»1*111 *Z- Digitized by the Internet Archive in 2016 with funding from BHL-SIL-FEDLINK https://archive.org/details/centralblattfrba1018unse CENTRALBLATT für Bakteriologie und Parasitenkunde. X. Band. CENTRALBLATT für Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Geh. Hofrath Professor Dr. Leuckart in Leipzig TLT3RARV NEW YO^K [ >TANICAL JAK DEN Dr. Oscar TJMworm in Cassel. und Professor Dr. LoefFler in Greifswald herausgegeben von X. Band. Mit 1 Tafel und 9 Abbildungen im Texte. J e n a, Verlag von Gustav Fischer. 1891. FEB 8 ~ 1913 ' Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit fleL HoDr. Prof. Br. Lerntet m Professor Dr. Loeffler in Leipzig in Greifßwald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. LIBRARY NEW YORK BOTANICAL, GARDEN X. Band. -o— Jena, den 8. Juli 1891. — 0- No. 1. • ’>i Zu Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände, beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Zur Frage der Scharlachdiphtheritis. Von Dr. F. Tangl, Assistent am pathologischen Institute der Universität Tübingen. Die viel umstrittene Frage, ob die Scharlachdiphtheritis mit der genuinen Diphtherie ihrem Ursprünge nach identisch sei oder nicht, wurde in letzter Zeit der H e n o ch - H eu b n e r’ sehen Ansicht ent- sprechend von den meisten Klinikern dahin beantwortet, dass diese Affektionen ätiologisch von einander zu trennen seien. So beweis- kräftig auch die verschiedenen klinischen Symptome und theilwfeise X. Bd. 1 2 Tangl, auch die pathologisch-anatomischen für diese Ansicht sprechen, so bleibt es . doch unleugbar, dass man denselben den Werth eines ent- scheidenden Argumentes nicht beimessen kann, was ja wohl auch schon aus dem Umstande hervorgeht, dass die gegenteilige Ansicht auch jetzt noch besonders zwischen den französischen Klinikern zahl- reiche Anhänger hat. Da es bei dieser Frage wesentlich darauf ankommt, ob bei beiden Prozessen dasselbe pathogene Agens gegenwärtig ist oder nicht, so liegt es auch in der Natur der Sache, dass weder die pathologisch- anatomischen, noch die klinischen Beobachtungen zur endgiltigen Entscheidung führen konnten. Diese kann man nur von direkt auf die Aetiologie gerichteten Untersuchungen erwarten. Wenn auch die Aetiologie des Scharlachs eine völlig unbekannte ist, da wir über das Scharlachkontagium zur Zeit gar nichts wissen, so haben die bakteriologischen Forschungen bezüglich der Aetiologie der genuinen Diphtherie zu solchen Ergebnissen geführt, dass man, auf sie gestützt, an die Entscheidung der uns beschäftigenden Fragen herantreten kann. Dazu genügt es ja, dass man wenigstens von einer der zwei fraglichen Infektionskrankheiten den Erreger kennt, und da können wir nunmehr von der genuinen Diphtherie fast mit Gewissheit behaupten, dass ihr Erreger der Klebs-Loeffler’ sehe Diphtheriebacillus ist. Ich wenigstens muss das nach meinen Untersuchungen, die ich im Laufe des vergangenen Jahres hier im Institute ausgeführt habe und die demnächst ausführlich publizirt werden sollen, annehmen, und schliesse mich also ohne weiteres Den- jenigen an, die diesen Bacillus als den Erreger der Diphtherie betrachten. Auf Grund dieser Auffassung ist es selbstverständlich, dass wir nun die definitive Entscheidung der Identität resp. Nichtidentität der Scharlachdiphtheritis und der genuinen Diphtherie von bakteriolo- gischen Untersuchungen erwarten müssen, deren erste Aufgabe nun- mehr die ist, festzustellen, ob in allen Fällen typischer Scharlach- diphtheritis (nekrotisirende Scharlachangina) der Klebs-Loeffler- sche Diphtheriebacillus in der Mund- resp. Rachenhöhle vor- handen ist oder nicht. Soweit ich aus der mir vorliegenden Litteratur ersehen kann, sind, trotzdem schon von verschiedenen Forschern daraufhin gerich- tete Untersuchungen ausgeführt wurden, noch immer nicht so viele Fälle geprüft, dass man aus den bekannt gemachten Resultaten einen zwingenden Schluss ziehen müsste. Deshalb dürfte es vielleicht ge- rechtfertigt erscheinen, wenn ich ebenfalls mit dem Untersuchungs- resultate einiger Fälle einen kleinen Beitrag zu dieser Frage zu lie- fern trachte. In Loeffler’s1) erster Arbeit finden wir 5 Fälle von Schar- lachdiphtheritis angeführt, von welchen er bei vieren den Diph- theriebacillus nicht fand; beim fünften, der am 18. Krankheits- tage zur Sektion kam und abweichend von den übrigen 4 Fällen 1) Loeffler, Mittheiluugen aus dem kaiserl. Gesundheitsamte. Bd. II. p. 439. Zur Frage der Scliarlachdiphtheritis. 3 ausgedehnten Kroup des Larynx und der Trachea zeigte, fand er in den mikroskopischen Schnitten die Stäbchen. Babes^gibt an, dass er den Diphtheriebacillus nur bei „konsekutiven, sekundären, nach Scharlach auftretenden wahren diphtheritischen und kroupösen Prozessen“ gefunden bat und nicht bei der gewöhnlichen, mit Scharlach einhergehenden diphtheritischen Angina. Hofman v. Wellen hof1 2) hat von 19 Fällen von Scarlatina mit ganz unbedeutender RachenafFektion bis zu tiefgreifender Zer- störung im Pharynx nur in 6 Fällen Kulturen des „morphologisch so zu bezeichnenden“ L o eff 1 er ’ sehen B a ci 1 lu s gefunden, welche sämmtlich nicht virulent waren. Kolisko und Palt auf3) geben an, dass sie bei der gewöhn- lichen, mit dem Scharlach einhergehenden diphtheritischen Angina die Loeffler’schen Bacillen konstant vermissten. Escherich hat, wie dies Holzin ger4) in seiner Dissertation anführt, 7 Fälle von Scharlachdiphtheritis auf Loeffl er’ sehe Bacillen untersucht. Von diesen 7 Fällen konnte er in 2 den Diphtheriebacillus nach weisen; in 3 Fällen wurden mit den angeblichen Diphtheriebacillen keine Thierexperimente ausgeführt. Heubner5) vermisste in 5 Fällen von Scharlachdiphtheritis den Loeffler’schen Bacillus, während er ihn bei der primären Diphtherie fast ausnahmslos nachweisen konnte. Wurtz und Bourges6) haben 11 Fälle von pseudomembra- nöser Scharlachangina auf die Klebs- Loeffler’schen Bacillen geprüft. In 9 Fällen, wo die Angina frühzeitig auftrat, konnten sie den Bacillus niemals finden. In 2 Fällen hingegen, wo die An- gina am 7. resp. am 36. Tage mit dem Erscheinen des Exanthemes auftrat, fanden sie den Diphtheriebacillus, dessen Identität sie aber nur morphologisch und kulturell nachwiesen. Wie aus den angeführten Arbeiten hervorgeht, finden wir nur bei Escherich und Wurtz und Bourges in einzelnen Fällen Angaben von positivem Befund, an den ich jedoch weiter unten einige Bemerkungen knüpfen möchte. Meine Untersuchungen erstreckten sich auf 7 Fälle von Schar- lachdiphtheritis. 5 dieser Fälle habe ich durch die Güte des Herrn Prof. Jürgensen aus der Poliklinik in Tübingen zur Untersuchung bekommen ; 2 Fälle habe ich an der inneren Abtheilung des städti- schen Krankenhauses am Urban in Berlin mit der liebenswürdigen Erlaubnis des Direktors, Herrn Prof. A. Fraenkel, untersucht. In allen diesen Fällen war auf einer oder beiden Tonsillen, in einigen auch auf den Gaumenbögen, ein deutlicher, grauweisser, 1) Babes, Wiener klin. Wocbenschr. 1889. No. 14. 2) Hofman, Wiener medic. Wochenschr. 1888. No. 3 u. 4. 3) Kolisko u. Paltauf, Wiener klin. Wochenschr. 1889. No 8. 4) Holzinger, Zur Frage der Scharlachdiphtherie. Iuaug.-Dissert. München 1889. 5) Heubner, Jahrbuch l Kinderheilkunde. Bd. XXXI. 1890. Heft 1 u. 2. 6) Wurtz et Bourges, Recherches bacteriologiques sur l’angine pseudo-diphthe- rique de la scarlatine. (Arch. de medec. experim. etc. 1890. No. 3.) 1* 4 T « n g I , pseudomembranöser Belag sichtbar, der der Schleimhaut fest aufsass. In einem Falle, der zur Sektion kam, waren auf der Rachenschleim- haut zahlreiche, theilweise zusammenfliessende Geschwüre mit schmu- tzig grauem Grunde. In jedem dieser 7 Fälle nahm ich die Abimpfung direkt von den Belägen an den Tonsillen vor. Sechsmal geschah diese Abimpfung vom Lebenden; in einem Falle bei der Autopsie. Die ausgeglühte Platinnadel wurde jedesmal fest auf den Belag gedrückt und, wenn es ging, etwas von diesem abgezogen. Mit der so infizirten Nadel bestrich ich die Oberfläche von 2—3 Glycerinagarröhrchen und stellte dieselben dann in den Brütschrank. Es ist dasselbe Ver- fahren, welches ich bei meinen Fällen von genuiner Diphtherie immer anwandte und welches ich als ganz zuverlässlich er- kannt habe. Was nun das Resultat dieser bakteriologischen Untersuchung betrifft, so kann ich mich ganz kurz fassen, da alle 7 Fälle ein ganz einstimmiges Resultat ergaben, welches mit den Angaben der meisten Untersucher übereinstimmt. Es wuchsen nämlich in keinem einzigen derselben die K 1 e b s - Lo ef fl er ’ sehen Bacillen, während ich, wie bereits erwähnt, mit demselben Kulturverfahren in 17 Fällen von genuiner Diphtherie die Bacillen stets nachweisen konnte. In den Kulturen wuchsen aber in jedem Falle ausser den mehr oder minder zahlreichen saprophytischen Bacillen und Kokken ziemlich viel Kolo- nieen von Streptokokken. Ueber diesen Befund erlaube ich mir weiter unten noch einige Bemerkungen zu machen. Vorerst habe ich noch dem Gesagten einige ergänzende Worte hinzuzufügen. Ich habe bereits erwähnt, dass meine Fälle alle typische Fälle von Scharlach dip htheritis waren. Ich muss das betonen, da es bekannterweise eine unerlässliche Forderung ist, bei Untersuchungen über die ätiologische Bedeutung eines Mikroorganismus vorerst nur typische Fälle heranzuziehen. Soweit ich klinischer- seits unterrichtet bin, trat bei allen die pseudomembranöse Entzündung im Rachen in der ersten Krankheitswoche auf, wie denn auch der weitere Verlauf ein der Scharlachangina charakteristischer war, in Heilung ausging, ohne dass sich Kroup der Luftwege dazu gesellt und ohne dass später Lähmungen aufgetreten wären. (Es liegt ausser- halb des Rahmens dieser Mittheilung, die klinischen wie pathologisch- anatomischen Charakteristika alle anzuführen, und begnüge ich mich des- halb mit den erwähnten.) Nur ein schwerer Fall, wo aber die Ver- änderungen im Rachen nicht besonders tiefgehende waren, endete tödt- lich. Hier waren im Kehlkopfe und Luftröhre auch keine pseudo- membranösen Prozesse zu sehen. Es dürften also meine Fälle zu jenen pseudomembranösen Scharlachanginen gehören, die Wurtz und Bourges als „angines pseudo-membraneuses pröcoces“ be- zeichnen, im Gegensätze zu jenen, wo die Beläge spät nach dem Er- scheinen des Exanthems auftreten. Noch einen Punkt möchte ich hervorheben. In zweien meiner Fälle (aus der Tübinger Poliklinik) habe ich gleich am ersten Zur Frage der Scharlachdiphtheritis. 5 Tage, an demBeläge an den Tonsillen sichtbar waren, die Abimpfung vor genommen. Ich hebe das deshalb hervor, weil Baumgarten gegen die negativen Befunde von Diphtherie- bacillen bei Scharlachdiphtheritis den wohlberechtigten Einwand er- hob, dass die Diphtheriebacillen, trotzdem sie anfangs dagewesen waren, vielleicht nur deshalb fehlen, weil sie „durch eine besonders kräftige Aktion des mitvorhandenen Strepto cocc us schneller ver- schwunden sind, als in anderen Fällen.“ Thatsächlich finden wir auch fast bei keinem der angeführten Autoren eine nähere Zeitangabe darüber, wie spät sie nach den ersten Symptomen der Angina die bakteriologische Untersuchung Vornahmen. Wurtz und Bourges geben genau die Zeit an. Sie impften fast in allen Fällen in den ersten Tagen nach dem Auftreten der Angina. Diese Fälle, sowie meine beiden erwähnten dürften also wenigstens einigermaassen dem Einwande Baumgarten’s begegnen1). Freilich müssen noch zahl- reichere ähnliche Fälle untersucht und das Augenmerk speciell darauf gerichtet werden, ob nicht etwa zu jener Zeit, wo noch keine Beläge im Rachen vorhanden sind, sondern nur eine entzündliche Röthe, vi- rulente Diphtheriebacillen in kleiner Zahl vorhanden sind. In jedem meiner Fälle wuchsen in den angelegten Kulturen ziemlich zahlreiche Streptokokkenkolonieen, wie das auch die meisten Forscher angeben. Die in einigen Fällen reingezüchteten Strepto- kokken boten weder ein morphologisches noch kulturelles Unter- scheidungsmerkmal von den Streptokokken des Erysipels, so dass ich diese beiden für identisch halte, da auch ihr pathogenes Verhalten ein identisches war. Wurtz und Bourges halten den von ihnen reingezüchteten Streptococcus für einen nahen Verwandten des Erysipelcoccus, aber nicht für identisch mit demselben. Die von ihnen angeführten morphologischen und kulturellen, wie auch pathoge- netischen Unterschiede sind aber so unwesentlich, dass unserer An- sicht nach dieselben nicht ausreichen, beide Kokkenarten von einander zu trennen, ebenso wenig wie die angeblichen Unterschiede zwischen den pyogenen Streptokokken und den Erysipelkokken ausreichen, die Identität derselben zu widerlegen. Ueber die Bedeutung der Strepto- kokken bei Scharlach können wir heute noch kein endgiltiges Ur- theil fällen, da wir über das Scharlachkontagium gar nichts wissen. Wenn wir aber auch über das Verhältnis der Streptokokken zum Scharlach noch nichts sicheres wissen, so ist es doch nach den Untersu- chungen von Baum garten2), Loeffler, Heubner3), A. Fraen- kel und Freudenberg4), Babes und Raskin5) etc. wahr- scheinlich, dass die Streptokokken beim Zustandekommen der diphthe- ritischen i. e. nekrotisirenden Entzündung des Rachens eine wesent- liche Rolle spielen, obzwar es vorderhand nicht festzustellen ist, welche Rolle dabei dem spezifischen Scharlachgifte zukommt. 1) Baum garte n, Jahresbericht für 1889. p. 215. Anmerkung. 2) Baumgarten, Lehrb. d. pathol. Mykologie. Bd. I. 3) Heubner, Volkmann ’s, klin. Vorträge. No. 322. 4) A. Fraenkel und Freudenberg, Ctbl. f. klin. Med. 1885. Nr. 45. 5) Raskin, Ctbl. f. Bakt. Bd. V. 6 Tangl, Zur Frage der Scharlachdiphtheritis. Das Resultat der bakteriologischen Untersuchung meiner 7 Fälle zwingt mich also, mich der Henoch-Heubner’schen Ansicht anzuschliessen und anzunehmen, dass die genuine Diphtherie und die Scharlach dipht her itis ätiologisch verschieden sind. Derselben Ansicht schlossen sich auch bisher fast alle Forscher an, die diese Frage von der bakteriologischen Seite in Angriff nahmen. Trotzdem dürfen wir aber nicht vergessen, dass für die Richtigkeit dieser Ansicht der endgiltige Beweis noch nicht erbracht ist. Dazu sind im Ganzen noch viel zu wenig Fälle untersucht, auch geht es aus den bisherigen Untersuchungen, wie bereits erwähnt wurde, noch nicht sicher hervor, dass die Diph- theriebacillen auch beim frühesten Anfänge der Angina schon fehlen und nicht nur später von anderen Mikroben überwuchert werden. (Baum garten.) Sollten nun die künftigen Untersuchungen ergeben, wie es auch höchst wahrscheinlich ist, dass thatsächlich in allen Fällen von typi- scher Scharlachdiphtheritis d. h. nekrotisirender Scharlach- angina der Diphtheriebacillus immer fehlt — so wäre damit noch immer nicht die Möglichkeit widerlegt, dass in einzelnen Fällen sich die Diphtherie als sekundäre Komplikation zu einem bereits bestehenden Scharlach hinzugesellen kann. Für diese Möglichkeit sprechen bereits einige positive Angaben. So führt H o 1 z i n g e r die von Escherich ausgeführte bakte- riologische Untersuchung von 7 Fällen von Scharlachdiphtheritis an. In 2 Fällen war das Resultat negativ, in 3 Fällen wurden die an- geblichen Diphtheriebacillen nicht durch Thierversucbe geprüft und somit auch ihre Echtheit nicht bewiesen. Nur in 2 Fällen bestätigte auch das herangezogene Thierexperiment, dass die reinkultivirten Ba- cillen echte Diphtheriebacillen waren. In einem Falle wurden aber die virulenten Diphtheriebacillen erst am 26. Tage nach dem Er- scheinen des Exanthems aus den Belägen neben zahlreichen Strepto- kokken herausgezüchtet. In dem zweiten Falle wurden am 9. Krank- heitstage die echten Diphtheriebacillen in den Belägen gefunden. Loeffler hatte einen Fall, wo er am 18. Krankheitstage in den Pseudomembranen des Rachens und der Luftwege die Bacillen (aller- dings nur mikroskopisch) nachweisen konnte. Dieser Fall unter- scheidet sich also von seinen anderen 4 Fällen schon dadurch, dass Kroup der Luftwege auch vorhanden war. Auch W u r t z und Bour- ges haben 2 Fälle — die sie als „angines pseudomembraneuses tardives“ von der typischen Scharlachdiphtheritis trennen — wo sie angeblich Diphtheriebacillen fanden. Es ist jedoch fraglich, ob das die echten virulenten Bacillen waren, da sie keine Thierexperimente anstellten. — Alle diese Fälle mit positivem Be- funde sind mehr oder minder von den typischen Fällen der Schar- lachdiphtheritis verschieden, die meisten sogar in solchem Grade, dass es die Autoren selbst hervorheben und diese Fälle von den übrgen trennen. Sogeben auch Kolisko und Paltauf und Babes an, dass sie den Diphtheriebacillus bei Diphtherie und Kroup, die als Komplikation zu Scarlatina hinzugetreten waren, fanden, während von Fodor, Zur Frage der Immunisation durch AlkalisatioD. 7 sie ihn bei der gewöhnlichen mit dem Scharlach einhergehenden diphtheritischen Angina konstant vermissten. Allerdings sind bisher nur sehr wenig Fälle mit uubezweifelbaren positiven Bacillenbefunden bekannt. Sollten aber weitere Untersu- chungen thatsächlich ergeben, dass alle Fälle mit Diphtheriebacillen atypische Fälle von Scharlachdiphtheritis sind, so müssten diese ätio- logisch als Komplikation von Scharlach mit Diphtherie, von der ge- wöhnlichen, häufigeren Scharlachdiphtheritis — ohne Diphtherie- bacillen — unbedingt zu trennen sein. Den Aufschluss über diese nicht nur wissenschaftliche, sondern auch eminent praktische Interessen bietenden Frage zu bringen, wird die weitere Aufgabe nicht nur bakteriologischer, sondern eingehender klinischer und pathologisch- anatomischer Untersuchungen sein. Zur Frage der Immunisation durch Alkalisation. Von Prof, von Fodor in Budapest. Herr Dr. S. Chor wiederholte im Pasteur-Institute meine Ver- suche über Immunisation mittelst Alkalisation J). Seine Ergebnisse stehen im Widerspruche mit meinen Versuchsresultaten*). Chor folgert nun, dass die Alkalisation des Organismus mit Natrium- hydrocarbonat keine „therapeutische Wirkung“ gegen Milzbrand besitzt. Chor beruft sich auch auf Behring, welcher in einer kürzlich veröffentlichten Abhandlung1 2 3) kurz erwähnt, dass seine Versuche mit Alkalisation negativ ausgefallen. Ich kann auf Behring’ s Aeusserung nicht weiter eingehen, solange keine näheren Angaben über seine Versuche vorliegen. Auch gegen die Versuche Chor’s habe ich nichts einzuwenden. Dieselben wurden unter der ausgezeichneten Leitung Metschni- koff’s und in derselben Weise ausgeführt, wie ich meine Versuche anstellte. Gegen die Schlussfolgerung Chor’s muss ich jedoch entschieden Verwahrung einlegen. Gegenüber seinen negativen Re- sultaten stehen meine positiven, und es kann nicht ignorirt werden, dass, während meine nicht alkalisirten Kontrollkaninchen sämmtlich an Milzbrand zu Grunde gingen, von den alkalisirten 37% am Leben blieben. Viel richtiger verfährt C ho r , wenn er aufzuklären sucht, warum meine Ergebnisse mit den seinigen nicht im Einklänge stehen. Seine 1) Ceutralblatt (. Bakteriologie Bd. VII. No. 24. 2) A iniales de l’Institut Pasteur. 1891. No. 5. 3) Zeitschr. f. Hygiene. 1890. p. 463. 8 Knauer Vermuthungen sind jedoch so sehr unbegründet und hinfällig, dass dieselben gar nichts zur Aufklärung beitragen können. Eine zufriedenstellende Erklärung der widersprechenden Ergeb- nisse ist derzeit wohl nicht zu geben. Auf eine mögliche Ursache aber kann ich nicht umhin, schon jetzt hinzuweisen. Chor experi- mentirte mit besonders heftig wirkenden Milzbrandkulturen, während meine Kulturen im Allgemeinen von schwächerer Wirkung waren. Chor’s Infektionen tödteten im Allgemeinen in 48, ja sogar schon in 24 Stunden, während meine Versuchstiere (die nicht alkalisirten Kontrollthiere) im Allgemeinen am 3. bis 5. Tage eingingen. Aus meinen Versuchsreihen ist sogar klar ersichtlich, dass bei solchen Impfungen, die mit virulenteren, schon nach 24 — 30 Stunden tödtenden Anthraxkulturen angestellt wurden, die Alkalisation einen viel geringeren (oder gar keinen) Erfolg hatte (Versuchsreihe 3, 5, 6), als bei Impfungen mit milderen Anthraxkulturen (Tod nach 3 — 5 Tagen ; Versuchsreihe 4, 1, 2). Meine Versuche über Immunisation , welche ich auch nach meiner oben citirten Publikation fortsetze, belehren mich, dass es noch zahlreicher und umsichtiger Untersuchungen bedürfe, ehe man über die Wirkung der Alkalisation oder Acidisation des Organismus ein klares und vollständiges Bild gewinnen wird. Einige lehrreiche Daten in dieser Beziehung hoffe ich in kurzer Zeit veröffentlichen zu können. Budapest, 12. Juni 1891. Eine bewährte Methode zur Reinigung gebrauchter Objektträger und Deckgläschen. Von Dr. med. Friedrich Knauer, Assistenten au der bakteriologisch-hygienischen Abtheilung des Schmitt’ sehen Laboratoriums zu Wiesbaden. Eine Notiz in No. 32 des laufenden Jahrganges der „Pharma- zeutischen Zeitung“ von Dr. Max Holz: „Das Reinigen von Deck- und Objektgläschen für bakteriologische Untersuchungen“ veranlasst mich, nachstehend eine Methode bekannt zu geben, nach welcher in neuerer Zeit im Schmitt’schen Laboratorium zu Wiesbaden mit ausgezeichnetem Erfolge die zu bakteriologischen Untersuchungen benutzten Objektträger und Deckgläschen zum Wiedergebrauche prä- parirt werden. Der Hergang ist folgender: Man legt die zu reinigenden Objektträger und Deckgläschen in einen auf dem Arbeitstische stehenden emaillirten Blechtopf oder glasirten irdenen Topf, welcher etwa 1/ss Liter einer 10 °/0 Lysol- lösung enthält. Haben sich circa 60 bis 80 Präparate darin ange- sammelt, so stellt man das Gefäss auf eine halbe Stunde in strö- Eine bewährte Methode z. Reinigung gebrauchter Objektträger u. Deckgläschen. 9 menden Dampf oder kocht 20 bis 30 Minuten über einer offenen Flamme, wobei man zweckmässig einigemale umschwenkt oder mit einem Glasstabe umrührt. Nach dieser Zeit braust man sofort, ohne abzukühlen oder die Lysollösung abzugiessen, unter der Wasserleitung mit starkem Strahle so lange ab, bis nur noch klares Wasser in dem Gefässe steht, und trocknet dann die einzeln herausgenommenen Gläschen mit einem weichen, reinen, fettfreien Tuche sorgfältig ab. Durch diese Behandlung sind Objektträger und Deckgläschen wie neu, und man hat nicht zu befürchten, durch etwa daran haften gebliebene Ueberreste früherer Präparate in seinen Untersuchungen irre geleitet zu werden. Nach vorstehender Methode habe ich mehrere hundert Deck- glaspräparate behandelt mit stets gleich gutem Erfolge. Von 52 Stück über 2 Jahre alten Präparaten, welche zu Klumpen von 6 bis 8 Stück so fest mit einander verklebt waren, dass eine mechanische Trennung, ohne die Gläser zu zerbrechen, nicht möglich war, und welche deshalb in diesem zusammengebackenen Zustande in die 10 °/0 Lysollösung gebracht und 30 Minuten gekocht wurden, waren 49 Stück tadellos rein und nur 3 Stück mussten als unbrauchbar aus- geschieden werden. Die Fälle, wo solche 2 und mehr Jahre alte Präparate zur Rei- nigung kommen, werden in der bakteriologischen Praxis wohl zur Seltenheit gehören, und man wird es in der Regel mit Präparaten zu thun haben, deren Alter nach Wochen, höchstens nach Monaten zählt. Bei frischeren, bis 14 Tagen alten Präparaten erzielte ich schon durch 15 Minuten langes Kochen in nur 5 °/0 Lysollösung eine voll- kommene Reinigung der Gläschen. Um das beim Reinigen häufig vorkommende Zerbrechen der dünnen Deckgläschen möglichst zu vermeiden, ist es empfehlenswerth, dieselben von den Objektträgern abzuheben (dies gelingt sehr leicht, wenn man letztere über einer Flamme etwas erwärmt) und in einem besonderen, entsprechend kleineren Gefässe zu kochen. Beim Kochen hat man darauf zu achten , dass die Gläschen von der Flüssigkeit stets ganz bedeckt sind. Die Vorzüge der oben beschriebenen neuen Methode lassen sich kurz in folgende drei Sätze zusammenfassen: 1) Die Präparate werden absolut sicher desinfizirt. 2) Aetzende Substanzen, wie Schwefelsäure u. dergl., kommen nicht zur Verwendung. 3) Die Reinigung der Deckgläschen und Objektträger ist eine vollkommene. Wiesbaden, 27. Mai 1891. 10 Ludwig, Der Milch- und Rothfluss der Bäume und ihre Urheber. Vorläufige Mittheilung von Prof. Dr. F. Ludwig 1 ). Merkwürdigerweise hat man bis vor kurzer Zeit von botanischer Seite den Schleimflüssen der Bäume durchaus keine Aufmerksamkeit gewidmet. So konnte Verf. die pathogenen Schleimflüsse als neu für die Botaniker schildern, von denen der weisse Schleim- fluss der Eichen, Birken, Salicineen etc. durch einen Spaltpilz, Leuconostoc Lager h ei mii Ludw., dem nächsten Verwandten des Urhebers der Dextrangährung der Rübenmelasse, verursacht, unter den genannten Bäumen grossen Schaden anrichtet, zumal ihm die Alkoholgährung erzeugenden Pilze Endomyces Magnusii Ludw. und die von Hansen Saccharomyces Ludwigii ge- nannte Hefe beigesellt sind, von denen der eine bei der Begründung des B re f el d’ sehen Pilzsystems eine Hauptrolle spielt, der andere zu der Entstehung der Heferassen nach den Untersuchungen E. C h r. Hansen’s neue Aufschlüsse gebracht hat. Der andere, der braune Schleimfluss der Apfelbäume, Birken, Pappeln, Ross- kastanien etc. , welcher unter den Obst- und Chausseebäumen nicht unbedeutende Verheerungen anrichtet, wird erzeugt durch Spaltpilze (Micrococcus dendroporthos Ludw.), denen gleichfalls ein Hyphomycet Torula monilioides Corda in einer Rinden- und einer submersen (hyalinen) Form beigesellt ist. Es ist wahrscheinlich, dass die genannten Pilze ursprünglich als saprophyte Bewohner der ausfliessenden Baumsäfte aufgetreten und erst nachträglich zu fakul- tativen Parasiten geworden sind. Es hatte daher ein besonderes In- teresse, die in den ausfliessenden Baumsäften auftretendeu Pilze ge- nauer zu studiren. Ich habe darin zunächst im Spätsommer des vorigen Jahres auf den Stümpfen alter, gesunder B uchen, die beim Bau einer Eisenbahn bei Schmalkalden gefällt worden waren, einen rothen Schleim beobachtet, welcher aus fädigen Bakterien (Beggia- toa oder Leptothrix) und aus einem dem Fusarium mosch atum Kitasato identischen oder nahe verwandten Pilz (mit sichelförmigen Sporen) zusammengesetzt war. Brefeld und sein Assistent Dr. Lindau haben bei Münster unter gleichen Verhältnissen einen ausserordentlich interessanten, zu den Hemiasci gehörigen Pilz, Ascoidea rubescens, aufgefuuden, welcher Conidien und Sporangien bildet, und Sorokin hatte kurz zuvor einen weiss- lichen Baumschleim gefunden, welcher aus einer gleich interessanten Spaltpilzart, Spirillum endoparagogicum Sorok., bestand und fast in Reinkultur diesen Schleim bildete. In diesem Frühjahr hatte ich nun Gelegenheit, weitere hierher gehörige Erscheinungen so auffälliger Natur zu beobachten, dass ich 1) Zuerst mitgetheilt im Ver. <1. Naturfreunde zu Greiz. Der Milch- und Rothfluss der Bäume und ihre Urheber. 11 kaum glauben möchte, dass dieselben bisher dem Auge der Natur- forscher und Forstleute nur entgangen seien, vielmehr es für wahr- scheinlich halte, dass dieselben erst in der Neuzeit in so auffälliger Weise aufgetreten sind. Am Ende des Februar und Anfang März dieses Jahres wurden um Greiz in verschiedenen Forstabtheilungen zahlreiche Birken ge- fällt und Hainbuchen abgeästet. In dem hierdurch bedingten Saft- tiuss fand ich bereits in den kalten Tagen um Mitte April bei Schneegestöber und Graupelwetter weissliche Pilzschleimmassen, welche die Oberfläche der Birkenstümpfe bedeckten. Als dann mit Anfang Mai sehr warmes Wetter eintrat, erreichte die Entwickelung des weissen, wässrigen, zuletzt zähen, auswurfähnlichen Schleimes ihre Höhe. Jetzt war von den im ganzen Greizer Wald zerstreuten neuen Birkenstöcken, deren Zahl wohl über 100 betrug, kein einziger, welcher den Pilzschleim nicht in reichlichstem Maasse entwickelte. Anfangs auf der saftigen Schnittfläche nur kleine weissliche Räschen darstellend, bildete derselbe jetzt eine rahmähnliche, mehrere cm dicke Masse, welche von den Birkenstöcken, welche nun weithin durch den Wald leuchteten, in enormen Mengen zu Boden floss. Ein gleich auffälliges Bild boten die Hainbuchen. Von den geästeten Hainbuchen waren nur etwa 10—20 °/0 von den Pilzen befallen; bei ihnen floss aber und tropfte von allen Ast- wunden bis zu dem Gipfel hinauf Stockwerk hoch die weisse Pilzmasse herab. Bei manchen der mächtigen Hainbuchen hatten sich mehrere Stromrichtungen am Stamme herab gebildet und es sah aus, als ob sich mächtige Ströme von Milch aus allen Aststümpfen ergössen. Bei einzelnen Hainbuchen er- goss sich anstatt des milchähnlichen Flusses ein rosen rot her Strom am Stamme herab, und auch bei manchen Birken färbten sich einzelne Partieen des Schleimes rosenroth. Daneben traten hier zuweilen auch bräunliche Stellen auf. Die Untersuchung der Schleimmassen von zahlreichen Bäumen ergab zwar eine ganze Anzahl von Beimengungen verschiedenster Pilze, auf den Birkenstöcken auch zahlreiche Hefeconidien, welche in den wärmeren Tagen draussen, regelmässig aber im Zimmer leb- hafte Alkoholgährung des Birkensaftes erzeugten, Bakterien, besonders saprophyte Bacillen, die häufig den Schleim rasch in stinkende Fäul- niss versetzen , in der Hauptsache bestand aber der weisse Schleim des Milchflusses aus einer neuen Art von Endomyces, von der anfänglich Ascusanlagen von ähnlicher Art wie bei Endomyces decipiens Tul. gefunden , später aber nur die Oi dien form und Chlamydosporen beob- achtet wurden. Die Oidien bilden rundliche oder längliche Zellen, wie die von E. decipiens, sie stimmen mit letzteren aber nicht überein , während die Chlamydosporen beider Arten gleiches Aussehen und ähnliche Grössenverhältnisse haben. Der E n d o - myces decipiens tritt bekanntlich im Herbst auf den Frucht- körpern des Hallimasch auf, auf welchem er vierspurige Asken, Oidien und Chlamydosporen bildet. 12 Ludwig, Der durch mächtiges Mycel charakteristischer Verzweigung, Asken-, Sporenbildung etc. wesentlich ausgezeichnete Endomyces M agn us ii Lud w. der gährenden Eichen tritt mit phänologischer Pünkt- lichkeit um die Blütezeit des schwarzen Hollunders und des Roggens im Sommer auf und verschwindet im August. Der neue Endomyces des Milchflusses der Bäume tritt bereits im Nachwinter auf und scheint im Mai das Ende seiner Entwickelung gefunden zu haben. Wir wolleu ihn daher vorläufig als Endomyces vernalis n. sp. bezeichnen. Seine Mycelfäden, die meist nur 3 — 4 /u dick sind, er- scheinen wenig verzweigt. Auf Milch bildeten dieselben ebenso wie die der beiden anderen E n d o m y c e s arten Oidien. Einige im Schleim versteckte Asken, welche reife Sporen zu enthalten schienen, waren 13 — 14 /.i lang und 13 breit, doch konnte deren Zusammen- hang mit dem Mycel nicht sicher ermittelt werden. Die verzweigten Hefenester, welche die Alkoholgährung erzeugen, schienen dagegen mit den Endomycesfäden stellenweise fest zusammenzuhängen. Dass die Baumflüsse, sowohl die pathogenen wie die saprogenen, eine Fundgrube merkwürdiger Pilze sind, habe ich schon früher hervor- gehoben und ist auch neuerdings von Brefeld betont worden. Es hat dies ein besonderes Interesse, seitdem Brefeld in überzeugendster Weise die verschiedenen Pilzfruchtformen aus denen der Phycomyceten abgeleitet und den Ursprung der Ascomyceten und Basidiomyceten bei den letzteren dargethan hat. Es haben sich von den aus den Wasseralgeu hervorgegangenen Pilzen, deren niederste Abtheilungen noch ein (sexuelles) Wasserleben führen, in den Saftflüssen der Bäume ganz besonders jene Mittelformen und niedere Ascomycetenformen erhalten, die heute als Binde- glieder zwischen den Phycomyceten und höheren My- comyceten zu betrachten sind. Es gilt das von der As- coidea rubescens Bref., welche selbst zu den Mesomyceten ge- hört, wie auch von den niedersten Ascomyceten Endomyces Mag- nus i i und E. vernalis. Auch bei dem parasitischen E. d e c i p i e n s ist die Entwickelung aus Formen der Baumflüsse nicht unwahrschein- lich, da ja der Hallimasch selbst Parasit der Bäume ist und da nach Brefeld das E. decipiens nicht erst in den Lamellen des Agaricus melleus sich ansiedelt, sondern bereits in den Frucht- körperanlagen vorhanden ist. Gleiches gilt auch für den von Fayod als Endomyces beschriebenen Parasiten des A g. r u t i 1 u s , während der bisher als Flechtenpilz (Ephebella Hegetsch weile ri Itzigs.) beschriebene mit einer Alge, Scytonema vergesellschaftete Pilz, der neuerdings von Zukal Endomyces Scytonematis benannt wurde, auf Scytonema schmarotzt. Ob es sich hier wirklich um einen Endomyces handelt, bleibt noch näher zu untersuchen. Der rosenrotbe Schleim, welcher mit dem Endomyces häufig zusammen vorkommt, besteht aus perlschnurartig zusammenhängenden oder ästige Hefesprossungen bildenden oder freien elliptischen, 8 — 10 u langen, 6 — 7 /i breiten Zellen mit, wie es scheint, feinkörniger Mem- bran und erinnert mehrfach (besonders an die Figuren 8 z. Th., 9, 10, 3 — hantelähnliche Bildungen finden sich öfter — ) an den von v. Wettstein beschriebenen pathogenen Rhodomyces Kochii v. Der Milch- und Rothtiuss der Bäume und ihre Urheber. 13 Wettst. (Sitzber. d. kais. Akad. d. Wiss. Bd. XCI. Abt. I. Febr.-Heft. 1885). Die Form sei einstweilen als Rhodomyces (?) dendro- rhous bezeichnet. Wie bereits erwähnt, sind es mehrere Pilze, deren einzelne Fäden oder Zellen kaum Färbung zeigen, die aber einen rothfarbenen Schleim bilden, Ascoidea, Fusarium, Rhodomyces. Es sei hier auch erwähnt, dass ich aus gewöhnlicher obergähriger Bierhefe einen löth- lichen Alkoholauszug erhielt. Ganz alte Kulturen von Endomyces M agil u sii zeigten bei mir früher gelbbraune Färbung. Ob auch auf den Birkenstöcken die gelbbraunen Schleimstellen einem Endomyces angehören — es fanden sich in ihnen gelbbraune Chlamydosporen etc. z. Th., wieder farblose Hyphen aussendend, konnte nicht entschieden werden. Jedenfalls kann zunächst nur fleissiges Durchmikroskopiren der verschiedenen Schleimsorten und können danach erst Reink ulturen von den höchsten Sporenformen aus den ganzen Entwicke- lungsgang der betheiligten Pilze enthüllen, da Kulturen von Oidien, Conidien etc. meist nur endlose Generationen niederer Fruchtformen ergeben. Sind nun der besprochene Milch- und Rothfluss, da wo sie an lebenden Bäumen auftreten, schädlich? Meine bisherigen Beobach- tungen dürften die Frage bejahen. Einmal zeigte ein Vergleich aller beschnittenen Bäume, dass solche, deren Astwunden mit Pilz- schleim bedeckt waren, weit länger bluteten, als andere. Hierdurch müssen die Bäume schliesslich entkräftet werden und es treten an den feuchten WTindstellen leicht allerlei Saprophyten auf. Dann findet ein langsameres und unvollständigeres Vernarben der W’unden statt, als unter normalen Verhältnissen. Einige Hainbuchen an dem Ort des üppigsten Auftretens des Milch- und Rothflusses zeigten so ab- norme Vernarbungswülste, dass ich nicht umhin konnte, anzunehmen, dass auch sie früher an diesen Flüssen litten. Die weite Verbreitung der Blutungspilze der Bäume scheint auf eine Infektion durch Vermittelung des Windes hinzudeuten; doch tragen mehr oder weniger regelmässig sicherlich auch die Insekten zur Verbreitung der Pilzkeime bei. Insekten — namentlich Fliegen und Mücken — traf ich allenthalben auch schon um Mitte April, als ich die Erscheinung zuerst beobachtete. An einzelnen Bäumen waren auch Coccinellen in Menge vorhanden. Bei der Infektion der Wurzel- stöcke der Birken, die so rasch und fast ausnahmslos erfolgt, wäre auch noch an eine Infektion vom Boden aus zu denken, der beim Verschleppen der gefällten Bäume und des Reisigs aufgewühlt uud aufgewirbelt und direkt auf die Stöcke verzerrt wird. Es bedarf noch besonderer Untersuchungen, ob die Sporenformen der Flusspilze im Boden, dem sie an manchen Stellen literweise zufliessen, eine weitere Entwickelung durchmachen und ob welche derselben hier eine längere Keimfähigkeit behalten. Greiz, am lü. Mai 1891. 14 Tetanus, Referate. Vaillard et Vincent, Sur le poison tetanique. (La Semaine möd. 1890. No. 51. p. 425.) In der Sitzung der Sociöte de biologie zu Paris vom 15. No- vember 1890 berichtete Vaillard über die gemeinschaftlich mit Vincent ausgeführten Untersuchungen über die chemische Natur des Tetanusgiftes. Eine 20 Minuten lang andauernde Einwirkung einer Temperatur von 60° C schwächt das Tetanustoxin ab, und dieselbe Zeit bei 65 0 C gehalten, verliert es seine Wirksamkeit vollständig. Sehr rasch wird es auch unter dem Einflüsse von Luft und Licht abge- schwächt. Bei Luftzutritt und einer 32stündigen Insolationsdauer verliert die Flüssigkeit ihr toxisches Vermögen gänzlich, sie behält es hingegen unverändert bei, wenn die Insolation bei Sauerstoffab- schluss erfolgt. Das Ansäuern des Filtrats ändert nichts an dessen toxischen Eigenschaften. Absoluter Alkohol fällt das Toxin theil- weise aus und das Präzipitat bringt bei Thieren tetanische Erschei- nungen hervor. Das Tetanusgift wird von gewissen Niederschlägen, wie Kalk- oder Thonerdephosphat, aus der Lösung zum Theile mit- gerissen. Wenn man einen solchen sorgfältig mit sterilisirtem Wasser ausgewaschenen Niederschlag noch feucht in stecknadelkopfgrossen Dosen an Meerschweinchen verimpft, erzeugt er intensiven und tödt- lichen Tetanus. Der im Vakuum getrocknete und bei freiem Luft- zutritt einen Monat lang aufbewahrte Niederschlag löste in der kleinen Menge von 0,5 mg bei einem Meerschweinchen typischen Tetanus aus und führte in 5 Tagen zum Tode des Versuchstieres. Die in dem Präzipitate enthaltene wirksame Substanz dialysirt lang- sam, aber vollständig. Das Tetanusgift ist demnach kein Alkaloid, es steht den Dia- stasen und dem Schlangengifte nahe. Es verhält sich wie diese un- wirksam, wenn es, selbst in grossen Dosen, in den Magen gebracht wird. Dagegen entfaltet es wie die Diastasen im Kreisläufe in mini- malsten Dosen — 0,5 mg des Kalkphosphatpräzipitats enthält 0,05 mg organischer Substanz — eiue energische Wirkung. Kral (Prag). Pia, E. F., De los adelantos que en la patogenia del tötanos ha realizado la teoria parasitaria. (Crönica mödico-quirürgica de la Habana. 1891. No. 3.) Ein in der Gesellschaft für klinische Studien am 10. Februar dieses Jahres gehaltener Vortrag, worin Verf. unter Vorzeigung von Präparaten die Geschichte des Ni colaier’scheu Bacillus und dessen ursächliches Verhältniss zum Starrkrampf auseinandersetzt und die noch immer dagegen erhobenen Einwände widerlegt. Sentinon (Barcelona). Tetanus. — Lepra. 15 Bruscliettini, A. , Sulla diftusione nell’ organismo del vcleno dcl tetano. (La Ri forma mcd. 1890. No. 225. p. 1346.) Um kennen zu lernen, wie das Tetanusgift von der Stelle aus, wo es gebildet wird, sich im Körper verbreitet, ob es eine bestimmte elektive Wirkung für gewisse Organe und Gewebe besitzt und auf welchen Wegen es vom Organismus eliminirt wird, unternahm Verf. eine Reihe von Versuchen, bei welchen er das Blut, Aufschwemmun- gen vom centralen Nervensystem, von den Nieren, Nebennieren und der Leber aus solchen Kaninchen, die mit dem von Tizzoni und Cattani isolirten Tetanusgift oder mit filtrirten und als steril be- fundenen Kulturen tetanisirt worden waren, an frische Thiere sub- kutan verimpfte. Bei diesem Vorgänge zeigte sich das Blut der chemisch tetani- sirten Kaninchen in der Mehrzahl der Fälle sehr toxisch und tödtete die Versuchsthiere am 4. Tage. Nach subkutaner Injektion wirkte in 2 Fällen von 4 die Intumescentia lumbalis toxisch, in 2 Fällen brachte die Emulsion vom Bulbus und von der Intumescentia cervicalis bei Thieren keiue tetanischen Erscheinungen hervor. Nach Injektionen in den Ischiadicus war die Int. lumbalis immer (8 Fälle) giftig, 3 Versuche mit der Emulsion vom Bulbus und von der Int. cervicalis blieben resultatlos. Nach subduraler Injektion war in der Mehrzahl der F'älle Gehirn und Bulbus toxisch, die Injektion mit der Emulsion der Int. lumbalis hingegen blieb immer erfolglos. Konstant negative Resultate ergaben ferner Injektionen mit Aufschwemmungen von lieber und Nebennieren. Im Gegensätze hierzu erwiesen sich die Nieren immer einineut toxisch. Das Tetanusgift verbreitet sich demnach in einer dem Wuthgifte analogen Weise entlang dem Nervensystem und durch das Blut. Die Diffusion findet im auf- und im absteigenden Sinne statt und ebensowohl bei direkter Einführung des Giftes in das Nervensystem, als auch wenn es in das subkutane Bindegewebe injizirt wird. Das langsame Fortschreiten der Diffusion im Nervensystem schliesst die Annahme aus, dass die Giftigkeit des letzteren nur einfach von jener bereits im Blute beobachteten abhänge. Das Tetanusgift wird, wenn es in das Blut gelangt ist, vom Organismus durch die Nieren aus- geschieden. Kral (Prag). Boinet, Edouard, LaLäpreäHano i (T o n k i n). (Revue de Med. X. 1890. No. 8. p. 609.) In dem wenig bewohnten Hochlande und in den Gebirgen von Tonkin ist Lepra selten, im Delta hingegen häufig anzutreflen. Es sind in der Nähe der dichten Bevölkerungscentren des Landes mehrere Leproserien vorhanden, von welchen das Lepradorf von Hanoi, etwa 2 Kilometer von der gleichnamigen französischen Niederlassung ent- fernt, eines der merkwürdigsten Lepraasyle darstellt. Hier leben die Kranken in einer von undurchdringlichen Bambushecken umschlossenen und von Pfützen durchzogenen Niederung in engen Strohhütten unter den denkbar schlechtesten hygienischen Verhältnissen, den Friedhof mit den nachlässig mit Erde bedeckten leprösen Kadavern in un- 16 Lepra. — Aktinomykose. mittelbarer Nähe ihrer Wohnstätten. Vcrf. führt zwei Fälle an, bei welchen die Uebcrtragung der Lepra vom Kadaver auf den ge- sunden Menschen stattgefunden hatte. Die Lepra erscheint nur aus- nahmsweise vor dem 3. und entwickelt sich selten mehr nach dem 40. Lebensjahre. Nach den Angaben der Dorfvorstände und der Le- prösen sollen 80 — 90 °/0 der Kinder von Leprösen wieder leprös werden. Indes konnte Verf. bei 80 genau beobachteten Fällen 61- mal die Abwesenheit der Erblichkeit sicherstellen und auch bei den übrigen 19 Fällen war eine andere Uebertragungsart nicht ausge- schlossen, wofür das späte Auftreten der Lepra bei Kindern und ihre relative Immunität, wenn sie rechtzeitig von ihren leprösen Eltern entfernt werden, spricht. Fälle von kongenitaler, konzeptioneller oder tardiver hereditärer Lepra kamen in Hanoi nicht zur Beobachtung. Obzwar viele gesunde Individuen eine Reihe von Jahren (5 Fälle durch 8 — 10 Jahre) in engster Intimität mit Leprösen zusammen- lebten, ohne die Krankheit zu acquiriren, geht andererseits aus einigen mitgetheilten Fällen eigener Beobachtung hervor, dass Lepra über- tragbar ist. Die Ansteckung kann erfolgen 1) bei verlängertem Aufenthalte in einer Strohbütte, die mit Leprabacillen aus den einge- trockneten Sputa, aus Epidermisschuppen, etc. impräguirt ist; 2) durch intimen Verkehr ; 3) durch den Gebrauch der annamitischen Pfeife, welche von Mund zu Mund geht, ohne gereinigt zu werden; 4) durch die Gewohnheit annamitischer Mütter, den Reis zu kauen und direkt in den Mund ihrer Säuglinge zu schieben ; 5) durch die Benützung der Utensilien von Leprösen und 6) vielleicht auch durch den Ge- nuss des von Leprösen verunreinigten Wassers. Uebertraguugsversuche auf Affen, Hunde und Ziegen durch Ver- impfuug von Blut, Eiter und Reinkulturen gaben negative Resultate. Im Blute Lepröser konnte der Leprabacillus häufig gefunden werden, besonders im Blute aus Knoten, weniger häufig im Blute aus der normalen Fingerpulpa. Reinkulturen des Leprabacillus auf Agar entwickelten sich bei der ziemlich konstanten natürlichen Temperatur von 30 — 32° C in circa 6 Tagen. Die mikroskopische Untersuchung derselben liess die verschiedenen Evolutionsformen des Mikroorganis- mus sehen. Eine ausführliche Darstellung der verschiedenen Lepraformen, wie sie in Tonkin Vorkommen, ferner Vorschläge von, den Lokalver- hältnissen angepassten , prophylaktischen Maassnahmen bilden den Schluss der Arbeit. Kral (Prag.) Fischer, W., Beitrag zur Aetiologie der Aktinomykose. (Centralbl. f. Chirurg. 1890. No. 22. p. 413.) Ein ländlicher Arbeiter stach sich beim Kauen eines Gersten- kornes die Granne desselben in die Zunge ein. Letztere schwoll nach 8 Tagen an der verletzten Stelle an, die Geschwulst erreichte nach 14 Tagen Haselnussgrösse und wurde nach 18 Tagen gespalten. Der in diskreter Menge vorhandene Eiter und die Granulationen enthielten unzählige gelbe Körnchen, welche sich mikroskopisch als typische Strahlenpilze erwiesen. Das mitentfernte Granneufragmeut war vom Pilze durchwachsen und auch die Grannenstacheln mit Pilzdrüsen be- Purpura liaemorrhagica. 17 deckt. Mit Recht empfiehlt Verf. die Untersuchung des aktinotnyko- tischen Eiters auf etwa vorhandene Pflanzentheile, um die Aetiologic der Erkrankung klar zu stellen. Kral (Prag). Kolb, M., Zur Aetiologie der idiopathischen Blut- fleckenkrankheit (Purpura liaemorrhagica, Morbus maculosus Werlhofii). (Arbeiten a. d. Kaiserl. Gesundheits- amte. Bd. VII. S. 60.) Kolb hatte Gelegenheit, 5 Fälle der genannten Krankheit zu untersuchen, von welchen 3 tödtlich endigten. Im Blute der Lebenden waren keine Bakterien zu finden, dagegen Hess sich in den Organen der 3 — 4 Stunden nach dem Tode obduzirten Verstorbenen durch Färbung, Kultur und Thierversuch eine bestimmte, nach den beweisen- den Untersuchungen des Autors als die Ursache der Krankheit anzu- sehende Bakterienart ermitteln. Sie besteht in ovalen, etwas plumpen Stäbchen mit abgerundeten Enden, ohne Eigenbewegung, meist in Form von Diplobacillen an- einanderhängend und ab und zu Scheinfäden bildend. Im Thierkörper erscheinen sie etwas grösser und haben hier manchmal auch eine schwer färbbare Kapsel, welche in Kulturen stets fehlt. Sie wachsen auf den gebräuchlichen Nährböden bei Zimmer- und Körpertemperatur. Das Optimum liegt bei 30—36° ; unter + 3° uud über 43° C findet keine Entwickelung mehr statt ; bei 56,5 0 C gehen sie zu Grunde ; Sporen werden nicht gebildet. Die Aufnahme der Anilinfarben erfolgt etwas langsam, das Gr am’ sehe Verfahren ist nicht anwendbar. Der Bacillus, ein fakultativer Aerobe, bevorzugt alkalische Nähr- medien und bildet auf Gelatine den Typhusbakterienkolonieen ähn- liche, leicht abhebbare Ansiedelungen mit gebuchteten und gezackten Rändern. Diese Lappung tritt auf Blutserum und Agar zurück. Auf Kartoffeln entsteht ein weisser, feucht glänzender, leicht abhebbarer Streifen. Flüssiges Blutserum und Bouillon trüben sich bald ; letztere wird in der Folge unter Abscheidung eines Bodensatzes wieder klar. Thier versuche machte Verf. im Ganzen 405. Bei den empfäng- lichen Thieren erfolgte Blutaustritt in die verschiedensten Organe. Zu jenen gehören Hunde, weisse und Feld-Mäuse und namentlich Ka- ninchen, während Meerschweinchen fast und Tauben ganz refraktär sich verhalten. 1 Tropfen Bouillonkultur tödtet Mäuse nach 2 — 3 Tagen ; im Blute und in den Organen, besonders in der Milz und Leber, dagegen selten in den Lungen werden die Bacillen in grosser Menge gefunden. Kaninchen erkranken nach intraabdomineller In- jektion von */ 2 — 1 ccm und sterben von mehr als 1 ccm Bouillon- kultur binnen 1 — 3 Tagen mit charakteristischen Blutaustritten. Hunde bekommen auf 0,3 — 1 ccm hämorrhagische Infektion und er- liegen derselben nach Einverleibung von 2 ccm der Kulturen. Ihre Virulenz scheint vom 10. Tage an allmählich abzunehmen, sie kann jedoch durch Impfung auf Feldmäuse ihren ursprünglichen Grad, ja noch in gesteigertem Maasse erreichen. Auch Injektionen von Kulturen, welche durch Erwärmen auf 57,5° C oder Filtriren durch Thonzellen keimfrei gemacht sind, tödten in einer Dosis von 0,3— 0,5 ccm Mäuse und von 3 ccm Kaninchen X. bd. 2 18 Pemphigus — Favus. unter den gleichen pathologisch-anatomischen Erscheinungen wie keimhaltige. 1 3 gut gelungene photographische Abbildungen des hämorrhagisch erkrankten Hautorgans zweier Versuchsthiere, von Ausstrich- und Schnittpräparaten, sowie von 2 Platten- und 1 Strichkultur vervoll- ständigen die Arbeit. Das Photogramm der letzteren zeichnet sich durch das Fehlen aller störenden Reflexe, die oft nicht leicht zu ver- meiden sind, aus. Heim (Würzburg). Faber, Knud, Ueberdeu akuten ko ntagiösen Pemphigus. (Monatshefte f. prakt. Dermatologie. Bd. X. 1890. S. 253.) Faber hatte Gelegenheit, eine kleine Endemie des Pemphigus acutus neonatorum in Kopenhagen zu beobachten , welche da- durch interessant war, dass als Infektionsquelle eine erwachsene Person cruirt werden konnte. Die Mutter des zuerst angegriffenen Kindes hatte drei Tage vor der Erkrankung desselben einen Ausschlag auf einer Wage bekommen, der als Impetigo contagiosa diagnosti- zirt wurde. Ausser ihrem eigenen Kinde hatte sie auch das zweite, ebenfalls zuerst auf dem Kinn angegriffene, kurz vor dessen Erkran- kung gesäugt und das dritte Kind lag im Bett nebenan. Der Zu- sammenhang zwischen der Krankheit der Mutter und der Kinder wurde noch klarer, als das zweite Kind, nacbem es zu seiner eigenen Mutter zurückgekommen war, bei dieser gleichfalls eine Impetigo contagiosa hervorrief. Verf. kommt daher zu dem Schluss, dass der Unterschied, der zwischen dem Pemphigus neonatorum und der Impetigo contagiosa gemacht wird, unberechtigt ist; „es ist dieselbe Krankheit, die nur in den verschiedenen Aelteren mit verschie- denem Habitus auftritt.“ Die bakteriologische Untersuchung des In- halts einer noch ganz frischen Blase ergab den Staphylococcus pyogenes aureus und eine andere, bedeutend kleinere, für Mäuse nicht pathogene Staphylokokkenart, die auch auf den Menschen über- tragen, keine Reaktion hervorrief. Beide Bakterienarten sind selbst- verständlich, wie Verf. hervorhebt, für die Aetiologie des Prozesses bedeutungslos, so dass also für den Augenblick die Ursache des an- steckenden Pemphigus noch nicht nachgewiesen ist. Ledermann (Breslau). Morris, Malcolm, An extensive case of favus. (The Brit. Journ. of dermatology. 1891. April.) Morris berichtet ausführlich über einen Fall von ausgedehntem Favus, bei welchem der zum grossen Theil der Haare beraubte Kopf, der Rücken, die Hand- und Fussnägel mit den charakteristischen Scutulis besetzt waren. Die Kranke starb an Phthisis. Auffallend ist erstens die hochgradige Nagelerkrankung, die zu völligem Schwund der Hornsubstanz geführt hatte, sodann die schnelle Aus- breitung des seit 14 Jahren bemerkten, jedoch ziemlich stabil ge- bliebenen Prozesses in den letzten zwei Monaten zugleich mit dem Ein- setzen der akuten Phthise. Zum Schluss macht Verf. auf das seltene Vorkommen von Favus in London aufmerksam und zählt die in den letzten Jahren dort beobachteten Fälle auf. Ledermann (Breslau). ÖhrerkrankuDgeu und Diphtherie. 19 Moos, S., Histologische und bakteriologische Unter- suchungen über Mittelohrerkrankungen bei den verschiedenen Formen der Diphtherie. (S.-A. a. d. Zeitschr. f. Ohrenheilkunde. Bd. XX.) 8°. 30 S. 8 Tafeln. Wies- baden 1890. Verf. führt aus, dass die primäre Rachendiphtherie seltener mit Affektionen des Mittelohrs komplizirt ist, als die Scharlachdiphtherie; dass ferner bei letzterer die Mittelohraffektionen häufiger doppelsei- tig, bei der primären Rachendiphtherie häufiger einseitig sind; end- lich, dass Parotitis bei der primären Rachendiphtherie höchst selten vorkommt. Nach den Beobachtungen des Verf.’s kann diphtherische Mittelohraffektion längere Zeit bestehen ohne manifeste Symptome, ohne Eiterung, ohne Perforation u. s. w. Die Dauer der Krankheit aber beträgt in den mit Tod endenden Fällen durchschnittlich 6,1 Tage. Bei den angedeuteten Verschiedenheiten im Verlaufe der genui- nen und der Scharlachdiphtherie bezüglich der Ohrerkrankungen suchte M. festzustellen, ob und welcher anatomischer Unterschied zwischen beiden bestände, und ob dieselben durch verschiedene Mikro- organismen hervorgerufen würden. Er machte 6 Sektionen an Diph- therie mit Ohraffektionen zu Grunde gegangener Kinder, von denen je 3 an Diphtherie bezw. Scharlach gelitten hatten. Von den 3 Diph- therischen waren 2 5 Jahre, 1 3 Jahre 5 Monate alt ; sie waren 2, 6 bezw. 8 Tage krank gewesen ; von den 3 Scharlachkranken waren 2 1 Jahr 10 Monate, das dritte 7 Jahre alt, sie waren 5, 18 bezw. 38 Tage krank gewesen. Der äussere Gehörgang war in allen Fällen frei, das Trommel- fell nicht perforirt, jedoch serös durchfeuchtet, glanzlos, die Schleim- haut desselben in 3 Fällen injizirt. Der Binnenraum der Pauken- höhle enthielt in 2 Fällen eine gelbgrünliche, trübe Flüssigkeit, welche abgestossenes Epithel und Körnchenzellen enthielt. In einem Fall von nekrotischer Scharlachangina bestand Nekrose der knorplig- häutigen Tuba. In der Schleimhaut der Labyrinthwand sah M. schon vom 2. Tage an die Blutgefässe grossentheils strotzend mit Blut ge- füllt, hier und da durch Einwirkung der in allen Fällen vorhandenen Mikrokokken nekrotisch und in Folge dessen kleinere und grössere Blutungen. Die ganze Dicke der Schleimhaut war durchsetzt von einem Netz von Fibrin, dessen Maschen infiltrirt waren mit Leuko- cyten. Diese verwandeln sich des Weiteren in Körnchenkugeln, zer- fallen theilweise oder verfallen der hyalinen Degeneration. Eine Pseudomembran auf der Schleimhaut der Labyrinthwand fand sich nur in einem von den 6 Fällen. Dagegen zeigten die knöchernen Theile der letzteren und die Binnenmuskeln des Ohrs tiefgreifende Veränderungen. An Mikroorganismen fand M. mikroskopisch — von Züchtungs- versuchen erwähnt er nichts — keine Bacillen, sondern nur „Mikro- kokken und Streptokokken“, und zwar ganz gleichartig bei genuiner wie bei Scharlachdiphtherie. Bei septischer Diphtherie waren die- selben nur in grösserer Verbreitung vorhanden. Bei der sogenannten Scharlachdiphtherie wird uns das nicht wundern, da ja diese überhaupt durch Streptokokken erzeugt wird. 2* 20 Uiitersuehungsmellmdeii, Instrumente etc. Das gleiche Verhalten bei genuiner Diphtherie erklärt M. wohl mit Recht durch die Erfahrung, dass die spezifischen Bacillen sich im Organismus von der Infektionsstelle aus nicht weiter verbreiten, während die sekundär eingewanderten Mikrokokken dies thun. Eine historische Uebersicht über die Veröffentlichungen , be- t reffend den Diphtheriebacillus, ein Litteraturverzeichniss und 12 vorzügliche Lithographieen, die M.’s mikroskopische Befunde er- läutern, vervollständigen die lesenswerthe Studie. M. Kirchner (Hannover). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Hippins, Ein Ap parat zum Sterilisiren der Milch im Hause. (Berlin, klinische Wochenschrift. 1890. No. 45.) Der Wunsch, die mit der Handhabung des Soxhl et’ scheu Appa- rates verbundene Unbequemlichkeit und Arbeit zu vermeiden, hat den Verf. zur Konstruktion eines Milchsterilisirungsapparates geführt, die auf dem gleichen Prinzip beruht, wie der vom Ref. angegebene. Die Milch befindet sich in einem 1 Liter fassenden bimförmigen Gefäss aus Glas, das unten einen mit Glashahn verschliessbaren Ausfluss, oben eine weite Oeffnung besitzt. Dieselbe ist durch einen luftdicht schües- senden Deckel verschlossen, der in einem abwärts gekrümmten Glas- rohr ein W'attefilter trägt. Der ganze Apparat steht in einem Blech- gestell und ist ausserdem nur mit 2 Saugflaschen und 4 Saugern ausgerüstet. Die Sterilisirung soll nicht im Wasserbad, sondern über freiem Feuer geschehen, wobei durch Einsetzen eines Soltmann- schen Rückflusskühlers das Ueberkochen der Milch verhindert werden soll. Das Ganze macht den Eindruck eines kostspieligen und kom- plizirten Laboratoriumversuches, dürfte aber für die Sterilisirung im Hause, abgesehen von anderen Mängeln, viel zu kostspielig und zu zerbrechlich sein. Escherich (Graz). Litten, M., Die Centrifuge im Dienste der klinischen Me di ein. (Deutsche med. Wochenschrift. 1891. No. 23.) Litten berichtet über die Resultate, welche unter Anwendung einer von Stenbeck konstruirten Handcentrifuge bei der Unter- suchung verschiedener, besonders pathologischer Körperflüssigkeiten erzielt wurden. In bakteriologischer Hinsicht erwähnt er, dass diese Methode für die Auffindung vereinzelter Tuberkelbacillen im Urin etc. mit Vortheil zu verwenden sei. Für die Untersuchung des Harns auf anderweitige Bakterien hat das Verfahren noch den besonderen Vorzug, dass man eine Vermehrung etwaiger nachträglich in den Urin gelangter Mikroben, welche sich sonst im stehenden (sedimen- tirenden) Urin reichlich entwickeln, vermeidet, da meist schon ein Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etti. 2l einmaliges Centifugiren von 3 Minuten Dauer genügt, um sämmtliche körperliche Elemente auszufällen. In Urinen, welche mittelst vorher ausgeglühten Katheters entleert wurden, konnte L. öfters durch mikro- skopische Untersuchung des mittelst der Centrifuge erhaltenen Sedi- mentes Mikroorganismen in reichlicher Menge nachweisen. Speziellere Thatsachen sollen später mitgetheilt werden. Die Angabe von Bizzozero, dass sich in frisch gelassenem Harn nicht selten Sac- charomyces finde, konnte L. nicht bestätigen. Auch tür die Untersuchung von pleuritischen Exsudaten — namentlich der fibrin- reichen, rasch erstarrenden, aus welchen man durch Centrifugiren die corpusculären Elemente noch vor der Gerinnung ausfällen kann — von Cystenflüssigkeiten u. s. w. empfiehlt Verf. das von ihm ge- schilderte Verfahren. R. Stern (Breslau). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Horwitz, Orville, Apparent antagonism bet w een the Streptococci of Erysipelas and Syphilis. (Philadelphia Med. News. No. 949. 1891. p. 324.) Verf. berichtet über 2 Fälle von Syphilis, die der spezifischen Behandlung eine längere Zeit widerstanden, dann aber nach dem Auftreten eines zufällig acquirirten Erysipels rasch der Heilung zuge- führt wurden. Bei dieser Heilung oder zum mindesten Virulenz- modifikation der Syphilis durch die Invasion mit Erysipel scheint ein gewisser ähnlicher Antagonismus zwischen den Mikroben der beiden Krankheiten zu bestehen, wie er zwischen dem Friedlän- d e r ’ sehen Pneumobacillus und dem Anthraxbacillus und zwischen anderen Mikroorganismen vorhanden ist. Kral (Prag). Bombicoi, CR, Sulla resistenza alla putrefazione del virus tetanico. (La Riforma med. 1890. No. 227. p. 1360.) Die Ergebnisse seiner Untersuchungen über die Widerstands- fähigkeit des tetanischen Virus gegen Fäulnissprozesse führen Verf. zu den nachfolgenden Schlüssen. Der T et an u s b aci 1 1 u s widersteht der Fäulniss sehr lange, mag sie an der Luft, im Wasser oder in der Erde vor sich gehen. Die Widerstandsfähigkeit ist bei einer etwas höheren und konstanten Temperatur grösser; sie war geringer, wenn am Beginne des Ver- suches eine sehr niedrige Temperatur herrschte. Zunächst findet im Fäulnissherde eine Vermehrung der Tetanusbacillen statt, die später sistirt; dann werden nur mehr Sporen gefunden und schliesslich lässt sich das Vorhandensein des Mikroorganismus durch kein Mittel mehr nachweisen. Daneben geht gleichzeitig eine graduelle Abschwächung und der endliche Verlust der Virulenz des Tetanusbacillus einher. Bei der Fäulniss unter der Erde gelangen die Bacillen, 22 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. wenn sie im Fäuluissherde verschwunden sind, in das benachbarte Erdreich, was mit vieler Wahrscheinlichkeit eher einer Vermehrung der Tetanusbacillen daselbst, als einem Transporte durch Filtrations- wässer zugeschrieben werden könnte. Dieser Uebertritt der Tetanus- bacillen aus dem Fäulnissherde in die Nachbarschatt wurde unter Sand nie beobachtet. Die Infektion des Bodens liesse sich demnach durch das Begraben tetauischer Kadaver im Sand wesentlich be- schränken. Kral (Prag). Bombicci, L., Deila disinfezione d e g 1 i a m b i e n t i i n f e 1 1 i da virus tetanico. (La Riforma med. 1890. No. 234. p. 1400.) Tetanussporen werden von Kalkmilch nicht abgetödtet und schwefelige Säure bewirkt nur eine Abschwächung derselben. Da- gegen üben Chlorgas, käuflicher Chlorkalk und Steinkohlentheer eine kräftige desinfizirende Wirkung auf Tetanussporen aus. Chlorkalk verliert durch Versetzen mit Kalkmilch nichts von seinem desinfizi- renden Vermögen. Verf. empfiehlt daher zur Desinfektion von mit Tetanusvirus iu- fizirten Räumen und zwar für die atmosphärische Luft nascirendes Chlorgas, für Mauerwände Chlorkalk 10, Wasser 100; oder besser Chlorkalk 10, Aetzkalk 25, Wasser 100, da diese Mischung gleich- zeitig als Desinfektions- und als Tünchmittel dienen kann, und schliesslich für Holzwände den Steinkohlentheer. Kräl (Prag). Cantani, A. , Süll’ antisepsi intestinale. (Giorn. intern, delle scienze med. 1890. Fase. 19. p. 741.) Die im Darmkanal des lebenden Organismus angesiedelten patho- genen Mikroorganismen können daselbst wohl nur in den seltensten Fällen durch chemische Agenden abgetödtet werden, es dürfte indes genügen, sie an ihrer Vermehrung zu hindern oder sie abzuschwächen. Dies wurde durch Einführung verschiedener Antiseptika per os und per anum zu erreichen versucht. Auf ersterem Wege konnten nur solche Stoffe eingeführt werden, die im Magen keine Verände- rungen erleiden, aber auch wegen ihrer Unlöslichkeit auf die Darm- wandungen und die Mucosa keine desinfizirende Wirkuug ausüben, während die flüssigen absorbirbaren Desinfektionsmittel ihrer Giftig- keit halber bloss in kleinsten Mengen anwendbar sind und kaum un- zersetzt dorthin gelangen, wo sie wirken sollen. Der letztere Weg ist der nächste und kürzeste. Mittelst Enteroklyse kann, entsprechend der Höhe der Flüssigkeitssäule, das Desinfiziens bis in den Magen getrieben werden und in allen Theilen des Darmkanals seine volle Wirksamkeit entfalten. Es stellte sich heraus, dass neben anderen mehr oder weniger wirksamen Stoffen die Gerb- und die Phenyl- säure die zweckentsprechendsten Desinfektionsmittel sind. Insbe- sondere die Gerbsäure kann in solchen Mengen und Konzentratious- graden angewendet werden, wie es per os unthunlich wäre. Sie hebt die vegetative Thätigkeit der Bakterien auf und macht gleichzeitig die von ihnen erzeugten Gifte unschädlich. Kommabacillen in Fleisch- brühe bei 37° werden von einer 0,5 °/0 Gerbsäurelösung in der Ent- wickelung gehindert und der grösste Theil derselben binnen 6 Stunden Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickeiungshemmung etc. 23 abgetödtet, von einer 1,5° j0 Lösung schon nach 1 1/2 Stunden. Eine stei ilisirte Kommabacillenbouillonkultur bringt beim Hunde, intraperi- toneal injizirt, Vergiftungserscheinungen hervor. Das Thier bleibt ge- sund, wenn die Kultur mit 0,6% Gerbsäure versetzt worden war. Wahrscheinlich gehen die Gifte unschädliche Tanninverbindungen ein. Gegen Darmkatarrhe mit Diarrhöe und gegen Dysenterie bildet die Tanninenteroklyse ein vorzügliches Mittel. Sie scheint im Initial- stadium bei Ileotyphus ähnlich wie die Salzsäure- und die Phenyl- säureenteroklyse abortiv zu wirken. Kral (Prag). Linossier, GL, Action de l’acide sulfureux sur quelques Champignons inferieurs et en particulier surlesle- vüres alcooliques. (Annales de l’Institut Pasteur. Tome V. 1891. No. 3. p. 171.) Die Giftigkeit der schwefligen Säure ist sehr verschieden, nicht nur den verschiedenen Organismen gegenüber, sondern auch bei der- selben Spezies nach der Zeitdauer der Einwirkung, der Temperatur, der chemischen Zusammensetzung des Substrates, in welchem die Einwirkung stattfindet; sie variirt mit dem Alter des betreffenden Organismus, mit der individuellen Widerstandsfähigkeit jeder einzelnen Zelle, und diese Widerstandfähigkeit ist oft sogar bei Zellen derselben Züchtung eine sehr verschiedene. Doch gibt es für jede Art, unter gleichen Versuchsbedingungen, Dosen, welche nie tödten, solche, welche manchmal tödten, und solche, welche immer tödten; die letzteren wurden vom Verf. bestimmt. Er benutzte Lösungen von schwefliger Säure in destillirtem Wasser, welche im Liter 500, 200, 100, 40, 20, 10, 4 und 2 ccm Gas enthielten. Auf 100 ccm jeder dieser Lösungen gab er 1 ccm einer Reinkultur des zu untersuchenden Pilzes. Nach verschiedenen Zeiträumen wurden Tropfen herausgenommen und in eine der Art des betreffenden Pilzes zusagenden Nährlösung gegeben, um hier das etwaige Wachsthum zu beobachten. Die Versuche wurden mit den folgenden Pilzen angestellt: Eine Bierunterhefe, zwei Hefen von Trauben, drei Hefen von Erd- beermost, eine Hefe, welche von Duclaux Mycolevüre genannt ist, zwei Varietäten vonMycoderma vini, der Soorpilz und Aspergillus niger. Er erhielt die folgenden Resultate: Eine Lösung, die ein Fünftel ihres Volums an schwefliger Säure enthält, tödtet die obengenannten Arten innerhalb einer Viertelstunde, mit Ausnahme des Soorpilzes ; bei diesem bedarf man nämlich dazu 500 ccm im Liter. Eine zehnstündige Einwirkung wirkt auf alle die angeführten Arten tödtlich, wenn die Lösung im Liter 100 ccm schweflige Säure enthält. Wenn die Einwirkung 24 Stunden dauert, sind nur noch 40 ccm der Säure auf den Liter nöthig, um die Arten zu tödten, mit Aus- nahme einer der Varietäten von Mycoderma vini, das 100 ccm be- darf. Wie Verf. selbst hervorhebt, gelten die angeführten Zahlen nur für die angegebenen Versuchsbedingungen. Emil C h r. Hansen (Kopenhagen). 24 Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Kntwic.kelungshetnmung etc. Billings, Frank S., Preventive inoculation. (The Times and Register. Vol. XXI. 1890. No. 9.) Der Aufsatz zerfällt in zwei Theile: experimentelle Impfung und Schutzimpfung. Der zweite Theil fasst die bisherigen Ergeb- nisse der verschiedenen Schutzimpfungen zusammen und bietet nichts wesentlich Neues. Der erste Theil dagegen zeugt von einer so eigen- thümlichen Auffassung der Bakteriologie , dass man entweder an- nehmen muss, der Verfasser habe sich nicht eingehend mit Bak- teriologie beschäftigt, oder dass seine Thierexperimente nicht recht geglückt seien und ihn dies zu solchen Behauptungen geführt habe. Wenn der Verf. das Wort kontagiös so erklärt, „dass das- selbe logisch gesprochen nur das In -Berührung -Kommen mit einem ansteckenden Element ohne Rücksicht auf dessen Ursprung be- deutet“ , so dürfte er mit seiner Definition ziemlich allein stehen. Der Verfasser nimmt einen ganz eigenthümlichen Standpunkt ein, wenn er schreibt: „Ein moderner Schriftsteller sagt, dass der ausschlaggebende Beweis der Kontagiosität der Tuberculose erst erhalten wurde, als die Erfolge der Impfung von Kaninchen und Meerschweinchen bekannt wurden. Unsinn ! Der ausschlag- gebende Beweis ist der Erfolg der Berührung zwischen gesunden und kranken Individuen der Art, bei welcher die Krankheit natür- licherweise auftritt oder auf natürlichem Wege durch Zufall über- tragen wird. Nach diesen absurd unlogischen Beobachtern patho- logischer Erscheinungen würde die Syphilis nicht kontagiös sein, weil sie nicht durch Impfung auf Hausthiere übertragbar ist.“ Ebenso merkwürdig ist die Ansicht, „dass eine exogene Krankheit eine solche ist, welche beständig den Ort ihres ersten Ursprungs nicht in, sondern ausserhalb eines thierischen Organismus fin- det, also in der Erde etc.“ Eine Krankheit, die in der Erde beginnt und dann sich auf Thiere überträgt, dürfte wohl noch un- bekannt sein. Migula (Karlsruhe). Stepp, Ueber die Chloroformbehandlung des Typhus. (Münchner med. Wochensch. 1890. No. 45.) Verf. hat 18 Fälle von Typhus durch innerliche Dareichung des Chloroforms (1,0:150,0 in 3 Theilen täglich) behandelt und glaubt dadurch jedesmal die Krankheit günstig beeinflusst zu haben. Er erreichte Abnahme der Somnolenz und Delirien, Reinigung der Zunge, Besserung des Allgemeinbefindens und Abkürzung des Fieberstadiums, dessen Dauer bei dieser Behandlung in dem schwersten Fall 19, in dem günstigsten nur 8 Tage betrug. Unangenehme Nebenwirkungen des Mittels hat Verf. niemals gesehen, wie ja auch die verabreichte Dose zu klein war, um Schaden anzurichten. Verf. nimmt an, dass das Chloroform den Körper unzersetzt passirt und auf seinem Wege in demselben Gelegenheit findet, die Typhusbacillen vermöge seiner antibakteriellen Eigenschaften un- mittelbar zu schädigen. K ü b 1 e r (Oldenburg). Bakteriol. vom X. internationalen medieinischen Kongresse zu Berlin. 25 Originalberichte über Kongresse. Bakteriologisches vom X. internationalen medieinischen Kongresse zu Berlin, 4. — 9. August 1890. (Schluss.) Aus den Abtheilungs-Sitzungen. VIII. Abtheilang: Geburtshülfe und Gynäkologie. Herr Rein (Kiew), Asepsis oder Antisepsis bei Lapara- tomieen? Die Hauptaufgabe der modernen Prophylaxe besteht darin, die Sterilität der Wunde zu erreichen. Ebenso müssen alle Gegenstände, welche mit der Wunde in Berührung kommen, sterilisirt werden, wozu sich am besten gespannter Dampf von 110 — 120° C eignet. Sterili- sirtes Wasser ist in den Krankenhäusern mit centraler Wasser- heizung vorhanden und kann direkt den Leitungsröhren entnommen werden, überdies wird es an der Klinik des Vortr. noch durch ein Pasteur-Chamberland’sches Filter filtrirt. Durch lang an- dauerndes Waschen der Luft des Operationszimmers mit stark zer- streutem Strahl aus der Wasserleitung kann der Keimgehalt der Luft beträchtlich vermindert werden. Einmal wurden auf den während einer halben Stunde vor der Operation exponirten Platten gar keine und auf den während der Operation exponirten nur eine einzige Kolonie erhalten. Die in letzter Zeit vorgenommeue systematische Durchspülung des Operationsraumes scheint die Luft fast sicher von Bakterien zu befreien. Mit solchen Maassregeln können sterile Wunden erzielt werdeu. Aus den exzidirten Gewebsstücken wurden Röhrchen- und Platten- kulturen auf den verschiedenen Nährböden, meistentheils nach Be- endigung der Operation angelegt, wobei begreiflicherweise nicht immer alle bakteriologischen Kautelen beobachtet werden konnten. Trotzdem erwiesen sich in 4 von 7 Fällen die Gewebe aus der Bauchwunde als vollkommen steril. Blut und Blutgerinnsel, die mit dem Schwamme aus dem Grunde des Douglas’scheu Raumes herausgeholt wurden, zeigten sich in 5 von 10 Fällen ebenfalls steril. Ausserdem unter- suchte Vortr. noch Ascitesflüssigkeit, Thromben aus dem torquirten Theile der Cyste etc., schliesslich auch Stückchen, die von der Schnitt- fläche des Stieles stammten und sich in 6 von 9 Fällen steril er- wiesen. (Vortr. demonstrirt verschiedene bisher steril gebliebene Ge- webe aus der Bauchwunde und der Bauchhöhle.) Den bakteriologischen Resultaten entsprechen die klinischen Be- obachtungen an 87 nach diesen Prinzipien ausgeführten Laparatomien : Mortalität 2,2°/0, Morbidität (d. h. Fieber über 38°) 22,7 °/0. 26 Bakteriol. vom X. internationalen medicinischen Kongresse zu Berlin. Die rationellste Prophylaxe der Wunde sollte demnach eigentlich weder als aseptische noch als antiseptische Methode angesehen werden, sondern wäre besser als Sterilisationsmethode der Wund- behandlung zu bezeichnen. Weil aber sterile Luft bisher nicht sicher beschaffbar ist, darf wohl in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle von der Einführung mässiger Quantitäten von Desinfektions- mitteln in die Wunde noch nicht völlig Abstand genommen werden. XVII. Abtheilung: Gerichtliche Medicin. Herr Kratter (Innsbruck), lieber die Bedeutung der Ptomain e für die gerichtliche Medicin. Vortr. prüfte das Verhalten von Strychnin gegen Kadaverextrakte (Selmi’sche Ptomaine) und fand, dass der Strychninnachweis durch dieselben nicht gestört wird. Es konnte aus Leichentheilen von nach 3 Monaten exhumirten Kadavern, mit denen es vermengt wurde, rein abgeschieden werden. Die bahnbrechenden Arbeiten Brieger’s haben der Lehre von den Ptomainen eine ganz neue Richtung gegeben. Während die Selmi’schen Ptomaine Körper von unbekannter Zusammensetzung sind, hat er chemische Individuen aus Leichen abgeschieden und deren Eigenschaften festgestellt. Vortr. konnte aus 1625 g 4 Monate lang gefaulten Organtheilen eines an Sublimatvergiftung verstorbenen Mannes unter peinlicher Einhaltung quantitativer Kautelen ausser Methylamin und Trimethylamin folgende Brieger’sche Ptomaine analysenrein abscheiden: Kadaverin, Putrescin und Mydin, und da- durch den Nachweis erbringen, dass diese Körper auch in geringen Mengen fauler Organe auffindbar seien und dass die Anwesenheit von Sublimat in Mengen, welche den Menschen tödten, im Körper die Bildung von Ptomainen nicht zu stören vermöge. Der Umstand, dass die Br ieger’ sehen Ptomaine nicht gleichzeitig, sondern nach einander auftreten und theilweise wieder verschwinden, während andere sich neu bilden, ist forensisch wichtig. In den ersten 2 Tagen ist nur Cholin vorhanden, dann entsteht Neuridin, während das Cholin allmählich verschwindet, dafür erscheint jetzt Trimethylamin. Das Neuridin ist nach 14 Tagen völlig verschwunden. Erst aus den Pro- dukten späterer Fäulnissstadien wird Kadaverin, Putrescin und Saprin gewonnen. Diese ungiftigen Ptomaine treten früher auf, als die giftigen Kadaverdiamine, die erst nach 2 — 3 wöchentlicher Fäulniss oder sogar erst nach Monaten gebildet werden. Es scheint nicht ausgeschlossen, dass für die Bestimmung der Zeit, wie lange eine Leiche im Wasser, in der Erde, im Boden gelegen sei, aus einer ge- nauen Kenntniss der Aufeinanderfolge und des Verschwindens der Ptomaine eine exakte wissenschaftliche Grundlage geschaffen werden kann. VI. Abtheiluug: Kinderheilkunde. Herr Escherich (Graz), Ueber Milchsterilisirung zum Zweck der Säuglingseruährung mit Demonstration eines neuen Apparates. Nachdem es sich als undurchführbar herausgestellt hat, deu Bakteriol. vom X. internationalen medicinischen Kongresse Zu Berlin. 27 Kontakt der Milch mit der Luft gänzlich zu vermeiden, stehen wir vor der Aufgabe, die in die Milch gelangten Keime möglichst bald zu tödten und die Milch in diesem sterilen Zustande zu erhalten. Das Erstere wird allgemein durch Erhitzen im Wasserbade oder im strömenden Dampf in einer für die Zwecke der Säuglingsernährung genügenden Weise erreicht. Die schwierigere zweite Aufgabe ist durch den Soxhlet’schen Apparat zum ersten Male und in glänzender Weise gelöst worden. Allein die Verbreitung desselben blieb doch nur auf den kleinsten Bruchtheil der Bevölkerung beschränkt, der über die Mittel, den Zeitaufwand und den Grad von Intelligenz ver- fügt, wie er zur Anschaffung und zur Handhabung desselben nöthig ist. So einfach das demselben zu Grunde liegende Prinzip in der Theorie erscheint, so wenig einfach gestaltet es sich in der Praxis wegen der damit verbundenen Vervielfältigung der Flaschen und Saugapparate, der grossen Zahl und raschen Abnützung der einzelnen Bestandtheile. Besonders bemerkbar machen sich diese Nachtheile da, wo es sich um Versorgung einer grösseren Zahl von Kindern handelt, also in Säuglingsspitälern, Kleinkinderbewahranstalten etc. Der Vortr. demonstrirt einen von ihm angegebenen, auf anderem Prinzip beruhenden Apparat, der von Th. Pimpe in Magdeburg her- gestellt ist. Der zur Aufbewahrung der Milch dienende cylindrische Blechtopf trägt am Boden den Ausflusshahn für die Milch; er ist durch einen Deckel luftdicht verschlossen, an welchem ein Sicher- heitsventil und ein Luftfilter angebracht ist, durch das die Luft nach Oeffnung eines gewöhnlich geschlossenen Ventils unter Zurücklassung der Keime in das Innere des Topfes eindringen kann. Ist dies der Fall, so kann durch Drehung des Hahnes jederzeit eine beliebige Milchmenge entnommen werden, während der im Innern enthaltene Rest, ebenso wie in den Soxhlet’schen Flaschen, frei von Keimen und somit zum Genuss des Säuglings brauchbar bleibt. Die in dem Topf enthaltene Milch wird in der gewöhnlichen Weise durch l/2- stündiges Erhitzen im Wasserbade sterilisirt. Dem Apparate sind ausserdem noch eine Saugflasche, auf welche die von dem Vortr. modifizirten Ernähruugsvorschriften für Tagesmenge, Zahl und Grösse der Mahlzeiten in schwarzer Schrift eingebrannt sind, ein Wärmebecher und 2 Säuger beigegeben. Von dem Grade der Sterilität, der in dem Apparat erreicht wird, sowie davon , dass auch bei wochenlanger Aufbewahrung eine Infektion von aussen nicht hinzutritt, hat sich der Vortr. in zahlreichen Versuchen und auch praktisch überzeugt. Die Vorzüge des Apparates liegen in der Einfachheit der Bestandtheile und der Technik, Unzerbrechlichkeit und der Billigkeit des Preises. Dieselben lassen ihn besonders geeignet erscheinen zur Verwendung bei der Sterilisirung in Centralstellen, insbesondere in Molkereien. Nur dadurch, dass die sterilisirte Milch zu einem billigen Preise in der für den Säugling nöthigen Zubereitung und in einer Form ge- reicht wird, die sie vor jeder Verunreinigung schützt, erscheint die Versorgung breiterer Volksschichten mit diesem für die Säuglingswelt unersetzlichen Nahrungsmittel möglich. 28 Neue Litteratur. Neue Litteratur zus&mmengestellt von De. Abthub Wübzbubo, Bibliothekar lm Kalierlicheo Oetundheltaamte in Berlin. Morphologie und Systematik. Masiee, G., Mycological notes II. (Journ. of Mycol. 1891. Vol. VI. No. 4. p. 178 — 184.) Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselprodukte usw.) Frankland, P. F., Stanley, A., and Frew, W., Fermentations induced by the pneumo- coccus of Friedländer. (Transact. of the Chem. Soc. 1891. p. 253 — 270.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. 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Bakteriologisches vom X. inter- nationalen m e d i c i n i s c h e n Kongresse zu Berlin, 4. — 9. August 1890. (Schluss.) Escherich , Ueber Milcbsterilisirung zum Zweck der Säuglingsernährung mit De- monstration eines neuen Apparates, p. 26. Kratter, Ueber die Bedeutung der Pto- ma'ine für die gerichtliche Medicin, p. 26. Bein, Asepsis oder Antisepsis bei Lapara- tomieen? p. 25. Neue Litteratur, p. 28. Froraro&nnsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. Centralblatt Bd x No für Bakteriologie und Parasitenkunde. K. F. Koeliler’s Antiquarium Leipzig, Universitätsstrasse 26 empfiehlt sich zur Lieferung neuer und antiquarischer Bücher und Zeit- schriften aus dem (■esanuntgebietc der lledicili, der vergleichende« Anatomie und Physiologie, Embryologie uud Morphologie etc. und sichert allen Aufträgen und Angeboten schnellste und sorgfältigste Erledigung zu. = Reichhaltiges antianarisches Lager. 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Jährlich erscheinen zwei Bände. — rj Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. £e—- Die Redaktion des ,, Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleget' , Herrn Gustav Fischer in Lena, gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -föiiiheüungen. Fernere Untersuchungen über das Tetanus- Antitoxin* 1). Vorgetragen vor der R. Accademia dei Liucei in der Sitzung vom 10. Mai 1891 von Prof. Guido Tizzoni und Dr. med, Giuseppiua Cattani. Um unsere Untersuchungen über die Tetanus - Immunität zu vervollständigen, blieb uns noch die Lösung einiger Fragen übrig, 1) Vergl. Centralblatt für Bakterlol. und Par&sitenk. Bd. LX. 1891. 8. 685. I. Bd. 3 34 Tizzoni und Cattaai, uämlich ob das Tetanus- Antitoxin sich wie ein Serin, oder wie ein Globulin verhält, ob es sich nicht nur in dem Blut, sondern auch in den Muskeln und Eingeweiden der gegen Tetanus immunen Thiere befindet, endlich ob diese Substanz nach ihrer Isolirung in trocknern und relativ reinem Zustand fähig ist, gleich dem natürlichen Blut- serum eine antitoxische Wirkung auf den Tetanus auszuüben, und zwar nicht nur im Glas, was wir schon durch frühere Untersuchun- gen ’ ) festgesteiit hatten, sondern auch im Thierkörper selbst. Um die erste Frage zu beantworten, versuchten wir, in dem Blutserum des immunen Hundes die Globuline von den Sero-Albu- minen zu trennen, um getrennt mit jedem von beiden zu experi- mentiren. Unter den verschiedenen Verfahrungsweisen , welche die Chemie uns zu dieser Trennung darbot, liessen wir diejenige zur Seite Hegen , bei welcher die Fällung der Globuline dadurch be- * wirkt wird, dass man einen Strom von Kohlensäure eine gewisse Zeit lang durch das mit Wasser verdünnte Blutserum streichen lasst, weil dieses Verfahren unsicher ist, indem sich möglicherweise ein Th eil der Globuline in einem Uebcrschuss des Fällungsmitteis wieder auflöst. Von den übrigen Prozessen zur Niederschlagung der Globuline entsprach unsern Wünschen weder die Neutralisation des Blutserums mit Essigsäure und darauf folgende Verdünnung mit Wasser, noch die Dialyse, und zwar wegen der Schwierigkeit, durch die darauf folgende Filtrirung den sehr feinen, leichten Niederschlag, der bei dieser Behandlung sich bildet, vollkommen abzuscheiden. In unserra Falle aber war eine vollkommene Trennung der Sero- Albumine von den Globulinen unbedingt nothwendig wegen der schon von. uns festgestelltcn Thatsache1 2), dass das Tetanus- Antitoxin schon in sehr geringer Menge genügt, um das Tetanusgift zu zer- setzen. Um den durch die beiden genannten Verfahrungsweisen erhaltenen Niederschlag vollkommen abzutrennen, nahmen wir zuletzt unsere Zuflucht zur Filtrirung durch kleine Chamberland’ sehe Filter. Auf diese Weise war es uns in der That gelungen, ein vollkommen klares Filtrat zu erhalten, welches auf das Tetanusgift keine Wirkung ausübte. Da es uns ausserdem bekannt war, dass diese Filter im Anfang der Filtration nicht nur feste Substanzen zurückhalten, sondern auch einige in der Flüssigkeit aufgelöste, und da wir ausserdem bei den verschiedenen anzustellenden Versuchen nur über kleine Mengen von Serum für jeden einzelnen verfügen konnten, so haben wir untersucht, ob eine kleine Menge Blutserum des immunen Hundes, durch das Chamber 1 and' sehe Filter filtrirt, ihre Wirkung auf das Tetanusgift beibehalte, oder nicht, um festzustellen, ob die von uns mit den durch Porzellan filtrirteu Flüssigkeiten angestellten Versuche beachtbar seien. Da wir nun gefunden haben , dass die kleinen 1) Tizzoni e Cattani, Sui modo di conferire ad aicuni animaii l’immunitä contro ii tetauo. Nota letta all“ Aceademia delle Seienze di Bologna nella seduta del 11 Gennaio 189). (Eiforma med.. No. 10. Gennaio 1891. Centralblatt für Bakteriol. u. s. w. Bd IX. 1891.) 2) Tizzoni e Cattani, i. c. Fernere Untersuchungen über das Tetanus-Antitoxin. 35 Mengen von Serum beim Durchgang durch das Porzellanfilter von ihrer antitoxischen Kraft verlieren, so haben wir keine Rücksicht auf die Resultate nehmen können, welche wir durch Filtrirung von Serum erhalten hatten, in welchem die Globuline nach den beiden angegebenen Methoden niedergeschlagen worden waren. Ausserdem hat uns einer der verschiedenen von uns versuchten Prozesse reine, positive Resultate gegeben und uns erlaubt, daraus Folgerungen in Beziehung auf die erste uns vorgelegte Frage zu ziehen: dies war die Methode von Hammarsten, die Fällung der Globuline durch Magnesiumsulfat. Um diesen Prozess auszuführen, nahmen wir 1 ccm Blutserum des immunen Hundes und fügten dazu Krystalie von Magnesium- sulfat, bis ein Theil derselben hei 80 C in der Wärmekammer auf dem Boden des Gefässes ungelöst zurückblieb. Als die zur Trennung des Niederschlags nöthige Zeit vorüber war, filtrirten wir bei derselben Temperatur, wuschen lange Zeit mit gesättigter Auf- lösung von Magnesiumsulfat aus, und endlich brachten wir sowohl das Filtrat, wie den Niederschlag (diesen in ein wenig destillir- ten, sterilisirten Wassers suspendirt), um die Salze abzuscheiden, bei 35° C in zwei kleine Dialysatoren gegen vieles Wasser, wobei wir uns immer steriler Gefässe und Flüssigkeiten bedienten. Zu- letzt wurde sowohl das Filtrat, als auch den Niederschlag, worin die Globuline nach der Dialyse durch Hinzufügung eines Tropfens einer Lösung von kohlensaurem Natron gelöst worden waren, zwei Stunden lang in Berührung mit 1/i ccm filU’irter Tetanuskultur gelassen und dann unter die Schenkelnaut zweier, ungefähr gleich schwerer Kaninchen injizirt. Von diesen Thieren starb das mit dem Filtrat injizirte nach 30 Stunden unter allen Symptomen des akutesten Tetanus, als wäre ihm einfach filtrirte Kultur eingespritzt worden; dasjenige dagegen, welches die Injektion des Niederschlages erhielt, zeigte kein einziges Symptom von Tetanus, nicht einmal Abmage- rung. Diese Tbatsacbe liess uns folgern, dass das Tetanus- Antitoxin nicht ein Serin ist, sondern ein Globulin, oder eine andere Substanz, welche aber vorn Globulin-Niederschlage mitgerissen wird. Um nun den Widerspruch zu erklären, welcher zwischen dieser Thatsache und der andren, früher von uns festgestellten1) besteht, dass das Blutserum des immunen Hundes seine antitoxische Eigen- schaft auch dann noch behält, wen?) es gegen grosse Wassermassen und lange Zeit hindurch dialysirt worden ist, bis es vollkommen neutral reagirte, braucht man sich nur zu erinnern, dass bei unseren Untersuchungen die durch Dialyse niedergeschlagenen Globuline sich in filtrirter Tetanuskultur wieder auflösteu, mit welcher man das Serum* zuaammenbrachte, um seine antitoxische Wirkung zu prüfen, und welche alkalisch reagirte. Dies erklärt auch den Unterschied zwischen unseren Resultaten 1) Tizzoni e Cattani, Sülle proprieti dell’ antitossiu* del tetano. (K. Accad. dei Lincei, seduta del 19 Aprile 1891.) 3* 36 'Tizzoni uud Cattani, und denen Buchner’s1) und Hankin’s 2), welche gefunden haben, dass das durch die Dialyse aller seiner Salze beraubte Blut seine keimtödtende Kraft verliert, was der letztere dieser Beobachter eben der FälluDg der Globuline zuschreibt. Die von uns in Betreff des Tetanus- Antitoxins erhaltenen Resultate, worüber oben berichtet worden ist, haben keine Beziehung zu anderen, da sich bis jetzt Niemand damit beschäftigt hat, aus dem Blut natürlich oder künstlich immuner Thiere in trockenem Zustande die gegen ein bestimmtes Bakteriengift wirksame Substanz rein darzustellen. Nur Hankin3) hat in trockenem Zustande aus der Milz und dem Blute von Mus decumanus eine Substanz erhalten , welche den Milzbrandbacillus eine keimtödtende Wirkung ausübt; aber da die Infektion, in welcher diese Thatsache erforscht wurde, von dem Tetanus ganz verschieden ist, und da wir mehr die antitoxische als die keimtödtende Eigenschaft dieser Substauz in Betracht gezogen habeD, so können wir zwischen unserer Substanz und der von Hank in isolirten nur eine sehr entfernte Vergleichung anstellen. Doch finden sich zwischen den beiden Substanzen Aehnlichkeiten und Unterschiede. Die Aehnlichkeit besteht nur darin, dass beide Stoffe sich wie Globuline verhalten, und ir, beiden Fällen wie Globu- line, welche durch das Niederschlagen mit Alkohol nicht auf die Dauer unlöslich gemacht werden. Unter den mehrfachen Unterschieden besteht vor Ailem der, dass das Tetanus - Antitoxin sich nicht, wie die keimtödtende Substanz des Milzbrands, durch seine alkalische Reaktion von den anderen Globulinen unterscheidet. In der That haben wir beobach- tet, dass, wenn man dem Blutserum des immunen Hundes durch Dialyse alle seine Salze entzieht, bis es vollkommen neutral reagirt, und dadurch seine Globuline gefällt, werden, diese Reaktion sich nicht ändert, also nicht nach und nach alkalisch wird, wie es bei den Untersuchungen HankiD:s mit der keimtödtendea Substanz des Milzbrands geschah, wenn die Globuline durch Hinzufügung einer Neu- tralsalzlösung sich wieder auflösen. Zweitens hat die von Hank in isolirte keimtödtende Substanz nicht ganz dieselbe Wirksamkeit, wie das Serum der Ratte, dem sie entnommen wurde, weswegen Versuche, die an Thieren gegen die Milzbrandaffektion mit der ersteren unter- nommen wurden, viel weniger befriedigend ausfielen, als die mit der zweiten angestellten , abweichend von dem, was mit dem Tetanus- Antitoxin geschieht, wie wir weiter unten zeigen werden. Als letzten Unterschied finden wir endlich, dass bei der Berei- tung des Tetanus-Antitoxins diejenigen Methoden nicht anwendbar sind, deren sich Hankin4) vorzugsweise bedient hat, um die keim- 1) Büchner, Ueber die nähere Natur der bakterientödtendeu Substanz im Blut- serum. (Centralbl. f. Bakteriologie n. s. w. Bd. VI. No. 21. Nov. 1889.) 2) H a n k i n , Ueber den schützenden Eiweisskörper der Ratte. (Cenlralbl. für Bakteriologie u. » w. Bd. IX. No. 10. 13. März 1891.) 3) H a n k i n 1. c. 4) Hank in 1. c. Fernere Untersuchungen über das Tetanus-Antitoxin. 37 tödtende Substanz des Milzbrandes zu isoliren und zu reinigen. In der That haben wir gefunden , dass die Wirkung des Tetanus-Anti- toxins ganz, oder fast ganz zerstört wird, wenn sein alkoholischer Niederschlag durch eine Lösung von Natronsulfat (ein Theil ge- sättigter Lösung auf 9 Theile Wasser) extrahirt und das Extrakt nach 24 Stunden von neuem mit Alkohol gefällt wird. So wie wir gefunden haben, dass die blosse Wirkung der schwefeisauern Natronlösuug in der angegebenen Stärke und Dauer, sowie auch eine blosse zweite Niederschlagung durch Alkohol die Kraft des Te- tanus-Antitoxins durchaus nicht verändert, so gewiss ist es auch, dass dieses Resultat von der Verbindung der beiden chemischen Ein- wirkungen abhängt. Wir wissen nicht, wie diese Thatsache zu er- klären sei, welche schon für sich die leichte Veränderlichkeit des Tetanus- Antitoxins auzeigt; vielleicht könnte es davon abhängen, dass das Antitoxin nach längerem Aufenthalt in der schwefelsauren Natron- lösung sich nicht mehr durch Alkohol niederschlagen liesse, aber wir haben keine hinreichenden Beweise dafür, um es mit Sicherheit be- haupten zu können. Aus dem Gesagten folgt also, dass das Tetanus - Antitoxin und die keimtödtende Substanz des Bacillus anthracis sich beide wie Globuline verhalten, aber das Eine ist von dem Andern durchaus verschieden und weicht von ihm in mehreren wesentlichen Eigenschaften ab. In Bezug auf die zweite Frage, die wir uns vorgelegt batten, haben wir Untersuchungen ausser am Blute auch an Muskeln, Milz und Leber angestellt. Was das Blut betrifft, so hat sich herausgestellt, dass dieses direkt aus der Carotis unter A lkohol aufgesammelt, gegen das Tetanus- gift sehr wirksam ist, ebenso sehr, als das vom Blute getrennte Serum desselben Thieres, wenn nicht mehr. Dagegen ist das Koagulum, welches nach vollkommener Abtrennung des Serums zurückblieb, nachdem man es im luftleeren Raums über Schwefelsäure getrocknet hatte, ganz wirkungslos. Um an den Organen und Geweben Versuche anzustellen, haben wir von dem gegen Tetanus immun gemachten, durch Verblutung getödteten Hunde, die grossen Muskelmassen, die Leber und die Milz entnommen, sie in kleine Stückchen zertheilt und bei niedriger Temperatur zwölf Stunden lang mit Wasser ausgezogen, zuletzt einen Theil davon durch das Chamberland’sche Filtrum tiltrirt. Beim Experimentiren mit diesen drei filtrirten wässerigen Extrakten ist es uns nie gelungen, die Wirkung des Tetanusgiftes ganz ver- nichtet zu sehen. Dasselbe war der Fall bei Anwendung des trockenen, alkoholischen Niederschlags dieser Extrakte, mochten sie filtrin sein oder nicht; ebensowenig wenn der Niederschlag in Wrasser, als wenn er, um die Globuline besser zu lösen, in 0,75 prozentiger Chlornatrium- lösung aufgenommen wurde. Dasjenige von diesen Extrakten, welches die geringsten antitoxischen Eigenschaften besass, war das der Leber, dann folgte das der Muskeln und zuletzt das der Milz. Bei Ver- suchen mit dem aus der Leber und den Muskeln erhaltenen Materiale traten Tetanusfälle ein, welche in 30 — 48 Stunden mit dem Tode 38 Tizzoni und Cuttani, endigten, wie wenn bloss filtrirte Tetanuskultur injizirt worden wäre; einen kleinen Vortheil zu Gunsten der Muskeln erhielten wir mit dem einfachen filtrirten wässerigeu Extrakte, denn das Thier, welchem dieses Extrakt zugleich mit filtrirter Tetanuskultur, mit der es vier Stunden lang in Berührung gewesen war, injizirt wurde, zeigte nur örtliche tetanische Erscheinungen und vorübergehende Abmagerung. Man kann die Ansicht ausschliessen , als hinge dieses Resultat von einer Veränderung der Giftigkeit der Tetanuskultur ab, welche durch die saure Reaktion des wässerigen Muskelextraktes hervorgerufen wurde, denn dieses Extrakt wurde alkalisch gemacht, bevor man seine antitoxisehe Wirkung untersuchte. Mit der Milz erhielten wir bei den meisten Versuchen nur örtliche tetanische Erscheinungen und Abmagerung des Thieres. Es war nun natürlich, dass wir die schwach antitoxische Wirkuug einiger unserer Extrakte, welche, wie gesagt, die Giftigkeit der filtrirten Tetanuskulturen in verschiedenem Maasse zu vermindern, aber niemals ganz zu zerstören vermochte, der ge- ringen, in den Gefässen des durch Verblutung getödteten Thieres gebliebenen Blutmenge zuschrieben. Dies erklärt ohne Zweifel die stärkere antitoxische Wirkung, die wir iu der Milz fanden, gegenüber der Leber und den Muskeln, da das erstere dieser Organe unvergleich- lich blutreicher ist, als das andere untersuchte Organ und die Muskeln. Dasselbe negative Resultat bezüglich der Gegenwart des Anti- toxins erhielten wir bei der Taube mit dem wässerigen Extrakte der Muskeln und Organe (Leber, Herz, Milz). Aus den zur Lösung unserer zweiten Frage augestellten Ver- suchen konnte man den Schluss ziehen, dass das Tetanus-Antitoxin weder in den Geweben (Muskeln) noch in den Organen (Leber, Milz) vorhanden ist, und dass es sich im Blute vorzüglich im Serum vor- findet. Diese unsere Folgerung unterscheidet sich also wesentlich von den von Andern für andere Infektionen gezogenen. So hat Foä1 2 3) kürzlich aus Muskeln und Eingeweide» von Kaninchen, welche mit dem Pncu- mouococcus von Fraenkel infizirt waren, eine Substanz erhalten, welche fähig ist, andere Kaninchen gegen diese Infektion immun zu machen, und V a s s a 1 e und M o » t a n a r i *) haben denselben Zweck mit dem Glyzerinextrakt aus hepatisirter Menschenlunge erreicht. End- lich hat Hankins) aus der Milz der Ratte eine Substanz von dem- selben Charakter isolirt, wie diejenige, welche, aus dem Blutserum desselben Thieres bereitet, ebenfalls keimtödtende Kraft besitzt und gegen Milzbrand immun macht. Im die ief.zte der uns gestellten Fragen zu beantworten, haben wir zahlreiche Experimente an Kaninchen und Mäusen mit dem trockenen alkoholischen Niederschlage aus dem Blutserum des gegen Tetanus immunen Hundes augestellt. 1) Fok, Sulla immunitä verso il diplococco pnaumonico. (L’ Observatore , Gaz. med. di Torino, 25 d'cembre 1890.) 2) V a s s a 1 e , F. , o Montanari, F. , Süll’ immunitk contra il diplococco pneumonico, couferita coli’ estratto glieerinico di polmone epat.izzato. (Gaz. degli Ospitali. 1891.) 3) fi a b k i n 1, c. Fernere Untersuchungen über das Tetanus-Antitoxin. 30 Wir erinnern vor Allem daran, dass die Toxizität der von uns bei diesen Untersuchungen gebrauchten Tefcanuskulturen so bedeutend war, dass Kaninchen von mittlerer Grösse, ungefähr 1300 — 1500 g schwer, nach Unterhautinjektion von 1/10 Tropfen dieser Kultur schon nach 20 Stunden örtliche tetanische Symptome zeigten; nach 30 Stunden erschien das vollständige Bild des experimentellen Tetanus, unter welchem sie 70 Stunden nach der Injektion starben. Dieselbe Menge von Kuitur, wenn sie einem grossen, weisstm Mus decumanus unter die Haut gespritzt wurde, tödtete denselben nach 18—20 Stunden unter sehr heftigen tetanischen Erscheinungen, und 500 Tropfen derselben Kultur, einer weissen Maus subkutan iu- jizirt, genügte, um bei diesem Thiere nach 19 Stunden die ersten Symptome, nach 48 Stunden das vollständige Bild des Tetanus und nach 55 Stunden den Tod hervorzubringen. Nach Feststellung dieser Thatsaenen untersuchten wir, ob es durch vorhergehende, gleichzeitige oder nachfolgende Injektion starker Dosen von Tetanus- Antitoxin, mit Alkohol gefallt , in wenig Wasser gelöst, möglich wäre, die bei Kaninchen durch einen einzigen Tropfen üUrirter Tetanuskuitur hervorgebraebten Symptome zu vei'hüten, zu verzögern oder nur weniger heftig zu machen. Aber soviel wir auch die Zeitzwischenräume zwischen der Injektion des Tetanusgif'tes und der des Antitoxins wechseln Hessen, so verschiedene Wege wir auch zur Einführung des letzteren in den Organismus wählten, so gelang es uns doch bei dem Kaninchen niemals, weder die Entwicke- lung der tetanischen Erscheinungen zu verhüten, noch sie zu heilen oder nur ihre Heftigkeit zu vermindern, wenn sie sich einmal ent- wickelt hatten. Bei diesen Experimenten wurde das Antitoxin unter die Haut an derselben Stelle injizirt, wo die Einspritzung des Teta- nusgiftes gemacht worden war oder gemacht werden sollte, in ein Blutgefäss, unter die Dura mater und sogar in den Nervenstrang des inokulirten Gliedes ; in einigen Fällen wurde die Injektion mehr- mals wiederholt, aber immer ohne Wirkung. Dagegen ist es uns bei M u s decumanus a 1 b i n u s gelungen, durch das Tetanus-Antitoxin in getrocknetem Zustande Immunität ge- gen Tetanus hervorzubringeD, wie durch das Blutserum des immunen Hundes. 2 bis 3 cg, und vielleicht noch weniger, von in Wasser ge- löstem und in die Bauchhöhle injizirtem Autitoxiu genügen, um eine Ratte gegen Tetanus immun zu machen. Diese Immunität jedoch hat, wie auch die direkt durch Blutserum hervorgebrachte, gewisse Grenzen, sowohl io Bezug auf die Menge des Tetanusgiftes, welche das Thier ertragen kann, als auch in Bezug auf ihre Dauer. Was den ersten Punkt betrifft, so iiaben wir gefunden, dass mau einer immunen Ratte, ohne dass das Thier im Geringsten darunter leidet, bis zu 0,2 ccm, soviel als 6 Tropfen, der ültrirtcn Kultur iu- jiziren kann: eine, absolut betrachtet, .ziemlich geringe Menge, die aber sehr gross erscheint, wenn man sie mit derjenigen vergleicht, weiche bei nicht immumsirten Thieren in kurzer Zeit Tetanus und Tod hervorbringt. In Beziehung auf den zweiten Punkt haben wir gefunden, dass bei einem Mus decumanus albinus 6 Tage nach Beibringung des 40 J a n so u , Tetanusantitoxins und 5 Tage nachdem das Thier sich gegen eine Injektion von Tetanusgift immun gezeigt hatte, eine zweite Injektion desselben Giftes in derselben Dosis schon leichte örtliche Symptome hervorrief, welche keine Neigung hatten, allgemein zu werden, die aber genügten, um uns zu beweisen, dass die der Ratte durch Antitoxin übertragene Immunität gegen das Tetanusgift schon nach so kurzer Zeit anfängt, schwächer zu werden. Wir hielten es daher für unnöthig, die Injektion von Tetanusgift mehrmals zu wiederholen, um zu sehen, wann diese Immunität vollständig erschöpft wäre, denn einige kürzlich an Kaninchen beobachtete Thatsachen haben uns die Möglichkeit bewiesen, dass auch bei Thieren, welche gegen Tetanus sehr empfindlich sind, das Ueberwinden einer oder mehrerer leichter Tetanusvergiftungen im Stande ist, wenigstens innerhalb gewisser Grenzen, Immunität gegen diese Infektion hervorzubringen. Endlich, nachdem die Möglichkeit bewiesen war, dem Mus de- cumanus durch Injektion des Antitoxins in getrocknetem Zustand Immunität gegen Tetanus zu verschaffen, wollten wir versuchen, ob man durch diese Substanz bei diesem Thiere auch den schon ent- wickelten Tetanus heilen könne, was wir schon früher ! ) durch Injek- tion von Blutserum des immunen Hundes vergeblich zu erreichen versucht hatten. Aber in dieser Beziehung haben wir sowohl bei Mus decu- manus als bei Mus musculus albinus dieselben negativen Resultate erhalten wie beim Kaninchen. Auch durch Injektion starker Dosen von Antitoxin, welche beim ersten Anfang der tetanischen Symptome und in einigen Fällen mehr- fach wiederholt wurden, ist es uns niemals gelungen, irgendwie den Verlauf des Tetanus zu beeinflussen, auch wenn wir versuchten, durch Injektion sehr kleiner Mengen des Giftes einen möglichst langsamen Verlauf der tetanischen Vergiftung hervorzubringen. Bologna, Mitte Mai 1891. Versuche zur Erlangung künstlicher Immunität bei Variola vaccina. Vortrag, gehalten in der Gesellschaft der schwedischen Aerzte den 12. Mai 1891 von Dr. Carl Jansen in Stockholm. Im Mai 1888 hielt ich in der Gesellschaft der schwedischen Aerzte einen Vortrag über Schutzimpfung und Immunität1 2), in dem ich hervorhob, dass die Immunität für eine Infektionskrankheit wahr- 1) Tizzoni e Caitani, Sul modo di conferire ad alcuni auimali l’iranumHX contra il tetano, 1. c. 2) fljgiea. Oktober 1888. Versuche zur Erlangung künstlicher Immunität bei Variola vaccina. 41 scheinlich durch die von den Mikroben gebildeten Stoffwechselpro- dukte hervorgerufen würde1). Ich glaubte auch, dass es dieselben Stoffe wären, welche es machten, dass die Krankheit zur Gesundheit führte und dass man eine Infektionskrankheit dadurch heilen könnte, dass man diese Stoffe in angemessenen Dosen in den Organismus ein- verleibte. Für meine Ansicht über die Immunität hatte ich eine Stütze in der Autorität verschiedener Personen — ich nenne nur Chau- veau, welcher, soviel ich weiss, als erster von alleu, bereits 1880 diese Ansicht aussprach, und überdies sprachen ein paar Experimente dafür. Be um er hatte durch dasselbe Bakterienprodukt bei Ratten Immunität für Typhotoxin erlangt, d. h. Immunität für eine Intoxi- kation, nicht für eine Infektion ; das aber sind doch Dinge, welche einander sehr nahe stehen, und vor allem hatten Salmon und Smith Tauben gegen Schweinepest (Hog-cholera) durch sterilisirte Bakterienkulturen irnmunisirt. Diese letzteren Experimente sind dann von Selander in Annales de lTnstitut Pasteur 1890 mit Recht scharf kritisirt worden; damals aber hielt mau sie für gut. Se- lander hat unter anderem gezeigt, dass man die von Natur refrak- tären Tauben nicht auf diese Weise immun machen kann. Die ameri- kanischen Verfasser sind von der natürlichen Immunität der Thiere und dem niedrigen Virulenzgrade ihrer Kulturen getäuscht worden. Mit Kaninchen dagegen gelingt der Versuch. Später haben Roux und Chamberland, Charrin u. &. diese Sache bewiesen; damals aber hatte ich mich nur auf Vorstehendes zu stützen. Für die Heilung einer Infektionskrankheit durch Bakterienprodukte sprachen dagegen nur einige theoretische Raisonnements ; ich jedoch war lebhaft davon überzeugt, dass dem so war. — Um diese Sachen zu beweisen, stellte ich verschiedene Versuche an, die ich im Juni 1888 begann, und ich wählte Variola vaccina als die zum Experimentiren geeignete Krank- heit. Man kannte deren Mikrobe allerdings nicht, doch zweifelte wohl Niemand daran, dass die Krankheit durch eine solche hervorgerufen wurde; man konnte sie zu jeder Zeit auf Menschen und gewissen Thieren reproduziren ; sie war ungefährlich, und eine natürliche Immunität für dieselbp kam selten vor. Vielleicht hätte ich zuerst an Thieren Versuche änstellen sollen, die geeignetsten jedoch, näm- lich Kälber, waren indessen ihrer Kosten wegen schwer zu beschaffen und zu unterhalten, weshalb ich — mit gütiger Erlaubniss des Ober- arztes, Professor M e d i n — meine Experimente an Kindern im allge- meinen Kinderhause (Findelhause) zu Stockholm begann und darnach vielleicht mit Thieren Experimente zu machen gedachte. Ich beab- sichtigte meine Experimente so anzustelleu, dass ich soviel wie mög- lich Vaccine sammeln, dieselbe sterilisiren und sie subkutan nicht geimpften Kindern einspritzen wollte, wonach deren Immunität durch Impfung geprüft werden sollte. Ich wollte auch Experimente mit anderen Flüssigkeiten von Geimpften anstellen, und zwar mit Blut und Milch. Ferner wollte ich zu verschiedenen Zeitpunkten nach der Inokulation sehen, ob ich durch Einspritzung dieser Flüssigkeiten dem Vaccinationsprozesse Eiehalt thun könnte. Ich gestatte mir, 1) In Uebereinstimmuug mit der »og. Gegengifttheorie, 42 Ja&soh , hier aazudeutea, dass dies die ersten chemischen Immunisirungsver- suehe an Menschen sind und so viel ich weiss die ersten Experimente, welche geplant und ausgeführt worden sind, um eine Infektionskrank- heit durch Bakterienprodukte zu heilen. Mitte Juni 1888 begann ich meine Experimente mit Kindern, wobei ich Vaccine vom 8. — 10. impfungstage sammelte, dieselbe mit physiologischer Kochsalzlösung verdünnte , durch diskouti- nuirliche Sterilisation einige Tage laDg steri lisirte und Kontroil- kinder damit impfte, um zu sehen, ob sie steril war, wonach ich sie angeimpften Kindern subkutan einspritzte, welche ich dann in 1“? Tagen vaccinirte. Ich hatte Schwierigkeit, Vaccine in grösse- rer Menge zu sammeln, doch gelang es mir einmal, 1 ccm zu erhal- ten. In keinem dieser Fälle habe ich Immunität erlangen können, mehrmals aber veränderte sich der Verlauf so, dass am Einstiche zu Anfang des dritten Tages Papeln auftraten, anstatt zu Anfang des vierten, und dass die Vesikeln früher als gewöhnlich eintrock- neten. In einem Falle, wo ich den 20., 21., 22. und 23. September 3/4 ccra Vaccine eingespritzt und den 25. vaecinirt hatte, zeigten sich Tags darauf Papeln und den 28, Vesikeln, welche den 2, Oktober mit Kruste versehen waren und also einen beschleunigten Verlauf zeigten, wie man ihn bei der Revaccination oft beobachtet. Einen solchen Verlauf hatte ich noch einige andere Maie zu sehen Gelegenheit Als ich einige Kinder auf diese Weise behandelt hatte, hielt ich dafür, dass man untersuchen sollte, welchen Tag Immunität bei der Impfung einträte, um zu wissen, von welchem Tage die Lymphe anzuwenden sei. Als ich in den gewöhnlichen Handbüchern nachsah, war diese Sache mit keinem Worte darin erwähnt, weshalb ich versuchte, selbst diese Sache za ergründen. Am 22. Juli impfte ich ein Kind, weiches auf jedem Arme eine Jenner5 sehe Blase hatte und am 14. Juli geimpft war. Am folgenden Tage hatte ich Papeln, diese gingen indessen herab, und es kamen keine Vesikeln. Am 9. Tage war also nahezu Immunität eingetreten. Am 8. Tage bekam ich auch Papeln, des- gleichen am 7.: in einem Fall mit nur einer Vesikel schlugen auch 3 Impfstiche, geimpft am 7. Tage, an. Am 6. Tage schlug die Vaccine in allen Fällen an. Um zu sehen, wie sich die Vesikeln entwickelten, vaccinirte ich nun dieselben Kinder Tag für Tag, bis ich Reaktion erhielt: zusammen genommen vaccinirte ich 14 Kinder auf diese W eise. Die Impfstiche am 1., 2. und 3. Tage entwickeln sich wie gewöhnlich, die aber am 4. 5. und 6. Tage zeigen schon am Tage nach der Impfung Papeln und Tags darauf Vesikeln; es sieht so aus, als hätten sie Eile, ihre Vorgänger zu erreichen. Sie trocknen alle gleichzeitig, sind da aber von verschiedener Grösse, die zuletzt ge- impften kleiner als die ersten, und zwar z. B. 3 — 4 mm gegen 1 cm im Durchmesser. Vom 7. — 10. Vaccinationstage erhält man bei der Impfung bloss Papeln, welche immer kleiner werden; am 11. und 12. Tage aber entstehen nicht einmal Papeln. Hieraus sieht man, dass die Immunität allmählich und nicht plötzlich auftritt, dass sie sozusagen mit der Vesikelbildung beginnt und am 11. und 12. Tage komplett ist, dass der 6. Tag der bedeutungsvollste ist und fast voll- ständige Immunität mit sich bringt Ich habe über diese Verhält- Versuche zur Erlangung künstlicher Immunität hei Variola vficcina. 43 nisse etwas ausführlicher berichtet, obgleich in dieser Hinsicht schon Untersuchungen — welche ich gleich nennen werde — gemacht worden sind ; ich habe mich jedoch darüber geäussert, weil die ge- wöhnlichen Handbücher nichts davon erwähnen und man diese Sache im Allgemeinen vergessen zu haben scheint, obgleich sie nicht allein in theoretischer Beziehung von ausserordentlich grosser Bedeutung ist, sondern auch zur Lösung der Frage, wann der Vaccinirte vor Variola geschützt ist. Bereits Sacco machte zu Anfang dieses Jahrhunderts diesbezügliche Untersuchungen, indem er Vaccinirten Variola einimpfre. Bei der Impfung während der ersten 5 Tage bekam er fast immer gutarige Variola, am 6. und 7. Tage trat nur Lokalerup- tion ein, welche bei der Impfung am 8. — 11. Tage immer unbe- deutender wurde, und am 11. — 13. Tage warn das Impfungsresult3t negativ. Dies stimmt ja mit unsern Untersuchungen ganz ge- nau überein. Zd'hrer in den 30er Jahren, Kuhn in den 40er und Vetter in den 60er Jahren haben ungefähr dasselbe Resultat er- halten !), haben aber über den 6. Tag hinaus nie Vesikeln bekommen; in einem Falle erhielt ich solche am 7. Tage. Dagegen will ich gegen eine Aeussemng von Paulsen in Medicinisk Aarskrift (med. Jahresschrift) 1891 Einspruch thun, dass nämlich am 8. Tage nach gelungener Vaccinirung die wiederholte Vaccinirung anschlägt; dann aber schlägt sie niemals an. Während ich hier von meinem eigent- lichen Gegenstände abweiche, will ich erwähnen, dass ich nie Pusteln an der Vaccine gesehen habe. In den meisten Beschreibungen über Vaccine, die ich gesehen habe, steht ungefähr so, dass am 8., nach andern am 10. Tage sich der Inhalt der Vesikeln „trübt“ und eiterig wird. Dies geschieht bestimmt nur ausnahmsweise, z. B. wenn man eine Eiterinfektion mit bekommen hat. Der Inhalt der Vesikeln ist z. B. am 10. Tage rein serös; die Vesikeln haben allerdings das Aussehen von Pusteln, sind es aber nicht. Bezüglich der Zeit für das Eintreten der Immunität wandte ich zu meinen Versuchen Lymphe vorn 6. und auch von den folgenden Tagen an, ohne za einem anderen Resultate als dem im Vorstehenden bereits geschilderten zu kommen. Da ich dafür hielt, dass die immunisirenden Stoffe in allen Flüssigkeiten des Körpers enthalten sind, wandte ich sterilisirtes Blutserum von einem vaccinirten Kalbe an, weiches am 6. Tage geschlachtet worden war, doch in keiner grösseren Dosis als 5 g und ohne Resultat. Ich vaccinirte mehrere Ammen, und wenn ich nach 1 — 2 Wochen deren Brustkinder vaccinirte, schlug die Vac- cine stets an und entwickelte sich normal. Ich machte jedoch niemals eine subkutane Injektion von Milch. Ferner spritzte ich auch vaccinirten Kindern sterile Lymphe zu verschiedenen Zeitpunkten nach der Inokulation ein, erreichte aber nichts anderes, als einen, wie es schien, beschleunigten Verlauf der Vaccine. Nachdem ich mit diesen auf verschiedene Weise variirten Versuchen ungefähr 1 Jahr lang angehalten hatte, hörte ich mit dem Vorsatze auf, dieselben bei Gelegenheit von neuem wieder auf- zunehmen. 1) H. Bonn, Handbach der Vaecinatioa, 44 Janson, V ersuche zur Erlangung kilustl. Immunität bei Variola vaoeina. Aus verschiedenen Gründen dauerte dies bis zum November vorigen Jahres, bis ich meine Experimente wieder aufnahm, dieses Mal au Kälbern. Durch das freundliche Entgegenkommen des ersten Stadtarztes Dr. Linroth durfte ich meine Kälber im Stall der unter der Gesundheitsbehörde stehenden Vacciuationsaustalt halten, und ausserdem stand mir der Vorsteher derselben, Dr. Kjerrulf, in der zuvorkommendsten Weise mit Rath und That bei. Ich benutzte drei bis vier Monate alte Kälber, spritzte ihnen unter die Bauchhaut anfangs durch Erwärmung sterilisirte Kalb- vaccine ein, worauf ich sie nach 1 — 3 Tagen vaccinirte. Stets über- zeugte ich mich durch Kontrollimpfung auf Kinder davon , dass die erwärmte Vaccine impfsteril war, wie ich auch die virulente durch Kontrollimpfung prüfte. Die eingespritzte Menge betrug 4, 5 und 8 g. Das erste Kalb musste zu Anfang des Versuches wegen ein- getretener Diarrhöe geschlachtet werden, bei den beiden auderen entwickelte sich die Vaccine normal. Ich ging nun zu Immunisirungsversuchen mit Blutserum von vaccinirten Kälbern über. Um dies zu erhalten, sammelte ich das Blut aus der Vena juguiaris beim Schlachten, liess es 2 Tage auf Eis stehen, mischte das Serum mit etwas Sodalösung, um der Koa- gulation hei der 10 — 15 Minuten langen Erwärmung bis 65 — 70° C zuvorzukommen, welche letztere nun erfolgte. Diese Erwärmuug ist nothwendig, denn es ist bewiesen, dass das Blut, vom 8. Tage au wenigstens, das Vaccinekontagium enthält,- und Reiter vergleicht das Blut mit Lymphe in 1200facher Verdünnung. Es halte sich bei Versuchen, welche ich mit Vaccine gemacht hatte, gezeigt, dass eiue solche Erhitzung genügend ist, das Kontagium zu tödten *). Ich brauche wohl kaum anzudeuten, dass meine Versuche mit impfsteriler Vaccine und sterilem Blute ganz anderer Natur sind, als die, welche an Pferden und Kälbern mit subkutaner und intravenöser Injektion von vir u len ter Vaccine von C ha uv eau oder mit Trans- fusion von unste ri lisirtem Blute von Reynaud und von L. Pfeiffer in Weimar an Kälbern gemacht worden sind. Anfangs wandte ich kleine Quantitäten Serum, 12—15 g, an, ging aber bald zu grösseren über. Es sah nun aus, als ob ich auf gutem Wege sei, zum Ziele zu kommen. Kalb XIII bekam 40 g auf obengenannte Weise sterilisirten Blutserums subkutan, genommen am 6. Vaccinationstage, und Kalb XIV erhielt 50 g von demselben Serum. . Das erstere Kalb wurde unmittelbar darnach vaccinirf, das letztere nach 6 Tagen. Bei dem ersteren entwickelte sich die Vac- cine schlecht und ging kaum weiter, als bis zur Papelbildung, und bei dem anderen trockneten die Vesikeln schnell und erreichten nur die Grösse eines Hanfkornes oder einer Erbse. Voller Hoffnung in- jizirte ich nun 90, 100, 60 und 70 g Blutserum, genommen vom 5. und 9. Vaccinationstage, und die Kälber wurden theils gleich, theils Tags darauf oder am 4. und 9. Tage darnach vaccinirt; in diesen Fällen aber entwickelte sich die Vaccine normal. Ich brach nun 1) Br sidwood und Vach er geben an, dass das Kontagium bei 66,2® C und darüber in einigen Minuten getödtet wird« Wyssofeowicz, Zur Frage von der Lokalisation des Toliwnthvirus etc. 45 meine Versuche ab, nachdem ich 18 Kälber dazu verwandt hatte, und zwar hauptsächlich darum, weil ich nicht glaubte, dass ich ohne allzu viele Experimente an das gesteckte Ziel kommen würde, und überdies waren die Versuchsthiere recht theuer. Sollte ich Gelegenheit haben, damit fortzufahren, würde ich viel- leicht das Blut nicht früher nehmen, als nach dem 12, Vaccinations- tage und bedeutend grössere Mengen als bisher Verwendern Zur Frage von der Lokalisation des Tollwuthvirus im Organismus der Thiere, [Aus der bakteriologischen Station der medizinischen Gesellschaft zu Charkow.] Von Dr. W. Wyssokowicz. Seitdem Pasteur’s Schutzimpfungen gegen die Hundetollwuth praktisch angewandt werden, unterscheiden wir zwei Grade starken UDgeschwäehten Giftes. Das Gift der Strasseutollwuth und Virus fixe oder das Gift der Kaninchentollwuth. Wird einem Kaninchen durch Trepanation eine Emulsion aus dem Rückenmark eiues in Folge natür- licher Tollwuth gefallenen Hundes oder eines anderen Thieres (Wolf, Katze, Esel u. A.) in der Quantität von 0,1 — 0,2 ccm unmittelbar unter die Dura mater eingeimpft, so erkrankt gewöhnlich das Kanin- chen am 14. — 15. — 16. Tage und geht 2 oder 3 Tage darauf zu Grunde. Dies ist die Strasseutollwuth. Das Rückenmark eines an Tollwuth krepirten Kaninchens einem anderen folgerecht übertragend , be- merkte Pas teur, dass die Inkubationsperiode allmählich abnahm, bis sie 7 Tage erreichte, auf welchem Punkte sie stehen blieb und sich selbst nach tausend Unterimpfungen nicht weiter verändert. Bei uns dauert diese Inkubationsperiode wegen einer kleineren Kaninchen- rasse gewöhnlich 5,5 Tage; aber auch bei uns blieb sie nach drei- jähriger Praxis, in welcher Zeit über tausend Kaninchen geimpft wurden, dieselbe. In seltenen Fällen kann man den Anfang der Er- krankung nach 6—7 Tagen beobachten, als Regel aber erst am 6. Tage. Dabei gehen aber die nach 5,5 Tagen erkrankten Kaninchen gewöhnlich nach 3 und 4 Tagen zu Grunde, während die später er- krankten oft vor dem 3. und 4. Tage sterben, so dass im Allgemeinen die Zeit vom Anfang der Impfung bis zum Tode der Thiere bei allen sieb mehr oder weniger ausgleicht. Dies ist die Laboratoriums- kaninchentoll wuth. Der so grosse Unterschied in der Virulenz des Laboratoriums — Virus fixe — tritt auch bei den Impfungen der Hunde hervor. Diese erkranken gewöhnlich, nachdem ihnen die Laboratoriums-virus fixe unter die Dura mater eingeimpft ist, spätestens nach 7 — 8 Tagen und krepiren dann in 2 — 3 Tagen. 46 "Wy ss o k o w 1 c«, Erscheint aber in diesen Fällen die Inkubationsperiode so kurz, so geschieht es nur nach Impfung in’s Gehirn. Nach Impfungen in andere Theile des Körpers, wie auch nach Verwundungen durch tolle Tkiere verlängert sich die Inkubationsperiode bedeutend (bis zu einem Monat) und kann sogar ein halbes Jahr und noch mehr erreichen. Da das Bild der Erkrankung hauptsächlich auf eine Verletzung des Centralnervensystems hinweist, so konnte man auch gläuben, dass beim Einfuhren des Giftes in weitabgelegene Theile des Körpers es viel mehr Zeit brauchen muss, um allmählich sich verfüesseuö und aus einer Lymphdrüse in die andere übergehend, endlich das Blutsystem zu erreichen und dann erst mit dem Blutstrorn in das Nervensystem hineingebracht zu werden. Doch vor Pasteur hatten wir nur eine sehr unbestimmte Vorstellung sowohl von der Eigen- schaft des Giftes, als auch von der Art seiner Verbreitung, und erst Pasteur klärte einigermaassen diese Frage auf. Indem er die Giftigkeit verschiedener Gewebe und Organe an Tollwuth gefallener Tkiere experimentell an Thieren prüfte, fand er *), dass sie haupt- sächlich im Gehirn und Rückenmark konzentrirt, a m meisten aber im verlängerten Marke, dessen Veränderungen die Grundlage der wichtigsten Symptome dieser Erkrankung bilden, centraiisirt ist. Von den anderen Organen erwiesen sich nur die Speicheldrüsen am meisten virulent. Aber zu gleicher Zeit glaubte er, dass das Gift der Toll- wuth sich auch im Blute (also auch in anderen Organen?) befinde, wenn auch nicht in so starkem Grade (resp. nicht so konzentrirt), und dass das Gift sich im Organismus verbreite und bis zum Nerven- system längs den Blutadern gelange. Ohne in seinen, späteren Er- forschungen die Verbreitung des Giftes längs den Nerven zu ver- neinen, bewies Pasteur durch seine Experimente die Möglichkeit des Ansteckens der Kaninchen nach den Injektionen des Giftes gerade ins Blut. Nicht, ganz gleiche Resultate erzielten andere Forscher. Di Vesiea und Zagari*) und später Bardach0), de B’asi und Ru sso Travali1 2 3 4) und Andere bewiesen, dass das Gift nach dem Bisse nicht mit dem Blute, sondern längs den Nerven das Central- nervensystem erreicht; dass die Nerven der gebissenen Extremität mehr Gift enthalten, als der entsprechenden Ungebissenen. Obgleich diese Beobachtungen von Roux5) (aus dem Laboratorium von Pasteur) in allen von ihm geprüften Fällen nicht bekräftigt wurden, so kann ihre Richtigkeit doch nicht verneint werden. Weiter gab Ga Hier6) an, dass Einführung starken Giftes unmittelbar ins Blut nicht nur grosse Tkiere (Schafe und Ziegen) nicht ansteckt, sondern sie dabei sogar für spätere Ansteckung von starkem Gifte durch Tre- panation unempfänglich macht; auf diese Weise kann man seiner Meinung nach die von tollen Thieren Gebissenen mit Erfolg kuriren. 1) Le ;riiteniont de !a rage. M. Pasteur. (Ext. de la Ttesme Scientif. 1886.) 2) £?,k ter. Jabresber. v. Bauin garten. 1S86 u. 1887. 3) Annales de l’tostitttt Pasteur. 1888. S. 12. 4) Centralbl. f. Bakter. Bd. VI. 8- 27. 5) AncaL de i’Inst. Pastaor. 1888. S. 18. 6) Centr. f. Bakter. Bd. V. 1888. S. 325. Zar Frage vors d. Lokalisation d. ToIIwutlivlrus ?m Organismus d Thiere. 47 Diese Beobachtungen wurden von Roux und No ca rd1) tbeils auch von Protopopow2) bestätigt. Sehr interessant waren in dieser Hinsicht Helmann’s3} Be- obachtungen über die Einführung starken Giftes in das subkutane Zellengewebe, ohne jedoch dabei die Muskeln zu verletzen — Thiere bleiben nicht nur unangesteckt, sondern Hunde, Affen und sogar Ka- ninchen gewinnen Immunität. Diese Beobachtungen benutzend, fing Ferra u 4}an, sogar Menschen, die von tollen Thieren gebissen waren, zu kuriren, ihnen grosse Dosen Virus fixe (bis 40 ccm) in mehreren Malen unter die Haut einspritzend. Duciaux5), der diese Arbeit referirte und ebenfalls Baumgarten billigten diese Methode, als eine sehr gefährliche, nicht, da auch im Laboratorium von Pasteur, wo eben solche Experimente vorgenommen wurden , gefunden war, dass, wenn viele Hände nach der unmittelbaren Einimpfung des Virus fixe in das subkutane Zellgewebe auch am Leben blieben, manche unter ihnen dennoch an Tollwuth zu Grunde gingen. Hierher können noch die Experimente von A. Celli hinzugefügt werden, die gezeigt haben, dass das Einfuhren des Rückenmarks toller Thiere in die Höhlung des Bauches der Kaninchen immer bei ihnen nach 10 — 20 Tagen Tollwuth hervorruft. Womit kann man aber solche verschiedene Meinungen erklären? Bevor wir zur Behandlung dieser Frage übergehen, wollen wir zu- erst nacbsehen, was uns die letzten Arbeiten über das Befinden des Giftes der Tollwuth in anderen Organen lehren. Bujwid6), der Erste, der in Russland (Warschau) die Im- pfungen der Tollwuth acgefangen hatte, fand, dass ausser Rückenmark, Nerven und Speicheldrüsen ebenfalls auch das Blut der an Tollwuth erkrankten Thiere Gift enthält, obgleich weniger, als das Rückenmark. Widersprechende Resultalte in Bezug der Ansteckungskraft des Blutes erklärt, er dadurch, dass das Blut seine Ansteckungsfähigkeit nur so lange erhält, als das Thier am Leben ist und dass schon 12 Stunden nach dem Tode das Gift aus dem Blute verschwindet und es nicht mehr ansteckend wirkt. Nach N uttal ’s 7) und B uchne r ’s 8) Forschungen, die be- wiesen haben, dass das Blutserum resp. Blut recht starke Bakterien vernichtende Eigenschaften besitzt, könnte man, wenn auch etwas zögernd, annehraen, dass das Gift möglicher Weise auch ins Blut wie zur Zeit der Ansteckung, so auch während der folgenden Krank- heit geräth, dass es aber meistentheils deshalb in ihm nicht aufzufin- den ist, weil es im Blute schnell vernichtet wird; Experimente sprechen aber nicht für diese Erklärung. Dr. Tscherewkow’s For- schungen zeigen wenigstens, dass das aus den Adern friscfcgeiasseDe, 1) Annales de l’Institut Pasteur. 1888. S. 341. 2) Centralb). f. Hakt. Bd. V. S. 721. 3) Centralbl. f. Bakter. Bd. V. 1889. S. 523. 4) Baumgart. Jahresber. 1888. S. 99. 5) Annales de l'Institut Pasteur. 1888. S. 97. G) Metoda Pssteur’a. Warszawa 1887. 7) Zeitschrift für Hygiene. Bd. IV. 8) Centralb. f. Bakter. Bd. IV. No. 21. 48 WyssokowicJ!, defibrinirte und mit einer Rückenmarkemulsion etwa im Verhältnis von 10 : 2 vermischte Blut ein Kaninchen mit normaler Inkubationsperiode ansteckte und zwar nach Verlauf bis zu 7 Stunden, d. h. der Zeit, in welcher nach N u 1 1 a l’s schou erwähnten Beobachtungen die Wirkung des Serums auf die Bakterien gewöhnlich aufhört, die lebendigen Eigenschaften des Blutes verschwinden und mit ihnen auch die Mög- lichheit des Vernichtens der Bakterien. Also kann uns auch diese Eigenschaft des lebendigen Blutes die verschiedenartigen Resultate hinsichtlich der Ansteckungsfähigkeit des Blutes nicht erklären. Ver- schiedene Organe, wie Leber, Milz, Nieren u. A. enthalten nach B.üjwid auch kein Gift. Weiter fanden Perroncito und Carita1 2), dass das Gift der Tollwuth auch in die Milch übergeht. Bardach*) bestärkte dieses durch Verimpfung der Milch einer später an Toll- wuth zu Grunde gegangenen Frau auf ein Kaninchen; Roux3) dagegen verneint dieses und hält das Uebertragen der Ansteckung in die Milch nur in besonderen Fällen für möglich. Für die Ver- breitung der Krankheit hat dieser Umstand jedenfalls keine Bedeu- tung, da nach Nocard’s und Robx’s Aussage durch das Futter das Gift der Tollwuth nicht ansteckt. Bei No ca rd 4) frass ein Fuchs mehrere Rückenmarke an Tollwuth krepirter Füchse und Hunde und erkrankte dennoch nicht; dabei gewann er aber auch keine Immunität, denn von starkem Gi'lfte angesteckt, krepirte er zu gewöhnlicher Zeit an der Tollwuth. Celli und de Blasi5 6) fanden auch die Milch toller Thiere nicht ansteckungsfähig und konnten auch im Blute toller Thiere das Gift der Tollwuth nicht entdecken. Ebenfalls kann man ungeachtet der verschiedenen Meinungen von Peroncito und Carito einerseits, Celli, de Blasi, Zag ar i fi), Roux andererseits zur Ueberzeugung kommen, dass die Tollwuth von der Mutter auf den Fötus nicht übergehen kann. Nach den bis .jetzt erwähnten Beobachtungen ergibt es sich also, dass das Gift der Tollwuth stets im Centralnervensystem, in den grossen Nerven, die von ihm ausgehen, und von den Organen nur in den Speicheldrüsen sich befindet; und zwar kann das Gift nach Roux’s7) Beobachtung im Speichel zuweilen sogar 3 Tage vor dem Anfänge der Erkrankung erscheinen. Gleich der Milchdrüse gibt es schon Vermuthungen über den Uebergang des Giftes der Tollwuth auch in die Pankreas, doch hat dieses noch wenig Glaubwürdigkeit. Von den anderen Theilen bietet die Rückenmarksflüssigkeit be- sonderes Interesse. Hier gerade, könnte man glauben, muss das Gift der Tollwuth lokalisirt sein ; in der Wirklichkeit ergibt sich aber das Entgegengesetzte. Es ist bekannt, dass die Versuche der Forscher einen pathogenen 1) Annal. de l'Ii'stitut Pasteur. 1887. S. 177. 2) Ib. S. 180. 3) Ib. S. 181. 4) Ibidem. 5) Centr. f. Bakter. Bd. VI. S. 411. 6) Centr. f. Bakter. Bd. V. 7) Annales de l’Institut Pasteur. 1890. No. 3. Zar Frage vor d. Lokalisation d. Tollwutbvirus im Organismns d. Tbiere. 49 Mikroorganismus im Rückenmark toller Thiere zu finden, bis jetzt ohne Erfolg blieben, obgleich Niemand an der Anwesenheit eines organisirten Erregers im Rückenmark zweifelte. Die Untersuchung des Rückenmarkgewebes auf Mikroorganismen ist seiner fetten, die Prä- parate beschmierenden Eigenschaft wegen in gewissem Grade schwierig. Daher schien es a priori gelegen, ihn in der reinen und klaren Flüssigkeit der subarachnoidalen Räume der tollen Thiere oder des Menschen zu suchen. Zu diesem Zwecke benutzte ich mehrere Autop- sieen und konnte bei der Untersuchung der Rückenmarksfiüssigkeit ausser einer geringen Zahl etwas veränderter Leukocyten und endote- lialer Zellen nichts Besonderes auffinden. Die zu gleicher Zeit vor- genommenen Impfungen an Kaninchen ergaben , dass nicht nur die Rücken marksflüssigkeit, sondern auch die Flüssigkeit der Seitenven- trikel kein Gift enthält. Ich beobachtete folgende Fälle: I. Alexandrow, 40 Jahre alt, stark zerbissen von einem Wolfe am Gesicht (siehe die Ber. der bakter. Station fürs Jahr 1889. No. 4). Erkrankt an Rabies am 2. Oktober, gestorben am 23., Autopsie am 24. Bei der Autopsie wurde im Rückenmark eine venöse Hyperämie und eiu recht bedeutendes Oedem der Gehirnhäute konstatirt. In sterilisirte Gläschen wurde von verschiedenen Stellen die Oedem- flüssigkeit aufgesammelt, ebenfalls ein Stückchen des verlängerten Ge- hirns und an demselben Tage wurden mehrere Kaninchen geimpft. Dem Kaninchen No. 1 wurde unter die Dura mater 0,3 ccm klare Oedemflüssigkeit, die von der Basis des Gehirns beim Eintritt in die Rückgratsötfnung genommen war, eingeimpft. Kaninchen No. 2 bekam 0,3 ccm ebenfalls klarer Oedemflüssigkeit, unter die Pia mater. No. 3 — 0,3 cem der Flüssigkeit der Seitengehirnventrikel. No. 4 — 0,2 ccm Rückenmarksemulsion. Ka- ninchen No. 4 erkrankte am 15., krepirte am 17. Tage, die übrigen drei blieben am Leben. II. W. Saweljew, 27 Jahre alt, ist von einem Hunde an bei- den Händen gebissen (siebe No. 8) ; erkrankte am 23. Dezember, starb am 25., Autopsie am 27. Von ihm wurden 4 Kaninchen geimpft. No. 1 bekam 0,4 ccm etwas trüber Oedemflüssigkeit. No. 2 0,3 ccm Flüssigkeit der SeitengehirnveDtnkel. No. 3 und No. 4 Rückenmarksemulsion. No. 3 erkrankte am 15., krepirte am 17. Tage. No. 4 erkrankte am 27., krepirte am 29. Tage. No. 2 erkrankte am 30., krepirte am 32. Tage. No. 5, vom Rückenmark des letzten Kaninchens angesteckt, er- krankte am 15., krepirte am 17. Tage. No. 1 blieb am Leben. III. Mit dem Rückenmark eines an der Tollwuth am 13. Mai auf der Semigradschen Strasse umgekommenen Hundes wurde ein Kaninchen geimpft und mit der Cerebrospinalflüssigkeit ein anderes. Inzwischen ist zu bemerken, dass ganz klare und blutlose Flüs- sigkeit in für ein Experiment hinreichender Menge beim Hunde sehr leicht zu bekommen ist, wenn man seinen Kopf etwas nach vorne X. Bi, 4 50 Wyssokovricz, beugt und zwischen den ersten Wirbeln in den Zwischenraum ein- dringt. Das erste Kaninchen erkrankte am 12., krepirte am 14. Tage; das zweite, mit Cerebrospinalflüssigkeit geimpft, blieb am Leben. IV. und V. Zwei Hunde wurden durch Trepanation unter die Dura mater mit dem Virus fixe geimpft. Der eine erkrankte am 8., kre- pirte am 9. Tage; der zweite erkrankte am 7., krepirte am 12. Tage. Von beiden wurde die Iiückeiimarksflüssigkeit und Stückchen vom Rückenmark aufbewahrt. Kaninchen , die mit der Rückenmarksemulsion geimpft wurden, erkrankten nach 5.5 und krepirten am 7. und 8. Tage; Kaninchen, mit der Rückenmarksflüssigkeit geimpft, blieben am Leben. (Seitdem sind 6 Monate vergangen.) Obgleich die Zahl meiner Beobachtungen nicht gross ist, so fand ich es doch überflüssig, noch weitere Experimente in dieser Rlchtvmg vorzunehmen, da nicht nur die Rückenmarksflüssigkeit, die das Rückenmark von aussen bespült, sondern auch die Flüssigkeit der .Seiten Ventrikel im ersten Falle sich als uuansteckungsfahig er- wies und nicht nur nach der gewöhnlichen Impfung, sondern auch nach dem Einführen des Giftes direkt unter die Dura mater (Fall 4 5j. Erst später, als ich die Litteratur dieser Krankheit genauer studirte, fand ich bei Pasteur1) eine Hindeutung darauf, dass er beobachtet habe, dass die cerebrospinaie Flüssigkeit sieb zuweilen als unansteckend, ein anderes Mal wieder ansteckend erweist, und dass manchmal diese Flüssigkeit, wenn sie klar ist, Gift enthält, ein andermal, obgleich trübe, während sie nicht giftig ist. Ausführlich beschreibt er leider seine Experimente in dieser Richtung nicht, daher wird es schwer, zu urtheiien, inwiefern sein Hinweis für bewiesen gehalten werden kann. Auf Grund meiner Beobachtungen, die mit allen Vorsichtsmaass- regeln, die für ein richtiges Resultat nöthig sind, ausgeführt wurden, halte ich es für möglich, zu behaupten, dass die Cerebrospinalflüssig- keit das Gift der Toliwuth nicht enthält. So kommen auch in Be- zug auf die Frage, ob das Gift im Blute vorhanden sei, die meisten Forscher (unter ihnen auch manche Schüler von Pasteur, z. B. Roux2) hat sich schon längst in diesem Sinne geäussert) zu demselben Resultate. Wie können nun, frage ich nochmals, die widersprechenden Re- sultate über das Verhältniss des Blutes zum Gifte erklärt werden ? Vor allem müssen die Eigenschaften des Giftes aufgeklärt werden. Schwerlich kann Jemand noch zweifeln, dass das Gift der Toll- wuth, weiches in den Organismus geräth und dort unzweifelhaft wächst, nicht als einfache chemische Substauz, sondern als organi- sirter niedriger Organismus betrachtet werden muss. Da es weder in dem unter der Haut befindlichen Zellengewebe, noch im Blute Ansteckungsfähigkeit besitzt und sich immer im Gehirn und Rücken- 1) L. e. s. 5. 2) Aunales de l’Institut Pasteur. 1887. S. Is4. Zur Präge von d. Lokalisation d. Tollwuthvirns im Organismus d. Tkiere 51 mark befindet, von wo es gewöhnlich auch auf die peripherischen Nerven und zwar nur auf die grossen übergeht, und da es in die Rückenmarksflüssigkeit, sogar auch in die der Gehirnventrikel nicht übergeht, so erscheint es sehr naheliegend, sich die infizirende Ursache vielleicht als Plasmodium von protopiasmatischer Bildung vorzustel- len, welches die Fähigkeit zum allmählichen Weiterwachsea und zur Verbreitung, und zwar nur längs der Nerven, da es nur in der Nervensubstanz die nöthigen Bedingungen für seine weitere Ent- wickelung findet, besitzt. Um aber die Möglichkeit der Infektion durch das Impfmaterial, das ins Blut gerätb, sich zu erklären, muss man sich an die Forschun- gen wenden , die das Schicksal der fremdartigen Substanzen, welche überhaupt auf diese oder jene Weise ins Blut gerathen, und der Bakterien insbesondere, aufkiären. Die von mir in dieser Richtung angestellten Untersuchungen, welche die im Jahre 1SSÜ in der Zeit- schrift für Hygiene publizirten Beobachtungen ergänzen, zeigen, dass fremdartige Substanzen, unter ihnen also auch die Bakterien, im Blute nicht lange zirkuliren, sondern sogar in sehr grossen Massen (40 Millionen bei einem Kaninchen) schnell, nach 2—3 — 4 Stunden, in verschiedene Organe, besonders in die Leber, Milz und Rückenmark, eüminirt werden. Theils gehen die lebendigen Organismen viel- leicht schon im Blute, hauptsächlich aber in diesen Organen, je nach der Gattung der Bakterien, schneller oder langsamer zu Grunde. Was andere Organe und Gewebe betrifft, so haben sehr sorgsam ausgeführte Experimente mit solchen niedrigen Organismen, die be- kanntlich sehr resistent sind und lange (ganze Monate) in den Ge- weben des Thieres nicht umkommen, wie z. B. die Sporen des Heu- bacillus, bewiesen, dass, wenn sie nach einer Injektion ins Blut in einem erbsengrossen Stückchen Gewebe aus der Leber, Milz oder Knochenmark in der Zahl vor, mehreren Zehntausend gefunden werden, in den Nieren und der Lunge nur Hunderte vorhanden sind, während in den Muskeln und im Gehirn in einem ebenso grossen Stückchen nur ein oder zwei Keime, und sogar nicht immer, aufgefunden werden. Es ergibt sich also, dass das Gehirn ein solches Organ ist, in welches aus dem Blute fremdartige Substanzen nur in sehr geringer Menge, und sogar nicht immer, eindringen. Findet man aber beim Kanin - cheu beim Einführen einer sehr grossen Menge Sporen des Heuba- cilius ins Blut diese letzteren nicht immer im Gehirn, so ist es auch begreiflich, dass bei grösseren ThiereD, bei denen im Vergleich weniger fremdartige Substanzen ins Blut gerathen, die Chancen für ihre Ablagerung in das Gehirn sehr gering sind. Auf diese Weise wird es auch begreiflich, warum die Forscher beim Einfuhren des Giftes ins Blut oft keine Ansteckung des Thieres an Tollwath be- kamen. Die Rolle des Blutes muss also bei der Infektion für sehr gering gehalten werden. Wenn die den Herd der Infektion un- mittelbar bespülende Flüssigkeit, d. h. die Cerebrospinalflüssigkeit, kein Gift enthält, so erscheint die Möglichkeit der Existenz im Blute der an Tollwuth erkrankten Tiiiere sehr zweifelhaft. Freilich sind zur Aufklärung des unmittelbaren Verhältnisses des Blutes und anderer Organe eines gesunden Thieres zum Gifte der Tollwuth 4 * 52 Schultz, noch weitere experimentelle Erforschungen nothwendig; sie sind auch schon bei uns auf der Station von Dr. Tscherewkow angefangen; jedenfalls muss aber auf Gruud des eben Dargelegten die Haupt- rolle in Bezug auf die Symptome der Erkrankung und auch die Ver- breitung des Giftes im Organismus dem Nervensystem zugeschrieben werden. Von allen Erscheinungen dieser Erkrankung ist besonders der Umstand interessant, dass entgegen allen übrigen Organen die Speicheldrüsen immer Gift enthalten und seine Anwesenheit im Sekret oft schon sehr früh offenbaren (siehe Roux 1. c). Der nächste Grund dieser besonderen Eigenschaft, der helles Licht auf die physiologischen Verhältnisse dieser Organe zum Ner- vensystem werfen kann, wenn er aufgeklärt sein wird, bleibt aber jetzt noch für uns dunkel. Charkow, 2./14. Mai 1891. Zur Frage von der Bereitung einiger Nährsubstrate. [Aus dem klinisch-bakteriologischen Laboratorium des Herrn Professor Afanasiew im klinischen Institute der Grossfürstin Helena Pawlowna zu St. Petersburg.] Von Dr. med. N. K. Schultz in St. Petersburg. Seit 1885 als Assistentin am bakteriologischen Laboratorium von Prof. Afanasiew thätig, habe ich vollauf Gelegenheit gehabt, die Zu- bereitung von Nährsubstraten für die Mikrobenkultur praktisch kennen zu lernen. Es ist diese Arbeit eine zeitraubende, mühsame, bean- sprucht grosse Genauigkeit und führt häufig zu Misserfolgen. Die von Koch so zweckmässig in die Bakteriologie eingeführten gallert- artigen Nährsubstrate müssen folgenden Ansprüchen genügen: 1) reichliches Emporblühen der Kulturen; 2) Durchsichtigkeit behufs genauerer Kontrolle des Wachs- tbums und der zufälligen Verunreinigungen. Diese beiden Eigenschaften zu erzielen gelang mir anfänglich nicht; ich versuchte die Hauptbestandteile unserer Nährsubstrate kennen zu lernen, stellte allerlei Proben und die Nährsubstrate auf verschiedene Weise her, und hoffte ich so die Bedingungen für sichere Herstellung guter Nährböden zu finden. Man sollte glauben, dass diese Frage seit 1881, wo Koch (1) die gallertartigen Nährböden in die Bakteriologie eingeführt, vollkommen erledigt sei. Es ist die Be- reitung derselben schon in verschiedenen Abhandlungen und Lehr- büchern beschrieben worden; die Schwierigkeiten aber, die sich der praktischen Ausführung entgegenstellen, sind noch nicht beseitigt und wage ich es deshalb, auch meine Erfahrungen auf diesem Gebiete zu Zur Frage von der Bereitung einiger Nährsubstrate. 53 veröffentlichen. Ich behandle in Folgendem: Die Bereitung von Bouillon, Nährgelatine und Nähragar, ihre Klärung und Filtration, und bringe eine genauere Methode der Neutralisation in Vorschlag. Dann bespreche ich eingehender den Einfluss der Reaktion auf die Be- reitung der Nährböden. Das Klären mit Eiweis s. In der Kochkunst ist das Klären von gallertartigen Flüssigkeiten mit Eiweiss schon längst bekannt. Zur Erleichterung des langsamen und mühsamen Filtrirens solcher ist es auch in der Bakteriologie eingeführt, in vielen Handbüchern bereits empfohlen und genau von Proust (2) beschrieben. Zweck des Klärens ist, die Filtration zu erleichtern, indem an Stelle der Trübung sich grosse feste Flocken absetzen. Ueber das Klären selbst möchte ich einige Worte sagen. Das Weisse von 1—2 Eiern wird gerührt, mit der 2 — 3fachen Menge kalten Wassers versetzt und zum Nährsubstrat hinzugegeben. Die Temperatur des Nährsubstrats darf hierbei nicht höher als 40—50° sein, da bei 60° die Eiweissstoffe bereits gerinnen und wir dahin streben, vor Beginn der Gerinnung eine innige Vermischung zu erzielen. Nur unter dieser Bedingung kann das Eiweiss jede Trübung beseitigen. Hierauf muss die Mischung gut gerührt und 10—15 Minuten lang auf offenem Feuer stark gekocht werden, damit sich harte Flocken bilden; geschieht das Kochen nicht lange und stark genug, so bleiben die Gerinnsel schleimig und beim Filtriren ver- kleben sie das Filter. Hierbei möchte ich erwähnen, dass wir aus praktischen Gründen beim Kochen auf offenem Feuer stets einen gusseisernen emaillirten Kessel (mit Deckel) verwenden. In unserem Laboratorium wird Nährgelatine stets mit Eiweiss geklärt ; bei Nähragar wirkt es wenig und gute Bouillon kann man ganz ohne Klären bereiten; das Eiweiss setzt man nach Belieben zu. Die Reaktion. Die Reaktion muss eine zweckentsprechende sein, sonst wachsen die Mikroben nur kümmerlich, und kann das Wachsthum mitunter sogar ganz Ausbleiben. So hat Loeffler (3) beobachtet, dass der Bacillus diphthericus auf Nährgelatine nicht immer gedeiht und glaubt er die Ursache davon in der Reaktion des Nährbodens suchen zu müssen. Ausserdem hat aber die Reaktion eine nicht geringe Bedeutung bei der Zubereitung der Nährsubstrate. Schwer wurde es mir, künstliche Nährböden richtig zu neutra- lisiren. Die Reaktion wird gewöhnlich mit Lackmuspapier bestimmt, doch ist dies , meiner Ansicht nach , gar nicht genau genug. In Handbüchern für Chemie wird gut bereitetes Lackmus sehr empfohlen — aber bekommen wir häufig solches? Misserfolge bei Bereitung der Nährböden konnte ich häufig nicht anders, als durch ungenaue Neu- tralisation erklären, und versuchte ich daher durch Titriren bessere Resultate zu erzielen. In der That überzeugte ich mich bald von den grossen Vorzügen des Titrirens. Die geringe Mühe, welche das Titriren verursacht, wird durch die Genauigkeit und Sicherheit der Resultate reichlich aufgewogen. Ich kann es nicht genug empfehlen. Betrachten wir jetzt: 1) Welche Flüssigkeiten einer Neutralisation bedürfen. 2) Die Indikatoren. 54 Schultz 3) Den Vorgang der Neutralisation und die Flüssigkeiten, die man dazu braucht. 1) Bei der Neutralisation von Bouillon bildet sich ein Nieder- schlag, welcher vor dem Zusatz vou Gelatine oder Agar-Agar durch Filtration zu entfernen ist, weil eben Bouillon viel leichter zu filtriren ist als Nähragar und Nährgelatine. Deshalb muss die Bouillon gleich nach dem Kochen (und der Beseitigung der dabei gebildeten Eiweiss- flocken durch Filtration) neutralisirt werden. Wir erhalten so eine klare Flüssigkeit, in der die Gallerte gelöst wird. 2) Nach wiederholten Versuchen mit verschiedenen Indikatoren: Phenoiphtalein, Rosolsäure, Methylorange und Lackmusstiuktur , bin ich zur üeberzeugung gekommen, dass Phenoiphtaiein am zweckent- sprechendsten ist. Es ist ein grau-gelbes Pulver, das im Weingeist ( 1 : 300) gelöst wird; die Lösung ist fast farblos, wird durch Zusatz von Alkali intensiv roth. Phenoiphtaiein ist ein sehr empfindlicher Indikator, nach Liick sollen Spuren von Alkali genügen, die Färbung noch wahrnehmbar zu machen (1:100000 Wasser). Ich benutze jetzt stets Phenoiphtaiein, einmal seiner grossen Empfindlichkeit wegen, dann aber auch weil es so sehr genau den Uebergang von saurer zu alkalischer Reaktion zeigt. Bei saurer Reaktion ist die Lösung farb- los, bei alkalischer — schwachrosa bis intensiv roth, je nachdem wie viel freies Alkali in Lösung ist. Die anderen , von mir benutzten Indikatoren geben bei Veränderungen der Reaktion nur ganz allmählich eine andere Färbung, ohne dass die Grenze eine scharfe war. Ich musste also, um genau zu arbeiten, stets eine Probe des zu ge- brauchenden Indikators, sowohl in saurer als auch in alkalischer Lö- sung zum Vergleiche vor Augen haben. 3) Unsere Nährböden werden meist mit Soda neutralisirt, wobei freie Kohlensäure entsteht. Diese freie Kohlensäure beeinflusst die Farbe einiger Indikatoren (4) (Phenoiphtaiein, Rosolsäure, Lackmus- tinktur) dermaassen, dass man noch mit sauren Flüssigkeiten zu thun zu haben glaubt, wenn dieselben schon neutral oder sogar alkalisch geworden sind, weshalb ich jetzt zur Neutralisation immer eine Lösung von Aetznatron benutze. Zu meinen ersten Versuchen nahm ich eine Normallösung von Aetznatron und bereitete mir aus derselben genau mit der Bürette */ 10 Lösung. Meist aber genügt eiue einfache 4°/0 Lösung desselben, aus der mau sich 0,4 °/0 Lösung herstellt. Die Titration führe ich foigenderrnaassea aus: Mit graduirter Pipette wird 1 ccm Bouillon genau abgemessen, in ein Bechergläschen gegossen und ein Tropfen Phenoiphtaiein zugesetzt (das Gläschen steht auf weissem Papier, was die Färbung viel deutlicher macht). Jetzt wird 0,4 u/0 Aetznatronlösung tropfenweise zugegossen, bis eine schwachrosa Färbung erscheint. Sowohl vor Beginu der Titration wie auch nach Beendigung derselben wird der Stand des Niveaus notirt. Dieses Titriren wird . der Genauigkeit des Resultats wegen, dreimal gemacht und gibt die mittlere Zahl der Bürettentheilstriche an, wie viel Alkali erforderlich ist, um die beabsichtigte Reaktion in 1 ccm Bouillon hervorzubringen. Die erhaltene Zahl wird mit der Zahl der ccm der gesammten zu neutralisirenden Bouillon multipli- zirt und das Produkt durch 10 dividirt, weil eben die Neutralisation Zur Frage von der Bereitung einiger Näbrsubstrste. 55 des Gesammtquantums der Bouillon mit der starken 4°/0 Aetznatron- lösung geschieht. Ist z. B. zur Neutralisation eines ccm Bouiiiou 0,25 ccm 0,4 °/0 Lösung nöthig, so braucht man für 1000 ccm Bouillon 250 ccm 0,4 °/u Lösung oder 25 ccm 4 °/0 Aetznatroulösuug. Auf diese einfache Weise ist es möglich , eine beliebige Reaktion der Bouillon zu bekommen und wenn man alles zur Titration Nöthige fertigstellt, geht, nach etwas Hebung, die Sache sehr rasch. Die rothe Färbung durch Phenolphtalexn bedeutet , dass schon freies Al- kali in der Lösung enthalten ist, dieselbe also alkalisch ist. Wenn die rothe Färbung nicht wahrnehmbar, aber nach Zusatz von einem Tropfen (ca. 0,05 ccm) sich zeigt, so halte ich die Lösung für neu- tral. Dieselbe Reaktion zeigt Wasser. Welche Reaktion bei Berei- tung der einzelnen Nährböden die zweckentsprechendste ist, werde ich bei Beschreibung der Herstellung angeben. Bouiiiou. Bouiiiou kann auf verschiedene Art bereitet werden. Nach Miquei (5) kocht man ein Stück Fleisch mehrere Stunden lang; nach Loeffler (6) wird feiagehacktes Fleisch mehrere Stun- den lang io Wasser digerirt und sodann nach Entfernung des Flei- sches das Fleischwasser allein gekocht. Fraenkel (8) und Hei- den reich (7) wollen das gehackte Fleisch direkt in Wasser kochen. Bei uns wird die Bouillon gewöhnlich nach Loeffler bereitet und ist sie mir am geläufigsten. Nie jedoch habe ich verstehen können, weshalb Loeffler (6), Hueppe (10) und Andere mehr verlangen, dass man das Fleisch wasser 1 — 2 Stunden lang kochen soll. Gibt Miquei (o) an, dass ein Stück Fleisch stundenlang kochen soll, so ist es sehr begreiflich, dass in kürzerer Zeit nicht alle löslichen nahrhaften Bestandteile dem unzerkleinerten Fleisch entzogen wer- den können. Verfährt man aber nach Loeffler ’s Angabe, so werden diese Bestandteile des feingehackten Fleisches bereits vom Wasser ausgezogen und wir kochen also später nur die 3Chon ge- lösten Nährstoffe. Beim Zubereiten von Bouillon bilden sich zwei ganz verschiedene Niederschläge, die, um reine Bouillon zu erhallen, eliminirt werden müssen. Der eine entsteht beim Kochen des Fleischwassers und besteht, aus geronnenen Eiweissstoffen, die in kaltem Wasser löslich sind (die durch Kitze gerinnbaren Substanzen Baumgarten’s) (9). Der andere Niederschlag bildet sich beim Neutralismen der sauren Bouillon und beim nachträglichen Kochen derselben ; cs sind Trü- bungen und Flocken (Neutralisationsniederschläge Bau m gar- te n’s) (9). Meist findet man die Angabe, das Fieischwasser gleich vor der Ausscheidung der Eiweissstofic zu neutraiisiren , und erhält dann beim Kochen ein Gemisch beider Niederschläge. Beim Arbeiten aber mit solchen zusammengesetzten Flüssigkeiten, wie es, vom che- mischen Standpunkte angesehen, Bouillon und überhaupt alle unsere Nährsubstrate sind, ist es viel bequemer, die einzelnen Niederschläge nach einander zu entfernen und sich dabei uach deren Eigenschaften zu richten. In unserem Falle können die gelösten Ei weissstoße der Bouiiiou schon vor der Neutralisation durch starkes, 10 -15 Minuten währen- 56 Schul ta, des Kochen auf freiem Feuer und nachfolgender Filtration vollstän- dig entfernt werden. Die eiweissfreie Bouillon ist ganz durchsichtig und wird erst bei Neutralisation wieder trübe. Diesen zweiten Nie- derschlag fällt man durch abermaliges, etwa 5 Minuten langes, starkes Kochen auf freiem Feuer und darauf folgendes heisses Filtriren. Viele Autoren, wie Lo effler (6), Heidenreich (7), Miquel (5), Hueppe (10), v. Ermengen (11), C. Fraenkel (8), Du- bieff (12) und Andere mehr erwähnen, dass eine neue Ausscheidung in Form von Flocken und Trübungen auch nach der Filtration und Sterilisation noch zu Stande kommen kann. Auch mir ist das früher sehr häufig vorgekommen. In diesem Falle wird abermaliges Kochen, Filtriren und behutsames Neutralismen empfohlen. Ob nicht das von Vielen empfohlene anhaltende Kochen die Beseitigung dieser Trübung zum Zweck hat? Durch das Gerinnen der löslichen, im Fleischwasser befindlichen Eiweissstoffe wird die Bouillon einigerinaassen geklärt ; um die Wir- kung zu verstärken, kann man dem Fleischwasser noch das Weisse von 2 Eiern zusetzen. Die Bereitung der Bouillon. Zur Herstellung eines Liters Bouillon sind 500 g Fleisch, 1000 -j- 300 ccm destillirten Wassers, 10 g Pepton und 5 g Kochsalz erforderlich. (300 ccm Wasser füge ich hinzu, um den Verlust während des Kochens aus- zugleichon.) 500 g Fleisch bester Qualität, ohne Fett und Sehnen, werden gehackt, in ein gläsernes Gefäss mit Deckel gelegt und mit 1000 + 300 ccm destillirtem Wasser übergossen und bis zum näch- sten Tage an einem kühlen Orte aufbewahrt. Um das Fleischwasser vom Fleische zu befreien, filtrirt man es durch vierfache Marly, und um nichts zu verlieren, drückt man es mit den Händen aus. Das so gewonnene Fleischwasser wird in einen Kessel gegossen, 10 g Pep- ton. sic., 5 g Kochsalz und 2 Eiweiss hinzugefügt und auf der Gas- flamme während 15 Minuten gekocht. Dann wird die klare Bonillon neutralisirt und zwar auf folgende Weise: Zuerst wird durch Filtriren bestimmt, wieviel von der schwachen (0,4 °/0) Lösung zur Neutra- lisation von 1 ccm Bouiiion erforderlich, und danach berechnet, wie- viel starke (4°/0) LösuDg man braucht, um die ganze Menge der vorhandenen Bouillon zu neutralisiren. Ich neutralisire meist bis zu schwach alkalischer Reaktion, d. h. bis Spuren einer rosa Verfärbung durch Phenolphtalein wahrnehmbar sind. Die jetzt wieder trübe Bouillon wird in den Eisenkessel zurückgegossen, 100 ccm Aqua dest. zugegeben, 5 Minuten lang stark gekocht und kochend filtrirt. (Wer sehr genau arbeiten will, kann die jetzt ganz klare Flüssigkeit abkühlen lassen und nochmals filtriren, man entfernt auf diese Weise sowohl die Trübungen, welche in heisser, als auch die, welche viel- leicht in kalter Bouillon entstehen.) Kocht man die Bouillon nur eben 5 Minuten lang, so bleibt die Reaktion unverändert, bei zu langem Kochen wird sie sauer. (C. Fraenkel). So wird Bouillon bereitet, welche als Nährbouillon dienen soll, und solche, welche zur weiteren Bereitung von Nährgelatine und Nähragar bestimmt ist. Nur bei letzterer kann man das zweite Äur Frage von der Bereitung einiger Nährsubstrate. 57 Kochen (nach der Neutralisation) auslassen, weil in diesem Fall die Neutralisationsniederschläge nicht hinderlich sind. Nähragar. Agar-Agar wird ans Algen, die in Japan und an der Küste des indischen Oeeans Vorkommen, bereitet. Die Gewin- nung der Gallerte aus der Pflanze . geschieht nach dem französischen Chemiker Payen (13) auf folgende Weise: Die Pflanze wird in eine schwache, kalte Lösung von Salzsäure gebracht, die später durch Abspülen mit Wasser entfernt wird; dann legt man dieselbe in eine schwache, kalte Lösung von Ammoniak, worauf abermals Abspülen mit kaltem Wasser folgt. Während dieser Prozedur verlieren die Algen 53 °/„ ihres Gewichtes an Mineralsalzen, Farbstoffen und or- ganischen Bestandteilen. Der Rest wird in Wasser gekocht, die Gallerte löst sich in demselben und wird dann vom unbrauchbaren Bodensatz abgegossen. Payen erhielt so reine Gallerte. Wie der bei uns käufliche Agar-Agar hergestellt wird, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Elementarbestandt heile des Agar-Agar. Der von Payen (13) aus Gelidipm corneum extrahirte Agar-Agar besteht nach seiner Analyse aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff; dasselbe fand Parumbar u (bei Greenisch citirt), der mit japa- nischem Agar-Agar arbeitete. Apotheker Greenisch gibt an, dass der Fucus amylaceus aus Kohlenstoff und Wasserstoff besteht, Hueppe (10) hält die Gallerte auch für ein Kohlenwasserstoffpro- dukt. Hieraus ist ersichtlich, dass die Elementarbestandtheile des Agar-Agar qualitativ noch nicht bestimmt sind. Eigenschaften des A gar- Agar. Der Agar-Agar ist eine Gallerte, die in kaltem Wasser quillt und sich in heissem Wasser nach langem Kochen löst. Phenolphtalein wird durch die wässrige Lösung der Gallerte nicht gefärbt, doch genügt der Zusatz eines Tropfens der schwachen (0,4 °/0) Aetznatronlösung, um die Farbe wahrnehmbar zu machen. Die Lösung zeigt also wie Wasser neu- trale Reaktion. Längere Zeit dauernde hohe Temperatur beeinträch- tigt die Gallerteigenschaften nicht. Payen schätzt Agar-Agar als Gallerte zehnmal höher als die beste Gelatine; als Zusatz zur Bouil- lon wird daher auch viel weniger gebraucht. Nach Graham’s(15) Beobachtungen geht die Diffusion einer Lösung von Krystallen in japanischem Agar-Agar ebenso rasch wie in Wasser vor sich, was nach seiner Angabe mit gefärbten Krystallen, wie saures chrom- saures Kali, sehr schön demonstrirbar ist. Die Bereitung von Nähragar I. Bis vor Kurzem haben wir das Nähragar gewöhnlich auf folgende Weise bereitet: Wir ver- fertigten uns 1 Liter neutraler oder schwach alkalischer Bouillon. Die Bouillon wird in einen Kolben gegossen und 15 g Agar-Agar hinzugethan, worauf es auf 12 — 15 Stunden in den Dampfkochtopf gestellt wird. Zuerst muss es mehrmals stark geschüttelt werden, weil sich sonst das Agar-Agar absetzt und nicht löst. Nach voll- ständiger Lösung wird das Nähragar in den heissen Trichter ge- gossen und filtrirt. Die Bereitung des Nähragars erfordert mehr als einen Tag, doch ist es, nachdem es mehrere Stunden siedend im Dampfkochtopf gestanden, so vollständig sterilisirt, dass die Zube- 58 Schultz, reitung unterbrochen und zu gelegener Zeit wieder aufgenommen werden kann. Die lange Dauer des Lösens und die Schwierigkeiten bei der Filtration veranlassten mich, nach der Ursache dieser Uebel zu suchen, um sie eventuell zu beseitigen. Verhält« iss von Agar-Agar zu Säuren und Alka- lien. Nach vielfachen Versuchen gelangte ich zu der Ueberzeugung, dass die Lösung von Agar-Agar ganz verschiedene Eigenschaften zeigt, je nach der Reaktion der Flüssigkeit, in der Agar-Agar gelöst wurde. Beim Lösen desselben in schwach alkalischer Bouillon er- halten wir eine dicke klebrige Flüssigkeit, die schnell erstarrt. Ge- schieht das Lösen in saurer Flüssigkeit (0,1 % Schwefelsäure genügt), so ist das Resultat eine durchsichtige, beim Erkalten nicht erstarrende Flüssigkeit. Hieraus folgt, dass eine sehw ach alk aiische Reaktion den Werth des Agar-Agar als Gallerte steigert, eine saure kann ihn ganz aufhebcn. Setzt man der schwach alkalischen Lösung eine genügende Menge Säure zu, so erstarrt dieselbe beim Erkalten nicht, neutralisirt man aber eine saure Lösung, so erstarrt dieselbe auch nicht mehr. Der Werth der Gallerte kann also durch Säuren verringert wer- den, ohne dass nachträgliches N eutrali sir en ihn wie- der herstellt. Lassen wir jetzt die durch die Reaktion veranlassten grossen Schwankungen bei Seite und wenden wir uns den geringen Abwei- chungen zu, die bei den gewöhnlichen bakteriologischen Arbeiten Vor- kommen, so sehen wir, dass sogar bei ihnen das Nähragar ver- schiedene Eigenschaften zeigt, je nachdem die zur Lösung ver- wandte Bouillon neutralisirt war oder nicht. Bemerkt muss noch werden, dass die Reaktion nicht nur den Werth der Gallerte beein- flusst, sondern auch auf Löslichkeit, Festigkeit, Farbe, Durchsichtig- keit, FiitratioDSvermögen und die Menge des ausgeschiedenen Konden- sationswassers wirkt. Wir unterscheiden scharf bei Zubereitung von Nähragar: 1) Nähragar, der mit säuerlicher Bouillon und nachträg- liche Neutralisation bereitet ward und 2) solchen, der direkt mit neutralisirter Bouillon bereitet ward. 1) Agar-Agar, in nicht neutralisirter Bouillon gekocht, löst sieh und filtrirt verhältnissmässig rasch; der gewonnnene Nähragar ist schwach gelblich, ziemlich durchsichtig, schlüpferig, wässerig und scheidet viel Kondensationswasser aus. Er erstarrt unter 40° ; hält, in schräge Lage gebracht, nicht fest und ist zu Plattenkulturen nicht zweckmässig 2) In neutralisirter Bouillon, gekochter Agar-Agar ist langsamer löslich und filtrirt schlecht. Der gewonnene Nähragar hat eine roth- bräunliche Farbe und ist. wenig durchsichtig. Er scheidet wenig Kondensationswasser aus, ist fest, trocken ; beim Erstarren in schräger Lage hält er recht gut, ist zur Plattenkultur geeignet und erstarrt bei 40'J sehr schnell. Aus Obigem geht hervor, dass Nähragar leichter aus säuerlicher Bouillon zu bereiten ist, weil er sich schneller löst, besser filtrirt. Die zur Bereitung des Nähragar vor geschlagenen neuen Methoden Zur Frage von der Bereitung einiger Nährsubstrate. 50 basiren häufig auf dem Einfluss der Säuren auf den Agar. So weicht Schottel! us (16) seinen Agar-Agar 5 Minuten lang in Salzsäure (2 °/0 Lösung), spült ihn ab und kocht ihn in nicht neutralisirter Bouillon. Richter (17) kocht Agar-Agar, grösserer Löslichkeit wegen, in Moselwein, der nach König (18)0,79°/,, freie Säure ent- hält. Er nimmt 2°/0 Agar-Agar und fügt ihm noch 2 °/0 Gelatine hinzu. Tischut kin (18) weicht ihn in eine 5 °/0 Essigsäurelösung und kocht ihn, nach erfolgter Abspüluug in Wasser, in nicht neutra- lisirter Bouillon. Wie schon erwähnt, kann man das Lösen des Agar- Agai ohne Zusatz von Säuren etwas beschleunigen, wenn man ihn in nicht neutralisirter Bouillon kocht, weil Bouillon immer etwas sauer ist. So verfahren Hu epp e (19), Freudenreich (20), Baum- garten u. A. m. Ehe ich die Eigenschaften des Agar-Agar ge- nauer kennen gelernt, machte ich es ebenso (21). Man gewinnt eigentlich nichts beim Kochen des Agar-Agar in säuerlicher Bouillon, da, wie schon angeführt, der dadurch verringerte Werth der Gallerte nicht wieder restauriit werden kann. Das Kochen des Agar-Agar in nichtneutralisirter Bouillon sowohl als auch in neutraler ist entschieden mangelhaft, und sind beim Vergleichen der Lösungen untereinander die Mängel ganz verschieden. Es schien mir daher nicht unmöglich, eine solche Reaktion zu be- wirken, nie die Vortheile des einen und des anderen Verfahrens, wenn auch abgeschwächt, aufweist. Bouillon ist stets sauer, die Intensität ihrer Säure aber schwankt in gewissen Grenzen. Um 1000 ccm Bouillon vollständig zu neutraiisiren, braucht man gewöhnlich 20 — 35 ccm 4 °/0 Lösung von Aetznatron ; es galt daher eine solche Re- aktion zu finden, die bei Anwendung von 0 ccm bis 20—35 ccm der 4% Lesung die besten Resultate gibt. Zu diesem Zwecke nun habe ich viele Versuche angestellt: habe die Bouillon ganz neutraiisirt; beim nächsten Versuche 5 ccm weniger zugesetzt { — 5); beim nächsten Versuch 6 ccm weniger ( — 6) u. s. f. Neutralismen wir nun mit 8—10 ccm 4°/o Lösung weniger, als zur völligen Neutralisation nöthig, so erhalten wir, bei obenge- nannter Bereitungsweise, sehr schönen Nähragar, der nicht zu stark gefärbt und doch ganz fest ist. Ein solcher Nähragar, in schräger Lage erstarrt, kann sofort benutzt werden ; die Kulturen lassen sich beim Ueberimpfen gut einreibec ; er hat genügendes KondensatioDS- wasser, hält im Thermostaten ohne jeden Nachtheil eine Temperatur von 50" C aus und hat einen Schmelzpunkt von 97" C. Sehr viele Mikroben wachsen auf solchem Nähragar vortrefflich, doch gibt es auch solche, die eine vollständige Neutralisation verlangen ; deshalb empfiehlt es sieb, nachträglich Partieen Nähragars durch Zusatz von 0,8 ccm 4 % Lösung auf jede 100 ccm Nähragar definitiv zu neu- tralisiren. Beim Erhitzen bildet sich von Neuem ein Niederschlag, der durch Filtration entfernt wird. Löslichkeit. Agar-Agar ist sehr schwer löslich und werden deshalb auch verschiedene Arten der Lösung empfohlen. Gekocht wird er im Damfkochtopf, im Autoklaven, auf freiem Feuer und im Wasserbade. Auch die Angaben über die dazu erforderliche Zeit sind sehr verschieden: C. F r aenkcl (8) stellt ihn auf mehrere Stunden 60 Schul tz . in den Dampftopf; Flügge (22) kocht ihn 10—12 Stunden mit kleiner Gasflamme; Dubieff (12) ebenso, doch nur 4 — 5 Stunden lang; Hueppe(lO) kocht ihn viele Stunden im Wasserbade; Richter (17) löst ihn rasch in Moselwein; van Puteren(23)7 — 10 Minuten lang in Molken; Tischutkin 3—5 Minuten in Bouillon, nachdem er ihn mit Essigsäure bearbeitet. Die Dauer des Prozesses der Lösung hängt von dreierlei ab: 1) von der Reaktion der Flüssigkeit, in der Agar-Agar gekocht wurde; 2) vom Prozentgehalt des Agar-Agar in der Flüssigkeit und 3) davon, wie er gelöst wird. Diese drei Unterschiede erklären die scheinbaren Widersprüche der Autoren zur Genüge. 1) Ueber den Einfluss der Reaktion habe ich schon gesprochen. 2) Dass 1 ö/0 Agar-Agar unter sonst gleichen Umständen sich leichter löst, als bei höherem Prozentgehalte, habe ich mehrfach be- obachtet. 3) Was die Art des Kochens betrifft, so kann ich nur von der im Darapfkochtopfe und der auf freiem Feuer sprechen — die anderen Methoden konnte ich nicht untersuchen. Stellen wir einen Kolben mit Bouillon und ungelöstem Agar-Agar in den Dampf koch topf, so sinkt der Agar-Agar unter und mischt sich nur bei häufigem Schütteln. Auf freiem Feuer wirft die Bouillon im Sieden den Agar-Agar umher und mischen sich die Stoffe also innig und beständig von selbst. Zu letztem Verfahren gehört viel weniger Zeit, ob es aber nur die Be- wegung der Flüssigkeit ist, die den Unterschied veranlasst oder ob noch andere Umstände in Betracht kommen, kann ich nicht entscheiden. Das Kochen des Agar-Agar im Autoklaven wird von Freuden- reich und G i 1 1 e b a u (20) sehr empfohlen , sie geben an , rasch sehr durchsichtiges Nähragar erhalten zu haben. Roux soll auch dieses Verfahren mit Erfolg benutzen. Doch kann kaum der Auto- klave ein allgemein verbreiteter Apparat werden. Bei ungenügendem Kochen sieht man nach der Filtration und Sterilisation des Nähragar eine Flockenbildung in vorher ganz klarer Flüssigkeit entstehen. Woran aber erkennen wir, ob der Agar-Agar genügend gelöst war? Ich beobachtete folgende Kennzeichen: der gelöste Agar-Agar muss ganz klar oder gleicbmässig trüb sein, darf durchaus keine Flocken oder Stücke enthalten. Die Niederschläge müssen deutlich und fest am Boden liegen, so dass die klare Flüssigkeit leicht abzu- heben ist. Das Klären vor Nähragar. Klären mit Eiweiss ist zweck- los. Die Hauptbedingung, auf die Acht zu geben, um klares Nähr- agar zu erhalten, ist die vollständige Lösung und das völlige Nieder- schlagen des Bodensatzes. Die Bereitung von Nähragar II. Basirend auf der Erfahrung, dass Nähragar sich auf freiem Feuer rascher löst (wie oben angeführt), gehe ich zur Bereitung unseres Nähragar II über. In einen emaillirten gusseisernen Kessel giesst man 3 — 4 Liter destillirten Wassers und bringt dasselbe zum Kochen; dann fügt man 20 g feingeschnittenen Agar-Agars hinzu und kocht ca. 2 Stunden. Der Kesseldeckel wird fast ganz geschlossen, um stärkeres Sieden zu Zur Frage von der Bereitung einiger Nährsubstrate. 61 erlangen. Nach Ablauf der 2 Stunden wird I Liter schwach alka- lischer Bouillon zugegosseu und dann weiter gekocht, so lange, bis nur 1 Liter Nähragar nachbleibt, was im Ganzen ungefähr o Stuuden beansprucht. Agar-Agar brennt gar nicht bei emaillirtem Kessel- boden an, und man braucht nicht, beim lang anhaltenden Kochen, fortwährend dabei zu stehen und zu rühren. Die trübe Flüssigkeit wird dann direkt im heissen Trichter filtrirt. Auf diese Weise er- hält man sehr guten Nähragar von blasser Färbung, genügender Festigkeit, der recht durchsichtig ist. Die ganze Zubereitung ist in einigen Stunden beendet. Diese Art der Lösung von Agar-Agar wirkt, wie es scheint, etwas verringernd auf den Werth des Agar-Agars als Gallerte, wenigstens erhält man bei gleicher Dosirung festeren Nähragar nach I, als nach II. Vielleicht hat die Art des Kochens auf das Sauerwerden der Bouillon Einfluss. Wie es auch sei, kann man diese kleine Differenz beseitigen durch Hinzugeben von 20 g Agar-Agar statt 15 g, und durch vollständige Neutralisation der Bouillon. Zur Sterilisation werden die Probirgläser mit Nähragar 3 Tage nach einander auf eine Stunde in den Dampfkochtopf gestellt und ist ihr Inhalt dann absolut keimfrei. Ein so langes Stehen in hoher Temperatur verdirbt den Nähragar nicht, es wird sogar dadurch durchsichtiger. Falls der Nähragar etwas weich oder wässerig ist, was besonders nach Zusatz von Glycerin geschehen kann , so stellt man die Probirgläschen an einem warmen und trockenen Ort. Hier trocknen sie sehr rasch ein und der Nähragar wird ganz fest. Der Zusatz von Glycerin oder Zucker wird nach der Filtration zuge- geben. Nährgelatine. Darstellung und Eigenschaften der- selben. Bekanntlich wird Gelatine durch langes Kochen aus thie- rischen Sehnen und Knochen gewonnen und übernimmt die Technik das Umsetzen der thierischen Bestandtheile in reine, durchsichtige, leicht lösliche Gallerte. Kocht man Gelatine zu lange, so erstarrt sie nicht mehr beim Erkalten, sondern bleibt flüssig ; dasselbe bewirken verdünnte Säuren. Gelatine besteht aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff und gehört nach Drechsel (24) unter die Eiweissstoffe, in die Gruppe der Glutinoide. Gelatine reagirt schwach sauer, weshalb man bei Neutralisation der Bouillon, in welcher Gelatine gekocht werden soll, Alkali bis zu schwach rother Färbung des Phenolphtalein zusetzt. Dieser kleine Ueberschuss von Alkali genügt zur Neutralisation der Gelatine — die Mikroben gedeihen gut. Die Zubereitung der Nährgelatine ist viel leichter, als die des Nähragar, weil eben Gelatine viel leichter löslich ist. Bisweilen kommen auch unangenehme Zufälle vor. Es geschieht, dass viele Mikroben entweder gar nicht oder nur kümmerlich wachsen — dann trägt gewöhnlich die Reaktion die Schuld daran. Obgleich man meist durchsichtige Gelatine bekommt, so geschieht es doch zuweilen, dass dieselbe nach Filtration und Sterilisation trübe wird. 62 Schultz, C. Fraenkel (8) erwähnt dessen auch in seinem Lehrbuch und nimmt als Ursache einen Ueberschuss von Alkali ao; eine Ansicht, der ich mich durchaus anschliesse. Bei der Bereitung vou Nährgelatine gibt es dreierlei Nieder- schläge: die zwei bei der Bouillon schon besprochenen und endlich noch eine feine Trübung, welche in jeder Lösung von Gelatine vor- handen ist und leicht durch Klärung mit Eiweiss und Filtration zu beseitigen ist. In mehreren Lehrbüchern wird vorgeschlagen, die Nährgelatine längere Zeit hindurch zu kochen. Zur Lösung ist das unnütz, da dieselbe in heisser Bouillon momentan geschieht. Waren die Nieder- schläge der Bouillon schon früher entfernt, so genügt zum Besei- tigen der Trübungen in der Gelatine, mit Hilfe von Eiweiss, ein 15 Minuten langes Kochen. Die Bereitung der Nähr gelatine. In 1 Liter schwach alkalischer, heisser Bouillon zum zweiten Mal gekocht und heiss filtrirt, wird 50—100 g Gelatine gelöst und dann 200 cm destillieren Wassers zugegosseu, die erhaltene Lösung bis auf 40° abgekühlt und 2 Eiweiss (die vorher mit der 2 — 3 fachen ?>lenge Wasser ver- rührt wurden) zugegeben und während 10 — 15 Minuten stark gekocht. Dabei wandelt sich die vorher trübe Flüssigkeit in eine klare, hell- gelbe, in der harte Flocken geronnenen Eiweisses vertheilt sind. Man filtrirt sie durch vierfach gefaltete Marly und dann durch heisse Trichter. Die Nährgelatine wird zum Schlüsse noch 3 Tage nach einander täglich auf eine halbe Stunde in den Dampfkochtopf ste- ril isirt. Das Filtriren der Nährsubstrate. Das Filtriren der Nährsubstrate erfordert recht viel Geduld. Ein rasches Filtriren ist gewöhnlich unmöglich, eine dicke Gallerte kann nicht anders als lang- sam durchlaufen ; doch kann auch dieses etwas erleichtert werden. 1) Enthält die zu filtrirende Flüssigkeit Eiweissstoffe, welche zu eliminiren sind, so muss sie stark gekocht werden, damit die schlei- migen Eiweissstoffe den Filter nicht etwa verkleben. 2) Zeigt die Flüssigkeit eine feine Trübung, die durch den Filter nicht beseitigt wird oder denselben verunreinigt, so muss mit Eiweiss geklärt werden. 3) Es empfiehlt sich, die Gallerte durch heisse Wassertrichter zu lassen, damit sie tiüssiger bleibt. 4) Falls das Filtriren sehr langsam geht, muss der Trichter zugedeckt werden, da sonst durch das Verdunsten des Wassers die Gallerte immer zäher wird ; die Filtration kann sogar zum Stillstand kommen. Um ganz klare Flüssigkeit zu erhalten, thut man wohl, den ersten Theil des Filtrats in den Trichter zurückzugiessen, resp. ein zweites Mal zu filtriren. Bei Befolgung obiger Regeln filtrirt die Bouillon sehr gut. Das Filtriren von Nährgelatine geht nicht immer gleicherweise vor sich: nicht ganz neutrale filtrirt rasch und von Anfang an klar; bei alkalischer geht es rasch, aber trübe, und wird die Lösung nur bei langsam tröpfelnder Filtration vollkommen klar; also mit 2 — 3- Zar Frage von der Bereitung einiger Nährsubstrate. 63 fachem Filter und nicht allzu heissen Trichtern wird am besten fiitrirt. Am schwierigsten ist gewöhnlich das Filtriren des Nähragars, weshalb es auch verschiedene Angaben gibt, um diese Arbeit zu er- leichtern. Manche filtriren es gar nicht, sondern bringen es nur an einen warnten Ort und lassen die Niederschläge sich absetzen. A. Fraenke! (25) nimmt die klare Flüssigkeit mit der Pipette ab ; Freudenreich (20) giesst sie ab; Flügge (22) lässt die Flüssig- keit im Cylinder erstarren und schneidet, das Unreine herunter. Jakobi (26) filtrirt durch Watte unter erhöhtem Druck, Freu- denreich (^0) im Autoklaven, van Puteren (23) in verdünnter Luft u. s. w. Es ist, wie ersichtlich, in Bezug auf diese Frage schon viel ge- arbeitet worden, ohne dass jedoch eine der vorgeschlagenen Methoden allgemein geworden wäre. Es ist mir nicht gelungen, das Nähragar durch Abgiessen von den Niederschlägen so klar zu bekommen, wie das fiitriite; eiue Kombination beider Mittel kann aber manchmal das sicherste Resul- tat geben. Bei der Bereitung von Nähragar I verfahren wir folgender- maassen : Nachdem das Agar-Agar 10 Stuuden im Dampfkochtopf ge- standen hat, wird geschüttelt und das Nähragar in grosse Probir- giäser oder in cyiindrische Gefässe gegossen (zur Erleichterung des Abgiessens), wieder in den Dampfkochtopf gebracht und dort bis zum vollständigen Absetzen des Niederschlages gelassen. Gewöhn- lich erhält man eine klare Flüssigkeit, die verhältnissmässig leicht filtrirt, wenn vorher nur bis zu ( — 8) oder ( — 30) ueutralisirt war. Bei der Bereitung des Nähragar II ist eine Absetzung der Nie- derschläge unnütz; solches Nähragar filtrirt gut und braucht dazu ungefähr eine Stunde. Im Interesse der Filtration ist eine vollständige Lösung des Agar-Agar und eine nicht allzu grosse Zähigkeit der Gallerte erfor- derlich; je zäher die Gallerte ist, desto schwerer geht die Filtration. Eine gewisse Zähigkeit ist wohl für unsere Arbeit unbedingt nöthig, ein Ueberiiuss aber sehr zeitraubend, wie bei der Lösung von Agar- Agar, so auch bei der Filtration. Eben diesen Grad der Zähigkeit habe ich lange gesucht. Aus dem Gesagten ziehe ich folgende Schlüsse; 1) Es empfiehlt sich, die bei der Bereitung der Nährsubstrate sich bildenden Niederschläge einzeln zu entfernen, weil jeder Nieder- schlag seine besonderen Eigenschaften hat. 2) Bei der Neutralisation ist Lackmuspapier nicht zuverlässig uud die Reaktion durch Titriren festzustellen, 3) Phenolphtalei'n ist ein sehr genauer Indikator. 4) Die Bouillon muss vor dem Zusatz von Agar-Agar oder Ge- latine neutralisirt werden. 5) Agar-Agar erfordert zu vollständiger Lösung langdauerndes Kochen. 6) Nährgelatine muss nur wenig gekocht werden. 64 Schnitz, Znr Frage von der Bereitung einiger Nährsubstrate. Dieses befolgend, habe ich wirklich sehr gute Bouillon, Nähragar und Nährgeiatine bereitet. Erst allmählich, in dem Maasse, als ich die Eigenschaften unserer Nährsubstrate näher kennen gelernt, wurde es mir klar, woran das häufige Misslingen bei ihrer Zubereitung lag, und wurde es mir dann auch möglich, die Mängel der Bereitung wenigstens theilweise abzustellen. Viel Spielraum aber ist noch zur Arbeit auf diesem Gebiete vorhanden! Zum Schluss fühle ich mich verpflichtet, meinen innigsten Dank Herrn Prof. Afanasiew für die Leitung, welche er bei meinen bakteriologischen Studien mir angeaeihen liess, auszusprechen. Litter atur. 1) Koch, Mittbailungen aus dem Gesundbeitsamte. Bd, I. 1881. 2) Proust, Revue d’iiygiene et de police s&citaire. T'. VI. 1884. p. 917. 3) Loeffler, Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. VII. 1880. p. 529. 4) Böckmann, Chemisch -technische Untersuchungsniethoden. 2. Aufl. Bd. I. p. 95—109. 5) Miquel, Les organismes vivants de Tatmosphöre. 1883. p. 151. 6) Loeffler, Mittheilungen aus dem Gesundheitsamte. Bd. II. 7) Heide n reieh, Methoden der Untersuchung der Mikroorganismen. [Russisch.] 8) C- Fraenkel, Grundriss der Bakterienkunde. 1887 und 1890. 9) Baum garten, Lehrbuch der pathologischen Mykologie. 1. Hälfte. 1886. 10) Hueppe, Die Methoden der Bakterienforschung. 1889. 11) v. Ermengen, Manuel technique de microbioiogie. p. 240. 12) Dubieff, Manuel pratique de microbioiogie. p. 246. 13) Payen, Comptes rendus. T. XLIX. 1859. 14) Greenisch, Pharmazeutische Zeitschrift Russlands. Bd. XX. p. 501. 15) Graham, Philosophical Transactions. 1861. 16) Schottelius, Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. II. 1887. p. 97. 17) Richter, Berliner klinische Wochenschrift. 1887. No. 32. p. 600. 18) König, Zusammensetzung der menschlichen Nahrungs- und Genussmittel. 1889. 19) Tischutkin, Wratsch. 1890. No. 8. 20) Freudenreich, Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. III. p. 797. 21) M. J. Afanasiew, Kalender für Aerzte. 1888. Artikel: „Ueber die Fort- schritte der Bakteriologie.“ [Russisch.] 22) F 1 ü g g e , Die Mikroorganismen, p. 650. 23) Van Puteren, Wratsch. 1888. No. 15. 24) E. Drechsel, Ladenhurg’s Handwörterbuch der Chemie. Artikel: „Ueber Eiweisskörper.“ 25) A. Fraenkel, Zeitschrift für klinische Medicin. Bd. X. 1886. 26) Jacob i, Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. III. No. 17. St. Petersburg, 30. April 1891. Kaufmann, Ueber einen neuen Nährboden für Bakterien. 65 Ueber einen neuen Nährboden für Bakterien. [Aus der zoologischen Station zu Neapel.] Von Dr. P. Kaufmann z. Z. in Alexandrien. Züchtungsversuche, die ich mit dem sogenannten Jequirity- bacillus und dem wahrscheinlich identischen Megateriumin Jequirityinfus anstellte, führten mich dazu, das Letztere genauer in Bezug auf seine Verwendbarkeit als Bakteriennährboden zu prüfen. Das Resultat war ein günstiges und ich erlaube mir deshalb, das- selbe hier in Kürze mitzutheilen. Ich stellte mir meine Nährflüssigkeit in folgender Weise her: 10 gr Jequiritysamen *) wurden durch Zerstampfen im Mörser ent- schält und die entschälten Samen, deren Gewicht fetzt nur uoch ca. 8 gr betrug, mit 100 ccm Wasser während 2 Stunden im Dampf- sterilisator gekocht; das Ganze wurde kalt (es bildet sich beim Ab- kühlen ein Niederschlag) filtrirt. Die resultirende Flüssigkeit von hellgelber Farbe reagirte neutral bis ganz schwach alkalisch und war für die Mehrzahl der von mir benutzten Bakterien ohne Weite- res als Nährboden zu verwerthen. Die Flüssigkeit, welche ich der Kürze halber Jequiritylösung nennen will., brauchte nur noch in Reagenzgläser gefüllt und in der üblichen Weise sterilisirt zu werden. Bezüglich ihres Verhaltens zur Jequiritylösung konnte ich die Bakterien in 3 Kategorieen theilen: 1) in solche, welche die Farbe der Lösung unverändert dessen; es waren dies mit wenigen Ausnahmen diejenigen, welche gar nicht oder nur schlecht wuchsen und dementsprechend nur geringe Trübung oder geringen Bodensatz bildeten ; 2) solche, welche eine Entfärbung und 3) solche, welche eine Grünfärbung hervorriefen. Es ergaben sich also 3 Farbennuancen. Eine nähere Prüfung zeigte, dass die grünen Kulturen alkalisch reagirten, dass die Ent- färbung dagegen auf Säurebildung beruhte. Dies wurde durch das chemische Experiment bestätigt. Alkalisirt man nämlich die Lösung, so erfolgt Grünfärbung, setzt man dagegen zu der grüngefärbten oder der gewöhnlichen Jequiritylösung Säure hinzu, so tritt Ent- färbung ein 1 2). Wir besitzen also in der Jequiritylösung ein Nährmittel, das uns in den Stand setzt, ohne Weiteres die Alkalibildner von den 1) Die Samen sind bei Merk (0,60 Mk. pro Kilo) erhältlich. Reim Manipuliren mit denselben ist mit Vorsicht zu verfahren, da Jequiritystaub, auf Schleimhäute ge- langt, daselbst Entzündung hervorrufen kann. 2) Durch Imprägnation von Piltrirpapier mit einer stark konzentrirten Lösung ver- mochte ich ein namentlich für Untersuchung auf Alkali ziemlich brauchbares Reagens- papier] herzustelleu. X. Bd. 5 66 Kaufm a nn Säurebildnern in zwar etwas weniger vollkommener, dafür aber in einfacherer und weniger umständlicher Weise als nach der Pe- tr uschky’schen Methode zu trennen. Was die Farbenreaktion be- sonders werthvoll machte, war der Umstand , dass sich durch die- selbe nicht nur einige in Bouillon und den arideren Nährböden wenig oder garnicht different wachsende, im Uebrigen verschiedene, sondern auch scheinbar identische Arten, wie Typhusbacillus und Baci.?us coli mobilis (Messea) sehr schön unterscheiden Hessen. Der Letztere bildet nämlich Säure und entfärbt demgemäss, während der Typh us bacil 1 u s die Lösung etwas alkalisch macht und demnach eine Grünfärbung bewirkt1). Dieser Unterschied tritt übrigens auf einem durch Zusatz von Agar zur Lösung gebildeten Nährboden noch viel deutlicher zu Tage. Ich komme darauf weiter unten zurück. Für Bakterien, welche nur schwach, wie Dennecke’s Dipli- theritisbaciiius etc., oder garnicht wachsen, wie Vibrio Proteus (Finkler), Cholera asiatica, Vibrio Metsch- nikoff, Sareina aurantiaca, rosea etc., stellte ich in der Folge eiue alkalische Lösung dar (etwa 6 Tropfen konzentrirter Sodalösung auf 100 ccm Jequiritylösung) und zwar, wie aus der Tabelle ersichtlich ist, mit gutem Erfolge. Setzte ich zur Jequiritylösung 15°j0 Gelatine hinzu, so trat ge- wöhnlich schwach saure Reaktion ein, so dass ein Bakterienwachs- thum im Allgemeinen nicht stattfand. Nur Stapbylococcus pyogenes aureus gedieh gut; auch Spirillum tyrogenum (Den necke), blaue Milch und grüner Eiter wuchsen langsam unter Bildung von örauDem Farbstoff. Bessere Resultate lieferte eine al- kalische Jequiritygelatine. Bei Zusatz von 1 1 / a — 2 ö/0 Agar-Agar zur Lösung erhielt ich einen Nährboden, auf dem die meisten Bakterien gut wuchsen. Die Farbendifferenz., welche bei der Jequiritylösung, der neutralen sowohl wie der alkalischen, zuweilen in recht frappanter Weise in die Er- scheinung trat, war in Gelatine und Agar weniger deutlich ausge- sprochen. Nur bei einzelnen Arten kamen sehr deutliche Unter- schiede zustande. So z. B. entstand bei Kultiviruug von Bacillus typhi abdominalis auf neutralem Agar schwache Grünfärbung, wobei die Transparenz des Agar erhalten blieb, während coli mo- bilis eine weissliche Trübung des Agar verursachte. In der folgenden Tabelle habe ich meine Versuchsresultate kurz zusammengestellt. Die Temperatur, unter der ich die Ku'itmrung vornahm, war, abgesehen von den Gelatinekulturen und gewissen, nur bei niederen Graden gut gedeihenden Arten, Brüttemperatur2). 1) Diese in scheinbarem Gegeusatz zum F e t ras ch k 7 ’ scheu Befand stehende Thatsache lässt sich ungezwungen aus der von Th. Smith neuerdings betonten Fähig- keit der Bakterien erklären, je nach dem Medium, in welchem sie sich befinden, bald Säure, bald Alkali zu bilden. 2) Die OrigiDalkulturen sind mir liebenswürdiger Weise von Herrn Dr. Kruse zur Verfügung gestellt worden, die Kulturen von Typhoe abdominalis und iypbusahn- Jjehen Bakterien verdanke ich Herrn Dr. Maurea, UeW einen neuen Nährboden für Bakterien. 67 ZeiehenerkiSrniig : Tabelle I. : nicht gewachsen. 1 «= schlecht gewachsen, gewachsen. 3 — gut gewachsen 2 = ziernlkh gut jJeqairitylÖEUUg Bskterienari 1 1 s- I ** & O OB 1s A!kai. «Tejuir.- Gelaiine Nsuir. Jequir.- Agar- Färbung der Jeqtrir.- Lösuag i 1 Sareirie aurant. . . . | - 3 2—3 Entfärbung. Sarcisa rosea .... i — O 1 Stapfe/l. pyog. aureus 3 3 O „ Staphyl. pyog. aibus i 3 3 S >1 Staphyl. pyog. citieus 3 2—3 3 Griinfärbung. B. prodigiosus .... ?, $ 2 »T B. pyocyaneus . » . . i 3 2—3 3 7) B. snfetilis 3 3 3 >9 B. laeüs eyai;ogenos 2 2 B. acidi lactis .... i i— 2 a B. anthraeis .... I 3 Pr.euasobacüäus (Fried 1.) {! — 3 2—i 3 Entfärbung. 1—2 3 B. mailei | £ 2-3 1 Sch wache Grünfärbung. B. tubereuJosis . . . 7 j s s B. tyshi abdom. . . , 3 2 B. coli mobilia (M e * s e a) l’yphustthnl. a. Leberab- • 3 3 Entfärbung scess , 3 Grünfärbuug. 8. neapoüt. (Emmerich) 1 8 3 O S> €i O 1—2 Starke Grünfärbung. B. cavicida (B r i c g e r) ! s 3 8 Grüoiarbung i wie Typhus, Sp. Cholera Asiat. . . Vibrio Proteus (Fink- i 2 !«r-Pricr) 1 — 2 3 8p. tyrogsnuin (Den- necke) j 4 3 3 Entfärbung. Vibrio Metsc-hcikoir 2 3 B. diphiherit i 2 2 Bog-Cholera (B i 1 1 i b g 9) 3 ?, 2 Grünfärbucg. Swiuepest (Sei ander ) 3 -? Frettehenaeache . ; 8 3 3 Starke Griinfärbung. Das schwache Wachsthum einzelner Arten in alkalischer Jequi- ritylösung kann seinen Grund in der zu geringen oder zu starken Alkalescenz der Lösung haben; dafür spricht wenigstens die Beob- achtung, dass Tuberkelbacillen in schwach alkalischer Je^uiritylösung nicht gut gedeihen, in stark alkalischer dagegen vorzüglich (8 Tro- pfen konzentrirter Sodaiösung auf 100 ccm Jequiritylösung). Selbst- verständlich kommt hier auch noch der Virulenzzustand der Bak- terien in Betracht; es kann z. B. bereits ein hoher Grad von Ab- schwächung in der Originalkultur bestehen. Insofern darf die von mir aufgestellte Tabelle, so weit es sich um Unterschiede wie „ziem- lich gutes“ und „gutes Wachsthum“ handelt, keinen Anspruch auf absolute Richtigkeit machen. Bezüglich des auffallend guten Ge-» 5* 68 Kaufmann, Ueber einen neuen Nährboden für Bakterien. deihens von Tuberkelbacillen auf gewissen Jequiritynährböden ist mir bereits der Einwand gemacht worden, dass die Bacillen in ein saprophytischeres Stadium getreten seiu, d. h. dass sie an Patho- genität verloren haben könnten '; ich kann dem vorläufig nicht wider- sprechen. Nur ganz genaue vergleichende Untersuchungen können hierüber Gewissheit verschaffen. Einigen alkalischen Lösungen setzte ich Pepton zu, anderen Glycerin, wieder anderen Pepton und Glycerin, sowie Pepton und Salz. Versuche mit solchen Nährböden haben, wie aus Tabelle II ersichtlich, zu theilweise sehr guten Resultaten geführt. Tabelle II. Bakterienart Alka!. Jequir - l.ösung + 20/0 Pepton Alka!. Jequir- Lösung + 6% Glycerin Alkal. Jequir.- Lösung 4- 2C/o Pepton 4- 6 0/0 Glycerin Alkal Jequir.- Lösnng 4- 2,J/o Pepton 4- 0,5% Sala B. lactis cyanogenus 1 B. acidi lactis ... 3 Pnaumobacillns (F r i e d 1 ) 3 3 3 3 B. tuberculesis . . . 3 1—2 2—3 3 Sp. cholerae asiat. 3 3 B. diphtherit 3 2 2-5 2 B. anthracis . . . 3 Vibrio Metschnikoff . . 2 3 B. mallei ..... 3 Sarc. aurantiaca . . . 2 Sarc. rosea 3 Ich möchte hervorheben, dass Tuberkelbacillen in alkalischer Peptonjequiritylösung schon innerhalb 3 Tagen eine starke Vermeh- rung zeigten, so dass deutliche Trübung der Nährflüssigkeit eintrat. Weniger günstig erwies sich für Tuberkel- und Diphtheritisbacillen eine Jequiritygelatine, der Pepton zugesetzt war, während Mikro- organismen, wie P neumobacillus (Friedländer) und Vibrio Metschnikoff ganz vorzüglich in derselben gediehen. Für anaerobe Arten dürften sich Versuche mit Zusatz von Zucker etc. empfehlen ; einige fakultativ anaerobe Bakterien wie Milchsäure liessen sich sehr gut in hoher Schicht von alkalischer Jequiritygela- tine züchten. Behandelte ich ältere Kulturen mit Salpetersäure, so entstand zuweilen Rosa- bis Rothfärbung. In einer Kultur wie Bacillus prodigiosus in neutraler Jequiritylösung trat schwache Rosafär- bung ein; dasselbe zeigte sich bei P neumobacillus (Fried- länder) in alkalischer Glycerinjequiritvlösung, sowie bei Hogcholera und Swinepest (S eiander) in neutraler Jequiritylösung. Starke Rosafärbung zeigten Bacillus neapoli tanus (Emmerich), Frettchenseuche und typhusähclicher aus Leberabscess in neutraler Jequiritylösung. Starke Rothfärbung trat bei einer Kultur von Cholera asiatica in alkalischer Peptonsalzjequiritylösung ein. Ob es sich hier um 1/uborsch, Bemerkungen zu R. Steru’s Referat. 69 einen der Indolreaktion analogen Vorgang oder gar um denselben handelt — es könnten sich ja Nitrite in der Jequiritylösung gebildet haben — wage ich nicht zu entscheiden. Meine Befunde regen jedenfalls zu mancherlei Versuchen an. Wie verhalten sich die Kul- turen zur K itasato’schen Indolmethode? Wie verhalten sie sich den verschiedenen anderen Reagentien gegenüber? Lassen sich noch andere Sameninfuse als Nährböden mit Erfolg benutzen ? Das sind Fragen, deren Erledigung vielleicht zu manchen werthvollen Befun- den führen könnte, ich möchte hier übrigens uoch erwähnen , dass bei Säureüberschuss einzelne Kulturen eine braune Färbung, eiuzelne, wie Hogcholera, merkwürdiger W'eise und in scheinbarem Wüder- spiuch zu meinen obigen Angaben starke Grünfärbung annahmen. Zum Schluss möchte ich es nicht unterlassen, gewisser Nach- theile zu gedenken, welche die Benutzung des Jequiritynährbodens mit sich führt. Es scheint nämlich, dass bei einigen beweglichen Arten, wie col i mobili-s, in der Lösung sehr schnell eine Ver- langsamung resp. ein Aufhören der Beweglichkeit eintritt und dass dementsprechend bei diesen wie bei einzelnen anderen eine Weiter- kultivirung durch mehr als 3—4 Geuerationen nicht möglich ist. Des Weiteren fand ich, dass bei Färbungen mit Methylenblau und anderen Farbstoffen eine Mitfärbung der Jequiritylösung das Bild undeutlich machte. Es gelang mir indessen schliesslich, diesen Fehler zu eliminiren, wenn ich die Deckgläschen vor der Färbung in einer Säurelösung (1 — 5 °/0) und sodann in Wasser abspiilte. Fär- bungen nach Gram reap. nach der Wreigert’schen Fibrinfärbungs- methode ergaben brauchbare Bilder. Der Werth der Jequiritynährböden, speziell der Jequiritylösung scheint mir in dreierlei zu bestehen: 1) ist die Darstellung des Nährmediums eine äusserst einfache; 2) vermag man mit derselben einzelne bisher schwer trennbare Arten besser zu unterscheiden; 3) wird das Wachsthum gewisser Bakterien, wie Bacillus pyocyaneus, mehr begünstigt, als in irgend einem der anderen Nährböden. Neapel, 21. Mai 1891. Bemerkungen zu R. Stern ’s Referat über meine „Untersuchungen über die Ursachen der angeborenen und erworbenen Immunität.“ Von Dr. 0. Lufoarseh, Privatdocent und I. Assistent am pathologischen Institute in Zürich. In Nr. 15 des IX. Bandes dieses Centralblattes befindet sich eia Referat von R. Stern über meine oben genannte Arbeit, weiches mich zu meinen grossen Bedauern zu einigen Bemerkungen zwingt. Nicht, weil ich mich der Hoffnung hiugäbe, dass durch derartige 70 Lubarsch, wissenschaftliche Polemiken zur Klärung der schwebenden Streit- fragen etwas Wesentliches beigetragen werden könnte. Soweit über- haupt die Angriffe des Herrn Referenten sachlicher Natur sind, könnte ich Gelegenheit nehmen, dieselben an einem anderen Orte zu be- rücksichtigen. Da aber der grösste Theil des Referats in dem Ver- suche gipfelt, mir eine Reibe von Widersprüchen und unlogischen Auseinandersetzungen nachzuweisen und auch das fachwissenschaft- iiclie Publikum naturgemäss abgeneigt ist, sich durch eigene Lektüre einer so umfangreichen Abhandlung ein selbständiges ürtheil zu bilden, so bin ich zu dieser Erwiderung gezwungen. Nicht um den Herrn Referenten von seinem Unrecht zu überzeugen, wohl aber um zu verhindern , dass bei dem Publikum einer der verbreitetsten bak- teriologischen Fachschriften die Anschauung erweckt wird, meine Arbeit bestände nur aus einer Sammlung mehr oder weniger durch- sichtiger Widersprüche, schreibe ich diese Entgegnung. Den ersten Widerspruch sieht der Herr Referent in meiner Stellung zur Retentionstheorie. Nachdem ich auf S. 47 erklärt habe, dass die Retentionshypothese „unter allen Umständen denTodesstoss empfängt“, soll ich damit noch nicht „mein letztes Wort gesprochen haben“, und auf S. 152 die Entdeckung von Behring und Kitasato als eine fundamentale Thatsache bezeichnen, weiche die Retentionshypo- these zum entscheidenden Siege zu führen scheint. Ich will keinen Werth darauf legen, dass der Herr Referent anstatt der von mir gebrauchten Wendung „Behring’s und Kitasato ’s Nachweis er- scheint als eine fundamentale Thatsache u. s. w.“ mich positiver sprechen lässt; allein ich bedaure, dass er den darauf folgenden Satz nicht mitgetheilt hat. Derselbe lautet: „Allein sie (die von Behring gefundene Thatsache) ist auch mit der Anschauung ver- einbar, dass die iamiumsirenden Stoffe, eine Abänderung des cellu- laren Stoffwechsels bewirken; denn noch ist der Nachweis nicht geführt, dass das übertragene Blut die immunisirenden Stoffe in der- selben Menge enthält, wie in dem zuerst immunisirten Thier.“ Aus diesem Satz geht wohl unzweifelhaft hervor, dass nach meiner An- schauung auch die Entdeckungen Behring’s und Kitasato’s nicht geeignet sind, die Renientionshypothese zu beweisen. Im Uebrigen gebe ich dem Herrn Referenten gern zu, dass ich in diesen Dingen mein letztes Wort noch nicht gesprochen habe. Wer heute die Vermessenheit begehen wollte, in der Immunitätsfrage ein letztes Wort zu sprechen, .würde sich damit die völlige Sicherheit ver- schaffen, etwas Unrichtiges zu behaupten oder — er müsste ein Genie sein, dem die Natur es vergönnt, auch ohne logische Beweis- führung intuitiv das Richtige zu treffen. Im Weiteren bemängelt der Herr Referent meine Definition der Immunität und bezeichnet dieselbe als „offenbar unzureichend.“ Der Begriff der Immunität sei nicht nur, wie ich meinte, ein klinischer gewesen, sondern er s e i es n o c h. Der Herr Referent hat wiederum ein kleines Wort übersehen. Ich habe nicht gesagt, dass der Im- munitätsbegriff nur ursprünglich ein klinischer gewesen sei, son- dern dass er ursprünglich ein rein klinischer war, d. h. er ist auch heute noch ein klinischer, aber glücklicherweise nicht mehr ausschliess- lich eiu klinischer, sondern ebenso ein allgemein pathologischer, iicüierkuugen zu tt. Stera’s Referat. n Wäre er auch heute noch nur ein klinischer Begriff, so wäre er jetzt noch ebenso unklar wie vor 2000 Jahren. Den besten Beweis dafür liefert der Herr Referent selbst. Er versteht unter einem immunen Orga- nismus einen solchen, der nach dem Eindringen pathogener Organis- men nicht erkrankt. Aus jedem Handbuch der Logik würde der Herr Referent ersehen können, dass es ein wesentliches Erfordernis» für jede Definition ist, nur objektive Merkmale zu enthalten; der grösste Fehler ist es sicher, in eine Begriffsbestimmung Merkmale aufzunehrasn, die selbst erst wieder einer Erklärung bedürfen. Der Begriff der Erkrankung ist nun aber ein derartiger, dass er heute wissenschaftlich überhaupt noch nicht allgemein festgestellt werden kann. Ob eine Ratte, welche nach Impfung mit Milzbrand ledig- lich eine ausgebreitete Entzündung und Nekrose an der Impfstelle erleidet, als „krank“ betrachtet werden soll oder nicht, das steht mehr oder weniger in der subjektiven Entscheidung des Beobachters und kann auch mit Zuhilfenahme sämxntlicher klinischer Untersuchungs- methoden nicht objektiv entschieden werden. Ob sich aber die eingedrungenea Bakterien vermehren oder nicht, ist ein objektives Merkmal, weiches mit Sicherheit mittelst der bakteriologischen Metho- den entschieden werden kann. Zudem ist es ein Merkmal, weiches selbst in voller Uebereinstimmung steht mit den bei Menschen oder Thieren beobachteten Thatsachen. Es gibt keine Infektionskrankheit ohne eine zum mindesten lokale Vermehrung der eingedrungenen Bakterien und es gibt umgekehrt keinen Fall von absoluter Immuni- tät, bei welcher die Mikroorganismen eine Vermehrung erlitten. Wenn endlich ein Widerspruch darin bestehen soll, dass ich auf S. 119 vier Möglichkeiten für die Immunität gegen Milzbrand aufsteile, so hat der Hr. Referent wiederum übersehen, dass die Auf- stellung a priori d. k. ohne Berücksichtigung der thatsächiichen Verhältnisse rein theoretisch gemacht ist und ausserdem für die ge- sammte Immunität (absolute und relative) gilt. Ich komme mm zu eioem Punkt, dessen Besprechung mir be- sonders peinlich ist, weil hier Prioritätsfragen ins Spiel kommen, auf die ich allerdings keinen Werth zu legen pflege. Der Hr. Referent schreibt: „Flügge hat bekanntlich nachgewiesen, dass das Blut eiues mit Milzbrand inlizirten Kaninchens bereits zu einer Zeit seine bak- terientödtende Eigenschaft verliert, zu welcher in den grossen Ge- lassen Bacillen noch nicht nachweisbar sind. L. hat diesen Versuch mehrmals und stets mit dem gleichen Resultat wiederholt.“ Der Hr. Referent pflegt bekanntlich, wenn ich über eine Frage sechs bis acht eindeutige Versuche p u b 1 i c i r e , dieselben einfach damit abzu- thun, dass sie zu gering an Zahi sind.. Es wird daher Niemand zweifein, dass bei der grossen Skepsis des Herrn Referenten der „be- kauntliche Nachweis von Flügge durch zahlreiche, durchaus ein- wandsfreie Versuche erbracht ist. Allein so sehr ich auch die Litte- ratur durchforscht habe, so ist es mir bis beute unmöglich gewesen, auch nur einen einzigen beweisenden Versuch von Flügge zu entdecken. Alles, was überhaupt in dieser Beziehung von Flügge veröffentlicht ist, befindet sich im 4. Bd. der Zeitsch. f. Hygiene. S. 229. Hier führt Flügge einen Versuch an, dass das defibpinirte Blut eines mit Milzbrand geimpften und bereits deutlich kranken 72 Lutarsch Kaninchens, obgleich sich in den grösseren Gelassen keine Milzbrand- bacilleu uachweiseu Hessen, nur noch sehr geringe baktenentödtende Eigenschaften gegenüber dem Milzbrand besass. Flügge deutet diesen Versuch allerdings ähnlich wie Stern; nachdem aber durch die Untersuchungen von Nissen, mir und Behring und Nissen gezeigt worden ist, dass es Kaninchen gibt, deren Blutserum gar keine oder nur sehr wenig Milzbrandbacillen tödtet, wird wohl Flügge selbst diesen einen Versuch kaum noch als beweisend ansehen. Es konnte die vorliegende Frage eben nur durch Versuche an ein und demselben Thier entschieden werden. Bass diese Art des Experi- meutirens an einem und demselben Individuum selbständig von mir ein- und durchgeführt wordeu ist, wird wohl selbst der Hr. Referent nicht bestreiten können, wenn er es auch in seinem Referat sorgfäl- tig verschwiegen hat. Nur auf diese Weise habe ich zeigen können, dass das Blut eines Kaninchens, welches vor der Impfung circa 1400 Milzbrandbacillen vernichtete, bereits 8 Std. nach subkutaner Milzbrandimpfung jede tödtende Eigenschaft eiugebüsst hatte. Aber auch darin unterscheiden sich meiue Versuche, dass dieser Verlust der bakterientödtenden Eigenschaft bereits eintritt zu einer Zeit, wo das Thier noch nicht die geringsten Krankheitserscheinungen darbietet, wo ferner überhaupt noch keiue Bacillen in den Kreislauf einge- druugen sind; denn wie ich an anderen Orten (dieses Ceutralblatt. Bd. VI und Vir ch. Archiv. Bd. CXXIV) mitgetheilt habe, findet der Uebergang der Milzbrandbacillen von der Impfstelle ms Blut erst sehr spät statt. Ob man demnach meine Versuche als Wieder- holungen des Flügge’ sehen Versuchs betrachten muss, das über- lasse ich gern dem Urtheil meiner Leser. Endlich wiederholt der Hr. Referent seinen Wiederspruch gegen meine Anschauung, dass das extravaskuläre Blut von Kaninchen und Katzen bedeutend mehr Milzbrandbacillen vernichten könne, als das in den Gefässen kreisende Blut. Mir ist dieser Widerspruch besonders nach meinen diesbezüglichen Ausführungen in der referirten Arbeit so völlig unbegreiflich, dass ich nochmals den Versuch einer Klar- legung machen muss. Ich hatte unter anderem nachgewiesen, dass ein Kaninchen, von dem 1 ccm extravaskuläres Blut 2 */s Millionen Milzbrandbacillen vernichtete, nach direkter intravenöser Einspritzung von 16000 Milzbrandbacillen prompt an Milzbrand starb. Wenn dieser und ähnlichen Thatsacken gegenüber der Hr. Referent es noch für möglich hält, dass auch das zirkulirende Blut dieses Kaninchens die Fähigkeit besessen hätte, 21/2 Mill. Bacillen zu vernichten, so ist dies nur verständlich, unter der Voraussetzung, dass die einge- spritzten 16000 Milzbrandbacillen der Berührung mit dem Blute voll- kommen entzogen wurden, uud dann nach einer bestimmten Ver- mehrung die Widerstände des Blutes brachen. Der Hr. Ref. führt ja auch zur Stütze dieser Anschauung die Versuche von Wyssoko- wicz an; ailein durch diese Versuche ist lediglich nachgewiesen, dass die in die Blutbahn eingeführten Bacillen in den engen Kapillaren von Milz, Leber und Knochenmark zurückbehalten und theilweise von Endothelzellen aufgenonnnen werden. Selbst dies ist aber nur dann nachzuweisen, wenn man grössere Mengen von Bacillen ein- spritzt; nimmt man wenig, so ist es auch noch nach 6 bis 8 Std, Bemerkungen zu R. Stern’s Referat. 73 schwierig, beim Kaninchen diese Bacillen wieder aufzufinden; man erhält vielmehr den Eindruck, als ob in der That eine Anzahl, aber nicht alle Bacillen vernichtet wären. Wo man sie aber fin- det , liegen sie durchaus frei in den Blutgefässen und nicht in Zellen. Da also diese eingeführten Bacillen stets sämmtiich oder theilweise mit dem sich immer erneuernden Blute in Berührung bleiben, so begreife ich nicht, wie das betreffende Thier an Milzbrand sterben könnte, wenn das cirkulirende Blut die Fähigkeit besässe, ebenso wie ausserhalb des Körpers 2 V2 Mill. Bacillen zu vernichten, und ich glaube allerdings, dass daraus der Schluss, dass die bak- terientödtende Eigenschaft des intravaskulären Blutes geringer ist, als die des extravaskulären mit zwingender Notwendigkeit vernünf- tiger Weise gezogen werden muss. Zum Schluss des Referates wird mir dann noch vorgeworien, dass ich völlig widersprechende Ansichten über die Bedeutung der bakterientödtenden Eigenschaften des Blutes in meinen verschiedenen Arbeiten äussere. Zum Beweise dafür werden vier verschiedene Stellen angeführt, an denen ich zweimal die Existenz der bakterien- tödtenden Eigenschaften des Blutes zugebeu und zweimal leugnen soll. Allein in der einen augezogenen Arbeit „über die Ursachen der Immunität“ (Fortschritte der Med. 1890. No. 17) dürfte es selbst der Referirkunst des Herrn Stern nicht gelingen, auch nur ein Wort ausfindig zu machen, mit dem ich bestritte, dass auch dem zirku- lirenden Blute die Fähigkeit zukommt, Bakterien abxutödten. Der 2. angeführte Passus aus der referirten Arbeit kann allerdings aus dem Zusammenhang gerissen so aufgefasst werden, wie der Hr. Ref. seine Leser glauben machen will. Im Zusammenhang aber wird die Bedeutung des Satzes „und diese bakterientödtende Eigenschaft des cirkulirenden, nun gar zellfreien Blutes ist bis jetzt durch nichts bewiesen“, sofort klar. Derselbe richtet sich gegen die Anschauung des Referenten, dass das zirkulirende Blut genau ebenso viel Bacillen abtödten könne, als das aus den Gelassen entnommene defibrinirte Blut. „Und diese Eigenschaft“, sage ich darauf, „ist bis jetzt durch nichts bewiesen.“ Im IJebrigen habe ich in dieser Frage von Anfang an, den Stand- punkt vertreten, dass auch das zirkulirende Blut gewisser Thiere Bakterien abtödten kann. Ich habe mich aber dagegen gerichtet, dass diese von mir nie geleugnete Eigenschaft lediglich den flüssigen und nicht den cellulären Bestandteilen des Blutes zukärue. Es würde zu weit führen, hier die grosse Anzahl von experimentellen Be- weisen aufzuzählen, welche von mir und unfreiwillig unter andern auch vom Herrn Referenten für diese Anschauung beigebracht sind. Ich kann diese Ausführungen nur mit dem nochmaligen Aus- druck meines Bedauerns schliessen, die Spalten dieses Blattes für derartige Dinge in Anspruch nehmen zu müssen; ich kann aber schon jetzt die Versicherung geben, dass für mich die ganze Ange- legenheit hiermit erledigt ist und bleiben wird, auch wenn der Ref., woran ich nicht zweifle, dabei beharrt , meine Arbeiten missgünstig zu beurtheilen. Zürich, den 13. Mai 1891. 74 Stern, Erwiderung. Erwiderung von Dr. Richard Steru, Assistenzarzt an der mediciuischeu Klinik zu Breslau. Herr Lu barsch versucht, in vorstehenden „Bemerkungen“ mein in dieser Zeitschrift erschienenes Referat über seine Arbeit: „Untersuchungen über die Ursachen der angeborenen und erworbenen Immunität“ zu bemängeln; er benützt hierzu zwei verschiedene Methoden : 1) behauptet er, die von mir gegen seine Versuche und Folge- rungen erhobenen Einwände seien nicht, genügend begründet und die ihm von mir durch wörtliche Ci täte aus seinen Arbeiten nach- gewiesenen Widersprüche seien nur scheinbar vorhanden. Hierbei sucht Herr Lubarsch theils seinen eigenen Worten durch nach- trägliche Erläuterungen eine Deutung zu geben, die vorher Niemand aus ihnen herauslesen konnte; theiis schreibt er mir Behauptungen and Ansichten zu, die ich niemals ausgesprochen habe. Wollte ich auf Einzelheiten eingehen, so müsste ich für meine Erwiderung ebensoviel Raum beanspruchen, wie Herr L. für seine „Bemerkungen“ ; dies scheint mir jedoch nicht im Interesse der Leser dieser Zeit- schrift zu liegen, und deshalb verzichte ich darauf. 2) spricht Herr Lubarsch wiederholt davon, ich suchte uud „pflegte“ seine Arbeiten zu diskreditiren. Dies könnte bei dem Leser den Glauben her vorrufen , dass ich es mir zu einer ständi- gen Aufgabe gemacht hätte, Lubarsch' sehe Publikationen in absprechendem Sinne zu referiren. Demgegenüber möchte ich er- wähnen, dass ich ausser einer Anmerkung in einer früheren Ar- beit („lieber die Wirkung des menschlichen Blutes und anderer Körperflüssigkeiten auf pathogene Mikroorganismen.“ Zeitschrift f. klin. Med. Bd. XVIII. p. 66) und dem hier in Rede stehenden Referat über Herrn Lubarsch und seine Arbeiten nichts ge- schrieben habe. Beide Maie habe ich in rein sachlicher Weise die Einwände, welche sich mir gegenüber den von Herrn L. aufgesteilten Behauptungen aufdrängten : geltend gemacht; beide Male hat Herr L. gegen mich den durch nichts begründeten Vorwurf erhoben, ich suchte seine Versuche und Arbeiten zu „diskreditiren“; beide Male hat er die Mängel seiner Beweisführung durch persönliche Invektiven zu verdecken gesucht. Schon früher hat sich Herr Lubarsch iu einer wissenschaft- lichen Polemik einer unpassenden Form bedient, wie er dies nach- träglich mit Bedauern selbst zugestanden hat (vgl. Sep.-Abdr. der „Untersuchungen“ etc. p. 97. Anna.) Es ist daher die Hoffnung nicht ganz ungerechtfertigt, dass sich auch in diesem Falle spater bei ihm Selbsterkenntniss und Bedauern einstellen werden. Algen und Bakterien. 