SEBSnSF^ COC" Ä UomK ' 5wJxtJ' \x\H £§1 | '■^Y v hX\W * yJf\C, v . ;_ ;•--_ - ^ .\ - V ■ • . i ■ , . ; , J ■' j£y . ■ : . . e - ■ ■ < ■ ue» ► / . ; V . , . Digitized by the Internet Archive in 2016 with funding from BHL-SIL-FEDLINK https://archive.org/details/centralblattfrba1218unse CENTRALBLATT für Bakteriologie und Parasitenkunde. XII. Band. . CENTRALBLATT für Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Geh. Hofrath Professor Dr. Leuckart in Leipzig und Professor Dr. Loeffler in Greifswald herausgegeben von Dr. Oscar XJJil-ssrorm in Cassel. U^RARY NEW YORK botanical GARDEN XII. Band. Mit 6 Tafeln und 46 Abbildungen im Texte. « <*?»>- Jena, Verlag von Gustav Fischer. 1892. ffb ö - m? Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Gei. Hot Prof. Dr. Lerntet int Professor Dr. Loeller ln Lelpzl? In Greifswald LIBRARY herausgegeben von Dr. 0. TThlworm in Cassel. NEW YORK bctanical ÜARDEN Verlag von Gustav Fischer in Jena. XII. Band. -o- Jena, den 5. Juli 1892. -0- No. 1. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. *- Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten - künde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Die Feldmausplage in Thessalien und ihre erfolgreiche Bekämpfung mittels des Bacillus typhi murium. Von Prof. F. Loeffler. Mitte März dieses Jahres ging durch alle Zeitungen die Nach- richt, dass nach telegraphischen Meldungen aus Larissa die Ebene -von Thessalien von Myriaden von Feldmäusen heimgesucht, die ge- sammte Ernte bedroht sei. Das massenhafte Erscheinen der Feld- mäuse in Thessalien war für mich von ganz besonderem Interesse, weil ich im Anfang dieses Jahres in einer im Centralblatt für Bakte- XII. Bd. 1 2 L o ef f 1 e r , riologie und Parasitenkunde Bd. IX. No. 5 veröflentlichten Arbeit eine neue bakteriologische Bekämpfungsmethode der Feldmausplage bekannt gegeben hatte. Beruhte die Zeitungsnachricht auf Wahrheit, so bot sich eine selten günstige Gelegenheit dar, das von mir angegebene Verfahren, die Wirksamkeit des von mir aufgefundenen Bacillus typhi murium praktisch zu erproben. Wie ich in meiner Arbeit über diesen Gegenstand dargelegt hatte, hatte sich der B a c i 1 1 u s bei der Aufnahme durch den Verdauungstractus nur gegenüber den Haus- und Feldmäusen als ein tödtlich wirkender Infektionserreger er- wiesen, während er für zahlreiche andere Thierspezies, wie Katzen, Ratten, Kaninchen, Meerschweinchen, Schweine, kleine Singvögel, Tauben und Hühner bei der Einführung mit der Nahrung sich völlig unschädlich gezeigt hatte. Ich hatte in dieser Arbeit weiter ausge- führt, dass es für die praktische Verwerthung des B acillus zunächst wichtig sei, durch umfangreiche Versuche die Unempfänglichkeit aller landwirthschaftlich wichtigen Thierarten gegenüber dem Bacillus festzustellen. Ich hatte deshalb Fütterungs versuche an Schafen, welche mir von Herrn Amtsrath B eck er , Eldena, in liebenswürdigerweise zur Verfügung gestellt waren, vorgenommen. Die Versuche hatten meinen Erwartungen entsprochen, selbst die so empfindlichen Schafe hatten ohne irgend welche Krankheitserscheinungen zu zeigen enorme Dosen der Bacillen vertragen, während die zur Kontrolle mit den- selben Bacillen gefütterten Mäuse ausnahmslos nach der üblichen Zeit von 8 bis 14 Tagen dem Mäusetyphus erlegen waren. Der Ausfall dieser Versuche Hess es im hohen Grade wahrscheinlich erscheinen, dass auch die grösseren für die Landwirthschaft in Be- tracht kommenden Thiere, wie Pferde und Rinder, der Infektion nicht zugänglich sein würden. Jedenfalls konnte die praktische Anwen- dung des Bacillus in den schwer bedrohten thessalischen Feldern nach meiner Ansicht unbedenklich versucht werden, nachdem das für jenes Gebiet fast allein in Betracht kommende Thier, das Schaf, sich unempfänglich erwiesen hatte. Als daher die Königlich Griechische Regierung, veranlasst durch das Studium eines von Seiner Excellenz dem griechischen Gesandten in Berlin, Herrn Rangabä, an dieselbe übersandten Abdruckes meiner Arbeit und wohl auch, wie ich später erfuhr, durch einen telegraphischen Hinweis auf den von mir aufgefundenen Bacillus Seitens des berühmten französischen Bakteriologen Prof. Pasteur, am 29. März, die Aufforderung an mich ergehen Hess, ihr einige Fläsch- chen mit dem Virus für Versuche in Thessalien zu überlassen, trug ich kein Bedenken, den praktischen Versuch im Grossen zu wagen. Es handelte sich für mich nun zunächst darum, festzustellen, wie der Versuch angestellt werden müsste, damit ein Erfolg mit einiger Sicherheit erzielt würde. Aus meinen Versuchen und Beobachtungen hatte sich ergeben, dass in den begrenzten Verhältnissen eines Käfigs die Krankheit sich im Laufe einiger Wochen von einem Insassen auf den anderen übertrug, so dass allmählich sämmtliche Thiere er- griffen wurden. Die Infektion von Thier zu Thier ging in der Weise vor sich, dass die gesunden Individuen die Bacillen einmal mit den Futterstoffen, welche mit den bacillenhaltigen Dejektionen der er- Die Feldmausplage und ihre Bekämpfung mittelst des Bacillus typhi murium. 3 krankten Individuen besudelt waren, dann aber ganz besonders durch Anfressen der mit Bacillen durchsetzten Kadaver der der Krankheit Erlegenen in sich aufnahmen. Die erste Möglichkeit war natürlich auch in der Freiheit gegeben. Zweifelhaft war es aber, ob die Feld- mäuse, wie sie es in der Gefangenschaft immer thun, auch in der freien Natur die Kadaver todter Kameraden anfressen, das Gehirn und die Baucheingeweide herausnagen würden. Von erfahrenen Landwirthen war zwar vielfach behauptet worden, dass in der Freiheit ein solches Benagen von Kadavern ebenfalls stattfinde. Immerhin aber gab es doch viele, welche Zweifel nach dieser Richtung hin hegten. Zu- dem war es mir zweifelhaft , ob die Mäuse von einem Bau zu einem anderen laufen, und die Krankheit verbreiten würden. Es konnte daher nicht genügen, etwa einzelne Mäuse zu infiziren, diese dann laufen zu lassen und zu warten, ob, wie in dem engen Käfig, sich die Krankheit im Laufe einiger Wochen ausbreiten würde auf andere Individuen, sondern es war natürlich nothwendig, von vorn- herein ein derartiges Infektionsverfahren zu wählen, bei welchem auf die Uebertragung der Kraukheit durch Anfressen zunächst nicht der Hauptnachdruck gelegt wurde. Der Erfolg war ohne Zweifel sehr viel sicherer gewährleistet, wenn die Bacillen in ausgedehntester Weise auf allen von Mäusen heimgesuchten Terrains auf Nahrungs- stoffen ausgebreitet wurden, wenn somit sogleich durch eine primäre Infektion die Vernichtung der Mehrzahl der Mäuse erzielt wurde. Da ich nun Zweifel hegte — nach meinen später gemachten Erfah- rungen waren diese Zweifel durchaus berechtigt gewesen — ob ohne mein persönliches Eingreifen die von mir beabsichtigten umfangreichen Massnahmen in Thessalien zur Ausführung gebracht werden würden, so sprach ich mich Seiner Excellenz dem griechischen Gesandten Herrn Ran gäbe gegenüber dahin aus, dass ich einige Kulturen des Bacillus der griechischen Regierung wohl überlassen wollte, dass ich dies aber nur ungern thun würde, weil ich Bedenken hegte, ob die Methode der Mäusebekämpfung so zur Ausführung gebracht werden würde, wie ich es beabsichtigte, und weil ich fürchtete, dass durch einen keineswegs in der Methode begründeten Misserfolg das ganze neue bakteriologische Verfahren in Misskredit gebracht werden könnte. Dahingegen erklärte ich mich gern bereit, mein Verfahren in Thessalien selbst zur Ausführung zu bringen, wenn die griechische Regierung für mich und einen Assistenten die Kosten der Reise dorthin und des Aufenthaltes daselbst tragen wollte. Am 1. April erhielt ich die telegraphische Nachricht, dass die grie- chische Regierung mich einlüde, unter den von mir gestellten Be- dingungen nach Griechenland zu kommen. Bevor ich nun der Einla- dung wirklich Folge leistete, wollte ich mich vorerst noch verge- wissern über einen als selbstverständlich angenommenen, aber nach meinen Versuchen an verschiedenen Mäusearten durchaus nicht selbst- verständlichen, sehr wesentlichen Punkt, darüber nämlich, ob die in Thessalien aufgetretene Feldmaus nun auch wirklich derselben Spe- zies Arvicola arvalis angehörte, welche bei uns vorkommt, und an welcher ich die Wirkung des Bacillus erprobt hatte. Die zur Gattung Mus gehörende Ratte, Mus decumanus, sowie auch, l* 4 L o e f fl e r , eine auf den Feldern vorkommende Mäuseart, die durch einen schwarzen Längsstreifen über den Rücken ausgezeichnete Brandmaus, Mus agrarius, hatten sich bei der Fütterung den Bacillen gegen- über unempfänglich erwiesen. Ich richtete deshalb au Excellenz Rangab6 eine Depesche folgenden Inhaltes: Bevor ich mit meinem Assistenten abreise, möchte ich mich ver- gewissern, ob die dortige Feldmaus Arvicola arvalis ist. Die Spezies ist sehr wichtig, da ich nur bei Arvicola arvalis die Wirkung des Bacillus erprobt habe. Bitte in Athen anfragen und mir Nachricht geben zu wollen. Loeffler. Bereits am folgenden Tage erhielt ich die Antwort: Es ist die Arvicola arvalis französisch genannt campagnol. Ran ga b A Nachdem diese wichtige Vorfrage erledigt war, trug ich kein Bedenken mehr, die bakteriologische Bekämpfung der thessalischen Feldmäuse zu versuchen. Die Vorbereitungen waren schnell getroffen. Es wurde eine grössere Anzahl von Reagenzglaskulturen des Bacillus auf schrägerstarrtem Nähragaragar hergestellt und in einer Kiste sorg- fältig verpackt. Ausserdem nahm ich sowohl wie mein Assistent, Herr Dr. Abel, je 2 Röhrchen mit Kulturen des Bacillus in persönliche Verwahrung, um für den Fall, dass etwa die grössere Kiste verloren gehen sollte, einige Kulturen als Ausgangsmaterial für weitere Ver- suche zur Verfügung zu haben. Am Dienstag dem 5. April fuhren wir von Berlin ab und langten nach viertägiger ununterbrochener Reise über den Brenner, Brindisi, Korfu, Patras am 9. April in Athen an. Am folgenden Morgen meldete ich unsere Ankunft Sr. Excellenz dem Herrn Ministerpräsidenten Konstantopulos an. Um 10 Uhr erschien der Chef des bakteriologischen Laboratoriums in Athen, Herr Dr. Pampoukis, welcher von der Regierung beauf- tragt war, uns bei der Ausführung der Versuche zur Seite zu stehen. Das bakteriologische Laboratorium in Athen, auf Anregung des Professors der internen Pathologie, Herrn Chatzimichalis, von dem dama- ligen Ministerpräsidenten, Herrn Trikupis, ins Leben gerufen, bildet eine Abtheilung des von Herrn Prof. Chassiotis geleiteten patho- logischen Institutes. In demselben war ein Dutzend thessalischer Feldmäuse, welche die Regierung auf meinen Wunsch hatte nach Athen kommen lassen, eingetroffen. Wir begaben uns zunächst mit Herrn Dr. Pampoukis dorthin, um diese Thiere zu sehen und uns über die wichtige Speziesfrage selbst zu vergewissern. Auf den ersten Blick sah ich, dass die thessalischen Feldmäuse von unserer Arvicola arvalis unzweifelhaft verschieden waren. — Sie waren erheblich grösser, heller in der Farbe, hatten grosse glänzende Augen und einen auffallend kurzen Schwanz ; auch machten sie einen viel energischeren, mehr rattenähnlichen Eindruck wie unsere Feldmäuse1). Die Konstatirung der Thatsache, dass eine, wenn auch verwandte, so doch wesentlich verschiedene Spezies vorlag, war natürlich sehr geeignet, meine Erwartungen herabzustimmen. — Ehe 1) Die genaue Bestimmung der Spezies wird erfolgen , wenn die von mir in Alkohol gelegten Exemplare der Mäuse hier eingetroffen sein werden. Die Feldmausplage und ihre Bekämpfung mittelst des Bacillus typhi murium. 5 an irgend welche weitere Massnahmen und Vorbereitungen für die praktische Anwendung meiner Methode in Thessalien gedacht werden konnte, musste nun zunächst festgestellt werden, ob diese Spezies für den Bacillus, namentlich für die Infektion per os, empfänglich war oder nicht. Es wurden sofort 3 Feldmäuse subkutan von einer der mitgebrachten Kulturen geimpft, und drei anderen wurden Brot- stücke, welche mit einer Aufschwemmung der Kulturen in Wasser getränkt waren, zum Fressen vorgeworfen. — Bei dem darauf statt- findenden Besuch bei Sr. Excellenz dem Herrn Ministerpräsidenten theilte ich meine Wahrnehmungen bezüglich der Mäusespezies mit, und erklärte ich, dass, bevor weitere Massnahmen getroffen werden könnten, erst der Ausfall der soeben begonnenen Versuche abge- wartet werden müsse. Der Direktor der landwirthschaftlichen Abtheilung des Mini- steriums, Herr Gen na diu s, sprach sich dahin aus, dass die wissen- schaftliche Bestimmung der Feldmausspezies überaus schwierig sei, dass die thessalische Spezies mehrere als charakteristisch angesehene Charaktere derArvicola arvalis darbiete, dass sie aber doch vielleicht die Arvicola Savii sein könnte. Die Frage nach der Empfänglichkeit der thessalischen Feld- mäuse erledigte sich zu meiner grossen Freude schneller und gün- stiger, als ich gehofft hatte. Eine der geimpften Feldmäuse starb bereits nach 2 Tagen, die zweite nach 3, die dritte nach 3V2 Tagen. Sämmtliche Kadaver enthielten in den inneren Organen grosse Men- gen der Bacillen, welche auch mittels der Kulturmethode aus denselben gewonnen werden konnten. Schon nach 51/* Tagen starb die erste der gefütterten Mäuse, nach 7 Tagen die zweite, beide zeigten die charakteristischen pathologisch - anatomischen Veränderungen des Mäusetyphus, grosse Milzen, parenchymatöse Lebern und Nieren, ent- zündlich geschwollene Mesenterialdrüsen. Die thessalische Arvicola war nach diesen Versuchsergebnissen für den Bacillus typhi murium noch empfänglicher als unsere Arvicola arvalis, welche meist erst 10 — 12 Tage nach der Auf- nahme des Bacillus mit der Nahrung zu Grunde geht. Das in dem Behälter belassene Kadaver einer der geimpften Mäuse war am nächsten Morgen angefressen, das Gehirn und die Leber herausge- nagt, obwohl die 3 in diesem Käfig sitzenden Thiere reichlich- mit Futter versehen waren. Die Aussichten auf ein glückliches Gelingen der Bekämpfung im Grossen waren nunmehr sehr günstige. Die Vorbereitungen wurden sofort begonnen. Nach den Ver- suchen, welche ich in Greifswald angestellt hatte, Hessen sich die Bacillen in den verschiedensten, äusserst billig herzustellenden Nähr- flüssigkeiten kultiviren. Namentlich hatten sich Abkochungen von Hafer- und Gerstenstroh als sehr geeignet erwiesen für die Kultur. Durch Zusatz von 1 Proz. Pepton und ’/2 Proz. Traubenzucker zu diesen Dekokten Hessen sich Nährsubstrate gewinnen, in welchen nach Einbringung weniger Keime während einer Nacht bei Bruttemperatur Milliarden von Bacillen zur Entwickelung gelangten. Es kam nun zunächst darauf an, diese Nährflüssigkeiten in grossen Mengen keimfrei herzustellen. In dem vortrefflich eingerichteten bakterio- 6 L o e f f 1 e r logischen Laboratorium waren natürlich Apparate zur Herstellung von Hunderten von Litern Kulturflüssigkeit nicht vorhanden. Ich hatte ge- hofft, in Athen einen grösseren Dampfdesinfektionsapparat zu finden, in welchem die Sterilisation grösserer Flüssigkeitsmengen hätte bewerk- stelligt werden können. Ein grösserer Apparat derart existirte jedoch in Athen nicht. Der einzige für meine Zwecke verwerthbare Apparat fand sich in dem Universitätskrankenhause. Es war dies ein mit Kohlen an- zuheizender cylindrischer Dampfdesinfektionsapparat von 0,5 m Durch- messer und etwas über 1 m Länge. Dieser Apparat wurde mir sofort in der bereitwilligsten Weise von der Verwaltung zur Verfügung gestellt. In der Küche des Krankenhauses wurde das Stroh in grossen Kesseln abgekocht. Die Abkochung wurde durch ein Sieb gegossen und in Glasballons mit Korbweidenumhüllung eingefüllt, um in diesen mit Wattestopfen versehenen Ballons sterilisirt zu werden. Indessen, wiewohl die Ballons in den kalten Ofen eingesetzt und langsam an- gewärmt wurden, so vermochten sie doch nicht wegen ihrer sehr un- gleichen Glasstärke die Sterilisirung auszuhalten. Zwei von drei Ballons zersprangen. Auch grosse Glasflaschen von 6 Litern Inhalt vertrugen das Sterilisiren nicht. Es musste daher von einer Ver- wendung der Glasgefässe Abstand genommen werden. Das einzige Material, aus welchem grössere Gefässe billig und rasch hergestellt werden konnten und welches das Erhitzen aushielt, war Weissblech. Bevor wir aber grössere Gefässe aus diesem Material anfertigen Hessen, musste festgestellt werden, ob die Bacillen in Gefässen aus Weiss- blech wachsen würden. Die Bacillen produziren eine Säure bei ihrer Entwickelung; vielleicht würde ihr Wachsthum von Bestandtheilen der Gefässwandung , welche in Lösung gingen, schädlich beeinflusst. Ein Vorversuch in einem kleinen Weissblechgefäss ergab, dass die Ent- wickelung der Bacillen ungehindert in demselben vor sich ging. Es wurden nunmehr vier grosse, milchkannenähnliche Gefässe von je 60 Liter Inhalt angefertigt, in diese die Strohabkochung eingefüllt, mit Zusätzen von Pepton und Traubenzucker versehen, mit kohlen- saurem Natron neutralisirt und durch dreimaliges zweistündiges Kochen im Dampfstrom sterilisirt. Nachdem die Gefässe sich bis auf 40° abgekühlt hatten, wurden sie mit einer Reinkultur der Bacillen inficirt, und bei über 30 0 aufgestellt. Nach zwei Tagen waren die Bacillen in den Gefässen in reichlicher Menge zur Entwickelung gelangt. Gleich- zeitig waren im Laboratorium unter der freundlichen Mithülfe des Herrn Pampoukis und dessen Gehülfen Herrn Metaxas 412 Röhrchen mit Reinkulturen auf schräg erstarrtem Agar herge- stellt worden. Mit jedem Agarröhrchen vermochten wir mindestens ein Liter Wasser zu imprägniren, in welches dann die zur Infi- zirung der Mäuse dienenden Brotstücke eingetaucht werden konnten. Wir hatten mithin, falls die bacillenhaltigen Abkochungen auf dem Transporte verderben sollten, noch immer Material zur Infi- zirung eines grösseren Terrains zur Verfügung. Aml6. April schifften wir uns in Begleitung des Herrn Pampoukis nach Volo ein, langten daselbst am 18. früh an und fuhren mit der Eisen- bahn nach Larissa, der Hauptstadt Thessaliens, in deren Umgebung die Versuche beginnen sollten. Auf dieser Fahrt fielen mir nament- Die Feldmausplage und ihre Bekämpfung mittelst des Bacillus typhi murium. 