
(Höfft).
Oreoselinum Mönch.
alsaticum L.
Anethum.
graveolens L. B. Ko.
in cultis.
Pastinaca.
sativa L.
187 -
157. Heracleum.
.sibiricum L.
ß angustifolium Ledb.
158. Laserpitium.
— J]atifolium L. D. (Höfft).
— hispidumMB. D. (Hófft).
159. Daucus.
Carota L.
160. Torilıs.
Anthriscus Gärtn.
161. Anthriscus.
sylvestris Hoffin.
162. Chaerophyllum.
bulbosum L.
Prescotii DC. Ko.
Conium.
maculatum L.
Ordo 41. Corneae.
164. Cornus.
sanguinea L.
Ordo 42. Loranthaceae.
165.
163.
Viscum.
album L. В. pr. To-
plinowa. Rare.
Ordo 43. Caprifoliaceae.
166. Adoxa.
Moschatellina
(Hofft).
167. Sambucus.
nigra L.
Viburnum.
Opulus L.
LD:
168.
169. Lonicera. ^
Xylosteum L. Ko. in
montosis sylvaticis co-
piose.
Ordo 44. Rubiaceae.
170. Asperula.
tinctoria L.
eynanchica L.
galioides MB. В. Ko.
Gr. non rare.
odorata L.
Aparine
(Höfft).
Galium.
Mollugo L.
uliginosum L.
palustre L.
rubioides L.
verum L.
cruciatum Scop. (Höf.).
Ordo 45. Valerianeae.
172. Valeriana.
exaltata Mikan. B. Ko.
officinalis L.
tuberosa L. Ko. rare.
Schott. D.
E.
Ordo 46. Dipsaceae.
173. Dipsacus.
strigosus Schlecht. Ko.
— NO.(Augustinow.).
174. Кпаина.
arvensis Coult.
175.
188
Scabiosa.
ochroleuca L.
Columbaria L. B. rare.
Succisa L.
Ordo 47. Compositae.
176.
Ir
178:
179.
180.
181.
Еираютит.
cannabinum L.
Petasites.
niveus Baumg. NO. in
sabulosis ad fl. Oskol
copiosissime (Augus-
tinowicz).
Tussilago.
barra b.
Aster.
Amellus L.
Galatella.
punctata : Lindl.
= dracunculoides Lal-
lem. B. Ko.
Erigeron.
canadense L.
acre L.
. Solidago.
Virgaurea L.
. Linosyris.
vulgaris Cass. D.(Hofit).
. Inula.
. Helenium L. B.
inter
Bielgorod et Kisselo-
wa copiose.
hirta B. Ko. haud rare.
186.
187.
188.
1947
squarrosa L. T. (Au-
gustinowicz).
salicina L.
ensifolia L. SO. (Au-
gustinowiez).
britannica L.
. Pulicaria.
vulgaris Gärtn.
Xanthium.
Strumarium L.
spinosum L. Ad vias
et domos ubique vul-
gatissima ac molestis-
sima herba.
Bidens.
tripartita L.
cernua L.
ß radiata Thiel.
Anthemis.
arvensis L. B. Ko.
tinctoria L.
. Ptarmica.
vulgaris Clus..D. (Höf.).
. Achillea,
Millefolium Г.
setacea Kit.
haud rare.
tanacetifolia All.
rare.
magna L. Ko. rare.
nobilis L. frequens.
Maruta.
Cotula DC.
В. Ko..
Ko.
192.
193.
194.
196.
197.
198.
199.
200.
201.
- Matricaria.
189
Leucanthemum.
vulgare Lam.
Chamomilla L. B. ra-
re; an spontanea? `
criodora L.
Pyrethrum.
corymbosum W.
. Artemisia.
campestris L.
inodora МВ. В. Ko. G.
scoparia Kit. D. (Höfft).
procera L. B. Ko.
austriaca Jacq. B. Ko.
0. G.
vulgaris L. С commu-
nis Ledeb.
Absinthium L.
Tanacetum.
vulgare L.
Helichrysum.
arenarium DC.
Gnaphalium.
uliginosum L.
sylvaticum L. В ma- 905.
crostachyum Ledb.
Antennaria.
dioica Gärtn.
Filago.
arvensis L.
Ligularia.
sibirica Cass. Ko. in
locis elevatis ad syl- —
202.
203.
204.
206.
varum margines; ra-
rissime.
Senecio.
vulgaris L.
vernalis Kit.
erucaefolius L. В tenui-
folius DC.
Jacobaea L.
6 grandiflorus Turcz.
paludosus L. y hypo-
leucus Ledeb. D.
(Höfft).
campestris L.
macrophyllus MB. Ko.
rarissime.
palustris L.
Calendula.
officinalis L. В. Ко. pas-
sim quasi spont.
Echinops.
sphaerocephalus L. B.
Ko.
Ritro L. G. (Augusti-
nowicz).
Carlına.
vulgaris L.
Centaurea.
ruthenica Lam. В. Ко.
Jacea L.
a genuina Koch.
В pratensis Koch.
y decipiens Koch.
phrygia Г. D. (Höfft).
207.
208.
209.
190
Marschalliana Spr. Ko. 210
rare.
arenaria MB. Ko.
Cyanus L.
Scabiosa L.
ß tenuifolia DC.
= stenophylla Ledeb.
С adpressa Ledeb.
Biebersteinii DC.
ovina Pall. B. Ko.
orientalis L.
Onopordon.
Acanthium L.
Carduus.
macrocephalus Desf. В.
Ko. (frequens).
nutans L.
hamulosus Ehrh. Ko.
rare:
crispus L.
Cirsium.
serrulatum MB. Ko. ra-
rissime.
lanceolatum Scop.
eriophorum Scop. B.
palustre Scop. В. Ко.
arvense Scop.
ß mite Koch.
y setosum Koch.
oleraceum Scop.
heterophyllum All.
pannonicum Gaud. Ko.
canum MB.
214.
215:
216.
21T:
218.
Lappa.
major Gärtn.
minor DC.
tomentosa Lam.
. Serratula.
tinctoria L. О. (Höfft).
radiata MB. Ko.
heterophylla Desf. Ko.
. Jurinia.
Pollichii DC.
mollis Reichb. Ko.
. Lampsana.
communis L.
Cichorium.
Intybus L.
Achyrophorus.
maculatus Scop.
Leontodon.
autumnalis L.
hastilis Г.
Tragopogon.
major Jacq. Ko. 0.
campestris Bess.
pratensis L.
В tortilis Koch.
undulatus Jacq. К. (Au-
gustinowicz). |
orientalis L. Ko.
floccosus Kit. SO. (Au-
gustinowicz).
Scorzonera.
purpurea L. |
humilis L. D. (Höfft).
219:
222.
223:
224.
191
hispanica L. B.
austriaca W. Ko.
Pieris.
hieracioides L. Odds
293.
. Lactuca.
altissima MB. Ko.
Scariola L.
muralis L. legit Böber. 996.
. daraxacum.
officinale Wigg.
serotinum Sadl. Ad li-
mites Gub. Charco-
viens. (Augustinow.).
Crepis.
tectorum L.
biennis L.
praemorsa Tausch.
sibirica L. |
Sonchus.
oleraceus L.
asper Vill.
uliginosus MB.
arvensis L.
Hieracium.
Pilosella L.
Auricula L.
praealtum Koch.
a florentinum Koch.
6 Bauhini Koch.
y hirsutum Koch.
glaucescens Bess. Ko.
rare.
echioides Kit.
2241
228.
Nestleri Vill.
umbellatum L.
virosum Pall.
48. Campanulaceae.
Jasione.
montana L. rare.
Campanula.
sibirica L.
glomerata L.
farinosa Andrz.
Cervicaria L.
latifolia L. D. (Höfft).
Trachelium L.
ß dasycarpa Koch.
rapunculoides L.
y trachelioides Ledeb.
bononiensis L.
persicifolia L.
var. minor.
patula L.
Rapunculus L. Ko. pro-
pe Jablona copiose.
rotundifolia L. D. (Hôf.).
Adenophora.
liliifolia Ledb. D. (Höf.).
Ordo 49. Vaccinieae.
Vaccinium.
Vilis IdaeaL. D. (Höfft),
K. (Augustinowicz).
Myrtillus L. D. (Höfft).
L. (Augustinowicz).
192
229. Oxycoccus. Ordo 51. Pyrolaceae.
— palustris L, D. (Höfft). 232. Pyrola.
Ab aliis botanieis ad- — rotundifoliaL. D.(Höf.).
hue non observatur. minor Г. D. (Hófft.
secunda L.
Ordo 50. Ericaceae. — chlorantha Schw. L.P.
930. Calluna. Pb iu
233. Chimophila.
— vulgaris Salisb. D. (H.). j bcd Nutt.
231. Ledum. Ordo 52. Monotropeae.
— palustre L. Czerniajew: 934. Hypopitys.
Conspect. plantarum — multiflora Scop. D.
in Ucrania sponte cre- (Но. P. (Augusti-
scentium pag. 38. nowicz) copiose.
Sugctassıs II]. CoROLLIFLORAE.
Ordo 53. Lentibularinae. 239. Naumburgia.
235. Utricularia. thyrsiflora Reichb.
vulgaris L. 240. Lysimachia.
Ordo 54. Primulaceae. vulgaris L.
236. Hottonia. nummularia L.
palustris L. 241. Centunculus.
237. Primula. DE
offieinalis Jacq. minimus L. K, (Rein-
` 938. Androsace. hard).
villosa L. Ko. in cre- Ordo 55. Oleaceae.
taceis pr. Kurakowka
copiose. — №0. (Au- 249. Fraxinus.
excelsior L.
gustinowicz).
elongata L. В. Ko. 243. Syringa. |
septentrionalis L. К. vulgaris L. В. circa
(Reinhard). Bielgorod sponte facta.
193
Ordo 56. Apocynaceae. Ordo 59. Convolvulaceae.
Vinca.
herbacea —
minor L. ra-
rior. |
244.
Ko.
B.
G. O.
. Vincetoxicum.
offieinale Mönch.
. Cynanchum.
acutum L. P. sat rarum
(Augustinowicz).
Ordo 57. Gentianaceae.
247. Erythraea.
Centaurium Pers.
linariaefolia Pers.
' (Augustinowicz).
pulchella Fries.
248. Gentiana.
Amarella L. legit Bö-
ber.
— Pneumonanthe Г. D.
(Höfft). du
Cruciata L.
249. Swertia.
perennis L. D. (Hofft). 9.7
250. Menyanthes.
trifoliata L.
Ordo 58. Polemoniaceae.
251. Polemonium.
coeruleum L.
N 1. 1865.
252.
253.
258.
Convolvulus.
arvensis L.”
y vulgaris Ledeb.
= sagittatus Ledeb.
Calystegia.
sepium RBr.
Ordo 60. Cuscutaceae.
254.
Cuscuta.
europaea L.
Epilmum Weihe. D.
(Augustinowicz).
Ordo 61. Boragineae.
P dun.
Echium.
vulgare L.
rubrum Jacq.
altissimum Jacq. 7? Вб-
ber in Pallas n. nord.
Венге. VL-pàáp. 259.
. Nonea.
pulla DC.
а praecox Mihi.
В serotina Mihi.
. Borago.
officinalis L: B. Ko,
in cultis.
Symphytum.
officinale L.
tanaicense Stev. B. Ko.
G. O. frequens.
13
259:
260.
262.
263.
264.
. Cynoglossum.
194
Lycopsis.
arvensis L. raro. 267.
Onosma.
simplieissimum L. Ko. орз.
in cretaceis copiose.
NO. (Augustinowicz).
. Lithospermum.
arvense L.
tenuiflorum L. P. (Au-
gustinowicz).
269.
officinale L.
purpureo-caeruleum L.
Pulmonaria. 970.
offieinalis L.
angustifolia L. Ko.
azurea Bess.
Myosotıs.
palustris With.
caespitosa Schultz.
sylvatica Hoffm.
8 alpestris Koch.
intermedia Link.
stricta Link. G. Ko. B.
sparsiflora Mikan.
ucranica Czern. Ко.
271.
Echinospermum.
Lappula Lehm.
barbatum Lehm. Ko.
. Азрегидо. er
procumbens L.
272.
offieinale L.
Ordo 62. Solaneae.
Datura.
Stramonium L.
Hyoscyamus. .
niger Le
a agrestis Koch.
8 pallidus Koch.
Solanum.
Dulcamara L.
persicum W. Ubique
frequens.
nigrum L.
Lycium.
barbarum L. Ubique ad
sepes.
Ordo 63. Serophularia-
ceae.
Verbascum.
Thapsus L.
Lychnitis L. :
orientale MB. Ubique
non rarum.
nigrum L.
rubiginosum Kit. Ko.
ad limites gub. Cher-
coviens rarissime.
phoeniceum L.
Blattaria L. D. (Augu-
stinowicz).
Linaria.
vulgaris Mill.
276.
271.
195
L. genistaefolia Mill. B.
Ko. G. frequens.
odorata Chavann. Ko.
. Scrophularia.
aquatica L. D. (Höfft).
nodosa L.
. Gratiola.
officinalis L. G. — В.
(Augustinowicz).
. Limosella.
aquatica L.
Digitalis.
grandiflora All.
Veronica.
spuria L. В. Ko.
longifolia L.
spicata L.
a vulgaris Koch.
6 latifolia Koch.
incana L.
Anagallis L.
BecabungaL. D. (Höf.).
austriaca L.
a dentata Koch.
В pinnatifida Koch.
Y bipinnatifida Koch.
latifolia L.
officinalis L.
scutellata L. D. (Höfft).
serpyllifolia L.
arvensis L.
verna L.
agrestis L.
278.
279:
285.
Odontites.
rubra Pers.
Euphrasia. -.
officinalis L.
. Rhinanthus.
major Ehrh.
minor Ehrh.
. Pedicularis.
palustris L.
comosa L.
Sceptrum L. D. (Hofft),
. Melampyrum.
cristatum L.
arvense L.
nemorosum L.
pratense Г. О. Т. (Au-
gustinowicz).
sylvaticum L.
64. Orobanchaceae.
‚ Phelipaea.
ramosa С. А. М. D.
(Höfft).
‚ Lathraea.
Squamaria L. Ко. — 0.
(Augustinowicz).
Orobanche.
alba Steph.
Саш Duby. Ko.
elatior Sutt
Ordo 65. Verbenaceae.
286.
Verbena.
officinalis L. B. prope
13°
288.
289.
290.
291.
292.
196
Murom. — S. (Augu-
stinowiez). Partim co-
piose.
Ordo 66. Labiatae.
987.
Mentha.
sylvestris L. B. — K.
(Augustinowicz).
arvensis L.
Lycopus.
europaeus L.
exaltatus L. fil. B. Ko.
non rarus.
Origanum.
vulgare L.
Thymus.
Serpyllum L.
angustifolius L.
Serpyllum L.
ß angustifolius Ledeb.
pannonicus АП. = Т.
Serpyllum L.
C Marschallianus Ldb.
Calamintha.
Acinos Clairv.
Clinopodium Benth.
Salvia.
pratensis L
dumetorum Andrz. Ko.
raro.
sylvestris L.
nutans L. Ko. copiose.
verticillata L.
memi
299
294.
Nepeta.
Cataria ib.
nuda L.
Glechoma.
hederacea L.= Nepeta
Glechoma Benth.
hirsuta Kit. = Nepeta
Glechoma Benth.
В hirsuta Ledeb.
. Dracocephalum.
thymiflorum L.
Ruyschiana L. D.
(Höfft).
. Scutellaria.
peregrina L. NO. (Au-
gustinowicz).
altissima L.
galericulata L.
hastaefolia L. NO. (Au-
gustinowicz). Raro.
. Brunella.
grandiflora Monch.
vulgaris L.
. Marrubium.
vulgare L.
peregrinum L. Ko.
. Betonica.
offieinalis L.
. Stachys.
germanica L. P. (Au-
gustinowicz).
sylvatica L.
palustris L.
302.
303.
304.
197
annua L. В. К. С. ©.
recta L.
. Galeopsis.
Lodanum L.
Tetrahit L.
versicolor Curt.
Leonurus.
Cardiaca- L.
B villosus Benth.
Marrubiastrum L.
Lamium.
amplexicaule L.
purpureum L. —
maculatum L.
Ballota.
nigra L.
. Phlomis. |
pungens L. B. Ko.
tuberosa L.
. Teucrium.
Chamaedrys L. Szezy-
307.
gry, raro (Augustino-
wicz). |
Polium L. NO.in creta-
ceis (Augustinowicz).
Ajuga.
pyramidalis L. Ko.
genevensis L.
8 excelsa Mihi.
Laxmanni Beath. В.
NO. (Augustinowicz).
Chamaepitys Schreb.
В. Ко. copiose.
Ordo 67. Plantagineae.
308.
Plantago.
major L.
media L.
lanceolata L.
B altissima Ledb.
arenaria Kit.
SuBCLASSIS IV, MoNoCHLAMYDEAE.
Ordo 68. Salsolaceae. 310. Bhtum.
309.
Chenopodium.
polyspermum Г.
album L.
glaucum L.
urbicum Г.
hybridum L.
311.
virgatum L.
polymorphum C. A.M.
9 chenopodioides Moq.
Tand.
Atriplex.
nitens Rebent.
rosea L. Ко. O.
А. laciniata L. R. haplorhizus Czern. Ko.
hastata Г. Ko. O. Acetosella L.
patula L. 318. Fagopyrum.
312. Ceratocarpus. esculentum Mönch. B.
— arenarius L. SO. (Au- K. quasi spont.
gustinowicz). 319. Polygonum.
313. Kochia. Bistorta L.
arenaria Roth. Ko. — amphibium L.
SO. (Augustinowicz). y terrestre W.
scoparia Schrad. B. — lapathifolium L.
5. (Augustinowicz). Persicaria L.
314. Salsola. Hydropiper L.
Kali L. Ко. — SO. (Au- — alpinum All. SO. (a
gustinowicz). D-re Augustinowicz
anno 1861 in prato
Ordo 69. Amarantaceae. р sini nd:
315. Amarantus. la specimina lecta).
retroflexus L. Ubique. Convolvulus L.
Blitum L. dumetorum L.
316. Polycnemum. aviculare L.
arvense L. Ko. ad li-
mites gub. Charcov.
copiose.
Ordo 71. Santalaceae..
- 320. Thesium. | ie
Ordo 70. Polygoneae. intermedium ; Ko. — K.
Schrad. \ O.(Augu-
317. Rumex.
ramosum | stino-
maritimus L. Hayne. \ wicz)
obtusifolius L. Ko.
crispus L. Ordo 72. Thymelaeae.
domesticus Hartm. Ko.
Hydrolapathum. Huds. 321. Daphne.
confertus W. D. (Hofft). Sophiae Kaleniez. Ko.
Acetosa L. pr. Bikorjukowka.
199
Ordo 73. Aristolochieae.
322. Asarum.
europaeum L.
323. Aristolochia.
Clematitis L.
Ordo 74. Euphorbiaceae.
324. Euphorbia.
procera MB.
palustris L. Ko.
Gerardiana L. B. Ko.
0. С.
virgata Kit. Ко. 0.
Esula L.
— nicaeensis All. NO.
(Augustinowicz).
— gracilis Bess. SO. (Au- —
gustinowicz).
Cyparissias L. B. Ko.
325. Mercurialis.
perennis L.
Ordo 75. Cupuliferae.
326. Corylus.
Avellana L. ^
327. Quercus.
pedunculata Ehrh.
Ordo 76. Salicineae.
328. Salix.
pentandra L.
fragilis L. .
alba L.
amygdalina L.
— 5. acutifolia W. К. (Au-
gustinowicz).
purpurea L. В. — К.
(Augustinowiez) fre-
quens.
cinerea L.
nigricans Fries.
Caprea L.
myrtylloides L. K. pro-
pe Korenaja (Augusti-
nowicz).
rosmarinifolia
(Hofft).
Lapponum L. D. (Hofft).
Populus.
alba L.
canescens Smith. K.
(Augustinowicz).
nigra L.
Е. D:
329.
Ordo 77. Cannabineae.
330. Cannabis.
sativa L. B. Ko. O.
331. Humulus.
Lupulus L.
Ordo 78. Urticaceae.
332. Urtica.
urens L.
dioica L.
Ordo 79. Ulmaceae.
333. Ulmus.
campestris L.
200
vulgaris Ledb.
pumila Czern. B.
K. non rare.
suberosa Ehrh. Ko.
montana With. Ko.
peduneulata Fouger.
&
^
Ó
Ordo 80. Betulaceae.
334. Betula.
alba L.
B. pubescens Ehrh.
humilis Schrenk. D.
(Höfft).
335. Alnus.
glutinosa L.
Ordo 81. Abietineae.
336. Pinus.
sylvestris L. An primi-
tive spontanea?
CLASSIS I. MONOCOTYLEDONEAE.
Ordo 82. Typhaceae.
931. Typha.
latifolia L. D. (Höfft).
Ko.
— angustifolia L..D.(Höfft).
338. Spargamum. |
ramosum Huds.
simplex Huds.
natans L.
Ordo 83. Aroideae.
339. Calla.
palustris L. D (Höfft).
. Acorus.
Calamus L. В. Ko. —
D. (Hôfft). — S. SO.
(Augustinowicz).
Ordo 84. Lemnaceae.
341. Lemna.
minor L.
trisulca L.
349. Telmatophace.
gibba Schleiden. Ko.
Spirodela.
polyrhiza Schleiden. Ko.
Ordo 85. Najadeae.
343.
344. Caulima.
fragilis W. D. (Höfft).
345. Potamogeton.
natans L.
. fluitans L.
gramineus L.
6 heterophyllus Fries.
lucens L.
P. perfoliatus L.
_crispus L.
compressusL. D. (Hóf.).
— pusillus L. D. (Но).
pectinatus L.
Ordo 86. Juncagineae.
346. Triglochin.
palustre L.
maritimum L. Ko.
. Scheuchzeria.
palustris Г. D. (НОМ.
Ordo 87. Alismaceae.
348.
Alısma.
Plantago L.
В linearifolia Czern.
349. Sagittaria.
sagittaefolia L.
Ordo 88. Hydrocharideae.
350. Hydrocharis.
Morsus ranae L.
351. Stratiotes.
aloides L. D. (Höfft).—
P. (Augustinowicz).
Ordo 89. Butomaceae.
359. Butomus.
umbellatus L.
Ordo 90. Orchideae.
353. Corallorhiza.
innata RBr.
361.
D. (Hoff).
399.
357.
358.
360.
. Orchis.
latifolia L.
mascula L. D.-(Höfft).
coriophora L.
militaris L. D. (Höfft).
Gymnadenia.
conopsea ВВг. Ко. —
D. (Höfft).
cucullata Rich. P. (Au-
gustinowicz).
356. Platanthera.
bifolia Reichb.
chlorantha Custor. P.
rarissime (Augustino-
wicz).
Listera.
ovata RBr.
Neottra.
Nidus Avis. L. D.
(Höfft). P. (Augusti-
nowicz).
. Cephalanthera.
ensifolia Rich. P. co-
piose. (Augustinow.).
Epipactis.
palustris Swartz.
latifolia Swartz.
atrorubens Schult. B.
rara.
Cypripedium.
Calceolus L.
guttatum Swartze D.
(Hofft).
Ordo 94. Irideae. 370. Lilium.
362. Iris. == Martagon I: legit Bö-
— bees L. D. (Höfft). ass D. (Hofit).
PE den corne D 371. Hyacinthus.
furcata MB. leucophaeus Stev.
363. Gladiolus. 372. Scilla.
imbricatus L. bifolia b. в Rn: (Au-
t | :
Ordo 92. Smilaceae. ep
cernua Red.
364. Paris. `В pluriflora Ledb.
quadrifolia L. АН
365. Polygonatum. rotundum L.
officinale All. sphaerocephalum L. В.
multiflorum All. GN
8 bracteatum Ledb.
Ko. prope Korocza.
366. Convallaria.
majalis L.
367. Smilacina.
— bifolia Desf. D. (Höfft).
Schoenoprasum L. Ko.
oleraceym L. Ko.
— ochroleucum L. O.(Au-
gustinowicz).
carinatum L.
paniculatum L. legit Bo-
Ordo 93. Liliaceae. ber.
368. Gagea. tulipaefolium Ledb. Ko.
— stenopetala Reichb. D. prope Korocza rare.
(Höfft). 374. Anthericum.
pusilla Schult. Ubique ramosum L.
frequens. 375. Asparagus.
minima Schult. officinalis L.
ELE EE: da Ordo 94. Melanthaceae.
G. reflexa Czern.
lutea Schult. 3/6. Veratrum.
369. Fritillaria. nigrum L.
ruthenica Wickstr. Ko. album L.
Ordo 95. Junceae. 383.
377. Juncus.
communis E. Meyer.
a effusus Ledb.
В conglomeratus Гар. —
— glaueus Ehrh. D. (Höf.). 384.
articulatus L. Pos
alpinus Vill. Ko. 385.
compressus Jacq.
bufonius L.
378. Luzula.
campestris DC.
—
Ordo 96. Cyperaceae.
379. Cyperus. a
— flavescens L. D. E
fuscus L.
380. Elaeocharıs. =
acicularis RBr. Le
palustris RBr.
ovata RBr.
381. Scirpus.
paueiflorus Lightf. D.
(Hófft).
Tabernaemontani Gm. —
. Ko. LM
lacustris L.
sylvaticus L.
382. Isolepis.
— Holoschoenus Rom. et
Schult. С. (Augusti: —
nowicz).
Eriophorum.
vaginatum L. D. (Hofft).
latifollum Hoppe.
angustifolium Roth.
gracile Koch. D. (Höf.).
Rhynchospora.
alba Vahl. D. (Höfft).
Carex.
dioica L. D. (Hofft).
intermedia Good.
vulpina L.
muricata L. D. (Но.
— Ko.
teretiuscula Good. Ko.
panieulata L. K. (Au-
gustinowicz).
paradoxa W.
elongata Г. D. (Höfft).
leporina L. D. (Hôfft).
remota L. NO. (Augu-
stinowicz).
brizoides Wimm.
Buxbaumi Wahlbg. NO.
(Augustinowicz).
digitata L. D. (Hofft).
pediformis C. A. M. K.
(Augustinowicz).
pilosa Scop.
panicea L.
Michelii Host.
flava L. D. (Но.
Oederi Ehrh.
204
С. hordeiformis Host.
NO. (Augustinowicz).
praecox Jacq. D. (Hóf.).
montana Wahlbg. D.
(Höfft).
ericetorum Pall.
(Höfft).
pallescens L.
limosa L.
Pseudo-Cyperus L. Ko.
caespitosa L.
stricta Good.
acuta L.
riparia Gurt.
paludosa Good.
nutans Host. Ko.
vesicaria L.
ampullacea Good. D.
(Höfft).
hirta L.
filiformis L. D. (Höfft).
D.
Ordo 97. Gramineae.
386.
397.
Nardus.
stricta L. K. (August.).
Elymus.
sabulosus МВ. 50. (Au-
gustinowicz).
. Secale.
fragile MB. Ko.
. Triticum.
Tr. eristatum Schreb. Ко.
392.
JDD
prostratum L. NO. (Au- —
gustinowicz).
caninum Schreb. К.
(Augustinowicz).
repens L.
glaucum Desf. Ko.
. Lolium.
perenne L.
Linicola
(Höfft).
Sond... D.
. Festuca.
ovina L.
duriuscula L.
glauca Schrad. No. (Au-
gustinowicz).
rubra L. B. Ko.
elatior L.
gigantea Vill.
Bromus.
asper Murr.
erectus Huds.
inermis Leys.
sterilis L. K. (August.).
tectorum L.
mollis L.
arvensis L.
squarrosus L. Ko.
patulus Mert. et Koch.
secalinus L.
Brachypodium.
pinnatum Р. В. NO.
(Augustinowicz).
sylvaticum Р. В. D.
(Hofft).
SCENES
397.
398.
>34,
205
. Briza.
media L. D. (Höflt)..
. Dactylis.
glomerata L. 403.
: Poa,
bulbosa L. Ko. pr. Ja- 404.
blona et in aliis locis
copiose.
altissima L. В. Ко.
nutans L.
M. viridiflora Czern. —
M. nutans. |
В picta Koch, — Ko.
Koehleria. (
cristata. Pers. Ko.
Hierochloa.
repens Fries. D. (Höfft).
K. (Augustinowicz).
compressa L. 405. Anthoxanthum.
serotina Ehrh. odoratum L.
nemoralis L.. 406. Avena.
pratensis Г. fatua L.
Y angustifolia. — strigosa Schreb. К.
trivialis L. (Augustinowicz).
Catabrosa. pubescens L.
aquatica P. B. pratensis L. Ko.
Atropis. | flavescens L.
distans Ledeb. Ko. pr. 407. Arrhenantherum.
Eon: — . elatius Koch. NO. (Au-
> gustinowicz).
one fes 408. rigo
uitans RBr.
caespitosa P. B.
aquatica Sm. :
409. Calamagrostis.
nie sylvatica DC.
zu. — — neglecta Gärtn. D.
. Molinia. (Ной.
coerulea Mönch. D. _ ]аха Host. D. (Höfft).
(Höfft). — Epigejos Host. D.
. Melıca. (Hofft).
ciliata L. 410. Agrostis.
В varia Ledeb. Ко. alba Г.
В gigantea Roth.
vulgaris With.
411.
412.
206
— Agr.canina L. D. (Hofit).
Apera. |
‘spica Venti. P. В.
Stipa.
сарай L. Ko. — 0.—
SO. (Augustinowicz).
Lessingiana Trin. — Ко.
pennata L.
.. Milium.
effusum Г. D. (Hofft).
. Beckmannia.
erucaeformis Host. B.
Ko. O
: Digraphis.
arundinacea'Trin.— Ko.
. Phleum.
Boehmeri Wib.
pratense L.
. Crypsis.
alopecuroides Schrad.
NO. (Augustinowicz).
Rara.
— Cr. aculeata Ait. P. (Au-
418.
422.
gustinowicz). rara.
Alocepecurus.
lanatus Sm. К. (Au-
gustinowicz).
pratensis L.
ruthenicus Weinm. 0.
(Augustinowicz).
geniculatus L.
. Leersia.
oryzoides Soland. D.
(Höfft).
. Digitaria.
glabra Schult. D. (Hofft). .
. Setaria.
varıdıs Р.В,
glauca Р. В.
verticillata P. B. — К.
(Augustinowicz).
Echinochloa.
Crus Gl Po Be
. BEITRAEGE
zur
NATURGESCHICHTR DER ANTILOPE SAIGA PALLAS.
Von
CONSTANTIN GLITSCH.
—
So viele merkwürdige und schóne Bildungen die Klas-
se der Haarthiere überhaupt aufzuweisen hat, — so einig
sind wohl die àsthetischen Beschauer der Natur darin,
den Preis hóchster Lieblichkeit der Gazelle (Gazella Dor-
cas) und einigen ihr nächstverwandten Thieren dersel-
ben Gruppe zuzuerkennen. In der That bietet die ganze
Familie der Antilopen des Interessanten und Ueber-
raschenden viel, auch in ihren weniger schönen, als auf-
fallenden, ja bizarren und grotesken Formen: und um so
mehr reizt sie zu genauer Beobachtung, da bisher die
Naturforschung manche Lücke in der näheren Kenntniss
dieser Thiere noch nicht auszufüllen vermocht hat. —
Ein jeder unserer Welttheile, mit alleiniger Ausnahme
von Australien, besitzt seine Repräsentanten der grossen
° Familie der Antilopen. Ihre meisten Vertreter hat diesel-
№ 1. 1865. 14
208
be in Asien und besonders in Afrika, welche die weiten
menschenleeren Strecken dieser Länder zu hunderttau-
senden bevölkern, und dem Reisenden in der tiefen Ein-
samkeit der Wüste ein stets willkommenes, oft höchst
liebliches Schauspiel bieten.
Europa hat von jeher nur 2, in sich höchst verschie-
dene Arten besessen: die eine: die durch ihre tief er-
forschte Geschichte weit und breit bekannte Bergantilope,
die berühmte Gemse (Antilope rupicapra), die andere:
ein echtes Thier der Steppe, die noch höchst unvollkom-
men beschriebene Antilope Saiga. Freilich gehört uns
dieselbe nur theilweise an, denn das eigentliche Stamm-
volk dieser Thiere weidet noch heut zu Tage ausserhalb
unseren Europäischen Gränzen. Ungleich der Gemse,
welche nie gänzlieh auszurotten ist, da ihre hohen und
schroffen Weideplätze immer nur ausnahmsweise einzel-
nen besonders kühnen Verfolgern zugänglich bleiben wer-
den, ist die Saiga, so weit sie noch unsern Welttheil be-
wohnt, in schnellem Verschwinden begriffen, und die
Zeit nicht mehr fern, da wir sie in unsern zoologischen
Registern als ein rein Asiatisches Thier aufgeführt finden
werden. Schon ist die Verbindung zwischen jenen öst-
lichen Stammheerden und ihren westlichen Vorposten auf-
‚ gehoben. Der gegenwärtige Weidegrund der Letzteren ist
im Verhältnisse zur Anzahl der darauf wohnenden Thiere
nicht sehr ausgedehnt, zieht sich mit jedem Jahre enger
und enger und die Verfolgung mehrt sich in demselben
Maase.
Durch meinen Wohnort (Sarepta am unteren Lauf der
Wolga) in den Stand gesetzt, Zuverlässiges über die
Lebensart der Saiga Antilope theils selbst zu beobachten,
theils auch von glaubwürdigen Personen zu erfahren, —
203
scheint es mir Pilicht, einiges Wissenswerthe darüber zu
veröffentlichen; bald werden diesseit des Ural keine Beo- .
bachtungen über dieses merkwürdige Thier. mehr zu
machen sein.
Noch Pallas konnte dem europäischen Wohnsitze der
Saiga sehr weite Grenzen bestimmen. Ihr Gebiet reichte
damals von den Marken des alten Polen, vom Dnepr
an durch das ganze sud - ost - europäische Binnenmee-
rische Steppenland, im Süden begrenzt vom schwarzen
Meere und dem Kaukasus, nördlich bis zum 50 — 52°
der Breite. Nach Osten hin, jenseits der Wolga, bewohn-
ten ihre Heerden die ganze Wolga-Uralische Steppe und
zogen sich um das Kaspische Meer herum weithin tief
in die Steppen der grossen Tartarei. Den Ural umge-
bend reichten sie, östlich desselben, nach Norden hinauf
bis zum oberen Irtisch, während der Altai die äusserste
Ostgranze darstellte.
Aus ihren asiatischen Wüsten brach sie in ungeheuren
Heerden, durch Trockenheit und Misswachs vertrieben,
häufig über den Uralfluss in die diesseitigen Steppen ein,
überschritt die Wolga auf dem Eise und wurde, die
sparsamen Felder verheerend, zur Landplage. Noch kurz
vor Pallas fand eine solche westliche Wanderung über
die Wolga statt. Aber schon zu seiner Zeit ward ein
starkes Zurückweichen der Saiga aus dem Westen be-
merkbar. Er selbst sagt, dass sie damals schon diesseit
der Wolga seltener erscheine, indem sie die bewohnten
Gegenden fliehe. Ein volles Jahrhundert liegt zwischen
diesem Ausspruche und unserer Zeit, und wir finden den
Schauplatz injener Beziehung noch mehr verändert. Am
Dnepr ist schon lang keine Spur dieses Steppenthiers zu
finden gewesen, in der Ukraine ist sie spurlos ver-
14°
210
schwunden und selbst im Donischen Lande tritt die Saiga
nun, als seltenes Wild, einzeln und versprengt auf. —
Sehr seltsam erscheint es, wenn selbst die Wolga - Ura-
lische Steppe gegenwärtig gänzlich von ihr verlassen ist.
Alle Aussagen stimmen darin überein, dass sie wirklich
nicht mehr daselbst vorkommt, wo sie früher in Menge
weilte, und wo sie daher doch alle Bedingungen ihrer
Existenz so lang gefunden haben muss. Freilich, von
den fetten Niederungen der Achtuba und Wolga ist sie
durch zahlreiche Ansiedelungen zurückgedrängt worden
und die hohe Steppe allein, welche viel Sandboden ent-
hält, mag ihr zu spärliche Weide geben, zumal das ei-
gentlicbe Weideland darin von den Nomaden dieser Ge-
gend, den Kirgisen, eingenommen wird.
Nach alle dem bleibt es um so merkwürdiger, dass
sich eine an Zahl nicht ganz unbedeutende Schaar dieser
Thiere noch immer, auf verhältnissmässig kleinem Raume
zusammengedrängt, diesseit der Wolga hält. Die Saiga
belebt noch heute einen grossen Theil der Kalmücken-
steppe zwischen Don und Wolga. Dieses ihr Wohngebiet
bildet gegenwärtig ein Dreieck, dessen Scheitelpunkt im
Norden die Stadt Zaryzin an der Wolga (48° 42’ Nördl.
Breite) bezeichnet, dessen östliche Seite die Wolga bis
Astrachan, dessen westlich gelegener Schenkel der Don,
und dessen Basis im Süden der Steppenfluss Manitsch
bildet.
Auf dieser flachen, völlig baumlosen Ebene zieht die
Saiga noch heut zu Tage in ziemlicher Menge hin und
her, beständig vor den menschlichen Ansiedelungen flie-
hend, welche sich jährlich in grösserer Menge erheben, —
und leider! in Folge der wachsenden Bevölkerung von
Jahr zu Jahr an Zahl abnehmend. Im Sommer ist sie
211
über diesen ganzen Plan zerstreut, im Winter (vom Mo-
nat November an) durch Schnee und Kälte aus den nörd-
licheren Weideplätzen vertrieben, sammelt sie sich im
Süden, in dem mit reichlichem Gras bestandenen Nie-
derungen des Sal und Manitsch. Dort weidet sie den
Winter über auf gewöhnlich schneefreiem Boden, dort
erfolgt Brunst und Begattung und im Frühling, sobald
der Schnee in den nördlichen Gegenden geschmolzen
und die Triften grün werden, beginnt ein grosser Theil
der Thiere seine Wanderung nach Norden. Sie wandern
dann, die Geschlechter getrennt, in sehr ansehnlichen
Haufen, die Böcke voran, die Ziegen folgend. Ende Mai
neuen Styls hat der Vortrab die nördlichste Grenze ihres
Gebietes bereits erreicht (*). Indess treten in Betreff die-
ser Sommerwanderungen maassgebende Umstände ein,
die ein unregelmässiges Erscheinen der Thiere an ihrem
Sommeraufenthalt veranlassen, besonders in den am wei-
testen vom Wintersammelort entfernten Gegenden. In der
Umgegend von Sarepta, dem Nordende des Territoirs,
sind solche Verschiedenheiten in der Frequenz oft sehr
auffallend. Es giebt Sommer, in denen höchstens ein-
zelne, versprengte Individuen gesehen werden, während
in anderen Jahren grosse Truppen ihre Standquartiere den
ganzen Sommer hindurch daselbst behaupten. Es hat
Jahrzehnte gegeben, während welcher keine Saiga hier
zu sehen war, wo sie der jüngeren Generation ein völ-
lig unbekanntes Thier geworden, so in den Jahren von
1825 — 39. :
Diese Unregelmässigkeit in den jährlichen Zuzügen, ist
wohl hauptsächlich vom Nahrungs-Interesse, folglich im
Е ihrer Hauptweideplätze im nördl. Theil ihres Gebietes ist
gegenwärtig die Steppengegend Kapdacha, 60 Werst südlich von
Sarepta.
212
Grunde von den alljährlich wechselnden klimatischen Ein-
flüssen abhängig. Indess scheint auch eine Lust an plan-
losem Herumschweifen mächtig darauf einzuwirken. In
der That wäre es sonst nicht leicht zu erklären, warum
die Antilopen es nicht vorziehen, in den weniger Stö-
rung unterworfenen, einsamen Weiden am Sal und Ma-
nitsch, welche ihnen, höchstens mit Ausnahme des Spät-
sommers, stets reichlich Futter bieten würden, das gan-
ze Jahr hindurch, ruhig zu verweilen.
Die südliche Lage jener Gegenden ist indess nicht tief
genug, um ihnen in jedem Winter sichere Zuflucht zu
bieten. Tritt dort starke Kälte mit tiefem Schneefall ein,
dann irren die hungernden Thiere weitaus im ganzen
Bezirk rathlos umher, und suchen unbedeckten Weide-
boden. Sie kommen dann selbst bis an ihre äusserste
nördliche Sommergrenze in die Gegend von Sarepta und
Zarizyn. Meist schon von Hunger abgeschwächt, bleiben
ganze Heerden im tiefen Schnee der Ebene und in den
verwehten Schluchten stecken, und fallen zu Hunderten
den sie eifrig zu Pferde Verfolgenden zur leichten Beu-
te. Zum Glück kommt dieses Verhängniss selten über
sie: sonst würden sie schon lang ausgerottet sein, denn
die Mordlust der Menschen kennt in solchen Fällen kein
Maass und Ziel!
Wie hoch könnte man die Anzahl der auf unserem
Areal, also in Europa, gegenwärtig noch lebenden Sai-
ga schätzen?
Nach den oft tausend und mehr Individuen zählenden
Zügen der Frühlingswanderer, so wie bei der Thatsache,
dass ein grosser Theil der Thiere ihre Winterweiden
auch im Sommer nicht verlässt, kann man wohl auf
10,000 mindestens schliessen, ohne sich übertriebener
| 213
Annahme schuldig zu machen. Aber bei dem Eifer der
vielen Jäger, welche sich alljährlich bedeutend vermeh-
ren; bei dem stets fortschreitenden Anbau der Steppe,
und den überall entstehenden Höfen und Dörfern, bei
der wenigen Schonung des Thieres, welches durch den
Schaden, den es den Getreidefeldern zufügt, den Land-
bauern hier ebenso verhasst ist, wie in Deutschland der
Hirsch und das Wildschwein, — ist ein schnelles Zu-
sammenschmelzen des jetzigen Bestandes nur zu sicher
vorauszusehen.
Abgesehen davon, dass die Nomaden, welche die Saiga
früher bei mangelndem Feuergewehr nur sparsam in Schlin-
gen fingen, — seit Jahren sich immer mehr gewöhnen,
sie mit Büchsen zu jagen, abgesehen von dem unermüd-
lichen Jagdeifer der russischen Ansiedler, so erhält die
Kalmückensteppe in der Jetztzeit auch viel Besuch frem-
der Jagdgesellschaften vom Don her und vom linken
Ufer der Wolga, welche seitdem das Thier dort abge-
nommen oder völlig verschwunden, es hier auf seinem
letzten, verhältnissmässig begrenzten Jagdgrund Jagen.
Die Verminderung bei so bewandten Umständen wä-
re gewiss jetzt schon weit fühlbarer, wenn nicht haupt-
sächlich nur männliche Thiere der Jagd zum Opfer fie-
len, weil sie ihres Gehörnes wegen weit leichter im
Auge zu behalten sind, und dem Verfolger ein viel
sichereres Ziel bieten, als das ungehörnte weibliche,
das, niedergeduckt, dem Blicke völlig im Grase ver-
schwindet.
Antilope Saiga gehört in die Reihe der 2 hörnigen An-
tilopen mit Hörnern ohne Ansatz, zu denjenigen Arten,
bei denen nur der Bock gehörnt ist. Diese Hörner sind
geringelt und stehen leierförmig gegen einander. Sie be-
214
sitzt Thränengruben, welche nicht umzustülpen sind,
kleine Afterklauen, keine eigentlichen Kniebüschel. Das
Weibchen hat 2 wirkliche und 2 Scham - Zizen.
Ihre Grösse ist die eines starken Schaafes. An alten
Thieren gemessen beträgt die Länge des Körpers von der
Schwanzwurzel bis ans Ende der Muffel 50 Zoll engl.,
die Höhe vom Widerrist bis zur Sohle des Vorderhufs
30 Zoll, dagegen von der Kruppe bis zur Sohle des Hin-
terhufs 31'/, Zoll. Kopflange vom Ohre über die Wange
zum Nasenloch: 10'/, Zoll. Dieselbe aus der Ohrenlinie
zwischen den Hörnern her längs des sehr erhabenen
Nasenrückens bis ans Ende der Nase gemessen: 12'/,
Zoll. Länge des Halses aus der Mitte der Schulterblätter
bis ans Hinterhaupt 11 Zoll. Ohrenlànge 4 Zoll. Durch-
messer eines Nasenlochs an der Oeffnung '/, Zoll.
Das volle Gewicht eines alten Bockes beträgt durch-
schnittlich 110 Pfund russisch, einer Ziege nur 90 Pfund.
Die Färbung des Theres ist für die verschiedenen Al-
tersstufen ziemlich stabil; nach der Jahreszeit aber mis
sich darin eine auffallende Verschiedenheit.
Das Sommerfell Alter und Junger von beiden Ge-
schlechtern ist bei kurzer, brüchiger Behaarung (an der
Oberseite ist das Haar ca. 1" lang, unten ganz kurz) an
Kehle, Unterhals, Bauch, Innenseite der Vorder- und
Hinterschenkel gelblich weiss, — Flanken und Rücken
braungelb, letzterer mit dunklerem rehfarbenen Mittel-
streif. Dieser Rückenstreif besteht aus làngeren nieder-
liegenden, aber bei Angst und Schmerz kammartig auf-
richtbaren Haaren, und reicht bis zur Sehwanzwurzel.
Auf dem Kreuze haben diese Haare die doppelte Lànge
der Rückenbehaarung. — Hinterschenkel auswendig weiss-
215
gelblich. Der unbequastete, oben behaarte 3'/, Zoll lan-
ge Schwanz unten nackt. Vorder- und Hinterläufe gelb-
braun wie die Oberseite. An den Knien sind die Haare
etwas verlängert. Hufe und Afterklauen schwarzlich.
Der Kopf ist bei den Jungen durchweg graugelblich,
bei älteren Thieren färbt sich Stirn und Nase graugelb-
_ lichweiss und nähert sich in der Farbe bei höherem
Alter immer mehr dem Reinweissen, ohne indess im
Sommer diesen Ton je ganz zu erreichen. Im Winter-
pelz ist Nase, Vorderkopf und Scheitel heller, bei alten
Thieren rein silbergrau. Nacken und Rücken nach beiden
Seiten herab bis zur Mitte der Flanken hellgraubräun-
lich mit dunklerem braunlichen Fleck im Nacken und
zollbreitem, fahlbraunem Streifen längs des Rückgrades
über die Kruppe bis zur Schwanzwurzel. Kopfseiten, Vor-
derhals und Brust fahlbräunlich. Wangen und Halsseiten
stark mit Schwarz untermischt, wodurch jederseits ein
über die Wangen und Halsseiten nach dem Blatte herab-
gehender dunkler Streifen gebildet wird. Die unteren
Flanken, der Bauch, Oberschenkelrand und Schwanz
rein silberweiss.
Die Winterbehaarung am Oberkörper ist 2— 3 Zoll
lang, — an den unteren Körpertheilen kürzer. Auf den
Wangen bilden die Haare einen Wirbel und stehen auf
dem Vorderhals, von der Mittellinie der Halsseiten an,
steif und lang nach vorn und unten gerichtet, so dass
dadurch eine Art von Bart entsteht, welcher vom Kinn
längs des Halses bis auf die Brust zwischen die Vorder-
beine reicht.
Je älter das Thier ist, um so heller wird seine Win-
tertracht.
Das Gehörn ist wachsfarben, nach der Wurzel hin ins
216
Bleifarbene mit schwarzer oder schwärzlicher Spitze. Die
Hörner sind rund, zeigen keine Spiralwindungen, und
sind mit Querrunzeln versehen, deren Anzahl zum Alter
des Thieres in gewisser Beziehung steht. Wie schon er-
wähnt, entbehrt die Ziege diesen Hörnerschmuck. Bei
älteren Böcken stehen die Horner, 12 — 13 Zoll hoch
nach gerader Messung und 13 — 14 Zoll lang (in der
äusseren Krümmung gemessen), auf der Stirn etwa 1%, —
2 Zoll auseinander und steigen nach oben und aussen,
zugleich auch in einem Winkel von 70 Grad gegen die
Scheitelbeine nach hinten geneigt, empor; die grösste
innere Entfernung von einander (4*/, — 5”) fällt über
das erste Drittheil bis zur Hälfte der Gehörnhöhe. Von da
ziehen sie sich wieder nach innen gegen einander und
erreichen ihre grösste Annäherung (2'/, — 4'/,) im
3-ten Viertel der Höhe. Dies Letzte gilt indess völlig nur
von den verhältnissmässig seltenen Gehörnen von ent-
schiedener lyraformiger Form. Bei den meisten indess
kommt dieser Grundtypus nicht zum völligen Ausdrucke,
so dass dann im Endtheil keine Zusammenziehung ein-
tritt und also das Gehörn von der mittleren Ausbiegung
an strack in die Höhe geht. Im Endviertel, welches je-
derzeit, im Gegensatze zu dem unteren beringten Theile
eine glatte Oberfläche hat, biegt sich die gewöhnlich
schwarze Spitze wieder nach aussen und vorn. Die Hör-
ner sind von unten nach oben mit knotigen, starkmar-
kirten Ringeln besetzt, welche an der Basis am engsten
(etwa '/,") und nach der Spitze hin weitläuftiger von
einander stehen, auch über der Hälfte der Höhe das Horn
hinten nicht mehr ganz umfassen; die letzten nach oben
(ein Endviertel) sind nur durch kurze Wulste an der
vorderen Seite noch angedeutet. Die Zahl dieser vollkom-
menen und unvollkommenen Ringel beträgt nie mehr als
217
höchstens 22, wovon wenigstens die letzten 4 das Horn
nicht mehr umschliessen.
Selbstverständlich hat man vielfach versucht, aus der
Zahl dieser Ringwulste auf das Alter des Thieres zu
schliessen, ohne jedoch, namentlich für die späteren Jah-
re, bestimmte Anhalte zu gewinnen.
Das, was sich mit einiger Bestimmtheit in dieser Hin-
sicht ermitteln lässt, ist etwa folgendes:
Beim volljährigen jungen Bocke (im Mai seines 2-ten
Lebensjahres) hat das Gehörn etwa 5” in der Höhe und
3 geschlossene, 3 offene Wachsthums-Ringe. Die Spitze
des Hornes ist ohne Spur einer dunklen Färbung wachs-
bleich, wie das übrige ganze Gehörn. 3 Monat später
im August ist es um einen Zoll gewachsen und die
Spitze schwarz markirt. Diese Färbung, welche nicht
nur die Oberfläche betrifft, sondern die ganze Hornmas-
se an dieser Stelle durchdringt, nimmt im 2-ten Jahre
immer mehr überhand, so dass sie zu Anfang des 3-ten,
also beim voll 2 jährigen. Bocke, bis zu einem Zoll die
Spitze tief schwarz erscheinen lässt. Diese Schwärzung
wird stabil und der Bock behält sie die Jahre seiner
kräftigsten Lebenszeit hindurch. — Beim Bocke von 2
Jahren ist das Horn 8 Zoll hoch mit 4 —5 geschlosse-
nen und 3 offenen Ringeln. Im Anfange des 4-ten Jahres
misst das Gehörn 9’/, Zoll mit 7 vollkommenen und 4
offenen Wülsten. Bis zu dieser Zeit ist der Stand der
Hörner gegeneinander bis zur Spitze divergirend. Von
nun an nähert sich das, sich ganz normal entwickelnde
Gehörn durch Zuneigung der Hörner im Spitzendrittheil
einer mehr lyraartigen Form, welche beim 5 jährigen
Thiere oft schon ganz entschieden ausgedrückt ist. Aus-
serdem hat das Gehörn zu dieser Zeit fast eine Höhe
218
von 12 Zoll erreicht, und wächst von da an überhaupt
höchstens noch einen Zoll; es hat jetzt wenigstens 9
geschlossene und bis 7 offene Ringel — So lang das
Horn noch wächst, nehmen die Wulste von unten her
an Anzahl verhältnissmässig zu, und nachdem es seine
grösste Längsausdehnung erreicht, geht das Wachsthum
nur in die Dicke. Recht alte Böcke haben bei gleicher
Länge verhältnissmässig dickeres und schwereres Ge-
hörn als jüngere. Wenn z. B. bei einem 5 jährigen der
Umfang eines Hornes dicht über der Basis 4'/," bei 12”
Länge betrug, so war derselbe bei einem alten Indivi-
duum bei gleicher Länge 4°/,”. — Hat das Horn so nach
jeder Richtung seine grösstmögliche Ausbildung erlangt,
so beginnt die durchgehende schwarze Färbung der
Spitze von innen nach aussen allmälig zuerst in einzelne
Streifen zu verschwimmen und im Laufe mehrerer Jahre .
endlich ganz zu verschwinden. Dies ist der regulaire
Verlauf des Vorgangs. Man findet allerdings manchmal
jüngere, sogar 5 jährige Böcke, bei denen das Schwarz
der Spitze schon mehr oder weniger im Verschwinden
begriffen ist. |
Früher wurden nicht selten sehr schwere Böcke ge-
schossen, welche sieh durch die auffallend weisse Stirn
und Muffel als sehr alte auswiesen, bei denen die Spitze
des Gehórns bis auf. die ersten Querwülste von oben
fehlte; die Hórner waren dadurch auffallend verkürzt und
verunstaltet. Diese Thiere, von den Jägern als eine be-
sondere Art angesprochen und Agamol oder Siwolop ge-
nannt, waren auf der Jagd besonders willkommen; da
sie, sehr faul und phlegmatisch, fast immer lagen und
den Verfolger ohne Schwierigkeit nahe kommen liessen.
Ihr Wildprett war aussergewóhnlich fett. Ich bin geneigt
zu glauben, dass diese Verkürzung des Gehörns, welche
219
bis auf die Spitze des Stirnzapfen reicht, weniger еше
Abnutzung, als hauptsächlich eine durch hohes Al-
ter bedingte Verkümmerung ist. — Gegenwärtig finden
sich solche Thiere gar nicht mehr, an welchem Mangel
leicht die so gesteigerte Verfolgung der Saiga in neuerer
Zeit, bei so bequemer Erlangung des nicht mehr flüch-
tigen, abgestumpften Thieres die Schuld tragen kann.
Die Gestalt des Thieres weicht in so weit von derje-
nigen der Gazellen ab, als sie weit weniger schön, als
vielmehr sonderbar und auffallend erscheint. Dieser all-
gemeine Eindruck wird hauptsächlich durch den Anblick
der höchst merkwürdig gebildeten Nase hervorgerufen,
welche durch ihre Grösse und abentheuerliche Form dem
Kopfe ein ganz besonderes Gepräge aufdruckt. Derselbe
erhält dadurch einen überwiegenden Umfang und eine
scheinbar unverhältnissmässige Schwere. Wäre das gros-
se, glänzend schwarze, sanft und feurig blickende Auge
nicht, so würde die Physionomie wahrhaft hässlich er-
scheinen. Im Eindruck des schönen Blickes aber, ver-
liert sich das Groteske des Gesichtes in Etwas. Durch
den auffallenden Bau der Nase unterscheidet sich die
Saiga von allen andern ihres Geschlechtes, ja von simmt-
lichen anderen Säugethieren. Von den kurzen, erhabenen
Nasenbeinen wölbt sich das, durchweg mit feinen, kur-
zen Häärchen bedeckte Organ gewaltig nach oben und
aussen und endet, kurz abgestumpft, in den 2 weiten
Nüstern von beinahe ein Zoll Durchmesser. Die dicken
Wandungen bestehen aus weichem Knorpel und Fett,
sind aber durch Längs- und Quermuskeln und Sehnen,
welche der Oberfläche des Knorpels anliegen, ausseror-
dentlich beweglich, und daher beim lebenden Thiere in
beständiger Formveränderung begriffen, zumal die Saiga
sich hauptsächlich auf dieses Hülfsmittel der Wahrneh-
. 920
mung verlässt. Im Tode, in völliger Ruhe sowohl, wie
auch auf der Flucht oder beim Biesen hängt die Nase
bei weitgeöffneten Nüstern schlaff herab, und reicht dann
bei alten Thieren um eine gute Handbreit über die Ober-
lippe herunter, schlenkert hin und her und bildet so ei- |
nen förmlichen ungestalteten Rüssel. Beim Aesen, beson-
ders aber beim Wittern wird sie durch Anspannung der
Längs- und Quermuskeln scharf nach rückwärts und da-
bei niedergezogen. Ihr Ansehen erinnert so an dasjeni-
ge der Nase von Hircus thebaicus. Die Haut erscheint
dann an der Oberfläche in unzähliche Fältchen querge-
rieft und die Nüstern sind zusammengezogen, wie ge-
schlossen. Beim Wittern wird dieses Organ ausserdem
beständig abwechselnd nach links und rechts gezogen
und befindet sich daher in beständiger, rümpfender Be-
wegung.
Unter den Augen liegt jederseits ein Thränensack, wel-
cher ziemlich geräumig ist und zu allen Zeiten eine
braune, butterähnliche, scharf nach altem Käse riechen-
de Schmiere absondert. Sonst verbreitet das Thier, be-
sonders im Winter, einen auffallenden Schaafgeruch.
Die Gestalt des Thieres im Ganzen hat eigentlich nichts
Gracieuses. Zwar sind die Beine äusserst schlank und
leicht, aber der Körper selbst hat etwas anscheinend
Schweres, nicht die feinplastische Ausprägung, wie bei
der Gazelle oder beim Reh, und stimmt daher nicht
recht zu seinem zierlichen Unterbau. Dazu kommt, dass
der umfängliche Kopf selten in die Höhe gerichtet wird:
in der Ruhe wie im Laufe schwankt er, zur Erde gesenkt,
am nach vorn geneigten langen, dünnen Halse. Nur
beim Sichern erhebt die Saiga Hals und Haupt. Beobach-
tet ınan ein ruhig dahinwandelndes Rudel, so hat man
221
viel eher den Anblick einer Schaafheerde, als denjeni-
gen hirschartiger Thiere. Freilich verwandelt sich dieser
Eindruck schnell in hohe Bewunderung und Vergnügen,
wenn man den Trupp auf der Flucht dahinstürmen sieht.
In pfeilschnellem Passgange, oft unterbrochen von steilen
Luftsprüngen, auch mit Leichtigkeit in die Länge 20 Fuss
weit setzend, verschwinden die Thiere bald dem stau-
nenden Blicke. Nicht zu ermüden ist das flüchtige Thier
und Niemand kann es selbst zu Pferde erjagen, sobald es
mehrere Tage alt ist.
Auch das Schwimmen soll die Saiga verstehen, hat aber
freilich wenig Gelegenheit in den gewöhnlich wasser-
leeren Steppen diese Fertigkeit anzuwenden.
Ihre Spur ist der Schaafspur ähnlich, indess am Ran-
de viel schärfer ausgeprägt und an der Spitze schmäler,
indem die zwei Klauen dicht nebeneinander ohne Zwi-
schenraum aufsetzen. Die Losung, wie Schaafmist, nur
unzusammenhängend, trockener, kleiner und spitzer.
Alte Thiere werden bei guter Weide sehr feist. Das
Fett lagert sich namentlich oben auf dem Rücken und
an den Seiten desselben ab. Junge 1—2 jährige zeich-
nen sich hingegen stets durch Fettmangel aus.
Die Stimme ist ein tiefes, lautes Blöcken. Die Jungen
lassen sie häufig hören, die Alten aber nur bei der Paa-
rung und bei Verwundungen. Das Mutterthier lockt das
Junge blöckend mit höherem Tone.
Gehör, Gesicht und Geruch sind vortrefflich, und es
bleibt unentschieden, welcher Sinn der bevorzugte ist. —
Die Saiga äugt weiter, als der scharfsichtigste Jäger se-
hen kann, wie aus dem Zeugnisse des Letzteren zur Ge-
nuge hervorgeht: Oft ereignet es sich, dass in einem
222
ruhenden Truppe plötzlich eine lebhafte Bewegung ent-
steht und ein allgemeines Aeugen nach einem Punkte in
der Ferne, wo der verborgene Beobachter zunächst durch-
aus nichts entdecken kann, bis endlich erst nach län-
gerer Zeit der die Thiere beunruhigende Gegenstand. auch
ihm sichtbar wird.
Das Geruchsorgan scheint indess dasjenige zu sein,
auf welches sich das Thier allein völlig verlässt. So lan-
ge es nicht den Wind vom nahenden Jäger bekommt, er-
laubt es, wenn auch unruhig, die fortgesetzte Annäherung;
über dem Winde, wenn es den Geruch hat, ist es nicht
möglich näher, als höchstens 200 Schritte zu gelangen.
Die geistige Begabung der Saiga ist nicht auffallend;
Vorsicht kann ihr nicht abgesprochen werden. Freiwillig
verliert sie sich niemals in Schluchten, wo sie am freien
Umblick behindert wird, und setzt, getrieben mit ver-
doppelter Schnelligkeit über die verdächtige Stelle hin-
weg. Sie ist gutmüthig und sanft, und spielt gern mit
Ihresgleichen, welcher Zeitvertreib sich in Jagen und
Stossen kund giebt. Trotz ihrer äussersten Schüchternheit
besitzt sie viel Neugier. Stets lässt sie den herankriechen-
den Jäger, wenn sie ihn lang schon sieht, näher kom-
men, unruhig hin und her sich wendend und ihn be-
ständig anblickend. Selten wird sie flüchtig, ohne erst
die Witterung von ihm genommen zu haben, indem sie
ihn umkreist, um ihn über den Wind zu bringen. Im
Augenblicke, wann sie ihn riecht, wirft sie sich mit der
grössten Schnelligkeit in die Flucht.
Um Mitte December neuen Styls tritt bei der Saiga
die Brunstzeit ein. Zu dieser Periode befindet sie sich,
zu grösseren Heerden gesammelt, in den, wärmeren,
meist schneefreien Niederungen des Sal und Manitsch.
223
Die nomadischen Jäger erzählen einstimmig, dass zu
dieser Zeit die Ziegen von den ältern Böcken zusam-
mengetrieben werden und dann in Dichthaufen gleich
Schaafen, zusammenstehen, während sie beständig von den
zahlreichen Böcken in grosser Aufregung umkreist wer-
den. Die Böcke kämpfen im Umkreis heftig mit einander,
so dass sie sich gelegentlich mit dem Gehörn durch-
bohren. Die etwa ausbrechenden Ziegen jagen sie un-
sanft mit Stössen zum Platze zurück und bespringen be-
ständig die brünstigen Thiere. Dabei blöcken sie häufig.
Die jungen Böcke werden jetzt von den alten nicht bei
den Ziegen gelitten und weiden daher für sich besonders.
Die Mutterthiere gehen trächtig fünf Monat lang bis
Mitte Mai neuen 54515. Kurz vor dieser Zeit hat ge-
wöhnlich die Zerstreuung in die Sommerweiden begon-
nen, wobei, wie schon erwähnt, die Züge in getrennten
Geschlechtern erfolgen. Kommt der Augenblick der Ge-
burt heran, so suchen die Mütter in einzelne, oft sehr
ansehnliche Trupps vereint, einsame Orte in der freien
Steppe, wo möglich mit höherem Pflanzenwuchs be-
standene, woselbst sie fast zu gleicher Zeit in Gesellschaft
ihre Jungen absetzen. So nahe bleiben sie dabei zusam-
men und so gleichzeitig treten die Geburten ein, dass
nach dem Bericht von Augenzeugen, ganze Niederungen
von neugebornen Thierchen wimmeln und dass man auf
einem Raum von nur 10 Quadratfaden ein Dutzend oder
mehr aufheben kann (‘). In der Regel setzt die Saiga
zwei Junge, selten Eins; ja man sieht manchmal ein
Mutterthier von 3 Zicklein gefolgt. Ein Jäger behauptete
en sieht man den lammenden Müttern einige aus dem Sü-
den hierher verflogene Arten von Geiern (Fullur percnopterus, ci-
nereus und fulvus) folgen, um, zwar nicht die lebende Frucht,
wohl aber die Nachgeburt gierig zu verschlingen.
N 1. 1865. 15
224
im Tragsack einer geschossenen, trächtigen Ziege 3
Junge gefunden zu haben. Das Wahrscheinlichere ist in-
dess, dass in jenem erstgenannten Falle das 3-te der
folgenden Jungen ein angenommenes Pflegekind der
Führenden ist, dessen Mutter durch Zufall umgekommen,
. oder einem Jäger zur Beute geworden war.
Gleich nach der Geburt verbergen sich die Zicklein
ins Gras: und in höhere Kräuter und verlassen fürerst
nicht ihren Lagerort. Aufgejagt gehen sie im Bogen im-
mer wieder an ihren Platz zurück. Die Alte zieht früh
Morgens, nachdem sie die Jungen gesäugt, meilenweit
von ihnen hinweg ihrer Nahrung nach, und überlässt sie
den ganzen Tag sich selbst, welche Zeit die Kleinen
meist verborgen liegend verbringen. Ein hiesiger, erfah-
rener Jäger, wurde einst Zeuge einer lieblichen Thier-
Idylle. Er sah an einem Morgen früh bei Sonnenaufgang
in einer flachen Vertiefung 10 Mutterziegen bei einander
stehen, theils ihre Zicklein säugend, theils von ihnen in
den zierlichsten Sprüngen umtanzt. Nach und nach duckte
sich Eines der Letzteren nach dem andern hier und da
in’s hohe Gras; nachdem sich alle gelegt, begaben sich
die Alten nach allen Seiten davon, zuerst ganz langsam
und oft zurückschauend, dann aber, als sie überzeugt
schienen, dass von den Kleinen keines folgte, in pieil-
schnellem Laufe.
Mit Sonnenuntergang kehrt die Mutter gemächlich zu-
rück: die Jungen springen ihr freudig blöckend entgegen
und fallen sogleich heisshungrig an das Euter, das von
der 42 Stunden angesammelten dünnen, blauen Milch so
strotzt, dass letztere beim geringsten Druck in Strahlen
aus den Zizen springt. Die Sättigung der Kleinen ist in-
dess nicht schnell beendet, denn die Alte steht nicht
225
ruhig, sondern weicht beständig dahin und dorthin aus
und enzieht dadurch den Begierigen fast nach je 3 Zü-
gen wieder das Gesäuge.
Während der Nacht bleiben Mutter und Junge beisam- _
men. Schon nach 4 Tagen folgt das Junge -.der Alten
und bald schliesst sich letztere den gemischten Rudeln
wieder an, so dass man in Mitte Juni neuen Styls Böcke,
Ziegen und Junge zusammen weiden sieht. Vor dieser
letzten Zeit liegt das Zicklein am Tage meist noch ver-
borgen, obgleich es der Mutter zur Weide folgt. Werden
beide beisammen überrascht, so ermuntert zunächst die
Alte die Kleinen zur Flucht, und hält aus, bis die Zick-
lein davoneilen, worauf sie ihnen folgt.
Schon 4 Wochen alt nehmen die Jungen zarte Kräuter
neben der Milch. Um dieselbe Zeit brechen bei dem
Böckchen die Hörner durch, welche zuerst ganz schwarz
sind, sich aber im Laufe des ersten Jahres völlig wachs-
bleich färben. Bis Ende October nehmen die Jungen das
Euter und folgen der Mutter bis in den Winter.
Das Saiga-Zicklein ist ein sehr anmuthiges , munteres
Geschöpf; ausserordentlich lebhaft und höchst neckisch
und spielerisch. Das Gesicht hat nicht das plumpe, bi-
zarre Ansehen der Alten, da die Nase noch klein ist
und weniger dominirend heraustritt. Fast vom Anfange
ihres Lebens thun die Jungen es an flüchtiger Schnellig-
keit den Alten ziemlich gleich. Unmittelbar nach der
Geburt kann man sie freilich ohne Schwierigkeit mit Hän-
den greifen, aber schon am 4-ten Lebenstag ist es kaum
mehr möglich sie zu Pferde zu erjagen. Ich selbst jagte
ein 2 tägiges Thierchen: nachdem mein Pferd dem Ha-
sen gleich dahineilenden etwa 10 Minuten lang im schar-
fen Galopp gefolgt war, warf sich.das letztere in einer
15"
226
Vertiefung plötzlich ins tiefe Gras; aber sobald ich, schnell
herabgesprungen, eben neben ihm stand, entwischte es
von neuem und trieb dieses Spiel mehrere Male, bis es
endlich, völlig ermattet und bewusstlos, sich greifen liess,
aber bald wieder auflebte. Die Zicklein haben nach dem
ersten Vierteljahre die halbe Rückenhöhe der Erwachse-
nen, das Gehorn der Böckchen ist dann ohngefähr einen
Zoll lang. Schon im ersten Winter sind wahrscheinlich
beide Geschlechter, bestimmt aber die Ziegen, fortpflan-
zungsfähig.
Nach Art ihrer Stammverwandten ist der Antilope Sai-
ga nichts mehr zuwider, als Einzelnleben. In hohem
Grade gesellig, zeigt sie sich stets in Rudeln, freilich
je nach der Zeit und den Umständen, in grösseren oder
kleineren. Auf dem Zuge nach oder von dem Winter-
aufenthalt nimmt der Umfang solcher Trupps grosse Di-
mensionen an, besonders auf der Frühlingswanderung.
So lang die Thiere nach Norden ziehen, kann man (na-
turlich näher dem Ausgangsplatze) Heerden von 1000
Stück und mehr erblicken. Von diesen grossen Bestän-
den sondern sich zunächst bald nach dem Eintritt des
Lammens die Mutterziegen in kleinere Gesellschaften ab
und die andern Thiere zerstreuen sich ebenfalls nach und
nach je nach der Weide in weniger zahlreiche Trupps
von 5 — 50 Stück Noch sieht man beide Geschlechter
getrennt, und nur gelte Ziegen befinden sich in Gesell-
schaft der Böcke. Von den letzteren gehen jetzt alle Al-
tersstufen gemischt durch einander. Im Laufe des Juni-
Monats gesellen sich, wie oben erwähnt, die Mutterthie-
re mit ihren Jungen zu den Böcken, und bleiben so den
ganzen Sommer und Herbst hindurch mit ihnen zusam-
men bis zum Frühling des nächsten Jahres.
227
Ihr tägliches Leben verläuft in ziemlich gleichbleiben-
der, stetig wiederkehrender Folge. Schon mit dem er-
sten Taggrauen erheben sich die ruhenden Thiere, und
fangen an langsam vorwärts schreitend zu grasen, wo-
bei sie sich mässig zerstreuen. Dass sie im Weiden sich
rückwärts bewegen, ist ein merkwürdiger Irrthum, von
dessen Grundlosigkeit sich ein Jeder leicht überzeugen ,
kann, welcher Gelegenheit hat, das Thier einmal lebend
zu beobachten. Bis zur Mitte des Vormittags äsen sie
sich; dann sammelt sich das Rudel und zieht eng ge-
schlossen, den Kopf tief herabgesenkt, hin und her: zu
dieser Proınenade wählen sie gern luftige Anhöhen. Ist
das Wetter kühl, so bleiben sie meist in Bewegung; an
warmen Tagen liegen sie viel, den Kopf auf die Erde
stützend.
Gegen Sonnenuntergang begeben sie sich wieder auf
die Weide und grasen bis zum Einbruch der Nacht. Dann
thun sie sich nieder und bleiben ruhend auf einem Fleck
bis zum Morgen.
. Regelmàssige Wachen, welche sie, etwa nach Art der
Gemsen und andern Antilopen, ausstellen, kann man
nicht bemerken. Bei kleineren Rudeln kommt es sehr
oft vor, besonders in der heissen Tageszeit, dass alle
Thiere stundenlang liegen. Bei grösseren Gesellschaften
werden zwar immer einige stehend getroffen; bei Rudeln
von 50 Stuck und darüber sind meist 2 — 4 auch mehr
auf den Beinen. Aber auch da ist keine eigentliche Ab-
lösung der Wachen zu bemerken; indem die an sich un-
ruhigen Thiere beständig insgesammt im Aufstehen und
Niederlegen begriffen sind.
Ausserdem verrathen die Stehenden oft ganz und gar
keine Aufmerksamkeit auf ihre Umgebung. Bemerken sie
228
indess irgend eine Gefahr, зо lassen sie es sich angele-
gen sein, ihre ruhenden Gefährten zu benachrichtigen und
zu wecken, indem sie die Heerde stampfend durchge-
hen, und die trägen Kameraden mit dem Gehörn wie-
derholt anstossen und zur Wachsamkeit mahnen. Beson-
ders sind alte Böcke eifrig in diesem Liebesdienst. Be-
giebt sich ein Rudel auf die Flucht, so führt immer ein
altes Mutterthier; die vorhandenen Jungen aber werden
stets von den ältern Thieren vorangetrieben.
Die Nahrung der Saiga besteht weniger in eigentlichen
Graspflanzen, als vielmehr in blätterigen Steppenkräu-
tern, wie Wermuth (Artemisia), Melden (Atriplex), Süss-
holz (Glycirhiza), ferner in einer hie und da viel wach-
senden Pflanze: Inula dissenterica und verschiedenen.
Salzkräutern; Getreide, so lang es noch keine Aehren
gebildet hat, und Hirse, in jedem Stadium der Ausbil-
dung, lieben sie ganz besonders.
Die auf den eigentlichen Salzflecken der Steppe üppig
gedeihenden Salzpflanzen scheinen sie nicht zu achten,
und die auf màssig gesalztem Boden wachsenden vorzu-
ziehen. Man bemerkt wenigstens bei ihnen durchaus kei-
ne Vorliebe für jene häufig sich vorfindenden Stellen,
welche von meist schwefelsauren Salzen förmlich ge-
schwängert, mit weissem mineralischem und purpurro-
them vegetabilischen Ueberzuge sich schon von fern kennt-
lich machen, Der gesalzene Anflug der Oberfläche scheint
sie nicht anzuziehen. Bei jungen Thieren in der Gefan-
genschaft zeigte sich indess eine Vorliebe für Kochsalz,
wenn es ihnen, in Brot eingerieben, geboten wurde.
Sie trinken sehr selten, und es ist gewiss, dass sie,
selbst im heissesten Sommer, tagelang das Wasser ent-
behren können. Daher ziehen die Jäger bei der Verfol-
229
gung das Besuchen von Tränken seitens der Thiere ше
in ihre Berechnung, weil, wie sie einstimmig behaupten,
noch niemals Eines derselben beim Trinken zu erlauern
war. Ein glaubwürdiger Mann, welcher seit 30 Jahren
der Saiga-Jagd leidenschaftlich obliegt, versicherte mich,
die Thiere in der Freiheit nie beim Trinken belauscht
zu haben. Auch keine Spuren deuteten auf den Besuch
einsamer Steppenquellen. Einmal sah er, während der
Bieszeit Hunderte von abgejagten, erschöpften Saigas sich
in einen Teich stürzen und stundenlang, bis an den Leib
im Wasser stehen, um sich zu kühlen und Ruhe vor
den Peinigern zu gewinnen, — aber er sah keine Ein-
zige trinken.
Junge, aus der Schaale mit Milch getränkte Zicklein
senken Maul und Nase zugleich tief in die Flüssigkeit,
und scheinen ebenso herzhaft durch die Nüstern das Ge-
tränk einzuziehen, als durch den Mund.
Ausser den Menschen, hat die Saiga-Antilope bei uns
eigentlich keine Todfeinde. Wolf und Fuchs, die einzigen
grösseren Raubthiere der hiesigen Steppe, können höch-
stens ganz junge Zicklein erbeuten. Das erwachsene Thier
entgeht durch seine Wachsamkeit und Schnelligkeit leicht
ihrer Begierde. Die grösste Plage der Saiga sind die
stechenden Inseckten, vor allen ein Oestrus, von wel-
chem sie allerdings zu Zeiten grausam gequält wird. Von
Mitte Mai an, 4 Wochen lang, sieht sie sich von diesen
Biesfliegen beunruhigt, und schon im Juli tritt nach eini-
gen Ruhewochen wiederum eine solche Bieszeit ein. So
lang die Sonne hoch steht, wird sie von diesen Fliegen
aufs äusserste gepeinigt, welche dann in grosser Menge
auf der Steppe schwärmen und höchst empfindlich und
anhaltend stechen. Ein anderes genus wie diese Dassel-
230
fliege als mögliche Ursache des Biesens zu bezeichnen,
wäre für jetzt schwierig, da z. B. die eigentliche Brem-
se (Tabanus) in der hohen Steppe zu keiner Zeit vor-
kommen soll. — So scheint also bei Antil. Saiga ein
Oestrus das Biesen zu veranlassen. Gleichviel ob in die-
sem Falle angenommen werden muss, dass der Oestrus
mit dem Saugrüssel verbohrend, den Legestachel durch
das schon geöffnete Loch unter die Haut schiebt, um
seine Eier in das Zellgewebe zu legen, oder ob wir nur
letzterem Instrumente das ganze böse Werk zutrauen wol-
len, — genug der Schmerz dieser Operation ist offenbar
gross genug, um die Thiere in förmliche Raserei zu ver-
setzen.
Die Entwickelung der unter die Rückenhaut in’s Zell-
gewebe gelangten Eier, oder vielmehr diejenige der aus
den Eiern geschlüpften Maden, welche unter der Haut
in schwürigem Lager eingebettet liegen, dauert den gan-
zen Herbst und Winter hindurch bis in den Frühling und
Sommer des nächsten Jahres, also fast Jahresfrist. Bis
dahin hat die Larve ihr Anfangs verwachsenes Eingangs-
loch in der Haut wieder geöffnet, was (anolog dem Ver-
halten von Oestrus bovis) von Monat Januar an gesche-
hen mag, und verlässt durch die allmählig erweiterte
Oeffnung ihr bisheriges Bett, um auf der Erde einen
kurzwährenden Puppenzustand einzugehen und nach völ-
liger Entwickelung zur Fliege, während weniger Lebens-
tage, im vollkommenen Zustande ihre Eier wiederum den
geplagten Thieren in gezwungene Pflege zu geben. Man
findet daher in der Regel unter der von alten und neuen
Löchern stark durchbrochenen Rückenhaut eine grosse
Menge Larven im Zellgewebe. Die Species dieser Insec-
ten, ob eine ob mehrere, ist noch nicht bestimmt wor-
den. Auch ist bisher nicht in Erfahrung zu bringen ge-
231
wesen, ob die Saiga auch im Darmkanale, und in den
Nasen- und Stirnhöhlen solche Gäste beherbergt.
Bei feisten Thieren finden sich wenig oder gar keine
solche Engerlinge. Während der Bieszeit führen die ar-
men Antilopen offenbar ein elendes Leben. Mit Eintritt
der Tageshitze oft schon zur späteren Morgenzeit sieht
der Beobachter plötzlich das bis dahin ruhig grasende
Rudel aufhören zu weiden, sich angstvoll sammeln, beim
Nahen des summenden Feindes wild auseinanderprellen
und wieder zusammenlaufen, bis bei fortdauernder
Vermehrung der Biesfliegen endlich der ganze Trupp
nach allen Seiten auseinanderstürmt und durch ungeheu-
res Rasen den drohenden Stichen zu entgehen sucht. In
Zeiten augenblicklicher Ruhe lagert sich das gehetzte
Thier, springt aber bald wieder auf, lauscht mit gesenk-
tem Kopfe und gespitzten Ohren und setzt sich schleunig
wieder in fliegenden, langandauernden Lauf bis fast aus
dem Gesichtsfelde des Zuschauers, kommt ebenso im
' Bogen zurück, wirft sich zu Boden und: springt wieder
in die Höhe, bis endlich der einbrechende Abend seine
Plagegeister entführt. Jetzt sammelt sich allmählig die
gersprengte Heerde und beginnt sich zu äsen.
Auch die Stechfliegen setzen den Saiga sehr zu, in-
dess suchen sich die letzteren derselben nicht durch Lau-
fen und Rennen zu entledigen, sondern nur durch be-
ständiges Schütteln und Stampfen. Das Thier schafft sich
dadurch ein oft 1'/, Fuss ausgetieftes Lager und liegt,
die empfindliche Nase tief in den Staub geborgen, gern
und lang in diesen Vertiefungen.
Jagd und Fang der Saiga wird in neuerer Zeit (wie
schon oben bemerkt) weit eifriger betrieben, als früher.
Das dünne, meist von Oestrus-Larven am Rücken dicht
232
durchlöcherte Fell kann wohl den Erwerb nicht locken.
Als Pelzwerk fast unbrauchbar, da die Haare sehr brüchig
sind und leicht ausgehen, wird es meist roh gegerbt
und zu Jacken, Mützen ес. verarbeitet. Das Fleisch hin-
‚gegen ist zart und von recht gutem Geschmacke; etwas
trocken und gewöhnlich nicht besonders fett, hat es sonst
Aehnlichkeit mit mürbem Schaaffleische, welchem es
schon im Geruche ähnelt. Das Wildprett jüngerer Thiere,
frisch in Essig oder gesäuerter Milch gebeizt und wie
Rehbraten (mit dem es sonst nicht die geringste Ver-
wandschaft zeigt) zubereitet, auf die Tafel gebracht, —
ist besonders zu loben. Bei weitem das meiste Fleisch
wird von den Landleuten eingesalzen aufbewahrt. Letz-
tere, so wie auch ‘die Kalmucken, halten übrigens die
Nase, ihrer knorplichen und fetten Bestandtheile wegen,
fur den leckersten Theil am Thiere. Die Hörner haben
gegenwartig hier gar keme Verwendung, also auch kei-
nen Werth. Fruher wurden sie von der hohen Krone in
Masse aufgekauft, um fiir die Kaspische Flotte als so-
genannte Merlpfriemen verwandt zu werden. Der heutige
Werth eines erlegten Thieres ist im Ganzen nicht bedeu-
tend und steht daher zu den Beschwerlichkeiten der
Jagd in keinem rechten Verhältnisse. Das Wildprett eines
schweren, alten Bockes (ohne Kopf, Füsse und Einge-
weide) wiegt selten mehr als 80 Pfund russ., dasjenige
der Ziege kaum 60 Pfund. Da das Pfund Fleisch durch-
schnittlich mit 3 Kopek bezahlt wird, die Haut aber nicht
mehr als 20 Kopek eintragt, so schwankt der ganze Er-
trag eines Thieres zwischen 2 Rubel und 2'/, Rubel.
Die Hauptjagdart ist, wie es auch den hier geltenden
Verhältnissen nach nicht wohl anders sein kann, die
Pirsch mit der Büchse. Sie erfordert ihrer hohen Mühse-
ligkeit wegen, einen grossen Jagdeifer und ist in dieser
233
einen Beziehung gewiss nicht mit Unrecht, (trotz der
Seltsamkeit des Vergleiches) der Gemsenjagd , gleichzu-
stellen, so sehr sie sich auch sonst in der Scene und
durch den Mangel jeder gefahrlichen Situation von jener
unterscheidet.
Begleiten wir den Jager, wenn er vor Morgengrauen
seine Wohnung verlasst, um zurechter Zeit das entlegene
Revier des Wildes zu erreichen. Einige Lebensmittel und
ein Wasserfässchen werden in den Wagen gelegt, die
Büchse zur Hand genommen und so bei schmetterndem
Lerchengesang in die unendlich scheinende Steppe hi-
neingefahren. Günstiger Weise ist es heut windstill und
der Tag fängt schon mit Sonnenaufgang an, heiss zu
werden. Nach 6—7 Stunden befinden wir uns auf einer
sich weit ausdehnenden Anhöhe, von hohen Grabhügeln
der Vorzeit in langer, einförmiger Reihe überragt. Schon
hat der Jager mitscharfem Auge verschiedene Rudel von
Antilopen in der Ferne bemerkt, und bevollständigt jetzt
seine Beobachtung vom höherem Punkte aus. Der Wa-
gen wird ganz in der Nähe in eine enge Schlucht ne-
ben eine kleine, sparsam fliessende Quelle gebracht, das
Pferd ausgespannt, und mit gefesselten Füssen sich selbst
überlassen. Man labt sich an Speis und Trank, und be-
gnügt sich jetzt nur in geschützter Stellung vom Rand
des Grabens aus, das Wild zu beobachten. Noch sind
die Thiere in munterer Bewegung, weidend und sprin-
gend, bis endlich bei Eintritt der grossen Hitze sich eins
nach dem andern niederthut und endlich das ganze Ru-
del zum Liegen kommt. Jetzt ladet der Jäger mit Sorg-
falt sein Gewehr, prüft den Wind und begiebt sich auf
den Anschlich. Zunächst muss er in möglichst weitem
Kreise das Rudel, tiefgebückt, umgehen, um unter den
Wind zu gelangen. Von dort bewegt er sich hingestreckt,
234
auf dem Bauche rutschend, langsam dem Wild entgegen,
oft still haltend und beobachtend, ob etwa irgend eines
der Thiere seine Ruhe verlässt. So lang alles liegt, ist
keine Entdeckung zu fürchten. So legt er in vollster
Sonnengluth, lechzend, 2— 3 Werst zurück; jetzt aber
ist er in Schussweite auf ca. 200. Schritte herangekom-
men. Noch sieht er nichts, als die ragenden Gehörne
der Böcke und dann und wann eine gewaltige, schlaffe
Muffel, die mit dem Kopfe, Fliegen scheuchend, in die
Höhe geschleudert, schwerfällig wieder zurückfällt. Die
Körper sind von dem dichten Gestrüppe völlig verdeckt.
Schon will er durch lauten Pfiff die faulen Thiere zum
Aufstehen bewegen: da erhebt sich ein grosser Bock, äugt
scharf nach ihm hin, durchgeht unruhig den Trupp, Ein
und das Andere anstossend, und bleibt, von den nun
sich erhebenden Gesellen umgeben, vor dem niederge-
duckten Schützen stehen, ihn mit grossen Augen mes-
send, und die Nase bis auf die kleinste Dimension zu-
sammenrümpfend. Der Jäger hat indessen die Büchse
auf die im Enddrittel angebrachte, niedrige Gabel ge-
stellt, — platt auf den Leib gestreckt, zielt er- und hoch
aufsetzend stürzt der Bock im Feuer zur Erde. Die
Uebrigen machen sich in tollen Sätzen auf die Flucht,
welche aber nicht gar weit geht, so lang sie noch kei-
nen Wind vom Jäger hatten. Oft aber umkreist eines
der behenden Thiere den Lauernden, und im Augen-
blicke, wann es die Witterung von ihm bekommt, flieht .
es von dannen, die Gefährten mit sich fortreissend, und
dann geht die Flucht ziemlich lang fort. Folgt man ih-
nen aber wieder und wieder unter dem Winde, so kann
man mehrere aus einem Rudel tödten, ehe der Rest so
scheu geworden ist, dass er schon bei weiterem Erblicken
des Jägers, ohne auszuhalten, sich in Sicherheit setzt.
235
Oft ereignet es sich, dass ein Bock über dem Winde
den Jäger im Anschlag gewahrt, aber, nach Aeusserung
einiger Unruhe, sich gestreckt hinstellt um zu uriniren,
was mehrere kostbare Minuten in Anspruch nimmt.
Während dieser ganzen Zeit steht er fest, wie eine Bild-
säule, und lässt, grossblickend, den Schützen gemächlich
sich heben, zielen und abdrücken.
