THE NEWBERRY LIBRARY, CHICAGO.

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Dlustrirten ift der ärztlichen Polytechnik.

Hüftgelenksmesser zur Bestimmung der Lage des Trochanter major,

Von Dr. E O Assister 1 I en Universitäts-Klinil

Der Hüftgelenksn Roser-Nélaton’schen Lini dieses Instruments sich eine Eb Linie geht und senkrecht zur

üftgelenksmesser ht a ZW iu ranchen A, welche hinter ihrem Drehpunkt durch eine Schi B ein: tr genähert und von einander entfernt werden, aus eir lazwischen | D , welcher

um denselben Punkt D, wie die äusseren Branchen, aber unabhängig von ihnen, drehbar ist und durch Lockerung einer im Drehpunkt gelegenen Schraube D7 An seinem vorderen Ende

vorwärts oder rückwärts gezogen werden kann. : längliche Platte Æ und

trägt dieser Stab eine um seine Längsachse drehbare auf ihm gleitet ein in zwei Ebenen drehbarer Zeiger F. Zum Gebrauch des Instruments wird der mittlere Stab zurückgezogen, die?

äusseren Branchen so weit geöffnet, dass durch ein nachträgliches, geringes

Anziehen der zu ihnen gehörigen Schraube ihre mit Gummiplatten versehenen, drehbaren Endglieder sich fest an die Eudpunkte der Roser-N6laton’schen Linie anlegen. Dabei ist darauf zu achten, dass der auf dem mittleren Stabe leitende Zeiger nach oben zu liegen kommt. Es wird nun durch Vorstossen es mittleren Armes, ferner durch entsprechende Drehung desselben und der

welche senkrecht zu ihm steht, schliesslich

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an seinem Ende befindlichen Platte, durch Drehung des ganzen Instruments um die Endpunkte der Roser ton- schen Linie dasselbe so gestellt, dass die Platte, welche der mittlere Stab trägt, in der Richtung der Längsachse des Femur dem Oberschenkel vollständig anliegt.

Die Lage der Trochanterspitze wird, sofern sie nicht am vorderen Ende des mittleren Stabes liegt, durch Vorstossen des Zeigers und entsprechende Drehung desselben markirt. Damit ist die Lage der Trochanterspitze zu der Ebene, welche durch die Roser-Nélaton’sche Linie geht und senkrecht zur Obers schenkelachse liegt, bestimint; auch eventuelle Abweichungen der Trochanter- spitze von der Längsachse des Femur lassen sich so feststellen.

Das Instrument ist zum Preise von 21 Mark von dem Instrumentenmacher, Herrn Palm in Königsberg i. Pr., Altstädtische Langgasse Nr. 9, zu beziehen.

Referate.

Dr. A. Landerer. Die Behandlung der Skoliose mit Massage.

(Deutsche Zeitschrift für Chirurgi Bd. XXIII. 1886. Pag. &

Von der Anschauung ausgehend, dass eine intacte Rückenmuskulatur für die normale Haltung der Wirbelsäule wesentliche Bedingung ist, dass die habi- tuelle Skoliose eine Belastungsdeformität sei, deren letzte Ursache die Schwäche der Rückenmuskulatur, dass daher die Behandlung an der Muskulatur anzu- setzen hat, begann L. gestützt auf die Erfahrung, dass man durch zweekmässige Massage die Muskeln in ihrer Ernährung und Leistungsfähigkeit ganz anders beeinflussen, weit raschere und intensivere Wirkung erzielen kann als durch Gymnastik, vor circa 2"s Jahren Skoliosen mit Massage der Rückenmuskulatur zu behandeln. Es gelang ihm auch, Skoliosen ersten Grades durch alleini

Massage (Klopfen) der Muskulatur in wenigen Monaten dauernd zu heilen. Für schwerere Fälle aber sah er sich bald veranlasst, noch andere Eingriffe hinzu- zufügen, welche man allerdings schliesslich auch noch als Massage bezeichnen kann. :

Es sind dies Bewegungen, geeignet, den abnorm geformten Thorax mög- lichst zu seiner normalen Form zurückzuführen. Man kann dieselben als

Redressement> bezeichnen. is allmälig zu folgender Behandlungs- weise geführt worden:

Das Kind liegt, bis unterhalb der Darmbeinkämme entkleidet, auf dem Bauch auf einer Matratze, die e nach vorn gestrech n wW die Rückenstrecker beiderseits circa 5—8 Minuten g erst leise, dann mer kr ger g t mit Kleinfingerballen der Hand, elastisch, aus dem Hand 1 tion am Becken bis auf zum Halse. Die concave Seite wird dabei ker drar xe. Auch die seitlichen Rumpf- muskeln werden, namentlich sow si welcher Beziehung zur Wirbelsäule stehen, jedoch weniger energisch gel t i wert trecker iemlich senkrecht gestelltem Finger gestrichen

Nach dieser Behandlung, wel ne fuskulatur g mmen | , welche besonders auf das Skelet, Wirbelsi r o r ollen (Redre nent). Sie haben eine gewisse Aehnlichkeit mit d > tions- u ‚rsionsbewegungen, welche schon bisher in der Skoliosenbehandlı eine gewisse Rolle g t haben. Zuerst wird auf die Dorn- fortsütze eingewirkt. Theils durch S n at ach 1, theils durch unmittelbares Herüberschieben nach der concaven Seite Y man die Krümm £ gleichen und den Bogen zur geraden Linie zurückzufi ittelbare Wirkur ft ganz augenfällig, und es ist die veränderte Stellung der sätze nach der Einwirkung selbst d Laien deutlich bemerkbar. Dann kommen die Rippen die ie. Die eingedrückten Theile des Thorax auf der concaven Seite werden herausgehobe die hervortretenden auf der convexen niedergedrückt. Zu diesem Zwecke werden die Hände flac} etzt; die eine drückt streichend von der Wirbelsäule um die Bru a r t gewichene vorgetriebene Seite nieder, zu gleiche t d 1 lerfläche der Brust nach der Wirbel- säule zurückgleitend, sir ) 1e Seite ch hint I Wo eine Einbiegung auf der concaven Seite nicht deutlich i 2. B el in d oberen Thoraxpartien, werden nur die hervorgetretenen Theile edergedr Wo r lem Schulterblatt lie genden Rippen besonders betheiligt sin T diese eränd das hässliche Ab stehen des Schulterblattes, zu beseitigen nd lben durch Vorwärtsschieben des Schulterblattes frei legen. Diese Manipulationen werden zum Theil besser im Stehen, als im Liegen, in aufrechter oder vorwärts gebeugter Stellung vorgenommen

Schliesslich kommen noch active Uebungen der Rückenstrecker. Das Kind wird an den

Rand des Tisches vorgeschoben und hebt sich während die Hände leicht gehalten werden

durch active energische Contraction der Rückenstrecker aus der horizontalen Stellung in die

nach binten stark (bis fast htwink abgebogene.

Als Schluss t no um Sayre’schen Triange) as Kind sich 5—10 Mal selbst suspendiren. Im Hange höher stehende ıulter entsprechende Hand die tiefer stehende.

In letzte gedauert zur activen Kräftigung d fi nusky 1 inder einige Male täglich 10 Minuten lang einen mit 3 g. belasteten Korb auf dem Kopf tragen lassen. Die der tiefer- stehenden Schulter entsprechende Hand hält den Korb

sirt wird in der Regel einmal täglich; doch ist in schweren Fällen und wo ein rascher Erfolg erstrebt wird, auch zweimaliges Massiren pro Tag

Auch schwere fixirte Skoliosen Erwachsener h a zhafter Muskelspannungen,

Intercostalschmerzen u. s. w. auf speciellen Wur I sen. Die Schmerzen sind meist

prompt nach einigen Massagen verschwunden; die Halt blieb natürlich unbeeinflusst.

Die Zahl der bisher beobachteten Fälle ist eine kleine. ZL. gibt in seiner Abhandlung die Krankengeschichten von 18 derselben, von denen keiner ganz Ohne Besserung geblieben ist, wenn dieselbe auch je nach dem Alter des Leidens und des Patienten eine verschieden schnelle war. Skoliosen ersten Grades sind in wenigen Monaten zu heilen; Fälle im Uebergang in’s zweite und im zweiten Stadium verlangen eine Behandlung von circa einem Jahr.

Die Verwendung von araten, Corsets, Streckbetten u. dgl. schränkt L. auf's Aeusserste ein, ohne indessen die Wirkung gut gearbeiteter Corsets zur Erleichterung der Beschwerden und Correctur der Haltung bei vorgeschrittenen

Skoliosen zu unterschätzen. Das Tragen gewölnlicher Corsets verbietet er dagegen oft, namentlich wenn sie schon dem schiefen Wuchs angepasst sind.

Zu erwähnen ist noch, dass es Z. gelungen ist, in mehreren Fällen von schwerem, sogenanntem entzündlichem Plattfuss oder Tarsalgia adolescentium durch consequente und energische Behandlung der Muskulatur der Sohle und des Unterschenkels nicht nur ein Verschwinden der Beschwerden, sondern eine völlige Umbildung des Fusses, eine Umwandlung des Plattfusses in eine fast normale Fussform mit deutlicher Wölbung der Sohle herbeizuführen.

Sigfred Levy. Klinische Beiträge zur Aetiologie der Skoliose.

(Ugeskrift for Laeger. Oct. 1886, [Dänisch] Autor’s Referat.)

L. hebt u. A. hervor, dass es zwei Gruppen von ätiologischen Momenten giebt, welche eine Rolle bei der Entwiekelung der Skoliose, d. h. der Habitual- skoliose, spielen: 1) ein totales organisches Leiden, die Skoliose ist eine Er- nährungsanomalie (innere sachen der Skoliose), und 2) gewisse mechanische Potenzen, die Haltung beim Stehen und Sitzen u. s. w. (äussere Ursachen) Die mechanischen Potenzen allein können nicht die skoliotische Deformität hervorrufen, wenn die Ernährungsanomalie nicht vorhanden ist, ein Kind kann Jahre lang den für die Entwickelung der Skoliose allergünstigsten mechanischen Bedingungen unterworfen sein, ohne dass sich eine wirkliche Skoliose ausbildet:

Bei einem Mädchen, dem das eine Knie im dritten Lebensjahre resecirt war, blieb die Extremität im Wachsen zurück, so dass die Verkürzung im Laufe der Jahre sich auf 9 Om) steigerte, Diese Verkürzung wurde nicht völlig compensirt gehalten, die Erhöhung der Sohle betrug nie mehr als 4 Om. Das Kind ging stark hinkend herum mit sehr schief gestelltem Becken und bedeutenden Deviationen der Linea spinosa, war aber übrigens gesund und kräftig. Die genannten Deviationen liessen sich indessen immer, smlich nach Belieben, zum Ver- schwinden bringen, wenn man durch ge sande Unterlage oder auf andere Weise das Becken gerade stellte, und dieses Experiment wurd shrmals jährlich vom sechsten bis zum zwölften Jahre vorgenommen, Dann aber gelang es einmal nicht mehr; man konnte zwar wie früher die Deformität verbessern, aber sie liess sich nicht länger und immer weniger zum Verschwinden bringen. Zugleich hatte das früher gesunde Kind zu kränkeln angefangen: es klagte immer mehr über Müdigkeit, Migräne, schmerzhafte Empfindungen in der ite“ beim Sitzen u. 8. W. ohne nachweisbare Veränderungen der inneren Organe oder der Zusammensetzung des Blutes, Und trotzdem die Verkürzu gleich nachdem der Zustand des Kindes Veranlassung dazu gab, durch einen Stelzstiefel ganz compensirt warde, entwickelte sich im Laufe von zwei Jahren

eine typische Habitualskoliose. (Pat. ist jetzt erwachsen, gesund, skoliotisch zweiten Grades.)

L. hat in der «Gesellschaft zur Fürsorge für verstümmelte und ver- wachsene Kinder» (Kopenhagen) drei ganz analoge Fälle beobachtet; sie be- weisen, dass mechanische Potenzen an und für sich oder allein nicht die Skoliose hervorrufen können, sondern dass dazu mehr erforderlich ist. Dass die Entwickelung der Deformität von Symptomen eines organischen Total- leidens (einer Ernährungsanomalie) begleitet ist, zeigen nicht nur die genannten Fälle, sondern auch das ganze Material des Verfassers. In über hundert Fällen von Habitualskoliose fanden sich bei der Entwickelung der Deformität ohne Ausnahme solche Symptome vor.

Dr. Striimpell (Erlangen). Ueber Compressionslähmungen des Rückenmarks.

(Tageblatt der 59. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. Nr.

24. September 1886.

Herr Strümpell (Erlangen) bespricht die Compressionslähmungen tückenmarks. Während man die bei Wirbelerkrankungen auftretenden plegien gewöhnlich als Folge einer auf das Rückenmark fortgesetzten Ent- Zündung («OCompressionsmyelitis») ansieht, handelt es sich nach den Unter- suchungen des Vortragenden nur um mechanische Druckvorgänge. Die histo logischen Veränderungen im Rückenmark sind hierbei genau dieselben, welche man auch experimentell durch Druck auf das Rückenmark von Thieren hervor- bringen kann. Besonders bemerkenswerth ist aber, dass ein Druck die Leitung im Rücken bereits zum Theil aufheben kann, ohne die gröbere Struktur der Nervenlasern in Zellen zu ändern. Daher ist zuweilen der Befund im Rücken mark fast negativ, obschon bei Lebzeiten des Kranken schwere Paraplegie bestand. Auch secundäre Degenerationen fehlen in solchen Fällen. Praktisch wichtig ist aber, dass solche Compressionsstörungen wieder ausgeglichen werden kommen, wenn der Druck aufhört. So erklärt sich die zuweilen. vorkommende Heilung der Paraplegie bei Wirbelerkran $ ;s man Degenerations- Vorgänge im Riickenmark anzunehmen

Discussion: Herr Renz (Wildbad): Die häufige Heilbarkeit der Compressions- myelitis durch spondylitische Peripachymeningitis sei auch der Balneologie sehr bekannt; doch komme es bier sehr auf das Stadium der Erkrankung an. Im Stadium incrementi nehmen die Compressionssymptome gewöhnlich zu; doch dürfe auch da die Prognose nicht ungünstig gestellt werden. Denn wenn der spondylitische Hiter einen Ausweg. gefunden habe, lasse der comprimirende Drock nach, und man beobachte da in scheinbar verzweifelten Fällen, nach- dem sie längst den Badeort verlassen haben und ohne dass sie einen Brenn- streif auf dem Rücken bekommen hätten, noch eine vollständige Heilung In zweiter Linie möchte Renz darauf aufmerksam machen, dass die gewöhn- liche Angabe «intakter » Sensi i ei Compressionsinyeliten unrichtig sei. Die locale Sensibilität sei unterhalb der Zone der Compression fast stets eine verminderte und lasse sich diese Hypästhesie durch Prüfung mit schwachen

eutanofaradischen Strömen mit Sicherheit nachweisen.

H. Nebel. Die Behandlung der Riickgratsverkriimmungen mittelst des Sayre’schen Gypscorsets und „Jury mast’s* und im „Holzeürass“ des Dr. Phelps.

(Sammlung klinischer Vorträge. Nr. 277.

Der bereits durch einige seiner früheren Arbeiten (siehe Deutsche med.

Wochenschrift Nr. 6, 1885, pag. 81, und Nr. 5, 1886; Centralbl. für orthopäd. Chirurgie Nr. 12, 1885, und Nr. 8 36) als enthusiastischer Anhänger der

Sayre'schen Methode der Spondylitisbehandlung bekannte Verfasser hat sich

in dem vorliegenden, durch zahlreiche Abbildungen illustrirten Aufsatz die Aufgabe gestellt, mehr Kranken, wie bisher, die Vortheile des Sayre’schen Heilverfahrens zugänglich zu machen. Zur Erreichung dieses Zweckes giebt er

zunächst alle wesentlichen, die Technik anbelangenden Vorschriften, genaue SE Beschreibung des Materials, der Vorbereitungen, der Anlegung des Corsets, TE speciell mit Nothmast, sowie des Phelps’schen Stehbetts (s. Nönchen, Deutsche med. Wochenschrift Nr. 18, 1886; Centralblatt für orthopid. Chirurgie Nr. 8, 1886, pag. 51), sodann eine Zusammenstellung der im Laufe eines Jahres an dem reichen Beobachtungsmaterial des Hamburger allgemeinen Krankenhauses (54 Fälle) gesammelten Erfahrungen. Er nimmt mit Recht an, dass an der Hand von möglichst verschiedenen Fällen besser wie durch theoretische Aus- einandersetzungen der Werth der Behandlungsweise zu erkennen ist. So weit L l war, hat er noċh nachträgliche Erkundigungen eingezogen und seine Erfahrungen beziehen sich daher in Wirklichkeit auf mehrere Jahre. Da der Aufsatz als Theil der v. Volkmann’schen Sammlung klinischer Vorträge wohl einem Jeden unserer Leser leicht zugänglich ist, brauchen wir auf den reichen und im höchsten Grade interessanten Inhalt hier nicht näher einzugehen, können aber nicht umhin, das Studium desselben nicht nur jedem Collegen, der sich selbst mit der Behandlung von Spondylitiskranken befasst, sondern überhaupt jedem praktieirenden Arzte auf's Dringendste an’s Herz zu legen. Wir erlauben uns dabei noch darauf aufmerksam zu machen, dass es besonders die Krankengeschichten sind, die specielle Berücksichtigung ver- dienen; aus ihnen kann n lernen, wie viel mit verhältnissmässig einfachen Mitteln auch in verzweifelten Fällen zu erreiehen ist, wie viel Schmerz und Elend man lindern vielen Dank von Seiten seiner Patienten man erwerben kann, wenn Lust und Liebe zur Sache sich mit Geduld und Ausdauer paaren. Aus ihnen erhellt auch, wie nothwendig eine consequente und sachgemässe Behandlung vom ersten Entstehen der Krankheit an ist, sowie auf der anderen Seite, wo die Grenzen unseres Könnens liegen. f Selbst die von VN. dem nicht ganz kleinen polemischen Theil Ange-

griffenen werden nicht umhin können, dem für das, was er für das Beste hält,

mit Hingebung streitenden Autor il ‘len Dingen beizustimmen und seine

Schlussfolgerungen als berechtigt anzu annen, und wo sie mit dem von N. gewählten oder ihm ents pften Ausdruck nicht zufrieden sein und sich unangenehm berührt fühlen zm. werden sie es dem Feuer und Eifer zu gute halten, mit deı . sich seiner Patienten annimmt und für dasjenige

was dem Arzt am meisten am Herzen liegen soll, das Wohlergehen der ihm anvertrauten Kranken.

Wenn wir, wie schon erwähnt, in Bezug auf den Inhalt auf das Original verweisen, können wir es uns doch nicht versagen, auf einige wenige Punkte näher einzugehen.

Is eine wesentliche, der Gypscorsetbehandlung an Werth gleich kommende, wenn nicht dieselbe übertrefiende Ergänzung rite das Stehbett zu be- trachten sein, m Ref. eine fast grösse Zukunft prognostieiren möchte als dem Gypsjacket mit Nothmast. Die Behandlung im Hause des Patienten, weit entfernt vom Arzt, z. B. f dein Lande, wir h eher damit durchführen lassen, als mit em ersteren; es hat den Vorzug, für alle Fälle ohne Ausnahme brauchbar und von einem grossen Theil der Mängel des Gypsjackets frei zu sein. Dabei ist der Kranke trotz absoluter Fixation und Ruhelage im Stande, Ort und Stellung zu wechseln und sich zu beschäftigen.

Etwas allzu sanguinisch scheint uns AN. wenn er sagt: «was die

Behandlung mit dem Gypscorset (eventnell mit Nothmast) und im Stehbett zu garantiren scheint, das ist Verhütung fortschreitender Ver-

krümmung», wobei Ref. allerdings einen I dieser Stelle vielleicht nicht gedacht haben mag, das ist die Zunahme des

unkt im Auge hat, an den N. an Gibbus nach Ablauf und Ausheilung des entzündlichen Processes. Soweit die Zunahme des Gibbus abhängig ist von der Ausdehnung der

Zerstörung durch den Erkrankungsprocess selbst, wird man mit der noth-

wendigen Reserve N. sagt ja selbst auch nur « scheint ihm beistimmen können; nun giebt es aber Fälle, bei denen man aus allen sonstigen Symptomen schliessen muss, dass der entzündliche Process als solcher abgelaufen ist, und bei denen man dennoch zu seinem Leidwesen siel ss im Laufe der Zeit, trotz gut sitzender, allen Anforderungen genügender arate, die Krümmung zunimmt, der Buckel wächst. s sind dies nach den Erfahrungen des Ref. vorzugsweise Fälle, bei denen der radius ein relativ grosser ist, sich betheiligen und also wahrscheinlich auch eine grössere Anzahl von Wirbelkörpern ergriffen War, Referent glaubt hier annehmen zu müsse as tr entzündliche Process diejenigen Punkte ergri n denen da :hsthum der Wirbel- körper ausgeht, dass die letzt erhältniss z intakt gebliebenen Wirbelbogen an Wachsthumsintensiti g st haben, und dass daher durch das relativ schnellere Wachsen der Wirbelbogen und rnfortsätze die Zu- nahme des Gibbus fortschreiten muss bis zum Schluss des Wachsthums. Die Zunahme des Gibbus wird man hier ebenso wenig verhüten können, wie eine Stellunssveränderung der Hand bei ungleichem Wachsthum des Radius und der Ulna. Solche Patienten sind gezwungen, ihre Stützapparate bis nach Ab- "schluss des Wachsthums zu tragen, weil, wenn man auch eine Zunahme des Gibbus nicht verhindern kann, dieselbe ohne Stützapparate schneller und in höherem Grade erfolgt, als mit demselben.

Von den 54 Patienten, deren Kr. ngeschichten N. mittheilt, sind bis jetzt 13 gestorben, gewiss ein Beweis, wie schwer die Fälle im Durchschnitt waren und wie hoch wir die trotzdem wenn auch oft nur für kurze Zeit erzielten Erfolge schätzen müssen.

Den Schluss bildet die Beschreibung des Bihring’schen, sowie eines von Dr. Zander in Stockholm construirten Messapparates, der nach N. allen An- forderungen genügt.

Margary Motta. Sulla cura ortopedica meccanica della lussazione congenita dell’ auca. (Nota letta dal dott. M. Motta nel edı lel 2 luglio della

R. Accademia di Medicina di Torino.)

(Estratto dal Giornale della R. Accad. di

M. M. beschreibt eine vereinfachte Methode der hanischen orthopä- dischen Behandlung der congenitalen Hüftgelenksluxation, die im Wesentlichen besteht:

1) in der Herstellung eines Apparates aus poroplastischem Filz zur rela- tiven Fixation der luxirten Hüfte in möglichst corrigirter Stellung, der am Tage getragen werden soll, und

2) in Anwendung von Gewichtsextension nach einer bequemeren; als der > bisher von Margary gebrauchten Methode, während der Nacht.

Ein solcher Apparat für einseitige Hüftgelenksluxation wird von AM AM in folgender Weise hergestellt. Man suspendirt mit dem Sayre’schen Apparat den Patienten derselbe mit der Fußsohle des normalen Beines auf dem Boden steht. Ei sistent sucht dann die andere Extremität ebenso weit herunterzuziehen. In Ermangelung eines Assistenten kann dies auch durch ein extendirendes Gewicht bewirkt werden. Während die difforme Extremität in corrigirter Stellung erhalten wird, nimmt man nach der von Beely angegebenen Art ein Gypsmodell vom Rumpfe, von den Achselhöhlen an bis unter die Trochanteren. Auf diesem Modell kann der Verband aus dem poroplastischen

Filz leicht hergestellt werden. Aehnlich wird in Fällen von beidseitiger Luxa-

tion verfahren

Zum Anbringen der Gewichtsextension nimmt man das Modell des Unter- schenkels und des unteren Theiles des Oberschenkels der difformen Extremität, um über demselben aus Filz eine G: sche herzustellen, die vorn mit Oesen oder Haken zum Zuschnüren und mit zwei Seitenstreifen versehen wird, so dass unter Anwendung der Schlingen von Krosby die Malleolen bei der Exten- sion keinem Druck ausgesetzt sind

Das Anlegen des Filzeorsets geschieht jeden Morgen, während die Extension noch in Thätigkeit ist und der Patient gleichzeitig am oberen Bettrande eine Contraextension ausübt.

Mit dem in Suspension und Extension angelegten « einfachen Verband bei angeborener doppelseitiger Hüftgelenksverrenkung» von Landerer*) erzielte M. M. keine so günstigen Resultate, wie mit seinem eigenen Verbande, welch’ letzterer eine unmittelbare Correction oder mindestens eine wesentliche Ver- minderung des Hinkens ergab.

M. M. hatte bisher keine Veranlassung, andere Schuhe als solche mit gleich hohen Sohlen tragen zu lassen.

Gemmel. Ueber zwei Fälle von Caries der Brustwirbel, welche zu äusserster

Athemnoth Ursache gab. (Glasgow Med. Journal. br. 1886.) (Deutsche Medicin

Der erste Fall be ein vierjähriges Kind i nach relativ leichten Spondylitis ler oberen Brustwirbel » Kopfha g Jeug in der oberen Dorsal- region ı vorn waren d gen Symptome. Bei ru Bettlage blieb der Zustand sechs Monat g befriedi j n pl shwere Athemuoth, die unter Aetherinhalationen und

Breiumschlägen allmälig nachlie doch n anz verschwand; zugleich Fieber zwischen

100,» bis 104° F. Tage 1 an Entkrafte im { und 5, Brustwirbel vorn ein Abscess; die Wir isst i ark vom Eiter umspiilt

und anscheir n seinen Ha y n Ganzer Im zweiten Fa d gen Kind, wa ld \uftreten der Spondylitis, e Athmung schwer lert gewesen, nach geringer pnöe auf, dass auf Wunsch der das Kind eine Minute lang

dem 3., 5. Brustwirbel ein Ab: r ı bis zum letzten Halswirbel er- Der 3. und 4. Brustw berflä I er Körper des 5. in einige kleine Knocher kel zerfallen, s V inger leicht das Rückenmark er-

eichen konute; hi

inalmitthe graphieen und Se abdriicke, welche für das Centralblatt ädisch rurg estimmt sind, beli n an Dr. F. Beely, Potsdamers

Berlin, zu adressiren,

Centralblatt für orthopädische Chirurgie. Redigirt von Dr. F. Beely in Berlin. Beilage

Illustrirten Monatsschrift der ärztlichen Polytechnik.

Erscheint jährlich

Nr. 2. bh 1. Februar 1887.

Inhalt \ ge 1. Pousson. De Vostéoclasie Schwarz. ra rwendung des | es in der Chirurgie Humphry. On Plat-foot and the construction of the Pla h Th. v. Heydenreich. Zur Technik der Gewinnung von Gypsmodellen für die rtigung pädischer Corsets Salugovsky. Zur Behandlung erworbener Verkriimmu les F Nicoladoni. Ueber eine Art des Zu Sammenhanges zwischen Ischias und S

Referate.

Dr. Flashar. Apparate zur Massage.

Centralblatt für Chirurgie 13. Jahrg. Nr, 43. 1886. Pag. 745.

Fs Instrumente zur Ausübung der Massage sind von Holz gearbeitet, polirt und da, wo sie die Oberfläche des Körpers berühren, mit grauem, weichem Leder gepolstert. Die Lederbekleidung macht das Einölen der Haut überflüssig, da das rauhe, weiche Leder, ohne zu glatt und schnell über die Haut hinweg- zusleiten, sich bequem und selbst bei erheblichem Druck ohne Verletzung der Epidermis vorwärts bewegen lässt.

Die Instrumente sind folgende: 1) Hämmer (Fig. 1), die zum Klopfen dienen und wegen ihrer Polsterung selbst über den mehr verdeckten Gelenken, z. B. am Hüftgelenk, benutzt werden können. Die Wirkung auf die Oberfläche oder in die

Tiefe lässt sich durch die wechselnde Energie des Schlages leicht modificiren. Zum Fort- bewegen des Lymphstromes, auch in der Tiefe, eignet sich die grosse Rolle vorzüglich (Fig. 2); dieselbe bewegt sich

Fig. 2

um zwei durch eine Achse

verbundene Handhaben, welche jederseits mit einer Hand bequem zu erfassen sind. Wo man massiren will, setzt man die an den Handgriffen erfasste Rolle auf und schiebt sie ınit mehr oder weniger starkem Druck vorwärts. Die Rolle bewest sich walzenförmig weiter und übt einen gleichmässigen Druck auf die unter ihr liegenden Theile aus, ohne je unangenehm zu werden. Sie lässt sich am Rumpf, wie an den dicken Theilen der Gliedmassen , Ober- schenkel und Hüften verwenden.

Da, wo es sich um die Massage schmälerer Stellen handelt, z. B. an den Fingern, am Handrücken, am Ellbogengelenk, am Fuss, in der Knöchelgegend des Fusses und überall dort, wo man eine schmälere Stelle besonders treffen will, ist die kleine Rolle (Fig. 3) zu verwenden; sie ersetzt den Druck mit dem massirenden Finger. An einem Holzgriff befindet sich ein gepolstertes

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Rädehen. welches sich um eine Achse dreht, die am ausgeschnittenen Grit angebracht ist; dasselbe hat oft Neigung, schneller vorwärts zu rollen, als heint; wenn man jedoch den Griff mit der einen Hand vei ausgestreckte

wünschenswerth e ganz erfasst und die andere so auf die erste auflegt, dass Finger die Oberfläche des Rades unter sich haben, ist durch Fingerdruck die Rotation des Rädchens und die Kraft des anzuwendenden Druckes jederzeit

bequem zu variiren. Zur Massage des Nackens und der Extremitäten dienen die Halbmonde (Fig. 4), welche die gespreizte Hand, wie sie die Ex-

tremität zwischen Daumen und Zeigefinger

umspannt, nachahmen. Der an der concaven

Berührungsfläche gepolsterte Halbmond,

welcher beim Aufsetzen eine Extremität halb

umgreift, hat einen Griff, welcher beim Mas-

siren nach unten oder oben gehalten werden

kann. Durch streichende Bewegung wird der

Halbmond in der Richtung des Lymphstromes

mit modifieirbarem Druck vorgeschoben. Am

Nacken genügt ein Halbmond: will man je-

doch eine Extremität mit einem Mal umfassen und ringsum streichend massiren, so können beide Halbmonde gleichzeitig, der eine vorn, der andere hinten u. s. w. aufgesetzt und fortgeschoben werden. Auch das Kniegelenk lässt sich mit demselben theilweise bestreichen; will man jedoch Resorption eines Exsudates im Kniegelenk selbst herbeiführen, so wird man dies schneller erreichen, wenn man vorsichtige aber ausgiebige Bewe- sungen im Gelenk vornimmt, bis es gelingt, die Wadengegend mehr und mehr der hinteren Oberschenkelfläche zu nähern.

Die beschriebenen Instrumente sind bei dem Instrumentenmacher, Herrn

Hoflieferanten Rudolf Détert, Berlin W., Franz.-Str. 53, zum Preise von

Mk. 10 zu haben.

{, Pousson. De Vostéoclasie.

(J. B. Bailliére et fils. 1886. 262 Seiten.)

Während in England und Deutschland bei der Behandlung des Genu valgum, rhachitischer sowie traumatischer Skeletdeformitäten, seit der Einführung und Verallgemeinerung der antiseptischen Wundbehandlungsmethoden vorzugs- weise die blutigen operativen Maßnahmen, die Osteotomie und Osteoectomie in ihren verschiedenen Formen, Eingang fanden und weiter ausgebildet wurden. haben die Franzosen sich mehr der Osteoklasie zugewandt und dieselbe, indem sie die Osteoklasten von Collin und Robin vervollkommneten, in allen Fällen, bei Erwachsenen wie bei Kindern, zu verwerthen gesucht.

Man kann, speciell mit dem Osteoklast von Robin, den Femur mit mathe- matischer Genauigkeit an jeder beim Genu valgum in Frage kommenden Stelle fracturiren, in der Diaphyse wie in der Epiphyse, z. B. nur wenige Centimeter vom unteren Ende des Femur entfernt, bis in das Gelenk hinein, ohne dass die Bänder des Kniegelenks in irgend einer Weise in Anspruch genommen.

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werden, man erhält eine vollkommen transversale Bruchlinie, glatte Bruch- flächen ohne Splitterung, das Periost kann ganz oder wenigstens theilweise erhalten bleiben. Zahlreiche Experimente an Leichen, sowie die klinischen Er- fahrungen liefern den Beweis dafür.

Verhältnissmässig geringe Modifikationen hinsichtlich deren jedoch auf das Original verwiesen werden muss ermöglichen die Anwendung des Robin’schen und zum Theil auch des Collin’schen Osteoklasten auch an anderen Stellen des Skelets, z. B. am oberen Ende des Femur, selbst bei freibeweg- lichem Hüftgelenk, am Unterschenkel u. s. w., sowie unter abnormen Verhält- nissen z. B. bei rechtwinkliger Ankylose im Kniegelenk.

Die beiden Osteoklasten unterscheiden sich wesentlich dadurch, dass beim Collin’schen die fracturirende Gewalt in frontaler, beim Robin’schen in sagit- taler Richtung wirkt.

Man hat dem Robin’schen Apparat den Vorwurf gemacht. dass Nerven und Gefässe der Kniekehle bei der Operation des Genu valgum gefährdet seien, aber, abgesehen davon, dass die klinischen Erfahrungen dagegen sprechen, hat sich experimentell nachweisen lassen, dass selbst im Moment des Brechens die Art. popl. wegsam bleibt.

Wie P. in seiner Einleitung sagt, braucht die antiseptische Osteotomie hinsichtlich der Mortalität die Osteoklasie nicht mehr zu beneiden und die Osteoklasie hat vermöge der verbesserten Apparate die Osteotomie hin- sichtlich der Präcision der Wirkung und Ungefährlichkeit der Knochenver- letzung erreicht.

Von diesem Standpunkte ausgehend, auf den er durch ein eingehendes

Studium der Geschichte, zahlreiche Experimente an Leichen und eine un-

parteiische Verwerthung des in der Literatur vorhandenen Materials gelangt ist, hat P. versucht, die Indicationen und Contraindicationen für Anwendung der Osteoklasie (im Vergleich mit der linearen Osteotomie) bei deformem Callus, bei rhachitischen Verbiegungen, seitlichen Deviationen des Kniegelenks

und Ankylose festzustellen.

Er kommt dabei zu dem Resultat, dass bei der Behandlung mit Disloca- tion geheilter Fracturen, mit Bezug auf das operative Resultat, d. h. die directen Folgen des operativen Eingrifis, der Osteoklasie gegenüber der Osteo- tomie eine zwar nicht erhebliche, aber unzweifelhaft vorhandene Superiorität eingeräumt werden muss, dass mit Rücksicht auf das therapeutische Resultat beide Methoden an Werth gleich sind.

Bei der Behandlung rhachitischer Verbiegungen ist ein Gegenüberstellen der Osteotomie und Osteoklasie unstatthaft, da diese Operationsmethoden hier nicht als Rivalen auftreten, die sich gegenseitig ausschliessen. Die Chirurgie besitzt diesen Deformitäten gegenüber eine Reihe von Methoden von stet: gender Wirkung, aber auch steigender Gefahr: die manuelle und instrumentale Osteoklasie und die Osteotomie. Es muss dem Arzt überlassen bleiben, in jedem Falle die geeignetste Methode anzuwenden. Da wir aber kein Mittel besitzen, um von vornherein den einzig maßgebenden Punkt, die grössere oder geringere Widerstandsfähigkeit des Skelets, festzustellen, so wird man in der Praxis meistens von den milderen zu den eingreifenderen Methoden übergehen.

Beim Genu valgum kann allein die Osteotomie nach Macewen im Ver- gleich zur Osteoklasie in Frage kommen. Beide Methoden sind absolut ohne

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Gefahr, wirken schnell und sicher, Aeussere Umstände, sowie das Temper ment des Chirurgen, werden die bestimmenden Motive sein.

Da zur Osteoklasie ein grösserer und kostspieligerer Apparat erforderlich ist, so wird ihre Anwendung mehr auf grössere Krankenhäuser zu beschränken sein, die Osteotomie lässt sich dagegen überall mit einer kleinen Zahl von Instrumenten ausführen, sie hat in dieser Hinsicht den Vorzug grösserer

hheit.

Was die Ankylosen der Gelenke anbelangt, so sind praktisch bisher mur Ankylosen des Hüft- und Kniegelenks in Frage gekommen, die Statistik spricht hier zu Gunsten der Osteoklasie, doch ist das vorliegende Material noch un- zureichend. Die functionellen therapeutischen Resultate sind dieselben, die Gefahr des operativen Eingriffs scheint bei der Osteoklasie geringer zu sein,

Die Frage der Anwendung der Osteoklasie bei veralteten irreponirbaren Luxationen ist noch nicht spruchreif.

Mit grossem Fleiss und Umsicht hat P. das in der Literatur zerstreute Material gesammelt, gesichtet und verwerthet, übersichtlich ist es am Schluss eines jeden Abschnitts in Tabellen zusammengestellt, ein kurzer geschicht- licher Ueberblick, Beschreibung der verschiedenen Methoden der Osteoklasie, sowie der gebräuchlichen und besseren Apparate, bildet die Einleitung, zahl- reiche Experimente sind genau beschrieben, nicht wenig Krankenberichte, zum Theil bisher nicht veröffentlichte, ausführlich mitgetheilt worden, jeder in Frage kommende Punkt ist nach allen Richtungen hin mit Grimdlichkeit besprochen.

Leider haben sich in Folge dessen mitunter eine ermüdende Breite der Darstellung und mancherlei Wiederholungen nicht vermeiden lassen, wodurch zwar nicht der wissenschaftliche Werth der Arbeit, wohl aber der Genuss beim Lesen derselben etwas beeinträchtigt wird.

Dr. Felix Schwarz. Beitrag zur Verwendung des plastischen Filzes in der Chirurgie.

(Wiener Med. Wochenschrift. Nr. 37. 11. September 1886.)

Sch. befürwortet einejhäufigere Verwendung des poroplastischen Filzes zur Anfertigung von Stützapparaten für die unteren Extremitäten, als es bisher geschehen. Er ist sich zwar bewusst, wie er am Schlusse seiner Arbeit be- merkt, dass diese Filzapparate nicht in allen Fällen die Concurrenz mit den maschinellen Apparaten aushalten können, dagegen sind sie wegen ihrer leichten und mühelosen Herstellung, wegen ihres geringen Gewichtes und

relativ geringen Preises für die Land- und Armenpraxis sehr geeignet.

Ein Stützapparat für die ganze untere Extremität wird in folgender Weise angefertig'

Man nimmt eineZoblonge Filzplatte von der entsprechenden Länge. In der Mitte dieser Platte wird eine dieselbe halbirende Längslinie aufgetragen. Auf dieser Linie trägt man dann die Liinge der betreffenden Extremität und zwar vom Tuber ossis ischii bis zur Ferse und daran das Maß der Sohle von der Ferse bis in die Gegend der Metatarsalképfchen ab. Ausser- dem markirt man,sich die Entfernung des Tuber von der Kniekehle. Zu beiden Seiten der Längslinie werden nun, nach rechts und links je eine Hälfte, die folgenden Maße aufgetragen :

1) Cireumferenz des Oberschenkels unmittelbar unter der Plica inguinalis: 2) Circumferenz des Kniegelenks, über der Patella gemessen; 3) Circumferenz des Unterschenkels, über den Mal- leolen gemessen: 4) grösste Circumferenz des Fusses.

Zur Herstellung der Tuberstütze rechnet man zu der Gesammtlänge noch 5 Cm. am oberen Ende der Platte zu. Dieses Stück wird an der Aussenseite in seiner ganzen Länge umge- schlagen, nach innen sich verjüngend abgeschrägt und eirca 3 Cm. vom nun entstandenen

heftet. Zu beiden Seiten der Fe geschnitten, wodurch dann der Fusstheil des Apparates hinaufgeschlagen und mit dem unteren Rande des Unterschenkeltheils gleichfalls durch Steppnähte vereinigt werden kann. Dabei ist besonders darauf zu achten, dass der Ausschnitt möglichst ausgiebig sei, um Spitzfußstellung zu vermeiden. Nachdem die Maße genommen, jedoch noch keine Nähte angelegt sind (dies erfolgt am besten im feuchten Zustande des Filzes), wird die zugeschnitt Platte in heisses Wasser getaucht und darin einige Minuten bis zur völligen Imbibition gelassen.

Das Wasser wird durch Auswinden so weit als möglich entfernt, und der ausserordentlich weiche und stark dehnbare Filz genau der Extremität adaptirt, kleine Unregelmässigkeiten können leicht durch Anziehen an den Rändern corrigirt werden. Passt der Verband, so wird derselbe durch prövisorische Anlegung von Nähten auf dem Beine fixirt und bleibt beiläufig eine Stunde am Kranken liegen. Danach behält der Verband die Form: derselbe wird dann abgenommen und circa 12 Stunden an der Luft, am besten in der Nähe eines geheizten Ofens getrocknet.

Am nächsten Tage schreitet man zur Imprägnirung. Die Imprägnirungsflüssigkeit ist eine Auflösung von 60 Gr. Orange- oder Goldschellack in einem Liter Alkohol von 95%. Mit einem gewöhnlichen mittelgrossen Borstenpinsel wird durch gleichmiis: , strichweises Auf drücken die Imprägnirung der Filzplatte vorgenommen, die vermöge der überaus raschen Im bibition in kurzer Zeit vollendet ist. Um die Durchtränkung noch schneller und gleichmässiger zu bewirken, braucht man nur mit einem spatelförmigen Instrument in der Richtung von oben nach abwärts über die bereits imprägnirten Stellen zu streichen. Von der Imprägnation frei bleibt eine circa 2 Cm. breite Randzone entlang den seitlichen Rändern, auf welche die Schnür- haken und andrerseits die Tuberstütze aufgenäht werden. Man erreicht dies dadurch, dass man den zugeschnittenen Filz mit einem 2 Cm. breiten Leinenstreifen umsäumt und längs dieses Saumes etwas vorsichtiger die Imprägnirung mit einem kleineren Pinsel vornimmt. Hierauf lässt man den Apparat 24 Stunden lang trocknen. Auf den nicht imprägnirten Saum werden Schnürhaken aufgenäht: nur im untersten Theile des Apparates, dort wo später ein Schuh darübergezogen wird, werden statt der Haken Oesen angebracht.

g

In trockener Hitze bei 70—80 ° C., entweder in einem zu diesem Zweck construirten Ofen (System Leiter), oder in einer Bratröhre, oder durch Eintauchen in Wasser von eirca 70° C. Temperatur, wird nach einigen Minuten der Apparat vollkommen weich, geschmeidig und plastisch. In diesem Zustande muss der Apparat dem Patienten angezogen werden, und während dieser selbst den Verband möglichst genau adaptirt, schnürt eine zweite Person denselben rasch zu. Nach Verlauf von circa 2 Minuten ist der Verband wieder vollkommen erhärtet und behält nun seine endgültige Gestalt. Er kann tagsüber getragen, bei Nacht abgelegt werden.

Um die Transpiration nicht zu behindern, kann man, ohne der Festigkeit Eintrag zu thun, mit einem Locheisen an verschiedenen Stellen Löcher ausschlagen lassen.

Der Preis einer solchen Bandage stellt sich auf 4—5 fl.

Zur Verstärkung kann man, nach Dr. v. Hacker, Filzstreifen von entsprechender Länge an der Rückseite des Verbandes annähen; man schiebt dann eine schmale Schiene aus schneid- barem Schienenbleche zwischen Apparat und aufgenähten Filzstreifen und näht zum Schluss den Filzstreifen auch nach oben hin an.

Durch Ueberstreichen mit einem wasserdichten Medium nach vollendeter Imprägnation und Trocknung kann man den Apparat von vornherein gegen ein Erweichen durch Schweiss oder durch Verunreinigung von Seiten kleiner Patienten schützen. Erweichte Stellen können auch von Neuem imprägnirt werden.