75 Referate. Beyerinek, M. W., Kulturversuche mit Zoochlorellen, Liehen engonidien und anderen niederen Algen. (Bot. Ztg. 1890. No. 45 — 48.) Die Arbeit enthält eine Reihe von Beobachtungen und Ver- suchen, die auch in dieser Zeitschrift besprochen zu werden ver- dienen. Es ist dem Verfasser gelungen, durch die Gelatinemethode eine Anzahl von Algen zu isoliren und zu kultiviren, die zu den Pepton-Kohlensioffmikroben gehören. (In seiner Arbeit über Licht- wahrung und plastische Nahrung der Lichtbakterien Verf. nach der Natur der Körper, denen die Mikrobe» e. rungsstickstoß' entlehnen können: 1) Peptonkohlenstotfuiikioben, 2) Peptonmikreben, 3) Amidmikrobeu, 4) Nitrat- und Ammonmi- kroben.) Es sind diese Aigen, die als Stickstoffquelle e. Pepton, als Kohienstoffquelle freie Kohlensäure oder bei deren Mangel ei._ Zuckerart etc. nöthig haben, Chlorella vulgaris n, sp., eine sich ausschliesslich durch fortgesetzte Zweitheilung vermehrende Alge, welche in Gräben und stagnirenden Gewässern sehr häuüg ist, die Grünfärbung des Wassers (mit der zweiten Art gemeinschaft- lich) bewirken kann und nach den Reinkulturen der Hydrazoochlo- rellen mit der Zoo Chlorella conductrix Brandt, dem Chloro- phyll der Hydra viridis, von Stentor polymorph us etc. identisch ist (d»e Zoochlorellen von Spongilla fiuviatilis, Zoochlorella parasitica Brandt gehören dagegen allem An- schein nach zu einer anderen, iru Wasser verbreiteten Alge, Chlo- rella iufusionum n. sp., die mit Ch lorococc um infusio- nuni Rabenhorst identisch sein dürfte); ferner Scenedesmus acutus, deren spitze Zeilen bei hohem Nährgehalt der Gelatine sich abrunden und auch bei den Tochterzellen kuglig bleiben, Chlo- rosphaera limicola n. sp., welche auch in den Gelatinekulturen Sch wärmsporen bildet, und die nur vereinzelte Schwärmer liefernden Gonidien der Physcia parietina. Den Doppelparasitismus der letzteren stellt sich Verf. nach seinen Kulturergebnissen so vor, dass die Alge Cystococcus humicoia von dem farblosen Ascomy- ceten Peptone erhält und diesem dafür Zucker zurückgibt. Der Ascomycet ist ein Ammonzuckerpilz. Zucker und Ammonsalz er- zeugen neben dem Pilzprotoplasma und innerhalb des letzteren Pep- tone, welche nach aussen diifundiren und zusammen mit der Kohlen- säure das Wachsthuui und die Zuckerbildung von Cystococcus humicoia ermöglichen. Bei den Kulturen der Chlorella vulgaris hat Verf. einen eigentümlichen Fall eines nur in den Laboratorien herstellbaren sy m bio tis c h en V er hä lt ni ss es zwischen niedere»? Algen und den „kochfesten“ Bakterien nach- gewiesen. Die Arten der bei Kochhitze resistenten Bakterien sind bisher noch nicht näher bearbeitet worden. Verf. hat im Laufe der 76 Algen und Bakterien. — Nitrifikation. Zeit wenigstens zehn wohl erkennbare Formen zu Gesicht bekommen. Nur eine davon, Bacterinm fabaceum n. sp. aus fauligen Boh- neDinfusen, verflüssigt die Nährgelatine nicht, alle übrigen thun dies unter bestimmten Umständen mehr oder weniger deutlich, in sehr hohem Maasse z. B. die bekannten Heu- und Kartotfelbacillen und die Bakterien der Darmfäulniss (Bacillus putrefaciens coli). Während nun die Chlorellakulturen durch andere Bakterien sehr bald zu Grunde gerichtet werden, machte Verf. die merkwürdige Entdeckung, dass die letzteren kochfesten Bakterien, die ausserordentlich häufig im Erdboden, im Humus, auf Pflanzenblät- tern etc. Vorkommen, mi t diesen A 1 ge n k u 1 1 u reu im Verhält- niss gegenseitiger Förderung stehen, da, wo Ei weiss- körper oder Gelatine in der Nahrung gegenwärtig sind, daher das Eiweiss zerlegende Enzym der kochfesten Bakterien zur Wirkung kommen konnte. Bei der Einwirkung des Trypsius ent- stehen zwei Peptonarten. Aller Wahrscheinlichkeit nach kommt hiervon die eine Art den kochfesten Bak- terien zu gute, während die andere oder alle beide Arten von Peptonen für die grünen Algen assimilir- bar sind. Für die Ubiquität der Bakterien auch in lebenden Organismen liefern beiläufige Beobachtungen des Verf.’s einen weiteren Beitrag. Die sauber abgespülten Hydrakörper enthielten (neben Algen und anderen Organismen) zahlreiche Bakterienarten, die sich in den Gelatinekulturen weiter entwickelten, so sehr häufig ein gelbes, ein braunes, ein grünliches, ein rothes und ein sehr in- teressantes violettes Pigraentbacterium, lauter Arten, die Verf. auch bei Wasseruntersuchungen antraf. Auch die äusserlich sterili- sirten Thalluslappen der Physcia parietina enthielten so zahl- reiche ßakterienkolonieen, dass es nur durch besondere Vorkehrungen möglich war, die Gonidien dieser Flechte für die Gelatinekultur zu isoüreu. Ludwig (Greiz). Wortmann, J., üeber die neuesten Untersuchungen be- züglich der Organismen der Nitrifikation und ihre physiologischeBedeutung. (Landwirtschaftliche Jahrbücher. Bd. XX. 1891. p. 175—184.) In der vorliegenden Abhandlung wird zunächst aus einander ge- setzt, dass die kürzlich erfolgte definitive Lösung der Frage hinsicht- lich der Nitrifikationsvorgänge zum nicht geringsten Theil auf den früheren von negativen Erfolgen begleiteten Versuchen beruht. Der Verf. erwähnt zunächst kurz die Resultate der auf diesen Gegen- stand bezughabenden Arbeiten von Sch lö sing und Müntz, He- ra eus, A. B. Frank, Celli und Marino Zucco, Adametz, Landolt, Plath, Baumann, Warington, Percy undGrace Fr an kl and, welche alle insgesammt kein sicheres, positives und unzweideutiges Resultat bezüglich der Ursachen der Nitrifikation er- gehen hatten, indem es nicht gelungen war, den wirklichen nitrifizi- renden Organismus aufzufinden und zu isoliren. Nitrifikation. 77 Auf den Untersuchungen der früheren Forscher, besonders von Schlösing und Müntz fussend, meinte nun S. Winogradsky, dass wie die Schwefel- und Eisenbakterien Schwefel Wasserstoff und Eisensalze zu oxydiren vermögen, so müsste es auch eine ganz be- sondere Art von Mikroorganismen geben, welche die Ammoniaksalze in Nitrite und Nitrate überführen; dass diese Bakterien bisher noch nicht hätten isolirt werden können, beruhe wahrscheinlich, ebenso wie bei den Schwefel- und Eisenbakterien, darauf, dass dieselben auf der sonst zu diesen Zwecken verwendeten Nährgelatine sich nicht züchten lassen. Winogradsky glaubte daher zur Isolirung der Nitri- fikationsorganismen im Allgemeinen nach folgendem Plane Vorgehen zu müssen: Zunächst werden die Kulturbedingungen in Nährflüssigkeiten, welche ausgesprochen günstig für die Nitrifikations- und ungünstig für die Reduktionsvorgänge sind, untersucht; darauf werden unter diesen konstanten Bedingungen so lange Kulturen gemacht, bis alle die in den Kulturen enthaltenen Bakterienarten, weiche den günstigen Nitrifikationsbedingungen nicht angepasst waren, zu Grunde gegangen sind. Sind auf diese Weise konstante Kulturen mit intensiver Nitri- fikation erzielt, so werden die vorhandenen Arten zu isoliren ver- sucht, um dieselben dann auf ihr Nitrifikationsvermögen einzeln zu prüfen. Nach W inogradsky ’s Versuchen fand nun die Nitrifikation am energischsten statt, wenn er dazu ausschliesslich Lösungen an- organischer Salze in sehr reinem natürlichen Wasser (Züricher See- wasser) benutzte. Als besonders günstig erwies sich folgende Nähr- lösung : 100 g Züricher Seewasser. 1 g Ammoniumsulfat. 1 g Kaliumphosphat. Ferner erhielt jedes Kuliurgefäss auf 100 ccm Flüssigkeit 0,5 — 1 g basisch-kohlensaure Magnesia. Wurde nach dem Sterilisiren dieser Nährlösung darin eine Spur schon nitrifizirter Flüssigkeit eingeimpft, so trat schon am 4. Tage eine gute Reaktion mit Diphenylamin ein, am 15. Tage war jede Spur von Ammoniak verschwunden. Angesetzte Gelatineplattenkulturen wiesen zwar noch ver- schiedene Organismen in den vorerwähnten Kulturen auf, auch solche, welche die Gelatine rasch verflüssigten, doch verloren sich letztere bei zunehmendem Alter der Kulturen; nach 3 Monaten war die Be- völkerung konstant geworden und wurde nunmehr auf ihr Nitrifika- tionsvermögen geprüft. Aus den Kulturen wurden 3 Bakterienarten, ein Oidium und ein sprosspilzartiger Organismus isolirt. Die in der dünnen Oberflächenhaut der Nitrifikationskultureil befindlichen Organismen, insbesondere das Oidium, ergaben nach dem Isoliren bei der Prüfung keine Nitrifikation. Die Flüssigkeit selbst war klar und nur zur Zeit der heftigsten Nitri- fikation schwach opaleszirend , eine Erscheinung, die jedoch bald 78 Nitrifikation, vorüberging und von einem lebhaft beweglichen, ovalen Organismus herrührte. Der Zusatz einer abgemessenen Quantität Ammousulfat zu der schon nitrifizirten Kulturflüssigkeit behufs Verlängerung des Pro- zesses bewirkte auch die Vermehrung eines Pilzes, der als grau-ge- latinöse Masse den Bodensatz von Magnesiumkarbonat bedeckte. Diese Flocken bestanden aus demselben ovalen Bakterium, welches anfangs eine Trübung in der Flüssigkeit hervorgebracht hatte. Diese Zooglöen schienen aktiv sich an das Karbonat zu begebeD und es eingehüllt zu haben. Es wurden nun auch in Nährlösungen, die völlig frei von orga- nischen Substanzen waren, von diesen Flocken Kulturen gemacht. Hierbei verschwanden die übrigen Formen, weil ihnen die organische Substanz fehlte, schon nach der zweiten Aussaat, nur der spross- pilzähnliche Organismus hieit noch an und liess sich auch durch weitere Kulturen nicht unterdrücken. Diese Flüssigkeit brachte nur regelmässig Nitrifikation zu Stande. Aus solchen Kulturen wurde auf Gelatine nur der Sprosspilz in reinem Zustande erhalten, das Bak- terium vermehrte sich nicht. Von dem isolirten Sprosspilze wurden sodann spezielle Nitrifikationskulturen angestellt, in welchen er sich aber nur ganz unmerkiich vermehrte. Er batte also mit der Nitri- fikation nichts zu thuu. Jetzt musste vielmehr dem anderen Organismus, dem ovalen und sich in den Kulturen stark vermehrenden Bakterium, die nitri- fizirende Kraft allein innewohnen. Um nun das Bakterium von dem Sprosspilze zu befreien, wur- den mit Kapillarröhren genommene Tropfen mit, Gruppen von Kalciumkarbonatkrystallen, welche durch Bakterienzooglöen zu deut- lich sichtbaren Klumpen zusammengeballt waren, auf Gelatine gebracht Manche derselben ergaben Kolonieen, in diesen war der Sprosspilz mit vorhanden; manche blieben unverändert, in diesen war der Spross- pilz nicht; letztere wurden deshalb zur Reinkultur genommen. Iü allen Fällen trat Nitrifikation ein, wenn auch erst nach Verlauf von 3 Wochen, was wohl an der zu geringen Menge des Aussaatmaterials liegen oder vielleicht auch die Folge eines durch die vielfache Behand- lung entstandenen Zus'andes der Zellen sein konnte. Nach einem Monat hatten sich schliesslich iD 3 Kolben messbare Mengen Salpeter- säure gebildet, und mit Ausnahme eines einzigen enthielten alle Kolben Reinkulturen, welche auf Gelatine ausgesäet, fortdauernd steril blieben. Der so isolirte, nitrifizirende Organismus ist von kleinen Dimen- sionen, mehr oder weniger gestreckt, ellipsoidisch, etwa 0,9 — 1,0 fi breit und 1,1 — 1,8 fi lang. Er vermehrt sich durch Theilung; die Zellen sind im Ruhezustände zu Zooglöen vereinigt, zeitweise aber auch beweglich. Nach der Theilung der Zeilen, welche nur senk- recht zur Längsaxe geschieht, findet eine baldige Trennung der- selben statt. Fadenbildung und Sporen wurden nicht beobachtet. Winogradsky zählt daher den Organismus nicht derGattungBa eil - luszu, sondern bringt ihn in eine neue und nennt ihn Ni trom onas. Der stete Kontakt der Nitromonadenzeilen mit den am Boden des Nitrifikation. — Gährung. 79 Kulturgefässes befindlichen Kalkkrystallen ist nach Winogradsky eine aktive Erscheinung derselben, und ist deshalb von Bedeutung, weil wahrscheinlich dieser Organismus auch die Aufgabe habe, die Eidkarbonate zu zersetzen, wodurch er also den Kreislauf des Kohlen- stoßes auf der Erde regele, indem er verhindere, dass sich die Kohlensäure als Erdkarbonat festsetze. Die Ernährungsfähigkeit ohne jede Spur von organischer Sub- stanz bei Salpeterorganismen hatte schon Heraeus erkannt, H u e p p e erblickt darin eine „Chlorophyüwirkung ohne Chlorophyll“ und nimmt an, dass die Kohlensäure, indem sie dem Pilze den Kohlenstoß lie- fert, den Sauerstoff zur Nitrifikation des Ammoniaks hergibt. In solchem Falle müsste aber auch, was in der Thal nicht geschieht, Nitrifikation ohne freien Sauerstoff stattfinuen, Winogradsky hat nun konstatirt, dass in Nährlösungen, die völlig frei von jeder Spur organischer Substanz waren, die Nitrom onas sich auch ohne Licht vermehrte. Er bestimmte den Kohlenstoff der von dem Nitri- fikationsorganismus gebildeten organischen Substanz quantitativ nach der von ihm etwas abgeänderten Methode von Wolf, Beguer und Herzfeld (Zersetzung der organischen Substanz mittelst Schwefel- säure und Kaliumbichromat und Bestimmung des Kohlenstoffes aus der entweichenden Kohlensäure). In vier Kulturen wurde je 10,2, 7,1, 4,8 und 4,6 mg assimilirten Kohlenstoffes gefunden, wobei je 928, 604 und in der vierten 83,5 mg Salpetersäure gebildet wareo. Nach Winogradsky ’s Ansicht wird der Sauerstoff der ange- nommenen Kohlensäure nicht zur Oxydation des Ammoniaks verwendet und die aufgenommene Kohlensäure nicht zersetzt. Es entsteht viel- mehr wahrscheinlich aus Kohlensäure und Ammoniak ein Amid, vielleicht Harnstoff, welcher aus jenen beiden Verbindungen auch im thierisehen Körper sich bildet und auch künstlich so dargesteilt werden kann. Da nun gewisse Bakterien den Harnstoff zur Ernäh- rung benutzen können, so würden die Nitromanoden nur das vor anderen Bakterien vorausbaben, dass sie sich ihren Harnstoff selbst zu bilden vermögen. Diese Untersuchungen von Winogradsky haben, wie Wort- mau n am Schluss seiner Abhandlung hervorhebt, unter Anderem „zu dem ganz überraschenden, aber sicher bewiesenen Resultate geführt, dass einer der geltenden Hauptsätze der Pflanzenphysiologie, dass nur die chiorophylihaltigen Zellen im Stande sind, Kohlensäure zu assimiliren, mit einem Schlage sich verändert“. Ebenso haben diese Untersuchungen auch ein klares Licht geworfen in die verwickelten Beziehungen der kleinsten Lebewesen zu den höheren Organismen und der gesammten Natur. Otto (Berlin). Kaum, Johannes, Zur Morphologie und Biologie der Spross pilze. (Zeitscbr. f. Hyg. Bd. X. 1891. Heft 1.) Verf. berichtet zunächst ausführlich über seine Studien, die er ar« 10 Hefearten ~ angestellt, um gewisse Angaben, die sich in der Lite- ratur über Kerne, kernartige Gebilde, Vakuolen, Sporen- und Sprcss- bildung der Hefen finden, einer Nachprüfung zu unterziehen. Um ganz reines Material zu haben,«; ging er von Ein-Zellkultureu aus. 80 Währung. Infolge dieser Untersuchungen ist R. zu behaupten geneigt, „dass die Hefezellen keine Kerne im eigentlichen Sinne des Wortes be- sitzen“, obwohl er zugibt, dass mitunter in Hefezellen „in der That Dinge angetrofl'en werden, die an den Kern erinnern“. Sehr häutig finden sich in den Hefezellen gewisse Granula, welche mit Loeffler- schem Methylenblau und Bismarckbraunnachfärbung (Ernst) einen gesättigt schwarzen oder dunkelbrauneu Ton annehmen, bei Doppel- färbung mit Eosin resp. Rose-Bengale Methylenblau aber dunkel- violett gefärbt werden; sie sind den „sporogenen Körnern“ resp. Granulis der Bakterien gleichzustellen. Sie fanden sich 1) bei sämmt- lichen 10 untersuchten Hefearten ; 2) aber nicht als konstantes Attribut jeder einzelnen Hefezelle, 3) sie variiren nach Grösse, Form, Zahl und Lagerung auf das Mannigfaltigste; 4) doch lässt sich für jede Hefeart eine gewisse typische Form herausfinden ; 5) sie sind augen- scheinlich ohne Membran und strukturlos; 6) von halbflüssiger Kon- sistenz und „vermögen unter temporärem Verlust ihrer sphärischen Form von einer Stelle nach einer anderen überzuwandern“; 7) über ihre chemische Zusammensetzung lässt sich vorläufig noch nichts näheres sagen; 8) ihnen fällt nicht allein in den ruhenden, sondern auch in den sprossenden und sporenbildenden Hefezellen eine Rolle zu. Einzelheiten müssen im Original eingesehen werden. Was die Vakuolen in den Hefezellen anlangt, so hebt R. hervor, „dass ihre Charakteristik wesentlich eine negative ist“ ; von allen ähn- lichen Gebilden sind sie scharf durch ihr refraktäres Verhalten gegen Färbemittel unterschieden (doch gelang es R. mittelst Ueberosmium- säure und Methylenblau bei S. glutinis „auch die Vakuolen (?) als electiv tingirbare Gebilde zu differenziren)“. Verf. wirft daher die Frage auf, ob wir auch den Ausdruck Vakuolen stets nur auf iden- tische Gebilde anwenden? Vakuolen wurden nur bei einer einzigen Hefeart (aus Kephir) von R. vermisst. Er hatte den Eindruck, als ob sie sich besonders bei unter ungünstigen Bedingungen gehaltenen Hefezellen fanden. Sie liegen central oder exzentrisch, mitunter grössere und kleinere in einer Zeile, auch wohl umgeben von Granulis. In Bezug auf Spross- und Sporulationsvorgänge spricht er ihnen eine direkte und konstante Theilnahme vollkommen ab. Was die Frage ihrer Herkunft anlangt, so hält er sie für „spezifisch ver- änderte protoplasmatische Körner, welche allmählich emporgewachsen, resp. bis zu dieser oder jener Grenze aufgequollen sind“. Die Bildung der Granula und Vakuolen sei also als Ausdruck dieser oder jener Modifikation der Ernähren gsvorgänge in den Hefe- zelle n anzusehen. Was die Fortpflanzung der Hefezellen anlangt, so hat R. die Sprossung bei allen 10 untersuchten Hefearten kon- statirt, während er die Sporenbildung in einigen Fällen vermisste. Meist finden sich bei jeder Mutterzelle nur eine, bei der Rosahefe aber 3, 5 und mehr, und zwar mitunter gleichgross Sprossen. Diese sitzen gewöhnlich am schmäleren Ende der Mutterzei’.e, mit- unter als direkte Fortsetzung, aber auch im Winkel aufgesetzt, die Form der Mutterzelle möglichst wiederholend. Sie finden sich sehr zahlreich bei Ueberfluss an Nährmaterial, fehlen aber selbst in alten Kulturen nicht ganz. Die Sprossung erfolgt auf 4 fache Weise: Gährung. 81 1) ohne Antheil von Granula und Vakuolen; 2) unter Mitwirkung der Granula allein; 3) unter alleiniger Theilnahme von Vakuolen; 4) unter Mithülfe sowohl der Granula als auch der Vakuolen. Von der sonst vielfach behaupteten primären Betheiligung der Zellmembran und sekundären des Plasmas in den ersten Phasen der Sprossung hat sich R. nicht überzeugen können. Die jüngsten Sprossen sah er stets als winzige aufgesetzte Sphären, welche sich gleich dem Leibe der Mutterzelle mit Bismarckbraun färben. Eine distinkt gefärbte Zell- membran hat Verf. nie wabrgenommen, auch nicht doppelte Kon- touren ; vielleicht, wie er meint, infolge der angewandten Methode. Die wichtigste Rolle bei der Sprossung falle dem Zellprotoplasrna zu. „Von der Zeile schnürt sich ein verhältnissmässig geringer Theil ihrer Substanz ab, welcher von der Mutterzelle gewissen Vorrath an schwarzen Granula erhalten kann. Im Laufe weiterer Entwickelung nimmt das Tochterelement an Grösse zu, wird der Mutterzelle ähnlich und er- leidet, diesen oder jenen äusseren Bedingungen entsprechend, dem Mutterclemente gleich, entweder die granuläre oder vakuoläre Meta- morphose.“ Auch die Sporenbildung ist unabhängig von der Bildung von Granulis und Vakuolen. 'So fehlt sie z. B. bei S. glutinis, bei welcher Art sich sowohl Granula als auch Vakuolen finden. Andererseits sind häufig auch sporentragende Hefezellen frei von Granulis und Vakuolen. Bei der Färbung mit Methylenblau und Bismarckbraun erscheinen die Sporen blau in braunem Protoplasma, meist kugelig oder von der Gestalt eines Hühnereies ohne jede Vor- sprünge. Einen kernkörperchenhaltigen Kern konnte R. darin nicht nachweisen. Bei seiner kleinen weissen Hefe fand er nur eine Spore in jeder Zelle, bei anderen Arten bis 4. Mitunter finden sich in ein und derselben Zelle neben ausgebildeten Sporen noch eigen- tümliche Körper, strukturlose Sphären oder Ellipsoide, welche sich mit Bismarckbraun färben und vielleicht als unreife Sporen aufzu- fassen sind. In länglichen Zellen pflegten die Sporen in Reihen hinter einander, in mehr sphärischen Zellen dagegen in Haufen grup- pirt zu sein. Den Vorgang der Sporenbildung legt sich R., wie folgt, zurecht: „Zuvörderst grenzt sich im Zeilplasma ein sphärischer, nicht allzukleiner Theil desselben ab, welcher die Fähigkeit, sich mehr oder minder intensiv mit Bismarckbraun zu färben, behält ; allmählich wächst diese Sphäre an, indem sie die Fähigkeit, Bismarckbraun auf- zunebmen, einbüsst, die Affinität zu Methylenblau aber erwirbt; in dem Maasse, als die Sporen reifer werden, wird auch ihre blaue Farbe successive immer gesättigter. Doch nicht aile Abschnitte des Zell- plasmas machen den ganzen Entwickelungscvklus gleich schnell durch : zur Zeit, wo einige von ihnen die höchste Stufe ihrer Entfaltung er- reicht haben, befinden sich die anderen noch in früheren Phasen. Die schwarzen Granula, welche eventuell in den Hefezellen während ihrer Sporulation vorhanden sind, gruppiren sich meistentheils an der Peripherie der Anlagen resp. der Sporen selbst.“ . ln einem zweiten Theile seiner Arbeit behandelt R. Impfversuche mit Hefen bei Kaninchen (17 Versuche bei 10 Thieren). Die Hauptresultate sind folgende: X. Bd. 6 82 GrähruDg. — Chemispbe Vorgänge im X>am Nach intravenöser Injektion von Hefekultursuspension kann die Temperatur annähernd um 1 x/2° C ansteigen und zwar oft sehr bald nach der Injektion und ohne nachweisbare Athemnoth. Bei anderen Thieren trat aber sehr schnell hochgradige Dyspnoe auf uuter Sinken der Temperatur. Das erwähnte Fieber ging meist in Genesung aus, während die Dyspnoe gewöhnlich mit tödtlichem Kollaps endete. Das Fieber trat auf meist bei Injektion kleinerer Dosen (ca. 1 ccm) ; die Dyspnoe mit Kollaps nach grossen Dosen (2 ccm). Blutstropfen bei dyspnoetischen Thieren aus der Nase eutnommen, erwieseu sich steril. R. schliesst daraus, dass die eingespritzte Hefe gar nicht in den grossen Kreislauf gelangte. Die Unterschiede im Krankheitsbilde bei verschieden grossen Mengen der eingespritzten liefe glaubt R. am besten durch die grössere oder geringere Zahl von Embolieen ira Lun- genkreislauf zu erklären. Diese sind naturgemäss um so zahlreicher, je grösser die eingespritzte Menge v-ar; sie kommen um so leichter zu Stande, je grösser die Einzelzellen der betreffenden Hefeart sind. R. meint hierdurch die stärker ausgesprochenen Symptome bei In- jektion von Hefen mit grösseren Einzelzellen erklären zu müssen. An weniger hochgradige Embolieen vermöge sich das Thier gewisser- maassen zu accommodiren. Dann hätten die Hefezellen Zeit, ihre pyrogene Tbätigkeit zu entfalten. Bei ausgedehnten Embolieen treten die Störungen des Lungenkreislaufs mit allen ihren Konsequenzen naturgemäss viel schärfer hervor. Pathologisch-anatomisch war bei den im Kollaps zu Grunde gegangenen Thieren ausser „Obstruktion der Lungen gefässe mit Hefezellen und konsekutiver Dilatation der Ge- fässe und Ueberfülluug derselben mit geformten Blutelementen“ nichts nacbzuweisen. Innere Organe meist normal, ausser bei einem nach Sooreinspritzung zu Grunde gegangenen Versuchstiere, bei dem auch kleine Herde in Nieren und Leber beobachtet wurden. In den Lungen- schnitten Hessen sich die Kefezellen mit Er ns t’ scher Färbung nicht gut nachweisen, sehr gut dagegen (nach Sublimatfixation) mit Häma- toxyliu mit. Safranin. Das Protoplasma der Hefezelle war hier roth- gelb, die Granula dunkelblauviolett. Erwähnenswerih erscheint mir noch die nebenbei vom Yen. gemachte Beobachtung, dass, wenn bei verunglückten intravenösen Injektionen die Suspension fälschlich ins subkutane Gewebe des Ohres injizirt wurde, sich kleine Anschwellungen bildeten, welche nach 2 — 3 Wochen eröffnet einen weisslichen, käsigen Brei enthielten, ln diesem Hessen sich zahlreiche gut färbbare Hefezelleu nachweisen; auch gelang cs, die Hefeart daraus wieder herauszuzüchten. Bei Ausschluss der unmittelbaren Einwirkung des Blutes können also die Hefezellen längere Zeit im Thierkorper ihre Lebensfähigkeit be- wahren. Czaplewski (Görbersdorf i. Schl.). Maefadyeii, A., Neneki, M. und Sieher. N.« Untersuchungen über die chemischen Vorgänge im menschlichen Dünndarm. (Arch. f. exper. Pathol. u. Pharmakol. Bd. XXVIII.) Die Yeiff. stellten ihre Versuche au einer Frau an, welche auf der Koch er’ sehen Klinik iu Bern wegen einer incarcerirten Her- nie operirt worden war, wobei wegen Gangrän des eingeklemmten Chemische Vorgänge im Darm. 83 Barmstückes letzteres entfernt und ein Anus praeternaturalis ange- legt werden musste. Das excidirte Darmstück war gerade das in das Coecum einmündende Ende des Ileum. Es bot sich also hier — wohl zutu ersten Male beim MenscheD — die Gelegenheit, den Speisebrei nach Einwirkung der ganzen Dünndarmverdauung zu un- tersuchen. Die Patientin erhielt eine abgewogene, von ihr selbst ge- wählte Kost, welche aus Fleisch, Brot, Milch, Bouillon, Eiern, Gries- brei etc. bestand. Bei dieser Nahrung waren die sich aus der Fistei entleerenden Massen dünnbreiig ; wurde vegetabilische Kost — Erb- senmuss — gegeben, so wurde, der Darminhait sogleich konsistenter. Von den zahlreichen interessanten Beobachtungen der Yerff, können hier nur diejenigen hervorgehoben werden, weiche in bakte- riologischer Hinsicht von Wichtigkeit sind. Bei der oben angegebenen, vorwiegend aus Eiweiss bestehenden Kost war der aus der Fistel fiiessende Darminhalt in der Regel fast geruchlos, von etwas brenz- lichem und an flüchtige Fettsäuren erinnerndem , seltener von schwach fauiigem Geruch. Die Reaktion desselben war gewöhnlich sauer; die Acidität, auf Essigsäure bezogen, betrug durchschnittlich 0,1 °/0 ; nur einmal, nach Ernährung mit Erbsenmuss, wurde neutrale Reaktion gefunden. Der von den morphotischen und ungelösten Be- standtheilen abfiltrirte Darminhalt enthielt in der Hitze koagulirendes Eiweiss, Mucin, Peptone, Dextrin, Zucker, Gährungs- und Paramilch- säure. geringe Mengen flüchtiger Fettsäuren, hauptsächlich Essig- säure , ferner Gallensäuren und Bilirubin , welch letzteres an der Luft in Biliverdin überging. Der nur schwache und nicht immer faulige Geruch des Darmin- halts sprach bereits gegen eine intensivere Zersetzung durch Bak- terien. Die nähere Untersuchung zeigte denn auch, dass die End- produkte der Eiweissfäulniss entweder gänzlich fehlten oder nur in Spuren vorhanden waren. Spuren von Indol konnten allerdings im Darminhait nachgewiesen werden; auch enthielt der Harn Indoxyl- schwefelsäure. Die Versuche, Leucin und Tyrosin im Darminhalt nachzuweisen, fielen negativ aus. Eiweisszersetzung durch Bakterien kann also im Dünndarm höchstens in sehr geringem Umfange vor sich gehen. Die mikroskopische Untersuchung des Darminhalts zeigte, dass Spaltpilze darin in grosser Menge vorhanden waren. Vereinzelte Bakterien Hessen sich schlecht oder gar nicht färben. Bei der Un- tersuchung im hängenden Tropfen ergab sich, dass einzelne Bakterien Eigenbeweguug besassen, die meisten waren unbeweglich. Kulturen auf Agar-Agar udü Gelatine wurden im Ganzen zwei- mal nach Fleischkost und einmal nach Ernährung mit Erbsenmuss angelegt; auch anaerobiotische Kulturen wurden hergestellt. Nach Fleischkost fanden die Yerff. u. A. 3 Arten, welche durch ihr konstantes Auftreten bemerkenswerth waren: 1) einen die Gelatine rasch verflüssigenden Bacillus: „Bacil- lus liquefaciens ilei“; 2) einen dem Bacterium coli commune ähnlichen Ba- cillus; 3) ein ovales, Gelatine nicht verflüssigendes Bacterium. 6» 84 Chemische Vorgänge im Darm. Ausserdem wurden noch vereinzelte Kolonieen von 5 anderen Arten von Mikroorganismen (darunter eine Hefeart und ein Schim- melpilz) gefunden. Obligat anaerobe Arten waren nicht vorhanden. Nach Ernährung mit Erbsenmuss wurdeD 7 Mikrobenarten iso- lirt: ein Gelatine verflüssigender Streptococcus, 3 Bacillenarten, davon eine dem Bacterium coli commune sehr ähnlich, 2 Diplokokken und Hefearten. Von den bei Fleischkost erhaltenen Arten wurde hier nur das dem Ba ct e riu in coli commune ähn- liche Kurzstäbchen wiedergefünden. Als Patientin später wieder Fleischkost erhielt, wurden zum Theil andere Arteu isolirt, als das erste Mal; es wurden auch Versuche mit Zucker- und Glycerin- gelatine angestelit. Von den isolirten Arten wurden 7, die sich am häufigsten fan- den, näher untersucht 1), namentlich auch bezüglich ihrer chemischen Wirkungen : 1) Das „Bacterium Bischleri“, dem Bacterium coli commune sehr ähnlich, zersetzt Traubenzucker unter Bildung von Aetbylalkohol, inaktiver Milchsäure und Essigsäure. (Das Bacte- riura coli commune bildet dagegen optisch aktive Milchsäure.) Auf Eiweissstoffe wirkt dieser Bacillus nicht ein. 2) Der „Streptococcus liquefaciens ilei s. acidi lac- tici“ zersetzt Zucker unter Bildung inaktiver Milchsäure. Die Wir- kung auf Eiwei3s wurde nicht ausreichend untersucht. 3) Das „Bacterium ilei Frey“ zersetzt Zucker unter Bildung von Bernsteinsäure und aktiver Paramilchsäure, verändert Eiweiss nicht. 4) Der „Bacillus liquefaciens ilei“ zersetzt Traubenzucker nur in geringem Umfange, dagegen Eiweiss in stärkerem Maasse. Die Zersetzungsprodukte des Eiweiss sollen näher untersucht werdeu. 5) Das „Bacterium ovale ilei“ wirkt nicht auf Eiweiss, zer- setzt Zucker unter Bildung von Paramilcbsäure. 6) „Der schlanke Bacillus des lieum“ verhält sich bezüglich seiner chemischen Wirkung im Wesentlichen wie der vorige. 7) „Das mit dem Bacterium lactis aerogenes (Esche- rich) wahrscheinlich identische Kurzstäbchen“ zersetzt Zucker unter Produktion von Alkohol, Essigsäure, ßernsteinsäure, aktiver Milch- säure. Auch die Bakterien im Dickdarm wurden, nachdem Patientin 2 Monate lang keine Defftkation gehabt hatte, untersucht. Der Dick- darm wurde mit steriler Kochsalzlösung vom Rectum aus ausgespült und nach einigen Minuten Proben der aus dem oberen Ende des Dickdarms herausfiiessenden Flüssigkeit entnommen ; es fanden sich Streptokokken, Kurzstabchen und feine Bacillen. Alle Kulturen des Dickdarminhalts hatten einen widrigen Fäuluissgeruch. Die im Dünndarm vorkommendeu Mikroorganismen scheinen schon in gesundem Zustande je nach den Nahrungsstoffen und ihrer Zubereitung zu wechseln. Charakteristisch für dieselben scheint es 1) Bezüglich der näheren Angaben aber die Beschaffenheit der Kulturen etc. muss auf die Arbeit selbst verwiesen werden. Placentare Infektion des Fötus (Milzbrand). 85 zu sein, dass sie vorzugsweise nicht Eiweiss, sondern Kohlehydrate zersetzen. Die Menge der aus dem Zucker entstandenen organischen Säuren ist so beträchtlich, dass weder die Galle und das Pankreas- sekret noch das von der ganzen Dünndarmschleimhaut abgesonderte Alkali hinreicht, um den Chymus zu neutralisiren ; diese Säuren ver- hindern die Eiweissgährung und schränken auch die Zersetzung der Kohlehydrate ein. Wurde Bouillon , welche 0,1 °/0 Milch- oder Essigsäure enthielt, mit den aus dem Dünndarm isolirten Bakterien infizirt, so wurden letztere zwar nicht abgetödtet, aber doch in ihrer Entwickelung gehemmt. — Auf Grund ihrer Beobachtungen beantworten die Verff. eine vor mehreren Jahren von Pasteur angeregte Frage über die Nothwen- digkeit der Spaltpilze bei der Zersetzung der Nahrungsstoffe im Darmkanal für den Menschen in verneinendem Sinne. Pasteur batte den interessanten .Versuch vorgeschlagen, einem Thiere von der Geburt an lediglich sterilisirte Nahrung zu reichen ; er hielt es für wahrscheinlich, dass unter diesen Bedingungen das Leben un- möglich wäre. Indes hat die Frau, au welcher die Verff. ihre Be- obachtungen anstellten, volle 8 Monate mit Ausschluss der Dick- dannverdauuug gelebt und sogar Eiweiss angesetzt. (Nach dieser Zeit wurde durch Kocher der Dünndarm mit dem Dickdarm wieder vereinigt.) Da nun eine erhebliche Zersetzung des Speisebreies durch Mikroorganismen erst im Dickdarm stattfindet, so scheint in der That die Wirkung der Bakterien nicht unbedingt nothwendig für die Verdauung zu sein. Ja noch mehr: die im Dickdarm entstehenden Zersetzungsprodukte des Eiweiss, wie das Indol, Skatol, Phenol u. s. w., die verschiedenen hier entstehenden Gase sind sämmtlich keine Nah- rungsstoffe; „der Organismus bedarf ihrer nicht, sie sind ihm im Gegentheil, sobald sie in grösserer Menge im Darm entstehen, schäd- lich und lästig“. R. Stern (Breslau). Bireh-HirsebMd, Ueber die Pforten der placentaren In- fektion des Fötus. (Ziegler’s Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie. Band IX. Heft 3.) Die bisherigen experimentellen Untersuchungen geben keinen Aufschluss darüber, ob die Uebertragung einer Infektion von der Mutter zum Fötus in der Placenta stattfinden kann, und darüber, auf welchen Bahnen und unter welchen Bedingungen ein solcher Uebergang etwa erfolgt. Aus den bisherigen Erfahrungen beim Menschen ergibt sich die Möglichkeit des Uebergauges der Infektion auf den Fötus; keineswegs aber erfolgt derselbe regelmässig. Verf. hat es versucht, auf Grund fremder und eigener Versuche einen Einblick in die Art des Ueberganges pathogener Bakterien aus dem mütterlichen Blute auf den Fötus zu gewinnen. Zu seinen Versuchen verwendete Verf. Milzbrandbacillen, hebt dabei hervor, dass sich die für den Milzbrand gewonnenen Erfah- rungen nicht ohne weiteres auf andere Erreger von Infektionskrank- heiten übertragen lassen. Birch-Hirschfeld richtete seine Aufmerksamkeit besonders auf die mikroskopische Untersuchung der Placenta, da nur auf diese 86 Placeßtare Infektion des Fötus (Milzbrand). Weise ein Einblick in die Bedingungen und Wego der placentaren Infektion des Fötus gewonnen werden konnte. Die vom Verf. benützten Milzbrandkulturen waren ausserordent- lich wirksam. Die Versuche, welche Verf. angestellt hat, ergaben folgende Re- sultate: Von 2 mit Milzbrand geimpften trächtigen Ziegen mit je 2 Föten ergab die Untersuchung in beiden Fällen einen positiven Nachweis der Milzbrandbacillen im fötalen Körper. — Von 3 mit Milzbrand geimpften trächtigen Kaninchen mit zusammen 11 Föten fiel ein Fall mit 6 Früchten negativ aus, während 2 Fälle mit 3 und 2 Föten ein positives Resultat ergaben. — Eine mit Milzbrand ge- impfte trächtige Hündin erlag der Infektion, doch waren die in der Nacht vor dem Tode geworfenen 3 Jungen frei von Milzbrand. — Von 4 durch Milzbrand getödteten trächtigen weissen Mäusen ergaben 3 mit zusammen 19 Föten negative Resultate; in einem Falle wurde aus der Leber von 2 Feten durch Kulturen Milzbrand nachgewiesen. Pie zur mikroskopischen Untersuchung gelangten Schnitte wurden in dir Regel durch Uteruswand, Placenta und Eihäute gelegt, bei den Mäusen und bei einem Kaninchen mit Embryonen einer früheren Entwickelungszeit gleichzeitig durch den im Zusammenhang mit Pla- centa und Eihäuten eingebetteten Embryo. Von besonderem Werthe sind die Angaben des Verf.’s über den Bau der Placenta bei den verschiedenen Arten der Versuchstiere und die Erläuterung der Bacillen befunde an der Hand der betreffen- den Erfahrungen. Bei der einen Ziege hatte ein Durchtritt von Milzbrandstäbchen aus den (bluthaltigen) intevvillösen Räumen in die Zotten stattge- funden. Eine genaue histologische Untersuchung der betreffenden Pläceoten ergab, da3S hier der Eintritt von Bacillen in das Zotten- gewebe durch Unterbrechungen des Zottenepithels erleichtert worden war. Trotzdem hatte eine reichliche Invasion der Placenta foetalis nicht stattgefäüden. In einer anderen Placenta, in weichet Epithel- iäsiüiieu nicht erkennbar waren, wurden Bacillen in den fötalen Zotten nicht aufgefunden. Auf Grund des Zusammenfaliens der Epithel- läsionen mit der besonderen Reichlichkeit der Bacillen in den Blut- räumen des mütterlichen Tbeiles hält cs Verf. für wahrscheinlich, dass die Läsion des Zottenepithels durch die reichliche Wucherung von Milzbrandbacillen an ihrer Oberfläche hervorgerufen werde, wie denn auch ein Durchwachsen der Bacillen in das Zottengewebe durch die Entwickelung eines förmlichen Bacillen rasens an des Epithelüber- .suges beraubten Stellen ihrer Oberfläche begünstigt wird. Bei der zweiten Ziege fanden sich in den mütterlichen Blut- ränföSE’der Placenta überall einzelne oder in kleinen Gruppen liegende Miizbrandbaciilen. Läsionen des Zottenepithels waten nicht nachzu- weisen und innerhalb der fötalen Placentargefässe waren Bacillen nicht aufzufinden. In der Kaninchenplacenta zeigt sich eine nahe räumliche Be- ziehung zwischen mütterlichen und fötalen Bluträumen. Die Ver- breitung der Milzbrandbacillen war in säramtlichen untersuchten Pla- centen eine reichliche; immerhin zeigten sich Differenzen hinsichtlich Placentare Infektion des Fötus (Milzbrand). 87 der Dichtigkeit der Bacillenlager. Es hatte hier eine Invasion der Eihäute von der Placenta aus stattgefunden. Diese Invasion erklärt sich aus dem Durchwachsen der in den feinen Bluträumen der Spon- giosa stecken gebliebenen und gewucherten Bacillen in das epithel- lose Gewebe der Haftwurzeln, Im Choriongewebe und an den Ei- häuten mussten die Bacillen, wie ihre Entwickelung in Form dichter Basen zeigten, besonders günstige Verhältnisse gefunden haben uud hier bot sich dann Gelegenheit zum Eindringen in die Chorion- gefässe. An vielen Bacillen fand man Degenerationserscheinungen, welche an bestimmte Bezirke gebunden waren. Die in die intervillösen Räume und in die Venenlakunen gelangten Bacillen hatten sich wahr- scheinlich innerhalb derselben noch vermehrt, wofür ihr Auftreten in Haufen und das Vorkommen längerer fadenartiger Formen spricht Offenbar war jedoch bald eine Degeneration der Bacillen eingetreten. Es liegt die Annahme nahe, dass der verminderte Sauerstoffgehalt in diesen Räumen, in denen das Blut offenbar ohnehin langsam strömt, schädigend auf die Bacillen einwirkte. In der Placenta der Maus ist die Abgrenzung zwischen dem uterinen und embryonalen Antheil scharf ausgesprochen. Dem ent- sprechend fand man denn auch bei den au Milzbrand verendeten Mäusen reichliche Bacillen in den Bluträumen der mütterlichen Pla- centa, niemals aber Bacillen in den fötalen Gelassen. Nur einmal wies eine Kulturprobe den Uebergaug auf den Fötus nach. Auch die Verbreitung der Bacillen im Fötus zeigte bei den einzelnen Versuchstieren erhebliche Unterschiede. Ueberall war die intra- vasculäre Lage der Milzbrandbacilleu deutlich erkennbar. Alle Be- funde deuteten darauf hin, dass die Invasion in erster Linie die Fötusleber trifft und dass in* dieser auch die Stätte für die Vermeh- rung der eingedruugenen Bacillen liegt. Auf den Uebergang der Infektion aul den Fötus können von Einfluss sein die ungleiche Empfänglichkeit der Versuchstiere, die Krankheitsdauer, Ungleichheiten im Baue der Placenta der einzelnen Thiergattungen, die Methode, namentlich Ungleichheiten in der Art der Impfung und hier wieder Unterschiede in der Menge der infek- tiösen Substanz und betreffs der Topographie der Infektionsstelle, ferner der Termin der Infektion der Placenta, der Grad der Virulenz der verwendeten Kulturen, wobei nicht nur die Vermehrungsfähigkeit der Bacillen, sondern auch die Konzentration der von den letzteren gebildeten schädlichen Stoffe in Betracht kommt. Verf. ist der Ansicht, dass die gesunde riacenta weder für fein vertheilte, nicht vermehrungsfähige Fremdkörper, noch für Mikro- organismen ohue weiteres den Durchtritt in die fötalen Blutwege ge- stattet. Dass die physiologische Placenta sonach ein vollkommenes Filter abgibt, gibt Verf. zu; nur hebt er hervor, dass dieses Filter durch den Einfluss in die Placenta eingeschwemmter, pathogener Mi- kroorganismen durchlässig werden kann. Nach seiner Ansicht kann bei reichlicher Entwickelung von Milzbrandbacillen in der Placenta ein förmliches Durchwachsen der Bakterien iu den fötale^ Theil hinein 88 Tuberculose und Fötus. stattfinden. Gerade in letzterem Falle können dem Uebergange an sich nicht günstige Einrichtnngen überwunden werden. Die menschliche Placenta weist für das Zustandekommen des Uebergaages pathogener Mikroorganismen günstige Verhältnisse auf. Dittrich (Prag). Schmorl und Birch-Hirsehfeld , lieber gang von Tuberkel- bacillen aus dem mütterlichen Blute auf die Frucht. [Beobachtung aus dem pathologischen Institut zu Leipzig.] (Z i e g 1 e r ’s Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Patho- logie. Bd. IX. Heft 3.) Eine 23-jährige Frauensperson, welche im 7. Monate ihrer ersten Schwangerschaft sich befand, starb an Tuberculose (chronische und universelle Miliartuberculose). Unmittelbar nach dem Tode der Mutter wurde das todte Kind durch Sectio caesarea aus dem Mutterleibe entfernt. Zur Miliartuberculose war es bei der Mutter durch Durch- bruch einer verkästen Lymphdrüse in den Ductus thoracicus ge- kommen. Stückchen von Leber, Milz und Nieren des Fötus wurden 2 Meer- schweinchen und 1 Kaninchen in die Bauchhöhle eingeführt. Tuberkel- knötchen konnte man in diesen Organen, sowie in den Lungen nicht nachweisen. Bei allen 3 Thieren entwickelte sich Tuberculose. Die Placenta zeigte an ihrer uterinen Fläche vereinzelte kleine Blutungen. Auf dem Durchschnitte zeigten sich im Placentargewebe kleine Knötchen, von denen eines Tuberkelbacillen enthielt. Die histologische Untersuchung anderer solcher Knötchen erwies dieselben jedoch nicht als Tuberkel, sondern als sogenannte „weisse Infarkte“. Dieselben enthielten keine Tuberkel bacillen. Im Blute der Nabelvene fand man einmal spärliche Tuberkel- bacillen, dagegen nicht in dem dem Fötus entnommenen Leber- und Milzsafte. In der Placenta fand man häufig Tuberkelbacillen in den inter- viilösen Räumen, ferner vereinzelte Bacillen zuweilen im Lumen durch- schnittener Choriongefässe zwischen den rothen Blui Körperchen. W eder im Placentargewebe, noch am oder im Chorion konnte man Hämorrhagieen wahrnehmen. Das Gewebe der Nabelschnur zeigte nichts Abnormes; in den Nabelgeiassen fand man keine Tuberkelbacillen. Die fötalen Lungen zeigten normale Verhältnisse, in keinem Schnitt- präparate sah man Tuberkel bacillen. Die Fötalleber enthielt auch keine Tuberkel, dagegen, wenn auch nicht reichliche, Tuberkelbacillen. In der Niere fand man weder Tuberkel noch Tuberkelbacillen. Es hatte hier somit offenbar erst in der allerletzten Zeit ein Uebergang von Tuberkelbacillen von der Mutter auf den Fötus statt- gefunden. Wie derselbe erfolgt war, Hess sich nicht mit Sicherheit feststellen. Wahrscheinlich waren die Bacillen aus den interviilüsen Räumen in die Gefässe der Zotten gelangt an Stellen, an denen der Epithelüberzug der letzteren unterbrochen war. Dittrich (Prag), Tuberculose. — Syphilis. 89 Lubliuer, L., Pi^c przypadköw gruzlicy po obrzezaniu. [Fünf neue Fälle der Tuberculose nach Circum- cision.] (Gazeta Lekarska. 1890. S. 502.) [Polnisch]. Lublin er ist es gelungen, in seiner Abtheilung fünf neue Fälle der Impftuberculose nach Circumcision zu konstatiren. Bei den Neugeborenen bildeten sich 1 — 4 Wochen nach der Operation die Geschwüre, und die Drüsen schwollen an. In den ausgeschnittenen Hautpartikelchen hat L. mehr oder weniger zahlreiche Tuberkel- bacillen gefunden. Bujwid (Warschau). ßaymond, M. P.9 Une Observation de Syphilis concep- tioneile. (Soc. de denn, et syphiligr. Seance de 12 fdvrier. Annal. de denn, et syph. 25 febr. 1891.) Der interessante Fall Raymond’ s verdient eine ausführlichere Wiedergabe, weil er einen bemerkenswerthen Beitrag zu der Lehre von der Vererbung einer der praktisch wichtigsten Infektionskrank- heiten, der Syphilis, gibt. Ein Patient wird im Jahre 1874 syphi- litisch inlizirt; die Krankheit verläuft leicht, der Kranke steht unter sorgfältiger Behandlung. Im Juni 1878, nachdem seit länger als einem Jahr keine syphilitischen Symptome aufgetreten sind, verhei- rathet er sich. Im März 1879 Geburt eines ausgetragenen gesunden Kindes, das jetzt noch lebt. Am Ende des Jahres 1880 Geburt eines elenden Kindes im 8. Fötalmonat, das ein Exanthem zeigt und nach 5 Wochen stirbt. Im April 1882 Geburt eines dritten elenden Kindes im 8. Fötalmonat, das nur mit äusserster Sorgfalt am Leben gehalten wurde und im Alter von 4 Jahren an Diphtherie starb. Raymond erinnert an der Hand dieses Falles an die schon oft betonte That- sache, dass Kinder syphilitischer Herkunft, selbst wenn sie frei von Erscheinungen der hereditären Syphilis sind , häufig eine Schwäche und einen Mangel an Widerstandskraft besitzen, der sie fähiger macht , andere besonders zur Zeit herrschende Krankheiten sieh zu- zuziehen. Die Mutter der Kinder, welche zehn Jahre hindurch kein Zeichen einer syphilitischen Infektion dargeboten hatte, zeigte schliess- lich ein trockenes, tuberöses Syphilid, welches schnell unter spezi- fischer Behandlung heilte. Diese Tertiärerscheinung , welche ohne ein vorausgegangenes Symptom sich einstellte, ist nach Raymond der Beweis dafür, dass bei der Frau eine konzeptionelle Syphilis vor- liegt. Der Fall beweist ferner von Neuem, dass ein syphilitischer Vater gesunde Kinder erzeugen kann, wenn er in einem der Behandlung nicht zu entfernten Stadium sich befindet, dann ein syphilitisches Kind , wenn er allmählich die Wohlthat der Behandlung einbüsst, und endlich ein gesundes Kind, wenn er von Neuem behandelt wird oder bei ihm die Krankheit erlischt. Besnier weist in der Dis- kussion gleichfalls auf die Empfänglichkeit syphilitischer Kinder Krankheiten gegenüber hin. Das Gleiche scheint bei Erwachsenen vorzukommen. Er hat in 2 oder 3 Fällen syphilitische Väter schwere diphtherische Anginen bei der Pflege ihrer kranken Kinder acquiriren sehen. Es scheint, dass die Syphilis, sei es durch die lokalen Er- scheinungen, die sie nach sich zieht, sei es durch die alleinige That- sache ihrer Existenz eine prädisponirende Ursache für Krankheiten 90 Syphilis. — Indicaaurle. abgibt. Fournier betont besonders, dass hier das Gegentheil von der gewöhnlichen Erscheinung voriiegt, dass nämlich die ersten Graviditäten mit Aborten endigen, nachher syphilitische nnd später gesunde Kinder geboren werden. Dies ist ein Punkt von besonderer praktischer Wichtigkeit, weil Syphilitische die Neigung haben, sich für vollkommen gesund zu halten, wenn ibnen ein gesundes Kind geboren ist. [Der Vortrag enthält 3 Punkte von ganz besonderer Wichtigkeit. Erstens die ungemein lange Persistenz der Vererbungsfähigkeit der Lues trotz sorgfältiger Behandlung. Dadurch wild die von den meisten Autoren aufgestellte und in die Praxis übertragene These widerlegt, dass man Syphilitischen 4 Jahre nach erfolgter Infektion anstandslos das Heiraten gestatten darf. Zweitens, worauf Fournier in der Diskussion hiuweist, das abwechselnde Erscheinen von gesunden und kranken Kindern, welches z. Th. auf vorausgegangene Behandlung zu schieben ist, aber auch 3onst beobachtet, wird. Drittens die A.u- nahrae einer Syphilis par conception bei der Mutter, der mau immer entgegen halten kann, dass die Primärerscheinungen, wie so häufig bei Frauen, unbemerkt vorübergegangen sind. Ref.j Lederin a « a (Breslau). Hochslnger, C.« Ueber Indicanurie im Säuglingsalier. ^Wiener medie. Presse. 1890. No. 40 u. 4L) Die Arbeit ist, obgleich vorwiegend klinischen Inhaltes, doch auch für den Bakteriologen von Interesse, da bekanntermaassen der Indigonachweis im Harn als Anzeichen und Maassstab der Ei- Weisszersetzung im Darmkanale benutzt werden kann. Gerade für das Säuglingsalter waren diese Verhältnisse von besonderer Bedeu- tung, nachdem einerseits Ref. aus den biologischen Eigenschaften der obligaten Milchkothbakterien den Schluss gezogen, dass die Eiweissfäulniss im Darmkana) des Säuglings fehle, andererseits Ba- ginsky das Vorkommen von Produkten der Eiweissfäulniss in den Stühlen verdauungskranker Säuglinge nachgewiesen hatte. H. resu- mirt die Resultate aus etwa 150 untersuchten Fällen wie folgt: 1) Der Harn des Neugeborenen ist indicanfrei. 2) Während der ganzen Säuglingsperiode lassen sich bei normal verdauenden Kindern, gleichviel, ob natürlich ob künstlich genährt, durch die bekannten qualitativen Methoden höchstens Spuren von Indican im Harn Sachweisern In der weitaus überwiegenden Mehr- zahl der Fälle und insbesondere bei Brustkindern bleibt die Indican- reakiion vollkommen negativ. 3) Unter den Verdauungskrankheiten des Säuglirigsalters liefern nur die echten Brechdurchfälle, insbesondere aber die Cholera infan- tum, eine pathologische Vermehrung von indigobildender Substanz im Harn. Einfache Dyspepsieen und Diarrhöen verlaufen ohne Indica- nurie, desgleichen die habituelle Obstipation der Säuglinge und jüngeren Kinder. 4) Bei Ausschluss primärer intestinaler oder anderweitiger Fäul- nissvorgänge im kindlichen Körper weisen pathologische Mengen von Harnindikan auf schwere Störungen der Darmfunktion durch Ml ge- Milzbrand. 91 meinleiden insbesondere aber auf den Bestand einer tubercuiösen Er- krankung hin. 5) Aeltere normale Kinder verhalten sich in Bezug auf die In- dicanausscheidung ähnlich wie erwachsene Menschen. Der Indican- gehalt des Harnes richtet sich nach der Art der Ernährung, ist jedoch gewöhnlich nur ein ganz geringfügiger. Escherich (Graz). TurrA, B,., Contribucion ad estudio de la esporulacion del bacillus anthracis. (Gaceta medica catalana. 1891. No. 3—4.) In der Absicht, die innersten Ursachen der Sporenbildung des Milzbrandbacilius zu ergründen, hat Yerf. Platteckulturen auf flachen Tellern gemacht, indem er auf die Oberfläche von 3% agarhaltiger Rindfleisch brühe eine in gleicher Brühe bereitete Verdünnung von Bacillen und Sporen aussäte. Nun beobachtete er, dass unter diesen Umständen die Entwickelung der Kolonieen viel besser und die Spoi enbiidung viel früher stattfindet, als bei dem gewöhnlichen Ver- fahren, die Saat in die Tiefe des Nährbodens einzubringen, und dass bei diesen Oberflächenkolonieen wiederum die Sporenbilduug von der obersten Schicht ausgebt und dann allmählich in die tieferen vordringt, bis sie auf dem Boden der Kolonie ankommt, wo man noch Bacillen vorfindet, wenn alles übrige schon in eine einzige Sporenmasse ver- wandelt ist. Da nun die Mycelbildung in der Kolonie nicht in regel- rechten Schichten, sondern in allen möglichen Richtungen vor sich geht, je nachdem die Fäden Sporen am Ende oder in der Mitte tragen, während das übrige Protoplasma gleichartig bleibt, so muss man wohl die Erscheinung der grösseren Durchlüftung an der Ober- fläche zuschreiben und anaehmen, dass unter gleichen Durch- lüftungsbedingungen die Sporenbildung überall gleichförmig und gleichzeitig stattflnden würde. Wenn man auf ein Deckgiäschen einen Tropfen Agär und darauf Kolonieen aufträgt und dann auf die Zelle eines Objektträgers bringt, so bilden nur die Ränder eine einzige, unter gleichen Durchlüftungsbedingungen stehende Ba- cillenschicht. In dieser beobachtet man nun nach 24-stündigem Stehen bei einer Temperatur von 34—36°, dass das Randmycel in seiner ganzen Ausdehnung Endosporen trägt, während in dem aus Bacillenbündeln bestehenden Centrum der Kolonie die Sporenbildung ungleichmässig ist, wie man dieselbe bei den gewöhnlichen Kulturen beobachtet. Man kann also aunehmen, dass die Erscheinung zunächst von dem Eiuflusse der Luft auf das Mycel abhängt. Dennoch bildet der Bacillus seine Sporen unter der Einwirkung des Sauerstoffs nur dann, wenn ihm der Nährboden durch die Diffusion der Zersetzungs- produkte seines Wachsthums unfruchtbar geworden ist; ohne diese unumgängliche Bedingung wächst er ruhig weiter. Um das zu be- weisen, vertheilte Turrb die von einem Teller mit Kolonieen abge- schabte Agar-Agarplatte auf 6 Röhrchen , von denen er zwei mit destillirtem Wasser (1 : 4) verdünnte, zwei mit Natriumkarbonat al- kalisch machte und die zwei andereu zur Kontrolle unverändert liess. Nach Sterilisirung im Autoklaven bei 120° Besäung mit einer Reinkultur. In den Kontrollröhrchen kam kein Wachsthum zu 92 Milzbrand. — Bakterien in der Gallenblase. Stande; in den alkalisch gemachten entwickelten sich Kolonieen, die so langsam Sporen bildeten, wie die gewöhnlichen Kulturen ; dagegen war das Wachsthum in den mit Wasser verdünnten Kulturen sehr rasch, ebenso wie die Sporenbildung. Das beweist nur, dass der das Wachsthum hindernde Hemmstoff die Wirkung ausübt, dass der auf das Mycelprotoplasma einwirkende Sauerstoff in demselben eine Reihe von Oxydirungen, Verbrennungen oder Zersetzungen hervorruft, durch welche die Kohleuwasserstoffverbindungen. verzehrt werden, während als Rest die Stickstoffverbindungen übrig bleiben, die den Haupt- bestandteil der Sporen bilden. Diese Erscheinungen sollen nun, nach der Ansicht des Verf.’s, das Wesentliche bei dem Vorgang der Sporenbildung sein. Nicht wegen Erschöpfung seines Nährbodens, sondern weil er sich mit den Stoffwechselprodukten seines Wachs- thums vergiftet, treibt der Milzbrandbacillus keine Sporen ; bei dieser Vorbedingung erzeugt der Sauerstoff in dem Protoplasma eines auf ungünstigem Boden vegetirenden Mycels eine Reihe chemischer Um- wandelungen, die dessen Respirationselemente erschöpfen und als End- ergebnis die Bildung der Sporen bedingen, welche demgemäss, unter sonst gleichen Verhältnissen, um so rascher vor sich gehen wird, je lebhafter und direkter jene Einwirkung ist. S e n t i fi o n (Barcelona). Naunyn, Ueber das Vorkommen von Spaltpilzen in der Gallenblase. [Sitz ung des naturwiss.-medicin. Vereins in Strass- burg vom 16. I. 1891.] (Deutsche medicin. Wochenschr. 1891. No. 5.) Die Galle zweier Dermaler Hunde, intra vitam entnommen, er- wies sich als steril. Ebeiso die in zwei Fällen (von Phthisis pul- mon.) aus menschlichen Leichen 1— -5 Stunden nach dem Tode aus der Gallenblase entnommene Galle; in einem dritten Falle (Kom- pressionsmyelitis mit Septikämie) wuchs auf Agar-Agar ein grosser Coccus , der einen gelben , dicken Rasen bildete ; dieser Mikro- organismus wurde nicht weiter untersucht. In drei Fällen von Cholelithiasis wurde der bei Lebzeiten mittelst Probepunktion entleerte Gallenblaseninhalt bakteriologisch untersucht; in zweien davon war die gewonnene Flüssigkeit steril. Im dritten Fall wurde aus der fast wasserheilen, wenig getrübten Flüssigkeit ein Bacillus in Reinkultur gewonnen, welcher einerseits mit dem Bacterium coli commune Escherich’s, anderer- seits mit dem Friedländer’schen D ipl obacillus Aehnlieh- keit zeigte. Die mikroskopische Untersuchung zeigte kurze, dicke, ziemlich lebhaft bewegliche Stäbchen, meist zu Diplobacillen angeord- net, selten in Verbänden vou 4 — 6 Gliedern. Der Bacillus wächst schon bei Zimmertemperatur auf allen gebräuchlichen Nährmedieu, bei 37° wächst er sehr rasch: die Gelatine verflüssigt er nicht; er ist fakultativ anaerob. Tbierversuche : Zwei Hunden wurde nach Unter- bindung des Cboledochus eine Reinkultur des Bacillus in die Gallen- blase injizirt; beide starben, der eiue nach 36 Std. an Peritonitis, der andere nach 74 Stunden ; im Peritonealexsudat, Gallenblaseninhalt uud im Herzblut fand sich bei beiden nur der Bacillus, ferner fand sich bei der Sektion starke Angiocholitis, Schwellung und Hyperämie Bakterien in der Gallenblase. — Diphtherie. 93 der Leber; bei dem nach 74 Std. verstorbenen Hunde fanden sich in der Leber zahlreiche nekrotische Herde. Von dem Bacillus Escherich’s unterscheidet sich der von Naunyn gefundene vor Allem dadurch, dass letzterer für Mäuse pathogen ist (dieselben sterben in 12—24 Stunden; im Blut und in der vergrösserten Milz finden sich massenhaft Bacillen) ; ferner auch da- durch, dass er auf Kartoffeln einen grauen (nicht gelben) Rasen bildet ; auch ist das Bacterium coli commune schlanker. Vom Friedländer’schen Bacillus unterscheidet sich der hier beschrie- bene dadurch, dass er keine Nagelkulturen bildet und bei der Grant- schen Färbung nicht entfärbt wird. Naunyn bemerkt, dass bereits von Gilbert und Girode (s. das Referat in diesem Centralblatt. Bd. IX. S. 413), sowie von B o u c h a r d aus dem Inhalt der Gallenwege ein Bacillus gezüchtet ist, der mit dem von ihm gefundenen identisch sein dürfte. [Ref. möchte noch auf die etwa gleichzeitig mit der hier besprochenen Mittheilung erschie- nene Veröffentlichung von V e i 1 1 o n und J a y 1 e aufmerksam machen ; diese Autoren fanden das Bacterium coli commune im Eiter eines dysenterischen Leberabscesses ; wahrscheinlich handelte es sich hier urn eine sekundäre Einwanderung des Bacillus. (Vgl. d. Ref. in diesem Centralblatt. Bd. IX. S. 382.) — Bei einem Fall von multiplen Leber- abscessen nach Perityphlitis, welcher im Oktober vorigen Jahres auf der hiesigen medizinischen Klinik starb, hat Ref. in dem — aller- dings erst bei der Sektion entnommenen — Eiter ebenfalls das Bacterium coli commune in Reinkultur gefunden.] R. Stern (Breslau). Barbier, A.j De la transmissibilit6 de la diphthßrie avi- aire a Thomme. (Annales de la Soci6t6 m6dico-chirurgicale de Liöge. 1891, Avril.) Nach kurzer Uebersicht über die bisherigen Theorieen über die Identität der thierischen und menschlichen Diphtherie berichtet Verf. über die beträchtliche Sterblichkeit durch diese Krankheit. In der Socidt6 de mödecine publique de Beigique ist von Dr, Schrevens vorgeschlagen worden, dass jeder Arzt die Resultate seiner eigenen Praxis mittheilen sollte, welche für oder gegen den thierischen Ur- sprung der Diphtherie sprechen. Als Antwort auf diesen Aufruf ver- öffentlicht Verf. den folgenden höchst interessanten Fall: Eine 67-jäbrige Frau, welche viele italienische Hühner besass, hatte bei denselben manchesmal Diphtheriefälle bemerkt, für welche Krankheit diese Hühnerrasse höchst empfänglich ist. Daher fasste sie den Entschluss, den Hühnerstall zu reinigen und zu desinfiziren ; sie selbst hatte die Arbeitenden dirigirt, und war dazu verschiedene Male in den Stall eingetreten. Am zweiten Tage erkrankte die Frau, und am drittem Tage bot sie das Bild einer ausgesprochenen Diph- therie. Hervorzuheben ist, dass die Frau seit drei Wochen nicht aus dem Hause herausgekommen war und dass kein anderer Fall in der Gegend existirte. Das Alter der Frau ist auch eine Grundlage für die wahrscheinliche thierische Infektion. R. Verhoogeu (Brüssel). 94 Pyelonephritis. Höflich, C., Die Pyelonephritis bacillosa des Rindes. (Monatshefte für prakt. Thierheilkunde. Bd. II. Heft 5.) Enderleii, E., Primäre infektiöse Pyelonephritis beim Rind. (Deutsche Zeitschrift f. Thiermedici n. Bd. XVII. 1891. Heft 4.) Die bisher kurzweg unter dem Namen Pyelonephritis wohlbe- kannte Entzündungsform der Nieren des Rindes ist eines der aller- häufigsten Leiden dieses Hausthieres, ein chronisch dest.ru iren der Prozess, dessen Unheilbarkeit und Folgen eine frühzeitige Werthtuin- derung, eine vorauszusehende Kachexie und die Nothlage der Schlach- tung bedeutet und welche damit für Viehhandel und Viehzucht eine besondere Wichtigkeit besitzt. Auf Schlachthäusern und Sektioostischen ist der Fund derartig kranker Harnorgane ein ganz gewöhnliches Ereigniss, das pathologisch anatomische Bild seit langem in allen Entwickelungsphasen der Ano- malie gut bekannt; in vorgeschrittenen Stadien, zumal bei Miter- griffensein der harnleitenden Wege verfügt auch die klinische Dia- gnostik über gute ErkeDnungsmerkmale, die Anfangs- und mittleren Stadien der Pyelonephritis indes entzogen sich vielfach der Diagnose am lebenden Thier. Hier greifen nun namentlich die bakteriologischen Nachweise obiger Autoren helfend ein und gestalten die Krankheits- form auch ätiologisch zu einer wohlumschriebenen. Die Pyelonephritis des Rindes wird, soviel Ref. aus eigenen Sek- tionen und Mittheiiangen von Thierärzten weiss, meist beiderseitig angetroffen und ist sehr häufig begleitet von chronischer mit Ektasie verknüpfter Entzündung der Harnleiter und der Blase. In vollende- ter Ausbildung sind die Nieren bis zum doppelten Volumen in toto vergrossert, die Gewichtszunahme einer Niere ebenso auf 900 — 1500 g vorgeschritten (normal 400 — 500). der Längendurchmesser auf 30—34 cm, Breitendurchmesser auf 18, Tiefeudurchmesser auf 8—10 cm gestiegen. Es pflegen die sämmtlichen Lappen der Rindsniere von der Entzündung ergriffen zu sein und zwar multipel herdförmig, selbst disseminirt oder diffus, doch begegnet man auch partiell lobä- ren Veränderungen. Nach Entfernung der Fettkapsel, welche häufig im Zustande kollateralen Gederns gefunden wird, gewahrt man als auffällig eine durch die Propria schimmernde fleckige Verfärbung der Nierenober- fläche, die Propria ist bei vorgeschrittener Pyelonephritis oft partiell mit der Oberfläche verwachsen, im Uebrigen leicht ablösbar, oft unter derselben ein seröses Exsudat, weiches der Nierenoberfläche saftigen Glanz verleiht. Die fleckige Beschaffenheit ergibt sich durch eine hellgelbbraune, grauweisse, graugelbe und gelblichweisse Färbung der erkrankten Partieen, von welchen die Reste normalen oder re- lativ normalen Nierengewebes durch rothhraunes Kolorit sich abheben. Die lichten Flecke sind von unregelmässiger Gestalt und Ausbreitung, bald punktförmig bis hirsekorngross, bald linsen-, erbsengross und darüber hinaus. Die so verfärbten Partieen sind, solange das Ge- webe als zellig infiltrirt und von jungem Keimgewebe besetzt gelten muss, im Niveau der Niere oder darüber etwas vorragend, bei altem Bestände aber, wo sie fibrös gewordene Herde veranschaulichen, re- Pyelonephritis. 95 trahirt, so dass alsdann die Reste normal brauner Nierenrinde über die vertieften Flecke prominiren. Auf Nierendurcbscknitten sieht; man die Oberflächenflecke sich kegelförmig usäit radiär gj#g®aüte bis weisse Streifen in das Parenchym fortziehgiA so, dass zwischen den Streifen noch Züge normalen oder atrophischen Nierenrindenge- webes in roth-, grau-, gelblichbrauner Farbe alternirend verbleiben. Innerhalb der ins Helle gehend«?# Flecke sowie der braunen Partieen sind meist besondere gelblich- und gelbgraue Herde als stecknadel- kopf- bis erbsengrosse prominente Einlagerungen ins Auge fallend, welche gewöhnlich umsäumt von Biutuogspunkten, zerstreuten hyper- ämischen Flecken, auch blutiger Imbibition, sehr abstechen, schon von der Oberfläche her, ebenso auf der Schnittfläche zu treffen sind und puriforme Erweichung zeigen. Der Grenzsauro der Markschicht und diese selbst bieten mehr oder weniger Hyperämie und sind durch- brochen von den aus der Rinde hereinziehenden weissen bis gelb- grauen Streiten. Auffällig und charakteristisch sind stets das Nierenbecken und dessen Fortsetzungen, die Nierenkelche, verändert. Diese sonst dünn- röhrigen und dünnwandigen Zuflüsse des Harnleiters sind erheblich erweitert, vorgewölbt, verdickt, so dass beim Aufschneiden die Wände sich als derb fibrös und auf das 3 — 5 fache, oft bis zu Fingersdicke gehende, verdickt erweisen. Bei ihrer Eröffnung kommt schmutzig- grauer, graugelber, gelbbrauner, auch schmutzig rother. wolkig flocki- ger Inhalt von schleimig-eitriger, stark fadenziehender Beschaffenheit zum Vorschein. Neben der Harnbeimengung zu diesem Inhalte können auch Blutgerinnsel und Harnsedimente, letztere als fühlbare, knir- schende Körner, rundliche und eckige, bräunliche Konkremente ver- schiedener Grösse vorliegen. Die Schleimhaut ist entweder bloss ge- quollen, eine gering verdickte Zone auf dem Wandquerschnitt bildend, und stellenweise raraifizirt geröthet, oder sie ist stark verdickt, von rauher, filziger Beschaffenheit, mit schieferigen Pigmentirangen, frischen und älteren Blutungspuukten, selbst ülcerationen besetzt. Durch die Anwesenheit dieses Inhaltes ist das Nierenbecken meist in einen fluktuirenden Sack umgewandett und der Harnleiter stellt gleichermaassen einen ektasirten dickwandigen, bis zu zwei Finger breiten Schlauch dar. Die in den Nierenkelchen angehauften Massen des Harnexsudatgemenges lagern um die Nieren wärzehea und be- decken dieselben. In vorgeschrittenen Fällen sind die Nierenwärzchen entweder durch Ulceration oder durch deu Bruck jener Massen un- tergegangen, an ihrer Stelle ist ein Hohlraum, mündend in deu ver- grösserten Niereakelch, welcher ganz mit dem eitrigen, griesig-sandi- gen Harnbrei angefüllt ist. Indem die anfangs verbreiterte, ge- schwellte Nierenrinde durch das Umsichgreifen der Entzündung mehr und mehr in Bindegewebe umgewandelt wird und der ahsoodernde Theil der Niere äowohl durch diese interstitielle Entzündung degene- rirt, wie die Markraasse durch die Anhäufungen in den Nierenkelcbeu zum Schwunde kommt, trifft man gegen Ende des Prozesses das Nierenparenchym auf eine bindegewebige, oft nur ein paar Millimeter dünne Ausseuschicht reduzirt und den einzelnen Niereulappen in eine Eitercyste umgewandelt. Es ist von aussen schon durch die Fluk- 96 Pyelonepliriti*. tuation und die grauweisse Farbe des Renculus dies erkenntlich und kann die Anomalie lobulär sein. Meist aber ist die Veränderung von multipel lobulärer Ausbreitung und nicht selten werden alle Lappen so verändert angetrotfen, dass die ganze Niere einen volumi- nösen Eitersack darstellt, an dem durch die Reste bindegewebig gewordener Rindenschicht die ehemalige Lappung noch angedeutet ist, die einzelnen Fächer der früher lobären Eitercysten aber mit dem Nierenbecken zusammenlaufen und der Gesammthohlraum bis zu einem Liter Eiter enthalten kaDn (Pyonephrose). Schon von Siedam grotzki, Pflug, Dammann liegen aus den sechziger Jahren treffende Beschreibungen des vorwürfigen Lei- dens vor. Während Pflug den Fund von Bakterien bei Pyelone- phritis negirend glossirte, ist Dammann durch den Nachweis von Mikrokokken in den gelben Herden der Nieren beeinflusst worden, seiner Abhandlung den Titel Nephritis bacteritica (?) zu geben. Nächstdem haben Zschokke, Hess und Mazzanti die Anwesenheit von Kokken und Bacillen bei einigen Fällen von Pyelo- nephritis notirt, theilweise auch Kulturversuche angefangen, ohne in- des die Betheiligung von Mikroorganismen zu einem Charakteristikum zu erheben. Mazzanti, weicher die bakteriologische Prüfung etwas eingehender behandelt, wies Kokkenformen auch mit Gram - scher Färbung nach. Seitdem vor etwa 2 Jahren W. G. Job ns ton (Montreal) bei gelegentlichen mikroskopischen Untersuchungen von Pyelonephritis- fällen, deren Material aus dem Schiachthause und diversen Einsen- dungen stets reichlich an die thierärztliche Hochschule zu München kam, mittelst Gr am’ scher Färbung im Schnitte sehr typische Bilder einer Baciilenansiedlung in den Harnkanälchen vorzeigte, wurden die meisten der einkommenden Präparate zu bezüglicher Nachsuche verwerthet Hierbei konsiatirie C. Höflich die kon- stante Wiederkehr einer bestimmten Bacilleosorte : 2 — 3 fx lange, 0,7 /x breite, zum Theil etwas gekrümmte, an den Enden abgerundete, sich gleichmässig färbende, besonders gut nach Gram tingible Stäb- chen in den erkrankten Nieren und dem Harnexsudatgemenge der Nierenbecken und Harnleiter. E. Enderlen, welcher in gleicher Periode ähnliche Unter- suchungen ausführte, fand, unabhängig von den beiden Vorgenannten, in Deckglasausstrichen und bei Schnittfärbungen nach Gram und Weigert die Stäbchen, deren Länge er auf 2,1— 2,8 ju, deren Breite er ebenfalls auf 0,7 (x und die übrigen Merkmale überein- stimmend mit Höflich angibt. Enderlen beschrieb des Nähe- ren 6 Fälle, welche bakteriologisch geprüft wurden, Höflich eine Auswahl von 8 Fällen. Die nach Obigem gut charakterisirten Ba- cillen, welche sich auch dadurch auszeichnen, dass sie in grösseren oder kleineren Haufen bei einander liegend angetroffen werden, sind in einigen frischen Fällen, anscheinend wie in Reinkultur, im eitrigen Ham, sowie im Nierengewebe von beiden Autoren vorgefunden wor- den, andere Male gemengt mit verschiedenen Bakteriensorten. Be- sonders wichtig dürfte erscheinen, dass Höflich bei einer an Fyelonephritis leidenden lebenden Kuh in dem aufgefangenen Harn, Pyelonephritis. 97 welcher frisch einen Bodensatz aus rothen und weissen Blutzellen, Harnkanälchenepithel und Plattenepithel, sowie Tripelphosphat be- sass, Haufen jener Bacillensorte mit Gr am’ scher Färbung nachwies und damit die klinische Diagnose Pyelonephritis fixirte. Die Sektion be- stätigte diese Diagnose vollauf, wie in der überschriebenen Abhandlung des Genaueren erörtert. Die mikroskopische Erkennung des Leidens, an das Auftreten jener Zelienelemente und namentlich des Tripel- phosphats im frischen Harn geknüpft, ist sonach um ein ausschlag- gebendes Külfsmittel bereichert. An mikroskopischen Schnitten durch die erkrankten Nieren (Cathcart’s Gefriermikrotom oder Paraffin- einbettung) fanden beide Autoren die Bacillen stets und hauptsäch- lich in den geraden Harnkanälchen aufgestapelt, in Ausnahmefäilen in den Glomerulis. Die Strukturänderungen sind die einer Bindegewebszuwucherung der Interstitien, häufig herdweise unterbrochen von zelliger Infiltra- tion, namentlich fleckweise allenthalben in der Rinde, manchmal gegen dac Mark vordriDgend, ferner Waudverdickung der Gefässe, Erweiterung der Harnkanälchen, letztere gefüllt mit gequollenen, ge- trübten, der Kerne verlustigen Epithelien, zwischendurch normales Kanalwerk, partiell Schrumpfung und Verödung der Glomeruli und Kanäle. Die Reinkultur des Bacillus (Bacillus pyelon ephri- tidis boum)1) gelang Enderien in 4, Höflich in 2 Fällen, die Kultur hatte im Allgemeinen ihre Schwierigkeiten, weil das Ma- terial häufig Bakteriengemische bot und die Wachs th umsenergie auf künstlichen Nährböden überhaupt eine geringe zu sein scheint. Nach Euderlen gedeiht der Bacillus am besten bei 37° C, spärlich bei Zimmertemperatur, bildet auf Agarplatten kleine, graue, punktförmige Kolonieen, wobei die Ränder der jüngeren scharf, der älteren buchtig sind ; auf Agarstichkultur ist das Oberflächenwachsthum gering, längs des Stichs fein bandförmig, feine KügelcheD am Rande. Auf Blut- serum sind die Kolonieen ähnlich, nur etwas grösser, im Kondensa- tionswasser ein feiner Niederschlag am Boden. In Bouillon ein fein- körniger Bodensatz, darüber ungetrübte Flüssigkeit. Auf Kartoffeln, Gelatine, in Milch konnte Enderien keine Entwickelung wahrnehmen, ebenso nicht bei Anaerobkultur (Büchner’ s Pyrogallolmethode). Höflich sah den Bacillus nur in jenen Gläsern sich zur Ver- mehrung anschicken, welche bei 37° aufgestellt waren, die Kulturen gelangen auf Fleischwasser-Agar-Agar, etwas stärker, wenn diesem Glycerin zugesetzt war. Im Allgemeinen sind die Kulturmerkmale gleich den von Enderien beschriebenen, die geringen Unterschiede einer mehr üppigen Entfaltung der Kolonieen mögen der Kultur auf dem glycerinhaltigen Substrate und dem Umstande zuzuschreiben sein, dass Höflich auf stets frisch bereiteten Nährsubstraten das W'acbsthum verfolgte, indem er erkannte, dass die Nährböden, wenn einige Zeit aufbewahrt, matte Kulturen lieferten ; häutig blieb beim Besäen von Nährlösungen, die schon vor einigen Wochen hergestellt waren, jegliches Wachsthum aus, während beim Ueberimpfen derselben X) In einer Nachtragsnotiz, welche Bolliuger za Enderlen’s Arbeit gab, schlue Er.sterer den Namen Bacillus renalis vor. X. ud. 7 Pyelonephritis. m Reinkultur auf neu bereitete Nährböden das frühere starke Gedeihen wieder bemerkbar wurde. Naeh Höflich ’s Beschreibung haben die Kolonieen, welche in 4—8 Tagen zuweilen bis zu >/2 — 1 mm hohen, glänzend grauweissen Belägen im Streifen, oder in Punkten zu hirsekorn- und halblinsen- grossen Köpfchen gedeihen , eine charakteristische schleimig-faden- ziehende Beschaffenheit, er konnte sie auch anaerob nach Büchners Methode kultiviren. Aussehen, Haufenbildung und Färbbarkeit der kultivirten Bacillen ist gleich denen der Niere; von Höflich, und Enderlen ist Sporenbildung negiri worden. Hie Prüfung auf p athogeue Effek te wurde von Höflich und En der Len zu- nächst durch Einbringung von Kulturmaterial in die Blase mittelst Käthederisirens bei Kühen versucht. Eine typische Erkrankung der Barr: orga.ne trat nicht ein, nur in einem Falle (Höflich) hielten sich die Bacillen offenbar in der Harnblase in Vermehrung, denn auf mehrere Wochen g*ü>- difc Kuh einen, welcher frisch regelmässig kleine ßrieskörnchen behß?bergt«4 die nur aus den Bacilienhaufen ge- formt waren. In diesen Körnchen, welche bis zu Hirsegrösse und bis zu 50 an Zahl im aufgefangenen sonst normalen Harn anzutreffen waren, schienen die Bacillen wie durch eine Kaikmasse zusammengehalten. Ausserdem zeigte die Kuh Erscheinungen, welche auf eine Nieren- oder Btasenerkrankung hätten deuten können; bei der Schlachtung war zwar der Befund von 2 Nierencysten damit in Einklang, indes ein sicherer Zusammenhang mit der Impfung Mangels typischer Ano- malieen der Harn woge nicht konstatirbar. Die Blaseninjektion, welche Enderlen bei Meerschweinchen, dann mit Laparatomie und Blasen- eröffnung au Kaninchen vornahra, lieferte ebenfalls keine Urocystitis und Pyelonephritis. Bei intravenöser einfacher Injektion, welche Enderlen beim Kaninchen, Höflich beim Rinde vernahm, kam weder in der Lunge, noch in den Nieren eine Anomalie. Als dagegen Enderlen durch Unterbindung des Ureters vorerst eine Harnstauung und damit eine Erkrankungsdisposition einer Niere schuf, hatte die intravenöse Injektion die Folge, dass in der geschä- digten Niere bei einem Kaninchen sich die Bacillen vom Blute her ansiedeiteu (Nekrose der Nierenpapille, enorme Anhäufung der Stäbchen im Nierengewebe und Nierenbecken [Weigert’s Fibrin- färbung]). Bei subkutanen Impfungen (Mäuse, Meerschweinchen) erzielte Enderlen theilwei.se Eiterung, theilweise verlief die Injektion ohne Alteration, letzteres traf auch bei iniraperitonealer und intrapulmo- naler Injektion (Meerschweinchen) ein. Impfung in die Vorderaugen- kammer hatte eine Iritis, welche wieder abheilte, im Gefolge. Zu der Arbeit En der len 's gab Boliinger in einem Nach- trage einige erläuternde Bemerkungen, woselbst er erwähnt, dass B o 1 - linger schon 1890 die Resultate der Enderlen’ sehen Forschungen in einer Sitzung der Naturforscher zu Bremen besprach, wie denn auch in Hö flich ’s Arbeit der privatim von Enderlen erfahrene Bacillenfund vorauf citirt wurde. Boliinger’ s Ansicht, dass die betreffende Pyelonephritis meist einseitig vorkommt, dürfte Wider- spruch eriähren. Pyelonephritis. — Mikroorganismen auf Traubon. 99 Die Annahme hämatogener Natur, wie sie von BolHnger ver- muthet, durch den Ei n d e r le n ‘ sehen Versuch nahegelegt, durch die Funde jener Formen, weiche das Gepräge der Embolie haben (Fall 4 v. Höflich), veranschaulicht ist, passt mehr noch auf doppelseitige Nierenaffektionen. Die ebenfalls von Bölling er erwähnte urogene Infektion hat von jeher in den Beobachtungen Stütze gefunden, dass nach dem Geburtsvorgange die Pyelonephritis bei Kühen sich ein- stellte, durch Metritis, Vaginitis, Nachgeburtsausfauien hierbei viel- leicht in die weite, ventral gelegene weibliche Harnröhre und Blase Mikruphyten, namentlich Eiterbakterien eingelangen, im Harn sich vermehren und aufsteigend eine Blasen-Harnleiter-Nierenentzündung hervorrufen. Die Miterkraukung der haraleiteuden abführenden Wege ist in der That meist eine so starke, dass die Nephritis als sekundär imponirt, da indes auch die Nierenanomalie isolirt getroffen wird, so ist die Art der Invasion wohl doppelt möglich und bedarf noch weiterer Untersuchungen. £s mag gerade, wie End er len anführt, das begünstigende Moment der Trächtigkeit in der Schaffung von Harnstauungen liegen. Bei Stieren und Ochsen scheint die Pyelo- nephritis selten, aber ebenfalls doppelseitig beobachtet. Zu den besprochenen Arbeiten, welche beide in der Ueberein“ Stimmung der von einander unabhängigen Funde deutlich die Richtig- keit der Beobachtungen und Schlüsse dokumen tiren und sich aufs Schönste ergänzen, lieferte En der len kolorirte Bilder der erkrankten Niere und der Infektionserreger, Höflich die Druckkopie eines Photogramms des Bacillus pyelonepkritidis. Kitt (München). Martina ad, V. et ßietsch, M., Des miero-organisioes que l’on rencontre sur les raisins mürs et de ieur d6ve- loppemeut pendant la fer menta tion, (Gomptes rendus de PAeadömie des Sciences de Paris. Tome CXII. p. 736 ff.) Um ein Unheil über das Wesen und die Zahl der Mikroorga- nismen an der Oberfläche der Trauben zu gewinnen, wandten Verff. zunächst die vor. Pasteur (Ötudes sur la biäre) angegebene Methode an. Sie brachten einzelne Beeren in Probirgläser mit steriiisirter zuckerhaltiger Flüssigkeit und beobachteten sie mehrere Tage lang. Bei Benutzung der Trauben von Fleurie, Pouilly blanc, Volney, Moatrachet, Alexe, Corton, Glos-Vougeot, Chambertin, Folie blanche de Saujou und einer im Midi gemeinen Art füllten sich säsamtliche Gläser mit Schimmel, ohne zu gähren. Bei drei (von 10) im Süden Frankreichs und Algiers verbreiteten Arten, 3 Proben von den Cotes röties, bei solchen von la Chapelle de Guiuchay, Chenas, Thorins, Bordeaux, Cabeinet-Sauvignon hatten dagegen alle Gläser gegohreu. Bei noch anderen Proben variirten die Gläser mit Schimmel und ohne Gäbrung im Verhältnis von 20—80 auf 100, während die übrigen Gäbrung zeigten. Endlich blieben im Ganzen 6% der Gläser klar. Die gährende, zuckerhaltige Flüssigkeit wurde auf Platten aus- gesäet, und von diesen wurden in jedem Falle mehrere Kolouieen auf Agar geimpft und einem weiteren Studium unterworfen. Dabei fand 7* 100 Mikroorganismen auf Trauben. es sich, dass 5 Gläser, deren Organismen von den verbreitetsten Trauben genommen worden waren, nur Saccharomyces apicu- latus enthielten. Dasselbe Resultat ergaben die Trauben von Cötes roties, Aloxe und Bordeaux. Die Gläser von verbreiteten Trauben enthielten 20% Saccharomyces ellipsoideus, sonst Myco- dermen und Saccharomyces apiculatus. Um annähernd die Zahl der entwickelungsfähigen Mikroorga- nismen zu bestimmen, welche auf der Traubenoberfläche sitzen, wurde ein Stück Traube genau abgewogen, wiederholt in sterilisirtem Wasser mittelst sterilisirter Pipette abgewaschen und von dem Wasser 1 oder einige ccm auf Platten mit Malzgelatine ausgesät. Beim Zählen der Kolonieen kamen für die Algerischen Trauben auf das Gramm Traube 430000 Kolonieen, sämmtlich zu Saccharomyces apiculatus gehörig. Eine Traube von Cötes roties ergab 280000 Schimmelkolo- nieen und 192000 Saccharomyces apiculatus, der Pouiliy 1300 Schimmel- und 170 andere Kolonieen verschiedener Art, der Corton-bressende 6400*30 Schimmel- und 1440000 diverse Kolonieen, der Bordeaux 90000 Schimmel- und 20000 diverse Kolonieen, eine Traube vom Marseiller Markte 4000 Schimmel- und 190000 Hefe- und Mycodermenkolonieen, eine andere derselben Herkunft 68000 Schimmel- und nur 200 andere Kolonieen, die Folle-blanche 128 000 Schimmel- und keine anderen Kolonieen. Verschiedene Proben von gedrückten Trauben überliess man der Gährung, und nach 24 Stunden wurden mit der Flüssigkeit Platten- kulturen hergestellt. Bei 20 Proben von verschiedenen Gewächsen des Beaujolais, der Bourgogne, des Bordelais, der Charente, der Cötes roties wurden die Kolonieen auf der Gelatine nur von Schimmelformen und Saccha ro my ces apiculatus gebildet, und erst nach wieder- holten Aussaaten glückte es, den Saccharomyces ellipsoideus zu finden. Weiter wurde an 4 anderen Proben der Verlauf der Gährung während mehrerer Tage verfolgt, indem man nach je 24 Stunden Plattenkulturen herstellte. Nach 72 Stunden gab die Probe von Meursault nur Saccharomyces apiculatus, nach 96 Stunden nahm eine besondere Mycoderma form beinahe alle Plätze ein ; nach 120 Stunden herrschte von Neuem Saccharomy ces apiculatus vor, nach 148 und 178 Stunden hatte Saccharomyces ellip- soideus die Oberhand gewonnen. Für die Proben der Romanee- Conti war das Ergebniss dasselbe. Nach 72 Stunden erschien Sac- charomyces ellipsoideus neben Saccharomyces apicu- latus, aoer letzterer blieb bis zum Ende der Gährung in der Mehrzahl. Eine Probe von Beimont gab nach 72 Stunden Saccha- romyces apiculatus, und dieser hielt sich bis zum Ende; daneben erschien nach 96 Stunden Saccharomyces ellipsoi- deus. Die vierte Probe vom Marseiller Markte lieferte während der ganzen Gährung und selbst nach einem Monate nur Saccharomy- ces apiculatus (der Wein war sehr süss und wenig alkalisch). Dieselbe Behandlung erfuhr noch der Hefeabsatz 40 — 50 Tage nach der Gährung. Platten, die von la Chapelle de Guinchay ange- legt waren, wurden von Schimmelformeu bedeckt, ebenso die von Mikroorganismen aof Trauben« — Pflanzenkrankhoiten. 101 Pierry (Champagne) , die einen starken Essiggeruch wahrnehmeu Hessen. Denselben Geruch zeigten die Platten von Verrenay und Romont (Champagne) und Moulin-a-Vent ; aber die Abwesenheit der Schimmelformen gestattete hier die Unterscheidung zahlreicher Ba- cillenkolonieen. Auf den Platten von Vollrath, Markobrunn (Rhein) fanden sich mindestens 80 °/o Kolonieen von Saccharomyces apiculatus, auf denen von Johannisberg 25%. Dieselbe Hefe trat noch in etwas geringerem Verhältniss auf den Platten von de Moussy, Bouzy, Chouilly, Ay, Haute-villiers (Champagne) auf. Nach 2 Monaten hatten die Hefeabsätze eine bessere Zusammen- setzung. Die Schimmelformen, Essigfermente und Saccharomyces apiculatus waren in geringerer Menge vorhanden in den Hefeab- sätzen von Charentes, Ribeauvill6 (Alsace) und dem der rheinischen Gewächse. Zwei von Burgund, 9 Monate nach der Weinlese unter- sucht, enthielten nur eine geringe Zahl lebender Mikroben und wur- den besonders von Saccharomyces ellipsoideus und etwas Essigferment gebildet. Eine sterilisirte Maceration getrockneter Trauben , welche mit dem Bodensatz besät wurde, wandelte sich in Essig um. Demnach existiren die Mikroben, welche sich in sauren Mitteln zu entwickeln vermögen (und diese sind nur allein für die Weinbereitung von Interesse), in sehr verschiedener Zahl an der Oberfläche der Trauben. Die Schimmelformen und Saccharomyces apicula- tus sind verbreiteter, als Saccharomyces ellipsoideus; die Essig- und Xahwhäute fabrizirenden Bacillen sind nicht selten. Die spätere Traubengährung wird während der ersten 48 Stunden ge- wöhnlich durch Saccharomyces apiculatus hervorgebracht, an seine Stelle tritt allmählich Saccharomyces ellipsoideus, ohne dass ersterer vollständig verdrängt wird. Die Bakterien und die Kahmhäute sind nicht bloss am Ende der Gährung vorhanden, son- dern auch in den Hefeabsätzeu, was vermuthen lässt, dass die Ursache der Weinkrankheiten eher auf der Oberhaut der Beeren, als in einer späteren Verunreinigung durch Luft oder Gefässe zu suchen ist. O. E. R. Zimmer mann (Chemnitz). Jlagaiii, Ant., Sur la castration parasitaire de l'Ane- raone ran unculoi des par l’Aecidium leucospermum. (Comptes rendus de TAcademie des Sciences de Paris. Tome CX. 1890. p. 913 ff.) Aeltere Beobachtungen, dass an den mit Aecidium leuco- s p e r m u in DC. behafteten Stöcken von Anemone ranuncu- loides immer die Blüthen fehlen, hatten zu der Hypothese ge- führt, dass die Sterilität der betreffenden Püauzeu in dem Vorhan- densein der Parasiten ihre Ursache habe. Neuere Untersuchungen, die Verf. in Folge der durch Giard’s Arbeiten gegebenen An- regungen unternommen, brachten ihm die Bestätigung, dass es sich hier um eine parasitäre Kastration handele. Im Frühling J889 waren unter 100 Stöcken von Anemone ranunculoides, welche das betredende Aecidium aufzuweisen hatten, 2 blühend, die andern steril gefunden worden, das Resultat erschien demnach 102 Pflanzjnkrankheiten. noch unsicher. Die Untersuchungen 1890, die mit minutiösester Sorgfalt ausgelührt wurden, zeigten jedoch: 1) dass die befallenen Pflanzen häufiger, als die ersten Beobachtungen es annehmen lassen, Blüthen hervorbringen, 2) dass diese Blüthen aber immer Alterationen von der verschiedensten Stärke zeigen, Alterationen, welche bis zur Atrophie der einzelnen Blüthenkreise , besonders der Karpelle fortschreiten können. Von 8000 Stöcken , die an einer bestimm Leu , zur Untersuchung geeigneten Lokalität wuchsen, waren 306 von Ae cid iura befallen und unter diesen wieder 256 völlig steril. Von den übrigen Stöcken hatten 19 ganz rudimentäre Blüthenknospen , 31 aber entwickelte Blüthen, an denen jedoch der eine oder andere Theil Verkümmerungen wahrnehmen Iiess. Zu- nächst besitzt die befallene Pflanze, welche blüht, immer nur eine Endblüthe, während doch sonst neben der Endblütise oft noch ein oder zwei seitliche erscheinen. Diese seitlichen Blüthen verkümmern stets und werden nun durch eine oder zwei kleine Knospen au- gedeutet, die mit den ihnen eigenthümlichen Deckblättern ver- sehen sind. Ein einziges Mal traf Verf. an einem rostigen Stock eine seitliche Blüthe, aber ganz atrophisch, sitzend und nur aus häutigen Perigonblättern und Staubgefassen bestehend. Die Ver- kümmerung der endständigen Blüthe steht im Verhältnis zu dem Grade des Befallenseins der Pflanze. I. An den wenig befallenen Pflanzen, d. h. an solchen, deren Hüllblatt wenig Peridien trägt, oder wo nur ein Theil der Blätter solche aufweist, diferirt die Termiuaiblüthe von den gesunden Pflanzen nur durch die weniger langen und breiten Perigonhläfcter (11 Stöcke). IL Auf einer höheren Stufe ist die Blüthe noch ziemlich lang gestielt, aber die Perigonblätter sind kleiner, ungleicher geworden und an den Rändern entfärbt (7 Stöcke). III. Bei noch weiterer Verkümmerung verkürzt sich der Biüthen- stiel auf ein Minimum, die Perigonblätter werden immer mehr redu- zirt, ungleicher, zuweilen auch zungenförmig oder selbst hornförmig und durch Verdoppelung oder Petaiadie der äusseren Staubgefässe zahlreicher. (8 Stöcke, davon 3 mit grünen, zungenförmigen Fetalen und besetzt mit Spermogonien). IV. Bei 4 Pflanzen war die Blüthe im Centrum des Involucrums absolut sitzend, die Perigonblätter waren zu kleinen häutigen, weiss- lichen oder reinlichen Schuppen reduzirt, die Karpelle völlig ver- kümmert, die Staubgefässe atrophisch, obwohl sie normal ausge- bildete Pollenkörner einschlossen. V. Die letzte Stufe der Atrophie bestand in kleinen, von 4 bis 5 häutigen Perigonblättern gebildeten Knospen, welche zahlreiche Staubgefässe ohne Pollen einschlossen, aber auch der Karpelle ermangelten (19 Stöcke). Bei den übrigen 206 Pflanzen fanden sich gar keine Blüthen- knospen. An dem vegetativen Apparat , dem Stamme und den Hüll- blättern wird keine Atrophie bemerkbar, im Gegentheil machen «ich die rostigen Stöcke inmitten der gefunden durch stärkeren Pflanzenkrankheiten. 103 Wuchs und stärkere Entwickelung bemerklieh. Die Hüllblätter sind breiter, dicker, straffer und gleichsam fleischig. Der Parasit beschränkt also seinen atrophirenden Einfluss auf den Reproduk- tionsapparat; er wirkt zunächst auf die Hüllblätter und den Blüthen- stiel , dann auf die Karpelle und endlich auf die Staubgefässe ein. Es ist dies ein neues Beispiel von gonotomer, besonders aber thylvtomer Kontraktion. Sehr häufig wird durch die Parasiten die Eudbltithe zu einer männlichen (23mal an 50 rostigen, blühenden Stöcken), ein Umstand, der an gesunden Stöcken ziemlich selten und nur an seitlichen Blüten auftritt. O. E. R. Z i m m e r rn a a n (Chemnitz). Magnus, P,, Verzeichniss der am 15. Mai und 1. Juni 1890 bei Freienwalde a. 0. beobachteten Pilze. (Verb. d. Bot. Vereins d. Prov. Brandenburg. XXXII. p. XIII— XVI.) 49 Arten von Pilzen, die Verf gelegentlich der Frühjahrs- Haupt- versammlung des Bot. V. d. Pr. Brdhg. bei Freienwalde fand, darunter Frankia Aini (¥ or.) P. Magu. Yerf. bat sich auch an den Freienwaidener Exemplaren in Uefcereinstimmung mit Wovon in und Brunchorst davon überzeugt, dass der Pilz zu den Hypb.omycel.en gehört. Da W oronin den Pilz 18136 Schir. ziaAlni, Brunchorst 1886 3? r a n k i a s u b t i i i s benannt hat, der Name Schinsia aber einer TTstilagmeengattung zukomint, ist obige Benennung zu nehmen. Bamularia Adoxae (Rabank) Karst., S. G g r a n i i (W c s t d p.) Fcki. Cereospora Impatient. in Bäuraler auf Impations Kol.i tangere. Der früher nur aus Ungarn bekannte Pilz ist noch bei Kladow in der Mark, am Bielathale in der sächsischen Schweiz urei Kultnr im luftleeren Kaum behalten sie hingegen ihr erstes Aussehen, während die tiefen Kolonieen unter diesen Be- dingungen sich ganz normal entwickeln. — Auf die Stich- und Strich- kulturen, sowie auf die Beschreibung der Kulturen auf anderen Sub- straten braucht hier nicht eingegangen zu werden. Das Stäbchen No. II bildet hellere Kolonieen, welche die Ge- latine meist nicht verflüssigen und kein diffundirendes Pigment aus- scheiden. Im Uebrigen ist es dem Stäbchen No. I dermaassen ähn- lich, dass Verf. es nur für eine Varietät dieses hält. Das Stäbchen No. III bildet hingegen graue Kolonieen von recht abweichendem Aussehen, welche die Gelatine sehr energisch verflüssigen. Säet man etwas Schlamm in peptouisirte Fleischpeptou- gelatine, so überflügelt es alle übrigen Bakterien, und man erhält fast reine Kulturen dieses Stäbchens. Das Stäbchen No. IV endlich hat ein abweichendes Aussehen: es ist kurz, dick und gerade, lebhaft beweglich; es bildet weissliche, die Gelatine verflüssigende Kolonieen. Die reduzirenden Eigenschaften dieser 4 Formen sind ungleich. Am stärksten sind sie bei dem Stäbchen I. Wird oxydirter und mit Limanwasser bedeckter Schlamm im Reagenzglas sterilisirt und mit einem geringen Quantum Reinkultur dieser Bakterie iufizirt, so bildet sich im Thermostaten bei 30 ö bald (manchmal schon nach einigen Stunden) auf der Oberfläche des Schlammes ein schwarzer Ring, welcher sich allmählich vergrössert; wenn jedoch ungefähr die Hälfte des Schlammes reduzirt ist, so hört der Prozess auf. Das Stäbchen I ist allein nicht im Stande, denselben zu Ende zu führen. In Kontroll- versucheu, in denen ebensolche Reagenzgläser mit etwas frischem Schlamm iufizirt wurden, begann die Reduktion erst nach 48 Stunden, aber der Prozess dauerte ununterbrochen fort bis zur Reduktion des gesammten Schlammes. — Die Stäbchen II und III reduziren allein noch schwächer, als I. Wird aber der Schlamm mit einer von ihnen und mit dem Stäbchen I gleichzeitig infizirt, so wird die Reduktion zu Ende geführt. Am energischsten verläuft sie jedoch bei Infektion mit allen 3 Stäbchen gleichzeitig; alsdann begann die Reduktion wenige Stunden nach der Infektion und war Dach 16—48 Stunden vollendet (in Kontrollversuchen erst nach 7 — 8 Tagen). — Das Stäb- chen IV reduzirt allein den Schlamm überhaupt nicht; wird es aber zu einer oder namentlich zu zweien den anderen Bakterien hinzuge- fügt. so beschleunigt es ebenfalls den Reduktionsprozess. Im luftleeren Raum geht die Reduktion des Schlammes durch die Bakterien resp. die Bakteriengemische nicht minder energisch, anscheinend sogar energischer vor sich, als bei Luftzutritt. Liraansclilamca. — Bakterien and Wasser. 197 Steht infizirter und reduzirter Schlamm 2 — 3 Monate in nur mit Wattepfropf verschlossenem Reagenzglas, so bildet sich auf seiner Ober- fläche, obgleich er mit Wasser bedeckt ist, ein sich allmählich ver- grössernder, grauer Ring, der Schlamm beginnt sich also wieder zu oxydiren (vermuthlich, weil die Nährstoffe desselben erschöpft sind und die reduzirenden Bakterien ihre Thätigkeit einstellen. Ref.). In zugeschmolzenen Röhren findet dies nicht statt. Auf die praktisch-medizinischen Konsequenzen, welche der Verf. aus seinen Beobachtungen zieht, braucht hier nicht eingegangen zu werden. Vom wissenschaftlichen Standpunkt scheinen dem Ref. folgende 2 Resultate von Interesse zu sein: 1) Die Feststellung der Existenz einer Gruppe von so zu sagen Salzwasserbakterien, welche in auf- fallender Weise an besondere biologische Bedingungen (hohen Salzge- halt des Mediums) angepasst sind und einander auch morphologisch offenbar recht nahe stehen. 2) Das Zusammenwirken mehrerer Bak- terien bei dem Prozess der Reduktion des Schlammes, welcher durch jede einzelne derselben nur unvollständig ausgefübrt wird (der Verf. äussert sich nicht näher über die Ursache dieser Erscheinung; Ref. möchte die Vermnthung aussprechen, dass keine der fraglichen Bak- terien an und für sich in dem Limanschlamme völlig günstige Lebens- bedingurigen findet, und dass die verschiedenen Arten durch ihren theilweise verschiedenen Chemismus einander beständig diese Lebens- bedingungen schaffen). In Rücksicht auf beide Punkte wäre eine nähere Untersuchung der physiologischen Eigenschaften dieser Bak- terien (welche in der vorliegenden Arbeit nur eben gestreift sind) sehr zu wünschen. Rothert (Kazan). Malvoz, E., Quelques r^sultats d’analyses microbiolo- giques d’eaux de Liege. (Aon. de la Soc. med.-ebir. de Liäge. 1890. No. 8 et 9.) Verf. erläutert die Gesichtspunkte, von welchen aus eine bak- teriologische Wasseruniersnchung vorgenommen werden soll, bespricht dann die Wege, auf welchen dem Grundwasser pathogene Mikro- organismen zugeführt werden können v sowie jene im Boden am häufigsten vorkommenden Verhältnisse, welche den Bakterientransport begünstigen oder hindern. Wenn es sich um die Beurtheilung der Eigenschaften eines Genusswassers handelt, genügt es nicht, festzustellen, ob das Wasser zur Zeit ohne Gefahr genossen werden kaun, vielmehr soll es sich unter solcheß Bedingungen vorfinden, dass auch in Zukunft eine Ver- unreinigung desselben nicht zu befürchten ist Man hat sowohl das Vorhandensein oder das Fehlen pathogener Mikroorganismen, als auch die Anzahl sämmtlicber Keime und die Menge organischer Stoffe zu bestimmen. Ein gewisser Gehalt an letzteren weist, selbst bei der Abwesenheit von Mikroorganismen, auf eine mögliche In- fektion des Wassers hin. Enthält das Wasser keine pathogenen Mikroorganismen and keine verdächtigen chemischen Stoffe, so hängt es noch von der Anzahl der vorhandenen saprophytischen Bakterien ab, ob daß Wasser als gut geschützt gegen die verschiedenen Ver- unreinigungswege angesehen werden darf, denn auf diesen können 198 Bakterien und Wasser. — Spirochaeten in Blutegeln. zu gewissen Zeiten auch pathogene Mikroorganismen in das Wasser gelangen. Bei zeitlich variablem Keimgehalt kann man auf eine permanente, ebenfalls verschiedenen Schwankungen unterworfene Verunreinigungsquelle schliessen. Verf. hat das Genusswasser der Stadt Lüttich seit einem Jahre regelmässig von 14 zu 14 Tagen untersucht und mit Ausnahme einer von Ende Juni bis Mitte August andauernden Periode hohen Keimgehaltes bloss 20—50 Keime pro ccm gefunden. Das Grund- wasser aus 10 in den verschiedenen Stadttheilen situirten Pump- brunnen enthielt 40 — 36000 Keime pro ccm. TyphusbacilleD konnten darin nicht nachgewiesen werden. Ein sog. abyssiniscber Brunnen lieferte keimfreies Grundwasser, trotzdem er sich unter den gleichen geologischen Verhältnissen und in demselben Stadttheile befand, wie jene gemauerten Brunnen, deren Wasser den höchsten Keim- gehalt aufwies. Unterhalb der Ausmündungen des Hauptkanals batte das Flusswasser (Meuse) 6000 — 9000, innerhalb der Stadt über 1 Million Keime pro ccm. Kräl (Prag). Pasternacki. Th., Eine neue Methode der Erhaltung und Kultur der Obermeyer’scben Spirochaeten in Blut- egeln (Hi r udo medicinalis). (Wracz. 1890. pag. 297 ff.) [Russisch.] Aus früheren Untersuchungen ist bekannt, dass Spirochaete Obermeieri bei Temperaturen unter 0° längere Zeit lebensfähig bleibt. Es fragte sich , wie sie sich im Körper kaltblütiger Thiere verhält, welche ebenfalls niedrige Temperaturen vertragen. Ein ge- eignetes Versuchsthier bietet, sich im Blutegel dar, welcher, wie sich Verf. durch vorläufige Versuche überzeugte, bei 0° und selbst beim Einfrieren in Eis zwar regungslos wird , aber nach dem Auftbauen und nach Uebertragung in Wasser geeigneter Temperatur (5 — 10°) wieder aufiebt; desgleichen überlebt der Blutegel ein &-stür;diges Erwärmen auf 30° (im Thermostaten), nicht aber ein solches auf 40 °. Zu seinen Versuchen benutzte Verf. Blutegel, welche sich mit an Spirochaeten reichem Blut von liückfalltyphuskranken während des Aeeesses massig voll gesaugt hatten. Bluttropfen aus dem Darm derselben wurden für die mikroskopische Untersuchung gewonnen, indem auf das hintere Körperende einige Körnchen Kochsalz gelegt wurden, worauf der Egel aus dem Rüssel ein Bluttröpfchen auf ein vorgelegtes Deckglas ausschied. — Ln Ganzen führte Verf. 14 Be- obachtungen aus. I. Unmittelbar nach dem Vollsaugen des Blutegels. Spiro- ehaeten in Menge, fast ausschliesslich freie Individuen, Form und Beweglichkeit ebenso wie in direkt vom Patienten entnommenem Blute. II — III. Die Blutegel wurden (mittels Kältemischung) in Eis- stücken eingefroren und dann aufgethaut. 3V? Stunden eingefroren: Spirochaeten in Menge, sehr deut- lich, meist zu Knäueln verflochten; unbeweglich oder nur mit pen- delnder Bewegung, nur die seltenen freien Individuen in fortschrei- tender Bewegung. Spirochaeten in Blutegeln — Malariaplastnodien in Blutegeln. 199 2 Tage eingefroren (Blutegel todt): Spirochaeten in Menge, blass und schwer erkennbar; schwache pendelnde und rotirende Be- wegung, fortschreitende Bewegung fehlt. IV — VIII. Die Blutegel wurden zwischen langsam schmelzenden Eisstücken , also bei einer konstanten Temperatur von 0 0 gehalten. 1 — 2 Tage bei 0°: Spirochaeten in Menge, meist freie In- dividuen, mit lebhafter, fortschreitender und rotirender Bewegung. 3 — lOTage bei 0°: Ebenso, nur Spirochaeten grossentheils zu Knoten und Häufchen verbunden ; in diesen fehlt die fortschrei- tende Bewegung, bei den freien Individuen ist. sie schwächer, als oben. IX — X. Die Blutegel wurden in Wasser bei Zimmertemperatur (16 — 17 °) gehalten. 2 Tage bei Zimmertemperatur: Spirochaeten dicker geworden, spiralige Form deutlich, fortschreitende Bewegung geschwächt. Nach 4 Tagen: Spiralige Form weniger deutlich geworden; alle unbeweglich. X! — XIV. Die Blutegel wurden in Wasser im Thermostaten bei höherer Temperatur gehalten. 8 Stunden bei 30 0 : Spiralige Form undeutlich, nur wenige In- dividuen mit schwacher pendelnder Bewegung. Nachdem das Prä- parat 3/4 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur gestanden hatte, nahmen viele Spirochaeten ihre gewöhnliche Form und Bewegung wieder an. 2 Tage bei 25°: Spirochaeten in Menge, aber meist nur mit Mühe erkennbar und unbeweglich; nur wenige freie Individuen deutlich spiralig und mit fortschreitender Bewegung. 2 Tage bei 27 0 (der Blutegel stirbt 1 Stunde nach der Ent- nahme aus dem Thermostaten}: Nur wenige Spirochaeten, un- beweglich und in Reihen gelblicher Körner verwandelt. 1 Tag bei 40,5° (2 Blutegel, beide todt) : ziemlich viele deutlich spiralige Spirochaeten, meist unbeweglich, nur wenige mit schwa- cher pendelnder Bewegung. Als Hauptresultat ergibt sich, dass bei Abkühlung der Biutegel auf 0° die Spirochaeten sich in denselben längere Zeit lebend erhalten, und dass im Körper von Blutegeln Spirochaeten resi- stenter gegen niedere Temperaturen sind, als etwa in Glaskapillaren. Die Arbeit ist eine vorläufige Mittheilung: nähere Untersuchungen sind im Gange. Roth er t (Kazan). Sacharow. N., Erhaltung der M al a ri a~ Pias m od i en in lebendem Zustande in Blutegeln. (Wracz. 1890. pag. 644 — 645.) [Russisch.] Im Anschluss an die vorstehend referirte Arbeit von P a Ster- na cki theilt Verf. kurz mit, dass auch die Malaria-Plasmodien (vor- läufig hat Verf. nur mit Plasmodien der Sommerfieber experimentirt) in derselben Weise konservirt werden können. In Blutegeln, welche, in ein Stück Eis eingefroren, 1 Woche im Eiskeller gehalten wurden, fanden sich die Plasmodien in unveränderter Menge ; ihre Beweglich- keit, war sogar grösser, als in direkt yom Patienten entnommenem Blute; ihre Form war etwas verändert und ihre Grösse verringert. Roth er t (Kazan). 200 Giftiger Roggen. Prillieux, Le Seigle enivrant. (Comptes rendus de l’Acadßmie des Sciences de Paris. Tome CXII. 1891. p. 894 ff.) ln einigen Gemeinden im Departement der Dordogne in der Nähe der Grenzen der Haute-Vienne, namentlich in den Gebieten von Firbeix, Mialet und Saint-Saud, zeigte der Roggen der letzten Ernte besondere und sehr scharf markirte toxische Eigenschaften. In einem Dürfe bei Mialet hatte sich ein Pächter des Dr. Millet, General- rathes der Dordogne, beeilt, bald nach der Ernte einen Sack Roggen mahlen und Brot daraus backen zu lassen. Ungefähr 2 Stunden nach dem Genüsse dieses Brotes erkrankten alle Personen des Hauses. Sie wurden von einer allgemeinen Abgeschlagenheit befallen und waren 24 Stunden lang nicht im Stande, irgend eine Arbeit zu ver- richten, sondern mussten sich niederlegen. In gleicher Weise er- krankten auch in den Nachbardörfern Leute, welche Brot aus Roggen derselben Ernte genossen hatten. Leute, welche nach dem Frühstück auf die Feldarbeit gegangen, wurden in einem Zustande der Bewusst- losigkeit und des Uebelbefindens aufgefunden, dass man sie nach Hause führen musste, da sie allein zurückzukehren unfähig waren. Tliiere, wie Hunde, Schweine, Hühner, denen man von demselben Brot gegeben, zeigten sich abgeschlagen, wie betäubt und frassen und tranken 24 Stunden lang nicht. Die durch das giftige Korn hervor- gerufenen Erscheinungen glichen nicht der durch das Mutterkorn er- zeugten, sondern denen, welche der Taumellolch hervorruft, waren aber intensiver und traten rapider auf. Aehnliche Thatsachen wurden neuerdings auch von den äussersten Grenzen des russischen Reichs jenseits der Mandschurei aus dem südlichen Ussurien nahe bei Wladiwostock gemeldet, und Woronin, welcher Proben von dem Betäubung erzeugenden Roggen zur Unter- suchung erhielt, fand denselben von einer grossen Zahl der ver- schiedensten Pilze befallen; aber da gleichzeitig mehrere gekeimte Körner darunter vorhanden waren, glaubt er die Ursache der Alte- ration zunächst in den ungünstigen Verhältnissen suchen zu müssen, unter denen die Ernte erfolgt war. Nichtsdestoweniger legt er der Pilzvegetation, die sich entwickelt hatte, toxische Eigenschaften bei, ohne aber die Pilzspezies näher zu bestimmen, die diese toxischen Eigenschaften besitzt. Vor allem bezeichnet er 4 Formen als be- sonders verdächtig: Fusarium roseum, Giberella Saubi- netii, H elm i n t h os po r i u m sp. und Cladosporium her- bar u m 1 ). Die Untersuchung der von Dr. Millet erhaltenen Roggenkörner gestattete dem Verf. nicht, eine der von Woronin bezeichneten Pilz- arten als Ursache der toxischen Wirkung jener Körner anzusehen. Die Körner waren klein, leicht und zusammengeschrumpft, zeigten aber an ihrer Oberfläche nicht die zahlreichen Pilze, die Woronin ge- funden. Dafür aber war in ihrem Innern ein mikroskopischer Pilz enthalten, und zwar immer derselbe. Sein Mycel durchzog die äussere Schicht des Sameneiweisses. Er bildete an Stelle der verdrängten Schicht eine aus zahlreichen Fäden bestellende, mehr oder weniger dicke \) Ausführliches Referat hierüber in einer späteren Nummer. Untersuchungsmelhoden, Instrumente etc. 201 Platte innerhalb der Tegumente rings um das Sameneiweiss. In den Zellen, welche Kleber und Stärkekörner enthielten, waren die letztem beiden an ihrer Oberfläche merklich korrodirt, wahrscheinlich in Folge eines vom Pilze abgeschiedenen diastatischen Fermentes. Hier und da drangen auch die von der äussern Oberfläche des Stromas aus- gehenden Filamente in die Tegumente des Kernes. Um den Pilz zum Fruktifiziren zu bringen, wurden Körner von dem betäubenden Roggen in die feuchte Luft eines Keimkastens auf die den Boden desselben bedeckende feuchte lockere Erde gebracht. Bei einer Tem- peratur von 15 — 18° hatten sich nach 14 Tagen an der Oberfläche derselben kleine, weisslich gefärbte, abgerundete und an der Spitze etwas niedergedrückte Polster gebildet, die aus dicht gedrängten Büscheln verästelter Fäden bestanden, deren Aeste an der Oberfläche des Polsters an ihrer Spitze Sporen erzeugten. Dem Verf. scheint der Pilz dem Bonord en ’schen Genus De n d ro d o c h i u m nahe zu stehen. Doch zeige er eine besondere Anordnung der Sporen, welche bei keiner anderen Spezies beobachtet worden sei und die überhaupt selten vorkomme. Nur de Seynes habe sie bei einer Schimmel- form von der Ananas gefunden, bei einem Sporochisma para- doxum. Die Sporen werden nicht wie gewöhnlich äusserlich am Ende der fruchttragenden Aeste hervorgebracht, sondern im Innern derselben. Das Plasma, weiches den letzten Theil des Astes erfüllt, differenzirt sich an der Spitze und wird zu einer Spore, welche sich vollständig isolirt und schliesslich durch eine Oeffuung an der Spitze des Pilzschlauchs hervortritt. Die Oeffnung schliesst sich nach dem Hervortreten nicht wieder; es bildet sich vielmehr auf dem Grunde des offenen Cyiinders eine zweite Spore, die sich ebenfalls abtrennt und aus der Oeffnung hervorgedrängt wird. Derselbe Vorgang wieder- holt sich noch ein oder mehrere Male, sodass mindestens 3 — 4 Sporen gebildet werden. In Folge dieser besonderen Art der Sporenbildung hält sich Verf. für berechtigt, auf die gefundene Form ein neues Genus zu gründen. O. E. R. Zimmer mann (Chemnitz). Uritersuchungsmethoden, Instrumente etc. Bakteriologisches von der medizinisch-wissenschaftlichen Ausstellung des X. internationalen medizinischen Kongresses zu Berlin, 4, — 9. August 1890. (Schluss.) Das von Kräl (Bakteriologisches Laboratorium, Prag) ausge- stellte bakteriologische Museum umfasst 250 Dauerpräparate lebender Bakterienkulturen, und zwar Gelatine- und Agar-Stich-, Strich- und Plattenkulturen, Kulturen auf Kartoffel- und Reisscheiben und auf Poibenkeilen, zum grösseren Theile in zugeschmolzenen, der mikro- 202 Unlersuchungimethoden, Instrumente etc. skopiscben Untersuchung zugänglichen flachen Reagenzröhrchen und Piattendosen, theils in mittelst Paraffin dicht verschlossenen Gins- dosen. Von den Kulturen, die durch Aussaat einer sehr geringen Anzahl von Keimen auf grossen Substratflächen zu einer ausserordent- lich üppigen und typischen Entwickelung gebracht worden sind, wären insbesondere die Gelatinestich-, die Agarplatten- und die Rübeu- keilkulturen hervorzuheben. Wir erblicken liier in der That so charakteristische Kulturbilder, dass für die makroskopische Diffe- renzialdiagnose eine wesentlich sicherere Basis geschaffen zu sein scheint. Von deu durch eine bisher nicht gesehene Ueppigkeit sich auszeichnenden Rühenkulturen seien erwähnt die Act i neun yces- kultur, eine einer zerklüfteten Gebirgskette ähnliche, 1 cm hohe und mehrere cm lange schwefelgelbe Auflagerung, der dunkelgrüne, metallisch schillernde Rasen des Bacillus pyocyaneus, die mächtigen Rasen der Saccharomyceten, darunter jene der braunen und schwarzen Hefe mit Luftmycel bedeckt, typische Typhuskulturen auf Kartoffelscheiben, die bis mehrere cm grossen Einzeikolonieen der meisten pathogenen Mikroorganismen auf Agarplatten u. a. m. Neben den vorzüglichen Apochromaten von Zeiss (Jena) und der Abbe’schen Zeichen kam era waren auch Reichert (Wien), Hartnack (Potsdam) und Sei b er t (Wetzlar) apochroinatische Ob- jektive vorhanden, wie überhaupt das Mikroskop und dessen Neben- apparate reichlich und gut vertreten waren. Von Klön ne und Müller (Berlin) sehen wir unter anderem die von Neuhauss an- gegebene mikrophotographische Kamera für Petroleum licht und das Schulze’ sehe Horizontalmikroskop. Dass die Vervollkommnung der von Bakteriologen benützten Apparate und Geräthe mit den Fort- schritten der Bakteriologie gleichen Schritt hält, ja mit selben in ge- wisser Wechselbeziehung steht, bezeugen die reichhaltigen Ausstellungen der Berliner Firmen Muencke, Rohr heck, Lauten sch läg er und Warmbrunn, Quilitz u. Comp. Besonders sei auf die bak- teriologischen Normalarbeitsplätze hingewiesen, bei deren Zusammen- stellung Bedürfnis mit vollständiger Raumausnützung in Einklang gebracht wurden. Dann sind noch bemerkenswert eine Anzahl neuerer Konstruktionen vor, Dampf- und Heissiuft-Sterilisationsapparaten, der von M u e n c k e ausgestellte H ey r o t h ’ sehe Zählapparat für Doppel- schälchen, der von L a u t en sc h 1 äg er vorgeführte Bricger’sche Vacuumapparat zur Darstellung leicht zersetzlicher chemischer Krank- heitsgifte und desselben Autors Dialysator, ferner Kitasato’s Bak- terienfilter. Roh rb eck brachte, auch seine zweckmässigen ovaien Thermostaten für konstante niedrige Temperaturen, Hennig (Er- langen) einen Mikrobrenner mit nicht leuchtender und nicht ver- löschender Flamme, Kagenaar (Utrecht) die Donders und van Overbeek de Meyer’sche feuchte Kammer für Beobach- tungen unter 1 — 14 Atmosphärendruck. Nährmedien für bakterio- logische Zwecke waren nur ganz vereinzelt vorhanden. Hingegen hatten Grübler (Leipzig) eine Reihe gebrauchsfertiger Farbstoff- lösungen und Präparationsmateriale, Schuchardt (Görlitz) eben- falls Farbstoffe und eine vollständige Sammlung von Präparaten für Mikroskopie ausgestellt. Kräl (Prag). Untersßchungsmethoden, Instrumente etc. 203 Soxhlet, Ein verbessertes Verfahren der Milch steriii- sirung. (Münchener med. Wochenschr. 1891. Ko. 19 u. 20.) Die Umständlichkeit des Verschlusses der Saugflaschen beim Soxhlet’ sehen Müchsterilisirungsverfahren hat zu zahlreichen Ver- besserungsvorschlägen geführt, ohne dass etwas Befriedigendes in dieser Beziehung bis jetzt erreicht worden wäre. Meist wurde auf einen eigentlichen Verschluss ganz verzichtet, wie bei den Flügge- -schen Glashütchen, bei Israel’ s nach abwärts gebogener U-Röhre, bei Escherich’s perforirten Saughütchen u. a. in. Allerdings hält sich in solchen Flaschen die Milch hei ruhigem Stehen einige Tage geniessbar, sowie sie aber umgeschüttelt wird und die Bakterien die Bahmdc-cke durchdrungen haben, wird sie in kurzer Zeit sauer. Dass beim Umfallen der Flaschen die Milch herausläuft und dieselben auf Reisen und Ausflüge nicht mitgenommen werden können, fällt ausser- dem noch diesen „Verschlüssen“ zur Last. Nach langem Sueben hat nunmehr S. eine befriedigende Lösung dieser Frage gefunden. Die grösste Sicherheit verbindet dieses wirk- lich geniale Verfahren mit der grössten Einfachheit. „Man füllt die Flaschen wie bisher, setzt sie in den Flaschenhalter, iegt auf die Mündung jeder Flasche ein glattes Gummischeibchen, schützt es vor dem Herabfallen oder Verschieben durch ein kurzes Rohrstück aus verzinntem Eisenblech, welches man über den Flaschenhals stülpt, stellt den Einsatz in den Kochtopf, erhitzt wie bisher 45 Minuten und hebt daun den Einsatz sammt Flaschen aus dem Kochtopf her- aus. Während des Erhitzens wird die in den Flaschen mit einge- schossene Luft durch ihre eigene Ausdehnung, dann durch die Aus- dehnung der Flüssigkeit, sowie durch anstretende Wasserdämpfe zu etwa ef7 ausgetrieben, hierbei funktionirt die Gummischeibe als Druck- ventil, welches der Luft ungehinderten Austritt gestattet. Bei der geringsten Abkühlung der Flaschen schliesst sich dieses Ventil in Folge eintretender Druckverminderang im Flascheninnern sofort von selbst, bei weiterer Abkühlung wird die Gummischeibe durch den äusseren Luftdruck immer tiefer eingestülpt, so einen pneu- matischen, festsitzenden, luftdichten Verschluss bildend. In der er- kalteten Flasche herrscht ein uegativer Druck von 100 mm Queck- silber, wodurch die Gummiplatte mit einem Gewicht von 1,2 kg auf die Flaschenmündung gepresst wird und selbst durch heftiges Schütteln nicht abgeschleudert werden kann. Für das Zustande- komraen des luftdichten Verschlusses genügt schon die geringe Ab- kühlung, die beim Abheben des Deckels eintritt. Will man die er- kaltete Flasche öffnen, so braucht man nur an den Rand der Gummi- scheibe zu drücken udü so Luft eintreten lassen.“ Die Mündung der Flasche ist etwas trichterförmig erweitert und oben abgeschliff'en. Selbst durch 200 maliges Kochen blieben die Gummiplatten unverändert. Die leichte Reinigungsfähigkeit, der absolute bakteriendichte. Ver- schluss und die einfache Kontrolle über sichere Sterilisirung durch das Abspringen der Gummiplatte bei zufälligem oder muth willigem Eröffnen oder eintreteuder Gährung sind unschätzbare Vorzüge dieses Verfahrens. Dasselbe ist seit einem Jahre bereits in verschiedenen 204 Neue Litteratnr. Münchener Familien zur grossen allseitigen Zufriedenheit im Ge- brauch. Betreffs der Praxis der Sterilisirung und der Säuglingsernährung kam S. durch Versuche zu weiteren wichtigen Ergebnissen. Er fand, dass es Milchsorten gibt, die leicht und solche, die schwer zu steri- lisiren sind. In der Regel zeigte die Milch eines Stalles Gleich- Bissigkeit hinsichtlich dieses Verhaltens. Die schwer sterilisirbare Milch gerinnt, 1 Std. lang sterilisirt, innerhalb 3 — 4 Tagen im Brut- ofen, bei Zimmertemperatur dagegen bleibt auch sie Monate lang un- zersetzt. Diese Gerinnung war nicht durch Säurebildung erfolgt, sondern durch Labferment, das Buttersäure abspaltende Bakterien gebildet hatten. Die Säurebildung selbst war dabei viel zu gering, um Gerinnung hervorzurufen. Ungekochte Milch dagegen gerinnt durch Milchsäurebildung. Dies ergibt, dass eine ungenügende Steri- lisation die Gährungsvorgänge verschlechtert, da dieselben den Cha- rakter der Buttersäuregährung annehmen. Alle gekochte Milch hat aber den Nachtheil, dass sie in Folge Verminderung der löslichen Kalksalze durch das Labferment des Magens nicht mehr zum Gerinnen gebracht werden kann. Erst Hin- zutreten von Säure oder löslichen Kalksalzen im Magen des Kindes macht sie wieder gerinnungsfähig; dabei scheinen in der Wirklich- keit, d. h. im Magen des Kiudes, die Kalksalze die Hauptrolle zu spielen. Ein Erhitzen auf höhere Temperatur als 100° ist nicht zweck- mässig; vor allem findet dabei ein Ausschmelzen von Fett und Bil- dung von Butter statt, und der so wichtige Emuisionszustand geht verloren. Die Sterilisirung der Milch hat also auch ihre Nachtheile, die aber durch die Vortheile reichlich aufgewogen werden. Da S. die Schwersterilisirbarkeit der Milch durch Zusatz von Kuhmist erzeugen konnte, so erachtet er die Produktion einer reinen, leicht sterilisirbaren Milch als Sache der Technik und unbedingtes Erforderniss; er versteht mithin unter Kindermilch eine frische, nor- mal zusammengesetzte Milch, welche sich durch 3/4 — 1 stündiges Er- hitzen auf den Siedepunkt des Wassers vollständig oder doch soweit ßterilisiren lässt, dass sie sich bei Brutwärme — 35° — aufbewahrt, mindestens einen Monat lang unzersetzt hält Scheurlen (Stuttgart). Neue Litteratur zusammenjesteitt Ton Da. Abthob Wübzbobg, Bibliothekar im Kaiserlichen Ge&undheiteiunt« in Berlin. Morphologie und ßyttematik. Pasquals, A. , Di un nnovo micraorganisiDO piogeno (Diplococcus pyogenes). (Giom. med. 4. r. esercito, Rom« 1890. p. 1288—1302.) Btr&as, J., Sur la morphologie de 1« cellale baeterienDe. (Progrfes mdd. 1891. No. 83, 23. p. 441—444, 457—460.) Neue Litteratur. 205 Biologie. 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In Verbindung mit Gei. Hofr. Prof. Br. Lerntet ui Professor Dr. Loeiler ln Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. TThlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. X. Band. -O- Jena, den 29. August 1891. -o- No. 7. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. —t% Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Die Kieselsäuregallerte als Nährsubstrat. Von P. Sleskin aus Moskau. Die Anwendung der Kieselsäuregallerte als festes Substrat in der Bakteriologie ist ein neues Verfahren, welches eine grosse Zukunft haben dürfte für die Kultur vieler Organismen, welche auf den üblichen, an organischen Stoffen sehr reichen Gelatinenähr- gemischen nicht zum Wachsen zu bringen sind. X. Bd. 14 210 S 1 e s k i n , Es scheint mir daher wünschenswert^ einige Erfahrungen hier zu beschreiben, die ich bei Gelegenheit von Kulturversuchen mit nitrifizireuden Bakterien gemacht habe und aus denen sich genauere Vorschriften über die Bereitung und den Gebrauch der Kieselsäure- nährsubstrate ableiten lassen. Die ersten Versuche auf Grund der von Kühne1) und Wino- gradsky2) gegebenen Vorschriften, die Kieselsäurelösung zu be- reiten, misslangen mir. Dann habe ich eine Lösung nach den genauen Vorschriften von Kühne vorbereitet, d. h. aus 3 Vol. verdünntem Wasserglas von 1,08 spez. Gewicht und 1 Vol. verdünnter Salzsäure (aus 1 Vol. Salzsäure von 1,17 sp. Gew. und 1 Vol. Wasser). Die Salzsäure wurde allmählich in das Wasserglas unter Rühren eingegossen. Dieses Gemisch wurde in einem grossen, flachen Dialysator (19 cm im Querschnitt) in einer Schicht von 4 — 5 cm Dicke in fliessen- dem Regen wasser dialysirt. Nach 11 Tagen zeigte die Flüssigkeit nur noch eine Spur von Chlorreaktion. Das spez. Gewicht der Kieselsäurelösung nach der Dialyse war in zwei Fällen 1,009 und 1,005 und die Flüssigkeit zeigte eine schwache Opalescenz, welche beim Aufbewahren in 14 Tagen etwas deutlicher hervortrat. Doch war die Lösung ganz dünnflüssig und durchsichtig. Diese Lösung wurde gleich in einem Kolben sterilisirt und unter einem Watteverschluss aufbewahrt. Ein anderer Versuch, die Flüssigkeit in einer Schweinsblase zu dialysiren, misslang, da die Kieselsäure viel früher, als der Inhalt von NaCl frei wurde, darin gelatinisirte. Es scheint demnach un- entbehrlich zu sein, dass der zu dialysirenden Flüssigkeit eine möglichst grosse Oberfläche gegeben wird, da in diesem Falle die Exosmose von NaCl viel schneller geht und das Salz die vorzeitige Gelatinisirung der Kieselsäure nicht verursachen kann ; in dem be- schriebenen Versuch mit der Schweinsblase hatte aber im Gegentheil die Flüssigkeit eine möglichst kleine Oberfläche und die Dialyse ging daher zu langsam vor sich. Nach den Vorschriften von Kühne kann die Kieselsäurelösung bis zum spezif. Gewicht 1,02 abgedampft werden und enthält dann 3,4 "/o Kieselsäure; diese Lösung ist nach diesem Autor dünnflüssig, hat eine zweifelhafte saure Reaktion und ändert sich nicht beim Aufbewahren. Weiter aber sagt er, dass auch die reinste Lösung beim langen Autbewahren erstarren kann. Ich habe für besser gehalten, die vom Dialysator direkt genommene dünnflüssige, schwach saure Lösung sterilisirt aufzubewahren. Um aus dieser Lösung einen festen Nährboden zu bereiten, muss man dieselbe bis zu einem gewissen Grade abdampfen und mit der Nährsalzlösung mischen. Für die Kultur der Nitromonas muss man nach Winograds- ky’s Angaben ausschliesslich Mineralsalze zugeben. Meine ersten Ver- 1) Zeitschrift f. Biologie. Band XXVII. 1890. p. 172. 2) Annales de l’Institut Pasteur. T. IV. 1891. No. 2. Die Kieselsäuregallerte als Nährsubstrat. 211 suche, aus diesen und Kieselsäure feste Nährsubstrate zu bereiten, waren auch erfolglos. Zuerst habe ich probirt die ursprüngliche Kieselsäurelösung bis zur Hälfte und noch mehr abzudampfen, gerade bis zu dem Momente, wo sie mit anderen Lösungen sich eben noch mischt. Auf diese Weise habe ich eine dickflüssige, ölähnliche Flüssig- keit bekommen, in welcher einzelne, fast gelatinisirte Inselchen von Kieselsäure erschienen. Diese dicke Lösung wurde mit >/2 — 1/3 der von Winogradsky angegebenen Salzlösung gemischt und bei Zimmertemperatur tüchtig zusammengerührt. Niemals aber habe ich auf diese Weise eine spontan gerinnende und später erstarrende Mischung erhalten. Später habe ich dann weniger abgedampfte Kieselsäurelösung verwendet und mit verschiedenen Mengen von Salzlösung gemischt, aber grössere Mengen dieser Gemische blieben flüssig und zeigten keine Neigung zur Erstarrung. Dagegen gelatinisirten aber 2 — 3 Tropfen der abgedampften Lösung, mit 1 Tropfen der Salzlösung auf einem Objektträger zusammengerührt, nach einiger Zeit ganz genügend, um sie für die Kultur zu gebrauchen. Um nun aber eine grössere Menge des festen Gemisches in Petri 'sehen Schälchen zu bekommen, musste ich immer das flüssige Gemisch aus Kieselsäure und Nährsalzlösung in diesen Schälchen auf einem Wasserbade abdampfen. Die Er- starrung ist in diesem Falle das Resultat der direkten Wirkung der Wärme auf die Kieselsäure einerseits und andererseits der Kon- zentrirung der Salzlösung durch das Abdampfen. Letzteres setzte ich so lange fort, bis ich mich mittels einer Platinnadel überzeugte, dass die Oberfläche des Substrats fest genug geworden war. Der auf diese Weise zur Erstarrung gebrachte Inhalt des Schälchens ist homogen und durchsichtig, enthält nur Luftbläschen und einige Flocken des Salzniederschlages. Die Nitromonas ent- wickelt sich sehr gut darauf. Um möglichst homogene und homogen erstarrende Gemische auf diese Weise zu erzielen, ist Aufmerksamkeit beim Abdampfen der Kieselsäurelösung vor Allem wichtig. Nach den Angaben von Kühne ist es am besten, den Prozess in einer Platinschale auf freier Flamme auszuführen, da in diesem Falle keine so voluminösen Niederschläge an den Wänden sich absetzen, wie zum Beispiel in einer Porzellanschale. Kühne halt das Erscheinen des Häutchens an der Oberfläche der Flüssigkeit für das Merkmal der genügenden Abdampfung. Ich habe während der Abdampfung von Zeit zu Zeit das spezif. Gewicht bestimmt und gefunden, (fass das Häutchen viel früher erscheint, als die Lösung zum Gebrauch fertig ist. Nach Kühne muss eine solche Flüssigkeit das spez. Gewicht von 1,02 haben, in meinen Versuchen war es zur Zeit des Erscheinens des Häutchens fast unverändert wie im Anfang. Als ich aber das spez. Gewicht der empirisch genügend abgedampften Lösung bestimmen wollte, fand ich sie nicht homogen. In diesem empirisch gefundenen und für die Mischung genügend abgedainpften Zustande hat die Flüssig- keit ungefähr die Hälfte des ursprünglichen Volumens, ist ziemlich dickflüssig und in verschiedener Tiefe sieht man nadelförmige Kry- ställchen schwimmen. Wenn man die Flüssigkeit aus der Schale in 14* 212 S 1 e s k i n , ein Probirgläschen ausgegossen hat, so sammeln sich die Kryställchen in der unteren Schicht. Die Bestimmung des spezif. Gewichtes hat gezeigt, dass die untere Schicht 1,01 — 1,02 hat, die obere aber nur 1,005, wie am Anfang die ganze Flüssigkeit. Da für das Erstarren der Mischung einer solchen Lösung mit der verdünnten Salzlösung die nachträgliche Abdampfung unentbehrlich ist, kann dieses Substrat nur im erstarrten Zustande infizirt werden. Für die Zwecke der Isolirung von Bakterien war es aber sehr wünschenswerth, letztere in das noch flüssige Kieselsäuregemisch ein- säen, um dieses dann schnell bei Zimmertemperatur erstarren lassen zu können. Bei dem bisher beschriebenen Verfahren wurde die Kiesel- säure erst abgedampft, dann mit der Salzlösung verdünnt und dann abermals das überschüssige Wasser verdunstet. Zur Vermeidung dieses zweiten Abdampfens lag es nahe, stark konzentrirte Salzlösungen zu verwenden; diese habe ich dann mit nicht ganz so stark einge- engter Kieselsäure gemischt. Wenn die Kieseläure, wie Kühne angibt, in einer Platinschale abgedampft wird, so ist es schwer, eine Verunreinigung der Lösung durch aus der Luft hineinfallende Keime zu verhindern. Man thut daher besser, das Eindampfen in einem Glaskölbchen unter Watte- verschluss vorzunehmen. Es ist zweckmässig, an der Wand des Kölbchens ein Zeichen zu machen, bis zu welchem Volumen wir die von dem oben erwähnten sterilisirten Vorrath genommene Menge abzudarapfen beabsichtigen. Dann bringen wir z. B. 100 ccm Flüssig- keit, die auf ungefähr 3/5 — x/2 ihres Volumens abgedampft wird, in das sterilisirte Kölbchen und kochen mässig, bis das durch das Zeichen angegebene Niveau erreicht ist. An dieser Grenze geht das Kochen schon unter ziemlich heftigen, wiederholten Stössen vor sich; von Zeit zu Zeit muss man dabei den durchsichtigen Inhalt ansehen, ob die oben beschriebenen Kryställchen zu sehen sind. Dann ist die Flüssig- keit fertig. Wenn die Abdampfung schon zu weit vorgeschritten ist, verliert der Inhalt seine Durchsichtigkeit, trübt sich und wird zur Mischung unbrauchbar. Die fertige abgedampfte Lösung wird natür- lich in kaltem Zustande benutzt. Die Zusammensetzung der Nährsalzlösung habe ich nach der Angabe von Winogradsky genommen, d. h. Ammoniumsulfat 0,4 Magnesiumsulfat 0,05 Kaliumphosphat 0,1 Calciumchlorat Spur Natriumkarbonat 0,6 — 0,9 Destillirtes Wasser — 100. Während aber Winogradsky zu dieser Lösung direkt Kiesel- säure setzte, zog ich es vor, statt 100 Theile destillirtes Wasser die bis zu dem oben erwähnten Grade abgedampfte Kieselsäure zu- zufügen. Die abgewogenen Quantitäten der Nährsalze werden dazu in ver- schiedenen Probirgläschen getrennt auf folgende Weise in möglichst wenig Wasser gelöst : 1) Alle Sulfate ; 2) Kaliumphosphat und Soda. Die Kieselsäuregallerte als Nährsubstrat. 213 Diese konzentrirten Lösungen und ausserdem verdünnte Chlor- calciumlösung müssen dann auch getrennt sterilisirt und aufbewahrt werden. Bei der Zusammenmischung dieser konzentrirten Lösungen, ebenso wie der verdünnten, entsteht immer ein Niederschlag von Natrium- magnesiumphosphat, vielleicht auch Calciumsulfat und das Gemisch riecht nach Ammoniak. Es ist wahrscheinlich, dass auf diese Weise die vor Zusatz der Kieselsäure gemischten Nährlösungen zu salzarm für das Wachsthum der Bakterien und ausserdem auch die gelöst gebliebenen Salze zu schwach sind, um die Gerinnung der Kieselsäure zu verursachen. Am besten ist es, die Nährsalze nur mit der Kieselsäure zu mischen. Wenn die Kieselsäure abgedampft worden ist, werden in das Kölb- chen dann zwei Probirgläschen mit Salzlösungen nach einander ent- leert und jedesmal gut zusammengemischt; einige Tropfen der ver- dünnten Chlorcalciumlösung werden zuletzt zugegeben und wieder ge- mischt, bis der Inhalt dickflüssig wird und eine ausgesprochene Opalescenz zeigt. Im Gemisch werden Flocken der ausgefällten Salze sichtbar, welche aber der Durchsichtigkeit nicht viel schaden. Ammo- niakgeruch kann man auch spüren. Die ölähnliche Mischung kann dann in ein Petri’sches Schälchen gegossen werden und wird darin dann bei Zimmertemperatur langsam und spontan dickflüssiger und nimmt nach einigen Stunden eine dicke Konsistenz an, ohne dass nachträgliche Erwärmung und Abdampfung nothwendig würde. Dieses Gemisch kann daher im flüssigen Zustande infizirt werden und dabei werden die eingesäeten Bakterien möglichst einzeln darin vertheilt. Das so vorbereitete Nährsubstrat ist ganz homogen, nur in der untersten Schicht sind die Flocken der Mineralsalze sichtbar. Wenn die Kieselsäurelösung etwas weniger konzentrirt wird, dann bleibt das Gemisch nach 2—3 Tagen noch im Zustande der leicht zitternden Gallerte, die täglich etwas Wasser ausscheidet. Dieses Wasser kann dadurch entfernt werden, dass mit einem sterilisirten Messer ein Stück der Gallerte herausgenommen und das in dieser Rinne sich sammelnde Wasser mit einem Kapillarrohr entfernt wird. Für die meisten Versuche habe ich die Kieselsäure mit 1,15 — 1,45 °/0 Mineralsalzen versetzt; bei der Anwendung von 2 — 3 °/0 geht die Erstarrung viel schneller vor sich. Ob diese erhöhte Konzentration für das Bakterienwachsthum ebenso günstig ist, müssen spezielle Ver- suche entscheiden. Göttingen, Pflanzenphysiologisches Institut, den 25. Juli 1891. 214 Ludwig, Ueber das Vorkommen des Moscbuspilzes im Saftfluss d. Bäume. Ueber das Vorkommen des Moschuspilzes im Saftfluss der Bäume. Von Prof. Dr. F. Ludwig. In dem Blutungssaft der Linden im Fürstl. Park zu Greiz tritt in diesem Jahre seit Kurzem ein Pilzschleim auf, der bei schmutzig- weisslichem bis gelblichem Aussehen gallertig knorpelartige Kon- sistenz besitzt und längs der Bäume herabläuft. Wie die Urheber des weissen und rothen Schleimflusses, Endomyces vernalis und Rhodomyces dendrorhous, unterhält der Pilzschleim den Saft- fluss der Bäume während langer Zeit und wird hierdurch dem Baume schädlich. Mikroskopische Untersuchung des Pilzschleimes ergab, dass an den Linden des Parkes alle übrigen Organismen überwog ein Leptothrix ähnlicher Spaltpilz und ein Fusarium, wie ich es auch anderwärts in Schleimflüssen getroffen (gleichfalls mit einem Lepto- thrix oder einer Beggiatoa zusammen sehr üppig auf einem frischen Stumpf einer mächtigen, vorher gesunden Buche, die des Bahn- baues wegen bei Schmalkalden gefällt worden war, hier aber in lebhaft tiefrother Färbung; vereinzelt auch im Birkenfluss). Die Abhandlung von G. von Lager heim über Fusarium aquaeductuum Lagerheim machte es mir wahrscheinlich, dass der Pilz des Lindenschleim- flusses des Greizer Parkes gleichfalls zu dieser Art gehöre, da er morphologisch völlig damit übereinstimmt und dem Linden- schleim einen starken charakteristischen Geruch (zuweilen safranartig, zuweilen an Karbolsäure erinnernd) verleiht. Kultur des Fusa- riums in Peptonnährgelatine bestätigte dies. Schon nach 2 Tagen machte sich ein penetranter Moschusgeruch bemerkbar und während der Lindenschleim nichts Röthliches hatte, waren die durch Coremium- bildung igelähnlichen Pilzrasen, welche von der Gelatine in die Luft hineinwuchsen, röthlich gefärbt. Es ist also der im Schleimfluss der Linden und Buchen, vermuthlich auch anderer Bäume, vorkommende Mycomycet mit viertheiligen Sichelsporen, der durch seinen charakte- ristischen Geruch diese Schleimflüsse von anderen sofort nnterscheiden lässt, kein anderer, als der von Kitasato als Moschuspilz, Fusi- sporium moschatum Kitasato, beschriebene Pilz, der jedoch nach den Untersuchungen von G. von Lagerheim (vgl. Centralbl. für Bakteriol. Bd. IX. 1891. No. 20. p. 655 ff.) mit dem in Wasser leitungen und dem Nutzwasser der Mühlen gefürchteten Fusarium aquaeductuum v. Lagerh. (Selenosporium aquaeductuum Rabh. et Radlkof.) identisch ist und wahrscheinlich in den Ent- wickelungskreis eines H y p om y c es -ähnlichen Ascomyceten gehört. Greiz, den 2. Juni 1891. Braun, Die sogenannte „freischwimmende Sporocyste“. 215 Die sogenannte „freischwimmende Sporocyste“. Von M. Braun, Direktor des zoolog. Museums in Königsberg i. Pr. Unter der Bezeichnung „free swimming sporocyst“ hat E. Ram- say W right (American Naturalist. Vol. XIX. 1885. p. 310—311) ein eigentümliches Entwickelungsstadium eines Distom um be- schrieben, das er freischwimmend im süssen Wasser angetroffen hat. Da mir die Originalmittheilung z. Z. nicht zugänglich ist, erwähne ich kurz das, was die Jahresberichte angeben: der Neapler Bericht (1885. Vermes. p. 22) bemerkt nur: „W right will eine Sporocyste mit einer Cercarie darin im Süsswasser aktiv schwimmend gefunden haben“! Lin stow schreibt in dem im Archiv für Naturgeschichte erscheinenden Bericht (51. Jahrg. 1885. Bd. II. Bericht über Hel- minthen pro 1885. p. 25), dass diese sich sehr lebhaft bewegende Sporocyste in einem Süsswasseraquarium beobachtet worden ist; sie erinnert in ihrer Gestalt an eine Cercarie mit gegabeltem Schwanz und enthält eine einzige, schwanzlose Cercarie. Die Aussenfläche der Sporocyste ist mit Tastpapillen besetzt, Muskulatur und Gefäss- system sind gut entwickelt. Ausführlicher berichtet Leuckart (Die Parasiten des Menschen etc. 2. Aufl. Bd. II. p. 102 — 103) nach Untersuchung des einzigen, von R. W right in Toronto zwischen Wasserpflanzen und Mollusken gefundenen Exemplares, das in Querschnitte zerlegt war. „Der Wurm — schreibt Leuckart — hat einen cylindrischen Körper von nahezu 1 mm Länge, besitzt aber, abweichend von dem sonstigen Verhalten der Sporocysten, eine fast durchsichtige Beschaffenheit und trägt am hinteren abgeplatteten Leibesende zwei flügelartige, flache Flossen, die während des Lebens in beständig klappender Bewegung begriffen sind und von Ramsay W right mit dem Spaltschwanze gewisser Cercarien verglichen werden, andererseits aber auch durch ihre Beziehung zu dem Wurmkörper an die Fuss- stummel der Redien erinnern. Im Innern der Sporocyste ist ein einziges, verhältnissmässig grosses und schwanzloses Distomum ent- halten.“ Es folgen dann Angaben über die kräftig entwickelte Längs- und Ringmuskulatur, die Cuticula, Tastwärzchen und das Parenchym. Leuckart weist auch auf die ebenfalls aus ihren Wirthen (Succinea) auswandernden Leucochlori di um Schläuche hin, welche kriechend wie fusslose Insektenlarven sich bewegen und wie die Wright’sche Sporocyste schwanzlose Cercarien enthalten, die in jungen Vögeln zu Distomum macrostomum auswachsen (vgl. d. Centralbl. Bd. VI. 1889. p. 357). Der Form nach ganz denselben Entwickelungszustand eines Distomum habe ich in einem meiner Aquarien beobachtet, in welches ich aus dem auch in ornithologischer Beziehung interessanten 216 Braun Bruch bei Rossitten (auf der kurischen Nehrung) stammende Schnecken eingesetzt hatte; ich war in hohem Grade überrascht, am Morgen des 29. Juni iu diesem Behälter neben Cercarien verschiedener Treina- toden auch freischwebende oder sich wie Mückenlarven lebhaft bewegende, fast durchsichtige Wesen zu finden, die mir sofort die Leucka r t’sche Abbildung (1. c. p. 102. Fig. 65) der „freischwimmen- den Sporocyste“ ins Gedächtniss riefen. Es handelt sich um 6 mm lange T-lörmige Körper von bandförmigem Querschnitt, deren un- paarer Schenkel nach unten zu kolbig verdickt ist, während er in der Mitte verjüngt erscheint und nach oben in zwei blattartige, bewegliche Anhänge von etwa 1,5 mm Länge übergeht. Die ver- jüngte Mitte wie das kolbige Ende sind mit relativ grossen „Tast- wärzchen“ besetzt, die an letzterem in 4 — 5 Ringen stehen. Mit blossem Auge bemerkt man in dem kolbigen Ende einen etwa steck- nadelkopfgrossen, undurchsichtigen, gelben Körper, der bei Unter- suchung mit dem Mikroskop leicht als ein Distomum erkannt wird. Dieses liegt meist gekrümmt d. h. bauch wärts eingeknickt, iu einem durch eine Membran abgegrenzten Hohlraum; nach längerem Druck des Deckglases streckt sich das Distomum und lässt ausser dem Darm, der einen gelben, körnigen Inhalt führt, und den beiden Saugnäpfen noch die Anlagen der beiden Hoden und des Keimstockes erkennen, welche hinter dem Bauchsaugnapf liegen; letzterer ist grösser, als der Mundsaugnapf. Der T-förmige Körper des Thieres ist fast völlig durchsichtig, doch ist der kolbige Theil sowie die beiden Flügel oder Schwanzklappen und der daran sich ansetzende Theil des uupaaren Schenkels an den Rändern gelb gefärbt, was schon mit unbewaffnetem Auge gesehen wird. Das gelbe Pigment ist in feinsten Körnchen vorhanden , die in netzartigen Zügen ange- ordnet sind. Reich entwickelt sind besonders die Längsmuskeln, namentlich am Uebergange des unpaaren Schenkels in die Schwanz- klappen, wie auch iu dieseu selbst. Wie schon Leuckart angibt, findet man in dem freien Ende des unpaaren Schenkels ein „gross- blasiges Bindegewebe“, das nach den Flügeln und in diesen selbst in ein reticuläres Gewebe übergeht. In der Mittellinie des unpaaren Schenkels erkennt man zwei Längskanäle, deren Verhalten an dem kolbigen Ende ich nicht genügend sicher eruireu konnte; sie nehmen gelegentlich sich verzweigende Seitenästchen auf und treten dann zu je einem in die Mittellinie der beiden Flügel ein, an deren freiem Ende sie aus münden. Auch in den Flügeln erhalten sie Seitenzweige; grosse bimförmige Zellen, die man überall im Körper oberflächlich liegen sieht, scheinen mit dem Gefässsystem , das zweifellos den Exkretionsgefässen der Trematoden entspricht, in Verbindung zu stehen; sie würden demnach die Terminalzellen (Wimpertrichter) darstellen. Eine Wimperung hahe ich nirgends gesehen, doch ge- legentlich eine Erweiterung uud Verengerung der beiden, eine klare Flüssigkeit enthaltenden Hauptstämme, die auch auf konservirten Ob- jekten deutlich zu erkennen sind. Die Oberfläche wird von einer cuticulaartigen Membran gebildet, die sich bei längerem Verweilen des Thieres unter dem Deckglas in grösseren Blasen abhebt; kernartige Bildungen, die Leuckart erwähnt, habe ich iu der Membran noch nicht finden können. Die sogenannte „freischwimmende Sporocyste“. 217 Offenbar liegen hier dieselben Zustände vor, die Rarasay W right in einem Exemplar entdeckt hat und gleich Leuckart als freischwimmende Sporocysten anspricht, doch handelt es sich sicher um eine andere Art. In der Ruhe liegen diese Thiere entweder auf einer Flachseite und mit geschlossenen Flügeln auf dem Boden, oder sie schweben, mit dem kolbigen Ende nach unteD und mit ausge- breiteten Flügeln im Wasser, um ganz spontan lebhafte Schwimm- bewegungen zu vollführen, wobei das Schwanzende mit den Flügeln rasch nach der einen und daun nach der andern Seite geschlagen wird. Durch diese Krümmungen des Körpers, die durch das ab- wechselnde Zusammenziehen der Längsmuskulatur der entsprechen- den Körperhälften bewirkt werden, schwimmen sie wie die Mücken- larven im Wasser umher, um dann wieder entweder schwebend zu ruhen, oder auf den Boden des Gefässes zu sinken, von dem sie sich durch die gleichen Bewegungen gelegentlich wieder erheben — meist alle auf einmal. Zunächst kam es mir darauf an, zu konstatiren, aus welchen Schnecken diese scheinbaren „Sporocysten“ ausgeschlüpft waren ; ich trennte demnach die in demselben Behälter befindlichen Schnecken nach den Arten (Plan orbis corneus, Limuaeus stagnalis und Limnaeus palustris var. corvus), und fand am nächsten Morgen in dem Gefäss, in welchem allein die letztgenannte Art sich befand, noch ein Dutzend der „Sporocysten“, bei den anderen Arten aber keine einzige. Damit war sichergestellt, dass die „Sporocysten“ in Limnaeus palustris var. corvus gross werden müssen. Da ich jüngere Stadien derselben zu finden hoffte, so tödtete ich die 14 Exemplare, die ich von dieser Art aus dem Bruch bei Rossitten mitgebracht hatte; neun erwiesen sich ganz frei von Entwickelungs- stadien von Trematoden, vier besassen zahlreiche, kleine Redien mit kleinen Cercarien und in einem einzigen fand ich 1,5 — 2 cm lange, etwa 0,75 — 1,0 mm dicke, hellgelbe, durchscheinende Schläuche in grösserer Anzahl, die mit dem einen Ende theils am Dach der Lungenhöhle, theils aber auch zwischen der Leber festsassen und mit dem anderen frei in die Leibeshöhle hereinhingen. Nach kurzer mikroskopischer Untersuchung dieser Schläuche, die sich als Sporocysten erwiesen, konnte ich bald erkennen, dass in ihnen unsere „freischwimmenden Sporocysten“ entstehen — aber als Cercarien! Es dessen sich alle Stadien von ovalen Keim- körpern bis zu ausgebildeten Cercarien mitunter in demselben Schlauche auffinden. Während anfangs der Vorderkörper wie gewöhnlich den Schwanz an Grösse bedeutend übertrifft, gewinnt bald der letztere das Uebergewicht; er bekommt dann die Gabelung am Hintereude, sein Vorderende wird kolbig aufgetrieben und erhält bald ebenso wie das verjüngte Mittelstück die Papillenringe — kurz der Schwanz dieser grossen, in Sporocysten sich entwickelnden Cercarien gewinnt bald die gleiche Organisation, wie die „freischwimmende Sporocyste“; nur enthält letztere ihr Distomum in dem vorderen Abschnitte des Schwanzes, während dasselbe bei ersterer in genau der gleichen Ausbildung dem Schwänze anhängt und den Vorderkörper einer Cercarie mit Gabelschwanz vorstellt. 218 Braun, Die sogenannte „freischwimmende Sporocyste“. Innerhalb der Sporoeysten aus Limnaeus palustris habe ich immer nur den normalen Cercarienzustand gefunden und ausser- halb der Schnecke, im Wasser den Zustand der „freischwimmenden Sporocyste“, bei dem das Distomum im kolbigen Vordertheil des Schwanzes lag. Es liegt nun nahe, anzunehmen, dass, nachdem diese Gabelschwanzcercarien ihre Mutterschläuche verlassen haben und ius umgebende Wasser gelangt sind, sie den Vorderkörper in den An- fangstheil des Schwanzes einziehen. Direkt beobachtet habe ich diesen Vorgang allerdings nicht, da ich erst durch Untersuchung der abgetödteten Mutterschläuche zur Kenntniss des Sachverhaltes gekommen bin, ich kann aber anführen, dass das Einschlüpfen des Vorderkörpers der Cercarie, das künftige Distomum, in den Schwanz noch dadurch wahrscheinlich gemacht wird, dass der kolbige Schwanztheil während des Cercarienzustandes, d. h. so lange er in der Sporocyste sich befindet, einen deutlich und leicht nachweisbaren Hohlraum erkennen lässt, und dass ein Strang von Fasern in das Hinterende des Vorderleibes tritt. Schon Leu- ckart erwähnt vorn an der „freischwimmenden Sporocyste“ eine uhr- glasartige Vertiefung — sie ist nichts Anderes, als die bestehen bleibenden Kommunikation des Hohlraumes, in welchen das Disto- mum eingeschlüpft ist, mit der Aussenwelt. Wir haben es demnach in den sogenannten „freischwimmenden Sporoeysten“ nicht mit solchen, sondern mit Cercarien zu thuD, deren Vorderleib (das Distomum) in den eignen Schwanztheil hineinkriecht und dort verharrt. Wie bei den gewöhnlichen Cercarien, ist auch hier der Schwanz das Lokomotionsorgan ; die Gabelung des Schwanzes kommt ja bekanntlich auch bei anderen Cercarien vor, ob bei diesen auch die Exkretionsorgane, welche bis an die Enden der Schwanzklappen reichen, daselbst ausmünden, ist nicht bekannt. Hat der Fall somit nach der einen Seite an Interesse verloren, da man es mit einer Cercarie und nicht mit einer freischwimmenden Sporocyste zu thun hat, so hat er doch auch nach der anderen Seite gewonnen, obgleich er in dieser Beziehung nicht ohne Analogie ist: ich habe hier auf die Cercaria cystophora Wagener’s (Müll. Arch. f. Anat. u. Pliys. 1866. pg. 145 — 150. Taf. VI) hinzuweisen, bei welcher sich aus dem vorderen Theile des Schwanzes ein Becher bildet, in welchen der Vorderköiper , das Distomum, mitsammt dem übrigen Schwänze, der nach vorn gerichtet ist, sich voll.-dändig zurückziehen kann. Nach Leuckart (1. c. pg. 146) wird übrigens der Schwanz von C. cystophora kaum jemals zum Schwimmen benutzt. Noch ähnlicher verhält sich C. macrocerca, bei wel- cher sich das vordere verdickte Ende des ungewöhnlich grossen Schwanzes (Leuckart 1. c. pg. 147. Anm.) becherförmig erhebt und zu einem gehäuseartigen Cuticulargebilde wird, in welches der Wurm- körper sich beim Schwimmen einsenkt. An diese Formen, namentlich an die letztere, schliesst also unsere Cercarie, die einstweilen als Cercaria rnirabilis gehen mag, an. Zu welcher Di stotn umart gehört nun unsere Cercarie? Auf diese Frage kann ich leider keine Antwort geben, da die Versuche, das Distomum gross zu ziehen, fehl geschlagen sind. Da Lehrbücher. 219 der Vorderkörper dieser Cercarien, das künftige Distomum, die Ge- schlechtsorgane schon angelegt hat, dasselbe auch bereits einge- kapselt ist, und da die ganze Bewegung der Thiere darauf berechnet erscheint, Aufmerksamkeit zu erregen, um verschluckt zu werden, so schien es mir wahrscheinlich, dass hier, wie bei D i s t o m u m m a - crostomutn (Leucochloridiumparadoxura aus Succinea amphibia) ein zweiter Zwischenwirth und eine Einkapselung in demselben weggefallen ist; ich nahm daher an, dass direkte Ueber- tragung in im Wasser lebende Thiere das gewissermaassen schon eingekapselte Distomum reifen lassen wird. Um dies zu erzielen, setzte ich zu drei Goldfischen — andere lebende Fische waren nicht zu beschaffen — etwa 15 Cercarien, die auch durch ihre Bewegungen und die lebhaft gelbe Farbe sofort die Aufmerksamkeit erregten und nach wenigen Minuten von zwei Fischen verschluckt waren. Zwei Tage nach der Fütterung untersuchte ich den Darm, die Muskulatur und die Augen der Fische — aber ganz vergeblich. Trotzdem halte ich den Weg — direkte Uebertragung — für den richtigen, werde aber andere Fische wählen, wenn es gelingt, geeignetere Vorrich- tungen für derartige Versuche im Königsberger zoologischen Museum zu beschaffen. Eine Untersuchung an Ort und Stelle, die vielleicht ebenfalls Aufschluss geben wird, kann erst in den Ferien stattfinden, wird aber vielleicht zu spät sein. Königsberg i. Pr., den 4. Juli 1871. Referate. Holst, A., Uebersicht über die Bakteriologie fürAerzte und Studirende. Autorisirte Uebersetzung aus dem Norwegi- schen von Oscar Reiher. Basel (Salemann u. Bonacker) 1891. Das ungeheuere Anwachsen der bakteriologischen Litteratur in den letzten Jahren macht es selbst dem engeren Fachmann nahezu unmöglich, auf der Höhe der Situation zu bleiben und das nunmehr so enorm verbreitete Gebiet der Bakteriologie vollständig zu über- sehen. Allerdings besitzen wir in Baum gar t en’s Jahresberichten ein orientirendes Werk ersten Ranges; es ist aber eben nur für Fach- männer geschrieben und setzt natürlich eine gründliche sachliche Kenntniss voraus. Holst’s Werk hat nicht diese hochwissenschaftliche Bedeutung, da es, wie schon der Titel besagt, einen anderen Zweck erfüllt, in- dem es dem Bedürfnisse nach Kenntniss der bisherigen Errungen- schaften auf dem Gebiete der Bakteriologie entgegenkommt, wie es heutzutage jeder strebsame Arzt und Student empfindet. Diesem Bedürfnisse kommt aber H. in seinem Werke in einer Weise nach, die nicht nur tiefes Wissen, sondern auch ein hohes Maass von Eignung verräth, sein Wissen auch zum Gemeingute anderer, auch solcher zu machen, die der Lehre über die pathogenen 220 Indolbildung der Bakterien. — Diphtherie Mikroorganismen als Laien gegenüberstehen, und wir können dem Uebersetzer nur Dank wissen dafür, dass er uns ein Werk zugäng- lich gemacht hat, welches, sowohl was dessen Inhalt, als auch An- ordnung des Stoffes anbelangt, anstandslos zur Grundlage von Vor- trägen zu Unterrichtszwecken gemacht werden kann. Die Ausstattung des Buches ist dessen Inhalte ebenbürtig. Kamen (Czernowitz). Lewaudowsky, Ueber Indol- und Phenol bildung durch Bakterien. (Dtsch. med. Wochenschr. 1890. No. 51.) Nachdem bereits E. Bau mann das Phenol unter den Fäulniss- produkten der Eiweisskörper nachgewiesen hat, und nachdem Kita- s a to und W ey 1 gezeigt haben, dass der auf Koch ’scher Fleischbrühe gezüchtete Tetanusbacillus Indol und Phenol bildet, prüfte der Verf. unter der Leitung Weyl’s im Berliner hygienischen Institut eine Reihe von Bakterien auf ihre Fähigkeit, die beiden Stoffe zu er- zeugen. Phenol galt als nachgewiesen, wenn das Destillat der zu 20 °/0 mit starker Salzsäure versetzten Bakterienkultur unter Brom- wasserzusatz einen fiockigeu Niederschlag lieferte. Das Vorhanden- sein von Indol bewies eine Rothfärbung der Kultur bei Zusatz von 40°/0 einer verdünnten Schwefelsäure (1:3) und von einigen Tropfen Natrium nitrit. Nach den Versuchen des Verf.’s bilden weder Indol noch Phenol: Typhus, Milzbrand, Bact. Zopfii, subtilis, Wurzel- bacillus, Schweinepest, Schweinerothlauf, Mäuseseptikämie, Diphtherie, Tetragenus, Staphylococcus aureus und albus, O'idium 1 a c t i s. Nur Indol, kein Phenol bilden: Cholera, Metschnikow, Finkler, Deneke, Emmerich, Brieger. Indol und Phenol bilden: Schweineseuche, Hühnercholera, Kaninchenseptikämie, Wildseuche, Frettchenseuche, Rotz, Kartoffelba- cillus, Proteus, Milchsäurebacillus. Verf. hebt hervor, dass Schweinerothlauf und Schweinepest weder Indol noch Phenol erzeugen und sich durch diese Eigenschaft besser, als bisher von Schweineseuche, Hühnercholera u. s. w. unterscheiden lassen. K ü b 1 er (Berlin). Oertel, Ueber das diphtherische Gift und seine Wir- kungsweise. (Dtsch. med. Wochenschr. 1890. No. 45.) Auf Grund eigener früherer Forschungen und neuer mikrosko- pischer Untersuchungen, sowie mit Bezug auf die Arbeiten von Loeffler, Roux-Yersin, Brieger u. A. spricht Verf. seine An- schauungen über die Diphtherie ungefähr in der folgenden Weise aus: Die Lo effler ’ sehen Bacillen finden sich im Allgemeinen nie- mals in der Blutbahn oder in inneren Organen, sondern nur in frischen diphtherischen Auflagerungen; bei länger bestehender Krank- heit gehen sie in der allgemeinen Nekrose zu Grunde. Das von ihnen erzeugte Gift, welches bereits von Loeffler wie von Roux und Yersin isolirt, zuletzt von Brieger, als schneeweisse, amorphe, krümelige und sehr leichte Masse ganz rein dargestellt und analysirt wurde, entsteht aus dem Gewebseiweiss durch Umlagerung und Ver- Diphtherie. 221 änderung der Atomgruppen und besitzt höchstwahrscheinlich die Eigentümlichkeit, dass es in Ferment ähnlicher Weise beim Zutritt an intakte Eiweisskörper auch diese umzuwandeln im Stande ist, bis der lebende Organismus durch eigene Kraft auf bisher unbe- kanntem Wege diesen in ihm vorgehenden chemischen Prozessen ein Ziel steckt. Die Wirkung des diphtherischen Giftes auf die Zellen und organisirten Elemente des Körpers richtet sich nach der Quan- tität, in welcher es vorhanden ist. Bei grosser Konzentration und Menge des Giftes kommt es rasch zu einer nekrobiotischen Er- weichung der Zellen, welche mit Veränderungen des Zellkerns ein- setzt, Gleichzeitig erfährt das Bindegewebe und die Muskelsubstanz eine Umwandlung in Hyalin. Diese Umwandlungsprodukte ergiessen sich aus den grösseren und kleineren Erweichungsherden der ober- flächlichen und tiefen Schichten, um dann die Pseudomembranen zu bilden. Auf solche Weise äussert sich die Wirkung des Giftes nicht nur an den Eingangspforten der Krankheit, sondern auch in den Cer- vikal- und Bronchialdrüsen , in der Milz und im Gefässapparat, wenngleich in dem letzteren die hyaline Degeneration häufig ohne Ne- krobiose eintritt. Dagegen hat Veif. diese Art der diphtherischen Erkrankung in den anderen Organen vermisst. Hier kommt es ge- wöhnlich zu einer — sonst der geringeren Wirkung des Giftes ent- sprechenden — entzündlichen Reaktion, welche sich je nach der Art des betroffenen Organes verschieden äussert, häufig und zwar be- sonders in und unter den serösen Häuten zu kleinen Hämorrhagieen, deren Ursache bei dem Fehlen von fettiger Entartung oder von an- deren histologischen Veränderungen in der Wand der kleinsten Ge- fässe und Kapillaren lediglich in der leichten Zerreisslichkeit der Gefässwandungen durch Ablösung der einzelnen Zellen von einander in Folge der Einwirkung des diphtherischen Giftes zu suchen ist. Für die Therapie der Krankheit ist es wichtig, zu beherzigen, dass einerseits Immunisirungsversuche bisher ganz erfolglos blieben, (der Aufsatz ist noch vor der Veröffentlichung der Behring-Kita- sato’schen Untersuchungen über Diphtherie-Immunität erschienen), und dass andererseits die Bildungsstätte des diphtherischen Giftes in und unter den Pseudomembranen, d. h. der Ansiedelungsstätte der Bacillen, zu suchen ist. Es wird daher trotz aller entmuthigenden Fehlergebnisse immer wieder die Desinfektion der Auflagerungen an- gestrebt werden müssen, und hält der Verf. in Uebereinstimmung mit Roux und Yersin zu diesem Zweke die 1 — 2 stündliche, 2 — 3 Mi- nuten währende Anwendung der 5 u/0 Karbolsäure in Dampfform für das geeignetste Mittel. Ref. möchte hierzu bemerken, dass er von der Anwendung der 0,3 °/0 Thymollösung in der von Gros vorgeschlagenen Weise (alle 4—10 Minuten 10 Tropfen unverdünnt einzunehmen; vgl. Referat in dieser Zeitschrift. Band VIII. No. 14) sehr gute Erfolge gesehen hat und eine Bestätigung dieser Beobachtung in der hervorragend desinfizirenden Wirkung der Thymollösung auf Diphtheriebacillen findet, welche Lo eff ler kürzlich festgestellt hat. (Vgl. Dtsch. med. Zeitschr. 1891. No. 10. S. 356.) K übler (Berlin). 222 Pneumoniecoccus als Gährungserreger. Frankl and, Percy, F., Stanley, Arthur and Frew, W., Fermen- tations iuduced by the Pneumococcus o f F riedländer. (Transactions of the Chemical Society of London. 1891.) Ueber die Gährung, welche der F r i ed 1 ä n d e r ’sche Pneumonie- coccus in Trauben- und Rohrzuckerlösungen liervorruft, hat Brieger früher berichtet 1 2 * *). Dieser Forscher konstatirte die Bildung von Al- kohol und Essigsäure. Die Verfasser haben nun diese Gährung ge- nauer verfolgt, quantitativ die Produkte bestimmt und auch die Gäh- rung des Mannits durch jenen Pilz studirt. Von einer Reinkultur wurde eine Spur ausgesät in folgende Nährlösung: Glukose 60 g | Pepton 6 g in 2 1 Wasser, Fleischextrakt 2 gl zu welcher noch 20 g Kalciumkarbonat gesetzt waren. Der Kolben samrat Inhalt wurde vor der Infektion zwei Stunden lang an 3 aufeinanderfolgenden Tagen dem strömenden Wasser- dampf ausgesetzt. Nach Infektion wurde der Kolben bei 39 0 C im Brutofen stehen gelassen, wobei sich schon nach 24 Stunden lebhafte Gährung beobachten liess. Als nach 6 Tagen die Gährung ganz aufzuhören schien, wurde die Flüssigkeit in bekannter Weise der Unter- suchung unterworfen. Es wurden erhalten: Aethylakohol 0,5897 g Essigsäure 1,4451 g Ameisensäure 0,1832 g Bernsteinsäure 0,0280 g. Viel Glukose war unzersetzt geblieben 8). In gleicher Weise wurde die Mannitgährung durchgeführt, die Kolben aber 40 Tage im Brutofen bei 39° C belassen. Die Hauptprodukte waren auch hier Aethylalkohol und Essigsäure, doch war auch noch etwas von einer höheren Fettsäure, wahrscheinlich Propionsäure, vorhanden. Auch diese Gährung war sehr unvollständig. Der Pneumoniecoccus liefert also mit Mannit dieselben Produkte, wie der Bacillus acthaceti- c u s , doch ist die Gährung mit letzterem vollständiger. Auch kann dieser Glycerin vergähren, der Pneumoniecoccus aber nicht. D u 1 - cit wird von keiner der beiden Pilzarten vergohren. Verfasser haben auch ausführlich ihre Gasanalysen mitgetheilt; bei Glukose sowohl als Mannit bestanden die Gase aus Wasserstoff und Kohlensäure, ohne Beimengung von Methan. Für die Mannit- gährung wird folgende Gleichung angegeben: 6 (C6H1406) + H20 = 9 C2H60 -f- 4 C2H402 + 10 C02 + 8 H2 Die Menge der durch Gährung entstandenen Kohlensäure wird natürlich durch diejenige vermehrt, welche die gebildete Essigsäure aus dem kohlensauren Kalk austreibt. Loew (München). 1) Zeitsehr. f physiol. Chem VIII, p. 306 und IX. p. 1. 2) Vielleicht wirkte die entstehende Ameisensäure hier autiseptiscli, weil die Neutralisation durch den am Boden liegenden kohlensauren Kalk zu langsam erfolgt [d Ref.J. Pneumonie 223 Foä, P. e Carbone, T., Studi sul processo pneumonico. (Gazzetta med. di Torino. LXII. Fase. 15.) In Fortsetzung ihrer Immunisirungsversuche bereiteten sich die Verff. auch ein Präcipitat aus filtrirten Kulturen mittelst absoluten Alkohols, fanden jedoch, dass dasselbe nur in grösseren Dosen und bei längerer Anwendung dieselbe immunisirende Wirkung äussere, wie das mittelst Ammoniumsulfat gewonnene. Das alkoholische, in wässriger Lösung angewendete Präcipitat büsst durch’s Kochen seine immunisirende Wirkung ein. Die immunisirende Substanz scheint auch die Urheberin der pneumonischen Oedeme zu sein , indem Kaninchen, welche jedesmal, so oft sie eine mässige Dosis des pneumonischen Giftes erhielten, kurz darauf mit sehr wirksamem Virus geimpft werden, eingehen, unter rascher Bildung ausgebreiteter Oedeme. Die Verff. dehnten nun ihre Untersuchungen auf die Erforschung jener Bedingungen aus, unter welchen statt der Oedeme eine reich- liche Fibrinausscheidung zu Stande kommt. Die hierüber angestellten Versuche brachten ihnen eine neue Bestätigung ihrer schon in frühe- ren Arbeiten verfochtenen Ansicht, dass der Pneumococcus Oedem, der Menin gococcus hingegen eine allgemeine Fibrinausscheidung hervorrufe; eine Substanz aber, welche allein den Tod der Versuchs- thiere unter allgemeiner Fibrinausscheidung hervorbringen würde, zu isoliren, gelang den Verff. bis jetzt nicht. Bei diesen Versuchen kam es einigemal vor, dass wenn man einem Kaninchen ein vom Leichname entnommenes pneumonisches Exsudat verimpfte, das Thier nicht unter den gewöhnlichen Erschei- nungen und zum gewohnten Zeitpunkte, sondern später, zwischen dem 8.— 15. Tage, unter den Erscheinungen von Marasmus einging mit in Bezug auf Mikroorganismen negativem Befunde im Blute und in den Geweben. Es schien daher, duss die Diplokokken abgestorben waren, nur das von ihnen produzirte Gift zurücklassend. In der That ge- lang es auch, aus Bouillonkultur ohne Zuckerzusatz durch aufeinander- folgende Fällung mittelst Ammonium-, Magnesiumsulfat und Alkohol ein Präcipitat zu gewinnen, welches, einem Kaninchen injizirt, dessen Tod binnen 6 Tagen unter Erscheinungen von Marasmus bewirkte. Zum Schlüsse waren die Verff. bemüht, zu erforschen, ob mit dem pneumonischen Gifte oder dem Blute immunisirter Tliiere eine therapeutische Wirkung erzielt werden könnte. Die hierüber ange- stellten Versuche hatten nur bei Mäusen ein positives Resultat, in- sofern als drei dieser Tliiere, welche unmittelbar nach subkutaner In- jektion von 2— 4 Tropfen Blutserum, welches von einem immunisirten Kaninchen durch einen zweiten, am 24. Tage nach der lmmunisirung gemachten Aderlass gewonnen wurde, mit sehr wirksamem pneumo- nischen Virus infizirt wurden, die Infektion überlebten, wogegen die Kontrollthiere eingingen. Ob diese therapeutische Wirkung auch dem Blutserum gegen die pneumonische Infektion natürlich immuner Tliiere innewohnt, werden weitere Versuche ergeben. Kamen (Czernowitz). 224 Milzbrand. Martinotti und Barbacci, Ueber die Physiopathologie des Milzbrandes. (Fortschr. d. Medicin. Bd. IX. 1891. No. 9 — 11.) In der vorliegenden Arbeit suchen die Verff. durch zahlreiche Thierexperimente und eingehende mikroskopische Untersuchung die Stellung der blutbereitenden Organe, vor allen Dingen der Milz, dann des Knochenmarks und der Lymphdrüsen in der Pathologie des Milz- brandes zu bestimmen. Zunächst exstirpirten sie Thieren — Meer- schweinchen und Kaninchen — die Milz, infizirten sie mit Milzbrand nach Heilung der Operationswunde — 26 bis 366 Tage p. op. — und verglichen die Ergebnisse der weiteren Untersuchung mit nicht entmilzten milzbrandigen Thieren. In der Zeitdauer zwischen Infektion und Tod war ein Unter- schied nicht zu erkennen , da sowohl entmilzte als nicht entmilzte Thiere innerhalb derselben Zeitgrenzen starben, diese sich aber über- haupt beim Milzbrand normaler Weise ziemlich weit erwiesen. Die Temperatur 'kurve verlief bei beiden Arten gleich, und zwar konsta- tirten die Verff., dass bei Ausschluss einer lokalen Reaktion kein Fieber auftrat, dagegen fanden sie gegen das Ende stets einen Tem- peraturabfall bis auf 32°. Auch betreffs des ersten Auftretens der Bacillen im Blut war kein deutlicher Unterschied, dasselbe schwankte bei beiden Thiersorten sehr stark; bei dem einen Thier waren sie schon nach 21 Stunden, bei dem anderen erst nach 57 zu bemerken. Die Alteration des Blutes selbst, welche längst bekannt ist, fanden auch die Verff.: eine ausgedehnte Leukocytose, d. h. reich- lichen Zerfall der rothen Zellen und starke Vermehrung der weissen Blutkörperchen. Die mikroskopisch wahrnehmbaren Veränderungen in der Milz wurden an einer grossen Zahl von Mäusen untersucht, indem in drei Versuchsreihen nach der Infektion alle 2 — 3 Stunden eine getödtet wurde. Die Härtung der Milz geschah in Alkohol, die Färbung nach den vershciedensten im Original einzusehenden Methoden. Das sehr bemerkenswerthe Resultat war, dass erst spät, wenn die Bacillen be- reits im Blut zu finden sind, die ersten pathologischen Veränderungen in der Milz auftraten. Dieselbe verliert zunächst ihre normale Trans- parenz, und zwar beginnt diese Trübung in der Umgebung der Mal- pighi’ sehen Körperchen, die selbst aber unverändert bleiben; die Pulpazellen werden granulirt, die Kerne färben sich nur noch schwach, die Intercellularräume sind dilatirt und enthalten eine glasige Sub- stanz. Dieser Prozess schreitet allmählich weiter, während feines, körniges, gelbes Pigment zwischen den Milzzellen auftritt — Reste bereits zu Grunde gegangener rother Blutkörperchen; dort sammeln sich auch zahlreiche nicht zerstörte rothe Blutkörperchen an, die aber meist in ihrer Form schon schwer geschädigt sind. Weiter zeigen sich auch blutkörperchenhaltige und pigmentführende Zellen. Endlich treten auch Bacillen auf, also in einem bereits stark veränderten, krankhaft affizirten Gewebe, die aber nie in den Zellen, sondern nur in den freien Intercellularräumen gefunden werden. Von jetzt an nehmen die Veränderungen rasch zu, die Maschen werden durch Blut auseinandergedrängt, die Bacillen vermehren sich stark, das Pigment tritt massenhaft auf, die Pulpazellen selbst ver- Milzbrand. 225 fallen der Koagulationsnekrose, so dass schliesslich die Pulpa wie eine einzige Masse erscheint, bestehend aus nekrotischen Pulpazellen, umgeben von geronnenem, stark verändertem, eine Unmenge Bacillen enthaltendem Blut; es besteht mit einem Wort: Milzbrand. Die Follikel dagegen bleiben vollkommen frei von Bacillen; sie sind durch Karyokinese etwas geschwollen, und können die Verff. von den sich findenden Mitosen nur soviel angeben , dass sie zum Theil sicher den fixen Zellen angehören. Die Veränderungen in den Lymphdrüsen hatten mit denen in der Milz grosse Aehnlichkeit; auch hierbei war ein Unterschied zwischen den entmilzten und nichtentmilzten Thieren nicht zu be- merken. Die ersten Erscheinungen, Stase und Thrombose, traten im Marke speziell in dem Sinus der Marksubstanz auf, gefolgt von Ne- krose und Hämorrliagie mit Bacillenaustritt, während die Follikel wie die Malpighi’schen Körperchen der Milz Mitosen aufwiesen und frei von Bacillen blieben. Aehnlich, aber viel stürmischer und mehr mit Nekrose verbunden, verlief dieser Prozess in den Lymphdrüsen, welche zunächst der Injektionsstelle liegen , was offenbar durch die Verschiedenheit der Infektionswege, hier die Lymphbahnen, dort das Blut, bedingt war. Ueberall fanden die Verff., dass ein Austritt von Bacillen und Blutkörperchen aus den Blutgefässen auch ohne Zer- reissung derselben, zum wenigsten in der letzten Periode der In- fektion konstant stattfand, die Wandungen der Kapillaren also keinen unüberwindlichen Wall darboten. Im Knochenmark fanden die Verff., ähnlich wie in den Follikeln, ausgesprochene aktive Vorgänge. Die Mitosen in den rothen Blut- körperchen wie in den Leukocyten wurden sehr zahlreich und die Menge der Riesenzellen nahm im Verlauf der Krankheit, und zwar in höherem Grade bei den entmilzten, als den normalen Thieren zu. Im letzten Stadium der Krankheit kam es auch hier zu Hämorrha- gieen und Extravasation von Bacillen und Blut. Diese gesteigerte Thätigkeit der lymphatischen Organe erklärt zur Genüge die beim Milzbrand auftretende Leukocytose. Da die Keimcentren, in welchen die Mitosen auftreten, von Bacillen frei blei- ben und ihre Thätigkeit lange vor Auftreten der Bacillen im Blute beginnen, so müssen es lösliche chemische Substanzen sein, welche sie verursachen. Scheurlen (Stuttgart). Latis, Ueber den U ebergang des Milzbrandes von der Mutter auf den Fötus und über die Veränderungen in den G e f ä s s e n , welche der Milzbrand hervorbringt. [Aus dem pathol.-anat. Institute der königl. Universität Modena.) (Ziegler’s Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allge- meinen Pathologie. Bd. X. Seite 148). Die erste Versuchsreihe des Verf.’s bezieht sich auf 15 Experi- mente, bei denen er Meerschweinchen in verschiedenen Epochen der Trächtigkeit zu inokuliren suchte. Verf. erhielt von ihnen 37 Foeten. Die Infektion der Mutterthiere erfolgte am Rücken. Nach dem Tode derselben wurde der Uterus an seinen Enden unterbunden, herausgenommen und in 90%igen Alkohol gebracht. Nach einigen X. Bd. J6 226 Milzbrand, Stunden wurde der Uterus und der Fruchtsack eröffnet und Amnion- flüssigkeit zur Untersuchung herausgenonnnen. In anderen Fällen trachtete Verf. eine Vermehrung der eventuell spärlich im Fötuskörper enthaltenen Bacillen in der Wärme zu ver- anlassen. Zu diesem Behufe wurde der mütterliche Uterus nach der Herausnahme in 2%ige Sublimatlösung eingetaucht und das Uterus- gewebe mit einer glühenden Messerklinge bis auf den Sack verbrannt und mit einer sterilisirten gläsernen Pipette die Amnionflüssigkeit aspirirt. Der Fötus wurde in eine feuchte Kammer in einen Ther- mostaten von 30° C gebracht und in dieselbe Wärmkammer eine Tropfenkultur von dem mütterlichen Blute gestellt. Sobald sich letztere entwickelt hatte, wurde der Fötus, nachdem vorher von Stücken verschiedener Organe desselben Kulturen angelegt worden waren, in 90 °/0igen Alkohol gebracht. Mikroskopisch wurden sodann Leber, Herz, Milz, Nabelvenen und Nabelstrang untersucht. Ebenso wurde die Placenta histologisch und bakteriologisch untersucht. Von den 15 Fällen hatte in 8 Fällen ein Uebergang des Virus von der Mutter auf den Fötus sicher stattgefunden. Einen Einfluss der Dauer der Infektion auf den Uebergang des Virus konnte Verf. nicht konstatiren. Im mütterlichen Blute wurden die Milzbrandba- cillen immer erst 4—5 Stunden vor dem Tode des Thieres zahlreich. Unter den 8 Versuchen mit positivem Resultate fand Verf. nur zwei- mal Bacillen in der Nabelvene. Hämorrhagieen beobachtete Verf. in der Placenta niemals. An gewissen Stellen der letzteren fand er Anhäufungen von Bacillen in kleinen Blutgefässen, zuweilen Bacillen, welche quer durch die Gefässwände gingen, endlich Bacillen zwischen den Zellen der De- cidua. Verf. vermuthete, dass der Austritt der Milzbrandbacillen aus den Gefässen durch Diapedesis erfolgte. Diesbezügliche Untersuchungen wurden am Mesenterium von Meerschweinchen angestellt. Es wurden 10 Meerschweinchen mit Milzbrandvirus geimpft und deren Blut von Zeit zu Zeit untersucht und die Thiere in verschiedenen Stadien der Infektion getödtet und deren Mesenterium untersucht. Verf. gewann dabei den Eindruck, dass, wenn nur sehr wenige Bacillen im Blute vorhanden sind, nichts Abnormes in den Gefässen vor sich geht; wenn sich ihrer aber viele vorfinden, so findet ein mässiger Austritt von weissen und von einigen rothen Blutkörperchen aus den Gefässen statt, und dieser Austritt ist in einigen Fällen um so bedeutender, je mehr die Schwere der Infektion zunimmt. In den letzten Stadien findet man ausser- halb der Gefässe nicht nur weisse und rothe Blutkörperchen, sondern auch Bacillen. Auch hier wurden niemals Zerreissungen der Gefäss- wände wahrgenommen. Aus diesem Befunde am Mesenterium zieht Verf. einen Rück- schluss für die Placenta, und hält dafür, dass es sich beim Ueber- gange von Milzbrandvirus von der Mutter auf den Fötus auch um Diapedese handelt, nachdem eine Alteration der Gefässwände durch die Bacillen stattgefunden hat. Di tt rieh (Prag). Hospitalbrand. — Dyssenterie. 227 Herff, yoii, Ein Fall von Hospitalbrand an der Vulva nebst Bemerkungen über die Behandlung dieser Krankheit. (Dtsch. med. Wocherischr. 1890. No. 43.) Verf. hat nicht nur einen Fall von Hospitalbrand, wie nach der Ueberschrift seines Aufsatzes geschlossen werden müsste, sondern mehrere Kranke dieser Art beobachtet bez. behandelt und dabei in Uebereinstimmung mit Prof. Bose in Giessen festgestellt, dass gegen- über der Wirkungslosigkeit vieler gebräuchlicher Antiseptika die Salicylsäure einen entschieden günstigen Einfluss für die Heilung der Nosocomialgangrän ausübt. Verf. rieb die Geschwürsflächen täglich mehrmals mit 10 % alkoholischer Salicylsäurelösung gründlich ab und behandelte dieselben dann fernerhin mit 2 stündlichen Pinselungen oder Umschlägen von 2 °/0 Salicylglycerin. Er erreichte hierdurch in wenigen Stunden Nachlass der Infiltration, in wenigen Tagen Reinigung der Geschwüre, Aufhören des Fiebers und Besserung des Allgemeinbe- findens, während sich allerdings die Vernarbung der Defekte noch über Wochen hinzog. Verf. glaubt, im Gegensatz zu Rosenbach, den Hospitalbrand scharf von der Wunddiphtherie trennen zu müssen. Jene Krankheit unterscheidet sich nach seinen Beobachtungen von dieser durch das lochförmige Aussehen der Geschwüre und durch das rasche Tiefer- greifen der Defekte. Untersuchungen in ätiologischer Beziehung hat Verf. nicht an- gestellt. Kühler (Berlin). Dock, George, Observation s on the Amoeba coli in dys- sentery and abscess of the live r. (Daniel’s Texas Me- dical Journal. 1891.) Die Dock’sche Arbeit ist im Wesentlichen eine Bestätigung der Befunde früherer Untersucher. Verfasser gibt einen geschichtlichen Ueberblick über die Ent- wickelung der Lehre von den Dyssenterieamöben. Der erste Ent- decker der Dyssenterieamöben war Lösch (Virch. Arch. Bd. LXV), der die von ihm sogenannte Amoebacoli 1873 bei einem Patienten mit chronischer Dyssenterie fand und dem auch ein Impfversuch bei einem Hunde gelang. Sonsino (Cairo) sah im Darm eines Kindes Amöben, Grassi und Perroncito (Gazz. ital. Lomb. 1879) beobachteten dieselben ebenfalls im Stuhl. Koch fand während seines Cholerauntersuchungen gewidmeten Aufenthaltes in Aegypten die Amöben in mehreren Fällen von Dys- senterie. [Koch fand die Amöben auch in Schnitten dyssenterischer Darmgeschwüre und in den Kapillaren der Leber. Ref.J. Kartulis (Alexandrien) beschäftigte sich seit 1885 ununter- brochen mit der interessanten Frage [er war der erste genaue Be- schreiber der Amöben. Ref.]. Kartulis stand bis zum Jahre 1889 ein Material von 500 Fällen zur Verfügung; er fand in diesen die Amöben stets, vermisste sie aber bei anderen ulcerativcn Prozessen. Impfungen auf Meerschweinchen, Kaninchen, Hunde und Allen fielen negativ aus; ebenso misslang die Kultur. (Inzwischen ist Kart, die 15 * 228 Dysseiiterie. Kultivirung der Amöben gelungen. Ref., dem es vergönnt war, die von Kart, beschriebenen Amöben in den Stühlen und Darmge- schwüren mehrerer Dyssenterischen zu finden, konnte sich persön- lich von dem Wachsthum der Amöben in Heuinfus überzeugen; frei- lich ist es K. bisher nicht möglich gewesen, eine Trennung von den mitwachsenden Bakterien zu erzielen. Ref.] Kartul is fand die Amöben auch in Leberabscessen, die er als dyssenterische von den idiopathischen trennt; er nimmt dabei an, dass die Amöben durch die Kapillaren der Submucosa zur Portalvene und in die Leber ge- langen; aus dem Umstand, dass Typhus- und Tuberkelgeschwüre des Darms nicht zu Leberabscessen führen, schliesst er, dass bei der Ent- stehung der dyssenterischen Leberabscesse die Amöben eine Haupt- rolle spielen, allerdings nur indirekt, indem sie durch Läsionen etc. den Boden für die mitgeschleppten Bakterien vorbereiten. Massiutin (Centralbl. f. Bakt. 1889) fand Amöben in 5 Fällen, von denen nur einer dyssenterische Symptome gezeigt haben soll [? Ref.]. Oster (John Hopkins Hospital Bulletin. May u. November 1890), Stengel (Med. News. Novemb. 1890) und J. H. Muss er (Univer- sity medical magazine. December 1890) beobachteten Amöben in mehreren Dyssenteriefällen. Verfasser kommt nun zu seinen eigenen Untersuchungen. Er gibt zunächst die genauen Krankengeschichten von 12 Fällen. Aus denselben ist hervorzuheben, dass, so sehr die Krankheitsbilder auch unter einander abweichen, stets im Dickdarm Geschwüre und im Stuhl (resp. wenn Leberabscess bestand, in diesem) Amöben vorhanden waren, während sie bei anderen Darmerkrankungen fehlten; aller- dings fehlten auch in 4 von den beschriebenen Fällen dyssenterische Symptome während des Lebens. Bei den tropischen Leberabscessen beobachtete Verfasser, dass nekrotische Erweichung häufig über Eiterung überwiegt, und er möchte das den Amöben zuschreiben; in einem Fall von Abscess fand Verf. keine Amöben, und er schliesst sich deshalb der von Kartulis aufgestellten Eintheilung an. Verfasser wendet sich sodann zur Untersuchungstechnik. Am besten ist es, den Stuhl so frisch wie möglich und bei Körpertem- peratur zu untersuchen, indessen bleiben die Organismen bei warmem Wetter noch 24 Stunden beweglich, während bei kaltem Wetter eine leichte Erwärmung des Stuhls genügt, um sie am Leben zu erhalten. Die Amöben finden sich am zahlreichsten in kleinen Eiterpartikeln oder blutigem Schleim; die Untersuchung soll bei mässig starker Vergrösserung (etwa 400facher) vorgenommen werden. Die unbe- weglichen Formen können leicht mit degenerirten Zellen verwechselt werden. An Grösse variiren die Amöben sehr. Verf. fand Formen von 13 — 37 f.i im Durchmesser. Bei allen Amöben konnte Verf. deutlich das granulirte Endosark vom homogenen Ektosark unterscheiden. In etw'a der Hälfte aller Fälle enthielten die Amöben einen runden, stark lichtbrechenden Kern innerhalb eines hellen Bläschens; ausserdem fanden sich hier und da eine bi3 viele Vakuolen. Der Einschluss von rothen Blutkörperchen, Leukocyten, Bakterien und Detritus ist häufig und kann oft unter dem Mikroskop verfolgt werden. Dyssenterie. — Psorospermose. 229 In ihrem Verhalten gegenüber Säuren, Alkalien, Jod etc. unter- scheiden sich die Amöben nicht von anderen Protozoen. Färbungen sind nicht sehr erfolgreich. Kultivirungsversuche in Hammelbrühe, Reissuppe und flüssigem Stuhl schlugen fehl. [Verf. scheint die runden homogenen Formen nicht beobachtet zu haben. Ref.] Bezüglich der Abkunft der Amöben glaubt Verf. dem Umstande , dass ver- schiedene seiner Patienten ihre Krankheit in Galveston acquirirten, dessen Wasserversorgung in hygienischer Beziehung eine mangelhafte ist, eine gewisse Bedeutung beilegen zu müssen. Wasseruntersu- chungen fielen negativ aus. Aus seinen Beobachtungen glaubt Verf. folgende Schlüsse ziehen zu dürfen : 1) Die Amoeba coli ist ein Parasit, der wahrscheinlich sehr weit verbreitet ist. 2) Es handelt sich wahrscheinlich um eine echte Amöbe. 3) Dieselbe findet sich bei gewissen Formen von ulcerativen Processen des Dickdarms. 4) Sie findet sich in Leberabscessen, die sich im Anschluss au jene Erkrankungen entwickeln. 5) Wir haben keine Veranlassung, dem Parasiten pathogene Kraft zuzuschreiben. 6) Der Fund des Parasiten hat wahrscheinlich einigen Werth für die Diagnose und für die Feststellung der Wirksamkeit der Be- handlung. P. Kaufmann (Alexandrien). Lustgarten, Sigmund, Ou Psorospermosis follicularis. (Journal of cutaneous and genito-urinary diseases. Vol. IX. No. 1. pg. 7—14.) Der Verf. gibt in seiner Abhandlung, die ein Abdruck seines Vortrages auf dem X. intern. Congress darstellt, Nachricht von einer eigenartigen Hauterkrankung, deren Entstehung er auf Anwesenheit von Parasiten zurückführt, zugehörig zu den Protozoen. Eine detaillirte Krankengeschichte des Falles bildet den Anfang der Arbeit. Besonders betont wird das für die Alfektion charakteri- stische Auftreten von hirse- bis hanfkorngrossen, Comedo-ähnlichen Gebilden auf der stark trichterförmigen Erweiterung der Follikel- mündungen, zwischen denen der abgeheilte Prozess Hautatrophieeu zurückgelassen. L. geht kurz auf die Differenz zwischen der beschriebenen und anderen Hauterkrankungen, vor allem den Lichenformen, ein. Erkrankt sind: 1) die Follikel, 2) die Retezapfen. Talg- und Schweissdrüsen wurden immer normal befunden. Aus den Follikeln lassen sich Comedo- ähnliche Gebilde aus- drücken, die besonders in ihrem unteren Theile zahlreiche, in Zellen lagernde „Psorospermien“ zeigen. Der Zellkern ist, wenn noch vorhanden, verdrängt. Die Parasiten sind kenntlich durch das starke Licht- brechungsvermögen, haben einen granulirten Kern, der oft exzentrisch liegt. Der obere Theil des Comedogebildes oder „Pflockes“ hat nur wenig intracelluläre Parasiten aufzuweisen, viele freiliegende, welche die Farbe besser aufnehmen, als die intracellulären (Dicke der Hülle). 230 Psorospermose. — Engerlingsseuche. An Schnitten untersucht, zeigte sich, dass die pathologischen Vorgänge vornehmlich in der Epidermis ihren Sitz haben , und dass die Ausiührungsgänge der Talgdrüsen und Haarfollikel trichterförmig erweitert, mit glänzenden, hornähnlichen Massen erfüllt sind. Psoro- spermien lagen in den tieferen Theilen derselben oft in Gruppen. Die Epidermiszellen sind flach, mit Ansammlung von viel Keratohyalin. Die Retezapfen scheinen verlängert, verbreitert und unregelmässig und zeigen in verschiedenen Tiefen durch ihre optische Eigenschaft deutliche Psorospermien. Der Papillarkörper weist kleinzellige Infiltra- tion auf und viele Pigmentzellen. In der Cutis fanden sich keine Psorospermien. Züchtungsversuche, Impfungen etc. waren negativ. Gleichwohl glaubt Verf., mit Hinweis auf analoge Erkrankungen, wie Mollusc. con- tag., Paget’s Krankheit, Darnier’s Dermatose, Epitheliom, seine Befunde als Psorospermien deuten zu sollen. Wolters (Bonn). Giard, Alfred, L’Isaria, parasite de lalarve du hanneton. (Compt. rend. de l’Acad. de Paris. T. CXII. 1891. No. 22. p. 1270 — 1273). Nachdem Verf. bereits früher den Urheber der Engerlingseuche von Ceauc6 untersucht und vorläufig als Isaria beschrieben hatte, auch seine Kultur in künstlichen Nährmitteln und von da auf Enger- lingen uud Mehlwürmern (Teuebrio molitor) erörtert hatte, haben sich P r i 1 1 i e u x und Delacroix1) mit dem gleichen Parasiten beschäftigt, aber den Urheber mit Botrytis tenella Sacc. identi- fizirt und gemeint, die von Giard beobachtete Isaria gehöre zu der auf der Botrytis schmarotzenden Melanospora para- sitica. In der vorliegenden Arbeit weist nun Verf. daraufhin, dass dies ein Irrthum sei. Botrytis und Isaria gehören zusammen und in anderen Fällen weiter zu einem Cordyceps. Auf künst- lichen Nährmitteln und auf schwachen Engerlingsklei otien entwickelt sich von dem Engerlingpilz vorwiegend die Botrytisform, die bei C4auc6 gesammelten Engerlinge dagegen zeigten in der Mehrzahl sehr schöne Typen der Isaria, deren Hyphasmen eine Länge von mehreren Centimetern erreichten. Die Botrytis tenella Sacc. gehört zu einer Isaria tenella Giard. Beide Namen sind nur provisorische, da vermuthlich diese Fruchtformen zu einem bereits als Cordyceps beschriebenen Pilz gehören. 1769 hatte schon Fougeroux de Bondaroy einen Pilz auf den Engerlingen in Penusylvanien beschrieben und Tu las ne hatte später den Pilz Cor- dyceps Melolonthae genannt. Dieser Pdz wurde weiter studirt von Burill, Kirtland, Mitchili, Walsh, Zabriskie etc.; 1875 hat ihn Riley von neuem beschrieben als Torrubia elon- g a t a. Derselbe ist jedoch bisher nicht, wie Krassilstschik u. A. angeben, auf M el o 1 o n t h a vulgaris Fab., sondern auf dem ame- rikanischen Engerling (white grub), Lachnosterna fusca, be- obachtet worden. Ferner haben Berkel y und Curtis den Cordyceps Ra- venelii als Parasiten der Larven eines anderen Rhizotrogiden (Ancylonycha Dej., Phyllophaga Harris) aus Carolina, Texas 1) Vgl. Centralbl. f. Bakter. u. Paras. Bd. X. 1891. p. 163. Ei)gerlings=euche. — Giftiges Getreide. 231 und Alabama beschrieben. Roumeguere und Ch. Fourcade haben in Frankreich den Cordyceps entomorrhiza Dicks. auf dem Junikäfer, Rhizotrogus solstitialis Fab., gefunden. Roumeguere und Briard haben weiter in Frankreich auf dem gemeinen Maikäfer selbst den Cordyceps militaris L. mit der Isaria farinosa gefunden. Bail hatte schon 1869 eine Isaria auf Engerling und Maikäfer in Preussen (Mewe), de Bary gleich- zeitig auf den Engerlingen um Halle eine Botrytis aufgefunden, die er zu Botrytis Bassiana stellt. Auf Larven der Maikäfer und anderen Lamellicornen sind sodann die ungenügend beschriebenen Arten Cordyceps Miquelii Tul., C. sobolifera Hill., C. BarnesiiThv. gefunden worden. Leidy hat 1851 einen Pilz- parasiten auf den Larven der Lamellicornia, Metschnikoff die Isaria destructor auf Anisoplia austriaca, Grognot die Isaria eleutheratorum Nees auf Lucanus cervus beobachtet. Alle diese Pilze sind noch nicht in allen ihren Entwicke- lungszuständen bekannt geworden. Im Gegensatz zu Prillieux und Delacroix hat der Verf. gefunden, dass die Reinkulturen des Pilzes auf Kartoffeln eine viel geringere Ausbeute an Sporen geben, als die auf stickstoffreichen Nährböden (Fleischbrühe etc.), was leicht verständlich ist, da die Engerlinge gegen 3,5 °/0 Stickstoff enthalten. Eine gewisse Menge von Phosphaten fördert die Kulturen des Engerlingpilzes und schliess- lich muss das Nährmittel schwach sauer reagiren. Ludwig (Greiz). Woronin, M., Ueber das „Taumel ge tr ei de“ in Süd-Us- surieu1). (Botan. Ztg. 1891. pag. 81—93.) Im Süd-Ussuri-Lande (Ost-Sibirien, zwischen dem Amur, dem stillen Ocean und der chinesischen Grenze) tritt häufig sogenanntes „Taumelgetreide“ auf (Roggen, Weizen, Hafer und andere dort kul- tivirte Gräser; auch Hanf mit denselben Eigenschaften kommt vor), dessen Genuss Schwindel, Erbrechen etc. hei vorruft, sowohl beim Menschen als auch bei verschiedenen Hausthieren. „Taumelroggen“ mit ganz ähnlichen Eigenschaften ist auch in Schweden beobachtet und von Eriksson beschrieben worden, nach dessen Angabe die fraglichen Roggenkörner mit Gonidienketten von Cladosporium herbarum bedeckt sind. Verf. erhielt aus Süd-Ussurien Proben des Taumelgetreides nebst Beschreibungen der Herren Palczewski und Epow, welche die Erscheinung an Ort und Stelle untersucht haben. Verf. fand bei näherer Untersuchung eine Reihe von Pilzen und zählt dieselben in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit und vermuthlichen Schädlich- keit auf. 1) Fusarium roseum Link und 2) die zugehörige Perithccienform Gibberella Saubinetii Sacc. (Mich.), die an denselben Stellen wie voriges, nur etwas später auftritt. 3) Cladosporium herbarum Link findet sich sowohl auf den Halmen, als auch auf Hüll- und Deckspelzen, sowie auf den 1) Vergl. a. Centralbl. f. llakter. u. Paras Bd. X. 1S91. S. 200. 232 Giftiges Getreide. Getreidekörnern selbst, namentlich die Spitze derselben beschä- digend. 4) Hel m i n t h osp o ri um s p.?, eine Form, die Verf. zwar nicht für neu hält, die er aber nicht sicher bestimmen konnte. Fast ebenso häufig wie das vorige. 5) Epicoccum neglectum Desm. 6) T r i c h ot h ec i u m roseuin Link. Die folgenden Pilze wurden nur auf einzelnen Aehren gefunden : 7) Eurotium herbariorum Link mit der zugehörigen Goni- dienform (Aspergillus glaucus). 8) Eiuzelne, durch ihre rosarothe Farbe auffallende Weizenkörner waren der durch Prillieux beschriebenen Bacteriosis anheimge- fallen: ihr Eudosperm war durch einen Micrococcus zerstört. 9) Ein unansehnlicher Hyphomycet, den Verf. für Hymeuula gl um a rum Cooke et Horke hält. 10) Kleine Perithecien, die anscheinend zu einer der Gattungen Sphaerella oder Di dy me 11a gehören. 11) Dunkelbraune Pycniden, die fast immer in Begleitung des oben genannten Helmin thosporium auftreten und vielleicht in genetischer Beziehung zu ihm stehen. 12) Ein unbestimmter Hyphomycet, dessen farblose Träger eine gewöhnlich dunkelbraune, verkehrteiförmige Spore abschnüren. 13) Cladochytrium graminis Büsg., selten in Blättern und Halmen. 14) Puccinia graminis, nur in einem Falle, so dass dieser verbreitete Parasit in Süd-Ussurieu eine seltene Erscheinung zu sein scheint. In einzelnen Proben fand Verf. überdies mikroskopische Würmer aus der Gattung Anguillula, die bekanntlich nicht selten auf ver- schiedenen Gramineen ein parasitisches Leben führen. Alle genannten Pilze (ausser 13 und 14) sind Saprophyten und siedeln sich auf den Getreidekörnern jedenfalls erst in Folge des theilweisen Absterbens der Gewebe derselben an. Die Ursache der Pilzansiedelung ist in dem feuchten Klima des Süd-Ussuri-Landes zu suchen, in Folge dessen die auf den Feldern angehäuften Garben nicht gehörig austrocknen und die Körner oft in den Aehren auszu- keimen beginnen. In trockeneren Sommern wird das Taumelgetreide viel seltener, und in einzelnen trockeneren Landstrichen tritt es über- haupt nie auf. Verf. gibt daher den Rath, das Getreide nicht auf den Feldern liegen zu lassen, sondern dem Beispiel der Chinesen und Koreaner folgend, dasselbe zum Trocknen auf hohe Stangen oder Stricke aufzuhängen, am besten unter leichter Bedachung ; ausserdem ist sorgfältige Reinigung des Saatkorns von geschwärzten und rothen Körnern zu empfehlen. Welcher Saprophyt es ist, der die berauschenden Eigenschaften des Taumelgetreides hervorruft, ist nicht ohne weiteres zu entscheiden. Wahrscheinlich dürfte es aber eine der Formen 1 — 4 sein, oder vielleicht alle diese 4 Formen zusammen. Rothert (Kazan). Giftiges Getreide. 233 Sorokin, N., Ueber einige Krankheiten der Kultur- pflanzen im Süd-Ussurischen Gebiet. (Arbeiten der Naturf. Ges. in Kazan. Bd. XXII. Heft 3. Sep.-Abdr. 32 pag. mit 1 farbigen Tafel.) Kazan 1890. [Russisch.] Aus gleicher Quelle wie Woronin (siehe vorstehendes Referat) erhielt Yerf. 30 Proben von Roggen, Weizen, Gerste und Hafer, sowie eine Probe von Sorghum vulgare, und untersuchte, unabhängig von Woronin, die darauf befindlichen Pilze. I. Gibberella Saubiuetii (Mont.) Saccardo. Findet sich in Form von 1) Perithecien, und 2) Gonidien (Fusarium roseum Link). Ausserdem finden sich aber auch noch einige neue Fruktifi- kationsformen, die Verf. ebenfalls für hierher gehörig hält, nämlich: 3) Stylosporen, kleine farblose Sporen (2 — 4 /t im Durchmesser), die in Mehrzahl von einem kurzen, verzweigten Gonidienträger abge- schnürt werden. Dieser ist seinerseits ein Zweig einer Mycelhyphe, welche zuweilen rosa gefärbt ist und manchmal im Innern der Zellen des Wirthes vegetirt; letzterer Umstand lässt vermuthen, dass Fu- sarium roseum, für gewöhnlich ein Saprophyt, unter Umständen auch ein parasitisches Leben führen kann. 4) „Runde Zellen“. Auf den Hyphen vou Fusarium finden sich beständig grosse, runde oder ovale, endständige Zellen mit rosenrothem Inhalt und einem Keim- porus an der Spitze, über deren Bedeutung sich der Yerf. noch keine bestimmte Ansicht hat bilden können. Auch bei Kazan ist Fusarium roseum auf Getreidekörnern häufig; die „runden Zellen“ finden sich ebenfalls auf dem Mycel, die Perithecienfruktifikation fehlt hingegen, während sie im Süd-Ussuri- Lande sehr häufig ist. Auch verleiht Fusarium im europäischen Russland dem Getreide nicht die berauschenden Eigenschaften, wie dort. Beides dürfte vielleicht in den klimatischen Unterschieden seinen Grund haben. II. Helminthosporium Sorokinianum Saccardo (in litteris), nova species. Eine Diagnose wird, in Hinsicht auf die be- vorstehende Beschreibung der Form durch Saccardo, dem Verf. sie zur Bestimmung mitgetheilt hat, nicht gegeben. III. Endothlaspis Sorghi Sorokin. Diese Ustilaginee, die Verf. schon früher in Buchara auf Sorghum cernuum ge- funden und beschrieben hat, findet sich in und auf den Aehren von Sorghum vulgare und verwandelt dieselben in eine schwarze, pulverige Masse, die äusserlich ganz den Eindruck einer Ustilago macht. IV. Fumago? Unter dieser Bezeichnung vereinigt Verf. 2 Pilz- formen, die nicht genügend entwickelt waren, um sicher bestimmt zu werden. Die eine besteht aus einem dunkelbraunen Mycel, welches kleine, runde Zellen abschnürt und wahrscheinlich zu der Gonidien- form Cladosporium herbar um gehört; sie kommt auf Roggen- körnern vor. Das andere, auf Haferkörneru vorkommende, braune oder farblose Myceliuin ist stellenweise mit Fruchtträgern versehen, die eine bimförmige, zusammengesetzte Spore tragen und an die Schimmelform Stemphylium erinnern. Weiter gibt Verf. eine Uebersicht der ihm zugeschickten Proben 234 UntersuchungsmethodeD, Instrumente etc. nebst Angabe des mykologischen Befundes. Unter 31 Proben fand sich Fusarium roseum 26 mal (darunter 7 mal allein), Gibbe- rella Saubin et ii 17 mal (darunter 3 mal allein und 11 mal mit Fusarium roseum), Helmint hosporium Sorokinianum 6 mal, Fumago 1 und Fumago 2 je 2 mal; die letzteren 3 finden sich nie allein, denn Gibberella Saubinetii ist entweder in der Perithecien- oder in der Gonidienform in allen Proben vorhanden (abgesehen von der einen Sorghum - Probe, auf der sich nur Endo- thlaspis Sorghi findet). R o t h e rt (Kazan). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Bernheim, H. , Taschenbuch für den bakteriologischen Praktikanten. Zweite vermehrte Auflage. Würzburg (Adalbert Stuber’s Verlagsbuchhandlung) 1891. Ein ganz vorzügliches Hülfsbüchlein, welches eine Reihe der wich- tigsten Vorschriften der bakteriologischen Technik in übersichtlicher Weise geordnet enthält und daher nicht nur vom Anfänger, sondern auch vom Erfahreneren beim praktischen Arbeiten mit Vortheil be- nützt und daher Jedermann bestens empfohlen werden kann. Durch Hinzufügung der Soyka- K r dl’ sehen Methoden zur Herstellung von Kulturdauerpräparaten erfuhr das Werkchen eine wesentliche Be- reicherung des Inhaltes. Kamen (Czernowitz). Kirchner, Bakteriologische Untersuchungsmethoden. (Dämmer, Handwörterbuch der Gesundheitspflege, p. 69— 80.) In gedrängter Form bringt Verf. in seinem Artikel eine klare Darstellung aller bakteriologischen Untersuchungsmethoden. Trotz der Kürze verstand es Verf., den Methoden noch eine Uebersicht über die allgemeinen morphologischen und biologischen Eigenschaften der Bakterien vorauszuschicken. Von den mikroskopischen und Züchtungsmethoden sind die wichtigsten mit so genauen Details be- schrieben , dass sie bei praktischen Arbeiten verwendet werden können; jedenfalls blieb keine einzige wichtige Methode unbesprochen. Den Schluss des Artikels bildet die Besprechung der bakteriologischen Wasser-, Luft- und Bodenuntersuchung und der Untersuchung von Infektionskrankheiten. Tangl (Tübingen). Fraenkel, B., Die Gabbet’sche Färbung der Tuberkel- bacillen, eine „unwesentliche“ Modification meiner Methode. (Deutsche medic. Wochenschr. 1891. No. 15.) F. citirt wörtlich die ziemlich unbekannte Originalmittheilung von Gab bet (Lancet. 1887. 9. April, p. 757). und weist nach, dass er schon im Jahre 1884 seine Methode publizirt hat und dass die G a b b e t ’ sehe Methode auf demselben Prinzipe beruhe. Carl Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 235 Fraenkel bezeichnet also mit Recht die Gab bet’ sehe Methode . als eine unwesentliche Modifikation der Methode des Verf.’s. Tan gl (Tübingen). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Kijanowski, W. , Zur Frage über die antimikrobiellen Eigenschaften des Magensaftes. (W racz. 1890. pag. 864 ff., 915 ff., 937 ff.) [Russisch.] Eine eingehende Uebersicht der bereits ziemlich reichen Litte- ratur über die tödtende Wirkung des Magensaftes und namentlich der freien Salzsäure desselben auf Bakterien führt Verf. zu der Am sicht, dass trotz der hierauf verwandten Arbeit, doch noch verschie- dene Seiten der Frage unaufgeklärt sind. Verf. stellte sich die Auf- gabe, zu untersuchen, wie der Magensaft im Magen selbst auf die Bakterien wirkt. Er führte zu diesem Zweck 5 Reihen von Ver- suchen aus. 1) Vorkommen und Menge der Bakterien im nüch- ternen Magen. 6 gesunden Leuten wurde 14—17 Stunden nach der letzten Mahlzeit durch eine sterilisirte Sonde 100 — 150 ccm sterilisirtes Wasser iu den Magen eingeführt; eine Minute später wurde ein Theil des Wassers wieder aus dem Magen entnommen und bakteriologisch untersucht. Das entnommene Wasser war in 3 Fällen ganz neutral und enthielt in den übrigen 3 Fällen nur Spuren von Salzsäure (ersteres hält Verf. für das normale). Die Zählung der Kolonieen ergab pro ccm Wasser als Minimum: 250, als Maxi- mum : nach 3 Tagen unzählbar. Das gesammte in den Magen ein- geführte Wasser (welches doch sicher bei weitem nicht alle Bakterien des Magens aufgenommen haben konnte) enthielt also im Minimal- falle 25000 Bakterien. Der neutrale Inhalt des nüchternen Magens ist somit an Bakterien ziemlich reich. 2) In den obigen Fällen handelte es sich um den Inhalt des leeren Magens. Die zweite Versuchsreihe bezieht sich auf Fälle, in denen in Folge pathologischer Zustände die Speise lange Zeit im Magen verbleibt. Von 4 Personen mit Magenerweiterung und 2 Per- sonen mit Magenkrebs wurde ebenfalls 14 — 17 Stunden nach der letzten Mahlzeit Mageninhalt entnommen und untersucht. In den ersten 4 Fällen war der Mageninhalt ziemlich reich an Salzsäure (Acidität 0,205 — und 0,085%), entsprechend arm an Bakterien (50 — 600 Kolonieen pro ccm); in den 2 letzten Fällen (Magenkrebs) enthielt der Mageninhalt keine Salzsäure (Acidität 0,025—0,030 °/0) und war sehr reich an Bakterien 500000 — 180 000 pro ccm). Der bakterienvernichtende Einfluss der freien Salzsäure tritt hierin deutlich hervor. 3) 15 Personen wurden je 2 hartgekochte (also sterilisirte) Hühnereiweisse gegeben, nach 1 — 1 */4 Stunden Mageninhalt ent- nommen und untersucht. Auch hier ergab sich eine deutliche Be- 236 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. ziehung zwischen dem Salzsäuregeb alt und der Menge der Bakterien (und Schimmelpilze). Bei Mangel an Salzsäure (Acidität 0,025 — . 0,04 °/0 resp. 0,06 °/0) war die Gelatine nach 3 resp. 6 Tagen ganz mit Kolonieen bedeckt; bei normalem Säuregehalt ergaben sich 6 — 80 Kolonieen pro ccm Mageninhalt. Eine strenge Proportionalität zwischen Salzsäuregehalt und Bakterienmenge bestand jedoch nicht. 4) Je 4 Personen wurde durch eine sterilisirte Sonde einmal heisse (also sterilisirte) Suppe, ein anderes Mal dieselbe Suppe, nach- dem sie einen Tag lang in offener Schale sich abgekühlt hatte, in den Magen eingeführt und nach bestimmten Zeiträumen (während welcher die Sonde nicht entfernt wurde) Mageninhalt zur Untersuchung ent- nommen. Da diese Versuche dem Ref. besonders instruktiv scheinen, so sei die Tabelle des Verf.’s (in abgekürzter Form) wiedergegeben. Person I : a) b) Person II : a) b) Person III : a) b) Person IV : a) b) heisse Suppe J kalte Suppe | heisse Suppe j kalte Suppe j heisse Suppe j kalte Suppe j heisse Suppe J kalte Suppe ! Der Mageninhalt wurde entnommen nach : Gehalt d. Magen- inhalts an freier HCl in 0/„ Kolonieen pro ccm Mageninhalt (Bakte rien -|- Schimmel- pilze). a) 1 Minute 0 120+20 ß) 1 Stunde 0,120 10 + 0 a) 1 Stunde 0,135 4600 + 40 ß) 2 Stunden 0,137 900+10 a) 1 Minute 0 150+20 ß) 1 Stunde 0,084 40 + 0 a) 1 Stunde 0,142 380 + 10 ß) 2 Stunden 0,135 100 + 0 a) 1 Minute 0 500 + 30 ß) 1 Stunde 0,095 80 + 0 a) 1 Stunde 0,170 1000 + 25 ß) 2 Stunden 0,175 480 + 10 a) 1 Minute 0,006 150 + 30 ß) 1 Stunde 0,064 18 + 4 a) 1 Stunde 0,160 650 + 50 ß) 2 Stunden 0,170 400 + 20 Diese Versuche (welche ebenfalls mit nüchternen Personen vor- genommen wurden) bestätigen 1) die Anwesenheit zahlreicher Bak- terien im nüchternen (salzsäurefreien) Magen (siehe a, a ) ; sie lehren 2) dass der Bakterieugehalt des Magens in hohem Grade abhängig ist von der Menge der mit der Nahrung eingeführten Bakterien (vgl. a, 8 mit b, a); 3) dass beim Verweilen in dem salzsäurehaltigen Mageninhalt die Anzahl der entwickeluDgslähigen Bakterien (und Schimmelpilze) sich überaus schnell vermindert (vgl. alle « mit allen ß). 5) 15 Personen (theils gesund, theils an Magenerweiterung resp. Magenkrebs leidend) erhielten ein Mittagessen, bestehend aus Suppe, Brot und kaltem Fleisch. 1, 3 und 5 (einige Mal 2, 4 und 6) Stun- den nach der Mahlzeit wurden von jeder Person Mageninhaltproben zur Untersuchung entnommen. Die ebenfalls instruktive Tabelle ist zu lang, um hier angeführt zu werden, die Resultate sind kurz fol- gende: 1) 1 Stunde nach der Mahlzeit zeigt die Bakterienmenge keine Beziehung zu dem Salzsäuregehalt; 2) in der Folge nimmt die Neue Litteratur. 237 Bakterienmenge stetig ab, und zwar um so rapider, je grösser der Salzsäuregehalt des Mageninhalts ; 3) bei einer gesunden Person mit ungewöhnlich geringem Salzsäuregehalt (0 — 0,004 %) nahm die Bak- terienmenge nicht ab, sondern zu (verdreifachte sich im Laufe von 4 Stunden) ; bei 2 an Magenkrebs leidenden Personen , bei denen überhaupt keine Salzsäure nachgewiesen werden konnte, war die Bakterienmenge von Anfang an sehr beträchtlich und nahm ebenfalls mit der Zeit stark zu x). Es sei noch bemerkt, dass vor der Nahrungsaufnahme resp. vor der Einführung der Sonde die Versuchspersonen die Mundhöhle auf das sorgfältigste reinigten , um das Eindringen von Bakterien aus letzterer mit der Nahrung oder der Sonde in den Magen möglichst zu vermeiden. In der Zusammenfassung seiner Ergebnisse spricht der Verf. u. a. die Meinung aus, dass bei der Magenverdauung die Bakterien höchst wahrscheinlich gar keinen Antheil nehmen. Rot her t (Kazan). Neue Litteratur znsammengestellt von De. Aethue Würzbueg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines Uber Bakterien und Parasiten. Fraenkel, C., u. Pfeiffer, R., Mikrophotographiseher Atlas der Bakterienkunde. 11. Lfg. gr. 8°. 5 Lichtdr.-Taf. m. 5 Bl Erklärgn. Berlin (Hirschwald) 1891. 4 M. v. Lingelsheim , Experimentelle Untersuchungen über morphologische , kulturelle und pathogene Eigenschaften verschiedener Streptokokken. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. X. 1891. Heft 2. p. 331—366.) 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Dies bestätigt die ohnehin wahrscheinliche Annahme, dass die Vernichtung der Schimmelpilzsporen im Mageninhalt nicht durch die Salzsäure, sondern durch irgend eine andere Ursache bewirkt wird. Der Verf. berührt diesen Punkt überhaupt nicht im Text. Ref. 238 Neue Litteratur. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen. A. Infektiöse Allgemeinkrankheiten. Litthauer , Glossen zum Volks-Seuchengesetz. (Zeitschr. f. Medicinalbeamte. 1891. No 11, 12. p. 301—312, 329—334.) Lorentzen, Om isolationssygehuse. (Tidsskr. f. d. norske laegefor. 1891. No. 6. p. 254 — 256.) Malariakrankheiten. De la Boche, J. J., Tifo-malaria intermitente. (An. Acad. de med. de Medellin. 1890/91» p 72—76.) Doolet, J., Etüde critique sur l’ötiologie du paludisme. 8°. Paris (J. B. Baillifere & 61s) 1891. 3 fr. 50 c. Marchiafava, E., Etiologia e patogenesi della infezione malarica. (Lavori d. Congr. di med. int. 1889, Milano 1890. p 93 — 112.) 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September 1891. -°- No. 8. Preis für den Sand (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — ^ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Zur Kenntniss der Amöben-Enteritis und -Hepatitis. Von Dr. A. Lutz in Honolulu (Hawaii). Die neueren Mittheilungen von Osler und Kartulis in dieser Zeitschrift veranlassen mich, einige einschlägige Beobachtungen und Betrachtungen mitzutheilen. In der (leider unerfüllt gebliebenen) Hoffnung, dieselben durch ein grösseres Material zu ergänzen, habe ich sie bisher nicht veröffentlicht; wohl aber habe ich sie, um zu weiteren Beobachtungen aufzufordern , in Fachkreisen vielfach zur X. Bd. 16 242 Lutz, Sprache gebracht. Dies that ich auch 1889 bei einem Besuche im John Hopkinshospitale, und fand, dass daselbst zu jener Zeit noch keine einschlägigen Beobachtungen existirten. Es folgt daraus, dass die Priorität der Beobachtung für die neue Welt mir gebührt und Dr. Osler dieselbe nur für Nordamerika in Anspruch nehmen kann. Dies allein würde mich indessen nicht zu einer Mittheilung ver- anlasst haben; geben doch meiner Ansicht nach die bisherigen Mit- theilungen mehr einen Einblick in die geographische Verkeilung der aufmerksamen Beobachter, als in diejenige der jedenfalls sehr ver- breiteten Krankheit. Es ist merkwürdig, dass die vielen Mikro- skopiker der Gegenwart dieses so wichtige und dankbare Thema nicht mehr gefördert haben. Neben dem durch einige Kritiker hervorgerufenen Vorurtheile kommt dabei wohl besonders der Umstand in Betracht, dass die Wichtigkeit gewisser Yorsichtsmassregeln für die Sicherung positiver Befunde nicht genügend hervorgehoben wurde. Der Zweck dieser Mittheilung ist daher hauptsächlich, auf dieselben aufmerksam zu machen und zugleich einer, wie ich glaube, bevorstehenden Verwirrung der ganzen Frage vorzubeugen. Da das Vorkommen von Amöben im menschlichen Darmkanal bezw. in der Leber von keiner Seite in Abrede gestellt wird, so hat die Diskussion hauptsächlich folgende Fragen zu berücksichtigen : 1) Kann der Parasitismus der Amöben zu pathologischen Zu- ständen führen? 2) Sind dieselben eine nothwendige Folge oder von gewissen unterstützenden Bedingungen abhängig? 3) Kommen vielleicht neben schädlichen auch unschuldige Arten an denselben Lokalitäten vor? 4) Welcher Art sind die hervorgebrachten Störungen? Welchen bereits klinisch bekannten Affektionen entsprechen dieselben? Bevor ich mich zur Diskussion dieser Fragen wende, möchte ich noch einige Worte über die Untersuchungsmethode sagen. Nur die frisch untersuchten Fäces geben einen richtigen Begriff von der oft ganz ungeheueren Anzahl und der erstaunlichen Leb- haftigkeit der Amöben ; man sollte daher das Mikroskop zum Kranken mitnehmen und unmittelbar nach der Entleerung die Dejektionen auf mässig erwärmtem Objektträger beobachten. Als Zusatzflüssigkeit lässt sich der körperwarme Speichel gut benutzen x). Im warmen Zimmer gelingt es dann leicht, ev. unter wiederholtem leichten Er- wärmen, das ausserordentlich interessante Spiel der sich bewegenden Amöben lange Zeit hindurch zu verfolgen. Wo ein heizbares Mi- kroskop zu haben ist, wird man natürlich das letztere vorziehen. Nach kurzer Abkühlung lässt sich ein Theil der kältestarren Amöben wieder zu Bewegungen veranlassen, so dass sich auch dann noch eine sichere Diagnose stellen lässt; indessen büsst man doch den Massstab für die Beurtheilung der Intensität der Infektion ein. Im Nothfalle kann man einige Präparate bis zur Untersuchung in 1) Dass derselbe selbst amöbenfrei ist, lässt sich durch Kontrolluntersuchungen leicht feststellen. Zur Kenntniss der Amöben-Enteritis und -Hepatitis. 243 einer dem Körper ganz oder nahe anliegenden Tasche aufbewahren, wobei die Abkühlung eine sehr mässige ist. Es ist erstaunlich, wie schwierig es ist, ruhende Amöben mit Sicherheit in Präparaten zu finden, welche dieselben in grosser Zahl enthalten ; in Dejektionen mit den vielen darin enthaltenen Forra- elementen kommt man kaum über die Wahrscheinlichkeitsdiagnose hinaus. Im Abscesseiter mag es leichter sein. Jedenfalls bleibt immer die eigenthiimliche Bewegung das beste Kriterium für die Amöbennatur; sie müsste schon wegen der Unterscheidung verschie- dener Spezies in Betrachtung gezogen werden. Ich schreibe es nur der Unkenntniss dieser Verhältnisse zu, dass ich die ersten Darmamöben erst vor circa 3 Jahren auffand, ob- gleich ich schon mehrere Jahre vorher darauf fahndete und auch aus anderen Gründen viele Hunderte von Fäkalpräparaten untersucht hatte. Einer oder zwei der untersuchten Fälle entsprachen klinisch genau dem später beobachteten Bilde der Amöbeninfektion. Noch möchte ich darauf aufmerksam machen, dass bei Unter- suchungen von Dejektionen die Amöben weniger in den eigentlichen Fäces, als in den Sekreten der Darmwand (Schleim, Blut, Eiter) ge- funden werden. Wenden wir uns nun zur Erörterung obiger Fragen, so finden wir, dass die Ansichten über die pathologische Bedeutung der Amöben sehr getheilt sind. Dass die Amöben wirkliche Parasiten sind und nicht etwa nur Fäulnissbewohner, welche eben so gut ausserhalb wie innerhalb des Körpers existiren können, wird schon dadurch bewiesen, dass sie an enge Temperaturgrenzen gebunden sind, und dass wir in ihrem Inneren nicht die Elemente des von aussen stammenden Darmkothes, sondern vom Wirthe gelieferte, und zwar mit besonderer Vorliebe rothe Blut- körperchen finden. Ihre lange Ausdauer im Innern geschlossener Leberabscesse ist ein weiterer Beweis für ihre vortreffliche Anpassung, und endlich sprechen auch die letzten Untersuchungen von Kar- tulis entschieden gegen ein aktives Leben ausserhalb des Körpers (soweit nur die natürlichen Bedingungen in Frage kommen). Trotzdem die parasitische Natur der Darmamöben allgemein zugegeben oder zum Mindesten nicht bestritten wird, herrscht aber über die Folgen ihres Parasitismus keine Einigkeit. Ich will die An- sichten der Autoren kurz rekapituliren, soweit es die in meinem Be- sitze vorhandene Litteratur erlaubt. Die eingehende und sorgfältige Beobachtung von Loesch *), der zuerst parasitirende Amöben mit Sicherheit nachwies, ist mir leider nicht im Originale zugänglich. Aus dem genauen Berichte von Leuckart1 2) lässt sich indessen mit Sicherheit entnehmen, dass der Autor an der klinischen Bedeutung seines Befundes nicht zweifelt, und ebenso wenig scheint dies der Berichterstatter zu thun. Nach Kartulis3) urtheilt Norm and, auf eigene Beobachtung gestützt, 1) Archiv für path. Anatomie. Bd. LXV. 1875. pg. 196. 2) Leuckart, Parasiten (2. Aufl.) pg. 234 ff. 3) Centralbl. für Bakteriol. u. Paras. Bd. I. 1887. pg. 538. 16* 244 Lutz, ebenso. Koch1) wies die Amöben in Darmschnitten (sogen.) tro- pischer Dysentrie nach; Kartulis folgte ihm auf demselben Beob- achtungsfeld und trat auf Grund eines grossen Beobachtungsmateriales ganz entschieden für die Konstanz und ursächliche Bedeutung dieses Befundes ein2). Dasselbe tliat Hlava2) für eine im Prager Irren- hause endemische „Dysenterie“. (Fälle aus derselben Quelle sind auch von Klebs in seinem Handbuche der allgemeinen Pathologie3) er- wähnt und einem Bacillus zugeschrieben ; trotzdem die anatomischen Befunde von denjenigen früherer Autoren abwichen, wird die echt dysenterische Natur der Krankheit doch nicht im Geringsten be- zweifelt). Perroncito4), welcher die Amöben bei einer chroni- schen, mit Diarrhöe verbundenen Enteritis fand, spricht sich über ihre Bedeutung nicht aus. Osler5) fand die Amöben in einem Leber- abscess nach einer chronischen „Dysenterie“ und erklärt sie für para- sitirende Organismen, deren Verhältniss zur Dysenterie durch fernere Untersuchungen bestimmt werden müsse. Ich selbst glaube nach 3 in Brasilien gemachten Beobachtungen, dass durch die massenhafte Gegenwart von Amöben, auf welche die Loesch’sche Beschrei- bung vorzüglich passt, eine ebenfalls mit der klinischen Beobachtung des Autors vollkommen übereinstimmende chronische ulceröse Enteritis unterhalten wird. Diese dort stets seltene, aber klinisch sehr gut charakterisirte Affektion war mir auf Amöben verdächtig; doch vermochte ich in einigen früher untersuchten Fällen, von denen wenigstens einer unzweifelhaft hierher gehört, die Amöben in den er- kalteten Fäces nicht sicher zu erkennen. Diesen Zeugnissen gegenüber stehen diejenigen von Grassi6), welcher — wahrscheinlich identische — Amöben bei gesunden und kranken Personen fand, ferner von Cunningham7) in Calcutta, der ähnliche Thierchen in Dejektionen von gesunden und kranken Menschen, Pferden und Kühen antraf; auch Sonsino soll dieselben beschrieben, ihnen aber keinen Werth beigelegt haben8). Merk- würdigerweise stellt sich auch ein Beobachter aus Loesch’s Klinik, Massiutin8), etwas auf die Seite der Zweifler, obgleich sein erster Fall — der einzige, bei dem die Amöben massenhaft gefunden wurden — eine sehr typische Geschichte darbietet. Drei andere zeigten Erscheinungen von akutem oder chronischem Darm- katarrh und nur der fünfte war als Typhus ohne primäre Darmer- krankung diagnostizirt. Uebrigens verweisen wir den Leser auf das uns leider nicht zugängliche Original, resp. auf das Referat in diesem Blatte. Fassen wir nun diese Beobachtungen zusammen, so sehen wir, dass allerdings mässige Amöbeninfektionen nicht nothwendigerweise 1) R. Koch, Gaffky’s Bericht zur Erforschung der Cholera in 1883. pg. 65. 2) Siehe Litteraturverzeichniss von Kartulis in Centralbl. für Bakteriol. u. Paras. Bd. IX. pg. 372. 3) Bd. I. pg. 203 ff. 4) Perroncito, I Parassiti etc. 1882. pg. 85. 5) Centralbl. f. Bakteriol. u. Paras. Bd. VII. pg. 736. 6) Siehe Anm. 2. 7) Siehe Anm. 3. 8) Massiutin, Ueber die Amöben etc., ref. von v. Etlinger im Centralbl. für Bakteriol. u. Paras. Bd. VI. pg. 452. Zur Kenntniss der Amöben-Enteritis und -Hepatitis. 