Wird das Thier nicht auf's Blatt oder durch den Kopf
geschossen, so geht es gewöhnlich noch sehr weit, ehe
es verendet. Auch kommt es nicht selten vor, dass man
einem angeschossenen, dessen völliges Erkranken man
nicht abwarten kann oder mag, 3— 4 gut sitzende Ku-
geln geben muss, ehe der Tod eintritt. — Wunden, bei
welcher kein edlerer Theil verletzt ist, heilen sich ohne
Schwierigkeit sehr gut aus. So fand mein Gewährsmann
am Halse einer Ziege die starke Narbe eines früheren
Schusses, dessen noch an einer Seite unter der Haut
steckende Kugel den Hals dicht vor dem Kehlkopf quer
durchbohrt hatte. Ein andermal bemerkte er beim Aus-
weiden eines fetten Bockes einen verheilten Schlusska-
nal, welcher über dem Nabel quer durch die Unterleibs-
höhle ging. Der verletzte Pansen war mit dem Bauch-
fell verwachsen.
Wie schon oben erwähnt wurde, sind neugeborne Zick-
lein am ersten Tage mit der Hand aufzuheben, während
sie die nächsten zwei darauf folgenden noch zu Pferde
erjagbar sind. Aeltere Thiere spotten (ausser bei tiefem
Schnee) jeder solchen Verfolgung.
Sehr viele Saiga Antilopen werden in eisernen Schlag-
fallen gefangen. Das Thier hat die Eigenheit in der Bies-
zeit besonders gern staubigen Pfaden zu folgen, und
biest daher vorzugsweise auf den die einsame Steppe
236
durchziehenden Fahrwegen. Diesen Umstand benutzt der
Jäger, stellt seine an Ankern befestigten Schlageisen in
die Wagengleise und erlangt oft reichliche Beute.
Die Kalmücken fingen früher die Saiga meist in Leder-
schlingen, in ähnlicher Art, welche nach A. E. Brehm
in den innerafrikanischen Ländern beim Fange der Ga-
zelle Darcas gebräuchlich ist. Auch hier wird die Schlinge
auf einen sogenannten Teller ausgelegt. |
Dazu nimmt man ein Stück steifes, aber geschmeidi-
ges Leder, in dessen Mitte man 2 sich kreuzende 2—3
Zoll lange Schnitte macht. Der Lederteller wird nun so
gebogen, dass die durch die Kreuzung der Schnitte ge-
bildete Doppelspalte die tiefste Stelle bildet. Dann wird
auf dem Pfade des Thieres ein kleines Loch ausgehöhlt
und die Scheibe so darüber gelegt, dass sie das Loch
völlig deckt, und die durch die Schnitte gebildete Oeff-
nung im Leder auf die Mitte trifft. Darauf kommt nun
die mitgeóffnete Schlinge, welche durch einen starken
Pflock am Erdboden befestigt ist; und zuletzt wird das
Ganze gut mit daraufgestreuten Staub zugedeckt. Die des
Weges springende Saiga, welche zufällig auf die Scheibe
tritt, gleitet nach der Mitte auf die, noch durch die Steif-
heit des Leders geschlossene Schnittöffnung, und indem
der Fuss hindurchfährt, streift sich das Leder an das
Bein hinauf und mit demselben die Schlinge. Entsetzt
springt das Thier seitwärts, um sich von dem am Beine
festhaftenden Lederstück zu befreien, zieht dadurch die
Schlinge zu und ist gefangen. Jung eingefangen wird die
Saiga ohne Schwierigkeit gezähmt. Sie erfreut durch ihre
Munterkeit und Zutraulichkeit, so wie durch ihre interes-
saute Physiognomie. Aber ihre Zahmheit geht selten so
weit, sich am Rücken und den Seiten berühren zu las-
237
sen; den Kopf zu streicheln erlaubt sie eher. Ihr körper-
liches Gedeihen in der Gefangenschaft, was Aufzucht und
Erhaltung anbelangt, scheint manchen Hindernissen unter-
worfen. Sehr häufig sieht man in Ställen und Höfen jun-
ge Saiga-Zicklein in den ersten Lebenswochen bei Kuh-
milch prächtig gedeihen, aber ich habe bis jetzt keine
erwachsene, zahme Saiga gesehen. Auf Höfen einge-
schlossen, kommen sie gewöhnlich nach einiger Zeit
durch irgend ein Unglücksfall ums Leben, welchen sie sich
durch unmässiges Rasen beim Spiel und im Schreck |
zuziehen. Gewöhnlich brechen sie bei solcher Gelegen-
heit die zarten Läufe, oder rennen sich gegen eine Wand
zu Tode. Lässt man ihnen hingegen freien Ein- und Aus-
gang, so kehren sie wohl, so lang sie noch jung sind,
unbedenklich Abend nach Hause zurück, bleiben aber
später einmal fort und kommen nicht wieder.
Von der Kaiserlichen Russischen Acclimatisations-Ge-
sellschaft ersucht, Saiga Antilopen für den Zoologischen
Garten in Moskau zu beschaffen, habe ich 2 Jahre hin-
durch unter Beihülfe eines hiesigen erfahrenen Jägers
Versuche gemacht mit Fang, Aufzucht, Zähmung und
Haltung junger und alter Antilopen, und fasse die dabei
gewonnenen Erfahrungen in folgende Mittheilung zu-
sammen.
Der Fang erwachsener Thiere erwies sich für den
Zweck ganz unvortheilhaft. Meist waren die Beine der-
selben ernstlich verletzt, — wenn nicht durch die ange-
wandten Schlageisen und Schlingen zerbrochen oder ge-
quetscht, so durch das Toben der Thiere in der Falle
verrenkt- und selbst bei keiner sichtbaren, äusseren Ver-
letzung gingen die Gefangenen bald ein, trotz dem, dass
sie gewöhnlich ohne alle Umstände die gereichte Nah-
238
rung annahmen. Dies Resultat des ersten Sommers be-
lehrte uns, dass nur mit jungen Thieren die Versuche
fortzusetzen seien. | |
Im Mai des 2-ten Jahres liessen wir daher, junge
Zicklein am Tage ihrer Geburt von den Müttern nehmen.
Alle die, welche auf dem weiten Transporte aus der Step-
pe mit einiger Sorgfalt behandelt worden waren, blieben
munter, tranken mit Begier die '/, mit Wasser verdünn-
te Kuhmileh dureh ein Saugrohr und gediehen einige
Wochen lang auf das Beste. Wir hatten damals eine Heer-
de von 23 Stück beisammen; in einer Hürde von unge-
fähr 36 Quadratfaden Flächenraum waren die Thierchen,
freilich eng genug, untergebracht: indess that sich keines
derselben beim häufigen Laufen und Springen Schaden.
14 Tage waren verflossen, da brach plötzlich eine
seuchenartige Krankheit unter ihnen aus: in einer Nacht
wurden allein acht. hingerafft und überhaupt die ganze
Gesellschaft im Verlaufe von 2 Wochen auf einige wenige
reducirt. Die Symptome dieses fast unbedingt tódtlichen
Leidens waren: Drängen im Mastdarm mit sparsamem
Blutabgang, Fieber, Versagen von Speise und Trank,
Stöhnen und wässriger Fluss aus Nase und Augen. Die
Krankheit hatte dadurch einige Aehnlichkeit mit der hier
fast beständig grasirenden Rinderpest. Die Section erwies
den Magen anscheinand ganz gesund, ebenso die dünnen
Därme, und sämmtliche andern Organe, mit Ausnahme
des Herzens, welches mit schwarzem Blute überfüllt und
an seiner Oberfläche stark entzündet war. — Durch
wiederholten Ankauf gelang es nach und nach den Be-
stand wieder zu completiren. Die Thiere wurden in einen
andern luftigeren und schattigen Raum untergebracht.
Allein dieselbe Seuche raffte zu wiederholten Malen die
sonst kräftig Gedeihenden hinweg und so kam es, dass
239
von 49 Exemplaren, welche nach einander angekauft
worden, im Monat August nur noch 13 Stück am Leben
verblieben waren. Je grösser sie heranwuchsen; um so
lebhafter fingen sie an, sich zu geberden. Offenbar war
ihnen der gebotene Raum für ihre Springlust völlig un-
genügend: dies hatte zur traurigen Folge, dass noch 4
von ihnen im Anrennen gegen einander und gegen die
Wand verunglückten. Zuletzt konnten von Allen nur 9
Exemplare im besten Zustande nach Moskau abgefertigt
werden. Die böse Seuche war sehon Ende Juli ganz
verschwunden, und die Thierchen waren von dieser Zeit
an völlig gesund und munter.
Die Fütterung anlangend, so fingen die jungen Saiga
schon Anfangs des 2-ten Monats an, blätterige Kräuter,
(namentlich verschiedene Atriplex-Arten) mit Appetit zu
verzehren. Später genossen sie gern daneben Hirse,
auch Roggenbrot, mit Salz eingerieben. Hafer würde ge-
wiss nicht verschmäht worden sein, wenn derselbe ge-
reicht worden wäre. Da aber frühere Erfahrungen ge-
lehrt haben, dass der Hafer für die Saiga leicht schäd=
lich ausfällt, indem sie zunächst. verschlagen und steif
zu werden und bei langwieriger Kränklichkeit einzuge-
hen pflegen, so vermeiden wir jenen ganz. Verdünnte
Milch fuhren die Thierchen fort stets mit Behagen anzu-
nehmen.
Suchen wir nach dem Ursprunge jener Seuche, welche
wir genöthigt sind allein dem Umstand Jer Gefangen-
schaft der Thiere zuzuschreiben, da sie an den in Frei-
heit lebenden nie beobachtet worden ist, — so ergeben
sich für jetzt folgende Vermuthungen:
Zunächst hat gewiss die den jungen Saiga widerna-
turliche mit Wasser verdünnte Kuhmilch daran Theil;
№ 1. 1862. 16
240
Schaafmilch würde sich vielleicht besser für sie geeignet
haben. Dann war wohl auch die Methode des Tränkens
nicht richtig gewählt. Wie oben erzählt wurde, tränkt
die Saigaziege ihre Jungen nur Morgens und Abends.
Den ganzen Tag hindurch erhalten sie Nichts. Fällt denn
das hungrige Junge der Alten ans Euter, so lässt die
letztere es nur mit starken Unterbrechungen trinken und
der Durst wird so sehr allmählig gestillt. Das Tränken
unserer Zicklein wurde 3 mal am Tage, Morgens, Mit-
tags und Abends vorgenommen. Die Thiere tranken je-
desmal mit grosser Gier, und — da wir es für nöthig
hielten, — sie völlig sich sättigen zu lassen, eine auf-
fallende Menge Milch, so dass ihre Bäuche danach trom-
melhart aufgetrieben waren. Obgleich nun niemals sonst
eine Veränderungsbeschwerde zu bemerken war, im Ge-
gentheil die Thierchen prächtig gediehen, so muss doch
diese von der naturgemässen doppelt abweichende Er-
nährungsart überhaupt die Empfänglichkeit für Krankheit
fördernde Umstände gesteigert haben.
Die Hauptursache ihrer massenhaften Erkrankung ist
wohl ohne allen Zweifel in der Enge des viel zu karg
bemessenen Gangraumes zu finden, in welchem die Thie-
re zwischen hohen Bretterwänden eingeschlossen waren,
und welcher ohne Luftzug die grösste Hitze des Som-
mers fast den ganzen Tag in sich bewahrte. Nachdem
die Zicklein in eine geräumige, steinerne Scheune mit
kleinem, umhegten Tummelplatz davor, versetzt worden
waren, nahm das Sterben sogleich ab und verlor sich
bald gänzlich. Freilich waren zu dieser Zeit die Ueber-
bliebenen auch älter und daher kräftiger geworden. —
Im August bot die kleine Heerde einen höchst erfreuli-
chen Anblick dar, der nur dadurch getrübt wurde, dass
mit dem Alter das Durcheinander - Rasen und Springen
241
der spielenden Thiere, ohne die geringste Rücksicht auf
die engumschliessenden Schranken beängstigend zunahm.
Vier von ihnen fielen auch, wie erwähnt, dem di cup
chen Zeitvertreib.
Unsere üblen Erfahrungen in Betreff der engen Um-
schliessung wurden durch eine Gegenprobe, welche un-
ter unsern Augen vorging, in noch helleres Licht ge-
stellt. Dicht neben unserer Einhegung stand ein Kal-
mückenzelt, dessen Bewohner zu derselben Zeit, ein
Saiga - Zicklein, frei und jeglicher Schranke baar (eben-
falls mit Kulmilch) aufzogen. Das Thierchen war stets
gesund und erstarkte kräftiger, als unsere eingepferchten.
Auch in den Dörfern der Steppe und in dortigen Kal-
mückenlagern werden jährlich junge Saiga freilaufend
auferzogen, und stets mit sicherem Erfolg. Dies ist also
jedenfalls die richtige Methode. Ist das Thier ‘/, Jahr
und drüber alt geworden, dann wird es unschädlich, ja
rathsam sein, es in ein umschlossenen Raum zu bringen,
namentlich falls man die Absicht hat, es später zu ver-
schicken. — Bis zu diesem Alter, und noch länger,
bleibt die junge Saiga, wie schon erwähnt, zahm und
zutraulich und flieht selten oder nie das gewohnte Haus;
auch wenn sie den ganzen Tag allein oder in Gesellschaft
von Schaafen und Ziegen weit umher schweift, findet
sie sich Abends regelmässig ein. — Lässt man ihr die-
se Freiheit, so ist es höchst interessant zu beobachten,
mit welcher Lust sie ihren Trieb zur schnellen Bewe-
gung, als bestes diätetisches Gesundheitsmittel, befriedigt.
Sie wird nicht müde, unzählige Male pfeilschnell ins
Weite hinauszujagen, um eben so rasch in grossem Bo-
gen zurückzukehren. Gern jagt sie sich mit Kindern, ja
selbst mit Hunden, ohne Furcht zu zeigen. Jenes, von
den kalmückischen Nachbarn erzogene Zicklein führte
16*
242
die es eifrigst verfolgenden Hunde werstweit im Zirkel:
herum, und flüchtete. zuletzt, des muthwilligen Spiels -
überdrüssig, mit weitem Bogensatz durch die offene Thü-
re in das heimische Zelt.
. Beabsichtigt man die jungen Antilopen zu transporti-
ren, — welches schon naeh 4 Monaten ohne Schaden
unternommen werden kann, — so erfordert das ihre vor-
gängige, allmählige Eingewóhnung in den engen Raum
der Käfige, welche sie auf der Reise, vielleicht wochen-
ja monatelang bewohnen sollen. Ohne diese Rücksicht,
bei plötzlicher Einsperrung, setzt man das Leben und
die Gesundheit des Thieres unfehlbar auf's Spiel. — Die
in halber Freiheit erzogene, junge Saiga muss minde-
stens den letzten Monat vor ihrer Reise in einem nicht
zu weitem Gehege verbringen. Zugleich wird in diesem
Raume der Reisekafig offen aufgestellt. Sie gewöhnt sich
bald, (so weit es ihre Natur überhaupt ermöglicht) an
die Einschränkung, geht auch ohne Bedenken in dem
Käfige ab und zu, besonders, wenn ihr öfter darin ihr
Lieblingsfutter (Hirse) aufgeschültet wird, und lagert end-
lich stundenlang darin. Unsere Saiga hatten sich, auf
diese Weise, ehe sie auf die Reise gingen, schon völlig
in ihre Käfige eingewöhnt. Diese auf allen 4 Seiten mit
Holz vergitterte Kasten waren jeder zu je 2 Thieren be-
stimmt, da die Gesellschaft von ihres Gleichen zu ihrem
Wohlbehagen wesentlich gehört und die Isolirung gewiss
Toben verursacht haben würde. Die Grösse der Käfige
war in der Länge 7 Fuss, in der Breite 3” und in der .
Höhe 4'/, Fuss. Dieser Raum scheint völlig genügend
und, worauf es ganz besonders ankommt, — er ist eng
genug, um den Bewohnern die Versuchung zu wilden
Sprüngen und hefliger Bewegung überhaupt zu beneh-
men, die ihnen nur schädlich werden könnte. — Aus-
243
serdem ist wohl zu beachten, dass die Saiga den Trieb
hat, sich öfter jäh in die Höhe zu schnellen. Daher wird
es nöthig zum Schutz ihres Kopfes und Gehörns, wel-
ches letztere namentlich die jungen Böckchen sehr leicht
durch Anstoss verletzen, die Holzdecke des Kastens ma-
tratzenartig auf's beste zu polstern, wenigstens °/, Fuss
dick.
So sehr man in neuerer Zeit in den Thiergärten es sich
angelegen sein lässt, die Gruppe der Antilopen, wenig-
stens in ihren ausgezeichneteren Vertretern, zu halten
und zu züchten, — so fehlte bis jetzt in allen unsere Sai-
ga. Dies ist um so auffallender, da man doch eine An-
zahl südafrikanischer Arten glücklich nach Europa zu
bringen gewusst hat, welche alle die lange Reise wohl-
behalten ertragen haben.
Seit 3 Jahren sind unsere hiesigen Gegenden durch
Eisenbahn und Dampfschiffen dem Westen erschlossen
und somit also die Möglichkeit gegeben, die Thiere in
nicht zu langer Zeit von hier an den Ort ihrer Bestim-
mung zu versetzen. — Es muss das Streben jedes Euro-
päischen Thiergartens sein, einige dieser interessanten
Geschöpfe zu besitzen, einmal, weil die Saiga, als die
einzige Steppen - Antilope unsers Welttheils, schon des-
halb besondere Berücksichtigung verdient, sodann ihrer
hóchst auffallenden und einzigen Gestalt wegen, und end-
lieh in Hinsicht auf die voraussichtlich schnell eintreten-
de Ausrottung des Thieres hier in seiner letzten Euro-
päischen Zufluchtsstätte (4).
(7) Ich kann den Herren Directoren von Zoologischen Gärten, so wie an-
dern Liebhabern, welche Saiga-Antilopen zu erwerben wünschen, den
Herrn Wilhelm Rückbeil in Sarepta (Gouvernement Saratof) zu die-
sem Zwecke bestens empfehlen.
Die hier bisher unternommenen Versuche in der ahnung und
Aufzucht des Thieres standen unter seiner unmittelbaren Bemühung.
944 |
Der besonderen Bedingungen zur Eingewöhnung und
zum Gedeihen der Saiga in den Thiergärten von West-
Europa sind wenige. Die klimatischen Einflüsse des We-
stens können unmöglich dauernd nachtheilig auf ein Thier
einwirken, welches früher das Klima Ost-Polens für sich
geeignet erprobte und sich darin wohl befand. Indess wä-
re vielleicht dabei zu beachten, dass die Saiga sich ge-
genwärtig seit einem ganzen Jahrhundert in einem Land-
striche fortgepflanzt hat, der sich durch ganz besondere
Trockenheit der Luft, und durch grossen Mangel an
athmosphärischen Niederschlägen auszeichnet. Daher wür-
de es jedenfalls passend sein, sie durch gute, trockene
Stallung vor Nässe und Feuchtigkeit zu schützen, wo sie
nach Belieben aus und ein gehen kann.
Hingegen bedarf sie keines Schutzes gegen die Win-
terkälte. In der Freiheit hält sie 25 Grad der letzteren
ohne alle Schwierigkeit bei gutem Futter aus. Zwei jun-
ge Thiere, welche ihren ersten Lebenswinter hindurch
hier auf einem geräumigen Hofe gehalten wurden, ver-
schmähten auch bei der strengsten Kälte ein Nachtlager
unter Dach (obgleich sie gern den Tag in der Schmiede
ihres Herrn verbrachten) und nächtigten stets mitten im
Gehöfte auf dem Sehnee, ohne irgend Nachtheil für ihre
Gesundheit.
Das Futter betreffend, so gilt dabei sorgfältige Aus-
wahl. Saftige Futtergewächse, Gras von feuchten oder
Als erfahrener Jäger hat er ausserdem durch seine Kenntniss der Ge-
wohnheiten des Thieres in der Freiheit, — ein Resultat langjähriger
Beobachtungen, — ein gutes Urtheil über das Erforderliche.
Ihm verdanke ich auch, wie ich hier rihmend anerkennen muss,
einen grossen Theil des über die Naturgeschichte der Saiga hier Zu-
sammengestellten, an welchen Mittheilungen er sich erzählend, er-
gänzend und bestätigend mit vielem Interesse und Zuverlässigkeit be-
theiligt hat.
245
gar nassen Wiesen sind zu vermeiden, sowohl tm fri-
schen, als auch im trockenen Zustand; ebenso Hafer,
welcher durch Hirse zu ersetzen ist. Grün- und Trocken-
futter muss auf trocknem Lande gewachsen sein. Gut aus-
gebackenes Brot von geschrotenem Roggenmehl, mit
Salz eingerieben, scheint den Thieren vorzüglich zu
bekommen.
Die Hauptbedingung jedoch für die Gesundheit der
Saiga (wie sämmtlicher Antilopen) bleibt ein grosses,
weitläuftiges und luftiges Gehege. Je unbeschränkter sie
sich bewegen, je mehr sie ihren natürlichen Trieb zum
Rennen und Springen befriedigen kann, — um so woh-
ler wird sie sich befinden und um so weniger Sorge
und Mühe wird sie in allen andern Dingen ihren Pfle-
gern machen. Ja, sie wird dann, was das Futter anbe-
langt, auch mit Manchem ohne Schaden vorlieb nehmen
können, was ihr sonst nicht zusagen würde, und auch
ungünstigen Witterungsverhältnissen weit weniger unter-
worlen sein. Ihre Fortpflanzung würde dann ohne Schwie-
rigkeit vor sich gehen und da sie in der Regel jährlich
2 Junge bringt, — der Bestand in kurzem erfreulich zu-
nehmen. Dem Beschauer würde dann Gelegenheit gebo-
ten sein, ein Rudel dieser luftigen Thiere in ihrer grös-
sten Munterkeit und in der vollén Entfaltung seiner schó-
nen Flüchtigkeit zu bewundern.
SOLUTION
D'UN PROBLEME FONDAMENTAL
DE GÉODÉSIE.
Par
M. HANDRIKOFF.
1.
Le probleme que je vais resoudre est le suivant:
Etant donné les latitudes réduites В et ß’ de deux
points et l'angle azimuthal au premier point, déterminer la
longueur s d'un arc Géodésique compris entre ces deux
points et la différence en longitude de ses deux extré-
mités.
Les équations différentielles de la plus courte ligne sur
une surface donnée и==о sont
d'x d’y d’z
ds? ds? ds?
: 247
pour l'ellipsoide de révolution autour de son petit axe
situé à Гахе de z nous avons
done
qu 22. du "Jy du 2x
— — ° — — =
——
de x quas a de V
par conséquent les équations différentielles de la courbe
géodésiqué peuvent étre mises sous la formé
d'a; d'y d?z
y ds. zu. dd
a 5 — a wy = 0 i
ou
d’y d'a
NI ui Em
2 i 2
ale ec — a
dus 2
by ds* TES de ve
La premiére de ces équations aprés l'intégration donné
DOME dp CS Lin 0 (0)
dont une seule suffit, conjointement avec celle de là
surface donnée
pour déterminer la ligne géodésique.
248
Pour la determination de la constante с, concevons un
triangle rectangle infinitésimal, dont l’hypothenuse soit
Гагс élémentaire de la courbe géodésique et les deux au-
tres côtés soint l’arc du méridien et celui du parallele.
Soit ds l'arc de la courbe géodésique, rdA Vare du pa-
ralléle et RdB l'arc du méridien, alors nous aurons
ds == dA ELSE R
pour que s soit l'are géodésique, il faut que
E
fd
с | ал E + T ral zi
posons | e +() A. | D =, par conséquent
V = f (B,.p). Cel posé, la cendition que s est l'are
de la courbe géodésique prendra la forme
o) 15 dic = von ker A + dV à dX) — o.
d'ou l'on a
Y £A + {eV dk — 8AdV) =o. ... (1)
Mais
^ dV ^ f dV №
6V == dB ор -- dp Q
je Ud
249
ой би est la partie de la variation dépendante de ce que
la relation entre X et В change. D'aprés cela nous trou-
vons que
dou =
— ER
done
"S (dV da dV dp dV dV dou
L'équation (1) prendra la forme
y à + | (Gg oe ud +o du) = o.
Ver 2 (8—1 E | t Bom i CB en) =o.
La partie qui est délivrée du signe | ne contenant que
les variations des coordonnées des points fixes s’évanouit
elle-méme; et la condition du minimum est
dB sl.
(iz RIT (В — 4 M)—0.
Ce qui exige que
dV dV
48 dp —— pd dp L0.
parconséquent
iV
mop dp + | (= ав + Е ар Ya
ou
dV
pte RE ,
p dp C
mais
mu pR’
dp UE vr? + pue
done
; gt
oe e Se (2)
VO pum
ou bien
Ce ds. = TO) I MON
mais
2. а cos 9
Œ — @ 368 о A
y =a cos D sin À
о
et, par sulte,
dx == —acosßsin À dÀ — a sin D cos À df
ay = a cos В cos A dA — a sin В sin À df
d'ou l'on à
х4у — ydx = a? cos? В dA
et, par conséquent, l'équation (0) prendra la forme
ou
l'équation (3)
a’ cost В dA = c ds
dA
2 2 a
a” cos — —c
Po
donne
dÀ
@ 008? m
ds
251
par suite ее
Pour la détermination de la constante с’ l'équation (2)
donne
a
"Vet "Uu
mais
R 43 = — ds cos a
г dÀ = — ds sin a.
ou x est l'angle azimuthal au point donné, done
6 == a cos D gm а.
Les expressions (4) donnent
ae
dy RN :
m = er ee) oc À
18 а cos В cos A d a sin D sin
dz | ;
dp === b COs В.
on peut mettre l'équation xdy — ydx == cds sous la
forme
=
put = (+ GE) + (i):
TT
252
mais on obtient aisement
LG) + (a) + a T-
dÀAN * )*
| sin’ В + b° cos? В + a^ cos’ В (a) |
nous avons vu que
d C
1 RZ
ар
par suite
4
Siig i ал 2-7p*
c'est BT — € LLL e | |
d'ou l'on a
(55) tc. (D^ eos d La sm 0)
48). а’ eos B (a eos Вы)
L'are entre deux points sur la surface de l'ellipsoide
est
=f u VG) + + (4) + (5)
ой В, et D, sont les latitudes réduites des deux points
extrémes, par suite |
f 5 :
5 al dß | tsi Ero + ao (=) |
f
ou
В, (5 cos? B +. a? sin* В) (a? cos? 8 — с*) а*со5* B |
=] о
ß | а* cos’ В (a? cos? 8 — c?)
oA
ou
f» 1
a (b eos Doe vs mj
P x ap a” cos’ В — c*
By
Pour que la distance s soit l'are géodésique il faut
introduire ä la place de с la valeur trouvée a la condition
8 | У cA = 0
d’aprés cela nous aurons
1
Ps b? 2 22 pl
+ «a e sin
Se bcos 3 u ea dd
cos” В — cos’ В, sin° a,
ou la valeur de la constante с correspond au premier point,
Soit
cos D, sin a, == cos ф e cos В, sin a, == cos ¥,
où vy et V, sont les valeurs constantes; cela posé, intro-
duisons la nouvelle variable 9 déterminée à la condition
sin D
cos Y
. cos Ф =
ou
1
. © 2 H >
sin В == cos 9 (1 — cos D, sin’ a)
d'ou
1
cos В dd = — sin.9 (1 — cos? В, sin? ay do
et, par suite,
1
$ — | | + at е (1 — cos? В, sin? a) aw
e. d & (1 — cost В, sint a) sint o | do
mais
be + ae (1 m Gost p, sm wj a uut od
done
| Ф, 2d : 1
, e sm UL...
Ss == a SUE { — ————— sin" 0 | d
Y | | sun” wy, 1 ?
Le
soit
( Py
e sunt D : dg do
5 и = wd — Re
sin? Y DUM Quy
alors
$—a sin v, li (и — uw) + Z(u,) — Z c |
mais d’après «Fundamenta nova theoriae functionum elli-
pticarum. Jacob» pg. 143
ZW = Qwo NY mare
W) soe K ford, | ji que
TU
Du 2 — OK et K, E sont les arguments elliptiques com-
pléts de premiere et de seconde espèce. D’apres cela,
955
в. s— a sin dye (u — %) +
Án == c "n : 5
1
Voilà l'expression de l'are géodésique compris entre
deux points donnés.
La difference des longitudés des extrémités de l'arc
considéré pourra avoir une valeur de la forme
1
E "ree dp
sin? 4 — sin В cos D
Ny ge
mais ıl est aise de voir que
dpi im dd
sho os à. ds
done
X, ut ^ V3 --a*e D ud b?+a*e? sin? cos” + : sin i cos cut”
sh sin? y —sin* cos? © © 1— sin’ ycos*9 a
ou
9,
2.008 b [ (6? + a? e sin? À cos? gy
: : ü | — sin À cós Q^
do
- 608 f — (E. + af e sin? — a? e sin? @ sin? у de. 1
pi (cos? фт? b sin’ ©) (| фз” o) (b*- a? e? sin? —a?e? sin 0)
№ 1. 1865. 17
256
mais
b + à ef sin? d == a* sin* À,
par conséquent
hor 1 Le зу — af e sin? @) do |
beoe, Susi + tg* y sin *@) (a? sin’ y, — ae? sin *9)
9, = sin’ Y
a eM ON dei _
pos 9» A - tg? Ÿ sin? 9) en -— Pos dem 3;
ou
"er om sind, Г
qu d ‘
iue Wee ф) en
г т
et par suite,
à cos? a
Vo D B ( Bud “ap ee
ee (A + tg *b sin“ » : — Kk sin? 9)
PR
91
e'cos Q dolio
sin v, (1 — А" sin? ©)
Pa
mais оп à
Ton & cost uoo do cost p, oe vos e d
sin? d, sin? Y, ~ sin? y,
C’est pourquoi l'équation précédente devient
257
Py
6 .. 20 "ay ad IG | f ei er —
Ф! à
— € cos? Ÿ | d
Pa
4.
En résumant tout ce qui précède, on voit que la solution
de notre problème dépend principalement de la fonction
Ф
и"
о (1 + tg? V sim? ©) Ao
posons ig’ ) = K* tg’«’ et considérons l'intégrale
d d
: | у
nun: . (EE Dae
si l'on a
(9
BOUES. ii, 2
о (1 — А" sin? © sim? a) Ag
alors aprés avoir posé
$ = am(w), a = amla)
d’où |
do = du Аат(и), Ao == Аат(и)
nous werrons que l'intégrale précédente devient
T “du
Jo 1 — KE sin am(u) sin? am(a) '
17°
958
Considerons la тёте intégrale. mais avec le coeffi-
cient Г oim ou es
а
: an
‚( Ka) da
| (a) — H(@
6(а)
‚ c'est à dire l’intégrale
ÍCBA du
O(a) ‚ À — № si? am(u) sin? am(a)
d’après fund. nova pg. (173)
H(a)
O(a)
H(a)
: oe
"da
— Vk sin am(a)
par suite
— vk cos am(a) Aam(a)
; H(a)
O(a)
c'est pourquoi l'intégrale précédente prendra la forme
— cotg am(a) Aam(a)
y H9)
E ‚ (1 — E sin? a sin? 9) Ag
cotg am(a) Аат(а) du
| — № sin? am(a) sim? am(u)
0
M. Hermite a démontré (*) que
{1) Hermite, Note sur les fonctions elliptiques.
| 959.
d cotg am(a) Аат(а) du
| , 1 — E sim .m(u) sin” am(a)
H (a)
d 9 (и — а)
т !
O (и + a)
mais il est aise de voir que
y Ho) f
" en (4 — К sin? a sin” 9) Ao
GNE [S de
et, par suite
| May AG s du
о... l o(s)J, 7 [AO Hac Ee ai
O(a) Ou)
3481 100,0. »
20"
310
Darstellung von niobiger Säure und Ilmensäure im reinen
Zustande und Bestimmung der Atom-Gewichte von Niobium
und Ilmenium.
Zur Darstellung von niobiger Säure und Ilmensäure
wählt man am zweckmässigsten solche Mineralien, in de-
nen diese Säuren schon von Natur in möglichst reinem
Zustande vorkommen und die sich ausserdem in solcher
Menge vorfinden, dass man sich dieselben in ausreichen-
der Quantität verschaffen kann Am zweckmässigsten ver-
wendet man daher zur Darstellung der niobigen Säure
Columbit von Middletown und zur Darstellung von Ilmen-
säure Aeschynit von Miask. Den amerikanischen Colum-
bit, den ich verwandte, erhielt ich von Herrn Dr. Kranz
in Bonn und stammte aus der Sammlung des Herrn Pro-
fessor Shepard. Den Aeschynit von Miask habe ich theils
selbst an Ort und- Stelle gesammelt, theils erhielt ich
ihn durch die gütige Vermittelung des Herrn Akademi-
kers von Kokscharoff in Petersburg und des Herrn Obrist-
lieutenant v. Romanovsky in Miask.
Zur Darstellung der niobigen Säure aus Columbit von
Middletown koche man das wie oben angegeben bereite-
te A-Sulfat zuerst mit schwacher Natronlauge, um zu se-
hen, ob sich dasselbe nach Zusatz von kochendem Was-
ser klar löse. Bei den schwankenden Angaben der Che-
miker über das spec. Gw. der aus diesem Minerale ab-
geschiedenen Säure, das nach Oesten bis 5,70 steigen
soll, ist es nämlich sehr wahrscheinlich, dass sieh auch
in Amerika Columbite vorfinden, die Tantalsäure enthal-
ten. Solche müssten dann, wie ich es bei der Säure des
Columbits von Bodenmais angegeben habe, wiederholt
mit Natronlange behandelt werden um alle Tantalsäure
zu entiernen. Der von mir untersuchte amerikanische
t. 311
Columbit gab eine Säure, deren spec. Gw. nur 5,10 be-
trug und die keine Tantalsäure enthielt.
Die mit Natronlauge behandelte Säure verwandele man
in B-Sulfat und koche dieses in der angegebenen Pro-
portion mit verdünnter Salzsäure von 1,09 spec. Gw.
Dabei bleibt die niobige Säure ungelöst. Man bereite dar-
aus Natronsalz und krystallisire dasselbe wiederholt um.
Die Darstellung von Ilmensáure aus Aeschynit ist we-
gen der gleichzeitigen Anwesenheit von Titansäure,
‘welche der Iimensäure hartnäckig anhängt, etwas um-
ständlicher.
Man bringe den Aeschynit mit seiner sechsfachen Men-
ge saurem schwefelsaurem Kali in klaren Fluss und be-
handle die Schmelze mit warmem Wasser. Dabei lösen
sich die Basen und ein Theil der Titansäure. Das unge-
löste titanhaltige A-Sulfat schmelze man wieder mit sau-
rem schwefelsaurem Kali, wasche es mit warmen Was-
ser aus und wiederhole diese Operation so oft, als sich
dabei noch Titansäure ausziehen lässt. Zuletzt glühe man
das A-Sulfat und schmelze es mit Natronhydrat. Beim
Lösen des Natronsalzes in heissem Wasser bleibt die
noch beigemengte Titansäure grösstentheils ungelöst. Ein
kleiner Theil geht aber dennoch in Verbindung mit Ilmen-
säure in Lösung über. Man verdünne daher diese Lösung
so stark mit Wasser, dass das ilmensaure Natron nicht
krystallisiren kann. Dabei scheidet sich ein amorpher
Niederschlag aus, der eine Verbindung von Titansäure,
Ilmensäure und wenig Natron ist und welche alle in Lö-
sung übergegangene Titansäure enthält. Diesen Nieder-
schlag scheide man durch Filtriren und fälle endlich aus
der klaren Lösung die Hydrate der Ilmensäure und nio-
bigen Säure durch Salzsäure und Ammoniak.
312
Diese Hydrate verwandle man in B-Sulfate, koche die-
se mit verdünnter Salzsäure, in der Proportion von 20
Gran wasserfreier Säure auf 5 Unzen Salzsäure von 1,09
spec. Gw. und setze zu der kochenden Lösung noch- 13
Unzen kochendes Wasser. Unter diesen Umständen löst
sich das B-Sulfat der ilmenigen Säure auf, während das
B-Sulfat der niobigen Säure ungelöst bleibt.
Die Lösung der llmensàure in Salzsäure fälle man wie-
der durch Ammoniak, löse das Hydrat der Ilmensäure
noch feucht in Natronlauge, lasse das Natronsalz kry-
stallisiren und reinige es durch wiederholtes Umkrystalli-
siren. :
Atom-Gewicht des Niobiums.
Bekanntlich nahm H. Rose an, dass das Atom-Gewicht
des Niobiums 610,37 betrage. Er bestimmte diese Zahl
durch die Analyse des gelben Niobchlorids, dessen Chlor-
gehalt zwischen 58,35 und 60,00°/, schwankte. Eine
ganz andere Zahl erhielt H. Rose durch die Analyse des
weissen niobigen Chlorids. Bei 10 Analysen schwankte
der Chlor-Gehalt desselben zwischen 47,38 und 49,19°/.
Derselbe betrug daher im Mittel dieser Versuche 48,21°/,
und hiernach berechnet sich das At.-Gw. des Niobiums
zu 714,98. H. Rose fand aber, dass dem weissen nio-
bigen Chlorid stets etwas Acichlorid beigemengt war,
wesshalb sein Chlor-Gehalt zu gering erhalten wurde.
Es ist zu bedauern, dass H. Rose die Zahlen für die
Zusammensetzung des so leicht krystallisirenden niobigsau-
ren Natrons nicht angegeben hat. Er bemerkt nur, dass
dieses Salz aus Na Nb bestehe und 2 Proportionen von
Wasser aufnehmen könne, nämlich 5 und 7 Atome.
Ich habe auch einige Versuehe angestellt, um das At.-
313
Gw. des Niobiums zu bestimmen und dazu weisses nio-
biges Chlorid und niobigsaures Natron verwandt.
Was das weisse niobige Chlorid anbelangt, so fand-
ich ebenfalls, dass das in einem Strom von-Chlorgas
sublimirte weisse Chlorid zu wenig Chlor enthielt. Das-
selbe gab nämlich bei der Analyse nur 48,18°/, Chlor.
Wenn man dagegen dasselbe in ein an einem Ende ver-
schlossenes Glasrohr bringt und darin erhitzt, so subli-
mirt sich reines weisses Chlorid, während Acichlorid
zurückbleibt. *
Das niobige Chlorid bildet eine schneeweisse, schwam-
mige Masse, die sich in Salzsäure zu einer ungefärbten
Flüssigkeit löst. Es gab jetzt bei 2 Versuchen:
а. b.
Niobium . . 49,87 50,09
Со... 50.43 49,91
400,00 100,00.
Im Mittel also 50,09°/, Chlor.
Das niobigsaure Natron krystallisirt in zwei verschie-
denen Formen, nämlich in kleinen glasglänzenden Pris-
men und in blättrigen Aggregaten, die ganz das Aussehn
von Reif hatten, wie er sich im Winter an die Zweige
der Bäume ansetzt. Mitunter erhielt man auch ganz re-
gelmässig ausgebildete, gleichwinklige, sechseitige Tafeln.
Das prismatische Salz enthielt weniger Wasser wie
das blättrige. Es gab nämlich beim Glühen nur 21,72°/,
Wasser, während das blattrige 28,37°/, Wasser enthielt.
Der Natron-Gehalt beider Salze war in ihrem geglüh-
ten Zustande ganz gleich. Man erhielt nämlich bei 4
Versuchen:
314
19,37°/, Natron
19,63 » »
19,77 » »
19,30 » »
Als Mittel erhielt man also aus dem niobigsauren Na-
tron 19, 517°/, Natron.
Berechnen wir nun das Atom-Gewicht des Niobiums
nach №° CP mit 50,09°/, Chlor, so erhalten wir die
Zahl 663,95.
Berechnen wir dagegen dasselbe nach Na № mit
19,517°/, Natron, so erhalten wir die Zahl 656,50.
Das Mittel beider Zahlen ist 660.
Berechnen wir nun nach dem Atom-Gewicht des Nio-
biums von 660 die Zusammensetzung des gelben Niob-
chlorids, des weissen niobigen Chlorids und des niobig-
sauren Natrons, mit 5 und 7 Atom Wasser, so erhalten
wir folgende Proportionen:
Gelbes Море ог = Nb СГ.
H. Rose
Berechnet. а. —~~—~ b.
1 № 660,00 42,68 41,65 40,00
2 Cl 886,56 57,32 58,35. Bae
№ CP 1546,56 100,00 100,00 100,00.
H. Rose hat daher, aus einer noch unbekannten Ur-
sache, indem gelben Niobchloride mehr Chlor gefunden,
als die Rechnung erfordert Vielleicht bildet das Niobium,
ausser № СГ noch eine Chlor-Verbindung mit einem
grösseren Chlor-Gehalte, welche sich dem Chloride mit
2 Atom Chlor beimischt.
315
Weisses niobiges Chlorid == №° СР.
Gefunden.
Berechnet.
а. b.
2 № 1320,00 49,82 4991 > 95009
3 Cl 1329,00 50,18 50,13 _ 49,91
NO? CP 2649,84 100,00 100,00 100,00.
Niobigsaures Natron — Na №.
Berechnet. Gefunden.
€
ae a. b. { а.
| № 1620,00 80,56 80,63 80,37 80,23 80,70
| Na 390,90 19,44 19,37 49,63 19,77 19,30
Na №—2010,90 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00.
5 fach gewässertes niobigsaures Natron — Ма No + 5 H.
: a : ( Berechnet. Gefunden.
1 Na № = 2010,90 78,14 78,98
aH =. 562,50 21,86 21,72
Na № + 5 H 25,7330 100,00 100,00.
7 fach gewässertes niobigsaures Natron — Ма Nb + 7 À
ий Berechnet. Gefunden.
1 Na № 2010,90 71,86 71,63
7H = 187,90 28,14 28,37
Na № + 7 H = 2798,40 100,00 100,00.
Atom-Gewicht des Ilmeniums.
Zur Bestimmung des At.-Gw. des Ilmeniums wurde
316
ebenfalls IImenchlorid und ilmensaures Natron verwendet.
Das Ilmenchlorid gab folgende Mengen Chlor:
50,24%, Chlor.
00,20 5, >
50,13.» à
Im Mittel erhielt man also aus dem Ilmenchloride
90,21°/, Chlor.
Der Natron-Gehalt des geglühten einfach ilmensauren
Natrons wurde wie folgt gefunden:
19,669/, Natron.
T9:60 9. »
19,64» »
19.606» >»
£9 58» в
Man erhielt also im Mittel aus 100, Theilen geglühtem
ilmensaurem Natron 19,63 Theile Natron. Berechnet man
nun das At.-Gw. des Ilmeniums nach 1? CP? mit 50,219/,.
Chlor, so erhält man die Zahl 659,35. —
Berechnet man dagegen das At. Gw. des Ilmeniums.
nach Na Bu mit 19,63°/, Natron, so erhält man dasselbe |
zu 650,2.
Als Mittel beider. Zahlen beträgt das At. Gw. des Il-
meniums 654,7.
Specielle Untersuchungen über Ilmenium und einige seiner
Verbindungen.
4. Ilmenium.
Man kann Ilmenium leicht darstellen, wenn man 1-
menfluoridnatrium mit Natrium unter einer Decke von
317
Chlorkalium zusammenschmilzt. Nach dem Lösen der
beigemengten Salze in warmen Wasser bleibt das Ilme-
nium in der Form eines eisengrauen Pulvers zurück.
Das spec. Gw. des Ilmeniums betrug 3,63. Das Ilme-
nium ist daher leichter als die Ilmensàure, deren spec.
Gw. 3,81 beträgt. Beim Reiben nimmt das Ilmenium
keinen Glanz an. |
Beim Erhitzen an der Luft wird das Imenium lebhaft
glühend und verbrennt zu Ilmensäure.
Von Flusssäure wird das IImenium schon in der Kälte
unter lebhafter Entwickelung von Wasserstofigas gelöst.
9. Platinilmenium.
Wenn man die Reduktion des Ilmeniums in einem Pla-
tintiegel vornimmt, so wird das Platin stark angegriffen.
Man erhält dann ein Ilmenium, welches beim Lösen in
Flusssäure einen schwarzen pulverförmigen Rückstand hin-
terlässt, der sich auch nicht beim Kochen mit einem
Gemenge von Flusssäure und Salpetersäure löst. Wenn
man dieses schwarze Pulver an der Luft erhitzt, so ent-
zündet es sich und verbrennt zu einem grauen Gemenge
von Ilmensäure und Platin, aus dem sich letzteres leicht
durch Königswasser ausziehn lässt. Jenes schwarze Pul-
ver ist daher eine Legirung von Ilmenium und Platin.
3. Stickstoffilmenium.
Stickstoffilmenium bildet sich, wenn man Ilmenchlorid
in einem Strome von trockenem Ammoniak erhitzt. Das
Stickstoffilmenium bildet ein schwarzes Pulver, das sich
beim Erhitzen entzündet und wie Zunder, unter Bildung
von Ilmensàure, verglimmt.
318
4. Schwefelilmenium.
Man stellt Schwefelilmenium dar, indem man über in
einem Porzellanrohre glühende Ilmensäure Dämpfe von
Schwefelkohlenstoff leitet und damit so lange fortfährt,
als sich noch Gas entwickelt.
Das Schwefelilmenium bildet ein graphitähnliches,
graues, abfärbendes Pulver. Beim Erhitzen an der Luft
entzündet es sich und verbrennt mit blauer Flamme zu
schwefesäurehaltiger Ilmensäure, die nach starkem Glü-
hen reine Ilmensäure hinterlässt. Das Schwefelilmenium
löst sich nicht in Schwefelammonium oder Schwefelna-
trium und geht mit denselben keine Verbindungen ein.
100 Theile Schwefelilmenium &aben nach dem Ver-
brennen und Gluhen 90,90 Theile Ilmensäure. Da die-
se 73,96 Theile Ilmenium enthalten, so besteht das
Schwefelilmenium aus:
Ilmenium . . 73,96
Schwefel . . 26,04
100,00.
Eine solche Verbindung entspricht der Formel 1° И.
Diese giebt nämlich:
Berechnet. Gefungen.
su 130735 73,18 73,96
65 600,0 26,82 26,04
WU Wo) 895 100,00 100,00.
Eine ganz ähnliche Zusammensetzung hat auch das
Schwefeltantal. Berzelius fand nämlich, dass 100 Theile
Schwefeltantal 89,65 Tantalsäure gaben. Nach meinen
319
Versuchen gaben 100 Theile Schwefeltantal 90,00 Tan-
talsäure. Das Schwefeltantal besteht daher aus:
Berechnet. Berzelius. Nach 5. Versuchen.
в Ма „3925.0 12:81 72,16 13,02
6 S 19045 27,19 2796 26,98
Ta’ Ta 4429,5 100,00 100,00 4100,00.
Ebenso ist das bei Rothglühhitze dargestellte Unter- -
1 | "nt
schwefelniob nach H. Rose nach der Formel № № Zu-
sammengesetzt.
5. Ilmenchlorid.
Zur Darstellung von Ilmenchlorid vermischt man П-
mensäure mit ihrer 3 fachen Menge Kohle und vo viel
Zucker, dass nach dem Ausglühen eine zusammenhän-
gende poröse Masse entsteht. Diese bringt man in ein
Porcellanrohr und glüht sie zuerst ih einem Strom von
trockener Kohlensäure und später, wenn sich kein Was-
ser mehr bildet, in einem Strom von trocknem Chlor-
gase. Im kalten Theile der Porcellanróhre setzt sich ein
Gemenge von Ilmenchlorid und llmenacichlorid ab. Man
bringe dasselbe in eine an einem Ende zugeschmol-
zene Glasröhre und erhitze das Gemenge. Dabei sub-
limirt reines [menchlorid, während das Acichlorid zu-
rückbleibt.
Das Ilmenchlorid bildet lichtgelbe Krystallnadeln. Das-
selbe löst sich leicht und vollständig in starker Salzsäu-
re zu einer gelben Lösung. Das weisse niobige Chlorid
16st sich ebenfalls in starker Salzsäure, giebt aber eine
farblose Lösung. Das Tantalchlorid löst sich nicht klar
in Salzsäure, sondern wird unter Bildung von Tantalsäu-
re Hydrat zersetzt, wodurch die Flüssigkeit trübe wird,
320
unter Bildung einer dicken Ausscheidung. Das Ilmenchlo-
rid ist nach der Formel № СГ zusammengesetzt. Es
besteht mithin aus:
Berechnet. Gefunden.
b
а. . C.
grex 1309,4 49.62-29.87 40 74 729776
3 CI 1329,8 50,38: 50,12 2.090,26 501
I cr 2639,2 . 100,00 400,00. 100,00 : 100,00:
Es ist mir nicht gelungen, ein llmenchlorid mit 2 Atom
Chlor darzustellen.
Ilmenium und Fluor.
a) Ilmenfluorid - Fluorwasserstoff.
* IImenium und Hydrat von Ilmensäure lösen sich leicht
in Flusssáure. Nach dem Verdampfen der Lösung bis
zur Consistenz eines Syrops bilden sich kleine Krystalle
von Ilmenfluorid - Fluorwasserstoff. Diese verlieren beim
Erwärmen die freie Säure und werden weiss und un-
durchsichtig. Bei noch stärkerem Erhitzen entwickeln
sich Dämpfe von Imenfluorid und es bleibt ein Rückstand,
der nach längerem Erhitzen alles Fluor verliert und nun
aus Ilmensäure besteht.
b) Ilmenfluoridnatrium.
Man löse 3 Theile Fluornatrium und 4 Theile Ilmen-
säure in Flusssäure und verdampfe bis zur Krystallbil-
dung. Hierbei scheidet sich Ilmenfluoridnatrium als ein
krystallinisches Pulver ab. Beim Erhitzen im bedeckten
Tiegel, entwickelt dasselbe Dämpfe von Fluorilmenium
und hinterlässt eine basische Verbindung.
321
Ilmenium und Sauerstoff.
Das Ilmenium verbindet sich mit o d in 4 Pro-
portionen und bildet:
1) Graues Oxyd;
2) Blaues Oxyd;
3) Braunes Oxyd;
- 4) Штепзаиге.
a) Graues Oxyd.
Das graue Ilmenoxyd bildet sich durch Einwirkung
von Wasserstoffgas auf gluhende Ilmensäure. Man muss
dazu die Säure verwenden, die nach dem Glühen des
A-Sulfats entsteht. Durch Einwirkung des Wasserstoffga-
ses auf die glühende Ilmensäure färbt sich dieselbe blau-
grau, ähnlich der Farbe des fein zertheilten Bleies.
100 Theile Ilmensäure verloren bei dieser Operation
1,35 Theile Sauerstoff. Das gre llmenoxyd besteht
. demnach aus:
llmenium. . 82,48
Sauerstoft. : 4 17:52
100,00.
Eine solche Verbindung entspricht der Formel М №.
Dieselbe giebt:
Berechnet. Gefunden.
ir 32035 82,39 82,48
TOs 000 17,61 17,52
и № 3973,5 100,00 100,00.
Eine in ganz gleicher Proportion zusammengesetzte
Verbindung erhält man auch, wenn man niobige Säure
322
in Wasserstoffgas glüht. Nur ist die Farbe des grauen
Nioboxydes etwas verschieden von der des grauen Ilmen-
oxyds. Die Farbe des ersteren ist nämlich schwärzlich
aschgrau, während die des letzteren bleigrau ist.
100 Theile niobige Säure ‘verloren durch Glühen in
Wasserstoffgas 1,37 Theile Sauerstoff. Das graue Oxyd
bestand mithin aus:
Niobium. . 82,51
Sauerstoff. 17,49
90,00.
Das graue Nioboxyd ist mithin № Ne? Diese Formel
giebt:
Berechnet. Gefunden.
SIND "3300 82,50 82,51
70 700 17,50 17,49
№ Noe 4000 100,00 100,00.
b) Blaues Ilmenoxyd.
Wenn man das Hydrat der llmensàure mit starker
Salzsäure und Zinn zum Kochen bringt, so färbt sich
dasselbe blau. Nach Zusatz von Wasser bildet sich eine
blaue Lósung, die aber an der Luft ihre Farbe schneli
verliert.
Ebenso wird eine Lösung von Ilmensàure in Salzsäure
durch Zink zuerst blau gefärbt, welche Farbe aber
schnell verschwindet und durch grün in braun übergeht.
Diese Reactionen deuten auf die Existenz eines blauen
Ilmenoxyds. Dasselbe lässt sich aber nicht isoliren, da
es sehr rasch aus der Luft Sauerstoff anzieht und sich
wieder in Ilmensäure verwandelt.
323
c) Braunes Ilmenoxyd.
Braunés Ilmenoxyd lässt sich leicht darstellen, indem
man eine Lösung von Ilmensäure in Salzsäure mit Zink
versetzt und dabei die äussere Luft abhält. Dabei färbt
sich die Lösung braun und nach der Sättigung der Säure
durch das Zink scheidet sich das braune Ilmenoxyd als
ein flockiger Niederschlag ab. Der Luft ausgesetzt oxy-
dirt sich auch das braune Ilmenoxyd sehr schnell. Es
wird dabei weiss und verwandelt sich in Ilmensäure-
hydrat.
d) Ilmensáure.
Ilmensáure bildet sich durch Verbrennen von Ilmenium,
Stickstoffilmenium und Schwefelilmenium und durch
Zersetzung des Ilmenchlorids durch Wasser.
Die Ilmensaure zeigt verschiedene Aggregat-Zustande.
Die durch Glühen des A= Sulfats erhaltene Säure er-
scheint in Form eines zarten weissen Pulvers. Dasselbe
hat ein sp. Gw. von 3,81.
Die durch Glühen des Hydrats erzeugte Ilmensäure
bildet gelbliche Stücke mit glasartigem Bruch und star-
kem Glanze. Ihr speé. Су. ist nicht verschieden von
dem der pulverförmigen Ilmensäure.
Während des Glühens nimmt die weisse pulverförmige
Ilmensäure eine gelbe Farbe an, die nach dem Abkühlen
wieder verschwindet
Im geglühten Zustande ist die Ilmensäure unlöslich in
Säuren. Nur Flusssäure, oder besser noch ein Gemenge
von Flusssäure und Schwefelsäure, lösen sie in diesem
Zustande auf. Dagegen löst sich frisch gefälltes Hydrat
der Iimensäure in einer hinreichenden Menge von Salz-
‚säure, von 1,175 spec. Gw., schon in der Kälte mit gel-
№ 2. 1863. 91
324
ber Farbe vollständig auf, wodurch sich dasselbe von.
den Hydraten der Tantalsäure und der niobigen Säure
unterscheidet.
Auch durch Schmelzen mit ihrem 6 fachen Gewicht
von saurem schwefelsaurem Kali wird die geglühte П-
mensäure gelöst. Es bildet sich eine Verbindung, die in
der Glühhitze zu einer klaren gelben Flüssigkeit schmilzt,
die nach dem Erkalten zu einer farblosen krystallinischen
Salzmasse erstarrt.
Die Zusammensetzung der Ilmensäure ergiebt sich aus
der des Chlorids wie folgt:
Das Chlorid enthält 49,79 Ilmenium und 50,21 Chlor.
Ersetzt man daher 50,21°/, Chlor durch ihr Aequivalent
von Sauerstoff, so würde die Ilmensäure bestehn, aus:
llmenium . . 49,790
Sauerstoff. . 11,327
61,147.
oder in 100 Theilen, aus:
Ilmenium . . 81,47
SauepstofT... 13,53
100,00.
Die Rechnung ergiebt:
Berechnet. Gefunden.
92] 1309,4 81,36 81,47
3.0 300,0 18,64 18,53
i 1609,4 100,00 100,00.
325
Verbindungen der Ilmensäure.
1. Ilmensäure - Hydrat.
Die Ilmensäure wird aus ihren Lösungen in Salzsäure
und Flusssäure durch Ammoniak und Schwefelammonium
als Hydrat gefällt.
Dasselbe bildet einen der Thonerde ähnlichen, aufge-
quollenen durchscheinenden Niederschlag, der zu gelbli-
chen Stücken mit glasartigem, glanzendem Bruche aus-
trocknet.
Das Hydrat bestand, nachdem es über Schwefelsäure
bei der Temperatur des Zimmers getrocknet worden
war, aus:
Ilmensäure . 74,86
Wasser... . 25,14
_ 100,00.
Es war daher T+ 5 H. Diese Formel giebt nämlich:
Berechnet. Gefunden.
li 1609,4 74,34 74,86
5H 562,5 25,66 25,14
T+ 5 H 2171,9 100,00 100,00.
2. Schwefelsaure Ilmensäure.
Man kann verschiedene Verbindungen der Ilmensäure
mit Schwefelsäure unterscheiden und dieselben als A-
Sulfat, B- Sulfat und C- Sulfat bezeichnen.
Das A- Sulfat entsteht, wenn man Ilmensäure mit sau-
24*
326
rem schwefels. Kali zum klaren Fluss bringt und die
Verbindung mit heissem Wasser auswäscht.
B- Sulfat entsteht, wenn man eine Lösung der IImen-
säure in Salzsäure mit schwefels, Kali versetzt, wodurch
ein weisser Niederschlag gebildet wird. Man sammle den-
selben auf einem Filter und presse ihn, ohne ihn. : zuvor
auszuwaschen, zwischen Fliesspapier.
C- Sulfat bildet sich, wenn man ilmensaures Natron
mit saurem schwefels. Ammoniak zum klaren Fluss bringt
und das saure Salz in kaltem Wasser löst. Es entsteht
dabei eine klare Lösung, die beim Erwärmen trübe wird,
unter Ausscheidung von C- Sulfat von Ilmensäure in der
Form eines dicken, durchscheinenden, dem Thonerde-
hydrat ähnlichen Niederschlags. Man sammle denselben
auf einem Filter, wasche ihn aber nicht aus, da er da-
bei Schwefelsäure verliert, sondern presse ihn nur gut aus.
Die Analyse dieses über Schwefelsäure getrockneten
Niederschlags wurde ausgeführt, indem ein Theil geglüht
wurde, wobei Wasser und Schwefelsäure entwichen. Ein
anderer Theil wurde in Natronlauge gelöst, die Ilmen-
säure durch Salzsäure und Ammoniak gefällt und abfil-
trirt. In der klaren Flüssigkeit war jetzt alle Schwefelsäu-
re enthalten. Dieselbe wurde dureh salzs. Baryt gefällt.
A- Sulfat der Ilmensäure.
Dasselbe bildet in troekenem Zustande weisse kreide-
ähnliche Stücke, die sich leicht zu einem weissen Pul-
ver zerdrücken lassen.
Das A- Sulfat der Ilmensäure war nach der For- .
mel Ir S x8 H zusammengesetzt. Man erhielt nàm-
lich:
397
Berechnet. Gefunden.
3 U 4837,9 72,33 73,220
1.52 500,0 7,47 7,226
12 H 4350,0 20,20 19,574
ie $12 H 6687,2 100,00 100,000.
Das A- Sulfat der niobigen Säure enthielt weni-
ger Schwefelsäure, als A- Sulfat der Ilmensäure. Das-
selbe war nämlich nach der Formel No? S + 22 H zu-
sammengesetzt. Es bestand aus:
Berechnet. Gefunden.
9 № 14580,0 83,05 83,00
1 5 500,0- . — 2584 2,96
22 H 2375,0 14,11 14,07
Nö’ 5 + 22 H 17555,0 100,00 100,00.
B- Sulfat der Ilmensäure.
Dasselbe bildet nach dem Auspressen und Trocknen
feste weisse Stücke. Durch Auswaschen verliert das
B- Sulfat '/, Schwefelsäure und verwandelt sich in
A- Sulfat.
Die über Schwefelsäure getrocknete Verbindung bestand
aus №5 + 5 H. Sie gab nämlich:
328
"Berechnet. Gefungen.
2 I 3218, 8 75,18 75,00
41S 500,0 11,68 11,94.
5H 562,5 13,14 13,06
ik S+ 5 H 4281,3 100,00 100,008.
C- Sulfat der Ilmensäure.
Nach dem Trockenen über Schwefelsäure bildet das
C- Sulfat graue, hornähnliche Stücke.
Die Zusammensetzung des C- Sulfats der Ilmensäure
entsprach der Formel ir EL 3 Es bestand aus:
Berechnet. Gefunden.
arr 4828,2 03 55 53,49
5$ 2500,0 97,72 26,84
15 H 887,5 18,63 19:64 à
jP 5°+-15 H 9015,7 400,00 100,00.
C- Sulphat der niobigen Säure enthielt ‘/, mehr
Schwefelsäure als C- Sulfat der Ilmensäure. Dasselbe
verhielt sich auch beim Erhitzen eigenthümlich. Dabei
blähte sich nämlich das C- Sulfat der niobigen Säure
zu bimsteinähnlichen porösen Stücken auf, was beim
C- Sulfat der Ilmensäure nicht statt fand.
329
Das C- Sulfat der niobigen Säure bestand aus Nb? $5
+ 10 H:
. Berechnet. Gefunden.
2 № 3240,0 47,21 4703
55 9500,0 36,43 36,55
10 H 1195,0 16,36 15,72
No? S5 + 10 H 6865,0 100,00 100,00.
Die Schwefelsäure verbindet sich also mit der Ilmen-
säure in bestimmten Proportionen; man könnte daher
auch das A- Sulfat als '/, schwefelsaure Ilmensäure
ür Ss 42 H); das B- Sulfat als '/, schwefelsaure П-
mensäure (I? $ + 5 H); und das C- Sulfat als °/, schwe-
felsaure Ilmensäure (lds 85089605 H) bezeichnen.
Es ist bemerkenswerth, dass die niobige Säure und
die Tantalsäure, unter sonst ganz gleichen Umständen,
sich in anderen Proportionen mit der Schwefelsäure ver-
binden, wie die Ilmensäure.
Das А- Sulfat der niobigen Säure ist nämlich nicht
'/ sondern ‘/, schwefelsaure niobige Säure (Nó? S +
3 9 e
29 Н); das C- Sulfat der niobigen Säure ist nicht ?/,,
sondern ?/, schwefelsaure niobige Säure (Nb? S? + 10 H).
330
Das A- Sulfat der Tantalsäure ist weder '/, noch ‘/,
sonder '/, schwefelsaure Tantalsäure (Ta? 5+ $ Hy
3. Ilmensaures Kali.
llmensàure schmilzt mit Kalihydrat zu einer leicht
flüssigen Salzmasse, die sich klar in wenig Wasser löst.
Das ilmensaure Kali lässt sich nicht krystallisiren. Wenn
man dagegen eine concentrirte Lósung von ilmensaurem
Kali mit Weingeist mischt, so scheidet sich ilmensaures
Kali in Form eines krystallinischen Pulvers ab, das über
Schwefelsäure getrocknet, zu festen Stücken mit erdigem
Bruche erhartet.
Beim Erhitzen verlor das ilmensaure Kali 21,14°/,
Wasser. Beim Schmelzen mit saurem schwefelsaurem
Ammoniak entwickelte das Salz viel Kohlensäure, die
nach einer besonderen Bestimmung 7,89°/, betrug. Nach
dem Lösen des sauren Salzes in Wasser, Fällen mit Am-
moniak und Glühen, wurden 68,07°/, Ilmensaure erhal-
ten. Das geglühte Salz bestand aus:
Ilmensàure . 68,07
Kohlensäure. 7,89
Kate erst, 94,04
100,00.
Nach Abzug der Kohlensäure, die das Salz während
des Trocknens, das lange Zeit erforderte, angezogen hat-
te, bestand das wasserfreie Salz aus:
Ilmensäure . 73,90
Кан. 20:926. 10
100,00.
331
, Das Salz war mithin Ka U 5 Н. Diese Formel
giebt:
Berechnet. Gefunden.
li 1609,4 73,22 73,90 -
K 588,8 96,78 96,10.
Ка Ij = 9198,9 100,00 100,00.
Im gewässerten Zustand bestand das Salz aus:
2 Berechnet. Gefunden.
K il 2198,2 79,63 78,86
5H 562,5 20,37 21,14
K Ü + 5 H 2760,7 _ 100,00 100,00.
Auf gleiche Weise bereitetes tantalsaures und niobig-
saures Kali hatten eine andere Zusammensetzung
Das tantalsaure Kali bestand aus К? Ta‘ ER AF H und
das niobigsaure Kali bestand aus К? NU? + 19 H. Man
erhielt nämlich:
Berechnet. Gefunden.
4 Ta 6360,00 78,27 78,33
3K 1766,55 21,73 21,67
K’ Ta’ 8196,55 100,00 100,00.
332
Berechnet. Gefunden.
K^ fa^ 8196,55: 8005 80156 ae
IH 1912.90 19,05 19,44
unc c C C =:
K* Ta‘ + 17 Н 10039,05 100,00 100,00.
Berechnet. Gefunden.
3 Nb 4860,0 80,50 80,99
2 К 1177,7 19,50 19,78
EN 6037,7 . 100,00 * 100,00.
Berechnet. Gefunden.
K? Nb? 6037,7 81,73 81,79
12 H 1350,0 18,27 18,21
Ke Nb? i 19 Н 73872 100,00 100,00.
Ilmensaures Natron kann man darstellen, durch Schmel-
zen der geglühten Ilmensäure mit Natronhydrat und Lö-
sen des Salzes in kochendem Wasser, oder durch Kochen
von Natronlange mit A- Sulfat der Ilmensäure, oder
durch Lösen von frisch gefälltem Ilmensäure - Hydrat in
Natronlauge. Wenn man solche kochend bereitete, mög-
lichst concentrirte Lösungen, nach der Filtration erkal-
ten lässt, so scheiden sich die Verbindungen der Ilmen-
säure mit Natron krystallinisch ab.
Die Natronsalze der Ilmensäure sind weniger leicht in
deutlichen Krystallen zu erhalten, als die der anderen
333
Säuren der Tantal- Gruppe. Sie erscheinen gewöhnlich
als krystallinisches Pulver. Doch habe ich auch Krystalle
in prismatischen Formen und als unio e Aggregate
beobachtet.
Die Ilmensäure kann sich in 3 verschiedenen Propor-
tionen mit Natron verbinden, zu Ма“ 1 Na И und Na?
Die Ilmensäure zeichnet sich besonders durch die
Leichtigkeit aus, mit der sie krystallinische basische Salze
bildet, die nach der Formel Na* № +- 26 H und Na‘
i? + 36 H zusammengesetzt sind.
Ebenso leicht entsteht das neutrale Salz Na I/. Dieses
kann sich mit sehr verschiedenen Mengen Wasser ver-
binden. Es wurden neutrale Salze der Ilmensäure mit
7, 8, 9 und 13 At. Wasser beobachtet.
Endlich scheidet sich aus Flüssigkeiten, die kein über-
schüssiges Natronhydrat enthalten, noch ein saures Salz
ab, das nach der Formel Na? U* + 30 d zusammen-
gesetzt war.
Die Analyse dieser Salze wurde bewirkt, indem die
von allem anhängenden Wasser befreiten Salze in einem
bedeckten Tiegel geglüht wurden, wodurch man den
Gehalt an Krystallwasser erhielt.
Das gewogene geglühte Salz wurde mit saurem, schwe-
felsaurem Ammoniak geschmolzen, die klar geflossene
Salzmasse in lauwarmen Wasser gelöst, die Ilmensäure
durch überschlüssiges Ammoniak gefällt, geglüht und
334
gewogen und der Natrongehalt aus der Differenz des
Gewichts der geglühten Säure und des geglühten Natron-
salzes gefunden.
Basisch ilmensaures Natron.
Dieses Salz bildet sich bei der Krystallisation aus einer
Flüssigkeit, die viel überschüssiges Natronhydrat enthält.
Es erscheint gewöhnlich als ein krystallinisches Pulver,
nicht selten auch in blättrigen Aggregaten. Es bestand
aus Na* I? und enthielt theils 26 Atome, theils 36 Ato-
me Wasser. Man erhielt:
Berechnet. Gefunden.
у а. b.
3M ABORT 10,88
4 Na 1563,6 94,46 24,07 24,42
Na‘ 1 6391,8 100,00 100,00 100,00.
Das Salz ши 26 Atomen Wasser bestand aus:
Berechnet. Gefunden.
Nat I 6391,8 68,74 68,85
26 H 2995,0 34,39 31,15
Nat [2 + 26 Н 8316,8 100,00 100,00.
Das Salz mit 36 Atomen Wasser bestand aus:
335
Berechnet. ^ Gefunden.
Na‘ Ir 6391,8 64,22 61,88
36 H 4050,5 38,78 38.49.
Nat I? + 36H — 10442,3 100,00 100,00.
2. Neutrales ilmensaures Natron.
Neutrales ilmensaures Natron mit 7, 8 und 9 Atomen
Wasser bildet sich, wenn man limensäure mit nicht zu
viel überschüssigem Natronhydrat schmilzt, das Salz in
möglichst wenig kochendem Wasser löst und die heiss
filtrirte Lösung erkalten lässt.
Diese Salze erscheinen gewöhnlich in der Form eines
krystallinischen Pulvers. Doch bildete das Salz mit 7
Atomen Wasser auch manchmal kleine seidenglänzende
Prismen.
Neutrales ilmensaures Natron mit 13 Atom Wasser er-
hielt ich durch Lösen von Ilmensäurehydrat in kochen-
der Natronlange und Krystallisiren bei — 10°. Dabei ent-
standen blättrige Krystalle von der Zusammensetzung
Na И + 13 Н. Diese ‚Krystalle besassen die Eigenschaft,
dass sie in ihrem Krystallwasser schmolzen, während
die anderen Natronsalze der Ilmensäure beim Erhitzen
ihr Krystallwasser verlieren, ohne dabei ihre Form zu
verändern. Diese so verschieden zusammengesetzten
Verbindungen des neutralen ilmensauren Natrons mit
Wasser gaben bei der Analyse folgende Resultate.
Das wasserfreie neutrale ilmensaure Natron, Na U, be- -
stand aus: |
336
Berechnet. Gefunden.
—ы_ NT
a. b. EE d e
i 1609,4 80,46 80,42 80,34 80,36 80,40 80,34
Na 390,9 19,54 19,58 19,66 19,64 19,60 19,66
Na 12900,3 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00.
Das 8 fach gewässerte Salz bestand aus:
Berechnet. Gefunden.
Na M 2000,3 68,98 69,00
8 H 900,0 31,02 31,00
Na И-8Н 2900,3 100,00 100,00.
Das 7 fach gewässerte Salz bestand aus:
Berechnet. Gefunden.
№ 2000,3 71,76 71,43
7H 782,5. 28,94 28,57
Na + 7 H 2787,8 100,00 100,00.
Das 9 fach gewässerte Salz bestand atis:
Berechnet. Gefunden,
Na П 2000,3 66,40 65,91
9H 1019,5 33,59 34,09
Na И + 9 H 3012,8 100,00 — 100,00.
337
Das 43 fach gewässerte Salz bestand aus:
Berechnet. Gefunden.
"Na Il 2000,3 52178 560
13 H 1462,5 42,22 42,00
Na ij + 13 H 3462,8 100,00 100,00.
3. Saures ilmensaures Natron.
Saures ilmensaures Natron bildet sich, wenn man neu-
trales ilmensaures Natron in kochendem Wasser löst und
die concentrirte heisse Lösung erkalten lässt. Dabei zer-
fällt das neutrale Salz in basisches Salz, welches gelöst
bleibt und in saures Salz, welches sich krystallinisch
abscheidet.
Das neutrale ilmensaure Natron verhält sich in dieser
Beziehung wie das neutrale tantalsaure Natron. Man kann
dasselbe auch nicht aus einer Lösung, die kein überschüs-
siges Natronhydrat enthält, umkrystallisiren, ohne dass
es in saures Salz, welches sich abscheidet und in ba-
sisches Salz, welches gelöst bleibt, zersetzt zu werden.
Das saure ilmensaure Natron war analog zusammen-
gesetzt, dem sauren tantalsauren Natron, nach der For-
mel: Na? Ш. Die Analyse gab:
Berechnet, Gefunden,
40 6436,6 84,59 84,95
3 Na 1179,7 15,44 15,05
Na? i^ 7610,3 100,00 100,00.
338 |
Im gewässerten Zustande enthielt es 30 Atome Was-
ser und bestand aus: |
Berechnet. Gefunden.
Na’ № 7610,3 69,28 59,50
EI 0 30,72 30,50
Na° 1-30 H 10985,3 100,00 100,00.
Unter den Natronsalzen der Ilmensäure findet man
mehrere, deren stóchiometrische Constitution mit Natron-
salzen der niobigen Säure und Tantalsäure übereinstimmt.
So hat Na Tl dieselbe Constitution wie Na Nb und Na Та;
das 7 fach gewässerte ilmensaure Natron (Na 14-7 H)
stimmt überein, mit Na No + 7 H und Na Та + 7 ID;
das wasserfreie saure ilmensaure Natron (Na? Ap) hat die-
selbe Constitution wie Na? Tas. Dagegen habe ich 5 fach
gewässertes ilmensaures Natron (Na И-+ 5 H) nicht
beobachten können, während sich 5 fach gewässertes
niobigsaures Natron und 5 fach gewässertes tantalsaures
Natron leicht bilden. Endlich wird die Ilmensäure noch
besonders durch ihre Neigung characterisirt, krystallinische
basische Salze Na‘ № + 26 H und Na‘ IP + 36H
zu bilden. Solche Salze lassen sich weder mit niobiger
Säure, noch mit Tantalsäure darstellen, denn die Natron-
salze dieser Säuren krystallisiren aus Flüssigkeiten, die
viel überschüssiges Natronhydrat enthalten, als neutrale
Natronsalze.
339
Ilmensaures Natron und Kaliumeisencyanür.
Wenn man eine Auflösung von ilmensaurem Natron
mit-Kaliumeisencyanür versetzt und hierauf Salzsäure zu-
fügt, so bildet sich ein chocoladebrauner Niederschlag.
Niobigsaures Natron verhält sich unter diesen Umständen
ähnlich, man erhält ebenfalls einen braunen Niederschlag,
nur ist seine Farbe weniger dunkel und gleicht der
Farbe des frisch gefällten Eisenoxydhydrats. Tantalsaures
Natron giebt unter denselben Umständen einen schwefel-
gelben Niederschlag.
. Шиепзаигез Natron und Gallusgerbsäure.
Wenn man eine Auflösung von ilmensaurem Natron
mit Galläpfeltinetur vermischt und hierauf Salzsäure zu-
setzt, so bildet sich ein Niederschlag, dessen Farbe aus
orange und braun gemischt und der Farbe des Nieder-
schlags sehr ähnlich ist, den man erhält, wenn man eine
Lösung von Titansäure in Salzsäure mit Gallapfeltinctur
versetzt. Niobigsaures Natron giebt unter diesen Umstän-
den einen sehr ähnlich gefärbten Niederschlag, nur ist
seine Farbe mehr orange. Tantalsaures Natron giebt un-
ter denselben Umständen einen schwefelgelben Nieder-
schlag.
Ueber stochiometrische Constitution der Tantalsäure, Zu-
sammenselzung des Tantalıts und Atom-Volume von Tantal,
Niobium, und Ilmenium.
Die Ansichten der Chemiker über die stöchiometrische
Constitution der Tantalsäure sind abweichend. Berzelius
betrachtete die Tantalsäure nach der Formel Ta zusam-
mengesetzt, während H. Rose ihr die Formel Ta giebt.
№ 2. 1865. 93
340
H. Roses Ansicht gründet sich besonders auf die
grosse Aehnlichkeit der Verbindungen der Niobsäure mit
denen der Tantalsäure. Da aber H. Rose die Niobsäure
aus gelbem Chloride darstellte, zu dessen Bereitung vor-
zugsweise die aus bayrischem Columbite bereitete Säure
gedient hatte, so bleibt noch auszumitteln, wie viel An-
theil die in jenem Minerale enthaltene Tantalsäure an
dieser grossen Aehnlichkeit hatte. Aus meinen Beobach-
tungen folgt, dass die Tantalsäure aus 2 Atomen Metall
und 3 Atomen Sauerstoff zusammen gesetzt sei. Die
Gründe, auf welche sich diese Ansicht stützt, sind fol-
gende:
1. Тапа giebt viele Verbindungen, die bei der An-
nahme, dass die Tantalsäure 3 Atome Sauerstoff, und
das Tantalehlorid 3 Atome Chlor enthalte, in stóchiome-
trischer Hinsicht vollkommen übereinstimmen mit den
analogen Verbindungen von Niobium und Ilmenium. Un-
ter dieser Voraussetzung sind nàmlich folgende Verbin-
dungen analog zusammengesetzt:
a) Sehwefel - Verbindungen.
Schwefeltantal, Unterschwefelniob und PERRIN
It
nium haben die gemeinsame Formel Вз В.
b) Chloride.
Tantalchlorid, niobiges Chlorid und Ilmenchlorid haben
die gemeinsame Formel R° СА.
c) Säuren.
Tantalsäure, niobige Säure und Ilmensäure haben die
gemeinsame Formel R.
341
4) Natronsalze.
Neutrales tantalsaures, niobigsaures und ilmensaures
Natron haben die gemeinsame Formel Na R. 7 fach
gewässertes tantalsaures, niobigsaures und ilmensaures
Natron haben die gemeinsame Formel Na R + 7 H.
Saures tantalsaures und ilmensaures Natron haben die
gemeinsaure Formel Ne? R*.
9. Das Schwefeltantal hat eine andre stöchiometrische
Constitution als das Schwefelniob und ist dem Ощег-
schwefelniob analog zusammengesetzt. H. Rose giebt zwar
dem Schwefeltantal dieselbe Formel wie dem Schwefel-
niob, nämlich В, aber diese Formel stimmt nicht mit.
der Zusammensetzung des Schwefeltantals überein. Ве-
rechnet man nämlich die Zusammensetzung des Schwe-
feltantals nach H. Roses Atom Gewicht des Tantals —
(11
860 und nach seiner Formel Ta, so wurde es bestehn
aus:
2 Та 1220 74,14
35 600 25,86
Ta 2320 100,00.
Die Analysen von Berzelius und mir gaben aber fur
das Schwefeltantal einen grösseren Schwefelgehalt, näm-
lich 27,24 und 26,98°/, Schwefel. Nach H. Roses. An-
nahme müssten 100 Schwefeltantal 91,38 Tantalsäure ge-
ben, während Berzelius fand, dass dabei 89,65 Theile
gebildet werden. Ich fand, dass 100 Theile Schwefeltan-
227
342
tal 90 Theile Tantalsäure gaben. Hier sind also Differen-
zen von 1,38 — 1,73°/,.
Nimmt man dagegen an, dass die Tantalsäure nach
der Formel Ta zusammengesetzt sei, so beträgt das At.
Gw. des Tantals 645 und die Zusammensetzung des
Schwefeltantals wird analog mit der Zusammensetzung
von Unterschwefelniob und von Schwefelilmenium, die
alle die Formel R° R gaben.
Nach dieser Formel hat das Schwefeltantal folgende
Zusammensetzung:
Berechnet. Berzelius. Nachm. Ver- Im Mittel.
such.
9 Та 3225,0 72,89 72,76 73,02 72,89
6 5 1200,0 27,11 27,24 26,98 27,11
tt
Таз Та 4425,0. 100,00 100,00 100,00 100,00.
3. Bei der Annahme, dass die Tantalsäure aus 2 Аю-.
men Metall und 3 At. Sauerstoff bestehe, treten auch
die Atom - Volume von Tantal, Niobium und Ilmenium
zu einander in ein einfaches Verhältniss, was nicht der
Fall ist, wenn man 2 Atome Sauerstoff in der Tantal-
säure annimmt.
Diese Atom Volume betragen dann:
Proporlion.
645
Tanta ew 10,78 = 62,6 4
COM 660
N = =.
Niobium 6.47 102,0 1,62
Ilmenium. . Rott == 180,3 2-89.
343
Die Atom Volume: von Tantal, Niobium und Ilmenium
stehen daher zu einander sehr nahe in dem einfachen
Verhältnisse von 2: 3: 6. =
4. Die Zusammensetzung des Tantalits stimmt nicht
mit H. Roses Annahme überein, dass dieses Mineral nach
der Formel В Ta? zusammengesetzt sei. Von 7 neueren
Analysen dieses Minerals, giebt keine einzige die Sauer-
stoff-Proportion von Basen und Säuren = 1 : 4. Bei
allen diesen Analysen schwankte diese Proportion zwi-
schen 1 : 4,48 und 1 : 4,89. Eine solche Proportion
lässt sich nieht erklären, wenn die Tantalsäure 2 Atome
Sauerstoff enthalten sollte. Daher sah sich H. Rose auch
zu der Annahme gezwungen, dass die Tantalite einen
Theil ihrer Basen durch Verwitterung verloren haben
sollten.
Nimmt man dagegen an, dass die Tantalsäure 3 Ato-
me Sauerstoff enthalte, so bekommt der Tantalit die ein-
fache Formel В? Ta’. Diese Formel erfordert nämlich,
dass sich in dem Tantalite die Proportion der Sauerstoff
Atome der Basen zu denen der Säure wie 1: 4,5 ver-
halte, was mit nachstehenden Analysen, bei denen diese
Proportion zwischen 1 : 4,48 und 4 : 4,89 schwankte,
nahe übereinstimmt,
Bei diesen Berechnungen konnten aber nur die finni-
sche Tantalite berücksichtigt werden. Dem Tantalite von
Limoges ist ein, der Zirkonerde ähnlicher Körper beige-
mengt, dessen Natur aber noch zweifelhaft ist; die schwe-
dischen Tantalite hingegen sind zu stark mit Zinnstein
verunreinigt.
Was endlich den von mir in der Tantalsäure des Tan-
talits von Kimito gefundenen Gehalt von niobiger Säure
344.
anbelangt, so konnte ег bei diesen Berechnungen unbe-
rücksichtigt bleiben, da die At. Gw. von Niobium und
Tantal nahe übereinstimmen und Tantalsäure und niobige
Säure gleiche stöchiometrische Constitution haben.
Die Zusammensetzung der finnischen Tantalite war
folgende:
Tantalit von Tammela.
a. b. с.
у. Nordenskiold. Brooks. Weber.
(Spec. Gw. 7,26) Sauerst. Sauerst. (Sp. G. 7,49) Sauerst.
Zinnsàure . . . Spur - 0,50 0,66
Tantalsäure . . 83,49 15,74 84,70 15,97 83,90 15,82
Eisenoxydul . . 13,75 14,29 13,81
Manganoxydul. 1,121 3,30 1,78[ 3,56 0,74( 3,24.
Kalk P 52s — — —
Kupferoxyd . . — 0,04. 0,11
98,36 100,81 99,22.
Tantalit von Kimito.
d. e. f.
А. Nordenskióld. Wornum. Weber.
(Spec. Gw. 7,35) Sauerst. (Sp. G. 7,13) Sauerst. (Sp. G. 7,27) Sau.
Zinnsaure. .. 1,26 6,81 9,14
Tantalsäure . . 84,44 15,92 77,83 14,68 76,81 14,48
Eisenoxydul. . 13,41 \ 8,47 9,49
Manganoxydul. 0,96( 3,25 4,88( 3,16 4,27( 3,17
Ka 2%, 0,15 0,50 0,41
Kupferoxyd . . 0,14 0,24 0,07
100,36 98,73 100,19.
345
_ Тама! von Björtboda.
5.
Nordenskiöld. 4 Sauerstoff.
Zinnsaure.... 1,78
Tantalsäure . . . 83,79 15,80
Eisenoxydul. . . 13,42) 3 34
Manganoxydul. . 1,63 р
400,62.
Die Sauerstoff-Proportion dieser finnischen Tantalite war
daher folgende:
Sauerstoff der Sauerstoff der Proportion.
Basen. Tantalsaure.
a. 3,30 Sie — 1.426
b. 3,96 SIT pov P8
E. 3,24 PURO RSS
d. SD. aad ^ 45,99 — 1 : 4,89
e. 3,16 44,68 — 1: 4,64
f. 317 CAS 48 — 1 4,50
g. 3,34 15,80 — 1: 4,73.
Man sieht zugleich aus diesen Berechnungen deutlich,
dass die Zinnsäure den Tantaliten als Zinnstein beige-
mengt ist, denn wollte man ihren Sauerstoff-Gehalt dem
der Tantalsäure hinzufügen, so würde dadurch die nor-
male Proportion bedeutend gestórt werden.
Ueber die Zusammensetzung der Mineralien mit tantal-
ähnlichen Sauren.
Ich habe bereits früher die Analysen einiger hierher-
gehörender Mineralien mitgetheilt. Dieselben bedürfen
346
aber insofern einer Correction, als ich damals die Итеп-
säure als niobige Niobsäure berechnete. In diesen Ana-
lysen sind daher für 400 Theile niobiger Niobsäure (№
№) 97,93 Theile Ilmensäure zu setzen.
Eine andere Correction betrifft das Vorkommen von
Thorerde in einigen Niob-Mineralien, die ich früher nicht
finden und bestimmen konnte, weil wir kein Mittel be-
sassen Thorerde von den Oxyden der Cer— Gruppe zu
trennen. Gegenwärtig habe ich mit Hülfe von unter-
schwefligsaurem Natron im Pyrochlor 8,88°/, und im
Yttroilmenite 2,83°/, Thorerde gefunden.
4. Ueber die Zusammensetzung der Columbite. |
Die Columbite und die aus denselben abgeschiedenen
metallischen Säuren haben ein sehr verschiedenes spec.
Gw. Es kommt diess daher, dass einige Columbite Tan-
talsäure enthalten, und dass in den Columbiten, die frei
von Tantalsäure sind, verschiedene Mengen von niobiger
Säure und Ilmensäure vorkommen.
Das spec. Gw. von Columbiten verschiedener Fundör-
ter betrug nämlich:
1. Columbite von Bodenmais.
6,46 Vogel.
6,39 Н. Rose.
6,29 Н.
6,08 Awdejeff.
5,97 Chandler.
5,70 Н. Rose.
5,69 Warren.
a горо»
347
9. Columbite von Middletown.
6,03 Oesten.
5,80 H.
.5,58 Chandler.
5,48 Schlieper.
3. Columbit von Limoges.
Are > =
m. 9,66 Damour.
4. Columbit von Miask.
п. 5,43 — 5,73 H.
о. 5,46 Bromeis.
р. 5,55 Oesten.
5. Columbit von Grönland.
4. 5,97 Oesten.
Ebenso ist das sp. Gw. der aus diesen Columbiten
abgeschiedenen metallischen Säuren sehr verschieden.
Dasselbe wurde nämlich gefunden, wie folgt:
Säure aus Columbit von Bodenmais 5,71 H.
» » » » Middletown 5,70 Oesten.
» 3 à » » » 5,38 »
» » » » » 5,10 H.
» » » » Miask 4,70 Oesten.
» » » » » 4,37 Н.
Man kann daher 3 Varietäten von Columbiten unter-
scheiden, nämlich:
Тата] - Columbit,
Niob - Columbit und
Ilmen - Columbit.