Bei Stützapparaten für Unterschenkel und Fuss wird durch Umschlagen des Filzes am oberen Rande eine ringförmige Stütze für die Knorren der Tibia und das Fibulaköpfchen an- gebracht. (Ref. kann nicht umhin, hier zu bemerken, dass, nach seinen Erfahrungen, Knochen, die nicht von Muskelpolstern, sondern nur von Haut und subcutanem Zellgewebe bedeckt

sind, eine grosse Empfindlichkeit vegen Druck zeigen, dass speciell das Fibulaköpfehen se leicht ein unangenehmer Druckpunkt wird, und dass man sieh sehr oft Mühe geben muss, dasselbe gegen jeden Druck zu schützen,)

Bei Plattfuss änden haben sich derartige Filzhülsen mit staffelförmiger, dreifacher Einlage an der Medianseite der Sohlen sehr brauchbar erwiesen.

Die Fälle, in denen bisher derartige Verbände gebraucht wurden, waren: Lähmung beider unteren Extremitäten nach Poliomyelitis acuta anterior, Patienten sieben und vier Jahr alt; traumatische Parese einer unteren Extre- mität bei einem Kinde; Resection des Wiirtelbeins nach traumatischer Luxation desselben bei einem 20jährigen Mädchen, drei Plattfüsse, ein Hakenfuss bei einem Mädchen von 12 Jahren, drei Fälle von tubereulöser Gonit

In zwei Fällen von tubereulöser Erkrankung der Halswirbelsäule wurden Cravatten aus imprägnirtem Filz gemacht.

Seh. verwendet zu seinen Apparaten ein weiches, langwolliges Filzpräparat, von grosser Geschmeidigkeit, das in beliebig grossen Tafeln, 5 Mm. dick, von dem Klaviertilztabrikanten Herrn Gaiser (Wien) unter dem Namen: «Wr. chirurgischer Filz» in den Handel gebracht wird.

Humphry. On Plat-foot and the construction of the Plantar-arch. Lancet. March 20. 1886, S. 529.) H. kann in der Plattfußstellung keine Hyper-Pronation des Fusses er-

blieken, wenigstens ist die Pronation kein charakteristisches Merkmal des Plattfusses, da der innere Fussrand und die grosse Zehe gewöhnlich nicht in

derselben Weise wie bei Hyper-Pronation nach unten gedreht sind. Der Platt- fuss besteht vielmehr in einer fixirten Hyperextension und Knickung (ineurved condition) des mittleren und Hauptgelenks des Tarsus und ist die Folge von

Muskelschwäche, speciell des Tibialis postieus, und einer Dehnung der Liga- mente, besonders der inneren Seite des Lig. calcaneo-scaphoideum, mit dem anstossenden vorderen Theil des Lig. deltoid. und caleaneo-cuboideum. Die veränderte Richtung der beiden Pfeiler des Tarsus von denen der hintere, kurze nur aus dem Calcaneus besteht, während der vordere, längere aus dem Os naviculare, den drei Ossa cuneiformia und den drei inneren Metatarsal- knochen zusammengesetzt ist und die Pronation des Fersenbeins sind noth- wendige Folgen oder vielmehr Begleiterscheinungen; die Abflachung und

Knickung des Bogens, zugleich mit einer Wanderung des As ragalus nach innen von der Wirkungsebene der Wadenmuskulatur, schwächt den Fuss in hohem Grade und vermindert seine Fähigkeit für denjenigen Theil des Schritts bei dem der Ballen der grossen Zehe als Stützpunkt für die Thätigkeit derjenigen Muskeln dienen muss, deren Function es ist, Ferse und Fussgelenk zu heben.

Die Knochen können in der ersten Zeit des Entstehens des Plattfusses in ihrer Form noch nicht verändert sein, da Entlastung des Fusses und Muskel- übungen Heilung herbeizuführen im Stande sind. In den späteren Stadien,

wenn einmal Knochenveränderungen hinzugetreten sind, ist nur von der Osteotomie ein therapeutisches Resultat zu erwarten.

15

Th. v. Heydenreich. Zur Technik der Gewinnung von Gypsmodellen für die Anfertigung orthopädischer Corsets.

(Centralblatt für Chir >. Nr.21. 1886. Pag. 361

». H. bedient sich seit September 188] nach der Idee von A. Hamburger

(Fabrikant orthopädischer Apparate) zur Anfertigung von Gypsmodellen fol-

senden Verfahrens:

Es wird zuerst aus grober Leinwand ein oben in einen offenen Drahtring dessen offene Enden in die Gegend der Linea axillaris fallen ausgehender, unten offener Sack (Cylinder) angefertigt (cf. Abbild. 1 a Die Maße des Sackes, sowie der Durchmesser des Drahtringes entsprechen jedes Mal den Grössenverhältnissen des Pat. An der vorderen, sowie an der hinteren Seite des Sackes, unter dem Drahtringe, sind feste breite Leinenbinden angenäht, welche zum Aufhängen des Sackes an die Suspensionsvorrichtung dienen.

Fig. 2

Drahtr

chdem der Körper des Patienten gehörig eing tet ist, wird um den Nacken d

eine starke Schnur gelegt, deren beide Enden nach vorn über die Schultern und an den Seiten des Körpers herablaufen. (Bei corpulenten Individuen wird, um eine Verschiebung der Schnur an den beiden Seiten zu verhindern, ein ganz dünner, leicht zerreissbarer Faden über der Schnur um den Bauch gebunden. Cf. Abbild. 1b.) aan wird über den Pat. der oben be- schriebene Sack gestülpt, wobei darauf zu achten ist, dass der mit Draht versehene Rand des Sackes möglichst hoch bis in die Achselhöhlen hinaufreicht. In der gewünschten Höhe wird dann der Sack mittelst der Leinenbinden an die Suspensionsvorrichtung fest angebunden.

Das untere Ende des Sackes, welches frei über die Füsse herabhängt, "wird nun von unten her mit der billigsten Wattesorte ausgestopft und dann mit einer Binde unterhalb der Trochanteren mit einigen Touren festgebunden. /

Die Enden der an den Seiten des Körpers herabhängenden Schnur werden vor dem Zu binden des Sackes mit Hülfe einer Packnadel in der Höhe der Trochanteren an den beiden Seiten des Sackes durch die Leinwand nach aussen geleitet. Sollte sich der Sack in Folge zu weit abstehender Erhabenheiten (z. B. bei einigen Fällen der Kypho-Scoliosis) an einigen Stellen

16 zu breit erweisen, so werden au diesen Stellen Falten eingenält resp, mit sogenannten Sicher- | heitsnadeln Falten eingesteckt, um nicht unnütze Massen Gyps dem Körper aufzubürden,

Schliesslich wird dem Patienten die Suspensionscravatte angeschnallt, und sobald der zum

sen erforderliche, möglichst dünnflüssige Gypsbrei (mit lauwarmem Wasser angerührt) fertig ist, so erfolgt die Suspension. Während derselben wird in den Sack aus zwei Schüsseln gleichzeitig von vorn und hinten bis über den Rand Gypsbrei gegossen (cf. Abbild. 2).

Sobald der Brei zu erstarren beginnt, seine Consistenz erst gallertartig geworden ist, wird die an den Seiten herablaufende Schnur am Nacken durchschnitten und mit fortwährenden ngen an beiden Seiten durch die ganze Gypsmasse hindurch bis an die Lein- wand des Sackes hindurchgezogen. Lässt man nun den Patienten einige tiefe Athemzüge maclıen, so bekommt der Gy an den betreffenden Stellen. Es erübrigt nun, die Leinwand an der Offenseite des Drahtringes aufzuschneiden, letzteren auseinanderzubiegen, worauf sich dann die ganze Gypshülle charnierartig öffnen lässt und Pat, seitlich herausschlüpft.

sägenden Be

Aus den Verhandlungen der Section für Chirurgie auf dem 1. Congress russischer Aerzte in St. Petersburg. Dec. 1885. (Tageblatt des 1. Congresses russisch e. St. Petersburg. 1886. Russisch.) E (Centralblatt für Chirurgie. Nr. 28. 1886. Pag. 490 und 491.)

M.S. Salugovsky (ewer), Zur Behandlung erworbener Verkrümmung des Fusses.

S. demonstrirt einen Pat., der in Folge von Narben nach einem Trauma einen nach Art der Equino-varus-Stellung verkrümmten Fuss hatte und mit Hülfe eines einfachen Apparates geheilt war. Dieser letztere, ein gewöhnlicher Schuh, besass einen inneren Absatz, welcher aus einer grossen Anzahl über einander geschichteter Lederplatten bestand, auf die sich der Fuss beim Gehen mit der ganzen Sohle stützt. Mit der allmähligen Entfernung der einzelnen Lederplatten nach je 3—4 Wochen besserte sich auch die Verkrümmung des Fusses und war im Laufe eines Jahres beseitigt.

@. @. Vogel stellt einen Pat. vor, dem er vor 64 Tagen, in Folge einer durch einen subcutanen Abscess complicirten Spondylitis, mit dem scharfen Löffel die erweichten Wirbelkörper des zwölften Brust- und des ersten Lenden- wirbels ausgekratzt hatte. Die Wunde ist geheilt. Pat. geht im Corset ohne

irgend welche Zeichen einer Skoliose oder Kyphose.

C. Nicoladoni. Ueber eine Art des Zusammenhanges zwischen Ischias und Skoliose. (Wiener med. Presse, Nr. 26 und 27. 1886.)

Der Patient, der bis zum Herbst 1885 an einfacher Ischias litt, zu der seit Beginn des Winters noch Schmerzen im Bereich des N. ileo-inguinalis und genito-cruralis auftraten, die durch Klopfen auf die Lendenwirbelsäule zusammen mit den Ischiasschmerzen mit einer Heftigkeit ausgelöst werden konnten, als ob, wie Pat. angab, durch alle seine kranken Nerven ein heftiger elektrischer Schlag geleitet würde, zeigte eine linksseitige, auf das Lenden- und unterste Brustsegment beschränkte starke Skoliose, einhergehend mit einer für das Stehen gerade noch erlaubten Rechtsneigung des Rumpfes.

N. erklärt die Entstehung dieser Skoliose dadurch, dass die entzündliche

hweilung des N. ischiadicus sich bis in den Wirbelcanal fortgesetzt und dass der Pat. die skoliotische Stellung eingenommen, um für die linke geschwollene Hälfte der Cauda equina Platz zu schaffen. Die rechte Hälfte der Cauda legt sich in die rechte Nische des Lendenwirbelcanals und der mittlere, geräumige Theil desselben wird für die erkrankte Hälfte verfügbar gemacht. Dieser Zweck wird um so besser errei Lordose aufgibt und s Originalmittheilungen,

der orthopädischen Chir Berlin, zu adressiren,

Centralblatt für orthopädische Chirurgie.

Redigirt von Dr. F. Beely in Berlin.

Beilage

Tllustrirten Monatsschrift der ärztlichen Polytechnik.

Nr. 8. H n 1. März 1887.

Inhalt: Referate: J. Ne er as Ge ım. Rydygier. Znr operativen Behand Jung des Pes v alyticus. Skoliose. W, Arbuthnot Lane. Flexions of the fingers-Dupuytren’s, e I me se ha in joints. A. B. Judson. The treatment of lateral spine ble Smith. The prineiples of construction and the simplification of mec smus u fi urgery. R. Jones. A new splint for plantar, varus and allied deformities. S. e, Appareil de M. le Prof. Lannelongue pour le traitement de la coxotuberculose. . Middendorff. Neuer Apparat gegen Skoliose. Zr. Churchill. The multiple causation and the immediate treatment of congenital elub-foot.

Referate.

J. Neudörfer. Das Genu valgum.

(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. 20. Bd. 3. u. 4. Heft. 86. Pag. 369—391

Nach N. kann die Veranlassung zur Entstehung des Genu valgum liegen: @. in einer fehlerhaften Neigung des Schenkelhalses zum Schafte des Femur; 0 im einer rhachitischen Verkrümmung der Diaphyse des Femur; €. in einer primären rhachitischen Vergrösserung des inneren Knorrens; d. in einer rhachitischen Verkrümmung der Tibia und in dem mit dieser

Verkrümmung einhergehenden Pes valgus.

Es ist somit die Aetiologie dieser Verkrümmungen an drei verschiedenen Stellen ausserhalb des Kniegelenks zu suchen; die Vergrösserung des inneren Knorrens ist in diesen Fällen nur eine secundäre Folge der geänderten dyna- mischen Verhältnisse.

Die häufigste, bisher von anderen Autoren nicht gewürdigte Ursache ist die fehlerhafte Winkelstellung zwischen dem Schenkelhalse und dem Femur. schaft, eine abnorme Verkleinerung dieses Winkels, in Folge deren das untere Ende des femur nach innen weicht. Für diese abnorme Winkelstellung ist das Vorhandensein der Rhachitis irrelevant, sie ist nur selten angeboren, fast immer erworben, und zwar entwickelt sie sich zwischen dem sechsten und achtzehnten Lebensjahre.

Die Annahme einer Winkelverkleinerung zwischen dem Schenkelhals und dem Schafte des Oberschenkels scheint auch in der inneren Architeetur des oberen Endes des Oberschenkelknochens eine Stütze zu finden.

Hinsichtlich der operativen Therapie zieht N. die Macewen’sche Methode der Ogston’schen vor, er hat sie in den letzten zwei Jahren sechsmal ange- wandt, im Ganzen mit gutem Erfolg, nur einmal trat Eiterung ein. Er modificirte das Verfahren insofern, als er den Meissel ohne vorher gemachten Hautschnitt an der vorderen Fläche des Oberschenkels zwischen dem mittleren und unteren Drittheil aufsetzt. Der Knochen wird zur Hälfte mit dem Meissel getrennt und

dann der Rest mit der Hand gebrochen. (Selbstverständlich unter aseptischen

Cautelen.) Bei der Nachbehandlung verwendet mit permanenter Extension combinirt.

Er empfiehlt diese Methode unter dem Na Osteotomie der Diaphyse des Femur

Im Anschluss an seine Theorie der Entste Verkleinerung des Winkels zwischen Schenke die Correctur des Genu va des Fe

theoretischer Erwägungen

der Gedanke auf, dem oberen Ende Auf Grund fünf verschiedenen Osteotomien 1) spinosa der Tibia. Diese Osteotomien sind zie

nur zu bewirken. ko zwei als die Osteotomia trochanterica

Verbiegungen können beide nothwendig werde

am Obersche

N. Gyps- oder Tripolitschienen™

men der e subeutanen unblutigen

hung des Genu valgum (in Folge hals und Femur) drängt sich M leum durch eine Osteotomie in

mmt er schliesslich dahin, von esten zu empfehlen:

nkel, und 2) Osteotomia trans- »mlich gleichwerthig, bei starken

n. Zur orthopädischen Behand-

lung soll man sich Wolff’s modificirter Sayre’sc

yer (?) Coxitismaschine bedienen;

kann das betreffende Individuum sein schweres Gewerbe als

Schlosser

mit derselben

‘ker, Tischler, Drechsler u. s. w. fortsetzen.

Rydygier. Zur operativen Behandlung des Pes varus paralyticus.

9. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. Nr, 8.

24

ageblatt der Pag. 341.

September 1886

R. schlägt vor, Patienten, die nicht häufig den Bandagisten aufsuchen können, operativ von ihrem Pes varus paralyticus zu befreien, zumal im manchen wegen der Zartheit der Haut Maschinen gar nicht oder nur schlecht ertragen Ueberdies gibt es Patienten, welche sich lieber einmal einer eingreifenden und länger dauernden Behandlung unterwerfen, als dass sie sich in ihrer Beschäftigung durch ihr Leiden stören lassen. Die nur eine Ankylose im Fussgelenk, Das

Fällen werden.

alle Augenblicke Operation führt R. so aus, dass er sondern zu gleicher Zeit auch eine Richtigstellung des Fusses erlangt.

nicht

Verfahren ist folgendes:

enks wird längs der Fibula Von hier aus kann man mit relenkflichen des Talus und das Gelenk nach hinten zu eptischer Verband angelegt, R. empfiehlt zur Sicherung inbeweglichen Seitenschienen ıen keine neuen mehr ange-

Vorn über der dorsalen Fläche des Fussge

ein Längsschnitt von beiläufig 6 Cm. gemacht. zugekehrten seitlichen ( Darauf wire

und

Leichtigkeit die einander

der Fibula vom Knorpel entblössen. drainirt, der Fuss richtig gestellt ein antis welcher zugleich zur Fixirung des Fusses ausreicht. dem Patienten Stiefel mit

Gehen die Schienen entzwei, so brauc

des Erfolges, einen zu geben.

lest zu werden

Von zwei von R. in dieser Weise operirten Patienten ging bei der Revi-

sion nach neun resp. sechs Monaten die erste Patientin sehr gut; der zweite Patient, welcher zugleich eine sehr starke Contractur im Kniegelenk hatte, Es ist noch ein Fortschritt zu erwarten.

weniger gut. indessen auch hier

Kölliker. Zur Statistik der Skoliose.

(Centralblatt für Chirurgie. Nr. 21. 1886, Pag. 371.)

K. hat 721 Fälle rhachitischer und habitueller Skoliosen, die in der Leipzig orthopädischen Poliklinik behandelt worden, ımengestellt und statistisch verwerthet.

Unter diesen 721 Kranken waren 577 weibliche, 144 männliche Individuen. Auffallend ist dabei, dass bei í schwereren Formen der Skoliose die Anzahl nähert und schliesslich bei

der männlichen Patienten sich der der weiblichen der schwersten, der Skoliose dritten Grades, die Zahl der männlichen Kranken

die der weiblichen sogar überst«

Weitaus am häufigsten wurde die che Dorsalskoliose beobachtet. Unter den 721 Skoliosen fanden sic 166 einfache, von denen 391 Dorsalskoliosen waren; der Rest vertheilt sich auf Cervical-, Lumbal- und Totalskoliosen. Der Häufigkeit nach folgt die sogenannte typische Skoliose rechtsconvexe Dorsal-, linkseonvexe Lumbalskoliose mit 172 Fällen unter 222 doppelten Skoliosen, während die umgekehrte Form iksconvexe Brust-, rechtsconvexe Lenden- krümmung nur 22 Fälle aufweist. Die linksseitige Dorsalskoliose der älteren Kinder glaubt K. als einen Ueberrest de )g. linksseitigen, rhachitischen Total- skoliose ansprechen zu n

Die nach links 3 ate Dorsalskoliose gestattet eine bessere Prognose, während die rechtsseitige häufig in höhere Grade übergeht und zu compen-

sirenden Lumbal- und Cervicalskoliosen führt

W. Arbuthnot Lane. Flexions of the fingers-Dupuytren’s, etc. and ‘some puy senile changes in joints.

(Guy’s Hospital Reports.

Da in letzter Zeit Dupuytren’s Contractur der Fascia palmaris und ihre Therapie vielfach der Gegenstand der Discussionen in ärztlichen Gesellschaften und Zeitschriften gewesen ist, und bald die eine, bald die andere Methode als erfolgreich empfohlen wurde, suchte und fand A. L. Gelegenheit, die anato- mischen Verhältnisse bei dieser Affection an der Leiche zu studiren.

Es zeigte sich, dass die Flexionsstellung der Finger durch verschiedene Ursachen bedingt sein kann, Verdickung und Contractur des dicht unter der Haut liegenden Bindegewebes, der Fascia palmaris, der Sehnenscheiden, der Kapselligamente, sowohl an der volaren. wie lateralen Seite, und dass es daher leicht erklärlich ist, dass in manchen Fällen die verschiedenen Methoden alle ein gleich gutes Resultat haben können, sei es, dass man einfache oder multiple Diseisionen oder vollständige Exeision des indurirten Gewebes anwendet, wie dagegen in anderen Fällen eine Methode erfolgreich sein kann, nachdem die anderen fehlschlugen.

Es ist daher nicht möglich, schablonenhaft nach einer Methode zu arbeiten, man muss individualisiren und sich durch die besonderen Eigenthümlichkeiten eines jeden Falles bestimmen lassen.

Eine Deformität, die Aehnlichkeit mit Dupuytren’s Fingercontractur hat, findet sich mitunter bei alten Individuen, die dabei oft, wenn auch nicht immer,

an Rheumatismus oder rheumatoider Arthritis leiden. Es ist dies eine Flexions- contractur destvierten oder fünften, mitunter aller Finger. f

Die dabei gefundenen pathologisch-anatomi lich auf die Gelenkkörper sich beschränkten, sieht A. Z. als Folge der ng dauernden Flexionsstellung der Gelenke an, die selten oder nie vollständig

gestreckt werden.

A. B. Judson. "The treatment of lateral curvature of the spine.

(New-York med. Record. Noy. 14. 1885. Pag. 5:

A. B. J. ist im Allgemeinen gegen die Anwendung portativer Stützapparate bei der Behandlung der Skoliosen, lässt aber Ausnahmen von dieser Regel zu, So scheint es, als ob man in manchen Fällen durch einen Apparat, der einen Druck in der anteroposterioren Richtung ausübt, wie Taylor's Apparat für Daitsche Kyphose, nicht nur dem Patienten das angenehme Gefühl einer Unters stützung der Wirbelsäule geben, sondern auch einen Druck auf die Rippen und Proc. transv. von hinten nach vorn ausüben und auf diese Weise der Rotation entgegenwirken kann. Im Grossen und Ganzen hat J. gute Resultate erzielt durch die consequente Ausführung gewisser Uebungen, bei denen Suspen- sion und die Ueberführung der Wirbelsäule in extrem lordotische Stellung während der Suspension, sowie auch bei Rückenlage, die Grundprineipien

bilden.

Noble Smith. The principles of construction and the simplification of mechanismus used in orthopedic surgery,

(Provincial med. Journal ay 1. 3. Pag. 209.)

Ein grosser Theil der Misserfolge in der orthopädischen Chirurgie ist nach N. AS. darauf zurückzuführen, dass der Arzt, nicht hinreichend vertraut mit dem Mechanismus und der Wirkung der Apparate, die Behandlung zum grössten Theil dem Mechaniker überlässt. So ist N. §. davon überzeugt, dass jedes Genu valgum bei Kindern durch orthopädische Hülfsmittel allem zu heilen ist, ohne operative Eingriffe, Osteoklasie oder Osteotomie. Bei einem 71/2 Jahre alten Kind, bei dem die Fibule eine Länge von 10%/2 Zoll hatten, die Malleolen bei einander berührenden Knieen 114e Zoll von einander ent- fernt waren, gelang es mit Hilfe der in seiner «Surgery of Deformities> be- schriebenen Apparate, die Extremitäten innerhalb sechs Monaten fast vollständig zu strecken, nach zehn Monaten waren die Beine so gerade und die Gelenke so fest, dass nur noch Vorsichts halber das Tragen der Schienen für einige weitere Monate empfohlen wurde.

Bei der Behandlung des Pes varus cong. wendet N. S. mit Vorliebe mög- lichst einfache Metallschienen an, denen von Zeit zu Zeit, entsprechend der

fortschreitenden Besserung, eine andere Form gegeben wird. Der cireuläre

21

Gypsverband lässt sich zwar auch in manchen Fällen mit Vortheil anwenden,

hindert aber die Entwickelung der von ihm eingeschlossenen Theile.

Bei Caput obstipum mit fester Contractur des Sterno-mastoideus ist stets die subeutane Durchschneidung des Muskels, unmittelbar darauf folgendes Redressement, Nachbehandlung mit einfacher steifer Halsbinde indieirt.

Zur Nachbehandlung nach (reponirter) Luxation eines Semilunar- Knorpels empfiehlt sich ein einfacher Tutor aus innerer und äusserer Seiten- schiene mit Charniergelenk für das Knie und einem Kissen, das durch einen Riemen gegen den luxirt gewesenen Knorpel angedrückt wird.

Bei Hallux yaleus hat N. S. erfolgreich folgende Behandlung angewendet. Zunächst muss für Schuhe gesorgt werden, in denen der Hallux auch in normaler Stellung Platz haben würde.

Wie aus der Abbildung hervorgeht, wird die Zehe mit

einem circulären Band umgeben, an dem ein fester

Faden angebracht ist. Diesen Faden leitet man durch

eime Oefinung ¢ an der Spitze des Schuhs heraus, di

ungefähr dort angebracht ist, wo der innere Rand Phalangealgelenks der grossen Zehe sich befinden sollte. Der Faden wird angezogen und an der Spitze des Schuhs

befestigt. Sollte sich nach einiger Zeit der vordere Theil des Schuhs auf-

richten, so kann man die Schnur entlang der inneren Seite des Schuhs nach hinten, hier zunächst durch einen Ring, und dann nach oben führen. (Ref. hat denselben Mechanismus angewendet, hat aber die Schnur im Innern des Schuhs verlaufen lassen, so dass der Patient nicht Gefahr lief, bei jeder Gelegenheit Masse oder wenigstens staubige Füsse zu bekommen.)

R. Jones. A new splint for plantar varus and allied deformities,

Provincial med. Journal. April 1

Jes Apparat zur Behandlung des Hohifusses und ähnlicher Deformitäten nach Durchtrennung der Fascia plantaris dürfte in seiner Form und- Anwendung Ohne weitere Beschreibung aus den Ab- bildungen zu ‘ersehen sein. Er ist aus Eisen angefertigt, ein Wattepolster Schützt den Fussrücken gegen Druck. Der Theil der Sohle, an dem operirt worden, ist stets siehtbar; wenn beim Anziehen der Dorsalbinde noch einzelne Theile der Fascia plantaris sich anspannen sollten, können sie ohne den Apparat zu entfernen durchtrennt werden. (Verf. des Apparats: Critchley, Liver- pool, Krohne & Sesemann, London.)

22 chirurgie). Appareil de M. le Pro

S. Favre (Fabricant d'instruments de la eoxotubereulose,

Lannelongue pour le traitement de

Asselin & Houzeau, Paris, 1886.)

Der von Lannelongue ale gegebene Extensions - Apparat (Fig. A) zur Behandlung ders tubereulösen Coxitis unterschei- = det sich von den einfachen EX- tensionsverbänden mittelst Heft- pflasterschlingen durch die Art, wie Thorax und Rumpf behufs’ Ausführung der Contraextension ©

befestigt werden.

J" Ein breiter Gürtel, vorn H Te zum Schnüren eingerichtet, ums | gibt den Thorax. An seiner 2 e, hinteren Seite sind zwei Behitt ken —___ gen angebracht, die am Kopf- SE ende des Bettes befestigt wer H den (Fig. A u. B, 1). Die Bane N dage für den Rumpf ist 1 bis S x 1,2 Meter lang, in der Mitte = 7 © > 15 bis 18 Cm., an den Enden 10 (<4 > Sar bis 12 Cm. breit. In einiger Ent ur"! = fernung von ihrer Mitte besitzt Fig. B. sie eine senkrecht zur Längsaxe > = ya Ee e

23 stehende Oeffnung (knopflochartig), dieselbe muss beim Anlegen der Bandage über den Thoraxgürtel an die vordere Seite des Leibes, nahe der Mitte zu liegen kommen. Das eine Ende der Bandage wird durch dieses Knopfloch gezogen und beide Enden an den Seitenrändern des Bettes angeschnallt An den darunterliegenden Thoraxgürtel wird sie mit einigen Nadeln. angeheftet Vom Rückentheil der Bandage gehen vier Schlingen aus (Fig. A u. B, 2), je zwei für das Kopf- resp. Fussende des Bettes | mt. Durch eine dritte Bandage, ähnlich angefertigt, nur weniger breit als die Leibbandage (Fig. A u. B, 3), werden die unteren Extremitäten in der Höhe der Kniee einander ge- nähert und an den Seiten des Bettes fixirt. Extension an der erkrankten Extremität in gewöhnlicher Weise durch Heftpflasteransa (Fig. A, 7). Zur Verstärkung der Contraextension kann das Fussende des Bettes höher gestellt

werden.

A. Middendorff (Bandagist und Orthopädist in Münster i. Westf.). Neuer Apparat gegen Skoliose,

M.'s Apparat besteht, wie die Abbildung zeigt, aus einem fest anschliessenden Becken-

gurt a, auf diesem ruht auf jeder Seite eine Armstütze

bb, welche in eine federnde Krücke ausläuft. Zwischen den beiden Armstützen ruht ebenfalls auf dem Becken-

gurt eine Feder d zur Unter- stützung der Wirbelsäule, an deren oberem Ende ein klei nes Kissen e mit zwei Knöpf then angebracht ist. Diese Knöpfehen dienen zur Auf- nahme der hinteren wie vorderen Verlängerungs- Memen der Armkriicken. Durch die vorderen, lang gepolsterten Riemen f wer- den die Schultern zurück- gehalten, die Brust hervorgehoben. Zur allmäligen Geradestellung der Wirbel- Säule dienen zwei Platten gg, die, am Beckengurt befestigt, durch Schrauben ohne Ende hh regulirt werden. Die Brust bleibt von jedem Riemen und Druck frei.

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Fr. Churchill. The multiple causation and the immediate treatment of congenital club-foot. 7

Nov. 27. 1886. Pag. 1025.) Ch. hebt zwar herve: dass alle Gewebe in gleichem Maße beim Klumpfuss be theiligt sind die Sehnen, KE: Ligamente, Faseien , Kno- chen scheint aber doch den Muskeln eine hervor- ragende Rolle zuzusprechen, ~ und zwar deshalb, weil d sonst nicht erklärlich w e i wie in einer grossen Anzahl 5 von Fällen die einfache Tenotomie der Achillessehne _ genügen könnte, um sofort das Redressement mm ermöglichen, und wie Sk man durch relativ gie fache Apparate ini Stande ist, den Fus redressirt zu erhalten Intrauterine Beschrän kung des Wachsthums und der Entwi lung der Extremitäten sieht‘ er als primäre Ursache, des Klumpfusses an dieselbe braucht abe Amnii und dadurch bedingte Raumbeschrän- yenskraft des Fötus aus irgend einem äftigen Bewegungen

(Brit. med. Journal.

nicht an eine Abnahme des Liquor kung gebunden zu sein, wenn die Le Grunde herabgesetzt ist, so fehlen seine normalen und kr und daraus resultirt die mangelhafte Entwicklung.

Die Behandlung muss wo möglich vor Vollendung des ersten Lebensjahr

beginnen, dann wird man mit orthopädischen Maßnahmen nach vorausges shickter Achillessehne stets auskommen. Das Redressement ist sofort | nach der Tenotomie vorzunehmen. Der Verband, dessen Ch. sich bedient besteht, aus einer 2—3fachen, etwas fest angelegten Einwicklung des Fusses mittelst einer starken, aber elastischen Flanellbinde ; sodann wird der Metatarsus” mit einem Streifen festen Gewebes umgeben (Fig. 1, B. Drahtgeflecht? Ref.), am 1 1 Zoll breite Zinnschiene, mit ausgezackten Löchern versehen, befestigt (angenietet ?) ist. Mittelst dieses Zinnstreifens wird der Fuss in der selben Weise, wie mit Hilfe der Sayre’schen Heftpflasterstreifen , redressirt und durch einen circulären, den Zinnstreifen mit einschliessenden Gyps- verband in der redressirten Stellung erhalten. Abnahme und Erneuerung des Verbandes finden je nach Gutdünken des Arztes statt.

welche für das Centralblatt Potsdamerstr. 126; >

Tenotomie der

dem eine

Originalmittheilungen, Monographieen und Separatabdrücke, der orthopädisch en Chirurgie bestimmt sind, beliebe man an Dr. F. Beely, Berlin, zu adressiren,

Centralblatt für orthopädische Chirurgie.

Redigirt von Dr. F. Beely in Berlin.

Beilage zur

Illustrirten Monatsschrift der ärztlichen Polytechnik.

Erscheint jährlich in 12 Nummern von je /»—1 Bogen.

IV. Jahrgang. 1. April 18

Inhalt: Originalmittheilung: W. Schulthess. Ein neuer Mess- und Zeichnungsapparat für Rückgratsverkrümmungen. Referate: J. Zabludowski, Zur Ma herapie. . Dollinger. Messungen zur Gypspanzerbehandlung der Skoliose. H. O. T s. A new wrench for Club-foot.

Originalmittheilung.

Ein neuer Mess- und Zeichnungsapparat für Rickgratsverkriimmungen. Von Dr. Wilhelm Schulthess in Zürich. *)

Ein Problem, das schon lange die Orthopäden beschäftigt, ist die Her- Stellung eines passenden Messapparates für Rückgratsverkrümmungen, ins- besondere für die Skoliosen.

Wir können es für die Orthopädie als ein Glück betrachten, dass trotz Wer fast spöttischen Seitenblicke, die Manche angesichts der oft trostlosen Therapie auf die massenhafte Anfertigung von Gypsabgüssen und Zeichnungen in Wort und Schrift werfen, dennoch das Bestreben nicht erloschen ist, an Stelle einer todten, unbestimmt beschreibenden Krankengeschichte das leben- dige Bild oder wenigstens das rationelle Mass zu setzen. Die Orthopädie beschäftigt sich mit der Form, und für diese gibt es nur die genannten Aus- drucksweisen.

Nur eine auf diese Art ausgestattete Krankengeschichte verdient den Ruf der Wissenschaftlichkeit, während der leider noch sehr verbreitete Mangel exacter Angaben nur allzu sehr Enthusiasten und gewissenlose Streber mit ihren «modernen Methoden» begünstigt.

In der Förderung genauerer Kenntniss der speciellen Pathologie der in Frage kommenden Gestaltveränderungen besteht die eine Hauptleistung eines Messapparates, in der Controle unserer therapeutischen Erfolge die andere. Gewiss wird man bei consequenter Fortsetzung der Herstellung exacter Zeichnungen und Messungen Gesetze finden, welche die Beziehungen der äussern Form zum anatomischen Verhalten des Skeletts in ausgedehnterer Weise klarstellen, als dies bis jetzt der Fall war.

*) Der Apparat war an der Ausstellung der 59. Naturforscherversammlung in Berlin Ausgestellt, !Abtheilung Orthopädie (Katalog 342), wurde in der Sitzung der Section Chirurgie am 20. September 1886 besprochen (s, Tageblatt Nr. 5) und am 21. September 1886 in derselben Section in seiner Anwendung demonstrirt. Der Apparat wurde yon Hrn. Kleinmechaniker J. F. Meyer in Zürich nach den Angaben des Verfassers verfertigt. Preis: Fr. 1060 (Mk. 850) mit Verpackung ab Zürich,

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Zablreich allerdings sind die Schwierigkeiten, welche sich jedem Mess verfahren entgegenstellen. Allgemein wird unter diesen, soviel mir bekann 2

die Unruhe des Objects in erste Linie gestellt. Es ist wahr, so erschrecken steif und steinern und in seinen Massen bis auf den Millimeter sich gleich bleibend ein skoliotischer Rücken höherer Grade erscheint, so labil in Bez auf Veränderung der Krümmung und des Schwerpunktes verhält sich ei beginnende Skoliose, das hat ja seine anatomischen Gründe. Es scheint ` dass gerade diese Eigenschaft einzelner Skoliosen Viele davon abgeschreckt hat, t sich an die gewiss auch nicht gering anzuschlagenden technischen Schwierig- keiten eines geeigneten Messapparates zu wagen. Ich habe diese fatale Eigen- schaft des Messungsobjectes als einen Stimulus mehr betrachtet zur Herstellung eines technisch möglichst fehlerfreien, genau und rasch arbeitenden Apparates, Zudem lehrt die Erfahrung, dass jede auch ganz leichte Skoliose nach wenigen Minuten ruhigen Stehens eine gewisse, für ihre Form charakteristische Ruhe- stellung einnimmt. Hat nun ein derartiges Kind nur einige Wochen Gymnas getrieben und diese wird in solchen Fällen therapeutisch stets gebot PAR so ist die Stellung schon bedeutend sicherer, ohne dass die Skolio; schon bedeutend gebessert oder geheilt sein kénnte. Ueberdies lernt man Anfertigung vieler Masszeichnungen sehr bald den Einfluss der Haltung aut die Form kennen, eventuell ausschalten. Auch Zander scheint nach Nebel’s Angaben die Erfahrung gemacht zu haben, dass die Unruhe die Messung um wesentlich beeinflusst.

Schwierig mag ferner die Auswahl der Punkte oder Linien genannt werden, die wir messen resp. zeichnen sollen. Es unterliegt nun aber keinem Zweife dass die beste Messungsmethode diejenige ist, welche uns eine möglichst vol ständige plastische Vorstellung des Rumpfes verschafft und dabei recht y gut zugängliche Punkte am Skelett berücksichtigt.

Dass unter den letztern die Spitzen der Dornfortsätze in erster Linie stehen, bedarf kaum der Erwähnung. Obgleich von verschiedenster Seite**) betont wurde, dass die Dornfortsatzlinie ein zweifelhafter Anhaltspunkt für die Beurtheilung” einer Skoliose sei, so muss ich aus meinen bisherigen Messungen schliessen, dass niemals bei geradlinigem Verlauf derselben (in sagittaler Richtung be trachtet) eine Skoliose besteht. Ebenso hat sich mir ergeben, dass fast jed geringste Torsion des Truneus durch eine entsprechende Abweichung de Dornfortsatzlinie markirt wird. Schenk in Bern, welcher, wie wir, exacte Messungen an Skoliotischen vorgenommen hat, bestätigte mir (mündlich) diese Thatsache. Natürlich bin ich mir dabei wohl bewusst, dass die Eigenschaften § der Dornfortsatzlinie nicht einfach auf die Wirbelkörper übertragen werden dürfen. Gewiss ist aber ein exactes, allgemein geübtes Messungsverfahren der einzige Weg, obiges Verhältniss nach und nach in klares Licht zu stellen. Im Fernern müssen wohl bei jeder Messung die Spine anter. super., das untere und obere Ende des Sternums, die Acromialenden und Ränder der Scapul® berücksichtigt werden.

$

er Vorträge von R. v. Volkmann. Nr. 277 und 278. H. Nebel, 7

andlung der Rüc kgratsverkiimmungen etc., pa 04,

Siehe Vogt. Moderne Orthopädik, II. Auflage, 1883. Lorenz. Pathol. und Therap. der seitlichen Rückgratsverkrümmungen, u, A.

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Wenn ich nun oben sagte, die Messung resp. Zeichnung soll eine möglichst plastische Vorstellung v haffen, so involvirt das, dass wollen wir nicht eine vollständige plastische Darstellung des Körpers mit Angabe aller der genannten Punkte einführen alle die wichtigen Knochenpunkte auch in ihrer gegenseitigen räumlichen Beziehung fixirt werden müssen. Das ist nur möglich, wenn die Messung resp. Zeichnung in drei, am besten senkrecht auf einander stehenden Ebenen stattfindet. Hierin scheinen mir hauptsächlich die technischen Schwierigkeiten zu liegen, die der Herstellung eines Messapparates entgegenstehen.

In Kürze will ich darauf hinweisen, inwiefern diesen Postulaten durch die bisherigen Apparate Genüge geleistet worden ist. Zur bessern Uebersicht habe ich die verschiedenen Verfahren gruppenweise zusammengestellt, und auch meinen Apparat an der ihm zugehörenden Stelle placirt, (Siehe pag. 28.)

Aus dieser Tabelle geht hervor, dass eigentlich, abgesehen von Gruppe III und IV, nur Abtheilung b. 2 in Gruppe II den von uns oben aufgestellten Postu- laten genügen kann. Immerhin will ich es nicht unterlassen, die Leistungen der übrigen Apparate zu berücksichtigen. Messband und Tasterzirkel werden natürlich stets für einzelne Messungen unentbehrlich sein. Das pendulirende Loth kann höchstens für die grobe Beurtheilung der Abweichungen dienen

oder als Hülfsapparat complieirterer Apparate.

Heinecke’s Apparat*) stellt ein ruhig und wenig pendelndes Loth dar. Er gestattet die schätzungsweise Messung der seitlichen Deviation, eventuell auch der Krümmungen in der Sagittalebene. Unvollkommen ist der Apparat desshalb zu nennen, weil die Messung der kyphotischen Krümmung sehr er- Schwert ist, weil von der auf den Rücken vermittelst des Diopters projicirten Senkrechten aus die realen und nicht die projieirten Abstände der Krümmungs-

Scheitel gemessen werden, endlich weil er, wie schon aus obiger Gruppirung ersichtlich, die Configuration des Rückens weiter nicht berücksichtigt.

Der Apparat von Mikuliez**) wird von Lorenz* als das «relativ vollkommenste Messinstrument» bezeichnet. Schon aus der Einreihung in Gruppe I ist ersichtlich, dass ich diese Ansicht nicht theile. Allerdings hat 68 Mikulicz verstanden, in ingeniöser Weise auf kleinem Raum eine Anzahl von Einrichtungen zusammenzustellen, vermittelst welcher es möglich sein sollte, die seitliche Deviation der Dornfortsatzlinie, die Höhe der Schulter-

er, der Acromien, der Cristo llei, ferner die Torsion zu messen. Bedenken

" das, dass diese Messungen alle von der viereckigen, dem Kreuzbein aufliegenden Pelote aus gemacht werden sollen, deren horizontale Lage, wenn auch durch stählerr Querband einigermassen fixirt, doch nicht ge- nügend garantirt ist. Wir haben in unserm Institutet) den Apparat zwei Jahre lang gebraucht und kamen schliesslich zu folgendem Schlusse :

*) Heinecke. Hilfsapparat für Skoliosenmessung. Illustrirte Monatsschrift der ärztlichen Polytechnik. 1882. Heft 2.

*#*) J. Mikuliez. Skoliosometer, ein Apparat zur Messung der Skoliose. Centralblatt für Chirurgie. 1883, Pag. 305.

**) Pathologie und Therapie der seitlichen Rückgratsverkrümmungen von Dr. A. Lorenz. Wien 1886.

+) Orthopädisches Institut von Dr. A. Lüning und Dr. W. Schulthess in Zürich,

Messungs- und Zeichnungs-M

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Hauptleistung des Apparates ist die Messung der seitlichen Deviation der Dorn- fortsatzlinie. Sie wird dadurch etwas unsicher gemacht, dass es schwer ist, den ganzen Apparat resp. die lange Metallfeder desselben in senkrechter Richtung einzustellen, was unbedingt nöthig ist. Die Torsion kann höchstens an der prominentesten Stelle des Rückens gemessen werden. Misst man an andern Stellen, so findet eine Torsion des Stabes in sich selbst statt. Die Abweichung der Richtungslinie des Rückens in Graden auszudrücken, scheint uns desshalb unstatthaft, weil der Drehpunkt je nach Lage der Pelote in verschiedener Höhe steht und der lange Stab im Verhältniss zu dem kleinen Kreisbogen viel zu lang ist. Endlich verdeckt die Metallfeder einen Theil der geringf

Abweichungen und stört den freien Vergleich beider Hälften. Bei alledem berücksichtigt der Apparat die Krümmungen in sagittaler Richtung gar nicht und lässt über die plastische Configuration des Rückens vollständig im Unklaren.

Die einfachen Coordinatenapparate*), welche wohl auch zur

Wirbelsäulenmessung Verwendung gefunden haben, sind desshalb schon hier nicht brauchbar, weil sie nur Messungen in einer senkrechten Ebene gestatten, in der leider unsere Skoliosen nicht verlaufen. Allerdings könnte durch eine Aufnahme einer Anzahl von Profilen des Rückens auf umständlichem und zugleich unsicherm Wege eine Darstellung der Configuration desselben zu Stande gebracht werden.

Vollständigeres leisten diejenigen Coordinatenapparate, welche Messung in zwei oder mehreren Ebenen gestatten. Ich erinnere hier an den einzig in seiner Art dastehenden Apparat von Henry Heather Bi99**). An der vordern und hintern Kante eines niedrigen, zum Sitzen be- stimmten Tisches oder Stuhles steigen zwei Säulen auf. Beide tragen einen an einer”verschieblichen Hülse auf und ab zu bewegenden Querstab, dessen Enden wiederum zwei in der Richtung gegen den Patienten verschiebliche Taster tragen. Der Patient wird so gesetzt, dass die eine Säule zwischen seinen?Knien, die andere hinter seinem Rücken aufsteigt. Vermöge der ganzen Einrichtung legen sich die Taster von selbst an, und drehen, falls eine Asym- metrie im frontalen Verlaufe der Vorder- oder Hinterfläche des Truncus vor- handen ist, ihren horizontalen, querstehenden Träger selbst. Die Drehung ist an einer Gradscheibe abzulesen. Natürlich können mit diesem System, das eigentlich nur ein zweifaches Coordinatensystem ist, nur einzelne Punkte auf ihre Symmetrie resp. Asymmetrie geprüft werden, aber jedenfalls bildet die Methode einen Anfang für genaue körperliche Messungen.