245 von deutlichen Beschwerden gefolgt sein müssen, obgleich auch in solchen Fällen die Darmfunktionen meist etwas verändert erscheinen. Wo aber, wie in den meisten Beobachtungen, die Zahl der Amöben eine sehr bedeutende war, finden wir dieselben in Begleitung nahm- hafter Störungen, welche bald als ulceröse Enteritis, bald als Dysen- terie (letztere oft als tropische oder chronische definirt) bezeichnet werden. Endlich wurden die Amöben massenhaft in der Wandung oder im Eiter von Leberabscessen gefunden. Angaben über ihr Vor- kommen in der normalen Leber gibt es nicht, aber ebensowenig existiren solche über ihr Fehlen beim endemischen Leberabscesse, wie solcher namentlich in den wärmeren Zonen vorkommt. Es scheint daher berechtigt, dieselben als einen konstanten Befund anzusehen, bis wir eines anderen belehrt werden. Wie mir scheint, sind die bisherigen klinischen Beobachtungen hinreichend, um unsere erste Frage mit einem hohen Grade von Wahrscheinlichkeit bejahen zu können. Thierversuche, besonders die neuesten von Kartulis mit Amöbenkulturen, dienen denselben als weitere Stütze. Ferner spricht dafür die auch von mir beobachtete Thatsache, dass eine Besserung des Prozesses nur erreicht wird, wenn auch die Amöben an Zahl abnehraen, und endlich der Umstand, dass wir den Prozess ebensowenig zu heilen vermögen, als wir die Para- siten ganz ausrotten können. Dass ausgesprochene pathologische Zustände der Amöbenin- fektion folgen müssen, lässt sicht angesichts der vorliegenden Angaben nicht behaupten. Es ist in dieser Hinsicht aus den Thier- experimenten nichts zu lernen, da sie bisher unter Bedingungen an- gestellt worden sind , wie sie beim Menschen kaum in Betracht kommen. Vielmehr ist es äusserst wahrscheinlich, dass Keimformen der Amöben per os eingeführt werden, und die Anzahl derselben möchte für die Intensität der Infektion nicht gleichgültig sein. Es ist aber auch denkbar, dass nur akute Erkrankungen des Darm- kanals aus anderer Ursache den Amöben Gelegenheit geben, sich unter rascherer Vermehrung massenhaft in die Schleimhaut einzu- nisten und von da vielleicht auch in die Leber zu gelangen. Das gleichzeitige Vorkommen grosser Mengen von kleinen Flagellaten ist wiederholt, und auch von mir in zwei Fällen, beobachtet; dabei fand, ich sowohl die als Trichomonaden, wie die als Cercomonaden be- zeichneten Formen. Da nach neueren Beobachtungen Flagellaten auch das Darmepithel angreifen können, so dürfte auch deren Gegenwart vielleicht nicht ganz bedeutungslos sein. Die vollständige Lösung unserer zweiten Frage muss der Zukunft Vorbehalten bleiben, aber selbst, wenn es sich ergeben sollte, dass Hülfsbedingungen nöthig sind und ohne dieselben die Gegenwart selbst zahlreicher Amöben auf die Dauer ohne schlimme Folgen bleiben kann , so würde dies die pathologische Bedeutung der Amöben keineswegs beeinträchtigen. Die Frage, ob mehrere Arten von Amöben im Darmkanale und in der Leber Vorkommen, kann ebenfalls noch nicht entschieden werden; doch ist vor der Hand kein genügender Grund zu der An- nahme, dass mehr als eine Art von echten Amöben sich den eigen- 246 Lutz, thümlichen Verhältnissen des Parasitismus in Warmblütern angepasst hätte. Obgleich Kart ul is von Riesenamöben sprach, sind seine Exemplare doch nicht grösser, als die von Loesch beschriebenen, auf welche auch die anderen Beschreibungen passen. Wir kommen nun zur Frage nach der Natur der pathologischen Befunde. Es könnte leicht als ein Argument gegen die Bedeutung der Amöben angeführt werden, dass die ihre Gegenwart begleitenden Prozesse mit so verschiedenen Namen bezeichnet werden, als da sind: akuter und chronischer Darmkatarrh, ulceröse Enteritis, Typhus, Leberabscesse etc. Gehen wir indessen der Sache auf den Grund, so finden wir, dass alle diese Zustände (mit Ausnahme des allein- stehenden Typhusfalles) sich in den Rahmen eines Krankheitsbildes bringen lassen, welches unter Umständen auch an einem Kranken beobachtet werden kann. Zuerst müssen wir uns freilich gestatten, dem Worte „Dysenterie“ die Bezeichnung „Enteritis“ mit schleimig- blutigen Entleerungen zu substituiren; denn nichts anderes ist (wenigstens soweit ich aus der Litteratur entnehmen kann) die oft erwähnte „chronische oder tropische“ Dysenterie. Die echte Dysen- terie dagegen ist (wie jeder Arzt aus der Litteratur wissen muss, wenn auch die Gelegenheit zu eigener Beobachtung neuerdings selten gewordeu ist) eine akute Infektionskrankheit, welche in allen Zonen auftreten kann und oft eine grosse Ausbreitung erfahren hat. Oft ist sie sehr schwer und mörderisch und gerade in solchen Fällen wird der Befund immer wieder als diphtheritische Dickdarment- zündung angegeben. Kommen dabei auch Leberabscesse vor, so sind sie doch von dem endemischen, stets langsam verlaufenden offenbar völlig verschieden. Nie hat man gehört, dass auf eine epidemische Dysenterie nachträglich eine Epidemie von Leberabscessen gefolgt wäre, was doch geschehen müsste, wenn beide Darmaffektionen iden- tisch wären ; denn die Annahme, dass diese Komplikation nur durch das Klima bedingt sei, dürfte doch heutzutage kaum mehr ernstlich vorgebracht werden. Auch die nachfolgenden Funktionsstörungen sind bei der epidemischen Ruhr offenbar nur die Residuen des be- reits abgelaufenen destruktiven Prozesses, während die Amöben- krankheit von vornherein chronisch und ohne besonders schwere Initialerscheinungen auftreten kann. Dass die epidemische Dysen- terie auf Amöben beruhe, ist unbewiesen und aus verschiedenen Gründen viel weniger wahrscheinlich, als dass sie zu den bakteriellen Infektioneu gehört; jedenfalls kann sie aber nicht durch die echte Loesche’sche Amöbe bedingt sein. Ausser der epidemischen gibt es bekanntlich noch eine sporadische Form, welche in allen Ländern vorkommt; wenn dieselbe leicht auf- tritt, geht sie häufig unter dem Namen katarrhalische Dysenterie. Ob sie mit der epidemischen Form identisch ist oder zu derselben in einem Verhältnisse steht, wie Cholera nostras zu Cholera asiatica, ist noch unentschieden. Jedenfalls darf sie aber nicht banalen Ur- sachen, wie Indigestion, Koprostase etc. zugeschrieben werden, sondern tritt wie ein spezifischer Infektionsprozess auf, was ich nicht nur öfters an Kranken, sondern auch zweimal an mir selbst beobachten konnte. In einigen hierher gehörigen, rasch mit Genesung endigenden Zur Kenntniss der Amöben-Enteritis und -Hepatitis. 247 Fällen waren keine Amöben nachzuweisen ; es war dies auch kaum zu erwarten, da die Amöbeninfektion wenig zur Spontanheilung neigt. Nur diese beiden Krankheiten dürfen mit dem Namen „Dysen- terie“ bezeichnet werden. Dass Kart ul is es nicht mit diesen zu thun gehabt hat, geht schon aus seinem reichen Material von Leber- abscessen mit grösster Wahrscheinlichkeit hervor. Wir glauben es nur dem unpassenden Namen „Dysenterie“ zuschreiben zu müssen, dass seine so werthvollen Beobachtungen nicht die verdiente Auf- nahme gefunden haben. Freilich ist eine genaue Scheidung der Krankheiten in der Litteratur nirgends durchgeführt, und überall ge- nügen blutige Durchfälle für die Diagnose „Dysenterie“; daher sind auch akute Quecksilbervergiftungen in dieser Rubrik zu finden. Hoffentlich wird die Zukunft in dieser Beziehung eine Reform bringen; wir werden dann erfahren, ob die Dysenterie der warmen Zonen ganz oder nur theilweise von der eigentlichen Dysenterie zu trennen ist, und wie weit ihre Verbreitung auch in anderen Zonen geht. Wenn ich meine drei eigenen, unter sich gut übereinstimmenden Beobachtungen generalisiren darf, so ist die Amöbeninfektion eine chronische Enteritis, die wohl akute Remissionen und Exacer- bationen, aber nur sehr geringe Heilungstendenz zeigt. Die Ent- leerungen sind fäkulent, geformt oder diarrhöisch, immer mit Schleim gemischt, welcher grosse Mengen von C har cot’ sehen Krystallen enthalten kann. Der Schleim enthält wiederum beigemengtes Blut in verschiedener Quantität, und gerade an diesen Stellen finden sich die Amöben massenhaft gedrängt und mit aufgenommenen rothen Blutkörperchen beladen. Flagellaten finden sich ebendaselbst, gehen aber auch in die Fäces selbst über, wenn dieselben flüssig genug sind, was die Amöben nur in geringem Grade thun. Von den drei während längerer Zeit beobachteten Fällen betraf der eine ein kleines Mädchen; die beiden anderen Kranken waren er- wachsene Männer. Einer derselben bot hektisches Fieber, Empfind- lichkeit, sowie spontane Schmerzen in der Leber, so dass der Verdacht auf beginnenden Leberabscess begründet erschien. Durch meine Ab- reise von Brasilien verlor ich die Patienten aus den Augen und hörte nur, dass das Mädchen seither gestorben ist. Mit therapeutischen Versuchen habe ich mir viel Mühe gegeben, ohne zu bedeutenden Resultaten zu kommen. Zwar liessen sich die isolirten Amöben durch verschiedene Mittel tödten, aber schon eine dünne Schicht von Darmschleim genügte, um sie vor denselben Substanzen zu schützen. Dies gilt z. B. auch von dem gerühmten Chinin. Da trotz der fortwährenden Entleerung grosser Amöbenmengen ihre Zahl nicht abnimmt, muss der Prozess hauptsächlich von den im Geschwürsgrunde eingenisteten und daselbst sich vermehrenden Amöben unterhalten werden, und diesen ist mit unseren gewöhn- lichen Mitteln nur schlecht beizukommen. Am besten bewährten sich mir hohe Darmirrigationen mit schwachen Tanninlösungen, sowie Tannin mit Opium innerlich. Auch Thymol intus et extra während längerer Zeit gebraucht, schien nützlich, erzielte aber keine vollkommene Heilung. Chinin ergab keine besseren Resultate, und Bismuthum sub- nitricum erschien ganz wirkungslos. 248 Gabritschewsky , Da in meinem Beobachtungsfelde Dysenterie epidemisch gar nicht, sporadisch nicht besonders häufig vorkommt, trotzdem aber der charakteristische Leberabscess zuweilen getroffen wird , so stehe ich nicht an, ihn auf die chronische ulceröse Enteritis zu beziehen. Ob diese auch daneben auftreten kann, muss von anderen Beobachtern an grösserem Materiale entschieden werden. Jedenfalls scheint es mir wahrscheinlich, dass das primäre Darmleiden ziemlich gering- fügig bleiben und wegen der sekundären Komplikation ganz übersehen werden kann. Zum Schlüsse möchte ich noch den Wunsch aussprechen, dass die hier berührten Fragen möglichst bald endgültig entschieden werden möchten; es kann dies leicht geschehen, wenn die verhält- nissmässig leichte und sehr dankbare Aufgabe nicht zu Gunsten anderer, viel schwierigerer und undankbarerer vernachlässigt wird. Honolulu, den 15. Juni 1891. Zur Technik der bakteriologischen Untersuchungen. [Aus dem bakteriologischen Laboratorium des Hygienischen Institutes in München.] Von Dr. med. Gf. Gabritschewsky, Privatdocenten an der Universität zu Moskau. Mit 2 Figuren. I. Graduirte Kapillarpipetten zum Abmessen sehr kleiner Flüssigkeitsmengen. Die feinsten Pipetten, die in der bakteriologischen Praxis ge- wöhnlich gebraucht werden, enthalten 1 ccm Flüssigkeit und sind in 10 gleiche Theile eingetheilt, so dass ein Abmessen von 0,1 ccm sehr leicht möglich ist. Bei verschiedenen bakteriologischen Unter- suchungen, z. B. bei Zählung von Bakterienkeimen in stark bakterien- haltigen Flüssigkeiten, muss man mit Hülfe dieser Pipette, um eine genügende geringe Zahl von Kolonieen auf der Gelatineplatte zu er- halten, 3, 4 oder 5 Verdünnungen herstellen. Dieses Ziel kann nun um so schneller und sicherer erreicht werden, je kleinere Quantitäten von bakterienhaltigen Flüssigkeiten man genau abzumessen im Stande ist. Zu diesem Zwecke habe ich die graduirten Kapillarpipetten konstruirt, welche eine genaue Entnahme von 0,001 — 0,01 — 0,1 ccm und der da- zwischen liegenden Mengen möglich machen. Ich gebrauche zwei Kapillarpipetten, eine kleinere, welche in 0,001 — 0,002 0,01 und 0,1 ccm (siehe die Abbildung) und eine grössere, welche in 0,01 — 0,02 .... 0,1 und 1,0 ccm getheilt ist. Die beiden Pipetten sind nach dem Prinzip des Kapillarrohrs beim Blutkörperchen-Zählapparat (Melangeur Potaire) hergestellt und am oberen Ende mit einem Zur Technik der bakteriologischen Untersuchungen. 249 Gummischlauch mit darauf sitzender Schraubenklemme versehen x). Die Anwendung der Kapillarpipetten ist sehr einfach. Nachdem die Pipette (ohne Gummischlauch) in trockener Hitze sterilisirt und dann bis zur Zimmertemperatur (ca. 15 0 C) abgekühlt ist, wird der Gummischlauch mit Schraubenklemme aufgesetzt und die nöthige Quantität der Flüssigkeit durch Oeffnen resp. entsprechendes Ein- stellen der Schraube entnommen. Jetzt wird die äussere Oberfläche des Kapillarrohrs gut abgetrocknet und die ab- gemessene Quantität in die Verdünnungsflüssigkeit durch Niederschrauben derselben Schraube ausgetrieben (vor dem Gebrauch darf die Klemme nicht vollständig eingeschraubt, d. h. der Schlauch nicht vollständig durch dieselbe zu- sammengedrückt sein). Bei gewisser Uebung nimmt das Abmessen der Flüs- sigkeit mit Hülfe dieser Kapillarpipetten nicht viel Zeit in Anspruch. Es ist dabei besonders das Eindringen von Luftblasen in die Pipette zu vermeiden, deshalb ist zu berücksichtigen, dass die Pipette aus der Flüssigkeit nicht früher herausgenommeu werden darf, als bis das Niveau der letzteren aufhört zu steigen; sind aber in Folge der Ausserachtlassung dieser Vorsicht Luftbläschen hineinge- kommen, so ist es am besten, die ganze in der Pipette enthaltene Flüssigkeit zu entfernen, indem man in die Pi- pette von oben (durch einen Wattepropfen) hineinbläst und die herausfliessende Flüssigkeit mit sterilisirtem Filtrir- papier aufnimmt. Noch besser ist es ausserdem, die Pi- pette mit sterilisirtem Wasser, Alkohol absol. und Aether auszuspülen, kurz zu flambiren und dann das Abmessen von Neuem anzufangen. Mit Wasser, Alkohol und Aether müssen auch die Pipetten nach jedem Gebrauch gereinigt werden. Die Kapillarpipetten wurden von mir1 2) bei Zäh- lung der Milzbraudbacillen in Bouillonkulturen und von Dr. Sc höhn werth3) bei Zählung der Bakterien im Wasser mit Erfolg angewendet. II. Schalen zur Kultur von Ana ero bien. Wie aus der beigegebenen Abbildung (s. p. 250) der Schale (im Querschnitt) zu ersehen ist, besteht die- selbe aus einem erhöhten Mittelboden (7 — 8 cm im Durchmesser), welcher als Kulturplatte dient, und einem hohlen Ring (1 cm tief und breit), der die runde Platte 1) Die graduirten Kapillarpipetten sind von Chr. Puchs (München, Fig. 1. Schillerstrasse 11) zu beziehen. 2) Ein Beitrag zur Frage der Immunität und Heilung von Infektionskrankheiten. (Centralbl. f. Bakt. u. Paras. Bd. X. 1891. S. 151.) 3) Die Arbeit von Herrn Dr. Schöll nwerth soll bald im Archiv für Hygiene erscheinen. 250 Gabritschewsky, Zur Technik der bakteriologischen Untersuchungen. umgibt. Mit der aufgeschliffenen Deckplatte, welche auf dem oberen, ebenfalls geschliffenen Rand der Schale liegt, bildet sich ein Raum, der mit der äusseren Luft durch je zwei korrespondirende Bohrungen der Schale und der Deckplatte in Verbindung steht, so dass dieser innere Raum durch eine Drehbewegung des Deckels vollständig und luftdicht (mit Hülfe von Vaselin) abgeschlossen wird I). Die Schalen Fig. 2. mit ihren Deckplatten werden bei 160 0 C sterilisirt und dann unter die Glocke des Giessaparats so gestellt, dass der Deckel neben der Schale, auf einer Seite derselben gestützt, liegt. Nachdem die Gelatine (6 — 8 bis 10 ccm) erstarrt ist, wird auf die untere, geschliffene Seite des Deckelrandes Vaselin mit einem Pinsel aufgetragen und der Deckel auf die Schale so aufgelegt, dass ihre Bohrungen korrespon- diren. Jetzt wird in eine von diesen zwei Oeffnungen (0,5 cm im Durchmesser) ein Gummirohr von entsprechender Grösse dicht ein- geführt und in Verbindung mit dem gaserzeugenden Apparat ge- bracht. Es genügt schon, 5 Minuten Gas durch den inneren Raum der Schale durchzuleiten, um sicher die Luft daraus zu entfernen. Wenn man noch während des Durchleitens des Wasserstoffs in die freie Oeffnung der Schale mittelst ausgezogener Glasröhrchen zuerst 3 ccm 20 °/0 Pyrogallussäure und dann ebensoviel verdünnter (1 : 5) Kalilauge (1:10) eingiesst, so wird die Mischung nach dem Ver- schluss der Schale nicht braun und bleibt während der Züchtungs- zeit unverändert. Dies ist ein sicherer Beweis dafür, dass es ge- lungen ist, den Luftraum der Schale sauerstofffrei zu machen. Um eine zufällige Verschiebung der Deckplatte auszuschliessen und noch einen sichereren Verschluss zu haben, kann man einen Gummiring auf die Schale und den Deckel seitlich auflegen. Doch ist der Gummi- ring durchaus nicht unerlässlich. Die Versuche, welche ich mit den Schalen angestellt habe, lassen mich hoffen, dass bei Isolirung und Zählung der Anaerobien-Bakterien, sowie bei Beobachtungen ihrer Wachsthumsverhältnisse diese Schalen mit gutem Erfolg angewendet werden können. 1) Die KulturschaJen für Anaerobien sind von Dr. H. Rohrbeck (Berlin, NW., Karlstrasse 24) zu beziehen. Wandtafeln für Bakterienkunde. 251 Referate. Eberth, C. J. , Wandtafeln für Bakterienkunde für den Gebrauch bei Vorlesungen. Berlin (Fischer’s med. Buch- handlung, H. Kornfeld) 1891. Bei dem theoretischen Unterricht in der Bakterienkunde ist es einem jeden Lehrer Bedürfniss, die Mikroorganismen, über welche er vorträgt, seinen Zuhörern in ihrer charakteristischen Form vor Augen zu führen. Am besten wird diesem Bedürfniss genügt, wenn man gute Photogramme der betreffenden Organismen mit ihrer natür- lichen Umgebung, Eiterzellen, Blutkörperchen, Epithelien und der- gleichen stark vergrössert, auf eine helle Fläche projizirt. Leider sind nur wenige Lehrer in der Lage, diesen ausgezeichneten Deraon- strationsmodus, welchen R. Koch uns gelehrt hat, zur Anwendung zu bringen, weil sie nicht im Besitze eines Projektionsapparates oder auch nicht im Besitze geeigneter Photogramme sind. Viele haben sich deshalb mit der Anfertigung von Wandtafeln geholfen, auf welchen Bilder, ähnlich den Photogrammen, schwarz auf weissem Grunde wiedergegeben sind. Die Herstellung solcher Tafeln ist aber bekanntlich sehr mühsam und zeitraubend. Eberth hat nun, von dem Darstellungsbedürfniss durchdrungen, zunächst für sich eine An- zahl von Tafeln von Mikroorganismen hergestellt, welche gewisser- massen ein vergrössertes Gesichtsfeld des Mikroskopes wiedergeben sollen, in welchem man die Organismen gefärbt erblickt. Da diese Tafeln in medizinischen Kreisen und besonders auch auf dem X. inter- nationalen medizinischen Kongresse, während welches zwei derselben ausgestellt waren, lebhaften Beifall fanden, so hat sich Eberth, wiederholten Aufforderungen nachgebend, zu einer Vervielfältigung der- selben entschlossen und der Verlag von Fischer’s medizinischer Buch- handlung hat deren Vertrieb übernommen. Folgende 24 Tafeln sind bisher in Aussicht genommen: 1. Streptococcus pyogenes (aus dem peritonealen Exsudat einer an Puerperalfieber Verstorbenen.) 2. Bacillus der Cholera asiatica. 3. Sputum mit Tuberkelbacillen. 4. Bacillus des Milzbrandes. 5. 77 „ „ mit 6. 77 des Typhus abdom. 7. 77 der Diphtherie. 8. 77 des Tetanus. 9. 7) des malignen Oedems. 10. 77 der Mäuseseptikämie. 11. 77 der Hühnercholera. 12. 77 des grünen Eiters. 13. 77 der Lepra. 14. 77 des Malleus. 1 5. 77 de3 Kauschbrandes. 16. 77 des Rhinoskleroms. 252 Wandtafeln für Bakterienkunde. ■ Bakterien im Rahme. 17. Spirillum des RecurreDs. 18. F r i ed 1 än d o r ’s Pneumococcus, 19. Fraenkel’s P u e um o c o c eu s. 20. Staphylococcus pyogenes aureus. 21. Gonococcus. 22. Micrococcus tetragenus. 23. Sarcine. 24. Plasmodium Malaria e. Die 24 Tafelu, welche vorzugsweise die medizinisch wichtigen Orga- nismen umfassen, sollen in 8 Lieferungen erscheinen, jede Lieferung 3 Tafeln umfassend, im Preise von 30 Mark. Die Tafeln sind auf Leinwand aufgezogen. Erschienen sind bisher die ersten drei Tafeln. Sie sind nach gefärbten Deckglaspräparaten auch unter Benutzung von Photogrammen entworfen und in ganz vortrefflicher Weise farbig ausgeführt. In schwarzer Umrahmung erblickt man ein weisses Gesichtsfeld, von welchem sich die farbigen Organismen plastisch ab- heben. Die Vergrösserung bewegt sich zwischen 20000—60000, sie ist eine solche, dass sie die Formverhältnisse der Bakterien noch auf eine Entfernung von 10 Metern gut erkennen lässt. Hängt man die Tafeln auf und betrachtet sie, so machen sie einen sehr hübschen, aber doch eigenartigen Eindruck. Ref. hat z. B. die Tafel No. 2, Bacillus der Cholera asiatica, in seinem Auditorium aufgehängt und eine ganze Reihe von Besuchern nach dem Eindruck gefragt, welchen die Tafel auf sie machten. Alle erkannten an, dass die Ausführung der Tafel vortrefflich sei, bei Allen aber war die erste Frage, wie stark ist denn die Vergrösserung? Als Ref. dann sagte 1 : 50000, waren ein- zelne zufriedengestellt, andere aber meinten, von einer derartigen Vergrösserung könnten sie sich keine rechte Vorstellung machen. Es fehlt eben etwas auf den Tafeln, was auf den Photogrammen aus bakterienhaltigen Körpersäften nie fehlt, ein Vergleichsobjekt von bekannter Grösse, ein Blut- oder Eiterkörperchen. Wenn ein solches allgemein bekanntes Objekt in der gleichen Vergrösserung wie die Organismen dargestellt ist, dann ist man über die Grösse der be- treffenden Wesen orientirt, fehlt ein solches, so schwebt man mit seiner Vorstellung über deren Grösse rein in der Luft. Freilich würde auf den Tafeln bei einer Vergrösserung von 50 — 60000 ein solches Gebilde so gross sein, wie der ganze oder wenigstens der halbe Umfang der als mikroskopisches Gesichtsfeld gedachten runden weissen Fläche. Dies ist wohl auch der Grund gewesen, weshalb derartige Vergleichsobjekte nicht auf den Tafeln angebracht sind. Es liesse sich indessen auf der schwarzen Umrandung des weissen Feldes leicht ein Massstab anbringen, vielleicht die Länge eines /u in der entsprechenden Vergrösserung. Ref. ist überzeugt, die schönen Tafeln würden dadurch bedeutend noch an Werth für den theore- tischen Unterricht gewinnen. Lo eff ler (Greifswald). Conn, H. W., Bakteria in the dairy. (From the third annual report of the Storr’s school, agricultural experimental Station 1891.) In einem ersten Kapitel behandelt Verf. den Prozess des Auf- Bakterien im Rahme. — Malaria. 253 rakmens und die Ausscheidung einer ähnlich dem Fibrin des Blutes gerinnungsfähigen Substanz, die kurze Zeit nach dem Melken in der Milch stattfinden soll. Weiterhin beschäftigt sich C. mit dem „Reifen“ des Rahmes, das dem Ausbuttern vorauszugehen hat und einen spontanen Gährungsprozess darstellt, welcher der Butter erst den angenehm erfrischenden, aromatischen Geschmack verleiht. Der Pro- zess wird nach Storch und W ei g mann durch gewisse Bakterien- arten hervorgebracht und kann auch künstlich durch Hinzufügen der Reinkulturen zu dem vorher pasteurisirten Rahm erzeugt werden. Verf. hat gleichfalls bakteriologische Untersuchung über die dabei tkätigen Bakterien angestellt und sich überzeugt, dass die Mannig- faltigkeit derselben überaus gross ist und kaum zwei Rahmsorten aus derselben Meierei gefunden werden, welche die gleichen Bak- terienarten enthalten. Vorwiegend allerdings sind die säurebildenden Arten darunter vertreten. Die Umstände, von denen die Infektion der Milch und damit die Art der sich entwickelnden Bakterien abhängt, entziehen sich unserem Einfluss ; aber zweifellos hängt die schlechte Beschaffenheit, welche die Butter in manchen Meiereien und zu gewissen Jahreszeiten annimmt, mit Verschiedenheiten in der Art der sich entwickelnden Bakterien zusammen. Escherich (Graz). Hochsinger, C., Zur Diagnose der Malaria infantilis. (Wiener medizinische Presse. 1891. No. 17.) Verf. macht die überraschende Mittheilung, dass in Wien, ins- besondere in den dem Donaukanal und dem Wienflusse unmittelbar angrenzenden Stadtgebieten, Malaria insbesondere bei Säuglingen und Kindern der ersten Lebensjahre ein keineswegs seltenes Vorkomm- niss sei. Die Erkrankung zeigt im frühen Kindesalter nicht unwesent- liche Verschiedenheit von der typischen Form. So fehlt der initiale Schüttelfrost, der den Anfall beschliessende Schweissausbruch, sowie die Intermission zwischen den einzelnen Temperatursteigerungen. Chinin 0,5 — 0,8 pro die erzielt nahezu immer Heilung. Den Nachweis, dass diesem etwas dunklen Krankheitsbilde wirk- lich Malaria zu Grunde liegt, will nun H. durch Nachweis des Haemo- plasmodium malariae in 30 daraufhin untersuchten Fällen er- bracht haben. In den mit Eosin-Methylenblaulösung gefärbten Blut- präparaten fanden sich stets und in allen Stadien der Erkrankung die sog. Corps Segmentes Laveran’s, in 3 Fällen Flagellaten, in einem schweren letal endenden Falle auch wohl ausgebildete Halbmonde. Dieser leicht und ohne Zeitaufwand anzustellenden Untersuchung kommt eine unschätzbare diagnostische Bedeutung in allen des Wechselfiebers verdächtigen Fällen zu. „Nach unserer Erfahrung muss, falls dem Kinde vorher kein Chinin gereicht wurde, der nega- tive Ausfall ebenso sicher die Malaria ausschliessen, als der positive für sie zeugt“. Bei einem gleichzeitig an Pneumonie erkrankten Patienten wurde neben den Protozoen auch der Diplococcus pneumoniae im Blute gefunden. Die ausführliche Publikation der Untersuchungsresultate steht noch aus. Escherich (Graz). 254 Malaria. Fajarnfe, E., Nuevos estudios sobre los hematoz o ario s del paludismo. (Revista de medicina y cirugia practicas. Tomo XXVII. Madrid 1890. S. 113—115.) Referat über Arbeiten von Laveran. S e n t i n o n (Barcelona). Dock, Gr., Studies in the etiology of malarial infection and of the haematozoa of Laveran. (Medical News. 1890. July. 19.) Die vom Verf. an 33 Malariakranken in Galveston (Texas) an- gestellten Beobachtungen hatten bei diesen durchweg die Anwesen- heit der Plasmodien im Blute ergeben. Sein Hauptaugenmerk richtete D. auf die Entwickelung der ektoglobulären Form der Lavera n’schen Parasiten. Sie entwickeln sich analog den später endoglobulären Parasiten der Tertiana aus kleinen, sphäroiden, hyalinen Gebilden, jedoch etwas rascher, als diese, und es steht ihre Entwickelung zum Auftreten des Fiebers scheinbar nicht in direktem Zusammenhang. Sie liegen einzeln oder durch fibrinfädenähnliche Bildungen zu Reihen vereinigt im Plasma und zeigen bald ein dunkles, körniges Pigment, welches meist in einer Randzone postirt, mitunter auch den centralen hellen Hof durch pigmentirte Brücken in 2 bis 3 Theile trennt. Aus diesen Gebilden entwickeln sich die geisseltragenden Formen in der Weise, dass eine lebhafte Bewegung in den Pigmentkörnchen be- ginnt und mit einemmal ein 20 — 30 /.i langer Geisselfaden aus der Zelle herausgeschleudert wird (was einmal vom Verf. direkt beobachtet wurde). Ein solcher Faden ist meist hohl und enthält auch hie und da Pigmentkörnchen, kann jedoch wiederum zurückgezogen werden. Neben der Geisselbildung zeigt sich an den Parasiten in dieser Periode häufig auch die Tendenz zur Knospenbildung, welche zum Schlüsse zur Abschnürung der Tochterzelle führt, ohne dass hierbei ein kernartiges Gebilde, welches in der Mutterzelle sichtbar ist, sich betheiligt zeigen würde. Die junge Tochterzelle trägt selbst wieder Geissein und Pigmentkörner. Diese Parasiten scheinen vorwiegend die atypischen Malariaformen zu bedingen. Der Zahl nach schwanken sie im Blute bei verschiedenen Individuen mehr, als bei einer Person zu verschiedenen Zeiten. In der Frage nach der Stellung dieser Parasitenform zu der endoglobulär vorkommenden neigt sich Verf. zu der Annahme hin, in ihnen nur eine Spielart eines Organismus zu sehen, welcher unter besonders günstigen Bedingungen in die typische Form des Malaria- parasiten übergehen, sich jedoch auch in dieser Form weiter ent- wickeln kann. Limb eck (Prag). Torti, A., ed Angeliiii, A., Infezione malarica cronica coi sintomi della sclerosi a placche. (La Riforma med. 1891. No. 144.) Verff. hatten Gelegenheit, an zwei jungen Individuen (21 und 22 Jahre alt), welche vorher an Wechselfieber gelitten haben, schwere, unter dem Bilde disseminirter Sklerose sich äussernde nervöse Stö- rungen zu beobachten, welche sich in beiden Fällen bei vollständiger Malaria. — Erysipel. 255 Apyrexie kurz nach dem letzten Fieberanfalle (5 Tage) zu ent- wickeln begannen. Nur die Blutuntersuchung, welche im ersten Falle zahlreiche endoglobuläre, amöboide, pigmentlose und kleine, runde, pigmenthaltige Hämatozoen, im zweiten Falle amöboide, pigmentlose Formen und Halbmonde ergab, sicherte die auf Malaria lautende Diagnose. Beide Fälle heilten alsbald unter Darreichung hoher Chinin- gaben. Das Auftreten dieser nervösen Störungen in Gefolge von Wech- selfieber sind Verff. geneigt, durch eine bereits von Marchiafava nacbgewiesene Thrombosirung der Kapillarnetze bestimmter Partieen des Centralnervensystems durch hämotozoenhaltige Blutkörperchen zu erklären, welche eine mehr oder weniger tiefgreifende und daher eine längere oder kürzere Dauer der nervösen Störungen bedingende Nekrosirung der thrombosirten Partieen zur Folge hat. Kamen (Czernowitz). Leroy, C., A biological study of the microbe of ery- sipelas. (Comptes rendus de la soc. de Biologie, 6. Dec. 1889. Ref. von H. Leslie Roberts in The Brit. Journ. of Derm. 1890. S. 20.) Die Kulturmethode, deren sich Leroy bediente, war folgende: Ein sterilisirtes Pepton - Gelatineröhrchen wurde am 16. Dezember 1887 mit einer Reinkultur von Erysipelstreptokokken geimpft, die in dem Laboratorium von Cornil angelegt war. Kleine Kolonieen, die bald nach der Inokulation aufgeschossen waren, hatten das Aussehen eines in der unverflüssigten Gelatine eingebetteten Nagels. Am Ende von -4 oder 5 Wochen verschwanden plötzlich die in der Gelatine gewachsenen Kolonieen. Das bei Zimmertemperatur aufbewahrte Kulturröhrchen, welches während des Jahres 1888 von Zeit zu Zeit beobachtet wurde, blieb während der ganzen Zeit frei von allen Keimen. Endlich Ende Januar 1889 w'urde in der Gelatine ein Wachs- thum bemerkt, das aus einigen zu 4 Gruppen angeordneten Kolonieen bestand, von denen jede einen Durchmesser von über 1 mm und einen kreisförmigen gezackten Rand hatte. Davon wurde am 11. Februar 1889 auf ein Pepton - Agar - Agarröhrchen und ein Peptongelatine- röhrchen abgeimpft; auf ersteres eine oberflächliche „Zick-zack-“, auf letzteres eine tiefe Inokulation. Bis zum 23. Februar wurden folgende Veränderungen in dem Agar- Agarröhrchen notirt: Die Impflinie wird deutlicher, zeigt einen erhabenen, sammetartigen Rand. Die ganze Agar-Agarmasse wird fluorescent, zeigt ein grün-gelbliches Aussehen. Durch die mikroskopische Untersuchung wurde nachgewiesen, dass die Kolonieen aus Erysipelstreptokokken bestanden. Gleichfalls ergab die Inokulation eines Kaninchens die Identität dieser Keime mit den Krankheitserregern des Erysipels. Leroy zieht aus seinen Untersuchungen folgende Schlüsse: 1) Dass der Erysipelstreptococcus in der Gelatine ein Wachs- thum erzeugt, welches nach einiger Zeit erlischt, um nach Ablauf einer verschieden langen Zeit spontan mit allen vitalen und virulenten Eigenschaften wieder aufzutauchen. 256 Aneurysma arteriae iliacae durch septischen Embolus. 2) Wenn diese Eigenschaft des Erysipelstreptococcus sich als wahr herausstellt, so erklärt sich daraus das periodische Rezidiviren des Erysipels bei manchen Menschen. Ledermann (Breslau). Buday, Ein Fall von Aneurysma arteriae iliacae com- munis, verursacht durch einen septischen Embolus. [Aus dem pathol.-anat. Institut in Budapest.] (Ziegler ’s Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie. Band X. 1891. Seite 187.) Es handelt sich um eine 37-jährige Frau, die im 5. Monate schwanger war. Intra vitam wurde die Diagnose auf Nephritis acuta, Insufficientia valv. bicuspidalis und Endocarditis ulcerosa ge- stellt. — Die anatomische Diagnose lautete: Insufficientia valv. bi- cusp. et v. v. semilunarium aortae, subsequ. hypertrophia excenter. minoris gradue ventriculorum cordis, indurativae brunea pulm., hydro- thorace d., hydrope ascite et anasarca lev. — Endocarditis diphthero- ides v. bicusp. et parietis sin. atrii sin. cum infarctibus et abscessi- bus metastat. hepatis, lienis et renum. — Synechia totalis pericardii. — Degeneratio adip. muscul. cordis. — Nephritis parench. haemorrhag. — Tumor lienis. — Uterus in involutione p. p. — Der untere Theil der Arteria iliaca communis bildete gerade oberhalb ihrer Theilung ein walnussgrosses Aneurysma, welches da- durch entstanden war, dass ein vom ulceröseu Endocardium fortge- schleppter und in der rechten Arteria iliaca comm. stecken gebliebener septischer Embolus durch die circumskripte Intimanekrose die puru- lente Meso- und Periarteriitis, der Durchbruch der Abscesse in das Lumen der Arterie aber die Zerstörung der inneren Schichten der Arterienwand und die Erweiterung der äusseren restirenden Schichten durch den Blutdruck hervorrief. Im Allgemeinen zeigte das Aneurysma jene Charaktere, welche Eppinger (Langenbeck’s Archiv) für die mykotisch - emboli- schen Aneurysmen in folgenden Punkten zusammenfasst: 1) Bei mykotischen Erkrankungen des Klappenapparates des Herzens kann es zu mykotisch -embolischen Thrombosen, am häufigsten in den Theilungsstellen der Arterien, kommen. 2) In den embolischen Thromben erscheinen öfters die Mikrokokkenballen in etwas weniger färbbare, homogene Ballen umgewandelt. 3) Diese Thromben erregen an Ort und Stelle ihres Haftens eine akute, exsudative Entzündung, die von der Adventitia ausgeht und zur Zerstörung der Gewebsele- mente der Media, zur Berstung der Elastica und der Intima führt. 4) Das Lumen der Arterie erscheint nun an Ort und Stelle des haftenbleibenden mykotisch - embolischen Thrombus, also an streng umschriebenen Stellen, ausgebuchtet. 5) Ein solches Aneurysma ist gewöhnlich durch seine Multiplicität gekennzeichnet, und als sein Lieblingssitz muss die Theilungsstelle der Arterien bezeichnet werden. 6) An dem Eingänge zu einem jeden solchen Aneurysma erscheint die Intima und das elastische Gewebe der Arterienwand stets voll- ständig abgesetzt, die Media muscularis theilweise durchtrennt, der Rest derselben setzt sich in solchen Fällen als Innenschicht der Aneurysmenwand fort. Oder es ist die Media, wie namentlich bei Sykosis. — Bakterien in den Nieren. 257 solchen Aneurysmen kleinerer Arterien, ganz durchtrennt. Die Ad- ventitia bildet in ersterem Falle die Aussenschicht und im letzteren Falle die alleinige Wandschicht des Aneurysma. 7) Der mykotische Embolus kann die Innenwand des Aneurysma bilden. 8) Man kann ausser akuten auch solche Aneurysmen unterscheiden, die Zeichen einer langen Dauer au sich haben, da kann der ursprüngliche Em- bolus fehlen. 9) Ein klein angebildetes Aneurysma kann durch rekru- diszirende akute peri- und mesarteritische Prozesse grösser werden. Buday fand in Deckglaspräparaten vom Grund des Endocardial- geschwüres oder vom bröckeligen Embolus Streptokokken und Staphylo- kokken und an den Enden abgerundete Bacillen. Durch Kulturen er- wiesen sich diese Mikroorganismen als Streptococcus pyo- genes, Staphylococcus pyogenes albus und Bacillus pyogenes foetidus. Dittrich (Prag). Sabrazös, M., Sycosis göndralise. [Soc. d’anat. et de physiol. de Bordeaux. Seance du 15 dec. 1890.] (Annal. de derm. et de syph. 1891. 25. Jan.) Sabrazes stellte einen 52jährigen Arbeiter vor, der vor 5 Monaten von einer Affektion befallen wurde, welche sich durch das Auftreten von hanf- bis erbsengrossen stark infiltrirten, im Cen- trum von einem Haar durchbohrten Pusteln charakterisirte, nachdem er schon Monate lang vorher an einem sehr stark juckenden Ekzem der Pubes, der Oberlippe und der Augenlider gelitten hatte. Die Eruption bildete an der Pubes und den Inguinalfalten ein weinrothes, stark infiltrirtes Dreieck, an dem die Haare zum grossen Theil aus- gegangen waren und welches auf Druck aus zahlreichen Oeffnungen Eitertröpfchen entleeren liess. Weniger zahlreich und weniger ent- wickelt waren die Pusteln am Bauch und den Schenkeln. Krusten und Pusteln fanden sich gleichfalls an der Oberlippe, Nasenöffnung und dem freien Rand der Augenlider. In den Haaren Hessen sich Parasiten nicht nach weisen. Ledermann (Breslau). Faulhaber, E., Ueber das Vorkommen von Bakterien in den Nieren bei akuten Infektionskrankheiten. [Aus dem pathologisch-histologischen Institute (Prof. Weichselbaum) in Wien]. (Ziegler’s Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie. Bd. X. 1891.) Verf. stellte sich die Aufgabe, zu erforschen, 1) ob bei den akuten Infektionskrankheiten die den allgemeinen Prozess oder eine Komplikation desselben bedingenden Bakterien auch in der Niere Vorkommen, 2) ob die Bakterien in solchen Mengen und in einer solchen Vertheilung gefunden werden, dass sämmtliche oder nur ein Theil der anatomischen Veränderungen auf sie bezogen werden können, und wenn letzteres der Fall ist, welche diese Veränderungen sind. Von der Untersuchung ausgeschlossen waren makroskopisch wahrnehmbare Abscesse und Infarkte der Nieren. Die Nieren wurden theils zu Kulturen, theils zur mikroskopischen Untersuchung verwendet. X. Bd. 17 258 Bakterien in den Nieren. Im Ganzen wurden 53 Fälle von Infektionskrankheiten unter- sucht. Dieselben lassen sich nach der Art der nachgewiesenen Bak- terien in 4 Gruppen eintheilen, welche durch den Diplococcus pneumoniae, dann Bacillus pneumoniae Friedländer, durch Typhusbacillen und Streptokokken repräsentirt werden. 1. Gruppe : Diplococcus pneumoniae. — Hierher gehören alle Fälle, in denen der Diplococcus pneumoniae in den Nieren gefunden wurde, ohne Rücksicht auf die Art der Haupterkrankung, welche mit Ausnahme zweier Fälle von Scarlatina stets durch den Diplococcus pneumoniae hervorgerufen worden war. Unter den hierher gehörigen 35 Fällen waren 29 Fälle von kroupöser Pneumonie, 2 Fälle von Scarlatina, 1 Fall von Peritonitis und beginnender Pleu- ritis ohne Pneumonie, 1 Fall von Pleuritis mit lobulärer Pneumonie, 1 Fall von Pleuritis bilateralis und Endometritis, 1 Fall von ulce- röser Endocarditis und älterer Pneumonie. In 13 Fällen wurde der Diplococcus pneumoniae nur mi- kroskopisch, in den übrigen Fällen mikroskopisch und durch Kultur nach- gewiesen, und zwar in den letzteren 8 mal in grosser Menge, 7 mal in mittlerer Menge und 7 mal in geringer Menge. In den meisten dieser Fälle fand man in den Nieren stets neben verschieden intensiven, diffusen, parenchymatösen Verände- rungen ein vermehrtes Auftreten von Leukocyten im Gefässsystein und in sehr vielen Fällen noch eine herdweise Ansammlung von Rundzellen im interstitiellen Gewebe, namentlich um Knäuel und Ge- fässe, sonach allgemeine parenchymatöse nnd Herderkrankungen. Wo der Diplococcus durch Kultur in mittlerer oder grösserer An- zahl nachgewiesen worden war, fand sich derselbe nahezu in sämmt- lichen Kapillaren einzeln stehend, zuweilen gehäuft; in den grösseren Gefässen haftete er der Wand an oder war zwischen den rothen Blutkörperchen, Leukocyten umlagernd, oft in grossen Mengen und Ketten, wahrzunehmen. Derselbe war auch zwischen den Rundzellen, sowie in den hyalinen Massen der Gefässe nachzuweisen. Für die Färbung des Diplococcus pneumoniae bewährt sich am besten alkalisches oder Carbol-Methylenblau, sowie alkalische Anilinwasser-Farblösungen. 2. Gruppe: Bacillus pneumoniae Friedländer. — 2 Fälle. Der Bacillus pneumoniae wurde beidemale mikroskopisch in der Niere nachgewiesen, einmal in grosser Menge kultivirt. Man fand parenchymatöse und interstitielle Veränderungen. 3. Gruppe: Typhus abdominalis. — 4 Fälle. In allen diesen Fällen wurden Typhusbacillen durch Kultur nachgewiesen. Die Niere zeigte die Veränderungen der trüben Schwellung. Der mikroskopische Nachweis der Typhusbacillen im Gewebe gestaltete sich immer sehr schwer. Doch fänden sie sich hie und da in den Gefässen und in den Harnkanälchen. 4. Gruppe: Streptokokken. — 12 Fälle akuter Infektions- krankheiten, und zwar 3 Fälle von Erysipel, 2 Fälle von Phlegmone, 3 Fälle von Processus puerperalis, je 1 Fall von Gangrän der linken oberen Extremität, Peritonitis, Variola haemorrhagica, Pleuritis. Ascaris lumbricoides. — Braunfleckigkeit der Gerstenblätter. 259 Ausser in 2 Fällen fand sich stets eine akute parenchymatöse Nephritis vor, mit herdweiser und ausgedehnter Ansammlung von Rundzellen im interstitiellen Gewebe. Aus den Untersuchungen des Autors erhellt sonach für die vor- liegenden Fälle, dass bei den akuten Infektionskrankheiten die den allgemeinen Prozess oder eine Komplikation desselben bedingenden Bakterien auch in den Nieren Vorkommen. Gewiss waren in den meisten Fällen die pathologischen Veränderungen der Nieren durch die betreffenden Bakterien hervorgerufen worden. D i 1 1 r i c h (Prag). Bergmann, W., Ueber den Befund eines Ascaris lumbri- coides in der Peritonealhöhle. [Aus Prof. Chiari’s path.-anat. Institute an der deutschen Universität zu Prag.] (Prager medizinische Wochenschrift. 1890. No. 50.) Sektion eines Falles von ulceröser Perforation des Processus vermiformis, in dem ein Koprolith enthalten war, mit konsekutiver Peritonitis. In dem Exsudate um das Coecum herum ein mazerirter Ascaris, der nur durch die Perforationsöffnung dahin gelangt sein konnte. Verf. ist der Ansicht, dass hier der Spulwurm erst nach kom- pleter Perforation des Wurmfortsatzes von Seite des Koprolithen durch die Perforationsöffnung in das Peritonealcavum gelangt war, oder doch die betreffende Stelle durch Ulceration schon perforations- reif war, als der Ascaris sie durchbohrte. Dittrich (Prag). Kirchner, 0., Braunfleckigkeit der Gerstenblätter. (Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten. I. 1891. p. 24 — 26.) Helminthosporium gramineum Rbh. ruft eine Blatt- fleckenkrankheit der Gerste hervor, welche 1885 von Erik so n in Schweden zuerst beobachtet, jetzt aber auch vom Verf. bei Hohen- heim in Württemberg, in Vorarlberg und in Tyrol gefunden worden ist. Die Konidienlager des Pilzes erscheinen auf den Blättern und Blattscheiden als schwarzbraune, gelblich umränderte, langgezogene Flecken, welche sich später vergrössern und vermehren. Die Blätter vergilben dadurch, die Aehren kommen nicht zur Entwickelung, und die Pflanze stirbt vorzeitig ab. Die Konidien sind meist 2 — 6kam- merig, zeigen aber auch bis zu 8 Scheidewänden. Auf andere Ge- treidearten, als Gerste geht der Pilz scheinbar nicht über. Br ick (Hamburg). 17* 260 Heim, Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Untersuchungsmethoden seit dem Jahre 1887. Zusammenfassender Bericht von Dr. L. Heim, k. b. Stabsarzt und Privatdozent. I. Färbungsmethoden. Seit der im 3. Bande dieses Centralblattes erschienenen historisch- kritischen Uebersicht über die Entwickelung der Bakterienfärbung von P. G. Unna sind die Methoden des Nachweises der Bakterien durch die Färbung vervollkommnet worden und neue Untersuchungen haben unsere Kenntnisse von ihrem feineren Bau gefördert. Den wichtigsten Fortschritt in der Färbetechnik verdanken wir Loeffler (O. 6. 209 u. 7. 625 *). Dieser Forscher stellte mit Hilfe eines von ihm gefundenen und verbesserten Beiz- und Färbe- verfahrens die Geissein beweglicher Mikroorganismen in vorzüglicher Weise dar und demonstrirte sie in ausgezeichneten Photogrammen. Die geeignetste Beize ist eine Fuchsintinte, hergestellt durch Ver- mischung von Tannin-, Ferrosulfat- und Fuchsinlösung, welche bei alkalibildenden Bakterien entsprechend sauer, bei Säurebildnern al- kalisch gemacht werden muß. Gefärbt wird mit Anilinölwasser- 1) In diesem Centralblatt im Orginal (O.) erschienene oder referirte Arbeiten sind ohne weitere Quellenangabe mit den in Klammern gesetzten Zahlen citirt ; die eine der- selben nennt den Band, die andere die Seitenzahl. Bei den anderen Litteraturangaben ist die Bandzahl mit römischen Ziffern bezeichnet; sonst bedeutet die erste Zahl das Jahr, eine allenfallsige zweite die Nummer, die letzte die Seite. Die Abkürzungen erklären sich folgendermassen : A. a. d. K. G. A. = Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheits-Amte. A. f. H. = Archiv für Hygiene. B. kl. W. = Berliner klinische Wochenschrift. C. f. d. m. W. = Centralblatt für die medizinischen Wissenschaften. C. f. kl. M. = Centralblatt für klinische Medizin. Ch. A. = Charite-Annalen. D. m. W. = Deutsche medizinische Wochenschrift. D. M. Z. = Deutsche Medizinal-Zeitung. F. d. M. = Fortschritte der Medicin. H. R. = Hygienische Rundschau. J. B. = Jahres-Bericht von Baumgarten. K. f. Schw. Ae. = Korrespondenzblatt für Schweizer Aerzte. M. f. pr. D. = Monatshefte für praktische Dermatologie. M. m. W. = Münchener medizinische Wochenschrift. Rf. = Referat. St P. m. W. = St. Petersburger medizinische Wochenschrift. V. A. = Virchow’s Archiv. Z. f. H. = Zeitschrift für Hygiene. Z. f. w. M. = Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie. Die Neuerungen d. bakteriol. Untersuchungsmethoden seit dem Jahre 1887. 261 fuchsinlüsung, der man l°/00 Natronlauge bis zum Eintritt der Schwebefällung zusetzt. Ausser Koch war es bis dahin nur Wenigen geglückt, und nur in vereinzelten Fällen und weniger deutlich, Geissein an Bakterien sichtbar zu machen. Künstler (2. 729) fand sie am Spirillum tenue nach Fixirung mit Osmiumsäure und wochenlanger Einwirkung von Collin-Schwarz , Neuhauss (O. 5. 81) an einigen Exemplaren von Cholerabakterien, welche auf dem Deckgläschen mit Kaisertinte gekocht und in ganz schwache erwärmte Lösung vou neutralem chromsauren Natron eingelegt waren, Trenkmann (0. 6. 433) erhielt gefärbte Cilien, wenn er die Präparate vor der Färbung mit Tannin- Salzsäurelösung, Catechugerbsäure mit Karbolsäurezusatz oder Cam- pecheholzextrakt und Säure vorbehandelt hatte; wurden die mit Tannin-Salzsäurelösung gebeizten und gefärbten Präparate in 1 Tropfen Jodwasser untersucht, so kamen die Geissein viel deutlicher zum Vorschein (0. 8. 388). Dowdeswell (8. 268) will bei beliebig ge- färbten Kommabacillen mittelst Lichtes von einer Petroleumlampe Geissein gesehen haben. Messea1) benutzte die Loeff ler’sche Methode zur Unterscheidung des Typhusbacillus von einem ihm sonst sehr ähnlichen, aus Typhusstuhl isolirten Bacterium, bei dem im Gegensatz zu jenem nur 1 Polgeissel erschien ; einen ausserordent- lichen Beichthum an Cilien weist, wie ich bestätigen kann, der Pro- teus vulgaris auf, zu deren Darstellung M. 2 Tropfen der ver- dünnten Säure auf 16 ccm Beize nahm. Einen weiteren Einblick in die feineren Strukturverhältnisse der Bakterien gewähren die Untersuchungen über isolirt färbbare Antheile derselben; Babes (4. 747) erhielt durch V4-stündige Einwirkung einer möglichst konzentrirten Methylenblaulösung, welche auf das im Antrocknen begriffene Präparat zur Einwirkung kam, dunkelrothe bis violette Kügelchen in der schwach blau gefärbten Zelle; zu einem ähnlichen Resultat gelangte Ernst (4. 47, 5. 796), indem er auf das getrocknete Präparat — unabhängig von Babes — dieselbe Lösung oder eine solche von Hämatoxylin oder Kernschwarz in der Wärme brachte; eine Kontrastfärbung kam mit wässeriger Bismarck- braunlösung zu Stande. Er deutet im Gegensatz zu B. die fraglichen Gebilde als Vorläufer der Sporen, was aber nach meinen Untersuch- ungen 2 ) über die Bakterien der blauen Milch, welche Ernst in erster Linie in den Bereich seiner Forschungen zog, bei dieser Art wenigstens unzutreffend ist, da sie gar keine Sporen bildet. Die Darstellung der eigentlichen Kügelchen gelingt nach Neisser3) am besten mit erwärmtem Karbolfuchsin, kurzem Abspülen in 1 °/0 wässeriger Schwefelsäure, Nachfärben in wässerigem oder Loeffler- schcn Methylenblau oder mit erwärmter Eh rlich ’scher Methyl- violett-(Alkohol-Anilin-Wasser-) Lösung, kurzem Abspülen in der ge- nannten Säure und Nachfärben in Säurebraun. Derartig feine, der Grenze des Sichtbaren vielfach nahekom- 1) Kf. H. R. I. 8. 297. 2) A. a. d. K. G. A. V. 518. 3) Z. f. H. IV. 268. 262 Heim, inende Strukturverhältnisse hat Bütschli (7. 639) besonders ein- gehend und erfolgreich studirt. Dieser Autor hat das Vorhanden- sein von mit Hämatoxylin in Alkoholpräparaten oder mit Methylen- blau in angetrockneten Zellen rothviolett bezw. roth färbbaren Körper- chen bestätigt, ferner aber ihren Sitz an den Knotenpunkten eines aus dem Plasma bestehenden, blau färbbaren Wabengerüstes nachge- wiesen , aus welchem die — soweit sie bei den einzelnen Bakterien vorhanden ist — Rindenschicht und der ebenfalls von B. deutlich diiferenzirt zur Anschauung gebrachte Centralkörper besteht; mit Entschiedenheit trat er für die Kernnatur des letzteren ein. Ein centrales Kernstäbchen im Innern von Bacillen beschrieb schon früher Schottelius (O. 4. 705). Unter Benutzung des Auer’schen Gasglühlichtes und passender Blenden sah er es im ungefärbten Präparat als ein dunkleres, von der helleren, fast homo- genen Umgebung sich abhebendes, granulirtes Fädchen, welches bei kurzer Färbung in wässeriger Gentianaviolettlösuug sehr dunkel, fast schwarz wurde. Die bekannten, namentlich in Kartoffelkulturen bei Körperwärme zum Vorschein kommenden Polkörner der Typhusbacillen nehmen, wie Büchner (O. 8. 353) beim allmählichen Zufliessenlassen des Farbstoffes zum frischen Präparat verfolgen konnte, von allen anderen Theilen der Zelle den Farbstoff zuerst und am stärksten auf; erst später färbt sich der übrige Inhalt stärker und schliesslich treten infolge Retraktion des Plasmas, wobei die Polkörner gegen die Mitte des Stäbchens hin verschoben werden, an beiden Enden farblose Lücken auf. Trotz ihrer raschen und intensiveren Farbstoffaufnahme sah Birch-Hirschfeld (3. 569) die Polkörner als Sporen an. Er konnte auch beobachten, dass die lebenden Bakterien die Farben, namentlich das Benzoepurpurin, annahmen. Dieser Befund wurde von Büchner (O. 7. 733) durch Versuche an Bierhefe- und Typhus- bacillenkulturen bestätigt, welche ergaben, dass, wenn auch ein ge- wisser Widerstand der lebenden Bakterienzellen gegen die Aufnahme von Farbstoffen besteht, sie doch nicht unbedingt mit dem Absterben der Zellen verbunden sein müsse. Hauser1) konnte mit einer Modifikation des Neis ser’schen Sporenfärbungsverfahrens in Sa reine Sporen nachweisen. Jene be- stand in der Beschickung des Deckgläschens mit der Fuchsinlösung und 40 — 50 maligem Durchziehen durch die Flamme des Bunsen- brenners, in welcher dasselbe jedesmal so lange verblieb, bis Dämpfe und kleine Bläschen erschienen. Dieser Befund bestätigt die extra- ordinäre Stellung, welche die Sarcinen in der Systematik der Bak- terien einnehmen. Die Herstellung und Färbung von Schnittpräparaten be- handelt Kühne2) in einer Broschüre. Der durch seine Leistungen auf diesem Gebiete bekannte Forscher zieht die Zerlegung der in Alkohol gehärteten und dann ausgewässerten Organ- und Gewebs- 1) M. m. W. 87. 34. 654. 2) Prakt. Anleitung z. mikr. Nachw. der Bakt. i. thier. Gewebe. Leipzig (E. Günther) 1888. Die Neuerungen d. bakteriol. Untersuchungsmethoden seit dem Jahre 1887. 263 Stückchen mittelst des Gefriermikrotoms der Einbettung in Celloidin oder Paraffin und der W eigert’schen Fixirung mit Gummi oder Glyceringelatine auf Kork vor. Unseres Erachtens ist das Verfahren als einfach und bequem wohl zu empfehlen, kann jedoch die beiden anderen Methoden nicht ersetzen; so wird besonders die erstere in ihr Recht treten müssen, wo es sich um das Schneiden grösserer Stücke handelt. Statt der üblichen, aber unpraktischen Uhrgläser bedient sich K. der Blockschälchen für gefärbten Alkohol, ätherische Oele und Anilinöl, sowie dickwandiger, runder Schalen von 5x/2 cm Durchmesser und 11 mm Tiefe für wässerige Farblösungen, Alkohol etc. Die Schnitte werden, aufgerollt auf eine zur stumpfen Spitze ausgezogene Glasnadel von 4 mm Dicke, entweder aus Wasser oder aus Alkohol in die Farblösung übertragen. Die für letztere bestimmte Schale ruht auf dem runden Ausschnitt eines auf einer Seite offenen Kastens, in welchem sich ein diagonal eingelegter Spiegel befindet. K. räth, nicht zu intensiv zu färben und indifferente, das Gewebe möglichst schonende Ausziehungsmittel zu wählen (Anilinfarben). Alkohol wird zu diesem Behuf mit der gleichen Farbe versetzt und dient lediglich zur Entfernung des oberflächlich aufliegenden Wassers, während als eigentliches Extraktionsmedium reines oder mit Farb- stoffen versetztes Anilinöl genommen wird. Zur Anfertigung von Trockenpräparaten, sei es im Schnitt oder Ausstrich, dient ein Ballen- gebläse, welches durch Einfügung eines kleinen, zur Spitze ausge- zogenen Glasröhrchens in die Gummiröhre vervollständigt ist; es wird ferner benutzt, um zähe Schleimpartikelchen auf dem Deckglase auszubreiten und anzutrocknen und endlich zur Entfernung des Immersionsöls, welches zuvor oberflächlich mit Fliesspapier aufge- saugt und mit einem Tropfen Xylol versetzt wurde. Ein recht prak- tisches Instrument führte Kühne in Gestalt einer Pinzette ein, deren platte Branchen im stumpfen Winkel nach der Fläche hin ab- gebogen sind. Sie dient zum Fassen der Deckgläser und erleichtert die Hantirung wesentlich. Man kann mit ihrer Hülfe die ganze Schnittbehandlung mit Leichtigkeit auf dem Deckglase durchmachen, wie wenn man ein Ausstrichpräparat vor sich hätte. Steinbach1) gebraucht bei den Färbungs- etc. Akten eine zur Aufnahme der Schnitte dienende Glasdose mit siebförmig durchlöchertem Boden, welche der Reihe nach in etwas grössere, mit den nöthigen Lösungen beschickte Glasschalen getaucht wird. Was nun die Kühne’sche Färbetechnik anbetrifft, so empfiehlt er die Methylenblaumethode als die universellste und sicherste. Der Farbstoff wird in 5 °/0 iger Karbol- oder 1 °/0 iger Ammoniumkarbo- natlösung als Beize gelöst. Die Differenzirung erfolgt in schwacher wässeriger Lithionkarbonatlösung oder leicht angesäuertem Wasser, die Wasserentziehung erst in absolutem Alkohol, dem etwas Me- thylenblau zugesetzt ist, sodann in ebensolchem Auilinöl ; schliesslich kommt der Schnitt in reines Anilinöl, in leicht flüssiges ätherisches Oel (z. B. Thymen, Thereben u. dgl.), Xylol und Balsam. Für ge- 1) Beilageheft z. Ausstellung des 6. internat. Kongr. f. Hyg. u. Dem. i. Wien. 1887. 264 He im, Die Neuerungen d. ballt. Untersuchungsmethoden seit d. Jahre 1887. wisse Bakterienarten, z. B. Tuberculose-, Lepra-, Mäuseseptikämie- bacilleD, ist die sonst gleiche Fucksinmetkode am Platze. In manchen Fällen gelingt es, auch nicht zur Tuberkelbacillengruppe gehörige, mit Fuchsin gefärbte Bakterien durch Fluorescinalkohol zu differen- ziren, namentlich wenn die erste Färbung echter gemacht worden ist. Letzteres erzielte K. durch Vorbehandlung mit Schwarzbraun, das als Beize wirkt. (Denselben Zweck suchte Spina (1. 667) durch 24 ständige Vorbehandlung mit Tanninlösung zu erreichen). Hinsichtlich der näheren Beschreibung der Handhabung des Ge- friermikrotomes, der doppelten und dreifachen Färbungen, der Modi- fikationen des Gr a m ’schen Verfahrens und der Vorschriften für die Anfertigung der verschiedenen Lösungen sei auf das Original ver- wiesen. Um Nährböden behufs Studiums der Wachsthums- und Lagerungs- verhältnisse der Einzelbakterien in wachsenden Kulturen in Schnitte zerlegen zu können, härtete Neisser (0. 3. 506) nach dem Vorgänge von Fi sch 1 und Weigert1), jedoch mit einer Modifikation ihres Vei'fahrens, Gelatinestichkulturen nicht verflüssigender Bakterien erst in Kaliumchromatlösung bei Lichtzutritt und später (nach Auswässe- rung) in Alkohol; Agarkulturen mussten in Paraffin eingebettet ge- schnitten weiden. Die Färbung der auf dem Objektträger ange- trockneten Schnitte gelang ihm am besten mit der Gram ’schen und Weigert ’schen Methode. Vor der Besprechung des Nachweises einzelner Bakterienarten muss noch eines neuen Gesichtspunktes gedacht werden, welchen Günther2) ei örterte. Derselbe fand den absoluten Alkohol un- fähig, dem gefärbten Präparate Farbstoff zu entziehen; mit wach- sendem Wassergehalt nimmt seine entfärbende Kraft zu; „reine al- koholische Lösungen der basischen Anilinfarbstoffe sind vollständig unfähig, Bakterien sowie thierisches Gewebe zu färben und anderer- seits ist der absolute Alkohol unfähig, den Farbstoff aus gefärbten Bakterienzellen und aus gefärbten Zellen thierischen Gewebes zu ex- trahiren.“ Ueber das tinktorielle Verhalten der Lepra- und Tuberkelbacillen schrieb Wes euer eine im 1. Bande des Cbl. erschienene Abhandlung. Neisser (6. 202) konnte nach eigenen Untersuchungen die Angabe von Unn a (3. 194), dass die sog. Coccothrixform der Leprabacillen nur bei Anwendung von Pararosaniliu-, nicht aber von Rosanilin- farbstolfen hervortrete, nicht richtig finden, vielmehr nachweisen, dass jene Farbstoffe nicht rein waren, und dass ein Unterschied nur inso- fern bestehe, als die ersteren schärfer färbten. Für die Darstellung der Kügelchen bestätigt N. die Vorzüge der Lu tz-U nn a ’schen Modifikation der Gram ’schen Färbung (3. 219), konnte sie jedoch auch, und zwar nicht nur bei den Lepra-, sondern auch bei den Tuberkelbacillen, auf anderem Wege sichtbar machen, nämlich durch starke Einwirkung der Salpetersäure oder durch Färbung mit Borax- Methylenblau und Entfärbung in Wasser und Alkohol, ferner mittelst 1) F. d. M. 87. 665. 2) Einführung in d. Stud. d. Bakt. Leipzig (Thieme) 1890. Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 265 Hämatoxylin oder Osmiumsäure, Amanu (2. 24) durch Brom im naszirenden Zustande. Offenbar kommen diese Erscheinungen ledig- lich Bacillen zu, auf welche abnorme Verhältnisse eingewirkt haben, sei es nun vor oder bei der Färbungs- bezw. Entfärbungsprozedur, und Neisser hat mit seiner Behauptung, dass die Mikroorganismen der Lepra und der Tuberculose Bacillen und keine Kokken sind, vollkommen recht. (Fortsetzung folgt.) Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Emmerich , Die Ursache der Immunität, die Heilung von Infektionskrankheiten, speziell des Rothlaufs der Schweine, und ein neues Schutzimpfungsver- fahren gegen diese Krankheit. (Münchener med. Wochen- schr. 1891. No. 19 u. 20.) E. hatte bereits früher bei seinen Versuchen über Heilung des Milzbrandes durch Erysipelkokken die Ansicht geäussert, dass ein Kampf zwischen den beiden Bakterienarten nicht stattfinde; die Heilung komme vielmehr durch den erhöhten Zellenreiz zu Stande. Er führte dann weiter aus, dass ein ähnlicher Vorgang die Immunität bedinge, bei welchem durch den Einfluss der eingeführten pathogenen Bakterien Gifte entständen, die diese tödten, dem Organismus selbst aber nicht schaden. Da sich hiergegen Metschnikoff in Vertheidigung seiner Phagocytenlehre erhob, auch zu andereu Resultaten als E. in den be- treffenden Versuchen kam, wiederholte Letzterer dieselben. Er im- munisirte Kaninchen durch intravenöse Injektion von 0,2 ccm einer mit der 50 fachen Menge Wassers verdünnten vollvirulenten Bouillon- kultur von Rothlaufbacillen. Die dadurch entstehende Krankheit heilt innerhalb 8 Tagen; dass dieselbe vollständige Immunität zurück- gelassen hatte, wurde durch weitere intravenöse und subkutane In- jektionen von unverdünnten Rotblaufbacillenkulturen sichergestellt. Nachdem er 12 solcher Kaninchen 1^2 — 6 ccm Rothlaufbacillen- Bouillonkulturen aufs Neue injizirt hatte, tödtete er sie innerhalb 4 bis 12 Stunden. Bereits nach 3 Stunden war die grösste Zahl der Bacillen, nach spätestens 8 Stunden alle getödtet. Regelmässig trat nach der Injektion Fieber auf, das nach ca. 10 Stunden, also mit der vollendeten Vernichtung der Bakterien, wieder verschwand. Der Schluss, dass in einer so kurzen Zeit von einer Vernichtung einer so ungeheueren Zahl Bakterien durch Phagocytose, welche sich übrigens mikroskopisch gar nicht nachweisen Hess, nicht die Rede sein könne, erscheint durchaus gerechtfertigt. E. kam nun, unabhängig von anderen Autoren, auf den Ge- danken, dieses proponirte, in den immunen Thieren befindliche Gift 266 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. auf andere Thiere zu übertragen, bei welchen es als Heilflüssigkeit wirken müsse. Zunächst versuchte er es mit Fleischabkochungen immunisirter Thiere, was ihn aber nicht zum Ziel führte. Er presste deshalb das zerkleinerte Fleisch derselben einfach aus und filtrirte durch Chamberland ’sche Filter. 22 mit Rothlauf infizirten Mäusen spritzte er sofort oder 7 Stunden nach Infektion 1V2 — 4 ccm solcher „Heilflüssigkeit“ ein. Nur drei davon starben, während die 22 Kontrollthiere sämmtlich eingingen ; ein ähnliches Resultat erhielt er bei der Behandlung von Kaninchen. Die Mäuse erwiesen sich ausserdem noch nach 11 Tagen gegen Rothlauf immun. E. hält seine Behandlungsmethode für geeignet, in die Praxis eingeführt zu werden; ähnliche Unsersuchungen über Pneumonie und Milzbrand stellt er in Aussicht. Scheurlen (Stuttgart). Schimmelbusch, C., Die Durchführung der Asepsis in der Klinik des Herrn Geheimrath von Bergmann in Berlin. (Arbeiten aus der Chirurg. Klinik. V. S.-A. 49 p.) Verf. erörtert zuerst kurz die Gesichtspunkte, welche die Ein- führung der verschiedenen Antiseptika in die chirurgische Praxis ver- anlassten, und bespricht dann jene Versuchsfehler, welche zur Folge hatten, dass man die Wirkung dieser verschiedenen chemischen Mit- tel überschätzte und deren Erkenntniss die Chirurgen den phy- sikalischen Desinfektionsmethoden zuwendete. Bei der Sterilisation durch Dampf, heisse Luft und kochendes Wasser ist die vorange- hende mechanische einfache Reinigung der Objekte von eminenter Wichtigkeit, sie soll die Vorstufe zu jeder Sterilisation sein. Was die Intensität der Desinfektion betrifft, so vertritt Verf. die Ansiebt, dass es in der chirurgischen Praxis nicht darauf an- kommt, alle Keime abzutödten, welche die Wunden infiziren, und eben deshalb dürfte nur selten eine Veranlassung vorliegen, über die Abtödtungsgrenze der Milzbrandsporen hinauszugehen. — In den folgenden 3 Abschnitten schildert dann Verf. die in der Klinik üb- liche 1) Sterilisation der Verbandsstoffe in Dampf. 2) Die Sterili- sation der Metallinstrumente in Sodalösung. 3) Die Sterilisation ärztlicher Bürsten. Verf. sucht die Zweckmässigkeit und Zuverlässigkeit der befolg- ten Methoden, nicht nur praktischen Erfolge derselben, sondern durch exakt angestellte Versuche auch vom streng bakteriologischen Stand- punkte zu beweisen. — Was die Sterilisation der Verbandstoffe be- triflt, so werden dieselben stets in Dampf desinfizirt. Dazu wird stets der von Lautenschläger konstruirte Apparat1) verwendet, dessen Vortheile jetzt wohl schon allgemein bekannt sein dürften. Die Verbandstoffe werden in den Dampftopf in die vom Verf. kon- struirten verschliessbaren Einsätze2) gesetzt, die das sterile Auf- bewahren der desinfizirten Objekte bis zum Gebrauche ermöglichen. Verf. beweist es mit einigen genau angeführten Versuchen, dass der 1) Siehe Settegart, Ctblatt f. Chirurgie. 1890. No. 6. 2) Auch von Lautenschläger angefertigt. Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 267 Dampf in die mit Verbandmaterial gefüllten Kästchen leicht ein- dringt und die Dampfdurchströmung eine völlig genügende ist. Die ganze Prozedur der Sterilisation dauert selbst bei eng gepackten Ein- sätzen nur etwa s/4 Stunden. Nach der Beendigung der Prozedur ist es gut, die Löcher der herausgenommenen Einsätze nicht sofort zu schliessen, ja sogar den Deckel einige Minuten offen zu lassen, um eine Durchnässung des Verbandstoffes zu verhüten. Aus demselben Grunde muss man die Verbandstoffe anwärmen, bevor sie zur Desinfektion in den Dampftopf gebracht werden. — Bei der Sterilisirung der Metallinstrumente wird der eigent- lichen Desinfektion immer eine gründliche, mechanische Reinigung vorausgeschickt (Abspülen in Wasser, Einlegen in heisse Lauge von Soda und Seife, Abbürsten, Abspülen, Putzen mit Putzstein, Alkohol und Lederlappen, nochmaliges Abspülen in Sodalösung, Ab- trocknen.) Dann erst werden die Instrumente in Sodalösung des- infizirt. Der genauen Schilderung des Verfahrens schickt Verf. eine Kri- tik der Sterilisirung der Instrumente in heisser Luft, in Dampf und in kochendem Wasser voran, welche alle theils zu umständlich, theils aber für die Instrumente auf die Dauer schädlich sind und sich des- halb in der Praxis nicht einbürgern konnten. Allen Anforderungen genügt die Sodalösung. Eine 1 % Lösung des Soda genügt, um ein Rosten der Instrumente beim Kochen und auch beim längeren Ein- legen zu verhüten. Ausserdem ergaben die Versuche, dass die kochende Soda- lauge mit das kräftigste keimtödtende Mittel ist, welches wir kennen und in praxi verwenden können. Staphylococcus und Pyocyaneus waren in 2 — 3 Sekunden und Milzbrandsporen, die im Dampf von 100° noch nach 10 — 12 Minuten lebensfähig waren, nach 2 Minuten vollständig abgetödtet. Ausserdem ist diese Steri- lisirungsmethode wegen ihrer Einfachheit und leichten Ausführbar- keit in der ärztlichen Praxis überall und zu jeder Zeit anwendbar. Einen Topf Wasser und Soda kann man überall bekommen. In der Klinik ist ein vom Verf. konstruirter und von Lautenschläger verfertigter Apparat im Gebrauch [der übrigens in Folge seiner prak- tischen Einrichtung bereits in sehr vielen Kliniken und Laboratorien Eingang gefunden hat. Ref.]. 5 Minuten langes Kochen genügt, um die Instrumente zu sterilisiren. Im zugedeckten Apparat hat die kochende Sodalösung 104 0 C. (Die Konstruktion der Apparate ist im Original nachzulesen.) Die sterilisirten Instrumente werden dann in Kalk, abgekochte Sodalösung oder in eine Lösung, die 1 °/0 Soda und 1 °/0 Karbol enthält, gelegt. Hier bleiben die Instrumente bis zum Gebrauch. In dieser Lösung, die eminent entwickelungshemmend ist, auch schon die 1 °/0 ige Sodalösung allein, bleiben die Instrumente steril und rosten nicht. — Von den zur Operation nothwendigen Ob- jekten sind die Bürsten von grosser Bedeutung. Auch diese müssen gründlich gereinigt und desinfizirt werden. Die nicht sterilisirten Bürsten enthalten, wie das die Versuche des Verf.’s und Dr. Spiel- hagen’s ergeben haben, nach dem Gebrauch unzählige Keime. In der Klinik werden die Bürsten zuerst im strömenden Dampfe des- 208 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. infizirt. Schon durch einmaligen Gebrauch der Bürste gelangen er- hebliche Mengen von Keimen in dieselbe. Da die Bürste sehr oft in Gebrauch genommen wird , eignet sich zu ihrer Reinhaltung nicht die sonst sehr gute Sterilisirung in kochender Sodalösung. Was die chemische Desinfektion betrifft, so ergaben die Versuche, dass man mit einer 1/2 °/00 Sublimatlösung eine schnelle und sichere Sterilisirung von infizirten Bürsten nicht erreichen kann. Selbst die wenig widerstandsfähigen Kokken erforderten 10 Minuten lange Ein- wirkung. Ganz besonders unwirksam ist das Sublimat, wenn zur Infektion Eiter genommen wurde: nach 10 Minuten langer Sublimat- einwirkung wuchsen unzählige Keime. Hingegen ist die dauernde Einlegung der Bürste in Sublimatlösung von ausserordentlichem Vortheile. Auf Grund dieser Beobachtungen werden in der Klinik die stark infizirten Bürsten vor uud nach dem Gebrauch ausgekocht und für gewöhnlich auf allen Waschtischen in Sublimatlösung (1/2 °/0o) liegend gehalten. — Die Erneuerung der Sublimatlösung geschieht auf den Stationen alle Morgen ; im Operationssaal in den grösseren Pausen operativer Thätigkeit 2 — 3 Mal am Tage. T a n g 1 (Tübingen). Kurz, Ueber trockene aseptische Operations- und Verbandmethode. (Dtsch. med. Wochenschr. 1890. No. 47.) In einer von Kurz und V a n z e 1 1 i geleiteten Poliklinik zu Genua wird seit 1889 bei allen Operationen und bei der Behandlung nicht infizirter Wunden auf die Anwendung der Antiseptika, wie auch auf jede Abspülung der Wundflächen verzichtet. Die Reinigung der letzteren geschieht lediglich durch Betupfen mit hydrophiler Gaze, welche im Lautenschläger’ sehen Ofen sterilisirt ist. Die In- strumente werden gleichfalls durch Hitze, das Nähmaterial durch Auskochen in 5°/0 Karbolsäure, und die Hände des Operateurs durch Seife, Bürste und Alkohol sterilisirt. Nach exaktester Blutstillung wird mit sterilisirter Gaze verbunden. Kurz hat an dieser Wundbehandlung bei einer grossen Reihe von Operationen glänzende Resultate gesehen. Er rühmt davon die schon von anderer Seite hervorgehobenen Vorzüge: Ausbleiben jeder Wundreizung, Beschleunigung der Thrombenbildung und prima iutentio (bei Laparatomieen waren die Wunden in 5 Tagen geheilt), Schonung der Hände des Operateurs sowie grosse Einfachheit und Billigkeit des Verfahrens. Kübler (Berlin). Ulrich, Chr. , Die Resultate von 3 verschiedenen Be- handlungsweisen des Erysipelas faciei. [Mittheilungen aus dem Garnisonkrankenhaus.] (Hospitals-Tidende. Jahrg. III. Bd. VII. No. 41.) Diese 3 verschiedenen Behandlungen sind : Eiskompressen, Pinselung mit Theer (Pyoleum pini) und Pinselung mit Ichthyol- kollodium (Sulpho-ichthyolat. amraon. 5,00, Aether 5,00, Coli, elast. 10,00). Im Ganzen sind 89 Fälle behandelt worden, 33 mit Eis- kompressen, 27 mit Theer, 29 mit Ichthyolkollodium. Der Vergleich Neue Litteratur. 269 zwischen 3 Behandlungsmethoden fällt zu Gunsten der Ichthyol- kollodiumbehandlung aus. Die Rose verbreitete sich bei dieser nur in wenig über 1/i der Fälle, beim Theer in ungefähr 1/2 der Fälle und beim Eis in fast z/3 der Fälle. Bullabildung wurde beim Ichthyolkollodium durchaus nicht beobachtet, dagegen war sie in x/3 der Fälle bei den 2 anderen. — Auch die Recidive waren beim Ich- thyol nur in 1 /6 der Fälle, beim Theer in 1/3 und beim Eis sogar in etwas über 1/3 der Fälle. Endlich war die Dauer bei der Ichthyol- behandlung etwas kürzer, als bei den 2 anderen Methoden: 6,88 gegen 9,3, respektive 8,33 Tage. Tangl (Tübingen). Neue Litteratur zusaramengestellt von Dr. Arthur Würzburg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. Nahrungs- und Genussmittel , Gebrauchsgegenstände. Galtier, V., Nouvelles reeberches sur la virulence de Ia viande des animaux tuberculeux et sur l’heredite de la tuberculose. (Journ. de med. veter. et zootechn. 1891. p. 5 — 8.) 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Emmerich, Die Ursache der Immunität, die Heilung von Infektionskrankheiten, spe- ziell des Rothlaufs der Schweine, und ein neues Schutzimpfungsverfahren gegen diese Krankheit, p. 265. Kurz, Ueber trockene aseptische Opera- tions- und Verbandsmethode, p. 268. Schimmelbusch, C., Die Durchführung der Asepsis in der Klinik des Herrn Geheim- rath von Bergmann in Berlin, p. 266. Ulrich , Chr. , Die Resultate von 3 ver- schiedenen Behandlungsweisen des Ery- sipelas faciei, p. 268. Neue Litteratur, p. 269. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. Centralblatt Bd; x No- - für Bakteriologie und Parasitenkunde. Inseraten - An hang. Einladung zum Abonnement. Soeben beginnt ein neuer Band (XIII) zu erscheinen von : Monatshefte für Praktische Dermatologie. Redigirt von Dr. P. G. Unna in Hamburg. Monatlich zwei Hefte im Umfange von je 3 Bogen Lex.-Oktav. 12 Hefte bilden einen Band, dem ausführliche Sach- und Namenregister beigegeben werden. Preis des Bandes 15 Mark. Postzeitungsliste 1891 No. 4114. Internationales Centralblatt für die Physiologie und Pathologie der Harn- und Sexual-Organe. In Gemeinschaft mit 0 ANGERER (München), E VON BERGMANN (Berlin), C BOZZOLO (Turin), L CALDERON (Madrid). J. DRESCHFELD (Manchester), A. EBERMANN (St. Petersburg), E. HURRY FENWICK (London), J. GRÜNFELD (Wien), F GUYON (Paris), R VON KRAFFT-EBING (Wien), R LEPINE (Lyon), W. F LOEBISCH (Innsbruck), FESSENDEN N. OTIS (New York), W PREYER (Berlin), S ROSENSTEIN (Leiden), B TARNOWSKY (St. Petersburg) herausgegeben von W. Zuelzer Berlin. Preis des Bandes von 8 Heften M. 20. — . Postzeitungsliste 1891 No. 3067. €f|etm|d!£0 (fentral-Hfatt Vollständiges Repertorium für alle Zweige der reinen und angewandten Chemie. Redaktion: Prof. Dr. 2 Rud. Arendt in Leipzig. (Enthält u a. die ständigen Rubriken : Medizinische Chemie, Physiologische Chemie, Hygiene und Nahrungsmittel-Chemie, Gährungschemie und Bakteriologie» Pharmazeutische Chemie ) Wöchentlich 1 Nummer. Jährlich 2 Bände Jedem Band wird Sach- und Namenregister beigegeben. Preis des Bandes 30 Marie. Postzeitungsliste 1891 No. 1312. (Das „Chemische Central-Blatt“ erscheint seit 1830.) — Probenummern obiger Zeitschriften versendet gratis der Verlag von Leopold Voss in Hamburg, Hohe Bleichen 18. Sämtliche Glasgegenstände für Mikroskopie und Bakteriologie nur für Händler: Deckgläser □ o in allen Dimensionen, geschnitten und p. 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Jährlich erscheinen zwei Bände. — Za beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. $e>- Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten - künde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um IAeferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original - Mittheilungen. lieber eine neue Methode der Sporenfärbung. [Aus dem hygienischen Institute zu Greifswald.] Von Dr. n. Moeller, Privatdocenten der Botanik in Greifswald. Die in Gebrauch befindlichen Methoden der Färbung endogener Sporen sind zum Theil nicht recht zuverlässig, zum Theil sehr um- ständlich, so dass sie in der Praxis weniger zur Verwendung gelangen, als aus manchen Gründen wünschenswerth wäre. Man pflegt be- x e*. 18 274 Koeller, kanntlich die derberen Sporen entweder trocken zu erhitzen, sei es im Trockenschrank, sei. es durch häufigeres Durchziehen durch die Flamme, um die Sporeumembran dadurch leichter durchlässig für den Farbstoff zu machen, oder die Sporen direkt in der Farblösung eine Stunde zu erhitzen. Der schweren Färbung der Sporen ent- spricht eine schwierige Entfärbung, weiche ja in dem übrigen Bakterien* Protoplasma leicht zu ermöglichen ist durch Verwendung von Alko- hol uud verdünnten Säuren und alsdann eine Neufärbung des letz- teren mit einer Gegenfarbe nach Neisser ermöglicht. Diese Spcrenwand scheint nun entsprechend der Widerstands- fähigkeit der Sporen gegen schädigende, äussere Einflüsse verschieden derb und durchlässig zu sein, wie ja einige endogene Sporen dieser Doppelfärbung ohne weiteres zugänglich sind, andere es erst durch das obenerwähnte Erhitzen werden. Durch das letztere wird offen- bar ein starker Eingriff in die Beschaffenheit der Membran hervor- gerufen, den ich rascher und im Einzelfalle zuverlässiger durch die Verwendung von Mazerationsmitteln zu erreichen hoffte,, deren wir uns in der botanischen Histologie zu ähnlichen Zwecken bedienen. Ein überraschender Erfolg lohnte gleich den ersten Versuch. Als Untersuchungsmaterial benutzte ich die Reinkultur eines Kar- toffelbacillus, der eine bräunliche Haut lieferte. Pis wurden stets Deekglaspräparate angefertigt und zur Untersuchung verwendet. Bei der. ersten Versuchen fixirte ich durch dreimaliges Durchziehen durch die Flamme ; später habe ich durchgängig, um die verschiedene Wir- kung dieses nie gleichmässigen Prozesses auszuschliessen, die luft- trockenen Deckgläschen zwei Minuten in absoluten Alkohol gebracht, mit Wasser gründlich abgespült und weiter verarbeitet. Zunächst untersuchte ich die Wirkung des Chlorzinkjod in konzentrirter Lö- sung, welches ja veränderte Cellulose, iignin- und suberinhaltige Membranen, sowie die Aussenmembran der Sporen und Pollenkörner leicht durchdringt und gelb färbt Gleich gelb färbte sich, nach we- nigen Sekunden das mit einigen Tropfen des Chlorzinkjod bedeckte Deckglas. Es wurde nun sorgfältig abgespült und mit Karbolfuchsin1) mehrmals aufgekocht, abgespült und durch Behandlung mit 4rt/ö Essigsäure und verdünntem Alkohol zu entfärben versucht. Es ge- lang, den gefärbten Sporen (ein Theil war nur eben ungefärbt) den Farbstoff zu lassen und ihn sonst zu entfernen, so dass die Doppel- färbung mit Methylenblau gleich am ersten Präparat gelang, wenn dasselbe auch sonst noch mangelhaft war. Nachdem durch circa 5 Minuten langes Einwirken des Chiorzinkjoös eine Färbung sämmt- licher Sporen gelungen war, galt es durch weitere Versuche eine ge- eignete Differenzirungsflüssigkeit wie die Dauer der Gegenfärbung zu ermitteln. Von der 1 r,j0 Schwefelsäure gelangte ich in weiteren Versuchen zur 5 °/ö, welche ich beibehalten habe. Das Deckgläschen wird darin kurz abgespüit, bis es entfärbt ist, und dann mit Wasser gründlich abgespült. Als Gegenfarbe habe ich anfangs wässerige oder alka- 1) Pas Ksrbcls'acfcsia ‘•rie i 3 ,, 77 5 19 „ „ 5 „ 7? 6 14 „ ii 3 „ 77 7 19 „ ^ ,, 77 8 25 „ Bleibt am Leben Die Infektion bleibt auf die Impfstelle be- schränkt Wegen Mangel an Material konnten die Experimente nicht fort- gesetzt werden. Das mit frischem Auswurf geimpfte Kaninchen starb nach drei Tagen mit dem gewöhnlichen Befund. Ein anderes Kaninchen, das mit dem Material geimpft wurde, welches zu den in der folgenden Tabelle angegebenen Experimenten diente, starb ebenfalls nach drei Tagen. Tabelle II. Geimpfte Kaninchen Dauer des Trocknens bei diffusem Licht Ausgang der Im- pfungen. Befund 1 5 Tage Tod nach 5 Tagen Diplokokken-Septi- 2 10 77 77 3 77 kämie 3 15 77 77 2 77 77 4 20 77 77 3 77 77 5 25 77 77 4 77 77 6 30 77 77 4 77 77 7 35 77 77 3 77 77 8 40 77 >7 4 77 77 9 50 77 77 5 77 77 10 55 77 77 4 77 77 11 60 77 Bleibt am Leben Zur grösseren Sicherheit wurden noch Impfungen nach 65 und 70 Tagen vorgenommen, und die geimpften Thiere blieben ebenfalls am Leben. Andere stark virulente pneumonische Auswürfe (2 mit diesem Material im frischen Zustande geimpfte Kaninchen starben nach 48 Stunden), in gleicher Weise auf einem Lappen zertheilt, wurden, wie bereits angegeben, dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt. Tabelle III. Geimpfte Kaninchen Dauer des Trocknens an der Sonne (32—34 ® C) Ausgang der Im- pfungen Befund 1 1 Stunde Tod nach 6 Tagen Diplokokken Septik. 2 2 Stunden ii 2 ,, 3 4 ,, 27 „ Sehr starke Abzehr. 4 6 77 ^ v Diplokokk. Septik. 5 9 77 5 ,, 77 6 12 „ 77 ® 77 77 310 F i e d e 1 e r, Mit Ausnahme des Kaninchens No. 3, welches 27 Tage am Leben blieb, bei der Autopsie äusserste Abzehrung, ohne Mikroor- ganismen im Blute aufweisend, starben alle an der gewöhnlichen Form von Septikämie. Das Experiment konnte nicht wiederholt werden, da sich bei der vorgerückten Jahreszeit keine schweren Fälle von Pneumonie, die das nöthige Material hätten liefern können, mehr darboten. Aus diesen Resultaten geht hervor, dass das pneumonische Virus in den Auswürfen eine grosse Widerstandsfähigkeit sowohl gegen- über dem Trocknen als der direkten Einwirkung des Sonnenlichts besitzt. Sie stimmen ausserdem mit den Beobachtungen überein, die man bereits bezüglich des Widerstandsgrades des im Blute der in- fizirten Thiere enthaltenen Diplococcus gemacht hat, und die viel geringere Widerstandsfähigkeit dieses Mikroorganismus in den Kul- turen lässt sich wohl dadurch erklären, dass in den Auswürfen wie im Blute die Eiweissstoffe, wenn sie eintrocknen, ein Schutzmittel für den in ihnen enthaltenen Diplococcus bilden. Diese Erklärung dürfte auch in der von Guarnieri beobachteten Thatsache eine Stütze finden, dass nämlich durch das schnelle Trocknen des diplo- kokkenhaltigen Blutes dessen Virulenz viel länger erhalten wird, als durch langsames Trocknen, da auf jene Weise die Bildung der trocknen äusseren Schicht begünstigt wird. Wir können also den Schluss ziehen, dass für die Prophylaxis der Pneumonie die Desinfektionsmaassnahmen, die darauf hinaus- laufen , das spezifische Virus in den noch frischen Auswürfen zu zerstören, nicht genügen, sondern dass ihnen noch andere auf die Desinfektion der Wohnräume bezügliche Maassnahmen hinzugefügt werden müssen, da die eingetrockneten Auswürfe noch lange Zeit virulent bleiben und, sodann unter der Form von Staub in die Luft gelangend, die Uebertragung des Ansteckungsstoffes bewerkstelligen können. Turin , 12. Aug. 1891. Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte und über den Krankheitserreger derselben, Von Dr. Fiedeler, Kreisthierarzt in Breslau. Im 13. Bande des Archivs für wissenschaftliche und praktische Thierheilkunde veröffentlicht Schütz eine bakteriologische Arbeit über die Brustseuche des Pferdes , als deren , durch zahlreiche Ver- suche und Untersuchungen gewonnenes Ergebniss er den Nachweis betrachtet, dass eine von ihm gezüchtete und genau beschriebene Bakterienart die Ursache jener Seuche bilde; dass ferner diese Bakterien als die Krankheitserreger einer jeden genuinen Pferde-Lungenent- zündung zu betrachten seien und dass demnach diese Krankheit auf Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte. 311 einer ursächlichen Einheit beruhe, deren seuchenartige Ausbreitung als „Brustseuche“ bezeichnet werde. Hiergegen wird nun von Baumgarten1) — unter voller Würdigung und Anerkennung der höchst beachtenswerthen Schütz- schen Untersuchungsergebnisse — der Einwand erhoben, dass in der Reihe der beweisenden Thatsachen durch die Schütz’scbe Methode der Reinzüchtung, welche als ausreichend nicht erachtet werden könne, eine Lücke vorhanden sei. Das Verfahren, Parenchymsaft der er- krankten Lungentheile mittelst Einstiches auf Gelatine zu übertragen, gewährt keine Bürgschaft dafür, dass alle in dem Aussaatmateriale vorhandenen Keime zur Entwickelung gelangen. Es schliesse insbe- sondere die Möglichkeit aus, dass der A. F rä n k el’sche Pneumonie- Coccus zur Entwickelung gelangen könne. War er aber in dem Aus- saatmateriale vorhanden, so konnte er immerhin, wenn auch nicht fortentwickelt, so doch wirksam mit den Schütz’schen Gelatine- Kulturen übertragen werden. Sei es von vornherein wahrscheinlich, dass zwei so gleichartige Krankheitsprozesse wie die croupöse Pneu- monie der Menschen einerseits, und die des Pferdes andererseits, durch eine und dieselbe Ursache bedingt werden, so weist die An- gabe Peterlein’s2), dass in einem von ihm beobachteten Falle von croupöser Pneumonie beim Pferde Kapselkokken, die durch Gram’s Verfahren nicht entfärbt wurden, vorhanden waren, direkt auf die Gegenwart der A. Fränk el’schen Pneumoniekokken in dem be- treffenden Falle hin. Es dürften demgemäss erst weitere Unter- suchungen mit Anwendung der von Fränkel befolgten Isolations- methode abzuwarten sein, ehe den Schütz’schen Kokken die Dignität, die Erreger und speziell die alleinigen Erreger der Brust- seuche des Pferdes darzustellen, rückhaltslos zuerkannt werden könne. Auf Grund zahlreicher Impfversuche und klinischer Beobachtungen will Lustig3) als Ursache der Brustseuche einen Bacillus aufge- funden haben, welcher von dem Schütz’schen Bacillus in wesent- lichen Eigenschaften abweicht. Derselbe zeichnet sich aus durch ein beschränktes Wachsthum auf der Oberfläche und im Stichkanale, zeigt nagelförmige Kulturformen, nimmt Gram’sche Färbung an und wächst nicht weiter, sobald er durch zufällige Verflüssigung der Gelatine sich auf den Boden des Reagenzglases gesenkt hat. Auf Kaninchen und weisse Mäuse übt er keine pathogene Wirkung aus. Platten-Reinkulturen hat auch L. nicht angelegt. Hell4) hält es auf Grund seiner zahlreichen Versuche über- haupt für zweifelhaft, ob die Schütz’schen Kokken die spezifischen Erreger der Brustseuche sind. Der bestimmte Nachweis würde erst dann erbracht sein, wenn durch ein mit Brustseuche-Kokken geimpftes Pferd durch Zusammenstehen mit einem gesunden Pferde die Krank- heit auf dem Wege der natürlichen Ansteckung übertragen würde. Und in einem späteren Artikel 5) stellt er die Behauptung auf, 1) Jahresbericht über die pathogenen Organismen. 1887. 2) Jahresbericht u. s. w. von Schütz und Ellenberger. 5. Jahrg. 3) Diese Zeitschrift. 1888. 4) Zeitschrift für Veterinärkunde. 1889. 3. 5) Zeitschrift für Veterinärkunde. 1890. 3. 312 P i e d e 1 e r , dass sich mit Hülfe unserer bekannten Untersuchungsmethoden Unter- scheidungsmerkmale zwischen Eiter- bezw. Erysipel-Streptokokken einerseits und Brustseuche-Kokken andererseits nicht nachweisen lassen, dass diese Bakterienarten vielmehr in morphologischer und biologischer Hinsicht, sowie in Bezug auf ihr Verhalten zu Impf- thieren vollständig übereinstimmen. Mit Platten-Reinkulturen hat auch H. nicht gearbeitet. Nach Dieckerhoff1) kann die Brustseuche — auf Grund seiner klinischen Erfahrungen — nur durch die krankmachende Ein- wirkung eines organisirten Stoffes besonderer Art entstehen, das Wesen dieses Infektionsstoffes wurde aber bislang mit Sicherheit nicht nachgewiesen. An einer anderen Stelle (S. 216) geräth er mit dieser Annahme dadurch in einen gewissen Widerspruch, dass er die Stoffe, welche im Blute die Allgemeinerkrankungen hervorrufen, für Gifte hält, dass aber der Ansteckungsstoff, wie durch die von ihm und H er t wich ausgeführten subkutanen und venösen Impfversuche erwiesen, im Blute der erkrankten Thiere nicht vorhanden sei. Im Herbste des verflossenen Jahres herrschte unter den Be- schälern des Koseier Landgestütes die Brustseuche in grosser Aus- breitung und Bösartigkeit, und ich benutzte diese mir gebotene Ge- legenheit zur Vornahme von bakteriologischen Versuchen und Unter- suchungen , welche aber — anfangs nur zu diagnostischen Zwecken begonnen — durch ständige Zunahme des wissenschaftlichen Mate- rials, insbesondere aber durch die, durch meine Litteratur-Studien gewonnene Erkenntniss, dass die Schütz’schen Untersuchungs- ergebnisse eine allseitige, bedingungslose Anerkennung bislang nicht gefunden haben, weit über das ursprünglich gesteckte Ziel hinaus- gingen und schliesslich zu Ergebnissen führten, welche die Veröffent- lichung derselben als lohnend und wünschenswerth mir erscheinen Hessen. Von vornherein bemerke ich jedoch, dass ich bei meiner Arbeit nur die Lösung der rein praktischen Frage — die Erforschung und Klarlegung der ursächlichen Verhältnisse — im Auge gehabt habe und mich aus verschiedenen Gründen auf histologische Untersuchungen gar nicht, und auf mikroskopische nur soweit einlassen konnte, als sie mir zur Klarstellung des Thatbestandes nothwendig erschienen. Ist doch überhaupt in der Praxis und ohne Assistenten die Aus- führung der so ausserordentlich mühsamen und zeitraubenden bakterio- logischen Arbeiten schwierig und muss desshalb der rein wissenschaft- liche Theil derselben — nach meinem Dafürhalten — in die mit anderen Mitteln ausgestatteten bakteriologischen Anstalten verwiesen werden. Im Allgemeinen habe ich den Schütz’schen Arbeitsplan zur Richtschnur genommen, jedoch die Anlage von Platten-Reinkulturen mir sogleich zur Aufgabe gestellt, womit ich ja durch die, in Ge- meinschaft mit meinem Freunde Dr. Bl ei sch, dem ich so manche wissenschaftliche Anregung und Belehrung verdanke, ausgeführten bakteriologischen Versuche über die Krzanowitzer Schweineseuche 1) Spezielle Pathologie u. s. w. S. 208. Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte. 313 hinlänglich vertraut geworden war. Und später habe ich aus den weiter zu erörternden Gründen die Reinkulturen unmittelbar aus dem Blute kranker Thiere durch das Plattenverfahren gezüchtet und ferner zur Erprobung der pathologischen Eigenschaften der Rein- kulturen Kaninchen und Mäuse geimpft, deren Infektionsfähigkeit von Schütz nachgewiesen war. Zur Klarlegung des Thatbestandes will ich nun zunächst einige kurze klinische Bemerkungen vorausschicken. Das Koseier Landgestüt liegt auf einer Insel, welche durch die Oder und den sog. Fluthgraben gebildet wird, in einer Bodensenkung, welche unter dem Wasserspiegel der Oder gelegen ist. Da ausser- dem der Untergrund aus mächtigen Thonschichten besteht, so ist der Grundwasserstand ständig ein hoher. Es waren daselbst beim Ausbruche der Seuche in 4 grossen und einem kleinen — dem Krankenstalle — 139 Deckhengste und 4 sog. Klepper — zusammen also 143 Hengste untergebracht. Stall 2, 3 und 4 liegen in 3 miteinander verbundenen Flügeln, Stall 1 etwa 100 Schritt davon entfernt und durch ein dazwischen liegendes Wärter -Wohnhaus getrennt, ganz isolirt. In seiner unmittelbaren Nähe befindet sich der aus ö Laufständen und einem Kutschstalle, in welchem die Klepper untergebracht sind, bestehende Krankenstall. Alle Ställe sind hoch und luftig und lässt sich in gesundheit- licher Beziehung gegen ihre Beschaffenheit nichts einwenden. Am 20. November 1890 hatte der in Stall 3 aufgestellte Deck- hengst „Jupiter“ sein Morgenfutter nicht ganz verzehrt, da er sich aber sonst munter zeigte, machte er den Morgenritt mit, welcher auf dem durch das nasse Wetter tief erweichten Reitplätze, sehr an- strengend gewesen sein musste, denn „Jupiter“ kehrte — schweiss- triefend — in seinen Stall zurück. Um 10 Uhr stellten sich heftige Schüttelfröste bei ihm ein, ohne dass dabei eine Temperaturerhöhung, wie durch mehrfache Messungen festgestellt wurde, nachzuweisen war. Zwei Stunden später zeigte sich das Thier hochgradig erkrankt. „40,5 Mastdarm-Temperatur, über 100 eilende, unregelmässige Pulse. Der Herzspitzenstoss ist pochend und auf beiden Seiten zu fühlen. 80 costo-abdominale, von Röcheln begleitete Athemzüge ; bei jeder Ausathmung wird der Kehlkopf ruckweise nach vorne gezogen. Aus beiden Nasenlöchern fliesst zeitweilig schaumiges Blut, im Ganzen mehr wie 2 Liter. Dabei werden Schluckbewegungen ausgelöst. Die Bindehaut ist tief ziegelroth gefärbt. Bei Druck auf die Brustwandungen sucht das Thier unter lauten Schmerzensäusserungen auszuweichen.“ Am Abend hatte sich der Krankheitszustand noch verschlimmert. „41,5 Körper-Temperatur. Der Puls ist nicht mehr fühlbar. Herz- schlag und Herztöne unregelmässig. Das Thier liegt viel, zuweilen steht es mit grosser Mühe und unter lauten Schmerzensäusserungen auf und geht dann schwankend im Stalle umher. Grosse Athemnoth.“ 314 F i e d e 1 e r , Am nächsten Morgen war der Tod eingetreten, und wurde durch die 4 Stunden nach demselben ausgeführte Leichenöffnung, nach Aus- weis des darüber ausgefertigten Berichtes, folgender Befund gemacht: „Die Leiche des 6 Jahr alten, dem ostpreussischen Schlage ange- hörigen Hengstes befindet sich in gutem Ernährungszustände. Aus den Nasenlöchern tropft eine blutig-schaumige Flüssigkeit; die Nasenlochränder sind mit einer blutigen Kruste eingefasst. Die oberflächlichen Hautvenen mit dunkelrothem, theerartigem Blute prall gefüllt; das Unterhautbindegewebe an der Brustwandung gelatine- artig infiltrirt1). Skelettmuskulatur lehmfarbig, wie gekocht. Beide Blätter des Brustfelles sind stellenweise rauh und undurch- sichtig und mit einer dünnen Faserstoffschicht belegt. Die unvollständig zusammengefallenen Lungen fühlen sich derb an. Auf der glatten Schnittfläche derselben wechseln grössere, dunkelrothe Felder mit kleineren hellrothen in der Art ab, dass die ersteren in den vorderen Lungenlappen und nahe der Pleura am zahlreichsten und grössten sind. Auf Druck entleert sich aus der Schnittfläche dunkelrothes, zähes Blut. In der Luftröhre und den Bronchien schaumiges Blut. Das Herzfleisch ist welk und schlaff, lehmfarbig, wie gekocht. Unter dem Epi- wie Endocardium zahlreiche kleine Blutpünktchen. Das Endocardium stellenweise , besonders auf den Papillar-Muskeln des linken Ventrikels, streifig, und die Klappen und die Intima der Aorten- stämme diffus hellroth gefärbt. Die Milz ist vergrössert, die Pulpa vermehrt, Trabekeln verwischt. Leber gelbbraun und fleckig getrübt. Die Nieren auf der Durchschnitts- fläche dunkelroth und getrübt.“ Das Pferd hatte demnach an einer hämorrhagischen Lungen-Brust- fellentzündung und einer Endo- und Myocarditis gelitten, welche Krank- heiten, wegen der Miterkrankung der grossen Parenchyme, infektiöser Natur zweifellos gewesen sein mussten und durch Herzlähmung den Tod herbeigeführt hatten. Auffällig war der ausserordentlich schnelle Verlauf der Krankheit, auf welchen zweiffellos die verhältnissmässig grossse Anstrengung im Anfangsstadium der Krankheit einen bestimmenden Einfluss aus- geiibt hat. Am 22. November erkrankte in dem einzeln gelegenen Stall ein Hengst, welcher mit 5 anderen, dem Shirehorse-Schlage ange- hörenden Remonten, am 9. November nach Kosel eingeführt war, und am 7. Dezember erkrankte in demselben Stalle ein anderer Hengst, und nun in schneller Reihenfolge noch 11 andere Thiere, — unter ihnen noch 3 von jenen Remonten, — so dass in diesem Stalle von dem Gesammtbestande 15 Thiere erkrankten und 14 von der Krank- heit verschont blieben. Am 11. bezw. 12. Januar, also beinahe 8 Wochen nach dem ersten Falle erkrankten in Stall 3 zwei Hengste und am 22. des- 1) Es hatte eine Begiessung mit Senföl stattgefunden. Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte. 315 selben Monats noch einer, und wurden alle bis dahin streng aufrecht erhaltenen Absperrungsmaassregeln als unnütz erachtet und deshalb aufgehoben. Am 22. Januar trat der erste Krankeitsfall in Stall 2 und am 30. Januar in Stall 4 auf und nun ging es in schneller Reihenfolge bunt durcheinander, so dass am 24. Februar 77 Krankheitsfälle, etwa 50% des Gesammtbestandes, vorhanden waren. Es starben davon 13 Stück, ungefähr also 16%, ein Verlustver- hältniss, welches mit den Dieck erhoff’schen Erfahrungen und An- gaben übereinstimmt. Die Thiere erkrankten unter einem Krankheitsbilde, welches von Dieckerhoff und Anderen als „Brustseuche“ bezeichnet und beschrieben wird. Die Krankheit setzte ein mit einer Temperatur von 39 bis 41,7, und war von der Höhe der Anfangstemperatur bereits ein meistens richtiger Schluss auf den zu erwartenden Krankheitsverlauf zu machen. Der Puls stand gewöhnlich auf 50 — 60, in schweren Fällen bis 100 und darüber. Körperschwäche und Eingenommenheit des Kopfes waren meistens wenig auffällig und traten nur bei den schweren Herz- und Darm- leiden in den Vordergrund. Ebenso war der Appetit in den meisten Fällen wenig getrübt und fehlte auf längere Zeit nur bei Komplikationen mit Magen- und Darmerkrankungen. Die Athembeschwerde wurde erst auffällig mit der Zunahme der Lokalerkrankungen, was meistens mit dem 3. oder 4. Krankeitstage erfolgte. Die Art derselben war natürlich abhängig von der Art der Brusterkrankung. Die Bindehaut war fast ausnahmslos, und zwar bald nach Beginn der Krankheit tief gelbroth gefärbt. Nasenausfluss gering, anfangs wasserhell, ausnahmsweise nahm er eine rostfarbene Beschaffenheit an und war dann stets der Ausdruck eines schweren Leidens und — mit Blut vermischt — fast immer der Vorbote des Todes. Mikroskopisch enthielt der rostfarbene Ausfluss — neben rothen und weissen Blutkörperchen — zahlreiche ovale Organismen und Diplokokken. Eine mit diesem Ausflusse geimpfte weisse Maus zeigte sich einige Tage krank, erholte sich dann aber wieder vollständig. Husten trat gewöhnlich erst auf der Krankheitshöhe ein und zeigte keine charakteristische Beschaffenheit. Von den Lokalerkrankungen bildete die Lungenentzündung die stehendste Krankheitserscheinung, deren Feststellung meistens erst am 3. oder 4. Krankheitstage, — wenn die Hepatisation einen gewis- sen Umfang erreicht hatte, möglich war. Sie erstreckte sich öfter auf beide Lungen , was aber nicht immer als tödtliches Krankheits- zeichen angesehen wurde. Wenn nur das Herz nicht hochgradig mitergriffen war, so führten solche Fälle öfter* zur Genesung und war dann in ganz kurzer Zeit die Wegsamkeit der Lungen wieder hergestellt. 316 F i e d e 1 e r , Brustfellentzündungen fehlten häufig, besonders im Anfänge des Seuchenganges. Ein gefahrdrohendes Krankheitszeichen bildete stets die häufige Miterkrankung des Herzens, welche in vielen Fällen in den Vorder- grund trat und leicht zu Kollaps führte. Es mag dabei das geringe „Training“ der Hengste eine begünstigende Bolle gespielt haben. Magen- und Darmerkrankungen wurden mehrfach, eine hervor- ragende Mitbetheiligung der Skelettmuskulatur dreimal beobachtet. Nephritis fehlte in den schweren Fällen nie und scheinen die Nieren ein Hauptabzugsrohr für die Bakterien zu bilden. Bei den mehrfachen Harnuntersuchungen fanden sich — neben den weissen Blutkörperchen und den Harncylindern — stets eine grosse Menge von ovoiden Bakterien und zahlreichen Leukocyten, welche mit jenen vollgepfropft waren. Eine Maus, welche mit einigen Tropfen Harn geimpft wurde, welcher von einem mit Nephritis be- hafteten Pferde stammte und möglichst antiseptisch gewonnen war, ging an „Septikämie“ zu Grunde. Von Nachkrankheiten, die aber stets einen günstigen Verlauf nahmen, traten zweimal eine Anschwellung der Beugesehnen und dreimal Konjunktivitis und Iritis auf. Die Ansteckungsfähigkeit der Krankheit wurde durch den Ver- lauf ganz augenscheinlich otfenbart. Die ersten Fälle traten fast immer in den Eckständen auf — wo die Luftsäulen am meisten stag- niren, die Ventilation am geringsten ist — dann wurden die Nach- barn ergriffen, wobei manchmal ein oder mehrere Thiere überschlagen wurden, und so verbreitete sich die Krankheit so lange, bis alle in- fektionsfähigen Thiere erkrankt waren. Im Anfang ging die Ausbreitung langsam, wenn aber erst meh- rere Fälle in einem Stalle waren, ging es schneller, so erkrankten am 1. Februar sechs, am 2. zwölf und am 3. wiederum sechs Thiere. Die Rekonvalescenz war meistens kurz, selbst in schweren Fällen haben sich die Thiere in auffallend kurzer Zeit — in 8 — 14 Tagen und noch schneller — erholt, nur nach den schweren Magen- und Darmleiden währte sie länger. Von einer Vorliebe der Krankheit für einen bestimmten Schlag oder ein bestimmtes Alter konnte nichts bemerkt werden, der Prozentsatz der Erkrankungen, wie der Verluste zu der Gesammtzahl ist annähernd derselbe bei den gemeinen und edlen Pferden, wie auch bei den jun- gen und alten. So erkrankten in Stall 2, in welchem ausschliesslich Pferde des gemeinen Schlages untergebracht waren, von 30 Pferden 15, und in Stall 4, wo nur junge Pferde der edleren Schläge standen, blieben von 32 Pferden 15 von der Krankheit verschont. Von den Gestorbenen waren 5 Ostpreussen, bezw. Graditzer, 5 Hannoveraner und 3 Kaltblüter. Auch von einer Abschwächung der Bösartigkeit mit der Dauer des Seuchenganges war nichts zu bemerken, im Gegentheil war der Verlauf am bösartigsten am Schlüsse, als die Seuche bereits im We- sentlichen zum Abschlüsse gelangt war. Ueber die Art der Einschleppung und ob überhaupt eine solche stattgefunden hat, herrscht völlige Unklarheit. Es liegt ja nahe, die Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte. 317 Shirehorser als Infektionsträger anzuschuldigen und umsomehr, als dieselben bis zu ihrer Ueberführung nach Kosel in dem Stalle eines Berliner Grosshändlers gestanden hatten. Indess lässt sich diese Annahme mit der Thatsache schwer in Einklang bringen, dass der erste Seuchenfall in einem anderen Stalle und bei einem Pferde auf- trat, welches mit jenen Remonten gar nicht in Berührung gekommen war, und dass erst 3 Tage nach dem ersten Falle — 12 Tage nach der Einführung — der erste Shirehorser erkrankte. Ausserdem spricht die Thatsache dagegen, dass von den 6 Re- monten vier an Brustseuche in Kosel erkrankten. Es läge ja die Möglichkeit vor, dass ihre Infektion auf dem Transport erfolgt wäre, wenn der erste Erkrankungsfall unter ihnen aufgetreten wäre. Ebensowenig sind bestimmte Anhaltspunkte für die Annahme einer anderen Einschleppung, oder einer Selbstentwickelung an Ort und Stelle vorhanden. Thatsache ist, dass in dem Koseier Kreise seit Jahren wohl der Rothlauf, nicht aber die Brustseuche geherrscht hat, und ferner, dass Einzelfälle der Brustseuche im Koseier Gestüte, soweit sich das eben feststellen lässt, öfter beobachtet worden sind. Ob nun der hohe Grundwasserstand des letzten Jahres, in Ver- bindung vielleicht mit der ungünstigen hydrographischen Lage des Ge- stütes, einen Einfluss auf den seuchenartigen Verlauf ausgeübt hat, und unter gewöhnlichen Verhältnissen die Bedingungen für eine spontane Entwickelung daselbst vorhanden sind, muss in das Gebiet der theoretischen Erörterungen verwiesen werden. Der zweite Ausbruch der Seuche in Stall 3 muss auf eine Ein- schleppung aus Stall 1 zurückgeführt und kann wohl nicht als Fort- setzung des ersten Seuchenfalles betrachtet werden, da zwischen beiden Fällen ein Zeitraum von beinahe acht Wochen liegt. Die Kupirung der Seuche lässt sich erklären durch die schnelle Absper- rung des ersten Kranken und die gründliche Desinfektion. Bezüglich der Behandlung möchte ich kurz bemerken, dass die Verabreichung von Kaltwasserklystiren und Fiebermitteln einen deut- lich erkennbaren günstigen Einfluss auf den Krankheitsverlauf aus- geübt haben, und dass besonders die subkutane Injektion von Tinct. Digital, bei Herzleiden und die Begiessungen mit Senföl bei Brust- leiden, selbst wenn eine Brustfellentzündung noch nicht deutlich er- kennbar war, ganz ausgezeichnete Dienste geleistet haben. (Fortsetzung folgt.) 318 Tuberculose. Referate. v. Brunn - Lippspringe , Ueber die prognostische Be- deutung des Tuberkelbacillus. (Dtsch. med. Wochenschr. 1891. No. 4.) In Fortsetzung seines Vortrages über die Aetiologie und Pro- phylaxe der Lungenschwindsucht (vgl. Referat in dieser Zeitschrift. Bd. IX. No. 20) verbreitet sich v. Brunn über die Prognose der Schwindsucht. Er erklärt es zunächst für verkehrt, aus dem Tuberkelbacillen- befund im Auswurf eine absolut schlechte Prognose für den einzelnen Fall abzuleiten. Denn dass die Ansiedelungen der Bacillen in der Lunge isolirt bleiben und gänzlich zu Grunde gehen können, hat Kurlow bewiesen, indem er die kalkigen Knoten und narbigen Ver- dichtungen in den Lungenspitzen von Verstorbenen, welche während ihres Lebens als geheilte Phthisiker angesehen worden waren, auf Meerschweinchen überimpfte, ohne diese dadurch tuberculös zu in- fiziren. Es sprechen diese Versuche zu Gunsten der Annahme Büchner ’s, dass der Körper sich der einmal eingedrungenen Keime zu erwehren sucht, indem er mittelst reaktiver Entzündung einen Leukocytenwall gegen dieselben aufführt, dass dieser Wall es für gewöhnlich den Bakterien sehr erschwert, sich weiter auszubreiten, und dass endlich diese regressiven Veränderungen unterliegen und zu Grunde gehen, worauf dann nur noch die Narbe oder der Kalkknoten zurückbleibt. Nach B r u n n ’s Auffassung kommt dieser günstige Ausgang vor- nehmlich da zu Stande, wo nur wenige Tuberkelbacillen in die Lunge eingedrungen sind; gelangen dagegen die verderblichen Keime in grösserer Menge in die Athmungsorgane, so wird es ihnen leichter, den Leukocytenwall zu durchbrechen und weitere Lungentheile zu infiziren oder sogar eine allgemeine Tuberculose hervorzurufen. Es wird daher bei dem Auftreten grösserer Mengen von Tuberkelbacillen im Auswurf von Phthisikern die Prognose ziemlich ungünstig zu stellen sein. Anhangsweise verbreitet sich v. Brunn noch über den Zu- sammenhang von raschen Verschlimmerungen in tuberculösen Pro- zessen der Lunge mit der Operation der Mastdarmfistel. Er glaubt einen solchen Zusammenhang bestimmt annehmen zu dürfen; denn durch die besagte Operation würden oft latente Bacillenherde aufge- deckt, bezüglich von dem sie umgebenden Leukocytenwall befreit ; die Bacillen gelangten dann in die Lymph- oder gar in die Blutbahn und hätten dadurch die Möglichkeit, entfernte Körpertheile der Or- gane frisch zu infiziren. Auf gleiche Weise erklärt sich Verf. ähnliche Vorkommnisse nach Operationen an fungösen Gelenken oder skrophulösen Drüsen u. dergl. Ivübler (Berlin). Tuberculose. 319 Weyl, Zur Chemie und Toxikologie des Tuberkel- bacillus. (Deutsche med. Wochenschr. 1891. No. 7.) In Band VIII. No. 11 dieser Zeitschrift hat Büchner hoch- interessante Untersuchungen mitgetheilt, in denen er zu dem Re- sultate gelangte, dass der Zellenleib der Frie dländer’schen Pneumoniebacillen aus einem Eiweisskörper besteht, welcher bakterien- freie Eiterung zu erregen im Stande ist. In ähnlicher Weise, wie Büchner diesen Eiweisskörper durch Auslaugen der Bacillen- kulturen mit 0,5 °/0 Kalilauge gewann, hat R. Koch 500 Tuberkel- bacillenkulturen durch Auslaugen mit warmer verdünnter Natron- lauge behandelt. Es entstand eine mit weisslichen Fetzen vermischte Flüssigkeit, welche beim Erkalten erstarrte und sich dabei in eine fest gewordene Agar ähnliche obere, sowie in eine weisse untere Schicht schied. Weyl hat diese Masse im hygienischen Institut zu Berlin weiter untersucht. Er trennte zunächst die beiden Schichten in vollkommenerer Weise durch mehrmaliges Auflösen und Filtration im Heisswasser- trichter. Es ergab sich, dass die weisse Substanz unter dem Mikroskop aus vielfach gefalteten Membranen und unregelmässig aufgeblasenen Schläuchen zusammengesetzt erschien, allen Lösungsmitteln mit Aus- nahme der konzentrirten Schwefelsäure widerstand, und die spezifische Färbbarkeit der Tuberkelbacillen besass. Sie dürfte hiernach aus den Hüllen der Tuberkelbacillen bestanden haben. Die obere Schicht wurde zu wiederholten Malen in Natronlauge gelöst und mit Essigsäure gefällt. Es ergab sich ein Niederschlag, der nach dem Austrocknen zu einer krümeligen, weissen Masse zer- fiel und bei der Analyse 4,4% N, 7,3% H und 51,6 % C enthielt. Die Menge des gleichfalls darin nachgewiesenen Schwefels und der Aschentheile liess sich bei der geringen Quantität des Stoffes nicht feststellen. Der Körper färbte sich beim Kochen mit Millon’s Reagens nur gelb und nicht roth; er löste sich nicht in überschüssiger konzentrirter Essigsäure. Trotz seines geringen Stickstoffgehaltes rechnet ihn Weyl daher zu den Mucinen und glaubt ihn vom Myko- protei'n und Anthraxprotei'n von Nencki und Schäffer scharf trennen zu müssen. In stark verdünnter (1—2 p. mille) (Soda)-Lösung zu 0,5 ccm, Kaninchen und Meerschweinchen subkutan eingespritzt, bewirkte die Substanz an der Injektionsstelle eine Nekrose von der Ausdehnung eines Markstücks. Weyl hat demnach bewiesen, dass sich aus Tuberkelbacillen- kulturen ein Toxomucin darstellen lässt; er enthält sich der Ent- scheidung, ob dieses Toxomucin in den Tuberkelbacillen präformirt vorhanden ist, glaubt aber in ähnlicher Weise wie Büchner an- nehmen zu dürfen, dass die Bacillensubstanz bei der Bakterienwirkung die gleichgültige Rolle, welche ihr bisher zugeschrieben wurde, nicht spielt. Küble r (Berlin). 320 Tuberculose. Prausnitz, W., Ueber die Verbreitung der Tuberculose durch den Personenverkehr auf Eisenbahnen. (Arch. f. Hygiene. 1891. p. 192.) Durch die Cornet’schen Untersuchungen angeregt, prüfte Verf. den in Personenwagen enthaltenen Staub auf Tuberkelbacillen. Er wählte dazu die durchgehenden Wagen Berlin - Meran , die viel von Tuberculösen benutzt werden. Sofort nach Ankunft des Zuges in München fegte Verf. den Staub, der unter dem Coupeteppich der betreffenden Durchgangswagen lag, aus je zwei Coup6s zusammen, verrieb denselben in einer sterilen Porzellanschale, schwemmte davon etwa 0,4 g in 10 — 15 ccm dest. steril. Wassers auf und injizirte davon je 1 ccm in die Bauchhöhle zweier Meerschweinchen. In die- ser Weise wurde an 5 Tagen der Staub aus 10 Coupös von 4 Wa- gen 20 Meerschweinchen injizirt. Von diesen 20 Meerschweinchen wurde bei 5 Tuberculose konstatirt. Der Staub zu diesen 5 positiv ausgefallenen Versuchen stammte aus zwei Wagen; in keinem Falle war die Tuberculose weit vorgeschritten. Ein Thier starb nach 1 Mo- nat; die übrigen 4 waren etwa 2 V2 Monate nach der Infektion ge- tödtet. [Leider giebt Verf. nicht an , ob er diese Tuberculose der Versuchsthiere auf ihren Bacillengehalt und auf ihre histologische Struktur untersucht hat. Ref.] Die Untersuchung ergab also, „dass der Staub der Eisenbahnwagen, in welchen man am ehesten ein massenhaftes Vorhandensein von Tuberkelbacillen hätte vermuthen können, zumeist diesen Infektionsstoff nicht enthielt“, und selbst in jenem Wagen, der am längsten auf der Route lief, kann der Staub nur eine geringe Zahl von Tuberkelbacillen enthalten haben, denn trotz der grossen Menge des eingeimpften Staubes wurde eines der geimpften 4 Thiere dieses Versuches nicht tuberculös. „Der gewöhn- liche Modus der Reinigung der Eisenbahnwagen genügt also, die Wagen soweit tuberkelbacillenfrei zu halten, dass eine Gefährdung des reisenden Publikums in dieser Hinsicht ausgeschlossen erscheint.“ Tan gl (Tübingen). Tangl, Ueber das Verhalten der Tuberkelbacillen an der Eingangspforte der Infektion. [Aus dem pathologi- schen Institut zu Tübingen.] (Centralblatt für allg. Pathologie u. pathol. Anatomie. I. 1890. No. 25.) Bestätigung von Baumgarten ’s Ansicht, dass die Tuberkel- bacillen nirgends in den Körper eindringen können, ohne an der Eintrittsstelle tuberculose Veränderungen hervorzurufen. Verf. machte zunächst subdurale Impfungen mit Tuberkelknötchen und Reinkulturen von Tuberkelbacillen bei Meerschweinchen und Ka- ninchen. Stets entwickelte sich lokale Tuberculose an der Impfstelle und bei genug langer Lebensdauer auch allgemeine Tuberculose. Impfung von Reinkulturen in den unverletzten Konjunktivalsack blieb bei Kaninchen erfolglos, bewirkte dagegen bei Meerschweinchen allgemeine Tuberculose mit tuberculöser Erkrankung der Conjunctiva und ausgedehnter Tuberculose der Nasenschleimhaut. Nach Einpinselung der Nasenlöcher mit einer Emulsion von Tuberkelbacillen trat meistens sowohl bei Meerschweinchen wie auch Tuberculose. 321 bei Kaninchen lokale Tuberculose der Nasenschleimhaut und bei ge- nug langer Lebensdauer auch allgemeine Tuberculose auf. Besonders bei Meerschweinchen zeigten die regionären Lymphdrüsen bei diesen Versuchen eine sehr weit vorgeschrittene Tuberculose. Aus diesem Ergebnisse der Untersuchungen schliesst Verf., dass in jenen Fällen von primärer Lymphdrüsen- und Knochentuberculose, wo selbst nach längerem Bestände der genannten Erkrankungen keine tuberculose Veränderung an irgend einer der möglichen äusseren Eingangspforten zu finden ist, die Tuberculose nicht durch äussere Ansteckung entstanden sein kann. Dittrich (Prag). Mordliorst, Ist die Lunge Schwindsüchtiger grösser als diejenige Gesunder? (Deutsche med. Wochenschr. 1890. No. 53). Verf. tritt der bekannten, von Brehmer, Rokitansky und Beneke vertretenen Anschauung entgegen, nach welcher bei Schwind- süchtigen regelmässig ein abnorm grosses Volumen der Lungen vor- handen ist und unter den ätiologischen Momenten der Phthise einen hervorragenden Platz einnimmt. Wenngleich Mordhorst zugibt, dass der paralytische Thorax der Lungenschwindsüchtigen länger ist, als ein normaler Brustkorb, so erklärt er es für einen Fehlschluss, dass jener längere Thorax abnorm grosse Brusträume enthalte. Er sieht im Gegentheil in dem langgestreckten Bau des Brustkorbs eine Hyperexpirationsstellung und leitet daraus ab, dass die Brusträume kleiner sind, als bei Gesunden. Verf. erklärt es fernerhin für fehlerhaft, aus dem abnorm grossen Volumen der aus der Leiche entnommenen phthisischen Lungen schliessen zu wollen , dass die Lungen von Schwindsüchtigen auch im lebenden Körper ein grösseres Volumen besitzen, als diejenigen gesunder Menschen. Jene Volumvermehrung sei nur dadurch be- dingt, dass die phthisischen Lungen in Folge ihres gewöhnlich er- höhten Blutgehalts und ihrer stets verminderten Elastizität bei der Entnahme aus der Brusthöhle weniger vollkommen zusammensinken, als die blutarmen und elastischen normalen Lungen. Andererseits gibt der Verf. übrigens die von Brehmer u. s. w. betonte Klein- heit des Herzens und Enge der arteriellen Lumina bei Phthisi- kern zu. Im Weiteren sucht Mordhorst auf Grund höchst lesenswerther physiologischer Erwägungen nachzuweisen , dass die Krankheitszu- stände der Lungen nicht durch deren abnorme Grösse, sondern durch Abnahme ihrer Ausdehnungsfähigkeit begünstigt werden. Er ist der Meinung, dass die gesündesten Lungen sich durch Expiration am meisten zusammenziehen und durch Inspiration am weitesten aus- dehnen können und sucht dies aus dem Verhalten der Lungen von den auch durch Brehmer erwähnten Thieren, im Besonderen von den englischen Racepferden nachzuweisen. Da es hier zu weit füh- ren würde, auf die bezüglichen Mittheilungen des Verf.’s näher einzu- gehen, muss betreffs dieser Dinge auf das Original verwiesen werden. Kühler (Berlin). 21 X. Bd. 322 Tuberculose. — Taubenmästerkrankheit. Kraske, Ueber einen Fall von tuberculöser Erkrankung der Glans penis nebst Bemerkungen über dieUeber- tragbarkeit der Tuberculose durch den geschlecht- lichen Verkehr. [Aus der Chirurg. Klinik zu Freiburg i. Br.] (Ziegler’s Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allge- meinen Pathologie. Band X. Seite 204.) Der tuberculose Prozess erstreckte sich durch die ganze Dicke der Glans. Wo die Verkäsung noch nicht ad maximum vorgeschrit- ten war, traf man auf reichliche Riesenzellen und typische Tuberkel mit mehr oder weniger zahlreichen Bacillen. Sonst war klinisch im Körper nirgends ein tuberculöser Herd nachweisbar. Trotzdem die Vermuthung einer Inoculationstuberculose sehr nahe lag, so wurde diese Ansicht doch mit Rücksicht auf die Ana- mnese und den genaueren anatomischen Befund fallen gelassen. Vielmehr wurde die tuberculose Erkrankung der Glans hier als eine Erkrankung hämatogenen Ursprungs angesehen. Dittrich (Prag). Potain, Un cas d e tu b er cul os e aspergillaire (maladie des gaveurs de pigeons). (L’Union mödicale. 1891. No. 38.) Gelegentlich der Vorstellung eines Kranken, der die Tauben- mästerei gewerbsmässig betrieb, machte P. einige Mittheilungen über diese in Deutschland wohl gänzlich unbekannte Krankheit (maladie des gaveurs de pigeons). Der betreffende Patient war mit Hämoptoe erkrankt, magerte stark ab und machte bei seiner Aufnahme in’s Krankenhaus durch- aus den Eindruck eines Phthisikers. Ueber der ganzen Lunge hörte man bronchitische Geräusche, die linke Lungenspitze war verdichtet. Der Auswurf war eiterig, geballt und enthielt schwärzliche Massen. Trotz eifrigsten Suchens fanden sich aber darin keine Tuberkelbacillen, sondern ein Aspergillus, den P. nicht näher beschreibt, von dem er nur angibt, dass Dieulafoy, Chantemesse und Widal ihn als die Ursache einer eigentümlichen Lungenerkrankuug der Tau- benmäster nachgewiesen haben. Die Tauben selbst haben eine durch diesen Aspergillus bedingte Krankheit, welche gewöhnlich mit Knotenbildung in der Schnabel- schleimhaut beginnt, von da aus auch die inneren Organe ergreift und im ganzen Verlauf und den Krankheitsprodukten sehr an Tuber- culose erinnert. In allen Heerden findet man aber keine Tuberkel- bacillen, sondern nur diesen Aspergillus. Eine zweite akute Form dieser Krankheit verläuft unter dem Bilde einer Pneumonie und tödtet die Tauben innerhalb 2 — 3 Tagen. Chantemesse und Widal haben den Aspergillus rein gezüchtet und durch intravenöse Injektion der Kulturen bei Tauben eine akute, tödtliche Krankheit erzeugt, während die subkutane Injektion disse- minirte Knotenbildung in der Lunge und anderen inneren Organen hervorrief. Der Pilz findet sich, wie P. angibt, häufig in der Hirse, mit welcher die Tauben gemästet werden. Die Mästung geschieht in der Heim, Die Neuerungen <3. bakt. Untersuchungsmethoden seit d. Jahre 1887. 323 Weise, dass die Hirse iu Wasser aufgeweicht wird, die Master sich damit den Mund füllen, den geöflneten Schnabel der Thiere an ihren Mund bringen und so die Hirse den Thieren in den Schlund treiben. Hierbei kann die Infektion sowohl der Thiere wie des Menschen zu Stande kommen. Die Prognose der Erkrankung scheint sehr ungünstig zu sein; bis jetzt ist beim Menschen nur ein Fall von Heilung bekannt. Scheurlen (Stuttgart). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Untersuchungsmethoden seit dem Jahre 1887. Zusammenfassender Bericht von Dr. L. Heim, k. b. Stabsarzt und Privatdozenten. (Fortsetzung.) Die Gonokokken in Schnitten empfiehlt To u ton (5. 803) mit Karbolfuchsin zu färben mit folgender Spülung in Alkohol, in Sekreten stellt sie Schütz (6. 172) mit Karbolmethylenblau und kurzdauernder Entfärbung in schwacher Essigsäurelösung dar und Steinschneider (8. 777) benutzt in zweifelhaften Fällen die Roux-Gram’sche Methode mit Nachfärbung in Bismarckbraun oder verdünntem Loeffler’schen Methylenblau. Ivratter (9. 741) und Ipsen1) wiesen sie in auf Wäsche angetrockneten Tripper- flecken noch nach mehr als x/2 Jahr nach, wenn sie die Schüppchen abschabten und in Wasser quellen Hessen, oder die eitergetränkten Fäden mazerirten und auspressten. Die nach den Untersuchungen von I. Israel und M. Wolff unter die „polymorphen Spaltpilze“ gerechneten Aktinomyceten färbte Baran'sky2) 2 — 3 Min. mit Pikrokarmin und spülte in Wasser oder Alkohol ab, worauf die Drusen gelb, das übrige Gewebe roth er- schienen. Baumgarten3) erklärt diese Färbung allein für un- vollkommen und warnt insbesondere vor der Anwendung reinen Al- kohols; man müsse ihm, damit er die gelbe Farbe nicht ausziehe, etwas Pikrinsäure beigeben; ausgezeichnet wäre sie zur Vorfärbung bei Anwendung der Gram’schen Methode. Auch Petroff4) ist der Ansicht, dass sie den feineren Bau der Druse nicht klar stelle, man könne die Druse von den umgebenden Geweben ebensogut mit- 1) B. kl. W. 90. 42. 963. 2) D. m. XV. 87. 49. 1065. 3) J. B III. 315. 4) B. kl. W. 88. 27. 541. 21* 324 Heim, tels Hämatoxilin, Cochenille und anderer histologischer Färbemittel unterscheiden. Die für den Ausfall der Färbung störende, von P. als solche nachgewiesene Fettimprägnation der Druse beseitigte der genannte Autor durch vorhergehende Behandlung der Schnitte mit Aetzkalilösung (bei Anwendung der Celloidineinbettung ist sie un- nöthig, weil hier nachträglich Aether einwirkt). Von den feineren Details, welche P. bei Anwendung der Gram 'sehen, L öff ler 'sehen und Saffranin-Färbung von Babes1) konstatirte, möge nur der Be- fund von in den Fäden liegenden intensiv gefärbten Körnchen, welche mit kleinen, rundlichen, ungefärbten Lücken abwechselten, er- wähnt werden. Solche schwarzblau gefärbte, kugelförmige Gebilde fand Flormann2) neben fast farblosen Keulen bei Färbung mit Ammoniumkarbonat-Methylviolett-Lösung, und folgender Behandlung mit Wasser, Jod- Jod-Kalium, Fluorescin-Alkohol, Alkohol, Anilinöl, Lavendelöl, Xylol, Balsam. Eine doppelte , mitunter dreifache Tinktion bakterienhaltiger Gewebe erzielte Kaufmann (0. 9. 717) durch Kombinirung der Gentianaviolettfärbung mit Saffraninfärbung, wobei die stärkere Affini- tät des Saffranins zu den Kernen eine Kontrastirung (roth) der letzteren gegenüber dem blau gefärbten Fibrin und den Bakterien hervorbringt. Zur Färbung von Schimmelpilzen, namentlich für die Haut (Epi- dermisschuppen, Haare) empfiehlt C. Boeck folgende Methode 3): „Die Epidermisschuppen etc. werden in Alkohol und Aether ent- fettet, dann kommen sie für eine halbe bis einige Minuten in Sahli’s Boraxmethylenblaulösung (16Thl. 5°/oB.-Lös., 20 Thl. conc. wäss. M.- Bl.-Lös., 24 Thl. aq.), hierauf — 1 Min. in eine schwache wässerige Resorcinlösung (hergestellt dadurch, dass man einige Körnchen Re- sorcin in ein Uhrglas thut und Wasser darauf giesst). Aus der Re- sorcinlösung bringt man die Schnitte in Alkohol für einige Minuten bis zu 1 Stunde. In den meisten Fällen ist es dann noch nöthig, die Epidermis zu entfärben. Hierzu bedient man sich einer schwa- chen Auflösung von H202, worin die Präparate aber nur ganz kurze Zeit, oft nur x/4 Min. bleiben dürfen. Dann wieder Alkohol, endlich Xylol, Xylolcanadabalsam. Die Präparate sind sehr haltbar, wenn man die Resorcinlösung verwendet.“ Ueber die Behandlung und Färbung von Blutpräparaten zur Auf- findung von Malariaplasmodien s. Plehn (7. 743). II. Nachweis von Mikroorganismen durch die Kultur. Zur Feststellung der Diagnose in zweifelhaften Fällen während des Lebens ist von Garr64) die bakteriologische Untersuchung des Blutes mittels des Kulturverfahrens gefordert worden, nachdem er selbst zuerst bei Osteomyelitis und später v. Eiseisberg bei jedem Wundfieber das Vorhandensein von Eitermikroorganismen in 1) V. A. CV. 511. 2) Rf. F. d. M. 89. 23. 915. 3) Rf. nach d. Schwedischen v. Weigert. F. d. M. 88. 16. 644. 4) C. f. Schw. A. 91. 1. Ref. D. m. W. 91. 2. 60. Die Neuerungen d. bakteriol. Untersucbungsmethoden seit dem Jahre 1887. 325 demselben festgestellt hat. Zur keimfreien Entnahme des Blutes kann man die von Francke1) empfohlene lanzettförmige Nadel, deren Spitze durch einen Metallcylinder verdeckt ist und durch Druck auf eine Feder vorgeschoben wird, benutzen ; ihr Vortheil beruht je- doch lediglich darin, dass man die Tiefe des Einstosses in der Hand hat und die Nadel den Blicken des zu Untersuchenden entzogen ist. Will man grössere Mengen Blutes gewinnen, so verwendet man ent- weder nach Stern (9. 132) sterilisirte Schnepper und Schröpfköpfe oder man benutzt nach Scheurlen (0. 8. 257) unten zu einer Spitze ausgezogene, oben etwas verengte, mit Wattepfropfen ver- schlossene Glasröhren, welche, wenn sie entgegen der Stromrichtung des Blutes in die Vene eingestochen werden, sich rasch füllen. In jedem Falle müssen selbstredend die Vorschriften der Sterilisa- tionstechnik peinlichst beobachtet werden, sei es nun, dass die Ent- nahme aus dem lebenden Körper oder aus der Leiche erfolgt. Die betreffenden Massnahmen für die systematische Untersuchung der letzteren hat Babes2) eingehend beschrieben. Die Sterilisirung der bei Obduktionen und Operationen gebrauchten Metallgegenstände erfolgt ausser durch Ausglühen oder strömenden Dampf zweckmässig auch durch Auskochen in 1 % Sodalösung, welche die anhaftenden Keime schnell und sicher tödtet und den Ansatz von Rost verhindert (C. S c h i m m e 1 b u s c h 3). Eine weit ausgedehntere Verbreitung hat das Kulturverfahren beim Nachweis pathogener und nicht pathogener Bakterien ausser- halb des Körpers gefunden. Zur qualitativen und quantitativen Bestimmung der in der Lu ft vorhandenen Keime haben wir den geeignetsten Apparat von Petri 4) erhalten. Derselbe — im Anschluss an einen zusammenfassenden Bericht über Nachweis und Bestimmung der pflanzlichen Mikroorga- nismen in der Luft (0. 2. 113. 3. 151) kurz beschrieben — saugt mit- tels einer Luftpumpe eine gemessene Luftmenge durch ein Filter aus feinem Sand von etwas mehr als 0,25 mm Korngrösse, welcher nach Beendigung der Luftdurchleitung in flachen Glasschalen mit Gelatine übergossen wird. Das Filter wählte Uffelraann5) aus Glaswolle; ein solcher Pfropf wird nach Durchleitung der Luft in sterilisirtem Wasser ausgespült und letzteres in Gelatine ausgesät. Frankland6) aspirirt ein bestimmtes Volum Luft mittels einer geaichten Handluftpumpe und leitet es durch eine mit 2 sterilen Pfropfen versehene Glasröhre, von welchen der erste nur aus Glas- wolle, der zweite ebenfalls aus solcher hergestellt, aber durch eine dünne Schichte Glas- oder Zuckerpulver dichter gemacht ist. [Ro- bertson schaltet Glaspulver zwischen zwei Glaswollepfröpfe ein (5. 806)]. Die Aussaat erfolgt in je einen Gelatine enthaltenden 1) D. m. W. 89.2. 27. 2) Rf. J. B. IV. 545. 3) Arbeiten aus v. Bergmanns chir. Klinik. Bd. V. S. A. S. 31. 4) Z f. H. III 1. 5) Z. f. H. VIII. 262. 6) Z. f. H. ILI 287. 326 Heim, Kolben, an deren Innenwand der erstarrende Nährboden ausgebreitet wird. Unter anderen führt Fr. die Möglichkeit einer vollkommenen Vertheilung der Mikroorganismen in der Gelatine durch das Schüt- teln und über eine grosse Oberfläche als Vorzug seines Verfahrens an. Hesse1) ist dagegen der Ansicht, dass man den Zusammen- hang der einzelnen Luftkeime in keiner Weise stören und nur in unverändertem, unzerkleinertem Zustande zählen soll, weil die Auf- lösung der oft zu mehreren bei einandersitzenden Keime nicht nach einem bestimmten Gesetz erfolgen und man deshalb niemals einen Ueberblick über die sämmt liehen in einer gegebenen Menge Luft enthaltenen entwickelungsfähigen Individuen bekommen könne. Meines Erachtens ist es, wenn man einen Aufschluss sowohl über die Art, als auch die Zahl derselben haben will, unbedingt nöthig, darnach zu streben, die Keime möglichst von einander zu trennen und wenn dies, wie zugegeben werden kann, auch mit den jetzigen Methoden noch nicht in einwandfreier Weise geschieht, so kann doch in der Zukunft noch ein verbessertes Verfahren ersonnen werden; (Strauss und Wurtz (4. 27) z. B. sehen als solches die Durchleitung der Luft durch verflüssigte Nährgelatine an, der sie zur Vermeidung des Schäumens bei rascher Luftdurchleitung einen Tropfen sterilisirten Oeles zusetzen ; hierbei soll stets eine wesentlich höhere Keimzahl, als mit anderen Versuchsanordnungen gefunden werden). Die Art und Weise, wie Frankland die Keime zur Vertheilung bringt, er- scheint, den Vortheil einer grösseren Ausbreitungsfläche selbst zuge- geben, doch unpraktisch, weil, wie er selbst eingesteht, die mikro- skopische Untersuchung der Kolonieen unmöglich und ihre Entfernung mit der Platinnadel sehr schwierig ist; mit anderen Worten, es ist nur eine quantitative, aber keine qualitative Beurtheilung gestattet, und das ist ein Nachtheil, der auch durch den Vorschlag des Autors, einfach Gelatineplatten der zu untersuchenden Luft nebenbei auszu- setzen, in keiner Weise kompensirt wird. Die Petri’sche Anord- nung ist jedenfalls bis jetzt die exakteste ; vielleicht würde sie sich durch Benutzung löslicher Filter vervollkommnen lassen, wie sie nach Pasteur vor einigen Jahren wieder Miquel (4. 496) in Anwen- dung zog. Etwas wesentlich neues ist seit Petri’s Veröffentlichung nicht erschienen. Hinsichtlich der übrigen mitunter recht kompli- zirten Methoden verweisen wir auf die Arbeiten von Kien er und Aldibert2), sowie Carnelli und Wilton (5. 392), endlich auf den Abschnitt über die Untersuchung der Luft in Hueppe’s Hand- buch 3). Für die qualitative Prüfung der Luft auf das Vorhandensein lebensfähiger obligater Parasiten bleibt nur der Thierversuch. So hat Rembold4) die Tuberkelbacillen in der Luft eines Phthisiker- zimmers nachgewiesen, welche durch Baumwollenpfröpfe während des 1) Z. f. H. IV. 19. 2) J. B. IV. 532. 3) Die Methoden der Bakt.-Forschung. Wiesbaden bei Kreidel. 5. Aufl. S. 475. 4) J. B. V. 278. Die Neuerungen d. bakteriol. Untersuchungsmethoden seit dem Jahre 1887. 327 Aufkehrens aspirirt worden war. Viel empfehlenswerther ist das schon früher von Cor net (5. 248) bei seinen berühmt gewordenen Forschungen geübte Verfahren, demzufolge der Staub von etwa 1 qm Fläche mit feuchten, keimfreien, in sterile Pinzetten geklemmten Schwämmchen abgerieben wird, welche später mit Hülfe eines rollen- förmigen, geglühten Platininstrumentes in keimfreier, zur intraabdo- minalen Uebertragung auf Meerschweinchen bestimmter Bouillon aus- gelaugt werden. Lediglich für mikroskopische Untersuchung des Luftstaubes hat Dixon1) einen Saugapparat konstruirt, welcher der Vollständigkeit halber hier Erwähnung finden soll. Die nähere Einrichtung und Ab- bildung wolle im Original nachgesehen werden. Der cylinderförmige Apparat wird mit mehreren (7) von einander getrennten und mit einer klebrigen Masse (Gummi, Glycerin) überzogenen Deckgläsern beschickt, welche der Reihe nach vor die Durchströmungsöffnung der mittels Ballon aspirirten Luft gebracht werden können. D. will damit Tuberkelbacillen im Bodenstaub eines Eisenbahnwagens in Philadelphia gefunden haben. Die bei der bakteriologischen Untersuchung des Wassers noth- wendige keimfreie Entnahme bewerkstelligt Pfuhl (Cassel O. 8. 645) mittels Glasröhren mit flachem Boden, welche theilweise luftleer ge- macht an ihrem zur Kapillare ausgezogenen und rechtwinkelig um- gebogenen Ende zugeschmolzen werden. Sind die Gläser durch Ab- brechen der Spitze an der Wasserquelle gefüllt, so werden sie aber- mals zugeschmolzen und in einzelnen Zinkblechbüchsen zusammen in einem mit Eis gefüllten Zinkblechkasten ins Laboratorium geschickt. Die genannte Füllungsmethode analog dem Vorgänge von Flügge und Heraeus2) wird von Nicati und Rietsch (8. 397) unter Verwendung von zur Capillare ausgezogenen Reagensgläsern ange- wendet. Für die Wasserentnahme aus grösseren Tiefen, Schächten, hat Soyka3) die ehemaligen Past eu r’schen Pipetten (Reagens- gläschen, oben in ein engeres, stumpfwinkelig gebogenes Rohr aus- gezogen) seitlich noch mit einem nach unten gerichteten und mit einer kugelförmigen Erweiterung versehenen Ansatzrohr versehen. Handelt es sich aber darum, WTasser aus Brunnen zu entnehmen in demselben Zustand, wie es sich im Boden befindet, d. h. unter Aus- schluss der Möglichkeit, dass an dem Pumpenrohr anhaftende Keime in ihm enthalten sind, so muss man nach C. Fränkel (6. 81) den Pumpenkopf vom Rohre losschrauben, beide Theile erst mit einer langgestielten Bürste gründlich ausreiben und säubern und dann durch Eingiessen mehrerer Liter einer konzentrirten Schwefelkarbolsäure- mischung desinfiziren ; letztere verschwindet ziemlich rasch im Grund- wasser. Auf diese Art konnte der genannte Forscher den Nachweis der Keimfreiheit des Grundwassers liefern. Die Aussaat des ent- nommenen Wassers wird noch allgemein in der bekannten Weise auf Platten oder Rollplatten gemacht und braucht man dazu nicht eines 1) The therapeutic Gaz. 90. 5. 308. 2) Z. f. H. I. 201. 3) D. m. W. 88. 43. 875. 328 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. umständlichen Apparates, wie ihn Arloing (5. 257) angab, der obendrein nicht einmal einwandsfreie Resultate liefert. Nach Mag- gi1) soll man nur Nährböden benutzen, welche keine zu hochgra- digen und langdauerndeu Erhitzungsprozesse durchgemacht haben, da solche ihre Zusammensetzung derart veränderten, dass sie für verschiedene Mikroorganismen kein günstiges Substrat mehr abgäben. Die Befunde, auf welche Maggi seinen Vorschlag basirt, klingen etwas auffallend, z. B. soll Liebig’sche Bouillon auf 125° durch 20 Min. erhitzt und dann bei einer Aussentemperatur von 24 — 27 0 gehalten, überhaupt ganz immun gegen die Entwickelung von Luft- keimen geworden sein; hier wäre eine Nachprüfung erwünscht, um diesen meines Wissens noch von niemand erhobenen Einwand richtig stellen zu können. Die Rollplattenmethode hat Hesse unabhängig von v. Esmarch zur quantitativen Bestimmung der Keime in Flüs- sigkeiten mit grösseren Gläsern und unter Vermeidung einer Be- netzung der Wattepfropfen mit Gelatine in Anwendung gezogen. In den Fällen, wo in Folge ausgedehnter oder zahlreicher verflüssigender Bakterien die gewöhnliche Koch’sche Platte angezeigt ist, kann man die Kolonieen dadurch an weiterer Ausbreitung verhindern, dass man nach H. ihren flüssigen Theil mittels einer langen gebogenen Glas- capillare absaugt und durch eine desinfizirende Flüssigkeit, z. B. Sublimatlösung, die später wieder entfernt werden kann, ersetzt; bei Gegenwart sehr zahlreicher Keime soll man die zur Untersuchung bestimmte Flüssigkeitsmenge tropfenweise in mehrere Reagensgläser vertheilen. (Fortsetzung folgt.) Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Sehrwald , Die Krull’sche Methode der Tuberculosen- behandlung in ihrer thermischen Einwirkung auf die Lunge. (Dtsch. med. Wochenschrift. 1890. No. 45 u. 46.) Nachdem durch Mosso,Rondelli, Sehrwal d und Ny kamp nachgewiesen worden ist , dass die Halter - Weigert’ sehe Methode der Tuberculosenbehandlung durch Einathmung heisser trockener Luft unter irrigen Voraussetzungen empfohlen wurde und einen Heil werth überhaupt nicht besitzt, hat Krull versucht, statt der trockenen Luft heisse Wasserdämpfe anzuwenden. Er glaubt, diese wirklich warm in die Lunge einführen zu können, da in Folge des Wassergehalts der Dämpfe die bei Anwendung von Trockenluft entstehende Abkühlung durch Verdunstung der Schleimhautfeuchtig- keit hier in Fortfall kommt. Er war ferner der Ansicht, dass die 1) J. B III. 472. Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 329 Wirkung der heissen Dämpfe weniger in unmittelbarer Desinfektion der Luftwege, als in einer Erhöhung der Widerstandskraft der Ge- webe besteht, insofern eine durch die Wärme bedingte Erweiterung der Kapillaren die Ernährung der Lungen fördere, die Resorption der pathologischen Produkte beschleunige, zu reaktiver Bindegewebs- und Gefässwucherung anrege und den respiratorischen Austausch von Sauerstoff und Kohlensäure vermehre. Krull legte deswegen auf sehr hohe Temperaturen der Dämpfe auch keinen Werth und be- gnügte sich mit der Einführung einer auf 43—44° erwärmten feuchten Luft. Er will in der That von dieser Behandlung so günstige Er- gebnisse gesehen haben , dass er sie zur allgemeinen Kenntniss zu bringen für angezeigt hielt. (Berlin, klin. Wochenschr. 1888. S. 787, 1889. S. 607). Sehrwald hat nun die Krull’sche Methode in ähnlicher Weise wie früher das Halter-Weigert’sche Verfahren (vgl. Re- ferat in dieser Zeitschrift. Bd. VIII. No. 15) geprüft, um auch jener gegenüber den Nachweis zu führen , dass ihre theoretischen Voraus- setzungen unrichtig sind und dass ihr ein praktischer Werth nicht zukommt. Verf. sieht zunächst in der Annahme, dass eine erhöhte Blutzufuhr zu einem Organe dessen Ernährung begünstigt, und dass eine vermehrte Sauerstoffaufnahme seitens des Blutes die Verbrennung fördert, Trugschlüsse, er findet aber vor Allem den Beweis durch Krull nicht erbracht, dass seine Wasserdämpfe wirklich warm in die Lunge kommen. Indem Sehrwald bei seinen Versuchsthieren die Temperatur der Lungenluft durch Thermometer bestimmte, welche er luftdicht in die Pleurahöhle einführte, wies er nach, dass eine beträchtliche Erhöhung der Lungenlufttemperatur sich allerdings durch Einathmung von heissen Wasserdämpfen unmittelbar in die Trachea erreichen lässt, dass in diesem Falle aber zugleich die allgemeine Körpertemperatur rasch und bedeutend steigt, dass die Respirationsfrequenz dabei bedeu- tend zunimmt, und dass Dämpfe von einer Temperatur über 55° von der Trachea überhaupt nicht mehr vertragen werden. Bei Einathmung heisser Dämpfe durch Mund und Nase sah Sehrwald eine Erhöhung der Lufttemperatur in den Lungen nicht eintreten, eine Thatsache, welche seiner Meinung nach durch die gleichzeitig erfolgende Verlangsamung der Respiration erklärt wird. Diese, so nimmt er an, gestattet den Däm- pfen, schon im obersten Abschnitt der Luftwege einen grossen Theil ihrer Wärme abzugeben, welche dann durch Vermittelung der ober- flächlich gelegenen Halsvenen seitens des Körpers wieder der Aussen- luft zugeführt wird, und sie gewährt zugleich den überhitzten Schleim- häuten Zeit, sich durch das vorbeiströmende Blut abzukühlen. Nach Sehrwald vermag „die Krull’sche Methode die Tem- peratur der Lungenluft nicht zu erhöhen, ebensowenig ihren Wasser- gehalt. Der ihr zugeschriebene Einfluss auf die Ernährung der Lungen und die pathologischen Prozesse und Produkte ist somit rein hypothetisch. Eine Desinfektion der Luftwege oder Lungen ist durch diese Einathmungen erst recht unerreichbar“. K üb ler (Berlin). 330 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Plesser, Ein neues wirksames Heilverfahren bei pro- gressiver Lungen- und 0 rga n tuberc ulos e. 8°. 56 S. Berlin (Heuser’s Verlag) 1891. „Es gibt einen gesetzmässig therapeutischen Weg, auf welchem tuberculöse, im letzten Stadium ihrer Krankheit sich befindende Pa- tienten zunächst das Leben fortsetzen und weiterhin auf demselben zu einer relativen Heilung geführt werden können“. — So fängt die Brochüre an. Und dieser Weg ist, den kranken Organismus zuerst mit Kupfer saturiren , dann mit Chinin sättigen , und während der ganzen Zeit eine vom Verf. genauer angegebene hydriatische Behand- lung durchmachen. (Das Kupfer und auch das Chinin sollen dann antibakteriell wirken!) Auf die näheren Details dieses „Heilverfah- rens“ können wir an dieser Stelle nicht eingehen. Es sei nur noch aus dieser mit hochgeheuden theoretischen Erörterungen geschmück- ten Broschüre das erwähnt, dass Verf. mit dieser Methode sich selbst von einer angeblichen Gehirntuberculose geheilt haben will. Tangl (Tübingen). Foh, P., Una esperienza negativa sulla immunitä per la tuberculosi. (Gazzetta med. di Torino. LXII. fase. 9.) Die Ansicht Ch. Richet’s, das Blut gegen eine bestimmte In- fektion refraktärer Thiere könne namentlich nach vorausgegangener Inokulation des diesbezüglichen Giftes Thiere, welche für dieselbe In- fektion empfänglich sind, immun machen, scheint nicht allgemein giltig zu sein. Verf. verimpfte einem Huhne ein Stück tuberculöser Meer- schweincheumilz und entnahm ihm 8 Tage darauf 6 ccm Blut, de- fibrinirte und injizirte dasselbe intraperitoneal einem jungen Meer- schweinchen von 300 g Gewicht. Denselben Vorgang wiederholte er noch fünfmal, so dass dem Meerschweinchen im Ganzen 30 ccm Blut des Huhnes injizirt wurden. Nach einem Monate wurde das Huhn getödtet und ergab die Autopsie weder eine Spur von Tuberculöse, noch vom verimpften Milzstück. Drei Tage nach der letzten und dreizehn Tage nach der ersten Injektion wurde dem Meerschweinchen ein von einem zweiten Meerschweinchen entnommener Tuberkelknoten subkutan eingeimpft und das Thier drei Wochen darauf getödtet. Dasselbe war voll von frischen Tuberkelknötchen, wie die keiner vor- bereitenden Behandlung unterworfenen Kontrollthiere. Kamen (Czernowitz). Chiari, H., Ueber den pat hol og isch -anatomisch en Be- fund in drei mit Koch’schen Injektionen behan- delten Fällen von schwerer Lungentuberculose. (Prager medizinische Wochenschrift. 1890. No. 53.) Im 1. Falle fiel bei makroskopischer Betrachtung gegenüber an- deren gleich ausgebreiteten Fällen von chronischer Tuberculöse die Konsistenzvermehrung des Lungengewebes um die tuberculosen Er- krankungsherde, der rein eiterartige Inhalt der Kavernen und die Injektionsröthung der tuberculosen Darmgeschwüre auf. Besonders hebt Verf. auf Grund mikroskopischer Untersuchungen an allen tuberculosen Erkrankungsherden die sehr starke Leuko- Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 331 cytenansammlung, an den Lungenherden die beträchtliche fibrinöse Exsudation in der Umgebung, an den Lungenherden und Darmge- schwüren die Hyperämie resp. Blutung und endlich in den Lungen- herden und Darmgeschwüren auch die Vertheilung der Tuberkel- bacillen hervor, insofern die letzteren in den Lungen- herden regelmässig im Lumen der Bronchien, im Darme gegen den Geschwürsgrund zu merkwürdig reichlich angesammelt waren. Verf. nimmt an, dass es sich hier um eine abnorm intensive, exsudative Entzündung in der Umgebung der tuberculosen Herde und, da sich intra vitam nach der Injektion die Zahl der Tuberkelbacillen im Sputum bedeutend vermehrt hatte, vielleicht auch um eine mit der exsudativen Entzündung im Zusammenhänge stehende exsudative Ausstossung der Tuberkelba- cillen, wenigstens im Bereiche der Lungen und des Darmes, gehandelt haben mochte. Analog dem erwähnten Befunde des 1. war auch jener des 2. Falles. Im 3. Falle fand sich ebenfalls stärkere fibrinöse Entzündung und stellenweise ausgedehnte hämorrhagische Infiltration um die tuberculosen Lungenherde, welche Verf. als Ausdruck einer durch die injizirte Substanz erzeugten Kongestion um die tuberculosen Erkrankungsherde ansehen möchte. Dittrich (Prag). Chiari, H. , Weitere pathologisch-anatomische Mit- theilungen über mit Koch’schen Injektionen behan- delte Fälle von Tuberculose. (Prager medizinische Wochen- schrift. 1891. No. 9.) Bericht über 17 Fälle. In 7 Fällen konnten bei der Sektion überhaupt keine auffälligen anatomischen Befunde konstatirt werden, welche diese Tuberculosen von anderen nicht injizirten Tuberculosen unterschieden hätten. Theils war in diesen Fällen überhaupt keine Reaktion aufgetreten, theils waren die Reaktionserscheinungen bereits wieder verschwunden. In 5 Fällen von schwerer Lungentuberculose waren bedeutende reaktive Veränderungen um die tuberculosen Erkrankungsherde in den Lungen zu konstatiren und zwar Hyperämie, Hämorrhagie, fibri- nöse oder mehr eiterige Pneumonie, Erscheinungen, welche relativ lange Zeit nach der letzten Injektion noch persistiren können. Auch an anderen tuberculosen Erkrankungsherden fanden sich in diesen Fällen ausgesprochene reaktive Veränderungen. In zwei chirurgischen Fällen war es in der umschriebenen tuber- culosen Lungenaffektion zu sicherer Reaktion gekommen, namentlich aber an den chirurgischen Lokaltuberculosen, indem die Injektions- behandlung einmal eine pericöcale Eiterung und Jauchung, ein an- deres Mal ulcerösen Durchbruch einer Coxitis in das Rectum bewirkt hatte. In einem Falle von chronischer Allgemeintuberculose musste die Möglichkeit der reaktiven Bedeutung einer frischen Pleuritis zuge- geben werden. 332 Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Auch entschieden kurative Veränderungen werden vom Verf. hervorgehoben, unter denen hier besonders die wiederholt beobachtete exsudative Ausstossung der Tuberkel bacillen in das Lumen der Bronchien und an die Innenfläche der tuberculosen Darmgeschwüre erwähnt werden mag. In keinem Falle konnte eine Beeinflussung des Decursus der chronischen Tuberculose durch die Injektionen in dem Sinne nach- gewiesen werden, dass etwa in Folge der Injektionen die chronische Tuberculose raschere Fortschritte gemacht oder besondere Formen angenommen hätte. Dittrich (Prag). Zmigradski, Ein kasuistischer Beitrag zur Heilbarkeit der Pyämie. (St. Petersburger medic. Wochenschrift. 1890. No. 47.) Zum Beweise dafür, dass die Pyämie durch die Fortschritte in der Wundbehandlung keineswegs ausgerottet ist, dass indessen an- dererseits Heilung bei widerstandsfähigem Körper des Kranken durch richtige und energische chirurgische Behandlung aller zu- gänglichen Abscesse erreicht werden kann, erzählt Zmigradski seine eigene Krankengeschichte. Er hatte sich bei der Inzision einer erysipelatösen Phlegmone infizirt und ein Panaritium am linken Daumen zugezogen. Obwohl dasselbe kunstgerecht mit energischen Einschnitten behandelt wurde, erfolgte ohne Vermittelung von Lymph- angitis oder Lymphadenitis eine Allgemeininfektion des Körpers. Es kam mehrfach zu Lungeninfarkten, zu Empyem, zu Nierenin- farkten mit paranephritischem Abscess und zu periostealen Ab- scessen mit Nekrose an den Unterschenkelknochen, so dass der Reihe nach die Thorakocentese, die Nephrotomie und die Entfernung der Sequester nothwendig wurde. Verf. glaubt seine Wiederherstellung der vis medicatrix naturae sowohl wie der vorzüglichen ärztlichen Behandlung und der sorgsamen Krankenpflege, welche ihm zu Theil wurde, verdanken zu müssen. Kübler (Berlin). Neue Litteratur znsammengestellt von De. Abthub Wüezbübg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselprodukte usw.) Burci, E., Contribution k la connaissance des caractferes biologiques et pathogeniques du bacillus pyogenes foetidus. (Annal. de microgr. 1891. No. 9. p. 401 — 415.) Kayser, E. , Contribution ä l’etude physiologique des levüres alcooliques du lactose. (Annal. de l’Instit. Pasteur. 1891. No. 6. p. 395 — 405 ) Trapeznikoff, Du sort des spores de microbes daDS l’organisme animal. (Annal. de l’In- stit. Pasteur. 1891. No. 6. p. 362 — 394.) Neue Litteratur. 333 Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. 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September 1891. -o- No. 11, Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten, -ge— Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um, Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original - Mittheilungen. Ueber die Nomenclatur der schützenden Eiweisskörper. [Aus dem Cambridge Pathological Laboratory.] Von E. H. Hankin, Fellow of St. John’s College Cambridge. Auf jeder neuen Bahn wissenschaftlicher Entdeckung ist es nö- thig, dass früher oder später eine allgemein anerkannte Nomenclatur eingeführt wird. Geschieht dies zu früh, so kommt es oft vor, dass die Nomenclatur für spätere Entdeckungen gar nicht stimmt, wird sie aber zu spät eingeluhrt, so mag sie wohl Genauigkeit besitzen, x. Bd. 22 338 Hankin, ist aber oft von Unklarheit im Gebrauch begleitet. Ich möchte nun eine Nomenclatur für die verschiedenen schützenden Eiweisskörper Vorschlägen, die hoffentlich beide Gefahren beseitigen wird. Unter „schützende Eiweisskörper“ verstehe ich die Eiweisskörper, durch welche der Organismus sich gegen Bakterien schützt, mögen sie in künstlich immunen oder in normalen Thieren Vorkommen. Die Versuche von Ogata1), Tizzoui und Cattani2) und auch die ineinigen3) lehren, dass die schützenden Eiweisskörper fermentähn- liche Globuline sind. Diese Thatsache per se genügt, um zu be- weisen, dass eine Klassifizirung, welche auf den chemischen Eigen- schaften beruht, bei dem gegenwärtigen Stande unseres Wissens kaum befriedigend sein kann. Vielleicht haben einige grössere Stabilität, als andere: einer mag alkalisch reagiren4), und so eine chemische Verschiedenheit zeigen. Solche Eigenschaften aber zeigen keine gute Basis für die Klassifizirung, und es erscheint mir daher nöthig, dass, bevor man eine chemische Klassifikation feststellt, nicht nur eine viel genauere Präzisirung der chemischen Eigenschaften dieser Körper, sondern vor allen Dingen auch ein bedeutender Fortschritt in unserer Kenntniss von den Globulinen überhaupt erworben sein muss. Für eine physiologische Klassifizirung ist das aber nicht der Fall. Schon kennen wir tiefgreifende physiologische Unterschiede zwischen verschiedenen schützenden Eiweisskörpern — Unterschiede, auf welche eine Klassifizirung leicht begründet werden kann. Von diesem Gesichtspunkte sind die schützenden Eiweisskörper zu unter- scheiden, sowohl betreffs des Ursprungs, wie der physiologischen Lei- stung. Einige kommen in normalen Thieren vor und stehen wahr- scheinlich in Beziehung zur natürlichen Immunität. Die übrigen finden sich bei einem Thiere, das eine Schutzimpfung überstanden hat, und scheinen ähnlicher Weise einen causalen Zusammenhang mit der er- langten Immunität zu besitzen. Für diese zwei Hauptklassen der schützenden Eiweisskörper möchte ich die Namen „Sozine“ und „Phy- laxine“ empfehlen5). Ein Sozin ist ein schützender Eiweisskörper, der in normalen Thieren vorkommt und wahrscheinlich dieselben gegen viele verschie- dene Bakterien schützt. Durch meine Arbeiten sind die Sozine von Hunden, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen und Ratten bekannt6), 1) „Ueber die bakterienfeindliche Substanz des Blutes“. (Centralblatt f. Bakterio- logie u. Parasitenkunde. Bd. IX. 1891. Mai. S. 599.) 2) „Ueber die Eigenschaften des Tetanus-Antitoxins“. (Dieses Centralblatt. Bd. IX. 1891. Mai. S. 685.) 3) „On a bacteria-killing globulin“. (Proceedings of tbe Royal Society of London. Bd. XLVHI. 1890. Mai. S. 93.) — „On the conflict between the organism and tbe microbe“. (British Medical Journal. Juli 12. 1890. — s. Ref. in diesem Centralblatt. Bd. IX. S. 320.) 4) „Ueber den schützenden Eiweisskörper der Ratte“. (Dieses Centralblatt. Bd. IX. 1891. März. S. 336 u. 372.) Der schützende Eiweisskörper der Ratte unterscheidet sich von anderen Globulinen, indem er eine alkalische Reaktion gibt. Die schützenden Ei- weisskörper von Hund, Katze, Kaninchen und Meerschweinchen haben nach meinen Versuchen keine solche Reaktion. 5) Sozin von ato^eiv zu bewahren, Phylaxin von (puXa|eiv zu schützen. 6) Loc. cit. Ueber die Nomenclatur der schützenden Eiweisskörper. 339 während Ogata1) mit den Sozinen der Hunde und Frösche gearbei- tet hat. • Ein „Phylaxin“ ist ein schützender Eiweisskörper, der in einem Thiere vorkommt, das Immunität künstlich erworben hat. Im Gegen- satz zu dem Sozine scheint ein Phylaxin seinen Besitzer nur gegen eine einzige Krankheitsursache zu schützen. Das einzige bis jetzt bekannte Phylaxin ist das Tetanus-Antitoxin von Tizzoni und Cattani2), und durch Analogie kann man erwarten, dass eine ähnliche Globulinart im Blute von Diphtherie - immunen Kaninchen vorhanden ist 3). Augenblicklich kann man nicht mit Sicherheit behaupten, in welchem Theile des Körpers Sozine und Phylaxine Vorkommen. Nach meinen Versuchen (ich werde diesen Punkt unten weiter er- läutern) scheinen die Sozine (während des Lebens !) in den Zell- körpern zu sein, während nach Tizzoni und Cattani die Phylaxine zum grössten Theil in den thierischen Flüssigkeiten gelöst sind. Es ist möglich, dass ein weiterer Unterschied zwischen diesen zwei Klassen von schützenden Eiweisskörpern zu finden ist. Es scheint mir rathsam, eine weitere Spaltung dieser zwei Klassen vorzunehmen, und zwar aut Grund der physiologischen Wirkung dieser Körper. Die von mir bearbeiteten Sozine haben bakterientödtende Eigenschaften. Bis jetzt habe ich von keiner bakteriengiftzerstören- den Wirkung berichtet. Tizzoni und Cattani andrerseits haben einen Stoff entdeckt, der ein Beispiel von einem giftzerstörenden Phylaxin darstellt. Selbstverständlich könnte es bakterienzerstörende Phylaxine und auch bakteriengiftzerstörende Sozine geben. Zum Beispiel hat Gamalei a4 5) gefunden, dass Kaninchen - Serum und in grösserem Grade ein Milzextrakt dieses Thieres das Vermögen besitzen, das Gift von Vibrio Metschnikowi zu zerstören. Gegen diesen Mikroben ist das Kaninchen von Natur aus immun. Es scheint also sich hier um eine Substanz zu handeln, die im nor- malen Thier vorkommt und eine bakteriengiftzerstörende Wirkung ausübt. Diese Substanz würde, wenn sie ein Eiweisskörper ist, als ein Sozin betrachtet werden können. In ähnlicher Weise ist man geneigt zu denken, dass ein bak- terientödtendes Phylaxin in der „Heilflüssigkeit“ von Emmerich und Mastbaum6) vorhanden ist. Diese Forscher haben gefunden, dass das Serum eines gegen Schweinerothlauf immunen Kaninchens und auch ein Extrakt von den Organen eines solchen Thieres eine Heilwirkung auf diese Krankheit ausüben kann. In diesem Fall scheint es, dass die Heilung durch eine bakterientödtende Wirkung hervor- 1) Loc. cit. 2) Loc. cit. 3) Behring und Kitasato, „Ueber das Zustandekommen der Diphtherie-Im- munität und der Tetanus-Immunität bei Thieren.“ (Deutsche Med. Woch. 1890. Dec. No. 49. S. 1113.) Siehe auch G. uud P. Klemperer, Berliner klinische Wochen- schrift. 1891. Aug 24 und 31. 4) Semaine Mddicale. 1890 und Ref. dieses Centralblatt. Bd. IX. S. 452. 5) „Die Ursache der Immunität, die Heilung von Infektionskrankheiten , speziell des Rothlaufes der Schweine und ein neues Schutzimpfungsverfahren gegen diese Krank- heit“. (Archiv für Hygiene. 1891.) 22* 340 Hank in, Ueber die Nomenclatur der schützenden Eiweisskörper. gerufen ist. Ohne Zweifel ist diese Wirkung mit der Gegenwart einer bakterientödtenden Substanz verbunden, und wie im vorigen Fall empfiehlt die Analogie zu glauben, dass dieser Stoff ein Phylaxin ist. Die Pbylaxine und auch die Sozine können also entweder bak- terienzerstörend oder bakteriengiftzerstörend wirken. Ich denke, es wird erforderlich sein, auf diese Eigenschaften zwei Unterklassen zu gründen. Wie die schützenden Eiweisskörper nach ihrer Entste- hungsweise in Sozine und Phylaxine getrennt sind, so kann man nach ihrer physiologischen Wirkung sowohl Sozine als auch Phylaxine in zwei Unterklassen theilen. Diese Unterklassen können bequem durch die Praefixe Myko- und Toxo- bezeichnet werden. Myko sollte eine bakterientödtende Wirkung, Toxo- eine giftzerstö- rende Wirkung anzeigen. So ist z. B. ein Toxosozin x) ein Sozin, das ein Gift zerstört, ein Mykosozin aber ein Sozin, das Bakterien vernichtet. Diese Eintheilung erhellt aus dem folgenden Schema: / Mykosozine = Sozine, welche die Bakterien zerstören. Sozine = Schützende Eiweiss- körper, die im norma- len Thiere Vorkommen. Z. B. alkalisches Glo- bulin der Ratte und gewisse neutral reagi- rende Globuline ande- rer Thiere (Hankin). Toxosozine Schützende Ei- weisskörper = Eiweisskörper, mit welchen der Organis- mus sich gegen das Eindringen von Mikro- ben schützt. = Sozine, welche die Bakteriengifte unschäd- lich machen. Z. B. im Ka- ninchen-Serum, welches das Vibrio Metsch- n i k o w i - Gift zerstört (Gamale'ia). I Mykophylaxine Phylaxine = Schützende Eiweiss- körper, die in Thieren Vorkommen , welche durch künstliche Mittel Immunität erworben haben. = Phylaxine , welche die Bakterien zerstören Z. B. im künstlich im- munen Kaninchen, das die Schweinerothlauf- Bacillen tödtet (Em- merich u. di Mat- tei). Toxophylaxine = Phylaxine, die Bak- teriengifte zerstören. Z.B. Tetanus-Antitoxin von T i z z o n i und C att a ni. 1) toco; = Pfeilgift. = Pilz (cf. Schizomycetes). (Schluss folgt.) Fiedel er, Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte. 341 Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte und über den Krankheitserreger derselben. Von Dr. Fiedeler, Kreistbierarzt in Breslau. (Fortsetzung.) Von den eingegangenen Hengsten wurden von mir 8, und von meinem Nachfolger, dem Herrn Kollegen Richter, welcher in liebens- würdiger Weise seine Leichenöffnungsbefunde mir zur Verfügung stellte, 5 geöffnet und untersucht, und dadurch folgender Thatbestand festgestellt: 1. Die mortifizirende Lungenentzündung fehlte niemals ganz, 6mal trat sie durch umfangreiche Erkrankung beider Lungenflügel in den Vordergrund. In den übrigen Fällen beschränkte sie sich auf eine Lunge und in 3 Fällen auf mehr oder weniger zahlreiche pneu- monische Herde. Mit Vorliebe waren die Vorderlappen und die unteren Abschnitte der Lungen ergriffen. 2. Brustfellentzündung fehlte zweimal gänzlich, fünfmal war ihre Verbreitung auf eine Seite beschränkt. Sie war immer serös-fibrinöser Art. In 2 Fällen hat sie durch hochgradige Brustwassersucht den Tod herbeigeführt. Es wurden in einem Falle mehr wie 20 Liter Transsudat mit umfangreichen, fast handdicken Faserstoff-Gerinnseln aufgefunden. In einem Falle war durch den Durchbruch einer Kaverne in die Brusthöhle Pleuritis und Sepsis pulmonum entstanden, welcher Vor- gang schon zu Lebzeiten des Thieres mit ziemlicher Sicherheit fest- gestellt werden konnte. Bereits 3 Stunden nach dem Tode war Fäulniss an der betreffenden Leiche eingetreten, auf dem Blute schwammen zahlreiche, drehrunde, zum Theil mit einem tiefgelben Rande eingefasste, hellgelbe Scheiben — Fetttröpfchen — , die mit zahlreichen Buckeln versehene Milz knisterte beim Bestreichen und war 85 cm lang und — an der breitesten Stelle — 30 cm breit. 3. Hochgradige Myo- und Endocarditis bildeten ständige Begleit- erscheinungen und standen 7mal in dem Vordergründe. Viermal war damit eine Pericarditis und einmal „Hydrops pericardii“ verbunden. 4. Ebenso waren die grossen Parenchyme ständig mit erkrankt und fast immer in hochgradiger Weise, besonders die Milz und die Nieren. 5. Umfangreiche hämorrhagische Dickdarm- und Magenentzündung wurden 6mal, und eine hochgradige Myositis 4mal festgestellt. Die Krankheitsdauer belief sich in den tödtlichen Ausgängen durchschnittlich auf 71/a Tage, die kürzeste dauerte 24 Stunden, die längste 11 Tage. Zur Auffindung des Krankheitserregers wurden nun folgende Versuche ausgeführt: 342 F i e d e 1 e r , 1. Versuchsreihe. Ara 15. Dezember 1890 starb an den Folgen der Brustseuche der Deckhengst „Nabob 2“ und standen Septikämie und beiderseitige mortifizirende Lungenentzündung in dem Vordergründe der anatomi- schen Krankheitserscheinungen. In den aus den nekrotischen Herden an dem Todestage angefertigten und mit Fuchsin oder Methylenblau gefärbten Ausstrichpräparaten fanden sich unter dem Mikroskope zahlreiche ovoide Bakterien, welche meistens allein, häufig zu zweien lagen — sog. Diplokokken — und in seltenen Fällen mit einem ge- färbten oder ungefärbten Hofe umgeben waren. Hierauf wurden zur Gewinnung von Reinkulturen in folgender Weise Platten angelegt: Nachdem die Lungenoberfläche mit einer schwachen Sublimat- lösung abgewischt war, wurde mittelst eines ausgeglühten Messers durch eine hepatisirte Stelle ein senkrechter Schnitt und darauf — von dieser Schnittfläche aus — mittelst eines anderen ausgeglüh- ten Messers ein Querschnitt gemacht. Aus einem, auf dieser zweiten Schnittfläche zu Tage tretenden nekrotischen Herde wurde mittelst eines sterilisirten Kneifers ein hirsekorngrosses Stückchen entnommen und in einem, mit erwärmter Gelatine angefüllten, sterilisirten Röhr- chen verrieben. Nachdem das Röhrchen mehrere Male vorsichtig hin und her bewegt worden war, wurden von seinem Inhalte 10 Oesen voll in ein anderes Gelatine-Röhrchen und von diesem wiederum 10 Oesen voll in ein drittes Röhrchen übertragen und darauf der Inhalt in je eine sterilisirte Glasplatte gegossen. Mittelst eines auf dieselbe Weise gewonnenen nekrotischen Lungenstückchens wurden am linken Ohre Kaninchen 1 und über der Schwanzwurzel mittelst eines Milzstückchens Kaninchen 2 geimpft. Kaninchen 1 war mehrere Tage lang schwer erkrankt, die Ohr- muschel war heiss und hing schlaff herunter, Mastdarmtemperatur stand nahe auf 40; grosse Athembeschwerde. 5 Tage nach der Impfung war das Thier wieder völlig gesund. Kaninchen 2 war einen Tag nach der Impfung hochgradig er- krankt, hatte über 40 innere Temperatur, Athembeschwerde, geringe Fresslust, und nach 6 Tagen war — unter schlafsüchtigen Krank- heitserscheinungen — der Tod eingetreten. Leichenöffnung: Das Unterhautbindegewebe in der Umgebung der Impfstelle ist wässerig durchtränkt, die Flankendrüsen geschwollen. Die grossen Parenchyme sind vergrössert und getrübt, in der Leber zahlreiche embolische Herde. In den aus dem Impfserum und der Milzpulpa gewonnenen und gefärbten Ausstrichpräparaten fanden sich unter dem Mikroskope zahlreiche ovale Bakterien, häufig in Diplokokkenform und mit einer Kapsel umgeben. Daneben einzelne, mit Bakterien vollgepfropfte Leukocyten. Am 22. Dezember 1890 wurden aus dem Herzen und der Leber von Kaninchen 2 je 3 Platten in folgender Weise angelegt : Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte. 343 Mittelst eines ausgeglühten Kneifers wurde das frisch aus der Brusthöhle genommene Herz erfasst, darauf mit einer ebenfalls aus- geglühten Scheere mit einem Schnitte die Herzspitze abgeschnitten und mit einem sterilisirten Platindrahte eine Oese voll Blut aus der Herzkammer entnommen und damit 3 Platten in der beschriebenen Weise besät. Die Aussaat aus der Leber geschah durch ein, mittelst eines Doppelschnittes gewonnenes Leberstückchen. Ein anderes, ebenso gewonnenes Leberstückchen wurde Maus 1 in eine über der Schwanzwurzel mittelst eines Querschnittes ge- bildete Hauttasche geschoben. Am Tage nach der Impfung war Maus 1 traurig und athmete beschleunigt, das Haar war gesträubt, die Augen geschlossen. Am 27. Dezember war unter schlafsüchtigen Krankheitserschei- nungen der Tod eingetreten. Leichenöffnung: Die Impfstelle wässerig durchtränkt, die grossen Parenchyme vergrössert, die Schnittfläche derselben trübe. In dem Blute wurden wenige, in der Impfflüssigkeit — ausser fremden — zahlreiche der angegebenen Bakterien nachgewiesen. Aus der Milzpulpa wurden in der angegebenen Weise am 28. Dezember 3 Platten angelegt. In diesen Platten, wie auch in den von Kaninchen 2 gewonnenen Herzblutplatten1), welche in Zimmertemperatur aufbewahrt, aber einigemale geschmolzen waren, weil sie zu nahe am Ofen gestanden hatten, fanden sich am 5. Tage in den Originalplatten zahlreiche Kolonieen, welche in Haufen oder kettenförmig aneinandergereiht lagen. In der Mitte dieser Haufen waren die Kolonieen nahe an- einandergerückt, an manchen Stellen zusammengelaufen, meistens aber war noch mit dem Vergrösserungsglase ein deutlicher Zwischenraum erkennbar. Am Rande waren die Kolonieen und auch die Zwischenräume grösser. In den Verdünnungsplatten waren die Haufen und Ketten ent- sprechend kleiner und weniger zahlreich. Eine Verflüssigung der Gelatine war nicht eingetreten. Unter dem Mikroskope — bei hundertfacher Vergrösserung — erschienen die Kolonieen als kleine, unregelmässig geformte, meistens in die Länge gezogene, fein granulirte Gebilde von verschiedener Grösse und grauer Färbung. In den aus diesen Kolonieen angefertigten und gefärbten Aus- strichpräparaten fanden sich Reinkulturen von Bakterien, welche in Bezug auf äussere Form sich von den vorhin beschriebenen nicht unterscheiden Hessen. Hierzu bemerke ich, dass die eben beschriebene Vertheilung und Form der Kolonieen immer dann beobachtet wurde, wenn die Gela- tine aus irgend welchen Gründen eine Zeit lang nach der Besamung flüssig geworden war und dass demnach diese Plattenkulturen kein 1) Die aus der Leber gewonnenen Platten waren verunreinigt. 344 F i e d e 1 e r , richtiges Bild von den Wachsthumsverhältnissen der fraglichen Bakterienart geben. Anderseits wurde durch Umzüchtung und weitere Versuche nach- gewiesen , dass jene Kolonieen aus Bakterien bestanden , welche ana- tomisch und biologisch nicht von den in den Pferdelungen aufge- fundenen zu unterscheiden waren. Aus einer von Herzblut des Kaninchen 2 gewonnenen Platte wurde am 28. Dezember unter dem Vergrösserungsglase eine charakte- ristische Kolonie gefischt und damit beschickt: Brühekultur 1 und 2, und mit einem linsengrossen Gelatinstück , in welchem sich unter dem Mikroskop 4 charakteristische Kolonieen zeigten, am linken Ohre geimpft: Kaninchen 6. Kaninchen 6 war bereits am 31. Dezember todt und die Leichen- öffnung ergab keinen wesentlich anderen Befund, als den von Ka- ninchen 2. Von Kaninchen 6 wurden aus dem Herzblute, in welchem durch Ausstrichpräparate charakteristische Bakterien nachgewiesen wurden, angelegt: 3 Platten und 2 Gelatine-Stiche. In Platte 1 und 2 waren am 6. Tage zahlreiche, meist grieskorn- grosse Kolonieen gewachsen, deren Beschreibung später erfolgen soll. Der eine Gelatine- Stich enthielt schon am folgenden Tage zahl- reiche Kolonieen, welche die Gelatine in kurzer Zeit verflüssigt hatten. Der andere Stich zeigte am 5. Tage kleine, rundliche, weiss gefärbte Kolonieen, welche isolirt blieben, die Gelatine nicht verflüs- sigten, nicht über den Impfstich hinauswuchsen und nach dem Ergeb- nisse der mikroskopischen Untersuchung Reinkulturen unserer charak- teristischen Bakterien enthielten. In den am 28. Dezember aus einer Reinkultur besäten Brühe- kulturen 1 und 2 hatte sich in Zimmertemperatur nach 4 Tagen ein zäher, flockiger Bodensatz gebildet, der obere Theil der Brühe war wenig oder gar nicht getrübt. In dem Bodensätze wurden Rein- kulturen unserer Bakterien nachgewiesen. Von diesem Bodensätze wurde je ein winziges Stück Maus 5 und 6 unter die Rückenhaut geschoben. Maus 6 blieb gesund, Maus 5 starb am 4. Tage und zeigte makroskopisch und mikroskopisch ganz denselben Befund, wie er bei Maus 1 beschrieben worden ist. Ferner wurden von diesem Bodensätze angelegt: 3 Platten. In Platte 1 und 2 waren nach 3 Tagen charakteristische Kolonieen gewachsen, Platte 3 blieb steril. Aus den am 28. Dezember von dem Herzblute der Maus 1 an- gelegten Platten wurde am 2. Januar 1891 eine Kolonie gefischt und damit besät: 3 Platten, und mit einem linsengrossen Gelatinestück- chen Kaninchen 7 am rechten Ohre geimpft. Die Platten zeigten in regelmässiger Vertheilung charakteristisch beschaffene Kolonieen. Kaninchen 7 war am 4. Tage gestorben. Der Befund glich im Wesentlichen dem von Kaninchen 6. Aus dem Herzblute wurden angelegt: 2 Gelatine-Stiche. lieber die Brustseuche im Koseier Landgestüte. 345 In dem einen Stiche sah man am 15. Januar deutlich den Weg, den die Nadel genommen hatte; derselbe bestand aus grieskorn- grossen Kolonieen, welche nach Ablauf von weiteren 5 Tagen fast die Grösse von Hirsekörnern erreicht hatten und im Uebrigen die- selben Eigenschaften zeigten, welche bei dem von Kaninchen 6 stam- menden Gelatine-Stiche beschrieben worden sind. Es ist erinnerlich, dass am 15. Dezember aus den Nabob-Lungen Plattenkulturen angelegt wurden, und zwar 2mal 3 Platten und 4 Originalplatten ohne Verdünnung und ausserdem 3 Gela- tine-Stiche. Es wurden damit verhältnissmässig günstige Ergeb- nisse erzielt, wie ich sie später, trotz der erlangten grösseren Uebung und Geschicklichkeit, kaum wieder erreicht habe. Es ist das zweifel- los der Grösse der nekrotischen Herde, welche in beiden Lungen- flügeln des Nabob in grosser Auswahl vorhanden waren, zuzuschrei- ben. Sind die nekrotischen Herde kleiner, so ist es oft schwer, ein Lungenstückchen zu erfassen, ohne dass eine Verunreinigung mit fremden, meistens schneller wachsenden und deshalb die Platten bald zerstörenden Bakterien stattfindet. In 3 jener Originalplatten waren am 3.-4. Tage zahlreiche, über die ganze Platte verbreitete, untereinander durchaus gleichmässige Kolonieen gewachsen , welche die Gelatine nicht verflüssigten , fast immer isolirt blieben und nach weiteren 3 Tagen nicht viel grösser, als ein Grieskorn geworden waren. In zwei Verdünnungsplatten waren sie weniger zahlreich, erreichten aber fast die doppelte Grösse. Unter dem Mikroskop — bei 100-facher Vergrösserung — er- schienen sie als kleine, rundliche, fein granulirte Gebilde, welche in der Grösse nicht gleichmässig, und hellgrau gefärbt waren. Die aus diesen Kolonieen gewonnenen, und mit Fuchsin oder Methylenblau gefärbten Ausstrichpräparate enthielten Reinkulturen der vorhin beschriebenen Bakterien. In einer anderen — der vierten Originalplatte — , welche am 1. Tage nach der Beschickung geschmolzen gewesen war, hatte die Vertheilung der Kolonien häufen- und kettenweise, inderseiben Weise, wie in den von Kaninchen 2 stammenden stattgefunden. In 2 Gelatine-Stichen waren am 5. Tage Kolonieen von der vor- hin beschriebenen Beschaffenheit gewachsen. In den Ausstrichprä- paraten derselben, wie in den aus der 4. Originalplatte gewonnenen, befanden sich zahlreiche charakteristische Bakterien. In dem 3. Ge- latine-Stiche waren bereits am Tage nach der Impfung zahlreiche fremde Kolonieen zu erkennen. Am 25. Dezember wurde aus einer Verdünnungsplatte eine Kolo- nie gefischt und damit besät: 3 Platten und mit je einem Stück- chen Gelatine, welches 2 Kolonieen enthielt, Maus 2 und 3 über der Schwanzwurzel geimpft. Ausserdem wurde: 1 Gelatine-Stich in der Weise angelegt, dass eine gerade, ausgeglühte Platinnadel in eine Kolonie getaucht uud darauf in die Gelatine gestochen wurde. In den Platten waren bereits am 3. Tage sehr zahlreiche Kolo- nieen deutlich erkennbar, die sich in der beschriebenen Weise weiter 346 F i e d e 1 e r , entwickelten und in den Ausstrichpräparaten Reinkulturen von ovoiden Bakterien aufwiesen. Am 30. Dezember wurde mit einem Stückchen Gelatine aus der Verdünnungsplatte, welche 3 charakteristische Kolonieen enthielt, geimpft: Kaninchen 5. Dasselbe starb am 6. Tage nach der Impfung und gab einen makroskopisch, wie mikroskopisch charakteristischen Befund. Ebenso wuchs in charakteristischer Weise ein aus dem Herz- blute dieses Thieres angelegter Gelatine-Stich. Maus 2 und 3 wareu am 28., bezw. 29. Dezember todt und gaben einen Untersuchungsbefund, welcher im Wesentlichen nicht von dem bei Maus 1 festgestellten abwich. Von 3 aus dem Herzblute von Maus 2 angelegten Platten waren auf der Originalplatte die bekannten Kolonieen gewachsen , die Ver- dünnuugsplatten wareu von fremden Kolonieen überwuchert. Auch der am 25. Dezember angelegte Gelatine- Stich zeigte das beschriebene Wachsthum, nur ging die Entwickelung, wie bei allen aus Reinkulturen angelegten Platten und Stichen, etwas schneller von Statten. Von einem der beiden aus den Nabob-Lungen gewonnenen Ge- latinestichen wurden angelegt: 3 Platten. Es wuchsen in denselben Kolonieen, welche, was Form, Wachs- thum und Inhalt anbelangt, nicht von denen zu unterscheiden waren, welche direkt aus den Nabob-Lungen, beziehungsweise dem Blute von Kaninchen 2 und Maus 1 stammten. Es gestaltet sich demnach die erste Versuchsreihe in ihren posi- tiven Impfergebnissen wie folgt: Lungen. 1. Nabob. Milz 6 Platten. 2 Stiche. 3 Platten. 3 Platten. 1 Stich. Maus 2 u. 3. Kan. 5. 1 Platte. Kaninchen 2. 3 Platten. Maus 1 . 2. Brühe. Kan. 6. 3 Platt. __L_ 2. PI. Maus 5. 3 Platt. Kan. 7. 2 Plat. 1 Stich. 1 Stich. I Stich. Durch diese Versuchsreihe ist lediglich der Beweis erbracht, dass in den nekrotischen Lungentheilen eines an Brustseuche eingegangenen Pferdes Bakterien vorhanden waren, welche durch das Koch’ sehe Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte. 347 Plattenverfahren in einwandsfreier Weise isolirt werden konnten. Diese Reinkulturen übten auf Kaninchen und Mäuse eine tödtliche Wirkung aus, und es wurden in dem Blute dieser Impfthiere, wie auch in den aus demselben gewonnenen Reinkulturen wiederum Bakterien gefunden, welche morphologisch und biologisch von den direkt aus den Pferdelungen gezogenen nicht unterschieden werden konnten. 2. Versuchsreihe. Bei dem an Brustseuche erkraukten Deckhengst Mickmack stellte sich am 8. Krankheitstage ein rostfarbener Nasenausfluss ein, welcher, nach dem Ergebnisse der mikroskopischen Untersuchung, neben an- deren Bakterien, zahlreiche ovoide Bakterien enthielt, welche zum Theil kettenweise, oder zu zweien — Diplokokken — aneinander- gereiht lagen. Von diesem Nasenausflusse wurden am 23. Dezember Maus 4 zwei Oesen voll unter die Rückenhaut gebracht. Die Maus zeigte einige Tage geringe Krankheitserscheinungen, war dann aber wieder völlig gesund. Die Entscheidung darüber, ob der rostfarbene Nasenausfluss über- haupt nicht pathogen wirkt und demnach bei der Weiterverbreitung der Krankheit keine Rolle spielt, oder, was mir das Wahrscheinlichste zu sein scheint, nur in diesem einen Falle aus irgend welchen Grün- den seine Infektionsfähigkeit eingebüsst hatte, muss weiteren Ver- suchen Vorbehalten bleiben. Mickmack war am 23. Dezember gestorben und wurden durch die Leichenöffnung nekrotische Lungenherde, Pleuritis und hoch- gradige Sepsis pulmonum, durch Durchbruch einer Lungenkaverne verursacht, festgestellt. In dem Blute fanden sich zahlreiche Fäulnissbakterien, ebenso in dem nekrotischen Lungengewebe, daneben auch ovoide Bakterien. Es wurde von der Anlage von Platten-Reinkulturen von vorn- herein Abstand genommen, dagegen wurden mit je einem, möglichst kleinen Lungenstückchen geimpft: Kaninchen 8 und Maus 7. Kaninchen 8 blieb gesund, Maus 7 war am 26. Dezember ge- storben. In dem Blute derselben waren keine fremden Bakterien nach- zuweisen, dagegen zahlreiche ovoide Bakterien. Aus dem Herzblute wurden angelegt 3 Platten, in welchen am 3. Tage zahlreiche, nadelspitzengrosse Körnchen zu sehen waren, welche nach 8 Tagen die Grösse eines Grieskornes erreicht hatten. In Platte 2 waren die Kolonieen weniger zahlreich, dagegen von doppelter Grösse. In der dritten Platte war nichts gewachsen. Mit je zwei aus Platte 2 gefischten Kolonieen wurden geimpft: Kaninchen 9 und 10. Kaninchen 9, welches kräftig und ausgewachsen war, blieb ge- sund, das jüngere und schwächere Kaninchen 10 war am 5. Tage nach der Impfung todt und gab einen makroskopisch und mikrosko- pisch charakteristischen Befund. 348 F i e d e 1 e r , Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte. 2. M i c k m a c k. 2 Platten. Kaninchen 10. Durch diese Versuche werden die Ergebnisse der ersten Versuchs- reihe lediglich bestätigt. In Erwägung, dass Reinkulturen aus den septisch infizirten Lungen nicht zu erwarten standen, wurden keine Plattenkulturen angelegt und die Gewinnung von Reinkulturen auf einem anderen Wege zu erreichen gesucht. Zunächst wurde ein nekrotisches Lungenstückchen auf eine Maus verimpft, welche in kurzer Zeit starb. In dem Blute des Impfthieres fanden sich ausschliesslich Bakterien von einer bestimmten Art, der Thierkörper hatte gewissermaassen als Filter gedient, die Fäulniss- bakterien ausgestossen und nur jene Bakterien allein isolirt und re- produzirt; durch diese ist der Tod des Thieres verursacht. Nunmehr konnte zur Anlage von Reinkulturen geschritten wer- den, die denn auch aus dem Herzblute des Thieres in der beschrie- benen Weise gelangen. Diese Reinkulturen, deren tödtliche Impfwirkung auf ein Kanin- chen erprobt wurde, sowie die aus denselben in Ausstrichpräparaten gewonnenen Bakterien waren in Bezug auf Form, Färbung und Wachs- thumsverhältnisse nicht von denen der ersten Versuchsreihe zu unter- scheiden. An dieser Stelle möchte ich hervorheben, dass der tödtliche Ver- lauf der Impfkrankheit, von welcher die Kaninchen und Mäuse be- fallen werden, bei Kaninchen abhängig zu sein scheint von dem Alter und der Stärke der Thiere ; nach meinen Beobachtungen war der tödt- liche Ausgang bei kräftigen, ausgewachsenen Kaninchen seltener, als bei jungen und schwachen Kaninchen. (Fortsetzung folgt.) Allgemeines und Geschichte der Bakteriologie. 349 Referate. Buclmer, Kurze Uebersicht über die Entwickelung der Bakterienforschung seitNaegeli’s Eingreifen in die- selbe. Vortrag, gehalten im Aerztlichen Vereine in München am 3. Juni 1891. (Münchener medizinische Wochenschrift. 1891. No. 25 und 26.) Der vorliegende Vortrag, der im Aerztlichen Vereine in München in unmittelbarem Anschlüsse an einen Nachruf für C. W. v. Naegeli gehalten wurde, beabsichtigt durch historisch- kritische Darstellung der neueren Entwickelung der Bakterienforschung zur Richtigstellung des Urtheils über jenen hevorragenden Forscher beizutragen. Geschil- dert wird zunächst die von Pasteur ursprünglich inaugurirte, von Koch aber erst zu ihrer höchsten Vollendung gebrachte Periode des Nachweises der spezifischen Krankheitserreger, welche die para- sitäre Entstehung der Infektionskrankheiten zur Thatsache machte und den wissenschaftlichen Boden für alle weiteren Forschungen ebnete. Bald zeigten sich jedoch im weiteren Verlaufe die bis dahin gehegten einfachen Vorstellungen über die ursächliche Rolle der Bakterien bei Infektionsprozessen als unzulänglich; namentlich das Vorkommen wechselnder Virulenzgrade bei den Infektionserregern, das was Naegeli „Anpassung“ genannt hatte, konnte als allgemeine und wichtige Thatsache konstatirt werden, womit zum erstenmale seit Naegeli physiologische Vorstellungen wieder einen breiteren Boden in der Bakterienforschuug gewannen. Zwar ist es unbestreitbar, dass Naegeli’s theoretische Ideen bezüglich der Speziesfrage bei den Spaltpilzen, die er übrigens selbst nur als Hypothesen bezeichnete, über das richtige Ziel hinausgingen ; anderseits aber lässt sich nicht leugnen, dass Naegeli gerade in Bezug auf physiologische Fragen sehr wichtige Dinge und Verhält- nisse mit Klarheit voraussah. Zum erstenmale legte er sich die Frage vor, warum ein infizirter Organismus nicht jedesmal erliegt, nachdem doch die Vermehrungsfähigkeit der Spaltpilze an sich eine unbegrenzte ist, und er kam zu der Erkenntniss, dass die Theile des Organismus dem Infektionserreger einen gewissen, in verschiedenen Fällen verschiedenen Widerstand entgegensetzen, er bezeichnete das Verhältniss als einen „Konkurrenzkampf“ zwischen den intiziren- den Pilzen und den Lebenskräften, wobei namentlich die Zahl der infizirenden, in einem Organe gleichzeitig anwesenden Pilze für den Ausgang des Kampfes entscheidend sein müsse. Die krankmachende Wirkung der Bakterien erklärt Naegeli dadurch, dass sie den Geweben die besten Nährstoffe und den Blutkörperchen den Sauer- stoff entziehen, dass sie giftige Fäulnissprodukte bilden und Fermente ausscheiden. Auf den Reiz, den die Vegetation der Spaltpilze im menschlichen Organismus hervorruft, folgt nach ihm eine Reaktion, 350 Geschichte der Bakteriologie (Schutzimpfung etc.). welche die normale chemische Beschaffenheit der Säfte wieder herzu- stellen sucht. Die innere Berechtigung dieser Jdeen wurde grösstentheils durch die seitdem erfolgten thatsächlichen Ermittelungen glänzend erwiesen. Metschnikoff demonstrirte den „Konkurrenzkampf“ Naegeli’s sogar unter dem Mikroskop; aber so unzweifelhaft richtig die von ihm gemachten Beobachtungen an sich auch sein mögen, so fehlt doch den daraus abgeleiteten Folgerungen die allgemein gültige Be- weiskraft. Um die Phagocytentheorie als richtig darzuthun, dazu würde nämlich die Ausschliessung aller sonst möglichen Ursachen für den Untergang der Infektionserreger im Körper nothwendig ge- hören. Aber gerade diese Bedingung ist unerfüllbar, da die täglich sich mehrenden experimentellen Erfahrungen darthun, dass dem Blutserum, überhaupt den zellenfreien Gewebssäften an und für sich bereits bakterienfeindliche Wirkungen innewohnen. Die Stoffe, auf deren Anwesenheit die letzteren Wirkungen beruhen, sind jedenfalls Eiweisskörper, aber nicht etwa „Fermente“, wie Ogata meint, da von den Fermenten oder Enzymen, deren Funktion in hydroly- tischen Spaltuugen besteht, eine schädliche Wirkung auf Bakterien gar nicht bekaunt ist, während hier gerade auf letzterer Wirkung der alleinige Nachdruck liegt. Es handelt sich demnach um Eiweiss- körper einer neuen Kategorie, die besonders durch grosse Labilität ausgezeichnet sind (bei 50 — 55° C erlischt rasch die Wirksamkeit), und die am besten mit einem neuen Namen, etwa als „Alexine“ (d. h. Schutzstoffe, von akegeiv abwehren, schützen) bezeichnet werden könnten. Ob beim Entzünduugsprozess, der zweifellos den Abwehr- einrichtungen des Organismus zugezählt werden muss, derartige Schutzstoffe etwa in erhöhtem Maasse gebildet werden, ist ganz un- gewiss. Die bisherigen Forschungen ergaben nur, dass Entzündung resp. Eiterung auch dann, wenn sie durch eine zweite, relativ un- schädliche Bakterienart im Körper hervorgerufen wird, heilsam gegen die primäre Infektion wirken kann; und ferner, dass gewisse chemische Stoffe der Spaltpilze bei der Erregung von Entzündung resp. Eiterung das Wirksame sind, nicht die Lebensthätig- keit der Bakterienzellen an sich. Als solche Stoffe erwiesen sich die ei we iss artigen Bestandtheile der Leibessubstanz der Bakterien, die sogenannten Bakterienproteine, welche als die eigentlichen Entzündungsursachen zu betrachten sind. Im Gegensatz zu den Ptoraai'nen und Toxinen werden die Bak- terienprotei'ne erst von den dem Untergang verfallenen, im Ab- sterben begriffenen Bakterienzellen ausgeschieden; dies erklärt sich daraus, dass die jungen lebenskräftigen Zellen die plasmatischen Bestandtheile festhalten, deren sie zum weiteren Wachsthum bedürfen, während die alternden Zellen hierzu nicht mehr im Stande sind. Nicht jede Bakterienvegetation bewirkt darum an sich Entzündung, sondern nur eine solche, bei der ein Theil der Bakterien in Folge von Gegenwirkungen der Gewebssäfte im Absterben begriffen ist. Dies gilt namentlich auch für den Tuberkelbacillus; der- Geschichte der Bakteriologie (Schutzimpfung etc.). 351 selbe ist ein Entzündungserreger oder er ist es nicht, er tritt sogar als Eiterungserreger auf, je nach den Bedingungen an Ort und Stelle. Die verschiedenen tuberculösen Gewebe sind in Bezug auf den Reizungsgrad keineswegs gleichwerthig; letzterer ist bedingt durch den grösseren oder geringeren Untergang von Tuberkelbacillen im Gewebe, d. b. von der stäikeren oder schwächeren Ausscheidung von Proteinen aus dem Tuberkelbacillus. Diese Verhältnisse sind wichtig zur Beurtheilung der Wirkungsweise des Tuberculin. Der Mangel an theoretischer Durchdringung bei Koch’s Ent- deckung äusserte sich vor Allem darin, dass nach seiner Annahme das Tuberculin durch Nekrosirungen heilen soll, während alle histo- logischen Untersucher konstatirt haben, dass dasselbe akute ent- zündliche Reizung bervorruft, also prinzipiell in der nämlichen Weise wirkt, wie schon vorher Hemmung von Infektionen durch künstlich erzeugte entzündliche Reizung angestrebt und erzielt worden war. Das Zustandekommen der entzündlichen Reizung erklärt sich daraus, dass die wirksamen Bestandtheile im Tuberculin nichts an- deres sind, als eiweissartige Stoffe aus dem Tuberkelbacillus (was der Vortragende sofort nach Koch’s erster Mittheilung ausgesprochen hatte), die in Analogie anderer Bakterienproteine wirken. Auch über die Frage: auf welche Theile wirkt das Tuber- culin? — fehlten von vorneherein begründete physiologische Vor- stellungen. Allerdings wissen wir, dass nicht die Bacillen, sondern nur das Gewebe, im Allgemeinen nur das tuberculöse Gewebe be- troffen wird, eine Auslese, die wohl begreiflich erscheint, weil die be- reits im Reizungszustand, wenn auch nur in latenter Reizung befind- lichen Zellen durch den neuen, überall wirkenden Reizanstoss leichter aus dem Gleichgewicht gebracht werden, als die übrigen normalen Zellen des Körpers. Proteinwirkung addirt sich zu Proteinwirkung, denn die beiden, aus dem Tuberkelbacillus stammenden Reizstoffe sind chemisch identisch. Die Heilung mit Tuberculin ist daher im Wesentlichen Naturheilung, bei der nur das eine Moment, die heilsame entzündliche Reaktion künstlich stärker betont wird, was zugleich die prinzipielle Richtigkeit der vom Vorstehenden in dieser Beziehung schon vor Jahren ausgesprochenen theoretischen Ueber- zeugungen beweist. Trotzdem kann bei dem Kocli’schen Verfahren, entsprechend dem Reizungsgrade der verschiedenen tuberculösen Gewebe, die Wirkung nicht genügend diflerenzirt werden. Da der Effekt des Tuberculins auf Addirung von Proteinwirkungen beruht, so bildet ein präexistenter Reizungszustand von gewissem Grade die nothwendige Voraussetzung seiner Wirksamkeit; dieser Reizungszustand fehlt aber in der Regel in den jüngsten miliaren Eruptionen, wo das theilweise Absterben der Bacillen und die damit verbundene Protein- ausscheidung noch nicht oder nicht in genügendem Grade sich ent- wickelt haben. Die klinische Erfahrung stimmt hiermit vollkommen überein. Das Tuberculin wirkt nicht auf die Bacillen, es wirkt aber auch nicht auf die jüngsten tuberculösen Eruptionen, 352 Skorbut. und deshalb kommt es so häufig während der Behandlung zu einer Weiterverbreitung der Tuberculose im Körper. (Autoreferat.) Wicriuzskij, D., Untersuchung des Blutes Skorbut- kranker auf Mikroorganismen. ( Wracz. 1890. pag. 208 ff., 303 ff.) [Russisch]. Die Anwesenheit von Mikroorganismen im Blute kann man auf dreierlei Art nachweisen : Durch direkte mikroskopische Untersuchung des Blutes, ohne oder mit Anwendung von Tinktion, durch Aus- saat auf Nährsubstrate und durch Infektion von Thieren mit dem Blute. Nach allen 3 Methoden behaupten einzelne Forscher die An- wesenheit von Mikroorganismen im Blute Skorbutkranker konstatirt zu haben: nach der ersten Methode Camen, nach der zweiten Uskow (Aussaat auf Fleischpeptongelatine), nach der dritten Murri, C a n t ü , Pari und P e t r o n e. Verf. hat ebenfalls alle 3 Methoden in Anwendung gebracht. Er tingirte nach verschiedenen Methoden auf Deckglas getrocknetes Blut mit Methylviolett, Dahlia, Fuchsin, Methylenblau, ferner nach Ziehl, nach Ehr 1 i ch- W ei ge rt, nach Gram, nach Hauser, nach Günter; jedoch fand er weder im tingirten, noch im frischen, noch in mit fixirenden Reagentien behandeltem Blute jemals weder Bakterien, noch irgend welche andere Mikroorganismen. Zu Aussaaten wurde gewöhnlich Blut aus dem Finger der Pa- tienten genommen, in 5 Fällen aus Skorbutflecken auf dem Unter- schenkel; die Entnahme des Blutes geschah mit sorgfältiger Beobach- tung von Vorsichtsmaassregeln gegen Verunreinigung aus der Luft. Es wurden folgende Nährsubstrate verwandt: gewöhnliche Bouillon; desgl. mit Glycerinzusatz ; desgl. aus Menschenblut; Milch; neutrales Malzwasser; desgl. mit Glycerinzusatz ; Fleischpeptongelatine; desgl. mit Glycerinzusatz; Agar-Agar; desgl. mit Glycerinzusatz; Rinder- blutserum; Menscheublutserum. Im Ganzen wurden 111 Versuche angestellt. In der ersten Reihe wurden auf 56 Aussaaten in 11 Fällen Mikroorganismen erhalten , die aber sämmtlich aus der Luft stam- mende Verunreinigungen sind, nämlich : Bacillus subtilis(4 mal), Sarcina lutea (2 mal), Staphylococcus aureus und albus (je lmal), Penicillium glaucum (2mal) und der Pilz des Her- pes tonsurans (lmal). In der zweiten Versuchsreihe entwickelten sich von 55 Aussaaten nur in dreien Mikroorganismen, nämlich: Bacillus subtilis (2 mal) und Staphylococcus aureus (1 mal). In allen übrigen Fällen blieben die Nährsubstrate steril, sowohl bei Zimmertemperatur, als auch wenn sie 2 — 3 Wochen lang in Thermostaten bei 34 — 37 0 gehalten wurden. Endlich wurden je mehrere Tropfen Blut 4 Kaninchen injizirt. Alle Kaninchen blieben gesund. Obgleich bei keiner der 3 angewandten Methoden ein negatives Resultat absolut beweiskräftig ist, so wird es doch aus den Unter- suchungen des Verf.’s höchst wahrscheinlich, dass der Skorbut nicht eine durch Mikroorganismen im Blute bewirkte Infektionskrank- heit ist. Gonokokken bei Urethritis. — Myxosporidien. 353 Die weiteren Auseinandersetzungen des Verf.’s über die mögliche Aetiologie des Skorbuts sind nicht von bakteriologischem Interesse. Schliesslich erklärt es Verf. für wahrscheinlich, dass man es beim Skorbut mit der Vergiftung des Körpers durch einen Stoff zu tbun hat, welcher, in den Därmen als Produkt der Darmbakterien gebildet, nicht in entsprechender Menge aus dem Organismus entfernt wird und sich daher im Blute anhäuft. W. Rothert (Kazan). Groll, Ueber die Häufigkeit des Vorkommens von Go- nokokken bei chronischer Urethritis. (Correspondenzbl. für Schweiz. Aerzte. Jahrg. XXI. 1891. [S. A.j.) Die praktische Wichtigkeit dieser Frage veranlasste Verf. seine Untersuchungen auf eine möglichst grosse Anzahl von Fällen auszu- dehnen. Das stattliche Beobachtungsmaterial, über welches Verf. verfügt, besteht aus 1143 mikroskopisch genau untersuchten Fällen, die in einer kleinen Tabelle zusammengestellt sind. Das Sekret wurde in den meisten Fällen nach Wochen, Monaten und Jahren mehrfach untersucht, bei wichtigen Fällen sogar 10— 14 mal. In der Regel wurde das Sekret Morgens vor der ersten Miktion genommen, sonst nach Applikation von Bougies, Sonden aus ver- schiedenen Partien der Harnröhre, namentlich der p. bulbosa und bb. prostatica. — Die wichtigsten hier in Betracht kommenden Resul- tate, die sich aus diesen Untersuchungen ergeben, sind folgende: Bei jungen, gesunden Männern können die Gonokokken schon nach Ablauf von 3 Wochen nach der Infektion vollständig und für immer ver- schwunden sein. Von Recidiven ohne Gonokokken hat Verf. 31 Fälle notirt, während es Fälle gab, die bis zu 2 und mehr Jahren infek- tiös blieben. Bei ganz alten Fällen von 4 und mehr Jahren wurden überhaupt keine Gonokokken mehr aufgefuuden. — Zwischen dem 5. und 9. Monate kommen im Urethraleiter die Gonokokken beinahe eben so häufig (17 — 20 °/0 der Fälle) vor, wie im 2. und 3. Monate; das Seltenerwerden der Gonokokkenbefunde kommt erst nach 1 bis 2 Jahren vor. In zirka 80 Fällen von 4 und mehr Jahren Dauer konnten kein einzigesmal Gonokokken gefunden werden , trotzdem einzelne Fälle 10 — 15 mal untersucht wurden. — Neben den Gonokokken kommen im Sekrete der Urethritis chronica noch andere Kokken (Diplo- kokken) und kurze dicke Stäbchen vor. Staphylokokken wurden selten beobachtet, während Streptokokken hie und da vorkamen. Schliesslich erwähnt Verf. noch einen hartnäckigen Fall von 3 Mo- naten Dauer, bei dem die Gonokokken anfangs haufenweise in den Zellen um die Kerne gruppirt lagen, später aber hauptsächlich in der Kittsubstanz zwischen den Epithelzellen fest eingebettet waren. Tan gl (Tübingen). Tlidohan, M. P., Sur la Constitution des spores desMy- xosporidies. (Comptes rendus de l’Acad. des Scieuces de Paris. 9. Dec. 1889.) Das in den frisch untersuchten Myxosporidien-Sporen als heller Fleck vortretende Gebilde ist nach den Untersuchungen des Verf. ein x Bd. 23 354 Myxosporidien. Hohlraum, augefüllt mit eigentümlicher Substanz, welche den Kern- färbemitteln unzugänglich, jedenfalls kein Kern ist, wie B ü t s c h 1 i (1881) angenommen. Diese Vacuole und ihr Inhalt treten nach Behandlung mit Alkohol, Argent. nitric. und verschiedenen Säuren deutlich vor. Jod färbt dieselbe dunkelbraun, während die übrige Substanz gelb- lich bleibt. Diese letztere Wirkung war Bütschli bekannt, der gleichwohl annahm, die Widerstandsfähigkeit der Hüllen hindere die Färbung. Es gelang T h e 1 o h a n , neben der fälschlich als Kern ausge- sprochenen Vacuole den wirklichen Kern nachzuweisen, der den Kern- färbemitteln gut zugänglich war. Härtung in P e r e u ’gischer Flüs- sigkeit oder Osmiumsäure, Färbung durch Methylgrün, Safranin, Bo- raxkarmin Pikrokarmin, Hämatoxylin. Der Kern liegt in den noch nicht völlig in Hülle eingeschlos- senen Sporen der Sporoblasten, meist nach vorne von dem zentralen Bläschen , welches schon im Sporoblasten vorhanden ist und nie eine Färbung annimmt. Der Kern schnürt sich ein und zeigt alle Ueber- gangsstadien bis zur Theilung in zwei distinkte Kerne. Diese theilen sich wieder und man hat zuletzt Sporen mit 4 Kernen, die symme- trisch zwei nach vorne und zwei nach hinten von dem centralen Bläschen liegen. Den Schaalenanhängen der Sporen, die Balbiani beschrieben, glaubt Verf. nicht die Rolle fundamental wichtiger Organe zu ge- stehen zu sollen, da er sie oft fehlen sah. Bei Myxosporidien anderer Thiere (das Vorstehende bezieht sich auf die Schleihe) sah Verf. aus dem einen Kerne nur 3 sekundäre entstehen. Im Uebrigen waren die Entwickelung und der Charakter der Sporen die gleichen. Die indirekte Kerntheilung bei der Myxosporidienspore ist da- durch erwiesen. W o 1 1 e r s (Bonn). TlKiloliaii, 31. P., Recherches sur le developpement des spores chez les Myxosporidies. (Comptes rendus de la Soc. de Biologie. 1890. Nov.) Der Verf. hat unter Anwendung neuerer mikroskopischer Me- thoden die Kernverhältnisse bei den Sporen der Myxosporidien und ihre Entwickelung von neuem untersucht. Er fand, dass um einen der zahlreichen im Entosark liegenden Kerne eine Differenzirung des Protoplasmas stattfindet, von kugeliger Form mit einer Hülle umgeben. Der Kern selbst theilt sich durch Karyokinese (Beobachtung typischer Spindeln). Die resultirenden Kerne zerfallen wiederum durch indirekte Theilung, bis die Zahl 10 erreicht ist. Jetzt erst zerfällt auch die in der Hülle eingeschlossene Plasmamasse in zwei „Sporoblasten“. In jedem derselben befinden sich 4 Kerne (nach Bütschli 3), die übrigen bleiben mit wenigem Protoplasma der Hülle anliegen, die bis zur Reife der Sporen be- stehen bleibt. Bei den Formen mit 2 Polarkapseln theilt sich jeder Sporoblast Myxosporidien. — Knollenkrankheit der Oliven. — Phylloxera. 355 in 3 Tkeile, einen grösseren und zwei kleinere. Erster wird zur Plas- mamasse der Sporen, letztere beiden zu den Polarkapseln. Jeder der kleineren führt einen Kern, in dessen Nachbarschaft eine rundliche „Vacuole“ auftritt. In diese hinein wuchert von der Wand vordringend eine protoplasmatische Knospe und buchtet die Vacuolenhülle ein, wird bimförmig und schnürt sich nach und nach ab. Mit einer Membran umgeben, liegt der bimförmige Körper jetzt frei, rundet sich ab und zeigt in seinem Inneren einen Faden. Um die so entwickelten Polarkapseln finden sich Reste des primären Plasmas und den ursprünglichen Kern, der meist der Kapsel ange- haftet bleibt, in einigen Fällen sich aber auch in der Plasmamasse der Sporen findet. (Die Ansicht entspricht nicht mehr der früher über diese Kerne geäusserten). Der dritte, grössere Theil des Sporoblasten bildet sich zur Plas- mamasse der Spore aus und zeigt zwei Kerne dicht bei einander. Ob diese primär im Sporoblast vorhanden, oder erst sekundär durch Theilung hervorgegangen, hat Thelohan nicht nachzuweisen ver- mocht. Ist die ganze Spore soweit entwickelt, so nimmt sie ihre de- finitive Form und Hülle an. Der Anhangsfaden ist an die Spore zurückgelegt und bleibt so bis zur Ruptur der primären Kapsel. Bei Gattungen mit nur 1 Polarkapsel (Schleihe) theilt sich der Sporoblast nur in 2 Theile, der eine wird Polarkapsel, der andere Plas- mamasse der Spore, die auch hier zwei Kerne hat wie bei den an- deren Gattungen. Wolters (Bonn). Piercc, N. B., Tuberculosis of the Olive. (Journal of My- cology. VI. 1891. No. 4. p. 148—153 u. Taf. XIV— XV.) Die Knollenkrankheit der Oelbaumzweige, welche durch den im Basttheil der Knollen wachsenden Bacillus oleae-tuberculosis Savastano hervorgerufen wird, wird an der Hand der Savastano- schen Untersuchungen besprochen, ohne dass im Wesentlichen neues hinzugefügt wird. Br ick (Hamburg). Cazeneuve, P., Sur le traitementdesvignesphylloxer6es par le sulfure de carbon e melangö de vaseline. (Comptes rendus de l’Acadömie des Sciences de Paris. Tome CXII. 1891. p. 971 ff.) Die Bepflanzung der französischen Weingelände mit amerikani- schen Reben hat die Versuche, mit Hülfe insektentödtender Mittel die verseuchten französischen Reben zu erhalten, nicht unterdrückt. Schwe- felkohlenstoff, rein oder in Wasser gelöst, Sulfokarbonate, Unterwas- sersetzung werden immer noch mit Erfolg angewendet, der nur ver- schieden ist, je nach der Natur des Geländes, je nach der Sorgfalt, mit der man den Weinberg abschliesst, je nach der grossem oder geringem Lebenskraft, die den Pflanzen eigen ist. Von diesen Mit- teln kann freilich die Unterwassersetzung nur in gewissen Gegenden 23* 356 Heim, angewandt werden, die Sulfokarbonate verlangen ebenfalls Wasser und sind ausserdem kostspielig in der Anwendung, weshalb sie nicht von allen Weinzüchtern benutzt werden können , der Schwefelkohlen- stoff, in Wasser gelöst, bedingt ebenfalls eine Behandlung, von deren Beschaffenheit es abhängt, ob die Kosten getragen werden oder nicht. Der reine Schwefelkohlenstoff allein hat in den letzten Jahren als insektentödtendes Mittel die sichersten Resultate gegeben und es er- möglicht, einen grossen Theil französischer Weingelände zu retten. Jedoch hat die Praxis gezeigt, dass in schweren, sehr thonigen Boden- arten oder in sehr kieselreichen Böden der Schwefelkohlenstoff min- der sichere Resultate gibt, indem er sich in den erstem sehr schwer verbreitet und in den letztem zu schnell verdunstet. Um nun die Diffusion in schweren Bodenarten sicher zu stellen und die Verdunstung in zu leichten Böden zu verhindern, empfiehlt Verf., nach dem Vorgänge des Dr. Albin Meunier den Schwefelkohlenstoff mit Vaselin von 300° — 350° Siedetemperatur und 0,850—0,910 Dichtig- keit zu mengen, was durchaus keinen Übeln Einfluss auf die Vege- tation habe, selbst nicht in hoher Dosis. Das Vaselin verzögere nur in den leichten Böden die Verdunstung, während es in schwerem thonigen Boden als fetter Körper wirke und leicht in den Thon ein- dringe. Seit 4 Jahren wende er es in seinem Besitzthum, das 15 — 20 Hektaren umfasse und zu Saint-Etienne-la-Vareune (Rhone) gelegen sei, an. Dasselbe habe bis dahin einen mittlern Ertrag gegeben. Durch Verwendung mit Vaselin gemengten Schwefelkohlenstoffs habe sich aber der Ertrag verdreifacht. (Der Schwefelkohlenstoff wurde mit J/2 — 2/3 seines Gewichts mit Vaselin gemengt.) 0. E. R. Zi mm ermann (Chemnitz). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Untersuchungsmethoden seit dem Jahre 1887, Zusammenfassender Bericht von Dr. L. Heim, k. b. Stabsarzt und Privatdozenten. (Fortsetzung.) Die Wichtigkeit des Nachweises des Typhusbacillus im Wasser und die Schwierigkeit seiner Indentifizirung hat von jeher das Interesse der Untersucher gefesselt. Die Zahl der verschiedenen Methoden der Auffindung spricht für die Unzureichenheit der ein- zelnen. Die bis jetzt am wenigsten gewürdigte, aber trotzdem die wichtigste Vorbereitung für jede Aussaat ist die Sedimentirung. Mit derselben hat auch ihr Autor Finkelnburg ein positives Resultat Die Neuerungen d. bakteriol. Untersuchungsmethoden seit dem Jahre 1887. 357 erzielt (0. 9. 301). Der von ihm dazu angegebene Apparat x) besteht aus einem zylindrischen Gefäss mit heraushebbarem Boden, unter welch’ letzterem man durch eine mittels Glashahns verschliessbare Oeffnung das zu untersuchende Wasser langsam tropfen lässt, wäh- rend die schwimmenden Theilcheu sich auf dem heraushebbaren Glasboden ansammeln. Man erhält damit binnen wenigen Stunden die in einem halben Liter Wasser enthaltenen organisirten Beimen- gungen abgelagert2 3). Für die Folge wird auch für die in Rede stehende Untersuchung die Ceutrifuge nach S t e n b ec k-Li t te n den Vorrang behaupten. Das Bestreben einer Reihe von Forschern richtete sich auf die Auffindung eines Nährsubstrates mit einem derartigen Zusatz entwickelungshemmender Stoffe, dass dadurch die gleichzeitig vor- handenen anderen Keime wenigstens zum Theil an der Auskeimung verhindert werden, ohne dass die Typhusbakterien einen nennens- werthen Schaden leiden. So versetzte Pariettiä) je 10 ccm Bouillon mit 3,6 und 9 Tropfen einer Karbolsalzsäurelösung (5:4: 100) und dann mit 1, 4, 8 und 12 Tropfen des verdächtigen Wassers. Entwickelt sich, so behauptet P. nach seiner, bis jetzt allerdings nur an künstlich infizirten Wässern angestellten Prüfung, nach 24 Stun- den im Brütschrank eine Trübung, so rührt sie wahrscheinlich von Typhusbacillen her, welche mit den üblichen Methoden zu identifi- ziren sind. Chautemesse und Widal verwendeten in der glei- chen Absicht schon früher4) eine Gelatine mit einem Zusatz von 0,25% Karbolsäure. Während ferner Rodet (6. 500; 8. 213) hö- here Temperaturen von 45 — 45,5° C für die Ausschaltung anderer Bakterien benutzt hatte, ging Vincent (7. 212) so weit, beide schädigende Momente zu vereinigen und das zu untersuchende Wasser in schwach karbolisirte Bouillon auszusäen, welche dann bei 42° C gehalten wurde. Thoinot5) setzte Karbolsäure nicht zum Nährboden, sondern 20 Tropfen davon zu i/2 1 Wasser einige Stunden vor der Plattenaussaat. Andere Autoren benutzten die entfärbende Eigenschaft der Typhusbacillen gegenüber gewissen Anilinfarben zur Unterscheidung von anderen Bakterien, und zwar entweder unter An- wendung des Noe g ge ra t h ’schen Farbengemisches (3. 481), oder nur einzelner seiner Komponenten, wie Gr an eher und Descham- pes (5. 830) und G asser (8.411; 9.208). Holz (9.293), welcher weder mit den Nachprüfungen verschiedener der genannten Ver- fahren, noch mit dem von ihm zufolge der Ri edel ’schen 6) Angaben versuchten Zusatz von Jodtrichlorid zu Gelatinestich- und Platten- kulturen ein günstiges Resultat zu verzeichnen hatte, empfahl in An- betracht des eigenthümlichen Wachsthums der Typhusbacillen auf Kar- toffeln diese selbst zur Bereitung einer Gelatine zu benützen und die typhusverdächtigen Proben mit oder ohne Vorbehandlung nach Thoi- not entweder in die unvermischte oder in die mit 0,05 °/0 Karbol- 1) Correspondenzbl. d. niederrh. Ver. f. öff. Ges.-Pfl. 11. 31. Anm. 2) Der Apparat ist von Geissler in Bonn um 41/., M. zu beziehen. 3) Rf. H. li. 1. 9. 337. 4) Gazette des liopitaux 87. 202. ö) Ebenda 87. 348. 6) A. a. d. K.G A. II. 475. 358 Heim säure versetzte Kartoffelgelatine einzusäen. In der That entwickeln sich auf dieser die fraglichen Bakterien in charakteristischer Weise, jedoch, wie Jäger1) fand, nicht ausschliesslich sie; bei seinen sehr gewissenhaften differenzialdiagnostischen Untersuchungen entdeckte Jäger in dem Trinkwasser eines epidemisch ergriffenen Typhusortes mit Hülfe der K.-G. eine mit grösster Wahrscheinlichkeit als Typhus- kolonie anzusprechende Ansiedelung, auf einer anderen Platte aber eine den Typhuskolonieen aufs Ueberraschendste gleichende Kultur, welche jedoch in der Folge mit Sicherheit als solche ausgeschlossen werden konnte. Trotzdem werden wir die K.-G. als einen werthvollen Fortschritt in den Methoden zur Erkennung der Typhus-Bacillen be- trachten und im gegebenen Falle damit arbeiten müssen. Die Her- stellungszeit kann man nach Jäger wesentlich abkürzen, wenn man den aus den geriebenen Kartoffeln ausgepressten Saft direkt mit Ge- latine kocht, statt erst 24 Stunden stehen zu lassen. Somit bleibt der Kartoffel ihr souveräner Werth bei der Typhus-Diagnose, sowohl im verarbeiteten, wie im natürlichen Zustande. Im letzteren Falle ist er ihr auch nicht durch die Beobachtungen genommen worden, dass ein- mal die Typhus-Bacillen auf den sterilen Stückchen oder Scheiben ein deutlich sichtbares Wachsthum zeigen, ein andermal andere Bakterien ein ebenso wenig in die Augen fallendes, wie jene. In einem sol- chen Falle konnte Karl ins ki (9. 733) die Unterscheidung durch Ausäuerung der Kartoffelstückchen mit 1/4°/0 Essigsäure erzielen, dann wuchsen die echten Typhus-Bacillen nur kümmerlich, die vermeintlichen dagegen in üppigem bläulich-weissen Rasen. Aber ausser der Kar- toffelkultur müssen noch andere Hülfsmittel für die Diagnose stets berücksichtigt werden. Ich habe seinerzeit2) verschiedene dies be- zügliche Punkte aufgezählt: Die Art des Wachsthums und des mor- phologischen Verhaltens im hängenden Tropfen, in Bouillon, in Stich-, Strich- und Plattenkulturen, auf Kartoffeln in und ausser dem Brüt- schrank und das Verhalten gegen Anilinfarbstoffe, speziell gegenüber Karbolfüchsin (Lücken) und dem Gram’schen Verfahren (negativ). Heute kommen dazu: Die Kultur auf Kartoffelgelatine, die Bestim- mung der Alkalimenge, welche man braucht, um die Loeff 1 er’sche Geisselfärbung an den Bacillen zu erhalten (1 ccm 1 °/0 NaHO-Lö- sung zur Beize 7. 631) und der Säuremenge, welche die Typhusbak- terien in einer mit Lackmuslösung versetzten Molke produziren ; bei dieser seiner Methode beobachtete Petruschky (0. 6. 661), dass nach 24stündigem Wachsthum sich ein Stich ins röthliche zeigte und nach 2 — 3 Tagen eine Säuerung entsprechend 2 — 3 °/0 Normalnatron- lauge erfolgte; endlich der negative Ausfall der Indolreaktion nach Kitasato (7. 257) Das Problem der keimfreien Entnahme von Proben aus dem Boden hat C. Fränkel mit dem von ihm angegebenen Bohrer (3. 235) in ein wandsfreier Weise gelöst. Letzterer übertrifft die bis dahin verwendeten Instrumente, wie den klavierschlüsselartigen und den amerikanischen Erdbohrer Smolenski’s3) und den mit einem 1) Z. f. H X. 217. 2) M. m. W. 89. 408. 3) J. B. HI. 73. Die Neuerungen d. bakteriol. Untersuchungsmethoden seit dem Jahre 1887. 359 graduirten Stöpsel zum nachträglichen Herausschieben der ausge- stochenen Bodenschichten armirten Cylinder nach Kl ementieff1 2 3 4). Sehr keimreiche Bodenarten, wie oberflächliche Erdschichte, verdünnte Eberbach2) vor der quantitativen Aussaat mit der 5 — 20 fachen Menge trockenen sterilisirten Sandes. Um Cholerabakterien in keimhaltigen Medien, z. B. Faulflüs- sigkeiten nachzuweisen, bedient man sich nach Gruber (1. 353) mit Erfolg des Schottelius’scheu Verfahrens 3), d. h. der Vorkultur in Fleischbrühe, in welcher die Cholera-Vibrionen — wollen wir sagen: zumeist — ungehindert durch andere vorhandene Mikroorga- nismen ihrem Sauerstoffbedürfniss folgend in die Höhe steigen und an der Oberfläche ein mehr oder minder resistentes Häutchen bilden, woraus sie dann leicht durch die Plattenkultur isolirt werden können, ja Bujwid (0.4. 404) geht soweit, zu behaupten, dass praktische Aerzte durch dieses Verhalten der Cholera-Vibrionen in den Stand ge- setzt sein sollen, ohne Mikroskop und Plattenkultur nach 4 — 5 Tagen die Diagnose auf Cholera zu stellen, wenn nur von dem gebildeten Häutchen täglich in 2 °/0 Peptonlösung überimpft und schliesslich die Reaktion mit roher Salzsäure gemacht werde. Diese sogenannte Cholera- rothreaktion , von Poehl4) nach Zusatz von Salzsäure zu Cholera- Kulturen zuerst beobachtet, wurde, unabhängig von einander, von Bujwid (1. 727), sowie von Dunha in 5) konstatirt; letztererzeigte, dass die Gegenwart von Pepton wesentlich sei, und dass die Reak- tion schon wenige Stunden nach der Einsaat in 1 °/0 Peptonlösung erscheine, am besten unter Verwendung von Schwefelsäure gelinge. Petri zieht vor (8. 152), letztere tropfenweise in die Kultur fallen zu lassen, statt sie unterzuschichten. Wir haben dann ferner durch Brieger6) und namentlich Salkowski7) erfahren, dass es sich dabei um eine Indolreaktion handele, indem speziell von den Cholera- Vibrionen neben Indol salpetrige Säure gebildet werde. Wichtig für das Zustandekommen der Reaktion ist die Verwendung eines geeigneten Peptons, und Bujwid empfiehlt dazu das von Witte in Rostock hergestellte als das beste. Ich hebe das bestätigend hervor; man kann mit diesem Präparat in oft sehr auffallendem Gegensatz zu anderen die intensivste Reaktion bei eintägigen, wie bei monatealten Kulturen erhalten. Eine durch Zusatz von Chemikalien zu Kulturen entstehende, differentialdiagnostisch zu verwerthende Farbenreaktion kennen wir ausserdem nur noch durch die Mittheilung von S a n a r e 1 1 i (0. 9. 197), welcher gewisse auf Kartoffeln unter Umständen ähnlich wach- sende Bakterienarten, nämlich den Rotzbacillus, den Bacillus des blaugrünen Eiters und einen neuen, für Thiere pathogenen, von ihm im Wasser aufgefundenen Mikroorganismus durch Aufträufeluug 1) J. B. III. 473. 2) H. R. I 7 252. 3) D. m. W. 85 14. 213. 