7 lieh in der Umgebung von Velestino die ungeheueren Schaaren von Bussärden, Weihen, Sperbern und Störchen auf, welche auf den Feldern und Brachen herumflogen. Auch in anderen Ländern hat man die Erfahrung gemacht, dass mit der Zunahme der Feldmäuse eine starke Vermehrung der Thierarten, welchen die Feldmäuse zur Nah- rungen dienen, Hand in Hand geht. Die Bahn durchschneidet eine weite Ebene, welche im Osten von dem Kissavos (dem alten Ossa), im Norden von dem schneebedeckten Olymp begrenzt wird. Nach Westen bildet die Begrenzung eine niedrige Hügelkette. Diese Ebene ist die vorzugsweise von den Mäusen heimgesuchte Ebene von Larissa. Ganz Thessalien bildet eine ausgedehnte, rings von Bergen um- schlossene Ebene, welche durch die erwähnte Hügelkette in zwei Abschnitte zerlegt wird, in die Ebene von Larissa und in die Ebene von Trikala. Von West nach Ost wird dieselbe durchzogen von dem Peneios, welcher bei Kalabaka südlich von den wunderbaren Felsen- klöstern Meteora aus dem Pindos in die Ebene eintritt, und nord- östlich von Larissa zwischen Olympos und Kissavos, das herrliche Thal Tempe bildend, die Ebene verlässt. Der Boden ist ein ausserordentlich fruchtbarer, schwerer, vielfach röthlich gefärbter Lehm- boden, welcher im Winter häufig auf weite Strecken hin vom Peneios überschwemmt wird. Mit dieser Ueberschwemmung steht das häufige Vorkommen von Wechselfieber in den tiefer gelegenen Distrikten in Zusammenhang. Die ganze Ebene ist baumlos, nur in Velestino, der ersten Station von Volo nach Larissa, findet sich Baumwuchs, welcher wohl dadurch bedingt ist, dass hier eine grosse Zahl von Quellen aus dem Boden zu Tage treten. Die gewaltige fruchtbare Ebene ist zum grössten Theile im Besitz von Grossgrundbesitzern. Einzelnen dieser Herren gehören hunderttausende von Morgen Land. Die Be- völkerung ist wenig dicht. Die Dörfer sind meist klein und unan- sehnlich. Die Häuser sind in der Weise gebaut, dass sie eng an- einander geschlossen das in ihrer Mitte stehende, sie überragende Haus des Besitzers wallartig umschliessen. Jeder Bauer erhält einen bestimmten Theil des Areals zur Bearbeitung angewiesen, und als Entgeld für seine Arbeit einen Theil der Ernte. Die verhältnissmässig geringe Zahl von Bewohnern ist natürlich nicht im Stande die aus- gedehnten Flächen zu bestellen. Es bleiben ungeheuere Terrains, wohl mehr als zwei Drittel des Landes, brach liegen. Die Brach- felder dienen grossen Schaf-, Ziegen- und auch Rinderherden zur Weide. Alle drei Jahre etwa kommt dieselbe Stelle des Bodens zur Bearbeitung. Eine künstliche Düngung des Bodens findet nicht statt. In diesen ausgedehnten Brachfeldern nun können sich die Feld- mäuse ungestört entwickeln. Im vergangenen Jahre war zum ersten- male, seitdem Thessalien wieder griechisch geworden, die Ernte eine gute gewesen. Die Feldmäuse, welche von jeher in Thessalien heimisch gewesen sind — die alten Griechen hatten ihren Apollo Smintheus oder Myoktonos, den mäusevertilgenden Gott — hatten sich in Folge der guten Ernte stark vermehrt. Der auffallend milde letzte Winter hatte ihnen keinen Schaden gebracht, sodass mit Be- ginn des Frühlings, das heisst Ende Februar, sie in grösserer Zahl zur Erscheinung kamen als in den letzten 25 Jahren. Der Stations- 8 L o e f fl e r , Vorsteher in Velestino, Herr Amira, war es, welcher Ende Februar zuerst die allgemeine Aufmerksamkeit auf das Auftreten grösserer Mengen von Feldmäusen lenkte. Von einer plötzlichen Ueberschwem- mung der thessalischen Ebene durch die Mäuse konnte jedenfalls nicht die Rede sein. Nachdem einmal die öffentliche Aufmerksam- keit auf sie gelenkt war, wurden sie in der Ebene von Larissa an den verschiedensten räumlich weit von einander getrennten Orten konstatirt. Diese gleichzeitig einlaufenden Meldungen erweckten den Anschein, als habe eine Invasion von aussen her stattgefunden. Dies war jedoch nicht der Fall. Die Mäuse hatten Anfang März nur be- gonnen, von den Abhängen der Hügel und aus den Brachfeldern gegen die bebauten Felder vorzudringen. Vielfach hatte man die Beob- achtung gemacht, dass sie bei ihrem Vordringen bestimmte Wege verfolgten. So waren sie längs des Eisenbahndammes vorwärts ge- gangen. Das Vorschreiten scheint indessen nur langsam von Statten zu gehen. Vermuthlich gehen sie nicht eher vorwärts, als bis die Zahl der eine sog. Burg bewohnenden Individuen zu gross für diese geworden ist. Die Gänge, welche sie graben, liegen etwa 20 — 40 cm tief unter der Erdoberfläche. Die Länge der Galerien ist verschieden ; wir haben solche von 30, 40 m Länge und darüber beobachtet. Diese Gänge stehen durch senkrechte Röhren von etwa 5 cm Durch- messer mit der Oberfläche des Bodens in Verbindung. An manchen Stellen führen 4, 5 und noch mehr Löcher zu demselben Gange, meist findet man dann in der Nähe eine höhlenartige, mit fein zerbissenen Pflanzentheilen ausgepolsterte Erweiterung, das Nest, in welchem die Jungen geworfen und gross gezogen werden. Vor den frisch er- öffneten Löchern sieht man die weit herausgeworfene Erde flache Erhöhungen bilden. Vielfach konnte man auf dem Boden deutlich sich markirende festgetretene Gänge wahrnehmen, auf welchen sich die Mäuse von einem Loch zum andern bewegen. Am Tage sieht man nie Mäuse ausserhalb der Löcher herumlaufen, selbst an solchen Orten nicht, an welchen der Boden von Mäuse- röhren siebartig durchlöchert ist. Erst Abends kommen sie hervor, um Nahrung zu suchen. Auch dann sieht man nicht viele, aber man hört doch überall die eigenthümlichen quiekenden Töne, welche sie hervorbringen. In den Löchern findet man am Morgen alle mög- lichen frisch abgeschnittenen Pflanzentheile. Die Getreidehalme holen sie sich in der Weise, dass sie sich auf die Hinterbeine stellen und dann den Stengel durchnagen. Die abgebissenen Stengel ziehen sie in die Löcher, um sie in denselben zu fressen, bezw. weiter zu zer- kleinern. Ihre Fruchtbarkeit ist eine sehr grosse. Im Monat März beginnend wirft das Weibchen jeden Monat 6—12 Junge. Von einem zuverlässigen Beobachter wurde mir mitgetheilt, dass er in dem Uterus einer tragenden Maus sogar 21 Föten gezählt habe. Die Ge- fahr für die Felder wächst daher mit jedem Monat. Die Zahl der in diesem Frühjahr beobachteten Mäuse war ähnlich gross wie im Jahre 1866. Auch damals waren sie in gleicher Weise zuerst in den Brachfeldern aufgetreten. Man hatte ihnen jedoch, da die Zerstörungen in den bebauten Feldern zunächst nur gering waren, keine besondere Beachtung geschenkt und keine Massregeln zu ihrer Die Feldmaasplage und ihre Bekämpfung mittelst des Bacillus typhi murium. 9 Bekämpfung ergriffen. Als damals aber Ende Mai in Folge der sengenden Glut der Sonne die Brachfelder wie alljährlich verdorrten, da hatten sich die Mäuse auf die bebauten Felder gestürzt, in welchen allein sie noch Nahrung gefunden hatten, und hatten in kurzer Zeit so furchtbare Verheerungen in denselben angerichtet, dass in jenem Jahre fast Nichts geerntet wurde. Wie plötzlich und überraschend schnell die Mäuse ihr Zerstörungswerk verrichtet haben, erhellt aus mehreren offiziell berichteten Vorkommnissen. Abends hatte man ein Feld ausgesucht, welches am nächsten Morgen geschnitten werden sollte. Als dann aber die Leute am nächsten Morgen an den Ort ge- kommen waren, hatten sie Nichts mehr zu mähen gefunden. Die Feldmäuse hatten in einer Nacht die ganze Ernte vernichtet. Ja, von einem Müller in der Nähe von Velestino erzählte man, derselbe sei Morgens früh auf sein Feld gegangen, habe dort ein Quantum Getreide geschnitten, auf seinen Esel geladen und nach seiner Mühle gebracht. Als er dann mit einer zweiten Getreideladung bei seiner Mühle angekommen sei, habe er von der ersten fast Nichts mehr wiedergefunden. In der Meinung, das Getreide sei gestohlen, habe er sich auf die Lauer gelegt, um den vermeintlichen Dieb, falls er noch einmal wiederkommen sollte, zu ertappen. Plötzlich seien dann aber zu seiner Ueberraschung Schaaren von Feldmäusen herbeige- laufen, welche sich daran gemacht hätten, auch diese zweite Ladung fortzuschleppen. Durch die Erfahrungen aus dem Jahre 1866 gewitzigt, hatten die Grossgrundbesitzer Thessaliens in diesem Jahre sofort nach dem Bekanntwerden des Erscheinens zahlreicher Mäuse ein Comitee zur Bekämpfung derselben gebildet. Der Präsident und die Seele des- selben wurde Herr Anastassiades, der Direktor der ausgedehnten Besitzungen eines Herrn Stafanovic. Dieser Herr Stafanovic war es, welcher von seinem Wohnort Pera (Konstantiuopel) sich telegra- phisch an Prof. Pasteur in Paris gewandt hatte mit der Anfrage, ob er vielleicht im Besitz eines zur Vernichtung der Feldmäuse ver- wendbaren Mikroben sei. Prof. Pasteur hatte darauf telegraphisch geantwortet, dass man sich an mich wenden möge, ich hätte einen Feldmäuse vernichtenden Mikroben gefunden. Diese Antwort war an die Regierung in Athen gesandt worden. Ich zweifle nicht, dass die Empfehlung des berühmten französischen Bakteriologen nicht ohne Einfluss gewesen ist auf die Entschliessung der griechischen Regie- rung, mich einzuladen, mit einem Assistenten nach Griechenland zu kommen. Von Seiten der griechischen Regierung war die der thessalischen Ernte drohende grosse Gefahr sofort in ihrer ganzen Bedeutung ge- würdigt worden. Die Ernte versprach in diesem Jahre eine ganz hervorragend gute zu werden. Es handelte sich um ein Werth- objekt von 40 — 50 Millionen Francs. Sie hatte deshalb sofort eine Anzahl von Sachverständigen mit der Bekämpfung der Mäuse beauf- tragt. Es waren dies die Herren Kyriakos, Subdirektorder land- wirtschaftlichen Schule in Athen, Herr Ambelikopulos, Professor an der Normalschule in Larissa, und Herr Muratoglus, Professor an der Normalschule in Almiro. Dieselben hatten sich in Begleitung einer Anzahl von Eleven an die am stärksten heimgesuchten Orte in der Umgebung von Velestino und Larissa begeben und hatten mit der 10 L o e f f 1 e r , Bekämpfung der Mäuse Mitte Mai begonnen. Die von diesen Herren bis zu unserer Ankunft angewandten Massregeln bestanden in der Ueberschwemmung von infizirten Aeckern mit Wasser, in dem Aus- legen von gifthaltigen Nahrungsmitteln, in dem Eingraben von tiefen Blechgefässen und in der Einführung von Schwefelkohlenstoff in die von den Mäusen bewohnten Gänge. Die Ueberschwemmung der Gänge mit Wasser hatte theils aus Mangel an Wasser, theils weil die Oertlichkeiten nicht geeignet waren, nur an wenigen räumlich beschränkten Stellen durchgeführt werden können. Die Erfolge, welche die Herren damit erzielt hatten, waren gute gewesen. Recht gute Erfolge hatte die Kommission, wie sie angab, auch mit dem Schwefelkohlenstoffe erzielt. Die Anwendung desselben geschah in der Weise, dass zunächst sämmtliche Löcher einer sog. Mäuseburg verschlossen wurden. Am folgenden Tage wurden dann die in der Nacht frisch eröffneten Löcher bis auf eines wiederum geschlossen. In dieses eine offen gelassene Loch wurde die Spitze eines Injektors eingeführt nnd nunmehr ein durch eine besondere Vorrichtung abge- messenes Quautum von ca. 10 ccm Schwefelkohlenstoff in den Gang ein- gespritzt. Durch die in den Gallerieen sich verbreitenden Dämpfe sollten dann die Mäuse innerhalb weniger Sekunden getödtet werden. Die Herren gaben an, dass sie bei Aufgrabungen so behandelter Baue vielfach todte Mäuse in denselben gefunden hätten. Die Anwendung des Schwefelkohlenstoffes war ebenfalls nur an bestimmten geeigneten Oertlichkeiten möglich gewesen, d. h. nur da, wo man die Löcher im Terrain übersehen konnte. Fast überall aber waren die Brach- felder mit gewaltigen, fast mannshohen Disteln bedeckt. Im Schutze derselben legen die Mäuse mit Vorliebe ihre Löcher an. Waren nicht alle Löcher einer Mäuseburg verschlossen vor der Injektion des Schwefelkohlenstoffes , so entwichen die Dämpfe und wohl auch die Mäuse durch die offen gebliebenen. Zur Zeit unserer An- kunft war das erste von der Regierung übersandte Quantum Schwefekohlenstoflf verbraucht. Die Herbeischafifung grösserer Mengen dieses Körpers, welche in Frankreich bestellt waren und in Marseille lagerten, machte besondere Schwierigkeiten, weil kein Schiff grössere Mengen dieses feuergefährlichen Körpers an Bord nehmen wollte. Zudem war die Anwendbarkeit des Schwefelkohlenstoffes gegen Ende April überhaupt schon sehr in Frage gestellt, weil der schwere Boden bereits durch die Sonne ausgetrocknet war und Risse bekommen hatte, durch welche der sich verflüchtigende Schwefelkohlenstoff entwich, ohne zur Wirkung in den Gallerieen zu gelangen. Mit der zuneh- menden Temperatur nehmen auch die Verluste an Material erheblich zu. Bei 46,5° C siedet der Schwefelkohlenstoff. In der Sonne auf freiem Felde werden die Behälter leicht höher erwärmt, als der Siede- punkt ist. Die Unannehmlichkeiten für die Arbeiter und die Feuer- gefährlichkeit wachsen daher auch mit der Temperatur. Das Legen von Gift hatte mehrfach zur Vergiftung von Hammeln Anlass ge- geben, so dass die Landbevölkerung von Misstrauen gegen diese Me- thode erfüllt war. Der Gesammterfolg der angewandten Massregeln war jedenfalls gegenüber der Menge der Mäuse und der Zahl der ergriffenen Terrains als ein wesentlicher nicht zu bezeichnen. Die Fcldmausplage und ihre Bekämpfung mittelst des Bacillus typhi murium. Meine Ankunft wurde mit getheilten Gefühlen erwartet. Viele, namentlich die Gutsbesitzer, hofften, dass mit dem von mir aufge- fundenen Bacillus ein durchschlagender Erfolg zu erzielen sein möchte. Andere, und zu diesen gehörten gerade die von der Regierung entsendeten Fachmänner, setzten keine allzu grossen Hoffnungen auf die bakteriologische Bekämpfungsmethode, weil bisher diese Methode wohl in den Laboratorien, nicht aber in der freien Natur zufrieden- stellende Ergebnisse geliefert hatte. Besonders durch das Misslingen der bakteriologischen Bekämpfung der australischen Kaninchenplage war die Stimmung für meine Methode nicht gerade günstig beeinflusst worden. Mit der praktischen Durchführung der Methode wurde sofort begonnen. Mäuse gab es in der Ebene von Larissa überall. Auf den Rath des Herrn Dr. Pampoukis wurden für die ersten ausschlag- gebenden Versuche solche Terrains gewählt, welche im Besitze von einsichtsvollen griechischen Grossgrundbesitzern waren, weil von diesen ;eine strikte Durchführung der von mir beabsichtigten Mass- nahmen erwartet werden konnte. Die Landbevölkerung war meist indifferent gegenüber der Mäuseplage. Die türkischen Bewohner des Landes hielten die Mäuse für eine Sendung Gottes, welche ertragen werden müsse. Sie waren im Allgemeinen abgeneigt, irgend welche Massregeln gegen die Mäuse zu ergreifen. Die Anschauungen der Türken werden treffend charakterisirt durch die Thatsache, dass sie Boten nach Mekka gesandt hatten, um dort heiliges Wasser holen zu lassen, mit welchem die Felder besprengt und damit gegen die Mäuse geschützt werden sollten. Um die meist recht indolenten Bauern zur Arbeit heranzuziehen, bedurfte es eines gewissen Druckes. Es wurden deshalb von Seiten des uns nach allen Richtungen in ent- gegenkommendster Weise unterstützenden Präfekten von Larissa, Herrn Kleomenes, Soldaten zu unserer Verfügung gestellt, welche in die Dörfer entsandt wurden und die Bauern veranlassten, die gewünschten Massnahmen auszuführen. Für unsere persönliche Sicherheit, welche nach den in deutschen Zeitungen verbreiteten Nachrichten über das Auftreten von berittenen Räuberbanden in Thessalien einigermassen bedroht erschien, war die Requisition militärischer Bedeckung ganz unnöthig. Die Nachrichten in den deutschen Zeitungen waren un- richtig oder stark übertrieben, ebenso wie die gleichen Nachrichten in manchen griechischen Blättern. Sie hatten wohl den Zweck, der Regierung vor den bevorstehenden Wahlen Ungelegenheiten zu be- reiten. Die einzige auf Wahrheit beruhende, von den oppositionellen Blättern stark aufgebauschte, die Gefährdung der öffentlichen Sicher- heit angehende Thatsache war die, dass kurz vor unserer Ankunft eine Anzahl Gefangener aus dem Gefängniss in Larissa entwichen waren. Diese Leute hatten, um ihr Leben zu fristen, in den Umge- bungen von Larissa Diebstähle begangen und damit eine gewisse Beunruhigung in der Bevölkerung hervorgerufen. Einzelne derselben, welche zur gemeinsamen Flucht gezwungen waren, stellten sich frei- willig wieder, mehrere wurden von dem sofort zu ihrer Verfolgung entsandten Militär bald wieder ergriffen, noch andere hatten sieb 12 Lo e f f 1 e r , über die makedonische Grenze in die Berge geflüchtet. Bei unsern Exkursionen in die verschiedenen von Mäusen heimgesuchten Gebiete habe ich niemals das Gefühl von einer Unsicherheit der Verhältnisse gehabt. Wir hatten immer einen Unteroffizier auf dem Wagen mit uns, ausserdem wurde der Wagen von zwei berittenen und bewaff- neten Dienern des betreffenden Grundbesitzers, auf dessen Terrains wir uns begaben, begleitet. Diese Leute waren aber weniger zu unserm Schutze da, als vielmehr, um schnell Nachrichten nach etwas entfernteren Orten senden zu können. Mein Plan hinsichtlich der praktischen Anwendung der Bacillen war, wie bereits augedeutet, der, dass mit den bacillenhaltigen Kultur- flüssigkeiten fingergliedgrosse Stücke trockenen, womöglich weissen Brotes getränkt und diese Brotstücke wiederum in die Mäuselöcher eingebracht werden sollten, in jedes Loch ein Stück. Frassen die Mäuse das Brot, so mussten sie nach den im Laboratorium gewonnenen Resultaten verenden. Durch die bacillenhaltigen Dejektionen der er- krankten, ferner durch Anfressen der an dem Mäusetyphus gestorbenen Individuen musste dann die Krankheit auf diejenigen Mäuse, welche nicht von dem infizirten Brote gefressen hatten, sich weiter übertragen. Demgemäss gestaltete sich der Hergang bei der Anwendung der Me- thode sehr einfach. Bei den von Larissa als Standquartier alltäglich in die Ortschaften der Umgegend unternommenen Ausflügen führten wir mit uns eines der grossen Blechgefässe mit Kulturflüssigkeit, ausserdem etwa 100 Röhrchen mit Reinkulturen auf Agaragar. Sobald wir an das möglichst im Mittelpunkte des zu versorgenden Gebietes gelegene Ziel der Fahrt gelangt waren, wurde ein Quantum der Kulturflüssig- keit in einen von dem Besitzer bereitwilligst zur Verfügung gestellten Kessel gegossen, und der Flüssigkeit der Inhalt einiger Agarröhrchen zugesetzt, um eine möglichst bacillenreiche Imprägnirungsflüssigkeit zu haben. Aus den umliegenden Dörfern kamen nun die von den Soldaten be- nachrichtigten und mit Anweisung hinsichtlich des Brotschneidens versehenen Bauern nach dieser zentralen Stelle, ein jeder in einem Weidenkorbe das für den von ihm bearbeiteten Bezirk ausreichende Quantum von Brotstücken mit sich führend. Einer nach dem andern trat dann an den Kessel heran und schüttete den Inhalt seines Korbes in die Flüssigkeit. Die Brotstücke wurden darin untergetaucht, nach- dem sie gehörig von der Flüssigkeit durchtränkt waren, mit den Händen aus dem Kessel herausgenommen und in den Korb zurück- übertragen. Um den Bauern die bisweilen von ihnen geäusserten Bedenken hinsichtlich der Giftigkeit des präparirten Brotes für ihre Hammel zu nehmen, wurden vor ihren Augen die auf den Gutshöfen herumlaufenden Thiere, Hühner, Tauben, Hunde, Schweine, Pferde, Esel, Hammel, Ziegen mit imprägnirten Brotstücken gefüttert. Ja, einzelne der Herren, welche das Brot an die Bauern vertheilten, assen vor den Augen derselben Stücke des infizirten Brotes, um dessen Un- schädlichkeit für den Menschen selbst darzuthun. Versuche an Menschen hatte ich naturgemäss vorher mit dem Bacillus nicht an- gestellt; ich hatte nur meine Ansicht dahin geäussert, dass ich irgend- welche Schädigungen des Menschen durch den Bacillus nicht für Die Feldmausplage und ihre Bekämpfung mittelst des Bacillus typbi murium. ^3 wahrscheinlich hielt. Diese Aeusserung hatte aber genügt, um meine von dem regsten Eifer für die Sache erfüllten Begleiter zu veranlassen, ohne weiteres zur Beruhigung der Bauern Essversuche an sich selbst vorzunehmen. Im Uebrigen dienten sozusagen wir alle, die wir mit der Imprägnirung des Brotes, ebenso wie auch die Bauern, welche mit der Vertheilung desselben zu thun hatten, als