Der in neuester Zeit bekannt gewordene Apparat von Zander ermög- licht nach Nebel’: ) Beschreibung eine vollständige exacte Bestimmung sämmt- licher Punkte der Körperoberfläche. Der Patient steht an den Hüften Dirt auf einer horizontal gestellten Metallscheibe. Auf einem um dieselbe dreh- baren Ring ist ein eiserner Galgen angebracht, dessen beide Säulen einander

*) Siehe v. Weil. Ueber Curvenmessung am menschlichen Körper mittelst eines neuen Apparates. Allgemeine Wiener med. Zeitung. 1865. Nr. 4.

**) Orthopraxy, the mechanical Treatment of Deformities, Debilities and Deficiences of the human frame, by Henry Heather Bigg, Assoc. Inst. E. E. London. J. & A. Churchill. 1877.

*) H. Nebel. Die Behandlung der Riickgratsverkriimmungen mittelst des Sayre’schen Gypscorsets 1. c. Samml. klin. Vorträge von R. v. Volkmann. Nr. 277—278.

diametral gegenüberstehen. Von diesem Galgen aus können nun von und von der Seite her Peloten und Zeiger vorgeschoben und dadurch all Punkte am Körper in ihrer Lage im Raume bestimmt werden. Drehbar der Rahmen deshalb, damit von verschiedenen, am Kreis, der mit Gradein- theilung versehen ist, abzulesenden Stellen aus gemessen werden könne, scheint mir aber, dass dieses Verfahren, um vollständige Bilder zu liefern, also um Spine, Dornfortsatzlinie, Scapul®, horizontale Contouren, Luftfigur ` auf dem Wege der Messung zu erlangen, sehr viel Zeit in Anspruch nehmen müsse. Nach der Beschreibung Nebel’s, die allerdings nur kurz ist, muss ich annehmen, dass mit Schenk’s Thoracograph (s. später) dasselbe in kürzerer Zeit zu erreichen wäre, abgesehen davon, dass der letztere ausserdem noch horizontale Contouren liefert. f Was die Diastrophometrie nach M. Roberts *) für Rückgratsverkrüm mungen zu leisten im Stande ist, vermag ich ebenfalls mit Sicherheit nicht zu = entscheiden. Nach dem Referate von Schreiber in diesem Centralblatt müsste dasselbe aber mehr für die Extremitäten als für den Truncus zu brauchen seim. Somit kommen wir bei Betrachtung sämmtlicher Instrumente, welche m messen, d. h. nur die L i dem Schluss, dass ihre alleinige Anwendung befriedigend betrachtet werden kann, weil wir, um ein befriedigendes Bild der uns beschäftigenden Deformität zu haben, viel zu vieler gemessener Punkte bedürfen und dadurch das Messungsverfahren eine ganz bedeutende Zeit inna Anspruch nehmen würde, abgesehen davon, dass das Bild dann erst noch construirt werden muss. y Von der II. Gruppe von Apparaten, vermittelst welcher Contouren ge zeichnet und eventuell gemessen werden können, ist eher ein befriedigendes Resultat zu erwarten. Fr Was nun den Bleidraht anbetrifft, so habe ich zwar nicht die Absicht, die Leistungen dieses ehrwürdigen Dieners der Orthopäden im Allgemeinen ` zu verkleinern, muss aber doch darauf bestehen, dass er für die Darstellung der Rückgratsverkrümmungeu ein recht ungenaues Instrument und nur ein Nothbehelf ist. Allerdings lässt er sich an die Dornfortsatzlinie andrücken und ziemlich genau adaptiren, aber wie soll man die Krümmung copiren, in welcher Ebene soll der Draht hineingelegt werden, um die Skoliose, in welcher Ebene, um die Kyphose zu zeichnen, in welcher räumlichen Beziehung steht die mit grösster Sorgfalt abgenommene Thoraxcontour, von der man nie weiss, ob sie wirklich die horizontale war oder nicht, zum Becken —~ das sind unsere Bedenken. Aehnliches gilt vom Cyrtometer. b Sobald Contourzeichnungen in einer bestimmten Ebene vorgenommen werden können, und wäre diese Ebene auch nur insofern bestimmt, als sie horizontal oder vertikal steht gewinnen sie bedeutend an Werth. Es bedarf ~ jeweilen nur noch eines am Körper zu bestimmenden Punktes, und wir können die Stelle, an der die Contouren abgenommen werden, immer wieder auffinden.

*) M. J. Roberts. Anatomical geometry and toponymy, an introduction to the scientific study of deformities. New-York med. Record, Febr. 21, 1885,

Der einfachste Apparat dieser Art ist der von H. Virchow*) construirte, eigentlich ein schreibender Coordinatenapparat. Es ist bei absolut senkrechtem Verlauf der Wirbelsäule (in sagittaler Richtung betrachtet) möglich, ein Längen- profil der Dornfortsatzlinie, eventuell auch andere senkrechte Profile des Riickens oder irgend eines Körpertheils herzustellen. Es ist aber nicht mög- lich, zugleich die räumlichen Beziehungen der einzelnen Profile unter sich fest-

zustellen, da der Patient oder der Apparat nach Anfertigung eines Profils zur Aufnahme eines zweiten jeweilen wieder die Stellung wecheln muss. Für die Orthopädie kann der Apparat deshalb keine Verwendung finden, wohl aber "kann er physiologischen Zwecken dienen.

In grösserm Umfange ermöglicht es der Tachygraph von Pansch **), die Contouren, besser gesagt die Luftfigur, beliebiger Körper zu zeichnen. Pansch bedient sich dabei der optischen Methode. Vermittelst eines Orthoskops folgt man den Contouren, während der Gang des Orthoskops***) durch An- bringung an einem Pantographen (Storchschnabel) in irgend einer Verkleinerung zu Papier gebracht wird. Es wäre möglich, auf diese Art die Frontalansicht des skoliotischen Rückens, ebenso Lage der Scapule und der Dornfortsatz- linie, d. h. Aehnliches zu erreichen, wie die Bühring’sche Tafel; ferner, durch Aufnahme von der Seite her, die grösste Wölbung eines allfälligen Rippen- buckels zu eontouriren. Allerdings müsste der Apparat zu orthopädischen Zwecken noch etwas modificirt werden. Eine Darstellung des Verlaufs der Dornfortsatzlinie im sagittalen Sinne ist natürlich nicht möglich, weil diese nur auf mechanischem, nicht auf optischem Wege erreichbar ist.

Ebenfalls auf optischem Wege arbeiten die Glastafel-Apparate von Biihring t) und Gramckott). Die Bühring’sche Tafel ist zwar hinlänglich be- kannt, doch ist mir nicht ganz klar, in welcher Weise das Bild angefertigt wird. Wenn von dem hinter der Tafel auf- und abzuschiebenden Diopter aus auf die Seitencontouren des zu messenden Körpers visirt wird, so erhält man

auf der Tafel ein in der Breite reducirtes, in der Länge nicht reducirtes Bild, mit andern Worten, nicht die geometrische Projection der Luftfigur, wie bei dem Apparat von Pansch, sondern ein «theilweise perspektivisches Bild >».

Ein Nachtheil des Bühring’schen Apparats ist ferner der, dass die Gleich-

Massigkeit der Einstellung bei verschiedenen Messungen durch den Fixations- apparat nicht genügend garantirt ist.

Wenn aber Gramcko diesem Uebelstande dadurch abzuhelfen suchte, dass er den Patienten auf die Glastafel festschnallt, so ist das eine Methode, die verdient, vollständig verpönt zu werden, und vom wissenschaftlichen Stand-

*) H. Virchow. Apparat zum Anschreiben der Rückenkrümmung des Lebenden. Noto- graph. Berliner klin. Wochenschrift. 1886. Nr. 28. Ausgestellt an der wissenschaftlichen Aus- stellung der 59. Naturforscherversammlung in Berl

*#*) Ad. Pansch. Anatomische Vorlesun ür Aerzte und ältere Studirende. I. Theil. (Das Buch hat mir für die vorliegende Arbeit vielfach Anı g und Anleitung gegeben, was ich dem Verfasser auf’s Beste verdanke.)

+++) Instrument, welches das Visiren in bestimmter, rechtwinklig auf der Zeichnungsebene stehender Richtung ermöglicht.

+) Bühring. Die seitliche Rückgratsverkrümmung. Berlin. 1851.

++) Grameko. Neue Messungsmethode der Rückgratsverkrümmungen. Berliner klinische Wochenschrift. Nr. 43. 1881.

roh bezeichnet werden muss. Es muss auch

punkte aus als durchaus i l 3 fallen, dass Gramcko die Autorschaft Biihring’s gar nicht erwähnt, Schildbach’s Camera obscura liefert, wie ich mir denke (ich kenne den Apparat in seinen Leistungen nicht!), die Contouren der Luftfigur und zeigt eventuell andere prägnante, Linien in ihrem Verlaufe im perspektivischen Bilde, Ich muss nochmals darauf aufmerksam machen, dass die zuletzt besprochenen Apparate sämmtlich die Niveaudifferenzen des Rückens nicht wiedergeben können und sich somit nur auf die Darstellung des <Aufrisses: beschränken, Horizontale Contouren können mit dem Thoracographen von Walter- Biondetti (Fakrikant chirurgischer Instrumente in Basel) abgenommen werden, Der Apparat,*) nach dem System der Hutmacherform construirt, wurde auf { $ Anregung von Prof. Socin mit Zuhülfenahme eben dieses Systems angefertigt. Er gestattet Abnahme der Curven in beliebiger Höhe, durch Verschiebung des Ringes an einer oder zwei Säulen. An dem einen dieser Apparate war auch ein Galgen angebracht zur Fixation eines Suspensionsapparates. (Ich x habe den Apparat in dieser Form an der schweizerischen Landesausstellung ti 1883 gesehen.) Später wurde auf Veranlassung von Dr. Emil Burkart die 7 Form vereinfacht. Die Hutmachermaschine liegt auf einem Tisch, der in der Mitte die nöthige Lichtung besitzt und sich auseinanderklappen lässt, so dass Ja der Patient hinein- und heraustreten kann. Die Höhenverschiebung wird ver- mittelst Höher- und Tieferstellen eines Schemels, auf dem der Patient steht,

bewirkt.

Burkart bezeichnet die Arbeit des Apparates als rasch und einfach, und ist mit seinen Leistungen sehr zufrieden. Er pflegt 4—6 Thoraxcontouren = abzunehmen, deren Höhe durch Angabe des geschnittenen Processus spin. bestimmt wird. Die Contouren werden wie üblich in starkem Papier ausge- schnitten und mit den spätern verglichen. Es scheint, dass man auf diese Art ganz gute Contouren erhält, ich kenne aber an dem Apparate keine Einrichtung, welche (abgesehen von der Lage in der Höhe) die genaue relative Stellung der einen Contour zur andern festzustellen im Stande wäre. (Der Patient muss jeweilen nach Anfertigung einer Contour seine Stelle verlassen und zur Anfertigung einer fernern wieder in den Tisch hineintreten.) Ohne eine solche Einrichtung ist eine richtige plastische Vorstellung aus diesen Contouren zu gewinnen nicht möglich.

Aehnliches leistet wahrscheinlich ein Apparat, der von Dr. Murray in Stockholm angegeben und nach demselben System construirt zu sein scheint**)” (ich kenne das Instrument nur nach der kurzen Notiz Nebel’s).

Am meisten verdient wohl der an diese Gruppe sich anschliessende, hori- zontale Contourzeichnung und Messung beliebiger Punkte ermöglichende Thoracograph Schenk’s***) (ausgestellt an der Naturfo: scherversammlung

*) Obige Beschreibung ist aus den gefülligen Mittheilungen der Herren Dr. Burkart und Walter-Biondetti zusammengestellt. Ich danke denselben hiemit auf’s Beste. Angaben über den Apparat finden sich auch im Archivio di Ortopedia.

**) Instrument för mätning och afbildning af bröstkorgens bugtige ytor förevisade i. Sv. Läkaresällskapet d. 31. maj. 1881. (Hygiea 1882.) Citirt von Nebel l. e

***) Zur Aetiologie der Skoliose, Vortrag gehalten in der chirurgischen Section der 58. Naturforscherversammlung in Strassburg, erweitert durch die Beschreibung eines Thoraco- graphen, sowie eines Apparates zur Unter: chung der Schreibhaltung, l. c., von Dr, Felix Schenk. Berlin, 1885, bei H. Heinecke.

in Strassburg und in Berlin) Beachtung. Der Patient wird in das Centrum eines massiven Ringes gestellt und dort durch Becken- und Schulterhalter fixirt, während sein Kopf sich an eine Pelote anlehnt. Um diesen Ring be- weet sich im Kreise die Zeichnungsebene, die sich durch eine um sie gelegte

Schnur ge rmassen an dem Ring abwickelt. Eine an der Grenze von Ring und Zeichnungsebene angebrachte senkrechte Säule trägt den nach der Innen- seite gerichteten, gebogenen Zeiger und den mit diesem verbundenen, auf der beweglichen Scheibe liegenden Schreibhebel. Während die Zeichnungsebene um den Ring geführt wird, folgt, durch ein Gummiband angedrückt, der Zeiger horizontal den Contouren des Körpers, während der Zeichnungshebel auf der langsam rotirenden Zeichnungsebene genau die Copie des Ganges des Tasters schreibt. Durch Verstellung des Zeigers an der senkrechten Säule kann man in beliebiger Höhe horizontale Contouren zeichnen. Die Höhe wird an der mit Centimeter-Eintheilung versehenen Säule abgelesen. Es ist ferner möglich, jeden beliebigen Punkt am Körper auf die Zeichnungsebene in seiner Projection auf die horizontale Ebene zu fixiren. Durch gleichzeitige Angabe der Höhe ist der Punkt im Raume bestimmt, wenn das Verhältniss des Objectes zu der horizontalen Ebene in irgend einer Weise bestimmt wird, was durch Anlegung irgend einer fixen Contour geschieht. Schenk pflegt hiezu die Ebene durch

die Spine gelegt zu benutzen. Auf diese Art lassen sich alle Punkte bequem und rasch messen und fixiren, sofern ihre Zahl nicht sehr gross wird. Schenk macht gewöhnlich bei seinen Messungen eine Contour in der Höhe der Spine, eine andere in der Höhe der Acromien. Die Dornfortsatzlinie misst er von 5 zu 5 Om, und projieirt die Lage der einzelnen Punkte auf die Zeichnungs- ebene. Nach Vollendung der Messung kann er somit die Abweichung der Dorn- fortsatzlinie in sagittaler und frontaler Richtung construiren, dadurch dass er eine durch die Spine gelegte Linie als Frontallinie, resp. die durch diese geleste senkrechte Ebene als Frontalebene annimmt. Die Luftfigur zu zeichnen ist natürlich nicht möglich, überhaupt können nur horizontale Contouren ge- zeichnet werden.

Wenn auch das gleich nach der Messung vor uns liegende Bild, die zwei Contouren und die verschiedenen Punkte mit Höhenangabe einen etwas magern Eindruck machen, so muss diese Art Messung doch als weitaus voll- köommener bezeichnet werden, als alle bisherigen. Jeder Punkt ist be- Stimmbar und für denjenigen, der Uebung in der Methode hat, auch aus dem einfachen Bilde schon in seiner Lage mehr oder weniger zu erkennen. Die horizontalen Contouren endlich sind sämmtlich, so viele man ihrer auch ziehen möchte, in ihrer gegenseitigen Lage genau bestimmt. Der Apparat arbeitet sehr leicht und ist sehr genau. Es mag noch erwähnt werden, dass dieser Apparat und der meinige zu gleicher Zeit construirt worden sind und zu gleicher Zeit (Sommer 1885) zuerst in Function traten.

Das perspektivische Bild endlich kann, wenn es exact angefertigt ist, eine ganz gute plastische Vorstellung des Körpers erwecken. Kaum wird es aber möglich sein, eine ganz naturgetreue plastische Zeichnung in Kürze zu fixiren. Ueber die Krümmung der Wirbelsäule im sagittalen Sinne wird man aber auch durch eine sehr gute Zeichnung ungenügend aufgeklärt, und vor Allem kann man davon nicht Masse nehmen. Der Dornfortsatzlinie kann man eben An Bezug auf die Krümmung in sagittaler Richtung nur mechanisch, nicht

optisch beikommen. Kurz, die Niveaudifferenzen können nur annähernd beuri

und gar nicht gemessen werden. Dasselbe gilt natürlich von der Photoen Allerdings gestattet die stereoskopische Aufnahme des Körpers eine we sicherere Beurtheilung der Gestaltungsverhältnisse, kann aber niemals de Vergleich mit einer wirklichen Masszeichnung aushalten. Wenn demna Lorenz der Photographie das Wort spricht, so geschieht es nur im Vergleich zur Bühring’schen Tafel und Camera obscura. Er findet es schliesslich selbst nöthig, unter eine Photographie noch die mit dem Möikuliez’schen Apparate gewonnenen Resultate zu notiren. N

Die plastische Darstellung durch Gypsabguss bietet nach dem heuti N Stande der Technik zu gros hwierigkeiten, um für controlirende Messungen in Frage zu kommen. Kaum werden es sich auch die Patienten gefallen IS: $ dass man alle zwei Monate einen Gypsabguss von ihnen nimmt, während s sich einer regelmässig wiederholten Zeichnung oder Messung gerne unte ziehen. Man stelle sich auch das krankengeschichtliche Material vor und d Raum, den es mit der Zeit für ein gangbares Institut annehmen würde!

Aus der obigen Darstellung ist ersichtlich, dass die bisher gebräuchlichen Messungsverfahren uns nicht befriedigten. Schenk’s Apparat allerdings gibt genaue Resultate. Durch die in der beschriebenen Weise abgenommenen horizontalen Contouren gelangt man zu einer richtigen plastischen Vorstellung des Objectes und man muss zugeben, dass der Apparat alle früheren Mes instrumente, vielleicht mit Ausnahme des Zander’schen, weit hinter sich Schenk ist auch der Erste, der alle seine Messungen auf eine bestimmte Bas bezieht, die am gleichen Individuum stets wieder auch zu finden ist, wie el wähnt, eine Ebene senkrecht durch beide spine ant. sup. Il. gelegt. Durch die Nothwendigkeit aber, alle Linien, die eine Ausdehnung in der Höhe haben, nur durch Fixirung einer beschränkten Anzahl von Punkten andeuten und nac träglich construiren zu müssen, erhalten wir einen Ausfall von Details, d doch möglicherweise von Wichtigkeit sein könnten. Ungern entbehren wir die Conturen der Luftfigur, die Lage und Stellung der Scapule u. s. w.

Gleichzeitig mit Schenk habe ich nun einen Apparat con struirt, der mir die Postulate, die an ein solches Messinstru= ment gestellt werden, vollständiger zu erfüllen scheint, als die bisherigen. Derselbe ist seit Juni 1885 in unserm Institute in Gebrauch, wurde im December 1885 *) in der Gesellschaft der Aerzte in Zürich nebst, einer Anzahl damit angefertigter Zeichnungen demonstrirt. Ich habe ihn seit, dieser Zeit noch etwas verbessert**). Ursprünglich ist der Apparat aus dem Bestreben hervorgegangen, den Verlauf der Dornfortsatzlinie im Raume, in zwei Projectionen, also in sagittaler und frontaler Ebene darzustellen, es hat sich dabei ergeben, dass die hiezu noth wendige Construction noch die Aufnahme einer ganzen Anzahl anderer Linien ermöglichte.

Wie aus den beigegebenen Fig. I und II ersichtlich, besteht der Appar

*) Siehe Correspondenzblatt für Schweiz, Aerzte, 1886. Bericht über die vierte Winter sitzung der Gesellschaft der Aerzte in Zürich, DÉI Ich spreche an dieser Stelle dem Herrn Mechaniker Meyer für seine Bemühungen

bei der Construction und Anfertigung des Apparates meinen Dank aus, $ d

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aus einem schweren gusseisernen Gestell, dessen Seitenstücke an der Rücken- seite und am Boden durch Eisenstäbe fest verbunden sind.

Dieses Gestell trägt:

1. Die M und Zeichnungsvorrichtung. 2. Die Vorrichtung zur Aufstellung (resp. zum Sitzen) und zur Fixation des Patienten. Dadurch, dass ein Brett (s. 1, Fig. I und II). in den vier Zahnleisten der Seitenstücke höher und tiefer gestellt werden kann, ist jeder Grösse Rechnung getragen, eventuell kann der Patient auch vor die Messvorrichtung gesetzt

werden.

An der Fixationsvorrichtung finden sich vier Peloten, zwei (Fig. I, 2 und 3), die für die Anlehnung der spine anter. super. bestimmt sind, und zwei breitere (Fig. I und II, 4 und 5), die Hüft- oder Beckenhalter. Die erstern bilden den Kopf von zwei Stäben, die in je einer Hülse (Fig. I, 6 und 7) vor- und zurückgeschoben werden können, während diese selbst auf einer Zahn- Stange (Fig. I, 8) von links nach rechts und umgekehrt sich bewegen und so

den breitern und schmälern Becken anpassen lassen.

Die Beckenhalter (4 und 5) lassen sich um eine dicht hinter den Spina- peloten (2 und 3) angebrachte senkrechte Axe drehen und dadurch an das Becken unterhalb der Hüftbeinkämme andrücken. Sie stellen sich vermittelst eines Sperrhakens von selbst fest. Dass die Beckenhalter an den Spinapeloten angebracht sind, erleichtert ungemein die Fixation. Sind die Spine an den für sie bestimmten Punkten angelehnt, so bedarf es eines leichten Druckes, und das Becken ist solid fixirt.

Die Zahnstange (Fig. I, 8) liegt wiederum auf zwei Lagern, die sich an den senkrechten und zu dem (gleich zu besprechenden, an der Hinterseite des Apparats gelegenen) Messrahmen parallel gestellten Stäben (Fig. I, 9 und 10) in der Höhe verschieben und somit auch einem Becken anpassen lassen, an dem die Spine in ungleicher Höhe stehen. Die Stange (Fig. I, 8) ist dadurch stets ebenfalls parallel zu dem Messrahmen gestellt. Werden nun die Stäbe, welche die Spinapeloten (Fig. I, 2 und 3) tragen, beide gleich weit in ihre Hülsen eingeschoben, so stehen, falls die Spine hier angelehnt werden, diese ebenfalls parallel der Messebene. Ich lege ein Hauptgewicht darauf, dass die Einstellung des Patienten stets in dieser Weise bewerkstelligt

werde.

Der Fixation dient ferner ein am vordern Ende gepolsterter Eisenstab (Fig. I und U, 11), welcher an das obere Ende des Sternums angelehnt und festgestellt wird.

Grundlage der Mess- und Zeichnungsvorrichtung bilden die beiden, genau parallel gestellten Seitenschienen (Fig. I und I; 12 und 13) und ihre Querverbindung (Fig. I und II, 14). Zwischen erstere ist ein circa 50 cm. breites, bügelförn Messingstück (Fig. I und II, 15) beweglich eingefügt. Es lässt sich auf- und abwärts schieben. Auf diesem sitzt ein schmaler Reiter (Fig. I und II, 16), der sich wiederum hin und her schieben lässt. Um der Bewegung in der dritten Dimension, hier die Tiefendimension, gerecht zu werden, ist. der Reiter senkrecht zu seiner Bewegungsrichtung durchbohrt und in die Bohrung ein Stahlstift mit abgestumpfter Spitze eingelegt (Fig. I und

Fig. I.

&

Brett zum Stehen oder Sitzen zur eventuellen Contourirung der Füsse mit Papier bezogen.

Peloten zur Stütze der Spina ant. super.

Beckenhalter.

Hülse für die Pelotenträge Zahnstange zur queren Ve hiebung der Peloten resp. deren Hülsen und Träger.

Stab mit Centimeter-Eintheilung im untern Theil bestimmt zur Führung des rechtsseitigen Endes der Zahn- stange 8, resp. deren Lager im obern zur Führung des Zeigers 27.

Stab bestimmt zur Führung des links- seitigen Endes der Zahnstange 8. Stütze für das obere Ende des Sternums.

Ansicht des Apparates

12 u. 13.

von vornen.

Parallelgestellte Eisenschienen zur Führung d. Zeichnungsvorrrichtung. Verbindungsstück für 12 und 13. Messingbügel Quer verschieblicher Reiter. Taster mit seiner Verlängerung. Glastafel mit Papier bespannt zur Aufnahme der Frontalansicht. Stahlstange, die vom hintern Ende des Stifts 17 in Bewegung gesetzt wird. Glastafel mit Papier bespannt zur Aufnahme der Sagittalansicht. Alumininmgitterrechteck zur Siche- r Verschiebung der Stahl-

und Gradbogen.

r Equilibrirung der orrichtung.

Gewichte Zeichnung;

Fig. II. Ansicht des Apparates von hinten während der Messung Auf den Glastafeln die unvollendeten Zeichnungen. 1—17. Siehe bei Fig. I. 23 u. 24. Schienen zur Bewegung der Rollen. 18. b shreibstift. Siehe F 19 u. 20. Siehe Fig. I. 9. Schraut 21 u. 22. Doppelrolle zur Verschiebung des nungsapparates. Stahlstabs 20.

Fixation des Zeich-

I, 17). Er kann durch Anschieben eines zweiten bedeutend verlängert werden. Man ersieht schon aus dieser Construction, dass man vermittelst der Spitze dieses Tasters dem Verlauf jeder Linie im Raume folgen kann, sofern siemit derselben wegen nicht allzu grosser Ent-

fernung vom Messrahmen erreichbar ist. Es ist der Bewegung in der Höhe, Breite und Tiefe Rechnung getragen. Der messingene Bügeljmit den an ihm angebrachten Vorrichtungen ist, behufs leichterer Handhabung, durch Gewichte (Fig. I, 30 und 31), die über Rollen laufen, im Gleichgewicht gehalten. Es genügt ein leichter Druck mit der Hand, um ihn zu heben oder zu senken.

be der Bewegungen des Tasters (Fig. I und

Die Uebertragung [ und zu bespannenden Glastafeln

II. 17) auf die drei mit Papier

welche unter rechtem Winkel zu einander gestellt sind, geschieht nun auf

folgende Weise: 1) Von dem Reiter (Fig. I und IL 16) ist ein 50 em. langer Hebel (Fig. IL, 18) horizontal nach der Seite geführt. Er trägt an seinem äussersten Ende einen Schreibstift, welcher auf der verticalen, in gleiche Flucht mit dem Mess- rahmen gestellten Tafel (Fig. I und II, 19) zeichnet. Dieser Stift wird dem- nach nur den Gang des Reiters (16) mitsammt des Bügels (15) auf das Papier aufzeichnen, er wird die Höhendimensionen angeben und eventuell vorhandene Schwankungen nach der Seite, denen er in der ganzen Breite des Bügels zu folgen im Stande ist, unbekümmert darum, ob das zu zeichnende Object noch eine Biegung nach hinten oder vorn aufweist, d.h. er zeichnet die Pro- jection des M essobjects auf die Me ebene. Folgt man z. B. mit dem Taster (17) der Dornfortsatzlinie und lässt den Schreibstift schreiben, so entsteht eine Curve, welche die scoliotische Abweichung angibt. ¥ 2) Das hintere Ende des Tasters (Fig. II, 17) ist mit einem parallel zum Messingbiigel gelegten Stahlstabe (F I und II, 20) durch eine gegabelte Oese verbunden. Die Verbindung ist derart, dass sich die Oese mit Leichtigkeit von dem einen Ende des Stabes zum andern schieben lässt. Der genannte” Stahlstab (20) liegt mit seinen beiden Enden vermittelst je zwei Rollen (Fig. Ie 21 und 22) auf den balconartigen, vom Messingbügel nach hinten vorspringen- den, schienenförmigen Trägern (Fig. IL. 23 und 24). In Folge dessen folgt er den leisesten Bewegungen des mit ihm verbundenen Tasters, sofern diese nach vorn oder nach hinten gerichtet sind, während er bei Seitwärtsbewegungen des Reiters (16) resp. Tasters (17) liegen bleibt, einerseits, weil die Oesen über den Stab weggleiten, ander- seits, weil ihm durch die auf Schienen laufenden Rollen eine bestimmte Balın angewiesen ist. i Zur Sicherung dieser Bewegung hauptsächlich in dem Sinne, dass die Ver- schiebung des Stahlstabes stets eine zum Bügel und zur Messebene parallele sei. sind die äussern Enden desselben an den Rollen vermittelst zweier Hebel mit einem Gitterrechteck (Fig. I und II, 26) in Verbindung gesetzt, welches seinerseits wieder an seinen untern zwei Ecken vermittelst Zapfen drehbar in die Schienen (Fig. II, 23 und 24) eingelenkt ist. Diese Construction bewirkt (wie eine ein- fache mathematische Ueberlegung lehrt) den oben angeführten Parallelismus, An dem einen Ende des Stahlstabes (20) ist ein Schreibstift angebracht, der auf der kleinern der senkrechten Tafeln (25) zeichnet. Stellt man sich vor, dass derselbe sich mit der ganzen Messvorrichtung auf- resp. abwärts bewegt und zugleich mit dem Stahlstabe (20) vermittelst des Tasters (17) vor- resp. < zurückgeschoben wird, so sieht man leicht ein, dass dabei auf der Tafel eine Curve entsteht, welche bei den Masszeichnungen der kyphotischen, resp. lordotischen Abweichung entspricht, ganz unbekümmert darum, an welcher Stelle des Rückens das Profil gezogen werde, und ob man mit dem Taster einer im sagittalen Sinne senkrechten oder gebogenen Linie folge. Dieser Theil des Apparates liefert also allein schon, was der von H. Virchow construirte Notograph, nur mit der eben angegebenen Erweiterung.

39

3) Um horizontale Contouren ebenfalls graphisch aufzeichnen zu können, ist am hintern Ende des Tasters (17) ein senkrecht stehender Schreibstift an- gebracht. Soll er in Action treten, so wird der Messingbügel mit einer Schraube (Pig. II, 29) festgestellt, zwischen die Schienen (Fig. II, 23 und 24) eine mit Papier bezogene Glasplatte horizontal eingeschoben, und der Taster entlang den Con- touren von links nach rechts oder umgekehrt geführt. So ist es möglich, in jeder Höhe horizontale Contouren anzufertigen, soweit der Körper vom Taster berührt werden kann. Die Contouren sind demnach Halbcontouren.

Ergänzt wird die Mess- oder Zeichnungsvorrichtung durch einen Zeiger (27, Fig. I), der mit der ihn tragenden Hülse mit Gradbogen (Fig. I, 28) an einer verticalen, an der Hinterseite glatt geschliffenen, vorn mit Centimeter- eintheilung versehenen Stange (Fig. I, 9) verschieblich und auf der Hülse dreh- bar angebracht ist. Diese Vorrichtung ist zur Feststellung der Lage einzelner Punkte an der Vorderfläche des Körpers bestimmt. Der Zeiger kann aus seiner Hülse ausgezogen und zurückgeschoben werden und trägt ebenfalls Centi- metereintheilung.

Durch Ablesen dreier Grössen:

1. Länge, zu der der Stab ausgezogen ist,

2. Höhe, in der er steht,

3. Winkel, um den er gedreht ist (als Ausgangspunkt gilt Einstellung parallel der glatt geschliffenen Fläche, resp. der Zeichnungsebene),

kann man jeden erreichbaren Punkt in seiner Lage bestimmen. Notirt man die drei Grössen, so kann man die Stellung stets reprodueiren. Während nun die Zeichnung des Rückens angefertigt wird, stellt ein Assistent oder eine geübte Wirterin auf beliebige wichtige Punkte (oberes und unteres Ende des Sternums e. ct.) ein und notirt die abgelesenen Zahlen. Nachdem der Patient seinen Platz verlassen hat, kann man nach Reproduction der betreffenden Stellungen mit dem Taster (17) auch diese Punkte aufdie Zeichnungsflächen übertragen.

Aus diesen Erläuterungen geht hervor, dass man jeder innert des Bereichs der Tasterspitze liegenden Linie nicht nur folgen (wie oben erwähnt), sondern die Lage derselben auch auf drei Tafeln, welche rechtwinklig zu einander ge- stellt sind, projieiren kann, und zwar stets doppelt. Sie kann, wie auch jeder Punkt, bestimmt werden:

1. In der Höhe (auf den beiden Verticaltafeln 19 und 25).

. In der Breite (auf der grossen Verticaltafel 19 und der horizontalen Tafel). In der Tiefe (auf der schmalen Verticaltafel 25 und der horizontalen Tafel).

Diese Bestimmung erfolgt in Bezug auf die Messebene und kann nach oben gegebenen Auseinandersetzungen in Bezug auf eine durch die Spine ge- legte senkrechte Ebene ausgeführt werden.

Sämmtliche Zeichnungen sind Projectionszeichnungen, was die Methode ‘Scharf von derjenigen Heinecke’s, Biihring’s u. a. unterscheidet.

Soll nun eine Messung gemacht werden, so wird der Patient (wie zeigt), nach Markirung der Dornfortsatzlinie und der Ränder der Scapule durch

nenn en,

Farbstift, auf das Brett (1) gestellt. Man bedeckt dasselbe mit einem Papier, um am Schluss der Messung die Füsse eontouriren zu können, wodurch man Anhaltspunkte zur Bestimmung des Fusspunktes gewinnt. Alsdann wird die Zahnstange (Fig. I, 8), welche die Grundlage der Fixationsvorrichtung bildet, zt und die Peloten 2 und 3 werden an die Spine ant. sup. des Patienten

hoben. Hiebei ist zu beachten, dass die Stellung des Patienten so ge-

1 t i l 1 U 1 i 1 Al 1 i l i

tommen werden müss, dass die Spine der Stange (8) parallel stehen (s. « Darauf folgt Andrücken der Beckenhalter (4 und 5) und Anlehnen des Eisen- Stabes (11) an das obere Ende des Sternums. Der Patient soll durch die Fixationsvorrichtung möglichst in einer natürlichen Stellung «abgefasst» werden.

DEE er en

Die weitern Manipulationen ben sich nun völlig von selbst. Man führt den Taster (17) entlang der Dornfortsatzlinie, lässt dabei die beiden Schreib- stifte auf den Verticaltafeln (19 und 25) zeichnen und erhält zu gleicher Zeit die skoliotische und ho-lordotische II u. 1 und 2) Abweichung genannter Linie. A 3 ichnet,

43

dabei schreibt nur der Stift auf der?grossen Verticaltafel (19). Es folgt die Abnahme zweier Verticalprofile, die über beide Scapul® gelegt sind. Der Stift auf der Verticaltafel (19) zeigt dabei die Lage des Profils an, während sich das- selbe auf der kleinen Verticaltafel aufzeichnet (Fig. III u. ff., 3 und 4 mit ent- sprechenden Verticallinien 3 und 4). Sodann nehme ich die Contouren der Luftfigur ab, was wiederum einfach dadurch geschieht, dass man mit dem vermittelst Ansatz verlängerten Taster denselben folgt und den ‘Schreibstift auf der grossen Verticaltafel (19) schreiben lässt. Endlich folgt die Abnahme einiger Horizontalcontouren auf der horizontalen Glastafel. Die Höhe derselben wird jeweilen durch Schreibenlassen eines der beiden oder beider Stifte der Verticaltafeln gleichzeitig angedeutet (Fig. III u. ff., 5, 6 und 7 mit entsprechen- den Horizontalen 5, 6 und 7).

Schliesslich werden die Füsse contourirt, die Spitzen der Malleol. extern.

auf deren Contour angemerkt.

Nun tritt der Patient, nachdem er 5 bis höchstens 6 Minuten auf dem Brett hat stehen müssen, aus dem Apparat heraus, man hat nur noch die wie oben angedeutet auf der vordern Fläche des Rumpfs gemessenen Punkte ver- mittelst des Tasters an der beschriebenen Messvorrichtung abzunehmen und

einzuzeichnen, und erhält so z. B. noch die Projection des Sternums (Fig. IV und V, 9). Dann werden die den Malleol. extern. an den Fusscontouren ent- sprechenden Punkte durch eine Linie verbunden und über die Mitte dieser Linie der Taster vermittelst des Lothes senkrecht eingestellt. Die durch die Schreibstifte in dieser Stellung gewonnenen Senkrechten (Fig. II u. ff., 8 und 81), die ich dann Fusspunktlinien zu nennen pflege, zeigen die relative Lage der Füsse in Bezug auf Becken und Rumpf an.

Zum Schlüsse wird auf dem Frontalbild und dem Sagittalbild eine Senk- rechte (s. Fig. II u. ff., 10: und 10), und auf dem Horizontalbilde eine Parallele zum M ihmen (Fig. III u. f., 11)-gezogen. Damit ist die Messung beendigt. Zur Conservirung der Zeichnungen wird man gut thun, die Striche der Schreib- stifte etwas zu verstärken.

Nach vollendeter Messung, welche bei einiger Uebung von A bis Z nicht mehr wie 15—20 Minuten in Anspruch nimmt, verfügt man demnach, wie die beistehenden Figuren zeigen:

1) Ueber eine Frontalansicht des Rückens mit Luftfigur, Einzeichnung der Contouren der Scapule und der Dornfortsatzlinie (Skoliotische Ab- weichung), der Projeetion des Sternums eventuell anderer Linien oder Punkte, Höhenangaben, Fusspunktlinien, Markirung senkrechter Richtung, dabei Angabe der Lage von Profilen, die in den andern Ansichten dar- gestellt sind.

2) Ansicht der Kyphose und Lordose der Dornfortsatzlinie nebst andern (beliebigen) senkrechten Profilen.

3) Ansicht beliebiger horizontaler Profile. al Diese drei Ansichten sind hier jeweilen nach ihrer relativen Lage in ein we Bild zusammengestellt. Wenn nun auch mit der Angabe und Messung aller der genannten Linien ünd Punkte noch nicht Alles gethan ist, was bei einer genauen Untersuchung

von Rückgratsverkrümmungen, speciell von Skoliosen gethan werden so

gibt doch der Apparat in relativ sehr kurzer Zeit leicht fassbare Bilder, eine

Reliefaufnahme des Rückens, welche eine gute und richtige Vorstellung der: betreffenden Difformität zu erwecken im Stande ist, welche die Einzeichnung von vielen Punkten und directes Messen ermöglicht. Das sind Vortheile, welche die bisherigen Apparate nur theilweise aufzuweisen hatten.

Als grössten Fehler des Apparates betrachte ich den Mangel horizontaler Volleontouren. Er wird durch die Einmessung einzelner Punkte an der Vor- derfläche des Rumpfes nieht ganz aufgehoben. Soviel ich mich aber auch bemühte, diesem Mangel abzuhelfen, so gelang es mir doch nicht, eine diesem Zwecke dienende einfache Vorrichtung an dem Apparat anzubringen. Ueber die Brauchbarkeit des Apparates sei noch angeführt, dass er nur bei kleinen ~ Kindern sich kaum anwenden lässt. Kinder von fünf und sechs Jahren lassen sich aber schon recht gut zeichnen. Da man die Dornfortsatzlinie zuerst zeichnet, was kaum 15—20 Sekunden in Anspruch nimmt, so hat man daran ~ einen recht guten Anhaltspunkt, um die Stellung stets wieder zu controliren, Man kann den Patienten, wenn sich die Stellung verändert hat, in Anbetracht R dessen, dass das Becken fixirt ist, leicht wieder redressiren. Diese Schwan- kungen fehlen bei ältern Kindern und gar Erwachsenen vollständig während der Messungszeit. Zudem beweist die ausserordentliche Uebereinstimmung = verschiedener Aufnahmen desselben Individuums die Irrelevanz der vorkom- menden Schwankungen.

Wir brauchen in unserm Institute den Apparat*) ganz regelmässig und controliren unsere Patienten damit circa von zwei zu zwei Monaten. Wir benutzen die Methode auch zur Feststellung der Diagnose, denn die einfachen

projicirten Linien bieten dem Auge öfters sicherere Anhaltspunkte, als der ` Körper selbst. Er dient uns ferner dazu, in einzelnen Fällen die Wirkung einer hohen Sohle, der Volkmann’schen Bank und anderer therapeutischen Massnahmen zu prüfen, und wir könnten das Instrument jetzt kaum mehr ~ entbehren. Die Methode macht auch stets von Neuem auf das interessante wechselseitige Verhältniss von physiologischer Krümmung zu Skoliose aufmerk-

sam, auf den Parallelismus der Abweichungen der Luftfigur mit denen der Dornfortsatzlinie auch bei geringen Graden, und andere Punkte, die ohne genaue Messung ungleich weniger in die Augen springen. Die Clienten haben ~ sich schon so sehr an die regelmässig wiederholten Messungen gewöhnt, dass sie dieselben von selbst, und zwar oft gemäss ihrer laienhaften Auffassung in den kürzesten Terminen, wieder verlangen. Niemals hat uns Jemand die Messung nicht gestattet. N

Leider steht der gewiss nothwendigen allgemeinen Einführung derartiger Apparate der hohe Preis entgegen. Kaum wird es aber möglich sein, ein exactes Messinstrument sehr billig herzustellen, ebensowenig wie irgend ein = anderes Präcisionsinstrument.

*) Das Ausstellungsexemplar ist von der chirurgischen Universitätsklinik in Halle ange-

kauft worden und daselbst seit Ende 1886 in Gebrauch.

Referate.

J. Zabludowski. Zur Massagetherapie. (Vortrag mit Krankenvorstellung, gehalten in der Gesellschaft der Charité-Aerzte ar März 1886

(Berl. klin. Wochenschrift. Nr. 26, pag. 423; Nr. 27, pag. 441; Nr. 28, pag. 458.)

Im Anschluss an einen Bericht über einige in der Charité, sowie in seiner Privatpraxis mit Massage behandelte Fälle gibt Z. einen Beitrag zur Präcisirung gewisser Indicationen und der Methode der Massagetherapie.

I. Berufskrankheiten: Musiker- und Schreiberkrankheiten. Massage, Apparate beim Schreibkrampf.

Bei Musikern Geigern und Klavierspielern handelt es sich nur aus- nahmsweise um wirklichen Krampf spastischer oder paralytischer (?) Natur sondern meistens um entzündliche Reizung an einem der am meisten über- anstrengten Gelenke. Diese Erkrankungen lassen meistens eine ganz gute Prognose zu. Massage und Ruhe (Immobilisirung durch leichte Fixirverbände) später Regulirung der Arbeit Spielen mit Pausen, Abwechslung zwischen leichten und schweren Stücken sind die Hauptfactoren der Kur. Die Massage schafft durch die von ihr bewirkte erhöhte Blutcirculation die Ermüdungs- und Entzündungsstoffe weg. Die Krampfformen, zu denen bei Geigern auch Stiche in den Fingerspitzen der linken Hand ausgenommen am Daumen zu rechnen sind, sind ernsterer Art. Die Therapie bleibt dieselbe, es stellen sich aber in der Regel Recidive ein.

Von hohem physiologischen Interesse ist es, dass zwei der von Z. vorge- stellten Geigenvirtuosen, ein Herr und eine Dame, an den Fingern der linken Hand eine Zunahme des Wachsthums zeigten. Bei Herrn A. waren die Finger mit Ausnahme des Daumens um circa 14/2 Cm. verlängert, bei Frl. W. der zweite, dritte und vierte Finger um ungefähr 1 Cm. Beide spielten unaus- gesetzt seit dem siebenten Lebensjahre.

Bei Pianisten zeigten sich mitunter Krankheitserscheinungen, die auf qualitativ abnormes Spiel (zu niedrigen Sitz, eigenthümliche Haltung und An- schlag) zurückgeführt werden müssen, im Allgemeinen handelt es sich bei Pianisten häufiger als bei den Geigern um eine örtliche Erscheinung allgemein krankhafter Zustände (allgemeine Körperschwäche, Bleichsucht, Nervosität). Die Therapie muss eine diesen Ursachen entsprechende sein: Aufenthalt im Gebirge, Seebäder, Soolbäder. Wo die localen Erscheinungen entzündlicher Oder neuralgischer Art in den Vordergrund treten, sind dieselben nach den- selben Principien wie bei den Geigern zu behandeln, Massage, Regulirung der Arbeitszeit u. s. w.