4) Ber. d. deutschen chem. Ges. 86. 1159. 5) Z. f. H. II 337. 6) D. m. W. 87. 303. 7) V. A. 87. 336. 360 Heim 20°/oiger Sublimatlösung unterscheiden konnte; darnach entstand bei ersterem eine gelbliche, bei letzterem eiue milchige, in der Mitte et- was röthlich aussehende und beim B. pyocyaneus eine blaugrüne Färbung. Andere Hülfsmittel für die Unterscheidung haben wir in den später noch Erwähnung findenden besonderen Nährböden, wie in der Lackmusmolke von Petruschky, in Beyerinck’s Kreidebodeu u. a., ferner in der Untersuchung der Gährungsprodukte einzelner Bakterienarten aus Zucker, nachdem N e n c k i (0.9. 305) zwei sonst ähnliche Mikroorganismen, welche Kohlehydrate vergährten, erst durch die Konstatiruug der Bildung von Rechtsmilchsäure durch die eine, von optisch inaktiver Milchsäure durch die andere Art als ver- schieden zu erkennen vermochte. Endlich hat für den Nachweis von Cholera- und Typhusbacillen in Fäces, Trinkwasser, Urin, Organsaft u. s. w. Ali- Cohen (0. 8. 161) vorgeschlagen, die chemotaktische Wirkung gewisser Reizmittel, namentlich des Saftes von rohen Kartoffeln zur Anlockung dieser be- weglichen Bakterien zu benützen. Man füllt nach ihm eine kleine Glaskapillare mit der auf der Kartoffelschnittfläche befindlichen Flüs- sigkeit und schmilzt sie an der einen Seite zu. Diese Seite wird iu einem auf dem Objektträger hergestellten Paraffinrahmen fixirt, wäh- rend das offene Ende in die innerhalb des Rahmens befindliche, zu untersuchende Flüssigkeit gelegt, und ein Deckglas darübergebracht wird. Man kann nun unter dem Mikroskop beobachten, wie die mit Eigenbewegung begabten Bakterien in „die Falle“ gehen ; daun ge- lingt es mittels des Plattenverfahrens die Cholera- und Typhusbak- terien leichter zu isoliren. III. Nährböden. Das Fleisch wasser dient auch jetzt noch der grössten Mehrzahl der Untersucher als Grundlage für die Herstellung der gebräuch- lichsten Nährböden, nur hat mau seine Bereitung insofern etwas ver- einfachen lassen, als man das mit der doppelten Menge W’asser über- gossene Fleisch nicht 24 Stunden mazerirt, sondern sogleich kalt mit Ueberschuss von W'asser übers Feuer setzt, einige Stunden kocht, erkalten lässt (zur Abscheidung des Fettes) und filtrirt, worauf man das etwa zu viel verdampfte Wasser ersetzt. Daraus stellt man sich dann die verschiedenen flüssigen oder festen Nährböden nach W’unsch her und bewahrt das übrig gebliebene Fleischwasser sterilisirt für weitere Verwendung auf. Dies geschieht entweder in Kolben oder in Flaschen, welche mit geeigneten Vorrichtungen zur keimfreien Entnahme eines Theils des Inhaltes versehen sind (s. später). Im Laufe der Zeit hat sich auch die vorgängige Trockensterilisirung der Gefässe, welche das Glas recht bald unbrauchbar macht, als über- flüssig erwiesen (Bujwid [0. 3. 101] u. A.); die Behandlung im strömenden Dampf vernichtet gleichzeitig die an ihnen befindlichen Keime. Zur Erzielung eines geeigneten Alkalescenzgehaltes des Fleisch- wassers (5—7,5 ccm Normallauge aufs Liter) empfahl v. Lingels- Die Neuerungen d. bakteriol. Untersuchungsmethoden seit dem Jahre 1887. 361 beim5) den Zusatz von 25 ccm Normalnatronlauge auf 1 1 Fleisch- wasser. Mittheilungen über den Ersatz des Fleischwassers durch andere Lösungen sind, nachdem sich auch Fleischextraktpepton-Zucker- lösungen und ähnliche als anwendbar erwiesen hatten, in den letzten vier Jahren nur wenige zu verzeichnen. So hat Miquel1 2) an Stelle der Rinderbouillon eine Lösung von 20 Pepton, 5 Kochsalz, 0,5 Ka- liumkarbonat und 2 Gelatine im Liter empfohlen, wobei die Gelatine als unzweckmässig ruhig weggelassen werden könnte. Jakobi (0. 3. 539) stellte mit Vl2 °/0 Kemmerich ’s Fleischpepton und 3°/0 Pepton eine 15°/0ige Gelatine her, welche im Bedarfsfälle verdünnt wird. Am zweckmässigsten schien der von J. Heller (9. 511) vor- geschlagene Ersatz des Fleischwassers durch Harn zu sein. Allein als Kulturmedium hat er keinen Vorzug vor ihm, er ist jedenfalls nicht so universell brauchbar. Heller selbst beobachtete eine Be- einträchtigung der Farbstoffbildung des Bacillus violaceus und fluorescens, und mir fiel auf, dass das Wachsthum einiger Bakte- rienarten auf Harn-Gelatine weniger markirt zum Ausdruck kam ; so waren trotz recht guter Entwickelung die typischen spiralig-flockigen Knäuel der Cholerabakterien, wie sie sich im Vertiüssigungstrichter an- zusammeln pflegen, nicht so massig und kompakt und die radiären bürstenförmigen Ausstrahlungen der Kultur der Mäuseseptikämie- und Schweinerothlaufbacillen nicht so deutlich und differenzirt, wie wir sie in der gewöhnlichen Fleischwasserpepton-Gelatine zu sehen gewohnt sind. Ich habe deshalb das Fleischwasser wieder ausschliess- lich in Gebrauch gezogen. Reichlichere Vorschläge finden wir in der Litteratur über die Agar-Bereitung, welche darauf abzielen, die Agarmasse schneller und besser in Lösung überzuführen und die Filtrirung zu umgehen oder zu beschleunigen. Am besten ist es immer, das feingeschnittene Agar über freier Flamme, jedoch, wie beim Kochen des Fleischwassers, mit Einschaltung einer Asbestplatte zwischen Flamme und Topf, im sie- denden Wasser zu lösen, wozu etwa 1/2 — 3/4 Stunden nothwendig sind. Auch hier empfiehlt es sich, zur Vermeidung des Dunkelwerdens nicht einzukochen und dann das verdampfte Wasser zu ersetzen, son- dern von vorneherein so viel Wasser mehr zuzugeben, als voraus- sichtlich weggeht. Kräl3) warnt ebenfalls vor zu langem Erhitzen (nach Peptonzusatz), wenn man absolut farblose Nährböden haben will, wie sie zur Anlegung von bakteriologischen Sammlungen er- wünscht sind. Er erzielte die Klarheit ausserdem durch 5 Min. lange Behandlung der feingeschnittenen Agarstücke nach Schotte- lius (0. 2. 100) in 2°/0 Salzsäure, welche durch Abspülung mit Wasser wieder entfernt wurde. In ähnlicherWeise legte Tischut- kin (9. 208) die Stückchen für 15 Min. in 5 °/0 Essigsäure; Richter4) löste 10 g Agar in 150 g Moselwein durch zweistündiges Mazeriren und folgendes Erhitzen auf und setzte die neutralisirte Lösung zu einer aus 250 g Fleisch und 350 g Wasser hergestellten 1) Z. f. H. X. 338. 2) Chem. Centralbl. 88. 910. 3) Z. f. H. V. 502. 4) B. kl. W. 87. 600. 362 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 2°/0 Gelatinebouillon. Der Zusatz von Gelatine zum Agar ist über- haupt zu empfehlen, um das Abgleiten von der Oberfläche des Glases zu behindern; v. Esmarch1) empfahl zum gleichen Zweck Zugabe von etwas arabischem Gummi. (Fortsetzung folgt.) Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Stocquart, De l’ichthyol dans le traitement de la dyspepsie et des troubles cöphaliques et nerveux qui en dependent. (Archives de M6decine et de Chirurgie pratiques de Buxelies. 1890. 12me fascicule.) Verf. wendete das Ichthyol, welches er bei Unna in Hamburg kennen lernte, bei Dyspepsie innerlich an, und konnte sich dabei über- zeugen, dass es ein sehr wirksames Heilmittel gegen die Schwindel- anfälle und cephalischen Störungen ist, welche die einfache und partio-intestinale Dyspepsie begleiten. Tan gl (Tübingen). Kötscliau, Kurzer Beitrag zur Ichthyoltherapie bei Frauenkrankheiten. (Münchener mediz. Wochenschr. 1891. No. 1.) Verf. wendete das Ichthyol nach den Angaben von H. W. Freund bei einer grossen Zahl von entzündlichen Erkrankungen der weiblichen Genitalien meist mit gutem Erfolge an, wobei er aber die Ichthyol- behandlung mit anderen therapeutischen Verfahren kombinirte. Be- sonders bei Endometritis, speziell Endometritis corporis betrachtet Verf. das Ichthyol als ein hervorragend heilsames und souveränes Mittel. T a n g 1 (Tübingen). Brunner, C., Ueber Ausscheidung pathogener Mikroor- ganismen durch den Schweis s. (Berl. klin. Wochenschr. 1891. No. 21.) Während die Frage, ob krankheitserregende Organismen durch die Nieren und den Darm aus dem Körper entfernt werden können, in den letzten Jahren vielfach bearbeitet, wenn auch nicht einheitlich entschieden wurde, so liegen über die Frage von der Ausscheidung pathogener Mikroorganismen durch den Schweiss nur spärliche Notizen vor. Brunner selbt führt von diesbezüglichen Arbeiten nur die von Di Mattei, Zuliani und Queirolo an, von denen die ersteren im Ganzen zu negativen Ergebnissen gelangten, während Queirolo wenigstens feststellen konnte, dass der Schweiss von mit Infektions- krankheiten behafteten Individuen toxische Produkte enthält. Die eigenen experimentellen Untersuchungen Br.’s. schlossen an einen 1) z. f. II. I. 300. Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 363 genau beobachteten und anderweitig beschriebenen Krankheitsfall an. In einem Fall von schwerer chronischer Pyämie, in welchem während vieler Tage der Staphylococcus pyogenes albus im Blute nachgewiesen wurde, fand B r. auch in dem unter allen Kautelen ent- nommenen Schweisse ebenfalls den Staphylcoccus. Er konnte an 8 verschiedenen Tagen 6 mal diesen Mikroorganismus durch die Kultur im Schweisse nachweisen. Dasselbe gelang auch aus einem vielfach von Schweiss durchnetzten Hemde des Patienten. Nach dem Tode desselben fand Br. zwar in der Haut vielfach zerstreute Kokken, doch vermisste er sie in den Ausführungsgängen der Schweiss- drüsen. Im Anschluss hieran machte Br. einige Thierversuche, und zwar an jungen Ferkeln und Katzen. Bei den Ferkeln wurde in einem Fall der Uebergang von Staphylococcus aureus aus dem Blute in den Schweiss wiederholt nachgewiesen, bei dem andern auch der Uebergang des nicht pathogenen Micrococcus prodi- giosus in den Schweiss und den Speichel. Bei der Katze gelang der Nachweis des Ueberganges von Milzbrandbacillen. Die Schweiss- sekretion wurde theils durch Pilocarpin-Einspritzungen, theils durch elektrische Nervenreizungen hervorgerufen. Auch bei diesen Experi- menten gelang es nicht, die eingeführten Mikroorganismen in den Ausführungsgängen der Schweissdrüsen nachzuweisen, nur in dem Versuch am Ferkel fanden sich in dem Lumen der Schweissdrüsen vereinzelte Kokken. Jedenfalls geht aus diesen Untersuchungen hervor, dass pathogene und nicht pathogene Organismen aus dem Blut in den Schweiss übergehen können, wenngleich das Misslingen des mikroskopischen Nachweises dafür zu sprechen scheint, dass der Uebergang kein sehr reichlicher ist. O. Lubarsch (Rostock). Braatz, Die Bedeutung der Anaerobiose für die Wund- heilung und für die allgemeine Pathologie. (Deutsch, med. Wochenschr. 1890. No. 46a.) Nach der Annahme des Verf. ist die Ermöglichung des Sauer- stoffzutritts zu Wunden ein wichtiges Mittel für die Verhütung der Wundinfektionskrankheiten. Eine grosse Anzahl derselben, wie Teta- nus, malignes Oedem und Fäulniss entstehen durch den Einfluss von anaeroben Bakterien, die letzteren würden bereits durch den Sauer- stoff des Blutes getödtet werden, wenn nicht in der Wunde für längere oder kürzere Zeit nach der Verletzung die Cirkulation aufgehoben wäre. Sie finden Gelegenheit zur Ansiedelung, Entwickelung und Ver- mehrung, wenn der Luftsauerstoff durch Verstopfung, oberflächliches Zuheilen oder luftdichten Verband der Wunde von ihnen abgehalten wird. Die durch sie verursachten Krankheiten sind deshalb seltener bei offener Wundbehandlung und unter den neueren für Luft durch- gängigen antiseptischen oder aseptischen Dauerverbänden, als unter dem typischen L i ste r -Verband, welcher mit seinem Protektiv-Silk und seinen Guttapercha-Papier-Umhüllungen die Luft von der Wunde gänzlich abschliesst. Auch andere Wundkrankheiten, wie die einfache Entzündung und Eiterung stehen nach der Auffassung des Verf.’s in enger Beziehung zur Anaerobiose, da die Staphylokokken und Streptokokken fakulta- 364 Neue Litteratur. tiv anaerobe Bakterien sind. Einen interessanten Beleg hierfür sieht der Verf. in dem Verhalten des Jodoforms zu diesen Bakterien. Wäh- rend Behring seinerzeit die günstige antiseptische Wirkung dieses Mittels gegenüber dessen gänzlicher Einflusslosigkeit auf das Wachs- thum und die Lebensfähigkeit der Eiterkokken durch die wechsel- seitige Zersetzung des Jodoforms und der Fäulnissptoma'ine erklärte und die Vorzüge jenes Präparats weniger in der Verhütung der guten Eiterung als der Fäulniss- und Zersetzungsvorgänge sah, hat der Verf. Versuche angestellt, um zu prüfen, ob das Jodoform nicht auch auf die gewöhnlichen Eiterkokken, bei deren anaerobem Wachsthum anders wirkt, als bei Sauerstoffzutritt. Er glaubt nun, nicht nur in der That eine Entwickelungshemmung der anaerob wachsenden Sta- phylokokken durch das Jodoform festgestellt, sondern vor allen Dingen bewiesen zu haben, dass jene Bakterien beim Wachsthum unter Luft- abschluss ein gewisses Reaktionsvermögen besitzen, dass sie dasselbe aber durch die Einwirkung des Jodoforms verlieren. Zur Feststellung dieses Untersuchungsergebnisses bediente sich der Verf. nach dem Vorgänge von Kitasato und Weyl des indigo- schwefelsauren Natrons, welches von den Anaeroben durch Reduktion von Indigoblau zu Indigoweiss entfärbt wird, nur wandte er viel dünnere Lösungen des Mittels wie Kitasato und Weyl an (statt 1:1000 1 : 1400 — 7000), um den Bakterien ihre Aufgabe zu erleichtern. Die Entfärbung derartiger Lösungen, welche dem den anaerob wachsen- den Staphylokokken als Nährboden dienenden Agar zugesetzt waren, erfolgte unter gewöhnlichen Verhältnissen in etwa 3 Tagen; sie blieb aber bei Jodoformzusatz gänzlich aus. Verf. hält es hiernach für naheliegend, die antiseptische Wirkung des Jodoforms durch dessen Einfluss auf Entwickelung und Funktion der anaerob wachsenden Eiterbakterien zu erklären und sieht darin andererseits einen Beweis dafür, dass die anaerob wachsenden Staphylokokken eine andere Be- deutung für den Wundverlauf haben, als dieselben Bakterien bei aerobem Wachsthum. Endlich versucht der Verf., die angeblich günstige Wirkung des Fiebers bei verschiedenen Infektionskrankheiten durch die dabei ein- tretenden Oxydationsvorgänge zu erklären, welche der Anaerobiose entgegen wirken. K übler (Berlin). Neue Litteratur zusammengestellt von De. Abthtje Wükzbukg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Canestrini , G. , Le rivelazioni della batteriologia. (Atti d. r. Ist. veneto di scienze, lettere ed arti. 3 889/90. p. 837 — 856.) Landre, Ch., Pasteur-Koch. 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Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena, Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Gei. Hafr. Prof. Dr. Lenctart ui Professor Dr. Loefller in Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. X. Band. -o- Jena, den 2. Oktober 1891. -°- No. 12. -»* Zu Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände, beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- künde “ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu tvollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Lena, gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, späte r eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Ueber einen bei Keratomalacia infantum beobachteten Kapselbacillus. [Aus Dr. H. Neumann’s Poliklinik für Kinderkrankheiten in Berlin.] Von Dr. Loeb in Rcichenhall. - Die Keratomalacia infantum, von Fischer1) zuerst beschrieben als „eigentümliche Verschwärung der Hornhaut infolge unterdrückter 1) Fischer, Lehrbuch der entzündlichen und organischen Krankheiten des Auges. 1846. X. Bd. 24 370 L o e b , Masern“, wird in Brasilien, Japan und Russland sehr häufig, in Mitteleuropa glücklicherweise um so seltener beobachtet, und zwar nur bei Kindern in den ersten Lebensmonaten, welche durch chronische Diarrhöe oder anderweitige Ursachen in ihrer Ernährung reduzirt sind. Einzelne Autoren, wie Manz1) und Braunschweig2), fan- den diese Affektion ausnahmsweise auch bei recht gut genährten Kin- dern ohne Diarrhöe und ohne bronchitische Symptome. Während völlige Uebereinstimmung darüber herrscht, dass die Prognose dieser Krank- heit sowohl bei gut wie bei schlecht genährten Kindern (Braun - schweig) eine sehr ungünstige sei, ist bis heute unter den Au- toren noch keine Einigung der Anschauungen über die Aetiologie derselben erzielt. Der Umstand, dass unter den Tausenden von Kindern, die alljährlich unter den Erscheinungen chronischen Darraka- tarrhs und der Konsumption erkrauken und erliegen, nur ein minimaler Prozentsatz — in Göttingen unter 28000 Augenkranken vier3), in Halle unter 30000 sechzehn Fälle4) beobachtet — an Keratomalacie erkrankt; dass ferner bis dahin blühende Kinder, wenn auch selten, von dieser Krankheit betroffen werden; endlich der Verlauf der Krankheit: häufige Komplikation mit Diarrhöe und Bronchopneumonie; typischer, progressiv verlaufender Prozess an der Hornhaut; Exitus unter den Erscheinungen starker Cyanose, hochgradiger Dyspnoe und subnormaler Temperatur — legen den Gedanken nahe, es möchte dies Krankheitsbild durch Einwanderung von Spaltpilzen in den kindlichen Organismus hervorgerufen werden. Bezold5) war der Erste, welcher, nachdem die Deutung der Keratomalacie als einer Affektion cerebralen (v. Graefe) resp. neuroparalytischen (Fischer). Ursprungs durch die Untersuchungen von Jastrowitz unhaltbar geworden war, auf die mykotische Natur derselben hinwies. Hor- ner6) widersprach. Er fand allerdings in einem Falle dieser Krank- heit in den zerklüfteten Hornhautschichten Bakterien; sie sind jedoch seiner Ansicht nach nur der „Staub“, welcher nach Zerklüftung des getrockneten Epithels eindringt, sich vermehrt und das Hornhautge- webe zur Nekrose bringt. Das primäre ursächliche Moment ist nach ihm die Vertrocknung der Hornhaut in Folge mangelnden Lidschlusses bei den durch Diarrhöe etc. marantisch gewordenen Kindern. Im Gegensatz zu H o r n e r plaidirten nach Entdeckung des Xerosebacillus durch Kuschbert und Neisser7) mit diesen Leber8) und R. 1) Manz, Ueber die Hornhautzerstörung bei Sepsis. (Münch, med. Wochenschr. 1888. Nr. 11.) 2) Braunschweig, Zur Kenntn. der infant. Xerosis conjunct. (Fortschritte der Medizin. 1890. pag. 892.) 3) Leber, Ueber die Xerosis der Bindehaut und die infantile Hornhautver- schwärung nebst Bemerkungen über die Entstehung des Xerophthalmus. (Gräfe’s Ar- chiv. XXIX. 3.) 4) Braunschweig. (1. c. ) 5) Citirt nach Schläfke. (Centralbl. f. Bakter u. Parasitenk. Bd. I. 1887. p. 177.) 6) Horner, Gerhardt’s Handbuch der Kinderkrankh. 1882. V. 2. 7) Kuschbert und Neisser, Zur Pathologie und Aetiologie der Xerosis epithel: conjunctivae und der Hemeralopia idiopathica. (Breslauer ärtztl. Zeitschr. 1883. No. 4.) 8) Leber, Die Xerosis der CoDjunctiva und Cornea kleiner Kinder, (v. Gräfe’s Arch. für Ophthalmol. XXIX. 1883. 1.) Ueber einen bei Keratomalacia infantum beobachteten Kapselbacillus. 371 Schulz1), welche beide in den Augen und inneren Organen je eines an Keratomalacie verstorbenen Kindes auf Bacillen gestossen waren (deren Identitätsnachweis jedoch nicht versucht wurde), für die Annahme einer Infektion des kindlichen Organismus durch pri- märe Ansiedlung des, wie wir jetzt wissen, überhaupt nicht patho- genen Xerosebacillus auf der Oberfläche der Hornhaut. Gegenüber Horner betont Leber, auch bei Kindern, bei welchen während ihrer Krankheit die Augen stets geschlossen waren, bei denen also keine Möglichkeit zur Vertrocknung der Hornhaut vorlag, den gleichen Prozess gefunden zu haben. Gegenüber K. und N. weist er darauf hin, dass nebst dem Xerosebacillus auch Kokken in seinem Falle vorhanden waren. In einem später von Leber- Wage nmann publizirten Falle2) konnten diese Autoren als Ursache des keratomalacischen Prozesses und des Todes Streptokokken nach- weisen. Fränkel und Franke3), ebenso Baumgarten3), fanden in je einem einschlägigen Falle den Staphylococcus pyogenes Rosenbach. Manz nimmt gleichfalls einen septischen Ursprung der Keratomalacia infantum an und erklärt, hierbei das vorausgehende oder gleichzeitige Auftreten von Abscessbildung in andern Organen öfter beobachtet zu haben4). Schliesslich fand Babes5) bei einem Falle von K. in den Augen und in innern Organen einen eigenartigen Bacillus. Hiermit schliesse ich diese gedrängte historische Uebersicht. Es bleibt bisher unentschieden, vorausgesetzt, dass die Keratomalacie eine mykotische Erkrankung ist, ob es sich um eine eigenartige lokale Infektion oder um die Lokalisation einer allgemeinen Infektion handelt. Im ersteren Fall könnte es sich um eine primäre Infektion oder um eine sekundär zu einer Allgemeininfektion tretende Mischinfektion handeln; im zweiten Falle könnte die Augenerkrankung den Aus- gangspunkt oder nur eine sekundäre Lokalisation der allgemeinen Erkrankung bilden. Wahrscheinlich dürfte bald die eine, bald die andere Entstehungsweise der Keratomalacie zutreffen und das be- kannte klinische Bild produziren. Ich selbst hatte Gelegenheit, einen in der Kinder-Poliklinik des Herrn Dr. H. Neumann zur Beobachtung gelaugten Fall von Ke- ratomalacie zu untersuchen. Es haudelte sich um ein 7 Wochen altes, von gesunden Eltern stammendes Flaschenkind, welches wegen eines akuten Darmkatarrhs, der vor 5 Tagen begonnen hatte, in Behand- lung kam. Es war bei der Aufnahme im höchsten Grade atrophisch und schon im Beginn des Hydrencephaloids. Die Verschlimmerung war unaufhaltsam und führte nach 7 Tagen zum Tode (Darmaus- 1) R. Schulz, Beitrag zur Lehre von der Xerosis conjunctivae und der infan- tilen Hornhautverschwärung, (v. Gräfe ’s Arch. für Ophth. XXX. 4.) 2) Leber-Wage nmann, Infantile Nekrose der Bindehaut durch allgemeine multiple Streptokokkeninvasion des Gefässsystems. (v. Gräfe’s Arch. für Ophth. XXXIV. pag. 250.) 3) Citirt nach Baumgarten, Lehrb. der patholog. Mykologie. 1890. pag. 723. 4) Manz, Ueber die Hornhautzerstörung bei Sepsis. (München, med. Wochenschr. 1888. No. 11 und 12.) 5) Bah es, Bakteriol. Untersuchungen über sept. Prozesse des Kinderalters 1889. pag. 27. 24* 372 L o e b , Spülung mit Resorcin und mit Bleiwasser; subkutan Kochsalzinjektion; innerlich Calomel, Campher, Cognac, Spirit, aeth. ; Bäder in Kamillen und in Senf). Am Tage vor dem Tode erhob ich folgenden Status: Die Hautdecken des Kindes äusserst blass, panniculus adiposus und Musculatur äusserst dürftig , kein Hautexanthem , keine Drüsen- schwellung ; Greisenantlitz. Ueber den Lungen mehrere Dämpfungs- bezirke nachweisbar mit entsprechenden auskultatorischen Erscheinungen. Reine, sehr schwache Herztöne; subnormale Temperatur. Auf beiden Hornhäuten, besonders links, der Längsaxe der Lidspalte folgende, quer ovale Infiltration mit beginnender Nekrose. Conjunctivae trocken, glanz- los, ohne entzündliche Reaktion ; Sekretion vermindert, seltener Lidschlag, Iris nicht verfärbt, kein Hypopyon. Diagnose: Beginnende Keratomalacie , Magendarmkatarrh und lo- buläre Pneumonie. Zur "Untersuchung kam eine Spur des erweichenden Hornhautinfiltrates. Die Mutter des Kindes verweigerte ihre Zustimmung zur Ent- nahme einer Blutprobe, welche ich unter Würdigung der von Eisels- berg1) betonten Wichtigkeit kultureller Blutuntersuchungen bei Ver- dacht eines septikämischen Prozesses wünschte vornehmen zu dürfen. Da auch die Sektion des Kindes unterbleiben musste, so kann ich leider nicht den Zusammenhang zwischen der keratomalacischen Augenaffektion und der gleichzeitig vorhandenen Allgemeinerkrankung aufklären. Die von der Hornhaut des Kindes entnommene Masse wurde auf schräg erstarrtem Agar ausgestrichen. Am folgenden Tage hatte sich (bei Brüttemperatur) an der Impfstelle ein grauer Rasen gebildet, der, ebenso wie das getrübte Kondensationswasser, bei mikroskopischer Untersuchung und bei Gelatineplattenkultur die Reinkultur eines Bacillus darstellte 2). Derselbe wuchs auf künstlichen Nährböden in folgender Weise: In Gelatineplatten sind schon nach 48 Stunden in der Tiefe feinste hellbraune Punkte, auf der Oberfläche grauweisse , rundliche Kolonieen von 1 — 1,5 mm Durchmesser zu bemerken; die ersteren erscheinen bei schwacher Vergrösserung ruud oder oval , von hell- brauner Farbe mit leicht granulirter Oberfläche; die oberflächlichen Kolonieen haben bei im Allgemeinen rundlicher Form zunächst un- regelmässig vorspringende Kontour, die Oberfläche erscheint hellbraun, im Relief landkartenähnlich (ähnlich wie bei den Kolonieen des Ty- phusbacillus) und leicht gestrichelt. Weiterhin werden die tiefen Kolonieen schnell etwa stecknadelkopfgross, sie behalten bei schwacher Vergrösserung ihre braune Farbe und den runden, scharfen Kontour, werden aber undurchsichtiger, fein granulirt oder fein gestrichelt und zeigen in der Peripherie leichte konzentrische Schichtung. Die ober- flächlichen Kolonieen werden etwas gesättigter grauweiss, leicht kug- lig gewölbt oder auch nur ziemlich flach, sie erreichen einen Durch- 1) v. Eiseisberg, Nachweis von Eiterkokken im Blute als diagnost. Hülfsmittel. (Wiener klin. Wochenschr, 1890. No. 38.) 2) Die direkte Verarbeitung der Masse nach der Plattenmethode ist leider unter- blieben, doch dürfte dies in diesem Falle nicht von Belang sein. Ueber einen bei Keratomalacia infantum beobachteten Kapselbacillus. 373 messer von 4 mm , die Begrenzung wird schärfer rund , indem die unregelmässig vorspringenden Begrenzungslinien sich ausgleichen, und die Oberfläche verliert ihre Unebenheit; es verschwindet die ursprüng- lich deutlich fadenziehende Beschaffenheit der Kultur ; bei schwacher Vergrösserung erscheint die Kolonie hellbraun, in der Mitte zeigt sich gewöhnlich ein dunkler Nabel, die Oberfläche zeigt Andeutung einer feinen Strichelung. Die Kultur gewinnt einen unangenehmen Geruch von mässiger Intensität. In Gelatinestichkulturen wächst der Bacillus ent- sprechend dem Stichkanal als bräunlicher Faden, während sich um den Einstich herum — entsprechend dem Wachsthum der oberfläch- lichen Kolonieen auf der Gelatineplatte — eine zunächst etwas un- regelmässige, später mehr gleichmässige, unter Umständen leicht knopfförmige, grauweisse Masse bildet. Nach 3 Tagen zeigt sich Entwickelung von Gasblasen in der Gelatine; Verflüssigung oder Ver- färbung bleibt dauernd aus. Bei Vertheilung der Keime in hoher Gelatineschicht wächst der Bacillus in den tieferen Schichten nicht weniger gut, als in der Nähe der Oberfläche; er ist also fakultativ anaerob. Bei strichweiser Impfung auf schräg erstarrten Agar ent- wickelt sich in 24 Stunden (bei Brütwärme) ein grauweisser, 2 1/2 — 4 mm breiter Streifen, der in der Peripherie ziemlich durchsichtig ist und nur mässig prominirt; in den nächsten Tagen wird er etwas stärker und in der Farbe gesättigter, ohne sich jedoch wesentlich auszudehnen oder geradezu eine weisse Farbe zu erhalten. Die Kon- sistenz ist leicht schleimig, im Kondensationswasser bildet sich eine graue Wolke. Auf Blutserum ist das Wachsthum der Bacillen wesentlich das gleiche. Auf der Kartoffel entwickelt sich je nach der Art der Kar- toffel von der Impfstelle aus ein nur leicht feuchter oder mehr rahmiger, hellbräunlicher und fadenziehender Belag. Bouillon ist (bei Brütwärme) schon nach 24 Stunden diffus gefärbt; nach einiger Zeit schwindet die Trübung und bildet sich ein lehmfarbener Niederschlag auf dem Boden des Gefässes. Von der Originalagarkultur wurde eine Spur in die Schwanz- wurzel einer weissen Maus verimpft. Letztere starb am 4. Tag an einer durch den Bacillus erzeugten Sepsis. Bei zahlreichen Versuchen an Mäusen stellte sich heraus, dass bei dieser Art der Infektion der Tod gewöhnlich am 3. — 4. Tage eintritt. Alte Kulturen verlieren ihre Virulenz ; so vertrug z. B. eine Maus die Injektion von 1 ccm starker Aufschwemmung einer 66 Tage alten Agarkultur, ohne irgend- wie zu erkranken. Es stellt sich jedoch in diesem Fall keine Immu- nität her, sondern es erliegt die Maus bei erneuter Impfung mit virulentem Material. Nicht mehr virulente Kultur lässt sich noch nach Monaten (z. B. 66 Tagen) durch Uebertragung in Bouillon und Einspritzung grösserer Mengen der Bouillonkultur von Neuem infek- tiös machen; bei diesen sehr reichlichen Impfungen sterben die Mäuse schon nach 22 Stunden bis 2 Tagen. Aber auch bei Ver- wendung minimaler Kulturmengen lässt sich in der gleichen Zeit- 374 Lo e b spanne der Tod erzielen, nachdem man die Virulenz des Bacillus durch direkte Verimpfung von Maus zu Maus gesteigert hat. Abge- sehen von der subkutanen Impfung lässt sich die Maus vom Auge und vom Darm aus infiziren. Im ersteren Fall wurde vorsichtig in den Bindehautsack etwas bacillenhaltige Flüssigkeit eingeführt; vom Darm aus gelang die Infektion nur einmal, indem eine gesunde Maus eine mit dem Kapselbacillus infizirte anfrass und 2 — 3 Tage hiernach durch denselben ebenfalls einging. Ebenso wie weisse Mäuse sind auch graue Mäuse sehr leicht zu infiziren. Die geimpften Thiere werden schon geraume Zeit vor dem Tode regungsunlustig, sie sitzen mit gesträubtem Haar, gekrümmtem Rücken und verklebten Augen da und haben eine tiefe, mühsame und verlangsamte Athmung. Nach dem Tode liegen sie auf der Seite, die Extremitäten leicht nach vorn ausgestreckt. Bei der Sektion findet sich eine leichte Verklebung der Impfstelle und von ihr aus- gehend ein ausgedehntes Oetlem des Unterhautgewebes; die Lymph- drüsen an der Bauchseite sind vergrössert. Magen und obere Dünn- darmschlingen sind infolge Hyperämie der Mucosa rosa gefärbt und durch schleimigen Inhalt ausgedehnt. Die Milz ist wechselnd blut- reich, stets aber vergrössert, die Lungen sind lufthaltig. Im Herzen dunkles, nicht deutlich fadenziehendes Blut. An der Impfstelle und in ihrer Umgebung, im gesammten Blutgefässsystem, in Milz und Leber, in der die Bauchserosa uud Eingeweide bedeckenden, leicht fadenziehenden Feuchtigkeit, in der Galle und im Darminhalt sind Kapselbacillen mikroskopisch und durch Kultur reichlich nachweisbar. Auf Schnitten durch die verschiedenen in Alkohol gehärteten Organe (Färbung in Loe ffler ’scher Lösung und Entfärbung mit schwach essigsaurem Wasser) findet man die Bacillen mit theilweise sehr deutlich sichtbaren Kapseln in den Durchschnitten der Blutgefässe und Kapillaren liegen. Keine Rundzelleninfiltration, keinerlei Ver- änderung in den Leberacini oder an den Nierenepithelien nach- weisbar. Einem Meerschweinchen wurde subkutan 1 ccm einer 24 Stunden alten Bouillonkultur eingespritzt. Es war einige Tage später schwer krank, magerte allmählich ab und ging nach Ablauf eines Monats zu Grunde. Die bakteriologische Untersuchung fiel negativ aus. Hingegen wurden durch intraperitoneale Einverleibung von 1/2 — 1 Pravaz-Spritzen Bouillonkultur Meerschweinchen (2 Versuche) inner- halb weniger Stunden getödtet. Sektion: Oedem der Bauchhaut; Peritoneum stark injizirt, stellenweise getrübt und verdickt. Wenig klares Transsudat in der Bauchhöhle, in dem einen Fall ausserdem auch im Brustraum. Das Blut nicht fadenziehend, enthält reichlich Bacillen, ebenso das Trans- sudat; die histologische Untersuchung der Organschnitte zeigte — ebenso wie bei der Maus — dass die Thiere einem reinen septikämischen Prozess erlegen waren. Ein Kaninchen wurde mit 1,5 ccm einer 24 Stunden im Brut- ofen gehaltenen Bouillonkultur subkutan geimpft. Ein 2. junges Ka- ninchen erhielt 1/2 Pravaz- Spritze voll virulenter Bouillonkultur in Ueber einen bei Keratomalacia infantum beobachteten Kapselbacillus. 375 die V. jugul. ext. injizirt; beide Thiere gingen nach einer Woche zu Grunde, ohne dass eine Todesursache eruirt werden konnte. Ein Kaninchen, welchem 1 ccm Bouillonkultur in die Ohrvene gespritzt wurde, blieb dauernd gesund. Ebensowenig erkrankte eine Taube, welcher 1 Spritze Bouillonkultur ins Peritoneum gespritzt war. Was das morphologische Verhalten des Bacillus betrifft, so handelt es sich um einen Kapselbacillus, welcher ziemlich plump ist und abgerundete Enden zeigt; die gebräuchlichen Anilinfarbstoffe nimmt er leicht an, lässt sich aber nicht nach der Gram 'sehen Methode färben. Sporenbildung lässt sich nicht nach weisen. Je nach seiner Provenienz werden nicht unerhebliche Schwankungen in der Form des Bacillus und in der Leichtigkeit, die Kapsel sichtbar zu machen, bemerkt. Zu starke Einwirkung von Anilinfarbstoffen färbt leicht Bacillus und Kapsel in toto, so dass die Kapsel erst bei vorsichtiger Entfärbung sichtbar wird. Färbung mit wässriger Eosin- lösung und vorsichtige Nachfärbung mit Loefflers Methylenblau gibt eine gute Doppelfärbung. Hierbei nimmt die Mitte des Bacillus die blaue Färbung in geringerem Grade, als die Enden an. Im Blute findet sich der Bacillus einzeln oder zu zweien ; der Breitendurchmesser der Kapsel übertrifft hier den des Bacillus um das lx/2 — 4-fache. Die Kapsel ist manchmal ebenso wie der ein- geschlossene Bacillus leicht gebogen oder eingeschnürt. Die Bacillen erscheinen im Blute und in den Organen grösser, als an der Impf- stelle, an der letzteren aber mit besonders schöner Kapsel. Im Milzsaft fanden sich auch Bacillen innerhalb weisser Blutzellen. Die auf der Oberfläche des Agars, des Blutserums und der Kar- toffel gewachsenen Bakterien sind durchschnittlich relativ klein und kurz, mit rundlichem, leicht färbbarem Hofe, während der Bacillus auf Gelatine, in dem Kondensationswasser des Agars und Blutserums sowie in der Bouillon zu umkapselten Scheinfäden aus wachsen kann. In Präparaten, welche aus den letzteren Medien stammen, findet man sehr verschiedene Formen: von den langen Fäden bis zu kurzen Diplokokken ähnlichen Doppelbacillen. Ist der geschilderte Bacillus mit einem der bekannten Kapsel- bacillen identisch? Es wären hier wesentlich nur folgende Bacillen zu berücksichtigen: Der Pfeiffer’ sehe Kapselbacillus, ein von B a b e s bei Keratomalacie gefundener Bacillus, der F r i e d 1 ä n d e r’sche Pneumoniebacillus und nahe Verwandte desselben , wie sie von M a n d r y , von M o r i und von Passet beschrieben sind, ferner der Bacillus enteritidis Gaertner, ein von Babes bei Dy- senterie gefundener Kapselbacillus, der Bacillus endocardi- tis capsulatus Weichselbaum, der Proteus hominis von Bordoni Uffreduzzi, der Bacillus sputigenus Krei- bohm u. a. m. Von allen diesen Kapselbacillen kommt jedoch — soweit ihre Wachsthumsverhältnisse bekannt sind — wesentlich nur der Pf ei ff e r’sche Bacillus für uns in Betracht. Es ist derselbe deshalb auf das Genaueste wiederholt mit unserem Bacillus ver- glichen worden, und zwar konnten hierzu mir aus dem hygienischen Institut freundlichst überlassene Kulturen verwendet werden. Ich erwähne nur eine von den mehrfachen Vergleichsreihen: Von Agar- 376 Loeb, Ueber einen bei Keratomalacia infantum beobachtet. Kapselbacillus. kulturen beider Bacillen wurde je 1 ccm einer dicken Aufschwemmung zwei gleich grossen Mäusen subkutan injizirt; sie starben beide nach ungefähr 22 Stunden (bei einem 2. Doppelversuch am 2., in einem 3. Versuch am 3. Tage). Der Sektionsbefund stimmte wesentlich überein, doch war bei der Infektion mit dem Pfe iff er ’ sehen Ba- cillus die Milz etwas mehr vergrössert und die Zahl der Bacillen im Blut eine grössere. Fadenziehend war das Blut bei keinem der beiden Thiere. Mit dem Blute wurden Gelatineplatten beschickt; das Wachsthum der Kolonieen war in hohem Grade übereinstimmend, doch zeigte sich mit zunehmendem Alter eine zweifellos stärkere Entwickelung der Kolonieen des Pfeiffer’schen Bacillus: sie wurden dunkler, stärker granulirt oder gestrichelt und erschienen für das blosse Auge saftiger weiss. Auch entwickelte sich hier der gleiche Geruch wie bei meinem Bacillus, nur in noch höherem Grade (Pfeiffer erwähnt von diesem Geruch nichts). Dementsprechend zeigten auch die Gelatine-, Agar- und Kartoffel- kulturen eine völlige Uebereinstimmung, mit der einzigen Unter- scheidung, dass der Pfeiffer ’ sehe Bacillus in den beiden ersteren konstant üppig wuchs und deshalb ausgesprochener weiss erschien. Der Pfeiffer ’sche Bacillus selbst ist im Vergleich zu meinem Bacillus in den künstlichen Nährböden deutlich etwas plumper und grösser; die Kapsel lässt sich auch hier ebenso wie bei meinem Ba- cillus unter Umständen nachweisen. Im Mäuseblute der verglichenen Fälle zeigten beide Bacillen an und für sich sehr wechselnde Grössen- verhältnisse, und es war nicht mit Sicherheit festzustellen, ob der eine der Bacillen durchschnittlich grösser sei, als der andere. Während es gelang, mit meinem Bacillus Mäuse und Meerschweinchen zu in- fiziren, blieb die Impfung von Kaninchen und einer Taube — im Gegen- satz zu Pfeiffer’s Angaben über seinen Bacillus — erfolglos. Fär- berisch bestand zwischen beiden Bacillen keine Verschiedenheit (der P feif f er ’ sehe färbte sich u. A. ebenso wie der von mir beschrie- bene, unter Umständen in der Mitte schwächer). Nach dem Ergebniss der vergleichenden Untersuchung des Pfeiffer’schen und des von mir beschriebenen Bacillus trage ich kein Bedenken, beide Bacillen zwar nicht für identisch, aber für nahe verwandt zu erklären. Ueber die Bedeutung dieser Klasse von Bak- terien für die menschliche Pathologie lässt sich auf Grund dieses zum ersten Mal beim Menschen beobachteten Vorkommens nichts Bestimmtes aussagen. Herrn Dr. H. Neumann sage ich auch an diesem Orte für die liebenswürdige Anregung zu dieser Arbeit und seine freundliche Unterstützung bei deren Ausführung meinen innigsten Dank. Reichenhall, Anfang Mai 1891. Hankin, Ueber die Nomenclatur der schützenden Eiweisskörper. 377 Ueber die Nomenclatur der schützenden Eiweisskörper. [Aus dem Cambridge Patkological Laboratory.] Von E. H. Hankin, Fellow of St. John’s College, Cambridge. (Schluss.) In einem vor dem Münchener Mediz. Verein gehaltenen Vortrag hat Büchner1) vor kurzem die schützenden Eiweisskörper „Alexine“ genannt. Es freut mich sehr, dass Büchner nicht mehr glaubt, dass die bakterientödtende Wirkung des zellenfreien Blutserums durch „den lebenden Zustand des Blutes, der sich im Serum für eine ge- wisse Zeit forterhält“, bedingt sei. WTeshalb aber sollte er seine Be- kehrung zu meiner Hypothese signalisiren durch die Einführung neuer Namen in dieselbe? Da ich der erste Entdecker der schützenden Eiweisskörper bin, habe ich das Recht, deren Nomen- clatur zu geben. Seit anderthalb Jahren haben diese Körper den Namen „schützende Eiweisskörper“ gehabt, und nach meiner Meinung gibt es keine genügende Ursache, diesen Namen zu verändern. Zwischen schützenden Eiweisskörpern und gewissen thierischen Farbstoffen gibt es eine unerwartete Aehnlichkeit. Es kommt oft vor, dass, wenn man einen neuen Farbstoff entdeckt und man den- selben mit einem Spektroskop untersucht hat, nachweist, ob er in Chloro- form, Alkohol löslich ist oder nicht, und dann einen schönen Namen, der in -in endet, für denselben vorschlägt, — und damit ist der Ver- such beendet. Von der inneren Natur dieses Stoffes aber, von seiner Stellung im Stoffwechsel, von seinem Nutzen und von seinem Ur- sprung bleibt man ohne Kenntniss. Aehnlicherweise führen Büchner und ich Namen für schützende Eiweisskörper ein, aber von den Haupteigenschaften dieser interes- santen Körper ist bis jetzt sehr wenig bekannt. Zum Beispiel, was ihren Ursprung und ihr Vorkommen im lebenden Organismus betrifft, wissen wir bis jetzt so gut wie nichts. Im Zusammenhang mit der Lehre von der bakterientödtenden Wirkung des Blutserums habe ich oft bemerkt, dass viele Bakteriologen glauben, dass das, was für das Blutserum gilt, auch nothwendigerweise für das Blutplasma gelten müsse. In der oben citirten Arbeit Buchner’s lesen wir, dass die schützenden Eiweisskörper (resp. „Alexine“) im Blutplasma vorhan- den sind. Nach meiner Meinung gibt ihr Vorkommen im Serum pe r se keinen Beweis, dass dieselben im kreisen de u Blutpl asma 1) „Kurze Uebersicht über die Entwickelung der Bakterienforsebung seit Nägeli’s Eingreifen in dieselbe.“ (Münchener Med. Woch. No. 25. 23. Juni 1891. S. 435 und No. 26, S. 454. — Vergl. Centralbl. f. Bakter. u. Paras. Bd. X. p. 349.) 378 H a n k i n , vorhanden sind, und dies sollte nicht ohne weiteres angenommen werden. In einigen Fällen (und in gewissen Zuständen des Thieres) ist es sogar wahrscheinlich, dass schützende Eiweisskörper in den thierischen Säften existiren. In anderen Fällen scheint es aber im Gegen- theil, dass die schützenden Eiweisskörper im lebenden normalen Thier nicht vorhanden sind. Dass das letztere der Fall ist beim Sozin der Ratte, wird wahrscheinlich gemacht durch folgende Thatsachen: Wie bekannt, sind junge Ratten gegen Milzbrand empfindlich. Wenn meine Vermuthuug richtig wäre, dass die Immunität der erwachsenen Ratte gegen Milzbrand durch das Vorhandensein seines Sozius be- dingt ist — so würde man erwarten, dass dieser Stoff bei jungen Ratten ausbleibt. Thatsächlich ist aber dieser Stoff im Serum der jungen Ratte erkennbar durch seine chemischen Eigenschaften. Er ist aber in viel kleineren Quantitäten vorhanden, als bei dem erwachsenen Thiere. Nichtsdestoweniger ist es schwer, zu verstehen, wie Milz- braudbacillen im Plasma der jungen Ratte gedeihen können, wenn dieser Stoff dort in denselben Quantitäten gelöst ist, wie es in dem Serum der Fall ist. Wenn die Erscheinung dieses Sozins im Serum der jungen Ratte nur post mortem stattfindet, so könnte man erwarten, dass eine junge und deshalb empfindliche Ratte durch Einspritzungen von Serum einer anderen auch em- pfindlichen Ratte gegen Milzbrand geschützt sein könnte. Dieses etwas paradoxe Resultat habe ich erzielt, wie aus folgendem Versuch erhellt: Vou einer ungefähr einen Monat alten Familie junger Ratten wurde eine getödtet und ihr Blut gesammelt. Am nächsten Tage wurden 6 Thierchen von derselben Familie mit Milzbrand geimpft. Dazu wurde eine 2 Tage alte, sporenenthalteude Agarkultur von voll virulentem Milzbrand benützt. Alle 6 haben die- selben Quantitäten (0,02 ccm) der Kultur bekommen. Von diesen 6 haben drei als Kontrole gedient, und alle sind innerhalb 36 Stunden an Milzbraud gestorben. Die anderen drei haben 0,03 bis 0,1 ccm des Serums ihrer Bruderratte bekommen, und von diesen ist eine nach 48 Stunden untergegangen. Bacillen waren nur an der Impf- stelle zu finden. Die zweite ist später gestorben. Die Bacillen waren in der Milz in langen Fäden angeordnet, wie es der Fall ist bei abgeschwächtem Milzbrand. Einige Fäden waren so lang, dass sie sich durch das ganze Gesichtsfeld erstreckten. Die dritte endlich ist lebend geblieben. Eiter hatte sich an der Impfstelle gesammelt, (wie es bei etwas älteren Ratten nach Milzbrand-Infektion gewöhnlich der Fall ist). Nach einigen Tagen aber ist dieser verschwunden und die Wunde völlig geheilt. Also ist diese Ratte gegen Milz- brand unempfindlich geworden durch eine Einspritz- ung des Serums ihres empfindlichen Bruders. Gegen diese Folgerung könnte man einwenden, dass wahrschein- lich die Unempfindlichkeit gegen diese Krankheit, welche die erwach- senen Thiere auszeichnet, nicht in allen Fällen bei demselben Alter erscheint. Es ist also möglich, dass in dieser Familie einige ange- fangen haben, die natürliche Unempfindlichkeit der Erwachsenen zu entwickeln, und dass in dem einen Falle die junge Ratte die Impfung überstanden hat nicht in Folge der Serum-Einspritzung, sondern Ueber die Nomenclatur der schützenden Eiweisskörper. 379 weil sie schon die Widerstaudskraft der Erwachsenen bekommen hatte. Diesen Einwand habe ich zu beseitigen gesucht mit Hilfe der vier übrig gebliebenen Ratten derselben Familie. Während der nächsten 10 Tage haben sie statt Brod (wie früher) Fleisch und Eier zu fressen bekommen. Nun ist es aber bekannt, dass die Wider- standskraft der Ratte gegen Milzbrand durch Fleischfütterung er- höht wird. Man könnte also erwarten, dass nach dieser Behand- lung die vier jungen Ratten eine grössere Widerstandskraft er- worben hätten. Nichtsdestoweniger sind, als nach dieser Frist drei davon geimpft wurden, alle gestorben. Eine 24-stündige, nicht sporen- haltige Bouillon-Kultur war dazu benutzt worden; eine von diesen drei Ratten hat eine Einspritzung des Serums der vierten bekommen und ist erst nach 8 Tagen gestorben. Nur an der Impfstelle sind Bacillen sehr spärlich zu sehen — sonst waren keine Milzbrand- Symptome zu finden. Es haben also von dieser Familie von 11 Ratten 5 als Kontrole gedient und sind prompt gestorben. Zwei nicht- geimpfte haben Serum gegeben, mit welchem versucht wurde, die übrigen 4 gegen Milzbrand zu schützen. Von diesen vier ist 1 lebendig geblieben, und nur 3 sind gestorben mit verschiedenen Zeichen einer erhöhten Widerstandskraft gegen die Ansteckung. Dieser Versuch scheint also zu beweisen, dass das Sozin der Ratte in seinem Blutplasma nicht im freien Zustande vorhanden ist. Wie aber dieses Sozin während des Lebens existirt, bleibt noch zu erklären. Zwei Hypothesen können darüber aufgestellt werden: Die erste, die ich schon veröffentlicht habe, ist die, dass die schützen- den Eiweisskörper von gewissen Zellen (vielleicht Phagocyten) stammen und nach deren Tode befreit werden und in das Serum übergehen. Die zweite ist die, dass die schützenden Eiweisskörper vom Plasma selbst abstammen, vielleicht von einer Muttersubstanz (vergl. Zyrao- gen), die darin gelöst ist und die auf einen gewissen Reiz in den aktiven Zustand der schützenden Eiweisskörper übergeführt wird. Eine ähnliche Ansicht haben viele Physiologen, um zu erklären, wie das Fibrinferment während des Gerinnungsvorgangs im Serum erscheint. Nach meiner Meinung sind beim gegenwärtigen Stande unseres Wissens diese beiden Hypothesen möglich, und ob eine oder beide mit der Wahrheit übereinstimmen, wird nur nach langen und sorgfältigen Versuchen aufgeklärt werden. Cambridge, Aug. 1891. 380 F i e d e 1 er , Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte und über den Krankheitserreger derselben, Von Dr. Fiedeler, Kreisthierarzt in Breslau. (Fortsetzung.) Nach dem Standpunkte der heutigen Wissenschaft sind die nach dem Koch’schen Plattenverfahren gewonnenen Reinkulturen als einwandsfrei zu betrachten. Es ist nun durch die beiden Versuchs- reihen festgestellt, dass in den Lungen zweier an Brustseuche er- krankt gewesener Pferde Bakterien vorhanden waren , welche durch- aus gleiche Formen und sonstige Eigenschaften besassen. Da aber die Lungen Hohlräume bilden, welche mit der atmo- sphärischen Luft in beständiger Berührung stehen und den Sitz für zahlreiche Luftkeirae abgeben, welche demnach auch in die bei der Brustseuche sich bildenden, nekrotischen Herde dringen können, wie ja später durch die sechste Versuchsreihe augenscheinlich dargethau wurde, so konnte dem Einwande eine gewisse Berechtigung nicht abgesprochen werden, dass es sich in beiden Fällen nicht um Bak- terien gehandelt habe, welche der Brustseuche allein eigenthüm- lich sind. Es wurde deshalb nach einer Ursprungsstätte gesucht, welcher dieser Einwand nicht anhaftete, und der Versuch gemacht, die Rein- kulturen direkt aus dem Blute kranker Thiere zu gewinnen. Es würde ausserdem diese Methode noch den Vorzug bieten, die bakte- riologische Feststellung der Brustseuche schon am lebenden Thiere zu erreichen, was unter Umständen von Werth sein kaun. Ausserdem würde diese Methode weniger schwierig und sicherer auszuführen sein, als die zuerst gewählte. Die negativen Ergebnisse der von Hertwig und Dieckerhoff ausgeführten subkutaneu und venösen Impfversuche waren nicht im Stande, auf jenes Vorhaben ermuthigend einzuwirken, andererseits musste es aber wunderbar erscheinen, dass bei einer Krankheit, welche durchaus den Charakter einer Infektions- krankheit besitzt und sich durch schwere Allgemeinerkrankungen und Lokalkrankheiten, welche auf den verschiedensten anatomischen Gebieten auftreten, auszeichnet, das Blut frei von Organismen blei- ben sollte. Auf Grund dieser Erwägungen wurde nun versucht, durch das Plattenverfahren, welches auf die geringsten Bakterienmengen reagirt, die Reinkulturen direkt aus dem Blute zu gewinnen. Die ersten Versuche scheiterten daran, dass es nicht gelang, steriles Blut in einwandsfreier Weise zu gewinnen. Die gewöhnliche Pravaz’sche Spritze ist dazu ungeeignet wegen der beim Sterilisiren, sowohl in heisser Luft, wie auch im Dampfbade eintretenden Kaliberabweichung des Kolbenschlusses. Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte. 381 Auch die kleine, von Koch konstruirte Glasspritze erwies sich beim Pferde als unpraktisch. Dagegen wurde die 0 r d t m a n n ’sche Injektionsspritze wegen der Unveränderlichkeit ihres aus Asbest bestehenden Kolbenschlusses bei Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen zum Sterilisiren als vorzüglich für unsere Zwecke brauchbar befunden, wie sie überhaupt für alle subkutanen Einspritzungen sehr zu empfehlen ist. 3. Versuchsreihe. Am 27. Januar wurde dem Deckhengste Ehrenmann, welcher seit 3 Tagen an der Brustseuche erkrankt war, bei welcher neben hohem Fieber — 40,7° Temperatur — die Erscheinungen einer Lungen- und Nierenentzündung in den Vordergrund traten, aus der Jugularis Blut unter Beobachtung folgender Vorsichtsmassregeln entnommen: Zunächst wurden auf der Haut über dem mittleren Dritttheile der linken Drosselrinne die Haare abgeschoren, die kahle Stelle dick mit Sublimatseife eingeschmiert und am andern Morgen mit warmem Wasser abgebürstet. Nachdem diese Stelle nochmals und auch die Hände sorgfältig mit Sublimatlösung gereinigt waren, wurde mit einem Messer ein Hauptschnitt bis auf die Jugularis gemacht, die Spitze der Spritze in die blossliegende Vene gestossen und nun durch das Anziehen des Kolbens die Spritze mit Blut gefüllt. Es wurde dabei streng vermieden, die Messerklinge und die- jenigen Stellen der Spritze, welche direkt mit dem Blute in Ver- bindung kamen, mit den Fingern zu berühren. Das Messer wie auch die Spritze waren zweimal binnen 24 Stun- den, jedesmal 40 Minuten lang, in einem Dampfbade gewesen und dar- auf mittelst eines sterilisirten Kneifers in ein ebenfalls sterilisirtes, mit weitem Halse versehenes Glas gethan, dieses wurde dann bis unmittelbar vor dem Gebrauche mit einem Wattebausche verschlossen gehalten. Aus dem so gewonnenen Blute wurden 3 P 1 atten in der Weise angelegt, dass unmittelbar aus der Spritze möglichst wenig Blut in die mit erwärmter Gelatine angefüllten Gläschen gedrückt wurde, deren Inhalt, nachdem noch von einer Platte 2 Verdünnungs- platten angelegt waren, in Platten ausgeschüttet wurde. Der in der Spritze verbliebene Rest des Blutes wurde in ein sterilisirtes Glasröhrchen gespritzt. In 6 aus diesem Blute angefertigten Ausstrichpräparaten konnten keine Organismen nachgewiesen werden. Es wurden geimpft: Kaninchen 12, welchem ein erbsengrosses Blutgerinnsel und 4 Oesen voll Blutserum unter die Hautfalte des linken Ohres gebracht wurde, und: Maus 8 und 9, mit je einem linsengrossen Stückchen Blute und 2 Oesen voll Blutserum. Diese Impfthiere waren einige Tage lang deutlich erkrankt, hatten sich aber bald wieder von der Impfkrankheit erholt. In den Platten, deren Inhalt längere Zeit, weil sie zu nahe am Ofen gestanden hatten, flüssig gewesen war, war nichts zu sehen, nur in 1 Originalplatte waren am 6. Tage an einer halbmondför- 382 F i e d e 1 e r , migen, 2 cm langen Stelle dicht an einander gedrängte, hirsekorngrosse, länglich gezogene Kolonieen gewachsen , welche einen deutlichen Zwischenraum erkennen Hessen. In einem aus einer solchen Kolonie angefertigten Ausstrichprä- parate fanden sich die bekannten Organismen und besonders zahl- reich in der Form der Diplokokken. Mit einer anderen Kolonie wurden in der bekannten Weise an- gelegt: 3 Platten. Nach 4 Tagen waren in denselben — in entsprechender Ver- keilung — zahlreiche charakteristische Kolonien gewachsen. Aus der ersten Verdünnungsplatte wurden angelegt 2 Gelatine- stiche, welche charakteristisch wuchsen, und geimpft: Maus 11. Am 11. Februar Abends war dieselbe todt. In einem aus dem Blute angefertigten Ausstrichpräparate fanden sich die bekannten Bakterien. Aus dem Herzblute derselben wurden angelegt mit je einer Oese voll: 2 Platten und 1 Brühekultur. Die Platten gediehen in der bekannten Weise. In der bei Zimmertemperatur gehaltenen Brühekultur befand sich am 4. Tage ein flockiger Bodensatz, der untere Theil der Brühe war trübe, während der obere Theil derselben erst durch Umschüt- teln des Gläschens getrübt wurde. In zwei aus einer Kolonie und aus dem flockigen Bodensätze angefertigten Ausstrichpräparaten fanden sich Reinkulturen unserer Bakterien. Aus einem der beiden Stiche wurde angelegt: 1 Agarkultur. Am 17. Februar fanden sich auf der schrägen Agarfläche kleine, graue Kugeln, welche nach dem Ergebnisse der mikroskopischen Unter- suchung aus Reinkulturen von ovoiden Bakterien bestanden. 3. Ehrenmann. Blut. 3 Platten. Maus 11. 2 Platten. 1 Brühek. 2 Stiche. 1 Agar. 4. Versuchsreihe. Am 30. Januar wurde aus der linken Drosselvene des Landbe- schälers „König“, welcher seit 5 Tagen an Brustseuche erkrankt war, seit dem ersten Krankheitstage ständig über 40,0 Temperatur gehabt hatte und mit Lungen- und Nierenentzündung behaftet war, eine Spritze Blut in der geschilderten Wreise entnommen, mit je einigen direkt aus der Spritze gedrückten Tropfen wurden besät: 3 Platten Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte. 383 und von einer dieser Platten wurden, mit je 10 Oesen, 2 Ver- dünnungsplatten angelegt. Das übrige Blut wurde auf 2 sterilisirte Keagenzgläschen vertheilt. Aus einer dieser Röhrchen wurden, nachdem mit einem Glas- stabe das Blutgerinnsel mit dem Blutserum möglichst vermischt war, mit je einer Oese voll angelegt: 5 Originalplatten und mit 10 Oesen Blutserum: 13 Originalplatten, und aus einer der- selben : 2 Verdünnungsplatten. Ferner wurde angelegt: 1 Gelatinestich, und mit 10 Oesen beschickt: 1 Brühekultur, und mit je 1 Oese: 2 Brühe- kulturen. Ein bohnengrosses Blutgerinnsel und 10 Oesen voll Blutserum wurden mit etwa 4 Theilen sterilisirter Brühe verrieben und unter die Haut gespritzt: Kaninchen 10 und 11 und Maus 13. In diesem Blute konnten in 3 aus demselben angefertigten Aus- strichpräparaten keine Organismen aufgefunden werden. Von den direkt aus dem Blute beschickten Platten zeigten sich 2 Original- und 1 Verdünnungsplatte infizirt, es waren in denselben in entsprechender Vertheilung Kolonien gewachsen, welche mit denen der ersten Versuchsreihen nach jeder Richtung hin übereinstimmten. Die 5 mit 1 Oese voll Blut beschickten Platten und 2 Brühe- kulturen blieben steril, auch der Gelatinestich, oder vielmehr: es waren in demselben fremde Bakterien gewachsen, während von den mit 10 Oesen besäten Platten 2 Original- und 1 Verdünnungsplatte und 1 Brühekultur mit charakteristischen Bakterien besetzt waren. Aus der ersten Verdünnungsplatte wurde am 5. Februar eine Kolonie gefischt und damit angelegt: 3 Platten (a, b und c) und 1 Gel atin estich. Ferner mit je einer, in sorgfältiger Weise gefischten Kolonie: 11 Brühekulturen und 2 Agarkulturen. Sowohl in den Platten und in dem Gelatinestiche, wie auch in den Brühe- und Agarkulturen wuchsen Kolonieen, welche die be- kannten Eigenschaften nachwiesen. Von der Verdünnungsplatte b wurden wiederum 3 Platten an- gelegt und von diesen nach einiger Zeit wieder 3, und so fort bis Ende März, wo die Bakterien zuerst ihre Infektionsfähigkeit und später auch ihre Reproduktionsfähigkeit eingebüsst hatten. Kaninchen 10 und Maus 13 blieben gesund, Kaninchen 11, welches sehr jung und zart war, war am Abend des 3. Februar ge- storben. Die Leichenöffnung desselben lieferte einen durchaus charakte- ristischen Befund. Aus dem Blute wurden angelegt: 2 Platten (a und b), 1 Agar- und 1 Brühekultur. In den Platten und der Brühe wuchsen charakteristische Kolo- nieen, bezw. Bakterien. Es ist erinnerlich, dass das von „König“ entnommene Blut auf 2 Gläschen vertheilt wurde, das letzte derselben wurde 3 Tage lang bei Zimmertemperatur aufbewahrt, in 2 aus demselben angefertig- ten Ausstrichpräparaten wurden zahlreiche Bakterien, besonders 384 Typhus. häufig in der Form von sogenannten Diplokokken gefunden. Mit je einer diesem Röhrchen entnommenen Oese Blutserum wurden ange- legt: 2 Original- und 1 b-Platte und 1 Gelatinestich. Am 3. Tage waren alle drei Platten von Kolonieen, welche sich als charakteristisch erwiesen, dicht besät, und auch in dem Stiche waren charakteristische Kolonieen gewachsen. Aus der Verdünnungsplatte wurden 2 Kolonieen gefischt und da- mit geimpft: Maus 14. Dieselbe war nach 3 Tagen gestorben und lieferte den bekann- ten charakteristischen Befund. Ebenso, und zwar in entsprechender Vertheilung, in 3 — a, b und c — Platten, welche aus dem Blute dieser Maus angelegt wurden. 4. König. Blut (frisch). Blut (3 Tage alt). 3 Platten. Kaninchen 11. 3 Platten. 1 Stich. 3 Platten. 1 Stich. 11 Brühe. 2 Agarkulturen. 2 Platten. 1 Brühe. x Platten. M. 20. Pferd 1. u. s. w. 3 Platten. PI. und Mäuse (siehe 7. Versuchsreihe). (Fortsetzung folgt.) Referate. Hölscher, lieber die Kompl ikat.ionen bei 2000 Fällen von letalem Abdominaltyphus. (Münch, med. Wochenschr. 1891. No. 3 u. 4.) Aus der interessanten Zusammenstellung des Verf.’s, welcher die Ergebnisse von 2000 Typhussektionen des pathologischen Instituts Münchens zu Grunde liegen, geht hervor, dass Komplikationen des Abdominaltyphus an allen Theilen und Organen des Körpers häufig Vorkommen, zum grösseren Theil durch das Typhusgift selbst, zum Gonorrhöe. 385 geringeren durch Mischinfektionen verursacht werden und weitaus in den meisten Todesfällen jener Krankheit die Ursache des ungünstigen Ausgangs sind. Kühler (Berlin). Wertheim, E., Zur Lehre von derGonorrhöe. (Prager medi- zinische Wochenschrift. 1891. No. 23, 24.) Yerf. suchte experimentell die Frage zu lösen, ob die Gonokokken unter denselben Bedingungen wie die pyogenen Mikroorganismen am Versuchsthiere eine Peritonitis hervorzurufen vermögen. Bezüglich der mit Gonokokken angestellten Kulturversuche und Uebertragungsversuche auf den Menschen kommt Verf. zu folgenden Schlüssen: 1) Der Gonococcus lässt sich ganz leicht und bequem mittelst des Plattenverfahrens rein züchten, wofern man als Nährboden mensch- liches Blutserum benutzt. Die Erstarrungsfähigkeit wird demselben nach Hueppe durch einen Zusatz von sterilem Agar-Agar ver- liehen. Binnen 3 Tagen gelingt es auf diese Weise, zu einer sicheren Gonokokken-Reinkultur zu gelangen. 2) Die mittelst des Platten Verfahrens gewonnenen Reinkulturen erzeugen bei der Uebertragung auf die menschliche Urethra einen typischen Gonokokken-Tripper , wie aus fünf derartigen Versuchen hervorgeht. 3) Aus der Möglichkeit der Anwendung des Plattenverfahrens ergibt sich: a) dass sich der Gonococcus auch in der Tiefe des Nährbodens fortentwickelt; b) dass es durchaus nicht nothwendig ist, das Aussaatmaterial in dicker Masse auf den Nährboden aufzutragen, dass vielmehr von jedem einzelnen Gonokokkenkeime aus eine Kolonie sich entwickelt. Stich- und Strichkulturen gehen in gleicher Weise günstig an. 4) Menschliches Blutserum ist der weitaus beste Nährboden für den Gonococcus, doch können auch auf thierischem Blutserum und auf Agar-Agar kümmerliche Kulturen, selbst bei direkter Aussaat gonorrhoischen Eiters, erzielt werden. 5) Gut entwickelte Gonokokkenkulturen auf menschlichem Blut- serum sind selbst nach 4 — 5 Wochen durch Ueberimpfung auf neues menschliches Blutserum fortzüchtbar, falls sie vor Austrocknung be- wahrt werden. 6) Auch die Virulenz geht durch die Züchtung auf künstlichem Nährboden keineswegs besonders rasch verloren. Eine durch 4 Wochen fortgezüchtete Kultur auf menschlichem Blutserum erwies sich bei der Uebertragung auf die menschliche Urethra als vollvirulent. 7) Das Wachsthum des Gonococcus ist bei Entziehung des Sauerstoffs bedeutend . stärker, als bei Sauerstoffzutritt. Die Kultivirung ergab einmal ein positives Resultat, trotzdem in den mit Trippereiter angefertigten mikroskopischen Präparaten keine Gonokokken vorgefunden wurden. Nachdem sich Verf. durch eigene Untersuchungen davon über- zeugt hatte , dass die Einbringung von Staphylococcus pyo- genes aureus und Streptococcus pyogenes sammt festem Nährboden, z. B. Agar, in die Bauchhöhle der Thiere sicher eine x. Bd. 25 386 Periurethrale Abscesse. fast immer tödtliche Peritonitis zur Folge hatte , während die Ein- bringung relativ bedeutender Mengen von Bouillonkulturen meist schadlos vertragen wird, prüfte er diese Verhältnisse bezüglich des Gonococcus. Dieselben waren die gleichen wie jene für die Eiter- kokken. Dabei erwies sich das Peritoneum verschiedener Thiere ver- schieden empfänglich. Am besten eignen sich weisse Mäuse, dann Meerschweinchen, weniger gut Kaninchen und Ratten, fast gar nicht Hunde. Die Impfungen bewirkten regelmässig eine echte, durch Gonokokken bedingte Entzündung des Peritoneums. Die histologische Untersuchung der Bauchwand in solchen Fällen hat ergeben, dass der Gonococcus in Plattenepithel und Bindege- webe eindringen kann und dass er in letzterem dem Verlaufe der Ge- webs- und Lymphspalten folgend sich ähnlich verbreitet, wie die anderen pyogenen Mikroorganismen. Auf vom Gonococcus erschöpftem Nährboden ging Strepto- coccus pyogenes überhaupt nicht an; Staphylococcus pyo- genes aureus gedieh auf demselben weniger reichlich als in frischem menschlichem Blutserum. Schliesslich berichtet Verf. noch über 2 Fälle von rein gonor- rhoischen Ovarialabscessen. Dittrich (Prag). Pellizzari, Celso, Der Diplococcus von Neisser in den periurethralen blennorrhöischen Abscesse n. (Central- blatt für allg. Pathologie und pathol. Anatomie. I. 1890. No. 18, 19). Verf. spricht sich auf Grund der bakteriologischen Untersuchung dreier Fälle eigener Beobachtung dahin aus, dass bei den Abscessen, die sich sehr häufig durch Ausbreitung des Trippers von den Mor- gagni’ sehen Lücken aus in die periurethralen follikulären Drüsen einstellen, der Diplococcus von Neisser sich vorfindet; und da dieser Mikroorganismus, wenigstens in einigen Fällen, sich allein vorfindet, muss man ihm wahrscheinlich auch eine echte und besondere pyogene Wirkung zuschreiben. Andererseits kann man nicht ausschliessen, dass bei diesen besonderen Bedingungen der Gewebe das successive Gedeihen der anderen pyogenen Keime erleichtert werden könne, welche sich mit dem Diplococcus selbst vereinigen oder auch geradezu ihn ersetzen. Auf diese Weise würden sich vom bakteriologischen Gesichtspunkte aus jene Fälle von periurethralen Abscessen erklären, in denen sich der Diplococcus von Neisser gleichzeitig mit dem Staphylococcus pyogenes aureus, oder bei denen sich der Staphylococcus pyogenes aureus allein vorfand; vom kli- nischen Standpunkte erklärten sich dann gleichfalls jene sehr seltenen Fälle, bei denen auf sehr milde Formen von folliculären Abscessen ausgedehnte periurethrale Phlegmone folgt, mit Loslösung der Apo- neurose und Nekrose der Scheiden des Gliedes. In der Periode, in welcher die kleinen periurethralen Abscesse beginnen, fand Pellizzari den Gonococcus isolirt. Dittrich (Prag). Epidemischer Icterus. 387 Meinert, Ergebnisse der Sammelforschung über den im Königreich Sachsen 1889/90 beobachteten epidemi- schen Icterus. Mit einer Karte. (Korresp.-Bl. d. sächs. ärztl. Kreis- u. Bezirks-Vereine. Bd. XLIX. 1890. No. 6.) Verf. berichtet von einer Icterusepidemie, die im Juli und August 1889 langsam einsetzte, allmählich zunahm, um mit den letzten Fällen im März und April 1890 auszuklingen, und über das König- reich Sachsen und die preussische Provinz Schlesien sich ausbreitete, in vereinzelten Fällen aber auch in den umliegenden Ländern Bayern, den sächsischen Herzogthümern, der Mark Brandenburg, der Provinz Posen mit den angrenzenden russischen Provinzen vorkam. Sie befiel hauptsächlich Kinder unter 14 Jahren, ohne ein Geschlecht besonders zu bevorzugen, kam besonders in wohlhabenden Familien vor, liess dagegen keinerlei Abhängigkeit von bestimmten geographischen Ver- hältnissen erkennen. Im Ganzen war die Epidemie leicht, von den im Kgr. Sachsen genau beobachteten 518 Erkrankungen endeten nur 13 = 2,5 Proz. tödtlich, davon 2 unter dem Bilde der akuten gelben Leberatrophie. Klinisch Hessen sich zwei scharf getrennte Stadien unterscheiden, ein ohne Prodrome einsetzendes fieberhaftes mit Tem- peraturen bis 40° C und darüber, das 2—3 Tage dauerte, worauf staffelförmiger Temperaturabfall, und ein fieberloses, das sich an ersteres nach anscheinender Genesung anschloss und mit Icterus und Leberschwellung verlief. Die Gelbsucht konnte von wenigen Stunden bis zu Wochen dauern. Das Fieber fehlte zuweilen ganz, etwa in 28 Proz. der Fälle. Bei Erwachsenen war der ganze Verlauf kürzer und leichter. Aus den Beobachtungen schliesst Verf., dass die Krankheit in- fektiös, jedoch nicht mit der Weil’ sehen Krankheit identisch, kon- tagiös und zugleich miasmatisch sei. Irgend welche bakteriologischen oder mikroskopischen Untersuchungen fanden nicht statt, trotzdem glaubt Verf. sich zu Betrachtungen über die Natur der Krankheits- erreger berechtigt. Er vermuthet, dass dieselben keine festen, an die Scholle gebundenen Brutstätten haben, wie etwa die Malaria- oder Milzbrandmikroben, sondern auf beweglichen Nährböden zu Hause sind. Wegen der Häufigkeit der Störungen seitens der Athmungs- organe, welche die Krankheit begleiten, vermuthet Verf. ferner, dass diese die Eingangspforte des Krankheitsgiftes sind. Nach allem plädirt Verf. dafür, dass man den epidemischen Icterus der Kinder als eine Krankheit sui generis vom gewöhnlichen Icterus trenne, und führt aus der Litteratur 5 Epidemieen an, die offenbar dieser Krankheit angehörten: Genf 1848 und 1851, Bir- mingham 1852, Hanau 1868/69, Basel 1874/75 und Brunsbüttel und Nordbausen in Holstein 1888/89. Bemerkenswerth ist, dass mehr- fach Schulen als Krankheits- und Ansteckungsherde sich erwiesen. — Hoffen wir, dass eine künftige Epidemie dieser Krankheit ätio- logisch noch gründlicher aufgeklärt werden möge, als es mit der vor- liegenden dem Verf. gelang. Seltsam berührt den Ref. die Erklärung des Verf.’s, dass er die Fragekarten, auf denen seine Sammelforschung beruht, an „Spezialisten, privatisirende Aerzte und aktive Militärärzte wegen der geringen von 25 * 388 Chorea. — Arthritis nach Pneumonie. ihnen zu erwartenden Beisteuer“ nicht gesandt habe. Dass ihm Augen-, Ohren- u. s. w. und „privatisirende“ Aerzte über den Icterus nicht viel mitzutheilen haben werden, ist wohl anzunehmen; die Er- fahrungen der Militärärzte aber, die ausser den Soldaten die Soldaten- frauen und -Kinder zu behandeln und vielfach ausgedehnte Privat- praxis haben, so geringschätzig behandelt zu sehen, kann Ref. in der That nicht gutheissen. M. Kirchner (Hannover). Pianese, G., Ricerche batteriologiche e sperimentali in un caso di corea du Sydenham. (La Riforma med. 1891. No. 158.) Aus dem Halsmarke eines jungen, an allgemeiner schwerer Cho- rea verstorbenen und 25 Stunden nach dem Tode obduzirten Indi- viduums gelang es P. , mittelst Koch’schen Plattenverfahrens einen Bacillus zu isoliren, welcher auf allen üblichen Nährböden, auch unter der Glimmerplatte, wächst bei 20 — 38° Temperatur, in der Gelatine Gas entwickelt, im hängenden Tropfen eine träge Bewegung zeigt, Sporen bildet und sich besonders mit Karbolfuchsin gut färbt. Subkutane, intraperitoneale und intravenöse Impfungen ohne Erfolg. Positiv fielen hingegen aus Impfungen unter die Dura nach vorhergegangener Trepanation (3 Hunde und 12 Kaninchen), ferner jene längs der Nerveustämme wie des Ischiadicus (3 Hunde und 1 Kaninchen) und endlich auch die mittels Einreibung in die ver- letzte Nasenschleimhaut (4 Meerschweinchen). Schon 24 Stunden nach der Inokulation zeigten diese Thiere entweder einen allgemeinen oder auf einzelne Muskelgruppen beschränkten Tremor, wurden apa- thisch, magerten ab, zeigten eine ungeheuere Empfindlichkeit bei Be- rührung der Wirbelsäule und starben in der Regel am 4. Tage nach der Impfung, nachdem vorher noch Kontrakturen in verschiedenen Gelenken aufgetreten waren. Die an der Nasenschleimhaut infizirten Meerschweinchen gingen schon nach 24 — 36 Stunden ein. Die längs des Ischiadicus geimpften Hunde und das Kaninchen starben nicht, boten jedoch durch 20 — 30 Tage allgemeine Tremores mit Kontrak- turen, magerten ungemein ab, erholten sich jedoch schliesslich gänzlich. Bei den eingegangenen Thieren fanden sich die Bacillen nur in Schnitten aus Gehirn, Rückenmark und den Nervenstämmen und konn- ten auch nur aus diesen Organen mittelst Kultur gewonnen werden. Kamen (Czernowitz). Picqu£ et Veilion, Note sur un cas d’arthrite purulente consecutive ä une pueumonie avec presence du pneumocoque da ns lepus. (Archives de medecine experi- mentale et d’anatomie pathologique. 1891. No. 1). Die Untersuchung des Eiters einer Kniegelenksentzündung, die sich an eine Pneumonie angeschlossen hatte, ergab mikroskopisch, kulturell und experimentell geprüft, bloss die Anwesenheit des Di- plococcus pneumoniae Fraenkel- Weichselbaum. Dittrich (Prag). Braun, Bericht über die Fortschritte in der thierischen Parasiteukunde. 389 Bericht über die Fortschritte in der thierischen Parasitenkunde. Von M. Braun in Königsberg i. Pr. Von allgemeineren Arbeiten über Parasitismus sind dem Ref. bekannt geworden ein Vortrag von E. Haase Ueber die Entwickelung des Parasitismus im Tkierreick“ (1), die Antrittsvorlesung von Pr. S o n s i n o : „Importanza della zooparassitologia medica e specialmente degli zooparassiti come fattori di malattie“ (2), ein Vortrag von A. Railliet: „Les parasites des nos animaux domestiques“ (3), sowie eine durch 47 Abbildungen illustrirte Abhandlung von R. Blan- chard: „Les animaux parasites introduits par l’eau dans l’orga- nisme“ (4), Arbeiten, welche unsere Kenntnisse in dieser oder jener Richtung mit grossem Geschick zusammenfassen, aber kaum etwas Neues bringen. A. Zu den Arbeiten über parasitische Protozoa übergehend, erwähnen wir zunächst eine Notiz von B. S o 1 g e r : „Ueber eine im Darm- kanal von Bai anus improvisus Darw. (var. gryphicus Münt.) lebende Gregarine“ (5), die von der durch K öllik er (1848) be- schriebenen Gregarina balani aus Baianus pusillus (Triest) sich unterscheidet. Die wahrscheinlich neue Art aus dem Greifs- walder Bai anus zeichnet sich durch ringförmige Kontraktionen aus, welche an dem vorderen von zwei konjugirten Individuen beginnen, kontinuirlich nach hinten rücken und dann auch auf das zweite In- dividuum übergehen. Vielleicht zu den Sporozoa zu rechnende Wesen beschreibt A. Wierzejski (6) unter dem Namen Blanchardia cypricola n. gen. n. sp., ganz problematische Bildungen, die theils im Amöben-, theils im Proliferationsstadium oder in einer dickwandigen, längs- gerieften Cyste eingeschlossen, zwischen den beiden Blättern der Schale, sowie in den Antennen, Kiefern etc. von Cypris candida (von Krakau) gesehen worden sind. Während des Proliferations- stadiums scheinen sich diese Wesen lang zu strecken, sich mehrfach einzuschnüren und in mehrere spindelförmige Körper zu zerfallen, die sich dann einkapseln. Mit den Myxosporidien der Barben aus der Marne beschäftigt sich eine Notiz von A. Railliet (7); es handelt sich um dieselbe verheerende Krankheit, über welche neuerdings auch H. Ludwig aus der Mosel und dem Rhein berichtet hat (cf. dieses Centralbl. Bd. VI. 1889. p. 419), doch liegt nach L. Pfeiffer (8) der Sitz der ersten Infektion in den Muskelfasern und nicht, wie man aus den später auftretenden tiefen Geschwüren am Körper und der Natur des Parasiten erwarten könnte, in der Haut. Verf. nimmt, wenn Ref. ihn recht versteht, an, dass die amöboiden Gebilde aus den 390 Braun, Sporen in die Muskeln eindringen, dort zu kleinen, bei anscheinend noch gesunden Barben beobachteten Schläuchen auswachsen, welche auch bald mit der Sporenbildung beginnen. Da die Infektion meist eine starke ist, so platzen die Muskelfasern und „durch Zusaramenfliessen des Inhaltes einer Muskelgruppe kommt es zu Geschwürsbildung auf der Haut.“ Derselbe Autor berichtet (1. c.) noch über „Die Mikro- sporidien-Infektion der Muskelzellen bei der Sumpfschildkröte“ (cf. auch Danil ewsky in dies. Centralbl. IX. 1891. p. 9), ferner über „Die Miesche r’schen Schläuche beim Schaf“ und beim Schwein, bei welch letzteren zweierlei Sporen , einfache Sicheln und solche mit dilferenzirtem Iuhalt beobachtet wurden. Eine Mittheiluug über die noch wenig bekannten Myxosporidien der Seefische veröffentlicht A. Perugia (9). Da es ihm nicht in allen Fällen gelungen ist, die Sporen zu sehen, so führt er alle be- obachteten Formen unter dem provisorischen Gattungsnamen Myxo- sporidiuin auf — er faud 1) M. plagiostomi (= Chlor o- myxum Leydigii Mingazzini) aus der Gallenblase verschie- dener Selachier und Rochen, bei welcher Form der Austritt eines ainöbenartigen Körpers aus den Sporen gesehen wurde; 2) M. mugi- lis u. in Cysten zu zweien oder dreien an den Kiemen von Mugil auratus und M. capito lebend, jedoch sehr selten (2 mal bei 300 Exemplaren gefunden); die Sporen besitzen zwei Polkörperchen ; 3) M. merlucii n. in der Gallenblase von Merlucius esculeu- tus mit konstant nur zwei Sporen, welche aus dem hüllenlosen Protoplasmakörper ausgestossen werden; 4) M. congri n. aus der Gallenblase von Conger vulgaris; Sporen unbekannt. Nach ausführlichen Untersuchungen P. Thölohan’s (10) *) kommen die Myxosporidien sowohl als freie, amöboid bewegliche Massen, als in der Form mehr oder weniger voluminöser Cysten vor; beide Zustände können übrigens bei ein und derselben Art auftreten und werden wohl durch den Aufenthaltsort der Myxosporidien be- dingt, da die freien Formen in natürlichen Hohlräumen oder in der Tiefe der Gewebe, die encystirten im subepithelialen Bindege- webe der Haut, der Kiemen etc. leben ; übrigens gibt es kaum ein Organ des Fischkörpers, in welchem nicht Myxosporidien beobachtet worden wären. Die die encystirten Formen umgebende Membran scheint aus einer Verdichtung des Ektoplasmas hervorgegangen zu sein. Unter den Sporen kann man einfache, denen die Polkörper- chen fehlen und welche einen bis vier Kerne besitzen, sowie kompli- zirte, d. h. mit Polkörperchen versehene, unterscheiden ; die letzteren besitzen bekanntlich eine zweiklappige Schale und ausser dem Pol- körperchen noch ein kleines Protoplasmakörperchen, dessen bis dahin als Nucleus angesprochenes Gebilde eine Vakuole ist, deren Inhalt sich mit Jod rothbraun färbt, dagegen auf Kernfarbstoffe nicht reagirt; echte Kerne kommen ebenfalls, und zwar in verschiedener Anzahl vor — sie sind alle aus der Theilung eines einzigen Kernes hervorgegangen ; endlich beobachtet man im Innern solcher Sporen noch eine verschieden grosse Anzahl von fettig glänzenden Kügel- 1) Vergl. Centralbl. f. Bakt. u Paras. Bd. X. p. 354. Bericht über die Fortschritte in der thierischen Parasitenkunde. 391 chen. Dass es geschwänzte und ungeschwänzte Sporen (mit Pol- körperchen) gibt, ist bekannt, neu jedoch die Beobachtung, dass beide Formen bei derselben Art, ja nicht selten in demselben Individuum, z. B. bei den Myxosporidien der Nierenkanälchen der Stichlinge, Vor- kommen. Die sehr kleinen einfachen Sporen, die man bisher aus den Myxosporidien der Haut des Stichlings und von Cottus scorpio kennt, sind ebenfalls von einer Hülle umgeben, doch scheint dieselbe nicht zweischalig zu sein ; auch fehlt dem protoplasmatischen Inhalte die Vakuole. In einer späteren Mittheilung (1 1) wird die Entwickelung der Sporen der Myxosporidien geschildert; dieselbe beginnt damit, dass sich um einen der zahlreichen im Endosark vorkommen- den Kerne ein kugeliges Protoplasmaklümpchen abgrenzt und darauf der Kern unter den bekannten Erscheinungen der Karyokinese sich mehrfach theilt, so dass bis 10 Kerne auftreten können. Darauf zer- fällt auch die Protoplasmakugel in zwei in der ursprünglichen Hülle vereinigt bleibende Massen mit einigen Kernen , die soge- nannten Sporoblasten (Bütschli). Möglich, dass drei oder auch vier Kerne in jedem Sporoblast vorhanden sind, jedenfalls bleiben einige Kerne ausserhalb derselben, an der gemeinschaftlichen Hülle nach- weisbar. Das Protoplasma der Sporoblasten theilt sich nun, wie schon Balbiani und Bütschli angeben, in 3 Stücke, von denen die beiden kleineren zu den Polkörperchen , das dritte grössere zu dem Protoplasmakörper der Spore wird. Die Polkörperchen, die ihre polständige Lage erst später gewinnen, entwickeln sich ähnlich wie die Nematoblasten der Velellen und Physalien. Wie die konstant in der Zweizahl vorkommenden Kerne des Protoplasmakörpers der Spore entstehen, resp. in welchem Zusammenhang sie mit den ur- sprünglichen vier Kernen des Sporoblastes stehen, konnte ebenso wenig entschieden werden, wie die Herkunft der Sporenkapsel. Da, wo nur ein Polkörperchen in den Sporen vorkommt , theilt sich der Sporoblast nur in zwei Theile; der eine wird zum Polkörperchen, der andere zu dem auch hier stets zwei Kerne aufweisenden Proto- plasmakörper der Spore. Eine nicht uninteressante Beobachtung Bl auch ard ’s (12) zeigt, wie vorsichtig man in der Deutung gewisser Bestandtheile der Fäces sein muss; er beobachtete nämlich in den Fäces des Grottenmol- ches (Proteus an guineus) Körperchen, welche Nematodeneiern sehr ähnlich waren, fand jedoch keinen Wurm bei den untersuchten Exemplaren, so dass er auf die Vermuthung kam, die mit einer rela- tiv dicken Hülle versehenen elliptischen Körperchen müssten Cocci- dien sein — aber bei der Mazeration des Darmes und der darauf folgenden Untersuchung wurden auch Coccidien nicht angetroflen; es ergab sich vielmehr, dass bei der Sekretion des Schleimes in den Darmepithelzellen ein Herausfallen der grossen Kerne stattfindet, welche Coccidien resp. Helmintheneier vortäuschten. L. Cuönot (13) beschreibt eine Reihe parasitischer Protozoen aus Echinodermen : 1. Infusoria ciliata: 1. Uronema echini Maup. im Darm von Strongylocentro- tus lividus. 392 Rosettenkraukheil der Pfirsiche. 2. Uronema digitiformis Fabre-Dom. auf der Haut von Asterias glacialis. 3. Hemispeira asteriasi Fabr.-Dom. auf den Hautkiemen des- selben Seesternes. 4. Licnophora Auerbachii Cohn auf zahlreichen marinen Thieren lebend. 5. Cyclochaeta asterisci Grub, auf den Hautkiemen von Asterina gibbosa. 6. Cyclochaeta ophiothricis F.-Dom. auf Ophiothrix fragilis. 7. Trichodina synaptae n. sp. in der Leibeshöhlenfliissigkeit von Synapta inhaerens. 8. Trichodina antedonis n. sp. auf Antedon rosacea. 9. Rhabdostyla arenaria n. sp. auf Synapta inhaerens. 10. Vorticolla amphiurae n. sp. auf Amphiura squa- m a ta. 2. Diuoflagellata. 1. Prorocentrum micans Ehrbg. im Darm von Antedon rosacea. 2. ? Prorocentrum sp. in der Ambulacralrinne von Echinaster sepositus. 3. Sporozoa. 1. Syncystis synaptae Ray-Lank, in der Leibeshöhle von Synapta inhaerens. 2. Syncystis Mülleri Giard ebenda bei Synapta digitata. 3. Syncystis ho 1 o thuri a e A. Schndr. ebenda bei H o 1 o t h u r i a tubulosa. 4. Lithocystis Schneideri Giard ebenda bei Echino- cardium cordatum. Das von Rivolta in den Zotten des Hundedarmes entdeckte Cytospermium villosum hat Railliet als eine Coccidie er- kannt, welche immer zu zweien in einer Cyste lebt. Die Unter- suchungen W. Stiles’ (17) bestätigen die schon von Railliet aus- gesprochene Vermuthung, dass die beiden Individuen aus der Theilung eines hervorgehen. Der Parasit wurde in 4 Hunden unter 10 unter- suchten in Paris gefunden; er erhält den Namen Coccidium bi- geminuin n. sp. (Fortsetzung folgt.) Smith, E. F., The Peach Rosette. (Journal of Mycology. VI. 1891. No. 4. p. 143—148 u. Taf. VIII— XIII). In einigen Staaten Nordamerikas, z. B. Georgien , Kansas, tritt an den Pfirsichbäumen eine ansteckende Krankheit, welche von dem Verf. als „Rosettenkrankheit des Pfirsich“ bezeichnet wird, auf. Die- selbe äussert sich darin, dass die im Frühjahr zahlreich austrei- benden Knospen sich zu ganz kurz bleibenden, aber stark verzweigten Sprossen entwickeln, welche so einen, meist gelbgrünen, Busch dar- Heim, Die Neuerungen d. bakt. Untersuchungsmethoden seit d. Jahre 1887. 393 stellen, dessen Blätter theilweise frühzeitig abfallen. Auch die künftigen Winterknospen entwickeln sich schon im Sommer oder Spätherbst zu schwachen Trieben. Die Krankheit kann nur einen Theil des Baumes ergreifen, während der übrige normal bleibt, und kann gesunden Bäumen mitgetheilt werden, wenn kranke Knospen übertragen werden ; meistens aber wird der Baum schnell gänzlich ergriffen und oft schon im ersten Jahre, spätestens aber im zweiten getödtet. Irrthümlicher- weise ist diese Rosettenkrankheit den Angriffen eines Käfers, Sco- lytus rugulosus, zugeschrieben worden, welcher sich in den er- krankten Bäumen zuweilen findet, jedoch meist nur in geringer Menge. Die ansteckende Natur der sich schnell verbreitenden Krankheit ist ausser Zweifel. Dieselbe ist unabhängig von der kultivirten Sorte, ergreift auch wilde Arten und wird nicht beeinflusst von der Kultur- methode und von dem Boden. Das baldige Verbrennen der aus- gegrabenen Bäume wird als Gegen maassregel empfohlen. Br ick (Hamburg). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Untersuchungsmethoden seit dem Jahre 1887. Zusammenfassender Bericht von Dr. L. Heim, k. b. Stabsarzt und Privatdozenten. (Fortsetzung.) Das zeitraubende Filtriren stellte die Geduld manches Herstellers schon hart auf die Probe. Man hat sich theils durch Verwendung von Watte, Glaswolle u. dergl. zu helfen gesucht, theils wollte man ganz darauf verzichten. So übte z. B. A. Fraenkel schon früher’) die allerdings auch nicht einfache Methode, die Agarmasse in mög- lichst hohen und schmalen, verschlossenen Glascylindern erst 1 Stunde im strömenden Dampf und dann noch 12 — 24 Stunden in einem Raum von 50 — 60° C stehen zu lassen, wobei die trübenden Sub- stanzen zu Boden sinken. Andere, wie v. Freudenreich (0. 3. 797), Overbeek de Meyer (0.9. 163), nehmen die Filtration im Auto- klaven, bezw. Dampfapparat vor. Karl in ski (8. 643) dagegen presst in einem eigenen Apparate die trübe Lösung, ähnlich wie Jacob i (0. 3. 539), mittels Kautschuckgebläses durch Wattefilter. Am rationellsten ist jedenfalls die Verwendung des Unna’schen Dampftrichters (0. 9. 749). Zur Bereitung fester brutbeständiger Nährböden hat man auch Fucus crispus (Neisser O. 3. 540) und Kieselsäure (W. Kühne 8. 410) genommen. 1) Z. f. kl. M. X. 414. Anm. 394 Heim Kartoffel kulturen wird man, wenn man ergiebige Ernte bei möglichstem Schutz vor Verunreinigungen haben will, auf Scheiben anlegen , welche nach v. Esmarch (O. 1. 26) in Doppelschälchen sterilisirt sind. Für einfache Strichkulturen ist die Verwendung von schräg durchschnittenen Kartoffelcylindern in den handlicheren und am leichtesten keimfrei zu haltenden Reagenzröhrchen nach Gl obig *) augezeigt, wie sie auch Bolton1 2) und Roux (4. 116) angaben. Letzterer versah die Röhrchen zum Schutz der Kartoffelstückchen gegen Koudenswasser am unteren Ende mit einer Verengung, Hu epp e3) legte zum gleichen Zweck sterilisirte Watte und Günther (6. 247) ein kleines Glasröhrchen unter. In derartigen Reagenzröhren, welche nach der Aussaat abgeschmolzen wurden, gelang es Pawlowski (4. 340), Tuberkelbacillen auf Kartoffeln zur Entwickelung zu bringen. Um Kartoffeln in durchscheinender Form zu verwenden, kann man nach G. Wood aus recht weissen Kartoffeln feine Scheiben schnei- den, welche auf sterilisirte Glasstreifeu fest augedrückt mit diesen in Reagirgläser eingebracht und dann sterilisirt werden (Hueppe)4). Mitunter kann es nothwendig werden, die saure Reaktion der Kar- toffeln zu beseitigen. Dann legt man entweder nach Büchner (0. 4. 355) die Stücke vor der Sterilisirung für 10 Min. in eine 5 oder 10 °/0 Sodalösung, oder man bereitet nach Frosch 5) Kartoffel- brei, welcher durch 10 °/0 Sodalösung nach Belieben alkalisirt wer- den kann. Die Gewinnung und Herstellung des Blutserums war lange Zeit mit gewissen Hindernissen verknüpft, welchen man auf verschie- dene Weise auszuweichen suchte. So hat man die diskontinuirliche Sterilisirung als zu umständlich und doch nicht sicher genug weg- gelassen (Hueppe [0. 1. 609]; Baumgarten6), und auf mög- lichst keimfreie Entnahme sein erhöhtes Augenmerk gerichtet. Letz- tere wird u. a. durch das Verfahren von Nocard und Roux7) ge- währleistet, welche in die kauterisirte Wand der durch Druck zum Schwellen gebrachten Vena jugularis eines Thieres einen Troikart stiessen und durch ihn ein zur Kapillare ausgezogenes steriles Glas- gefäss einführten. Andere Autoren zogen vor, das Serum durch Filtration keimfrei zu machen, so Overbeek de Meyer (O. 9. 165) mit Chamb er lan d’schem, Bitter8) durch Kieselguhrfilter. Aller dieser und ähnlicher Umständlichkeiten sind wir jetzt durch dasKoch- Kirchn er’sche Sterilisirungsverfahren mit Chloroform überhoben. Nach Kirchner9) hat das zu 0,6% im Serum lösliche Chloroform, wenn es an Verdunstung gehindert, genügend lange mit ihm in Be- rührung bleibt, die Fähigkeit, das Serum keimfrei zu machen. Dieses 1) Z. f H. III. 292. 2) Med. News. 87. 318. 3) 1. c. S. 272. 4) 1. c. S. 272. 5) Z. f. H. IX. 264. 6) I. B. III. 475. Anm. 7) Ann. de l’Inst. Past. I. 1. 8) Z. f. H. X. 161. 9) Z. f. H. VIII. 469. Die Neuerungen d. bakteriol. Untersuchungsmethoden seit dem Jahre 1887. 395 Verfahren ist sehr einfach und sicher und kann als ein wahrer Fort- schritt in der bakteriologischen Technik bezeichnet werden. Ich wende es folgendermassen an: Die bekannten Cylindergläser werden mechanisch und mit warmer Sodalösung gereinigt. Ist das darin aufgefangene Blut geronnen, so wird im Interesse grösserer Ausbeute nach dem Vorgänge von Abbot (2. 404) und Büchner (8. 184) der Blutkuchen rings von den Wandungen mit einem reinen Glasstab abgelöst. Die Entnahme geschieht an verschiedenen Tagen, mit jedem Tag nimmt die Klar- heit des Serums, welches sich wieder neu angesammelt hat, zu. Das- selbe wird mit reinen Vollpipetten in vorher durch Hitze keimfrei gemachte Medizinflaschen J) von 100 g Inhalt übertragen. Jede Por- tion wird mit etwas Chloroform im Ueberschuss, im Ganzen etwa 1 ccm, versetzt und mit ausgekochtem Gummistopfeu verschlossen, welcher einen Paraffinüberzug erhält. Nach einigen Wochen oder Monaten ist das Blutserum keimfrei geworden, und wenn man sich einmal einen grösseren Vorrath angesetzt hat, so ist die rechtzeitige Ergänzung leicht und an dem ausgezeichneten Nährsubstrat niemals Mangel. Beabsichtigt man, es in grösseren Quantitäten flüssig zu verwenden, so ersetzt man den Gummistopfen durch einen sterili- sirten Wattepfropf eines leeren sterilen Fläschchens und lässt das Glas einige Tage, am besten im Brutschrank, stehen, bis sich das Chloroform verflüchtigt hat. Zur Herstellung des erstarrten Blut- serums füllt man den Inhalt der am Rande abgeglühten Flaschen in sterilisirte Reagenzröhrchen, welche dabei im spitzen Winkel zur Aus- flussöffnung gehalten werden. Um die Möglichkeit zu haben, auch bei Plattenkulturen sich des Vortheils des Blutserums zu bedienen, versetzte es Hueppe (0. 1. 610) mit etwa der gleichen Menge warmer Agarlösung und Unna (1. 729) hob seine Gerinnungsfähigkeit durch starke Alkali- sirung auf, um es dann zu Gelatine- und Agarsubstraten zu ver- arbeiten. Nach Koch lässt sich Blutserum, welches mit 9 Teilen Wasser verdünnt ist, sterilisiren, ohne dass es seine Durchsichtigkeit verliert, ja selbst im Verhältniss von 1 : 5 verdünnt, bleibt es nach dem Kochen noch vollständig klar (Behring1 2). Tarchanoff, Mourawoff und K ol ess n i k of f 3), sowie 1) Medizinflaschen haben sich mir zu den verschiedensten Zwecken als sehr billiges und recht brauchbares Material bewährt. Ich verwende sie in erster Linie, wo es sieh um einen möglichst luft- und keimdichten Verschluss handelt, weil ihre starke Wand ein kräftiges Eindrücken des Gummistopfens gestattet (z. B. für Blutserum, zur Ent- nahme von Wasserproben u. s. w.). Ausserdem ersetzen sie oft in verschiedenen Grössen die zerbrechlicheren Kolben ; die Nährbouillon fülle ich fast ausschliesslich in solche mit Watte verschlossene Fläschchen von 15 und 30 g Inhalt zu 7 und 10 ccm mittels Bürette, um stets Material zu quantitativen Arbeiten zur Verfügung zu haben. Das Sterilisiren im Dampf und in heisser Luft vertragen sie gut; nur muss man im letz- teren Falle, wie bei allen Glassachen mit dickeren Wänden, z. B. Petri 'sehen Schalen u. dergl., darauf sehen, dass die Temperatur von 160° nicht eher voll einwirkt, bis alles auf ihnen sich niederschlagende Wasser verdunstet ist, was man durch wieder- holtes Oeflfnen und Schliessen der Thüre des Sterilisirungsschrankes kontrolirt und beschleunigt. 2) Z. f. H. VI. 141. 3) J. B. III. 478. 396 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. J. Rosenthal und Schulz (4. 314) geben dem alkalisch gemach- ten Hühnereiweiss den Vorzug vor dem Blutserum, sowohl wegen seiner grösseren Durchsichtigkeit, als auch wegen der leichteren Be- schaffung und Sterilisirung. Die letzteren Bedenken sind durch das Kirchner ’sche Chloroformverfahren beseitigt, und man hat deshalb keinen Grund, von dem bewährten Nährsubstrat abzugehen. Noch weniger ist wegen der zumeist schweren Beschaffbarkeit die Ver- wendung von Kibitzeiern, welche Schenk (1. 727) befürwortet, und deren Zubereitung zum Nährboden Dal Pozzo (4. 151) mittheilt, dazu angethan , eine grosse Verbreitung zu erlangen , wenn auch v. Hovorka und Winkler (6. 605) einen Unterschied im Wachs- thum der Cholera- und Prior-Finkler’schen Vibrionen darauf gesehen haben und v. Schrötter und Winkler (9. 679) die Gonokokken auf ihm zur kurzen Entwickelung gebracht haben. (Fortsetzung folgt.) Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Haukin, E. H., Cures of infectious diseases. (British med. Journal. 1891. Febr. 28th-) H. theilt hier in Kürze zwei interessante Versuche zur Bakterio- therapie mit: 1) Ein mit Anthrax geimpftes Kaninchen , welches 24 Stunden später 40,4 Temp. zeigte, wurde getödtet und sein Blut in Alkohol aufgefangen. Das wässerige Extrakt des entstandenen Niederschlags zeigte eine ausgesprochene, Milzbrand tödtende Eigenschaft, während derartige Versuche mit normalem Blute vollständig negativ ausfielen. Auch aus andersartigem Fieberblute konnte H. derartig bakterien- tödtende Körper isolireu. 2) Mäuse konnten durch Injektion von Rattenserum gegen Milz- brand immun gemacht werden, was besser gelang, wenn Milzbrand und Rattenserum an derselben Körperstelle, als wenn sie örtlich von einander entfernt eingespritzt wmrden. Letzterer Versuch bestätigt die schon von Behring und Ogata gemachten Erfahrungen. H. vermuthet, dass der bakterientödtende Körper ein Globulin sei, welches alkalische Reaktion gibt, verspricht jedoch für die nächste Zeit eine ausführlichere Mittheilung in diesem CeDtralblatt. Limb eck (Prag). Neue Litteratur. 397 Neue Litteratur zasammenjestellt von De. Abthüb Würzbürg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselprodukte usw.) Büchner, Einfluss höherer Concentration des Nährmediums auf Bakterien. (Sitzungs- ber. d. Gesellsch. f. Morphol. u. Physiol. in München. 1890. No. 2. p. 88.) Hngounenq, L., et Eraud, J., Recherches sur les produits solubles secretes par un microbe du pus blennorrhagique. (Lyon med. 1891. No. 29. p. 381 — 389.) Kijanizyn , J. J, Ueber den Einfluss der Temperatur, Feuchtigkeit und Luft auf die Bildung von Ptomainen. (Wratsch. 1891. No. 26. p. 611 — 613.) 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Relazione. 42 p. gr. 8°. Tipogr. L. F. Cogliati. Weiss, J., Doctor Koch and his lymph. (Cosmopolitan. New York. 1891. p. 90 — 95.) Inhalt. Origin almittheilungen. Braun, M., Bericht über die Fortschritte in der thierischen Parasitenkunde. (Orig.), p. 389. Fiedeler, Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte und über den Krankheits- erreger derselben. (Orig.) (Fortsetzung), p. 380. Hankin, H. E., Ueber die Nomenclatur der schützenden Eiweisskörper. (Orig.) (Schluss), p. 377. Loeb, Ueber einen bei Keratomalacia in- fantum beobachteten Kapselbacillus. (Ori- gin.), p. 369. Referate. Hölscher, Ueber die Komplikationen bei 2000 Fällen von letalem Abdominalty- phus, p. 384. Meinert, Ergebnisse der Sammelforschung über den im Königreich Sachsen 1889/90 beobachteten epidemischen Icterus, p. 387. Pellizzari , Celso , Der Diplococcus von Neisser in den periurethralen blennor- rhöischen Abscessen, p. 386. 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Von Dr. Lassar- Cohn, Privatdozent für Chemie an der Universität Königsberg. 1891. M. 3,50. Arbeitsmethoden für organisch-chemische Laboratorien. Ein Hand- buch für Chemiker, Mediziner und Pharmazeuten. Von Dr. Lassar- Cohn, Privatdozent an der Universität Königsberg. Mit 30 Figuren im Text. 1891. M. 5.— . Repetitorium der Chemie. Mit besonderer Berücksichtigung der für die Medizin wichtigen Verbindungen sowie des „Arzneibuches für das Deutsche Reich“ namentlich zum Gebrauch für Mediziner und Pharmazeuten be- arbeitet von Dr. Carl Arnold. Vierte, verbesserte und ergänzte Auf- lage. 1891. Gebunden M. 6. — . Die Praxis des Chemikers bei Untersuchung von Nahrungsmitteln und Gebrauchsgegenständen, Handelsprodukten, Luft, Boden, Wasser bei bak- teriologischen Untersuchungen, sowie in der gerichtlichen und Harn-Analyse. Ein Hilfsbuch für Chemiker, Apotheker und Gesundheitsbeamte von Dr. Fritz Elsner. Vierte, umgearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 139 Abbildungen im Text. M. 9. — . } Die Hauptthatsachen der Chemie. Für das Bedürfhiss des Mediziners, sowie als Leitfaden für den Unterricht zusammengestellt von Erich Har- n a c k , Professor der Medizin an der Universität Halle a. S. Gebunden M. 2. — . Elemente der forensisch - chemischen Analyse. Ein Hülfsbuch für Studirende und kurzes Nachschlagebuch. Von Dr. Joseph Klein, Privatdozent und Lehrer der pharm, und anal. Chemie an der Technischen Hochschule zu Darmstadt. Mit 9 Holzschnitten. Gebunden M. 2. — . Kolorimetrie und quantitative Spektralanalyse in ihrer Anwen- dung in der Chemie. Von Prof Dr. G. Krüss in München und Dr. Hugo Krüss in Hamburg Mit 34 Abbildungen im Text und 6 Tafeln. 1891. M. 8.—. Seit 1830 erscheint: Chemisches Centralblatt. Vollständiges Repertorium für alle Zweige der reinen und angewandten Chemie. Redaktiou: Prof. Dr. Rud. Arendt in Leipzig. Wöchentlich eine Nummer. Jährlich 2 Bände. Preis des Bandes M. 30. 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Verlag von Gustav Fischer in Jena. X. Band. -O- Jena, den io. Oktober 1891. -o- No. 13. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — t& Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. -£e— Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendu/ng der Abhandlungen an die Redaktion auf das ManusJcript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original- Mittheilungen. Weitere Untersuchungen über die tryptischen Enzyme der Mikroorganismen. [Aus dem hygienischen Institut in München.] Von Dr. Claudio Fermi aus P i a c e n z a. Als Fortsetzung meiner vor ungefähr zwei Jahren erschienenen Arbeit : „Die Leim und Fibrin lösenden Fermente der Mikroorganis- men“ (Arch. f. Hygiene. Bd. X. Heft 1) habe ich noch verschiedene x. Bd. 26 402 F e rm i , andere Versuche angestellt. Die ausführliche Mittheilung derselben finden sich im eben genannten Archive, Wcährend hier bloss das Resulnö der gefundenen Ergebnisse Platz finden möge. I. 1) Die reine Isolirung der Enzyme im Allgemeinen von den bei- gemengten Proteinkörpern ist noch nicht gelungen und gehört zu den schwierigsten Aufgaben. Es wäre jedoch ein Verfahren denkbar, um die Enzyme einiger Bakterien rein zu isoliren, und zwar in folgender Weise: Man kultivirt die betreffende Bakterienart auf Nährböden , die keine Proteinkörper enthalten, und auf welche das Enzym abgesondert wird, z. B. M. prodigiosus und B. pyocyaneus auf Nähr- salzen und Glycerin. Die Kultur enthält dann nichts anderes, als die Pilze und die in Alkohol löslichen Zersetzungsprodukte des Glycerins, sowie die Salze. Man entfernt nun die Pilze mittels des Chamberland’schen Filters und fällt das Ferment durch Alkohol rein, wäscht es wiederholt mit Alkohol aus und entfernt die noch darin enthaltenen Salze durch den Dialysator. 2) Andere Proteinkörper, ausser den Fermenten, wurden von den Mikroben nicht ausgeschieden. Die filtrirte Kultur von nicht P'erment bildenden Bakterien, z. B. von B. pyogenes foetidus auf Glycerinnährsalzen, gab nämlich durch Alkohol keinen Niederschlag. Auch nur Spuren von Eiweisskörpern gaben die filtrirten Kulturen von M. prodigiosus und B. pyocyaneus auf Nährsalzen mit Zuckerzusatz. Auf solchem Nährboden bilden beide Mikroben kein Enzym. 3) Die gefundenen Eiweissspuren stammen nicht von abgestor- benen und zerfallenen Bakterien; denn die todten Bakterien lösen sich ungemein schwer. M. prodigiosus, B. pyocyaneus, B. pyo- genes foetidus in destillirtes Wasser, Essigsäure 1%, Karbolsäure 0,5%, Sublimat lö/00, Kalilauge 1 °/00 gelegt und bei 37 0 aufbewahrt, zeigten sich auch nach 8 Tagen noch intakt, ohne Spur eines Zerfalls. II. Temperaturen, bei welchen einige Enzyme unwirksam werden. Das proteol. Enzym von B. von Finkler - Prior, „ B. anthracis, „ Koch’s Vibrio, „ Trycho phyton tonsurans, „ B. des Kieler Hafens, „ Käsespirillen gehen zwischen 65 und 70 0 C zu Grunde, das von B. Mil ler i zwischen 60 und 65° C, „ B. sub t ilis, „ Sarcinaaurantiaca, Weitere Untersuchungen über die tryptiscben Enzyme der Mikroorganismen. 403 von B. pyocyaneus, „ B. fluorescens zwischen 55 und 60 0 C und endlich das von M. ascoformis, „ B. M e g a t e r i u m , „ B. ramosus, „ Staphyl. pyog. aur., „ Schimmelpilzen zwischen 50 und 55 0 C. Also von den untersuchten 18 Bakterien-Enzymen werden un- wirksam 8 zwischen 50 und 55°, 3 „ 55 „ 60°, 1 „ 60 „ 65°, 6 „ 65 „ 70°. Bei 70 ö C gehen alle Bakterien-Enzyme zu Grunde. Beziehungen zwischen dem Widerstande der Fermente gegen Erhitzung und Säuren und der Energie des Enzyms selbst wurden nicht gefunden. III. In Uebereinstimmung mit den schon bekannten Enzymen Pepsin, Trypsin und Invertin dialysiren die Bakterien-Enzyme nicht. IV. Die Bakterien-Enzyme im Allgemeinen, sowie das Trypsin wirken auch in Stickstoff-, in Kohlensäure-, Kohlenoxyd-, in Wasserstoff- und in Schwefelwasserstoffgas. Die Enzyme von M. prodigiosus, „ B. pyocyaneus, „ Koch’s Vibrio werden von Schwefelwasserstoffgas sehr beeinträchtigt in ihrer Wirkung ; nicht so B. Milleri und Käsespirillen. Die Wirkung von Trypsin, sowie vom Ferment des Bac. Milleri wurde von Kohlenoxyd etwas gefördert und von Kohlen- säure ein wenig abgeschwächt. V. Nur wenige Bakterienfermente wirken in sichtbarer Weise auf Fibrin ; auf Hühnereiweiss und Casein wurde keine Wirkung wrahrge- nommen. VI. 1) Betreffs der Wirkung der Bakterien-Enzyme auf Gelatine in Gegenwart von Säuren wurde Folgendes gefunden: Die Enzyme von M. prodigiosus, B. pyocyaneus, B. sub- tilis, B. von Finkler-Prior, B. Milleri wirken noch in Gegen- wart von Salz-, Salpeter-, Milch-, Aepfel-, Citronen-, Butter-, Ameisen-, Essigsäure, nicht aber von Schwefelsäure. 2) Das Enzym des B. anthracis wirkt in Gegenwart von Salz-, Aepfel-, Milch-, Butter-, Essigsäure. 26* 404 F e r m i , 3) Das von Koch’s Vibrio in Gegenwart von Salz- und Essig- säure. 4) Das des Tetanusbacillus in Gegenwart von Butter-, Citronen- und Essigsäure. 5) Endlich das Enzym von Käsespirillen bloss in Gegenwart von Essigsäure. 6) Butter-, Essig-, Aepfel-, Milch-, Ameisensäure störten am wenigsten, während Salpeter- nnd Schwefelsäure am stärksten störten. In Gegenwart von Essigsäure wirkten noch alle gut, in Gegenwart von Schwefelsäure wurde die Wirkung dagegen total aufgehoben. 7) Von den untersuchten Bakterienfermenten wurde M. prodi- giosus von den Säuren am wenigsten beeinflusst, das von Koch’s Vibrio und von Käsespirillen am stärksten. 8) Auf starre Gelatine wurde die Wirkung der Enzyme durch die Säuren stärker beeinträchtigt, als auf flüssige. Auf starre Gelatine ist nämlich manchmal keine Wirkung zu konstatiren, während flüssige von denselben Fermenten und Säuren vollständig ungelatinirbar gemacht wird. Das rührt daher, dass auf die starre Gelatine die Wirkung eine viel langsamere ist und die Enzyme durch die Säure früher unwirksam gemacht werden, als sie ihre Wirkung entfalten können. Die Fermente von B. anthracis, B. tetani, B. subtilis wirkten nicht auf starre Gelatine in Gegenwart der oben genannten Säuren, wohl aber noch auf flüssige. Das Trypsin löste die starre Gelatine nur in Gegenwart von Essigsäure, während es auf flüssige in Gegenwart von allen Säuren, mit Ausnahme der Schwefelsäure, wirkte. VII. Es wurde kein Mikroorganismus gefunden, der ein wie das Pepsin in Gegenwart von Säuren Fibrin lösendes Ferment bildet. Dies darf auch nicht Wunder nehmen, denn alle bekannten Mi- kroorganismen, mit Ausnahme einiger Hefe- und Schimmelpilze, sowie die verschiedenen Zellenarten aller organisirten Thiere (die Magen- zellen ausgenommen), können bloss in alkalischem oder neutralem Me- dium leben. Daher wäre ein solches, bloss in Gegenwart von Säure wirkendes Ferment nutzlos. Aus der sauren Reaktion, die man bei einigen niederen Thieren und bei Leukocyten (Metschnikow) vor- gefunden hat, kann man in keiner Weise auf die Existenz eines pepsinähnlichen Enzyms schliessen. Diese Säuren werden nichts anderes sein, als die, welche stets beim Lebensprozesse entstehen. VIII. Mikroorganismen ohne Ferment, das lebende Protoplasma allein, können auch nach längerer Einwirkung die Gelatine nicht zersetzen, nicht ungelatinirbar machen ; aber auch durch Säuren, Alkalien oder durch längores Kochen ungelatinirbar gemachte reine Gelatine bietet für Bakterien keinen günstigen Nährboden dar. Weitere Untersuchungen über die tryptischen Enzyme der Mikroorganismen. 405 IX. Die Fermentabsonder ung in Bezug auf den Nähr- boden. 1) Die fermentbildenden Bakterien scheiden ihr Ferment auf ge- löstem wie auf ungelöstem, auf peptonisirtem wie auf einfachem Ei- weiss aus. 2) Auf Bouillon ist im Allgemeinen die Fermentabsonderung eine geringere, als auf Nährgelatine. 3) Auf eiweissfreiem Nährboden scheiden die meisten Bakterien kein Enzym aus. Versuche mit verschiedenen eiweissfreien Nährsubstraten und mit 18 verschiedenen Mikrobenarten ergaben in Betreff des Wachs- thums der Bakterien sowie der Fermentbildung Folgendes: 1) Auf Phosphor- Ammonium-Nährsalzen mit Zusatz von Zucker oder Glycerin zeigten die verschiedenen Bakterien verschiedene Ent- wickelung : M. prodigiosus B. py ocyane us B. Fitzianus B. pyogenes foetidus Koch ’s Vibrio B. von Finkler-Prior B. des Kieler Hafens Käsespirillen B. M e g a t e r i u m B. Miller i B. ramosus B. subtilis B. fluorescens B. Metschnikowi Trychophyt. tons. B. anthracis M. tetragenus B. ascoformis Staph. pyog. aur. gutes Wachsthum sehr spärliches Wachsthum i kein Wachsthum. Das Ferment wurde bloss von M. prodig. und B. pyocyan. gebildet und nur auf Glycerin, nicht aber auf Zuckernährsalzen. Auf Zucker oder Glycerin entwickelten sich auch M. prodi- giosus, B. pyocyaneus, B. Fitzianus sehr gut, die anderen dagegen sehr spärlich. B. Megaterium wuchs auf Zucker, nicht aber auf Glycerin. Das Ferment wurde auch hier bloss von M. prodi- giosus und B. pyocyaneus auf Glycerinnähr salzen ab- geso ndert. 3) Auf Ammonium-Sulfat-Tartrat war das Wachsthum ein etwas spärliches. Auch hier bildeten M. prodigiosus und B. pyocyaneus ihr Ferment bloss auf Glycerinnährsalzen. 406 F e r m i , 4) Auf Ammonium phosphoricum mit Zusatz von Mannit ent- wickelten sich bloss M. prodigiosus und B. pyocyaneus, beide mit Fermentabsonderung. 5) Auf Milchzucker- Nährsalzen dagegen entwickelte sich bloss M. prodigiosus, u. z. ohne Fermentausscheidung. 6) Auf Ammon, phosphoricum bei Zusatz von Glykosiden ergab sich Folgendes: M. prodigiosus M. der Mastitis der Kühe auf B. F i t, z i a n u s B. su btilis B. des Kieler Hafens au* ( Salicin ) Saponin I Inulin ' Amygdalin r Salicin i Inulin 1 Saponin gut gut B. pyocyaneus entwickelte sich auffallender Weise bloss auf Amygdalin. Auf Gummi und auf Jalapin wurde keine Entwickelung kon- statirt. Auf Aesculin entwickelte sich, auch nur sehr spärlich, bloss B. Fitzianus und der M. der Mastitis der Kühe; auf Arbutin bloss B. Fitzianus. M. prodigiosus, B. Fitzianus, M. der Mastitis entwickeln sich am besten. Unter allen diesen Mikroben bildete sonderbarer Weise bloss B. subtilis ein Ferment, und zwar auf Saponin. 7) Auf Ammon, phosphoricum bei Zusatz von Asparagin wuchsen M. prodigiosus , B. pyocyaneus i gut. B. des Kieler Hafens I B. subtilis und M. der Mastitis spärlich; alle übrigen, B. Fitzianus mit einbegriffen, sehr schlecht oder gar nicht. Auf Acetamid wuchs bloss, und zwar sehr schlecht, M. prodi- giosus; ebenso B. Fitzianus und der M. der Mastitis. Auf Propylamin wurde kein Wachsthum konstatirt. Ferment wurde nirgends gebildet. 8) Auf Nährsalz - Alkaloiden wurde keine Entwickelung ge- funden. 9) Warum auf Kohlehydraten im Allgemeinen (Mannit für M. prodigiosus und B. pyocyaneus und Saponin für B. subti- lis ausgenommen) kein Ferment gebildet wird, ist natürlich schwer zu erklären. Es kommt nicht daher, dass a) die Kohlehydrate die Fermentbildung verhindern, denn auf eiweisshaltigem Nährboden wird in ihrer Gegenwart Ferment ge- bildet. b) Auch nicht daher, dass sich aus Kohlehydraten kein Ei- weiss oder Ferraentstoff bilden kann; denn die Pilze entwickeln sich auf Nährsalzen mit Kohlehydraten sehr gut, von vielen wird ein Weitere Untersuchungen über die tryptischen Enzyme der Mikroorganismen. 407 diastatisches und von einigen auch ein invertirendes Ferment ge- bildet. c) Auch die Annahme, dass zur Ausscheidung von Fermenten ein besonderer Reiz nothwendig sei, welcher für das diastatische Enzym von den Kohlehydraten und für das proteolytische von den Eiweissstolfen gegeben wird, ist sehr unwahrscheinlich. d) Eine grössere Wahrscheinlichkeit hätte dagegen die Erklärung, dass das Protoplasma (Bakterien) bei verschiedenem Nährboden andere Lebensthätigkeiten und andere Lebensprozesse entfalte. Ebenso wie verschiedene Umsetzungen und stärkere oder geringere Pigmentbildung entstehen, so wechselt auch die Fermentabsonderung. Auf eiweisshaltigem Nährboden selbst kann auch, wie wir ge- sehen haben, durch Strychnin, Chinin, Antipyrin etc. die Ferment- bildung beschränkt oder aufgehoben werden. Es handelt sich also um nichts anderes, als um eine Veränderung in der Thätigkeit des Protoplasmas. X. Kann die Fermentabsonderung der Mikroben aufgehoben werden? 1) Durch Karbol- und Salicylsäure , sowie durch alle minerali- schen und organischen Säuren , ferner durch Alkalien konnte die Fermentbildung beschränkt werden. Allein in allen diesen Fällen war auch das Wachsthum etwas beeinträchtigt. 2) Durch Zusatz von Antipyrin, Chinin, Strychnin 0,5% wurde die Fermentabsonderung von M. prodigiosus auf Bouillon auch beim üppigen Wachsthum ganz oder doch zum grössten Theile auf- gehoben. 3) Dasselbe war der Fall mit B. pyocyaneus in Gegenwart von Chinin. Ein wenig anders gestalteten sich die Ergebnisse, wenn man diese Alkaloide der Gelatine zusetzt. Auf Gelatineplatten von B. pyocyaneus war bei Zusatz von Antipyrin, Chinin oder Strychnin auch nach 4 Tagen noch keine Spur von Verflüssigung wahrzunehmen. Erst nach einer Woche fanden sich einige verflüssigte Stellen. Diese die Fermentabsonderung verhindernden Stoffe konnten be- nutzt werden, um Stichkulturen aufzubewahren, oder um die Keime der verflüssigenden Arten auf den Platten zu zählen, ferner um Bakterienspezies von einander zu unterscheiden. XI. Ob die morphologische Veränderung in den Bakterien in Be- ziehung steht mit der Fermentabsonderung, wie dies bei den Ptyalin-, Pepsin- und Trypsinzellen der Fall ist, ist sehr wahrscheinlich; jedoch ist bis jetzt ein sicherer Beweis hierfür noch nicht erbracht. XII. Die proteolytischen Fermente der Mikroorganismen üben sehr wahrscheinlich im thierischen Organismus keinen schädlichen Einfluss aus. 408 Fiedeler , Diese Enzyme haben nichts gemein mit den Br ieger’schen Toxinen, die krystallinische, in Alkohol lösliche Stoffe sind; auch nicht mit den sog. Toxalbumosen. Den letzteren ständen die Enzyme durch die starke Empfindlichkeit gegen Säuren und gegen Hitze, sowie durch die schnelle Abschwächung im feuchten Zustande nahe. Allein unter 141 beschriebenen toxinbildenden, d. h. pathogenen, Bak- terien bilden bloss 26 Enzym, und von 134 bekannten fermentbilden- den Bakterien bloss 25 Toxine. Also sind die Toxine zum grössten Theile sicher keine Enzyme. Es wäre nun doch unwahrscheinlich, dass die einen Toxine Fer- mente seien und die anderen nicht. Ausserdem bleiben viel ener- gischere prot. Enzyme, wie z. B. das Trypsin, auch in grösseren Mengen, Mäusen und Kaninchen eingespritzt, ohne Wirkung, und nach 24 Stunden ist in den Thieren keine Spur davon zu finden. Wegen ihrer schwachen Wirkung werden endlich diese Enzyme im Mund, im Darm, wie bei Zerstörungsprozessen in den Geweben (Gangrän, Eiterung) keine bedeutende Rolle spielen. XIII. Aus der Thatsache, dass die Enzyme auch in Gegenwart von reinem Schwefelwasserstoff und Kohlenoxyd noch zu wirken vermögen, konnte man schliessen, dass sie sich mehr den chemischen Stoffen (Alkalien und Säuren), als den organisirten Fermenten und dem lebenden Protoplasma im Allgemeinen nähern. Die Gährungserreger können wohl bei Sauerstoffabschluss wirken und einige Mikroben (Anaeroben) können leben, nicht aber im reinen Kohlenoxyd- und Schwefelwasserstoffgas. Die Enzyme aber verlieren im Gegensatz zu den bekannten chemischen Stoffen mit der Zeit im feuchten Zustande ihre Wirk- samkeit und werden bei einer Temperatur von 70 0 C schnell zerstört. Im trockenen Zustande ertragen die Enzyme höhere Temperaturen (140 — 160°), als die Sporen. Im feuchten Zustande dagegen sind sie viel leichter der Zerstörung unterworfen. Gegen Karbolsäure und Sublimat sind die Enzyme widerstandsfähiger, als die Sporen. München, 15. August 1891. Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte und über den Krankheitserreger derselben. Von Dr. Fiedeler, Kreisthierarzt in Breslau. (Fortsetzung.) 5. Versuchsreihe. Am 3. Februar d. J., also 7 Tage nach der Blutentnahme, starb „Ehrenmann“ plötzlich, wenigstens früher, als wir angenommen hatten, Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte. 409 an den Folgen einer hochgradigen Brustfellentzündung, welche Krank- heit sich der Lungenentzündung zugesellt hatte. Unmittelbar nach dem Tode wurde in der früher beschriebenen Weise aus der Jugularis eine Spritze voll Blut entnommen, davon aus der Spritze direkt 2 Originalplatten angelegt und der Rest des Blutes in ein sterilisirtes Röhrchen gespritzt. Darauf wurde aus der Brusthöhle Transsudat in der Weise abgelassen, dass ein kurzer, sterilisirter Trokar zwischen die 11. und 12. Rippe, welche Stelle vorher geschoren und desinfizirt worden war, in die Brusthöhle ge- stossen und das abfliessende, bräunlich gefärbte Transsudat in einem sterilisirten Glasröhrchen aufgefangen wurde. Es dauerte eine ge- raume Zeit, ehe das Röhrchen gefüllt war, die starken Faserstofl- gerinnsel erschwerten den Abfluss und immer wieder musste die Trokarröhre angerührt werden, wodurch anscheinend eine Verun- reinigung erfolgt ist. Nach der Leichenöffnung fanden sich in der Brusthöhle 10—12 Liter einer mit zahlreichen, bis fauststarken Faserstoffgerinnseln ver- mischten, bräunlichen Flüssigkeit. Beide Brustfellblätter rauh und verdickt und stellenweise mit dicken Faserstoffplatten belegt. In den fast normal zusammengefallenen Lungen fanden sich wenig zahl- reiche nekrotische Herde von geringem Umfange. Nach der Leichenöffnung wurden von dem Transsudate angelegt : 3 Gelatinestiche, ferner mit je 3 Oesen voll 3 Original- platten, und aus einer derselben mit 3 Oesen voll 2 Verdün- nungsplatten. Ferner mit je 1 Oese: 3 Originalplatten und 2 Brühe- kulturen. Ausserdem wurde von dem Transsudate je ili Spritze voll Kaninchen 13 und 14, und je einige Tropfen Maus 16 und 17 unter die Haut gespritzt. Es wurde ferner je ein linsengrosses Stückchen eines Fibrin - gerinnsels Maus 18 und 19 unter die Rückenhaut gebracht und aus den Lungen in der bekannten Weise angelegt : 4 Originalplatten. Ausstrichpräparate wurden angefertigt: aus den Lungen und dem Blute je 4, aus dem Transsudate 6 und aus dem Fibringerinnsel 4 Stück. Es konnten unter dem Mikroskop nur spärliche Bakterienmengen nachgewiesen werden, am meisten waren noch in den Fibrinpräpa- raten vorhanden, in welchen auch verschiedene, mit Bakterien voll- gepfropfte Leukocyten aufgefunden wurden. Dagegen waren am 8. Februar, also 5 Tage nach der Ge- winnung, in den Ausstrichpräparaten, welche aus dem bei Zimmer- temperatur aufbewahrten sterilen Blute angefertigt wurden , unend- lich zahlreich Kokken und Diplokokken zu sehen. Leider war an jenem Tage kein Transsudat mehr vorhanden, es konnte deshalb nicht festgestellt werden, ob auch in dieser Flüssig- keit eine Bakterienvermehrung stattgefunden hatte. In den aus dem Transsudate angefertigten Stichen uud Brühe- kulturen waren keine charakteristischen Kolonieen zu finden, auch in den Platten waren nur fremde Kolonieen , nur in einer mit 3 Oesen besäten Platte waren auch Kolonieen vorhanden, welche nach äusserem 410 F i e d e 1 e r , Ansehen als charakteristisch angesehen werden mussten ; eine mikro- skopische Untersuchung und Umzüchtung konnte nicht ausgeführt werden. Auch die Lungenplatten erwiesen sich als unrein, was seine Er- klärung findet in der Beschaffenheit der zur Aussaat benutzten Lungenherde. Die Impfthiere wurden sämmtlich impfkrank, jedoch nur Maus 16 erlag der Impfkrankheit nach 3 Tagen, und Maus 18 nach 4 Tagen. In dem Blute dieser Mäuse fanden sich zahlreiche charakte- ristische Bakterien, auch 3 aus demselben angelegte Platten ge- diehen in charakteristischer Weise. In den beiden aus dem frischen Blute angelegten Platten fanden sich charakteristische Kolonieen , von denen eine zur Anlage von 3 Platten (a, b, c) benutzt wurde. Auch diese Platten gäben ein charakteristisches Bild. Aus dem bei Zimmertemperatur aufbewahrten Blute wurden — am 5. Tage nach seiner Gerinnung — mittelst einer Oese voll 1 Ori- ginalplatte, und von dieser mit je 3 Oesen 2 Verdünnungs- platten angelegt. Es waren in der Originalplatte am 3. Tage zahlreiche Mengen ganz kleiner Kolonieen so dicht gewachsen, dass die zwischen den einzelnen befindlichen Zwischenräume nur mittelst eines Ver- grösserungsglases zu erkennen waren. Auch die Verdünnungsplatten waren mit verhältnissmässig zahlreichen grösseren, charakteristischen Bakterien besetzt. 5. Ehrenmann. 2 Platten. 3 Platten. 3 Platten. 6. Versuchsreihe. Am 12. Februar starb der am 3. d. M. an Brustseuche erkrankte Deckhengst Güstrow. Leichenbefund (2 Stunden uach dem Tode): In den Lungen zahlreiche nekrotische Herde, beide Brustblätter rauh und undurchsichtig, stellenweise mit dünnen Faserstoffgerinn- seln belegt. In der Brusthöhle 5 — 6 Liter einer bräunlich-grünlichen Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte. 411 Flüssigkeit, welche mit zahlreichen Faserstoffgerinnseln vermischt war. Herzfleisch lehmfarbig, wie gekocht, von zahlreichen Blutpunkten durchsetzt. Unter dem Endocardium blutige Streifen und zahlreiche Blutpunkte, die innerste Gefässhaut der grossen Arterienstämme blutig durch tränkt. Leber, Milz und Nieren vergrössert und parenchymatös erkrankt. Aus den nekrotischen Lungenherden wurden in der bekannten Weise angelegt: 5 Original- und 2 Verdünnungsplatten und 3 Brühekulturen. ln 2 Original- und 1 Verdünnuugsplatte waren bereits nach 24 Stunden zahlreiche Kolonieen mit blossen Augen zu erkennen, welche nach 9 Tagen doppelt so gross waren, als die charakteristischen zu werden pflegen, eine citronengelbe Farbe annahmen, und — wenn man den Deckel abhob — einen widerwärtigen Geruch verbreiteten. In zwei von einer Kolonie angelegten Platten zeigten die Kolo- nieen dieselben Eigenschaften: schnelles Wachsthum, Gelbfärbung und stinkenden Geruch. Die Brühekulturen Hessen auch bald den eingedrungenen Fremd- ling erkennen , bereits nach 24 Stunden war eine gleichmässige Trübung eingetreten, ohne Bildung von Flocken, und nach 3 Tagen bildeten sie eine gleichmässig trübe, gelblich gefärbte und wider- wärtig riechende Flüssigkeit. Wegen ihrer grossen Massen können diese Kolonieen wohl kaum zufällige, äusserliche Verunreinigungen sein, sie stammten zweifellos aus den Lungen und schienen mir eine gewisse äussere Aehnlichkeit mit der Lustig’schen Reinkultur No. 6 zu haben. Ich habe es deshalb bedauert, dass ich mich auf nähere Untersuchungen wegen Ueberlastung mit anderen Arbeiten nicht einlassen konnte. Dieses zufällige Untersuchungsergebniss bestätigt es, wie leicht Täuschungen unterlaufen können, wenn das Impfmaterial aus den Lungen stammt. Die beiden anderen Originalplatten enthielten charakteristische Kolonieen, was durch die Aulage von 3 Verdünnungsplatten bestätigt wurde. Es wurden ferner am 17. Februar aus nekrotischen Lungen- herden des an diesem Tage gestorbenen Landbeschälers Alexander 3 Platten und aus diesen 8 Tage später wiederum 3 Platten angelegt. Auf 4 dieser Platten waren charakteristische Kolonieen ge- wachsen. 6a. Güstrow. 6b. Alexander. 2 Platten. 2 Platten. 3 Platten. 2 Platten. Durch die 3., 4. und 5. Versuchsreihe ist der Beweis erbracht, dass es im kreisenden Blute brustseuchekranker Pferde Bakterien gibt, welche sowohl unter sich, als mit denen der beiden ersten Ver- 412 F i e d e 1 e r suchsreihen, welche aus den Lungen gewonnen waren, morphologisch, biologisch und pathologisch völlig übereinstimmen. An den ersten Krankheitstagen ist ihre Zahl verhältnissmässig gering, so dass ihr optischer Nachweis uud der Nachweis ihrer Infektionsfähigkeit selten gelingt. Im weiteren Krankheitsverlaufe werden sie zahlreicher uud am zahlreichsten in dem nach antiseptischen Regeln gewonnenen und bei Zimmertemperatur Tage lang aufbewahrten Blute , so dass das Blutserum anscheinend einen vorzüglichen Nährboden bildet. Diese Thatsachen stehen mit den negativen Ergebnissen der von Hertwig und Dieckerhoff angestellten Versuche nur scheinbar in Widerspruch. Diese beiden Forscher haben die Kraukheit mittelst intravenöser und subkutaner Einimpfung von frischem Blute, welches von influenzakranken Pferden stammte, auf gesunde Pferde zu über- tragen versucht. Diese Versuche sind nicht gelungen wegen der geringen Bakterienmengen , welche in dem Blute brustseuchekranker Pferde vorhanden sind, vielleicht auch aus dem Grunde, weil, wie Schütz durch Impfungen mit Reinkulturen nachgewiesen hat, Pferde unter gewöhnlichen Verhältnissen eine verhältnissmässig geringe Em- pfänglichkeit für die Brustseuchebakterien besitzen, wenigstens nur unter bestimmten Bedingungen daran zu Grunde gehen. Gelang doch nicht einmal die Blutimpfung bei den sonst so empfindlichen Mäusen, und bei Kaninchen nur einmal, und auch wohl nur deshalb, weil — wie ich in meinen Akten verzeichnet finde — das betreffende Thier — Kaninchen 11 — jung und schwach gewesen ist. Erst wenn die Bakterien durch das Plattenverfahren, oder im stehenden Blute eine entsprechende Vermehrung erfahren hatten, gelang der optische Nachweis und trat bei Impfung dieser Rein- kulturen, bezw. des Blutes ihr infektiöser Charakter auf Kaninchen und Mäuse und — wie wir später sehen werden — auch auf ein Pferd deutlich zu Tage. Wenn wir nun erwägen, dass diese Bakterien aus dem Blute stammen, welches nicht, wie die Lungen, schon im gesunden Zu- stande den Sitz für zahlreiche Bakterien abgeben kann, und ferner die wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungen berücksichtigen, welche über die Bakterien überhaupt bekannt sind, so wäre der An- nahme eine gewisse Berechtigung nicht abzusprechen , dass es sich um Bakterien handelt, welche die Krankheitserreger der Brustseuche bilden. Wenn wir jedoch auf dem Boden der nackten Thatsache stehen bleiben, so gestaltet sich die Sache etwas anders. Der grosse Forscher auf diesem Gebiete — Robert Koch — fordert für den Beweis, dass ein Organismus wirklich der Krank- heitserreger ist, die Erfüllung folgender Bedingungen: 1) Den ständigen mikx*oskopischen Nachweis des Organismus in dem kranken Individuum. 2) Reinzüchtung dieses Organismus ausserhalb des kranken Körpers. 3) Die Organismen dieser Reinkultur müssen durch Impfung auf Thiere derselben Art eine Krankheit erzeugen, welche mit derjenigen gleichartig ist, deren Produkte zur Herstellung der Reinkulturen benutzt werden. Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte. 413 Die ersten beiden Bedingungen sind durch die Ergebnisse der angeführten Versuchsreihen in einwandsfreier Weise erfüllt worden, während die dritte noch ihrer Lösung harrte. Es wurden deshalb noch folgende Versuche gemacht: 7. V ersuchsreihe. Es ist erinnerlich, dass am 5. Februar aus einer Ehrenmann- Blutplatte 11 halb mit sterilisirter, alkalischer Rinderbrühe gefüllte Reagenzgläschen besät wurden. Ich will nochmals hervorheben, dass jedes Gläschen mit je einer aus einer Verdünnuugsplatte, welche frei von allen fremden Beimischungen war, stammenden und unter dem Vergrösserungsglase gefischten Kolonie beschickt war. Die Bakterien wachsen in der Brühe in einer Weise, welcher eine gewisse Eigenart zugeschrieben werden kann. Bei Zimmerwärme aufbewahrt, bildet sich bereits nach 48 Stunden ein flockiger Boden- satz und der untere Theil der Brühe ist schwach getrübt, während der obere Theil noch klar erscheint. Im weiteren Verlaufe bilden jene Flocken locker zusammenhängende Fetzen, die Trübung wird stärker, immer aber bleibt der obere Theil klarer, durchsichtiger, und bildet sich höchstens nach langem Stehen eine ganz schwache Trübung, die immer stark absticht gegen die Trübung im unteren Theile der Brühe. Nach dem Ergebnisse der mikroskopischen Untersuchung be- stand jener Bodensatz aus Reinkulturen unserer eigenartigen Bak- terien. Mittelst eines linsengrossen Gerinnselstückchens wurde geimpft Maus 20. Am dritten Tage war der Tod eingetreten. Die Leichenöffnung lieferte den bekannten Befund. Jene Brühekulturen wurden bis zum 9. Februar dicht am Ofen aufbewahrt und an diesem Tage damit ein 15 jähriger, abgetriebener Rappwallach, welcher dem Landschlage angehörte und eine unheil- bare Spattlahmheit besass, in folgender Weise geimpft: Der mittlere Theil beider Brustwandungen, welcher abgeschoren und mit Sublimatseife bestrichen war, wurde mit warmem Wasser abgebürstet und nochmals mit einer Sublimatlösung abgewaschen. Von der Brühekultur wurde der obere, hellere Theil abgegossen und nur der untere Theil zum Impfen verwandt. Auf der Mittellinie der Brustwandungen wurden nun mit der sterilisirten Ordtmann ’schen Spritze zwischen die beiden hinter den Schultern gelegenen Zwischenrippenräume links zwei und rechts drei Spritzen voll jener Brühe in die Lungen gespritzt. Um den Impfstoff möglichst in den Lungen zu verbreiten und — nach dem Beispiele von Schütz — besonders die dem Brustfelle nahe gelegenen Lungen- theile zu treffen, wurde während des Einspritzens die Spritze lang- sam herausgezogen. Ich will noch bemerken , dass vor der Operation der Gesund- heitszustand des Pferdes eingehend geprüft und für gut befunden wurde. 414 Fiedel er, Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestiite. 38,0 T. 40 P. 8 Athemzüge. Auskultation und Percussion der Brusthöhle lieferten ein nega- tives Ergebniss. 7 Stunden nach dem Einspritzen stöhnte das Pferd , stand krummbuckelig da und frass nicht. 39,7 T. 35 P. 24 Athemzüge. Am 10. Februar (Morgens): 40,7 T. 60 P. 27 oberflächliche Athemzüge. Appetit fehlte gänzlich, auch das Saufwasser wurde fast ver- schmäht. Die Bindehaut war intensiv gelbroth ge- färbt. Grosse Abgeschlagenheit und Stöhnen beim Perkutireu, beschi'änkte Dämpfung an den Impfstellen. Wegen grosser Inanspruchnahme meiner Zeit, welche besonders durch meine in Aussicht stehende Versetzung bedingt wurde, musste ich meine bakteriologische Thätigkeit für die nächste Zeit einstellen und war nicht einmal im Stande , über den Krankheitszustand des Impfpferdes täglich einen Befundbericht aufzunehmen. Impfpferd am 13. Februar : 40 T. 60 P. 24 coMo-abdominale Athemzüge. Bindehäute gelb gefärbt. Auf beiden Brustseiten an den Impf- stellen Dämpfung und Beibegeräusche. Am 19. Februar musste das Impfpferd getödtet werden. Zunächst wurde auf die angegebene Weise aus der Drosselvene 1 Spritze voll Blut abgelassen und erfolgte dann die Tödtung mit- telst des Bruststiches. Die Leichenöffnung, welche wenige Stunden vor meiner Abreise erfolgte, musste sich auf die Oeffnung der Brusthöhle beschränken. „Beide Lungen sind in der Mitte auf einer handgrossen Stelle, in deren Mitte die Stichkanäle liegen, mit den Rippen fest ver- wachsen, so dass die Trennung mittelst eines Messers erfolgen musste. Beide Pleurablätter rauh und undurchsichtig, stellen- weise stark verdickt und mit dünnen, schmutzigen Platten be- legt. Die Lungen unvollständig zusammengefallen, fühlen sich auf einer ungefähr in der Mitte der Hauptlappen gelegenen, kinds- kopfgrossen Stelle derb und fest an. Auf der Schnittfläche tritt in der linken Lunge, dicht unter dem an dieser Stelle glatten und lederartigen Ueberzuge, eine hühnereigrosse Höhle zu Tage, welche mit fetzigen , schmutzigen Massen gefüllt ist und rauhe Wände aufweist. Rein sch, Zur bakteriologischen Untersuchung des Trinkwassers. 415 In der Nachbarschaft dieser grossen Höhle befinden sich noch zwei kleinere, etwa wallnussgrosse Höhlen. In der rechten Lunge, ebenfalls dicht unter dem Lungenfelle, sind vier solcher Höhlen, von denen die grösste die Grösse eines Taubeneies erreicht. Das diese Höhlen umgebende Lungengewebe ist fest, luftleer, dunkelroth gefärbt, auf dem Durchschnitte fein gekörnt und tro- cken. Die interlobulären Bindegewebszüge sind sulzig infiltrirt, so dass, wie der bei der Untersuchung der Lunge anwesende Herr Kollege Richter richtig bemerkte, die Hepatisation das Bild der Lungenseuche zeigte. Die Bronchialdrüsen sind markig geschwollen. Aus den Lungen und dem Blute wurden angelegt: je 3 Plat- ten. Der rechte, hepatisirte Lungentheil wurde darauf in eine steri- lisirte Glasglocke gelegt und mit nach Breslau genommen, wo die Untersuchungen fortgesetzt wurden. Am 22. Februar wurden zunächst in Ausstrichpräparaten, welche aus den Lungen und der Drüse angefertigt waren, zahlreiche ovoide Bakterien nachgewiesen. Ferner wurde mit je einem linsengrossen Lungenstückchen ge- impft : Maus 21 u n d 22 , und mit je einem linsengrossen Blut- gerinnsel, welches in dem Blutserum herumgeschwenkt war: Maus 23 und 24. Mit einer Oese voll Blut, 3 Tage nach der Gewinnung, wurden angelegt: 3 Platten. In den am 19. Februar angelegten Lungenplatten waren am 27. d. M. in entsprechender Vertheilung unendlich zahlreich charakte- ristische Kolonieen gewachsen, ebenso, wenn auch weniger zahlreich, in den Blutplatten , von denen eine geschmolzen gewesen war und deshalb die Kolonieen in häufen- und kettenweiser Anordnung zeigte. (Schluss folgt.) Zur bakteriologischen Untersuchung des Trinkwassers. [Aus dem bakteriologischen Laboratorium des Untersuchungsamtes für die Provinz Schleswig-Holstein in Kiel.] Von Dr. A. Reinsch. Bekanntlich findet man bei der Züchtung von Bakterien, dass das Wachsthum der verschiedenen Arten abhängig ist von der chemi- schen Zusammensetzung der Nährböden. Hat man daher in einem Untersuchungsobjekte, wie z. B. Trinkwasser, eine grössere Anzahl verschiedener Bakterienarten, so wird nur ein bestimmter Theil der Keime auf demselben Nährboden ausgesät, zur Entwicklung gelangen, nämlich nur diejenigen Keime, für welche de.r gewählte Nährboden zur Entwickelung günstig ist. Es ist daher naheliegend, dass man 416 Reinsch, für derartige Untersuchuugeu, bei welchen die Zahl der aus einer bestimmten Menge des Untersuchungsobjektes erhaltenen Kolonieen eine wichtige Rolle spielt, gern einen Nährboden anwendet, welcher die Entwickelung möglichst aller Keime gestattet. Ein solch idealer Nährboden ist bis jetzt jedoch noch nicht gefunden und müssen wir uns mit den vorhandenen begnügen, von welchen Koch’s 10°/u Fleisch- wasser-Pepton-Gelatine wohl der für Wasseruntersuchungen zweck- raässigste und meist angewandte ist. Wie verschieden aber die Resultate bei Trinkwasseruntersuchungen unter Anwendung dieses Nährbodens ausfallen können, sobald man die Zusammensetzung desselben etwas ändert, z. B. mehr oder weniger alkalisch macht, ersah ich aus einigen Versuchen, die ich in dieser Richtung anstellte. Nach der in den meisten bakteriologischen Handbüchern ange- gebenen Vorschrift soll die Koch’sche Nährgelatine von schwach alkalischer Reaktion sein. Um die Bedeutuug dieser alkalischen Reaktion der Nährgelatine festzustellen , bestimmte ich den Keim- gehalt ein und desselben Wassers unter Anwendung von Nährgelatine von verschiedenem Gehalte an Alkali. Der Versuch wurde in der Weise ausgeführt, dass je 10 ccm der nach Vorschrift hergestellten, schwach alkalischen Nährgelatiue mit steigenden Mengen einer kon- zentrirten Lösung von Natriumkarbonat versetzt wurden und hierzu je 1/2 ccm des zu untersuchenden Wassers. Ich verwandte zu den Versuchen hauptsächlich uufiltrirtes Elbwasser, entnommen unter- halb Hamburg- Altona, in welchem sich zur Zeit immer 20—30 ver- schiedene Arten von Bakterien befanden, und welches, was sowohl Zahl der Arten als auch Anzahl der Keime anbetrifft, sehr wechselt. Wegen der grossen Keimzahl wurde das Elbwasser für diese Ver- suche mit sterilisirtem Wasser entsprechend verdünnt. Die beiden nachstehend angegebenen Versuchsreihen sind aus 8 angestellten Ver- suchen herausgegriffen, und zwar ist No. I derjenige der Versuche, welcher den grössten Unterschied in der Keimzahl beim Steigen des Alkaligehaltes im Nährboden zeigte, während No. II derjenige Ver- such ist, bei welchem die geringste Differenz auftrat: No. I. Menge des Na^CO., zugesetzt zu 10 cein schwach alkalischer Nährgelatine Zahl der entwickelten Keime Ohne Zusatz 475 0,00504 Gramm Na8C03 1 140 0,01008 „ „ 2976 0,02016 „ „ 2486 0,03024 „ „ 1612 0,05040 „ „ 1302 0,07560 „ „ 748 0,10080 „ „ 348 0,15120 „ 216 0,20160 „ „ 74 0,30240 ,, „ 0 Zur bakteriologischen Untersuchung des Trinkwassers. 417 No. II. Menge des Na2COg zugesetzt zu 10 ccm schwach alkalischen Nährgelatine Zahl der entwickelten Keime Ohne Zusatz 436 0,0106 Gramm Na2C03 588 0,0212 „ „ 740 0,0318 „ „ 592 0,0424 582 0,0530 „ „ 205 0,1060 16 0,1590 „ „ 4 0,2120 „ 0 Man sieht namentlich an No. I dieser Tabellen, wie gross der Einfluss des vermehrten Alkaligehaltes im Nährboden auf die Ent- wickelung der Keime sein kann. Bei Zusatz von 0,005 Gramm Na 2 CO 3 zu 10 ccm Gelatine entwickeln sich statt der ursprünglichen 475 Keime 1140, also fast das 2 1/2-faelie, bei Zusatz von 0,01 Gramm mehr als das 6-fache. Bei letzterem Alkalizusatze scheint für diese Wasserprobe das Wachsthumsoptimum zu liegen, da bei grösserem Alkalizusatz eine Verminderung der Keime bis zum gänzlichen Aus- bleiben derselben eintritt. Im Versuch No. II steigt die Keimzahl im günstigsten Falle nur bis fast auf das Doppelte von der mittelst schwach alkalischer Nährgelatine erhaltenen. Um anderseits die Ab- nahme in der Entwickelung der Keime bei der Neutralisation und beim zunehmenden Säuregehalte festzustellen, wurden der schwach alkalischen Nährgelatine steigende Mengen von Weinsäure zugesetzt. Die Verminderung der Keime bei fortschreitendem Säuregehalt wird durch folgende Tabelle veranschaulicht: No. III. Menge der Weinsäure zugesetzt zu 10 ccm schwach alkalischer Nährgelatine. Zahl der entwickelten Keime. Ohne Zusatz 406 0,0028 Gramm Weinsäure 340 0,0056 „ ,, 173 0,0084 19 0,0112 11 0,0140 6 0,0224 0 Wie aus den beiden ersten Tabellen hervorgeht, war der schwach alkalische Nährboden nicht im Stande, den grössten Theil der in dem untersuchten Wasser befindlichen Keime zur Entwickelung gelangen zu lassen und bedurfte es erst einer deutlich alkalischen Reaktion des Nährbodens, um dies zu bewirken. Dass dieses Ergebniss unter Umständen auch für die Praxis von Wichtigkeit sein kann , dürfte aus folgender Betrachtung hervorgehen: Bei der Bereitung der Nähr- gelatine wird wohl in den meisten Laboratorien die Reaktion mittelst Lakmuspapier festgestellt. Wie aber jeder Praktiker aus Erfahrung weiss, ist die Empfindlichkeit der Reaktion des Lakmuspapieres eine sehr x. bi. 27 418 Gährung. verschiedene und ist somit die Möglichkeit gegeben, dass in ein und demselben Trinkwasser in dem einen bakteriologischen Laboratorium mehr Keime gefunden werden, als in dem anderen , je nachdem die schwach alkalische Reaktion mit wenig empfindlichem oder sehr empfind- lichem Lakmuspapier gestellt, d. h. je alkalischer der eine Nährboden gegenüber dem anderen gemacht wurde. Würden sich alle Trinkwässer gleich verhalten, so könnte diesem Uebelstande dadurch abgeholfen werden, dass man einen ganz bestimmten Alkaligehalt für die zu Trinkwasseruntersuchungen dienende Gelatine vorschreibt und diesen Alkaligehalt durch Titration, wie N. K. Schultz in No. 2/3 p. 54 d. Ztschr. angiebt, genau feststellt. Höchst wahrscheinlich werden aber die verschiedenen Wässer einen verschiedenen Gehalt an Alkali zur Hervorbringung der grössten Keimzahl erfordern, abhängig von den in dem betreffenden Wasser vorkommenden Arten von Bakterien. Vielleicht Hesse sich dennoch durch Vergleich der bakteriologischen Prüfung sehr vieler Wässer in obiger Richtung ein Durchschnitts- alkaligehalt für die Gelatine feststellen. Ganz gleichmässig werden die an verschiedenen Orten hergestellteu Fleischwasserpepton-Nähr- böden überhaupt nicht werden , da die chemische Zusammensetzung der Bouillon, wie man sich durch oft wiederholte Bestimmungen des Extrakt- und Aschengehaltes überzeugen kann, sehr grosse Schwan- kungen zeigt, ebenso wie auch das im Handel erhältliche Pepton nicht gleichmässig zusammengesetzt ist. Es wäre daher wünschens- werth, speziell für Wasseruntersuchungen einen Nährboden herzustel- len, dessen chemische Zusammensetzung genau bekannt und leicht kontrollirbar ist. Ueber Versuche, die im hiesigen Laboratorium in dieser Richtung angestellt werden, hoffe ich in nächster Zeit berichten zu können. Kiel, 23. Aug. 1891. Referate. Kayser, E., Contribution ä l’6tude physiologique des levüres alcooliques du lactose. (Annales de l’Institut Pasteur. 1891. No. 6.) Bekanntlich können nur die wenigsten Alkoholgährungspilze die Laktose vergähren ; es gibt indessen einige Arten, welche von dieser Regel ausgenommen sind. Mit drei solchen Arten stellte Verf. eine vergleichende physiologische Untersuchung an, nämlich mit der vou Adametz beschriebenen Art, mit der von Duclaux beschriebenen und endlich mit einer vom Verf. selbst entdeckten neuen Art. Von dem reichen Inhalt der Abhandlung können nur die nachfolgenden Hauptresultate hervorgehoben werden. Keine der Arten vermochte es, Endosporen zu bilden, und sie können in Folge dessen nicht zu Saccharomyces gerechnet werden. Sowohl im feuchten als im trockenen Zustande zeigten sie ein verschiedenes Widerstandsvermögen hohen Temperaturen Gährung. — Diphtherie. 419 gegenüber. Auf Gelatine verhielten sich die drei Hefen im Wesent- lichen auf dieselbe Weise; die von denselben gebildeten Kolonieen breiteten sich mehr aus, als dies mit den von den Bier- und Weinhefepilzen gebildeten der Fall ist; in der Mitte befand sich eine dickere Partie, und die Ränder hatten ein myceliumähnliches Aussehen. Wenn man wünscht, dass sie in neutralen Flüssigkeiten und in Milch eine kennbare Gährung hervorrufen sollen, muss das Züchten bei einer ziemlich hohen Temperatur und bei genügender Lüftung vorgenommen werden. Der günstigste Wärmegrad war 25° bis 30° C. Während der eintretenden Alkoholgährung wird die Milch nicht schleimig, und sie koagulirt auch nicht. In Lösungen von Laktose, Saccharose, Maltose, Galaktose, Glukose und Invertzucker bildeten sie in allen Fällen Alkohol und Säure, aber in verschiedenen Mengen, auch hinsichtlich der am Ende der Versuche erzeugten Hefemassen war ein Unterschied. Im Gegensätze zur Brauereihefe vergähren sie nur mit grosser Schwierigkeit die Maltose. Am Schlüsse seiner Abhandlung stellt Verf. die Frage auf, ob es nicht möglich wäre, durch Hülfe der genannten drei Hefen die grossen Massen von Magermilch, welche bei der Käsefabrikation übrig bleiben, zu einem spirituösen Getränk umzubilden und so einen erhöhten pe- kuniären Ertrag zu erhalten. Die in dieser Hinsicht von ihm ange- stellten Versuche zeigten, dass man durch Verwendung von Milch- serum ebenso alkoholreiche Getränke, wie die stärksten Biersorten erhalten kann, gleichgültig, ob man durch Eindampfen in einen mehr konzentrirten Zustand gebrachtes Serum verwendet oder Laktose oder gemeinen Rohrzucker zu demselben setzt. Nur in letzterem Falle, bei Zusatz von Zucker, wurde ein wohlschmeckendes gutes Getränk erzielt. Verf. empfiehlt, in der letztgenannten Richtung praktische Versuche anzustellen. Emil Chr. Hansen (Kopenhagen). Spronck, Zur Kenntniss der pathogenen Bedeutung des Klebs-Loeffler’schen Diphtheriebacillus. [Experimen- telle Studie aus dem pathol. Institute in Utrecht.) (Centralblatt für allg. Pathologie und pathol. Anatomie. I. 1890. No. 7). Spronck gibt eine Uebersicht über die Ergebnisse zahlreicher von seinen Schülern vorgenommener Untersuchungen. Dieselben gipfeln in folgenden Punkten : In sieben Fällen wurden die diphtheritischen Membranen auf die Anwesenheit der Klebs’schen Bacillen geprüft, und letztere stets vorgefunden. Die gewonnenen Kulturen zeigten eine konstante Virulenz. Nur einmal wurde ein unschädlicher Pseudodiphtheriebacillus (Loeffler, v. Hofmann-Wellenhof) gefunden. Die Impfung frischer Kulturen auf die exkoriirte Trachealschleim- haut ergab bei Kaninchen positive Resultate. Die Angabe, dass die Diphtheriebacillen auf der unverletzten Schleimhaut nicht haften, wird bestätigt. Auch Inokulation durch Einstich in die freipräparirte Trachea des Kaninchens hatte oft einen positiven Erfolg, wobei die 27* 420 Diphtherie. Entzündung au der Stichstelle der Schleimhaut begann und ringsum auf die Umgebung fortkroch. Die diphtheritische Entzündung der Trachea veranlasst bei Ka- ninchen regelmässig Nephritis mit Albuminurie durch das resorbirte Diphtherieferment. In der erkrankten Kaninchentrachea zeigte sich in der der Schleimhaut aufliegenden fibrinösen Haut reichliche Wucherung der eingeimpften Bacillen. An einzelnen Stellen lagen die Bacillen un- mittelbar über oder selbst in der nekrotischen Epithellage. Mäuse und Frösche erwiesen sich immun, Meerschweinchen, Tauben und Kaninchen gegen die Impfungen sehr empfindlich. Bei Tauben und Kaninchen wurden öfter Lähmungserscheinungen beobachtet. Dieselben treten zuweilen auch bei Ueberimpfung sehr geringer Quantitäten von Diphtheriebacillen nach 4 bis 6 Wochen, beziehungsweise nach 1 bis 3 Wochen auf. Die Bacillen fanden sich bei an Diphtherie Verstorbenen auch im subkutanen Oedem des Halses in grösserer Entfernung von der Tracheotomiewunde vor. Die Bacillen wuchern nur lokal an der Infektionsstelle, an der Oberfläche der affizirten Schleimhaut resp. im subkutanen Binde- gewebe. Die Filtrate jüngerer Kulturen verursachten bei Meerschwein- chen, Tauben und Kaninchen nur in relativ grösseren Dosen krank- hafte Erscheinungen resp. den Tod; Filtrate älterer Kulturen zeig- ten eine mit dem Alter zunehmende ausserordentliche Giftigkeit, die sich dann auch bei Katzen und Hunden geltend macht. Die Ver- giftung mit den bacillenfreien Filtraten erzeugt dieselben krankhaften Erscheinungen, wie die Infektion mit den Bacillen. Tauben und Ka- ninchen können schadlos mit den giftigsten Filtraten gefüttert werden. Durch längeres Aufkochen verlieren die Filtrate ihre Giftigkeit. Sporenbildung wurde nicht beobachtet. Die Diphtheriebacillen sind auch dem Nahrungsmangel und der Fäulniss, sowie Desinfektionsstoffen gegenüber nur mässig widerstands- fähig. Dagegen zeigten durch Aussaat von ein getrockneten Bacillen erhaltene Tochterkulturen stets die nämliche volle Virulenz, wie die frischkultivirten Stäbchen. Auf Loeffler’schem Serum zeigen die Kulturen schon nach einem Monate eine beträchtliche Abschwächung der Virulenz, während dieselben ihre Vitalität bis gegen 3 Monate erhalten können. Die Aussaat der geschädigten Bacillen gibt regelmässig wieder vollviru- lente Tochterkulturen. Dittrich (Prag). Braun, Bericht über die Fortschritte in der thierischen Parasiteukuude. 421 Bericht über die Fortschritte in der thierischen Parasitenkunde. Von M. Braun in Königsberg i. P. (Fortsetzung.) B. Trematodes. Referent darf an dieser Stelle wohl zunächst darauf hinweiseu, dass der die Würmer behandelnde vierte Band von dem gross ange- legten Werke: „Bronn’s Klassen und Ordnungen des Thier- reiches“, welcher von Pagenstecher begonnen wurde, nun vom Referenten fortgesetzt wird. Die bisher erschienenen Lieferungen (7 — 17. pg. 209—560. Taf. VI — XVII) behandeln u. A. die parasiti- schen Dicyemiden und Orthonectiden, sowie von den Trema- tod en die sogenannten raonogenetischen; über die ersteren wird nur nach den vorhandenen Darstellungen referirt, wogegen manches Neue über den Bau der Trematoden mitgetheilt wird. Die Fortsetzung wird zunächst die digenetischen Trematoden umfassen. Einen Ueberblick über die Eiformen der Trematoden erhalten wir durch Ernesto Setti (15): Für die Monogen ea ist die Spindelform, für die Digenea die ellipsoidale Form charakteri- stisch, doch besitzen einige Digenea (Monostomum verruco- sum, Distomum fasciatum, D. flexuosum etc.) spindelför- mige und einige Monogenea (Mesocotyle squillarum, Pla- giopeltis thynni, Polystomum ocellatum etc.) elliptische Eier. Am meisten weichen die Eier der Tristomiden vom Typus ab, da sie drei- oder vierkantig sind und durch weiteres Ausziehen oder Atrophiren einiger oder aller Kanten sehr verschiedene Formen an- nehmen, übrigens gelegentlich auch beim selben Individuum variiren. Weniger zahlreiche Ausnahmen kommen bei den Digenea vor, einige Arten haben ovale, einige spindelförmige Eier, sehr selten sind bimförmige Eier. Charakteristisch sind ferner für die Eier der Monogenea die in der Ein- oder Zweizahl vorkommenden Fila- mente, die nur bei Polystomum und Gyrodactylus ajuricu- latus fehlen, wogegen unter den Digenea nur die Eier ganz weniger Arten (Dist. polymorphum, sinuatum, fasciatum, Gobii, croaticum; Monost. foliaceum, capi tel la t um , spinosissimum, verrucosum und Opisthotrema cochle- are) ein Filament führen. Farbe und Grösse variiren ebenfalls; die grössten Eier besitzt Temnocephala chilensis (0,5 mm lang, 0,25 mm breit), die kleinsten Distomum heteroporum (0,020 resp. 0,008 mm). G. Saint-Remy veröffentlicht eine „Synopsis des tr6ma- todes monogdneses“ (16), in welcher wir einen Schlüssel zur 422 B r a u u , Bestimmung der Familien, Subfamilien und Gattungen, Beschreibung aller bekannten Arten und Abbildungen charakteristischer Vertreter erhalten, eine verdienstliche Arbeit , die Jedem , der sich mit dieser Thiergruppe beschäftigt, grossen Nutzen gewähren wird. Derselbe Autor (17) berichtet über die Genitalien von Mi- crobothrium apiculatum Olss. von den Kiemen eines Haies, Acanthias vulgaris; bemerkenswerth ist das Vorkommen nur eines Hodens und einer links sich öffnenden Vagina, weil die nächst- verwandte Gattung Pseudocotyle, zu der von Einigen Micro- cotyle gezogen wird, zahlreiche Hoden und eine paarige Vagina besitzt. Nach Fr. S. Monticelli (18) sind die beiden retraktilen Ten- takel von Tristomum und Acanthocotyle auch der Struktur nach echte Tastorgane; das Gleiche gilt vom Vorderrande des Kör- pers zwischen den Saugnäpfen von Trochopus und Placunella, ferner von den Rückenpapillen von Tristomum papillosum und endlich bei jenen Tristomen, deren vordere Saugnäpfe einander in der Mittellinie berühren (Epibdella, Nitzschi a), von den Saug- näpfen, die ausserdem noch reich an Hautdrüsen sind. Es folgen dann genaue Angaben über die vom Hirn abtretenden Nerven und systematische Bemerkungen. Ohne von der Mittheilung des Ref. über den Canalis vitello- intestinalis (vergl. d. Centralbl. Bd. IX. 1891. p. 52) Kenntniss zu haben, berichtet S. Goto (19) über die Existenz dieses Ganges bei A x i n e (2 sp.), Microcotyle (8 sp.), O c t o b o t h r i u m (2 sp.), und Diplozoon (1 sp.). Letzteres, eine neue Art von den Kiemen der Karausche (Carassius vulgaris) in Japan (Diplozoou nipponicum), erfährt eine ausführliche anatomische Schilderung durch denselben Autor (20). Unter dem Namen Anoplodiscus beschreibt P. S o n s i n o (21) einen auf den Kiemen von Pagrus orphus lebenden, zwischen den Tristomeen und Gyrodactyliden stehenden Trematoden; er besitzt zwei Sauggruben am Vorderende und vier Augenflecke ; hintere Haft- scheibe saugnapfartig, unbewaffnet; ein Hoden; männliche Genital- öffnungmedian gelegen, mitSpiculum; Vaginalöffnung links; Anopl. Richiardii n. sp. 5—7 mm lang, 1,3 mm breit. Ferner werden als neue Arten beschrieben: Tristomum iu- terruptum Monticelli (18) von den Kiemen des Thymus bra- chypterus — Neapel, Tr. Levinsenii Montic. (18) von den Kiemen eines T h y n n u s aus dem zoologischen Museum in Kopen- hagen, und Trochopus differens Sonsino (22) von Cantharus lineatus Montic. Als neue Wirthe werden angegeben von P. Sonsino (23): Tetrapterus belone (Sizilien) und Orthagoriscus mola (Neapel) für Tristomum coccineum, Umbrina ci rr osa (Pisa) für Diplectanum aequans Dies, und Calceostoma inerme Par. et Per. Grössere monographische Darstellungen über digenetische Tre- matoden sind dem Ref. nicht bekannt geworden, doch ist zu erwäh- nen, dass G. Brandes seine Arbeit „über die Familie der Holosto- Bericht über die Fortschritte in der thierischen Parasitenkunde. 423 miden“, über welche wir schon früher berichtet haben (d. Centralbl. VI. 1889. p. 241), nun auch mit Abbildungen publizirt hat (24). Der eifrige Fr. Sav. Monticelli hat, wie vor Kurzem auch H. 0. Juel (vergl. d. Centralbl. VIII. 1890. p. 54) die Dujardin’- sche Untergattung von Distomum, Apoblema zum Gegenstände besonderer Studien gemacht (25), eine Arbeit, die um so wichtiger erscheint, als sie z. Th. auf der Untersuchung der im Berliner Mu- seum aufbewahrten Originale von R u d o 1 p h i und W a g e n e r basirt ist. Mit Juel spricht sich auch unser Autor dafür aus, Apoblema zu einer selbständigen Gattung zu erheben und von Distomum zu trennen ; neben den besonderen Verhältnissen im Genitalapparat (vide Juel 1. c.) spricht auch der in verschiedener Länge vorkom- mende und einziehbare Schwanz dafür, den Monticelli schon bei den in Cyclopiden lebenden Jugendstadien findet und für einen um- gewandelten Cercarienschwanz hält. Demnach würden die Apo- ll lern a- Arten primitivere Formen darstellen, als die Distomen. In Bezug auf die Synonymie ist zu erwähnen, dass nach Mon- ticelli das Rudolphi’sche Distomum (Apoblema) appen- diculatum identisch ist mit D. ventricosum Wagener und D. ocreatum Olss., dass ferner zu Apoblema ocreatum Rud. gehören D. ventricosum van Beneden und D. Carolinae Stoss., und dass endlich das von Monticelli selbst als D. ocreatum aus Clupea pilchardus beschriebene Thier eine neue Art (D. Stos- sich i i) darstellt ; im Ganzen umfasst die Gattung Apoblema 10 Arten. Während der vierten Campagne der Yacht „Hirondelle“ unter Albert I. von Monaco sind auch zahlreiche Thynnus alalonga im atlantischen Ocean gefangen und auf ihre Parasiten untersucht wor- den. Die dabei theils in der Musculatur des Kiefers, theils einge- kapselt an den Kiemen, theils frei im Darm gefundenen Nematho- bothrien hält R. Moniez (26) alle für ein und dieselbe Art (Ne- matobothrium Guernei n. sp.) und erklärt die Verschiedenheiten als durch den verschiedenen Wohnort bedingt; das Aussehen dieser Thiere lässt viel eher Nematoden oder Cestoden vermuthen, da der Körper sehr lang gestreckt (bis 50 cm) und quer gerunzelt ist. Die beiden Genitalöffnungen liegen ganz vorn und vor einander; enorm lang sind die beiden Hoden, der Keimstock und der Uterus; am hinteren Körperende mündet das Exkretionssystem aus, von dem nur der bis nach vorn reichende Medianstamm erkannt worden ist ; andere Organe scheinen zu fehlen. Die in Cysten befindlichen waren immer zu zweien eingeschlossen. An einem 70 mm langen Distomum goliath van Ben. aus Balaenoptera rostrata erkannte E. Lönnberg (27) die Dotter- stöcke als grosse, grauschwarze Flecke, welche im hinteren Drittel des Körpers in vier Reihen geordnet sind, die die ganze Körperbreite (9 mm) einnehmen. Vorn trennen sich die beiden medianen Flecken- reihen von einander und hören dann auf, so dass ein medianes helle- res Feld an den Seiten von je einer Fleckenreihe begrenzt wird. Das vordere Körperdrittel ist wieder von den auch hier in vier Reihen angeordneten Dotterstockfollikeln eingenommen, die hier noch dich- 424 Braun ter als hinten stehen. Von dem Ta sc he nb erg’ sehen Genus Di- dymozoon beschreibt Lönnberg eine an den Kiemen von L a m p r i s guttatus eingekapselt gefundene neue Art (D. lamp ridis), welche etwa 30—35 mm lang wird ; sie waren stets zu zweien in einer Cyste, aber nicht verwachsen. Das vordere Saugorgan, welches Tascheu- berg als Pharynx betrachtet — der übrige Darm ist geschwunden — ist wohl richtiger mit Lönnberg als der erhalten gebliebene Mundsaugnapf zu deuten, wenigstens besteht er aus Radiär- und Cirkulärmuskeln, auch scheint ein hinter ihm gelegener, undeutlicher Körper das Rudiment des Pharynx zu sein. Der Verlust des Darmes hängt wie die schwache Entwickelung der Muskulatur mit der Le- bensweise in Cysten zusammen. Neue Arten: Distomum album, Darm von Cantharus sich 28). D. Linstowii, Darm von Testudo graeca Diplostomum cobitidis, Leibeshöhle von (v. Lin stow 29). Neue Wirthe: Lestris Buffonii für Hemistomum spathaceum Dies. (Lönn- berg 27). Larus ridibundus für Holostomum platycephalum (P. M 6 g - n i n 30). Mugil cephalus für Dist. viviparum v. Ben. = D. Benedenii Stoss. (Sonsino 22). Crenilabrus griseus für Dist. commune Olss. (ibidem). Aquila chrysaetus und Astur palumbarius für Holost. ma- crocephalum Rud. (Stossich 31). Circus aeruginosus für Hol. macrocephalum, Hemist. spatula Dies, und Dist. crassiusculum Rud. (St os sich 32). Circus cyaneus für Hol. macrocephalum Rud. (ibid.). Uranoscopus scaber für Dist. rufoviride (ibid.). Notidamus griseus für Dist. veliporum Crepl. (ibid.). T h a la s s oche ly s corticata für Monost. t r i g o n o c e phal u m Rud. (Stossich 33). Strix noctua für Holost. macrocephalum Rud. (ibid.). Ardea cinerea für Dist. hi ans Rud. (ibid.). Anas boschas Dom. für Monost. attenuatum (Braun 34). Helix nemoralis und H. strigella für Cercariaeum helicis Meck. (ibid.). Das im Jahre 1840 von Nu man beschriebene und von Setten aus der vorderen Augenkammer eines Pferdes extrahirte Mono- stomum Setteni ist nach Blanchard und R a i 1 1 i e t (35) eine Oestridenlarve , doch lässt sich nicht mehr bestimmen , zu welcher Art dieselbe gehört ; D i e s i n g hatte diese Form zu Pentasto- mum gestellt, was jedoch Leuckart bereits als nicht richtig er- kannte. orbicularis (Stos- (ibidem). Cobitis barbatula Bericht über die Fortschritte in der thierischen Parasitenkunde. 425 R. Blanchard hat in seinem „Trait6 de Zoologie mödicale“, einem in Deutschland wenig verbreiteten , aber vortrefflichen Werke, zwanzig authentische Fälle von Distomum hepaticum beim Menschen gesammelt; er fügt diesen einige weitere hinzu (36): zuerst einen und zwar den ersten aus Spanien stammenden Fall, den bereits V. Sagarra (37) publizirt hat; es handelte sich um einen 42-jährigen Bauern, der seit 4 Mouaten an Anasarca, grossem Durst, Appetitlosigkeit und Verstopfung litt; irgend ein organisches Leiden konnte nicht gefunden werden. Auf eine Dosis Ricinusöl entleerte der Patient vier erwachsene Distomen ; trotzdem besserte sich der Zustand nicht, vielmehr trat der Tod unter den Erscheinungen von Lungenödem nach 18 Monaten ein; leider ist die Sektion nicht ge- macht worden. Ein weiterer Fall, und zwar der erste aus Russland, ist wenig sicher, da es sich nur um ein mit Karmin gefärbtes und in dem Ferdinand-Maximilians-Museum in Triest aufbewahrtes Di- stomum hepaticum handelt, welches die Aufschrift führt: „ex hepate humano , Russia“ ! ; alle weiteren Angaben fehlen. Da die Karminfärbung erst im Jahre 1858 eingeführt worden ist, so kann der Fall nicht älter sein. Vielleicht gehört auch folgender Fall zu D. hepaticum; derselbe wird von J. Hogg(38) nach den Angaben eines befreundeten Arztes erzählt, klingt aber romanhaft genug : Eine Dienerin litt seit einiger Zeit an Zahnschmerzen und Facialis-Neural- gieen; Extraktion eines Backenzahnes brachte nur vorübergehende Linderung, und als nach 3 oder 4 Monaten die Schmerzen wieder- kehrten und alle Mittel vergeblich waren, nahm die Patientin ihre Zuflucht zu einer weisen Böhmin. Diese rieth ihr, „den Wurm mit Bilsenkrautsamen auszuräuchern“ — gesagt, gethan ; Bilsenkrautsamen wurde über glühende Kohlen gestreut, der Rauch eingeathmet und nach kurzer Zeit fielen 6 oder 8 Würmer aus den Zähnen in ein darunter gehaltenes Glas Wasser! Aber auch dies half nur für eine gewisse Zeit; als die Schmerzen von Neuem begannen und jeder Be- handlung trotzten, rieth nun der Arzt selbst zur Wiederholung der Ausräucherung vor seinen Augen, und siehe da — „ein kleiner, zap- pelnder Wurm“ kam zum Vorschein, den der Arzt an Hogg sandte; später folgten noch mehrere ; vier waren schlecht erhalten, einer aber gut, und diesen einen von 4,2 mm Länge erklärt Hogg für eine junge Cercarie. Der gelblichbraune Kopftheil endet mit einer saug- napfartigen Bildung ; am Beginn des hinteren Drittels liegt eine wei- tere Oeffnung, dort findet sich auch das Ende des gerade verlaufenden Darmes. Ist diese Beschreibung schon eine sehr ungenügende und lässt dieselbe auf einen Autor schliessen , der Trematoden nur ober- flächlich kennt, so gilt dies noch mehr von der Deutung des Fundes als einer Cercarie und den Ansichten, die Hogg über die Infektion äussert: wenn auch zuzugeben ist, dass Distomeneier in den Mund und Magen eines Menschen, z. B. durch den Genuss von infizirter Schafleber oder auch durch Wasser, eingeführt werden können (der Autor denkt nach Blanchard auch noch an Fische und Geflügel), und wenn ersteres gewiss oft genug vorkommt , so ist es doch ganz undenkbar, dass diese Eier sich in einem hohlen Zahne oder in einer Zahnalveole des Kiefers zu den Würmern entwickeln sollen, die 426 Braun schliesslich ausgeräuchert worden sind. Diese Annahme tischt aber der Autor seinen Lesern auf. Wenn der Fall überhaupt authentisch ist, so kann es sich nur um verirrte, im verpuppten Zustande eingeführte Distomen handeln, die schliesslich einen oder mehrere Abscesse ver- ursachten und bei spontaner Oeffnung derselben zum Vorschein ge- kommen sind ; solche Distomenabscesse sind wiederholt gesehen worden. Dass Distomum sinense Cobb. in Ostasien recht häufig ist, wird immer mehr theils durch Beobachtungen entsprechender Fälle an ausgewanderten Chinesen, theils durch die Publikationen franzö- sischer Aerzte aus Tonkin bestätigt; auch Blanchard (36) erhielt aus dem Militärhospital zu Hanoi zwei Fläschchen, jedes mit ca. 100 Distomen, welche bei der Sektion zweier anamitischer Soldaten ge- funden worden waren; ebenso schickte Dr. P. Loye ein Gefäss mit einem Stück Leber und einer solchen Anzahl Distomen aus Hanoi ein, dass B 1. , wenn es nicht ausdrücklich versichert worden wäre, nicht au die Herkunft derselben von einer Sektion geglaubt hätte. Ausser erwachsenen Thieren von 14 mm Länge kamen auch solche von 8 mm vor, was wohl auf eine öftere Infektion schliessen lässt. Die Eier schwanken nach Bl. zwischen 0,023 und 0,030 mm in der Länge und 0,013 — 0,016 mm in der Breite. Die von J. Ijima ent- deckte Verdickung an dem einen Pole der Schale fehlt manchen Eiern. Wie Blanchard (36) ferner berichtet, war auf dem Aerzte- kongress der Insel Cuba im Anschluss an einen Fall die Frage ven- tilirt wordeD, ob Bilharzia haematobia daselbst vorkäme; da- für trat Dr. Semprum ein , der aber den Parasiten konstant D i - stoma hematoma nennt, während Dr. Diago auf Grund der Untersuchung des Blutes des betreffenden Kranken die Parasiten für Filarien erklärte. An und für sich wäre die Geschichte nicht er- wähnenswerth, wenn nicht ein französisches Journal (Bulletin medical. T. IV. 1890. p. 281) die Sache aufgenommen hätte; freilich lässt dieses den schönen Speziesnamen weg und spricht nur von einem Distoma. Dem gegenüber ist nach Blanchard bei Zeiten zu be- tonen, dass Dr. Diago völlig Recht hat. Iu einem anderen Falle dagegen, der ebenfalls auf Bilharzia haematobia zurückgeführt wird, handelt es sich nach Blan- chard (36) wahrscheinlich um ein Infusorium. Villeneuve, Pro- fessor für Chirurgie an der ficole de mödecine in Marseille, hat bei einem Kranken, der, in Corsica geboren, in Tunesien gedient hatte, aber niemals in Aegypten war und wegen einer Kontusion der Schulter das Hospital zu Marseille aufsuchte, im Urin einen sich lebhaft be- wegenden, schliesslich aber in einem Haufen von Leukocyten hängen bleibenden, kugeligen, bewimperten Körper für den Embryo von Bil- harzia gehalten und den Fall als B ilharzia -Krankheit publi- zirt (39). Mit Recht macht Blanchard (36) darauf aufmerksam, dass weder die Beschreibung des wimpernden Wesens ausreicht, noch dass sonst die Umstände dafür sprechen, dass Bilharzia vorliegt und in Tunis vorkommt; der Bilharzia -Embryo ist nämlich nicht kugelig, sondern elliptisch oder ovoid, er schlüpft auch nur ganz Bericht über die Fortschritte in der thierischen Parasitenkunde. 427 ausnahmsweise im Uriu selbst aus und würde bei seiner Länge von etwa 0,150 mm auch nicht unter dem Deckglas so lebhaft schwim- men, dass seine Verfolgung, wie angegeben, schwierig wäre, auch würde er kaum von Leukocyten aufgehalten werden können ; wahr- scheinlich handelt es sich um Cy Storno nas urinaria oder ein anderes Protozoon. C. Cestodes. Zuerst weisen wir auf die von J. Ch. Huber verfasste „Biblio- graphie der klinischen Helminthologie“ hin, von der uns das erste, den Echinococcus cysticus umfassende Heft vorliegt, das mehr bietet, als der Titel angibt, da die Fälle von Echino- coccus beim Menschen auch nach den Organen und Systemen ge- ordnet sind. Bei der ausserordentlich zerstreuten Litteratur sind Sam- melwerke wie das vorliegende ein nicht genug zu schätzendes Hülfs- mittel bei der Arbeit, das in erster Linie dem Arzte von Nutzen sein wird. Zu den Tänien des Menschen uns wendend, sind drei Fälle von Taenia nana Sieb, aus Pisa nach P. Sonsino (40) an- zuführen. In dem ersten handelt es sich um ein neunjähriges Mäd- chen aus Cascina, in deren Faeces die Eier genannter Tänie gefunden wurden, ohne dass es möglich war, der Würmer selbst habhaft zu werden ; das Gleiche gilt für einen zweiten Fall, ebenfalls vom Okto- ber 1889, der einen Mann, welcher gleichzeitig wenige Anchylo- stoma duodenale besass, betrifft. Erst bei der dritten Beobach- tung an einem 7-jährigen, ebenfalls aus Cascina stammenden Mädchen wurden auch die Würmer abgetrieben und diese bestätigten die zu- nächst auf die Eier hin gestellte Diagnose. Die kleine Patientin, die seit ihrem dritten Jahre an Verdauungsstörungen und abnormer Ge- schmacksrichtung litt, so dass sie Kalkschutt, Kohle und selbst thierische Exkremente zu sich nahm, war recht heruntergekommen, schlecht genährt, bleichsüchtig und klagte über ganz unbestimmte Schmerzen bald im Leibe, bald in den Extremitäten. Anhaltspunkte für eine Erkrankung der Lunge, Leber, Milz oder Nieren waren nicht vorhanden, dagegen abnorme Verdauungserscheinungeu ; bei der Un- tersuchung der Faeces fanden sich Eier von Trichocephalus, Ascaris und der Taenia nana; auf eine Dosis Santonin und Ri- cinusöl wurden Oxyuren, aber keine Ascariden entleert; am dritten Tage erhielt die Patientin Extr. fil. mar. aeth. und Calomel — es erfolgten 5 Entleerungen, von denen die ersten drei etwa 100 kleiue Tänien mit allen Charakteren der Taenia nana enthielten , die beiden letzten nur Oxyuren zu Tage förderten. Acht Tage nach Be- ginn der Kur, die übrigens gut vertragen wurde, ergab die Unter- suchung der Faeces in Bezug auf Tänien- und Oxy uris-Eier einen negativen, für Trichocephalus- und Ascaris -Eier positiven Befund ; trotzdem ging auf Gaben von Santonin, Ricinusöl und Kalo- mel keine Ascaris ab, doch kam eine solche mit Oxyuren am näch- sten Tage zum Vorschein ; Tags darauf reiste die Patientin nach Hause. Die entleerten Tänien waren alle abgestorben und vielfach bereits iu Loslösung der Proglottiden begriffen ; das grösste Exemplar 428 Braun, war 25 mm lang, die Glieder bis viermal so breit, als lang; reife Proglottiden konnten mehr als 30 an ihm gezählt werden. Hinzu- gefügt wird noch, dass die Eier keines Helminthen so schwer in den Faeces aufzufinden sind, wie die von Taenia uana. Otto Wern icke (41) berichtete vor Kurzem über Taenia nana, die er bei der Sektion eines an Phthise verstorbenen, 28 jäh- rigen , argentinischen Matrosen in Buenos - Ayres gefunden hatte ; 2 von den 30—40 gefundenen Exemplaren erhielt R. Blanchard (42), der nach genauer Untersuchung derselben die Diagnose bestätigte; es ist dies der zweite Fall aus Amerika, die erste Beobachtung stammt von E. A. Spoon er aus dem Jahre 1872 (Philadelphia). In einer Schrift, welche dem Arzt wie dem Zoologen gleich viel bietet, fasst R. Blanchard (43) unsere Kenntnisse über die Tänien- gattung Hymen olepis zusammen, zu der die in letzter Zeit so viel besprochene Taenia nana gehört. Entgegen Grassi wird die Verschiedenheit dieser Art von T. murina aufrecht erhalten; wenn auch Kopf, Haken und Hals bei beiden Formen sehr ähnlich sind, so sind doch die Saugnäpfe bei Taenia nana mehr gestreckt, das Rosteilum länger und mit mehr Häkchen versehen; die Eier sind rund , seltener oval (bei T. murina elliptisch) , auch kleiner (30 — 37 /.t bei den kugligen, bis 48,50 und selbst bis 55 fi bei den ovalen — gegenüber 65 fi bei T. murina); dementsprechend ist auch der sechshakige Embryo bei T. nana bedeutend kleiner, ebenso seine Häkchen, wie denn T. nana selbst kleiner, als T. murina ist (17 — 25 mm gegenüber 25 — 40 mm). Zu diesen Ver- schiedenheiten kommt auch noch die verschiedene geographische Verbreitung: man kennt T. murina aus Frankreich, Deutschland und Italien, die T. nana aber nur aus letzterem von den genannten Ländern und anderen Orten, an denen T. murina nicht konstatirt ist. Sind beide Formen nicht identisch, so ist auch die Infektionsquelle für T. nana noch unbekannt, wenn auch anzunehmen ist, dass sie sich ebenso wie die zweifellos nahe verwandte T. murina verhalten wird, deren abweichende Entwickelungsweise bekanntlich Grassi entdeckt hat (vergl. d. Centralbl. Bd. V. 1889. p. 370 ff.). Auf der anderen Seite scheint es für Blanchard ganz ausge- macht, dass T. flavopunctata Weinl. identisch ist mit T. dimi- n u t a Rud. — T. leptocephala Crepl. unserer Ratten , obgleich Grassi (vergl. d. Centralbl. Bd. I. p. 257 u. Atti R. Accad. d. sc. Torino. XXIII. 1888) dies nur für diejenigen Tänien behauptet und begründet hat, welche E. Parona bei einem Mädchen aus Varese gefunden und als T. flavopunctata? bezeichnet hat. Für diese resp. T. diminuta haben Grassi und Rovelli den Zwischen- wirth in Schmetterlingen (Asopia farinalis), Gradflüglern ( A n i s o- labis annulipes) und Käfern (Axis spinosa und Scaurus s t r i a t u s) gefunden. Die Auflösung des Genus Taenia im alten Sinne hat Wein- land bereits 1858 vorgeschlagen und die Taenia nana als Typus für das Genus Diplacanthus aufgestellt, die Taenia murina und andere zum Genus Hymenolepis gezogen; da aber beide zu nahe verwandt sind, als dass sich eine generische Trennung Bericht über die Fortschritte in der thierischen Parasitenkunde. 429 rechtfertigen Hesse, und da der Gattungsname Diplacanthus bereits von L. Agassi z an einen Fisch vergeben ist, so empfiehlt es sich, den Namen Hymenolepis Weinl. anzuwenden. Diese Gattung cha- rakterisirt nun Blanchard folgendermassen : Körper klein, fadenförmig. Kopf klein, Rosteilum retraktil, wohl entwickelt und mit einem einfachen Kranz von 24 — 30 Häkchen bewehrt oder rudimentär und hakenlos. Hals lang. Glieder gesägt, viel breiter, als lang, selten weniger, als 150. Genitalporus randständig, linkerseits auf jedem Gliede gelegen, wenn als Bauchseite diejenige bezeichnet wird , die der weibliche Geschlechtsapparat einnimmt. Männlicher Apparat aus sehr wenigen, meist nur drei, Hoden bestehend, von denen zwei in der rechten und einer in der Hälfte der Proglottiden liegt; das reife Glied ist in einen Sack umgewandelt, der helle, runde oder etwas längliche Eier führt, die stets von drei durch relativ weite Zwischen- räume von einander getrennten Schalen umgeben sind ; die innere Schale, in welcher die Oncosphaera eingeschlossen ist, besitzt manch- mal an jedem Pole einen kleinen Höcker , entbehrt aber eines bim- förmigen Apparates. Einnenzustand ist eine Cryptocystis oder Staphylocystis. Die Wanderung vollzieht sich entweder zwischen zwei Organen desselben Wirthes, oder häufiger zwischen zwei verschie- denen Wirthen; der Zwischenwirth ist dann ein Insekt, oder ein Myrio- pode. Diese so charakterisirte Gattung theilt Blanchard in zwei Gruppen: a) bewaffnete Arten: 1) H. muri na Duj. in Mus decumanus, pumilus, mu- sculus und Myoxus quercinus. Entwickelung ohne Zwischenwirth. 2) H. nana v. Sieb, im Menschen; Entwickelung? 3) H. microstoma Duj. in Mus rattus und musculus; Zwischenwirth ist die Larve von Tenebrio molitor, der sogenannte Mehlwurm. 4) H. furcata Stieda in Crocidura aranea. 5) H. uncinata St. in Crocidura leucodon und aranea; Zwischenwirth ist ein Käfer (Silpha laevigata). 6) H. scalaris Duj. in Crocidura aranea; Zwischenwirth ein Myriopode (Glomeris limbatu s). 7) H. pistillum Duj. in Crocidura aranea; Zwischenwirth wie 6. 8) H. tiara Duj. ebenda; Zwischenwirth? 9) H. erinacei Gm. — T. compacta Rud. in Erinaceus europaeus; Zwischenwirth ? 10) H. bacillaris Goeze in Talpa europaea; Zwischen- wirth? 11) H. acuta Rud. in Vesperugo noctula und serotina; Zwischenwirth ? 12) H. decipiens Dies, in Fledermäusen Brasiliens; Zwischen- wirth ? 430 Heim, b) unbewaffnete Arten : 13) H. relicta Zsch. in Mus decumanus; Zwischenwirth ? 14) H. dimiuuta ltud. in Mus decumanus, rattus, alexandrinus und musculus; Zwischenwirthe sind Asopia farinalis, Anisolabis anuulipes, Axis spinosa und Scaurus striatu s. (Fortsetzung folgt.) Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Untersuchungsmethoden seit dem Jahre 1887. Zusammenfassentier Bericht von I)r. L. Heim, k. b. Stabsarzt und Privatdozenten. (Fortsetzung.) Eine grössere Bedeutung kommt dagegen dem Gedanken H uep pe’s (O. 4. 80) zu, die Eier in ihrem natürlichen Verhalten als Nährsub- strat zu verwenden. Es sollten dadurch annähernd die Verhältnisse im Darm — reichliche und für die Bakterien, speziell die Cholera- vibrionen, günstige Eiweissstoffe und Mangel an Sauerstoff — ge- troffen werden. In der That gelang es, in den Eiern zum ersten Male die Cholerabakterien bei fast vollständiger Abwesenheit von Sauerstoff zu reichlicher Entwickelung unter Bildung von giftigen Eiweisskörpern (Scholl)1) zu bringen. Mit einigen kleinen Modifi- kationen verfahre ich folgendermassen : Frische Hühnereier werden in Sodalösung gereinigt, gewaschen und in Sublimatlösung gelegt. Vor der Beimpfung übergiesst man sie der Reihe nach mit Schwefel- ammonium, Spiritus und Aether, stellt sie in ein Glasklötzchen, sticht an der Spitze mit einer geglühten Nadel ein und bringt das Impfmaterial mittelst einer frisch ausgezogenen Glaskapillare, die man während des Zurückziehens sorgfältig ausbläst, möglichst weit ins Innere des Eies. Der Verschluss geschieht mit Watte, die man sich aus einem sterilisirten Reagenzglase nimmt, und Kollodium (elastic.). Zu lange darf man die Eier nicht in der Sublimatlösung liegen lassen, sonst dringt sie allmählich ein, was ich an solchen, die einige Wochen darin auf bewahrt worden waren, durch Schwefel- ammonium nachweisen konnte. Eiereiweiss in Form von Natronalbuminat verwendete Marie Raskin 2) ebenso wie Pepton als Zusatz zu den von ihr ebenfalls 1) B. kl. W. 90. 41. 933. 2) St. P. m. W. 87 43. 357. Die Neuerungen d. bakteriol. Untersuchungsmethoden seit dem Jahre 1887 . 431 angegebenen festen und durchsichtigen Gelatine- und Agar-Nährböden aus Milch. Solche können auch mit Kasein bereitet werden, dessen Herstellung in fettfreiem, leicht löslichem Zustande aber nicht leicht ist. Bezüglich der Vorschrift müssen wir ebenso wie hinsichtlich der übrigen Milch-Nährsubstrate auf das Original verweisen. (Ein- gehend ref. v. Schnirer)1); van Puteren vereinfachte die Bereitung der genannten Nährmedien (5. 181). Nach Raskin sollen darauf verschiedene Bakterien arten, z. B. der Rotzbacillus und S t ap h. pyogenes aureus unter Aeusserung bezeichnender Erscheinungen gedeihen ; die Kultur des ersteren erscheine auf Milchpeptonagar bei Körpertemperatur in zwei Schichten, eine obere orangegelbe und eine untere braunrothe getheilt, und auf Milchalbuminatgelatine komme er sogar unter Verflüssigung bei Zimmertemperatur fort; der letz- tere wachse mit weit glänzenderer, intensiverer Färbung, wie auf Fleischwasserpepton-Nährboden. Ausserdem soll die Erstarrungs- temperatur des Milch-Agars etwas tiefer — bei 35 — 37 0 C — liegen. Für die Züchtung der Bakterien der blauen Milch erwies sich mir2) eine Milchgelatine, welche ohne Pepton und Alkalizusatz (einem die Farbstoffbildung auf Fleischwasser-Gelatine befördernden Moment) hergestellt war, hinsichtlich dieser als nicht günstig. Im Milchreis stellte Soyka3) ein Substrat her, um für die wegen ihrer ungleichmässigen Beschaffenheit mitunter ungeeigneten Kartoffeln Ersatz zu haben: 100 Gew.-Theile Reis werden gepulvert sterilisirt, sodann Milch mit Bouillon (3:1) gemischt und sterilisirt; davon 210 Maasstheile mit dem Reis in einer Reibschale gleichmässig verrieben, mittelst Pipette in Glasschälchen gefüllt und nicht zu lange dem Dampf ausgesetzt. Eventuell können Glycerin oder gewisse Farbstoffe zugesetzt werden. Das Wachsthum der Bakterien erfolgt auf Milchreis in gewisser charakteristischer Weise. Sterilisirtes Fleisch empfahl Bockhart4) zur Kultur, während Lübbert5) bereits früher den durch Koliren von im Wasserbade erhitztem Fleisch gewonnenen Saft zur Züchtung verwendete, den ich für Bact. cyanog. sehr brauchbar fand. Einen eigenen Nähr- boden stellte Löwenthal (5. 582) aus Schweine-Fleisch und -Pan- kreas her, weil damit grössere Giftproduktion speziell der Cholera- bakterien zu erzielen sei; nach Hueppe (6. 502) erfolgte solche aber nur durch Anaerobiose bei Gegenwart geeigneter Albuminate. Fleisch-, Reis- und Weizenbrotscheiben dienten Kral (6. 251) für seine schönen Dauerkulturen; als vorzüglichen Nährboden empfahl derselbe ferner die Zuckerrübe. Aepfel Würfel , zu mehreren in einem grösseren Reagenzglase im Vorrath sterilisirt (O. 3. 100), ferner (O. 3. 510) dicken Quittenschleim gebrauchte Plaut als Substrate. Schill (O. 5. 340) fand die mit Nährlösung gut be- feuchteten, in Petri’ sehen Schalen sterilisirten Oblaten als sehr empfehlenswerth für die Züchtung, vor allem der chromogenen Bak- 1) D. m. W. 88. 51. 1057. 2) A. a. d. K. G. A. V. 523. 3) D. m. W. 88. 41. 833; Z. f. II. IV. 147. Anm. 4) Tagbl. d. 60. Naturf.-Vers. 87. 347. 5) Biolog. Spaltpilzuoters. ; der Stapli. pyog. a u r. Wiirzburg (Stahel) 188G. 7. 432 Heim, terien. Roux (6. 362) kultivirte namentlich Streptokokken in M a 1 z aufgüssen. Das Wasser der unreifen Kokosnüsse, welches Sternberg (9. 834) als geeignetes Nährmedium bezeichnete, hat für unsere Verhältnisse weniger Interesse. Von allen Zusätzen, die man den Nährböden gab, ist der wichtigste das von Nocard und Roux (1. 404) angegebene Gly- cerin, welches auch in Agar oder Bouillon die Tuberkelbacillen in üppigster Weise zur Entwickelung kommen lässt. Kranzfeld (0. 2. 274) sah dann die Rotzbacillen selbst bei Zimmertemperatur vor- züglich auf Glycerinagar gedeihen. Nach Hammerschlag (5.702) kann das Glycerin durch Mannit und Traubenzucker ersetzt werden; als zweckmässiges Nährmaterial benutzte H. ein Hefedekokt. Unter den verschiedenen Fleischsorten fand Martin (5.831) das Herings- lieisch als für die Züchtung der Tuberkelbacillen am geeignetsten. Zum Studium biologischer Eigenthümlichkeiten der Bakterien wurde nach Büchner ’s1) Vorgang Lackmus verwendet, u. z. sowohl zur Erkennung etwaiger Säure- und Alkalibildung, als auch ihrer reduzirenden Eigenschaften. Denn, wie Cahen2) ermit- telte, sind viele Bakterien im Stande, aus der Lackmusfarbe ein Leukoprodukt abzuspalten, das sich wie eine Küpe (leicht reduzir- bare Farbstofflösung, welche sich an der Luft wieder oxydirt) verhält, so dass Lackmus für bakteriologische Untersuchungen gleichzeitig die Reaktion der Nährlösungen, sowie Sauerstoffentziehung anzu- zeigeu geeignet ist. Der letztere Punkt stört aber die Beobachtung des erstgenannten Vorganges, so dass, wenn es sich um Beobachtung einer Reaktionsänderung allein handelt, ein Mittel, gesucht werden muss, um diese Störung zu beseitigen. Dies fand Petruschky in der Verwendung von aus frischer Milch durch Fällung des Kaseins gewonnenem Milchserum (Molke) als Nährsubstrat. Säure- und Alkalibildung der Mikroorganismen machte Beyerinck (O. 9. 781) durch Beigabe von Kreide oder Karbonaten verschiedener Metalle zu einer Hefewasserglukosegelatine erkenntlich. Die reduzirenden Wirkungen von Bakterien zeigte Spina (O. 2. 71) etwa gleichzeitig mit Cahen u. a. an einem dem Bact. fluoresc. liquef. ähnlichen Bacillus durch die entfärbenden Wir- kungen, welche dieser Mikroorganismus auf Methylenblau und Indig- blau ausübte. Mittelst des letzteren machten dann Kitasato und Weyl (8. 12), unabhängig von Spina, die reduzirenden Eigen- schaften von Anaerobien sichtbar, und konstanten gleichzeitig die reduzirenden Wirkungen des entstandenen Indigweiss, bezw. dieses selbst als ein Mittel zur Verbesserung des Nährbodens für die be- treffenden Bakterien. Im Verfolge ihrer Bestrebungen, reduzirende, für die Bakterienentwickelung nicht nachtheilige Körper zu finden, haben die genannten beiden Forscher eine Reihe von Substanzen in den Bereich ihrer Untersuchungen gezogen, welchen diese Eigenschaft in noch höherem Grade zukommt, als es bei dem von Liborius3) an- 1) A f. H. III. 361. 2) Z. f. H. II. 387. 3) Z f. H. I. 168. Die Neuerungen d. bakteriol. Untersuchungsmethoden seit dem Jahre 1887. 433 gewendeten Zucker der Fall ist, und als eine der geeignetsten neben dem indigosulfosauren das ameisensaure Natron empfohlen, deren Zusatz in der That ausgezeichnet ist, um die Anaerobier zu kräftiger Entwickelung zu bringen. Ferner wurden noch Farben zum Nährboden zugesetzt zum Zweck differenzialdiagnostischer Untersuchungen, sowohl hinsichtlich der Intensität des darauf zu beobachtenden Wachsthums, als insbe- sondere der Erscheinungen, welche dabei zu Tage treten. A. v. Rozsahegyi (0. 2. 418) wählte dazu die in der Bakterienforschung am meisten angewendeten Anilinfarben, sowie Tinctura kermesina und Noeggerath (3. 481) stellte eine den Spektralfarben ent- sprechende Mischung verschiedener Anilinfarben zusammen; eine Impfling von verschiedenen Bakterienarten auf die damit versetzte und auf Platten gegossene Gelatine liess längs der zur Entwickelung gekommenen Impfstriche auch verschiedene, zum Theil in dem ur- sprünglichen Gemisch gar nicht vorhanden gewesene Farben in die Erscheinung treten. Der Zusatz endlich von entwickelungshemmenden Stoffen zu Nährmedien, welche der Züchtung der Bakterien dienten, wurde hin und wieder geübt, um die Sporenbildung aufzuhalten und nur vege- tative Zellen zu bekommen. Behring1) erzielte damit die asporogene Form der Milzbrandbakterien. Roux (7. 408) gab zum gleichen Zweck genauere Vorschriften über den Zusatz von geringen Mengen Karbolsäure und Bouillon in hoher Schicht. Umständlich erscheint dabei seine Gepflogenheit, zur Vermeidung des Verlustes an Karbol- säure nach Zusatz derselben die oberhalb des Wattepfropfens zuge- schmolzenen Röhren zu sterilisiren ; ich erzielte völlige Keimfreiheit des Materials, wenn ich in die mit 100 ccm sterilisirter Bouillon be- schickten Röhrchen oder kleinen Medizinfläschchen unter Verwendung einer sterilisirten Pipette die entsprechende Quantität einer 2% Kar- bollösung tropfen liess, welche mit keimfreiem destillirten Wasser hergestellt worden war. Ich habe im Uebrigen die Vorschriften des Autors genau befolgt, jedoch in zwei Versuchsreihen nur konstatiren können, dass die von ihm angegebene Karbolsäuremenge gerade richtig ist, um in etwas mehr, als der Hälfte der angesetzten Proben noch Wachsthum zu erhalten; aber auch die letzten, in welchen es gerade noch erfolgt war, erwiesen sich, obwohl die Kultur sich nur in der Tiefe der Bouillouschicht befand, beim Erhitzungsversuch entweder als nicht sporenfrei, oder, wenn sie es waren, erlangten sie ihre Fähigkeit, Sporen zu bilden, bei der Weiterzüchtung wieder. Vielleicht rührt dies von der grossen Widerstandsfähigkeit, durch welches sich mein Material auszeichnete, her; Roux hat sich über das seinige nicht geäussert. IV. Ziichtungsmethoden. Hinsichtlich der aerobischen Bakterien haben die Züchtungs- methoden in den letzten 4 ]/2 Jahren insofern eine Bereicherung er- 1) Z. f. H. VI. 127 und VII. 172. X. Bd. 28 434 Heim, fahren, als Gl obig (3. 366) in der Gartenerde Bakterien fand, welche nur zwischen 50 — 70° C zu gedeihen vermögen. Ferner sah v. Lingelsheim *) bisher unbekannte Unterschiede im Verhalten des Wachsthums von Streptokokken, welche mikrosko- pisch lange, und solchen , welche kurze Ketten bilden. Die Gruppe des Str. longus verflüssigte Gelatine nicht, rief keine Trübung in Bouillon hervor und wuchs auf Kartoffeln nicht. Die zweite Gruppe, die des Str. brevis, zeigte die Neigung, Gelatine in geringem Grade zu verflüssigen, trübte die Bouillon und entfaltete auf Kartof- feln üppige, grauweisse, konfluirende, leicht abziehbare Beläge; in Agar mit indigschwefligsaurem Natron liess sie eine reduzirende Wirkung erkennen. Als sehr günstiger Nährboden für alle Arten von Streptokokken erwies sich Bouillon mit einem Gehalt von 3% Pepton und 2% Traubenzucker, von Serumarten als zweckmässigstes Kauiucheuserum; jenes von Rindern eignete sich zunächst nicht für alle Arten der Streptokokken, wohl aber, wenn es noch mit gewöhn- licher Bouillon zu 1/3 verdünnt wurde. Alle anderen Neuerungen beziehen sich auf die Kultur von An- aerobiern. Hier ist der wichtigste Fortschritt die Erzielung der Reinkultur des Tetanusbacillus gewesen. Kitasato (6. 679) hat ihn von den ihn regelmässig begleitenden Mikroorganismen durch ]/2 — 1-stündige Erhitzung der Mischkultur auf 80° C getrennt, welche allein den Tetanusbacillus verschont liess. Durch Verwendung von Meerschweiuchenbouillon gelang es diesem Forscher ferner (6. 327), die Bacillen des Rauschbrandes und des malignen Oedems in fort- laufenden Reinkulturen virulent weiter zu züchten, und später2) glückte ihm auch die Kultur auf festen Nährsubstraten, namentlich bei Zusatz der erwähnten reduzirenden Stoffe. An der Vervollkommnung der Methoden der Züchtung von An- aerobiern unter Ausschluss oder Ersetzung der Luft durch andere Gase haben sich verschiedene Forscher betheiligt. So hat Grub er (0. 1. 368) für die Kultivirung im luftleeren Raume ein an eine Wasserstrahlpumpe anzusetzendes Reagenzrohr mit verengtem Hals beschrieben, Schottelius (2. 101) ein etwas komplizirtes Fläsch- chen für die Beobachtung des Wachsthums unter bestimmten Gas- arten konstruirt. Dem Bedürfniss nach einem möglichst einfachen und brauchbaren Verfahren wurde Büchner (0. 4. 149) gerecht. Er beseitigte den Sauerstoff mittelst Absorption durch alkalische Pyrogallussäurelösung. Dieses Verfahren bewährte sich nicht bloss bei Reagenzglaskulturen, sondern auch nach Nikiforoff (9. 291) bei der Züchtung im hängenden Tropfen, und lässt sich nach Blü- cher (9. 293) ebensogut für Plattenkulturen verwenden. Sein ein- ziger Nachtheil besteht in der Eintrocknung des Nährsubstrates in dem luftverdünnten Raume, wird aber durch die sonstigen Vorzüge, Einfachheit, Billigkeit und Raschheit der Ausführung reichlich auf- gewogen ; so kann man z. B. eine grössere Serie von Reagenzröhren auf einmal sehr leicht der Anaerobiose aussetzen, wenn man sie zu- 1) Z. f H X. 338. 2) Z. f H. 8. 55 Die Neuerungen d. bakteriol. Untersuchungsmetlioden seit dem Jahre 1887. 435 sammen in ein grösseres Präparatenglas mit gut eingeschliffenem und etwas gefettetem Deckel auf eine Unterlage, etwa von Watte, stellt, unter welcher sich die Pyrogallollösung befindet; die Abnahme des durch die Luftverdünnung festgehaltenen Deckels gelingt ohne Schä- digung der Kulturen leicht , wenn man für kurze Zeit eine Erwär- mung mittleren Grades im Wasserbad einwirken lässt. Die Absorption des Sauerstoffes im geschlossenen Röhrchen durch Kultur einer sauerstoffbedürftigen Bakterienart (B. s u b t i 1 i s) in einer zweiten auf die eigentliche Anaerobenkultur gegebenen Agarschicht ist ein Gedanke von Roux (2.327), dem eine praktische Bedeutung nicht zukommt. Ein anderes, von diesem Autor angegebenes Ver- fahren ist die Verdrängung der Luft durch den Nährboden selbst, welcher heiss in pipettenartige Gefässe gesaugt wird, die dann bei- derseitig abgeschmolzen werden. Die Füllung ähnlicher, aber von vornherein nur au einem Ende offener Gefässe, welches durch Kni- ckung des Kapillarrohres nach abwärts sieht, bewerkstelligte Niki- foroff (4. 292) durch vorherige Austreibung der Luft mittelst Wasserdampf, worauf das flüssige Nährsubstrat beim Einstellen der Erhitzung ins Vacuum stürzt. Eine weitverbreitete Methode ist die des Ersatzes der Luft durch ein anderes Gas. Nachdem sich C02 als schädlich und auch das von Würtz und Foureur (6. 710) empfohlene Leuchtgas durch die Untersuchungen von Kladakis (8. 24) als ungeeignet für die Kulturen erwiesen hatte, beschränkt man sich jetzt allgemein auf die Verwendung des indifferenten Wasserstoffes nach Hauser1) und Liborius 2). Der letztere hat dazu Reagenzröhrchen fertigen lassen mit einer ihre Wand durchsetzenden , bis auf den Boden reichenden Einströmungsröhre für das Gas, welches durch den verengten oberen, später abzuschmelzenden Theil des Röhrchens wieder austritt. Roux wählte die Anordnung von Gr über. Einer der Hauptnachtheile solcher Röhrchen ist der, dass die Einfüllung des Nährmaterials und die Impfung, namentlich aber die Anlegung von Verdünnungen für Roilplatten erschwert ist. Ich 3) habe daher die Impfungen und Ver- dünnungen in gewöhnlichen Reagenzröhrchen vorgenommen , alsdann erst ihren oberen Theil in der Flamme unter möglichster Vermei- dung des Ausziehens des Glases verengt, eine frisch zur Kapillare ausgezogene Glasröhre eingesteckt, das Gas durchgeleitet und nach 5 — 10 Minuten den verengten Theil sammt der Kapillare abgeschmol- zen. Um diese vorm Zerbrechen zu schützen , wird sie in einen herabhängenden Gummischlauch eingefügt. Der Gummischlauch ist über den absteigenden Schenkel eines zweimal rechtwinkelig geboge- nen, mittelst Klemme oben an einem Stativ befestigten U-förmigen Glasrohres gezogen ; der andere ebenfalls abwärts gerichtete Schenkel ist mit der letzten der 3 Waschflaschen (Bleinitrat, Silbernitrat, Py- rogallol) für das Gas , welches vom Kipp’ sehen Apparat kommt, 1) Ueber Fäulnissbakterien und deren Beziehungen zur Septikämie. Leipzig (Vogel) 1885. 2) Z. f. H. I. 125. 3) A a. d. K. G. A. V. 534 28 * 436 Heim, durch eineu Gummischlauch verbunden. Letzterer trägt zur Reguli- rung des Gasstromes, die mittelst des Hahnes des Kipp’schen Ap- parates nicht fein genug bewerkstelligt werden kann, einen Schrauben- quetschhahn, der so eingestellt wird, dass der Wasserstoff schnell genug durch das Nährmaterial strömt, ohne so reichliche Blasen- bildung zu verursachen, dass der verengte Theil davon benetzt wird. Zahlreiche Versuche haben mich von den Vortheilen dieses billigen Verfahrens überzeugt. C. Fraenkel (0.3. 763) hat die Verengung des Reagenzglases dadurch umgangen, dass er es mit einem doppelt durchbohrten Kaut- schukstopfeu, durch welchen die Gaszu- und Ableitungsrohre geführt war, fest verschloss und mit Paraffin dichtete. Um auch Plattenkulturen unter Wasserstoff setzen zu können, haben Blücher (9. 292) und Botkin (9. 209) Glasglocken ge- nommen, deren untere Oeffnung von Blücher durch Glycerinwasser, von Botkin durch Paraffin, liquid, von der Aussenwelt abgeschlossen wurde. Während Blücher das Gas vou oben her einleitete und durch die Abschlussflüssigkeit zugleich mit der verdrängten Luft aus- treten liess, führte Botkin eine eigeue Zu- und Ableitungsrohre in Gestalt von Gummischläuchen, denen durch je einen weichen und biegsamen Führungsdraht von Kupfer die geeignete Krümmung und Richtung gegeben worden war, unter die Glocke. Züchtung unter verschiedenem Luftdruck erzielte Klebs3) unter einer Glasglocke, welche, an ihrem oberen Ende mit Hahnab- abschluss und einem trichterförmigen Aufsatz versehen, verschieden tief in Quecksilber eingesenkt wird. V. Thierversucli. In der Unmöglichkeit, die Rotzbacillen in Sekreten (z. B. Nasen- ausfluss) von anderen Bakterien durch die Färbung zu unterscheiden und in der Langwierigkeit des Plattenverfahrens bestehen grosse Hindernisse für die wüuschenswerth baldige Diagnose der Krankheit während des Lebens. Wir wissen von Loeffler, dass da nur der Thierversuch an Feldmäusen oder Meerschweinchen zum Ziele führt. Von den verschiedenen von Kitt in den Bereich seiner Unter- suchungen gezogenen Thieren erwies sich ebenfalls das Meerschwein- chen wegen seiner relativ geringen Empfänglichkeit für septische Er- krankung als das geeignetste. Die Impfung in die Bauchhöhle be- schleunigt, wie Strauss1 2) angibt, die Infektion, und die charakte- ristische Hodenerkrankung erfolgt wegen des Ergriffenwerdens der Tunica vaginalis schon nach 2 — 3 Tagen. Ausser dem Igel3) fand Kitt (0. 2. 243) von den verschiedenen Mäusen, wie Loeffler, zunächst die Feldmaus (Arvicola arvalis) empfänglich; die Wühlratte bezw. Waldmaus oder Schermaus (Arvicola amphibius s. terrestris) ferner erlag in seinen Versuchen binnen 3 — 6 Tagen 1) Allg. Path. I. 104. 2) Areh. de mdd. exp. 89. I. 460. Rf. C. f. d. m. W. 89. 35. 654. 3) s. Rf. F. d. M. 89. 10. 392. Die Neuerungen d. bakteriol. Untersuchungsmethoden seit dem Jahre 1887. 437 der Infektion und die Wühlmaus oder Springmaus (Mus sylvatic.) binnen 8 — 33 Tagen. Diese Tkatsache ist deshalb interessant, weil man bis dahin die Gattung Mus für refraktär und nur die Gattung Arvicola für empfänglich ansah. Bei der Benutzung solch leb- hafter, leicht entspringender Tliiere empfiehlt es sich, die von Kitt abgebildete Vorrichtung am Deckel des Mäuseglases anzubringen; in Ermangelung eines solchen ersetze ich das beschwerte Drahtge- flecht rasch durch ein mehrfach durchlöchertes Blech (Einsatz für Trockenschränke) und bedecke dies so mit einer Glasplatte, dass nur eine der Durchbohrungen frei bleibt, durch welche die Zange einge- führt wird. Kranzfeld (0. 2. 276) benutzte auf den Rath Metschni- k o f f ’s hin mit Erfolg das Ziesel (S permop hilus c i t i 1 1 u s s. gutta tus). Dieser verhältnissmässig zahme, an Grösse fast den Hamstern gleichkommende Nager, welcher hauptsächlich im Osten Europas einheimisch ist, erliegt nach K. binnen 4—10 Tagen der Infektion. Gamal eia (7. 642) beobachtete bei mehrfach auf ein- ander folgender Uebertragung des Rotzbacillus auf Ziesel und dann auf Kaninchen eine Steigerung der Virulenz. Als sehr empfängliche Thiere erwiesen sich nach Lisicyn (6. 396) die Katzen; er sah sie nach einer Inkubationszeit von nie mehr, als 3 Tagen in spätestens 22 Tagen zu Grunde gehen. Auch Hunde, behauptet Balitzky (6. 195), könne man für die Diagnose der Rotzkrankheit benutzen, da sie ohne Unterschied des Geschlechtes und in jedem Alter der Infektion zugänglich seien; Strauss *) hält jedoch diese Thiere für wenig, d. h. nur bei Injektion grösserer Mengen für empfänglich (vor- herige Einspritzungen kleiner Mengen sollen Immunität erzeugen). Peuch u (6. 172) gelang es, den Rotz durch direkte kutane Impfung von Schaf auf Schaf und vom Schafe auf den Esel zu übertragen. Im Thierversuch fand v. Li n ge 1 sh ei in 1 2) eine Stütze für seine durch das Kulturexperiment gewonnene Eintheilung der Streptokokken und die früher erwähnten zwei Gruppen, demzufolge der Strepto- coccus brevis nicht pathogen für Thiere war, während Strepto- coccus longus virulent für Kaninchen (Erysipelstrepto- coccus) sich erwies und gewisse Arten dieser Gruppe, die sich durch Konglomeratbildung in der Bouillon auszeichneten, eine hohe Pathogenität für Mäuse entfalteten (Str. murisept. und pyog.). Syphilis will Lesin3) mit Erfolg auf junge Pfcide übertragen haben. Vom Variola-Kontagium stellte Fischer4) fest, dass es sich mit Sicherheit auf Rinder überimpfen lässt und dort zur Vaccine wird. Die zu Operationen an Thieren bestimmten Einrichtungen für Hunde, Kaninchen und Meerschweinchen sind durch ein von B e h - 1) 1. c. Rf. C. f. kl. M. 90. 6. 105. 2) Z. f. H. X. 354. 3) Oesterr. Mon.-Schr. f. Thierheilk. 90. 5. Rf. D. M. Z. 90. 80. 901. 4) M. m W. 90. 43. 735. 438 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. riug bei Manipulationen mit Ratten gebrauchtes Brett, sowie eine zugehörige, den Kopf dieser ziemlich wilden Thiere fixirenden Zange, endlich einen recht zweckdienlichen Mausehalter nach Kitasato1), sämmtlich von F. und M. Lautenschläger hergestellt, vermehrt worden. (Fortsetzung folgt.) Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Kitasato , Experimentelle Untersuchungen über das Tetanusgift. [Aus dem hygienischen Institut der Universität Berlin.] (Zeitschrift für Hygiene. X. Heft 2.) Kitasato experimentirte mit Kulturen, welche, um sie möglichst unverändert auf natürlichem Wege keimfrei zu machen, durch Fil- triren von den Bacillen befreit wurden. Hierzu bediente er sich eines im Texte beschriebenen und abgebildeten Filterapparates. Das keimfreie Filtrat bringt genau dieselbe tetanische Wirkung bei den Versuchsthieren hervor, wie die Kultur der Tetanusbacilleu. Somit handelt es sich nicht um eine Infektion , sondern um eine Intoxikation durch eine von den Tetanusbacillen produzirte, spezifisch wirkende Substanz. Von den drei angewendeten Thierspecies sind Meerschweinchen für das Tetanusgift am empfänglichsten, dann folgen die Mäuse und endlich die Kaninchen. Wenn überhaupt , dann treten die titani- schen Erscheinungen bei den mit dem Filtrate behandelten Versuchs- thieren spätestens am 3. Tage ein. Die Uebertragung von Organen der an Tetanus verstorbenen Thiere auf andere blieben stets erfolg- los, während keimfreies Blut oder Transsudat aus der Brusthöhle solcher Thiere auf Mäuse überimpft, stets Tetanus erzeugte. Das Tetanusgift dringt somit im Thierkörper in die Blutbahn ein und ruft hier die toxische Wirkung hervor. Um Ungleichmässigkeiten in der Wirkung der Filtrate zu ver- meiden, erscheint es nach Verf. geboten, darauf zu achten, dass die Nährbouillon neutral oder ganz schwach alkalisch sei und dass sie immer frisch bereitet werde. Das Filtrat der Tetanusbacillenkultur ist gegen Hitze ziemlich stark empfindlich. Es wird bei 65° C und darüber schon in wenigen Minuten total zerstört. 60° C kann es noch 15 Minuten lang ver- tragen; durch 20 Minuten langes Erhitzen auf 60° C wird es ver- nichtet. lJ/4 Stunden lang auf 55° C erhitzt, behält es noch seine Wirksamkeit, aber binnen 1 1/2 Stunden geht sie verloren. Der Grad der Widerstandsfähigkeit des Filtrates gegen das Ein- trocknen hängt von der Art und Weise, wie das letztere erfolgt, ab. 1) Z. f. H. X. 271. Zweiter Tuberculose-Kongress. 439 Im Exsiccator über Schwefelsäure getrocknet, verliert das Filtrat seine Wirksamkeit nicht; an der Luft bei Zimmertemperatur ausge- trocknet, wird dieselbe etwas schwächer. Dagegen schwindet die Wirksamkeit des Filtrates vollständig, wenn es im Brutschränke ein- getrocknet wird, und zwar aus dem Grunde, weil es schon bei 35 bis 37° C allmählich seine Wirkung verliert. Eine eigene Versuchsreihe betreffs der Widerstandsfähigkeit des Filtrates gegen zerstreutes Tageslicht zeigte, dass ein Filtrat, welches am Fenster bei zerstreutem Tageslicht stand, nach mehreren Wochen seine Wirksamkeit eingebüsst hatte, während das kalt im dunklen Raume aufbewahrte Filtrat sehr lange Zeit seine Wirkung nicht ver- lor, indem ein derartiges Filtrat nach 300 Tagen ebenso wirksam war, wie das frische. Direktem Sonnenlichte ausgesetztes Tetauusgift wurde nach 15 bis 18 Stunden vollständig zerstört. Verdünnungen mit Wasser resp. mit Bouillon wirken auf das Tetanusgift nicht schädlich. Das Tetanusgift ist sowohl gegen Säuren, besonders gegen Mineralsäuren, als auch gegen Alkalien ziemlich stark empfindlich. Bisher fand K. kein geeignetes Fällungsmittel, um das Tetanus- gift, ohne seine Wirkung zu verringern, aus dem Filtrate auszu- scheiden und zu isoliren. Thiere durch Gewöhnung an das Gift gegen Tetanus zu immu- nisiren, gelang nicht, ebensowenig durch Injektion von bis zur Un- wirksamkeit erhitztem Filtrate. Bei Kaninchen gelang es in beiläufig 40% der Fälle, die Thiere durch Jodtrichlorid gegen Tetanus zu immunisiren. Nach zwei Mo- naten wurden die Thiere jedoch wieder für Tetanus empfänglich. Mäuse kann man durch Injektion von Serum immunisirter Kaninchen immunisiren. Die Immunität der Mäuse dauert dann 40 bis 50 Tage. Das Huhn ist von Haus aus gegen Tetanus immun. Das Hühner- blut macht andere Thierarten gegen Tetanus nicht refraktär. Dittrich (Prag). Originalberichte über Kongresse. Zweiter Tuberculose-Kongress. Nach den Berichten der „Semaine mödicale“ und des „Bull. m6d.“ referirt von Dr. M. T. Sclinirer, in Wien. (Fortsetzung.) Heredität der Tuberculose. Vignal berichtet über Uebertragungsversuche von Organfragmen- ten tuberculösen Müttern entstammender Föten oder Neugeborener. 440 Zweiter Tuberculose-Kongress, 24 Meerschweinchen, denen solche Organstücke (in 7°/00 sterilisirter Koch- salzlösung verrieben) eingeimpft wurden, blieben gesund, desgleichen 18 mit Stücken von Placenten tuberculöser Frauen geimpfte, hin- gegen gingen die mit den Organen oder dem Sputum der Mütter infizirten Kontrollthiere an Tuberculose zu Grunde. In einer zweiten Versuchsreihe ging V. daran, direkte Uebertragung der Tuberculose von der Mutter auf den Fötus hervorzurufen. Zu diesem Behufe wurden 5 weibliche Meerschweinchen mit Tuberkelbacillen intraperi- toneal iufizirt. Von 11 diesen Thieren entstammenden Jungen wur- den Leber und Milz 19 Meerschweinchen eingeimpft. Alle blieben am Leben, bei den getödteten fand sich keine Spur einer tuberculösen Veränderung der inneren Organe. Aus diesen Versuchen schliesst V. , dass die Vererbung der Tuberculose ein äusserst seltenes Vor- kommniss ist. Hutinel ist ebenfalls der Ansicht, dass die Uebertragung der Tuberculose von der Mutter auf das Kind in der fötalen Periode selten ist. In 4 Fällen hatte er Gelegenheit, die Placenta phthisi- scher Frauen und die inneren Organe der kurz nach der Geburt verstorbenen Kinder zu untersuchen und Thieren einzuimpfen. Das Resultat war stets ein negatives. Der von den Autoren häufig an- gestellte Vergleich mit der Syphilis ist ungerechtfertigt. Bei der Sektion im Uterus öder kurz nach der Geburt gestorbener syphili- tischer Föten finden sich häufig sehr ausgedehnte Veränderungen vor, die nach der Geburt abnehmen und zuweilen selbst ohne jede Be- handlung verschwinden. Tuberculose Veränderungen hingegen kom- men bei Neugeborenen höchst selten vor, sondern stellen sich erst Wochen oder Monate nach der Geburt ein. Die Tuberculose kommt selten in den ersten Lebenswochen vor und wird im späteren Lebens- alter immer häufiger. Diese Thatsache lässt sich mit der Annahme einer hereditären Uebertragung schwer in Einklang bringen. Man findet ferner bei Sektionen tuberculöser Kinder tuberculose Drüsen- schwellungen, die scheinbar mit keinerlei visceraler Veränderung in Zusammenhang stehen. Am häufigsten trifft man dieselben im Me- diastinum. Bei genauerer Untersuchung findet man aber in solchen Fällen immer Läsionen der Lunge. Diese Mediastinaldrüsenschwel- luugen, die man sonst für kongenital hält, sind also eine erworbene Veränderung, bedingt durch das Eindringen des Tuberkelbacillus in die Luftwege. Kinder tuberculöser Eltern müssen, dem Gesagten zufolge, nicht nothwendigerweise an Tuberculose erkranken, nament- lich wenn eine Ansteckung vermieden wird. Jacobi (New-York) berichtet über folgenden von ihm im Jahre 1861 beobachteten Fall von kongenitaler, hereditärer Tuberculose: Eine 19-jährige, an vorgeschrittener Phthise leidende Frau starb 3 Wochen nach einer Entbindung. Der im 7. Schwangerschafts- monate geborene Fötus zeigte an der Leberoberfläche, in der Milz und an der rechten Lungenpleura zahlreiche miliare Knötchen, die sich bei der mikroskopischen Untersuchung als Tuberkelknötchen erwie- sen. Dieser Fall beweist die Möglichkeit der direkten Uebertragung der Tuberculose durch das Ei oder durch das mütterliche Blut. Zweiter Tuberculose-Kongress. 441 E. Bernlieim hat Junge von tuberculösen Kaninchen gezüchtet, indem er sie gleich nach der Geburt von den Müttern entfernt und in günstige hygienische Verhältnisse gebracht hat. Keines von diesen Jungen ist tuberculös geworden. Es ergibt sich daraus, dass der Tu- berkelkeim nicht vererbt wird und dass die Tuberculose durch An- steckung vermittelt wird. In praktischer Richtung lehren diese Ver- suche, dass man die von tuberculösen Eltern stammenden Kinder gleich vom Ansteckungsherde entfernen soll. Solles glaubt, dass es die Sporen sind, welche von den Eltern auf den Fötus übertragen werden. Häufigkeit der Tuberculose im ersten Kindesalter. Landouzy hebt die grosse Häufigkeit der Tuberculose in den ersten zwei Lebensjahren hervor. Aus der Statistik der Krippe des hopital Tenon ergeht, dass fast ein Viertel der allgemeinen Sterblich- keit durch Tuberculose bedingt ist. Besonders bemerkenswerth ist, dass diese Angabe sich auf nekroskopische und nicht klinische Dia- gnosen stützen. Durch Belehrung des Publikums über die Leichtig- keit der Infektion der Kinder, über die Gefahren rohen Fleisches und ungekochter Milch könnte die Mortalität beträchtlich vermindert werden. Behandlung der Tuberculose mit Blutserum. Hßricourt berichtet über 59 Fälle von Tuberculose, die er mit Injektionen von Hundsblutserum behandelt hat. Im 3. Sta- dium der Lungenphthise blieb die Behandlung erfolglos. Bei Lungen- schwindsucht im 2. Stadium , bei Gesichtslupus und vorgerückter Knochentuberculose trat eine erhebliche Besserung ein, die insbeson- dere der Besserung der Verdauung zugeschrieben werden muss. Hei- lung wurde nur bei beginnender Lungenschwindsucht beobachtet, bei welcher keine Tuberkelbacillen nachgewiesen werden konnten. Semmola (Neapel) wendet seit 11 Jahren Jodoform in kleinen, aber fortgesetzten Dosen zur Behandlung der Tuberculose an und ist mit den Ergebnissen zufriedener, als mit denen jeder andern Behand- lung. In neuerer Zeit kombinirt er das Jodoform mit Injektionen von Hundeblutserum. Kirmisson hat bei einem 3-jährigen Mädchen, welches an tu- berculöser Peritonitis litt, nach erfolgloser Punktion die La- parotomie gemacht und am visceralen und parietalen Peritoneum zahlreiche Tuberkelknötchen gefunden. Nach einigen Tagen sammelte sich die Ascitesflüssigkeit wieder an. Nun wurden Injektionen von Hundeblutserum angewendet, unter deren Einfluss die Flüssigkeit und jede Induration verschwand. Pinard hat frühgeborenen Kindern von tuberculösen Müttern, die einige Tage nach der Entbindung zu Grunde gegangen waren, Hundeblutserum injizirt und eine so auffallende Wirkung auf den Allgemeinzustand wahrgenommen , dass er seither allen Neugebo- renen mit einem Körpergewicht unter 2 kg II u nd e bl u t serum injizirt. Die Resultate sind so vorzügliche, dass er nicht ansteht, 442 Zweiter Tuberculose-Kongress. diese Behandlung als wichtiges Hülfsmittel zur Bekämpfung der kon- genitalen Lebensschwäche anzupreiseu. Picq und Bertin haben, gestützt auf die Immunität der Ziege für spontane Tuberculose, Zi ege n bl utse r u m Tuberculösen injizirt und wollen mit dieser Behandlung merkliche Besserungen erzielt haben. Desgleichen Bernheiin , der Transfusionen mit Ziegenblut vor- genommen hat. Antituberculöse Schutzimpfungen mittelst Produkten des Bacillus der Vogeltuberculose. Courmont und Bor berichten über eine grössere Reihe ein- schlägiger Versuche. Ihren Impfstoff erhielten sie durch Filtration (durch Porzellan) flüssiger Kulturen von Bacillen der Vogeltubercu- lose. Die filtrirte Flüssigkeit wurde Thieren (Kaninchen und Meer- schweinchen) ins Blut , ins Peritoneum oder ins Unterhautzellgewebe injizirt. Die Filtrate der abgeschwächten Kulturen hatten keinerlei toxische Wirkung zur Folge, hingegen riefen die Filtrate der viru- lenten Kulturen erhebliche toxische Wirkungen hervor. In einer ersten Versuchsreihe wurden 6 Kaninchen ins subkutane Zellgewebe und ins Peritoneum mit den Produkten einer abgeschwäch- ten Kultur von Vogeltuberculose geimpft. Nach einiger Zeit wurden diese Thiere mit virulenten Bacillen der Vogeltuberculose und nach 7 Monaten mit Bacillen der menschlichen Tuberculose infizirt. 4 von den 6 Kaninchen blieben am Leben und zeigten keine Spur von Tu- berculose. In einer zweiten Versuchsreihe wurde mit virulenteren, folglich auch toxisch wirkenden Kulturprodukten geimpft und die Kaninchen nachher mit virulenten Bacillen (bis 2 2/2 ccm) auf intra- venösem Wege infizirt. Mehrere von den geimpften Kaninchen blie- ben , trotz der grossen Menge des Infektionsmateriales, vollständig gesund Aber auch die Thiere, welche tuberculose Veränderungen aufwiesen, haben von der Schutzimpfung Nutzen gezogen, indem sie später starben, als nicht geimpfte Thiere. Weniger günstig waren die Ergebnisse bei Meerschweinchen, bei welchen die subkutane und intraperitoneale Impfung vollständig erfolglos blieb und nur durch intravenöse Injektion vaccinirende Wirkung erzielt wird. Spontane Tuberculose beim Hunde. Chantemesse und Le Bantec zeigen anatomische Präparate von einem Falle von spontaner Tuberculose bei einem Hunde. Es fanden sich in den verschiedenen Organen, in der Leber und in den Nieren, weisse, speckige Massen von der Grösse einer Haselnuss bis zu jener einer wälschen Nuss. Diese weissen, weichen Tumoren hatten ein sarkomatöses oder ein carcinomatöses Aussehen ; Impfung derselben erzeugte bei Hunden und Meerschweinchen gewöhnliche Tuberculose. Diese pseudocarcinomatösen Massen waren von lebenden, meist käsigen Embryonalzellen gebildet und enthielten Tuberkel- bacillen in grosser Anzahl. Das Serum des Hundeblutes besitzt also keine Immunität gegen Tuberculose. Zweiter Tuberculose-Itongress. 