Zu den Tantal- Columbiten gehören die Columbite mit
einem Gehalt von Tantalsäure. Ihr spec. Gw. ist höher
348
_ а1з.5,90 und die aus ihnen abgeschiedene Säure hat ein
spec. Gw., welches höher als 5,10 ist. Zu den Tantal-
Columbiten gehören daher die sub: a, b, c, d und h
aufgeführten Columbite von Bodenmais und Middletown.
Die Niob-Columbite enthalten eine metallische Säure,
die vorzugsweise aus niobiger Säure besteht. Sie haben
ein spec. Gw. von 5,50 — 5,90 und die abgeschiedene
Säure hat ein spec. Gw. das nur wenig von der Zahl
5,0 abweicht. Zu den Niob-Columbiten gehören die Со-
lumbite von Bodenmais, Middletown und Limoges sub:
eb 2,%k | und m.
Die nen Ch enthalten neben niobiger Säure
auch viel Ilmensäure. Ihr spec. Gw. ist niedriger als
5,50 und das spec. Gw. der abgeschiedenen Säure ist
niedriger als 5,0.° Zu den Ilmen - Columbiten gehören
besonders die Golumbite von Miask und Grönland sub:
п, 0, р und 4.
Ich habe bereits früher alle 3 Varietäten von Colum-
biten analysirt und dabei folgende Resultate erhalten.
a) Tantal- Columbit von Bodenmais.
Das spec. Gw. des Minerals betrug 6,29 und das der
abgeschiedenen Sàure 5,71.
Die Zusammensetzung war folgende:
Zinnsäure . . . 0,45
Tantalsäure . . 25,25
Niobige Säure . 48,28
Niobsäure . . . 7,49
Eisenoxydul . . 14,30
Manganoxydul. 3,85
Kupferoxvdsdes 0,19
99,75.
349
Nach der Correction für Ilmensäure wird die Zusam-
mensetzung dieses Minerals folgende:
Sauerstoff. Proportion.
Zinnsäure .. 0,45
Tantalsäure . 25,25 4,16
Niobige Säure 41,68 7,71 15,09 3,73
Iimensaure. . 14,09 2.62
Eisenoxydul . 14,30 3,17
Manganoxydul 3,85 0,86 4,05 | 1
Kupferoxyd . 0,13 0,02
99,75.
b) Niob - Columbit von Middletown.
Das spec. Gw. dieses Minerals betrug 5,80 und das
der daraus abgeschiedenen Säure 5,10.
Seine Zusammensetzung war:
Zinnsausem 3. 0,40
Wolfsamsäure . 0,26
Niobige Säure. 64,43
Niobsäure . . . 13,79
Eisenoxydul. . 14,06
Manganoxydul. 5,63
Magnesia . . . 0,49
99,06.
Nach der Correction für IImensäure wird die Zusam-
menseizung:
350
Sauerstofl. Proporlion.
Zinnsäure . . 0,40
Wolfsamsaure 0,26 0,05
Niobige Säure 52,27 9,67 14,45 3.16
Ilmensäure . 25,95 4,73
Eisenoxydul. 14,06 3,12
Manganoxydul 5,63 1,26 4,57 Ls
Magnesia . . 0,49 0,19
99,06.
c) Птеп - Columbit von Miask.
Das spec. Gw. des Minerals betrug 5,43— 5, s und
das der abgeschiedenen Säure 4,37.
Als Zusammensetzung wurde gefunden:
Sauerstoff. à Proportion.
мае ne 3,22
Ilmensäure .
Eisenoxydul. 8,50 1,88
Manganoxydul 6,09 1,36
Magnesia .. 2,44 0,96 › 4,64 b
Yttererde . . 2,00 0,39
Uranoxydul . 0,50 0,05
100,00.
Was nun die Sauerstoff- Proportion zwischen Basen
und Sauren in den Columbiten anbelangt, so folgt aus
vorstehenden Analysen, dass dieselbe zwischen den Pro-
portionen 1 : 3,16 und 1: 3,73 schwankte. Die Colum-
bite können daher nicht blos aus einem Moleküle В R
bestehen, sondern bilden sich durch Zusammenkrystalli-
siren von Molekülen von gleicher Form und verschie-
_ 351
dener Zusammensetzung. Die Columbite sind daher
heteromer.
Diese schwankende Zusammensetzung der Columbite
folgt übrigens nicht blos aus meinen Analysen, sie zeigt
sich auch bei den Analysen aller andern Chemiker, die
sich mit diesem Gegenstande beschäftigt haben. Rammels-
berg hat in seinem Handbuch der Mineralchemie eine
Zusammenstellung der Sauerstoffproportionen zwischen
Basen und Säuren der Columbite gegeben. Demnach
waren diese Proportionen folgende:
A) Columbit von Bodenmais.
R R
1 : #07 IL, hose:
1 - ,00 d?
1 2,95 d? |
1 3,50 Awdejeff.
1 3,38 Jacobson.
1 3,34 Warren.
4 3,16 Chandler.
B) Columbit von Middletown.
4 : 3,03 Oesten.
1 : 3,15 Schlieper.
1 “13,40 Chandler.
С) Columbit von Limoges.
1 va 3,20: - Damour.
D) Columbit von -Björkskär.
4 : 3,90 A. Nordenskiöld.
352
.E) Columbit von Miask.
R R
Br : 3,00 Oesten.
or M : 2,90 Bromeis.
F) Columbit von Gronland.
1 : 3,14 Oesten.
1 3,00 dr.
Auch bei diesen Analysen zeigt sich daher deutlich,
dass die Columbite aus 2 Molekülen a und 6 zusammen-
gesetzt sind, von denen das Molekül 6 die Zusammen-
setzung R? В und das Molekül а die Zusammensetzung
В R hat. Es sind diess dieselben Moleküle, die sich
auch bei den Verbindungen der tantalähnlichen Säuren
mit Kali und Natron vorzugsweise bilden. Durch Zusam-
menkrystallisiren dieser beiden Moleküle können daher
Sauerstoff-Proportionen entstehn, die in allen möglichen
Verhältnissen zwischen den Proportionen 1:3 und 1:4 .
schwanken werden.
2. Ueber die Zusammensetzung von Samarskit, Yitroilmenit
und Yttrotantalit.
a) Ueber die Zusammensetzung von Samarskit.
Der Samarskit hat ein spec. Gw. von 5,64 — 5,71.
Seine Form ist die des Columbits. Beim Zusammenvor-
kommen mit Columbit, kann daher der Samarskit auch
mit Columbit zusammenkrystallisiren. Dies ist der Fall
bei den Krystallen von Miask. Man kann diess besonders
deshalb recht deutlich erkennen, weil der Bruch bei-
353
der Mineralien sehr verschieden ist. Der Samarskit hat
nämlich einen ausgezeichnet glatten, glänzenden, glas-
artigen Bruch, während der Columbit einen matten une-
benen, in’s Körnige geneigten Bruch hat. Beobachtet man
nun Bruchflächen von sonst ganz regelmässig ausgebil-
deten Krystallen von Samarskit, so bemerkt man ganz
deutlich, dass sie stellenweis ganz glatt und glänzend
sind, an anderen Stellen dagegen matt und uneben.
Untersucht man dann den Theil der Krystalle mit mat-
tem Bruche näher, so findet man, dass er aus Columbit
besteht. Da nun der Samarskit nach der Formel R? В,
der Columbit dagegen nach der Formel В R + п R? R*
zusammengesetzt ist, so haben wir hier wieder einen
recht augenscheinlichen Beweis von Heteromerie, näm-
lich ein Zusammenkrystallisiren von nicht blos 2, sondern
sogar von 3 Molekülen von gleicher Form und verschie-
dener Zusammensetzung. Diese Moleküle sind:
Samarskit . . В? В.
A- Columbit. R R.
B- Columbit. R? R*.
Als Zusammensetzung des Samarskits habe ich ge-
funden:
Niobige Säure 44,54
Niobsäure . . 11,82
Magnesia. . . 0,50
Manganoxydul 4,20
Eisenoxydul . 8,87
Uranoxydul. . 16,63
Yttererde. . . 13,29
354
(Се. La. Di) . 2,85
Glühverlust. . 0,33
100,03.
Nach der Correction für Ilmensäure würde der Samar-
skit bestanden haben, aus:
Sauerstoff. Proportion.
Niobige Sáure. . 34,12 6,31 ] |
Ilmensäure . . . 29,94 4,14 \ is ine
Magnesia. . . . 0,50 0,19
Manganoxydul. . 1,20 0,26
Eisenoxydul. . . 8,87 1,97
Uranoxydul . . . 16,63 1,84 [ 7,28 1
Yttererde . .. : 13,29 2,64
(Ce, La, Di) se 25. 038
Gluhverlust. . . 0,33
100,03.
Eine ganz ahnliche Zusammensetzung des Samarskits
erhielten auch Perez und Chandler bei ihren unter H.
Roses Leitung angestellten Analysen, sie fanden:
355
IS]
'81'9
100
160
LG &
VEE
60'0
07°0
6201 06 01
60°0
р =:
€
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'H £r 1]
ZA
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c»
"29194 VS‘ t St
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usıneg pun ueseg uoA uoniodoJg-pojsieneg erp лэЧер jst uesá[euy uepueqojsIoA и]
L0‘0 — * + рАхолэ пу
16 7 99°F 9€°8 "77 * эр1э19 A
66 61 867 LL'9] ' : mpáxouean
GO'ST ey *G'g 46 ‘Ch * "[npÁxouesrq
68% 'inpAxouesuew
0 z*'0 88 | ets sey
950 65 0 GL‘0 * * ' "erseusepy T
ons ит vu ien c re Um
‘omnes 92IqOIN ^7
8v'0 ms * эхпезилело М e
95.0 E °° 'emnesuui7 =
'I0|pu eu?) *j40douq gojs1roneg 'Z040d
*]10404а yoisioneg
390
Diese Proportion ist daher nahe gleich 1 : 1,50. Die
Formel des Samarskits ist daher: R* В. Н. Rose nimmt
dagegen an, dass die Sauerstoff-Proportion zwischen
В und В in dem Samarskite — 1 : 3 gesetzt werden
müsse, dass daher der Samarskit nach der Formel RR
zusammengesetzt sei und deshalb isomorph mit Columbit
wäre. Um diese Sauerstoff-Proportion und die Formel
В В zu erhalten, nimmt H. Rose an, dass im Samarskit
das Uran nicht als Oxydul, sondern als Oxyd enthalten
sei. Dagegen wäre aber zu bemerken, dass bereits G.
Rose, gleich nach seiner Entdeckung des Samarskits
(Uranotantals) fand, dass dieses Mineral beim Eindam-
pfen mit Schwefelsäure eine grüne Lösung giebt. Eine
solche dunkel grüne Lösung erhält man noch leichter,
wenn man Pulver von Samarskit mit einer Mischung von
Schwefelsäure und schwefels. Kali eindampft. Die Masse
wird dabei so dunkelgrün, dass sie fast schwarz er-
scheint. Erst beim Erhitzen bis zum Glühen nimmt sie
in Folge der Oxydation des Uranoxyduls eine gelbe Far-
be an. Ausserdem kommt, zusammen mit Samarskit, |
noch ein anderes Mineral vor, der Yttroilmenit, welcher
ebenfalls die Form des Samarskits hat. In diesem Mine-
rale sinkt der Gehalt an Uranoxydul bis auf 2°/, herab.
Wenn also das Uran in diesen Mineralien als Oxyd ent-
halten wäre und niobige Säure verträte, so müsste im
Yttroilmenite der Gehalt an niobiger Säure bedeutend
höher sein, als im Samarskite, der bis 19°/, Uranoxy-
dul enthält. Dies ist aber keineswegs der Fall. Dage-
gen steigt im Yttroilmenite der Gehalt an Yttererde bis
auf 21°/,. Man sieht also deutlich, dass das Uran in den
357
Mineralien von der Form des Samarskits durch Yttererde
verdrängt werden kann und auch hieraus folgt, dass das
Uran nicht als Oxyd, sondern als Oxydul in diesen Mi-
neralien enthalten sein müsse.
Noch habe ich eine andere Bemerkung H. Roses in
Betreff der Zusammensetzung des Samarskits zu beleuch-
ten. Derselbe theilte nämlich in den Berichten der Ber-
liner Academie, (1862, pag. 622) mit, dass Finkener
und Stephens im Samarskite 4,25 — 4,35°/, Zirkonerde
und 5,55 — 6,05°/, Thorerde gefunden hätten. Dies wür-
de also gegen 10°/, von Oxyden betragen, die aus ihrer
Lösung in Salzsäure durch Kochen mit schwefelsaurem
Kali gefällt werden können. Als ich bei meiner früheren
Analyse des Samarskits den Ammoniak-Niederschlag in
Salzsäure löste und diese Lösung mit überschüssigem
schwefels. Kali kochte, erhielt ich ein Doppelsalz, das
2,85°/, vom Gewichte des Samarskit Oxyde enthielt, die
ich in meiner Analyse als Oxyde der Cer-Gruppe ange-
führt habe. Diese Oxyde können auch Thorerde enthal-
ten haben, die damals nicht von den Ceroxyden geschie-
den werden konnte; doch dürfte die Menge dieser Thor-
erde nicht mehr als die Hälfte jener Oxyde betragen
haben. Der Samarskit würde daher ungefähr 1,5°/, Thor-
erde enthalten. Was die Zirkonerde anbetrifft, so hätte
sie ebenfalls in dem Niederschlag enthalten sein müssen,
den das schwefels. Kali bewirkte, da Zirkonerde aus
ihrer Lösung in Salzsäure beim Kochen mit schwefels.
Kali, als kalihaltige */, schwefels. Zirkonerde abgeschie-
den wird. Diese löst sich nur wenig in Wasser auf und
bleibt daher beim Lösen der Doppelsalze der Cerbasen
und der Thorerde zurück. Ich habe auch, wie ich so-
gleich beim Yttroilmenite anführen werde, einen solchen
Rückstand erhalten. Derselbe bestand aus einem Gemen-
23
358
ge von Ilmensäure und Titansäure. Ob derselbe auch et-
was Zirkonerde enthielt, liess sich wegen seiner zu ge-
ringen Menge nicht mit Sicherheit ermitteln.
b) Ueber die Zusammensetzung des Yttroilmenits.
Der Yttroilmenit ist etwas leichter als der Samarskit.
Sein spec. Gw. beträgt nur 5,39 — 5,45, während das
des Samarskits 5,61 — 5,71 beträgt. Die Form des Yt-
troilmenits dagegen und sein ganzer äusserer Habitus,
sind ganz übereinstimmend mit Samarskit. Auch in Be-
treff der chemischen Zusammensetzung sind sich Yttroil-
menit und Samarskit sehr ähnlich, nur ist der Gehalt
des Yttroilmenits an Uranoxydul geringer und sein Ge-
halt an Yttererde viel grösser, als im Samarskit, was
beweist, dass Uranoxydul durch Yttererde vertreten wer-
den könne. |
Als Zusammensetzung des Yttroilmenits habe ich ge-
funden :
359
uapey uses ueuepenposesqe Wey Ulounesyojo
Li
leqep pun 345
орлелоч1, UOA j[etex») uoure }
junumsoq sriepuosoq JUOIU eangsueun pun ed
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* * * eJnesueuig
66 19
"aıneg 991401
OS‘ vot SOUMESUEILT
`В
360
Sie zerfielen beim Behandeln ihrer B- Sulfate mit Salz-
sáure von 1,09 spec. Gw. in: :
Niobige Sàure 43,2
Illmensàure. . 56,8
100,0.
Der Ammoniak - Niederschlag wurde in Salzsaure ge-
lóst und die Lósung mit überschüssigem schwefels. Kali
gekocht. Dabei bildete sich ein Niederschlag, der zuerst
mit einer Lósung von schwefels. Kali und zuletzt mit
kochendem Wasser gewaschen wurde. Dabei blieb ein
in Wasser unlöslicher Rückstand von 6,13°/ vom Ge-
wicht des Minerals. Nach dem Schmelzen mit Natron-
hydrat löste sich von diesem Rückstande 3,13°/, Ilmen-
sáure, während 3,0°/ ungelöst blieben. Man schmolz
diese 3°/, Rückstand mit saurem schwefels. Kali, worauf
er sich vollständig in Wasser löste. Man fällte diese Lö-
sung durch Ammoniak und löste das Hydrat in Salzsäure.
Dabei entstand eine gelbe Lösung die bei gelinder Wär-
me bis zur Syrupsconsistenz verdunstet wurde. Dabei
bildeten sich aber keine Krystalle von Zirkonerde. Die
Masse trocknet zu einem gelben Firniss ein, der sich
trube in Wasser löste, und mit Gallapfeltinctur einen
ziegelrothen Niederschlag bildete und mit Zink Titanre-
action gab. Diese Substanz bestand also aus Titansäure,
wie ich bereits in meinen älteren Analysen angegeben .
habe.
Die Lösung des durch das schwefels. Kali erzeugten
Doppelsalzes in Wasser wurde durch Ammoniak gefällt,
der Niederschlag in Schwefelsäure gelöst und die Sul-
fate schwach geglüht. Dabei erhielt man 8,83°/, schwe-
felsaure Salze der Oxyde der Cer-Gruppe und der Thor-
| 361
erde. Diese Salze wurden in'ihrem 100 fachen Gewich-
te Wasser gelóst und die Flüssigkeit nach Zusatz von
unterschwefligsaurem Natron zum Kochen gebracht. Dabei
schied sich unterschwefligsaure Thorerde ab, deren Men-
ge 2,83°/, betrug. Nach Abzug ihres Aequivalents von
Sulfat, das 4,54°/, betrug, von den oben erhaltenen
8,83°/, Sulfate, blieben 4,29°/ Sulfat der Cerbasen mit
2,48°/, Oxyden der Cerbasen.
Als Resultat dieser neuen Analyse des Yttroilmenits
wurde erhalten:
Sauerstoff. Proportion.
PDNansaure. . . . - 2,00
Ihaensaure . . . 31,29 2,83 |
Niobige Säure. . 23,80 4,40 | oe о
Vitererde . 7". 21,03 4,18
Uranoxydul.. :. 3,04 0,39
Eisenoxydul. ... 11,07 2,45
Manganoxydul. . 0,26 0,05 8,02 1.
Talkerde 345. ; . 0,80. 0,34 |
Thorerde . ... 2;83 0,34 |
(Ce, Cpu, DU) ^... 948 ва
09.94.
Bei Berechnung der Sauerstoff-Proportionen des Yttro-
ilmenits, ist die Gegenwart von Titansäure störend, da
dieselbe eine von den übrigen Bestandtheilen des Mine-
rals abweichende stóchiometrische Constitution hat und
daher keinen dieser Bestandtheile vertreten kann. Ich
betrachte daher den Gehalt des Yttroilmenits an Titan-
saure nicht als zur Mischung des Minerals gehorend,
sondern als fremdartige Beimengung. Die Titansäure wä-
re daher dem Yttroilmente auf ähnliche Weise beige-
mengt wie die Zinnsäure dem Tantalite. Was nun die
362
Sauerstoff - Proportionen dés Yttroilmenits ‚anbelangt, ED
wurden sie wie folgt gefunden: |
ЕК.
3 =: Bü
bc 4. 1.450
er dee udo
Im Mittel 3. - 4.33 == b: 1,4%,
Die Sauerstoff-Proportion des Yitroilmenits ist daher
ganz gleich der des Samarskits, nämlich gleich 1 : 1,50.
Der Yttroilmenit hat daher dieselbe Formel wie der Sa-
marskit, nämlich В? В.
—
c) Ueber die Zusammensetzung des Yttrotantalits.
Der Yttrotantalit- hat in chemischer Hinsicht grosse
Aehnlichkeit mit Yttroilmenit. Man kann nàmlich densel-
ben betrachten als einen Yttroilmenit, in dem niobige
Säure und Ilmensäure durch Tantalsäure vertreten wer-
den. Dies verdient besonders desshalb Beachtung, weil
es dadurch sehr wahrscheinlich wird, dass der Yttro-
tantalit, der bisher noch nicht in Krystallen gefunden
wurde, die Form des Samarskits, Columbits und Wol-
frams haben dürfte, wodurch seine Stellung im Systeme
sicherer wird. Ausserdem liefert diese grosse Aehnlich-
keit der Zusammensetzung von Yttrotantalit und Yttroil-
menit einen neuen Beweis dafür, dass sich Tantalsäure,
niobige Säure und Ilmensäure gegenseitig vertreten kón-
nen, dass sie mithin eine gleiche stöchiometrische Соп-
stitution besitzen.
Die neueren Analysen des Yttrotantalits von Perez,
Chandler und Potika geben nämlich folgende Zusammen-
setzung dieses Minerals: |
363
-U9Â9S ]zjesoSueurumsnz М ,W имо Jop Yoru чецелеи эзэтф o[[e ssep pun мчеииюл д
pun jp[sreureg er« *ojunp uegey unrojpjsAry eqjeserp yone jejuejogjg IP ssep 'ueureu
-ue u&ur uuex Ieqe(p "jb[sieureg pun jiueur[tojjX ulleq SIM *uorodouq-]jojsreneg oeq[eserp
ospe $9 151 SH 'Gy' | : 19Чер Ist sj[ejuejouja sep uorniodojq-gpojsijeneg 9J9[HIU эт
'£6 66 19'66 00°007 — 40:007
667 11% 00‘9 987 "s t * JosseM
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364
Die Mineralien von der Form des Wolframs und Co-
lumbits bilden also in stöchiometrischer Hinsicht 3 Grup-
pen von gleicher Form und verschiedener Zusammen-
setzung, nämlich:
1. Wolfram = RW.
2 Columbit, — (RR in n
Samarskit ke
Yttroilmenit
Yttrotantalit
— BR.
3.
3. Ueber die Zusammensetzung des Pyrochlors
von Mask.
Als Resultat meiner früheren Analyse des Pyrochlors
von Miask erhielt ich:
Niobige Säure 46,15
Niobsäure . . 14,68
Titansäure . . 4,90 *
(Ge; Le Di). 41523
Yttererde . . 0,94
Eisenoxydul . 2,23
Kalkerde. . . 9,80
Magnesia. . . 1,46
Kalimmea zv 0,54
Matris: 2.09
Kinor c E 2,21
100,83.
Nach der Correction für Ilmensäure wird diese Ana-
lyse: ;
Sauerstoff.
Titansäure. . . 4,90 | 1,94.
Niobige Sàure. 33,21 65,73 6,14 | T 29
Ilmensáure . . 27,62 | 3.49
(Ce, La, Di) . 15,23 2,03
Vitererda. . . 0 0,18 =
Eisenoxydul. . 2:23 0,49
Kalkerde . . . 9,80 2,80 bes
Magnesia . . . 1,46 0,55
Kal 4 us 0,54. 0,11 |
Natrıum. =... 2,69 A uo. 1,03
Е, eos 2.91 0,94
100,83.
Diese Analyse stimmt nahe überein mit den Resulta-
ten, die Wöhler bei der Analyse des Pyrochlors von
Miask erhielt, bei welcher Gelegenheit Wöhler bereits
einen Gehalt von Thorerde fand.
Demnach bestand der Pyrochlor aus:
Tıtansaure 228 m 2, dn
Tantalähnliche Säuren. . | mat
Coronas о...
Е. | 5d
о... 0,81
Paseo vaut. + 87.0. 1$ 1,28
Manganoxydul. 4.15.0. а, 0,14.
Ball a - 10,98
Nato ПИ 9,29
Fluor rt. ca Dodd
о OU oU WEM A 1,16
366
Ich habe den Pyrochlor von Miask nochmals- unter-
sucht, um die in diesem Minerale enthaltene Thorerde
quantitativ zu bestimmen und um einige Erfahrungen zu
benutzen, die ich in Betreff einer genaueren Scheidung vou
Ilmensàure, niobiger Säure und Titansäure gemacht hatte.
Bei dieser neuen Analyse wurden, nach dem Schmel-
zen des Pyrochlors mit saurem schwefels. Kali, tantal-
ähnliche Säuren erhalten, deren spec. Gw. 4,20 betrug.
Nach dem Behandeln der B- Sulfate dieser Säuren mit
Salzsäure von 1,09 spec. Gw. zerfielen sie in:
Niobige Säure. . 99,10
Ilmensaure. ...s 77,90
100,00.
Titansäure, Cerbasen und Thorerde wurden wie beim
Yttroilmenite geschieden. Von Zirkonerde enthielt auch
der Pyrochlor keine Spur.
Nach dieser neuen Analyse bestand der Pyrochlor von
Miask aus:
Sauerstoff. Gefunden. Angenom.
Titansaure N 523995 4 23
Niobige Sàure. 13,65 2,52
IImensaure . . 48,15 8,97
Thorerde . . . 8,88 1,08
(Ce, La, Di). 6,20 0,90 | 379 6 6
Eisenoxydul. . 1,54 0,34
Kalkerde 5x5 11597-3940
11,49 12,05 12
Kalium : $5 2 05 014
Natrium. 3: 9 2589 Ht LEURS
BUE... 15 2.21 0,94
99,06.
367
Aus diesen Analysen folgt klar, dass im Pyrochlore
von Miask auf 1 Atom В Fl 6 Atome В enthalten sind
und dass auf 1 Atom R eine Menge tantalähnlicher Säu-
ren komme, die 2 Atome Sauerstoff enthalten. Demnach
ist die Formel des Pyrochlors von Miask 2 R° R’--R Pr
Die Titansäure dagegen gehört nicht zur Mischung des
Minerals, sondern ist demselben als Verunreinigung bei-
gemengt.
Zum Pyrochlore gehören noch Mineralien von Brewig
und Fredrikswärn, die sich durch einen Wasser-Gehalt
auszeichnen, so wie wahrscheinlich auch Mikrolith und
Pyrrhit. Diese Mineralien sind aber noch zu ungenügend
bekannt, um über ihre wahre Natur urtheilen zu können.
Wir hätten uns endlich noch mit 2 Gruppen von Mi-
neralien zu beschäftigen, die in der Form des Aeschynits
und Fergusonits krystallisiren.
Die Form des Aeschynits haben, ausser Aeschynit,
auch Euxenit und Wohlerit. Bis jetzt sind aber die Be-
ziehungen der Mischung dieser Mineralien unter einander
noch nicht ganz klar. Ich werde daher diesen Gegenstand
noch einer besonderen Bearbeitung unterwerfen.
Zu den Mineralien mit der hemiédrisch tetragonalen
Form des Fergusonits gehören, ausser Fergusonit, noch
Tyrit und Kali-Tyrit. Die Sauerstoff-Proportion zwischen
Basen und Säuren ist in diesen Mineralien = 1 : 1.
Ausserdem enthalten sie verschiedene Mengen von Was-
ser. Ihre allgemeine Formel wäre daher R? R + n H.
Werfen wir schliesslich noch einen Blick auf die Sauer-
stoff-Proportionen der Gesammtheit der Mineralien mit
368
einem Gehalt von tantalähnlichen Säuren, зо wird man
durch die grosse Einfachheit dieser Proportionen, bei
häufig so complicirter qualitativer Zusammensetzung, über-
rascht. Man wird darin eine Bürgschaft finden, dass die
chemische Constitution dieser Mineralien richtig erkannt
sein dürfte.
Die Sauerstoff-Proportionen zwischen Basen und Säu-
ren in den Mineralien mit tantalähnlichen Säuren ist näm-
lich folgende:
В: В Formel.
1: 4. Fergusonit, Tyrit, Kali Tyril = R’R + n H
1: 455. Samarskit, Yttroilmenit, Yttro- oes
tantalit — R^ R
1: 9. Pyrochlor von Miask . . . —2R° В R Fl
Е. 3. А Comobt.. ай
12° 4 B- Columbit er
dis до Та. ЕЕ — В! g.
PLANTAE
RADDEANAE MONOPETAFAE.
—
Die Monopetalen | Ostsibiriens, des Amurlandes, Kamts
schatka’s und des Russischen Nordamerika’s nach den
im Herbarium des Kaiserlichen botanischen Gartens be-
findlichen, von G. Radde und vielen Anderen gesammel-
ten Pflanzen,
bearbeitet
von
FERDINAND von HERDER.
Heft II.
CASSINIACEAE C. H. Schultz-Bip. (*).
(Compositae Adans.)
EUPATORIACEAE Less.
33. Eupatorium Kirilowi Turcz.
Turez. enum. chin. pag. 153. № 108. Maxim. Primit.
pag. 143. № 368. Rgl tentam. fl. Ussur. pag. 80. № 249.
(1) Wir haben den von unserem hochverehrten Freunde C. H. Schultz
Bip. gewählten Namen «Cassiniaceae» angenommen, weil in dieser
370
Blüthen- und Fruchtexemplare aus dem Burejagebirge
(Radde), aus Nordchina und aus der Umgegend von
Pekin (Herb. Fisch.) und von der Mandschurischen Kü-
ste (Wilford).
Ausserdem lagen uns die von Maximowicz und Maack
im Amur- und Ussurigebiete gesammelten Pflanzen vor.
TUSSILAGINEAE Less.
34. Nardosmia glacialıs Ledeb.
Ledeb. fl. ross. Il. pag. 466.
Zwei Blüthenexemplare, von Fischer als «N. Billing-
siana m.» bezeichnet und von Merk «versus Ochotam»
gesammelt.
35. Nardosmia Стейт DC.
Ledeb. fl. ross. II. pag. 466. Gmel. fl. sibir. II. tab.
07. hg. 1. DC. prodr. VI. pag. 271. Trauty. dame
pag. 36. № 51. Rgl fl. Ajan. pag. 104. № 150. Rgl,
Rach et Herd. | e. pae; 14. m re:
Blüthen- und Fruchtexemplare vom Flusse Aldan (Turc-
zaninow), von Wiluisk (Baron Maydell), vom Flusse
Utschur (Paullowsky), von Nischne Kolymsk (Scharypow),
vom Taimyr (Middendorff), von Dschegdal d. d. 13 Juni
1849 (Stubendorff), von der Ishiga (Kruhse) und aus
Kamtschatka, von Fischer als «oblongata m» bezeichnet,
(Merk).
Familie eine grosse Anzahl von Arten nur ein 1-blüthiges Köpfchen
haben und so von einer Compositiflora keine Rede sein kann. Cf.
Schultz Bip. in Flora 1852. pag. 128 und im XVIII und XIX Jab-
resbericht der Pollichia pag. 157. .
371
36. Nardosmia saxatıhs Turez.
Ledeb. fl. ross. II. pag. 466. Gmel. fl. Sibir. П. tab.
65. № 2. DE prodr.. Ул рас: 205: Turcs fl. baieal.
dahur. I. 1. pag 4. :
Blüthen- und Fruchtexemplare vom Berge Kuliuk (Kus-
netzoff), vom Flusse Utschur (Paullowsky) von der Bir-
jussa und vom Sajaner Gebirge (Stubendorff).
37. Nardosmia frigida Hook.
== N. angulosa Cass. == Tussilago frigida L. Ledeb.
fl. ross. И. pag. 467. 'Ginmel. d sibito tab. 702 DE:
prodr. V. pag. 905. Hook. fl. bor. Amer. L pag. 307.
Fl. dan. I. tab. 61. Lessing in Linnaea VI. pag. 107.
Trautv. fl. Taimyr., pag. 36. № 50. Trautv. fl. Boganid.
pag. 161. № 51. Rupr. fl. Samojed. Cisural. pag. 39.
Rupr. fl. Ingr. pag. 554. Schrenk |. e. pag. 505. № 109.
fret, seach er Herd? 1 "0; pag TA N^ TT: |
Diese hochnordische Pílanze zeigt eine grosse Ver-
schiedenheit in der Configuration und Zahnung ihrer
Blätter, so dass, wenn man nur einzelne Exemplare
aus einer Gegend vor sich hat, man leicht in den Fall
kommt, auf ihre oft eigenthümliche Blattgestaltung hin,
Arten zu gründen. Darauf hin hat Hooker seine N. co-
rymbosa und N. palmata gegründet, obwohl wir bei ge-
nauer Sichtung des reichen uns vorliegenden Materials
immer mehr Mittelformen fanden, welche, wenn man sich
streng an die Beschreibung hielt, genau weder zu der
einen, noch zu der andern Art gehörten. Wir sind da-
her mit Lessing zu der Ansicht gelangt, dass die Hoo-
ker'sche N. corymbosa nur eine Unterart oder Varietät
von N. frigida ist. Ferner haben wir uns überzeugt, dass
die nordamerikanischen Formen der N. frigida alle ent-
‚weder zur N. palmata Hook. gehören, oder Uebergangs-
№ 9. ASUS 94
372
formen von der genuinen N. frigida zur N. palmata
bilden (').
Wir unterscheiden nach dem uns vorliegenden Mate-
rial folgende Formen der N. frigida Hook., zwischen
welchen wieder natürlich eine Menge Uebergangsformen
existiren:
a genuina: foliis cordatis, inaequaliter grosse et obtu-
se dentatis;
В acutiloba: foliis cordatis et acute dentatis; (= N.
acutiloba C. H. Schultz-Bip. in litt.);
y corymbosa: folis subcordato-triangularibus et sinuato-
lobatis, (= N. corymbosa Hook.);
© palmata: foliis reniformi-cordatis, late excisis et pal-
mati partitis, (= N. palmata Hook.).
Die genwne Form der N. frigida ist hauptsächlich im
Norden Europa’s, d. h. im nördlichen Schweden, in
Finnmarken, in Lappland und im Ural zu Hause, wäh-
rend sie im nordöstlichen Sibirien, in Kamtschatka, auf
den Inseln und im russischen Nordamerika nur hie und
da vorzukommen scheint. Doch liegen uns auch von die-
ser Form sowohl Blüthen- als Fruchtexemplare mit Blät-
tern von Nischne Kolymsk (Scharypow), aus Kamtschat-
ka (Levieky) und von den zwischen beiden Continenten -
liegenden Inseln (Eschscholtz) vor.
Die Var. В acutiloba scheint das: Centrum ihrer Ver-
(' Der Unterschied zwischen den sibirischen und den amerikanischen
Formen der N. frigida fiel schon Turczaninow auf, denn er bemerkt
ausdrücklich: «planta nostra (Ircutiana) cum icone citata (Gmelini)
exacte convenit, a planta vero Americana recedit statura majore et
foliis grosse dentatis, sed non lobatis seu incisis. Specifice autem
distingui non meretur propter formas intermedias tam in Silcha
quam in insulis Kurilensibus collectas».
373
breitung im eigentlichen Ostsibirien, d. h. in Baikalien,
im Gouv. Jakutzk und im Jablonoi Stanowoi Gebirge zu
haben.
Fruchtexemplare aus den Sajaner Alpen an den Quel-
len des Flusses Irkut von dem Berge Munku-Sardyk
(Radde), von Irkutzk (Haupt und Turezaninow), von Wi-
luisk (Kruhse), von Ochotzk (Merk), aus Kamtschatka
(Eschscholtz und Steller), von den Inseln St. Georg und
St. Lorenz und vom Kotzebuesund (Choris).
Zu dieser Form gehören wahrscheinlich auch die zahl-
reichen blattlosen Blüthenexemplare, welche Paullowsky
am Flusse Utschur, Middendorff im Taimyrlande, Merk
am unteren Laufe des Jenisei und vielleicht auch die
Blüthenexemplare, welche Orloff am unteren Amur und
zwischen Ajan und dem Aldan gesammelt hat und die
Maximowicz in seinen Primit. unter № 369 als «Petasi-
tes? spec. indeterm.» auffuhrt.
N. frigida y corymbosa, (= N. corymbosa Hook. =
Tussilago corymbosa R. Br.).
Ledeb. fl. ross. П. pag. 467. DC. prodr. У. р. 206.
Beechey Voyage p. 126. Hook. fl. bor. amer. I. p. 307.
В. Seemann Bot. of Herald p. 33. № 112. Trauty. N.
Ochot. р. 50. № 169. Rel, Rach et Herd. 1. с. р. 11. № 76.
Diese Pflanze scheint, nach den uns vorliegenden Ori-
ginalexemplaren von Hooker, in ihrer Verbreitung auf
den nordwestlichsten Theil von Nordamerika beschränkt
zu sein, denn die von Rach (1. c.) als N. corymbosa
bestimmte Pflanze ist ein einzelnes Blüthenexemplar und
desshalb schon von ihm mit einem Fragezeichen verse-
hen worden; die von Trautvetter als bei Ochotzk vor-
kommend erwähnte Pflanze lag uns leider nicht vor.
| 24°
374
Uebrigens ist noch zu bemerken, dass die Blattbe-
schreibung Hooker’s von seiner N. corymbosa genau ei-
gentlich nur bei einem Blatte der drei uns vorliegenden
Originalpflanzen zutrifft, während die anderen Blätter mehr
eine Art Uebergangsform von der var. acutiloba zur var.
palmata bilden; ein, wie uns scheinen will, ziemlich deut-
licher Beweis, dass wir es auch in diesem Falle eben
nur mit einer Varietät zu thun haben.
N. frigida à palmata, (= N. palmata Hook., = Tus-
silago palmata Ait.).
Ledeb. fl. ross. II. pag. 468. Hook. fl. bor. amer. I.
p. 308. Ait. hort. Kew. Ш. tab. 11. Torrey New-York.
1. (26. 49. p. 331 A. Gray, Manuel edit. ‚IE р. 159.
Diese Pflanze scheint hinsichtlich ihres Vorkommens
ebenfalls auf den amerikanischen Continent und auf die
Inseln beschränkt zu- sein und nicht nach Asien herüber-
zureichen, in Amerika selbst aber einen viel grösseren
Verbreitungsbezirk zu haben, als die vorige Varietät.
Bluthen- und Fruchtexemplare mit vielgestaltigen, oft
ganz regelmässig ausgebuchteten, dann wieder ganz un-
regelmässig ausgezackten Blättern von der Insel St. Paul
(Kusmischscheff), vom Fort Senjawin (Mertens) von Ka-
djak (Chlebnikow), von Sitcha und von Unalaschka (Esch-
seholtzc
Blüthenexemplare von der Insel Atcha, eine der Aleu-
ten, von Admiral Wrangell eingesandt, dürften wohl
auch zu der Form palmata gehören.
38. Tussilago Farfara L.
Ledeb. fl. ross. II. pag. 470. DC. prodr. У. р. 208.
Koch Syn. (d. A.) р. 350.. Rehbch. fl. germ. XVI. tab.
904. Schrenk 1. c. p. 505. № 110. Meinshausen 1. c.
319
р. 55. № 165. Torrey New-York. I. p. 332. Rupr. fl.
Ingr. -p. “ool. Ne 319.
Blüthenexemplare, 4. 4. 24 Mai 1849 von der Lena
(Stubendorff) und vom unteren Laufe des Jeniser(Merk).
Blattexemplare von Irkutzk (Haupt) (').
AsTEROIDEAE Less.
39. Aster alpinus Г.
Ledeb. th "ross. IE" p. 472. Ledeb. fl alt. IV. р. 95.
Gmel. E ’sibir. Ip 1731 №. tab. 73, fig. 2 DC.
prodr? V- р. 2927. Nees genet spec. p. 26. Koch Syn.
dA: 9.7992. Hook. Il. Бот. amer. Пр. 6. Bot. Mae.
VE Tab: 199. Dessimg in’ Lim. VL p. 122. Тир iE
baical. dahur. II. 1. pag. 7. Trautv. fl. Ochot. p. 50.
25170. Bel, Rach et Herd. 1. ec. p. 11. №29. Memiss
Baus ep} 99. № 166. |
Diese vielgestaltige Pflanze hat einen sehr grossen Ver-
breitungsbezirk auf drei Continenten und variirt auf so
mannigfache Weise in der Grösse der Blüthe, in der
«Endocellion boreale Turcz.»
(1) «Anthodium simplex polyphyllum. Calyculi proprii quinquedentati.
Flosculi radiales feminei, disci hermaphroditi, tubulosi fauce cam-
panulata inflata. Antherae basi nudae. Pappus pilosus, breviusculus».
(Turezaninow in herb.).
«Tussilaginea. Flores radii feminei ligulati. Disci hermaphroditi tu-
bulosi. Pappus pilosus. Clinanthium paleolis brevissimis latissimis
instructum. Generi Homogyne Cass. proximum, sed flores radiales
ligulati». (C. A. Meyer in herb.).
Von dieser räthseihaften Pflanze liegt uns nur das Bruchstück einer
Blutbe und eines Blüthenstieles und eine Bleistiftzeichnung nebst
dem oben gegebenen handschriftlichen Text vor, aber ohne weitere
Angabe des Fundorts. Die Blattgestaltung, wenn sie auf der Zeich-
nung richtig wiedergegeben ist, erinnert einigermaassen an die Blät-
ter von Nardosmia Gmelini DC.
376
Blattgestaltung und in der Behaarung, dass es äusserst
schwierig ist, bestimmte Formen zu unterscheiden.
Wir unterscheiden zwei Hauptformen:
a forma genuina «folis ad terram petiolatis et ovatis»
(Gmel. l. c.).
Blüthen- und Fruchtexemplare aus der Umgegend von
Krasnojarsk (Konowalow und Turezaninow), von Irkutzk
(Haupt und Turezaninow), auf trockenen Hóhen am Bai-
calsee d. d. Mai 1855 und vom Berge Munku - Sardyk
(Radde), von Nischne - Udinsk (Helm), von Nertschinsk
und von Nertschinskoi Sawod (Rytschkoff, Sensinoff,
Sosnin, Vlassoff und Weslopolozoff), aus Dahurien (Frisch,
Pflugradt und Turezaninow), aus der russischen Mongo-
lei zwischen den Flüssen Onon und Argun d. d. 10
Juli 1856 (Radde), aus der chinesischen Mongolei (Tar-
tarinoff), vom Ufer der Chorma d. d. 13. 17 und 26
Juni 1845 und aus der Umgegend von Jakutzk d. d. 6.
16 und 20 Juni 1859 (Stubendorff, Paullowsky und
Strutschkoff), zwischen Jakutzk und Wiluisk (Kruhse),
von Wiluisk (Baron Maydell, Petroff und Podgorbunski),
zwischen Ochotzk und Jakutzk (Langsdorff) und aus
Kamtschatka (Kusmischscheff und Stewart);
B forma angustifolia «foliis angustioribus et magis ca-
nescentibus» (Nees l. c.).
Blüthenexemplare vom Baicalsee «auf Höhen am Ufer
unter Fichten» d. d. ’/, Juni 1855 (Radde), aus der
Umgegend von Kiachta (Uftiuchaninoff), aus Dahurien
(Vlassoff) und aus Ostsibirien (Kusmischscheff).
40. Aster flaccidus Bnge.
== A. pulchellus Turez., = A. intermedius Turcz., =
А. argunensis Turcz.
jud
Ledeb. fl. ross. Il. pag. 473. DC. prodr. V. pag. 997.
Turez. fl. baical. dahur. IL. 1. pag. 8.
Wir unterscheiden zwei Formen:
& minor.
Blüthenexemplare von der Alpe Nuchu - Daban (Kus-
netzoff) und von den Dahurischen Alpen (Turezaninow);
B major.
Blüthen- und Fruchtexemplare von den Alpen und
Voralpen Kawokta (Turczaninow) und von dem Ufer der
Chorma (Stubendorff).
Diese Art scheint den Uebergang von A. alpinus L.
zu A. peregrinus Pursh zu bilden, namentlich was Blatt-
gestaltung und Blattstellung am Stengel betrifft (1), im
Uebrigen aber eher eine Form von A. alpinus L. zu
sein.
41. Aster chrysocomoides Turcz.
Eédeb. fl. ross. . Il. pag. 473. DE. predr. УШ pag:
242. Turez,. fl..:baical...dahur, i te pas 9.
Blüthenexemplare von den Voralpen bei Norynchorois-
koi und Okinskoi Karaul und vom Flüsschen Tessa (Kus-
netzoff und Turezaninow).
Steht dem A. alpinus jedenfalls sehr nahe und ist viel-
leicht auch nur eine Form desselben.
42, Aster silenifolius Turcz.
Ledeb. fl. ross. Il. pag. 473. DC. prodr. V. pag. 227.
VH. pag. 272.
Blüthenexemplare aus der Gegend zwischen dem Al-
(!) Beide haben folia caulina oblongo - lanceolata et acuminata.
378
dan und Ochotzk (Turezaninow), vom Aldan d. d. 19
Juni 1849 (Stubendorff) und aus Kamtschatka (Merk).
43. Aster peregrinus Pursh.
— salsuginosus Richards., == А. unalaschkensis
Less., — A. inuloides Fisch. in herb., = А. consan-
guineus Ledeb.
Ledeb. fl. ross. II. pag. 473 et 474. DC. prodr. V.
pag 228 et 229. Pursh fl. bor. amer. Il. pag. 556.
Hook. fl. bor. amer. II. pag. 6 et 7. Torrey et Gray
ро II. pag 155. Nees L c. pag. D № 14 ne À
№ 16. et pag 29. № 7. Bongard de veget. ins. Sitcha
pag. 148. Lessing in Linnaea VI. pag. 129. Richards.
in Frankl. Journ. to the Polar See App. pag. 760. Rach
in Ind. sem. bom bol Petrop. 1637, pas. 38 |
Unserm dem Dienste der Wissenschaft leider nur all-
zufruh entrissenen Collegen L. Rach gebührt das Уег-
dienst, den Wust der um A. peregrinus Pursh. herum-
liegenden Synonyma zuerst gründlich aufgeräumt zu ha-
ben, und können wir nach gründlicher Durchsicht des
z. Th. schon von Rach benützten Materials uns nur ein-
verstanden erklären mit der oben aufgeführten Zusam-
menziehung der Synonyme von A. peregrinus Pursh.
Von dieser Pflanze liegen uns vor:
Blüthen- und Fruchtexemplare aus Kamtschatka (Kas-
talsky, Kusmischscheff, Merk, Rieder und Stewart), von
der Insel Unalaschka (Choris, Eschscholtz, Kastalsky,
Langsdorff, Mertens und Wrangell), von der Insel Kadjak
(Admiralitat), von der Insel Sitcha (Chlebnikow, Esch-
scholtz, Mertens, Peters, Stewart und Wrangell) und von
der Insel Korjäginsk (Mertens und Postels).
Su)
44. Aster foliaceus Lindl. (= А. peregrinus Less.).
Ledeb. fl. ross. Il. pag. 474. DC. prodr. У. pag. 228.
Lessing in Linnaea VI. pag. 123.
Blüthen- und Fruchtexemplare vom Kotzebuesund und
von Unalaschka (Eschscholtz und Kastalsky) und von
Sitcha (Wrangell).
45. Aster sibiricus L.
— A. montanus Richards et Rupr., — A. Richardsoni
Spr., == А. salsuginosus Less., = А. espenbergensis
Nees., = A. Prescottii Lindl., = А. sibiricus DC. (excl.
syn. Fisch ), = A. ircutianus DC. (excl. syn. Turez.), =
А. flexuosus Fisch., = А. Fischerianus DC. :
Ledeb. fl. ross. Il. pag. 475. Ledeb. fl. alt. IV. pag.
96. Gmel. fl. sibir. Ш. pag. 186 № 152. DC prodr. V.
pag. 229 et 234. Nees I. c. pag. 30 № 8, pag. 36. № 19.
et pag. 37. № 20. Hook. fl. bor. amer IL. pag. 7. Torrey
et Gray 1. c. Il. pag. 107. Beechey Vogage pag. 196.
Lessing in Linnaea VI. pag. 124. B. Seemann Bot. of
Herald pag. 33. № 113. Trautv. fl. boganid. pag. 161.
№ 52. Trautv. fl. Ochot. pag. 50 № 171. Turcz. fl. baical.
dane. IL: 1. pag, 41. et suppl pag, 39. Bupr. or:
Samojed. pag. 14. № 39. Rgl et Til. fl. Ajan. pag. 102.
№ 151. Rgl, Rach et Herd. L e. pag. 11. № 80. Rach
in Ind. sem. hort. bot. Petrop. 1857. pag. 37. Schrenk
Arkt. Reise pag. 506. № 111.
Auch bei dieser Pflanze gebührt unserm verstorbenen
Collegen Rach, (nächst Trautvetter), das Verdienst, zu-
erst den Knàuel der Synonyma entwirrt zu haben, der
hier fast noch grósser war, als bei А. peregrinus Pursh.
A. sibirieus L. ist jedenfalls eine äusserst variabele
Pflanze, welche zugleich einen sehr grossen Verbreitungs-
380
bezirk hat, daher denn auch die grosse Masse ihrer Sy-
nonyma einigermaassen zu erklären ist. Sie variirt nicht
nur in der Grösse, (von doppelter Daumengrösse bis zu —
2 Fuss) und in der Behaarung, sondern auch in der
Zahl der Blüthen und in der Blattgestaltung aufs Man-
nigfaltigste.
Blüthen- und Fruchtexemplare von Irkutzk (Schtschu-
kin), von Wedenskaja (Turczaninow), aus Dahurien (Tres
kin), aus dem Flussgebiete des Amur (Turczaninow),
von den Ufern der Maja in Ostsibirien (Stubendorff),
zwischen Wiluisk und Olekminsk (Kruhse), von Wiluisk
(Baron Maydell), von der Ishiga (Kruhse), von Ajan
(Tiling), zwischen Ajan und dem Aldan (Orloff), zwi-
schen Jakutzk und Ochotzk (Langsdorff), vom Fl. Boga-
nida (Middendorff), von Nischne-Kolymsk (Scharypow),
aus Kamtschatka (Kastalsky, Kusmischscheff, Levicky,
Lubarsky, Merk, Peters und Rieder), vom Kotzebuesund
(Choris und Eschscholtz), vom Eschscholtzsund und
von Cap Espenberg (Eschscholtz), von der Insel St. Paul
(Kusmischscheff) und von Unalaschka (Mertens).
Die von Hooker, von Torrey und Gray und auch von
Rach unterschiedene und erwähnte Spielart des A.
Richardsoni: «ß giganteus» ist zwar eine ausgezeichnete
Form, es giebt jedoch der Uebergangsformen zu ihr so
viele, dass die Grenze schwer zu ziehen ist, wo die:
Pflanze anfängt, diesen Beinamen zu verdienen. Ebenso
schwierig würde es sein, die von Nees versuchte Ein-
theilung nach der Anzahl der Blüthen, d. В. ob ein —
oder mehrblüthig, strenge durchzuführen, indem uns
Pflanzen von einem und demselben Standorte bald mit
bloss einer, bald mit mehrern Blüthen vorliegen.
381
46. Aster tartaricus L. fil. (= А. conspicuus Fisch.).
Ledeb. fl. ross. I. раз. 475. DG. prodr. У. р. 230.
Nees l с. р. 37. № 21. Lessing in Linnaea IX. p. 154
et 182. Turez. fl. Баса]. dahur. IL 4. p. 10. Maxim.
Primit. раз. 144. № 370. Rgl tent. fl. Ussur. pag. 80.
N 250.
Blüthen- und Fruchtexemplare aus der Umgegend von
Irkutzk (Haupt, Schtschukin und Turczaninow), von
Werchne Udinsk (Schtschukin), aus Transbaikalien (Helm,
Kruhse und Sokoloff), von Dorominsk (Vlassoff), von
Nertschinsk (Sensinoff), von Nertschinskoi Sawod (Rytsch-
koff), aus Dahurien (Pflugradt, Sosnin und Vladzimeroff),
aus der Wüste Gobi zwischen den Flüssen Onon und
Argun und am Amur im Bureja- Gebirge (Radde), im
Flussgebiete des Amur und Ussuri (Maack und Maximo-
wicz), aus dem nordlichen China (Herb. Fischer) und
von der Mandschurischen Kuste (Wilford).
47. Aster ageratoides Turcz.
Turez. en. pl. chin. № 109. Maxim. Primit. р. 144.
№ 371. Rgl tent. fl. Ussur. р. 80. № 251.
Bluthen- und Fruchtexemplare aus dem Bureja-Gebirge
(Radde), aus dem Flussgebiete des Amur und Ussuri
(Maack und Maximowicz), und aus Nordchina (Herb.
Fischer).
48. Aster Maacku Rgl.
Rgl tent. fl. Ussur. pag. 81. № 252. tab. IV. fig.
6— 8. |
Blüthen- und Fruchtexemplare aus dem Bureja-Gebirge
(Radde) und vom Sungatschi (Maack).
352
49. Aster Tripolium L. (').
— А. salinus Schrad., == Tripolium vulgare Nees.
Ledeb. fl. ross I. p. 477. Ledeb. В. alt. BV. р. 99.
DC. prodr. У. pag. 253. Gmel. fl. sibir. II. pag. 187.
J 153. tab. 80. fig. 2. Nees Tic. *p.. 458. Koch Sn
d. А. pag. 352. Turez. fl. baical. dahur. I 1.9. =
Maxim. Primit. p. 145. № 372. Rupr. fl. Ingr. p. 556.
M 322. Jacq. hort. Vind. L pas 3. tab. $. Fie ane
lab. 615. Engl, Bot. tab. 87. Rehbch, fl. germ. 4e
СМУП. 1 — IV.
Blüthen- und Fruchtexemplare aus der Wüste Gobi
zwischen den Fl. Onon und Argun (Radde), von den
Salinen bei Irkutzk und Seleginsk, von Barguzinsk und
aus Dahurien (Haupt, Schtschukin und Turezaninow) und
aus Nordchina (Herb. Fischer).
Was die von Nees, Candolle und Reichenbach versuch-
te Varietäteneintheilung betrifft, so lassen sich aller-
dings breit- und schmalblättrige Formen gut unterschei-
den, doch gibt es zwischen beiden aber auch wieder
viele Mittelformen. Die Pflanzen aus unserem «Gebiete
gehören fast alle zu der Form, welche Candolle als 9
salinum aufgeführt und beschrieben hat (^).
A. Tripolium scheint einen grossen Verbreitungsbe-
zirk zu haben, denn sie kommt durch fast ganz Europa,
(‘) Turczaninow (1. c.) bemerkt sehr richtig für die Beibehaltung des ai-
ten Linné'schen Namens: «genus observante ipso Candoileo, habitu
plus quam characteribus distinctum. ex meo sensu melius pro sectio-
ue Asteris considerandum». Auch Koch (I. c.) und Reicheubach il. c.)
haben den alten Namen beibehalten.
De Candolle (|. с.): «T. vulgare Nees. 6 salinum. Саше erecto basi
—
te
—
subsimplici, foliis etiam inferioribus lanceolatis aut lineari lanceolatis
ciliato-serratis acutis, involucro colorato obtuso. Ligulae cyaneae pau-
lo angustiores quam priorum, In salsuginosis Sibiriae et Dahuriae.
383
in der Krim, im Caucasus, im südlichen Sibirien und
wie scheint, auch durch ganz China vor, da uns auch
ein Exemplar von der Insel Chusan, von Fortune gesam-
melt, vorliegt. |
50. Galatella davurica DC. (= Aster Hauptii Turez.).
Ledeb. fl. ross. II. pag. 480. DC. prodr. V. pag. 256.
Lallemant in Ind. sem. hort. bot. Petrop. УШ. pag. 58.
№ 1233. Turez. fl. baical. dahur. Il. 1 pag. 14. Maxim.
Primit. pag. 145. № 373. |
Blüthen- und Fruchtexemplare vom Baikalsee (Adams),
von Irkutzk und Wedenskaja (Haupt, Schtschukin und
Turezaninow), von Werchne = Udinsk (Schtschukin),
von Nertschinsk (Sensinoff und Turezaninow), von
Nertschinskoi Sawod (Rytschkoff und’ Vladzimeroff), aus
Dahurien (Gesnokoff und Sosnin), aus Ostsibirien (Sie-
vers), vom Amur (Maximowicz), aus der chinesischen
Mongolei (Kirilow), von Wiluisk (Podgorbunski), zwischen
Wiluisk und Jakutzk (Kruhse) und zwischen Ajan und
Aldan (Orloff).
51. Galatella punctata. Lindl.
Chrysocoma biflora L.
Ledeb. fl. ross. If. pag. 478 — 480. DC. prodr. V.
pac: 239: Nees ce. pag. 159 — 165. №1934.
et 6. Lallemant in Ind. sem. hort. bot. Petrop, УШ.
pag. 59—62. № 1238. Meinshaus. 1. c. pag. 56. № 168.
Var. В grandiflora Lallem. (1. c.) = G. insculpta
Nees., == Aster hyssopifolius Cav. Ic. Ш. pag. 17.
tab. 232.
a) manor: ligulis plerumque intense coeruleis, pluri-
mis: (Turez. in herb.).
384
Blüthen- und Fruchtexemplare von Krasnojarsk (Ture-
zaninow).
b) elatior: ligulis numerosis pallidioribus (Turez. in
herb.). |
Blüthen- und Fruchtexemplare von Krasnojarsk (Ture-
zaninow).
Var. n discoidea Lallem. (1. c.) = G. dracunculoides
В discoidea DC., = Chrysocoma dracunculoides Lam.,
— Crinitaria biden Cass., = Linosyris punctata DC., =
Aster in Gmel. fl. sibir. Il. pag. 190. tab. 82. fig. 4.
Blüthen- und Fruchtexemplare von Irkutzk (Haupt),
aus Ostsibirien (Merk) und von Krasnojarsk (Turczaninow).
52. Galatella Haupt? Lindl.
Ledeb. fl. ross. П. pag. 481. DC. prodr. V. pag. 256.
Nees l. c. pag. 167 — 170. № 9 et 10. Lallemant in
Ind. sem. hort. bot. Petrop. VIII. pag. 58 № 1236.
Meinshaus |. c. pag. 56. № 169.
Var. a grandiflora Lallem. (1. c.) = G. fastigiata
Nees., — Aster Hauptii Fisch., = А. fastigiatus Fisch.
et Ledeb. Ic. pl. fl. ross. tab. 161.
Blüthen- und Fruchtexemplar von Kultuk (Haupt).
Var. x tenuifolia Lallem. (1. c.) = G. tenuifolia Lindl.,
— Aster leptophyllus Fisch.
Blüthen- und Fruchtexemplare von Krasnojarsk (Turc-
zaninow).
53. Turczanınowia fastigiata DC. (= Aster fastigiatus
Fisch. et Mey.). |
Ledeb. fl. ross. Il. pag. 482. DC. prodr. V. p. 258.
Fisch. et Mey. in Mém. d. natur. d. Mose. III. p. 74 — 76.
385
Turez. fl. baical. dahur. II. 1. pag. .16. Maxim. Primit.
р. 145. № 374. Rgl tent. fl. Ussur. p. 82. № 254.
Blüthen- und Fruchtexemplare aus Dahurien vom Flus-
se Argun (Treskin und Turezaninow), vom Amur (Maxi-
mowicz), vom Ussuri (Maack und Maximowicz), vom
Sungatschi und vom Kengkasee (Maack) und aus Nord-
china (Herb. Fischer).
54. Calimeris incisa (Fisch.) DC.
— С. platycephala Cass., = Aster incisus Fisch.
Ledeb. fl. ross. II. pag. 482. DC. prodr. V. p. 258.
Nees l. c. p. 226. Fisch. in Mem. d. natur. d. Moscou
IIl. pag. 76 — 79. Gmel. fl. sibir. Il. p. 186. № 152.
tab: 80. hg. 1. Turez. Я. baieal. dahur. ML pas 17°
Maxim. Primit. pag. 145. № 375. Rgl tent. fl. Ussur.
pag. 83. № 255.
Blüthen- und Fruchtexemplare aus dem Burejagebirge
(Radde), aus Dahurien (Treskin, Turczaninow, Vlassoff
und Weslopolozoff) und vom Ussuri (Maack und Maxi-
mo wicz).
Var. holophylla Maxim. (I. c.)
Blüthen- und Fruchtexemplare aus Dahurien (Treskin)
und vom Amur (Maximowicz).
99. Calimeris integrifolia Turcz.
Ledeb. fl. ross. II. pag. 483. DC. prodr. V. pag. 259.
Turez. fl. baical. dahur. II. 1. pag. 17. Maxim. primit.
pag. 146. № 376. а
Blüthen- und Fruchtexemplare von Nertschinsk (Sen-
sinoff), von Nertschinskoi-Sawod (Rytschkoff) aus Dahu-
rien (Gesnokoff, Kusnetzoff, Treskin und Weslopolozoff),
vom Flusse Argun (Razgildeff), vom Amur (Ditmar,
386
Maximowicz und Turezaninow) und aus Nordchina (Ki- .
rilow).
56. Calimeris altaica Nees.
— С. canescens Nees , = C. exilis Lindl., = Aster
altaicus W., — А. pumilus Fisch., = A. distortus Turez.—
A. Gmelini Tausch., — Aster in Gmel. fl. sibir. Il. pag.
183. № 150. tab. 79. fig. 1 et 2.
Ledeb. fl. ross. II. pag. 482. Ledeb. fl. alt. IV. pag.
99 м. L e. pag 228° — 29T* DE "prodr. 7.
pag. 258. Lallem. in Ind. sem. hort. bot. Petrop. VIII.
1841. pag. 52. Turez fl. baical. dahur. II. 1. pag. 18.
Wir unterscheiden mit Lallemant folgende Varietäten
der C. altaica:
Var. «x subincana Lallem.
Blüthen- und Fruchtexemplare von Krasnojarsk (Turc-
zaninow), vom Baikalsee (Kruhse), von Werchne-Udinsk
(Schtschukin), von der Selenga (Sievers), von Nertschinsk
(Sensinoff und. Turezaninow), von Nertschinskoi Sawod
(Rytschkoff und Weslopolozoff), aus der russischen Mon-
golei zwischen den Flüssen Onon und Argun (Radde),
von Kiachta (Asiat. Depart.), aus der chinesischen Mon-
golei (Kirilow und Turezaninow) und aus Nordchina (Bunge
und Kirilow);
Var. B subviridis Lallem.
Blüthen- und Fruchtexemplare vom Baikalsee (Schtschu-
kin), von Nertschinsk (Sensinoff) und von Tor in Dahu-
rien (Turezaninow);
Var. x scabra Lallem.
Blüthen- und Fruchtexemplare von Minussinsk (Lessing)
und aus Nordchina (Bunge und Kirilow).
387
Eine. sehr vielgestaltige Art, die manchmal nur äus-
serst schwer von der folgenden С. tartarica Lindl. zu
unterscheiden ist, da sich auch bei dieser zuweilen
squamae margine membranaceae finden.
57. Calimeris tartarıca Lindl.
— С. biennis Ledeb., — Aster bracteatus Turcz., ==
A. Gmelini Turez., — Galatella Meyendorffii Rgl.
Ledeb. fl. ross. II. pag. 483. DC. prodr. У. pag. 259
et pag. 273. lures. fl. boneal.. dolus. IL № pag. 49.
Maxim primit. pag. 148. № 379. Rgl tentam. pag. 81.
mass tab. V. ng. 2— 9. |
Wir unterscheiden zwei Hauptformen dieser ebenfalls
sehr vielgestaltigen Pflanze:
& genwina: involucri squamis plus minus pubescentibus
und В hispida: involucri squamis hispidis vel hispidissi-
mis (= C. hispida Lindl.). Ausserdem variirt C. tartarica
Lindl. aufs Mannigfaltigste in der Grösse, in der Verä-
stelung, in der Breite der Blätter, im Ueberzug und in
der Farbe der Fruchtkrone.
Zu « gehóren Blüthen- und Fruchtexemplare von Kras-
nojarsk (Konowalow und Turczaninow), von Irkutzk
(Haupt, Schtschukin und Turezaninow), von Werchne-
Udinsk (Sedakoff), aus Transbaikalien (Sievers), von
Nertschinsk (Sensinoff), aus Dahurien (Pflugradt, Sosnin,
Vlassoff und Weslopolozoff), zwischen Ajan und dem
Aldan (Orloff), vom Kengkasee (Maack) und aus Nord-
china (Tartarinoff);
Zu D gehóren Blüthen- und Fruchtexemplare vom Bai-
kalsee (Kruhse), von Wedenskaja (Turczaninow), aus der
russischen Mongolei zwischen den Flüssen Onon und Ar-
gun (Radde) und aus der chinesischen Mongolei (Kirilow).
№ 2. 1865. 25
388
Die Galatella Meyendorffii Rgl hat sich nach der ge-
nauesten Vergleichung mit Calimeris tartarica Lindl. und
mit Heteropappus decipiens Maxim., sowie nach der
gründlichsten Untersuchung des Pappus als eine ächte
Calimeris und zwar als C. tartarica Lindl. erwiesen, so
dass wir auch keinen Anstand nehmen, sie als Synonym
hierherzuziehen. |
58. Biotia corymbosa DC. = Aster corymbosus Ait.,
== Eurybia corymbosa Cass.
В discolor Maxim. (= В discolor Maxim.).
Ait. hort. Kew. ed. Г. tom. Ш. р.. 207. DE pred:
У. р. 265. Nees 1. с. р. 143 — 145. Torr. et Gray 1.
c. Il. p. 105. Maxim. Primit. p. 146. № 377. Rel tent.
fl. Ussur. p. 88. 256. Bot. Reg. tab. 1532.
Blüthen- und Fruchtexemplare aus trockenen Waldun-
gen des Burejagebirges, d. d. 10 Aug. 1857 und Som-
mer 1858 (Radde), vom Ussuri (Maack und Maximowicz),
von der Mandshurischen Küste (Wilford) und aus Nord-
china (Tartarinoff).
59. Arctogeron gramineus DC.
— Erigeron gramineum L., — E. graminifolium Pall.
Ledeb. fl. ross. II. pag. 484. DC. prodr. V. p. 261.
Turez. fl. baical. dahur. Il. 1. pag. 21. Gmel. fl. sibir.
Il. p. 174. Ne 143. tab. 76. fig. 2.
Blüthen- und Fruchtexemplare aus Dahurien, zwischen
den Flüssen Argun und Gasimur, d. d. 31 Mai 1856,
(Radde), aus Dahurien (Vlassoff), aus Dahurien, «zwischen
Kirinsk und Altawersk» und «bei Tschindantskoikar an
dem hohen Ufer des Onon auf Glimmerschiefergebirge,
d. d. 11 Mai, (Pansner), von Nertschinsk (Sensinoff),
aus Ostsibirien (Salesof), von der Ingoda und von Se-
389
leginsk (Turezaninow) und aus der Chinesischen Mongo-
lei (Kirilow).
60. Erigeron uniflorus L.
= E. pulchellus Turez., — E. pulchellus В Unalasch-
kensis DC., = Е. alpinus Less., — E. alpinus: erio-
calyx Ledeb., — E. alpinus y DC., — E. glacialis Fisch.
in herb.
Ledeb. В. ross. II. p. 490. Ledeb. fl alt. IV. p. 91.
DC. prodr. V. p. 287 et 291. Turcz. fl. baical. dahur.
II. 1. p. 22 et suppl. p. 34. Hook. fl. bor. amer. II.
pag. 17 — 19. Torrey et Gray fl. of North America Il.
pag. 169, Beechey voyage p. 126. B. Seemann bot. of
Herald p. 33. № 114. Lessing in Linnaea VI. p. 126.
Trautv. fl. taimyr. pag. 37. № 52. Trautv. fl. boganid.
р. 162. № 53. Rupr. fl. Samojed. p. 40. Schrenk Arkt.
Reise p. 506. № 112. Linné fl. lapp. tab. IX. fig. 3. Fl.
Dan. VIII. tab. 1397. Rchbch. fl. germ. XVI. t. CMXIV.
Blüthen- und Fruchtexemplare von der St. Lorenz-
bai (Eschscholtz), von Korjäginsk (Mertens), «e terra
Tschuktschorum» (Herb. Pallas), aus Kamtschatka (Lu-
barsky), von Ochotzk und von der Ishiga (Kruhse), von
Nuku-Daban (Schtschukin), von der Alpe Schibet (Turc-
zaninow), vom Taimyr und von der Boganida (Midden-
dorff).
Ausserdem lagen uns noch Exemplare aus dem Nord-
ural: «Meumjahu», d. d. 15 Juli 1848, (Herb. Karpinsky)
und aus dem brittischen Nordamerika (Hooker) vor.
Es ist nicht ganz leicht, den Verbreitungsbezirk von E.
uniflorus L. ganz genau zu bestimmen, weil er vielfach
mit E. pulehellus DC. und E. alpinus L. verwechselt
wird. Doch scheint sein Vorkommen auf den hohen Nor-
23°
390
den und auf die höchsten Alpen in Europa, . Nordasien
und Nordamerika beschränkt zu sein.
Zu E. uniflorus L. dürfte nach den uns vorliegenden
Exemplaren auch der caucasische E. pulchellus DC., E.
amphibolus Ledeb. und E. caucasicus Stev. und wahr-
scheinlich auch der nordamerikanische E. grandiflorus
Hook. fl. bor. amer. II. p. 18. tab. 123 gehören.
Entschieden nicht zu E. uniflorus L. gehört dagegen
der Е. pulchellus В subramosus Turez. von der Alpe
am Flusse Oka, welcher eine alpine Form von Е. acris
L. ist.
61. Erigeron acris L.
— Trimorphaea vulgaris Cass.
Ledeb. fl. ross. II. р. 488. Ledeb. fl. alt. IV. р. 89.
DG. prodr. V. p. 290. Iraoty. H.-oehot р. 50. № 172
et 173. Turez. fl. baical. dahur. Il: %. p.24. Rel et ТИ.
fl Ам. p. 109. M 152. Bol Bseh Herd d.c p IE
№ 81. Maxim. Primit. p. 147. № 378. Rgl tentam. fl.
ussur. p. 84. № 257. Rehbch. fl. germ. XVI. tab. 916
et 917. Ledeb. ic. pl. fl. ross. tab. 31.
Indem wir E. elongatus Ledeb. und E. kamtschaticus
DC. nur für Formen von E. acris L. halten, unterschei-
den wir folgende Spielarten:
& brachyglossus DC.
Blüthen- und Fruchtexemplare von Irkutzk (Haupt),
vom Baikalsee (Kruhse), von Nertschinsk (Sensinoff), von
Wiluisk (Baron Maydell), aus dem Burejagebirge (Radde),
vom Amur (Maximowiez), vom Sungatschi und vom
Kengkasee (Maack) und aus der chinesischen Mongolei
(Kirilow).
391
Ausserdem lagen uns noch viele Exemplare aus dem
Europäischen Russland (von 10 Localitäten), aus dem
Altai (von 6 Localitäten) und aus dem Caucasus en 4
Localitäten) vor.
В asteroides DC. (= Е. podolicus Bess.)*
Blüthenexemplare vom Baicalsee (Radde), von Nert-
schinsk (Turczaninow), aus Dahurien (Rytschkoff und Vlas-
soff) und aus Kamtschatka (Rieder).
Ausserdem lagen uns noch Exemplare aus Podolien
(Besser), aus dem Altai (Meyer und Schrenk) und aus
dem Caucasus (Hohenacker, Perowsky und Szovits) vor;
diese Form scheint das Centrum ihrer Verbreitung im
sudlichen Russland und im Caucasus zu haben.
Y serotinus Ledeb. (= E. pulchellus В subramosus
Turez., — Е. serotinus Weihe, = Е. angulosus Gaud.).
Bluthenexemplare von Irkutzk (Schtschukin), von der
Birjussa (Stubendorff) und von der Alpe am Flusse Oka
(Turezaninow).
Ausserdem lagen uns noch Exemplare von der Tschuja
(Bunge), aus dem Altai (Meyer), aus dem Alatau (Schrenk),
drei E. angulosus Gaud. aus den Schweizer und Tyroler
Alpen und Originalexemplare von Weihe vor.
Zwischen dieser Form und zwischen Е. elongatus
Ledeb. existiren mehrere Uebergangsformen, es sind
dies Blüthen- und Fruchtexemplare vom Fl. Tozlja (Les-
sing), von Irkutzk und von Sludevinsk (Turezaninow),
offenbar auch alpine Formen, wie die var. serotinus, aber
schon etwas gestreckter und viel schwächer behaart als
diese. (— Е. acris var. angustatus Hartm.).
С elongatus (= E. elongatus Ledeb., = E. droeba-
chiensis Müll.).
392
‚ Blüthen- und Fruchtexemplare vom Baikalsee (Radde),
von Barguzinsk (Turezaninow), von Nertschinsk (Taskin),
aus Dahurien (Pflugradt und Turezaninow), vom Amur
(Maximowicz), von Wiluisk (Baron Maydell), von der
Ishiga (Kruhse), von Nischne Kolymsk (Scharypow), von
der Birjussa, von Paratun d. d. 31 Juli 1849 und von
Nelkan d. d. 5 Juli 4859 (Stubendorff), vom Fl Muolat
und vom See Tokobaugal (Paullowsky), zwischen Ochotzk
und Jakutzk (Langsdorff), von Ajan (Tiling) und «in ex-
peditione septentr.» (Selivanow).
Ausserdem lagen uns auch noch viele Exemplare aus
dem Altai .(Bunge, Ledebour, Kar. et Kir. und C. A.
Meyer), aus dem Ural (Helm), von Casan (Karpinsky),
aus dem Caucasus (Wilhelms), aus Scandinavien und aus
Lappland (Anderson) vor.
Zu E. elongatus Ledeb. gehört aber auch noch, nach
den uns vorliegenden Exemplaren, E. politus Fries var.
(Norvegia. Vaage in Fries Herb. norm. fasc. XV), E.
glabratus Hook. fl. bor. amer. II. p. 18, dessen geogra-
phische Verbreitung den ganzen Norden Amerika's von
der Hudsonsbai bis zu den Rockymountains und vom
Saskatchawan bis zum Fort Franklin umfasst, und wahr-
scheinlich auch E. multicaulis Wall. (Prov. Kamaon in
Ind. orient.).
n kamtschaticus (= E. kamtschaticus DC.).
Blüthen- und Fruchtexemplare aus Kamtschatka (Esch-
scholtz, Kusmischscheff, Langsdorff, Levicky, Merk, Mer-
tens, Peters, Postels, Rastargujeff, Rieder und Stewart).
Diese Form, von der schon Ledebour mit Recht be-
merkt: «species hine E. elongato, illine E. aeri affinis. .
Inflorescentia plerumque paniculata, subinde autem sim-
393
pliciter racemosa, ut in E. acri» ist in der That еше
Mittelform zwischen beiden; doch steht sie dem E. elon-
gatus näher wie dem E. acris, namentlich was den Ha-
bitus der Pflanze anbelangt. Der Hauptunterschied ‘von
_Е. elongatus besteht in der cilirten Behaarung, diese fin-
det sich aber meist nur bei jüngeren Exemplaren und
dann nicht nur am Stengel, sondern auch an den Blät-
tern, doch findet sich diese cilirte Behaarung, wenn auch
in viel schwächerem Maasse, selbst bei den Ledebour -
schen Originalexemplaren von E. elongatus, so dass der
Unterschied schwer festzuhalten ist. Sehr ähnlich dieser
Kamtschatischen Form sehen übrigens auch die Exem-
plare aus dem Burejagebirge, vom Amur und aus dem
Ussurigebiete (von Radde, Maximowicz und Maack), denn
diese haben ebenfalls den Habitus von E. elongatus, sind
verästelt und am Stengel behaart.
. 62. Erigeron armeriaefolius Turez.
== E. uliginosus Turcz., — Е. tenellus Fisch. in
herb., = Е. podolicus В pusillus Ledeb.
Ledeb. fl. ross. П. pag. 489. Ledeb. fl. alt. IV. pag.
90. DC. prodr. V. pag. 291. Turez. fl. baical. dahur. Il.
1. pag. 29.
Wir unterscheiden mit Ledebour die Formen:
a humilis Ledeb.
Bluthen- und Fruchtexemplare von Irkutzk (Haupt und
Turezaninow), vom Fl. Kaja (Turezaninow) und aus Ost-
sibirien (Redowsky); ausserdem vom Altai (C. A. Meyer).
В elatior Ledeb.
Blüthen- und Fruchtexemplare von Irkutzk (Schtschu-
kin), Barguzinsk (Turezaninow), von Werchne-Udinsk
(Sedakoff) und von Wiluisk (Podgorbunski).
394
Diese Form sieht dem E. acris y serotinus Ledeb.,
wenn dieser schmale Blätter hat, sehr ähnlich und ist
vielleicht auch nur eine alpine Form des vielgestaltigen
Е. acris L.
63. Heteropappus decipiens Maxim.
Maxim. primit. pag. 148. № 379.
Bluthenexemplare vom Amur (Maximowicz).
Eine ganz eigenthumliche Pflanze, welche leicht mit
Calimeris tartarica Lindl., der sie sehr ähnlich sieht,
verwechselt werden kann. Der Hauptunterschied zwischen
beiden Pflanzen ist der generische, d. h. der kurzere
Pappus bei den Randachanien von Heteropappus.
64. Solidago Virgaurea L.
== Chrysorhapis vulgaris Rupr.
Ledeb. fl. ross. II. pag. 493. Ledeb. fl. alt. IV. pag.
101. DC. prodr. V. pag. 338. Trautv. fl. Ochot. pag. 51.
№ 174. Turez. fl. baical. dahur. I. 1. pag. 26. Rupr.
fl. Ingr. pag. 561. Schrenk. Arkt. Reise pag. 506. № 113.
Meinshausen |. e. pag. 56. № 171. Maximowiez primit.
pag. 149. № 380. Rel et Til. fl. Ajan. pag. 102. № 153.
Rgl tent. fl. Ussur. pag. 84. № 258. Lessing in Linnaea
VI. pag. 126. Hook. fl. bor. amer. Il. pag. 5. Torrey
et Gray. l. c. Ц. pag. 206. Torrey New-York. I. pag.
359. А. Gray. Manuel. revis. edit. pag. 202. Bigel. fl.
boston. pag. 306. Beechey’s voyage pag. 126. B. See-
mann Dot. of Herald. pag. 33. № 115. Aiton hort. Kew.
edit. I;.t. HL. pag.;218.. Engl. Bot. ti. 301. ВоВе ih
germ. XVI. tab. 911. fig. 1—3 et tab. 913. fig. I.
Wir unterschieden mit Candolle und Ledebour unter
dem uns vorliegenden grossen Material nur folgende zwei
Hauptformen, obwohl sich mit Rücksicht auf die Bildung .
395
und Stellung des Blüthenstandes und auch auf die Blatt-
form noch vielerlei Mittelformen unterscheiden liessen:
Var.. a vulgaris Ledeb.
Blüthen- und Fruchtexemplare vom Berge Munku-Sar-
dyk, vom Baikalsee und aus Dahurien zwischen den
Flüssen Argun und Gasimur (Radde), vom Mirutschin in
Ostsibirien, 4. 4. 20 Juni 1845 und von Paratun, 4. d.
34 Juli 1849 (Stubendorff), von Ajan (Tiling), von
Nischne-Kolymsk, d. d. 6. 9 und 27 Aug. 1834 (Scha-
rypow), zwischen Olekminsk und Irkutzk (Kruhse), von
Irkutzk (Haupt und Turezaninow), von Nertschinsk (Sen-
sinoff und Taskin), aus Dahurien (Pflugradt, Sosnin,
Turczaninow und Weslopolozoff), vom Amur (Maximo-
wiez), vom Sungatschi und vom Kengkasee (Maack),
vom Ausflusse des Tugur (Orloff), aus der chinesischen
Mongolei (Kirilow) und aus Kamtschatka (Kusmischscheff,
Langsdorff, Levicky, Mertens, Peters, Rieder und
Stewart).
Der kamtschatischen Form hat Fischer im Herbar den
Namen Solidago spiraeifolia gegeben. Ihre Blätter sehen
denen der S. confertiflora DC. sehr ähnlich. Ausgezeich-
nete Formen sind auch diejenigen, welche Radde auf
dem Munku - Sardyk und Turezaninow auf der Alpe am
Fl. Oka gesammelt hat; beide sind aber gleichwohl nur
Mittelformen zwischen der var. vulgaris Ledeb. und der
nächstfolgenden:
Var. € arctica DC.
= 5. multiradiata Aït, = S. У. Г. + multiradiata
Torr. et Gray., — S. capitata Fisch. in herb.
Blüthen- und Fruchtexemplare vom Kotzebuesund (Cho-
ris und Eschscholtz), vom Eschscholtzsund und von
396
der $t. Lorenzbai (Eschscholtz), von Sitcha (Wrangell),
von Unalaschka (Choris, Eschscholtz, Kastalsky, Langs-
dorff und Mertens) und aus Kamtschatka (Kusmischscheff,
Postels, Rastargujeff und Rieder).
65. Solidago confertiflora DC.
Ledeb. fl. ross. П. pag. 494. DC. prodr. У. pag. 339.
Torr. et Gray. 1. e. Il. pag. 202. Ind. УП. (1840.) hort.
bet. Petrop.'pag. 57.
Blüthen- und Fruchtexemplare von Kadjak (Langsdorff)
und von Sitcha (Chlebnikoff).
66. Inula salicina L.
— Conyza salieina Rupr. (fl. Ingr. pag. 568. № 327).
Ledeb. fl. ross. II. pag. 504. DC. prodr. V. pag. 466.
Turez. fl. baical. dahur. II. 1. pag. 28. Maxim. primit.
pag. 149. № 381. Rgl tentam. fl. Ussur. pag. № 259.
Wir unterscheiden mit Candolle die genuine und die
breitblättrige Form:
a genwina.
Blüthen- und Fruchtexemplare von Krasnojarsk (Kono-
walow), vom Fl. Angara (Turezaninow), von Irkutzk
(Haupt und Turczaninow), von Nertschinsk (Sensinoff),
von Nertschinskoi-Sawod (Sosnin), aus Dahurien (Taskin),
vom Amur (Maximowiez) und aus dem Ussurigebiete
(Maack);
В latifolia DC. = 1. aspera Poir.
Blüthen- und Fruchtexemplare vom südlichen Amur
(Maximowicz).
67. Inula Britannica L.
== Conyza Britannica Rupr. (fl. Ingr. pag. 569. № 330).
397
. Ledeb. fl. ross. II. pag. 505. DC. prodr. У. pag.
467. (^) Turez. fl. baical. dah. II. 1. pag. 28. Maxim.
primit. pag, 149 et 150. № 382 — 384. Rgl tentam. fl.
Ussur. pag. 84 — 86. № 260. Rgl, Rach et Herd. 1. ec.
pag. 11. № 82.
Wir unterscheiden mit Ledebour und Regel folgende
Hauptformen:
a vulgaris Ledeb. |
Blüthen- und Fruchtexemplare aus dem Burejagebirge
und aus der Russ. Mongolei, zwischen den Fl. Onon und
Argun (Radde), von Jakutzk, von der Maja, d. d. 25
Juni 1859 und vom Fl. Nelkan, d. d. 6 Juli 1859 (Stu-
bendorff), von Wiluisk (Barou Maydell und Podgorbunski),
von Irkutzk (Haupt und Turczaninow), zwischen Irkutzk
und Ochotzk (Langsdorff), von Ochotzk (Merk und Wal-
ront), vom Baikalsee und zwischen Olekminsk und Irkutzk
(Kruhse), von Nertschinsk (Sensinoff), von Fl. Argun
(Turezaninow), aus Dahurien (Gesnokoff, Pflugradt,
Rytschkoff, Sosnin, Vlassoff und Weslopolozoff), vom
Aldan (Orloff), vom Amur (Maximowicz), von der Us-
surinündung, d. d. 15 Juni 1859 und unterhalb der
Kötschamündung, d. d. 26 Juni 1859 (Maack) und aus
der chinesischen Mongolei (Kirilow);
В glabriuscula Ledeb.
Blüthen- und Fruchtexemplare von Cap. Chachzolé
(Maack);
(1) Candolle bemerkt ausdrücklich bei I. Britanica L.: «Variat foliis in-
tegerrimis aul semiserralis, caule 1—9 cephalo, capitulis minoribus
ubi numerosa, majoribus ubi pauciora adsunt, foliis praesertim su-
perioribus latioribus.»
398
v chinensis ВЯ. = I. chinensis Rupr., — I. repanda
Turez. 7 |
Blüthen- und Fruchtexemplare vom Ussuri (Maximo- .
wicz), vom Kengkasee, d. d. 16 Aug. 1859 (Maack)
und aus Nordchina (Tartarinoff);
с linariaefoßa Rgl. = I. linariaefolia Turcz.
Blüthen- und Fruchtexemplare vom Baikalsee (Radde),
vom Ussuri und vom südlichen Amur (Maximowicz),
vom Cap Choro-chonko (Maack) und aus Nordchina (Ki-
rilow).
68. Siegesbeckia orientalis L.
Ledeb. fl. ross. ll pag. 913. DE. prodr. У
Maxim. Primit. р. 151. № 385. Rgl tentam. fl. Ussur.
р. 56. 2 261. Ind. sem. hort. bot. Petrop. 1801.92.
Blüthen- und Fruchtexemplare aus dem Ussurigebiete
(Maximowicz und Maack) und aus Nordchina (Tartarinoff).
69. Symphyllocarpus exilis Maxim.
Maxim. Primi p. 151... No 356.
Blüthenexemplare vom unteren Amur (Maximowicz).
SENECIONIDEAE.
70. Xanthium Strumarium L.
Ledeb. fl. ross. II. pag. 314. DC. prodr. V. p. 523.
Turez. fl. baieal. dahur. Il. 1. pag. 31. Maxim Primit.
pag. 152. № 387. Term et бер Xo
Gray Manuel p. 212.
Blüthen- und Fruchtexemplare vom Argun (Turczani-
now), vom Amur (Maximowicz), von Kiachta (Sievers);
i er tt qü1 DLL Í
399
die letzteren mit der handschriftlichen Bemerkung: «nu-
clei edules gustu amygdalino» und aus der chinesischen
Mongolei (Kirilow und Turczaninow).
KT Bidens tripartita L.
— Verbesina tripartita Rupr.
Ledeb. fl. ross. I. pag. 516. DC. prodr. У. р. 594.
Turez. fl. baical. dahur. II. 4. pag. 34. rap fl. Ingr.
р. 563. № 327.
Oersted in Ind. sem. hort. acad. Haun. 1859. р. 27.
Koernicke in Bonplandia 1860. p. 222 — 227. Schwein-
furth in den Verhandl. des bot. Vereins für die Prov.
Brandenburg ll. p. 142 — 151. tab. II.
Blüthen- und Fruchtexemplare von Krasnojarsk (Turc-
zaninow) und von Irkutzk (Haupt).
B. tripartita L., welche man erst in neuester Zeit von
der ihr sehr nahe stehenden B. radiata Thuill. zu unter-
scheiden anfing, scheint im östlichen Sibirien nur noch
vereinzelt aufzutreten, während sie in Westsibirien und
im europäischen Russland massenhaft vorkommt.
72. Bidens radiata Thuill. (‘).
— В. fastigiata Michalet = В platycephala Oersted.—
B. tripartita L. В pinnatifida Turcz.
1. Г. Thuillier. La flore des environs de Paris. Nou-
velle édition. 1799. pag. 422. Oersted in Ind. sem. hort.
acad. Haun. 1859. pag. 27. Koernicke in Bonplandia 1860.
pag. 222—227. Schweinfurth in den Verhandl. des botan.
(!) «B. radiata: erecta, glabriuscula; foliis tripartitis vel subpinnato 5
partitis; laciniis lanceolatis; floribus omnibus pedunculatis; involu-
cris calyces superantibus, radiatim polyphyllis.»
400
Vereins für die Prov. Brandenburg. Ц. pag. 142— 151.
et pag. 226. tab. | et II. Turez. fl. Баса]. dahur. I.