Beim Schreibkrampf ist prognostisch zu unterscheiden zwischen den paralytischen Formen rasch zunehmende Schwäche und Ermüdung mit Auf- treten von Schmerzpunkten und den Krampfformen, zu denen Z. auch die tremorartigen Formen rechnet. Bei ersteren lassen sich günstige Resultate er- reichen durch: 1) etwa vierwöchentliche vollkommene Abstinenz vom Schreiben; 2) zugleich Massage der ganzen oberen Extremität oder statt der Massage den "Umständen nach bei allgemeiner Körperschwäche und Nervosität eine Bade-

reise (keine Kaltwasserkur); 3) nachher Schreibunterricht. Bei dieser Behand- lung sind Heilungen beobachtet worden. Bei längerem Bestehen, nach wiede holten Recidiven, sowie bei den krampfartigen Formen kann man zwar e

Fig. 1. zu einer das Schreiben als Beruf für mehrere Stunden täglich Thätigkeit ist jedocht nicht zu denken.

Fig. 3.

Fig. 4.

Ein specieller Fall gab Z. Gelegenheit, einen Apparat zu construiren, der die Möglichkeit bietet, jede beliebigen zwei Finger vom Schreibacte ganz aus- zuschliessen, Fig. 1 stellt den Apparat in natürlicher Grösse dar, Fig. 2, 3 und 4 die Art und Weise, wie er angewendet werden kann. 7

`

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47

Il. Massage bei Rückgratsverkrümmungen. Je nach den Haupt- ursachen der Rückgratsverkrümmung hat die Massage bald eine präponderirende, bald nur eine nebensiichliche Stellung einzunehmen. Letzteres gilt fir gewisse Stadien bei den Skoliosen osteopathischer Natur (Spondylitis, Rhachitis), ersteres bei der Skoliosis rheumat. oder myopath. und habitualis. Bei der Skoliosis habitualis ist die Massage mit anderen, nicht weniger wichtigen therapeutischen Agentien in eine Reihe zu stellen. Solche sind: Die sym- metrischen Leibesübungen (Turnen, Schwimmen, Reiten) und das Corsettragen. Der Turnunterricht sollte unausgesetzt täglich während der Schulmonate statt- finden, während dieser Zeit das Corset nicht getragen werden, die Reit-, resp. Schwimm- und Massagekur ist auf die Ferien zu verlegen, dabei das Corset zu tragen.

Il. Massage und Entartungsreaction. In einem Fall von com- binirter Zrb’scher Armnervenlähmung mit weit vorgeschrittener Entartungs- reaction gelang es durch Einwirkung auf die anderen, nicht den erkrankten Nerven zugehörigen Muskeln die Funetionsfähigkeit bedeutend zu steigern.

IV. Massage bei Pseudo-Arthrose. Eine Pseudo-Arthrose des Unterschenkels heilte.

V. Pylorusstenosen, Contractionszustinde sui generis und Mas e Eine Patientin mit Pylorusstenose nach Ulcera ventriculi und secundärer Dilatation des Magens wurde erfolgreich mit Massage des Magens, combinirt mit Magenausspülung, behandelt. Die Massage sollte hier nicht toni- Sirend wirken, sondern das Durchtreiben des Speisebreies mittelst der Mass: manipulationen sollte die Stenose allmälig dehnen. Diesem speciellen Zweck wurden die Massagebewegungen angepasst. (S. d. Orig.) Ebenfalls einen guten Erfolg erzielte Z. bei einem Patienten mit einer bereits viele Jahre dauern- den Neurose und Contraction des S. romanum.

VI. Neurasthenie und Massage. Bei Hysterie und Neurasthenie,

bei der man nach langer Dauer immer nur von relativer Heilung sprechen

kann, gehört die Massagekur zu denjenigen therapeutischen Mitteln, die dem Patienten (einerseits) nur geringe Opfer. auferlegen, von welchen er sich (andererseits) nach einmaligem Gebrauche überzeugt zu halten pflegt, dass sie sich ihm nützlich erweisen. Sie ist daher ganz besonders geeignet, um jährlich 1- Mal auf 4—6 Wochen wieder vorgenommen zu werden. Die Patienten zeigen oft für die Massagekur eine grosse Treue, welche Eigenschaft Sie in Bezug auf andere Kuren nicht in solchem Maße an den Tag zu legen pflegen.

J. Dollinger. Messungen zur Gypspanzerbehandlung der Skoliose.

(Wiener Med. Wochenschrift. Nr. 39. 25. September 1886. Pag. 1305.)

Die Abhandlung von Fränkel «zur Gypspanzerbehandlung der Skoliose» (Wien. med. Wochenschrift. Nr. 19. Centralbl. f. orthop. Chir. Nr. 12. 1886) veranlasste D., das Resultat einer Versuchsreihe zu veröffentlichen, die er bezüglich der Brauchbarkeit des Gypspanzers in der Skoliosenbehandlung an gestellt hatte und das er am 10. Mai 1886 dem ärztlichen Verein in Budapest

, 7 st von demselben Gesichtspunkte ausgehend, ı egengesetzten Resultate gelangt. Die Cor

vorgelegt hatte. Obwohl fa Fränkel, war er doch zu einem entg sets legte er nach Sayre’s Vorschriften an, dieselben waren nicht abnehmbar; während der Suspension redressirte er die Wirbelsäule und die Rippenver: krümmungen und verhinderte bis zum Trocknen des Verbandes den Rückfall in die alte Position, zwar nicht mit Bindenzügeln, sondern mit seinen Händen, 1 Zu den Messungen benutzte er 1 Cm. dicke, 2—4 Cm. breite Streifen aus” Gypsbinden, die er in der Höhe der grössten Convesität quer über den Rücken ~ legte, so dass sie sich überall genau anlegten und dann trockneten. Die ein- zelnen Gypspanzer blieben einen Monat bis sechs Wochen angelegt; nach der ynahme wurde ein neuer Gypsstreifenabdruck genommen und sogleich ein suer Verband applicirt. In allen Fällen sah D. schon nach kurzer Zeit den rustkorb abmagern, seine Muskulatur schwach werden, so dass der Patient ach Abnahme des Verbandes sich nur mit Mühe aufrecht erhielt, die Skoliose aber hatte in den meisten Fällen während des Tragens des Verbandes zuge- d Auf Grund von Dis Erfahrung ist der Gypspanzer bei leichten noch nicht zu Rippenverkrümmungen gekommen ist, über-

mmen. skoliosen, wo es flüssig, denn diese Fälle können durch zweckmässige Gymnastik gänzlich ge heilt werden; ja er ist sogar von schidlicher Wirkung, denn die Fixirung hat Muskelatrophie des Brustkorbes zur Folge, und nach Entfernung des Panzers kommt es sehr oft zur Vergrösserung der Skoliose. Mittelst Gypspanzer die Rippenverkrümmungen der Skoliose definitiv zu redressiren, ist D. nicht ger lungen. Das Gypscorset oder i end eine abnehmbare Modification desselben ist dagegen bei den schweren Fällen der Skoliose insofern mit gutem Erfolge anwendbar, als es die Organe der Brust- und Bauchhöhle von der Last des Oberkörpers befreit und die freie Circulation der Säfte erleichtert. Ein gut wefertigtes Stahlmieder kann dieselben Dienste leisten. Tägliche Gymnastik der Brust- und Rückenmuskulatur ist unumgänglich nothwendig.

H. O. Thomas. A new wrench for Club-foot.

Provincial med. Journ. June 1. 1886. Pag. 286

H. O. Th. bedient sich zum forcirten Redressement des Klumpfusses des in beifolgender Abbildung dargestellten Instruments, dessen beide, zum Er- greifen des Fusses bestimmte Zapfen sich durch ein in der Handhabe befind- ~

liches Gewinde einander nähern und von einander entfernen lassen. Zur Schonung der Haut sind die Zapfen mit Gummischläuchen überzogen. Meistens gelingt es, mittelst dieses Instruments, sofort den Fuss in normale Stellung überzuführen.

Originalmittheilhngen, Monographieen und Separatabdrücke, welche für das Centralblatt der orthopädischen Cuiru bestimmt sind, beliebe man an Dr. F. Beely, Potsdamerstr. 126, Berlin, zu adressiren, `

' Centralblatt für orthopädische Chirurgie.

Redigirt von Dr. F. Beely in Berlin.

Beilage zur

Illustrirten Monatsschrift der ärztlichen Polytechnik.

Erscheint jährlich in 12 Nammer e !ı—1 Bogen.

Nr. 5. IV. Jahrgang, 1. Mai 1887.

Inhalt: Referate: W. N. Popoff. Ein neuer Apparat z ixtension der Wirbelsäule.

@. Hünerfauth. Geschichte der Massage. W. Roser. Ueb andlung von Nabelbrüchen.

0. Fayette Taylor. A Home-made spinal rat . Näf- Die spastische Spinal

para 8 El ire an Plat-foot. J. A. Korteweg. n ım door een fixeerend verband

Referate.

W. N. Popoff. Ein neuer Apparat zur Extension der Wirbelsäule.

(Wratsch. Nr.45. Russisch.

P. hat einen tragbaren Apparat erfunden, welcher ähnlich der Minerva am umhergehenden Kranken die Extension der Wirbelsäule ausüben soll, will aber mit ihm, die Massage ausgenommen, eigentlich sämmtliche bisherigen Heilmethoden und Apparate bei der Behandlung der Rückgratskrankheiten ersetzen. P. bespricht daher zunächst alle Arten von orthopädischen, mecha- nischen Vorrichtungen, indem er sie in fünf Gruppen tbeilt:

1) Orthopädische Möbel «im vollen» Sinne, Couchetten, Betten, geneigte Ebenen. Sie bewirken keine Extension. Auch das «hygienische Klassenmöbel s, die Schulbank, gehört hierher, die trotz aller rationellen Einrichtung nicht das lange ermüdende Sitzen in den dumpfigen Zimmern beseitigen wird. Das Uebermass in der Pflege der todten Sprachen wird immer im Widerstreit mit den Grundsätzen der Hygiene stehen.

2) Lagerungsapparate, verbunden mit Druckpeloten. In ihnen liegt der Kranke wie an die Stelle geschmiedet. Hierzu könnte man nach P. auch das Rauchfuss’sche Bett zählen, welches insofern relative Anerkennung findet, als der Kranke, wenn schon nolens volens ein ähnlicher Apparat gewählt werden muss, dieses Bett lieber wählen wird, als die « Kreuzigung > auf dem festen Lagerungsapparate.

3) Extensionsbetten: Weder die grosse Menge derselben, noch der Name ©. Volkmanns, der an der Spitze der Autoritäten steht, welche Extensions- betten benutzen, sprechen unbedingt für ihren Vorzug vor den anderen Heil- methoden. Das Fahrbett der Moskauer Orthopäden Tagmann (oder Hachmann) sei zu theuer.

4) Tragbare Stützapparate für Kopf und Rumpf und Corsets werden eben- falls verworfen. Wenn der Kranke auch auf den Füssen steht, so kann doch von einer freien Athmung nicht die Rede sein, weil der Patient von verschiedenen Seiten gedrückt werde. Auch der schädliche Einfluss auf die Muskulatur wird erwähnt

5) Apparate, welche eine Extension der Wirbelsäule durch Aufhängen der Kranken an Kopf und Schultern bewirken (Sayre’sche Schwebe). Der Effeet einer solchen Behandlung ist der allerbeste und stellt bei gleichzeitiger wendung der Massage alle übrigen Heilmethoden weit in den Hintergrun Ueber die Wirksamkeit der Sayre’schen Corsets äussert P. sich nicht, um sg: mehr, als er sich schon weiter oben über Corsets im Allgemeinen aus- gesprochen hat. 3

Was nun den Apparat P.’s selbst betrifft, so besteht dieser zunächst aus einem gut angepassten und gepolsterten stählernen Beckengürtel, von dessen beiden Seiten sich krummholzartig zwei Bögen aus Rohr erheben; über dem ~ Kopfe werden sie durch einen Querbogen verbunden. Von den Verbindunge stellen des letzteren gehen Riemen herab, die mittelst eines Kinn-Hinterhaupt © Reifens den Kopf und mittelst Schlingen die Schultern in die Höhe ziehen.

Der Apparat wiegt nicht ganz 2% Pfund und wird für den Preis von 15 Rubel von Jachtmann (St. Petersburg, Kusnietschny Perenlok Nr. 12) ~ angefertigt. j

In «leidenschaftsloser Werthschätzung» seines Apparates kommt P. zu 15 Thesen, von denen nur einige angeführt sein mögen:

Th. 3. Der Apparat gestattet die volle Extension der Wirbelsäule.

Th. 6. Da der Körper des Kranken von allen Seiten zugänglich ist, kann man, wie es auch indieirt ist, gleichzeitig die Massage anwenden.

51

Th. 14. Der Apparat, der über den Kleidern getragen wird, kann während der Schulstunden zu hygienischen Zwecken getragen und in der freien Zeit abgenommen werden (Prophylaxe). Ausserdem wird der Apparat dann noch gegen viele entzündliche «und andere» Leiden der Wirbelsäule, sowie gegen traumatische Verletzungen derselben empfohlen.

Ernste theoretische Einwendung gegen seine Ausführungen liessen sich, wie Popoff meint, kaum erwarten, wenn auch das Schlussurtheil von der Praxis

zu sprechen sei. Die Prüfung des Apparates haben die Herren Dr. Pawloff

und Dr. Russoff übernommen, der erstere an seinem reichen chirurgischen,

der Letzterean seinem pädiatrischen Krankenmaterial. E. Braatz, Libau (Kurland).

@. Hiinerfauth. Geschichte der Massage.

(Deutsche medic, Zeitung. Nr. 58. 19. Juli, pag. 647 r. 59. 22. Juli. Nr. 60. 26. Juli, pag. 671. Nr. 61. 29. Juli, pag ug., pag. 691. 1886.)

A. gibt zunächst einen kurzen Ueberblick über die Geschichte der Massage *) bei den verschiedenen Völkern, der sich indessen zur Wiedergabe in Form eines Referates nicht eignet.

Bei der Besprechung der praktischen Ausübung der Massage schlägt H. als Typen der Manipulationen für die Behandlung vor: 1) Knetung, 2) Streichung, 3) Klopfung, 4) Bewegungen (passive). Angewendet wird dieselbe heutigen Tages vornehmlich bei folgenden Krankheiten und Symptomen

I. Auf dem Gebiete der Chirurgie. Bei Verletzungen und Erkrankungen 1) der Gelenke: Distorsionen und Contusionen, acuter und chronischer Synovitis, Exsudationen in das Gelenk (serösen, serofibrinösen und blutigen) bei fungöser Synovitis, wahren und falschen Ankylosen, Neurosen, acutem und ehronischem Gelenkrheumatismus, Gicht; ferner bei Luxationen und Knochen- brüchen.

2) Bei Erkrankungen der Muskeln: Bei acutem und chronischem Muskel- Theumatismus, Muskelentzündungen, Muskelnarben (auch Hautnarben) und bei Muskelatrophie.

j 3) Bei Tendovaginitis: Acutem und chronischem Hydrops der Sehnen- scheiden und Schleimbeutel.

4) Bei Verkrümmungen und Contractionen

5) Bei Sugillationen und Ecchymosen der Haut, sowie bei skrophu- lösen Lymphdrüsenanschwellungen.

Il. Auf dem Gebiete der inneren Medicin.

1) Bei Erkrankungen des Nervensystems (Rückenmark und peri- pheren Nerven), Lähmungen, Krämpfen (Schreibkrampf), Neuralgien, Migräne, verschiedenen hypochondrischen und hysterischen Erscheinungen, Neurastheni überdies neuerdings bei Diabetes mell. (Finkler).

2) Bei Katarrhen der Nase, des Rachens und des Kehlkopfes (Gerst), bei Asthma.

*) Nach Piorry (Dict. des sciences medicales) stammt das Wort von dem griechischen P@O0sty (reiben) ab, nach Savary (lettres sur Egypte) von dem arabischen Worte „mass“, (sanft drücken).

Kaha 8 itt He tne H

3) Bei Magen- und Darmerkrankungen: Chronischem Magenkatar Magenerweiterung, Magenschmerzen, Dyspepsie, Tympanitis, Obstipation, zu weilen bei Deus, ferner bei Ascites, abgesackten peritonitischen Exsudaten,

chronischen Verwachsungen des Peritoneums, besonders nach Typhlitis und

Perityphlitis.

Ill. Bei der Geburtshülfe und Gynäkologie: Zur Anregung von Wehen, Beseitigung falscher Lage des Kindes (als Credé’scher Handgriff), zur Stillung von Blutungen in der Nachgeburtsperiode, bei chronischen Erkran-

kungen des Uterus und seiner Adnexa. IV. Bei Augenkrankheiten: Conjunctivitis pustulosa chronica, Con-

junetivitis pust. hypertrophica, Hornhauttrübungen, Hypopion, seit einigen

Jahren auch bei Glaukom.

Das Urtheil, welches H. über die maschinelle Massage fällt, dürfte zu hart sein. Warum soll dieselbe nicht wissenschaftlich betrieben werden können und warum soll es nicht Fälle geben, bei denen sie mit Erfolg angewendet werden kann? Der Gegenbeweis ist weder von H. noch von Dr. Zabludowsky ge-

führt worden.

Zu beachten ist sein Vorschlag, in Krankenhäusern das Material zu Massage- kursen zu benutzen. Wenn den Aerzten mehr Gelegenheit gegeben würde, =

Massage praktisch zu erlernen, würden sie sich nicht scheuen, sie praktisch auszuüben, und dadurch den Kurpfuschern die wirksamste Concurrenz bereiten. Jetzt massirt mancher Arzt nicht deshalb nicht, weil er sich für zu gut hält sondern weil er sich bloszustellen fürchtet.

W. Roser. Ueber Behandlung von Nabelbrüchen. (Aerztl. Verein zu Marburg.)

Berl. klin. Wochenschrift. Nr. 29, pag. 486. 1886.)

R. theilt einige Fälle mit, wo er auch bei Erwachsenen bei Behandlung von Nabelbrüchen durch Heftpflasterverbände gute Erfolge erzielt hat. 1) Ulee- ration und drohender Durchbruch einige Jahre nach glücklicher Heilung einer wegen Einklemmung operirten Nabelhernie. Durch einen Heftpflasterverband wurde der Nabelbruch zurückgehalten und die Heilung der Ulceration erreicht 2) Ein füntjähriger Knabe litt an einem grossen Nabelschnurbruch, der den halben Magen, die Milz und einen Theil der Leber enthielt. Durch Heftpflaster- verbände gelang es, den ganzen Bruchsack nach und nach zu entleeren. Der- selbe wurde einige Jahre lang mit Heftpflaster leer gehalten und schrumpfte so, dass jede Vortreibung verschwand. 3) Ein Bauchbruch ohne Bruchsack mit Netzvorfall war nach einem Stich in der seitlichen Nabelgegend zurück- geblieben und hatte sich eingeklemmt. Die Taxis gelang, nur ein kleiner Netz- knoten sass noch fest. Eine mehrmonatliche Anwendung des Heftpflasterver- bandes erzielte bei dem 14jihrigen Mädchen eine so gute Heilung, dass nach einem Jahr keine Spur eines Bruches mehr zu erkennen war. 4) Ein grosses starkes Mädchen kehrte ein Jahr nach der Entfernung eines Eierstocks-Kystoms mit einem Bruchsack, durch Dehnung der Narbe, zurück. R. lehrte das Mädchen sich selbst den Heftpflasterverband anlegen. Der Bruch wurde durch das Pflaster

53

80 gut zurückgehalten, dass die Patientin zu jeder angestrengten Feldarbeit wieder fähig war. 5) Eine Frau mit grossem, irreponiblem Nabelbruch litt viel an Kolikschmerzen, auch zeitweisem Erbrechen. Durch Heftpflasterverbände

wurde der Bruch auf etwa ein Drittel reduzirt und der Zustand der Frau sehr erleichtert.

C. Fayette Taylor. A Home-made spinal apparatus.

(New-York med. Journ. Sept. 4. 1886. Pag. 261.)

Während eines Besuchs in Meran wurde T. aufgefordert, die Behandlung eines Patienten zu übernehmen, der neun Monate vorher von einem Wagen überfahren worden war und dabei eine Fractur der Wirbelsäule in der Lumbal- gegend erlitten hatte. In den früher vollstängig gelähmten unteren Extremitäten war die Sensibilität zum grössten Theil, in der rechten auch ein Theil der Moti- lität wiedergekehrt. Da in Meran kein Apparat irgend welcher Art zu haben war,

auch kein geschickter Handwerker zur Verfügung stand, der aus Holz einen Stützapparat hätte anfertigen können, formte T. zunächst einen Rückenschild aus zwei Lagen Fliesspapier, die mit alkoholischer Schellacklösung getränkt waren; derselbe reichte vom ersten Dorsalwirbel bis unter die Trochanteren und umgab beide Seiten des Körpers. Nach etwa einer halben Stunde konnte die so gebildete Form vom Rücken des Patienten abgehoben und zum Trocknen in die Sonne gelegt werden. Am folgenden Tage wurde der Schild durch Auf- kleben von Leinwandstreifen, die in Leim getränkt waren, sowie durch weitere Lagen von mit Schellacklösung getränktem Fliesspapier hinreichend verstärkt vier Lagen Papier und fünf Lagen Leinwand an geeigneten Stellen der

Ränder wurden Schnallen angenäht und mittelst eines « Bruststücks » aus Lei wand und einer «Schürze» aus diekem Mousselin der Schild in derselb Weise um Körper befestigt, wie der Rüc skentheil eines Taylor’schen Apparate,

für Pott’sche Kyphose. 3 Der Apparat geniigte in jeder Hinsicht; Pat. trug denselben ohne Be-

schwerden Tag und Nacht. h 5 À Die Anfertigung des Apparates hatte etwa drei Stunden in Anspruch

genommen,

J. Näf. Die spastische Spinalparalyse im Kindesalter.

(Inaug.-Dissertation, Zürich. 1885. Zürcher & Furrer. 138 8.)

In seiner umfangreichen, mit grossem Fleiss und eingehendem Studium der Literatur ausgearbeiteten Inaug.-Dissertation bespricht N. diejenigen Formen f der spastischen Spinalparalyse, die Seeligmüller als «ein fach spastische Spinalparalyse, ohne wesentliche Störung in der Muskel- ~ ernährung» bezeichnet. Besonders ausführlich werden die im Zürcher” Kinderspital beobachten Fälle beschrieben, kürzer die aus der Literatur zusammengestellten angeführt. 3

Auf etwa 1000 kranke Kinder (im Zürcher Kinderhospital) kommt eines mit reiner uncomplieirter spastischer Spinallähmung. Letztere ist etwa 10 bis 12 Mal seltener, als die gewöhnliche spinale Kinderlähmung, beim männlichen Geschlecht kommt sie etwas häufiger vor, als beim weiblichen (3 :2); die Krankheit ist oft angeboren, wird in den meisten Fällen aber erst bemerkt = zu einer Zeit, wo das Kind gehen lernen sollte.

Die wichtigste und häufigste Ursache der reinen spastischen Spinalparalyse im Kindesalter ist die vorzeitige Geburt. Je früher das Kind geboren, um so ~ grösser die Gefahr der Erkrankung. Ein zweiter, weniger wichtiger Punkt ist die schwere Geburt. Dasselbe gilt von der Inzucht, Erblichkeit und neuro- pathischen Anlagen. Andere Gelegenheitsursachen, wie sie für die ent- sprechende Krankheit bei den Erwachsenen bekannt sind, existiren für das Kindesalter sozusagen nicht.

In einem Falle (Demme) war Blitzsschlag direete Ursache der Affection. Das en Sram ist Schwäche und Rigidität der Muskulatur der unteren Extremitäten.

Die Patellarsehnenreflexe sind gewöhnlich (22 : 7) gesteigert, meist kann man auch von der Achillessehne durch Beklopfen Reflexe auslösen (12:2), der Dorsalklonus ist dagegen nicht einmal in der Hälfte der Fälle (8:13) hervorzurufen. Die elektrische Erregbarkeit war in drei Vierteln der Fälle normal, in einem Viertel etwas vermindert.

Die Prognose scheint bei Kindern etwas günstiger zu sein, als bei Er- wachsenen. In der Mehrzahl findet man allmälige Besserung, wenn auch nicht vollständige Heilung.

Die mit Hirnsymptomen complicirten spastischen Spinal- paralysen scheinen häufiger zu sein, als die rein spinalen, die allgemeine körperliche Entwicklung und das Aussehen lassen öfter zu wünschen übrig,

55

als bei der spinalen Form. Nicht selten besteht mehr minder vollständige Idiotie. Während bei den rein spinalen Formen die Frühgeburt das domini- rende ätiologische Moment war, ist es hier die schwere, langdauernde und zur Asphyxie führende Geburt. Mehr als Za zeigen ungewöhnlichen Schädel- bau, *s sind von mangelhafter Intelligenz. Die Prognose ist ungünstiger, Besserung tritt in späteren Jahren hie und da auf, meistens bleibt das Leiden stationär.

Therapeutisch sind empfohlen worden:

1) Galvanisation des Rückenmarks. 2) Periphere Galvanisation der Ex- tremitäten. 3) Mässige Kaltwasserkur. 4) Innerlich: Argent. nitrie., Kali jod., Auro-natr. chlor.

Die weitaus wichtigste Rolle spielt jedoch die orthopädische Behandlung, unterstützt durch Tenotomie der Achillessehne, eventuell auch der Adductoren- sehnen.

T. S. Ellis. Nature and treatment of Flat-foot.

(Lancet. Sept. 25. 1886. Pag. 604.)

E. wendet sich gegen die Ansicht von Mayo Collier, dass, weil beim Auf- setzen des Fusses auf eine horizontale Unterlage der Astragalus auf dem Caleaneus nicht nach vorn rutschen kann, die Abflachung des Fusses bei Platt- fuss zunächst eingeleitet wird durch die Erhebung der Ferse in den gewöhn- liehen, mit Absätzen versehenen Schuhen, welche ein derartiges Gleiten des

Astragalus nach vorn ermöglichen, und dass die Therapie in Folge dessen in einer Erhöhung des vorderen Theils der Sohle gegenüber dem Absatz zu bestehen habe.

Er hebt zunächst hervor, dass beim Plattfuss der Astragalus weniger

nach vorn als abwärts und einwärts gleitet, dass ferner, wenn man bei einem Individuum mit beginnendem Plattfuss oder schwachen Fussgelenken den vor- deren Theil des Fusses hebt, die Deformität sich nicht verringert, dagegen die Fusswölbung zunimmt, wenn man die Patienten auffordert, sich auf die Zehen zu stellen, wobei nicht nur Gastrocnemius und Soleus, sondern auch Tibialis post., die langen Flexoren und Peronei in Activität treten und die Ligamente entlasten.

Kräftigung dieser Muskeln und nicht möglichst andauernde Ruhe ist daher die richtige Behandlung. Die Patienten sollen angewiesen wert beim Sitzen, Oder besser bei Rückenlage, den Fuss so oft als möglich kräftig nach ein- warts zu drehen, dabei die Zehen zu beugen ; sie sollten sich häufig im Heben in den Zehenstand üben und sollten lernen, beim Stehen so viel als möglich auf den Zehen zu stehen. Auch eomplicirtere Apparate können zu demselben Zweck benutzt werden, z. B. Drehen eines Rades, dessen Kurbel so gestellt ist, dass sie, auf dem höchsten Punkte angelangt, nur mit Mühe erreicht werden kann; ferner das Aufzieben eines Gewichtes, das an einer über eine Rolle laufenden Schnur hängt. Der Patient soll dabei auf den Zehen stehen und beim Aufrichten des Körpers inspiriren, beim Beugen exspiriren. Sie sollten sich einen elastischen Gang angewöhnen, mit den Zehen zuerst den

Boden berühren und danu die Ferse stark heben: dies ist jedoch nur möglich in Schuhen ohne Absatz. 3 Hohe Absätze, so schädlich sie sonst im vieler Hinsicht sind, begünstigen nicht nothwendigerweise die Plattfussbildung, sie thun es nur dann, wenn die Thatigkeit der Flexoren, durch Fixiren der Zehen, z. B. in spitzen engen Schuhen, gehemmt ist, und wenn das Körpergewicht auf dem hohen Absatz ruht. °

Die Französinnen bestreben sich, die hohen Absätze nicht zu benutzen, sie gehen mit flectirten Vorderarmen auf den Zehenspitzen, während die Eng- länderinnen die Arme herunterhängen lassen und sich auf die Fersen stützen, Das Erstere ist graciéser aber weniger bequem. Die Französinnen, die stets auf den Fußspitzen gehen, haben nie Plattfüsse.

Zwei schwere, glücklich geheilte Fälle werden von E. zum Beweis seiner Ansicht angeführt zugleich als Protest gegen Ogston’s Operation der eine Fall betraf Æ. selbst, der einen traumatischen Plattfuss acquirirt hatte, der zweite einen gewöhnlichen, durch Belastung entstandenen Plattfuss. Beide ° sind jetzt bereits zehn Jahre lang geheilt und ohne Recidiv geblieben. ?

J. A. Korteweg. Over behandeling der vetmisvorming na paralysis infantum door een fixeerend verband.

(Weekblad van het Nederlandsch Tijdschrift voor Gent eskunde. Nr. 33. 14. Aug. 1886. Pag. 189)

K. hat bei Patienten mit essentieller Kinderparalyse, bei denen die ge- lāhmte Extremität im (Längen-)Wachsthum zurüc geblieben war (was nach K, beinahe ohne Ausnahme der Fall ist), mit Erfolg eirculäre Verbände aus Gyps, Wasserglas oder Leder, durch Stahlschienen verstärkt, angewendet, welche bis etwa zur Mitte der Wade reichen und den Fuss in einer Equinus-Stellung fixiren, die hinreicht, um die Längendifferenz der Extremitäten auszugleichen.

Die Patienten gingen in diesen Verbänden sehr gut und sicher. Eine Patientin mit Pes varo-equinus paralyticus und vollkommener Paralyse des Quadriceps femoris, die in ihrer sonst gut gearbeiteten, mit Beckengurt und elastischen Zügen zur Extension im Kniegelenk versehenen Maschine nur höchst unbeholfen sich fortbewegte, konnte mit K.’s Verband?aufrecht gehen, stützte sich auf das kranke Bein, ohne umzuknicken, und hinkte nicht mehr. Da durch die Equinus-Stellung des Fusses der Stützpunkt der Extremität weiter nach vorn verlegt wird und die Schwerlinie des Körpers beim Stehen auf dem kranken Bein vor der Kniegelenksaxe herunterfällt, so ist trotz der Lähmung des Quadriceps keine Gefahr vorhanden, dass das Bein im Knie- gelenk zusammenknickt.

Gleich gut war der Erfolg bei einem Patienten, dem K. zunächst die Achillessehne, dann den Tibialis posticus tenotomirt, ein Jahr später den Talus exstirpirt hatte und der doch stets Reeidive bekam.

Die Verbände werden im Allgemeinen gut vertragen, nur entsteht an dem Mall. ext. bei Varus-Stellung und an dem Mall. int. bei Valgus-Stellung leicht Decubitus: diese Stellungen sind daher sorgfältig zu corrigiren oder selbst überzucorrigiren.

Originalmittheilhngen Monographieen und Separatabdrücke, welche für das Centralblatt der orthopädischen Chirurgie bestimmt sind, beliebe man an Dr. F. Beely, Potsdamerstr. 126, Berlin, zu adressiren, g

Centralblatt für orthopädische Chirurgie. d Redigirt von Dr. F. Beely in Berlin. Beilage

Dllustrirten Monatsschrift der ärztlichen Polytechnik.

Erscheint jährlich in 12 Nummern von je '/:—1 Bogen.

IV. Jal g. 1. Juni 1887,

Inhalt: Referate: Lorenz. Pathologie und Therapie der seitlichen Rückgrats mungen (Skoliose). Ascher. Zur orthopädischen Behandlung der habituellen Skoliose, H P. Symonds. Osteotomy with chainsaw for talipes equino-varus or valgus. Die Gymnastik als hungs- und Heilmittel. Karewski. Ueber einen Fall von veralteter Luxation des Knie’s nach hinten, D. Mollitre. Pied bot traité par l’ostöoclasie,

Referate.

A. Lorenz. Pathologie und Therapie der seitlichen Riickgrats- Verkriimmungen (Skoliose). (Wien. A. Hölder. 1886.)

D. hat in dem vorliegenden Buche den Collegen eine Arbeit von hohem wissenschaftlichen Werthe übergeben, die ihre Bedeutung behalten wird, selbst wenn der Autor mit einigen seiner Ansichten nicht durchdringen oder dieselben im Laufe der Jahre selbst noch ändern sollte. Zwei Ziele hatte Z. bei der Abfassung seiner Arbeit hauptsächlich im Auge: erstens dem Arzte die Diagnose der beginnenden Verkrümmung zu erleichtern und dadurch das Verständniss

für die ausserordentliche Wichtigkeit der Anfangserscheinungen der Skoliose zu verallgemeinern; zweitens, denselben in die Lage zu versetzen, die Behand-

lung der Skoliose selbstständig in die Hand zu nehmen und durchzuführen, soweit überhaupt therapeutische Leistungen bei der Natur des Uebels im Bereich der Möglichkeit liegen.

Den ersteren Zweck dürfte der Verf. durch die vorzüglichen Schilderungen der charakteristischen Symptome der Skoliose, sowie durch die dem beschrei- benden Texte zahlreich beigegebenen Abbildungen resp. Photographien erreicht haben; wie weit ihm die Lösung der zweiten Aufgabe, die er sich gestellt, gelungen ist, muss die Zukunft lehren, nach seinen persönlichen Erfahrungen würde der Ref. sich in Bezug hierauf nicht allzu sanguinischen Hoffnungen hingeben, obwohl er der meisterhaften Behandlung auch dieser Capitel seine Anerkennung nicht versagen kann.

Die ersten Seiten des Buches sind, nach einer kurzen Beschreibung der verschiedenen Formen der Skoliose überhaupt (S. 2), der pathologischen Anatomie der Skoliose gewidmet, und dieses Capitel gehört wohl zu dem Besten, was wir hierüber in der Literatur besitzen. Wenn Ref. hier einen Wunsch äussern dürfte, so wäre es der, bei den Abbildungen behufs leichterer Orientirung neben den skoliotischen Wirbelkörpern und grösseren Wirbel- säulenabschnitten die Form der normalen, sowie deren relative Lage in einigen Strichen schematisch angedeutet zu sehen.

Dass Z. sich der nicht immer leichten Mühe unterzogen hat, näher auf die von verschiedenen Autoren (Nicoladoni, Hencke, v. Meyer, Schenk) auf-

gestellten Theorien einzugehen und die Mängel derselben aufzudecken, daf

können wir ihm nur dankbar sein.

Es gehört Kritik sich vollkommene Objectivität zu bewahren, und man geräth leicht in Gefahr, einem Autor etwas unterzulegen, woran derselbe nicht gedacht hat, oder anzunehmen, dass er etwas übersehen, was derselbe nur deshalb nicht erwähnt, weil es ihm nicht wichtig genug erschienen. Wie weit L. diese Klippen vermieden, darüber werden die von ihm Angegriffenen besser als ein Dritter urtheilen können.

Dasselbe gilt von den Besprechungen der verschiedenen Theorien der habituellen Skoliose (von Eulenburg, Hueter, Lorinser u. s. w.), die auf Seite 49—75 abgehandelt werden.

Hervorgehoben sei hier die Ansicht Z.’s über die sog. physiologische Skoliose; dieselbe ist keine wirkliche Skoliose, sondern als eine Sinnestäuschung anzusehen, welche durch die Abplattung der linken Körperhälften der mittleren Brustwirbel (wahrscheinlich bedingt durch die Pulsation der Aorta) hervor- gerufen wird. Dadurch entsteht eine seitliche Abweichung des mittleren Firsteg der Brustwirbel und durch diese wird ein seitlicher Bogen der Wirbelkörper= vorgetäuscht. Im Uebrigen verweisen wir auf das ausführliche Referat in Nr. § des Centralblattes für orthop. Chirurgie, 1886, pag. : Ueber die patho-° logische Anatomie der skoliotischen Wirbelsäule.

L. selbst sieht in der habituellen Skoliose eine Belastungsdeformität, die sich bei dem Vorhandensein eines prädisponirenden anatomischen Momentes durch die dauernde Einwirkung statischer Schädlichkeiten genau auf demselben © Wege entwickelt, wie andere Belastungsdeformitäten. Das wichtigste prä disponirende anatomische Moment liegt in dem Vorhandensein der Epiphysen-" fugen und den energischen Wachsthumsvorgängen in denselben zur Zeit der rapidesten Körperentwicklung. Die habituellen Flexionshaltungen der Kinder bei ihren verschiedenen Beschäftigungen geben die Gelegenheitsursache ab. Die wichtigste derartige Beschäftigung ist das Schreiben. Die Mehrzahl der habituellen Skoliosen sind starr gewordene Schreibhaltungen. (Ref. kann nach seinen Erfahrungen im Grossen und Ganzen den Ausführungen Z.’s beistimmen, nur möchte er noch stärker betonen, dass die Beschäftigung der Kinder, Schreiben, resp. die üble Haltung hierbei, nicht die Gelegenheitsursache für die Entstehung einer Verbiegung überhaupt, sondern nur die Ure sache einer bestimmten Form der Verbiegung ist; eine Verbiegung der Wirbel- säule, lateral, resp. antero-posterior, würde entstehen, auch wenn die Kinder gar nicht schreiben, wenn sie nur anhaltend sitzen, resp. stehen, wenn nur das Körpergewicht hinreichend lange auf die prädisponirte Wirbelsäule ein- wirkt. Nachdem, was Z. an anderen Orten sagt, möchte Ref. meinen, hier im Sinne des Autors zu sprechen.)

Es folgen jetzt die für den praktischen Arzt wichtigsten Capitel: Die typischen Formen der habituellen Skoliose in ihren Anfangs- stadien und ihr Verlauf, Angaben über die relative Häufigkeit der verschiedenen Formen, ferner die Untersuchung Skoliotischer, der runde Rücken der Kinder, die Messung Skoliotischer, die statische und rhachitische Skoliose, die Prophylaxis und die Prognose der Skoliose.

59

Der Häufigkeit ihres Vorkommens also auch ihrer Wichtigkeit nach stehen obenan die primäre linksconvexe Lenden- und die primäre rechts- ı unentschieden ist, welcher

convexe Brustkrümmung, wobei es vorläufig noc der beiden Formen eigentlich d srste Platz gebührt. An dritter Stelle käme | die primäre rechtsconvexe dorso-lumbale und an letzter Stelle die primäre linksconvexe Dorsalkrümmung.

(Die Ausdrücke «primär» und «secun ; dem Ref. nicht ganz

glücklich gewählt zu sein, wenn damit auch g 2 Zeit der Entstehung gegeben sein soll und nicht nur Haupt- und Neben-

Krümmung gemeint ist. Aus einer zeitlich primären linksconvexen Lumbal- Skoliose, oder vielleicht ric rer linksconvexen Dorso-lumbal-, resp. Total- I Skoliose, kann mit der Zeit auch eine rechtsconvexe Dorsal-, linksconvexe Lumbal-Skoliose werden, bei der die Hauptkrümmung die rechtsconvexe Dorsal- Skoliose ist. Schildbach.) Mit Recht hebt Z. die hohe Bedeutung der Abweichung der Seitencontouren des Rumpfes bei beginnenden Skoliosen hervor, für die Diagnose sind die Seitencontouren fast wichtiger al t rnfortsatzlinie, da ihre Formen charakteristischer und für den ibt leichter zu erkennen sind. So ist für die primäre lin} X ‚enden-Skoliose Verflachung resp. das Verschwinden der linkss« an geg - rechtsseitigen Tailleneinsatt- Jung das am meisten charakteris Beim sog. runden Rücken hi . wie so viele andere Autoren die Prognose Deziiglich des Schiefwerdens für günstig. Ref. kann ihm hier nicht voll- Ständig beipflichten. Freilich, so lange die Kinder nur einen runden Rücken haben, sind sie noch nicht schief; der runde Rücken ist aber eine Belastungs deformität, die gar nicht so selten zur Skoliose und dann zu sehr unangenehmen Formen führt. Der flache Rücken ist allerdings noch gefährlicher, denn er ist häufig nichts weiter als eine symmetrisch gestellte skoliotische ‚Wirbelsäule. Dass die Häufigkeitsziffer der Verkürzung des linken Beines durch Wachs- thumshemmung viel zu hoch angegeben und diese Gelegenheitsursache für die Form der Skoliose überschätzt wird, davon ist Ref. ebenso überzeugt wie Lorenz. (Zu den Ursachen, warum statische Skoliosen sich nicht leicht fixiren, dürfte ausser den von Z. angegebenen auch noch folgende gehören, die man besonders prägnant bei congenitalen Luxationen beobachten kann: Bei einer linksseitigen Luxation steht der Patient auf: rechten Bein, die linke Becken- hälfte gesenkt wenn er nicht den ganzen Körper nach rechts hinüberschiebt, wobei die linke Beckenhälfte nicht gesenkt zu sein braucht (Strasser). Es Müsste sich also eine primäre linksconvexe Lumbal-Skoliose entwickeln. Bei Jedem Schritt stellt sich aber, wenn die Körperlast auf dem linken (luxirten) Beine ruht, die Regio lumbalis in starke rechtsconvexe Seitenausbiegung, es findet also bei jedem Schritt eine Correction und sogar Uebercorrection der Imksconvexen Lumbal-Skoliose statt und die Wirbelsäule wird nach beiden Seiten hin beweglich erhalten. Achnliche Verhältnisse finden sich mitunter auch, wo aus andern Ursachen eine statische Skoliose zu erwarten wäre.)

Sehr beherzigenswerth ist das im Capitel der Prophylaxe Gesagte: Der Schwerpunkt einer wirksamen Prophylaxe ist weit eher in der Entlastung der Mädchen von übermässiger Sitzarbeit als in der Construction zweckmässiger Sitzvorrichtungen zu suchen.

Der yon Z. construirte Stuhl (s. die Abbild. im Original) gestattet unt Beihülfe eines entsprechenden Pultes das Schreiben mit angelehntem Rücken die Lehne ist leicht rückwä dieser letzteren und nicht auf dem einen oder andern Ellbogen. Der Sitz ist (Dasselbe Prineip hat auch Schenk bei seinen

nach hinten leicht ausgehöhlt. bei Gelegenheit der 59. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte ats- gestellten Subsellien angewendet, jedoch noch stärker zum Ausdruck gebracht; bei seinen Stühlen, die Ref. aus persönlicher Anschauung kennt, ist es den Kindern schwer, sich nieht anzulehnen, eine nach vorn gebeugte Haltung

einzunehmen. Ob mit der strengen Durchführung dieses Prineips aber nicht anderweitige Nachtheile verbunden sind, die eventuell den Nutzen überwiegen, kann nur die Erfahrung lehren.)

Der letzte Abschnitt, die Therapie der Skoliose, entzieht sich einstweilen jeder Kritik; die Zeit und die Erfahrung Anderer, neben ausgedehnterer Er- fahrung des Autors, haben hier mitzusprechen. Das von L. consequent befolgte und vielleicht noch mehr als von anderen Autoren betonte Princip der Be- handlung ist: Mobilisirung der Skoliose bis zur Umkrümmung nach der ent-

gegengesetzten Seite unt Verbände, hier speciell (

Die Art und Weise forcirt redressirt, Druckverband das erreic

wie

muss im Original nachge

Eine etwas weniger a

würde der Individualität

von seinem Werthe nichts

Fixirung der so erhaltenen Verbesserungen durch ry psverbiinde.

wie Z. mobilisirt und redressirt, mitunter sehr”

ite Resultat zu fixiren oder noch zu verbessern sucht, esen werden,

bsprechende Kritik der übrigen Behandlungsmethoden des Ref. mehr zugesagt und dem Lorenz’schen Buche raubt haben.