443 Ueber die Wirkung gewisser von den Tuberkelbacillen erzeugter chemischer Substanzen. Babes versuchte die toxischen und vaccinirenden Substanzen, die von den Tuberkelbacillen erzeugt werden, zu isoliren. Mittelst Fällung mit Alkohol oder Dialyse (nach den Methoden von Crist- mas, Roux und Yersin, Brieger und Fraenkel) erhält man komplizirte Produkte, welche die aus den Nährsubstraten stammenden Albuminosen in grosser Menge enthalten. Schon vor den Mittheilun- geu Koch’s versuchte B. aus den Tuberkelbacillenkulturen ähnliche Substanzen zu isoliren, wie die aus anderen Bakterien gewonnenen. Die Versuche, Kaninchen und Meerschweinchen mittelst Produkten von Vogeltuberculose zu immunisiren, haben ermuthigende Resultate geliefert. Im Verlaufe dieser Untersuchungen konstatirte B. eine grosse Analogie zwischen der Vogeltuberculose und jener des Men- schen , obgleich die entsprechenden Krankheitserreger grosse Ver- schiedenheiten aufweisen. Ein konzentrirtes Glycerinextrakt oder ein Alkoholpräcipitat aus Kulturen von Vogeltuberculose erzeugt gleich dem Koch’schen Tuberculin bei Kaninchen und Meerschweinchen Fieber, welches bei Anwendung des Alkoholpräzipitates geringer ist. Diese Abschwächung der fiebererregendeu Wirkung ist noch ausge- sprochener, wenn man das Präzipitat mit Chloroform und Aether reinigt. Man erhält auf diese Weise, wie dies Klebs für das mensch- liche Tuberculin nachgewiesen hat, eine selbst in hohen Dosen wenig schädliche Substanz, während die in Chloroform lösliche Substanz sehr toxisch ist und selbst in kleinen Dosen Meerschweinchen unter Konvulsionen tödten kann. Vögel vertragen grosse Mengen des Mit- tels ohne erhebliche Steigerung ihrer Körpertemperatur. Sowohl das menschliche als auch das Vogeltuberculin wirken energisch auf ge- sunde und tuberculöse Rinder, daher eine diagnostische Verwerthung der Reaktion unmöglich ist. Beim Menschen hingegen vermag das Tuberculin über das Vorhandensein von Tuberculöse Aufschluss zu geben, doch ist das Verfahren nicht unschädlich. Babes hat ferner bei tuberculösen Menschen das Koch 'sehe Verfahren angewendet und die lokale und allgemeine Reaktion selbst nach sehr schwachen Dosen festgestellt. Ein Vergleich der Reaktion bei Tuberculösen mit jener bei Leprösen ergab folgenden wesentlichen Unterschied : Die fieberhafte Reaktion ist bei den letzteren um 12 — 24 Stunden retardirt und die lokale Reaktion zeigt sich erst mehrere Tage nach der allgemeinen. Bei Anwendung sehr kleiner Dosen gegen die menschliche Tuberculöse konnte die allgemeine Reaktion ver- mieden werden, während die lokale noch hervorgerufen wurde. Es ergibt sich daraus, dass die erstere nicht an die letztere gebunden ist. B. setzt die Versuche zur Isolirung der fiebererregenden von der spezifischen Wirkung fort. Arloing befragt Babes über die Bereitung seines Tuberculins. Babes fasst die Darstellungsweise seines Tuberculins in folgen- den Worten zusammen: Kondensirung der Kulturen von Bouillon der Vogeltuberculose durch Hitze, Fällung mit Alkohol. (Fortsetzung folgt.) 444 Neue Litteratur. Neue Litteratur zusammenge stellt von Dr. Arthur Würzburg, Bibliothekar itn Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. 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Redig. unter Mitwirk, von Wunderlich, Griesinger, Vierordt etc. von E. Wagner. 19 Jahrgg., mit vielen Tafeln u. Holzschnitten. Leipzig 1860 — 78 (M. 228.) Pappb. u. brosch. M. 66. — ArchiveS de biologie. Publ par E. van Beneden et Ch. von Bambeke. Tomes 1 — 5. Avec 156 planches, en partie color. Gand 1880 — 84. M. 160. — Diese ersten Bände sind nahezu vergriffen. Archives de Physiologie normale et patholog., dirig par Brown-Sequard, Charcot, Vulpian, Juffroy. I. Serie, 5 vols. 2. sdrie, 10 vols. 3. serie, vols 1 — 6 = 21 vols., avec 479 planches en partie color. et table aux annees 1868 — 82. Paris 1868 — 85. Halbfranz. M. 450. — Vollständige Exemplare sind selten. — Vorläufer hierzu siehe unter „Journal de la physiologie“. de Bary U. Woronin, Beiträge zur Morphologie und Physiol. der Pilze. 5 Theile, mit 36 tlieilw. color. Tafeln. 4. Frankf. 1864 — 82. A. M. 40. — Baumgarten, P-, Lehrb. der patholog. Mykologie. 2 Bände, mit 101 Abbild, (nach Präparaten des Verf., 34 farbig) u 1 color. Tafel. Braunschw. 1890 (M. 27.) M. 19. — Bulletin de l’Academie roy. des Sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique, I serie (1832 — 56), 23 tomes avec l’annexe des annees 1853—54 et les tables generales; II. serie (1857 — 80), 50 tomes, avec les tables gendr. (2 vols.); III. serie, tomes 1 — 18 Avec beaucop de planches, en partie color. Bruxelles 1836 — 89. (Circa fr. 700.) In 96 gleichmässigen Halbleinwand- bänden, der Rest in Nummern. Theilweise vergriffen. M. 250. — Naturwissenschaftliche Arbeiten von Bambeke, Beneden, Dewalque, Dupont, Folie, Fredericq, de Köninck, Mac Leod, Malaise, Morren, Plateau, Putzeys, Renard, Schwann, Selys-Longchamps etc. Centralblatt für die medicin. Wissenschaften. Herausg. von W. Kühne, Ph. Munk, L. Hermann, C. Hueter, J. Rosenthal, H. Senator, H. Kronecker, M. Bern- hardt, E. Salkowski etc. 1. — 28. Jahrg. Berlin 1863 — 90. (M. 521 50.) In gleichmäss. Leinwandbänden. Theilw. vergriffen M. 250. — Edwards, H. Milne, Le?ons sur la physiologie et l’anatomie compar4e de l’homme et des animaux. 14 vols. Paris 1857 — 81. Vergriffen. M. 190. — Journal de la physiologie de l’homme et des animaux. Publie sous la dir. de E. Brown-S4quard. 6 vols. Avec 56 planches en partie coloriees. Gr. 8. Paris 1858 — 63. Vergriffen u. sehr selten. M. 140. — Band I, Bogen 16, wie vermutlilich in allen Exemplaren unbedeutend fleckig. Leuckart, R., Die Parasiten des Menschen u. die von ihnen herrühr. Krankh. 1. Band (2. Aufl.), Lief. 1. 2. 2. Band, Lief. 1. Mit 510 Holzschn. Leipz. 1867 — 81. (M. 21.) M. 10 — Megnin, p., les parasites (Insectes, Arachnides, Crustaces) et les maladies parasit. chez l’homme et les animaux. Avec 65 fig. et un atlas de 26 planches. Paris 1880. (fr. 20.) M. 12.— MicrOSCOpical journal, the monthly : Transactions of the Royal microscop. Society nnd record of histolog. research at home and abroad Ed. by Henry Lawson. 18 vols. With mim. plates Gr. 8. London 1869 — 77. Leinwandbände (M. 378.) M. 80.— Monatsschrift, internationale, für Anatomie und Physiologie, hcrausgeg. von E. a. Schäfer, L. Testut u. W. Krause. 1. — 5. Band, mit 94 theilw. color. Tafeln. Berlin 1884—88. (M. 275.) M. 200.— Enthält ausser Abhandlungen und Referaten der Herausgeber solche von Ranvier, A. v. Török, Ramön y Cajal (Barcelona), St. J. Brooks (Dublin), A. Nicolas, R. Köhler u A. Prenaut (Nancy), Canalis und G. Rattone (Turin), H. W. Middendorp, P. Lesshaft (Petersb.), S- Laskowski u. A. Eternod (Genf), F. Curtis (Lille), G. v. Mihälkovics, G. Bizzozero u. A. Die Fortsetzung liefere ich auf Verlangen. Sachs, J-, Ilandb. der Experimentalphysiol. der Pflanzen. Mit 50 Holzschn. Gr. 8. Leipz. 1865. Ilandb. der phys. Botanik IV. Vergriffen. M. 16. — Mikroskopisch-chemisches Institut von Dl*. Gc. Münder in Göttingen. Bezugsquelle für sämmtliclie Reagentien und Utensilien für Mikroskoi)ie en gros, en detail. 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Weitere Mittheilungen über Gifttheorie und Phagocytose. Von Dr. Giuseppe Sanarelli. Ich habe vor einigen Monaten in dieser Zeitschrift einige Unter- suchungen über die „natürliche Immunität gegen den Milzbrand“1) veröffentlicht. Diese Versuche hatten mir festgestellt, dass die Lymphe des 1) Die Ursachen der natürlichen Immunität gegen den Milzbrand. (Centralbl. für Bakt. u. Paras. Bd. IX. 1891. No. 14 — 16.) X. Bd. 33 514 S a u a r e 1 1 i , Unterhautsackes beim Frosche die Eigenschaft besitzt, die Milzbrand- keime abzuschwächen, gleichgültig, ob es sich um Sporen oder Bacillen handelt. In der That verlieren Milzstückchen eines an Milzbrand verendeten Thieres, wenn sie sich unter der Froschhaut befinden und vor der Einwirkung der Leukocyten geschützt sind, oder Milzbrand- kulturen selbst, welche mit der Lymphe in Kontakt bleiben, die gleichfalls frei von Leukocyten ist, in Kürze gänzlich ihre Virulenz. Im ersteren Falle ist es unmöglich, genau die Zeit anzugeben, in der sich dieses Verschwinden der Virulenz kundthut, weil der Moment nicht genau präzisirt werden kann, in dem die Lymphe, nachdem sie in genügender Menge die Wände der Kollodiumsäckchen durchpassirt hat, worin sich die Milzfragmente befinden, diese letz- teren durchtränkt hat und ihre Wirkung auf die Milzbrandkeime auszuüben anfängt; es bleibt endlich das Faktum, dass auch nach 8 oder 10 Tagen, während eine Einimpfung dieser Fragmente auf Thiere ohne Wirkung ist, die Uebertragung auf Nährböden noch Ent- wickelung von Milzbrandkolonieen produzirt. Im zweiten Falle hingegen ist jede Ungewissheit beseitigt, indem sich ergibt, dass die Milzbrandsporen ihre Virulenz in den Thieren 3 oder 4 Tage nach der Berührung mit der reinen Froschlymphe zu verlieren beginnen, während die nicht sporenhaltigen Bacillen bei Kaninchen schon nach 24 Stunden, bei Meerschweinchen nach 2 — 3 Tagen ihre Virulenz verloren haben. Alles dies ergibt einen ziemlich erheblichen Einfluss, welchen die Lymphe auf die Virulenz' der Milzbrandkeime, nicht aber auf ihre Lebensfähigkeit ausübt, da mir fortlaufende Versuche bewiesen haben, dass in einer Lymphe, die sehr reich an Sporen oder sporen- haltigen Bacillen ist, sich stets zahlreiche Kolonieen erhalten können, die indessen ihre Virulenz völlig eingebüsst haben. An diesem Punkte angelangt, glaube ich nicht, dass man den Schluss ziehen kann, der pilztödtenden Eigenschaft der Lymphe sei gänzlich die Aufgabe zugefallen, die Mikroben im lebenden Organis- mus zu zerstören und zu eliminiren, weil wir sehr logisch noch eine ganze Reihe von Fragen stellen können, deren Beantwortung uns aber nur dadurch ermöglicht wird, dass wir eine Mitwirkung der Leu- kocyten annehmen. Nachdem wir zeigten, dass die Milzbrandkeime, wenn auch ab- geschwächt, dennoch 30 und 40 Tage lang in der Lymphe am Leben bleiben können, erübrigt uns zu erforschen, auf welche Weise sie aus dem lebenden Organismus verschwinden, in welchem sie nach einer so langen Zeit natürlich nicht mehr aufzufinden sind. Bis zur Stunde drehte sich der Hauptstreit um die Frage, ob die Leukocyten sich der Bakterien bemächtigen, wenn diese bereits todt sind, die Leukocyten daher nach dem Ausdrucke Weigert’s als wirkliche Krematorien fungiren könnten. Meine Unter- suchungen haben in der subkutanen Froschlymphe ein wahres und eigentliches Antiseptikum, das fähig wäre, die Milzbrandkeime rasch zu tödten, nicht ergeben , sie haben bloss gezeigt , dass sie ein un- günstiger Nährboden ist und diese Keime abzuschwächen vermag. Dass diese Ungunst des Nährbodens und die pilztödtende Eigen- Weitere Mittheiluugen über Gifttheorie und Phagocytose. 515 schaft bei längerer Dauer ausser der Virulenz auch noch das Leben der Bakterien beeinträchtigen können, ist sehr wahrscheinlich, aber während 3—4 Tagen bleiben diese stets thätig und während einer anderen noch nicht genau festgestellten, aber jedenfalls längeren Zeit erhalten sie sich am Leben und können ihre Virulenz wieder erlangen, wenn man sie auf einen andern günstigeren Nährboden überträgt. Um überdies auch Versuche Anderer zu erwähnen, so hat Nuttal Milzstückchen von milzbrandigen Thieren, welche er auf Frösche impfte, nach 16 — 17 Tagen stets virulent gefunden. Arloing, Cornevin und Thomas haben die Sporen nach 12 Tagen bei Fröschen immer virulent befunden, Bitter bei immu- nen Schafen nach 19 Tagen, Roux und Chamberland bei geimpften Kaninchen nach 6 Tagen etc. Wann beginnt also bei den refraktären Thieren überhaupt und den Fröschen insbesondere die phagocytäre Thätigkeit gegen die ein- geimpften Milzbrandkeime? Um diese Frage zu beantworten, haben wir nur nöthig, eine der bereits zahlreichen Beobachtungen, die in dieser Richtung gemacht worden sind, hervorzuholen, weil Alle, welche am Frosche den Phago- cytismus studirt haben, bestätigen, dass sich die Zellen in einer relativ kurzen Zeit der Bakterien bemächtigen. Hess fand zahlreiche von Zellen eingeschlossene Bacillen schon 3 Stunden nach der Einimpfung, als sie noch sehr wahrscheinlich nicht bloss lebensfähig, sondern auch virulent waren. Metschni- koff und unlängst Trapeznikoff fanden in mit Milzbrand geimpften Tauben schon 4 Stunden nach der Impfung einige Phagocyten, und trotz- dem behielten in den refraktären Tauben die Milzbrandbacillen ihre Virulenz durch mehrere Tage hindurch. Wagner hat wahrgenommen, dass der Einimpfung des Milzbrandes auf Hühner eine 2 — 3-tägige Fieberperiode folgt, was mit vieler Wahrscheinlichkeit zu dem Schlüsse berechtigt, dass die Bakterien während dieser Zeit am Leben bleiben und diejenige toxische Substanz zu sezerniren fortfahren, welche durch Reizung der thermischen Centren die Temperaturerhöhung herbeiführt. Endlich ist es Metschnikoff selbst gelungen, mit Sicherheit Bewegung, die doch ein Zeichen des Lebens ist, bei Bacillen zu be- obachten, welche von Phagocyten eingeschlossen waren, und zwar bei Ascidien, bei Bipinnarien und bei Fröschen; und als er diese Phagocyten isolirte, sah er, dass sie nicht bloss die virulenten Bacillen in sich aufzunehmen vermögen, sondern dass die theilweise aufgenommenen Bacillen auch noch wachsen , sich vermehren und neue virulente Kulturen bilden können. Die jüngsten Untersuchungen Tr apezni koff’s sprechen sich ebenfalls in gleichem Sinne aus, und eine bereits ziemlich grosse Menge anderer Forscher, sowohl Freunde als Gegner der Bedeutung, welche Metschnikoff dem Phagocytismus anweist, stimmen darin überein, dass das Auftreten der Bakterien im Innern der Leukocyten bei den refraktären Thieren ziemlich rasch erfolgt. Gegenüber einer so beträchtlichen Anzahl von Thatsachen habe ich mich einfach gefragt, welcher Werth ihnen zukomme gegenüber 33* 51ß Sanarelli, Weitere Mittheiluugen über Gifttbeorie und Phagocytose. der pilztödtenden Eigenschaft der organischen Flüssigkeiten der re- fraktären Thiere, und welche Stellung ihnen in der Immunitätslehre gebühre. Hierauf gab ich zur Antwort : Die Milzbrandsporen oder -Bacillen, welche mit der Lymphe oder dem Blute der refraktären Thiere in Kontakt gekommen sind, befinden sich alsbald unter dem Einflüsse der bestimmten Substanzen, welche, wenn sie nicht auf dieselben die Wirkungen eines kräftigen Antiseptikums unmittelbar ausüben, immer- hin genügen, um ihre wichtigsten Ernährungsprozesse zu modifiziren, ihre weitere Entwickelung zu verhindern und infolgedessen ihre Viru- lenz und schliesslich ihr Leben zu vernichten. Man begreift leicht, dass sich die Milzbrandbacillen, unmittelbar nach ihrem Eindringen unter solche Bedingungen gestellt, wenn auch unter Beibehaltung ihrer Virulenz, gegenüber den Geweben im All- gemeinen und den Leukocyten im Besonderen verhalten müssen, wie so manche andere träge und, sei es mit den Produkten ihres Stoff- wechsels oder auf irgend eine andere Weise gegen die phagocytäre Eigenschaft der Zellen lebhaft zu reagiren, unfähige Körper ; diese Eigenschaft hätte in unserem Falle nichts Besonderes oder Feind- liches an sich, der Vorgang gegen die virulenten Bacillen würde nor- mal vor sich gehen, wie etwa gegen Karmin- oder Kohlenpartikelchen. Mit anderen Worten ausgedrückt, es vollzieht sich die Zerstö- rung der Parasiten in den refraktären Organismen kumulativ von Seite der einen wie der anderen Faktoren; es ist dabei nicht noth- weudig, dass die Bakterien todt sind, um von den Zellen einge- schlossen zu werden, sondern letztere können sich der Bakterien be- mächtigen, wenn dieselben, trotz ihrer Virulenz und Lebensfähigkeit, durch bestimmte Einflüsse bereits in die Unmöglichkeit versetzt sind, zu schaden oder zu reagiren. Ich für meine Person kann nicht, wie die bedingungslosen An- hänger der Gifttheorie es thun, bestätigen, dass die Leukocyten sich die Bakterien erst aneignen, wenn diese todt sind; gleicherweise scbliesse ich mich nicht der Meinung der bedingungslosen Anhänger des Phagocytismus au , dass die Leukocyten gegen die Bakterien einen wirklichen Angriff ausführen und einen wahren Kampf um Leben oder Tod des bedrohten Organismus ausfechten; ich möchte vielmehr bloss behaupten, dass die pathogenen Bakterien in den Geweben oder im Blute der refraktären Thiere nicht im Stande sind, die Infektion besonders durch den ungünstigen Nährboden, der sich ihrer Vermeh- rung und Entwickelung entgegenstellt, zu begrenzen, und dass die Leukocyten ihrerseits, indem sie dieselben allmählich einschliessen und aus dem Organismus entfernen, auf dieselbe Weise vorgehen, wie sie es gegenüber irgend einem andern Fremdkörper, der zufälliger Weise in den Körper eingedruugen ist, thun würden. Dies hat nichts Befremdendes, noch mit den einfachsten Grund- begriffen der Physiopathologie in Widerspruch Stehendes an sich, und bis zu einem Gegenbeweise kann man bei dieser Auffassung bleiben, die nur die Synthese der jüngsten Untersuchungen in der Frage über die natürliche Immunität zu sein scheint. Ich wünschte daher, von Neuem diese Auffassung zu wiederholen, nicht nur um einige andere Grassi und Feletti, Weiteres zur Malariafrage 517 Thatsachen zu erwähnen, die sie unterstützen könnten und die in meiner Arbeit nicht aufgeführt waren, sondern auch um sie gegen- über dem Zweifel zu rechtfertigen, den Dr. Petruschky1) unlängst kuudgab, indem er behauptete, dass die augenscheinlich pilztödtende Wirkung, die ich bis zur Evidenz in der subkutanen Lymphe der Frösche nachgewiesen habe, aus sich selbst und ohne die geringste Mitwirkung der Leukocyten die Immunität dieser Thiere gegen den Milzbrand erklären könne. München, den 27. August 1891. Weiteres zur Maiariafrage. Note der Professoren B. Grassi und B. Feletti in Catania. (Schluss.) II. Verschiedene Untersuchungen von Prof. Battista Grassi. A. Schon in einer vorhergehenden Note findet man angedeutet, dass Celli und Guarnieri eine Parasitenform im Menschen be- schrieben haben, welche sich sehr frühzeitig, bevor auch nur die geringste Spur von Pigment existirt, segmentirt. Während nun obige Verfasser diese Form mit einer anderen, welche sich ebenfalls frühzeitig, aber erst nachdem sie bereits Pigment erworben, zusammen- werfen, stieg in mir der Zweifel auf, ob sie nicht eine Art für sich, verschieden von der Haemamoeba praecox, repräsentiren könne. Ich hatte seiner Zeit bereits bemerkt, dass in den von mir bis dahin untersuchten Vögeln obige Form gewiss fehlte. Kürzlich nun ereignete es sich, dass ich eine gleiche Form in einem, sich noch im Dunenkleide befindlichen Thurmfalken (Cherchneis tinnunculus) vorfand. Die anderen drei kleinen Thurmfalken, welche sich mit ihm zusammen im Nest befanden, waren nicht von dieser Parasitenform infizirt, während der erste es derartig war, dass man nur mit grosser Mühe ein freies rothes Blutkörperchen vorfinden konnte. Dieser Falke lebte acht Tage und bot mir stets den gleichen Befund. Stets, in jedem Augenblick, fand sich in den rothen Blutkörper- chen des Blutes eine Haemamöbe, welche, wie die anderen Haema- möben der Vögel, durchaus keine amöboidische Bewegungen zeigte. Fast in jedem Präparat fand man zu jeder Stunde Segmenta- tionsfiguren. Die Segmentation fand statt, wenn ein grosser Theil des Blutkörperchens noch unversehrt war und ohne einen Nucleus de reliquat zu hinterlassen. Auch diese Haemamöbe hat einen Kern, keine kontraktilen Vakuolen etc. Ich schlage vor, derselben den Namen Haemamoeba immaculata zu geben. 1) Hygienische Rundschau, 15. Juli 1891. No. 14. p. 556. 518 Grassi und Feletti Der in Rede stehende Falke wies niemals einen anderen Malaria- parasiten auf. Meine vorhergehenden Nachforschungen und die nun begründete Thatsache, dass der in Rede stehende Parasit stets ohne Begleitung anderer Malariaparasiten vorgefunden wurde, rechtfertigen vollständig meine neue Art. Bei der Autopsie des Falken konnte ich bemerken, dass die Milz bedeutend vergrössert war, und glaube ich, dass er an der Per- niciosa gestorben ist. Auf Grund engster Analogie muss ich annehmen, dass auch im Menschen die kein Pigment besitzende, sich segmentirende Haema- moeba eine Art für sich ist, lasse jedoch die Frage über die Iden- tität der in Rede stehenden Haemamoeba des Menschen und des Vogels noch offen, wie ich dieselbe auch für die Haemamoeba praecox offen gelassen habe. Ich schliese, indem ich den bereits früher gegebenen Prospekt der Malariaparasiten des Menschen wie folgt vervoll- ständige : 1. Haemamoeba malariae (verursacht einfache, doppelte und dreifache Quartana). 2. Haemamoeba vivax (verursacht einfache oder doppelte Tertiana). 3. Haemamoeba praecox (verursacht perniciöse, quoti- diane, subkontinuirliche und kontinuirliche Fieber). 4. Haemamoeba immaculata (id. id.). 5. Laverania malariae (verursacht unregelmässige Fieber, welche, wie aus meinen in diesem Jahre mit Feletti und Calau- druccio zusammen gemachten Studien hervorgeht, für längere Zeit den Charakter der quotidianen Fieber annehmen können). Die Haemamoeba praecox wurde in Catania weder im Winter, noch im Frühling vorgefunden. Im Sommer dagegen ist sie zu finden und leicht zu erkennen (Feletti). Die Haemamoeba immaculata wurde im Menschen bis jetzt nur in Rom angetroffen. Die Formen 1, 2 und 5 wurden zuerst von Golgi unterschieden, welcher sie für eine Varietät ein und derselben Art hielt und auch die Möglichkeit eines Ueberganges von einer Form in eine andere annahm. Die Formen 3 und 4 wurden zuerst von Celli und Marchiafava beschrieben, welche sowohl diese beiden, wie auch die Form 5 als eine einzige Varietät auffassten. B. Die Malariaparasiten werden getödtet, wenn man das mit destillirtem Wasser zur Hälfte verdünnte malarische Blut ungefähr eine Stunde lang tüchtig schüttelt. Dr. Calandruccio hat durch eine Reihe sehr sorgfältiger Experimente bewiesen, dass das auf diese Weise behandelte Blut ungestraft in den Menschen eingeflösst werden darf, d. h. also ohne dass sich in Folge der Einspritzung in demselben die Malariaparasiten entwickeln. Diese Thatsache bestärkt meine Behauptung, dass die Malaria- parasiten durch ihr parasitäres Leben ausserordentlich zart geworden Weiteres zur Malariafrage. 5J9 und mithin im freien Leben, in welchem sie sich mit verschiedenen Charakteren (besonders mit solchen von Amoeba gracilis etc.) finden müssen, nicht gezüchtet werden können. C. Viele mit Dr. Calandruccio zusammen unternommene Beobachtungen geben uns die Berechtigung, die Hypothese Lave- ran’s, dass die Schnaken die Zwischen wirthe der Malaria seien, für unbegründet zu halten. III. Ueber einige Färbungsmethoden der Malariaparasiten. Kleine Note der Professoren B. Gfrassi und R. Feletti. Die von uns zur Untersuchung der Struktur der Malariaparasiten angewandten Methoden sind verschiedene: I. Vor allem müssen wir bemerken, dass zuweilen die Malaria- parasiten infolge von Umständen, welche wir nicht bestimmen können, schon frisch und ohne jedwedes Kunstmittel einen sehr deut- lichen Kern mit nucleolusförmigem Knoten und Kernmembran zeigen. Doch konnten diese Ausnahmen nicht für ein genaues Studium ge- nügen und mussten wir, um zweifellos die Gegenwart des Kernes beweisen zu können, Zuflucht zu den färbenden Substanzen nehmen. II. Wir bewahrheiteten, dass der nucleolusförmige Knoten der Malariaparasiten mit dem grössten Theil der gewöhnlich in der Histologie gebräuchlichen Färbsubstanzen (Karmin, Haematoxylin etc.) gefärbt werden kann, während der übrigbleibende Körpertheil des Parasiten durch sie entweder ganz farblos bleibt, oder nur wenig gefärbt wird. Aber aus Gründen, welche wir vergebens zu erkennen suchten, gelingt die Färbung sehr schwer, hauptsächlich wenn das Blut, ohne vorher getrocknet zu werden, mit den gewöhnlichen Substanzen (Osmiumsäure, Pikrinessigsäure von Flemming, Sublimat etc.) fixirt wird, und ist sie jedenfalls niemals sehr deutlich. Doch genügt sie immerhin, unser Urtheil, dass die Malariaparasiten einen Kern haben, zu bestätigen. III. Gute Präparate, welche den Kern ad evidentiam zeigen, erhält man mit der von uns etwas modifizirten N i kifo r o f f’schen Methode. Das in sehr dünner Schicht auf einem Deckgläschen aus- gebreitete Blut wird an der Luft getrocknet und gleich darauf in eine Flüssigkeit getaucht, welche zu gleichen Theilen aus Alkohol abso- lutus und Aether und aus einigen wenigen Tropfen Eisessigsäure be- steht. Das Präparat wird alsdann in Haematoxylin übertragen, nach- her ihm der Ueberfluss der Farbe genommen, entwässert und schliesslich mit den allbekannten Vorsichtsmaassregeln im Kanadabalsam fixirt. IV. Befriedigende Resultate erlangt man mit folgender Methode: Man mischt einen auf einem Objektträger gefassten kleinen Tropfen Malariablut sehr gut mit einem Tropfen destillirten Wassers und bringt dann das Präparat für die Dauer von 15 — 20 Minuten in die feuchte Kammer, exponirt es darauf 30 Sekunden lang in Dämpfen von Osmiumsäure und fügt schliesslich einen Tropfen Haematoxylin, 520 Grassi und Feiet ti, Weiteres zur Malariafrage. Pikrokarmin oder Alaunkarmin hinzu und bedeckt es mit dem Deck- gläschen etc. Nach kurzer Zeit erlangt man auf diese Art und Weise eine genügende Färbung der Malariaparasiten. Will man die Parasiten mit dem Brass’schen Karmin färben, so genügt es, dem Malariablute ein wenig von dem besagten Karmin beizumischen und nach einigen Minuten das Präparat mit Dämpfen von Osmiumsäure zu fixiren. Wir bemerkten, dass wenn man das Präparat für etwas längere Zeit sich selbst überlässt, das Karmin die Malariaparasiten zerstört. V. Die einfachste, bequemste und Jedermann zugänglichste Me- thode ist aber folgende: Man bereitet eine verdünnte wässerige Lösung von Methylenblau oder von Fuchsin. (Um diese Lösung zu bereiten, bringt man einen Tropfen gesättigter Lösung von Methylenblau oder Fuchsin in ein gewöhn- liches Uhrglass voll destillirtem Wasser.) Dann sammelt man einen, aber kleinen Tropfen Malariablut auf ein Deckgläschen und lässt letzteres als- dann, nachdem man es umgekehrt, rasch auf einen, sich auf einem Objekt- träger befindenden Tropfen der obenbeschriebenen verdünnten Lösung fallen. Um das Blut mit dieser Farbflüssigkeit zu mischen, genügt es, das Deckgläschen auf einer Seite ein wenig aufzuheben und wieder fallen zu lassen. Erscheint das Präparat ganz transparent, so ist dasselbe gut gelungen. Mit diesen Mitteln erhält man gewöhnlich den nucleolusförmigen Körper intensiv gefärbt und ebenso auch die Chromatinfäserchen, wenn sich deren finden. Die Membran des Kernes kann gefärbt er- scheinen oder nicht, und so auch der Zellleib. Der Kernsaft (Grund- substanz) bleibt ungefärbt. Jedenfalls ist der nucleolusförmige Körper sehr viel intensiver gefärbt,, als der Rest des Parasiten- körpers. Nach den Methoden IV und V werden die Malariaparasiten mit dem destillirten Wasser getödtet; so sehr dies beim ersten Anblick für unvernünftig gehalten werden kann, ist es doch eine Thatsache, dass durch diesen Prozess dieselben Resultate erzielt werden, welche mit allen anderen Methoden erlangt werden können, nur ist die Färbung sehr viel deutlicher und sowohl die Kernmembran wie der Kernsaft treten weit mehr hervor. Wir können nicht erklären, wie die Flüssigkeit auf die Malariaparasiten wirkt, welche sich bildet, wenn dem Blut destillirtes Wasser beigemischt wird. Es ist jedoch gewiss, dass man mit Bestimmtheit auf diese Methode rechnen kann, wenn es gilt, den Kern eines Malariaparasiten zu erkennen. Dies beweisen die opportunen Vergleiche 1) mit den Ergebnissen der frischen Beobachtungen, 2) mit vielen anderen Untersuchungsmethoden (die kürzlich von Mannaberg mit inbegriften), 3) mit anderen parasitischen Protozoen (z. B. denen der Ter- miten), oder mit anderen Zellen, welche in ähnlicher Weise behandelt wurden. Natürlich wollen wir damit durchaus nicht behaupten, dass un- sere Methoden empfehlenswerth seien für das Studium der feinsten Hefearten im abnormen Biere. 621 Struktureigenthümlichkeiten , wie uns deren durch die neusten Forschungen von Boveri, van Beneden etc. bekannt gemacht werden. Wir wollen damit nur sagen, dass vermittelst unserer Me- thoden 4 und 5 es möglich ist, die Malariaparasiten ebenso gut zu färben, wie die Amöben. (Siehe z. B. die Figuren von Grubner.) Ihr Kern verhält sich in der That geradeso wie derjenige der Amöben, nur färbt er sich bedeutend schwerer. 11. September 1891. Referate. Will, H., Zwei Hefearten, welche abnorme Veränderun- gen im Biere veranlassen. (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen. 1891. No. 7.) In Bieren, welche einen unangenehmen Geschmack angenommen hatten, wies der Verf. durch Anwendung von Hansen’s Methoden zwei Krankheitshefen nach, welche er eingehend beschreibt, und deren Einwirkung auf die Würze durch direkte Experimente mit bekannten Mischungen von Reinkulturen dieser Hefen und in der Praxis be- nutzten Kulturhefen bestimmt wurde. Die erste Hefeart gehört zu der ellipsoidischen Gruppe und wird nach den Untersuchungen des Verf.’s in dieNähe von Saccharomyces ellipsoideusllzu stellen sein. In Würzegelatine stellen die jungen, sowohl oberflächlichen wie eingebetteten Kolonieen ein weitmaschiges Netz dar, später werden sie in der Mitte dichter, mit unregelmässig gefranzten Umrissen; bisweilen treten aber auch kompakte Kolonieen mit regelmässigen Rändern auf. Bei der Sporenbildung zeigt sich als eigentümlich eine sehr hohe Maximaltemperatur und ein verhältniss- mässig schnelles Auftreten von Sporen bei der Optimaltemperatur (84° C). Die untere Grenze für die Sporenbildung liegt bei 4 — 5° C. Das Aussehen der Sporen ist dasselbe wie bei den von Hansen be- schriebenen wilden Hefen. In sterilisirter Würze vertragen die Sporen ein 1/2-stündiges Erhitzen bei 80° C, ohne ihre Keimfähigkeit ein- zubüssen, während die vegetativen Zellen unter denselben Verhältnissen bei 70° C getödtet wurden. Für die Hautbildung liegen die Grenzen bei 41° und 4° C. Namentlich in alten Häuten treten stark verzweigte Sprossverbände, aus sehr verlängerten Zellen bestehend, auf. Bei den Gährungen zeigt sich diese Hefe als typisch untergährig. In Mischungen mit einer in der Praxis als gut befundenen Bier-Unter- hefe in absolut reinem Zustande war die Gegenwart dieser Krank- heitshefe selbst in Beimengungen von 1/io°/o bemerkbar durch den kratzenden bittern Nachgeschmack, welchen er dem Biere verlieh; auch zeigte das Bier immer keinen Bruch. Die Gährungsenergie und Schnelligkeit der Vermehrung dieses Pilzes war in denvergleichenden Versuchen viel grösser, als die der benutzten Kulturhefen. Die Klä- 522 Hefearten im abnormen Biere. — FäulnisS. rung des Bieres war sehr schlecht, und der Pilz verursacht gleich- zeitig mit der schon beschriebenen Krankheit auch noch eine Hefe- trübung. Die zweite Hefe wurde aus hefentrüben Bieren gewonnen. Sie gab in Würzegelatine theils scharf begrenzte, theils in der Umgrenzung verschwommene Kolonieen. Die Temperaturgrenzen für die Sporen- bildung sind 32° C resp. 0,5 — 1,0° C; das Optimum liegt bei 24° C. Die Lebensgrenze für Sporen und vegetative Zellen liegt in Würze bei 70° C. In den alten Häuten treten sehr reich verzweigte Spross- verbände auf. Bei der Gährung in Würze, welche von ganz eigenthümlichen Erscheinungen begleitet ist und immer träge vor sich geht, halten sich die Zellen, welche sich sehr bald von den Verbindungen trennen, lange schwebend in der Flüssigkeit. Die gegohrene Würze nahm eine hellere Farbe an; der Geschmack war süsslich und unangenehm aro- matisch, der Nachgeschmack bitter, adstringirend. Die abgesetzte Hefe hatte immer eine dunkle Farbe. In Gährungen mit Mischungen von Kulturhefe und dieser Krank- heitshefe machten sich schwache Beimischungen weniger geltend, als bei der ersten Art, stärkere Beimischungen geben immer eine aus- gesprochene Trübung. Der abnorme Geschmack war bei Proportionen von 5% Krankheitshefe ab deutlich wahrnehmbar. Jörgensen (Kopenhagen). Hoffa, Weitere Beiträge zur Kenntniss der Fäulniss- bakterien. (Münchener raed. Wochenschrift. 1891. No. 14.) Bei der Untersuchung einer im Vacuum bei 35° konzentrirten Bouillonkultur des verflüssigenden fluorescirenden Wasserbacillus, welche durch Filtration keimfrei gemacht worden war, wies der Verf. im Destillat Ammoniak nach; ausserdem fand er in der rückständigen Flüssigkeit neben Kreatinin durch Fällung mit der 10 fachen Menge absoluten Alkohols einen charakteristischen Fiweisskörper, welcher sich anfänglich als gelbliches Pulver darstellte. Nach der Reinigung mit- telst des B r i e g e r ’ sehen Verfahrens — Lösung in verdünntem Alkohol, Fällung mit alkoholischer Sublimatlösung, Entfernung des Quecksilbers durch Schwefelwasserstoff, mehrmaliges Auflösen in Wasser und Fäl- len mit absolutem Alkohol — blieb ein weisslich-graues Pulver zurück, welches sich in Wasser leicht löste und mit Kupfervitriol und Kali- lauge deutliche Biuretreaktion erkennen liess. Die wässerige Lösung des Körpers zeigte bei Zusatz irgend eines Alkalis jedesmal prachtvolle grüne Fluorescenz. Verf. nimmt auf Grund hiervon an, dass die Bacillen durch ihr Wachsthum anfänglich den Eiweisskörper und später auch Ammoniak erzeugen, und dass durch das Zusammentreten dieser chemischen Sub- stanzen die Fluorescenz der Kultur bewirkt wird. Bei längerem Stehen der Kultur verdunstet das Ammoniak, worauf die Fluorescenz ver- schwindet. Dieselbe kann jedoch, wie der Verf. durch den Versuch festgestellt hat, in der Nährflüssigkeit durch Zusatz eines Tropfens Ammoniak wiederhergestellt werden. K üb ler (Berlin). Tubercuiose. 523 Kugler, Worin sind die Hauptursachen für die starke, immer noch w a c h s e n d e Y e r b r e i t u n g d e r T u b e r c u 1 o s e zu suchen und was kann und soll der Staat zur Aus- rottung bezw. Eindämmung dieser verderblichen Krankheit thun? (Aerztl. Mitth. a. u. f. Baden. 1890. No. 15 ff.) In dem vorliegenden Vortrage hatVerf. die neueren Forschungen auf dem Gebiete der Tubercuiose in klarer, gemeinverständlicherWeise zusammengefasst und besonders den ätiologischen Verhältnissen seine Aufmerksamkeit gewidmet. Den schönen Arbeiten Cornet’s lässt er die gebührende Anei'kennung zu Theil werden, betont die Gefahr tuberkelbacillenhaltiger Nahrungsmittel — Milch, Butter, Fleisch perl- süchtiger 1 liiere — , wendet sich gegen die Annahme eines Einflusses geographischer und klimatischer Verhältnisse (Höhenklima) auf die Ver- breitung der Tubercuiose und betont die Bedeutung der Wohnungs- hygiene. Um hier klarer zu sehen , hat er die einzelnen badischen Bezirke nach ihrer Einwohnerzahl geordnet und mit dieser die Sterb- lichkeit an Schwindsucht verglichen. Dabei zeigte sich, dass die Phthisismortalität mit der Wohnungsdichte wächst. In Gruppen vereinigt ergibt sich folgendes Bild: Auf 1000 Einwohner Wohnräume Tub. Todte (nach der Volkszählung 1885) (auf 1000 Einw. im Durchschn. 1882 — 87) I. Gruppe 815 2,29 II. „ 745 2,66 III. „ 645 3,10 IV. „ 547 3,20 V. „ 470 3,23 Um zu sehen, ob der offenbar hier zu Tage tretende mächtige Einfluss dieses Faktors auch in fast rein ländlichen Bezirken sich wirksam erweise, wurden die Gruppen nochmals ohne die 8 grössten Städte des Landes, bezw. die nach ihnen benannten Bezirke gebildet. Das Resultat ist folgendes: Auf 1000 Wohnräume Tub. Todte I. Gruppe mehr als 800 2,20 II. 7? >7 77 700 2,66 III. 7» 77 77 600 2,73 IV. 7 7 77 77 500 3,03 V. ,, weniger 7 7 500 3,35 Zum Vergleich stellte Verf. dieselbe Berechnung für Diphtherie, Pneumonie und Typhus auf, konnte jedoch hier einen derartigen Einfluss nicht nachwcisen. Sehr interessant ist die weitere Berechnung, die Verf. über die thierische Tubercuiose angestellt hat, und aus der hervorgeht, dass auch sie eine deutliche Abhängigkeit von der Wohnungsdichte er- kennen lässt. Tubercuiose Todte im Durchschnitt Perlsucht bei den Schlachtungen 1888. Gruppe I 0,0 — 0,10 Prozent „ II 0,11—0,20 „ „ III 0,21—0,30 „ „ IV 0,31—0,40 „ „ V 0,41—0,70 „ VI 0,70—1,0 „ ,, VII über 1,0 „ der Jahre 1882 — 87 inkl. 2,62 Promille d. Einw. 2,7 6 ,, ,, ,, 2,80 ,, ,, ,, 2,06 ,, ,, ,, 2,10 ,, ,, ,, 3,32 „ „ „ 3,70 ,1 „ 524 B r a it n j Verf. geht dann des weiteren auf die Disposition und Heredität ein , wobei er in geschickter und überzeugender Weise gegen die Ausführungen Baumgarten’s Front macht, und fasst schliesslich seine Anschauungen in 16 kurze Sätze zusammen, von denen 5 die Aetiologie, 11 die Prophylaxe der Tuberculose betreffen. Belehrung in den Schulen, gefahrlose Beseitigung des Auswurfs, etwaige Be- schränkung der Phthisiker in ihrer freien Beweglichkeit [gewiss kaum durchführbar. Ref.], Desinfektion der Wohnungen, Wohnungspolizei (Verhinderung zu grosser „Wohnungsdichte“), Phthisikerasyle, An- zeigepflicht, Ueberwachung von Milch, Käse, Butter und Fleisch tuberculöser Thiere, Regelung der Verhältnisse in Kurorten sind die Punkte, auf die sich seine sehr beherzigenswertheu Vorschläge be- ziehen. Der Vortrag verdient alle Beachtung. M. Kirchner (Hannover). Bericht über die Fortschritte in der thierischen Parasitenkunde. Von [M. Braun . in Königsberg i. Pr. (Schluss.) H. Araclmoidea. Bei dieser Gruppe wie bei anderen Arthropoden verzichten wir von vornherein auf Vollständigkeit, da die Litteratur viel zu aus- gedehnt ist, als dass sie ein Einzelner verfolgen könnte, das Gebiet dem Ref. auch fern liegt. Wir führen nur eine Arbeit an, die von Ch. W. Stiles (71), welche aus dem Leuckart’ sehen Laboratorium hervorgegangen ist und sich mit dem Bau und der Entwicklung des Pentastomum proboscideum beschäftigt. Veranlassung zu der Untersuchung gab der Fund von 22 reifen Exemplaren in der Lunge einer Boa constrictor; obwohl es unwahrscheinlich war, dass ein aus den Tropen Amerika’s stammender Parasit seine Entwicklung auch in einem Thiere Mitteleuropa^ durchlaufen würde, wurden reife Eier an einen jungen Hund, ein Meerschweinchen, ein Kaninchen, eine Taube und an mehrere weisse Mäuse verfüttert. Bei den dreUerst- genannten Thieren, die 70, 82 resp. 83 Tage nach der Infektion untersucht wurden, waren die Larven alle auf einer frühen Ent- wicklungsstufe abgestorben und deren Cysten verkalkt; in der Taube war Nichts zu finden, dagegen hatte die Infektion der weissen Mäuse sehr gute Resultate geliefert. Eine derselben starb 32 Tage nach der Infektion und Leber, Lungen, Nieren, das Peritoneum und das Unterhautbindegewebe enthielten zahlreiche eingekapselte Pentastomen in zwei etwas differirenden Entwicklungsstadien; zwei andere Mäuse Starben 45 Tage nach der Infektion, sie lieferten ein drittes Stadium, und Bericht über die Fortschritte in der thierischen Parasitenkuncfö. 525 endlich die letzte wurde 18 x/2 Woche nach der Fütterung getödtet — sie enthielt theils frei in der Brust- und Bauchhöhle, theils ein- gekapselt in verschiedenen Organen völlig ausgebildete Pentastomen- larven, welche der von Diesing als P. subcylindricum be- schriebenen Form glichen, die demnach, wie schon Leuckart er- kannt hat, als der Jugendzustand von P. proboscideum anzu- sehen ist, wie P. denticulatum der von P. taenioides ist. Vollkommen negativ fiel die Verbitterung der reifen Larven au einheimische Schlangen (Kreuzotter uud Ringelnatter) aus ; zwar hatten die Larven den Darm durchbohrt und waren in die Leibeshöhle ge- langt, waren aber in dieser abgestorben. Die Eier von P. taenioi- des werden bekanntlich durch den Nasenschleim nach aussen geführt und durch Pflanzen, die dem Zwischenwirthe — Hasen, Kaninchen — zur Nahrung dienen, in diesen übertragen; wenn dies auch bei P. proboscideum Vorkommen mag, so ist dies doch nicht der ge- wöhnliche Weg, die Eier gelangen vielmehr mit dem Lungenschleim durch die Bronchien und die Trachea in den Darm und von hier mit dem Kothe nach aussen; sie waren in dem Kothe der untersuchten B o a so häufig, dass ein hirsekorngrosses Stück des Mastdarmkothes mindestens 15 — 20 Eier enthielt. Dass die Eier und Embryonen lange Zeit im Freien leben bleiben, beweist die Thatsache, dass dem Autor die Infektion andrer Mäuse, als der oben erwähnten, mit dem Kothe der Boa gelang, der 49 Tage in einer feuchten Kammer aufbewahrt worden war. In Bezug auf die Infektionen der Riesenschlangen mit den Pentastomen darf man wohl als sicher annehmen, dass diese durch der Genuss der Zwischenwirthe stattfindet. Wegen der Er- gebnisse der anatomischen Untersuchungen wolle man das Original vergleichen. Litteratur. 1. Haase, E., Schriften d. phys.-öcon. Gesellsch. in Königsberg i. Pr. XXXI. 1890. 8°. 12 pg. 2. Sonsino, P., Lo Spallanzani, Giornale della capitale per le scienze biologiche. Part. II. Ann. XXIX. Fase. I. II. 8°. 16 pg. Roma 1891. 3. Railliet, A., Revue des Sciences naturelles appliquees. No. 16. Paris 1890. 8°. 25 pg. 4. Blanchard, R., Revue d’hygifene. Paris 1890. 8°. 92 pg. 5. Solger, B., Mitth. d. nat. Ver. v. Neuvorpommern und Rügen. XXII. 1890. 8°. 4 pg. 6. Wierzejski, A., Note preliminaire sur le Blanchardia cypricola. (Bull, de la societe zoolog. de France. Tom. XV. 1890. pg. 192 — 198. Avec. 6 fig.) 7. Railliet, A., La maladie des barbeaux de la Marne. (Bull, de la soc. centr. d’aquiculture de France pour l’anude 1890. Vol. II. pg. 117 — 120.) 8. Pfeiffer, L., Ueber einige neue Formen von Miescher’schen Schläuchen mit Micro-, Myxo- und Sarcosporidieninhalt. (Virchow’s Arch. Bd. 122. 1890. pg. 552 bis 573. mit Taf. XII.) 9. Perugia, A., Sülle Myxosporidie dei pesci marini. (Bollettino scientifico. Ann. XII. No. 4. e ann. XIII. No. 1. 1. tav. Pavia 1890/91.) 10. Th dl oh an, P., Contributions ä l’ötude des Myxosporidies. (Ann. de micro- graphie. T. II. 1890. 8°. 20 pg. 1 pl.) 11. Thdlohan, P., Rech, sur le ddvcloppement des spores chez les Myxosporidies. (Compt. rend. soc. de biol. 8. XI. 1890.) 526 Braun, 12. Blanchard, R., Evacuation de noyaux cellulaires Simulant une helminthiase ou une coccidie. (Suppl. aux compt. rend. 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Monographie der Acan- thocephalen, ihre Entwickelung, Histogenie, Anatomie nebst Beiträgen zur Systematik und Biologie. Tbl. I. 8°. 119 pg. mit 10 Taf. (Jen. Zeitschr. für Naturw. XXV. N. F. XVIII 1891.) 67. Mdgnin, P., Sur l’embryogdnic de l’Echinorhynchus proteus. (Compt. rend. soc. biol. Ser. IX. T. HI. Paris 1891. pg. 324—325.) 528 Nematodenkrankheiten der Erdbeerpflanze. 68. S a i n t- J o s e pli , de. Les annelides polychfetes des cötes de Dinard. (Ann. scienc. nat. Zoologie. Ser. VII. T. V. Paris 1888. pg. 218 — 224.) 69. Voeltzkow, A., Entovalva mirabilis, eine schmarotzende Muschel aus dem Darm einer Holothurie. (Zoolog. Jahrbücher, Abth. f. System., Geogr. und Biol. der Thiere. V. 1891. pg. 619—628. 1 Taf.) 70. Stiles, Ch. W., Bau- und Entwickeluugsgeschichto von Pentastomum pro- boscideum Rud. und P. subcylindricum Dies. In. Diss. Leipz. 1891. 8°. pg. 76. 2 Taf. (Aus Zeitsch. f. wiss. Zool. Bd. LII.) Unbekannt sind dem Referenten geblieben: Leidy, Jos., Notices ou Entozoa. 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Jahre 1887. 529 Die erste derselben, vom Verf. als „Blumenkohlkrankheit der Erdbeeren“ benannt, wird hervorgerufen durch Aphe- lenchus Fragariae n. sp. , einen sehr beweglichen, 0,57 — 0,85 mm langen Nematoden, dessen Körper bei beiden Ge- schlechtern bei der analen Oeffnung, also bei Beginne des Schwanzes, sich plötzlich etwas verschmälert. In dem abnorm entwickelten Theile der Erdbeerpflanze finden sich die Nematoden in grosser Anzahl, und zwar im Mai und Juni im Larvenstadium. Die Fort- pflanzung scheint erst in der zweiten Hälfte des Sommers statt- zufinden. Verf. ist es noch nicht gelungen, die Lebenseigenthümlich- keiten der neuen Aphelenchus - Art, z. B. die Zahl der Generationen in einem Jahre, Fortpflanzungsvermögen, Zustand der Ueberwinterung, Verbreitungsweise im Boden und in den Pflanzen, das Ueberdauern von Austrocknen, Kälte u. s. w. zu studiren. An den Frdbeerpflanzen bewirkt der Schmarotzer unter Hypertrophie der parenchymatischen Gewebe Verdickung, Verbreiterung und Verwachsung der Stengel- organe nebst Ausbildung zahlreicher verkümmerter Knospen, welche dem Kamme aufsitzen, so dass die Pflanze einem Stücke Blumenkohl nicht unähnlich wird. Die zweite Krankheit der Erdbeere ist äusserlich ganz ähnlich ; auch hier sind die Stempeltheile dick und angeschwollen, von heller Farbe. Es fand sich bei derselben aber eine andere, weniger beweg- liche Art, Aphelenchus Ormerodis n. sp., welche 0,55 — 0,65 mm lang, aber doppelt so breit, als A. Fragariae ist, deren Körper sich nicht plötzlich beim After verschmälert, sondern nach beiden Enden hin allmählich und langsam dünner wird und deren äusserstes Schwanzende in eine sehr feine Spitze endigt. Sehr häufig wurden auch in den kranken Pflanzen Arten von Cephalobus gefunden. Da dieselben sich aber nicht in allen erkrankten Pflanzen vorfanden, wie es beim Aphelenchus Ormerodis der Fall war, so sind sie nicht als die Urheber der eigenthümlichen Krankheit anzusehen, son- dern sind erst nachträglich hineingekommen. Brick (Hamburg). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Untersuchungsmethoden seit dem Jahre 1887. Zusammenfassender Bericht von Dr. L. Heim, k. b. Stabsarzt und Privatdozenten. (Schluss.) D’ Arsonval (9. 831) empfahl neben der Filtration die Be- nutzung des starken Druckes flüssiger Kohlensäure zur Erzielung sterilisirter Flüssigkeiten. X, Bd. 34 530 Heim Mit Hülfe von Thonzellen gewonnene Filtrate von Kulturen oder Gewebssaft hat nun (Roux und Chamherland T3. 769], Wool- dridge [4. 88], Roux und Yersin [5. 348], Emmerich1) u. A.) entweder direkt zu Studien der giftigen, immunisirenden oder heilenden Wirkungen genommen, oder erst weiter chemisch verar- beitet, in der Absicht, die wirksamen Körper daraus möglichst rein darzustellen. Derartige Verfahren sind von Brieger und F raenkel (8. 142), Wassermann und Proskauer2) des Näheren mitge- theilt und haben zur Gewinnung eiweissartiger Giftstoffe, der sog. Toxalbumine, geführt, von denen es nach Wassermann und Pros- kauer aber noch nicht erwiesen ist, ob sie das Gift chemisch ge- buuden enthalten, oder ob es ihnen beim Niederschlagen nur mechanisch beigemengt wurde. Um bei den dabei nöthigen Abdampfungen die auf die Gifte zersetzend wirkenden höheren Wärmegrade zu umgehen, hat Brieger einen Vakuumapparat für konstante niedrige Tempe- raturen durch Lautenschläger konstruiren lassen, hinsichtlich dessen Beschreibung ich auf das Original 3) verweisen muss. Ohne Filtration gewann Scholl4) aus Cholerakulturen in Hühnereiern ein Toxopepton auf folgende Weise: Das von den Bak- terien verflüssigte Eiweiss wurde in die zehnfache Menge absoluten Alkohols eingegossen, der Niederschlag mit Alkohol ausgewaschen, mit Wasser digerirt und filtrirt. Die wässerige Lösung wurde wieder- holt in mit Essigsäure schwach angesäuerten Aetherspiritus einge- tragen, vom Rückstand abgegossen und dieser in alkalisch gemachtem Wasser aufgelöst. Letztmalige Eintragung in reinen Aether, welcher verdampft wurde, führte zur Gewinnung einer weissen voluminösen Masse, von der geringe Mengen intraperitoneal applizirt, Meerschwein- chen in kurzer Frist tödteten. Während bislang hauptsächlich die von den Bakterien erzeugten Stoffwechselprodukte, sei es nun, dass sie direkt von ihnen geliefert oder unter ihrem Einfluss aus dem Eiweiss und eiweissähnlichen Stoffen des Körpers oder der Kulturen gebildet waren, das Interesse der Forscher beschäftigten, hat man in neuerer Zeit auch die Stoffe, welche aus dem Bakterienleib selbst sich darstellen lassen, in den Bereich des Studiums und der Versuche gezogen. Nachdem Büchner 5) gesehen hatte, dass die aus Kartoffelkul- turen der Friedlän der’schen Pneumoniebakterien durch Auf- schwemmen in physiologischer Kochsalzlösung, Kochen und freiwillige Sedimentirung gewonnenen Protein Stoffe mikroorganismenfreie Ent- zündung, Eiterung und Fieber zu erzeugen im Stande seien, versuchte dieser Forscher die Albuminate des Bakterieninhaltes in Lösung über- zuführen. Es gelang ihm (0. 8. 321), nach Nencki’s Methode bei verschiedenen Bakterien eine mehr oder weniger reichliche Ausbeute an Protein zu gewinnen, am meisten von Bac. pyocva neus.UNach Büchner6) verfährt man dabei folgendermassen : Die von gut ent- ü M. m. W. 91. 19. 341. 2) D. m. W. 91. 17. 585. 3) Z. f. kl. M. XVII. Suppl. 4) B. kl. W. 90. 41. 934. 5) B. kl. W. 90. 30. 673. 6) B. kl. W. 90. 47. 1084, t)!e Neuerungen <3. bakteriol. Untersuchungsmethoden seit denn Jahre 1887. 531 wickelten Kartoffelkulturen abgestreifte Bakterienmasse wird in einer Reibschale mit etwas Wasser gleichmässig verrieben, das fünfzigfache Volum 0,5 °/0 Kalilauge zugesetzt, bis zur möglichst vollständigen Verflüssigung im Wasserbad digerirt und durch mehrere kleinere Filter filtrirt. Das klare grünliche Filtrat wird mit verdünnter Essig- oder Salzsäure bis zur eben deutlichen saueren Reaktion unter Ver- meidung von Säureüberschuss versetzt, das ausgefällte Pyocyaneus- proteün auf dem Filter gesammelt, ausgewaschen und in schwach alkalischem Wasser aufgelöst. Den Nachweis, dass derartige Pro- teine eine chemotaktische, leukocytenanlockende Wirkung ausüben, erbrachte Büchner, indem er sie in spindelförmige, einige Milli- meter weite Glasröhrchen einschmolz, durch Kochen sterilisirte und unter aseptischen Vorsichtsmassregeln unter die Rückenhaut von Ka- ninchen einschob, um sie nachher subkutan abzubrechen. Nach eini- gen Tagen fanden sich in den freien Enden der Röhrchen, welche noch flüssiges Protein enthielten, stets Pfropfe von faserstoffigem, sterilem Eiter. Die weittragendste Bedeutung erlangten die aus den Bakterien ausziehbaren Stoffe durch die Darstellung des Tuberculins. Koch (9. 64) gewann dieses, den tuberculösen Krankheitsprozess in so eminenter Weise beeinflussende Mittel durch Extraktion aus den Reinkulturen der Tuberkelbacillen mittelst Glycerin, wodurch sich die eitererzeugende Substanz ausschalten liess. X. Untcrsiichiingsmetlioden hinsichtlich der entwickelungs- herauienden und bakterientödtenden Eigenschaften von Chemi- kalien und der Hitze. Die von Koch zur Prüfung eingeführten Seidenfäden mit ange- trocknetem Bakterienmaterial haben sich als eins der zweckmässigsten Mittel bis jetzt erhalten, wenn auch vereinzelte Stimmen dagegen laut geworden sind. So wollte Braatz (0. 8. 8) bei Untersuchungen mit Sublimat Baumwollenfäden als Ersatz, und Geppert erklärte sie für ungeeigneter, als die von ihm verwendete Sporenemulsion (s. u.). Behring’s eingehende Untersuchungen Hessen aber weder eineu zwingenden Grund finden, von der Seide abzugehen, noch die Verwendung der Fäden aufzugeben, da sie einerseits das geeignete Mittel seien, um die Bakterien in sehr grossen Mengen auf einen kleinen Raum zusammenzubringen, andererseits den Verhältnissen der Praxis besser entsprächen, wo die zu vernichtenden Keime zu- meist an festen Partikelchen oder Körpern haften. Folgen wir Behring’s1) Vorschriften, so gestaltet sich das Verfahren der Zu- richtung bei Verwendung von das Äustrocknen ertragenden Mikro- organismen folgendermassen : Seidenfäden mittlerer Dicke werden in etwa 1 cm lange Stücke geschnitten und mit heissem Wasserdampf keimfrei gemacht. Dem- nächst schabt man die auf schräg erstarrtem Agar gut entwickelte Kultur (Milzbrandsporen hält man noch 3 Tage nach ihrem ersten i) z. f. H. IX. 395,' ] 34* 532 H o i m , Erscheinen im Brutschrank) mit einer Platinöse ab, schwemmt sie in sterilisirtem Wasser /. u einer gleichmässigen, bis zur Undurchsich- tigkeit dicken Emulsion auf und giesst diese über die in Doppelschäl- chen befindlichen Seidenfäden. Sind sie gleichmässig damit getränkt, so werden sie herausgenommen, in Abständen auf den Boden einer Petri’schen Schale gelegt und unter Vermeidung von zufälligen Verunreinigungen und möglichster Abhaltung des direkten Sonnen- und diffusen Tageslichtes getrocknet und aufbewahrt. Mit sporenfreien, das Austrocknen nicht vertragenden Bakterien (Streptokokken) imbibirte v. Lingelsheim1) die Seidenfäden in der Weise, dass er sie 1 Stunde lang in den Bodensatz einer 24 bis 36 Stunden alten Bouillonkultur legte, nachdem die überstehende Flüssigkeit zuvor bis auf 5/5 ihres Volumens (2 ccm) abpipettirt war. Schon früher hat Fischl2) bei seinen Versuchen mit dem Soorpilz die Fäden nach 2 — 3 Minuten langem Aufenthalt in der in einer sterilisirten Reibschale hergestellten Aufschwemmung mittelst einer an den freien Branchenenden mit Platinblechen versehenen Pinzette auf schräg erstarrtes Agar übertragen und wieder abge- nommen, wenn im Brutschrank charakteristisches Wachsthum er- folgt war. Die imprägnirten Seidenfäden werden, wenn es sich um Prüfung löslicher Mittel handelt, nach Behring in mit 10 ccm der Lösung beschickte Doppelschälchen gelegt und dafür Sorge getragen, dass sie sich rasch mit der Flüssigkeit imbibiren und zu Boden sinken. Zum Schluss gelangen sie zur Ueberimpfung aufs Thier oder auf brutbe- ständige Nährböden, am besten Bouillon. Letztere sind deshalb als ein feineres Reagenz für erfolgte Abtödtung der Kultur gegenüber dem Thierkörper anzusehen, weil, wie Behring fand, die Bakterien durch die Einwirkung des Mittels nicht ihre Entwicklungsfähigkeit ver- loren haben können, wohl aber ihre Virulenz, welche sie auf dem neuen Nährboden wieder gewinnen. Ehe man aber die dem zu prüfenden Mittel ausgesetzt gewesenen Mikroorganismen zur Aussaat bringt, muss man dafür sorgen, dessen letzte Spuren zu entfernen, um nicht in den Nährboden entwicke- lungshemmende Stoffe zu übertragen, welche sich um so mehr geltend machen können, als die Bakterien, bezw. deren Sporen, in einem mehr oder weniger geschwächten Zustand befindlich, nicht mehr die nöthige Kraft zum Auskeimen haben und so den Eindruck machen, als wären sie abgestorben. Darauf hat Geppert die Aufmerksamkeit gelenkt und die Entfernung durch für die Bakterien unschädliche Gegen- mittel bewirkt, bei Sublimat z. B. mit Schwefelammoniumlösung (1:3), bei Karbolsäure mit warmem Wasser, bei Chlor durch Ammo- niak, unterschwefligsaurem Natron u. dergl. Geppert3), dessen Be- streben dahin ging, die absolute Widerstandsfähigkeit der Keime unabhängig von dem Material, an welchem sie haften, kennen zu 1) Z. f. H. X. 361. 2) P. d. M. 87. 20. 665. 3) B. kl. W. 89. 36. 789} 90. 11. 246. Die Neuerungen d. baktei'iol. Untersuchuügsmethoden seit dem Jahre 1887. 533 lernen, stellte seine Untersuchungen mit Bakterien- bezw. Sporen- emulsionen au, etwa in folgender Weise: Die auf festem Nährboden gewachsene Kultur wurde mit sterili- sirtem Wasser übergossen, mit der Platinnadel darüber gefahren, so dass sie sich im Wasser vertheilte und die Mischung in ein anderes Re- agenzglas gegossen, worin sie bis zur Entstehung einer Trübung ge- schüttelt wurde. Die folgende Filtrirung durch ein gröberes und schliesslich durch engere Filter aus der leicht sterilisirbaren Glas- wolle lieferte ein trübes, von Flöckchen freies Filtrat. Davon wurde J/2 ccm mittelst sterilisirtem Platinlöffel entnommen und mit 25 ccm des in einem mit ausgekochtem Deckel versehenen Krystallisirschäl- chen befindlichen Desinfektionsmittels vermischt; nach bestimmten Zeiträumen kam x/2 ccm der Mischung in steriles. Wasser, worauf die Ausfällung des Desinfektionsmittels (Sublimat durch Schwefel- ammonium) erfolgte. Einige Tropfen davon wurden dann in einem frischen Schälchen mit 8 ccm einer zur Erleichterung der Manipula- tion nur 3/2 prozentigeu Agargelatine übergossen, welche dem Brüt- schrank anvertraut wurde. 5 Beobachtungstage reichten jedesmal zur Entscheidung des Versuches aus. Kann oder will man sporenfreie Bakterien nicht an Seidenfäden haftend der Wirkung des zu prüfenden löslichen Mittels aussetzen, so vertheilt man sie nach Behring in 5 ccm Bouillon, welcher jenes in verschiedenen Abstufungen zugesetzt wird, worauf in be- stimmten Zeitabschnitten Uebertragungen auf frische Bouillon gemacht werden. Es hat sich bei den Untersuchungen von Bo er* 1) heraus- gestellt, dass grössere Mengen des Desinfektionsmittels zur Abtödtung der Bakterien nöthig sind, wenn sie sich in der Bouillon erst einige Zeit entwickelt haben. Handelt es sich um Prüfung von Desinfek- tionsmitteln zu bestimmten Zwecken, so wird sich selbstredend die Versuchsanordnung in jedem einzelnen Falle diesen anzupassen haben. So hat Jäger (7. 352) bei seinen Studien über die Desinfektion von Thierställen mit chemischen Mitteln u. a. die mit den Bakterien im- prägnirten, auf Bretter befestigten Seideniäden mit Kalk oder Chlor- kalklösung übertüncht. Die anders, als in gewöhnlichen Nährsubtraten sich gestaltende entwickelungshemmende Wirkung von Chemikalien im Blute durch eine neue Methode klar gelegt zu haben, ist eines der Verdienste Behring’s um die Förderung unserer Kenntnisse auf dem Gebiete der Desinfektionslehre. Der genannte Forscher (O. 3. 27; 7. 105) 2 ) stellte mit Hülfe einer geeigneten Pipette beliebige Konzentrationen des zu prüfenden Mittels in 10 ccm sterilisirtem Blutserum her, nach- dem zuvor ein Tropfen davon zur Kontrolle auf ein Deckgläschen ge- geben war; das Gleiche geschah jedesmal, wenn eine neue, bestimmte, in der Dosis allmählich gesteigerte Menge des Mittels demselben Serum zugesetzt war; schiesslich wurde die ganze Reihe der auf den Deckgläschen befindlichen Tröpfeheu mit den Bakterien infizirt, in be- kannter Weise auf den hohlgeschliffenen Objektträger gelegt und der Brutschraukwärme ausgesetzt. Die Konzentration, bei welcher die 1) Z. f. H. IX. 486. I) D. m. W. 87. 37. 805, 534 Hei m, Die Neuerungen d. balct. Dntersuchungsmcthoden seit d. Jahre 1 88f . Entwickelungshemmuug eintrat, stand, so ergaben Vergiftungsversuche am Thier, in einem bestimmten Verhältnis zur tödtlichen Dosis. Die Prüfung von schwer oder nicht im Wasser löslichen Sub- stanzen, z. B. ätherischen Oelen, hinsichtlich ihrer entwickelungs- hemmenden bezw. baktcrientödtenden Eigenschaften ermöglichte Behring im Blutserum durch vorgängige Lösung in Alkohol. Cadöac und Meunier (6. 282) tauchten lediglich einen mit dem Kulturmaterial beladenen Platindraht für kürzere oder längere Zeit in die Essenzen und stachen dann in Agar ein. Omeltschenko (0. 9, 815) bediente sich zum Studium der Dämpfe solcher Oele eines eigenen kleinen Apparates, während Büchner (2.360; 6. 366) in ebenso einfacher wie anschaulicher Weise die Wirkung der Dämpfe von Jodoform, Formaldehyd, Kreolin und Chloroform auf in Ent- wickelung begriffene Kulturen durch Einhängen eines kleineren mit der Substanz gefüllten Röhrchens in das grössere Reagenzglas sicht- bar machte. Sehr praktisch untersuchte Löffl er *) die entwicke- lungshemmende Wirkung einer grossen Anzahl ätherischer Oele auf Diphtheriebacillen: Die Wattepfropfe der mit Löffl er’schem Serum (4 Theile Rinderblutserum und 1 Theil genau neutralisirter Bouillon, welcher 1 °/0 Pepton, 1 °/„ Traubenzucker und 0,5 °/0 Kochsalz zuge- setzt wird) beschickten, kurz zuvor beimpften Kulturröhrchen wurden mit dem betr. Oel befeuchtet, aufgesetzt und mit Gummikappe über- zogen; von festem Thymol kam ein Stück unter die letztere. Die Wirkung von als Gargarisma verwendbaren Mitteln aul Diphtheriebacillen prüfte der genannte Forscher, indem er über die frische Aussaat oder die auf dem Serum gewachsene Kultur 10 — 15 ccm der Lösung des Mittels schüttete und nach 1 — 30 Se- kunden wieder abgoss. Untersuchungen über das Verhalten der Hitze gegenüber den Mikroorganismen wurden, wie bei den Chemikalien, zumeist mit Seidenfäden angestellt. Sie kamen für kurze Zeit in die heisse Flüssigkeit. Geppert2) benutzte auch hier die filtrirten Sporen- emulsionen, welche er in Mengen von etwa 5 ccm in einem kleinen Porzellantiegel kochte, daun die doppelte Menge kalten, sterilisirten Wassers zusetzte und von dem Gemisch etwa Vla ccm zur Aussaat auf Agar verwandte. Oder die Seidenfäden wurden dem Dampf ausgesetzt, indem sie in Packetchen eingeschlossen in den Dampfentwickler versenkt wur- den. v. Esmarch (5. 140) hat, was für die Vergleichung der Re- sultate von Desinfektionsergebnissen, die zu verschiedenen Zeiten oder von verschiedenen Autoren gewonnen wurden, wichtig ist, zuerst darauf aufmerksam gemacht, wie ungleichmässig sich die Wider- standsfähigkeit verschiedener Milzbrandsporen gegenüber dem Dampf (und auch chemischen Mitteln) verhält. Man wird deshalb bei allen ähnlichen Versuchen den Rath C. Fraenkel’s (7. 384) beherzigen müssen, sich über den Resistenzgrad seines Materials vorher des näheren zu orientiren. Die Packetchen, in welche die Probeobjekte kommen, können nach v. Esmarch aus gleich grossen Stückchen Filtrir- 1) D. m. W. 91. 10. 353. i) D. m. W. 91. 26. 827, Bakteriologisches vom Vll. internationalen Kongress zu London. 585 papier hergestellt und zu mehreieu, iu Gazebeutelchen zusammengethan, au Fäden in den Apparat gehängt werden; ich fand es vortheilhaft, die Papierumhüllung wegzulassen und die 4 Enden der kleinen Gaze- stückchen, auf welche die Seidenfäden gelegt worden w'aren, mit einer kleinen federnden Klemme zusammenzufassen. Sporenlose Bakterien hat man, falls man sie nich feucht an Seidenfäden haftend der Hitze aussetzte, in einem Reagenzglase samrnt dem Nährmaterial, in welchem sie gewachsen waren, ins Wasserbad von bestimmter Temperatur möglichst tief eingetaucht. Noch sicherer werden die Resultate, wenn man, wie ich es bei Er- wärmungsversuchen mit Bakterien der blauen Milch, des Schweine- rothlaufes u. s. w. (8. 46; 10. 135) machte, Kulturen in flüssigen Medien in sog. Lymphröhrcheu füllt, in welchen beim Abschmelzen noch ein kleiner Raum frei bleiben muss. Diese Röhrchen werden, an Fäden befestigt, für eine bestimmte Zeit neben die Quecksilberkugel eines Thermometers in eine möglichst grosse Wassermenge von konstanter Temperatur gelegt. In dem vorliegenden zusammenfassenden Bericht glaube ich eine Uebersicht über die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Untersuchungsmethoden gegeben zu haben, welche, das vielfach zer- streute Material sammelnd, zur Orientirung in der Litteratur, wie zur Unterstützung bei praktischen Arbeiten dienlich sein kann. Hin- sichtlich der in diesem Centralblatt erschienenen Originalarbeiten und Referate konnte ich mich oft mit dem Hinweis zufrieden geben, mit- unter aber erheischte der Zusammenhang eine kurze Darstellung des ganzen oder theilweisen Inhaltes der ersteren, oder eine Ergänzung der letzteren. Anderweitig veröffentlichte Arbeiten habe ich ein- gehender berücksichtigt, wenn es sich um die Schilderung eines neuen Untersuchungsverfahrens, Apparates o. dgl. handelte, da ich von der Ansicht ausging, dass das Centralblatt nicht nur ins Studirzimmer, sondern auch ins Uaboratorium gehöre, wo das Nachlesen der Origi- nalartikel gewöhnlich mit grösseren Unbequemlichkeiten verknüpft ist, wie dort. Würzburg, den 30. Juni 1891. Originalberichte über Kongresse. Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress für Hygiene und Demographie zu London, 10. — 17. August 1891, (Fortsetzung.) Sektion für Bakteriologie. Dienstag, den 11. August 1891. Lister eröffnete die Sitzung mit einigen einleitenden Worten, in denen er seinem Bedauern über die Abwesenheit von Pasteur Öakteriologisches vom VII. internationaien fcongress zu Londoti. und Koch Ausdruck gab, von denen jener durch Krankheit, dieser durch Geschäfte am Erscheinen verhindert sei. L. ging dann auf die bedeutenden Fortschritte, welche die Wissenschaft seit 1881 ge- macht, ein: Koch’s neue Kulturmethode, die Entdeckung des Tu- berkelbacillus, die Darstellung des Tuberkulins, „das als von grossem pathologischem Interesse angesehen werden muss, selbst wenn seine Heilwirkung nicht bewiesen ist“; Pasteur’ s Werk über die Hunds- wuth, gleichfalls eine Frucht der letzten 10 Jahre ; die Phagocyten- theorie, die Erzeugung von Immunität gegen Tetanus und Milzbrand, erstere durch Einspritzung einer chemischen Substanz, letztere durch Einführung von Rattenblut bei Mäusen. Nach einer Amtforderung zum Besuch der bakteriologischen Ausstellung ertheilte L. das Wort an Prof. Laveran aus Paris über „die Aetiologie der Ma- laria“, der sich etwa folgendermassen äusserte: „Der thierische Blutbewohner, den ich 1880 bei den Kranken, die vom Sumpffieber befallen sind, beschrieben habe, ist von einer grossen Zahl von Beobachtern wiedergefunden worden, und sein Vorhandensein wird nicht mehr ernstlich bestritten. Von den zahlreichen Arbeiten, die im Laufe der letzten 10 Jahre veröffentlicht sind und meine eigenen Arbeiten bestätigen, führe ich an die von E. Richard, Stern- berg, Councilman, W. Osler, James, Marchiafava und Celli, Guarnieri, P. Canalis, Grassi und Feletti, An- tolisei und Angelini, Terni und Gardina, Bignami, V. Carter, Evans, Metschnikoff, Saccharoff, Khenzinsky, Romanowsky, Souliö, Paltauf, Bamberger, Hochsin- ger,Plehn, Quincke, Pfeif f er, E. Mo r a do und F. Coranado. „Die morphologischen Eigenschaften des Blutparasiten des Wechsel- fiebers sind heute wohlbekannt, ich werde mich darauf beschränken, die Hauptformen, unter denen er sich darstellt, kurz ins Gedächtniss zurückzuführen. Diese Formen sind auf dieser Abbildung (Verf. zeigte seine Präparate vermittels des Projektionsapparates) dargestellt. „1. Runde Körperchen. Diese Elemente, deren Durchmesser zwischen 1 bis 8 oder 10 (.i wechselt, sind frei im Serum oder hängen an Blutscheiben an, welche verblassen in dem Grade, als die Para- siten an Grösse zunehmen ; sie zeigen lebhafte amöboide Bewegungen und enthalten, ausser in der ersten Zeit ihrer Entwickelung, Pigment- körnchen. „2. G e i s s e 1 1 r ä g e r. An der Oberfläche der runden Körperchen, die zu ihrer vollständigen Entwickelung gelangt sind, beobachtet man zuweilen im frischen Blute Geissein in verschiedener Anzahl und von sehr lebhafter Beweglichkeit; diese Geissein fallen schliesslich von den runden Körperchen ab, werden frei und verlieren sich zwischen den Blutscheiben. „3. Halbmondförmige Körperchen. Diese Elemente sind cylindrisch, an den Enden mehr oder weniger spitz ausgezogen und gewöhnlich halbmondförmig eingebogen; sie messen 8 — 9 /x in der Länge; gegen die Mitte hin unterscheidet man einen von Pigment- körnchen gebildeten schwärzlichen Fleck. Diese Elemente können Ei- öder Kugelform annehmen; sie sind nicht beweglich. Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress zu London. 537 4. „Rosettenförmige Körperchen. Regelmässig segmen- tirte Elemente mit einer kleinen Pigmentanhäufung in der Mitte; die Segmente nehmen nach Verlauf einiger Zeit Kugelform an, und das Element fällt aus einander. Die rosettenförmigen Körperchen scheinen, wie Golgi gesagt hat, einer Weise der Vermehrung der Blutparasiten zu entsprechen. Schliesslich findet man im Blute der Malariakranken melaninhaltige weisse Blutkörperchen. Die Melanämie, so ausge- sprochen bei den Leuten, die von perniciösen Zufällen betroffen wer- den, hatte schon lange die Aufmerksamkeit der Beobachter auf sich gezogen, aber man wusste sich den Vorgang der Pigmentbildung nicht zu erklären. Der Nachweis pigmentirter Schmarotzer hat die Lösung dieses Räthsels gegeben ; die weissen Blutkörperchen bemächtigen sich der Schmarotzer und nehmen auf diese Weise das Melanin in sich auf. „Die Geisselträger können nur in frischem Blute beobachtet wer- den, während die andern Elemente im konservirten Blute wohl zu sehen sind. (Verf. zeigt einige Präparate der Malariaparasiten.) „Das schnelle Austrockuen und Fixiren durch die Hitze ist für das Studium des Malariabluts sehr zweckmässig, man färbt vermittels einer gesättigten Methylenblau- und Gentianaviolettlösung ; man kann eine Doppelfärbuug herstellen, indem man nach einander eine gesättigte wässerige Eosinlösung, welche die Blutscheiben rosa färbt, und die gesättigte wässerige Methylenblaulösung, welche die weissen Blut- körperchen und die parasitären Elemente blau färbt, auf das ge- trocknete Blut einwirken lässt. „Einige Beobachter geben an, in den runden und auch in den halbmondförmigen Körperchen Kerne nachgewiesen zu haben. „Golgi und P. Canalis nehmen 3, Grassi und Feletti 2 verschiedene Malariaparasiten an. Die verschiedenen Formen, unter denen sich der Malariaparasit darstellt, scheinen ein und derselben vielgestaltigen Sporozoe anzugehören, so wie ich neuerdings nachzuweisen versucht habe (Du paludisme et de son hematozoaire. Paris 1891). „Hämatozoen, die dem Parasiten der Malaria ähnlich sind, kommen bei verschiedenen Thieren vor. Dahin gehört das Drepanidium r a n a r u m , das Gaule und Ray Lankester beschrieben haben, da- hin gehören vor allem gewisse Hämatozoen bei Eidechsen , bei der Sumpfschildkröte und bei Vögeln, deren Kenntniss wir Danilewsky verdanken. „Man findet im Blute mehrerer Vogelarten ein Haemotozoon, das demjenigen der Malaria so nahe steht, dass mehrere Beobachter haben behaupten können, es handle sich um einen und denselben Schmarotzer. „Grassi und Feletti, Celli und Sanfelice haben nach Danilewsky diesen Vogelblutbewohner studirt; mir ist es ge- lungen, ihn im Blute der Elster und der Lerche zu finden. „Dieser Schmarotzer findet sich am häufigsten in den Blutscheiben eingeschlossen; er stellt sich im ersten Stadium seiner Entwickelung dar in Form kleiner, kugeliger, durchscheinender Gebilde von etwa 1 fx Durchmesser, welche helle Flecke bilden in den Blutscheiben, deren Form sich erhalten hat; man unterscheidet gewöhnlich im 538 Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress zu London. Centrum eines jeden parasitären Gebildes ein oder mehrere Farbstoff- körnchen (Demonstration einer zweiten Tafel). Diese kleinen Körper- chen werden grösser und die Pigmentkörnchen im Innern nehmen zu. Bald behält das Haematozoon im Laufe seiner Entwickelung Kugel- gestalt, bald nimmt es längliche Form an ; dann gewährt es das Bild eines Würmchens, dessen grösster Durchmesser dem grössten Durch- messer der Blutscheibe gleich gerichtet ist, in der es eingeschlossen ist, und dessen Enden sich auf beiden Seiten um den Kern umbiegen. Die Blutscheibe verliert ihre Gestalt, bläht sich auf, der Kern wird bei Seite gestossen und verschwindet zuweilen. „Ist das Haematozoon zu seiner vollen Entwickelung gelangt, so wird es frei ; es stellt sich nun dar in der Gestalt eines länglichen oder kugeligen, pigmentartigen Körperchens von der Grösse etwa eines weissen Blutkörperchens. Die Farbstoff körn chen befinden sich stets in lebhafter Eigenbeweguug, und die kugeligen Körperchen erzeugen Geisselträger, die die grösste Aehnlichkeit mit den Flagellaten des Malariablutes haben ; endlich beobachtet man zuweilen rosettenförmige oder segmentirte Körperchen. „Die Aehnlichkeit dieses Schmarotzers mit dem Malariablutbe- wohner ist sehr gross; doch gibt es bemerkenswerthe Unterschiede : man beobachtet im Vogelblute keine halbmondförmigen Körper, die parasitären Gebilde beim Vogel befinden sich innerhalb der Blut- körperchen bis zum letzten Abschnitte ihres Daseins, während man sie im Malariablute häufig in freiem Zustande findet ; die amöboiden Bewegungen der kugeligen Körperchen sind viel ausgesprochener bei dem Malariaparasiten, als bei dem Haematozoon des Vogels. „Auf der andern Seite beobachtet man den eben beschriebenen Blutbewohner bei Vögeln, welche aus nicht von Malaria heimgesuchten Gegenden stammen, und häufig gibt es bei den Thieren, in denen er haust, zu keinerlei krankhaften Störungen Veranlassung. „Endlich aber und hauptsächlich müsste, wenn das Haematozoon der Vögel mit demjenigen der Malaria identisch wäre, es gelingen, Vögel mit dem letzteren erfolgreich zu impfen, allein bis jetzt hat dieser Versuch nur negative Ergebnisse gehabt. 1889 und 1890 habeich mehrmals Malariablut in die Blutadern der Elster gespritzt, und das Ergebniss dieser Versuche ist negativ gewesen ; Celli und S a n f e 1 i c e haben mit ebensowenig Erfolg verschiedene Vögel mit Malariablut geimpft. „Die von Danilewsky beschriebenen Vogelhämatozoen scheinen also einer anderen Art anzugehören, als das Malariahaematozoon; das Studium dieser Schmarotzer, der nächsten Verwandten derjenigen der Malaria, die man kennt, ist deswegen nicht weniger interessant; man kann hoffen, dass es dasjenige des Malariaparasiten erleichtern und ermöglichen wird, einige Punkte, die in der Geschichte dieses Parasiten noch dunkel sind, aufzuklären.“ Nach diesem sehr beifällig aufgenommenen Vortrage erhielt das Wort Prof. Celli aus Rom über „Die Parasiten der rothen Blutkörperchen“. Prof. Celli beginnt damit, dass er daran erinnert, wie Mar- Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress zu London. 539 chiafava und er nach Auffindung neuer Thatsachen und nachdem sie dem durch Frerichs, Kelsch und hauptsächlich Laveran bekannt gewordenen eine abweichende Auslegung gegeben, im Jahre 1885 die Theorie des endoglobulären Malariaparasitismus begründeten, wie sie damals darauf ausgehen mussten, analoge Beispiele im Pflan- zenreiche zu suchen, wo der endocelluläre Parasitismus zuerst be- kannt war. Bald darauf jedoch lieferte D a n ilewsky Beispiele von engeren Analogieen, indem er in den rothen Blutkörperchen von Reptilien und Vögeln weit verbreitete Parasiten fand. Seitdem hat sich einerseits die Kenntniss dieser Parasiten bei Thieren vervollkommnet, andererseits wurde in Betreff des Malaria- parasiten erwiesen, dass die von Laveran und Danilewsky für vollkommen ausgebildete Parasiten angesehenen geisseltragenden For- men nichts anderes, als agonische Formen sind; was die Halbmond- formen, d. h. diejenigen Körper betrifft, welche La v er an wegen der Bedeutung, die er ihnen zuschrieb, No. 1 nannte, so lässt alles darauf schliessen, dass es sterile Formen sind; man erkannte die grosse Wichtigkeit des endoglobulären Lebens des Parasiten von den amö- boiden Formen an bis zur Sporulation und die degenerirende Natur der freien Formen im Plasma. Man stellte ferner klar, dass man in Hinsicht auf die verschiedenen Jahreszeiten und Gegenden, in denen die Malaria auftritt, respektive in Hinsicht auf die hauptsächlichsten klinischen Formen drei parasitäre Hauptformen unterscheiden kann: eine kleine mit schnellem, manchmal sehr schnellem Entwickelungs- cyldus, entsprechend den schweren Formen (Sommer-Herbstfieber, Quotidiana, Subiutrans, Subcontinua, Perniciosa); andere in Hinblick auf das rothe Blutkörperchen grosse, mit relativ langsamem Ent- wickelungscyklus, d. h. mit einem solchen von 2 respektive 3 Tagen, sie entsprechen also den leichten, in Rom im Frühling und Winter vorherrschenden Formen, wie es die Tertiana- und Quartanaformen sind. Ueber alle Parasiten des rothen Blutkörperchens bei den Thieren wie beim Menschen beabsichtigt Prof. Celli einen synthetischen Be- richt abzustatten, indem er das Oebrige der Demonstration überlässt. Demgemäss hebt er hervor, dass zwischen allen Parasiten des rothen Blutkörperchens beim Menschen und bei den Thieren verschiedene Analogieen und Differenzen Vorkommen, die man kurz folgender- massen zusammenfassen kann: 1. Form. Die Form der Parasiten steht in Bezug zu ihrer Bewegung und gewöhnlich auch zur Form und Struktur des rothen Blutkörperchens, in dem sie sich entwickeln. Beim Menschen ist die amöboide Bewegung in allen jungen Pa- rasiten lebhaft, mehr oder weniger lebhaft in den in der Entwickelung begriffenen vor der Sporulation, d. h. lebhafter, je kleiner der Parasit und je schneller die Entwickelung ist. In diesem letzteren Sinne ist die Bewegung lebhafter bei der Tertiana, als bei der Quartana. Die zur Ruhe gelangten Parasiten, wie auch die auf dem Wege zur 540 Neue Litteratur. Sporulation begriffenen und häufig auch die auf dem Wege zur Degeneration befindlichen haben runde Form. Die Parasiten mit graduell fortschreitendem Entwickelungscyklus gestalten sich während der ganzen Zeit ihres endoglobulären Lebens nach der Form des rothen Blutkörperchens. (Fortsetzung folgt.) Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. Arthur Würzburg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselprodukte usw.) Bard, L., et Aubert, P., De l’influence de la fifevre sur les micro-organismes des matiferes fecales. 2. art. (Gaz. hebdom. de med. et de chir. 1891. No. 35. p. 418 — 421.) Malerba, P., Untersuchungen über die Natur der von dem Gliscrobacterium gebildeten schleimigen Substanz. (Zeitschr. f. physiol Chem. Bd. XV. 1891. Heft 6. p. 539 — 545.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. Nahrungs- und Genussmittel , Gebrauchsgegenstände. Tower, F. J., Milk infection. (Med. News. 1891. Vol. II. No. 6. p. 151 — 153.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. 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Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — Za beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Untersuchungen über die Wirkungen der Inokulation des Milzbrandes in die Nervenzentra. [Anatomisch-pathologisches Institut der König!. Universität Siena.J Von Prof. Giovanni Martinotti und Dr. Alessandro Tedesclii. Zu unserm sichersten Wissen in der Lehre von den Infektions- krankheiten gehört das über den Einfluss, welchen auf den Verlauf und die Schwere einer Infektion der Weg ausübt, auf welchem das pathogene Agens in den Organismus eingeführt wurde. Dieser Ein- fluss ist so stark, dass einige Infektionen nur dann zu Stande kommen, X. Bd. 35 546 Martinotti und Tedeschi, wenn das Virus in einen gewissen Körpertheil eingeführt wird, und der Charakter anderer bedeutend abgeändert wird, wenn sich die Verhältnisse des Ortes, wo die Impfung stattfand, ändern. Wir haben uns vorgenommen, zu untersuchen, was in Folge der direkten Inokulation des Milzbrandes in die Nervenzentra vor sich geht, und haben zu diesem Zwecke Versuche angestellt, deren Resul- tate wir hier darlegeu. Die Thiere, an welchen wir experimentirt haben, waren Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten (Mus decumanus, var. albino), Mäuse (Mus musculus, var. albino), Tauben, Frösche, Schildkröten. Als Material zur Infektion benutzten wir Reinkulturen auf Kar- toffel, in Fleischbrühe, Gelatine, Agar, Emulsionen in sterilisirtem Wasser, von diesen letzteren Blut, Eingeweidesaft und Stückchen von Eingeweiden milzbrandkranker Thiere. Die Methode der Impfung bestand bisweilen in Durchbohrung des Schädels oder der Wirbelsäule vermittelst eines Trepans und darauf folgender Einführung des Ansteckungssaftes in die Nerven- zentra, nach vorhergehender Eröffnung der Hüllen; bisweilen wurde eine kleine Oeffuung in die Knochenwand gemacht und durch eine feine Glasröhre die infizirende Flüssigkeit eingespritzt. Dabei gebrauchten wir vorzugsweise folgende Vorsichtsmaass- regeln : Die Läsion so gering wie möglich zu machen, um die Resultate der Versuche nicht zu kompliziren. Die Inokulation beim Gehirn in den Stirnlappen, und beim Rücken- mark in der Lumbargegend auszuführen, um wichtige Lebenszentra zu vermeiden. Nach den strengsten Regeln der Asepsis zu verfahren, um se- kundäre Infektionen auszuschliessen und zugleich den Gebrauch der Antiseptica zu vermeiden, um nicht die Wirkung der Milzbrand- bacillen abzuschwächen oder zu zerstören. Soviel als möglich Blutungen zu vermeiden, sowohl um das Thier nicht zu schwächen, als auch um zu verhindern, dass das ausge- tretene Blut eine (je nach der Thierart) günstige oder nachtheilige Wirkung auf die Entwickelung der Bacillen ausübe. Die Operationen wurden grösstentheils unter Narkose ausgeführt, hervorgebracht durch subkutane Einspritzung einer Lösung von Chloral und Morphium in Dosen, welche zu dem Gewichte des Thieres in Verhältniss standen. Da es uns bekannt war, dass einige Be- obachter den Widerstand gegen gewisse Infektionen unter der Wir- kung der Narcotica vermindert gefunden haben, so operirten wir auch einige Thiere ohne Narkose; da jedoch die Resultate konstant blieben, kehrten wir wieder zu der Methode zurück, die Thiere wäh- rend der Narkose zu operiren 1). Sobald das Thier gestorben war, untersuchten wir mit den ver- schiedenen bakteriologischen Färbemethoden das Blut, die Gehirn- und 1) Bei allen Versuchen, vro uns daran gelegen war, auch diese mögliche Ursache des Irrthums auszusehliessen, operirten wir ohne Narkose. Ueber die Wirkungen der Inokulation des Milzbrandes in die Nei venzentra. 547 Rückenmarksflüssigkeit, den Saft der Milz, und machten auch damit Kulturen und Inokulationen in andere Thiere. Wenn die Prüfung des Blutes negativ ausfiel, setzten wir (unter allen Vorkehrungen der sorgfältigsten Asepsis) das Blut bei Seite, um Sporen zu treiben, und machten nach 24 Stunden Präparate davon. Von der Milz und dem Gehirn wurden Theile zur histologischen Untersuchung aufbe- wahrt, besonders zur Inokulation in andere Thiere verwendet. Die Untersuchung der Eingeweide wurde vorzugsweise durch Härtung und Fixirung in absolutem Alkohol bewirkt; von den ver- schiedenen gebrauchten Färbungsmethoden zu sprechen, scheint uns überflüssig. Die hauptsächlichsten Folgerungen, welche wir aus unseren Ver- suchen ziehen können, lassen sich auf folgende Weise zusammen- fassen *): Die für Milzbrand sehr empfänglichen Thiere , wie Kaninchen und Meerschweinchen, unterliegen der Inokulation in die Nervenzentra schneller, als der in andere Theile ausgeführten. Wir haben Meerschweinchen in weniger als 12, und Kaninchen in weniger als 24 Stunden in Folge der Inokulation des Milzbrandes in die Nervenzentra sterben sehen. Die Thiere, welche, wenn auch nicht ganz immun, doch gegen die Milzbrandinfektion sehr widerstandsfähig sind, wie der Hund und die weisse Ratte (Mus decumanus), sterben schnell, wenn sie auf die genannte Weise geimpft werden. Mehrere kräftige Hunde starben in weniger, als 24 Stunden, und ebenso scheinen sich nach unsern bisherigen Beobachtungen die Katzen zu verhalten. Thiere, welche, wie die Tauben, sich nur einer relativen Immu- nität gegen das Milzbrandvirus erfreuen, erliegen beständig der In- okulation in die Nervenzentra mit einem Virus, welches die unter die Haut geimpften Vergleichsthiere nicht tödtet. Der Tod tritt je- doch ziemlich langsam ein. Wenn die Gehirne der auf die oben angegebene Weise infizirten Thiere in kleinen Stücken unter die Haut von Kaninchen oder Meer- schweinchen eingeführt werden, so tödten sie Thiere von derselben oder von verschiedener Art schneller, als Milzbrandkulturen oder mög- lichst virulentes Blut, und bringen Hunden und grossen Ratten den Tod, welche, besonders die ersteren, gegen Unterhauteinspritzung von gewöhnlichem Milzbrandvirus fast ganz unempfindlich sind. Mit andern Worten: man erhält so eine Verstärkung der Virulenz des infektiven Agens. Dasselbe Resultat erhält man, wenn man unter die Haut eine wässrige Emulsion der genannten Gehirne einspritzt, während, wenn man die Emulsion sterilisirt, keine schädliche Wirkung eintritt, sobald die Injektion unter die Haut gemacht wird. Bei Schildkröten brachten wir die Milzbrandinfektion nach dieser Methode öfter zu Stande, aber nicht immer; die Versuche an Fröschen 1) Diese Resultate sind zum Theil schon in einer vorläufigen Mittheilung veröffent- licht worden, abgedruckt in der Gazzetta medica di Torino vom 15. Juli 1891. 35 * 548 Martinotti und T e d e s c h i , können wir nickt in Rechnung bringen, denn sie wurden au Tagen augestellt, an welchen die Temperatur des Laboratoriums sich um 30° bewegte, und au Fröschen, welche lange Zeit gefangen gehalten worden waren. Nun ist es bekannt, dass, wenn man Frösche bei so hoher Temperatur hält, man ihre Widerstandskraft gegen den Milz- brand abschwächt, und wir fanden, dass uns nicht nur die operirten starben, sondern auch ein Theil der andern, welche zum Vergleich unter die Haut inokulirt worden waren. Darum glaubten wir, den unter solchen Umständen erhaltenen Resultaten keine Wichtigkeit bei- legen zu dürfen. Der Mäuse (Mus m u s c u 1 u s) haben wir uns nur bedient, um die Virulenz von tkierischen Flüssigkeiten und Kulturen zu erproben. Die Veränderungen, welche man in Folge dieser Infektionsart in den Nervenzentren antrifft, sind verschiedenartig, aber im Allgemeinen ziemlich bestimmt. Vor allem ist bemerkenswerth die starke Vermehrung der Ba- cillen sowohl bei Thieren, welche man als unempfänglich für Milz- brand zu betrachten pflegt, als auch bei solchen, die für denselben sehr empfänglich sind, und diese Erscheinung zeigt sich vorwiegend in der Höhlung1 der Gehirnventrikel und in den Subarachnoidalräumen; auch im Centralkanale des Rückenmarks finden sich Bacillen in Menge. Bei einigen Meerschweinchen, bei denen eine mässige Blutung eingetreten war, haben wir eine üppige Sprossung der Bacillen in dem ausgetretenen Blute bemerkt. Zugleich mit den Bacillen findet man, sowohl in den Ventrikeln, als in den Meningen eine reichliche Menge von weissen und rothen Blutkörperchen in verschiedenen Verhältnissen. Bisweilen erhält man den Eindruck einer eignen, hämorrhagischen Form; andre Male sind die rothen Blutkörperchen äusserst selten. Wir haben in der Flüssig- keit, welche diese Elemente enthält und die Charaktere eines ächten Exsudats zeigt, die Reaktion auf Fibrin versucht, aber mit negativem Resultat. Das Epithel, welches die Seitenventrikel auskleidet, erscheint an vielen Stellen in mehr oder weniger grossen Schichten abgehoben, die Gebirnhautgefässe sind immer sehr stark kongestionirt. Spärliche Bacillen finden sich im Nervengewebe, und nur da, wo dieses deut- liche Zeichen von Nekrose darbietet. Diese zeigt sich vorzüglich an der von der Läsion betroffenen Stelle, oder in ihrer Nähe, also da, wo die Inokulation stattgefunden hatte, oder an den Stellen zu- nächst den Bacillen-Anhäufungen. Vorzüglich in den Seitenventrikeln, wo sich starke Vermehrung der Bacillen und ausgedehnte Abhebungen des Epithels vorfinden, sieht man die subepitheliale Zone von Nekrose ergriffen, und in dieser Zone nervöser Substanz bemerkt man Bacillen, aber immer in geringer Menge. Ausser in den Fällen, wo die Bacillen ins Blut eingedrungen sind, sich in demselben stark vermehrt haben und daher in den Gefäss- verzweigungen des ganzen Körpers sichtbar sind, bemerkt man im Allgemeinen in den Hirngefässen keine Bacillen, auch wenn sich diese in ungeheurer Zahl in den Meningen und Ventrikeln vorfiuden. Da- gegen beobachtet man die Verbreitung und Vermehrung der Bacillen Ueber die Wirkungen der Inokulation des Milzbrandes in die Nervenzentra. 549 in den Lymphwegen der Adventitia der Gefässe, und diese Thatsache ist besonders deutlich, wenn in dem Durchschnitt einer jener kleinen Gefässzweige eingegriffen ist, welche aus der Hirnhaut in die Rinden- substanz hinabsteigen. Im Querschnitt erscheinen diese Gefässe, deren Lymphscheide von einer kreisförmigen Zone nekrotischen Gewebes umgeben ist, wie Inseln von Nekrose, deren Erklärung man bisweilen nicht finden zu können glaubt. Erst wenn man bei stärkerer Ver- grösserung untersucht, findet man das zentrale, meist bacillenleere, quer durchschnittene Gefäss. Diese nekrotischen Zonen der Hirn- substanz werden besonders deutlich bei Färbung mit Safranin und Methylblau ; ihre diffuse Färbung unterscheidet sie dann von der der normalen Elemente. Sie machen den Eindruck, als ob die Nerven- substanz von einer ätzenden Flüssigkeit durchdrungen wäre, und man kann wohl annehmen, dass der Entartungsprozess durch die Wirkung der Flüssigkeit hervorgebracht wird, in welcher die Milzbrandbacillen leben und in welches sie die Produkte ihrer Lebensfunktionen er- giessen. Die Nervenzellen sind die ersten, welche die Wirkung dieses schädlichen Einflusses erfahren ; sie werden schnell verändert, wäh- rend die Elemente des Bindegewebes und die Gefässe noch ein dem normalen ähnliches Aussehen zeigen. Ausser diesen Veränderungen finden sich noch andere, welche zu dem Eindringen der Bacillen in weniger direkter Beziehung stehen, insofern sie nämlich sich in einiger Entfernung von den Bacillenhaufen befinden; aber sie hängen ebenfalls von ihrer Wirkung ab. Vor allem erwähnen wir das Oedem. Dasselbe ist eine von den Erscheinungen, welche am häufigsten in Folge der Milzbrandinfektion in verschiedenen Körpertheilen entstehen. Jedermann kennt das Oedem, welches bei der Inokulation des Milzbrandes unter die Haut entsteht und sich bisweilen über den ganzen Körper ausdehnt. Das Hirnoedem tritt mit eiuer eigenthümlichen Opazität der nervösen Substanz auf, gerade als wäre sie von einer Flüssigkeit durchdrungen, welche dann durch Einwirkung von Reagentien koagulirt wäre, mit Erweiterung der die Nervenzellen umgebenden Räume, welche mit den Lymph- bahnen in Verbindung stehen. In schwereren Fällen findet man ein Auseinanderweichen der nervösen Elemente, bisweilen beobachtet man auch, dass das Proto- plasma einen grossen Tropfen durchsichtiger Flüssigkeit enthält, so dass man einen mehr oder weniger grossen Hohlraum im Körper der Zelle zu sehen glaubt. Wir bemerken sogleich, dass wir nicht behaupten wollen, dieser vakuoläre Zustand sei nur der Ausdruck einer hydropischen Entartung der Nervenzellen, und machen darauf aufmerksam, dass wir uns des absoluten Alkohols zum Fixiren der Gewebe bedienen mussten, um die Mikroorganismen deutlich zu machen, also eines Agens, welches zur Fixirung und Erhaltung der Nervenzentra nicht sehr geeignet ist. Niemals war es uns möglich, in der Nervensubstanz, wie man es in den Meningen findet, kleine Gefässe mit ausgetretenen Leukocyten zu beobachten, und nur in einem einzigen Falle sahen wir eine mässige Zahl von Mitosen in den Nervenzellen und Gefässendothelien einer 550 Martinotti und T e d e s c b i , Ratte (M. decumanus), welche mit sporifizirtem Milzbrand auf Kar- toffel inokulirt worden und ziemlich langsam gestorben war. Diese Mitosen befanden sich an Stellen, die von der Läsion entfernt waren. Bei den in der Milz angetroffenen Alterationen wollen wir uns nicht lauge aufhalten, da sie einer von uns schon zum Gegenstand einer besondern Arbeit gemacht hat1). Auch hier fanden wir konstant Anschwellung der Malpighi- schen Follikel und Freisein derselben von eingedrungenen Bacillen. Die Vergrösserung aber hängt von der Dauer der Infektion und von der Art des Thieres ab. In Fällen, wo die Infektion nur wenige Stunden gedauert hat, ist die Anschwellung gering, sie ist sehr be- deutend, wenn der Tod mit verhältnissmässiger Langsamkeit eintritt. Die Schwellung tritt schnell auf und erreicht ihren höchsten Grad beim Meerschweinchen, etwas geriuger, aber immer noch sehr ausge- sprochen ist die Erscheinung beim Kaninchen, beim Hunde noch weniger, und am geringsten bei M. decumanus, bei welcher es bis- weilen scheinen kann, als fehlte die Anschwellung ganz. Ausserdem haben wir eine direkte Beziehung wahrgenommen zwischen der Schwellung der Malpighi’schen Follikel und der Menge der Leukocyten, welche in dem Exsudate der Meningen ent- halten ist; diese Beziehung scheint uns keiner Erklärung zu be- dürfen. In der Milzpulpa sind die Pigment und Kügelchen führenden Zellen konstant vorhanden, aber ihre Zahl ist verschieden bei den verschiedenen Experimenten. In Menge fanden wir sie bei Thieren, denen wir Stückchen von Gehirn, welches direkt mit Milzbrand in- okulirt worden war, unter die Haut gebracht hatten. In einigen Milzen von Mus decumanus zeigten sich jene Erscheinungen, welche unter dem Namen des Phagocytismus besprochen worden sind: Pig- ment- und Kügelchenzellen, welche Bacillen oder Stücke von Bacillen enthielten. Einige von diesen Bacillenformen färbten sich intensiv, andere fast gar nicht; bisweilen geschieht es, dass in derselben Zelle ein Bacillus sich stark färbt, während ein anderer fast farblos bleibt. Einige Bacillen zeigen stark gefärbte Stellen, abwechselnd mit andern, farblosen. Dieses Aussehen (ganz anders, als das der sporifizirten Bacillen, an die man übrigens in diesen Fällen nicht denken konnte) bemerkte man sowohl an in Zellen enthaltenen Ba- cillen, als au anderen, welche deutlich von jedem Zellkörper frei waren. Man sieht hintereinander stehende Bacillen, so dass sie eine bedeutend längere Kette bilden, als der Körper einer pigmentführen- den Zelle beträgt, und kann also nicht annehmen, dass sie in eine Zelle eingeschlossen sind oder gewesen sind; bisweilen zeigt jeder Bacillus der Reihe abwechselnd farbige und farblose Streifen. Nach unserer Meinung rührt dieses Aussehen von einem Degeuerations- prozesse her, und da mau es auch an Bacillen findet, welche nicht in den Zellen enthalten sind, so sind wir geneigt zu glauben, dass 1) Martinotti e Barbacci, La tumefazione acuta della milza nelle malattie in- fettive. (Morgagni. 1890.) — Ueber die Physiopathologie des Milzbrandes. (Fortschritte der Medizin. 1891. No. 9, 10, 11.) Ueber die Wirkungen der Inokulation des Milzbrandes in die Nervenzentra. 551 sie in der Milz einen für ihr Leben ungeeigneten oder schädlichen Boden finden l), absterben und von den Zellen zugleich mit Pigment- körnchen, in Auflösung begriffenen rothen Blutkörperchen und mit Detritus der chromatischen Substanz aufgenommen werden. Ferner haben wir beobachtet, dass bei eben den Thieren, bei welchen die Milz die Erscheinung der Phagocytose darbot, in den Seitenventrikeln eine sehr grosse Menge von Leukocyten mit Bacillen gemischt vorhanden war; aber umsonst hätte man einen in eine Zelle eingeschlossenen Bacillus gesucht. Soll man in solchen Fällen der Ansicht sein, dass nur die Zellen der Milzpulpa, die Makrophagen, die Phagocytose auszuüben vermögen, die Mikrophagen aber nicht? Und warum, da im Gehirne der ge- fährlichste Kampf stattfindet und sich daselbst eine grosse Zahl von Leukocyten versammelt hat, zeigen diese nicht eben da ihre Zer- störungskraft? Wir wollen uns nicht weiter bei dieser Besprechung aufhalten, aber es scheint uns, dass die von uns angeführten Thatsachen für die allgemeine Lehre von der Phagocytose nicht ohne Wichtig- keit sind. Die wichtigsten unserer Experimente führen wir hier an : Experiment 96. I. Juli 1891, 4 '/2 Uhr Nachmittags. Kräftiger Hund im Gewicht von 19700 Gramm. Durch Abtrennung der Processus spinosi und Trepauation des Wir- belbogens dringt man in der Lendengegend in die Kückenmarkshöhle ein. Die Operation gelingt vollkommen, der Blutverlust ist unbedeutend. Man macht eine Oeffnung in die Dura mater und führt durch dieselbe eine spitze Glasröhre ein. Man sucht in das Innere des Rückenmarks einzudringen und injizirt ungefähr 1 ccm einer Milzbrandkultur in Fleisch- brühe. Beim Erwachen aus der Narkose zeigt das Thier nur einen leichten Grad von Parese in den Hinterbeinen. Am folgenden Morgen ist das Thier ziemlich schwer erkrankt, die Hinterbeine sind fast vollständig gelähmt, so dass es umsonst versucht, sich von seinem Lager zu erheben ; es gibt Zeichen von heftigen Schmerzen, das Athmen ist mühsam, das Gesicht verzerrt. Die Symptome werden nach und nach heftiger, und um ein Uhr Nachmittags, also 20 1/2 Stunde nach der Operation stirbt der Hund. Bei der Sektion findet sich akute Cerebro-spinal-meningitis. Die histologische Untersuchung zeigt in dem Exsudat eine grosse Menge von Leukocyten und eine ungeheuere Anzahl von Milzbrand- bacillen. Ein ähnliches Exsudat und Bacillen (aber in geringerer Menge) fiuden sich im Zentralkanale des Rückenmarks und in den Hirnventrikeln. An der der Injektion entsprechenden Stelle zeigt sich eine nekroti- sche Zone an den Hintersträngen des Rückenmarks. Wenige Centimeter von der Verletzung entfernt bemerkt man in der grauen Substanz (und dies lässt sich auch in der Dorsal- und Cervikalgegend beobachten) akute Degeneration der Nervenzellen. Weder in den Gefässen des 1) Hankin hat aus der Milz von Mus decumanus eiue Substanz isolirt, welche die Milzbrandbacillen zu tödten vermag. (Centralbl. für Bakteriologie u. s. w. Bd. IX. 1891. No. 10—11.) 552 Martinotti und Ted esc hi, lieber die Wirkungen der Inokulation etc. Rückenmarks, noch in der weissen Substanz bemerkt man Alterationen. In dem Exsudate, welches in den Hirnventrikeln und der Pia mater des Hirns enthalten ist, befinden sich auch massenhafte Bacillen, ebenso wie in den mikroskopischen Durchschnitten der Milzpulpa. Ein Stückchen von dem Rückenmarke dieses Hundes wird unter die Rückenhaut eines Meerschweinchens eingebracht, und dieses stirbt nach zwanzig Stunden an Milzbrand. Experiment 66. a) Hund im Gewicht von 13500 Gramm. Am 24. Juni 1891, um 4 Uhr Nachmittags wird mit dem Trepan ein Rundstück aus der Frontalgegend des Schädels weggenommen und die Dura mater blossgelegt. Mit einer sterilisirten Nadel durchbohrt man diese Haut, sowie die Pia und dringt in die Dicke des linken Frontallappens ein. Dann wird mittelst einer kanülenartig zugespitzten Glasröhre iu die Hirnspalte J/2 ccm einer Milzbrandkultur in Gelatine injizirt. Nachdem die Wunde vernäht und das Thier freigelaseen worden ist, bemerkt man, dass es frei herumläuft und keinen Unterschied gegen- über seinem Zustande vor der Operation zeigt. Am folgenden Morgen, um 6 Uhr, liegt das Thier auf der Erde ausgestreckt, 6ehr matt. Es reagirt nicht auf Reize, zeigt kleine krampf- hafte Bewegungen, winselt von Zeit zu Zeit schwach, die Athmung ist oberflächlich und frequent. Um 8 Uhr hat sich der Allgemeinzustand verschlimmert. Die Respiration zeigt das Phänomen von Cheyne- Stokes. Um 9 Uhr Tod. Bei der Sektion bemerkt man eine starke, diffuse Röthung der ganzen Pia mater, aber weder an dieser Membran , noch im Gehirn konnte mau die Stelle erkennen, wo die Einspritzung gemacht wurde, wenn man nicht auf die Oeffnung im Schädel achtete. In dem Safte der Milz und im Blute des Herzens, welche zur Sporenbildung angesetzt werden, finden sich Milzbrandbacillen. Bei der histologischen Untersuchung der Hirnrinde und der Pia findet man ein leukocytenreiches Exsudat und eine ungeheure Menge von Bacillen. Die Hirnsubstanz zeigt die Charaktere des akuten Oedems. b) Man führt unter die Rückenhaut eines 3800 g schweren Hundes ein Stückchen von dem Gehirn (aus der Nähe des Einstichs entnommen) des vorigen Hundes ein. Die Wegnahme dieses Gehirn- stückchens und seine Einführung unter die Haut des andern Hundes werden mit durch Hitze sterilisirten Instrumenten vorgenommen, um jede Nebeninfektion zu vermeiden. Das Thier zeigt anfangs kein Uebelbefindcn, dann wird es schwächer und stirbt nach ungefähr 70 Stunden. Bei der Sektion findet man starkes Unterhautoedem in der Gegend, wo die Impfung stattgefunden hatte. Die Flüssigkeit dieses Oedems, sowie der Saft der Milz und das Blut des Herzens enthalten Milzbrandbacillen in grosser Menge. Bei der histologischen Untersuchung der Milz findet man zahlreiche Bacillen in der Milzpulpa und leichte Schwellung der M al p i g h i ’schen Follikel. In dem Gehirn zeigen sich Bacillen innerhalb der Blut- gefässe. Kostjurin uud Krai'nsky, Ueber Heilung des Milzbrandes etc. 553 c) Ein Theil des Gehirns des Hundes a wird im Mörser mit destillirtem Wasser zerkleinert, die daraus entstandene Flüssigkeit filtrirt und in einer Wärme von 55° sterilisirt. Diese Flüssigkeit wird unter die Haut eines Kaninchens, eines Meerschweinchens, einer Hatte, einer Maus und in das Gehirn eines Meerschweinchens injizirt. Keines dieser Thiere stirbt. d) Andere Stückchen von dem Gehirn desselben Hundes werden unter die Haut eines 970 g schweren Kaninchens, eines 360 g wie- genden Meerschweinchens und einer weissen Hatte (Mus decumanus) eingeführt. Das Kaninchen stirbt nach 33, das Meerschweinchen nach 24, die Hatte nach 27 Stunden, alle drei Thiere mit den Symptomen des Milzbrandes. (Fortsetzung folgt.) Ueber Heilung des Milzbrandes durch Fäulnisstoxine (Extrakte) bei Thieren. (Aus dem Laboratorium der Allgemeinen und Experimentalpathologie von Prof. Kostjurin an der Universität zu Charkow.) Vou Prof. S. Kostjurin und Stud. N. Krai’nsky. Iu der im Anfang dieses Jahres von uns im „W ratsch“ veröffent- lichten Abhandlung „Ueber die vergleichende Wirkung der Fäulniss- und Tuberkeltoxine auf Thiere und den Einfluss derselben auf den Verlauf der experimentalen Tuberculose“ x) ist bereits auf die in un- serem Laboratorium angestellten Versuche hingewiessen, eine Methode zu finden, mittelst welcher es möglich wäre, die weitere Entwickelung der Tuberculose zu hemmen oder Immunität für dieselbe zu erhalten. Unserer Arbeit wurde hierbei die chemische Theorie von der Unem- pfänglichkeit des thierischen Organismus gegen infektiöse Erkran- kungen zu Grunde gelegt. Schon damals erzielteu wir, neben nega- tiven Resultaten, auch positive Fälle vou Heilung der Thiere vou der Tuberculose. Die weitere Untersuchung dieser Frage wurde von uns mit noch grösserer Sicherheit fortgesetzt, nachdem aus Prof. Koch’s Veröffentlichung der Zusammensetzung seiner Flüssigkeit, zur Zeit, als unsere Arbeit von der Zusammensetzung und Wirkung der Tuberkelextrakte zum Druck im „Wratsch“ gesetzt war, sich herausstellte, dass die wirksame Substanz seiner autituberculösen Flüssigkeit mit der unserigen identisch ist. Gleichzeitig mit diesen Ergebnissen, welche uns vollkommen von der Möglichkeit überzeugten, auf dem bezeichneten Wege Immunität und Heilung der Thiere von der Tuberculose zu halten, erwuchs eine ganze Reihe von Schwierig- keiten bei dem Gedanken, die genannte Heilungsmethode der Tuber- 1) Vergl. auch Referat im Centralblatt für Bakteriologie uud Parasitenkuude. Bd. IX. No 13. 554 Kostjurin und Krainsky, culose auf den Menschen zu übertragen. Diese Schwierigkeiten er- gaben sich hauptsächlich aus der von uns studirten physiologischen Wirkung der Tuberkeltoxine auf den thierischen Organismus, wovon bis zur Veröffentlichung unserer Arbeit gar nichts bekannt war, aus- genommen die Thatsache, dass diese Extrakte Temperaturerhöhung erzeugen. Die Tuberkeltoxine, wie darauf bereits von uns hinge- wiesen , zeigen sehr heftige giftige Eigenschaften , indem dieselben einerseits auf den Stoffwechsel überhaupt wirken , denselben bedeu- tend verändernd (Temperaturerhöhung, Körpergewichtsverminderung, Athemfrequenzerhöhung etc.), andererseits auf das Herz als eines der heftigsten Herzgifte. Letztere Wirkung muss als eine für die Tu- berkeltoxine spezifische bezeichnet werden, welche dieselben scharf von der Wirkung der Fäulnisstoxine unterscheidet und daher uns nicht das Recht gibt, die Wirkung der Fäuluiss- und Tuberkeltoxine auf den Organismus zu identifiziren (Pawlowsky, „W ratsch“ No. 13 a. c.). In Anbetracht dieser giftigen Eigenschaften der Tuberkeltoxine und der Schwierigkeit, dieselben zur Heilung des erkrankten Organis- mus, auf welchen dieselben viel heftiger wirken, als auf den gesunden, zu verwenden, stellten wir uns, noch bevor unsere Arbeit im Druck erschien (nämlich in der zweiten Hälfte des Jahres 1890), die Frage, ob es nicht möglich wäre, die im gegebenen Falle so heftig wirkenden Produkte der Lebensthätigkeit der Tuberkelbacillen durch ebensolche Produkte der Fäulnissmikroben zu ersetzen, welche zwar ebenso be- deutend den physiologischen Zustand und Chemismus des thierischen Organismus verändern, jedoch viel schwächer auf die Herzthätigkeit, Athmung und das Nervensystem wirken. Dieser Gedanke erschien um so wahrscheinlicher, als, wie bereits in der Litteratur darauf hin- gewiesen (Pierre de Torna1), Cantani2), Muffuci et Flora3), Zenkowsky4), Kostjurin und Krainsky5) u. A.), die Fäulnissmikroben in vielen Fällen schwächend auf die spezi- fischen Mikroben einwirken. So also das Factum, auf welches früher von anderen Forschern hingewiesen, ferner die ungeheuere Verbreitung der Fäulnissmikroben in der Natur, wie bereits früher von uns be- merkt, und die Fähigkeit derselben, sich in den verschiedensten Nähr- medien bei bedeutenden Schwankungen der Temperatur, der Licht- stärke, Sauerstoffgehalt der Luft zu vermehren und endlich ihre ungeheuere Lebensenergie — dies Alles leitete unwillkürlich auf den Gedanken , die Fäulnissmikroben zur Vernichtung oder Schwächung der schädlichen Wirkung der spezifischen, z. B. Tuberkel-, Diplitherie- und anderer Mikroben zu benutzen. Und in der That, die in dieser Richtung angestellten Untersuchungen von Falk6), Baum garten7). 1) Pierre de Toma, s. Etudes experimentales et cliniques sur la tuberculose. T. II. pag. 89. 2) Cantani, Deutsche Medicinalzeitung , 1886. 15. März 3) Muffuci et Flora, Rivista internationale, 1886. 4) ItcnKOBeKifi, Mpyuti BoMHO-3KOHOMauccKaro OömecTBa 3a 1883 r. 5) KocTiopiiH-L h KpaiiHeiciä, Bpaui> 1891. r. No. 2 u. 3. 6) Falk, Deutsche Medicinalzeitung 1883. 7) Baumgarten, Centralbl. f. klin. Medicin. 1889. Ueber Heilung d. Milzbrandes durch Fäulnisstoxine (Extrakte) bei Thieren. 555 Kostjurin und Kraiinsky1) u. A. haben darauf hingewiesen, dass eine Beimengung von Fäulnissmikroben, resp. der Produkte ihrer Lebensthätigkeit unter gewissen Bedingungen in bedeutendem Grade die Tuberkelinfektion zu schwächen im Stande ist. Freilich gibt es Autoren, welche die obengenannte Wirkung der Fäulnisstoxine leugnen; diese Meinung kann jedoch, wie wir bereits früher be- merkten, durchaus nicht in Betracht gezogen werden, da die in den Organismus eingeführten Fäulnissmikroben nicht im Stande sind, im lebenden Gewebe zu vegetiren, und somit Produkte ihrer Lebens- thätigkeit zu bilden. Indem wir uns hauptsächlich auf diese Erwägungen stützten, theils aber auch in Anbetracht der gleichzeitig erschienenen Arbeit über die Wirkung der spezifischen Toxine auf die Tuberculose von R. Koch2), welchem unvergleichlich mehr die Möglichkeit der weiteren Bearbei- tung der zuerst von uns unternommenen Methode, die spezifischen zur Heilung tuberculöser Thiere zu verwenden, und in Anbetracht endlich der heftigen Giftigkeit der Tuberkeltoxine entschlossen wir uns schon damals endgültig, zum Studium des Einflusses der Produkte der Lebensthätigkeit der Fäulnissmikroorganismen auf den Verlauf der experimentalen Tuberculose überzugehen. Die von uns in dieser Richtung angestellten Versuche an Ka- ninchen erlauben uns den Schluss zu ziehen, dass auf diesem Wege die weitere Entwickelung der Tuberculose bedeutend gehemmt werden kann. Leider mussten wir, bevor es gelang, einigermaassen positive Resultate zu erhalten, die Fortsetzung dieser Arbeit einstellen, einer- seits wegen völligen Mangels an Mitteln im Laboratorium für allgem. Pathologie an der Charkower Universität, andererseits wegen der ab- soluten Unmöglichkeit, hier am Orte entsprechende Thiere (Meerschwein- chen) zu erhalten. Bei Kaninchen jedoch dauert der tuberculose Prozess, wie kannt, Monate lang. Abgesehen davon und in Anbe- tracht der Schwierigkeit, beständig und in genügender Menge über lebenskräftige Reinkulturen der Tuberkelbacillen zu verfügen, da wir in unserem Laboratorium nicht genügend genaue Apparate und In- strumente besitzen und endlich den Umstand in Betracht ziehend, dass die unternommene Arbeit zur Erreichung endgültiger Resultate sehr viel Zeit braucht, entschlossen wir uns, eine Reihe von Ver- suchen über den Einfluss der Fäulnisstoxine auf Thiere, die von Milzbrand infizirt worden, anzustellen. Letzterer bietet in ge- gebenem Falle sehr grosse Vorzüge, sowohl wegen der geringen Schwierigkeit, Reinkulturen desselben zu erhalten, ferner wegen der schnellen Erkrankung und des raschen Todes, als auch wegen der Leichtigkeit, wit welcher sich das Faktum des Unterganges der Thiere durch eine spezifische Ursache konstatiren lässt. Zugleich er- wachte folgender Gedanke: Wenn es gelänge, die Entwickelung des Milzbrandprozesses, welchem ein im hohem Grade akuter Charakter, rascher Verlauf und absolute Tödtlichkeit der infizirten Thiere eigen sind, zu hemmen oder vollständig anzuhalten, so müsste der in dieser 1) KocTiopHHT» h KpamiCKifi, Bpa'ii, 1891. No. 2 u. 3. 2) Deutsche medic. Wochenschrift. 1891. No. 3. pag. 101. 556 K-ostjurin und Krainsky, Ueber Heilung des Milzbrandes etc. Richtung unternommene Kampf mit anderen Infektionserkrankungen, welche mehr chronisch verlaufen, vielleicht weit weniger Schwierig- keiten darbieten. Die von uns im laufenden Semester angestellten Versuche haben gezeigt, dass Kaninchen, die von Milzbrand infizirt worden und denen, unter Beobachtung aller weiter unten angegebenen Bedingungen, Fäulnisstoxiue sub- kutan applizirt wurden, am Leben und vollständig gesund blieben, wobei der Milzbrandprozess vollstän- dig aufgehalten wurde. Bemerkenswerth war dabei der Um- stand, dass Reinkulturen des Milzbrandes, welchedurch eine bestimmte Quantität von Fäulnisstoxinen ver- giftet wurden, ganz wie normale vegetiren, sich in ihrem äusseren Aussehen in Nichts von denselben unterscheiden, jedoch voll- ständig ihre giftigen Eigenschaften verlieren. Mit frappanter Deutlichkeit gelang es uns, zu beweisen, dass durch Hinzufügung gewisser Fäulnissextrakte selbst in sehr geringen Mengen die Vermehrung der Milzbrandbakterien etwas gehemmt wird, hauptsächlich aber, dass durch die Einwirkung derselben lebens- kräftige Mikroben vollständig ihre Giftigkeit verlieren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Einführung von Fäulniss- extrakten in den Körper von mit Milzbrandbakterien infizirten Thieren den Charakter des Nährmediums, resp. des Thierkörpers verändern und zugleich mit einigen anderen im lebenden Organismns Platz habenden Bedingungen solche Verhältnisse schafft, unter welchen die Entwickelung der genannten Bakterien entweder vollständig unmög- lich wird oder, wenn dieselben sich auch entwickeln, neue Generationen derselben in Folge der oben angeführten Bedingungen in den Ge- weben unschädlich werden. Zu denjenigen Momenten, welche dem Organismus im Kampfe mit den pathogenen Mikroben wesentliche Dienste leisten, ist haupt- sächlich die erhöhte Körpertemperatur zu nennen, welche den er- höhten Oxydationsprozessen zuzuschreiben ist. Unter solchen Be- dingungen kann, wie bereits bekannt, sowohl die erhöhte Körpertem- peratur an sich, als auch Aenderung der Reaktion, zum Theil aber auch vielleicht der chemischen Natur unserer Körpersäfte in der Weise auf die Mikroben einwirken, dass eine weitere Entwickelung desselben unmöglich wird. Diese Ansicht findet ihre Bestätigung in der bei fieberhaften Prozessen stets zu beobachtenden Erscheinung — Erhöhung des Säurecoeffizienten im Harn und eine Aenderung im Vergleich zu dem normalen quantitativen Gehalte verschiedener Stoße in demselben (K, Na, Harnsäure, Kreatin etc.). Metschnikow’s Theorie (Phagocytosis), mit welcher gedachter Autor die Unempfänglichkeit und Heilung des Thierorganismus von Infektionserkrankungen zu erklären sucht, sowie auch die schwache Nachahmung dieser im hohen Grade geistreichen und wahrschein- lichen Theorie seitens einiger anderer Autoren, welche die Bedeutung der Phagocytose fast leugnen und alles auf die stabilen Gewebsele- mente zurückführen wollen (Wy ssoko wicz), hat eine grosse Be- deutung in den Anfangsstadien der Erkrankung des Organismus, wo Gährung. 557 in denselben noch eine geringe Menge von Mikroben eingedrungen sind. In solchem Falle werden die letzteren von den Phagocyten und den- selben ähnlichen Elementen des Thierkörpers ergriffen, im Sinne Metschn ikow’s verändert und auf diese Weise unschädlich ge- macht. In denjenigen Fällen jedoch, wo unter Einfluss irgend welcher Krankheitsbedingungen im Organismus, welche die Lebensenergie der Phagocyten schwächen, oder wo in den Organismus eine so unge- heure Menge von pathogenen Mikroben eingedrungen ist, dass die letzteren mit denselben selbständig nicht fertig werden können, da tritt ein anderer Faktor auf — nämlich Erhöhung der Oxydations- prozesse in den Geweben und Temperaturerhöhung, welche den Che- mismus der Gewebe für das Leben der Mikroben ungünstig gestalten und auf diese Weise es dem Organismus möglich machen, unter Mit- wirkung der übrigen ungünstigen Bedingungen sich von der Infektion zu befreien. Das Hungern bei infektiösen Fiebern erscheint ebenfalls als ein in demselben Sinne wirkendes Moment, indem dasselbe den Säuregehalt des Harns auf Kosten des Zerfalles der Organeiweissstoffe des Körpers erhöht. (Schluss folgt.) Referate. Hansen, Emil Chr. , Qu’est-ce que la levüre pure de M. Pasteur? Une recherche experimentale. (Compte rendu des travaux du laborat. de Carlsberg. Vol. III. Livr. 1. Kopenhagen (Hagerup’s Buchhandlung) 1891. Die folgenden Untersuchungen sind durch die Angriffe, welche von Duclaux und Velten in den letzten Jahren gegen die Ar- beiten des Ref. gerichtet worden sind, veranlasst. Duclaux hat in den Annales de P Institut Pasteur. Bd. III. p. 375 versucht, nachzuweisen, dass die von Pasteur vor mehr, als 14 Jahren angegebenen Methoden zur Darstellung von Reinkulturen von Hefenzellen Genügendes leisten, was er namentlich von demjenigen Verfahren behauptet, welches darin besteht, dass man eine Reihe Kulturen der betreffenden Hefeprobe in einer Lösung von 10 Proz. Saccharose, mit ein wenig Weinsäure versetzt, vornimrat. Später räumt Duclaux zwar ein (La Gazette du Brasseur. 1890. p. 447), dass die Methode des Ref. einen wirklichen Fortschritt bezeichnet und dass die Untersuchungen des Ref. eine Reform in der Brauerei- gährung hervorgerufen haben, jedoch nur in Betreff der Untergährung, während er, was die Obergährung anbelangt, für die Einführung der alten Pasteur’schen Methoden eintritt. Velten geht in seinen Angriffen so weit, dass er behauptet, dass Ref. sich vollständig geirrt habe, indem derselbe im Brauerei- betrieb eine aus einer einzigen Art oder Rasse bestehende Hefe ein- führte; der Ansicht Velten’s nach soll die Brauereihefc nämlich 558 Gährung. im Gegentheil aus mehreren bestelieu. Zur Reinigung der Hefe em- pfiehlt er das oben erwähnte Verfahren von Pasteur und verwirft das vom Ref. angegebene. Bei den vom Ref. und seinen Mitarbeitern angestellten Versuchen über das Verhalten verschiedener Saccharomyces- Arten, wenn sie in einer mit etwas Weinsäure versetzten Rohrzuckerlösung gezüchtet werden, wurden namentlich diese beiden Hauptfragen gestellt: Ist es möglich, auf diesem Wege mit einiger Sicherheit eine wirkliche Rein- kultur darzustellen? Und wie wird eine auf diese Weise behandelte Hefe sich verhalten, wenn dieselbe in den Brauereibetrieb eingeführt wird? Die Versuche wurden mit absoluten Reinkulturen der vom Ref. früher beschriebenen Arten („Untersuchungen über die Physiologie und Morphologie der Alkoholgährungspilze“. Kopenhagen (Hagerup’s Verlag) — und „Untersuchungen aus der Praxis der Gährungsindustrie“. München (Oldenbourg’s Verlag): Saccharomyces cerevisiae I (Oberhefe von Edinburgh), zwei Brauerei-Unterhefen, Saccharomyces Pastorianusl, Sacch. Pas t. III, Sacch. ellipsoideusll ange- stellt: Die drei letztgenannten Arten rufen Krankheiten im Biere hervor. Es ergab sich als Resultat, dass dieses Verfahren gar keine Sicherheit dafür giebt, eine Reinkultur zu er- halten. Von 9 Kolben enthielten nämlich 3 am Schlüsse der Versuche je 2 Arten. Bei einem derartigen Züchten kann man natürlich nur diejenigen Arten unterdrücken, welche unter den gegebenen Verhält- nissen es nicht vermögen, die Konkurrenz mit den begünstigten zu bestehen. Wenn mehrere dieser letzteren da sind, wird man sogar nach sehr lange fortgesetztem Züchten keine Reinkultur erlangen; aber selbst wenn der glückliche Fall eintritt, dass alle Arten bis auf eine einzige aussterben, so weiss mau doch niemals, wann dieser Zeitpunkt gekommen ist, und die Methode selbst giebt kein Kenn- zeichen, durch welches man entscheiden könnte, ob es in dem be- treuenden Kolben eine oder mehrere Spezies giebt. Kurz nach dem Erscheinen von Pasteur’s „fitudes sur la biere“ 1876 wurden in mehreren Brauereien Versuche mit den darin an- gegebenen Verfahrungsweisen zur Reinigung der Brauereihefe auge- stellt, aber ohne günstigen Erfolg, und sie wurden deshalb vollstän- dig aufgegeben ; selbst in Frankreich konnten sie nicht Boden fassen. Velten ist zur Zeit der einzige Zymotechniker, welcher sich zum Fürsprecher dafür gemacht hat. Die in der Abhandlung des Ref. ausführlich beschriebenen Ver- suche zeigten, dass das von Velten empfohlene Pasteur’ sehe Verfahren keine Reinigung bewirkt,' wenn es sich um die Krankheitshefen handelt, sondern dass dasselbe im Gegentheil zur Folge hat, dass diese sich stärker verbreiten. Dieses Verfahren ist demnach in Braue- reien ganz und gar unbrauchbar. Daraus, dass Pasteur und seine Mitarbeiter ein Verfahren, welches gerade Krankheiten im Biere erregt, empfehlen konnten, geht zur Evidenz hervor, dass man damals noch nicht auf den Kernpunkt Gährung. — Allgemeines über Bakterien etc. 559 des Problems aufmerksam geworden war und namentlich über das Verhalten der Hefen zu den Krankheiten des Bieres noch gar keine Klarheit gewonnen hatte. Wenn Pasteur in seinem genannten Werke eine Uebersicht über die Mikroorganismen giebt, welche nach seinen Untersuchungen Krankheiten im Biere erregen können, ist da- her nur von Bakterien uud gar nicht von Alkoholhefenpilzen die Rede. Nur als ein Mittel zur Unterdrückung der Bakterien hat die beschrie- bene Behandlung mit Weinsäure ihre Bedeutung. Ein genaueres Studium von Pasteur’s Werk weist übrigens darauf hin, dass er selbst die Begrenzung seiner Methoden erkannt hat. Ref. ging bei seinen Studien von anderen Gesichtspunkten und anderen Methoden aus, als sein berühmter Vorgänger. Da Ref. 1883 gezeigt hatte, dass einige der allgemeinsten und gefährlichsten Krankheiten untergähriger Biere nicht durch Bakterien, sondern durch gewisse Saccharomyces- Arten verursacht werden, so folgte schon daraus, dass eine Reinigung der Hefe, wie die von Pasteur ange- gebene, nicht zum Ziele führen konnte, sondern dass eine wirkliche Reinkultur erforderlich war. Und nachdem die Untersuchungen des Ref. ferner das Resultat gebracht hatten, dass unter dem systema- tischen Namen Sacch. cerevisiae sich eine ganze Reihe in ihren Wirkungen sehr verschiedener Ober- und Unterhefenarten und -Rassen verbirgt, so trat auch noch die Forderung hervor, dass eine plau- xnässige Auswahl der passendsten Art oder Rasse vorgenommen werden musste. Diese Untersuchungen sind nicht nur im Laborato- rium theoretisch durchgeführt, sondern auch in der grossen Gähruugs- industrie praktisch verwerthet worden. Ganz dieselben Prinzipien sind es, welche im Garten - uud Ackerbau seit langer Zeit beim Anbau der höheren Pflanzen angewendet worden sind. Ref. schliesst seine Abhandlung mit einer Anerkennung der grossen Bedeutung, die das W7erk Pasteur’s für seine Untersuchungen gehabt hat. Emil Chr. Hansen (Kopenhagen). Parkes, E. A., A manual of practical hygiene. 8. Edition, ed. by J. L. Notter. 8°. 769 p. 10 Tfln. London (J. u. A. Churchill) 1891. Die vorliegende 8. Auflage der berühmten Militärhygiene von Parkes ist besorgt worden von seinem Nachfolger in der Professur der Militärhygiene an der Army medical school in Netley. Obwohl das Werk hauptsächlich militärische Verhältnisse im Auge hat und besonders ausführlich von den Tropenkrankheiten und den Einflüssen des Dienstes, des Kriegs- und Lagerlebens auf den Soldaten handelt, so ist doch keine allgemeinhygienische Frage unerörtert geblieben. Auch der Bedeutung, welche die Mikroorganismen in den letzten Jahren gewonnen haben, ist überall gebührend Rechnung getragen. Die bakteriologischen Methoden der Boden-, Luft-, W'asser- und Nahrungsmitteluntersuchung werden besprochen, und auch bei den Infektionskrankheiten und der Lehre von der Desinfektion sind die neueren bakteriologischen Forschungen überall berücksichtigt worden. Dies hätte freilich in etwas genauerer W'eise geschehen können. In unserer Zeit sollte in einem Lehrbuche der Hygiene den Mikroor- 560 Allgemeines über Bakterien etc. ganismen ein besonderes Kapitel gewidmet, es sollten ihre Lebens- verhältnisse und die Erkennungsmerkmale der Hauptarten im Zu- sammenhänge eingehend erörtert, die Untersuchungsmethoden und die zur biologischen Forschung erforderlichen Instrumente und Ge- räthe genau beschrieben werden. Dies ist in dem N.’schen Werke nur unvollkommen geschehen. Bei der Phthisis z. B. erfahren wir wohl, dass es Koch gelungen ist, sie auf einen Bacillus zurückzu- führen, aber wie derselbe aussieht, wie er wächst, sich im Körper des Wirths verhält und abstirbt, bleibt ungesagt. Dasselbe ist beim Cholera-, Typhus-, Milzbrandbacillus der Fall. Das Vorkommen der Bakterien in der Luft, im Wasser und im Boden und ihre Auffin- dung darin werden zwar ziemlich eingehend besprochen, aber ihre hygienische Bedeutung in denselben und die Wege, auf denen sie in den Körper eindringen, nicht mit der wünschenswerthen Deutlichkeit dargelegt. Bei der Wasseruntersuchung wird gleichfalls nicht hervor- gehoben, was die chemische, mikroskopische und bakteriologische Un- tersuchung vergleichsweise für einen hygienischen Werth haben. Den mi- kroskopischen Süsswasserbewohnern sind 4, den Bakterien ist eine Tafel gewidmet, und diese Tafel enthält zu schematische und zu wenig natur- getreue Bilder, um den Kenner befriedigen zu können. Bei der heutigen Vollendung der Technik sollte man den Büchern die besten oder gar keine Illustrationen und von Bakterien jedenfalls nur Mikrophoto- gramme geben. Es ist für den Herausgeber eines fremden Werkes, dem die Hände ja nach mehr als einer Richtung hin gebunden sind, viel schwieriger, den richtigen Weg zu finden, als für den, der ein eignes Buch zu schreiben hat. Hieraus erklären sich gewiss zum grössten Theile die Ausstellungen, die Ref. an dem Werke machen zu müssen glaubte, und denen bei einer etwaigen 9. Auflage leicht abzuhelfen wäre. Vielleicht ist die etwas stiefmütterliche Behandlung der Mikroorganismen auch dadurch veranlasst, dass Netley, wovon Ref. gelegentlich des VII. internationalen Kongresses für Hygiene und Demographie sich aus eigner Anschauung überzeugen konnte, mit einem vorzüglichen bakteriologischen Laboratorium ausgerüstet ist, wo den Militärärzten demonstrative Kurse gehalten werden. Da sie hier selbständig bakteriologisch arbeiten, so hielt N. vielleicht ein ge- naueres Eingehen auf die Mikroorganismen in seiner Hygiene nicht für erforderlich. Abgesehen von diesem Umstande ist die vorliegende neue Auf- lage des berühmten Werks ihren Vorgängerinnen durchaus würdig. Alle Kapitel der Hygiene sind klar, kurz und doch erschöpfend be- sprochen und durch zahlreiche Bilder im Text erläutert. Bei den Nah- rungsmitteln, der Milch, dem Fleisch und bei der Desinfektion, na- mentlich auch der tuberculösen Sputa, sind die neuesten Forschungen berücksichtigt. Das Werk kann daher auch deutschen Lesern und unter diesen auch den Nicht-Militärärzten warm empfohlen werden. Der Preis von 20 Mark ist bei der guten Ausstattung ein mässiger zu. nennen. M. Kirchner (Hannover). Allgemeines über Infektionskrankheiten. 561 Cabad6, Legons sur les maladies microbiennes profes- sees ä l’ecole de medecine de Toulouse. 8°. 642 p. Paris (G. Masson) 1890. Das vorliegende Kompendium giebt eine ziemlich vollständige Geschichte der pathogenen Mikroorganismen in geschickter Zusammen- fassung des Wesentlichen und in eleganter Sprache. In den ersten Kapiteln wird eine historische Einleitung gegeben und dann die Natur, die Einteilung, das Vorkommen und die allgemeinen Eigen- schaften der Bakterien kursorisch besprochen. Auch die Wirkungen derselben, die Gährung, Fäulniss und Erregung von Krankheiten, die Immunität, die Abschwächung, Schutzimpfung und die Erblichkeit linden eine ziemlich eingehende Würdigung. Die Einteilung der Infektionskrankheiten, die C. giebt, ist keine ganz glückliche, auch wird sie nicht einmal streng durchgeführt, sondern tritt nur hier und da andeutungsweise zu Tage. So führt er Croup und Diphtherie unter den Krankheiten des Circulations- und Respirationsapparats auf und handelt die Malaria hinter der Cholera nostras und vor der Hunds- wuth ah; die Blennorrhagie wird bei den Pocken besprochen, das Ery- sipel beim Puerperalfieber, anstatt diese Krankheiten, wo sie hinge- hören, zur Eiterung und Septikämie zu stellen. Solange wir ein klares System der Infektionskrankheiten nicht haben, müssen wir sie nach den verwandtschaftlichen Eigenschaften der sie erzeugenden Mikroorganismen gruppiren , und ganz besonders ist eine solche Gruppirung nothwendig in Vorlesungen, welche für Studenten be- stimmt sind. Der Deutsche kann das C.’sche Buch ' nicht ohne Kopfschütteln lesen. Unter den in den geschichtlichen Abschnitten aufgeführten Namen finden wir fast ausnahmslos französische; unzweifelhafte Ver- dienste deutscher Forscher werden theils nicht erwähnt, theils nur schüchtern angedeutet. Selbst der Tuberkelbacillus, dessen Ent- deckung durch R. Koch C. nicht wohl hinwegleugnen kann, ist „bei- nahe“ von Toussaint entdeckt worden: „II a entrevu la solution, il l’a en quelque sorte touchde, sans arriver completement au but.“ Vielleicht würde Herr C. unsere deutschen Forscher besser zu wür- digen lernen, wenn er sie ebenso eingehend läse, wie wir es mit den französischen zu thun pflegen. Dass er das bisher nicht in wün- schenswerthem Maasse gethan hat, beweist der Index bibliographique, welcher von zahllosen Druckfehlern wimmelt und kaum ein richtiges deutsches Wort enthält. So lässt C. die Herren Loeffler uud Schulz über den „Kotzpiitz“ (Rotzpilz), Liborius über „den Sauerstoff bidur fungier der (bedürfenden) Bakterien“ schreiben. Er zitirt Werke von A. Frankel, B. Fränkel, C. Fränkel und E. Fränkel unter dem einen Namen „Frankel“; die Arbeit von Obermeier wird angeführt unter dem Titel : „Vor kommen fenoster eigene Bewegung Zeig. Pa. in Blutte von recurrent. Kranken (Central, med., 1873)“; die Angabe der Zeitschriften, in denen die zitirten Artikel zu finden sind, fehlt oder ist falsch u. s. w. lief, gibt zu, bei dem mächtigen Anwachsen der bakteriologischen Litteratur ist es nicht leicht, alles zu lesen oder auch nur zu verfolgen. Wer aber ein Lehrbuch erscheinen lässt, zumal ein solches, welches für Stu- x. Bd. 36 562 Bakterien und Parasiten im Wasser. dirende bestimmt ist, sollte es nicht unterlassen, die Veröffentlichungen, die er zitirt, im Original kennen zu lernen, zum mindesten aber sich den richtigen Wortlaut des Titels zu verschaffen. Dies ist er nach Ansicht des Ref. seinen Schülern schuldig, C. wird es hoffentlich nachholen und dadurch den Werth seines Buches nicht unwesentlich erhöhen, indem er so den Lesern ermöglicht, sich in den Quellen selbst weitere Belehrung zu suchen. Im Uebrigen können wir uns mit dem Werke im Grossen und Ganzen einverstanden erklären, und wir bezweifeln nicht, dass es auch ohne die empfehlende Vorrede Cornil’s sich viele Freunde erwerben würde. Diese und jene kleine Unrichtigkeit wird in einer neuen Auflage beseitigt werden. So schreibt C. auf S. 327, dass es noch nicht gelungen sei, den Tetanusbacillus in Reinkultur zu gewinnen, während dies doch Kitasato schon 1889 gelungen ist (Zeitschr. f. Hyg. Bd. VII. 1889 S. 225). Mit der Auffassung der Erblichkeit der Tuberculose, nach der der Bacillus im Mutterleibe von den El- tern auf den Foetus übergehen und mit geboren werden soll (Baum - garten’s Ansicht), während in anderen Fällen die Kinder tubercu- löser Eltern nur eine Zusammensetzung der Gewebe erben, die der Entwickelung der Bacillen günstig ist, können wir uns auch nicht befreunden. Wo ist das gesehen oder bewiesen worden? — Dass dem Werkchen keine Abbildungen beigegeben sind, ist im Interesse des- selben zu bedauern. Wenn wir auch heute von jedem Studenten ver- langen müssen, dass er wenigstens die Hauptrepräsentanten der pa- thogenen Mikroorganismen durch eigene Präparate kennen lernt, so würden doch gute Abbildungen auch in diesem für Studenten be- stimmten Buche von Nutzen sein, da sie zum Vergleiche dienen können und die Erinnerung an früher Gesehenes auffrischen. M. Kirchner (Hannover). Zacharias, 0., Die Thier- und Pflanzenwelt des Süss- wassers. Einführung in das Studium derselben. Bd. I. 8°. 380 p. Mit 79 in den Text gedruckten Abbildungen. Leipzig (J. J. Weber) 1891. Preis 12 Mark. Das vorliegende Werk, welches Verf. im Verein mit einer Reihe hervorragender Fachgelehrter herausgiebt, wendet sich vorwiegend an solche Leser, welche sich wissenschaftlich-praktisch mit der pflanz- lichen und thierischen Bewohnerschaft unserer Gewässer beschäftigen wollen. Es ist daher allgemeinverständlich in der Fassung und doch das Ergebniss gründlicher wissenschaftlicher Studien, und es legt weniger Gewicht auf systematische Vollständigkeit als auf Weckung des Verständnisses für das Leben und die Eigenart der einzelnen geschilderten Thier- und Pflanzenfamilien. Die Infusionsthiere, die Hydren, die höheren Würmer und die Bryozoen werden nicht ge- schildert. In dem vorliegenden 1. Bande schildert zunächst F. A. Forel die allgemeine Biologie eines Süsswassersees in ihren verschiedenen Abschnitten: am Ufer, in der tiefen Region und im freien Wasser. Die wichtigsten in den einzelnen Regionen vorkommenden Thier- und Pflanzenarten werden nach Zahl und Art aufgezählt, und versucht. Bakterien und Wasser. 563 ein Bild des Stoffwechsels in dieser Welt im Kleinen zu entrollen. Dann bespricht W. Migula die Algen, ihre Fundstätten und ihr Vorkommen in den verschiedenen Jahreszeiten und die den Algen nahestehenden Characeen. Fr. Ludwig setzt die allgemeinen Be- dingungen des höheren Pflanzenlebens im Wasser auseinander und beschreibt einzelne Beispiele von untergetauchten und schwimmenden Wasserpflanzen und ihre Parasiten. Es folgen die Rhizopoden von A. Gruber, die Flagellaten von VF. Migula, die Süsswasser- schwämme von W. Weltner, die Strudelwürmer von 0. Zacha- rias, die Räderthiere von H. Plate und die Krebsfauna unserer Gewässer von J. Vosseier. Jedem Kapitel ist ein genaues Litte- raturverzeichniss und eine Anzahl vorzüglicher Abbildungen beige- geben, welche nicht die landläufigen Bilder reproduziren , sondern nach Originalzeichnungen nach dem Leben entworfen sind. Besonders lehrreich und packend sind die Zeichnungen, die das Treiben der Wurzelfüssler an Algenfäden und ihre Vermehrung durch Ivernthei- lung zur Anschauung bringen. Seit dem schönen Werke von 0. Kirch- ner und Blochmann ist das vorliegende das beste, welches über das Leben im Süsswasser erschienen ist. Die fesselnde Darstellung und die nach jeder Richtung hin vorzügliche Ausstattung werden ihm unzweifelhaft viele Freunde zuführen. M. Kirchner (Hannover). Despeignes, V., Ltude experimentale sur les microbes des eaux avec applications ä l’hygiene sanitaire de la ville de Lyon. 8°. 126 p. Paris (J. B. Bailiiere et fils) 1891. Leber die Ergebnisse der unter Leitung L o r t e t ’ s vorgenommenen Arbeit D.’s ist schon in den Comptes rendus de l’Acad£mie des Sciences de Paris. Tome CX. 1890. p. 350 ff. kurz berichtet worden (s. das Referat in dieser Zeitschrift. Bd.VII. 1890. p. 610). Beim Lesen der Arbeit selbst muss man staunen über die Fülle von Fleiss und Scharf- sinn, die D. aufgewendet hat, um zu dem wenig tröstlichen Ergebniss zu gelangen, dass das Wasser des Rhone — auch nach der Filtration durch Sandfilter — , der Brunnen und natürlichen Quellen Lyons schlecht und nicht zulässig zum Gebrauch als Trinkwasser ist. Die Arbeit verdient eingehende Besprechung. Uns berührt zunächst befremdlich, dass D. den Bakteriengehalt von Wässern nicht, wie wir es gewohnt sind, auf den ccm, sondern auf das 1 berechnet. Die Zahlen erscheinen daher viel grösser, als sie sind. So fand er im Januar in der Mitte des Rhone 50000, am Ufer 100000, im März am Ufer 100000 bezw. 12190000 Keime in 1 1, d. h. nach unserer Schreibweise 50, 100, 100 bezw. 12190 in 1 ccm. Die Untersuchungen des filtrirtcn Rhönewassers (nach G. R o u x) ergaben im März 1890 85, 171, 42 bezw. 27, im August 72, 73, 70 bezw. 79, im September 19, 26 bezw. 99 Keime in 1 ccm. Diese Zahlen sind in der That nicht gross, und es werden bei allen Leitun- gen mit Sandfiltration, z. B. in Berlin, Hannover u. a. a. 0., ebenso grosse gefunden. Sodann möchte Ref. seiner Verwunderung Ausdruck geben, das* 36* 564 Bakterien und Wasser. D. sieb zur Wasseruntersuchung nicht des Plattenvcrfahrens bedient, sondern das Wasser tropfenweise in Bouillonkölbchen gibt und be- obachtet, in wie vielen Entwickelung vor sich geht, und wie viele steril bleiben. Als Grund für die Anwendung dieses ebenso müh- samen als unzuverlässigen Verfahrens führt er die Aeusserung von M. Duclaux an x): „teile baetdrie, qui paraitra morte, lorsqu’on l’en- semencera sur plaques, parce qu’elle n’y fournit pas de colonie, se ddveloppera tres bien dans un bouillon de meme composition, mais saus gelatine“. Dass die Gelatine die Bakterien an der Entwickelung hindern sollte, ist ebenso neu als unbewiesen. Bewiesen dagegen ist, dass es nicht möglich ist, durch Aussäen verschiedener Keime in Bouillon Reinkulturen zu erhalten oder gar alle in einem Wasser- quantum enthaltenen Keime der Zählung zugänglich zu machen, selbst wenn die Tropfen noch so klein gewählt werden. Wenn daher D., indem er in 30 Bouillonkölbchen je V239 ccm Wasser der Quelle de la montöe des Chazeaus aussäet, 111533 Keime im Liter berechnet, so hat er nach Ansicht des Ref. eher zu wenig gefunden, als zu viel. Es ist in der That gar nicht zu begreifen, weshalb es dem so be- quemen und so überaus sicheren Koch’ sehen Plattenyerfahren nicht gelingen will, in Frankreich festen Fuss zu fassen. Dabei stösst D. bei jeder Gelegenheit, wo es gilt, irgend einen pathogenen Mikro- organismus in Reinkultur zu gewinnen, auf die unüberwindlichsten Schwierigkeiten und gibt es mehrmals als unmöglich auf; andermal führt er z. B. als Erkennungszeichen des Bacillus subtilis die auf der Oberfläche der Bouillonkultur sich bildende Kahmhaut an, als wenn eine solche nicht auch von anderen Mikroorganismen — Ref. erinnert nur an den Cholera -Vibrio, an den Vibrio Metschni- kovi u. a. m. — gebildet würde. Wie Jemand, ohne das Wachsthum auf der Platte zu kennen, Bakterien überhaupt bestimmen will, ist nach dem heutigen Stande unseres Wissens schwer zu begreifen. Nun aber legte sich D. die Frage vor, ob unter den zahlreichen Bakterien des filtrirten Rhönewassers auch pathogene sich befinden möchten. Die Antwort darauf lautete natürlich bejahend, aber wie wurde diese Antwort gefunden? D. liess das filtrirte Wasser durch Chamber land’sche Filter laufen, und zwar nicht etwa eine Stunde oder einen Tag, sondern viele Tage und selbst Monate lang; den an der Aussenwand der Filter sich absetzenden Schlamm schwemmte er mit sterilisirtem, destillirtem Wasser auf und — verfütterte ihn Versuchsthieren? Das hätte man meinen sollen, da ja das Trinkwasser in den Magen gelangt. Dies that aber D. nicht oder nur zweimal — „pour röpondre au d£sir d’un des membres de la soci6te de mödecine“ — , in den übrigen zahllosen Experimenten spritzte er den Versuchsthieren diese Auf- schwemmung unter die Haut oder in die Bauchhöhle oder gar ins Auge. Die Mengen, die er dazu verwandte, betrugen bei den beiden Fütterungsversuchen , zu denen er übrigens die Meerschweinchen chloroformiren zu müssen glaubte (!), x/20 bezw. l/14 des Körper- 1) Annales de l'Institut Pasteur. 25. 2. 1890: „Action de l’eau sur les bacteries pathogenes. DX.“ Bakterien und Wasser. 565 gewichts. Trotzdem blieb ein Thier am Leben. Man denke nur, man hätte einem Menschen von 70 kg Gewicht 5 1 Filterwasser in den Magen gebracht! Wer bliebe da am Leben? Bei den Einspritzungen unter die Haut wendete D. weniger an, in der Regel 1/90 — Vi0o> einige Male zwischen 1/100 und V2oo des Körpergewichts; aber auch das sind ja noch ganz enorme Mengen, das hiesse z. B. einem Men- schen von 70 kg Gewicht 700 ccm ins Unterhautzellgewebe spritzen. In einem Falle injizirte D. sogar einem Meerschweinchen von 362 g Gewicht 4 ccm, also 2 x/9 0 ^es Gewichts, ins Herz, und doch blieb es gesund. Diese Experimente sind in der That wenig beweiskräftig, sie beweisen höchstens, dass im Filterschlamm sich lebende pathogene Keime finden; über ihre Menge im filtrirten Wasser beweisen sie nichts, denn wenn ein Filter 3 Monate in Gebrauch ist, so kann sich ein pathogener Keim, der am Filter haften blieb, während dieser langen Zeit hier so vermehren, dass schon ein Minimum des Schlamms tödtlich wirkt. Diesem Einwurf aber entgegnet D., dass es nicht ge- nügt, dass nur wenige Keime da sind, sondern dass man verlangen muss, dass überhaupt keine vorhanden seien. Irgend Jemand — D. nennt seinen Namen nicht — hat über seine Arbeit gesagt, solche Untersuchungen scheinen „ein plumper Scherz“ zu werden, und diese „Mikrobien-Invasion“ sei nichts weiter als „eine Mode-Orgel“. Dieses Urtheil ist ja gewiss nicht richtig, denn jede wissenschaftliche Untersuchung, auch die vorliegende D.’s, hat ihren unzweifelhaften Werth. Aber vielleicht trägt er mit seinen Resultaten doch mehr Beunruhigung ins Publikum, als nothwendig oder auch nur berechtigt ist? Dies scheint z. B. auch aus seinen Brunnenuntersuchungen her- vorzugehen. Wenn seine Befunde richtig sind — allerdings wurde dies schon oben mit Fug und Recht bezweifelt — , so fand D. in ver- schiedenen Brunnen Lyons 37, 20, 28, 43, 35, 45, 81, 98, 101, 100, 4, 51 bezw. 56 Keime in 1 ccm. Dies sind nach unseren Begriffen ja wahrhaft glänzende Ergebnisse, während D. auf Grund dieser Be- funde die Brunnen in Pausch und Bogen für schlecht erklärt, und dies um so mehr, als er aus dem Wasser eines Brunnens eine Bak- terienart züchtete, von deren Reinkultur x/2 ccm, einem Meerschwein- chen von 582 g unter die Haut gespritzt, dieses Thier in 22 Tagen tödtete. Dies heisst in der That das Kind mit dem Bade ausschütten. Wenn wir so Vorgehen, müssen wir, wie D. auch schliesslich räth, nur gekochtes oder künstlich filtrirtes Wasser geniessen. Wer aber gibt uns tadellose Filter ? Die von D. gerühmten Chamberland- schen sind ja nach den Untersuchungen von K übler u. a. nichts weniger als bakteriendicht, und ob es die B erkefeld’schen Kiesel- guhl filter auf die Dauer sind, muss sich doch auch erst noch aus- weisen. Wenn D. den Ausspruch von Duclaux1) anführt: „Une eau est pure, quand eile est pure, c’est a dire, quand eile ne con- tient pas de germes du tout“, so soll ein solches Wasser auf unserem Stern erst noch gefunden werden ! 1) Annales de l’Institut Pasteur 25. 10. 1889. 566 Bakterien und Wasser. Zum Schluss führt D. einige Quellwasseruntersuchungen an, die er gemacht hat. Die beideu Quellen, die Lyon besitzt — eine ent- hielt 112, die andere 8 Keime in 1 ccm — werden gleichfalls als gesundheitsschädlich verworfen. Nach dieseu Ausführungen darf der Leser gespannt sein, was D. schliesslich seinen Mitbürgern, die doch gern Wasser trinken wollen, für einen Rath ertheilt. Man höre! Er schlägt vor, die Filter be- stehen zu lassen und nach wie vor filtrirtes Rhönewasser zu liefern, jedoch nur für den Haus- und Wirthschaftsgebrauch ; zum Trinken soll eine zweite Leitung angelegt werden, die völlig bakterienfreies Wasser aus beliebig weiter Ferne herbeischafft. Nun weiss jeder Hygieniker, dass es so verkehrt wie möglich ist, zweierlei Wasser zu liefern, da Unkenntniss und Unvernunft oft genug dazu führen, dass das schlechte Wirthschaftswasser getrunken oder das gute Trinkwasser zu allen möglichen anderen Zwecken gebraucht wird. Man soll unter allen Umständen eine Stadt nur mit einem Wasser versorgen, und das soll gut sein. Sodann aber gestattet sich Ref. an Herrn D. die Frage, wo er denn absolut bakterienfreies Wasser zu finden gedenkt? Wie er anführt, haben C h a u v ea u und Arloing 1885 in den 3 Quellen de l’Ain keinen einzigen Keim gefunden. Ob ihnen das heute auch noch gelingen würde ? Ref. konnte nicht umhin, dieseu und jenen Punkt in D.’s Arbeit anzugreifen, er möchte daher zum Schluss nochmals den enormen Fleiss, mit dem die Arbeit gemacht ist, rühmend hervorheben. Auch dass D. die Rolle, welche die Bakterien im Wasser spielen, klar erkannt und ihre Bedeutung als ausschlaggebend hiugestellt hat, soll ihm nicht vergessen sein. Aber wir dürfen doch nicht Unmögliches verlangen. Anstatt so weit zu gehen, wie D., und alles — Wasser- leitung, Brunnen, Quellen — zu verwerfen und dann doch wieder un- kousequenter Weise die Quellwasserleitung zu empfehlen, sollten wir uns daran erinnern, dass doch nicht alle Bakterien schädlich sind; dass es schon genügt, wenn wir unsere Wasserbezugsquellen vor der Verunreinigung mit pathogenen Bakterien schützen. Sollte es denn in der That keine Bruunenkonstruktion, keine Art der Wasserleitung geben, die dies ermöglicht? M. Kirchner (Hannover). Pokrowsky, M. A., Mikroorganismen aus dem Wasser des Kura-Flusses und der Tifliser Wasserleitung im Zeitraum vom Februar bis Mai 1891. (Protokolle der Kau- kasisch. Medic. Gesellsch. 1891. No. 4. pp. 61. u. ff.) [Russisch.] Es ist erst eine Errungenschaft der letzten Jahre, u. z. seit dem VI. Wiener internationalen Kongress für Hygiene und Demographie 1887, dass man das Hauptgewicht nicht auf die Zahl der im Wasser gefundenen Mikroorganismen legt, sondern auf die Qualität, die Art. In Russland ist in dieser Beziehung besonders Lunkewitsch zu nennen. Ausgehend von diesem Standpunkt, hat P. nuu aus dem Kura-Fluss- und Leitungswasser (in Tiflis) folgende Mikroorganismen reiu gezüchtet uud der oben erwähnten Aerztegesellschaft in Rein- kulturen und mikroskopisch demonstrirt: Micrococcus: agilis, cinnabareus, aurantiacus, und flavus liquefaciens. Bakterien und Wasser. — Typhus. — Tuberculose. 567 Bacillus: radificans (Wurzelbacillus), subtilis, typhusähnlicher (/^-Kolonie von Dr. Kupidonoff, *)) violaceus, aquatilis liquefaciens, grüngelber; Proteus Zeukeri, rairabilis und sulfureus. L. Heydenreicb (Wilna). Lortet, M., Microbes pathogenes des vases de la Mer Morte. (Lyon med. 1891. No. 33.) Verf. hatte Gelegenheit, den Schlamm des todten Meeres bakterio- logisch zu untersuchen und fand in demselben den Mikroben der gasigen Gangrän und den des Tetanus. Sofern Verunreinigungen ausgeschlossen sind , ist dieser Befund deshalb schon von hohem Interesse, weil bisher das Wasser des todten Meeres als frei von jedem Lebewesen galt und der hohe Salzgehalt desselben (spec. Ge- wicht 1162) einem organischen Wachsthum sehr hinderlich ist. Li mb eck (Prag). J)estr6e, A propos de quelques cas de suppuratiou coin- pliquautlafievre typhoide. (Journal de Mödecine de Bruxelles. 1891. 5 Aout.) Verf. hat verschiedene Patienten aus der medizinischen Klinik des Prof. Stienou bakteriologisch untersucht, welche an Typhus abdominalis litten, und ist zu folgendem Resultate gekommen : 4 mal, bei verschiedenen Abcessen der rechten und linken Mamma, der linken Axilla und der Kreuzbeingegend, wurde nur die Anwesen- heit des Staphylococcus pyogenes aureus konstatirt. Bei einem fünften Kranken, der im Rekonvalescenzstadium an linksseitiger Otitis purulenta acuta erkrankte, konnte nur der Eberth’sche Bacillus entdeckt werden. Durch diese höchst interessanten Unter- suchungen kommt D. zu dem Schlüsse, dass zwar solche Eiterungen meist durch gewöhnliche pyogene Kokken verursacht sind, der Bacillus typhi abdominalis aber auch Eiterung erzeugen kann. R. Verhoogen (Brüssel). duffer, P., Recherches cliniques sur la periode d’incu- bation des maladies iufectieuseseu göneral eten particulier sur la pöriode d’iucubation de la tuber- culose. Essai de thörapeutique. (Revue de medecine. 1890. 10 Juin.) Die lukubatiousperiode der Infektionskrankheiten zu diagnoscireu ist vom therapeutischen Standpunkt aus sehr wichtig. Dieselbe ist durch folgende Erscheinungen erkennbar: Fieber, Anämie, Milzer- weiterung. Fieber tritt sehr unregelmässig auf, meistentheils am Abend, ist mit dem Thermometer kaum wahrnehmbar, scheiut aber dem Patienten sehr heftig zu sein, und wird immer von schwerer Mattigkeit be- gleitet. Dazu kommen Milzerweiterung und hochgradige Anämie, 1) Kupidonoff, W., Bakteriologische Wasser-Untersuch, d. Kubansees u. d. Kasan’scheu Wasserleitung, Dissertat. 241. pp. u. 17 illutn. Tafeln. Kasan 1890. 568 Tuberculose. — Pseudotuberculose. letztere dadurch bedingt, dass die Tuberkelbacillen aerob sind und den Blutkörperchen den Sauerstoff entziehen. In diesem Stadium (pöriode prögranulique) ist die Lungentuber- culose viel leichter heilbar. R. Verhoogen (Brüssel). Klippel, Paraly sie g6n6rale et tuberculose pulmonaire. (Annales de psychiatrie et d’hypnologie. 1891. Juillet.) Bei 31 Fällen von Dementia paralytica, die zur Sektion kamen, wurden 5mal tuberculose Alterationen der Lungen gefunden, welche aber ältere und chronische Läsionen waren, z. B. kleine Höhlen- bildungen, deren Wände dick und fibrös geworden waren. Die Meningen aber waren immer tuberkelfrei. Koch’ sehe Bacillen wurden jedesmal bei der mikroskopischen Untersuchung entdeckt. Auf ein reichliches klinisches Material gestützt, hält es Verf. für sicher, dass die Lungenschwindsucht, wenn sie so langsam und heim- lich sich ausbreitet, sowie die Lues eine Prädisposition für die Dementia paralytica bilden. Wenn die Krankheit schnell verläuft und es zur Phthisis kommt, tritt natürlich der Tod zu schnell ein, um den prädisponirenden Einfluss der Krankheit erkennen zu lassen. R. Verhoogen (Brüssel). Guinard, M., Sur un mode possible de transmission de la tuberculose chez les animaux. (Lyon med. 1891. No.20.) Die Beobachtung des Verf.’s, dass es in manchen Gegenden, be- sonders den wasserarmen, Gewohnheit sei, dem Rindvieh das Wasser, in welchem Wäsche gewaschen wurde, zur Tränke zu geben, bewogen ihn, diesbezügliche Versuche an Kaninchen und Meerschweinchen an- zustellen, welche lehrten, dass der Tuberkelbacillus auch im Seifen- wasser seine Virulenz bewahrt. Limbeck (Prag). Preisz, H., A pseudotuberculosisnak juhnäl eszlelt egy eset6röl es a pseudotu b erculosisröl ältaläban. [Ueber einen Fall von Pseudotuberculose beim Schafe und über Pseudotuberculose im Allgemeinen.] (Veteri- narius. 1891. No. 9.) Preisz erhielt die Nieren eines Lammes zur Untersuchung, die mikroskopisch der Tuberculose vollkommen ähnliche Veränderungen zeigten. Die eine enthielt zwei, die andere mehrere bis nussgrosse Knoten von ziemlich fester, stellenweise bröckeliger Konsistenz und grünlich-gelber Farbe; die Schnittfläche zeigte mehrfach weisse Punkte und Streifen, an der Peripherie war eine bindegewebige Kapsel gut zu unterscheiden. Unter dem Mikroskope konnten an dem Durchschnitte eines solchen Knotens drei Schichten deutlich unterschieden werden. Aussen ist die käsige Masse von einer aus atrophischen Harnkanälchen und hypertrophischem Bindegewebe bestehenden Kapsel umgeben. Inner- halb derselben und von ihr scharf abgegrenzt befindet sich eine Schicht, in der die Struktur des Niereugewebes noch gut zu erkennen ist, doch befinden sich zwischen den Harnkanälchen zahlreiche, zum Theil im Zerfall begriffene Zellenkerne, offenbar ausgewanderte weisse Pseudotubereulose. 569 Blutkörperchen. Diese Schicht wird durch Hämatoxylin stark ge- färbt. Weiter nach einwärts befindet sich die Hauptmasse des Pseudo- tuberkels, die durch Hämatoxylin intensiv gefärbt wird und aus einer körnigen, zum Theil verkalkten Substanz besteht. Die mittlere, jüngste Schicht des Knotens enthält zahlreiche Bacillen, die gewöhnlich inner- halb der Epithelzellen der Harnkanälchen mehr oder minder grosse Haufen bilden und in nach der Gra m’schen Methode behandelten Schnit- ten intensiv gefärbt erscheinen. Dieselben sind sehr klein, l1/2 — 3- mal länger, als breit, gerade oder, sehr selten, etwas gebogen, zuweilen aus mehr und minder intensiv gefärbten Theilchen zusammengesetzt. Einzelne Bacillen zeigen an dem einen Ende eine kolben- oder bim- förmige Anschwellung und sind zuweilen zu zweien mit einander ver- bunden. Mit der Substanz dieser Nierenknoten ausgeführte Impfungen hatten stets ein positives Resultat zur Folge. In die Venen geimpfte Kaninchen und Meerschweinchen starben am 3.-5. Tage, und die Sektion wies in den meisten inueren Organen, namentlich aber in der Leber, Milz und den Lungen massenhafte Miliar-Pseudotuberkel nach. Impfung in die Bauchhöhle hatte eine rapide Entwickelung einer all- gemeinen, der akuten tuberculösen Peritonitis vollkommen ähnlichen Bauchfellentzündung zur Folge, nur waren die bis stecknadelkopf- grossen Knötchen farblos, durchscheinend und weniger fest, als wirk- liche Tuberkel. Impfung unter die Haut bewirkte einen lokalen käsigen Abscess an der Impfstelle, in welchem z. Th. auch die unmittelbar benachbarten Muskeln untergingen ; im Anschlüsse an die lokale Er- krankung entwickelte sich später eine ausgebreitete Pseudotuberculose der benachbarten Organe und serösen Höhlen. Ganz frische, 2—3 Tage alte Pseudotuberkel zeigen unter dem Mikroskope das Bild einer zirkumskripten Entzündung, indem zwischen den normalen Gewebselementen zahlreiche Rundzellen eingestreut lagen, nur ist es auffallend, dass bereits in einem solchen frühen Entwickelungsstadium an den normalen Gewebselementen durch Fär- bung mit Eosin und Hämatoxylin Zeichen einer beginnenden Nekrose zu erkennen sind. Etwas ältere Knötchen sind in ihrer Mitte bereits zu einer feinkörnigen Masse zerfallen. In den Nieren sind an der Peripherie der Knötchen die Harnkanälchen erweitert und mit un- gleich grossen Zellen ausgefüllt, die fast ausnahmslos die oben er- wähnten Bacillen in grosser Zahl enthalten ; ausserhalb der Knötchen enthalten einzelne, sonst noch ganz normal aussehende Epithelzelleu ebenfalls solche Bacillen. Ein bezeichnender Unterschied zwischen dem wirklichen und dem Pseudotuberkel ist, dass, während im erstereu die Verkäsung erst in einem späteren Entwickelungsstadium in Folge der mangelhaften Ernährung des gefässlosen Gewebes sich einstellt, in dem Pseudotuberkel die Nekrose von allem Anfänge an zu kon- statiren ist und offenbar durch ein von den sich rasch vermehren- den Bacillen entwickeltes chemisches Gift bewirkt wird. Preisz glaubt, dass der von ihm gefundene Bacillus sowohl hinsichtlich seiner morphologischen Eigenschaften, als auch hinsicht- lich seines Verhaltens den Färbungsverfahren gegenüber von den bis- her beschriebenen sonstigen Pseudotuberculose-Bakterien vollkommen 570 Malaria. verschieden ist, und stellt die nähere Begründung dieser Ansicht für später in Aussicht. Schliesslich pladirt er für die Beibehaltung des von Baumgarten beanstandeten Namens: Pseudotuberculose für die Bezeichnung der hier in Frage kommenden Krankheitsprozesse. Hutyra (Budapest). Bignawi, Sülle febbri intermittenti malariche alunghi intervalli. (Riforma medica. 1891. No. 165. p. 169.) Bignami beschreibt einen Fall von Malariafieber mit durch lange (14—16 Tage) fieberfreie Perioden getrennten Anfällen, bei welchem die Untersuchung des Blutes die Parasitenvarietät der Tertiana mit ihrem von Golgi beschriebenen charakteristischen Ent- wickelungscyklus darthat. Während der Iutervalle ergab die Untersuchung des Blutes ein negatives Resultat und nur weuige Tage vor jedem Fieberanfall wur- den spärliche Formen der Tertiana wahrgeuommen. B. meint, dass diese Fieberform das Produkt einer Reihe von in fast gleichen Intervallen stattgehabten Rückfällen sei und dass man die unregelmässigen Fieber mit langen Intervallen bei der Klassi- fikation der Malariafieber nicht zu eiuer besonderen Gruppe vereini- gen könne; denn diese Formeu werden nicht allein durch die semi- lunare Varietät des Malariaparasiten bedingt, wie Golgi beobachtet hat, sondern können auch durch die Parasiteu der Tertiana erzeugt sein, wie eben der vorliegende, von B. beschriebene Fall darthut. Bordoni-Uffreduzzi (Turin). Scliellong, 0., Die Malariakrankheiten unter spezieller Berücksichtigung tropenklimatischer Gesichts- punkte. Auf Grund von in Kaiser -Wilhelms-Land (Neu-Guiuea) gemachten Beobachtungen. 8°. 166 p. 9 Tflu. Berlin 1890. In einer sehr anziehend, halb populär geschriebenen Arbeit legt Verf. die Erfahrungen, die er iu den Jahren 1886—88 in Neu-Guiuea über Malaria zu sammeln iu der Lage war, nieder. Seine Beobach- tungen machte er vorwiegend in Finschhafeu, glaubt jedoch, dass sich dieselben auf das ganze Inselgebiet verallgemeinern lassen. Die Häufig- keit der Malaria iu jenen Landen veranlasst ihn zu dem Ausspruche, dass die Frage von der Akkliuiatisationsfähigkeit des Europäers füradie Tropen nahezu zusammenfällt mit der Frage von der Akkommodations- möglichkeit desselben für die Malaria. In Kaiser-Wilhelms-Land er- krankten in den Jahren 1886 — 88 99% der Europäer au Malaria, uud es starben daran von den Malayen 14, von den Europäern 9%. „Ich habe in K.-W.-L. gesehen, wie das Leben mancher Europäer doch nicht viel Anderes, als eine ununterbrochene Kette fortwährender Er- krankungen darstellte.“ „Ein gewisses gesundheitliches Risiko besteht für jeden, der sich an den Schauplatz einer kolonisatorischen Thätig- keit begiebt.“ Die meisten der Bewohner Finschhafens erkranken wiederholt an Malaria. Nach der sehr sorgfältigen Tabelle, in der S. die Krankheitsverhältnisse von 37 genauer beobachteten Europäern zusammengestellt hat, bei denen die kürzeste Beobachtungszeit 7, die Jlaluria. 571 längste 26 Monate betrug, hat der Europäer in Fiuschhafen die Aus- sicht, alle 55 Tage einmal einer Fiebererkraukung anheim zu fallen. Mit der Häufigkeit der Anfälle wächst die Gefahr für den Einzelnen. Frauen erkrauken nicht häufiger, als Männer. Die sehr eingehende Schilderung einiger Fälle mag im Originale nachgelesen werden. Im Allgemeinen lassen sich nach S. die tropischen Malariafieber eintheilen in fieberhafte und fieberlose; erstere wieder in typische (Wechselfieber- Typus), atypische, in Malaria biliosa haematurica und endlich in Malaria comatosa; letztere in Anämie, Kachexie und Neurosen. Jede dieser Formen wird eingehend geschildert und durch Mittheilung von Krankengeschichten erläutert. Schliesslich werden die Komplikationen : Pneumonie, Dysenterie, Diphtherie, Furunculosis uud einige andere im Anschluss an Malaria zur Beobachtung gelangende Erkrankungen und der chronische Milztumor besprochen. Demnächst wendet sich S. zur Aetiologie, die auch er auf die Marchiafava-Cel Irischen Plasmodien zurückführen zu müssen glaubt, wenngleich sie in Fällen von tropischer Malaria noch nicht nachgewiesen seien. Nach der landläufigen Ansicht wird das Malaria- virus im Erdboden produzirt, gelangt vorzugsweise Nachts oder in den Morgen- und Abendstunden aus dem Boden in die Luft und mit dieser in die Wohn- und Schlafräume, und zwar in den Tropen am häufigsten zu Beginn und gegen Ende der Regenzeit ; es vermag sich nur bis zu einer gewissen Höhe über den Erdboden zu erheben und nicht über das Wasser fortzubewegen, daher man auf Bäumen und Schiffen vor Ansteckung geschützt ist. S. hält dies alles für im all- gemeinen richtig, macht aber noch auf einige Punkte besonders auf- merksam. Vor allem wendet er sich gegen die Annahme, dass der Genuss schlechten Trinkwassers Malaria erzeuge (wofür er den Be- weis freilich schuldig bleibt. Denn das in Finschbafeu zum Genuss dienende Regenwasser kann man doch nicht als gut bezeichnen). Dem- nächst suchte er den Einfluss der Bodenluft durch Messungen fest- zustellen und fand, dass in allen 6 Monaten, in denen die Unter- suchungen stattfanden, Tendenz zu abwärts gerichteten Luftströmun- gen im Boden während der Nachtzeit vorhanden war, besonders in den ungünstigsten Monaten Mai mit 60 °/0 und Juni mit 54 °/0 Er- krankungen; „dies spricht also keineswegs für die Annahme, dass das Malariavirus vorzugsweise zur Nachtzeit aus dem Boden frei werde. Dagegen glaubt S. gefuuden zu haben, dass grosse Regen- mengen die Entwickelung des Malariavirus hemmen. Ferner zeigte sich, dass enge, ungenügende Wohnungen, Zelte u. s. w. der Infektion förderlich sind, und mangelhafte Ernährung und ungenügende Kost einen sehr grossen Autheil an derselben haben. Strapazen, Exzesse u. s. w. setzen die Widerstandsfähigkeit herab. Kleidung und Lebens- alter schien ohne Einfluss zu sein, wohl aber das Geschlecht und vor allem die Rasse. Frauen erkrankten seltener, als Männer. Die per- niziösen Formen der Malaria biliosa und comatosa entfielen ausnahms- los auf Europäer und Malayen. In einem eigenen Kapitel spricht Verf. dann seine Theorie über die Malaria-Infektion aus, die mehr oder weniger hypothetisch ist und im Originale nachgeleseu werden möge. Die Besprechung der Prophylaxe uud Therapie bildet den 572 Malaria. Schluss der inhaltreicheu Arbeit. Gute Kost, gesunde Wohnung, Bäder, regelmässige Beschäftigung, Trockenlegung von Sümpfen, Gebrauch von Eisen und Chinin werden in erster Beziehung empfohlen. Therapeutisch empfiehlt er Chinin, und zwar nach Ablauf des Fiebers, und bemerkt, dass die zur Heilung erforderliche Chininmenge für jeden Fall verschieden sei. Ausserdem sah er gute Erfolge vom Opium und Chloralhydrat. Der Situationsplan von Finschhafen und 9 Tafeln Fieberkurven sind dem Werkchen beigegeben, das zwar nur wenig Neues für den Mikrobiologen, aber eine Reihe interessanter Gesichts- punkte für den Tropenhygieniker bringt. M. Kirchner (Haunover). Plclni, F., Aetiologische und klinische Malariastudieu. 8Ö. 47 p. Mit 2 Tfin. Berlin (A. Hirschwald) 1890. Verf. ist bekanntlich der Erste gewesen, dem es in Deutschland gelang, die spezifischen Malariamikrobien im Blute Intermittens- kranker nachzuweisen. In seiner 1. Veröffentlichung (Zeitschr. f. Hyg. Bd. VIII. p. 78 fl.) berichtete er von 3 Fällen, bei denen er positive Befunde erhob. Inzwischen ist die Zahl derselben auf 17 angewachsen, und Verf. hat so vielseitige Erfahrungen in der Untersuchungsmethode gesammelt, dass die vorliegende Arbeit, welche das Ergebniss dieser Arbeiten enthält, allseitig mit Dank begrüsst werden wird. Im Ganzen stammte sein Material von 18 Kranken. Von 4 der- selben konnte er nur das von anderer Seite gesandte Blut unter- suchen, die übrigen 14 beobachtete er selbst; von diesen 18 Kranken ergaben 17 ein positives Resultat; der eine, an dem das nicht der Fall war, war ein mit grossen Dosen Quecksilber behandelter Lue- tiker, bei dem, wie P. wohl richtig annimmt, keine reiuen Verhält- nisse Vorlagen. Auf Grund dieser Beobachtungen behauptet der Verf., dass bei Uebung und Sorgfalt in der Untersuchung die Mikrobien in keinem Falle von Malaria vermisst werden würden, und dass der negative Ausfall der Untersuchung gegen das Vorliegen von Malaria spreche. In den 14 Fällen handelte es sich übrigens llmal um typische Intermittens — 5 mit quotidianem, 4 mit tertianem, 2 mit quartanem Typus — , während die 3 übrigen mit unregel- mässiger Fieberbewegung verliefen. Seinen eigenen Untersuchungsergebnissen schickt P. eine kurze Besprechung des jetzigen Standes der Malariafrage vorauf, deren Verständniss durch ein sehr vollständiges Litteraturverzeichniss am Schluss der Arbeit wesentlich erleichtert wird. Schon in seiner ersten, oben zitirten Arbeit, ist diese Litteratur aufgeführt. Mit grossem Eifer liess Verf. es sich angelegen sein, die Mikrobien zu züchten und Versuchsthiere — Hunde, Kaninchen, Meerschwein- chen, Tauben, Ratten und Frösche — mit Malariablut zu impfen, aber alle diesbezüglichen Versuche hatten keinen Erfolg. P. musste sich daher darauf beschränken, die Entwickelung der Parasiten im menschlichen Blute selbst zu verfolgen. Als beste Methode ergab sich für diesen Zweck die Einbettung des Blutes in flüssigem Paraffin, in dem es sich Tage lang flüssig, und seine Formelemente sich unverändert erhalten. „Um das in dieser Weise konservirte Blut Malaria. 573 direkt der mikroskopischen Untersuchung zugänglich zu machen, be- nutzte ich einen gewöhnlichen Objektträger, welcher mit einem, etwa die Breite eines Deckgläschens im Durchmesser haltenden flachen Ring von Spirituslack versehen war, als modifizirten hohlen Objektträger. Es wurde dann das wohlgereinigte Deckglas aus einem Tropfgläschen mit einem Tropfen flüssigen Paraffins beschickt,1 ein gleicher auf die Mitte der Objektträgerhöhlung gethan. Die wohlgereinigte Finger- kuppe, aus welcher ich das Blut entnahm , bestrich ich , um dem- selben keinerlei Gelegenheit zu geben , an einem Fremdkörper zu haften . . . mit reiner Vaseline. Durch diese hindurch wurde der Nadelstich geführt, der austretende Blutstropfen sofort auf dem Paraffin tropfen des Deckgläschens aufgefangen und durch Ueberdecken der ebenfalls paraffin bedeckten Objektträgerhöhlung zwischen beiden Paraffin tropfen in dünner Schicht vertheilt . . . .“ Die Untersuch- ungen wurden in dem nach P.’s Angaben von F. u. M. Lautenschläger in Berlin konstruirten Heizkasten vorgenommen. (S. diese Zeitschr. Jahrg. 1889. Bd. V.) Zur Untersuchung des Blutes im gefärbten Deckglaspräparat bewährte sich ihm am besten ein Gemisch von 60 ccm konzent. wäss. Methylenblaulösung, 20 ccm lV/Zo Eosinlösung in 75% Alkohol, 40 ccm Aq. dest. und 12 Tropfen einer 20% Kali- lauge. Das Blut wurde vermittelst eines schmalen Glimmerblättchens auf dem Deckglase ausgestrichen und nach dem Trocknen durch Be- handlung mit absol. Alkohol (6 — 7 Min. lang) fixirt. Nach Schilderung seiner Methode geht P. dazu über, den Ent- wickelungskreislauf der Malariaparasiten und die einzelnen Parasiten- formen zu beschreiben. Bei einem typisch verlaufenden Tertianafall findet man 2 — 3 Stunden nach Abfall des Fiebers im Blute eine ziemlich reichliche Anzahl kleiner, weniger lichtbrechender, blasser Körperchen von nicht ganz scharfem Kontour und ziemlich schneller Beweglichkeit, ausgerüstet mit 1 — 3, ihren Durchmessor um das 3 — 6fache an Länge übertreffenden Geissein von äusserster Feinheit, welche jedoch an den endoglobulären Parasiten nicht deutlich erkenn- bar sind. Am Morgen des folgenden — des fieberfreien — Tages sind die Parasiten zum grössten Theil in die rothen Blutkörperchen eingedrungen, erheblich gewachsen, bis zur halben Grösse des Blut- körperchens, und mit glänzenden, dunkeln, braunrothen, stark licht- brechenden Körnchen und Stäbchen angefüllt. Im Laufe des Tages und den folgenden Tag wird, während der Parasit wächst, der Blut- körper blasser und blasser; im Parasiten entstehen ein bis zwei scharf kontourirte helle Flecken — Kern mit Kernkörperchen. Mit dem Beginn der Theilung — nach 48 Stunden — tritt ein Fieberanfall ein. Die Pigmentkörner im Innern werden beweglicher und begeben sich an die Peripherie, während im Innern eine Menge heller, stark licht- brechender und allmählich mit immer deutlicherem ovalem Kontour sich umgebender Körperchen sichtbar werden, die nach einiger Zeit frei werden und in das Blutplasma ausschwärmen (Sporen), die dann ihrerseits wieder in die amoboide Form übergehen. Ausser der Sporulation kommt auch Theilung vor. Nach den Beobachtungen von P. sind die Amöben-Formen sehr empfindlich gegen mannigfache äussere Ein- flüsse chemischer und thermischer Natur. 574 Malaria. Golgi hat bekanntlich angegeben, dass man im Standesei, aus der sich dem Auge darbietenden Form der Parasiten nicht nur die Krankheit zu diagnostiziren , sondern auch die Phase, den Typus, die Prognose und die Intensität des nächsten Anfalls zu bestimmen. P. hält dies für sehr schwer und traut es sich nicht zu, auch hat er sich von dem von Golgi behaupteten Unterschied zwischen den Para- siten der tertiancn und der quartanen Fieber nicht überzeugen können. Die Parasitenformen, in deren Entwickelungskreislauf grosse, mit äusserst stark entwickelten Geissein und eigenthümlicbe halbmond- und spindelförmige Körperchen gehöreu, betrachtet P. aus Gründen, die im Original nachzulesen siud, als nicht zu den eigentlichen Malaria- parasiten gehörig, sondern als Ausdruck einer Mischinfektion. Während die Malariaparasiten auf Chinin prompt reagiren, war dies bei jenen andern f'ormen gar nicht der Fall. Nach seinen Untersuchungen ist P. der Ansicht, dass die amö- boide Form der Malariaparasiten obligat parasitisch ist, dass die Sporen dagegen auch ausserhalb des Körpers zu existiren vermögen. Ihre Klassifizirung im Thierreich hält er bei dem jetzigen Stande unserer Keuntuiss für noch nicht möglich. Sehr warm spricht P. für die prophylaktische Anwendung des Chinins. Therapeutisch empfiehlt er während des Froststadiums wiederholte Gaben von 0,5 g Antipyrin und heisse Bäder von 32 bis 35 0 R, kurze Zeit nach dem Ablauf des Anfalls Chinin, und zwar bei Darniederliegen der Magenfunktion in Form von subkutanen oder intravenösen Injektionen, und zwar so lange, bis keine Parasiten mehr im Blute nachweisbar sind. Die fleissige und überaus inhaltreiche Arbeit gehört zu dem Besten, was über Malaria geschrieben worden ist und sei eingehen- derem Studium warm empfohlen. Vier farbige Bilder — Blut 5 Stunden nach der Entfieberung, Blut gegen Abend des fieberfreien Tages. Blut kurz vor dem Schüttelfrost und endlich Blut mit Spindel- und Halbmondformen — tragen zum Verständniss in vorzüglicher Weise bei. M. Kirchner (Hannover). Spener, Ueber den Krankheitserreger der Malaria. Zusammenfassender Bericht. (S.-A. aus „Biolog. Centralbl.“ Bd. XI. 1891. No. 12 — 14.) 8°. 46 p. Leipzig (Eduard Besold) 1891. In der vorliegenden Arbeit gibt Verf. eine Uebersicht über die gesammte bis zum 1. 4. 1891 erschienene Litteratur zur Frage des von Laveran, Marchiafava und Celli entdeckten Malariapara- siten. Im I. Theil bespricht er die chronologisch geordneten Arbeiten in ihrer gegenseitigen Beziehung, im II. Theil macht er den Versuch einer genauen systematischen Schilderung des Parasiten auf Grund der angegebenen Arbeiten. Er schildert zunächst das amöboide Stadium in seinen einzelnen Formen und Entwicklungsstufen, sodann den sichelförmigen Typus mit seinen verschiedenen Abarten; er be- spricht dann die Beziehung der einzelnen Formen zu den verschie- denen Fiebertypen , giebt die als Degenerationsformen gezeichneten Gestaltsveränderungen an, kennzeichnet die Wirkung des Parasiten Nachträge zu: Die Neuerungen auf d. Gebiete d. bakt. Untersuchungsmetb. etc. 57& auf den Körper des Menschen im allgemeinen, auf das Blut im be- sondern, erwähnt die Kultur- und Impfversuche und schliesslich noch die Untersuchungsmethoden. Autoreferat. Langer, Ueber die Häufigkeit der Entoparasiten bei Kindern. [Aus Prof. Epstein ’s Kinderklinik in Prag.] (Prager medizinische Wochenschrift. 1891. Ko. 6.) Die Dorfkinder sind nach der Zusammenstellung des Verf.’s weit mehr (57,31 °/0) mit Helminthen behaftet, als Stadtkinder (16,66 °/0). Der häufigste Parasit der Landkinder ist Ascaris lumbri- coid e s (52,03 °/0), dann folgt Trichocephalus di sp ar (14,63 °/0)v Oxyuris vermicularis (7,31 °/0). Bei den Stadtkindern ist der häufigste Darmparasit Oxyuris vermicularis (11,11 °/0). Dittrich (Prag). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Nachträge zu: Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Untersuchungsmethoden seit dem Jahre 1887. Zusammenfassender Bericht von Dr. L. Heim, k. b. Stabsarzt und Privatdozenten. Zu Abschnitt IV (3. Absatz v. h.) Reagenzkulturen auf festen Nährböden werden auf einfache Weise mit Wasserstoff gefüllt, indem man sie umgekehrt kurze Zeit über die Ausströmungsöffnung des Gases hält. Fuchs (8. 11) hat dies mit Kulturen auf Loef fl er- schein Rinderblutserum gemacht und den Verschluss mit Gummi- stopfen und Paraffin bergestellt, Blücher (9. 292) tauchte die ge- impften Agar- oder Gelatineröhrchen mit der Mündung unter ver- dünntes Glycerin und leitete 5 Minuten lang H ein. Zu Abschnitt VI. Sterilisirungsapparate; 1. Abs. Nach einem ähnlichen Prinzip wie der Ostwalt’sche Apparat ist der bewährte Dampfcylinder, welchen Settegast1) und in 7erbesserter Form C. Schimmelbusch2) beschrieben, von F. & M. Lautenschlä- ger konstruirt. Durch die im Laufe der Zeit angebrachten Vervoll- kommnungen (zweckmässige Konstruktion der Heizschlange, Ausführung des Dampfes durch eine in Mitte des Bodens gelegene Oeffnung, Zurückführung des Kondenswassers in den Apparat) ist er als das beste Instrument seiner Art anzusehen. Zunächst für chirurgische Zwecke bestimmt, lässt er sich auch in bakteriologischen Laboratorien 1) Ccntralbl f. Chirurgie 90 6. 2) Arb. a v. Bergmann’« chir. Klinik. V. S. A. 16. 576 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. verwenden, auch haben ihn F. & M. Lauten Schläger jetzt in kleineren Dimensionen ausgeführt. Zu Abschnitt IX. 2. Abs. Loeffler1) stellte aus Diphtherie- kulturen auf Fleischbrei ein für Meerschweinchen bei interperitonealer Applikation tödtliches, subkutan beigebracht zu Hautnekrose führendes Gift folgcndermassen dar: 4 — 5 Tage alte Kulturen wurden mit reich- lich Glycerin übergossen, geschüttelt und 24 Stunden im Brutschrank belassen; der Glycerinauszug wurde mit dem 5 fachen Volum absoluten Alkohols gefallt, der Niederschlag nach 24 Stunden abfiltrirt, mit Alkohol ausgewaschen, unter Vermeidung höherer Temperaturen ge- trocknet und in wenig Wasser aufgenoramen ; die Lösung wieder mit Alkohol versetzt unter gleichzeitiger Durchleitung von C02, der weisse Niederschlag abermals abfiltrirt, getrocknet und in Wasser gelöst. Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Tizzoni, G., e Cattani, Gl., L’immunitä controil tetano studiata negli animali molto recettivi per questa infezione (cavia, coniglio, topo). (La Riforma med. 1891. No. 183, 184. p. 385, 397.) Verff. vervollständigen ihre früheren Mittheilungen x) über das Wesen der Immunität gegen Tetanus bei wenig empfänglichen Thieren (Hund, Taube) durch weitere Untersuchungen an sehr empfänglichen Thieren (Meerschweinchen, Kaninchen, Ratte) und suchten gleichzeitig die Identität oder Verschiedenheit der immunisirenden Stoffe im Blut- serum der beiden Thiergruppen festzustellen. Sie benützten bei diesen Versuchen wiederum dieselben, unter H bei 37 0 entwickelten Tetanus- Gelatinekulturen, die durch Porzellan filtrirt und imVacuum bei 40 0 auf 1I3 ihres ursprünglichen Volumens eingedampft worden waren. Deren Toxizität wurde durch Kontrollimpfungen an den erwähnten Thierarten sichergestellt. Kaninchen, die mittelst abgeschwächter Tetanuskulturen hervor- gebrachte, mehr oder minder leichte lokale Formen des Tetanus über- standen hatten, unterliegen, wie Verff. andern Orts 2 3) anführten, einer nachfolgenden Injektion von 1/3 — 1/2 ccm der filtrirten Kultur gerade so wie die Kontrollthiere, weil diese Dose, wie sich nunmehr heraus- stellt, zum Nachweise der erreichten relativen Immunität zu gross war. Ebensowenig vermochten Jodtrichlorürinjektionen eine nachfolgende Tetanusintoxikation zu hindern; es muss eine spezifische Wirkung des Jodtrichlorürs bei der Erzeugung von Immunität gegen Tetanus ausgeschlossen bleiben. 1) D. m. W. 90. 6. 109. 2) Dieses Centralbl. Bd. IX. p. 189, G85 ; Bd. X. p. 33; auch La Riforma med. 1891. No. 10, 102, 126. 3) Untersuchungen über das Tetanusgift. (Arch. f. exper. Pathol. u. Pharmak. XXVII. p. 432, auch d. Centralbl. Bd. IX. p. 190.) Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 577 Bei den vorliegenden Versuchen lösten Verff. an den Kaninchen zunächst leichte Tetanusformen aus, indem sie die erste Intoxikation der Versuchsthiere mit filtrirten Tetanuskulturen bewerkstelligten, deren Toxizität durch Einwirkung von Blutegelextrakt oder Tetanus- Antitoxin herabgesetzt worden war. Als die tetanischen Erscheinun- gen verschwunden waren und der allgemeine Ernährungszustand der Thiere sich wieder gehoben hatte, erhielten diese einen Tropfen nicht abgeschwächter Tetanuskultur injizirt, auf welchen sie nicht mehr reagirten, während frische Kontrollthiere prompt an Tetanus zu Grunde gingen. Hierauf wurde mit den Injektionen nicht abgeschwächter Tetanuskulturen in steigenden Dosen mit 2tägigen freien Intervallen fortgefahren, bis die Thiere 1 ccm filtrirter Kultur ohne Störung ver- trugen, demnach das 500fache jener Menge, welche hinreicht, ein Kaninchen in 79 Stunden zu tödten. Diese übertragene und nahezu absolute Immunität dürfte ihren Grund in der vorangegangenen leichten Intoxikation haben, durch welche im Organismus eine grössere Wider- standsfähigkeit gegen die später applizirten tödtlichen Kulturmengen geschaffen wird. Denn erhält ein frisches Kaninchen Injektionen mit Blutserum von einem derart immunisirten Kaninchen und lässt man nach einigen Tagen einen Tropfen filtrirter Kultur folgen, so kann es dann nach dem Verschwinden der erzeugten tetanischen Erscheinungen durch ansteigende Dosen von Tetanuskultur ohne neuerlich auftretende Krankheitssymptome gleichfalls absolut immun gemacht werden. Mit durch Wärme (15 Minuten lange Einwirkung von 60° C) abge- schwächten filtrirten Tetanuskulturen gelang es nie, bei Kaninchen irgend einen Grad von Immunität zu Stande zu bringen. Der weissen Ratte kann durch Injektionen von Blutserum eines gegen Tetanus immunisirten Hundes, bezw. mit dem alkoholischen Präcipitate aus demselben eine gewisse Immunität verliehen werden, die indes sowohl in Bezug auf deren Zeitdauer, als auf die Höhe der zu vertragenden Kulturmengen eine sehr begrenzte ist. Lässt man jedoch nach der Erzielung dieser relativen Immunität eine ähnliche Behandlung wie bei dem Kaninchen nachfolgen, so vertragen die Thiere schliesslich ohne jede. Störung 15 — 20 Tropfen der filtrirten Kultur. Das Meerschweinchen kann ebenfalls nach demselben Verfahren einen höheren Grad von Immunität gegen Tetanus erlangen, nur ist es bei diesem Thiere seiner grossen Empfänglichkeit halber nöthig, den ersten Grad der Immunität mittelst Blutserum vom immunen Kaninchen oder Hunde hervorzubringen. Um demnach Immunität gegen Tetanus bei sehr empfänglichen Thieren zu erzeugen, genügt es nicht, wie beim Hunde und bei der Taube mit Injektionen von Tetanuskulturen in ansteigenden Dosen zu beginnen, sondern es muss bei dieser Thiergruppe vorher erst jener Grad relativer Immunität hervorgerufen werden, wie er bei den weniger empfänglichen Thieren bereits normalerweise vorhanden ist. Das Blutserum von gegen Tetanus immunisirten Kaninchen be- sitzt je nach dem Immunitätsgrade ein verschieden hohes antitoxisches und immunisirendes Vermögen. War die Immunität des Kaninchens auf jene Höhe gebracht worden, dass es 4 Tropfen der eingedampften x. im. 37 578 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Kultur ungeschädigt vertragen konnte, so vermochte dessen Blut- serum in vitro die Giftigkeit filtrirter Tetanuskulturen zu vermindern und im Organismus anderer Thiere eine gewisse immunisirende Wir- kung gegen dieselben Kulturen zu entfalten. Letztere steht in Be- ziehung mit der verschiedenen Empfänglichkeit der Thiere, sie ist grösser bei der weissen Ratte, kleiner beim Kaninchen und tritt beim Meerschweinchen gar nicht auf. Als das immunisirte Kaninchen 1 ccm Kultur ohne Reaktion vertragen konnte, zerstörte dessen Blutserum in vitro die Toxizität der filtrirten Kulturen gerade so, wie das Serum des immunen Hundes, während die immunisirende Wirkung eine noch höhere, als jene des letzteren war, allerdings mit den erwähnten Ein- schränkungen in Bezug auf deren Zeitdauer und die Höhe der nicht reagirenden lvulturdoseu. Versuche über die Heilwirkung des Blutserums von immunen Kaninchen führten nur bei der weissen Ratte zu positiven Resultaten. Als nach dem Auftreten der ersten Tetanussymptorae endoperitoneale Injektionen mit dem Blutserum vorgenommen wurden, gelang es, die vollständige Entwickelung der Krankheit zu verhindern und die Erscheinungen nach und nach aufhören zu machen. Der Verlauf des experimentellen Tetanus wurde jedoch durch die Seruminjektionen nicht beeinflusst, wenn entweder die verimpfte Kulturmenge ein be- stimmtes Mass überschritten hatte oder die Behandlung mit Blut- serum erst in einem späteren Stadium der Krankheit begann. Zwischen dem Blutserum vom immuuisirten Hunde und von der Taube und jenem des immunisirten Kaninchens bestehen demnach be- züglich ihrer immunisirenden und kurativen Wirkungen bemerkens- werthe Unterschiede. Mit ersterem kann nur die Ratte, mit letzterem auch das Kaninchen und das Meerschweinchen immuuisirt werden; jenes besitzt gar kein kuratives Vermögen, dieses übt eine solche Wirkung bei Ratten aus. Hieraus kann gefolgert werden, dass das von für Tetanus sehr empfänglichen Thieren stammende Antitoxin mit einer viel höheren Wirksamkeit versehen ist, als das von weniger empfänglichen Thieren gebildete. Das Tetanus-Antitoxin aus dem Blute immunisirter Kaninchen (gleich jenem des Hundes) dialysirt nicht und wird durch absoluten Alkohol ausgefällt, wobei es seine antitoxischen, immunisirenden und kurativen Eigenschaften beibehält, gleichviel, ob das Präcipitat mit Wasser aufgenommen oder mit Glycerin extrahirt wird. Es lässt sich auch mit Magnesiumsulfat niederschlagen, muss daher als ein Globulin angesehen werden und besitzt die wesentlichsten Merkmale der Enzyme. Das Antitoxin aus Kaninchenblutserura differirt von jenem aus Hunde- blutserum durch seine höhere Widerstandsfähigkeit gegen die Ein- wirkung chemischer und physikalischer Agentien, namentlich von Säuren und Wärme. Das Hundeserum-Antitoxin verliert seine anti- toxische Wirkung durch Kontakt mit Milch- oder Salzsäure, das Ka- ninchenserum-Antitoxin behält unter den gleichen Versuchsbedingungen seine volle Wirksamkeit bei. Letzteres widersteht einer halbstündigen Einwirkung von 68 0 C sehr gut, wird bei 75 0 kaum merklich ab- geschwächt und verliert bei 80 0 noch nicht alle Wirkung, während das erstere nach halbstündiger Erhitzung auf 68 0 alle seine Wirk- Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress zu London. 579 samkeit eingebüsst hat. Das Tetanus-Antitoxin ist auch beim Ka- ninchen (wie beim Hunde) nur im Blute, nicht aber in den Organen oder Geweben vorhanden. Verff. halten dafür, dass mit dem Blutserum oder dem Antitoxin von gegen Tetanus immunisirten, sehr empfänglichen Thieren, wie z. B. des Kaninchens, auch beim Menschen Tetanus lokalisirt und die noch nicht befallenen Theile gewissermassen gegen Tetanus irn- munisirt werden könnten. Kral (Prag). Guntz , J. , Ueber die Chromwasserbehandlung der Syphilis. (Mediz. Wander-Vorträge. Hft. XIII.) Berlin (Fischer’s med. Buchhandlung) 1889. Das zuerst von P u c h e , später von R o b i n und Vincent empfohlene Chrom als Mittel gegen die Syphilis, das später, nament- lich nach ungünstigen Beobachtungen von Heyfelder, Boeck u. a., ganz fallen gelassen worden ist, wird vomVerf. als Spezifikum gegen Syphilis warm empfohlen und in seinen physiologischen, therapeuti- schen und prophylaktischen Wirkungen beschrieben. Als beste Form hat er ein nach seinen Angaben von 0. Lische in Plauen-Dresden hergestelltes kohlensaures Chromwasser erprobt. Der mit grosser Vorliebe für dieses Mittel geschriebene Aufsatz hat kein bakteriologi- sches Interesse. M. Kirchner (Hannover). Chelmonski, Ueber den Einfluss akuter fieberhafter Er- krankungen auf den Verlauf der chronischen Lun- ge n tub ercul ose. (Dtsch. med. Wochenschr. 1891. No. 14.) Verf. theilt 2 Krankheitsfälle aus seiner Beobachtung mit, in denen eine sicher festgestellte Lungentuberculose anscheinend unter dem Einfluss einer hinzugetretenen akuten, fieberhaften Erkrankung geheilt oder wenigstens bedeutend gebessert war. Im ersten Falle handelte es sich um eine Frau, welche durch eine rechtsseitige Pneumonie, deren tuberculöse Natur durch den Befund von Bacillen im Auswurf sichergestellt war, schon sehr viel Kräfte verloren hatte. Ein hinzugetretenes Gesichts- und Kopferysipel, welches von einem wahrscheinlich gleichfalls tuberculösen Rachen- geschwür ausging und 6 Tage anhielt, hatte den üben aschenden Er- folg, dass die Bacillen im Auswurf gänzlich und die physikalisch nachweisbaren Krankheitszeichen über den Lungen fast vollkommen verschwanden, und dass die Kranke das Gefühl der Gesundheit wieder- erlangte. Im zweiteu Falle bekam ein Arzt, welcher an rechtsseitiger Spitzenaffektion litt und mit seinem Auswurf täglich grosse Massen von Tuberkelbacillen expektorirte, einen Flecktyphus. Im Verlaufe dieser Krankheit verschwanden die Bacillen aus dem Auswurf, und 3 Monate später war weder Husten, noch Schweiss, noch Frösteln mehr vorhanden. Der Auswurf beschränkte sich auf ganz spärliche Reste, über der erkrankten Spitze Hess sich nur noch eine „sehr leichte narbige Verdichtung“ nachweisen, und das Körpergewicht nahm inner- halb eines einzigen Monats um 20 Pfund zu (nachdem es allerdings während des Typhus um 30 Pfund gefallen war). 37* 580 Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress zu London. Yerf. glaubt aus diesen Beobachtungen schliessen zu dürfen, dass das Fieber die Tuberkelbacillen zu vernichten im Stande ist. Er beruft sich auf die von Fe h leisen und S ch w i m m er mitgetheilten Fälle einer günstigen Beeinflussung des Lupus durch Erysipel und sieht in der durch Ga mal eia berichteten Zerstörung der Milzbrand- bacillen im fiebernden Körper (diese Zeitschrift. 1888. S. 213) eine ähnliche Erscheinung. Auch erwähnt er, dass nach Fodor (diese Zeitschrift. 1890. No. 24) das Blut bei einer Temperatur von 38 — 40° C die grösste Fähigkeit besitzt, Bakterien zu tödten. Den Einwand, dass ähnliche Fälle einer günstigen Beeinflussung der Tuberculose durch akute fieberhafte Krankheiten noch wenig be- obachtet sind, weist er mit der Behauptung zurück, dass Schwind- süchtige nur selten von solchen Krankheiten befallen werden; eine Annahme, welche er durch statistische Daten zu stützen sucht. Den nichts weniger als günstigen Einfluss des hektischen Fiebers bei Phthise erklärt er dadurch, dass der Körper derartiger Kranken nicht mehr genug Lebensenergie besitzt, um die für die Bekämpfung des Fiebers nöthige Reaktion hervorzurufen. Deswegen wirkt in solchen Fällen das Fieber nur schädlich, indem es die Resistenzfähigkeit des Organismus herabsetzt. K übler (Berlin). Originalberichte über Kongresse. Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress für Hygiene und Demographie zu London, 10. — 17. August 1891. (Fortsetzung.) Sektion für Bakteriologie. Bei den Vögeln haben die Parasiten, auch die mit schnellem Entwickelungscyklus, keine amöboide Bewegung. Eine Erinnerung an sie ist in den Fortsätzen oder Pseudopodien, welche die Parasiten des langsamen Cyklus ausstossen, vorhanden. Diese werden durch lebendige Aktivität verlängert; hört letztere auf, so werden sie rund. Während des Wachsthums gestalten sich die Parasiten auch nach der Form des rothen Blutkörperchens, seitlich zum Kerne oder um diesen herum. Die zur Ruhe gekommenen Parasiten haben runde Form. Bei den kaltblütigen Thieren sind in langsamer amöboider Be- wegung nur die Parasiten von einer kurzen endoglobulären Phase und in wurmähnlicher Bewegung die extraglobulären. Die verlängerte Form ist ziemlich vorherrschend; rund ist sie nur in der kurzen Phase, welche mit der Sporulation endigt. Speziell die Parasiten der Frösche gestalten sich nicht nach der Form des rothen Blutkörper- chens, indem sie stets kleiner bleiben und sich hakenförmig um sich selbst und nicht um den Kern biegen, wie bei den Vögeln. Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress zu Loudon. 581 2. Struktur. . Bei allen endoglobulären Parasiten ist ein mehr konsistentes und mehr färbbares Ektoplasma, ein mehr flüssiges und weniger färbbares Entoplasma und in diesem ein Kern, manchmal mit Kernkörperchen und Kerngerüst vorhanden. Man kann auch das ganze Entoplasma als Theil des Kernes und diesen als blasenähnlich ansehen. Beim Menschen jedoch ebenso wie bei den Vögeln wird diese Struktur durch die Färbungen (z. B. am frischen Präparat mit Me- thylenblau, aufgelöst in Ascitesflüssigkeit) zur Anschauung gebracht ; am frischen Präparat ist sie häufig ohne Färbung bei den auf dem Wege zur Degeneration befindlichen Formen sichtbar. Nur bei den Reptilien und selten bei den Fröschen ist sie am frischen Präparat auch in den jungen, auf dem Wege zur endoglobulären Eutwickelung begriffenen Formen sichtbar. Protoplasmatische färbbare Körnchen im Ektoplasma kommen beim Menschen nur manchmal bei den degenerativen Formen vor. Sie beginnen zu erscheinen, sind aber selten bei den langsam sich ent- wickelnden Parasiten der Columba livia, wachsen bei einigen Vögeln (S t r i x flammea etc.), sind häufig bei den Fröschen und sehr zahlreich bei einigen Reptilien (Cestudo europaea), bei welchen das ganze Protoplasma der Parasiten um den Kern körnig ist. Ausser den protoplasmatischen Granulationen kann man hämo- globinartige oder schwarze durch Umwandlung von Hämoglobin er- halten. Diese führen uns zur näheren Betrachtung der 3. Beziehungen zum rothen Blutkörperchen. Die Parasiten des Menschen und die derVögel führen ein enges parasitär-endoglobuläres Leben, d. h. sie ernähren sich auf Kosten des Hämoglobins, welches sie in Melanin umsetzen, wodurch die Mela- nämie und die Zerstörung des rothen Blutkörperchens entsteht. Bei einigen Vögeln, nämlich in den Formen mit langsamem Entwicke- lungscyklus, sind die Melaniukörnchen nicht geradezu schwarz, son- dern nur dunkel; bei anderen sind sie spärlich und zwischen die obengenannten protoplasmatischen Formen eingestreut. Beim Menschen und bei den Vögeln sind andere Zerstörungs- arten des rothen Blutkörperchens die vorzeitigen Entfärbungen und die Faltung mit Verwandlung in die Farbe alten Messings. Bei den kaltblütigen Thieren kommen gar keine schwarzen Körn- chen vor. Meist wird das Hämoglobin nicht berührt, das rothe Blut- körperchen nicht zerstört, selten entfärbt. Das endoglobuläre Leben ist nicht mehr eng, sondern symbiotisch. Ferner invadiren beim Menschen und bei den Vögeln die Para- siten, eine je langsamere Entwickelung und eine je verzögertere Spo- rulation sie haben, um so mehr das rothe Blutkörperchen, bis sie seine Grösse erlangen. Bei den Vögeln jedoch invadirt selten ein einziger Parasit, selbst mit langsamem Entwickelungscyklus, das ganze rothe Blutkörperchen. Bei den kaltblütigen Thieren und ganz speziell bei den Fröschen, die auch eine langsam sich verlängernde Entwickelung haben, invadiren sie schliesslich nicht mehr das ganze 582 Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress zu London. rothe Blutkörperchen und bleiben stets von einer geringeren Grösse» als dasselbe. 4. Entwickelungscyklus. Bei jeder Thierklasse sind verschiedene Typen der Entwickelungs- schnelligkeit vorhanden. Beim Menschen kann sich der Entwickelungscyklus schliessen : A. Im Verlaufe etwa eines Tages, wie bei den Sommer-Herbst- fiebern, manchmal auch schneller, wie bei Perniciosa subcontinua oder comitata und auch sehr schnell, nämlich ohne Pigmentbildung, wie bei gewissen Sommerperniciosen. B. In zwei Tagen, wie bei der Tertiana, resp. schneller, wie beim anteponirenden Tertiantypus oder langsamer, wie beim postponirenden Tertiantypus. C. In drei Tagen, wie bei der Quartana, und dieser Typus ist feststehender, als die beiden vorgenannten. Dem analog gibt es bei den Vögeln einen Cyklus von schneller, beschleunigter, langsamer Entwickelung; jedoch ist jeder dieser Cyklen im Vergleich zum Menschen verlangsamter. So dauert z. B. der demjenigen der Quartana entsprechende langsame Cyklus wenig- stens 7—8 Tage; der schnellste Cyklus oder der ohne Pigmentbil- dung fehlt. Bei den kaltblütigen Thieren ist der Entwickelungscyklus ein sehr langsamer, in gewissen Fällen dauert er Monate lang; manch- mal jedoch ist er bedeutend weniger langsam, indem die Sporulation verhältnissmässig vorzeitig eintritt. 5. Reproduktion. Bei allen diesen Parasiten findet sie durch Gymnosporen ohne vorangehende Encystirung statt. Die Sporulation ist das physiologi- sche Ende der endoglobulären Lebensphase. Ausser der Sporulation kennen wir mit Sicherheit keine andere Reproduktionsweise. Die künstlichen Kulturen auf den verschiedensten bakteriellen Nährböden sind nicht gelungen. 6. Freies Leben im Plasma. Es führen viele Parasiten, die während ihrer Entwickelung das rothe Blutkörperchen verlassen oder zur höchsten Entwickelung ge- langen, ohne jedoch bis zur Sporenbildung fortschreiten. Kaum sind beim Menschen die Parasiten (ausgenommen ihre Sporen) im Plasma frei, d. h. ohne rothes Blutkörperchen um sich, so degeneriren sie. Die höchst aktive Bewegung der Körnchen, die Ausstossung von Massen oder Geissein sind Zeichen von Degene- ration, wie die Hydrops und die Vakuolisation. Auch die sogenannten Halbmonde leisten im Plasma Widerstand, bis sie eine hämoglobinäre Cuticula haben. Aber sie haben keine Bewegung, nur während der Degeneration werden ihre Konturen missgestaltet. Die Halbmonde zeigen niemals einen Kern beim frischen Präparat und auch mit der erwähnten Färbung kann man ihn nicht leicht sehen. Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress zu London. 583 Bei den Vögeln leben die freien Parasiten im Plasma ein wenig weiter darin fort, einige Zeit hindurch bleiben sie noch in verlänger- tem Zustande, aber dann werden sie rund und entarten. Manchmal, wenn sie verlängert sind, haben sie auch transversale Verschnürungen, welche an wurmähnliche Bewegung erinnern. Sie zeigen den Kern stets nach der Färbung und manchmal auch einfach am frischen Präparat. Bei den kaltblütigen Thieren sind die Parasiten während des freien Lebens im Plasma so üppig, dass sie für vollkommene Wesen gehalten wurden (Drepanidiu m). Ja da sie sich nicht von Hämo- globin zu nähren brauchen, leben sie auch gut im Plasma, vermehren sich dort, bewegen sich wurmähnlich und zeigen den Kern auch ohne Färbung. 7. Parasitäre Wirkung. Indem sich so bei jeder Thierklasse, wenn man vom Menschen zu den niederen Wirbelthieren herabsteigt, die Schnelligkeit der Ent- wickelung, resp. das Reproduktionsvermögen vermindert und die Grösse des Parasiten vermehrt, vermindert sich die parasitäre Wirkung. So geht man von der Febris perniciosa, subcontinua, subintrans zur wahren Quotidiana, von dieser zu dem abgeschwächten Tertian- und Quar- tanfieber mit ihren verschiedenen Kombinationen. Die Vögel leben mit den Parasiten von langsamem Entwicke- lungscyklus vortrefflich; die mit Parasiten von beschleunigtem Ent- wickelungscyklus bleiben nicht lange am Leben und bald sterben die mit zahlreichen, sich schnell entwickelnden Parasiten. Bei den kaltblütigen Thieren ist die parasitäre Wirkung an- scheinend gleich Null. Schwer ist es, den Mechanismus dieser Wirkung zu erklären. Wir kennen kaum einige Elemente davon, z. B. die Zerstörung der rothen Blutkörperchen, die parasitären Stauungen und die von plas- modientragenden Blutkörperchen. Wenig noch sind uns die in den Blutgefässen und den Geweben durch diese parasitäre Invasion er- zeugten Veränderungen bekannt. In den Blutgefässen sind die Ver- änderungen der Endothelien (Pigmentirung, Degeneration, Nekrose), wodurch diese sich von den Wänden ablösen und in den Blutkreis- lauf eintreten, bekannt. In den Geweben wiegen die degenerativen Veränderungen oder die Nekrosen vor, wie man z. B. bei den Nieren, der Leber und auch manchmal beim Darme (Perniciosa cholerica) sieht. Von den Veränderungen der Blutgefässe hängen die Hämor- rhagieen ab, welche manchmal von den Schleimhäuten, häufiger vom Gehirn (Haemorrhagiae punctiformes) her kommen. Erzeugen nun ebenso wie die pathogenen Bakterien so auch die Parasiten des rothen Blutkörperchens Toxine? Man kann darauf nicht mit Sicherheit antworten. Wir wissen jedoch, dass die Inten- sität des Fiebers häufig der Anzahl rother Blutkörperchen, die man am Anfang des Fiebers von den Parasiten invadirt sieht, nicht pro- portional ist. Manchmal entspricht auch kaum merklichen Temperatur- erhöhungen ein relativ reichlicher parasitärer Befund. Wir haben auch Fälle von Perniciosa comatosa beschrieben, die tödtlich verliefen, trotz der durch Chinin erlangten progressiven Verminderung der Parasiten. 584 Bakteriologisches vom VII. iuternatioualen Kongress zu London. Demnach ist es nicht unwahrscheinlich, dass seitens der Parasiten selbst und durch die Zerstörungsprodukte der rothen Blutkörperchen etwas Malariatoxin gebildet wird, um so mehr, als auch die Tempe- raturerhöhung und eventuell der Frost nicht ganz eiufach noch von den rothen Blutkörperchen, welche die Parasiten invadirt haben und eben so wenig von der Sporenbildung abnängen. Denn sie sind auch in der Apyrexie, die dem Paroxysmus einige Zeit, manchmal auch um einige Stunden vorangeht, vorhanden. Dem analog beobachtet man, wie viel rothe Blutkörperchen auch eingedrungen sind und wie aktiv auch die Sporenbildung bei den Thieren ist, gewöhnlich keine anormale Temperaturerhöhung. 8. Uebertragbarkeit der Parasiten mittelst Impfung von Blut, welches sie enthält. Sie gelingt nur von Individuum zu Individuum derselben Gattung und Varietät; sie gelingt daher auch nicht einmal von Varietät zu Varietät derselben infizirbaren Gattung. Auch unter diesen Bedingungen muss man fernerhin beachten, dass, während die Impfung von Mensch zu Mensch stets gelang, sie hingegen von Vogel zu Vogel, auch wenn sie von derselben infizir- baren Gattung und Varietät sind, nicht leicht gelingt, und es sehr zweifelhaft ist, ob sie von Frosch zu Frosch, von Schildkröte zu Schildkröte gelingt. 9. Verhalten der Parasiten gegen das Chinin. Beim Menschen hindert das vor dem Fieberanfall (Quartana, Ter- tiana etc.) gegebene Chinin die Parasiten nicht an ihrer Entwickelung bis zur Sporenbildung. Letztere findet trotzdem statt und dann tritt der manchmal auch starke Anfall ein, jedoch nicht der folgende An- fall. In ähnlicher Weise hält bei den Vögeln das Chinin weder die neuen Generationen der Parasiten noch die regelmässige Dauer des Cyklus auf. Beim Menschen paralysirt das Chinin häufig die amöboide Be- wegung der Parasiten. Ebenso lässt es bei den Vögeln die verlängerten Formen rund werden. Es übt jedoch keine vernichtendere Wirkung aus wie beim Menschen, da es nicht dahin gelangt, das Blut von den Parasiten zu befreien. Bei den kaltblütigen Thieren zeigt das Chinin anscheinend keine Wirkung auf die Parasiten. 10. Immunität. Die Versuche, künstliche Immunität, zu erzeugen, sind bisher weder beim Menschen noch bei den Thieren von Erfolg gewesen. Jedoch kennen wir Beispiele natürlicher Immunität sowohl beim Men- schen (z. B. bei der schwarzen Rasse und bei den Tamils der Coro- mandelküste), wie bei den Thieren ; z. B. haben wir bei den Reptilien der römischen Campagna niemals Parasiten in den rothen Blutkörper- chen gefunden, während die der venetianischen Lagunen und der toskanischen Maremma häufig damit infizirt sind. Bei den menseh- Zweiter Tubereulose-Kongress. 585 liehen Rassen jedoch ist die Immunität keine absolute, sondern eine relative, d. h. sie äussert sich speziell als Widerstandsfähigkeit gegen die schweren Infektionen. Liegt ferner eine infizirbare Rasse oder Varietät vor, so ist der individuelle Widerstand beim Menschen gleich Null oder fast gleich Null, bei den Thieren hingegen ist er sehr stark; es gibt nämlich stets unter den Thieren derselben Lokalität einige immune, die in der Immunität verharren auch nach wiederholten Impfungen mit Parasiten enthaltendem Blute. Alle die oben beschriebenen Unterschiede zwischen den Parasiten des rothen Blutkörperchens nicht nur bei den verschiedenen Thier- klassen, sondern auch bei ein und derselben Klasse gestatten uns nicht einmal, diejenigen zweier benachbarter Klassen, z. B. (wie es Danilewsky thut) die des Menschen und die der Vögel mit ein- ander zu vergleichen. Jedoch sind der Analogieen so viele, dass wir mit vollem Recht alle endoglobulären Parasiten der verschiedenen Thiere in eine Gruppe zusammenfassen können. Letztere muss man nach dem gegenwärti- gen Stande unserer Forschungen und der Ansicht fast aller Beob- achter (Metschnikoff, L.Pfeiffer, Kruse, D an il e ws k y etc.) der Sporozoenklasse zurechnen, jedoch kann man sie im eigentlichen Sinne keiner der drei Unterklassen (Gregaridina, Myxosporidia, Sar co sporidia) zutheilen. Mingazzini schlägt eine vierte Unter- klasse (Haemosporidia) vor. Von dieser haben wir bisher drei Genera, welchen man, um die Zahl der Namen nicht unnütz zu ver- mehren, die von Kruse beigelegten belassen könnte, obwohl keiner der drei ihnen eigentümlich ist. Die drei besagten Genera würden sein: Haemogregarina (Reptilien und Frösche), Haemopro- teus (Vögel), Plasmodium (Mensch). (Fortsetzung folgt.) Zweiter Tubereulose-Kongress. Nach den Berichten der „Semainc m^dicäle“ und des „Bull. m6d.“ referirt von Dr. M. T. Schnirer, in Wien. (Fortsetzung.) Ueber Bakterienassociationen bei Tuberculose. Babcs (Bukarest) fand bei seinen zahlreichen Sektionen von an Tuberculose verstorbenen Individuen sehr selten Bacillen in den innern Organen. Gewöhnlich fanden sich bei den verschiedenen Formen der Tuberculose folgende Associationen von anderen Bakterien mit dem Tuberkelbacillus: Bei Lungcntuberculose findet man häufig in den Bronchien und in den Kavernen den Staphylococcus aureus und den Streptococcus pyogenes sowie saprogene Bakterien. Ebenso findet man in Kavernen den Fr änkcl-Weichselba Um- sehen Diplococcus pneumoniae. Bei tuberculoser Arthritis findet man ebenfalls gewöhnlich den Streptococcus und den Sta- 586 Zweiter Tuberculose-Kongress. phylococcus aureus. Bei ulceröser Tuberculose der Haut trifft man gewöhulich den Stapkylococcus, bei der der Schleimhäute hauptsächlich den Streptococcus. Bei Tuberculose des Urogenital- apparates findet man häufig Fäuluissbakterien, welche mit Recht be- schuldigt werden können, die ammoniakalische Gährung des Urins hervorzurufen. Nicht selten sind dieselben vom Staphylococcus aureus begleitet. Experimentelle Untersuchungen mit diesen ver- schiedenen Mikroorganismen haben gelehrt, dass selbst diejenigen Bakterien, welche in Kulturen die Entwickelung des Tuberkelbacillus stören und die an und für sich bei Thieren keine allgemeine Infektion hervorrufen, den Boden für die Ansiedlung des Tuberkelbacillus vor- bereiten und die Entwickelung des letzteren begünstigen köunen. So entwickelt sich z. B. die experimentelle Tuberculose viel rascher und in höherem Grade bei Thieren, denen zuvor eine leichte Injektion mit Streptokokken gemacht worden ist. Weiter geht aus den Untersuchungen hervor, dass fast alle Komplikationen der Tuberculose durch andere Bakterien, als den Tuberkelbacillus hervorgerufen werden; schliesslich fand B., dass die vom Tuberkelbacillus erzeugten löslichen Substanzen die Entwickelung der mit ihm associirten Bakterien zu begünstigen scheinen. In praktischer Beziehung geht nun aus diesen Untersuchungen hervor, dass es von grosser Wichtigkeit ist, die den Nährboden für den Tuberkelbacillus vorbereitenden Bakterien zu be- kämpfen. Hallopeau berichtet über Untersuchungen, die er zu dem Zwecke angestellt hat, um festzustellen, ob die bei Tuberculose vorkommen- den Eiterungen durch den Tuberkelbacillus allein oder durch das Hin- zutreten von Eiterkokken erzeugt werden. Es stellte sich heraus, dass die kalten Abscesse, die eitrigen Adenitiden und Empyeme ohne Hinzutreten von eigentlichen Eiterkokken entstehen können. Auch die Eiterung bei Lupus ist durch den Tuberkelbacillus hervorgerufen. Verneuil hat im Vereine mit Beretta die Frage der Bakterien- associationen der Tuberkelbacillen studirt, und gefunden, dass die Um- wandlung der kalten Abscesse unter dem Einflüsse einer akuten Ent- zündung in heisse durch Hinzutreten der Eiterkokken bedingt ist, und zwar sind es zumeist Streptokokken, seltener Staphylokokken, die hier in Frage kommen. Diese Association ist für den Kranken von Nutzen, da die so umgewandelten kalten Abscesse durch ihre Eröffnung rasch heilen, ohne Fistelgänge zurückzulassen. Es scheint, dass die Eiterkokken auf die Tuberkelbacillen einen schädigenden Ein- fluss ausüben. So hat V. einen Tuberkelherd eröffnet, und das Vor- handensein von Tuberkelbacillen in demselben konstatirt, hierauf den Streptococcus pyogenes injizirt, worauf eine akute Entzündung entstand, die Tuberkelbacillen verschwanden und der Abscess ausheilte. Arloing ist ebenfalls der Ansicht, dass der Tuberkelbacillus, namentlich, wenn er abgeschwächt ist, eitererregende Eigenschaften hat. Die Anschauung, dass die chirurgische Tuberculose durch eine Infektion mit einer geringeren Anzahl von Tuberkelbacillen bedingt ist, theilt er nicht, vielmehr scheint der Unterschied in der Abschwä- chung der Bacillen zu liegen. Durch Injektion von durch Hitze abge- schwächten Tuberkelbacillen konnte er bei Meerschweinchen Eiterung ohne Allgemeintuberculose erzeugen. Zweiter Tuberculose-Kongress. 587 Dieser Ansicht ist auch Cornil, der dieselbe im Einklänge finde t mit dem allgemeinen Gesetze, dass die pathogenen Mikroorganismen bei ihrem Eintritte in den Körper einen raschen Zufluss von Leuko - cyten und Eiterung hervorrufen, dadurch aufgehalten werden und den Organismus nicht infiziren. Betrachtet man eine Reihe von bak- teriellen Erkrankungen, so kaun man sich überzeugen, dass die Eite- rung nur ein sehr abgeschwächter Grad der Bakterienwirkung ist und dass dieselbe entweder die Folge einer Abschwächung des Virus oder der grösseren Widerstandsfähigkeit des Individuums ist. Leloir hat mit Tavernier die Frage der Bakterienassocia- tion bei Lupus vulg. studirt. Bekanntlich enthält der Lupus non exedens keine Eiterkokken, während der ulceröse Lupus eine um so grössere Zahl enthält, je rascher sein Verlauf ist. Auch durch die Therapie ist die Mitbetheiligung der Eitererreger bei der As- sociation des Lupus auf das deutlichste erwiesen, indem antiseptische Mittel wie Salicylsäure , Borsäure, Salol, Aristol den Verlauf der Eiterung binnen 24 — 48 Stunden aufhalten und rasch zur Ver- narbung führen, während die direkt gegen deu Lupus angewendeten zerstörenden Mittel eine immer weitere Ausdehnung des Geschwüres bedingen. Es ergeht daraus, dass diese Ulcerationen nicht durch den eigentlichen Erreger des Lupus, sondern durch unabhängig von ihm eingedrungene Eiterkokken hervorgerufen werden. In der That ist die Zahl der Staphylokokken in solchen Ulcerationen eine ungemein grosse, so dass sie in Reinkulturen gezüchtet werden können. Auf die Natur des Lupus erythem. wirft folgender Fall, den Hallopeau und Janselme beobachtet haben, ein gewisses Licht. Es handelt sich um einen 35jährigen Mann, der seit seinem 14. Jahre an Lupus eryth. litt und der in der letzten Zeit zu husten begann, stark abmagerte, einige leichte Haemoptoeanfälle hatte und an den Lungenspitzen die Zeichen von Tuberculose ersten Grades zeigte. Diese Veränderungen blieben fast stationär bis zum Ende dieses Jahres, zu welcher Zeit der Kranke einer akuten Miliartuberkulose erlag. Die Sektion ergab Myriaden von Tuberkelknötchen in deu Lungen und zahlreiche käsige Drüsen entlang der Wirbelsäule, die alle Tuberkel- bacillen enthielten. Einige Stunden nach dem Tode wurden mehrere Hautstückchen aus der erkrankten Partie excidirt und die mikro- skopische Untersuchung derselben erwies, dass es sich in der That um einen Lupus eryth. handelte. Es fand sich eine diffuse Infiltration mit Embryonalzellen, eine kolossale Ektasie der Gefässe der Cutis, welche die tiefblaurothe Färbung der erythematösen Flecke aufklärte. Riesenzellen und Knötchen fehlten. Fragmente von diesem Lupus wurden nun 4 Meerschweinchen theils in’s Peritoneum, theils subkutan eingeführt. Eines von diesen Thieren starb kurz nach der Operation unter septikämischen Erscheinungen, die drei anderen blieben am Leben und wurden 190 Tage nach der Operation getödtet; bei der Sektion fanden sich keinerlei Veränderungen der inneren Organe. Betrachtet man die Krankengeschichte dieses Falles, so ist man geneigt, sein Hautleiden als tuberculös anzusehen, da der Pat. von seiner Kindheit an tuberculös war und an Miliartuberculose gestorben ist. Trotzdem fehlten Bacillen im Lupusgewebe und auch das Resultat der Impfung blieb ein negatives. Dennoch wagen die Verff. nicht, 588 Neue Litteratur. zu schliessen, dass der Lupus eryth. nicht tuberculüser Natur ist. Die Nichtüberimpfbarkeit auf Thiere ist noch kein genügender Beweis, da ja, wie Arloing bewiesen hat, abgeschwächte Tuberkelprodukte schwer überimpfbar sind; es könnte demnach sein, dass auch der Lupus eryth. oder eine seiner Varietäten eine abgeschwächte Form der Tuberculose darstellt. (Fortsetzung folgt.) Neue Litteratur zusammengestellt von Db. Arthur Würz bürg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Banmgarten, Ueber Wandlungen in den pathologisch-anatomischen Anschauungen seit dem Erscheinen der Bakteriologie. (Deutsche med. Wchschr. 