Versuchsobjekte, da von einer sorgfältigen Desinfektion der Hände und nament- lich der zum Transport verwendeten Körbe nicht die Rede sein konnte. Alle diese zahlreichen an Menschen und Thieren angestellten Versuche haben, wie ich auch nach meinen diesbezüglichen Versuchen mit Zuversicht erwarten durfte, die völlige Unschädlichkeit des Ba- cillus zur Evidenz erwiesen. Der Bacillus ist eben vom Digestions- traktus aus nur für Haus- und Feldmäuse pathogen. Die Bauern begaben sich, nachdem sie verstanden hatten, um was es sich han- delte und nachdem ihnen praktisch gezeigt war, wie sie zu verfahren hatten, von Soldaten begleitet, auf ihre Felder und führten das ihnen Aufgetragene dann auch gewissenhaft aus. Wir selbst wählten an verschiedenen Orten zur Beobachtung geeignete Terrains aus , auf welchen wir selbst die Methode zur Anwendung brachten, und zwar sowohl bebaute Felder, wie auch Brachfelder. In der angegebenen Weise gelang es, innerhalb weniger Tage die ganze Ebene östlich, nördlich und westlich von Larissa mit imprägnirtem Brote zu versorgen. An verschiedenen Orten wurden ausserdem Dutzende von Feldmäusen, welche mit Reinkulturen subkutan geimpft waren, auf den Feldern in Freiheit gesetzt, damit durch sie in der oben erwähnten Weise die Krankheit ausgebreitet würde. Ich kann nicht dankend genug die gastfreie Aufnahme rühmen, welche uns überall auf den Gütern seitens der Herren Besitzer, be- ziehungsweise deren Vertreter, zu Theil wurde, und die Energie, mit welcher dieselben ihre Leute veranlassten , die Methode praktisch auszuführen. Zu besonderem Danke verpflichtet bin ich dem Besitzer vonBakrena, Herrn Kulumopolus, und seinem Vertreter, Herrn Elias, den Herren Besitzern von Nechali, Demetriades und Skaliora, und ganz besonders dem Direktor der Stefanovic- schen Güter, Chassambali, Metesseli, Amarlar, Chad- simustafa, Herrn Anas tassiad es, welcher unermüdlich die ge- wissenhafte Befolgung der von mir gewünschten Massnahmen durch- zuführen bemüht war. In wenigen Tagen war der Vorrath an Kulturflüssigkeit und an Reinkulturen auf Agar verbraucht. Von allen Seiten aber kamen nach dem Bekanntwerden der Methode die nicht allzu entfernt von Larissa ansässigen Bewohner nach der Stadt, um Brot imprägniren zu lassen und auf ihre Felder mitzuführen. Wir mussten daher so- fort mit der Neubereitung von Kulturflüssigkeit beginnen. Die Herren Regierungskommissare nahmen an der Herstellung der Kulturen Theil. Im Besonderen machte sich Herr Ambeliko- pulos mit allen Details vertraut, so dass derselbe nach unserem Weggange die Methode durch ganz Thessalien auszubreiten in der Lage war. 14 L o e f fle r , Auch mit den in Thessalien, im Hause des Herrn Anastassia- des zubereiteten Flüssigkeiten musste natürlich ein zuverlässiger Ver- such im Grossen angestellt werden. Ich beauftragte mit der Durch- führung desselben meinen Assistenten, Herrn Dr. Abel. Da unzweifelhaft die grössten Mengen der Feldmäuse in der Nähe von Velestino vor- handen waren, wie uns ein späterer Besuch der Felder jener Gegend gelehrt hatte, so schien mir dieses Terrain besonders geeignet. Ich sandte deshalb Herrn Dr. Abel mit dem frisch bereiteten Material dorthin und beauftragte ihn, ein passendes Versuchsfeld auszusuchen, mit einem Graben zu umziehen und mit imprägnirtem Brote zu ver- sorgen. Herrn Dr. Abel gelang es, mit der freundlichen Unter- stützung des Herrn Maire von Velestino und seines Adjunkten, Herrn Jourdan, ein etwa 4 Hektar grosses;, von den Mäusen siebartig durchlöchertes Weizenfeld aufzufinden. Um das Feld möglichst von seiner Umgebung zu isoliren, liess er zunächst mit dem Pfluge eine Rinne um dasselbe ziehen und diese Rinne alsdann zu einem Graben vertiefen. Zu gleicher Zeit wurden sämmtliche Löcher mit Brot ver- sehen. Was nun die Resultate anlangt, welche mit der Methode erzielt sind, so kann ich über dieselben Folgendes berichten: Schon nach wenigen Tagen lief von allen Seiten die Nachricht ein, dass das in die Löcher geworfene Brot aus denselben verschwunden sei; es war daher im höchsten Masse wahrscheinlich, dass die Mäuse dasselbe gefressen hatten. War dies wirklich der Fall, so mussten nach den im Kleinen angestellten Versuche die Ergebnisse sich sehr günstig gestalten. Gerade nach dieser Richtung hin hatte ich von vornherein gewisse Besorgnisse gehabt. Es hatte mir nicht gerade sehr wahr- scheinlich geschienen, dass die Mäuse inmitten des saftigsten Grüns das Brot fressen würden. Ich hatte aus diesem Grunde in meiner Arbeit im Centralbl. f. Bakt. u. Parasitenkunde als beste Zeit für die Bekämpfung der Feldmäuse mit meiner Methode Herbst und Frühjahr empfohlen, d. h. die Jahreszeiten, in welchen den Mäusen von der Natur die Futterstoffe nur verhältnissmässig spärlich geboten werden. In Thessalien war diese Zeit längst vorüber. Alles prangte im herrlichsten, saftigsten Grün. Das Getreide hatte bereits eine Höhe von einem halben Meter und darüber erreicht. Um so freu- diger wurde ich durch die Nachricht überrascht, dass überall, auch inmitten der Getreidefelder, das Brot aus den Löchern verschwunden war. Endgültige Ergebnisse Hessen sich vor Ablauf von mindestens 4 Wochen naturgemäss nicht erwarten, immerhin aber mussten schon nach etwa 9 Tagen einige Erfolge sich konstatiren lassen. In Ge- meinschaft mit dem von der Regierung uns beigegebenen, überall uns die Wege ebnenden Dr. Pampoukis und der interessirten Guts- besitzer unternahmen wir deshalb nach Ablauf dieser Frist eine In- spektion derjenigen Oertlichkeiten, au welchen wir selbst die Methode ausgeführt hatten, beziehungsweise an welchen nach der Zusicherung der Herren Besitzer sie zweifelsohne von den Bauern ausgeführt war. In Bakrena, wo wir mit unseren Versuchen 9 Tage vorher begonnen hatten, hatten die Zerstörungen in den Feldern seit 2 oder 3 Tagen aufgehört. Es liess sich dies mit Sicherheit daran erkennen, dass frisch Die Feldmausplage und ihre Bekämpfung mittelst des Bacillus typhi murium. J5 abgefressenes Getreide in den Löchern nicht mehr gefunden wurde. Das darin Vorgefundene war mindestens schon 2 Tage alt. Auch sah man frisch eröffnete Mäuselöcher nicht mehr. An einzelnen Stellen waren am Abend vor unserem Besuch aut meinen Wunsch sämmt- liche Löcher zugetreten worden. Kein einziges derselben war, wie es bei demselben Verfahren sonst regelmässig der Fall war, wieder er- öffnet worden. Mehrere todte Mäuse waren von den Leuten gefunden, aber leider nicht aufbewahrt worden. Ganz ähnlich gestalteten sich die Befunde in Nechali und Amarlar. Es wurden eine Anzahl von Bauen aufgegraben. Mehrere waren vollständig leer; in einzelnen lagen todte Junge, welche angenagt waren. An anderen Stellen wurden todte Mäuse ausserhalb der Löcher oder auch in den Löchern steckend gefunden. Auch halbtodte Mäuse, welche bei hellem Mittag ausserhalb der Löcher sich bewegten, was wir sonst niemals beobach- tet hatten, wurden angetroflfen. Das Auffinden todter und tödtlich erkrankter Thiere ausserhalb der Löcher am hellen Mittage gab uns Aufklärung darüber, dass in den eröffneten Bauen todte Mäuse nur selten gefunden wurden. Sobald die Thiere schwerer erkrankt sind, haben sie, wie es scheint, ein Bedürfniss nach frischer Luft. Sie kommen hervor aus den Gängen und Löchern und werden nun sofort von den zahlreichen mäusevertilgenden Vögeln erspäht und ergriffen. Eine Anzahl todter und halbtodter Mäuse wurden nach Larissa mit- genommen und dort näher untersucht. Sie boten sämmtlich die pathologisch-anatomischen Veränderungen des Mäusetyphus dar und enthielten in ihren Organen, namentlich in Leber und Milz, die charak- teristischen Bacillen in reichlicher Menge. Somit war die Infektion der Mäuse mit Hülfe der imprägnirten Brotstücke mit Sicherheit konstatirt. Die Methode hatte die Prüfung ihrer praktischen Ver- wendbarkeit zur Zufriedenheit bestanden. Meine Anwesenheit in Thessalien war nun nicht länger nötliig, da ich die weitere Anwen- dung der Methode den Herren Dr. Pampoukis in Athen und Am- belikopulos in Larissa überlassen konnte. In einer an die Regierung in Athen abgesandten Depesche meldete Herr Dr. Pam- poukis die glücklichen Ergebnisse der Methode. Der Bürgermeister von Larissa, Herr Asteriades, gab durch ein uns zu Ehren ver- anstaltetes Diner der Freude über das Gelingen des Werkes Ausdruck, ebenso erkannte der dem Diner beiwohnende Präfekt, Herr Kleo- menes, mit Dank den Nutzen der neuen Methode in freundlicher Weise an. Der Präsident des Comitös gegen die Feldmäuse, Herr Anastassiades, war von dem Erfolge derartig überzeugt, dass er telegraphisch die weiteren Sendungen grosser Mengen von Schwefel- kohlenstoff, welcher in Marseille zur Verschiffung nach Thessalien bereit lag, sistirte. Auch die Herren Regierungskommissare erkannten unumwunden das Gelingen der Methode an. Wir kehrten nunmehr nach Athen zurück. Ich berichtete seiner Excellenz dem Herrn Ministerpräsidenten Konstantopulos persönlich über den glück- lichen Ausfall der Versuche. Ich betonte die dringende Nothwendig- keit, ungesäumt über ganz Thessalien hin die Methode zur Ausfüh- rung zu bringen. Ich sprach die zuversichtliche Erwartung aus, dass die in diesem Jahre einen glänzenden Ertrag versprechenden Ge- 16 Loeffler, Die Feldmausplage und ihre Bekämpfung. treidefelder Thessaliens durch eine schnelle und ausgedehnteste Anwendung meiner überall leicht durchzuführenden Methode vor der Vernichtung durch die Mäuse gerettet werden würden und sprach endlich den Wunsch aus, dass die Regierung den mit der Methode vertrauten Herrn Dr. P a m p o u k i s in Athen und Ambelikopulos in Larissa Vollmacht und Mittel geben möchte, die Methode in der von mir gelehrten Weise durchzuführen. Seine Excellenz der Herr Ministerpräsident sprach mir darauf im Beisein des Herrn Genna- dius, des Direktors der landwirthschaftlichen Abtheilung im Ministe- rium, den Dank der Regierung aus, dass ich der Einladung gefolgt sei und meine Methode zum Vortheile Griechenlands in Thessalien glücklich durchgeführt hätte. Auch Excellenz Trikupis, welcher der thessalischen Mäuseplage seine besondere Aufmerksamkeit zuge- wandt und sich mit Interesse über das Wesen meiner Methode, ihre leichte Anwendbarkeit, ihre Billigkeit und ihre Wirksamkeit informirt hatte, erkannte bei einem Besuche, welchen wir ihm abstatteten, an, dass mit der praktischen Durchführung des neuen Verfahrens Thessalien und Griechenland ein grosser Dienst geleistet sei. Während der folgenden beiden Tage, welche wir bis zur Rückfahrt nach Deutsch- land in Athen verweilen konnten, trafen noch verschiedene Telegramme aus Thessalien ein, denen zufolge die Resultate sich von Tag zu Tag unzweifelhafter herausstellten. Die griechischen Journale aller Parteirichtungen waren einmüthig in ihrer Anerkennung der Methode und in ihrem Dank mir gegenüber. Auch Herr Gennadius, der Direktorder landwirthschaftlichen Abtheilung, sowie sämmtliche Herren aus dem pathologischen Institut, welche nach Kräften bei den Vor- bereitungen mitgeholfen hatten, gaben ihrer Freude über die guten Ergebnisse unserer Arbeit bei den von ihnen uns zu Ehren veran- stalteten Festmahlen in freundlichster Weise Ausdruck. Wir nahmen unsere Rückreise über Konstantinopel. Kurz nach unserer Ankunft daselbst erhielt ich noch ein Telegramm der Herren Anastassiades und Kyriakos, in welchem dieselben von dem wachsenden Erfolge der Methode, namentlich von dem Auffinden todter und halbtodter Mäuse in grösserer Zahl Kunde gaben, sowie ihre Glück- wünsche und ihren Dank aussprachen. Nach Greifswald zurückgekehrt, blieb ich zunächst ohne weitere Nachricht. Der volle Erfolg konnte, wie gesagt, erst eine Reihe von Wochen nach Beginn der praktischen Ausführung der Methode zu Tage treten. Am 26. Mai erhielt ich dann zu meiner grossen Befriedigung von dem Präsidenten des Comit6s zur Bekämpfung der Feldmäuse aus Larissa folgende Depesche: Resultats excellents partout, pays reconnaissant ä vous Anastassiades. Am 28. folgte ein vom 22. Mai datirter Brief des Herrn Am- belikopulos aus Volos, in welchem derselbe sich folgendermassen ausliess: „Votre m6thode marche tres bien, eile nous a donn6 des r^sultats splendides; ä Velestino oü nous avons fait un essai, on a trouvß beaucoup mais beaucoup de campagnols morts et assez de mang6s dans la nuque“. Sawtschenko, Ueber schmarotzende Sporozoen in den Krebsgeschwülsten. 17 Somit haben sich die Hoffnungen, welche ich bei der Auf- findung des Bacillus hinsichtlich der hohen Bedeutung desselben für die Bekämpfung der alljährlich in vielen Staaten Europas Schäden im Betrage von Millionen bedingenden Feldmäuse gehegt hatte, voll und ganz erfüllt. Wir besitzen in dem Bacillus typhi murium einen Mikroorganismus, welcher diese gefährlichen Nager mit Sicherheit tödtet. Mit grösster Leichtigkeit lässt der Bacillus sich praktisch verwenden, kein anderes Thier wird durch ihn geschädigt. Er erfüllt mithin die weitgehendsten Anforderungen, welche man an ein Mittel zur Bekämpfung der Feldmäuse stellen kann. Zum ersten Male ist es in Thessalien gelungen, eine schäd- liche Thierspezies bakteriologisch mit Erfolg zu bekämpfen. Die bakteriologische Wissenschaft hat damit wiederum einmal ihre ge- waltige praktische Bedeutung und damit ihre volle Berechtigung erwiesen, in ganz besonderer Weise gepflegt und gefördert zu werden. Greifswald, den 9. Juni 1892. Weitere Untersuchungen über schmarotzende Sporozoen in den Krebsgeschwülsten. [Aus dem Institute für allg. Pathologie von Prof. W. Podwyssozki jun. zu Kiew.] Von Dr. J. Sawtschenko, Assistenten am Institut. Mit 1 Tafel. In der im Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde Bd. XI. p. 93 erschienenen Arbeit wurde schon darauf hingewiesen, dass die von Prof. Podwyssozki und mir beschriebenen Protozoen sich in verschiedenen Geschwülsten bei weitem nicht in gleicher Anzahl finden, dass es vielmehr Fälle gibt, wo man sie nur als seltenes Vorkomm- niss konstatiren konnte. Ferner wurde durch einen Hinweis auf die Arbeiten von Pfeiffer in Erinnerung gebracht, dass bei verschie- denen Carcinomarten verschiedene Sporozoen gefunden werden können. In der That gelang es mir nicht, in einigeu vor kurzem zur Unter- suchung gekommenen Carcinomgeschwülsten die Anwesenheit der von uns in der erwähnten Arbeit beschriebenen Sporozoen zu kon- statiren. Jedoch wurde beim sorgfältigen Suchen nach ihnen unsere Aufmerksamkeit auf verschiedenartige andere, in den Krebszellen be- findliche Gebilde gelenkt. Diese Zelleinschlüsse zeichneten sich in den einzelnen Fällen durch eine bedeutende Unbeständigkeit in Bezug auf Grösse und Form aus. Die einen davon hatten keine Chromatinkernsubstanz und stell- ten Protoplasmaklümpchen von verschiedener Grösse dar, die sich in den Vakuolen der Krebszellen befanden; andere hatten einen XII. B). Die durch mein Verfahren erzielten Bilder stehen, was Schön- heit betrifft, hinter manchen der durch die bisherigen Methoden er- reichten etwas zurück. Indem ich dies ausdrücklich anerkenne, be- tone ich, dass meiner Ansicht nach die Heisswassermethode weniger in Laboratorien als in der Praxis und speziell in der Landpraxis An- wendung finden sollte. Habe ich unseren praktizirenden Aerzten ein einigermassen brauchbares Mittel verschafft, um sich schnell und mühelos über die An- oder Abwesenheit von Tuberkelbacillen im Sputum zu unterrichten, so ist der Hauptzweck dieser Mittheilung erfüllt. Cai r o , Mai 1892. 1) Ueber diese und ähnliche Untersuchungen werde ich später berichten. 144 van Senus, Zur Kenntniss der Kultur anaerober Bakterien. Zur Kenntniss der Kultur anaerober Bakterien. Von Dr. A. H. C. van Senus in Krälingen. In No. 20 vom 11. Band dieses Centralblattes fand ich eine Beschreibung von M. Ogata: „Einfache Bakterienkultur mit ver- schiedenen Gasen.“ Um der Priorität willen will ich nur das Folgende aus meiner Dissertation : „Beiträge zur Kenntniss der Cellulosegährung, 1890. Dec.“ raittheilen. Für Stich- und Strichkultur benutzte ich (zur Züchtung anaerober Bakterien) mit Erfolg die Methode von Fuchs1). Die Reagircylinder werden jedoch nicht oberhalb des Wassers mit H gefüllt und mit einem Gummipfropfen geschlossen. Sie werden eben unterhalb des Halses ausgezogen zu einem + 6 mm weiten Rohr, sterilisirt, mit 10 ccm Gelatine oder Agar gefüllt und nach weiterer Sterilisation geimpft. Sofort darauf (die Cylinder waren oben in ein Stativ ein- geklemmt) wurde durch den Wattepfropfen ein durch die Flamme sterilisirtes Rohr gesteckt, wodurch H eingeführt wurde. Nachdem ein ziemlich kräftiger Gasstrom 10 Minuten lang durch- geführt war, wurde das Einleitungsrohr des Gases allmählich herunter- gezogen und darauf der schmälere Theil zugeschmolzen. Da ich bis jetzt gefunden habe, dass die von mir in obiger Disser- tation geschilderte Rohrkultur wenig bekannt geworden ist, so will ich, da sie bei der Isolirung von anaeroben Bacillen grosse Vortheile bietet, sie in diesem Centralblatt nochmals beschreiben. a & Gläserne Röhren von 6 mm Lumen und (f~~ ± 1 m Länge wurden umgebogen, wie beistehende Figur zeigt. f // Der längere Theil a wird zu einer Spitze ausgezogen. (Oy Die Sterilisation geschieht, nachdem man in das nicht zugespitzte Ende einen Wattepfropfen gesteckt und über das Ende a einen Watte- pfropfen gebunden hat. Zur Füllung wurden die Keime über die 20 ccm Gelatine oder Agar vertheilt, darauf vom spitzen Ende a der Wattepfropfen fortgenommen, in den Fütterungsboden durch den Wattepfropfen des Reagircylinders gestochen und dann , indem der gebogene Theil aufwärts gerichtet ist, an dem anderen Ende gesogen ; hat die Flüssigkeit den krummen Theil erreicht, so dreht man diesen herunter, wobei die Flüssigkeit weiter von selbst überhebelt. Dann schmilzt man die Spitze von a zu, der Wattepfropfen in b verhindert eine Infektion von aussen. Zur Isolation wurde die Stelle, wo die Kolonie gelegen ist, mit- telst eines gläsernen Stäbchens mit konzentrirter Schwefelsäure be- strichen, die Säure mit sterilisirtem Wasser abgewaschen und dann mit einer sterilisirten Feile ein Feilstrich gemacht, worauf das Rohr 1) Centralbl. f. Bakt. und Paras. Bd. VIII. 1890. No. 1. Gährung. 145 durchgebrochen wird. Die Kolonie liegt jetzt offen zur Ueberimpfung. Diese Methode zur Züchtung anaerober Bacillen übertrifft fast alle bis heute beschriebenen in Bezug auf ihre Einfachheit. Die Isolation ist bequem und die Anfertigung einer Kultur kostet kaum mehr Zeit, wie solche der Aeroben. Der Preis der gläsernen Röhre ist relativ niedrig, viel niedriger, wie die Apparate von Liborius, Gruber und Anderen. Für jede Kultur geht meistens nur e i n Rohr verloren ; bei Kul- turen zur Kontrolle der Reinheit oft kein einziges. Oft sind die Stücke des Rohres wieder zusammenfügbar. Eintrocknen, wie bei Büchner’ s Methode, mit einer Auflösung von Pyrogallolalkali, schädliche Wirkung von Gasen, tödtliche Wirkung von C02, Aktivirung von Wasserstoff1) sind vermieden. Einen Nachtheil hat aber diese Methode, sie gibt keine Gelegen- heit zur mikroskopischen Betrachtung der Kolonie, wohl aber zur Lupen- vergrösserung. Deshalb benutzte ich das gleiche Verfahren zu Platten- kulturen. In ein enges Rohr wurde eine Kugel geblasen und diese platt gedrückt, so dass die nicht sehr dicken Glaswände ungefähr 2 — 3 mm von einander entfernt bleiben. Der Diameter war ungefähr 6 cm. Diese Apparate2) wurden auf gleiche Art sterilisirt, wie die Röhre. Sie haben nur den Nachtheil, dass die Kolonie nicht zu isoliren ist, ohne dass man den Apparat zerbricht. Der Zweck ist aber, sie nur für die Diagnose zu verwenden, da sie sonst stets durch die Rohrkulturen, wie ich diese Methode der Züchtung nennen werde, zu ersetzen ist. Kralingen, den 6. Juni 1892. Referate. Hansen, Emil Chr. , Kritische Untersuchungen über einige vonLudwig undBrefeld beschriebene Oidium- und Hefenformen. (Botan. Zeitung. 