S

Bei der Behandlung Behandlung ist, wie kaun in Betracht, der sich der

der weitgehendsten Bedeutung, ja mehr als alles Andere mas

Erfolg : die Individual

Nicht allein auf sinnreiche Construction der Apparate

darauf, dass dieselben r

angepasst werden, darau

er Skoliose, die in einem Grade eine rein mechanische

ı bei irgend einem anderen Leiden, kommt ein Factor Beurtheilung fast vollkommen entzieht und doch von gebend für den ität des behandelnden Arztes.

kommt es an, sondern ichtig angewendet, der Individualität des Patienten f, dass der Arzt die ihm zu Gebote stehenden tech-

er in ingeniöser Weise durch seinen Seitenzug und

nischen Hülfsmittel zu verwerthen und mit ihnen hauszu der Technik weiter vorgeschrittene Arzt wird dann cet. p leicht nicht bessere Resultate haben, so doch dieselben R den Patienten und für ihn angenehmere Weise zu erreich

Eine durch die besten und complieirtesten Apparate nicht

gelingt dem Anderen mit den einfachsten Hülfsmitteln, ur

der in der Hand des Einen vollständig versagt,

kann ir

Der in wenn auch viel- esultate auf eine füı en wi Was der zu erzielen vermag, id derselbe Apparat, 1 der eines Anderen

alten weiss

JAT.,

sen.

seinem Zweck vollständig entsprechen. Mit absprechen

en Urtheilen geräth

man daher gar zu leicht in Gefahr, dem Apparat etwas in die Schuhe zu schieben, woran man selbst Schuld ist.

L. sieht, wie viele, ja weitaus der grösste Theil der Autoren, in dem Umstand, dass die Zahl der zur Behandlung der Skoliose erfundenen portativen und Lagerungsapparate eine enorm grosse ist, den sprechendsten Beweis dafür, dass keiner seinem Zwecke voll und ganz entspricht. Ref. kommt zu einem

61

Anderen Schluss: Anerkanntermassen auch Z. macht keine Ausnahme sind den Erfolgen der Skoliosenbehandlung sehr enge Grenzen gesteckt. Das überhaupt Erreichbare ist aber auf sehr verschiedene Weise zu erlangen, daher die grosse Zahl der eingeschlagenen Wege, die enorme Zahl der porta- tiven und Lagerungsapparate, die sich leicht noch weiter vermehren lassen und voraussichtlich auch noch weiter vermehrt werden dürften.

L. ist consequent gewesen, er hat bei der von ihm eingeschlagenen Therapie Seinen Zweck nicht aus den Augen gelassen, den Arzt auch unter ungiinstigen

äussern Verhältnissen, wo er nicht über geschickte technische Assistenz ver-

fügt, in die Lage zu versetzen, die Behandlung der Skoliose selbstständi die Hand zu nehmen und durchzuführen, soweit therapeutische erfolgreiche Leistungen im Bereich der Möglichkeit liegen, und innerhalb des Rahmens dieses Vorwurfs hat er auch in diesen Capiteln Vorzügliches geleistet, wie seine therapeutischen Erfolge zeigen.

Die frische Darstellungsweise Z.’s, die auch weniger anziehende Themata in ansprechender, nicht ermüdender Weise zu behandeln versteht, braucht wohl nicht besonders hervorgehoben zu werden, wir sind sie an diesem ver- dienstvollen Autor gewohnt; dass die Ausstattung des Buches eine sehr gute ist (ausgenommen die Zeichnung auf Taf. IX), sei nur nebenher erwähnt. Ref. hofft, dass das Buch vielen Lesern denselben Genuss bereiten wird, den es ihm bereitet hat, er stimmt ganz ein in das Urtheil eines Special-Collegen: «Man möchte es selbst geschrieben haben.»

Bei einem Vergleich zwischen dieser und der vor Kurzem erschienenen Arbeit desselben Autors: «Die Lehre vom erworbenen Plattfuss >, sieht Ref. einen grossen Fortschritt in der Betonung und Hervorhebung der Verände rungen der Knochen gegenüber der mehr in den Hintergrund tretenden Ver- schiebung der Gelenke.

Vielleicht würde jetzt, nachdem sein Auge sich für die Formveränderungen mehr geschärft, von L. auch bei dieser Belastungsdeformität der Schwerpunkt der Veränderungen am Skelet weniger in die Verschiebungen der Gelenke ünd mehr in die Gestaltveränderungen der Knochen gelegt werden.

L. Ascher. Zur orthopädischen Behandlung der habituellen Skoliose.

Prag. medic. Wochenschrift. Nr. 42, Oct. 20. Nr. 43. Oct. 27, Nr. 44. Nov. 3. 1886.) g

A. empfiehlt den praktischen Aerzten, zumal auf dem Lande, für Patienten, die nicht einem orthopädischen Institute überwiesen werden können, ein relativ einfaches Verfahren in der Behandlung der Skoliose, das er nunmehr seit mehreren Jahren an mehr als 50 Fällen erprobt hat. ist dasselbe Ver- fahren, das Prof. Gussenbauer auf seiner Klinik ausführen lässt.

«Das Princip dieser Behandlung beruht darauf, dass der Skoliotische, der ja bekanntlich das richtige Gefühl für die gerade, «militärische» Haltung ganz eingebüsst hat, durch entsprechende Uebungen wieder dahin gebracht werde, sich dieses Gefühl anzueignen, dass er es lerne, eine möglichst gerade Haltung beim Stehen und Gehen einzuhalten, dass er diese Haltung wiederholt einübe und endlich auch ohne fremde Stütze einhalte

Hinsichtlich der einzelnen Tebungen: die A. zur Erreichung dieses Zwee) anwendet, muss auf das Original verwiesen werden, Jedem, der sich etwas mi Orthopädie beschäftigt hat, werden die meisten derselben bekannt sein.

Ausser diesen Uebungen wurden in leichteren Fällen einfache Damen ‚nieder, mit stärkeren Fischbeinschienen dichter durchsetzt, bei schwerere Fällen in der ersten Zeit ein Nyrop’sches, später das einfache Vogel’sche Mieder benutzt, deren Construction A. als bekannt vorausetzt. 3

Unter den 52 von A. behandelten Fällen befanden sich 44, die zu der 4

ERSTE:

typischen Form der habituellen Skoliose gehören, die übrigen acht waren =

waren: Skoliosen 1. Grades 27, 2. Grades 12, 3. Grades 2, 4. Grades 3 (der erste und zweite Grad würden etwa dem ersten Grad bei der Eintheilung der Skoliosen in drei Grade entsprechen). Von den 27 Fällen 1. Grades waren: rechtsseitige Dorsalskoliosen 14, linksseitige 3, linksseitige Lumbalskoliosen 7 und 3 Fälle von sog. «runden Rücken»; von den 12 Fällen 2. Grades waren: rechtsseitige Dorsalskoliosen 9 und linksseitige Lumbalskoliosen 3. Die zwei Fälle 3. Grades waren rechtsseitige dorsale und von den drei Fällen 4. Grades waren 2 rechtsseitige dorsale und 1 linksseitige lumbale. Das Verhältniss der = Dorsal- zu den Lumbal-Skoliosen ist im Ganzen wie 30:11, das der rechts

seitigen Dorsal-Skoliosen zu den linksseitigen wie 3, das der Mädchen zu den Knaben wie 7:1.

Am Schluss seiner Arbeit fasst A. seine Ansichten noch in folgenden Sätzen zusammen: Es kommt bei der orthopädischen Behandlung der Skoliose nicht so sehr darauf an, möglichst viele und complieirte Apparate in Anwen- dung zu bringen, sondern man findet vielfach sein Auskommen mit einer Reihe ~ einfacher Uebungen, nur handelt es sich darum, dass dieselben ikt und consequent durchgeführt werden. Die besten Resultate kann man bei beginnen- den Skoliosenfällen und bei denen 2. Grades erreichen, doch darf man auch bei den schwereren nicht verzweifeln und kann man, wenn man es mit energischen und intelligenten Individuen zu thun hat, immer noch eine Besserung wenigstens der äusseren Form erzielen. Das beste Mittel, die Skoliose zu behandeln, ist eine richtige verständnissvolle Prophylaxe derselben.

H. P. Symonds. Osteotomy with chainsaw for talipes equino-varus or valgus.

(Lancet. Jan. 2. 1886. Pag. 15.

S., dem die Keilexcision nach Dove und Ogston nicht befriedigende Re- sultate ergeben, wendet bei schweren Fällen von Pes varo-equinus und valgus die subcutane Tarsotomie mittelst der Kettensäge an. Von der Innenseite des > Fusses wird die Kettensäge, der man mit einem Tenotom den Weg bahnt, dicht vor dem Astragalus um den Tarsus herumgeführt, zuerst an der Planta pedis, dann von der Ausstichsöffnung an der Aussenseite über das Dorsum. Der Rest der Weichtheile an der Innenseite zwischen der ersten Einstichs- und letzten Ausstichsöffnung wird von aussen nach innen durchschnitten. Aseptische Cautelen. Zuerst Fixirung des Fusses in Volkmann’scher Schiene, dann Gyps- verband für drei Monate.

Barwinski. Die Gymnastik als Erziehungs- und Heilmittel.

(Weimar. Hoffmann. 1886. 24 8.)

Frisch und flott geschriebene Abhandlung. Die körperliche Gymnastik im pädagogischen Sinne umfasst gewisse kindliche und jug :ndliche Spiele, sie

umfasst das Turnen und Exercieren und endlich in gewissem Sinne die körper- liche Arbeit und den Sport.

Bis zum vollendeten zehnten Jahre rste oder gymnastische Vor- Stufe sind eigentliche gymnastische Uebungen nicht angebracht; hier sind Spiele am Platze: Haschespiel, Ballspiel, Ringespiel, Armbrustschiessen, Schlitt- schuhlaufen.

Für die Zeit vom 10. bis zum vollendeten 14. Jahre zweite oder eigentliche gymnastische Stufe sind geeignet: Stand- und Gang- übungen, Laufübungen, Wurfübungen, Sprungübungen, Ringen.

In der Zeit vom 14. bis zum vollendeten 19. Jahre dritte oder Turn- stufe kommen fast durchweg Turnü gen zur Anwendung. Solche sind: Stand- und Gangübungen, Laufübungen, Wurfübungen, Sprungübungen, Uebungen an der Leiter, Uebung am Reck, Barren und Pferd, gemeinschaftlich zu unternehmende Spazierg und Ausflüge, Turnfahrten.

Mit vollendetem 19. Lebensjahre scheidet der Jüngling aus der Turnstufe aus. Nach Bedürfniss und freier Wahl kann die Turnerei fortgesetzt werden Oder es können Uebungen in der höheren Gymnastik hinzutreten: Ringen, Boxen, Fechten, Tanzen, Eislaufen, Rollschuhlauf, Radfahren, Bergsteigen, Reiten, Schwimmen und Schiessen.

Die Gymnastik des weiblichen Geschlechts muss entsprechend modificirt werden.

Unter Heilgymnastik versteht B. nicht nur die in Systeme gebrachte Schreber-Schildbach’sche Zimmergymnastik oder die Ling’sche (schwedische) Heilgymnastik, sondern sämmtliche Bewegungen und gymnastische Uebungen, welche bei regelmässiger, ihren physiologischen Wirkungen entsprechender Anwendung gewisse Krankheiten und fehlerhafte oder mangelhafte Zustände zu beseitigen oder auch nur zu bessern vermögen.

Das Herz des Verfassers ist, wie er am Schluss sagt, ganz voll der Gymnastik, weil sie seinen in der Jugend sehr zarten un d engbrüstigen Körper zu einem ız respectabeln Corpus entwickelt hat.

Karewski. Ueber einen Fall von veralteter Luxation de:s Knie’s nach hinten, (v. Langenbeck’s Archiv. Bd. XXXIII. Hef t 2

Der von K. beschriebene Fall einer veralteten Luxat ion des Knie’s hat für den Orthopäden insofern Interesse, als er beweist, dast; auch unter sehr un- günstigen mechanischen und statischen Verhältnisse eine Extremität noch vollkommen functionsfihig sein kann. Die jetzt 32jähı ige Patientin gerieth vor 16 Jahren mit beiden Beinen in eine Dreschmasch ine und erlitt dabei schwere Verletzungen der beiden unteren Extremitäter . Das rechte Bein

64

zeigt heute noch den Typus einer completen Luxation nach hinten. Wenn man die Extremität in der Extension von hinten betrachtet, hat man das voll-

Tibia gerutscht. Vorn treten die beiden Condylen des Femur stark hervor, ~ die”Patella ist nach unten luxirt, ihre Vorde fläche ist abwärts gerichtet. Hinten springt der obere Rand der Tibia epiphyse hervor, man kann hier noch einigermassen die obere Gelenkfläche ~ des Unterschenkels abtasten. Der Oberschenkel berührt mit seiner hinteren Partie die Vorder- kante des Tibiakopfes. Beide Knochen sind in normaler Excursion activ und passiv gegenein- ander sowohl in Bezug auf Flexion, wie auf Extension beweglich. Dazu besteht hochgradige seitliche Beweglichkeit. Die rechte Tibia ist 3 Cm. kürzer als die linke, die vordere, rechte Tibia- fläche um beinahe 1 Cm. schmaler; das rechte Femur dagegen ist um 3—4 Cm. länger als dag

linke, die ganze rechte Extremität in Folge der LE aE te Luxation circa 4 Cm. kürzer als die linke.

Die Function des Gliedes ist vortrefflich; die Kranke geht weite Strecken ~ und empfindet nur bei ausserordentlichen Anstrengungen Schmerzen im Bein. d Selbst auffälliges Hinken findet nicht statt, im Grossen und Ganzen hat der ~ Gang ein ziemlich normales Aussehen. Am meisten genirt noch die seitliche Beweglichkeit im Knie. Aber diese weiss die Patientin dadurch unschädlich zu machen, dass sie eine Binde um das Bein wickelt, welche den Oberschenkel an den Unterschenkel fixirt. `

D. Molliere. Pied bot traité par l’ost6oelasie.

(Société des sciences méd. de Lyon. Séance d'octobre 1885, Lyon med. Ne 4, Pag. 125.)

M. hat bei einem 21jährigen Patienten mit schwerem congenitalen Klump fuss den Osteoclasten von Robin benutzt, um die sonst nothwendige keilformige Osteotomie zu umgehen. Nach der Osteoclasie wurde der Fuss in einer Draht schiene fixirt, nach zwei Monaten das Resultat noch durch weitere Manöver vervollständigt. Der Erfolg war günstig, Pat. (vorgestellt) tritt mit der Sohle auf, allerdings noch mehr mit dem äusseren Fussrand.

Bei der Discussion betont Robin, dass der Unterschied zwischen dem Redressement durch «Massage forcé a und mittelst seines Osteoclasten, auf den er besonderes Gewicht legt, darin besteht, dass bei dem manuellen Be dressement mehr die Ligamente, durch den Osteoclasten mehr die Knochen ~ in Anspruch genommen werden. kb

Originalmittheilungen, Monographien und Separatabdrücke, welche für das Centralblatt der orthopädischen Chirurgie bestimmt sind, beliebe man an Dr. F. Beely, Potsdamerstr. 126, Berlin, zu adressiren,

Centralblatt für orthopädische Chirurgie.

Beilage Tllustrirten Monatsschrift der ärztlichen Polytechnik.

Erscheint jährlich in 12 N n von je IR

Nr. 7. IV. Jahrgang. 1. Juli 1887.

Inhalt: Referate: H. ambulante Behandlung der Casuistik des Genu um un ) 3 i marks on lateral curve ha re n rrence in chil k H. Br ford. The aetiology of | t rec test in the tre f scrofulou neck, O, Müller. Beiträge andlung des Klumpfu x ehrmann. Muskelinsufficienz und ihre Folgen.

Referat teferate.

H. Nebel. Erfahrungen mit einem einfachen Extensionsverbande für ambulante Behandlung der Kniegelenksentzündung.

N. giebt eine ausführliche Beschreibur er (ns schen Vereinfachung des Sayre’schen Verbandes, wie si iner Reihe von Fällen im allgemeinen Krankenhause in Hamburg erprobt und bewährt gefund worden ist.

Der Verband besteht aus zwei Blechmanschetten, welche vermittelst Heftpflasters in der Mitte des Ober- und des Unterschenkels befestigt werden und an jeder Seite Hülsen tragen zur Aufnahme eines Holzstabes

ww

Mittelst dessen die Extension bewirkt wird; durch Zuhülfenahme von Binden- Zuügeln, welche das untere Femurende nach hinten, das obere Ende der Tibia nach vorn drücken, ist man im Stande, fehlerhafte Stellung der Gelenkenden zu verhüten resp. zu corr

Fig. 1 zeigt die einzelnen Bestandtheile des Verbandes, und wie dieselben, von vorn gesehen, anzulegen sind. Die Manschetten kann jeder Klempner, dem man ein Papiermodell oder die Maße giebt, aus nicht zu schwerem Blech anfertigen; die Ränder oben und unten müssen nach aussen umgefalzt sein; der Verschluss auf der Vorderseite wird, wie an den Thüren mancher Vogel- Käfige, durch ineinandergreifende Hülsen, die einen Stift b aufnehmen, bewerk-

66 ba stelligt. Rechts und links an jeder Manschette, etwa fingerbreit unterhal des oberen Randes, sind Hülsen als Träger der Holzstäbe, mittelst eines N drehbar, zu befestigen. Fig. 2 zeigt in natürlicher Grösse die Hülse zu Durehschieben des Stabes an der für den Oberschenkel bestimmten Manschette Fig. 3 zeigt den Durchschnitt derselben, welchen der Querschnitt des Holz stabes (St.) nicht ganz ausfüllen darf, damit er sich glatt schieben lasse, Fig. 4 zeigt die dütenförmige, unten geschlossene Hülse für die Unterschenkel- manschette, zur Aufnahme des unten zugespitzten Stabes bestimmt. Die Breite der Blechmanschetten, welche ungefähr in der Mitte des Ober- resp. des Unterschenkels anzulegen sind, mag bei Erwachsenen für den ersteren 8—10C betragen, für den letzteren 6—8 Cm., bei Kindern entsprechend weniger, Beim Maßnehmen ist darauf Rücksicht zu nehmen, dass die Ringe dem Beine fen, sondern etwas Spielraum lassen; dies ist besonders

ul

nicht dicht anliegen dür

wichtig am Oberschenkel,

allmälig aufwärts rückt, Man gebe daher zu

da hier durch Nachgeben des Pflasters die Maı schette

wo der Umfang des Beines zunimmt. dem mit dem Centimetermabe genommenen Umfange

den unteren Rand der Manschette am Oberschenkel

2 Cm. zu. Fig. 1 zeigt auch den einen der nahme derselben bestimmten Hülsen eingesetzt. » Durchlöcherung am obern Drittel zur Durchführung essen man feststellt, resp. extendirt. Die Stöcke sind aus Eschenholz üssen gut in die Hülsen passen, damit sie beque durehzuschieben sind, aber nicht hin- und herwackeln. Sollte die Configuratio des Beines nicht erlauben, gerade Stöcke zu nehmen, was auf der Innensei wegen Verdickung des Condylus internus resp. Genu valgum oft der Fall ist,

für den oberen wie für 3—4, am Unterschenke stäbe A in die zur Au andere Stab B zeigt die des Stiftes d, mittelst ¢ und m

so tauche man den Stab in heisses Wasser, um ihm durch vorsichtiges Biegen

über dem Knie die gewünschte Form zu geben. Zur Fixirung der Manschette; laster nicht aus, dagegen eignet sich vorzüglich das er («Kautschuk-Sparadrap»), von Seabury & John- ı die auf etwas starke Unterlage gestrichenen, von n Altona nach Dr. Unna’s Angaben bereiteten Heft-

reicht gewöhnliches Heftp amerikanische Gummipflast son in London, wohl auc Apotheker Beiersdorfi pflaster.

Das ausgestreckte Bein des Kranken wird ringsum mit Streifen von 14/2 Om. Breite auf einer Länge, die etwa das 2'/sfache der Manschettenhöhe beträgt, ober- und unterhalb des Knies durchaus glatt, ein Stre beklebt, darauf wird mit Oberschenkel die möglichst glatt, aber lose bewickelt, bis diese Polsterunterlage genügt, um die jetzt hierum anzulegende Blechmanschette gerade ohne Pression fest sitzen zu machen; diese letztere wird angelegt, indem man sie langsam auseinander- biegt und nachher wieder zusammendrückt, den Verschluss nach vorn, die Kapseln nach rechts und links gerichtet. Darauf werden die Pflasterstreifen | am Oberschenkel von oben nach unten, am Unterschenkel umgekehrt, einer nach dem anderen über die Manschette umgeschlagen und durch fortwährendes K: Umwickeln der Gazebinde zwischendurch befestigt. Diese Umwickelung erleichtert man sich dadurch, dass man die Hülsen, wie auf der einen Seite an Fig. 5 und 1 zu sehen ist, vorsichtig etwas abbiegt. Nachdem der Fuss durch Anlegung einer Flanellbinde vor Stauung geschützt ist, wird das kranke 3

untere,

"Gelenk mit einer weichen Flanellbinde gedeckt und darüber vorsichtig eine Gummibinde angelegt, falls gelinde Compression wünschenswerth erscheint. Darauf werden die Stäbe rechts und links eingesetzt, indem man die durch- löcherten oberen Enden durch die wieder angedrückten Hülsen am Ober- Schenkel von oben her durchschiebt und sie mit den unteren zugespitzten Enden in die Düten am Unterschenkel einsetzt. Die Extension erfolgt ganz = allmälig durch Druck mit den auf die oberen Stockenden gelegten Zeigefingern a nach unten, bei gleichzeitigem Gc iruek an der Oberschenkelmanschette hey durch die an ihren unteren Rand gestiitzten Daumen. Wenn es genug erscheint, ete, oder der Kranke Schmerz empfindet, setzt ein Gehiilfe

oder der Patient selbst die Stifte in das zunächst dem unteren Rande befindliche Loch des S flaster würde sofort nach der Anlegung nachgeben,

es ein. Das

wenn man sehr starken Druck von vornherein anwenden wollte; es ist da- her rathsam, erst nach einigen Stunden die Stifte in ein höhe einzusetzen, wenn die Stäbe anfangen

agenes Loch

ocker zu sitzen; dies ist auch in der Tage nöthig und

. von

‘olee mehrmals

kann von dem Kranken se den Angehöri;

en vorgenommen werden.

` allmälig so werden die Stäbe nach einig zu kurz und müssen durch längere setzt werden.

Nachdem so Extension in der Längs- richtung des Beines bewirkt ist, fügt man durch Bindenzügel einen Druck auf den Oberschenkel nach hinten und Fig. 6. auf den Tibiakopf nach vorn hinzu, um dem kranken Kniegelenke genügende Fixation, Schutz n die so häufig zu beobachtenden spastischen Muskelcontractionen am Oberschenkel, vor allem aber gegen die so sehr gefürchteten Contracturstellun schwer zu beseitigen sind, zu geben.

Dies geschieht folgendermassen: Ein Stück nicht zu breiter Flanellbinde von etwa Meterlänge für oben, von 60—70 Cm. für unten, wird mit dem einen Ende am Aussenstabe befestigt, so zwar, dass man mit Hülfe einer Stecknadel

1 eine Schlinge bildet. Der Bindenstreifen wird vorn über das Knie weg zur sit Innenseite seführt, hinter dem dort angebrachten Stabe herumgeschlungen, wieder zurück über das Knie bis zum Stabe an der Aussenseite, um diesen js herum u. s. f., bis man das Ende mittelst einer Nadel feststeckt. Am Unter-

gen, deren Folgen äusserst

Wb Schenkel werden dieselben Touren an der Rückseite gemacht (s. Fig. 6).

de Wenn Genu valgum besteht, so kann der obere Zügel, etwas anders an- gelegt, auch diese fehlerhafte Stellung angreifen; man seht alsdann mit der ersten Tour nicht auf der Innenseite hinter dem Stab herum, sondern schlingt Sie ganz um das Bein herum, das Knie so nach Aussen an den Stab heran-

ziehend, dann erst macht man über die Aussenstange weggehend die gewöhn-

lichen Touren. Der Verband hält, wenn sorgfältig mit gutem Heftpflaster gelegt, 6—8 Wochen. Das kranke Bein darf nicht zum Auftreten ben werden, weil dies die Extension illusorisch machen würde; die Patienten gehen am besten mit Krücken. Einige Krankengeschichten illustriren die Brauchbar-

keit des Verfahrens.

G. Middeldorpf. Zur Therapie und Casuistik des Genu valgum und yarum, ~

Mittheilungen aus der chirurgischen Klinik des Prof. Dr. Maas in Würzburg.)

(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. 23, Heft 1 und 2, pag. 151—196. 1886.)

M. referirt in seiner Abhandlung über die von Maas in Freiburg i. B. und Würzburg, von v. Bergmann und Riedinger im königl. Juliusspital nach vers schiedenen Methoden operirten Fälle, wobei er vor Allem das jetzige functionelle, © durch schriftliche Erkundigungen und eigene Untersuchungen festgestellte t Resultat berücksichtigt.

Zu einem eingehenden Referat eignet sich die Arbeit Ms zunächst wegen ihres Umfangs nicht, sodann weil Verf. häufig sich mit der Zusammenstellung der Anschauungen verschiedener Autoren begnügt, ohne seine eigene Meinung bestimmt zu priicisiren.

Es sei daher nur Folgendes hervorgehoben:

Als seltene Ursache des Genu valgum hatte M. zweimal Gelegenheit pris märe congenitale Luxationen der Patella nach aussen zu beobachten, einmal doppelseitig, einmal linkerseits.

Die von M. mitgetheilten 30 Operationen wurden an 23 Patienten im Alter von 3—20 Jahren vorgenommen, 28 Mal hatten sie Beseitigung einer Geng valgum-Stellung, 16 Mal eins , 6 Mal doppelseitig, 2 Mal Stellungsverbesse- rung wegen Genu varum (1 Patient) zum Zweck. Bei vier Patienten war die Valgusstellung Folge von Rhachitis, die Patienten befanden sich zur Zeit der Operation im Alter von drei Jahren (zwei Fälle), 5 und 17 Jahren (je ein Fall) Zweimal hatten Rhachitis und abnorme Belastung die pathologische Stellung verursacht, die Patienten waren zur Zeit der Operation 18 Jahre alt. Geng valgum staticum k bei 13 Patienten vor, ein Kranker liess sich mit 15, einer mit 17, fünf mit 18, zwei mit 19, zwei mit 20, einer mit 21 und einer mit 22 Jahren operiren. Die beiden (oben erwähnten) Fälle von congenitaler Patellaluxation und secundärem Genu valgum betrafen Patienten von 26, resp. 11 Jahren. Der Patient mit Genu valgum nach tuberkulöser Gonitis war 17 Jahre alt; 20 Patienten waren männlichen, 2 weiblichen Geschlechts. Die Kranken mit Genu yalgum adolesc. hatten folgende Beschiftigune: Bäcker (drei Fälle), Schlosser (zwei Fälle), Kaufleute (zwei Fälle), Tischler, Schriftsetzer, Fabrik- arbeiter, Diener, Bauer (je ein Fall); der Patient mit congenitaler Luxation war Sattler; der Patient mit doppelseitigem Gen valgum Bürstenbinder.

Die manuelle Osteoklase wurde bei rhachitischen Knochenyerbiezungen vor allem der Unterschenkel kleiner Kinder versucht, wiederholt wurden damit keine Resultate erzielt und eine Osteotomie nothwendig, bei Genu valeum und varum bietet sie keine Vortheile, hat aber Nachtheile, nämlich Nerven-, Band- und Kapselverletzungen, Pseudarthrosen, Eiterungen und Periostitis, Nekrosen,

69

Blutextravasate, Recidive, nachtri glich nothwendig werdende Anwendung von Stützapparaten.

Die Macewensche Operation ist nach den Erfahrungen M:s die Operation der Zukunft; unter 100 Fällen wird sie circa 90 Mal auszuführen sein, während neben ihr nur die Schede’sche O pera- tion in Betracht kommt.

Den Schluss der Abhandlung bilden 30 Krankengeschichten und ein aus-

führliches Literatur-Verzeichniss.

W. Parker. Congenital club-foot.

(Brit. med. Journal, July 8. 1886.)

Das Redressement der Klumpfüsse erschweren nach P. am meisten die

Ligamente, und zwar speciell die an der inneren Seite des Fusses befindlichen,

hämlich: der vordere Theil des Lig. later. int. articuli pedis, das Lig. astragalo- navieulare und calcaneo-naviculare, in geringerem Grade das Kapselligament zwischen Os navieulare und Os cuneiforme primum und zwischen letzterem und dem Os metatarsi primum. In den schwersten Fällen sind auch das lange und kurze Lig. plantare (calcaneo-cuboid.) verkürzt.

Die Sehnen, mit Ausnahme der Achillessehne, sind von geringerem Ein- fluss auf die Deformität.

Bei mittelschweren Fällen (leichte können ohne operative Eingriffe geheilt werden, bei schweren ist mitunter die Tarseetomie in irgend einer Form noth- wendig) kann man daher die Zeit der Behandlung wesentlich abkürzen durch die subeutane und, wenn die Haut dem Redressement Widerstand leisten sollte, offene Durchschneidung der genannten Ligamente. Von Tenotomien wird nur diejenige der Achillessehne erforderlich sein,

Die meisten der oben genannten Ligamente erreicht man mit dem Tenotonı

von einer Einstichsöffnung dicht vor dem vorderen Rand des Mall. int. Zu gleich mit dem Lig. caleaneo-naviculare wird man ziemlich sicher die Sehne des Tib. post. und wahrscheinlich auch die des Tibialis anticus trennen.

Die Ligam. caleaneo-cuboidea werden am besten über der Artic. calcan.- euboidea vom äusseren Fussrand aus durchschnitten.

Nach der Durchschneidung sofort Redressement und Gypsverband.

S. Ketch. Remarks on lateral curvature, with special reference to its occurrence in children.

(New-York med. Record. April 24. 1886. Pag. 469.)

K. weist mit Recht darauf hin, dass die sog. schlechten Haltungen, denen vielfach eine hervorragende ätiologische Bedeutung beigelegt wird, in Wirklich- keit Folge der Skoliose und nicht deren Ursache sind. Er hat mit Th. L. Stedman 229 Fälle typischer Rotationskrümmungen aus den Krankenjournalen

w-York Orthopedic Dispensary zusammengestellt, speciell mit Rücksie auf die Zeit und das Entstehen der Affection. Während der Kindheit, d. bis zum 12. Jahre, war die Skoliose bei 120 Fällen (52,4 %o) aufgetreten, davon bei 42 vor dem siebenten Jahr (26 w., 16 m.); bei 78 vom 7. bis 12. Jahr (64 We, 14 m.); vom 12. bis 18. Jahr bei 94 Fällen (41 %, davon 80 w., 14 m.); vom 18. Jahr aufwärts bei 9 Fällen (4 %, 6 w., 3 m.); genaue Angaben fehlen bei 6 Individuen (2,6 %). Der jüngste beobachtete Patient war zwei Wochen

alt, der älteste 60 Jahre. Das Resultat dieser Statistik stellt A. in folgenden Sätzen zusammen: 1) Die Skoliose ist hauptsächlich eine Krankheit des Kindesalters, sie kann angeboren oder erworben sein. 2) Die Pubertät steht in keinem direeten ersichtlichen Zusammenhang mit der Skoliose, dagegen kann sie als Gelegenheitsursache eine stärkere Zunahme oder einen ungewöhnlichen Grad des Leidens zur Folge haben.

Bereits in den ersten Lebensaltern ist daher eine häufige Untersuchung des Rückens der Kinder eine wichtige, vorbeugende Maßregel.

E. H. Bradford. The aetiology of lateral curvature. (Bost. med. and surg. Journal. March 18. 1886.

Experimente an Leichen, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann, lassen B. zu folgenden Schlissen kommen: Ein senkrecht auf Kopf und Schulter wirkendes Gewicht würde die Wirbelsäule vor- und rückwärts aus- biegen, aber bei der biegsamen Wirbelsäule wirkt das Gewicht selten senk- recht und es kommt daher zu seitlichen Ausbiegungen. (Dieser Vorgang lässt sich an dem vom Referenten auf dem 10. Congress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, 9. April 1881, vorgelegten Wirbelsäulenmodell leicht demonstriren. S. Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, 1881. I. Pag. 118.) Dies ist zunächst ein physiologischer Vorgang, der aber in der Folge durch die Gestaltveränderung der Knochen unter dem veränderten Druck ein patho-

scher wird.

Die Ausdehnung und Localisation der Verbiegung wird bedingt durch die gewöhnlich von dem Individuum eingenommene Haltung; vielleicht auch durch ° die ungleiche Widerstandsfähigkeit der Wirbelsäule an verschiedenen Stellen.

Der ungünstige Einfluss der Belastung wird durch die Schrägstellung des Beckens vermehrt, sowie durch die so häufig von Patienten mit schwachem Muskelsystem angenommene schräge Haltung des Schultergürtels.

Die Krümmung befindet sich gewöhnlich in der Dorsalregion, da die meisten Menschen rechtshändig sind.

Sie entsteht während des Wachsthums und ist häufiger bei Mädchen als bei Knaben, weil die Mädchen in dem Alter, in dem sie zu entstehen pflegt, schneller wachsen und ihr Muskelsystem in Folge unserer socialen Gewohn- heiten weniger entwickelt ist.

Abnorme Belastung einer nachgiebigen Wirbelsäule bei einem Erwachsenen hat eine Zunahme der antero-posterioren Krümmungen zur Folge.

71

Die Skoliose ist also das Resultat verschiedener Factoren, von denen die hauptsächlichsten sind: 1) die Belastung; 2) feblerhafte Stellung in Folge von Muskelschwäche; 3) eine Erweichung des Knochengewebes der Wirbelsäule, ähnlich der als Rhachitis adolescentium bezeichneten.

Fred. Treves. Rest in the treatment of serofulous neck.

(Lancet. June 5. 1886. Pag. 1060.)

M hat mit Erfolg bei Patienten mit skrophulösen Entzündungen der Weich- theile am Halse Apparate angewendet in der Form, wie nachstehende Abbildungen sie zeigen (Fig. 1 und 2). Er ging dabei von dem Grundsatz aus, dass Ruhe der entzündeten Theile eines der wichtigsten therapeutischen Mittel sei, und dass in derselben Weise, wie man z. B. bei Patienten mit entzündlichen Affec- tionen der Lymphdrüsen der Inguinalgegend durch permanente 3ettruhe, bei Entzündungen an anderen Körperstellen durch geeignete Verbände Be- wegungen verhindert, man auch bei Affectionen der Halsdriisen nicht unterlassen (dürfe, dem erkrankten Theil die erforder- liche Ruhe zu verschaffen. Der von T. benutzte Apparat wird aus poroplastischem Filz her- gestellt und hat seine Stütz- punkte auf den Schultern und am Rücken. Eine aufgenietete Metallschiene gibt dem Filz den nothwendigen Halt. Der Rücken- theil des Apparates reicht bis zum Hinterhaupt und endet hier in einem Ring, der den Kopf umgiebt und fixirt. Bei Kindern wird der Apparat am Körper durch Riemen befestigt, wie die Abbildungen zeigen, bei Frauen kann man ihn mit dem Corset verbinden. Manche Patienten haben den Apparat ohne Unterbrechung neun Monate getragen. Während der Nacht wird er abgelegt. Manches gute Resultat schreibt 7. wesentlich der Benutzung dieses Apparates yu. Er wurde nicht nur bei skrophulösen Affectionen, sondern auch nach Operationen am Halse, bei Verbrennungen, Carbunkeln u. s. w. angewendet.

Fig. 2.

O. Müller. Beiträge zur Behandlung des Klumpfusses.

(Inaug.-Dissertation: Berlin 1885.)

Ms Inaug.-Dissertation enthält ausser theoretischen Betrachtungen aus- führliche Mittheilungen über sieben Klumpfussoperationen, die in Jena aus- geführt wurden, und zwar vier Fälle von keilförmiger Excision aus dem Tarsus

ers

bei Kindern von 1, 3 (zweimal) und 3%4 Jahren, drei Fälle von Exstirpation Talus und zwar zweimal reine Talusexstirpation, Pat. 1⁄2 Jahr, einmal noch ausserdem Entfernung eines Stücks des vorderen Theils des Ca

des Os cuboideum, Pat. sechs Jahre. Die Resultate waren durchgängig ausser- ordentlich günstig, in keinem Fall sind Recidive eingetreten. "MA

Gehrmann. Muskelinsuffieienz und ihre Folgen.

(Berliner medicinische Gesellschaft. 16. Februar 1886.) (Berliner klin. Wochenschrift. 1886. Nr. 10. e 173. Nr. 11. Pag. 195.) Insuficienz der Bauchmuskulatur kann nach @., abgesehen von den von ~ Landau in seinen Brochüren über Wanderleber und Wandernieren beschrie-

benen, die verschiedenartigsten Folgen haben, als: Schlechte Haltung und

Sucht, sich anzulehnen, habituelle Verstopfung, Herabsinken der Leber aueh K bei Männern Fluxionen nach dem Nasenrachenraume, in einzelnen Fallen ~

auch nach den Lungen, ungenügende Function der Lunge, andauernd ge- steigerte Herzthätigkeit.

Er behandelt dieselbe durch ein Leibeorset, das aus einer doppelten Lage von Corsetdrillich gearbeitet ist und bei Kindern aus zwei Stücken 3 (einem vorderen und einem hinteren), bei Erwachsenen aus drei Stücken be: steht, indem der vordere Abschnitt in zwei Theile zerfällt, deren Grenze circa 1 Cm. vor den Spin. ant. sup. liegt, und welche durch Schnüre miteinander verbunden sind. Die beiden Vordertheile sind miteinander in ider Linie- durch Nähte vereinigt, jedoch so, dass beide Lagen für sich zusammengefügt sind; die beiden Hintertheile sind mit den seitlichen durch Nähte und unter sich durch Schnüre verbunden. R

Der obere Rand geht horizontal in der Höhe der axillaren Rippengrenze; der untere reicht medianwärts bis zum oberen Rande der Symphyse, seitlich = bis zum Ligament. Poupart. und zum Darmbeinkamme, um von da aus schräg nach unten und hinten zu verlaufen. Für gewöhnlich soll die Hüftbeingrenze auf, nicht neben dem Darmbeinkamme ruhen, und auch dadurch unterscheidet sich diese Leibbinde sehr wesentlich von den für Hängebauch empfohlenen.

In den beiden Vordertheilen läuft noch jederseits eine von oben nach unten durchgehende Naht, so dass drei Taschen entstehen, in welche circa = 0,5 Cm. dicke Streifen von Pappe geschoben werden, welche diese Taschen

E

vollkommen ausfüllen. Vom unteren medianen Rande der Vordertheile gehen vierfingerbreite doppelte Flanellstreifen um die Beine herum und hinten in der G sfalte hinauf, um am lateralen Rande der Vordertheile durch Knöpfe befestigt zu werden. Bei Erwachsenen empfiehlt es sich oft, in der Axillarlinie vom untern © Rande des Corsets nach dem Flanellstreifen ein Gummiband verlaufen zu ~ lassen, um Verschiebungen dieser Streifen beim Hinsetzen und Aufstehen zu hindern. Das Leibcorset wird dauernd Tag und Nacht getragen.

Originalmittheilungen, Monographieen und Separatabdrücke, welche für das Centralblatt der orthopädischen Chirurgie bestimmt sind, beliebe man an Dr. F. Beely, Potsdamerstr. 126, Berlin, zu adressiren, E

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Beilage

Illustrirten Monatsschrift der ärztlichen Polytechnik.

Erscheint jährlich in 12 Nummern von je ¥/:—1 Bogen

8. A 1. August 1887.

Inhalt: Referate: A. S y Roberts, M. D. The etiology, morbid anatomy, varieties and treatment of club-foot. M. Schede. Ueber die Heilung von Wunden unter dem feuchten Blut schort. Ueber Klumpfussbehandlun - H. Virchow. Demonstration eines Apparates zum Anschreiben der Riickeukriimmung des Lebenden. 1. Bailleul. Ueber Luxatio congenita femoris im Anschluss an einen Fall von seltener Heilung. Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. 18:

Referate.

A. Sydney Roberts, M. D. The etiology, morbid anatomy, varieties and treatment of club-foot. Clinical lectures on orthopædic surgery, delivered at the Philadelphia hospital.

(Phil. med. New March 13" and 20t" 1886.)

Aus den beiden vorliegenden in vieler Hinsicht interessanten klinischen Vorlesungen von S. R. über Fussdeformitäten heben wir folgende Punkte hervor:

Nach den Protokollen des New-York und Pennsylvania Hospitals waren daselbst 746 Fälle von Fussdeformitäten behandelt worden, und zwar waren hiervon:

Pes equinus . d angeboren 5 $ erworben > calcaneus :

> varus

» valgus

equino-varus

» equino-valgus

» calcaneo-varus

a calcaneo-valgus

Zur Bestimmung und Messung

des Grades einer Deformität be- dient sich R. folgenden Ver- fahrens: Auf dem Sohlenabdruck des Fusses, den man nach Fär- bung der Fußsohle mit Lampen- russ erhält, wird entsprechend dem Medio-tarsal-Gelenk eine Linie gezogen und auf ihr, cor- respondirend mit der Längsaxe des Caleaneus, eine Senkrechte errichtet. Eine dritte Linie, welche vom Schnittpunkt dieser beiden durch den Kopf des ersten Metatarsus geht, bildet mit der zweiten einen Winkel,

Fig. 5. Fig. 6. welcher bei 32 von R. unter- ` suchten normalen Füssen zwischen 26 und 37 ° betrug (im Mittel bei 20 Männern 34,8° und bei 12 Frauen > 31,5°); typische Fälle zeigen = die Fig. 1 und 2 (Männer), © 3 und 4 (Frauen).

Bei Pes valgus wird der Winkel kleiner, schwankt zwischen 12 und (siehe `

Fig. 5 und 6) und betrug bei 7 Fällen im Mittel 8,2% Bei Pes varus wird der

Fig. 10,

)

Winkel grösser, bis 63°; R. betrachtet als abnorm alle Füsse, bei denen der Winkel 40° übersteigt. Die Untersuchung von 15 Fällen ergab als Mittel 51°. (Siehe Fig. 7 und 8.)

Genügen bei der Behandlung einfache Mani- pulationen, unterstützt von Heftpflasterverbänden und leichten Schienen aus Leder, Guttapercha

oder Filz nicht, so bedient sich R. mit Vorliebe einer Modification von Taylor's Schuh, wie sie vonSchaffer angegeben worden ist und an der er selbst noch eine kleine Aenderung an der Construction der Ge- lenke der Fußsohle hin- zugefügt hat. Form und Construction, sowie die Art der Applieation gehen im Wesentlichen aus Fig.

9—12 hervor. Eine Stahlschiene, der Innenseite des Unter- schenkels angepasst und an diesen durch Cirkel touren (Fig. 9 F) befestigt, ist mit dem Fusstheil durch zwei dicht überein- ander befindliche Gelenke verbunden, von denen das obere eine sagittale, das untere eine frontale Axe besitzt. Ein starker Hebel C wird durch eine Schraube ohne Ende A mit seiner Spitze gegen den Fusstheil angedrückt und führt denselben aus der addueirten allmälig in die normale oder Valgus stellung hinüber (Fig. 12). Die Sohle des Apparates besteht aus zwei Theilen, von denen der vordere mittelst der Schraube B aus der adducirten Stel-

lung (Fig. 10) in eine abdueirte (Fig. 11) gebracht

werden kann. Die Drehung erfolgt dabei um das Gelenk A (Fig. 10 und 11). Eine kleine Feder # (Fig. 12) dient zur besseren Fixation des Meta- tarsus und verhindert das Zurückfedern des- selben in die adducirte Stellung. Ist die Defor- mität so weit corrigirt, dass nur noch die Pes equinus-Stellung übrig bleibt, so wendet Æ. den Extensionsschuh von Schaffer an, um die Achilles- sehne oder Wadenmuskulatur zu dehnen.