1891. No. 42. p. 1168 — 1172.) Lefort, P., Aide-memoire de pathologie generale et de bacteriologie. 18°. Paris (J. B. Baillifere & fils) 1891. 3 fr. Meyer, G., Das Koch’sche Institut für Infektionskrankheiten zu Berlin. (Berlin, klin. Wochenschr. 1891. No. 36, 37. p. 902—904, 926 — 927.) Morphologie und Systematik. Ellis, J. B., and Tracy, S. M. , New species of uredineae. 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(Rinderpest, Lungenseuche, Texasseuche, Genickstarre, Ruhr und Diphtherie der Kälber, Rauschbrand, entozootisches Verkalben.) Pütz, H., Die Hauptdaten der Lungenseuche-Impfung seit 1819. gr. 8°. 44 p. mit 2 Abbildungen. Leipzig (F. C. W. Vogel) 1891. 0,80 M. Neue Litteratur. 59t Rinderpest, die, in Russland im 1. Vierteljahr 1891. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesundh. A. 1891. No. 33. p. 500.) Krankheiten der Einhufer. (Typhus, Influenza, Beschälkrankheit, Septikämie, Druse.) Frink, 3. H., Influenza in North America. (Veterin. Journ. 1891. Oct. p. 258 — 259 ). Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Pflanzen. Bolley, H. L , Grain smuts. Bull. No. 1. Agrl Exper. Station, Fargo, N. Dak. 1891. June.) Boltshauser - Amrisweil , H. , Blattflecken der Bohne. (Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. Bd. I. 1891. No. 3. p. 135 — 136.) Clark, J. W., Spraying for codling moth and apple scab. (Bull. 13. Miss. Ag. Ex. Sta. 1891. Jan. p. 6.) — — , Black rot of the grape. (Laestadia Bidwellii [Eli.] V. R.) 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Hankin, E H , On immunity. (Lancet. Vol. II 1891. No. 7. p. 339 — 340.) Hemmeter, J. C., Crystalline forins occurrlng in Ivoeh’s tuberculin (Med. Iiecord. Vol. II. 1891. No. 6. p. 150 — 152.) Jaksch, R. v., Diagnostische und therapeutische Resultate des Koch’sehen Heilverfahrens. (Sonderdr.) gr. 8°. 45 p. in. 19 Abbildungen. Wiesbaden (Bergmann) 1891. 1,20 M. Lozano, G. G., Las inyecciones de Koch. 8°. 29 p Madrid (E. Maroto & Herrn.) 1891. Mc Connell, J. B , Synopsis of reports of cases treated with tuberculin. (Montreal Med. Journ. Vol. II. 1891. No. 2 p. 91 — 99.) Inhalt. Originalmittheilungen. Kostjurin, S. , und Kra'insky, N. , Ueber Heilung des Milzbrandes durch Fäulniss- toxine (Extrakte) bei Thieren. (Orig ), p. 553. Martinotti, Giovanni, und Tedeschi, Ales- sandro, Untersuchungen über die Wir- kungen der Inokulation des Milzbrandes in die Nervenzentra. (Orig ), p. 545. Referate. Bignami, Sülle febbri intermittenti mala- riche a lunghi intervalli, p. 570. 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Tizzoni, G., e Cattani, G., L’immunitä contro il tetano studiata negli animali molto recettivi per questa infezione (ca- via, coniglio, topo), p. 576. Originalberichte über Kongresse. Bakteriologisches vom VII. inter- nationalen Kongress für Hygiene und Demographie zu London, 10. — 17. August 1891. (Fortsetz.), p. 580 Zweiter Tuber culose-Kongress. (Fortsetzung), p. 585. Neue Litteratur, p. 588. Frommarmsdie Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. Centralblatt BdXWo- 17 für Bakteriologie und Parasitenkunde. K. F. Koehler’s Antiquarium Leipzig, Universitätsstrasse 26 empfiehlt sich zur Lieferung neuer und antiquarischer Bücher und Zeit- schriften aus dem Gesaninilgebiete der Medicin, der vergleichenden Anatomie und Physiologie, Embryologie und Morphologie ete. und sichert allen Aufträgen und Angeboten schnellste und sorgfältigste Erledigung zu. = Reicülialtiges anüQuarlsclies Lager. 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Beilagen, sowie einige Seiten des Textes und der Register nicht ganz sauber, im Uebrigen ein wohlerhaltenes, ganz vollständiges Original-Exemplar. Berichte über die Verhandl. der kgl. sächs. Gesellsch. der Wissensch. : Mathem - phys. Classe. Band 1 — 37. Mit zahlr., theilw. color Tafeln. Lpz. 1849 — 86. M. 80. — Enthält u. A. die Arbeiten aus der physiol. Anstalt zu Leipzig, herausg. von C. Ludwig, 1866 — 76. Bostroem, Untersuch, über die Aktinomykose des Menschen. Mit 10 theilw. color. Tafel und 3 Textabbild. Jena 1890. (M. 15.) Ziegler, Beitr. z. patholog. Anatomie IX. 1. M. 10. — Jahresberichte über die Fortschritte der Anatomie und Physiologie, hrsg. von F. Hoffmann u. G. Schwalbe. 1 — 18. Jahrg. (1872 — 89.) Gr. 8. Lpz. 1873 — 1890. (M. 450.) 1 — 5. Band Halbfranz, Rest brosch. M. 275. — LandoiS, L., Lehrbuch der Physiologie des Menschen. 7. Aufl. Mit zahlr. Holz- schnitten. Wien 1891. (M. 22.) M. 17. — Liebig’S Annalen der Chemie (früher u. d. T. : Annalen der Pharmacie u. Annalen der Chemie u. Pharmacie.) Band 1 — 260, nebst 8 Supplementbänden und Registern zu Baud 1 — 220. Mit Tafeln u Holzschn. Heidelb. u. Lpz. 1832 — 90. Gebunden in Papp-, Halbfranz u (von Band 100 an) in Ganzleinwandbänden, serienweise gleichmässig. Ganz vollständiges Original-Exemplar! M. 2800. — Observer the intellectual : review of natural history, microscopic research, and recreative Science. Complete set : 12 vols. With many plates in colours and tints and numerous woodengr. Gr. 8. London 1862 — 63. Leinw. CM. 126.) M. 40. — Zeitschrift für physiolog. Chemie. Herausg. von Hoppe-Seyler. 1 — 14 Band, mit 2 Registern zu Bd. 1 — 8. Mit Tafeln u. Textabbild. Strassb. 1877 — 90. (M. 172.) M. 120. — Zeitschrift für wissenschaftl. Mikroskopie u. für mikroskop. Technik. Herausg. von W. J. Behrens. 1 — 5. Jahrg. Mit 4 theilw. color. Tafeln u. 260 Holzschn. Gr. 8. Braunschw. 1884 — 88. (M. 100.) M. 80. — Mit Abhandl. von Brass, Eippel, Flesch, List, Schiefferdecker, WichmaDn u. A. 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Verlag von Gustav Fischer in Jena. X. Baild. — O- Jena, den 13. November 1891. No. 18. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten, -ge— Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die. Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu tvollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Untersuchungen über [die Wirkungen der Inokulation des Milzbrandes in die Nervenzentra. [Anatomisch-pathologisches (Institut der Königl. Universität Siena.] Von Prof. Giovanni Martinotti und Dr. Alcssandro Tcdeschi. (Fortsetzung.) Experiment 40. Männlicher Hund, 11500 g schwer. Um 4 1/2 Uhr Nachmittags, am 13. Juni 1891 wird in das Gehirn ein sehr kleines Stückchen Kartoffel eiDgeführt, worauf eine Milzbratid- kultur gewachsen war. X. Bd. 38 594 Martinotti und T e d e s c h i Das Thier stirbt am folgenden Tage um 4 Uhr Nachmittags. Bei der histologischen Untersuchung der Milz findet sich bedeutende Schwellung der Follikel und eine gewisse Menge von Milzbrandbacillen von typischer Form in der Pulpa. Im Gehirn besteht akute Entzündung in den Meningen und im Ependym der Ventrikel mit enormer Sprossung der Bacillen. Auch in der nekrotischen Zone zunächst der Oeffnung finden sich zahlreiche Bacillen. Experiment 93. Hund von einem Gewichte von 4900 g. Am 30. Juni, 4 Uhr Nachmittags. Die Kultur, welche zur endocerebralen Einspritzung des Hundes in Experiment 66 gedient hatte, wird sterilisirt, indem man sie vier Tage lang bei der Temperatur von 55° erhält, und dann werden 5 ccm davon diesem Hunde ins Gehirn injizirt, in derselben Weise, wie es bei dem Hunde in Exp. 66 geschehen war. Weder unmittelbar nach der Operation, noch in den folgenden Tagen zeigte das Thier irgend eine Störung. Dieser Hund befand sich schon lange im Institute und war in schlechtem Zustande; man hatte ihn schon viermal mit Zwischenräumen von einigen Tagen Wunden am Herzen gemacht. Am 12. Juli um 11 Uhr Morgens injizirt man in sein Gehirn un- gefähr 1 ccm Milzbrandkultur in Fleischbrühe. Nach der Operation scheint das Thier sich ganz in seinem gewöhn- lichen Zustande zu befinden ; am Nachmittag aber zeigt es sich ermattet, unsicheren Ganges, mit reichlichem Speichelfluss. Um 5 Uhr Abends ist die Temperatur des Rectums 40,5°, um 7 Uhr 39,4. Um 6 Uhr am folgenden Morgen findet man den Hund am Boden ausgestreckt, er reagirt nicht auf Reize, athmet schnell und oberfläch- lich. Um 7 Uhr beobachtet man das Phänomen von Cheyne-Stokes, um 8 Uhr tritt der Tod ein. Bei der Sektion findet man Meningitis cerebralis, ähnlich, wie in den analogen Fällen. Sobald die Injektion bei diesem Hunde gemacht war, nahm man die Kultur, welche dazu gedient hatte, filtrirte sie durch ein Cham- ber 1 an d ’sches Filter und injizirte von dieser Flüssigkeit mehr als das Doppelte (2 ccm) in das Gehirn eines Hundes von einem Gewichte 12 400 g, unter genauer Befolgung desselben Verfahrens, wie bei dem vorhergehenden Versuche. Weder unmittelbar nach der Operation, noch in den folgenden Tagen zeigte das Thier irgend eine Störung. Von derselben filtrirten Flüssigkeit werden mehrere Kubikcentimeter unter die Rückenhaut einer erwachsenen Maus (Mus musculus) ein- gespritzt. Die Maus erscheint ein wenig matt, aber nach wenigen Stunden erlangt sie ihre vollkommene Gesundheit wieder. Experiment 72. Am 25. Juni 1891, 4 Uhr Nachmittags. Hund, 13 200 g schwer. Nach der bei Experiment 66 befolgten Methode wird in das Gehirn ungefähr 1/2 ccm destillirten, sterilisirten Wassers eingespritzt, welches über einer Agarkultur von Milzbrandbacillen geschüttet war. Ueber die Wirkungen der Inokulation des Milzbrandes in die Nervenzentra. 595 Das Thier stirbt in der Nacht vom 25. zum 26. Man findet eine Meningitis cerebralis mit zahlreichen Bacillen im Exsudate. Experiment 62. Um 11 Uhr Morgens, am 18. Juni 1891, werden in das Gehirn einer Batte einige Tropfen einer Milzbrandkultur in Pleischbrühe in- jizirt. Um 2 Uhr Nachmittags des folgenden Tages findet man sie todt. In den mikroskopischen Schnitten der Milz erscheinen Bacillen in der Pulpa. Eine grosse Menge derselben zeigt sich in den Hirnventrikeln und in den Meningealräumen. Experiment 133. Am 8. Juli 1891, um 5*/2 Uhr Nachmittags. In die Bückenmarkshöhle einer Eatte (Mus decumanus) injizirt man wenige Tropfen einer Milzbrandkultur in Fleischbrühe. Um HV2 Uhr am folgenden Tage wird sie todt gefunden. Meningitis cerebro-spinalis. Bacillen im Blut und in der Milz. Experiment 126. Am 6. Juli 1891, um 1 0 1 1 2 Uhr Morgens. In das Gehirn einer Eatte (Mus decumanus) werden wenige Tropfen einer Milzhrandkultur in Fleischbrühe eingespritzt. Am folgen- den Morgen um 6 Uhr findet man sie todt, mit zahlreichen Bacillen in Blut und Milz, und mit Meningitis cerebralis. Experiment 120. Am 4. Juli 1891. Man nimmt sieben Tauben aus demselben Nest. Zweien von ihnen macht man unter die Eückenhaut eine Einspritzung einer Milzbrand- kultur in Fleischbrühe, vieren davon macht man die Einspritzung in das Gehirn, und einer in das Eückenmark mit derselben Kultur. Die beiden unter die Haut injizirten Tauben sterben nicht, wohl aber nach fünf Tagen die in das Eückenmark inokulirte, und von den ins Gehirn ein gespritzten stirbt die eine in 55, eine andere in 44 Stun- den, und die beiden letzten in 4 Tagen. Alle gestorbenen Thiere führen zahlreiche Bacillen im Blute. Experiment 61. Meerschweinchen, Gewicht 720 Gramm. Um 11 Uhr Vormittags am 18. Juni 1891 injizirt man in den Schädel durch eine Oeffnung ungefähr '/4 cm einer Eeinkultur von Milzbrand in Fleischbrühe. Das Thier stirbt um 7 Uhr Abends desselben Tages. Es finden sich Milzbrandbacillen im Safte der Milz und den Schnitten dieses Or- gans. Im Gehirn besteht Leptomeningitis und akute Ependymitis mit üppiger Entwickelung von Bacillen. Die Hirnsubstanz im Ganzen zeigt die Charaktere des akuten Oedems. Experiment 49. Am 4. Juni 1891 um Mittag wird in das Gehirn eines Meerschwein- chens von 570 g Gewicht ein Stückchen von der Milz eines andern Meerschweinchens eingebracht, welches nach Inokulation ins Gehirn einer Milzbrandkultur auf Kartoffel in 24 Stunden gestorben war. Um 6 Uhr Abends desselben Tages betrug die Temperatur im Kectum 40,1°. Am folgenden Tage um 6 Uhr Morgens wurde das Thier todt auf- gefunden. Bei der histologischen Untersuchung der Milz fand sich Anschwel- lung der Follikel, intensive Kongestion der Pulpa, Gegenwart von Ba- cillen in derselben. 38* 596 Martinotti und T e d e s c h i , In der der Verwundung entspechenden Hirnwand findet sich das Stück Milz nicht mehr, sondern ein Blutgerinnsel, um welches die Ba- cillen sich ungeheuer vermehrt haben. Die zunächst liegende Nerven- substanz zeigt eine schwere Nekrose. Experiment 50. Meerschweinchen, Gewicht 500 g. Um 11 Uhr Morgens am 14. Juni 1891 bringt man mit aller asep- tischen Vorsicht unter die Rückenhaut ein Stück von dem Gehirn eines Meerschweinchens ein, welchem Milzbrandkultur auf Kartoffel (Experi- ment 41) direkt in das Gehirn eingespritzt worden war. Um 6 Uhr Morgens am folgenden Tage wird es todt gefunden. Die Milz ist geschwollen, die inokulirte Gegend stark ödematös, die Hirnhäute einigermassen kongestionirt. Das Blut des Herzens, zur Sporenbildung angesetzt, liefert nach 24 Stunden eine Reinkultur von Milzbrandbacillen. In der Milz finden sich einige Bacillen, Schwellung der Follikel, Kongestion der Pulpa. Ein Stückchen vom Gehirn dieses Meerschweinchens wird unter die Haut eines andern — Gewicht 635 g — eingebracht. Das Thier stirbt in weniger, als 15 Stunden. Die Durchschnitte der Milz zeigen Bacillen in der Pulpa. Experiment 53. Um 11 Uhr Vormittags am 15. Juni 1891 wird unter die Haut eines Meerschweinchens vom Gewicht von 740 g ein Stückchen von dem Gehirn einer Ratte (M. de cum.) gebracht, welche in Folge direkter Inokulation von Milzbrand ins Gehirn an Milzbrand gestorben war. Um 4 Uhr Nachmittags zeigt das Thier eine Temperatur von 39°. Am folgenden Morgen findet man es todt. In den mikroskopischen Schnitten der Milz findet man Milzbrand- bacillen. Experiment 60. Graues Kaninchen, Gewicht 1200 g. Um 11 Uhr Morgens am 18. Juni 1891 injizirt man ins Gehirn ungefähr x/4 ccm einer Milzbrandkultur in Fleischbrühe. Es stirbt in der folgenden Nacht. In der Milz findet man Anschwellung der M a 1 p i g hi 'sehen Fol- likel, Milzbrandbacillen in der Pulpa. Im Gehirn Meningo-Ependymitis mit reichlicher Entwickelung von Bacillen. Experiment 73. Kaninchen, Gewicht 1250 g. Um 4 Uhr Nachmittags am 25. Juni 1891 wird in den Schädel ungefähr x/4 ccm destillirten, sterilisirten Wassers eingespritzt, welches mit einer Milzbrandkultur auf schief gelagertem Agar geschüttelt wor- den war. In der trüben Flüssigkeit schweben viele Milzbrandbacillen. Das Thier stirbt während der Nacht. Im Safte der Milz finden sich Bacillen; dieselben sind reichlich im Exsudate der Pia mater und im Ependym der Ventrikel vorhanden. Die Hirnsubstanz hat das Ansehen des akuten Oedems. Experiment 134. Kaninchen, Gewicht 970 g. Um 4 Uhr Nachmittags am 8. Juli 1891 wird in die Dicke des Ueber die Wirkungen der Inokulation des Milzbrandes in die Nervenzentra. 597 Rückenmarks ungefähr 1 ccm einer Milzbrandkultur in Fleischbrühe ein- gespritzt. Das Thier stirbt während der Nacht. Es finden sich Milzbrandbacillen im Safte der Milz und im Blute des Herzens. Dieselben sind sehr reichlich in der Gehirn-Rückenmarks- flüssigkeit vorhanden. Experiment 140. Am 11. Juli 1891 zwischen 3 und 5 Uhr Nachmittags nimmt man eine Milzbrandkultur in Fleischbrühe, welche zwei Tage lang bei 38° C gehalten worden war, und injizirt davon in das Gehirn eines Kaninchens von 1000 g, eines Meerschweinchens von 540 g und einer Ratte (Mus decumanus). Der Rest der Kultur wird durch ein Ch amb erla nd’sches Filter gegossen und die klare Flüssigkeit in das Gehirn eines Kaninchens von 870 g, eines Meerschweinchens von 640 g und einer Ratte injizirt. Bei der Operation der drei ersten wie der drei letzten wird das- selbe Verfahren eingehalten, nur versucht man, den drei letzten Thieren wenigstens das Doppelte von dem einzuspritzen, was die drei ersten er- halten haben. Um 6 Uhr Morgens am folgenden Tage werden die drei mit der wirksamen Kultur iDjizirten Thiere todt gefunden; die drei letzten, denen die sterilisirte Kultur beigebracht wurde, sterben nicht und geben kein Zeichen von Unwohlsein. Experiment 154. 13. Juli 1891. Man nahm einen Hund, 4900 g schwer, ein Kaninchen von 850 g, ein anderes von 1110 g, ein drittes von 1 kg, ein Meerschweinchen von 315, ein anderes von 1040 g, und ein drittes von 600 g. An jedem dieser Thiere wird die Trepanation des Schädels ausge- führt und durch eine feine Oeffnung in das Gehirn eines jeden wenige Tropfen einer Reinkultur von Milzbrand in Fleischbrühe eingeflösst. Der Hund stirbt nach 42 Stunden, das erste Kaninchen nach 16, das zweite nach 20, das dritte nach 14 Stunden, das erste Meerschweinchen nach 19, das zweite in weniger als 14, das dritte nach 24 Stunden. Alle diese Thiere zeigen eine Meningitis cerebrospinalis und die Symptome der Septikämie des Milzbrandes. Mit derselben Kultur wird ein Meerschweinchen von 665 g unter die Haut inokulirt und stirbt nach 30 Stunden am Milzbrand. Auf das bisher Vorgetragene lassen wir einige Betrachtungen folgen, denn es scheint uns, dass die Thatsachen deutlich genug sprechen. Zuerst bemerken wir, dass man bei unsern Experimenten weder der Wirkung des Trauma, noch der von toxischen Substanzen, welche in den von uns gebrauchten Milzbrandkulturen enthalten ge- wesen wären, eine Schuld beimessen kann. Die Experimente 93 und 140 sind allzu entscheidend, um darüber einen Zweifel zuzulassen. Ausserdem ist es allen Experimentatoren bekannt, dass die Thiere viel schwereren Hirnwunden widerstehen, und was die Gegenwart von toxischen Stoffen in den Milzbrandkulturen betrifft, so ist schon längst durch Nencki1) nachgewiesen, dass in den Kulturen auf Kartoffel 1) Al. Nencki, Ueber das Eiweiss der Milzbrandbacillen. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. 1884. p. 2608.) 593 Martinotti und Tedescki, Ueber die Wirkungen der Inokulation etc. und in Gelatine der Milzbrand keine toxischen Produkte erzeugt: wir haben aber mit eben diesen Kulturmitteln dieselben virulenten Wirkungen erhalten, wie mit den andern. Bei unsern Versuchen hatten wir es nicht mit Intoxikationen zu thun, sondern mit echten Injektionen, in denen alle Stadien des In- fektionsprozesses zur Erscheinung kamen: Vervielfältigung von Mi- kroorganismen an der Stelle der Inokulation, örtliche Reaktion der Gewebe, Eindringen von Mikroorganismen ins Blut, Milzanschwellung. Es bleibt nur noch die Schnelligkeit zu erklären, mit der diese Stadien auf einander folgten und besonders der Grund, warum gegen Milzbrand so widerstandsfähige Thiere, wie der Hund und Mus de- cumanus, so leicht dem Krankheitsprozesse erlagen. Da wir beobachteten, dass unter die Haut anderer Thiere ein- gebrachtes Gehirn eine stärkere Wirkung äusserte, als gewöhnliches Milzbrandvirus, so kam uns der Verdacht, dass Milzbrandbacillen, wenn sie sich in Berührung mit Nervensubstanz entwickeln, darin die Entstehung von toxischen Substanzen veranlassen könnten, welche fähig wären, den Widerstand des Organismus gegen die Infektion zu vermindern. Diese unsere Idee wurde durch der Wissenschaft schon bekannte Thatsachen bestätigt. Wir erwähnen zuerst, dass zu Ende d. J. 1886 Hoffa1) aus Milzbrandkulturen auf zerfallendem Fleische (aber nicht auf andern Kulturboden) ein Toxin isolirte, welches grosse chemische Verwandt- schaft und viel Aehnlichkeit in der Wirkung mit dem Neurin 2) hatte, das Brieger zusammen mit Cholin unter den Ptomai'nen der Fäul- niss 3) aufgefunden hatte. Ferner hat dieses Toxin in chemischer und physiologischer Beziehung grosse Aehnlichkeit mit dem Mus- carin (Oxyneurin), dem Produkte eines Schwammes höherer Ordnung, welches aber auch bei der Fäulniss gewisser Fleischarten auftritt. Ferner wissen wir, dass das Gehirn von allen Organen am reich- sten an Lecithin ist, einem sehr leicht zersetzbaren Körper, welcher unter seinen Zersetzungsprodukten auch Colin und Neurin liefert. Dies Alles Hess uns vermuthen, dass die Milzbrandbacillen, wenn sie auf verschiedenen Nährböden wachsen, auch die Entstehung ver- schiedener chemischer Körper veranlassen könnten, dass die Nerven- substanz durch Einwirkung von Mikroorganismen leicht toxische Stofle hervorbringen könnte. Wir dachten ferner, diese toxischen Substanzen könnten entweder identisch oder nahe verwandt mit Colin und Neurin sein, und dass es eben diese Produkte seien, welche den Verlauf der Infektion erschweren. In dieser Richtung versuchten wir, eine Lösung zu finden. Nach- dem wir in 18 Experimenten den Verlauf der Infektion durch Einbringung unter die Haut von milzbrandkranken Gehirnen und wässerigen Emulsionen dieser Gehirne studirt und deren konstante Virulenz festgestellt hatten, versuchten wir, diese Emulsionen durch Wärme zu sterilisiren und unter die Haut verschiedener Thiere ein- 1) Hoffa, Die Natur des Milzbrandgiftes. Wiesbaden 1886. 2) Hoffa, 1. c. pag. 48. 3) Brieger, Ueber Ptomaine. Th. I. Berlin 1889. pg. 19 flg. Kostjuriu und Krainsky, Ueber Heilung des Milzbrandes etc. 599 zuspritzen. Das Resultat war immer negativ. Es konnte noch folgender Zweifel entstehen: ßrieger und Fraenkel, hatten gesehen, dass das von ihm isolirte Toxalbumin der Diphtheritis x) sich bei 60° zer- setzt. Da wir bei der fraktionirten Sterilisation durch Wärme diese Temperatur überschritten hatten, so war es möglich, dass das ver- muthete Toxin sich zersetzt habe. Darum wählten wir eine andere Methode: die Sterilisation des wässerigen Extrakts der inokulirten Gehirne durch das Filter von Chamberland, da Brieger und Fraenkel auf diese Weise ihr Milzbrandtoxin durch Filtration aus dem wässerigen Extrakt der Eingeweide milzbrandkranker Thiere isolirt haben. Wir schritten daher zu folgenden Experimenten: (Fortsetzung folgt.) Ueber Heilung des Milzbrandes durch Fäulnisstoxine (Extrakte) bei Thieren. [Aus dem Laboratorium der Allgemeinen und Experimentalpathologie von Prof. Kostjurin an der Universität zu Charkow.] Von Prof. S. Kostjurin und Stud. N. Krainsky. (Schluss.) In der sogenannten Inkubationsperiode der fieberhaften Infektions- krankheiten ist unserer Meinung nach die Hauptrolle der Entgegen- wirkung wider die Infektion den Phagocyten im Sinne Prof. Metsch - nikow’s zuzuschreiben; in der weiteren Entwickelung der Krank- heit tritt dann ferner Erhöhung der Oxydationsprozesse im Körper, Temperatursteigerung, Hunger etc. in Kraft, wobei auch hier die Phagocytose M etschnikow’s augenscheinlich eine hervorragende Rolle spielen muss, indem nämlich die bedeutend geschwächten oder vollständig unschädlich gewordenen Mikroben ergriffen und auf dem einen oder anderen Wege aus dem Organismus eliminirt werden. Letzterer Umstand wird durch das allbekannte Faktum der Milz- hyperplasie in den Anfangsstadien infektiöser Erkrankungen bestätigt, desgleichen auch durch die bei unseren Versuchen beobachteten be- deutenden Veränderungen der Milz in Fällen, wo die Heilung an Milz- brand schwer erkrankter Thiere durch Fäulnissextrakte misslang. Die Milz solcher Thiere zeigte bedeutende Vergrösserung, cyanotische Färbung und bei mikroskopischer Untersuchung eine ungeheure Menge von Bakterien ; die Milzzellen erschienen von unregelmässiger ge- knüllter Form mit deutlich ausgeprägter Granulirung, einer grossen Zahl von Kernen und ausgesprochenen Erscheinungen der Hyper- plasie. 1) Brieger uud Fraenkel, Untersuchungen über Bakteriengifte. (Berlin. Klin. Wochenscbr. 1890. No. 11.) 600 K o s t j u r i n und Krainsky, Indem wir somit in den Organismus gewisse chemische Sub- stanzen, resp. Produkte der Lebensthätigkeit gewisser Mikroorganismen einführen, welche den normalen physiologischen Zustand stören, ver- ändern wir den Chemismus der Gewebe und Säfte in einer für das normale Leben und Vermehrung pathogener Mikroben ungünstigen Weise, so dass dieselben zu Grunde gehen und aus dem Körper heraus- geschafft werden. Im lebendeu Organismus kommt, abgesehen von den in denselben eingeführten Fäulnissextrakten, welche die Intensität der Giftigkeit der pathogenen Mikroben entschieden beeinflussen, noch die aktive Thätigkeit der Gewebselemente selbst hinzu, und zwar solcher lebender Gebilde, welche fähig sind, selbständig den Kampf ums Dasein zu führen. Die Summe der ungünstigen Bedingungen für die Entwickelung der pathogenen Mikroben ist daher im lebenden Organismus, im Ver- gleich mit dem Reageuzglase, unvergleichlich grösser. In Anbetracht des deutlichen Einflusses der Aenderung der chemischen Zusammensetzung der Nährmedien auf die Intensität der Giftigkeit pathogener Mikroben — erscheint die chemische Theorie von der Entgegenwirkung und Uuempfänglichkeit des Thierkörpers gegen infektiöse Erkrankungen als eine der am meisten wahrschein- lichen und wahrheitsgemässen. Unsere Versuche wurden in folgender Weise ausgeführt: Die Benutzung einer stark wirkenden Mutterkultur von Milzbrandbakterien wurde uns in liebenswürdiger Weise vom Direktor des Charkower Veterinär-Institutes, Prof. A. Rajewsky1), für unsere Arbeit über- lassen. Alle weiteren Kulturen wurden von dieser letzteren gewonnen. Dieselben wurden in Fleisch-Pepton-Agar gezüchtet, darauf in steri- lisirter Fleischbrühe lange geschüttelt, bis eine deutlich trübe Flüssig- keit entstand, welche dann in einer Menge von 0,21 ccm den Thieren eingespritzt wurde. Eine solche Dosis tödtete Kaninchen nach mi- nimum 30 und maximum 56 Stunden. Die Fäulnissextrakte wurdeu in folgender Weise bereitet: Frisch bereitete Fleischbrühe oder ein Infus aus frischem Fleische wurde an der Luft bis zur deutlich erkennbaren Fäulniss stehen gelassen, worauf das Gefäss mit einem Wattepfropf bedeckt, von Zeit zu Zeit geschüt- telt und 14 — 40 Tage der Fäulniss weiter überlassen wurde. Die Flüssigkeit wurde darauf filtrirt und bei einer Temperatur nicht über 65° abgedampft. Die erhaltene dunkelbraune klebrige Masse wurde sodann in gut verschlossenen (mittelst Paraffin) Gefässen aufbewahrt. Diese Ex- trakte riefen bei Kaninchen, unter die Haut eingespritzt, eine be- deutende Temperaturerhöhung (maximum 40,8) hervor, welche 40 — 48 Stunden anhielt. (Ueber den allgem. Zustand der Thiere vergl. „Wratsch“. 1891. No. 2 und 3.) Erste Versuchsreihe. 22. Febr. 1891: 4 Kaninchen werden mit einer gleichgrossen Menge (0,5) derselben Anthraxkultur infizirt. Kaninchen No. 1 und 1) Wir erlauben uns, demselben bei dieser Gelegenheit unseren innigsten Dank auszusprechen. Ueber Heilung d. Milzbrandes durch Fäulnisstoxine (Extrakte) bei Thieren. ßQl 2 dieDen zur Kontrolle. Bei No. 1 erfolgt der Tod nach 40, bei No. 2 nach 42 Stunden post infectionem. Die Autopsie ergibt An- thrax. Dem Kaninchen No. 3 und 4 wird 5 Stunden nach der In- fektion ä 0,1 g des Extraktes (No. I) aus der Fleischbrühe, welche 6 Wochen faulte, eingespritzt. In den ersten 2 Tagen ist die Tem- peratur bei beiden Kaninchen erhöht (40,2). Gegen Ende des dritten Tages fällt die Temperatur und die Thiere verhalten sich augen- scheinlich normal bis zum 12. Tage. Am 12. Tage nach der Infek- tion sind beide Kaninchen Morgens matt, sitzen unbeweglich da, die Haare des Fells aufgerichtet, die Augen halb verschlossen, perio- disches Frösteln; Temperatur bei No. 3 — 33,0°, bei No. 4 — 36,4. In Anbetracht des abnormen Zustandes der Thiere wird beiden ä 0,05 desselben Extraktes (No. I) eingeführt. Bei Kaninchen No. 3 steigt die Temperatur nach der Einspritzung von 33,0° bis 36,0°, Nachts jedoch krepirt das Thier. Bei Kaninchen No. 4 steigt die Tempe- ratur bis 40,0°, am anderen Tage 39,5, und das Thier bleibt darauf normal bis zum 23. Tage. Am 24. Tage Nachts — Tod. Autopsie: Keine Anthraxbakterien ; Milz bedeutend verkleinert, von blass-gelb- licher Färbung; in der Bauchhöhle blutig-seröses Exsudat. Die übrigen Organe zeigen keine besonderen Veränderungen. Alle Ka- ninchen wurden in ein und demselben Käfig gehalten. Diese Versuche zeigen, dass in den Organismus von Milzbrand infizirter Kaninchen eingeführte Fäulnisstoxine den Krankheitsprozess bedeutend aufzuhalten vermögen. Zur Aufklärung der Frage, ob im gegebenen Falle von irgend welchen bestimmten Mikroorganismen produzirte Stoffe oder ein Gemenge derselben eine Bolle spielten , wurden weitere 3 Kaninchen mit derselben Menge derselben Kultur (ausgenommen Kaninchen No. 2, welches 0,1 ccm erhielt) infizirt. Kaninchen No. 1 wurde 6 Stunden post infectionem 0,1 g von dem obigen Extrakte (No. 1) eingeführt; Kaninchen No. 2 — 0,1 g eines Extrakts aus der Reinkultur der gelben Sarcine, welche aus der vorigen faulenden Flüssigkeit erhalten wurde; No. 3 — 0,1 g eines Extrakts aus der Reinkultur einer Fäulnissbakterie (morphologisch nicht bestimmt), welche ebendaher gewonnen wurde. Kaninchen No. 1 ging nach 80, No. 2 nach 88 und No. 3 nach 40 Stunden zu Grunde. Autopsie — Anthrax. Diese Versuche zeigten, dass die Einführung von Produkten der Lebensthätigkeit genannter Mikroorganismen den Verlauf der Er- krankung in der Entwickelung des Krankheitsprozesses nicht aufzu- halten vermochten. Der aufgehaltene Exitus bei Kaninchen No. 2 ist höchstwahrscheinlich durch die geringe Menge der Anthrax- kultur, bei No. 1 durch die Fortwirkung des vorherigen Extrakts zu erklären. Wegen der günstigen Resultate, welche bezüglich der Aufhaltung des Milzbrandprozesses durch Extrakte aus faulender Flüssigkeit, als durch Extrakte aus Reinkulturen, die aus den in letzterer befindlichen Mikroben gewonnen wurden, bedienten wir uns bei unseren weiteren Versuchen ausschliesslich der ersteren. 602 Kostjurin und Krainsky, Zweite Versuchsreihe. 8. März 1891: 6 Kaninchen werden mit einer gleichgrossen Menge (1,0 ccm) einer Anthraxkultur infizirt. Kaninchen No. 1 (Kontroll- thier) krepirt nach 30 Stunden ; Autopsie — Anthrax. Kaninchen No. 2 wird 6 Stunden post infectionem 0,1 von dem obigen Extrakt (No. I) injizirt. Tod nach 65 St.; Autopsie — Anthrax; Milz 4 mal so gross, als normal, enthält eine ungeheure Menge von Bacillen. Kaninchen No. 3 wird 0,1 g eines Extrakts (No. II) aus einem Infus frischen Fleisches, welches 2 Wochen faulte, injizirt. Tod nach 88 St.; Autopsie — Anthrax. In Anbetracht des raschen Todes dieser drei Kaninchen wurden bei den übrigen drei Kaninchen die Injektionen wiederholt. Kaninchen No. 4 wird 6 St. post infectionem 0,07 g vom Extrakt (No. I), nach 48 St. 0,05, nach 72 St. abermals 0,05 vom selben Extrakt injizirt. Tod nach 100 St.; Autopsie — Anthrax. Kaninchen No. 5 erhält 6 St. post infect. 0,1 g vom Extrakt (No. I), nach 48 St. noch 0,05 und nach 72 St. noch 0,07. Tod nach 1 68 St. ; Autopsie — Anthrax. Kaninchen No. 6 erhält dieselben Mengen in denselben Zeiträumen wiederholt wie No. 5 und bleibt am Leben. Diese Versuche zeigen, dass in allen Fällen die Anwendung der Fäulnissextrakte den Prozess im Vergleich mit dem Kontrollkaninchen mehr oder weniger bedeutend verzögerte, wobei in einem Falle voll- ständige Heilung erzielt wurde. Der Grund, weswegen nicht alle behandelte Thiere am Leben blieben, kann in dreifacher Weise er- klärt werden: 1) durch eine überaus grosse Dosis des infektiösen Stoffes , welche unter den gewöhnlichen Bedingungen der Infektion ganz und gar undenkbar ist; 2) durch toxische Dosen der Fäulniss- extrakte; 3) durch nachfolgende Infektion von Seiten der kranken Kaninchen , mit welchen dieselben in einem gemeinsamen Käfig ge- halten wurden , indem die gesund gewordenen Thiere offenbar nicht immun bleiben. Um diese Voraussetzungen zu verifiziren, wurde folgende Dritte Versuchsreihe am 15. März 1891 unternommen : 3 Kaninchen werden mit Anthrax infizirt. Kontrollkaninchen No. 1 erhält eine sehr geringe Dosis (0,1 ccm), die übrigen zwei eine mittlere Dosis (0,5 ccm) von der Kul- tur. Kaninchen No. 1 krepirt nach 96 St. ; Autopsie — Anthrax. Kaninchen No. 2 erhält 5 St. post infection. 0,1 g vom Extrakt (No I). Am 5. Tage wird die Einspritzung wiederholt. Das Thier bleibt am Leben. Kaninchen No. 3 erhält 5 St. post infection. 0,1 g vom Extrakt (No. II) und bleibt am Leben. Die Thiere wurden apart in neuen Käfigen gehalten. Somit wurde durch diese Versuchsreihe die von uns geäusserte Voraussetzung von der Ursache des ungünstigen Ausganges bei der Behandlung der Versuch sthiere in der vorigen Versuchsreihe voll- ständig bestätigt. Vierte Versuchsreihe. Zur Aufklärung der Frage, ob ähnliche Resultate auch bei an- deren Thieren erhalten werden können, wurden am 22. März zwei Ueber Heilung d. Milzbrandes durch Fäulnisstoxine (Extrakte) bei Thieren. 603 Kaninchen und zwei Schafe mit Anthrax infizirt. Kontrollkaninchen No. 1 krepirt nach 60 St. Kaninchen No. 2 erhält 3 St. post in- fection. 0,1 g vom Extrakt (No. III) aus einer Fleischbrühe, welche 2 Wochen lang faulte. Tod nach 136 St. Die Autopsie bei beiden Kaninchen ergab Anthrax; beide Thiere wurden zusammen gehalten. Schaf No. 1 erhält 3 St. post infection. 0,5 vom Extrakt (No. II); Tod nach 68 St. Schaf No. 2 bekommt nach 3 Stunden 0,5 vom Extrakt (No. III); Tod nach 100 St. Autopsie bei beiden Schafen — Anthrax. Somit genügte die bei den Schafen angewandte Dosis nicht, um den Prozess aufzuhalten. Kaninchen No. 2 ging wahrscheinlich in Folge nachträglicher Infektion durch Kaninchen No. 1, mit welchem es in einem Käfig sass, zu Grunde. Fünfte Versuchsreihe. Um den Zeitraum zu bestimmen, innerhalb welchem es noch möglich ist, bei Kaninchen durch Einführung von Fäulnissextrakten die Entwickelung des Milzbrandprozesses aufzuhalten, wurden am 21. März 3 Kaninchen mit Anthrax infizirt. No. 1. Kontrollkaninchen. Tod nach 48 Stunden. No. 2. 5 St. post infection. 0,1 g vom Extrakt (No. I) eingeführt. Tod nach 130 St. Autopsie in beiden Fällen Anthrax. No. 3. 24 St. post infectionem 0,1 g eingeführt vom Extrakt (No. III). Am 4. Tage wird noch 0,05 vom selben Extrakt eingeführt. Das Thier bleibt am Leben. Alle drei Kaninchen wurden appart gehalten. Aus diesen Versuchen wurde unter Anderem offenbar, dass das Extrakt No. I, welches in den ersten Versuchsreihen (No 6 der zweiten, No. 2 der dritten Versuchsreihe) schon bei einmaliger Ein- führung in einer Menge von 0,1 g vollständige Heilung beim Kanin- chen ergab , nach längerem Stehen in einem zwar durch Paraffin luftdicht verschlossenen Gefässe, welches jedoch oft eröffnet wurde, nunmehr selbst bei zweimaliger Einführung den Prozess bloss be- deutend zu verzögern vermochte. Diese Erscheinung kann nur da- durch erklärt werden, dass das wirksame Prinzip in dem Fäulniss- extrakte unter dem Einflüsse von Zeit, Luft, Licht etc. geschwächt wurde. Um diese letztere Annahme zu begründen, wurde von uns noch eine Reihe von Versuchen unternommen, bei welchen den in- fizirten Thieren Extrakte injizirt wurden, welche verschieden lange Zeit bei Luftzutritt und ohne denselben aufbewahrt wurden. Sechste Versuchsreihe. Am 5. April werden sieben Kaninchen mit Anthrax injizirt. No. 1 Kontrollobjekt krepirt nach 50 St. No. 2 und 3 wird 5 St. nach der Infektion 0,1 g vom Extrakt No. I injizirt, welches 2 Monate lang in einem öfters geöffneten Gefässe aufbewahrt wurde. No. 2 krepirt nach 60, No. 3 nach 90 Stunden. No. 4 und 5 wird 5 St. post infection. 0,1 vom Extrakt No. II eingespritzt, welches 1 Monat lang aufbewahrt und nach 24stündigem 604 Kostjurin und Krainsky, Ueber Heilung des Milzbrandes etc. Ofl'enstehen an der Luft angewandt wurde. No. 4 krepirt nach 70, No. 5 nach 136 St. No. 6 und 7 wird 5 St. post infection. 0,1 g vom Extrakt No. III injizirt, welches 1 Monat lang in einem gut verschlossenen Gefäss aufbewahrt wurde. No. 6 erscheint am 5. Tage nach der Infektion matt; Temperatur = 37,0. Es werden demselben noch 0,05 vom selben Extrat eiugespritzt. Die Temperatur steigt nach der Injektion (38,8). Das Kaninchen geht am 9. Tage zu Grunde. Die Autopsie ergab bei allen Anthrax. No. 7 blieb am Leben. Diese Versuche zeigen, dass die Fäulnissextrakte im Laufe der Zeit, besonders aber unter Lufteinwirkung allmählich die Fähigkeit verlieren, den Milzbrandprozess bei Kaninchen zu hemmen, und dass am einflussreichsten diejenigen Extrakte sind, welche nicht länger, als vor 30 Tagen zubereitet und von der Luft vollständig abgeschlossen wurden. Parallel mit diesen Versuchen an infizirten Thieren wurden Ver- suche über den Einfluss der Fäulnissextrakte auf die Vegetation und Infektiosität der Anthraxbacillen ausgeführt, welche sich in Nähr- medien entwickelten, denen verschiedene Mengen von Fäulnissextrakten hinzugefügt wurden. Den 28. März wurden sechs Reagenzgläschen mit Nähr- Agar-Agar versehen. Die ersten drei dienten zur Kontrolle, zu den drei letz- teren wurde 1 — 3 °/0 eines stark wirkenden Fäulnissextraktes hinzu- gefügt. Alle 6 Gläschen wurden mit Anthrax inokulirt. Nach 2 Tagen zeigte sich in allen Reagenzgläschen eine üppige Vegetation von Anthraxbacillen. Um die Intensität der Giftigkeit der erhaltenen Kulturen zu prüfen , wurden 2 Kaninchen mit einer gleichen Menge der Kultur No. 1 infizirt, welche ohne Zusatz und No. 2, welche unter Hinzufügung von Fäulnissextrakten erhalten wurden. Kaninchen No. 1 ging nach 50 St. zu Grunde, No. 2 blieb am Leben. Am 8. April wurden vier Kölbchen mit 100 ccm Fleischbrühe versehen. No. 1 diente zur Kontrolle; zu No. 2 wurde 0,1 °/0, zu No. 3 0,5 °/0, zu No. 4 1,0 °/0 Fäulnissextrakt hinzugefügt. Nach 2 Tagen konnte man in allen Kölbchen deutliche Vegetationen er- kennen, am stärksten in No. 1», am schwächsten in No. 4. Am 10. April wurden 3 Kaninchen mit gleichen Kulturen — No. 1 aus dem Kölbchen No. 1, No. 2 aus No. 2, No. 3 aus No. 3 infizirt. Das Kontrollkaninchen No. 1 ging nach 56 St. zu Grunde. Die beiden anderen blieben am Leben und bis jetzt ganz gesund (8. Mai). Aus dem oben Gesagten lassen sich folgende Schlussfolge- rungen machen : 1) Zur rechten Zeit in den Organismus von Thieren (Kaninchen), die mit Anthrax infizirt wurden, eingeführte Fäulnisstoxine sind im Stande, die Entwickelung des Krankheitsprozesses vollständig aufzu- halten. 2) Die geheilten Thiere erlangen keine Immunität für weitere Infektion mit Anthrax. 3) Nur frisch zubereitete und gut gegen Einflüsse von Licht-, Luft- etc. geschützte Fäulnissextrakte (nicht später als nach 1 Monat) dürfen angewandt werden, da sonst bloss bedeutende Hemmung in der Entwickelung des Prozesses, nicht aber Heilung erreicht wird. Erklärung. 605 4) Die Injektion von Fäulnissextrakten muss 5—8 Stunden nach der Infektion gemacht werden, obgleich in einigen Fällen der Prozess bei Einführung des Extrakts selbst nach 24 Stunden noch aufge- halten werden kann. Man erreicht sicherere Resultate bei Wiederho- lung der Einspritzung am 3. oder 4. Tage. Die Dosis für erstmalige Injektion ist 0,1 g, für wiederholte Einspritzungen wird die Hälfte (0,05 g) angewandt. 5) Kaninchen, welche der Heilung unterworfen werden , müssen sorgfältig vor der Möglichkeit, nachträglich durch Nebenumstände in- fizirt zu werden, geschützt werden. 6) Das wirksame Prinzip im Extrakt wird augenscheinlich nicht von einem bestimmten Mikroben , sondern von einem Gemenge der- selben gebildet. 7) Selbst in geringen Mengen (0,1 — 1 °/0) zu Nähtmedien hin- zugesetzte Fäulnisstoxine vernichten vollständig die Giftigkeit der Milzbrandbakterien, ohne die Vegetation der letzteren zu verhindern. 8) Die von uns für Kaninchen bewiesene Heilmethode des Milz- brandes dürfte, wenn sich durch dieselbe bezüglich anderer Thiere (Schafe) ebenso günstige Resultate erreichen Hessen, eine ungeheuere praktische Bedeutung gewinnen. 9) In Anbetracht der Leichtigkeit, mit welcher pathogene Mi- kroben ihre Giftigkeit unter dem Einflüsse von Fäulnisstoxinen ver- lieren, wäre es von Interesse, die Anwendung dieser Methode zur Erhaltung von Anthraxvaccine zu versuchen, indem letztere bei den jetzigen Methoden mit grossen Schwierigkeiten und unter grossem Kostenaufwand erhalten wird. 10) Angesichts der Möglichkeit, den Milzbrandprozess, welcher sich durch so grosse Intensität auszeichnet, durch Fäulnisstoxine aufzuhalten, wäre es von Interesse, die Anwendung der genannten Heilmethode bei anderen Infektionskrankheiten zu versuchen, umso- mehr als die bisherigen Resultate der von uns augenblicklich weiter fortgesetzten Versuche in Bezug auf die Tuberculose uns das Recht geben, zu hoffen, dass auf diesem Wege eine bedeutende Verzögerung in der Entwickelung des tuberculösen Prozesses zu erreichen möglich sein wird. Charkow, 8. Mai 1891. Erklärung. Vor nicht langer Zeit erschien in vorliegender Zeitschrift vom Privatdocenten der Botanik, Herrn Roth er t, ein Referat über meine Doktordissertation1); dieselbe, in russischer Sprache abgefasst, war in Folge dessen vielen Lesern im Original nicht verständlich, was 1) Podbielsky, A., Untersuchung der Mikroben der Mundhöhle von Erwach- senen und Kindern im gesunden Zustande. Mit 3 Tat'. (Doktor-Dissertation.) 8. 124 pag. Kasan 1890. (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. 1891. No. 18/19. 617—622.) 606 Erklärung. auch die einzige Ursache ist, dass ich mir die Zeit nehme, auf be- wusstes Referat des Herrn Rothert zurückzukommen und einige Worte der Erklärung zu geben. Jeder, der sich eingehend mit bakteriologischen Studien und Untersuchungen befasst hat, kennt zur Genüge, welche Arbeit, Geduld und Zeit es erfordert, Reinkulturen von Mikroben zu erzielen und sie zu bestimmen, besonders wenn man es mit Materien zu thun hat, die viele verschiedene Arten von Mikroorganismen enthalten. Ebenso schwierig erscheint es mir, alle Leser in gleicher Weise befriedigen zu können, besonders wenn sich dieselben kaum oberflächlich mit der Sache beschäftigt haben. Es gelang mir, von 54 Personen beiderlei Geschlechts und ver- schiedenen Alters 34 Reinkulturen verschiedener Mikroorganismen zu erlangen. # Ein Theil dieser Mikroorganismen stellte sich als iden- tisch mit bereits bekannten und von andern Forschern in der Mund- höhle und an andern Orten gefundenen und genügend beschriebenen Arten heraus; den andern Theil jedoch konnte ich, aus Mangel an litterarischen Daten, nicht — schon bekannten Arten — hinzufügen und bezeichnete ich deshalb dieselben, um ihnen keine neue Namen zu geben, einfach mit Buchstaben. Die Formen, welche sich gleichzeitig auf den Kultur- und auf den Kontrollplatten bildeten, habe ich „nicht immer“, aber „gewöhn- lich“ ausgeschlossen, weil sie sich auf den Kulturplatten zuweilen zahlreicher vorfanden, als auf den Kontrollplatten und auch von mir in den gefärbten Massen der Objekte beobachtet wurden. Hätte ich anders gehandelt, so hätte ich alle die verschiedenen Arten von Bak- terien, welche aus der Luft in die Mundhöhle gelangen, ausschliessen müssen ; denn in der Luft der Räume, in denen die Untersuchungen vorgenommen werden und in den Wohnungen der Leute, von denen die Objekte herstammten, fanden sich bisweilen ein und dieselben Formen von Mikroben. In seiner Kritik über die von mir festgestellten und beschrie- benen Formen vertrat Referent den Standpunkt eines Morphologen. Bei der nun folgenden Erklärung werde ich mich der Nume- rirung des Referenten bedienen. 21) Bacillus subtilis. Ich fand denselben vollkommen identisch mit der von Escherich in seiner Arbeit1) beschriebenen Form, auf welche Arbeit ich in meiner Dissertation speziell hinwies, weshalb ein jedes Missverständniss des Referenten ausgeschlossen sein musste. 34)Cladothrix dichotoma (Cohn). Referent, nicht ein- verstanden seiend mit der von mir aufgestellten Bestimmung der Form, ändert plötzlich, aus mir ganz unbegreiflichen Gründen, seinen sich bisher vollkommen in den Grenzen der ruhigen Kritik bewegen- den Ton und stellt die mehr denn eigenthümliche Behauptung auf, dass ich sicherlich nicht einmal eine genaue Beschreibung der Cladothrix dichotoma gelesen habe, geschweige denn sogar ein Präparat derselben gesehen. 1) T. Escherich, Die Darmbakterien des Säuglings. Stuttg. 1886. Bemerkung zu der „Erklärung“ des Herrn Dr. A. Podbielsky. 607 36) Saccharomyces chromogenes. Die Bestimmung der- selben ruft wiederum beim Referenten Zweifel hervor, besonders beim Vergleich der Beschreibung der Form im hängenden Tropfen mit der Zeichnung des gefärbten Präparates. Der hier gerügte Unter- schied ist einzig und allein auf die technische Unvollkommenkeit unserer hiesigen Kasanschen Lithographie zurückzuführen. 37) Bacillus butyricus. Kritisirend die Beschreibung dieser Form im hängenden Tropfen, kommt Referent zu dem eigenartigen Schluss, dass ich Prazmowski’s Clostridium butyricum ge- meint haben müsse; „falls Verf. Prazmowski’s Clostridium butyricum gemeint hat, so ist er hier wieder im Irrthum“; hierüber ein Wort zu verlieren, halte ich für überflüssig ; denn der Unterschied zwischen der von mir beschriebenen Form Bacillus butyricus und dem Clostridium butyricum (Prazmowski) ist mir mehr denn zur Genüge bekannt. Zum Schluss beanstandet Referent 7 Punkte des R6sumd meiner Dissertation und sagt: „Mehrere von diesen Sätzen — dabei aber nur auf ganze zwei Punkte hinweisend (eigenthümlicher Begriff des Wortes „Mehrere“) — betreffen Fragen, die ausser in dem Resum6 überhaupt nicht berührt sind.“ Ich bin fest überzeugt, dass Referent, betreffs seines Punktes 5. „Peptonisirende Wirkung“, weniger leichthin geurtheilt haben würde, wenn ihm überhaupt die Bedeutung dieses technischen Aus- drucks — Peptonisirende Wirkung der Mikroben1) — in der Bak- teriologie bekannt gewesen wäre. Ich hoffe, dass diese meine Erklärung nur eine Vervollständigung des Referats des Herrn Rothert bildet und ihr folglich in keinem Falle eine andere Bedeutung beizulegen sei. Dr. A. Podbielsky. Bemerkung zu der „Erklärung“ des Herrn Dr. A. Podbielsky. Mein Referat, gegen welches sich obige „Erklärung“ richtet, ist, wie der Verf. selbst anerkennt, in sachlichem Tone gehalten, und hoffentlich wird kein Leser desselben den Eindruck empfangen haben, als wollte ich die unzweifelhaft fleissige und mühsame Arbeit des Verf.’s herabsetzen; ich glaube den wesentlichen Inhalt derselben ge- wissenhaft wiedergegeben zu haben, hielt mich aber auch für berech- tigt, auf die Schwächen und Unklarheiten derselben aufmerksam zu machen. Ich kann nicht zugeben, dass meine Ausstellungen durch obige Entgegnung des Autors entkräftet worden seien. Wer die in der Bakteriologie ohnehin bereits herrschende Konfusion nicht noch ver- mehren will, muss sich durchaus streng an die Regel halten, keinen Speziesnamen zu nennen, ohne sich auf den Autor zu beziehen, 1) C. Fraenkel, Grundriss der Bakterienkunde. 1887. p. 28. 608 Bemerkung zu der „Erklärung“ des Herrn Dr. A. Podbielsky. welcher diese Spezies aufgestellt und beschrieben hat. Nun ist Ba- cillus subtilis von Cohn und von Brefeld morphologisch ge- nau beschrieben worden ; niemand ist fortan berechtigt, ein Bakterium als Bacillus subtilis zu bezeichnen, ohne sich von der Identität desselben mit dem von diesen Autoren gemeinten Bakterium überzeugt zu haben; es genügt keineswegs, in der Einleitung zu seiner Schrift eine Arbeit von Escherich genannt zu haben. — Ebenso darf nach den allgemein üblichen Nomenclaturregelu nur die von Praz- mowski beschriebene Form auf den Namen Bacillus butyricus Anspruch machen; hätte der Verf. unter seinem wieder ohne jede Autorencitation angeführten Bacillus butyricus diese Form ge- meint (was ich keineswegs behauptet haben wollte), so wäre er im Irrthum gewesen; da er aber, wie er jetzt sagt, wissentlich eine an- dere Form gemeint, so hatte er Unrecht, denn das ist wieder Kon- fusionsmacherei. Ich verbreite mich über diese Dinge nicht wegen blosser Polemik, sondern weil es sich hier um eine nicht unwichtige Prinzipienfrage handelt. Das stärkste in dieser Richtung hat aber der Verf. unstreitig mit seiner Cladothrix dichotoraa geleistet. Während es noch allenfalls einigermassen entschuldbar gefunden werden kann, wenn Jemand die verschiedenen Bacillen verwechselt oder schlecht identi- fizirt, so ist hingegen Cladothrix dichotoma eine dermassen charakteristische Form, dass eine Verwechselung völlig ausgeschlossen ist; ich muss bei meiner Behauptung bleiben: wer jemals diese Bak- terie nach der Natur oder auch nur nach einer guten Abbildung kennen gelernt hat, der erkennt sofort, dass der von Herrn Dr. Podbielsky so bezeichnete Organismus etwas himmelweit ver- schiedenes ist; ich bedauere nur, nicht die von dem Verf. gegebene Abbildung hier reproduziren zu können, dieselbe wäre das sprechend- ste corpus delicti. Ich habe mich hierüber in meinem Referat etwas scharf ausgedrückt, doch kam es mir auch hier keineswegs auf einen persönlichen Ausfall gegen den Verf. an, sondern darauf, an diesem eklatanten Beispiel zu zeigen, wie leider Viele beim Bestimmen von Bakterien verfahren. Es würde wohl schwerlich Jemandem einfallen, über irgend welche andere Gruppe des Pflanzen- und Thierreiches zu schreiben, ohne sich vorher eine genügende Kenntniss ihrer Mor- phologie und Systematik angeeignet zu haben ; nur die Bakterien ge- messen eine Ausnahmestellung: sehr Viele glauben, wenn sie sich mit den schablonenmässigen Kultur- und Färbungsmethoden derselben vertraut gemacht haben, sich mit einer ganz oberflächlichen Kennt- niss ihrer Morphologie und Physiologie begnügen zu dürfen , und fördern deshalb nur allzu häufig botanische Horrenda zu Tage. Es ist, wie mir scheint, nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, vor- kommenden Falls gegen diesen Zustand der Dinge Protest zu er- heben. Um diese Bemerkung nicht ungebührlich in die Länge zu ziehen, lasse ich die übrigen, weniger wesentlichen Punkte der Erklärung meines geehrten Opponenten unberührt. W. Rothe rt. Bakterien im Munde. 609 Referate. David, Th., Les microbes de la bouche. 8°. 302 p. Mit 113 Figuren im Text. Paris (F. Alcan) 1890. Das vorliegende, auch äusserlicb vorzüglich ausgestattete Werkchen löst die Aufgabe, die es sich gestellt hat, in ausgezeichneter Weise. In klarer Darstellung und unter Zuhülfenahme sehr gut ausgeführter, theil- weise farbiger Zeichnungen, werden die Mikroorganismen im Allgemeinen, ihre Formen, ihre Färbung und Züchtung besprochen, und dann alle die eingehend geschildert, die im Munde leben, von dort aus in den Organismus eindringen und örtliche oder allgemeine Störungen er- zeugen. Dem allgemeinen Theil ist das erste Kapitel gewidmet, in dem u. a. auch die Herstellung der Farblösungen, die Bereitung der Nährböden, das Giessen von Platten u. s. w. genau beschrieben wird. Im zweiten Kapitel werden die wichtigsten Saprophyten geschildert und die GährungsvorgäDge eingehend besprochen. Im dritten Kapitel werden die pathogenen Mikroorganismen beschrieben, denen man ge- legentlich im Speichel begegnet: Bacillus der Sputumseptikämie, Pneumococcus, Friedländer’sBacillus, Streptococcus pyogenes, Staphylococcus pyogenes aureus und albus. Im Kapitel IV folgen die Mikrobien, welche Mund- und Zahnkrank- heiten erzeugen, deren Aufzählung über den Rahmen des Referats hinausginge. Praktische und therapeutische Massnahmen, die sich aus den vorhergehenden Ausführungen ergeben, dringende Empfehlung der Antisepsis in der Zahnheilkunde u. s. w. bilden den Inhalt des V. Kapitels. Ein sehr sorgfältiges Inhaltsverzeichnis erhöht den WTerth des D.’schen Buchs, das der französischen Zahnheilkunde alle Ehre macht. In einer lobenden Vorrede spricht Pasteur dem Verf. seine Anerkennung aus. Wir können dem grossen Bakteriologen darin in allem beipflichten, nur in einem Satze nicht : „Votre livre, qui est le premier livre de vulgarisation sur un tel sujet, rendra de veritables Services.“ D. ist nicht der Erste, der über die Bakteriologie des Mundes gearbeitet hat, diese Ehre gebührt nach Ansicht des Ref. dem Berliner Professor der Zahnheilkunde, Miller, den auch D. vielfach zitirt. Uebrigens, wie nebenbei bemerkt sein mag, zeichnet sich das D.’scheWerk dadurch sehr vortheilhaft aus, dass die Littera- turangaben, auch die deutschen, sehr vollständig und genau sind. Im therapeutischen Theile werden zahlreiche Rezepte, zum Theil sehr komplexer Natur, als Muster angeführt, die sich gewiss sehr ver- einfachen Hessen. Unter den Mundwässern vermisst man das von Salkowski und vom Ref. so warm empfohlene Chloroformw'asser. Das Buch D.’s verdient auch in Deutschland gelesen und be- achtet zu werden. Der Preis von 10 Frank ist bei der guten Aus- stattung billig zu nennen. M. Kirchner (Hannover), x Bd. 39 610 Tuberculose. Frisch, A. v., Zur Diagnose der tuberculösen Erkran- kungen des Urogenitalsystems. (Intern, klin. Rundschau. 1891. No. 28—30.) Innerhalb weniger Wochen hatte Verf. Gelegenheit, bei 7 jugendlichen Individuen (von 2 i/2 bis 16 Jahren) mit Hülfe des Nach- weises von Tuberkelbacillen im Harne die Diagnose auf Tuberculose des Urogenitalsystems festzustellen. Dieser Nachweis ist, wie be- kannt, nicht immer ein leichter. Die Tuberkelbacillen kommen näm- lich im Harne in zweierlei geradezu extremen Erscheinungsweisen vor. Entweder massenhaft, in förmlichen Reinkulturen — und dann bietet deren Nachweis keinerlei Schwierigkeiten — oder nur vereinzelt, und gelingt ihr Nachweis in diesem Falle nur durch Anfertigung zahlreicher Präparate, welches Verfahren ebenso mühsam wie zeit- raubend ist. Hier leisten schon die von Kir stein (Filtration des Harnes), Biedert (Sedimentirungsmethode) und Sehlen und Wen- driner (Zusatz von je 12 %iger Borax-Borsäurelösung) angegebenen Methoden Gutes; das beste jedoch leistet die Anwendung der Centri- fuge von Sten beck, welche in Kombination mit der Sedimentirungs- oder v. Sehlen-Wendriner’s Methode, wenn der Harn stark eiter- oder urathaltig ist, sowohl den Nachweis der etwa vorhandenen Bacillen, als auch den Werth der negativen Befunde sichert. Diese Kombination bietet auch ausserdem den Vortheil, dass die Smegma- bacillen bei der Behandlung mit Aetznatron die derjenigen der Tuberkelbacillen ähnliche Färbbarkeit einbüssen und man dadurch vor Irrthümern geschützt ist. Das vom Verf. erprobte Verfahren ist daher folgendes: „Relativ klare Harne werden mittelst der Centrifuge rasch sedimentirt; stark eitrige Harne werden nach Biedert’s Methode behandelt und dann centrifugirt, an Uraten reiche Harne werden nach v. Sehlen- Wendriner behandelt und hierauf ebenfalls der raschen Sedimen- tation mit der Centrifuge unterworfen.“ Kamen (Czernowitz). Eisenliardt, E., Ueber Häufigkeit und Vorkommen der Darm tuberculose. (Inaug. Dissert.) München 1891. Verf. hat sein statistisches Material aus den Protokollen von 1000 Sektionen tuberculöser Individuen, die im Münchener pathol. In- stitute in den Jahren 1886 — 1890 ausgeführt wurden, gewonnen. Kinder unter 16 Jahren sind von dieser Statistik ausgeschlossen. Von diesen 1000 Fällen war nur ein einziger sicherer Fall von primärer Darm- tuberculose ; in 566 Fällen war sekundäre Darmtuberculose vorhanden, wobei bemerkt werden muss, dass alle tuberculösen Erkrankungen, (nicht nur Lungenphthise) in Rechnung gezogen wurden. In dreien dieser 566 Fälle lagen von Seiten der Lungen keine spezifischen Ver- änderungen vor; die übrigen zeigten Luugentuberculose in verschie- denen Graden und Stadien. In 427 Fällen waren ausser den Lungen in anderen Organen keine spezifischen Veränderungen nachweisbar. Kavernenbildung war in 489 Fällen vorhauden, davon war sie 400 Mal eine ausgedehnte. Beim Zustande kommen der Darmtuberculose kommt in erster Reihe die Infektion durch das Sputum in Betracht; erst in zweiter Linie eine hämatogene oder lymphogene metastati- Tuberculose. 611 sehe Infektion der Darmfollikel. Bezüglich der Lokalisation der Darmtuberculose ergab die Statistik, dass das Ileum die Prädilektions- stelle für die Ansiedelung der Tuberkelbacillen ist, dann folgen Coe- cum, Bauhin’sche Klappe, Colon ascendens, Processus vermiformis, Colon transversum und descendens, Jejunum, Rectum, S. Romanum, Duo- denum. Eine sichere tuberculose Affektion der Magenschleimhaut war nur einmal nachweisbar. Was die Heilung der tuberculösen Darmgeschwüre betrifft, so war nur in 10 Fällen eine vollkommene Ausheilung einzelner Geschwüre, in weiteren 25 Fällen nur eine un- vollkommene Vernarbung vorhanden. Tuberculose des Peritoneums resp. tuberculose Peritonitis war 21 mal vorhanden; einmal tuber- culös hämorrhagische Pelveoperitonitis. Komplete Darmperforation wurde in 28 Fällen beobachtet. Tan gl (Tübingen). Jensen, C. 0., Tuberculose beim Hund und bei der Katze. (Deutsche Zeitschrift für Thiermedizin. Band XVII. 1891. Heft 4.) Die Arbeit bietet fast ausschliesslich anatomisches Interesse und gibt Aufschlüsse über die Häufigkeit der Tuberculose bei Hund und Katze und über die Verbreitung des tuberculösen Prozesses im Körper dieser Thiere. Dittrich (Prag). Gfranclier et Ledoux-Lebard , fitudes sur la tuberculose experimentale du lapin. (Archives de mddecine experimen- tale et d’anatomie pathologique. 1891. No. 2.) Die Tuberkelbacillenkulturen, mit denen dieseVersuche angestellt wurden, stammten sämmtlich von Vögeln her. , Einfluss der überimpften Kulturmenge. Impfung in die Ohrvene von Kaninchen. Die Dosis der getrockneten Kulturen, welche fähig ist, Kaninchen von 2 Kilo Gewicht zu tödten (Typus Yersin mit den hauptsächlichsten Veränderungen in Leber und Milz) zeigt im Allgemeinen weite Grenzen, die zwischen 0,02 und 1 mg liegen. 0,01—0,0001 mg tödten Kaninchen in 93—218 Tagen. Man findet dann mehr oder weniger begrenzte und oft nicht sehr bedeutende Lungentuberculose. Dabei kann auch Tuberculose in entfernteren Organen (Leber, Milz, Gelenke u. s. w.) Vorkommen. Nach spontaner Ausheilung der Affektion von Leber und Milz kann bei langsamem Verlaufe eine Ablagerung und Vermehrung der Tuberkelbacillen an der Peripherie erfolgen, und beispielsweise eine eiterige und tuberculose Gelenksaffektion sich entwickeln. Einfluss steigender Dosen auf die experimentelle Tuberculose. Immunisirungsversuche. Der Versuch, Kaninchen durch Impfung mit allmählich steigenden Dosen von Tuberkelbacillen- kulturen gegen tödtliche Dosen zu immunisiren, misslang; doch änderte sich der Typus der Krankheit und es zeigten sich mehr oder weniger umschriebene periphere Veränderungen, sobald Leber und Milz eine normale Beschaffenheit haben. Einfluss des abgcscliwächtenVirus. Die Abschwächung nahmen Verff. mittelst Wärme, Eintrocknung und Lichtes vor. Die mit abgeschwächtem Virus geimpften Kaninchen blieben längere Zeit 39* 612 Cysticerken. — Reiffäule der Trauben und Aepfel. am Leben, und zwar war die Lebensdauer im geraden Verhältnisse zum Grade der Abschwächung. Je nach dem Grade der Abschwächung des Virus ist aber auch das Krankheitsbild ein verschiedenes. Dittrich (Prag). Richter, Max, Ueber einen Fall von racemosen Cysticer- ken in den inneren Meningen des Gehirnes und Rückenmarkes. [Aus Prof. Chiari’s pathol.-anatom. Insti- tute an der deutschen Universität in Prag.] (Prager medizinische Wochenschrift. 1891. No. 16.) Die Sektion ergab in den Subarachnoidealräumen an der Gehirn- basis grosse, vielfach verzweigte, stark hydropische Exemplare von Cysticercus racemosus, ferner in den Sy Iv i’schen Spalten ein- zelne, bis bohnengrosse, abgestorbene Cysticerken. Ausserdem fand sich an der linken Seite der Medulla spinalis in der Höhe des 4. Hals- und des 10. Brustwirbels je ein bohnengrosser, verzweigter, hydropischer Cysticercus unter der Arachnoidea. Die Blasen waren theils mit Kalkkrümeln und Detritus erfüllte, wurstähnliche Blasen, theils an dem einen Ende sich zu einer Art Stiel verjüngende und mit spärlichen Ausbuchtungen versehene Blasen, die mit dem Inneren des grossen Blasenraumes weit kommunizirten (buchtige Form nach Zenker), theils endlich racemose Cysticerken in ihrer ausgebildeten Form. Nirgends waren Finnenköpfe oder Haken nachzuweisen; doch Hess die Untersuchung der Blasenwand die Diagnose auf Cysticerken stellen. Dittrich (Prag). South wortli, E. A., Ripe rot of grapes and apples (Gloeo- sporium fructigenum Berk.). (Journal of Mycology. VI. 1891. p. 164—173 u. Taf. XVI.) Von Gloeosporium fructigenum Berk. (Ascochyta rufo-maculans Berk.) war bisher bekannt, dass er dem von ihm ergriffenen Fruchtfleisch des Apfels einen bitteren Geschmack ver- leiht, eine Bitterfäule in demselben veranlasst. 1888 beschrieb ferner Scribner eine Fäule der Weintrauben, welche sich nun durch wechsel- seitige Infektionsversuche als durch obengenannten Pilz herausgestellt hat, ohne aber eine Bitterfäule und bitteren Geschmack der Trauben zu bewirken. Als gemeinsame Bezeichnung für beide Krankheitsformen ist von der Verfasserin der Name „Reiffäule“ gewählt worden, da nur die reifenden Früchte davon ergriffen werden. Auf dem Apfel er- scheinen braune, etwas eingesunkene Flecke, welche sich aber schnell vergrössern und bald die ganze Oberfläche bedecken ; auf der grünen Weintraube erscheint ein rothbrauner Fleck, welcher sich über die Hälfte derselben ausbreitet, dabei schliesslich im Centrum purpurn wird und einen schmalen, braunen Rand besitzt, während die rothen Beeren nur vertrocknen, ohne ihre Farbe zu verändern. Auf diesen Flecken treten dann bald zahlreiche, kleine, schwarze Pusteln auf. Das septirte, anfangs farblose und erst später dunkler gefärbte Mycel des ausserordentlich variirenden Pilzes wächst intra- und be- sonders intercellular und bildet beim Apfel zuweilen unter der Epi- Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. ßj 3 dermis zusammenhängende Häute. Das Stroma wird in der Epidermis angelegt, durchbricht dann dieselbe, färbt sich dabei äusserlich dunkel und erzeugt einzellige, verschieden grosse und verschieden gestaltete, unregelmässig längliche, farblose, in Masse fleischfarben erscheinende Sporen entweder auf der ganzen Oberfläche gleichmässig, oder aber es sinken die centralen, anfänglich aus grösseren, durchscheinenden Hyphen bestehenden Partieen ein, und in der entstehenden Höhlung entstehen auf Basidien ebenfalls Sporen, so ein Pseudopyknidium dar- stellend. Auch braune, septirte, verschieden lange Setae treten zu- weilen in den Pusteln auf. In manchen Fällen ist das Stroma sehr dünn, besitzt lange Basidien und verschwindet fast vollständig, nach- dem die Cuticula durchbrochen ist, wie beim typischen Gloeospo- rium. Die Sporen können bei der Keimung zwei- oder dreizeilig werden ; ihr Keimschlauch entwickelt häufig sekundäre Sporen, welche als einfache, farblose Ausbreitung der Endigung desselben entstehen, sich durch eine Scheidewand abtrennen, ihre Wände verdicken und sich schwach olivbraun färben. Pykniden und Konzeptakeln konnten nur unvollkommen beobachtet werden. Die Krankheit tritt auf dem Apfelbaum ausserordentlich häufig und schädlich in Nordamerika auf, und ist Gefahr, dass sie von hier aus sich auch weiter auf die Weintrauben verbreiten würde. In den in Körben oder Yorrathskammern aufgehäuften Früchten pflegt sich auch ferner der Pilz schnell von infizirten Exemplaren den benachbarten mitzutheilen. Sorgfältiges Auslesen aller Früchte, welche der Krankheit verdächtig sind, ist eine Gegenmassregel. Die Krankheit kann aber auch ganz vermieden werden durch Bespritzung der erkrankten Pflanzen mit den bekannten Kupfersalzlösungen. Brick (Hamburg). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Langlois. P., Le traitement de la tuberculose du Dr. R. Koch. 8°. 82 p. Mit Koch ’s Bildniss. Paris 1890. Das im Dezember v. J. erschienene Schriftchen ist für das Laien- publikum bestimmt; es will die Natur der Tuberculose populär darstellen und die Koch’sche Behandlungsmethode dem allgemeinen Verständ- niss näher führen. Für uns Deutsche interessant [ist der Eifer, mit dem die grosse Leistung unseres berühmten Landsmannes zwar an- erkannt, aber im Wesentlichen als eine Frucht der Arbeiten Pasteur’s hingestellt wird. Diese Auflassung muthet uns ebenso originell an, wie das im Anhang des Schriftcliens abgedruckte Telegramm des In- stituts in St. Petersburg, voran des Prinzen Alexander von Olden- burg, in dem man, entzückt über die Entdeckung Kochs, sich beeilt, Pasteur seine Bewunderung und seine Glückwünsche auszusprechen. Den Hauptinhalt des sehr elegant abgefassten Schriftchens bildet die Uebersetzung der Veröffentlichung R. Koch’s vom 13. 11. 1890, 614 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. der Verhandlungen der Berliner freien chirurgischen Vereinigung vom 16. 11. 1890 und des Berichts von 0. Fraentzell und Runk- witz. Eine kurze Biographie und ein sehr gut getroffenes Bildniss Ko ch ’s erhöht den Werth des Schriftchens. Vorangeschickt sind kurze und doch erschöpfende Auseinander- setzungen über die Natur der Tuberculose, die Symptome der Lungen-, Knochen- u. s. w. Tuberculose und des Lupus, über die Ansteckungs- weise der Krankheit, die Morphologie und Biologie des Tuberkel- bacillus und die experimentelle Tuberculose. Werthvoll ist besonders, dass die von einer zu diesem Zwecke eingesetzten Kommission der Akademie der Medicin verfassten prophylaktischen Sätze im Wort- laut zum Abdrucke gelangen. Ferner werden der Koch’schen Ver- öffentlichung noch die bekannten Mittheilungen von Grane her und Martin sowie von Rieh et und Höricourt über die Behandlung der Tuberculose mit Hundeblut, sowie über Impfung gegen Tuber- culose vorangeschickt und die Natur der Virus und Vaccins im All- gemeinen besprochen. Eine kurze Mittheilung über die ersten Impfungen mit Tuber- culin in Paris, vorgenommen von P6an und Cornil, eine Aeusse- rung des Missbehagens über die nicht vollsändige Freigabe des Mittels (unter Hinweis auf das Verbot von Geheimmitteln durch den Code Napoleon [!] ), und ein Urtheil über den Werth des Koch’schen Heilverfahrens bilden den Beschluss des interessanten Schriftchens. Dieses Urtheil lautet natürlich reservirt, wie es alle Urtheile in jenen ersten Wachen des Staunens und der Erregung hätten thun sollen. Die Schrift L.’s bringt ebensowenig Neues, wie so viele andere aus der Unzahl von Büchern und Broschüren, welche der Koch- schen Veröffentlichung ihre Entstehung verdanken, aber sie verdient tiefer gehängt zu werden, weil sie das Urtheil wiedergibt, welches unsere Nachbarn jenseits des Rheins sich während und kurz nach jenen denkwürdigen Novembertagen über die Arbeit unseres grossen Forschers gebildet haben, hierin liegt sogar ein nicht geringer histo- rischer WTerth. M. Kirchner (Hannover). Aberg, E., De la curabilitd de la phthisie pulmonaire et de quelques autres maladies chroniques de lapoi- trine par l’eau d’une basse tempörature. 8°. 63 p. Buenos-Aires 1890. Das mit einem grossen Schwall von Worten abgefasste Schrift- chen, das in einer hochtrabenden Einleitung dem Prof. A. Verneuil gewidmet ist, enthält im Wesentlichen nichts weiter, als die fran- zösische Uebersetzung eines 1880 in Stockholm gehaltenen Vortrages, in dem A. als Heilmittel der Phthisis ein von ihm ersonnenes Wasser- heilverfahren anpreist. Dasselbe besteht in drei Anwendungen (man entschuldige das Kn ei pp 'sehe WTort, aber es drängt sich unwillkür- lich auf), Waschungen, Uebergiessungen, beide mit Wasser von 0°, und Vollbäder von 7 — 13 0 R, die bis zu höchstens 2 Minuten Dauer gegeben werden. Eine Reihe von Beobachtungen, welche die günstige Wirkung dieser Behandlungsmethode bezeugen sollen, bilden den Beschluss. Ein näheres Eingehen auf die Arbeit verbietet die Richtung des „Centralblatts“. M. Kirchner (Hannover). Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 615 Eraud und Hugounenq, Action de certaines couleurs d’ aniline sur le developpement et la virulence de quelques microbes. (Lyon med. 1891. No. 14.) Behufs theoretischer Prüfung des von Still in g betreffs des Pyoktanin und anderer Anilinfarben gemachten Angaben unternehmen die Verff., ebenso wie früher schon Büchner für den Pneumobacillus, neuerdings eine Prüfung des Verhaltens verschiedener Anilinfarben gegen Milzbrand, Staphylococcus pyogenes aureus und den Gonococcus. Sie kamen zu dem Schlüsse, dass unter den geprüften Farbstoffen das Methylenblau und das Saffranin in sehr verdünnten (2°/00) Lösungen nicht so sehr das Wachsthum, als die Virulenz der betreuenden Mikroorganismen schädigt, dass jedoch durch konzen- trirtere Lösungen oder längere Einwirkung verdünnterer auch das Wachsthum derselben leide. Limb eck (Prag). Zagari, Gr., Sul meccanismo dell’attenuazione del virus rabico. (Giorn. intern, delle scienze med. 1890. Fase. 17. p. 669.) Der von Protopopoff (s. d. Centralbl. Bd. VI. p. 129) ge- lieferte Nachweis, dass die Abschwächung des Wuthgiftes allein durch die Einwirkung höherer Temperaturen bewerkstelligt werde, veran- lassten Verf. zu eingehenden Untersuchungen über die Ursachen, welche bei der Abschwächung des Wuthgiftes nach der Methode Pas t eu r’s mitbetheiligt sein könnten. Das Rückenmark von Kaninchen (256. — 259. Passage) wurde hei Luftzutritt im luftleeren Raume unter Kohlensäure und unter Sauer- stoff, in sterilisirten Reagenzröhrchen ohne und mit Aetzkali am Boden derselben, dann in Glycerinbouillon und in sterilisirtem destil- lirtem Wasser untergetaucht hei 35° und 20° C gehalten und von Zeit zu Zeit an frische Kaninchen verimpft. Wir müssen es uns versagen, über die Einzelergebnisse der verschiedenen Versuchsreihen ausführlicher zu berichten und beschränken uns auf die Wiedergabe der Gesammtresultate. Das fixe Wuthvirus wird, wenn es einfach bei freiem Luftzutritt einer Temperatur von 35° C ausgesetzt bleibt, nach 50 — 52 Stunden genügend abgeschwächt und dessen Virulenz nach 56 Stunden ver- nichtet. Bei der Hinzufügung von Aetzkali behufs Austrocknung unter sonst gleicher Versuchsanordnung erlischt die Wirkungsfähigkeit des Virus nahezu in derselben Zeit. Die raschere Austrocknung durch Aetzkali trägt nicht oder doch nicht wesentlicher zur Attenuation des Virus im Rückenmarke bei, als die spontane Austrocknung. Da die Virulenz des Wuthgiftes in Glycerinfleischbrühe und in Wasser bei einer Temperatur von 35° eine lange Zeit (118 Stunden) erhalten bleibt, kann — entgegen Protopopoff — angenommen werden, dass die Austrocknung an der Abschwächung und Zerstörung des Giftes ebenfalls theilnimmt. Im Vakuum bedarf es, um die Virulenz des Rückenmarkes auf- zuheben, einer viel längeren Zeit, als bei freiem Luftzutritt. Während das Rückenmark in Berührung mit atmosphärischer Luft bei einfacher oder mit Hilfe von Aetzkali bewerkstelligter Austrocknung seine Viru- lenz nach 64 Stunden verloren hat, behält es sie im luftleeren Raume 616 Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress zu London. unter sonst gleichen Bedingungen 121 Stunden bei. Unter Glycerin- bouillon und unter Wasser erlischt bei Luftzutritt die Virulenz des Virus nach 118 — 125 Stunden, unter gleichen Umständen im Vakuum wird eine Abschwächung erst nach 192 Stunden beobachtet. Das Virus konservirt seine Virulenz unter Kohlensäure eine noch längere Zeit als im Vakuum. Einfach getrocknetes Rückenmark unter Kohlen- säure ist noch nach 168 Stunden virulent, während es im Vakuum unter den gleichen Bedingungen nach 144 Stunden alle Wirkungs- fähigkeit eingebüsst hat. Das Rückenmark verliert unter Sauerstoff bei 35° seine Virulenz in einer viel kürzeren Zeit, als bei freiem Luft- zutritt. Da das Wuthvirus seine Virulenz in trockenen Gefässen und bei höherer Temperatur in Berührung mit Sauerstoff oder Luft in sehr kurzer Zeit verliert, sie dagegen in feuchten Gefässen und bei niedriger Temperatur im Vakuum oder unter Kohlensäure sehr lange konser- virt, so geht hieraus hervor, dass die Abschwächung und fortschreitende Vernichtung des Wuthgiftes im Rückenmark enge verbunden ist mit einem Oxydationsprozesse, der durch Wärme und Aus- trocknung begünstigt wird. Kr dl (Prag). Originalberichte über Kongresse. Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress für Hygiene und Demographie zu London, 10. — 17. August 1891, (Fortsetzung.) Sektion für Bakteriologie. Zur Unterscheidung der Gattungen könnte man als Kriterium die Verschiedenheit des Wohnsitzes wählen. Einige Gattungen, z. B. Athene noctua, Alauda arvensis, haben 2—3 Varietäten, die man nach der Schnelligkeit des Entwickelungscyklus, d. h. langsam, be- schleunigt, schnell sowohl beim Menschen (Quartana, Tertiana, Quoti- diana) als bei den Vögeln unterscheiden könnte. Ist auch diese Klassifikation vielleicht nur eine provisorische, so wird sie doch dazu dienen können, neu aufzufindende Hämoparasiten zu klassifiziren, denn alles lässt darauf schliessen, dass diese Gruppe endocellulärer Mikroorganismen mit dem weiteren Fortschritt der Wissenschaft stetig wachsen wird. Prof. Crookshank, London, beglückwünschte Prof. Laveran zu seinem glänzenden Vortrage und stimmte ihm bei in der Annahme, dass die Malaria wahrscheinlich die Wirkung der thierisclien Parasiten sei ; der Augenschein spräche dafür, dass die von Laveran beschriebe- nen Körper die Ursache seien, indessen dürfe man nicht vergessen, dass sie auch in gesunden Thieren gefunden seien. Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress zu London. 617 MV. North, London, sagte, es sei nicht zweifelhaft, dass eigen- thümliche Veränderungen im Malariablute zu sehen seien, aber er könne nicht annehmen, dass die Malaria allein die Folge dieser Ver- änderungen sei. Das Plasmodium sei noch niemals in der Luft, der Erde oder dem Wasser entdeckt worden, und auch die Impfung mit zweifellosem Malariaboden noch niemals von Erfolg gewesen. Er meint, die Malaria möchte einem höheren Organismus, als einem Bacillus im Blute zuzuschreiben sein. Einfache chirurgische Operationen in tropi- schen Gegenden würden oft von intermittirendem Fieber gefolgt. Er dächte nicht, dass die Ursache ein parasitisches Wesen sei, vielmehr sei dies die ununterbrochene Einwirkung gewisser klimatischer Ver- hältnisse auf das wärmeregulirende Nervensystem. Prof. Hueppe, Prag, stimmt in toto mit Laveran überein. Anderson, Mauritius, wendete sich sehr energisch gegen die Annahme, dass die Malaria klimatischen oder Kälteeinflüssen unter- liege, und beschrieb, wie Mauritius zuerst mit Malaria infizirt wurde, und wie die Infektion Schritt für Schritt verfolgt werden konnte von dem zuerst infizirten Orte aus. Nach einigen Worten Prof. Laveran’s erhielt das Schlusswort Prof. Celli, welcher bemerkte, dass er auf die genaue Geschichte der Frage aus Zeitmangel nicht eingehen könne, abgesehen davon, dass hier nicht der Ort dazu sei; jedoch verweise er Alle, die sich dafür interessiren, auf das Studium der Quellen. Hier werde man finden, dass die Geschichte von den Laveran’schen Angaben bedeutend ab weicht. Ihm kommt es nur darauf an, die Differenzen zwischen Laveran und der italienischen Schule in ein klares Licht zu stellen. Und deshalb will er von den eigenen Worten eines französischen Autors, des Di\ Doulet, Gebrauch machen, welcher kürzlich eine unpartei- liche £tude critique (Paris, Henri Jouve, 1891), Sur l’etiologie du paludisme veröffentlicht hat. Nachdem dieser auseinander gesetzt hat, was er Thöorie italienne, Systeme M archiafava- Celli nennt, fährt er S. 68 ff. fort: On peut voir . . . que les id6es de Laveran et celles de M ar- chiafava et Celli sont loin de concorder. Ce qu’elles ont de commun, c’est qu’elles portent sur des formes dgalement vues de part et d’autre, savoir: formes libres dans le s6rum primitivement döcrites par Laveran: corps sphöriques aveG ou sans flagelles, flagelles libres, corps semi-lunaires, formes adhörentes ou incluses dans les Mmaties, corps en rosace de Golgi. Mais elles different en ce que les auteurs Italiens ont encore vu d’autres formes: formes pigmentees ä bord ondulö, formes pig- mentöes dans les divers etats de dösagrdgation jusqu’ä la formation des jeunes corpuscules, formes non pigmentdes en voie de Segmen- tation dans de capillaires c&ebraux, par exernple. Cependant, la difference ne serait pas grande s’il ne s’y ajoutait une interprötation, aboutissant a des rösultats opposes de part et d’autre. 1° Pour Laveran, le parasite parfait, c’est le flageile libre. Les corps sphöriques, petits ou grands, ne sont que des kystes, 618 Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress zu London. c’est-a-dire des sacs enfermaut le parasite. Pour les auteurs italiens, des corps flagelI6s ne sont que des formes d6g6n6ratives, steriles, nulleinent des kystes: les mouvements de ces Üagelles ne sont que des phdnomenes agoniques. 2° Pour Laveran, le parasite n’est pas endo-globulai re, tout au plus dans les premieres phases de son döveloppement est-il accol6 aux hömaties, mais ä l’6tat parfait il s’en d^tache pour vivre d’une vie propre dans le s6rum. 3° Pour les auteurs italiens, le parasite est essentielle in ent endo-globulaire: il uait et se developpe ä l’intbrieur du globule rouge: s’il en sort avant la sporulation il est sterile. . . . 4° Il est assez difficile de se faire une idbe sur l’opinion qu’ä Laveran du role des corps en rosace deGolgi: dans tous les cas ils ne sont pour lui que quelque chose d’accessoire. On voit au contraire, que les corps en rosace de Golgi sont le pivot de la th^orie Italienne: ils representent la phase de sporulation des h6matozoaires ä l’int6rieur des globules rouges : La sporulation est le criteriura de la vie des parasites, et de leurs chances de nuire: toutes les formes qui ne passent pas par la phase des corps en rosace sont steriles. 5° Le mode enfin de reproduction des hömatozoaires est different suivant que Ton consulte les ouvrages de Laveran ou des Italiens. Pour ces derniers nous venons de voir qu’ils n’admettent que la sporu- lation endoglobulaire : ou a vu que Laveran admettait la multipli- cation des corps sph6riques, soit par la Segmentation en trois ou quattre 616ments semblables mais de volume moindre, soit par la production de boules sarcodiques ä leur pbripherie. 6° Autaut il est facile de trouver toutes les phases successives du cycle evolutif dans les ouvrages des auteurs Italiens precites, autant la chose semble malaisöe ä la lecture des Oeuvres de Laveran. Yoyons la chose de pres: Quelle que soit la vari6te d’h6matozoaires, on a pour les Italiens les phases suivantes: 1° Corpuscules sph6riques endoglobulaires d’abord non pigment6s; 2° puis pigmentes en devenant plus volumineux; 3° ils suivent alors deux chemins diößrents: Les uns vont „sporuler“ et les sporules deviennent libres dans le plasma. Les autres ne subissent pas la sporulation, restent par consöquent steriles, mais continuent ä grandir, et tantöt deviennent libres dans le plasma (formes spheriques flagellees), tantot restent inclus dans les hematies qui continuent ä d6g6n6rer (corps en croissant). On voit donc Phomog6n6ite de la thöorie Italienne. Prof. Celli schloss damit, dass er sich glücklich schätze, diese Theorie jetzt von Allen, die sich mit der Malariaätiologie beschäftigen, trotz Laveran’ s Widerspruch, anerkannt zu sehen. Der Präsident hob in einem kurzen Schlusswort hervor, der Augenschein spreche zu Gunsten von Prof. Laveran’ s werthvollem Vortrage. M. Kirchner (Hannover). Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress zu London. 619 Als zweiter Gegenstand der Tagesordnung folgte ein Vortrag von Prof. Hueppe, Prag: „Ueber asiatische Cholera und Untersuchungen über den Kommabacillus“. Er beschrieb seine Kultivirung auf verschiedenen Nährböden und sein Verhalten unter verschiedenen Bedingungen, wobei er auch auf die von ihm angenommene Sporenbildung einging. Er zeigte dann, dass die Cholerabacillen bei aerobem Wachsthum auf unsern gewöhn- lichen Nährböden viel weniger Gift absondern, als man nach den schweren Erscheinungen, die die Krankheit beim Menschen hervorruft, erwarten sollte. Dies beruht seiner Ansicht nach darauf, dass die Cholera- bacillen im menschlichen Darme ein anaerobes Leben fristen. Und diese Ansicht führte ihn auf den Versuch, die Cholerabacillen auch künstlich anaerob zu züchten. Dies gelang vorzüglich im frischeu geschlossenen Hühnerei, in dem sie nicht nur gut wachsen, sondern auch so be- deutende Mengen von Choleratoxin absoudern, dass schon kleine Gaben davon in kurzer Zeit für Versuchsthiere tödtlich waren. Hueppe glaubt durch diese Entdeckung ein sehr wichtiges Glied, das in der Kette der Koch’schen Schlussfolgerungen noch fehlte, gegeben und damit die ätiologische Bedeutung des Kommabacillus ausser Zweifel gestellt zu haben. Prof. Klein , London legte dem gegenüber dar, dass seine Er- fahrungen mit Hueppe’s Anschauungen nicht im Einklänge ständen. Die Kommabacillen finden sich nicht immer in genügender Menge, um die Krankheitserscheinungen erklären zu können, fehlen zuweilen sogar gänzlich, wie sie z. B. Cunningham in 10 sehr sorgfältig untersuchten Fällen von Cholera vermisst habe. Auch würden bei Cholera nicht immer dieselben Bacillen gefunden. Cunningham habe 8 verschiedene Arten von Kommabacillen gezüchtet, die ihre Ver- schiedenheiten in den weiterhin angelegten Kulturen bewahrt hätten. Klein zeigte mikrophotographische Präparate derselben vermittelst des Projektionsapparates. Die Verschiedenheiten in ihrem Wachsthum seien auch bei Züchtung auf denselben Nährböden zu Tage getreten. Die Plattenkulturen , die Schnelligkeit der Verflüssigung etc. seien different. Endlich sind Kommabacillen auch in der Schleimhaut ge- sunder Affen und Meerschweinchen gefunden worden. Prof. Max Gruber, Wien: So gross die Formenunterschiede sind, welche die schönen Photogramme Cunningham’ s bei verschiedenen Vibrionenkulturen nachweisen , so ist dadurch doch nicht bewiesen, dass der Choleravibrio eine Mehrheit von Arten umfasse. Nur Die- jenigen haben Ursache, in Verlegenheit zu sein, welche die Formkon- stanz der Bakterien behaupten. Gerade die Vibrionen zeigen grosse Variabilität der Form, wie Büchner und ich für den Koch’schen und den Fi n k 1 er- P r io r’ sehen Vibrio nachgewiesen haben; und zwar nicht nur in Kulturen verschiedenen Alters, sondern auch bei verschiedenen Krankheitsfällen, Unterschiede, die sich durch sehr lange Zeit bei fortgesetzter Kultur erhalten. Trotzdem lassen sich diese verschiedenen Formen schliesslich in einander überführen. Hueppe’s Methode der Eikultur habe ich angewendet, in der Hauptsache mit 620 Neue Litteratur. demselben Resultat. In der That erzeugen die Choleravibrionen unter diesen Bedingungen reichlich Gift, und die mit der Eimasse infizirten Thiere gehen rasch zu Grunde. Hueppe hat meines Erachtens durch diesen Nachweis der Abhängigkeit der Giftwirkung von Anaerobiose einen wesentlichen Fortschritt in der Cholera- Aetiologie angebahnt. Bezüglich der Isolirung und Natur der Gifte kann ich die Angaben von Hueppe nicht ganz bestätigen; doch will ich hier darauf nicht eingehen. Dagegen möchte ich die Aufmerksamkeit der Versammlung auf die Präparate hinlenken, welche ich ausgestellt habe und welche von Meerschweinchen herrühren, die Hueppe’ sehe Reinkultur ins Peri- toneum erhalten hatten und in deren Körper die Choleravibrionen während des Lebens des Thieres zu massenhafter Wucherung gelangt sind. [Peritonealexsudat mit massenhaften Kommata, Sigmata und Schraubeu theils frei, theils in Phagocyten; Pleuraexsudat mit Vi- brionen; Bauchwand bis ins Unterhautzellgewebe von den Vibrionen nach Art der Anaerobiose durchwuchert; subkutanes Oedem mit Vi- brionen; Schenkelmuskulatur ebenso; Zwerchfell, der ganzen Dicke nach durchwuchert; Leber mit Wucherung von Vibrionen auf und im serösen Ueberzuge und tief ins Parenchym hinein.] In diesen Fällen haben die Choleravibrionen parasitisch gelebt. Eine parasitische Fort- züchtung von Thier zu Thier gelingt aber nur in beschränktem Masse. Mit dem Peritonäalexsudat des ersten Thieres konnte man ein zweites, von diesem aus manchmal noch ein drittes Thier tödten. Weitere Erfolge wurden niemals erzielt. Offenbar muss gleichzeitig mit den Vibrionen viel Gift einverleibt werden. Nur wenn durch das Gift die Organe geschädigt sind, vermag der Vibrio darin zu wuchern. — Hueppe hat bei seinen Versuchen von diesen Erscheinungen nichts gesehen. Seine Thiere gingen rascher zu Grunde als meine, die nie früher als 16 Stunden nach der Injektion starben. Vermuthlich rührt dies davon her, dass ich von Kulturen ausging, welche bereits durch Jahre im Laboratorium fortgezüchtet waren und daher nicht mehr volle Befähigung zur Gifterzeugung hatten. (Fortsetzung folgt.) Neue Litteratur züsammengestellt von De. Akthüe Wüezburg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Morphologie und Systematik. Dietel, P , Notes on some uredineae of the United States. (Journ. of Mycol. 1891. Vol. VII. No. 1. p. 42 — 43.) Hariot, P., Contributions ä la flore des ustilaginees et uredinees de l’Auvergne. (Rev. mycol. T. XIII. 1891. p. 117.) Hatch, J. L., A study of the bacillus subtilis. (Philad. hosp. reports. 1890. p. 255 —260.) Neue Litteratur. 621 Mangin, L., Sur la ddsarticulation des conidies chez Ies peronosporees. (Fin.) (Bullet. de la soc. botan. de France. T. XXXVIII. 1891. p. 232.) Smith, E. F., The black peach Aphis. 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Die Praxis des Chemikers bei Untersuchung von Nahrungsmitteln und Gebrauchsgegenständen, Handelsprodukten, Luft, Boden, Wasser bei bak- teriologischen Untersuchungen, sowie in der gerichtlichen und Harn-Analyse. Ein Hilfsbuch für Chemiker , Apotheker und Gesundheitsbeamte von Dr. Fritz Elsner. Vierte, umgearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 139 Abbildungen im Text. M. 9. — . Die Hauptthatsachen der Chemie. Für das Bedürfniss des Mediziners, sowie als Leitfaden für den Unterricht zusammengestellt von Erich Har- n a c k , Professor der Medizin an der Universität Halle a. S. Gebunden M. 2.—. Elemente der forensisch - chemischen Aiialyse. Ein Hülfsbuch für Studirende und kurzes Nachschlagebuch. Von Dr. Joseph Klein, Privatdozent und Lehrer der pharm, und anal. Chemie an der Technischen Hochschule zu Darmstadt. Mit 9 Holzschnitten. Gebunden M. 2. — . Kolorimctrie und quantitative Spektralanalyse in ihrer Anwen- dung in der Chemie. Von Prof Dr. G. Krüss in München und Dr. Hugo Krüss in Hamburg. Mit 34 Abbildungen im Text und 6 Tafeln. 1891. M. 8.—. Seit 1830 erscheint: Chemisches Centralblatt. Vollständiges Repertorium für alle Zweige der reinen und angewandten Chemie. Redaktion: Prof. Dr. Rud. Arendt in Leipzig. Wöchentlich eine Nummer. Jährlich 2 Bände. Preis des Bandes M. 30. (Enthält u. a. die ständigen Rubriken : Medizinische Chemie, Physio- logische Chemie, Hygiene und Nahrungsmittel-Chemie, Gährungschemie und Bakteriologie, Pharmazeutische Chemie.) j Prospekte und Probenummern unentgeltlich und postfrei 1 .81 .0*'; X Näner Verltlg+von J. P. Bergmann in Wiesbaden. Das Sputum und die Technik seiner Untersuchung von Dr. P. Kaatzer, Badearzt in Bad Rehburg. — — Dritte umgearbeitete und vermehrte Auflage. - Preis Mk. 2, — . Eine neue Behandlungsmethode der Tuberkulose von Dr. Max Schüller, Professor in Berlin. Preis Mk. 2,80. Die acuten LrapeDtziiniunp als InfectioDskrankheiten von Professor Dr. D. Finkler, Leiter der medizinischen Universitätspoliklinik, dirig. Arzt am Friedrich-Wiihelms-Hospital zu Bonn. Preis Mk. 13,60. Mikroskopisch-chemisches Institut von Dr. G. Münder in Göttingen. Bezugsquelle für sänuntliche Reagentien und Utensilien für Mikroskopie en gros, en detail. Preisliste franko und gratis. Signir-Apparat vom Pharxnac. J. Pospisil, Stefanau bei Olmiitz, unbezahlbar, z vurachriftsmäss. Signiren d. Standgefässe, Kasten, Preisnotizen etc. in schwarzer, rother u. weisser Schrift. Muster grat. u. frco. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Dr. Oscar Hertwig, 0. ö. Professor der Anatomie und Director des 11. Ana- tomischen Instituts der Universität Berlin, Ueber die Physiologische Grundlage der Tuberkuiinwirkung. Eine Theorie der Wirkungsweise bacillärer Stoffwechselproducte . — Preis : 80 Pfennige. Farbstoffe, Tinktionen & Reagentien für Mikroskopie und Bakteriologie gewissenhaft nach Angabe der Autoren. Dr. Gr. Grrübler. Leipzig, Bayerische Strasse. Physiolog. chem. Laboratorium. Preislisten gratis und franko. i' rominannsche Buchdruckerei (Hermann Hohle; in Jena. Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Get. Hot Prof. Br. LeacM rat Professor Dr. Loetfler ln Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. X. Band. -<^ Jena, 21. den November 1891. -0- No. 19. Preis — rr£ Zu beziehen für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände, durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. *«- Original -Mittheilungen. Beitrag zur Aetiologie der katarrhalischen Ohrentzündungen. Bakteriologische Beobachtungen von Dr. Arnoldo Maggiora, und Dr. Gruiseppe Gradenigo, beauftragtem Professor der Hygiene beauftragtem Professor der Ohrenheilkunde an der k. Universität zu Turin. Wir haben im verflossenen Jahre in einer Notiz x) die Resultate einer Reihe von Untersuchungen mitgetheilt, die wir in Fällen von chronischer oder sklerosirender katarrhalischer Ohrentzündung zu dem Zwecke veranstalteten, um festzustellen, ob diese Erkrankungs- formen von pathogenen Mikroorganismen abhängig seien oder nicht. In den Schlussfolgerungen unserer Arbeit haben wir uns , nachdem wir erkannten, dass wenigstens im trockenen Stadium der Ohrent- zündung diese nicht von einer mit Hülfe der gegenwärtigen Unter- 1) Centralblatt für Bakteriologie u. Parasitenk. Bd. VIII. 1890. S. 582. X. Bd. 40 626 Maggiora und Gradenigo, suchungsmittel nachweisbaren Infektion abhänge, zu der Annahme geneigt erklärt, dass dieselbe im akuten und subakuten Stadium doch von pathogenen Mikroorganismen abhängig sein könne, und wir hatten auf eine andere Reihe von Untersuchungen hingewieseu, die von uns zur Entscheidung der Frage angestellt wurden. Heute sind wir in der Lage, die von uns damals ausgesprochene Hypothese zu beweisen. Klinische Beobachtungen der neuesten Zeit haben ganz zweifellos erwiesen, dass das Mittelohr in der grossen Mehrzahl der Fälle in Folge eines infektiösen Prozesses erkrankt, der sich ursprünglich in der Nasen-Rachenhöhle abspielt und von hier durch die Eustachi- sche Ohrtrompete hindurch auf die Trommelhöhle übergreift. Bei den akuten und subakuten Formen ist in der Nasen-Rachenhöhle das Vorhandensein von entzündlichen Affektionen verschiedenen Cha- rakters nachweisbar: Hypertrophie der Schleimhaut der Nasen- muscheln, Stenosis der Nasenschleimhaut, adenoide Vegetationen in der Nasen-Rachenhöhle, Hypertrophie der Maudeln; bei den chroni- schen Formen lassen die Anamnese und die objektive Prüfung oft mit aller Wahrscheinlichkeit auf ähnliche vorangegangene Krankheitspro- zesse schliessen: Narben in der Nasenhöhle, trockene Rachenentzün- dung, Atrophie der Nasenmuscheln. Die Erkrankungen des Mittelohrs können vom klinischen Standpunkte aus in zwei Hauptgruppen unter- schieden werden; und zwar ist der eine von diesen hauptsächlich durch eiterige Sekretion mit schweren Symptomen lokaler und zu- weilen auch allgemeiner entzündlicher Reaktion charakterisirt, der andere hingegen zeichnet sich je nach den Stadien durch eiterig- schleimige oder einfach schleimige Exsudation oder durch den Mangel eines freien Exsudates aus. Die Symptome der entzündlichen Reaktion sind in der zweiten Gruppe gewöhnlich leicht oder fehlen ganz und die Kranken werden auf ihre Krankheit oft bloss durch die progressive Abnahme ihrer Hörschärfe aufmerksam gemacht. Die bakteriologischen Untersuchungen verschiedener Autoren haben mit Sicherheit festgestellt, dass die Erkrankungen der ersten Gruppe infektiöser Natur seien und dass das spezifische Agens verschieden sein kann; es handelt sich dabei bald um den Diplococcus von F raen- kel, bald um pyogene Staphylokokken oder um den Strepto- coccus. Diese Formen sind entweder in reiner Kultur vorhanden, oder sie sind anderen Formen beigemischt. Die Beobachtungen bezüglich der Aetiologie der zweiten Gruppe von Ohrentzündungen sind nach unserem Dafürhalten noch an Zahl sehr gering und auch unvollkommen. Scheibe1) und wir 2) erhielten negative Resultate; Kanthack3) hat in sieben Fällen von Exsudatansammlungen in der Trommelhöhle das Vorhandensein von pathogenen Mikroorganismen (Staph. pyoge- nes albus, Bacillus s a p r o g enes Rosenbach I, Diplococcus pneumoniae) nachgewiesen, obgleich die Erkrankung nicht zur 1) Zeitschrift f. Ohrenheilkunde. 188f. 2) Loc. cit. 3) Zeitschrift f. Ohrenheilkunde. Vol. XXI. 1890. S. 44. Beitrag zur Aetiologie der katarrhalischen Ohrentzündungen 627 Eiterung führte. Die Ursache dieser Differenz in den Resultaten muss wohl, nach unserer Meinung, darin gesucht werden, dass Scheibe eher Fälle von einfacher Tubenstenose und nicht von wirklicher Mittel- ohrentzündung untersuchte, dass wir uns hingegen, wie oben ange- deutet wurde, im vorigen Jahre bloss mit rein chronischen Formen beschäftigten, und schliesslich, dass Kan thack akute und subakute Fälle vor sich hatte. Die klinische Beobachtung erlaubte auch für diese Affektionen eine infektiöse Ursache ähnlich derjenigen anzunehmen, die bei den eiterigen Ohrentzündungen im Spiele ist. Hierfür sprechen die Fälle von eiteriger Ohrentzündung, welche als Komplikation einer vorhan- denen katarrhalischen Erkrankung auftreten, ferner das Vorhandensein von Entzündungen, die der Symptomatologie nach eine Art von Ueber- gang zwischen den beiden oben aufgestellten Gruppen repräsentiren und hauptsächlich die Erkrankungen der Nasen- Rachenhöhle, welche als Grundlagen für beide Erkraukungsformen erkannt wurden. Es ist wohl wahr, dass von verschiedenen Autoren auch in der Nasenhöhle gesunder Leute pathogene Mikroorganismen, und zwar speziell pyogene Formen — die eben öfters im Staube von Wohnungen Vorkommen — nachgewiesen wurden; es scheint uns aber, dass noch Niemand ihrem wirklichen Werthe nach die Bedeutung zu schätzen wusste, welche die Anwesenheit solcher Keime in der Nasenhöhle für die Aetiologie der Erkrankungen der eigentlichen Nasen-Rachenhöhle und des Mittelohres haben könnte. Nach diesen Betrachtungen lassen wir hier die Thatsachen folgen, welche sich aus unseren neuen Untersuchungen ergeben. Es lassen sich dieselben in 3 Kategorieen eintheilen: a) Bakteriologische Prüfung des Sekrets der Nasenhöhle, der Nasen-Rachenhöhle uud der Eu st ach i’schen Ohrtrompete in Fällen von akuter und subakuter katarrhalischer Mittelohrentzündung. b) Prüfung des Sekrets der Naseuhöhle, der Eustachischen Ohrtrompete und der Trommelhöhle, erhalten durch Paracenthese des Trommelfells in Fällen von katarrh. Mittelohrentzündungen. c) Prüfung des Sekrets von Wunden, welche konsekutiv nach galvanischer Kauterisation der Nasenschleimhaut entstanden sind. Die Untersuchungstechnik, welche wir bei Sammlung des Materials anwendeten, war dieselbe, welche schon in unserer vorhergehenden Arbeit1) angeführt wurde. Wir fügen nur hinzu, dass — wie es ja selbstverständlich ist — die Asepsis der Instrumente für die Para- centhese des Trommelfells mittels des Wasserdampfes und ohne Ge- brauch von antiseptischen Mitteln chemischer Natur bewerkstelligt wurde. Kategorie A. Erste Beobachtung. G., Giovanni, 44 J. alter Tischler. Seit vielen Jahren besteht pro- gressive Taubheit; beide Trommelfelle sind geröthet, nicht zurückgezogen; 1) Loc. cit. S. 584. 40 * 628 Maggiora und Gradenigo, die unteren Nasenmuscheln sind leicht hypertrophisch; chronische ka- tarrhalische Nasen-Rachenentzündung -vorhanden. Nasensekret: 8 ta p h y 1 o c o c cu s pyogenes aureus; Micro- coccus luteus; Micrococcus cinnabareus; Aspergillus glaucus. Ohrtrompete: Staphylococcus pyogenes aureus, 2 Kolonieen. Zweite Beobachtung. D. N., Lucia, 12 J. alt, Schneiderin. Litt seit ihrer frühesten Jugend häufig an Schnupfen; die Erscheinungen am Gehörorgane datiren seit vier Jahren und bestehen hauptsächlich in progressiver Taubheit und sub- jektiven Geräuschen ; bei der objektiven Prüfung sind Otitis media katarr., hypertrophische Rhinitis und polypenartige Granulationen — die hauptsächlich von der Schleimhaut der mittleren und unteren Nasen- muschel beider Seiten herstammten — nachweisbar ; ferner ist reichliche schleimig-eiterige Sekretion ohne Krustenbildung nachweisbar. Hörschärfe: Linkes Ohr: Uhr 35/50 0 und bei Kontakt; Plüstersprache , in der Nähe. Rechtes Ohr: Uhr a 5/ 5 0 o » Plüstersprache, in der Nähe. Nasensekret: Staphylococcus pyogenes albus; Saccha- romyces roseus; Micrococcus candicans. Ohrtrompete : Sta p hy lococcus pyogenes albus, 2 Kolonieen. Micrococcus candicans. Dritte Beobachtung. P., Giovanna, 16 J. alt, Schneiderin. Leidet seit ihrer Kindheit an Anginaanfällen von anscheinend kroupösem Charakter; im zwölften Lebens- jahre hatte sie Abdominaltyphus, und seit zwei Jahren bestehen pro- gressive Taubheit und subjektive Geräusche, ferner beträchtliche Hyper- trophie der Schleimhaut der unteren Nasenmuscheln auf beiden Seiten, Granulationen an der oberen Wand der Nasen-Rachenhöhle ; beide Trom- melfelle sind geröthet und mässig retrahirt. P. ist seit mehr als zwei Monaten in Behandlung, und zwar ist an ihr eine erhebliche Besserung nachweisbar. Rechtes Ohr: Hörschärfe 50/500 ; Plüstersprache auf 60 cm Entfernung. Linkes Ohr: Uhr 10/600, Flüstersprache, in der Nähe. Nase: Staphylococcus pyogenes albus; Staphylococ- cus cereus albus; Proteus vulgaris; Diplococcus citreus liquefaciens; Micrococcus fluidificans albus1), Oidium albicans. Ohrtrompete: Staphylococcus cereus albus, 2 Kolonieen; Micrococcus fluidificans albus. Vierte Beobachtung. A., Teresa, 10 J. alt, Schülerin. Leidet an recidivirenden Otorrhöen auf beiden Seiten. Es besteht gegenwärtig eine katarrhalische Mittel- ohrentzündung beiderseits und starke Retraktion des Trommelfells. P. leidet oft an Nasenblutung, an Angina lacunaris mit Pieber, und 1) Maggiora, Contributo allo Studio dei microfiti della pelle umana normale. (Giornale della R. Societä Italiana d’Igiene. 1889.) Beitrag zur Aetiologie der katarrhalischen Ohrentzündungen. 629 Kopfschm erzen. Die Hörschärfe ist auf beiden Seiten über 5 Meter für Flüstersprache. Die unteren Nasenmuscheln sind wenig entwickelt, nicht geröthet; es besteht chronische Rachenentzündung, die Tonsillen — namentlich aber die rechte — sind yergrössert. Nase: Micrococcus candidus; Bacillus albus; Micro- coccus roseus; Sarcina lutea. Ohrtrompete: 2 Kolonieen von Mic rococcu s candidus. Nichts Pathogenes. Fünfte Beobachtung. T., Rosa, 28 J. alte, wohlhabende Frau. Yor 8 Jahren hatte sie einige Monate lang Schnupfen, der dann chronisch wurde; leidet gegen- wärtig an schweren fieberhaften katarrhalischen Angina-Anfällen, seit 5 Jahren an beiderseitigen subjektiven Geräuschen. Es sind, abgesehen von einem gewissen Grade von Hypertrophie der unteren Nasenmuscheln, keine namhaften Störungen in der Nasen-Rachenhöhle vorhanden; die Trommelfelle sind opak und mässig retrahirt. Uhr wird bloss bei Kon- takt gehört, Flüstersprache beiderseits auf 40 cm; die Prüfung des Se- krets der Nasenhöhle und der Ohrtrompete ergibt mit Bezug auf patho- gene Formen negatives Resultat. Sechste Beobachtung. B., Gioconda, 15 J. alt, Dienstmädchen. Links Taubheit seit unge- fähr 6 Jahren, rechts angeblich 6eit wenigen Tagen; adenoide Vegeta- tionen in der Nasen-Rachenhöhle, Hypertrophie der Schleimhaut an beiden unteren Nasenmuscheln; rechterseits sind Zeichen einer subakuten katarrhalischen Mittelohrentzündung vorhanden ; ebenso, aber von ge- ringerer Dauer, links, nebst namhafter Verminderung der Hörschärfe. Nichts Pathogenes. Siebente Beobachtung. M., Giulia, 20 J. altes, wohlhabendes Frauenzimmer. Seit 6 Jahren bestehen subjektive Geräusche an beiden Ohren ; Hörschärfe beiderseits 50 cm, für Flüstersprache. Nase: S ta p h y 1 o coc cus pyogenes albus; Bacillus albus; Bacillus fluidificans parvus1); Micrococcus can- dicans; Micrococcus cinnabareus; Sarcina alba. Ohrtrompete: 3 Kolonieen von Staphylococous pyogenes albus; Micrococcus candicans. Achte Beobachtung. F., Giulio, 32 J. alt, Advokat. Leidet seit mehreren Jahren an chronischem Schnupfen mit Asthmaanfällen, an Kopfschmerzen und sub- jektiven Ohrgeräuschen. Die Hörschärfe ist beiderseits leicht vermindert; die Trommelfelle sind retrahirt, nicht opak, Rachenschleimhaut stark ge- röthet. Im Inhalte der Nasen-Rachenhöhle und der Ohrtrompete sind nur Saprophyten vorhanden. 1) Maggiora, loco citato. 630 M a g g i o r a und Gradenigo, Neunte Beobachtung. R., Giulio, Hörer der Medizin. Seit einigen Jahren Symptome von subakuter katarrhalischer Mittelohrentzündung und katarrhalische Nasen- Rachenentziiudung vorhanden. Flüstersprache links 2 m, rechts 4 m. Nase: Staphylococcus pyogenes albus; Merismo- paedia a ur a n ti a ca *) ; S a r c i n a 1 u t e a; B a ci 1 1 u s f lu o r e s c en s putidus; Aspergillus glaucus. Ohrtrompete: Staphylococcus pyogenes albus, 3 Kolo- nieen ; Bacillus fluorescens putidus, 2 Kolonieen. Kategorie B. Prüfung des Sekrets der Nase, des Inhalts der Ohrtrompete und der Trommelhöhle. Zehnte Beobachtung. R., Margherita, 34 J. alt, Krankenwärterin, leidet an recidivirender Angina tonsillaris; vergangenen Winter hatte sie Schmerzen am linken Ohre, ohne Otorrhöe; seit 20 Tagen bestehen solche rechterseits. Gegenwärtig ist das Trommelfell rechts ein wenig geröthet, nicht per- forirt (subakute katarrh. Mittelohrentzündung); Hörschärfe für Flüster- sprache beiderseits über 5m; es wurde die Paracenthese ausgeführt, und es entleerte sich eine Schleimflocke, von welcher Kulturen bereitet wurden; nach zwei Tagen klagte P. auch über Schmerzen auf der linken Seite ; das Trommelfell ist hier nicht geröthet ; es wurde auch hier die Paracenthese gemacht und eine sterilisirte Platinschlinge in die Trommel- höhle geleitet, um etwas von deren Sekret aufzufangen. Nase: Fast reine Kultur, reich an Staphylococcus pyo- genes aureus. Ohrtrompete. Rechtes Ohr, Trommelhöhle Staphylococcus pyogenes aureus; eine Art von Bacillus subtilis. Linkes Ohr. Staphylococcus pyogenes albus; Micro - coccus fluidificana albus; Micrococcus candicans. Elfte Beobachtung. B., Giovanni, 32 J. alt, Mechaniker, leidet seit einigen Jahren an progressiver Taubheit. Bei der funktionellen Hörprüfung bietet er Zeichen katarrh. Mittelohrentzündung und gleichzeitig von professioneller Otitis interna. Beide Trommelfelle sind opak und leicht retrahirt. Es besteht katarrh. Nasen-Rachenentzündung mit bedeutender Hyper- trophie der vorderen Enden drr unteren Nasenmuscheln. Sekret d< r Nasenhöhle : Staphylococcus pyogenes aureus, bloss 3 Kolonieen; eine Art von Bacillus subtilis, Micrococ- cus roseus; Micrococcus citreus conglomeratus. — Drei Kolonieen von Micrococcus citreus conglomeratus. Linksseitige Trommelhöhle: Eine Kolonie von Micrococcus citreus conglomeratus; zwei Kolonieen von Micrococcus fluidificans albus. 1) Maggiora, loc. cit. Beitrag zur Aetiologie der katarrhalischen Ohrentzündungen. 631 Zwölfte Beobachtung. B., Anna, 23 J. alt, Modistin. Leidet oft an fieberhafter Angina tonsillaris. Es besteht katarrh. Nasen - Rachenentzündung mit Hyper- trophie der Nasenmuscheln in ihrem unteren Abschnitte ; ungefähr seit einer Woche klagt sie über Taubheit und Schmerzen am rechten Ohre; Trommelfell retrahirt, leicht geröthet, sein hinteres Segment erscheint gelblich in Folge katarrh. Exsudatansammlung in der Trommelhöhle. Nase: S t a p h y 1 o c o c c us pyogenes aureus; Micrococ- cus fluidificans albus; Bacillus epidermidis; Proteus vulgaris; Bacillus fluidificans parvus. Ohrtrompete: Zwei Kolonieen von Staphylococcus pyog. aureus; Bacillus fluidificans parvus. Trommelhöhle: Staphylococcus pyogenes aureus. Dreizehnte Beobachtung. P., Angelo, 18 J. alt, Täschner, klagt über Taubheit seit einigen Jahren; gegenwärtig besteht katarrh. Nasen-Rachenentzündung ; die Ton- sillen und die unteren Nasenmuscheln sind hypertrophisirt, beide Trom- melfelle leicht gelblich und nicht retrahirt. Uhr bloss rechts, bei Kon- takt mit der Regio praeauricularis, Elüstersprache auf gar keiner Seite gehört; Konversationssprache in der Nähe links, rechts auf 1,50 m. Rachen und Nase: 5 Kolonieen von Staphylococcus pyogenes albus; Bacillus luteus putidus1); Micrococcus albus fluidificans; Saccharomyces roseus; Micrococcus candican 8; Mucor mucedo. Ohrtrompete und Trommelhöhle: Staphylococcus pyogenes albus; Micrococcus candican s. Kategorie C. Prüfung des Sekrets von Wunden, die konsekutiv nach galvanokaustischer Aetzung der Nasenschleimhaut entstanden sind. Wir haben bei intranasalen Operationen in Fällen von Nasen- Rachenentzündung und katarrh. Ohrentzündung beobachtet 2), dass sich die mit der kalten Schlinge und mit dem galvanokaustischen Messer gemachten Wunden zuweilen durch Bildung von Pseudomem- branen und eines eiterigen Exsudats kompliziren. Diese Komplikationen können sich auch dann manifestiren, wenn die Instrumente mit Sicherheit sterilisirt, und zuweilen auch dann, wenn die zu operirende Region vor dem operativen Akte so gründ- lich wie möglich desinfizirt wurde. Wir zitiren einige von unseren Beobachtungen : Ps e udomem b r a ne n. Vierzehnte Beobachtung. Pseudomembran von einem Mädchen, das mit chronischer katarrh. Nasen-Rachenentzündung behaftet war, 24 St. nach der Operation : 1) Maggiora, loc. cit. 2) Maggiora und Gradenigu, Bakteriologische Beobachtungen über Kroupmem- branen auf der Nasenschleimhaut nach galvanokaustischen Aetzungen. (Centralbl. f. Bakter. u. Par. Bd. VIII. S. 642.) 632 M a g g i o r a und Gradenigo, S tap h y 1 o co c cus pyogenes albus; Bacillus fluidifi- cans parvus; eine Art von Bacillus subtilis; Micrococcus oandicans. Fünfzehnte Beobachtung. Pseudomembran von einer Frau mit trockener Ohr- und katarrh. Nasenentzündung: S taphy lo co cc us pyogenes albus. Sechzehnte Beobachtung. G. G., Hörer der Medizin. Subakute katarrh. Mittelohr- und Nasen- Rachenentzündung. Pseudomembran nach 24 Stunden: Stap hylo- coccus pyogenes aureus in fast reiner Kultur. Siebzehnte Beobachtung. Ausgedehnte Pseudomembran von einem 16 J. alten Mädchen mit katarrh. Ohr- und Naseneuer durch folgenden Apparat erzielen, bei welchem Luftdruck als treibende Kraft wirkt. Als Grundlage dient eine Blechflasche (besser wäre die Herstellung aus Glas oder Porzellan), welche am Boden ebenso wie der oben beschriebene Apparat mit zahlreichen, nicht zu kleinen Löchern versehen wird. Ueber den Boden wird gleichfalls eine Lage Filtrirpapier und doppelte Lage entfetteten Mulls gelegt und durch ein Gummiband befestigt. Der Flaschenhals trägt einen durchbohrten Stöpsel, durch welchen ein nicht zu weites Glas- rohr bis fast unmittelbar zum Boden der Flasche herabreicht, welches oben durch eiu Stück Gummirohr mit einem kleineren Trichter ver- bunden ist. Nach Anfeuchtung der Filterlagen wird Gelatine durch den Trichter eingegossen. Sobald eine dünne Schicht der zu filtriren- deD Gelatine den Boden bedeckt, drückt die in der Flasche nun gänz- lich abgesperrte Luft, welche unter dem Druck der in dem Glasrohr enthaltenen Flüs- sigkeitssäule steht und zudem noch in Folge der Erwärmung der Gefässwände , sowie direkt von unten durch die heisse Gelatine sich ausdehnt, auf die ganze Oberfläche der im Apparat enthaltenen Gelatine und treibt sie rasch durch das Filter. Zu be- achten bleibt, dass man den Druck nicht zu rasch durch unausgesetztes Nachgiessen steigert, da er sonst so heftig werden kann, dass die Filterlagen sammt Gummiring ab- gerissen werden. Nach ganz kurzem Ge- brauch des Apparats gewinnt man durch das Gehör an der Stärke des Gelatiueab- strömens einen Massstab, in welchem Grade man Gelatine durch den Fülltrichter zu- giessen darf. In etwa 5—7 Minuten kann man 1 1 5 °/0igc Gelatine klar filtriren. Bei Anfertigung des Apparats aus Glas hat man den Vortheil, dass man die Stärke des Drucks auch mit dem Auge nach der Höhe der eingegossenen Schicht beurtheileu kann. In beiden beschriebenen Apparaten wird die ablaufende Flüssigkeit durch einen ge- wöhnlichen Glastrichter in das zur Auf- nahme bestimmte Gefäss geleitet. Fig. 3. V Kluge, Chemotaktische Wirkungen des Tuberculins auf Bakterien. 661 3) Die einfachste Injektions- und Aspirationsspritze. Ein Glasrohr wird an einem Ende zu einer Spitze ausgezogen, am andern mit einem Wattepfropf versehen, durch trockene Hitze sterilisirt und im Gebrauchsfalle am hintern Ende mit einem etwa x/4 m langen Stück Gummirohr von dünner Wandstärke versehen. Wenn man nun das Glasrohr an der Gummiansatzstelle mit der linken Hand hält und die Spitze in die aufzunehmende Flüssigkeit eintauchen lässt, sodann aber mit rechtem Zeigefinger und Daumen vom Glas- rohr weg den Gummischlauch unter gleichzeitigem Zusammendrücken auszieht, so wird die Flüssigkeit schnell in das Rohr eingesogen. Bei der Injektion macht man dieselbe Bewegung am Gummischlauch in entgegengesetzter Richtung. Chemotaktische Wirkungen des Tuberculins auf Bakterien. [Aus Marpmann’s Hygienischem Laboratorium in Leipzig.] Von R. Kluge in Leipzig. Durch die Pf eff er’sche Untersuchung über die chemotaktischen Bewegungen der Mikroorganismen angeregt, wurden folgende Versuche mit Tuberculinlösungen angestellt. Pfeffer fand, dass verschiedene chemische Verbindungen auf die Bewegung anderer Organismen in ganz charakteristischer Wreise einwirkten. Pf. füllte Kapillarröhrchen mit den zu untersuchenden Lösungen, schmolz die Röhrchen an einem Ende zu und legte sie in Flüssigkeiten, welche Mikroorganismen enthielten. Nach einiger Zeit zeigte sich, dass je nach der Anziehungskraft der chemischen Ver- bindungen entweder Organismen in grosser Zahl, oder nur vereinzelte, oder gar keine Organismen in den Röhrchen vorhanden waren. Diese Versuche wurden zuerst von M assart und Bordet und später von Gabritschewski, Büchner und A. Schmidt auf die Leukocyten im thierischen Organismus ausgedehnt und erweitert. Aehnliche Versuche in Bezug auf die Leukocyten stellten Leber, Metsch n i k off, Lubarsch, Hess und Andere an. Durch die neusten Versuche von A. S c h mi d t wurde festgestellt, dass das Pyocyaneus protein selbst in Verdünnungen im Verhältniss von 1 : 3000 noch deutlich positiv chemotaktisch auf Leukocyten wirkte. Die nachstehenden Versuche mit Tuberculinlösung und einer ge- mischten Kultur von Spirillen und verschiedenen Bacillen wurden von mir angestellt, um zu sehen: 662 Kluge, 1) In welcher Weise und nach welcher Zeit die Einwanderung der einzelnen Bakterien stattfand. 2) Um nachzuweisen, ob durch das Aufsteigen der Bakterien in den Röhrchen eine Trennung der einzelnen Spezies möglich wäre. Um zu beweisen, dass das Aufsteigen der Bakterien nicht durch Diffusion der beiden Flüssigkeiten vor sich ging, wurden Kapillar- röhrchen mit einer Lösung von übermangansaurem Kalium gefüllt, an einem Ende zugeschmolzen und in eine bakterienfreie spirituöse Flüssigkeit gesetzt; es zeigte sich, dass Diffusion nur in äusserst ge- ringem Grade stattgefunden hatte, denn nach Verlauf von acht Tagen war die Lösung nur im untersten Theile des Röhrchens entfärbt; bakterienhaltende Flüssigkeiten entfärbten das übermangansaure Kalium nach einigen Tagen erst bis nur Höhe von V2 cm. Erster Versuch. Zur Ausführung dieses Versuches wurden Kapillarröhrchen von 3 — 5 cm Länge mit einer durch eine M a r pma n n’sche Filterzelle filtrirten 1 °/0 Lösung von Tuberculin gefüllt, an einem Ende zuge- schmolzen und in eine gemischte Kultur, bestehend aus Bacillus aquatilis Weichselbaum, Bacillus subtilis, Bacillus lactis acidi Hueppe und einer neuen halbkreis- förmigen Spirille gelegt. Es fanden sich nach Verlauf von einer Stunde nur einzelne Stäbchen des Bacillus aquatilis in den Röhrchen. Nach Verlauf von 2 — 5 Stunden fanden sich dieselben Bacillen in steigender Anzahl und erst nach sechs Stunden waren auch die übrigen in der Kultur vorhandenen Spaltpilzspezies eingewandert. Man sieht aus diesem Versuch, dass das Tuberculin auf die genannten Spaltpilzarten positiv chemotaktisch einwirkt und ausserdem, dass die verschiedenen Arten der Bakterien auf noch nicht aufgeklärte Weise verschieden schnell in die Röhrchen einwanderten. Merkwürdiger Weise fanden sich die wenig beweglichen Spaltpilze zuerst in den Röhrchen vor. Zweiter Versuch. Zu diesem Versuche wurden Kapillarröhrchen von 30-50 cm Länge gewählt, mit einer, wie oben angegeben, filtrirten 0,1 °/0 Lösung von Tuberculin gefüllt, an einem Ende zugeschmolzen und in die ge- mischte Kultur gestellt. Nach Verlauf von 7 Stunden wurde das erste Röhrchen im Ab- stand von 5 zu 5 cm in der Weise untersucht, dass die in den 5 cm langen Röhrchen befindliche Tuberculinlösung auf einem Deckgläschen gesammelt, nach dem Eintrocknen gefärbt und in Cedernöl unter- sucht wurde. Es fanden sich in der Höhe von 5 cm sämmtliche in der Kultur vorhandenen Bakterien, 10 „ Bacillus aquatilis mit vereinzelten Stäbchen von Bacillus lactis acidi, nur wenige Stäbchen von Bacillus aquatilis, 15 20 25 30 "} keine Bakterien. Chemotaktische Wirkungen des Tuberculins auf Bakterien. 663 Nach 48 Stunden wurden zur Kontrolle zwei Röhrchen mit über- einstimmendem Resultat untersucht. Es fanden sich in der Höhe von 5 cm sämmtliche Bakterien, Bacillus lactis acidi und Bac. aquatilis, 10 15 20 25 30 35 40 45 50 nur Bacillus aquatilis, keine Bakterien. Diese Versuche beweisen, dass wir in dem Tuberculoprotei'n einen sehr stark positiv chemotaktisch wirkenden Körper besitzen, der die verschiedensten Spaltpilze stark anzieht. Durch eiueu weiteren Versuch wurde nachgewiesen , dass die Leukocyten des Frosches in derselben Weise beeinflusst werden. Einem grossen Frosch wurden zwei Kapillarröhrchen mit 0,1 °/0 Tuberculin- lösung unter die Rückenhaut gebracht und wurde durch Untersuchung der Röhrchen festgestellt, dass die Leukocyten in grosser Anzahl schon nach einer Stunde eingewandert waren. Diese Versuche beweisen ausserdem, dass wir in der Chemotaxis ein Mittel besitzen, um verschiedene Bakterien mehr oder weniger in den Flüssigkeiten anzusammeln. Hat man eine gemischte Kultur mit grossen Mengen einer Spezies und wenigen Exemplaren einer anderen Spezies, so dürfte eine Platten- kultur unter Umständen die vereinzelt vorhandenen Exemplare nicht zur Entwickelung bringen. Für solche Fälle ist die Kapillarröhrenkultur zu empfehlen. Salomonsen, der schon im Jahre 1877 ähnliche Versuche auge- stellt hat, glaubte in den Kapillarröhrchen direkt Reinkulturen er- halten zu haben. Selbstverständlich genügen die älteren Versuche den heutigen Ansprüchen nicht mehr, es ist aber nicht zu leugnen, dass die ge- eignete Anordnung einer derartigen Kultur von verschiedenen Er- folgen begleitet sein muss, denn durch Plattenkulturen von verschie- denen Röhrchenabschnitten wurden auf einer Platte fast nur Bac. lactis acidi, auf einer anderen fast nur Bac. aquatilis er- halten. Man kann also mit Hülfe der Kapillarröhrchen-Plattenkulturen die einzelnen Spaltpilzarten bequem trennen. Weitere Versuche lassen hoffen, dass man mit Hülfe der Kapillar- röhrchenkultur die sonst nicht kultivirbaren Spirillen züchten kann. Leipzig, 11. 10. 1891. 664 Trombetta, Die Fäulnissbakterien und die Organe und das Blut ganz gesund getödteter Thiere. [Aus dem hygienischen Institut der Universität Berlin1).] Von Dr. Sergi Trombetta in Messina. Die epochemachenden Untersuchungen von L. Pasteur haben bewiesen, dass die Fäulniss von der Entwickelung einiger Bakterien abhängig ist. Dieselbe hängt auch von der Feuchtigkeit, Temperatur und Anwesenheit des Sauerstoffes ab. Die Fäulniss findet nach dem Tode statt, und die Bakterien, welche sie hervorrufen, stammen grösstentheils aus dem Darmkanal, breiten sich durch dessen Wände aus, vermehren sich, dringen in die Organe, das Blut und die Gewebe ein und verursachen alle jene Erscheinungen , die wir mit dem Namen „Fäulniss“ bezeichnen. Sie tritt also nach dem Tode ein, und wir sagen, dass die Fäulniss schon begonnen hat oder aus- gebreitet ist, entsprechend den grösseren oder geringeren Veränderungen, die wir mit blossem Auge in den Geweben, dem Blute und den Organen finden. Dass diese Mikroorganismen während des Lebens im Blute und den Organen nicht vorhanden sind und erst nach dem Tode dahin gelangen, ist von Hauser (25), W. Zahn (28), J. v. Fodor (32) erwiesen worden. Es bleibt also zu bestimmen, zu welchem Zeit- punkte diese Einwanderung beginnt, wie lange Zeit nach eingetretenem Tode Blut und Organe von Fäulniss befreit bleiben. Zu bestimmen, wann die Einwanderung erfolgt, wird um so wichtiger erscheinen, wenn man berücksichtigt, dass diese kleinen Organismen pathogenetisch und biologisch mit anderen Bakterien verwechselt werden können. Wir können zum Beispiel in dem Falle sein, Organe und Blut zu untersuchen und Bakterien darin zu finden, die mit dem Krankheitsprozesse nichts zu thun haben, und erst nach dem Tode, der eingetretenen Fäulniss wegen, da Vordringen. Um diesen Fehler zu vermeiden, ist es nöthig, zu bestimmen, wie lange nach dem Tode Organe und Blut von Fäulnisskeimen frei bleiben. Die nachstehenden Fragen nun soll die vorliegende Arbeit lösen: Gibt es einen Zeitpunkt, bis zu welchem man sagen kann, dass weder die Organe noch das Blut von den Mikroorganismen der Fäulniss heimgesucht sind? Und welches ist dieser Zeitpunkt bei den verschiedenen Thieren? 1) Ich ergreife diese Gelegenheit, dem Herrn Geheimrath Prof. R. Koch, sowie den Herrn Stabsärzten Pfeiffer und Behring meinen wärmsten Dank auszusprechen für die mir zur Zeit meines dortigen Aufenthaltes erwiesenen Freundlichkeiten. Fäulnissbakterieu, Organe und das Blut ganz gesund getödteter Thiere. 665 Haben Temperatur, das Gewicht uud Volumen des Thieres dabei «inen Einfluss? Um diese Fragen zu beantworten, experimentirte ich mit Mäusen, Ratten und Kaninchen, Thieren, die vorzugsweise in den bakteriologischen Instituten angewandt werden. Das Verfahren ist das folgende gewesen: Jedes Thier wurde durch Schläge auf den Kopf getödtet und nachher während einer gewissen Zeit bei Brut- oder Zimmertemperatur oder im Eisschranke aufbewahrt. Es wurde zunächst sezirt und vom Blute und den Organen wurden Agar- Stichkulturen angelegt. Ein Blick auf die folgende Tabelle genügt, um eine deutliche Idee des ganzen Verfahrens zu geben. Ich hielt es für überflüssig, den Tabellen die Kontrollversuche hinzuzufügeu. Das Zeichen (+) bedeutet, dass die Kultur eine positive, das Zeichen ( — ) dagegen, dass sie eine negative gewesen ist. Tabelle I. Getödtete und bei Zimmertemperatur gelassene Mäuse. No. Zeit der Sektion nach dem Tode Agar-Stich- kultur aus Blut Leber Milz Niere Lunge 1 32 St. 11 + + + -1- + 2 30 ,, 11 — + -1- + + 3 28 „ 11 — — — — + 4 26 „ 11 — — — — — 5 24 „ 11 — + + + — 6 22 „ — — — + — 7 20 „ 11 — + + — + 8 19 „ 11 — — — Tabelle II. Getödtete und im Eisschranke 1) gelassene Mäuse. No. Zeit der Sektion nach dem Tode Agar-Stich- kultur aus Blut Leber Milz Niere Lunge 1 29 St. 11 + + + + 2 27 „ 11 + + + + + 3 26 „ 11 — — + + 4 25 ,, 11 — — + — 5 24 „ 11 — 4- + — 6 23 „ — — + — 7 22 „ — — — — — *) Unter Eisschrank verstehe ich einen solchen , wie er in den bakteriologischen Instituten in Deutschland angewandt wird, dessen Temperatur zwischen 0° uud 4° variirl. 666 Trombetta, Tabelle III. Getödtete und im Brutschränke gelassene Mäuse. No. Zeit der Sektion nach dem Tode Agar-Stich- kultur aus Blut Leber Milz Niere Luuge 1 8 St. n + + + + + 2 7 „ — + + — + 3 67* „ >> — + + — — 4 G „ j» + + — — — 5 57* » — f + — — 6 ^ 1) ” — Tabelle IV. Getödtete und bei Zimmertemperatur gehaltene Ratten. No. Zeit der Sektion nach dem Tode Agar- Stich- kultur aus Blut Leber Milz Niere Lunge 1 24 St. >> + + + + + 2 22 „ » J + + + + + 3 21 „ — + + — — 4 20 ,, J» + — + + + 5 19 „ n — — + — — 6 187* .» n — + + — — 7 18 „ >> — — — — Tabelle V. Getödtete und im Eisschranke gehaltene Ratten. No. Zeit der Sektion nach dem Tode Agar-Stich- kultur aus Blut Leber Milz Niere Luuge 1 29 St. 5» + + + + + 2 27 „ >> — + 4- + — 3 2G „ + + + + + 4 25 „ » — — — — — 5 23 „ 5> — — — — + 6 21 „ — — — — + 7 20 „ »» — — — — — Tabelle VI. Getödtete und bei Bruttemperatur gelassene Ratten. No. Zeit der Sektion nach dem Tode Agar-Stich- kultur aus Blut Leber Milz Niere Lunge 1 7 St. r> + + + — + 2 67* „ — + + — *r 3 G »> — — + — — 4 57* » >» — — + — — 5 ^ »> >> — — — — Fäulnissbakterien, Organe und das Blut ganz gesund getödteter Thiere. 667 Tabelle VII. Getödtete und bei Zimmertemperatur gelassene Kaninchen. No. Zeit der Sektion nach dem Tode Agar-Stich- kultur aus Blut Leber Milz Niere Lunge 1 26 St. »1 — + + — + 2 22 „ ft — — — — — 3 21 »» — — — — — 4 19 „ ft + + -1- — + 5 17 „ ff — + + + + 6 «7. „ ff + + — — — 7 16 ., ff — — Tabelle VIII. Getödtete und bei Eisschranktemperatur gelassene Kaninchen. No. Zeit der Sektion nach dem Tode Agar-Stich- kultur aus Blut Leber Milz Niere Lunge 1 24 St. ff + 2 23 „ — — — — 3 22 „ ff — — + — — 4 21 „ ff — — + — — 5 20 „ ff — — — — — Tabelle IX. Getödtete und bei Bruttemperatur gehaltene Kaninchen. No. Zeit der Sektion nach dem Tode Agar-Stich- kultur aus Blut Leber Milz Niere Lunge 1 9 St. ff + + + + + 2 ^ V ft + + + + + 3 67* .. ff + + + — — 4 6 » ft — — — — — Wenn wir nun die vorige Tabelle in eine einzige resumiren wollen, so ergeben sich die folgenden Ziffern: bei Zimmer- temperatur b. Eisschrank- temperatur bei Brut- temperatur für die Mäuse . . 19 St. 22 St. 5 Sf. für die Ratten . . 18 „ 20 „ 5 für die Kaninchen 16 „ 20 „ 6 „ Man schliesst daraus : 1. Es gibt eine Grenze, unter welcher das Blut und die Organe ganz gesund getödteter Thiere frei von Fäulnissbakterien bleiben. 2. Diese Grenze ist nach den Beobachtungen für die Mäuse: a) bei Zimmertemp. 19 St. nach dem Tode; bei Eisschranktemp. 22 St. ; 668 Trombetta, c) bei Bruttemp. 5 St. Für die Ratten : a) bei Zimmertemp. 18 St. ; b) bei Eisschranktenip. 20. St. ; c) bei 35° 5 St. Für die Kaninchen : a) bei Zimmertemp. 16 St; b) bei Eisschranktemp. 20 St.; c) bei 35° 6 St. 3. Diese Grenze gilt für die Aerobien und die ganz gesund ge- tödteten Thiere. Dass Anaerobien nach dem Tode in das Blut und die Organe gelangen, ist seit lange festgestellt worden; aber diese haben keine pathogene Bedeutung. Ebenso beschleunigen einige Krankheiten den Fäulnissprozess; andere dagegen hemmen denselben bedeutend. 4. Die Eisschranktemperatur verzögert die Einwanderung der Fäulnissbakterien in sehr geringer Weise, die Bruttemperatur be- schleunigt sie sehr. 5. Der Fäulnissprozess ändert sich mit der Grösse des Thieres, aber nicht im Verhältniss mit derselben; die Mäuse erhalten nur während der ersten 19 St. Blut und Organe frei von Fäulnissbakterien, und diese Grenze vermindert sich wenig bei Ratten, 18 St., noch weniger in Verhältniss der Grösse des Thieres bei Kaninchen, 16 St. So verhält es sich bei Zimmertemperatur. Fast das Gleiche gilt bei Eisschranktemperatur. Bloss bei Bruttemperatur tritt die Fäulniss in den kleinen Thieren rascher auf; die Verschiedenheit ist trotzdem keine bedeutende. 6. Die Fäulniss tritt unregelmässig auf. Bald sind die Abdominal- Organe zuerst von den Bakterien ergriffen, während das Blut von denselben frei bleibt (Tab. I). Unter den Organen ist bald die Milz zuerst zersetzt, bald ist es die Leber, bald Milz, Leber und Niere zugleich; zuweilen auch Organe und Blut gleichzeitig. Manchmal kann man auch zuerst in der Lunge das Vorhandensein von Mikro- organismen konstatiren. Es ist also wahrscheinlich, dass diese sich in derselben schon während des Lebens einfanden (28). Das Blut ist bloss ein einziges Mal als letztes von der Fäulniss ergriffen worden. 7. Die Thiergattung übt auf den Prozess der Fäulniss keinerlei Einfluss aus. Litteratur. 1) Pasteur, M. L., Recherches sur la putrefaction. (Compt. rendus. 1863. I. semestre. p. 1193.) 2) Hallier, E., Gährungserscheinungen. Ueber Gährung, Fäulniss und Verwesung mit Berücksichtigung der Miasmen und Kontagien sowie der Desinfektion. (Jahresberichte f. d. gesammt. Med. 1866. I.) 3) Reichardson, Joseph G., Experiments showing the occurence of vegetable organisms in human blood. (American Journal of med. sc. — Jahresb. f. die gesammt. etc. 1868. I. p. 205.) 4) Bettelheim, Carl, Ueber bewegliche Körperchen im Blute. (Wiener med. Presse. No. 13.) 5) Bechamps, A. etEstor, A., De'l’origine et du developpement des bacteries. (Compt. rend. LXVI. No. 181.) 6) Bennett, J. H., The atmospheric germs theory. (Edinb. med. Journ. Vol. XIII. p. 811.) 7) Fenger, E., Om det Virksomme ved Gyäringen Forraadnelsen og visse Arter of Sigdomssmitte. (Higieiniske Meddelelser. V. Bd. p. 127.) 8) Hoppe-Seyler, Ueber Fäulnissprozess und Desinfektion. (Med. Chem Untersuchungen. Tübingen. Hft. 4. p. 561. Jahresber. 1871. B. I.) Fäulnissbaktcrien, Organe und das Blut ganz gesund getödteter Thiere. 669 9) llichardson, On eertain human parasitic fungi and their relation to disease. (Philadelph. med. Times. 1872. Febr. 15. 183 — 187 ) 10) Lex, R., Ueber Fäulniss und verwandte Prozesse. (Vierteljahresschr. f. öffentl. Gesundheitspflege. IV. Heft. 47.) 11) Pasteur, L., New contributions to tlie theory of fermentation. (Quarterly Journ. of. Mie. Sc. New. S. 52. p. 352. Compt. rend. 1872. p. 784 — 790.) 12) Paschutin, V., Einige Versuche über Fäulniss und Fäulnissorganismen. (Virch. Arch. Bd. LIX. S. 490. — Jahresber. f. d. g. Med. 1874. B. I. p. 321.) 13) Tyndall, John, On the optical departement of the atmosphere in reference to the phenomena of putrefaction and infection. (Abstract of part of a Paper read before the Royal Society. January 13. Jahresb. f. d. g. Med. Bd. I. 1876. p. 247.) 14) Salomonsen, C. J., Studier over Blodets Forraduelse Kjöbenhavn. 172 p. (Jahresb. f. d. g. Med. 1877.) 15) Lewis, T. R., The microphytes which have been found in the blood und their relations to disease. (Quarterly Journal of microscopical Science. July. — Jahrb. 1879. Bd. I. p. 343.) 16) Madeuf, F., De l’action du froid avec ou sans pression sur les eties inferieurs. These. 38 p. Paris (imprim. Reipfl') 1889. 17) Bo r d o ni- U f fr e du z z i , Die biologischen Untersuchungen des Eises in seiner Beziehung zur öffentlichen Gesundheitspflege. (Centralblatt für Bakter. u. Par. Bd. II. 1887. No. 17.) 18) Frankel, Ueber den Bakteriengehalt des Eises. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. I. 1886. Heft 2.) 19) Die chemischen und bakteriologischen Untersuchungen bezüglich der Wasser- versorgung von Petersburg. (Wratscb. 1844. No. 9.) 20) J a n o w s k i , Th., Ueber den Bakteriengebalt des Schnees. (Centralblatt f. Bakteriologie u. Par. Bd. H. 1888. No. 4. p. 547.) 21) Fischer, Ueber Bakterienwachsthum bei 0°. (Ceutralblatt f. Bakteriol. u. Par. Bd. II. 1888. No. 4. p. 92.) 22) Zweifel, P., Untersuchungen über die wissenschaftliche Grundlage der Anti- sepsis und der Entstehung des septischen Giftes. (Zeitschrift für physiolog. Chem. VI. p. 386 — 421. — Jahresber. a. d. ges. Md. Bd. II. 1882. p. 245.) 23) Ingenkamp, C., Die geschichtliche Entwickelung unserer Kenntniss von Fäulniss und Gährung. (Inaug. Diss. Bonn). 8. 43 p. 24) Colemann, J, and Kendwieck, G. M, On account of some recent experi- ments on the effects of very low temperatures on the putrefactive process and some vital phenomena. (Journ. of anat. and physiol. Vol. XIX. p. 4. — Jahresb. d. g. Med. 1885. Bd. I. p. 232.) 25) Hauser, IT. , Ueber das Vorkommen von Mikroorganismen in den lebenden Geweben gesunder Thiere. (Arch. f. exper. Pathol. and Pharm. 1885. p. 162.) 26) Hildebrandt, G, Experimentelle Untersuchungen über das Eindringen pathogener Mikroorganismen von den Luftwegen und der Lunge aus. (Beiträge zur pathologischen Anatomie u. Physiologie. Bd. II. p. 411. — Jahrb. f. die g. M. 1889. I. p. 266.) 27) Strassmann, F. u. Strecker, C., Bakterien bei der Leichenfäulniss. (Zeitschrift für Medizinalbeamte, p. 65. — Jahresber. 1888. p. 466.) 28) Zahn, F. W i 1 h. , Untersuchungen im Blute gesunder Thiere. (Virch ow’s Archiv. Bd. XCV. p. 401.) 29) Wigand, Albert, Das Protoplasma als Fermentorganismus. Marburg 1888. 30) Hauser, G., Ueber Fäulnissbakterien und deren Beziehung zur Septikämie. Leipzig 1885. 31) Ilueppe, Ferdinand, Ueber Beziehung der Fäulniss zu den Infektions- krankheiten. 32) Fodor, J. v., Bakterien im Blute lebender Thiere. (Archiv für Hygiene. Bd. IV. p. 129.) 26. Sept. 1891. 670 Grundriss der Militärgesundheitspflege. Referate. Kirchner, Martin, Grundriss der Militärgesundheits- pflege. Lieferung 1. Braunschweig (Harald Bruhn) 1891. Kirchner ’s Grundriss der Militärgesundheitspflege dürfte wohl weit über die militäi-ärztlichen Kreise hinaus mit Befriedigung begrüsst werden. Denn wenn schon die Zahl der hygienischen Hand- und Lehrbücher, welche dem modernen wissenschaftlichen Standpunkt wirklich entsprechen, nicht eben gross ist, so fehlte es bisher voll- kommen an einer derartigen grösseren Veröffentlichung aus R. Koch ’s Schule. Dass gerade Kirchner die geeignete Person war, um die Gesundheitspflege auf Grund der neuen Lehren und von den neu ge- schaffenen Gesichtspunkten seines Meisters aus zu bearbeiten, dafür zeugt die Reichhaltigkeit, die Vielseitigkeit des Inhalts und die anziehende Darstellung in seinen bisherigen zahlreichen selbständigen und referiren- den Arbeiten, die Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeitseiner eigenen maunigfachen hygienischen Untersuchungen, und nicht am wenigsten seine hervorragende Lehrgabe, welche von allen seinen Zuhörern aus den in weiten Kreisen bekannt gewordenen Kursen des hygienischen Instituts zu Berlin gerühmt wird. Es darf nicht befremden, dass Kirchner seine Thätigkeit ge- rade auf das von der allgemeinen Hygiene scheinbar etwas abge- grenzte Gebiet der Militärgesundheitspflege gerichtet hat. Ein gutes Handbuch der Militärgesundheitspflege ist heutzutage ein Handbuch der Gesundheitspflege überhaupt, nur vervollständigt durch die auf das Militärsanitätswesen bezüglichen Gesichtspunkte. Denn es giebt einerseits wenige Kapitel der Hygiene, welche nicht auch das Militär- sanitätswesen berühren ; auf der anderen Seite aber bietet kein sonstiges Verwaltungsgebiet eine ähnliche Möglichkeit zur Durchfüh- rung und Erprobung hygienischer Massregeln im Grossen. Die straffe Organisation des Sanitätsoffizierkorps lässt die beste Gewähr einer werthvollen Sammelforschung zu, und die im Heeresbudget gebotene Sparsamkeit, welche nur das wirklich Gediegene und Brauchbare unter Vermeidung jeder Verschwendung zur allgemeinen Einführung gelangen lässt, gibt eine so gute Bürgschaft für die Zweckmässigkeit der hier als nothwendig erkannten Massnahmen, dass diese oft schon deshalb allgemein empfehlenswerth erscheinen, weil sie in der Armee zur Ausführung gelangt sind. Der gewaltige Aufschwung, welchen die hygienische Wissenschaft in den letzten beiden Jahrzehnten genommen hat, ist auf das Medizinal- weseu der deutschen Armee von bedeutendem Einfluss gewesen. Viele von den unmittelbaren Schülern Koch ’s gehören dem Stande der Sanitätsoffiziere an; aus diesen ist eine nicht unbeträchtliche Zahl der Universitätslehrer hervorgegangen, während andere von ihnen aus dem hygienischeu Institut zu Berlin in die Armee zurücktraten, um dort die gewonnenen Kenntnisse zu verwerthen und anregend auf Grundriss der Militärgesundheitspflege. 671 ihre Kameraden zu wirken. So konnte es nicht fehlen, dass die An- forderungen, welche gegenwärtig bezüglich des hygienischen Wissens und Könnens an jeden Militärarzt gestellt werden, gegen früher be- deutend zugenommen haben, und dass das Bedürfniss jedes Einzelnen, sich auf diesem Gebiete zu unterrichten und fortzubilden, grösser geworden ist. In dieser Beziehung hilft der Kirchner’sche Grundriss einem wirklichen Mangel ab; denn, wie der Verf., welcher, selbst preussischer Sanitätsoffizier, als Vorstand der hygienischen Untersuchungsstelle des X. Armeekorps zu Hannover wirkt, in der Vorrede mit Recht be- merkt, genügen die älteren vortrefflichen Lehrbücher der Militär- hygiene von Roth und Lex und von 0. Kirchner den heutigen Bedürfnissen nicht mehr. So mag denn M. Kirchner’s Unter- nehmen auch an dieser Stelle herzlich willkommen geheissen werden. Von dem Werke, welches in 8 Heften zum Preise von je 2 Mark erscheinen und bis Anfang 1892 vollendet sein soll, liegt bisher die erste Lieferung vor. Sie behandelt 2 Abschnitte der „Natürlichen Hygiene“, welche in das Gebiet jeder Gesundheitswissenschaft, also auch der militärischen, fallen. In dem ersten Abschnitt: „Die Mikroorganismen“ gibt der Verf. zunächst eine geschichtliche Darstellung der Lehre von den kleinsten Lebewesen. Er schliesst daran eine Schilderung der Methoden mikroskopischer Untersuchung, der Züchtung und Uebertragung und erörtert endlich im Einzelnen die wichtigeren Arten der Schimmel- und Sprosspilze, der Bakterien, Algen, Mycetozoen und Protozoen. Der ganze Abschnitt ist mustergültig gearbeitet. Vollständigkeit und fesselnde Darstellung, knappe und präzise Ausdrucksweise sind ihm eigen. Eine grosse Anzahl vorzüglicher Abbildungen fördern das Verständniss, reichhaltige Litteraturangaben geben dem Leser die Möglichkeit, sich etwa gewünschte weitere Belehrung zu verschaffen. Der zweite Abschnitt, welcher über das Wasser handelt, ist noch nicht vollständig erschienen ; er enthält eine grosse Menge von Tabellen, welche aus den Koch’schen Vorlesungen an der Berliner Universität zum Theil schon bekannt sind. Auch hier erfreut die fliessende und klare Darstellung des Verf.’s und der reiche Gehalt an interessantem wissenschaftlichen Stoff. Die späteren Lieferungen sollen noch folgende Abschnitte ent- halten. I. Natürliche Hygiene: 3) Luft, Witterung und Klima. 4) Boden und Grundwasser. 5) Infektionskrankheiten. 6) Desinfektion. II. Künstliche Hygiene: 7) Kleidung und Ausrüstung. 8) Wohnung im Allgemeinen. Bauhygiene, Grund und Boden, Material. Ventilation und Heizung. Beleuchtung. Beseitigung der Abfallstoffe. Leichenbestattung. 9) Militärische Unterkunft. Kasernen und Bürger- quartiere. Festungen. Biwak. Lager und Kantonnement. Lazarethe. Arresthäuser und Gefängnisse. Militärwaisenhäuser, Unteroffizier- schulen, Kadettenhäuser. 10) Hygiene des Dienstes. 11) Armee- krankheiten. 12) Ernährung. 13) Register. Es wird darüber berichtet werden, sobald das Werk vollständig erschienen ist. K ü b 1 e r (Berlin). 672 Septische Allgemeinerkrankung nach chronischer Endocarditis. Paulus, Ueber septische Allgemeinerkrankung nach chronischer Endocarditis. (Dtsch. med. Wochenschr. No. 17 und 18.) Die aus der Jürgenscn’schen Poliklinik zu Tübingen hervor- gegangene Arbeit leitet ihre Schlüsse aus 2 Krankenbeobachtungen ab, deren Ergebniss hier in kurzem Auszug mitgetheilt werden mag: Der erste Fall betraf eine 27 Jahre alte Frau, welche schon seit 6—7 Jahren ein Herzleiden hatte und auch hin und wieder an Glieder- schmerzen litt. Die letzteren unterschieden sich aber von den ge- wöhnlichen rheumatischen Beschwerden durch die Eigenthümlichkeit, dass sie beim Gebrauch der Glieder ab- und in der Ruhe Zunahmen. Die Kranke ist vom 8. August 1889 bis zu ihrem am 30. Jan. 1890 eiugetretenen Tode von Jiirgensen behandelt und beobachtet worden. Es liess sich gleich zu Anfaug bei ihr Insuffizienz und Stenose der Mitralis feststellen. Der Ernährungszustand war dürftig und ver- schlechterte sich unablässig. Ein mässiges anhaltendes Fieber ver- liess die Kranke nicht während der 6 Monate ihrer poliklinischen Be- handlung. Daneben traten vorübergehend Gliederschmerzen auf, welche nicht nur die Gelenke, sondern auch die Knochen betrafen. Zwei Mal erfolgten Anfälle heftiger peritonitischer Reizung, deren Ursache sich nicht bestimmt ermitteln liess. Der Beginn und das Fortschreiten einer Nierenerkrankung zeigte sich durch Albuminurie an. In der Haut wurden einmal Sugillationen und wenige Tage vor dem Tode zahlreiche Petechien bemerkt; endlich kam es gegen das Lebensende zu Bronchitis und Pleuritis. Bei der Sektion zeigten sich an der Mitralis, beziehentlich im linken Vorhof Verwachsungen, fibrinartige Auflagerungen und Hahnen- kamm ähnliche Auswüchse. Ekchymosen fanden sich im Epi- und Endokard sowohl wie im Herzmuskel, in der Haut, im Peritoneum, in der Magen- und Duodenalschleimhaut, hämorrhagische Infarkte in den Nieren (hier z. Th. nekrotisirt) und in der Milz; endlich wurden adhäsive Pleuritis und Perihepatitis sowie Bronchitis festgestellt. Die bakteriologische Untersuchung ergab, sowohl bei der Beob- achtung mit dem Mikroskop wie durch das Kulturverfahren das Vor- handensein massenhafter Staphylokokken in den endokarditischen Exkrescenzen und in den Milz- und Nierengefässen. Die Bakterien besassen ein auffallend geringes Peptonisirungsvermögen , welches in der äusserst langsam vor sich gehenden Verflüssigung der Nährgelatine seinen Ausdruck fand. Dementsprechend war, wie aus den mikro- skopischen Präparaten hervorging, die kleinzellige Infiltration in der Umgebung der Staphylokokken nur gering. Im zweiten Falle handelte es sich um einen 58 Jahre alten Mann, welcher plötzlich mit Schüttelfrost erkraukte , sehr bald in einen somnolenten, bezüglich komatösen Zustand verfiel und nach noch nicht 5 Tagen verstarb. Während des Lebens hatten sich ausser sehr begrenzten pneumonischen Erscheinungen und reichlichen Petechien der Haut Krankheitssymptome von Seiten bestimmter Theile oder Organe des Körpers nicht nachweiseu lassen. Die Sektion ergab alte Verwachsungen und frische, schmierig graue Auflagerungen an der Mitralklappe, grosse hämorrhagische Herde Aetiologie der Pseudoleukämie. 673 in den Lungen, stecknadelkopfgrosse, zum Theil im Centrum gelbweiss gefärbte Ekchymosen in den Nieren und kleine hämorrhagische Erosionen in der Magenschleimhaut. Mikroskopisch sowohl wie durch die Kultur wurden grosse Massen von Streptokokken in der Mitral- klappe sowie in den hämorrhagischen Herden der Lungen und der Nieren gefunden. Verf. spricht den ersten Fall als chronische, den anderen als akute Sepsis an ; er glaubt, dass beide Male die betreffenden Bakterien Jahre lang im Körper, bezüglich in dem anfänglich erkrankten Herzen der Kranken vorhanden gewesen und dann bei besonderer Veranlassung in die Blutbahn gelangt seien. Im ersten Falle seien die Kokken wenig virulent gewesen, wie dies auch aus ihrem mangelhaften Peptonisirungsvermögen hervorgehe ; die Krankheit habe daher nur langsame Fortschritte gemacht und nach einander die verschiedensten Organe: Knochen, Leber, Nieren, Peritonaeum u. s. w. ergriffen, bis schliesslich der gänzlich erschöpfte, bis auf Haut und Knochen ab- gemagerte Körper erlag. Im anderen Falle hätten dagegen die hoch- virulenten Streptokokken sehr schnell den letalen Ausgang herbei- zuführen vermocht, wobei ihre Toxine wohl eine hervorragende Rolle gespielt haben dürften. Verf. vergleicht seine Fälle mit den Erkrankungen an Miliartuber- culose, welche von einem Jahre lang latenten tuberculösen Herd im Körper plötzlich ausgeheu können. Es darf übrigens nicht unerwähnt bleiben, dass in beiden Krank- heitsfällen während des Lebens an Influenza gedacht worden ist. K übler (Berlin). Brentano und Tangl, Beitrag zur Aetiologie der Pseudo- leukämie. (Dtsch. med. Wochenschr. 1891. No. 17.) Die Verff. behandelten im Krankenhaus am Urban zu Berlin eine 57 Jahre alte Kranke, welche 3 Jahre hindurch an den Erschei- nungen der lymphatischen Pseudoleukämie gelitten hatte. Bei der Obduktion der Kranken fand sich neben Pleuritis exsudativa und Ascites eine starke Schwellung fast sämmtlicher Lymphdrüsen und der Milz, derbe schiefrige Herde in beiden Lungenspitzen, 2 tuber- culöse Darmgeschwüre und Miliartuberculose des Bauchfells. Tuberkel- bacillen liessen sich nur in den Darmgeschwüren und in den Perito- näalknötchen, nicht aber in den Lymphdrüsen nachweisen ; in den letzteren fehlten auch die für Tubeiculose charakteristischen Ver- änderungen, wie Verkäsung, Riesenzellen, Nekrose ; sie schienen ledig- lich aus hyperplastischem Lymphdrüsengewebe zusammengesetzt zu sein. Nichtsdestoweniger hatte die Impfung eines Stücks von einer sol- chen Drüse unter die ßauchhaut eines Meerschweinchens die Erkrankung und den Tod des Thieres an Tubeiculose zur Folge, so dass über die tuberculöse Natur der Lymphdrüsencntartung kein Zweifel sein konnte. Die Verff. nehmen an, dass die Krankheit in dem besprochenen Falle ihren Ursprung von den später geheilten Herden in den Lungenspitzen genommen, auf die Lymphdrüsen übergegriffen und zuletzt die Darm- und Bauchfelltuberculose zur Folge gehabt hat. Sie glauben, dass die Pseudoleukämie sehr häufig tuberculösen Ur- sprungs ist. K übler (Berlin). X. nd. 43 674 Eiter. Gelenksentzündung. — Purpura. — Ekzem. Boulloclic , Note sur un cas de polyarth rite supp u ree et de niyosites d 6 1 e r m i n e e s par le pneuraocoque. (Archives de m6decine experimentale et d’anatomie pathologique. 1891. No. 2.) Primäre multiple eiterige Gelenksentziindung mit Abscessbildung in mehreren Skeletmuskeln. Exitus letalis an einer hinzugetretenen Pneumonie. In mehreren Gelenken, in den Muskelabscessen, im pleuritischen Exsudate sowie in den pneumonisch erkrankten Lungenpartieen fand sich der Diplococcus Eraenkel- Weichselbaum in grosser Menge. Bemerkenswerth ist hier das primäre Auftreten der Gelenksent- zündungen, deren Erreger der Diplococcus pneumoniae war. Di 1 1 rieh (Prag). C'laisse, Note sur un cas de purpura ä pneumocoque. (Archives de m6decine experimentale et d’anatomie pathologique. 1891. No. 3.) Fall von frischer Endocarditis mit Nephritis und Purpura. Befund von Mikroorganismen in den nach Ansicht des Autors von der Endocarditis aus embolisch entstandenen Purpuraflecken, in der Niere, in den oberflächlichen Schichten der endocarditischen Auflagerungen und in der Milz. Durch mikroskopische Untersuchung, Kulturen und Experimente wurde die Identität der Vorgefundenen Mikroorganismen mit dem Diplococcus pneumoniae Fraenkel-Weichselbaum festgestellt. Terminal gesellte sich eine Pneumonie hinzu, in deren Exsudate der Diplococcus pneumoniae in grosser Menge sich vorfand. Dittrich (Prag). Unna, Natur und Behandlung des Ekzems. (Berliner Klinik. Heft 27.) Berlin (Fischer’s med. Buchhandlung) 1890. Die vorliegende kleine Arbeit ist ein Vortrag, den U. auf der Jahresversammlung der British med. Association in Birmingham am 1. August 1890 gehalten hat. Er gibt in der Einleitung eine lesens werthe Geschichte von der Entwickelung des Begriffs Ekzem im Laufe des Jahrhunderts und spricht sich dann sehr energisch für die parasitäre Natur dieser Krankheit aus. Und zwar ist er der Ansicht, dass den verschiedenen Formen des Ekzems verschiedene (wahrscheinlich meist pflanzliche) Keime zu Grunde liegen, die einst- weilen noch unbekannt sind. Therapeutisch empfiehlt er eine lokale (Salben, Salbenmehl, Pflastermulle, wasserdichte Verbände u. s. w.) und allgemeine Behandlung (Arsen) unter sorgfältiger Berücksichtigung des individuellen Falles. Besonders warnt er vor allzu reizender Be- handlung, durch die die Krankheit verschlimmert werde. Auf die Einzelheiten der Behandlung geht er nicht ein. M. Kirchner (Hannover). Favus. — Läuse. — Krankheit der Apfelbaumblätter. 675 Scliweninger und Buzzi, Notizen über Favus lupinosus am Rumpfe. (Charitö-Annalen. Jahrgang XV.) Die Verff. beschreiben einen Fall von Favus bei einem jungen Mädchen von 12 Jahren, der nicht auf dem behaarten Kopfe, sondern auf der Brust seinen Sitz hatte. Gelatineplatten mit dem Inhalt eines frischen Bläschens blieben steril , während sich aus dem Saft unter einer grossen Borke die charakteristischen Pilze züchten liessen. Die erwähnte Borke sass nur in der Epidermis und reichte nicht in die Cutis hinein, die nach dem Abfall der 2x/2 cm breiten und 2 cm hohen Borke blossliegende feuchte Hautstelle heilte unter ge- nügender Behandlung ohne Hinterlassung einer Narbe. Die Behandlung bestand in weisser Präzipitatsalbe. M. Kirchner (Hannover). Oshurn, Herbert, The PediculiandMallophagaaffec- ting Man and the Lower Animais. (U. S. Department of Agriculture. Division of Entomology. Bulletin No. 7) 1890. 56 pgs. with 42 figures. Washington 1891. Verf. beschreibt die Läuse, welche die Menschen und Hausthiere heimsuchen, mehr vom ökonomischen, als vom zoologischen Standpunkte. Eine Anzahl nützlicher Anweisungen über die Behandlungsweise der betreffenden Parasiten sind bei jeder Spezies angegeben. Etwa 65 Ektoparasiten — darunter folgende 6 neue Arten — werden je nach ihrer ökonomischen Bedeutung beschrieben : Neue Spezies: Pediculadae. 1) Haematopinus sciuropteri. H. Osburn, 1890. Wirth: Sciuropterus volucella (flying squirrell). Fundort: Jowa, U. S. A. 2) H. attenuatus, Osb. 1890. Sciurus cinereus var. ludovicianus (fox squirrel). Jowa. 3) H. h e s p e r o m y d i s , O s b. 1890. Hesperomys leucopus (white footed mouse). Jowa. 4) H. suturalis, Osb. 1 890. Spermo philus franklini, Sp. 13 -lineat us (ground squirrels), Tamias striatus (chip munk). Jowa. Haematopinoides, Osb., nov. gen., 1890. „Antennae com- posed of three joints, terminal joint deeply excavated on the posterior side; abdominal Segments at lateral margins broadly cbitinous with a strong tubercle and a semicircular plate above and below lapping over the chitinous portion of the succeeding segment.“ 5) Haematopinoides squamosus, Osb. 1890. Geomys bursarius (pocket gopher). Liotheidae. 6. Trichodectes geomydes, Osb. 1890. Geomys bur- sarius, Thornomys sp. ? Stiles (Washington, D. C.). TliHmcn, Felix von, Ueber einige besonders beachtens- werte, durch parasitische Pilze hervorgerufene Krankheiten der Apfel bau in blätter. Wien 1891. Verf. bespricht zunächst eine Krankheit, welche das eine Mal auf dem Laube auftritt und dann „Blattbrand“ oder kurzweg „Brand“ 43* 676 Krankheiten der Apfelbaumblätter. genannt wird , das andere Mal aber (in nur wenig abweichender Form) die Früchte heimsucht und dann „Rost“ oder „Rostflecken“ heisst. Der wissenschaftliche Name istFusicladium dendriticum Fuckl, und zwar wird insbesondere die laubbewohnende Form so genannt, während die auf der Apfelfrucht vorkommende als var. Soraueri Tktim. bekannt ist. Der „Blattbrand“ bildet auf dem Laube rundliche, fast sammetartig zu nennende, gegen den Rand hin sich strahlig verästelnde Flecke, deren Färbung anfangs hellolivenbraun, später dunkler und im Herbst beinahe schwarz wird. Oft sind diese Flecken ganz klein und dann in großer Zahl vorhanden, oder sie sind ziemlich gross, l'/2 — 2 cm im Durchmesser und dann in geringerer Zahl anwesend. Meist besetzen sie nur die Oberseite der Blätter, aus- nahmsweise kommen sie aber auch auf der Unterseite vor. Sehr häufig befallen sie auch die einjährigen Zweige und Triebe, woran sie freilich sehr schwer zu erkennen sind. Da sie nach den Beobach- tungen der Poraologen sich immer zuerst nach einem Regen zeigen, hat man sie „Regenflecken“ , „Wasserflecken“, „Baumflecken“, „Eisenmale“ genannt. Aus diesem Auftreten lässt sich schliessen, dass die Sporen zum Keimen eine unmittelbare Benetzung nöthig haben, und nach G ö t h e tritt der Pilz auch nur auf denjenigen Theilen der Blattfläche und der Früchte auf, die vom Regen oder von abfliessen- den Tropfen getroffen resp. benetzt werden. Unterständige Blätter bleiben immer davon frei, und an den Früchten sind die Pilzflecken meist nur um die nach oben gerichtete Kelchwölbung zu finden. Gö the glaubt auch, dass während des Sommers und Herbstes die Ver- mehrung der Pilzflecke nur nach Regen stattfinde, woher die um die Zeit der Herbstregen wahrnehmbare starke Zunahme der Flecke sich erkläre. Das Mycel wächst unter der Oberhaut, breitet sich hier aus und sendet eine grössere Anzahl kurzer, gerade aufgerichteter, fädiger und büschelig verzweigter oder gegabelter Fäden an die Ober- fläche. Dieselben sehen ebenso olivenbräunlich aus, wie die Sporen, die sich an ihren Spitzen abschnüren. Die Sporen sind sehr ver- schiedengestaltig, meist etwas schmal keulenförmig oder verschmälert eirund, am vorderen Ende zugespitzt, einzellig, nur zuletzt durch eine Scheidewand zweizeilig. Das Eindringen des farblosen Keimschlauches in die Blattoberhaut wurde noch nicht beobachtet, doch sah man an Blättern, deren Oberhaut durch zu grosse Trockenheit aufgerissen war, die Keimschläuche unmittelbar in die blossgelegten Zellschichten hin- einwachsen. Während mau früher dem Blattbrand eine grosse Be- deutung nicht beimass, hat sich gegenwärtig doch herausgestellt, dass er den Obstbau ganz bedeutend schädigen kaun. Tritt er auf den Früchten auf, so kann die ganze Ernte entwerthet werden, und findet er sich nur auf den Blättern, so wird das Allgemeinbefinden der Pflanze in der nachtheiligsten Weise beeinflusst, da das Laub funktions- los wird, also nicht im Stande bleibt, den für das Gedeihen und Wachsen der Pflanze unerlässlichen Gasaustausch zu vermitteln. Die jungen Zweige bleiben dünn, reifen nicht aus; es bilden sich nur un- genügend Reservestofle etc. Auf Entstehung, Ausbreitung uud Wir- kung des Uebels haben Bodenbeschaffenheit und Klima einen grossen Einfluss. In schwerem Boden tritt die Krankheit heftiger auf, als in Krankheiten der Apfelbaumblätter. 677 leichtem, ferner wirkt ungünstig regnerische Witterung, dichter Stand der Bäume etc. Als Massregeln vorbeugender Art sind zu nennen : Drainage des zu nassen und zu wenig durchlässigen Bodens, offene Pflanzung, Auswahl widerstandsfähiger Sorten, Schutz der Bäume gegen Frühlingsregen, Beseitigung bez. Vernichtung der vom Pilze befallenen Blätter und Früchte, Anwendung von Abtrittdung, ver- mengt mit Holzasche und Thomasphosphatmehl in reichlichen Gaben. Direkt hat man mit Erfolg die Bestäubuug der Blätter mit Schwefel- blüthe mittelst eines einfachen billigen Schwefelblasebalges und Be- sprenguug derselben mit Bordelaiser Brühe angewendet. Eine weitere für’s Laub der Apfelbäume gleich verderbliche Krankheit ist der „Mehlthau“, hervorgerufen durch das Oidium farinosum Cooke. Das Uebel zeigt sich bereits im Frühjahr, und zwar zur nämlichen Zeit, da die ersten jungen Blättchen aus der umschliessenden Knospenhülle hervortreten und sich aufzurollen be- ginnen. An ihnen erscheint der Mehlthau in Gestalt eines zuerst ziem- lich dicken, anfangs schneeweissen, später gelblichhellgrauen, lockeren, abwischbaren Ueberzugs von mehlartiger Beschaffenheit. Das auf der Oberfläche der Blätter gleichmässig vertheilte Pulver färbt ab und zeigt deutlich einen Schwammgeruch. Es werden aber nicht bloss die jungen, zarten Laubblättchen, sondern auch die jungen, in der Entwickelung begriffenen, noch grünen und krautartigen Triebe, wie nicht minder kurze Zeit später die Blüthenknospen vom Mehlthau befallen. Die Blätter bleiben in Folge dessen im Wachsthum zurück, werden verkrüppelt und missgestaltet, zeigen nicht selten auch eine nicht unbeträchtliche Hypertrophie. Die bepilzten jungen Triebe sind widerstandsfähiger, doch wird ihr Wachsthum allmählich schwächer und erreicht bald ein Ende. Gewöhnlich bricht aber dann statt des absterbenden seitlich ein anderer Trieb hervor, dem oft noch ein dritter folgt. Die Blüthen entfalten sich gar nicht normal, sondern vertrocknen und fallen ohne Fruchtansatz ab. Durch die Mehlthau- krankheit wird nicht bloss die zeitweilige Ernte vernichtet, sondern der Baum durch den fortwährenden Anreiz zur Bildung neuer Blätter und Triebe und durch die dieser Neubildung auf dem Fusse folgende Vernichtung derselben so geschwächt, dass auch spätere Ernten un- möglich werden und er abstirbt. Das Oidium farinosum Cooke ist verschieden von dem echten Apfelmehlthau (SphaerothecaCastag- n ei L6v. f. Ma li) und hat noch niemals Schlauchfrüchte beobachten lassen. Es bildet auf der Oberfläche der ergriffenen grünen Pflanzen- theile ein reich verzweigtes, farbloses Fadengeflecht, auf dem senk- recht oder schräg zahlreiche Conidien träger, aus breitelliptischen Zellen zusammengesetzt, aufsteigen, von denen die oberste, die Schei- telzelle, als Conidie abgeschnürt wird. Durch gelappte oder finger- artige Ausstülpungen heftet sich das Geflecht fest an die Unterlage an. Gleichzeitig dienen diese Ausstülpungen (Haustorien) der Er- nährung des Pilzes, da sie die Zellen der unmittelbar befallenen Theile ihres Zellsaftes berauben. Unter ihrer Einwirkung werden die betreffenden Organe braun, welk und sterben schliesslich ab. Die Verbreitung des Uebels ist eine sehr weite. Dasselbe tritt in Oester- reich, Ungarn, Siebenbürgen, im südlichen und mittleren Deutsch- 678 Krankheiten der Apfelbaumblätter. land, Nordfrankreich und England auf. Es ergreift mehr oder we- niger alle Apfelsorten, am heftigsten die feinsten und werthvollsteu (in Tirol z. B. den Rosmarinapfel). Zur Bekämpfung des Uebels wird wie bei Bekämpfung des Mehlthaues der Reben Schwefelpulver und Borde- laiser Brühe angewandt. Eine dritte Krankheit des Laubes der Apfelbäume, der „echte Mehlthau“, wird durch einen andern Mehlthaupilz hervorgerufen, die Sphaerotheca Castagnei Löv., der aber nicht bloss Conidiensporen, sondern auch Früchte mit Sporenschläuchen erzeugt. Anfänglich er- scheint derselbe in Gestalt kleiner, leichter, weisslicher Tupfen auf der Überseite der Apfelbaumblätter. Bei fördernder Witterung ver- grössern sich die Tupfen bald, verschmelzen mit einander und bilden schliesslich einen zusammenhängenden Ueberzug, in welchem Falle die Bildung von Sporen eine so reichliche werden kann, dass das Blatt ganz dick mit Mehl überpudert scheint. Das Wachsthum der Blätter und Triebe, die Streckung der Internodien bleiben zurück, Blätter und Triebe sterben in schweren Fällen wohl auch ab, die Blüthen vergrüneu u. s. w. Schlauchfrüchte hat man bis jetzt nur an den jungen Trieben und Blattstielen im Glashause zurückgehaltener Apfelbäumchen, nicht im Freien gefunden. Sie scheinen nur an durch Kultur schwächlich gewordenen Nährpflanzen aufzutreten. Der Schäd- ling überwintert, indem an den stark vom Pilze umsponnenen Trieben schwächlicher (etiolirter) Apfelbäumchen sich das Fadengeflecht zwischen den äussern Knospenschuppen ansiedelt und entwickelt. Auf der Aussenseite erscheinen die Knospen dann gänzlich von dem reichlich Conidien abschnürenden Geflecht überzogen. Die ketten- förmig verbundenen Conidien der ersten Entwickeluugsstufe des Pilzes sind breit eirund, am Grunde etwas verbreitert abgeplattet, farblos und stehen auf gerade aufrechten, langen und dünnen, septirten Trägern. Die auf den Trieben und an den Blattstielen erscheinenden Schlauchfrüchte (Perithecien) sind von dunkelbrauner Farbe, fast kugelig, von oben nach unten etwas zusammengedrückt, ziemlich klein, aber unter sich von gleicher Grösse und treten immer gesellig auf. Innerhalb der Perithecien findet sich nur ein derbwandiger, hellbrauner Schlauch mit 8 eirunden bis cllipsoidischen, einzelligen, farblosen Sporen. Am Grunde der Perithecien entspringen meist sechs (selten mehr) cylindrische, aufstrebende, ziemlich lange, zellig abgetheilte, zuweilen etwas geknickt wellige, unten tiefbraune, gegen die kegelförmige gerade Spitze hin farblos werdende Stützfäden, zwischen denen zuweilen noch kurze, braune, baarförmige Aus- stülpungen der fünfseitigen Kapselfelder erscheinen. O. E. R. Zimmer mann (Chemnitz). Institute (Tollwuth). 679 Institute. Finkelstein, J. M., Bericht für das Jahr 1890 über die Pasteur’ sehe antirabische Station am Militär-medi- cinischen Laboratorium des Kaukasischen Militär- kreises zu Tiflis. (Protokolle d. Verh. d. Kaiser!. Med. Kaukas. Gesellsch. 1891. Nr. 19. S. 607 u. ff.) [Russisch.] Im Jahre 1890 wurden 94 Patienten aufgeuommen, 1889 waren 88 und 1888 (das erste Jahr des Bestehens der Station) 31. Von diesen 94 waren gebissen: von notorisch wuthkranken Thieren 23, von Thieren, die zur Sektion kamen, 19, von verdächtigen Thieren 50, endlich von ganz gesunden Thieren 2. Eine erfolgreiche Kauterisation mit Ferrum candens , Acidum nitricum, oder starker Karbolsäurelösung, ausgeführt im Verlaufe der ersten Stunde nach dem Bisse — fand 8 mal statt, erfolglose Kauterisation (später als nach 1 Stunde) — 24 mal, und ohne jegliche Kauterisation blie- ben 62 Fälle. Aehnliche Zahlen gab das Jahr 1889. Die gebissenen Wunden waren in 58 Fällen multipel, in 36 ein- fach. Dieselben nahmen folgende Stellen ein: Kopf und Gesicht 15 mal, Hände 33, Extremitäten 42 und den Rumpf 4 mal. Im Ganzen wurden 51 Personen in die entblössten Körpertheile ge- bissen. Das Alter der Gebissenen: von 6*/2 Monaten bis 18 Jahre 27 Personen, von 19—45 Jahre 58, von 45 — 47 9. Männer waren 76, Frauen 18. Die Kranken kamen zur Station, nachdem seit dem Bisse folgende Zeiträume verflossen waren: Nach 1 — 4 Tagen 20 Personen, 5 — 7 Tagen 29 (also in der ersten Woche nach dem Biss 49), in der zweiten Woche 33, der dritten 7, der vierten 4, der fünften 1. Unter den heissenden Thieren waren 75 mal Hunde, 15 mal Wölfe, 1 Schakal, 1 Katze, 1 Pferd (und 1 ? Ref.). Nicht uninteressant ist es, dass das meiste Kontingent der Soldatenstand lieferte: 35 (darunter 5 Offiziere und 1 Kind), darauf Bauern, vertreten mit 31 Fällen, Bürger mit 9 Fällen, Beamte und deren Kinder mit 5, Edelleute mit 4, verabschiedete Soldaten nebst deren Kindern 3, Kolonisten 3, Kaufleute 2, und Sohn eines Geistlichen 1 Fall. Am meisten wurden aus dem Tifliser Gouvernement aufgenom- men, 24 Personen, sodann aus dem Kutais’schen 22, dem Kars’schen Kreise 16, dem Erivau’schen 6, aus dem übrigen Kaukasus 20 und von ausserhalb 6. Nach der Nationalität waren am meisten vertreten Russen 39, Grusier, Emeretiner, Mingrelier, Gurier und Lasen 25, Armenier 12, Lesginer 6, Polen 4, Esthen 3, Juden 2, Deutsche, Lithauer und Kurden je 1. Hierbei wiederholt sich also dasselbe wie im Vorjahr, dass namentlich aus dem östlichen mohamedanischen Kaukasus weit weniger Gebissene ankommen, trotzdem daselbst so- wohl an wuthkranken Hunden wie an Wölfen kein Mangel ist. Sehr 680 Institute (Tollwutli). zahlreich vertreteu ist das Kutais’sche Gouvernement und in diesem wieder der Osurget’sche Kreis. Die am meisten unglückbringende Jahreszeit war der Sommer mit 29 Fällen, hierauf das Frühjahr sowie der Herbst mit je 24 Fällen und der Winter mit 17. Die einzelnen Monate gabeu folgende Ziffern: Der I. Monat gab 5 Fälle, der II. 7, der III. 10, der IV. 7, der V. 7, der VI. 16, der VII. 11, der VIII. 2, der IX. 9, der X. 9, der XI. 6, uud der XII. 5 Fälle. Was die Injektiousmethode aubelangt, so ist F. von der über- grosseu Furcht vor kräftigen Emulsionen, sowie von grösseren Zahlen der Einspritzungen und Einbringung eintägigen Marks abgekommeu. So wurden im ersten Jahre des Bestehens der Station ca. 20 In- okulationen pro Patient gemacht, später aber 30—32 uud bei schweren Bissen bis zu 45. Auch nimmt F. auf 1 ccm Emulsion 1/2 cm Rückenmark. Trotz alledem wurde die Beobachtung gemacht, dass das Allgemeinbefinden der betreffenden Patienten zum Ende der Kur und bald darauf sich bedeutend besserte, namentlich bei vorher anämischen uud schlecht genährten. Die 1890 geübte Spritzmethode war folgende: I. Serie. II. Serie. 1. Tag 12-tägiges Mark 10. Tag 8-tägiges Mark 11 2. 11 11 11 3. 11 11 11 4. 5. 6. 7. 8. 9. 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 10 8 6 5 4 4 3 2 2 1 1 5 4 3 2 1 1 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 51 11 11 11 11 11 11 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 7 6 5 5 4 4 3 3 2 2 1 5 4 3 2 1 ii ii ii ii ii 15 15 11 51 15 15 15 11 11 11 1' 51 11 11 11 15 51 11 11 15 11 15 11 15 11 11 11 Es wird also 32 — 36 mal gespritzt, u. z. 26 — 28 mal mit intensivem 5 — 1-tägigen Mark. In ernsten Fällen (Wolfsbisse etc.) wird in den ersten 3 Tagen 3 mal gespritzt, und darauf 2 mal täglich bis zu Eude; zusammen 40 — 45 mal. Es kommt noch zu einer III. Serie, und damit die Kur statt 18 — 19 Tage 25 — 30. Ja F. ist nicht ab- geneigt, in Zukunft bei schweren Fällen 6 Einspritzungen am Tage zu verabfolgen, wie es bereits in der Odessaer Station ausgeführt wird. Gestorben sind von 94 Personen 5 (hierunter 3 Kinder, 11, 12 und 14 Jahre), von denen 1 nach Hundebiss, 1 nach Schakalbiss und 3 nach Wolfsbiss. Bei 4 waren die Wunden am Kopf und Ge- sicht und bei einem an der Handwurzel. Die Wuthkrankheit war bei einem noch während der Behandlung ausgebrochen, bei 3 aber Institute (Tollwuth.) 681 noch bevor 15 Tage nach der Kur verstrichen waren, d. h. also noch ehe die Injektionen volle Zeit hatten (nach Pasteur nicht vor 25 Tagen) ihre Wirkung zu entfalten. Ausserdem waren alle 5 zur Station 12 — 14 Tage nach stattgehabtem Biss angelangt. So sind also gestorben in Folge von manifester Wirkungslosig- keit der Kur blos einer. Seit Bestehen der Station, also im Zeiträume von 1888 bis 1890 inkl. (2j/2 Jahre) wurden beinahe 200 von tollen Hunden gebissene Personen behandelt, von denen blos einer starb, was 0,5 % ausmacht. Dieses Resultat ist nicht besser und nicht schlechter, als in den anderen Stationen. Rechnet man aber alle stattgehabten Todesfälle, so steigt die Sterblichkeit innerhalb 2 1/a Jahren auf 3,7%. Schliesslich wurden 35 Sektionen verdächtiger Hunde gemacht, und 40 Personen wurde eine antirabische Behandlung verweigert, weil sich keine Hautwunde nachweisen Hess. L. Heydenreich (Wilna). Perdrix, Les vaccinations antirabiques ä l’Iustitut Pasteur en 1890. (Annales de l’Institut Pasteur. 1891. No. 5. p. 344.) Im Jahre 1890 wurden 1546 Personen im Institut Pasteur mit antirabischen Schutzimpfungen behandelt, von denen 11 nach Be- endigung der Behandlung verstarben = 0,71 °/0. Unter diesen 11 Personen erlagen 6 innerhalb der nächsten 15 Tage nach dem Ende der Injektionen und sollen deshalb, da nach Massgabe der Thier- versuche bei ihnen die Infektion der Nervenzentren bereits währ en d der Behandlung sich ausgebildet haben musste, nicht zu Lasten der letzteren gerechnet werden dürfen. Es verbleiben somit nur 5 Todes- fälle = 0,32 °/0. Die Zahlen der letzten Jahre sind folgende: 1886 behandelt 2671, gestorben 25 — 0,94 °/0 1887 19 1770, 11 13 = = 0,73 99 1888 19 1622, 99 9 = = 0,55 99 1889 99 1830, 11 6 - = 0,33 19 1890 11 1540, 19 5 = = 0,32 11 Bezug auf die Oertlichkeit des Bisses ergibt die Statistik pro 1890: Bisse am Kopf, Mortalität von 0,85 °/0 „ an den Händen, Mortalität von 0.45 „ „ an Gliedern und Rumpf, Mortalität von 0,0 „ Die Statistik der Behandelten lässt ersehen, dass in einigen Departements von Frankreich die Hundswuth abgenommen hat (Seine, Finistere u. s. w.), während in anderen Gegenden wahre Epidemieeu vorkamen (Rhone, Alpes-Maritimes). Büchner (München). 682 Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress zu London. Originalberichte über Kongresse. Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress für Hygiene und Demographie zu London, 10—17. August 1891, (Fortsetzung.) Sektion für Bakteriologie. Diese Vorgänge sind von Metschnikoff entdeckt und als Phagocytose bezeichnet worden. Die Phagocyten (theils weisse Blutkörperchen verschiedener Art, theils Endothelien) haben einen gemeinsamen mesodermalen Ursprung und besitzen die gemeinsame Fähigkeit, aufgenommene Körperchen zu verdauen. Von allen Zellen der höheren Thiere sind sie die einzigen, welche noch die intracellu- läre Verdaunng zeigen, und die Veränderungen, welche wir an den aufgenommenen Bakterien im Innern der Phagocyten wahrnehmen, sind in der That eigenartige, verschieden von denen beim Zugrunde- gehen der Bakterien in den Kulturen ; sie quellen auf, dann werden die Kontouren undeutlich, und es erfolgt wahre Verdauung. Ganz ebenso erfolgt der Vorgang bei den verschiedensten Infektionskrank- heiten; je widerstandsfähiger die Thierspezies ist, um so rascher werden die Mikrobien von Leukocyten aufgenommen; umgekehrt, wenn das Thier empfänglich ist und keinen Widerstand leistet, so bleiben die Mikroben frei und es fehlt die Phagocytose. Es scheint demnach, dass die Phagocyten mit der Verteidigung des Körpers betraut sind, und dass sie in der That mit den Parasiten in Kampf gerathen. Aber es fragt sich, ob die Immunität in der That auf der Phagocytose beruht, ob nicht etwa im Gegentheil das Auffressen der Infektionserreger erst durch den schon vorher bestehenden immunen Zustand ermöglicht wird? Man weiss, dass die Leukocyten geneigt sind, todte Körperchen, Karmin, Kohle u. dgl. aufzunehmen. Wenn sie also im immunen Organismus die Infektionserreger auffressen, so geschieht dies viel- leicht nur, weil letztere sich unter ungünstigen Bedingungen befinden und sich deshalb gleichsam wie todte Körperchen verhalten. Diese Meinung, welcher der Vortragende selbst früher beigepflichtet hatte, wurde von demselben wieder aufgegeben angesichts der zahlreichen Beweise dafür, dass die Bakterien keineswegs in degenerirtem Zu- stand, sondern noch in voller Lebensfähigkeit aufgefressen werden. Beispielsweise beim Frosch gibt es eine Septikämie, verursacht durch sehr bewegliche Bacillen; man kann die letzteren ihre Bewegungen noch im Innern des Protoplasmas der Phagocyten fortsetzen sehen, was beweist, dass die Bacillen lebend aufgenommen werden. Metsch- nikoff gelang es sogar, von einem bereits aufgefressenen Milz- brandbacillus noch eine Kultur herzustellen, und diese Kultur war virulent. Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress zu London. 683 Ein anderer Beweis für die Wichtigkeit des Phagocytismus liegt darin, dass auch beim immunen Thier die Mikroben sich vermehren, wenn sie nur vor den Angriffen der Leukocyten geschützt sind; z. B. bei Verimpfung in die Vorderkammer eines immunisirten Kaninchens, wo die Fresszellen mangeln, wachsen die Milzbrandbacillen anfangs sehr gut, und ihre Vermehrung cessirt erst, wenn die in genügender Zahl zugewanderten Zellen sie aufgenommen haben. Und die Milz- brandsporen keimen in der Subcutis immunisirter Kaninchen, wenn man dieselben durch Einschluss in ein kleines Papiersäckchen oder durch Umhüllung mit etwas Watte vor den Angriffen der Leukocyten beschützt. Alle Bacillen aber, die ausser die schützende Umhüllung gerathen, werden aufgefressen und an ihrer Weiterentwickelung ver- hindert. Die Phagocytose ist demnach eine sehr allgemeine und für den Schutz des Organismus sehr wirksame Einrichtung. Aber welche ge- heimnissvolle Kraft lenkt die Zellen nach den Mikroben hin? Warum sind die Leukocyten, die sich beim immunisirten Thier der Mikroben so leicht bemächtigen, hierzu unfähig beim empfänglichen Thier? Metschnikoff dachte ursprünglich an taktile Reizung, aber es handelt sich sicherlich um Chemotaxis, ausgeübt durch Produkte der Bakterienthätigkeit, von denen einige anlockend, andere dagegen negativ, d. h. abstossend auf Leukocyten wirken. Sobald ein In- fektionserreger sich im Körper vermehrt, bildet er auch anlockende Substanzen; aber je virulenter er ist, um so energischer sind auch die Gifte, die er erzeugt; daher kommt es, dass die Zellen, welche hinzuwandern, in ihrer Wirksamkeit gelähmt und zum Auffressen der Mikroben unfähig werden. Bei einem durch Schutzimpfung künst- lich immunisirten Thier dagegen existirt eine gewisse Angewöhnung der Zellen , welche dieselben befähigt, die Mikroben aufzufressen, bevor letztere noch bemerkenswerthe Mengen von Toxin gebildet haben. Im Beginn der Infektion also findet der Kampf statt; wenn die Leukocyten nicht sofort ihre Wirksamkeit entfalten können, so ist es zu spät, weil dann die Mikroben genügend Gift gebildet haben, um die Wirksamkeit derselben zu unterdrücken. Deshalb befördert jede Einwirkung, welche die Leukocyten von der Inokulationsstelle fern hält, andererseits die Infektion; z. B. die Milchsäure die Rausch- brandinfektion bei dem sonst immunen Kaninchen. Andererseits er- klärt sich der merkwürdige Einfluss des Rattenserums, welches bei Mäusen, gleichzeitig mit Anthraxsporen injizirt, die Entwickelung des Milzbrandes verhindert, durch die chemotaktische Wirkung dieses Serums, welches sowohl die Keimung der Sporen verhindert, als auch zahlreiche Leukocyten anlockt. (Fortsetzung folgt.) 684 Neue Litteratur. Neue Litteratur zusaramengestellt von De. Aethur Würzbueg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundbeitsamte in Berlin. Morphologie und Systematik. Giard. 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Chemische Werke für Mediziner! Moderne Chemie. Zwölf Vorträge, vor Aerzten gehalten. Von Dr. Lassar- Cohn, Privatdozent für Chemie an der Universität Königsberg. 1891. M. 3,50. Arbeitsmethoden für organisch-chemische Laboratorien. Ein Hand- buch für Chemiker, Mediziner und Pharmazeuten. Von Dr. Lassar- Cohn, Privatdozent an der Universität Königsberg. Mit 30 Figuren im Text. 1891. M. 5.—. Repetitorium der Chemie. Mit besonderer Berücksichtigung der für die Medizin wichtigen Verbindungen sowie des ,. Arzneibuches für das Deutsche Reich“ namentlich zum Gebrauch für Mediziner und Pharmazeuten be- arbeitet von Dr. Carl Arnold. Vierte, verbesserte und ergänzte Auf- lage. 1891. Gebunden M. 6. — . Die Praxis des Chemikers bei Untersuchung von Nahrungsmitteln und Gebrauchsgegenständen, Handelsprodukten, Luft, Boden, Wasser bei bak- teriologischen Untersuchungen, sowie in der gerichtlichen und Harn- Analyse. Ein Hilfshuch für Chemiker , Apotheker und Gesundheitsbeamte von Dr. Fritz Elsner. Vierte, umgearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 139 Abbildungen im Text. M. 9. — . Die Hauptthatsachen der Chemie. Für das Bedürfniss des Mediziners, sowie als Leitfaden für den Unterricht zusammengestellt von Erich Har- n a c k , Professor der Medizin an der Universität Halle a. S. Gebunden M. 2. — . Elemente der forensisch - chemischen Analyse. Ein Hülfsbuch für Studirende und kurzes Nachschlagebuch. Von Dr. Joseph Klein, Privatdozent und Lehrer der pharm, und anal. Chemie an der Technischen Hochschule zu Darmstadt. Mit 9 Holzschnitten. Gebunden M. 2. — . Kolorimctric und quantitative Spektralanalyse in ihrer Anwen- dung in der Chemie. Von Prof Dr. G. Krüss in München und Dr. Hugo Krüss in Hamburg. Mit 34 Abbildungen im Text und 6 Tafeln. 1891. M. 8.—. Seit 1830 erscheint: Chemisches Centralblatt. Vollständiges Repertorium für alle Zweige der reinen und angewandten Chemie. Redaktion: Prof. Dr. Rud. Arendt in Leipzig. Wöchentlich eine Nummer. Jährlich 2 Bände. Preis des Bandes M. 30. (Enthält u. a. die ständigen Rubriken : Medizinische Chemie, Physio- logische Chemie, Hygiene und Nahrungsmittel-Chemie, Gährungscheinie und Bakteriologie, Pharmazeutische Chemie.) Prospekte und Probenummern unentgeltlich und postfrei ! nur für Händler: Deckgläser n o in allen Dimensionen, geschnitten und p. Kilo, Objcctträger in allen Formalen, sowie mit ausgeschlift'ener Linse, Ringe, Zellen, Schutzleisten, Glasbänke, Impfstoffbehälter, Pr fiparatency linder, bakteriologische Schalen und Trichinensucher - Platten, Emlbryoschalen, Uhrgläser, flach, tief und mit ebenem Boden, sowie paarweise aufeinandergeschliffen etc. billigst ^ I Neuerdings präm.: in Gentu. Nizza m. d. gold. Medaille, in Paris m. d. Ehrendipl. Kurse in Gährungsphysiologie und Gährungstechnik: 1. Februar, 1. Mai, 15. August, I. November. Praktischer und theoretischer Unterricht in Reincultur und Analysen der Hefe nach dem Hansen’schen System. Lehrbücher: E. Chr. Hansen: Untersuchungen aus der Praxis der Gährungsindustrie; 8. Ausgabe. München (Oldenbourg’s Verlag) 1890. Alfred Jörgensen, Die Mikroorganismen der Gährungsindustrie; 3. Auflage. Berlin (Paul Parey) 1890. Der Unterricht wird in deutscher, englischer und französischer Sprache gegeben. Alfred Jörgensen, Gährungsphysiologisches Laboratorium, Frydendalsvej 30, Kopenhagen. V. Glas-Facetten-Schleiferei Hansenmühle Ilmenau (Thüringen). Prämiirt: Brüssel, Halle a. S., Frankfurt a. M., Wien. □ Verlag von Gustav Fischer in Jena. Signir-Apparat n. ö. Professor der Anatomie und Directnr des 11. Ana- tomischen Instituts der Universität Berlin, Ueber die Dr. Oscar Hertwig, vom Pharmae. J. Pospisil, Stefanau bei Olmütz, unbezahlbar, z. vorsehl iltsmäas. Signiren d, Standgefässe, Kasten, Preisnotizen etc. in schwarzer, rother u. weisser Schrift. Muster grat. u. frco. Eine Theorie der Wirkungsweise bacillärer Stoffwechselproducte. Preis: 80 Pfennige. Physiologische Grundlage der Tuberkulinwirkung. Fromm annsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) ln Jena. HALB£4 pp Bakteriologie und Parasitenkunde. Tn Verbindung mit fieli. Hofr. Prof. Dr. Lenclcart m Professor Dr. Loeffier in Leipzig in Greifswaid herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. X. Bund. -o- Jena, den 5. December 1891. -0- No. 81. Preis — ^ Zu beziehen für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände, durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. *«- Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- J künde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze enUveder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original- Mittheilungen. Ueber den Bau der Bakterien. Beiträge von Professor E. Zettnow in Berlin. Mit 1 Tafel. Im Frühjahr 1890 und Winter 1890/91 habe ich mich vielfach damit beschäftigt, die Geisseln von Bakterien nach Loeffle r’s vortreff- licher Methode zu färben. Bei diesen Versuchen erhielt ich bei einer 44 Bd. X, 690 Ü ettnow , Anzahl von Organismen in recht deutlichem Masse eine Hülle gefärbt, von welcher die Geissein ausgehen. Die besten Beispiele für dieselbe habe ich auf dem beiliegenden Lichtdruck zusammengestellt. Spirillum serpens, Fig. 1 — 4 in lOOOfacher, Fig. 5 in 1500- facher Vergrösserung, zeigt die Hülle am klarsten und deutlichsten. Nicht nur in ein und demselben Gesichtsfeld liegen Individuen mit deutlicher Hülle dicht neben solchen, bei welchen sich keine Spur derselben erkennen lässt und bei welchen die Geissein dem Anscheine nach unmittelbar vom stark gefärbten Bacterium abgehen, sondern mitunter zeigen sogar, wie auf Platte 119 meiner Geisselaufnahmen, zwei dicht neben einander liegende Exemplare dieses Verhalten. Die Art und Weise der Präparation und Färbung kann daher nicht die Ursache der Erscheinung sein; ich bin der Meinung, dass gewisse äussere Umstände, wie solche in der Ernährung, im Alter, Krankheit u. a. ra. zu suchen sind, den Grund zur Ausbildung der Hülle ge- geben haben. Mit K leb s undBütschli halte ich denjenigen Theil der Bakterien, welcher sich mit den gewöhnlichen Kernfarben leicht und kräftig färbt, für den eigentlichen, scheinbar das ganze Bacterium bildenden Kern, während ich den schwer und nur mit Beizen nach Loeffler’s Methode zur Anschauung zu bringenden Theil für das Plasma halte. Das letztere ist nicht immer von gleicher Färbbarkeit und wahrscheinlich von ungleichmässiger Beschaffenheit; während es bei Fig. 1 und 3 ziemlich gleichmässig die Farbe aufgenommen hat, treten bei Fig. 2 und 4 bedeutende Unterschiede auf. Die Haupt- masse der Farbe hat sich an den äusseren Rändern abgelagert, während die nach dem Kerne zu liegenden Theile beinahe ungefärbt erscheinen. Eigenthümlich sind bei Fig. 1, 3 und 5 die dem Kerne angelagerten Kugeln. Als ich dieselben zum ersten Male erblickte, hielt ich sie für fremde, zufällig angelagerte Organismen, bin jedoch bald von dieser Vorstellung zurückgekommen. Das Studium derartiger Anlagerungen bei anderen Mikroorganismen zeigt doch ein anderes Aussehen. Sehr starke Vergrösser ungen, etwa 3000fach, und Anwen- dung von Sonnenlicht, um das kräftig gefärbte Bacterium zu durch- leuchten, haben niemals eine doppelte Kontour an der scheinbaren Anlagerungsstelle gezeigt; stets war der Inhalt des Kernes an solchen Stellen sowohl bei okularer Beobachtung im Mikroskop und auf der matten Scheibe des photographischen Apparates, wie auch nach sehr langer Exposition, in Folge deren sich die Einzelheiten des Kernes im Negativ bereits gut markirten, gleichmässig; die bei so starken Vergrösserungen auftretende, den Kern umgebende Doppellinie setzt sich tadellos in den kugeligen Abschnitt fort. Meist sieht mau in der Grösse verschiedene halbkugelförmige Auftreibungen ; nur einmal habe ich eine volle Kugel angetroffen, welche bei 2000facher Ver- grösserung vom Kern gerade abgetrennt erscheint; diese Trennung ist auf dem Originalnegativ, sowie auf dem Positiv gut zu erkennen, bei Herstellung des Lichtdruckes und Verkleinerung auf löOOfach Fig. 5 jedoch verloren gegangen. Bei manchen Exemplaren zeigte jede Windung sich mit einer grösseren oder kleineren kugeligen Auf- treibung versehen. Ich bin geneigt, sie für Involutionsformen zu halten ; sehr schön kann man diese Erscheinung bei Proteus vulgaris be- Centralblatt für Bakteriologie Bd. X. Taf. I Verlag v. Gustav Fischer in Jena Raprod. v. J. B. Obernetter, München. Üeber den Bau der Bakterien. 691 obachten, bei welchem, sei es in der Mitte, sei es an dem einen Ende eines Fadens, eine einzige Zelle, noch im Verband stehend mit den übrigen, dem Anschein nach völlig gesunden, sich zu einer Kugel, besetzt mit Geissein, umgewandelt hat. Eine Untersuchung an ungefärbten Prä- paraten von Sp. serpens derselben Herkunft ist leider unmöglich, da ich bei Anfertigung der Geisselpräparate auf die Kugelgebilde nicht achtete und es versäumte, ungefärbte Trockenpräparate herzustellen. Während bei dem Spirillum serpens das Plasma den ganzen Kern umgibt und gut bei Fig. 2, schlechter bei Fig. 3 die Theilungs- erscheinung deutlich zeigt, ist dasselbe bei vielen Stäbchen hauptsäch- lich an den Polen angehäuft, während es sich an den Seiten nicht bemerklich macht. Ein solches Verhalten zeigt Proteus vulgaris Fig. 6 — 8, lOOOfach vergrössert. Fig. 6 und 7 stellen denselben Faden vor, nur mit verschiedener Kraft kopirt. Bei Fig. 6 ist der Kern bereits tief dunkel, während Plasma und Geissein sehr hell erscheinen ; versucht man, wie bei Fig. 7, die Geissein besser zur Ansicht zu bringen, so verschwindet das Plasma immer mehr; auch im Negativ, in welchem die Unterschiede schöner und deutlicher sichtbar sind, ist von einem selbst sehr geringfügigen Plasma an den Längsseiten nichts zu erkennen. Die Geissein treten gerade beim Proteus in solcher Menge und bei einzelnen Exemplaren in solcher Fülle und Länge auf, dass sie den Kern mitunter um das Doppelte au Masse übertreffen; ich kann mich der Ansicht nicht erwehren, dass das Plasma, vom Kern bereitet, sogleich die Gestalt der Geissei und zähere Konsistenz annimmt, anstatt ziemlich gleichmässig den Kern zu umgeben und die Geissei erst von seiner Oberfläche auszusenden. Fig. 8 zeigt am oberen Ende des Fadens eine kranke Zelle mit viel Plasma von ver- schiedenem Grade der Färbbarkeit, ähnlich wie beim Spir. serpens, während am unteren Ende das Plasma nicht so deutlich in der Kopie wie im Negativ hervortritt. Chromatium Okenii oder eine ihm sehr nahe stehende Form ist in Fig. 9—11 abgebildet; dasselbe fand sich in Präparaten von pfirsichblütrothen Fäulnissorganismen und hat beim Trocknen die Gestalt ziemlich stark verändert. In lebendem Zustande beobachtet, zeigten die Chromatien eine länglich walzenförmige Form und waren mit hellen, glänzenden Schwefelkörnern erfüllt; die kleineren Exemplare zeigen auch noch im Trockenpräparat eine walzrunde oder bohnen- förmige Gestalt, die Oberfläche war schwach pfirsichblütroth. B ü t s c h 1 i bildet in seiner Abhandlung „Ueber den Bau der Bakterien“ das Ch rom atium mit 1 Geissei ab und habe ich bei lebenden Exemplaren ebenfalls nur 1 Geissei erkennen können; auch im Trockenpräparat zeigen viele der kleineren nur diese eine; jedoch spitzt sich dieselbe stets zu, mag sie nun gerade in der Mitte entspringen oder, wie in der Mehrzahl der Fälle, seitlich ; bei dem dritten Theil der beobach- teten Chromatien spaltet sie sich in mehrere, 3 — 6 Theile. Die Hülle gibt B ü t s c h 1 i als ziemlich schmal, wenn auch völlig deutlich bei leben- den Individuen an; dementsprechend ist dieselbe auch in den gefärbten Exemplaren schmal. Fig. 10 und 11 zeigen dasselbe C h ro m ati um bei verschieden langer Exposition. Fig. 10, sehr lange exponirt, um die Hülle, welche sich ziemlich kräftig mitgefärbt hatte, zu zeigen, lässt 44* 692 Z e 1 1 n o w die Geissei kaum erkennen, während bei Fig. 1 1 das umgekehrte Ver- hältniss stattfindet. — Die Fig. 12 — 16 stellen den Korkzieherbacillus dar, welchen Lo et fl er bereits in seiner ersten Arbeit über „eine neue Methode zum Färben von Mikroorganismen“ (vide Centralbl. f. ßakter. u. Par. Bd. YI) in Fig. 1 veröfientlicht hat. Ich habe eine sehr grosse Anzahl von Auf- nahmen desselben, sämmtlich aus einem Präparat herrührend, gemacht. Neben solcheu Bacillen mit langen, sich allmählich zuspitzenden Geissein, wie sie L o e f f le r bereits photographirt hat, fanden sich auch eine grosse Anzahl mit Protoplasma und aufgelöstem Haarzopf. Die Fig. 13 und 14, dasselbe Exemplar in 1000- und 1650facher Vergrösserung, sowie Fig. 15 und 16 in derselben Art vergrössert, mögen als Beleg dienen. Es ist mir nicht möglich gewesen, das Ende der Geisselu schärfer zu Gesicht zu bekommen ev. zu photographiren, als die Figuren es zeigen; bei keiner Einstellung gelang es, die Geissei in den Umrissen schärfer zu erhalten, auch nicht, wenn man vom Kern absehend, nur auf die Enden der Geissein einstellte. Die Präparation kann dieselben nicht verdorben haben, da dicht neben Bacillen mit aufgelösten, un- scharf erscheinenden Geissein solche mit völlig scharfen Geissein und ohne Protoplasma sich befanden. Fig. 12 in lOOOfacher Vergrösse- rung stellt 2 neben einander gelagerte Stäbchen vor, welche an der unteren Seite die Geissein verloren haben, jedoch das Plasma sehr gut zeigen, während am oberen Ende dasselbe eine nur etwas geringere Färbbarkeit, als der Kern zeigt und sich daher auf dem Negativ besser, als in der Kopie von ihm unterscheiden lässt. Die Herstellung der Tafel geschah in folgender Weise: Die Bak- terien wurden mit Hülfe des grossen mikrophotographischen Apparates von Zeiss aufgenommen unter Anwendung von selbst hergestellten Erythrosinplatten, Kupfer-Chromfilter, Sonnenlicht, eines Apochro- maten von 2 mm f. und Projektions- Okular IV. Das Sonnenlicht wurde nicht direkt auf den Kondensor des Apparates geworfen, son- dern mit Hülfe einer Zwischenlinse von 1 m foc. zuerst ein Sonnen- bildchen etwa 60 cm vom Kondensor auf der matten Scheibe des Blendungsständers entworfen und dieses nach dem Wegklappen der Scheibe als Lichtquelle benutzt. Hat man die betreffende Stelle der matten Scheibe mit einem Merkzeichen versehen und dieselbe durch den Kondensor in die Mitte des Gesichtsfeldes gebracht, so kann man mit grosser Sicherheit und Bequemlichkeit, auch bei unregelmässigem Gange des Heliostaten, z. B. bei windigem Wetter, durch Drehen am Heliostaten das Sonnenbildchen auf diese Marke der matten Scheibe richten und ist sicher, dass nach dem Wegklappen derselben das Gesichtsfeld gleichmässig erleuchtet ist. Während ich ohne dieses kleine Hülfsmittel häufig ungleichmässige Beleuchtung erzielte, geht mir jetzt nur ausnahmsweise ein Negativ aus diesem Grunde verloren. Als Zwischenlinse habe ich die achromatische Linse eines Fernrohrs benutzt und eignet sich ebenso gut eine solche eines alten photo- graphischen Objektivs mit langer Brennweite. Die Platten waren mit Erythrosin allein, nicht mit Silber- Erythrosin gefärbt ; erstere arbeiten härter, sind also für mikrophoto- graphische Aufnahmen besser, lassen sich lange aufbewahren, ohne Ueber den Bau der Bakterien. 693 zu schieiern und arbeiten glasblank bei kräftiger Deckung in den Lichtern und zeigen bei Entwickelung mit Pyrogallol und Soda gut die Halbtöne. Die Originalnegative zeigen die Bakterien in 1340- und 2000- resp. 2200facher Vergrösserung ; nach Anfertigung mehrerer Kopieen von verschiedener Kraft wurden die besten und im Tone passendsten ausgesucht, ausgeschnitten, auf dunkelbraunrothes Papier geklebt und das auf diese Weise erhaltene Originalpositiv in Dreiviertel der natür- lichen Grösse photographirt. Von dem so gewonnenen Negativ, welches die Bakterien also verkleinert und in den bei den einzelnen Figuren angegebenen Vergrösserungen aufweist, wurde ein Lichtdruck hergestellt. — Derselbe zeigt die Feinheiten in guter Ausführung, steht jedoch wie alle Reproduktionen einem Albumindrucke gegen- über in Weichheit und Zartheit zurück. Nach Fertigstellung des Lichtdruckes habe ich bei Durchforschung von Fäulnisspräparaten, welche nach Loef fl er gefärbt waren , noch einige Bakterien mit deutlichem Plasma und Geissein gefunden, von welchen ich folgende drei hervorhebe: 1) Von zwei einzeln nebeneinander liegenden kleinen Spirillen, 4 /.i laug, 1 (.i breit, zeigt die eine an beiden Enden eine 1 lange, bedeutend schwächer als das Innere gefärbte Zone, von welcher ihre Geissein abgehen, während sich die zweite gleichmässig gefärbt hat. 2) In sehr deutlicher Art zeigt ein anderer Organismus die Hülle ; derselbe ist, in Theilung begriffen, 5 — 6 /i lang und 2 — 2,5 /.i breit, während die jüngeren Exemplare meist 4 u lang sind ; er zeigt nur 1 gewellte Geissei, welche sich nicht zuspitzt. Als ich 1 Exemplar, welches auf dem Negativ in 1340facher Vergrösserung sich befand, in der Camera auf das 5fache vergrösserte, erhielt ich ein Positiv, welches auffallende Aehnlichkeit mit Fig. lf. in Bütschli’s Arbeit zeigt. Man konnte nun viel deutlicher, als im Negativ die Theilungs- erscheinung studiren und erkennen, wie der dunkle Kern durch eine helle Zone von dem schwarzen Rande getrennt war und wie an den Längsseiten in der Mitte an denjenigen Stellen, an welchen am Kerne eine Einbiegung erkennbar war, sich auch am Rande in der Hülle ein dunklerer Punkt auf beiden Seiten befand. — Bütschli gibt die Länge des zur Theilung schreitenden Chrom atium Ok en i i zu 12 — 14 /.i in lebendem Zustande an, in eingetrocknetem wird ihre Grösse sicher noch 9 — 11 f.i betragen, und weisen eine solche Länge auch die Fig. 9 — 11 der Lichtdrucktafel auf; danach ist der vorliegende Organismus wohl ein den Chromatien nahestehender, von etwa halber Grösse wie Chromatium Okenii. M 3) Bei Spir. Und ul a habe ich vergeblich bis jetzt nach Exemplaren gesucht, welche bei Färbung nach Lo eff ler ein helleres Endstück erkennen lassen, etwa wie Proteus vulgaris. Nachdem ich viele hundert Exemplare geprüft, fand ich endlich eine kleine Gruppe, bei welcher eine Plasmaschicht an den Seiten sich bemerklich machte. Alle 4 Spirillen besitzen die Form eines Halbkreises; zwei von ihnen berühren sich mit den konvexen Seiten beinahe und sind durch eine heller gefärbte Schicht verbunden welche, besonders gut sichtbar bei dem einen Exemplare an der 694 Zschokke, konvexen Seite, den Kern fast bis zum Pol überzieht; an anderen Stellen berühren sich 3 Stück derselben Gruppe und sind in ähn- licher Weise getrennt, nur ist die Plasmazone noch deutlicher. Bei allen 4 tritt sie nur auf der konvexen, nicht auf der konkaven Seite der Spirillen auf. Berlin, d. 23. Oktober 1891. Die Parasitenfauna von Trutta salar. Von Prof. Dr. F. Zscliokke in Basel. Die Beziehungen zwischen der Lebensweise eines Thieres und der Zusammensetzung seiner Schmarotzerfauna sind bis heute nur selten der Gegenstand eingehender Studien gewesen. Im Allgemeinen dürfen wir allerdings annehmen, dass die Gewohnheiten irgend eines Geschöpfes bestimmend einwirken auf den Charakter der dasselbe bewohnenden Parasitenwelt. Besonders wird mit der Frage: wie und von was ernährt sich ein Thier? gleichzeitig auch die zweite beant- wortet sein: welche Schmarotzer suchen es heim? Durch die Nahrung wird die Grosszahl der ungebetenen Gäste in den thierischen Körper eingeschmuggelt; mit der Natur der Nahrungsstoffe wechselt auch die der mit ihnen eingeführten Parasiten. Verschiedene Kost zu verschiedenen Lebensaltern bedingt eine Veränderung im Stande der Schmarotzergesellschaft nach Vertretung von Arten und von Indivi- duen. Neben der Nahrung ist es die Wohnung, das heimathliche Medium, das die Parasitenfauna eines Thieres beeinflusst. Seine Bewegungsweise , sein mehr oder weniger enges Zusammenleben mit verschiedenen anderen Wesen, kurz seine Lebensgewohnheiten im weitesten Sinne werden den Stand seiner Schmarotzerwelt ebenfalls bedingen. So erscheint uns die Natur der Parasitenbevölkerung nicht als etwas Zufälliges; die Zusammensetzung der schmarotzenden Fauna muss das Spiegelbild der Lebensweise des Wirthes sein. Ge- wohnheiten des Parasitenträgers und Natur der Schmarotzer stehen so in engster Wechselbeziehung; kennen wir nur das eine, so können wir mit einer gewissen Sicherheit a priori auf das andere schliessen. Wir dürfen wohl mit Recht erwarten, dass die Wanderfische Gelegenheit haben werden, sich mit Parasiten, die sonst nur marinen Thieren eigen sind, zu infiziren, und daneben gleichzeitig Schmarotzern von Süsswasserfischen zur Heimath dienen. Die Gewohnheit des Wanderns wird sich in der Zusammensetzung der Parasitenfauna wiederspiegeln. Es wird die letztere je nach Zeit und Art der Er- beutung des Wanderfisches mehr aus marinen Formen oder aus Süss- wasserelementen zusammengesetzt sein. Um die Abhängigkeit der Entozoenbevölkerung von der Lebens- Die Parasiten fauna von Trutta salar. 695 weise des Wirthes durch ein Beispiel zu beleuchten, wurden schon vor zwei Jahren die Resultate von Beobachtungen an 45 Rhein- lachsen veröffentlicht und damals festgestellt (42), dass die Parasiten- fauna der im Rhein gefangenen Exemplare von Trutta salar einen sehr scharf ausgeprägten marinen Charakter besitzt. Reine Süss- wasserformen sind in ihr nicht vorhanden. Es entspricht dieses Verhalten der von His (14) und Miescher (28) nachdrücklich hervorgehobenen Thatsache, dass „der Rheinsalm vom Aufsteigen aus dem Meer, bis er verlaicht hat, niemals Nahrung zu sich nimmt und auch nachher in der Regel nicht“. Mit dem Aufhören der Nahrungs- aufnahme wird auch die grosse Hauptpforte der Parasiteninvasion geschlossen ; im Rheinsalm durften also wohl aus dem Meer mit in den Fluss geschleppte Schmarotzer der marinen Fische, nicht aber typische Gäste der Süsswasserbewohner erwartet werden. Dies traf, wie bemerkt, zu; doch schien es wünschenswerth, den vorläufig er- brachten parasitologischen Beweis der Richtigkeit des Miescher’ sehen Satzes durch Bearbeitung reicheren Materials zu kräftigen. Wichtig für die Beurtheilung der Parasitenwelt des Rheinsalms musste der Vergleich mit derjenigen im Meere erbeuteter Lachse sein. In diese Ver- gleichung mussten, wo immer möglich, auch die in die kurzen Flüsse Schottlands, Skandinaviens, Finlands etc. aufsteigenden Lachse ge- zogen werden, die im Süsswasser nicht so strenge dem Fasten zu huldigen scheinen, wie ihre rheinischen Verwandten. Schreibt mir doch Dr. 0. Nord qu ist: „Bei uns in Finland scheint der Lachs in dieser Beziehung in verschiedenen Flüssen sich verschieden zu verhalten. In einigen nimmt er Nahrung zu sich, in anderen nicht, was beim Angeln deutlich hervortritt, da er in einigen Flüssen an- beisst, in anderen dagegen nie mit der Angel gefangen worden ist.“ Auch in Schottland und Irland soll der Lachs im Süsswasser an manchen Orten mit der Angel gefangen werden. Für den Tay fasst W. C. M’ I n t o s h (29), auf eingehende Untersuchungen sich berufend, seine Ansicht in dem Satze zusammen: „The true state of matters would seem to be that tho salmon when in fresh water feeds rarely and at intervals, but not from want of voracity, as the contents of the stomachs above mentioned show; and further, that such food is occasionally found in its stomach February tili August.“ M’ In- to sh steht damit im Gegensatz sowohl mit K n ox (16), der behauptet, der Lachs nehme im Süsswasser keine Nahrung mehr auf, nachdem er erst einmal das Meer besucht habe, als mit Owen (33), der an- nimmt, der Süsswasserlachs fresse gierig, habe aber die Gewohnheit, bei der Gefangennahme die aufgenommene Nahrung wieder auszu- brechen. Diese von den Zuständen im Rhein offenbar abweichenden bio- logischen Verhältnisse mussten bis zu einem gewissen Grade wieder- um ihren parasitologisehen Ausdruck finden. Durch die Vergleichung der Lachsschmarotzer verschiedener Lokalitäten durfte wohl eine klarere Beleuchtung der Frage über den Zusammenhang von Lebens- weise des Wirthes und Charakter der Entozoenfauna von Trutta salar zu erwarten sein. 696 Äschokke Vou 129 im Rhein gefangenen Lachsen wurden die Eingeweide untersucht. Der Danniuhalt bestand in allen Fällen ausschliesslich aus jener dickschleimigen, gelben oder gelbbraunen Masse, die schon M’ I n t o s h (29) erwähnt und die von Miescher (28) näher ge- schildert wird. Nahrungssubstauzen Hessen sich nie erkenuen ; nur einmal fanden sich im Dünndarm Pflanzenfasern und einmal ein oberflächlich verdauter Gammarus pulex. Auch Miescher konnte in den Eingeweiden der zahlreichen von ihm untersuchten Rheinlachse nie etwas anderes konstatiren, als zufällig mit dem Fluss- wasser geschluckte Steinchen, kleine Stückchen Grashalm oder Pflan- zenstengel. Einmal fand Miescher im Dünndarm eine vollkommen unverdaute und intakte Insektenlarve, die wohl ähnlich wie unser Flohkrebs zufällig, nicht beim Akt der Nahrungsaufnahme mit dem Wasserstrom in den Darm des Fisches gelangt war. Nur einmal endlich traf der mehrmals erwähnte Forscher Reste von zwei Fischen — wahrscheinlich Leuciscus — im Magen eines im Rhein gefan- genen Lachses. Von Zeit zu Zeit soll während der Laichmouate im Gebiete des Oberrheins ein Lachs an der Angel gefangen werden, doch sind die darüber zitirten Fälle nicht verbürgt. Als eigeuthüm- liches Vorkommniss sei noch erwähnt, dass nach einer gütigen Mit- theilung von Prof. Th. Studer in Bern der Magen eines in der Aare gewonnenen Lachses zwei noch erkennbare Exemplare von A m- modytes lanceolatus oder Atobianus enthielt. Es würde dies mit unseren Vorstellungen von der Wanderdauer der Lachse stromaufwärts nicht im Einklang stehen. Doch bemerkt Studer selbst, dass die Angaben des Fischers, der den betreffenden Lachs in der Aare erbeutet haben will, mit Vorsicht aufzunehmen seien. Von den 129 untersuchten Rheinsalmen erwiesen sich 125 als Parasitenträger, vier waren frei von Schmarotzern. Ueber die Natur und das Vorkommen der Entozoen im grossen Wanderfisch des Rheines mag die nebenstehende Tabelle eine vorläufige Uebersicht ge- statten. Die Parasitenfauna des Rheinlachses wäre somit aus der statt- lichen Zahl von mindestens zwanzig Arten zusammengesetzt. Doch dürfen aus dieser Menge nur etwa vier oder fünf Formen als häu- figere, theilweise fast regelmässige Vorkommnisse betrachtet werden (Ascaris capsularia, Distomum varicum, Bothrio- cephalus infun dibuliformis, Rhynchoboth rium palea- ceum und Tetra rhynchus macrobothrius). Die übrigen Arten suchen den Rheinlachs relativ selten heim. Von den häufig wiederkehrenden Parasiten können wir gleich- zeitig aber auch sagen, dass sie in ihrem Träger in grösster Indi- viduenzahl schmarotzen. Ascaris capsularia wurde oft sehr zahlreich in ein und demselben Wirth nachgewiesen; 20—40 Wür- mer in einem Fisch waren keine Seltenheit; manchmal finden sich indessen auch nur vereinzelte Exemplare des Parasiten. Distomum varicum war häufig in der Zahl von 30 — 50 Individuen im Schlunde des Wirthes festgesogen. Nach Kerbert’s brieflicher Mittheilung istD. varicum in den holländischen Lachsen keine Sel- tenheit; dagegen fand unser Gewährsmann dort nie D. Miescheri bic Parasitenfauna von Trutta salar. 697 -O ci i-H m •3 £ <ö ö > « co 2 03 ® Ä 03 CÖ s an 5 öS !#■* ” Li .2 w O 00 — r © to fß CO CO o o' oT o 3 u Sj i s s js C5 Q • g‘ « -2 J 3 N3 -H a> bC'Ö a a :oJ cf 11 II «ä 'S ® _ a ^ 3 -o tT s “ a Q« c3 aPa 3 3 3 « Q a . 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A 0) ü i|a 99.20 ^ -2 -2 ■ 'S «S j a a a ^ q, qT 03 03 O ü 03 O ° © I'ÜS 'S o o V3 CQ CQ ^ Q .2 öS g . 3 3 3 I « ^ .a -x - ij-o 'S fl 03 03 a« 04 cu “ "a « « a 3 3 -C « « -a Xi X3 ♦f O, 04 ® 03 03 •“ O 03 O £ £ PO O O J3 M 33 5h N 3 ^ O 3 tn T3 w 3 23 o * g s bsj fc4 CO W W n 3 3 0 ’S a a a o y o) ü a q a a o >*>*>> a a a a « U t- «h ♦? Oj Cö 3S C/3 fc4 U4 Wj 03 03 03 II hhhA 00 03 O H H W 698 Zschokke, Die Parasitenfauna von Trutta salar. oder D. reflexum. Auch von Bothriocephalus infun- dibuliformis verzeichnen meine Listen einzelne Fälle massen- haften Vorkommens, meist aber handelte es sich um vereinzelte oder wenige, oft schwache und abgemagerte Exemplare. Als Mittelzahl der vorhandenen Individuen dürfen wir 6 — 8 annehmeu ; wir werden denselben Werth bei den Meerlachsen sehr viel höher zu notiren haben. Rhyn chobothrium paleaceum und T etrarhyn chus macrobot hrius brachten es auf 20 — 25 Individuen in ein und demselben Wirthe. Alle anderen Parasiten traf man aber nur in wenigen Exemplaren (wie No. 3, 6, 7, 8, 11, 12, 14, 15, 16), oder sie traten überhaupt je weilen nur in der Einzahl auf (No. 2, 5, 10, 18, 19). Erwähnenswerth ist eine sehr reichliche Infektion mit A s- caris adunca. Ein Rheinlachs war häufig die Heimstätte mehrerer Formen von Parasiten, wie das am besten aus folgender Zusammenstellung her- vorgeht : Von 129 untersuchten Rheinlachsen waren parasitenfrei 4; Besonders verdient der Umstand hervorgehoben zu werden, dass kein einziger Rheinlachs einen Schmarotzer im Darmkanal unterhalb der Appendices pyloricae aufwies. Die Parasiten lagen sämmtlich eingekapselt in und an den verschiedensten Organen, oder bewegten sich frei in der Leibeshöhle ; sie bevölkerten den Magen, bargen sich in den weiten Falten des Schlundes oder zwängten sich ein in die langen, schmalen, schützenden Blindsäcke des Pylorus. Das eigent- liche Darmrohr aber blieb vollkommen parasitenfrei, im Gegensatz zu den Verhältnissen, die wir bei den Meerlachsen kennen lernen werden. Das geht sogar soweit, dass Parasiten, die bei anderen Wirthen nur den Darm bevölkern, im Rheinlachs Magen und Schlund beziehen, wie die folgenden Beispiele lehren mögen. Distomum reflexum bewohnt sonst den Darm von Cyclopterus lumpus, Ascaris adunca befällt den Darm von Alosa vulgaris, A. finta, A. sapidissima, Ascaris angulata denjenigen von Lophius piscatorius. Echinor hyn chus acus ist im hin- teren Abschnitt des Verdauungstraktus sehr zahlreicher Meerfische zu Hause, E. agilis findet sich an derselben Stelle bei Meer- und Wanderfischen. All’ diese Darmbewohner steigen in den Magen und Schlund des Lachses, sobald er in den Rhein zieht, als ob sie dort besser geschützt wären, als in den näher der Afteröffuung gelegenen Abschnitten des Eingeweides. Wie das offene Darmrohr des Süsswasser- lachses, so ist auch dasjenige der im Aquarium hungernden Meer- fische, speziell der Plagiostomen , regelmässig nach kurzer Zeit frei von den Schmarotzern, die sich dort sonst so massenhaft aufhalten. Diese von Monticelli (30) gemachte Beobachtung kann ich aus 1 Spezies Schmarotzer beherbergten 55 Fische. 3 4 5 Büchner, Zur Nomenklatur der schützenden Eiweisskörper. 699 eigener mehrfacher Erfahrung bestätigen. Der Rheinlachs verliert also seine Darmgäste, wie ein beliebiger hungernder Meerfisch. Mit dem Nahrungsausschluss ist eine Neueinfuhr von Würmern verhindert. Aus der Abwesenheit der Parasiten unterhalb der Pylorusanhänge kann indirekt geschlossen werden, dass Trutta salar, nach Miescher’s (28) Annahme, im Rhein wirklich fastet. Mit Parasiten beladen zieht der Lachs in den Fluss, wie wir dies nachzuweisen haben werden. Sehr bald verliert er seine Darmschmarotzer, die durch keine neue Zufuhr ersetzt werden. Es bleiben ihm nur die Bewohner der vor- deren Theile des Verdauungstraktus und die, welche sich dorthin zurückzuziehen vermögen. Aber auch diese im Schutze der Schlund- falten oder in den an Nahrungsreserven reichen Pylorussäcken liegenden Würmer scheinen in dem Masse an Zahl von Arten und Individuen abzunehmen, als der Fisch sich längere Zeit ira Süsswasser aufhält und höher in den Fluss hinaufsteigt. Zuletzt beherbergt der Lachs nur noch die eingekapselten und in verschiedenen, allseitig geschlos- senen Organen liegenden Gäste. Das Wandern in den Rhein bildet also gleichzeitig eine Abtreibungskur für die Darmparasiten. Einige Forscher haben ja sogar, allerdings ohne gerade diese Verhältnisse zu kennen, angenommen, der Wandertrieb vieler Fische sei aus dem Bedürfniss entstanden, sich der im Meer erworbenen Schmarotzer zu entledigen ! (Fortsetzung folgt.) Zur Nomenklatur der schützenden Eiweisskörper. Von H. Büchner. In einem Aufsatz „Ueber die Nomenklatur der schützenden Eiweiss- körper“ in Bd. X., No. 11 und 12 dieses Centralblattes nimmt H a n k i n mir gegenüber als „der erste Entdecker der schützenden Eiweisskörper das Recht, deren Nomenklatur zu geben“, für sich in Anspruch. Der Vorwurf, der hierin liegt, als hätte ich durch den Vorschlag des Namens „Al ex ine“ für „schützende Eiweiss- körper“ etwas Unberechtigtes getlian, bedarf der Zurückweisung. Herr H a n k i n , den ich persönlich und wegen seiner wissen- schaftlichen Verdienste hochschätze, scheint meine „Untersuchungen über die bakterienfeindlichen Wirkungen des Blutes und Blutserums“1) nicht zu kennen, deren letzter, 25 Seiten umfassender Abschnitt die von mir und M. Orthenberger „über die Natur der bak- terienfeindlichen Substanz im Serum“ ausgeführten Experi- mente enthält2). Aus letzteren geht wohl zur Genüge hervor, dass ich mich nicht mit einer Phrase begnügte, wie es nach Hankin’s 1) Archiv für Hygiene. Bd. X. p. 84 — 173. 2) Vgl. auch die kurze Mittheilung hierüber vom 14. Oktober 1889 in diesem Centralblatt. Bd. VI. No. 21. 700 Bücher, Zur Nomenklatur der schützenden Eiweisskörpef. Citat 1 * ) den Anschein hat, sondern gesucht habe, die zur Zeit meiner Untersuchungen noch sehr dunkle Frage nach den wirkenden Stoffen experimentell aufzuklären. Die bezüglichen Bemühungen waren nicht ergebnislos, wie Hankin zu glauben scheint, sondern sie führten zu dem ganz bestimmten Resultat, dass nur in den Eiweiss- körpern des Serums, und zwar in einem besonderen a k t i v.'e n[Z;u stand derselben die Ursache der bakterien- feindlichen Wirksamkeit gelegen sein könne. Da diese Ergebnisse bereits um 3/4 Jahre früher, als jene Han- kin’s veröffentlicht wurden, so habe ich wohl das Recht, dieselben als mein geistiges Eigenthum anzusehen. Die Idee, dass Eiweisskörpern eine derartige schützende Rolle gegenüber von Infektionserregern zu- kommen könnte, war damals, wo man noch nichts von Toxalbuminen wusste und nur die Ptomaine und Toxine kannte, keineswegs nahe- liegend, sondern schien den Meisten überraschend, beinahe unglaub- lich. Auf der Naturforscherversammlung zu Heidelberg 1889 begeg- nete dieselbe bei den Fachgenossen, trotz meiner bestimmten Behaup- tung, vielfach skeptischem Zweifel. Einige Berechtigung, in diesen Dingen mitzureden, wird mir demnach gewiss auch Herr Hank in nicht bestreiten, wenn er sich von der wahren Lage der Dinge erst einmal überzeugt hat. Andern- falls müsste er riskiren, dass ich den Spiess umdrehe und mir seine juristische Definition etwas näher betrachte. Offenbar ist dieselbe dem internationalen Gewohnheitsrechte der reinen Chemiker entnommen. Was versteht aber die heutige Chemie unter „En tdeckung“ eines neuen Körpers ? Doch zum mindesten, dass die Elementaranalyse ausgeführt, die Konstitution wenigstens annähernd bekannt, Schmelz- und Siedepunkt bestimmt und die wich- tigsten Reaktionen angegeben sind. Keine von diesen Aufgaben ist bei irgend einem der schützenden Eiweisskörper erledigt, und auch Hank in besitzt daher streng genommen kein Recht, für seine unvollständig gereinigten Substanzen eine Nomenklatur vorzuschlagen. Zum allermindesten müsste er aber die Bezeichnung „Phy laxin“ sofort wieder zurückziehen, da die von ihm isolirten Stoffe sämmtlich nur von natürlich immunen Thieren stammen, daher nur unter die Reihe der„Sozine“ nach seiner Nomenklatur eingereiht werden könnten, während ein „Phy laxin“ von ihm überhaupt nicht isolirt worden ist. Letztere Anmerkung zeigt nicht nur, dass Herr Hank in ein schlechterer Jurist als Bakteriologe und physiologischer Chemiker ist, was er selbst kaum bestreiten wird, sondern sie lehrt auch das Un- haltbare jeder schematischen Formulirung in diesen Dingen. Nach meiner Ansicht bleibt es sehr gleichgültig, von wem eine neue Nomenklatur ausgeht, wenn sie nur zweckmässig ist und sich allge- meiner Anerkennung erfreut. Wäre Hankin mit der Erfindung wissenschaftlicher Namen vorangegangen, dann hätte ich mir die 1) Hank in entnimmt dieses Citat meiner ersten Mittheilung über die bakterien- tödtende Wirkung des zellenfreien Blutserums vom 18. Mai 1889 in diesem Central- blatt. Bd. V. No. 25 und Bd. VI. No. 1. Allgemeines über Bakterien. 