1892. Nr. 19.) In Proben vom Schleimfluss von Eichen fand L u d w i g im Jahre 1886 eine O'idium form und eine neue Endomycesart (E. Magn usii), von denen er annahm , dass sie in dieselbe Entwickelungsreihe ge- hörten; desgleichen war er zu der Annahme geneigt, dass auch eine Saccharomycesart, welche er in demselben Material auffand, in die nämliche Entwickelungsreihe gehörte. Hansen untersuchte zu ungefähr derselben Zeit ein ähnliches Material und entdeckte darin eine O'idium form, welche mit Lud- wig’s Beschreibung und Abbildung der Form, welche diesem Verf. zufolge zu Endomyces Magnusii gehört, genau übereinstimmte 1) Beiträge zur Kenntniss der Celiulosegährung. (Diss.) Leiden 1890 p. 75. 2) Diese Apparate werden von Dr. Fr. Müller in Bonn zu 2 Mk. angefertigt; er übernimmt auch grössere zu liefern. Die Glaswand ist durchaus glatt und erlaubt bei günstiger Situation der Kolonie Vergrösserung mit Objektiv d. 146 Gährung. und eine recht kräftige Alkoholgährung, namentlich in Dextrose- Hefewasserlösungen , erregte. Diese O I d i u m form brachte jedoch keine Asci hervor, und Hansen suchte im Materiale vergeblich nach EndomycesMagnusii. Die von Ludwig beobachtete eigen- thiimliche Saccharomyces art fand Hansen dagegen auch und beschrieb sie genauer als Saccharomyces Ludwigii in seinen „Untersuchungen über die Physiologie und Morphologie der Alkohol- gährungspilze“ (Comptes rendus des travaux du Laboratoire de Carls- berg. Bd. m. 1891. Heft 1). Im IX. Heft seiner „Untersuchungen aus dem Gesammtgebiete der Mykologie“ 1891 theilte Brefeld mit, dass er Ludwig’s Endomyces Magnusii sowohl mit 0 Y d i u m gliedern als mit Asci in einigen der Proben von Schleimfluss, welche ihm Ludwig sandte, gefunden habe. Diese von Brefeld aufgefundene Art gab aber keine Gährung und hat folglich mit der von Hansen entdeckten, oben genannten Oi'dienform aus dem Schleimfluss Nichts zu thun. In neuem Material , welches Hansen von Ludwig erhielt, sowie in dem aufbewahrten älteren Material fand Hansen wieder nur die genannte Oi'diumform, welche eine ausgeprägte Alkoholgäh- rung erregte, aber keine Spur von Endomyces Magnusii zeigte. Auch wenn die genannte 0 i d i u m form genau unter den von Brefeld angegebenen Bedingungen gezüchtet wurde, um Ascusbildung her- vorzurufen, zeigte sie sich immer nur als Oidium und ist mithin in jeder Beziehung von der von Brefeld behandelten Form verschieden. Dieses hat Brefeld ganz übersehen und es ist folglich unbe- rechtigt, wenn er Hansen den Vorwurf macht, dass er sich geirrt habe, indem er zu dem Resultate gelangte, dass seine Oidium form Endomyces nicht entwickelt. Für Hansen’s Hefestudien war es namentlich von Interesse, darüber ins Klare zu kommen, ob es sich wirklich so verhalte, wie es Ludwig vermuthet, dass der oben erwähnte Saccharomyces Ludwigii mit der Oi'diumform und mit Endomyces Magnusii in genetischer Verbindung stehe. Die von Hansen bis jetzt ausge- führten Versuchsreihen haben ein negatives Resultat gegeben ; dasselbe ist mit Brefeld’s Untersuchungen der Fall. Brefeld bemerkt indes in dem genannten Werke, dass es jetzt eine Thatsache sei, dass die Saccharomyceten nur Conidienformen höherer Pilze seien, die in der Kultur nicht in die höhere Form übergehen. Aber eine Angabe davon, wo diese höheren Pilze sich finden, hat dieser Verf. nirgends in seinem Werke gegeben. In Wirklichkeit ist es bisher nicht möglich gewesen, in irgend einem Falle eine genetische Verbindung zwischen einem Saccharomyces und einem höheren Pilze nachzu- weisen. Vor einigen Jahren gelang es zwar Hansen nachzuweisen, dass gewisse Saccharomycesarten ein typisches Mycelium bilden können; weiter ist man aber, was die sicheren Thatsachen anbelangt, nicht gekommen. {Alfried Jörgensen (Kopenhagen). Hansen, Emil Chr., Neue Untersuchungen über den Ein- fluss, welchen eine Behandlung mit Weinsäure auf Gährung. 147 die Brauereihefe ausübt. (Zeitschrift f. d. ges. Brauwesen. XV. 1892. No. 1. p. 2.) Diese Abhandlung ist als eine Fortsetzung zu betrachten von des Verfassers Arbeit: Qu’est-ce que la levüre pure de M. Pasteur. (Vergl. Centralblatt f. Bakteriologie. Bd. X. 1891. p. 557.) In letztgenannter Arbeit waren die Angriffe Velten’s zurück- gewiesen worden, welcher behauptet hatte: Hansen ’s Grundsatz, dass eine für die Brauerei taugliche Hefe nur durch Reinkultur aus einer Zelle erhalten werden könne, sei unrichtig, vielmehr sei Pasteur’s Methode dazu allein geeignet, welcher zufolge man die be- treffende Betriebshefe, um aus ihr eine Reinkultur zu ziehen, in einer 10-prozentigen Saccharoselösung weiterzüchten solle, welche durch einen Zusatz von Weinsäure die Fähigkeit erlangt habe, alle schädlichen Organismen an der Weiterentwickelung zu hindern. Die vorjährige Arbeit Hansen’s hatte das Resultat gebracht, dass das von Velten immer wieder aufs Neue empfohlene P a s t eu r ’ sehe Verfahren keine Reinigung bewirkt, sondern dass dasselbe im Gegentheil zur Folge hat, dass die schädlichen Organismen sich stärker vermehren, als die Kulturhefe. Velten hatte nun diesem Ergebnisse den Einwand entgegenge- stellt, die Betriebshefen, welche zu den Hansen’ sehen widerlegen- den Versuchen gedient hatten, wären in viel höherem Grade von Krankheitshefen durchsetzt gewesen, als dies bei Betriebshefen je- mals vorkomme, überdies hätten die Versuche nicht bei 25° C ( wie Hansen gethan), sondern bei niedrigerer Temperatur vorgenommen werden müssen. Dieser Einspruch erfährt nun in Hansen’s neuer Arbeit Widerlegung. Das Ausgangsmaterial bildete eine Stellhefe einer gut geleiteten Brauerei mit normalem Betrieb, welche regelmässig von einem Rein- zuchtapparate mit einer absoluten Reinkultur versehen wurde. Die Untersuchung der Probe mittelst der Sporenkultur auf wilde Hefe ergab, dass nur Spuren hiervon vorhanden waren. Von dieser Stellhefe wurden Kulturen in Pas t e ur’scher Rohrzuckerweinsäurelösung angelegt und diese in verschiedenen Ver- suchsreihen beständig bei 9 0 C oder aber Jber, Zimmertemperatur gehalten. In letzterem Falle waren schon in der 4. Kultur die wilden Hefen im Uebergewicht, wie sich mikroskopisch und durch Sporen- kultur ergab. Ein ähnliches Resultat lieferten die bei 9 0 ange- stellten Gährversuche. In allen untersuchten Fällen ergab sich, dass die Brauereihefe von den wilden Hefen vollständig zu- rückgedrängt worden war. Hansen’s Arbeit ergab aber zugleich auch ein für die Hefen- analyse bemerkenswerthes Resultat. Nämlich: eine Lösung von 10 Proz. Saccharose und 4 Proz. Weinsäure ist ein vorzügliches Mittel, um zu prüfen, ob in einer Stellhefe wilde Hefenarten vorhanden sind. Drei oder vier Züchtun- gen werden genügen, um auch nur geringe Beimengungen von wilder 148 Gähruug. Hefe so rasch zu vermehren, dass die weitere Untersuchung hierauf mittelst Sporenkultur ein zuverlässiges Resultat liefern wird. Für die Untersuchung von gewöhnlicher Betriebshefe ist sie fast zu em- pfindlich, sie wird stets ein positives Resultat liefern, da sie auch schon minimale Mengen von Verunreinigung anzeigt, welche prak- tisch noch belanglos sind. Diese grosse Empfindlichkeit macht aber die Methode zu einem ganz vortrefflichen Mittel zur Kontrolle unserer Hefereinzuchtapparate, deren Produkt eine absolute Reinkultur sein muss; was regelmässig zu konstatiren nun wesentlich erleichtert worden ist durch dies neueste Ergebniss Hansen’scher Forschung. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Brown, A. J., Influence of oxygen and concentration on alcoholic fermentation. (Proceedings of the Chemical Society. CVII. No. 33.) Die Fähigkeit von Hefezellen, die in eine Nährlösung gebracht worden sind, sich zu vermehren, hört auf, sobald die Anzahl der- selben eine gewisse Grenze erreicht hat. Sät man eine diese Grenz- zahl überschreitende Menge in einer Lösung aus, so tritt daher Ver- mehrung der Zellen nicht auf, dennoch ist aber die eintretende Gäh- rung sehr kräftig. Dieser Umstand ist zu benutzen, sobald man Gähr- versuche anstellen will; denn durch das Ausbleiben der Vermehrung der Anzahl der Hefezellen unterbleiben auch die damit im Zusam- menhänge stehenden sekundären Prozesse: das Gährbild wird reiner, unmittelbarer. Derart angestellte und unter sonst gleichen Bedingungen bei Gegenwart und in Abwesenheit von Sauerstoff ausgeführte Gährver- suche ergaben nun im Gegensatz zu den diesbezüglichen Versuchs- resultaten von Pasteur, dass die Gährkraft einer obigen Grenz- werth überschreitenden Hefenmenge bei Gegenwart von Sauerstoff grösser ist, als in Abwesenheit desselben. Was aber den Einfluss der Konzentration betrifft, so ergab sich folgendes: Bringt man in 5 — 20-prozentige Lösungen von Dextrose gleiche Mengen von Hefe im Ueberschuss (bez. obiger Grenze), so sind die in gleichen Zeiten vergohrenen Quantitäten von Dextrose in allen Lösungen genannten Intervalls gleich; in der Zeiteinheit wird in der 5-prozentigen Lösung ebensoviel Dextrose vergohren, als in der 25-prozentigen. Es ist somit die Konzentration innerhalb ge- nannter Grenzen ohne Einfluss auf die Grösse der geleisteten Arbeit. In einer 30-prozentigen Lösung von Dextrose jedoch verläuft die Gährung sehr langsam. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Will, H., Untersuchungen über die Verunreinigungen gebrauchter Trubsäcke. (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen. XV. 1892. No. 8. p. 77 und No. 9. p. 89.) Behufs raschester Abkühlung und Lüftung der fertigen, siedend- heissen Bierwürze wird dieselbe auf das „Kühlschiff“ gebracht. Wäh- rend des Verweilens daselbst (in ca. 10 — 20 cm hoher Schicht) setzt Gährung. 149 sich am Boden der Kühle das sogen. Kühlgeläger oder Truba b, bestehend aus Eiweisskörpern, durch das voraDgegangene Kochen koagulirt; weiter Hopfen blättern, dem Hopfenseiher entschlüpft; Hopfendrüsen; Malzpartikelchen etc. Nach Abziehen der kalt gewordenen Würze wird der Trub zu- sammengefegt und in Säcke gefüllt, die man vertikal aufhängt, wo- rauf dann die vom Trub zurückgehaltene Würze (4 — 5 Proz. der gesammten Würzequantität) durch das Gewebe durchfiltrirt und das Tropfbier liefert, den Gegenstand steter Sorge der Brauer. Die Trubsäcke werden meist aus Wolle gefertigt und dürfen daher nicht heiss gewaschen werden. Man reibt sie mit lauwarmem Wasser, meist wäscht man sie sogar nur mit kaltem Wasser mittelst Bürsten. Verf. hat zwei gebrauchte Trubsäcke näher untersucht. Auch äusserlich anscheinend völlig reine Exemplare erwiesen sich bei der mikroskopischen Untersuchung derart von den verschie- densten Organismen durchsetzt, dass es kein Wunder ist, wenn so vielfach Tropfbier von den Brauern gefürchtet wird. Die einzelne Untersuchung hat die praktische Er- fahrung bestätigt, dass die Trubsäcke eine sehr ge- fährliche Infektionsquelle in derBrauereidarstellen, welcher eine besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden ist. Bei der mikroskopischen Untersuchung kleiner, aus dem anschei- nend reinen Gewebe zu beiden Seiten der Nahtstelle des einen Sackes herausgeschnittener Stückchen zeigten sich dieselben völlig von Hefen durchsetzt, welche sich, theilweise wenigstens, in lebhaft vegetativer Thätigkeit befanden. Ausserdem war das Gewebe stark von Mycelien desOi'dium lactis durchzogen. Von Interesse war weiter das nicht seltene Vorkommen von wilden Hefezellen mit Sporen. Häufig wurde Sacch. apiculatus gefunden. Auch Myco derma fehlte nicht. Daneben Bakterien (Clostridium butyricum, Bacte- rium aceti, P e d i ococc u s). Mit Stückchen dieser Säcke wurden Desinfektionsversuche ange- stellt mit Hülfe von Chlorkalklösung m. 1 Proz. act. Chlor. Eine stär- kere Lösung würde das Gewebe zu heftig angreifen. Das nicht des- infizirte Stück in Würze gebracht, hatte binnen 24 Stunden lebhafte Gährung veranlasst, während durch die mit Chlorkalk eine halbe Stunde lang behandelten Gewebestücke erst nach Verlauf von 4 bez. 6 Tagen eine schwache Gährungserscheinung hervorgerufen wurde. Stark verunreinigte Trubsäcke können anf diese Art nicht voll- ständig desinfizirt werden; die 1 Proz. Chlorkalklösung wäre zu dem Zwecke stark genug gewesen , allein sie vermochte nicht genügend zu den Naht- und Gurtstellen zu gelangen, wo aber gerade besonders starke Pilzansammlungen sich eingenistet hatten. Spätere Erfahrungen haben aber dann gezeigt, dass bei früh- zeitigem Eingreifen mit Desinfektionsmitteln und öfterer Wiederholung einer gründlichen Reinigung sicher ein Erfolg erzielt werden kann. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). 150 Gährung. Raymann, Boliuslav und Kruis, Carl, Chemisch-biologische Studien. (Mitthlg. der Versuchsstation für Spiritusindustrie in Prag. 1891. Heft 1.) Heber die chemischen Umsetzungen, welchen ein vergohrenes Medium unterliegt, wenn der Organismus, welcher sich in demselben entwickelte, daraus nicht, wie dies in der Gährungsindustrie geschieht, nach der mehr oder weniger vollendeten Gährung entfernt wurde, liegen bis jetzt Beobachtungen nicht vor. Dass jedoch solche Um- setzungen weitgreifend sein können, lässt sich aus der veränderten Lebensweise jener Organismen vermuthen, welche sie nach vollendeter Gährung häufig eingehen, wie solche beispielsweise bei der Kulturhefe durch die Bildung von Kahmhäuten kenntlich wird. Der Chemis- mus, welcher im vergohrenen Medium durch die Entwickelung von Kahmhäuten bedingt wird, ist noch völlig unbekannt. Die Verfi. haben daher vergleichende Untersuchungen über eine Reihe von vergohrenen Bierwürzen angestellt, welche verschiedenen Bedingungen ausgesetzt waren. Ein Theil derselben war unmittelbar nach dem „Durchbruch“ in Flaschen gefüllt und 41/* Jahre lang im Keller aufbewahrt worden. Zum Vergleich kam eine vergohrene Bier- würze, in welcher die Hefe während einer Beobachtungsdauer von 4 Jahren bei einer Temperatur von 13 — 25° eine Kahmhaut ent- wickelt hatte. In vier der Ballons war die Bierwürze durch vier Bierunterhefe- reinkulturen (S. cerevisiae, V, M,, M2 und M3) und in einem durch die Reinkultur einer wilden Hefe (S. myco derma D) in Gährung versetzt worden. Zum Vergleich kam eine Bierwürze, welche 5 Jahre lang bei reichlichem Zutritt von keimfreier Luft aufbewahrt worden war. Die Hefe in den Kahmhäuten war ebenso wie diejenige in den Flaschen nach Verlauf der angegebenen Zeit noch lebensfähig. Die morphologischen Veränderungen der untersuchten Saccha- romyceten sind — soweit sie Gegenstand der Forschung waren — aus den der Abhandlung beigefügten Mikrophotographieen sichtbar. Die Kahmhäute der Kulturhefen hatten, wie die Verfi'. angeben, ganz dasselbe Aussehen, wie es vom Ref. (Zeitschr. für das ges. Brau- wesen. 1887. S. 357) beschrieben wurde. (Ref. hat seit den ersten über die Kahmhautbildung bei Kulturhefen gemachten Mittheilungen noch eine weitere, sehr bedeutende Anzahl von reingezüchteten unter- gährigen Kulturhefen untersucht und die früheren Angaben nach jeder Richtung hin bestätigt gefunden. Gleichzeitig wurde aber auch ein tieferer Einblick in die Entstehung der Kahmhäute gewon- nen und konnte dabei das regelmässige Auftreten verschiedener Ge- nerationen konstatirt werden. Von Interesse ist, dass sich bei man- chen Hefearten zwischen den bei der Hauptgährung erzeugten Zellen und den echten Hautzellen auf der Flüssigkeitsoberfläche eine rund- liche Zellform mit ungemein dicker Membran einschiebt, welche meist reich an Glykogen ist und sich hauptsächlich durch einen starken Gehalt an „ätherischem“ Oel auszeichnet. Aus diesen Zellen ent- stehen die in den verschiedenen Entwickelungsstadien der Kahmhaut auftretenden Generationen. Die längs des Flüssigkeitsrandes sich Gäbrung. 151 entwickelnde Hefe, welche den sog. „Hefering“ bildet, besteht anfangs nur aus diesen Zellformen und findet die Flächenausdehnung des Heferinges nur durch dieselben statt. Die nämliche Zellform ent- wickelt sich ausschliesslich in gewissen Nährlösungen, und zwar als Bodensatzhefe; sie bleibt im Gegensatz zu der in den gewöhnlichen Nährlösungen entstandenen Hefe sehr lange lebensfähig (mindestens 9 Monate). Die in 10-prozentiger Rohrzuckerlösuug konservirten Hefe- reinkulturen dürften wohl ebenfalls durch die genannten Zellformen viele Jahre hindurch am Leben erhalten werden. Ref. fasst dieselben alsDauerzelien auf. In den von Raymanu und Kruis unter- suchten Kahmhäuten scheinen dieselben ebenfalls vorhanden gewesen zu sein, wenn anders Ref. die beigegebenen Mikrophotographieen — z. B. Tafel III, Fig. 6, oberer und unterer Rand des Präparates — richtig deutet. Die Kahmhaut von S. mycoderma D war gleichmässig über die ganze Oberfläche der Flüssigkeit faltenfrei und in dünnerer Schicht, als bei den Kulturheien ausgebreitet. Sie war von weisser, etwas wenig ins graue fallender Farbe. Verfi. fügen eine Reihe von Bildern bei, aus welchen sich die fortschreitende Veränderung der Form uud des plasmatischen In- haltes (hauptsächlich auch das ungemein reichliche Auftreten von „ätherischem“ Oel; die grossen, die todten Zellen schliesslich ausfül- lenden Oeltropfen färben sich mit konzentrirter Schwefelsäure bei langsamer Einwirkung anfangs prachtvoll smaragdgrün, dann alizarin- grün, zum Schluss geht die Färbung nach schwarzbraun über. Ref.) der untersuchten Saccharomyceten, welche sich bei jüngeren und älteren Kahmhäuten bis zur Sporenbildung (Ref. hat in Würzekulturen bei uutergähriger Kulturhefe bis jetzt nach niemals Sporenbildung beob- achtet, dagegen in anderen Nährlösungen) bemerkbar machte, ersicht- lich ist. Dieselben liefern den klaren Nachweis, dass die Angaben über die Form und die Grössenverhältnisse einer Saccharomyces- Art als Merkmale zur Charakteristik derselben nur dann einen Werth besitzen, wenn alle Umstände, unter welchen die betreffenden Zellen zur Entwickelung gelaugten, möglichst genau sichergestellt und an- geführt wurden. Die Form und Inhaltsveränderungen sind anfangs stärker, später weniger auffallend. Die weitgehendsten Formveränderungen bis zu mycelartigen Gebilden hatten bei den von den Verff. untersuchten Arten die Zellen der Kahmhaut von S. mycoderma D zu erleiden, und zwar in der überwiegenden Mehrzahl schon nach 15 Monaten, während im Verlauf der nächsten 4 Jahre kein weiterer wesentlicher Fortschritt in dieser Richtung zu verzeichnen war. Das Sporenbildungsvermögen wurde bei den aus den vierjährigen Kahmhäuten gewonnenen Kulturen nur bei S. cerevisiae V und S. cerevisiae M, vorgefundeu; bei den übrigen gelang es nicht Sporeu- bildung hervorzurufen. (Bei geeigneter Behandlung stellt sich jedoch eine sporenbildende Generation früher oder später wieder ein. Ref.) Ebenso hatte S. cerevisiae Mt und My gleichzeitig auch das Kahm- hautbildungsvermögen verloren, während S. cerevisiae V sehr leicht 152 Gährung. und jedesmal und auch S. cerevisiae Mx in einigen Versuchen, wiewohl etwas schwieriger, eine normale Kahmhaut bildet. Die Verff. siud der Ansicht, dass es sich hier um die Erscheinung der Variation (? d. R.) handelt, wie solche aus den neueren Forschungen Hansen ’s bekannt ist. Der Organismus, welchen Verff. als S. myco derma bezeichnen, wurde aus gewöhnlicher ßrauhefe isolirt. Er ist nach dem Sporen- bildungsvermögen ein echter Saocharomycet. In Würze erregt der- selbe alkoholische Gährung, die Flüssigkeit bedeckt sich schon zu der Zeit, wo die Würze noch lebhaft gährt, mit einer Kahmhaut. Verff. schlagen für alle Saccbaromyceten , welche schon während der intensiven alkoholischen Gährung eine Kahmhaut bilden, den von Reess aufgestellten Namen S. mycoderma vor. Das Wachsthum der Rassen S. cerevisiae V, M1} Ma und Ms in Nährgelatine bietet nichts Charakteristisches, wohl aber kann S. mycoderma D in der Nährgelatine- Stichkultur von den Kulturhefen leicht und sicher unterschieden werden , indem dieser Organismus hierbei auch seitliche Ausläufer senkrecht zur Richtung des Impfstriches schon nach kurzer Zeit des Wachsthumes aussendet. Die aus alten Kahmhäuten gezüchteten Zellen der untersuchten Kul- turhefen vermögen die Nährgelatine nach kürzerer oder längerer Zeit zu verflüssigen. Die Verff. wollen aus ihren zahlreichen Analysen vorläufig nur Nachstehendes folgern: 1) Das Gährungsprodukt der Reinkulturen normaler Saccharo- myceten bei der in den Brauereien üblichen Temperatur ist ein einziger Alkohol — der Aethylalkohol. 