Die Sohle dieses Schuhs (Fig. 13, 14 und 15) ist gegenüber dem Chopart- schen Gelenk getheilt, durch den Schlüssel B lässt sich der vordere Theil der

Sohle von dem hinteren entfernen, die ganze Sohle verlängern, durch zw Riemen E und D wird der Fuss an der Sohle fixirt. Die Schraube ohne Ende A stellt das Gelenk C und damit den Fusstheil in jedem Winkel zu den

Unterschenkelschienen fest.

Führt man nun den Fuss aus plantarfleetirter Stellung in dorsalflectirte über, so wird derselbe zunächst die Stellung einnehmen, die Fig. 14 zeigt, d. h. die Ferse hebt sich von der Sohle ab und die dorsalflectirte Stellung des Fusses entspricht nicht der Stellung des Fusstheils der Maschine zu den Seitenschienen. Verlängert man jetzt die Sohle mittelst des Schlüssels B, so werden die Riemen Æ und D stärker angezogen und die Ferse sinkt herab bis auf die Fußsohle.

M. Schede. Ueber die Heilung von Wunden unter dem feuchten Blutschorf.

(Verhandlungen der deutschen Gesellschaft für Chirurgie. 15. Congress, 7.—10, April 1886, II. Pag. 62.)

Aus der kurzen Zusammenstellung der im letzten Jahre im Hamburger allgemeinen Krankenhause mit der Behandlung von Wunden unter dem feuchten Blutschorfe erzielten Erfolge, die S. im Anschluss an obigen Vortrag gibt, heben wir folgende Fälle hervor, die speciell für den Orthopäden von Interesse sind.

XI. Operative Behandlung des Klumpfusses durch offene Durchschneidung der verkürzten Weichtheile an der Innen- seite des Fusses nach Phel

Bs L0cd= s Ang

September 1885;

Verbandw

l. Beisp. Emma Klumpfuss. Operirt am 5. 3 Cm. breit; 24. October durchschnittenen Sehnen

2. Beisp. Franz L., geborener Pes valgus links. 6. an der Innenseite des Durchschneidung der Sehne des S Abmeisselung eines Theiles des cuneiforme I. des Os naviculare. an zwei Links: Feste Narbe.

Siimmtliche übrigen Fälle verliefen analog,

erster function 13 J. Schwerer

März

rechten Fusses,

erbsengrosse Stellen; die

borener

1886 Durchschneidung

Tenotomie

Am linken 29. März erster Verbandwechsel. Rechts: durchschnittenen

waren

sehr schwerer, Joer

5 Cm. langer Schnitt

Völlige Vernarbu

bereits wieder.

borener Klumpfuss rechts, an-

Weichtheile

offene

ler Ach

der sssehne , ation Os cuboideum,

des Fuss: Exstirpation i Vernarbung bis Sehnen functioniren.

benso zwei Fälle von doppel-

seitigem angeborenen Hohlfuss. XI. Offene Durchschneidung kehle bis auf Nerven und G Vier Fälle, davon einer doppelseitig gewannen schnell 94. Mai 1885 operirt, Stande, sich fortzubeweger XIU. Vier offene mastoideus bei Torticollis. XIV. Zwei offene Durchschneidungen d bei Skoliose. Heilung in 21/2 Wochen.

Weichtheile der Knie-

allen Contracturen.

hi

sämmtlich Erwachsene. Drei Patienten

vierte doppelsei am

4 3 IT ıst am 2. A 1 D)

eine gute Gehfi

ilfe von Krücken gut im

-cleido-

Durchschneidung

rno - Heilung in 12—1

Latissimus dorsi

Sched Ueber Klumpfussbehandiung.

Verein zu Hamburg. Sitzung vom 9. Febr

(Aerztlicher

(Deutsche med. Wochenschri Nr. 30.” 1886. Pag

S. hat sich in etwa 12 Fällen von Klumpfuss von den der von Phelps angegebenen Behandlungsmethode, sämmtliche Weichtheile an der

seite des Fusses zu durchschneiden, so überzeugt Behandlung tracturen, veralteter Caput obstipum-Fälle, antiseptisch vorgeht, erreicht man ohne Gefahr die vortre man hat keine functionellen Störungen und ebenso wenig Recid Freilich hat die behandlung auf’s Sorgsamste zu leiten, ersten Zeit sind Gypsverbände nicht zu dann in solchen Gypsverbänden herlaufen. Für Nachbehandlung angefertisten Stiefels, ähnlich dem von Hansmann für die Behandlung des Platt- ie, Nr. 7

die man

Innen > auch auf die

dass er

anderer Difformitäten, Kniegelenkscontracturen, Dupuytren’s Con-

ubertragen hat. man nur

fflicl Resultate > zu befürchten.

Nach- In der

man, um letzteren zu vermeiden enn Klumpfuss die

besonders bei i IN.

shren die Kinder

h Wa

yedient th Se

über denen po n liegen, um-

die weitere ines aus Gyps

fusses angegebenen (s. Centralblatt f. orth. Chir pag. 46. 1886). Ein

$olcher Gypsstiefel wird aus Gypsbinden hergestellt um den Fuss nach

Anlegen eines doppelten Strumpfes und Annähen « einer Pappsohle auf de äus Strumpf wickelt. Nach Erhärtung des Verbandes schneidet man denselben ; Fussrücken in der Medianlinie ein, lässt das Ganze vom Schuster N überziehen und Haken und Schnüre zum Befestigen anbringen. Um den Fuss möglichst in Valgusstellung zu bringen, erhöht man die Sohle auf der äusseren Seite durch Einschieben eines etwa (is Cm. hohen Keils. Eine weitere Vem besserung hat S. noch durch Hinzufügen des von Carl Roser ursprüngli empfohlenen, an der äussern Seite des Fusses anzulegenden kleinen Hufeisens erzielt, welches die Sohle an der Aussenseite noch um fast 2 Cm. verbreid und welches, da die Patienten stets die Neigung haben, mit der

des Fusses zuerst aufzutreten, dann als kräftiger Hebel wirkt.

Knaben, der nach Phelps operirt und mit diesem Stiefel versehen ist.

H. Virchow. Demonstration eines Apparates zum Anschreiben der

Rückenkrümmung des Lebenden. (Vortrag, gehalten in der Berliner medicin. Ge: shaft am 12. e? 1886.)

(Berliner klin. Wochenschrift. 1886. 1 3. Pag. 455.

V. demonstrirt einen von ihm construirten Apparat (Rückenzeichner oder Notograph), der dazu bestimmt ist, die Krümmung, welche der Rücken sagittaler Richtung im Körper des lebenden, aufrecht stehenden oder aufrecht sitzenden Menschen hat, aufzuzeichnen. Das Princip desselben ist sehr einfach? Wenn man von zwei Stiften, welche rechtwinklig an einander befestigt sind und horizontal gehalten werden, den einen am Rückgrat herunterführt, so schreibt ~ während derselben Zeit der andere auf eine Tafel, welche der Medianebene des Körpers parallel steht, die Rückgratlinie auf. 4

An Stelle der beiden Stifte befindet sich an dem Apparat die Berührungs- stange und der Schreiber. Alles Andere dient der Führung, Aequilibrirung und der Erhaltung des Contactes. Weiter gehört dazu ein Rahmen, welcher die in horizontaler und senkrechter Richtung schiebbare Schreibtafel hält, und ein Tisch, welcher Säule und Rahmen trägt.

Untersuchungen mit dem Apparat zeigten, dass die Rückgratslinien lebender Menschen überraschend verschieden sind. Wenn man weniger Auffallendes weg lässt, bestehen diese Unterschiede hauptsächlich in zwei Punkten: 1) Das Loth, welches von dem vordersten Punkte der Halskrümmung herabfällt, ging zuweilen (Italiener) hinter, zuweilen (1 Japaner, 1 Russe und mehrere Deutsche) vor der Lendenkrümmung herab; nur bei einem schlanken, muskelschwachen, dolicho- cephalen Deutschen traf es gerade die Lendenkriimmune. 2) Mit einer geringen Lendenkrümmung verband sich einigemal eine starke Halskriimmung und mit einer starken Lendenkrümmung einigemal eine geringe Halskrümmung. Winer Zunahme der einen Krümmung geht also eine solche der beiden andern nicht immer parallel. =

V. hält es nicht für wahrscheinlich, dass die Unterschiede der Rücken krümmungen, welche man an gesunden lebenden Menschen bei natürlicher aut- rechter Stellung findet, durch Unterschiede im Skelet allein bedingt sind, sondern dass auch die Muskeln dabei eine Rolle spielen.

79

A. Bailleul. Ueber Luxatio congenita femoris im Anschluss an einen Fall von seltener Heilung.

Tnaug.-Dissertation. Berlin. 1886. G. Schade (O. Francke).

Der yon B. in seiner Inaug.-Dissertation beschriebene Fall von congenitaler Hifteelenksluxation ist in mehrfacher Beziehung von Interesse. Die Patientin, 17 Jahre alt, wurde am 15. November 1881 in die Berliner chirurg. Universitäts- klinik aufgenommen. Die Bewegungen des luxirten rechten Beins waren frei bis auf das Einwärtsdrehen, das behindert gewesen sein soll. sr Unterschied der Entfernung zwischen Spin. anter. sup. und Mall. ext. | g (Us Cm., der Bumbaltheil der Wirbelsäule war hochgradig lordotisch. Durch ziemlich leichten Zug liess sich die Verkür x des Scl ganz ausgleichen. Pat. wurde mit permanenter Gewichtsextension behandelt, 14 Tage mit 5 Kgr. ohne jed- weden Erfolg, dann 14 Tage mit "is Kgr., wonach das Bein sich 4 Cm, länger erwies; man steigerte noch die Gewichte bis 1 r. Nach vier Monate langer Extension konnte der Schenkelkopf nicht mehr in die Höhe gebracht werden, das kranke Bein war 4/2 Cm. länger als s gesunde. Gypsverband sechs Wochen lang, dann Entlassung mit Tüylor’scher Maschine. Das Gehen in der Maschine war schwierig, eine hocher : Scolio-Lor« hinderte das freie Stehen, doch besserte sich allmälig die Gehfähigkeit. Gleichzeit tellten sich jedoch Schmerzen in der linken Hüfte ein, die ach einem Fal steigerten, dass Pat. sich in ein Krankenhaus aufnehmen lassen musste. Sie erhielt Gypsverbände und wurde nach drei Monaten mit einem einfachen Beckengürtel, der an beiden Seiten durch Hohlpeloten die Trochanteren stützte, entlassen. Sie ging damit leidlich. Sie selbst aber und ihre Angehörigen waren so wenig erbaut von der ganzen ärztlichen Behandlung, vor deren Beginn die Pat. sich weit besser befunden

haben wollte, dass nun nichts mehr versucht werden sollte und leider auch jede

Untersuchung verweigert wurde.

Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie.

15. Congress. 7.—10. April 1886. I. Pag. 143.

Im Anschluss an die Mittheilung L : «Ueber die Behandlung der Senkungsabscesse bei tuberkulösen Erkrankungen der Wirbelsäule und des Beckens» (s. Centralblatt f. orthopäd. Chirurgie Nr. 7, pag. 41, III. Jahrg. 1886) erwähnt Schede, dass er im letzten Jahre bei Solchen Senkungsabscessen ganz ungewöhnlich gute Erfolge durch Punction der Abscesse (im ersten Fall hinten neben dem Sacrolumbalis) mit einem sehr dicken Trocar und Auswaschung mit Sublimatlösung (1 °/oo) erzielt hat. Ent- weder kam überhaupt kein Abscess wieder, oder wenn eine zweite Punction nöthig war, resp. zur Constatirung der Beschaffenheit der Flüssigkeit gemacht wurde, fand sich stets eine mehr oder weniger klare Synovia

(Ref. hat bereits seit dem Jahre 1879 Senkungsabscess« und wo thun- lich auch Abscesse anderer Art zunächst stets durch Punction zur Heilung zu bringen versucht, ohne nachfolgende Ausspülung, dabei aber das Princip befolst, die Punction zu wiederholen, bevor die Flüssigkeitsansammlung wieder

der von SN

entleerte Fli : heilte definitiv, in anderen kam es später zu spontanem Durchbruch an de Punetionsstelle und es etablirte sich dann eine mehr weniger s cernirende Fistel. Zur Punction bedient sich Ref. am liebsten eines spitzen Lanzenm ON und einer gewöhnlichen Hohlsonde Instrumente, die sich bequem reinigen lassen bei tiefer gelegenen Abscessen des Dieulafoy'schen Aspirateurs, j doch in der Weise, dass die Nadel zuerst frei, d. h. ohne mit dem Aspirateur in Verbindung zu stehen, langsam so weit eingeführt wurde, bis F

sieh durch sie entleerte, sodann unverrückt in dieser Stellung blieb und nun mit dem Aspirateur der Abscess ausgepumpt wurde. Es ist diese Vorsicht” nothwendig, weil man sonst Gefahr läuft, mit der Spitze der Nadel die Abscess- wandungen zu verletzen. Einen Patienten verlor Ref. durch eine von der Punetionsöffnung ausgehende erysipelatöse Entzündung. Wie Nebel - Samm- lung klinischer Vorträge, Nr. 277—278, pag. 77 in einer Anmerkung mittheil = ist S.s Verfahren doch nicht absolut unbedenklich; in einem Falle erlag der Kranke nach Ausspülung der Abscesshöhle an Sublimatintoxieation, im zweiten í an Peritonitis, da der Trocar durch die Abscesshöhle durch in die Peritoneale < höhle gelangt war.)

Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. 15. Congress. 7.—10. April 1886. I. Pag. 67.

In der Discussion, die sich an den Vort von Landerer: Die Behand- lung der Skoliose mit Massage (vergl. Centralbl. f. orthopäd. Chirurgie, Nr. 1, pag. 2, IV. Jahrg. 1887) anschloss, theilte Z. mit, dass bei einem 43jah= rigen Herrn, bei dem es sich um eine in einigen Monaten entstandene Skoliose im Rückentheile nach rechts handelte, eine genaue elektrische Untersuchung von Prof. Strümpell gemacht und gefunden wurde, dass nur der Erector trunci der linken Seite gänzlich degenerirt war. Es hatte sich also nach totaler < Atrophie nur des Sacrolumbalis resp. Erector trunei der linken Seite eine typische Skoliose nach rechts entwickelt, und es sieht Z. in diesem Fall eine wesentliche Stütze seiner Theorie, er hat für ihn die Beweiskraft eines Experiments. g

v. Volkmann theilt mit, dass die Behandlung der Skoliose in seiner Klinik darin besteht, dass man zunächst unter allen Umständen das Corset des Nachts fortlässt, mag es von Filz sein oder von Gyps, wie es jetzt gewöhnlich der Fall ist, dann werden die betreffenden jungen Mädchen früh Morgens gebadet, ` gedoucht, massirt, müssen spazieren gehen, wo möglich etwas Berge steigen; es werden mit ihnen die nöthigen Bewegungen ausgeführt, ungefähr nach dem 7 Typus, wie es Sayre angegeben hat; es wird eventuell geturnt und erst gegen 10—11 Uhr Morgens wird wieder das Corset angelegt.

In ähnlicher Weise werden die Pat. in Göttingen (König) behandelt.

Originalmittheilungen, Monographieen und Separatabdrücke, welche für das Centralblatt © der orthopädischen Chirurgie bestimmt sind, beliebe man an Dr. F. Beely, Potsdamerstr. 126, Berlin, zu adressiren, o

Centralblatt für orthopädische Chirurgie.

Redigirt von Dr. F. Beely in Berlin.

Beilage

zur

Dlustrirten Monatsschrift der ärztlichen Polytechnik.

Erscheint jährlich in 12 Nummern von je Y/a—1 Bogen,

IV. Jahrgang. 1. September 1887.

rlas-Schellack-Filz-Corset für die an

seitliche Rückgratverkrümmung.

ısswurzel zur Heilung des Klump-

B. Fromm. Die Zimmer-Gymnastik. Bradford. The treatment of lateral curvature. Jolfelli. Ueber Skoliose.

Originalmittheilung.

Ein Wasserglas-Schellack-Filz-Corset für die angeborene Hüftgelenks- verrenkung.

Von Dr. EK Braatz in Libau (Kurland).

Das Beely’sche Corset aus Stoff macht dem Filzeorset auf anderen Gebieten gewiss mit Recht oft den Vorrang streitig, bei der angeborenen Hüftgelenks- verrenkung hat aber das starre Corset vor jenem doch wohl manche Vorzüge. Ein Corset für das obige Leiden stelle ich in der Hauptsache auf dieselbe Weise her, wie ich sie in der ersten Nummer dieses Blattes im Jahre 1884 beschrieben habe: Ich mache mir zuerst eine gute Form nach einem dazu angelegten Gypscorset. Das Kind wird in der Tricotjacke, mit einem hand-

breiten Barchentstreifen um das Becken, in der Schwinge suspendirt. Da es hier darauf ankommt, dass für den umherirrenden Gelenkkopf und Trochanter gleichsam eine äussere Gelenkpfanne geschaffen werde, der hintere SR ` Beckentheil des Corsets sich also den Erhöhungen und Vertiefungen des a "Beckens genau anschmiege, die Gypsbinden aber, in der gewöhnlichen Weise angelegt, leicht oben über die Hervorragungen hinweglaufen, so nehme ich zunächst entfetteten, ungeordneten Marly, tauche ihn in Gypsbrei und fülle damit alle Vertiefungen an der hinteren Beckenfläche aus. Dann lege ich erst, von unten beginnend, das gewöhnliche Gypscorset an. Nachdem dieses er- m hiirtet, wird es vorn aufgeschnitten, abgenommen, darauf wieder zugenäht und die Naht mit Gypsbrei verstrichen. Das so wieder geschlossene Gypscorset wird nun innen etwas mit Oel bestrichen und dann mit tellergrossen Gyps- hanfkuchen ausgepflastert, die man dadurch erhalten, dass man grosse Bäusche üngeordneten Hanfes in steifen Gypsbrei getaucht hat. Durch diese Aus- pflasterung, bei welcher man sich nicht zu beeilen braucht, entsteht an der Innenseite des Corsets eine Form von etwa einem Zoll Wandstärke. Sie hat eine ähnliche Festigkeit wie Holz, man kann den Filz an sie annähen oder annageln, wie auf einem Holzleisten. Sie lässt sich dabei schneiden und ver-

langt ausserdem weniger Gyps als eine gegossene Form

Ist die Form vollständig hart geworden, so vergleicht man sie noch einmal

82

mit dem entsprechenden Körper, um vielleicht noch hier und da verbessernd

nachzuhelfen. N Ich muss nun vorausschicken, dass der Filz die Eigenschaft hat, durch

feuchte Wärme so weich und dehnbar zu werden, dass man ihn ziehen kann, wie man will. Deswegen stecke ich jetzt die Gypsform in einen heissen Brat- ofen. Obgleich scheinbar ganz trocken, strömt die Form in der Wärme sehr bald reichlich heissen Dampf aus, so dass man jetzt mit Leichtigkeit den Pilz aufziehen kann. Um das ganze Corset möglichst leicht und den Beckentheil desselben doch genügend stark zu erhalten, nehme ich guten Filz von etwas über 2 Mm. Wandstärke und zum Beckentheil in doppelter Schicht.

Nachdem die Form mit dem Filz erkaltet, tränke ich letzteren nicht gleich mit Schellack, sondern zunächst reichlich mit Wasserglas. Das Wasserglas hat sich zur Tränkung von Stützapparaten schon mannigfach bewährt (ef. u. A Kölliker in Nr. 3 dieses Blattes, 1885, und Landerer, Referat, ibid., Nr. 8, 1886). Seine Vorzüge bestehen in seiner Leichtigkeit und Billigkeit.

Nachdem das Wasserglas im Verlaufe mehrerer Tage vollkommen trocken geworden, wird mit einem Borstenpinsel eine alkoholische Schellacklösung auf getragen, welche in einem gewissen Grade noch in das Corset eindringt, trotz- dem es bereits mit Wasserglas getränkt ist.

Durch den Schellack bekommt das Corset einen glatten Jeberzug, durch welchen sein gutes Aussehen und seine Haltbarkeit nicht unwesentlich erhöht wird.

Ist der Schellack trocken geworden, so werden mit einem Locheisen zur besseren Ventilation Löcher hineingeschlagen und die Ränder derselben noch leicht mit Schellacklösung befeuchtet. Man kann das Corset auch schon von der Form nehmen, wenn die Wasserglastränkung fast hart geworden ist; eS

trocknet dann schneller. Schliesslich wird auch die Innenseite noch mit der Schellacklösung leicht bestrichen.

Dann wird aus dem Brusttheil so viel herausgeschnitten, dass am Becken die Spin. ant., oben die Achselhöhle von hinten her noch reichlich umfasst bleiben, und die Lücke von einer Corsetverfertigerin mit Corsetstoff ausgefüllt (Fig. 1). Oben wird zwischen Stoff und Filz ein Keil aus Gummizeug einge- fügt, um den Erweiterungen des Brustkorbes beim Athmen Raum zu geben.

Die Combination von Wass¢ s und Schellack habe ich zum ersten Male etwa vor einem Jahre bei einem Stützapparat angewandt, den ich für eine sehr corpulente Frau mit einer typischen, neuropathischen Kniegelenksentzün- dung anfertigte. Der Apparat hat sich trotz der harten Probe, die er zu be- stehen hatte, als gut haltbar bewährt. Zum Beweise dafür, dass die An- fertigung des Corsets in der beschriebenen Weise keine besondere Schwierig- keit bietet, will ich anführen, dass ich die Anfertigung der Gypsform und die meiste Arbeit am Corset selbst meinem He hülfen tiberlasse. Nachdem ich ihm die Sache einmal gezeigt, erledigt er sich seiner Aufgabe ohne Mühe zur vollen Zufriedenheit.

Das auf den Abbildungen dargestellte Corset ist für ein siebenjähriges Mädchen mit doppelseitiger Hüftgelenksverre g bestimmt, welches in seiner

körperlichen Entwicklung derart zurückgeblieben ist, dass es gegen manche

Kinder von 3—5 Jahren zurücksteht. Die Kleine ist 1,06 Meter gross und hat ohne Corset einen stark auffallenden Enter Nach Anlegung des Corsets hat die Länge des Kindes um 1,3—1,7 Cm. zugenommen und es findet dann beim Gehen, so oft ich es sah, nicht eine Spur von seitlicher Schwankung des Körpers statt.

Zur Suspension beim Anlegen des Corsets hängt sich das Kind an ein Schwebereck.

peferate.

E. Fischer. Ueber seitliche Rückgratverkrümmung.

(Berliner klin. Wochenschrift. Nr. 20, p 318 \r. 21, pag. 337. Nr. 22, pag. 362.

In einem längeren Artikel macht E F. auf die verschiedenen spi Drehungen der Skelettheile aufmerksam, die man an skoliotischen Wirbel- säulen nachweisen kann. Bei jeder seitlichen (skoliotischen) Ausbiegung der "Wirbelsäule lassen sich dreierlei Wirbel unterscheiden:

1) Scheitelwirbel (Culminationswirbel), d. h. solche, welche auf der Höhe der Ausbiegung liegen.

2) Stützwirbel (Basalwirbel), welche die Stütze des Bogens bilden.

3) Zwischenwirbel, welche zwischen den Scheitel- und den Stütz- wirbeln liegen.

An dem in Fig. 1 dargestellten Präparat sind drei Ausbiegungen mit drei Scheiteln vorhanden, nämlich ein oberer, vom 7.—8. Brustwirbel, ein mittlerer, vom 2. Lendenwirbel, und ein unterer, vom 1. Kreuzbeinwirbel gebildeter

o Scheitel. Stützwirbel sind vier vorhanden, nämlich der 5. und 11. Brust-, der

84 4. Lenden- und der 3. Kreuzbeinwirbel. Die übrigen Wirbel sind Zwischen- wirbel.

Die Scheitelwirbel sind am meisten seitlich ausgewichen, ihr Körper zeigt die stärkste keilförmige Verbildung und ist mit seiner Mitte am meisten nach der Seite hingewendet, ihr Dornfortsatz weicht am weitesten von der von vorn nach hinten durch die Mitte des Wirbelkörpers gelegten Axe ab; e bestehen im Wesentlichen zwei Balkensysteme, ein längs- und ein quer-

verlaufendes.

4 (t=10°P) 5 (£=20°7)

Ke AE (t=007)

t=0°)

(t-10%) 9

(t-25) W d-a” x (t=20%))) 4 (t=10°L) , a N 3 (t=10°r 7 q (t=15°r) o (f=10%)

1. Skoliotisch verbogene Wirbelsäule, Präparat Nr. 312a der Strassburger patholog.- anatomischen Sammlung. Die hinter den einzelnen Wirbeln eingeklammerten Bemerkungen gegen die Axendrehung (Torsion) an. ¢ = Torsion, 7 rechts-, 2 linksgewunden, Die Grade der Axendrehung sind in abgerundeten Zahlen wiedergegeben.

Die Stützwirbel, und zwar sowohl diejenigen, welche nur für eine Bogenhälfte Stütze sind Fig. 1, der 3. Kreuzbeinwirbel wie diejenigen, welche zu gleicher Zeit Stütze für zwei Bogenhälften sind Fig. 1, der 5. und 11. Brust- und der 4. Lendenwirbel zeichnen sich vor den Scheitel- wirbeln dadurch aus, dass sie 1) um ihre Längsaxe gewälzt, d. h. spiral- oder schraubenförmig gewunden (rotirt, torquirt), 2) schief gedrückt sind, und zwar stets nach derselben Seite hin, nach welcher sie auch spiralförmig gewunden sind. Eine keilförmige Verbildung besteht an den Stützwirbeln nicht,

BA

85

Hinsichtlich der Art der Windung gelten sowohl für die Stützwirbel wie für die Zwischenwirbel folgende Sätze:

Die zur unteren, nach dem Beckenende zu gelegenen Hälfte einer rechts- eonvexen Wirbelsäulenverkrümmung gehörigen Stütz- und Zwischenwirbel be- sitzen linksspiralige, die zur oberen Hälfte gehörigen rechtsspiralige Axen- drehung (Drehung der gewöhnlichen Schrauben und Korkzieher); bei links- convexer Seitenkrümmung ist die untere Bogenhälfte rechtsspiralig, die obere linksspiralig gewunden.

Die Zwischenwirbel zeigen im Allgemeinen dieselben Veränderungen, wie die Stützwirbel, jedoch kommt bei ihnen die keilförmige Verbildung hinzu, welche um so hochgradiger ist, je näher sie beim Scheitelwinkel liegen.

Alle diese Veränderungen lassen sich an den von der Knochenhaut ent- blössten Wirbelkörpern mit blossem Auge erkennen, die Richtung der Knochen- leistehen und damit der Winkel, um welche die obere Wirbelfläche gegen die untere verdreht ist, d. h. der Grad der spiraligen Axendrehung (Torsions- winkel), sind mit Leichtigkeit auf jedem einzelnen Wirbelkörper zu bestimmen. In Fig. 1 ist dieser Winkel für jeden Wirbel in abgerundeten Zahlen ange- geben. Nimmt man mittelst einer feinen Säge oder einer Feile die dünne Schicht compacter Substanz fort, so sieht man, dass die Richtung der sonst

längsgerichteten Stützbälkchen der schwammigen Substanz parallel ist der- jenigen der Leistehen auf der Knochenoberfläche. In der Tiefe fällt diese Spiralige Axendrehung nicht so stark in die Augen, dagegen prägt sich ein zweites Balkensystem deutlicher aus, welches ziemlich genau rechtwinklig auf dem obigen System steht. Man kommt schliesslich auf eine Schicht, wo beide Balkensysteme ziemlich gleich stark ausgeprägt sind, und bei noch weiterem Vordringen in die Tiefe erhält sogar das zweite System die Oberhand. Die Bandscheiben zwischen den Wirbeln bieten im Grossen und Ganzen dieselben Verhältnisse dar, wie die zugehörigen Wirbelkörper. Hinsichtlich der Form- und Structurveränderungen der Dorn-, Gelenk- und Querfortsätze der Wirbel- bogen, Rippen und des Beckens muss auf das Original verwiesen werden. Den relativen Höhenstand symmetrisch gelegener Körpertheile, der vor- deren Hüftbeinstachel; der grossen Rollhügel, der Kniescheiben u. s. w., bestimmt 7, nachdem der Patient barfuss auf eine genau wagerechte Ebene aufgestellt ist, mit Hülfe einer Wasserwage, die aus zwei etwa 20 Cm. langen, durch einen ungefähr 50 Cm. langen Gummischlauch miteinander verbundenen Glas- röhrchen besteht. Giesst man eine gefärbte Flüssigkeit hinein, so ist die Wasserwage fertig, und man kann in kürzester Frist alle nöthigen Bestim- mungen der Höhenlagen der betreffenden Punkte zu einander machen.

@. Krauss (Darmstadt). Ueber den Werth der Resection in der Fusswurzel zur Heilung des Klumpfusses.

(Verhandlungen der deutschen Gesellschaft für Chirurgie. XV. Congress. 7.—10. April 1886. I, pag. 114.)

Durch seine vorziiglichen Resultate, die er zum Theil am Lebenden, zum

Photographien und Gypsabgiisse demonstrirte, liefert

86

K. den Beweis, wie viel man durch Ausdauer und Geduld erzielen kann, und

rechtfertigt die Schlüsse, zu denen er durch einen Vergleich der Erfolge seiner und anderer Methoden, speciell der operativen Eingriffe am Skelet geführt

wird: 1) Die verschiedenen Methoden der Resection in der Fusswurzel beeinträchtigen die Porm des Fusses, den Bestand des knöchernen Fussgewölbes und hiermit im Zusammenhange Be- fähigkeit und Gebrauch des Fusses. Die durch orthopädische Behandlung und Sehnen- > zeigen eine Wiederherstellung der Form, welche von der natür-

schnitt geheilten Klumpfi ren Lebensalter, nicht oder nur wenig abweicht, während die Function

lichen, namentlich im jüng im V aber der natürlichen Verrichtung gleich kommt oder nahe kommt.

2) Die Resection in der Fusswurzel schliesst Gefahr für das Leben nicht aus;

des Fusses zwar iltnisse steht mit der Innervation der Muskeln, hiervon abgesehen die ortho- pädische Behandlung mit Sehnenschnitt ist gefahrlos.

3) Die Methode der Resection des Talus ist zwar ein geeigneteres Mittel der Formher- schen Gelenkes, bringt

hafte Verbindung des

stellung, als die Methode des Keilausschnittes in Richtung des Chopart’ aber ein unbewegliches oder ungenügend bewegliches Fu Fersenbeines mit der zweiten Fusswurzelreihe und störende Verkürzung des Gliedes.

4) Die Resection in der Fusswurzel ngrift in das Skelet des Fusses, dass nach Ausführung derselben Herstellung der natürlichen Form und Verriehtung

bewirkt so bedeutsamen E

5) Es ist kein Fall von Klumpfuss denkbar, in welchem die Resection in der Fusswurzel valtend und in sehr hohem

des Fusses durch geeignete orthopädische Hülfe nahezu ausgeschlossen ist.

Rechtfertigung finden kann, es sei denn, dass es sich um einen a

Grade schmerzhaft gewordenen Klumpfuss handelte, unter Verhältnissen, wo orthopädische Be handlung wenig Aussicht auf Erfolg bietet, und wo die Resection gewissermassen die Amputation ersetzen soll,

Der Schwerpunkt der Behandlung liegt in der Beseitigung der Verkrüm- mung im frühesten Lebensalter. K. benutzt seit 1856 ein Fussbrett mit runder, eiserner, biegsamer, äusserer Seitenstange. Der Fuss wird durch Gypsbinden auf dem Fussbrett befestigt, die Seitenstange durch Lederverband in ihrer Lage erhalten. Alle acht Tage wird der Verband eventuell durch die Ange- hörigen selbst erneuert. In drei bis fünf Monaten wird Geraderichtung erzielt.

Noch Jahre lang müssen jedoch Maschinen verschiedener, aber stets sehr einfacher Construction getragen werden.

Nimmt man wahr, dass die Sohle des Fusses sich abflacht, ein Zeichen,

dass der Fuss in Folge « so ist die Durchschneidu Beim Klumpfuss des

kommt Durchschneidung

er Behandlung in Valgusstellung überzugehen droht, ng der Achillessehne angezeigt.

Neugeborenen und während des ersten Lebensalters anderer Sehnen kaum in Betracht. Bei der Behand-

lten, dass alle Muskeln, getrennt werden müssen, richtung widersetzen, Sehnen Muse. tib. extensor hall. longus, der Mm. peronei, des M. abd. ved. brevis, die Fascia plantaris. Den M. flex. die. et K. an seinem Ansatzpunkt am Tuber calcanei. Die- und selbst dritten Mal durch-

aeren Alters kann als Regel Bänder

lung des Klumpfusses Sehnen, sehnigen Ausbre welche und

itungen und auch

der Gerade so die des

M. dig.

sich ant. post., des hall., M. flex. ped. brev. durchschneic selbe Sehne muss unter schnitten werden. Unter den von K. Bei den beiden ältesten Patienten, 10 r 13 Monaten, (Achillessehne zweimal),

des Umständen zum zweiten

jehandelten Patienten befanden sich solche von 15, 20, 32 Jahre, gelang die wurden 20 Durchschnei- ehne

28 und 32 Jahren. bei einem

bei dem anderen 29 (Achilles

Geraderichtung in dungen dreimal).

esp.

gemacht

87

Auch die Behandlung des contracten Plattfusses hat sich K. mit Erfolg dadurch erleichtert, dass er die Achillessehne dure hschnitt. Nach der Tenotomie wird der Fuss durch Ks Maschinengypsverband in Supination und Dorsalflexion gestellt mit entsprechender Sohlenunterlage zur Herstellung des eingesunkenenen Fussgewölbes.

B. Fromm. Die Zimmer-Gymnastik. Anleitung zur Ausübung activer, passiver und Widerstand ger ne Geräthe nebst Anweisung zur Verhütung von Rückgratsverk

(Berlin 1887. Aug. Hirsehwald

In seiner rationellen Zimmergymnastik beschreibt F. ausser den der «deutschen» Methode angehörigen activen Freiübungen, wie sie in dem viel verbreiteten Buch von Schreber « Aerztliche Zimm mnastik» zusammen- gestellt sind, noch eine Anzahl leicht und ohne Geräthe ausführbarer, der «schwedischen» Heilgymnastik eigenthümlicher Widerstands- und passiver Bewesungen, bei denen die Mitwirkung durch einen Gehülfen, Diener, Freund

Bruder oder sonstigen Verwandten geschehen kann. Abgesehen davon. dass

für manche Fälle die Widerstandsbewegungen wirksamer sind. für manche

die allein indicirten, besitzen sie vor den rein activen Freiübungen den Vor- Zus, dass man ihrer nicht so bald «überdrüssig» wird.

Zu diesen, der schwedischen Heilgymnastik entnommenen Bewegungen sind noch einige, der sogenannten Massage angehörende Proceduren hinzu gefügt worden, speciell solche, die unschwer zu erlernen und auszuführen sind. Der ganzen Tendenz des Buches entsprechend, beschränken sich dieselben auf die Massage des Magens und Unterleibes, wie sie bei de njenigen Leiden häufig mit Nutzen angewendet wird, die als Folgen mangelhafter Thätiekeit der Unterleibsorgane auftreten.

Ein besonderes Capitel enthält 10 gymnastische Recepte für specielle Heilzwecke.

Den Schluss, S. 89—102, bildet eine Anleitungzur Verhütung und Behandlung von Rückgratsverkrümmungen.

Das Buch ist sowohl für den Arzt, wie für den Laien bestimmt, dem Arzt soll es die Zusammenstellung geeigneter Uebungen für den concreten Fall erleichtern, dem Laien soll es zur richtigen Ausführung eine leicht verständ- liche Anleitung geben. Beiden wird das Buch willkommen sein.

Verf. hat zum grossen Theil mit Geschick und Sorgfalt die Klippe ver- Mieden, welche darin liegt, dass man den Laien, dem man populär-medieinische Schriften in die Hand gibt, zum Selbstkuriren verleitet und ihn in seiner ohne jegliche Unterstützung ärztlicherseits schon allzu grossen Neigung be- Stärkt, nicht nur seinen eigenen, sondern auch anderer Leute Arzt zu spielen.

Ref. würde allerdings noch etwas weiter gegangen sein als F.; er würde es für vorsichtiger halten, wenn bei der Bezeichnung der Recepte nicht die Krankheiten oder Krankheitssymptome, gegen die dieselben wirksam sein sollen, aufgezählt werden, sondern nur die physiologischen Wirkungen der Uebungen auf den Körper; bei welchen Krankheiten das Recept anzuwenden ist, muss

att fiir den denkenden Arzt hieraus schon hervorgehen, und man wiirde mit viel w:

88

weniger Bedenken dem Laien ein Buch in die Hand geben, in welchem er liest, dass diese oder jene Uebungen in gewissem Sinne auf dieses oder jenes Organ wirken, als wenn er ein Recept gegen Schlaflosigkeit findet, oder ein anderes, anzuwenden bei «Blutarmuth, Bleichsucht, grosser Muskel- und Nervenschwäche u. s. w., oder bei Unterleibsvollblütigkeit, schwacher Ver- dauune, habitueller Hartleibiekeit, Hämorrhoidal-Leiden und den davon ab- hängenden hypochondrischen und hysterischen Beschwerden, Flatulenz, Voll- heit des Leibes, Benommenheit des Kopfes u. s. w.

Bei der sonst guten Ausstattung des Buches würden bessere Holzschnitte der bekannten Hirschwald’schen Buchhandlung nicht zur Unehre gereichen.

Bradford. The treatment of lateral curvature.

(Boston med. and surg, Journal. Sept. 9. 1886.

B. fasst seine Ansichten über Behandlung der Skoliose in folgende Sätze zusammen:

Von den beiden Hauptfactoren für Entstehung der Skoliose, Belastung und fehlerhafte Haltung, bietet der letztere in den ersten Stadien der Er krankung brauchbare Indicationen zu einer andauernden Behandlung. Schlechte Haltung kann verbessert werden durch geeignete gymnastische Uebungen und durch «Drillen». Wo deutlich ausgesprochene Verkrümmungen des Skelets vorhanden sind, ist es schwer oder unmöglich, vollständige Heilung zu erzielen; dagegen können die gymnastischen Webungen viel dazu beitragen, eine Zu- nahme der Deformität zu verhindern. Dieselben sollen sorgfältig vorgeschrieben und täglich ausgeführt werden. Geeignete Stützapparate, deren Verwendung B. nicht von der Hand weist, sind nur als Beigabe zu den gymnastischen Uebungen zu betrachten und als Mittel, in schweren Fällen eine Verschlimmerung zu verhüten. Die Skoliose ist ein Leiden, das sich leicht verhüten, aber schwer heilen lässt, und dessen Behandlung nicht früh genug begonnen werden kann.

v. Colfelli. Ueber Skoliose.

(Mitth. des Vereins der Aerzte von Steiermark. 1886. Pag. 52.)

C. verlegt den Schwerpunkt der Behandlung der Skoliose auf die Beschäf- tigung der Muskeln und auf das specifische orthopädische Turne Von porta- tiven Apparaten hält er die Nyrop’sche Federdruckmaschine für den brauch- barsten und verlässlichsten und empfiehlt ihn für alle Fälle, wo überhaupt portative Apparate zur Verwendung gelangen sollen. Von Lagerungsmaschinen bewährte sich C. die Lagerplatte mit Seitenzug nach Schildbach.

Apparate, die in der Grazer orthopädischen Anstalt verwendet werden, sind: Glisson’sche Schwebe, Keil’sche Rückenschwinge, Vorrichtungen zum Rücken- Schrig-Streckhang, besondere Leitersysteme, verschiedene Arten von Kugelstäben, die grosse Kunde’sche Gehmaschine u. s. w.

Originalmittheilun; Monographieen und Separatabdrücke, welche für das Centralblatt der orthopädischen Chirurgie bestimmt sind, beliebe man an Dr. F. Beely, Potsdamerstr. 126, Berlin, zu adressiren,

Centralblatt für orthopädische Chirurgie.

Redigirt von Dr. F. Beely in Berlin. Beilage

Diustrirten Monatsschrift der ärztlichen Polytechnik.

Erscheint

1. October 1887.

Inhalt: Originalmittheilun Referate: H. Virchow. Uebe Lane. The causation and gout, and of senile chang cases of congenital tortic mal vertebral. E Albert (Wien). besonders mit ht auf eine Form des oberen Femurendes auft Morton. On unrecognized attended by symptoms, ind prevention of flat-foot. F. W. H ` @. Krauss (Darmstadt). Die Behand rhacl er mmur j yei Ein A Lauenstein. Aertz er Ver Z ler Aerzte in Wien. Chaput. C a s sur 1 les m nts dr suivie de l’étude anatomique et physio 1 2d d t varus- ) - Etude anatomo-pathologique v 1 plat v T Jlescent éri par ankylose, suivie de quelques consid } t @. F. Bruns. Abnehmbares W bei Hiiftresection. Lorenz. Ueber a Kinderlähmung. C. H. Schildbach. D J. Schreiber. Die mechanische Beh Methode der Klumpfussbehandlung. des Klumpfusses. Wittelshoefer. App band bei Kindern. E. Ried. We

Paci. Ueber die Behandlung der Klumpfüs

ments aortiques dans le mal de H. 3

Luxation. E. Neidert. Ueber ú d } i Def äten der \ ule ungen erblich?

Originalmittheilung.

Kiumpfussmaschine mit Abductionsbewegung. Von F. Beely.

Wenn man mit dem Redressement des Klumpfusses so weit gelang dass der Fuss sich ohne grosse Schwierigkeit in einem Schienenhülsenapp: fixiren lässt, der der Achse des Talo-Crural-Gelenkes entsprechend Charnier- Belenke besitzt, so bleibt nicht selten noch eine geringe Adductionsstellung des Caleaneus bestehen, die sich nur schwer beseitigen lässt und deren Beseitigung doch dringend nothwendig ist, will man sich vor Recidiven sichern. Zur voll- ständigen Heilung ist eine wenigstens zeitweise Umkrümmung in Abductions- stellung unerlässlich. Durch häufig wiederholte Manipulationen gelangt man allerdings schliesslich auch zum Ziele, das beste Hülfsmittel würde man aber in der Körperschwere haben, wenn man dieselbe beim Geh-Acte dazu benutzen könnte, bei jedesmaligem Auftreten den Fuss in verstärkte Abduction über-

) wubiegen. Dies lässt sich erreichen, wenn man an Stelle des einfachen Charnier- gelenks am Cond. int. zwei Gelenke übereinander anbringt, das eine mit

saeittaler, das andere mit frontaler Achse; am Cond. ext. dagegen ein Gelenk, bei dem die Achse sich nicht in einem kreisrunden Lager, sondern in einem Längsschlitz von circa 1,5 Cm. Länge bewegt. Stellt man die äussere Schiene an der Unterschenkelhülse in einer Höhe fest, die einem Redressement entspricht, welches der Fuss auf die Dauer aushalten kann, und befindet sich dabei die Achse des äusseren Charniergelenks am unteren Ende des Längs- schlitzes, so wird beim jedesmaligen Auftreten der Fuss durch das Körp wieht abducirt, entweder bis die Bänder an der Innenseite des Fussgelenks das Gegengewicht halten, oder bis die Gelenkachs am oberen Ende des Sehlitzes angelangt ist. Will man das Redressement nicht nur beim Gehen. sondern andauernd wirken lassen, so kann man Unterschenkel- hülse und Fusstheile durch einen entsprechenden Gummizug mit einander

verbinden.

Referate.

’irchow. Ueber graphische und plastische Aufnahme des Fusses,

Aus den Verhandlungen der Berlin t 1, Gesellschaft. Ausserordentliche Sitzung GU ar 1886

Zur Aufzeichnung der Projection des Fusses empfiehlt V. den in Figur ab- gebildeten sehr einfachen Apparat (Podograph). Derselbe besteht aus einer Hülse, welche den Zeichenstift enthält, einer Säule, welche zur Führung dient, und einer Platte, welche die Hülse mit der Säule verbindet. Die Säule ist

74 Mm. hoch, um bequem gefasst werden z nnen, und wird getragen durch einen Fuss von kreisförı r Grundfläche, welchem ein Stück an der dem Stifte zugewendeten Seite fehlt lie Hülse wird ein Bleistift eingeschoben und dureh einen Schieber festgehalten. Dieser besteht aus einem in der Hülse gleitenden

91

Draht, einem horizontalen, von beiden Seiten plattgedrückten Arm und

einer kleinen Querstange, an der ein Gummiring so angreift,

wie es die Figur zeigt. Die Höhe der Hülse ist 50, ihre Dicke 2 Mm. Die Platte hat eine Länge von 47 Mm., ihr unterer Rand steht 30 Mm. über dem Boden.