701 Mühe sicherlich erspart. So aber folgte Hank in mit seinem detail- lirten Vorschläge erst nach dem meinigen und kann daher nicht ver- langen, dass ich meinen Vorschlag wieder zurücknehmen soll. Letzteres wäre um so weniger angezeigt, als ja beim Lichte betrachtet die beider- seitigen Vorschläge sich durchaus nicht ausschliessen, sondern vorläufig ganz ruhig neben einander existiren können. München, d. 13. Oktober 1891. Nachschrift. Nach Einsendung des Vorigen geht mir eine schriftliche Mittheilung Herrn Hank in ’s zu, worin er sich auf Grund meiner unterdess in No. 38 der Münchener Medicinischen Wochenschrift gegebenen Motivirung mit der Bezeichnung „Alexine“ für „schützende Eiweisskörper“ nunmehr einverstanden erklärt und mich zugleich ermächtigt, von dieser Erklärung Gebrauch zu machen. Die Kontroverse ist hiermit als erledigt zu betrachten. B. Referate. Migula, W., Die Bakterien, kl. 8°. 216 p. Leipzig (J. J. Weber’s Naturw. Bibliothek. No. 2.) 1891. Von der vorliegenden Schrift kann man im Allgemeinen sagen, dass es der Verf. verstanden hat, in übersichtlicher Anordnung und verständlicher Sprache eine für weitere Kreise berechnete Uebersicht über das Wissenswertheste unserer Kenntnisse von den Bak- terien zu geben. Irrthümer sind dem lief, bei Durchsicht des Buches fast keine aufgestossen: wenn p. 157 der Kefir zn den berauschenden Getränken gezählt wird, so dürfte wohl eine Verwechselung mit Kumys stattgefunden haben, denn ein Getränk von ca. 1 °/0 Alkohol- gehalt berauschend zu nennen, geht für mitteleuropäische Begriffe doch nicht recht an; p. 164 wird Beggiatoa nach althergebrachter Weise als Produzentin des Schwefelwasserstoffgeruchs der Schwefel- quellen vorgeführt, das sollte doch heute ein überwundener Stand- punkt sein, der nach dem Erscheinen von Win ograd sky ’s epoche- machenden Arbeiten schwer verständlich erscheint. Eine Nichtberück- sichtiguug gerade dieser Arbeiten ist in einer für weitere Kreise be- stimmten Schrift nicht zu billigen; die merkwürdigen Lebensverhält- nisse der Schwefel- und der gänzlich übergangenen Eisenbakterien und ihre wichtige Rolle im Haushalte der Natur dürfen hier nicht fehlen ; die Arbeiten Winogradsky’s über die Rolle der Bakterien bei der Nitrifikation sind gleichfalls nicht benutzt, obwohl die erste derselben doch wohl früh genug vor der Publikation vorliegender Schrift erschien. Auch in den historischen Partieen finden sich einige nicht zu billigende Auslassungen und Ungenauigkeiten. Wenn es auf der einen Seite nur anzuerkenuen ist, dass die hervorragenden und in unserer raschlebigen Zeit vielfach in Vergessenheit gerathenen Verdienste Co hu ’s um die botanische Erforschung der Bakterien 702 Allgemeines über Bakterien. genügend in den Vordergrund gerückt werden, so ist es, zumal bei der eingehenden Weise, in welcher dies geschieht, auf der anderen Seite um so weniger zu verstehen, weshalb wir von de Bary nichts weiter erfahren, als dass er die H alli er’schen Irrthümer aufdeckt und die Bakterienformen mit einer Billardkugel, einem Bleistift und einem Korkzieher verglich ! Auch bei der „wichtigsten Litteratur“ findet sich de Bary’s Name nicht, während seine Schriften direkt oder indirekt ausgiebig benutzt sind ; p. 52 bei der Keimung der Heu- pilzsporen muss der unbefangene Leser, was gewiss nicht die Absicht des Verf.’s war, gar den Eindruck gewinnen, als ob dieser Vorgang, den „man“ früher falsch aufgefasst , erst vom V e r f. richtig gestellt worden wäre! Nicht ganz richtig ist ferner, dass Cohn der Erste war, der „in lückenlosem Zusammenhänge die ganze Entwickelung von der Bildung der Spore bis zu ihrem Auskeimen erfolgte.“ Ge- meint ist hier B. subtilis und da hat Cohn allerdings die Sporen- bildung richtig beobachtet, nicht aber die Keimung; dieses Ver- dienst gebührt Brefeld. Bei den Hefereinkulturen (p. 175) ist un- begreiflicher Weise Hansen nicht einmal genannt! Diese Bemerkungen, deuen sich leicht weitere beifügen Messen, sollen im Uebrigen das oben ausgesprochene günstige Gesammturtheil keineswegs nachträglich zerpflücken, sie sollen den Verf. nur darauf hinweisen, dass eine hoffentlich bald nöthig werdende neue Auflage durch gleichmässigere Benutzung der fundamentalen Litteratur nur gewinnen kann. L. Klein (Freiburg i. B.). Protopopoff, Sur la question de la structure des bac- t^ries. (Annales de l’Institut Pasteur. 1891. No. 5. p. 332.) Verf. hat im pathologisch-anatomischen Institut zu Prag, wo er auf Veranlassung Cbiari’s von einer aktinomykotischen Rinderzunge Kulturen anlegte, nebenbei eine Bakterienart aufgefunden, welche bei Behandlung mit schwacher Fuchsinlösung eine ungleichmässige Fär- bung zeigte. In dem blass rosa gefärbten Bakterienkörper zeigten sich nämlich intensiv roth gefärbte, quer zur Längsaxe verlaufende zahl- reiche Streifen oder Bänder. Bei Cultur dieser Bakterienart auf differenten Medien gelang es dann noch in verschiedenster Weise, eine solche distinkte stärkere Färbung einzelner, streifen- oder körnchen- förmiger Theile des Plasmas zu erhalten. Die bezüglichen Abbildungen und Beschreibungen sind im Original einzusehen. Aehnliche Körnerbildungen hat dann Verf. gemeinsam mit Ham- mer auch beim Actinomyces beobachtet, namentlich bei Kultur auf Kartoffeln bei 35°, aber auch in Bouillon und Glycerinagar. Hier gelang es insbesondere, durch 4 tägige Kultur bei 40° wieder Querstreifungen in den Fäden zu erzeugen, die sich intensiver, als das übrige Plasma färbten. Abweichend von Ernst, der die gleiche Erscheinung bei B. pseudosubtilis, typhi abdom. und cyanogenus beobachtete und sie als eine Art von Kerntheilung auffasste, erklärt Verf. dieselbe durch unregelmässige Anhäufung des Chromatins, d. h. der intensiver färbbaren Plasmapartie. [Die vom Verf. beschriebenen Erscheinungen von Körner- und Querstreifenbildung enthalten für denjenigen, der sich viel mit mikro- Allgemeines über Bakterien (Tubereulose). 703 skopischer Untersuchung von Bakterien beschäftigt hat, nichts Ueber- raschendes. Speziell die Bildung chroniophiler Körner habe ich bei den Typhusbacillen in diesem Centralblatt — Bd. IV. p. 353 — nachgewiesen. Die Hauptfrage aber ist, ob diese Erscheinungen, wie neuestens A. Fischer will, wesentlich als Plasmolyse, bedingt durch blosse physikalische Einwirkungen des umgebenden Mediums, aufzu- fassen sind, oder ob es sich um krankhafte, degenerative Zustände handelt. Ref.] Büchner (München). Prudden, T. Mitchell, and Hoden pyl, Eugene, Studies on the action of dead bacteria in the living body. (New York medical Journal. 1891. June 6 and 20.) Die Wirkung getödteter Tuberkelbacillen auf den Thier- körper bei intravenöser Injektion war bisher nicht untersucht worden. Die Verff. erbringen den Beweis, dass sich dieselbe von derjenigen der lebenden Bacillen prinzipiell nur durch den selbstverständlichen Mangel des progressiven Charakters in den gesetzten pathologischen Veränderungen unterscheidet. Im Uebrigen zeigen die Veränderungen genau den gleichen Typus wie diejenigen, die durch den lebenden Infektionserreger bedingt sind. In der Einleitung wird die Aufmerksamkeit auf die reaktive Be- thätiguug der Körperzellen bei den infektiösen Prozessen hingelenkt. Die Aktion der Bakterien ist nur die eine Seite des Problems, und diese ist mit der Produktion von Ptomainen und mit deren Wirk- samkeit noch keineswegs erschöpft, obwohl dies Viele gegenwärtig noch glauben. Eine besonders wichtige Reihe von Erscheinungen, die in neuester Zeit erst in ihren Bedingungen klar gelegt wurden , sind die Bewegungs-, Wanderuugs- und Anlockungsvorgänge bei den Leu- kocyten. Die Verff. erwähnen der Untersuchungen über Chemotaxis, und geben hierauf eine sehr eingehende Analyse der einschlägigen Arbeiten vom Ref., von denen sie urtheilen: „These most clever and striking researches of Büchner would seem to throw much light on the whole subject of the theory of suppuration, and to promise large accessions to our knowledge of inflaramation when the many lines of thought and study which they suggest shall have been followed out.“ Eine der neuen Thatsachen, die auch für Ref. den Ausgangspunkt weiterer Forschungen bildete, die eitererregende Wirksamkeit sterili- sirter Bakterienzellen, veranlasste die Verff. dazu, die Wirkung der getödteten Tuberkelbacillen auf das lebende Gewebe zu erforschen. Tuberkelbacillen aus den verschiedenen Bezugsquellen wurden theils auf Glycerinpeptonagar, theils in entsprechender Bouillon zu reich- licher Entwickelung gebracht, nachher die Kulturmasse abgestreift resp. abfiltrirt, bei den meisten Versuchen mit Wasser ausgewaschen und in wenig Wasser 1 — lx/2 Stunden gekocht. Bei anderen Ver- suchen wurde mit viel Wasser gewaschen , dann 2—4 Stunden in 50 °/0 Glycerin gekocht, hierauf abfiltrirt und die Kulturmasse noch- mals ausgewaschen, schliesslich in etwas Wasser zum Zweck der In- jektion suspendirt. Die Verff. machen hier eine Anmerkung, wonach das Konden- sationswasser der Glycerinagarkulturen und auch die Glycerinbouillon, 704 Allgemeines über Bakterien (Tubeiculose). in welcher die Tubelkelbacillen kultivirt wurden, beim EintropfeDlassen in absoluten Alkohol einen weissen Niederschlag gaben, welcher ent- sprechend den Forschungen von Koch und Hueppe und Scholl die wirksamen Substanzen des Koch’scheu Tuberculins enthält. Im Gegensatz hierzu konnten sie aus der Kulturmasse selbst auf keine Weise tuberculinhaltiges Material gewinnen (?). Die Bacillen in den oben erwähnten Emulsionen waren in der Regel noch färbbar, obwohl sicher getödtet, wie eine Reihe von Kon- trollexperimenten zweifellos ergab. Subkutane Injektion dieser sterilisirten Emulsionen erzeugte meist kleiue Abscesse innerhalb 2 — 6 Wochen mit eitrigem Inhalt — in Bestätigung der Resultate von Koch und Hueppe und Scholl. Sterilisirte Kulturen des Tuberkel- bacillus in Röhrchen unter die Haut von Kaninchen eingeführt, be- wirkten innerhalb 6 Tagen Bildung von Leukocytenpfröpfen in den offenen Enden der Röhrchen — ein Beweis für die ausgesprochene positive chemotaktische Wirksamkeit der todten Tuberkelbacillen. Intraperitoneale und intrapleur ale Injektionen von 2 bis 3 ccm dichter Emulsion von sterilisirten Tuberkelbacillen ergab in einigen Fällen Eiterbildung und ausgesprochene tuberculöse Gewebs- veränderungen. Weit sicherer erwies sich jedoch die intravenöse Injektion von kleinen Quantitäten sterilisirter Emulsion von Tuberkel- bacillen. Wenn die letzteren in der Flüssigkeit gut vertheilt sind, vertragen die Thiere die Injektion zunächst ohne Schaden. Die inji- zirten Thiere wurden dann in den verschiedensten Zeiträumen (vom 1.— 60. Tag nach der Injektion) getödtet, die Organe sorgfältig in Alkohol gehärtet und die Schnitte theils in gewöhnlicher Weise, tlieils auf Tuberkelbacillen gefärbt. Auf diese Weise wurden 24 injizirte Thiere untersucht. Bei Untersuchung nach 24 Stunden fanden sich die Bacillen massenhaft in den Kapillaren der Lunge, reichlich auch in der Leber, spärlich in der Milz. Während der ersten und zweiten Woche nach der Injektion sind die Bacillen aus den grösseren Gefässen der Organe vollständig verschwunden. Ihre Lage kann am leichtesten in den Leberkapillaren erkannt werden , wo sie entweder frei an der Gefässwand liegen oder von einer kleinen Masse homogener oder fein- granulirter Substanz umgeben sind — entweder Fibrin oder Blut- plättchen — oder wo sie endlich in geringer Zahl in verschieden ge- formten Zellen eingeschlossen sind. Am 5. Tage nach der Injektion wurde bereits in der Lunge die Bildung feiner weisslicher Knötchen von 2 — 3 mm Durchmesser beobachtet, welche aus einer zentralen Anhäufung von epithelioiden und Riesenzellen bestehen, durchsetzt und oft umgeben von massenhaften kleineren Rundzellen vom Aus- sehen der Leukocyten. Kräftig gefärbte Tuberkelbacillen sind häufig in grosser Zabl in diesen Lungenknötchen enthalten, besonders in und zwischen den epithelioiden und Riesenzellen. Die Verff. geben eine Anzahl klar gehaltener Abbildungen von diesen ihren histologischen Befunden. Bei später getödteten Thieren zeigen diese Knötchen dichtere Struktur und bestehen aus epithelioiden Zellen und fibrösem Gewebe mit wenig Tuberkelbacillen. In der 3. — 5. Woche zeigen sich die- Allgemeines über Bakterien. — Malaria. 705 selben Knötchen in grosser Zahl in den Lungen, gauz ähnlich wie bei akuter Miliartuberculose. Die Leber zeigt keine makroskopischen, wohl aber histologische Veränderungen, namentlich Vergrösserung der Kapillarendothelien und verschiedene fonnative Reizungserschei- nungen an letzteren. Allen diesen, den echt tuberculösen morpho- logisch auffallend ähnlichen Neubildungen fehlt die Neigung zu kä- siger Degeneration, und ausserdem mangelt auch jede Andeutung einer Proliferation von Seite der Bacillen ; eher scheinen die letzteren an Zahl allmählich etwas abzuuehmeu. Nach Ansicht der Verff. ent- stehen die geschilderten Gewebsveränderungen durch Proliferation der Gefässendothelien unter dem Einfluss der todten und zerfallenden Keime. Was die Ursache der geschilderten Wirkungen anbetrifft, so wäre es zwar möglich, an ein Gift zu denken, das die Bacillen wäh- rend ihres Lebens bilden und das weder in das Kulturmedium über- geht, noch auch durch kochendes Wasser oder verdünntes Glycerin extrahirt wird. Weit wahrscheinlicher ist es jedoch nach den Verff., in Anbetracht der besonderen Eigenschaften der Bakterienproteiuc anzunehmen, dass es die spezifischen Proteine der Tuberkel- bacillen sind, welche beim allmählichen Zerfall der Keime in den Geweben in Wirksamkeit treten. Versuche zur Isolirung der Pro- teine der Tuberkelbacillen ergaben den Verff. kein positives Re- sultat. Büchner (München). Mannaberg, J., Beiträge zur Morphologie und Biologie des Plasmodium malariae. [Aus der mediz. Klinik des Hofrath Prof. Nothnagel in Wien.] (Centralbl. f. klin. Med. 1891. No. 27. p. 513ff.) Im Verfolg der von Grassi und Feletti1) begonnenen Stu- dien über Struktur und Theilungsvorgänge der Malariaparasiten hat M. eine neue Methode für diese Untersuchungen in Anwendung gebracht, die er folgendermassen beschreibt: Das lufttrockene Prä- parat kommt für 12 — 24 Stunden in eine Mischung von konzentrirter Pikrinsäurelösung und destillirtem Wasser zu gleichen Theilen mit 3 — 5°/0 Eisessigzusatz; daun Alkoh. abs. bis zur völligen Entfärbung, Ueberfärbung mit Alaunhämatoxylinlösung und Differenzirung in 25 °/0 Salzsäurealkohol und schwachem Ammouiakalkohol. Die Prä- parate zeigen so ungefärbt die rothen Blutkörperchen und das Proto- plasma der weisseu Blutkörperchen , schwach gefärbt die Hämato- blasten , gut gefärbt die Leukocytenkernc und die „Chromatinsub- stanzen des Plasmodiums“. Mit dieser Methode will derVerf. gesehen haben, dass das juuge, eben in das Blutkörperchen eingedrungene „Plasmodium“ haupt- sächlich aus einem grossen, bläschenförmigen Kern besteht, der keinerlei Chromatinsubstanz und nur den au der einen Seite, dicht der Kern- membran angehefteten, tiefdunkel tingirten, rundlichen „Nucleolus“ enthält, während an der diesem Nucleoluspol entgegengesetzten Seite des Kernes eine ganz dünne Schicht von gefärbtem, pigmeut- 1) Centralbl. f. Bakt. Bd. X. No. 13 ft'. X. Bd. 45 706 Malaria. freiem Plasma aussen an dem Kerne liegt; die Gegenüberstellung des Nucleolus und des Plasmas findet sich auch in den anderen Gestal- ten, die der Körper annimmt. Das Wachsthura trifft die Bestand- theile des Parasiten in gleicher Weise. Das Protoplasma bildet zwei Schichten: eine äussere, dunkler gefärbte, pigmentreiche und eine innere, der Kernmembran dicht anliegende, nicht oder schwach pig- mentirte („Ekto- und Endoplasma“); der Kern liegt immer exzentrisch zum Plasma und zeigt allmählich in der Gegend des Nu- cleolus zarte Spuren von Chromatinsubstanz; der Nucleolus endlich bleibt meist während der Vergrösserung an der Kernmembran haften, soll zuweilen aber auch zentral treten, ohne aber den Knotenpunkt des Karyomitoms zu bilden. Seine Vergrösserung bedingt eine Ab- nahme der Färbbarkeit; es sollen nun dunkle, punktartige Einlagerun- gen und kleine Vakuolen im Nucleolus auftauchen, deren Bedeutung aber dem Verf. ebenso wie das weitere Schicksal des Nucleolus un- klar ist. Doch ist sein Verschwinden zugleich mit einer Chromatin- zunahme des Kernes der Beginn des Theilungsvorgangs: der jetzt blauviolett gefärbte Kern verliert seine Kernmembran und lässt sich jetzt als „Kernhälfte“ des Plasmodiums von der „Plasmahälfte“ nur dadurch unterscheiden, dass er kein Pigment enthält. In der Kern- hälfte treten nun kleine, aufangs unscharfe, später schärfer kontou- rirte, dunkle Körnchen auf, die „Nucleoli der Sporen“, um welche sich erst später der Kern und das Plasma differenziren. Die „Plasmahälfte“ des Mutterkörperchens wird zuweilen in diesen Thei- lungsvorgang hineingezogen, zuweilen als Restkörper zurückgelassen. So die Schilderung desVerf.’s, welche dieTheilung der Tertianapara- siten als amitotische darstellt. — Die genauere Ausführung der Un- tersuchungen, die Abbildungen der Präparate sind noch zu erwarten. C. Spener (Erlangen). Mal&chowski, E., Zur Morphologie des Plasmodium ma- la riae. (Centralbl. f. klin. Mediz. 1891. No. 31. p. 601 — 603.) Es wird hier eine andere Methode zur Strukturfärbung der Malariaparasiten angegeben : Alkoholhärtung , Schwimmenlassen des Deckgläschens auf einem Gemisch von Eosinlösung und ver- dünnter wässriger Boraxmethylenblaulösung. Es sollen nun die rothen Blutkörperchen grau-gelbroth, die Kerne der weissen rothviolett, das Plasma der einkernigen Leukocyten blau, das der mehrkernigen schwach violett , die Plasmodien blau und gewisse von dem Verf. gesehene, in den Plasmodien liegende, zur Sporulation bezügliche Körner rothviolett gefärbt sein. — Diese Körner sind vielleicht mit den von Mannaberg beschriebenen identisch, doch ist ihre Be- deutung nach Meinung des Verf.’s anders zu erklären. Wie? soll eine versprochene, ausführliche Arbeit sagen. C. Spener (Erlangen). Sakliaroff, Recherches sur le parasite des fievres palu- d6ennes irreg ulieres. (Annales de l’Institut Pasteur. 1891. No. 7. p. 445.) Verf. hat bereits in einer, in russischer Sprache erschienenen Arbeit einen besonderen, im Blute bei atypischen Malariafällen vor- Malaria. — Schutzimpfungen u. s. w. 707 kommenden Parasiten beschrieben, der sich nach Form und Entwicke- lung von den Parasiten der typischen Fieber unterscheidet. Es ist dies ein kleines, blass gefärbtes Körperchen im Innern der rothen Blutzellen, mit amöboiden Bewegungen und von rundlicher Form im Zustand der Ruhe. Bei Färbung mit Methylenblau stellt sich das- selbe als ein Ring dar mit zentraler, öfter exzentrischer Granulirung. Bei eintretender Entwickelung erscheinen Pigmentkörner, die Be- weglichkeit erlischt und die Form wird rund. Nach einem unbe- stimmten Zeitintervall beginnt die Theilung des Parasiten, die hier im Fingerblut sehr gut in ihren einzelnen Stadien zu beobachten ist, während bei der typischen Malaria dies nicht gelingt, weshalb Mar- chiafava und Celli annehmen, dass die Theilung in den inneren Organen erfolge. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Theilung hier noch innerhalb der rothen Blutzelle erfolgt, von der ein beträchtlicher Rest persistirt. Nach der Theilung kommen die jungen Elemente aus dem Blutkörperchen heraus, und man findet sie entweder frei im Blute oder eingeschlossen mit Pigmentmassen in Leukocyten. Angaben über weitere Entwickelungsstadien („corps en croissant“) wollen im Originale eingesehen werden, das auch einige, zum Theil wohlgelungene Photogramme enthält. Züchtungsversuche mit dem Parasiten blieben erfolglos, ebenso Uebertragungsversuche auf Hühner. Büchner (München). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Haug, DasLysol und das Naphthol (ß) in der Therapie der 0,h renkrankheiten. (Münchener med. Wochenschr. 1891. No. 11 u. 12.) Seitdem das Lysol auf Grund bakteriologischer Versuche durch Schottelius als gutes Antiseptikum empfohlen wurde (vergl. Referat in dieser Zeitschrift. Bd. VIII. No. 15), ist dasselbe in der Chirurgie und in der Geburtshülfe vielfach [mit Vortheil verwendet worden. Haug berichtet wohl als der Erste über die Erfolge des Lysols in der Ohrenheilkunde. Er empfiehlt es nicht zu dauernder Anwendung, da schon Einspritzungen 0,1 bis 0,25 prozentiger Lösungen heftiges Brennen im Ohr und ekzematöse Reizung der Gehörgangswaud ver- ursachten, und da das Lysol nur mit destillirtem Wasser klare Lö- sungen gibt. Bei Otomykose leistet 0,2— 0,3 prozentiger Lysolalkohol gleich gute Dienste, wie 2—3 prozentiger Salicylalkohol. Bei akuter Paukenhöhlenentzündung erhöhte 0,3 — 0,5 prozentiges Lysolglycerin in einigen Fällen die Schmerzen. 2prozentige Lysolgaze beschränkte die Ohreneiterung nicht schneller, als andere Gazen und hatte als unangenehme Nebenwirkung eine ekzematöse Entzündung der Ge- hörgangswandungen zur Folge. 'Dagegen wirkt das Mittel wahr- scheinlich in Folge seiner seifenartigen Zusammensetzung besonders kräftig lösend auf Ceruminal- und Epithelpfröpfe ; es ist daher für 45* Bakteriologisches vom VII. iuteruatioualeu Kongress zu LondoD. die Entfernung derselben und für die Reinigung des Ohrs vor An- wendung anderer Mittel, wie z. B. der Kokainlösung, sehr geeignet. Das /9-Naphthol, ein vou Schäfer 1869 zuerst hergestelltes Hy- droxylderivat des Naphthalins ist auf Kaposi’s Empfehlung hin in der Derinatotherapie bereits mit Erfolg angeweudet worden. Haug hat zunächst durch Versuche festgestellt, dass das Präparat als Pul- ver ausserordentlich vernichtend aufStaphy lococcus pyogenes uudStreptococcusErysipelatos, entwickelungshemmend auch auf Tuberkelbacillen wirkt. Ferner hat Verf. das Naphthol in der Otiatrie verwendet. Parasitäre Ohrenerkrankungen , wie Mittelohreite- rungen (selbst tuberculöser Natur), Furunculose, Mykose wurden durch das gepulverte Mittel günstig beeinflusst, soweit sie nicht durch Knochenerkraukung, Perforation der Shrapnel’schen Membran und granulöse Entartung komplizirt waren. Doch hatte hier neben der desinfizirenden Wirkung des Präparates seine Eigenschaft, sich nicht wie andere Pulver, z. B. Borsäure, in Wasser zu lösen und auch nicht, wie Jodoform, fest auf der Unterlage zu haften, in der Weise Einfluss, dass das Naphthol mit dem Ohrensekret keine Klumpen bildete, welche dem Eiter den Abfluss hätten versperren können. Vergiftungserschei- nuugen, welche sich sofort durch grünliche Färbung des Urins der Patienten angezeigt haben würden, traten bei Anwendung des Mittels niemals hervor, da es nur in sehr geringer Menge von der Schleim- haut resorbirt wird. Eiue unangenehme Nebenwirkung des Naph- thols besteht jedoch darin , dass es zuweilen Brennen im Ohr verur- sacht. Bei seiner Anwendung ist darauf zu achten, dass es stets auf die vorher (z. B. durch Salicylalkohol) gereinigte Schleimhaut, und zwar möglichst nur auf den Ort der beabsichtigten Wirkung geblasen wird. Uebrigens lässt sich das Naphthol bei den erwähnten Ohren- krankheiten auch in Form einer 1,5 — 3prozentigen alkoholischen Lösung oder als 3prozentige Gaze erfolgreich verwenden. Kühler (Berlin)J Originalberichte über Kongresse. Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress für Hygiene und Demographie zu London, 10. — 17. August 1891. (Fortsetzung.) Sektion für Bakteriologie. Nach Büchner wären es im Körper der Mikroben selbst ent- haltene Proteine, welche die Leukocyten anlocken, und würden die- selben erst nach dem Tode der Bakterien in das umgebende Medium ausgeschieden, während die übrigen in den Kulturen enthaltenen Bakteriologisches vom Vit. internationalen Kongress zu London. 709 Stoffe nicht chemotaktisch wirken sollen. Dem gegenüber ist der Vortragende der Ansicht, dass die spezifischen Toxine die eigentlich lockenden Substanzen sind, zu deren rigoroser Trennung von den Proteinen Büchner bisher keine Methode angegeben habe. Es ge- nüge nicht zu zeigen, dass die in den todten Mikroben enthaltenen Eiweisskörper die Leukocyten aulocken, es müsste auch bewiesen werden, dass die lebenden Mikroben keine derartigen Substanzen ausscheiden. Aus allem Vorhergehenden muss geschlossen werden, dass die erworbene Immunität in der Angewöhnung der Phagocyten an die Rakterienprodukte besteht. Die natürliche Immunität ist uns weniger zugänglich; sie hängt oft von einfachen, chemischen oder physikalischen Bedingungen ab, z. B. Körpertemperatur; alkalische oder saure Reaktion gewisser Medien, und bei den Pflanzen von der grösseren oder geringeren Dicke der Zellmembranen. Immerhin wird in vielen Fällen diese Immunität ihre Erklärung in der natürlichen Resistenz der Leukocyten gegen die Bakteriengifte finden, welche dieselben zu rascher Beseitigung der Infektionserreger befähigt. Die Theorie von Metschnikoff leugnet nicht, dass ausser der Phago- cytose noch andere Schutzmittel des Organismus existiren , aber sie behauptet, dass die Thätigkeit der Phagocyten unter all diesen Mitteln das ausgebreitetste und das wirksamste ist. Diese Theorie scheint uns für alle Vorgänge eine Erklärung zu bieten, und muss deshalb als sehr wahrscheinlich bezeichnet werden. Die Kenntniss der Bakterien- gifte und die chemische Schutzimpfung in Verbindung mit der Ent- deckung der Chemotaxis haben nur dazu beigetragen, die dunkeln Seiten mehr aufzuhellen. Weit entfernt, dass die Phagocytentheorie durch das, was man gegen dieselbe ins Feld geführt hat, gestürzt worden wäre, zieht sie vielmehr Nutzen daraus — wahrlich ein starker Beweis ihrer gesicherten Grundlage! (Beifall.) Büchner (München) hatte als offizieller Berichterstatter seine Anschauungen über den gegenwärtigen Stand der Immunitätsfrage in einem ausführlichen Referate niedergelegt, welches gedruckt unter die anwesenden Theilnehmer des Kongresses vertheilt wurde. Die für die Diskussion wichtigsten Punkte dieses Referates und der münd- lichen Ausführungen sind folgende: Obwohl es etwas sehr Bestechendes an sich hat, die Thätig- keit der Phagocyten als Aeusserungen zweckmässiger, ererbter, funk- tioneller Anpassung aufzufassen, so trägt nach den Arbeiten von Kowalewski, van Rees, sowie nach den eigenen Unter- suchungen des Vortragenden die lokale Ansammlung von Leukocyten doch zunächst nur den Charakter eines Resorptionsvorganges an sich. Keineswegs nur durch Bakterien und Infektionsprozesse kommt lokale Leukocytose zu Stande, sondern auch durch ganz harm- lose, aseptisch eingeführte Substanzen (z. B. Glutenkasein, Alkali- albuminat u. s. w.), und das muss uns vorsichtig machen in der Deutung, d. h. in der mechanischen Erklärung der Beobach- tungen Mets chniko f f’s über Phagocytose, deren Richtigkeit und Zuverlässigkeit an sich nicht im mindesten zu bezweifeln ist. Bakteriologisches vom VlI. internationalen Kongress zu Londori. Seitdem von Metschnikoff für bestimmte Fälle die Aufnahme lebender und virulenter Bakterien durch Phagocyten nachgewiesen wurde, ist die Phagocytose zwar prinzipiell als ein nützlicher Vor- gang, als eines unter den vorhandenen Abwehrmitteln des Körpers erwiesen; aber ihre allgemeinere und entscheidende Bedeu- tung für den Schutz des Organismus gegen die Infektionsgefahr können wir deshalb nicht sofort annehmen, weil ja noch andere, viel unmittelbarer wirkende Einrichtungen zu diesem Zwecke vorhan- den sind, nämlich die schützenden Stoffe in den Gewebssäften, die keinesfalls so bei Seite geschoben werden dürfen, wie dies Herr Roux zu thun versucht hat, sondern die zur Immunität zweifellos in ursächlicher Beziehung stehen. Diese unter dem Mikroskop aller- dings unsichtbaren Faktoren wirken schon im empfänglichen Thier, hier aber in der Regel ungenügend — aus sogleich zu erörternden Gründen — stärker aber im natürlich immunen und künstlich im- munisirten Thier, und da wäre es denn wohl möglich, dass die Pha- gocytose in den meisten Fällen nur etwas Sekundäres ist, nachdem die Infektionserreger vorher bereits durch andere Einwirkungen ver- ändert wurden. Die Schwierigkeiten, welche der Annahme einer Beziehung zwischen bakterienfeindlicher Wirkung der Gewebssäfte und Immuni- tät entgegenstehen, erklären sich theils aus der grossen Labilität der wirksamen Stoffe, indem letztere gerade durch die Bakterien selbst lokal im Körper zerstört werden können; theils durch Auf- treten und Beimengung gewisser paralysirender (Bakterien-nährender) Substanzen, worauf der Vortragende schon früher hingewiesen; nament- lich aber durch den Umstand, dass die schützenden Stoffe in den Säften nur nach Massgabe ihrer Quantität wirken im Verhältniss zur Menge von Bakterien, welche damit in Kontakt kommen. Die letztere Thatsache ist vom Vortragenden durch neue Versuche besonders ins Licht gesetzt worden , und sie erklärt, namentlich im Zusammenhalt mit den anderen vorgenannten Momenten die von Roux hervorgehobene Differenz des Verhaltens in vitro und im Körper. Die betreffende Versuchsanordnung war folgende: in einem Theil der Blut- oder Serumproben wurden die Bakterien wie gewöhnlich ausgesät, so dass sie sich frei in der Flüssigkeit vertheilen konnten; in einem andern Theil der Proben dagegen wurde letzteres verhindert, indem man den als Aussaat dienenden Tropfen Kulturflüssigkeit zu- erst von einem kleinen sterilisirten Päckchen von entfetteter Watte aufsaugen liess und dieses dann im Blut oder Serum versenkte. Die Aussaatmenge war dabei eben so gross wie in den ersterwähnten Proben, aber ein beträchtlicher Theil der Bakterien wurde zwischen den Fasern der Baumwolle zurückgehalten und konnte sich nicht frei in der Flüssigkeit vertheilen. Das Resultat dieser Versuche ist nun, wenn alle Verhältnisse richtig getroffen sind, dass in den Proben mit freier Einsaat die sämmtlichen Keime zu Grunde gehen, während andererseits die in den tieferen Schichten der Wattepäckchen festgehaltenen Bakterien grossentheils der Vernichtung entgehen und nach dem Erlöschen Bakteriologisches votn VlI. internationalen Kongress zu London. der bakterienfeiDdlichen Wirkung des Blutes oder Serums sich wieder vermehren. So erwiesen sich in einem Versuch mit Kaninchenblut und Choleravibrionen nach 24 Stunden die Röhren mit freier Einsaat definitiv als steril, während jene mit Wattepäckchen eine reichliche Menge von Choleravibrionen enthielten. Andere Versuche mit Serum verschiedener Thierspezies und Typhusbacillen ergaben wesentlich gleichartige, wenn auch nicht immer gleich prägnante Resultate, da die völlige Abtödtung der frei ausgesäten Keime nur unter günstigen Bedingungen gelingt. Aber der Schutz, den die Wattepäckchen den darin befindlichen Bakterien gegenüber der Wirkung des Serums ge- währten, und der günstige Einfluss auf die wieder eintretende Ver- mehrung waren stets unverkennbar. Diese Erscheinung ist nicht schwer zu erklären: in die engen Räume zwischen den Fasern der Baumwolle kann nur sehr wenig Blut oder Serum eindringen, welches nicht im Stande ist, die dort vorhandenen Bakterien definitiv zu vernichten. Jede Volumen- einheit eines bestimmten Blutes oder Serums vermag nur eine beschränkte Zahl von Bakterien bestimmter Art zu tödten. Steigt die Bakterienzahl über diese Grenze, oder ist dieselbe von vornherein eine zu grosse, dann findet keine oder nur eine geringe Vernichtung und — in Folge der Labilität der schützenden Stoffe — bald wieder Zunahme der ausgesäten Bakterien statt. Diese Fundamentalthatsache geht übrigens schon aus den Versuchen von Nissen und den vom Vortragenden gemeinschaftlich mit Fr. V o i t ausgeführten Untersuchungen hervor. Die Anwendung dieser Ergebnisse auf die Experimente verschie- dener Autoren mit Päckchen von Papier oder Membranen, in welche eingeschlossener Infektionserreger unter die Haut von Thieren einge- führt wurden, liegt nahe genug. Nur diejenigen Versuche können Beweiskraft beanspruchen, bei denen trotz möglicherweise mangel- haften Eindringens der thierischen Säfte in die betreffenden Päckchen Tödtung der Infektionserreger erfolgte, wie z. B. jene von Pekel- haring. Negative Resultate, wie jene von Metschnikoff, können dagegen nicht als beweisend angesehen werden. Des weiteren geben diese Resultate eine Aufklärung über den Hergang beim Infektionsprozess. Gelangen irgend welche Infektions- erreger, z. B. Milzbrandbacillen, in den Kreislauf, so verweilen die- selben bekanntlich nicht lange in den grossen Gelassen, sondern wer- den sofort im Kapillargebiete an verschiedenen Stellen abgelagert; trifft es sich nun, dass mehrere Bacillen gleichzeitig an eine und die nämliche Stelle gerathen, so wird die umgebende geringe Quantität von Serum, wenn sie nicht fortwährend rasch erneuert wird, sehr leicht ungenügend sein können zur Tödtung virulenter Bacillen. Die Folge ist dann umgekehrt eine Zerstörung der labilen Schutzstoffe in dem zunächst umgebenden Serum und damit ein tretende Vermehrung der A n thraxb aci 1 1 e n. Es bildet sich ein lokaler Infektionsherd, und von da aus erfolgt durch weitere analoge Vorgänge unaufhaltsam die Infektion des ganzen Organismus. Auf diese Weise erklärt sich das scheinbar so paradoxe, von Lubarsch erhaltene Resultat, dass extravasculäres Kaninchenblut Bakteriologisches vom Vit. internationalen Kongress zu London. weit^mehr Anthraxbacillen zu vernichten vermag, als andererseits zur Tödtung des Thieres bei Injektion in den Kreislauf erfordert werden. Auf diese Weise erklärt sich überhaupt der scheinbare Widerspruch zwischen der Thatsache der Empfänglichkeit z. B. der Kaninchen gegen Milzbrand und anderer- seits der schädlichen Einwirkung ihres Blutes auf den nämlichen In- fektionserreger. Für die in den Gewebssäften enthaltenen schützenden Stoffe, auf deren Eiweissnatur vom Vortragenden zuerst hingewiesen wurde, und die namentlich durch ihre ausserordentliche Labilität charakterisirt sind (Uebergang aus dem „aktiven“ in den unwirksamen Zustand) möchte derselbe die allgemeine Bezeichnung „Alexine“ (von aXegeiv abwehren, schützen) in Vorschlag bringen. Herr Hankin, der die schützenden Stoffe bisher als „defensive proteids“ bezeichnet hat, meint zwar in einem dem Kongress vorgelegten Referate, die neue Bezeichnung könnte zu Konfusionen Anlass geben, schlägt aber selbst sogar vier neue Bezeichnungen vor (s. unten) für Unterabtheilungen in der Gruppe der schützenden Stoffe, wodurch die Nothwendigkeit einer Gesammtbezeichuung erst recht bewiesen wird. Wenn nun auf diese Weise die ursächliche Beziehung der bakterienfeiudlichen Wirksamkeit der Gewebssäfte zur Immunität gegenwärtig genügend begründet erscheint, so fragt es sich doch andererseits, was wir von dem Vorgang der Phagocytose, der in vielen Fällen regelmässig und mit den Heilungsvorgängen gleichzeitig ein- tritt, eigentlich zu halten haben. Die wirksame Ursache der An- lockung der Leukocyten kann nur eine chemische sein, es kann sieb nur um Chemotaxis handeln, wie Herr Roux sehr richtig hervorhob. Todte Körperchen werden zwar auch von Leukocyten aufgenommen; allein schon die Untersuchungen Leber’s haben er- geben, dass dieser taktilen Reizung gegenüber der chemischen nur eine untergeordnete Rolle zukommt, und neue Versuche des Vor- tragenden gemeinschaftlich mit A. Schmidt zeigten, dass pulveri- sirte Substanzen verschiedener Art in der Subcutis in ausserordent- lich viel geringerem Grade zu Leukocytenansammlungen Anlass geben, als dies bei sterilisirten Bakterienkulturen der Fall ist. Die von den Bakterienzellen ausgehende starke Leukocytenan- lockung muss daher zweifellos auf gewisse chemische Stoffe be- zogen werden, aber nicht auf Toxine oder Toxalbumine, wie Herr Roux zu glauben scheint. Für diese Annahme liegt gar kein Be- weis vor; im Gegentheil ist eher vorauszusetzen, dass die Toxine unter Umständen abschreckend, negativ chemotaktisch auf Leukocyten wirken können, während als die eigentlich anlockenden Stoffe nach den Untersuchungen des Vortragenden die eiweissartigen Bestandtheile des Bakterienplasmas, die sog. Bakterienproteine anzusehen sind. Dabei muss der Meinung entgegengetreten werden, als ob nur die todten Bakterien solche Proteine auszuscheiden ver- möchten ; vielmehr ist anzunehmen, dass die Ausscheidung der an- lockenden Proteine aus der Bakterienzelle beginnt, sobald letztere den Höhepunkt ihrer Lebensenergie überschritten hat und in Folge schädlicher Einwirkungen, z. B. durch die schützenden Stoffe der Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress zu London. 713 Gewebssäfte, zu kränkelu beginnt. Bei spezifisch hochvirulenten Bakterien fehlt letztere Einwirkung; Hühnercholerabacillen erfahren im Gewebe von Kaninchen keine Schädigung, sie scheiden demnach auch keine Proteine aus und es fehlt bei ihrer Einführung in die Subcutis fast gänzlich die Leukocytenanlockung, wie schon Gabri- tchevsky fand und A. Schmidt im Laboratorium des Vortragen- den bestätigte. Aber wenn man die gleiche Kultur in steril i- sirtem Zustande einbringt, so zeigt sich beträchtliche chemotaktische Wirkung, weil jetzt Proteine aus der Bakterienzelle ausgeschieden werden. Und ebenso ist es ein wesentlicher Unterschied beim D i p 1 o- coccus pneumoniae, ob man denselben in lebendem oder in getöd- tetem Zustande in die Subcutis von Kaniuchen einführt, während bei weniger oder gar uicht virulenten Bakterien, welche der bakterienfeind- lichen Wirkung der Körpersäfte unterliegen, die Leukocytenanlockung bei Einbringung lebender oder todter Kulturen ganz die gleiche zu sein scheint. Man könnte demnach sagen: je stärker ein Mikroorga- nismus durch die Körpersäfte des betreffenden Thier- organismus geschädigt wird, um so mehr muss es zur Proteinausscheidung und in Folge dessen zurAnlock- ung von Leukocyten kommen. Das bedeutet thatsächlich un- gefähr das nämliche, wie der von Metschnikoff aufgestellte Satz : Je virulenter ein Mikroorganismus, um so seltener ist seine Anwesenheit in Phagocyten — aber er gibt zugleich eine Erklärung des ursächlichen Zusammenhangs. Die Bakterienproteine, um die es sich hier handelt, hat man bisher bei der Erklärung des Infektionsprozesses, des Zustande- kommens der Immunität u. s. w. gar nicht berücksichtigt. Aber es wird sich bald die Ueberzeugung allgemein Bahn brechen, dass wir es hier mit Produkten des Bakterienlebens zu thun haben, die mindestens ebenso wichtig sind, wie die spezifischen Toxine. Um ihre Bedeu- tung zu charakterisiren, sei auf eine ganz neue hochinteressante Arbeit von Prudden und Hoden pyl hingewiesen, der zu Folge getödtete und mit kochendem Wasser extrahirte Tuberkelbacillen in den Kreislauf von Kaninchen injizirt, vollkommen typische Tuberkel- bildung mit genau dem gleichen histologischen Befuud wie die leben- den Bacillen — natürlich ohne Gefahr für das Leben der Thiere und ohne progressive Tendenz — erzeugen können. Hier wirken zweifel- los die in der Bakterienzelle zurückgebliebenen Reste von Bakterien- proteinen ; das kann um so weniger überraschen, als vom Referenten schon früher behauptet worden war, dass letztere Stoffe das eigent- lich spezifische Prinzip des Tuberkelbacillus darstellen und dass durch sie die Bildung der charakteristischen pathologischen Produkte be- dingt ist. Analoge Resultate sind in nächster Zeit in wachsender Zahl zu erwarten, das Studium der Bakterienprotei'ne aber und ihrer Eigenschaften dürfte um so rascher voranschreiten, als im Labora- torium des Vortragenden neuerdings vereinfachte, sozusagen natür- liche Methoden zur Extraktion derselben aus der Bakterienzelle auf- gefunden wurden. 714 Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress zu London. Nach den offiziellen Berichterstattern erhält das Wort: Hanking (Cambridge): Die antibakterielle Wirkung des Serums ist bedingt durch die Anwesenheit gewisser schützender Eiweissstoffe („defensive proteids“) in demselben, die ihrerseits zur Immunität in wesentlicher Beziehung stehen. Letzterer Zusammenhang ist wahr- scheinlich : 1) weil die schützenden Eiweisskörper der Ratte im Stande sind, Mäuse gegen virulenten Anthrax zu immunisiren, während die gleichen Stoffe von empfänglichen Thieren viel schwächer bakterien- tödtend wirken und auf Mäuse nicht die gleiche schützende Wirkung ausüben ; 2) durch Ernährung mit Brot können wilde Ratten für Milzbrand empfänglich gemacht werden, während gleichzeitig die schützenden Eiweisskörper in ihrem Organismus sich nachweisbar vermindern ; 3) sehr junge Ratten, die für Anthrax empfänglich sind, enthalten nur Spuren von schützenden Ei weisskörpern. Da die Charakterisirung der verschiedenen schützenden Eiweiss- körper auf chemischem Wege kaum möglich ist, so müssen die- selben nach ihren physiologischen Merkmalen unterschieden werden. Demnach gibt es zwei Hauptgruppen, indem die einen („Sozine“ von au 5£w) im normalen Thierkörper vorkommend die natürliche Immunität bedingen , während die anderen („Phy- 1 a x i n e “ von cpvXdooio) bei der erworbenen Immunität sich finden. Jede dieser Hauptgruppen zerfällt wieder in je zwei Unterabthei- lungen, indem die Wirksamkeit des betreffenden Eiweisskörpers ent- weder auf die lebenden Infektionserreger (Myko-sozin, Myko- phylaxin) oder nur auf deren Giftstoffe sich erstreckt (Toxo- sozin, Toxo-phylaxin). Für jede dieser vier Kategorieen sind bereits Beispiele bekannt. Die Phagocytenlehre hält H. durch die Existenz der schützenden Stoffe nicht für ausgeschlossen, da es ihm gelang, gerade auch aus Leukocyten derartige Substanzen darzustellen. Die Thatsache, dass Sozine im Serum gefunden werden, beweise übrigens nichts für deren freie Anwesenheit im Plasma, aus welchem das Serum gewonnen werde. Es wäre möglich, dass die schützenden Eiweisskörper die Waffen sind, deren sich die Phagocyten bei ihrem Kampfe mit den Mikroben bedienen ; aber die Rolle, die sie dabei spielen, muss jeden- falls erst näher erforscht werden. Prof. Emmerich (München) berichtet über seine, gemeinschaft- lich mit Dr. A. Fawitzky ausgeführten Untersuchungen über di- künstliche Erzeugung von Immunität gegen kroupöse Pneumonie und die Heilung dieser Krankheit. Durch E.’s Untersuchungen über „die Ursache der Immunität und die Heilung von Infektionskrankheiten“, wurde festgestellt, dass die Ursache der künstlichen Immunität in einem antibakteriellen, für die Körperzellen aber ganz unschädlichen Toxin besteht. Dieser die Bakterien tödtende Stoff kann von der ersten Schutzimpfung her im Körper sein. Es ist aber auch möglich, dass derselbe erst von den durch die neuerdings erfolgte Bakterieninvasion gereizten Körper- zellen gebildet wird, oder aber er kann eine lösliche, chemische Ver- bindung sein, die sich durch die wechselseitige Einwirkung der eigen- Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress zu London. 715 thümlich modifizirten Zersetzungsprodukte der Körperzellen und der Stoffwechselprodukte der Bakterien bildet. Das hervorragendste pathologisch - anatomische Phänomen bei allen Infektionskrankheiten ist die parenchymatöse Schwellung und fettige Degeneration. Bei der ersteren füllen sich die Zellen mit eiweissartigem Material, welches zersetzt und theilweise in Fett ijber- geführt wird. Es ist sehr wahrscheinlich, dass bei dieser fast alle Zellkomplexe des Organismus betreffenden abnormalen Modifikation der Zellthätigkeit jene Körper gebildet werden, welche als Bakterien- gifte wirken und die Immunität bedingen. Diese Bakteriengifte sind also möglicherweise intermediäre Stoffwechselprodukte, welche beim Uebergang von Eiweiss in Fett entstehen. Nach der Erkenntniss dieser Vorgänge war es in hohem Grade wahrscheinlich, dass das Blut und der Gewebssaft immunisirter Thiere, weicher so energisch wirkende antibakterielle Stoffe enthält, auch bei der zum Ausbruch gekommenen Infektionskrankheit als Heilmittel wirken müsse, wenn man ihn subkutan, intraabdominell oder intravenös dem erkrankten Organismus einverleibt. Diese Schlussfolgerung hat sich bis jetzt bei zwei Infektionskrankheiten: beim Rothlauf der Schweine und bei der durch den Diplococcus pneumoniae Fraenkel verursachten kroupösen Pneumonie als vollkommen richtig erwiesen. Der Rothlauf und die Pneumonie sind heilbar, sie können durch die Injektion des Blutes und des Gewebssaftes künstlich immunisirter Kaninchen coupirt werden. Ja man kann sogar den Ausbruch dieser Krankheiten ganz verhindern, wenn man den Thieren, kurze Zeit nach der Infektion mit Reinkulturen der betreffenden pathogenen Bakterien, den Gewebsaft künstlich immunisirter Thiere einverleibt. Der Gewebsaft und das Blut der künstlich immunisirten Kanin- chen entfalten aber eine sehr verschiedene Wirksamkeit, je nach 'Mer Methode, welche zur Immunisirung angewendet wurde. Immunisirt man die Kaninchen durch subkutane Injektion ab- geschwächter Kulturen, so erhält man eine unvollständige Immunität und der aus den immunisirten Thieren hergestellte Gewebssaft besitzt nicht die volle und grösstmögliche Heilwirkung. Durch Schutzimpfung vermittelst intravenöser Injektion hoch- gradig verdünnter, vollvirulenter Kultur erhält man dagegen komplete Immunität und einen Gewebssaft von ganz eminenter, man kann fast sagen von idealer Heilkraft. Dr. Doenissen hat unter E.’s Leitung festgestellt, dass Kanin- chen, welche eine Stunde lang eine Bouillonkultur von Pneumonie- Diplokokken inhaliren, stets ohne Ausnahme an Pneumonie erkranken und binnen 2, 3 oder 4 Tagen zu Grunde gehen. Injizirt man nun Kaninchen, welche 1, 2 oder 2x/2 Stunden Bouillonkultur von Pneumoniekokken inhalirt haben, 20 bis 25 ccm durch Chamberland’ sehe Filter filtrirten Gewebssaft oder Blut von durch intravenöse Injektion stark verdünnten Diplokokkenkulturen immunisirter Kaninchen, so erkranken die Thiere nicht an Pneumonie, es stellen sich nicht einmal irgend welche Krankheitserscheinungen und keine Erhöhung der Körpertemperatur ein, selbst wenn die sub- kutane Injektion des Gewebssaftes erst 12 — 15 Stunden nach der In- 716 Neue Litteratur. halation vorgenommen wurde. Da es nach denVersuchen von Dr. Doe- nissen höchst wahrscheinlich ist, dass der Dipl ococcus Fraen- kel die Ursache der kroupösen Pneumonie ist, so ist die Hoffnung berechtigt, dass es gelingen wird, mit dem Gewebssaft immunisirter Thiere auch die Pneumonie des Menschen zu heilen, oder beim Aus- brucji einer Epidemie in einem Gefängnisse etc. die Insassen durch Schutzimpfung mit diesem Gewebssaft gegen die Krankheitserreger un- empfänglich zu machen. Diese Erwartung wird um so sicherer in Erfüllung gehen, wenn es gelingt, die immunisirende und heilende Substanz aus dem Gewebssaft in stärkerer Konzentration oder chemisch rein darzustellen, so dass dieselbe in beliebig grossen Dosen ange- wendet werden kann, was deshalb möglich ist, weil der Gewebssaft gegen Pneumonie immunisirter Thiere, welcher ja aus eiuem gesunden Körper stammt, ganz unschädlich ist, und wie das Experiment zeigt, keinerlei Störung im Organismus verursacht. (Fortsetzung folgt.) 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Kataloge werden kostenfrei versandt. = Ich offerire zu den beigesetzten Netto preisen : Archiv für Anatomie und Entwicklungsgeschichte. Herausg. von His und Braune. Vom Beginn: Jahrg. 1877 — 85 u. 1886, Heft 1. 2. Mit 198 theilw. color. Taf. und zahlr. Holzschn. Lpz. 1877 — 86. (M. 360.) Halbleinw. 1886. 1. 2. broch. Die Titel gestempelt, sonst durchaus wohlerhalten. M. 250 — Archiv, deutsches, für klinische Medicin, herausg. von H. von Ziemssen und P. A. v. Zenker. 1 — 41. Bd. Mit 280 theilw. color. Tafeln und zahlr. Holzschn. Leipzig 1886—87. (M. 656.) M. 300.— Baumgarten, P-, Lehrb. der patholog. Mykologie. 2 Bände, mit 101 Abbild, (nach Präparaten des Verf., 34farbig) u. 1 color. Tafel. Braunschw 1890. (M. 27). M. 19. — Centralblatt, biologisches. Herausg. von J Rosenthal, II. Rees und E Selenka. 1. — 10. Bd., mit Tafeln und Textabbild. Erlangen 1891 — 90. M 80 — Duclaux, chimie biologique. Avec 111 fig. s. b. Gr. 8. Paris 1883. (fr. 40.) Halbfranz. Encyclopedie chimique. IX. 1. M. 20. — Haeckel, E. , Generelle Morphologie der Organismen. 2 Bände. Mit 10 Tafeln. Berlin 1866. Brosch, unbeschn. M. 55. — Handbuch der Lehre von den Geweben des Menschen und der Thiere. Herausg. von S. Stricker. 2 Bde. Mit 421 Holzschn. Gr. 8 Leipz. 1872. (M. 26.) M. 13. — Hofmeister , W. , de Bary und Sachs, Handbuch der physiol. Botanik. 4 Bände in 5 Theilen. Mit vielen Holzschn. Gr. 8. Leipzig. 1865 — 77. (Band I, 1., II u. IV Halbfranz, Rest, broch. Zum Theil vergriffen.) M. 38. — Landois , L., Lehrbuch der Physiologie des Menschen. 7. Aufl. Mit zahlr. Holz- schnitten. Wien 1891. (M. 22.) M. 19. — Mittheilungen aus der medicin. Facultät der kaiserl. japan. Universität. Bd. l. No. 1 — 3. Mit 22 theilw. color, Taleln. 4. Tokyo 1887 — 89. M. 28. — Enthält: Disse u. Taguchi, das Contagium der Syphilis, mit 12 Taf.; Murata, zur Eenntn. der Chylurie; Imada, Lage des inn. Ohres, mit 2 Taf. ; I n o k o , Wirk, des Maclegins auf den thier. Organismus ; B a e 1 z , das Nervensystem bei fibrin. Pneumonie ; H y r a n o , zur Kenntn. der Pharbitissamen , mit 2 Taf. ; K o g a n e i , über 4 Koreaner-Schädel , mit 5 Taf.; Takahashi, zur Constitution d. Scopoletins ; Tak alias hi und Miara, Wirk, des Ephedrins; Inoko, über einen japan. Gift- schwamm, mit Tafel; Takahashi, über einen Bestandtheil der Scu- tellaria lanceol. Naegeli, C. von, Die niederen Pilze in ihren Beziehungen zu Infectionskrankh. u. Gesundheitspflege. Gr. 8. München 1877. Vergriffen M. 18. — Pansch, Ad., Grundriss der Anatomie des Menschen. 3. verm. Aufl , von L. Stieda. Mit 401 theilw. färb. Holzschn. und 10 Taf. Berlin 1891. (M. 14.) M. H. — Schmidt's Jahrbücher der in- und ausländ, gesammten Medicin. 1—200. Band, mit 5 Supplementen und Generalregister zu Band 1 — 140. Lex. -8 Leipzig 1834 — 83. In Halbleinw., Papp- und Halbfranzbänden, 17 Bände broch. M. 400. — Abgesehen von 16 Bänden, welche auf der Rückseite der Titel einen Namen in Tinte tragen, der theilweise durchgedrungen ist, ein wohlerhaltenes Exemplar. Todd, R. B., cyclopaedia of anatomy a. physiology. With Supplement a. general index. 5 vols. in 6, with 2853 woodc. Roy. 8. 1835 — 59. Lcinw. (£ 6, 6 sh.) M. 75. — Zeitschrift für Anatomie und Entwicklungsgeschichte. Herausg. von His u. Braune 2 Bände, mit 36 theilw. color. Tat. u. 85 Holzschn. Gr. 8. Leipzig 1876 — 1877. (M. 96.) Halbleinw. Titel gestempelt. M. 33. — Die Fortsetzung bildet das Archiv für Anat. und Entwicldungsgesch. Zeitschrift für klinische Medicin. Herausg. von Frerichs, Leyden, von Bamberger, Nothnagel u. Gerhardt. 1 — 12. Bd. nebst Suppl. zu Bd. 7. Mit 82 theilw. color. Tafeln. Gr. 8. Berlin 1879—87. (M. 200.) Geb. u. broch. Beige- legt 13. Bd., 1. 2. Heft. M. 110.— Greiner & Friedrichs Stützerbach, Thüringen Fabrik chemischer, physiologi- scher und bakteriologischer Apparate. 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M Br. lastet ns Professor Br, LosSetr m Leipzig tn Greifswald herausgageben von Br. O. Ulilworm in OasseL Verlag von Gustav Fischer in Jena. X. Band. -o- Jexia, den 18, December 1891. JlO. 22 U. 23. Preis für den Band (%6 Nummern) 14 tffark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — *K Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Dic Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- künde" richtet an die. Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünschte um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können- Original - Mittheilungen. Apparat zum Abimpfen von Bakterien-Kolonien. Von Prof. Ja Fodor in Budapest. Wenn von einer Koch’ sehen Plattenkultur aus Hunderten von Kolonien eine oder einige Kolonien, die eine spezielle Wichtigkeit besitzen, abzuimpfen sind, und besonders wenn diese Manipulation unter dem Mikroskope, bei 50 — 100-maliger Vergrösserung, auszufüh- ren ist, belästigt uns oft das kaum vermeidbare Zittern der Hand, das unsichere Hinundhertasten der Impfnadel, und nur zu oft miss- 1. w. 46 722 F o d o r , Apparat zum Abimpfen der ßakterien-Kolonien. glückt uns das Abimpfen, weil wir mit unsicherer Hand ausser der gewünschten Kolonie auch eine knapp daneben liegende streiften. Ich liess zum Zwecke des Abimpfens einen kleinen Apparat konstruiren: Auf einem Mikroskop-Gestelle steht senkrecht eine circa 10 cm hohe, hohle Säule, in welcher mittelst Schraube ein Metallzapfen einige cm weit gehoben oder gesenkt werden kann. — Der Zapfen trägt, eine horizontal befestigte Stahlhülse, in welcher ein Stab mit- telst Schraube einige cm weit hervorgestossen oder zurückgezogen werden kann. Am freien Ende des Stabes ist eine Stahlhülse, horizon- tal und unter rechtem Winkel zum Stabe, befestigt, welche ein kurzes, mittelst Schraube etwa 3—4 cm weit vorstreckbares und zuriick- ziehbares Stäbchen trägt, an dessen freiem Ende mittelst Klammer der die Platinnadel führende Glasstab festgehalten wird. Um abzuimpfeu, wird der Impfstab durch die Klammer fest- gestellt. Derselbe liegt horizontal; das Stielende der Platinnadel wird nur wenig, die Spitze derselben schroff nach abwärts gebogen. Der Abimpfer („Bakterien-Fiseher“ könnte man ihn nennen) wird mm ganz nahe an das Mikroskop gerückt, der senkrechte Zapfen soweit emporgeschraubt, dass der Impfstab etwas höher liegt, als die Platte, von welcher abzuimpfen ist. Mit freiem Auge wird nun die Spitze der Impfnadel in die Nähe der abzuimpfendcn Kolonie gerückt, unter dem Mikroskope daun genau über die Kolonie eingestellt, der Zapfen mittelst der Schraube so weit gesenkt, dass die Spitze der Platinnadel in die Kolonie eintaucht, und dann der Zapfen wiederum hinaufgeschraubt. Die Nadelspitze ist nun mit Impfmaterial umhüllt, was mittelst des Mikroskopes genau geprüft werden kann. Dann schiebt man den Apparat vom Mikroskope weg und verimpft das gefischte Material. Sowohl die Konstruktion des Apparates, wie auch seine Hand- habung ist eine so einfache, dass eine weitere Erklärung mir un- nöthig erscheint. Nur will ich noch bemerken, dass es vermöge des Abimpfers in unserer Macht steht, nicht nur die gewünschte Kolonie sicher und ohne Verunreinigung abzuimpfen, sondern auch Impf- material nach Wunsch von der Mitte oder vom Rande der Kolonie, oder aber auch von der scheinbar steril gebliebenen unveränderten Umgebung der Kolonie zu holen. Den Kolonien- Abimpfer (Bakterien-Fiseher) liefert die Firma C a 1 d e r o n i u. C. in Budapest, Deakgasse, zum Preise von 25 Gul- den oder 40 Mark. Budapest, 31. Oktober 1891, Bayer! n ex Qualitative und quantitative mikrobiochemische Analyse 723 Qualitative und quantitative mikrobiochemische Analyse. Von M. IV. ßeyerinck. Unter „mikrobiochemische Analyse“ verstehe ich den Gebrauch von Mikroorganismen für Nachweis und Dosirung bestimmter Stoffe. Zweck derselben ist, Aufschluss zu erhalten über die Natur orga- nischer Flüssigkeiten, von den Extrakten von Pflanzentheiien, von den Produkten von enzymatischen Umwandlungsprozessen ; ferner über diejenigen Bestandteile sehr verdünnter Lösungen im Allgemeinen, welche für Mikrobienwachsthum geeignet sind. Das Verfahren be- ansprucht nichts Weiteres zu sein, als ein Hülfsmittel bei physio- logisch-chemischen Untersuchungen, nur mit diesen zusammen ist es werthvoll und verbrauchbar. Für die qualitative Analyse ist das auxanographische Verfahren mit Vortheil anwendbar. Das Prinzip der quantitativen Methode beruht auf die Ueber- führung der zu bestimmenden gelösten Körper in Mikrobiensub- stanz und auf der quantitative Bestimmung der letzteren durch Eolo- nienzählung. Die Ausführung der Versuche muss mit Reinkulturen geschehen. Wünscht man dabei zu wahren Gewichtsverhaltnissen zu gelangen, so muss die chemische Zusammenstellung der verwen- deten Mikrobienarten bekannt sein. Liegt z. B. Hefe vor, so kann man ziemlich genaue Zahlen aufstellen , welche jedoch bei dem , den verschiedenen Nährböden entsprechenden ungleichen Gehalte der Hefe- zellen an Wasser, Stickstoff und Glycogen natürlich nur als annähernd müssen betrachtet werden. Dagegen kann das relative Verhältnis zwischen den Zahlen der, z. B. aus zwei Wasserproben zu kultivirenden Hefezellen bei richtiger Versuchsanstellung, zu einer sehr genauen Bestimmung des relativen Gehaltes an Mikrobienuährstoffen in den untersuchten Proben Ver- anlassung geben, und das ist in den gewöhnlichen Fällen zureichend. Bei dem Gebrauch von Bakterien, deren chemische Zusammen- setzung noch unvollkommener bekannt ist, wie diejenige von Hefe, kann die gefundene Gesammtzahl der organischen Stoffe nicht weiter zergliedert werden. 1. Qantitative Bestimmung der organischen Stoffe in verdünnten Lösungen und in Trinkwasser durch Mikrobienwachsthum. Die klare Lösung oder das zu untersuchende filtrirte Wasser wird durch Sieden oder auf irgend eine andere Weise durch Hitze sterilisirt. In ein bestimmtes Volumen wird dann eine Spur irgend einer, je nach Umständen kleinen oder sehr kleinen, nicht in Ketten wach- senden, sondern nach jeder Theilung sofort frei kommenden Bakterie ausgesät, und wenn der Höhepunkt der Vermehrung erreicht ist, durch 46 * 724 Beyerine k, Kolonienzählang in irgend einem geeigneten festen Substrate, der, als Bakteriensubstanz aas der Lösung abgesetzte Gehalt an orga- nischen Nährstoffen festgestellt. Verwendet man dabei eine Bakterienart, welche für die Ver- mehrung eine gesonderte Stickstoff- und Kohlenstoffquelle verlangt, so wird, bei Gegenwart einer zureichenden Quantität Phosphate, von den beiden Körpergruppen so viel als Bakteriensubstanz festgelegt, wie dem plastischen Aequivaleat dieser Stoffe entspricht1 2); der nebeu diesem Aequivalent in Ueberschuss vorhandene Theil. sei es der Stick- stofiVerbmdungen , sei es der Kohlenstoffsubstanzen , bleibt unver- wendet zurück. Wird dagegen der zu analysirenden Flüssigkeit eine Mikrobien- art zugefügt, welche sich nur ausschliesslich von stickstoffhaltigen Stoffen ernährt , so erhält man Einsicht in das quantitative Mass dieser Körpergruppe allein, und zwar soweit dieselbe für Mikrobien- Vermehrung tauglich ist. Echte Peptonbakterien werden keine Arn- monsaize und ebensowenig Nitrite und Nitrate aDzeigen. Als sehr geeignet für diese Untersuchung haben sich die soge- nannten Wasserbakterien ergeben, das heisst diejenigen Formen, welche durch ihre ausserordentliche Kleinheit und durch einen höchst merkwürdigen Ernährungsmechanismus selbst in destillirtem Wasser zu prodigiosen Zahlen sich vermehren können. Dieselben müssen zum Zwecke des Zählens in sehr verdünnte feste Substrate ausgesät werden, z. B. in 10% Lösungen reiner Gelatine in Leitungswasser. Die Hauptschwierigkeit bei der Ausführung der Versuche ist die Er- haltung einer konstanten Temperatur, ferner die vollständige Fern- haltUDg flüchtiger organischer Körper, sowie schädlicher Stoffe von den Kulturkolben. 2. Quantitative Bestimmung des Gesammtstickstoffs. Die Hauptformen, worin der Stickstoff im Wasser und in den meisten physiologisch wichtigeren Flüssigkeiten gefunden wird, näm- lich als Eiweiss, Pepton, Amid, Ammonsalz, Nitrit und Nitrat, sind alle der biochemischen Bestimmung zugänglich, das heisst, es gibt bestimmte Mikrobien, welche diese Körper als Stickstoffquellen ver- wenden können. Wie sich in dieser Beziehung die Cyan Verbindungen verhalten, das heisst, ob es überhaupt lebende Wesen gibt, welche dieselben, zusammen mit einer Kohlenstoffquelle, assimiliren können, ist mir noch unbekannt Zahlreiche Formen, welche ich untersuchte, konnten es bestimmt nicht Stoffe wie Tyrosin, Leucin und Ureum werden dagegen durch viele Arten, bei Gegenwart eines Kohle- hydrates, vollständig assimilirt Die Methode ist eine ausserordentlich empfindliche. Ja die Empfindlichkeit ist eine so grosse, dass es empfehleDSwerth ist, Or- ganismen zu gebrauchen, welche nicht allzu klein sind und deshalb bei der Herstellung jedes individuellen Keimes eine nicht exeessiv kleine Stickstoffmenge absorbiren. Es sind besonders gewisse Hefe- 1) Ueber den Ausdruck „plastisches Aequivalent“ findet man Näheres in msinem Aufsätze über die Ernährung der Eeuchtbakterien. Archiv es Ndarlandaiaes. T. 24. pag. 393. 1S90. Qualitative und quantitative mikrobioehemUche Analyse. 725 arten1), welche sich deshalb sehr für die biochemische Analyse empfehlen. Bei dem Gebrauch von Hefen muss man jedoch durch das Mikroskop sicher festgestellt haben, dass die Zellen gänzlich lose herum schwimmen ; sind dieselben noch zu Verbänden ver- einigt, so ist natürlich Koionienzählung gänzlich werthlos. Ferner muss hervorgehoben werden, dass die gewöhnlichen Hefeformen Pep- tone sehr leicht, Eiweisskörper dagegen nicht oder nur sehr unvoll- kommen assimiliren, so dass diese unbenutzt in den Flüssigkeiten Zurückbleiben. Nitrite werden, so viel mir bekannt, nur durch das Nitratferment verbraucht, und dieses Ferment ist wegen des allzu langsamen Wachsthums für die Analyse nicht zu verwenden. Es ist aber leicht, ohne Einführung irgend einer Fehlerquelle, etwa vorhan- denes Nitrit zuvor durch eine Spur Permanganat zu oxydiren. Das dabei entstehende Nitrat kann durch gewisse Hefen assimilirt werden. Das hohe Phosphatbedürfniss der Hefen wird in manchen Fällen die Zufügung einer Spur Kaliumbiphosphats an die zu untersuchende Flüssigkeit erheischet). Ist die Stickstoffmenge eine äusserst geringe, handelt es sich z. B. um die Bestimmung dieses Körpers in destiliirtem Wasser oder in den Verunreinigungen, welchen Rohrzucker oder Glykose anhängen, so ist es empfehlenswert!), gewisse Bakterienarten, welche sich leicht vermehren und ein nur geringes Stickstoffbedürfniss haben für die Analyse zu verwenden. Bei der Aussaat für das Kolonienzäblen muss dann aber mit grösster Vorsicht vorgegangen werden, denn die verschiedenen individuellen Keime verhalten sich einer bestimmten Konzentration der Nährstoffe gegenüber nicht alle gleich, und zwar in der Weise, dass die älteren Keime, in konzentrirteren Nährmassen,, worin die jüngeren Keime sehr gut zu Kolonien aus wachsen, nicht alle zur Entwickelung gelangen2). Man hat jedoch für solche Versuche eine so reiche Auswahl von Formen, besonders wenn man die in Wasser oder die, neben dem Nitrit- und Nitratferment, bei Nitrifikatiousversuchen auftreten- den Arten an wendet, dass sich vielleicht die genannte, durch das Alter der Keime bedingte Schwierigkeit bsi weiterer Ausbildung des Verfahrens, vollständig wird beseitigen lassen. Ich erwarte dieses besonders deshalb, weil ich viel besser übereinstimmende Zahlen er- hielt, als ich eine von mir als B. nitros ophilus bezeiehnete Art verwendete, wie mit den ebenfalls an verdünnte Nährlösungen ad- aptirten Papilionaceenbakterien. Auch muss betont werden, dass es für die Genauigkeit des Versuches wichtig ist, wenn die individuellen Keime gleich gross sind. Auch dieses ist bei dem stäbchenförmigen B. n i t r o s o p h i 1 u s viel mehr der Fall, wie bei den Wurzelbakterien der Papilionaceen, welche in den Kulturen als Stäbchen, Sterne, Bakteroide und sehr kleine Schwärmer auftreten. Auf die Möglichkeit, die Phosphate in Wasser durch die bio- 1) Das Wort „Hefe“ gebrauche ich hier im weitesten, morphologischen Sinne, und ver- stehe darunter auch die rethen Hefen, welche gar nicht verwandt sind mit der Alkoholhefe. 2) Diese Erklärung der beobachteten Thatsacbe geht aus den vergleichenden Ver- suchen mit jungen und alten Kulturen, welche für die Aussaaten gebraucht werden, hervor. 726 Beyer inck, Qualitative und quantitative mikrobioehemische Analyse. chemische Analyse quantitativ zu bestimmen, habe ich meine An- dacht noch nicht gerichtet. Meine aunanographischen Versuche haben mich überzeugt, dass diese ebenso gut ausführbar erscheint, wie die Stickstoffbestimmung, Dagegen erachte ich die Möglichkeit des Nachweises von Kalium als fraglich, diejenige von Schwefel, Chlor, Calcium und Magnesium als nicht ausführbar. 3. Hauptschwierigkeiten des Verfahrens. Diejenigen Forscher, welche sich mit der Bestimmung des Zucker- gehaltes organischer Lösungen durch Gährung beschäftigt haben und die grossen Abweichungen kennen, welche dabei in der entwickelten Kohiensäuremenge auftreten, werden vielleicht die von mir vorge- schlagone physiologische Methode als eine a priori sehr ungenaue zu bezeichnen sich veranlasst fühlen. Gegen das gewöhnlich angewendete Gährungsverfahren habe ich aber viel einzuwendeu. An dieser Stelle genügt es zu betonen, dass aus der Ungleichheit der Kohlensäurequantitäten bei den üblichen Gähruugsversuchen, welche mit roher Press- oder Bierhefe an- gestellt werden , durchaus nicht auf eine Ungleichheit in der Anzahl der neugebildeten Hefezellen geschlossen werden kann, wenn nach meinem Verfahren gearbeitet wird, und ich behaupte, dass es durch das Zählen der Zellen, welche bei übrigens gleichen Versuchs- bedingungen entstehen, auch möglich ist eine sehr genaue Einsicht die quantitativen Zuckerverhältnisse verschiedener Nährlösungen zu erreichen. Es ist dabei in allererster Stelle nöthig, den Stickstoff immer in derselben Form -- z. B. bei den Mykodermen als Ammon Verbin- dung, bei den Maltosehefen als Pepton l 2 * *) — in die Flüssigkeiten, welche auf Zucker untersucht werden sollen, darzureichen. Ferner muss die für die Aussaat verwendete Zahl, sowie die Qualität8) der Zellen nahezu identisch sein, was leicht durch Abmessen geschehen kann, wenn man zuvor die Zellen in Wasser aufschüttelt, und endlich muss der Zutritt des Sauerstoffs in die Nährlösungen auf identische Weise stattfinden. Dieses letztere lässt sich sehr vollkommen erreichen, wenn die in den Versuchsköibchen oberhalb der Kuiturflüssigkeit befind- liche Luft durch eine Druck- oder Saugvorrichtung sehr langsam, aber fortwährend erneuert wird. Die Schichten in den Kultur- kölbchen sollen dabei sehr dünn, die zugeführte Luft fiitrirt und nicht zu trocken sein. Als von besonderer Wichtigkeit bezeichnete ich die chemische Bindungsform, worin der Stickstoff dargereicht v/ird. In dieser Be- ziehung kann ich nicht auf Einzelheiten eingehen und betone nur, dass identische Zuckermengen sehr verschiedene Zahlen von Hefe- zelien erzeugen mit identischen dargebotenen Stickstoffmengen, je nachdem die letzteren als Pepton, Amid oder Ammoniaksalze zur 1) Die Zahi der Hefezellen , welche aus Pepton mit Nährsalzen allein entsteht, ist eine äusserst kleine, und kann, wenn der Zucker in nicht allzu geringer Quanti- tät vorliegt, vernachlässigt werden. 2) Unter Qualität verstehe ich hier die , besonders durch das Alter bestimmte Quantität der in den Zellen vorhandenen Reservestoffe, wie Glykogen, Protoplasma und Exlrcktivkörper. Büchner, Die Forschungsmethoden in der Iminunitfitsfrege. 727 Verfügung stehen. Peptone erweisen sich, z. B. bei der Vermehrung der Maltosehefen am produktivsten, bei den Mycodermen dagegen nicht etc. Aehnliche Verhältnisse, wie die hier beschriebenen werden gewiss auch für alle anderen Mikrobien als Fehlerquellen des Verfahrens be- stehen. Dieselben sind jedoch, bei den nicht gährenden Arten von geringerer Bedeutung, und, bei der Aufstellung von nur relativen W er- then, jedenfalls kein ernstes Hinderniss. Auf die nicht flüchtigen löslichen Stoffwechselprodukte der Mikrobien glaube ich ungefähr die nämlichen Betrachtungen anwenden zu können, wie auf die Athmungs- und Gährungskohlensäure der Hefe, und ich meine, dass auch dadurch das Erreichen vollständiger Ge- nauigkeit zwar vereitelt werden muss, allein, dass die Grösse der sich daraus ergebenden Toleranz die Methode nicht erschüttert. In anderen Aufsätzen werde ich durch Beispiele das hier Gesagte näher begründen. Delft, Mitte Oktober 1891. Die Forschungsmefchodexi in der Immumtätsfragu Von IL Büchner. In der erst jüngst beim Londoner internationalen hygienischen Kongress stattgefundenen Verhandlung über Immunität 1) wurde die prinzipielle Frage der anzuwendenden Methodik gar nicht zur Dis- kussion gestellt, wohl in der Voraussetzung, dass in dieser Beziehung keine Divergenz der Meinungen existire. Die Diskussion hat das Irrige dieser Annahme ergeben, und noch deutlicher tritt das zum Theil aus den seitdem, im August-Heft (No, 8) der Annales de l’Institut Pasteur publizirten Arbeiten von Roux und Metschni- koff und ihren Schülern hervor2). Insbesondere auf Grund der letzteren möchte man zu der Ueberzeugung kommen , dass — wenn beide Parteien, für und wider die Phagocytentheorie, auf ihrem prin- zipiellen Standpunkte verharren — eine Verständigung auch für die Zukunft ausgeschlossen ist. Der Wissenschaft der kommenden Tage bliebe dann nichts übrig, als über die eine oder die andere der Par- teien — nach meinem Sinne ist die Wahl nicht zweifelhaft — zur Tagesordnung überzugehen. Ich betone ausdrücklich die wissen- schaftliche Methodik, die Art der Auffassung des ganzen Problems, denn um diese handelt es sich, nicht nur um einzelne Experimental- aufgaben oder Reihen von solchen. Nachdem ich auf dem Londoner Kongress in der Immunitätsfrage einmal das Wort ergriffen habe, scheint es mir nöthig, auch dieses noch zur völligen Klarstellung meines Standpunktes, insbesondere den neuesten Publikationen von Roux und Metschnikoff gegenüber, hinzuzufügen. Die Beweisführung Metschnikoff’s besteht seit geraumer Zeit darin, in immer neuen Spezialfällen wiederholt zu zeigen, wie 1) Ref. über diese Verhandlungen s. dies. Centralbl. Bd. X. p. 649 ff. 8) S. die betr. Referate in dieser Nr. des Centralbl. 728 Büchner, beim empfänglichen Thiere der hochvirnlente Infektionserreger sich ungehindert vermehrt und Allgeraeininfektion bewirkt, während im Gegensätze hierzu beim immunisirten Thiere sehr bald sich Leuko- cyten am Inokulationsorte einstellen, die als Phagocyten wirken, wo- mit gleichzeitig unter Entwickelung entzündlicher lokaler Erschei- nungen der Infektionsprozess selbst begrenzt und der Heilung ent- gegengeführt wird. In diesem Sinne ist von Metschnik off auf dem Kongress zu London neuerdings die Infektion mit Vibrio M. bei intakten und immunisirten Meerschweinchen geschildert worden; im gleichen Sinne sind von ihm früher die verschiedensten infektions- prozesse bereits behandelt worden. Der Scharfsinn in der Anord- nung und Durchführung der Experimente, die Eleganz der mikro- skopischen Detailbeobachtung bleiben dabei immer in gleichem Masse bewundernswerth , und das Interesse für die geschilderten Vorgänge verjüngt sich bei jedem neuen Falle. Aber gerade dieses Interesse, das durch die blosse Beobachtung nicht befriedigt, nur erweckt wird, drängt den Anhänger mechanischer Naturbetrachtung immer ernstlicher zur Frage des Warum? Das Verhältnis beim Vibrio Met sch nikovi, das Gegensätz- lich ein den Vorgängen beim intakten und künstlich immunisirten Thier erscheint ja ganz analog jenem anderen Gegensatz, wenn der Däm- liche Infektionserreger auf zwei verschiedene Thierspezies von ver- schiedenem natürlichen Empfäuglichkeitsgrad, z. B. der Pneumonie- Di plococcus oder der Anthraxbacillus auf das Kaninchen, anderseits auf die Species Homo übertragen werden. Wir kennen diese Ver- schiedenheiten sehr wohl, wir wissen, dass in einem Falle rapide Biut- infektion ohne Leukocytose, im andern entzündliche Erscheinungen und Heilungstendenz die Folge sind. Und noch eine dritte Parallele lässt sich gewinnen, durch künstliche Abscbwächung eines Krank- heitserregers, da der vollvirulente, und anderseits der abgeschwächte Keim zur nämlichen Spezies, /um nämlichen Thierindividuum ähn- lich verschieden stehen, wie der virulente Erreger za zwei Thieren von verschiedener Widerstandsfähigkeit. Das Alles wissen wir seit einigen Jahren, und es ist vorauszu- seben, dass sich das gleiche Verhäitniss noch in zahlreichen Einzel- fällen bestätigen lässt. Und doch hilft uns das Alles Dicht zur mechanischen Erklärung des Zusammenhangs, sondern diese muss erst gesucht und gefunden werden. Ich kann daher den neuen „Beweis“ von Metschnikoff als einen Beweis für die Phago- cytentheorie im ursächlichen Siune nicht gelten lassen, weil derselbe in meinen Augen vor allem selbst der Erklärung bedarf. Für mich waren die soeben geschilderten drei Kategorien von Erscheinungen seinerzeit der Anlass, nach den eigentlich w i rksam en Ursachen zu suchen, und diese glaubte ich einerseits in der Ausscheidung von chemotaktischen Proteinen aus der Bakterienzelle, wenn sie unter schädigende Einflüsse geräth , anderseits in der bakterienfeind liehen Wirkung des Serums gefunden zu haben. Für die Herren Metschnikoff und Roux existiren d lese beiden Dinge nicht, oder vielmehr sie existiren zwar theilweise — da. man sich neuerdings im Institut Pasteur von der zuerst bestrit- Die Forschungsmetboiäen in der Immunitätsfruge. 729 tenen bakterienfeindlichen Wirksamkeit der Säfte überzeugt hat; aber sie sind nur theoretisch , nur „in vitro“ vorhanden , für den Organismus und die Vorgänge in ihm haben sie keine Bedeutung. Di'-s gerade kennzeichnet nun den abweichenden prinzipiellen in et ho di sehen Standpunkt, der eine Verständigung in weite Ferne rückt. Die Physiologie strebt zwar selbstverständlich, die Vorgänge in; Körper so zu erkennen, wie sie wirklich dort stattfiaden , aber sie verzichtet dabei nicht und kann nicht verzichten auf das Ex- periment,,^ vitro“, ohne dass unsere heutige Physiologie undenkbar wäre. Allerdings, die Fehler müssen dabei auf das geringste mög- l che Mass reduzirt, und die Schlüsse müssen mit Reserve gezogen wer- den. Aber ohne jede experimentelle, d. h. willkürliche Gestaltung der Bedingungen, unter denen der Vorgang erfolgen soli, ist es uns eben unmöglich, zu etwas Anderem zu gelangen, als zu einer VV a h r- s che in! ichk eit san nah me. Und das ist es, wobei die Phago- cytentheorie stehen zu bleiben im Begriffe ist. Ihre berufensten Vertreter verzichten darauf, über diesen Standpunkt hmauszugehen, sie fühlen nicht das Bedürfniss nach experimenteller Gewissheit, sie perhorresziren den Versuch „in vitro“. Die starke tödtende Wirksamkeit des Serums immuuisirter Meerschweinchen gegenüber dem Vibrio M., die von Behring und Nissen konstatirt war — während das Serum normaler Thiere Vermehrung gestattet — findet Metschnikoff neuerdings selbst bestätigt. Aber trotzdem soli dieses Verhältnis keine Bedeutung für die Immunität der Thiere haben. Es gibt nur zwei Gründe, auf die sich ein solches Ablehnen einer, für jeden unbefangen Ur- theilenden hochwichtigen Thatsacbe möglicherweise berufen könnte: Entweder man erklärt die im Serum wirksame bakterientödtende Substanz überhaupt für reines, in vitro entstandenes Kunstprodukt, das beim Absterben des Blutes sich bildet. Das ist hier schon des- halb unzulässig, weii ja auch das Blut und Serum des intakten Meerschweinchens in vitro „abstirbt“, demnach ebenfalls tödtend wirken müsste — abgesehen von den anderen, allgemeineren Grün- den gegen diese Absterbehypothese, die ich bereits in meinem Kon- gress- Referate angeführt habe. Öder man gibt zwar zu, dass die bakterienfeindliche Wirkung des Serums, d. h. der darin enthaltenen Alexine, auch im Körper vorhanden sei, aber durch andere, paralysirende Gegenwirkungen hier verdeckt werde. Möglicherweise ist dies die Ansicht von M etsebnikof 1, und hier wäre dann vielleicht bis zu einem gewis- sen Grade noch ein Boden für die Verständigung vorhanden. Denn das ist zweifellos zuzugeben, dass die Wirkung der Alexine im Kör- per verdeckt und paralysirt sein kann. Ich konnte selbst das erste Beispiel für ein solches Verhalten liefern durch den Nachweis, dass gefrorenes und wieder aufgethautes Biut nicht mehr schä- digend auf Bakterien wirkt, während beim zellfreien Serum oft- maliges Gefrieren und Wiederaufthauen die Wirkung nicht beeinträch- tigt. Die Alexine bleiben also durch das Gefrieren unbeschädigt, aber die Zerstörung der rothen Körperchen im Blut bringt para- lysirende Stoffe in Lösung. Analoges kann im lebenden Körper ge- 730 B « c h n s r * wiss eintreten, aber lokales und zeitweiliges Verdecktsein einer physiologischen Wirkung ist nicht gleichbedeutend mit gänzlichem K ichtvorhandensein. Ein zweites Beispiel für Hemmung der Alexinwirkung in Blut und Serum habe ich dann neuerdings in meinem Kongress-Referate mitgetheilt. Wenn man die Bakterien im Serum nicht frei vertheilfc, sondern den Aussaat-Tropfen zuerst von einem kleinen Päckchen steriler, entfetteter Watte aufsaugen lässt und dieses im Serum ver- senkt, so ist die tödtende Wirkung weit geringer; die engen Räume zwischen den Fasern der Baumwolle erschweren den Zutritt grösserer Mengen von Serum zu den Keimen, letztere entgehen der tödtenden Wirkung und können sich nach Erlöschen der bakterienfeindiiehen Aktion des Serums, nachdem die labilen Älexine inaktiv geworden sind, im freien Serum wieder vermehren. Eine Hauptschwierigkeit, welche der üebertragung der Blut- und Serumresultate auf das Immunitätsproblem bisher im Wege stand, scheint mir durch dieses Beispiel beseitigt. Man konnte nicht be- greifen, wie es möglich sei, dass auch das Blut empfänglicher Thiere bakterientödtend wirkt1); man kam über die Schwierigkeit nicht hinweg, dass nach Lubarsch das extravaskuläre Blut eines Kaninchens Hunderttausende, ja Millionen von virulenten Anthrax- bacillen zu vernichten vermag, während eine relativ geringe Menge der letzteren ausreicht, um das ganze Thier durch Injektion auf dem Blutwege zu tödten. Man kann das jetzt erklärlich finden, wenn man sich das Verhalten der Milzbrandbacillen im Kapillargebiet, wohin sie rasch gelangen, ähnlich vorstellt jenem der in den Watte- päckchen abgelagerten Bakterien. Mehrere Keime, zufällig an einer Stelle mit geringerem Serumzufluss gleichzeitig abgelagert, können einen lokalisirten Infektionsherd erzeugen, der zur allmählichen Ent- stehung sekundärer derartiger Herde, endlich zur Gesaramtinfektion fuhrt, unter parallel gehender successiver Zerstörung der im Orga- nismus vorhandenen Aiexine. Der Vorrath an letzteren im Körper wäre zu Anfänge der Infektion weitaus genügend, um die wenigen Keime zu vernichten. Aber dieser Vorrath kann nie an Ort und Stelle zur Geltung gebracht werden, wo sich die Schlacht entscheidet; in Einzelkämpfen wird statt dessen die Armee aufgerieben, einem Gegner gegenüber, der durch seine Vermehrungsfähigkeit aus jedem gewonnenen Scharmützel neue Kräfte schöpft. Die allein rationelle Strategik des Zellenstaates , genannt Organismus, seinen Angreifern gegenüber wäre die sofortige Konzentration aller entbehrlichen Säfte, des ganzen Alexin vorrathes auf den bedrohten Punkt. Schade, dass die seit Jahrtausenden wirkende Zweckmässigkeitsanpassung einen derartig raschen Mechanismus der Mobilisirung nicht, ermöglicht hat. Herr Metschnikoff stimmt insofern überein, als er die Analogisirung der Verhältnisse in den Wattepäckchen mit jenen im Organismus nicht bestreitet. Aber, weit entfernt, hierin eine Auf- 1) Rom und Metschnikoff finden neuerdings wieder einen unerklärlichen Widerspruch darin, dass das Serum Milzbrand-empfänglicher Batten schädigend und schützend gegen AnthraxbaciUeu wirkt. S. Ref. in dieser .Nummer, Die Fovsebungsmethoden in der imnranitfitsffage. 731 klärung zu erblicken, welche uns die „humorale“ Theorie annehm- barer erscheinen lässt, beweisen nach ihm die angeführten Versuche, indem dieselben die Bedingtheit, die Abhängigkeit der SerumwiTkung von mancherlei besonderen Umständen darthun, nur die Unmög- lichkeit jener Theorie1). Herr M. übersiebt das Ungerechte und Irrtöümliche dieser Folgerung. Allerdings haben wir im lebenden Organismus keine so massiven Stoffe und Wirkungen gegenüber den Bakterien, wie etwa in einer chemischen Desinfektionsanstalt. Man kann nicht verlangen , dass die Alexme im Serum so unverwüstlich seien, wie manche Metallgifte, von denen möglicherweise jedes Mole- kül successive auf Millionen von Bakterien einwirkt. Aber das ist kein Grund, um diese Wirkungen überhaupt za leugnen, am wenig- sten für einen Forscher, der die lebenden Leukocyten als Kämpfer aissiebt, die doch ohne allen Zweifel noch viel subtiler, weit abhän- giger von den verschiedensten Bedingungen in ihrer Wirksamkeit auf Infektionserreger sind, als die Alexine des Serums. Und wenn wir einsehen, dass diese Schutzstoße Körper von spezifischen Eigen- schaften, aber von verschiedenem Energiegrade, bei den verschiedenen Spezies wie bei den verschiedenen Individuen sind , und dass sie nach Massgabe ihrer Quantität wirken, indem den Bakterien ihrer- seits eine Zersetzungsfähigkeit für die labilen Alexine innewohiit, so entspricht gerade diese Komplizirtheit der Bedingungen dem na- türlichen Stande der Dinge. Oder wie sollten wir je begreifen, dass eine junge Ratte dem Milzbrand erliegt, während eine ältere refraktär bleibt, wie sollten wir den Einfluss von Rasse, von Ernährung, von zufälligen individuellen Bedingungen auf den Verlauf der Infektion erklären können, wenn es sich dabei nur um grobe, leicht erkenn- bare und nicht vielmehr um feine und kompiizirte Vorgänge und Unterschiede handeln dürfte? Zweifelt etwa ein Physiolog an der Bedeutung der Oxydationsprozesse im Körper, obwohl es sehr schwie- rig war und ist, den Wegen des Sauerstoffes nachzugehen und die komplizirtcu Bedingungen zu eniräthseln, unter denen er mit ge- wissen Bestandtheäien der Gewebe zuerst in Verbindung tritt? Uebrigens dürfen die Versuche mit den Wattepäekchen k?)ines- wegs so aufgefasst werden, wie dies Metschnikoff thut, als ob die bakterienfeindliche Wirkung des Serums durch die schützende Watteumhüllung ganz annullirt worden wäre. Trotz der Watte zeigte sich in mehreren Versuchen , bei denen besonders wirksames Serum zur Verwendung kam, dass die eiageschlossenen Keime sämmt- lich vernichtet wurden. Letztere Versuche wurden, als nichts Neues lehrend , in meinem Referate nicht angeführt. Bei einer ausführ- licheren Publikation würde der vollen Deutlichkeit halber es nöthig sein, auch diese zu erwähnen und ferner zur Illustration ver- gleichende Versuche mit inaktivem (auf 55° erwärmtem) Serum hin- zuzufügen. Dann würde man deutlich sehen, einen wie grossen bak- terienfeindlichen Einfluss das Serum auch bei der Watteumhüllung noch ausüben kann , und dass die Verhältnisse für die Bakterien immerhin weit ungünstigere sind, als bei Aussaat in inaktives Serum, 1) Ann. de l’lnst Pasteur. 1881. No. 8. p. 537. 732 B a c h ner, Ob alles dies Herrn Metschnikoff überzeugen wird, weiss ich nicht. Ich bezweifle es, denn die Frage nach dem Warum, welche mir bei den verschiedenartigen und so höchst interessanten Vorgängen im empfänglichen und im imrounisirten Thierkörper, die er beschreibt, immer die wichtigste zu sein scheint, liegt für ihn im Hintergründe der Diskussion ; wenigstens erwähnt er sie in seinen neuesten Abhandlungen nur vorübergehend. Ich meine die Frage, aus welchem Grunde im einen Falle gar keine, im anderen eine so starke Leuko- und Phagocytose zu beobachten ist. Eigentlich nur Herr Iioux äussert sich hierüber, indem er die Anlockung der Leukocyten auf Chemotaxis zurückführt, von einer Wirksamkeit der Bakterien auf die Leukocyten durch taktile Reizung — wie sie von Metschnikoff früher angenommen worden war — dage- gen ganz absieht, ein Standpunkt, den ich vollkommen theile. Entgegengesetzter Meinung biu ich dagegen bezüglich der N a- t u r der anlockenden Stofle. Der allgemeine Ausdruck „bakterielle Produkte“ oder dgl. genügt uns gegenwärtig nicht mehr. Wir müs- sen unterscheiden, und Herr Roux spricht denn auch, im direkten Gegensatz zu meinen Üntersuchungsresultaten, die Ansicht aus, dass die „spczi fischen Toxine“ der Bakterien als die anlockenden Substanzen zu betrachten seien J). Es ist dies deshalb bemerkens- -werth, weil Me ts ch nikoff anderseits, und, wie ich glaube, mit viel grösserer Berechtigung, die Toxine der Bakterien umgekehrt als negativ chemotaktisch wirkend in Anspruch nimmt und ge- rade hierdurch das Ausbleiben der Leukocytose bei Inokulation em- pfänglicher Thiere mit virulenten Infektionserregern zu erklären sucht1 2). Möglich wäre nun zwar, dass gewisse Toxine resp. Toxalbumine positiv, andere dagegen negativ chemotaktisch auf Leukocyten wir- ken, aber bevor ein Beweis für dieses gegensätzliche Verhalten vor- licgt, — und bis jetzt ist nicht eiumai der Versuch zu einem Be- weise gemacht worden — kann ich diese Hypothese absolut nicht gelten lassen. Ich bezweifle durchaus, wenn man Glasröhrchen mit reinen Toxinlösungen in die Subcatis von Warmblütern einführt, dass jemals Leukocyten hineinwandern; denn nach meinen Erfahrun- gen reagiren diese Wanderzelien nur auf Nährstoff-artige Reize, äussern dagegen nie die Tendenz, zu Giftstoffen hinzuw andern, durch welche sie beschädigt und getödtet würden — ganz in Analogie zu dem, was Pfeffer’ s Untersuchungen für Flagellaten und Scbwärm- sporen ergeben haben. Herr Roux wirft mir vor, ich hätte bei meinen Versuchen keine genügend genauen Methoden angewendet, um die Bakterienproteinc von beigemengten spezifischen Toxinen zu befreien, aber er scheint meine Untersuchungen nicht zu kennen. Wenn auch wirklich der Pneumobacillus von Friedländer, von dem ich zuerst ausging, bei Kultivirung auf Kartoffeln spezifische Toxine liefern sollte, die bei mehrstündigem Kochen mit verdünnter Kalilauge Stand halten (da- 1) Ann. de l'Institut Pasteur. 1891. No. 8 p. 532. 2) Ann. Pasteur. 1891. No. 8. p. 472. Die Forscbungstnethoden in der Immunitätsfrage. 733 malige Methode der Proteingewinnung), so ist dieser Verdacht doch ganz sicher ausgeschlossen beim Leim, den ich mir selbst aus fri- schen dekalzinirten Knochen bereitete , beim Alkalialbuminat, das aus Muskeln gesunder Thiere gewonnen wurde, und beim G lu- ten käse In, das ich mir selbst aus Weizenkleber — um jede Möglichkeit einer Verunreinigung durch Fäulnissprodukte auszuschlies- sen — hergestellt habe. Von allen diesen Substanzen aber kon- statirte ich starke chemotaktische. Wirksamkeit auf Leukocyten. Wie kann man überhaupt noch schlagender nachweisen , dass es keiner spezifischen Bakterienproduktc zur Leukocytenanlockung bedarf, und dass die lokale Leukncytose in der That eine Erscheinung von ganz anderem Charakter ist, als man bisher dachte, nicht die Folge eines schädigenden Reizes, sondern eher eines Reizes nach Art der Nah- rungsstoffe? Wenn man nun annimmt, dass von den Bakterien fortwährend anlockende Stoffe gleichviel welcher Art gebildet, und daher kon- tinuirlich Anreize auf Leukocyten ausgeübt werden — und das ist offenbar die Meinung von Metschnikoff und Roux — so lässt sich eine mechanische Erklärung für das Fehlen der Leukocytose bei akut virulenten Blutiufektionen (Milzbrand der Nager, Vibrio M. bei Meerschweinchen u. s. w.) nur durch die negativ chemotak- tische Wirkung von spezifischen Toxinen gewinnen. Ich gebe zu, dass letzteres wahrscheinlich ist, obwohl bis jetzt kein direkter Be- weis, d. h. kein Versuch mit reinen Toxinen vorliegt. Massart und Bordet haben die Milchsäure als einen negativ chemotaktisch wir- kenden Stoff erwiesen, den die Leukocyten fliehen, und bei meinen Untersuchungen haben sich Ammoniak, Trimethylamin, buttersaures und valeriansaures Ammoniak in 1 — 2 °/0 Lösung ebenso bewährt. Natürlich hängt hier sehr viel vom Konzentrationsgrade ab; bei stär- kerer Verdünnung würden die genannten Stoffe gewiss keine abstos- sende Wirkung erkennen lassen. Dagegen ist es möglich, dass Toxine auch bei hochgradiger Verdünnung noch lähmend auf Wanderzellen wirken, ähnlich wie dies beim Chloral nach Massart und Bordet der Fall zu sein scheint. Trotzdem genügt diese Annahme nicht zur mechanischen Erklärung des Unterschiedes zwischen dem empfänglichen und dem immuaisirten Thierkörper, weil auch in letzterem — wenn der Chemismus der Säfte wirklich in beiden Fällen der nämliche wäre, wie Metschnikoff und Roux voraussetzen — sofort nach der Inokulation von den In- fektionserregern negativ chemotaktische Toxiue gebildet werden müss- ten. Die genannten Autoren suchen zwar diese Schwierigkeit zu umgehen, indem sie wiederholt erklären, der Kampf mit den Leukocyten entscheide sich schon ganz im Anfang, be- voruoch die Bakterien Zeit hatten, spezifische Toxine in grösserer Menge zu bilden. Auf diesem logischen Schleich- wege zu folgen, ist mir nicht möglich: entweder äussern die Toxiue ihre abschreckende resp. lähmeude Wirkung nur in stärkerer Kon- zentration, dann sind sie überhaupt werthlos für die Erklärung der Infektionsvorgänge; oder sie wirken schon in sehr geringen Mengen, 734 Buckner , daDn müssten sie rothwendig auch beim immunisirtea Thier und schon gleich Anfangs in Aktion treten. Da der Chemismus der Safte angeblich immer der nämliche bleibt, da der Infektionserreger auch im hmnunisirten Thier nach Metschnikoff und Roux sich — abgesehen von der Intervention der Phagocyten — ganz ungehemmt vermehren kann, so begreift man absolut nicht, was für ein Unter- schied sein soll zwischen dem Anfang und dem späteren Stadium der Infektion; wenn aber auch ein solcher Unterschied in der Natur der Dinge begründet wäre, so sieht man wieder nicht ein, weshalb der gleiche Unterschied mit den gleichen Konsequenzen nicht auch beim empfänglichen Thierorganismus sich geltend machen sollte. Im Gefühle der Schwäche des soeben erwähnten Erklärungsver- suches haben Roux und Metchnikoff noch eine zweite Hülfs- bypotbese in Bereitschaft, die noch weit mehr als die vorhergehende jeder sicheren Grundlage ermangelt. Die Leukocyten des immuni- sirten TMeres sollen durch die vorhergehende Schutzimpfung an die spezifischen Toxine ange wohnt und daher gegen deren abschre- ckende oder lähmende Wircung unempfindlich geworden sein. Wir wissen aber, dass gerade bei Vibrio Metchsikovi die immunisirten Meerschweinchen gegen die Toxine, d. h. gegen die aterilisirte Kultur, nicht unempfindlich sind; es müssten also die Leukocyten gegen- über den sonstigen Körperorganen und Zellen eine Ausnahme machen, was besonders bei diesen vergäughehen Wanderzellen recht unwahr- scheinlich and vor allem durchaus nicht bewiesen ist. Wenn man trotzdem für die künstliche Immunität zugeben wollte, dass es sich möglicher Weise so verhält, so ist dieses Erkiä- rungsprinzip doch ganz unbrauchbar für die natürliche Immunität, bei der von Angewöhnung keine Rede sein kann. Für das ganze grosse und wichtige Gebiet der natürlichen Immunität fehlt daher bei der theoretischen Auffassung von Roux und Metschnikoff jede mechanische Erklärung für das Eintreten der nach ihrer Mei- nung die Heilung entscheidenden Leukc- und Phagocytose. Die gelegentlich schüchtern geäusserte Hypothese, man müsse eben eine natürliche Unempfindlichkeit der betreffenden Leukocyten gegen die spezifischen Toxine annehmen , bedeutet weiter nichts als eins Um- schreibung des thatsäcblichea Verhaltens, weiche die Nothweodigkeit einer erst zu erbringenden Beweisführung nur um so deutlicher fühlen lässt. Diese ganz ungenügende Auffassung und Würdigung des mecha- nischen Problems bei der Phagocytose ist es, was mich von der Phagocyten theorie , der ich von vornherein durchaus sympathisch gegenüberstand!, allmählich mehr und mehr entfernt hat. Die eigentlich wirksamen Ursachen der Vorgänge müssen auf gesucht werden, und diese können nur chemischer Art sein; ich glaube, wir vermögen diese Ursachen bereits deutlich zu erkennen: es sind die bakterienfeindlichen Wirkungen der Säfte, ausgeübt durch gewisse eiweissartige Bestandteile derselben, anderntheils sind es die Ausscheidungen plasmatischer Bestandtheile des Bakterienzelieninhalts, weiche chemotaktische Wirkungen auf Leukocyten ausübeu und da- durch die Leuko- und Phagocytose direkt veranlassen. Die Forschungssnethodea in der IminnuitKtalraga. 735 Beide Arte« vou Wirkungen stehen unter sich in kausalem Zu- sammenhang, insofern die zweite durch die erste bedingt wird und ohne dieselbe überhaupt nicht eintreten würde. Es ist ein verhäng- nisvoller Irrthum, anzunehmen, dass die Infektionserreger im imrauni- sirten Thierkörper Anfangs, d. h. bevor die Leukocytea erscheinen, sich genau unter den gleichen Bedingungen befinden, wie im empfäng- lichen Organismus. Ich will nicht bestreiten, dass sie sich in sehr vielen Fällen Anfangs im immunen Thier vermehren, aber dies beweist keineswegs die Abwesenheit schädigender Einflüsse und schiiesst nicht aus, dass eiu Theii der Individuen bald Erscheinungen von Schwächung und Degeneration zeigt Gerade in ihrer neuesten gemeinschaftlichen Arbeit haben sich Roux und Metchnikoff davon überzeugen müssen, dass das Raiteuserum, im Körper der Ratte selbst, die gleichzeitig mit ihm injizirten Milzbrandsporen aru Auskeimen verhindert. Aber sie gehen über diese wichtigste Thatsache, die der Ausgangspunkt der Erklärung sein müsste, hinweg, um ihre Aufmerksamkeit ausschliesslich wieder auf die sekundär eintretende Erscheinung der Leu ko- und Phagocytoss zu richten i). Hierbei muss ich noch entschiedene Verwahrung einlegen gegen die von Ft o u x und Metschnikoff in ihren neuen Publikationen vielfach wiederholte Behauptung, als hätte ich nur den bereits ab- gestorbenen Bakterien („cadavres des mierobes“) die Befähigung zur Ausscheidung chemotaktischer Proteine zugesch rieben. Schon auf der Naturforscherversammlaug zu Heidelberg 1889, wo ich diese Ideen zuerst an dem speziellen Beispiel des Anihraxbaciilus ent- wickelte, habe ich von einem „schwächeren, zur Involution tendirenden Zustand“ der Müzbrandbakterieii gesprochen, der die Ausscheidung von reizenden Inhaltsbestandtheilen der Bakterienzelle zur Folge hat; von todten Bakterien war damals überhaupt keine Rode, und seitdem habe ich keinen Anlass vorübergehen lassen, ohne immer wieder zu betonen, dass nach meiner Meinung die Ausscheidung .vcn plasmatischen Inbaltsbestandtheiien sofort beginnt, 'wenn die Bak- terien unter ungünstige Lebensbedingungen gerathen. Damit sind sie aber nicht gleichzeitig schon getödtet. Jener Standpunkt, der nur lebende und todte Keime kannte und nichts, was dazwischen lag, ist doch hoffentlich längst überwunden. Gerade bei Metschnik off, der selbst so schöne Beobachtungen über Degcnerationserscheinungea an theilweise gewiss noch lebensfähigen Bakterien innerhalb von Phagocyteu gemacht bat, darf man doch sicher in diesen Dingen eine richtige Auffassung voraussetzen. Wozu dann also jene Wider- legungen und Gegengründe, die alle auf die unrichtige Annahme basirt sind, als ob ich nur von todten Bakterien gesprochen hätte? In meinen Augen ist es kein Widerspruch, dass ein Milzbrandbacillus lebend und vermehrungsfähig sein und doch bereits unter dem be- ginnenden Einfluss schädlicher Wirkungen stehen kann, die ejue i) Ana. de Pasteur, So. 8, p. 185. S. das betr. ßef. 736 Scho?, theilweise Ausscheidung plasmatischer Inhaltsbestandtbeile aus ihm zur Folge haben1). Herr Metschuikoff und seine Schüler geben sich viele Mühe zu beweisen, dass die von Phagocyten aufgefressenen Bakterien in deren Innerem schädigenden Einflüssen unterliegen und sehr häufig vernichtet «erden. Es ist nach meinem Dafürhalten kaum ein Zweifel möglich, dass es sich so verhält, und dass die Phagocyten in der That diese nützliche Funktion ausüben können, während aller- dings in gewissen anderen Fällen der Phagocyt seinen Raub nicht zu verdauen vermag, sondern an ihm zu Grunde geht. Allein mit dieser Konstatirung wird nur bewiesen, dass die Phagocytose über- haupt ein nützlicher Vorgang sei, was ich noch niemals bestritten habe. Das, was indes die Phagocytentheorie will, ist etwas ganz auderes; sie begnügt sich nicht mit einer bloss nützlichen Rolle der amöboiden Zellen, sondern sie spricht den letzteren überhaupt die einzig massgebende Entscheidung beim Infektionsprozesse zu, und dies muss ich durchaus bestreiten. Nach meiner Auffassung findet vielmehr die erste und entscheidende Beeinflussung der In- fektionserreger in ungünstigem Sinne bereits statt vor der Auf- nahme durch amöboide Zellen; ja es ist diese ungünstige Beein- flussung, resp. die dadurch bedingte Ausscheidung anlockender Substanzen sogar die nothwendige Ursache der nachfolgenden Leuko- und Phagocytose, ohne welche die letzteren Vorgänge gar nicht in die Erscheinung zu treten vermöchten. München, 5. Oktober 1831. Heber die fragliche Immunisation durch Aikaiisation mittelst Natrium bicarhonicum« Von Dr. Sehor in Odessa. Prof. Fodor erklärt in der No. 1 dieses Bandes dieses Central- blattes die Widersprüche meiner Versuche mit den seinigen dadurch, dass ich mit stärkerem Virus, als er experimentirte. Darauf muss ich bemerken, dass es in der That nicht so ist: denn ich bekam die gleichen Resultate bei Anwendung schwachen und starken Virus. So in Odessa, wo ich zusammen mit Dr. Diatroptoff Versuche, 1) Wenn ein aufgefressener Bacillus noch vermehrungsfähig ist, so kann aus dem- selben wieder eine Kultur gewonnen werden, wie dies M e tschni ko ff wiederholt gelang. Wenn letztere dann wieder virulonto Eigenschaften aufweist, kann mich das nicht wundern, nachdem bekanntlich kurzdauernde schädliche Einwirkungen nur selten zu einem bleibenden Verluste der Virulenz führen. Ueber die fragliche Tmmuni.'ation durch Albalisation etc. 737 auf welche ich mich schon in meiner ersten Abhandlung berufen habe, mit schwachem Virus angestellt habe, bekam ich folgende Re- sultate. Den 15. September 1890 wurden 14 Kaninchen infizirt. Von diesen wurden dann 11 verschiedenartig nach Prof. Fodor mit Natrium' biearboriicum behandelt. Drei blieben als Kontrollthiere. Von den Behandelten erlagen einige an Milzbrand schon den 16. Abends, einige des Nachts, einige den nächsten Tag, den 17. Das letzte behandelte Kaninchen fiel den 18. Morgens. Von den Kontroll- thieren fiel eins den 18. am Mittag. Das zweite Nachts vom 19. und 20. (nach 41/i Tagen). Das dritte überlebte sogar die Impfung 7»/> Tage, und fiel erst den 22. Nachts. Kann denn hier von einem starken Virus die Rede sein? Die zweite Versuchsreihe mit den Milzbrandkulturen, welche von den Kontrollthieren der ersten Versuchsreihe gewonnen waren, wurde am 21. September angestellt. Auch hier, mit. einer einzigen Aus- nahme, fielen die behandelten Thiere früher, als die Kontrollthiere, und zwar einige der behandelten schon nach 28 und 30 Stunden, die Kontrollthiere erst nach 30 und 40 Stunden. Nur ein Kaninchen von den behandelten fiel erst nach 72 Stunden. Was die Bemerkung von Prof. Fodor, dass er positive Re- sultate bekommen habe, anbetrifit, so muss ich darauf erwiedern, dass es eine Frage ist, ob seine Resultate positive genannt werden können. Denn das Nichteintreten des Todes bei Impfung der Thiere ist eher ein negatives Ergebniss und hängt von einer Menge kom- plizirter Ursachen ab. Ist doch die Thatsache bekannt, dass Milz- brandvirus von einer gewissen Stärke (zweite Vaccine) nicht alle Ka- ninchen tödtet, und auch mit dem echten Virus bekommt man manches Mal negative Resultate. Ich erinnere mich folgenden Versuchs *), welcher in Gegenwart einer Kommission, bestehend aus Professoren (unter ihnen Prof. Metschnikoff). Aerzten, Thierärzten, im Sommer 1888 ausgeführt wurde. Von 15 Kontrolischafen, welche mit demselben Virus', mit derselben Quantität zur selben Zeit infizirt waren, fielen 6 nach 40 Stunden, 3 nach 48, die übrigen 4 bi3 zum 6. Tage. Zwei, obwohl erkrankt, blieben am Leben. Wenn man die 37°/0 bei Prof. Fodor überlebter Thiere (7 von 19) auf die Behandlung rnit Natrium bicarbonicum schieben könnte, so bleiben doch G3°/0, welche alkalisirfc waren und doch der Impfung erlagen. 1) S. mein Referat in Bd. IV. No. 12 dieses Centralblattes. 1888 (Garnnlej'a über Milsbrandimpfong). X. Bd. 47 738 Zschokke, Die Parasifcenfaima von Trutta salar. Von Prof. Dr. F. Zschokke iß Basel. (Fortsetzung.) Es ist gewiss kein Zufall, dass alle im Unterlaufe des Rheines, in Holland, gefangenen Lachse, deren Eingeweide untersucht wurden (etwa 15 Exemplare), sehr reichlich mit Parasiten besetzt erschienen. Regelmässig waren mehrere Arten in zahlreichen Individuen zu ver- zeichnen. Der Schlund beherbergte häutig eine Menge von Diste- ln um varicum, in den Appendices pyiorleae lagen fast immer 20 bis 30 Bothriocephalus infnn dibuliforinis, deren Länge oft bis zu 70 cm ging. Die holländischen Lachse waren auch einzig die Wirtne von Ascaris angulata, Echinorhy nchus agiiis und E. acus. Der Parasitenbestand erinnerte meist noch lebhaft an denjenigen der Meerlachse. Ein ganz anderes Bild zeigten die Fische aus den oberen Theilen des Rheins. Die Bewohner von Schlund und Magen werden immer seltener. Distomum varicum verschwindet, der Bothrio- cephalus tritt nur noch in vereinzelten, schwachen, abgemagerten Exemplaren auf, endlich erscheinen einzig Bruchstücke und Fetzen des Wurmes, und bei Lachsen aus der Gegend von Basel und Laufen- burg durchsucht man sehr oft den gesammten Verdauungstraktus, ohne auf Spuren eines Schmarotzers zu stossen. Die Parasiten- besetzung beschränkt sich hier auf die allseitig geschlossenen Organe. Das Protokoll über den Schmarotzerbefund bei drei holländischen Lachsen lautet z. B.: 3. Mai: Gut genährtes Thier. An Leber und Pyloranhäugen 30 lebende Agamonema caps'uiare. Im Oesophag 20 vollkom- men reife Distomum varicum. In den Appendices pyloricae 20 gewaltige Bothriocephalus infundibuliformis. 50 bis 70 cm lang, 7 — 10 mm breit. Im Peritoneum Ascaris clavata, 7, März: Agamonema capsulare zahlreich auf der Leber. Viele Dist o m u m v a r i cu m im Oesophagus. Viele und wohlgenährte Bothriocephalus infundibuliformis in den Pyloranhäugen. Ta dei Dannwand eingekapselt Tetrarhy nchus macrobothriua, 27. M ai: Bothriocephalus infundibuliformis zahlreich in den Pyloranhängen. Vier Exemplare von Echinorhynchus agiiis im Schlund; in der Darmwand eine Bothriocephal us- Jarve. Wie ärmlich nehmen sich daneben die Aufzeichnungen über Lachse des Oberrheins aus: 21. November: Ein Tetra rhynchus macrobothrius eicgekapselt in der Darmwand. 22. November: Agamonema capsulare vereinzelt am Darm eingekapselt. Die Parasitenfauna von Tratte sftlar. m 32. Dezember: Wenige Fragmente von Bothrioc ephalus infundibuiiformis. So dürfen wir wohl sagen, dass die Parasitenfauna des Rhein- lachses ir, dem Masse verarmt, als der Fisch in die oberen Theile des Stromes gelangt. In acht aus dem Unterrhein stammenden Lachsen verzeichnet mein Register die massenhafte Gegenwart von sehr jungen Individuen von Bo t hrioceph aius infundibuiiformis. Die 0,5 — 3 mm langen Würmer bestanden nur aus den* charakteristischen Scolex und der Andeutung von zwei bis drei Proglottiden, waren also noch jugend- licher, als die von 0 Iss ob (32) gezeichneten. Offenbar hatte die Infektion kurz vorher stattgefanden. vielleicht als der Fisch durch eine letzte reichliche Nahrungsaufnahme im Meer sich auf die bevor- stehende Hangerperiode im Süsswasser rüstete. Während dieser Epoche werden die jungen Bothriceephalea wohl sehr im WachsthuEo Zurückbleiben. {Jeher die Saisonvertheilung der Rhein- isch sparasiten mag zunächst die folgende Tabelle Aufschluss geben: Es wurden untersucht: R h e i c 1 s- o 3i s i : Im Januar: 16 Februar : 1 Mära; 1 April; 0 Mas : 5 Juni : 3 Juli : 6 August : 5 September : 4 Oktober: 6 November: 42 .Dezember : Al Total: 123 Davon parasi tenfrei: I. Mit Parasiten: D. III. IV. V. Arten Para alte n: 7 4 2 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 2 2 0 0 0 1 0 Ö £000 1 S 0 c 10 0 0 2 10 0 10 4 1 1 17 5 2 0 43 20 6 1 Schon aus dieser Zusammenstellung kann bis zu einem gewissen Grade berausge’esen werden, dass die Arteozahl der im Rheinlachse lebenden Würmer in den Wintermonaten zurückgeht. Doch wird dieses Verhältnis« besonders klar, wenn wir, die nur selten vorkom- menden Parasitenspezies bei Seite lassend, die wirklich häufigen ge* Dauer ins Auge fassen. Wir erhalten folgende Prozentzahlen von Fischen, die reit den drei gewöhnlichsten Lachsparasiten behaftet sind : Sind besetzt mit: Bothriooephaiuß D'Stomuja Ascaris I K» infundib u liformis v? 66 „ -33 ,, Juli; 100 »1 50 „ August : 60 »» ÖÖ „ 20 „ September ; 50 3» „ Oktober: 33 7» 16 ,. 100 „ November; 35 n 2.4 „ 76 „ Desember: 22 »7 n „ 78 „ Die Monate Februar, März, April wurden nicht beachtet, weil in ihnen keine oder nur vereinzelte Rheinlachse untersucht werden konnten. 47* 740 Zschokke Der Bothriocephalus des Lachses nimmt bei den im Rhein gefangenen Exemplaren im Frühjahr und Sommer an Häufigkeit ge- waltig zu, um vom August an seltener zu werden und im Dezember nur noch den fünften Theil sämmt.licher Fische zu infiziren. Im Juni und Juli sind alle Rheinlachse Träger dieses Bandwurmes. Aehn- lichen Gesetzen folgt die Saison vertheil ung von Distomum vari- cum, wenn auch für diesen etwas seltener auftretenden Parasiten noch nicht genügend Material gesammelt werden konnte, um eine vollständige Tabelle aufzustellen. Um diese Thatsachen noch besser zu beleuchten, müssen wir beifügen, dass im Winter nicht nur die Zahl der infizirten Fische, sondern auch die Individuenzahl der schmarotzenden Würmer auffällig abnimmt. Im November und De- zember speziell bevölkern nur vereinzelte schwächliche Exemplare des Bothriocephalus die Pyloranhänge des Rheinlachses. Oft handelt es sich um blosse, kaum noch erkennbare Bruchstücke des Parasiten. Im Frühjahr bis im Juli erscheinen Fische, deren Pyloranhänge von grossen Massen wohl ausgebildeter Bandwürmer strotzen und die oft daneben noch Hunderte ganz jugendlicher Grubenköpfe tragen. Auch für Distomum varicum verzeichnen meine Listen die reichsten Ernten im Mai, Juni und Juli. Ebenso scheinen die übrigen Bewohner von Oesophag und Magen im Rheinlachse am sichersten im Sommer zu treffen zu sein. Es kommen deren noch sieben in Be- tracht, und von ihnen wurden fünf — .Ascaris adunca. A. angu« lata, Echinorhynchus agilis, E. acus und Schis tocepha- lus dimorph us — überhaupt nur im Mai und August gefunden. So dürfen wir wohl den Satz aussprechen, dass die Schmarotzer des Schlundes und Magens im Rheinlachse nach Zahl von Individuen und Arten ihr Minimum im November und Dezember, d. h. in den Laich- monaten, erreichen. Dann hat der Lachs den längsten Theil des Aufenthalts im Süsswasser hinter sich und ist am weitesten strom- aufwärts gedrungen; er hat, wie wir dies oben entwickelten, auf der langen Reise seine ungebetenen Gäste verloren. Das Maximum des Parasitenreichthuras in den vorderen Theilen des Verdauungstraktus ist in den Sommermonaten (Mai bis Juli) erreicht, wann zahlreiche Scbaareu von Lachsen, mit Schmarotzern beladen, in den Fluss ziehen. Ganz anders verhalten sich die Würmer, welche geschlossene Organe bewohnen. Auf sie hat die Reise ins Süsswasser keinen Einfluss. Für die so häufige Ascaris capsuiaris iässt die vorstehende Tabelle kein regelmässiges Zu- und Abnehmen erkennen. Das Ansteigen der Zahlen im Winter ist, wie wir sehen werden, nur ein scheinbares. Reiche In fektionen wechseln für diesen Nematoden mit sehr spärlichen ohne jede Gesetzmässigkeit. Bothriocephalu s-Larven finden sich hin und wieder während des ganzen Jahres an und in den verschiede- nen Organen. Für die Tetrarhynchen schien es, als ob sie im Winter (November und Dezember) besonders häufig seieu. Doch sind das ja rein marine Formen, die in mancherlei Organe eingebettet, den Fisch auf seiner Stromwanderung vom ersten bis zum letzten Moment begleiten müssen. Ihr Bestand kann im Flusse nicht vermehrt. , son- dern höchstens — durch Absterben einzelner Exemplare — vermin- dert werden. Die Farasitcnfauna von Trutta salar. 741 Die scheinbare grössere Häufigkeit im Winter mag sich daraus erklären, dass dann nach längerem Aufenthalte im VVirthe sämmtliche Exemplare des Schmarotzers eine Entwickelung uud Grösse erlangt haben , die sie dem Auge leicht erkennbar machen. Sie sind nicht häufiger, sondern nur leichter konstatirbar, als im Frühjahr und Som- mer. Auch die stärkere Vertretung von Ascaris capsularis ist wohl nur scheinbar und lässt sich auf ähnliche Weise wie die der Tetrarhy u c h e n deuten. Doch stellen wir nun die wichtige Frage: Aus weichen Elementen setzt sich die nacbgewiesene Parasitenfauna des Rheinlacbses zu- sammen? Sind es Schmarotzer von See- oder Süsswasserfischen, die die Hauptmasse der Gäste der im Rhein gefangenen Sulmen ausmachen, oder gehören sie indifferent beiderlei Geschöpfen an. Die Süsswasserfische und ihre marinen Verwandten beherbergen eine sehr bedeutende Anzahl gänzlich verschiedener, recht typischer Helminthen, so dass mit vollem Recht von einer speziellen Schma- rotzerfauna der einen und anderen Gruppe gesprochen werden kann. Es wird also auch möglich sein, die eben gestellte Frage zu beant- worten. In eine Tabelle gebracht, lauten die bezüglichen Verhält- nisse, wde folgt: Tabelle II. Findet sich in wie viel Spezies von r Name der Parasiten. Wanderfischep. ? Meerfi sehen ? Siisswasserlischen ? 1. Ascaris adunca, Rud., .... 4 0 2. Ascaris angulata, Rud., .... 1 2 3 Ascaris ciavata, Uud ., .... 4. Ascaris (Agamoncma) capsularis, Dies, 2 10 3 24 5 Ascaris (Agamonema) communis, Dies., 1 13 6. Echinorhynchus agiiis, Rud., . . 2 2 7. Echinorhynchus acus, Rad., . . 1 16 8. Echinorhynchus proteus, Wesiruaib., 6 11 3. Distomum reflexum, Zed., . . . t 1 10. Distomum varicum, Crepl., . . . 3 11. Distomum Miescheri, Zsch , . . 1 ^ 0 12 Schistocepbaius dimorphus, Crepl., 1 2 13 Bothriocephalus infundibuliforflnis, Rud,, .... f» 4» 0 14. Bothriocephalus Osmeri (larva) v. Linstow 2 0 15. Bothriocephalus spee. I (larva), 1 0 16. Bothriocephalus spec. II (larva), . 1 0 17. Rbynchobothrium paleaceum, Rud., 1 64 18. Tetrarbyuchus solidus, Drummond, 1 0 16. Tetrarbyuchus grossus, Rud., . . 1 2 20. Tetraruynchus raacrobothrius , von Sieb. .... 1 3 0 0 0 1 0 0 1 29 0 s 0 2 0 0 0 0 « 0 0 Aus dieser Zusammenstellung ergibt sich auf den ersten Blick dass der Rheihlachs acht Parasiten beherbergt, die noch nie in Süss- wasscrfischen aufgefundeD worden sind und wohl auch kaum sich dort werden treffen lassen, da sie ihrer Mehrzahl nach die sehr typische Gestalt mariner Schmarotzer tragen. Es sind die No. 2, 3, 5, 6, 9, 17, 19, 20. 742 Zschokke, Von ihnen kommen Ascaris clavata und Echinorhynchus agilis je noch in einem anderen Wanderfische als dem Lachse vor. Vier der angeführten Helminthen (No. 11, 15, 16, 18) sind bis jetzt nur in Trutta saiar bekannt geworden ; wenigstens zwei davon tragen marinen Typus. Das bezieht sich auf Tetrarhynchus solidus und Distom um Mi.es che ri, zwei Formen, die zu sehr wohi umschriebenen kleinen Gruppen vor. Seenschparasiteu zu rechnen sind. Für Tetrarhynchus ist dieses Verhältnis wohl bekannt, für Distomum Miescheri werden wir es noch zu besprechen haben; 11 und 15 gehören nur dem Rheinlacfcs an. Mit anderen Wanderfischen theilt der Rhcinlachs die Ascaris adunca. Von den in unserem Fische am häufigsten lebenden Würmern sind Ascaris capsnlaris und Distomum varicura weitverbreitete Gäste sehr zahlreicher mariner Fische; nur selten finden sie sich in ganz wenigen Arten von Süsswasserbewohcern. Bothriocephalus infundi- buliformis ist ein typischer Schmarotzer sämmtlicher Salmoniden, sie mögen nun das süsse 'Wasser bewohnen, oder auf ihren Wande- rungen im Meer sich aufhalten. Besonders häufig befällt er die Meer- forelle (siehe auch Braun (2); im Meerlachs trifft man ihn viel häufiger, massenhafter und kräftiger entwickelt, als im Rheiniachs. Schistocepkaius dimorphus ist schon wiederholt in Meerfischen angetroffen worden, seine gewöhnlichen Zwischenwirthe, die Stichlinge, sind übrigens nicht reine Süsswasserfische, wie dies auf der Tabelle II verzeichnet worden ist, sondern bewohnen massenhaft auch die Ostsee, aus der sie im Frühjahre in Schwärmen in die Flüsse steigen. Echi- norhynchus proteus endlich ist wenig wählerisch in Bezug auf seine VYirtbe. Er bewohnt sehr zahlreiche Süsswasserfische, ohne in manchen Meer- und Wanderfischen zu fehlen, im Rheiulachse lag er eingekapselt im Peritoneum, ein Vorkommniss , das wir noch zu be- sprechen haben werden. Vielleicht wird der Kratzer mit seinem Zwischenwirth, dem Gammarus puiex, durch den Wasserstrom in den Rheiniachs gespült, ohne dass an eine eigentliche Nahrungsaufnahme gedacht werden muss. Wahrscheinlicher gelangen die embryonenbal- tigen Eier von E. proteus zufällig in den Fisch. Fassen wir alles zusammen , . so ergibt sich , dass der Rheiniachs in seiner Parasiten- fauna kein einziges reines Süsswasserelement aufweist. Seine häufig- sten Gäste sind sehr typische marine Schmarotzer. Der Charakter der gesammten Wurmbevölkerung ist mindestens ebenso marin, wie bei einem beliebigen grösseren Meerfische. Trotz seines langen und wiederholten Aufenthalts im Flusse infizirt sich der Rheiniachs rnit keinem einzigen Süsswasserparasiten, eine Thatsache, die stark für die Annahme spricht, dass Trutta saiar im Rhein vollkommen fastet. Wie ganz anders gestaltet sich die Zusammensetzung der Para- sitenfauua anderer Wanderfische! Die marinen Elemente treten hier mehr oder weniger, oft sogar bis zum vollkommenen Verschwinden, zurück. Eine Vergleichung der diesbezüglichen Verhältnisse mit dem, was für den Rheinlachs konstatirt wurde, ist geeignet, die uns be- schäftigende Frage in viel helleres Licht zu rücken. Zehn der be- kanntesten Wanderfische beherbergen nach unseren heutigen Kennt- nissen 117 Spezies parasitischer Würmer (28 Cestoden, 40 Trematodea, i» Pnrasileafaana von Trutta sa!ai'. 743 34 Nematoden, 15 Acanthocephalen). Die Wirthe sind Trutta saiar, Trutta trutta, Osmerus eperlanus, Coregonus oxyrhynchus, Alausa vulgaris, Alausa finta, Änguilla vulgaris, Petromyzou fluviatilis, Acipenser sturio, Acipenser haso. Von den 117 Schmarotzerarten kommen 63 überhaupt nur in Wanderfischen vor, die so eine reiche eigene Parasitenfauna erhalten. Jeder Wanderfisch bezieht aus dieser Masse wieder eine relativ grosse Zahl von Gästen, die nur in ihm das Leben friste». So besitzt der Stint 12 von 21, der Aal 15 von 38 Parasiten, welche ihm eigen- thümlich sind. Der Lachs beherbergt 33 Helminthen; 20 davon haben wir bereits in der Trutta saiar aus dem Rheine getroffen. Elf von 33 gehören ausschliesslich dem Lachse an ; 2 weitere hat er mit anderen Wandsrfischeu gemein. Die gesummte Schmarotzer weit der Wanderfische zählt 21 rein marine Formen. 19, die sich ausser in wandernden Fischen nur noch in Bewohnern des süssen Wassers finden, 14, die in Fischen beider Medien angetroffen worden sind. Der Lachs allein ernährt neun ganz marine Schmarotzer, so dass für alle übrigen Wanderfische nur noch zwölf solcher bleiben. Zur Parasitenfauua der 'Wanderfische treten somit zusammen 53 °/0 ihr eigentümliche Formen, 18,2 °/0 rein mariner Gestalten, 16,5 °i0 Süsswasserparasiten, 12,3 °/ö Helminthen des süssen und salzigen Wassers. Die in deu drei verschiedenen Fischgruppen gleichzeitig verkomme,» den Formen machen also den kleinsten Bruchtheii der Parasitenbevölkerung der Wanderfisehe aus. Abgesehen von den für Trutta saiar in dieser Hinsicht schon besprochenen (20 Spezies) oder noch zu besprechenden (13 Spezies) Schmarotzerarten vertbeikn sich die übrigen in WAnderfischen leben- den Würmer (84 Spezies) wie folgt: Rein marin sind davon 12 Arten: Ascaris constricta, Ascaris labiata, Echinorhynchus lateralis, Echino- rhyoenus propinquus, Distomum commune, D. grandi- poruin, D. m ollissimum, D. rufoviride, D. fasciatum, Am ph i 1 i n e f o 1 i a c ea , B o th r i o ce p h al u s fragil is, Bothrio- cepbaias clavieeps, (Vom Lachse gehören hierher 9 Arten.) Reine Süsswasserformen sind IC Arten: Ascaris obtuso- caudata, Ascaris dentata, Ancry acanthus eystidicola, Filariaechinata,Filariasolitaria,Gordiusaquaticus, Ichthyonema sanguineum, Echinorhynchus fusilormis, E. globulosus, Distomum laureatum, D. globiporum, Tetracotyleovata, Gasterostom um fimbriatum, Taenia longicollis, Cyathocephalus truncatus, Bothrioce- phalus latus. (Vom Lachse sind beizufügen 3 Arten.) In Meer- und Süssv/asserfischen kommen gleichzeitig vor 6 Arten: Ascaris acus, Cuculianus globosus, Echinorhynchus angustatus, E. tuberosus, Distomum simples, Disto- mum ventricosura. (Vom Lachs hierher 8 Arten.) Charakteristisch für W. dörfische sind 60 Arten: Ascaris hir- suta, Ascaris Osmeri, A. Acipenseris, A. Eperlani, Ascaris Petromyz ontis , Ancryacanthus impar, Dac- 744 Zschokke, Die Parasitenfauna Von Trutta salar. nitis sphaerocephala, Cucullanus papilliferus, Nema- toxys teuer rimus, Neiuatoideuin 8 a 1 in o n i s Eperlani, N. Salmouis spiryuchi, N. Muraeuae anguillae, Againo- uerna Alausae, Tri China Anguillae, Filariadenticulata, F. quinquetuberculata, F. quadritiibercuiata, F. c o n o u r a, E c h i u o r h y n c h u s Eperlani, E. s p e c. , E. subulatus, E. plagicephalus, D i s t o m u m conostomuui, D. h i s p i d u in , D. spec. , D. Carolinae, D. semiflaviim, I). ine r me, D. t r u 1 1 a e , I). m i c r o p h y 1 1 a , D. inacrobothriuni, D. t e c t u ni , D. iuflatum, D. Bergeuse, D. polyuiorphum, D. augu- 1 a t u in , D. roseura, M o n o s t o in u in g r a c i 1 e , Octoplecta- n u in lanceolatuin, Ophiocotyle Fintae, Giossocotyle A 1 o s a e , N i t z s c h i a e 1 e g a n s , Tylodelphis Petromy- z o n t i s , Taenia d i 1 a t a t a , T. Eperlani, T. m a c r o c e - pliaia, T. henaisphaerica, Scolex Alosae fintae, S. Petromyzontis, Crypt obothriura longicolle. (Vom Lachs hierher 2 Arten, typisch für den Lachs 11, Gesammtzahl 117.) Gruppiren wir die Parasiten der Wanderfisclie tabellarisch, so erhalten wir folgende Vertretung der verschiedenen faunistischen Elemente in den einzelnen Wirthen: Tabelle 111. Wirtb Gesammtzahl der für ihn bekannten Parasiten Davon typisch f. d. betr. Fisch 5 S ■s*| 8 gl its £ T» T3 *3 «C Ausser iü Wandet fischen noch in: a a > 5» Frisch gewaschene alte Leinewand 10 — 12 300—660 Es war interessant, diese Zahlen mit den Werihen von Hobein (Mikroorganismen in Unterkleidern, Zeitschr. f. Hyg. ßd. IX. 1890.) in Vergleich zu ziehen. Durch geeignete Umrechnungen von Gramm in Kubikcentimeter ergab sich Folgendes: A) Hobe in: «ach 9-monatl. nach dem Tragen 0611 Aufbewahr. in Papier auf blossem Körper an trocken. Ort ; “• 1% rS- n. 4 7, Tg Leinwand 24 Kol 3 66 44 Baumwollenes Gewebe 63 „ 4 114 83 Wollenes » 16 » 3 273 172 Flanell >• 43 „ 3 365 465 ,t XU „ U cMJ« B) Finkelstein* Binde 4 vom Jahre 1850 436 Kol. „ 3 „ 1868 1393 .. 748 Milzbrand. Hieraus ist ersichtlich, dass Finkeistein mehr Mikroorganis- men in den Binden vorfand, als Hobein in Geweben, die sogar 4i/S! Tage lang am blossen Körper getragen waren. Dieses ist um so be- merkenswerther, als F. nur die Mitte (bis auf 1 cm vom Rande) der Binden ausscbr.itt und nur die Touren berücksichtigte, welche von etlichen Schichten Binden bedeckt waren. Pathogene Mikroorganismen konnten nicht nachgewiesen werden. In den Kolonieenkonnten Staphylo coccus, Bacillus subtiiis, ein Bacillus, ähnlich dem B. megaterium, ein anderer dem B. typhi, B. mycoides, 2 Arten von Micrococcus und eine Art ubiquitärer Schimmelpilze uachgewieseu werden. L. Reydenreich (Wilna). Goldschmidt, Ein Fall von Anthrax intestinalis beim Menschen. (Müncher rned. Woehensehr. 1891. No. 8.) Ein Pinselmacher in Nürnberg erkrankte mit einer Anschwellung am Kiune, welche rasch zunahm. Es traten Fieber. Kopfschmerzen, Delirien, Blutbrechen und blutige Diarrhöe hinzu; am 4. Tage er- folgte der Tod. Die Sektion ergab: schlaffe, blutreiche und ver- grösserte Milz, Hyperämie der Nieren, der Leber und des Gehirns, Ekchymosen in den serösen Häuten, blutige Transsudate in den serösen Höhlen, Hämorrhagieen in der Magen- und Darmschleim- haut, endlich starke hämorrhagisch-ödematöse Schwellung der Mesenterial- und Halslymphdrüsen. Im Blute und im Gewebssaft wurden massenhafte Milzbrandbacillen in der gewöhnlichen Anordnung mikroskopisch nachgewiesen. In den Nierengefässen fanden sich da- neben auch Kokkenembolieen. Dem Verf. erscheint es nicht zweifelhaft, dass die Infektion von den Borsten, mit welchen der Pinselmacher zu arbeiten hatte, aus- gegangen ist; vor 2 Jahreu wurde einmal (vom Verf.?) in dem Borsten- rohmaterial einer Pinselfabrik eine Stäbebenart gefunden, weiche sich vom Milzbrand nur dadurch unterschied, dass sie nicht virulent war. K übler (Berlin). Hoger, G. H., Contribution ä l’6tude experimentale du charbon symptomatique. (Revue de rued. 1891. No. 3. et 6. pp. 169, 500.) Wir müssen es uns leider versagen, die lesenswerthe Arbeit des Verf. in jenem Umfange wiederzugeben, wie es ihrem Gehalte ent- sprechen würde, und beschränken uns daher auf die summarische Anführung der hauptsächlichsten Resultate, zu welchen Verf. im Laufe seiner ausgedehnten Untersuchungen gelaugte. Die natürliche Immunität der Thiere (Kaninchen, Tauben) gegen Rauschbrand kann leicht überwunden werden, wenn der Erreger dieser Krankheit gleichzeitig mit einem anderen Mikroorganismus verimpft. wird, sei es nun ein Saprophyt (B. proüigiosus) oder ein pathogener Mikroorganismus (Staphylococcus p. aureus, Proteus vul- garis) in sonst unschädlichen Dosen. Die Wirkung der Hilfsraikroben ist abhängig von den Stoffen, welche sie ausscheiden. Die wirksame Sub- stanz des B. prodigiosus ist in Glycerin lcslich, in Alkohol unlöslich, Milzbrand. — Dysenterie. 749 sie nähert sich demnach dem vom B. prodigiosus produzirten Fer- mente und unterscheidet sich von diesem durch ihre grosse Widerstands- fähigkeit gegen Hitze. Die Wirkung dieser Substanz ist nicht eine lokale, wie jene der Milchsäure; sie bringt eine allgemeine Modifikation des Organismus zu Wege. Ihre Wirkung tritt besonders hervor, wenn sie direkt in den Kreislauf eingefuhrt wird. Ein Tropfen Kultur genügt, um die Immunität des Kaninchens gegen Rauschbrand aufzuhehen, doch ist diese übertragene Empfänglichkeit eine rasch vorübergehende. Gewisse vegetabilische Enzyme, wie das Papain, vermögen die Rausch- brand in fektion in ähnlicher Weise zu begünstigen, ihre 'Wirksamkeit wird jedoch durch Hitze zerstört. Die Immunität des Kaninchens gegen Rauschbrand kann durch wiederholte intravenöse Impfungen mit Rauschbraud derart erhöht werden, dass das Thier der Ein- wirkung von Bakterienassoziationea zu widerstehen vermag. Die natürliche Immunität kann ferner durch Ueberbürdung aufgehoben und, in einem geringeren Grade, auch durch Temperaturschwankuogen ungünstig beeinflusst werden. Die Verimpfung von Rauschbrand in die vordere Augenkammer von Kaninchen tödtefc die Thiere sehr rasch ; die gesetzte Läsion begünstigt die Entwickelung des gleich- zeitig an anderen Stellen desselben Thierkörpers verimpften Virus. Der Rauschbrandhaciilus produzirt Stoffe, welche entgegengesetzte Wirkungen hervorzubringen scheinen. Gleichzeitig mit dem Virus eingeführt, begünstigen sie dessen Entwickelung; einige Tage nach der Impfung applizirt, machen sie das Thier refraktär. Diese Er- scheinungen lassen sich leicht erklären. Die die Infektion begünstigen- den Stoffe wirken, indem sie momentan die Diapedese verhindern. Nach einigen Stunden ist ihre Wirkung verschwunden und damit auch die Neigung zur Erkrankung, im Gegensätze hierzu resu’tirt die übertragene Immunität aus einer Ernährungsmodifikatien, die eine gewisse Zeit zu ihrer Entstehung bedarf und durch eine Ver- änderung der Konstitution der Körpersäfte und der Gewebe erklärt werden könnte. Im Serum und in den Geweben von getödteten, gegen Rauschbrand natürlich refraktären Thieren entwickelt sich der Rauschbrandhaciilus recht gut; unter dem Einflüsse der Schutz- impfungen ändern sie sich jedoch derart, dass sie für denselben Mikroorganismus nur mehr einen schlechten Nährboden bilden. Dieses Resultat ist für die Erklärung des Mechanismus der erworbenen Immunität von gewisser Wichtigkeit. Das Serum von Thieren, die gegen Rauschbrand vaceinirt wurden, besitzt ein höheres baktenen- tödtendes Vermögen nicht nur gegenüber dem Rauschbrandhaciilus, sondern auch gegenüber dem Streptococcus des Erysipels, dagegen wirkt es manchmal weniger bakterientüdtend auf den Milzbraud- bacillus ein, als das Serum im normalen Zustande. Kral (Prag). Stengel, Alfred, Acute dysentery and tb e Amoeba coli. (Philadelphia Med. News. No. 931. 1890. p. 500.) Verf. untersuchte eingehender 3 von 5 näher mitgetheilten Dysenteriefällen. Er fand in allen Theilen der Stuhlausleerungen, am zahlreichsten in den blutigen Massen, die von Loesch, Lambl, Kartulis, Hlava, Massiutin, Osler u. A. beobachteten Amü- 750 Dysenterie. — Krankheit der Engerlinge. bea vor. Wegen ihrer beträchtlichen Grösse, ihres namhaften Licht- brechungsvermögens und der amöboiden Eigenbewegung lassen sie sich leicht von den anderen vorhandenen Elementen differenziren. Das scharf konturirte Protoplasma enthält eine grosse Anzahl pig- mentirter Körnchen mit Eigenbewegung. Im Ruhezustände haben die Amöben eine runde oder ovoide Form und senden fingerartig« Fortsätze aus, an deren Enden sich die Pigmentkörnchen vorzugs- weise anhäufen. Bei einigen wurden Kerne und Vakuolen wahr- genommen. In einem Falle hatte nach 24 Stunden die Zahl der Amöben abgenommen , das Protoplasma und die Pigmentkörnchen zeigten eine verzögerte Eigenbewegung, dagegen waren die Vakuolen häufiger vorhanden und mitunter von erheblicher Grösse. Tingirungs- versuche mit Methylenblau und Fuchsin misslangen , desgleichen Uebertragungsversuche auf ein Meerschweinchen. Kral (Prag). Le Moult, Le parasite du hanneton. (Comptes rendus de l’Acad. des sc. de Paris. T. CXIII. No. 5. p. 272 — 274.) Verf. macht Mi'aheilungen über Reinkulturen des Krankheits- erregers des Maikäferengerliugs, die sich wider Erwarten leicht her- stellen lassen. Von 600 Röhren, welche mit dem Inhalt der kranken Engerlinge beschickt waren, brachten nur 2 einen anderen Pilz, als die anderen, nämlich Penicillium glaucum, zur Entwicklung. Verf. wird bald 2000 Röhrchen mit Reinkultur zur Verfügung haben und hat bereits 150 in die verschiedensten Gegenden Frankreichs verschickt. I)a das Jahr 1892 für fast ganz Frankreich ein „Maikäferjahr“ sein wird, schlägt der Verf. den Landwirtben vor bereits jetzt den Boden mit dem Engerfingspilz zu infiziren. Es werden zweierlei Sporen beschrie- ben: eiförmige ÜonidieE und ruudliche in den Mycelfädeu gebildete Sporen. Das Kultursubstrat wurde theiis mit den exogenen Sporen beschickt, theiis mit Stücken der bepilzten Larve, theiis mit der (endogene Sporen bildenden) Pilzmasse aus dem Inneren der letz- teren. In allen 3 Fällen war das Resultat dasselbe. Die Kultur nimmt bereits in den ersten Tagen eine rosarothe Färbung an, bald erhebt sich ein Flaum von Mycelfäden über die Kulturfläche, die dann bei der Sporenbildung ein mehliges Aussehen anuimmt. Der zur Kontrolle gezüchtete Pilz der Muscardine, Botrytis Bassiana der Seidenraupe, färbt die Bouillon nicht und bildet grosse runde Spo- ren, ist auch sonst wesentlich von dem Engerlicgspilz verschieden, so dass die Befürchtung unbegründet ist, es möchte mit der Ver- nichtung der Engerlinge durch den Pilz ein anderer grösserer Scha- den, eine Vernichtung der Seidenraupen, herbeigeführt werden. Ludwig (Greiz). Giard, Alfred, Sur l’Isaria densa (Link), parasite du Ver b I a n c. (Compt. rend. de l’Acad. de Paris. T. CXIII. No. 5. p. 269—272.) Verf. theiit mit Rücksicht auf einen Aufsatz vonPrillieux und Delacroix in den Compt. rend. vom 20. Juli ein Resum6 seiner be- reits früher gewonnenen und veröffentlichten Resultate mit: Krankheit der Engerlinge. 751 1. Der Pilz des Engerlings, auf den Le Moult neuerdings die Aufmerksamkeit der Landwirthe gelenkt hat, ist zuerst als Erheber einer Epidemie in der Normandie von J. Reiset 1866 (Compt. rend. SO. d6cemb. 1867), später von Bail und de Bary 1869 beobachtet worden. Seit vorigem Jahr ist er mehr oder weniger häufig im ganzen Nord-Frankreich, und zwar in dessen östlichem (Aisne) und mitt- lerem Theil (Seine-et-Oise), ebenso wie im westlichen gefunden worden. 2. Dieser Pilz ist von Dilmar 1809 entdeckt, darauf 1820 von Link als Sporotrichum densum beschrieben worden. 1832 erkannte Fries seine Zugehörigkeit zu Isar ia. Nach dem Prioritäts- gesetz ist daher der Name Botrytis tenella Sacc. ia Isaria densa (Link) umzuwandeln. 3. Der Pilz wird unter natürlichen Verhältnissen von einem Engerling auf den anderen übertragen , kann aber auch durch Im- pfung oder Bestreuung anderer Insekten auf letztere übertragen wer- den ; jedoch werden auf diesen nur Sporen gebildet , wenn sie unter der Erde oder an feuchten Orten leben. Sonst erhält man nur dann Sporen wenn man die mumifizirteu Insekten in einen feuchten Raum bringt. 4. Die Kultur des Pilzes gelingt leicht sowohl auf Fleisch (ad carnes mucidas, wie schon die alten Beobachter es aogeben), als auch auf den verschiedensten künstlichen, festen und flüssigen Nähr- böden, und zwar in jeder Jahreszeit. Im Trockenen bewahren die Sporen ihr Keimvermögen über ein Jahr. 5. Die Isaria densa lässt, sich zwar auf die Seidenraupe über- tragen, doch ist es nicht zu befürchten, dass sie Epidemieen in den Seidenziichtereien verursacht, da die mumifizirteu Seidenraupen in- dem Sklerotienzustand verharren, bis sie in die feuchte Kammer ge- bracht werden , während sich der Muscardinepiiz auf ihnen unter gewöhnlicheu Verhältnissen entwickelt. 6. Bon afous (1829), Turpin (1836), Audouin (1837), Mon- tagne haben bereits festgestellt, dass sich der Muscardinepiiz, Isaria Bassiana, von der Seidenraupe auf die verschiedensten Insekten im Larven- oder Imagozustand übertragen lässt. Wenn aber P r i 1 1 i e u x und D e 1 a c r o i x als Unterschied der I. Bassiana von der I. densa das Unvermögen des letzteren, die Insektenkörper zu färben, hervor- heben , so ist das unrichtig. Schon Audouin führt Insekten der verschiedensten Ordnungen auf, die durch den Muscardinepiiz wein- roth gefärbt werden. Es dürfte sich aber mit ihm verhalten wie z. B. mit Fusarium aquae ductu um, das, wie wir kürzlich in dieser Zeitschr. zeigten, z. B. in dem Schleiraflusse lebender Bäume (Linden) häufig völlig farblos auftritt, während es auf Nährgelatine einen leb- haft rosenrothen Flaum bildet und Moschusgeruch entwickelt. 7. Verf. hat bereits früher nachgewiesen, dass eine Infektion der frei lebenden Engerlinge durch im Wasser vertheilte Kulturen des Pilzes oder durch ein Gemenge seiner Sporen mit Erde sicher erreicht wird, wenn diese auf die Felder gebracht werden, besonders zu einer Zeit, wo die Engerlinge zur Oberfläche kommen, und er hat die grösste Zuversicht, dass bei Verwendung der Isaria densa die Verheerungen seitens der Engerlinge auf ein Minimum reduziert werden. Ludwig (Greiz). 752 Kirschbaam-Gaomonia-Kr&nkheit. Frank, B., Ueber den Verlauf der Kirschbaum-Gno- monia-Krankheit in Deutschland nebst Bemerkungen Uber öffentliche Pflanzenschutzmassregel n über- haupt. (Zeitschrift für Püaiizenkrankheiten. I. 1891. 1. p. 17 — 24.) Der durch die im Altenlande hervorgerufene Süsskirschen-Epi- demie bekannte Pilz, Gno.raonia erythrostoma (Pers.) Fckl., hat sich an vielen Orten Deutschlands als schädlich auftretend er- wiesen. Ausser auf der Süsskirsche ist jetzt aber auch vollkommen übereinstimmend bei Guben der Pilz auf der Sauerkirsche aufgefun- den worden, welche derselbe im Altenlande etc. vollständig gemieden hatte. Die Erkrankung geschieht unter den gleichen Symptomen, und die befalleuen Blätter bleiben theilweise ebenfalls unter Krüm- mung des Blattstieles den Winter über au den Zweigen sitzen. Da- durch erhält sich die Art, welcher ein solches schwer verwesbares Stroma fehlt, wie es das verwandte auf den Pflaumen blättern wach- sende Polystigma rubrum D. C. in seinen rotheu, festen, der Verwesung der abgefailenen Blätter widerstehenden Blattpolstern be- sitzt. Die Ursache des Haftens des Blattes am Zweige ist nicht, wie bisher angenommen, allein nur das Ausbleiben der Bildung einer trennenden Korkschicht in dem Blattstiel, sondern der Pilz kittet durch seine Hyphen dasselbe an den Tragzweig an , indem er den Stiel mumifizirt und die Entwickelung jener Korkschicht hindert. In das dem Zweige angehörende Blattpolster und in den Zsveig geht das Mycel nicht hinein , so dass von hier aus eine Infektion im nächsten Jahre nicht stattunden kann. Das lebende Blattpolster grenzt sieb durch eine Korkschicht gegen das verpilzte Blattstiel- gewebe ab, hängt aber mit diesem fest zusammen. Es bleiben nun aber nur diejenigen Blätter am Baume haften, bei denen die Gno- m on ia -Flecken mit den Spermogonien und Perithecien nahe der Blattbasis sich befinden, von wo eine Einwanderung des Mycels läDgs der Blattrippe und des angrenzenden Mesophylls in den Blatt- stiel leicht möglich ist. Die Blätter, welche die Flecke weit entfernt vom Blattstiele haben, fallen ab und können nicht zur Verbreitung des Pilzes beitragen. Die Bevorzugung der basalen Theile der Blatt- fläche scheint erne von der Gnomonia erworbene, zweckmässige Anpassung an ihre Lebensbedingungen zu sein. Verf. plaidirt sodann zur Bekämpfung verbreiteter, parasitärer Pflauzen-Krar-kbeiten , gegen welche man sicher wirkende und prak- tisch anwendbare Mittei , deren Ausführung auch kontrollirbar ist, für die Mithilfe des Staates auf dem Wege polizeilicher Verordnun- gen, während bei anderen Krankheiten durch verschiedenartige Be- lehrung der gute Wille der Einzelnen angeregt werden müsse, Brick (Hamburg). Schutzimpfung, kÜDstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 753 Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Enderlen, Versuche über die bakterienfeindliche Wir- kung normalen und pathologischen Blutes. (Münch, med. Woc'nenschr. 1891. No. 13.) Durch Platten kulturen aus dem Blute von Hunden und Kaninchen, welches mittelst steriler Glasröhre aus der Carotis unter antiseptischen Kautelen entnommen, bis zur Defibrinirung mit Glasperlen geschüttelt und endlich mittelst Staphylokokken geimpft worden war, stellte der Verf. fest, dass die Zahl der genannten Bakterien im Blute anfänglich abnahm, später dagegen sich vermehrte. Die Zahl der in den un- mittelbar nach der Impfung gegossenen Platten aufgegangenen Ko- lonieen verhielt sich zu denjenigen, welche in den nach 3 und 5 Stunden gegossenen Platten festgestellt wurde, wie 7:5:9. Auf ähnliche Weise prüfte der Verf. das Verhalten des Blutes eines durch vcrausgegangene Biutentziehungen anämisch gemachten und eines anderen nach Injektionen von Toluilendiatnin ikterisch und anämisch gewordenen Hundes Typhusbacillen gegenüber; er gelangte zu dem Resultate, dass das Blut beider Hunde, solange es frisch war, die Bacillen zu vernichten vermochte, und schliesst daraus, dass weder die Zahl der Blutkörperchen noch der Hämoglobingehalt des Blutes von Einfluss auf dessen bakterienfeindliche Wirkung ist. Der Verf. injizirte endlich einem Hunde 2 ccm einer Typhus- kultur (1 : 3ö5 der Gesammt-Blutmenge des Versuchsthiers) in die Jugularis und prüfte hierauf das Carotideu-Blut auf seinen Gehalt an den Bakterien. Auch in diesem Falle wurde durch den Einfluss des zirkulirenden Blutes die Zahl der Bakterien vermindert. Sämmtliche Versuche wurden im pathologischen Institut der Universität München angestellt. Kubier (Berlin). Trapeznüoff. Du sort des spores de microbes dans l’or- ganisme animal. [Travaii du laboratoire de M, Metsch- ni koff, k FInstitut Pasteur.] (Annales de FInstitut Pasteur. 1891. No. 6. p. 362.) Durch Untersuchungen au Daphnien, wesentlich in Nachahmung der früher von Metschnikoff ausgeführten, ferner an Fröschen, Hühnern, Tauben, grauen Ratten und Kaninchen gelangt Verf. zu einer Reihe von Resultaten, welche er in folgende Schlusssätze zu- sammenfasst : 1. Es gibt Thatsacheu, welche beweisen, dass die amöboiden Zellen in gewissen Fällen fähig sind, die von ihnen aufgenommenen pathogenen Sporen zu tödten. 2. Die vom Verf. studirten pathogenen Sporen köunen im Körper natürlich oder künstlich immuner Thiere keimen und in vegetative Zustände übergehen. 3. Unmittelbar nach der Einführung pathogener Sporen in den Körper immuner Thiere beginnt eine Anhäufung von Leukocyten, welche die Sporen aufnehmen, x ud, 48 754 Bchnteimpfang, MiöStl. Infektionsk rankbeiten. EntVickelungahemcobng etc. 4. Diejenigen SporeD, welche Zeit haben, zu keimen und sich zu ent- wickeln, ferner ebenso die Stäbchen und die Fäden werden in gleicher Weise von Leukocyten aufgenommen, welche dieselben vernichten. 5. Diejenigen Sporn), welche bei ihrer Keimung von Zellen ange- nommen werden, keimen nicht mehr, solange sie sich im lauern der Zellen befinden , vorausgesetzt dass ietztere lebend und nicht ge- schwächt sind. 6. Wenn unter dem Einfluss gewisser Umstände der Pbagocyt erlahmt oder stirbt, so entwickeln sich die noch lebenden Sporen, welche er aufgenommen hatte, zu Stäbchen und Fäden. 7. Diese Stäbchen und Faden können aufs neue von Leukocyten auf- gefressen und vernichtet werden. 8. Die in Zellen eingeschossenen Sporen können durch letztere in alle Organe des Thieres verschleppt werden, wo sie dann möglicher Weise sehr lange in lebendem und virulentem Zustand Zurückbleiben. 9. ln der Mehrzahl der Fälle werden die pathogenen Sporen durch die Zellen nicht getödtet, son- dern nur an der Keimung verhindert. 10. Die Säfte eines lebenden Organismus besitzen keine tödtende Wirkung auf Sporen. 11. Alle Sporen, die in ein Kulturmedium ausgesäet werden, gelangen nicht in gleicher Weise zur Keimung; ebenso verhält es sich mit patho- genen Sporen, die in einen lebenden Organismus eingeführt werden. 12. Die Sporen keimen und liefern Bacillen ebensowohl in der auf 34 — 37° erwärmten Froschlymphe, als in der nicht erwärmten Lymphe. 13. Milzbrandsporen keimen unter der Haut von Fröschen regel- mässig, auch bei Zimmertemperatur (16^—22°). 14. Bleiben die Sporen längere Zeit bei niedriger Temperatur im Körper der Frösche, so entwickeln sie sich nicht Und werden von Zeilen aufgefressen; bringt man sie daun in eine genügend hohe Temperatur, so unter- bleibt trotzdem die Keimung der Sporen, indem die einscb'.iessenden Zellen dieselbe verhindern. 15. Eine erstmalige Infektion macht den thierischen Organismus nicht ungeeignet zur Entwickelung von Milz- brandsporeü im FaHe einer neuen Infektion. Die Sporen keimen vielmehr unter diesen Bedingungen, und das Thier kann an der zwei- ten Infektion erliegen. 16. Die pathogenen Sporen, weiche im Organis- mus nicht zur Auskeimung gelangen, können dort lange Zeit ihre Lebensfähigkeit bewahren. 17. Bei empfänglichen Thieren werden die pathogenen Sporen in gleicher Weise von Phagoeyten aufgefressen, nur finden sich letztere in geringer Zahl, die Sporen keimen, gehen in den vegetativen Zustand über und bewirken den Tod des Thieres. Büchner (München). ögata, Ueber die 1mm nnitatsf rage. (Dtsch, med. Wochenscfir. 1891. No. 16.) In ihrer Mittbnilung über das Zusammenkommen der Diphtherie- und Tetanus-Immunität bei Thieren (Dtsch. med. Wochenschr. 1890. No. 49 u. 50) hatteu Behring und Kitasato nachgewiesen, dass das zellenfreie Blut der immunen Thiere die Toxine der pathogenen Bakterien zu vernichten und diese seine Fähigkeit auch nach Transfusion in den Organismus anderer Thiere beizubehalten im 'Stande ist. Sie halten daran die Bemerkung geknüpft, dass jeue Erklärung der Immunität als eine Einwirkung des Blutes Schutzimpfung, ktinst! . Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 755 auf die Toxine von anderer Seite noch nicht in Erwägung gezogen worden sei. Ogata macht dem gegenüber darauf aufmerksam, dass er schon im Jahre 1890 in den Berichten der medizinischen Fakultät der Uni- versität Tokio einen Aufsatz: Ueber die Einflüsse einiger Tbierbl utarten auf Milzbrandbacillen veröffentlicht hat, in welchem er über therapeutische und prophylaktische Erfolge durch Transfusion des Blutes von milzbrandimmunen auf imlzbrandempfäng- liche Tbiere berichtete und zugleich die Hoffnung aussprach, dass ähn- liche Resultate sich auch bei anderen Infektionskrankheiten erreichen lassen dürften. Abdrücke dieses Aufsatzes seien auch R. Koch und Kitasato zugegangen. Ogata glaubt daher bezüglich des Grund- gedankens der Be bring - Kitasato ’schen Mittheilungen die Priorität für sich in Anspruch nehmen zu dürfen. Ref. kann aus den Ausführungen Ogata’s nicht entnehmen, dass er die oben erwähnte Erklärung der Immunität bei Infektions- krankheiten (Einwirkung des zellenfreien Blutes auf die Toxine) vor Kitasato und Behring gegeben hat. Andererseits dürfte jedenfalls Behring das Verdienst an der hochwichtigen Ent- deckung gebühren, durch welche die Gründe der Milzbrandimmunität der weissen Ratten aufgeklärt sind. K übler (Berlin). Petermann , Sur la substance bact4ricide du sang d4- crite par le professeur Ogata. [Travail du laboratoire de M. Itoux ä lTnstitut Pasteur.] (Ännales de l’Institut Pasteur. 1891. No. 8. p. 506.) Hunden wurde aus der Carotis Blut entzogen und das Serum genau nach den Angaben von Ogata auf Glycerinextrakt verarbeitet. Kontrollimpfungen bestätigten die Immunität der verwendeten Hunde gegen Milzbrand. Bas erhaltene Glycerinextrakt wurde dann bei Mäusen und Meerschweinchen theils an gleicher Stelle mit Anthrax- virus, theils in der Näbe oder auf der entgegengesetzten Seite injizirt. Das angewendete Anthraxvirus war so schwach (L und II. Vaccin), dass ein Theil der Kontroilthiere am Leben blieb. Trotzdem waren die Ergebnisse der ziemlich zahlreichen Versuche durchaus negativ. In analoger Weise wurde aus dein Blute von Hühnern Glycerin- extrakt gewonnen und dieses gleichzeitig mit Schweinerothlauf von verschiedenem Virulenzgrade bei Tauben und weissen Mäusen injizirt Die Hühner waren vorher auf ihre Unempfänglichkeit für Schweine- rothlauf geprüft worden. Auch hier wurden nur negative Er- gebnisse gewonnen. Büchner (München). Serafinl ed Errlquez, Süll* azione dell sangue di ani- mali immuni inoculato ad animali suscettibili pel carbonchio. [Istituto d’Igiene sperimentale della R. Univer- sitä di Roma.] (Annali dell* Istituto d’Igiene sperimentale della R. Universitä di Roma. Nuova serie. Vol. I. Fase. II. 1891.) Angeregt durch die Arbeiten von Behring und Kitasato suchten die Verff. zu erforschen, ob auch beim Milzbrand sich ähn- liche Verhältnisse nachweiseu lassen, wie sie von jenen Autoren für 48* 756 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Ectwickelungsbemmung etc. Diphtherie uud Tetanus festgestellt worden waren. Als die Arbeiten von Ogata und Jasuhara bekannt wurden, hatten die Verff. bereits negative Resultate erhalten, welche sie dann weiter ver- folgten. Blut von Hunden, weissen Ratten, Hühnern, Fröschen, Kröten, Eidechsen und Schildkröten wurde zum Zwecke der Immu- nisirung auf Hausmäuse, weisse Mäuse, Meerschweinchen und Ka- ninchen übertragen. Von 121 in dieser Art behandelten Versuchs- tieren überstand jedoch kein einziges die Inokulation von Milzbrand; nur bei einigen intravenös inokulirten Kaninchen wurde eine Ver- zögerung um 50 — 60 Stunden beobachtet. Da diese Ergebnisse zu jenen von Ogata und Jasuhara in direktem Gegensätze stehen, so dachten die Verff. an mögliche Fehler- quellen und suchten solche auf jede Art zu vermeiden, jedoch ohne Aenderung des Erfolgs. Angewendet wurde theils Serum, theils frisch gewonnenes, defibrinirtes Blut, subkutan oder intraperitoneal, vielfach in wiederholten bis zu 8-maligeu Injektionen, in Quantitäten von 1 Tropfen bis zu 25 ccm auf einmal. Bei einigen Kaniuchen betrug die Quantität des gesammten injizirten Hundeserums sogar bis 40 ccm. Die Injektionen wurden theils nur gleichzeitig mit der Milzbrandinokulation ausgeführt, theils wurden dieselben wiederholt, manchmal 24 Stunden laug bis zum Tode des Thieres. Die Virulenz des angewandten Milzbrandes war eine massige, indem Kontroiltbiere in 40 — 50 Stunden erlagen. Büchner (München). Metscknihoff et Roux, Sur la proprißtö bactericide du sang de rat. (Anuales de l’Iustitut Pasteur. J891. No. 8. p. 479.) Die von Behring zuerst erwiesene schädigende Wirksamkeit des Rattenserums auf Milzbraudbacillen ausserhalb des Körpers steht nach diesem Autor in ursächlicher Beziehung zur Immunität der Ratten gegen Anthrax. Die Verff. suchen diese Anschauung zu widerlegen. Nach ihren Versuchen entwickeln sich Milzbrandbakterien, wenn man sie als Sporen oder als Stäbchen in Rattenserum aussät, in manchen Fällen, während in anderen jede Entwickelung ausbleibt. Sicherer zeige sich die Wirkung des Serums, wenn man in Wieder- holung der Versuche von Ogata und Jasuhara, Behring, Hankin Milzbrandvirus, mit Rattenserum gemischt, unter die Haut von Mäusen bringt. Verwendeten die Verff'. hierbei Milzbrands tä b - chen, so blieben die Mäuse am Leben, während eine Mischung von Sporen mit Rattenserum zwar mfizirend wirkte, aber wesentlich langsamer, als bei Kontrollthiereü, Die Menge des zugemisebten Rattenserums (einige Tropfen bis 0,5 ccm) erschien dabei gleichgültig. Bas Serum zeigte die schützende Wirkung übrigens nur, wenn es mit dem Infektionserreger in direkten Kontakt kam, nicht bei ge- trennter Einspritzung. Die gegen Milzbrand der Mäuse schützende Wirkung des Ratten- serums sei nun keineswegs ein Beweis dafür, dass diese Eigenschaft des Serums auch die natürliche Immunität der Ratten erklären könne. Erstens seien die von den Verff. verwendeten Ratten ebenso- wenig refraktär gegen Anthrax gewesen, wie jene von Loeffler Schutzimpfung, künstl Infektionskrankheiten, Eutwickelungshemmung etc. 757 u. s. w. Und noch dazu zeigte sich speziell, dass auch das Serum einzelner besonders empfänglicher Ratten bei Mäusen schützend gegen Milzbrand wirkte1 2). Ferner äusserte sich die schützende Wirkung des Rattenblutes und Serums nicht nur im Organismus der Maus, sondern auch in jenem der Ratte. Diejenigen Ratten, welche von den Verff. mit Milzbrand allein inokulirt wurden, erlagen (von 17 Thieren alle bis auf 2), während bei Inokulation von Milzbrand- virus, gemischt mit Rattenserum, alle am Leben blieben *). Aus diesen Resultaten gehe hervor, dass die bakterienfeindliche Wirkung des Rattenblutes und -Serums zur Immunität dieser Thiere in keiner Beziehung steht(I ?). Hierauf suchen sich die Verff. klar zu machen, wodurch die angeführte schützende Wirkung des Rattenserums zu Stande kommt. Zu diesem Zwecke wurden wiederum Ratten und Mäuse mit Emul- sion von Sporen im Rattenserum inokulirt, und von dem entstehenden Exsudat zeitweilig Proben entnommen ; ebenso geschah bei Kontroll- thieren, die nur mit reinen Sporen geimpft waren. Während nun bei letzteren Thieren bald die Auskeimung erfolgte, war dieselbe be- hindert bei den mit Emulsion inokulirten, „gerade so wie bei den Experimenten in vitro“3). Aber nun trat etwas Neues auf, nämlich Ansammlung von Leuko- cyten an der Inokulationsstelle, welche später die Sporen aufnahmen. Da letztere in den Phagocyten wenig günstige Bedingungen zur Keimung fänden, so blieben die Mäuse gesund. In einer Anzahl von Fällen dagegen traten nach kürzerer oder längerer Zeit wieder Stäbchen auf, und die Mäuse erlagen, was die Verff. durch Ruptur von Leukocyten erklären, wodurch die Sporen wieder frei wurden. Die eintretende Leuko- und Phagocytose bedingt nun nach An- sicht der Verff. den Schutz der mit Emulsion inokulirten Thiere. Die Ursache der Leukocytose erblicken dieselben in einer posi- tiven chemotaktischen Wirkung des Rattenserums auf Leukocyten, die durch Einführung von mit Serum gefüllten Kapillaren unter die Haut von Mäusen leicht nachgewiesen werden könne, indem die Kapillaren schon nach wenig Stunden sich mit Leukocyten er- füllt zeigen. [Obwohl eine chemotaktische Wirksamkeit von Eiweisskörpern und deren ersten Umwandlungsprodukten auf Leukocyten thatsäch- lich existirt und von mir bewiesen wurde (Bakterienproteine, Gluten- casein, Alkalialbuminat, Leim u. s. w.), so ist es doch auffallend, zu sehen, dass die Verff. nun mit einem Male das Serum als eine chemo- 1) Auch Kaninchen sind empfänglich für Milzbrand , und doch wirkt ihr Serum schädigend auf Milzbrandbacillen ; warum sollte also das Serum empfänglicher Ratten nicht die analoge Wirkung haben ? [Ref.] 2) Dieses, den Verff ganz unbegreifliche Resultat ist leicht erklärlich, nachdem einmal bewiesen wurde, dass Ratten3erum überhaupt iniizbrandfeindlich wirkt. Die grössere Quantität von solchem schützenden Serum an Ort und Stelle der Inokulation ist es, was die mit Mischung geimpften Ratten vor der Infektion bewahrt. [Ref.] 3) Trotz dieses Zugeständnisses, womit die Sache für jeden objektiv Urtheilenden bereits entschieden ist, erklären die Verff. nicht diese von ihnen selbst konstatirte milz- brandfeindliche Wirkung des Serums für die Ursache des Schutzes, sondern die zugleich zu erwähnende, sekundär eintretende Leuko- und Phagocytose! [Ref.] 758 Schutilmpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungsbemmung etc. taktische Substanz betrachten, nachdem Koax, im gleichen Hefte der Annales Pasteur an anderer Stelle — S. 531 — im ausge- sprochenen Gegensatz za meinen Resultaten die „poisons micro- biens“, d. h. Toxine der Bakterien, als die anlockenden Substanzen erklärt. Ich für meinen Theil kann nur konstatiren, dass bei meinen Untersuchungen über Leukocytose seinerzeit auch intaktes Blut und Serum von Kaninchen auf ihre anlockende Wirkung im Kaninchen- körper geprüft, aber gänzlich wirkungslos befunden wurden. Es wäre also höchstens denkbar, dass Rattenserum im Körper einer anderen Spezies, der Maus, chemotaktisch wirkt, wie das die Verff. bei ihren Versuchen fanden. Dagegen halte ich für ausgeschlossen, dass das Rattenserum im subkutanen Gewebe der Ratte, d. h. auf die Leukocyten der Ratte selbst chemotaktisch wirken könne. Letzteres scheint mir eine biologische Unmöglichkeit, und die Verff. haben auch nichts über einen derartigen Versuch mitgetheilt. In Folge dessen fehlt im Sinne der Verff. jede Erklärung für den schützenden Einfluss, welchen das Rattenserum nach ihren eigenen Versuchen bei Ratten aüsübt, die mit Emulsion von Sporen in Serum inokulirt wurden, und die bei dieser Prozedur regelmässig am Leben blieben. Ich zweifle gar nicht, dass auch hier Leuko- und Phagocytose eintrift, aber diese kann unmöglich durch das Serum an sich bedingt sein, sondern nur durch etwas Sekundäres: durch den Einfluss nämlich, welchen das Serum auf die Milzbrandsporen ausübt, und die dabei auftretenden chemotaktischen Produkte, oder anderseits durch die Rückwirkung der Sporen auf das Serum und hierdurch erzeugte anlockende Umwandlungsprodukte von Eiweiss- körpern. In jedem Falle ist das Primäre und bchutzverleiher.de die bakterienfeindliche Wirksamkeit des Serums, während die Leuko- und Phagocytose nur eine Begleiterscheinung darstellt, die niemals fehlt, wo es sich um Ausheilung eines Infektionsprozesses handelt. Ref.] Büchner (München). Gottsteln, A.. Zusammen fassende Uebersicht über die bakterien vernichtende Eigenschaft des Blutserums, (Therapeutische Monatshefte. 1831. Heft 4.) Verfasser bespricht in Kürze die neueren Untersuchungen über die bakterienvernichtende Wirkung des Blutserums, wobei er auf die Arbeiten von Wyssokowitsch, Fodor, Behring, Huttal u. A. hinweist. Nach allen diesen Untersuchungen liegt für die bakterientödtende Kraft des Blutserums beim Menschen die Frage so, dass sie für jeden einzelnen pathogenen Mikroorganismus im Besonderen erst zu erweisen ist. Exsudate und Transsudate wirken ebenso wie defibrinirtes Blut. Verschiedene Ereignisse allgemeiner Natur, wie Abkühlung, Er- hitzung, Vergütung durch verschiedene Stoffe, wie blutkörperchen- vernichtende Gifte und Fermente bakteriellen Ursprungs, heben die Immunität des Blutes gewisser Thiere gegen gewisse Bakterien intra- vital auf, wodurch sich eine neue Bahn für weitere Konsequenzen eröffnet Seluüziiupfuug, klin&tl. Infektionskrankheiten, Entwsckehrngshemmung etc. 759 Es wird dann noch der Untersuchungen von Behring und Kitas ato Erwähnung gethan über die giftzerstörende , antitoxische "Wirkung des Blutserums, eine bisläng nicht gekannte Eigenschaft desselben. Auf Veranlassung Li ebr eich ’s untersuchte Verf. das Verhalten des Serums gegen Tuberkelbacillen , hat jedoch diese Frage noch nicht endgültig entschieden. Weiterhin prüfte er, ob das durch Can- tharidenpflaster gewonnene menschliche Blutwasser sich prinzipiell gegen Bakterien ebenso verhält, wie das aus dedbrinirtem Blute gewonnene, wobei sich jenes als ebenso bakterieuvernichtend er- wiesen hat. Zum Schlüsse prüfte der Verf. die gewöhnlich zur Verwendung kommende Cantharideniösung (auch solche in stärkerer Konzentration) auf ihre antiseptische Eigenschaft, und fand, dass sie keine solche besitzt, Kronacber (München). Graertner, GL, und Eoeaier, Fr.f Ueber die Einwirkung von Bakteri en extrakten auf den Lymphstroin. (Wien. Med. Blätter. 1891. No. 42. p. 654.) Heidenhain hat vor kurzem nachgewiesen, dass gewisse Stoffe, die „Lymphagoga“, die theils krystalloider Natur sind, theils aus Krebsmuskeln, Blutegeln, Ftussmuscheln, Darm und Leber von Hunden gewonnene Substanzen u, a. ra, wenn sie in das Blut eiugebracht werden, den Lymphstrora im Ductus thoracicus zu beschleunigen und die Konstitution der Lymphe zu verändern vermögen, wobei gleich- zeitig durch die erstere Gruppe von Stoffen der Wassergehalt des Gesammtblutes erhöht, durch die Einwirkung der letzteren aber ver- mindert wird. Aus diesen experimentellen Erfahrungen, sowie aus dem Auf- treten von Oedemen in der Umgebung entzündlicher Herde, der häufig vorkommenden Ausscheidung grosser Flüssigkeitsmengen bei Ent- zündungen eeröser Häute und Aeholichem glaubten Verff., dass die von Bakterien gebildeten oder ihnen enthaltenen Stoffe ebenfalls die Lymphabsonderung beeinflussen könnten, und fanden diese Ver- muthung durch die Resultate ihrer Versuche bestätigt. Die Bakterienextrakte wurden von Roenser aus Kartoflelkulturen des B. pyocyaneus und des Friedlaend er’schen Pneumo- baciilus in der folgenden Weise bereitet. Die Kultur wurde mit 10 Theilen destillirten Wassers zu einer feinen Emulsion verrieben, der Inhalt des Bakterienkörpers durch vielstündiges Kochen oder mehrwöchentliches Stehenlassen oder durch beides zusammen extrahirt, hierauf durch eine Cbamberlandkerze filtrirt und so das Bakterien- extrakt, eine klare, bräunliche, neutrale Flüssigkeit mit sehr ausge- sprochener Eiweissreaktion erhalten. Eine andere Flüssigkeit wurde derart hergestellt,, dass die frisch bereitete 10 °/0 wässerige Bakterion- eraulsion durch eine Chamberlandkerze filtrirt wurde, wobei das Filtrat niemals länger, als eine Stunde mit den Bakterien in Berührung ge- blieben war, letzteres dann gekocht und nochmals filtrirt. Diese Flüssigkeit enthielt demnach vorwiegend die durch Kochen nicht zerstörbaren Stoffwechselprodukte des betreffenden Mikroorganismus, 760 Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshammung etc. erstere hingegen ausser diesen die aus den Bakterienleibern durch Kochen und Stehenlassen mit Wasser ausziehbaren Stoffe. Als dritte Flüssigkeit wurde das Koch’sche Tuberculin verwendet, das eben- falls als Bakterienextrakt gelten muss. Die erwähnten Flüssigkeiten wurden tief morphinisirten Hunden in die V. cruralis injizirt, nachdem vorher die aus den Lymph- wegen am Halse abfliessende Lytnphmenge eine Zeit lang kontrollirt worden war. Zur Präparation der Lymphgefässe bedienten sich Verff. eines von einem von ihnen (Gaertner) vorgeschlagenen , im Origi- nale ausführlicher roitgetheilten Verfahrens, das sich trefflich bewährte und gegenüber der älteren C. Ludwig ’schen Methode unter Anderem auch jenen Vortheil bietet, dass das Ausfliessen der Lymphe jederzeit unterbrochen und dieselbe wieder auf normalem Wege ins Blut zurück- geleitet werden kann. Die Bakterienextrakte vom B. pyocyaneus und vom Fried- I a en d er ’schen Pn eumobacillus als auch Koch’s Tuberculin erwiesen sich als Lytnphagoga von mächtiger Wirkung. So sahen Verff. z. B. bei ihrem Versuche II die im Verlaufe von 10 Minuten ausfliessende Lymphmenge unmittelbar nach Einspritzung von 40 ccm Pyocyaneu s -Extrakt von 2 Gramm auf 18 Gramm steigen, und noch 6x/2 Stunden später flössen nach vorhergegangener längerer Unterbrechung des Ausfiiessens im gleichen Zeiträume 5,5 g Lymphe aus. Im V. Versuche betrug die Lymphmenge in 10 Minuten vor der Injektion 2,5 g, nach der Einspritzung von 40 ccm Extrakt 14,5 g während der gleichen Zeit. Im Verlaufe von 7 Stunden lieferte der II kg schwere. Hund nicbt weniger als 360 g Lymphe. Analog ver- liefen alle übrigen Versuche mit den Extrakten; die Steigerung der Lymphabsonderung schien mit der Quantität der eingeführten Extrakte im geraden proportionalen Verhältnisse zu stehen. Bei einem Ver- suche wurde die Trockensubstanz der Lymphe und die Zahi der rothen Blutkörperchen im Blute vor und nach der Injektion bestimmt und gefunden, dass erstere konz^ntrirter geworden, und die Anzahl der rothen Blutkörperchen vou 6.6 auf 9,8 Millionen pro Kubikmilli- meter angestiegen war. Demgemäss gehören die injizirten Bakterien- extrakte in dieselbe Gruppe von Substanzen, wie die Krebsmuskel- extrakte von Hei den ha in. Hingegen hatten die aus denselben Bakterienkulturen durch kurz dauerndes Digeriren erhaltenen Flüssigkeiten keinen oder nahezu keinen Einfluss auf die Lymphabsonderung. Aus den Versuchen der Verff. geht hervor, dass die aus dem plasmatischen Inhalte der Bakterienzelle absiarnmenden Stoffe einen Reiz hervorbringen, der die Lymphabsonderung in hohem Masse aczuregen im Stande ist, und dass durch diese Thatsache gewisse Begleiterscheinungen der Entzündung möglicherweise ihre Erklärung finden könnten. Eine ausführlichere Publikation ihrer Versuche stellen Verff. in Aussicht. Kral (Prag). Chol*, S., Traitement du charbon par le bicarbonate de souds d’apres la in et ho de de M. Fodor. [Travail du iaboratoire de M. Metschnikoff k lTustitut Pasteur.] (Anuales de lTustitut Pasteur. 1891. No. 5. p. 337 ) Schutzimpfung, ktinstl. Infektionskrankheiten, Entwiekelungshemtmng etc. 7(54 Zunächst berichtet Verf. summarisch über Versuche mit Alkali- sation, die von ihm auf der bakteriologischen Station in Odessa mit negativem Erfolg angestellt worden waren. Ausführlicher werden die im Institut Pasteur angestellten Versuche mitgetheilt, bei denen die Behandlung der Kaninchen mit Natriumbicarbonat theils vor, theils nach der Milzbrandinfektion eingeleitet wurde. Auch diesmal waren die Resultate negativ, obwohl Verf. durch spezielle Versuche nachweisen konnte, dass thatsächlich die Alkalinität des Blutes durch die Behandlung wesentlich erhöht wurde. Beim infizirten Thiere er- schien die Alkaliuität übrigens wieder geringer, was mit dem akuten Infektionsvorgange selbst Zusammenhängen dürfte. Büchner (München). Du Cazal et Vaillard , Sur une roaladie parasitaire de 1’ homrae transraissible au lapin. (Annales de l’Institut Pasteur. 1891. No. 6. p. 353.) Bei einem, unter eigenthümlichen Erscheinungen letal ver- laufenen Falle fanden sich bei der Sektion konfluirende, käsig aus- sehende Knötchen beinahe auf der ganzen Peritonealfläche und ausserdem eine Infiltration des Pancreas von ähnlicher Beschaffenheit. Letzteres Organ scheint den Ausgangspunkt gebildet zu haben; die Leber war nur wenig ergriffen. Die Knötchen enthielten Bacillen, die sich nach Gram entfärbten’ und sich leicht auf verschiedenen Nährböden kultiviren liessen. Die Wuchsformen waren ungemein kurz, öfters in Ketten angeordnet, mit lebhafter Eigenbewegung. Der geschilderte Bacillus ist fakultativer Anaerobier, verflüssigt langsam die Gelatine, wächst auf Kartoffeln als dichter, etwas schlei- miger, gelblicher Ueberzug und zeigt in sämmilichen Kulturen einen Geruch, der an fauligen Harn erinnert. Derselbe äussert pathogene Eigenschaften bei Kaninchen und Mäusen, wobei die Thatsache be- merkenswerth erscheint, dass intravenöse Injektion beim Kaninchen in grösseren Dosen fötide Diarrhöe und Parese der Extremitäten bewirkt, mit rasch tödlichem Ausgang, während bei mittleren Dosen an verschiedenen Stellen des Körpers genau die nämlichen, käsig ausse.hendeu Knötchen zur Entwickelung kommen, wie sie beim Menschen beobachtet wurden. In diesen Fällen kommt die Krankheit beim Kaninchen häufig zur Ausheilung Allem nach handelt es sich somit um eine neue Art von Pseudo- tuberculose. B uchn er (München). Fazio, E., Concorrenza vitale fra i bacteri della putre- fazione e quelli del carbonchio e del tifo. (Rivista internazionale d’igiene. Anno I. No. 10—11.) Nach der gleichen Untersuchungsmethode, welche der Verfasser in einigen seiner früheren Versuche über die Mikroorganismen der in frischem Zustande gebrauchten Nahrungsmittel aus dem Pflanzen- reiche angewandt hatte, wo er in denselben die konstante Anwesen- heit dreier charakteristischer Bakterien dargelegt hat, versuchte er es auch , vorerst das Schicksal der Typhus- und Milzbrandbacillcn in den Vegetabilien näher zu studiren. <62 Bakteriologisches vom Vli. internationalen Kongress zu Londort. Zu diesem Zwecke wurden zu wiederholten Malen verschiedene kleine Pflanzen mit Reinkulturen der oben genannten Mikroorganis- men vier Monate hindurch begossen; alleiu nach diesem Zeiträume zeigten die bakteriologischen Untersuchungen nirgends ihre Gegen- wart, während die Kulturen stets positiv in Bezug auf die drei charakteristischen Mikroorganismen der Vegetabilien , nämlich Bac. putridus, Bac. fluorescens und Bac. eandidus blieben. in Folge dessen schreibt der Verfasser diesen letztgenannten Bak- terien das Verschwinden des Typhus- und Milzbrandbacillus zu, in- dem er die Hypothese eines Kampfes ums Dasein aufsteilt und zu diesem Behufe Versuche mit Reinkulturen vornimmt. Das Ergebniss dieser letzteren war, dass die obgenannten Sapro- phyten einen augenfälligen Antagonismus den beiden pathogenen Mikroorganismen gegenüber bekunden, und dass dieser Antagonismus endlich eine schnelle Zerstörung der Typhus- und Milzbrandbacillen herbeiführe, sobald diese letzteren, wenn auch iu sehr bedeutender Menge, mit den Saprophyten iu Kontakt kommen. Sanarelli (Pisa). QriginalbeHchte über Kongresse. Bakteriologisches vom VII, internationalen Kongress für Hygiene und Demographie zu London, 10.— 17. August 1891, (Fortsetzung.) Sektion fiir Bakteriologie. Ärloing, Lyon, glaubt, dass die zelligen Elemente die Hauptrolle bei der Immunität spielen, und dass das Wesen der letzteren in einer progressiven Angewöhnung, einer Toleranz gegen die Bakteriengifte besteht. Die erbliche üebertragung der Immunität wäre schwer zu erklären, wenn man die Betheiiigung von Zellen ausschliesst Kitasato, Tokio, berichtet über seine mit Behring ausgeführten, später von ihm fortgesetzten Heil- und Immunisirungsversuche bei Tetanus. Injektion von Blut eines Kaninchens, das mitteisi Joü- tricblorid gegen Tetanus immunisirt worden war, machte Mäuse nicht nur unempfänglich gegen diese Infektion, sondern heilte dieselben so- gar, auch wenn bereits die Extremitäten von Starre befallen wareu. Dies erwecke die Hoffuuug, dass es gelingen dürfte, mittelst des Blutes immunisirter Thiere gegen akute Infektionskrankheiten ^tatsächliche Heilerfolge zu erzielen. Ädami. Cambridge, versucht zwischen der Phagocytentheorie und den über die schützende Wirkung der Körpersäfte erlangten thatsäch- Bakteriologisches vom VlI, inierns.tior.sUa Kongress xu London. lieben Ergebnissen zu vermitteln, indem er darthut, dass beide Auf- fassungen sich nicht nothwendig gegenseitig ausschliessen. Prof. JEliriicii, Berlin, hat interessante Versuche angestellt über die Wirkungen zweier gütiger Ei weisskörper, des Ricins (Toxalbumin der Ricinus Samen) und des Abrins (wirksames Prinzip der Jequirity- bohne) auf den Tbierorganismus. Gegenwärtig berichtet E. haupt- sächlich über seine Ina munisirun gs versuche gegen Ricin. Der letztere Stoff, durch Kobert’s Initiative als Haudeisprodukt in ge- nügender Reinheit zu beziehen (Merck, Darmstadt), löst sieh in 10% Kochsalzlösung, koagulirt beim Erhitzen und verliert dabei seine Gütigkeit. Die toxische Wirkung geht in erster Linie aufs Blut; es entsteht Koagulation der rotiien Körperchen und dadurch Thiombosirung, namentlich der Darmgefässe. Die je nach der Species sehr verschiedene Giftigkeit ist bei Meerschweinchen so gross, dass 1 g käufliches Eiein genügen würde, um ll/2 Millionen Meerschwein- chen zu tödten. Subkutan bewirkt das Ricin heftige lokale Entzün- dung mit Nekrosirung. Mäuse sind weniger empfindlich, als Meer- schweinchen und lassen sich, am besten durch Verbitterung, durch langsames Steigen mit den Dosen immunisiren, ricin fest machen. Die Prüfung der Immunität geschieht daun durch subkutane Injektion. 'Wenn ein Thier das 20ü-fache der Anfangs tödtlichen Dosis ohne Nachtheil erträgt, so bezeichnet E. dies als einen Immunitätsgrad von 200. Bis dahin gelingt die Immuuisirung leioht und sicher, während höhere Immuuitätsgrade bis zu 800 nur schwer zu erzielen sind. Sehr evident zeigt sich die Ricinfestigkeit am Auge, wo sonst Ricin- iösungeu von 0,5 — 1,0 ö/ö intensive Entzündung hervor rufen, während bei ricinfesten Thieren hier eine absolute Immunität lokaler Natur zu beobachten ist. Das Werden der Immunität erfolgt nach E.’s Versuchen nicht in gleichmässiger Weise, sondern auffallenderweise zeigte sich am 6. Tage der Ricindarreiehung eine ausgesprochene sprungweise Zunahme der Immunität auf das 13-fache des anfänglichen Grades. Unter günstigen Umständen kann schon am 21. Behandlungstage der hohe Resistenz werth von 400 erreicht werden. Analog den Befunden von Behring, Kitasato u. A. hat der Vortragende nachzuweisen ver- mocht, dass das Blut der ricinfesten Thiere ein ADtiricin enthält, das im Stande ist, die Giftwirkung des Ricins völlig aufzuheben. Dieses Antiricin halt sich im Körper der irumunisirten Thiere offenbar längere Zeit in unverändertem Zustand, und damit sucht E. die von ihm gefundene Thatsacke zu erklären, dass zwar nicht die Jungen ricinfester Männchen, wohl aber diejenigen immuuisirter Weibchen die Ricinfestigkeit erben, was auf direkter Uebertragung des Auti- rieiüs durch das Serum beruhen kann. Hneppe, Prag: Die Immtmitätsfrage bringe deD alten Streit der Humoral- und Solidarpathoiogie wieder zum Auflebeu. Sehr wichtig seien die Beobachtungen über Chemotaxis, deren Betheili- guug am Tuberculoseprozess Redner nachgewiesen hat. Seitdem wurde oeuesten3 bewiesen, dass der todte Bacillus auf die zeiligeo 764 Bakteriologisches TOin Vit. internationalen Kongress za London. Elemente die nämlichen Wirkungen ausübt, welche die Tuberculose im Anfangsstadium charakterisireß. Bei dieser Gelegenheit erinnert H. daran, dass es ilim 1887 gelang, zu zeigen, wie auch ihrer Virulenz beraubte Bakterien Immunität zu bewirken im Stande sind, woraus eine Verschiedenheit der giftigen und der iwmunisirenden Suostanzen hervorgeht. Klein, Leeds, hat bei gemeinschaftlich mit Dr. Cox well aus- geführten Untersuchungen Frösche, die an und für sich gegen Anthrax immun sind, stets erliegen sehen, wenn dieselben mit einem Stückchen Milzbrandmilz geimpft uud dann chloroformirt wurden. Die Ursache dieses abnormalen Verhaltens glaubt der Vortragende nicht in irgend welcher Alteration der zelJigen Elemente, sondern in einer chemi- scher. Beeinflussung der Säfte, einer Zerstörung der schützenden Stoffe erblicken zu sollen, da es nicht gelang, an den Leukocyten und ihrer Befähigung zur Aufnahme von Bakterien Veränderungen nachzuweiseu. Prof. MetsehnikofF, Institut Pasteur (mit Beifall begriisst), er- klärt es für eine Unmöglichkeit, auf alle die vorgebrachten Angriffe gegen die Phagocytentheorie bei der zugemessenen Zeit im einzelnen zu antworten. Statt dessen ziehe er vor, in einem wichtigen speziellen Falle, der bisher gegen seine Theorie ausgebeutet wurde, die Hin- fälligkeit dieser Autiässung naclizuweisen und darzuthun, dass gerade dieser spezielle Fall bei genauer Untersuchung nur Argumente zu Gunsten der Phagocytenlehre zu liefern im Stande sei. Es handelt sich um den von Behring und Nissen im hygienischen Institut zu Berlin erbrachten Nachweis, wonach das Serum von Meerschwein- chen, die gegen Vibrio Metschnikovi imraunisirt sind, auf diesen Infektionserreger rasch tödtend einwirkt, während im Serum normaler Thiere Vermehrung stattlindet. Diese Uebereinstimmung der bak- terienfeindiieken Wirksamkeit mit der Tkatsache der Immunität er- scheint so schlagend, dass man das wohl als die Hauptstütze der , jhumoralen“ Immunitätstheorie betrachten kann; aber gerade hier liegen die Verhältnisse in Wirklichkeit ganz anders. Zwar die rasch tödtende Wirkung des Serums vaccinirter Meerschweinchen auf den Vibrio M. fand der Vortragende durchaus bestätigt, während im Serum intakter Meerschweinchen bald Vermehrung eintrat. Allein diese „in vitro“ gewonnenen Ergebnisse dürfen nicht unmittelbar auf den lebender Körper übertragen werden, sondern es ist erforderlich, die Verhältnisse hier direkt zu verfolgen. Zunächst bei Einimpfung des Vibrio M. in die Vorderkammer intakter, andererseits immunisirter Meerschweinchen zeigen sich grosse Verschiedenheiten, indem das Exsudat — das in beiden Fallen gleich- mässig mit Oedem der Conjuuctiva und Trübung der Hornhaut in den ersten Stunden sich bildet — beim normalen Meerschweinchen nur Vibrionen uud fast keine Leukocyten, beim vaccinirten dagegen letztere reichlich enthält, einige bereits mit aufgenommenen Vibrionen. Beim normalen Thier entwickeln sich die Vibrionen nun ohne Hiuder- Diss, und dasselbe erliegt nach 24 Stunden ; das jmmunisirte dagegen Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress za London. 765 erliegt nie, trotz stärkster Entwickelung der Ophthalmie, in deren Exsudat noch nach einer Woche lebende Vibrionen nachgewieseu werden konnten, was einen grossen Unterschied gegenüber dem Ver- halten „in vitro“ bedeute. Ganz ähnlich verlaufen die Dinge bei subkutaner Injektion, wo ebenfalls ein Exsudat auftritt, das aber wieder nur beim vaccinirten Thier reichliche Leukocyten enthält; die letzteren bemächtigen sich der Vibrionen, so dass nach 15 Stunden keine freien mehr anzutreffen sind, während gleichwohl eine Probe- kultur dieselben als lebend erweist. Auch nach 48 Stunden sind noch lebende Vibrionen vorhanden, also jedenfalls viel länger, als bei den Versuchen „in vitro“. Die Phagocytose sei bei den eben besprochenen Infektionsversuchen eine sehr ausgedehnte, ira Gegensatz zu Pfeiffer ’s Angaben; bei normalen Meerschweinchen dagegen fehlt dieselbe. Durch Kultur im hängenden Tropfen bei 30—39° kann mau sich ferner leicht über- zeugen, dass die im Exsudat enthaltenen Phagocyten die Vibrionen im lebenden Zustand aufgenommen haben, denn bei einem Theil derselben bemerkt man später ein Anschwellen, worauf dieselben schliesslich an einigen peripheren Stellen platzen und Haufen von Vibrionen austreten lassen , die alsdann ihre Vermehrung in der Exsudatflüssigkeit fortsetzen. Nach alledem müsse man den Vibrio M. sogar als ein besonders geeignetes Objekt zum Studium der Befähigung der Phagocyten zum Fressen und zur Vernichtung lebender Vibrionen bezeichnen. Die Erklärung sei ganz einfach : der flüssige Antheil des Exsudates bei vaccinirten Meerschweinchen besitzt keinerlei bakterienfeindlichc Eigen- schaften (?), die zelligen Elemente allein sind es, die Widerstand leisten. Wenn man dagegen intakte Meerschweinchen mit dem Vibrio inokulirt, wobei eine rasch tödtliche Krankheit entsteht, so finden sich nur wenig Leukocyten im Exsudat, und diese nehmen keine Vibrionen in sich auf. Diese Abwesenheit von Leukocyten erklärt sich nicht etwa durch den Mangel au Hyperämie, Gefässerweiterung und Transsudation. Alle diese Erscheinungen sind auch bei der Inokulation intakter Meerschweinchen sehr ausgeprägt, das Exsudat ist hier sogar oft hämorrhagisch. Dies Fehlen der Leukocyten er- klärt sich vielmehr durch die negativ chemotaktische Wirkung der bakteriellen Toxine. Später kommt der Vortragende auch auf die neuen Versuche von Büchner zu sprechen. Derselbe habe mit seinen Mitarbeitern gezeigt, dass, wenn man einen Tropfen Bakterienflüssigkeit gleich- massig in einer Serumprobe vertheilt, letzteres seine bakterienfeind- lichen Eigenschaften in voller Stärke äussert; wenn man dagegen die Mikroben in gleicher Menge, aber eingeschlossen in ein steriles Wattepäckchen in das Serum einführt, so zeigt sich die bakterien- feindliche Wirksamkeit nur sehr unvollständig, und die Bakterien gelangen leicht wieder zur Vermehrung. Durch diese Experimente sei zunächst nur bewiesen, dass die bakterienfördernde Wirksamkeit der Säfte ein sehr subtiles Ding ist, und dass man sich genau von den Bedingungen Rechenschaft geben muss, unter denen sie in Aktion tritt; andererseits aber gehe aus denselben auch hervor, vic die ge- 766 Bakteriologisches vom Yll. Internationalen Kongress sa London. wohnliche Versuchsanordnung „in vitro“, wobei man eine kleine Menge von Kulturflüssigkeit io einer grossen Flüssigkeitsquantität vertheilt, mit den Bedingungen der natürlichen oder künstlichen Infektion eines Thieres durchaus nicht übereinstimmt. Von den beiden, von Büchner und seinen Mitarbeitern angewendeten Methoden entspricht nur die- jenige mit den Wattepäckchen der Infektion des Organismus; sie ver- mag auch die schon öfter erwähnte Thatsache zu erklären, dass die in vitro so deutlich nachweisbare bakterienfeindliche Wirksamkeit im lebenden Thiere fehlen kann. Nur die Verhältnisse im lebenden Organismus aber sind es, die uns interessiren. Büchner suche den F.inwand zu entkräften, der darin liegt, dass das Serum der für Milzbrand empfänglichen Kaninchen dennoch für Anthraxbacillen schädlich wirkt; er vergleiche zu diesem Zwecke die in den Kreis- lauf gerafhenen und in den Kapillaren angehäuften Milzbrandbakterien mit den Mikroben, die bei seinen Versuchen in Wattepäckchen ein- geschlossen und dadurch dem direkten Einfluss des Blutes entzogen sind. Diesen Vergleich könne man wohl gelten lassen, denn er be- weise nur wiederum, wie sehr die Bedingungen im Organismus ver- schieden sind von denjenigen, die in den gewöhnlichen Versuchen über die bakterienfeindlichen Eigenschaften des Serums angewendet werden, und hieraus ergebe sich zugleich die Bedeutungslosigkeit der soeben erwähnten Eigenschaften für die Widerstandsfähigkeit des Organismus gegen einen Infektionserreger. In einer andern Reihe von Einwänden suche Büchner die An- lockung der Leukocyten durch Stoffe zu erklären, die aus den fodten Bakterien extrahirt werden. Hiergegen führt der Vortragende ver- schiedene Beobachtungen und Erfahrungen an, welche zeigen, dass auch bei lebenden Infektionserregern Leukocytose und Phagocytismus stattfinden können *). Nach einigen Bemerkungen gegen Emm er ich’ s Auffassung über die Phagocytose, die letzterer wegen der Verschleppungsgefahr eher als eine für den Organismus schädliche Einrichtung betrachtet, schliesst der Vorsitzende: die Phagocytentheorie sei von jeher grossen Anfeindungen ausgesetzt gewesen, aber sie habe bisher immer trium- phirt. Dieselbe behaupte nicht, dass der Schutz des Organismus ausschliesslich durch die Phagocytose bewirkt wird; mau könne die übrigen werthvollen Unterstützungsmittel recht wohl gelten lassen. Die Untersuchungen in dieser Richtung, deren Resultate der Sektion mitgetheilt wurden, besitzen ein hohes Interesse, aber die Phagocyten sind gleichwohl stets in Thätigkeit und zwar in erster Linie. Wenn dieselben unwirksam bleiben, so ist dies ein Zeichen entweder von der Harmlosigkeit des betreffenden Mikroben oder im Gegentheil von seiner ausserordentlichen Virulenz. Die Phagocyten! ehre steht in Beziehung zu den Errungenschaften des Darwinismus; sie bedeutet eine Allianz zwischen Medizin und Biologie, aus der beiden Dis- ziplinen nur Vortheil erwachsen wird. l) "Von meiiier Seite wurde nicht behauptet, dass nur die todten Bakterien im Stande seien, anlockende Proteine auszuscheiden. (Anm. d. Ref.) Bakteriologisches vom VII. Internationalen Kongress zu London. 767 v. Fodor, Budapest, erinnert daran, dass es ihm zuerst gelang, die bakterien tödtende Wirkung des Blutes ausserhalb und innerhalb des Organismus nachzuweisen. Gewisse chemische Substanzen sind im S'ande, diese Wirksamkeit zu steigern; so verlangsamt Natriura- bikarbonat die Entwickelung des Milzbrandes im Körper, Säuren jene der Mäuseseptikäraie und vermuthiich jene der Tuberculose. Babcs. Bukarest, berichtet über experimentelle Studien betreffend die Immunität gegen Hundswuth. Es gelang, nach der Methode von Brieger einen Körper zu extrahiren, der Temperaturerhöhung be- wirkt. Erwärmung auf über 80 0 zerstört die immunisirende Wirksam- keit, während andererseits bei Einführung in den Lymphsack eines Frosches das Virus seine pathogene Wirksamkeit bewahrt. Im Gegen- sätze hierzu wirkte das Serum eines immunisirten Hundes abschwächeod auf das Virus ein. An der Diskussion betheiligten sich ferner die Herren Cart- wright-Wood und Wright- London. Büchner, München, verzichtet Angesichts der vorgerückten Zeit in seinem Schlussworte auf nochmaliges Eingehen auf die Detailfragen, erklärt übrigens, um allen Missverständnissen vorzubeugen, ausdrück- lich seine Hochachtung vor den wissenschaftlichen Verdiensten M e ts ch- nikoff’s um die Immunitätsfrage. Es handle sich nur um die Deutung des Beobachteten, um die Theorie; die letztere Aufgabe sei wenig dankbar in einer Zeit, die so reich ist an schwerwiegenden thatsäch liehen Entdeckungen im Gebiete der Immunität. Im Augen- blicke könne man abweichende theoretische Auffassungen bei der Komplizirtheit der Erscheinungen ganz wohl begreiflich finden, aber es sei zu hoffen, dass schon der nächste Kongress uns im Besitze von Thatsachen antrifft, die mit wesentlich grösserer Klarheit auf die Bestrebungen des heutigen Tages zurückzublicken gestatten. Die Entdeckungen über die heilende und immunisirende Wirkung des zellenfreien Serums gewährten dazu alle Aussicht. Boux, Paris, resumirt seine Anschauung dahin, dass die Immu- nität durch direkte Wirkung von Zellen, nicht durch chemische Aktion bedingt ist. Behriug habe in einem dem Kongresse vor- gelegten Berichte behauptet, die Vorstellung von der heilenden Thätig- keit der Phagocytose habe etwas Mysteriöses an sich. Eher könnte man jedoch sagen, die Wirkung der Körpersafte gegen Bakterien gehöre ins Gebiet des Unbegreiflichen. Jedenfalls dürfe man die letzteren Voststellungen nicht generaiisiren. Der Präsident — Sir J. Lister — schliesst die Sitzung mit der Bemerkung: Wenn irgend etwas im Stande ist, den Kongress zu rechtfertigen, so seien es die Verhandlungen dieses Tages. Die ungeheure Fülle von werthvollem Material, das vorgebracht wurde, müsse von Seite aller Theilnehmer mit Dank anerkannt werden den- jenigen gegenüber, welche sich an den Arbeiten betheiligten. 768 Bakteriologisch« vom VII. internationalen Kongress zu London. Nfacfotrag *). J. de Christmas fitude sur les substances -microbicides du sörum et des Organes d’animaux ä sang chaud. [Travail du laboratoire de chimie biologique ä l’Institut Pasteur.] (Äjmales de l’Institut Pasteur. 1891. No. 8. p. 487.) Die Arbeit von Christmas charakterisirt sich durch die „Ten- denz“, den bakterienfeindlichen Einfluss des Serums als nicht vor- handen oder wenigstens als bedeutungslos erscheinen zu lassen. Die Erreichung seines Zieles erleichtert sich Verf. durch Nichtberück- sichtigung der einschlägigen Litteratur, wie aus Folgendem erhellt. In der Einleitung wird behauptet, die bisherigen Beobachter hätten den Einfluss der wechselnden Dichtigkeit des Mediums bei Uebertragung von Bakterien ins Blut oder Serum nicht beachtet Ohne Zweifel sei darin die Ursache für das Zugrundegehen eiues Theiles der ausgesäten Bakterien zu erblicken. Es ist schwer, sich dem gegenüber parlamentarischer Ausdrücke zu bedienen, nachdem schon auf einen früheren analogen AugriÜ hin von Ref. über diesen Punkt ein besonderer Aufsatz mit experimentellen Angaben im gegen- wärtigen Centralblatt publizirt wurde1 2). Dort wurde gezeigt, dass sogar Uebertragung von Milzbrandbacillen aus 1 % Peptonbouillon in 40 °/0 Zuckerlösung (mit Blutzusatz) nur eine ganz vorübergehende Verminderung der Keimzahl bewirkte. Dort wurde aber auch bereits hervorgehoben, dass der ganze Einwand Metschnikoff’s — denn auf diesen ist die Idee von der Schädlichkeit schroffer Konzentrations- änderungen des Mediums für Bakterien zurückzuführen — überhaupt haltlos erscheint, nachdem in meinen Untersuchungen stets Kontroll- versuche mit auf 55 0 erwärmtem Serum angestellt wurden. Das letztere tödtete die Bakterien nicht, vermindert nicht die Keim- zahl, obwohl die Konzentration die nämliche ist, wie diejenige des nicht erwärmten Serums. Wie oft wird es noch erforderlich sein, diese einfache leicht zu kontrollirende Wahrheit der Schule von Metsch- n i k o f f entgegenzuhalten ! Anstatt nun die vorerwähnten Versuche nachzuprüfen, hat Verf. ueue, sehr wenig zweckmässige angestellt. Im Gegensatz zu dem, was die Verhältnisse eigentlich verlangen, wurden von ihm die Milz- brandbacilleu durch viele Generationen zuerst in sterilisirtem Rinder- serum herangezüchtet und alsdann in Bouillon oder in destillirtes Wasser ausgesät, wobei die kontrollirende Plattenkultur eine alsbaldige Verminderung der Keimzahl erkennen liess. Offenbar bedeutet nun diese Versuchsauordnung etwas ganz Neues, was mit deu bisherigen Versuchen über bakterienfeindliche Wirkung der Säfte zunächst gar nicht in Beziehung gebracht werden kann. Im letzteren Falle handelt es sich stets um Uebertragung der aus dem Thierkörper entnommenen oder künstlich vorgezüchteten Bakterien in’s Blut oder Serum. Iu Verf.’s Versuchen dagegen werden die Milzbrandbacillen durch 10 Umzüchtungen in Rinderserum kultivirt, und dann plötzlich in eine 1) Die hier referirte Arbeit von Christmas wurde beim Kongress izwar nicht zum mündlichen Vortrag gebracht, aber in gedruckte«? Ansz-ug aa die Mitglieder ver- theilt, gehört also zu den Verhandlungen über Immunität. 2) Ueber den Einfluss höherer Konzentration des N*hrjBediuins auf Bakterien. Eine Antwort an Herrn MetscknikolX (Centralhfaft i. Bür t. u. Parts. BdL VJIL 1890. No. 3.) Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress zu London. 769 verdünnte Lösung ausgesät. Es wäre wohl möglich und bedarf ersr weiterer Untersuchungen, ob unter diesen ganz besonderen Be- dingungen eine Verminderung der Keimzahl zu Stande kommen kann. Mit der bakterienfeindlichen Wirkung des Serums jedenfalls hat diese Frage nicht das mindeste zu thun. Nachdem Verf. auf diese Weise seiner Meinung nach bewiesen hat, dass der Einfluss des Serums auf die Keime wesentlich auf physikalisch-chemische Ursachen zurückgeführt werden müsse J), geht derselbe merkwürdigerweise zu Versuchen über, die Albuininate des Serums mittelst Alkohol auszufällen und den Einfluss der wässrigen Lösung dieses Niederschlags auf Bakterien zu prüfen. Es fand sich, dass die erwähnte Lösung für pathogene Keime keine assimilirbaren Stoffe enthielt, weshalb letztere allmählich zu Grunde gingen oder sich wenigstens nur langsam entwickelten. Schliesslich versuchte Verf. aus den Organen von Thieren, die gegen Milzbrand immunisirt waren, wirksame Stoffe, zu extrahiren. Er gewann einen eiweiss- artigen Körper, der in wässriger Lösung auf den Milzbrandbacillus schädigend einwirkte. Aus gesunden oder an Milzbrand verendeten Thieren Hess sich eine derartige Substanz nicht gewinnen. Büchner (München). Dritte Sitzung, Donnerstag, den 13. August. Die Verhandlungen betrafen die Tube rculose in allen ihreu Beziehungen, und fand zu diesem Zwecke eine gemeinsame Sitzung von Sektion II (Bakteriologie) und Sektion III (Beziehungen zwischen Thier- und Menschenkrankheiten) statt, der Sir J. Lister präsidirte. Nach einigen einleitenden Worten , in denen dieser be- merkte, dass die Tuberculose einer der wichtigsten Gegenstände des Kongresses sei, erhielt das Wort Prof. Burdon-Samlerson, Oxford, zu dem einleitenden Referat: ,,Ich habe zu sprechen über die Aetiologie der Tuberculose, was Sie nicht so interessiren wird, wie die gestrige Diskussion. Es sind zwei Richtungen, nach denen hin sich die Forschung bewegen muss: 1) die Pathologie oder Aetiologie; 2) die Behandlung oder die Nutzanwen- dungen, die wir aus der durch 1) gewonnenen Erker.ntniss zu ziehen haben. Verschiedene Punkte müssen wir als festgestellt konstatiren, bevor wir weitereehen, so die Existenz des Tuberkelbacillus, die Identität der Rinder- und Menschentuberculose und die Gefährlichkeit des Ge- nusses von tuberculösem Fleisch. Pa sind zwei Fragen aufzuwerfen : 1) die der Erblichkeit und ihr Einfluss auf die Entstehung der Tu- beroulose; 2) welches sind die Eingangspforten für den Tuberkel- bacillus? — Auf die erste Frage soll jetzt nicht eingegangeu werden. Was die zweite betrifft, so können die Bacillen durch die Lungen oder l) Es ist ein seltsamer Widersprach zu dem eben Gesagten, wenn Verf. anderor- »eiu die rasche Vergänglichkeit der Wirkung des Serums ouf die Bakterien als bekannte Thatsache anführt. Bi. X. 49 770 BakterioJogiscbes vom VII. internationalen Kongress au London, durch den Dannkanal eindringen. Man muss darauf sinnen, das Individuum und die Gesammtheit vor der Ansteckung zu schützen. Sprecher ging darauf über zu den Beschlüssen der jüngsten Pariser Konferenz bezüglich des tuberculösen Fleisches. Arloiug zeigte, dass von je 6 geschlachteten Rindern 1 tuberculös war, so dass also angenommen werden muss, dass von 1000 zum Genuss zugelassenen Rindern über 100 die Gefahr der Infektion in sich tragen. Doch müsste der Beweis geführt werden, dass, wenn wir kein tuberculftses Fleisch kssen, wir von Tuberculose frei blieben. Ghauveau und E. Baumgarten waten die Ersten, die die Aufmerksamkeit auf die Gefahr des Genusses von tubercujösem Fleische hinlenkten. Baum- garten zeigte, dass die Tuberculose zuerst das Lymphdrüsensystem befällt. Doch bedürfen wir noch mehr experimentelle Untersuchungen. Man darf nicht einwerfen, dass die Gefahren der tuberculösen Ansteckung übertrieben werden. Wenn bewiesen ist, dass sie vor- handen sind, so können sie gar nicht übertrieben werden. Die Sta- tistiker haben den Beweis geführt, dass 14% der Todesfälle auf Tu- berculose kommen. Die Todesfälle kommen am häufigsten im Kindes- aiter unter 5 Jahren und zwischen 20 und 30 Jahren vor. Gewöhnlich werden die Lungen zuerst befallen, gleichgültig, wo der Krankheits- keim eingedrungen ist. Bringt man beim Thierexperiment das Impf- material unter die Haut, so werden zuerst die Lungen befallen |? Ref.]. So sieht man auch, dass, obwohl die Infektion vom Darmkanale statt- findet, doch die Lungen zuerst befallen werden. Darrntuberculose entsteht nicht primär, wohl aber sekundär beim Erwachsenen. Mau kann sie häufig verfolgen von den Lungen längs der Luftröhre zu den Eingeweiden. In der Kindheit tritt ein verschiedenes Verhalten zu Tage, doch ist diese Frage noch nicht genügend erforscht. Wo bak- teriologische Untersuchungen in Kinderkrankenhäusern stattgefunden haben, haben statistische Berechnungen ergeben, dass fast jeder dritte Todesfall von tuberculösen Veränderungen begleitet ist. Die Lymph- drüsen werden zuerst befallen, hierauf die Knochen. Der Grund da- für, dass auf Masern und Keuchhusten so häufig Tuberculose folgt, liegt wahrscheinlich darin, dass das Kind bereits Lymphdrüsentuber- cuiose hatte, und die hinzutretende Bronchopneumonie folglich leicht zur Tuberculose wird. Diese kryptogenetischen tuberculösen Leiden muss man auf Einflüsse zurückführen, die vor der Geburt in Wirk- samkeit traten. Was den Genuss von tubercülösem Fleisch betrifft, so muss fest- gehalten werden, dass er gefährlich ist, aber wenn wir morgen eia Gesetz hätten, was den Verkauf tuberculösen Fleisches verbietet, so würde es grosse Ausgaben bedingen, denn wir müssten wissenschaftlich geschulte Leute haben, die im Stande wären, die Diagnose sicher zu steilen; alles hängt von der Diagnose ab. Der Thierarzt ist nicht in der Lage, das zu machen, was der Franzose eine präzise Diagnose nennt. Der Sachverständige müsste eine wissenschaftliche Erziehung und eine spezielle technische Fertigkeit haben, genau so, wie der Theeprüfer eine spezielle Schulung haben muss. Schlussfolgerungen. Es sind noch nicht Thatsachen genug bekannt, um zu dem Ausspruch zu berechtigen, dass tuberculose Eakterlologisches votn VIL internationalen Kongress zu London. 771 Massen, die in den Darm gelangen, allgemeine Tuberculose hervor- bringen können; aber da bei Kindern auf Da rmi überall ose Drüsen- und Knochentubercnlose fol >t, so dürfen wir wohl annehmen, dass dies auch beim Erwachsenen der Fall ist; doch sind wir einer grossem Anzahl von Experimectaluntersnchungen dringend bedürftig. Wir müssen mehr Klarheit haben über die Ursachen der Tuberculose im Kindesalter. Was dieVerwalfongsmassregeln betrifft, so ist ein System strenger Eleischschau zu empfehlen, das sich über das ganze Land zu erstrecken und gleicbmässig in Wirksamkeit zu treten bat. Die Tuberculose muss unter das Gesetz zur Verhütung der Infektionskrankheiten fallen. Wir bedürfen noch der genauen Kermtnlss von der gegenwärtigen Verbreitung der Tuberculose. Ueber 5 p. in. des Rindviehstandes wird in der Regel als tuberculös verworfen. Dies erfordert eine Ent- schädigung, die durch eine Extrasteuer (die ja sehr niedrig sein kann) aufgebracht werden muss.“ Nach diesem mit grossem Beifall aufgenonsmenen Vortrage des Referenten erhielt der Korreferent, Prof. Bang, Kopenhagen, das Wort zu seinem Vorfrage: „lieber die Gefahr des Genusses von scheinbar gesundem Fleisch und der Milch tuber- culös er Thiere“, dessen Hauptinhalt folgender war: „Die grosse Mehrzahl der Forscher nimmt an, dass die wesent- liche Quelle der menschlichen Tuberculose im Menschen selbst zu suchen sei ; aber nahezu alle geben zu, dass man die Krankheit durch den Genuss von Fleisch oder Milch tuberculöser Thiere erwerben kann. Nur über die Ausdehnung dieser Gefahr gehen die. Meinungen aus einander. In Frankreich ist durch Dekret des Präsidenten der Ver- kauf und Gebrauch der Milch von tuberculösen Kühen verboten wor- den; aber ich halte die Durchführung dieser Massregel für unmöglich in Ländern, wo die Tuberculose vorherrschend ist, ausserdem scheint sie mir auch nicht nothwendig zu sein. Ich habe in dieser Richtung eine Reibe von Experimenten mit tuberculösen Kühen angestellt. Unter 58 Kühen, mit deren Milch Kaninchen und Meerschweinchen geimpft worden waren, war die Milch bri 9 virulent [15,5%]. Im Ganzen bin ich der Ansicht, dass die Milch einer Kuh mit augenscheinlich gesundem Euter in der Mehr- zahl der Fälle nicht gefährlich ist, aber sie ist es zeitweise zweifellos und ist immer verdächtig. Bezüglich des Fleisches bin ich der Meinung, dass man nach den von Andern angesfellten Experimenten das Muskelgewebe für einen so ungünstigen Nährboden für die Tuberkelbacillen anseben muss, dass sie sich in demselben nicht vermehren. Die Zahl der Bacillen, die im Fleische tuberculöser Thiere sich finden, muss immer sehr be- schränkt sein. Eine Reihe von Versuchen, die ich über die Virulenz des Blutes von 20 im äussersten Grade tuberculösen Kühen angestellt, habe, gaben negative Resultate in 18 und positive nur in 2 Fällen flO°/o). Ich meine, die Massregel, das Fleisch jeden tuberculösen Thieres zu beschlagnahmen, ist zu streng. So lange die Tuberculose scharf lokalisirtjst, ist das Fleisch keine Quelle der Gefahr. Wo die Krank- 49* 772 Bakteriologiselias vom VII. internationalen Kongress zu London. heit allgemein geworden ist, kann der Genuss des Fleisches gefährlich sein, ist es jedoch nicht immer. Der Genuss ungekochten Fleisches sollte unterbleiben, aber der beste Weg, die Gefahr für die mensch- liche Gesundheit aus dem Wege zu räumen, ist,, alle möglichen Mass~ regeln zu ergreifen, um die Ausbreitung der Tuberculose unter unsern Hausthieren zu verhüten.“ Prof. Bang iiigte noch hinzu, es sei unbedingt nothwendig, die Milch, die zur Bereitung von Käse oder Butter bestimmt sei. vorher so stark zu erhitzen, dass die etwa darin befindlichen Tuberkelhacillen zu Grunde gehen. Zu B a n g ’ s Vortrage bemerkte Prof. Arloing, Lyon die Frage der Uebertragbarkeit der Tuberculose von Tbieren auf den Menschen sei von sehr grosser Wichtigkeit, aber die „präzise Diagnose“ sehr schwierig. Die Milch tuherculöser Kühe zu trinken sei für Kinder sehr gefährlich. Er sei ganz entschieden der Ansicht, dass das tu- berculöse Fleisch gänzlich verworfen werden müsse, und könne der entgegengesetzten Meinung Bang’s durchaus nicht beipfiiehten. Er hält alle tuberculösen Thicre für gesundheitsgefährlich, und das Fleisch wird oft nicht genügend gekocht, so dass die Bacillen virulent, bleiben, eine Anschauung, die er durch einige statistische Angaben bekräftigte. Zum Schluss befürwortet er eine geordnete Fleischschau, nicht nur für grosse Städte, sondern auch für alle kleineren Bevölkerungszentren. Hierauf kam eine Arbeit von Prof. Me Faclyean und Dr. G. Sims Woodhead: „Ueber die Ue her trag ung von Tuber- culose vor. Thieren auf Menschen durch Fleisch und Milch tuherculöser Thiere“ zur Verlesung. „Was die Uebertragucg durch das Fleisch tuherculöser Thiere betrifft, so widersprechen sich die Ansichten sehr, augenscheinlich weil die angewandten Methoden sehr verschieden und die Bedingungen nicht gleichmässig sind. Erwerben die Menschen immer die Tuberculose durch Aufnahme tuberculösen Materials von niederen Thieren? Nach dem Ersehniss einer grossen Reihe von Beobachtungen über Tuberculose bei Kindern kann diese Frage wohl bejahend beantwortet werden. Ist das Fleisch tuherculöser Thiere im Stande, Tuberculose her- vorzurufen, a) wenn es in Masse eingeführt; b) wenn nur der aus- gedrückte Fleischsaft angewendet wird? Unsere Versuche geben den Beweis, dass der Saft allein in den meisten Fällen nicht die genügende Anzahl von Bacillen enthält, um Tuberculose hervorzurnfeo, selbst Lei der Impfung von kleinen Nagethieren ; aber durch die Thatsache, dass wir tuberculose Massen in den Muskeln am Hintertbeil tuberculösen Rindviehs beobachtet haben, müssen wir es als erwiesen ansehen, dass Tuberkelbacillen zuweilen, wenn auch selten, in beträchtlicher Anzahl in dieser Gegend Vorkommen können. Unter 3 au einem Tage und in einer Schlächterei geschlachteten Kühen fanden wir bei 2 Thieren Tuberkel in der Muskulatur des Hintertheils; bei einem derselben fand sich Tuberculose fast aller Organe und theilweise auch der Knochen; hei dem anderen waren nur wenige Knötchen in der Lunge und in einigen Drüsen vorhanden, jedenfalls bestand weder Brustfell- Ilaktenologisches vom VII. internationalen Kongress in London. 773 noch Bauchfelltuberculose, und alle anderen Organe waren frei — ein sehr bemerkenswerther Fall. Die Berichte verschiedener Beobachter über eine Anzahl positiver Fütterungsversuche geben weiter den Be- weis datür, dass m der That in gewissen Fällen Tuberkelbacillen in den Muskeln oder ira Zwischeumuskelbindegewebe anwesend sind und hier eine mögliche, wenn auch vergleichsweise seltene Ansteckungs- quelle abgeben. Ueberblicken wir unsere eigenen und die früheren Versuche in ihrer Gesammtheit, so ergiebt sich, dass diese Gefahr nicht häufig vorhanden ist, dass sie jedoch in einem gewissen Ver- hältnis von Fällen existirt. Milch. — Bisher ist auf diesen Gegenstand in diesem Lande zu wenig Aufmerksamkeit verwendet worden: dies war die Folge unserer Unfähigkeit, das Vorhandensein der frühesten tuberculösen Sym- ptome beim .Rindvieh rnit Sicherheit zu erkenuen. Vf ir sind der An- sicht, dass das Verhalten des Euters bei tuberculösen Kühen und die Bedingungen, unter denen Tuberkelbacillen in der Milch gefunden werden, sorgfältiger ertorscht werden müssen, und dass es notü wendig ist, alle Milchkühe gründlich und häufig zu untersuchen, wegen der Schnelligkeit, mit welcher die Tubercuiose auf das Euter übergeht. Tuberkelbacillen in der Milch. — Je zahlreicher sie in der Milch zugegen sind, um so virulenter ist dieselbe für die damit ge- impften Thiere. Eine bakterienfeindliche Wirksamkeit den Tuberkel- baciilen gegenüber ist für die Milch nicht bewiesen. Bang legt Ge- wicht, darauf, dass von verschiedenen Beobachtern in verschiedenen Fallen verschiedene Resultate erlangt worden sind, weil sic an ver- schiedenen T liieren experimentirt haben. Es ist nothwendig. diesem Gegenstände spezielle Aufmerksam- keit augedeihen zu lassen, da man jetzt allgemein annimmt, dass die tubercuiose Euterentzüudung zwar in den letzten Stadien leicht zu erkennen ist, dass es aber eine Periode gibt, in der es klinisch un- möglich ist, dieselbe festzusteilen (höchstens durch Impfung kleiner Thiere); in diesem Stadium sind Tuberkelbacillen in sehr kleiner Anzahl in cler Milch zugegen, jedoch in genügender Zahl, um den Genuss solcher Milch für Wochenkiuder gefährlich zu machen. Die Gefahr tubereuiöser Milch wird durch Vermischung mit ge- sunder Milch verringert. Es ist ausserordentlich nothwendig, dass die Milchkühe alle 14 Tage tkierarztlieh besichtigt werden. Kein Phthisiker darf sich in einer Meierei aufhalten. Die Frage nach der Gefährlichkeit des Genusses von Fleisch tubereuiöser Kühe muss beantwortet werden, je nachdem mau denkt, dass es sich noch um eine iokale Erkrankung handelt. Die Haupt- quelle der Tubercuiose bilden jedenfalls die Thiere.“ Wegen Mangel an Zeit musste der Vortrag abgekürzt werden. Mc Fadyean bemerkte nur noch, dass er in der Hauptsache mit Bang übereinstimme, doch sei die Frage, ob das Fleisch gänz- lich zu beschlagnahmen sei oder nicht, noch nicht spruchreif. Prof. Hamilton, Aberdeen: „Es gibt zwei Hauptansicdelungs- punkte lür die Tuberkel — den Darmkaual und die Lungen, ausser- dem örtliche Tubercuiose. m Zweiter Tubereu lo>o- Kongress. 1) Tubercuiöse Lungenentzündung, wo die Luftbiäschen der pri- märe Sitz der wahrscheinlich durch die Athmung vermittelten In- fektion sind ; 2) Miiiareruption ; 3) Lymphgefässe. Die Darm tubercuiöse ist ia der Regel Begleiterscheinung der Schwindsucht oder sie kann, entgegen der Meinung Burdon- Sanderson’s, primär sem, wie mau das bei Kindern sieht. Es kommen auch isolirte Tuberkelherde vor. Dass in den Lungen ein vorbereitender Katarrh vorhanden, ist nicht noth wendig, aber er ist eine prädispouirende Ursache, insofern als er die schlitzende Decke lockert. Wenn sich Tubercuiöse an Keuchhusten anschiiesst, so waren wahrscheinlich schon vorher tubercuiöse Herde vorhanden; oder die durch die Krankheit erweichten Drüsen fallen der Tubercuiöse als leicht errungene Beute anheim. Dringend bedürftig einer Erklärung ist die Immunität, deren sich der Herzbeutel und "der Magen gegen Tubercuiöse erfreuen.“ Prof. Noeard, Paris: „Ich meine, es gibt keine genügenden Be- weise dafür, dass die Einführung tuberculösen Materials ia den Ver- dauungskanal Tubercuiöse erzeugt; ich möchte mehr positive Versuche sehen, die Mehrzahl derselben ist negativ. Für Kinder ist tubereulöses Material meiner Ansicht nach gefährlicher als für Erwachsene.“ (Schluss folgt.) Zweiter TubercuJose-Kongress. Nach den Berichten der „Semaine medicale“ und das „Bali. m6fl.u referirt voa Dr. M. T, Sehnirer, m Wien. (Schluss.) lieber Bakterien&ssociationen bei Tubercuiöse, Lcloir berichtet über experimentelle Untersuchungen betreffend die Impfung skropkulös-tuberculöser Produkte na- mentlich des Lupus vulg. auf Threre. Die Impfungen von mehr als 200 Lu pusf allen wurden sämmtlich an Meerschweinchen intraperitoneal oder bei Kaninchen in die vordere Augenkammer ausgeführt. Die Resultate dieser Versuche sind folgende: Der Lupus erzeugt bei Kaninchen und Meerschweinchen eine zweifellose Tuber- culose. Diese Tubercuiöse ist aber von geringer Virulenz, da sie nur dann auftritt, wenn die Impfung in ein geeignetes Medium vorge- nommen wird und fehlschlägt, wenn sie subkutan ausgeführt wird. Trotz des Durchganges durch einen Thierkörper nimmt diese Tuber- cuiose sehr schwer an Virulenz zu. Ausserdem müssen grosse Stücke Zweiter Tubercutose-Kongress. 