2) Dieser Alkohol verbleibt neben lebender Hefe jahrelang im Biere, wenn dasselbe bei niedriger Temperatur ohne Luftzutritt auf- bewahrt wird; hat die Luft zu der Flüssigkeit Zutritt, so steigt die Hefe zum Theil zur Oberfläche und bildet hier eine Kahmhaut und es tritt eine lebhafte Oxydation ein, wobei der Alkohol zu Kohlen- säure und Wasser verbrannt wird. 3) Wenn man die Saccharomyceten (die von den Verff. beschrie- benen) in einem geeigneten Medium längere Zeit sich selbst über- lässt, so vergähren sie den Zucker, aber einige Dextrine bleiben auch nach Jahren unberührt. 4) Bei einem derartigen Hungern werfen sich die Saccharomy- ceten auf die Eiweisskörper, hydratisiren dieselben und es entstehen bis Amide und Ammoniumsalze organischer Säuren. 5) Dieses die Eiweisskörper hydratisirende Vermögen war bei Saccharomyces cerevisiae Mx, M2 und M_s verschieden stark, aber im ganzen schwächer, als bei Saccharomyces D, welcher eine ungeheure Menge von Ammoniumsalzen gebildet hatte. 6) Ausser dem Hydratationsvermögen besitzen jene Saccharomy- ceten das Vermögen, die Produkte aus dem Eiweiss zu Ameisensäure und Valeriansäure zu oxydiren; die erstere Säure entsteht auch durch blossen Chemismus (ohne Mitwirkung von Mikroorganismen) aus reiner Würze und durch jahrelangen Einfluss des Sauerstoffes der Luft. Währung. 153 7) Dieses Oxydationsvermögen behalten die aus alten Kahmhäuten gezüchteten Individuen, wenn man sie die Gährung bei einer etwas erhöhten Temperatur durchführen lässt (Vererbung). Dabei gesellt sich, wie es scheint, zu dem Aethylalkohol auch der Amylalkohol in Spuren bei. Jene Individuen verlieren jedoch sofort das angeführte Vermögen, wenn man sie lege artis nach den Bedingungen der Bier- brauerei die Gährung durchführen lässt (Erhaltung der Spezieseigen- thümlichkeit). (Nach den Anschauungen des Ref. scheinen die Verhält- nisse so zu liegen, dass bei den höheren Temperaturen diejenigen Gene- rationen der Hefe, welche die Kahmhaut bilden, mit allen ihren physiolo- gischen Eigenthümlichkeiten direkt fortwachsen und die Oberhand be- halten. Bei den niederen Temperaturen jedoch, unter welchen die Gährung in der Brauerei verläuft, werden diese innerhalb bestimmter, und zwar nach den vorliegenden Erfahrungen enger Temperatur- grenzen bei der Kahmhautbildung zur Entwickelung kommenden Gene- rationen unterdrückt und es gewinnt wieder die Generation der Hefe, welche wir als den normalen Biergährungspilz kennen, die Oberhand.) 8) Man kann an diesen Organismen zweierlei Reaktionen unter- scheiden : a) in der Substanz des eigenen Körpers dieser Organismeu und b) Reaktionen in dem Medium, in welchem sie vegetiren. Unter normalen Verhältnissen finden im Medium vorwiegend zuckerspaltende, im Körper der Organismen dagegen stickstoffsynthetische Reaktionen statt. Im pathologischen (? d. Ref.) Zustande dagegen verlaufen neben stickstoffanalytischen Vorgängen im Medium fettbildende Prozesse (Kohlehydratanalysen) im Körper derselben. 9) Die Gährung selbst ist vielleicht auch nichts anderes, als eine wechselweise Hydratation und Dehydratation ; aus den Kohlehydraten können Körper der Aethylenoxydstruktur entstehen, welche den Sauer- stoff umlagern, sowie es die Aethylenoxyde thun, indem sie Aldehyde und Acetone bilden. Bei der Gährung entsteht durch die Umlagerung des Sauerstoffes eine sauerstofffreie Kette und am Ende des Moleküls sammelt sich dann der Sauerstoff bis zum Kohlendioxyd oder Karboxyl. H. Will (München). Boutroux, Sur la fermentation panaire. (Le Bulletin med. 1891. No. 66. p. 793.) Die Gährung des Brotes besteht hauptsächlich in einer normalen Alkoholgährung des im Mehle vorhandenen Zuckers, bei welcher die Hefe eine doppelte Rolle spielt. Sie verursacht die Gasbildung, welche das Brot anschwellen lässt, und hindert die Bakterien, welche im Mehle enthalten sind, oder jene, die durch das Wasser hineinge- bracht werden, in ihrer Entwickelung, wodurch dem Sauerwerden des Teiges und der Zersetzung des Klebers vorgebeugt wird. Zufolge des intakten Klebers wird jede im Brote erzeugte Gasblase von einer elastischen Membran umhüllt, die beim Backen noch zäher wird. Dass die Hefe im gährenden Teig von Vielen nicht beobachtet werden konnte und sogar angenommen wurde, dass die in den Teig ausgesäte Hefe daselbst nicht gedeiht, hängt von der geringen Menge von Wasser ab, deren man sich zur Bereitung des Teiges bedient. Der grössere Theil des Wassers wird an Kleber und Stärke gebunden XII. Bd. H 154 Nitrifikation und Osteomalacie. und es bleibt nur ein geringer freier Rest als Kulturflüssigkeit für die Hefe übrig, die zudem in einer grossen Quantität fester Stoffe vertheilt ist und daher nicht leicht wahrgenommen werden kann. Aehnlich verhält es sich mit den Bakterien, solange sie nicht be- gonnen haben, den Kleber zu zersetzen. Verf. konnte bei der direkten mikroskopischen Untersuchung des gährenden Teiges Hefezellen selten und Bakterien gar nicht auffinden. Kräl (Prag). Petrone, M., II microorganismo della nitrificazione e l’osteomalacia. (La Riforma med. 1892. No. 78.) Von der Erwägung ausgehend, dass die O s t e o m a 1 a c i e, welche mit Vorliebe Frauen befällt, welche sich am Höhepunkte ihrer Zeugungsfähigkeit befinden, infektiöser Natur sein dürfte, und dass unter allen den bekannten Mikroorganismen derjenige der Nitrifi- kation am geeignetsten sein dürfte, der Osteomalacie analoge Krankheitserscheinungen hervorzurufen, und in dieser Idee durch einige Vorversuche bestärkt, welche ergeben haben, dass das Pro- pepton, eine nur im Harne Osteomalacischer bis jetzt nachge- wiesene Eiweissart, stets zu erhalten ist, wenn man untersalpetrige Säure auf Eiweiss einwirken lässt, machte der Verf. zunächst mehrere Impfversuche an Hunden, zum Theil mit Nitraterde, zum Theil mit Reinkulturen des Nitratbildners. Von drei mit den letzteren geimpften Hunden blieb einer voll- kommen gesund. Die übrigen zwei zeigten nach einem Monate eine überaus heftige Schmerzhaftigkeit der Knochen bei leisem Druck oder auch nur bei Berührung. Zwei und einen halben Monat nach der Impfung starb ein Hund an hinzugetretener Lungenentzündung. Die behufs Dekalcination in verdünnte Salpetersäure eingelegten Femurknochen zeigten schon nach 24 — 48 Stunden mehrere dekalci- nirte Punkte, eine Erscheinung, die bei normalen Knochen erst nach 15 Tagen aufzutreten pflegt. In Schnitten aus der Mitte der Diaphyse zeigte sich die Mark- höhle bedeutend, jedoch unregelmässig erweitert, die Knochensubstanz bedeutend vermindert, mit einem Worte ein Bild, wie es von How- s h i p bei rareficirender Osteitis und Osteomalacie beschrieben wurde. Sowohl im Harne der beiden mit positivem Erfolge geimpften Hunde, als auch im Harne von 4 osteom alacischen Frauen konnten salpetrigsaure Salze nachgewiesen werden, welche im normalen Harne gänzlich fehlen. Die Untersuchung des Blutes von zwei osteomala- cischen Frauen ergab dicke, rundliche, zumeist zu zweien vereinigte Zellen zwischen den rothen Blutkörperchen, wie sie von Maggi und Winogradsky als das Nitratferment beschrieben wurden. Die damit angestellten Kulturversuche gelangen. Bemerkenswerth ist die Krankengeschichte der einen Frau. Die- selbe, eine Wäscherin, hatte vorher viermal ohne Kunsthülfe geboren und bemerkte die ersten Krankheitserscheinungen erst seit jenem Zeitpunkte, wo sie gezwungen war, ein niedriges und so feuchtes Lokal zu bewohnen, dass die im Wäscheschränke aufgehobene Wäsche sich alsbald mit einem weissen krystallinischen Niederschlage, der wahrscheinlich aus Nitraten bestand, bedeckte. Kamen (Czernowitz). Bakterien und Milch. — Bakterien und Kleider. — Cholera. 155 Tower, F. J. , Milk infection. (Med. News. No. 969. 1891. p. 151.) Eine kurzgefasste Besprechung der Wege, auf welchen pathogene Mikroorganismen in den thierischen Organismus und in die Milch gelangen, der Bedingungen, unter welchen sie sich daselbst vermehren können, der Umstände, unter welchen die Milch nach der Entnahme durch von aussen hineingelangte Bakterien gesundheitsschädlich wir- ken kann, der durch saprophytische und insbesonders durch die Pigmentbakterien verursachten Veränderungen in der Milch, der Wir- kung der Verfütterung gewisser Pflanzenstoffe auf dieselbe und der mitunter gefahrbringenden Verfälschungen (z. B. durch das Verdün- nen der Milch mit Wasser, das mit Typhusstühlen verunreinigt ist). Jede Milch soll von vornherein als verdächtig angesehen und deshalb vor dem Genüsse durch halbstündiges Kochen sterilisirt werden, auch müsste das spez. Gewicht und der Gehalt ihrer Bestandtheile den bekannten Minimalwerthen zum mindesten nahe kommen. Kral (Prag). Nikolsky, A. , Ueber die bakterielle Verunreinigung verschiedener Kleiderstoffe. (Milit. - medic. Zeitschrift. 1891. September.) [Russisch.] Ungeachtet der grossen Bedeutung, die in hygienischer Be- ziehung der Frage über die Bedingungen und den Grad der bakte- riellen Verunreinigung unserer Ueberkleider zukommt, finden wir in der Litteratur nur einige Angaben, die diesem Gegenstände gewidmet sind. So stellte z. B. Fontin (Inaug.-Dissert. St. Petersburg 1889) eine Reihe von Untersuchungen über die Verunreinigung der Kranken- röcke in bakteriologischer Beziehung an. Eine zweite Arbeit in dieser Richtung gehört H o b e i n an (Zeitschrift f. Hygiene. Bd. VIII. 1890. H. 2) und behandelt nur die Frage über die Mikroorganismen der Unterkleider. Verf., der sich sehr ausführlich mit dem Gegen- stände beschäftigte, erhielt folgende Resultate: 1) Der Grad der bakteriellen Verunreinigung unserer Kleider ist hauptsächlich durch die physikalischen Eigenschaften der dazu verwendeten Stoffe bedingt. 2) Die Lockerkeit des Stoffes, dessen Oberfläche mit langen und ver- wickelten Haaren bedeckt ist, begünstigt besonders die Verunreinigung desselben. Leinwand und glatter Seidenstoff werden dagegen in bakteriologischer Beziehung am wenigsten verunreinigt. 3) Durch energische und wiederholte mechanische Reinigung, durch Ausklopfen, Schütteln u. dergl. kann aus den Kleidern der bedeutend grösste Theil von Keimen entfernt werden. 4) Das Lüften und Austrocknen der Kleider vermindert sehr bedeutend den Bakteriengehalt derselben. Th. Geisler (St. Petersburg). Peter, Cholera indien ou chol6ra nostras? (La semaine möd. 1892. No. 27. p. 209.) Verf. spricht in einem klinischen Vortrage für die autochthone Entstehung der Cholera und gegen die Nothwendigkeit ihrer Ein- schleppung aus dem sogen, endemischen Gebiete derselben. Es sei verkehrt, die schweren bei uns vorkommenden Fälle durch die Be- ll* 156 Cholera. Zeichnung „Cholera nostras“ als etwas Besonderes hinzustellen, sie seien von der echten Cholera durch nichts unterschieden. Die Cho- lera entstände durch soziale Misere, Menschenanhäufung, Schmutz und schlechtes Trinkwasser. Dies sei der Fall in Frankreich so gut wie am Ganges und in Mekka; dass es in Frankreich nicht zu Epi- demieen komme, liege nicht daran, dass die französische Cholera eine andere sei, wie die indische oder die arabische, sondern weil in Frankreich die Anhäufung von Menschen, das Elend, die Hitze u. s. w. nicht so gross seien, wie dort. Zum Beweise dieser höchst seltsamen Behauptung, die man heut- zutage nicht mehr für möglich halten sollte, füürt P. einige Beob- achtungen an. Wenige Tage, bevor er seinen Vortrag hielt, bekam er im Hospital Necker in Paris einen 49 Jahre alten Heizer aus Grenelle in Behandlung, der innerhalb 10 Stunden unter allen Er- scheinungen der asiatischen Cholera — Erbrechen, unstillbare Durch- fälle, Wadenkrämpfe, eiskalte Haut u. s. w. — zu Grunde ging und bei der Obduktion das typische Bild der Cholera — wenig schwärz- liches Blut in den Adern, Muskeln trocken und brüchig, Dünndarm hortensiafarben, Schwellung der solitären Follikel im Dickdarm — darbot. Aus dem Darminhalt isolirte man einen Kommabacillus, den Metschnikoff für identisch mit dem Koch’ sehen Choleravibrio erklärte. — In einem Asyl in Nanterre brach in der ersten Hälfte des April eine Choleraepideraie aus, bei der von 51 Kranken 49 = 98 Proz. starben, gleichfalls unter allen Erscheinungen der asiatischen Cholera, theilweise blitzartig. Hier wie bei dem Fall aus Grenelle liess sich keinerlei Einschleppung des Krankheitskeimes nachweisen. Gegen die von manchen Seiten geleugnete Uebertragbarkeit der Cholera nostras führt P. an, dass am 13. Mai in Paris eine Dame an Cholera zu Grunde ging, welche am 5. Mai von einem Besuche zurückkehrte, den sie bei einer Schwester in Nanterre ge- macht hatte. Letztere starb am 8. oder 9. Mai an Cholera. Daraus folgt, dass die Cholera nostras ansteckend sei. P. führt weiter an, dass es bei den Epidemieen, welche die Cholera 1884 in Toulon und 1890 in Spanien verursacht habe, gleichfalls unmög- lich gewesen sei, die Einschleppung des Krankheitskeimes nachzuweisen. Zum Beweise, dass Schmutz und „soziale Misere“ die eigent- liche Krankheitsquelle sei , weist P. darauf hin , dass im vorigen Jahre in Nanterre eine Ruhrepidemie geherrscht habe. In zwei tödtlichen Fällen hatten damals Lion und Marfan den Bacil- lus coli communis im Blute nachgewiesen. P. ist der Ansicht, dass dieser ebensoweuig die Ruhr veranlasst habe, wie in diesem Jahre der Choleravibrio die Cholera, vielmehr seien es die Menschen, die diese Krankheiten „fabrizirt“ hätten durch mangelhafte Lüftung, unzulängliche Nahrung und schlechtes Trinkwasser. Der Inhalt des P.’schen Vortrages wurde ausführlicher wiederge- geben, als er es verdient, um den Freunden der heutigen Bakterien- forschung zu zeigen, wie weit wir noch von einer allgemeinen Aner- kennung derjenigen Thatsachen entfernt sind, welche wir als Grund- lagen der modernen Hygiene anzusehen gewöhnt sind. M. Kirchner (Hannover). Scharlach. — Tuberculose. 157 d’Espine et Marignac , Sur uue espece particulaire de streptocoque retirö du sang d’un homme atteint de scarlatine. (La Semaine möd. 1892. No. 29.) Verff. erhielten aus dem Blute eines Scharlachkranken einen Streptococcus in Reinkultur, der deutliche Unterschiede (welche?) vom Streptococcus pyogenes und von dem kurzen Strepto- coccus von Lingelsheim’s zeigte. Die Frage, ob dieser Mikroorganismus ätiologische Bedeutung für Scharlach hat, lassen sie unentschieden , weil sich Impfversuche am Menschen verbieten. M. Kirchner (Hannover). Cornet, Gr., Ueber Mischinfektion der Lungentubercu- lose. (Wiener med. Wochenschr. 1892. No. 19 und 20.) Die bekannte Verschiedenartigkeit im Verlaufe der einzelnen Fälle von Lungentuberculose veranlasste den Verf. schon seit 4 Jahren, dem Studium der etwa ausser dem Tuberkelbacillus bei dieser Krankheit in Wirksamkeit tretenden Bakterienarten sich zuzuwenden. In letzter Zeit verfuhr er dabei so, dass er Kaverneninhalt mit einer dreieckigen Platinschleife auf erstarrtem Agar-Agar ausstrich; zur Gewinnung von Reinkulturen aus Sputum bediente er sich des von Koch vor- geschlagenen und zuerst von Kitasato angewandten Verfahrens, den Sputuraballen zunächst 10 — 12 Mal in sterilisirtem Wasser ab- zuwaschen. Am häufigsten fand C. Streptokokken, und zwar 6 verschiedene Arten , von denen vielleicht mehrere nur eine Art darstellen; mehrmals kleine unbewegliche Bacillen, zweimal den Ba- cillus pyocy a ne us, sehr häufig den Staphy lococcus pyo- genes aureus. Zum Schluss seiner bemerkenswerthen Arbeit streift C. die pro- phylaktischen und therapeutischen Gesichtspunkte, die sich aus seinen Befunden ergeben. Vermeiden der Athmung durch den Mund, sichere Beseitigung des Sputums, Behandlung der Tuberculose im Freien, nicht in engen Krankenhäusern, Staubverhütung, namentlich in Krankenzimmern, kommen hauptsächlich in Betracht. Für die Be- handlung empfiehlt er die örtliche Anwendung antiseptischer Mittel, wie sie sich für putride Bronchitis bewährt. Die Beurtheilung der Heilkraft des Tuberculins, des Tuberculocidins und etwaiger anderer Tuberculosespezifika wird nach dieser Arbeit unzweifelhaft eine ge- rechtere werden. C. stellt eine eingehendere Veröffentlichung in Aussicht. M. Kirchner (Hannover). Kustermann, Ueber das Vorkommen der Tuberkelba- cillen ausserhalb des Körpers in Gefängnissen. (München, med. Wochenschr. 1891. No. 44 und 45.) Auf Bollinger’s Veranlassung prüfte der Verf. den Staub des Münchener Zuchthauses und eines dortigen Untersuchungsgefängnisses auf seinen Gehalt an lebensfähigen Tuberculosekeimen, indem er das Material unter den denkbar sorgfältigsten aseptischen Vorsichtsmass- regeln, bezüglich deren Einzelheiten auf das Original verwiesen wird, mittelst Schwämmen von den Wänden derjenigen Zimmer, in denen tuberculose Kranke gelegen hatten, entnahm und durch Impfung in 158 Tuberculose. die Bauchhöhle auf Meerschweinchen übertrug. In 14 Versuchen, deren Sorgfalt und Gründlichkeit, soweit aus der Beschreibung des Verf. hervorgeht, unbedingt anerkannt werden muss, konnte niemals ein positives Impfresultat erreicht werden. 