1. pag. 34. В et y. Maxim. primit. pag. 152. № 388 et
389. Ве] tentam. fl. Ussur. pag. 86. № 262.
B. radiata Thuill., welche man bisher nach Candol-
le’s Vorgang, als identisch mit B. tripartita L. gehalten
hatte, ist in der That eine gute Art und lässt sich auch
von В. tripartita L. namentlich nach den von Oersted,
Koernicke und Schweinfurth aufgestellten Merkmalen gut
unterscheiden. «Die entschiedensten und eigenthümlich-
sten Merkmale» aber sind, wie Schweinfurth mit Recht
hervorhebt, «die flache Gestaltung und der Blüthenreich-
thum der Köpfe, wofür Oersted den bezeichnenden Na-
men platycephala wählte, dann die vielblüttrige Hülle des
Aussenkelches und schliesslich auch die Aellere, gelbliche
Färbung des ganzen Gewächses und besonders des Stän-
gels.» «Ausserdem unterscheidet sich der Habitus der
B. radiata Thuill. durch eine striktere Form. Die Stellung
der Aeste und Blätter bildet spitzere Winkel.» «Die ent-
wickelten Blätter sind in der Regel schmäler ebenso die
Fiedern derselben. Dabei ist die Neigung zur Theilung
stärker; die meisten Exemplare tragen am oberen Theile
5 theilige Blätter.» Was die Blattchen der äusseren
Kelchhülle betrifft, “so ist ihre Form mit geringen Aus-
nahmen linear oder schmallanzettlich.
Was schliesslich die Achänien betrifft, so stimmen wir,
nachdem wir unsere sämmtlichen Exemplare darauf unter-
sucht haben, mit Schweinfurth vollständig darin überein,
dass sie sich den Formen der B. tripartita L. nahe an-,
schliessen, dass die Pappusgrannen im Verhältniss zum
Achaenium etwas länger zu sein scheinen, als bei B.
tripartita L., dass diese Grannen sich schwächer gestalten
401
und weniger starr werden als bei В. tripartita L., dass
-die Achänien der B. radiata Thuill. in der Contour
_zierlicher erscheinen als die der B. tripartita L., -.deren
Achänien plumper, breiter, nach unten zu stumpfer
und stets weniger geschweift sind, als die von B. ra-
diata Thuill. Dagegen fanden wir die Färbung der
Achaenien von B. radiata Thuill. sehr verschieden und
konnten darin keinen Unterschied von denen der B. tri-
partita L. finden. Auch die Grósse der Achànien von
B. radiata Thuill. ist sehr verschieden, doch ist es im
Ganzen wahr und zutreffend, «dass die Achänien von
B. radiata Thuill. in der Regel so gross sind als die
kleinsten von B. tripartita L. und diese so spitz als die
stumpfsten der ersten Art. Es zeigte sich bei näherer
Untersuchung des uns vorliegenden Materials, dass B.
radiata Thuill. das Centrum ihrer Verbreitung in Süd-
Ostsibirien hat, denn weitaus die Mehrzahl der unter
dem Namen «B. tripartita L.» in Süd-Ostsibirien gesam-
melten Pflanzen gehórt zu B. radiata Thuill.
Es lagen uns vor: Blüthen- und Fruchtexemplare von
Kiachta (Kulibin), von Nertschinsk (Sensinoff) vom Ar-
gun (Turezaninow), aus Dahurien (Gesnokoff, Pflugradt,
Sosnin und Vlassoff), vom Amur (Maximowiez), vom
Sungatschi und vom Kengkasee (Maack), aus Ostsibirien
und aus Kamtschatka (Herb. Pallas).
Die gróssten, d. h. wahre Riesenexemplare sind die
vom Sungatschi (Maack), die kleinsten, schlanksten mit
fast ungetheilten Blättern sind die von Kiachta und von
Nertschinsk. Diese sehen der B. cernua L. dadurch sehr
ähnlich und sind nur durch die Form der Achänien von
ihr zu unterscheiden.
402
73. Bidens cernua L.
_ == Verbesina integrifolia Rupr.
_ Ledeb. fl. ross. II. pag. 517. DC. prodr. V. p. 594.
Turez. fl. baieal. dahur. II. 1. pag. 33. Rupr. fl. Ingr.
р. 564. № 328. Rgl tentam. fl. Ussur. p 86. № 263.
Torr. et Gray. |. e. II. pag. 352. A. Gray. Manuel.
pas 222.
Wir unterscheiden mit Candolle und Ledebour die drei
Hauptformen:
a discoidea DC.
Ein Blüthenexemplar von Irkutzk (Haupt);
В radiata DC. |
Blüthenexemplare vom Sungatschi und vom Kengkasee
(Maack) und aus Nordchina (Tartarinoff);
y minima DC.
Blüthenexemplare von Irkutzk (Schtschukin).
B. cernua L. scheint ebenso wie В. tripartita L. in
Ostsibirien nur noch sporadisch aufzutreten und das Cen-
irum ibrer Verbreitung im europàischen Russland und in
Westsibirien zu haben.
74. Bidens parviflora W.
== В. Messerschmidtii Turez., = В. macrosperma
Fisch. in herb. |
Ledeb. fl. ross. II. pag. 518. DC. prodr. V. p. 602.
Turez. fl. baical. dahur. IL 1. pag. 35. Rgl tentam. fl.
Ussur: p. 86. № 264.
Blüthen- und Fruchtexemplare von Kiachta (Herb. Pal-
las), von Seleginsk und aus Transbaicalien (Turezaninow),
vom Ussuri (Maack) und aus Nordchina (Tartarinoff).
403
75. Adenocaulon adhaerescens Maxim.
Maxim. primit. pag. 152. № 390. Rgl tentam. fl. Us-
“sur. pag. 86. № 265. :
Blüthen- und Fruchtexemplare aus dem Burejagebirge
(Radde), vom unteren Amur (Maximowicz) und vom Sun-
gatschi (Maack).
76. Achillea Millefohum L.
Ledeb. В. ross. IL. pag. 531. DC. prodr. VI. p. 94.
Вера. de veset jns. mucha р. 148 et 149; Turez. fi:
baical. dahur. П. 1. pag. 40. Trautv. fl. ochot. p. 52.
№ 178. Вирг. fl. Ingr. p. 588. № 343. Maxim. primit.
p. 154. № 393. Hook. fl. bor. amer. I. p. 318. Torrey
et Gray. 1. с. II. pag. 409. Gray. Manuel. p. 226. B.
Seemann Bot. of Herald. p. 33. № 116. Schrenk 1. c.
II. 506. № 115. Meinshaus. |. c. p. 56. № 173. Rel,
Rach et Нега. |. c. pag. 11. № 83. Rehbch. fl. germ.
XVI. tab. 1026.
Wir unterscheiden mit Candolle, Ledebour und Tureza-
ninow folgende Formen der Schaafgarbe:
a genuina.
Bluthen- und Fruchtexemplare zwischen Jakutzk und
Wiluisk (Kruhse), von Nelkan d. d. 5 Juli 1859, von
der Chorma, von Jakutzk (Stu'endorff) von Werchne
Udinsk (Sedakoff) und aus Dahurien (Treskin);
В setacea Ledeb.
Bluthen- und Fruchtexemplare vom Baikalsee und aus
Dahurien zwischen den Fl. Argun und Gasimur (Radde),
von Krasnojarsk (Konowalow und Turezaninow), von Ir-
kutzk (Haupt und Turez.), von Jakutzk (Strutschkoff und
Stubendorff), zwischen Ajan und Aldan (Orloff), von
№ 2. 1565. 26
404
Wiluisk (Baron Maydell, Petroff und Podgorbunski), von
der unteren Lena d. d. 20 Juli 1862 (Schachurdin),
zwischen Jakutzk und Ochotzk (Langsdorff), von Nert-
schinsk (Sensinoff, Sosnin und Taskin), aus Dahurien
(Gesnokoff und Pflugradt), von Kiachta (Uftiuchaninoff)
vom Amur (Maximowicz), und vom Berge Gantu in der
chinesischen Mongolei (Tartarinoff).
Ist eine ausgezeichnete Varietät, wie schon Fries zu
dem Exemplare in seinem Herb. normale bemerkt: «Уа-
rietas nobilissima, in vivo species diversa аррагепз»,
und bluht merkwurdigerweise meist roth oder rosa, wie
auch schon Haupt zu seinen bei Irkutzk gesammelten
Exemplaren bemerkt: «flores rosei, rarissime albi inveni-
untur». |
y macilenta Turez. (= A marginata Turcz.).
Blüthen- und Fruchtexemplare vom Bache Zoumurin
in Baikalien (Turczaninow).
à occidentalis DC.
== A. borealis Bong. = A. anethifolia Fisch. in herb.
Bluthen- und Fruchtexemplare von den Curilen (Merk),
von der Insel Atcha (Wrangell), von Siteha (Chlebni-
kow, Eschscholtz, Kastalsky, Mertens, Stewart und Wran-
gell), von Kadjak (Langsdorff), von Unalaschka (Esch-
scholtz, Kastalsky, Mertens und Wrangell) und von der
Insel St. Paul (Langsdorff).
Die Achillea borealis Bong. (= Ptarmica borealis DC.
et Ledeb.) hat sich nach genauer Vergleichung des uns
vorliegenden Materials als identisch mit A. Millefolium L.
var. occidentalis DC. herausgestellt. Eigenthümlich ist
dem von Eschscholtz auf Sitcha gesammelten Exemplare
nur die feine Blattzertheilung und die schwächere Behaa-
405
rung. Die feine Blattzertheilung ist aber allen Exempla-
ren der. A. Millefolium von den СигПеп, von den Aleu-
ten, von Sitcha und von Unalaschka eigen, wesshalb
ihnen Fischer auch den bezeichnenden Namen A. anethi-
folia gegeben hat. Der Grad der Blattzertheilung aber,
sowie auch der Behaarung der ganzen Pflanze ist jedoch
sehr verschieden, obwohl für die Mehrzahl der uns vor-
liegenden Exemplare die Bezeichnung «villosissima» ganz
zutreffend ist. Die Schuppen des Hüllkelchs sind, wie
sie auch Bongard beschreibt, durch einen starken Mittel-
nerv ausgezeichnet und ebenfalls meist lang-zottig behaart.
77. Achillea sıbirica Ledeb.
— Ptarmica sibirica Ledeb., — Achillea mongolica
Fisch., == Ptarmica mongolica DC., = Achillea depressa
Fisch. in herb.
Ledeb. fl. ross. II. pag. 528. DC. prodr. VI. р. 22.
No 16: Kurez. fl. ‚baical. dahur. IE. f. p 28. Trauw, fl.
oehot. р. 51. № 177. Maxim. Primit. р. 154. № 391
et 394. Rel её Til. fl. Ajan. р. 102. № 154. Rgl ten-
tam. fl. Ussur. p. 87. N 267.
Wir unterscheiden mit Regel nur zwei Formen, ob-
wohl sich auf die Breite der Mittelrippe der Blätter und
überhaupt auf die Breite der Blätter und deren mannig-
faltige Zahnung noch eine Masse Varietäten gründen
liessen:
a typica Rel.
Bluthen- und Fruchtexemplare von Litansk 4. 4. 10
Juli 1856, zwischen den Fl. Onon und Argun, (Radde),
von den Inseln «versus Americam et Sandwichsund»
(Herb. Fisch.), von Unalaschka (Mertens), aus Kamt-
schatka (Eschscholtz, Kastalsky, Kusmischscheff, Levicky,
26*
406
Merk, Peters, Postels, Rastargujeff, Rieder und Stewart),
von Ochotzk (Kruhse und Walront), von Ajan (Tiling)
zwischen Ajan und Aldan und vom Ausflusse des Tugur
(Orloff), von Paratun, d. d. 31 Juli 1849 und von Ja-
kutzk, d. d. 16 Juni 1859, (Stubendorff), von Wiluisk
(Podgorbunski und Stubendorff), von Nertschinsk (Sensi-
пой und Taskin), vom Argun und von Kultuk (Tureza-
ninow), aus Dahurien (Bikow, Pflugradt, Rytschkoff, Sos-
nin, Vlassoff und Weslopolozoff), von Werchne Udinsk .
(Sedakoff), vom Amur (Maximowiez und Weyrich), vom
Sungatschi und vom Kengkasee (Maack), aus der chine-
sischen Mongolei (Kirilow) und aus Nordchina (Tartarinoff);
8 discoidea Rgl.
— Achillea ptarmicoides Maxim.
Blüthen- und Fruchtexemplare vom Amur und Ussuri
(Maximowicz), vom untern Ussuri, vom Sungatschi und
vom Kengkasee (Maack).
Diese Form unterscheidet sich von der typischen Form .
der А. sibiriea nur durch die zusammengerollten, den
Hüllkeleh kaum überragenden Bandblüthen und wurde
desshalb mit Recht von Regel zu A. sibirica gezogen.
Zwischen beiden Formen gibt es aber auch noch Mittel-
formen mit zwar noch kleinen, aber deu Hüllkelch doch
schon überragenden Bandblüthen, in welchem Falle dann
die Abgränzung beider Formen nicht leicht ist.
78. Achillea Ptarmica L. —
— Ptarmica vulgaris Clus., = Ptarmica acuminata
Ledeb.
Ledeb. fl. ross. П. pag. 529 et 530. DC. prodr. VI.
pag. 23. № 20 et 23. Turez. fl. baical. dahur. IL 4.
p. 39. Rupr. fl. Ingr. p. 586. Ne 344. Maxim. Primit.
| 407
р. 154. № 392. Rgl tentam. fl. Ussur. p. 87. № 266.
Torrey et Gray 1. c. Il. p. 409. Gray Manuel. p. 226.
Rehbch.. fl. germ. XVI. tab. 1014. fig. 1.
Blüthen- und Fruchtexemplare aus dem Burejagebirge
(Radde), von Paratun d. d. 31 Juli 1849 (Stubendorff),
von der unteren Lena d. d. 20 Juli 1862 (Schachurdin),
von Irkutzk (Haupt), von Nertschinsk und Wereninsk
(Frisch), aus Dahurien (Turezaninow), aus Kamtschatka
(Liboschitz) vom Amur (Maximowiez) und vom Sungat-
schi (Maack).
Var. speciosa = A. speciosa DC., = А. macroce-
phala Вирг., — A. partheniflora Fisch. in herb., = А.
grandis Fisch. in herb.
Blüthen- und Fruchtexemplare von Nertschinsk (Sen-
sinoff), von Nertschinskoi Sawod (Vladzimerow), aus Da-
hurien (Sosnin und Treskin) und aus Kamtschatka (Ka-
stalsky, Kusmischscheff, Langsdorff, Lubarsky, Mertens,
Peters, Rastargujeff, Rieder und Stewart).
Cf. Suppl. von Turcz. fl. baical. dahur. р. 35. № 1440.
Rupr. Fl. Samojed. р. 41. sub № 163.
Die A. macrocephala Rupr., von der uns ein Original-
exemplar vorlag und welche Ruprecht selbst als der «A.
speciosae proxima» bezeichnet, vermochten wir nach
sorgfältiger Vergleichung mit den anderen Exemplaren
der A. speciosa aus Kamtschatka von dieser nicht zu
trennen. Ebensowenig lässt sich die P. acuminata Ledeb.
von der A. Ptarmica L. trennen und die P. speciosa
halten wir nur für eine robustere Form der A. Ptarmica
mit breiteren Blätteren und grösseren Blüthenköpfen; es
gibt aber auch hier der Uebergange viele und mannig-
faltige, so dass die Abgränzung der genuinen Form der
408
А. Ptarmica von der var. speciosa zuweilen sehr schwie-
rig ist. Uebrigens war schon Ledebour der Ansicht, dass
P. biserrata DC., P. irkutiana DC., P. acuminata Ledeb.,
P. vulgaris Clus., P. cartilaginea Ledeb. und P. specio-
sa DC. «rectius forsan pro varietatibus unius ejusdemque
speciei» zu halten seien, womit wir auch ganz einver-
standen sind.
79. Achillea impatiens L.
— Ptarmiea impatiens DC.
Ledeb. fl. ross. IL pag. 527. ВС. prodr VEL nh 22
Tires. 4L bascal. daher. IH. Ep 322
Blüthen- und Fruchtexemplare von Krasnojarsk (Kono-
walow), von Irkutzk (Haupt, Schtschukin und Turezani-
now), vom Jenissei (Lessing‘, aus Dahurien (Rytschkoff),
von der Chorma (Stubendorff), aus Ostsibirien (Kruhse)
und aus Kamtschatka (Herb. Pallas).
80. Tridactylina Kirilown C. H. Sch. Bip.
= Pyrethrum Kirilowi Turez.
Ledeb. fl. ross. П. pag. 558. DC. prodr. VL р. 64.
Turez. fl. baical. dahur. II. 4. p. 47. Schultz Tanacet. p. 48.
Blüthenexemplare: «in lapidosis ad Baicalem merid.
prope ostium torrentis Utulyk» (Kirilow).
Diese eigenthümliche Pflanze, welche noch die meiste
Aehnlichkeit mit Leucanthemum arcticum DC. hat, ist
merkwürdigerweise seit ihrer ersten Entdeckung durch
Kirilow nirgends mehr gefunden worden und scheint so
nach einen sehr kleinen Verbreitungsbezirk zu haben.
81. Matricaria Chamomilla L.
— М. suaveolens L., = Chamaemelum suaveolens
Dodon.
409
Ledeb. fl. ross. Il. pag. 545. DC. prodr. VI. p. 51.
Schultz Tanacet. p. 24. Turez. fl. baical. dahur. IL 1.
р. 44..Trautv. fl. Ochot. p. 52. № 180. Rgl fl. Ajan.
p. 102. № 158. Torr. et Gray 1. c. Il. p. 413. Rupr.
fl. Ingr. pag. 593. № 347. Meinshaus. |. c. pag. 56.
S175. Bchbch: fl. germ. XVI. tab, 997. fig. 1.
Blüthenexemplare von Irkutzk und aus Transbaicalien
«non raritie» (Haupt), von Ochotzk (Walront) und von
Ajan (Tiling).
Schultz hàlt, und, wie wir glauben, mit Recht, die
M. suaveolens L. nur für eine etwas schlankere Form
der M. Chamomilla L. Was ihre geographische Verbrei-
tung betrifft, so erstreckt sich dieselbe durch fast ganz
Europa und Nordasien, ja selbst in Nordamerika (Texas)
ist sie schon gefunden worden.
Ausserdem lagen uns noch Exemplare von Teheran
und von Teneriffa vor. :
82. Matricaria discoidea DC.
— М. tanacetoides Е. et M., = Cotula matricarioides
Bong., == Tanacetum pauciflorum DC., = T. suaveolens
Hook., == Artemisia matricarioides Less., = Anthemis
inconspicua Fisch. in herb.
Ledeb. fl. ross. П. pag. 544. DC. prodr. VI. pag. 50
et 131. Schultz Tanacet. pag. 28. Bong. de veget. ins.
Siteha р. 147, Fisch. et Mey. m Ind. VI]. sem? В. b.
Petrop. р. 02. Hook.-H. Dor. amer. tp. 322. tab. 110:
Torr et Gray |. e. II. pag. 413. Gray Manuel p. 226.
Во. Азар 109. № 157. Rupr. № Шов 921594:
hehbeh. fl. serm XVI. tab. 997. fig. 9.
Bluthen- und Fruchtexemplare von Ochotzk (Turezani-
now und Walront), von Ajan (Tiling), aus Kamtschatka
| 410
(Eschscholtz, Kastalsky, Kusmischscheff, Langsdorff, Ва-
stargujeff, Redowsky, Rieder und Stewart), von Una- .
laschka (Eschscholtz, Langsdorff, Mertens und Wrangell)
und von Sitcha (Chlebnikow, Mertens und Wrangell).
Ausserdem lagen uns noch Exemplare aus der Umge-
gend von Upsala, von Helsingfors, von Petersburg und
von Berlin vor, sowie auch aus Californien und von St.
Louis in Nordamerika, woraus hervorgeht, dass M. di-
scoidea im Norden Europa's bald ebenso heimisch sein
wird, wie im Nordosten Asiens und im Nordwesten Ame-
rika’s, wo sie ursprunglich zu Hause ist.
83. Tripleurospermum inodorum C. H. Sch. Bip.
_ == Chrysanthemum inodorum L., = Matricaria inodo-
ra L., = Pyrethrum inodorum Sm., = Chamaemelum
inodorum Vis.
Ledeb. fl. ross. Il. р. 545. Ledeb. fl. alt. IV. p. 118,
DC. prodr. VI. pag. 52. Schultz Tanacet. p. 32. Hook.
fl. Бог. amer. L р. 320. Torr. et Gray Le. Вр 212,
Capt. Becehey's voyage pag. 196. В. Seemann. Bot. of
Herald p. 33. № 149. Traum. fl. Tamyr p. 37 292
et fl. Boganid. р. 169. № 55. Maxim. Primit. р. 156.
№ 398. Rgl tentam. р. 87. № 268. Rupr. fl. Samojed.
р. 42. № 168 et fl. Ingr. р. 594. № 348. Schrenk. 1.
c. Il. pag. 506. № 116. Engl. Bot. tab. 676. Е. Dan.
tab. 696. Rchbch. fl. germ. XVI. р. 47. tab. 985.
Wir unterscheiden mit Ledebour, Regel, Reichenbach,
Ruprecht und Schultz folgende Formen dieser vielgestal-
tigen Pflanze:
В ambiguum Rehbch. (= Matricaria inodora Г. var.
plaeocephala Rupr., = Pyrethrum ambiguum Ledeb.).
411
Blüthen- und Fruchtexemplare von der Boganida (Mid-
dendorff), von Nischne-Kolymsk (Scharypow) und vom
. Kotzebuesund (Eschscholtz). POP
Ausserdem lagen uns noch Exemplare aus dem Altai-
gebirge (Bunge, Ledebour, Meyer), aus der Kirgisen-
steppe (Karelin, Kirilow, Schrenk), aus Lappland (Ro-
bert), von den Faróinseln und von Island (Herb. Schuhma-
cher) vor.
Diese Form, welche sich von der typischen none be-
sonders durch grössere Blüthenköpfe, sowie auch durch
die dunkelgeränderten Schuppen des Hüllkelchs unter-
scheidet, scheint das Centrum ihrer Verbreitung im ho-
hen Norden Europa’s und Asiens zu haben. Weiter süd-
lich geht sie dann wieder in die typische Form über.
Solche Mittelformen liegen uns namentlich aus der Um-
gegend von Petersburg, von Stockholm und von Goren-
ki vor. Zur Form В Sa gehoren als Unterformen
auch noch:
a) monocephalum C. H. Sch. Bip. (= Matricaria ino-
дога L. © nana Ledeb., = Chrysanthemum grandiflorum
Hook.).
Bluthenexemplare von der Chamissoinsel und vom Kot-
zebuesund (Eschscholtz) und «versus oceanum arcticum»
(Herb. Pallas) und Originalexemplare von Hooker.
b) breviradiatum Ledeb. (= Pyrethrum breviradiatum
Ledeb.).
Kin Bluthenexemplar vom Flusse Kowyma in Ostsibi-
rien (Herb. Ledeb.).
y limosum Rgl. (T. limosum Maxim.).
«Insel- und Uferpflanze» d. d. 5/5 Juli 1857 unterhalb
der Sungarimundung am Amur und aus dem Burejage-
412
birge (Radde), vom Ussuri (Maack) und vom unteren
Amur (Maximowicz).
Tripleurospermum inodorum ist nicht nur eine sehr
vielgestaltete, sondern auch eine sehr weitverbreitete
Pflanze, denn sie findet sich durch ganz Europa bis in
den Orient, im Caucasus, in Persien, in der Kirgisen-
steppe, in ganz Sibirien und in Nordamerika. Von den
verschiedenen Formen dieser Pflanze hat die typische
Form jedenfalls die grösste Verbreitung, die Form ambi-
guum Rehbeh. scheint im Altai und in Nordasien, von
Lappland bis zum Kotzebuesund, zu überwiegen, die
Form maritimum Ledeb. (= Matricaria maritima L.) das
Centrum ihrer Verbreitung in den Küstenländern der
Nord- und Ostsee zu haben, die Form praecox Ledeb.
(= Gastrosulum praecox C. H. Sch. Bip.) aber auf Süd-
russland und den Caucasus und die Form limosum Rgl
auf die Flussgebiete des Amur und Ussuri beschränkt
zu sein.
Was die Lebensdauer von T. inodorum anbetrifft, so
wird sie bald als ein- bald als zweijährig angegeben,
doch scheinen sich die verschiedenen Formen auch hie-
rin verschieden zu verhalten, und zwar scheint die Form
ambiguum Rchbch. zwei- und mehrjährig, die Form li-
mosum Rgl aber ebenso wie die typische Form von T.
inodorum nur einjährig zu sein.
84. Leucanthemum vulgare Lam.
= Г. ircutianum DC., = Chrysanthemum Leucanthe-
mum L., = Tanacetum Leucanthemum C. H. Sch. Bip.
Ledeb. fl. ross. Ш. раб. 549. DG. рог. р 46
21:41 X 5 et 13. Тел. fl: baicala:dahurs В 1. po 43
et suppl. р. 35. Meinshaus. 1. с. р. 56. № 174. Fisch.
413
et Mey in Ind. VI. sem. h. b. Petrop. p. 54. Schultz
Tanacet. р. 36. Rupr. fl. Ingr. р. 584. № 340 Torrey
. et Gray 1. c. II. р. 412. Gray Manuel p. 226. -.
Blüthenexemplare von Krasnojarsk (Konowalow) und
von Irkutzk (Haupt, Schtschukin, Sedakoff, Speransky
und Turczaninow).
Wir sind mit Turczaninow (1. c. in suppl.) ganz ein
verstanden, der das L. irkutianum DC. für specifisch
nicht verschieden von L. vulgare Lam. hält; denn Rand-
achänien mit Fruchtkronen, worauf der Hauptunterschied
des L. irkutianum vom L. vulgare beruhen soll, finden
sich auch bei der genuinen deutschen Form von L vul-
gare nicht selten.
85. Leucanthemum sibiricum DC.
== Chrysanthemum arcticum Ledeb. fl. alt., == Tana-
cetum Gmelini C H. Sch. Bip.
Ledeb. fl. ross. П. раз; 541. DC. prodr. VI. p. 46.
Peden. Walt IV. p. 115; "Turezi N» bateal Bahr.”
1. pag. 42. Trauty. fl. Taimyr. p. 37. №053. Варг. fl.
Samojed. p. 42. N 165. Rgl fl. Ajan. p. 102. № 156.
Maxim. Prim. pag. 155. № 396. Rgl, Rach et Herd. 1.
e. p.49. №84
Blüthen- und Fruchtexemplare von Krasnojarsk (Turc-
zaninow), von der Insel Olchon im Baikalsee d. d. 4
Juli 1855 (Radde), vom Baikalsee (Adams, Treskin und
Turezaninow), von lrkutzk (Schtschukin), von Kultuk
(Gebler), von der Birjussa d. d. 3 Juli 1845, aus dem
Sajaner Gebirge und vom Engataufer d. d. 22 Juli 1845
(Stubendorff), zwischen Jakutzk und Wiluisk (Kruhse),
von Wiluisk (Baron Maydell, Petrof und Podgorbunski),
von Ajan (Tiling), zwischen Ajan und dem Aldan (Or-
414
loff), aus Ostsibirien (Langsdorff, Paullowsky und Merk),
von Nertschinsk (Sensinoff und Taskin), von Nertschin-
skoi Sawod (Turezaninow), aus Dahurien (Frisch, Pflug-
radt, Rytschkoff und Vlassoff), vom Amur (Ditmar, Ma-
ximowicz und Turezaninow), aus dem Burejagebirge
(Radde) und aus der chinesischen Mongolei (Kirilow);
Var. pleiolepis Trautv.
Blüthenexemplare «ad fl. Taimyr Aug. 1843» (Midden-
dorff).
Ausser dieser Varietät lassen sich neben dem genuinen
L. sibiricum noch folgende Formen gut unterscheiden:
Var. acutiloba DC. et Turez. (= Chrysanthemum mon-
speliense Schkuhr Handb. tab. 253).
Hierher gehört die Mehrzahl der von Pflugradt, Ryt-
schkoff, Sensinoff, Turczaninow und Vlassoff um Nert-
schinsk und Nertschinskoi Sawod, d. h. besonders die
im östlichen Dahurien und am Amur gesammelten Exem-
plare, sowie auch das Leucanthemum Weyrichii Maxim.
(l. c. p. 156), d. h. ein von Weyrich an der Westküste
von Sachalin gesammeltes zimlich verästeltes und schmal-
blättriges Exemplar von L. sibiricum;
Var. laiiloba Maxim. (1. c. р. 156).
Hierher gehören nur Exemplare aus dem Burejagebir-
ge von Maximowicz und Radde und scheint sonach diese.
ausgezeichnete Form auf diese Gegend beschrankt zu sein.
Neben diesen Formen, obwohl schon weniger gut,
lassen sich allenfalls noch die var. a und В Ledeb. un-
terscheiden; zu jener (caule plerumque simplici mono-
cephala) gehören die meisten Exemplare aus dem Hoch
Gebirge, namentlich aber die von Radde am Munku-Sar-
dyk gesammelten Pflanzen.
415
Ein ganz eigenthümlich sporadisches Vorkommen ist
das’ ven Г. sibirieum im den Pieninen, d. В. m den
westlichen Karpathen in Galizien, denn das Chrysanthe-
mum Zawadzkii Herb. ist nach dem uns vorliegen-
den Exemplare nichts anderes als L. sibiricum. Dieses
Vorkommen erscheint um so merkwürdiger, als L. si-
biricum im europäischen Russland, ausser an der Pet-
schora und im Samojedenlande, noch nicht gefunden wor-
den ist.
Cf. Herbich add. ad fl. Galie. pag. 44. tab. 1 et Za-
wadzki enum. plant. Galic. et Bucow. p. 103 et 199.
Rupr. Ueber die Verbreitung der Pflanzen im nördlichen
Ural. pag. 15.
86. Leucanthemum arcticum DC.
== Chrysanthemum arcticum L., = Tanacetum arcti-
eum. С. Н. ;Seh.- Bip., — Chrys. adustum -Fiseh: Ш
herb., — L. Gmelini Ledeb.
Ledeb. fl. ross. П. pag. 541. DC. prodr. VI. p. 45.
Rupr. fl. Samojed. pag. 41. № 164. Trautv. fl. Ochot.
Dowo2: № 12) Hook; fl, bor, amer. 4 p. 349. Rel 4b
Ajan. p. 102. № 155. Capt. Beechey's Voyage p. 116
et 126. B. Seemann. The Botany of the voyage of H.
M. S. Herald. pag. 33. № 118. Maxim. Prim. р. 155.
№ 395. Torrey et Gray |. c. П. pag. 412. Gmel. fl.
sibir. M. p. 203. tab. 84. Willd. hort. tab. 33.
Blüthen- ‚und Fruchtexemplare aus der Küstenregion
des Amurlandes (Kusnetzoff, Maximowiez und Orloff),
von Utskoi und von der Ishiga (Kruhse), von Ochotzk
(Walront), von Ajan (Tiling), aus Nordostsibirien (Merk),
aus Kamtschatka (Eschscholtz, Kastalsky, Kusmischscheff,
Levicky, Lubarsky, Mertens, Peters, Rastargujeff, Rieder
416
und Stewart), von der St. Lorenzbai (Choris), von Сар
Espenberg und vom Kotzebuesund (Eschscholtz), von
Koräginsk (Mertens und Postels), von Alaschka (Kastal-
sky) und von Unalaschka (Merk).
Wir sind mit Trautvetter, Ruprecht und Maximowicz
der Ansicht, dass Gmelin's oftcitirte Tafel 84 viel eher
auf L. arcticum als auf L. sibiricum DC. zu beziehen
ist; damit stimmt auch Gmelin’s Beschreibung (|. c.
p. 203) viel besser, sowie auch der Fundort der von
Gmelin beschriebenen und abgebildeten Pflanzen, denn
er hàtte es einerseits mit Exemplaren aus Kamtschatka
von Kraschenninikow, andererseits mit Exemplaren aus
dem Nordwestlichen Amerika und von der Beeringsinsel
von Steller zu thun, und combinirte darnach seine Be-
schreibung.
Das Originalexemplar Ledebour's von seinem L. Gme-
lini stammt ebenfalls aus Kamtschatka und scheint uns
von L. arcticum DC. speeifisch nicht verschieden zu sein.
Das Centrum der geographischen Verbreitung von L.
sibirieum ist in Südostsibirien, d. h. in Cis- und Trans-
baiealien und in Dahurien, das Centrum von L. arcticum
dagegen in Nordostsibirien, in Kamtschatka und auf den
zwischen Nordasien und Nordamerika liegenden Inseln;
gemeinschaftlich kommen beide Arten nur in dem von
Ledebour als «Sibiria orientalis» unterschiedenen Land-
striche und hie und da auch noch in der «Sibiria arcti-
са» vor.
87. Leucanthemum integrifolium DC.
— Chrysanthemum integrifolium Richards., == Tana-
cetum integrifolium C. H. Sch. Bip., = Leucanthemum
algidum Fisch. in herb.
417
Ledeb. fl. ross. II. pag. 540. DC. prodr. VI. р. 45.
Hook. = bor. amer. 1. pag: 319. tab. 109. Torrey et
Gray 1. e. I. p. 412. Capt. Beechey's voyage p. 426.
Eevseemann. L e. p. 33. №127.
Blüthen- und Fruchtexemplare: «e plagis arcticis»
(Herb. Pallas), von der Senjawinbai (Mertens) und von
der St. Lorenzbai (Choris und Eschscholtz).
88. Tanacetum vulgare L.
— T. boreale Fisch.
Ledeb. fl. ross. II. pag. 601 et 602. DC. prodr. VI.
pag. 128. Schultz Tanacet. p. 52. Hook. fl. bor. amer.
I. pag. 327. Torrey et Gray |. c. Il. p. 414. Gray Ma-
nuel pag. 227. Turez. fl. baical. dahur. II. 1. pag. 74.
Trautv. fl. Ochot. p. 54. № 189. Rgl fl. Ajan. p. 104.
№ 164. Rel, Rach et Herd. |. e. p. 12. № 87 et 88.
Maxim. Prim. p. 162. №419. Rgl tent- p. 90. №220.
Schrenk 1. c. II. pag. 507. № 120. Meinshaus. l. c.
pis 37. № 180. Rupr. fl. ner. p. 52. М ай
Samojed. pag. 42. № 167. Rchbch. fl. germ. XVI. tab.
996. GmeL-Lsibur,. Hs tabs Gx. fie: 1.9. 633. № М
Blüthen- und Fruchtexemplare von Krasnojarsk (Kono-
walow und Turez.), von Irkutzk (Schtschukin und Turez.),
von Nertschinsk (Frisch und Sensinoff), von Nertschin-
skoi Sawod (Vladzimerov), von Werchne Udinsk (Seda-
Кой), aus Dahurien (Rytschkoff und Weslopolozoff), vom
Amur (Maxim.), vom Ussuri d. d. 18 Juni 1857 (Rad-
de), vom Ussuri (Maack), von der Mandshurischen Kuste
zwischen dem 44 und 43? N. Br. (Wilford), von Jakutzk,
von Nelkan und von der Maja (Paullowsky und Stuben-
dorff), von Wiluisk (Baron Maydell und Podgorbunski),
zwischen Jakutzk und Ochotzk (Langsdorff), von Ochotzk
418
(Popkoff und Walront), zwischen Ajan und dem Aldan
und vom Ausflusse des Tugur (Orloff), von Aian (Tiling), .
aus dem Lande der Tschuktschen d. d. 20 Juli 1859
(Russ. Priester), von der unteren Lena (Schachurdin),
von Nischne Kolymsk (Scharypow) und aus Kamtschatka
(Eschscholtz, Kastalsky, Kusmischscheff, Langsdorff, Le-
vicky, Lubarsky, Merk, Mertens und Stewart).
Wir folgtem dem Beispiele Turezaninow’s, indem wir
T. boreale Fisch. wieder ganz mit T. vulgare L. ver-
einigten, denn auch wir können keine specifische Ver-
schiedenheit zwischen beiden Pflanzen entdecken. Allen-
falls könnte man nach Trautvetters Vorgang T. boreale
als Form zu halten suchen, doch wollte auch das nicht
immer gelingen, indem der Mittelformen zu viele sind.
Doch sind die nordischen Formen von T. vulgare im-
merhin ausgezeichnete, aber nicht nur durch die von
Fischer angegebenen Merkmale, sondern auch durch die
eigenthümliche Behaarung; namentlich die Exemplare aus
Kamtschatka.
Die Zähnung der Blätter ist sehr verschiedenartig,
bald so wie auf der Gmelin’schen Tafel, bald schärfer
und tiefer getheilt, die sterilen Zweige wieder anders
wie die blüthentragenden. Auch die Grösse der Blüthen
ist verschieden, doch sind die nordischen Exemplare
meist grossblüthiger. Die Grösse des Pappus endlich ist,
wie schon Turezaninow mit Recht bemerkt hat, sehr va-
riabel, d. h. bald fünflappig und zimlich ausgebildet,
bald verkürzt und kaum zu sehen.
89. Tanacetum sibiricum L.
Ledeb. fl. ross. II. pag. 603. DC. prodr. VI. pag. 129.
Turcz.,. fl. baieal.. dahurs H. 4: рае. 75... Maxim. pam,
419
pag. 162. № 413. Gmel. fl. sibir. II. tab. 65. fig. 2.
pag. 134. № 116.
Blüthen- und Fruchtexemplare aus Transbaicalien
(Turez.), von Werchne Udinsk (Sedakoff), von Nertschinsk
(Schtschukin, Sensinoff und Sosnin), aus Dahurien
(Rytschkoff und Vlassoff), aus der Wüste Gobi zwischen
den Flüssen Onon und Argun d. d. 10 Juli 1856 (Rad-
de), vom Amur (Maximowicz), und aus der Ghinesischen
Mongolei (Kirilow, Tartarinoff und Turezaninow).
90. Tanacetum Pallasıanum Trautv. et Mey.
== Artemisia Pallasiana Fisch.
DC. prodr. VI. pag. 116. Trautv. fl. Ochot. pag. 55.
№ 190. Rgl fl. Ajan. pag. 103. № 162. Maxim. prim.
pag. 163. № 414. Rgl tent. pag. 91. № 277.
Blüthen- und Fruchtexemplare von Ajan (Tiling), vom
Ausflusse des Tugur (Orloff), vom Amur (Maxim.), vom
Ussuri (Maack) und Originalexemplare von Pallas in herb.
Fisch. mit der Bezeichnung: «Gustus et odor Artemisiae
vulgaris. Paleae receptaculi nullae. Pappus nullus.»
91. Tanacetum bipinnatum C. H. Sch. Bip.
== Chrysanthemum bipinnatum L., == Pyrethrum bi-
pinnatum W., = P. velutinum Fisch. in herb. == Tan.
Kotzebuense Bess.
Ledeb. fl. ross. П. pag. 557. DC. prodr. VI. pag.
60. et 131. Schultz Tanacet. pag. 48. Trautv. fl. Boga-
nid. pag. 162. № 54. Schrenk 1. с. П. pag. 507. № 117.
Rupr. fl. Samojed. pag. 42. № 166. Gmel. fl. sib. II.
tab. 85, fig. 1.
Blüthen- und Fruchtexemplare «versus Oceanum arcti-
eum» (Herb.?Pallas), vom Flusse Boganida (Middendorff),
№ 2. 1865. 27
420
vom Kotzebuesund (Eschscholtz) und von der Insel St.
Paul (Kusmischscheff).
Ausserdem lagen uns noch Exemplare aus Russisch-
Lappland (Nylander) aus dem Nordural (herb. Karpins-
ky), aus der Terra magna Samojed. (Schrenk), aus der
Terra parva Samojed. und von der Insel Kolguew (Ru-
precht) vor.
Cf. Rupr. Ueber die Verbreitung der Pflanzen im nór-
dlichen Ural. pag. 7. et 20.
92. Tanacetum pulchellum C. M. Sch. Bip.
== Pyrethrum pulehellum "Turez.; == "P^ pecmamm
Fisch. in litt.
Ledeb. fl. ross. П. pag. 548. DC. prodr. VI. pag. 55.
Schultz Tanacet. pag. 61. Turez. fl. baical. dahur. IL 4.
pag. 16.
Blüthenexemplare von der Alpe Schibet (Schtschukin
und Turczaninow).
Ueber den Unterschied des Pyrethrum pulchellum
Turez. von Matricaria inodora var. phaeocephala Rupr. cf.
Rupr. fl. Samojed. pag. 43. sub № 168.
93. Tanacetum lanuginosum Sch. Bip. et Herd.
Schultz Bip. im XX und XXI Jahresbericht der Ро]-
lichia pag. 440 — 444.
Perenne, albo-lanuginosum, caule palmari, erecto,
simpliei, unicephalo, foliato; foliis radicalibus et caulinis
bipinnatisectis, lobis linearibus acutis, involueri foliolis
lana occultatis anguste linearibus, floribus omnibus. tubu-
losis cum achaeniis, pappo brevissimo coronatis, glan-
duliferis.
421
Blüthenexemplare vom Berge Munku-Sardyk, in einer
Höhe von 9128’ (Radde).
Tanacetum lanuginosum gefört zu den Tanacetis alpi-
nis Sch. Bip. Tanacet. pag. 59 und steht wegen der
achaenia cum floribus punctis resinosis parce adspersa
dem Tanacetum minimum Sch. Bip. Tanacet. pag. 60
am nächsten, welches aber eine sehr kleine, corsische
Art ist, die mit einem dichten weissen Filz überzogen,
stumpfe Blattabscheitte. hat und einen. grossen weissen
Strahl der Randblüthen.
Tanacetum pulchrum Sch. Bip. Tanacet. pag. 49 steht
der Tracht nach dem T. lanuginosum am Nächsten, un-
terscheidet sich aber sehr: caule spithameo, foliis glabres-
centibus, caulinis in bracteas decrescentibus, floribus га-
dii lingulatis, disci tubulosis cum: achaeniis. glabris,.
pappi magni cupuliformis, 5-lobi, lobis rotundatis.
Cf. Radde. Berichte über Reisen im Süden von Ost«
sibirien im XXIII Bändchen der Beiträge zur Kenntnis
des: Russ. Reiches. pag. 113.
RO
=>]
x
LES MUTILLES RUSSES.
Раг
Octave RADOCHKOFFSKY.
(Avec 3 planches.)
Depuis une quinzaine d'années j'ai collectionné assez
réguliérement les Mutillides de la Russie et des pays
avoisinants, et suis enfin arrivé à la possesion d'une
assez riche collection. À mesure qu'elle s'est augmentée
j'ai éprouvé des difficultés plus grandes à en déterminer
les diverses espéces. L'étude de cette famille m'obligea
à noter de temps en temps des observations qui ne de-
vaient d'abord servir qu'à moi seul. |
Mais, comme depuis la mort de notre illustre entomo-
logue Professeur Eversmann nous avons perdu tout espoir
d'avoir la continuation de sa Fauna Hymenopterologica
je crois de mon devoir de publier une description des
familles d'Hyménoptéres Russes qui pourraient servir à la
compléter. Jusqu'à présent nous n'avons pas de Mono-
graphie complete et systématique de Mutillides. La diffi-
culté d'en étudier les moeurs, de trouver ensemble des
máles et des femelles, de constater l'identité des espé-
ces, rendront impossible pour longtemps toute étude com-
pléte et systématique.
433
Fabricius a décrit 51 espèces, mais ses descriptions
sont loin d’étre completes; Olivier a décrit 69 especes,
mais ses descriptions inspirent quelquefois des doutes.
Le célébre Klug a décrit spécialement les espéces
d'Egypte et d'Amérique. Lepeltier de St. Fargeau décrit
79 espéces. Wesmael, dans sa revue critique des Hymé-
noptéres fouisseurs de Belgique a proposé de partager
les Mutillides en deux divisions, mais cette division n'est
pas applicable dés qu'il s'agit d'un nombre d'espéces plus
considérable. Nylander dans ses Adnotationes Mutillides
à décrit 5 espéces appartenant à la faune du Nord.
Outre cela nous avons encore des descriptions sépa-
rées d'autres auteurs.
Toute cette littérature offrira encore assez de difficul-
tés pour l'étude des Mutillides russes.
Pour faciliter cette étude, il faut commencer par dres-
ser une table pour la détermination des espéces; mais c'est
justement ici que se présente la plus grande difficulté.
Examinons un peu les caractéres de toute cette famille
et nous verrons les difficultés.
Les antennes presque brisées fusiformes se compo-
sent de douze articles dans les femelles, de treize dans
les máles avec le premier article long et courbé; — la
longueur des 3 et 4 articles est quelquefois différente,
mais les antennes ne présentent rien d'extraordinaire.
Les mandibules sont fortes, cornées, tantót bidentées,
tridentées, éperonnées, tantót simples. Dans des exem-
plaires vieux, quand les mandibules sont humectés pour
l'étude, on voit qu'ils sont presque dentés, mais ensuite
en séchant il redeviennent simples, et souvent, quand on
les examine pour la seconde fois, cette distinction disparait,
424
Le thorax.est presque culique, en se retrécissant vers -
sa base ‘en forme pyriforme. Chez les. femelles il est for-
mé d'une ‘seule pièce allongée tronquée par devant et
souvent par derriére et de plus il est absolument dénué
d'éeusson. Quelquefois on voit une ligne plus ou moins
marquée de Métanotum. Chez les mâles, оп voit souvent
deux lignes longitudinales qui s’étendent depuis sa partie
antérieure jusqu’a son écusson, laissant entre elles une
plaque de la forme d’un carré long; les épaulettes de
leurs ailes sont pour la plupart remarquables par leur
grandeur, mais il y a des espéces ой elles sont de gran-
deur ordinaire.
Les femelles sont apteres.
Les mäles varient par la forme de leurs .cellules;
ayant quatre cubitales et deux nervures recurrentes, ou
trois cubitales et une nervure recurrente. M. Sichel (An.
Soc. Ent. T. X, p. 561) ayant trouve deux individus
Mutilla distincta males apteres, etablit la conclusion que les
mâles des Mutilles peuvent perdre leurs ailes aprés l'ac-
couplement comme les femelles des fourmis. Il se trou-
ve quelquefois chez les máles des difformités; comme
exemple Je représente ici (Tab. VII, Fig. 1) Vaile gauche
d'un exemplaire de Mutilla austriaca que je possède ou la
troisiéme nervure recurrente cubitale manque totalement,
tandis que l'aile droite est parfaite. |
Cette difformité remarquée aussi par M. ‘Sichel (*) a
été mise en doute par quelques hyménoptérologues qui
soupconnent que le nombre des cellules.et des ‚nervures
ne peut pas servir à déterminer la classification des .es-
peces. N’ayant pas de preuves suffisantes pour constater
cette loi et de peur .que cette supposition n'ébranle le
(1) An. Soc.; Ent. T. 10. p. 567.
425
systeme adopte par Jurine, je conserve la classification
des males basée sur les nombres des cellules et des ner-
vures. Je répéte que je n'ai pas de preuves évidentes
parceque dans d'autres familles ой je rencontre des dif-
formités dans les cellules on trouve un méme nombre
de cellules ou de nervures recourrentes, ou du moins
des appendices à peine commencés aux endroits tels que
le commencement ou l'intersection des nervures.
L’abdomen est ovale, allongé postérieurement, com-
posé de sept segments chez les mäles et de six chez
les femelles. Le premier segment plus ou moins grand
differe beaucoup des autres, il est ou en cloche (Tab. VII,
fig.3, 4), ou subsessile (Fig. 7), ou pétiolé (Fig. 5, 6), il
est nu avec des dents latérales (Fig. 3) ou avec des épi-
nes (Fig. 5); en dessous souvent pourvu d'une caréne
longitudinale variable par sa forme (Fig. 3, 4, 5). Cette
partie de l'insecte dans les exemplaires trés petits usés
ou vieux est trés difficile à examiner; quelquefois il est
presque impossible de s'assurer de sa véritable forme.
Le second segment, plus grand que les autres, porte quel-
quefois en dessous sur la base une aréte longitudinale qui
se relie à la surface du segment (Fig. 6). Les autres
segmenís pris ensemble sont plus ou moins longs, mais
cela dépend beaucoup de la manière dont l’insecte a
été séché.
Chez les máles on trouve toujours deux épines placées
sur le parties latérales du dernier segment abdominal
(Fig. 8, 9) ce qui a été remarqué. par Jurine (Nouv.
Méth. de cl. des Hymen. p. 264) et presque rejeté par
Wesmael. Ces épines ou dents ne sont pas visibles dans
le cas ou linsecte les a fait rentrer dans l’abdomen
avant de mourir. Il y a des máles qui en dessous de
426
l’anus ont des concavites de differentes formes avec re-
‚bord plat ou sinué mais il n’est pas facile de bien ap-
precier cette forme.
L’abdomen est souvent plus ou moins poilu; mais de
tracer d’apres cela des limites tranchées est chose difficile,
d'autant plus que l'intensité des poils dans la méme es-
péce change quelquefois selon les différents individus.
Je sais que plusieurs hyménoptérologues sont portés
à croire que la M. austriaca n'est autre que le mäle de
la M. maura (*), la M. pedemontana le mâle de la M. co-
ronata (^), mais comme je n'ai pas de preuves positives
comme celles qu'a eues Christ, qui a trouvé des fe-
melles et des mâles dans le méme nid vus dans l'acte
de la copulation, je n'ose pas me prononcer définitive-
ment sur l'identité des femelles et des mâles appartenant
à la méme espèce sans des preuves palpables. —
Comme dans le petit nombre d'espéces oü les femel-
les et les mâles sont connus les Mutill. europaea, di-
stincta et Klugi la coloration de l'abdomen chez les má-
les et les femelles est presque identique, je suis porté
à croire que cette loi doit exister aussi chez les autres
espéces. | |
Les pattes sont de longueur moyenne ordinairement
velues, les jambes des femelles épmeuses extérieurement,
tandis que celles des mâles le sont à peine.
Voilà quels sont les caractères principaux des 206
exemplaires de Mutilles russes que je possède.
Peut-être pourrait-on, en examinant comparativement
un grand nombre d’especes indigènes et exotiques, irou-
(t) Klug Symb. Physic.
(?) Sich. An. Soc. Entom. T. 8. p. 752.
427
ver une classification süre et invariable; quant а moi,
pour la description des Mutilles russe$, je ne trouve a
Vheure qu’il est d’autre moyen que de grouper mes es-
рёсез en prenant en considération la coloration des in-
sectes etla forme de leurs ailes, suivant en ceci les‘ соп-
seils donnés par Spinola (An. Soc. Ent. T. X, p. 97).
Dans la description de mes exemplaires s’ils coinci-
dent bien avec les descriptions connues j'indique, pour
éviter toute sorte de répétition, l'auteur qui en a fait
mention, en ajoutant les notes nécessaires; pour les espé-
ces dont l'existence ne m'est pas connue j'ai joint des
figures.
Je fais aussi attention à la forme du premier segment
de l'abdomen et quelquefois à la forme de l'anus, ce qui
n'est pas à rejeter pour les espéces qui se rapprochent
beaucoup, par exemple M. taurica et discoidalis. Pour
raccoureir ma description je me servirai des termes sui-
vants en parlant du premier segment: non рено com-
prenant tous les segments sans pétiole comme celles
(Fig. 3, 4), — pétiolé quand il est visiblement allongé
et petiolé comme celle (Fig, 5, 6), — si je ne dis rien
il est de forme intermédiaire.
L'arceau ventral du premier segment et pourvu sou-
vent d'une caréne iongitudinale, je le nommerai simple-
ment caréne (Fig. 3. 5).
Le second segment est aussi souvent caréne en des-
sous à sa base. Cette caréne forme un espéce de cou-
teau ayant de chaque cóté un enfoncement (Fig. 6) je
le nommerai caréne ventrale.
Si la base du premier segment est pourvu de dents
crochues (Fig. 3) je les nommerai dents. Si la base du
428
petiole du premier segment est pourvu de petites dents
(Fig. 5) je les nommerai epines.
Si quelques caracteres me semblent douteux je les
passerai sous silence. 3
. Comme une partie dela Collection du Pr. Eversmann
est en ma possesion, partout où ce sera possible, j'en
garderai les noms, qui quoique n'ayant pas été publiés
n'en sont pas moins données par notre vénérable ento-
mologue.
Quoique j'adopte comme base dans le groupement des
espéces les couleurs du thorax, оп trouvera dans les
descriptions détaillées qu'il y a des espéces, comme
M. europaea, rufipes, scutellaris, oà la couleur du thorax
n'est pas de rigueur. Voilà quelles sont mes suppositions
sur cette variabilité de la coloration du thorax.
On sait que les Mutilles sont parasites des apiares.
Christ a observé des mäles M. еигораеа avec le thorax
rouge dans le nid de Bombus muscorum. Moi, je n'ai
trouvé aux environs de St. Pétersbourg que des mäles
avec le thorax noir, que j'ai observés constamment au
méme endroit pendant huit ans, et dans la méme lo-
calité j'ai trouvé presque exclusivement des Bombus la-
pidarius et des Psythyrus rupestris. Je pense que mes
Mutilles sont les parasites de Bombus lapidarius.
Aux environs de St. Pétersbourg dans les endroits éle-
ves et assez secs J'ai toujours rencontré des M. rufipes
máles à thorax rouge. Mr. Moravitz par contre, qui les
a recueillis presque toujours prés de la riviére (de la
tehernaja retchka), les a toujours trouvés à thorax noir
(nigrita Panz.); il est probable que cette variété n'était
qu'un parasite d'autres espéces d'Apiares que les mien-
429
nes. Nos femelles tant М. europaea que гийрез étaient
toujours les mémes.
Je ‘suis porté à croire que la famille des insectes chez
laquelle. ce parasite s'introduit doit agir sur la colora-
tion de tout le thorax, sauf l'abdomen qui reste inva-
riable.
Avant de mettre sous presse cet article j'ai appris que
Мг. А. Moravitz a terminé aussi un travail sur les Mu-
tilles. Connaissant Mr. Moravitz comme un savant con-
sciencieux je regrette de ne pouvoir pour le moment
profiter de son travail, me réservant de le faire à l'ave-
nir, d'autant plus que je me propose, si les circonstan-
ces me permettent de visiter les collections connues de
l'étranger, d'écrire une Monographie de cette famille.
10 Octobre 1864.
St. Pétersbourg.
439
TABLEAU POUR SERVIR A LA DETERMINATION DES
ESPECES.
Femelles.
Thorax (rouge’S. 2. 00 eee 2.
Thorax noir ou noir et blanc.. 3.
Téte noire ou noire et blanche. 4.
Téte rouge ou rouge et noire. 5.
3. Tétenoireavecunetache blanche 14.
Abdomen noir portant des ban-
des blanches, dont deux poste-
1. (europaea Lin.
rieures mierrompues. . . . .
| 2. ( trifasciata.
4 / Abdomen noir en dessous ayant
ses segments ciliés de blanc. 3. simplea.
Abdomen noir, portant des ta- -
ches, ou taches et bandes
|
blanches or CERN 00 6.
Abdomen noir, portant des ban-
des blanches . о 9.
5.« Abdomen noir, portant des ta-
ches, ou taches et bandes
planches „un. su 10.
( Tête entièrement noire .... 7.
6.! Téte ayant une tache de poils
blanes.. OR nue 8.
а 9. subcomata.
SJ
QD
eo
p————— u Pam cim
431
Taille petite, une tache, deux
bandes blanches et base de
Fabdomen rouge . ... ...
Une tache, deux bandes qui
- en formentuneseule blanche
et large, la première dilatée
А.
Deux taches, Гипе derriere
l'autre, et deux bandes blan-
ches continues ......
Deux taches l’une а cöte de
l'autre et deux bandes inter-
rompues au milieu . . . .
Abdomen noir portant.
Une tache au milieu du dos
et deux bandes blanches qui
en forment une seule large.
Une tache, une bande large
echancree puis une ligne
verticale blanche... . . .
Trois taches et une bande
blanche: large: Hu. 2 08
Quatre taches sur le dos.
Abdomen noir portant.
D'une grande taille, front et
vertex de la téte entiére-
ment 100585...
Téte entiérement rouge, ca-
réne de l'arceau en épine.
Une tache rouge foncé sur
le vertex de la tête . . .
5 Taille plus petite que les pré-
cédentes, téte grande avec
tache rouge sur le vertex .
Abdomen portant cinq bandes
blanches continues.
10.
FE:
12:
IT
vs.
15.
. 46:
9.
6.
1.
. rufipes.
sellata.
montana.
interrupta. Kl.
coronata.
petiolanis.
triangularis.
maura.
4. quinque fasciata Oliv.
erythrocephala.
ciliata.
incompleta.
Six taches et une: bande blanche 17. hungarica.
Abdomen noir portant une bande
large sinuße ...........:.0.0. 48: бег PalE
Abdomen noir portant bandes |
et ‘taches blanshese! ео. 12 — —
Une tache dorsale et une ban-
deseekaneree NL RS 19. tunensis. '
Une tache dorsale, une large
bande interrompue et deux
taches postérieures. . . . . . 20. desertorum.
^| Une tache dorsale, deux: bandes
qui en forment une seule dont
. la premiere: dilatée au milieu: 21. luetuosa.
Quatre taches. N or 99. arenaria.
Neuf faches oo ao a true 23. maculosa.
Les ailes ayant. quatre. cellules
cubitales deux nervures. ré-
CUIMERIGS AS SR 2t
Les ailes ayant trois cellules cubi-
tales.etune nervure recurrente. 3.
10
11
12
1
Les. ailes ayant quatre cellules
discoidales, le thorax rouge,
l'abdomen noir avec trois ban-
des blanches continues. . . . 25. daıscordahs.
Thorax Touse s. u 4.
Thorax noir, ou noir et blanc. 5.
2
Abdomen bleu foncé portant trois
bandes.blanches dont les,deux
dernières interrompues. (1). . 1. europaea.
| Abdomen nom areas dr 6.
(*) N ma.des. variétés (obscura, Мун) où le:thorax: est entitrement noir.
Thorax noir et
433
Portant trois bandes blanches
continues; taille moyenne .
Portant trois bandes: continues,
dont deux sur le dos du deu-
xième segment échancrées.
Les bords inférieurs de tous les
segments ciliés de poils blancs
Les bords inférieurs de tous
les segments ciliés de poils
blancs; thorax noir, avec écus-
Son foupe-( Jun u.
Les bords inferieurs de tous les
segments ciliés de poils blancs;
thorax rouge avec métathorax
NONE. QU. CER а
Deuxieme segment rouge
Tous les segments tache-
tés de blanc excepté le
premier segment.
Portant trois bandes blan-
ches dont deux surle deu-
xiéme segment échan-
И iens
Portant deux bandes blan-
ches. avec la plus grande
partie du deuxiéme seg-
ment rouge. . . .
Avec deux bandes Hee
ches
Thorax noir.
L’abdomen noir.
blanc.
(1) Il y a de variétés avec écusson noir.
. 24. tamrica.
. 26. austriaca. -
6. ciliata.
97. scutellaris.
(S. rufipes.
9. subcomata.
98. b. italica.
30. Caucasıca.
31. Manderstjernae.
. 28.а. pedemontana.
32. Bartolomaet.
=]
(3n EAN. D ne ne nn
Abdomen noir, portant.
- €
434
Thorax noir, l'abdomen noir tous
les segments ciliés de poils
blane, sa plus grande partie du
deuxiéme segment rouge. . . 29
L’insecte entiérement noir. . . 33.
. Salentina Cost.
concolora.
Thorax noirvet Diane. : =... 7.
Une bande blanche et ayant
la partie supérieure du deu-
xiéme segment rouge . . . 34.
Deux bandes blanches dont
la premiere sur la partie
supérieure du deuxiéme seg-
Sur les troisieme, quatrieme
. et cinquiéme segments des
bandes blanches qui for-
ment ensemble une seule
ment echaneree ... . >: , 33.
rubrosignata.
crenata.
. albeola Pall.
435
Genre МотилА Linn. Fabr. Гат. Jur.
1. M. europaea (Tab. 7, fig. 10).
Fem. Crasse punctata, rigide nigro pilosa, atra, thora-
ce rubro rufo, fasciis in marginibus segmentorum trium
anticorum abdominis et pilis albis, prima subinterrupta,
posterioribus interruptis; pleuris et metathoracis apice
truncato sublevibus, nitidiusculis (Nyl.).
Mas: ater, abdomine coerulescente, punctatus, pilosus,
mesothorace et scutello rubro-rufis, faseiis in marginibus
segmentorum trium anticorum abdominis et pilis albis,
ultima interrupto; alis a medio ad apicem brunnescenti-
bus, nervis fuscencentibus; metathorace scrobiculato-ru-
goso, truncato. (Nyl.).
Long. 44 — 17 mill.
Mutilla europaea Linn. Faun. Suec. 1727 4; Syst. Nat.
1. 966. 4.
Schrn. Ins. Aus. p. 415. 839.
Oliv. Eneyel. Méth. УШ. 57. 15.
Rossi Faun. Etrus. I. 414. 939.
CESR Hymn. p 1. DE а oe
Don. Brit. Ins. М. 77204242.
Coqub. Ш. Icon. t. XVI. 8 & ©.
Fabr. Ent. Sys. II. 368. 9; Sys. Рея. p. 430. 44.
Latr. Act. Soc. His. Nat. I. 7. 2; His. Nat. Ins.
XIII. 263.
Panz. Faun. Germ. 76. 20. A.
Schuck. Foss. Hym. p. 29. 4.
№ 2. 1865. 28
436
St Fare. Hym nb 597; 9-9.
Wesm. Hym. Fouis. Belg. p. 14.
Baer Bull. Soe. Imp. Nat. Mos. XXI. 229. 2.
Nyl. Ap. boreal. p. 8. 1.
Smith Саш. Hym. Brit. Ш. 1. 4.
Mutilla Panzeri S. Farg. Hym. Ш. 602. 11 4.
« — cyanea S. Farg. Hym. Ш. 600. 8 d.
« . coerulans S. Farg. Hym. Ш. 599. 5 d.
« obscura МУ. Ap. Boreal. p. 10. 2 @.
« Kachiriensis. Baer Bull. Soc. Imp. Nat. Mos. XXI.
229.9 df.
Pour la description de l'espéce voir St. Fargeau (+. Ш.
р. 597 9 et 602 @) mais il faut ajouter que chez les
femelles l'anus et les pieds sont couverts de poils blanchá-
tres; e'est ce que nous avons trouvé dans 21 exem-
plaires. Chez les máles on rencontre de chaque cóté de
lanus une épine assez forte (fig. 8). La figure de Co-
quebait (t. XVI, 8) 9 est défectueuse, la tête est blanchá-
ire et les bandes ne sont pas interrompues, à celle de
l'ale du mále il manque de stigmate.
M. cyanea St. Farg. (р. 600, 8) est aussi le mäle de
M. europaea, parce que les poils des derniers segments un
peu rougeátres tirant au noir existent plus ou moins dans
lous les exemplaires.
Toute la Russie.
Variete de M. europaea.
Var. x Femelle: ressemble aux précédentes excepté,
une tache sur la tête et le corselet entièrement rouge
Mäle. П diffère par une tache sur la tête, corselet en
dessus et en dessous avec écailles entièrement rouges.
On peut mettre ici M. coerulans St. Fay (599. 5.).
Oesel. Spash.
437
Var. В Femelle: Comme les précédentes, excepte: en-
tiérement noir, quelques poils blancs sur le bord des
premier et deuxiéme segments, outre cela entiérement
nu. La forme des dents varie un peu comme on le voit
(fig. 2) les dents sont échancrées prés de la base; un
pareil exemplaire a été pris par moi en 1858 dans le
montagnes de Neuchatel en Suisse.
Caucase, montagnes de Pschawia.
Var. y M. obscura Nyl.
Kashiriensis Baer.
Elle ne se distingue de M. europaea c? que par l'ab-
sence de rouge sur le dos ou du thorax, elle ressemble
tant à celle-là qu'aprés la mort elle courbe dela méme
maniére la partie postérieure de son abdomen.
En eonsidérant que je présente ici les variétés de M.
europaea qui ont le corselet entier, et les autres le dos
seulement rouge, je peux supposer qu’il y a des variétés
qui manquent tout à fait de rouge, comme on rencontre-
ra plus loin dans M. bimaculata et sur rufipes, d'autant
plus que pendant huit ans, chaque année, je l'ai trouvée
dans la méme localité sur les fleurs et en méme temps
un peu plus loin j'ai rencontré les femelles M. europaea.
Pétropol. Crimée.
Dans la méme localité j'ai trouvé une seule fois la fe-
melle ressemblant beaucoup à M. europaea excepté tous
les segments portant des bandes blanches mais ayant des
poils blanes moins denses; les bandes commengant au
deuxiéme segment sont un peu interrompues, outre cela
l'abdomen en dessus couvert de poils blanchátres. Je
n'ose pas me prononcer sur cet unique exemplaire qui
28”
438
pourrait bien étre une difformité de М. europaea, si je
п’еп trouve pas d’autres.
Petropol, Osinovaja Rochtcha.
Nota. Quoique Klug (Sym. Phys. du 1) prenne atra
Lin. pour М. europaea; je ne peux pas adopter cette
supposition 1) parce que Fabr. (Ent. Sys. II 369. 11;
Sys. Piez р. 431. 14) dit: fasciis duabus albis, n’ajou-
tant pas, posteriore duplicata 2) parce que M. Smith
dans son Catg. Hym. Brit. (t. Ш. р. 16. 108) a indique
qu'il possède un exemplaire de M. atra, et c'est juste-
ment à Londres ой se trouve la collection typique de
Linné.
2. M. trifasciata mihi (Tab. 7, fig. 11).
M. nigra thorace rufo, abdomine fasciis tribus albis 9.
Long. 14 mill.
Femelle: Téte noire, couverte de poils brunátres, plus
que le thorax; ayant sur le front un sillon qui commen-
ce à l'inserrement des antennes, mandibules roussátres.
Les antennes couvertes de poils blanes couchés. Tho-
rax rouge foncé, dont la longueur est presque égale à
la longueur de la téte. L'abdomen noir; premier seg-
ment non pétiolé ayant des deuts cachées dans les poils
et caréné, en dessus presque entiérement couvert de
poils blancs; deuxième et troisième segments portant des
bandes larges blanches, celle du deuxiéme presque in-
terrompue au milieu; les autres segments et l'anus por-
tant des franges de poils noirs dont les bouts sont d'un ©
blanc sale. Tout le corps couvert de poils bruns dont le
bout d'un blane sale. Les pieds noirs avec les jambes
et les tarses couvertes de poils — blane d'argent abon-
dants.
439
Il se distingue facilement de М. ewropaea; 4) par la
grandeur de la tete comparativement au thorax, 2) par
la largeur de la baude blanche continue du premier
segment 3) par la densité de ses poils blancs. sur les
jambes et les tarses. x
Spask.
3. М. simplica mihi (Tab. 7, fig. 12).
M. nigra, thorace rufo, abdominis segmentis margine
einereo ciliatis, supra niger Ф.
Long. 11 mill.
Femelle: Téte поте. Antennes brunes. Thorax rouge,
une ligne visible de métanotum avec un point au mi-
lieu sur la place du scutellum. Abdomen noir finement
ponctué, premier segment pourvu de petites dents. Tous
les segments en dessous portant des bordures minces
blanches qui en dessus de l’abdomen sont a реше visi-
bles. Pattes noires avec tarses bruns couverts de poils
rares blancs.
Crimée.
4. М. quinquefasciata Oliv. (Tab. 7, fig. 13)..
M. nigra hirta, capite thoraceque obscure ferrugineis,
abdomine nigro, fasciis quinque albis ©.
Long. 13 mill.
Mutilla quinquefasciata Oliv. Ency. Méth. VIII. 60. 53 ©.
Pour la description de l'espéce voir Olivier; mais il
faut ajouter que le premier segment de l'abdomen non
pétiolé est pourvu de petites dents et carené, la bande
du deuxiéme segment est allongée verticalement au mi-
440
lieu. Quoique des exemplaires que je possede aient beau-
coup de ressemblance avec ceux de M. littoralis,
d'aprés M. Costa (Fau. Reg. Neap. Im. Mut. p. 17. 7.
T. XXIL fig. 1) cette espéce a la téte noire et toutes
les bandes blanches égales.
Crimée Lencoran. Perse.
5. M. erythrocephala Fabr. (Tab. 7, fig. 7).
M. hirta nigra, capite thorace rufo, abdomine fasciis
tribus albis 9. !
Long. 14 mill.
Mutilla erythrocephala Fabr. Ent. Sys. Il. 371. 9 34.
Syst. Piez p. 438. 44.
Oliv. Eneyel. Méth.. УШ. 66. 66.
Latr. Ас. Soe. Nat. His. ]. 8. 3.
5$. Farg. Hym. HI. 607. 20.
Cogb. Ш. Icon, Ins. T. 16. f. 11.
Smith. Catg. Hym. Brit. Mus. 5. 17.
Pour la description del'espéce voir St. Fargeau; mais
il faut ajouter: premier segment de l'abdomen non pétio-
lé avec deux dents et carene en forme de dent; —
par ce signe il se distingue facilement des especes
voisines.
Crimée, Caucase, Swanétie.
6. M. ciliata Fabr.
M. hirta, nigra, thorace rufo, abdominis segmentis
margine cinereo ciliatis.
,
Long. 7 — 10 mill.
441
Mutilla ciliata Fabr. Ent. Sys. II. 371. 23. Sys. Piez
p. 437. 41.
Oliv. Eney. Méth. VIII. 65. 60.
Panz. Faun. Germ. 106. 24. df.
St. Farg. Hym. Ш. 610. 25. 9. ^
Smith. Catg. Hym. Br. M. Ill. 3. 7.
Pour la description dela femelle del'espéce voir Le-
peltier S. Fargeau: mais il faut ajouter: la téte noire tantót
avec le front, tantót avec toute la partie inférieure rou-
geátre. Pattes noires sous les cuisses souvent plus ou
moins rougeátres etcouvertes de poils blanchátres assez
épais.
Je suis tout-à-fait de l'avis de M. Wesmael qui sup-
pose que M. ciliata et M. distincta de St. Farg. sont de
la méme espéce.
La différence est dans la grandeur et l'intensité du
rouge sur le front, les antennes et les pattes; cette co-
loration n'a pas de limites prononcées parce que cela
dépend probablement de l’âge de Гтзесе ou de la lo-
calité.
Je dirai la méme chose et de M. calva.
Woronez-Spask. Sarepta. Kiew. Caucase.
Mas. M. hirta, nigra, thorace rufo, abdominis segmen-
tis margine cinereo-ciliatus.
Téte noire le bout des mandibules rougeätre. Thorax
entiérement rouge, écailles petites. Abdomen noir; tous
les segments portant des bandes de poils blancs. Tout
le corps avec les pattes couverts de petits poils blancs.
En dessous le dernier segment de l'abdomen avec Га-
nus se déprime; c'est ce qui forme une espéce de cavité
comme chez les Psythyrus et ayant de chaque cóté une
épine plus ou moins longue.
442
Quoique quelques auteurs, comme Nylander et Wesmael
aient refute М. ciliata Panz., je п’а1 pas les donnees ni
pour ni contre cette supposition; j'adopte celle de Panzer
4) parce que toutes mes M. ciliata femelles sont de la
partie la plus méridionale dela Russie et dela méme lo-
calité; j'ai aussi ciliata mâle 2) ma M. nigrata Panz. (‘)
donnée par M. Nylander comme mäle de ciliata, provient
des parties du Nord dela Russie etnous n'avons pas une
seule ciliata © de la méme localité, et d'après ce que
je sais on пе Ра pas trouvée jusqu'à présent; si j'ai com-
mis une erreur en adoptant ciliata Panz. je dois déclarer
que c'est à moi seul qu'elle est imputable.
Spask, Téheran.
7. M. completa.
Mutilla incompleta Wesm. Hym. Fouis. Belg. p. 44. 5. 9.
M. nigra, hirta; capite thorace latiore; antennis thora-
ceque rufis: pedibus rufo-nigroque variis, abdominis seg-
mentis margine apicali dense piloso - albidis.
Loug. 7 mill.
Femelle: Pour la description de l'espéce voir Wesmael.
Il est vrai qu'il ressemble beaucoup à M. ciliata, mais
on ne peut pas le mettre parmi les variétés parce que
son thorax est plus mince et la téte plus grande que la
largeur duthorax, c'est ce qui la distingue de M. ciliata,
Calva et la distingue du St, Farg.
Sarepta.
Nota. N’ayant pas sous la main plus d’exemplaires a
examiner; que M. ciliata 6, sous le nom de М. Calva 3,
(*) Ii est une variété de M. rufipes.
443
M. incompleta 3, M. subcomata 2 exemplaires, je me
réserve à l'avenir de donner des détails plus circonstancies
et plus précis.
8. M. rufipes Latr.
Mutilla rufipes Lat. Gen. Crust. et Ins. IV. 121.
Fabr. Ent Sys. И. 372. 26. Sys. Piez 439. 48.
Oliv. Ency. Meth. УШ. 66. 68.
Conb. Ша. lean. Ins. t. 10. 1,29.
Lep. 5. Farg. Hym. Ш. 612. 28.
Wesm. Hym. Fouis. Belg. p. 7. 1.
Mutilla ephippium Fabr. Ent. Sys. Ц. 370. 18 4.
Rossi: Раба: Elus..Mem 1.4 2. Е Ш 97
Oliv. Eney. Meth. VIII. 63. 45.
Carts. dnt Ex. Е 29. ШО.
Sehuck. Foss. Hym. p. 31. 3.
St. Farg. Hym. Ш. 608. 22.
Nyland. Ар. Boreal. p. 13. 4.
Baer. Bull. Mosc. XXI. 229.
Costa Faun. des. Reg. Neap. Imenot. Muttil. pag.
14. 3. T. XXL b
Mutilla nigrita Panz. Faun. Germ, 80. 22 JS.
Oliv. Eney. Méth. VIII. 65. 59.
St. bare. dlym. Ш, 599.6.
Nyland. Ap. Boreal. p. 11. 3.
Femina: creberrime punctata, rufe, nigro et cinares-
centi pilosa, capite abdomineque ad partem maximam
nigris, hoc marginibus segmentorum 4 et 2.e pilis albi-
dis fasciatum segmentumque secundum macula pilosita-
tis albidae signatum pleuris sublaevibus, concaviusculis;
methathorace truncato. |
Mas.: niger punctatus, cinarescenti pilosus, pilis in
444
marginibus segmentorum abdominis longioribus albidis,
thorace supra testaceo rufo; alis parum dilute fuscescen-
tibus; nervis brunneis; metathorace convexo, reticulatim
insculpto. 3 |
Long. 5 — 8 mill.
Pour la description de l’espece voir celle de М. Ny-
landa avec les remarques donnes par M. Wesmael.
Mr. A. Moravitz m’a donne un exemplaire qui a son
thorax entiérement noir. Mr. Moravitz en récoltant des
femelles de M. rufipes aux environs de S. Pétersbourg
prenait presque toujours cette variété de mäles et il a
prouvé positivement que cette variété est M. nigrita Panz.;
il a prouvé en méme temps, que M. Nylander suivant
la faute de Latreille en supposant nigrite Panz. être (d
de M. Calva -Ф, ne pouvait pas trouver cette dernière,
comme il le dit lui méme (р. 12); mais il a pris une
variété de rufipes au thorax noir pour le mále de Calva.
M. Calva ne se trouve jamais dans les contrées boréales
tandisque M. rufipes est trés-répandu.
Pétropol, Kasan, Sarepta.
9. M. subcomata.
Mutilla subcomata Wesm. Hym. Fouiss. Belg. p. 9. 2. 9.
Femelle. M. nigra, hirta, vertice pilis raris decumben-
tibus pallidis: ore, antennis pedibusque fere totis, thora-
ceque, rufis; segmenti abdominalis secundi macula ro-
tunda media margineque apicali, tertioque toto, piloso
argenteis; valvula anali dorsali subconvexa, nitida, basi
substriata albida pilosa. |
Long. 6 mill.
445
Pour la description de Гезрёсе voir Wesmael; mais il
faut ajouter: 1) les antennes et les pattes entierement rou-
ges 2) largeur de la tete égale a celle du thorax tandis
que chez M. rufipes la tête comparativement est plus
grande. £
Caucase.
Je possède de la méme localité des mâles qui ont
beaucoup de ressemblance avec la M. rufipes excepté en
се que 1) la taille est plus grande 2) la couleur rouge
du thorax plus claire 3) on n’observe pas au milieu de
la base du métathorax un court sillon rebordé, indiqué
par M. Wesmael comme un des caractères de M. rufi-
pes. Ne serait-elle pas la femelle du mâle de M. sub-
cornata?
Caucase.
10. М. sellata.
Mutilla sellata Panz. Faun. Germ. 46. 19. 9.
M. nigra, abdomine ovatum nigrum puncto fasciaque
albis, thorace pedibusque rufis.
Long. 5 mill.
Femelle. П у a des auteurs qui prennent cette espece
pour M. rufipes, mais d’apres l’exemplaire que je posse-
de et en la bien comparant avec la figure de Panzer je
ne peux pas partager cette opinion. M. sellata difiere de
M. rufipes en ce que: 1) la tête est un peu aplatie et
les mandibules plus courtes 2) le thorax est rouge mais
plus päle, plus jaunätre; pas de traces de lignes trans-
versales, il est brusquement tronqué en arriere et cette
partie est concave 3) l'abdomen plus globuleux, plus
446
court, que dans М. ephippiam et plus large que le tho-
rax 4) abdomen est plus velu et mat; une tache et
une bande qui se dilate en angle au milieu sur le bord
inférieur du deuxieme segment, le troisiéme segment
entiérement couvert de poils courts blancs couchés, —
tandis que chez M. rufipes les poils blancs garnissent
les bords des segments en forme de bordures étroites et
l’abdomen est assez luissant 5) le premier segment est
entiérement noir.
Orenbourg.
11. M. montana.
Mutilla montana Panz. Faun. Germ. 97. 20. ©.
Wesm. Hym. Fouiss. Belg. p. 11. 4.
M. hirta atra, thorace rufo, abdomine maculis duabus,
fascia postica, anoque albis. Pedes omnes nigri hirti.
Long. 9. НИЙ.
Femelle. Pour la description de l'espéce voir Wesmael,
mais sur nos exemplaires le sternum du thorax n'est
pas noir etje peux ajouter: 1) qu'en regardant de cóté,
le thorax forme un carré, dont la hauteur est un peu plus
grande que la longueur 2) la partie antérieure de l'ab-
domen est brusquement tronquée; je n'ai pas vu de máles.
Crimée. Orenbourg.
12. M. interrupta Klug. (Tab. 7, fig. 14).
M. nigra, thorace rufo, in abdomine punctis duabus
fascisque duabus interruptis albis 9.
Long. 8 mill.
Mutilla interrupta Klug. Sym. Phys. D. I— V. T. IV.
f. Ad,
447
Femelle. Téte noire, fortement ponctuée, les points for-
ment des stries couvertes de poils noirs. Mandibules tri-
dentées rousses avec le bout noir. Antennes noires, pre-
mier article roux à l'extrémité. Thorax rougeätre allongé
avec quelques poils roux et pronotum noir. L'abdomen
noir, premier segment non pétiolé avec dents et caréne;
en dessus le deuxiéme porte deux taches rondes, les
. troisième et quatrième ont chacun une bande large, in-
terrompue au milieu, de poils blancs couchés. L anus
couvert de poils blanes roussátres. Pieds noirs avec les
tarses bruns et couverts de poils blanchátres, épines des
Jambes blanches.
Saratow. Crimée.
13. M. coronata Fab.
M. nigra fronte cinerea; thorace rufo, abdomine pun-
cto strigisque duabus argenteo albis.
Long. 9 — 13. mill.
Mutilla coronata Fabr. Ent. Sys. И. 369. 14; Sys. Piez.
bp. A432 At:
Rossia Faun. Etrus. Mant. t. 2. f. К.
Panz. Faun. Germ. 55. 24.
Oliv. Ency. Meth. VII. 60. 29.
St. Farg. Hym. Ш. 613. 29.
Smith. Catg. Hym. Brit. Mus. 3. 6.
Costa. Fam. d. Reg. Neap. Imenot. Mutil. p. 20.
НЕ.
Pour la description de l’espece voir Lepelletier de St.
Fargeau.
Saratow, Sarepta, Orenburg, Caucase, Boukara.
448
14. М. petiolaris Coll. Eversm. mihi (Tab. 7, fig. 15).
M. nigra, fronte cinera, thorace rufo, abdominis fascia
sinuata strigisque tribus posterioribus albis 9.
Long. 8 mill.
Femelle. Téte noire; mandibules unies-dentées avec leur
bout noir, les antennes avec une point entre elles. roux,
le front couvert de poils blanes couchés et ayant quel-
ques poils longs noirs. Thorax pyriforme un peu allongé
par derriére rougeätre, sur le dos couvert de poils durs,
couchés et quelques poils longs roux. L'abdomen noir;
son premier segment brun pétiolé; — en dessus son
second segment, au milieu sur sa partie supérieure, porte
un point blane et sur son bord inférieur une large ban-
de deux fois échancrée de la méme couleur, — les troi-
sieme, quatriéme et cinquiéme segments portant au mi-
lieu une courte bande blanche qui, dans son ensemble
forme une ligne verticale. En dessous, les deuxiéme,
troisiéme et quatriéme segments se terminent par des
bordures blanches. L'abdomen est couvert de poils longs,
roux, qui sont dispersés. Les pieds noirs avec leur tar-
ses roux et couverts de poils blanchátres.
Saratow. Odessa. Crimée. |
15. M. triangularis Coll. Evers. mih. (Tab. 7, fig. 16).
M.'nigra fronte cinerea, thorace rufo in abdomine ma-
culis tribus, fasciaque posteriori albis 9.
Long. 6 mill.
Femelle. Téte noire; mandibules tridentées rousses, leur
bout noir, les antennes avec un point roussátre, le front
couvert de poils blanchátres. Thorax rougeátre carrément |
allongé; avec des poils longs roux, disséminés. L'abdo-
449
men noir; premier segment non pétiolé, pourvu de dents
et caréné, l’arceau rouge, en dessus deuxiéme segment
portant sur son milieu trois taches rondes et sur son
bord inférieur une mince bande allongée verticalement
au milieu, blanc, — troisième entierement blanc, qua- .
trieme et cinquiéme portant sur ses cótés des taches à
peine visibles de la méme couleur. L'anus en dessous
et son aiguillon roux. L'abdomen en dessous portant des
poils longs, blanchätres. Les pieds en dessus roux, ex-
cepté les tarses, et couverts de poils blanchátres.
Il se rapproche de M. trinotata Costa (22. II. T. XXII.
f. 5) mais il differe par le front noir et les pieds sans
poils blanes.
Saratow. Kasan. Spask.
16. M. maura Linn.
M. nigra, abdomine maculis quatuor albis, thorace
rufo 9.
Long. 8 — 43 mill.
Mutilla maura Linn. Sys. Nat. I. 967. 6. 9.
Fabr. Ent. Sys. II. 369. 12; Sys. Piez. р. 431. 45.
Coqub. Ш. leon. Ins. 67. t. 16. f. 7.
bhatr- Aot. ee. Hist.’ Nat; Par. L 8. 4.
Oliv. Eney. Méth. VIII. 61. 36.
Brulle. Expéd. se. Moré III. 372. 8241.
St. Farg. Hym. Ill. 613. 30. t. 36. f. 6. 9.
Lucas. Expl. Se. Alger. IIT. 291. 309.
Baer. Soc. Imp. Nat. Mose. XXI. 230.
Nyland. Ap. Boreal 44. 5. 9.
Panz. Faun. Germ. 40. 48.
Smith. Catg. Brit. Mus.
450
Mutilla quadri maculata Pallas mspt.
Pour la description de l'espéce voir St. Fargeau. D’a-
prés l'examen des 22 exemplaires que nous possédons,
il faut ajouter qu'il y a des variétés ой les antennes et
les pattes sont roux-foncé et l'abdomen couvert de poils
longs blanchátres.
S. Fargeau donne la figure du mäle T. 36. f. 7 sans
description dans son ouvrage. D'aprés la coloration de
cet insecte on peut supposer qu'il пу a aucun rapport
avec la femelle maura, d'autant plus qu'il ne dit pas s'il
la trouvé lui-méme en copulation ou s'il a profité des
mémoires d'autres auteurs qui l'avaient observé.
Elle se trouve dans toute la Russie.
Variete. Je posséde quatre variétés (Tab. 8, fig. 1)
provenant de Kiachta; elles différent: 1) la téte velue,
noire sans táches blanches 2) le thorax plüs foncé avec
pronotum пой. couvert de poils noirs 3) les taches sur
la base du deuxiéme segment et sur le bord postérieur
de chacun des quatrième et cinquième segments étroite,
allongée, la derniére quelquefois manque tout-à-fait, —
la tache interrompue au milieu du deuxieme segment
plus mince que d'ordinaire. Les pieds rouge-foncé avec
des taches noires sur les jointures.
Long. 8 — 11 mill.
Kiachta.
17. M. hungarica Fabr. (Tab 7, fig. 3).
M. nigra, fronte thoraceque rufo, abdomine punctis
sex, strigaque postica albis 9.
Long. 10 — 18 mill.
Mutilla hungarica Fabr. Ent. Sys. Il. 369. 13 9: Sys.
Piez. р. 432. 16.
—
451
Oliv. Eney. Meth. УШ. 60. 30.
St. Farg. Hym. III. 615. 33.
Smith. Catg. Hym. Brit. Mus. III. 6. 26.
Mutilla calva Panz. Faun. Germ. 83. 20.
Mutilla sex - maculata Baer. Bull. Soc. Im. Nat. Mose.
NALE 149 4 2,-E 9.
" Mutilla brutia Costa Faun. del, Rg. Neap. Imen. Mut.
p IER TARE 1-42
Pour la description de l'espéce voir St. Fargeau avec
la remarque d'Olivier; mais il faut ajouter: premier seg-
ment de l'abdomen non pétiolé inerme; ауес caréne qui
se termine presque par une dent.
Il est à remarquer que les exemplaires de Crimée
et du Caucase sont plus petits de moitié que ceux
d'Europe.
’ Crimée, Caucase, Orenbourg, Oural.
18. M. bicolor Coll. Evers. mihi (Tab. 8, fig. 2).
M. nigra, fronte, macula magna, thoracis dorso abdo-
minisque fascia magna albis 9.
Long. 7 — 11.
Mutilla bicolor Pallas. mspt.
Femelle. Noir. En dessus toute la téte couverte de
poils blanes couches, les antennes en dessous blanchä-
tres. Thorax pyriforme, avec le dos entiérement couvert
de poils blanes, couchés. L'abdomen assez poilu; pre-
mier segment campanuliforme, subsessile; deuxiéme seg-
ment pourvu d'une caréne ventrale portant vers sa base
posterieure une large bande deux fois échancrée de poils
blanes, couchés. Les pieds couverts de poils noirs.