775 von Lupus eingeimpft weiden, um Erfolge zu erzielen, auch ist die Entwickelung der durch Lupus hervorgerufenen Tuberculose eine äusserst langsame. Der Lupus muss daher als eine stark abge- schwächte, an Tuberkelbaeiiieu sehr arme Hauttuberculose angesehen werden. Entgegen Ar Icing ist L. der Ansicht, dass die Ddlerenz von der Quantität und nicht von der Qualität der Tuberkelbacillen abhängt, da sich ähnliche Resultate auch durch Impfung sehr ver- dünnter Reinkulturen von Tuberkelbacillen erzielen lassen. Die skro- phuiös-tuberculösen Gummata sieht L. als tu bereu löse Produkte an, die zwar weniger virulent sind, als die wahren Tuberkelbaeiiieu, doch mehr als der Lupus. Impft man Partikelchen eines solchen Gumma in das Peritoneum von Meerschweinchen, so erhält man rascher eine Tuberculose, als durch Impfung des Lupus. Nocard bemerkt, dass ähnlich wie beim Lupus auch bei der Skrophulose des Schweines die Gewebe äusserst wenig Bakterien ent- halten und nur sehr langsam Meerschweinchen damit geiödtet werden können. Diese Tbatsache stützt die Ansicht von Leloir von der Bedeutung der Quantität in der Frage der Virulenz. Vernenil bekämpft diese Ansicht, da doch bei kalten Abscesseu und bei Gelenksfungis fast gar keine Bacillen gefunden werden und dennoch die mit diesen Produkten geimpften Meerschweinchen alle tuberculös werden. Cornil bemerkt hierzu, dass die Abwesenheit von Bacillen noch nicht jene von Sporen involvirt. Behandlung der chirurgischen Tuberculose mittels W ä r m e. CJado hat 6 Fälle von Gelenkstuberculose auf der Kiinik von Verne uii mittels hoher Temperaturen behandelt und 4 davon voll- ständig geheilt. Das mit einer feinen Watteschicht bedeckte kranke Glied wurde in einen ad hoc konstruirten aus heissen Ziegelsteinen gebauten Ofen gesteckt und eine Stunde darin belassen. Die an der Baut des erkrankten Gliedes gemessene Temperatur zeigte 110°. Die Kranken vertragen diese Temperatur ganz gut und klagen nur anfangs über ein Gefühl von Hitze. Verbreitung von Tuberculose durch Nahrungsreste von Phthisikern, ScliOüli (Tunis) hat die Entwickelung der Tubercuiose bei 2 Katzen beobachtet, die mit Nahrungsresten einer jungen pbthisi- schen Frau gefüttert wurden und durch diese Beobachtung angeregt, folgende Versuche angestellt: Von 3 jungen Katzen wurden 2 mit den .Nahrungsresten von Phthisikern, die dritte mit solchen von ge- sunden Personen genährt. Die ersteren gingen an einer allgemeinen Visceraltubereulose zu Grunde, die letztere blieb gesund. Die daraus sich ergebenden hygienischen Folgerungen liegen auf der Hand. Megni.il und Mosny : IJeber Pseudo tuberculose der Hasen. Verff. haben tuberculose Läsionen in den verschiedensten Organen bei Hasen beobachtet, die durch eine Epidemie unbestimmter Art deziwirt wurden. Es bandelt sich nicht um eigentliche Tuberkel 776 Zweiter Tu’ierculosoKongress* als vielmehr um rein entzündliche Knötchen ohne Riesen- undjEpithelial- zellen. Auch konnten mit den gewöhnlichen Farbemethoden keine Tuberkelbacillen uachgewiesen werden, hingegen war es möglich, einen Bacillus herauszuzüchten, der bei Meerschweinchen genau dieselbe Erkrankuug wie bei den Hasen hervorrief. Dieser Bacillus, dessen Enden sich sehr gut färben , während das Centrum die Farbstoffe nur schwer annimmt, ist ein obligater Aerobe, der sehr gut auf Agar Gelatine und Bouillon gezüchtet werden konute. Ueber die relative Häufigkeit der verschiedenen Arten der Ansteckung mit Tuberculose. Artliaucl stellt auf Grundlage von genauen Untersuchungen an Hunderten von Fällen die Behauptung aut, dass 80 °/0 der acquirirten Tuberculosen in iufizirten Lokalen zustande kommen ; in Lokalen, wo viele Arbeiter sich aufhalten, fanden sich 50 ü/0 derselben tuberculös, wovon 60 °/0 durch ihren Aufenthalt in iufizirten Lokalen es geworden sind. Die fortgesetzte Untersuchung hat ergeben, dass mindestens ein Aufenthalt von einem Monat in einem Lokale nothwendig ist, um eine Haftung der Tuberculose herbeizuführen. Aus seinen Beobachtun- gen zieht A. den Schluss, dass es nothwendig ist, energische prophy- laktische Massregelu gegen die Verbreitung der Tuberculose auf diesem "Wege zu ergreifen und schlägt folgende Resolution vor: 1) Die obligatorische Anzeige aller Todesfälle von Tuberculose. 2) Die obligatorische Desinfektion der suspekten Lokalitäten. 3) Die spezielle Ueberwachung der Hotels in den Städten und in Bädern und öftere Desinfektion solcher Lokalitäten. 4) Die Plakatirung der hygienischen Vorschriften in den der Ueberwachung unterworfenen Lokalen und Desinfektion dieser Lokale im Falle einer konstatirten Epidemie. Prophylaxe der menschlichen und thierischen Tuberculose. Arloing (Lyon) bekämpft die von den Thierzüchtern und Land- wirthen gegen das Verbot des Genusses von Fleisch tuberculöser Thiere erhobenen Einwände. Der Einwand, dass die Tuberculose des Rindes nicht identisch ist mit jener des Menschen, ist durch zahllose Versuche hinlänglich widerlegt worden. Es wurde ferner behauptet, dass die Virulenz des Fleisches tuberculöser Thiere, bei Einführung ins subkutane Zellgewebe, eine so minimale ist, dass sie bei Ingestion in den Darmtractus ausser Betracht kommt. Nun ist aber der Darmkanal für die Entwickelung der Tuberculose sehr geeignet, wenngleich in geringerem Masse, als das Peritoneum oder das Binde- gewebe. Das Kochen des Fleisches ist kein radikales Mittel, wenn es nicht bis zur Gerinnung des Fiweisses des Saftes in allen Theilen des Muskels getrieben wird. Mach den diesbezüglichen Erfahrungen lässt sich berechnen, dass durch Genuss des in gewöhnlicher Weise gekochten Fleisches tuberculöser Thiere jährlich 168 3üÖ Meerschwein- chen in Baden, 1567U0 in Paris und 23000 in Lyon tuberculös ge- macht werden können. Man kann daraus einen bchluss auf die Ge- fahr des Genusses eines solchen Fleisches ziehen. Was nun den Zweiter Tuberculose-Kongress. 777 Schaden betrifft, der durch da3 Verbot tuberculöseu Fleisches den Besitzern desselben erwächst, so könnte derselbe zum Theil dadurch ausgeglichen werden, dass dieses Fleisch durch Bitze steriüsirt und zu Konserven, Fleischextrakt etc. verarbeitet wird. Der noch blei- bende Schaden könnte durch eine geringe Steuer für jedes geschlach- tete Thier ersetzt werden. Nocard (Paris) hält, die Zahl der tuberculösen Rinder für viel höher, als sie Arloing angibt (5°/0O). Trasbot fordert die Auflösung der bestehenden Privatschlacht- häuser und Ersatz derselben durch öffentliche, einer strengen Kon- trolle unterworfene Schlachthäuser. Laquerriöre macht auf die Nothwendigkeit behördlicher Ueber- wachung der Meiereien aufmerksam. Espina y Capo (Madrid) schlägt nächst der individuellen Pro- phylaxe folgende allgemeine Massregeln vor: 1. Isolirung armer Tubercuiöser in eigenen Etablissements. 2. Möglichste Isolirung der Tuberculösen in Familien. 3. Vernichtung der Produkte von Phthisikern durch Feuer, ins- besondere der Sputa und Faeces. 4. Vernichtung durch Feuer der Effekten, Wäsche und Kleider reicher Phthisiker und Desinfektion des Effektenmateriales der Spitäler mittelst Wasserdampf; Desinfektion der Wohnungen mittelst Kalk und Sublimat, wenn möglich auch durch Schwe- felräucherungen. 5. Verhinderung der Verehelichung Tubercuiöser oder, wenn dies nicht möglich, Verbot des Stillens durch die Mutter, sorg- fältige Ammenwahl und möglichste Isolirung des Neugeborenen von den Eitern. 6. Athmungsgymnastik für disponirte oder von tuberculösen Eltern stammende Kinder. 7. Vernichtung der tuberculösen Thiere und ihrer Produkte. 8. Organisirung internationaler Comitös zur Realisirung der be- schlossenen Massnahmen. Tison macht darauf aufmerksam, dass die geistigen Getränke den Boden für die Eutwickelung der Tuberkelbaciilen vorbereiten, in- dem sie Affektionen verschiedener Organe und Zirkulationsstörungen verursachen. Landouzy verliest eine Mittheilung Bouland’s (Limoges) über den Einfluss des Kaolin-Staubes auf die Tubereulose der Porzellan-Arbeiter. Schon seit langer Zeit wurde die Häufigkeit von Lungensklerosen hei Porzellanarbeitern beobachtet. Der Kaolin- staub ruft in den LuDgen einen Reizzustand hervor, der eine Ein- trittspforte für die Bacillen abgibt. Interessant ist aber der lang- same Verlauf dieser Erkrankung, indem die Gelegcnheitsursache der Tuberculose auch eine Einschränkung des Prozesses bildet Um den als Fremdkörper fungirenden Staub findet ein Zufluss von Lympho- cyten statt, der von einem sklerosirendeu Prozess gefolgt ist, welcher die Ausdehnung der kleinen bacillaren Herde einschränkt. 778 Nene Lltteratur Tuberculöse Hydrocelen. Tuffier (’Paris'i hat in 4 Fallen von Hydroceie vaginalis in Folge von Hodentuberculose die Flüssigkeit mikroskopisch untersucht und keine Tuberkelbacillen gefunden , die Ueberirnpfung der Flüssig- keit erzeugte aber bei Meerschweinchen eine allgemeine Tuberculöse. Hemilateraic Tuberculöse. Clado (Paris) hat 6 Fälle von Tuberculöse beobachtet, die trotz langer Dauer immer nur auf eine Körperhälfte beschränkt blieb. Er bat auch 2 Fälle beobachtet, in welchen die bemilaterale Tuber - culose sich mit Fibrom resp. Adenom der Mamma der entgegen- gesetzten Seite vergesellschaftet hatte. Von den verschiedenen Mittheil ungen über die Behandlung der Tuberculöse ist die von Gimbert (Cannes) über die Anwendung subkutaner Injektionen von Kreosot am meisten bemer- kenswerte Er gebraucht eine Lösung von 1 g Kreosot in 20 g neutralem Olivenöl. Er beginnt mit 0,50 und steiut bis zu 3 — 4 g Kreosot. Mit dieser Methode will G. zweifellose Heilungen erzielt haben, Schuir er (Wien). 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Durch ein Versehen beim Umbrechen der Numtner 20 bt die Figur auf dor Seite 658 umgedvebt worden , so dass dieselbe auf dem Kopf sieht. Obgleich der Irr- thum beim Losen des Textes sofort auffallen wird, möchten wir doch hoch ausdrücklich auf denselben hinweisen uuö die Nachsicht der geehrten Leser erbitten Sie Verlagtbuchhandltutg. Inhalt. öriginalmittheilungen. Beyerinck, W, Qualitative und quanti- tative mikrobiochemisehe Analyse. (Orig.), p. 723. Büchner, H, Die Forschnngsmethodea in der immonitätsfrage (Orig.), p. 727. Fodor, J., Apparat «tun Abimpfen von Bakterien-Kolonieu. (Orig.), p. 721. 3clior , Ueber die fragliche Immatiisation durch Alkalisation mittelst Natrium W- carbonichm. (Orig.), p. 786. dschokke, F., Die Parasitenfauna von TnitU salar. (Orig.) (ForUelz.), p. 738. 784 Inhalt. Belara te. Danges rd. P, A., Contribution k l’ötude des Bacteriacöes vertcs (Eubacillus gen. nov.), p. 745. Finkeistein , J. H. , mit Nachtrag von Eeicn , H. 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Arloing, Prophylaxe der menschlichen und thierischen Tuberculose, p. 77S. Arthaad, Ueber die relative Häufigkeit der verschiedenen Arten der Ansteckung mit Tuberculose, p. 776. Bonland, Einfluss des Kaolin-Staubes auf die Tuberculose der Porzellan- Arbeiter, p. 777. Clado, Behandlung der chirurgischen Tufcer- culose mittels Wärme, p. 775. Ciads. Hemilaterale Tuberculose, p. 778. Espina y Oapo . Massregeln gegen die Uebertragung der Tuberculose, p 777, Leloir , Ueber die Impfung skrophulös- tuberculöser Produkte , namentlich des Lupus vulg , p. 774. Xegnin’ und Mcsny, Ueber Pseudotuber- culose der Hasen, p. 775. Schonll, Verbreitung von Tuberculose durch N ahmngsreste von Phthisikern, p. 736. Tnfiier, Tuberculose Hydroceleu, p. 778. Kene Li'cteratur, p. 778. Fronuaftuusche Buchdrucke/ei (Könne rm Polile) in Jena. Bakteriologie und Parasitenkunde. Tn Verbindung mit Gel. Hot Prof. Dr. Leactart ui Professor Dr. Loeffler in Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. X. Band. -O- Jena, den 22. December 1891. No. 24. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — rji Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu trollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Ein Fall von Heihrng des Tetanus traumaticus durch das von Prof. Guido Tizzoni und Drin Cattani bereitete Antitoxin des Tetanus. Von Dr. Rudolf Schwarz, Assissenten an der chirurgischen Klinik in Padua. In eiuer Reihe von Aufsätzen, welche im Laufe dieses Jahres er- schienen sind, haben Prof. Tizzoni und Drin Cattani darüber x. Bd. 50 786 Schwarz, berichtet, dass es ihnen gelungen sei, zuerst für Tetanus wenig empfängliche Thiere, und sodann solche gegen denselben immun zu machen, welche für diese Infektion sehr empfänglich sind, und dass sie gefunden haben, dass das Blutserum derselben eine autitoxische, immunisirende und heilende Wirkung auf das Tetanusgift ausübe *). Nachdem sie die Eigenschaften des Stoffes untersucht hatten, wel- chem das Serum diese Wirkung verdankt, gelang es ihnen, denselben in festem Zustande zu erhalten, indem sie ihn durch Alkohol nieder- schlugen und das Präzipitat im leeren Raume austrockneten ; dabei erhielt es seine antitoxische, immunisirende und heilende Kraft unverändert. Es blieb noch übrig, zu untersuchen, wie dieser Stoff, den wir der Kürze wegen „Antitoxin des Tetanus“ nennen wollen, sich zu der Heilung dieosr Krankheit beim Menschen verhielte. In der That, wenn man bedenkt, dass der Tetanus beim Menschen fast immer viel langsamer verläuft, als der bei Thieren durch das Experiment hervorgerufene, und dass eine spontane Heilung desselben beim Menschen möglich ist, was bei den Thieren niemals oder doch äusserst selten der Fall ist, so kann man glauben, dass der Mensch sich gegen das Antitoxin des Tetanus wie die für die Tetanusinfektion am wenigsten empfänglichen Thiere verhalten, dass sich also bei ihm die heilende Wirkung des Antitoxins zeigen werde, wenigstens wenn man beim ersten Erscheinen der tetanischen Symptome eingreift. Erst vor kurzer Zeit hat Dr. Gagliardi aus Molinella in der Provinz Bologna in einem schweren Falle von Tetanus mit Vortheil das ihm von Prof. Tizzoni gelieferte Antitoxin in Gebrauch ge- nommen, und zwar das aus dem Blutserum eines immunen Hundes gewonnene. Ein Gramm davon hatte hingereicht, um alle Tetanus- erscheinungen aufzuhalten und zum Verschwinden zu bringen , und dem Kranken die volle Gesundheit wiederzugeben. Die Geschichte dieses Falles ist jedoch noch nicht veröffentlicht worden. Dagegen mache ich den zweiten Fall von Heilung des Tetanus durch dasselbe vom Hunde stammende Antitoxin bekannt und thue es um so lieber, da ich alle darauf bezüglichen Experimente verfolgt, und als Assistent beim Lehrstuhl der allgemeinen Pathologie in Bologna selbst mit Prof. Tizzoni an ähnlichen Untersuchungen über eine andere Infektionskrankheit gearbeitet habe, wobei ich mich völlig davon überzeugte, dass man auch in der Praxis günstige Resultate damit gewinnen würde. Giansello Luigi aus Villafranca Padovana, ein Bauernknabe von 15 Jahren. Seine Eltern und Bruder leben und sind gesund. Nur eine Schwester desselben hatte sich vor einigen Jahren bei der Feldarbeit verwundet, wurde nach mehreren Tagen von Tetanus be- fallen und starb daran. Er hatte früher an keinen erwähnenswerthen Krankheiten gelitten. 1) Tizzoni e Cattani, Sul modo di conferire ad alcuni animali l’immunitk contro il tetano. Letta alla R. Accad. delle scienze di Bologna addi 11 gennaio 1891. (Rif. med. No. 10. Genn. 1891.) — Tizzoni e Cattani, Sülle proprietä dell’ anti- tossina del tetano. Letta alla R. Accad. dei Lincei il 5 aprile 1891. (Rif. med. No. 102. Maggio 1891). — Tizzoni e Cattani, Ulteriori ricerche sulla antitossina del tetano. Letta alla R. Accad- dei Lincei addi 10 Maggio 1891 (Rif. med. No. 126. 1891.) — Tizzoni e Cattani, L’immunitä contro il tetano, studiata negli animali molto recettivi per questa infezione (cavia, coniglio, topo). (Rif. med. No. 183 — 84. Agosto 1891 ) Ein Fall von Heilung des Tetanus traumaticus durch Antitoxin des Tetanus. 787 Gegen den 20. August d. J. zerschnitt er eine Nuss, welche er an demselben Orte von der Erde aufgenommen hatte, wo sich vor Zeiten die Schwester verwundet hatte, und verursachte sich dabei eine Wunde, ungefähr einen Centimeter lang, in der untern, vordem Ulnargegend der linken Seite, welche in der Längsrichtung des Glieds verlief, tief war und wahrscheinlich die Ulnararterie mit betraf1). Zur Blutstillung benutzte man in der Wohnung des Kranken gesammelte Spinnweben und eine Druckbinde. Nach einigen Tagen, nach Ab- nahme der letzteren, trat die Hämorrhagie wieder auf, was die Eltern zwang, den Burschen nach der Klinik des Hospitals in Padua zu bringen, wo der Blutfluss gestillt, die Wunde nach Vorschrift behandelt und mit Jodoformpulver bestreut wurde. Dieselbe heilte bald vollständig zu. Aber am 4. September fing der Kranke an, Zusaramenziehungen der Muskeln des linken Vorder- und Oberarmes zu zeigen. Am folgenden Tage trat Erschwerung des Oeffnens der Kinnladen auf, welche am 6. vollkommen unmöglich wurde, während die Bewegungen der Beine sich immer schwieriger gestalteten und alle Muskelgruppen eine gewisse Steifheit angenommen batten. Der Bursche wurde unter diesen Umständen am 7. in das hiesige Hospital aufgenommen, und zwar in die chirurgische Abtheilung unter Prof. Alessio’s Leitung. Hier beobachtete man Zusammenziehungen aller Muskeln des Gesichts, besonders der Kaumuskeln, so dass das Gesicht einen be- sonderen Ausdruck angenommen hatte und das Kauen unmöglich war; Pupillen gleich gross, ein wenig mydriatisch; verhältnissmässige Starrheit, besonders der Muskelgruppen des Rumpfes und der Glieder, aber vorzüglich des verwundeten Armes. Keine Uebertreibung der Reflexe. Untersuchung der inneren Organe negativ. Man diagnosti- zirte Tetanus traumaticus. Man unternahm sogleich die Behandlung mit Chloral und warmen Bädern. Der beschriebene Zustand blieb einige Tage lang derselbe und verschlimmerte sich dann. Die Starrheit der Muskeln nahm zu, der Mund öffnete sich nur V2 Centimeter weit, so dass der Kranke nur flüssige Nahrung zu sich nehmen konnte. Bisweilen bei Tag, häufiger in der Stille der Nacht, wenn er ein plötzliches Geräusch hörte, hatte er Anfälle von stärkerer Muskelspannung, welche sich bald auf den verwundeten Arm beschränkte, bald eine grössere Zahl von Muskelgruppen einnahm und Opisthotonus hervorbrachte. Dauernde Erschwerung des Athmens. Am 16. September wird jede Behandlung ausgesetzt. In der Nacht hat der Kranke 8 — 9 Anfälle von tetanischen Kontrakturen, von kurzer Dauer, von starker Athmungsbeschwerde und leichtem Opistho- tonus begleitet. Derselbe Zustand dauerte den 17. fort. Am 18. untersuche ich den Kranken zugleich mit dem Sekundärarzt Dr. Preto und dem Praktikanten Dr. Arslan. 1) Eine kleine Menge von der Erde jenes Feldes wurde unter die Rückenhaut eines Kaninchens eingebracht und verursachte nach 3 Tagen das Auftreten der ersten Symptome des Tetanus und den Tod des Thieres am 5. Tage, nachdem es das klassische Bild des Tetanus dargeboten hatte. Kulturen derselben Erde in Fleischbrühe gaben ebenfalls positive Resultate durch das Auftreten des bekannten Tetanusbacillus. 60* 788 Schwarz, Der Bursche zeigt einen massigen Ernährungszustand. Die deut- liche Zusammenziehung aller mimischen Gesichtsmuskeln gibt der Physiognomie ein ganz besonderes, starres Ausehen. Die Masseteren zeigen sich bei der Berührung hart, resistent, die Kinnladen öffnen sich nur 1 Centimeter weit. Die Pupillen sind mydriatisch, reagiren aber gut. Der Geist ist munter, die Rede etwas schwerfällig. Die Sterno-cleido-mastoidei und die Nackenmuskeln sind gleicher Weise zusammengezogen ; der Bauch ist gespannt, die Muskulatur so hart, dass sie sich wie ein Brett anfühlt. Die langen Rückenmuskeln gleichen starren, gespannten Strängen. Die des linken Oberarmes sind stark kontrahirt, der Vorderarm ist auf den Oberarm zurück- gebogen, auch die Finger sind eingebogen, die nach der Hand geben- den Sehnen drängen sich stark durch die Haut hervor. In der vor- dem, untern Ulnargegend befindet sich eine schmale, ungefähr einen Centimeter lange Narbe, parallel mit der Achse des Glieds. Die Muskeln des linken Armes sind weniger zusammengezogen. Die Muskulatur der Beine ist ebenfalls mässig starr; alle passiv ausgeführten Bewegungen sind gehemmt. Wenn man den Kranken aus dem Bette steigen lässt, so kann er nicht allein stehen und macht mit Mühe einige Schritte, wenn er gehalten wird. Das linke Bein bewegt sich in einem Stück, das rechte ist etwas beweglicher. Der Puls ist kräftig, ein wenig frequent (96), der Rhythmus des Athems ziemlich regelmässig; die Temperatur hat während seines Aufenthalts im Hospitale zwischen 37 0 und 37,6 0 geschwankt. Da die bisherige Behandlung mit Chloral und warmen Bädern, sowie auch Injektionen von Phenylsäure nach der Methode von Bacelli unwirksam gewesen waren, so beschloss man, an demselben Tage (18.) um 3 Uhr Nachmittags, eine erste subkutane Einspritzung einer wässerigen Lösung von 15 cg Antitoxins zu machen , welches, wie gesagt, aus dem Blutserum eines gegen Tetanus sehr stark im- mun gemachten Hundes stammte und mir von Prof. Tizzoni freundlichst übersandt worden war. Ich hatte diese Substanz in einem durch Hitze sterilisirten Mörser zerrieben und sterilisirtes, destillirtes Wasser hinzugefügt, bis ich etwas wie eine mässig flüssige Gummiemulsion erhielt, was durch ungefähr 3 ccm Wasser erreicht wurde. Die so erhaltene Flüssigkeit wurde vermittelst einer durch Hitze sterilisirten Pravaz’- schen Spritze unter die Haut injizirt, nachdem deren entsprechende äussere Oberfläche gut desinfizirt worden war. In Folge der Injek- tion beklagt sich der Kranke über starkes, örtliches Brennen. Um 7 1/2 Uhr bemerkt man noch keine Abnahme der Symptome, aber der Kranke versichert, er befinde sich besser. Er ist munterer, be- hauptet freier zu athmen , auch die Gelenke des linken Armes seien freier. Von 7 — 10 Uhr liegt er in reichlichem Schweiss. Puls und Respiration haben nur unmerklich geschwankt, nur die Temperatur fiel ein wenig gegen 7 Uhr, also 4 Stunden nach der Injektion. Von 37,6 0 ging sie auf 37 0 herab, um dann wieder auf 37,3° anzusteigen. Während der Nacht hatte er zwei Anfälle von kurz dauernden Kon- trakturen, welche durch Geräusche im Saal verursacht wurden. Am 19. um 8 Uhr Morgens finde ich den Kranken ungefähr in demselben Zustande, wie am vorhergehenden Tage. Ein Fall von Heilung des Tetanus traumaticus durch Antitoxin des Tetanus. 789 Es wurden wieder 15 cg Antitoxins injizirt. Man beobachtet keine merkliche Veränderung im Pulse und in der Temperatur, noch auch in dem allgemeinen Zustande. Um 3 Uhr Nachmittags wird der Kranke in den Operationssaal geschafft und in der Chloroformnarkose die Entspannung der Wunde ausgeführt, ein Stück davon entfernt1), mit Sublimatlösung zu 3°/0 und Höllensteinlösung zu 4 °/0 desinfizirt und die Wunde verbunden. Während der Kranke noch schläft, werden ihm wieder 20 cg Antitoxins injizirt. Beim Erwachen aus dem Chloroformschlaf beklagt sich der Kranke über starke Schmerzen in der Hand, weint lange und beruhigt sich dann. In der 4. bis 5. Stunde nach der Injektion hat er stark geschwitzt. Die Temperatur von 38,1 °, welche um 4 Uhr Nachmit- tags gefunden wurde , fiel allmählich auf 36 0 um 7 Uhr und stieg wieder auf 38,8° um 10 Uhr Abends. Während der Nacht ruhiger Schlaf, kein Anfall. Am folgenden Morgen (20. Sept.) fand ich den Kranken merklich besser. Das Gesicht ist viel weniger kontrahirt, die Pupillen weniger erweitert, er öffnet einigermassen den Mund. Die Bewegungen der Arme, besonders die des verwundeten Gliedes, sind freier. Die ver- schiedenen Muskelgruppen fühlen sich weniger gespannt an, als an früheren Tagen. Aufgefordert, das Bett zu verlassen, geht er ein wenig steif einher, aber ohne zu wanken oder gestüzt zu werden. Der Patient selbst versichert auf Befragen, er befinde sich viel besser, was auch die andern Kranken des Saales finden; seine Sprache ist leichter. Trotz dieser merklichen Besserung wird um 3 1/2 Uhr Nachmit- tags eine neue Einspritzung von 25 cg Antitoxin ausgeführt. Darauf folgt die gewöhnliche Temperaturerniedrigung von 38,1 0 auf 36,3 0 gegen 10 Uhr Abends, um gegen 2 Uhr Morgens am 21. wieder auf 36,9° zu steigen. Leichter Schweiss, ruhige Nacht mit ununter- brochenem Schlaf. Am 21. bemerkte der Kranke eine auffallende Besserung. Die Spannung aller Muskelgruppen ist auffallend vermindert, er beugt die Glieder mit Leichtigkeit, sein Gang ist sicherer, aber ein wenig krampfhaft. Um 5 Uhr Nachmittags mache ich wieder eine Injektion mit 25 cg Antitoxins. Ich bemerke die gewöhnliche Temperaturernied- rigung von 37,6° um 5 Uhr Nachmittags auf 36° um 9 Uhr Abends, aber keine Schweissabsonderung. Am 22. ist die Besserung aller Symptome sehr auffallend. Das Aussehen des Gesichts ist normal, Pat. öffnet den Mund mässig und führt feste Nahrung ein, welche er gut kaut und verschluckt, der Ap- petit nimmt zu, die Bewegungen aller Glieder sind schnell und aus- gedehnt, er bewegt mit Leichtigkeit den verwundeten Arm und die Finger der Hand , welche vorher beständig kontrahirt waren. Er geht, ohne zu schwanken. Am 23. befindet sich der Kranke wohl, bringt einige Stunden 1) Es war mir nicht möglich, durch Kultur in Fleischbrühe in dem abgetragenen Stückchen die Gegenwart von Tetanusbacillen naehzuweisen. 790 Schwarz, Ein Fall von Heilung des Tetanus traumaticus etc. ausserhalb des Bettes zu; alle Symptome des Tetanus sind ver- schwunden, und es besteht nur noch ein gewisses Schwächegefühl, besonders in den Beinen. Der Bursche blieb im Hospital bis zum 1. Oktober. Er wurde immer besser, und die Kräfte nahmen zu, obgleich das Schwächege- fühl in den Beinen noch drei oder vier Tage dauerte, nachdem er das Bett verlassen hatte. Als er das Hospital verliess, konnte er gehen, laufen und jede Bewegung ohne Schwierigkeit ausführen. Die Wunde wurde am 27. September und wieder am 1. Oktober ver- bunden und war am 7. Oktober vollkommen vernarbt. Nun noch einige Betrachtungen. Die Schnelligkeit, mit welcher die Symptome der Kraukheit nach der dritten Antitoxin -Injektion verschwunden sind, beweist schon für sich die hohe Wirksamkeit desselben in diesem Falle. Da die tetanischen Symptome, wie es bei den Mäusen der Fall war, nicht nach der Injektion alle auf einmal verschwanden, sondern allmählich, so ist es wahrscheinlich, dass die dritte Injektion zur Heilung hinreichte, auch ohne die beiden, welche später ausgeführt wurden. Der Entspannung der Wunde und ihrer Desinfektion ist sicher die darauf folgende Besserung nicht zuzuschreiben, denn wenn diese auch den örtlichen Infektionsherd zerstören und die Verschlimmerung der vorhandenen Symptome verhindern konnte, so konnte sie doch diese nicht aufheben oder zur Rückbildung bringen , da diese, wie man weiss, ausschliesslich von der allmählichen Absorption des Tetanus- giftes und der durch dieses bedingten Intoxikation abhängen. Der Unterschied in den Wirkungen der Behandlung mit Anti- toxin und der früheren Behandlung spricht ebenfalls für den Werth der ersteren. Ich bin dem Prof. Alessio, Oberarzt des Saales für männliche chirurgische Kranke, welcher die Freundlichkeit hatte, mir den Kranken anzuvertrauen, und den Doktoren jPreto und Arslan, welche mich bei dieser klinischen Probe auf die durch das Experiment erhaltenen Resultate unterstützt haben, vielen Dank schuldig und hege das Vertrauen, dass man künftig in anderen Fällen, seien sie auch schwerer, als der von mir beschriebene, ebenfalls die Heilung wird erreichen können, sei es durch Anwendung einer grösseren Menge des Antitoxins vom Hunde, sei es, indem man zu grösserer Sicherheit das von Thieren bereitete gebraucht, welche für Tetanus empfäng- licher sind, z. ß. das des Kaninchens. Padua, Oktober 1891. Nachtrag. Durch Privatmittheilung habe ich vor Kurzem er- fahren, dass in der letzten Zeit noch zwei Tetanuskranke durch Be- handlung mit Tetanus-Antitoxin geheilt worden sind. — Der eine im Hospital von Colle di Val d’Elsa (Toscana), welcher von Dott. Paci ni, der andere in der chirurgischen Klinik von Innsbruck, welcher von Prof. N i c o 1 a d o n i behandelt wurde. Hoffentlich werden die Kranken- geschichten bald veröffentlicht. December 1891. Hamann, Die kleineren Süsswasserfische als Haupt- u. Zwischenwirthe etc. 791 Die kleineren Süsswasserfische als Haupt- und Zwischen- wirthe des Echinorhynchus proteus Westr. Von Dr. Otto Hamann, Privatdozeuten in Göttingen. Vor kurzem konnte ich die interessante Thatsache bekannt geben1), dass Echinorhynchus proteus zwei Zwischenwirthe besitze, einen Krebs, Gammarus pulex, wie wir durch Leuckart wissen, und ausserdem die kleineren Fischarten unserer Flüsse, wie Phoxinus laevis, Cobitis barbatula, Cottus gobio, Gobio fluviatilis, Gasterosteus aculeatus und G. pun- gitius. Es ist dieser Wurm der einzige Parasit, der Vertreter zweier verschiedener Typen , Arthropoden und Vertebraten , zu Zwischenwirthen besitzt. In der Leber der genannten Fische trifft man zu jeder Jahreszeit die Larven in vollständig ausgebildetem Zustande an. Am meisten ist Phoxinus laevis von ihnen heim- gesucht, und ich habe in den aus dem Leinefluss stammenden Thieren nicht eins ohne die Larven getroffen. Wie ich bereits nachgewiesen habe, stimmen diese Larven aus den Lebern der Fische im Bau mit denen aus der Leibeshöhle von Gammarus vollständig überein. Nicht nur die Haken, ihre Anzahl und Gestalt, sondern auch der histologische Bau ist bei beiden ganz der gleiche. Das gewöhnliche Vorkommen ist nun, dass diese Fische, neben den Larven in der Leber, die geschlechtsreife Form des Echino- rhynchus im Darme beherbergen. Wie die Trichine, die als unreife Larve uud geschlechtsreife Form in ein und demselben Wirthe lebt, so auch dieser Kratzer. Ist nun auch für mich jeder Zweifel an der Identität beider Larvenformen, der aus die Leber des Fisches und jener aus der Leibeshöhle des Krebses, dadurch beseitigt, dass es mir gelang, aus den Leber-Larven den Uebergang in die geschlechts- reife Form im Darm der Forelle nachzuweisen, so könnte man doch immer noch den Einwurf machen, dass es sich um ein zufälliges Verirren der Ech i n orhynch us -Larven in die Leber der Fische handele. Allein ich bin jetzt durch weiteres Untersuchen der Fische, Monat für Monat, zu dem sicheren Ergebnisse gekommen, dass sich die grösseren Raubfische, vor allem die Forellen, hauptsächlich durch die kleinen Fische, die ihnen zur Nahrung dienen, mit den Larven infiziren, während die letzteren vom Gammarus, der für sie als Hauptnahrung dient, Eier und Larven beziehen. Wir haben uns vor- zustellen, dass Fische, wie Phoxinus und die oben genannten, mit dem Gammarus Eier des Echinorhynchus in allen Entwicke- 1) Hamann, Die Nematlielminthen. Beiträge zur Kenntniss ihrer Entwickelung, ihres Baues und ihrer Lebensgeschichte. Erstes Heft: Monographie der Echinorhynchen. Jena 1891. 792 Z sch okke , lungsstadien aus seinem Darme, sowie ausgebildete Larven, aus seiner Leibeshöhle, aufnehmen. Die Eier wie die Larven gelangen in den Fischdarm; aber nur letztere entwickeln sich an Ort und Stelle zu geschlechtsreifen Würmern, während aus den Eiern die jungen Embryonen ausschliipfen, durch die Darmwand hindurch in die Leibeshöhle des Fisches gelangen und sich endlich in der Leber festsetzen und einkapseln. So kommt die Thatsache zu Stande, dass derselbe Fisch sowohl die geschlechtslose Form, wie das Geschlechts- thier beherbergen kann. Eine Bestätigung, dass das Vorkommen in der Fischleber nicht ein zufälliges, sondern ein normales ist, finde ich in Folgendem. Das hiesige zoologische Museum besitzt neben der aus etwa 800 Nummern bestehenden Mehlis’schen Parasitensammlung, die durch mich vor kurzem aufgestellt worden ist, Tagebücher und Manuscripte dieses Forschers, von denen der grösste Theil aus den Jahren 1826 bis 1830 stammt. Herr Dr. von Linstow, der diese unedirt ge- bliebenen Schriften einer Durchsicht unterzog, machte mich auf eine kleine beiläufige Bemerkung aufmerksam, die besagte, dass bereits Mehlis diese in der Leber von Phoxinus laevis befindlichen Echinor hynchus-Larveu aufgefallen waren, zumal sie stets in mehreren Exemplaren, ich fand bis 20, auftreten. Es ist diese Mehlis’sche Bemerkung deshalb von Wichtigkeit, weil sie das Er- gebnis meiner dreijährigen Beobachtungen in schöner Weise bestätigt. Das Vorkommen der Larven in der Fischleber, das zu so verschie- denen Zeiten beobachtet worden ist, ist somit nicht ein zufälliges, sondern es gehört der kleinere Fisch, als Zwischenwirth und Nahrung für den Raubfisch, in den normalen Entwickelungskreis des Echino- rhynchus proteus. Dabei ist es nicht ausgeschlossen, dass die Raubfische sich ausserdem durch Verzehren der Krebse auch auf diese zweite Weise mit Würmern infiziren. Göttingen, 30. Oktober 1891. Die Parasitenfauna von Trutta salar. Von Prof. Dr. F. Zsekokke in Basel. (Fortsetzung.) Stellen wir dem Bilde der Parasitenfauna aus dem Rheinlachse nunmehr dasjenige des Helminthenbestandes von im Meere erbeuteten Exemplaren der Trutta salar entgegen. Aus der Ostsee konnten 34 Lachse untersucht werden. Es waren alles wohlgenährte, fette Individuen, deren Magen oft noch mehr oder weniger kenntliche Reste mariner Fische, speziell von Häringen, enthielt. Einmal fanden sich auch Spuren eines Insekts. Sämmtliche Ostseelachse waren Parasitenträger. Folgende Schmarotzer bewohnten ihre verschiedenen Organe: Häufigkeit Prozentzahl Name des Parasiten: Bewohnte Organe: des Vorkommens in der infizirten 34 Lachsen : Fische : Die Parasitenfauna von Trutta salar CM •« P ^ 3 •* .E co 8 5- -a t iS « a es a •* 3Q 3 & bjD bi jg g C3 cS P P Oh Q. o o •§ a s .2 * CO co 05 05 tu W Oh P o o P • *s a p * a p :c3 ns D 2 j a ® ® 3 ^ O OJ Ä K ctf £ .2 rO H3 Sf Bfl - >.5 t o. k o «5« 05 05 'r 05 b£ P a §§•* fl* tfl Oh < 15 < o ns • .a O P ** fl cS 3 05 G5 Ti P 0) fl 05 c 05 o3 Oh cS 65 fl 3 ■fl o a CS bfl <1 o a 03 bJO < 1s 05 *3 05 ◄ p" CO 3 P fl fl >» CO 3 P 05 o o o o vi ») v) io <3 <] -<3 - Nach 1 Stunde. 420 300 3. II „ 6 Standen. 180 240 4. » 24 „ 0 360 5. „ 2 Tagen. 0 4G0Ü 6. 17 n ° ?> 0 unaäblig. 7. " * „ 0 M Aber wenn meine Untersuchungen einerseits dargelegt haben, dass der menschliche Speichel eine Wirkung ausübt, welche in vielen Fällen als eine wahrhaft providentieile in Bezug auf die letzterwähn- ten Mikroorganismen angesehen werden kann, so liessen sie anderer- seits auch erkennen, dass in der Speicheiflüssigkeit zwei der gefähr- lichsten Gäste, derDiphtheriebacillus und der Pneumocoe- eus, lange Zeit leben und sogar prosperiren können. Die bei den Untersuchungen über den Diphtherie bacilius erhaltenen Resultate haben ergeben, dass derselbe unter der Wirkung des Speichels nicht sehr leidet, aber dennoch in letzterem nicht leben und auch sich nicht weiter vermehren kann, sondern thatsächlich nach 28 — 40 Tagen, auch wenn er in grosser Menge eingeführt wurde, gänzlich vernichtet war. Hingegen zeigten mir die bei den Versuchen mit dem Diplo- coccus pneumoniae erhaltenen Ergebnisse, dass für diesen Pilz der Speichel einen sehr günstigen Nährbodeo abgibt In der That macht sich kurze Zeit nach der Impfung mit einer ganz geringen Menge desselben eine rapide Vermehrung bemerkbar, die viel reich- licher ist, als jene, die für gewöhnlich in den Kulturen eiuzatreten pflegt Indessen behalten die Pneumokokken im Speichel nicht lange ihre Virulenz, und der folgende Versuch, den ich als Beispiel heranziehe, bestätigt dies zur Genüge. In ein 15 ccm frischen Speichels enthaltendes Reagenzglas giesse ich 5 Tropfen Blut von einem eben an Speichelseptikäinie verendeten Kaninchen. Gleichzeitig giesse ich 5 Tropfen desselben Blutes in ein Bouillonglas und stelle dann beide Gläser in den Thermostaten bei 37° C. Die primäre Virulenz des Pneumococcus tödtet ein Kaninchen innerhalb 24 Stunden. 1. April. Eiuimpf. von 1L ccm das Speichels einem 1. Kaninchen (1,000 kg), stirbt nach 24 Stunden an Speichelseptikämie (Koutrole). 2. April. Einimpf, von */„ ccm des Speichels einem 2. Kaninchen (1,550 kg), bleibt am Leben. 3. April. Einimpf. von */t ccm des Speichele einem S. Kaninchen (0,900 kg), stirbt nach 2 Tagen an Speichelseptikämie. 4. April. Einimpf, von */* ccm des Speichels einem 4. Kaninchen (0,720 kg), stirbt nach 4 Tagen an Speiclielseptik&aiie. 822 Penso, ö. ApriJ. Eiuiinpf. von ‘/» ccm des Spoicheb oiitem 5. Kaninchen (1.200 kg), bluibt am Leben. 7 • Apni. Einimpf. von J/a ccrn des Speichels einem 6. Kaninchen (1,020 kg), bleib; am Leben. 12. April. Einimpf. von 1ji ccm des Speichels einem 7. Kaninchen (1,000 kg), stirbt nach 3 Tagen an SpeichelseptikSmie. 16. April. Einimpf. von 1/i ccm der mit Pneumokokken infizirten Bouillon am selben Tage, wo der Speichel infizirt wurde, hei einem 8. Kaninchen (1,160 kg), stirbt nach 24 Stunden an Speichelseptikämie. Meine bisherigen Versuche gestatten mir noch nicht, eine ent- scheidende Antwort auf die Frage zu geben, die natürlich auf solche Ergebnisse hin gestellt werden kann, welcher Substanz nämlich der Speichel seiße piiztödteude Fähigkeit verdankt; für jetzt halte ich mich bioss berechtigt, anzunehroen : 1) dass der menschliche Speichel als ein durchaus ungünsti- ger Nährboden für gewisse pathogene Mikroorganismen betrachtet werden muss ; 2) dass er die Fähigkeit besitzt, mehr oder weniger rasch die- selben zu zerstören, wenn ihre Zahl nicht zu beträchtlich ist; 3) dass er endlich, auch wenn er die Entwicklung gewisser Arten (Pneumokokken) zulässt, trotzdem im Stande ist, den normalen Typus derselben zu ändern, sie abzuschwächen oder auch gänzlich unwirksam zu machen. Die Schlussfolgerungen aus diesen Resultaten und ihre Anwendung bei den verschiedenen normalen und pathologischen Zuständen des Menschen, in welchen der Speichel, wie so viele andere Sekrete, tiefen qualitativen und quantitativen Modifikationen unterworfen ist. könnten daher interessante Beiträge zur Pathologie und nützliche Indikationen für die Hygiene und die Prophylaxis der Mundhöhle, liefern. Siena, 3. November 1891, Beitrag zum Studium der biologischen Verhältnisse des Bacillus des malignen Oedems. Vorläufige Mittheilung von Dr. Rudolf Penzo, Assistenten am Laboratorium f. aligevn. Pathologie der Universität ca Turin. Aus meinen Untersuchungen, bei welchen die Methode G ruber ’s mit der vou Fraenkel kombinirt wurde, und bei welchen, in sämmt- lichen Rezipienten — die nicht nach der gewöhnlichen Weise, d. h. durch Gummipfropf und raraffinumsäumung, sondern über der Flamme verschlossen wurden — ein gleicher Druck von reinem, verdünntem * Studium der biologischen Verhältnisse des Baciüus des maligneu Oedems. 823 Wasserstoff (10 cm über 0 der Pumpe von Alvergnial) in Anwendung kam. gehen die folgenden Resultate hervor : Der Bacillus des malignen Oedems entwickelt sich in Agarplat- ten, bei 4 38°, schon nach 8 — 10 Stunden zu kleinen Kolonieen von denen diu oberflächlichen punktförmig, weisslieb -opak und von nassem Aussehen sind und rasch von einem zarten, ebenfalls opaken Ring mit unregelmässig ausgezacktem Rande umgeben werden. Nach 20 — 30 Stunden ist die Entwickelung vollständig, und man sieht bei der mikroskopischen Prüfung (Objekt, 4, GkuL 3 Hartnack), dass die Kolonieen aus einem dichten Netz fein granulöser Fäden bestehen, die hier und dort in kleinen Haufen aagehäuft sind. An den tiefen und gut entwickelten Kolonieen entsteht durch Gasbildung ein linsen- förmiges Bläschen. In Gelatineplatten, bei gewöhnlicher Temperatur, erfolgt die Entwickelung erst nach 36 — 48 Stunden. Anfangs bieten die Kolonieen auch hier ungefähr dieselben Charaktere wie in Agar, allein sie verflüssigen rasch die Gelatine. In den Kulturen durcb Einstich in Gelatine (fl- 18° (-22") manifest«! sich die Entwickelung nach ungefähr 30 Stunden durch eine staubförmige Trübung des oberen Theiles des Inipfstreifens ; gleich danach verflüssigt sich die Gelatine, und die Kultur sieht wie ein Wölkchen von konischer Form aus, deren Basis gegen die Ober- fläche der Gelatine und die abgerundete Spitze nach unten sieht. Bei fortschreitender Entwickelung nehmen die Dimensionen, haupt- sächlich die Höhe (ies verflüssigten Gelatineconus zu; man sicht in dieser kleine, weisslicbe Flöckchen herumschwimmen und Bildung von kleinen Gasbläschen, ln einem älteren Stadium klären sich die oberflächlichen Schichten der Gelatine, während sich in der Tiefe ein weisslicber, flockiger, zum Theile auch staubförmiger Bodensatz an- sammelt. Die Sporenbildung beginnt erst 6 — 8 Tage nach der Impfung und geht langsam vor sieh. In den Kulturen durch Einstich in Agar bei fl- 83 u erfolgt die Entwickelung schon nach 6—8 Stunden, und zwar beginnt sie auch hier als fein granuläre, weisslicbe , opake Umwandlung des Inipfstreifens, die sich rasch seitlich mit gefransten Rändern fort- setzt. Nach 12 — 18 Stunden bilden sich längs des Impfstreifens Gasbläschen, die schnell an Umfang zunehmen und den Agar in allen Richtungen zerspalten. Diese Gaseotwickelung ist so reichlich, dass dicke Agarschichten gegen den oberen Theii der Eprouvette geworfen werden , während sich am Grunde derselben eine beträcht- liche Quantität einer kondensirten, trüben, weisslichen Flüssigkeit an- saminelt. Nach 48 — 60 Stunden befindet sich die Sporenbildung im Gange und geht rasch vor sich. Auf dein klarinett -schnabelförmigen Ag&r erscheinen die mit der Platinschlicge gezeichneten Streifen rasch weisslich durch Entwicke- lung von kleinen Kolonieen, welche die Charaktere der an der Ober- fläche der Agarplatten beschriebenen haben. Nach 24 -36 Stunden ist die ganze Oberfläche des Agar von einem dünnen, weissen, opaken Schleier bedeckt, der aus der Ver- schmelzung der Ringe hervorgeht, welche die einzelnen Kolonieen um- 824 P e n zo, geben. Auf Erdäpfel geimpft, entwickelt sich der Bacillus rasch bei der Temperatur der Inkubationsmaschine; diese Kulturen haben je- doch wenig Charakteristisches, da der Bacillus nur ein leichtes Opak- werden der glänzenden Oberfläche des Erdapfels verursacht. Die geeignetste Temperatur zur Entwickelung des Bacillus ist zwischen -f- 37 0 und -f- 39 0 ; bei dieser Temperatur erzeugt er eine grössere Quantität giftigen Stoffes, als bei niederen Temperaturen. Der Bacillus entwickelt sich nicht unter + 16 Auf Fleischbrühe oder Gelatine bildet er oft lange Fäden; dies erfolgt seltener und in weniger gut ausgesprochener Form in Kul- turen auf Agar oder Erdäpfeln. Er färbt sich mit allen bekannten Färbemitteln, auch das Gram’ sehe mit inbegriffen. Wenn sich der Bacillus zur Sporenbildung anschickt, verdickt er sich an einem Ende, und in diesem erscheint kurz nachher eine Spore, weiche ovoid und stark lichtbrechend ist. Mau erhält leicht die doppelte Färbung der Bacillen mit Sporen durch Ziehl’sches Fuchsin und Methylenblau in wässeriger Lösung: die Sporen färben sich roth, der Bacillus blau mit einem Stich ins Violette. D»e Sporen sind sehr resistent; sie gehen nicht zu Grunde, auch wenn sie 10 Minuten lang heissem Wasserdampfe (ungefähr -\~ 99 °) ausgesetzt sind; und ausgetrocknet, entwickeln sie sich noch, nach- dem sie mehr als 20 Stunden lang, und zwar 12 Stunden iang fort- während dem direkten Sonnenlichte ausgesetzt waren. Der Bacillus des malignen Oedems in Reinkultur bewahrt lange Zeit alle seine Eigenschaften, wenn er streng mit Ausschluss von Sauerstoff kultivirt wurde; ich besitze ihn in der 67. Generation mit denselben Eigenschaften, die er in der ersten Kultur hatte. Ich konnte bezüglich des Bacillus des malignen Oedems das- selbe Faktura konstatiren , welches V a i 1 1 a r d und Vincent für den Bacillus des Tetanus festgestellt haben, dass nämlich die Thiere, wenn sie rait der Reinkultur des Bacillus injizirt werden, bloss durch den Eingriff des schon in der Kultur enthaltenen Giftes — welches gleichzeitig mit dem Mikroorganismen ihnen einverleibt wird — zu Grunde gehen, weil einerseits kleine Dosen der Reinkultur nicht pathogen wirken, und weil man in den Thiereu, weiche nach Injek- tion von starken Dosen starben, an der Impfstelle keine Vermehrung der eingeimpften Bacillen nachzuweisen vermag. Im Gegen theil erweist die in verschiedenen Zeiträumen nach der Impfung ausgeführte Prü- fung der inokuiirten Gegend eine beträchtliche und rasche Verminde- rung der Menge der Bacillen. Bei den Thieren, welche in Folge der Inokulation von starken Dosen einer Reinkultur zu Grunde gingen, fehlt vollständig der gewöhnliche pathol. -anatomische Befund (Oedem und Gasentwickelung im subkutanen Bindegewebe), den man bei Thieren antrifft, welche in Folge der subkutanen Inokulation von Gartenerde starben. Die verbältnissmässig enorme Menge (4—6 ccm) von Reinkultur, welche zur Tödtung eines Meerschweinchens erforderlich ist, zc:gt, dass die Produkte dieses Bacillus in Reinkultur nicht jenen hohen Grad von Giftigkeit besitzen, der den Produkten anderer Bacillen Stadium der biologischen Verhältnisse des Bacillus des malignen Oedems. 825 eigen ist. Wenn man dagegen die Reinkultur des Bacillus des malignen Oedems mit der Reinknltur des Bacillus prodigiosus oder des Proteus vulgaris mischt, dann wird sie auch in kleinsten Dosen pathogen, und man findet an der Impfstelle eine starke entzündliche Reaktion mit beträchtlichem subkutanen Oedem und starker Gasent- wickelung, als Zeichen der Entwickelung des eingeimpften Bacillus, wie dies die mikroskopische Prüfung bestätigt. Der Bacillus prodigiosus und der Proteus vulgaris, vereint mit dem Bacillus des malignen Oedems, ermöglichen also die Entwickelung des letzteren in den geimpften Thieren. In Fällen einer solchen kombinirten Impfung lässt sich durch die mikroskopische Prüfung und durch Kontrolkulturen nachweisen, dass sich der Bacillus prodigiosus und der Proteus vulgaris sammt dem Bacillus des malignen Oederas in den Organen des infizirten Thieres ausbreiten uud vermehren. Diese Resultate der kombinirten Inokulation machen es erklär- lich, dass Gartenerde in geringer Quantität (Strassenstaub, Flüssig- keit in Mistgruben u. s. w. bewirken dasselbe), wenn sie subkutan einem Meerschweinchen eingeimpft wird, dasselbe in 24 Stunden unter den klassischen Symptomen des malignen Oedems tödtet; und dass es schwierig ist, den Bacillus des malignen Oedems in Reinkultur da- durch zu gewinnen, dass man die Milz eines Meerschweinchens, kurz nach dem Tode in Folge von Einimpfung mit Gartenerde, einfach auf den Grund eines Röhrchens mit sauerstofffreiem Agar oder Gelatine gibt. Wenn man in ein Röhrchen mit von Sauerstoff nicht freiem Agar oder Gelatine (gewöhnliche Luftkulturen) gleichzeitig den Bacillus des malignen Oedems und den Bacillus prodigiosus oder den Proteus vulgaris einimpft, sc entwickelt sich mit diesen letzteren ganz gut auch der Bacillus des malignen Oedems; und die so er- haltenen gemischten, künstlichen Kulturen tödten ■ — wenn sie in kleinster Dosis subkutan inokulirt werden — ein Meerschweinchen un- gefähr nach 24 Stunden, wie Gartenerde, unter den typischen Symptomen des malignen Oedems. Dieses Verhalten des Baciiius des malignen Oedems, eines rein anaerobischen Baciiius, in gemischten, künstlichen, auf von Sauerstoff nicht freiem Nährboden gemachten Kulturen, in Gegenwart der Luft, erklärt uns sein verbreitetes Vorkommen in der Natur, in den ober- flächlichen Schichten der Erde und an vieler» anderen von Sauer- stoff nicht freien Orten. Padua, 18. Oktober 1891. 826 Pregl, Ueber eine neue Karbolmethylenbiau - Methode. [Aus dem Iustitute für allgemeine und experimentelle Pathologie in Graz.j Von Fritz Pregl, cand. med. in Graz. Mit der Färbung einer grössereu Anzahl von Organschnitten nach der Kühne’sehen Metbylenblaumet.bode *) beschäftigt, machte sich mir die Umständlichkeit dieser Methode in einzelnen Fällen besonders fünibar. Ich war deshalb darauf bedacht, eine für meine Zwecke einfachere Färbemethode zu ersinnen; thatsächlich bin ich theiis auf dem Wege der Ueberlegung, theiis auf dem der Empirie zu einem Ver- fahren gelangt, welches sich in allen von mir untersuchten Fällen bewährte, und erlaube ich mir dasselbe hiermit der Oeffentlichkeit zu übergeben. Um näher darauf eiugehen zu können, will ich vorerst die ur- sprüngliche Methylenblaumethode von Kühne in ganz kurzen Zügen aoführen. Nach Kühne färbt man den Schnitt durchschnittlich 1/Ä Stunde in Karbolmethylenbiau, spült ihn in Wasser ab und überträgt ihn behufs Differenzirung in angesäuertes Wasser, woraus er je nach seiner Dicke und den tinktoriellen Eigenschaften der in ihm enthal- tenen Bakterien entweder sofort oder nach längerer Einwirkung zu- erst in reines Wasser und darauf in Lithioa carbonicum - Lösung, behufs Neutralisation der letzten Säurespuren, kommt. Nach aber- maligem Abspülen entwässert man den Schnitt in Alkohol absoiutus, den man zweckmässiger Weise mit Methylenblau färbt, um besonders bei feinen Objekten ein stärkeres Entfärben zu verhüten. Nun über- trägt man ihn vorsichtig in mit Methylenblau gefärbtes Aniliuöl, auf dessen Oberfläche er sich schön ausbreitet und auch seines letzten Wassergehaltes beraubt wird. Das gefärbte Anilinöl entfernt man aus dem Schnitte durch Einlegen in reines Anilinöl, dieses letztere wird durch Einlegen in Thymen oder Tereben und dieses wieder mit Xylol entfernt, worauf der Schnitt in Dammarharz oder Kanada- balsam eingeschlossen wird. Schon der Umstand, dass eine so beträchtliche Zeit für d.a3 Färben erforderlich ist, macht diese Methode etwas langwierig; wie ich später zeigen werde, kann dies leicht umgangen werden. Die ailerheikelste Prozedur ist das Differenziren mit ange- säuertem Wasser, da das letztere als energisches Entfärbungsmittel manche Schnitte nach gaoz kurzem Verweilen darin schon verblassen macht; einige Präparate vertragen überhaupt nur ein einmaliges, kurzdauerndes Eintauchen. Ich suchte daher nach einem schonen- deren Differenzirungsmittel, und fand es sehr bald in dem 50 °/0 Al- kohol, welcher zwar etwas langsam, dafür aber sehr schonend dif- 1) Dr. H. Kühne, Praktische Anleitung zum mikroskopischen Nachweis der Bak- terien im thieris.ien Gewebe. Leipzig (Günther) 1888. S. 15. Methylecbiaumethode, Geber eine neue Karbolmethylenblau-Methode. 827 ferenzirfc, welcher Umstand einerseits von Anfang her eine schwache Färbung des Schnittes erheischt, anderseits aber ein fortwährendes Kontrollen der Entfärbung zulässt. Besonders umständlich erschien mir die Behandlung der in ab- solutem Alkohol entwässerten Schnitte mit gefärbtem, dann mit reinem Anilinöl und endlich mit Tereben. Offenbar bedient sich Kühne des Anilinöls erstens, um den Schnitten die letzten Spuren Wassers zu entziehen (was durch Einlegen in mit geglühtem Kupfer- sulphat sorgfältig entwässerten Alkohol ebenso gut erreicht werden kann), und zweitens hauptsächlichem die Schnitte an der Oberfläche des letzteren zum Ausbreiten zu bringen. Das Einlegen in Tereben hat nur eine schonende Aufhellung zum Zweck. Wenn man daher das zu untersuchende Organstück zuvor in Paraffin einbettet und die Schnitte aufkiebt, so kann man auf alle auf die nachberige Aus- breitung der Schnitte abzielendeu Prozeduren verzichten und nach erfolgter Färbung und Differenzirung die in Alkohol absol. vollends entwässerten Schnitte sofort in Xylol aufhellen, um sie in Damrnar- lack oder Kauadabalsarn einzuschiiessen. Diesen einleitenden Betrachtungen will ich nun eine übersichtliche Darstellung der von mir geübten Karbolmethyleabiau - Methode folgen lassen: Bei der Anfertigung der Schnitte bediente ich mich hauptsäch- lich, aber nicht ausschliesslich, der Paraffin -Methode. Ihr Vorzug liegt erstens darin , dass man ohne Mühe verhältoissraässig sehr dünne (10 — 5 j.i ) und dabei ganz gleichmässige Schnitte erzielt, und zweitens, dass man diese in zweckmässiger Weise auf Objektträger oder Deckgläschen, am besten mit Eiweissglycerin, aufkieben kann; zwei Umstände, welche die geringe Mühe des Einbettens gewiss lohnen. Die mit den Schnitten beklebten Objektträger oder Deck- gläscben legt man in der gewöhnlichen Weise zur Lösung des Paraffins auf Kurze Zeit in Xylol, darauf in Alkohol und zur Entfernung des letzteren in WTasser. Man kann sich auch einer, in ihrem Prinzipe durchaus nicht neuen , Aufklebern ethode bedienen , die es gestattet, Schnitte aufzu- kleben, welche nicht mit der Paraffinmethode hergestellt wurden. Den Schnitt bringt man in der W'eise zum Haften, dass man ihn in Alkohol absol. vollständig entwässert und mit dem Deckgläschen derart aus dem Alkohol herausfängt, dass er sich schön darauf aus- breitet. Den Überfliessenden Alkohol saugt man von der Seite mit Filtrirpapier ab und lässt rasch von einem Glasstabe einen Tropfen alkoholischer Aceton -Celloidin -Lösung *) zufliessen. Nun schwenkt 1) Man bereite sieh zuerst eine konzentrirte Losung von in kleine Stückchen zer- schnittenem uud sorgfältig getrocknetem Celloidiu in Aceton (Dimethylketoa CHÄ CO CH#). Das im Handel verkommende Aceton ist stark wasserhaltig uud muss zuvor mit ge- glühtem Kuptcrsulphat volleuds entwässert werden. Nach mehreren Tagen wird »ich eine grosse Menge Celloidin gelöst haben. Von dieser zähflüssigen, trüben Lösung gibt man einen dicken Tropfen auf 5 ccm Alkohol absolutus und bewahrt diese nun zum Gebrauche fertige alkoholische Aceton - Celloidin - Lösung in Fläschchen mit gut einge- riebenem Glasstoppel auf. Mehr als 5 ccm der alkoholischen Lösung auf einmal sr.zn- fertigen, ist unzweckmässig, da sie mit der Zeit Wasser auzioht und verdirbt, daher Öfter erneuert werden muss. 828 P r e g I , Ueber eine neue Karbolruethylenfclau-Methode. man das so beschickte Deckgläschen einige Male in der Luft hin und her, um den Alkohol oberflächlich zum Verdunsten zu bringen, und legt es in Wasser. Der Schnitt klebt nun fest und kann den folgenden Manipulationen unterzogen werden, ohne herunterzufallen; nur ein zu langes Verweilen in Alkohol absolutus vermag das Klebe- mittel zu lösen. Die mit den Schnitten beklebten Objektträger oder Deckgläschen nimmt man nun aus dem Wasser, saugt letzteres von der Seite her ab und lässt aus einer Pipette so viel Karbolmethylenblau1 2) zutropfen, dass die Schnitte davon reichlich bedeckt sinrl. Nach 1/2 — 1 Minute spült man sie in Wasser ab und legt sie behufs Dififerenziruug iu 50 °/0 Alkohol. Darin verbleiben die Prä- parate so lange, bis die Schnitte eine biassbiaue Färbung mit einem Stich ins Grünliche annehmen. Darauf werden die Präparate in Alk. absol. vollständig ent- wässert, wobei sie kaum mehr etwas von ihrer Färbung verlieren, in Xylol aufgehellt und in Harz eingeschiossen. In der Regel reicht diese Art der Behandlung vollkommen aus; sollten jedoch die Schnitte aus irgend eioem Grunde die Farbe nicht annehmeD, so genügt es, das Präparat mit dem darauf "befindlichen Farbstoffe über einer Flamme sehr vorsichtig zu erwärmen, bis leichte Dampfwölkchen aufzusteigen beginnen, dann abzuspülen und wie oben weiter zu behandeln. Was die Leistungsfähigkeit dieser Methode anbelangt, so hat sie mich in jeder Hinsicht befriedigt. Bezüglich ihrer Anwendbarkeit wird sie wahrscheinlich ebenso universell sein wie die Kühne’sche Methylenblau -Methode; Bestimmtes kann ich darüber nicht sagen, da ich Rotz- und Lepra -Schnitte zu untersuchen leider nicht Ge- legenheit hatte. Dafür wandte ich die beschriebene Methode auf die meisten der hier im Laboratorium vorhandenen Bakterienarten mit bestem Erfolge an. So gaben z. B. Organ -Schnitte von Thieren, die an einer Infektion mit Bac, Fasching (Bac. capsu latus mucosus)3) gefallen waren, sehr hübsche Bilder. Wie Kühne selbst angibt, gehört der Nachweis der Hühner- cholerabacillen ira Gewebe zu den schwierigeren Färbungen, und stützt er den Werth seiner Methylenblau -Methode auf die günstigen Re- sultate, welche sie in diesem Falle liefert. Daher machte ich viel- fältige Versuche mit Hühnercholera - Schnitten und kann daraufhin die Einfachheit und Sicherheit dieser Karbolmethylenblau- Methode bervorheben. Besonders interessant und wichtig ist dabei der Um- stand, dass es mir sogar gelungen ist, schön gefärbte Präparate von Organen an Hühnercholera gefallener Tauben zu erhalten, welche 1) Kähne gibt für das Karbolmethylenblau folgende Formel an: „1,5 g Me- thylenblau werden in einer Beibschale mit 10,0 g absolutem Alkohol übergossen, damit unter Vermeidung zu starken Aufdrückens unter allmählichem Zusatz von 100,0 g 5 % Karboiwassers verrieben und gelöst. Bei nicht zu starkem Gebrauche »mpticbit es sich, cur die Hälfte davon herzustellen, weil mit derZeit die Färbekraft der Lösung abnehmen könnte.“ 2) Dr. Moritz Fasching, Ueber einen neuen. Kapselbacillu3 (Bac. capsulatu s mucosus). (Sitzungsber. d. Kais. Akad. d. Wiss. in Wien, mathem.-naturw. Kl, Bd. Q. Abth. HI. Juni 1891.) Zsehokke, Die Parasitenfauna von Trutta salar. 829 die Kühne’ sehe Methylenblau 'Färbung, wahrscheinlich ob des jahrelangen Liegens in Alkohol, fast gar nicht oder überhaupt nicht mehr annehmen. Auffallend ist auch der Unterschied zwischen den nach Kühne und den nach dieser Karbolmethylenblau-Methode gefärbten Hühner- cbolera-Präparateu. Während man in den ersteren sehr viele Bacillen bipolar gefärbt findet, sind in den letzteren die Bacillen in der bei weitem grosseren Mehrzahl der Fälle in toto dunkelblau gefärbt, wobei die Kerne der Gewebezellen blassblau und das Zeliplasma farblos erscheinen. Dies ist ein Beweis dafür, dass die Färbung intensiv gewirkt hat, und dass man, ohne die Güte des Präparates zu schädigen, die Differenzirung vollkommen zu Staude bringt. Schliesslich gebe ich hier eine kurze Uebersicht des im Vorher- gehenden geschilderten Ganges dieser Karbolrnethyienblau-Methode. Die auf Objektträger oder Beekgiäschen aufgekiebten und in Wasser liegenden Schnitte werden 1) 1/j — 1 Min. mit Karbolmethylenblau, eventuell unter Zuhilfe- nahme von Wärme, gefärbt, 2) in Wasser kurz abgespült und 3) in 50 °/0 Alkohol so weit entfärbt, bis sie blassblau, mit einem Stich ins Grünliche, geworden sind. 4) Entwässerung in absolutem Alkohol. ft) Aufhellung in Xylol. 6) Einschluss in Harz. Giäz, den 8. November 1891. Die Parasitenfauna von Trutta salar. Von Prof, Dr. F. Zsehokke in Basel. (Schloss.) Wie im Rhein, gehen wohl auch im Tay die marinen Darra- bewohner nach und nach verloren, ohne durch neue Zufuhr ersetzt zu werden. Wohl aber werden sie, was für die Trutta salar des Rheines nicht der Fall ist, durch Parasiten vertreten, die offenbaren Süsswassercharakter tragen. So nähert sich die Parasitenfauna des Taylachses in ihrer Zusamensetzung derjenigen beliebiger anderer Wanderfische. (Siehe Tabelle III.) Eine Infektion mit dem im Darm schmarotzenden, geschlechtsreifen Echinorhynchus proteus ist nur durch den Genuss des Süsswasserkrebses Gammarus pulex oder durch die Aufnahme von Süsswasserfischen möglich, die, wie dies Hamann (13) ausführlich erörtert, gelegentlich eingekapselte Echinorhynchus- Larven umschliessen. Auch Distomum tereticolle ist eine reine Süss wasserform. So gelangen wir denn 830 2schoVke, auf parasitologischem Wege zu dem Schlüsse, den M’Intosh, ge- stützt auf andere Thatsachen, gezogen hat, dasä der Lachs im Tay wenigstens von Zeit zu Zeit Nahrung aufnimmt. Die Parasitenwelt lehrt uns, was vielfach noch nicht als vollkommen bewiesen galt, ' dass der ins Siisswasser wandernde Lachs in verschiedenen Strom- gebieten eine verschiedene Lebensweise führt. Im Rhein fastet er vollkommen, im Tay nimmt er wenigstens gelegentlich Nahrung auf, seine reiche Besetzung mit Süsswasserparasiten in der Ostsee beweist endlich, dass er sich dort in den Flüssen und wohl auch den Ira- kischen Buchten ununterbrochen weiter ernährt. Dafür spricht die Zusammensetzung der Parasitenfaunen in den verschiedenen Lachsen, sowie die An- oder Abwesenheit uud Natur von Schmarotzern im Darm unterhalb des Pylors. Eine Vergleichung der Parasitenweit der 3 verschiedenen Lachse ergibt folgende, eines weiteren Kommen- tars nicht bedürftige Tabelle. Tabelle VIII. Zahl der Parasiten- arteu ’S e .£ v * ja S " a ® « o ^ J > u o - 0 H3 . a fl sl 9 m +* a ® *3 u £p Ausser im Lachs uur noch in anderen Wanderfischen Aass er Meer- fischen. in WaadcrSscben noch in Süss- j Meer-u. wasser- ! Siissw.- fisehen. I fischen Rheinlachs: 20 2 • * 2 8 1 6 Ostseelschs : 14 1 2 1 2 2 6 Schottischer Lachst 10 8 1 1 0 1 8 3 Durch Aufönden neuer Arten von Lachsparasiten und neuer Wirthe für Schmarotzer von Trutta salar, sowie durch genaue Bestimmung der heute noch ungenügend bekannten Formen werden die verausgabenden Auseinandersetzungen und Tabellen etwelche Modifikationen erleiden; doch dürften voraussichtlich die für Zusam- mensetzung und Verkeilung der Parasitenwelt des Lachses heute festgestellten Thatsachen nicht erschüttert werden. Vielleicht gelingt es eher, dieselben noch mehr zu festigen und besser zu beleuchten. Als allgemeines Resultat darf wohl auch hervorgehoben werden, dass der Lachs eine der reichsten Parasitenherbergen unter den Fischen ist. Ausser den in vorliegender Arbeit schon erwähnten 31 Arten von. Schmarotzern sind für Trutta salar noch angeführt worden Bothriocephalus cordiceps von Leidy und eine Art Leuckartia von Moniez. Die Gesammtzah! der für den Lachs bekannten Helminthen beläuft sich somit auf 33 Spezies, 7 Nematoden ,*;4 Acauthocephalen, 7 Trematoden, 15 Cestoden. Ihre Liste wäre folgende: 1) Ascaris adunca Eud., Darm, Magen, Schlund. 2) Ascaris angulata Rud., Schlund. 3) Ascaris clavata Rud., Darm, Peritoneum. 4) Ascaris (Agamonema) capsularis Dies., Darm, Peritoneum, Leibeshöhle, Leber, Miizr Nieren, Geschlechtsorgane, Darmwand. 5) Ascarig (Agamonema) com raun is Dies., Leber. Die Parasitecfaasa von Tratte salar. 831 6) Ascaris Aculeati v. Linst., Schlundwand, Leber. 7) Cucullanus elegans Zed., Pyloranbänge. 8) Echinorbynchus proteus Westrumb, Peritoneum, Darm. 9) Echinorbynchus pachysomus Crepl., Magen, Darm. 10) Echi norhy nchus acus Rud., Schlund, Magen, Darm. 11) Echinorbynchus agilis Rud., Schlund. 12) Distom um varicurn Zed., Schlund, Magen. 13) Distomum refiexum Crepl., Schlund, Magen. 14) Distomum Miescheri Zsch., Schlund. 15) Distomum appendiculatum Rud,, Schlund, Darm. 16) Distomum ocreatum Rud., Magen. 17) Distomum terelicolle Rud., Darm, 18) Distomum spec. M’Intosb, Duodenum. 19) Bothriocephalus infundibuliformis Rad., Pylor- anhänee, Darm. 20) Bothriocephalus cordiceps Leidy, Darm. 21) Both riocephalus Osmeri (larva) v. Linst., Darmwand. 22) Bothriocephalus spec. I. (larva) Zsch., Darmwand, Leibeshöhle. 23) Bothriocephalus spec. II. (larva) Zsch., Darrawand, Leibeshöhle. 24) Bothriocephalus spec. III (larva) Zsch., Dannwand. 25) Schistocephalus dimorphus Crepl., Magen. 26) Triaeuophorus n c d ul osus (larva) Rud., Leber. 27) Leuckartia spec. Moniez, Darm. 28) Tetraboth rium miaimum v. Linst., Darm. 29) Rhynchübothrium paleaceum Rud., Darmwand, Leber, Peritoneum. 30) Tetrarhvnchus solidus, Darmwand, Rectum, Peritoneum. 31) Tetrarhy nchus gross us Rud., Rectum, Peritoneum. 32) Tetrarhynchus raacrobothrius v. Sieb. (— Steno- bot b r i u m appendiculatum Dies.) Darm wand, Leber, Övarium, Leibeshöhle. 33) Tetrarhynchus spec. M’Intosb, Rectum. Nur im Lachs kommen vor 11 Arien. Ausser im Lachs nur noch in anderen Wanderfischen 2 Arten. Ausser in anderen Wanderfischen nur noch in Meerfischen 9 Arten. Ausser in W7 anderfischen nur noch in Süsswasserfischen 3 Arten. Gleichzeitig in \V ander-, Meer- und Süs3wasserfiscben 8 A.rtem Zum Schlüsse mögen noch einige zum Verständniss des Vorher- gehenden nöthige systematische und biologische Bemerkungen über einzelne Lachsparasiten angeführt werden. Ueber das Vorkommen von Ascaris (Agamonema) capsularis Dies, in Trutta salar habe ich den früheren Angaben nichts beizufügeu (42), ebenso- wenig der anatomischen Beschreibung v. Linstow’s (21, 23, 24), der wohl mit vollstem Recht die beiden formen Agamonc-ma capsulare Dies, und Ascaris capsularis Dies, vereinigt. 832 Zschokke, Im Lachs war der Parasit meistens in massiger Zahl, seltener sehr zahlreich in uüd an den verschiedensten Organen zu linden. Schon Rudolphi (34) und W e d 1 (40) ist es ausgefallen, dass die aus ihrer Kapsel befreiten Nematoden sich noch lange Zeit im Wasser lebhaft bewegeD. Ueber diese Eigenschaft des Agamonemen wurde eine Reihe Versuche angestellt mit folgenden Resultaten: Es gelingt, die Würmer in Wasser von gewöhnlicher Zimmertemperatur 18 — 21 Tage lebend zu erhalten. Schon W e d 1 (40) glückte es übrigens, die Thiere 8 Tage lang ausserhalb des Wirthes leben zu lassen. Bei sinkender Temperatur erlischt das Leben viel früher. Während im August Bewegungen noch während 21 Tagen beobachtet werden konnten, trat der Tod Ende Oktober und im November in 6 — 12 Tagen ein. Agamonemen, die man langsam vollständig eiutrocknen lässt, sind weder durch neue WTasserzufuhr, noch durch Temperatur- erhöhung in’s Leben zurückzurufen, v. Lin stow (24) betrachtet Ascaris incurva aus Xiphias gladius als Gescblechtsform der A. capsularis; ich traf freilebende Exemplare des Wurmes im Magen von Galeus canis, neben Ueberrestec von Gonge r, der häufig mit Agamonema capsularia besetzt ist (42). Ein- mal barg auch der Magen eines Rheiclachses 2 freie Exemplare des Parasiten. Ascaris communis Dies, und A. Acuieati v Linst, entsprachen den durch v. Linstow gegebenen Schilde- rungen (21, 24); letztere Art bewohnte die befallenen Organe, Schlundwand und Leber, sowohl in der Embryonal- als Larvenfortn. Dass im Peritoneum von Barben gelegentlich eingekapselte Echinorhynchen Vorkommen, hat bereits Köhler (17) bemerkt. Hamann (13) stellt nun in seiner schönen Acanthocephaienarbeit fest, dass Kratzerlarven in grosser Menge in der Leibeshöhle von Phoxinus laevis liegen. Weniger häufig fand er die vollkommen ausgebildeten Larven in Gasterosteus aculeatus, G. pun- gitius, Cobitis barbatula, Cottus gobio und Gobio fluviatilis. Die Würmer liegen hauptsächlich in Cysten an der Oberfläche der Leber. Im Peritoneum des Rheinlachses begegnet man ähnlichen Gebilden, die bis in die kleinste Einzelheit mit der von Hamann (13) gegebenen Beschreibung und seinen Zeichnungen übereinstimmen und somit als junge Stadien von Echino- rhynchus proteus zu betrachten sind. Hamann zog aus den von ihm gefundenen Larven in Forellen den typischen E. proteus gross. So dienen denn neben dem Gammarus pulex diesem Parasiten gelegentlich auch manche Fische, unter anderen der Lachs, als Zwischen wirthe. In Trutta salar allerdings gehören die er- wähnten Larven nicht zu den häufigen Vorkommnissen ; von den hier allein in Betracht kommenden Rheinlachsen waren nur 3,12 °/0 damit infizirt. Doch ist ihr Auftreten vollkommen festgestellt, und da E. proteus geschlechtsreif im Darm von schottischen Lachsen gefunden worden ist, darf behauptet werden, dass der Lachs, wie andere Fische, dem E. proteus als Haupt- und Zwischenwirth dient. Hamann erklärt das Vorkommen von Ec h in o r hy n cb u s -Larven in Fischen dadurch, dass von Gammarus pulex frisch aufgenom- mene Eier des Parasiten mit dem Krebs in den Fischdarm gelangen Die Parasitenrauna von Trutta salar. 833 und, nachdem der Gammarus pul ex verdaut ist, dort ihre Larven entlassen. Diese durchbohren die Darmwand der Fische und ge- langen in der Leber und den Mesenterien der neuen Zwischenwirthe zur Ruhe. Für den Rheinlachs wird es wohl besser sein, anzunehmen, dass zufällig Eier von E. proteus mit dem Wasserstrom in den Darm- kanal gelangen, wo die Larven ausschlüpfen und ihre Wanderung beginnen. Nur einmal trafen wir ja im Darm des Lachses einen, zudem kaum oberflächlich verdauten, Flohkrebs. Die Erwerbung einer grösseren Zahl von Zwischenwirthen wird für die Verbreitung von E. proteus nicht ohne Bedeutung sein. lieber die systematische Stellung des seltenen Distomum Miescheri kann jetzt genügende Auskunft gegeben werden. Wenn wir der Klassifikation von Stossich (37. 38) folgen, so gehört der Parasit zu der kleinen Gruppe von Distomeen, die der soeben ge- nannte Autor unter dem Namen Cladocoelium zusammenfasst. Sie vereinigt die 3 Formen D. Pagelli Beneden, D. veliporum Crepl. und D. macrocotyle Dies. Alle sind durch die Verzweigung der Darmschenkel ausgezeichnet und gehören ausschliesslich Meerfischen an, eine Thatsaehe, die auch für den marinen Charakter von D. Miescheri spricht. Unsere Form ist nabe verwandt mit dem D. veliporum Crepl. sowohl, als mit dem D. macrocotyle Dies. Immerhin unterscheidet sie sich scharf von beiden nicht nur durch äussere Form- und Grössenverhältnisse, sondern durch den inneren Bau, so dass ihre Artberechtigung nicht anfechtbar ist. Es geht unserem Trematoden der eigentbiimliche Bau des Bauchnapfes, das „aceta- bulum velatum“ ab, das dem Distomum veliporum seinen Namen eingebracht hat. (Siehe Creplin (5).) Von D. macro- cotyle (siehe Diesing (8), Bellingham (1), Olssou (32) unterscheidet sich D. Miescheri scharf durch den Bau des Darmes, indem die Eingeweideschenke], die sich bis in die hintere Leibesspitze fortsetzen, bis über die Mitte ganz unverzweigt sind und erst nach Beginn der zweiten Hälfte ihres Verlaufs kurze ventrale und dorsale Blindsäcke abgeben. Dies steht sehr im Gegensatz zu D. macro- cotyle, dessen Darmverhältnisse von den genannten Autoren, wie folgt, charakterisirt werden: „Crura tractus intestini nigrofusca, in coilo raujis numerosis elongatis. exterioribus tantum instructa, deinde per plurimos angulos, singulos ramos alternatim emittentes, corpus percurrentia.“ Die Verzweigung der Darmschenkel konnte in der früheren Arbeit (42) wegen des ungenügenden Materials nicht ver- zeichnet werden, es wäre das der dort gegebenen Beschreibung bei- zufügen. Ebenso kann erwähnt werden, dass die Cuticula an leben- den Exemplaren erig und schwach geringelt ist. Die eigentümlichen äusseren Form Verhältnisse , die das D. Miescheri scharf von den uächst verwandten Formen unterscheiden, traten in der früher ge- schilderten Weise auch b-J den frisch gefundenen Exemplaren hervor; ebenso die Gestalt, Lage und relative Grösse der Saugnäpfe. Das grösste, übrigens noch nicht geschlechtsreife Individuum mass 15 mm. Ausgezeichnet sind die Thiere durch ihre Lebhaftigkeit, hauptsäch- x. Bd. 63 834 Zochokkd, lieh tasten sie fortwährend mit der vorderen, den Mundnapf lippen- artig überragenden Leibesspitze, Die im Lachs gefundenen Exemplare von Distomuir. appen- diculatum Rud. schliessen sich in der inneren Organisation eng an die von Montieelli (31) neuerdings gegebene Diagnose an. Doch bleiben sie kleiner und sind nur in den seltensten Fällen deut- lich geringelt, auch ist der Grössenunterschied der beiden Saugnäpfe meistens nicht so bedeutend, wie er von Montieelli geschildert wird. Sonst treffeD die kleinsten Einzelheiten zu; es herrscht ferner Uebereinstimmung mit dem D. ocreatum, das Olsson (32) be- schreibt, und dem D. ventricosum Wagener’s (39V Beide Formen aber sind identisch mit D. appendiculatum Rud. So können denn die fraglichen Lachsdistomeen sicher zu letzterem ge- zählt werden. Ueber die Both riocephale n-Larven aus Trutta salar ist schon früher berichtet worden,, so dass heute nur noch wenig beizu- fügen bleibt. Noch einmal fand sich im Rbeinlachs die schon früher in erster Linie abgebildete und beschriebene Finne (42, 44). Sie scheint, wie das vermuthet wurde (43), mit den Both riocephalus- Larven übereinzustimmen, die v. Linstow (21) als Bothrioce- phalus Osmeri aus dem Stint beschreibt. Unter diesem Namen ist der Wurm auch in vorliegende Arbeit aufgenommen worden. Leuckart{18) erwähnt ähnliche Finnen aus Osmerus, Kerbert (15) fand sie dort ebenfalls häufig in verschiedenen EDtwicbelungs- stadien in Darm- und Magenwand, im Mesenterium, in der Leibes- böhle und unter dem parietalen Blatt des Peritoneum. Die kleinsten (0,75 bis 1 mm) lagen in der Wandung des Darmrohrs noch ohne Kapseln, ähnlich wie die von mir zu B. Osmeri v. Linst, ge- rechneten Parasiten. Aeltere, 8 bis 15 mm lange Exemplare fanden sich in Kapseln der Darmwand. Kerbert nimmt an, dass die Plerocercoiden , nachdem sie an Grösse zugenommen , ihre Kapseln verlassen und nach der Leibeshöhle und endlich in die Muskulatur wandern. Zum Entwickolungscyklus von Bothriocephalus latus rechnet Kerbert die Larven aus dem Stint wegen ihrer Erschei- nung und ihres Baues nicht; auch glückte es ihm nicht, aus ihnen den breiten Bandwurm in Hunden gross zu ziehen. In 10 Lachsen fand Kerbert keine Jugendstadien von Both rioceph alen. Nicht auf die eben besprochene Finne lässt sich die zweite Form aus dem Lachs (44, Fig. II) beziehen. Sie wurde nur einmal massig häufig gefunden. Nach Art des Vorkommens, nach Gestalt und Bau ist sie scharf ebarakterisirt (siehe 44) und weicht so in jeder Hinsicht von allen anderen Larvenzuständen aus Trutta salar ab. In vor- liegender Arbeit figurirt sie unter dem Namen Bothriocephalus spec. I (larva). Als B. spec. II (larva) sind die früher als III und IV beschriebenen Formen zusammengefasst worden, indem wieder- holte neue Funde theils freier, theils eingekapselter Plerocerken sich zwischen die zuerst isolirten Gebilde (III und IV) einschoben. Be- sonders wurden für Grösse und Gestalt des Körpers, sowie für Zahl, Form und Anordnung der Kalkkörper alle wünschenswerthen üeber- gänge zwischen den früher getrennten Arten entdeckt. Vielleicht ge- Die Parasiteafauna von Trutta salar. 835 lingl es später, auf genügendes Material gestützt, auch diese Fons II an den Bothriocephalus Osmeri v. Linst, anzuknüpfen. Die Angaben Kerbert’s (15) lassen das als nicht unwahrscheinlich be- trachten; einstweilen aber fehlen uns die zu einer solchen Verknü- pfung nöthigen Anhaltpunkte. Ebensowenig wissen wir, ob die letzte m besprechende Larve mit den übrigen vereinigt werden kann. Von dieser früher als V beschriebenen Larvenforni, die in vorliegender Abhandlung mit Bothriocephalus spec. III (larva) bezeichnet worden ist, fanden sich keine neuen Exemplare. Ihrer Beschreibung ist nichts beizufügen. Mit II und III wurden, wie berichtet, üeber- tragungsversuche auf den Menschen ohne Resultat gemacht. Es ge- hören die Würmer also kaum zum Entwickelungsgang von Bot hrio- cephalus latus; auch Gestai t und Bau spricht dagegen. T r u 1 1 a salar scheint zufälliger oder richtiger Zwischen wirth mehrerer Bo- thriocephalen zu sein, ohne dass die Bandwurmlarven als häufige Gäste des Lachses bezeichnet werden könnten. Ker bert (15), Lön n - berg (26, 27), M’Intosh (29), Braun (2) fanden nie ähnliche Gebilde. Zufällig und selten wird der Lachs auch Larveowirth voa Triaenophorus nodulosus. Die so typische Finne des in manchen Süsswasserfischen häufigen Bandwurms fand sich einmal in einem 24 inm langen Exemplare in der Leber eines Ostseeiachses eingekapselt. Als zufälliger Gast darf auch der einmal in 2 Exem- plaren im Magen einer Trutta salar aus der Ostsee gefundene Schis tocephalus dimorphus gedeutet werden. Offenbar m£- zirte sich der Lachs mit dem Parasiten durch Genuss eines damit bereits behafteten Stichlings. Einen ganz analogen Fall verzeichnet übrigens R u d o 1 p b i (34, 35). Von 2 grossen Tetrarhynchen wurde der eine als Tetra- rhynchus solidus Drum rnond, der andere als T. grossus PfcUd. bestimmt. Die beiden Formen wurden bei früherer Gelegen- heit (42) einlässlich besprochen. Das neue Material war geeignet, mich in der Ansicht, dass die beiden Arten vereinigt werden sollten, zu bestärken. Die etwa existirenden und von den Autoren (1, 10) bervorgehobenen Unterschiede sind so geringfügig und scheinen so wenig konstant, dass sie eine Trennung in zwei Spezies kaum recht- fertigen. Beide Exemplare lagen, wie die 2 früher gefundenen, ohne spezielle Kapsel im Peritoneum. In Cysten der Darmwand , hin und wieder auch frei iu der Leibeshöhle und im Ovarium , wohnte wiederholt und oft in ansehn- licher Zahl eine eigenthümliche Cestodenlarve, die sich indessen bald als identisch mit dem Tetrarhynchus macrobothrius, wie ihn v, Siebold schildert (36), und Bremse r (3), wenn auch etwas undeutlich, abbiidet, herausstellte. Schon v. Sieb old machte es wahrscheinlich, dass der fragliche Tetrarhy nchus die Jugendfora des Bothriocephalus bicolor Nord mann aus dein Dannkanal voa Pelamys sarda sei. Diesen Bothriocephalus beschreibt D i e- 8 i n g (7, 9) unter dem richtigeren Namen Tetrarhynchobothrium bicolor und zieht als Jugendstadiuna definitiv einen Theil des Tei rarhynchus macrobothrius v. Sieb. dazu. Die Larve £3* 836 Z s ch o k k 9, wird, wie folgt charakterisirt: „Caput longissimum, tetragonum, in- crassatum, antice attenuatum, apice truncarüm , transverse rugosum, botkriis quatuor lateralibus, binis oppositis parallelis linearibus. capite immersis, subaequilongis. Trypanorhyuchi breves subcylindrici. Col- lum breve obconlcura depressiusculum. Articulus corporis brevis- simus depressus, iu collum retraciilis. LoDg. 2 — 3"', long. colli et capitis P/4 — 1 ’/a latit. 1/3— 1/2"'. Blastocystis ignota.“ Aus dem übrigen Theil des Tetra rhynchus m aerob e- thrius v. Sieb, macht Diesing das nach ihm nur in Muskeln und Leber des Lachses vorkommende Stenobothrium appen- d i c u 1 a t u m. Die geschlechtsreife Form ist. unbekannt. D i e s i n g 's (9) Diagnose der Larve lautet : „Caput longissimum incrassatum, sub- cvlindricum apice rotundatum, bothriis quatuor lateralibus, binis oppositis parallelis linearibus, capits immersis, subaequilongis. Try- panorhynchi breves subcylindrici. Collum breve, cylindricum , basi rotundatum. Articulus corporis ovalis. Blastocystis ignota. Longit. tot. 3"'; longit. capitis cum collo 2,"'; lat. 8/4"'; lat. corp. Diese Diagnose gibt zu, dass Stenobothrium appendicu- latum mit der Larven form von Tetrarkynchobothrium'bi- color in allen wirklich entscheidenden Punkten, speziell in Form und Anordnung der Sauger r üben und Rüssel vollkommen überein- stimmt. Alle angeführten Unterschiede beschränken sich auf geringe Abweichungen der Masse und der Gestalt, die sich als verschiedene Kontraktionszustände leicht erklären. Im Lach3 linden sich nun neben einander Larven, die theil weise dem Stenobothrium ap- pendiculatum zugetheilt werden können, theilweise als Jugend- form von Tetrarhvnchobothrium bi colo r betrachtet werden müssen. Zahlreiche Exemplare aber der Würmer lassen sich end- gültig weder der einen noch der anderen Form anschliessen. Sie bilden alle möglichen Zwischenstufen , die sich je nach ihrer Zusam- menziehung der einen oder der anderen Diesing’schen Diagnose mehr nähern. So kann kaum daran gedacht werden, Stenobothrium appendiculatum aufrecht zu erhalten. Es ist diese Form iden- tisch mit dem Tetrarhynchus m a c r 0 b 0 1 h r i u s , der seine alte, ihm durch v. Siebold gegebene Begrenzung wieder erhält. Wie dieser in zahlreichen Meerfischen wohnende Parasit ist Stenobo- thrium appendiculatum des Lachses die Jugendform von Tetrarhynchobothrium bicolor Dies. Bothriocephalus infundibuliformisRud. besitzt rand- ständige und nicht fiächenständige Geschlechtsöffnungen , wie ich früher unrichtig annahm (41). Damit fällt die von Lönnberg (26) geschaffene Art B. suecicus dabin. Das Missverstand uiss meiner- seits rührte offenbar von einem ungenügenden Präparat her und ist nunmehr durch Vergleich zahlreicher Exemplare des Bandwurms aus Lachsen uud aus Fischen des Genfer Sees gehoben worden. Basel, 9. Oktober 1891. Litteratnr. 1) Bellineham, 0. Bryen: On Irisch Entozoa. (Aunals arid Magazine of natural history. Vol. XIII and XIV.) Di» Parasiten; auua von Trutta salar. 83? 2) Branc. M. : Verzeichnis» von Eingeweidewürmern aus Mecklenburg. (Archiv d. Fr. d. Naturg. i. M. Jahrg. 1891. 1 3) 11 re ms er, J. G.: lcones Helmintbum. 4) C r e p i i n , F. G. H. : Observaiiones de Eniozois. 5) — — , Endozcologische Beiträge. (Archiv f. Naturg. Jahrg. VIII. 1842. No. I.) 6) Die sing, C. M. : Systeina Heiminthum. 7) — — , Geber eine naturgemässe Vertheilung der Cephalocotyleen. (Sitzungsber. k. Akad. Wien. Bd. XIII.) 8) — — , Revision der Myzheltninthen. (Ibid. Bd. XXXII.) 9) — — , Revision der Cephalocoiyleen , Abtheilung Paramocotyleen. (Ibid. Bd. XL VIII.) 10) Drutnmond, J. L, : Notices of Irish Entozoa. (Magazine of natural history. New Series. Vol. II.) 11) Dnjardin, F. : Ilistoire naturelle des Helminthes. 12) Giard, A. : Sur quelques particularites 4tho)ogiques de la Truite de nier. (Comptes rendus Acad. Paris. T. CIX. 1889.) 13) Hamann, 0.: Die Nernathelmintben. Erstes Heft. Monographie der Aeanthoeepbalen. (Jen. Zeitseh. f. Naturw. Bd. XXV, N. F. Bd. XVIII.) 14) His, W. : Untersuchung über das Ei und die Eientwicklung bei Knochen- fischen. 1873. 15) Xerbert, C. : Het voorkomen van Bothriocepha’us latus in Neder- laad, (Handelingen van het tweede Neaerlandsch Natuur en Geneeskundig Congres. Leiden 1889.) 16) Knox: On the Food of certain gregarious Fishes. (Annals of natural history. Series II. Vol. XVI.) 17) Köhler. R. : Reeherrhes sur ia strueture et le developpemcnt des cystes de 1’ Echinorhynchus angustatus et de l’Echir. orhynchus proteus. (Comptes rendus Acad, Paris. T. CIV.) 18) Leuckart, R. : Die Parasiten des Menschen und die von ihnen herrühren- den Krankheiten. 2. Auflage. 19) v. Lin stow, 0.: Coaspendium der Helminthologie. 20) — — , Nachtrag zum Compenaium der Helminthologie. (Literatur der Jahre i878 — 1889 ) 21) — — , Neue Beobachtungen an Helminthen. (Archiv f. Naturg. Jahrg. 44. I.) 22) — — , Heiminthologische Studien. (Ibid. Jahrg. 45. I) 23) — — , Heiminthologische Untersuchungen. (Ibid. Jahrg. 46. I.) 24) — — . Helmimhoiogisches. (Ibid. Jahrg. 50 I.) 25) , Heiminthologische Untersuchungen. (Zoolog. Jahrbücher. AbtheU ung f. Systematik, Geographie und Biologie der Thiere. Bd. III.) 26) Lönnberg, E. : Biörag tili kannedomen om in Sverlge förekormnande Cestoder. (Bihang k. svenska vet. Akad. Handlingar. Bd. XIV. 1889.) 27) — — , Heiminthologische Beobachtungen von der Westküste Norwegens, (Ibid. Bd. XVI. 1890. 3.) 28) Mieseher - Kusch, F. : Statistische und biologische Beitrage zur Kanntniss vom Leben des Rheiuiachses im Siisswasser. (Icnthyologische Mittheilungen a. d. Schweiz zur internat.. Fischereiausstellung zu Berlin 1880.) 29) M’Intosh, W., C. : Notes on the food and parasites of the Salmo salar. (Journ. of Lir.nean Soc Vol. VII. 1863.) 30) Monticelli, F. S. : Contribuzioni ailo studio della fauna elmintologica del golfo di Napoli. Kicerche sullo Scolex polymorphus. (Mittheil. a. d. zoolog, Station Neapel. Bd. VJll.) 31) — — , Osservazioni intorno ad alcune forme del Geu. Apoblem» Dujard. (Atti R. Accad. sc. Torino. Vol. XXVI. 1891.) 32) Ols sou, P. : Entozoa, iakttagna hos skandinaviska hafsfiskar. (Lunds Uoiversitets Arskrift. Bd. III und IV. 1866 — 67.) 33) Owen, R., Lectures on Comp. Anat. Fishes. 34.) Rudoiphi, C., A.: Entozoorum seu vermium intestinalium histovia naturalis. 35) — — , Entozoorum synopsis, 36) v. Siebold, O. Th.: Ueber den Generationswechsel der Costcden nebst einer Revision der Gattung Tetravhynchu». (Zeitschr. wiss. Zool. Bd. II.) 37) St os sich, M, : I Distotni dei pesci marini a d’ acqua dolce. 3ö) — — , Appocdioe al mio lavoro ,,i Distomi dei pesci marini e d' aequa dolce, 838 Bakterien in Muskeln. — Actinomykose. 39) Wagen er, G. R. ; Ueber Distema appen liiculatum R. (Archiv f. Naturg. Jahrg. 26. I.) 40) Wed 1, K. : llelminthologische Notizen. (Sitzungsber. k Acad. Wien Bd. XVI.) 41) Zschokkc, F. : Recherche? snr 1’ Organisation et Ja Distribution zoologitjue des vers parasites des poissons d' eau douce. (Arcnives de biologie. ’Voi. IV.) 42) — — , Erster Beitrag zur Farasitenfauna von Trutta salar. (Verhanöl. naturf. Ges. Basel. Theü VIII. 1889.) 43) — — , Ein weiterer Zivischenwirtb des Bothriocephalos latus. (Cen- tralbl. f. Bakt. und Parasiten kde. Bd. IV.) 44) — — , Ueber Bothriorephaieoiarvea in Trott» sai&r. (Ibid. Bd. VII.) Referate. Me TFeency, Edm. J., Prelimiuary note on the bacteria of poisonous mussels. (British Med. Journ. 1890. No. 1550. p. 628.) Verf. unterwarf Muscheln, die aus Seapoint bei Dublin stammten, und deren Genuss den Tod einiger Personen durch Vergiftung her- beigeführt batte, einer bakteriologischen Untersuchung. Die Byssus- fäden und das zwischen den Sebaien eingeschlossene Wasser ent- hielten eine grosse Anzahl von Mikroorganismen, deren weitere Untersuchung mit Recht unterblieb. Aus der Leber isoiirte der Verf. 5 verschiedene Bakterienarten , von wejehen ein kommaähnlicher Bacillus identisch mit jenem zu sein scheint, welchen Lustig aus der Leber vou Mytilus edulis rein züchtete. Die Frage, ob einer der Mikroorganismen Toxine produzire, lässt Verf., da Tbier- versuche bisher nicht angestellt wurden, vorläufig offen. Kral (Prag). Koch* Drei Fälle von Actinomycosis hominis. (München, med. Vioche'uschr. 1891. No. 12 und 13.) Ueber die Beobachtung von StrahlenpilzerkrankuBgen in Süd- deutschland liegen nach den Ausführungen des Verf. bisher nur wenige Mittheilungen vor. Er selbst hat während einer 8-jährigen Praxis in Nürnberg nur 3 bezügliche Fälle zu behandeln gehabt, deren ausführliche Krankengeschichten er nebst Epikrise veröffentlicht. Einmal war das subkutane Zellgewebe der linken Halsseite dicht neben dem Kehlkopf, am vorderen Rande des Sternocleidomastoideus der Sitz der Affektion gewesen, im zweiten Falle hatte die Erkran- kung im hinteren Mediastinum begonnen und sich auf die linke Lungenspitze, später auf die linke Kais- und Gesichtsseite ausge- dehnt, im dritten Falle handelte es sich um Oberkiefererkrankung. Bei dem ersten Patienten konnte der oberflächliche, dem Messer leicht zugängliche Herd durch Operation entfernt werden, so dass es zu recidivfreier Heilung kam ; in den beiden anderen Fällen trat trotz gründlicher Operationen nach längerem Siechthum der Tod ein. Die Diagnose war alle 3 Mal aus den Aktinomvceskörnern, welche sich in griesähnlicher Form im Wundsekret, im Eiter und bei dem zweiten Falle auch im Auswurf fanden, leicht hergelcitet worden, Schutzimpfung, kiinstl. infektionskr&nkheiten, Entwiekelaogshetunmog ste. 889 In keinem Falle wurde Metastasenbildung beobachtet; die Krank- heit verbreitete sich vielmehr per coniinuitatem und vernichtete dabei alle ihr im Wege liegenden Gewebe, selbst die Knochen. Charakteristisch für die aktinomykotisehcn Herde war ihre grosse Derbheit, weiche von einer festen Verwachsung der verschie- denartigsten Weichtheiie unter einander herrührte, die starke ödema- töse Schwellung ihrer Umgebung und nach dein Aufbruch, beziehent- lich nach der operativen Eröffnung die schmierige Beschaffenheit der durch Einlagerung vieler gelblicher Knötchen ausgezeichneten Wundfläche. Eine Eingangspforte der Pilze hat sich im ersten Falle gar nicht nachweisen lassen, im dritten Falle sind dieselben wahrscheinlich von kariösen Zähnen aus eingedrungen, wahrend im zweiten eine durch die Sektion festgesteilte Perforation im Oesophagus, welche mit dem Eiterherd im Mediastinum posticum kommunizirte , den Gedanken an die Möglichkeit nahe legte, dass die Pilze mit der Nahrung aufgenommen waren, sich zuerst im Oesophagus angesiedelt und nach dessen Durchbohrung im hinteren Mitteifellraum Gelegen- heit zur Ausbreitung gefunden hatten. Kühler (Berlin), Schutzimpfung , künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Beruhend , Ueber die Dcsinfektion3 ge mische. (Dtsch, med. Wochenschr. 1881. No. 8 — 9.) Die Beispiele des Rotterm, der Karbol Schwefelsäure und anderer Präparate haben bewiesen, dass unter Umständen durch Mischung verschiedener antiseptischer Mittel ein Desinfektionswerth erreicht werden kann, weicher denjenigen jedes einzelnen Mittels übertrifft. Der durch diese Erfahrung erreichte praktische Vortheil besteht darin, dass sich Mischpräparate (z. 3. das Rotterin) hersteilen käsen, welche bei hoher antiseptischer Wirkung dennoch die einzelnen Mittel in äusserst geringer, dem Organismus unschädlicher Menge enthalten. Der Verl, glaubt diese letzteren Eigenschaften vom Arthmann- schen Kreolin rühmen zu können. Nach seinen Ausführungen sind die Kreolme, welche bekanntlich durch Destillation aus dem Theeröi gewonnen werden und durch Zusatz eines in den verschiedenen Präparaten wechselnden Mittels die Emulsionsfähigkeit in Wasser erhalten, Gemische von Kohlenwasserstoffen, Phenolen, Säuren und dem Emulgens. Die Präparate von Hauff, Frank und Brock- mann enthalten die Phenole in Gestalt von Karbolsäure und sind daher nicht ungiftig; auch das Pearson’sche Kreolin, bei welchem die Karbolsäure durch einige weniger giftige Kresole ersetzt wird, kann nicht als unschädlich angesehen werden, nachdem Heule einen durch das Präparat bewirkten Vergiftungsfall veröffentlicht hat. Das Arth mann ’sche Präparat enthält nur sehr wenig Phenole $40 Unkteriolojpsebe Ausstellung des VII. internationalen Kongresses zu London. 0,78 : 30,6 °/0 Pearson) und ersetzt dieselben durch Theerölkohlen- wasserstoffe, welche durch Sulfonirung mittelst konzentrirter Schwefel- säure emulsionsfähig gemacht worden sind und erhöhte Desinfektions- kraft gewonnen haben. (Verf. theilt das Herstellungsverfahren aus der A rth man n’schen Patentschrift mit.) Bern heim empfiehlt das A r th m a n n ’sche Kreolin besonders für die Dermatologie und für Fälle von voraussichtlich langwieriger Behandlung alter Geschwüre, Fistelgänge u. dergl. Dem durch die bakteriologische Forschung geführten Nachweis einer sehr geringen antiseptischen Wirkung des Präparates gegenüber beruft er sich auf die günstigen Erfolge der Praktiker, besonders der Veterinäre. Kubier (Berlin). Ausstellungen, Dia bakteriologische Ausstellung des VIL internatio- nalen Kongresses für Hygiene nnd Demographie zu London, 10. — 17. August 1891« Unter der Benennung „Bakteriologisches Museum und Laboratorium“ war im engen Zusammenhänge mit der bakterio- logischen Sektion des vom 10. bis zum 17. August v. J. zu London tagenden VII. internationalen Kongresses für Hygiene und Demo- graphie eine bakteriologische Ausstellung in den Räumen der Lon- doner Universität veranstaltet worden, die in der That als eine sehr gelungene bezeichnet werden kann. Sie unterschied sich von ähn- lichen Fachausstellungen vortheilhaft dadurch, dass nicht solche Gegenstände Zulass gefunden hatten, welche zur Disziplin in keiner oder nur in loser Beziehung stehen. Die Betheiligung an der Aus- stellung von Seite des nicht-englischen Auslandes und bedauerlicher Weise auch von Seiten Deutschlands und Oesterreich-Ungarns blieb eine ziemlich massige. Um das Zustandekommen der Ausstellung und die systematische Anordnung des Ganzen hat sich der Sekretär der bakteVioiogischen Sektion, Armand Raffer, viele Verdienste er- worben. Das Studium der pathogenen Mikroorganismen, insoweit es durch mikroskopische Präparate und durch Kulturen, sowie durch Photo- gramme und Zeichnungen von denselben etc. zur Darstellung gebracht werden kann , trat naturgemäss durch eine besonders grosse Anzahl von Ausstellungsobjekten hervor, unter welchen manches neue oder doch weniger bekannte geeignet war, das fachmännische Interesse zu erregen. Crooksliank (King’s College, London) hatte eine Serie von Schnitt- und Ausstrichpräparaten ausgestellt von Milzbrand beim Pferde uud beim Schweine, Streptococcus pyogenes beim Menschen und Rind. Tuberkeibacillen in käuflichem Rahm, Tuberkel- Bakteriologische Ausstellung des VII. internationalen Kongresses zu London. 841 bacilien und Phagocyten, der Uebertragung der menschlichen Tuber - culose auf das Rind, Aktinomykose beim Menschen und beim Rind; ferner Reinkulturen des Streptococcus pyogenes und Ery- sipel. und von Tuberkeibacillen, dann Photogramme von denselben. Die von Crookshank zur Besichtigung aufgelegten alten, mitunter kostbaren Werke präbakteriologischer Forschung bildeten einen Mittel- punkt allgemeinen Interesses. Wir brauchen hiervon nur zu nennen Athanasius Kirche r (1643), welcher schon vor mehr als 2 Jahr- hunderten der Vermuthung Ausdruck gab, dass Krankheiten durch kleinste Lebewesen hervorgerufen werden könnten, Leuwenhoek, Nicolas Andry (1701), Lancisi (1718), R6aumur (1737), Lesser (1742), Hili (1752), Pleuciz (1762), Bonnet (1768), Spalianzani (1769), Baron Gleichen (1778) u. v. a. m. Die reichhaltigste Sammlung von Tuberkelbacillenkuituren brachte No- eard (Altort). Sie umfasste Kulturen von menschlicher, Pferde-, Schweine-, Geflügel- und Fasanen tuberculose. Letztere stammt von einer 1885 angelegten und seither fortgeführten Kultur, dieselbe, welche auch Rivolta und Maffucci zu ihren ersten Unter- suchungen benützten. Erwähnenswerth sind die von einer spontanen Taubentubercuiose erhaltenen Kulturen. Der Bacillus der Tauben- tuberculose ist leicht kultivirbar, die Kulturen haben ein trockneres, schuppigeres Aussehen, als jene der Fasauentuberculose, besitzen, jedoch den gleichen Virulenzgrad. Eine grössere Anzahl von Kul- turen der Streptothrix des Rinderhautrotzes auf verschiedenen Nährböden, ein Fragment von der Lunge eines experimentell hautrotz- krank gemachten Hammels, Präparate vom Eiter und Schnitte von Pseudotuberkeln mit schöner Doppelfärbung geben ein instruktives Bild des farcin du boeuf. Die ausgestellten Stücke von mit rotz- knotenariigen Geschwüren bedeckten Nasensepta von Maulthieren, die von farcin d’Afrique befallen waren, sind ihrer Seltenheit wegen be- merkenswert]!; ihnen schlossen sich die nach Weigert gefärbten Schnitte von den Nasengeschwüreu an, dann Präparate aus dem Eiter uuu Photographieen. Der Parasit dieser Aflektion , der Crypto- coccus favciminosus, ist ein sehr kleiner Saccharomyces, welcher, wie aus den ausgestellten Kulturen zu sehen war, am üppig- sten und schönsten auf der Rübe gedeiht. Eine iu den Gebirgs- gegenden Frankreichs häufig auftretende, durch Coccidien bedingte Hammel-Enteritis ist durch Weingeistpräparate, Zeichnungen und mikroskopische Präparate dargestellt. Die Tumoren des Dünndarmes enthalten Coccidien in überaus reichlicher Menge. Tuberkelbacillen- kulturen auf verschiedenen Nährböden brachte auch Sir Beevor (London). Das Bureau of Animal Indus try (W ashington) stellte eine Anzahl Kulturen der Mikroorganismen von Hogcholera und hämorrhagischer Septikämie, mikroskopische Präparate von Texas- fieber uud Mikrophotogramme aus. Klein (London) führte Kul- turen von Diphtheriebacillen vor, die er vom Menschen, Rind und Meerschweinchen gezüchtet hatte, ferner verschiedene Arten von Streptokokken und eine Anzahl von Kulturen anderer pathogener Mikroorganismen. Del^pine (St. George’s Hospital, London) stu- dirte den Einfluss der Temperatur, des Nährbodens und der Raum- 042 Bakteriologische Ausstellung des VII. internationalen Kongresses zu London. konkurrenz auf die Wachstbumsenergie und die Formkerns tau z von Schimmelpilzen und brachte die Resultate in gelungenen Rein- und Doppelkulturen zur Ansicht. Man sah den Aspergillus niger und fumigatus und ein dem Oidiuiu I actis nahestehendes, bei einem Falle von Bronchopneumonie isolirtes Oidium einzeln oder neben einander oder gleichzeitig mit Penicillium gl au cum aut deu üblichen Nährböden und auf Auiyium, Cellulose, Gummischleim, Paraffin, Hühnerei weis? , Hydroceleflüssigkeit und auf Muskel. Fett und Epidermis von Menschen gezüchtet. Eine Reihe von Schnitt- Präparaten aus verschiedenen Organen eines Falles von Lepra tuberosa zeigte die Formverschiedenheiten des Leprabacillus je nach dem Orte seiner Ansiedeluug und die Schwierigkeit der tinkto- rielleu Differential-Diagnose des Lepra- und des Tuberkelbacillus. Eine Serie topographischer Schnitte durch ganze Organe, zumeist Infektionskrankheiten betreffend , ein improvisirter Brutofen . welcher auch als Dampfsterilisator benützt werden kann, und das von Del 4- pine (1880) Uonstruirte automatische Mikrotom wären noch zu er- wähnen. Mae Weeiiey (Dublin) brachte Kulturen von 23 Arten von Mikroorganismen , die er aus dem Dublnier Trinkwasser isblirt hatte. Elf Arten hiervon konnteu mit bereits bekannten Mikroorga- nismen identitizirt werden, 3 erwiesen sich als fakultative An aeroben, die Kaninchen innerhalb 48 Stunden tödtea. Hatikin (St. Johu’s College, Cambridge) stellte Kulturen seines Ascococcus Canta- bridgiensis aus, welchen er irn Munde eines Studenten gefunden hatte. Dieser Ascococcus bedeckt schräg erstarrten Agar rasch mit einem durchscheinenden, schleimigen, sehr zähen Ueberzuge von gelb- üchweisser Farbe, wächst aber ziemlich langsam in Bouillon und Gelatine. Vom Ascococcus Billrot hi unterscheidet sich dieser Ascococcus durch die längliche Gestalt seiner Individuengruppen und die weniger deutlich sichtbare Kapsel Washhourae (Guy’s Hospi- tal, London) zeigte eine hübsche Sammlung von Kulturen des Fried- 1 a e n d e r ’ sehen P n e u rn o b a c i 1 1 u s . des Milzbrandbacillus und des Fraenk ei’ sehen Diplococcus auf verschiedenen Nährböden und in verschiedenen Kulturformen , ferner gut gefärbte mikroskopische Präparate der erwähnten Mikroorganismen , die aus Kulturen , Blut und verschiedenen Organen , eveut. auch aus Sputum augefertigt waren. Reichhaltig au Zahl und Arten war die Ausstellung von Kulturen pathogener und nicht pathogener Mikroorganismen von Menge (Oxford), zum grosseren Theile auf schräg erstarrtem Agar, theils als gewöhnliche Gelatine- und als Rollröhrchenkulturen, die Auaerobeü io liochgeschichtetem Traubenzuckeragar. Neben den be- kannten Arten war auch ein noch nicht beschriebener Micrococcus { a g 1 1 i s citr eu s) vorhanden. Aehnliche Bakterienkulturen hatten noch Westhered (London) und Adanii (Jesus’ College, Cambridge) ausgestellt, letzterer vorwiegend chromogene Arten, an welchen er die Veränderung des pigmenterzeugenden Vermögens unter verschie- denen Lebensbedingungen zeigte. Bokenliam (St Barthoiomew’s Hospital, London) führte ebenfalls Pigmentbakterienkulturen neben Diphtherie- und Erysipelkulturen und Schnitten von einem Lepra- knoten vor, desgleichen Boyee (London), welcher ausser Kulturen Bakteriologische Ausstellung des VII. irttern&cionalea Kongresses in London. §43 von chromogenen und pathogenen Mikroorganismen noch solche von Fäulnisserregern ausstellte; Dowdesweü (London) brachte Hefe- buliuren und Shattoek (St. Thomas’ Medical School, London; Kul- turen von Eiterkokkeu und von Proteus vulgaris, dann mikro- skopische Präparate, welche die Impfwirkung derselben, wenn sie in gewissen Körpersekreten gezüchtet werden , darstellen. Millais (London) stellte Kulturen und Ausstrichpräparate des Erregers der Hundestaupe aus, als welchen er einen die Gelatine unter Häutcheu- hildung verflüssigenden, nach Gram färbbaren Bacillus betrachtet, dann Kulturen von 2 Mikrokokkenarten , die bei einfacher Hunde- staupe nicht Vorkommen, dagegen bei der pneumonischen Form ge- funden werden , ferner eine Anzahl zugeschmolzener Glasröhreben, die verflüssigte Gelatinekulturen 5. Generation des ersterwähnten Bacillus enthalten. Sie werden zum Immunisiren von Hunden gegen Staupe verwendet, bei welchen durch Verimpfung des Röhrchen- inh altes eine milde Form nicht pneumonischer Staupe ausgelöst wird. Murray (Newcastle -on-Tyne) brachte mehrere Tetanuskulturen, unter welchen eine Traubenzuckergelatinekultur in flachem Fläschchen durch besonders schöne charakteristische Entwickelung hervorragte. Weiters wurden mikroskopische Präparate von Tetanusbacillen mit Sporenfärbung und Präparate von Endocarditis beim Schweine (mit violett gefärbten Bacillen auf blassrothem Grunde) vorgeführt. Kral (Prag) hatte sein „bakteriologisches Museum“ ausgestellt, das durch einige neue Dauerpräparate (Cladothrix asterioides Eppinger. A chorion Sc hoenleinii Kr 41 u. a. m.) auf verschiedenen Nähr- böden eine weitere Vervollständigung erfahren hat. Da in diesem Ceniralblatte über die Kral’ sehen Dauerpräparate schon früher (VI. p. 251 i nd X. p. 203) ausführlicher berichtet worden ist, be- schränken wir uns auf die Anführung einer Verbesserung des Ver- schlusses an den Dauarplatten , welche nun. anstatt des früheren Paraffinverschlusses, ebenso wie die Reagenzglaskulturen zugescbmol- zen werden. Vasglian (Michigan University, Arm Arbor) zeigte Kulturen und die aus ihnen dargestellten Toxine eines von ihm aus Wasser isolirten Bacillus, Hunter (London) Ptomai'ne und T'oxaJ- bu mögen von Fäulnissbakterieir. Woodhead (London) hatte 150 nach seinem Verfahren (Brit. Med. Journ. 7. April 1888, s. auch d. Centralbl. IX. p. 145) angefertigte Lungenschnilte ausgestellt, die die verschiedenen Formen von Phthise, die Tuberkel und die Raver- nenbildung veranschaulichen, dann Schnitte von Milz, Leber und Nieren mit verschiedenen pathologischen Veränderungen, ferner eine Anzahl von Zeichnungen und Photogrammeu, die von diesen Schnitten angefertigt wurden. Sewill (London) und Pound (London) er- zeugten experimentelle Zahnkaries dadurch, dass sie extrahirte ge- sunde Zähne? der Einwirkung von nicht sterilisirtera Speichel und organischen Substanzen eine längere Zeit hindurch bei 37 0 tiber- licssen und so, wie an den ausgestellten ZahnschMen und Mikro- photographieen schön zu sehen war, eine durch Mikroorganismen be- dingte extensive Karies erzeugten, die mit der spontanen Zahnkaries identisch ist. Die mikroskopischen Präparate von Karg (Leipzig) dcmoustiirten die Einwirkung des Koch 'scheu Tuberculins auf Lupus 344 Bakteriologische Ausstellung des VII. internationalen Kongresses zu London. verschiedener Lokalisation. Parkes (London) zeigte. Schnitte von Aktinomykose des Rindes, aus Australien stammend, Lüdge (Brad- ford) Präparate von Anthrax beim Menschen. Sir Roscoe und Laßt hatten sich mit schönen Photogrammen yod Bakterien aus Kanalwasser und ihrer Kolonien eingefunden, die mittelst eines von ihnen improvisirten mikrophotographischen Apparates angefertigt worden waren, Pringle und Bousfield brachten ebenfalls zahl- reiche Photograrame, unter andern auch von 8 Varietäten des Cholera- bacillus. Die von Pound (London) angefertigten und ausgestellten Zeichnungen und Diagramme von verschiedenen Mikroorganismen und der von ihnen gebildeten Kolonieen in enormen Vergrösserungen ver- folgen ähnliche didaktische Zwecke, wie die Eberth5 sehen Wand- tafeln. Hueppe (Prag) gelang es, wasserunlösliche Theerprodukie in wasserlösliche umzuwandeln und so aus Kresol , Natriumsalicylat und Wasser eine neutrale Lösung, das Salveol, darzusteiien , die unter gleichen Verhältnissen rascher auf die Virulenz von Mikroorga- nismen einwirkt, als die Phenole. Eine Anzahl dieser Präparate war zur Besichtigung aufgestellt worden. Unter den bakteriologischen Hilfsapparaten und -Geräthen fielen vor allen die Mikroskope durch ihre überaus reiche Anzahl ios Auge. Die deutschen und österreichischen Fabrikate waren durch Mikroskope von Zeiss, Leitz und Reichert würdig repräsentirt , die C. Baker (London) neben seinen eigenen Mikroskopen und einem mikro- photographischen Apparate ausgestellt hatte. Die meisten Mikro- skope, mehr als 150 Stück, hatten R. und J. Beck (London) auf- gestellt, und da sie der freien Benützung zur Verfügung standen, konnte sich der Besucher selbst ein Unheil über das Verbal tniss zwischen Leistungsfähigkeit, technischer Ausführung und Preis bilden. Es dürfte wohl in den meisten Fällen günstig gelautet haben. Dieselbe Firma brachte auch Nebenapparate zum Mikroskop, Ein- bettungsmateriaie und Tinktionsmittel für mikroskopische Zwecke. Mit Mikroskopen und deren Accessorien, Beleuchtungsappaxaf.ee etc. beteiligten sich noch Powell und Leaiand, Swift, Crouch, mit einer grösseren Kollektion von Farbstofien für Bakterienfärbung Gjr übler (Leipzig), mit Materiale zum Härten, Fixiren, Einbetten, Farbstoffen für Kern- und Plasmafärbungen und mit einer Reihe von Desinfizientien Squire und Sons (London) an der Ausstellung. Ausser dem an anderer Stelle erwähnten Mikrotome von Del §p ine mögen noch die Mikrotome von Bousfield, R. und J. Beck und der Cambridge Scientific Instrument Co. hervorgehoben werden. Gabritschewsky < München) zeigte seine vor kurzem in diesem Centralblatte (Bd. X. p. 248) beschriebene graduirte Kapillar- pipette zum Abmessen sehr kleiner Flüssigkeitsmengen und seine Kulturschalen für Anaeroben vor. Die strebsame Firma F. und M. LautenschlUgcr (Berlin) hatte sich mit mehreren Thermostaten, worunter auch einer mit elektrischem Thermoregulator, mit Dampf- sterilisatoren für Kleider, Sterilisirungsapparaten für Instrumente mittelst Natriumkarbonatlösung und mit verschiedenen bakterio- logischen Utensilien und Glasgeräthen eingefunden. Therraostate brachten ferner Griffin und Frazer (Edinburgh) und Hearson, Neue Litleratnr. m letzterer auch einen solchen mit Eiskammer für konstante Tempera- turen in heissen Klimaten. Arloing (Lyon) stellte seinen Apparat für bakteriologische Wasseruntersuchungen (s. d. Centralbl. Bd. V. p. 257) aus, Bespeignes den von ihm konstruirten Thermoregu- lator für Brütöfen mit Petroieumheizung (s. d. Centralbl. Bd. !X. p. 24). Aus der reichen Sammlung bakteriologischer Geräthe der Pasteur’ sehen Schule, die Alvergniat Fr^res (V. Chabaud, Paris) vorgeführt hatten, möge ein Autoklav nach Chamber 1 and und der Kuriosität halber der G a y o n und D u p e t i t ’ sehe Apparat zur Reinzucht aus Bakteriengemischeu auf kapillarem Wege Erwäh- nung finden. Kulturgefässe, Gläser zur Luftuntersuchung und andere Behelfe hatten auch Baird und LotMan (Edinburgh) ausgestellt. Krai (Prag). $eu8 L i tt e rat u r zn3ammens:cste'.it voa Db. Arthur Würzburg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamt« in Berlin. Allgemeines über Bakterien and Parasiten. Binet, A., Das Seelenleben der kleinsten Lebewesen. Dtsch. v. Medicus. gr. 8°. Helle (Schwetschke) 1891. 1:80 M. Cavara, F., Note sur le parasitische de quelques Champignons (Rev. myeulog. 1891. p. 177.) Dubrenilh, W., Des moisissures parasitaires de l’liomme et des animaux superieurs. (Arch. de med. ezpdrim. 1891. No. 3. p. 428 — 447.) Fischer, A., Pilze. Abth. IV. Phycomycetes. p. 65 — 128 m. Abbildgn. (L. Rabechorst’s Kryptogamen-Flora v. 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IJlilworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. X. Band, -o- Jena, den 31. Dezember 1891. -0- No. 26. Preis — ^ Zu beziehen für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände, durch alle Buchhandluugen und Postanstalten. Systematisches Inhaltsverzeichniss. I. Original-Mittiheilungen. Aruitamoff , Ueber die Natur des Fisch- giftes. 113 Babes , Erklärende Bemerkungen über ,, natürliche Varietäten“ des Typhusba- cillus. 281 Beyerinck , Qualitative und quantitative mikrobiochemische Analyse. 723 Bordcmi-Uffreduzzi, Ueber die Widerstands- fähigkeit des pneumonischen Virus in den Auswürfen. 305 Braun, Die sogenanute „freischwimmende Sporocyste“. 215 — , Bericht über die Fortschritte in der thierischen Parasitenkunde. 389. 421. 465. 493. 524 Büchner, Zur Nomenklatur der schützenden Eiweisskörper. 699 — , Die Forschungsmethoden in der Im- munitätsfrage. 727 Capparelli , Beitrag zum Studium der Phago- cyten. 277 Cohn, Zur Geschichte der Leguminoscn- knöllchen. 190 Favrat und Chrittmann, Ueber eine ein- fache Methode cur Gewinnung bacillen- X. Bd. reichen Lepramaterials za Versuchs- zwecken. 119 Fermi, Weitere Untersuchungen über die tryptischen Enzyme der Mikroorganismen. 401 Fieddtr, Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte und über den Krankheits- erreger derselben. 310. 341. 880. 408. 454 Fodor, Zur Frage der Immunisaticn durch Alkalisation. 7 — , Apparat zum Abimpfeu von ßakterien- Kolonieen. 721 Qafo-itschewsky, Ein Beitrag zur Frage der Immunität und der Heilung von In- fektionskrankheiten. 151 — , Zur Technik der bakteriologischen Untersuchungen. Mit 2 Figuren. 248 Orassi und Feletti, Weiteres zur Malaria- frage. 449. 481. 517 Hamann, Die kleineren Süsswasserüsche als Ilaupt- und Zwischenwirtho des Echiho- rhynchus proteus Westr. 791 Hankin, Ueber die Nomenklatur der schützenden Eiweisskörper. 887. 377 64 850 Register, Heim, Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Untersuchungsme- thoden seit dem Jahre 1887. 260. 288 323. 356. 393 430. 471. 499. 529 — , Nachträge zu : Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Unter- suohnugsmethodeu seit dem Jahre 1887. 575 Jamon, Versuche zur Erlangung künstlicher Immunität bei Variola vaccina. 40 Kaufmann, Ueber einen neuen Nährboden für Bakterien. 65 Klein, Ein neuer Bacillus des maiignen Oedems. 1 86 Kluge , Chemotaktische Wirkungen des Tu- berculins auf Bakterien. 661 Knauer , Eine bewährte Methode zur Reinigung gebrauchter Objektträger und Deckgläschen. 8 Kostjurin und Kraxnsky, Ueber Heilung des Milzbrandes durch Fäulnisstoxine (Ex- trakte) bei Thieren. 553. 599 Loeb, Ueber einen bei Keratomaiacia in- fantum beobachteten Kapselbacillus. 369 Lubartch , Bemerkungen zu R. Stern’s Referat über meine „Untersuchungen über die Ursachen der angeborenen und er- worbenen Immunität“. 69 Stern, Erwiderung. 74 Ludwig, Der Milch- und Rothfluss der Bäume und ihre Urheber. 10 — , Ueber das Vorkommen de» Moschus- pilzes im Saftfluss der Bäume. 214 Lutz, Zur Kenntniss der Amöben-Enteritis und -Hepatitis. 24 1 Maggiora und Gradenigo, Beitrag zur Aetio- logie der katarrhalischen Ohrentzün- dungen. 625 i taggiora, Ueber einen Fall von Taenia inermis fenestrata. (Orig.) 145 Marpmann, Mittheilungen aus der Praxis. 122 — , Praktische Mittheilungen. Mit 2 Figuren. 458 Martinotii und Tedeschi, Untersuchungen über die Wirkungen der Inokulation des Milzbrandes in die Nervenzentra. 645. 693. 635 Moeller , Ueber eine neue Methode der Sporen färbung. 273 Penzo , Beitrag zum Studium der bio- logischen Verhältnisse des Bacillus des malignen Oedems. 822 Pregl, Ueber eine neue Karbolmethylenblau- Methode. 826 Podbielsky, Erklärung. 605 Seinsch, Zur bakteriologischen Untersuchung des Trinkwassers. 415 Rothert, Bemerkung zu der „Erklärung“ des Herrn Dr. A. Podbielsky. 607 Sanarelli, Weitere Mittheilungen über Gift- theorie udü Phagocytose. 513 — , Der menschliche Speichel und die patho- genen Mikroorganismen der Mundhöhle. 817 Schill , Beiträge zur bakteriologischen Technik. Mit 3 Figuren. 667 Schor , Ueber die fragliche Immunisation durch Alkalisation mittelst Natrium bi- carbonicum. 736 Schultz , Zur Frage von der Bereitung einiger Nährsubstrate. 52 Schwarz , Ein Fall von Heilung des Tetanus traumaticns durch das von Prof. Guido Tizzoni und Dr*n Cattani bereitete Anti- toxin des Tetanus. 785 Sleskin, Die Kieselsäuregallerte als Nähr- substrat. 209 Smith, Kleine bakteriologische Mittheilungen . Mit 2 Figuren. 177 Tangl, Zur Frage derScbarlachdiphtheritis. 1 Tizzoni und Cattani, Fernere Untersuchungen über das Antitoxin des Tetanus. 33 Trombetta, Die Fäulnissbakterien und die Organe und das Blut ganz gesund ge- tödteter Thiere. 664 Wyssokowicz, Zur Frage von der Lokali- sation des Tollwuthvirus im Organismus der Thiere. 45 Zettnow , Ueber den Bau der Bakterien. Mit 1 Tafel. 689 Zschokke, Die Parasitenfauna von Trutta salar. 694. 738. 792. 829 II. Zusammenfassende Uebersichten. Braun, Bericht über die Fortschritte in der thierischen Parasitenkunde. (Orig.) 389. 421. 465. 493. 524 Heim, Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Untersuchungsme- thoden seit dem Jahre 1887. (Orig.) 260. 288. 323. 356. 393. 430. 471. 499. 529 Heim, Nachträge zu: Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Unter- suchungsmethoden seit dem Jahre 1887. (Orig.) 575 Begister. 851 III. Pflanzliche Mikroorganismen. Allgemeines über Bakterien und andere pflanzliche Mikro- organismen. Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress für Hygiene und Demographie zu London, 10. — 17. August 1891. 505 Bemheim, Taschenbuch für den bakterio- logischen Praktikanten. 234 Beyerinck, Kulturversuche mit Zoochlorellen, Lichenengonidien und anderen niederen Algen. 75 — , Qualitative und quantitative mikrobio- chemische Analyse. (Orig.) 723 Büchner , Kurze Uebersicht über die Ent- wickelung der Bakterienforschung seit Naegeli’s Eingreifen in dieselbe. 349 Oabade, Lefons sur les maladies micro- biennes professees ä l’ecole de m^decine de Toulouse. 561 David, Les microbes de la bouche. 609 Eberth, Wandtafeln für Bakterienkunde für den Gebrauch bei Vorlesungen. 251 Eitcher, Die Plasmolyse der Bakterien. 158 Eodor, Apparat zum Abimpfen von Bak- terien-Kolonieen. (Orig.) 721 Gabritschewsky, Zur Technik der bakterio- logischen Untersuchungen. (Orig.) 248 Heim, Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Untersuchungsme- thoden seit dem Jahre 1887. (Orig.) 260. 288. 323. 366. 393. 430 471 499. 529 Holet, Uebersicht über die Bakteriologie für Aerzte und Studirende. 219 Kaufmann, Ueber einen neuen Nährboden für Bakterien. (Orig.) 65 Kifanowski , Zur Frage über die anti- mikrobiellen Eigenschaften des Magen- saftes. 235 Kirchner, Die Bedeutung der Bakteriologie für die öffentliche Gesundheitspflege. 125 — , Bakteriologische Untersucbungsmetbo- den. 834 — , Grundriss der Militärgesundheitspflege. 669 Macfadyen, Nencki und Sieber, Unter- suchungen über die chemischen Vorgänge im menschlichen Dünndarm. 82 Marpmann, Mittheilungen aus der Praxis. (Orig.) 122 — , Praktische Mittheilungen. Mit 2 Fi- guren. (Orig.) 458 Migvla, Die Bakterien. 701 Moeller , Ueber eine neue Methode der Sporenfärbung. (Orig.) 273 Naunyn, Ueber das Vorkommen von Spalt- pilzen in der Gallenblase. 92 Ogniannikow, Ein modifizirter d’Arsonval- scher Thermostat mit Benzinheizung. 132 Packet, A rnanual of practical hygiene. 559 Pregl, Ueber eine neue Karbolmethylenblau- Methode. (Orig.) 826 Prudden, Mitchell and Uodenbyl, Studies on the action of dead bacteria in the living body. 703 Reimers, Ueber den Gehalt des Bodens an Bakterien. 489 Reinsch, Zur bakteriologischen Untersuchung des Trinkwassers. (Orig.) 415 Schultz , Zur Frage von der Bereitung einiger Nährsubstrate. (Orig.) 52 Zettnow, Ueber den Bau der Bakterien. Mit 1 Tafel. (Orig.) 689 Geschichte. Büchner, Kurze Uebersicht über die Ent- wickelung der Bakterienforschung seit Naegeli’s Eingreifen in dieselbe. 349 Cohn, Zur Geschichte der Leguminosen- knölleben. (Orig.) 190 Schriften zur Systematik und Bio- logie der Bakterien und anderer pflanzlicher Mikroorganismen. Almquist, Pemphigus neonatorum, bakte- riologisch und epidemiologisch beleuchtet. 492 Amthor, Beobachtungen über den Saccharo- myces apiculatus. 157 Arustamoff, Ueber die Natur des Fisch- giftes. (Orig.) 113 Atkinson, Anthracnose of Cotton. 808 Bähet , Erklärende Bemerkungen über „natürliche Varietäten“ des Typhusba- cillus. (Orig.) 281 Baginsky, Zur Aetiologie der Diphtherie. Der Loeffler’sche Bacillus. 806 Bard, Les selles des täbricitants au point de vue bacWriologique. 105 Beyerinck, Kulturversuche mit Zoochlorellen, Lichenengonidien und anderen niederen Algen. 75 — , Qualitative und quantitative mikrobio- chemische Analyse. (Orig.) 723 Biemacki, Ueber die Eigenschaft der Anti- septica , die Alkoholgähruug zu be- schleunigen und über gewisse Abhängig- keit ihrer Kraft von der chcmischeu Baustruktur, der Fermentmenge und der Vereinigung miteinander. 296 ßombicci, Deila disinfezione degli ambieuti infetti da virus tetanico. 22 Rooker, A study of some of the Bakterie 54* 852 Register. round in tbe faeces of infants affected with snmmer diarrhoea. 284 Bordoni- Ufreduzzi, Ueber die Widerstands- fähigkeit des pneumonischen Virus in den Answürfen. (Orig.) 305 Braatz , Die Bedentung der Anaerobiose für die Wundbeilnng und für die allge- meine Pathologie. 363 Brunner, Ueber Ausscheidung pathogener Mikroorganismen durch denSchweiss. 362 ßrutilowski, Zur Frage über die Rolle der Mikroorganismen bei der Bildung des Limanschlammes. 194 Buchrur , Kurze Uebersicht über die Ent- wickelung der Bakterienforschung seit Naegeli’s Eiugreifen in dieselbe. 349 — , Zur Nomenklatur der schützenden Ei- weisskörper. (Orig.) 699 — , Die Forschuugsmethoden in der Im- munitätsfrage. (Orig.) 727 du Cazal et Yaülard, Sur nne maladie parasitaire de l’homme transmissible au lapin. 761 Caztneuve, Sur le traitement des vignes pbylloxerÄes par le sulfure de carbone meiange de Vaseline. 355 Chor, Traitement. du charbon par le bi- carbonate de soude d’apres la mitbode de M. Fodor. 760 de Christmas , Etüde sur les substances microbicidcs du serum et des Organes d’animaux ä sang chaud. 766 Cotus, Bacteria in the dairy. 252 GrodkthavJt, On Streptococcus pyogenes. 648 — , On the questioa of the identity of Streptococcus pyogenes with Strepto- coccus erysipelatosus. 648 Dangeard, Contribution ä i’etude des Bac- t^riacdes vertes (Eubacilius gen. nov.). 745 David, Les microbes de la bouche. 609 Detmig, Ueber septische Erkrankungen mit besonderer Berücksichtigung der krypto- genetischen; Septixopyämie. 643 Despeignes, Etüde eiperimentale sur les microbes des eaux ' avec applications ä l’hygiene sanitaire de la ville de Lyon. 563 Eberth, Wandtafeln für Bakterienkunde für den Gebrauch bei Vorlesungen. 251 Eiseisler g, von, Nachweis von Eiterkokken im Schweisse eines Pyämischen. 492 Ellis and Anderson, A new Ustilago from Fiorida. 103 Eliis and Evcrhart, New species of Ure- dineae and Ustilagineae. 104 Enderlen, Primäre infektiöse Pyelonephritis beim Rind. 94 — , Versuche über die bakterienfeindliche Wirkung normalen und pathologischen Blutes. 753 Eraud und Hugounenq, Actiou de certaines couleurs d’aniline sur le developpement et la viruleucede quelques microbes. 615 ß'azio , Concorren/.a vitale fra i bacteri della putrefazione, e quelli de carbonchio e del tifo. 761 Eerrni, Weitere Untersuchungen über die tryptischen Enzyme der Mikroorganismen. 401 Ftedeltr, Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte und über den Krankheits- erreger derselben. (Orig.) 810. 341. 380. 408. 454 Finkeistein, mit Nachtrag von Reich, Bak- teriologische Untersuchungen von Ver- band-Binden namentlich der Jahre 1860, 3 864 und 1868. 747 Fischer , Die Plasmolyse der Bakterien. 158 Fodor, Zur Frage der Immuuisation durch Alkalis&tion. (Orig.) 7 Frank, Ueber den Verlauf der Kirschbaum- Gnomonia - Krankheit in Deutschland nebst Bemerkungen über öffentliche Pflanzenscnutzmassregeln überhaupt. 752 Fraenkcl , Ueber peritoneale Infektion. 160 Frankland, Stanley and Freia , Fermen- tations induced by the Pneumococcus of Friedländer. 222 Gabritscheivsky, Ein Beitrag zur Frage der Immunität und der Heilung von Infek- tionskrankheiten. (Orig.) 151 ßaertner und Roemer, Ueber die Einwirkung von Bakterienextrakten auf den Lymph- strom. 759 Gamaleia, De l’immunite pour le vibrion de Metschnikoff. 133 Giard, L’Isaria, parasite de la larve du hanneton. 230 — , Sur l’Isaria dcnsa (Link), parasite du Ver blanc. 750 Gilbert et Girode, Contribution ä l’etude chimique et bact£riologique du Cholera nostras. 803 Gottstein , Zusammenfassende Uebersicht über die bakterieuvernichtende Eigen- schaft dps Blutserums. 758 Gruber , Micromyces Roffmanni. 648 Guinard, Sur un mode possible de trans- mission de la tubercuiose chez les ani- maux. 568 Hankin , Ueoer die Nomenklatur der schützenden Eiweisskörper. (Orig.) 337. 377 Hansen, Qu’est- ce qae la levüre pure de M. Pasteur? 557 Heim , Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Untersuchungsme- thoden seit dem Jahre 1887. (Orig.) 260. 288. 323. 356. 393. 430. 471. 499. 529. 575 Herman, De l’influenee de quelques va- riations du terrain organique sur l’&ction des microbes pyogenes. 803 Register. 853 Hoffa, Weitere Beiträge zur Eenntniss der Fäulnissb&kterien. 522 Höflich, Die Pyelonephritis bacillosa des Rindes. 94 Hueppe, Ueber asiatische Cholera und Un- tersuchungen über den Konunabaciilus. 619. 647 Kurlundei, Zur Eenntniss der pyoseptikä- mischen Allgemeininfektionen. 491 Kaif mann, Ueber einen neuen Nährboden für Bakterien. {Orig.) 65 Kayier, Contribution ä l’ctude pbysiologique des leväres aicooiiques du iactose. 418 . Note sur les ferments de l’auanas. 489 Kijanowski , Zur Frage über die antimikro- biellen Eigenschaften des Magensaftes 235 Kirchner , Braunfleckigkeit der Gersten- blätter. 259 Kitasato , Experimentelle Untersuchungen über das Tetanusgift. 438 Klein , Eiu neuer Bacillus des malignen Oedeins (Orig.) 186 Klvpt, Chemotaktische Wirkungen des Tu- berculins auf Bakterien (Orig.) 661 Koch, Jahresbericht über die Fortschritte in der Lehre von den Gährungs-Orga- nismen. I. 801 Kolb, Zur Aetiologie der idiopathischen Blut- fleckenkrankheit (Purpura haemorrbagica, Morbus maculosus Werlboüi). 17 Kosljurin und Krainsky , Ueber Heilung des Milzbrandes durch Fäulnisstoxine (Extrakte) bei Thieren. (Orig.) 553. 599 Kramer, Ueber einen rothgelärbten, bei der Vergährung des Mostes mitwirkenden Sprosspilz. 1 24 — , Bakteriologische Untersuchungen über die Nassfäule der Kartoffelknollen. 164 K70tter , Ueber die Bedeutung der Ptomai'ne für die gerichtliche Medicin. 26 Litschi, Die Mycoderm» und die Praxis 192 Le Heult, Le parssite du hanneton 163 750 Leroy . A biologicai study of the microbe cf erysipelas. 255 Levy, Ueber die Mikroorganismen dev Eite- lohg. Ihre Spezifität , Virulenz , ’hre diagnostische und prognostische Bedeu- tung . $ 42 Lvroandowsky, Ueber Indol- nnd Phenol- bildung durch Bakterien. 220 Lingeisheim , n. , Experimentelle Untersu- chungen über morphologische, kulturelle und pathogene Eigenschaften verschie- dener Streptokokken 460 Linotsier, Actio;» de l’acide snlfureux sur quelques Champignons infdrieurs et en particulier sur les levüres aicooiiques. 23 Loeb, Ueber einen bei Eeratomalacia in- fantum beobachteten Kapselbacillus. (Orig.) 369 LorUt, Microbes pathogenes des vases de la mer Morte. 567 Ludwig , Der Milch- und Rothflus9 der Bäume und ihre Urheber. (Orig.). 10 — , Ueber das Vorkommen des Moschus- pilzes im Saftfluss der Bäume. (Orig.) 214 Macfadyen, Nencki und Sieber, Untersu- chungen über die chemischen Vorgänge im menschlichen Dünndarm. 32 Maygbra und Gradenigo, Beitrag zur Aetio- logie der katarrhal »neben Ohrentzüa- dungen. (Orig.) 625 Magnus , Verzeichniss. der am 15. Mai und 1. Juni 1890 bei Freienwalde a. O. be- obachteten Pilze. 103 Martmand et Rietsch, Des mieroorganismes qne i’on rencontre sur les raisius mürs et de leur developpement pendant la fermentation. 98 Martinotti und Tedeschi, Untersuchungen über die Wirkungen der Inokuiatioo des Milzbrandes in die Nervenzentra. (Orig.) 545. 593. 635 Mc Weeney, Preliminary note on the bac- teria of poisonous musseis. 838 Metschnikqf et Roux, Sur la propriete baetdricide du sang de rat. 756 Modler , Ueber eine neue Methode de» Sporenfärbung. (Orig ) 273 Oertel, Ueber das diphtherische Gift und seine Wirkungsweise. 220 Ogata, Ueber die Xmvnuuitätsirage. 754 Pastemacki, Eine neue Methode der Er- haltung und Kultur der Obermeyer’schen Spirochaeten in Blutegeln (Hirudo medi- cinalis). 198 Penzo, Beitrag zum Studium der biologischen Verhältnisse des Bacillus des malignen Oedeins. (Orig.) 822 Pet ermann, Sur la substance bactericidc du sang d4crite p&r le professeur Ögata. 755 Petri, Versuche über das Verhalten der Bakterien des Milzbrands, der Cholera, des Typhus und der Tuberculose in be- erdigten Thierleichen. 125 — , Ueber die Widerstandsfähigkeit der Bakterien des Schweinerothlaufs in Rein- kulturen und im Fleisch rothlaufknuiker Schweine gegen Kochen , Schmoren, Braten, Salzen, Einpokeiu und Räuchern 135 Podbielsky, Erklärung. (Orig.) 605 Rothert, Bemerkung zu der „Erklärung“ des Herrn Dr. A. Podbielsky. (Orig.) S07 Poirault, Les Uredinees et leurs plantes nourriciires. 104 Polcrowsky, Mikroorganismen aus dem Wasser des Kura-Flusses und der Tifliser Wasserleitung im Zeitraum vom Februar bis Mai 1881. 566 Preindeeberger, Zar Eenntniss der Bakte- rien des Unternagelraumes und zur Des- infektion der Hände. 134 854 Register. Prillieux, Le Seigle enivrant. 200 Prillieux et Delacroix , Le Champignon para- site de la larve du hanneton. 163 Protopop off, Sur la question de la structure des baeteries. 702 Raum , Zur Morphologie und Biologie der Sprosspilze. 79 Reinsch , Zur bakteriologischen Untersu- chung des Trinkwassers. (Orig ) 415 Sanarelli, Der menschliche Speichel und die pathogenen Mikroorganismen der Mundhöhle. (Orig.) 817 Schultz, Zur Frage von der Bereitung einiger Nährsubstrate. (Orig.) 52 ßerajini et Erriguez, Süll’ azione dell sangue di animali immuni inoculato ad animali suscettibili dcl carbonchio. 755 Smith, Theobald, Kleine bakteriologische Mittheilungeu. Mit 2 Figuren. (Orig.) 177 — , The Peach Rosette. 392 Sorokin , Ueber einige Krankheiten der Kulturpflanzen im Süd-Ussurischen Ge- biet. 233 Southrcorth, Ripe rot of grapes and apples (Gloeosporium fructigenum Berk ). 612 Spronck , Zur Kenntniss der pathogenen Bedeutung des Klebs-Loeffler’schen Diph- theriebacillus. 419 Tangl, Ueber das Verhalten der Tuberkel- bacillen an der Eingangspforte der In- fektion. 320 Thümen, con, Ueber einige besonders be- achtenswerte, durch parasitische Pilze hervorgerufene Krankheiten der Apfel- baumblätter. 675 Trapeznikojf, Du sort des spores de mi- erobes dans l’organisme animal. 753 Trombetta, Die Fäuluissbakterien und die Organe und das Blut ganz gesund ge- tödteter Thiere. (Orig.) 664 Tvrrb, Contribucion ad estudio de la espo- rulacion del bacillus anthracis. 91 Vaillard et Vincent, Sur le poison teta- nique. 14 Wassermann und Proakauer, Ueber die an den Diphtheriebacillen erzeugten Tox- albumine. 645 Wertheim, Zur Lehre von der Gonorrhöe. 385 Weyl , Zur Chemie und Toxikologie des Tuberkelbacillus. 319 T Vill, Zwei Hefearten, welche abnorme Ver- änderungen im Bier veranlassen. 521 Wolf, Ueber Aktinomykose. 1-38 Woronin, Ueber das „Taumelgetreide“ in Süd-Ussurien. 231 Wortmann , Ueber die neuesten Unter- suchungen bezüglich der Organismen der Nitrifikation und ihre physiologische Be- deutung 76 Zacharias, Die Tbier- und Pflanzenwelt ces Süsswassers. 562 Zettnow, Ueber den Bau der Bakterien Mit 1 Tafel. (Orig) 689 Zweiter Tuberculose-Kongress. 439 Fäulnias. Bombicci, Sulla resistenza alla putrefazione del virus tetanico. 21 Fazio, Concorrenza vitale fra i bacteri della putrefazione, e quelli de carbonchio e del tifo. 761 Hoffa, Weitere Beiträge zur Kenntniss der Fäulnissbakterien. 522 Kostjurin und Krainsky, Ueber Heilung des Milzbrandes durch Fäulnisstoxine (Ex- trakte) bei Thieren. (Orig ) 553. 599 Trombetta , Die Fäulnissbakterien und die Organe und das Blut ganz gesund ge- tödteter Thiere. (Orig.) 664 Gährung. Amthor, Beobachtungen über den Saccharo- myces apiculatus. 157 Biemacki, Ueber die Eigenschaft der Anti- septica , die Alkoholgährung zu be- schleunigen und über gewisse Abhängig- keit ihrer Kraft von der chemischen Bau- struktur, der Fermentmenge und der Ver- einigung miteinander. 296 Fermi, Weitere Untersuchungen über die tryptischen Enzyme der Mikroorganismen. (Orig.) 401 Frankland, Stanley and Frew, Fermentations induced by the Pneumococcus of Fried- länder. 222 Hansen, Qu’est-ce que la levüre pure de M. Pasteur ? 557 Kayser , Contribution ä l’etude physiologique des levüres alcooliques du lactose. 418 — , Note sur les ferments de l’ananas. 489 Koch, Jahresbericht über die Fortschritte in der Lehre von den Gährungs-Orga- nismen. I. 801 Kramer, Ueber einen rothgefärbten, bei der Vergährung des Mostes mitwirkenden Sprosspilz. 124 LascM, Die Mycoderma und die Praxis. 192 Linossier, Action de l’acide sulfureux sur quelques Champignons inferieurs et en particulier sur les levüres alcooliques 23 Macfadyen, Nencki und Sieber, Untersu- chungen über die chemischen Vorgänge im menschlichen Dünndarm 82 Martinand et Rietsch, Des microorganismes que l’on rencontre sur les raisins mürs et de leur developpemeut pendant la fermentatiön. 99 Raum, Zur Morphologie und Biologie der Sprosspilze. 79 Villiers, Sur la fermentatiön de la fecule par l’action du fennent butyrique. 283 Register. 855 Will, Zwei Hefearten, welche abnorme Ver- änderungen im Bier veranlassen. 521 Nitrifikation. Sleskin, Die Kieselsäuregallerte als Nähr- substrat. (Orig ) 209 Wortmann , Ueber die neuesten Unter- suchungen bezüglich der Organismen der Nitrifikation und ihre physiologische Be- deutung. 76 Beziehungen der Bakterien und anderer pflanzlicher Parasiten zur unbelebten Natur. Bakterien etc. und Wasser. Banti, L’epidemia di tifo in Firenze nei suoi rapporti con l’acqua potabiie. 804 Beyerinck , Qualitative und quantitative mikrobiochemische Analyse. (Orig.) 723 Brusilowski , Zur Frage über die Rolle der Mikroorganismen bei der Bildung des JLimanschlammes. 194 Hespeignes , Etüde experimentale sur les microbes des eaux avec appiieations ä l’hygiene sanitaire de la ville de Lyon. 563 Guinard, Sur un mode possible de trans- mission de !a tuberculose chez les ani- maux. 568 Lortet, Microbes pathogenes des vases de la mer Morte. 567 Malvoz, Quelques r£sultats d’analyses mi- crobiologiques d’eaux de Liöge. 197 Pokrotosky , Mikroorganismen aus * dem Wasser des Kura-Flusses und derTifliser Wasserleitung im Zeitraum vom Februar bis Mai 1891. 566 Beinsch , Zur bakteriologischen Untersu- chung des Trinkwassers. (Orig.) 415 Zacharias, Die Thier- und Pflanzenwelt des Süsswassers. 562 Bakterien etc. und Boden. Bombicci, Sulla resistenza alla putrefazione del virus tetanico. 21 Brusilowsky , Zur Frage über die Rolle der Mikroorganismen bei der Bildung des Limanschlammes. 194 . Heinzeimann, Ueber die Verbreitung des Tetanuserregers in Feblbodenfüllungen Münchner Häuser 646 Beimers, Ueber den Gehalt des Bodens an Bakterien. 489 Wortmann, Ueber die neuesten Untersu- chungen bezüglich der Organismen der Nitrifikation und ihre physiologische Be- deutung. 76 Bakterien etc. in Nahrunga- und Genu36mitteln. Amthor, Beobachtungen über den Saccharo- myces apiculatus. 157 Arloing, Prophylaxe der menschlichen und thierischen Tuberculose. 776 Amstamoff, Ueber die Natur des Fisch- giftes. (Orig.) 113 Bang , Uebertragbarkeit der Tuberculose von Thieren auf den Menschen. 771 Burdon - Sandergon, Ueber die Aetiologie der Tuberculose. 769 Conn, Bacteria iu the dairy. 252 JEscherich, Ueber Milchsterilisirnng zum Zweck der Säugtiugsernährung mit De- monstration eines neuen Apparates. 26 Hansen, Qu’est-ce que la levüre pure de M. Pasteur? 557 Hippins, Ein Apparat zum Steriüsiren der Milch im Hause. 20 Kayser, Contribution ä l’etude physiologique des ievüres alcooliques du lactose. 418 Kramer, Ueber einen rothgefärbteu, bei der Vergährung des Mostes mitwirkenden Sprosspilz. 124 Kugler, Worin sind die Hauptursachen für die starke, immer noch wachsende Ver- breitung der Tuberculose zu suchen und was kann und soll der Staat zur Aus- rottung bezw. Eindämmung dieser ver- derblichen Krankheit thun? 523 Lasche, Die Mycoderma und die Praxis. 192 Macfadyen, Nencki und Sieber, Untersu- chungen über die chemischen Vorgänge im menschlichen Dünndarm. 82 Mac Fadyean und Sims Woodhead, Ueber die Uebertragung von Tuberculose von Thieren auf Menschen durch Fleisch und Milch tuberculöser Thiere. 772 Martinand et Bictsch, Des microorganismes que l’on rencontre sur les raisins mürs et de leur dfeveloppement pendant la fermentation. 99 Mc Weeney , Preliminary note on the bac- teria of poisonous musseis. 838 Petri, Ueber die Widerstandsfähigkeit der Bakterien des Schweinerothlaufs in Rein- kulturen und im Fleisch rothlaufk ranker Schweine gegen Kochen , Schmoren, Braten, Salzen, Einpökeln und Räuchern. 135 Prillieux, Le Seigle enivrant. 200 Beide, Ueber Marktmilch iu Halle. 193 Schouü, Verbreitung von Tuberculose durch Nahrungsreste von Phthisikern. 775 Sorokin , Ueber einige Krankheiten der Kulturpflanzen im SUd-Ussurischen Ge- biet. 233 Soxhlet , Ein verbessertes Verfahren der Milchsterilisirnng. 203 856 Register. WUt, Zwei HefearteD, welche abnorme Ver- änderungen im Bier veranlassen. 521 Woronin, Ueber das „Taumelgetreide“ in SQd-Ussurien. 231 Bakterien etc. in Gebrauchsgegen- ständen. Füilcelsttin, mit Nachtrag von Reich, Bak- teriologisch« Untersuchungen von Ver- band-Binden, namentlich der Jahre 1850, 1864 und 1868. 747 Klemm, Ueber Catgutinfektion bei trockuer Wundbehandlung. 128 Bakterien eto. in Wohnungen. Ueinzelmann, Ueber die Verbreitung des Tetanuserregers in Fehibodeufüllungen Münchner Häuser. 646 IV. Thierisehe Parasiten. Bergmann, Ueber den Befund eines Ascaris lumbricoides in der Peritonealhöhle. 259 Bignami, Sülle febbri intermitteuti mala- riche a lunghi intervalli. 570 Binz, Ueber Chinin und die Malariaamöbe. 810 Braun, Die sogenannte „freischwimmende Sporocyste“. (Orig.) 215 — , Bericht über die Fortschritte in der tbierischen Parasitenkunde. [Orig.) 389. 421. 465. 493 524 Celli, Die Parasiten der rothen Blutkörper- chen. 538 Dellpine, Psorospermosis and its rclation to maügnant epithelial tumours. 649 Di Mattei , Contributo allo Studio dell’ in- fezione malarica sperimentale nell’ uomo e negli animali. 162 Dock , Observations on the Amoeba coii in dyssenterv and abscess of tbe liver. 227 — , Stndies in the etiology of maiariai in- fection and ofthe haematozoa ofLaveran. 254 Fajamlt, Nuevos estudios sobre los hema- tozoarios de! paludismo. 254 Grassi und Feletti, Weiteres zur Malaria- frage. (Orig.) 449 481. 517 Guttmann und Ehrlich, Ueber die Wirkung des Methylenblau bei Malaria. 809 Hamann, Die kleineren Susswasserfische als Raupt- und Zwischenwirthe des Echi- norhynchus proteus Westr. (Orig.) 791 Hassall, A new species of Trematode in- festing Cattle (Fasciola carnosa). 464 Hochtinger, Zur Diagnose der Malaria in- fantil». 253 Langer, Ueber die Häufigkeit der Ento- oarasiten bei Kindern. 575 Laveran, Die Aetiologie der Malaria. 536 Liäcet, Dysenterie Apizootiqce des pouies et des dindes. 807 Lustgarten, On Psorospermosis follicularis. 229 Lutz, Zur Kenntniss der Amöben-Gnteritia und -Hepatitis. (Orig ) 241 Maggiora, Geber einen Fall von Taenia icerinis fenestrata. (Orig ) 145 Malac.howski, Zur Morphologie de* Plas- modium malariae. 706 Mannaberg , Beiträge zur Morphologie und Biologie des Plasmodium malariae. 705 Ortmann, Geber Balantidium coli. 498 Osburn , The Pediculi und Mallophaga atfecting man and the loweranimais. 375 Plehn, Aetiologische und klinische Malaria- studien. 572 Richter, Ueber einen Fall von racemosen Cysticerken in den inneren Meningen des Gehirnes und Rückenmarkes. 612 Ritzema Boa, Zwei neue Nematodenkrank- heiten der Erdbeerpflanze. 528 Romanowsky, Zur Frage über den Bau der Malariaparasiten. 163 Rosenbach , Zur Konservirnng lebender Malariaparasiten. 806 Sacharose, Erhaltung der Malaria - Plas- modien in lebendem Zustande in Blut- egeln. 199 Sakharoff, Recherches suv le parasite des tievres p&ludeennes irr£gu!ieres. 706 Schellong , Die Malariakrankheiten unter spezieller Berücksichtigung tropenklima- tischer Gesichtspunkte. 570 Smith, The Peaeh Rosette. 392 Sjjener, Ueber den Krankheitserreger der Malaria. 574 Stengel, Acute dysentery and the Amoeba coli. 749 Ihelohan, Sur !a Constitution des spores des Myxosporidies. 354 — , Recherches sur ie döveloppement des spores chez ies Myxosporidies. 354 Torti cd Angelini, Infezione malaric« cro- niea coi sintomi della sclerosi a placche. 254 Zschokke, Die Parasitenfouna von Trutta salar. (Orig.) 694. 738. 782. 829 Register. 857 V. Bakteriell und andere Parasiten als Krankheitserreger bei Menschen und Thieren. a. Infektiöse Krankheiten im Allgemeinen. Adami , üeber schützende Wirkung der Körpersäfto. 762 Arloing , Ueber erbliche Uebertragung der Immunität. 762 Bakteriologisches von der medizinisch- wissenschaftlichen Ausstellung des X. internationalen medizinischen Kongresses zu Berlin, 4. — 9. August 1890. 166 Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress für Hygiene und Demographie zu London, 10 — 17. August 1891. 505 Bernheitn. Ueber die Desinfektionsgemische. 839 Billings, Preventive inoculation. 24 Birch^ Mir Sehfeld , Ueber die Pforten der placentaren Infektion des Fötus. 85 Braun, Bericht über die Fortschritte in der thierischeu Parasitenkuude. (Orig.) 389. 421. 465. 493. 524 BooTcer , A study of some of the Bakteria foand in the faeces of infants affected with summer diarrhoea. 284 Braatz, Ueber das Verhältniss der klini- schen Chirurgie zur chirurgischen Bak- teriologie und die Bedeutung der Anuero- biose für beide. 138 — , Die Bedeutung der Anaerobiose für die Wundheilung und für die allgemeine Pathologie. 363 Brunner, Ueber Ausscheidung pathogener Mikroorganismen durch den Schweiss. 172. 362 — , Betrachtungen über Antiseptik und Aseptik mit Beziehung auf Lister’s Vor- trag in Berlin. 297 Büchner , Kurze Uebersicht über die Ent- wickelurf|; der Bakterienforschung seit Naegeli’s Eingreifen in dieselbe. 349 — , Zur Nomenklatur der schützenden Ei- weisskörper. {Orig.) 699 — , Ueber den gegenwärtigen Stand der Immunitätsfrage. 709 — , Die Forschungsmethoden in der Im- munitätsfrage. (Orig.) 727 Cabade, Le9ons sur les maladies micro- biennes professdes ä l’6cole de mddecine de Toulouse. , 561 Christmas, de, Etüde sur les substances microbicides du serum et des Organes d’animaux ä sang chaud. 766 Oufftr, Recherches cliniques sur Ja periode d'incubation des maladies infectieusts en gdndrai et cn particulier sur la pdriode d’incubation de la tuberculose. 567 David, Les microbes de la bonche. 609 Despeignes , Etüde experimentale sur les microbes des eaux avec applications ä l’hygiece sanitaire de la viile de Lyon. 563 Emmerich, Die Ursache der Immunität, die Heilung von Infektionskrankheiten, spe- ziell des Rothlaufs der Schweine, und ein neues Sebutzimpfungsvei’fabren gegen diese Krankheit. 265 Enderlen , Versuche über die bakterien- feiiidliche Wirkung normalen und patho- logischen Blutes. 753 Faulhaber, Ueber das Vorkommen von Bakterien in den Nieren bei akuten In- fektionskrankheiten. 257 Frtire, Mittheilung über Bakteriologie im Allgemeinen und über das gelbe Fieber im Besonderen. 806 Gabritschetesky, Ein Beitrag zur Frage der Immunität und der Heilung von In- fektionskrankheiten. (Orig.) 151 Gamaleia, De l’immumte pour ie vibrion de Metschnikoff. 133 Gottstein Zusammenfassende Uebersicht über die bakterienvernichtende Eigen- schaft des Blutserums. 758 Hankin, Ueber die Nomenklatur derschützen- den Eiweisskörper. (Orig.) 337. 377 — , Cures of iafectious disease.?. 336 — , Die antibakterielio Wirkung des Serums. 714 Heim, Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Untcrsuchungsme- tboden seit dem Jahre 1887. (Orig ) 260. 288. 323. 356. 393. 430. 471. 499. 529. 575 Holst, Uebersicht über die Bakteriologie für Aerzto und Studirende. 219 Hueppe, Die Immunitätsfrage. 763 FijancwsJci , Zur Frage über die anti- mikrobiellen Eigenschaften des Magen- saftes. 235 Kirchner, Die Bedeutung der Bakteriologie für die öffentliche Gesundheitspflege. 125 — , Grundriss der Militärgesundheitspflege. G69 Klemm , Ueber Catgutinfektion bei trock ner Wundbehandlung. 128 Klippel, Des iDfections microbieunos seron- daires au cours des ml'ections mentales. 802 Kurz , Ueber trockene aseptische Opera- tion«- und Verbandsmethode. 268 858 Register. Metsehn&off et Roux, Sur la propri6tö bac- tericide du sang de rat. 756 — , Heber die Wirkung des Vibrio Metschni- kovi. 764 Migula, Die Bakterien. 701 Müler , The Mouth as a focus of infection. 647 Ogata, Ueber die Immunitätsfrage. 754 Parkes, A manual of practical bvgiene. 559 Petermann, Sur la substanee bactericide du sang d^crite par le professeur Ogata. 755 Petri, Versuche über das Verhalten der Bakterien des Milzbrands, der Cholera, des Typhus und der Tuberculose in be- erdigten Thierleichen. 125 — , Ein neuer Apparat zum Sterilisiren mit strömendem Wasserdampf von Atmo- sphärendruck, 131 Preindesberger, Zur Kenntniss der Bakterien des Unternagelraumes und zur Desinfek- tion der Hände. 134 Prudden and Hodenpyl, Studies on the action of dead bacteria in the living body. 703 Raymond, Une observation de Syphilis con- ceptionelle. 89 Reimers, Ueber den Gehalt des Hodens an Bakterien. 489 Reinsch, Zur bakteriologischen Untersu- chung des Trinkwassers. (Orig.) 415 Rohrschneider , Experimentelle Untersu- chungen über die bei Fröschen durch Verweilen in höherer Temperatur er- zeugte Disposition für Milzbrand. 170 Roux, Ueber Immunität, deren natürliches Vorkommen und künstliche Erzeugung. 649. 682 Rufer, Notes on the destruction of micro- organismus by amoeboid cells. 132 Sanarelli, Der menschliche Speichel und die pathogenen Mikroorganismen der Mund- höhle. (Orig.) 817 Schimmelbusch , Die Durchführung der Asepsis in der Klinik des Herrn Geheim- rath von Bergmann in Berlin. 266 Schleich, Infektion und Geschwulstbildung. 462 Schmorl und Birch-Hirschjeld, Uebergang von Tuberkelbacillen aus dem mütter- lichen Blute auf die Frucht. 88 Seraßni et Erriquez, Süll’ azione dell’ sangue di animali immuni inoculato ad animali suscettibili pel carbonchio. 755 Trapeznikof, Du sort des spores de mi- crobes dans l’organisme animal. 753 b. Einzelne durch Bakterien und andere Parasiten hervorgerufene Krankheiten. Abscesse. Mischer, Bakteriologische und anatomische Untersuchungen über die Lymphangitis der Extremitäten. 172 Peüizzari, Der Diplococcus von Neisser in den periurethralen blennorrhöischen Ab- scessen. 386 Aktinomykose. Fischer, Beitrag zur Aetiologie der Aktino- mykose. 16 Koch, Drei Fälle von Actinomycosis ho- minis. 838 Protopopoff, Sur la question de la structure les bacteries. 702 Wolf, Ueber Aktinomykose. 138 Aneurysma. Buday, Ein Fall von Aneurysma arteriae iliacae communis, verursacht durch einen septischen Embolu3. 256 Arthritis. Picqul et Vetüon, Note sur un cas d’ar- thride purulente consecutive ä une pneu- monie avec presence du pneumocoque dans le pus. 388 Blennorrhoe. Peüizzari, Der Diplococcus von Neisser in den periurethralen blennorrhöischen Ab- scessen. 386 Brustsenche. Fiedeler, Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte und über den Krankheits- erreger derselben. (Orig.) 310. 341 380. 408. 454 Carcinom (s. Krebs !) Caries. Sewill, Dental Caries. 648 Cholera. Qübert et Oirode , Contribution ä l’4tude chimique et bactöriologique du choUra nostras. 803 Register. 859 Eueppe, Ueber asiatische Cholera und Un- tersuchungen über den Kommabacillus. 619. 647 Petri, Versuche über das Verhalten der Bakterien des Milzbrands, der Cholera, des Typhus und der Tuberculose in be- erdigten Thierleichen. 125 Sanarelli, Der menschliche Speichel und die pathogenen Mikroorganismen der Mundhöhle. ( Orig .) 817 Cholelithiasis. Naunyn, Ueber das Vorkommen von Spalt- pilzen in der Gallenblase. 92 Chorea. Pianese, Ricerche batteriologiche e speri- mentali in un caso di corea du Sydenhan. 388 Diarrhoe. Hochsinger, Ueber Indicanurie im Säug- lingsalter. SO Ortmann , Ueber Balantidium coli. 498 Diphtherie, Baginsky, Zur Aetiologie der Diphtherie. Der Loeffler’sche Bacillus. 806 Barbier, De la transmissibilite de la diph- therie aviaire ä l’homme. 93 Cantani, Cura della difteria. 134 Moos, Histologische und bakteriologische Untersuchungen über Mittelohrerkran- kungen bei den verschiedenen Formen der Diphtherie. 19 Oertel, Ueber das diphtherische Gift und seine Wirkungsweise. 220 Spronck, Zur Kenntniss der pathogenen Be- deutung des Klebs-Uoefflor’schen Diph- theriebacillus. 419 Tangl, Zur Frage der Scharlachdiphtheritis. (Orig.) 1 Wassermann und Proskauer , Ueber die an den Diphtheriebacillen erzeugten Tox- albumine. 645 Dysenterie. Dock , Observations on the Ainoeba coli in dyssentery and abscess of the liver. 227 Lucet, Dysenterie epizootique des poules et des dindes. 807 Lutz, Zur Kenntniss der Amöben-Enteritis und -Hepatitis. (Orig.) 241 Stengel, Acute dysentery and the Amoeba coli. 749 Dyspepsie. Stocquart, De l’ichthyol dans le traitement de la dyspepsie et des tro ables cepha- liques et nerveux qui en d^pendent. 362 Eiterung. BouUoche, Note sur un cas de polyarthrite suppuree et de myosites d4terminöes per le pneumocoque. 674 Crookshank, On Streptococcus pyogenes. 648 — , On the question of the identity of Streptococcus pyogenes with Strepto- coccus erysipelatosus. 648 Dennig, Ueber septische Erkrankungen mit besonderer Berücksichtigung der krypto- genetischen Septikopyämie. 643 Destree, A propos de quelques cas de sup- puration compliquant la fievre typhoide. 567 von Eiseisberg , Nachweis von Eiterkokken im Schweisse eines Pyämischen. 492 Eraud und Hugcuncnq, Action de certainas couleurs d’aniline sur le developpement et la viruience de quelques microbes. 615 Fischer, Bakteriologische und anatomische Untersuchungen über die L-ymphangitis der Extremitäten. 172 Fracnkel, Ueber peritoneale Infektion. 160 Herman, De l’influence de quelques va- riations du terrain organique sur l’action d6s microbes pyogenes. 803 Karlinski, Zur Kenntniss der pyosepiikä- mischen Allgemeininfektionen. 491 Levy, Ueber die Mikroorganismen der Eite- rung. Ihre Spezifität , Virulenz , ihre diagnostische und prognostische Bedeu- tung 642 Reichel, Ueber Immunität gegen das Virus von Eiterkokken. 139 SanareUi, Der menschliche Speichel und die pathogenen Mikroorganismen der Mundhöhle. (Orig.) 817 Ekzepa. Unna, Natur und Behandlung des Ekzems. 674 Endocarditis. Paulus, Ueber septische Allgeraeinerkrau- kung nach chronischer Endocarditis. 671 Endometritis. EVtschau, Kurzer Beitrag zur Ichthyoltbc- rapie bei Frauenkrankheiten. 862 Enteritis. Lutz, Zur Kenntniss der Amöben-Enteritis und -Hepatitis. (Orig.) 241 860 Register. Erysipel. Crookskank, On thc question of the identity of Streptococcus pyogenes with Streptococcus erysipelatosus. 648 Saug, Das Lysol und das Naphthol (ß) in der Therapie der Ohrenkrankheiteu. 707 Horwitz, Appareut antagonism belween the Streptococci of Erysipelas and Syphilis. 21 Jordan. Ueber die Aetiologie des Erysipels. 172 Leroy , A biological study of the microbe of erysipelas. 255 Ulrich , Die Resultate von 3 verschiedenen Behandlungsweisen des Erysipelas faciei. 268 Farns. Morris, An extensive case of favus. 18 Schurcninoer und Buzzi, Notizen über Favus lapinosus km Rumpfe. 67ä Wickham, A rare case of favus of the limbs encrmous patcbes of favus covering al- most the whoie of the lower limbs. 129 Fischgift. Arustamoff, Ueber die Natur des Fiscb- giftes. (Orig.) 113 Gelbfieber. Freire, Mittheilung über Bakteriologie im Allgemeinen und über das gelbe Fieber im Besonderen. 805 Gelenkentzündung. Buday, Beiträge zur Kenntniss der Ent- wickelung der metastatischen Gelenkent- zündungen und zur Aetiologie der Poly- arthritis rheumatica. 286 Geschwülste. Schleich, Infektion und Geschwulstbildung. 462 Gonorrhöe. van Dort, Gonokokken infectie bij een twee- jaarig meisje. 129 Eraud und Hugouneng, Action de certaines couleurs d’aniiine snr le developpement et la virulence de quelques microbes. 615 Goll, Ueber die Häufigkeit des Vorkom- mens von Goookokken bei chronischer Urethritis. 353 Pellizzari, Der Diplococcus von Neisser in den periurethralen blennorrhöisehen Ab- scessen. 386 Bosinski, Uebor gonorrhoische Erkrankung der Mundhöhle Neugeborener. 129 Wertheim, Zur Lehre von der Gonorrhöe. 385 Hepatitis. balz, Zur Kenntniss der Amöben-Enteritis und -Hepatitis. (Orig) 241 Hospitalbrand. von Herff, Ein Fall von Hospitalbrand an der Vulva nebst Bemerkungen über die Behandlung dieser Krankheit. 227 Hühnercholera. Lucet . Dysenterie epizootique des poules et des dindes. 807 Pregl, Ueber eine neue Karbolmetbyienblau- Methode. (Orig.) 826 Icterus. Meinert, Ergebnisse der Sammelforschung über den im Königreich Sachsen 1889/90 beobachteten epidemischen Icterus. 387 Indioanurie. Hochsinger, Ueber Indicanurle im SäugliDgs- alter. 90 Keratomalacie. Locb, Ueber einen bei KeratomaJacia infan- tum beobachteten Kapselbacillus. (Orig.) 369 Keratcsis. White, Keratosis follicularis (Psorospermose folliculaire veg6tante). 130 Krebs. Bailance, Consideratious printing to caucer as an infective disease. 648 Bibbert , Neuere Arbeiten zur Aetiologie des Carcinoms. 287 Register. 861 Lepra. Boinet , La Lfepre ä Hanoi (Tonkin). 15 Favrat und Christmann, Ueber eine eiufache Methode zur Gewinnung bacillenreichen Lepramaterials zu Versuchszwecken. {Orig.) 119 Leukämie. Brentano und Tangl, Beitrag zur Aetio- logie der Psendoleukämie. 673 Lymphangitis. Fischer, Bakteriologische und anatomische Untersuchungen über die Lymphangitis der Extremitäten. 172 Malaria. Bignami , Sülle febbri intermittenti mala- riche a lunghi intervalli. 570 Bma. Ueber Lhinin und die Malariaamöbe. 810 Celli. Die Parasiten der rothen Blutkörper- chen 538 Di Mattel. Gon tri bat o allo studio dell’ in- fezione malarica sperimentale nell’ uomo e negli animali. 162 Dock, Studies in ihe etiology of malarial infection and of the baematozoa of La- veran. 254 FajarJies, Nuevos estudios sobre los he- matozoarios del paludisino. 254 Grassi und Feletti, Weiteres zur Malana- frage. {Orig.) 44S 481. 517 Gvttmann und Ehrlich , Ueber die Wirkung des Methylenblau bei Malaria. 809 Hochsinger , Zur Diagnose der Malaria in- fantilis. , 253 Laveran , Die Aetiologie der Malaria 538 Malachowski, Zur Morphologie des Plas- modium malariae. 70C Mannaberg. Beiträge zur Morphologie und Biologie des Plasmodium malariae. 705 Flehn, Aetiologische und klinische Malaria- studien. 572 Uomanowshy, Zur Frage über den Bau der Malariapurasiten. 163 Kosenbach . Zur Konservirung lebender Malariaparasiten. 806 Sacharow , Erhaltung der Malaria - Plas- modien in lebendem Zustande in Blut- egeln. 199 ßakharojf. Recherche« sur le parafite des fifevres paludeennes irrüguliäres. 706 Sclceüong, Die Malariakrunkbeiten unter spe- zieller Berücksichtigung tropenklirna- twcber Gesichtspunkte. 570 Spener, Ueber den Krankheitserreger der Malaria. 574 Torti ed Angdini, Infezione malarica cro- nica coi sintomi deila scierosi a placcne. 254 Malignes Oedem. Klein , Ein neuer Bacillus des malignen. Oedems. {Orig.) 186 Penzo, Beitrag zum Studium der biologischen Verhältnisse des Bacillus des malignen Oedems. {Orig.) 822 Meningitis. Klippel. Des infections microbiennes secon- daires au cours des affeetions mentales. 802 Milzbrand. Birch - Hirschfeld, Ueber die Pforten der placentären Infektion des Fötus. 85 Chor, Traitement du charbon par le bi- carbouate de soude d’aprfes ia methode de M. Fodor. r 760 de Christmas , Etüde sur les snbstances microbicides du sdrum et des Organes d’animaux h sang cbauu. 766 Eraud uud Hugouneng. Action de certaines couleurs d’aniiine sur le developpement et la virulence de quelques microbes 616 Fazio, Concorrenza vitale fra i bacteri deila putrefazione. e quelli de carbonchio e del tifo. 761 Fodor, Zur Frage der Immunisation durch Alkalisation (Orig.) 7 Gabrüschewshy, Ein Beitrag zur Frage der Immunität nnd der Heilung von In- fektionskrankheiten. {Orig.) 151 Goldschmidt , Ein Fall von Anthrax in- testinalis beim Menscher 748 Hankin, Cures of infections diseases. 396 — , Die antibakterielle Wirkung des Serums. 714 Klein, Ueber chemische Beeinflussung der Säfte. 764 Kostjurin und Krainsky, Ueber Heilung des Milzbrandes durch Fäulnisstoxlne (Ex- trakte) bei Thieren. {Orig) 553. 699 Latis, Ueber den Uebergang des Milzbran- des von der Mutter auf den Fötus und üb6r die Veränderungen ia den Gelüsson, welche der Milzbrand hervurbringt. 226 Lubarsch, Bemerkungen zu R. Stern’s Re- ferat über meine „Untersuchungen Uber die Ursachen der angeborenen und er- worbenen Immunität“. {Orig.) 09' Stern, Erwiderung {Orig.) 74 Martinotti und Barhacci, Ueber dis Physio- pathologie des Milzbrandes. 224 862 Register. Martinotti und Tedeschi, Untersuchungen über die Wirkungen der Inokulation des Milzbrandes in die Nervenzentra. (Orig.) 545. 593. 635 Metschnikoß et Roux , Sur la proprietd bactericide du sang de rat. 756 Ogata, Ueber die Immunitätsfrage. 754 Petermann, Sur la substance bactdricide du sang decrite par le professeur Ogata. 755 Petri, Versuche über das Verhalten der Bakterien des Milzbrands, der Cholera, des Typhus und der Tuberculose in be- erdigten Thierleichen. 125 Roger, Contribution ä l’^tude experimentale du cbarbon symptomatique. 748 Rohrschneider , Experimentelle Untersu- chungen über die bei Fröschen durch Verweilen in höherer Temperatur er- zeugte Disposition für Milzbrand. 170 Roux, Ueber Immunität, deren natürliches Vorkommen und künstliche Erzeugung. 649 Sanardlt, Weitere Mittheilungen über Gift- theorie und Phagocytose. (Orig.) 513 Schor, Ueber die fragliche Immonisation durch Alkalisation mittelst Natrium bi- carbonicum. (Orig.) 736 Serafirn et Erriquea , Süll' azione dell’ sangue di animali immuui inoculato ad animali suscettibili pel carbonchio. 755 Trtrrd, Contribution ad estudio de la pspo- rnlacion del bacillus anthracis. 91 Otitis. Ma.ggiora und Gradenigo, Beitrag zar Aetio- logie der katarrhalischen Ohrentzün- dungen. (Orig.) 625 Moos , Histologische und bakteriologische Untersuchungen über Mittelohrerkran- kungen bei den verschiedenen Formen der Diphtherie. 19 Paralyse. Klippel, Paralysie g6n£rale et tuberculose pulmonaire. 568 Parotitis. Irittrich, Ueber einen Fall von eiteriger Parotitis und deren etwaigen Zusammen- hang mit äusseren Verletzungen. 491 Pemphigus. Almquist, Pemphigus neonatorum, bakte- riologisch und epidemiologisch beleu- htet. 492 Faber, Ueber den akuten kontagiösen Pem- phigus. 18 Peritonitis. Rraenkel, Ueber peritoneale Infektion. 160 Phthisis. Aberg, De la curabilitd de la phthisie pul- monaire et de quelques autres maladies chroniques de la poitrine par l’eau d’une basse temperature. 614 Pneumonie. Bordoni-Uffreduzzi, Ueber die Widerstands- fähigkeit des pneumonischen Virus in den Auswürfen. (Orig.) 305 Bondloche, Note sur un cas de polyarthrite suppurüe et de myosites d6terminees par le pneumocoque. 674 Clause, Note sur un cas de purpura ä pneu- mocoque. 674 Dittrich, Ueber einen Fall von eiteriger Parotitis und deren etwaigen Zusammen- hang mit äusseren Verletzungen. 491 Emmerich , Ueber die künstliche Erzeugung von Immunität gegen kroupöse Pneu- monie und die Heilung dieser Krankheit. 714 Faulhaber, Ueber das Vorkommen von Bakterien in den Nieren bei akuten In- fektionskrankheiten. 257 Foä e Carbone, Studi sul processo pneu- monico. 223 Frankland, Stanley and Freie, Fermentations induced by the Pneumococcus of Fried- länder. 222 Picque et Yeiüon, Note sur un cas d’ar- thride purulente consecutive ä une pneu- monie avec pr4sence du pneumocoque dans le pus. 388 Polyarthritis. Bovlloche, Note sur un cas de polyarthride suppuree et de myosites determinees par le pneumocoque. 674 Polyarthritis rheumatica. Buday, Beiträge zur Kenntniss der Ent- wickelung der metastatischen Gelenkent- zündungen und zur Aetiologie der Poly- arthritis rheumatica. 286 Register. 8f!3 Waylel , Aetiologische Beobachtungen über akuten Gelenkrheumatismus. 285 Pseudotuberculose. Megnin und Mcsny , 1 eher Pseudotuber- culose der Hasen. 775 Frenz, Ueber eV.en b all von Pseudotuber- culose beim Schafe und über Pseuöo- tuberculose im Allgemeinen. 568 Purpura. Clause , Note sur un cas de purpura ä pneu- mocoque 674 Purpjra haemorrhagica. Kolb, Zur Aetiologie der idiopathischen Blut- tieckeukraukheit (Purpura haemorrhagica, Morbus u'oouiosus Werlhofii). 17 Psorospermose. Lustgarten, On Psorospermosis follicularis. 229 Pyämie. Brunner, Ueber Ausscheidung pathogener Mikroorganismen durch den Schweiss. 362 Buday, Ein Pall von Aneurysma arteriae iliacae communis, verursacht durch einen septischen Embolus. 266 Dennig , Ueber septische Erkrankungen mit besonderer Berücksichtigung der krypto- genetischen Septikopyämie. 643 von Eiseisberg, Nachweis von Eiterkokken im Schweisse eines Pyämischen. 492 Karlinslci, Sur Kenntniss der pyoseptikä- mischen Allgemeininfektionen 491 Baulus, Ueber septische Allgemeinerkran- kung nach chronischer Endocarditis. 672 Zmigrodski, Ein kasuistischer Beitrag zur Heilbarkeit der Pyämie. 382 Pyelonephritis. Enderlen, Primäre infektiöse Pyelonephritis beim Rind. 94 Höflich, Die Pyelonephritis bacillosa des Rindes. 94 Kausehbrand. Galn-itschewsky, Ein Beitrag zur Frage dci Immunität und der Heilung von Infek- tionskrankheiten. [Orig.) 151 Boyer, Contribution ä l’etude experimentale du charbon symptomatique. 748 Recurrens. Pasternacki, Eine neue Methode der Er- haltung und Kultur der Obermeyer’schen Spirochaeten in Blutegeln (Hirudo medi- cinalis). 198 Scharlach. Bakteriologisches von der medizinisch- wissenschaftlichen Ausstellung de3 X. internationalen medizinischen Kongresses zu Berlin, 4. — 9. August 189C. <66 Tangl, Zur Frage der Scharlachdiphtheritis {Orig.) 1 Schweinerothlauf. Emmerich, Die Ursache der Immunität, die Heilung von Infektionskrankheiten, spe- ziell des Rothlaufs der Schweine, und ein neues Schutzimpfungsverfahren gegen diese Krankheit. 265 Petri. Ueber die Widerstandsfähigkeit der Bakterien des Schweinerothlaufs in Rein- kulturen und im Fleisch rothlaufkranker Schweine gegen Kochen , Schmoren, Braten, Salzen, Einpökeln und Räucheru. 135 Schweineseuche. Lcwandowsky, Ueber Indol- uud Phenol- bildung durch Bakterien. 220 Bmitli, Kleine bakteriologische Mittheilungen. Mit 2 Figuren. {Orig.) 177 Skorbut. Wieriuzkij, Untersuchung dos Blutes Skor- butkranker auf Mikroorganismen. 352 Skrophuloäe. Leloir , Ueber die Impfung skrophulöa- tuberculöser Produkte, namentlich des Lupus vulg. 774 864 Register. Sommerdiarrhöe. Booler, A study of some of the ßakteria fouud in the faeces of infants afiected wich Summer diarrhoea. 284 Sykosia. Saurazis, Sycosis g^neralise. 257 Syphilis. Guntz, Ueber die Chrotnwasserbehandlung der Syphilis. 579 Horwilz. Apparent autagonism between the Streptococci of Erysipeias and Syphilis. 21 Raymond, Une observaticn de Syphilis coti- ceptionelle. S9 Taubenmästerkrankheit. Potain, Un cas de tuberculose aspergillaire (maladie des gaveurs de pigeons). 322 Tetanus. Bombieei, G., Sulla resistenza alla putrefa- zion'e del virus tetanico. 21 — , L., Deila desinfezione degli ambienti infetti da virus tetanico. 22 Bruschettini, Sulla difl'usione nell’ organismo del veleno del tetauo. 15 Reinztlman n, Ueber die Verbreitung des Tetanuserregers in Fehibodenfüllungen Münchner Häuser. 646 Kitasato , Experimentelle Untersuchungen über das Tetanusgift. 433 — , Heil- und Immunisirungsversuche bei Tetanus. 762 Lortet. Microbes pathogenes des vases de !a mer Morte. 567 Fla, De los adelantos que er. la patogenia del tetanos ha realizado la ieoria para- sitaria. 14 Scktccrz, Ein Fall von Heilung des Tetanus traumaticus durch das von Prof. Guido Tizzoni und D^n Cattani bereitete Anti- toxin des Tetanus (Orig.) 785 Tizzoni und Cattani, Fernere Untersu- chungen über das Antitoxin des Tetanus. (Orig.) 33 , L’immunitä contro il tetano studiata negli animali molto recettivi per questa infezione (cavia. conigtio, topo). 576 Vaülard et Vincent. Sur !e poison teta- niauc. 14 -Tollwuth. Finkeistein , Bericht für das Jahr 1890 über die Pasteur’sche antirabisebe Station am Militär - medizinischen Laboratorium des kaukasischen Miülärkreises zu Tiflis. 679 Perdrix , l.es vaccinations autirabiques ä Tlnstitnt Pasteur. 681 Wyssokowicz, Zur Frage von der Lokali- sation des Tclhvutbvirus im Organismus der Thiere. (Orig.) 45 Zagari, Snl meccanistno aelT attenuazione del virus rabico. 615 Trichomykosis. Patteson, Trichomycosis nodosa: A cor- rection and a note. 1 30 Tuberculose. Aberg , De la curabilite de la phthisie pul- monaire et de quelques autres raaladies chroniques de la poitrine par l’eau o une hasse temperature. 614 Arloi/ig, Prophylaxe der menschlichen und tbieriseben Tuberculose. 776 — , Die Actiologie der Tuberculose des frühen Kindesalters zwischen 3 Monaten und 5 Jahren. 811 Arthaud, Ueber die relative Häufigkeit der verschiedenen Arten der Ansteckung mit Tuberculose. 776 Bang, Uebertragbarkeit der Tuberculose von Thieren auf den Menschen. 771 Bard , Les selles des tebricitants au point de vue bacteriologiqua. 105 Barloic, Ueber Tuberculose im Kindesalter. 810 Borgherini, Die ersten Resultate der Koch- schen Behandlungsmethode bei tuber- culösen Erkrankungen innerer Organe. 107 Bauland, Einfluss des Kaolin-Staubes auf die Tuberculose der Porzellan-Arbeiter. 777 Brentano und Tangl, Beitrag zur Aetiologie der Pseudoleukämie. 673 v. Brunn - Lipnspringe, Ueber die progno- stische Bedeutung des Tuberkeibacillus. 318 Büchner. Kurze Uebersicbt über die Ent- wickelung der Bakterienforschrung seit Xaegeli’s Eingreifen in dieselbe. 349 Bv.rdon- Sander son, Ueber die Aetiologie der Tuberculose. 769 Cabadi, Le<;ons sur les maladies micro- biennes professdes ä l’ecole de medecine de Toulouse 561 Register. Ö65 Chthnonshi , Ueber den Einfluss akuter fieberhafter Erkrankungen auf den Ver- lauf der chronischen Lungentuberculose. 579 Qhiari , Ueber den pathologisch - anato- mischen Befund in drei mit Koch’scien Injektionen behandelten Füllen von schwe- rer Lungentuberculose. 330 — , Weitere pathologisch-anatomische Mit- tbeiluugen über mit Koch’schen Injek- tionen behandelte Fälle von Tuberculose. 331 Clado, Hemilateraie Tuberculose. 778 — , Behandlung der chirurgischen Tuber- culose mittels W’ärme. 775 CrisufiUli, Modificazioni dell' urina e potere urotossiec negli lDjettati con la iinfa Koch. 170 Cutfer , Recherckes cliniques sur la periode d’incubation des maladies infectieuses en general et en particulier sur la periode d’incubation de la tuberculose. 567 de Vas, Ueber den diagnostischen Werth des Impfversuchs bei Tuberculose und ein neues Verfahren zum mikroskopischen Nachweis von Tuberkelbacillen im Harn. 105 Ehrlich , Ueber die neuere Behandlungs- weise der Tuberculose nach Koch. 811 Eisenhardt, Ueber Häufigkeit und Vor- kommen der Darmtuberculose. 610 Espina y Capo , Massregeln gegen die UebertraguDg der Tuberculose 777 Foä , Una esperienza negativa Sulla im- munitä per la tubercnlosi. 330 Fraenfcel , Die Gabbet’scbe Färbung der Tuberkelbacillen , eine „unwesentliche“ Modifikation meiner Methode. 234 v. Frisch, Zur Diagnose der tuborculösen Erkrankungen des Urogenitalsyscems. 610 Qottstein , Zusammenfassende Uebersicht über die bakterienvernichtende Eigen- schaft des Blutserums. 758 Grancher et Ledoux-I.ehard , Etudes sur la tuberculose experimentale du iapin. 6 1 1 Grancher et Martin, Ueber antltuberculöse Schutzimpfungen. 298 Guinard , Sur un mode possible de trans- mission de la tuberculose chez les ani- maux. 568 Hamilton, Ueber zwei Hauptansiedolungs- punkte für die Tuberkel. 773 Jemen, Tuberculose beim Hund und bei der Katze. 611 Klippel, Paralysie g£ndrale et tuberculose pulmonaire. 568 Kluge, Chemotaktische Wirkungen des Tu- berculins auf Bakterien. (Orig.) 661 Kostgurin und Kraintdty , Ueber Heilung des Milzbrandes durch Fiinlnisstoxinc (Extrakte) bei Thieren. (Orig.) 553. 599 Bd. XT. Kraslte, Ueber einen Fall von tuberculöser Erkrankung der Glans penis nebst Be- merkungen über die Uebertragbarkeit der Tuberculose durch den geschlecht- lichen Verkehr 322 Krynski, Beitrag zur Kenntuiss des Ver- haltens der Tuberkelbacillen bei Lupus unter dem Einflüsse der Koch’schen Lymphe. 107 Kugler, Worin sind die Hauptursachen fiir die starke, immer noch wachsende Ver- breitung der Tuberculose zu suchen und was kann und soll der Staat zur Aus- rottung bez'w. Eindämmung diesei ver- derblichen Krankheit thun? 523 Langlois , Le traitement de la tuberculose du Dr. R Koch. 613 Leloir , Ueber die Impfung skrophulös- tuberculöser Produkte, namentlich des Lupus vulg. 774 Litten, Die Centrifuge im Dienste der kli- nischen Mediein. 20 Lubliner, Fünf neue Fälle der Tuberculose nach Circumcision. 89 Mc Fadyean und Sims V/oodhcad, Ueber die Uebertragung von Tuberculose von Thieren auf Menschen durch Fleisch und Milch tuberculöser Thiere. 772 Mtgnin und Mosny , Ueber Pseudotuber- culose der Hasen. 775 Mordhorst, Ist die Lunge Schwindsüchtiger grösser als diejenige Gesunder? 321 Pelzt, Versuche über das Verhalten der Bakterien des Milzbrands, der Cholera, des Typhus und der Tuberculose in be- erdigten Thierleichen. 125 Ple.sser, Ein neues wirksames Heilverfahren bei progressiver Lungen- und Organ- titberculose 330 Potain , Un cas de tuberculose aspergillaire (maladie des gaveurs de pigeons). 322 Prausnitz, Ueber die Verbreitung der Tu- berculose durch den Personenverkehr auf Eisenbahnen. 320 Preisz, Ueber einen Fall von Pseudotuber- culose beim Schafe und über Pseudo- tuberculose im Allgemeinen. 568 Prudden and Uodenpyl , Studies on the action of dead bacteria io the livieg body. 703 Buffer, Notes on the dostruction of micro- organisms by amoeboid cells. 132 Schmorl und Birch-Hirschfdd, Uebergang von Tuberkelbacillen aus dem mütter- lichen Blute auf die Frucht. 88 Schoull, Verbreitung von Tuberculose durch Nahrungsreste von Phthisikern. 775 Sehrwald, Die Krull’schc Methode der Tu- berculosenbehnndlung in ihrer thermi- schen Einwirkung auf die Lunge. 328 Slone, Wby the sputa of tuberculous patients sliould be destrpyed. 106 55 866 Register. Tangl, TTeler das Verhalten der Tuberkel- bacillcn an der Eingangspforte der In- fektion. 320 Tujfier, Tuberculöse Hydrocelen. 778 Weyl, Zur Chemie und Toxikologie des Tuberkelbacillus. 319 Zweiter Tubereulose-Kongress. 439. 58h Typhus. Babes, Erklärende Bemerkungen über ..na- türliche Varietäten1* des Typhusbacillus. (Oiig.) 281 Banti, L’epidemia di tifo in Firenze nei suoi rapporti con l’acqua potabile. 804 Destree, A propos de quelques cas de sup- puration compiiquant la fiävre typhoide. 567 Enderl en , Versuche über die bakterien- feindliche Wirkung normalen und patho- logischen Blutes. 753 Faulhaber, Lieber das Vorkommen von Bak- terien in den Nieren bei akuten Infek- tionskrankheiten. 257 Fazio , Concoirenza vitale fra i bacteri della putrefazione, e quelli de carbonchio e del tifo. 761 Fischer , Die Plasmolyse der Bakterien. 158 Heim, Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Untersuchungsme- thoden seit dem Jahre 1887. (Orig.) 356 Hölscher, Ueber die Komplikationen bei 2000 Fällen von letalem Abdomioal- typbus. 384 Petri. Versuche über das Verhalten der Bakterien des Milzbrands, der Cholera, des Typhus und der Tuberculöse in be- erdigten Thierleichen. 126 Stepp, Ueber die Chloroformbehandlung des Typhus. 24 Urethritis. Ooll , Ueber die Häufigkeit des Vorkom- mens von Gonokokken bei chronischer Urethritis. 353 Y ariola. Janson, Versuche zur Erlangung künst- licher Immunität bei Variola vacciua. (Orig.) 40 c. Durch Bakterien und andere Parasiten hervorgerufene Krankheiten einzelner Organe. Augen. Loeb, Ueber einen bei Keratomalacia infan- tum beobachteten Kapselbacillus. (Ong.) 369 Blut. de Christmas , Etüde sur les substances microbicides du serum et des organes d’animaux ä sang ehaud. 766 Enderlen , Versuche über die bakterien- feindliche Wirkung normalen und patho- logischen Blutes. 753 Gaertner und Enemer, Ueber die Einwir- kung von Bakterienextrakten auf den Lymphstrom. 759 Gottstein , Zusammenfassende Uebersicht über die bakterieuvernichtende Eigen- schaft des Blutserums. 758 Metschnikoff et Roux, Sur la propriete bac- tericide du sang de rat. 756 Ogata, Ueber die Iramunitätsfrage. 754 Petermann, Sur la substance bactericide du sang d^crite par le professeur Ogata 755 Serafini et Erriquez , Süll’ azione dell sangue di animali immuni inoculato ad animali suscettibili pel carbonchio. 755 Trapeznikoff, Du sort des spores de mi- crobes dans l’organisme animal. 753 Trombetta, Die Faulnissbakterien und die Organe und das Blut ganz gesund ge- tödteter Thiere. (Orig.) 664 Wieriuzkif, Untersuchung des Blutes Skor- butkranker auf Mikroorganismen 352 Darm. Cantani, Süll’ antisepsi intestinale. 22 Eisenhardt, Ueber Häufigkeit und Vor- kommen der Darmtubcrculose. 610 Fraenkel, Ueber peritoneale Infektion. 160 Gilbert et Girode, Contribution ä l’etude ebimique et bacteriologique du cholera nostras. 803 Hamilton, Ueber zwei Hauptansiedelungs- punkte für die Tuberkel. 773 Hochsinger, Ueber Indicanurie im Säug- lingSi-lter. 90 Lutz, Zur Kenntniss der Amöben-Enteritis und -Hepatitis. (Orig.) 241 Macfadyen, Nencki und Sieber, Untersu- Register. 867 ehungen über die chemischen Vorgänge im menschlichen Dünndarm. 82 Mc Fadyen , The behaviour of bacteria in the small intestine. 648 Ortmann, Ueber Balantidium coli. 498 Fötus. Birth - Hirschfeld , Ueber die Pforten der placentaren Infektion des Fötus. 85 Raymond, Une Observation de Syphilis con- ceptionelle. 89 Schmorl and Rirch-I{ irsch fdd, Uebergang von Tuberkelbacillen ans dem mütter- lichen Blute auf die Frucht. 88 Galle. Naunyn, Ueber das Vorkommen von Spalt- pilzen in der Gallenblase. 92 Gehirn. Klippel, Desinfections mierobiennes secon- daires au cours des affections mentales. 802 Richter, Ueber einen Fall von racemosen Cysticerken in den inneren Meningen des Gehirnes und Rückenmarkes. 612 Gelenke. Buday, Beiträge zur Kenntniss der Ent- wickelung der metastatischen Gelenkent- zündungen und zur Aetiologie der Poly- arthritis rheumatica. 286 Geschlechtsorgane. v. Frisch, Zur Diagnose der tuberculösen Erkrankungen des Urogenitalsystems. 610 Goll, Ueber die Häufigkeit des Vorkom- mens von Gonokokken bei chronischer Urethritis. 353 Kötschau , Kurzer Beitrag zur Ichthyol- therapie bei Frauenkrankheiten. 362 Kraslcc, Ueber einen Fall von tuberculöser Erkrankung der Glans penis nebst Be- merkungen über die Uebertragbarkeit der Tuberculose durch den geschlecht- lichen Verkehr. 322 Lubliner, Fünf neue Fälle der Tuberculose uacb Circumcision. 89 PtUizzari, Der Diplococcus von Neisser in den periurethralen blennorrhöischen Ab- scesser. 386 Tufjier, Tuberculose Hydrocelen. 778 Harn. CrisafulU, Modificazioni dell’ urina e potere urotossico negli injettati con la linfa di Koch. 170 v. Frisch, Zur Diagnose der tuberculösen Erkrankungen des Urogenitalsystems. 610 Hochsinger , Ueber Indicanurie im Säug- lingsalter. 90 Litten, Die Centrifuge im Dienste der kli- nischen Medicin. 20 de Vos, Ueber den diagnostischen Werth des Impfversuchs bei Tuberculose und ein neues Verfahren zum mikroskopischen Nachweis von Tuberkelbacillen im Harn. 105 Haut. Btmheim, Ueber die Desinfektionsgemische. 839 Claisse , Note sur un cas de purpura ä pneumocoque. 674 Lustgarten, On Psorospermosis follicularis. 229 Pattes on , Trichomycosis nodosa : A cor- rection and a not«. 130 Preindesberger , Zur Kenntniss der Bakterien des Unternagelraumes and zur Desinfek- tion der Hände. 134 Sabrazes, Sycosis göneralis^. 257 Schweninger und Busud, Notizen über Favus lupinosus am Rumpfe. 675 ünna, Natur und Behandlung des Ekzems. 674 White, Keratosis follicularis (Psorospermose folliculaire ve'g^tante). 130 Wickham , A rare case of favus of the limbs enormous patebes of favus co- vering almost the whole of the lower limbs. 129 Lunge. Hamilton, Ueber zwei Hauptansiedelungs- punkte für die Tuberkel. 773 Mordhorst, Ist die LuDge Schwindsüchtiger grösser als diejenige Gesunder? 321 Schrwald, Die Krull’sche Methode der Tu- berculosenbehandlung in ihrer thermi- schen Einwirkung auf die Luuge. 328 Magen. KtjanowsJci, Zur Frage über die antimikro- biellen Eigenschaften des Magensaftes. 235 55* 868 Register. Mund, David, Les microbes de la bouehe. 609 Miller , Tbe Mouth as atocus of inicction. 647 Podbielsky, Erklärung. (Orig.) 605 JRosinski, Ueber gonorrhoische Erkrankung der Mundhöhle Neugeborener. 129 Rothert , Bemerkung zu der „Erklärung“ des Herrn Dr. A. Podbielsky. [Orig.) 607 Sanarelh, Der menschliche Speichel und die pathogenen Mikroorganismen der Mundhöhle. (Orig.) 817 Nieren. Enderlen, Primäre infektiöse Pyelonephriliä beim Rind. 94 Favlhaber , Ueber das Vorkommen von Bakterien in den Nieren bei akuten In- fektionskrankheiten. 257 Höflich, Die Pyelonephritis bacillosa des Rindes. 94 Ohren. Saug, Das Lysol und das Naphthol (ß) in der Therapie der Ohrenkrankheiten. 707 Maggiora und Gradenigo, Beitrag zur Aetio- logie der katarrhalischen Ohrentzün- dungen. (Orig.) 625 Moos, Histologische und bakteriologische Untersuchungen Uber Mittelohrerkran- kuugen bei den verschiedenen Formen der Diphtherie. 19 Peritoneum. Fratnkel, Ueber peritoneale Infektion. 160 Rückenmark. Richter, Ueber einen Fall von racemosen Cysticerken in den inneren Meningen des Gehirnes und Rückenmarkes. 612 VI. Durch, pflanzliche und thierische Parasiten verursachte Krankheiten der Thiere. Arloing, Prophylaxe der menschlichen und thierischen Tuberculose. 778 Arustamoff, Ueber die Natur des Fischgiftes. (Orig.) 113 Bang , Uebertragbarkgit der Tuberculose von Thieren auf den Menschen. 771 Barbier. De la transmtssibiliie de la diph- therie aviaire ä Themme. 93 Braun, Die sogenannte „frsischwimmende Sporocyste“. (Orig.) 215 — , Bericht über die Fortschritte in der thierischen Parasitenkunde. (C/rig.) 389 421. 465. 493. 524 Burdon - Sanderson , Ueber die Aetioiogie der Tuberculose. 769 CappareUi, Beitrag zum Studium der Phago- cyten. (Orig.) 277 CcUi, Die Parasiten der rothsn Blutkörper- chen. 53 & Di Mattst, Contributo allo Studio dell’ in- fezione uiaiarica sperimentale nell’ uomo e negli annnali. 162 du Cazal et Vaülard, Sur une maladie parasitaire de Thomme trausmissihle au lapin. 761 Enderlen, Primäre infektiöse Pyelonephritis beim Rind. 94 Fitdeltr, Ueber die Brustseuche im Koseier Landgestüte und über den Krankheits- erreger derselben. (Orig.) 310. 341 380. 408. 454 GabrUschewsky, Ein Beitrag zur Frage der Immunität und der Heilung von Infek- tionskrankheiten. (Orig.) 151 Gaertntr und Bonner, Ueber die Einwir- kung von Bakterienextrakten auf den Lymphstrom. 759 Giard, L’Isaria, parasite de la larve du Hanneton. 230. — , Sur l’Isaria densa (Link), parasite du Ver blanc. t 750 Grancher et Ledoux-Lebard, Etudes sur la tuberculose experimentale du lapin. 611 Grancher et Martin, Ueber antituberculöse Schutzimpfungen. 298 Orassi und Feletu, Weiteres zur Malaria- . frage. (Orig.) 449. 481. 517 Hamann, Die kleineren Susswasserfische als Haupt- und Zwisckeuwirthe des Echiuorhynchus proteus Wcstr. (Orfp.} 791 Hahkin, Cures of infectious diseases. 386 Hassall , A new species of Trematooe in- festing Cattle (Fasciola carnosa). 464 Berman , De J’influence de quelques va- riations du terrain organique sur l’action des microbes pyogenes. 803 Höflich, Die Pyelonephritis bacillosa des Kindes. 94 Pensen, Tuberculose beim Hund und bei der Katze. 611 Küasato , Experimentelle Untersuchungen über das Tetanusgift. 438 Kostjurin und Krainsky. Ueber Heilung des Register. 869 Milzbrandes durch Fäuluisstoxine (Ex- trakte! bei Thieren. {Orig.) 553. 599 Latis, üeber den Uebergang des Milzbran- des von der Mutter auf den Fötus und über die Veränderungen in den Gefässen. welche der Milzbrand hervorfcringt. 225 Laveran, Die Aeliologie der Malaria. 536 Le Moult, Le parasite du Hanneton. 163 Lucet, Dysenterie epizootique des poules et des dindes. 807 Alartmetti und Barbacci , Ueber die Physio- pathologie des Milzbrandes. 224 Jdartmotti und Tedeschi, Untersuchungen über die Wirkungen der Inokuiation des Milzbrandes in die Ncrvenzentra (Orig.) 545. 593. G35 Metscknikof et Iioux, Sur la proprietS bac- tericide du sang de rat 756 Mc Fadyean und Sims Woodliead , Ueber die Uebertragung von Tuberculose von Thieren auf Menschen durch Fieisch und Milch tuberculöser Thiers. 772 Megnin und Mosny , Ueber Pseudotuber- culose der Hasen. 775 Osbum , The Pediculi und Mailophaga affeeting man and the Lower animals. 675 Pastemacki , Eine neue Methode dar Er- haltung und Kultur der Ohermeyer’schen Spirochaeten in Blutegeln (Hirudo medi- cinalis). 198 Potain, Un cas de tuberculose aspergillaire (maiadie des gaveurs de pigeons). 322 Preitz, Ueber einen Fall von Pseudotuber- culose beim Schafe und über Pseudo- tuberculose im Allgemeinen. 568 Prülieux et Delacroix, Le Champignon para- site de la )arv9 du Hanneton. 163 Reichel , Ueber Immunität gegen das Virus von Eiterkokken. 139 Roger, Contribution ä i’4tude experimentale du cbarbcu symptomatique. 748 Rohrschneider, Experimentelle Untersu- chungen über die bei Fröschen durch Verweilen in höherer Temperatur erzeugte Disposition für Milzbrand. 170 Rnsenbach , Zur Konservirung lebender Malariaparasiten 806 Sackaroiv , Erhaltung der Malaria - Plas- modien in lebendem Zustande in Blut- egeln. 199 Sanarelli , Weitere Mittheilungen über Gift- tbeorie und Pbagocytose. {Orig.) 513 Serafini et Erriquez , Süll’ aztone deil’ sangue dt an an all immuni inoculato ad ar.imali suscettibili pel carbonchio. 755 Smith, Kleine bakteriologische Mittheilungen. Mit 2 Figuren. {Orig.) 177 Tkelohan, Sur ia Constitution des spores des Myxosporidies. 354 — , Recherches sur le developpemeut des spores chez les Myxosporidies. 354 Tizztmi und Catlani, Fernere Untersu- chungen über das Antitoxin des Tetanus. ( Orig .) 33 — — , 1. immuuitk contro il toiano siudiata negli animalt molto recettivi per questa infezione (cavia. eoniglio, topo). 576 Trapeznikoff, Du sou des spores de :ai- cro’oes dans l’organisma animal. 753 Trombetta, Die Fäulnissbakterien und die Organe und das Blot ganz gesund ge- tödteter Thiere. ( Orig .) 664 Wyssokowicz, Zur Frage vou der Lokali- sation des Tollwutbvirus im Organismus der Thiere. ( Orig .) 45 Zagari, Sul meeeanismo dell’ attenuazione del virus rabico. 615 Zschokke, Die Parasiteufauua von Trutta salar. {Orig.) 694. 738. 792. 829 VTL Durch pflanzliche und thierische Parasiten verursachte Krankheiten der Pflanzen. Athäison, Anlbracnose of Cotton. 808 Beyerinck, Kult uv versuche mit Zoocblor eilen, Licheneogonidien und anderen niederen Algen. 75 Cazeneuve, Sur le traitement des vignes phylloxdrdes par le snlfure de carbone meiange de vaseliDC. 355 Cohn, Zur Geschichte der Leguminosen- knöllchen. (Orig.) 190 Eüü and Anderson, A new Ustilago from Florida. 103 Ellis and Everhart, New species of U*e- dineae and Ustilagineae. 104 Frank, Ueber den Vf rlauf der Kirscbbaum- Gnomonia - Krankheit in Deutschland nebst Bemerkungen über öffentliche Pflanzenschutzmassregeln überhaupt. 752 Qallouay and Fairchild, Experiments in the treatment of plant diseases : Treat- ment of pear leafblight and scab in the orebard. 471 Kirchner, Braunfleckigkeit dar Gerston- blätter. 259 Kramer, Bakteriologische Untersuchungen über die Nassfäule der Karfoffelknollen. 164 Ludwig, Der Milch? und Rothfluss der Bäume uud ihre Urheber. (Orig.) 10 — , Ueber das Voi kommen des Mosch us- pilzesitn Saftduss der Bäume. {Orig.) 214 870 Register. Magnin, Sur la castration parasitaire de l’Anemone ranuuculoides par l’Aecidium leucospermum. 101 Magnus , Verzeichniss der am 15. Mai und 1. Juni 1890 bei Freienwalde a. O. be- obachteten Pilze. 103 Picrce, Tuberculosis of the Olive. 355 Poirault, Les UrÄdinües et leurs plantes nourriciferes. 104 Prillieux, Le seigle enivrant. 200 Ritzema Bos, Zwei neue Nematodenkrank- heiten der Erdbeerpflanze. 528 Smith, The Peach Rosette. 392 Sorokin , Ueber einige Krankheiten der Kulturpflanzen im Süd-Ussurischen Ge- biet. 233 Southworth, Ripe rot of grapes and apples (Gloeosporium fruetigenum Berk.). 612 von Thümen, Ueber eine besonders be- achtenswerte, durch parasitische Pilze hervorgerufene Krankheiten der Apfel- baumblätter. 675 W oronin, Ueber das „Taumelgetreide“ in Süd-Ussurien. 231 VIII. Untersuehungsmethoden, Instrumente eto. Amthor, Beobachtungen über den Saccharo- myces apicnlatus. 157 Die bakteriologische Ausstellung des VII. internationalen Kongresses für Hygiene und Demographie zu London, 10. — 17. August 1891. 840 Baginskg, Zur Aetiologie der Diphtherie. Der Loefl'ler’sche Bacillus. 806 Bakteriologisches von der medizinisch- wissenschaftlichen Ausstellung des X. Internationalen medizinischen Kongresses zu Berlin, 4. — 9. August 1890. 166. 201 Bemheim, Taschenbuch für den bakterio- logischen Praktikanten. 234 Beyerinck , Qualitative und quantitative mikrobiochemische Analyse. (Orig.) 723 Büchner, Die Forschungsmethoden in der Immunitätsfrage. (Orig.) 727 Cabadi , Le<;ons sur les maladies micro- biennes profess£es ä l’ecole de m6decine de Toulouse. 561 de Vos, Ueber den diagnostischen Werth des Impfversuchs bei Tuberculose und ein neues Verfahren zum mikroskopischen Nachweis von Tuberkelbacillen im Harn. 105 Despeignes , Etüde experimentale sur les microbes des eaux avec applications ä 1’hygifene sanitaire de la ville de Lyon. ‘563 Dock, Observations on the Amoeba coli in dysentery and abscess of the liver. 227 Escherich , Ueber MilchsterilisiruBg zum Zweck der Säuglingsernährung mit De- monstration eines neuen Apparates. 26 Eavrat und Christmann, Ueber eine ein- fache Methode zur Gewinnung bacillen- reichen Lepramaterials zu Versuchs- zwecken. (Orig.) 119 Fermi, Weitere Untersuchungen über die tryptischen Enzyme der Mikroorganismen. (Orig.) 401 Todor, Apparat nun Abimpfen von Bak- tarien-Kolonien. (Orig.) 721 Vraenkel, Die Gabbet’sche Färbung der Tuberkelbacillen , eine „unwesentliche“ Modifikation meiner Methode. 234 v. Frisch, Zur Diagnose der tuberculösen Erkrankungen des Urogenitalsystems. WO Qabrittchewsky, Zur Technik der bakterio- logischen Untersuchungen. Mit 2 Fi- guren. (Orig.) 248 Chrassi und Feletti, Weiteres zur Malaria- frage. (Orig ) 449. 481. 517 Hansen, Qu’est-ce que la llevüre pure de M. Pasteur ? 657 Heim, Die Neuerungen auf dem Gebiete der bakteriologischen Untersuchungsme- tboden seit dem Jahre 1887. (Orig.) 260 288. 323. 356. 393.430.471.499.529. 575 Hippins, Ein Apparat zum Sterilisiren der Milch im Hanse. 20 Janson , Versuche zur Erlangung künstlicher Immunität bei Variola vaccina. (Orig.) 40 Kaufmann, Ueber einen neuen Nährboden für Bakterien. (Orig.) 65 Kirchner, Bakteriologische Untersuchungs- methoden. 234 Kirchner, Grundriss der Militärgesundheits- pflege. Heft 1. 669 Knauer, Eine bewährte Methode zur Rei- nigung gebrauchter Objektträger und Deckgläschen. (Orig.) 8 Leroy, A biological study of the microbe of erysipelas. 256 Litten, Die Centrifuge im Dienste der kli- nischen Medicin. 20 Marpmann, Mittheilungen aus der Praxis. (Orig.) 122 — , Praktische Mittheilungen. Mit 2 Fi- guren. (Orig.) 458 Moeller , Ueber eine neue Methode der Sporenfärbung. (Orig.) 273 Ogniannikot», Ein modifizirter d’Arsonval- scher Thermostat mit Benzinheizung. 132 Pastemacki, Eine neue Methode der Er- haltung und Kultur der Obermeyer’schen Register. 871 Spirochaeten in Blutegeln (Hirudo medi- cinaiis). 198 Petri , Ein neuer Apparat zum Sterilisiren mit strömendem Wasserdampf von Atmo- sphärendruck. 131 Ptehn , Aetiologische und klinische Malaria- studien. 572 Prefjl , lieber eine neue Karbolmethylen- blau-Metbode. (Orig.) 826 Reimers , Ueber den Gehalt des Bodens an Bakterien. 489 Reinsch , Zur bakteriologischen Untersu- chung des Trinkwassers. (Orig.) 415 Renk, Ueber Marktmilch in Halle. 193 Rosenbach , Zur Konservirung lebender Malariaparasiten. 806 Sanarelli, Oer menschliche Speichel und die pathogenen Mikroorganismen der Mundhöhle. (Orig.) 817 Schill, Beiträge zur bakteriologischen Technik Mit 3 Figuren. (Orig.) 657 Schimmelbusch , Die Durchführung der Asepsis in der Klinik des Herrn Geheim- rath von Bergmann in Berlin. 266 Schultz, Zur Frage von der Bereitung einiger Nährsubstrate. (Orig.) 52 Sleskin, Die Kieselsäuregallerte als Nähr- substrat. ( Ong .) 209 Smith, Kleine bakteriologische Mittheilungen. Mit 2 Figuren. (Orig.) 177 Soxhlet , Ein verbessertes Verfahren der Milchsterilisirung. 203 Tizzoni und Cattani , Fernere Untersu- chungen über das Antitoxin des Tetanus. (Orig.) 33 Turrö , Contribucion ad estudio de la espo- rulacion del bacillus anthracis. 91 Wassermann und Proskauer, Ueber die an den Diphtheriebacillen erzeugten Tox- albumine. 645 Weriheim, Zur Lehre von der Gonorrhöe. 385 Wortmann, Ueber die neuesten Untersu- chungen bezüglich der Organismen der Nitrifikation und ihre physiologische Be- deutung. 76 IX. Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Äberg , De la curabilitö de la phthisie pulmonaire et de quelques autres mala- dies chroniques de la poitrine par l’eau d’une basse temperature. 614 Adami, Ueber schützende Wirkung der Körpersäfte. 762 Almcpdst, Pemphigus neonatorum, bakte- riologisch und epidemiologisch beleuchtet. 492 Arloing, Ueber erbliche Uebertragung der Immunität. 762 — , Prophylaxe der menschlichen und thie- rischen Tnberculose. 776 Arthaud, Ueber dio relative Häufigkeit dör verschiedenen Arten der Ansteckung mit Tuberculose. 776 Arustamoff, Ueber die Natur des Fisch- giftes. (Orig.) 113 Bard, Les Stiles des f4bricitants au point de vue bacteriologique. 105 Bemheim, Ueber die Desinfektionsgemiscbe. 839 Biemacki, Ueber die Eigenschaft der Anti- septica, die Atkoholgährung zu beschleu- nigen und über gewisse Abhängigkeit ihrer Kraft von der chemischen Bau- struktur , der Fermentmenge und der Vereinigung miteinander. 296 Billings, Preventive inoculation. 24 Binz, Ueber Chinin und die Malariaamöbe. 810 Birch - Hirschfeld, Ueber die Pforten der placentaren Infektion des Fötus. 85 Bombicci, &., Sulla resistenza alla putrefa- zione del virus tetanico. 21 — , L., Deila disinfezione degli ambienti iufetti da virus tetanico. 22 Bordoni-Uffreduzzi, Ueber die Widerstands- fähigkeit des pneumonischen Virus in den Auswnrfen. (Orig.) 305 Borgherini, Die ersten Resultate der Koch- sciien Behandlungsmethode bei tuber- culösen Erkrankungen innerer Organe. 107 Braatz, Ueber das Verhältnis der klini- schen Chirurgie zur chirurgischen Bak- teriologie und die Bedeutung der Anaero- biose für beide. 138 — , Die Bedeutung der Anaerobiose für die Wundheilung und für die allgemeine Pathologie. 363 Brunner, Ueber Ausscheidung pathogener Mikroorganismen durch den Schweiss. 172 362 — , Betrachtungen über die Antiseptik und Aseptik mit Beziehung auf Lister’s Vor- trag in Berlin. 297 Bruschettini, Sulla diffusione nell’ organismo del veleno del tetano. 15 Büchner, Kurze Uebersicht über die Ent- wickelung der Bakterienforschung seit Naegeli’s Eingreifen in dieselbe. 349 872 .Register. Bucnncr, Zur Nomenklatur der schützenden Eiweisskörper. (Orig.) 699 — , lieber deD gegenwärtigen Stand der Immuaitätsfrage. 709 — , Die Forschuiigsoiethoden in der 1m- muniiätsfrage. (Orig.) 727 Cabadi , Le^ous sur ies maladies micro- bicnnes prolessees h l’ücole de medecine de Toulouse. 661 (Jantani, SuÜ' antisepsi intestinale. 22 — , Cura della aiftena. 134 CapparcUi, Beitrag zum Studium der Fliago- eyteu. (Orig.) 277 Cateneuve . Sur le traitement des vignes phylloxerees par le sulfurc da carbone melsnge de Vaseline. 355 Chelmonski , Ueber den Einfluss akuter fieberhafter Erkrankungen auf den Ver- lauf der chronischen Lungeniubereulose. 579 Cher. Traitement du charbon par le bi- carbonate de soude d'uprhs ia m^tbode de M. Fodor. 760 Chiari, Ueber den pathologisch-anatomischen Befund in drei mit Koeh’sciien Injek- tionen behandelten Faden von schwerer Lungen tuberculose. S3U — , Weitere pathologisch-anatomische Mit- theilaugen über mit Kocb’schen Injek- tionen behandelte Fäile von Tuberculose. 331 Clado, Behandlung der chirurgischen Tuber- culose mittels Wärme. 775 Gritafulli , Modifieazioni dell’ urina o potere urotossico negli iajettati con la linfa Koch. 170 David, Les mierobes de la bouche. 609 de Christmas, Etüde sur les substances mi- crobieides du serum et des organes d’animaux ä sang chaud. 766 de Fos, Ueber den diagnostischen Werth des Imptversacbs bei Tuberculose und ein neues Verfahren zum mikroskopischen Nachweis von Tuberkelbacillen im Harn. 105 du Cazal et Yaülard, Sur une uuladie parasitaire de l’homme transmissibie nu iapin. 761 Ehrlich, Ueber die neuere Behandlungs- weise der Tuberculose nach Koch. 811 Emmerich, Die Ursache der Immunität, die Heilung vou Infektionskrankheiten, spe- ziell des Rothlaufs der Schweine, und ein neues Schutzimpfungsverfahren gegen diese Krankheit. 265 — . Ueber die künstliche Erzeugung von Immunität gegen kroupöse Pneumonie und die Heilung dieser Krankheit. 714 Enderle n, Versuche über die bakterien- feindliche Wirkung normalen und patho- logischen Blutes. 753 Eraud und Hngounenq, Action de certaines couleurs d’aniline sur le developpemotil et la virulence de quelques mierobes. 015 Escherich , Ueber Miichsterilisirung zum Zweck der Säuglingsernährung mH De- monstration eines neuen Apparates. 26 Espina y Capo , M assregeln gegen die Uebertragung der Tuberculose. 777 Fazio . Concarrenza vitale fia i bacteri della putrefazione, a quelli de carbonchia e del ttfo. 7 61 E’trmi. Weitere Untersuchungen über die tryptischen Enzyme der Mikroorganismen. (Orig ) 10 1 Fnucelsttin. Bericht für das Jahr 1HS0 über die Pasteur’sche antiiabische Station am Militär - medizinischen Laboratorium des kaukasischen Miiitärkreises zu Tiflis. 679 FheUiUcr, Leber die Brustseuohe im Koseier Landgestüte und über den Krankheits- erreger derselben. (Orig.) 310. 341. 380. 408. 454 Fischer, Die Plasmolyse dar Bakterien. 158 Foä , Una esporienza negativa sulla im- muuitä per la tuberculosi. 330 Foä e Carbone, Studi sul processo pneu- monico. 223 Fodor , Zur Frage der Immunisation durch Alkalisation. (Orig.) 7 Frtire, Mittheilung über Bakteriologie im Allgemeinen und über das gelbe Fieber im Besonderen. 805 Gabriischeweky, Ein Beitrag zur Frage der Immunität und der Heilung von Infek- tionskrankheiten. (Orig.) 151 Gaertner und Boemer, Ueber die Einwir- wirkung von Bakterienextrakten auf den Lymphstrom. 759 GaUov-ay and Fairchüd, Experiments in the treatmeat of plant diseases : Treat- ment of pear leafblight and scab in the orchard. 471 Gamuleia, Do l’immunitÄ pour le vibrion de Metsehnikoff. 133 G ott stein , Zusammenfassende IJebersicht über die bakterienvernichtende Eigen- schaft des Blutserums f 753 Grancher et Ledoux-Lebard, Etudes sur la tuberculose experimentale du lapin. 611 Grancher et Martin, Ueber antituberculöse Schutzimpfungen. 298 Grassi und Feletti, Weiteres zur Malariä- frage. (Orig.) 449 481. 517 Guntz, Ueber die ChrorowasserbehaDdlung der Syphilis. 579 Guttmann und Ehrlich, Ueber die Wirkung des Methylenblau bei Malaria. 809 Hankin, Ueber die Nomenklatur der schützenden Ei weisskörper. (Orig.) 337 377 — , Cures of infectious diseases. 39S — , Die autibakterielle Wirkung des Serums. . 714 Register. 873 Saug, Das Lysol und das Naphthol (ß) in der Therapie der Ohrenkrankbeiten. 707 von Herff, Ein Fall von Hospitalbrand an der Vulva nebst Bemerkungen über die Behandlung dieser Krankheit, 227 Htrman , De l’inflaence de quelques va- riations du terrain organique sur l’aetion des microbes pyogönes. 803 Hippins, Ein Apparat zum Sterilisiren der Milch im Hause. 20 Horwitz , Apparent antagonism between the Streptococci of Erysipeias and Syphilis. 21 Hueppe, Die Immunitätsfrage. 763 Janson, Versuche zur Erlangung künstlicher Immunität bei Variola vaccina. (Orig.) 40 Kijanoioslci, Zur Frage über die antimikro- biellen Eigenschaften des Magensaftes. 235 Kirchner , Die Bedeutung der Bakteriologie für die öffentliche Gesundheitspflege. 125 Küasato , Experimentelle Untersuchungen über das Tetanusgift. 438 — , Heil- und Immunisirungsversuche bei Tetanus. 762 Klein, Ein neuer Bacillus des malignen Oedems. (Orig.) 188 — , Ueber chemische Beeinflussung der Säfte. 764 Klemm, Ueber Catgutinfektion bei trockner Wundbehandlung. 128 Kluge, Chemotaktische Wirkungen des Tu» berculins auf Bakterien. (Orig.) 681 Koli , Zur Aetiologie der idiopathischen Blutfleckenkr&ckheit (Purpura haemor- rhagies, Morbus maculosus Werlfcofii). 17 Köttnhau, Kurzer Beitrag zur Ichthyolthe- rapie bei Frauenkrankheiten. 362 Kostjurin und Krainsky, Ceber Heilung des Milzbrandes durch Fäulnisstoxine (Ex- trakte) bei Thieren. (Orig.) 553. 599 Krynski, Beitrag zur Kenntniss des Ver- haltens der Tuberkolbacillen bei Lupus unter dem Einflüsse der Koch’schen Lymphe. 107 Kogler, Worin sind die Hauptursacheu für die starke, immer noch wachsende Ver- breitung der Tuberculose zu suchen und was kann und soll der Staat zur Aus- rottung bezw. Eindämmung dieser ver- derblichen Krankheit thun ? 523 Kurz , Ueber trockene aseptische Opera- tions- und Verbandsmethede. 268 Langlois, Le traitement de la tuberculose du Dr. R. Koch. ” 618 Latis, Ueber den Uebergang des Milzbran- des von der Mutter auf den Fötus nud über die Veränderungen in den Gefässen, weiche der Milzbrand hervorbringt. 225 Leloir , Geber die Impfung skrophulös- tubereuiöser Produkte, namentlich des Lup. vuig. 774 v. Lingelsheim , Experimentelle Untersu- chungen über morphologische, kulturelle und pathogene Eigenschaften verschiede- ner Streptokokken. 460 Linotsier, Action de l’acide sulfureux sur quelques Champignons infe'rieurs et en particulier sur les levüres alcooliques. 23 Loeb, Ueber einen bei Kcratomalacia infan- tum beobachteten Kapselbaciiius. (Orig ) 369 Lubarsch, Bemerkungen zu R. Stern’s Re- ferat über meine „Untersuchungen über die Ursachen der angeborenen und er- worbenen Immunität“, (Orig.) 69 Stern, Erwiderung. (Orig.) 74 Martinotti und Tedeschi, Untersuchungen über die Wirkungen der Inokulation des Milzbrandes in die Nervenzentra. (Orig ) 545. 593. 635 Metschnikoff, Ueber die Wirkung des Vibrio Metschnikovi. 764 Metschnikoff et Roux, Sur la propriete bae- tericide du sang de rat. 756 Oertel, Gebar das diphtherische Gift und seine Wirkungsweise. 220 Ogata , Ueber die Immunitätsfrage. 754 j Perdrix, Les vaccinations antirabiques ä l’Institni Pasteur. 681 Petemann, Sur la substance bactericide du sang dtcrite par le professenr Ogata. 765 Petri, Ein neuer Apparat zum Sterilisiren mit strömendem Wasserdampf von Atmo- spbärendruck. 131 — . Geber die Widerstandsfähigkeit der Bakterien des Schweinerotblanfs in Rein- kulturen nud im Fleisch rothiaufkranker Schweine gegen Kochen , Schmoren, BrateD, Salzen, Einpökeln und Räuchern. 135 Planest, Ricerche batteriologicbe e speri- mentaii in un caso di corea du Syden- han. 383 Plesstr, Ein neues wirksames Heilverfahren bei progressiver Lungen- und Organ- tubereulose. 330 Preindesherger, Zur Kenntniss der Bakte- rien des Unternagelraumes und zur Des- infektion der Hände. 134 Preiez, Ueber einen Fall von Pseudotuber- culose beim Schafe und über Pseudo- tuberculose im Allgemeinen. 568 Baum, Zur Morphologie und Biologie der Sprosspilze. 79 Reichel, Ueber Immunität gegen das Virua von Eiterkokken. 139 Rein, Asepsis oder Antisepsis bei Lapara- tomieen ? 25 Roger, Contribution ä l’dtude experimentale du charbon symptomatique. 748 Rohrschneider , Experimentelle Untersu- chungen über die bei Fröschen durch Verweilen in höherer Temperatur er- zeugte Disposition für Milzbrand. 170 874 Begister. Boux, Ueber Immunität, deren natürliches Vorkommen und künstliche Erzeugung. 649. 682 Buffer, Notes ou the destruction of micro- organisms by amoeboid cells. 132 SanareUi, Weitere Mittheilungen über Gift- theorie und Phagocytose. (Orig.) 513 — , Der menschliche Speichel und die pathogenen Mikroorganismen der Mund- höhle. (Orig.) 817 Schimmelbutch , Die Durchführung der Asepsis in der Klinik des Herrn Ge- heimrath von Bergmann in Berlin. 266 Schor, Ueber die fragliche Immunisation durch Alkalisation mittelst Natrium bi- carbonieum. (Orig.) 736 Schwarz, Ein Fall von Heilung des Tetanus traumaticus durch das von Prof. Guido Tizzoni und Drin Cattani bereitete Anti- toxin des Tetanus. (Orig.) 785 Sehncald, Die Krull’scbe Methode der Tu- berculosenbebandlung in ihrer thermi- schen Einwirkung auf die Lunge. 328 Serafini et Erriqvez , Süll’ azione dell’ sangue di animali immuni inoculato ad animali suscettibili pel carbonchio. 755 Southworth, Ripe rot of grapes and apples (Gloeosporium fructigenum Berk.). 612 Soxklet, Ein verbessertes Verfahren der Milchsterilisirung. 203 Spronck, Zur Kenntniss der pathogenen Be- deutung des Klebs-Loeffler’schen Diph- theriebacillus. 419 Stepp, Ueber die Chloroformbehandlung das Typhus. 24 Stocguart, De l’ichthyol dans le traitement de la dyspepsie et des troubles cÄpha- liques et nerveux qui en dependent. 362 Stone , Why the sputa of tnberculous patients should be destroyed. 106 Tizzoni und Cattani, Fernere Untersu- chungen über das Antitoxin des Tetanus. (Orig.) 3t , L’immunitä contro il tetano studiata negli animali molto recettivi per questa infezione (ca via, coniglio, topo). 576 Trapeznikoff, Du sort des spores de mi- crobes dans l’organisme animal. 753 Zweiter Tuberculose-Kongress. 489 Ulrich, Die Resultate von 3 verschiedenen Bebandlungsweisen des Erysipelas faciei. 268 Unna, Natur und Behandlung des Ekzems. 674 Vaillard et Vincent, Sur le poison tdta- nique. 14 Wolff, Ueber Aktinomykose. 138 Wyssoleowicz, Zur Frage von der Lokali- sation des Tollwuthvirus im Organismus der Thiere. (Orig.) 45 Zagari , Sul meccanismo dell’ attenuazione del virus rabico. 615 ZmigrodsJci, Ein kasuistischer Beitrag zur Heilbarkeit der Pyämie. 332 X. Kongresse. Bakteriologisches vom X. internationalen medizinischen Kongresse zu Berlin, 4. — 9. August 1890. 26 Bakteriologisches von der medizinisch- wissenschaftlichen Ausstellung des X. internationalen medizinischen Kongresses zu Berlin, 4. — 9. August 1890 166. 201 Bakteriologisches vom VII. internationalen Kongress für Hygiene und Demographie zu London, 10. — 17. August 1891. 505 580. 647. 682. 708. 762. 810 Die bakteriologische Ausstellung des VIL internationalen Kongresses für Hygiene und Demographie zu London, 10. — 17. August 1891. 840 Bakteriologisches vom XX. Kongress der deutschen Gesellschaft für Chirurgie, ab- gehalten vom 1.— ^4. April 1891 zu Berlin. 138. 172 Zweiter Tuberculose-Kongress. 439. 585 774 XI. Institute. Finkeistein, Bericht über das Jahr 1890 über die Pasteur’sche antirabische Station am Militär -medizinischen Laboratorium XII. Neue 28. 108. 140. 173. 204. 237. 269 301. 656. 684. 716. des kaukasischen Militärkreises zu Tiflis. 679 Perdrix , Les vaccinatlons antirabiques ä l’Institut Pasteur. 681 Litteratur. 332. 364. 397. 444. 476. 540. 588. 620. 778. 813. 845. Autoren verteiohniss. 875 XIIL Autorenverzeichnisa. Aberg, E. 614 Adami 762 842 Almquist 492 Alvergniat 845 Amthor, Carl 157 Anderson, F. W. 103. 617 Angelini. A. 254 Arloing 443. 586. 762. 772. 776. 811. 845 Arthaud 776 Arustamoff, M. 113 Atkinson. G. F. 808 Babes. V. 169 281. 443. 585. 767 Baginsky, A. 806 Baird 845 Ballance 648 Bang 772 Banti. G. 804 Barbacci 224 Barbier. A. 93 Bard 105 Bardach 812 Barlow 810 Barrois, Th. 527 Beevor 841 Beretta 586 Bergmann, v. 137. Bergmann, W. 259 Bernheim, 234. 441. 442. 839 Bertin 442 Beyerinck, M. W. 75. 723 Biernacki, E. 296 Bignami 570 Billinge, Frank S. 24 Binz, C. 810 Birch-Hirschfeld 85. 88 Blanchard, R. 625. 526. 527 Boinet, Edouard 15 Bokenham 842 Bombicci, G. 21 Bombicci, L. 22 Booker, William D. 284 Bordoni-Uffreduzzi 305 Borgherini, A. 107 Bouland 777 Boullocbe 674 Bousfield 844 Boyce 842 Braatz 138. 363 Brandes, G. 526 Braun, M. 215. 389. 421. 465. 493. 524. 626 Brentano 673 Bruce 647 Brunn, v. 318 Brunner, Conrad 172. 297. 362 Bruschettini, A. 15 Brusilowski, E. 194 Büchner. H. 349. 699. 709. 727. 767 Buday 256. 286 Burdon-Sanderson 769. 811 Buzzi 675 Cabad6 561 Cadiot 300 Cantani, A. 22. 134 Capparelli. Andrea 277 Carbone, T. 223 Cartwright-Wood 767 Cattani, Giuseppina 33. 576 Cazeneuve, P. 355 Celli 538, 617 Chauveau 269 Chantemesse 442 Chelmonski 579 Chevreau, P. 527 Chiari, H. 330. 331 Christmann, F. 119 2 Christmas Dirckinck-Holmfeld, J. de 768 Clado 775. 778 Claisse 674 Cohn, Ferd. 190 Conn, B. W. 252 Cornil 587. 775. 812 Courmont 300. 442 Crety, C. 527 Crisafulli, S. 170 CrookBhank 616. 648. 840 Cuönot, L. 526 Cufier. P. 567 Dangeard, P. A. 745 David, Th. 609 Delacroix 163 Deltipine, Sheridan 649. 841 Dennig, Adolf 643 Despeignes, Y. 563. 845 Deströe 567 De Vos 105 Di Mattei, E. 162 Dittrich 491 Dock, George 227. 254 Dör 300. 442 Dowdeswell 843 Du Cazal 761 Eberth, C. J. 251 Ehrlich, P. 763. 809. 811. 812 Eiseleberg, A. v. 138. 492 Eisenhardt, E. 610 Eilig, J. B. 103. 104 Emmerich 265. 714 876 Autorenverzeichuiss. Enderlen. E. 94. 753 Eraud 615 Erriquez 755 Escherich 26 Espina y Capo 777 * Everhart, B. M. 104 Faber, Knud 18 Fairchild, D. G. 471 Fajarnös, E. 254 Faulhaber, E. 258 Favrat. A. 119 Fazio, E. 761 Feletti, R. 449. 481. 517 Fenni, Claudio 401 Fiedeler 310. 341. 380. 408. 454 Finkeistein. J. M. 679. 747 Fischer 168. 172 Fischer, A. 158 Fischer, W. 16 Flügge 169 Foä, F. 223. 330 Fodor. J. v. 7. 721. 767 Forel. F. A. 562 Fraenkel, A. 160 Fraenkel, B. 234. Frank. B. 752 Frankland, Percy F. 222 Frazer 844 Freiro 805 Frew, W. 222 Frisch, A. r. 610 Gabritschewsky, G. 151. 248. 844 Gaertner, G. 759 GafFky 168 Gailoway, B. T. 471 Gatnalei'a, M. 133. 300 Giard, Alfred 230. 750 Gibbon, S. 811 Gilbert 300. 803 Gimbert 778 Girode, J. 803 Goldschmidt 748 Goll 353 Goto, 5?. 526 Gottetein, A. 758 Gräber, A. 563 Gradenigo, Giuseppe 625 Grancher, J. 298. 611 Grassi, B. 449. 481. 517 Griffin 844 Grober, Mar 619. 648 Guinard, M. 568 Guntz, J. 579 Guttmann, P. 809 Baase, E. 552 Eallopeau 586. 587 Hamann, Otto 527. 791 Hamilton 773 Hankin. E. H. 337. 377, 396. 714. 842 Hansen, Em. Chr. 557 Hassall, Albert 464 Hang 707 Hearson 844 Heim. L. 260. 288. 323. 356. 393. 430. 47L 499. 529. 575 Heinzeimann 646 Herff, v. 227 Hdricourt 441 Herman, M. 803 Hirne 810 Hippins 20 Hochsinger, C. 90. 253 Hodenpyl, Eug. 703 Höflich, C. 94 Hölscher 384 Hoffa 522 Hogg, J. 526 Holst, A. 219 Horwitz, Orville 21 Eueppe 617. 619. 647. 763. 812. 844 Hugounenq, 615 Hunter 812. 843 Hutinel 440 Jacobi 440 Janselme 687 Janson, Carl 40 Jeusen, C. O. 611 Jordan 172 Kaiser, Joh. 527 Karg 138. 843 Karliris ki 491 Kaufmann, P. 65 Kayser, E. 418. 489 Kijanowski. W. 235 Kirchner, Martin 125. 234. 670 Kirchner, O. 259 Kirmisson 441 Kitasato 167. 438. 762 Klein 841 Klein, A. 619. 647. 764 Klein, E. 186 Klemm, Paul 128 Klippel 568. 802 Kluge, R. 661 Knauer, Friedr. 8 Koch, Alfred 801. 838 König 137 Kötschaa 362 Kolb, M. 17 Kostjurin, S. 553. 599 Kralnsky. N. 553. 599 KraL F. 201. 843 Kramer, E. 124. 164 Kraske 322 Kratter 28 Kryriski, L. 107 Küster 137 Kugler 523 Kurz 268 Laguerriere 777 Landouzv 441. 777 Langer §75 Langlois, P. 613 Lasehö, A. 192 Autorenverzsichniss 877 Latis 225 Lauenstein 13? Lautenschläger 844 Laveran 536. 617 Le Dantec 442 Ledoux-Lebard 611 Leloir 587. 774 Le Moult 193. 750 Leroy, C. 255 Leuckart, R 527 Levy, E. 642 Lewandowsky 220 Lingelsheim, v. 460 Linossier, G. 23 Linstow, v. 526. 527 Lister 535. 648. 767 Litten, M. 20 Loeb 369 Loeffler, F. 167 Lönnberg, E. 526 Lodge 844 Lortet, M. 567 Lothian 845 Lubarsch, 0. 69 Lubliner, L. 89 Lncet 807 Ludwig, Fr. 10. 214. 563 Lustgarten, Sigismund 229 Lutz, A. 241 Maggiora, Arnaldo 145. 625 Magnin, Aut. 101 Magnus, ?. 103 Malachowski, E. 706 Malvoz, E. 197 Mannaberg, J. 705 Marpmann 122. 458 Martin, H. 298 Martinaud, V. 99 Martinotti, Giovanni 224. 545. 593. Mc Fadyen, A. 82. 648. 772 Mc Weeney, E. J. 838. 842 Magnin, P. 526. 527. 775 Meiner! 387 Menge 842 Metschnikoff 756. 764. 811 Migula, W. 563. 701 Millais 843 Miller 647 Moeller. H. 273 Moniez, R 526. 527 Monticelli, F. S. 526. 527. Moos, S. 19 Mordborst 321 Morris, Malcolm 18 Mosny 775 Mräzek, M. 527 Murray 843 Naunyn 92 Nencki, M. 82 Netter, J. L. 559 Neuhauss 168 Nocard 299. 774. 775. 777. 841 North, W. 617 Oertel 220 Ogata 754 Ogniannikow, S. 132 Ortmann, EL 498 • Osburn, Herbert 675 Parkes, E. A. 559. 844 Paroua, C. 527 Pasternacki, Th. 198 Patteson, R Glasgow 130 Paulus 672 Pellizzari, Celso 386 Penzo, Rudolf 822 Perdrix 681 Perroncito 911 Perugia, A. 525 Petermann 755 Petri, R. J. 125. 131. 135 Pfeiffer, L. 525 Pianese, G. 388 Picq 442 Picquö 388 Pierce, N. B. 355 Pinard 441 Pia, E. F. 14 Plate. H. 563 Plehn, F. 572 Plessor 330 Podbielsky, A. 605 Poehl 168 Poirault, Georges 104 Pokrowsky, M. A. 566 Ponfick 812 Potain 322 PouDd 843. 844 Prausnitz, W. 320 Pregl, Fritz 825 Freindesberger 134 635 Preisz, H. 568 Prillieux 163. 200 Pringle 844 Proskauer 645 Protopopoff 702 Prudden, T. Mitchell 703 Bailliet, A. 525. 526 Raum, Johannes 79 Raymond, M. P. 89 Reich, M. J. 747 Reichel, P. 139 Reiher, Oskar 219 Reimers, J. 489 Rein 25 Reinsch, A. 415 Renk 193 Ribbert 287 Richter, Max 612 ltietsch, M. 99 Ritzema Bos, J. 528 Röhmann 168 Rooraer, Fr. 759 Roger, G. H. 300. 748 Rohrschneider 170 878 Autorenverseichuiss. Romanowsky, D. 163 Roscoe 844 Rosenbach, 0. 806 Rosinski 129 Rothert 607 Rom 649. 756. 767. 811 Ruffer, R. Armand 132 Sabrazös, M. 257 Sacharow, N. 199 Sagarra, V. 526 Saint-Joseph, de 528 Saint-Remy, G. 626 Sakharoff 706 Sanarelli. Giuseppe 518. 817 Schedo 137. 138 Schellong, 0. 670 Schill 657 Schimmelbuscb, C. 266 Schleich 462 Schmorl 88 Schnirer, M. T. 439 Schor 736. 760 Schoull 775 Schnitz, N. K. 52 Schwarz, Rudolf 785 Schweninger 675 Scott, Th. 527 Sehrwald 328 Semraola 441 Serafini 755 Setti, E. 526 Sewill, Henry 648. 843 Sbattock 843 Sieber, N. 82 Sleskin, P. 209 Smith, E. F. 392 Smith, Theobald 177 Solger, B. 525 Sollee 441 Sonsino, P. 525. 526. 527 Sorokin, N. 233 Southworth 612 Soxhlet 203 Spener, C. 574 Spronck 419 Stanley, Arthur 222 Stengel, Alfred 749 Stepp 24 Stern, Richard 74 Stiles. W. 526. 527. 528 Stocquart 362 Stone, K. Arthur 106 Stossicb, H. 526 Straus 300 Tangl, F. 1. 320. 673 Tavernier 587 Tedeschi, Alessandro 645. 593. 635 Thdlohan, M. P. 353. 354. 526 Thiersch 137 Thümen, Felix v. 675 Tison 777 Tizzoni, Guido 33. 576 Torti, A. 254 Trapeznikoff 753 Trasbot 777 Trombetta, Sergi 664 Tuffier 778 Turrö, R. 91 Ulrich, Ch. 268 Unna 674 Vaillard 14. 761 Van Dort, Broes T. 129 Vaughan 843 Veilion 388 Verneuil 586. 775 Vignal 439 Villeneuve 526 Villiers, A. 283 Vincent 14 Voeltzkow, A. 528 Vosseier, J. 563 Washbourne 842 Wassermann 645 Waybel 285 Weathered 842 Weltner, W. 563 Wernicke, O. 526 Wortheim, E. 385 Weyl 167. 319 White, James C. 130 Wickham, Löuis 129 Wieriuzskij, D. 352 Wierzejski, A. 525 Will, H. 621 Wolfi; Mm 138 Woodhead, G. Sims 772. 843 Woronin, M. 231 Wortmann, J. 76 Wyssokowicz, W. 45 Zacharias, O. 562. 563 Zagari, G. 615 Zettnow, E. 689 Zmigradski 332 Zschokke, F. 694. 738. 792. 829 j’rommannsche Buclidruclterei (Hermann Bohle) in Jena. ■ SR«®« '