3 Meerschweinchen, welche 130 Tage lang in einem Arbeitssaale des Zuchthauses unter- gebracht wurden, also dieselbe Luft mit den zum Theil tuberculösen Sträflingen einathmeten, blieben gleichfalls gesund. In dem betreffenden Zuchthause sind nach Cornet’s bekannten Veröffentlichungen über die Entstehung der Tuberculose seit 2 Jahren sehr weitgehende Reinlichkeits-, Desinfektions- und Polizeimassrcgeln (Spucknapfzwang) zur Verhütung jener Krankheit durchgeführt, ohne dass es dadurch gelungen wäre, ihrer Verbreitung unter den Sträflin- gen Einhalt zu thun. Aus alledem schliesst der Verf., dass bei Entstehung der Tuber- culose „noch andere Umstände als die Zerstäubung von Sputis un- reinlicher Phthisiker und das dadurch bedingte Vorkommen von Bacillen an Wänden und Böden im Spiele sein müssen“. Er nennt als solche beispielsweise psychische Depression , längeren Aufenthalt in abgeschlossener Luft und Witterungseinflüsse. Auch der Ref. vertritt den Standpunkt, dass zum Zustande- kommen der Tuberculose, wie jeder anderen Infektion ausser den spezifischen Krankheitskeimen eine ganze Reihe von anderen b e- günstigenden Umständen mitwirken können, vielleicht müssen. Da er jedoch dessenungeachtet die Krankheitskeime als die alleinige Ursache der Erkrankung ansieht, so muss er ihre Vernichtung oder Fernhaltung nach wie vor als die wichtigste prophylaktische Mass- regel zur Verhütung von Infektionskrankheiten betrachten. Bezüglich der Tuberculose hat sich Cornet das hervorragende Verdienst erworben, nachgewiesen zu haben, dass die von Koch entdeckten Bacillen in dem eingetrockneten Auswurf Schwindsüchti- ger lebensfähig bleiben und sich in voller Wirkung dem Staub bei- mengen, dessen Einathmung dann die verderbliche Krankheit hervor- bringt. Es ist jedenfalls dadurch festgestelit , dass der Aufenthalt in der Nähe eines Schwindsüchtigen, welcher auf die gründliche Ent- fernung seines Auswurfs keine Sorgfalt verwendet, für Gesunde ge- fährlich ist. Ob die letzteren beim Nichtvorhandensein einer beson- deren Disposition von der Erkrankung frei bleiben könnten, ist dabei nebensächlich, da Niemand mit Sicherheit wissen kann, ob er zur Tuberculose disponirt ist oder nicht. Diese werthvolle Thatsache können die Untersuchungsergebnisse des Verf., gegen welche übrigens mancherlei einzuwenden ist, nicht umstossen. Es will wenig sagen, wenn in einem Zuchthaus, welches seit erst 2 Jahren bemüht ist, die Prophylaxe in Cornet’s Sinne möglichst durchzuführen, noch keine Abnahme der Tuberculose ein- getreten ist. Denn einmal kommt ein Theil der Sträflinge, wie der Verf. selbst bemerkt, bereits mit versteckter oder offenbarer Tuber- culose zur Aufnahme; dann ist die Durchführung des Spucknapf- zwangs zwar eine sehr werthvolle Massregel, deren gute Früchte sich ohne Zweifel noch zeigen werden; aber der Verf. gibt selbst die Möglichkeit zu, dass- „bei der Bosheit und dem Trotze“ der Tuberculose. 159 Sträflinge [vor allem wohl bei ihrer Gleichgültigkeit gegen sanitäre Massregeln. Ref.] die entsprechenden Verordnungen doch wohl hin und wieder übertreten werden dürften, und auf der anderen Seite ist anzunehmen, dass von der 2 Jahre zurückliegenden Zeit vor Einführung des Spucknapfzwangs Tuberculosekeime in reichlicher Menge zurückgeblieben sind. Durch die gründliche Reinigung, Lüf- tung und 14-tägige Desinfektion der Säle mit heisser Sublimatlösung (1 : 2000) ist gewiss viel Nutzen im hygienischen Sinne geschaffen worden ; berücksichtigt man aber die Schwierigkeit einer Desinfektion der tuberculösen Sputa durch chemische Mittel, welche eine gerade in demselben Hefte der München, med. Wochenschr. mit des Verf.’s Aufsatz erschienene Arbeit aus Schottelius’ Laboratorium von Spengler anschaulich darthut, so kann wohl kein Zweifel darüber bleiben, dass es trotz der Desinfektion noch Tuberkelbacillen in den Gefäugnisssälen gibt, falls überhaupt solche vorher darin vorhanden waren. Die Abwesenheit solcher Keime wird auch durch des Verf.’s Unter- suchungen nicht bewiesen. Denn der Verf. entnahm seine Staub- proben nicht unmittelbar vom Boden und dem unteren Theile der Saalwände, in der Befürchtung, an diesen Stellen einfach auf tuber- culöses Sputum zu stossen (Spucknapfzwang! s. oben), sondern von den Wänden in der Höhe von 1,5 — 1,0 m über dem Boden. Er ging dabei von der Vorstellung aus, dass der dort abgelagerte Staub dem des Bodens entspräche. Dieser Voraussetzung ist aber entgegenzu- halten, dass es doch nur ein kleiner Theil des Staubes ist, der*an den Wänden haftet, während die grössere Masse desselben vermöge seiner Schwere zu Boden sinkt. Da es nun mehr als zweifelhaft ist, ob die fraglichen Keime im Staube gleichmässig vertheilt sind, wird es immerhin ein besonderer Glückszufall sein, wenn in einem so kleinen Bruchtheil des Untersuchungsmaterials, wie der Wandstaub darbietet, die Bacillen gefunden werden, und dieser Erwägung gegen- über ist die Zahl von 14 negativen Versuchen zu klein, um einen Schluss daraus zu ziehen. Hierzu kommt aber endlich noch der Umstand, dass die Wände der Gefangenensäle jährlich, also seit Ein- führung der Cornet’schen Prophylaxe 2 mal mit Brot abgerieben und frisch getüncht worden sind, während die Fussböden nur gründ- lich gereinigt und ausgebessert [auch geölt oder gestrichen? Ref.], dagegen nicht ganz erneuert wurden. Es lässt sich daraus schliessen, dass etwaige Keime 2 mal mit annähernder Sicherheit von den Wän- den entfernt wurden, dass dagegen in den Dielenfugen und demzu- folge in den Füllungen der Fussböden zurückgeblieben ist, was früher darin war. Wenn also auch mit dem Staube Tuberculosekeime auf- gewirbelt werden können, so ist damit noch nicht gesagt, dass diese sich gerade an den Wänden ablagern, ebeusowenig wie jeder in dem betreffenden Raume befindliche Mensch gerade den Theil des Staubes einathmen wird, an dem die Bacillen haften. Ein negativer Ausfall der Untersuchung des Wandstaubes und das Gesundbleiben einiger Menschen und Thiere, welche sich in dem betreffenden Raume aufhalten, beweist daher noch nicht die Abwesenheit infektionsfähiger Tuberkelbacillen. V 160 Tubereulose. — Eiterung der Highmorshöble — Malignes Oedem. Aus diesen Gründen sieht lief, in den Ausführungen des Verf.’s keinen Beweis gegen Cornet’s Satz, dass das eingetrocknete und zerstäubte Sputum von Schwindsüchtigen die gewöhnliche Ur- sache zur Verbreitung der Tuberculose ist. Kühler (Berlin). Jullien, Tuberculose primitive et isolee du pharynx. (La Semaine med. 1892. No. 8. p. 59.) Verf. fand bei einer 26 Jahre alten Puella publica, welche Mo- nate lang mit einem Phthisiker verkehrt hatte , drei Geschwüre mit speckigem Grunde iu der Gegend des Pharynx , welche schmerzlos waren und täuschend wie syphilitische Geschwüre aussahen, in deren Sekret sich aber zahllose Tuberkelbacillen nachweisen Hessen. Die Kranke war auch zunächst als syphilitisch angesehen worden, bis die Anamnese und die mikroskopische Untersuchung den Fall auf- klärten. M. K i r c h u e r (Hannover). Luc, Ein Fall von Empyem der Highmorshöhle durch Erysipelas-Streptococcus verursacht. (Deutsche medic. Wochenschrift. 1892. No. 8.) Bericht über einen Fall von Eiterung in der Highmorshöhle bei einer 60-jähr. Frau, welche nach überstandener Influenza einen Ge- sichtsrothlauf bekam, in dessen Verlauf ein Abscess an dem einen oberen Augenlide auftrat. Dann zeigte sich erst der eiterige Ausfluss aus der Nase. Der Eiter war geruchlos. L e d o u x-L e b a r d , der den Eiter bakteriologisch untersuchte, fand darin nur Streptokokken. [In dem Berichte über die bakterio- logische Untersuchung ist aber nicht angegeben, dass es sich that- sächlich um Erysipelkokken gehandelt hat. Es ist daher nicht zu ersehen, ob die Ansicht des Autors, dass im Eiter nur eine Art, uud zwar Erysipelkokken gefunden wurden, berechtigt ist. Ref.] Dittrich (Wien). N6käm, L., Az oedema malignumrol. [Ueber das maligne Oedem.] (Magyar Orvosi Archivum. 1892. Heft 4.) [Ungarisch.] Von zwei vom Verf. bakteriologisch und histologisch eingehend untersuchten Fällen von malignem Oedem beim Menschen scheint iu dem einen die Infektion durch die an krupöser Pneumonie erkrankte und später zum Theil gangränescirte linke Lunge erfolgt zu sein (das Oedem trat zuerst auf der linken Pektoral regio n auf und konnte die Destruktion des Gewebes bei der Sektion durch den ersten Inter- costalraum in die hier angewachsene, jauchig zerfallene Lungenspitze verfolgt werden), während in dem anderen, wo das Oedem auf der rechten Glutäalregion aufgetreten ist und sich von hier auf die Hüfte und den Schenkel verbreitet hat, die Art und Stelle der In- fektion nicht nachgewiesen werden konnte. N. erhielt gute Deck- glaspräparate durch Färbung mit warmer Anilinwasserfuchsin- oder Methylviolettlösung und Entfärbung in 1-prozentigem essigsaurem Alkohol. Schnitte wurden mit Rosanilinfarbe gut doppelt gefärbt: Färbung in Alaun- oder Pikrokarmin, hierauf in Ehrl ich ’ scher Methylviolettlösung, nach Abspülen der überflüssigen Farbstoffe Ent- Paralyse. — Tripper. 161 färbung in Jod-Jodkalilösung, hierauf in salzsaurem Alkohol, endlich in neutr. 70-prozentigem Alkohol. In der der Beschreibung der zwei Fälle vorangehenden und darauffolgenden Besprechung gibt Verf. eine Uebersicht über die bisherigen Untersuchungen, sowie eine tabellarische Zusammenstellung von 52 aus der Litteratur seit 1860 gesammelten Fällen , von denen er jedoch nur 13 als unzweifelhaft erwiesen betrachtet. F. Hutyra (Budapest). Grilbert, A., et Lion, GL, Des paralysies produites par le bacille d’Escberich. (La Semaine med. 1892. No. 9. p. 65.) Impfungen mit dem Bacillus coli communis bei Kaninchen gaben den Verff. nicht immer die von Escherich beschriebenen Erscheinungen. Von 13 intravenös mit 1 ccm einer 1 — 10 Tage alten Kultur geimpften Thieren gingen nur 5 in den ersten 10—40 Stunden ein, von den 8 übrigen blieben 2 am Leben, 2 starben nach 19 und 87 Tagen , und 4 bekamen Lähmungen aller Gliedmassen und starben 5 — 22 Tage nachher, 3 davon unter schweren Durch- fällen. Bei dem einen derselben fanden sich im Rückenmark keine Veränderungen, wohl aber bei den drei übrigen, und zwar eine be- merkenswerthe Veränderung der Ganglienzellen im Lendentheile, die atrophische Kerne zeigten, sich schlecht färbten und die Mehrzahl ihrer Fortsätze eingebüsst hatten. Es handelte sich also um eine centrale Myelitis. Diese Beobachtung veranlasst die Verff. zu der Vermuthung, dass eine Reihe von Lähmungen beim Menschen, deren Natur bis jetzt dunkel war, so bei Darm- und Nierenleiden, unter der Einwir- kung des Esc h eric h’ sehen Bacillus entstehen. M. Kirchner (Hannover). Hugouuenq et Eraud, Sur une toxalbumine secretee par un microbe du pus blennorrhagique. (La Semaine med. 1891. No. 38. p. 308.) Verff. isolirten aus mit Trippereiter angelegten Bouillonkulturen ein Toxalbumin, das, in den Hoden eines jungen Hundes injizirt, nach einigen Stunden eine akute Orchitis mit Eiterung erzeugt und in etwa 3 Wochen zu einer vollständigen Atrophie des Organs führt. Bei älteren Hunden sind die Erscheinungen rein entzündlicher Natur, sie endigen indes ebenfalls mit Atrophie des Testikels. W'asser, Bouillon oder Pepton, in den Hoden injizirt, wurden rasch absorbirt, ohne ähnliche Erscheinungen zu verursachen. Als die Kulturversuche in einer Nährlösung von Asparagin und Fleischasche angestellt wur- den, war das Wachsthum des Mikroben *) ein langsameres und es ge- lang nicht, mittels Alkohol eine toxische Substanz aus der Flüssig- keit auszufällen. Das Toxalbumin scheint demnach aus dem Pepton durch die Einwirkung des Mikroben gebildet zu werden. Es übt keine diastatische Wirkung auf das Fibrin aus und greift nicht das Gewebe menschlicher, frischen Kadavern entnommener Testikel an. Kräl (Prag). 1) Richtiger wohl der Mikroben. Kef. 162 Soor. Linossier, 0., et Roux, Gr., Recherches biologiques sur le Champignon du muguet. (Archives de mödecine experimen- tale et d’anatomie pathologique. 1890. 30 pag. mit 8 Holzschnitten.) Nachdem Verti. in ihrer ersten Abhandlung über den Soorpilz die morphologischen Eigenschaften desselben eingehend erörtert haben (siehe diese Zeitschrift. Bd. XI. 1892. No. 23. p. 731), beschäftigt sich die vorliegende speziell mit den chemisch-biologischen. Die Arbeit zerfällt in 3 Hauptabschnitte, und zwar handelt der erste von den Hauptbedingungen, welche die Veränderlichkeit der Form des Soor- pilzes hervorbringen, der zweite von dem Einfluss der Säuren und Alkalien in dieser Beziehung und der dritte von der Ernährung des Pilzes. Die Hauptresultate des ersten Theils sind kurz folgende : Die Behauptung Aubrv’s, dass der Soorpilz nur in flüssigen Sub- straten Fäden, auf festen Hefe bilde, wird nicht bestätigt, vielmehr konnten die Verff. Hefen in vielen Flüssigkeiten und Fadenbildung, wenn auch selten, auf Karotten, Kartoffeln, Melonen und in Kanin- chenrückenmarksrindensubstanz nachweisen. Es zeigte sich aus den Versuchen, dass folgendes wichtige Gesetz für die Wachsthums- verhältnisse des Soorpilzes Gültigkeit habe: „Die Komplikation der Wuchsformen des Soorpilzes wächst parallel dem Molekulargewicht des zugeführten Nährstoffs.“ So bildet der Pilz in Nährflüssigkeit, der Alkohol, Glyceriu , milchsaures Natron oder Mannit zugefügt war, nur Hefen, wurde dagegen Rohrzucker zugesetzt, desseu Molekulargewicht ja erhöhter ist, als das der genannten Kohlehy- drate, so zeigten sich schon einzelne Fadenbildungen, die noch ver- wickelter und massiger wurden, wenn man arabischen Gummi oder Dextrin zufügte, deren Molekulargewicht zwar noch ungewiss, sicher aber höher ist, als das des Zuckers. Verff. konstatirten ferner eine viel grössere Beeinflussung der Wuchsformen bei Veränderung der Kohlehy- drate, als durch Veränderung der N-Nahrung, weiterhin dass die Menge des zugefügten Nährstoffs Einfluss auf die Form des Pilzes ausübt, und endlich, dass einige Verhältnisse die Fadenbildung begünstigen, ohne sie indes allein hervorrufen zu können. Als solche sind zu nennen erhöhte Temperaturen, die Wirkung der Nitrate und die Toxika. Letztere bewirken in geringen Dosen stets Filamentation, ebenso Säuren und Alkalien in hohen Dosen. Luftmangel wirkt bei dem Soorpilz, der aerob ist, nach Analogie der Toxika fadenerzeugend. Sehr bemerkenswerth ist folgende von den Verff. neu gefundene Thatsache : Die verschiedenen Kulturen sind hinsichtlich der Neigung, ihre Formen zu verändern, nicht gleichgeartet, nicht einmal immer alle Zellen derselben Aussaat; mitunter filamentirt nur eine einzige unter ihnen, die doch unter den gleichen Bedingungen wie alle anderen wächst. Diese Eigenschaften werden vererbt und dauern viele Gene- rationen hindurch. Als Ursache dieser Neigung, Varietäten zu bilden, sehen die Verff. auf Grund zahlreicher Experimente, einmal störende Einflüsse in der Entwickelung, andererseits die Gewöhnung an be- stimmte Verhältnisse an. In dem letzten Abschnitt dieses Theils suchen die Verff. die verschiedenen Formen des Pilzes auf den verschiedenen natürlichen Soor. 163 Nährböden in ungezwungener Weise durch die gefundenen Gesetze zu erklären: In Weinmost bildet der Soorpilz » Wein ,, ,, ,, „ gekochtem Wein „ „ „ „ Milch „ Bierwürze ir i) >? 33 31 »» Hefe. Nährstoffe : Traubenzucker und Ammoniak- salze (molekulaiistisch einfache Stoffe). Hefe. Nährstoffe : Alkohol (niedriges Molekular- gewicht). einige Faden. Nährstoffe : Alkohol ist ver- schwunden , der Pilz muss seine Nahrung aus komplizirtereu Verbindungen beziehen, schlanke Filamente. Nährstoffe : Kasein, zunächst nur Hefe Nährstoffe: Zucker. Nach Verbrauch desselben die globulofilamentöse Form. Nahrung: Dextrin. Auch die Entwickelung der exklusiven Hefeform auf der Ober- fläche der festen Substrate leiten die Verff. von dem Umstande ab, dass diese Zellen ihre Nährstoffe nicht direkt vom Nährsubstrat be- ziehen , sondern erst durch Diffusion durch die darunterliegen- den Zellen erhalten können und deshalb, da nur Körper von einfacher chemischer Zusammensetzung diflusionsfähig sind, ihnen nur Körper von niedrigem Molekulargewicht zur Nahrung zu Gebote stehen, während die im Nährmedium liegenden Zellen stets auch die höheren chemi- schen Verbindungen vorfinden und deshalb auch die globulofilamen- töse Form annehmen. Selbstverständlich geben die Verff. auch den Einfluss des Sauerstoffs auf diesen Vorgang zu. Im zweiten Theil der Abhandlung ist es vor allem die ange- wandte Methode, die Beachtung verdient. Es ist die von Raulin zuerst für den Aspergillus niger gebrauchte, die wenig bekannt sein dürfte und hier kurz erwähnt werden soll. Man bringt in Kölb- chen von 250 ccm die zu benutzenden Nährflüssigkeiten, sterilisirt sie und beschickt sie dann mittelst Platindrahtes. Dann kommen sie in den Brütofen und nach einer geeignet langen Zeit werden die gewonnenen Ernten getrocknet und gewogen. Reinheit der Kulturen wird durch Gelatineplatten etc. kontrollirt. So erhält man zahlen- mässige Vergleiche über den Werth der verschiedenen Nährmedien für den zu untersuchenden Pilz. Die Verff. wählten wegen der Neigung des Soorpilzes, Varietäten zu bilden, immer dasselbe Nähr- raedium zur Anlegung ihrer Ausgangskulturen, und zwar die Karotte. Die durch diese Methode erhaltenen Resultate sind folgende: Schwache Alkalimengen begünstigen das Wachsthum, stärkere Zu- sätze vermindern im Anfang die Ernte, später aber tritt durch che- mische Umsetzung im Nährmedium eine kräftigere Entwickelung des Pilzes ein, als auf schwach alkalischem Boden. Weiter bedingt die Alkalität eine exklusive Entwickelung der Hefe, Fadenbildung tritt erst ein, wenn das Alkali so stark zugesetzt wird, dass es als Toxi- kum wirkt. Im Munde des Säuglings ist die Wirkung des Alkalis auf den Soorpilz eine andere. Hier wird der Speichel durch alka- lische Reaktion verhindert, die Stärke in Dextrin und Glukose zu zerlegen. Die Stärke ist aber unzerlegt kein Nahrungsmittel für den Soor, dieser stirbt also an Hunger. Als weiteres ungünstiges Moment kommen dann noch die oben angeführten Eigenschaften der Alkali- 164 Soor. Wirkung auf den Soorpilz in Betracht, nämlich Hefebildung, leichtere Beseitigung der Hefezellen, als der festhaftenden Mycelieu und die Wirkung des Alkali als Toxikum. Mineralische Säure in der Stärke von 2,45 g auf 1 Liter Kulturflüssigkeit verhindert jede Entwickelung, 0,98 hindert schon sehr beträchtlich und 0,49 verlangsamt das Wachs- thum bedeutend. Die organischen Säuren haben bei weitem nicht den entwicke- lungshemmenden Einfluss: 24 g Acid. tart. pr. Liter war nicht im Stande, die Vegetation zu hindern. Schwache Säuren haben keinen Einfluss auf die morphologischen Verhältnisse des Soors; starke Säuren wirken, wie alle toxischen Substanzen, Fäden erzeugend. Der dritte Theil der Arbeit, der sich mit der Ernährung des Pilzes beschäftigt, behandelt nach einander unter Zuhülfenahme der oben beschriebenen Methode den Einfluss der mineralischen Nähr- mittel, der Kohlehydrate und der stickstoffhaltigen Substanzen auf das Gewicht der erhaltenen Ernten. Als Hauptresultat mag hier folgendes hervorgehoben werden : Der Soorpilz ist ein exquisiter Aerob und entwickelt sich in reinem Sauerstoff noch besser, als in atmosphärischer Luft. Im Vakuum erfolgt keine Vegetation. Um die festen mineralischen Nährstoffe zu ermitteln, sind die Verff. nicht von der Aschenanalyse ausgegangen, sondern haben zu einer Nähr- flüssigkeit, von der es feststand, dass der Soor sich gut auf ihr ent- wickelt, verschiedene mineralische Substanzen hinzugefügt, ohne eine Vermehrung des Wachsthums zu erzielen. Die Nährflüssigkeit be- stand aus einem zusagenden Kohlehydrat, einem stickstoffhaltigen Mittel und folgenden anderen Bestandtheilen : H20 1000, HNa, P04 0,75, MgS04 0,05, FesS04 0,02, ZnS04 0,02. Von den Kohlehydraten kommen als Nährmittel folgende, ihrem Werth nach geordnete Repräsentanten in Betracht: Pepton 1), Dextrose, Saccharose, Dextrin, Mannit, Alkohol, milchsaures Natron, Milchsäure und Gummi arabicum. Auf Albumin1), Glycerin, Ery- thrit, Stärke und den übrigen Kohlehydraten findet nur eine ganz geringe Entwickelung des Pilzes statt. Auch bei der Kohlehydrat- reihe scheint ein Gesetz zu gelten, dass der Nährwerth des Mittels mit der Vereinfachung seines Molekulargewichtes zunimmt. Die N.