Eine einfachere Modification genügt, wenn man die Aufzeichnung auf das aus England in den Handel kommende Papier macht, welches bei den selbst- registrirenden Apparaten der Meteorologie Verwendung findet. Da Papier Messing schreibt, so lässt sich die Hülse mit Blei durch einen soliden Messingdraht ersetzen, und es fällt dann Schieber und Gummiring und der Aus- schnitt der Platte fort.

auf diesem

W. Arbuthnot Lane. The causation and pathology of the so called disease rheumathoid arthritis or rheumatic gout, and of senile changes.

(Transactions of the Pathological Society of London. 1886

IL. sieht in dem in irgend einer Form wirkenden Druck oder Zug den hauptsächlichsten, wenn nicht einzigen Factor bei der Entstehung der Gelenk- veränderungen, die der sogen. rheumatoiden Arthritis oder rheumatischen Gicht zugeschrieben, oder als sogen. senile Veränderungen bezeichnet werden. Die verschiedenen Abweichungen von dem allgemeinen Typus, di bekommt, werden durch Factoren untergeordneter Bede ng bedingt, wie Veränderungen in der Vitalität des Knochen- und Nervensystems in ver- schiedenen Lebensperioden oder bei verschiedenen Erkrankungen, z. B. Ataxie und Par

man zu sehen

Durch eine grössere Anzahl von Beispielen, die er im Sectionssaal ge- sammelt hat, sucht A. Z. diese Ansicht zu stützen und zieht bei der Erklärung

der Veränderungen, die er an den einzelnen Leichen findet, hauptsächlich die Beschäftigung und Lebensgewohnheiten der verstorbenen Individuen in Betracht.

Ohne hier weiter auf den Inhalt, der auch für den Orthopäden hohes Interesse hat, einzugehen, sei nur bemerkt, dass A. L. darauf hinweist, wie durch das Tragen von Schuhen, speciell mit erhöhtem Absatz, der Schwer- punkt des Körpers nothwendigerweise nach hinten geworfen wird und dadurch die Richtung des durch die Lumbalwirbel auf das Os sacrum ausgeübten Drucks sich erheblich verändert.

In dieser Veränderung der Richtung des Drucks findet A. L. die Erklärung

92

für die Trennung und Dislocation im Lumbo-sacral-Gelenk, die er auf dem Secirtisch so oft nachweisen konnte.

Von den verschiedenen interessanten pathologischen Präparaten, die er beschreibt, sei nur eins hier erwähnt. Bei der Leiche einer alten Frau fanden sich an den Füssen folgende symmetrische Veränderungen: Sämmtliche erste Phalangen waren auf die Dorsalfläche der Metatarsalknochen dislocirt, vom Capitulum der letzteren “s—1” entfernt; ihre Gelenkflächen hatten sich der veränderten Stellung angepasst. Die Köpfchen der Metatarsi zeigten Ver-

änderunge > durch den Druck der Schuhe bedingt waren, der dritte und

vierte waren durch die Haut gedrungen und cariös, der erste und zweite, die den stärksten Druck auszuhalten hatten, zeigten gut ausgeprägte rheumatoide

Veränderungen.

W. Mohr. Zur Statistik der Spondylitis.

Dissertation. Würzburg 1886. Thein’sche Druckerei (Stürtz).

Zu seiner Statistik der Spondylitis hat M. 2988 Sectionsprotokolle der Würzburger patholog. Anatomie (1866—1885), unter denen er 61 Fälle von Wirbelcaries fand, sowie 4520 Krankenberichte der chirurg. Klinik (1881—1885) mit 76 Fällen von Spondylitis benutzt

Unter den 61 n waren 30 männlichen, 31 weiblichen Geschlechts,

39 männliche, 37 weibliche, (3 : 2,85), im Ganzen

68 weibliche, (3 : 2,96). In den ersten 5 Lebensjahren standen

der Klinik beobachteten Fällen) 21 Pat. ) %o), im 6.—12. J. 16

im 11.—15. J. 16 (22 %o), im 16. o), älter als 20 J. häufigsten trat die ri ing (56 Sectionsprotokolle)

am Brusttheile auf, 33 Mal; dann folgen die Lendenwirbel, 27 Mal, zuletzt kommen die Halswirbel. 12 Mal. Das Kreuzbein in toto erkrankte 7 Mal;

der erste Kreuzbeinwirbel 1 Mal, d [leo ralgelenk 1 Mal. Von den ein-

zelnen Wirbeln war der erste Lende am häufigsten ergriffen (13 Mal);

ihm folgen der zweite Lendenwirbel und der vierte Brustwirbel (je 12 Mal),

seltensten erkrankte « e Brustwirbel (3 Mal), nächst ihm der erste

+ Mal).

i I | der Ort der Erkrankung angegeben,

* Cervici 9) le theil 23 Mal, der Lumbaltheil 7 Mal. Die

)ifferenz zwischer ischen Resultaten und denen der Sectionsprotokolle,

esonders hinsichtlich de denwirbel, ist wohl darauf zurückzuführen, dass

inter den hen Fällen in überwiegender Mehrzahl das kindliche Lebens-

alter vertreten ist, db nter den Secirten fast nur Erwachsene sich ‚efinden.

Unter den obdueirt 61 len waren Senkungsabscesse 30 Mal nachzu- weisen, 7 Ma 1 stheil t von n brustwirbeln, 6 Mal vom )orsal- und Lumbaltheil gemeinsam, 3 Mal von den Lendenwirbeln allein, 4 Mal

Lend beln und Kreuzbeit fal vom Kreuzbein allein ausgehend; im

igabe Patienten der Klinik warden ibscesse beob E: ler Halswirbelsäule 2 Mal, am Brust- Lendentheil 2 2 war der Sitz nicht angegeben.

93

Ausgesprochene Paralyse oder Parese fand sich unter den 72 klinischen Fällen 5 Mal (7 %), stets an den unteren Extremitäten, in 2 Fällen waren auch Blasenstörungen vorhanden, Veränderungen im Rückenmark wurden bei 61 Obducirten nachgewiesen: 7 Mal (11,5 %); 3 Mal betraf die Erkrankung den Halstheil, 2 Mal das Brustmark, 1 Mal Hals- und Brustmark gemeinschaft- lich und 1 Mal den Lendentheil. Lungentub« lose fand sich bei 61 Obducirten 8 Mal, tuberkulöse Pleuritis 1 M Meningitis 3 Mal. Bei den 72 klinischen Fällen war 1 Mal Lungentuberkulose, 1 Mal Meningitis tubere. nachzuweisen. Amploidentartung der Unterleibsorgane wurde bei den Sectionen 9 Mal ge- funden (15 %), in der Klinik einmal beobachtet; Ostitis an anderen Stellen

des Skelets bei den Sectionen 8 Mal, Gelenkentzündung 3 Mal, 2 Mal Coxitis; Ostitis in der Klinik 4 Mal. Zum Exitus letalis kam es bei den 72 klinischen Fällen 7 Mal, als geheilt können 44 (61 Wel angesehen werden.

B. E. Harda. Two cases of congenital torticollis, with remarks, (New-York Med. Record. Jan. 23. 1886,

Bei zwei Mädchen von sechs und zehn Wochen mit Caput obstipum, beide Ohne Kunsthülfe geboren, das eine in Kopf-, das andere in Steisslage, die beide in der Mitte der contrahirten rechten Sternalportion des Cleido-mastoideus einen wallnussgrossen Tumor zeigten, legte Harda nach nicht vollständig gelungener subcutaner Discision die contrahirten Muskeln frei und exstirpirte die Tumoren. Die Muskeln machten den Eindruck festen Narbengewebes, ebenso die Tumoren. Unter dem Mikroskop keine Spur von Muskelgewebe. Beide Fälle müssen als wirklich congenitale Missbildungen angesehen werden.

Verneuil. Sur le pronostic et le traitement du mal vertébral.

(Bull. de PAcad. de méd. de Belgique 10. 1886. Pag. 1189

Wenn V. auch nieht im Stande ist, statistische Belege beizubringen, so glaubt

er doch seiner persönlichen Erfahrung nach zu dem Ausspruch berechtigt zu sein, dass die Resultate der Behandlung der Pott’schen Kyphose im Laufe der Zeit bedeutend bessere geworden sind. Bei der von ihm eingeschlagenen

Methode verfährt er nach folgenden, im Princip wohl allgemein anerkannten Grundsätzen: Absolute und langdauernde Immobilisation der Wirbelsäule ist die Hauptbedingung. Sie kann je nach Umständen erreicht werden durch Rückenlage, eventuell im Bonnet’schen Drahtkorb, durch Stützapparate ver- Schiedener Art, durch Combination beider. Daneben sind geeignete hygienische Massregeln zu ergreifen, passende interne Mittel anzuwenden. Bei Senkungs- abscessen oder Fisteln Injectionen von Jodoformäther. Beschränkung eigent- lieh chirurgischer Eingriffe, wie breite Eröffnung der Abscesse auf ein mög- lichst geringes Maß.

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E. Albert (Wien). Zur Diagnose der angeborenen Luxation des Hüftgelenkes, besonders mit Rücksicht auf eine Form der Luxation, die im Gefolge der acuten Osteomyelitis des oberen Femurendes auftritt.

(Wiener med, Presse, Nr. 13. 1887. Pag. 434.)

A. hat in den letzten fünf Jahren 58 Fälle von angeborener Luxation der liifte gesehen (53 weibliche, 5 männliche Individuen). Bei 10 (9 w., 1 m.) fehlen genaue Angaben, bei den übrigen 48 waren: bilateral 18 w. -++ 2 m. = 20; inks 15 w. + 1 m. = 16; rechts 11 w. + 1 m. = 12 Fälle.

An der Hand dieses Materials macht A. darauf aufmerksam, dass in dem einen oder anderen Fall die Diagnose schwanken kann zwischen angeborener Luxation, geheiltem Schenkelhalsbruch und angeborener hochgradiger Ver- kürzung der Extremität, und dass dies besonders bei den zuerst unvollständigen Luxationen der Fall ist, die später zu vollständigen werden. Gänzlich unbe- kannt ist nach A. die unvollständige angeborene Lux. coxæ nicht, aber nicht genug gekannt. Weniger oder gar nicht gekannt ist dagegen jene Luxation

der Hiifte im Verlauf der Osteomyelitis spontanea diffusa, die mit der ange-

orenen Luxation eine sehr grosse Aehnlichkeit besitzt. Sie kommt dadurch zu Stande, dass durch eine Osteomyelitis des oberen Femurendes eine Epi- yhyseolysis, hintere Perforation der Gelenkkapsel durch Eiterung und nun Luxation des oberen Femurendes stattgefunden hat.

Von der congenitalen Luxation unterscheidet sich diese Verrenkung da- durch, dass das obere Femurende weit mehr lateralwärts prominirt. In einem Fall erzielte A. ein vorzügliches Resultat durch Resection des

gelösten Kopfes,

J. Rill. Der Klumpfuss und seine Behandlung. (Inaug.-Dissertation. München, 1886.)

R. empfiehlt in seiner Inaug.-Dissertation Behandlung des congenitalen Klumpfusses vom zweiten bis dritten Monat an; der Gypsverband in Ver- bindung mit Heftpflasterstreifen nach Sayre ist der zweckmässigste Verband, Veraltete vorgeschrittene Fälle werden am besten durch blutig operative Eingriffe mit nachfolgender Maschinenbehandlung geheilt. Die beste Methode ist die Talusexstirpation, ‚bei älteren Individuen eventuell Keilreseetion aus dem Tarsus, unter; Umständen kann auch noch die Entfernung anderer Tarsalknochen nothwendig sein. Tenotomie und fasciale Durchtrennungen sind zwar nicht in allen Fällen nothwendig, aber niemals schädlich, und bedeutend Zeit ersparend.

Mayo Collier. On the causes and prevention of flat-foot. (Lancet. Sept. 4, 1886. Pag. 441.

C. sieht die Ursache des Plattfusses in der Form unserer Fussbekleidung, speciell der Sohle., Durch den hohen Absatz wird das Körpergewicht nach vorn geworfen, nicht mehr in normaler Weise auf den hinteren und vorderen

95

Theil des Fusses vertheilt, die Ligg. calcaneo-naviculare, inter plantar. werden gedehnt und erschlaffen. Ausser in kr er Nahrung, frischer Luft, Ruhe hat die Therapie in einer radicalen Veränderung der Construction der Sohle zu bestehen. Die Sohle soll vorn etwa einen Zoll stark sein, nach hinten dünn auslaufen, so dass sie unter der Ferse 1—2 Linien hoch ist.

Th. G. Morton. On unrecognized asymmetry of the lower limbs as a cause of lateral spinal curvature, attended by symptoms, indicating disease of the vertebrae.

(Read before the Philad. Acad. of Surgery. June 7t*, 1886.) Phil. med. Times. July 10. 1886. Pag. 743.)

M. hebt hervor, dass Asymmetrie der unteren Extremitäten nach viel fachen Untersuchungen eher die Regel als die Ausnahme sei, die Differenz kann zwischen Ys—s Zoll und mehr betragen. Häufig wird man nervöse Störungen (infantile Paralysen) als Ursache nachweisen können. M. hat es sich daher zum Grundsatz gemacht, jeden Patienten, der über andauernde Riicken- und Beckenschmerzen oder Beschwerden im Verlauf des N. ischiadicus klagt, und insbesondere weibliche Individuen, sorgfältig auf Asymmetrie der Unteren Extremitäten zu untersuchen. Ausgleich der Asymmetrie durch Er- höhung der Sohle pflegt sofort die Beschwerden zu beseitigen. Einige Beispiele werden ausführlich mitgetheilt.

Aerztlicher Verein zu Hamburg. Sitzung am 30. November 1886.

(Deutsche med. Wochenschrift. Nr. 6. Pag. 115 1886.)

Lauenstein stellt ein achtjähriges Mädchen vor, dem er vor einem Halb-

jahr wegen beidersei n congenitalen Klumpfusses die Phelps’sche offene Durechschneidung der Weichtheile der Innen- und Plantarseite beider Füsse gemacht hat. Das Kind tritt jetzt beiderseits auf die Sohle, und zwar am Minken Fuss ganz vollkommen, am rechten ist die Supinationsstellung noch nicht so vollständig ausgeglichen. Die Beweglichkeit des Fusses und nament- lich der Zehen ist normal. Bei einem fünfjährigen Mädchen, bei dem L. den Talus exstirpirt hat, ist die Stellung der Füsse bei Weitem nicht so gut. Namentlich ist die abnorme Drehung des Fusses um die sagittale und die Verticale Axe nur geringfügig verbessert.

K. K. Gesellschaft der Aerzte in Wien,

(Wiener med. Presse. Nr. 19. 1887. Pag. 679.)

Lorenz stellt einen 1ljährigen Knaben vor, bei dem er durch Exstirpation des Talus und Herstellung einer Arthrodese des Calcaneo-Crural-Gelenks ein Redressement eines beiderseitigen angeborenen Klumpfusses erzielt hat. Das T forcirte Redressement Wolf" hatte nur links ein gutes Resultat ergeben.

96

Wegen der grossen Incongruenz, die zwischen der Malleolengabel und dem Fersenbeine nach Entfernung des Talus bestand, und um einem Schlottergelenk und einem Reeidiv durch spätere Drehung des Calcaneus um seine sagittale Liingsaxe vorzubeugen, frischte L. die zu gegenseitigem Contact bestimmten Flächen des Talusgelenks auf und fixirte den ganzen Fuss nach Abtragung des äusseren Knöchels in Abductionsstellung an der unteren Fläche der Unter- schenkelknochen.

Diese nachträgliche Coaptation der Wände der Talusnische ist ein ebenso wichtiger Operationsact wie die Exstirpation des Talus selbst.

Elastische Binde für Kyphose und Skoliose von F. W. Poenicke, Bandagist in München-Gladbach und Jülich.

(Centralblatt für Chirurgie und orthop. Mechanik. Nr. 5. Pag. 152. 1886.)

1) Die Binde für Kyphosis besteht zunächst aus einem 12—20 Cm. breiten, mit Schnallen versehenen Gummigürtel, in welchen zu beiden Seiten der Wirbelsäule je ein Gummischlauch eingenäht ist. 2) Für leichtere Fälle von Skoliosis werden in die Gummischläuche elastische Stahlstäbe einge- sogen und oben und unte iner Pelote befestigt. An der obern Pelote werden ausserdem Schulterbänder angebracht 3) Für schwerere Fälle von Skoliosis wird die Binde Nr. 2 mit einem leichten gepolsterten Becken- ring nebst elastischen stützen versehen. Je nach Bedarf kann rechts oder links ve le jelsäule noch ein Stahlstab eingezogen werden, um den Druck des Gummigurts zu mildern. 4) In Fällen, in denen das Leiden sich mit auf die Halswirbel erstreckt, brauchen die eingezogenen Stahlstäbe nur verlängert zu werden, um eine Halsbinde daran zu befestigen.

(Darmstadt). Die Behandlung der rhachitischen Verkrümmung

der Beine bei Kindern. r Chirurgie. 15. Congress.

Pag. 121.)

ligum, varum und Crus varum gebraucht

an die concave Seite der Kriimmung

Convexitiit * Krümmung geführten

telle passen sich dadurch der Form

lie einzelnen Schienentheile verbinden

rdet Das Knie wird, wo es erforderlich,

lem Kniegelenk entsprechend ein in der

hat, in Streckung erhalten. Bei Kniegelenk.

\llgemeinen wirksam bei Geng varum

Genu valgum bis zum Alter von 6 bis

ı Genu valgum adolescentium selbst im Alter

Mei EH

ée,

4

~ Chaput. Considérations sur le mécanisme des mouvements du pied, suivie de l’ötude anatomique et physiologique d'une pièce de pied bot varus- équin congénital. Société anatom. Séance, du 26 Février 1886.

(Progrés med. 20. 1886. Pag. 418.

Die Resultate seiner Untersuchungen über die Bewegungen des Fusses den Torsalgelenken fasst Chaput in folgenden Sätzen zusammen: 1) Die Stellungsveränderungen des Kopfes des Astragalus sind von Bewegungen des Fusses in entgegengesetztem Sinne begleitet. 2) Sie werden bestimmt einer- seits durch die von dem Calcaneus und Navieulare gebildete Gelenkpfanne, i andererseits durch einen Zapfenmechanismus, in Folge dessen sich der Astra- galus um eine schräg nach vorn, unten und aussen gerichtete Axe dreht. 3) Der Kopf des Astragalus kann daher nicht nach innen abweichen, ohne sich zugleich zu senken, nicht nach aussen, ohne sich zu heben, die Adduction des Pusses ist begleitet von einer Rotation nach innen und geringer Extension, die Abduction von Rotation nach aussen und Flexion im Mediotarsalgelenk. 4) Extreme Flexion ist gewöhnlich mit Adduction und Rotation nach aussen, extreme Extension mit Adduction und Rotation nach innen combinirt. 5) Ex- treme Flexion kann mit Adduction oder Abduction verbunden sein, mit letzterer jedoch in ausgedehnterem Grade, extreme Extension kann sich mit Abduction oder Adduetion vereinigen, jedoch ist letztere vollständiger.

Die Untersuchung des Skelets eines congenitalen Pes varus zeigte, dass man ausser der Retraction der Weichtheile und ausser den Formveränderungen = der Knochen auch noch die theilweise Verödung der Cavitas calcaneo-navieulare

zu berücksichtigen hat, und dass wahrscheinlich manche anscheinende Form veränderung des Collum astragali nur eine Folge der Atrophie der äusseren Hälfte des Caput astragali ist.

Chaput. Etude anatomo-pathologique de deux pièces de pied plat valgus (tarsalgi des adolescents), guéri par ankylose, suivie de quelques con- sid6rations sur la pathogénie et le mécanisme de ces lésions.

(Progrès med. 42. 1886,

Nach ausführlicher Beschreibung der Veränderungen des Skelets bei zwei Plattfüssen hebt Chaput folgende Punkte hervor: 1) Es fehlt die untere Hälfte =des Muskelbauches des Peron. longus. 2) Die Skeletdeformitäten betreffen hauptsächlich das Os navic., Astragalus und Calcaneus, die durch Knochen-

pricken mit einander verbunden sind. 3) Das Os navic. ist schräg nach hinten

und aussen gerichtet; der Kopf des Astragalus ist gesenkt, um circa 30 Grad nach innen abgewichen, die Trochlea sieht nach oben und innen; die äussere Seite des Calcaneus, zur oberen und vorderen geworden, articulirt mit der “Spitze der Mall. ext., Tibia und Fibula sind nach vorn geschoben, bis zur Artic. calcaneo-cuboidea. 4) Die Entstehung der Deformität wird eingeleitet durch functionelle Impotenz des Peron. longus; durch das Körpergewicht wird die Tub. oss. nay. nach vorn gedrängt, der Kopf des Astragalus senkt sich, womit Adduction und Rotation nach innen verbunden ist, der Calcaneus dreht

ur

EG

sich um seine antero-posteriore Axe, die schräge Stellung des Astrag. bringt die Trochlea nach vorn, Tibia und Fibula folgen ihr. 5) Der Tib. post. scheint bei der Erhaltung des Fussgewölbes eine wichtige Rolle zu spielen. Seine Schwäche kann Veranlassung zur Entstehung eines Pes planus werden.

@. F. Bruns. Abnehmbares Wasserglascorset. *)

Wratsch 2. 1887.)

B. legt, um ein Modell zu bekommen, zunächst ein dünnes Sayre’sches Gypscorset an, schneidet es dann in zwei Hälften und bestreicht es auf der Innenseite mit Butter. Darauf werden die beiden Hälften innen mit Gypsbrei, etwa ®4 Zoll dick, bestrichen und nach Erhärtung des letzteren wieder zu- und mit Gyps verstrichen. Nach einer halben Stunde ist

sammengebunden die Form fertig. Nach Entfernung des Sayre’schen Gypscorsets wird die Form mit Wasserglasbinden umwickelt, zwischen die vierte und fünfte, die letzte Schieht, werden Holzschienen zur Verstärkung eingelest. Wo das Corset der Form nicht gut anl wird dasselbe mit Tapetennägeln an die letztere be- festigt. Nach zwei Mal 24 Stunden ist das Corset vollständig trocken und wird in zwei Hälften geschnitten. Die beiden Hälften werden wieder auf die Form gelegt und in Abständen von einem Zoll mit fingerbreiten Riemen fest um- schnürt, so dass die Schnallen auf einen der beiden Trennungsschnitte zu liegen kommen. Ueber diese Riemen kommen weitere zwei Schichten Wasser- glasbinden, welche an der Schnittlinie zurückgeschlagen werden. Darüber werden noch einige Touren rund umgeführt, zur Befestigung der beiden letzten Bindenschichten. Nach zwei Mal 24 Stunden wird das Corset abgenommen. Die Riemen bilden hinten zugleich die Gelenkverbindung der beiden Schalen und werden vorn und hinten jeder mi ken Fäden an das Corset befestigt Es wiegt 34/2 arstellungsy dieses Wasserglascorsets nennt B. selbst etwas um lich, auch « W ei etwas gross, doch würden diese Mängel au i silligkeit und Dauerhaftigkeit. E. Braatz, Libau.

eber die Entstehung der Gelenkscontracturen nach der spinalen Kinderlähmung.

Sitzung vom 13. Mai 1887.)

. 709.)

festzuhalten, dass die para- Muskelwirkung im Sinne tionen der activ gebliebenen hanische Momente, wie z. B. Gebrauche derselben, für der perversen Gelenk-

Es ist daher der Muskel-

ler Aerzte des Wolhynischen Gouvernements,

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99

action grössere Bedeutung einzuräumen, als Hueter und namentlich v. Volk- mann ihr zuerkennen wollen.

Verschiedene Beispiele werden von L. zur Unterstützung seiner An- Schauung angeführt, von denen besonders eins in hohem Grade beweisk g ist.

Es handelt sich um ein 1'/jähriges rhachitisches Mädchen mit unvoll- ständiger Paraplegie. Nur die Quadriceps-Muskulatur und die Adductoren, sowie die Muskulatur der Achillessehne, die Tibiales, der Flexor hallueis und dieitorum communis, sowie die kurzen Muskeln der Fußsohlen waren intakt, alle anderen Muskeln hingegen gelähmt. Das Kind konnte niemals auch nur

"den Versuch machen aufzustehen, geschweige denn zu gehen. Trotzdem ent-

wickelte sich in rapider Weise ein colossales beiderseitiges Genu (valgo-) recurvatum. Der vom Ober- und Unterschenkel eingeschlossene Winkel betrug beiderseits nahezu 90 Grad, beide Füsse waren in hochgradiger Equino-varus- Stellung fixirt.

Bei dem absoluten Fehlen jedes anderen ätiologischen Momentes kann

‘die Entstehung dieser selten hochgradigen Deformität nur auf die intakte

Wirkung der Quadriceps-Muskulatur zurückgeführt werden.

Heusner. Ein Apparat zur Nachbehandlung bei Hiiftresection.

Mittheilungen aus dem Barmer Krankenhause.

(Berliner klin. Wochenschrift. 30. Mai 1887, Nr, 22

His Apparat, der bei allen Patienten benutzt wird, deren Geh- und Stehsicher- heit in Folge von Operationen, Erkran- kungen, Paresen an den unteren Extre- mitäten gelitten hat, besteht aus einem den Unterkörper umgebenden Holzrahmen mit vier schräg auseinander gespreizten Beinen. Beim Weiterschreiten stützt sich der Patient auf die obere Umrahmung des Gestells, wie der Turner auf einem Barren, worauf dann der Apparat ab- wechselnd um einen Schritt vorwärts ge- hoben wird. Für Kinder, welche leicht ermüden, kann ein Sitzbrettchen auf dem unteren Holzrahmen angebracht werden. ‘Fir ein Kind von 5—6 Jahren beträgt die senkrechte Höhe des Laufgestells 62 Cm., die längere Seite der rechteckigen Oberen Umrahmung 62, die kürzere Seite 48 Cm.

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C. H. Schildbach. Die Behandlung der Skoliose im elterlichen Hause,

(Jahrbuch für Kinderheilkunde. XXV. Pag. 381.)

Seh. hat die Rauchfuss’sche Schwebe für Rückverbiegungen in der Weise für Seitenverbiegungen modifieirt, dass der sonst der Mittellinie‘ des Tag gurtes angenähte Befestigungsgurt 3—6 Cm., je nach der Grösse des Kindes, seitlich davon angenäht und die Schwebe so aufgehängt wird, dass die seitliche Verschiebung des Befestigungsgurtes der concaven Seite des Rückens ente spricht. Das Kind wird nun in der Weise auf den Gurt gelegt, dass der Be- festigunesgurt vorn in der Mitte der Brust geschlossen wird, es liegt also bei linksseitiger Verkrümmung zunächst näher der rechten Bettwand, sinkt dann aber, sich selbst überlassen, etwas nach links und nimmt nur mit seiner cone vexen Rückenseite die Mitte des Bettes ein.

Im Uebrigen i Sch. der Ansicht, dass das in letzter Zeit so sehr empfohlene Massiren nicht mehr bei der Skoliose leistet, als die von ihm ge- übte und hier speciell für die Anfangsstadien der Skoliose näher beschriebene gymnastische Behandlung. (S. d. Orig.)

Die ersten Grade der Skoliose können erfolgreich im elterlichen Hause behandelt werden, die schwereren Formen müssen sich der Behandlung m

einem orthopädischen Institut unterziehen.

J. Schreiber. Die mechanische Behandlung der Lumbago.

(Wiener Klinik. Vorträge aus der gesammten praktischen Heilkunde, Red. A. Burn, Wien 1887. Urban & Schwarzenberg.)

In anregender Form beschreibt Sch. die Ausübung der mechanischen Bes handlung der Lumbago, durch gute Illustrationen unterstützt und erläutert er seine Beschreibung, so dass jedem für diese Behandlungsmethode sich interes sirenden Arzt das Studium der 120 Seiten umfassenden Arbeit dringend empfohlen werden kann. Zum Schluss stellt er nach den von ihm gemachten Erfahrungen folgende Sätze auf:

1) Jede Lumbago, die frische wie die inveterirte, lässt sich durch mecha= nische Behandlung vollkommen be

2) Ruhe und Antiphlogose (kalte Umschläge) verschlimmern den krank- haften Zustand sie vermehren den Schmerz und steigern die Functions- störung.

3) Der Mangel heilgymnastischer Apparate würde die Behandlung er- schweren, die Heilung hinausschieben; man kann sie durch einfachere Vor- richtungen, welche man für den jeweiligen Fall anpasst, ersetzen.

4) Die Neigung zu Recidiven bleibt immer zurück. Es kann aber nie zum Festsetzen des rheumatischen Processes kommen, wenn der Geheilte bezüglich der sofortigen Bekämpfungsmittel unterrichtet wird.

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A. Philippson. Die Phelps’sche Methode der Klumpfussbehandlung.

(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. 25. Bd. 3. Heft. 1887. Pag. 287—3083.)

Phelps theilt mit Rücksicht auf die Behandlung die Klumpfüsse in drei Arten ein: 1) solche, die sich leicht redressiren lassen, 2) solche, bei denen Sehnen und Fasciencontracturen vorliegen, und 3) solche, bei denen alle Gewebe verkürzt sind. Für die erste Klasse kommen nur Mittel wie Redressement, Fixirung, M: , Elektrieität in Frage; für die zweite Klasse genügt ein geringerer operativer Eingriff: Achillessehne und, wo es nöthig ist, Plantarfascie werden subcutan durchschnitten, dann die Sehne des Tibialis post. nach vorn von dem Mall. int. stets offen durchtrennt und immer zu gleicher Zeit das Lig. later. s. deltoides durchschnitten. Das letztere geschieht durch einen Bogenschnitt hart am Malleol. intern., Redressement und Fixationsverband vollenden das Verfahren.

Der eigentlichen Behandlung der dritten Klasse schickt man ebenfalls die subcutane Durchschneidung der Achillessehne voraus, dann beginnt die offene Incision in der Mitte zwischen dem unteren vorderen Rand des Mall. int. und dem Chopart’schen Gelenk. Dieselbe wird rechtwinklig zur Fußsohle an der Tnmenseite des Talushalses so weit geführt, als es gerade erforderlich ist, um die Sehne des Tib. post., das innere Seitenband, Flexor digit. longus, Abductor hallueis und Flexor hall. longus je nach Bedarf durchschneiden zu können. Der Schnitt wird 3—4 Cm. lang. Plantarfascie und Flexor brevis durchtrennt man von der Wunde aus unter der Haut mit einem Tenotom durch mehrere seichte Schnitte. Erweist sich schliesslich der Widerstand von Seiten der Haut als sehr bedeutend, so kann man den Hautschnitt verlängern.

Ist der Fuss redressirt, so wird bis zur Wundheilung ein Gypsverband angelegt, alsdann kommen Apparate mit elastischen Zügen oder ähnlich wir- kende Mittel zur Verwendung, die der Kräftigung der Wadenmuskulatur Vor- schub leisten.

Bei Paralytischen wird nur insofern ein Unterschied gemacht, als bei ihnen die elastischen Gummizüge permanent getragen werden.

Im Hamburger Allgemeinen Krankenhause tritt nach Heilung der Wunde ~ circa vier Wochen eine 6 12wöchentliche Behandlung mit einem nicht abnehmbaren Gypswasserglasverband ein, der bis zum Knie reicht und mit welchem man den Patienten gehen lässt. Hierauf wird ein abnehmbarer Gyps- stiefel, dem von Dr. Hansmann (vgl. Centralbl. f.orth. Chirurgie, Nr. 7, III. Jahrg., 1886, pag. 46) für Plattfüsse angegebenen analog, angelegt. Die Sohle, die der Handwerker unterlegt, ist auf der Aussenseite erhöht, der Absatz ist niedrig. Das von Dr. Roser (vgl. Centrabl. f. orthop. Chirurgie, Nr. 6, III. Jahrg. 1886, pag. 33) angegebene Bügeleisen wird insofern in etwas modificirter Form an- gewendet, als das hintere Ende vor den Haken zu liegen kommt.

Drei Krankengeschichten, zwei doppelseitigen cong., eine einseitigen paral. "Klumpfuss betreffend, werden von Ph. ausführlicher mitgetheilt. Das functionelle Resultat war in zwei Fallen ein gutes der dritte Pat. war erst vor acht Wochen operirt kosmetisch liess es zu wünschen übrig, da an zwei Füssen der Talus noch buckelartig an der Dorsalseite vorsprang; die langen Zehen- beuger schienen nicht in allen Fällen ihre Functionsfähigkeit zurückerlangt zu haben.

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A. Lorenz. Beiträge zur unblutigen und blutigen Therapie des Klumpfusses,

Allgemeine Wiener med. Zeitung. 1887. Nr. 12, 13, 14.)

L. gibt folgende Vorschriften für die Behandlung des congenitalen Klump- fusses: Beginn der Behandlung so früh als möglich, Einleitung derselben mit er Tenotomie der Achillessehne, unmittelbar daran anschliessend Redresse- ient der Spitzfußstellung, und zwar indem man den Fuss in der Weise fasst,

ass Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand oberhalb des Fersenhakens zu liegen kommen und denselben kräftig nach abwärts ziehen, während der auf ie Fußsohle gelegte Daumen die Hebung des Vorderfusses besorgt. Man vers meidet dadurch die nur scheinbare Correctur des Spitzfusses, d. h. die künst- liche Reflexion des Vorderfusses, während die hinteren Fusswurzelknochen in irer Spitzfusslage verharren. Sodann erfolgt die Beseitigung der Adduction und Supination des Vorderfusses. Die redressirte Stellung wird am besten urch Gypsverbände fixirt. Dünne, weiche Filzplättchen schützen den Fuss gegen Druck. Die Gypsverbände werden bis zu vollständiger Correctur der Deformität alle vierzehn Tage gewechselt, dann werden Heftpflasterverbände in Anwendung gezogen (Kautschuk-Sparadrap), bis das Kind die ersten Steh-

und Gehversuche macht. Hierzu erhält es Schuhe, deren Sohle am äusseren

Fussrand um 0,5—1,0 Cm. stärker ist, so dass die Sohle eine von aussen nach

innen abfallende schiefe Ebene darstellt; ein Knöchelband zieht den Unter schenkel in der Gegend des Mall. ext. gegen eine innere Schiene an.

In schwereren Fällen müssen die Kinder in den Gypsverbänden stehen und gehen lernen. In der Nacht muss stets eine stellbare Stahlsohle (oder ein abnehmbarer Gypsverband) angelegt werden.

In veralteten Fällen hat Z. oft mittelst des forcirten Redressements ( Wolff) ausgezeichnete Resultate erzielt, nicht minder oft aber schlugen seine Bemühungen ehl. In einem solchen Fall von hochgradigem beiderseitigen congenitalen Klump- uss bei einem lljährigen Knaben sah er sich nach monatelangen vergeblichen jemühungen schliesslich genöthigt, am rechten Fuss eine Knochenoperation vorzunehmen, während am linken das unblutige Redressement ausreichte. Hs wurde mit der Enucleation des Talus (4. December 1886) und der Resection der Spitze des Mall. ext. die Arthrodese des durch den Ausfall des Sprung- eins entstandenen Tibio calcaneal-Gelenkes verbunden, um durch rechtwinklige yssire Verschmelzung der Tibia mit dem (abdueirten) Calcaneus die Möglich- keit eines Recidivs auszuschliessen und den Patienten von dem Tragen jed- weden Apparates zu befreien.

Das Resultat war gut, der Pat. trägt gegenwärtig beiderseits einen ein- fachen Schnürschuh ohne Schienen.

E. Ried. Weitere Beiträge zur operativen Behandlung des Klumpfusses. (Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. Bd. XIII. 1886. Pag. 530.)

Nach seinen weiteren Erfahrungen sieben hochgradige Klumpfüsse bei

sechs Individuen, wovon bei vier Fällen die Keilexcision aus dem Tarsus m

Anwendung gebracht, bei drei durch Entfernung des Talus, mit anschliessender

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Abtragung der die Geraderichtung des Fusses noch hindernden Knochenpartien Operirt wurde spricht Ried sich dahin aus, dass für alle hochgradigen Fälle angeborenen Klumpfusses jugendlicher Kranker nicht die Keilexeision aus dem Tarsus, sondern die Exstirpation des Talus zu empfehlen ist, eventuell mit theilweiser Abtragung des Proc. ant. calc., auch eines kleinen Theils der hinteren Fläche des Wiirfelbeins. Die Operation ist frühestens im zweiten Lebensjahr vorzunehmen. Bei Erwachsenen dürften sich vielleicht die Resultate der Keilexeision günstiger gestalten.

Wittelshefer. Apparat für Behandlung des Klumpfusses bei Kindern. Bruchband bei Kindern.

K.K. Gesellschaft der Aerzte in Wien. Si z vom 1. April 1887. (Wiener med. Presse. Nr. 14. 1887. F 486.)

Der von W. demonstrirte Klumpfussapparat besteht aus einer kleinen Metallschiene, die an die Wade angelegt und mit Heftpflasterstreifen befestigt wird, und einer Platte, die an der Sohle ebenfalls durch Heftpflasterstreifen fixirt wird. Die Platten werden in der pathologischen Stellung angelegt, worauf das Redressement gemacht wird, welches durch ein beide Platten verbindendes Kugelgelenk nach allen Richtungen hin ermöglicht ist. Das Princip des von W. verwendeten Bruchbandes beruht darauf, dass die Befestigung der Pelote nach oben verlegt ist. Der Gurt geht über die Spine und federt, so dass er unabhängig ist von den verschiedenen Füllungszuständen des Ab- domens; die Befestigung geschieht rückwärts durch eine Schnalle; vorn be- finden sich zwei Peloten, die einerseits von rechts nach links und andererseits von oben nach unten verschiebbar sind. Keine Schenkelriemen.

Paci. Ueber die Behandlung der Klumpfüsse. Congress der ital. chirurg. d haft. Genua, 4—7 Apr. 1887 (Deutsche med. Zeitung. 23. Mai 1887. Pag.

P. hat drei Klumpfüsse geheilt, zwei mittelst Exstirpation des Astragalus, einen mittelst Resection von Nervensträngen, die sich in die auseinander- gewichene Epiphysenlinie eingelagert hatten.

Lampugnani hält nach seinen Erfahrungen bei Pes equino-varus osseus die Entfernung des Astragalus für die beste Therapie, bei Pes equino-varus tendineus die Tenotomie.

Lannelongue. Des courbures et rétrécissements aortiques dans le mal de Pott. (Bulletin de la Société de Chirurgie, Séance du 23 Juin 1886. Pag. 515.) L. hat bei fünf Fällen von Pott’scher Kyphose Individuen von 2'/z, 10Ys, 4. 4 und 3 Jahren betreffend die Veränderungen untersucht, welche die Aorta erleidet. Dieselben bestanden bald in einer einfachen mässigen, bald in

einer sehr starken Biegung, so dass die Wandungen der Schenkel der Biegung

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sich berührten, zuweilen hatte die Aortenwand sich in Falten gelegt und bildete Buchten, mitunter war sie zugleich verdünnt, endlich bestand in einem Fall eine nicht unbeträchtliche Erweiterung der Aorta oberhalb und Verengerung unterhalb des Gibbus. In allen Fällen war die Aorta mit dem ihr anliegenden neugebildeten Bindegewebe oder den Wandungen prävertebraler Abscesse ver- wachsen. Z. glaubt, dass man die durch diese Veränderungen bedingten Gir- eulationsstörungen mit manchem schwer erklärbaren Symptom, z. B. schnell vorübergehenden Paralysen, in Zusammenhang bringen kann, auch mit der nicht selten vorhandenen Hypertrophie und Dilatation des Herzens.

H. Schüssler. Ueber Hüftreseetion wegen angeborener Luxation. Berliner klin. Wochenschrift. Nr. 22. 30. Mai 1887. Pag. 398.)

Die Patientin, bei der S. wegen rechtsseitiger angeborener Luxation operirte, war 14 Jahre alt, der rechte Trochanter überragte die Roser-Nélaton’sche Linie um 6 Cm., der Oberschenkel war stark flectirt (circa 45°), nach innen rotirt und adducirt (52°); nach der Operation (Ausmeiselung einer Pfanne, Entfernung des Kopfes oberhalb des Trochanter maj.) und entsprechender wiederholter Nachbehandlung mit Gewichtsextension konnte die Patientin mit einer Flexionsstellung von circa 20° und wesentlich gebessertem Gang ent- lassen werden. Der rechte Trochanter überragte die Roser-Nelaton’sche Linie um 5 Cm

E. Neidert. Ueber die Todesursachen bei Deformitäten der Wirbelsäule,

(Inaug,-Dissertation. München 1886.)

N. hat 31 entsprechende Fälle aus den Sectionsjournalen der letzten zehn Jahre des Münchener pathologischen Instituts zusammengestellt und statistisch verwerthet. Er fand, dass hochgradige Verkrümmungen der Wirbelsäule meistentheils frühzeitig durch Herzermüdung zum Tode führen, solche mittleren Grades die Disposition zur Lungenschwindsucht in sich bergen und dadurch ebenfalls frühzeitig enden, und nur Menschen mit Verkrümmungen geringen Grades quoad vitam longam nahezu dieselben Aussichten haben, wie jeder normal entwickelte Mensch.

J. Dollinger. Sind angeborene oder später erworbene Defecte oder Verkrümmungen erblich ? (K. Gesellschaft der Aerzte in Budapest. Sitzung vom 30. April 1887.) (Wiener med. Presse. Nr. 20. Pag. 711.)

D. folgert aus den Beobachtungen, die ihm zu Gebote stehen: 1) Die im späteren Jahren erworbenen Deformitäten, welche die Folge traumatischer ete. Ursachen sind, sind in seltenen Fällen erblich. 2) Der primäre angeborene Klumpfuss ist eine im embryonalen Leben auf rein mechanische Weise er- worbene Deformität und ist erblich. 3) Die demonstrirten Fälle sprechen gegen die entgegengesetzte Weissmann-Ziegler’sche Theorie.

Originalmittheilun , Monographieen und Separatabdrücke, welche für das Centralblatt der orthopädischen Chirurgie bestimmt sind, beliebe man an Dr. F. Beely, Potsdamerstr. 126, Berlin, zu adressiren,

Centralblatt für orthopädische Chirurgie.

Redigirt von Dr. F. Beely in Berlin.

Beilage

Dilustrirten Monatsschrift der ärztlichen Polytechnik.

Erscheint jährlich in 12 Nummern von je */:—1 Bo

gen.

Nr. 11. IV. Jahrgang. 1. November 1887.

Inhalt: Originalmittheilung: F. Beely. Filz-Stahl-Schienen. Referate: H. Nebel. Betrach tungen über Skoliose, anknüpfend an ein esprechung der Lorenz’schen Monographie ei Wicoladoni. Ein weiterer Fall von durch Ischias bedingter Skoliose. Schildbach e Stütz- und Druckmaschine bei se Apparat zur Rectificirt seitlicher Verkrümmungen der Fi rt. Eine Art der Totalskoliose. Molliere. Ankylose angulaire du opd : ; gué ` Aus dem neunten inter- nationalen Congress in Washington, 5. bis 10.

Originalmittheilung.

Filz-Stahl-Schienen. Von F. Beely in Berlin.

Als eine Art von Schienen, die sich schnell und leicht in beliebiger Form herstellen lassen, wo man über das dazu gehörige Material verfügt, haben sich mir in verschiedenen Fällen Filz-Stahl-Schienen bewährt. Wie ihr Name sagt, werden sie aus Filz angefertigt, am besten aus weichem englischen Schabracken- filz von ca. 3—5 Mm. Stärke, wie er zur Anfertigung von Filzcorsets dient. Auf diesen Filz werden dünne Stahlschienen mit ihren Enden aufgenietet (an jedem Ende mit einem Niet) und der Länge nach mit Streifen von dünnem Leder oder festem Stoff befestigt (Fig. 1).