Songaria, Sir Daria, Novo Alexandrovsk.
№ 2. 1865. 29
459
19. M. tunensis Fab. (Tab. 8, fig. 3). -
M. hirta nigra fronte, thoracis dorso, abdominisque ma-
cula baseos fasciaque media argenteis ©.
Long. 10 mill.
Mutilla Tunensis Fabr. Syst. Piez. p. 433. 24.
Oliv. Eney. Méth. УШ. 61. 38.
St. Farg. Hym. Ш. 431. 74.
Lucas Expl. Se. Alg. Ш. 295. 319.
Smith. Cat. Hym. Br. Mus. Ш. 15. 104.
Mutilla ornata Klg. Sym. Phys. № 22. T. 5, f. 8.
Pour la description de l'espéce voir Olivier, parceque
elle me semble étre plus exacte que celle de Lepel-
tier, parlant de poils roux qui n'existent pas dans nos
exemplaires.
Caucase.
20. M. desertorum Coll. Evers. mihi (Tab. 8, fig. 4).
M. nigra, fronte, thoracis dorso, abdomine punctis
duobus, segmentique fascia magna albis 9.
Long. 10 — 13 mill.
Femelle. Noire. Le front couvert de poils blancs, cou-
chés, les antennes noires couvertes de poils blanes, cou-
chés. Thorax pyriforme long de la moitié de l'abdomen
avec son dos couvert de poils blanes. L'abdomen plus
large que le thorax, la base du premier segment se ter-
mine pas deux épines, le deuxiéme segment pourvu d'une
caréne ventrale, portant sur la base supérieure au milieu
une tache, et sur sa base inférieure une large bande
échancrée de poils couchés blancs, les quatrième et ein- |
*
quiéme segments au milieu, portent des taches de la
méme couleur. En dessous le deuxiéme segment porte
453
sur son bord posterieur une bande mince blanche. Tout
le corps est couvert de poils longs, noirs. Les pieds en-
tierement noirs couverts de poils de la méme couleur.
Songarie. en 5.
21. M. luctuosa Coll Evers. mihi (Tab. 8, fig. 5).
M. nigra, fronte, thoracis dorso abdomine puncto dor-
sali fasciaque albis 2.
Long. 13 mill.
Femelle. Noire. Téte ayant sur le front une tache de
poils blanes couchés, les antennes en dessus couvertes
de poils blancs avec leur bout brun. Thorax en dessus
couvert de poils blanes couchés, la ligne séparant du
métanotum assez prononcée. L'abdomen plus large que
le thorax; le premier segment non pétiolé pourvu de
dents avec une mince bande blanche à son extrémité, —
le deuxiéme segment portant sur son bord supérieur une
tache ronde au milieu et sur son bord postérieur une
bande allongée verticalement de poils blanes couchés;
le troisiéme segment couvert entiérement et le deuxié-
me, le troisiéme ainsi que le quatriéme sur ses bords
inférieurs en dessous portant de minces bandes blanches.
L'abdomen couvert de poils longs noirs. Pieds noirs
couverts de poils argentés avec les tarses bruns.
Sir Daria.
I] ressemble beaucoup à unicincta Lucas qui a le tho-
rax rouge.
29. M. arenaria Fab.
M. hirta nigra fronte thoracis dorso abdominisque ma-
eulis quatuor albis 9.
Long. 7 — 9 mill.
29
454
Mutilla arenaria Fabr. Ent. Syst. ll. 370. 16 9: Syst.
Piez p. A33. 22.
Coqueb. Illus. Icon. Ins. p. 66. t. 6, f. 3.
Oliv. Eney. Méth. VIII. 61. 37.
St. Farg. Hym. Ш. 614. 31.
Lucas. Expl. Se. Alger. Ш. 291. 310.
Smith. Cat. Hym. Br. Mus. 9. 53.
Pour la description de l'espéce voir Lepeltier St. Far-
geau; mais il faut ajouter; les pattes avec quelques poils
blanes et les tarses noirs.
Géorgie.
23. M. maculosa Oliv. (Tab. 8, fig. 6).
M. hirta nigra, fronte, thoracis dorso, abdomine pun-
ctis novem albis 9.
Long. 16 mill.
Mutilla maculosa Oliv. Eney. Méth. VIII. 58. 47.
St. Fargeau Hym. Ш. 617. 35.
Lucas. Explor. Se. Algér Ш. 293. 313.
Smith. Cat. Hym. Br. Mus. Ш. 44. 67.
Pour la description de l'espéce voir Lepeltier St. Far-
geau; mais il faut ajouter: le premier segment non pétiolé
et carené.
Caucase, Perse.
24. M. taurica mihi (Tab. 8, fig. 7).
M. nigra, thorace rufo, abdominis fasciis tribus al-
bis df.
Long. 10 mill.
|
|
455
Mäle. Téte noire. Thorax noir, en dessus avee des
écailles, qui sont d’une grandeur médiocre, rouge. Le
mésonothum portant deux lignes paralléles. L’abdomen
noir finement ponctué; son premier segment pourvu de
dents et caréné, portant une bordure mince blanche;
les bords postérieurs du deuxième et du troisième, en
entier couverts de poils blancs. Celle du deuxième un
peu élargie au milieu; les autres segments portant des
bordures de poils noirs.
La partie inférieure de l’abdomen en forme conique
allongée se termine par le bord arrondi de l'anus.
Pattes noires couvertes de poils blanchâtres. Ailes
enfumées.
Crimée.
25. M. tiscordahs mih. (Tab. 8, fig. 8).
M. nigra, thorace rufo, abdominis fasciis tribus al-
bis 4. | |
Long. 15 mill.
Maile. Tête noire. Thorax noir; en dessus son pronothum
et des écailles, lesquelles sont grandes, rouges. Les
lignes partageant le thorax trés - profondes. L'abdomen
noir sans reflet; premier segment non pétiolé, avec de
tres-petites dents et non recourbées comme chez euro-
paea, caréne en pointe, saillante, portant en dessus sur
son bord. inférieur une bande mince de poils blancs.
Deuxiéme segment sur son bord inférieur, et troisiéme
segment entiérement en dessus, couvert de poils blanes
qui forment deux bandes. L'anus, comparativement aux
autres espéces, assez large, portant autour et en long
une caréne à peine visible, ses épines sont plus éloi-
gnées que dans toutes les autres espéces que je connais.
456
Pieds noirs, jambes et tarses portant ele poils ar-
gentes. Ailes enfumees.
Spask.
Cette espéce sé distingue facilement des autres par: .
1) trois cellules discoidales 2) les dents du premier seg-
ment petites, la caréne en pointe 3) la forme de DP
et 4) la profondeur des sillons du thorax.
96. M. аиятаса Panz.
M. hirta nigra thorace sanguineo fascia sinuata nigra,
abdomine fasciis duabus cinereis, segmento primo no-
doso d.
Long. 12 — 16 mill.
Mutilla austriaca Panz. Faun. Germ. 62. 20 &.
SL Ears. Hym. HL 598. 4,47 07
Mutilla sungora Pall. msp. T. Il. p. 130. |
Pour la description de l'espéce voir Lepeltier de S.
Fargeau.
Saratow, Simbirsk, Sarepta, Orenbourg.
27. M. scutellaris.
M. hirta, nigra, thorace punctis tribus ferrugineis df.
Long. 7 — 10 mill.
Mutilla scutellaris Oliv. Ency. Méth. VIII. 67. 53.
« — bimaculata Jurin t, 12. f. 38. d.
Wesm. Hym. Fouis. Belg. p. 10. 3.
Mále. Pour la description de l’espece voir Olivier; mais
| faut ajouter: premier segment non pétiolé avec les
dents latérales recourbées en dehors comme chez M.
europaea 9.
ADT
Var. « Thorax entièrement noir.
Var. В Thorax avec un point rouge.
Depuis que nous connaissons la varieté de M. rufipes,
qui est nigrita Panz., il est difficile de dire si M. scutel-
laris et rufipes ne forment pas une seule espèce. *
Spask, Orenbourg.
28. a. M. pedemontana Fabr.
M. hirta nigra thoracis margine antico cinereo, abdo-
minis secundo segmento rufo posticeque fasciis duabus
cinereis d.
Long. 13 — 18 mill.
Mutilla pedemontana Fabr. Ent. Sys. Suppl. 281. 19;
Sys. Piez. p. 434. 29. |
Panz. Faun. Germ. 19.
Oliv. Eneyel. Meth. УШ. 62. 43.
St. Farg.: Hym. Ш. 632. 56.
Lucas Explor. Se. Alg.- HI. 293. 314.
Smith. Catalg. Hym. Brit. Mus. Ш. 4. 10.
Mutilla stridula Rossi Faun. Etrusq. И. 68. 830. t. 6.
В
Brulle Exp. Sect. Moree Ш. 371. 819.
Smit. Catg. Hym. Brit. Mus. Ш. 7. 35. —
Costa Faun. del. Reg. Neap. Imenot. Mutill. р. 12.
14 XL Ae
Mutilla viduata Pallas Reis. Russ. Reich. T. Il. р. 89.
mse № ps 790. |
Pour la description de Гезрёсе je recommande celle
d'Olivier; mais il faut ajouter: que les ailes, d'un noir
violet, premiére cubitale, portant une ligne .transparente
transversale descendant à l'angle droit de la cóte, se
158
courbant ensuite, traversant la deuxième cubitale et pé-
nétrant dans la troisième, — que le corps est entière-
ment couvert de poils blanchätres et que sur le méta-
notum il existe une plaque relevée à peine visible.
Il me semble que plusieurs variétés sont décrites sous
le nom de М. pedemontana et stridula. Fabricius décri-
vant М. pedemontana (Е. 5. Sup. 281) ne dit pas que
le front soit couvert de poils blanes.
St. Fargeau a ces descriptions ajoute que le bord po-
stérieur du deuxiéme segment est noir et que les ailes
ont des lignes transparentes transversales. Panzer ne dit
pas que М. pedemontana a l’écusson blanc, et le bord
postérieur du deuxiéme segment, noir.
Tiphia Stridula Rossi (Faun. Etr. П. 68. 830) est ге-
présenté sur la figure avec les ailes trop foncées; de
plus, ni sur la figure, ni dans la description on ne voit
que le front, l’&cusson et les pieds portent des poils blanes.
Orenbourg, Spask.
98. b. M. stalica Fabr. (Tab. 7, fig. 9).
M. hirta nigra abdominis segmento secundo rufo 4.
(Statura et magnitudo omnimo M. maurae).
Long. 10 mill.
Mutilla italica Fabr. Ent. Syst. II. 370. 19: Syst. Piez.
p. 434. 25.
Oliv. Encyel. Méth. VIII. 62. 42.
St. Farg. Hym. Ш. 626. 46.
Pour la description de l'espéce voir St. Fargeau; mais il
faut ajouter: une bande de poils blanchátres sur le pro-
thorax, premier segment pétiolé et caréné en pointe.
Crimée.
; 459 *
99. M. Salentina.
Mutille Salentine Costa Faun. del Neap. Imeuott. Mutilli:
p 42.42. TOSNNLODOA
. M. nigra einereo hirta, abdominis segmento secundo .
nudo, rufo-ferrugineo. Alis fuscis subviolascentibus.
Long. 18 mill.
Male. Il se distingue de la précédente par les seg-
ments qui sont tous ciliés de poils blancs jaunátres et le
premier segment est un peu plus court, plus large, et
un peu plus rond que dans le M. pedemontana. Pour la
description voir celle de M. Costa.
Sarepta.
30. M. Caucasica mihi (Tab. 8, fig. 9).
M. шота, fronte abdominisque strigis posticis albis (f.
Long 13 mill.
Mále. Noir. La téte petite presque de la moitié du
thorax, la face couverte de poils longs, blanes, qui for-
ment une tache. Les écailles assez petites. Premier seg-
ment de l'abdomen pétiolé avec deux épines et caréné;
le deuxiéme pourvu d'une carene ventrale. Les cótés du
deuxiéme et du troisiéme segments de l'abdomen portant
des taches blanches, le troisiéme une bordure mince; —
les quatriéme, cinquiéme et sixiéme segments portant au
milieu des taches minces, blanches. Pieds noirs. avec
les jointures de ses parties et tarses couverts de poils
blanes serres. Les ailes brunes avec leur bord plus
foncé.
Caucase.
TT 7
460 , |
31. М. Manderstiernü mihi (Tab. 9, fig. 4).
M. nigra, in secundo abdominis segmento duas fas-
cias, tertioque unam fasciam posticam albam habens d.
I
Long. 14. mill.
Male. Mutille noir. Le mésonothum portant deux li-
gnes paralléles. Premier segment de l’abdomen pétiolé et
caréné, portant en dessus, sur sa base, une mince ban-
de de poils blancs; second segment pourvu d’une ca-
rene ventrale, portant sur les bords supérieurs et infe-
rieurs deux bandes larges échancrées au milieu et le
troisieme segment entierement couvert de poils blancs;
en dessous le deuxieme et troisieme segments cilies de
poils de la méme couleur. Les autres segments portent
des bandes de poils noirs. Les pieds noirs. Ailes forte-
ment enfumées.
Transcaucase.
32. M. Bartholomae mihi (Tab. 9, fig 2).
M. nigra, fronte, thoracis margine antico scutello ci-
nereis, abdominisque fasciis duabus albis df.
Long. 15 mill. ! .
Mäle. Tête noire; front couvert de poils longs blancs.
Thorax noir; en dessus prothorax et écusson couverts
de poils longs blanes, écailles noires assez grandes. Ab-
domen noir; premier segment pétiolé, pourvu de dents
et caréné, en dessus; son bord inférieur cilié de poils
blanchátres, — deuxième segment cilié de poils noirs, —
troisième et quatrième segments en dessus entièrement
couverts de poils couchés blancs, en dessous ciliés de
poils de la même couleur, les autres segments en des-
461
| L 2 :
sus couverts de poils couchés noirs. Les pieds noirs
avec les jambes et les tarses couverts légérement de
poils blanchátres. Ailes fortement enfumées.
Tahéran. |
33. М. concolora Coll, Evers. mihi (Tab. 9, fig. 3).
M. nigra hirta df.
Long. 7 — 10 mill.
Mäle. Entiérement noir. Premier segment pétiolé et
carene; deuxiéme segment pourvu d'une carene ventra-
le — tous les segments ciliés de bandes de poils noirs.
Ailes enfumées, ayant sur le milieu des taches trans-
parentes.
Spask.
34. M. rubrosignata Coll. Eversm. mihi (Tab. 9, fig. 4).
M. nigra, thoracis fascia inter alas cinerea abdominis
segmento secundo rufo, fascia posteriori albis qf.
Long. 14 mill.
Mále. Noir, il ressemble beaucoup à M. pedemontana,
mais un peu plus petit, La téte petite. Des écailles et
une bande entre'elles; des poils blanchátres. Premier
segment de l'abdomen plus petit que de M. pedemonta-
na pétiolé caréné et entierément noir, le deuxiéme rou-
ge avec le bord inférieur noir; troisiéme segment por-
tant une bande assez large blanche. L'abdomen et les
pieds couverts de poils noirs. Les ailes transparentes
avec leur bout fortement enfumé et n'ayant pas de taches
transparentes.
Kiachta, frontiére de Chine.
462
35. M. crenata Coll. Eversm. mihi (Tab. 9, fig. 5).
M. nigra, fronte thoracis, margine antico fascia inter
alas, in secundo abdominis segmento fasciam magnam
duasque posticas fascias alba habens 1.
Long. 12 mill.
Male. Noir, assez poilu. Tête petite avec quelques
poils blanchátres. En dessus, le prothorax couvert de
poils blanes qui forment une bande entre les ailes et
une tache sur l'écusson. Ecailles assez petites. Premier
segment de l'abdomen pétiolé avec deux épines et ca-
réné, deuxiéme pourvu d'une earéne ventrale. Deuxiéme
segment de l'abdomen portant sur la base inférieure une
large bande échanerée; troisiéme et quatriéme segments
couverts entièrement de poils blancs argentés. L'aile fon-
cée avec reflet violet. |
Songaria.
36. M. albeola Pall. (Tab. 9, fig. 6).
M. nigra, fronte, thoracis dorso, abdominisque fascia
una magna albis (f.
Long. 14 mill.
M. albeola Pall. Reis. Russ. Reich. t. Il. p. 730. 87.
Ма. Noir, assez poilu. Tête petite, front de la tete,
dos du thorax écusson et écailles couverts de poils assez
longs blanes, métathorax noir. Premier segment de l'ab-
domen pétiolé et caréné, — deuxiéme segment pourvu
d'une caréne ventrale et en dessous fortement ponetue;
en dessus troisiéme, quatriéme et cinquiéme segments,
couverts de poils blanes, les autres portant des poils
noirs. Pieds noirs. Ailes fortement enfumées.
463.
Il y a des variétés qui ont 1) le bord inférieur du
premier segment liseré de blane et la partie supérieure
du deuxiéme segment légérement couverte de poils blanes.
a
Altai, Orenbourg, Songaria.
—
Liste des espéces figurées.
Sur toutes les figures les mémes lettres signifient:
a premier segment avec une parte du metathorax
et le commencement du deuxieme segment en
dessus.
b le méme en dessous.
c le méme de cóté.
d lanus en dessus.
e l’anus en dessous.
f Yanus de cóté.
g Vaile supérieure droite.
Tab. T.
Fig. 1. Difformité de ГаПе gauche M. austriaca ©.
« 10. M. europaea @ var. (a, 6, с).
« 2. M. europaea 9 premier segment (а, 6, с).
« 3. Premier segment (a, b, c) M. hungarica.
« 4. Premier segment M. pedemontana ($, с).
« 95. Premier segment M. austriaca (6, с).
« 6. Premier segment M. erythrocephal. (cJ.
« 7. L’anus M. europaea G (d, Г).
« 8. L'anus M. austriaca С (d).
« 9. M. italica d$.
« 1. M inlaserta О.
« 12. M. simplica 9 (a).
« 15. М. quinquefasciata © (а, с).
di
1
i
CE
15.
16.
«o 00 I OQ» Gc À Qo bo =
D м
222
u
RE
464
. interrupta Ф (а).
petiolaris 9 (а).
. triangularis Ф (а).
Tab. 8.
. maura var. de Kiachta Q9 (cJ.
. bicolor 9 (а).
. tunensis 9 (а).
. desertorum 9 (а).
. luetuosa 9 (а).
. maeulosa 9 (a, cj.
. faurica cf (a;.c, d,.q).
. discoidalis Чье
. Caucasica I fac} d, 97.
Tabs
. Manderstjernii 4 (a, d, g). -
. Bartholomaei С (а, с, d, g).
‚toneolora.. “(as o6; 9 9.
. rubrosignata С (а, c, d, 9).
. crenata С (а, с, d, 9).
. albeola c? (m, e, d, 9).
Ueber
DIE ZUSAMMENSETZUNG
von
WÜBLERIT, ABSCHTNIT UND BUY BXIT,
sowie Bemerkungen über Zirkonerde.
Von
В. HERMANN.
Bei meiner kürzlich publicirten Revision der Zusam-
mensetzung der Niob - Mineralien bemerkte ich, dass es
eine Gruppe von Mineralien gäbe, deren Glieder die Form
des Aeschynits besässen, deren chemische Constitution
aber noch nicht hinreichend festgestellt wäre, um die Be-
ziehungen zwischen ihrer Mischung und ihrer Form klar
zu erkennen. Ich behielt mir daher vor, diese Minera-
lien noch einer besonderen Bearbeitung zu unterwerfen.
Dieselben sind: Wöhlerit, Aeschynit und Euxenit. Ihre
Form gehört zum rhombischen Krystall-System. Die Re-
sultate der Abmessungen waren:
Вахе. 4,019071 71,0482... co. P457, 426°;
2 P < 51 (Forbes).
466 |
Wöhlerit 0,9950 : 4 : 1,0599. co P!/, 197" 6; co P
90° 48’; co P2 52° 34’; со P3 35° 18’; tj, Peo 140° 54;
P < 82° 50' (Dauber).
Aeschynit 0,9899 : 1 : 1,0002. co P 90°; eo P ‘},
127° 19; ^|, P co 73,44; ?[, P 2. 68°, 128°, 158°,
36' (MK). (G. Rose).
Es liess sich daher schon wegen der Uebereinstim-
mung der Form erwarten, dass diese Mineralien auch
rücksichtlich ihrer chemischen Constitution zu einander
in einer innigen Beziehung stehen würden. In der That
habe ich auch gefunden, dass ihre Mischung durch die
gemeinsame Formel R? R + aR В ausgedrückt wer-
den kónne. Dabei ist es interessant und in stóchiome-
irischer Hinsicht wichtig, dass in diesen Mineralien Titan-
sáure durch Kieselerde und Zirkonerde durch einatomige
Basen vertreten werden. Es wirft diess ein neues Licht
auf die noch immer streitige stóchiometrische | Constitu-
tion der Kieselsäure und der Zirkonerde; denn durch die
isomorphe Vertretung der Titansäure durch Kieselsäure
und der Zirkonerde durch einatomige Basen werden neue
Beweise geliefert, dass die Kieselsäure 2 Atome und die
Zirkonerde blos 1 Atom Sauerstoff enthalten.
Untersuchen wir nun die Zusammensetzung der Mine-
ralien der Aeschynit - Gruppe näher:
1. Wohlerit.
Der Wöhlerit findet sich bei Brevig in Norwegen. Der-
selbe wurde von Scheerer entdeckt und näher untersucht.
Danach bestand er aus: |
Niobige Säure . .
Kieselsäure . . .
Zirkonerde. . г.
Eisenoxydul. . .
Manganoxydul . .
Magnesia . . ..
Мао
Wasser spe us
A607
Sauerstoff.
14,47 2,68
30,62 15,89
15,17 5,08
1,91 0,49
1,55 0,35
26.19 AR 19:09.
0,40 0,16
8,39 2,14;
0,24
98,94.
Aus dieser Analyse ergiebt sich, dass der Sauerstoff-
Gehalt der Basen nahe gleich ist, dem der Kieselsäure;
aber es würden keine Basen übrig bleiben, um die nio-
bige Säure zu sättigen. Ich habe daher die Analyse die-
ses Minerals wiederholt und dabei folgende Resultate
erhalten:
Niobige Säure 11,58
Kieselsäure. . 29,16
Zirkonerde . . 22,72
Kalk 2.0022. 024 OS
Eisenoxydul . 1,28
Sauerstoff. Gefunden. Ángenom.
9,14 2,82 3
15,15 20 20
5,97 |
7,10
0,28
16,04 21,421.24.
Manganoxydul 1,52 0,34
Magnesia. . . 0,71 0,40
Natren 4^4 2309 1,95 |
Wasser: 90633
29,94:
Da sich die Sauerstoff-Atome von В: Si: В im Wóh-
lerite sehr nahe wie 3: 20: 21 verhalten, so folgt aus
№ 2. 1865.
30
468
dieser Proportion für dieses Mineral die Formel 10
R? Si + В №. |
Die aus dem Wöhlerite abgeschiedene niobige Säure
hatte ein spec. Gw. von 5,00, was genau mit dem spec.
Gw. der niobigen Säure übereinstimmt.
Was die im Wöhlerite enthaltene Zirkonerde anbelangt,
so habe ich dieselbe vielfach näher untersucht, da Schee-
rer die Vermuthung aussprach, dass dieselbe vielleicht
noch Ceroxyd enthalten könnte. Ich habe dabei nicht blos
die Oxyde der Cer-Gruppe, sondern auch noch Thorerde,
Beryllerde, Titansäure, Thorerde und Yttererde berück-
sichtigt.
Die Zirkonerde des Wöhlerits wurde wie folgt darge-
stellt. Das Mineral wurde mit Kalihydrat geschmolzen,
die Schmelze in Salzsäure gelöst und die Lösung im Was-
serbade zur Trockne verdunstet. Beim Behandlen des
trocknen Rückstandes mit verdünnter Salzsäure, blieben
Kieselsäure und niobige Säure ungelöst. Dieselben wur-
den mit Flusssäure eingedampft, wobei ein Rückstand
blieb, der nach längerem Glühen unreine niobige Säure
zurückliess, die mit Kali geschmolzen, filtrirt und mit
Salzsäure und Ammoniak niedergeschlagen, reine niobi-
de Säure gab.
Die Lösung der Basen in Salzsäure wurde durch Am-
moniak gefällt. Der Niederschlag bestand aus Zirkonerde,
verunreinigt durch Eisenoxyd und Manganoxyd.
Man schmolz sie mit Kalihydrat. Dabei bildete sich
nach der Behandlung mit Wasser eine grüne Lösung von
mangansaurem Kali. Ausser Mangan fand sich in dieser
Lösung kein anderer Körper, der zur Mischung des Wóh-
469
lerits gehört haben könnte, namentlich keine Thonerde
und keine Beryllerde.
Die mit Kalihydrat geschmolzene und ungelöst geblie-
bene Zirkonerde wurde mit saurem schwefels. Kali zum
"klaren Fluss gebracht, das Salz in Wasser gelöst und die
klare Lösung durch Ammoniak gefällt. Das Hydrat wur-
de noch nass in Salzsäure gelöst und die Lösung mit
Citronsäure versetzt. Dabei bildete sich ein dicker Nie-
derschlag von citronsaurer Zirkonerde, der die Eigen-
thümlichkeit besass, dass er nach Zusatz von überschüs-
sigem Ammoniak eine ganz klare Lösung gab. Man ver-
setzte diese Lösung mit hydrothionsaurem Ammoniak und
liess die dadurch ganz schwarz gewordene Flüssigkeit in
einer verschlossenen Flasche abklären, worauf das aus-
geschiedene Gemenge von manganhaltigem Schwefelei-
sen abfiltrirt wurde. Die klare Lösung wurde einge-
dampft, der Rückstand ausgeglüht. Dabei blieb ganz rei-
ne Zirkonerde. Sie enthielt weder Basen der Cer-Gruppe,
noch Titansäure, Thorerde oder Yttererde. Der Beweis
wurde wie folgt geführt.
Man verwandelte die Zirkonerde wieder in Hydrat,
löste das noch nasse Hydrat in Salzsäure und kochte
diese Lösung mit überschüssigen Krystallen von schwe-
felsaurem Kali. Dabei entstand ein Niederschlag von kali-
haltiger, basisch schwefels. Zirkonerde. Weder in der
abfiltrirten Flüssigkeit, noch in der durch Auswaschen
der Zirkonerde mit heissem Wasser erhaltenen, brach-
te Ammoniak eine Spur eines Niederschlags hervor.
Diess beweisst die vollständige Abwesenheit von Ba-
sen der Cer-Gruppe, von Yttererde und von Thorerde.
Man schmolz den durch schwefels. Kali bewirkten Nie-
derschlag wieder mit saurem schwefels. Kali, löste das
Salz in Wasser und schlug die Zirkonerde durch Am-
30"
470
moniak nieder. Diesen Niederschlag léste man noch nass
in Salzsäure und verdunstete die Lösung bis zur Consi-
stenz eines Syrops. Beim Abkühlen krystallisirte dieser
Syrup bis zum letzten Tropfen in den für das 9 fach ge-
wasserte Zirkonoxychlorid (Zr Zr Cl + 9 H) charakte-
ristischen, büschelförmig gruppirten, zarten Prismen.
Eine Lôsung dieses Salzes gab mit Gallusgerbsäure
einen lehmfarbenen und mit Kaliumeisencyanür einen
weissen Niederschlag. Hierdurch ist die Abwesenheit der
Titansäure erwiesen, die mit diesen Reagentien ziegelrothe
und braune, sehr starkfärbende Niederschläge erzeugt.
Bei dieser Gelegenheit muss ich auf einige Widersprü-
che aufmerksam machen, die sich in den Angaben der
Chemiker in Betreff der Reaktionen der Zirkonerde finden.
So wird nach Berzelius eine Lösung der Zirkonerde
durch Kaliumeiséncyanür nicht gefällt, während Pfaff an-
giebt, dass dabei ein gelber Niederschlag entstehe. Ich
habe gefunden, dass eine Lösung von einfach schwefels.
Zirkonerde, wie sie entsteht, wenn man Zirkonerde in
überschüssiger Schwefelsäure löst und den Ueberschuss
der Schwefelsäure verdampfen lässt, ohne dabei das Salz
bis zum Glühen zu erhitzen, von Kaliumeisencyanür nicht
gefällt wird.
Dagegen giebt eine Lösung der krystallisirten salzsau-
ren Zirkonerde (Zr Zr Ci + 9 H) mit Kaliumeisencya-
nur einen weissen, durchscheinenden Niederschlag. In
Betreff der Farbe dieses Niederschlags kann man sich
leicht täuschen; denn hat man einen Ueberschuss von
Blutlaugensalz angewandt, so erscheint der durchschei-
nende weisse Niederschlag, wegen der gelben Farbe der
Flüssigkeit, gelb gefärbt.
471
Was die kleesaure Zirkonerde anbelangt, so fand Pfaff,
dass schwefelsaure Zirkonerde durch kleesaures Ammo-
niak nicht gefällt werde, während dies mit salzsaurer
Zirkonerde der Fall sei. Hier war wahrscheinlich ein
Ueberschuss von Schwefelsäure vorhanden. Ich habe ge-
funden, dass Lösungen von einfach schwefelsaurer Zir-
konerde sowohl, wie von krystallisirter salzs. Zirkon-
erde, durch kleesaures Ammoniak gefällt werden.
2. Ueber die Zusammensetzung des Aeschynits.
Der Aeschynit wurde bekanntlich zuerst von Hartwall
untersucht, wonach er bestehen sollte, aus:
Zinnsaure. . . 0.9
Titansäure. . . 56,0
Zirkonerde . . 20,0
Ccroxyd. . . 19,0
Eisenoxyd . . 2,6
К.
97,9.
Ich habe den Aeschynit bereits 3 mal untersucht und
erhielt dabei folgende Resultate:
a. b. с.
Tantalähnliche Säuren. . 33,39 35,05 33,28
Пенн... 11,94 10,56 25,90 (?)
Zirkonesde. (2)... 17,52 17,58 —
Oxyde der Сет-Сгирре. 17,65 26, 72 33,54
Bisenoxydub 054. 2 7,94 4,39 5,45
вета pen eu. 9,35 4,62 1,28
ео. 2,40 ~ -
Glihverlust 2.200... 1,56 1,66 1,20
101,05. 100,54. 100,57.
472
Vorstehende Analysen geben noch kein klares Bild von
der Zusammensetzung des Aeschynits. Es ist dies nicht
zuverwundern, da dieses Mineral Stoffe enthalt, deren
Scheidung die grössten Schwierigkeiten darbietet und
zum Theile bisher gar nicht bewirkt werden konnte.
Doch hielt ich es für Pflicht, diese Analysen so oft zu
wiederholen, bis auch in dieser Hinsicht Klarheit erlangt
sein würde. Ich habe daher den Aeschynit zum 4-ten
Male untersucht und fand dabei einen bedeutenden Ge-
halt von Thorerde in diesem Minerale.
Als Resultat wurde erhalten:
Imensäure . . . . 29,00
Niobige Sàure . . 3,30
Titansaure (2). =: 2945,53
Thörerde „2.22, 19,43.
(Ge, La. ВИ. 113896
Vtererde. .:...... 5,30
Eisenoxydul ... 6,00
а 1:30
Glühverlust. . . . 1,70
100, 72.
Der Gang der Analysen war bei allen 4 Untersuchun-
gen folgender.
Eine besondere Probe des Minerals wurde geglüht und
dabei der Gewichts-Verlust bestimmt.
Eine andere, ungeglühte Probe wurde mit ihrem 8
fachen Gewichte saurem schwefels. Kali zum klaren Fluss
gebracht und das Salz mit warmem Wasser gut ausge-
waschen. Die dabei ungelösten tantalähnlichen Säuren
wurden nochmals mit saurem schwefels. Kali umge-
473
schmolzen, hierauf in Kalihydrat gelöst, in B- Sulfate
umgewandelt und diese durch Salzsäure von 1,09 spec.
Gw. in Ilmensäure und niobige Säure geschieden.
Die Lösungen der schwefels. Salze wurden vereinigt
‘und mit Ammoniak gefällt. In der von diesem Nieder-
schlage abfiltrirten Flüssigkeit war nur noch eine sehr
geringe Menge von Kalk enthalten, der durch klees. Am-
moniak gefällt wurde. Der Ammoniak-Niederschlag wur-
de noch nass vom Filter genommen, in möglichst we-
nig Salzsäure gelöst und die verdünnte Lösung mit über-
schüssigen Krystallen von schwefels. Kali zum Kochen
gebracht. Dabei bildete sich ein sehr bedeutender weis-
ser Niederschlag, der mit einer concentrirten Lösung von
schwefels. Kali ausgewaschen wurde.
Aus der filtrirten Flüssigkeit wurde die Yttererde durch
kleesaures Ammoniak und das Eisenoxyd durch über-
schüssiges Ammoniak gefällt.
Der durch das schwefels. Kali bewirkte Niederschlag
wurde mit vielem Wasser vermischt, zum Kochen ge-
bracht und das Ungelöste so lange mit heissem Wasser
ausgewaschen, als sich noch etwas löste. Die von dem
Ungelösten abfiltrirte Flüssigkeit wurde durch überschüs-
siges Ammoniak gefällt, der Niederschlag ın Sulfat ver-
wandelt und dieses durch unterschwefligsaures Natron in
Thorerde und Cerbasen zerlegt, nach der Methode, die
ich bereits bei meiner Analyse des Monazits ausführlich
beschrieben habe. Man erhielt dabei 13,43 pr Cent Thor-
erde und 15,96°/, Oxyde der Cer-Gruppe.
Einer besonderen Untersuchung wurden die Substan-
zen unterworfen, die in den Analysen a und b als Ti-
tansäure und Zirkonerde (?) und in den Analysen c und
d als Titausäure (?) bezeichnet wurden.
474
Diese Substanzen betrugen in obigen 4 Analysen:
а) 29,46°/,
b) 28,14 »
20) 23:00%
4) 94,53».
Bei den Analysen a und b wurden diese Substanzen
in Hydrat verwandelt, in Salzsäure gelöst und die Titan-
säure durch Kochen gefällt. Dieselbe betrug.
a). [LOT
b) 10,56».
In der Flüssigkeit blieb nach dem Kochen eine Sub-
stanz, die nach dem Verdunsten des Wassers einen gel-
ben Syrop hinterliess, der an der Luft zu einem gelben
Firniss eintrocknete, der nicht zum Krystallisiren gebracht
werden konnte. Mit Gallusgerbsäure gab die Lösung die-
ses Salzes einen ziegelrothen Niederschlag, wodurch ein
noch beträchtlicher Gehalt von Titansäure angezeigt wur-
de. Ich bezeichnete die Substanz vorläufig als Zirkoner-
de (?) wie wohl ich bereits damals bemerkte, dass sie
sich wesentlich von Zirkonerde unterschied.
Bei der Analyse с wurde diese Substanz für Titansäu-
re genommen, weil es nicht gelang, in ihr einen Gehalt
von Zirkonerde nachzuweisen.
Bei der Analyse d wurde diese Substanz weiter un-
tersucht und zuvor einige Versuche über das Verhalten
der titansauren Zirkonerde angestellt.
Es wurde zu diesen Versuchen ein Gemenge von 23
Theilen Zirkonerde und 15 Theilen Titansäure ver-
wendet.
475
1. Man löste dieses Gemenge in Schwefelsäure und
reduzirte die Lösung durch Zink. Dabei erhielt man eine
blaue Flüssigkeit. Man versuchte den Gehalt derselben
an Titanoxyd durch Titriren mit übermangansaurem Kali :
zu bestimmen, erhielt dabei aber keine sicheren Re-
sultate.
9. Man verwandelte die titansaure Zirkonerde in Ну-
drat, lóste dieses in móglichst wenig Salzsàure und ver-
setzte die Lösung mit kleesaurem Ammoniak. Dabei bil-
dete sich aber keine kleesaure Zirkonerde. Die Flüssig-
keit blieb dabei ganz klar.
3. Man lóste das Hydrat der titans. Zirkonerde in
Salzsàure und brachte die Lósung zum Kochen. Dabei
schied sieh aber keine Spur von Titansàure aus der sau-
ren Flüssigkeit. Man verdunstete daher diese Lósung im
Wasserbade bis zur Consistenz eines Syrops, lóste die-
sen wieder in Wasser und brachte nun die möglichst
neutrale Flüssigkeit zum Kochen. Dabei bildete sich eine
milehige Trübung. Nach Zusatz von Salmiak schied sich
beim Kochen die titansaure Zirkonerde vollständig in
durchscheinenden Klumpen ab. Es gelang mir daher auf
keine Weise titansaure Zirkonerde quantitativ zu trennen.
Eine qualitative Scheidung wird am besten durch Dar-
stellung von Chloriden und Verjagung des viel flüchtige-
ren Titanchlorids bewirkt.
Die in der Analyse с und d als Titansäure (?) bezeich-
nete Substanz verhielt sich ganz anderes, als reine Ti-
tansäure oder als titansaure Zirkonerde.
Als man diese Substanz in Schwefelsäure löste und
die Lösung durch Zink reducirte, erhielt man. zwar eine
blaue Flüssigkeit; die Färbung derselben war aber viel
weniger intensiv, als sie reine Titansäure bei einem Ge-
à 476
genversuche gab. Hiedurch war erwiesen, dass diese
Substanz nicht aus reiner Titansäure bestehen konnte.
Man verwandelte die bei der Analyse d erhaltenen
24,53°/, Titansaure (?) in Hydrat, löste dieses in Salz-
säure und versetzte die mit Wasser verdünnte Lösung
mit kleesaurem Ammoniak. Dabei entstand ein reichli-
cher, weisser Niederschlag, der nach dem Glühen 9,48°/,
einer weissen Erde hinterliess, die sich wie reine Thor-
erde verhielt. Obige 24,53°/, Titansäure (?) des Aeschy-
nits bestanden mithin aus:
Titansäure. 15,05
Thorerde . 9,48
24,93.
Es folgt also aus diesen Versuchen, dass, wenn man
eine salzsaure Lösung von. Titansäure, Thorerde, Yiter-
erde und den Oxyden der Cer-Gruppe mit überschüssi-
gen Krystallen von schwefelsaurem Kali kocht, die Titan-
säure sich in Verbindung mit Thorerde, als 3 fach titan-
saure Thorerde abscheidet, während ein anderer Theil
der Thorerde und die Oxyde der Cer-Gruppe mit dem
schwefelsaurem Kali Doppelsalze bilden. Bei der Behand-
lung mit kochendem Wasser lösen sich die Doppel-
salze, während die 3 faeh titansaure Thorerde ungelöst
bleibt.
Als Resultat der Analyse d wurde also erhalten: -
Sauerst. Angenom.
Imensäure. . . . . 29,00 5,40 6.04 6
Niobige Säure . . . 3,30 0,61 j !
Titansaure |. 2. 2 25949505. — D. OM 6
477
Sauersl. Angenom.
Thorerde а 9,48}
: b 13.43 2291 277
(6 EX Di)... . 10596 9,331 2 64 -
ие. о... 5,30 105 à
Enenoxvdul . . . . 6,00 1,33
NES 1.0005 on 1,50 0,42
Glühverlust. 2 uet cub n
100,72.
Die Formel des Aeschynits ist daher: 3 R^ Ti+2 R Ii.
Ueber die Zusammensetzung
des
EvxExITS.
Der Euxenit findet sich an verschiedenen Orten in
Norwegen, namentlich zu Jölster, Twedestrand, Tromöe
und Alve. Derselbe wurde von Scheerer, Strecker, For-
bes und Dahl untersucht.
Naeh Strecker und Forbes besteht das Mineral aus:
Strecker. Sauerst. Forbes. Sauerstoff.
Tantalähnl. Säuren. 37,16 6,92 38,58 7,19
Pitansaure. 2... 16,26 6,45 14,36 5,70
Uranosydul.. с. .8,45 0,99 5,22 0,61
Eisenoxydul ~~ . 3:03 от 1,98 0,44
Yttererde 5 . . .. 26,46 5,26\ 8,41 29.25 5.54
(Ca La NL. au mr 3,31 0,48 Ld
р. 2.293 #49 1,38 0,39
Magnesia ..... — 0,19 о
Thonerde . «7 ee 3,12
Wasser . . es a 2,88
100,39. "a
478
Zu diesen Analysen ist noch zu bemerken, dass die
tantalähnliche Säure des Euxenits vorzugsweise aus Il-
mensäure besteht; denn у. Nordenskiöld fand ihr spec.
Gw. zu 4, 18—4, 33, während das spec. Gw. der nio-
bigen Säure bekanntlich 5,00 beträgt.
Die Sauerstoff-Proportion von R : Ti: U betragt nach
obigen Analysen: b.
R Ti u
Strecker. 8,41 645 6,9
Forbes. . 7,83 5,70 7,19
Mittel... 8,12 6,07 7,05.
Die gefundenen Sauerstoff-Proportionen zwischen Ba-
sen und Säuren im Euxenit sind daher offenbar diesel-
ben wie die im Aeschynite. Dieselben betrugen nämlich:
R Ti U
Aeschynit 7,89 5,97 6,01
Buxent . 812 6,07 7,05.
Diese Proportionen sind offenbar — 8 : 6 : 6. Wenn
im Euxenit diese Proportion = 8 : 6 : 7 gefunden
wurde, so kommt dieses wahrscheinlich daher, dass
die Ilmensäure noch etwas Titansäure und titansaure Ba-
sen zurückhielt, von denen sie sich nicht vollständig
durch Schmelzen mit saurem, schwefels. Kali trennen
lässt. Man muss die Ilmensäure mit Kalihydrat schmel-
zen und in Wasser lösen, wobei die Verunreinigungen
ungelöst bleiben.
Der Euxenit wäre daher nach derselben Formel zu-
sammengesetzt, wie der Aeschynit und würde ebenfalls
aus 3 В? Ti + 2 RU bestehen. Beide Mineralien un-
479 -
terscheiden sich nur dadurch, dass R im Euxenit vor-
zugsweise aus Yitererde und Uranoxydul besteht, wah-
rend R im Aeschynite vorzugsweise aus den Oxyden
der Cer-Gruppe und aus Thorerde gebildet wird.
Da Wohlerit, Aeschynit und Euxenit gleiche Form ha-
ben, so folgt, dass Verbindungen, die nach der Formel
3 В: Ti + 2 RU und 10 R? Si + В № zusammen-
gesetzt sind, homöomorph sein konnen.
So zusammengesetzte Verbindungen haben ausserdem
in stöchiometrischer Hinsicht grosse Aehnlichkeit mit
manchen Gliedern der Chrysolith-Gruppe. Die Mischung
von Wöhlerit, Aeschynit, Euxenit, Humit, Chondrodit
und Villarsit kann nämlich durch die allgemeine Formel
R? R + » X ausgedrückt werden. In der That lässt
sich auch die Form der Mineralien der Aeschynit Gruppe
auf die der Mineralien der Chrysolith - Gruppe zurück-
führen; nur muss die Länge der Axe b der Glieder der
Aeschynit-Gruppe verdoppelt werden. Wir erhalten dann
folgende Axen - Verhaltnisse:
Euxemt. . 0,5095 : 1: 0,5241
Wohblerit.; 0,4975 : 1: 0,5299
Aeschynit. 0,4949 : 14 : 0,5001
Chrysolith. 0,4659 : 1 : 0,5886
Kom. 70.4028. — T 05522
Ich bin daher der Ansicht, dass alle diese Mineralien
homóomorph sind und dass die grosse Aehnlichkeit ihrer
Form durch die Gleichheit der stóchiometrischen Consti-
tution ihres. Grundmoleküls — В В bedingt wird.
Zu diesem Grundmoleküle R? В treten noch accesso-
- 480
rische Moleküle in sehr verschiedener Menge und von sehr
verschiedener Zusammensetzung. Diese accessorischen
Moleküle haben aber keinen Einfluss auf die Form, da
sie, nach der allgemeinen Regel für accessorische Mole-
küle, in den Zwischenràumen der Grundmoleküle abge-
lagert sind. Die Zusammensetzung dieser accessorischen
Moleküle ist folgende:
Euxenit .
Aeschynit URN
Wohlerit . . = В Nb
Chondrodit. — Mg Mg F
Humit „.. — № Mg Fi
Villrsit . . — H.
481
Ueber
DAS VORKOMMEN
VON KEROLITH AM URAL.
Von R. Hermann.
Kurzlich schickte mir Herr Obristlieutenant von Roma-
nowsky, Aufseher der Mineral - Gruben von Miask, ein
Mineral zur Bestimmung, das in der Nahe des Sees Itkul
aufgefunden wurde. -
Dieses Mineral bildet amorphe Stücke von grüner Farbe.
Dasselbe war stark zerklüftet und auf den Kluftflächen
mit einer Rinde einer andern weissen, erdartigen Substanz
überzogen. Das grüne Mineral, der eigentliche Kerolith,
hatte einen muschligen Bruch. Die Bruchflächen waren
theils matt, theils wenig glänzend, von Fettglanz. An den
Kanten durchscheinend. Das Mineral fühlte sich fettig an
und klebte nicht an der Zunge. Die Farbe der frischen
Stücke war schön und rein apfelgrün. Der Luft ausge-
setzt gewesene Stellen waren ausgeblichen, und hatten
eine wachsgelbe Farbe angenommen. Die Härte und
das spec. Gw. betrugen, nach von Romanowsky: H. 2,25;
в. GW. 2.27.
Im Kolben erhitzt, zersprang das Mineral in kleine
Stücke und gab viel Wasser. Dabei wurde es weiss und
undurchsichtig.
Die entwässerten Stücke waren unschmelzbar.
Phosphorsalz löste das Mineral unter Hinterlassung von
Kieselerde.
Borax gab eine klare Perle, die in der äusseren Flam-
me geschmolzen, eine röthlich Farbe hatte. In der in-
482
nern Flamme wurde die Perle undurchsichtig und grau,
von ausgeschiedenem metallischem Nickel.
Mit Koboltsolution nahm das Mineral eine fleischrothe
Farbe an.
Mit Kalihydrat geschmolzen, gab mein Exemplar keine
Manganreaction; doch sollen nach von Romanowsky an-
dere Proben, beim Schmelzen mit Soda, einen geringen
Mangan-Gehalt zeigen.
Beim Glühen verlohr das Mineral 18,33'/, Wasser.
Eine andere ungeglühte Probe wurde mit Schwefelsäure
eingedampft. Dabei wurde das Mineral vollständig zer-
setzt. Es blieb nach dem Verdampfen der überschüssi-
gen Schwefelsäure eine weisse Salzmasse, die nach dem
Lósen in Wasser 47,06?/, Kieselerde hinterliess. In der
filtrirten Flüssigkeit brachte Ammoniak keine Spur eines
Niederschlags hervor. Das Mineral enthielt daher weder
Eisenoxyd, noch Thonerde.
Schwefel-Ammonium dagegen fällte braune Flocken von
Schwefelnickel. Dasselbe hinterliess nach dem Glühen
2,80°/, Nickeloxyd. Kleesaures Ammoniak gab keine Spur
eines Niederschlags. Phosphorsaures Ammoniak dagegen
gab einen starken Niederschlag von phosphorsaurer Am-
moniak-Magnesia. Dieselbe enthielt 31,81°/, Magnesia.
Als Resultat dieser Analyse wurde also aus dem Ke-
rolith vom See Itkul erhalten:
Sauerstoff. Proport.
Kieselsäure . 47,06 24,45 1,87 1,347.
Nickeloxyd . 2,80 0,95
: 13,09 4
Magnesia . . 31,81 mn a |
“Wasser : 1. He 418,399 16,28 1,98 (1,42 1.
100,00. 3
483
Diese Zusammensetzung stimmt also, unter der Vor-
aussetzung, dass in diesem Minerale 4 At. Magnesia
durch 3 Atome Wasser vertreten wird, mit der Zusam-
mensetzung des Keroliths von Frankenstein in Schlesien
vollkommen überein; nur wird im uralschen Kerolithe
eine geringe Menge von Magnesia durch Nickeloxyd
vertreten.
Der schlesische Kerolith besteht nämlich nach Kühn
aus:
Sauerstoff. Proport.
Kieselsäure . 46,96 24,40 1,98 1,31 E.
Magnesia... 31,26 12,28 1 P A
Wasser... 21,22 18,86 1.5344 ;
99,44. 3
Beide Mineralien entsprechen mithin der Formel:
(R (H) )° Se.
N 2. 1865. 31
ZUR
ANATOMIE DER ACANTHOCEPHALEN.
Von
Kart LINDEMANN.
Mit 3 Tafeln.
ee ee
Es argerte mich immer, unsere wissenschaftliche An-
sicht uber die Generationsorgane der Acanthocephalen;
doch konnte ich mir bis jetzt nicht eine selbststandige
ausarbeiten, da mir das nothige Material fehlte. Wahrend
meines Aufenthaltes in St. Petersburg erhielt ich einen
Leuciscus, in dessen Dunndarme 29 schöne Exemplare
von Echinorhynchus roseus Diesing sich vorfanden. Das
war mir ein guter Fund und ich setzte mich an die Ar-
beit, deren Resultate hier niedergelegt sind.
Diesing, in seiner Revision der Rhyngodeen (') be-
schreibt die Generationsorgane der Acanthocephalen fol-
gendermaassen: «Organa genitalia discreta; individua alia
mascula, alia femina. Mas testiculis instructum duobus
postpositis, ligamento suspensorio affixis, spermatozoidea,
(1) Sitzungsberichte der Wiener Akademie 1859. Mathematisch - natur-
wissenschaftliche Classe. Revision der Rhyngodeen.
ee
includentibus, vasis deferentibus cum vesicula seminali
conjunctis in bursam caudalem excurrentibus, pene en-
siformi vel lanceolato e bursa caudale rarissime protracto.
Femina utero uno utriculari retrorsum in vaginam altenua-
to, ligamento suspensorio postice affixo, oviductu in ute-
ri initio sito, apertura genitalis in corporis apice caudali.
Oviductus (uteri) tubulus brevis, limbo campanulato vel
infundibuliformi, fissura semilunari laterali. Ovaria (in li-
gamento suspensorio orta ?) in cavitatem corporis dela-
buntur. Ovula in liquore cavitatis corporis suspensa, mo-
tu peristaltico oviductus hunc permeant et uterum intrant;
ovula immatura per fissuram oviductus in cavum corpo-
ris rejiciuntur, ovula matura oblonga.» :
Erinnert uns dieses nicht an die Zeit, wo man auch
die Eier der Wirbelthiere aus dem Stroma der Eierstócke
entstehen liess? Wie harmonirt diese Beschreibung mit
dem, was wir von den Generationsorganen der Nemato-
den, der.Distomen und Cestoden wissen? Es ist sogar
unmöglich, hier eine Harmonie zu suchen, denn die Con-
traste sind gar zu grell. Ich hoffe durch meine Unter-
suchung diesen Contrast gehoben und an seine Stelle eine
wirkliche Harmonie gestellt zu haben.
Als erstes und hauptsächliches Resultat meiner Unter-
suchungen zeige ich an, dass die Acanthocephalen ana-
tomisch begrenzte Geschlechtsorgane besitzen, und dass
diese Würmer Zwitter sind. Ungeachtet ihres Hermaphro-
ditismus functioniren die Individuen aber doch als ver-
schiedene Geschlechter, indem bei dem einen nur die
männlichen Organe eine vollständige Reife erlangen, die
weiblichen aber in verkümmertem Zustande, ohne alle
produktive Thatigkeit dastehen; bei anderen Individuen
umgekehrt. Diese morphologisch zwitterhaften aber phy-
av
486
siologisch als getrennten Geschlechtes auftretenden Wür-
mer tragen auch in ihrer äusseren Form, in ihrer Phy-
siognomie einige Züge, durch welche das Männchen vom
Weibchen leicht unterschieden werden kann. Die als
Männchen functionirenden Individuen von Echinorhynchus
roseus messen in vollkommen reifem Zustande nur 1,5
Cm. i. M., die Weibchen 4,5 Cm. i. M., sogar dann
wenn die Eier noch nicht zur vollständigen Reife gelangt
sind. Das Männchen hat aber noch einen bekannten
glockenförmigen Anhang neben der am Hinterende, vor
der Spitze des Körpers angebrachten Geschlechtsóffnung
und einen hervorstülpbaren Penis. Glocke wie Penis
fehlen dem als Weibchen in Funktion tretendem Indi-
viduum.
Innerlich ganz absolute Zwitter, äusserlich und physio-
logisch getrennten Geschlechtes verdienen die Echyno-
rhynchen unsere grösste Aufmerksamkeit. Bis jetzt kenne
ich noch keine Beispiele eines solchen Verhältnisses.
Vor der Schwanzspitze befindet sich, wie gesagt, die
Geschlechtsöffnung (Taf. X, Fig. 1). Diese kleine Oeffnung
ist umgeben von einer ovalen, dicken, gelbgefärbten,
chitinösen Platte, deren Längsachse in der Längsachse
des Körpers gestellt ist (Taf. X, Fig. 1). Von der Ge-
schlechtsöffnung beginnt ein Kanal, welcher in gewun-
denem Verlaufe sich nach vornen begiebt. Dieser Kanal
ist die Vagina (Taf. X, Fig. 1. Taf. XI, Fig. 1). An die
Grenze des letzten Körperviertels angelangt erweitert sich
diese Vagina in einen abgerundet dreieckigen, nach vor-
nen gehörnten Uterus (Taf. X, Fig. 1 und 4. Taf. XI, Fig.
4). Nach vornen entspringen aus diesem Uterus zwei kur- |
ze Kanäle, einer nach jeder Seite des Körpers. Diese
Kanäle oder Hörner des Uterus theilen sich bald jeder
487
in drei neue Kanäle (Taf. X, Fig. 1 oben). Von diesen
begiebt sich einer nach hinten und verläuft unter der
Seitenlinie des Körpers zwischen Vagina und Körper-
wand bis an das Hinterende desselben (Taf. X, Fig. 1).
Der zweite Kanal begiebt sich, ebenfalls unter der Sei-
tenlinie des Körpers hinziehend, nach vorne. An das un-
tere Ende der Rüsselscheide angelangt wird dieser Ka-
nal zum Ausführungsgange einer grossen braunen, kör-
nigen Drüse, welche den ganzen Zwischenraum zwischen
Rüsselscheide und einer Fläche der Körperwand ausfüllt
(Taf. X, Fig. 1, 2 und 3. Taf. XI, Fig 1). Diese beiden
Kanäle sind die Evergange, oviducti; die in den oberen
Ovidukt mündende braune Drüse ist, aller Wahrschein-
lichkeit nach, eine Erwessdrüse. Auf der ganzen Länge
des vorderen, wie auch des hinteren Oviduktes sitzen
kleine ovale, gestielte Bläschen. Das sind die Ovarien
Е X Fs 1. Tat. Al, he. 4).
Der dritte aus dem Uterushorne entspringende Kanal
begiebt sich nach innen, zur Mittellinie des Körpers, und
vereinigt sich nach kurzem Verlaufe mit seinem Paarling
zu einem kurzen Rohre (Taf. X, Fig. 1. Taf. XI, Fig. 1)
welches, sich allmälich stark erweiternd, nach vorne
hinzieht, und sich dort mit seinem sehr breitem, bei
dem Männchen selbst lappigem Vorderende an das hin-
tere Ende der Rüsselscheide befestigt (Taf. X, Fig. 1, 2.
Taf. XI, Fig. 1). Bei den Weibchen ist dieser Kanal eine
einfache, überall gleich breite, cylindrische Röhre, wel-
che in der Längsachse des Körpers liegt (Taf. X, Fig. 1).
Dieser Kanal ist der Hoden.
In die Vagina mündet unweit der Geschlechtsöffnung
ein dunner Ausführungsgang einer runden, braunen, im
hinteren Körperende liegenden Drüse (Taf. X, Fig. 1, 4
488
und 5. Taf. XI, Fig. 1 und 3). Nach Analogie wollen
wir diese Drüse mit dem Namen Prostata benennen, die-
sem Worte gar keine besondere Bedeutung beilegend,
wie z. B. der Prostata der Ophistobranchien u. a. Auf.
jeden Fall ist diese Drüse keme Schaalendrüse, denn
die Eier besitzen schon eine Schaale, während sie noch
in den Ovarien eingeschlossen sind.
Fast ganz ebenso gebaut sind die Geschlechtsorgane
der als Männchen functionirenden Individuen. Der Unter-
schied besteht hier nur darin, dass hier die Hörner des
Uterus sehr kurz sind und sich fast gleich bei ihrem Ur-
sprunge nur in zwe Aeste theilen, von denen der eine
nach innen tritt und hier zum Ausführungsgange des Ho-
dens wird. Der andere Ast begiebt sich zur Körperwand,
wo er sich in zwei neue Aeste theilt; einer derselben
zieht nach vorn, der andere nach hinten (Taf. XI, Fig. 1).
Diese Aeste stellen die Ovidukte vor, und tragen die
gestielten, bläschenförmigen Ovarien. Der vordere Ovi-
"dukt nimmt vorn den Ausführuugsgang der Eiweissdrüse
auf (Taf. XI, Fig. 1). Dieser Unterschied in der Zahl der
Theilungsäste der Uterushörner hat aber, wie es scheint,
gar keine besondere Bedeutung, denn ich habe auch
Weibchen angetroffen, bei denen das eine Uterushorn
sich in gewóhnlicher Weise theilte, das andere aber so
wie es bei den Männchen Regel ist (Taf. X, Fig. 1).
Der Hoden des Männchens ist stark entwickelt, zeigt
in seinem Verlaufe ausserordentlich grosse Varicositäten,
und ist schon dem blossen Auge sichtbar.
In histiologischer Hinsicht muss folgendes bemerkt wer-
den. Die Vagina besteht aus einer dicken, chitinósen
membrana propria, ohne inneres Epithel (Taf. X, Fig. 4).
Im Uterus bedeckt sich die innere Oberfläche der mem-
489
brana propria mit cylindrischen, und wie es mir scheint,
chitinisirten Epithelialzellen, die in einer einzigen Schich-
te aufgelagert sind (Taf. X, Fig. 4). Der Ausführungsgang
der Prostata besitzt ebenfalls kein Epithel. Die genannte
Drüse selbst gehört zum Typus der lappig-traubenfórmi- -
gen Drüsen (Taf. XI, Fig. 9). Die Secretionszellen der
Prostata sind grosse Zellen ohne Kern, mit körnigem,
dunkelbraun gefärbtem Inhalte. Die bláschenfórmigen Ova-
rien sind bei jungen Individuen mit vollkommen durch-
sichtigen, gekörnten, runden Zellen angefüllt (Taf. X,
Fig. 6); mit reifendem Alter nehmen diese Zellen eine
ovale, fast spindelförmige Gestalt an; ihr Inhalt wird
dunkler durch Entstehung von Fettkörnern im Protoplas-
ma (Taf. X, Fig. 7). Bei den Männchen sind die Ovarien
mit Fettkörnern angefüllt und enthalten gar keine Zellen
(Taf. XI, Fig. 6). Wahrscheinlich sind hier die Zellen
durch eine fettige Entartung, eine allzu grosse Steige-
rung in der Intensität der normalen, physiologischen Fett-
bildung, zu Grunde gegangen. Denn in der Jugend, wäh-
rend des geschlechtlichen Indifferentismus, enthalten auch
die Ovarien der Männchen eben solche Zellen wie die
der Weibchen. Die Eiweissdrüsen gehören ebenfalls zu
den lappigen (Taf. ХТ, Fig. 4); ihre Zellen haben eben-
falls einen körnigen, stark braunen Inhalt. Die Hoden
enthalten ganz wasserklare Zellen (Taf. XI, Fig. 5). Bei
den Männchen bilden diese Zellen in sich die steckna-
delförmigen Spermatoideen (Taf. XI, Fig. 5 und 7). Bei
den Weibchen bleiben die Hodenzellen steril, und ent-
wickeln keine Saamenfäden.
Wir sehen also, dass in der Anlage der Geschlechts-
organe Männchen und Weibchen vollkommen harmoniren.
Der Unterschied besteht nur in dem Grade der Entwick-
e
490
lung der einzelnen Theile des Systems der Geschlechts-
organe.
In dem Darmkanale desselben Fisches, der mir den
Echinorhynchus roseus lieferte, fand sich noch ein mann-
licher Zwitter, dessen Organisation mich zu zwingen
scheint, noch eine zweite Gattung der Acanthocephalen
zu begründen. Dieses Thier, in Uebrigen ganz mit Echi-
norhynchus übereinstimmend, trägt hinter seiner Ge-
schlechtsöffnung zwei starke Saugnäpfe, einen an jeder
Seite des Körpers (Taf. XI, Fig. 3). Starke Muskeln, wel-
che von der Schwanzspitze entspringen, inseriren sich
an das Centrum des Saugnapfes; derselbe besteht aus
einem harten peripherischen Ringe und einer dünnen,
über den Ring gespannten, beweglichen Membran (Taf.
XI, Fig. 3). Die bis jetzt bekannt gewordenen Echino-
rhynchus haben nur einen Saugnapf. Dem eben beschrie-
benen, mit zwei Saugnäpfen versehenen Wurme fehlt ein
Penis ganz vollständig.
Anschliessend an die Anatomie der Geschlechtsorgane
von Echinorhynchus erlaube ich mir noch einige Bemer-
kungen über Verhältnisse im Baue einiger anderen Orga-
ne zumachen. Ich beginne mit dem Nervensystem. Das
von vielen Autoren an der Basis des Rüssels angegebe-
ne Nervenganglion ist wahrscheinlich ein Beobachtungs-
fehler. Ich konnte es bei keinem von meinen Echino-
rhynchus-Exemplaren auffinden. Ich glaube aber erklären
zu können, wie man dazu gekommen ist, den Echino-
rhynchen einen Nervenknoten zu vindiciren. An der Spitze
des Rüssels ist die ihn bedeckende Cuticula stark, kno-
tenförmig verdickt. Ist nun der Rüssel in seine Scheide
halb eingestülpt, wie das am gewöhnlichsten zu sehen
ist, so erscheint diese erwähnte Verdickung der Cuticu-
491
la, т der Basis des Rüssels liegend, in Gestalt eines
sichelförmigen Stückes, welches grosse Aehnlichkeit mit
dem, unseren Würmern zugeschriebenen Nervenganglion
hat (Taf. XI, Fig. 3). Auch Leydig, in seiner eben er-
schienenen vergleichenden Anatomie (*), zweifelt an dem -
Vorhandensein eines Nervensystems bei den Acanthoce-
phalen. «Indessen scheint es mir, sagt er (^), wenn wir
die vorhandenen Abbildungen besehen, noch keineswegs
über allen Zweifel erhaben zu sein, ob nicht am Ende
das vermeintliche Ganglion doch nur eine Drüse sei (?)!»
Die Muskeln, welche aus Rings - und Längsfasern be-
stehend die Körperhöhle begrenzen, werden aus breiten
Fasern zusammengesetzt, die homogen sind, und in ihrer
Aehre ovale, dunkle Kerne tragen (Taf. ХТ, Fig. 10).
Anser den Muskeln der Körperwand sind noch zwei
starke Retraktoren des Rüsselapparates vorhanden. Der
eine befindet sich in der Rüsselscheide (Taf. X, Fig. 1,
2, 3. Taf. XI, Fig. 1 und 2). Er befestigt sich einerseits
an das hintere Ende der Scheide, begiebt sich nach
vorn, und inserirt sich hier an die innere Oberfläche der
oben erwähnten cuticularen Verdickung der Rüsselspitze.
Der andere Retraktor befindet sich im Körper selbst.
Er entspringt von der in den Körper gewendeten Ober-
fläche der Scheidespitze (Taf. X, Fig. 3), und befestigt
sich an die innere Oberfläche der Körperwand, seine
Fasern durch die Fasern der Körperwandmuskeln durch-
schiebend.
(1) Dr. Е. Leydig. Vom Bau des thierischen Körpers; Handbuch der ver-
gleichenden Anatomie. Erster Band. Erste Hälfte. Tübingen. 1864.
(2) 1. с. р. 131.
(3) Mehrere Autoren haben nämlich schon früher dasselbe Organ, wel-
ches jetzt als Nervenganglion angesehen wird, für eine Drüse ge-
halten,
492
Der. zwischen Geschlechtsorganen und Körperwand
bleibende Hohlraum wird von grossen, lose zusammen-
hängenden Fettkörperzellen angefüllt, welche an diesel-
ben Zellen der Insekten erinnern (Taf. X, Fig. 9).
In die Rüsselscheide mündet jederseits ein ziemlich -
breiter Kanal (Taf. XI, Fig. 2), dessen anderes Ende frei
in den Hohlraum des Körpers mündet. Die Wandungen
dieses Kanales bestehen aus einer membrana propria,
einem chitinisirten Cylinderepithel, und einer, in Quer-
und Längs - Falten gelegten Intima (Taf. XI, Fig. 8).
Im Darmkanale von Strix passerina gelang es mir
zwei neue Arten einer neuen Acanthocephalen - Gattung
aufzufinden. Ich benenne diese neue Gattung mit dem
Namen:
Paradoxites n. gen. (Taf. XII).
Die beiden Arten dieser Gattung unterscheiden sich
von den anderen Acanthocephalen, wie auch von allen
Nematelminthen dadurch, dass ihr walzenformiger Kor-
per aus einer Anzahl gleichwerther tief voneinander ge-
trennten Gliedern besteht. Alle diese Körperglieder sind
homonom gebaut, nur das erste Glied, und die drei
letzten weichen von den übrigen ab.
Das erste oder Kopfglied (Taf. XII, Fig. 1) ist fast eben-
so gross wie die sechs folgenden zusammengenommen.
In diesem Gliede liegt die Rüsselscheide und der ein-
und ausstülpbare Rüssel. Beide Organe sind ganz ebenso
gebaut wie bei den Echinorhynchen. Der Rüssel trägt
ebensolche Haare (Taf. XII, Fig. 3); auch hier sind diesel-
ben Retraktoren wie bei den Echinorhynchen, nämlich
einer für den Rüssel, und der andere für dessen Schei-
493
de (Taf. XII, Fig. 1). Es fehlen aber meinem Paradoxi-
tes die bei den Echinorhynchen in den Hohlraum der
Rüsselscheide beiderseits ausmündenden Kanäle (Taf. XI,
Fig. 2). -.
Vor dem eingestülpten Rüssel befindet sich bei Para-
doxites eine ziemlich grosse und tiefe Vorhóhle, eine
Art Atrium, welche von den lippenfórmig - verlängerten
Rändern des vorderen Kórperendes gebildet wird. Diese
Vorhóhle mündet mit breiter Oeffnung grade nach vor-
ne aus.
Zu beiden Seiten der Rüsselscheide liegen die Eiweiss-
drüseu (Taf. ХИ, Fig. 1), und an der Basis der Scheide
beginnt der etwas angeschwollene Hoden (ibidem)
In den folgenden, wie gesagt, um Vieles kürzeren
Gliedern liegen folgende Organe: Längs der Mittellinie
des Körpers zieht der Hodenschlauch, welcher in jedem
Gliede, oder Ringe eine Anschwellung bildet. In den
näher zum Schwanzende liegenden Gliedern werden diese
Hodenanschwellungen immer grösser und grösser. Zu je-
der Seite des Hodens liegt in jedem Gliede ein Eierstock
von derselben Beschaffenheit wie ich ihn bei Echino-
rhynchus roseus und A, kennen gelernt habe. Auch bei
Paradoxites sind die Eierstöcke von Gestalt ovaler Bla-
sen, die durch dünne Stiele, Ausführungsgänge, mit den
an den Seitenlinien des Körpers hinziehenden Eiergän-
gen zusammenhängen (Taf. XII, Fig. 1). Diese Eierstócke
nehmen ebenfalls an Grösse zu, je näher der gegebene
Korperring zum Schwanzende liegt. Je näher zum Schwanz-
ende, desto homogener wird auch der Inhalt der den
Eierstock zusammensetzenden Zellen (Taf. XII, Fig. 1.).
Und so wiederholt sich alles das in allen Körper-
ringen.
494
Im drittlezten Ringe liegt der Uterus, ein gelblicher,
birnfórmiger Körper, mit zwei nach vorne und etwas
seitwärts gerichteten Hörnern, ganz wie bei Echino-
rhynchus (Taf. XII, Fig. 1). Wie dort, so theilt sich auch
hier jedes Uterushorn bald in zwei Aeste (Taf. ХИ, Fig.
1), von denen der eine, der äussere, continuirlich in
den Eiergang übergeht; der andere, innere, steht in di-
rektem Zusammenhange mit dem Ausführungsgange des
Hodens (Taf. XII, Fig. 1). Das hintere, spitze Ende des
Uterus geht in die Vagina über, welche in gewundenem
Verlaufe den vorletzten Körperring durchzieht und an
der Oberfläche desselben ausmündet (Taf. XII, Fig. 1).
Diese Ausmündungsöffnung der Vagina liegt auf einer
kleinen, schwach erhabenen РарШе. Ansaugungsscheiben
fehlen am Hinterende von Paradoxites.
In dem letzten, konisch nach hinten zugespitzten Glie-
de liegen zwei braune birnförmige Organe von drüsigem
Aussehen (Taf. XII, Fig. 1). Diese Organe münden mit
freier Oeffnung jederseits nach aussen und bestehen
aus einer strukturlosen Hülle, membrana propria, und
braungefärbten Drüsenzellen. Aus dem breiten, in den
Körper gewendeten Ende dieser Drüsen entspringt je ein
Kanal, welcher nach vorn gewandt den ganzen Körper
durchzieht, der Seitenlinie desselben folgend (Taf. XII,
Fig. 1). Daraus móchte ich schliessen, dass dieser gan-
ze Apparat ein Analogon desjenigen ist, den wir unter
dem Namen eines Excretionsapparates bei Trematoden
und Cestoden kennen. Die Duplieität der Excretionsöfl-
nung hat doch gar nichts gegen diese Analogie zu sa-
gen (7).
(1) In Betreff der Histiologie von Paradoxites verweise ich auf das oben
von den Echinorhynchen Gesagte.
495
Ich habe, wie bemerkt, zwei Arten dieser neuen Gat-
tung entdeckt. Die eine nenne ich:
Paradoxites Renardi Lindmn. п. sp.
‘Zu Ehren unseres sehr geschätzten Herrn Secretärs
Dr. Renard in Moskwa. |
Diese Art trägt die Charaktere der Gattung an sich,
doch zeigt sie noch einige, überaus interessante Eigen-
thümlichkeiten. Am Boden der Vorhóhle, die schon oben
beschrieben wurde, befindet sich ein ringförmiger Wulst,
welcher den Rüssel umgiebt. Dieser Wulst ist mit einer
Reihe ziemlich grosser Hacken besetzt (Taf. XII, Fig. 1).
Es entsteht so ein Hackenkranz, welcher die Oeffnung
des eingestülpten Rüssels umgiebt. Die einzelnen Hacken
dieses Kranzes àhneln auffallend denen, die wir von Ce-
stoden kennen (Taf. XII, Fig. 4). Eine weitere Eigenthüm-
lichkeit des Paradoxites Вепаг4 besteht in Folgendem.
Ап dem ausgeschnittenen Seitenrande der Vorhóhlenlip-
pen befinden sich zwei Saugnäpfe (Taf. XII, Fig. 1), ei-
ner auf jeder Seite; sie sind ebenso gebaut und mit der-
selben ringfórmigen und radiären Muskulatur versehen
wie die Saugnàpfe der Cestoden und Trematoden. Der
unter den Saugnäpfen liegende Theil der Lippe, die Un-
terlippe, ist mit Wimpern besetzt (*) (Taf. XII, Fig. 4).
Eier- wie bei Echinorhynchus. Saamenfäden - steck-
nadelförmig (Taf. XII, Fig. 5 und 6). Der grösste Wurm
unter meinen vier Exemplaren mass 5 Cm. Farbe —
schmutzig gelb. Aufenthaltsort — Darmkanal von Sirix
passerina. Gouvernement Wilno.
(0 Die untere Seite des Wurmes ist diejenige, an welcher die Vagina
ausmundet.
496
Die andere von mir entdekte Art nenne ich:
Paradoxites taeniordes Lindmn. п. sp.
Dieser Wurm unterscheidet sich von dem Paradoxites
Renardi nur durch das Fehlen des Hackenkranzes im
Grunde der Vorhöhle und durch Fehlen der Saugnäpfe
und des Wimperbesatzes der Unterlippe.
Dieser Wurm ist fast platt, mit abgestuztem Kopfende.
Der grösste unter meinen sechs Exemplaren mass 3
‚ Ст. Farbe — wie beim vorigen. Aufenthaltsort — Darm-
kanal von Sirix passerina. Gouvernement Wilno.
Sehr interessant und belehrend ist dieser Fund. Wir
haben hier zwei ganz exquisite Acanthocephalen, die aber
ganz auf dem Wege sind, in die Abtheilung der Platt-
würmer einzukehren und sich neben die Cestoden zu
stellen. Die Gliederung in homonome Körperabschnitte,
das Excretionssystem, der Bau der Geschlechtsorgane,
der Hackenkranz und die Saugnäpfe bei Paradoxites Re-
nardi, die fast platte Gestalt bei Paradoxites taenioides, —
sind das nicht Merkmale, welche uns zwingen, die gan-
ze Gruppe der Acanthocephalen zu den Plattwürmern
zu stellen. Fehlen des Darmkanales und Lebensweise
weisen auf die Cestoden. Auf jeden Fall, wenn wir die
Acanthocephalen auch jetzt noch immer bei den Rund-
würmern stehen lassen wollen, was mir nieht mehr recht
möglich zu sein scheint, bildet mein Paradoxites einen
so eleganten und eclatanten Uebergang von den Rund-
würmern zu den Plattwürmern, wie wir ihn nicht bes-
ser wünschen können. |
25-ter Februar
1865.
Fig.
> O00 -1 c»
Со — ©
. Echinorhynchus roseus. Weibchen.
. Eehinorhynchus a) Ausführungsgang der Eiweissdril-
497
Erklärung der Tafeln.
Tafel X.
40 /
/1°
sen. b) Eiweissdrüse. c) Hoden. d) Rüsselscheide.
. Echinorhynehus Rüssel mit Scheide. Eiweissdrüsen.
a) Cutieulare Verdickung der Riisselspitze. (Nerven-
ganglion?).
. Echinorhynchus a) Uterus, mit Hörnern b) — c) Va-
D
4°
gina. d) Prostata.
. Echinorhynchus Uterus, vagina, Eiergänge. Von der
Seite. °°/,.
. Unreifes Eierstockbläschen. *°°/,.
. Eierstockbläschen mit reifenden Eiern. °°°/.
‚ Eier mit Embryonen. *°°/,.
. Fettkórperzellen. *°°/,
Tafel XI.
. Echinorhynchus roseus. Männchen. #/ =
. Rüsselscheide mit Kanälen. (s. Text.) °*°°/,.
. Neue Gattung. a) Vagina. b) Prostata. с) с) Ansau-
300
gungsorgane. iF
. Eiweissdrüsen. *°°/,.
Hoden. Einige Zellen enthalten Saamenfäden. *°°/,.
. Atrophirte Eierstockbläschen. ???/..
. Spermatoideen. °°°/,.
. Struktur der in die Rüsselscheide ausmündenden Ka-
näle (Fig. 2 a).
. Prost].
. Muskelfasern. ‘°°,
Навес:
OT à Ww ND =
er)
498
Tafel XII.
. Paradoxiles Renardi. ?°°/,. S. Text.
1
« A
1°
. Hacken vom Rüssel. *°°/,.
« aus dem Hackenkranze. *°°/,.
Вене Er 7.
. Spermatoideen. °°°/,.
APERCU
DE MES VOYAGES EN TRANSCAUCASIE
en 1864.
Par
H. Asıcn.
Mes voyages en 1864 ayant pour but comme tous mes
voyages precedents, d’amplifier les materiaux pour une
carte géologique et pour une description des provinces
caucasiennes, appartiennent a deux époques: celle du
printemps et celle de l’ete. :
Dans la première j'ai entrepris depuis le 22 Mars Jusqu'au
21 Juin cinq excursions. Mon point de départ était
Tiflis.
Ces excursions étaient dirigées en partie vers l'a-
chevement de recherches purement géognostiques, au
moyen desquelles je m'efforce de rassembler, depuis
nombre d'années, les éléments pour une carte géognosti-
que des environs de Tiflis; cette carte embrassera une
étendue de 70 verstes de longitude géographique sur 40
verstes de latitude, dans la proportion de 2 verstes au
pouce. Je ponrsuivais en méme temps le but de résoudre
№ 3. 1865. 32
500
des questions geognostiques а une distance plus consi-
dérable de Tiflis, questions qui se rattachaient à des
contrées que je n'avais pas encore visitées. |
1. Les montagnes de Jagloudja qui s'étendent entre
Tiflis et le village de Damour-Sartschallo sur le
Kour formaient l'objet de mes recherches pour cette pre-
miére excursion.
Je prétais une attention particuliére à la question, s'il
y a quelque probabilité de trouver de la houille brune
dans les terrains mollassiques de ces montagnes? Il n'y
а pas un seul fait parmi les données géognostiques trés
intéressantes dans les montagnes de Jagloudja, qui auto-
risent d'y supposer des véritables couches cohérentes de
charbon de terre, malgré les fragments épars de lignite
que ce terrain renferme.
Je poursuivis mes recherches, en étudiant à la sortie
des vallées de Kasagh les porphyres felsitiques stratifiés
et non stratifiés, les roches pyroxéniques éruptives à base
d'Oligoklase; je fixai les rapports géologiques de ces ro-
ches avec la craie supérieure aux environs de Pépis,
de Gotkent, — au milieu de la vallée de l'Indja et à la
sortie de la vallée de la Débéda jusqu'au pont rouge.
2. Pendant ma seconde expédition j'ai remonte la val-
lee de la Wéré (*) à Voccident de Tiflis, et aprés avoir
traversé le haut pays oü surgissent les sources de l'Al-
geth au delà de Manglis, Je passai les montagnes de la
chaine d'Ardtschevan, et transférant les recherches
géognostiques sur leur versant septentrional vers la région
de la vallée du Kour, j'atteignis Akalkalaki par la val-
lee de Tésami. Après avoir visité à l'est d'Akalkalaki
(! Description de la Géographie dela Géorgie de Wakhoucht, traduit par
Brosset pag. 177.
1
501
toutes les vallées transversales de la chaine, je retournai
ä Tiflis par Dzegui et Mzketha. Cette excursion ten-
дай à augmenter la connaissance positive du rapport .pé- —
trographique et géognostique de la vallée de la Wéré
qui éveille surtout l'intérét technique par les traces fré-
quentes de lignite, et la quantité des restes pétrifiés d’une
végétation arborescente que renferment les grés. Ce voya-
ge comprenait surtout la séparation et la déterminaison
systématique des terrains crayeux et tertiaires dont se
composent les montagnes de Trialethi.
3. La troisiéme excursion poursuivait le méme but.
Je traversai les combes remarquables de Liss et re-
passant au Nord la chaine paralléle je descendis a Dzég-
hui dans la vallée du Kour, pour y donner quelques
jours à l'étude spéciale des environs de cet endroit, aus-
si remarquables qu’instructifs sous les rapports des acci-
dents stratigraphiques, produits iei par le contact entre
le calcaire crayeux et celui de l'époque miocéne sous
l'influence de plissements du sol.
C'est dans cette région du versant septentrional que
la structure interne de la chaine est le mieux dévoilée.
Cette région offre au point de l'étranglement de la val-
lee du Kour entre Dzéghui et Mzkétha des éclaircisse-
ment trés instructifs sur la part qu'ont prise les forma-
tions à la fois éruptives et sédimentaires (roches amphote-
res de Nauman) à la composition et au développement
progressif de ce systéme de montagnes de Trialethi
ou d'Ardtschevan.
4. La quatriéme excursion, vouée à la poursuite des
buts susmentionnés sur le versant méridional des mon-
tagnes d'Ardtschevan tendait principalement à la recon-
; ag
502
naissance des rapports géognostiques précis de la con-
tree de l'Alghet et de la région de la Kzia (*). Les chai-
nes de montagnes voütées, obéissant à la méme loi oro-
graphique, s'entr'ouvrent vers le midi, suivant toutes la
méme axe de l'Est à l'Ouest. Les nombreuses vallées trans-
versales entre Elisabetthal, Bjeloikloutsch et Tsalka
facilitent l'étude de l'ensemble des formations crayeuses,
tertiaires et éruptives dont se composent ces chaines de
montagnes. C'est ici la région du plus grand dévelop-
pement de la formation lavique récente dont les points
d'issue s'alignent à l'Est de Tsalka.
9. Dans la einquieme excursion de Tiflis pour la Cak-
hétie et Czarskoe Kolodetz je dirigai mes recherches
géognostiques sur les chaines de montagnes, qui séparent
l'Alazan de la Jora et qui se transforment vers l'Orient en
steppes élevées portant les noms de Chirak et d'Oupa-
dar, remarquables par leurs produits de Naphte. Je me
dirigai en quittant Tiflis par Marikobi et Nori, restant
toujours sur le terrain tertiaire et miocéne, vers le col
de la chaine de Yalno, et je traversai la montagne de
Ziwa pour atteindre Télaf. Des recherches que je pour-
suivis à l'Est de cette ville, remontant les vallées boi-
sées de Djérami, m'apprirent que c'est le terrain tertiaire
inférieur, qui forme la base des chaines entre Télaf et
Cygnagh, recouvertes des dépóts de la molasse supé-
rieure et en partie du terrain diluvien. Entre Cygnagh
et Czarskoe où l’alignement de la chaîne passe de E 10°
S à O 45° N, la constitution géognostique subit un chan-
gement remarquable. Les énormes dépóts de poudingues
et de cailloux roulés de Cygnagh diminuent peu à peu,
(1 Description géographique de la Géorgie de Wakhoucht, pu par
Brosset, pag. 159.
503
jusqu'à ce qu'ils soient remplacés à une ligne de méme
hauteur absolue de la dite ville, par le terrain calcaire
semicrystallin crayeux, qui constitue le plateau de Czar-
skoe, irréguliérement affaisse au milieu et bizarrement
morcellé sur ces bords vers le Nord etle Sud. A l'Est
et au Sud Est de Czarskoe les calcaires disparaissent;
et les molasses avec leurs poudingues et leur recouvre-
ment quartaire forment le terrain fondamental des steppes
citées plus haut. Je descendis du bord escarpé de ces
steppes dans la vallée en plaine de la Jora pour y re-
chercher, prés d'Elidjar, les remarquales accidents stra-
tigraphiques de cette région, qui reçoit une grande im-
portance technique par les riches dépóts de naphte et
d'asphalte qu'elle contient. Je n'ai pas trouvé sur ce
gradin de la vallée de la Jora des produits, comparab-
les aux voleans de boue dans la région de la mer cas-
pienne et comme ils sont erronément indiqués sur difié-
rentes cartes: : :
Les sources de boue trés curieuses et distinguées par
de fortes emanations d’hydrogene carburée inflammable
pres de Kourdjiani en Cakhétie, quej’ai visitées éga-
lement, sont trop éloignées de la Jora et ne peuvent, a
aucun titre, prétendre au nom de volcans de boue.
La periode d’ete de mes excursions en 1864 se compose
presqu uniquement d'un voyage consécutif de plus de
trois mois dirigé sur la chaine centrale du Cau-
case.
Les localités que je me proposais de visiter dans ce
voyage appartenaient a des régions trés éloignées les
unes des autres, et elles étaient plus difficiles a abor-
der que la plupart de celles qui avaient été jusqu'ici
EM a
l’objet de mes recherches. Cette fois ces régions se
multipliérent sur la liste de mon itinéraire.
Toutefois ces difficultés, bien qu'elles se combinaient
parfois avec des dispositions trés défavorables du temps
n'ont pu entraver mes recherches et j'ai eu la satisfaction
de les avancer heureusement, à quelques РЕ pres,
bien sensibles il est vrai.
Grace a cette circonstance, ce voyage de 1864 а la
région de la chaine centrale du Caucase m'a fourni des
résultats qui figurent parmi les plus importants qui aient
enrichi mon recueil d'observations géologiques dans ce
pays.
Les tàches que mon programme me prescrivait se for-
mulérent comme il suit: |
1. De poursuivre les limites de la zóne qui se com-
pose des différents étages du terrain eeno-zoiques; c'est-à-
dire: les terrains tertiaires, inférieurs, moyens et supé-
rieurs. ;
2. De déterminer la part que prend cette zóne au
développement orographique de la partie du versant mé-
ridional du Caucase, qui fait face à la Kori
l'Imeréthie et à la рае
3. D’augmenter les données sur les rapports de gise-
ment des différents membres de cette zone, entr'eux et
avec le terrain’ mésozoique qui leur sert de base.
4. De compléter les matériaux, pour venir à bout
d'une distinction géognostique dans ce terrain méso-zoique
d'aprés les caracteres pétrographiques et paléontologi-
ques ou en d'autres termes: d'avancer pour cette partie
méridionale du Caucase, la connaissance de la formation
crayeuse et jurassique, dont les étages non calcaires se
505
distinguent souvent par des caracteres physiques qui dif-
ferent beaucoup de ceux des dépóts du méme äge en
Europe... :
5. De préciser la division des schistes argileux d'aprés
leurs caractéres stratigraphiques et d’éclaircir les doutes
sur l’âge des Phyllades de la région alpine.
6. D'analyser les roches granitiques dela chaine cen-
trale sous les rapports de leur nature minéralogique, de
leur position chronologique dans la série des formations
et de leur distribution locale.
7. D'épuiser les recherches par rapport à l'étendue et
à la distribution des formations de Trachyte éruptif dans
les vallées du Caucase, quise trouvent dans le woisina-
ge des deux grands volcans centraux éteints: l'Elbou-
rouz et le Kasbek.
8. De faire des recherches sur les depóts tertiaires et
quartaires de la plaine de la Colchide.
9. De compléter les éléments pour une carte géogno-
stique spéciale du canton de Sazéretto. Cette carte que
j'avais composée depuis longtemps demandait à être re-
vue sur les lieux avant d’être publiée.
L'ordre eila disposition dans lesquels j'ai cherché d’ac-
complir ces différentes tâches depuis le 21 Juin jusqu’à
la mi d Octobre résultent de l'itinéraire suivant.
Me dirigeant de Tiflis vers le premier gradin du ter-
rain de la Molasse recouvert d'énormes dépôts de ga-
lets, de gravier et de sables argileux de l'époque quar-
taire ou diluvienne, je traversai ce gradin par les plai-
nes élevées de Douchet pour me rendre par la vallée
du Remizkhevi-Zkale à Akalgori dans celle du fleuve
Ksan.