-haltigen Stoffe, ihrem Werthe nach geordnet, geben fol- gende Reihe: Pepton, Leucin, weinsaures Ammon, schwefelsaures Ammon, Glykokoll, Tyrosin , Asparagin , Harnstoff. Alle übrigen haben einen minimalen Werth als Nährmittel für den Soorpilz. Aus diesem Kapitel geht also das wichtige Faktum klar hervor, dass die Bedingungen der Ernährung des Soorpilzes andere sind, als jene der Bierhefe. Der Soor verarbeitet Alkohol, die Bierhefe nicht, diese assimilirt Erythrit, während jener ihn nicht ausnutzt. Auch von den Schimmelpilzen unterscheidet sich der Soor in der Ernährung, indem er weder die Essigsäure noch die Nitrate als Nährmittel verwenden kann. Verff. hoffen diese Eigenschaften des Soorpilzes bei späterer 1) Pepton und Albumin werden von den Verff. sowohl zu den Kohlehydraten als auch zu den stickstoffhaltigen Mitteln gerechnet. Rheumatismus. — Herpes. 165 Bestimmung seiner Klassifikation differentialdiagnostisch verwerthen zu können, wollen aber vorher noch eingehendere Studien über die Zersetzungsprodukte machen, die der Soor bei seiner Entwickelung im Nährmedium selbst bildet. Plaut (Leipzig). Bar, L., Essai sur les nodosit6s sous-cutanees rhuma- tismales. [These de doctorat.] 8°. 64 p. 1 Tfl. Paris 1890. Verf. schildert unsere bisherigen Kenntnisse über die Entstehung, Erkennung, den Verlauf, die Prognose und Behandlung rheumatischer Knoten an der Hand dreier von ihm selbst beobachteter Fälle. In einem wurden im Knoten Erweichungsherde, kleine thrombosirte Arterien (Embolie?) und zahlreiche, sehr feine Mikrokokken und Bacillen gefunden , über deren Natur nichts festgestellt wurde. Die flott geschriebene Arbeit beansprucht nur klinisches Interesse. M. Kirchner (Hannover). Symmers, Wm. St.Clair, Preliminary note on a new chrom ogenic micro-organism found in the vesicles o f Herp es la bial is. „B acill u s vir id an s“. (British Med. Journ. No. 1615. 1891. p. 1252.) Der „Bacillus viridans“, welchen Verf. aus dem Bläschen- inhalte von Lippenherpes bei einem an akuter krupöser Pneumonie erkrankten Knaben isolirt hatte, bildet ein schönes, erbsengrünes, den Nährboden verfärbendes Pigment, während die Auflagerung selbst eine graulich-weisse Farbe besitzt. Lichtzutritt hat keinen Einfluss auf Wach sth um und Pigmentbildung. Der Bacillus wächst gut bei gewöhnlicher Temperatur, etwas rascher bei 30° C. Er gedeiht am besten bei freiem Luftzutritt, entwickelt sich aber auch unter H, im letzteren Falle jedoch ohne Pigmentbildung. Auf saurem Agar und saurer Gelatine, auf Kartoffel (sauer oder alkalisch), Zuckerrübe, Möhre, Pastinake, Kokosnuss und Urin findet eine Farbstoffproduktion nicht statt. Dieselbe wird auch verhindert, wenn man den für die Pigmentbildung günstigen Nährböden ein Antisepticum (z. B. 1 Proz. Kreosot zu gewöhnlicher Bouillon) hinzufügt, sie tritt aber bei der Rückübertragung auf nicht versetzter Bouillon oder Gelatine sofort wieder zu Tage. Auf neutralen und alkalischen Nährböden, von welchen Verf. Agar, Glycerinagar, Bouillon, Blutserum, Milch, Kokos- nusswasser, tuberculöses Sputum, Fischbrühe, Wasserzug 'sehe Flüssigkeit mit und ohne Laktosezusatz und Beyerinck’s Nähr- boden benutzte, ist die Farbstoffbildung eine mehr oder minder leb- hafte. In verflüssigter Gelatine ist das Pigment im auffallenden Lichte grün, im durchfallenden gelb. Nach mehreren Wochen ändert sich die Farbe in sienabraun und erhält späterhin einen rothen Stich. Mineralische und organische Säuren entfärben das Pigment, nach Neutralisirung derselben durch Alkalien erscheint die Farbe unver- ändert wieder. Kochen beeinflusst das Pigment nicht. Ammoniak erhöht die Intensität des normalen Grüns und ruft es an farblos ent- wickelten Kulturen wieder hervor. Das Pigment löst sich nicht in Chloroform und wird durch Ammoniumsulfat und Essigsäure zugleich mit den Eiweisskörpern ausgefällt. 166 Herpes. — Pemphigus. — Phlegmone. Der Bacillus viridans kommt auch in Fadenform vor. Die Fäden sind manchmal sehr lang, nach verschiedenen Richtungen ge- bogen und besitzen zugespitzte Enden. Freie Sporen kommen in der Regel nicht vor, nur auf Nährböden, die mit physiologischen Giften versetzt waren, wurden Stäbchen erhalten, die mit sporenähn- lichen Gebilden gefüllt schienen. Trommelschlägel- und Hantelformen waren häufig vorhanden. Der B. viridans verflüssigt die Gelatine, wodurch er sich von dem F r i c k ’ sehen B. virescens unterscheidet und seiner Fadenbilduug und des Vermögens halber, auch anaerob zu gedeihen, kannerauch mit dem B. fluorescens liquefaciens nicht identifizirt werden. Trotz einiger Thierversuche (6 Kaninchen) mit gewissen positiven Resultaten lässt es Verf. vorläufig und mit Recht unentschieden, ob dem B. viridans pathogene Eigenschaften zugeschrieben werden können. Kräl (Prag). Taeuffert, Ueber Pemphigus. (München, med. Wochenschr. 1891. No. 34.) Anknüpfend an die Mittheilung je eines chronischen und akuten Pemphigusfalles aus seiner Praxis bespricht der Verf. die gegen- wärtig herrschenden Ansichten über die Aetiologie der Krankheit. Bezüglich der chronischen Form hält er den Zusammenhang mit einer Gefässnekrose für möglich, doch wirken seiner Ansicht nach bei Entstehung solcher Erkrankungen noch andere Umstände, z. B. eine gewisse abnorme Lockerheit des Hautgefüges nach vorausge- gangenen Infektionskrankheiten oder anderen den Körper schwächen- den Vorkommnissen mit. Den akuten Pemphigus hält Verf. dagegen für eine Infektions- krankheit nach Art der akuten Exantheme. Er bezieht sich dabei auf 15 aus der Litteratur gesammelte Fälle dieser Art, in denen stets nach mehrtägigem Prodromalstadium unter Schüttelfrost oder Erbrechen, hohes Fieber, Benommenheit, Schnupfen und Husten ein- trat. Der Bläschenausschlag zeigte sich am 1. oder 2. Tage darauf zunächst im Gesicht und schritt rasch über den ganzen Körper fort. Im Laufe der Krankheit traten mehrfach Komplikationen von Seiten der Lungen oder Nieren hinzu. Häufig erfolgte der Tod; in den günstigeren Fällen erforderte die Genesung 4 Wochen, oft noch längere Zeit. Bei den Leichenöffnungen fanden sich: parenchyma- töse Hepatitis und Nephritis, Milzschwellung, Zerfall der rothen Blut- körperchen und andere Erscheinungen, welche auch sonst bei Ob- duktionen nach Infektionskrankheiten beobachtet werden. In dem Bläscheninhalte sind schon von verschiedenen Unter- suchern (Spillmann, Adamkie wicz, Petrone, Demme) Bak- terien naebgewiesen worden, doch gelang es niemals, einen Zusammen- hang dieser Mikroorganismen mit der Entstehung der Krankheit darzu- thun oder auch nur wahrscheinlich zu machen. Kübler (Berlin). Deichmaiin, Ueber einen merkwürdig verlaufenen Fall von Infektion nach Abreis seu der Nabelschnur. (Deutsche medic. Wochenschrift. 1891. No. 37.) Eklampsie. 167 Bericht über einen Fall von ausgebreiteter Phlegmone der Haut der einen Hälfte des Rumpfes bei einem 9 Monate alten Kinde. Ur- sprünglich war die Infektion vom Nabel aus erfolgt, nachdem bei der Abnabelung die Nabelschnur am Nabelring abgerissen war. Dittrich (Wien). Olshausen, Ueber Eklampsie. (Klinische Vorträge. N. F. Leipzig 1892.) In diesem hauptsächlich klinische Thatsachen erörternden Vortrag bespricht der Verf. auch die Theorie der Krankheit und entscheidet sich für die Intoxikationstheorie: „Die Versuche, welche bisher von Dol6ris u. a. gemacht sind, um die infektiöse Entstehung der Eklampsie nachzuweisen, sind als gescheitert zu betrachten, und es ist keine Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass von dieser Seite her die Aufklärung kommen wird.“ C. Spener (Berlin). Kaltenbach, R. , Zur Pathogenese der puerperalen Eklampsie. (Centralbl. f. Gyn. 1892. No. 20.) Verf. lenkt unter Hinweis auf das Ungenügende der früheren Deutungsversuche der Eklampsieätiologie die Aufmerksamkeit auf die hier folgende Arbeit von Gerd es, die experimentell den infektiösen resp. toxischen Ursprung der Eklampsie zu beweisen sucht, und fügt hinzu, dass diese Annahme einer Einschwemmung deletärer Substanzen vom Placentargebiete aus Boden gewinne durch folgende Momente: 1) das Gebundensein der Anfälle an jene puerperalen Phasen, in denen Uteruskontraktionen eintreten ; 2) das Auftreten der einzelnen Anfälle mit einer Wehe; 3) die Häufigkeit der Erkrankung bei Zwillingen gegenüber von Hydramnion ; 4) die Beziehungen zur Schwanger- schaftsnephritis und die grosse Gefahr jeder Behinderung der Urinsekretion; 5) die Seltenheit einer zweiten Erkrankung; 6) der günstige Einfluss der Uterusentleerung; 7) die Häufigkeit von ner- vösen Nachkrankheiten. C. Spener (Berlin). Herdes, E., Zur Aetiologie der Puerperaleklampsie. (Centralbl. f. Gynäk. 1892. No. 20.) Aus der Leber, den Nieren, Lungen und dem Aortenblut einer an schwerster Puerperaleklampsie Gestorbenen züchtete G. auf Agarglycerinplatten bei Bruttemperatur kurze, dicke Bacillen, die sowohl auf der Oberfläche wie in der Tiefe der Nährböden wuchsen. Schon nach 24 Stunden waren die Kolonieeu als dunkle Pünkt- chen sichtbar; die tiefen Kolonieen klein, dunkelbraun, die ober- flächlichen etwas grösser und bräunlich gesprenkelt, zeigen sie als charakteristisches Merkmal einen aus groben, knolligen Höckern ge- bildeten Wall. Eine Stichkultur auf Agar ergab bei 36° sehr üppiges Wachsthum in Form eines lehmfarbenen Rasens. Die Bacillen färben sich mit den wässerigen Anilinfarben schlecht; G. benutzte eine kon- zentrirte alkoholische Methylenblaulösung , die zu gleichen Theilen mit Wasser versetzt und mit Kalilauge stark alkalisch gemacht wurde. 168 Eklampsie. — Protozoen. Färbung in dieser auf dem Wasserbade erhitzten Lösung 5 Min.; dann Abspülen in 20 Proz. Alkohol; Besichtigung mit stärksten Systemen. Die Bacillen haben abgerundete Ecken ; sie sind end- ständig gefärbt, das Mittelstück bleibt ungefärbt; diese Färbung be- wirkt bei den Fadenverbänden eine sehr charakteristische Perlschnur- zeichnung. Im hängenden Tropfen haben die Bacillen Eigenbewegung. In Bouillon rufen sie eine gleichmässige Trübung hervor ohne Häut- chenbildung. Die Bouillonkulturen waren für Mäuse virulent und erzeugten sehr schnell Brechbewegungen, tiefe, rasche Inspirationen, denen bald eine Müdigkeit folgte, die sich in Kürze zur Somnolenz steigerte. Diese wurde durch häufige klonische Krämpfe unterbrochen und führte in 9 — 20 Stunden zum Tode. Durch Morphiumgaben (0,002 mg) konnte das Eintreten der Erscheinungen verhindert werden. Die getödteten Mäuse zeigten besonders in der Bauchhöhle die Bacillen sehr zahlreich ; im Blute sind sie spärlicher zu finden ; am reichlichsten in Leber und Nieren. G. deutet die Kraukheitserscheinungen als toxische, beruhend auf der Ausscheidung des Bacillotoxins, dessen Wirkung auf die ver- schiedenen Organe verschieden sich zeige und durch Morphiumgaben aufgehoben werde. Das Wachsthum und die Vermehrung der Bacillen selbst wird durch Morphium nicht beeinflusst. Bei den Ratten tritt das Bild der Infektion in den Vordergrund ; die einige Zeit nach der Impfung schläfrig gewordenen , apathischen Thiere zeigen eine Herabsetzung der Temperatur und der Respira- tionsfrequenz und sterben nach etwa 24 Stunden. Organe wie Blut enthalten massenhaft Bacillen. Kaninchen, Meerschweinchen und Tauben zeigen nichts wesentlich Bemerkenswerthes. Die mikroskopische Untersuchung der Organe der Eklamptischen zeigte nach vielen vergeblichen Versuchen die Bacillen in Leber und Niere. Eine spätere eingehendere Arbeit wird verheissen. C. Spener (Berlin). Pfeiffer, L., Die Protozoen als Krankheitserreger, sowie der Zellen- und Zellenkern-Parasitismus derselben bei nicht bakteriellen Infektionskrankheiten des Menschen. 2. sehr erweiterte Aufl. Jena (Gust. Fischer) 1891. Seit etwa einem Jahrzehnte hat der Kreis der „Protozoen“ dadurch ein allgemeineres Interesse zu erwecken begonnen, dass von verschiedener Seite manchen der in ihm enthaltenen einzelligen thierischen Organismen eine grosse Bedeutung für die Aetiologie verschiedener Erkrankungen beigelegt wurde — in ähnlicher Weise, wie dies für viele pflanzliche Mikroorganismen mit vollem Recht schon länger geschieht. Einer der ersten und hervorragendsten Ver- fechter dieser Anschauung ist entschieden L. Pfeiffer, dessen obengenanntes Buch im vorigen Jahre in zweiter bedeutend erweiterter Auflage erschienen ist. Protozoen. 169 Vor allem kommen als Krankheitserreger diejenigen Protozoen in Betracht, welche fast ihr ganzes Dasein oder wenigstens einen grossen Theil ihres Lebens innerhalb lebender Zellen des befallenen Organismus zubringen. Solche intracelluläre Para- siten sind es, die auch Pfeiffer hauptsächlich interessiren, und von denen er speziell erwartet, dass sie noch für eine grössere Reihe von Erkrankungen, als dies bereits bisher geschah, bei fortschreitender Forschung als Erreger sich ergeben werden. Bis iu die letzten Jahre waren für manche der hier in Betracht kommenden Organis- men, die — wenn nicht überhaupt alle — jedenfalls zum grössten Th eile den Sporozoen angehören, unsere Kenntnisse noch sehr spärlich, und sie sind auch jetzt noch jedenfalls viel geringer, als sie bei unserer gegen wärtigen Methodik sein sollten. Es war daher nur richtig und durchaus wissenschaftlich gedacht uud gehandelt, wenn L. Pfeiffer behufs weiterer Verfolgung seiner Ideen zunächst eine Vermehrung und Vertiefung unserer G e s am m t kenntnisse auf dem Gebiete intracellulär lebender Protozoen, also namentlich der Sporozoen, anstrebte und auch durch eigene Untersuchungen in Angriff zu nehmen begann. Dies ist ohne Zweifel die Art und Weise einer ruhigen und besonnenen Forschung, wie ja auch jeder Einzelne, der ein Gebiet durch eigene Arbeiten zu fördern und zu erweitern sucht, nur dann Erspriessliches leistet, wenn eine möglichst allge- meine und gründliche Beherrschung des gesammten Gebietes ihm die für die fortschreitende Erkenntniss nothwendigen allgemeineren Gesichtspunkte und vor allem den nöthigen kritischen Blick verleiht. Dies zu betonen dürfte vielleicht aus dem Gruude nicht überflüssig sein, weil leider manche Autoren, die gegenwärtig zur Vermehrung (weniger zur Vertiefung!) der Litteratur über die intra- cellulären, wie überhaupt über die parasitischen Protozoen beitragen, vor allem jenes kritischen Blickes noch etwas zu ermangeln scheinen. Pfeiffer ist nicht nur im eigenen Interesse, sondern auch im Hin- blick auf das Gebiet der parasitischen Protozoen überhaupt, redlich bemüht, den Gesichtskreis und die Grundlagen der Kritik durch Beischaffung neuen Thatsachenmaterials zu erweitern. Entsprechend diesem Bemühen bietet er auch in der neuen Auflage seines Buches eine ganze Reihe neuer Beobachtungen, denen sich auch auf eigene Anschauung gegründete Darstellungen von schon früher Bekanntem anschliessen : Polycystide und monocystide Gregarinen, Coccidien ver- schiedener Art, intraglobuläre Blutparasiten, Mikrosporidien, Myxo- sporidien und Sarkosporidien, also alle einzelnen Gruppen der Sporo- zoen, werden zur Untersuchung vorgenommen; auch parasitische Amöben, Flagellaten und Infusorien werden, wenn zwar nur flüchtig und mehr anhangsweise, besprochen ; ja selbst auf die interessanten Chytridieen, die, obwohl dem Pflanzenreiche zugezählt, in manchen Punkten an Sporozoen erinnern , wird kurz eingegangen. — Es kann hier unmöglich auf die Einzelheiten dieser Untersuchungen und Darstellungen eingegangen werden, obwohl vielleicht einer oder der andere Punkt sehr dazu verleiten möchte; es darf hierin um so eher auf das Original verwiesen werden, als von Jedem, der sich mit XII. Bd. 12 170 Protozoen. pathogenen Protozoen beschäftigt, das Pfeiffer’ sehe Buch ohnehin zur Hand genommen werden muss *). Die Bereicherung unseres Wissens von den pathogenen Proto- zoen überhaupt, die sicherlich in einigen, und zwar voraussichtlich recht wichtigen Punkten durch Pfeiffer erzielt wurde, dient ihm nun als Grundlage, um die Frage nach den ätiologischen Beziehungen parasitärer Protozoen zu einigen Krankheiten, speziell des Menschen, ihrer Lösung näher zu führen. Für Malaria darf ja nunmehr wohl mit Sicherheit der intraglobuläre Parasitismus eines einzelligen thierischen Organismus, dessen systematische Stellung uns zur Zeit allerdings noch nicht völlig klar ist, als Ursache der Erkrankung gelten. In ähnlicher Weise sucht Pfeiffer zu erweisen — und hierin steht er ja vielfach nicht allein — , dass auch Herpes zoster, Variola, Vaccine, Ovine, Varicella, vielleicht auch Scharlach und Masern, Molluscum contagiosum und Epithelioma contagiosum der Hühner und Tauben, und vor allem Carciuome durch intracellulär parasitirende Protozoen hervor- gerufen weiden. Inwieweit die hierfür als Belege beigebrachten Beob- achtungen beweiskräftig sind, kann an dieser Stelle natürlich nicht untersucht werden. Das aber darf sicher als zu Recht bestehend hervorgehoben werden, dass — einerlei, ob die von Pfeiffer als Protozoen gedeuteten Zelleinschlüsse wirklich Protozoen sind oder nicht — die Erforschung der Ursachen der genannten Krankheiten sicherlich durch die Pfeiffer’ sehe Anregung Fortschritte erzielen wird. Und ebenso sicher kann behauptet werden, dass die Erforschung wirklicher parasitärer Protozoen Pfeiffer manchen Impuls und manchen Fortschritt zu danken haben wird. Dass schliesslich die Untersuchung der erwähnten Zelleinschlüsse auf eine eventuelle Protozoennatur einmal unternommen werden muss, ist, angesichts des Vorkommens ähnlich gestalteter intracellulärer Protozoen unter allen Umständen nothwendig, ganz einerlei, ob das schliessliche Resul- tat ein positives oder negatives sein wird. Es bleibt uns noch übrig, der Methode und der Art und Weise der Darstellung einige Worte zu widmen. Dass die Ausdehnung der Untersuchung auf sichere parasitäre Protozoen eine aner- kennenswerthe kritische Sorgfalt des Autors verräth, den ja speciell nur die Erreger von Krankheiten des Menschen interessiren, dürfte aus weiter oben stehenden Andeutungen ersichtlich sein. Auch sonst kann mau im Allgemeinen wohl behaupten, dass sein Blick, obwohl er auf ziemlich bestimmte Dinge gerichtet ist, bezw. bestimmte Dinge erkennen möchte, doch recht objektiv und ruhig genannt werden kann. Weniger ganz einverstanden sind wir mit der Darstellung. Die text- liche Gestaltung lässt vielleicht mitunter eine etwas grössere Klarheit wünschenswerth erscheinen und leidet ferner an einem zwar sehr äusserlichen, aber doch recht störenden Uebelstande, nämlich an einer 1) Ich werde ausserdem nächstens Gelegenheit haben, an der Hand eigener Beob- achtungen verschiedene der P f e i f f e r ’ sehen Untersuchungen und Darstellungen im Einzelnen zu würdigen (vgl. z. B. „Ueber Coccidien des Mäusedarms“, Sitz.