Je nach den Ansprüchen, die an die Widerstands-

) fähigkeit der Schiene gestellt werden, verwendet man

N Stahlschienen von 1—1,3 Cm. Breite und 0,1—0,15 Cm. Dicke. Ebenso richtet sich die Zahl der Schienen nach dem einzelnen Fall. Zu kleinen, besonders Fingerschienen genügt eine Stahlschiene, bei grösseren Schienen, be- sonders für die unteren Extremitäten, sind drei bis vier erforderlich. Dadurch, dass man den Stahlschienen ver- schiedene Längen giebt, erhält die ganze Schiene die gewünschte Form (Fig. 2).

Einzelne Stellen, die dem Druck besonders ausgesetzt sind, Condylen, Malleolen, schützt man durch Filzpolster, die natürlich nicht an diesen Stellen selbst, sondern nur in der Nähe derselben anzubringen sind.

Fig. 1.

An den Extremitäten werden die Schienen durch einfache Rollbinden befestigt. Sollen dieselben längere Zeit liegen bleiben, oder an Stellen ange- bracht werden, wo sie sich leicht verschieben, so befestigt man sie zunächst mit Heftpflasterstreifen und dann mit Rollbinden.

Diese Schienen haben vor Holz-, Pappe- und Guttaperchaschienen den

sie nicht vor dem jedesmaligen Anlegen gepolstert werden müssen,

dass sie sich den Rundungen der Extremität bequem anschmiegen, leicht und dauerhaft sind.

Obgleich eine einzelne Feder einem Druck auf ihre Fläche leicht nach-

giebt, geben mehrere Federn doch recht viel elastischen Halt, zumal ihre

n den Extremitäten nicht nur gegen eine auf ihre Fläche,

Widerstandsfähigkeit : sondern auch gegen eine, mehr weniger in der Richtung der hohen Kante wirkende Kraft in Anspruch genommen wird. Vermöge ihrer Elastieität können sie zum Redressement leichter Contraeturen, z. B. an den Fingern, sowie veringfigizer Deformitäten, leichter Grade von Genu valgum, Gen varum u. S. W. benutzt werden. (Verfertiger der Strasse 126, in Berlin.)

Schienen ist Herr Mechaniker Richter, Potsdamer-

Referate.

H. Nebel. Betrachtungen über Skoliose, anknüpfend an eine Besprechung der Lorenz’schen Monographie.

(Vergl. Centralblatt für orthop. Chirurgie. Nr. 6 Deutsche medic, Wochenschrift. 1887

N. benutzt eine eingehende und im Allgemeinen sehr anerkennende Be-

sprechung des Lorenz’schen Buches, um seinen eigenen Standpunkt hinsichtlich

der Aetiologie und Therapie der Skoliose Lorenz und auch Landerer (vergl. Centralbl. f. orthop. Chir. Nr. 1, pag. 2. 1887) gegenüber zu präeisiren und über seine eigenen Beobachtungen manches Interessante mitzutheilen.

Er stimmt nicht ein in das von Z. über die Theorie vom gestörten Muskel- antagonismus nach ihrem bekanntesten Vertreter in Deutschland die Hulen- burg’sche genannt gefällte Verdammungsurtheil und versucht, der Muskulatur zu ihrem Rechte zu verhelfen. Er weist darauf hin, dass wir im Beginn der Skoliose eine schlechte Haltung vor uns haben, welche der Willkür mehr oder weniger unterworfen ist und vorerst von dem betreffenden Individuum durch zweckbewusste Muskelaction gebessert werden kann. Der Factor, welcher hält, ist die Muskulatur, und wenn auch das selbstthätige Einrichtungsvermögen durch Muskelaction seitens Skoliotischer seine Grenzen hat, so bleiben doch immerhin diese Einrichtungsbemühungen, unterstützt durch therapeutische Maßnahmen, welche die abnorme Stellung der Wirbelsäule in ihr Gegentheil überführen soll und die erschlafften Weichtheile kräftigen, durchaus zweck- entsprechend. A gut gemeinte und harmlose Spielerei» können wie N, sagt die Bemühungen der Heilgymnastik nur dem Theoretiker erscheinen, der von schwedischer Gymnastik wenig zu sehen und zu erfahren Gelegenheit hatte.

Seit N. in der 2 ist, seinen Patienten die Vortheile rationeller Heil- gymnastik zu v haften. kann er in len Fällen auf die Verbandanlegung verzichten, und ebenso ist es Dr. Nönchen (Altona) und Dr. Cordua (Hamburg) ergangen. Schliesslich zwingt schon die allbekannte Thatsache, dass bei den

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muskelkräftigeren Knaben Skoliosen weit seltener als bei den frühzeitig vom Corset und einer unvernünftigen Sitte in ihrer Beweglichkeit beschränkten

dehen zur Entwickelung kommen, die Muskulatur gebührend zu berück

ehtigen, für die Aetiologie so gut wie für die Therapie. (Nach den Er- fahrungen des Ref. ist die Furcht vor der schädlichen Wirkung der Corsets 50 sehr verbreitet, dass viel häufiger Skoliosen sich bei Mädchen entwickeln, die noch keine Corsets getragen haben, und dass Corsets erst in Folge der «schlechten Haltung» angeschafft werden, als dass umgekehrt Skoliosen bei Mädchen entstehen, welche durch Corsets eingeengt worden sind.)

Im Uebrigen glaubt N. mit Lorenz, dass die meisten Skoliosen, was ihre Entstehung anlangt, als Sch ‚skoliosen zu betrachten sind, als Folge gewohn- heitsmässiger schlechter Haltungen, die allmälig fixirt werden und consolidiren in Folge von Bänder- und Knochenveränderungen, sowie, wie N. noch hinzufügen möchte, von Muskelveränderungen. So gewiss bei Entstehung der Skoliose die Muskulatur nicht der ausschliesslich in Betracht kommende Factor ist, vielmehr die Knochen und Gelenke ein ernstes Wort mitzureden haben, so wenig dürfte es bezweifelt werden können, dass eine kräftige Mus- kulatur vor dem Skoliotischwerden einigermassen schützt, während muskel- schwache Individuen dieser Gefahr in hohem Grade ausgesetzt sind.

Als ein häufig für übertrieben angegebenes Moment hält N. mit E die ungleiche Längenentwickelung der unteren Extremitäten. Messungsfeh kommen hier sehr leicht vor.

Der Lorenz’schen Eintheilung der Skoliose pflichtet N. bei, möchte abe noch die rechts- wie linksconvexe Totalskoliose mit aufgeführt sehen; für di häufisste Initialform würde er die linksconvexe Lumbal- resp. Totalskolios halten, die primäre rechtsconvexe Dorsalskoliose als die zweithäufigs betrachten.

N. hatte im Laufe der letzten zehn Monate Gelegenheit, 120 Skoliotise genau zu untersuchen, von 82 derselben besitzt er Messungsbilder aus de Zander'schen Apparat. Eine ausführliche Tabelle gibt die Resultate dieser Messungen wieder. (Siehe das Original).

Die Angaben über Körpergrösse und Constitution zeigen, dass es sie abg sehen von den rhachitisch Beanlagten, in der Mehrzahl der Fälle um

zarte, schlanke, oft sehr rasch gewachsene Individuen handelte. Meist betrafen die einfachen Ausbiegungen (63 von 120 Fällen) noch nicht lange bestehende, bewegliche Skoliosen, mehrmals waren es aber auch alte, längst fixirte Deviationen. (Letzteres Nr. 12, 14, 59 der Tabelle, rechtsconvexe Dorsalskoliosen.) Kin deutlicher, mitunter colossaler Rippenbuckel bestand 15 Mal, rechts 13 Mal, links 5 Mal; in der Mehrzahl aller Fälle verstärkte, "Buckelhaltung (<hoher Rücken») bedingende Dorsalkyphose und oft verstärkte Tendenlordose. Die rechte Spina pelvis stand 23 Mal tiefer, die linke 29 Mal, 30 Mal beide gleich. Beckenasymmetrie bestand 27 Mal, dabei sind 13 rhachi- tische Individuen. Rhachitis konnte nur in 13 Fällen anamnestisch festgestellt Werden, in weiteren 8 Fällen glaubte sie N. auf Grund der Schädelformation, Zahmbildung u. s. w. annehmen zu können. Die von Landerer gegebene Begründung der ausschliesslich muskulären Entstehungsweise der Skoliose erscheint N. vor der Kritik hinfällig und die "Wirksamkeit einer auf dieselbe aufgebauten Therapie sehr zweifelhaft. Die

Massage», als ein Theil der Skoliosenbehandlung der Schweden, ist von diesen schon längst angewendet worden, sowohl als Klopfungen, Streichungen, Kne- tungen, als auch als passive Bewegungen, Redressement, sie stellt aber nur einen kleinen Theil der von Ling angegebenen passiven Bewegungen dar, Auch Zander (Stockholm) beschränkt die mechanische Behandlung nicht auf Klopfen und Streichen, sondern verwendet noch eine Reihe anderer passiver

Bewegungen :

Ein beweglicher, nur nach der Seite der Concavität ausschlagender „schiefer Sitz“ wirkt einerseits passiv dehnend auf die verkürzten Theile an der concayen Seite, rend anderer- seits Ausgleich der Krümmung bewirkende Muskelcontractur auf Seiten der Convexität er- zwungen wird, damit Patient das Gleichgewicht erhalte. Ein Apparat, welcher den Patienten durch unter den Armen eingreifende Gabeln vom Sitze mehr oder weniger stark emporhebt, indem Patient sichzeitig durch eine, zwischen den Schulterblattspitzen oder mittelst einer Verbreiterung auch ren den Rippenhöcker, andrückende Platte vorgereckt wird, dient zur Streckung der Wirbelsäule und Brustspannung, tiefe In- und Exspiration erzwingend. Ein anderer passiver Apparat dient zur Seitenschwingung des (durch einen um die Oberschenkel gelegten Riemen auf dem beweglichen, je nach der Art der Lendenverkriimmung resp. Torsion nur nach einer Seite ausschlagenden Sitze befestigten) Beckens, während Patient mit den Armen eine feststehende Krücke umgreift, welche so hoch zu stellen ist, dass sie ihm eine gestreckte Haltung gibt. Zur Mobilisirung fixirter Skoliosen dient ferner ein Apparat für Becken- hebung, indem der Kranke auf einem Plane, dessen unterer Theil sich langsam auf und nieder bewegt, in Seitenlage B. bei linksconvexer Total- oder Lumbal-Skoliose, auf dem rechten Trochanter und der rechten Schulter ruht, Die Schwere bewirkt dann eine Correeturbiegung nach der rechten Seite hin.

Die Erfolge dieser Behandlung sind durch genaue Messung nachweisbar, aber bescheiden, sich in engen Grenzen haltend.

Ueber seine eigenen Resultate macht N. noch keine eingehendere Mit- theilungen, seine Erfahrungen sind noch zu kurz (nicht ganz ein Jahr), er gibt nur an, dass er bei einigen Skoliosen durch die schwedische Gymnastik mit Monate lang dauernder Behandlung unleugbar Besserung erzielt hat, dass er sich jetzt wie oben erwähnt in manchen Fällen auf die Bewegungscur beschränkt, wo er früher die Anlegung von Corsets für unerlässlich gehalten hätte, während er niemals zur Behandlung mit Stützapparaten schreitet, ohne gleichzeitig Bewegungen zu verordnen. Er möchte aber noch nicht behaupten, dass man in der Mehrzahl der Fälle von Verbänden absehen darf, und glaubt nicht einmal, dass es stets gelingt, vermittelst der Bewegungscur dem Fort-

schreiten der Verkrümmung Einhalt zu thun. Von den von L. gemachten therapeutischen Vorschlägen hält N. die seit-

liche Suspension mit Fussbelastung für einen glücklichen Gedanken, das metho- dische Redressement im Seitenhang durch kräftigen Druck erscheint ihm etwas gewaltsam, den Seitenzugverband hat er in einer Anzahl von Fällen versucht und war mit der Wirkung stets zufrieden, der gegen die Torsion gerichtete Druckverband erscheint ihm nicht genügend praktisch erprobt, er hat Aehn- liches bereits früher ohne Erfolg versucht.

Ein weiterer Fall von durch Ischias bedingter Skoliose.

Wiener med. Presse. Nr. 39. 1887. Pag.

Der Fall, den N. seinen früheren (vgl. Centralbl. f. orthop. Chir.) zufügt, betrifft einen 39jährigen Patienten mit linksseitiger Ischias. Der Rumpf war

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im oberen Lenden- und unteren Dorsalsegment der Wirbelsäule stark rechts seitwärts geneigt, durch entgegengesetzte Neigung des Kopfes und entsprechende Haltung der oberen Extremitäten wurde das Gegengewicht soweit gehalten, dass die Schwerlinie des Körpers in das rechte Bein hineinfiel. Es fehlte die im ersten Falle beobachtete relative Kyphose des Lendensegmentes.

Bei unerwarteter Erschütterung des Stammes, sowie wenn Patient am Kopfe emporgehoben, und seine Lendenskoliose merklich gestreekt wurde, traten Schmerzen auf, die in den Bereich des 1. N. ischiadicus ausstrahlten. Es bestand nur ein einziger Schmerzpunkt in der Höhe des vierten Lendenwirbels, knapp am lateralen Rande des |. M. sacro-lumbalis. Die Schiefheit war erst aufgetreten nach einer Verschlimmerung der gewöhnlichen Form der Ischias. Trotz heftiger Schmerzen im Bein hatte Patient in der ersten Zeit eine gerade Körperhaltung behalten; in diesem Umstand besonders sieht N. eine Unter- stützung seiner Erklärung.

N. bemerkt noch, dass die Bezeichnung Skoliose hier mit Reserve ge- braucht werden muss, Gestalt und Haltung ist keine der gewöhnlichen Skoliose entsprechende. (Dieselbe erinnert, soweit aus der Abbildung zu urtheilen ist, an die Art und Weise, wie Patienten die Last des Rumpfes von einem Bein allein tragen lassen, ohne dabei die dem entlasteten Bein angehörige Becken- hälfte zu senken. Ref.)

Dr. Schildbach. Eine Stütz- und Druckmaschine bei Kyphose. (Federnde Rückenmaschine.)

Jahrbuch für Kinderheilkunde, 1887. Leipzig. Täuber.

Vor ungefähr 20 Jahren construirte Sch. einen Kyphosen-Stützapparat, den er seitdem in einer grossen Anzahl von Fällen (mindestens 100) mit gutem Erfolg angewandt hat und der auch von Anderen (von Herrn Geheim- rath Prof. Benno Schmidt) mit gleich günstigen Resultaten zur Anwendung gebracht worden ist.

Der Apparat besteht aus einem Beckengürtel, an welchem hinten zwei senkrecht stehende, oben durch ein eisernes Querstück verbundene Federn befestigt sind.

Das Querstück verlängert sich auf jeder Seite bis an das hintere Ende der Achselhöhle und trägt hier je einen Bügel, welcher unter den Armen nach vorn und etwas nach aussen gerichtet ist. Vorn geht derselbe in einen Leder- wulst über, an dessen anderem Ende Riemen mit Knopflöchern befestigt sind. Die senkrechten Federn sind hauptsächlich in der Gegend des Buckels etwas abgebogen, so dass nach dem Anlegen des Beckengurtes der obere Theil der Maschine vom Körper absteht, während der untere Theil der Federn bis zum Buckel der Körperfläche ungefähr parallel läuft. In der oberen Hälfte tragen

diese Federn einige Knöpfchen zur Befestigung der Achselriemen, während

an ihrer unteren Hälfte die Riemen eines von Leinwand gefertigten Rechtecks angekniipft werden, welches vorn quer über die unteren Rippen fasst und nach hinten zieht, um die tiefe lordotische Einbuchtung der Lendenwirbel zu verhindern oder auszugleichen.

Bag nn.

Die Aufgabe der Masehine besteht weniger darin, den Körper von oben zu tragen, als vielmehr, an den Seiten des Buckels einen Druck nach vorn der Rumpf darüber durch die Schulterbügel und unten

auszuüben, während durch den Beckengurt fixirt und zurückgehalten wird, ein Prineip, welches auch der später bei uns bekannt gewordenen Taylor’schen Kyphosenmaschine

zu Grunde liegt.

Fig

Sch. wendet die Maschine dann an, wenn der krankhafte entzündliche Process überwunden und die Patienten so weit sind, dass sie wieder allein gehen dürfen. Während des Krankheitsprocesses lässt Sch. die Kinder gewöhn- lich einen Monat, zuweilen auch zwei oder höchstens drei Monate absolut liegen, dann zeitweise aufstehen und ei Minuten im Zimmer auf- und ab- gehen, wobei sie unter d hseln auf beiden Seiten des Rumpfes von einer hinter dem Kranken gehenden Person gestützt werden müssen.

In einzelnen Falle ährend d r'ragens dieser Maschine eine Ver- minderung ¢ Buckels beobachtet n, in jedem Falle dient sie zur Er leichterung der at ten und guten

Verfertiger des Apparates ist Herr Bandagist Reichel, Leipzig, Peters-

strasse 13

\nkylose des rechten Knie- Osteoklasten oberhalb des Gelenks as Resultat war gut, ein Schuh mit erhöhter Sohle ermöglichte es

Patientin, ohne Stock ı ur wenig hinkend zu gehen.

Albert Reibmayr. Apparat zur Rectificirung seitlicher Verkriimmungen der Finger. (Wiener Med. Wochenschrift. Nr. 33.

Der Apparat, dessen Zeichnung hier bei: seitlicher Verkrümmungen der Finger. Derselbe gut gepolsterten Bracelet a mit eit se b, an welcher zum Schutze der Hand die gepolsterte Pl: und die Querstange d befestigt ist, von welch letzterer unter einem rechten Winkel die verstellbaren Rechen e abgehen.

Die Kautschukbänder /, die über die der Rundung der Finger entsprechend gebogenen Bleiplättchen hh laufen, bilden den elastischen Gegenzug, während die Kautschukbänder o die durch die beginnende Narbencontractur ulnar wärts gekrümmten Finger in die gerade Stellung und nach und nach etwas darüber hinaus radialwärts ziehen. Als Zugmittel verwendet Æ. die überall käuflichen Kautschukbändehen verschiedener Grösse und Stärke, wie man sie heutzutage zum Verbinden von kleinen Paketen u. s. w. benützt.

E. Albert. Eine eigenthümliche Art der Totalskoliose. (Wiener med. Presse. Nr.1 und 3 1886 A. macht auf eine eigenthümliche Art von Totalskoliose aufmerksam, die

Sim Verlaufe von Ischias auftritt, und zwar in der Art, dass sich zu einer rechts- Seitigen Ischias eine linksgeneigte linksconvexe Totalskoliose gesellt. Er führt

einige Beispiele an und fordert zu weiterer Untersuchung dieser merkwürdigen Erscheinung auf.

Aus dem neunten internationalen medieinischen Congress. Abgehalten in Washington, D. C., am 5., 6., 7., 8., 9. und 10. September 1887,

(Von den besonderen Abdrücken geliefert von dem Medical Record, New-York, dessen speciellem Bericht entnommen.)

Section für Kinderkrankheiten. Freitag, den 9. September,

Dr. Wm. E. Balkwill aus London verlas einen Beitrag „Ueber die Behandlung von eongeni- talem Klumpfuss* und demonstrirte diese Behandlung durch Vorzeigen verschiedener Apparate, Dr. B. bezog sich lediglich auf Talipes equino-varus. Die Mehrzahl der Fälle erfordere Sehnen- ~ schnitt. Die Frage einer früheren oder späteren Operation kann eher durch den Allgemeinzu- stand des Kindes als die Beschaffenheit der Verunstaltung entschieden werden. Er zertrennt die Tibialis posticus, sodann den Tibialis anticus und zuletzt die Fascia plantaris in der ge- nannten Reihenfolge. Danach langsame und sorgfältige Streckung.

Dr. Lewis A. Sayre aus New-York hielt sodann einen Vortrag „Ueber Nothwendigkeit der Zerschneidung contractirter Gewebe, ehe mechanische Anwendungen wirksam sein könne

Vortragender unterscheidet zwischen contrahirtem und contractirtem Gewebe. Contrahir Gewebe ist ein solches, welches einfach verkürzt ist und welches durch sorgfältig und continuit lich angewandtes Ziehen und Manipuliren wieder verlängert werden könne, Ein contraktirtes Gewebe ist ein solches, in welchem in den Muskelfasern Structurveränderungen vor sich ge- < gangen sind, und welche weder gestreckt noch verlängert werden können. Diese letztere Klasse von Verunstaltungen kann entweder durch gewaltsames Zerreissen derselben entfernt werden, oder durch Schneiden, ehe Ziehen angewendet wird; während umgekehrt dieselben Verunstal- ~ tungen, durch contrahirte Gewebe hervorgerufen, häufig durch Manipulation und beständige Ziehung wieder hergestellt werden.

Dieser Behandlung schliesst sich Massage, Reibungen, active oder passive Bewegung und Elektrieität an; nebst für den Fall geeigneten mechanischen Verrichtungen.

Der Vorsitzende, Dr. Judson, sprach Mr. Balkwill seinen Dank dafür aus, dass derselbe die vorgezeigten Instrumente mitgebracht und die Schrecken des Custom-Hauses glücklich durchgemacht habe.

Mr. Edmund Owen aus London sagte, er endossire durchaus die jetzt als „amerikanisch“ bekannte Methode. Das Durchschneiden aller Sehnen bei einer Sitzung bräche sich jetzt auch in England Bahn.

Die Einführung von Gypsverband mache jetzt alle anderen Apparate überflüssig.

An der weiteren Discussion betheiligten sich noch die Doctoren E. R. Lewis aus Kansas City, Mo.; Hingston aus Montreal, Canada.

Dr. D. A. K. Steele aus Chicago summirte die Behandlung der verschiedenen Formen von Talipes, wie folgt:

1) Operiren, sobald das Kind gebracht wird.

2) Alle Gewebe zertrennen, welche der vollständigen Wiederherstellung des Fusses im Wege stehen.

3) Fuss in der richtigen Stellung behalten, bis ein Gypsverband angelegt ist.

4) Die Zehen herausstecken lassen, um die Circulation beobachten zu können. Selbstver- ständlich Antisepsis.

Ein Dreifuss wurde dann errichtet, und die Doctoren Sayre, Vater und Sohn, suspendirten einen Patienten und legten ihm die Gyps-Jacke für die Pott’sche Krankheit an.

Die folgenden Beitr: wurden sodann dem Titel nach verlesen: „Gewaltsame Besserung contrahirter Kniegelenke“, von Dr. E. H. Bradford, Boston: „Fortschritt der orthopädischen Chirurgie“, von Mr, Noble Smith aus London; „Ankylose des Kniegelenks in gerader Lage durch Excision, als ein Mittel gegen Atrophie und Deformität in Folge der acuten Poliomyelitis des Kindesalters“, von Dr. Stephen Smith aus New-York; „Behandlung der seitlichen Curvatur der Wirbelsäule“, von Dr. James Knight aus New-York; „Resultate der Behandlung von Hiift- gelenks-Krankheiten durch die sogenannte ‚Amerikanische Methode‘“, von Dr. A, B. Judson, New-York (nebst andern, nicht in das Gebiet der Orthopädie schlagenden Vorträgen). Beck,

Originalmittheilungen, Monographieen und Separatabdrücke, welche für das Centralblatt der orthopädischen Chirurgie bestimmt sind, beliebe man an Dr. F. Beely, Potsdamerstr. 126, Berlin, zu adressiren,

Centralblatt für orthopädische Chirurgie.

Redigirt von Dr. F. Beely in Berlin.

Beilage Dlustrirten Monatsschrift der ärztlichen Polytechnik.

Er hr Nun 1 r

Nr. 12. V. Jahrgang. 1. December 1887.

Inhalt: Originalmittheilung Beely. Z <lumpfussbehandlung Referate: Kocher Ueber die Schenk’sche Schulba hüs ur Behandlung der paralytisc} te gelenke der Schulter. tract

Kinderlähmung y

Originalmitthe lung.

Zur Klumpfussbehandlung. Von F. Beely.

Bei der Behandlung der Klumpfüsse macht mitunter die Beseitigung der Innenrotation des Fusses nicht unerhebliche Schwierigkeiten und jedes einfache Mittel, das dieselbe bekämpfen hilft, m uns kommen sein. In einigen Fällen von doppelsei n Klum die mit Hülsen-Schienen-Apparaten be- handelt wurden, welche den Oberschenkel mit umfassten, hat mir ein mässig starker Gummizug recht gute Dienste geleistet, der vom oberen Ende der einen Aussenschiene um die hintere Seite der Oberschenkel herum zum oberen Ende der anderen Aussenschiene geführt und hier befestigt wurde. Der Gummi zug wird nur so weit angezogen, dass er keinen Zug ausübt, wenn die Patienten mit geschlossenen Füssen stehen. Wird nun das eine Bein vorgesetzt, so spannt sich der Gummizug und dreht den betreffenden Fuss nach aussen. Dasselbe geschieht, wenn das andere Bein nach vorn schwingt, sowohl im Moment des Abstossens, wie beim Aufsetzen. Bei Mädchen wird der Gummi- zug durch die Kleidung vollständig verdeckt, aber auch bei Knaben kann er, bei nicht zu engen Beinkleidern, ohne aufzufallen angebracht werden.

Bei einseitigem Klumpfuss ist er leider nicht zu verwerthen, hier muss man, wenn eine starke Drehung des Fusstheils des Apparates nach aussen nicht genügt, zum Beckengurt seine Zuflucht nehmen, den man bei doppel seitigem Klumpfuss auf die oben angegebene Weise entbehrlich machen kann. (Ob diese oder eine ähnliche Vorrichtung bereits von anderer Seite ange wendet worden ist, vermag ich nicht zu sagen, muss allerdings gestehen, dass ich mich nicht weiter in der Literatur danach umgesehen habe.)

Referate.

Th. Kocher. Ueber die Schenk’sche Schulbank. Eine klinische Vorlesung über Skoliose (Correspondenzblatt für Schweizer Aerzte

K. bezweckt in seiner Abhandlung, die Ursache des Zustandekommens der

Ne) Skoliose so weit zu beleuchten, als sie für die Wahl von Schulbänken von

TITTEN TER Ei.

Wichtigkeit ist, und dabei die Vorzüge der von Schenk angestrebten Neuer mg (schräge Tischplatte, schräge Rückenlehne, schräger Sitz, so dass die Kinder angelehnt schreiben müssen und es ihnen Mühe verursacht, unangelehnt, nach vorn gebeugt zu sitzen) einer Untersuchung zu unterwerfen.

Auf Grund seiner eigenen Untersuchungen und kritischer Benutzung der Angaben über die Anatomie der ausgebildeten Skoliose von Fischer, Dorenz, Nicoladoni kommt er zu dem Schluss, dass die ausgebildete habituelle Skoliose erklärt werden muss wesentlich aus Seitenbiegungen der Wirbelsäule mit nachfolgender Belastung in der abnormen Stellung: An Stelle einer Seiten- biegung wird ein Wirbel keilförmig comprimirt, deshalb nach der convexen Seite auszuweichen gezwungen, und zerrt nun die anstossenden Wirbel ober- und unterhalb in derselben Rich- tung nach sich. Dieser Zug wird zum. Theil durch das vordere Längs- band übertragen. Daher stammt eine schräge Streifung der oberflächlichen Knochenschichten an den betreffenden Wirbeln. Zum Theil wird er durch die Zwischenwirbelscheiben übertragen, welche oft ganz exquisite Züge als Torsions- linien darbieten. Durch den Zug werden die Wirbel schräg gestellt im Gegen- satz zu dem aufrecht stehen bleibenden Keilwirbel (Scheitelwirbel Fischer’s), welcher, blos einseitig vertical belastet, in horizontaler Richtung nach der anderen Seite gedrängt wird. Die Belastung des schräg gestellten Wirbels bleibt aber wesentlich eine verticale, der Axe der Wirbelsäule entsprechende, und dies ist der Grund, warum an den Schrägwirbeln (Stützwirbel Fischer's) zwar durch den Zug eine seitliche Verschiebung der oberen gegen die untere Fläche des Wirbel- körpers zu Stande kommt, aber die Knochenbälkehen doch senkrecht bleiben. Insoweit als der belastete Keilwirbel in seinem Körpertheil stärker ausweicht als in seinem Bogentheil, dreht sich derselbe und dreht deshalb durch Zug auch die anstossenden Wirbel, aber abnehmend, mit. Die Torsion, welche uns an der ausgebildeten Skoliose entgegentritt, ist eine Folge der Seitwärts- biegung und einseitigen Belastung

Bei der Genese der Skoliose spielt dagegen die Torsion in anderer Weise eine Rolle

Zunächst muss die Beantwortung der Frage vorausgeschickt werden, wie es möglich ist, dass eine Seitwärtsbiegung der Wirbelsäule nach mehreren Richtungen zu gleicher Zeit zuwege gebracht wird. Mit jeder kräftigen Torsion des Rumpfes bei fixirtem Becken ist nicht nur eine Verschiebung der Wirbelkörper und Bogen gegen einander verbunden, sondern auch eine seit- liche Biegung. Man braucht sich nun nach A. nur gegenwärtig zu halten, dass

f

die Lendenbrustwirbelsäule keinen geraden Verlauf hat, sondern eine doppelt

physiologische Biegung von einem gewissen Alter an besitzt, in der Lenden-

wirbelsäule convex nach vorn und im Brusttheil convex nach hinten, um zu verstehen, dass bei Drehung eines derartigen elastischen Stabes, beispielsweise nach links, die nach vorn gerichtete Convexität des unteren Abschnittes sich ebenfalls nach links wendet, die rückwärts gekehrte Convexität des oberen Abschnittes dagegen sich nach rechts wenden muss, eine Bewegung, welche denselben Erfolg haben muss, wie eine Seitenbiegung im Lendentheil mit

linksseitiger Convexität und eine umgekehrte Biegung im Brusttheil, also genau das, was wir bei der habituellen Skoliose antreffen. Hinsichtlich der Entstehung der Skoliose herrscht, wie K. meint, darin Ueber-

115

einstimmung, dass es der Schreibact ist, bei welchem die Skoliosen vorzüglich zuwegegebracht werden. (Ref. möchte hier nicht unbedingt beistimmen, die Skoliose ist eine Belastungsdeformität, sie bildet aber nur eine, allerdings die zahlreichste Gruppe unter den Belastungsdeformi- täten der Wirbelsäule überhaupt, und so lange man nicht bei der Erziehung der Kinder dafür Sorge tragen wird, dass die Belastung der Wirbelsäule in einem richtigen Verhältniss zu ihrer Widerstandsfähigkeit steht, so lange wird die Zahl der Belastungsdeformitäten und der Skoliosen nicht abnehmen. Der Schreibact mag etwas schädlicher sein, als die übrigen Schul- und Kinder- arbeiten, er ist aber jedenfalls der weniger wesentliche Theil, die Belastung ist die Hauptsache, die Belastung, die nicht erst zum Schreibact hinzutritt, sondern die immer vorhanden ist, sobald das Kind frei sitzt oder steht. Selbst die Frage, ob der Schreibact so wesentlich bestimmend für die Form der Skoliose ist, ob z. B. die Form der habituellen Skoliose eine andere wäre, wenn die Kinder nicht schreiben würden, sondern dafür zeichnen etc., dürfte “nicht ohne Weiteres zu bejahen sein. Die Skoliosen zeigen in ihrem Beginn hinsichtlich der äusseren Form grosse Uebereinstimmung, erst in ihrem weiteren Verlauf werden sie individuell sehr verschieden. Auch K. kommt zu dem Schluss, d die Entlastung des Kindes bei der Therapie die Hauptsache ist, nicht eine Aenderung der Schreibhaltung oder Verminderung der Schreib- stunden. Gewiss darf man den Einfluss des Schreibactes auf die Körperhaltung nicht unterschätzen, aber ebenso wenig in den entgegengesetzten Fehler ver- fallen, sonst geräth man in Gefahr, das Heil einzig in «rationell», nach «ana- fomisch-physiologischen Grundlagen» construirten Subsellien zu suchen, in denen die Kinder gerade sitzen « müssen >.)

Die beliebteste Schreibhaltung (Schenk, Berlin und Rembold) ist diejenige, bei der der Oberkörper und das Becken nach rechts gedreht sind (die linke Hüfte nach vorn), der linke Vorderarm auf den Tisch gelegt wird, der Rumpf gegen die Tischplatte zu gesenkt wird, wobei er, von dem linken Ellbogen ge- stützt, an der linken Schulter gleichsam aufgehängt wird. Es entsteht die totale, linkseonvexe Skoliose, die meistens geringgradig ist und keine praktischen

)Uebelstinde im Gefolge hat. (Schreitet sie weiter vor, so geht sie häufig in die rechtsconvexe Dorsal-, linksconvexe Lumbal-Skoliose über. Ref.) Bei einer anderen Schreibhaltung sitzen die Kinder verhältnissmässig gerader, aufrechter, das Becken ist gerade oder ebenfalls nach rechts gewendet, aber der Ober- körper ist nach Finks gedreht, es besteht also eine starke Torsion der Lenden- brustwirbelsäule nach links. Diese hat eine linksconvexe Ausbiegung der Lenden- wirbelsäule und eine rechtsconvexe der Brustwirbel zur Folge. Dieselbe Vor- beugung gegen die Tischplatte, d. h. Lateralbiegung nach links kann nun nicht mehr dieselbe Wirkung haben wie bei der nicht gedrehten Wirbelsäule. Sie wird durch die Torsion sehr beschränkt, weil letztere die Zwischenwirbel- scheiben und Gelenkkapseln ohnehin schon durch Spannung in Anspruch nimmt. Es kommt daher nicht sowohl zu einer Ruhestellung durch Aufstützen des Körpers auf die Tischplatte, als zu einem Einsinken des Körpers in sich selber. Wie diejenigen Kinder, welche sich gar nicht anlehnen, aber keine Drehung des Körpers machen, eine Kauerstellung mit starker, aber einfacher

bogenformiger Kyphose einnehmen eine dritte Schreibhaltung so ent- spricht die Kauerstellung bei stark gedrehter Wirbelsäule

1 völlig der habituellen Skoliose: torquirten Wirbelsäule. 3 Um die durch die anfängliche Torsion herbeigeführten mehrfachen Lateral- flexionen zu bleibenden Deformitäten zu gestalten, muss aber noch ein anderes Moment hinzutreten, dasjenige der Belastung; und wenn auch nicht alle Skoliosen auf dieselben Ursachen zurückzuführen sind, selbst diejenigen nicht,” bei denen der Schreibact die Hauptrolle spielt, ist es doch schliesslich die einseitige Belastung der Wirbel auf der concaven Seite einer oder mehrerer seitlicher Biegungen, welche die Fixation der’ abnormen Stellung der verschiedenen Wirbelsäulenabschnitte bewirkt. Was an der ausgebildeten Skoliose von Torsion an den Schr wirbeln noch nachweisbar ist, hat mit der ursprünglichen, ursächlichen Torsion = nichts mehr zu thun, sondern ist einfach die Folge des Ausweichens der meist = belasteten (Keil-) Wirbel nach der convexen Seite, ein Ausweichen, welches dem ` Hauptantheil nach in einfacher Verschiebung besteht, zum Theil durch Drehung ~ des Wirbelkörpers gegen den Bogen geschieht. E Lateralflexionen und Torsionen disponiren zu Skoliose, Belastung der Wirbelsäule bringt die Deformität fertig. Hierauf hat die Therapie Rück- © sicht zu nehmen, eine richtige Heftlage allein genügt nicht, wir müssen dem Körper während des Schreibens eine feste Stütze geben, da das Beste, was wir bei richtiger Heftlage ohne besondere Stütze des Körpers erzielen, nach den Schenk'schen Untersuchungen eine starke bogenförmige Kyphose ist. Es bleibt also nichts übrig, als den Körper rückwärts anzulehnen, und zwar an eine hohe, schräge Rückenlehne; soll der Oberkörper dabei nicht nach vorn rutschen, so muss auch der Sitz nach hinten schräg abfallenz es muss ferner die Tischplatte in einer Weise dem Gesicht oder der schrei- benden Hand entgegengebracht werden können, dass letztere die gehörige Stütze und Leichtigkeit der Bewegung findet und die Augen das Heft in die richtige Arbeitsdistanz (30—35 Cm.) bekommen.

Diesen Anforderungen entspricht der Schenk’sche Schultiseh in sehr glück-

licher Weise. Seine Tischplatte ist so construirt, dass sie bequem so weit = heraufgehoben und zugleich so schräg gestellt werden kann, dass das Heft m” die richtige Sehweite kommt und man bei rückwärts angelehnten Schultern ~ bequem schreiben kann. Des Kind muss es sich beim Schreiben möglichst bequem machen durch möglichst geringe Anstrengung seiner Musculatur; es ist einge- pfercht, aber in eine physiologisch bequeme Haltung. Bedarf es der Haltung nicht mehr, so befreit es sich durch einen Federdruck, welcher die Tischplatte vorwärts klappt, aus derselben und kann sich bewegen wie es will. Neben der beweglichen Tischplatte und der schrägen Rückenlehne hält X. auch Seiten- lehnen für einen sehr wesentlichen Theil des Schreibtisches.

H. Schüssler. Zur Behandlung der paralytischen Schlottergelenke der Schulter. (Berliner klinische Wochenschrift. Nr. 33. 1886. Pag. 612.) ist, entgegen der Ansicht von J. Wolff (Berl. klin. Wochenschrift,

1356), dass bei paralytischen Schlotte enken der Schulter trate

117

Daitschen, wie durch spinale Kinderlähmung bewirkten bei welchen die elek- trische Behandlung erfolglos geblieben ist, die Arthrodese indieirt sei, der Meinung, man müsse physiologischer zu Werke gehen, die gelähmten und atrophischen Muskeln wieder zur Action zu bringen suchen durch Bewegungen, active und passive, unterstützt durch consequent durchgeführte method

Massage und, wenn man will, auch noch durch elektrische Behandlung. Aber nur dann ist damit etwas zu erreichen, wenn ma vor den gelähmten atro- phischen Muskeln die Last abgenommen hat, die an ihnen hängt, mit andern

Worten den Arm so unterstützt hat, dass erst wiede e Ursprungs- und Insertionspunkte der Muskeln einigermassen in richtige anatomische

Lagerung zu einander gebracht worden sind.

Letzteres gelang ihm in dem von ihm ausführlich beschriebenen Fall nach vielen Versuchen endlich durch eine Bandage, die im Wesentlichen aus einem Schulterring besteht, an dessen innerer Fläche drei Luftkissen angebracht sind und dessen innerer Rand um einen Halbmesser von etwa 45 Cm. gekrümmt ist. Dieselben könneı iebig auf sen werden, so dass dem Gelenk die nothwendige Stütze g »n werden kann, ohne irgendwie zu drücken. Die

vor und hinter der Schulter ihre haben, gleichen zwei gleichschenkligen Dreiecken, die ihre Spitze nach Achselhöhle kehren. Das grössere der Achselhöhle liegende stellt eine abgestumpfte Pyramide dar mit stark abgerundeten Kanten und so Schriger Axenstellung, dass die obere Grundfläche zum Theil die unten Grundfläche und damit den innern Rand der Bandage überragt

Die Patientin kam als siebenjähriges Kind 1880 in Sch.’s Behandlung, tragt die Bandage jetzt 6% Jahre, andauernd sit lie atrophischen Schulter- muskeln massirt, active und passive Bewegungen vorgenommen worden. Das Resultat ist ein sehr günstiges, die Patientin, die active Bewegungen im Ellen-

bogengelenk nicht ausführen konnte, wenn der Arm schlaff herabhing, kann

jetzt den Arm activ beugen ohne Hülfe ein leichtes Hochziehen der Schulter abgerechnet und ihn fast bis zur Nase hinaufbringen Sie schreibt, zeichnet und arbeiter mit Leichtigkeit und spielt auch ziemlich fertig Klavier.

mis

118

Lorenz. Ueber die Entstehung der Gelenkscontracturen nach Kinderlähmung. (Wiener med. Wochenschrift. Nr. 27, 28, 29, 30 und 31. 1887.)

Dem kurzen Referat über den von Z. in der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien am 13. Mai 1887 gehaltenen Vortrag in Nr. 10, pag. 98, des Central- blattes f. orthop. Chirurgie sei aus dem jetzt ausführlich erschienenen Aufsatz noch Folgendes hinzugefügt: «Der Muskelantagonismus im Sinne Werner's kommt am deutlichsten an jenen Gliedabschnitten zur Geltung, deren Eigen- schwere eine relativ geringe ist, also vor Allem an der Hand und dann am Vorderfusse. Während die paralytischen Contracturen der Hand bei deren geringer Eigenschwere und bei dem Fehlen der pathologischen Belastung in letzter Linie ausschliesslich durch den Muskelantagonismus bestimmt werden, spielt die pathologische Belastung beim Fusse eine sehr wichtige Rolle, aber doch nur in dem Sinne der Fortentwicklung und Ver- mehrung der durch den gestörten Muskelantagonismus schon primär vorbereiteten Contractur. Der Muskelwirkung darf demnach bei der Entstehung der paralytischen Contraeturen an Hand und Fuss keineswegs jene ganz nebensächliche und unbedeutsame Rolle zugeschrieben werden, wie es bei uns gegenwärtig allgemein üblich ist. An den anderen grossen Gelenken der Extremitäten liegen die Verhältnisse für antagonistische Muskelwirkung © ungünstiger, theils in Folge der grossen Eigenschwere der articulirenden Glied- abschnitte, theils in Folge des ausschlaggebenden Momentes der pathologischen Belastung. Dass aber unter günstigen Umständen in allerdings selteneren Fällen > nicht nur Gelenkscontracturen, sondern sogar Knochenverkrümmungen unter dem alleinigen Einfluss des Muskelantagonismus auftreten können, beweist der geschilderte Fall und beweisen die Fälle von paralytischem Pes calcaneus, bei denen im Laufe der Zeit der hintere Fersenfortsatz den Contraetionen der

functionstüchtig gebliebenen Plantarmuskeln allmälig nachgiebt und eine Knickung nach abwärts erfährt, während die Mittelfussknochen, trotz der verflachenden

Wirkung der Belastung des Fusses, eine steilere Lage erhalten und durch Inflexion der Tarsometatarsalgelenke die Fusswölbung noch vermehrt wird.

Pins. Neuer Beitrag zur Frage von der Schulbank.

Wiener med. b. . 41. 1887. Pag. 1403.)

P. hat schon seit Jahren die Beobachtung gemacht, dass viele Kinder, die des Morgens gesund und frisch zur Schule gehen, beim Nachhausekommen über Kopfschmerzen klagen, ohne dass die gewöhnlichen Ursachen derselben eruirt werden könnten.

Bei genauer Nachforschung fand P., dass solche Kinder zumeist die erste Sitzreihe in der Schule einnahmen, und er erklärt diesen Zusammenhang da- durch, dass die erste Bank dem Katheder so nahe gerückt ist, dass die Kinder gezwungen sind, den Kopf stark zu strecken, um dem Vortrage des Lehrers zu folgen, resp. Geschriebenes auf der Tafel zu lesen.

Dieses verlängerte Aufwärtssehen erzeugt (wie Besucher von Bildergalerien

oft an sich erfahren müssen) durch die anhaltende Contraction der Nacken-

119

museulatur Kopfschmerzen. Es kann ferner zu einer bleibenden Lordose der Halswirbel und ersten Brustwirbel mit consecutiver Kyphose der unteren Brustwirbel führen.

Zur Beseitigung dieses Uebelstandes müssten die Schulbänke so aufgestellt werden, dass die Distanz zwischen Katheder und der ersten Bankreihe mindestens zwei Meter beträgt.

N amenregister.

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Filz-Stahl-S e rig.-Mitth.) E 5 Zur Klumpfussbeh: z (0 Mitth.) F! . S . . : S E Braatz, E Ein Wasserglas-Schellack-Filz-Corset für die angeborene Hüftgelenksverren- Mitth.) EE S SR ke

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120

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Reibme ayr

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Virchow, H. Demonstration eines Apparates z hreiben der Rückenkrümmungen des Lebenden

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