506
Оп traverse ici la zöne d’une enorme faille qui court
dans le sens de Гахе principale de la chaine tout le
long du pied du Caucase. Elle parait étre le résultat d’un
mouvement de bascule qui s’est opere sur les bords
d’une de ces anciennes fentes du terrain fondamental au
midi de la chaine, dont les roches éruptives anterieures
aux Trachytes du Caucase ont profite dans plus d’une
période géologique pour se frayer un chemin vers la
surface. En partant des roches pyroxéniques et amygda-
loides éruptives d'Ikota et des Anamésites basaltiques
de Dzircorzikhé, au fond de la vallée du Ksan, qui
sont les résultats des derniers mouvements éruptifs sur
cette zöne, je regagnai le bord élevé septentrional de
cette faille, surmonté par le systéme des réches calcai-
res d’Alévisi. Les couches de ces roches caleaires sé-
micrystallines, caractérisées par des Nérinées des Astréi-
des et des Rudistes doivent leur position presque verti-
cale, leur anticlinalysme et leur structure irréguliére et
bizarre aux plissements brusques et aigus du sol. Ces
phenomenes accompagnent la marche de la susdite faille
et sont partout leurs traits les plus caractéristiques.
La vallée du Ksan que j’ai remontée jusqu’a sa fin
ouvre l’entier du terrain schisteux. Deux faits principaux
de la géologie dynamique du Caucase s’y deploient
trés clairement. Ce sont: la constance de l'inclinaison
des couches vers le Nord, et la répétition des plisse-
ments que l'entier du terrain a subi parallélement a
l'axe de la chaine centrale. Du Ksan on passe vers l'angle
droit dans la vallée longitudinale du Djamour. Le fond
‚de la partie supérieure de cette haute vallée, qui pré-
sente un cirque trés spacieux, entouré de hautes arétes
schisteuses est entiérement rempli et nivellé par les mas-
507
ses d’énormes coulées de laves trachytiques. Une longue
trainee de ces laves descend au loin dans la vallee.
L’erosion du fleuve l’a divisee longitudinalement et ses
masses rocheuses 4 pic, faisant saillie А gauche et a
droite portent une quantite de villages. La haute plaine
de Baghina s’est formée par le confluent de deux gran-
des coulées de lave, dont l'une descend au Nord, de la
haute région volcanique de Kély par la gorge de Kor-
ga, l'autre prend son origine du cóté sud du cirque,
dans les flancs d'un magnifique cóne d'éruption: le
Syrghlé Djouari qui s’elance au dessus du col escar-
pé entre le Djamour et les affluents de la petite Liaghni.
Les effets de dislocations qui ont affecté et jeté de coté
des étages entiers du terrain schisteux sont ici des plus
remarquables et proportionnés à la grandeur des phéno-
ménes éruptifs. Les accidents d'affaissement, de dechi-
rements et de refoulement des couches du terrain schi-
steux sont les plus remarquables et les plus caractéristi-
ques dans la région des affluents supérieurs de la petite
Liaghni entre les villages Silaouri et Knon, dominés
du côté Sud-Ouest par le haut systeme schisteux de
Singhal.
La sortie de laves trachytiques à la base d'un cóne
d’eruption trés régulier de Knon forme l’objet de re-
cherches particuliéres tout prés du col de la chaine schi-
steuse qui sépare les sources des deux Liaghni. Par le
village ossetin Midakakaou, je descendis sur les ter-
rasses gigantesques de laves qui se répandirent des vol-
cans du haut district de Kelij dans la vallée principale
de Maghran-D waleth (') plus célébre par la fréquen-
ce de ses eaux acidulées que connue sous les rapports*
de ses accidents géologiques extraordinaires.
(1) Géographie de Wakhoucht l. c. p. 239.
508
Examinant en passant les differents effets pernicieux
que le deboisement arbitraire ne manque pas de produire
sur l’ensemble des dispositions heureuses d’une nature
riche et belle, je descendis le Liaghwi jusqu’a Djavi.
Puis je poursuivis les recherches de la zóne de la gran-
de faille dont il a été question plus haut, cause princi-
pale des faits geologiques remarquables, qui distinguent
la vallee de Kymas Une chüte dangereuse que je fis
avec mon cheval, causant le degät de mes instruments
les plus nécessaires, me forca de retourner aussitöt а
Tiflis pour remedier а mes pertes.
Avec le but d’augmenter mes connaissauces géogno-
stiques locales, et de multiplier les observations sur le
developpement du terrain schisteux du Caucase dans
une autre partie du versant meridional de la chaine, je
partis de Gori pour rémonter а present la vallée de
Medjoudi jusqu’a sa fin. Puis me dirigeant de nouveau
sur le systéme de la petite Liaghwi par le col élevé
schisteux d’Assatouri a Schambiat, je répassai le col
entre Zavtzkouri et Goudissi pour reprendre mes re-
cherches dans la vallée de Kymas huit jours aprés l’ac-
cident. J'ai trouvé igi un calcaire du méme horizon que
celui d'Alévisi en contact immédiat avec les schistes
et les terrains à galets de Molasse et profondément en-
gagé dans tous les accidents stratigraphiques compliques
sur la zóne de la grande faille qui suit la direction de
la vallée de Kymas de l'Est à l'Ouest. Cette zóne se
trouve ici dans un rapport topique trés remarquable avec
trois cönes d'éruption volcanique allignés dans la direc-
tion de la faille. La série commence à l'orient par le
cóne de lave scoriée, qui porte l'église du village
Tschourvo. C'est lui qui a donné émission à la gran-
de coulée de laves qui a rempli le fond de la vallée
509
sur une distance de 14 verstes. Le superbe cöne trés
élevé du Mtavaranghelos, tout prés du point de réu-
nion des vallées de Kymas et de la grande Liaghwi,
occupe la seconde place. Sa cime, 5989 p. angl. au des-
sus du niveau de la mer et 1638 pieds au dessus du ni-
veau de la Liaghwi, est ouverte en cratére échancré
vers le Nord, couvert de sapins et de hetres gigantes-
ques. Ces laves se distinguent par leur couleur sombre,
la nature compacte, l'état cryptocrystallin de leur strue-
ture interne, et la grande quantité de fragments de
quartz blanc et d'amandes de masses diaphanes vitreuses
qu’elles renferment. Elles sont descendues de cette hau-
teur et se sont épanchées sur les couches redressees
du terrain miocéne jusqu’au fond de la vallée dela gran-
de Liaghwi, dont elles ont envahi un espace de trois
a 4 verstes de longueur.
Le troisiéme cöne de la série s’eleve vis-a-vis du
Mtavaranghelos sur la rive droite de la Liaghwi pres
du village Borghnissi.
Il se compose d’une roche trachytique gris clair pas-
sant a une teinte rougeätre, dont la pate est plutöt ter-
reuse que dense et en méme temps un peu poreuse.
Les crystaux de Feldspath vitreux trés-petits sont rares
dans la masse et il n'y a ni mica, ni amphibole dissémi-
nes. Ce cóne remarquable qui présente une légére dé-
pression sur sa cime, n'a jamais donné issue à des laves.
Il porte le nom de Gori - Djouari sa hauteur absolue
est 5429 p. a. Les trois cónes volcauiques de cette par-
tie de l'Ossétie inférieure, échappés jusqu'ici à l'atten-
tion, doivent étre regardés comme les derniers prolon-
gements d'effets éruptifs qui paraissent avoir rayonné du
systéme central du Kasbek.
510
Je m’arretai quelques jours 4 Djavi pour étudier les
rapports géologiques des roches pyroxéniques et des por-
phyres felsitiques avec les terrains de la Molasse et de
l'époque crayeuse. En poursuivant la marche des grandes
dislocations, que les couches sédimentaires ont éprou-
vées dans cette partie remarquable de l'Ossétie inférieu-
re j'ai reconnu que le passage de la période subappenine
à l'époque quartaire ou diluvienne est marqué ici par
l'apparition de roches volcaniques d’un caractère tout
particulier. Ces roches, tantót à l'aspect porphyrique
mais celluleuses ou scorifiées, tantót à celui de conglo-
mérats de trachytes semi- vitreux, présentent une рае
terreuse ou dense, de couleurs grises etrougeätres. Elles
participent d'une maniére trés- prononcée à la composi-
‘tion géognostique des derniéres collines, qui bordent la
plaine de Gori entre l'embouchure de la petite Liaghwi
et la chaine de Souram. Leurs puissantes couches al-
ternent parfois avec les dépóts supérieurs de galéts, de
gravier et de sables argileux évidemment diluviens et
on parvient à réduire l'origine de ces róches volcani-
ques à des montagnes coniques surbaissées, orographi-
quement bien prononcées au milieu des petites collines
qui passent graduellement à la plaine; le temps conti-
nuellement pluvieux me forca d'abandonner pour le mo-
ment la poursuite de ces faits pour les fixer sur ma car-
te, ce qui je remis pour une époque plus favorable.
En tout eas il faut considérer ces róches, comme. an-
terieures par leur origine aux éruptions trachytiques de
la chaine centrale. Aprés une réconnaissance en amont
de la vallée de la Patza ой je découvris les fragments
d'une zone trés- dérangée du terrain nummulitique en
contact intime avec une roche plutonique trés - ferrugi-
neuse je me rendis pour faire des recherches dans la
511
region schisteuse а la vallee de Keschelta, en m’arre-
tant dans un ses derniers villages, Dodonos. Apres
le retour du beau temps je profitai de quelques jours
pour m’approcher autant que possible des points culmi-
nants du majestueux systeme schisteux double du Brout-
zabsel (') et du Sikarı.
Plac& sur la hauteur considerable d’un des bords des
grandes vallées en cirque qui conduisent au centre du
systéme, ой le regard est А méme de saisir jusqu’au
moindre détail toutes les particularités de la structure
interne de cette vaste construction, on y observe une
horizontalite apparente bien prononcée des strates, qui
composent la cime pyramidale du Broutzabsel. Ce fait
s'y trouve en parfaite harmonie avec la loi générale qui
préside à la structure de ce systéme entier, y compris
surtout la disposition des couches peu inclinées suivant
une axe anticlinale. Il ne s'agit ici d'aucun soulévement
brusque, produit par des leviers de roches éruptives,
dont il n'y a pas de traces ici. Tout au contraire le
méchanisme qui a produit ce systéme doit avoir amené
un moment oü il mit en jeu un mouvement partiel des
masses de haut en bas, agissant sur une voüte préexis-
tante. Celle-ci fut formée selon toute probabilité d'aprés
une loi de plissement de terrain, semblable à celle, qui
a présidé à la formation des chaines voütées du Daghe-
stan (7). La centralisation locale d'un effet de ce genre
jusqu'à des dimensions aussi colosssales s’accorde bien
avec le fait de l'affaissement général de la partie méri-
dionale du Caucase actuel; événement qui est devenu
la cause principale dela grande différence dans la struc-
ri Wakhoucht. 1. с. р. 448.
(?) Memoire sur la structure et la géologie du Daghestan par H. Abich,
pg. 2 et 11.
512
ture orographique et la nature physique des deux versants
de cette chaine de montagnes.
Ce raisonnement est soutenu par l’analogie complete
des faits comparatifs, car c'est toujours cette méme idee
d'un affaissement, opéré sur un terrain plus ou moins
doucement bombé qui se présente à l'examen physique
des hautes vallées longitudinales du Caucase, quelle
que soit la région sur laquelle cet examen se dirige.
Les grandes vallées encaissées en forme de chaudron,
qui forment une série ininterrompue en partant du Da-
ghestan vers l'Ouest et qui impriment à la région des
doubles chaines centrales du Caucase son cachet d'ori-
ginalité, ne peuvent rester problématiques sous le rap-
port de leur origine. Partout l'on observe la position
synclinale et le- refoulement des couches vers l'intérieur,
et trés - souvent: l’indication d'un arrangement synclinal
des strates des étages du terrain schisteux qui forment
les bords opposés des vallées encaissées. Si l'on m'ob-
jecte que la loi ne ressort pas sur tous les points avec
la méme évidence je renvoie à la série d'innombrables
modifications d'un type orographique commun, dans le
développement de la structure des vallées du Daghe-
stan inférieur et supérieur.
Concernant les resultats obtenus dans mes excursions
aux vallées en cirque du Sikari et du Broutzabsel
je cite encore: I. La découverte de nombreuses impres-
sions de feuilles de plantes, que je rallie à différentes
espéces .particuliéres de Fucoides. Je les ai trouvées
dans les couches d'un étage puissant de schistes calcai-
ro-argileux dont j'ai poursuivi le développement et l'ex-
tension jusqu'à des hauteurs considérables du systéme.
Bien que les équivalents de cet étage avec leurs em-
513
preintes de plantes m'étaient déjà bien connus en d’au-
tres régions du versant méridional, c'était pourtant la
premiére fois que j'en trouvai desi variées etsi distinc-
tement exprimées. :
Les accumulations d’un terrain de transport, composé
de cailloux, de blocs et de graviers que j’ai deservees
sur les deux flanes de la vallée de Dodonos à une
hauteur considérable au dessus du niveau de celle - ci,
ne me paraissent pas avoir le caractére de véritables mo-
raines. Je suis plutót disposé à les considérer comme
des amas de débris torrentiels analogues à ceux, qui se
sont produits en 1840 à la sortie et à l'intérieur de la
vallée d'Argouri dans les flanes de l'Ararat, par sui-
te de la débacle que le tremblement de terre avait pro-
voquée par la rupture et la chüte des glaces et des
névés de la cime. Ce phénomène violent, qui causa le
transport d'immenses blocs jusqu'à une distance de qua-
tre verstes a produit de longues trainées de debris,
adossés contre les bords de la vallée, tout à fait sem-
blables à des moraines.
Je n'hésite pas à reconnaitre dans le terrain de trans-
port à l'issue de la gorge, que charrie les eaux des
cirques du Sikari et du Broutzabsel, les preuves,
qu'il y avait autrefois des glaciers du côté méridional
de ce systéme de schistes, dont la couverture de neiges
perpétuelles s'est bornée actuellement aux champs de
névés stratifiés, qui couvrent les flanes moins escarpés
vers le Nord. Quittant de Keschelta, j'ai pris la route
pour le distriet de Sazeretlo par la vallée de la Pat-
za au noeud de montagnes de Yerzo, qui s'est formé
par le rapprochement étroit du systéme schisteux de la
Morekha; de l’ensemble orographique des calcaires ju-
514
rassiques et сгауеих d’Akhalsentis-mta et de la
chaine de roches éruptives des familles du Felsite et de
Porphyres pyroxéniques du Syrgh Sabérta.
_ La route, que je viens de citer passe par une des
régions les plus accidentées du Caucase, qui exige une
étude spéciale pour y éclaircir les rapports compliqués
de gisement entre les étages des différents terrains, rap-
prochés ici d'une maniére trés - irréguliére par les effets
combinés de failles et de plissements du sol.
C’est de ce centre de rapprochements orographiques
que se détache dans le prolongement Sud Ouest de
l’Akhalsentis-mta, la chaine de montagnes dite des
Meesques ou de Likhoni, qui commence par l cône
de la Pyranga. La haute vallée d'affaissement de Yerzo
avec ses lacs et ses compartiments rocheux, encaissée
dans la formation de calcaire compacte à coraux (Astre-
des Eusmiliens) et à Nerinées doit son caractère pittores-
que aux accidents topographiques des dites róches érup-
tives erystallines et c'est elle qui réunit les premiéres
sources de la Q wirila.
Je traversai le Syrghlaberta pour descendre. dans
le grand bassin tertiaire miocéne de Satzeretto dont
les couches reposent en beaucoup d'endroits immédiate-
ment sur le terrain d'anciens Granits et Porphyres feld-
spathiques. Pour la plupárt les terrains terliaires en re-
stent séparés par les couches intermédiaires de la for-
mation mézozoique.
J'employai une semaine pour examiner ce district dans
plusieurs directions. Ces excursions, qui n'étaient nulle- |
ment favorisées 4 cause du temps toujours pluvieux, ajou-
terent beaucoup de faits nouveaux aux résultats de mes
515
recherches antérieures ` parmi lesquelles je cite: 1) la
présence de toute la série des terrains crayeux réposant
sur les roches granitiques dans la partie inférieure de
la vallée dela Dziroula, 2) la découverte d'un nombre -
de points d'éruption de roches de la famille des Dolé-
rites, et des Anamésites basaltiques qui traversérent le
terrain miocéne et donnérent naissance à plusieurs cónes
surbaissés mais orographiquement trés - bien prononces,
comme par exemple le cóne de Goridziri sur la pente
douce du plateau granitique qui nourrit les sources de
la Dziroula, 3) la découverte de la grande part qu'une
roche trés- curieuse, qui a quelqu'analogie avec les
porphyres feldspathiques d'Elfdahlen prend à la con-
stitution du sol fondamental en Satzeretto. Cette roche
a son développement le plus considérable au fond de la
vallée de Sasselli prés du village Dzvéri. 4) En ré-
examinant le gisement d'excellents minérais de fer, que
je découvris en 1845 dans la vallée de la Dziroula,
5 verstes en amont de sa jonction avec la Tscherimela,
jai trouvé que les calcaires crystallins ferrugineux qui
font un et le méme corps entier avec des couches inter-
calées de fer pisolithique, sont disposées en stratification
concordante sur les couches d'un étage puissant de grés
argileux micacé, imprégnés de beaucoup de fragments
de bois carbonisé et de la houille méme. Cette forma-
tion est adossée aux Granits des bords élevés de la val-
lée de la Dziroula, et il ne peut pas y avoir de doute
sur sa position systématique dans la série des terrains.
Sa nature oxfordienne est prouvée par: /'Ammonites al-
ternans, ГА. corona, les Terebratula lacunosa, T. spar-
sicosta et bisuffarcinata et par beaucoup de Crinoides
etc.; fossiles qui se trouvent empátés dans la série des
couches de calcaires ferrugineux superposés, contour-
№ 2. 1865. 33
516
nées et rédressées par l'éruption de roches pyroxéni-
ques. | |
Sur la route de Satzchkheré (village situé au pied
d'une voüte de calcaire compacte renfermant des capro-
tines et des nérinées) à Koutais j'ai reconnu dans la
vallée de la Boudja dans les environs du couvent de
Katzlchi la continuation de la méme formation jurassi-
que ferrifére dont je viens de parler comme se trouvant
sur les bords de la Dziroula 24 verstes plus bas. La
puissance de l'étage est plus considérable ici etles couches
calcaires et de grés calcaires rouges d'oxyde de fer s'y
distinguent par les mêmes fossiles. Les Terebratules sont
prédominantes y compris avant tout: la Rhynchonella tri-
loboides Quenst. et la Rh. striatoplicata. Des couches
entieres sont pétries de Crinoides; on y observe le Pen-
tacrinites cingulatus et plusieurs espèces d’Eugeniacrinus.
Je n'ai pas rencontré des Ammonites dans les couches
de cette localité, qui réprésente la zóne de /'Oxfordien
à Seyphies de Mr. Oppel.
Forcé par les circonstances de poursuivre ma route
sans avoir constaté la connection géognostique entre les
terrains identiques de ces deux localités en question de
la Boudja et de la Dzeroula, qui est trés probable du
reste, Je traversai le terrain de la craie supérieure, qui
repose en stratification discordante sur l'Oxfordien, pour
me rendre par la vallée crayeuse de Moudjaréti à
Tschkhari, village qui couvre une colline de terrain
miocène, au pied du versant méridional du contrefort
crayeux. :
En me dirigeant sur Simonété je fis un détour pour
examiner la nature géologique de la vallée d'affaissement
encaissée dans les flancs du contrefort crayeux au fond
1
517
de laquelle le fleuve Dzerouli prend son origine. Се
fleuve considérable se forme par la réunion de trois af-
fluents, dont chacun sort d’une caverne de la formation
fracturée du calcaire compact, dont j'ai extrait dans une .
des cavernes méme un bel et grand exemplaire de «l'Ostrea
diluviana ou Santonensis» de d Orbigny de l'étage Ce-
nomanien. Je dois rappeler que la Dzérouli n'est rien
d'autre, que le fleuve de Tgirbouly, quise perd quel-
ques verstes plus haut à l'extrémité méridionale de la
vallée de ce nom, fermée en cul de sac.
De Simonéti je pris la route d'Okriba, en traver-
. sant le contrefort crayeux pour me rendre à Tgirbouly
dans le but d'y examiner l'état actuel des anciens tra-
vaux d'exploitation de la houille oxfordienne, sur laquel-
le mes recherches spéciales étaient dirigées en 1849.
J'eus l’occasion de constater tout ce qui a été dit par
moi, il y a longtemps, sur l’excellente qualité qui di-
stingue une grande partie de la houille de l'ensemble de
ce puissant dépót de 48 pieds d'épaisseur. J'insiste plus
que Jamais sur la grande valeur technique d'une couche
qui se trouve au milieu de ce dépót, épaisse d'une ar-
.chine et demie qui affecte la nature du véritable Cannel-
Coal. Cette houille, partout où elle était exposée depuis
une dizaine d'années aux influences directes de l'atmos-
phére, n'a rien perdu de sa bonté et se montre encore
au contact du marteau et du feu douée de tous ses qua-
lités normales.
Je traversai l'Okriba, étudiant les rapports géologi-
ques des psammites oxfordiens avec les anciennes roches
éruptives de nature dioritique et avec celles d'une épo-
que plus récente, qui affectent l'aspect et la nature do-
léritique et basaltique. Pour mieux comparer les disloca-
33"
518
tions et les accidents orographiques, qui ont élé produits
par ces dernières róches sur le terrain neocomien du bord
meridional de la grande vallée en cirque allongé d Okri-
ba, je me dirigea vers la haute vallée en plaine de
Zoutzgwati, doucement enfoncée au milieu du grand
soulèvement doléritique du Tschigwista, d'où je pour-
suivis la ligne peu interrompue des jets basaltiques à tra-
vers les roches calcaires, pétries de gros exemplaires:
d'Ancyloceras Matheronianus, d'A. Duvalianus, du Crio-
ceras de grande taille et de la Gryphea sinuala latissima
Leym. ete. jusqu'à Koutais. |
En étudiant dans les environs de cette ville (si impor-
tante pour le géologue par la réunion de ses différen-
tes formations), la marche et les développements locaux
des roches basaltiques, dont les expansions énormes vien-
nent d'étre dévoilés par la construction de la nouvelle
route de Tiflis, j'y ai découvert l'existence de la zóne
supérieure de Rudistes du terrain Turonien d'Orbigny
nettement accusée par des beaux exemplaires des Hippu-
rites et de Radoolites en grandes dimensions rappelant
sous tous les rapports les mémes formes si connues aux
environs d'Uchaux en France.
Je quittai Koutais le 6 Aoüt pour effectuer un voyage
projete depuis long temps dans la Souanétie libre.
J'arrivai par Marande et par les chaînes crayeuses et
tertiaires de Sinaki à Sougdide, d’où je partis le 11
pour remonter la vallée de l'Ingour.
Aprés avoir traversé la zóne du premier contrefort,
composé de caleaires crayeux et jurassiques on retrouve
à une distance de huit verstes de l'embouchure du fleu-
ve dans la plaine, la zóne des grès du terrain oxfordıen
avec des restes de végétaux charbonisés et des traces
de la méme houille comme en Okriba.
519
Toute cette formation dont les etages s’inclinent vers
le Sud, comme ceux des caleairs que Гоп vient de tra-
verser, est éconduite de sa position normale par l'effet
d'une faille qui a causé le rédressement d'une partie de
ces terrains jusqu'à la ligne verticale le long de la con-
trescarpe calcaire; en outre la formation s'est trouvée
sous l'influence de la sortie éruptive d'un certain genre
de Porphyres argélo-ferrugineux dont les grès et les con-
glomérats, sont si intimement liés aux grés susdits, quils
forment un corps géognostique entier avec eux. Sur la
ligne axiale du plus fort dérangement des grés avec tra-
ces de charbon, sortent du sein de ce terrain clastique
et rouge comme une mine de fer, des grandes buttes
arondies blanches d’Albätre, qui m'ont rappelé sur le
champ les Albätres d'une zóne de dislocation, qui suit
sur le versant Nord du Caucase, en plusieurs endroits
les bords du contrefort jurassique en traversant les éta-
ges calcaires dolomitiques du Jura blanc. La faille, com-
me la zóne des grés et des conglomérats rouges gypsi-
feres que l'oeil est à méme de poursuivre, trés-loin dans
la vallée longitudinale de Magana, quand on se place
sur la hauteur du col de grès d Oqwamagga à l'Ouest
de Koudoni, sont les avantcoureurs d'une grande for-
mation éruptive de roches dela famille des Diabases et
des Diorites. Au de là de Koudoni ce nouvel ordre de
choses s'annonce par des couches irréguliéres d'énormes
bréches de friction éruptives des dites roches. Ces con-
glomérats font graduellement passage aux masses com-
pactes rocheuses de Diorites normaux, qui forment la char-
pente d'une. puissante chaine éruptive qui se dirige pa-
rallélement à la chaine centrale dans la haute Soua-
nétie de l'Ouest à l'Est. Cette large chaine trés - arti-
culée orographiquement entre les vallées de l'Ingour
520
et du Tzkhénis-Tsqali dans le Letchkoum se compose
de trois grands systemes; c’est а dire, en partant de
l'Ingour: de l'Oroulasch, de l'Ohmiasch et du Sa-
keri. Les cimes cratériformes de l'Ohmiasch plongent
dans la région des neiges perpetuelles. L'Ingour avec son
caractere de torrent parcourt transversalement les rami-
fications du systeme de l'Oroulasch sur une distance
de 16 verstes. La structure des roches et leur texture
interne changent continuellement. Des massifs verticaux,
composés pour la plupart de porphyres pyroxéniques de
couleurs sombres, qui s'élancent parfois en un seul coup
jusqu'à la hauteur des dos et des crétes, succédent aux
masses grossiérement stratifiées de psammites, variés .
d’après la grandeur de leurs grains mais égaux par гар-
port a leur ténacité et à leur aspect crystallin. Il y en
a parmi ces couches à l'aspect métamorphique, qui ren-
ferment non seulement des restes charbonisés de plantes
arborescentes, mais aussi de gros fragments d'une ex-
cellente houille se rapprochant de l'anthrazite.
Dans la région oü la vallée de l'Ingour commence
à changer sa direction et à se plier par le Nord Ouest
graduellement vers l'Est, la formation calcaire se pré-
sente de nouveau dans une chaine élevée, qui se dé-
veloppe avec une direction de l'Est vers l'Ouest sous
le nom de Baschbandaradof. Cette chaine parait s'op-
poser àla marche du fleuve vers le Nord. Elle procéde
très - visiblement d'un système très - élevé vers l'Ouest
dont les couches lamelleuses plongent très - rapidement
vers le Sud - Ouest. L'Ingour, après un cours de 5 à
6 verstes, à partir du torrent de l'Araqouaqwa, qui.
provient du Baschbandaradof, traverse. cette partie
étroite de la vallée qui suit la méme direction des
couches calcaires disloquées suivant une ligne de l'Est
521
15° Süd (Les rochers de се passage s’appellent Tschek
Ourdé rochers blancs). Le calcaire est blanc semi ery-
stallin, à grains trés -fins et traversé d'une infinité de
fentes capillaires. Il ne renferme pas de traces visibles
de restes organiques. À l'Est du Tschek Ourde le lit |
du fleuve est encaissé de nouveau dans les roches py-
roxéniques verdátres, traversées de filons zéolithiques
et intimement liées avec des Amygdaloides. Ces roches
gagnent leur plus fort développement dans le défilé de
Qouagga quelsques verstes avant la jonction du fleuve
Tschouberi - Naskra avec lIngour. Le caractère
eruptif des Amygdaloides est ici le plus clairement ex-
prime; car les psammites et les pelites dioritiques sont
deplacees, decoupees et jetees de cöte par l’intrusion de
ces roches d’énorme puissance et de structure difforme
dont les grandes cavités sont tapissées de cristaux de
zéolithe et de spath calcaire; les géodes remplis de Lau-
monile sont les plus fréquents dans cette localité.
Les faits éruptifs de cette région continuent à se dé-
velopper dans une échelle gigantesque sur une distance
de six à sept verstes entre l'embouchure du Tschouberi
sur larive droite de l'Ingour et l'endroit du plus grand
étranglement du cours de cette riviére; cette gorge im-
posante porte le nom de Sountari. C'est ici le do-
maine des plus grands éboulements et du développement
orographique le plus sauvage des Grünsteins porphyri-
ques à beaux cristaux de pyroxéne vert et des roches
amygdaloides qui fussent venus à ma connaissance au
Caucase. Sur les parois perpendiculairs des Porphyres
pyroxéniques qui encaissent l'Ingour dans cet étroit
remarquable se dessinent presque toutes les modifications
de structure interne. à la fois (et réunies étroitement en-
semble), dont les masses éruptives sont susceptibles.
522
Une nouvelle limite géognostique est tracée par les Por-
phyres pyroxéniques de Sountari. Les roches éruptives
font place au développement prédominant des schistes
argileux, dont la série commence par des couches noi-
res, ternes et presque terreuses qui s appuyent immedia-
tement aux roches pyroxéniques, suivant une ligne de
redressement de N 62° О. Ils plongent vers le NE sous
un angle 72°. Ces couches terreuses passent bientót aux
véritables schistes plus compacts et également noirs fon-
cés, mais entiérement pétris d'empreintes d'organes de
plantes d'un aspect étrange et bien différent de tout ce
que j'avais observé jusqu'ici en fait de restes végétaux
dans les schistes argileux des chaines du Caucase.
_ C'est un mélange trés-serré de fragments isolés de
feuilles et de tiges comprimées minces. Les feuilles à
cótes presque paralléles allongées et arondies à l'une de
leurs extrémités, sont pour la plupart dépourvues de
nervures; mais il y en a aussi, qui présentent l'impres-
sion d'un nerf au milieu de la feuille. А cóté des plus
petits fragments de feuilles lancéolées il y en a de 70
à 80 millim. de longueur et de 15 millim. de largeur.
Les organes de 5 à 10 millim. que je suppose étre de
tiges, sont finement stries longitudinalement. :
Tous ces restes de plantes se sont changes en matié-
re charboneuse qui porte les caractéres d'Anthrazit, de
sorte que ces schistes présentent l'aspect de formes de
plantes qui se relevent avee l'éclat du Diamant sur. le
fond noir et terne, de la roche, avec une grande preci-
sion de leurs contours et en montrant parfois des traces
de texture interne en zellules. Les espèces de ces em-
preintes, que je crois tiges se distinguent des autres trés-
minces par une certaine épaisseur de la masse d’Anthra-
523
zit, eirconstance qui fait supposer des plantes charneu-
ses. D’après ces indices qui rendent trés - probables la
présence des Fucoides et des Algacites et méme de bois
fibreux (y compris des traces de Cycadees) je suis d'avis -
de rapporter ces schistes noirs de Sountari au terrain
liasien de d'Orbigny. Je dois rappeler ici que je suis
arrivé par rapport à l'age du charbon de terre sur le
versant nord du Gaucase à une conclusion analogue
qui se base sur des faits paléontologiques plus concluants
encore.
J'ai trouvé en 1861 sur les bords escarpés du fleuve
Tschérek dans le canton de Balkar (*), une succes-
sion de couches trés-réguliére, réposant sur le terrain
granitique à schistes micacés grossiers et très-quartzifères.
La série de ces couches considérée dans l’ordre ascen-
dent présenta: des conglomérats puissants de roches gra-
nitiques, qui passent graduellement aux psammites gros-
siers avec traces de matière charboneuse, et зе trouvent
en alternance avec des couches schisteuses, micacées de
couleurs sombres. Ces dernières couches sont superpo-
sées par de véritables schistes d'épaisseur de plusieurs
archines, qui alternent avec des lits de calcaire impur
schisteux de couleur brune foncée, pétri de fossiles du
Lias moyen dont je cite quelques'uns: Cardinia, trés-voi-
sine de la C. attenuata du Lias inférieur, Peclen corneus
Goldf., Rhynchonella rimosa, Rhynchonella tetraédra Sow.
Les calcaires liassiques servent de base à un étage de
10 à 12 métres d'un grés friable jaunátre, pétri d'or-
санез de plantes charbonisées qui présentent une certai-
ne analogie avec les impressions dans les schistes noirs
de Sountari.
(1) Près de PAvul Bisiughi.
524
A l'Est de la gorge de се nom, on voit ces couches
schisteuses avec leurs empreintes brillantes passer bien-
tôt aux véritables schistes argileux normaux, conservant
encore leur direction de N 58 O. Les effets d'une axe
de dislocation anticlinale de NO à SE se trahissent jus-
qu'au pont de Djeurpi par les contournements et les
irrégularités de stratification d'une zone de schistes plus
silicieux et se rapprochant beaucoup de la roche ardoi-
siére de ce genre. Parmi les blocs de transport des ta-
lus énormes adossés aux bords de la vallée se trou-
vent encore des porphyres pyroxéniques mélangés de
beaucoup de roches d'Hypersthéne. Le caractére pétro-
graphique du terrain schisteux change insensiblement;
les schistes chatoyants et soyeux deviennent verdátres
et affectent la nature talqueuse en alternant avec des
grés schisteux quartziferes. Au milieu du désordre арра-
rent de stratification de cet ensemble qui annonce l'ap-
proche des roches granitiques et des Phyllades l'on re-
marque néanmoins l'effet d'une direction normale qui os-
cille entre E 10° S. et E. 15^ 5, c'est, à die ‚presgue
transversale sur le cours nord-est de la vallée de l'In-
gour. Les effets de plissements en grande échelle pro-
duisent la position verticale presque prédominante des
schistes sur des grandes distances, auxquelles succédent
des vastes parties orographiques oü ce méme terrain se
trouve en stratification réguliére et se rapproche de la
ligne horizontale méme. |
C'est dans cette région, où l’Ingour reçoit sur la rive
gauche le torrent considérable du Kouprenne, qui tire
son origine des glaciers du systéme élevé de Leila.
Le Lakoura s'élève tout prés vers l'Est sur la haute
chaine qui sépare les deux grandes vallées longitudina-
les de l'Ingour et du Tzkheniz- Tsqali. Du flane de
525
Leila sort le col très - haut, qui sépare le Kouprenne
et le Tzkheniz-Tsqali. Га position géographique de
la chaine de Leila et de Lakoura, paralléle ala chai-
ne-centrale de la haute Souanétie, s'exprime exacte-
ment dans la ligne de redressement des roches schisteu-
ses de E 10° S. qui se trouvent dans une position ver-
ticale 4 la sortie de la vallée du Kouprenne. Les cimes
couvertes de glaces perpétuelles des systémes pyrami-
daux d’Utkur et de Schtavler ou (Tschtawlur) pa-
raissent dans le lointain, ou elles couronnent la chaine
tres-elevee granitique entre les vallées transversales de
Sud au Nord de Nezkra et de Nakra. La route conti-
nue de poursuivre la vallée de l'Ingour vers le Nord
Est en traversant des schistes qui affectent tantót le
Gneiss tantót les schistes soyeux et un peu talqueux di-
rigés N 45 O. En raison que la vallée commence à ren-
irer parfaitement dans la direction de l'Ouest à l'Est les
roches moitié Phyllades reprennent le caractére de schi-
stes habituels, de sorte qu'à l'approche. du premier vil-
lage Lakhamouli ces roches plus ou moins influencées
par une décomposition superficielle ne différent en rien
de ce que les roches du méme horizon présentent en
maints endroits dans les hautes et moyennes vallées du
Caucase.
J'ai dépassé de beaucoup dans ce qui précéde les li-
mites d'un арегси d'itinéraire de voyage à cause de l'in-
téret géologique général, qui se rattache à un profil des-
eriptif du versant méridional du Caucase traversé par
l'Ingour. Renvoyant pour ce qui reste à la descrip-
tion géologique circonstanciée future de mon expedi-
tion de 1864, je vais, aprés quelques remarques sur
les rapports géologiques simples de l’intérieur de la
026
haute Souanétie, reprendre le fil abrégé de ma route
jusqu'à mon retour à Tiflis. |
La haute Souanétie avec les traits orographiques
majestueux qui établissent son originalité, ne permet pas
une division sous le point de vue géologique. C'est un
entier; dans lequel le type des vallées encaissées de la
région de la chaine du Caucase s'est développé dans
des dimensions extraordinaires. Toutefois ces dimensions
sont proportionnées à l'étendue et à la grandeur de la
base de cette immense intumescence dont l'Elbourouz,
le Kaschtan-Taou et le Dykh-Taou occupent la ré-
gion centrale.
Pour faire mieux ressorlir ce type de vallées encais-
sées Je rappelle le fait important, que la région centrale
du Caucase ne se compose pas d'une simple chaine
ou aréte, mais qu'il y en a deux. Ces chaines en gran-
de partie identiques d'aprés la nature minéralogique de
leurs masses, ne le sont pas sous plusieurs rapports
physico-géographiques importants.
Les deux chaines sont physiquement différenciées sur
les deux cótes d'une ligne, qui coincide avec le méri-
dien de l'Adai Khogh. En partant de cette ligne vers
l'Est, les deux chaines se maintiennent presque parallé-
les à une distance de 20 verstes l'une de l'autre. La
chaine septentrionale est coupée par 7 vallées transver-
sales, sav. celles du Samour, du Koissou d'Avarie,
du Koissou d'Andi, de lArgoun, de l'Assa, du
Tereck et du Naridon. La chaîne méridionale n'est ni
interompue, ni traversée par aucune vallée.
En partant du méridien de ’Adai Khogh vers l'Ou-
est, les deux chaines ne sont qu'imparfaitement paralle-
les а une distance moyenne de 25 verstes. La chaine
septentrionale s’avance vers le Nord-Ouest sans interrup-
tion, et la chaine meridionale est traversée par les cing
fleuves sav. le Rion, le Tzkheniz-Tzgali, l'Ingour,
le Kodore dans la Zebelda et le Bsib dans, le
Pobaou. .
La chaine principale du Caucase ou la créte qui cor-
respond à la ligne de partage des eaux des deux ver-
sants, tout en déterminant l'axe longitudinale sous forme
de eréte non interrompue, se croise au milieu de la ré-
gion centrale du Caucase avec la chaine ou créte se-
condaire.
Puisque il existe entre la chaine principale et la chai-
ne secondaire tant de chainons transversaux, qu'il y a
des.vallées latérales, il en résulte pour le Caucase la
partieularité, que la région de son axe est articulée par
un systéme complet de compartiments, sous forme de
hautes vallées encaissées plus ou moins allongées dans
le sens de la direction longitudinale de la chaine prin-
cipale ('). |
Les vallées de cet ordre qui appartiennent à la moitie
orientale du Caucase, ouvertes au Nord, envoient leurs
eaux au bassin de la mer caspienne, tandis que les val-
lées analogues de la moitié occidentale communiquent
hydrographiquement avec le bassin de la mer noire.
Ces grands traits physiques du Caucase acquièrent
une haute importance sous le point de vue climatologi-
que, biologique et éthnographique. Ce sont eux qui im-
priment à l'entier de ces grandes chaines de démarca-
(! La vallée de Tzkheniz Tsgali n'accuse le caractère du genre indi-
qué qu'imparfaitement.
528
tion entre l'Asie et l'Europe, une double face, l’une
qui se dirige vers l'Orient et l'autre, vers l'Occident.
LA HAUTE SOUANETIE.
La vallée de l'Ingour ou la haute Souanétie est
done un entier géologique qui fait partie intégrante
d'une grande série de formes -orographiques analogues.
Les vallées encaissées du Daghéstan supérieur (dans
le Caucase oriental), sont uniquement composées de
schistes argileux des grés et de schistes argilo-calcaires,
qui passent entre les deux crétes de la région centrale
souvent aux ardoises noires quartziféres. Les roches
erystallines sont tout-à-fait inconnues dans cette partie
remarquable du Caucase oü la formation des systemes
voütés du Daghéstan (*) inférieur a été façonnée par
des plis nombreux du sol ardoisier et jurassique fonda-
mental qui est couvert de tous les étages du terrain
crayeux.
En raison de l'approchement de la région du croise-
ment de la chaine principale avec la chaine secondaire
dans l'Adai Khogh, les bords schisteux des vallées en-
caissées commencent à s'incorporer graduellement des
schistes crystallins et granitiques. Entre les vallées de
l'Assa et du Tereck les roches de ce dernier genre et
les Diabases ne remplacent que partiellement le terrain
schisteux. A partir du noyau granilique de la base du
Kasbeck, les granits, mélés de protogine et d'un gen-
re de roches, dont les diverses variétés de gneiss por-
phyriques sont de bons types, lemportent d'avantage
sur les schistes noires; mais les roches crystallines se
développent essentiellement dans la créte principale, tan-
(!) Apercu géelogique sur la structure et la géologie du Daghéstan.
€— ——
529
dis que la créte secondaire méridionale en reste exempte
jusqu'au commencement de la vallée de l'Ingour.
C'est ici que la chaine principale se compose d'une
longue serie de massifs de hauts rochers de Protogines
et de Granits alpins porphyriques, revétus de glaces per-
pétuelles, qui appartiennent à des systémes orographiques
à part, ouverts vers le Nord, mais qui se groupent étroi-
tement lun auprés de l'autre. Les cimes les plus éle-
vées du Caucase, aprés celles de l'Elbourouz et du
Kasbek, font partie de ces systémes en y désignant
toujours un centre montagneux crystallin indépendant,
placé sur la ligne de faite de la chaine méme, ou fai-
sant saillie vers le Nord, ou vers le Sud, comme le sy-
steme de l'Ouschaba. Ce sont les schistes crystallins,
granitiques qui forment également le corps principal de
la chaine secondaire et du chainon transversal qui sé-
pare les vallées de l'Ingour et du Kodore.
Le terrain de schistes argileux &minemment quartzife-
res, qui dominent exclusivement dans l'intérieur de la
haute Souanétie, en y encaissant l'Ingour avec tous
ses embranchements, se trouve pour ainsi dire compri-
mé et adossé sur les flancs des deux crétes opposées
crystallines. En examinant comparativement la structure
du sol schisteux de l'intérieur de la Haute Souanétie
suivant des lignes transversales sur la direction prédo-
minante des dislocations des schistes de l'Est à l'Ouest,
on doit conclure de la forme des contournements des
couches, que ces terrains plissés en sens synclinal ont
été probablement rompus par le soulévement de ces ro-
ches crystallines. On y observe avec la plus grande clar-
té un grand nombre de plis rentrant dans l'intérieur du
sol à cimes coneaves. Les contournements et les failles
530
qui forment iei les phénoménes concommitants parlent
pour le réfoulement des masses stratifiées, retombées
aprés leur rélevement. |
Dans toute la Souanetie y compris la vallee de
l'Ingour en partant de la plaine on ne trouve pas
une trace de roches volcaniques proprement dites ou
trachytiques. La présence de l'Antimoine sulfuré et du
fer sulfuré magnétique en masses est un fait en Soua-
nétie, j'en ai vu de gros échantillons sans avoir réussi
à obtenir d'autres renseignements sur les gites de ces
minérais que ceux, qu'ils doivent se trouver dans l'inté-
rieur de la chaine d'oü les torrents des glaciers en char-
rient de temps en temps des fragments. Les recherches
d'un Francais, Mr. Castaing, viennent de diriger l'at-
tention sur des. petites quantités. d'or en paillettes trés-
minces qui se trouvent mélées aux alluvions supérieures
dans la vallée de l'Ingour; toutefois Je crois que le char-
me qui se rattache au nom de l'Or est plus grand que
la probabilité d'un succés conforme aux attentes de cette
entreprise.
Je partis le 17 Aoüt de Lakhamouli pour m'appro-
cher du systéme de Tschtawlür, pour visiter le com-
mencement de la vallée de Naska, les glaciers du Don-
gouz-zari et'le col de la route pour le Baksan et
l'Elbourouz. Cette belle vallée richement boisée mais
inhabitée, a une longueur de 15 verstes à partir de son
union avec l'Ingour. Elle est encaissée dans les schistes
soyeux riches en quartz; qui passent aux variétés por-
phyriques de Gneiss-Granits. Plus haut dans la vallée, |
le Protogine parait dominer et les grands cirques au
bout de la vallée qui communiquent avec les glaciers de
Ledischti, s'entreouvrent au sein des Granits alpins
531
porphyriques à gros cristaux d'Orthoklase à miea blané
et à Oligoklase.
Quatre jours plus tard je pris la route de Pari par
Ezeri à Maseri au pied du groupe central à double
pies inaccessibles de l'Ouschba, sans contredit le plus
pittoresque etle plus bizarre centre montagneux de la hau-
te Souanétie, qui donne naissance à plusieurs glaciers de
seconde, et à un glacier de premier ordre; le dernier
descend vers la vallée en plaine de Méstia.
La róche prédominante de l'Ouschba est un Granit
blanchátre à petits crystaux de Feldspath etc.; il est in-
timement lié avec d'autres variétés de Granit, qui s'ap-
prochent beaucoup de Gneiss à gros grains de Quartz.
Les eaux des glaciers charrient des blocs et des galets
de roches, composées de mica chloritique et de cristaux
aciculaires de Feldspath à forme de Labradore, qui af-
fectent la nature des Diorites; on y trouve aussi des Ат-
phibolites et des variétés de Syénites. Parti de Maséri,
je descendis la vallée de Betscho, qui prend son ori-
gine dans les flanes du centre rocheux du Qouisch sur
la chaine principale à l'ouest de l'Ouschba.
Aprés avoir traversé un col de schistes- quartziférs je
descendis dans la vallée de l'Ingour à Latali au point
de jonction de ce fleuve avec l'affluent considérable qui
lui vient du cóté d'Est des chaines neigeuses de Mestia
et de Moullakh. Plusieurs villages de la communauté
de Latale sont placés sur les accumulations gigantes-
ques d'un diluvium glaciaire, que l'on doit rapporter aux
anciens glaciers qui descendaient de la région dela hau-
te chaine principale dans les vallées des cantons de
Mestia et de Moullakh. Je remontais cette grande
vallée en plaine doucement inclinée vers le cours du
№ 2. 1865. 34
| 532
fleuve de Mestia, jusqu'à sa jonction avec le Tschala-
hi, qui recoit les eaux glaciaires de l'Ouschba et du
systéme de Goualdi. De Mestia je remontais le fleu-
ve de Moullakh dont la vallée dirigée de l'Ouest à
l'Est est séparée des communautés d'Ypari, de Yeld
et de Latari sur lIngour par un terrain de schistes
décomposés et extrémement tourmentés par des plisse-
ments et des failles suivant une ligne de dislocation de
l'Est à l'Ouest. :
Le dernier village Djabesch dans la partie supérieure
de la vallée de Moullakh se trouve prés de la jonction
de deux torrents le Trouibér et le Tzanner qui pren-
nent leur origine dans deux glaciers différents de pre-
mier ordre.
Le glacier de Trouibér venant du cóté Nord nait de
l'union de trois glaciers isolés qui sortent des гапийеа-
tions rocheuses du centre montagneux de Buischil-
Taou et de Goualdo, et vont se réunir sur un gradin
inférieur de la vallée. Ce méme systéme compte sur
son versant septentrional plusieurs glaciers qui nourris-
sent le fleuve de Tscheghem.
La valée du Zzanner suit la direction de la vallée
principale de Moullakh vers l'Est, ой elle se perd dans
les flanes des prolongements occidentaux du grand mas-
sif des plus hautes montagnes du bord septentrional de
la vallée de Souanétie, dont la moitié occidentale est
comprise sous le nom de Tetnould. Аи point de
Jonetion de deux glaciers latéraux il se forme dans cette
longue vallée un véritable glacier d'écoulement, qui
descend assez loin au dessous dela limite des forets (*).
Apres la visite de ces glaciers je repris ma route vers
(1) Hauteur absolue de ce glacier, téte du glacier 6612 p. ang.
533
l'Est, en m'élevant sur la zone trés-haute de schistes
argileux fortement disloqués et adossés sur les flancs du
Tetnould. Du со! Podlasch А une hauteur absolue de
7493 pieds, l’oeil se promene sur tous les embranche-
ments du glacier de Trouiber et у est а méme de co-
ordonner les diverses parties des ınassifs rocheux, que
la chaine présente entre l Ouschba et le Tetnould.
La haute vallée de la communauté d'Adisch s'étend de
l'Ouest à l'Est au pied du versant escarpé de ce large
gradin schisteux de la base de l'Adisch. Les habitants
du canton entendent sous ce nom le prolongement orien-
tal du Tetnould. Tout ce versant est jonché de blocs
erratiques ou partiellement couvert du terrain de trans-
port glaciaire. |
L'ensemble allongé des crétes,rocheuses et des mas-
ses pyramidales revétues de glace et de névé, qui se
groupent en chaine rectiligne élancée sur une distance
de 70 verstes entre le glacier de Tzanner jusqu'à tren-
te cinq verstes à l'Est de l'extrémité orientale de la val-
lee de l'Ingour, correspondent à cette partie de la chai-
ne principale, ой la zone granitique se développe dans
ses plus grandes dimensions, et ой elle constitue les
plus hautes sommités du Caucase.
La largeur de cette zone et sa hauteur absolue sont
les raisons pour lesquelles il faut s'éloigner 45 verstes
de la chaine principale vers le Nord, pour rencontrer la
zone habitable, tandis que cette méme région vers le
Sud au pied du long escarpement de roches crystallines
qui parait produit par l'effet d'une immense faille se trou-
ve à une distance de 15 verstes au fond des vallées
d'Adisch, de Moullakh et de Mestia. La chaine telle
que Je viens d'en tracer les dimensions, est donc le re-
34*
534
vers meridional d’un vaste massif analogue aux masses
erystallines centrales dans les Alpes. La forme de ce
massif est celle d’une ellipse trés-allongée dans le sens
de la chaine principale. Mais ce massif est creusé et dé-
coupé du cóté Nord par un grand nombre de vallées
profondes, remplies de glaciers dans leurs gradins su-
périeurs. Toutes ces vallées rayonnent vers le centre du
systeme d’ou part la grande vallée du Tschérek. Cette
vallée est la seule échancrure qui établit une communi-
cation hydrographique de l'intérieur du vaste cirque avec
le versant nord du Caucase. L’axe longitudinale de cette
vallée elliptique encaissée est de 60 verstes; sa largeur
de 25 verstes et le pourtour de sa sommite selon la
ligne de faite comprend 140 verstes. En tranchant de
ce nombre 25 verstes pour l’amplitude superieure de la
vallée du Tscherek il reste 115 verstes pour la cré-
te non interrompue du cirque. La masse pyramidale du
Dykh Taou qui s’élance avec des arétes et des aiguil-
les semblables a celles du Montblanc jusqu’a la hauteur
absolue de 16924 p. a. domine l'entrée du cirque du
cóté nord est. Une chaine latérale, qui part du Dykh
Taou pour rejoindre avec une légére courbure la chaine
principale à une distance de 25 verstes, s'éléve au mi-
lieu dans le Kaschtan-Taou jusqu’à la hauteur de 17091
p. a. méme. La hauteur absolue de la cime culminante
de l'Adisch n'est pas déterminée trigonométriquement
mais elle doit se rapprocher également des chiffres ana-
logues. Le centre pyramidal de la file de l'Adisch
d’où rayonne vers midi un chainon transversal, qui sé-
pare la vallée encaissée de l'Ingour de celle des sour-
ces du Tzkhéniz Zkhali, porte le nom de Zourial.
Les traits orographiques, que je viens de toucher par
rapport à la haute Souanétie, appartiennent aux traits
535
les plus: importants de cette region du Caucase. Pour
completer un apercu dans lequel je m’efforce de coor-
donner les faits geologiques isoles au point de vue des
lois qui président à l'arrangement de l'entier dont ceux-
ci font partie, J'ajoute encore quelques remarques, qui
cependant ne regardent point la haute Souanétie pro-
prement dite. En partant du Zourial trente cinq verstes
vers l'Est Sud, s'éléve le groupe d'arrétes et de ro-
chers pyramidaux du massif entrecoupé du Pasis-Mta.
Ce vaste systéme se distingue comme dernier centre
montagneux dans la file du bord méridional de la gran-
de vallée en cirque du Dykh Taou et du Kaschtan-
Taou qui renferme les sources du Tscherek. Toutefois
le Pasis-Mta réunit encore la qualité orographique d'étre
un noeud de montagne, d'oü partent vers le Nord et le
Sud deux chainons latéraux dont chacun établit une li-
mite entre les affluents de deux fleuves.
Par cette raison le Pasis-Mta a celà de particulier
que ses champs de névé et ses réservoirs glaciaires,
contribuent à alimenter les sources de quatre fleuves
savoir vers le Nord le Tscherek et l'Ouroukh, vers
le Sud le. Tzkheniz-Tzkhali et le Rion.
La vallée de la communauté d'Adisch court au fond
d'un pli du terrain schisteux, mais monoklynal et incliné
vers le Nord. J'observais ici des étages argilo-calcaires
intercalés dans les véritables schistes qui alternent avec
des psammites schisteux, trés-compactes et à grains gris
trés-fins. Les calcaires schisteux renfermaient des restes
animals fossiles, mais difformes et difficiles à recon-
naitre.
La direction des lignes de dislocation oscillaient entre
l'Est à l'Ouest et Е 25 5. Aprés l'examen du glacier
536
de second ordre de Lerscha(‘), qui descend des flancs
ravines de l’Adisch sur le dernier gradin de la vallee,
je traversai le col trés-élevé de la chaine schisteuse
transversale de Tschoudnou, pour passer dans la val-
lee de Kildé, qui suit une direction normale sur la
chaine de lAdisch. Un beau glacier (?), semblable à
celui de Lerscha mais qui est doublement large com-
mence son caractére de glacier d'écoulement sur la zóne
méme ou les schistes crystallins, les Granits qui se rap-
prochent des Gneiss à gros grains et des Granits tal-
queux tranchent le terrain des schistes. Cette zóne est
remarquable par la grande quantité de sources acidulées
qui surgissent dans son voisinage; et dont un bon nom-
bre se fait jour à la base des moraines du glacier et dans
le lit du torrent glaciaire méme. Le fond de la vallée
est couvert de débris de roches charriés par le glacier.
Ces débris se sont répandu sur des accumulations d'un
véritable diluvium glaciaire, qui se distingue ici par les
grandes dimensions des quartiers de roches crystallines
et des blocs qui se trouvent entassés jusqu'à la moitié
de la distance depuis le glacier jusqu'à l'étranglement
de la vallée prés du village Kildé, ow les schistes et
les grés schisteux sont amenés dans une position verti-
cale et sont transversalement coupés par le torrent qui
descend dans une gorgé profonde pour s'unir avec l'In-
gour. La route du canton d'Ouschkoul traverse le bord.
élevé gauche de cette profonde vallée dans une localité,
qui porte lenom de Midjourisch. Je l'ai trouvé couvert
de masses d'anciennes moraines des mémes roches que
celles du glacier actuel dont il a été question. M'arré-
tant dans le dernier village du canton. d'Ouschkoul à
(!) Hauteur absolue du glacier de Lerscha 7503.
(! Hauteur du glacier de Kildé 7912.
537
Djeoubani sur fe bord du fleuve Tschkharr, dernier
affluent septentrional de l'Ingour je remontai la vallée
. jusqu'au pied du glacier trés-étendu qui donne naissance
au Tschkharr (').
Le glacier découle d'un vaste systéme de rochers
pyramidaux et de gradins escarpés en retraite les uns
des autres, revétus de névé et de neiges, systéme qui
appartient à l'extrémité orientale du haut rempart de
l'Adisch dont le nom local est ici Namqouam. La
vallée se termine en cirque, qui est rempli de moraines
réceutes produites par plusieurs glaciers latéraux. La
zóne de contact des terrains crystallins et schisteux est
ici découverte sur un grand espace et l'on voit jusque
dans la région des glaciers méme les schistes plonger
vers le Nord au dessous des roches crystallines et gra-
nitiques. Па été souvent question du sel, gemme ou du
sel marin en Souanétie, dont on prétendait connaitre
un gisement dans la région des glaciers du Tschkharr
dans l'Ouschkoul. Je n'ai pas découvert les motifs de
celte fable, qui s'évanouit devant les faits géognostiques
simples de cette localité, qui ne présente pas d'autres
roches que celles de la famille du Granit. Rédescendant
la vallée de l'Ingour, si instructive par rapport à la loi
de structure interne du terrain schisteux traversé ici de
beaucoup de filons gigantesques de Quartz, je m'arrétai
au village de Daoubér, d’où je pris la route pour la
vallée de Tzhhenir- Tzkali par le col schisteux de
Latpari à l'Ouest de celui du Dadiasch que j'avais
déjà visité en 1848. Je descendis la vallée jusqu'à
Mouri. Je fis sur cette route les mémes observations et
je vis les mémes profils naturels suivant la loi de plis-
(1): Hauteur absolue de la tete du glacier du Tschkharr 7935.
538
sement du terrain schisteux dans la direction de l'Est à
l'Ouest. Cette loi doit surtout étre consultée dans une
analyse orographique et géologique de ce versant du
Caucase. On traverse la zone éruptive des Diorites et
des Diabases, porphyroides, amygdaloides et psammiti-
ques, avec impressions de plantes charbonisées, et on
retrouve la large bande des calcaires mésozoiques à la
sortie de la vallée dans le Letchkoum, trés- plissée et
dérangée par l'effet d'une immense faille qui est la cause
que le calcaire nummulitique des mieux caracterisé pa-
léontologiquement, avec le reste du terrain tertiaire qui
le recouvre en Letchkoum, plongent entre Mouri et
Orbeli dans une position renversée vers le Nord au
dessous du calcaire crayeux.
Je m'arrêtai à.Meuri pour explorer encore une fois
systématiquement ce canton classique pour la géologie
du Caucase. Aprés une longue période de pluies tor-
rentielles j'ai réussi à poursuivre mon projet par trois
expéditions. L'une se dirigea vers le systéme de diori-
tes et de diabases du Sakeri dont il à été question plus
haut, oü je trouvai de belles impressions de plantes dans
un énorme étage de psammites et de conglomérats de
nature éruptive et sédimentaire à la fois. Une autre ex-
cursion était destinée pour l'exploration du remarquable
plateau de calcaires mésozoiques d'Asqi et dans une
iroisiéme je poursuivis toute la série des terrains céno-
zoiques du bassin de Letchkoum dans leur superposi-
tion concordante sur les calcaires mésozoiques jusque
sur le versant septentrional du Qouamli. Cette impo-
sante montagne à moitié dolomitique, et à moitié calcai-
re stratifiée compacte, de 6855 p. a. d'hauteur abso-
lue, n'est qu'une partie détachée du grand contrefort
caleaire du Caucase vers le midi. Пу a iei quelque
539
chose d’analogue à l’éscarpement énorme et long de la
chaine des Alpes, par lequel se terminent tous les éta-
ges de la craie inférieure et supérieure, du terrain num-
mulitique et du macigno alpin. Pour le Caucase il y a
cette différence importante, que la contrepartie de l'aile
septentrionale de la chaîne voütée qui s'ouvrit par une
rupture longitudinale, se retrouve dans les bords méri-
dionaux dela grande vallée en cirque encaissée d'Okri-
ba d'où il se prolonge vers l'Est jusqu'à la chaine de
montagnes granitiques de Mesques ou de Souram.
Révenu à Mouri le 5 Septembre je me dirigeai sur le
Radscha en traversant les chainons latéraux couverts
du terrain miocéne entre le Tzkhéniz Tzqali et le
Latschanouri et entre le dernier fleuve et le Rion.
Me fixant pour plusieurs jours à Borgouli, je pour-
suivis les mémes recherches dans le Radscha que je
venais de faire en Letchkoum.
La géologie de Letchkoum et la géologie de Rad-
scha sont inséparables entre elles, car l’une est le com-
plément nécessaire de l'autre. Il s'agit d'y poursuivre
et d'analyser les effets d'affaissement, de plissements et
de failles qui ont faconné les terrains crayeux et tertiai-
res le long du revers septentrional de la grande zone
caleaire dont le Qouamli et la Nakérala forment les
bastions les plus proéminants. On voit avec la plus gran-
de évidence dans toute la longueur de la vallée de
Radscha jusquà Oni, que les soulévements et les érup-
tions de róches pyroxéniques comme les Dolérites, les
Porphyrs amygdaloides et plus tard les Basaltes à Péri-
dote eurent toujours lieu sur les lignes de ruptures qui
resultérent de ces mouvements du sol par affaissement.
Mais il n'est pas moins vrai que ces roches pvroxe-
540
niques et amygdaloides, se trouvant probablement sous
l'influence d'une tres-forle pression pendant leur passage -
à la surface, ont parfois soulevé les bords de la fente ou
elles ont produit un redressement des couches locales
autour d’un centre commun. Un cas de ce dernier genre
s’ observe trés-bien prés du village Qouardjara sur la
rive droite du Rion, dans le groupe de tranches de
caleaire crayeux redressés en demi cercle et s'appuyant
sur des rochers pyramidaux de Dolérites qui surgissent
au milieu du systéme.
En consultant le parallélisme des trois grandes vallées
longitudinales savoir: de l’Ingour, du Tzqheniz-Tzqali
et du Rion allignées de l'Est à l'Ouest et considérant
la coincidence fréquente de la méme direction dans la-
quelle ont eu lieu les plissements et les dislocations de
toutes les formations, depuis les terrains crystallins de
la chaine centrale, jusqu'aux dépots tertiaires, qui bor-
dent la plaine de la Colchide, on se dit, que ce fut
la méme action et le méme mouvement d'une pression
latérale, partant de la chaine centrale granitique du Cau-
case, qui ont produit tout cet ensemble orographique
dans les chaines extérieures.
La preuve évidente, que cette action dynamique a eu
lieu dans une période trés - récente de l'histoire du
globe est donnée par le fait, que les dernières couches
de marnes tertiaires bleuätres, entremélées de sables
argileux, qui ont participé au fond de la vallée du Rion
dans le Radscha aux plissements du sol, renferment
les mémes coquilles de l'époque miocéne supérieure, qui
caracterisent les marnes argilo - calcaires et gypseuses
de la presqu'ile de Kertsch.
А quelques verstes de l'embouchure de la Krikoula
541
dans le Rion l'assemblage des couches tertiaires en que-
stion forme une épaisseur considérable au pied d’une
aréte laterale de calcaire crayeux du Qouapkaro qui
fait saillie sur le bord du Rion. Les couches tertiaires
presque verticales s'inclinent au Nord, tandis que celles
de la rive opposée plongent vers le Sud. C'est ici, que
jai recueilli parmi les espéces propres à ce terrain le
Trochus podolicus Eichw., Trochus papilla Eichw. et Ce-
rithium rubiginosum Eichw.
» Quittant le bassin tertiaire de Radscha par la gorge
qui traverse les feuillets de caleaire сгауеих d'Amorpho-
zées presque verticaux de Khedizkhari (^), Je conti-
nuai la route d'Oni en cötoyant le Rion à travers le
domaine remarquable de roches pyroxéniques et amygda-
loides éruptives de Barakon. La sortie en masses de
ces roches ignées a été remarquablement favorisée sur
une trés-grande étendue par l'effet concentré de la mé-
me faille, qui était déjà accusée dans la région du bas-
sin tertiaire de Radscha
C'est cette faille prolongée de l'Est à l'Ouest, qui
s'avance comme ligne de rupture longitudinale de la
grande zóne calcaire jusqu'au noeud de montagnes de
Yerzo. C'est elle qui a imprimé à la configuration
du versant septentrional de ce contrefort calcaire du
midi du Caucase un caractére physiognomique trés-
different de celui que ce méme versant présente sur
(! Pour éviter des erreurs et des confusions en nomenclature tellement
à eraindre pour l'Orographie du Caucase, je remarque qu'il existe
eucore une autre dénomination pour ce remarquable systeme de la
chaine centrale du Caucase, c'est celle de Congouti-Cogh. Ce nom est
employé sur l'ancienne carte du Caucase de 1832 à 5 verstes le pou-
ce. Ce nom est d'origine osséte comme l'autre. Les noms des cimes
varient d'apres les cantons.
542
l'espace entre les gorges de Saérmi et de Khédizkha-
ri. Il en resulte pour la région entiére des cótés gau-
ches des vallées du Rion et de la Djedjora un assem-
blage de déchirures, d'écartements et de contournements
des étages et un rapprochement irrégulier des terrains
de la craie supérieure et inférieure avec les couches ju-
rassiques. Ce sont ces circonstances qui imposent au
géologue une analyse stratigraphique et paléontologique
tres-soigneuse de cette région pour éviter des graves
erreurs géognostiques.
e
Arrivé à Oni le 9 Sept. je me hatais de dévancer la
prochaine période des nouvelles neiges (dans ces hautes
régions) pour me rendre dans le Radscha supérieur et
à la vallée du Naridon, où j'avais encore à résoudre
plusieurs questions géologiques spéciales et à examiner
dans la communauté de Mammisson une région qui
m'était encore restée inconnue.
La vallée du Rion tournant vers le Nord, traverse
la chaine schisteuse secondaire faisant comparaitre dans
toute leur grandeur et leur beauté alpine les deux
groupes moyens de la file de centres montagueux cry-
stallins, qui constituent cette partie de l'aréte cauca-
sienne principale de 70 verstes de longueur qui sert de
bord longitudinal à la vallée encaissée en arc ovalaire
du Rion et à la haute vallée du systeme des sources
de l'Ouroukh dont il a été question. Le Pasis - Mta
et l'Adai Khogh, les deux grands massifs d'arétes
rocheuses aux deux extrémités de cette rangée majé-
stueuse de cimes pyramidales et neigeuses couvertes
de glaciers, ne se voient pas d'Oni, ils restent couverts
par les erétes rocheuses et arides des montagnes schi-
steuses du Chobaou et du Dolomis Zweri qui s'éle-
543
vent des deux cötes de l’entree au Haut Radscha рго-
prement dit. n |
Il n'y a que les cimes des groupes du Fastak Khongh
et du Gouristzevtschik qui servent de fond au beau
tableau qui rappelle les perspectives des Alpes. Le ter-
rain de la chaine schisteuse se compose, pour la plu-
part exclusivement de schistes argileux, trés-souvent
‚ doués d'un aspect soyeux et ardoisier, dont les couches
minces alternent avec des psammites schisteux compacts
à grains trés-fins. L'ensemble de cette formation est trés-
fracturé par des failles et des contournements des cou-
ches; il se distingue par les masses abondantes de quartz
tantót crystallisé, tantöt blanc laiteux et amorphé, qui a
rempli sous forme de filons inclinés sous tous les angles
les interstices, produits par les ruptures et les écarte-
ments des étages entiers de roches. Les lignes de dis-
locations et de rédressement de ce terrain schisteux os-
cilent autour de ГЕ 15? 5; les couches plongent con-
stamment vers le Nord.
‚ Les Mofettes prés du village d'Ouzére, dont on fait
un usage médical sortent d'un assemblage de schistes
superficiellement décomposés; ils sont rédressés de l'Est
12? Sud et s'inclinent 40" vers le Nord.
Je fis un court séjour à Glola, qui n'est qu'à 5 ver-
stes de la jonction du Rion avec le Boubiz-Tsgali.
Les sources acidulées de 8,°6 R., qui distinguent cet en-
droit, se trouvent un peu en amont du vallon de Tschit-
schqoui, qui est encaissé dans le terrain schisteux trés-
décomposé et contourné. L'eau peu abondante mais for-
tement chargée d'acide carbonique surgit d'un terrain
d'alluvions glaciaires immédiatement au dessous d'un
gros bloe granitoide. Je remontai la vallée du Boubiz
544
Tsgali qui prend son origine dans les flancs de ГА Ча!
Khogh en m’arretant 18 verstes plus haut pres du petit
village Gourtschevi.
Un massif trachytique se releve du terrain schisteux
de la rive droite du Boubiz Tsgali vis a vis du dit
village. C’est le Zitelli-Mta, qui forme sous le rap-
port minéralogique de la roche et de sa structure inter-
ne un pendant complet du cône trachytique du Gori
Djouari dans la vallée de la grande Liaghwi.
La forét vierge, qui couvre cette montagne et qui ca-
che les particularités de la structure de sa roche, n'exi-
ste pas sur l’arête allongée du Zitelli-Mta qui touche
de trés-prés la limite des arbres. L'effet de la chaleur,
que cette roche développait lors de son surgissement à
travers la formation schisteuse est bien indiqué sur la
zóne de contact avec cette derniére par un ruban de
schistes demi caleines en couleur d'oxyde de fer.
Une tendance vers la structure prismatique se trahit
dans la configuration de la roche en masse, et les ébou-
lements, considérables qui se sont opérés sur une gran-
de echelle du cóté d'Ouest de ce grand massif trachyti-
que prouvent que la structure prismatique s’accroit vers
le centre de celui - ci.
La roche est pour la plupárt homogéne, terne et de
couleurs grise et rose; elle renferme beaucoup de frag-
ments irréguliers de quartz blanc laiteux, et d'aman-
des de Feldspath fondu hyalin.
Il y a 4 verstes du Zitelli- Mta jusqu'au glacier du
second ordre (') que le habitans de Globa appellent
(1) Hauteur absolue du glacier de Tschamtschakis - Dzweri 8526 tete du
glacier. |
545
Tschamtschakis- Dzweri. Il occupe le centre d'une
plaine peu inclinée au fond d'une haute vallée en cirque
plat. Les moraines de ce glacier sont peu considérables
et consistent en roches de la famille des Granits et des
Protogynes. |
A une distance de deux verstes du glacier on atteint
le col schisteux de Mamisson sur la chaine qui sépare
le Narodon du Rion. Оп se trouve ici au méridien
de l'Adai Khogh et en conséquence sur l'arréte prin-
cipale du Caucase qui part du massif de ce vaste
systéme central en se pliant vers le Sud et en transfé-
rant exclusivement aux arétes schisteuses son caractére
special d'étre la créte de partage pour les eaux des
deux versants du Caucase. Le regard tourné vers l'Ouest
prend cette partie rectiligne de la chaine crystalline
principale en profil, qui s'étend entre le centre rocheux
du Goualdi en Souanétie et l'Adai Khogh sur une
distance de 180 verstes, suivant une direction de О 95°
N. Le terrain schisteux qui occupe l'espace intérieur de
la vallée des deux affluents du Rion s'appuie comme un
immense gradin àla base des hautes masses crystallines
et il n'y a que quelques cimes qui comparaissent dans
les lointains de l'horizon del'espace libre entre les deux
chaines centrales.
Tournant vers l'Orient l'oeil se proméne sur le haut
pays du eanton de Nari composé d'un assemblage mo-
notone de chaines applaties d'hauteurs presque égales
qui se groupent l'une derriére l'autre, remplissant le
milieu d'un espace doucement déprimé et entouré de
cimes pyramidales neigeuses. On voit ici les crétes schi-
steuses se placer dela maniére la plus avantageuse pour
saisir la coincidence de la direction des couches redres-
546
sees avec celle de Гахе des deux chaines centrales.
Tous les faits stratigraphiques, dessinés avec grande
précision sur les profils naturels jusqu'à des distances
trés-grandes, se coordonnent à l’idée du mode de for-
mation des hautes vallées encaissées en cirques par un
plissement du sol schisteux, probablement jusqu'à une
élévation des plis à des hauteurs considérables, suivi de
ruptures longitudinales de plis et d'un écroulement de
leurs masses. Il n'y a que ce mode d'action qui expli-
que d'une maniére satisfaisante les étranges contourne-
ments des schistes si fréquents à l'approche de l'inté-
rieur des vallées encaissées dans les régions de ce ter-
rain. En ne point séparant ce phénoméne de plissement
des schistes d’avec le mouvement d'élévation qui fit
. surgir les masses crystallines de la chaine principale op-
posée, il est difficile de se rendre compte pourquoi ce
méme caractére orographique se combine, dans les val-
lées de la partie orientale du Caucase, avec une stru-
cture de schistes parfaitement analogue, sans la présence
de roches erystallines quelconque.
La forme générale de l'Adai Khogh est celle d'un
cöne surbaissé, allongé et à cimes découpées. Des pen-
tes de ce cóne se relévent des rangées de feuillets py-
ramidaux de schistes crystallins et de granit étayés con-
tre le corps de la montagne comme si c'étaient des arcs
boutants ou des contreforts, destinés à la soutenir. Les
plus grandes arétes, qui partent immédiatement du sys-
téme de la cime suivent la direction de la chaine prin-
cipale caucasienne comme le Kalpéri Khogh et le
Zéa Khogh vers l'Est, — ou elles rayonnent vers le Nord,
comme les grandes crétes radiales, le Katikom et le
Saourdour. L'aréte dite Bordjoula, rayonnant du corps
de l'Adai Khogh vers l'Ouest, établit un passage, au
547
centre montagneux voisin du Gourdiévzek. Les inter-
valles de ces contreforts radiaux et pyramidaux forment
des vallées étroites et profondes, encaissées dans les
roches crystallines et les schistes ardoisiers. Les gradins
supérieurs de ces vallées et vallons sont remplis de gla-
ciers nombreux. Vers le midi, du côté de Mamisson
il n'y a que des glaciers de second ordre, jettés ca et
la dans des enfoncements au pied des hautes cimes ou
sur les pentes douces. Un superbe glacier de premier
ordre descend vers le Nord du système entre les arêtes
de Bordjoula et de Saourdour. C'est le glacier du
Khaltschi- Don. I] a au moins la largeur de 1500
pieds, traverse la région des forêts sur une très longue
distance et s'approche du village Dsinaka dans le
Stourdi Gor. J’ai visite ce glacier en ete 1861. L’ele-
vation de la grotte de glace d’où sort le Khaltschi-
Don, qui est tributaire de l’Ourouk-Don est d'après
mes mesures barométriques 5702 p. a. Un autre tres-
beau glacier de premier ordre qui prend son origine
dans les flancs de l'Adai-Khogh est celui de Zéa
dans la vallée du Zéa Khogh.
Descendu dans la vallée de Mamisson, j’observais
auprés du premier village Kalaki des grands monceaux
et des trainées de masses détritiques, couverts de gros
bloes de roches granitiques de la méme nature que cel-
les qui entourent le glacier de Tsehamtschakis-Zwéri
du cóté de Radscha. On ne voit pas ici d'autres roches
en place, que les schistes argileux et argilo - calcaires.
Au milieu de fortes dislocations et contournements lo-
caux, les roches schisteuses maintiennent leur direction
moyenne de l'Est à l'Ouest. Au delà du village Lesséri,
le caractère argilo - calcaire des schistes passe entiere-
ment à celui des roches calcaires schisteuses de cou-
_ № 2. 1865. 35
548
7
leure grise claire, qui se divisent en gros feuillets et en
dalles sonores au contact du marteau. Ces calcaires
affectent une grande ressemblance avec des calcaires
schisteux, caracterisés par des Foucotdes en d'autres
parties du Caucase et dont il a eu question par rap-
port à la nature minéralogique du systéme de Sikari
et Broutzabsel. La structure des berges composés par
ces roches n'étant pas ferme dans ses joints, à cause
des dislocations nombreuses d'étages entiers de roches,
des fréquents éboulements en résultent.
Ces circonstances, en se combinant avec la grande
déclivité des bords inférieurs de la vallée de Mamis-
son, opposent des graves difficultés à l'achévement et à
la conservation de la nouvelle route entre le versant du
midi et celui du nord du Caucase. |
ll y a dix huit verstes du со] de Mamisson jusqu'à
la jonction du fleuve de ce nom avec le Nari- don et
et la petite riviére Saramak. Celle-ci prend son origine
d'un glacier de second ordre. qui couvre le fond peu
incliné du gradin supérieur de la plus grande vallée
qui descend de la cime de l'Adai-Khogh vers le fond
de la vaste concavité en cirque de Nari.
La vallée de Saramak offre un intérét particulier par
l'étendue et la puissance des accumulations du diluvium
glaciaire dont les trainées se dessinent jusqu'à des hau-
teurs considérables de 400 à 500 pieds au dessus du
Naridon sur les bords élevés de la vallée de Sara-
mak méme. L'ancien glacier a dü se trouver un jour à
cette hauteure car c'est de là que partent les nombreux
blocs erratiques qui se répliérent sur les bords de la val-
lée de Mamisson méme et se répandirent sur les pen-
tes plus bas. Ce sont ces débris, qui produisirent un
talus énorme, qui parait avoir barré le fleuve de Nari.
549
La vallée de Saramak appartient ä ces езрёсез de
vallons qui s’elargissent de bas en haut et se terminent
en eirque au dessous des plus hautes cimes d’un grand
- centre montagneux. Par cette raison cette valléé offre
un exemple instructif pour montrer la dépendance es-
sentielle de l’etendue d’un glacier, de la forme et de la
configuration des vallées ой il пай. Ces conditions phy-
siques qui par rapport au développement des glaciers
l'auront toujours emporté sur les conditions climatologi-
ques, sont les causes pourquoi les dépóts des anciens
glaciers ne sont pas des phénoménes universels dans la
haute région du Caucase et pourquoi ils manquent par-
fois là, oü d'aprés les hauteurs absolues de l'endroit
seul on aurait toute raison d'attendre leur présence.
L'emplacement du petit village Tschmi sur un écueil
de schistes tout prés de la jonction des dites riviéres,
marque trés- bien le commencement de la grande gorge
transversale dans laquelle le Naridon traverse de part
en part la chaine centrale septentrionale.
А l'entrée de cette large et réguliére ouverture qui
dévoile par des profils naturels la structure interne et
la nature des roches dont se compose cette chaine on
saisit au moment la ressemblance des deux rives oppo-
sées, et la correspondance qui a lieu entre les caracté-
res physiques. C'est encore la formation de schistes ar-
gileux la mieux caracterisee en alternances avec les psam-
mites schisteux réguliérement étagés. Les couches se
dirigent de ON O à l'E S E et en plongeant vers le
Nord elles s'approchent de la position verticale.
А deux ou trois verstes de Tschmi les schistes com-
mencent à passer graduellement à des schistes micacés
chloriteux et amphiboliques trés-compactes cryptocry-
stallins et de couleurs sombres.
as"
550
Оп remarque en méme temps un changement notable
dans la structure des roches; les masses des parois lis-
ses des schistes sans discontinuité se divisent en gros
feuillets, appuyés les uns aux autres. Ceux-ci se rele-
vent en formes d'arétes découpées en raison que Гоп
s’approche d’un retrecissement de la vallée, qui termine
le gradin supérieur uni, plat et médiocrement incliné de
celle-ci. La gorge qui se présente est surmontée des
deux cótés par les crétes rocheuses du Kalpéri et du
Kasarai Khogh (qui sont les prolongements opposés
des masses centrales de l'Adài Khogh et du Styr-
Khogh ou Tepli). {ne descente rapide conduit ici dans
le domaine exclusif des roches crystallines en traversant
l'axe centrale de la chaine.
Le Naridon coupe ici à l'angle droit les énormes
iranches verticales de roches, qui représentent les plus
belles espéces de Granit porphyrique, de granit à petits
grains, de Gneiss porphyroide et de Protogyne. Les
schistes crystallins quartzifèrs mélés de Hypérites et de
schistes chloriteux verts foncés et veinés d'Epidot cry-
stallin, font partie de cette zone crystalline puissante.
Les vallons et les gorges escarpés et étroits, qui des-
cendent entre les feuillets et les crétes immenses de
roches de telle nature, sur la rive gauche présentent
vers le haut des echappées de vue extraordinaires sur
les groupes pyramidaux de la cime de l'Adai Khogh
herissée, de glaciers, qui ont été les causes des énormes
accumulations anciennes de débris et de blocs glaciaires
gigantesques, dont l'étroite vallée a été barrée en plu-
sieurs endroits. Ce sont ces ravins latéraux fréquents
sur les deux rives du Naridon, qui continuent à exer-
cer une influence trés- destructive sur les travaux de
551
roule par les debris de roches charriés par les eaux
torrentielles pendant le temps pluvieux et les orages.
Apres avoir traversé la région centrale des roches
granitiques qui forment pour ainsi dire la charpente de
PAdai Khogh je me trouvais à dix verstes de Tschmi
au point de réunion du Naridon avec le Zéa Don.
Les arétes qui partent de la cime de l'Adai Khogh
vers le Nord ont la particularité de se courber graduel-
lement vers l'Est. Par cette raison la vallée de Zéa
Khogh longue de 28 verstes est longitudinale et trans-
versale à la fois et réunit par sa configuration en s'élar-
gissant en vastes cirques vers le haut les conditions les
plus favorables pour la formation d'un glacier de pre-
mier ordre. La partie supérieure de la vallée avec ses
réservoirs etendus de glace et de névé, est encaissee
dans les Granits et sa partie inférieure dans les schistes
erystallins. qui passent ca et la dans les schistes ardoi-
siers. Le glacier de Zéa a une grande analogie avec
les glaciers normaux des Alpes. On retrouve ce glacier
à 17 verstes du Naridon en de ca de la limite des foréts.
П présente des moraines latérales bien prononcées; on
reconnait aussi une moraine terminale et les traces de
moraines médianes (Gufferlinien) dans le lointain. J'ai
trouvé au moyen de la mesure par la chaine, que l'ex-
trémité du glacier posséde une largeur de 1500 pieds (').
N'ayant pu le poursuivre jusqu'aux champs de névé
je n'en connais pas la longueur, mais je crois devoir
lestimer de 6 à 7 verstes Lintérét particulier géologi-
que dela vallée de Zéa, intimement lié avec l'existence
du glaeier actuel, se rattache aux preuves évidentes de
l'énorme étendue que ce glacier doit avoir eu à une
(1) Hauteur absolue de la téte du glacier de Zéa Don 6575. p. angl.
552
^
époque reculee. La surface lisse des rochers qui forment
les parois escarpées des deux cötes du glacier et la
hauteur jusqu'à laquelle les indices de frottement et de
polissage s'élévent partout au dessus du niveau actuel
de la vallée qui présente la forme d'une excavation ré-
guliére ne peuvent pas laisser des doutes sur la portée
du phénoméne, proportionnée à l'extension des reservoi-
res glaciaires que favorisa la structure de cette haute
vallée. |
La vallée de Zéa se rétrécit considérablement vers
son union avec celle de Nari, ой elle est jusqu'à des
hauteurs de 80— 100 pieds obstruée par des accumula-
tions d'un terrain erratique d'origine évidemment gla-
ciaire. Quant aux véritables bloes erratiques, qui auraient
couvert les douces pentes du cóté gauche de la vallée
occupées par les champs de culture du grand village
ossétin Zéa, je n'en ai pas vu. Il me manque des ob-
servations directes concernans les rainures à bords ar-
rondis et les stries sur les rochers au-dessus du glacier,
phénoménes concomitants et habituels de l'extension des
anciens glaciers. |
Les indices du mauvais temps et des neiges mena-
calent d'intercepter mon retour à Oni parle canton de
Маг! et m'engagérent d'accélérer mon retour à Tschmi.
Désirant traverser le canton de Koudaro, je me diri-
gai le 14 Sept. par la vallée de Droughiz-Don, tri-
butaire du Naridon, vers le col trés-élevé sur la chaine
principale, qui se trouve au milieu du Sikari et du
Saough-Khogh. Ce col n'est en réalité qu'une dépres-
sion dans le bord méridional de l'énorme escarpement,
dans lequel s'éléve le terrain schisteux de la grande in-
tumescence de la vallée en cirque de Nari au dessus des
553
autres formations поп schisteuses de l'Ossétie inférieure.
La vallée du Droughiz-Don trés-étroite dans sa partie
inférieure, s'élargit notablement vers son gradin' supé-
rieur et se termine en grande cavite semicirculaire.
Le dernier village de cette région élevée, qui posséde
de bons paturages, a le nom de Bidago; il y a des
ruines rémarquables d’une église géorgienne trés-ancien-
ne, batie en quartiers de travertine; elle se distingue
par de traces de fresques a dessins remarquablement
corrects.
Le terrain que traverse la vallée est de la méme na-
ture que dans le Mamisson; les calcaires schisteux
predominent et alternent avec les schistes argilo-calcai-
res, qui se décomposent facilement а la superficie. Les
roches de ce terrain suivent la m&me direction moyenne
de E 25 S jusqu’au col en plongeant constamment vers
le Nord. Les contournements et les dislocations aug-
mentent dans les bords de la concavite de la vallée su-
périeure, en raison qu’ils s’approchent du col ой ils sont
les plus forts.
Une perspective trés-intéressante s'ouvre du col vers
l'Est sur les contreforts du Sikari, qui s'avancent vers
le midi comme des grands bastions soutenus par des
pyramides feuilletés de schistes fortement inclinés vers
le Nord. 1l faut se rappeler que ce sont les étages du
méme terrain qui changent à une distance de 8 verstes
plus vers] Est leur position presque perpendiculaire dans
les bords du vaste cirque du systéme double du Sika-
ri etne conservent qu'une inclinaison faible vers le Nord
dans la cime pyramidale du Broutzabsel. Les vastes
champs de neiges qui dans le voisinage du col couvrent
transgressivement les schistes fortement inclinés du Si-
554
kari, envoyent plusieurs glaciers de névé dans les га-
vins et les gorges qui plongent vers la vallée de la
Djedjora, dont le premier gradin se trouve à 6378 pieds
angl. au dessous du col, dont l'hauteur absolue est
d'aprés ma mesure 9900 p. angl.
Le fait géologique le plus remarquable dans la vallée
de la Djedjora est un cóne de Trachyte, dont les
rapports physiognomiques et minéralogiques le rapproche
beaucoup du Zitellr- Mta dans le Mamisson et du
Сог! - Djouari dans la vallée de la grande Liagh-
wi. Cette montagne connue sous le nom de Saghdar a
‘la forme conique, allongée dans le sens E 25 N, s'élé-
ve à une distance de 15 verstes de la chaine principale
entre les villages de Kobiet et de Kista. Le cóne est
couvert de bas en haut d'épaisses forêts mais sa struc-
ture intérieure a été dévoilée par un éboulement du
coté Nord. Des fragments de Quartz et de schistes
trés- metamorphisés se trouvent empatés dans la roche
trachytique.
Une source trés-riche en acide carbonique de 6" R
surgit sur la rive droite de la Djedjora, au pied du
cóne la source sort de couches de schistes trés-compac-
tes et de psammites schisteux, dirigés E 5 S et inclinés
93° vers le Nord.
La constitution géognostique de la vallée subit un chan-
gement notable en raison que l'on s'approche d'une zó-
ne de failles et de dislocations en grande échelle qui est
la eontinuation occidentale de la méme zöne dont il a
été question.
Partant de Kobiet vers les embouchures des vallées.
latérales de Keramoula et de Lessoura, le change-
555
ment зе manifeste par un profond dérangement dans la
stratification et un delabrement dans la texture interne
des terrains schisteux. Les calcaires mesozoiques de
Keschelta, de Yerzo et de l'Akhalsentis-Mta tra-
vaillés par des plissements et des dislocations commen-
cent à se montrer de nouveau. Leurs masses déplacées
et appuyées sur les roches éruptives de cette zóne re-
marquable recommencent à prendre un part considérable
à la constitution orographique de toute la région compri-
se entre les vallées de Yerzo de la Djedjora et de la
Qouedroula. Les accidents les plus hardis du terrain
résultent de la réunion de ces différentes conditions gé-
ologiques qui distinguent surtout les environs de Tze-
dissi. J'ai visité encore une fois les mines de fer de
cet endroit, dont j'ai donné les premiéres notices en
1848.
La présence d'une mine de fer d'excellente qualité se
rattache ici à un systeme de cavernes et de crevasses
d'étendue inconnue, mais selon toute probabilité trés-
grande. Les vides longent la zóne de contact entre le
calcaire et la roche éruptive et tout porte à croire, que
le minérai y est déposé en grande abondance. Mon re-
tour а Oni coincida avec le commencement d'une épo-
que pluvieuse qui ne cessa plus d'entraver d'une ma-
niere trés-facheuse tout le reste de mes excursions.
Je ne pouvais qu'en partie réaliser un projet de re-
cherches détaillées le long du bord septentrional de la
grande faille dans la zóne calcaire dont j'ai parlé en
détail. J'assemblai néanmoins une bonne collection de
fossiles du terrain oxfordien supérieur dans les environs
des villages de Khirkonis et de Khiéti, fossiles qui
se rapportent à une localité trés-instructive dont j'ai
556°
publié un profil dans mon Prodrome ('). C'est igi le lieu
d'indiquer un obstacle des plus décourageant, dans les
recherches géologiques au Caucase; il arrive frequem-
ment qu'aprés avoir poursuivi avec le meilleur suecés
dans une localité éloignée oü l'on n'arrive qu'aprés les
embarras d'une véritable expédition une recherche com-
parative et paléontologique forte épineuse mais néces-
saire, qui se rapporte à une distinction précise des ter-
rains et de leur succession géognostique dans une con-
tree qui favorise particuliérement l'induction décisive pour
quelque question importante, on se voit cruellement re-
duit à y renoncer, empéché par le mauvais temps pré-
dominant au milieu des montagnes du Caucase de mettre
la derniére main à l'oeuvre. En pareil cas on se con-
sole avec la pensée d'un retour sur les lieux, ce qui
bien souvent ne peut plus étre effectué. Poursuivi par
les pluies je traversai la région trés-importante par rap-
port à la distribution des étages de la craie inférieure
trés-disloques entre Khieti et Bari.
Je m'arrétais à Nikortzminda et profitant de quel-
ques beaux jours je longeai la vallée rémarquable de la
Tschevcoula, qui sort d'une grande caverne prés du
couvent d'Oudabno, riviére dont les sources se trou-
vent dans le terrain marécageux entre les collines basal-
tiques et les ondulations du terrain calcaire crayeux, qui
caractérisent le haut pays de Nikortzminda. Cette ré-
gion, orographiquement parlant, n'est autre chose qu'un
faible affaissement synclinal, suivant l'axe de la zóne
calcaire mentionnée. Les fractures, les failles et les
affaissements partiels ou terrain calcaire de cette ré-
gion expliquent la fameuse perte de la petite riviére de
(1) Voyez le Prodrome.
557
Khaouri а quelques verstes au midi de Nikortzminda
dont je viens de parler, qui revient a la surface а quel-
ques verstes en aval de la vallée vers l'Ouest sous le
nom de Tschevroula.
Je descendis cette vallée sur la rive droite, dominée
par la haute aréte basaltique du Kletellis- Zweri qui
traverse les couches de calcaires coquilliers de l'époque
miocéne et le terrain cretacé subjacent. Au dessous du
village Zakhi la Tschevroula engagée dans une gorge
étroite et profonde du terrain néocomien décrit un cou-
de et va se réunir au Rion. C'est içi, où je passai sur
lautre rive au village Tschmori forcé par le recom-
mencement des pluies continuelles, de choisir la route
la plus courte pour Koutais.
En quittant Tschmori qui est situé au centre d'une
belle vallée d'affaissement dans le corps de la puissante
formation calcaire je traversai la chaîne dolomitique pour
descendre en Okriba. Ce n'était qu'avec beaucoup de
difficulté que j’atteignis Koutais en deux jours par la
voie de Tknorissa et Gourna, les routes étant presqu'-
impraticables par suite des averses.
De Koutais je fis encore à la fin du Septembre une
tentative infructueuse de poursuivre mon plan par rap-
port à la plaine de la Colchide et ses terrains les plus
récents. Toutes les riviéres débordérent et aprés avoir
attendu plusieurs jours à Poti Je me vis forcé de quit-
ter le pays envahi par les inondations. Je comptais en-
core sur quelques résultats pendant mon voyage de Kou-
tais à Tiflis, mais je ne parvins qu'en récueillir trés-
peu à cause des pluies qui se renouvellérent constam-
ment.
558
Les beaux jours en Octobre m'engagaient à quitter
Tiflis le 15 de ce mois pour resoudre dans les montag-
nes de Somkéthie une question qui m’avait occupée
depuis longtemps, et qui recut une nouvelle importance
par les observations que je venais de faire sur la nature
et la distribution des étages du terrain oxfordien sur le .
versant méridional du Caucase. J'avais réconnu l’exi-
stence de cette méme formation jurassique en 1862 dans
les chaines au Nord du lae de Gohtschai, par la dé-
couverte de la zóne des Ammonites alletha et A. torts
sulcatus dans les psammites des environs de Daschke-
san et par les empreintes de fougeres oxfordiennes et
des fragments de bois pétrifie, changé partiellement en
anthrazite, dans les grés composés de débris de roches
éruptives dans la vallée de Bojan поп loin d'Eli-
sabéthpol. |
Le rapprochement de ces faits avec tous les résultats
de mes recherches géognostiques dans les montagnes de la
Somkéthie à l'Ouest de l'Akstafa me fit supposer qu'une
grande partie des roches elastiques qui couvrent la for-
mation metallifere dans ces montagnes et que j'avais
considéré jusqu'à présent comme appartenant au terrain
crayeux inférieur doit être renvoyé à l’époque juras-
sique.
La contree la plus voisine pour résoudre cette que-
stion, embrassait les vallées qui entourent le systéme co-
nique et cratériforme de diorite et de diabase du Ljal-
war; c'était à elles que j'eus recours. Prenant la route
de Bolnis et de Schoulavou je traversai (l'une aprés
l'autre): les zónes de roches porphyriques éruptives des
familles de Trachyte et de Felsite; et celle des psam-
mites et des calcaires crayeux y compris la zöne des
559
Rudistes de l'étage Turonien d'Orbigny, engagée dans
les dislocations produites par une grande faille.
Descendu dans la vallée du Banouscha jusqu'au vil-
lage Goullabagh en face de la haute aréte ryolithique
de Zapi qui longe les calcaires crayeux suivant une di-
rection de l'Est à l'Ouest, je remontai la vallée de. Pyr-
doun encaissée dans une large zóne de porphyre felsiti-
que rougeátre à cristaux d'Orthoklase rouge, pour gagner
la hauteur de la grande intumescence en plateau qui
porte le cöne du Ljalwar.
Le terrain qui forme une partie du sol de ce plateau
ondulant doucement incliné vers l'Est se compose de
couches psammitiques qui alternent avec des calcaires
schisteux arenacés et des bancs de calcaire compact
impur, superposés à une étage considérable de psam-
mites composés de matiéres dioritiques et éruptives.
Tout cet assemblage de couches qui reposent immedia-
tement sur les gites de minérais de cuivre prés de
Schamlough, renferment des fossiles qui correspondent
à l'horizon des étages du terrain oxfordien supérieur. Les
couches de cette formation renferment un grand nom-
bre d'espéces de Cephalopodes, de Brachyopodes et d’Ace-
phales, dont je cite les suivants comme les mieux déter-
minés. |
L'Ammonites polygiratus — Nautilus aganiticus — Te-
rebratula impressa — Terebratula lacunosa — Terebratula
trilobata — Spondylus velatus — Trigonia costata.
Reste à poursuivre encore ces données pour recon-
naitre l'étendue de cette formation vers le Sud et vers
l'Ouest pour pouvoir indiquer leur domaine sur la par-
tie correspondante de la carte géologique.
560
C’est un fait de haute intérét scientifique, que de voir
le terrain oxfordien gagner en extension dans les chai-
nes de montagnes entre le Kour et ГАгахе; ce fait
n est pas moins important sous le point de vue pra-
tique. |
C'est ce terrain Jurassique qui renferme par préféren-
ce le charbon de terre que l'on irait chercher en vain
dans le terrain carbonifére qui couvre le terrain dévonien
en Arménie. Partout ой se montrent sur l'Isthme en-
tre la mer noire et la mer caspienne les couches
psammitiques qui appartiennent à l’époque охрог@еппе,
elles renferment des fragments de plantes carbonisées
et dela houille méme. Voyant que sur le versant méri-
dional du Caucase les dépóts de houille prennent des
dimensions extraordinaires comme а Tqirbouly nous
avons le droit de considérer les dépóts analogues de
houille dans les chaînes de l'Elbourous persan com-
me parties intégrantes d'un grand entier de formation
de l’époque oxfordienne, dont l'étendue dépassait proba-
blement de beaucoup le bassin de la mer caspienne
actuelle. J'ai les preuves que le terrain oxfordien est
également développé dans les chaines de montagnes que
iraversent l'Araxe entre Ordoubad et Migri, et je
n'hésite pas de placer une couche de houille de ?/, d'ar-
schines d'épaisseur au niveau du terrain oxfordien que
j y ai découvert еп 1862.
Cette localité se trouve aux environs du village B é-
namtschapour en amont de la vallée de Mégri à peu
prés 3000 pieds au dessus du niveau de l'Araxe.
Les schistes bitumineux connus dans cette localité me
semblaient indiquer la présence du charbon de terre dans
le voisinage et j'eus vraiment la satisfaction de décou-
561
-vrir le charbon présumé comme faisant partie d'un
élage puissant de grés et de conglomerats de roche dio-
ritique qui sert de base à la formation clastique entiére.
J'ai rencontré également des psammites analogues à
ceux de Daschkésan et de la vallée de Bojan sur la
rive gauche de la vallée du Terter au pied du versant
du Mourovdagh. Ils renferment des débris de plantes
charbonisées et un grand nombre de fossiles en mou-
les que je place au méme horizon oxfordien.
MITTHEILUNGEN
einer
BOTANISCHEN UND ENTOMOLOGISCHEN REISE
von
A. BEcKER.
——
Um zu erfahren, wie es in den nórdlich von Sarepta
an der Wolga gelegenen Gegenden im Botanischen und
Entomologischen aussieht und um für meine Freunde des
In- und Auslandes interessante Pflanzen und Insekten
zu sammeln, unternahm ich 1864 eine Reise nach Sara-
tof, Katharinstadt, Wolsk und Chwalinsk. Ich wählte da-
zu den Zeitpunkt, wo der Tagfalterfang um Sarepta zu
Ende ging und ich schon еше ansehnliche Insektenaus-
beute gemacht, was in diesem Jahre durch früh begin-
nende Hitze und anhaltende Trockenheit früher als in an-
deren Jahren geschah. Ich konnte darauf rechnen, dass
in den nórdlichen Gegenden noch viele Insekten und
Pflanzen erscheinen würden, die bei Sarepta schon vor-
über waren, und hatte mich darin auch nicht geirrt.
Ich erfuhr in genannten Orten, dass daselbst noch kurz- |
563
lich Frost war, wäre ich in der Frostzeit dort angelangt,
würde ich wenig gefunden haben, vor dem Froste konn-
te allerdings Manches erschienen sein, doch wahrschein-
lich nicht Vieles. In genannten Localitäten, die ich nur
kurz besuchte, wäre ein langer Aufenthalt von wenig
Nutzen gewesen, denn was von Pflanzen noch heran-
"wuchs, war sehr wenig, leicht kenntlich und hatte ich
auch gesammelt. Wie auf den Sareptaer Bergen, wird
sich auch auf der ganzen Hügelreihe der rechten Wolga-
seite, wenn ihre Pflanzen grösstentheils verblüht haben,
zu Ende Juni, eine grosse Verminderung der Insekten
einstellen. Die linke Wolgaseite, sogenannte Wiesenseite,
‚hat in der Nähe der Wolga an Pflanzen und Insekten
viel Aehnliches mit den sareptaischen Wolgainsellokalitä-
ten, wo nach der Ueberschwemmung im Sommer und
Herbst noch Pflanzen gesammelt und Fänge gemacht wer-
den können, doch ist des Interessanten daselbst nicht
viel zu holen. Der Salzboden, der bei Sarepta manche
Seltenheit an Pflanzen und Insekten bis zum Winter bie-
tet, fehlt sämmtlichen genannten Localitäten, das, was
man mir um Katharinstadt als Salzboden zeigte, enthält
nur geringen Salzgehalt, denn es wuchsen darauf keine
Salsola — Salicornia — Halimocnemis — Brachylepis —
Schoberia — Halocnemum — Frankenia — und andere
Arten, die zu ihrem Bestehen einen stark mit Salz ge-
schwängerten Boden brauchen, sondern nur Kochia se-
doides und Salsola Kali, die auch im gewöhnlichen Bo-
den wachsen. Die Sandhügelgegend um Katharinstadt hat
viel Uebereinstimmendes in Pflanzen und Insekten mit
den auf den sareptaischen Bergen im Sandboden befind-
lichen, — eine gleiche Aehnlichkeit findet man in den sa-
ratofschen Sandstellen, die am Fusse der Berge liegen,
sobald man aber diese Region überstiegen und man
№ 2. 1865. 36
564
kommt in die kalkichte, steinichte, dann ist die Flora
eine ‘ganz andere. Deshalb, weil die Berge um Katharin-
stadt fehlen, fehlen auch hier die Pflanzen der Saratofer
und Wolsker Berge, die in den Niederungen alle Katha-
rinstadter Arten besilzen. Die beachtenswertheste Gegend
ist die Saratofer, dann folgt die Wolsker; die Chwalins-
ker, obgleich die höchste, scheint des Interessanten we-
niger zu bieten. Die Berge um Saratof sind bedeutend
höher als die Berge um Sarepta und haben vielleicht
aus dem Grunde eine ansehnliche Zahl Pflanzenarten
aufzuweisen, die bei Sarepta fehlen. Dagegen fehlen der
Saratofer Gegend viele Arten, die bei Sarepta häufig
sind, am Auffallendsten war mir, von den sieben sarep-
taischen Statice-Arten in allen genaunten Localitäten auch
nicht eine Art anzutreffen. In Dr. Claus seinem Werke
«Beiträge zur Pflanzenkunde des Russischen Reiches,
achte Lieferung, Localfloren der Wolgagegenden» fehlen
folgende Arten, die ich sammelte: Centaurea calocepha-
la W., Polygonum polymorphum Ledeb., Euphorbia pi-
losa L., E. platyphyllos L., Ranunculus Flammula L.,
Achillea Ptarmica L., Phalaris canariensis L.
Es sei mir nun erlaubt, neben botanischen und ento-
mologischen Mittheilungen auch anderer Vorkommenhei-
ten meiner Reise zu erwähnen.
Am 12 Juni neuen Styls nach 6 Uhr Abends fuhr ich
mit dem Dampfschiffe Zarewitsch, der Wolga-Gesellschaft
angehörend, von Sarepta ab und kam um halb 8 Uhr
nach der Stadt Zarizyn, wo das Dampfschiff Holz ein-
nehmen musste und bis zum Morgen liegen bleiben soll-
te. Um der Langenweile zu entgehen, stieg ich ans Land
zu den Eisenbahngebäuden und bot meine Dienste als
Clavierstimmer an. Es fand sich bald ein daselbst ange-
565
stellter Beamter, der mich sehr höflich bat, seinen sehr
verstimmten Flügel in Angriff zu nehmen. Um 11 Uhr
Abends kehrte ich auf das Dampfschiff zurück und legte
mich auf dem Verdecke unter eine Bank am Schiffsrand
nieder, um einzuschlafen, aber wohl wissend, dass man
im Platz oft sehr eingeengt wird, breitete ich zuvor mei-
ne 2 Kötscher mit langen Griffen auf der Bank recht
weit aus. Bald darauf kamen 2 Russen und suchten Platz.
Der Eine sagte zum Anderen: «da ist ein ausgezeichne-
ter Platz, aber was ist das? — 2 Fischsäcke» und nahm
die Kötscher in die Hände. Ich richtete mich unter der
Bank auf und sachte: «Hier ist mein Platz». «Lassen Sie
sich nicht stören», sagten sie und gingen weiter. Bald
darauf kamen andere Russen, betrachteten meine Köt-
scher und sagten: «Wenn die Säcke nicht da wären, das
wäre sonst ein guter Platz». Um. den Leuten die Lust zu
dem Platze zu benehmen, legte ich noch mein Felleisen
und andere Sachen auf die Bauk. So hatte ich dann vor
Passagieren Ruhe, konnte aber wenig schlafen, da einige
Mücken da waren und eine mittelgrosse Phryganea mir
sehr häufig ins Gesicht kam. Dieselbe Phryganea be-
merkte ich auch häufig in dem Zimmer des Beamten,
wo ich den Flügel stimmte. Um 2 Uhr Nachts fuhr das
Dampischiff von Zarizyn ab, hielt um 6 Uhr Morgens
bei Dubofka an und landete in der dritten Stunde Nach-
mittags bei Kamüschin, wo: Holtz eingeladen wurde. Ich
ging während des Holtzladens ans Land, in der Hoffnung,
seltene Pflanzen zu finden. Es war aber nicht eine Pflan-
ze da, die nicht auch bei Sarepta zu finden und über-
haubt die ganze Localität, die an Trockenheit litt, sehr
pflanzenarm. Das Seltenste war Sisymbrium wolgense,
das sich massenhaft an dem steilen, steinichten, bröck-
lichen und staubigen Ufer ausbreitete; in einigen Erd-
566. |
schluchten, die auch zu Schuttstellen dienen mochten,
wucherten Cynoglossum officinale, Hyoscyamus niger und
andere officinelle Pflanzen. Um 4 Uhr Nachmittags setzte
das Dampfschiff seinen Weg weiter fort. Das Ufer der
rechten Wolgaseite ist sehr unterschiedlich hoch, oft nur
3 Faden und niedriger bis zum Wasserspiegel, oft 15
Faden und höher, in diesem Fall häufig sehr malerisch,
mit Bäumen und Sträuchern bewachsen, aus Sandsteinen
bestehend, aus welchen die Erde herausgewaschen ist,
und so zeigen sich die Steinmassen, Grotten, Rudera ähn-
lich, senkrecht und in sehr unterschiedlichen Gestalten.
Den 14 Juni Morgens um 5 Uhr hielt das Dampfschiff
bei der deutschen Colonie Schilling an, um Passagiere
abzusetzen und aufzunehmen und landete am Vormittag
bey Saratof. In Saratof nahm ich meinen Aufenthalt bei
meinem Schwager, Markgraff, der seine Anstellung als
Schullehrer und Küster bei der lutherischen Kirche hat,
in dessen baufälliger Wohnung die Stubeufliege in unge-
heurer Zahl eingedrungen war, welche am Tage mit
Geduld und des Nachts mit Ruhe ertragen wurde, sobald
aber der Morgen ergraute, mit unerträglicher Plage allen
Schlaf beseitigte. So genöthigt mein Nachtlager frühzeitig
zu verlassen, ergriff ich auch bald mein Fanggerath und .
mein Pflanzenbuch, eilte zur Stadt hinaus und den ziem-
lich entlegenen Bergen zu. Hier bei einem Kirchhofe der
sogen. altgläubigen Russen angelangt, fand ich die Locali-
tät nicht schlecht. Ein Berg in der Nähe hatte die Ge-
stalt eines Hufeisens, war hoch und steil und rings he-
rum, ziemlich oben, mit niedrigen Bäumen und Sträuchern
bewachsen. Ich beschloss dieses hufeisenähnliche Halb-
rund rechis in Angriff zu nehmen und nach links zu
durchstreichen, wo am Ende ein von Soldaten bewach-
tes Häuschen stand, welches, wie ich später erfuhr, em
567
Pulvermagazin war, wo ich in einige Verlegenheit ge-
rathen sollte. Hier fand ich die bei Sarepta nicht vor-
kommenden Pflanzen — die Namen sind nach den Be-
stimmungen meiner lieben Freunde im kaiserlichen bo-
tanischen Garten zu St. Petersburg, den Herren Dr.
Regel und Dr. v. Herder: — Oxytropis pilosa DC.,
Dictamnus fraxinella Pers., Nepeta parviflora M. B.,
Euphorbia pilosa L., Е. platyphyllos L , Serratula radia-
(а M. B., Adonis volgensis Stev., Silene sibirica Pers.,
Hesperis apriea Poir., Polygonum polymorphum Ledeb.,
Centaurea calocephala W., C. Biebersteinii DC., Onosma
simplieissimum L. und die auch bei Sarepta vorkommen-
den: Euphorbia Gerardiana, E. virgata, Linaria macroura,
Achillea nobilis, Ach. millefolium, Verbascum orientale,
V. phoeniceum, Salvia nemorosa, Populus tremula, Acer
tataricum, Ulmus campestris, Quercus pedunculata, Tha-
lietrum Kochi, Falcaria Rivini, Convolvulus arvensis,
Crepis tectorum, Melampyrum arvense, Phlomis pun-
gens, Phl. tuberosa, Atriplex laciniata, Gypsophila tricho-
toma, Polygonum aviculare, Centaurea adpressa, Cent.
arenaria, C. ruthenica, Leonurus glaucescens, Tanacetum
vulgare, Silene Otites, Cannabis sativa, Vicia pisiformis,
Astragalus virgatus, Astr. rupifragus, Astr. utriger, Py-
rethrum achilleaefolium, Echinospermum patulum, Onosma
tinctorium, Nonnea pulla, Jurinea Eversmanni, J. po-
lyclonos, Lavatera thuringiaca und andere Arten, be-
sonders war Coronilla varia sehr häufig. Von Schmetter-
lingen fand ieh daselbst: Melitaea Didyma var. Neera,
M. Phoebe var., M. Trivia, М. fascelis, M. Athalia,
Arge Galathea, Pararga Clymene, P. Maera, Coeno-
nympha Arcania, Lycaena spini, Hesperia Sylvanus, Ino
pruni, Grapholitha Wimmerana, Nephopteryx argyrella,
Crambus jucundellus, dieser flog in den Niederungen,
. 908
wo der Boden einigen Salzgehalt enthält. Von Käfern:
Cistela altaica, C. nigrita, С. sulphurea var. bicolor,
Clytus zebra var. floralis, Cl. temesiensis, Cl. masilien-
sis, Cryptocephalus Boehmii, Cr. flavomaculatus, Rhy-
zotrogus ochraceus, Cionus thapsus, Agrilus sericans,
Agr. elatus, Agr. orichalceus, Sphenoptera basalis aus
Artemisia inodora, Nothoxus trifasciatus, Malachius mar-
ginellus, M. genieulatus, Eusomus ovulum, Gymnetron
teter, Trachyphloeus scaber, Bruchus seminarius, Bari-
dius artemisiae, Mylabris variabilis, Mordella pusilla, Si-
bynes canus, Cardiophorus discicollis, Otiorhynchus exi-
lis, Cleonus cinereus, Phytonomus Bartelsi, Chrysomela
fastuosa, Platynaspis villosa, Coccinella conglobata, C. 19
notata, Seymnus frontalis, Se. pygmaeus, Cassida nebu-
losa und andere, die sàmtlich, mit Ausnahme der Ciste-
la altaica, auch bei Sarepta zu finden sind. Von Wan-
zen: Pentatoma lynx, P. baccarum, Graphosoma flavoli-
neata, Podops galgulinus, Eysarcoris bipunctatus, Hete-
rogaster nepetae, Coryzus hyoscyami, Psacosta pede-
montana und andere, alle auch bei Sarepta zu finden,
auch von Hautflüglern und Fliegen nur sareptaische Ar-
ten. Als ich das nicht unbedeuteud ausgebreitete Halb-
rund, welches unten Sonnenblumen- und andere Felder
in sich schloss, nach mehreren Stunden endlich durch-
strichen hatte und an dem erwähnten Pulvermagazin
vorbei wollte, stürzte ein Rudel grosser Hunde auf mich
los, die, wie überall, wegen meiner Kotscher erbost
waren. An eine Vertheidigung war hier nicht zu denken
und wollte ich auch um so weniger gehen, weil früher
schon einmal ein grosser Hund einen Kampf mit mir
bestanden, der mit der Zernichtung meines Schmetter-
lingsstackes endete. Ich stand daher still, bis Soldaten
herbeieilten und mich aus der Gefangenschaft befreiten.
\
569
Am nächsten Tage durchsuchte ich den neuen deut-
schen Gottesacker und seine Umgebung, welche Locali-
täten nicht weit von dem erwähnten altgläubigen Kirch-
hofe liegen. Hier fand ich Echium rubrum Jacq., Py-
rethrum corymbosum W., Anthemis tinctoria L., Knautia
arvensis Coult., Scabiosa isetensis L., Serratula isöphylla
Claus, von welchen nur letztere bei Sarepta vorkommt.
Am dritten Tage besuchte ich die noch etwas entfernter
liegende Localität des russischen Mönchklosters. Es be-
findet sich daselbst einiger Wald, der aber nichts Anzie-
hendes enthielt; weiter den Bergen zu lagen ansehnliche
Sonnenblumenfelder, an deren Rändern bekanntes Unkraut
wucherte. Nun ging mein Weg den steilen Bergen hin-
auf, die mit niedrigen gemeinen Bäumen und Sträuchern
und zum Theil interessanten Pflanzen bewachsen waren.
Hier fand ich Hedysarum Razoumovianum Fisch., H. ar-
gyrophyllum Ledeb., Jurinea Pollichii DC., Campanula
persicifolia L., C. sibirica L., Achyrophorus maculatus
Scop., Polygala comosa Schkuhr und andere schon Tags
zuvor aufgefundene. Am meisten erfreute mich eine klei-
ne Stelle von ungefähr 3 Faden im Quadrat, wo im har-
ten grauen Lehmboden die hübsche weissblühende Sta-
tice Gmelini W. stand. Ganz oben auf wenig bewachse-
nen Stellen fing ich einige Satyrus Hippolyte. Der Bo-
den besteht hier grossentheils aus einem grauen Sand-
stein, der gebrochen und zu merkantilischen Zwecken in
Faden gesetzt wurde. Weiter hin muss sich einmal ein
ansehnliches Eichenwäldchen befunden haben, denn ich
durchschritt lange Strecken, wo sich meist niedriges
Eichengestrüpp befand. Weil hier sonst nicht viel zu fin-
den war, so lenkte ich meine Schritte zurück wieder
steilen Abhängen zu und fand einen Abhang vorzüglich,
der aus sehr lockerem grauen Boden mit viel Steinge-
570
rölle bestand, wo ausser schon angeführten Pflanzen eine
Menge Pimpinella Tragium Vill., Genista tinctoria L.,
Cotoneaster vulgaris Lindl. und einzelne Carduus nutans
standen. Fur die Gewachse mag der steinichte, lockere
und steile Boden gunstig sein, fur den Wanderer ist er
aber ermüdend und seinen Stiefeln keineswegs günstig.
Ich durchsuchte noch einige andere Localitäten, fand
aber nichts Beachtenswerthes.
Aus der Insektensammlung des Dr. Rückert in Saratof
konnte ich mich überzeugen, dass eine grosse Ueber-
einstimmung der saratofschen und sareptaischen Insekten
besteht, auffallend war mir, in der Sammlung den von
mir gefangenen Satyrus Hippolyte nicht zu finden, der
bei !Sarepta nicht vorkommt. Von Käfern enthielt die
Sammlung nur einige Böcke und Trichius fasciatus, die
ich bei Sarepta noch nicht gefunden. Dagegen fehlten
viele seltene Schmetterlinge und Käfer, die bei Sarepta
zu Hause sind.
Am 17 Juni Vormittags begab ich mich auf ein Dampf-
schiff, um nach Katharinstadt zu gelangen, wo ich Nach-
mittags um 4 Uhr anlangte. Man wird wegen der seich-
ten Stellen mit Böten an das Land gefahren. Der Sohn
des Schulmeisters in Katharinstadt, Hauenstein, der sich
auch auf dem Dampfschiffe befand und seinen Vater be-
suchen wollte, gab mir das Geleite zu demselben, der
mich aber nicht in sein Quartier aufnehmen konnte, weil
er gerade Hochzeit feiern wollte und zu dem Zwecke
alle Zimmer seiner Wohnung in Beschlag genommen
waren. Er brachte mich aber bei seinem Verwandten,
Namens Schaufler, unter, wo ich mich der liebevollsten
Sorge und Behandlung erfreute. Am Abend besuchte ich |
das Monument der Kaiserin Katharina und die luthe
571
rische Kirche. Als ich bei der Kirche stand, kam ein
verängsteter Mann zu mir, der mich für einen Arzt hal-
ten mochte, zeigte mir seine schon zuheilenden Wunden
an einem Arm und sagte, dass ihn ein toller Hund ge-
bissen--habe. Ich versuchte ihn zu beruhigen und ‚sagte,
_ dass der Hund vielleicht nicht toll gewesen. «Er war
toll, erwiderte er, denn er hat mein Schwein und mei-
nen Hund gebissen und die sind toll geworden». Ich
пеш ihm an, den Goldkäfer, Cetonia aurata, einzuneh-
men, der nach meinen Mittheilungen in diesem Bulletin
№ П. 1864, gute Dienste geleistet.
Der erwähnte Sohn des Schulmeisters wollte am an-
dern Tage seinen Onkel, den Bruder seines Vaters, in
Orlofskoy besuchen, welcher dort Schulmeister war. Er
fragte mich, ob ich ihn uicht begleiten wolle, und da
ich von ihm erfuhr, dass dahin unterschiedliche vielver-
sprechende Localitaten’ abwechseln, so schloss ich mich .
gern an ihn an. Wir gingen am frühen Morgen zum От-
te hinaus, zuvörderst durch einige grosse Gärten. In
einem Garten standen viele Bienenstöcke, in deren Nähe
Buchweizenfelder, wahrscheinlich zur Nahrung der Bie-
nen. Dann ging unser Weg nach allen Richtungen, wo
sich irgend eine auffallende Localität befand. Massenhaft
wuchs an nassen Stellen Ranunculus Flammula; auch
waren hier Achillea Ptarmica und Brunella vulgaris häu-
fig, welche 3 Pflanzen bei Sarepta fehlen. In den näher
an der Wolga gelegenen Localitäten wuchsen viele Pflan-
zen der bei Sarepta an der Wolga vorkommenden, wei-
ter ins Land hinein auf den Sandhügeln befanden sich
auch nur bekannte Pflanzen, z. B. Euphorbia Gerardiana,
Astragalus virgatus, Gentaurea adpressa, Artemisia то-
dora, Cytisus biflorus, Gypsophila paniculata, G. muralis,
Rosa cinnamomea, Ulmus campestris, Rhamnus catharti-
572
ca; an feuchten Stellen: Populus tremula, Glycyrrhiza
echinata, Artemisia Absinthium, Art. procera, Alisma
Plantago, Butomus umbellatus etc. Von Insekten fing ich
2 Bombus-Arten und Xylocopa violacea, welche bei Sa-
repta nicht vorkommen, und die auch bei Sarepta vor-
kommenden: Arge Clotho, Vanessa urticae, V. Polychlo-
ros, Aporia crataegi, Melitaea Didyma var. Neera, M.
fascelis, Lycaena Alexis, Heliothis scutosa; Cetonia me-
tallica, Zonitis 4 punctata, Cassida lineola, Cicindela Sahl--
bergi, Cerocoma Schreberi, C. Muhlfeldi, Mylabris me-
lanura, M. pusilla, M. Fuesslini, M. crocata, M. 14 pun-
ctata, Anomala Frischii, Anisoplia deserticola, Homalo-
plia puberula, Lytta collaris, Cistela nigrita; Aelia acu-
minata, Ophthalmicus erythrocephalus, Trapezonotus ne-
bulosus, Metoplax ditomoides, Cymus resedae, C. thymi,
Monanthia Wolfi, M. setulosa, Oxycarenus pallens; Bom-
bus equestris, Ammophila Heydeni, Dasypoda argentata,
Sphex fera, Hoplisus punctulatus, Vespa germanica, Nys-
son Dufouri, Hedychrum minutum, Holopyga var. igni-
collis, Eumenus pomiformis, Elampus minutus, El. aura-
tus, El. chrysonotus, Omalus pusillus, Ichneumon divi-
sorius, Hylotoma ustulata; Tabanus luridus, Dasypogon
punctatum ete.
Die Colonie Orlofskoy soll von Katharinstadt ziemlich
2 Meilen entfernt liegen, da wir aber nicht dem Wege
nachgingen, sondern diesem oft ganz entgegengesetzt nach
auffallenden Localitäten, so konnten wir den Weg wohl
doppelt rechnen. Ehe man nach Orlofskoy kommt, muss
man die katholische Colonie Obermundschu passiren,
die etwas über eine Meile (8 Werst) von Katharinstadt
liegt. Das Wolgawasser tritt in die Nähe des Ortes, man
schwemmte darin die Pferde und badete, und da wir er-
fuhren, dass keine gefährlichen Stellen im Wasser vor-
573
handen, so nahmen wir zur Erfrischung auch ein Bad.
Als wir uns wieder angekleidet hatten, umringten uns
. mehrere deutsche Colonisten des Ortes und Einer fragte
mich: «Wo kommt Ihr denn her»? Ich sagte: «Von Sa-
repta, habt Ihr was von Sarepta gehört»? «Nein. Was
wollt Ihr denn hier»? Ich öffnete ihnen meine Insekten- ~
schachtel. «Heilig Donnerwetter», rief ein Anderer aus,
«der Bienenkönig»! auf einen grossen in der Schachtel
befindlichen Bombus zeigend. «Was wollt Ihr denn da-
mit»? fragte ein Dritter. Und als ich die Frage zu er-
klären versuchte und meinen Weg weiter durch ihren
Ort forisetzen wollte, wurden sie sehr zutraulich und
verlangten, dass wir sie in ihren Wohnungen besuchen
möchten. Wir gingen aber nur zu Einem, um uns aus
seinem Ziehbrunnen zu erfrischen, was er aber nicht zu-
geben wollte und uns mit Quas entgegen kam. Darauf
eilten wir aus diesem grossen Dorfe hinaus, uns jetzt
nicht zu sehr vom Wege entfernend, weil wir doch bei
Tage noch nach Orlofskoy kommen wollten. Rechts und
links vom Wege lagen Felder, bepflanzt mit Sonnenblu-
‚men, Tabak, Kartoffeln, Kurbissen etc. Der Boden ist
hier ein dunkler, sehr fruchtbarer, und alles wächst ohne
künstliche Bewässerung bei einigem Regen. Der Sommer
in diesem Jahre war aber den Wolgagegenden sehr un-
günstig, es regnete fast nicht und darum fiel auch die
Ernte bei Katharinstadt und überhaupt auf den deutschen
Colonieen an der Wolga sehr schlecht aus. Bei dem Re-
genmangel war zugleich die Hitze anhaltend und bedeu-
tend, über 42° R. in der Sonne. Meinem Begleiter, dem
jungen Hauenstein wurde es endlich zu warm, er 205
seine Weste aus und legte sie in meinen Käferkötscher,
ohne zu ahnen, dass sie dadurch zu einer weiten Reise
gelangen sollte, wie ich weiter unten erzählen werde.
574
Bald darauf kam hinter uns ein Bauer gefahren, der uns
aufnahm und das kurze Stück nach Orlofskoy fuhr, wo
wir bei dem Schulmeister eine freundliche Aufnahme
fanden und mit Essen und Trinken erquickt wurden.
Nicht weit von seiner Wohnung steht eine grosse steiner-
ne Kirche, in welcher ich die von Hahnenstein in Russ-
sland erbaute Orgel untersuchte, die, obgleich nur mit
einem Manual, sich doch in einem besseren Zustande
befand als die ausländische Orgel von Hesse mit 2 Ma-
nualen in der Katharinstadter lutherischen Kirche. Die
Katharinstadter katholische Kirche besitzt auch eine Or-
gel von Hahnenstein mit einem Manual, die sich in einem
erträglichen Zustande befand. Den Rückweg nach Katha-
rinstadt machten wir Abends mit einer Fuhre. Am näch-
sten Morgen — es war gerade Pfingstsonntag — ging
ich früh um 8 Uhr nach dem eine halbe Stunde entfern-
ten Ort Beauregard. Auf dem Wege dahin - begegnete
mir ein Colonist, der mir die in einiger Entfernung seit-
warts liegenden Colonieen Cana, Bolskoi, Phillipsdorf,
Beckerdorf und Baro zeigte. Diese Orte zu besuchen
hatte ich um so weniger Lust, weil ich auf dem mich
jetzt befindenden Wege weder Pflanzen noch Insekten
bemerkte, die einiges Interesse boten. In Beauregard
ging ich in die hölzerne Kirche, wo der Schulmeister
gerade Gottesdienst hielt. Die Kirchganger sangen ohne
Orgel recht gut, ich wartete aber den Gottesdienst nicht
ab, um noch rechtzeitig in den Katharinstadter Gottes-
dienst zu kommen. Die Katharinstadter steinernen Kir-
chen sind ansehnlich und recht geräumig, trotzdem war
aber in beiden während der Predigt für Viele kein Platz
zum Sitzen und es standen und sassen die Zuhörer auch
noch ausserhalb ihrer Kirchen.
Am 20 Juni Nachmittags um 2 Uhr begab ich mich
575
auf die Barke, um mit einem Ssamolet-Dampfschiff, wel-
ches in 2 Stunden ankommen sollte, nach Wolsk zu fah-
ren. Es zog während der Zeit ein Gewitter auf und die
9 russischen Aufseher der Barke schienen deshalb sehr
ängstlich. Um meine Sachen vor den möglicherweise
kommenden Regen zu schützen, trug ich sie in den un-
tersten Raum der Barke, wo ich einige Zeit verweilte.
Plötzlich erhob sich ein Sturm und die Barke gerieth
sehr ins Schwanken. Ich eilte auf das Verdeck, konnte
mich aber daselbst kaum auf den Beinen erhalten. Die
Barke hatte sich von 2 Ankern losgerissen und trieb mit
einem angebundenen Boote grossen Holzbarken zu, an
welchen das Boot zerquetscht wurde. Der eine Aufse-
her fluchte und sagte: «20 Silberrubel sind mir mit dem
Boote zu Grunde gegangen»! Endlich kam das Dampf-
schiff, konnte aber nicht zur Barke kommen, die weit
entfernt stand und eine ganz unbequeme Richtung ange-
nommen hatte. Es musste mit einem Boote übergesetzt
werden und da die Wellen hoch gingen und ausser mir
sich nur noch ein Soldat im Boot befand, welcher ru-
derte, so kamen wir nicht vom Flecke. Es stieg endlich
noch ein Matrose in das Boot, welcher rudern half und
so gelangte ich endlich langsam auf das Dampfschiff.
Hier ging neue Noth an.
Die Steuerkette zerriss und als diese wieder zusam-
mengeschlossen war, entzündeten sich die Lager der
Maschine, wie mir der Maschinist sagte, durch schlech-
tes Oel. Es musste mit einem Schöpfer immerwährend
kaltes Wasser auf die Maschine gegossen werden. End-
lich wurde diese so heiss, dass man genöthigt war, eine
Spritze auf dieselbe laufen zu lassen und solches musste
bis Wolsk unablässig fortgesetzt werden.
Wolsk, wo wir am Abend anlangten, liegt sehr male-
976
risch, Schwalbennestern gleich hängen die kleinen Häu-
ser der ärmeren Bewohner am Ufer und auch weiter ins
Land hinein an den Kreidebergen. Auf der einen Seite
stehen viele solcher Häuser dem Erdboden gleich, auf
der anderen haben sie oft ein tiefes Fundament. Die Stadt
liegt kesselförmig zwischen Bergen und hatrecht ansehn-
liche Häuser, sehr hübsche russische Kirchen und starke
Brunnen des schönsten Quellwassers. Von den Kreide-
bergen geniesst man eine herrliche Aussicht über die
ganze Stadt. Der reiche Herr Ssaposchnikof, dem die
Stadt viel Schönes verdankt, hatte mich eingeladen, nach
Wolsk zu kommen, befand sich aber mit seiner Familie
zur Zeit meiner Ankunft in Wolsk in Astrachan. Seine
Verwalter, die Herren Miram, 2 leibliche Brüder und
Liefländer, nahmen mich sehr freundlich auf und räum-
ten mir ein grosses steinernes Haus ein, von dem ich
natürlich nur ein kleines Zimmer benutzen konnte. Als
ich hier meine Kötscher hingestellt hatte, schien mir
der еше. etwas aufgeblasen und als ich ihn untersuchte,
fand ich darin die Weste des jungen Hauenstein. Diese
sollte nun noch mit nach Chwalinsk reisen, von da zu-
rück nach Saratof, und von Saratof durch Vermittelung
meines Schwagers nach Katharinstadt an ihren Eigenthü-
mer, wie solches auch zur Ausführung gebracht wurde.
Am nächsten Morgen, den 21 Juni, besuchte ich nüch-
tern die streilen Kreideberge, die aus Lehm, Kalk- und
Sandsteinen, aber auch aus reiner Kreide bestehen. Ei-
nige neue Windmühlen, die hier auf geebneter weisser
Kreide hoch in den Bergen stehen, gewähren einen
freundlichen, recht sauberen Anblick. Die Berge sind
hier kahl, hin und wieder mit niedrigem Gestrüppe von
Eichen, Espen, Rustern etc. bekleidet. Hier standen die-
selben Pflanzen wie auf den Saratofer Bergen, die bei
577
Sarepta fehlen, z. B. Onosma simplieissimum, Anthemis ^
tinctoria, Centaurea Biebersteinii, Campanula sibirica,
Carduus nutans, Pyrethrum corymbosum, Pimpinella Tra-
gium, Polygala comosa, aber auch einige andere, die
auch bei Sarepta fehlen und ich bei Saratof nicht be-
merkte, 7. B. Inula Oculus Christi L., Vincetoxicum of-
ficinale Mönch, Thymus Serpyllum L., Mathiola tatarica
DC., M. fragrans Bge., Viola arenaria DC.; in den Nie-
derungen an feuchten Stellen: Achillea Ptarmica L., Ra-
nunculus Flammula L., Potentilla anserina L., Brunella
vulgaris L., Salvia verticillata L., Blitum virgatum L.;
in den Höfen und auf den Strassen der Stadt: Sisym-
brium officinale Scop., Phalaris canariensis L. und Iberis
amara L. Auch mehrere, die auch bei Sarepta wachsen,
standen auf der Kreide, z. B. Fumaria Vaillantii, Aspe
rula galioides, Scabiosa ochroleuca, Astragalus Ono-
brychis, Pyrethrum achilleaefolium, Euphorbia Gerardiana.
Letztere zeigt hier eine starre Zwerggestalt, erscheint
eben so auf den Saratofer Bergen sehr haufig im grauen
Boden, ist vielleicht eine andere Art. Vieler Pfianzen, z.
B. Cynoglossum, Hyoscyamus, Cirsium und anderer, bei
Sarepta vorkommender, will ich hier nicht weiter er-
wähnen. Bei einer Ausfahrt, die ich am nächsten Mor-
gen, den 22 Juni, mit einem Apothekergehülfen nach
einem der Gräfin Lieven gehörenden Gute, Tersa, mach-
te, 1'/, Meilen von Wolsk, führte der Weg über Kreide-
berge durch Schluchten und Waldungen, wo die Locali-
tät nicht schlecht war und Schmetterlinge genug flogen,
so dass ich meine Kötscher wohl anwenden konnte.
Hier fing ich die bei Sarepta nicht vorkommenden: Ar-
gynnis Ino, Arg. Adippe, Pararga Dejanira, Coenonympha
Iphis, Lycaena Alcon, Г. Damocles und die auch bei
Ssrepta vorkommenden: Vanessa urticae, V. Polychloros,
578 |—
eArgynnis Aglaja, Arg. Latonia, Arge Galathea, Arge
Clotho, Melitaea fascelis, M. Didyma var. Neera, Lycae-
na Arion, Macroglossa stellatarum, Deilephila euphor-
biae etc. Auf Vincetoxicum officinale sass Chrysuchus
pretiosus, ziemlich häufig war eine mir unbekannte My-
labris mit 42 Punkten, auch Anthaxia diadema, Acmaeo-
dera taeniata und Clythra atrophaxidis nicht selten. In
Tersa trafen wir den Forster, einen Deutschen, nicht zu
Hause, seine Haushalterin war so freundlich uns seine
Insektensammlungen zu zeigen, die mir bald die Ueber-
zeugung beibrachten, dass viel Neues und Interessantes
in der Wolsker Umgegend nicht eben zu suchen sei. In
dem Hofe, wo der Forster, der Verwalter und der Maschi-
nist in hubschen, steinernen, mit Ziegeln gedeckten, im
lieflandischen Geschmack gebauten Hausern wohnten, be-
fanden sich einige Gartenanlagen, wo auf Lonicera tata-
rica Lytta vesicatoria massenhaft sass. Mehrere Stun-
den warteten wir noch vergebens auf den Forster und
da der Abend heranruckte, so begaben wir uns endlich
auf den Rückweg. In Wolsk angelangt, erfuhr ich, dass
ein eben angekommenes Dampischiff bald stromaufwärts
fahren würde. Ich nahm daher von meinen freundlichen
Wirthen Abschied und begab mich auf das Dampfschiff,
welches um 2 Uhr Nachts Wolsk verliess, um 4 Uhr
bei der Station Balakof (Wiesenseite) kurz anhielt und
darauf seinen Lauf nach Chwalinsk nahm, wo ich Mor-
gens den 23 Juni in der achten Stunde anlangte. Mein
ehemaliger Schüler, Wunderlich, der jetzt Apotheker in
Chwalinsk und seit einem Jahre verheirathet war, die
einzige deutsche Familie in Chwalinsk, stand auf der
Barke und freute sich über meine Ankunft. Nachdem er
einige Geschäfte als Agent der Dampfschiffe der Wolga
1
| 579
Gesellschaft abgemacht hatte, fuhren wir in die Stadt,
die sich lang an der Wolga hinzieht und nicht so schön
als Wolsk ist. Um ein Bad zu nehmen, begleitete mich
Wunderlichs Diener zur Wolga. Das Wolgabett besteht
hier grossentheils aus Steinen, ist daher zum Baden rein-
‘lich, aber sehr empfindlich für den Körper und man
kann sich leicht verwunden. Nachmittags fuhren wir nach
Wunderlichs zwischen Kreidebergen gelegenen Garten,
wo Erd - und Johannesbeeren gepflückt wurden. Daselbst
wuchsen wild: Prunus Chamaecerasus L., Astragalus
Cicer L., Salvia verticillata L., Leucanthemum vulgare
Lam., Lathyrus sylvestris L., Heracleum sibiricum L.,
Melandryum pratense Roehl, Aegopodium Podagraria L.,
Anthriscus sylvestris Hofim., Blitum virgatum L., Vicia
sepium L. und ausserhalb des Gartens auf der Kreide:
Linum flavum L., Asperula cynanchica L., Tilia parvi-
folia Ehrh., Daphne Mezereum L. in Gesellschaft von
Haselnussstrauchern, Astragalus Onobrychis L., Jurinea
cretacea Bnge, Polygala comosa Schkuhr, Achyrophorus
maculatus Scop., Euphorbia pilosa L., Carduus nutans L.;
Birken, Eichen und Espen waren häufig, Nadelwald
recht ansehnlich und in demselben Pteris aquilina L. sehr
häufig und in Riesenexemplaren. Die meisten dieser
Pflanzen kommen bei Sarepta nicht vor, am auffallend-
sten war mir die Distel Carduus nutans, welche um
Chwalinsk haufig, um Wolsk weniger haufig, um Satatof
- selten, um Sarepta aber gar nicht wachst. Hier vertritt
ihre Stelle die ihr ähnliche Distel Carduus uncinatus,
die ich noch einzeln bei Saratof fand, wo ihre nördliche
Grenze zu sein scheint. Von Schmetterlingen fand ich:
Limenitis populi, Epinephele Hyperanthus, Zygaena tri-
folii, Z. Minos, Lycaena Alsus und von Käfern: Larinus
maculosus auf Echinops sphaerocephalus, Purpuriscenus
№ 2. 1865. 37
580
budensis auf Leucanthemum vulgare, Mylabris crocata,
Clytus zebra var. floralis, Cl. temesiensis etc.
Chwalinsk besitzt sehr grosse Obstgärten, die grössten-
.theils aus Aepfelbaumen bestehen und sich von der Stadt
bis in die Berge hinein erstrecken, sie enthalten einen
dunklen, fruchtbaren Boden und werden mit starken
Quellen, die aus den Kreidebergen kommen, bewässert.
Die dortigen Bewohner empfinden nicht den mühsamen
und kostspieligen Gartenbau, wie er um Sarepta besteht,
wo täglich mit Wassermaschinen gewässert werden muss
und oft reicht dazu das Wasser nicht aus. Die Chwalin-
sker, wie auch die Wolsker und Saratofer, hatten dieses
Jahr aber Unglück, denn der sich in der Blüthezeit der
Obstbäume einstellende Frost hatte sehr geschadet und
später überzogen die Liparis dispar Raupen alle ihre Gär-
ten. Den Hauptnahrungszweig bilden aber in Chwalinsk,
Katharinstadt und anderen Wolgaorten die Cerealien, die
bei Chwalinsk, wo ebenfalls der Regen ausblieb, noch
grün standen, bei Katharinstadt aber zu derselben Zeit
gelb und vertroknet waren, daher stiegen auch bald
die Mehlpreise des Saratofer Gouvernements um das
Doppelte.
Es wäre nutzlos gewesen, mich lange in Chwalinsk
aufzuhalten, denn das Neue und Seltene war nur in we-
nigen Arten vorhanden und deshalb begab ich mich
schon am 25 Juni Nachmittags auf die Barke, um mit
einem Ssamolet - Dampfschiff die Rückreise anzutre-
ten. Das Dampfschiff sollte um 7 Uhr Abends kommen,
es kam aber weder um 7 noch um 8 Uhr und blieb
die ganze Nacht aus, so dass ich recht unerquicklich von
Simulien und Mücken gepeinigt auf der harten Barke
nächtigen musste. Schon liess ich meine Sachen auf die
/— 581
Merkur - Barke bringen, wo um 7 Uhr Morgens ein
Dampfschiff ankommen sollte, als plótzlich das am Abend
erwartete Dampfschiff ankam, einige Passagiere absetzte,
mich mit noch wenigen Personen aufnahm und rasch
‚weiter fuhr. Kurz vor Wolsk musste stille gehalten und
die erhitzte Maschine mit Wasser übergossen werden.
Nach einigem Aufenthalte verliess das Dampfschiff um
halb 11 Uhr Vormittags, den 26 Juni Wolsk, hielt bei
Katharinstadt kurz an und kam um 3 Uhr Nachmittags
nach Saratof. Am nächsten Morgen besuchte ich noch-
mals die Saratofer Berge, aber ohne neue Pflanzen
und Insekten zu finden. Ich beschloss deshalb von Sa-
ratof Abschied zu nehmen und behab mich am 28 Juni
auf ein Wolga - Dampfschiff, umgeben mit einem an-
sehnlichen Pflanzenpackete, aber sehr geringer Insekten-
beute. Nachdem das Dampfschiff mehrere Stationen pas-
sirt hatte, landete es Abends nach 8 Uhr bei Kamüschin,
wo es Holz einnehmen und bis zum anderen Morgen lie-
gen bleiben sollte. Der Langenweile wegen ging ich in
die Stadt, wo jetzt die Trockenheit so gross war, dass
man bis an die Knöchel im Sand und Staub der Stras-
sen gehen musste. Ich ging in ein Gasthaus, weit vom
Dampfschiff, und bestellte mir Essen, welches gleich
fertig sein sollte. Es verging aber Stunde auf Stunde,
und als ich endlich das Essen empfing, war es stock-
dunkel. Die Fenster standen auf und durch dieselben
stürzte Cossus Thrips dem Lichte zu, was mich recht
überraschte, denn diesen hatte ich mir hier gar nicht
erwartet. Nun sollte ich auch den Rückweg zum Dampf-
schiff antreten, was wegen der Dunkelheit für einen der
Strassen Unkundigen eine bedenkliche Sache war. Mein
Wirth, ein Jude, ging mit mir auf die Strasse und sag-
te: «Gehen Sie in der Mitte der Strasse immer gerade
Aie
582 °
aus, bis Sie an ein Bänkel kommen, dann biegen Sie
rechts», und verabschiedete sich. Was unter «Bànkel» zu
verstehen war, ist mir heute noch nicht klar, wahr-
scheinlich eine halsbrechende Treppe links zum Wolga-
ufer hinunter, die ich in der Dunkelheit mit Schaudern
betastete. Als ich die Strassen zu Ende gelaufen und
rathlos dastand, kam mir rasch ein Mensch entgegen,
der sich erbot, mir das Geleite auf das Dampfschiff zu
geben. Derselbe ging vor mir her, die steilen Abhànge
bald rechts, bald links hinunter, ich dicht hinter ihm
drein, seine Bewegungen nachahmend, dabei immer mehr
einsehend, dass ich ohne ihn bei der grossen Dunkel-
heit nieht mit heiler Haut hinuntergekommen wáre. Ihm
meinen Dank für seinen Dienst auszusprechen, war mir
nieht móglich, denn so rasch er gekommen, so rasch
war er mir auch aus den Augen. Die Fahrt von Ka-
müschin nach Dubofka, Zarizyn bis Sarepta, wo ich den
29 Juni in der dritten Stunde Nachmittags anlangte, bot
nichts Erwähnenswerthes. Am nächsten Tage ging ich
auf die Sareptaer Berge. Hier wimmelte es von Heu-
schrecken. Welcher Kontrast! Auf der ganzen weiten
Reise bis Chwalinsk fiel nur selten einmal ein Orthopte-
ron in meinen Kötscher. Ich hatte um Sarepta, trotz
aller Dürre, wieder vollauf mit Insekten zu thun, beson-
ders in der Salzsteppe, ein Beweis, dass das Seltene
und der Insektenreichthum nicht nördlich, sondern süd-
lich zu suchen, wohin ich mich in den nächsten Jahren
begeben werde.
Sarepta, am 1 April 1865,
UN GENRE NOUVEAU
DE STAPHILINITES DE L'AMÉRIQUE SEPTENTRIONALE
décrit
e
V. Мотзсног$ку.
—
RENARDIA Motsch.
Omalinite de la forme des Boréaphiles, mais un peu
plus allongé et beaucoup plus déprimé. Corps tout a fait
plan, lisse et luisant. Téte arrondie, plate, attenuée en
arriére; yeux assez saillants. Corselet un peu plus étroit
que la téte allongé, presque trapézoidal. Elytres plus lar-
ges que le corselet, allongées, un peu élargies en arrié-
re. Abdomen s'élargissant vers l'extrémité. Pattes assez
courtes. Antennes faiblement en massue, un peu pubé-
scentes et n'atteignant pas la base du corselet. Parties
de la bouche voisines de celles des Boréaphiles.
al A
58
Renardia jubilaea Motsch., statura Boreaphili thennin-
giani sed angustior et magis depressior. Elongata,
valde depressa, plana, levigata, nitida, rufo-picea, capite
abdomineque öbscurioribus, ore, palpis, antennarum basi
pedibusque flavo-testaceis; capite rotundato, postice atte-
nuato; thorace subelongato, trapezoidale attenuato, lateri-
bus fere rectis; elytris thorace paulo latioribus, et plus
duplo longioribus, planiusculis, postice paulo dilatatis;
abdomine versus apicem dilatato, apice arcuatim atte-
ню. Ee. o N Long LP Lb lt PL
Cet insecte est un des plus déprimés que je connais
et vit sous l’écorce des vieux trones d'arbres aux envi-
rons de New-York.
Je me suis permis de nommer ce genre intéressant
en l'honneur de Mr. le Dr. Renard, qui depuis 25 ans
remplit les charges de Secrétaire et de Rédacteur des
publications de la Société Impériale des Naturalistes de
Moscou avec autant de persévérance que d'activité.
Е. Е. L. VON FISCHER
und
SEINE SCHRIFTEN.
Von
E. R. von TRAUTVETTER.
—
Friedrich Ernst Ludwig von Fischer ist den 20 Fe-
bruar 1782 zu Halberstadt geboren, woselbst sein Vater
die Stelle eines Katasterrathes bekleidete. Nach Vollen-
dung seiner Studien auf der Universität zu Halle, wel-
che ihm den 17 März 1804 den Grad eines Doctors der
Medicin ertheilte, übernahm er sofort die wissenschaft-
liche Leitung des Gartens zu Gorenki bei Moskau.
Der Graf Alexei Rasumowski, erst Präsident der Ge-
sellschaft der Naturforscher zu Moskau, später Curator
der Universität daselbst und endlich Minister der Volks-
aufklärung, hatte den Garten zu Gorenki bereits 1798
ins Leben gerufen. Vor Fischer war Joh. Redowski an
diesem Garten als Botaniker angestellt gewesen. Dersel-
be hatte auch schon eine Enumeratio plantarum horti
Gorenkensis (Mosq. 1803) veróffentlicht. Ferner scheint
Fr. Stephan vor seiner Versetzung nach St. Petersburg
586
(1804) am Garten zu Gorenki thätig gewesen zu sein.
Einige bezeichnen ihn sogar als den ersten Director des-
selben. Ohne Zweifel war also schon Manches für den
Garten zu Gorenki gethan worden, ehe Fischer ihn un-
ter seine Obhut nahm. Fischer’s Talenten und Bemühun-
gen aber war es vorbehalten, demselben eine Bedeu-
tung zu verleihen, welche ihm einen Platz in den An-
nalen der Wissenschaft sichert. |
Dank der unbegrenzten Opferwilligkeit des Besitzers
von Gorenki und der Regsamkeit Fischer's, wuchs der
Garten zu ausserordentlichen Dimensionen heran. Die
Gewächshäuser hatten schliesslich eine Länge von 4765
Fuss. Solchem Umfange entsprach auch die Menge der
Pflanzen des Gartens und der zu ihrer Wartung ver-
wandten Personen. Es befanden sich am Garten ein
Obergartner uhd 3 Gärtner, welche die Oberaufsicht über
die einzelnen Theile des Gartens führten, gegen 100
Untergärtner und Gartenburschen und ausserdem еше
entsprechende Anzahl gewöhnlicher Arbeiter. Auch eige-
ne Reisende besass der Garten. Redowski, Londes, Tau-
scher und Hermann machten sich einen Namen, indem
sie für den Garten zu Gorenki sammelten. Die reichen
Pflanzenschätze, welche sich zu Gorenki anhäuften, wur-
den von Fischer zu einem lebhaften Tauschverkehr mit
den Gärten des In- und Auslandes und zu zahlreichen
wissenschaftlichen Arbeiten benutzt. Um das vorhandene
Material für die Wissenschaft möglichst zu verwerthen,
fand Fischer sich 1809 veranlasst, am Garten auch noch
einen besonderen botanischen Verein zu gründen Der-
selbe constituirte sich unter dem Namen der Phytogra-
phischen Gesellschaft zu Gorenki, vereinigte sich aber
bereits 1811 mit der Gesellschaft der ‚Naturforscher zu
Moskau.
587
Am 5 April 1822 verlor die Pflanzenkunde den auf-
geklärten und eifrigen Beschützer, welchen sie in dem
Grafen Alexei Rasumowski besessen hatte. Die herrliche
Schöpfung desselben ging in Trümmer. Fischer, welcher
seit dem 9 Juni 1812 auch noch als Adjunct - Professor
an der Universität zu Moskau für seine Wissenschaft ge-
wirkt hatte, wandte sich nach St. Petersburg, wo sich
seiner Thätigkeit eine neue, glänzende Bahn öffnen sollte.
Kaiser Peter der Grosse hatte durch einen Ukas vom
14 Febr. 1714 in St. Petersburg einen Apothekergarten
gegründet. Wenngleich derselbe auch der Chirurgischen
Schule, späteren Medicinischen Akademie, als Lehrmittel
diente und sich die Namen von Buxbaum, Rudolph, J.
G. Siegesbeck und Stephan an ihn knüpfen, hatte er den-
noch niemals zu irgend einer Bedeutung in wissenschaft-
licher Beziehung sich emporgeschwungen. Er fristete nur
kümmerlich sein Leben zur Zeit, als der Garten zu Go-
renki einging. Da wurde Russland und der Wissenschaft
durch den Allerhóchsten Ukas vom 22 März 1823 ein
Ersatz für diesen herben Verlust gewährt, indem jener
Apothekergarten zu einem Kaiserlichen Botanischen Gar-
ien erhoben und Fischer zum Director desselben bestellt
wurde.
Die neue Anstalt hatte im Apothekergarten eine arm-
selige, obscure Erbschaft angetreten. Nichts desto weni-
ger entwickelte sie sich, von der Staatsregierung freige-
big unterstützt, unter Fischer's erprobter Führung in
kürzester Zeit zu einer umfang- und einflussreichen Thä-
tigkeit, welche sie den bedeutendsten Gärten der Welt
an die Seite stellte. Der Garten erhielt grossartige Ge-
wächshäuser, darunter ein Palmenhaus von 252 Fuss
Länge, 52'/, Fuss Breite und 67°/, Fuss Höhe. Bei dem
588.
nimmer erkaltenden Eifer, der grossen Umsicht und den
ausgebreiteten Verbindungen Fischer's füllte dieselben
bald eine Pflanzensammlung, ausgezeichnet durch Reich-
haltigkeit, wie durch wissenschaftlichen Werth. Ein Her-
bar und eine Bibliothek wurden angelegt und erfreuten
sich schon nach wenigen Jahren eines europäischen Ru-
fes. Durch Reisende, welche im Auftrage des Gartens
entferntere Theile Russlands und andere interessante Ge-
genden durchforschten, sorgte Fischer nicht allein für
die Vervollständigung der Sammlungen des Gartens und
‘ fur ein gesuchtes Tauschmaterial, sondern erschloss er
auch neue Florengebiete und verschaffte er sich die
Möglichkeit, eine Menge neuer Pflanzen in die Gärten
einzuführen und demgemäss wesentlich zur Erweiterung
und Förderung der Pflanzenkunde beizutragen. Riedel und
Luschnath sammelten für den Garten in Brasilien, Wie-
demann in Kleinasien, Szovits in Transkaukasien, Alex.
Schrenk im hohen Norden des europäischen Russlands
und in der Songorei, Turezaninow in der baicalischen
Gegend und in Daurien. Für die wissenschaftlichen Ar-
beiten im Garten gewann Fischer tüchtige Gehülfen, un-
ter Anderen die Botaniker С. A. Meyer, Wydler, Ave-
Lallemant, Mercklin, den geschickten Pflanzenmaler Sar-
tory.
Fischer blieb bis zum 5 April 1850 an der Spitze sei-
ner Schöpfung. Nach kurzer Ruhe trat er darauf am 3
December 1850 wieder in den Staatsdienst und zwar als
berathendes Mitglied des Medicinalraths im Ministerium
des Innern. In dieser Stellung ereilte ihn der Tod am
5 Juni 1854 zu St. Petersburg.
Die Sorge um die ihm anvertrauten Institute erlaubte
Fischer nicht, sich auf längere Zeit von ihnen zu ent-
589
fernen. Fischer hat daher an keiner der Expeditionen,
deren er eine Menge in’s Leben rief, persönlich theilge-
nommen. Indessen besuchte er mehrmals Deutschland,
Frankreich und England, meist in Dienstgeschäften.
Fischer hatte Gelegenheit, eine ausserordentlich, grosse
Zahl von Gewächsen zu sehen und zu untersuchen. Er
besass dabei ein vortreffliches Auge und Gedächtniss.
Fischer war daher ein ausgezeichneter Pflanzenkenner.
Dennoch hat er keine grösseren wissenschaftlichen Wer-
ke herausgegeben. Die Anlegung und Verwaltung der
colossalen Gärten nahmen seine Zeit und seine Kräfte
gar zu sehr in Anspruch. Von bedeutendem Umfange
versprach die Monographie der Gattung Astragalus zu
werden, mit welcher Fischer während einer langen Rei-
he von Jahren vorzugsweise sich beschäftigte. Es ist ihm
indessen nur gelungen, einen Theil dieser Arbeit zum
Abschlusse zu bringen und dem Drucke zu übergeben
und auch dieses wurde ihm erst móglich, nachdem er
die Verwaltung des Botanischen Gartens aufgegeben hat-
te. Hätte Fischer aber auch keine litterárischen Verdien-
ste, so würde der mächtige Einfluss, den er als Director
der Gärten zu Gorenki und St. Petersburg während eines
halben Jahrhunderts auf die Geschicke der Pflanzenkunde
in Russland ausübte, seinen Namen sicher auf die Nach-
welt bringen.
Das reiche, besonders für die Flora Russlands wichti-
ge Herbar Fischer's ziert gegenwärtig das Museum des
Kaiserlichen Botanischen Gartens. Es wurde von der
Wittwe Fischer’s, einer Tochter des früheren russischen
Generaleonsuls zu Hamburg, von Struve, dem Garten
dargebracht. | |
Die langjährige, erfolgreiche Thätigkeit Fischer's ist
590
vielfaltig durch Auszeichnungen anerkannt worden. Er
starb als Wirklicher Staatsrath und Ritter der Orden des
Heil. Wladimir 3-ter Classe und der Heil. Anna 2-ter
Classe. Zahlreiche wissenschaftliehe Anstalten und Ver-
eine ehrten ihn durch die Aufnahme in die Zahl ihrer
Mitglieder, so die Kaiserliche Akademie der Wissen- —
schaften zu St. Petersburg (1819), die Kaiserliche Uni-
versität zu Charkow (1812) u. $. w. Ihm war auch eini-
ge Zeit das Secretariat für die botanischen Angelegen-
heiten der Kaiserlichen Gesellschaft der Naturforscher zu
Moskau anvertraut.
Das hier folgende Verzeichniss der Schriften Fischer’s
dürfte nahezu vollständig sein.
I. Arbeiten, welche Fischer allein geliefert hat:
|. Specimen de vegetabilium imprimis filieum propa-
gatione. Halae 1804.
2. Ueber natürliches und künstliches System, beson-
ders in Bezug auf das Pflanzenreich; in: Weber und Mohr,
Beitr. zur Naturk. Bd. I. 1805. S. 79 — 89.
3. Enumeratio plantarum, quae in horto Exc. Comitis
Alexii a Razumowsky in pago Mosquensi Gorinka vigent.
(Mosq. 1805).
4. Der Garten des Grafen Alexii von Razumowsky zu
Gorinka; in: Taschenbuch auf das Jahr 1806 für Natur-
und Gartenfreunde. 12. S. 163 — 166.
5. Observations sur une graine, recue sous le nom
d'Elaeodendron Argan; in: Mém. de la Soc. Imp. des
Natur. de Mose. I. p. 27 (edit. II. 1811. p. 14 — 15).
6. Description d'une nouvelle espéce d'Elymus; l. c.
1. p. 45. tab. IV. (edit. H. £811. p. 25 — 26).
591
7. Notice sur le fruit de Pothos; 1. c. I. p. 47. tab.
IV. а — с (edit. II. 1811. p. 27 — 30).
8. Notice sur la Napoleonaea imperialis, premier gen-
re d'une nouvelle famille de plantes, découverte par Pa-
_ lissot de Beauvais; 1. e. I. p. 92 (edit. II. 1811. p.
65 — 66).
9. Description de l'Arum seguinum L.; l. c. I. p. 213.
tab. XIV. (edit. II. 1811. p. 180 — 183).
10. Notice sur les nectaires que l'on trouve hors de
fleurs; Les T. p.243 edit. 1.4811. p. 209 — 213).
11. Idée sur la description méthodique des plantes;
Е о edi see. L 48114. p. 231;
12. Sur les fleurs d'Amomées; |. с I. p. 284—287
(edit. II. 1841. p. 249 — 250).
13. Idées sur la génération et sur quelques unes de
ses modifications; |. c. Il. p. 119 — 126.
14. Revision du genre Geum; l. c. II. p. 184 — 188.
tab. XI.
15. Notice sur une plante de la famille de succulen-
tes (Joubarbes Sempervivae); l. c. II. p. 269 — 274.
16. Sur l'organisation de la fleur du Maranta arundi-
nacea L.; 1. c. Ш... 1849. р. 49. — 55. tab. 8:
17. Descriptio plantarum rariorum Sibiriae; |. c. Ш.
1812. p. 56 — 82. tab. 9.
18. Stevenia, genus novum ex ordine Cruciferarum si-
liquosarum; |. с. V. 1817. p. 84 — 88.
#
19. Genera plantarum duo (Adenophora et Giseldew-
staedtia); 1. с. VI. 1823. р. 163 — 174. tab. XIX.
592
20. Observationes de conformatione plantarum Scita-
minearum, quae 1804 in horto Gorenkensi floruerunt; in:
Comment. Soc. PAYS: med. mosq. I. p. 12 — 37. tab.
I — IV.
21. Methodus nova plantas describendi; 1. c. I. p.
49 — 56. .
29. Catalogue du jardin des plantes du Comte Alexis
de Razoumoffsky à Gorenki prés de Moscou. 1808.
23. Catalogue du jardin des plantes de Son Exc. Mr.
le Comte Alexis Razoumoffsky à Gorenki. Mosc. 1812.
24. Beitrag zur botanischen Systematik, die Existenz
der Monocotyledonen und der Polycotyledonen betreffend.
Zürich 1812.
25. Index plantarum anno 1824 in horto Imperiali
Petropolitano vigentium. Petrop. 1824.
26. Ueber den Kaiserlichen botanischen Garten zu St.
Petersburg; in: Flora. XIV Jahrg. 1831. Bd. I. S.
97 — 102.
27. Zygophyllaceae. (Petrop. 1833).
28. Ueber den botanischen Garten zu St. Petersburg;
in: Wikstr. Jahresber. der K. Schwed. Akad. der Wis-
sensch. über die Fortschr. der Botan. im J. 1830, übers.
von L. T. Beilschmidt. Bresl. 1834. р. 114 seq.
99. О живыхъ изгородахъ. С.-Петерб. 1836.
30. Animadversiones de Astragalo novo ex Anthylloi-
deorum tribu; in: Bull. scient. de l'Acad. des sc. de
St. Petérsb. I. 1837. № 5. p. 74 — 76.
31. Ueber die verschiedenen Arten von Balsampap-
593
реш, welche hier cultivirt werden; 1. с. IX. 1842. р.
343 — 348. |
39. Notice sur les Anoplanthus de l'ancien monde;
in: Bull. de la Soe. des Natur. de Mose. 1852. № 1.
18405 s— £08. TU
33. Jardin de St. Pétersbourg. Fasc. I. St. Pétersb.
1846; fasc. II. St. Pétersb. 1852.
34. Ueber Bäume und Sträucher, die bei Petersburg
eultivirt werden können; in: Ermann Archiv XIII. 1854.
S. 151 — 164 und Журн. Мин. Внутр. Atım. 1852.
Декабрь.
35. Synopsis | Astragalorum Tragacantharum; in Bull.
de la Soc. des Natur de Mosc. 1853. № IV. p. 316 —
486. tab. A — M.
II. Von Fischer und Langsdorff verfasste Schrift:
36. Plantes recueillies pendant le voyage des Russes
autour du monde, expédition dirigee par Mr. de Krusen-
stern, publiées par G Langsdorff et Е. Fischer. A Tu-
bingue. Parties I et II. Icones filicum. 1810 — 1818.
Ш. Von Fischer und С. A. Meyer verfasste Arbeiten:
37. Ueber die Mutterpflanze des Stinkasandes und des
Ammoniaks; in: Flora. Jahrg. XV. 1832. Bd. 2. S.
495 — 496.
38. Observation sur la famille naturelle des Elatinées
et description d'une nouvelle espéce de Bergia; in: Féte
sec. de Ch. de Linné, cél. par la Soc. des Natur. de
Mose. le '"/,, Juin 1835. Mose. 1835. p. 19—97, und
in: Schlechtend. Linnaea. X. (1836) S. 69 — 75.
39. Lettre sur le genre Xeranthemum; in: Nouv. Мет.
594
de la Soc. des Natur. de Mose. IV (X.) 1835. р. 325 —
345.
40. Bericht über die Getreide-Arten, welche im Jahre
1836 im Kaiserlichen botanischen Garten zu St. Peters-
burg gebaut wurden; in: St. Petersb. Zeitung. 1837.
№ 72. Erschien auch russisch: О ниворосляхъ, которыя
были разводимы Bb ИмпеЕРАТОРСКОМЪ Ботаническомъ Ca-
ду въ 1836 году. С.-Петерб. 1837.
41. Bericht über die Getreide-Arten und deren Varie-
täten, welche пп Jahre 1837 im Kaiserlichen botanischen
Garten zu St Petersburg gebaut wurden; in: St. Petersb.
Zeitung 1838. № 147. Erschien auch russisch: Hasteria
о ниворосляхъ, которыя были разводимы въ С.-Петер-
бургскомъ Ботаническомъ Саду въ 1837 году.
42. Uwarowia chrysanthemifolia Bunge, descriptione
et icone illustrata; in: Mem. de l’Acad. des sc. de St.
Petersb. VI ser. Sc. math. T. VI. 1845. р. 153 — 156
cum iab.
43. Einige Bemerkungen über die Blüthen der Ludol-
fia glaucescens W.; in: Bull. scient. de l'Acad. des sc.
de St. Pétersb. VI. 1840. p. 199 — 203.
44. Seraphyta multiflora; l. c. VII. 1840. p. 93 — 95.
45. Ueber eine neue Pflanzengattung (Synarrhena) aus
Brasilien; l..c. VIII. 1841. p. 253 — 256.
46. Asterostigma, eine neue Pflanzengattung aus Bra-
silien; in: Bull. de la cl. phys. math. de l'Aead. des
sc. de St. Pétersb. Ш. p. 148 — 150.
IV. Sameneataloge, welche Fischer mit C. A. Meyer,
Е. В. von Trautvetter und Ave-Lallemant bearbeitet
hat.
595
47. Index seminum, quae hortus botanicus Imperialis
Petropolitanus pro mutua commutatione offert. Accedunt
animadversiones botanicae nonnullae. Petrop. 1835. —
Index II cetq. 1835. — Index Ш cetq. 1837. — Index
IV cetq. 1837. — Index V cetq. 1838. — Index VI cetq.
4839. — Index VII cetq. 1840. — Index VIII cetq.
1841. — Index IX cetq. 1842. — Supplementum ad
indicem IX cetq. 1843. — Index X cetq. 1844. — Index
XI cetq. 1845. — Supplementum ad indicem XI cetq.
1846.
№ 2. 1865. 38
AUFZEICHNUNGEN
über
UHR. ЕВ. STEPHAN,
Von
E. R. von TRAUTVETTER.
Christian Friedrich Stephan — nicht Stephani, wie er
hie und da fälschlich genannt worden ist, — Staatsrath
und Ritter des St. Annenordens 2-ter Classe mit Brilli-
anten, war der Sohn eines Steuerbeamten und erblickte
das Licht der Welt 1757 zu Leipzig. Er erhielt seine
Ausbildung auf der Thomas - Schule und der Universität
seiner Geburtsstadt und beendete seine Studien in Ley-
den. Er erwarb 1779 auf der Universität Leipzig die
Grade eines Baccalaureus der Мест und Doctors der
‚Philosophie und wurde später, als er 1801-2 Leipzig
wieder besuchte, von derselben Universität auch noch
des Diplomes eines Doctors der Rechte gewürdigt. Im
Jahre 1782 ging Stephan nach St. Petersburg, wurde
am 4 Januar 1783 als Militärarzt angestellt und gleich :
darauf in die Krym zu den Truppen Potemkin’s gesen-
597
det. Nach St. Petersburg zurückgekehrt, erhielt er den
26 März 1784 einen Ruf an die medieinische Schule,
welche damals am Seehospitale zu Kronstadt bestand.
Stephan trat dies Amt. indessen nicht an, da er schon
im April desselben Jahres als Arzt zum Heere des Gra-
fen Rumjanzow Sadunaiski beordert wurde. Jedoch bald
darauf, am 21 December 1786, wurde ihm die Profes-
sur der Chemie und Botanik an der medico-chirurgischen
Akademie zu Moskau, 1804 aber ein Lehrstuhl an der
medico-chirurgischen Akademie zu St. Petersburg über-
tragen. Nachdem ihm 1808 für seinen 25-jährigen Dienst
die volle Pension war bewilligt worden, verliess er sei-
nen bisherigen Wirkungskreis, um die Einrichtung und
Direction des Orlow'schen practisch-theoretischen Forst-
instituts auf der Jelagin-Insel bei St. Petersburg zu über-
nehmen. Als in der Folge, im Jahre 1811, ein neues
Forstinstitut auf der Wyburger Seite St. Petersburg's,
auf der früheren, sogenannten englischen Lehrferme, ein-
gerichtet und das Orlow'sche Institut mit demselben ver-
einigt wurde, ging die Leitung der neuen Anstalt auf
Stephan über. Er stand derselben bis zu seinem Tode
vor, der am 17 December 1814 erfolgte. Stephan war
mit einer Tochter des Moskau'schen Apothekers Tannen-
berg verheirathet und hinterliess mehrere Söhne und
Töchter.
Während seines Dienstes in Moskau verwaltete Ste-
phan den dasigen Apothekergarten; er besass daselbst
auch einen eigenen botanischen Garten. Gelegentlich sei-
ner Uebersiedelung nach St. Petersburg fiel ihm mit der
neuen Professur die Leitung des Apothekergartens auf
der Apothekerinsel in St. Petersburg zu. Endlich soll
Stephan, vor Fischer, auch am Garten zu Gorenki thä-
598
tig gewesen sein. Grössere Verdienste jedoch, als um
die erwähnten Apothekergarten, deren beschränkte Mittel
und Zwecke Stephan die Hände banden, erwarb sich
dieser um die Erforschung und Bearbeitung der Flora
Russlands. Er sammelte nicht allein selbst Pflanzen in
denjenigen Gegenden des Reichs, welche er in Dienst-
geschäften zu besuchen Gelegenheit hatte, sondern er
wusste sich auch von anderen Personen russische und
ausländische Pflanzen zu verschaffen. Für seinen Eifer
in dieser Beziehung zeugt, dass er nicht weniger, als 3
Herbarien, -suecessiv zusammengebracht hat. In Berlin
befindet sich ein Herbarium vonihm, das Willdenow für
seine Species plantarum benutzte, — ein anderes über-
liess er 1802 der Krone und endlich erwarb der Kai-
serliche Botanische Garten zu St. Petersburg 1824, also
viele Jahre nach dem Tode Stephan's, von dessen Erben
ein drittes Herbar nebst dem botanischen Theile der В1-
bliothek desselben für 20,000 Rub. Assign. Diese Samm-
lungen sowohl, als gediegene litterarische Leistungen,
trugen Stephan's Namen weit über die Grenzen Russlands
hinaus. Bereits 1792 lieferte Stephan in seiner, unten
unter № 2 aufgeführten Schrift, die erste Flora Moskau's.
In seinen spáteren Arbeiten beschrieb er neu entdeckte,
einheimische Pflanzenarten.
Stephan hat seine Beobachtungen in M ir Schrif-
ien niedergelegt:
1. De Pedieulari comosa. Lips. 1791.
2. Enumeratio stirpium agri mosquensis. Mosq. 1792.
3. Icones plantarum mosquensium ad historiam plan-
tarum sponte cirea Mosquam crescentium illustran-
dam. Decad. I et II. Mosq. 1795.
599
4. Nomina plantarum, quas alit ager mosquensis et
hortus privatus. Petrop. 1804.
9. Description de deux nouveaux genres de plantes;
in Мет. de la Soc. des Natur. de Mosc. I. p 125
(edit. secund. 1811. p. 88 — 94, tab. 9 — 10).
6. Plantae novae Sibiriae; 1. c. I. p. 6 — 9, tab.
3 — 4.
ADDENDA
ad
NOVAM REVISIONEM
FLORAE KURSKIANAE.
(Bull. de la Soc. Imp. des Natur. de Moscou 1865. № I.)
——
Ranunculus polyanthemos L.
Caltha palustris L. var. polysepala Turcz.
Corydalis cava Schweig. — B. Ko.
Sinapis retrohirsuta Bess. Ko.
Viola mirabilis L.
Viola lancifolia Bess, В.
Gypsophila serotina Hayne.
Lychnis Flos Cuculi L.
Linum hirsutum Г. В glabrifolium Czern.
Potentilla patula Kit. B. Ko.
Crataegus monogyna Jacq. В laciniata Bess.
Pimpinella Saxifraga L. y poteriifolia Koch.
Galium boreale L. Ko.
Galium Арагше L.
Galium infestum Kit. B.
Carduus acanthoides L.
Jurinea arachnoidea Bge Ko. B.
601
Jurinea Eversmanni Bge К.
Omphalodes scorpioides Schrank. K. Ko.
Verbascum phlomoides L. В. Ko.
Veronica Chamaedrys L.
‚ Veronica polita Fries К.
Odontites serotina Reichb. Ko.
Atriplex hortensis L. Ko.
Fagopyrum tataricum Gärtn. Ko.
Populus tremula L.
Blysmus compressus Panz. Ko.
Dactylis glomerata L. В hispanica Roth. В.
Corynephorus canescens P. B.
Phleum Michelii All. Ko.
CORRESPONDANCE.
Lettre au Premier Secrétaire. - - - - Vor einigen
Tagen von meiner Reise nach dem Bogdo, Tschaptschatschi,
Astrachan und dem Caspi- Meer wohlbehalten wieder heimge-
kehrt, finde ich Bulletin № 1 1865 und einen Brief des Herrn
Dohrn, den Sie mir zugesendet, vor. Meinen besten Dank da-
für. Beifolgendes Antwortschreiben befördern Sie gefälligst an
Herrn Dohrn. In Ihrem Schreiben vom 20 Mai zeigten Sie mir
den Empfang meines Berichts meiner Reise nach Chwalinsk an.
Wollen Sie denselben bald zum Drucke befördern, denn mein
Bericht meiner jetzt beendigten Reise in die Kirgisensteppe ete.
reiht sich an denselben an und werde ich denselben im näch-
sten Winter niederschreiben, damit Sie ihn bis zum Frühjahre
erhalten. Es war eine ganz interessante Fahrt, von Sarepta
nach Tschernojar, von hier über die Wolga und Achtuba auf
einem kleinen Boote, wenigstens 30 Werst, nach dem klein
russischen Dorfe Bolchun, wo ich einen Fuhrmann mit2 Pfer-
den auf die Steppenreise gedungen, der mich mit meinem Doll-
metscher an den Bogdo brachte, wo ich einige Tage verweilte
und dann mit dem von dem dortigen Salzaufseher ertheilten Kosa-
ken und 2 geladenen Tscherkessenpistolen die Weiterreise nach
dem Tschaptschatschi antrat. In dem Lande ohne Weg musste
natürlich Schritt gefahren werden, manchmal mit Begleitung eines
Kirgisen, der uns den Weg zum nächsten Aul zeigte, manch-
м
mal ohne Kirgisen nur nach meinem Kompass und nach einer
Grenzfurche. Letztere verloren wir häufig, da die Furche schon
alt und im häufigen Sandboden gar nicht mehr zu finden war.
Ich hatte mich auf dieser Fahrt so recht in die Kirgisen hin-
eingelebt, Schaflleisch, Airan und Kumis genossen, was uns
aber wohl schlecht bekommen wäre, wenn wir nicht unseren
eigenen Proviant mitgeführt hätten. Vom Tschaptschatschi fuhr
ich quer durch die Steppe an die Achtuba nach Sassikolsk,
fand auf dem Wege dahin einen grossen unbewachten Salzsee,
grösser als die Seen am Tschaptschatschi, mit vortrefflichem
Salz. Dieser See ist auf keiner Karte zu finden, ш Astrachan
in der Salzkanzlei zeigte man mir eine Menge Karten mit vie-
len verzeichneten Salzseen, doch war der von mir angetroffe-
ne nirgends verzeichnet. Von Sassikolsk fuhr ich weiter hin-
unter nach Charbolinsk, setzte von hier über die Achtuba und
Wolga nach der Stadt Jenotaewsk, nahm hier, wie überall,
wo ich verweilte alles Botanische schriftlich auf, fuhr darauf
nach Astrachan, einige Tage später an die Wolgamündung, wo
ich auf der Zollinsel Birutschi mehrere Tage verweilte und
manches gefunden, kehrte nach Astrachan zurück, botanisirte in
der Umgegend noch mehrere Tage, entdeckte dabei lange
Eisenlager */, Arschin unter der Erde, ich werde das Eisen
zur Untersuchung den Herren Trautschold und Auerbach zusen-
den und kehrte endlich im schrecklichen Sturme auf einem
Dampfschiffe nach Sarepta zurück. Wir erblickten zwischen Je-
notaewsk und Tchernojar 4 gesunkene Schiffe und retteten von
einem derselben 9 Menschen. Ich bin während der Reise ge-
sund geblieben, mein Personal aber kränkelte oft, der Kosak
klagte über seine Zähne und Gaumen, wahrscheinlich Seorbut,
der Fuhrmann über seine von der Sonne verbrannten Lippen
und mein Dollmetscher und Handlanger, ein starker Mann, über
Schnupfen und seinen Leib. An der Achtuba hatte ich Kosak
und Fuhrmann entlassen, mein Dollmetscher aber musste mit
~
Bulletin 1865.PT.
” | р
£2 Mutilla italica, FI0 Mutilla eurepaeag var. B; EIl.Mutila trifasciata p;
E12 Mutilla’ simplicag, F18.Mutilla qwinquefasciatag Oliv; F4. Mutillæ .
interrupta: o Klg, F.15.Mutilla petiolaris 9; F.16.Mutila triangwarisp.
EB. |
Bulletin 1865 PL | 2 TabVIl
[
‘LMutila maura var. de Kiachta; F9. Mutilla bicolor 9; F3 Mutilla tunensisg;
4 М utilla desertorum 9; F5.Mutilia luctuosag; FGMutilla maculosa’o Oliv ;
F7 Mutilla taurica 6; F8. Mutilla Discoidalis 6, ЕЯ Mutilla caucasica.
* =
a
©
Bulletin 1865 PI Tab IK.
EL
UL Mutilla Manderstjernae д, F 2 Mutilla Bartolomaei в, F2 Mutilla concolora 6.£4 Mutilla
rubrosignata 6 F3 Mutilla crenatagF 6. Mutilia albeola 8 Pall.
A
Bulletin 1865.P T.
m
mec 7
ary
Sn Fur ar ]
EE cese er ARTE SIPS IF APIS TSI
OT III TAI 7
Echynorhynchus roseus.
Bulletin 1865.P T. Tab. XI.
Echynorhynchus roseus. Fig. 3. Neue Gattung.
Paradoxites Renardi Lindmn.
SEANCES
DE LA
SOCIETE IMPERIALE DES NATURALISTES
DE MOSCOU.
SEANCE DU 17 DECEMBRE 1864.
Mr. CuarLes Linpemann présente un travail sur la conformation du
squelette des Coléoptéres. Avec 4 planche. (Voy. Bullet. 1865. № 1.)
Mr. le Dr. TrautscaoLp communique une lettre sur le Waldai.
Mr. АрогрнЕ Senoner de Vienne annonce que la Société des scien-
ces naturelles de Belgrad desire entrer en relation d’echange des
publications.
Le тёте envoie la liste des Académies, Sociétés et savants auxquels
l'Institut Imp. géogologique et la Société Imp. géographique de Vien-
‚пе ont bien voulu envoyer le Bulletin № 3 de 1864 de la Société, —
En méme temps Mr. Senoner'prie d’adresser le Bulletin à la Société
des Naturalistes de Gratz et non la Société des médecins de la méme
ville.
Madame WaANGENHEIM DE QuALEN annonce la mort de son mari, décédé
le 10 Juillet à l'age de 73 ans par suite d'une paralysie des poumons
survenue sans maladie précédente, et envoie en méme temps le der-
nier ouvrage de son mari «Lebensbilder aus Russland».
№ 1. 1865. 1
=
La Société d'histoire naturelle et de médecine de Dresde remercie
pour l'envoi des derniers Numéros du Bulletin de la Société et reclame
quelques (3) Numéros de 1862 et 63 qui ne lui sont pas parvenus.
Mr. le Comte H£nicounr, Secrétaire de l'Académie d'Arras, s'informe
si les publications de la dite Académie nous sont parvenues,
Mr. Reınsca d'Erlangue, en proposant une suite de ses observations
phytophysiologiques contenant ses nouvelles explorations algologiques
et bryologiques, exprime le désir d'une plus prompte publication de
ses observations sur la distribution de la température dans le tronc
des arbres et espére que la Société voudra bien, en considération de
son travail et dela riche donation de plantes qu'il a faite à la Société,
lui accorder gratis au lieu de 50, 200 exemplaires extraits de ses deux
articles remis à la Société pour le Bulletin et les Mémoires. 2
Mr. le Colonel Raposcukovskv de St. Pétersbourg envoie le dessin
et la description de la Mutilla italica, en priant de vouloir les ajouter
à son travail sur les Mutilles de la Russie.
Mr. G. Rappe, de retour de son voyage en Swanetie, écrit qu'il
est actuellement occupé de la rédaction détaillée de son voyage dans
ce pays. Ce travail sera accompagné de beaucoup de dessins et d'une
carte orographique. — Immediatement aprés l'avoir terminé il se re-
mettra à la continuation du 3-éme volume de son voyage en Si-
bérie.
Son Excellence, Mr. le Ministre de l'instruction publique, communi-
que à Mr. le Président de la Société que, sur la présentation du riche
legs que S. Ex. Mr. Donez - Zagarschevsky a Гай à l'Université de
Kharkov et à la Société Imp. des Naturalistes de Moscou, Sa Majesté
l'Empereur a daigné faire exprimer à Mr. Donetz - Zagarchevsky ses
Augustes remercimens.
S. Exc. Mr. pe VéséLoyvsky, Secrétaire perpétuel de l'Académie Imp.
des sciences de St. Pétersbourg, envoie le réglement du prix Baer et
désire, pour lui donner une plus grande publicité parmi les Naturalistes,
son insertion dans le Bulletin.
3
Mr. ALEXANDRE Зснвемк de Dorpat, possédant un portrait à l'huile fort
ressemblant de feu Gebler de Barnaul, fait dans le temps par l’Aca-
demicien Mägkow, le propose a la Société au prix de 20 Rbls. arg.
qu'il a payés pour le faire faire et méme gratis si la Société ne trou-
ve pas les moyens de subvenir à cette dépense.
Mr. Gustave BELKE, remerciant pour l'envoi du Bulletin, écrit qu'il va
incessament s'occuper d'un travail sur l'histoire naturelle du district
de Radomysl qu'il destine aux publications de la Société. :
Le Comité pour l’organisation de l’exposition universelle d’horticul-
ture qui aura lieu а Amsterdam au printemps de 1865, en envoyant
son programme et son reglement, invite а у participer.
La Bibliotheque de Karamsine à Simbirsk ayant été consumée par
l'incendie l'été passé la Direction adresse à la Société la priere de vou-
loir bien lui faire don d’un exemplaire de ses publications.
Mr. Nıcoras Kaurmann fait une communication verbale sur l'herbier
de la Société et sur son arrangement; il developpe ses observations
concernant le coton extrait de l’Asclepias cornuti.
S. Ex. Mr. pe GÉLEZNOFF expose les résultats de ses recherches sur
linclinaison des branches des arbres pendant l'hiver et sur la possibi-
lite de se servir de ce phenomene pour des observations thermomé-
triques.
Mr. le Dr. Traurscaozp fait une communication verbale sur les cou-
ches jurassiques qui a Miatchkovo recouvrent le calcaire carbonifére; —
selon lui, l'étage supérieur de ces couches differe des autres couches
qu'on trouve dans le Gouvernement de Moscou et ne peut étre mis en
paralléle qu'avec les couches supérieures du Jura de Simbirsk.
Des cartes photographiées pour l’Album de la Société ont été en-
voyées de la part de MM. Masslowsky de Kharkov, de feu Fed. Fédor.
Beger de la part de sa veuve, de Mr. le Dr. Arm. Thielens de Tir-
lemont et de Mr. Gaultier de Claubry de Paris.
_ Remercimens pour l'envoi du Bulletin de la part de S. Ex. Mr. le
ministre des apanages, Zélénoi, du Comte Schérémétieff, de LL. Ex.
4
MM. Helmersen et Nordmann, de MM. Ed. Lindemann, Sénoner, Mot-
schoulsky, Belke, Ch-s Koch et Adamovitsch, de la part de l'Académie
d’agriculture et du commerce de Vérone, de la Société В. des scien-
ces d’Upsal, de l'Institut Imp. В. géologique de Vienne, de la Société
Imp. d'acclimatation de Paris, de la part de l'Académie Imp. des scien-
ces et de la Société Imp. géographique de St. Pétersbourg, des Uni-
versités de Dorpat, Kharkov, Kasan et Kiev, de la Société Imp. -
médicale de Vilna, du Lycée Alexandre, du Jardin Imp. botanique,
de la Bibliothéque Imp. publique, de la Société Imp. libre économique
et de l'Académie Imp. des sciences de St. Pétersbourg, des Sociétés
Courlandaise des sciences et des arts, et économique de Mitau, de la
Société Imp. agronomique du Midi de la Russie et du Lycée Demi-
doff à Odessa.
DONS.
a. Objets offerts.
Mr. Г. Gortscuaxorr envoie un Albinos du Corvus monedula qu'il a
tué à la fin du mois d'Octobre dans la méme localité (district de Sa-
raisk, village Louchovítsch) d’oü anterieurement en 1863 provenait le
Corvus cornix bigarré qu'il a offert à la Société.
b. Livres offerts.
4. Sitzungsberichte der Kurländischen Gesellschaft für Literatur und
Kunst aus den Jahren 1850— 1863. Neu Folge. Mitau, 186%. in 8°.
De la part de la Société Courlandaise pour la litérature et l'art de
Mitau.
2. Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland. Band 23, Heft
2. Berlin, 1864. in 8°. De la part du Ministère des finances à St.
Petersbourg.
3. Университетскя usBbcria. 1864. № 10. Kies, 1864. in 8°. De la
part de l'Université de Kiev.
4.
10.
11.
42:
13.
14.
15.
16.
5
Журналь Pocciückaro Общества любителей Садоводства въ
МосквЪ. 1864. Книжка 9. Москва, 1864. in 8°. De la part de la
Société d'horticulture de Moscou. —
. Mémoires couronnés et autres Mémoires publiés par l'Académie R.
des sciences de Belgique. Collect. in 8°. Tome 16. Bruxelles, 1864.
in 8°. De la part de l'Académie R. des sciences de Bruxelles.
. Bulletins de l'Académie В. des sciences de Belgique. 33-me année,
2-de série, tomes 16 et 17. Bruxelles, 1863 — 64. in 8°. De la part
de l'Académie В. des sciences de Belgique à Bruxelles,
. Mémoires de l’Académie Royale des sciences de Belgique. Tome 34.
Bruxelles, 1864. in 4. De la part de l'Académie В. des sciences de
Bruzelles.
Mocroecria ВЪдомости. 1864. N° 251 — 275. Москва, 1864. in gr.
fol. De la part de la Rédaction.
Современная лЪтопись. 1864. N° 41 — 43. Москва, 1864. in #.
De la part de la Rédaction.
Pyccxiu ВЪстникъ. 1864. Октябрь. Москва, 1864. in 8°. De la part
de la Rédaction.
Русская ВЪдомости. 1864. N° 137 — 145. Москва, 1864. in #. De
la part de la Rédaction.
C.-emep 6yprcxia ВЪдомости. 1864. № 264 — 292. С.-Петербургъ,
1864. in gr. fol. De la part de la Redaction.
St. Petersburger Zeitung. 1864. N° 255 — 277. St. Petersburg, 1864.
in gr. fol. De la part de la Rédaction.
Съверная Почта. 1864. N° 253 — 276. С.-Петербуртъ, 1864. in gr.
fol. De la part de la Rédaction.
Kaera3zs. 1864. № 86 — 92. Тихлисъ, 1864. in gr. fol. De la part
de la Rédaction.
День. 1364. № 47 — 50. Москва, 1864. in 4. De la part de la
Rédaction.
17.
18.
19.
20.
21
22.
24.
6
Земледъльческая Газета. 1864. № 47 — 49. С.-Петербуртъ, 1864.
in #. De la part de la Redaction.
Московская Медицинская газета. 1864. № 42—49. Москва, 1864.
in 4°. De la part de la Rédaction.
Земледтьле, садоводство и огородничество. 1864. № 38 — 41.
Москва, 1864. in 4°. De la part de la Rédaction.
Annalen der Landwirthschaft in den K. Preussischen Staaten.
Wochenblatt. 1864. № 47 — 50. Berlin, 1864. in 4°. De la part de
la Redaction.
Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde. 1864. № 44 — 49,
Berlin, 1864. in 4°. De la part de Mr. le Professeur Koch de Berlin.
Горный журналъ. 1864. № 10. С.-Петербургъ, 1864. in 8°. De la
part du Comite savant du Corps des mines.
. Annalen der Landwirthschaft in den K. Preuss. Staaten. Jahrgang
22. November. Berlin, 1864. in 8.. De la part de la Redaction.
Baltische Monatschrift. Band 10, Heft 4. October. Riga, 1864. in S°.
De la part de la Rédaction.
25. Журналь Министерства Народнаго Ipocsbmenia. 1864. Ноябрь.
26.
27.
28.
С.-Петербургъ, 1864. in 8°. De la part de la Rédaction.
Proceedings of the natural history Society of Dublin for the session
1859 — 60. Vol. 3. part 1. — for the sessions 1860—62. Vol. 3. part
2. Dublin, 1860 — 63. in 8°. De la part de la Société d’histoire
naturelle de Dublin.
Sitzungsberichte der K. K. geologischen Reichsanstalt in Wien. Sit-
zungen vom $ und 29 November 1864. Wien, 1864. in 8. De la part
de l'Institut I. В. géologique de Vienne.
Simonin, Edmund. Deux remarques physiologiques propres à faire
éviter dans l'emploi des agens anésthésiques la sidération des fonc-
lions circulaire et respiratoire. 2-de édition. Nancy, 1864. in 8°.
De la part de l'auteur.
29.
33.
35,
36.
37.
38.
39.
40.
7
Atti della Societa italiana di scienze naturali. Vol. 5, fascic. 6. Vol.
6, fasc. 1, 2. Milano, 1864. in 8°. De la part de la Société italienne
d'histoire naturelle de Milan.
. Helmersen, G. v. Der Peipussee und die obere Narova. in 8°. De
la part de l'auteur.
—— Die Geologie in Russland. in 8°. De la part de l'auteur.
I Der artesische Brunnen zu St. Petersburg. 1864. in-8°. De la
part de l'auteur.
—— Brief an den Herrn beständigen Secretar der К. Akademie
der Wissenschaften in Petersburg. 1863. in 8°. De la part de
l'auteur.
. Teavmepcend, Гр. О м5сторожденяхъ каменнаго угля. С.-Петер-
бургъ, 1864. in 8°. De la part de l'auteur.
— — Современное cocroanie Геологи въ Poccim. С.-Петер-
бургъ, 1864. in 8°. De la part de l'auteur.
Semenow, P. und Möller, V. v. Ueber die oberen devonischen
‚Schichten des mittleren Russlands. (Mit 4 Tafeln). 1863. in $.
De la part de Mr. de Möller.
Записки Сибирскаго Orabaa ИмпЕРАТОРСКАГО Pycckaro l'eorpaæu-
ческаго Общества. Книжка 7. Иркутскъ, 1864. in 8°. De la part
de la section sibérienne de la Société Imp. geographique russe
d'Irkoutsk.
Beiträge zur Kenniniss des Russischen Reiches und der angränzen»
den Länder Asiens. Band 7 — 23. St. Petersburg, 1836 — 61. in 8”.
De la part de l'Académie Imp. des sciences de St. Pétersbourg.
Протоколы засЪданй Общества Нижегородскихь врачей. (Ян-
варь, Февраль, Мартъ 1864.) in 8°. De la part de la Société des
medecins de Nischny-Novgorod.
Записки ИмпеЕРАТОРСКАГО Общества Сельскаго Хозяйства Южной
России. 1864. Октябрь. Одесса, 1864. in 8°. De la part de la Socie-
te d’agriculture du Midi de la Russie a Odessa.
41.
42.
44.
45.
46.
47.
48.
49.
50.
8
Bulletin de l'Académie Imp. des sciences de St. Pétersbourg. Tome
6 (feuilles 1 — 36). Tome VII (feuilles 1 — 31). St. Pétersbourg,
1863 — 64, in 4°. De la part de l'Académie Imp. des sciences de St.
Pétersbourg.
Mémoires de l'Académie Imp. des sciences de St. Pétersbourg. VI sé-
rie. Sciences mathématiques, physiques et naturelles. Tome 7. Pre-
miére partie, sciences mathématiques. Tome 5, livr. 4 — 6. St. Pé-
tersbourg, 1848 —53. in №. De la part de l'Académie Imp. des scien-
ces de St. Pétersbourg.
Mémoires présentés à l'Académie Imp. des sciences de St. Péters-
bourg par divers savans. Tome 7. St. Pétersbourg, 1854. in №.
De la part de l'Académie Imp. des sciences de St. Pétersbourg.
Mémoires de l'Académie Imp. des sciences de St, Pétersbourg. 6-éme
série. Sciences mathématiques, physiques et naturelles. Tome 9. Se-
conde partie. Sciences naturelles. Tome 7. $t. Pétersbourg, 1855. in
4. De la part de Г Académie Imp. des sciences de St. Pétersbourg.
Proceedings of the Royal irish Academy. Vol. 8. Part 5, 6. Dublin,
1863 — 64. in 8°. De la part de l'Académie Roy. d’Irlande à
Dublin. :
^
The transactions of the Royal irish Academy. Science part 3. Dublin,
1864. in 4. De la part de l'Académie Royale d’Irlande.
Proceedings of the scientific meetings of the zoological Society of
London for the year 1863. Part 2, 3. London, 1863. in 8°. De la
part de la Société zoologique de Londres.
Boujalsky, Elie. Dessins photographiques des artéres et des veines
excarnées, des reins humains etc. St. Pétersbourg. 1863. in 4°. De
la part de Рашеиг.
Ender, Ernst. Index Aroidearum. Mit einer Einleitung von Prof.
Karl Koch. Berlin, 1864. in 8°. De la part de Гащеиг.
Роловичь. Историческая Записка о ботаническомъ садЪ Уни-
верситета Св. Baaauwipa. in 8°. De la part de l'auteur.
51.
53
54.
55.
96.
94s
58.
59.
60.
61.
62.
63.
9
Borszezow, El. Die Aralo-Caspischen Calligoneen. St. Petersburg,
1860. in 4°.
2. Gruber, Wenzel. Die supernumerären Brustmuskeln des Menschen.
St. Petersburg, 1860. in 4°.
Langlois, Victor. Essai historique et critique sur la constitution so-
ciale et politique de l'Arménie. St. Petersbourg, 1860. in 4°. ,
Baeyer, J. 3. Ueber die Strahlenbrechung der Atmosphäre. St. Pe-
tersburg. 1860. in 4°.
Helmersen, G. у. Der Olonezer Bergrevier. St. Petersburg, 1860.
in 4.
Kokscharow, N. v. Ueber den russischen Epidot und Orthit. St.
Petersburg, 1860. in 4°.
— — Zweiter Anhang zu der Abhandlung über den russischen To-
pas. St. Petersburg, 1860. in 4°.
Borszezow, El. Die pharmaceutisch wichtigen Ferulaceen der Aralo-
caspischen Wüste. St. Petersburg, 1860. in 4°.
Helmersen, G. у. Die in Angriff genommenen Steinkohlenlager des
Gouvernements Toula. St. Petersburg, 1860. in 4°.
Radloff, L. Ueber die Sprache der Tschuktschen. St. Petersburg,
1861. in 4°.
Gruber, W. Die Oberschulterhakenschleimhaute. St. Petersburg,
1861. in 4.
Перевощиков5, A. ВЪковыя возмущения семи большихъ Планетъ.
С.-Петербургъ, 1861. in 4°.
(Les Numéros 51— 62 forment le tome 3 des Mémoires de 1’ Aca-
démie Imp. des sciences de St. Pélersbourg et sont adressés de
la part de la dite Académie. )
Struve, Otto. Beobachtung der totalen Sonnenfinsterniss vem 18
Juli, 1860. St. Petersburg, 1861. in 4".
№ 1. 1865. 2
64.
65.
66.
67.
68.
69.
70.
71.
12.
13.
|
4
10
Bouniakowsky, У. Recherches sur quelques fonctions numériques,
St. Petersbourg, 1861. in 4°.
Kokscharow, N. v. Ueber den russischen Monazit und Aeschynit.
St. Petersburg, 1861. in 4°.
Regel, Е. Tentamen florae Ussuriensis. St. Petersburg, 1861.
in 4°.
Langlois, Victor. Extrait de la chronique de Sempad. St. Péters-
bourg. 1862. in 4°.
Strauch, Alex. Essai d’une erpétologie de l’Algerie. St. Peters-
bourg, 1862. in 4°.
Weisse, J. Е. Zur Oologie der Räderthiere. St. Petersburg, 1862.
in 4.
Brosset, M. Analyse critique de la Всеобщая Mcropia de Vardan.
St. Pétersbourg, 1862. in 4.
Abich, H. Sur la structure et la géologie du Daghestan. St. Péters-
bourg, 1862. in 4°.
Bunge, Alex. Anabasearum revisio. Petropoli, 1862. т №.
(Les Numéros 63— 72 de la part de l’Académie Imp. des sciences
de St. Pélersbourg: ils forment le tome 4 des Mémoires de la
dite Académie.)
Lenz, E. Betrachtungen über Ventilation in unseren Klimaten. St.
Petersburg, 1863. in №.
Volborth, А. v. Ueber die mit glatten Rumpfgliedern versehenen
russischen Trilobiten. St. Petersburg, 1563. in 4°.
. Moravitz, Aug. Beitrag zur Kaferfauna der Insel Jesso. Lfrg 1. St.
Petersburg. 1863. in #°.
Struve, Heinr. Die Alexandersaule und der Rapakivi. St. Peters-
burg, 1863. in 4°.
. Abich, H. Ueber eine im Kaspischen Meere erschienene Insel. St.
Petersburg, 1863. in 4.
Og
80.
81.
82.
83.
86.
87.
89.
90.
11
Brosset, M. Description des monastéres armeniens d’Haghbat et de
Sanahin par l'Archimandrite Jean. St. Pétersbourg, 1863. in 4.
Winnecke, A. Beobachtungen des Mars um die Zeit der Opposition
1862. St. Petersburg, 1863. in 4°.
Schiefner, A. Versuch über die Sprachen der Uden. St. Petersburg,
1863. in #.
Zachariae von Lingenthal, E. Zur Kenntniss des römischen Steuer-
wesens in der Kaiserzeit. St. Petersburg, 1863. in #°.
Ofsiannikof, Ph. Ueber die feinere Structur des Kopfgangieons bei
den Krebsen. St. Petersburg, 1863. in 4°.
Sawitsch, A. Opposition des Mars im Jahre 1862. St. Petersburg,
1863. in 4°.
. Schiefner, A. Ausführlicher Bericht über des Generals Baron Peter
у. Uslar abchasische Studien. St. Petersburg, 1863. in 4°.
(Les Numéros 73— 84 de la part de l'Académie Imp. des sciences
de St. Pétersbourg: ils forment le tome 6 de la dite Académie. )
Minding, Ferd. Beitrage zur Integration der Differentialgleichungen
erster Ordnung. St. Petersburg, 1862. in 4’.
Kokscharow, Nic. v. Beschreibung des Alexandrits. St. Petersburg,
1862. in 4.
Lenz, R. Untersuchung einer ungleichmassigen Vertheilung des Erd-
magnetismus im nördlichen Theile des finnischen Meerbusens. St.
Petersburg, 1862. ш №.
. Struve, Otto. Observations de la grande nébuleuse d'Orion. St. Pe-
tersbourg, 1862. in 4°.
Knoch, Y. Die Naturgeschichte des breiten Bandwurms. St. Peters-
burg, 1862. in 4°.
Nauck, Aug. Euripideische Studien. 2-ter Theil. St. Petersburg,
1862. in 4°.
91.
92.
93.
94.
95.
96.
97.
98.
99.
12
Strauch, Alex. Chenologische Studien. St. Petersburg, 1862. in 4’.
Schiefner, A. Versuch über das Awarische. St. Petersburg, 1862.
in 4°.
Somoff, I. Memoire sur un cas particulier de l'homographie plane.
St. Petersbourg, 1863. in 4°.
(Les Numéros 85 — 93 de la part de l'Académie Imp. des sciences
de St. Pétersbourg: ils forment le tome 5 des Mémoires de la
dile Académie.)
Ruprecht, Е. I. Barometrische Höhenbestimmungen im Caucasus.
St. Petersburg, 1863. in 4°.
Gruber, Wenzel. Ueber den sinus communis und die Valvulae der
venae cardiacae. St. Petersburg, 1864. in №.
Struve, Jac. Th. Novae curae in Quinti Smyrnaei posthomeriea. Pe-
tropoli, 1864. in 4°.
Marcusen, Ioh. Die Familie der Mormyren. St. Petersburg. 1864.
in 4°,
Schiefner, A. Tschetschenzische Studien, St. Petersburg, 1864.
in 4.
Keligren, Dr. Ibn Mälik’s Lämiyat al Af’äl. St. Petersburg, 1864.
in 4°,
100. Winnecke, A. Pulkowaer Beobachtungen des hellen Cometen von
101.
1862. St. Petersburg, 1864. in 4°.
Wiedemann, Е. I. Versuch über den Werrochstanischen Dialect.
St. Petersburg, 1864. in 4.
102. Kokscharow, N. у. Ueber den Lepolith. St. Petersburg, 1864.
in 4°.
(Les Numéros 94—102 de la part de l'Académie Imp. des sciences
de St. Pétersbourg: ils forment le tome 7 des Mémoires de la
dite Académie.)
13
103. Bremer, Otto. Lepidopteren Ost-Sibiriens. St. Petersburg, 1864. in
4°. De la part de l'Académie Imp. des sciences de St. Petersbourg.
104. Linsser, Carl. Vier von del'Isle beobachtete Plejaden-Bedeckungen.
St. Petersburg, 1864. (Tome 8. N° 2.) De la part de l’Académie Imp.
des sciences de St. Pétersbourg.
105. Kurlündische landwirthschaftliche Mittheilungen. 1864. № 5. Mi-
tau, 1864. in 8°. De la part de la Société Courlandaise d’agricul-
ture de Mitau.
106. Труды ИмпеРАТОРСКАГО Вольнаго Экономическаго Общества.
1864. Ноябрь. С.-Петербургъ, 1864. in 8°. De la part de la Socie-
te Imp. libre économique de St. Pétersbourg.
107. Neues Jahrbuch für Mineralogie. Jahrgang 1864. Heft 4 und 5.
Stuttgart, 1864. in 8°. De la part de la Rédaction.
108. Учитель. Журналъ для Наставниковъ и пр. 1864. № 20, 21.
С.-Петербуртъ, 1864. in 4. De la part de la Rédaction.
109. Hamypaaucms приложене къ Журналу Учитель. 1864. Выпускъ
20, 21. С.-Петербургъ, 1864. in 4°. De la part de Mr. le Redacteur
Michailoff.
410. Upsala Universitets Arsskrift. 1863. Upsala, 1863. in 8°. De la
part de la Société Royale des sciences d’Upsal.
111. Nova acta Regiae Societatis scientiarum Upsaliensis. Seriei tertiae.
Vol. 5, fasc. 1. Upsaliae, 1864. in 4°. De la part de la Société R.
des sciences d’Upsal. у
112. Heidelberger Jahrbücher der Literatur. Jahrgang 57. Heft 8. Heidel-
berg, 1864. in 8°. De la part de l'Université de Heidelberg.
113. Proceedings of the Royal Society. Vol. 13. N? 64, 65. London,
1864. in S'. De la part de la Société Royale de Londres.
114. Reichardt, H. W. Ueber eine Missbildung des Schaftes von Taraxa-
cum officinale. in 8°. De la part de l'auteur.
14
115. Reichardt, Н. W. Bericht über die auf einer Reise nach den guar-
nerischen Inseln gesammelten Sporenpflanzen. in 8°. De la part de
V auteur.
116. —— Ueber 2 neue Arten von Centaurea aus Kurdistan. in 8°.
De la part de Ращеиг.
117. —— Beitrag zur Moosflora in Niederösterreich. in 8°. De la part
de l'auteur.
118. —— Beitrag zur Moosflora Steiermarks. in S'. De la part de
l'auteur. :
119. —-— Ueber Botrychium virginianum Sw. in S'. De la part de
l'auteur.
120. —— Verbascum pseudo-phoenicum. in 8°. De la part de l'auteur.
191. —— Beitrag zur Kenntniss der Cirsien Steiermarks. in 8. De la
part de l'auteur.
2129 = Beitrag zur Flora Niederósterreichs. in 8'. De la part de
l'auteur.
^
193. —— Ueber die Manna-Flechte. in S'. De la part de l'auteur.
124. —— Ueber Conferva aureo-fulvata К. in 8°. De la part de l'au-
125. —— Ueber eine Monstrosität der Carex praecox. in 8'. De la
part de l'auteur.
126. Journal of the Proceedings of the Linnean Society. Botanij. Vol.
7. № 27, 98. London, 1863 — 64. in 8'. De la part de la Société
Linnéenne de Londres,
197. —— Zoology, Vol. 7. № 27. London, 1863. in 8. De la part de
la Société Linnéenne de Londres. :
128. The iransactions of the Linnean Society of London. Vol. 24, part
the second. London, 1863. in # De la part de la Société Linnéenne
de Londres.
15
129. The transaetions of the entomological Society of London. Third se-
ries. Vol. 2. part the third. London, 1864. in 8°. De la part de la
Société entomologique de Londres.
130. Catalog des antiquarischen Biicherlagers von H. W. Schmidt.
N° 227. Halle, 1864. in 8°. De la part de Mr. Schmidt de Halle.
a
131. Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. Neue Folge. Band 17, Heft
5. Berlin, 1864. in 8°. De la part de la Société géographique de
Berlin.
132. Экономисти. Годъ 6, книжка 4. С.-Петербургъ, 1864. in 8°. De
la part de la Rédaction.
133. Журнал Pocciückaro Общества любителей Садоводства Bb
МосквЪ. 1864. Книжка 10. Москва, 1864. in 8°. De la part de la
Societe d’horticulture de Moscou.
134. Volborth, A. у. Ueber einige ehstländische Illaenen. St. Peters-
burg, 1864. in #°. De la part de Гащеиг.
135. Протоколы засЪдавй Общества врачей Восточной Сибири Bb
Г. ИркутскЪ на 186°/, годъ. Иркутскъ. 1803 — 64. in 8. De la
part de la Société des médecins d’Irkoutsk.
136. Чтене для юношества. (Особое приложеше къ Журналу Учи-
тель). Выпускъ 20, 21. С.-Петербургъ, 1864. in 8°. De la part de
la Rédaction.
437. Протоколы sacbaaniü Общества Русскихъ врачей въ С.-Петер-
бургЪ. 1864 — 65. лист. 1—5. С.-Петербургъ, 1864. in 8°. De la
part de la Société des medecins russes de St. Petersbourg.
138. Lebensbilder aus Russland von einem alten Veteranen (Wangen-
heim Qualen). Riga, 1863. in 8°. De la part de Madame Em. d.
Wangenheim Qualen.
16
SEANCE DU 21 JANVIER 1865.
S. Ex. Mr. Norpmann présente la biographie de feu Steven. (Voy.
Bull. N? 1 de 1865.) ve
Мг. I. Weıngere remet les observations météorologiques faites pen-
dant les mois de Juillet jusqu'au mois de Décembre 1864 avec le ré-
sumé pour toute l'ánnée.
Mr. le Professeur Japetus STEENSTRUP annonce qu'au nom de la So-
ciété des sciences naturelles de Copenhague il vient d'expédier par
lentremise de Mr. Léopold Voss à Leipzig, pour la bibliothéque de la
Société, un exemplaire complet des publications de cette Société dés ;
1859, en exprimant le désir d'entrer en communication mutuelle de
publications.
Le méme remercie pour l'envoi du Bulletin et annonce l'expédition
de 7 différens ouvrages publiés par lui.
Mr. le Professeur Pétrorrsky annonce la confirmation par Sa Ma-
jesté l'Empereur de la nouvelle Société pour l'erploratton du Gouver-
nement de Jaroslav sous le rapport de l'histoire naturelle. — Mr. Pé-
troffsky, comme Président de la dite Société, envoie son réglement et
le protocole de la premiere séance, en exprimant le désir que la Socié-
té Imp. des Naturalistes veuille bien lui porter tout son intérêt. —
Mr. Pétroffsky lui-méme espére pouvoir sous peu faire parvenir pour
Vherbier de la Société la 5-éme Centurie de la flore du Gouvernement
de Jaroslav.
Mr. Cuarıes Linpemann, actuellement à St. Pétersbourg, écrit qu'il est
occupé d'un travail fort important sur les Acanthocephales, qu'il desti-
ne au Bulletin.
Mr. le Professeur Dr. C. Giesen de Halle envoie des listes de mam-
miféres, d'oiseaux, et -d’insectes qui sont à vendre dans le Musée de.
l’Université Royale de Halle. La centurie d'insectes à 5 — 10 ecus,
les mammifères et les oiseaux de l'Illinois, de Java et de l'Amérique
méridionale à des prix indiqués et trés-modérés.
17
$. Ex. Mr. Donetz - ZAGARSCHEVSKY remercie de l'intérét que la So-
ciete Imp. des Naturalistes lui a témoigné en lui annoncant les Augu-
stes remercimens de Sa Majesté l'Empereur pour les legs considéra-
bles qu'il a faits à la Société de Moscou et à l'Université de Kharkov.
Mr. Brasius Kuesıaca de Zara réitère son offre d'échange de coquil-
les de la Dalmatie.
E
Mr. Arzxanpee Becker de Sarepta envoie une certaine quantité de
racines des Galium tataricum et physocarpum pour étre soumises à
des épreuves ultérieures sur la valeur de leur garancine. — П fait
observer en méme temps que les animaux domestiques se nourrissent
de leurs herbes trés - volontiers.
Mr. le Docteur E. Linpemann d’Elisabethgrad envoie quelques ad-
ditions à sa liste des plantes du Gouvernement de Koursk. Il donne
en méme temps quelques renseignemens sur plusieurs plantes qu'il
avait confondues et qui ont été indiquées par Jordan comme
nouvelles.
Mr. le Capitaine Septapzex de Vienne, en faisant don de son opus-
cule intéressant sur les travaux préparatoires nécessaires pour la pu-
blication des cartes géographiques, promet sous peu l'envoi d'un tra-
vail pour étre inséré daus le Bulletin de la Société.
Mr. A. Armanp de Moscou communique quelques rectifications con-
cernant l'annonce du protocole de la Séance de la Société du 19 No-
vembre 1364 par rapport à l'analyse du Castor.
Mr. Ахег Евомамм, Directeur en Chef de l'exploration géologique
de la Suéde, à Stockholm, en envoyant les livraisons 6—13 de la Carte
géologique accompagnée de renseignemens, exprime le désir de rece-
voir la communication des publications de la Société.
La Commission directrice de l'exposition universelle de tous les pro-
duits d'horticulture et des objets d'art et d'industrie qui s'y ratta-
chent, invite la Société à participer à cette. exposition qui va s'ouvrir
à Amsterdam dans le Palais de l'Industrie, du 7 au 12 Avril 1865, sous
le patronage de Sa Majesté la Reine des Pays-Bas. — La Commission
№ 1. 1865. 3
pu
prie la Société de s'y faire représenter par un de ses membres et de
lui faire connaitre le plus tót possible le nom et les qualités du délégué
de la Société, pour pouvoir le proposer au Président d'honneur, son
Altesse Royale, le Prince d'Orange, comme membre du Jury.
La Société zoologique - minéralogique de Ratisbonne, en envoyant le
dernier volume de ses Denkschriften, désire recevoir quelques années
du Bulletin de la Société en proposant d'autres ouvrages publiés par
la Société de Ratisbonne, dont elle envoie la liste pour choisir.
Les Rédactions du Journal du ministére de la justice, du Journal
d'agriculture, ainsique de la poste du Nord consentent à l'échange des
publications.
Mr. Аротрнв SENONER de Vienne, en envoyant une notice imprimée de
Mr. Méneghini, annonce qu'il a envoyé plusieurs publications de Pa-
lerme, de Mr. Betta, de Mr. Hörnes et de l'Académie I. Léopoldino-
Caroline par la voie de la librairie.
Le méme envoie des invitations à souscrire aux publications de M.
Todaro, Florula sicula exiccata et de Jan, Iconographie générale des
Ophidiens, publiée en 50 livraisons à 12 fcs.
^
S. Excell. Mr. Norpwann annonce la mort de Mr. Holmberg qui a
eu lieu le ''/,, Décembre 1864 à Helsingfors. — Mr. Nordmann ajoute
quelques notes biographiques sur le défunt et espére pouvoir réunir
les matériaux pour son nécrologue.
Mr. le Dr. Axeı Urricu envoie le 7-me rapport annuel de son In-
stitut pour la gymnastique suédoise.
Mr. Butss-Battot, Directeur de l'Institut В. météorologique des Pays-
Bas à Utrecht adresse dans un circulaire quelques notes et indications
sur la maniére de faire des observations météorologiques pour pou-
voir les réunir plus tard en un ensemble.
Mr. le Premier Secrétaire, Dr. Renarp, présente le Bulletin № 4
de 1864 qui a paru sous sa rédaction.
Mr. le Conseiller de cour de Hatpincer envoie la liste imprimée des
19
météorites qui se trouvent le 1 Janvier 1865 dans le Cabinet minéra-
logique de la cour ä Vienne.
Mr. АрогрнЕ SENONER annonce que Mr. le Professeur Tommasini de
Trieste vient de préparer pour l'herbier de la Société une collection
d'environ 1250 espéces de plantes en 5 gros fascicules et demande de
lui indiquer la voie par laquelle il pourrait les expédier.
a
Des cartes photographiées pour l'Album de la Société ont été en-
voyées de la part de $. Ex. Mr. le Ministre de l'intérieur, P. A. Wa-
loueff, MM. Ehrenberg de Berlin, Albert Wigand de Marburg, Th.
Scheerer et B.-Cotta de Freiberg, Fred. Sandberger de Wurzbourg, P.
C. Zeller de Glogau et Iv. St. Behr.
La Société de géographie de Dresde nouvellement fondée envoie ses
reglements et un rapport sur la premiere année de ses travaux.
La cotisation pour 1865 a été payée par Mr. Nicolas Artzibascheff.
Mr. le Professeur Simontn de Nancy remercie pour sa nomination
comme membre de la Société et annonce l'envoi prochain de plusieurs
de ses ouvrages.
Mr. Gaston Амаво, membre de la Société entomologique de France,
se dispose à partir en automne 1865 pour explorer le Sénégal au point
de vue entomologique, ornithologique et botanique; — il désire trou-
ver un naturaliste pour l'accompagner dans ce voyage scientifique et
prie les personnes qui seraient disposées à aller avec lui explorer
cette partie de l'Afrique de lui écrire pour tout renseignement à l'a-
dresse: Mr. Gaston Allard à la Maulovrie prés Angers, Maine et Loire.
(France.)
Mr. le Pasteur Зеревногм fait une lecture sur le sommeil et la veille.
S. Ex. Mr. Brascuamann donne quelques explications sur le nouvel
ouvrage de Mr. Duhamel: Méthodes dans les sciences de raisonnement.
Paris 1865.
Mr. ALEXANDRE ALEXANDROVITSCH FISCHER DE Warpuriw fait un rap-
port sur les derniers travaux de Schacht concernant la fécondation des
coniféres, avec un exposé succinct des résultats de ses prédécesseurs.
20
Mr. le Dr. TaaAurscuorp parle sur les observations géologiques du Dr.
Thieme faites dans les environs de Sergatsch (Gouvernement de Vladi-
mir) — les échantillons envoyés prouvent qu'on y rencontre des
couches du systéme permien et jurassique et que ces derniers corres-
pondent aux couches inférieures du Jura de Moscou et contiennent
l'Ammonite Tcheffkini et la Gryphaea signata.
. Des remercimens pour l'envoi du Bulletin de la part de MM. Stier-
lin de Schaffhouse et Senoner de Vienne, des Sociétés des Naturalistes
de Cassel, Stouttgart et Danzig, de l'Académie des Sciences de Paris,
de la Société Royale de Leipzig, de la Société des Naturalistes de Zu-
rich, de l'Académie Royale des Sciences de Madrid, de la Société pa-
léontologique d'Anvers, de l'Académie d'agriculture et du commerce de
Vérone, de la Société des Naturalistes d'Emden, de la Société botani-
que de Ratisbonne, des Universités de Kiev et de St. Pétersbourg, du
Lycée Richelieu à Odessa, de la Société Imp. d'agriculture de Ka-
san, de l'école d'horticulture d'Ouman et de la direction des eaux mi-
nérales du Caucase.
DON S.
a. Objets offerts.
Mr. Nicorar ArTziBascuerr fait don de 15 peaux d'oiseaux et de 5
mammiféres provenant de son voyage dans les steppes du Gouverne-
ment de Saratoff.
S. Ех. Mr. le Comte BovrounniwE fait don d'une collection de plus
de 150 dessins de plantes exécutés à l'aquarelle et promet de complé-
ter cette collection.
S. Ex. Mr. Paconine présente un échantillon roulé de corail pétrifié
et une concrétion de silex.
b. Livres offerts.
4. Journal of the Proceedings of the Linnean Society. Zoology. Vol.
8. № 28, 29. Botany. Vol. 8. N° 29, 30. London, 1864. in 8°. De
la part de la Société Linnéenne de Londres.
10.
11.
12.
13.
foot
me
21
. List of the Linnean Society of London, 1863. in S. De la part de
la Société Linnéenne de Londres.
. Address of George Bentham of the Linnean Society on May 23,
1863 and May 24, 1864. London, 1863—64. in 8°. De la part de la
Société Linnéenne de Londres.
. The transactions of the entomological Society of London. Third se-
ries. Vol. 3. part the third. London, 1864. in 8'. De la part de la
Société entomologique de Londres.
. Записки ИмпЕРАТОРСКАГО Русскаго leorpaemueckaro Общества.
1864. Книжка 3. С.-Петербургъ, 1864. in 8°. De la part de la
Société Imp. géographique de St. Pétersbourg.
. Горный журналъ. 1864. № 11. С.-Петербургъ, 1864. in 8°. De la
part du Comité scientifique du Corps des mines à St. Pétersbourg.
. Mocxoecxia ВЪдомости. 1864. № 976 — 287. 1865. N° 1 — 15.
Москва, 1864. in gr. fol. De la part de la Rédaction.
. Современная лЪтопись. 1864. № 44. 1865. NP 1 — 3. Москва,
1864 — 65. in 4. De la part de la Rédaction.
. Pyceriü ВъЪстникъ. 1864. Ноябрь. Москва, 1864. in 8°. De la part
de la Rédaction.
Pyceria ВЪдомости. 1864. № 150—156, 1865. № 1—8. Москва,
1864 — 65. in #. De la part de la Redaction.
C.-HTemepöypıcria ВЪдомости. 1864. № 293 — 307. 1865. № 1— 16.
С.-Петербургъ, 1864. in gr. fol. De la part de la Rédaction.
St. Petersburger Zeitung. 1864. № 278 — 289, N° 1— 14. St. Peters-
burg, 1864 — 65. in gr. fol. De la part de la Rédaction.
Съверная lloura. 1864. № 277 — 287. 1865. N° 1 — 14. С.-Петер-
бургъ, 186%. in gr. fol. De la part de la Rédaction.
Kaexase. 1864. № 93 — 100. Тихлисъ, 1864. in gr. fol. De la part
de la Rédaction.
22
15. День. 1864. № 51 — 52. 1865. № 1—3. Москва, 186% — 65. in
4°. De la part de la Rédaction.
bd x
16. Земледтльческая Газета. 1864. № 50 — 52. С.-Петербуртъ, 1864.
in 4. De la part de la Rédaction.
17. Московская Медицинская газета. 1864. № 50. Москва, 1864. in
4°. De la part de la Redaction.
18. Земледълле, садоводство и огородничество. 1864. № 42 — 46.
Москва, 1864 — 65. in 4°. De la part de la Rédaction.
19. Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde. 1864. № 35, 36.
50 — 52, 1865. N° 1 —3. Berlin, 1864 — 65. in 4. De la part de
Mr. le Professeur Koch de Berlin.
20. Annalen der Landwirthschaft. Jahrgang 22. December. Berlin, 1864. .
in 8°. De la part de la Rédaction.
21. —— —— —— Wochenblatt. 1864. N° 51 — 52. 1865. №2.
Berlin, 1864. in 4°. De la part de la Rédaction.
22. Abhandlungen der schlesischen Gesellschaft fiir vaterlandische Cul-
tur. Abtheilung fiir Naturwissenschaften und Cultur. 1862. Heft 3.
Philosophisch - historische Abtheilung. 1864. Heft 1. Breslau, 1864.
in 8°. De la part de la Société silesienne des sciences а Breslau.
23. Jahresbericht (&1-ster) der schlesischen Gesellschaft für vaterlän-
dische Cultur. Breslau, 1864. in 8°. De la part de la Société silesien-
ne des sciences а Breslau.
24. Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Neue Folge.
Band 1, Heft 1. Danzig, 1863. in 8°. De la part de la Société des
Naturalistes de Danzig.
25. Университетскя usBbcria. 1864. № 11. Ries», 1864. in S De
la part de Г Université de Kiev.
26. Линдемань К. Новый Параситъ челов$ка Грегарина. Москва,
1854. in 12°. De la part de l'auteur.
27. Comptes rendus hebdomadaires des séances de l'Académie des
29.
31.
32.
33.
34.
36.
37.
38.
23
sciences. Tome 58. № 95 —96. Tome 59. N° 1—10. Paris, 1864. in
4°, De la part de l'Académie Imp. des sciences de Paris.
. Correspondenz - Blatt des zoologisch - mineralogischen Vereins in
Regensburg. Jahrgang 17. Regensburg, 1863. in 8°. De la part de
la Société zoologique - minéralogique de Ratisbonne.
a
Flora. Neue Reihe. Jahrgang 21. № 15 38. Regensburg, 1863. in
8°. De la part de la Société Royale botanique de Ratisbonne.
. Meneghini, О. Studii paleontologici sulle Ostriche cretacee di Sicilia.
1864. in 8'. De la part de l'auteur.
Журналь Министерства Юстищи. 1864. Ноябрь. С.-Петербургъ,
1864. in 8°. De la part de la Rédaction.
Atti della Societa italiana di scienze naturali. Vol. 7, fasc. 3. fasc.
12 a 24. Milano, 1864. in S'. De la part de la Société italienne des
sciences naturelles de Milan. =
Annales de la Société Linnéenne de Lyon. Année 1862. Lyon, 1863.
in 8°. De la part de la Societe Linneenne de Lyon.
Meteorologische Waarnemingen in Nederland en zijne bezittingen.
1863. Utrecht, 1863. in fol. De la part de l’Institut Royal météoro-
logique des Pays-Bas a Utrecht.
. Buijs Ballot, C. H. D. Sur la pression moyenne de l’atmosphère.
Amsterdam, 1864. in 8°. De la part de l'Instiiut В. météorologique
d' Utrecht.
Notice sur les observations météorologiques faites dans les Pays-
Bas. Utrecht, 1858. in 8°. De la part de l'Institut В. météorologique
d’ Utrecht.
Petermann, A. Mittheilungen auf dem Gesammtgebiete der Geo-
sraphie. 1864. 6. 8, 9 und Ergänzungsheft № 13. Gotha, 1864. in 4°.
De la part de la Rédaction.
Bulletin of the Museum of comparative Zoology. Cambridge. in 8".
De la part du Musée zoologique comparatif de Cambridge.
39.
40.
41.
42.
43.
44.
45.
46.
47
48.
49.
24
Annual report of the trustees of the Museum of comparative zoolo-
gy. 1863. Boston, 1864. in 8°. De la part du Musée zoologique com-
paratif de Cambridge.
Address of his Excellency John A. Andrew to the two branches of
the legislature of Massachusetts. January 1864. Boston, 1864. in 8°.
De la part du Musée zoologique comparatif de Cambridge.
Archivio par la Zoologia, l'Anatomia e la Fisiologia. Guigno 1861.
Decembre 1861, Guigno 1862, Marzo 1863. Modena, 1861 — 63. in
S'. De la part de Mr. le Professeur G. Canestrini de Modene.
Записки ИмпЕРАТОРСКАГО Общества Сельскаго Хозяйства Южной
России. 1864. Ноябрь. Одесса, 1864. in 8°. De la part de la Socie-
te d’agriculture du Midi de la Russie a Odessa.
Dove, H. W. Die Witterungserscheinungen des nördlichen Deutsch-
lands im Zeitraum von 1858 — 63. Berlin, 1864. in 4°. De la part
de l’auteur.
Baltische Monatsschrift. Band 10, Heft 5, (1864. November). Riga,
1863. in 8°. De la part de Mr. Kymmel de Riga.
Verhandlungen der K. K. geologischen Reichsanstalt. Sitzung am
6-ten December 1864, 20-ten December 1854. Wien, 1864. in 8°. De
la part de l'Institut I. géologique de Vienne.
Allgemeine Forst- und Jagd-Zeitung. Jahrgang 1864. April, August,
September, October. Frankfurt a. M. 1864. in gr. 8°. De la part de
Mr. le Professeur Heyer à Giessen.
Annales des sciences naturelles. 4-e série: Botanique Tome 20. N? 5
et 6. 5-е série: Tome 1. №2—4. Paris, 1863 — 64. in 8°. De la part
de Mr. Victor Masson de Paris.
—— —— —— Zoologie, 5-е série: Tome 2. № 1 et 2. Paris,
1864. in 8°. De la part de Mr. Victor Masson de Paris.
Bulletin de la Société botanique de France. Tom. XI. 1864. Revue
bibliographique. А. B. Paris, 1864. in 3°. De la part de la Société
botanique de France à Paris.
50.
51
52.
53.
54.
55.
56.
57.
58.
59
60.
25
Bulletin de la Societe zoologique d’acclimatation. 2-de serie, tome
1, №6. 8. Paris, 1864. in 8°. De la part de la Société I. zoologique
d’acclimatation de Paris.
Bulletin de la Société géologique de France. Serie 2-de, tome 21,
feuilles 6 — 13. Paris, 1864. in 8°. De la part de la Société géolo-
gique de Paris. i
Würtembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. Jahrgang 19,
Heft 2, 3. Jahrgang 20, Heft 1. Stuttgart, 1863 — 64. in 8°. De la
part de la Société des Naturalistes de Stouttgart.
Sitzungsberichte der К. Bayer. Akademie der Wissenschaften zu
München. 1864. I. Heft 3. München, 1864. in $. De la part de
Г Académie В. des sciences de Munich.
Döllinger, J. v. König Maximilian II. und die Wissenschaft.
München, 1864. in 8°. De la part de l'Académie В. des sciences. de
Munich.
Riehl, W. H. Ueber den Begriff der bürgerlichen Gesellschaft.
München, 1864. in 4°. De la part de l'Académie В. des sciences de
Munich.
Buhl, L. Ueber die Stellung und Bedeutung der pathologischen
Anatomie. München, 1863. in 4°. De la part de l'Académie В. des
sciences de Munich.
Friedländer R. Bücher - Verzeichniss (129-stes). Mineralogie etc.
Berlin, 1865. in 8°. De la part de Mr. Friedländer.
Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Band 16, Heft
2. Berlin, 1864. in 8°. De la part de la Société géologique allemande
de Berlin.
Mittheilungen der schweizerischen entomologischen Gesellschaft.
1864. № 6, 7. Schaffhausen, 1864. in 8°. De la part de la Société
entomologique de Schaffhouse.
Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern. 1863. №
531 — 552. Bern, 1863. in 8°. De la part de la Société des Naturalis-
tes de Berne.
№ 1. 1865. | 4
61
62
63.
64.
65.
: | 26
Tijdschrift voor Entomologie УП-4е Deel, Stuk 1—5. Harlem,
1863—64. in 8. De la part de la Société entomologique des Pays-
Bas a Leide.
Hansen, P. A. Darlegung der theoretischen Berechnung der in den
Mondtafeln angewandten Störungen. — Abhandl. 2. Leipzig, 1864.
in 8°. De la part de la Société Royale saxonne des sciences de
Leipzig.
Berichte über die Verhandlungen der K. Sächs. Gesellschaft der
Wissenschaften zu Leipzig. Mathem. - physische Classe. 1863. 1, 2.
Leipzig, 1864. in 8°. De la part de la Société В. saxonne des scien-
ces de Leipzig.
Weber, Wilh. Elektrodynamische Maassbestimmungen ins besonde-
re über elektrische Schwingungen. Leipzig, 1864. in 8°. De la part
de la Société В. saxonne des sciences de Leipzig.
Journal de Conchyoliologie. 3-eme serie. Tome 4, № 3. Paris, 1864.
in 8°. De la part de Mr. Crosse de Paris.
66. Prestel, M. A. F. Ergebniss der Witterungs-Beobachtungen zu Em-
67.
69.
den in den Jahren 1862 und 1863. Emden, 1864. in 4°. De la part de
7
la Société des Naturalistes d' Emden.
Jahresbericht (49-ter) der naturforschenden Gesellschaft in Emden.
1863. Emden, 1864. in 8°. De la part de la Société des Naturalistes
d' Emden.
. Archiv für Naturgeschichte. Jahrgang 29. Heft 4, 5. Jahrgaug 30
Heft 1. Berlin, 1863 — 64. in 8°. De la part de Mr. le Prof. Troschel
de Bonn.
Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft Graubündens. Neue
Folge. Jahrgang 9. Chur, 1864. in 8'. De la part de la Société des
Naturalistes de Coire.
Verhandlungen der Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft
bei ihrer Versammlung zu Samaden. 1863. Chur, 1864. in 8°. De la.
part de la Société des Naturalistes suisse.
71.
72.
73.
14.
75.
76.
17.
18.
79.
80.
81.
82.
27
Vierteljahrschrift der naturforschenden Gesellschaft in Zürich. Jahr-
gang 6. Heft 1—4. Jahrgang 7. Heft 1—4. Zürich, 1861— 62. in 8°.
De la part de la Societe des Naturalistes de Zurich.
Neue Denkschriften der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft
für die gesammten Naturwissenschaften. Band 20. Zürich, 186%. in
4. De la part de la Société helvétique des sciences naturelles de
Zurich.
Sandberger, Е. Die Flora der oberen Steinkohlenformation im Ba-
dischen Schwarzwald. Karlsruhe, 1864. in 4°. De la part de l'auteur.
—— —— Erläuterung der geologischen Karte der Umgebung
von Karlsruhe. Karlsruhe, 1864. in 4°. De la part de l'auteur.
2Hypuaas Россйскаго ’Общества любителей Садоводства Bb
МосквЪ. 1864. Книжка XI, ХИ. Москва, 1864. in 8°. De la part
de la Societe d’horticulture de Moscou.
Труды ИмпеРАТОРСКАГО BOABHATO Экономическаго Общества, 1864.
Декабрь. С.-Петербургъ, 1864. in 8°. De la part de la Société Imp.
libre économique de St. Petersbourg.
Ulrich, Axel Sigfrid. Jahres-Bericht (VII) des Instituts für schwe-
dische Heil-Gymnastik in Bremen. Bremen, 1864. in 8°. De la part
de l’auteur.
The Quaterly Journal of the geological Society. Vol. 20. № 80. Lon-
don, 186%. in 8°. De la part de la Société géologique de Londres.
List of the geological Society of London. November 1-st. 4864. in 8°.
De la part de la Société géologique de Londres.
Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. Jahr-
gang 1864, Heft 7. Stuttgart, 1864. in 8°. De la part de Mr. le Pro-
fesseur G. Leonhard.
Heidelberger Jahrbücher der Literatur. Jahrgang 57, Heft 9. Heidel-
berg, 1864. in 8°. De la part de l'Université de Heidelberg.
Протоколы засфданй Общества Русскихъ врачей въ С.-Петер-
_ 83.
84.
85.
86.
87.
88.
89.
90.
91.
28
бургЪ. 1864 —65. amer. 6, 7. С.-Петербургъ, 1864. in 8°. De la
part de la Soctété des médecins russes-de St. Pétersbourg.
Bulletin de l'Académie Imp. des sciences de St. Pétersbourg. Tome
8 (feuilles 1— 4). St. Pétersbourg, 1864. in 4°. De la part de l' Aca-
demie Imp. des sciences de St. Pétersbourg.
Mittheilungen der К. freien ökonomischen Gesellschaft. 1864. Heft
6. St. Petersburg, 1864. in 8°. De la part de la Société Imp. libre
économique de St. Pétersbourg.
Correspondenzblatt des naturforschenden Vereins zu Riga. Jahrgang
14. Riga, 1864. in 8°. De la part de la Société des Naturalistes de
Riga.
Fürer, Fr. Cultur des Beeren-Strauch,- Schaalen- und Topforangerie
Obstes und der Rosen. Jahrgang 5. Stuttgart, 1865. in 8°. De la part
de Mr. Fürer.
Verhandlungen der K. Gesellschaft für die gesammte Mineralogie zu
St. Petersburg. Jahrgang 1863. St. Petersburg, 1864. in 8°. De la
part de la Société Imp. minéralogique de St. Pétersbourg.
Sedlaczek, Ernest. Ueber die bei Herstellung geographischer Karten
nothwendigen und wünschenswerthen Arbeiten, wenn sie sich für
wissenschaftliche Zwecke eignen sollen. 1864. in 4°. De la part de
l'auteur.
Sitzungsberichte der К. Akademie der Wissenschaften. — Mathema-
tisch-naturwissenschaftliche Classe. Erste Abtheilung. Band 47, Heft
1—5. Zweite Abtheilung. Band 47, Heft 4 — 5. Wien, 1863. in 8°.
De la part de l'Académie Imp. R. des sciences de Vienne.
Denkschriften der K. Akademie der Wissenschaften. — Mathema-
tisch-naturwissenschaftliche Classe. Band 22. Wien, 1864. in 4°. De
la part de l’Académie Imp. В. des sciences de Vienne.
De Candolle, Alph. Prodromus systematis naturalis regni vegeta-
bilis. Pars 15 sectio prior. Parisiis, 1864. in 8°. De la part de
l'auteur.
LI
29
92. Lioy, Paolo. I ditteri distribuiti secondo un nuovo metodo naturale.
Venezia, 1864. in 8°. De la part de l’auteur.
93. Erdmann, А. Sveriges geologiska undersókning. № 6 — 13. Stock-
holm, 1863 — 64. in 8°. De la part de Mr. Axel Erdmann de Stock-
holm. |
94. 8 Cartes in gr. fol. appartenant à ces renseignemens. N? 6 — 13.
Stockholm, 1863 —64. in gr. fol. De la part de Mr. Axel Erd-
mann. E
95. Gartenflora. Allgemeine Monatsschrift. 1864. December. Erlangen,
1864. in gr. 8. De la part de Mr. le Dr. Regel.
96. Catalogue de la superbe bibliothéque d’Ethnographie, de Zoologie etc.
formée par Mr. Vrolik. Amsterdam, 1865. in 8°. De la part de Mr.
Van der Hoeven.
97. Supplément au Catalogue contenant la liste d'une collection superbe
de portraits de Médecins, Naturalistes etc. Amsterdam, 1865. in 8°.
De la part de Mr. Van der Hoeven.
98. Duhamel, I. M. C. Méthodes dans les sciences de raisonnement. Pa-
ris, 1865. in 8. De la part de l'auteur.
99. Parenty, Aug. Etude sur les almanachs d'Artois. Arras, 1860. in 8°.
De la part de l'Académie d' Arras.
100. Mémoires de l’Académie d'Arras. Tom. 31, p. 1 et 2. Tome 32.
Arras, 1859 — 60. in S. De la part de l'Académie d' Arras.
101. Учитель. Журналъ для Наставниковъ и пр. 1864. № 22. C.-
Петербургъ, 1864. in 4. De la part de la Rédaction.
102. "menie для юношества. (Особое приложене къ Журналу Учи-
тель). Выпускъ 22, 23 и 24. С.-Петербургъ, 1864. in 8°. De la
part de la Redaction.
103. Hamypaaucms приложеше къ Журналу Учитель, 1864. Выпускъ
22. С.-Петербургъ, 1864. in 4°. De la part de Mr. le Redacteur
Michailoff.
50 “”
104. Duhamel, М. Mémoire sur la méthode des maxima et minima de
Fermat et sur les méthodes des tangentes de Fermat et de Descartes.
Paris, 1864. in 4°. De la part de l'auteur.
105. Méret, М. L. Е. De l'instinct et de l'intelligence des animaux. Pa-
ris, 1864. in S'. De la part de l'auteur.
106. Bericht (14-ter) des Vereins für Naturkunde zu Cassel. Cassel, 1864.
in $. De la part de la Société des Naturalistes de Cassel.
101. Heidelberger Jahrbücher der Literatur. Jahrgang 571. Heft 10. Hei-
delberg, 1864. in 8'. De la part de l' Université de Heidelberg.
108. Sederholm, Karl. Der Urstoff und der Weltäther. Moskau, 1864. in
8°. De la part de l'auteur.
Membres elus.
Actif. |
(Sur la présentation de MM. Borsenkoff et Renard.)
Mr. Рлог Paciert, Professeur d'anatomie comparée à l'Université de
Naples.
Correspondant :
(Sur la proposition du Bureau de la Société.)
$. Ex. Mr. le Comte Micaez Dmitkeviırsch BouTouRzLINE a Taroussa.
SÉANCE DU 95 FÉVRIER 1865.
Mr. le Professeur А. ВЕкЕТОМ de St. Pétersbourg envoie un article
sur une station quasi-spontanée du sapin de Sibérie (Abies sibirica L.)
dans le Gouvernement de St. Pétersbourg. Avec 1 planche. (Voyez
Bull. 1865, N° 1.)
Mr. A. PETOuNNIKOFF présente une liste des plantes du Gouverne-
ment de Tambov comme supplément à la Йоге du Gouvernement de
Tambov par Meyer.
31
Mr. Vicror pr Morscuoursky envoie de Simphéropol deux manu-
scrits: 1. Un Catalogue de Lepidopteres rapportes des environs du
fleuve Amour depuis le Schilka jusqu’a Nikolaevsk. 2. Un Catalogue
d'insectes recus du Japon.
Mr. le Pasteur Cuartes SEDERHOLM remet un article sur le degré de
dépendance de l'esprit humain de l'organisme.
Mr. Cnanrgs LiNDEMANN annonce sa nomination comme maitre d’his-
toire naturelle au Séminaire pédagogique de Molodezeno, Gouverne-
ment de Vilna et promet sous peu un travail sur l'Echynorhynchus.
Mr. le Professeur Gousert de Paris prie de lui accorder, comme
à l'un de nos membres, les Bulletins de la Société à fur et mesure
qu'ils paraitront.
Мг. G. Емлот de New -York envoie le prospectus d'une monogra-
рые des Tetraonnes en engageant à souscrire à cet ouvrage à raison
de 10 dollars par livraison, dont le nombre n'excédera pas probable-
ment 5. L'ouvrage va paraitre grand folio impérial avec 6 planches
par livraison coloriées à la main.
Mr. le Professeur Perrorrsey de Jaroslav demande des renseigne-
mens sur la voie à prendre pour obtenir la permission du tir des
mammiféres et des oiseaux en toute saison.
Mr. le Professeur Sr. Cram - Device de Paris, en envoyant sur la
demande de la Société sa carte photographiée, communique qu'il n'a
jamais recu son diplome de membre de la Société et qu'il est en plei-
ne ignorance de sa nomination. Le Premier Secrétaire annonce à ce
sujet qu'il a envoyé à Mr. St. Claire Deville le 31 Décembre 1858
sous le N? 1898 son diplome accompagné d'une lettre.
L'Institut Smithsonian de Washington, préparant la liste des Mémoi-
res des Sociétés savantes et des Journaux contenus dans sa bibliothè-
que, engage, en envoyant une épreuve imprimée, à y faire les correc-
tions nécessaires.
Mr. le Docteur E. Linpemann d'Elisabethgrad communique quelques
notices sur les variations continuelles et considérables de la tempéra-
32
ture pendant le mois de Janvier 1865 dans le Gouvernement de
Cherson.
S. Exc. Mr. Norpmann de Helsingfors remercie pour le Bulletin №
4 de 1864 et donne quelques nouvelles sur l'automne de 1864 et l'hi-
ver actuel à Helsingfors. — П est curieux que,'quoique les sorbiers
eussent été couverts de fruits, les chasseurs de Bohéme (Bombycilla
garrulus) n'y aient pas paru et qu'au contraire on y ait observé une
quantité considérable de Grives (Turdus pilaris) et en outre Fringilla
coelebs avec beaucoup de Mesanges ainsi qu'un exemplaire mäle du
gros bec (Coccothraustes vulgaris).
Le Jardin I. botanique de St. Pétersbourg envoie sa liste des se-
mences de 1864 avec un supplément qu'il offre pour l'échange.
Mr. АрогрнЕ Senoner de Vienne envoie quelques Catalogues d'objets
d'histoire naturelle qui se trouvent en vente chez Mr. J. Erder à
Vienne et donne en méme temps quelques détails sur la belle féte
anniversaire de 70 ans de Mr. le Conseiller de cour, Chevalier de
Haidinger.
Le méme envoie un échantillon de blé carbonisé trouvé par Mr. le
Professeur Panici dans les environs du cloitre trés-ancien de Zica en
Serbie, dans la terre à la profondeur d'un métre.
Mr. le. Capitaine SEprzAczEkek de Vienne envoie quelques pages im-
primées contenant des errata à ajouter à son ouvrage sur le tracé des
cartes géographiques qu'il avoit adresse à la Société dans une de ses
séances précédentes.
Mr. le Professeur ВекЕтом, en envoyant son article sur l'Abies si-
birica L. dans une traduction francaise, exprime le désir qu'il soit im-
primé dans le Bulletin en proposant en méme temps d'utiliser le des-
sin de la planche qui y appartient, qui n'a pas été effacé de la pierre
et qui se trouve à ‘St. Pétersbourg.
Mr. CHARLES LINDEMANN promet de continuer ses recherches scienti-
fiques sur l'anatomie des insectes et communique le plan des études
qu'il va entreprendre à ce sujet.
SS =
disi
Mr. le Professeur Dr; Carus, Président de l'Académie Imp. Léopol-
üino-Caroline des Naturalistes de Dresde exprime ses remercimens pour
l'honneur de sa nomination comme membre honoraire de la Société à
l'occasion de son Jubilé sémiseculaire et envoie en méme temps le 31
volume des Mémoires de la dite Académie.
Le Comite chargé de la fondation de Carus à Dresde envoie la liste
des dons d'argent faits jusqu'à présent à ce sujet et renouvelle son in-
vitation à y participer. i
Г’ Académie Imp. Léopoldino-Caroline des Naturalistes de Dresde in:
dique quelques anciens volumes du Bulletin et des Mémoires qui man-
quent dans sa bibiiotheque, avec la priére que la Société veuille bien
compléter ces lacunes, promettant de son coté d’en faire autant pour
celies de ses publications qui manqueraient dans la biblióthéque de la
Société. :
La Société Imp. R. zoologico-botanique de Vienne annonce qu'elle
a publié à ses frais le Catalogue systématique des Diptéres de l'Euro-
pe de Mr. le Dr. Г. Schiner et qu'elle s'est chargée également de la
pub'ication du nouveau systéme des Blattaires de Charles Brunner avec
15 planches. |
Mr. Аротрные бехомев donne quelques détails sur la publication des
résultats de l'expédition de la frégate Novara. Le premier volume à
paru, contenant la géologie de là nouvelle Zélande par Hochstetter, un
autre volume statistique commercial par Scherzer et en dernier lieu
ün volume zoologique contenant les Lépidoptéres par Felden.
Mr. Feroinanp pe Herder de St. Pétersbourg annonce l'envoi pro-
chain de là Suite de son Enumeratio plantae Raddeanae.
Mr. le Professeur Barroun d'Edimbourg envoie 8 Cahiers de ses pu-
blications et annonce en méme temps que Mr. Graham, botaniste et
membre de la Société, est mort depuis prés de 20 ans.
Mr. Е. Savy, Paris, Rue Hautefeuille 24, envoie son Catalogue № 11
des livres d'histoire naturelle qui sont en vente chez lui à des prix
irés-modérés.
№ 1. 1565: 9
34 à;
Mr. Victor pe Morscnourskv envoie le Catalogue de sa collection de
Coléoptéres russes, qu'il a léguée à la Société. — Le Catalogue con-
tient les noms et quelquefois aussi Ja description de 11520 espéces, dont
6931 sont décrites soit dans les publications de la Société ou de l'Aca-
démie, soit dans ses études entomologiques, — resient encore 4579 à
décrire.
Les rédactions de l'Archive pour la médecine légale et l'hygiéne publi-
que et du Boenuo-Meaununckiii журналъ publiés à St. Pétersbourg, ex-
priment leurs consentements à l'échange mutuel des publications.
Mr. Аротрне Senoner rappelle le don des ossemens fossiles de Pikermi
fait dans le temps par le Musée d’Athönes et prie de penser à faire un
contre-envoi de fossiles russes,
S. Ех. Mr. DoNETZ-ZAKHARGEYSKY envoie sa cotisation pour 1865.
Des cartes photographiées pour l'album de la Société ont été envoyées
de la part de L. Excellences Const. Vl. Tcheffkine, Vict. Nik. Panine et
I. I. Simaschko, de MM. Erdmann de Leipzig. Blasius de Braunschweig,
John Edw. Gray de Londres St. Claire Deville de Paris, de N. Sitovsky
de Tiflis et de N. N. Artzibasche/f de Serpouchow.
$. Exc. Mr. le President de la Societe, en rendant le projet du nou-
veau réglement de la Société, présente quelques observations contre
la rédaction du § 19 et en propose une autre qui apres quelques
débats a été finalement adoptee.
Mr. Vicror Basine, Ingénieur des mines, fait lecture d'un mémoire
sur.un projet de forage d'un puits artésien à Moscou et sur les
chances avantageuses d'une telle entreprise.
Мг. В. Hermann communique verbalement quelques résultats de
ses dernières recherches sur l’Ilmenium et sur les métaux congénè-
res. — Il a trouvé entr’autres que le poids spécifique de l'Ilme-
nium est — à 3,6 (son oxyde 3,8), le Niobium à 6,4 et le Teunta-
lium à 10.
Remercimens pour lenvoi du Bulletin de la Société de la part de
Mr. Senoner, de l'Institut Smithson et de l'Observatoire de Washing-
ton, de la Société Royale des sciences de Copenhague, de l'Institut
I. R. des arts et des sciences de Venise, de la Société de physique
de Berlin, de la Société d'histoire naturelle de Brunn, de l'Institut
I. R. géologique de Vienne et de la Société économique de Kazan.
DON S.
a. Objets offerts.
Mr. le Dr. Avcuste Le Joris, Président de la Société Imp. des Na-
turalistes de Cherbourg, envoie une collection d'environ 300 espéces
de plantes francaises avec beaucoup de doubles.
Мг. J. Perr. GonrscHakorr fait don de quelques insectes des en-
virons de Zaraisk.
Mr. Ernst Enver, du Gouvernement de Saratov, fait don d'un certain
nombre de plantes de la Pologne.
b. Livres offerts.
1. Записки Wmneparopcraro Общества Сельскаго Хозяйства Южной
России. 1864. Декабрь. Одесса, 1864. in 8°. De la part de la Société
Imp. d'agriculture d'Odessa.
2. Записки Кавказскаго Общества Сельскаго Хозяйства. 1864. №5.
Тифлисъ, 1864. in 8°. De la part de la Société d'agriculture du
Caucase a Tiflis.
3. Горный журналъ. 1864. № 12. С.-Петербургъ, 1864. in 8°. De la
part du Comité savant du Corps des mines de St. Pétersbourg.
4. Zeitschrift fir allgemeine Erdkunde. Neue Folge. Band 17, Heft
6. Berlin, 1864. in 8°. De la part de la Société géographique de
Berlin.
3. Haage und Schmidt: Hauptverzeichniss über Samen und Pflanzen
für 1865. Erfurt, 1865. in 8°. De la part de MM. Haage et Schmidt.
6.
7.
40.
13.
12.
14.
16.
18.
19.
36
Meduuunerirn новости. 1865. № 1— 7. С.-Петербургъ, 1865. in 8.
De la part de la Redaction.
Московская ВЪдомости. 1865. № 16 — 41. Москва, 1865. in fol,
De la part de la Rédaction.
Современная лЪтопись. 1865. N° 4—6. Москва, 1865. in 4. De la
part de la Rédaction.
Pyceriü ВЪстникъ. 1864. Декабрь. 1865. Январь. Москва, 1864 —
65. in 8. De la part de la typographie de Г Université.
Pyccria ВЪдомости. 1865. № 9—23. Москва, 1865. in 4°, De la
part de la Redaction,
C.-ITemepö6ypreria ВЪломости. 1865. № 17 — 47. C.-Ierep6ypre,
1865. in fol. De la part de la Rédaction,
St. Petersburger Zeitung. 1865. № 15 — 42. St. Petersburg, 1865. in
fol. De la part de la Rédaction.
. Съверная Почта. 1865. № 15 — 40. С.-Петербургъ, 1865. in fol.
De la part de la Rédaction.
Кавказ5. 1865. № 1 — 11. Tuæancr, 1865. in fol. De la part de la
Rédaction.
Annalen der Landwirthschaft in den K. Preussischen Staaten. Wo-
chenblatt. 1865. № 3 — 7. Berlin, 1865. in 4. De la part de la Ré-
daction.
„День. 1865. № 4 — 6. Москва, 1865. in 4°. De la part de la
Rédaction.
‚ Sitzungsberichte der gelehrten estnischen Gesellschaft zu Dorpat.
1864. Dorpat, 1865. in 8°. De la part de la Société estonnienne de
Dorpat.
Московская Медицинская газета. 1864. № 50—52. 1865. N° 1 —
3. Москва, 1864 —65. in №. De la part de la Rédaction.
Земледтьще, садоводство и огородничество. 1865. № 46 — 51.
Москва, 1865. in 4°, De la part de Mr. le Dr. Grelle.
21
22.
23.
25.
26.
27
30.
31.
37
Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde. 1865. № 4 — 7.
Berlin, 1863. in 4. De la part de Mr. le Professeur Koch de Berlin.
Mulsant, E. Souvenirs d'un voyage en Allemagne. Paris, 1862. in 8°,
De la part de l'auteur.
Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften. Jahrgänge 1863,
1864. Berlin, 1863 — 64. in 8°, De la part de la Société des Natura-
listes pour la Saxe à Halle.
Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle. Band S,
Heft 2. Halle, 1864. in 4. De la part de la Société d'histoire natu-
relle à Halle.
. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. Band 14, Heft. 3. Leipzig,
1864. in 8°. De la part de la Rédaction.
Abhandlungen der naturhistorischen Gesellschaft in Nürnberg. Band
3, НаШе 1. Nürnberg, 1864. in 8'. De la part de la Société des Natu-
ralistes de Nürnberg.
Jahrbuch der K. K. geologischen Reichsanstalt. 1864. N? 4. Wien,
1864. in 8°. De la part de l’Institut Imp. В. géologique de Vienne.
Vierteljahrsschrift der naturforschenden Gesellschaft in Zürich.
Jahrgang S. Heft 1—4. Zürich, 1863. in 8. De la part de la Société
des Naturalistes а Zurich.
. Proceedings of the Royal Society. Vol. 13. N° 66, 67. London,
1864. in S. De la part de la Société Royale de Londres.
Verslagen en mededeelingen der Koninklijke Akademie van Weten-
schappen. Afdeeling letterkunde. Zevende Deel. Amsterdam, 1863.
in S. De la part de l’Académie R. des sciences d' Amsterdam.
—— —— —— Afdeeling Natuurkunde. Zestiende Deel. Am-
sterdam, 1864. in 3. De la part de l'Académie В. des sciences
d Amsterdam.
Mémoires de l'Académie d’Arras. Tomes 33— 35. Arras, 1861 — 63.
in 8. De la part de l'Académie d' Arras.
32.
33.
35.
35.
37.
38.
39.
40.
41.
42.
38
Bericht (5-ter) des Offenbacher Vereins für Naturkunde. Offenbach,
1864. in 8°. De la part de la Société des sciences naturelles à
Offenbach.
Verhandlungen der K. K. zoologisch - botanischen Gesellschaft in
Wien. Jahrgang 1864. Heft 1—4. Wien, 1864. in 8’, De la part de la
Société Imp. В. xoologico-botanique de Vienne.
. Rendiconti. Classe di scienze matematiche e naturali. Vol. I. Fasc.
7, 8. Milano, 1864. in 8°. De la part de l'Institut В. lombnrd des
sciences et belles lettres а Milan.
—— Classe di lettere e scienzi morali e politiche. Vol. I. fasc. 6.
Milano, 1864. in 8'. De la part de l'Institut R. lombard des sciences
et belles lettres à Milan.
Verhandlungen der К. К. geologischen Reichsanstalt, Sitzung v.
17 Januar 1865. Sitzung vom 7 Februar 1865. Wien, 1865. in 8°.
De la part de l'Institut Imp. В. géologique de Vienne.
Atti dell'Imp. В. Istituto Veneto di scienze. Tomo 9, serie terza,
dispensa nona, Venezia, 1863 — 64. in 8°. De la part de l'Institut
Imp. R. des sciences de Venise.
Villa, Antonis. Le Zanzare. in 4. De la part de l’auteur.
—— Le Cantaride. in 12°. De la part de l'auteur.
—— Il congresso dei naturalisti svizzeri in Samaden nell’ Agosto
1863. Milano, 1863. in 8'. De la part de l'auteur.
—— G. B. Notizie sulle torbe della Brianza. 1864. in 4°. De la
part de l'auteur.
Scarpellini Caterina. Intorno alle stelle filanti periodiche del 10
Agosto. Roma, 1863, in 8'. De la part du freres Villa.
. Societa italiana di scienze naturali. Seduta del 26 Luglio еб e 27
Decembre 1863. 31 gennaio, 28 febbraio, maggio, giugno, luglio, 3 e
24 Aprile 34 — 6 settembre 1864. Milano, 1863 — 64. in 4'. De la
part des frères Villa.
44.
45.
46.
41.
48.
49.
51.
52.
53.
39
Sava, Robert. Sulla originaria formazione delle aque oceaniche e lo-
ro salsedine. Milano, 1864. in 8°. De la part des freres Villa.
Magrini, Luigi. Sulla importanza dei cimelj scientifici e dei mano-
scritti di Aless. Votta. in 8°. De la part de l'Institut R. lombard
des sciences а Milan.
Gartenflora: 1863. Januar. Erlangen, 1865. in 8°. De la part de Mr.
le Dr. Regel а St. Pétersbourg.
Протоколы засфданй Общества Русскихъ Врачей въ C.-Ilerep-
бургЪ. Лист. 8 — 13. С.-Петербургъ, 1864. in 8°. De la part de la
Société des médecins russes de St. Pétersbourg.
Oldham, Thomas. Memoirs of the geological survey of India. III.
2 — 5. Calcutta, 1864. in 4. De la part de la Société géologique aux
Indes à Calcutta.
Протоколы засЪдавй Общества Нижегородскихъ врачей, отъ
4 Anpbas до 2 Октября 1864. Нижний -Новгородъ, 186%. in 8°.
De la part de la Société des médecins de Nischny-Novgorod.
. Журналь Министерства Народнаго ПросвЪщеня. 1864. Декабрь.
С.-Петербургъ, 1864. in 8°. De la part de la Rédaction.
Указатель къ повременнымъ издашямъ Министерства Народна-
ro Просв5щеня съ 1805 no Гюнь 1864 года. I. Часть офФхищаль-
ная. С.-Петербургъ, 1864. in 8°. De la part du ministère de l’in-
struction publique.
Учитель. 1864. Лист. 65 — 68. С.-Петербургъ, 186%. in 8°. De la
part de la Rédaction.
Hamypaaucms. 1864. Выпускъ 23 и 25. С.-Петербургъ, 1864. in
8°. De la part de Mr. Michailoff.
. Archiv für Naturgeschichte. Jahrgang 30-ter, Heft 1. Berlin, 1864. in
8°. De la part de Mr. Troschel.
. Heyer, Gustav. Allgemeine Forst- und Jagd-Zeitung. 1864. Novem-
ber. Frankfurt a. M., 1864. in 8°. De la part de Mr. le Professeur
Heyer.
57.
58.
60.
51.
62.
40
. Annales des sciences naturelles. Zoologie et Paléontologie. Tome 3;
N° 3. Paris, 1864. in 8°. De la part de MM. Masson et fils.
Würzburger naturwissenschaftliche Zeitschrift. Band 4, Heft 2 und
3. Band 5-ter, Heft 1 und 2. Wurzburg, 1364. in 8°. De la part de la
Société physico- medicale de Würzbourg.
—— medizinische Zeitschrift. Band 5, Heft 2 und 3; Würzburg,
1864. in 8°. De la part de la Société physico-médicalé de Würz-
bourg.
. Oversigt over det Kongelige danske Videnskabernes Selskabs For-
handlinger og dets Medlemmers Arbieder i Aaret 1862. 1863. Kjö-
benhavn. 1863 — 64. in 8°. De la part de la Société В. des sciences
de Copenhague. |
Siebold, C. Th. V. und Kólliker, Alb. Zeitschrift für wissenschaftliche
Zoologie. Band 14, Heft 4. Leipzig, 1864. in 8'. De la part de MM.
les Rédacteurs.
Proceedings of the american Academy of arts and sciences. Vol. 6,
feuil. 6 — 22. Boston, 1863. in 8°. De la part de Г Académie améri-
caine des arts её des sciences à Boston.
Report of the commissioner of patents for the year 1861. Arts and
manufactures. Vol. 4, 2. Washington, 1863, in 8°. De la part de la
maison des représentans à Washington.
63. Annual report of the board of regents of the Smithsonian Institution
for the year 1862. Washington, 1863. in 8'. De la parí de l'Institut
Smithson à Washington.
: Jahresbericht (1'I-ter) der Staatsackerbau-Behorde von Ohio. Colum-
bus, 1863. in 8°. De la part dw bureau d'agriculture de l'état d’Ohio
à Columbus.
» Introductory report of the commissioner of patents for 1863. Was-
hington, 1864; in 8°. De la part de la maison dés représentans d
Washington;
66.
67.
68.
69.
70.
71.
72.
13.
"14.
73.
76.
A1
Smithsonian miscellaneous collections. Vol. 5. Washington, 1864. in
8°. De la part de l'Institut Smithson à Washington.
—— contributions to Knowledge. Vol. 13. Washington, 1864. in
4°, De la part de l'Institut Smithson à Washington.
Proceedings of the Academy of natural sciences of Philadelphia. .
1865. N° 1 — 7. Philadelphia, 1863 — 64. in 8°. De la part de lV Aca-
demie des sciences naturelles à Philadelphie.
Journal of the Academy of natural sciences of Philadelphia. New se-
ries. Vol. 5, part 4. Philadelphia, 1863. in 4. De la part de I’ Acadé-
mie des sciences naturelles à Philadelphie.
Proceedings of the american philosophical Society. Vol. 9. N? 69,
70. Philadelphia, 1863. in 8°. De la part de la Société américaine
philosophique à Philadelphie.
Journal of natural history. Vol. 7. N° 4. Boston, 1863. in 8°. De la
part de la Societe d’histoire naturelle de Boston.
=
Proceedings of the Boston Society of natural history. Vol. 9. Sig-
natures 12 — 20. Boston, 1863. in 8°. De la part de la Société
d'histoire naturelle de Boston.
Verhandlungen des naturforschenden Vereins in Briinn. Band 2.
Brünn, 1864. in 8°. De la part de la Société des Naturalistes a
Brunn.
Asermcmia ИмпеРАТОРСКАГО Русскаго Геограхическаго Общества.
Toms I. № 1. С.-Петербургъ, 1865. in 8°. De la part de la So-
ciété Imp. géographique de St. Pétersbourg.
LJ
Леваковскй, Ws. Курсъ Геологш. Выпускъ четвертый. Харьковъ,
1864. in 8°. De la part de l'auteur.
Записки ИмпеРАТОРСКАГО Русскаго Общества Акклиматизащи.
Выпускъ 1. Москва, 1865. in gr. 8°. De la part de la Société Imp.
ad acclimatation a Moscou.
№ 1. 1865. 6
17.
78.
19.
80.
81.
82.
83.
84.
86.
42
‚Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland. Band 23, Ней
3. Berlin, 1864. in 8°. De la part du Ministère des finances à St.
Petersbourg.
Труды ИмпеРАТОРСКАГО Вольнаго Экономическаго Общества,
1864. Toms I, выпускъ 1 u 2. С.-Петербургъ, 1865. in 8°. De la
part de la Soeite Imp. libre économique de St. Pétersbourg.
Baltische Monatschrift. December. Riga, 1864. in S. De la part de
la Rédaction.
JKypuaas Министерства Юстищи. 1864. Декабрь. С. - Петер-
бургъ, 1864. in 8°. De la part de la Redaction.
Kurländische landwirthschaftliche Mittheilungen. 1864. № 6. Mi-
tau, 1864. in 8°. De la part de la Société d'agriculture kourlandai-
se à Mitau.
Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Meklenburg.
Jahrg. 18. Neu Brandenburg, 1864. in 8°. De la part de la Société des
Naturalistes de Mecklenburg.
Novorum actorum Academiae Caesareae Leopoldino -Carolinae ger-
maniae naturae curiosorum tomus 31. Cum tabulis 15. Dresdae,
1864. in 4°. De la part de l'Académie Imp. Léopoldino-Caroline des
Naturalistes à Dresde.
Die Fortschritte der- Physik im Jahre 1862. Abtheilung 1. Berlin,
1864. in 8°. De la part de la Société de physique а Berlin.
. Hsencemia ИмпЕРАТОРСКАГО Русскаго Геограхическаго Общества.
Томъ 1. № 2, С.-Петербургъ, 1865. in 8°. De la part de la So-
ciété Imp. géographique russe а St. Pétersbourg.
Журнале Pocciückaro Общества любителей Садоводства Bb
МосквЪ. 1865. Книжка 1. Москва, 1865. in 8°. De la part de la
Société d’horticulture de Moscou.
e
. List und Francke. ‚Verzeichniss von Werken aus dem Gesammige-
biete der Zoologie. № 22. Leipzig, 1865. in 8°. De la part de ММ.
List et Francke à Leipzig.
88.
89.
90.
91.
92.
93.
94.
95.
96.
97.
98.
99.
100.
43
Balfour, 1. H. Sketeh of the life of the late Professor Edw. For-
ber. 1865. in 8°. De la part de l'auteur.
—— Observations on temperature in connection with vegetation.
Edinburgh, 1861. in S. De la part de l'auteur.
On literary and scientific studies in connexion with medi-
cine. 1864. in 8. De la part de l'auteur.
Notice of State of the Open-Air Vegetation in the Edinburgh
botanic Garden. 1864. in 8°. De la part de l'auteur.
—— Account of a botanical excursion to Switzerland. Edinburgh.
1859. in 8°. De la part de l'auteur.
Account of a Botanical excursion to Skye and the Outer
Hebrides. 1841. in 8°. De la part de l'auteur.
—— On the Structure of the Bark of Araucaria imbricata. 1862.
in 8°. De la part de l'auteur.
The Quaterly Journal of the geological Society. Vol. 21, part 1.
№ 81. London, 1865. in 8°. De la part de la Société géologique de
Londres.
Heidelberger Jahrbücher der Literatur. Jahrgang 57. November.
Heidelberg, 1864. in 8°. De la part de Г Université de Heidelberg.
Путеводитель къ Кавказскимъ минеральнымъ водамъ. Пяти-
горскъ, 1864. in 8°. De la part de Mr. le Dr. Smirnoff de Pia-
tigorsk.
Eaux minérales du Caucase. 1864. in 8°. De la part de Mr. le Dr.
Smirnoff а Piatigorsk.
Бозданов5, Anat. Зоолот1и и Зоологическая Хрестомат!я. Tome
1. ОтдЪлъ 3. Москва, 1865. in 8°. De la part de l'auteur.
Berliner entomologische Zeitschrift 1864. 3 und 4-ten Vierteljahr-
heft. Berlin, 1864. in 8°. De la part de la Société entomologique
de Berlin.
44
101. Труды ИмперАТОРСКАГО Вольнаго Экономическаго Общества.
1865. Февраль. С.-Петербургъ, 1865. in 8°. De la part de la So-
ciete Imp. libre économique de St. Pétersbourg.
102. Эйхвальдъ, 9. И. 06% открытяхъ мЪсторожденй каменнаго
угля и грахита и о подземныхъ пожаровъ на нижней ТунгузкЪ
и Таймуру. 1864. in 8°. De la part de Гащеиг.
Explication de la planche У.
1. Section transversale d'une feuille ordinaire du Sapin dé
Siberie.
id. d'une bractée.
3. id. d'une feuille ordinaire de Sapin blane.
B. Grossissement des 3 figures de 35 diamétres. Les
contours sont exéeutés à la chambre claire.
E
4. Section transversale d'une braetée de Sapin blanc. Co-
piée d'aprés H. Schacht.
5. Troneon d'une feuille ordinaire de Sapin de Sibérie.
Gross. de 10 diam.
6. id. de Sapin blanc, — méme grossissement.
1. a — feuille ordinaire, 6 — feuille braciée de Sap. de
Sibérie.
8. Section transversale d'une feuille de Sapin de Sibérie
du Gouvernement de St. Pétersbourg. Gross. de 35 dia-
metres.
9. Partie d’une section transversale d'une feuille de Sapiu
de Sibérie. c — canal résinifère, k — épiderme; gross.
de 250 diamétres.
10. id. de Барш blanc. k — epiderme / — / — cellules
libériennes, c — bord du canal resinifere. Grossisseinent
de 300 diamétres.
141. id. du Sapin de Sibérie de St. Pétersbourg. c — bord
Чи canal résinifere, & — épiderme. Grossissement de
250 diamétres.
Les trois dernières figures, №№ 9, 10, 11, sont faites à
la chambre claire.
—=. ue
ee NNI
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. +
3 2044 106 266 034