-Ber. Phys. med. Gescllsch. Würzburg 1892.) Filaria. — Pflanzenkrankheiten. 171 grossen Menge von Druckfehlern, von denen manche fast regelmässig durch das ganze Buch wiederkehren 1). Ganz besonders klagen müssen wir aber über die beigegebenen Abbildungen. Wenngleich wir an- erkennen, dass der Autor vielleicht seinerseits das Möglichste ge- than hat — und dass ihm die Abbildungen am Herzen liegen, be- weist schon ihre Anzahl — so können wir trotzdem, im Interesse der Sache des Autors selbst, uicht unser Bedauern darüber unter- drücken, dass die Abbildungen, die übrigens vortheilhafter litho- graphirt wären, nicht besser sind. Bei solchen Gegenständen, wie dem vorliegenden, muss die Abbildung oft geradezu das Präparat vertreten können, um überhaupt dem Leser ein Urtheil über das Ge- schilderte zu gestatten. Dazu sind die bisherigen Abbildungen Pfeiffer’ s leider nicht im Stande. — Vielleicht ist dieser Tadel im Verein mit ähnlichen Bemerkungen des Bau mgarten ’schen Jahresberichts (für 1887) ein Anlass zu einer eventuelleu zukünftigen Verbesserung des sonst so sehr auch von uns anerkannten Pfeiffer- schen Buches, das, wie schon erwähnt, für Jeden, der sich mit patho- genen Protozoen abgibt, unentbehrlich sein wird. Schuberg (Würzburg). Nabias, 31. de, et Sabraz^s, Sur les embryons defilaire du sang de Thomm e. (La Semaine med. 1892. No. 27. p. 212.) Die Verff. fanden in der Hydrocelenflüssigkeit bei einem Kranken, der aus Guadeloupe gekommen war, sehr zahlreiche bewegliche Em- bryonen der Filaria sanguinis, die sich uoch 2 Tage am Leben hielten. Ihr schnelles Zugrundegehen glauben die Verff. auf die Ent- wickelung von Bakterien in der Flüssigkeit zurückführen zu sollen, da sie bei einem Zusatz von 1 Proz. Osmiumsäure zur Flüssigkeit 5 Tage am Leben blieben. Die Embryonen haben keinen Nahrungsschlauch, auch keine ge- trennten Geschlechtsorgane, sondern bestehen aus einer Anzahl kern- haltiger Zellen; in dieser Zellenkolouie kann man einen hellen Hof erkennen, den die Verff. als Anlage des Nahrungs- oder Geschlechts- schlauches deuten. M. Kirchner (Haunover). Frank, A. B., und Sorauer, P., Pflanzenschutz. Anleitung für den praktischen Land wir t h zur Erkennung und Bekämpfung der Beschädigungen der Kulturpflan- zen. Mit 40 Abbildungen und 5 farbigen lithographirten Tafeln. Berlin 1892. Die Verff. beabsichtigen mit dem vorliegenden Werke, welches von ihnen im Aufträge der Deutschen Landwirthschaftsgesellschaft, Sonderausschuss für Pflanzenschutz, bearbeitet worden ist, zum Schutze der Kulturpflanzen vor ihren natürlichen Feinden beizutragen. Sie haben in demselben, um die richtige Erkennung eines 1) Z. B. muss es heissen : Sipunculus (nicht Sypunculus), Geophilus (nicht Geo- phylus), saphranophil (nicht saphranophyl), Clepsidriua (nicht Clepsidriana), karyokine- tisch (nicht kariokinetisch), Polymitus (nicht Polimitus) u. v. a. Belustigend wirkt: Humor aequans statt Humor aqueus und vor allem „Wurmschrank“ statt „Wärm- schrank“, eine übrigens für zoologische Laboratorien nicht so üble Bezeichnung ! 12* 172 Pflitnzenkrankheiteu. vorhandenen oder drohenden Feldschadens in erster Linie dem prak- tischen Landwirth etc. selbst zu ermöglichen, in äusserst klarer und anschaulicher Weise durch Wort und Bild die Merkmale der verschiedenen Pfianzenkrankheiten bez. Pflanzenfeinde vorgeführt, die an den wichtigsten Kulturpflanzen, soweit dieselben innerhalb des Deutschen Reiches, Oesterreich-Ungarns und der Schweiz gebaut werden, wirklich bedeutenden S c h aden anrichten. — So finden wir denn auch am Schlüsse eines jeden Abschnittes, nach der Be- sprechung der Lebensweise des betreffenden Pflanzenschädlings und der charakteristischen Merkmale der Krankheitserscheiuungen , in dem vorliegenden „Leitfaden“ anerkennenswerther Weise stets nur diejenigen Schutz- und Vorbeuguugsmassregeln angegeben , welche auch in der Praxis wirklich auszuführen sind und sich bereits er« folgreich bewährt haben oder sich von selbst als solche zu erkennen geben. Es wird aber das Werk, wenngleich es zunächst für den praktischen Landwirth bestimmt ist, sicher auch für weitere Kreise, z. B. Gärtner, Forstwirthe etc., besonders für diejenigen von grossem Nutzen sein , welche sich schnell ohne ein allzu tiefes Eindrin- gen in diese Wissenschaft über das Wesen der an ihren Kulturen beobachteten Schäden orieutiren wollen. Denn dasselbe zeichnet sich nicht sowohl durch seine klare, gerade für den Laien leicht verständliche und nicht zu weite Form aus, als auch besonders durch die zahlreichen, naturgetreu ausgeführten Abbildungen im Text und farbigeu lithographischen Tafeln , welche theils nach den Original- zeichnungeu der Verff, theils von Frl. Amberg nach der Natur gezeichnet, hergestellt sind. Der erste Theil des Buches umfasst die allgemeinen Kulturbe- schädigungen, unter welchen zunächst die „Frostschäden“ (Aufziehen der Saaten durch Frost, Spitzenbrand, Rindenbrand, Krebs etc.) be- handelt werden. Hieran reiht sich die Besprechung der „Allgemein schädlichen Thiere“ (Ackerschnecke, Wanderheuschrecke, Engerlinge, rothe Spinne, Wurzelälchen etc.). Im zweiten Theile sind die „Beschädigungen einzelner Kultur- pflanzen“ (Getreide, Runkelrüben, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Oel- und Gemüsepflanzen, Obstbäume, Weinstock ctc.), sofern dieselben durch Pilze oder schädliche Thiere verursacht werden, behandelt. Bei den Krankheiten des Getreides werden so z. B. zunächst die durch die ver- schiedenen Brand- und Rostpilze hervorgerufenen näher besprochen, dann der Weizenmehltbau (Erysiphe graminis DC.), das Mut- terkorn des Roggens (Claviceps purpurea Tul.), das Radenkorn des Weizens, veranlasst durch Anguillula tritici, der Stock des Roggens, hervorgerufen durch Tylenchus devastatrix, der Getreideblassenfuss (Thrips cerealium), die verschiedenen Ge- treidefliegen u. s. w. — Die einzelnen Abschnitte sind, wie gesagt, stets sehr übersichtlich in die Erkennung, Entstehung und Bekämpfung des Schädlings eingetheilt. Am Schlüsse des Werkes sind dann noch nach dem sehr sorg- fältig bearbeiteten Register die Bestimmungen sowie die derzeitigen In- haber der Auskunftsstellen für Pflanzenschutz, welche Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 173 seit Oktober 1890 von der Deutschen Landwirthschaftsgesellschaft errichtet sind, mitgetheilt. Dieser vorliegende „Leitfaden“, der in der That eine allgemeinere Verbreitung verdient, wird jedem Anfragenden, der sich an eine Auskunftsstelle für Pflanzenschutz wendet und eine Gebühr von 2 M. bezahlt hat, übermittelt, während die Mitglieder der Deutschen Land- wirthschaftsgesellschaft denselben kostenlos erhalten. Durch den Buchhandel (in Kommission bei P. Parey, Berlin) ist das Werk zum Preise von 3 M. zu beziehen. Otto (Berlin). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Hesse , Ein neues Verfahren zur Züchtung anaerober Bakterien. [Aus dem Laboratorium des Prof. W. Hempel in Dresden.] (Zeitschrift für Hygiene. Bd. XI. Heft 2.) Zur Züchtung anaerober Bakterien in Reagenzgläsern mit festem Nährboden gibt H. folgendes Verfahren an: In ein mit festem Nährboden beschicktes Reagenzglas wird lockere Watte einige cm weit hineingeschoben, das Glas dann mit der Oeffnuug nach unten in Quecksilber getaucht. Nun wird Wasserstoff unter Quecksilber in das Reagenzglas eingeleitet. Zum Zwecke der Züch- tung nimmt man das Glas aus dem Quecksilber, entfernt den Watte- pfropf, impft, bringt den letzteren wieder ein, taucht das Glas wieder in Quecksilber und leitet wieder Wasserstoff zu. Analog ist der Vorgang für flüssige und sich verflüssigende Nähr- böden, sowie für Platten, nur erfolgt hier die Zuleitung des Wasser- stoffs in einen durch eine Glocke gedeckten , ebenfalls durch Queck- silber abgeschlossenen Raum. Die Vortheile der beiden im Original abgebildeten Apparate erblickt Verf. in dem vollkommenen und dauernden Luftabschlüsse, der einfachen Handhabung, ferner darin, dass sich die Nährböden in ihnen stets in einer mit Wasserdampf gesättigten Atmosphäre befin- den, und dass sich die Apparate bei gewöhnlicher Temperatur auch im Brütofen verwenden lassen. Dittrich (Wien). Ciriiicione, GL, Metodo d’inclusione per la ricerca dei bacilli tubercolari nei tessuti. (La Riforma med. 1891. No. 172. p. 253.) Verf. entwässert das Schnittmaterial in absolutem Alkohol, bringt es hierauf für 12 Stunden in Bergamotteöl und dann für 24 Stunden in geschmolzene Cacaobutter von 35° C. In letzterer wird das Ge- webe auch eingebettet und durch Abkühlen unter einem Wasserstrahl zum Schneiden geeignet gemacht, das im Sommer unmittelbar der Erstarrung nachzufolgen hat. Die Schnitte werden wieder in Berga- motteöl übertragen, welches die Cacaobutter sofort löst, kommen dann in absoluten Alkohol, worauf zur Färbung nach den üblichen Methoden geschritten werden kann. Die Tuberkelbacillen, sowie die Mikro- 174 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Organismen überhaupt, werden bei dieser Einbettungsmethode, die auch expeditiv ist, keinen das normale Aussehen derselben schädigen- den chemischen oder physikalischen Einwirkungen ausgesetzt. Mit Hülfe dieser Methode lassen sich ferner die Mastzellen, wie im Origi- nale des Näheren ausgeführt wird, schön und leicht darstellen. Verf. konnte sie bei Behandlung der Schnitte mit Loeffler’schem Methylen- blau unter pathologischen Verhältnissen dort nachweisen, wo sie nor- malerweise nicht Vorkommen : in der Cornea und in der Retina. Kr 41 (Prag). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Climelew sky , P., Zur Frage über die Wirkung des Sonne n- und elektrischen Lichtes auf die Eiterbakterien. (Wratsch. 1892. No. 20.) Verf. stellte unter Ref.’s Leitung im klinischen Laboratorium des Herrn Prof. Tschudnowsky eine grosse Reihe von Untersuchungen an, die als Fortsetzung ähnlicher Untersuchungen des Ret. (s. d. Blatt. Bd. XI. 1892. No. 6 u. 7) betrachtet werden müssen. Es war von ganz besonderem Interesse, folgende Fragen zu lösen: 1) Wie wirkt das direkte elektrische und Sonnenlicht auf die Mikroben? 2) Wie wirken speziell die chemischen, Licht- und Wärmestrahlen und die einzelnen Strahlen des Spektrums? 3) Werden nicht die Nährböden selbst durch das Licht beeinflusst? 4) Finden nicht unter dem Einflüsse des Lichtes irgend welche Veränderungen statt, z. B. in den Beziehungen der Bak- terien zu den Farbstoffen, in ihrer Bewegung? 5) Beeinflusst das Licht die Eigenschaft einiger Bakterien, die Gelatine zu verflüssigen? 6) Wie beeinflusst das Licht die Pigmentbildung bei einigen Bakterien? 7) Wie beeinflusst endlich das Licht die Virulenz der Bakterien? Die vom Verf. mit Hülfe der vom Ref. beschriebenen Methoden erhaltenen Resultate lassen sich wie folgt zusammenfassen : 1) Das elektrische und Sonnenlicht beeinflussen zweifellos das Wachsthum der Eiterbakterien, indem bei 6-stündiger Einwirkung des elektrischen Lichtes die Bakterien in ihrer Entwickelung ge- hemmt, bei derjenigen des Sonnenlichtes sogar getödtet werden. 2) Eine entwickelungshemmende Wirkung besitzen nicht nur die chemischen und Lichtstrahlen, sondern auch die Wärmestrahlen. 3) Alle Strahlen des elektrischen und Sonnenspektrums, die infra- rothen ausgenommen, hemmen das Wachsthum am deutlichsten bei Staph. pyogenes albus, dann folgt Bac. pyocyaneus, Streptococcus Erysipelatos und Strept. pyogenes. 4) Staph. pyogenes aureus erwies sich am resisten testen ; hier konnte auch kein Unterschied in der Wirkung verschiedener Theile des Spektrums beobachtet werden. 5) Die Wirkung des Lichtes auf die Bewegung des Bac. pyocyaneus äussert sich in einer bedeu- tenden Verlangsamung derselben. 6) In den Beziehungen zu den Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 175 Farbstoffen konnte kein bedeutender Unterschied konstatirt werden, den Staph. pyogenes albus ausgenommen; hier färbten sich viel stärker diejenigen Bakterien, welche vom Lichte nicht beeinflusst wurden. 7) Das Licht wirkt auch auf die festen Nährböden (Agar- Agar, Gelatine), indem es letztere für das Gedeihen der Bakterien weniger tauglich machte. 8) Staph. pyogenes aureus und albus und Bac. pyocyaneus verflüssigen unter dem Einflüsse des Lichtes weniger die Gelatine. 9) Staph. pyogenes aureus und Bac. pyocyaneus bilden unter dem Einflüsse des Lichtes, hauptsächlich des Sonnenlichtes, weniger Pigment; besonders wird dies bei B. pyocyaneus beobachtet. 10) Aus den noch nicht ab- geschlossenen Versuchen ergibt es sich schon jetzt, dass die Virulenz der Eiterbakterien unter dem Einflüsse des Lichtes ver- mindert wird. Die ausführliche Arbeit erscheint demnächst als Inaug.-Disser- tation. Th. Geis ler (St. Petersburg). Pernice, ß., e Alessi, Gr., Sulla disposizioue alle malattie infettive negli animali privati d e 1 1 ’ acqua. (LaRiforrna med. 1891. No. 220, 221. pp. 829, 846.) Die natürliche Immunität einiger Thierarten gegen gewisse In- fektionen kann bekanntlich durch verschiedene Einflüsse, wie Blut- entziehung, ungenügende Ernährung, Hungern, Ueberbürdung, in ver- schiedenem Grade herabgemindert werden. Ob auch das Dürsten geeignet wäre, bei den gegen die Milzbrandinfektion weniger empfäng- lichen Thieren, wie Hunden, Hühnern, Tauben und Fröschen, die Empfänglichkeit für diese Infektion zu erhöhen, suchten Verff. fest- zustellen. Die Hunde wurden mit Brot, die Hühner und Tauben mit Mais gefüttert; flüssige Nahrung blieb ihnen eine verschieden lange Zeit versagt. Die Versuche ergaben, dass Hunde, welchen Trink- wasser seit 4 und seit 3 Tagen entzogen war und die dann mit Milzbrand geimpft wurden, einen starken, reaktiven Entzündungs- prozess an der Impfstelle aufzuweisen hatten, ohne dass es zu einer Allgemeininfektion gekommen wäre. Hingegen ging ein Hund, der vor der Impfung 3 Tage dürsten musste, 3 Tage nach derselben an Milzbrand zu Grunde. Hühner, welche vor der Impfung 5 Tage hin- durch kein Wasser erhielten, starben 6 bezw. 3 Tage nach der Impfung an Milzbrand. 5 und 3 Tage vor der Impfung ohne Getränk bleibende Tauben erlagen nach 5 Tagen, bezw. nach 24 Stunden der Milzbrandinfektiou. Eine Taube, die nach 24-stündiger Entziehung des Wassers mit Milzbrand geimpft wurde, starb nach 10 Tagen unter Symptomen der Infektion. Frösche wurden einen Tag in einem trockenen Behälter gehalten und hierauf mit Milzbrand geimpft. Sie gingen innerhalb der nächsten 24 Stunden zu Grunde; ebenso jene, welche erst nach der Impfung ausserhalb des Wassers zu verweilen gezwungen waren. Frösche, welche nach der Impfung 24 Stunden in Wasser zubringen durften und dann im Trockenen aufbewahrt wurden, verhielten sich wie nicht geimpfte Kontrollfrösche unter gleichen Bedingungen. Sie starben nach 48 Stunden ohne Anzeichen einer Infektion. 176 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Aus diesen Resultaten geht hervor, dass das andauernde Dünsten bei gegen Milzbrand natürlich refraktären Thieren eine mehr oder weniger vollständige Empfänglichkeit für diese Infektionskrankheit hervorzubringen im Stande ist. Diese acquirirte Empfänglichkeit dürfte einerseits mit der verminderten Sekretion und der verzögerten oder unvollständigen Ausscheidung der dem Organismus eiuverleibten Bakterien oder der von letzteren produzirten und im Blute ange- häuften toxischen Stoffe, andererseits auch mit der durch die ver- minderte Wasserzufuhr bedingten Veränderung der Qualität des Blutes in Beziehung gebracht werden können. Die natürliche Immunität gegen gewisse Infektionskrankheiten wäre demnach von besonderen Bedingungen des flüssigen Theiles des Blutes abhängig, hingegen unabhängig von der Wirkung lebender Zellen. Kral (Prag). Colin, GL, La che vre n’est pas refractaire ä la tuber- c ul ose. (La Semaine möd. XI. 1891. No. 38. p. 308.) Eine ältere Ziege erhielt zwei dünne Schnitte eines von einer Kuh stammenden Lungentuberkels unter die Haut verimpft. Nach 6 Tagen war ein leichter Tumor an der Impfstelle vorhanden, der Impfstich ulcerirte und die benachbarte Lymphdrüse begann anzu- schwellen. Von da an machte die experimentell erzeugte Tuberculose rasche Fortschritte. Das Thier wurde nach etwa 2 Monaten getödtet. Bei der Autopsie konnte u. a. ein tuberculöser Herd im Tumor der Impfstelle sowie eine enorme Menge tuberculöser Massen (1 kg) in der Lunge konstatirt werden. Ob in dem Impfmateriale und in den pathologischen Produkten ausschliesslich nur der Tuberkelbacillus vorhanden war, bleibt unerwähnt. Kral (Prag). Toniasini, S., Un caso di tetano reumatico guarito con la paraldeide. (La Riforma med. 1892. No. 72.) Verf. bringt die Krankheitsgeschichte eines Mannes, bei welchem er Gelegenheit hatte, die Entwickelung tetanischer Symptome an- geblich ohne vorhergehende Verletzung und deren Rückgang auf Paraldehyd (3 g pro die) zu beobachten. [Wenn schon die Natur des rheumatischen Tetanus überhaupt zweifelhaft ist, so ist namentlich in diesem Falle, wo es sich erstens um eines jener Individuen handelt, welche kleinen Verletzungen in der Regel keine Beachtung schenken, und zweitens um einen Maurer, dessen Beschäftigung gerade geeignet ist, die Infektion mit dem Tetanusgift zu vermitteln. Ref.] Kamen (Czernowitz). Bruschettini, A., Sulla elimi nazione del velenodel tetano per mezzo della secrezione renale. (La Riforma med. 1892. No. 83.) Schon im Jahre 1890 war Verf. in der Lage, den Beweis zu liefern, dass das Blut experimentell mit dem von Tizzoni und Cattani isolirten Tetanusgift tetanisirter Thiere ausserordentlich giftig sei und alle damit geimpften Thiere unter deutlichen Tetanus- symptomen ausnahmslos tödte. Ueberdies hatte er bewiesen, dass auch die Nieren zum Unter- Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 177 schiede von den übrigen Organen ebenfalls eine giftige, tetanuser- regende Beschaffenheit besitzen, wenn sie in sterilisirtem Wasser zerrieben den Thieren unter die Haut eingespritzt werden. Um nun dem Einwurfe zu begegnen , dass diese Wirkung der Nierenemulsion auf die darin zurückgehaltenen Reste von Blut be- zogen werden könnte, prüfte B. den steril gesammelten Harn teta- nisirter Thiere und fand denselben ausnahmslos toxisch in einem Grade, welcher von dem Stadium der Krankheit abhing, in welchem derselbe entnommen wurde. Ein gleiches Verhalten zeigte auch der Harn von zwei tetanuskranken Individuen, welche später mit T i z- z o n i -Cat ta n i ’ schem Antitoxin behandelt wurden. Im ersten Falle wurde der Harn am 5. Tage nach dem Auftreten der tetanischen Symptome entnommen und tödtete, in einer Menge von 10 ccm Ka- ninchen injizirt, diese erst in 9 Tagen. Im zweiten Falle, wo der Urin schon am zweiten Krankheitstage gesammelt wurde, tödteten 3 ccm derselben eine Maus in 24, 15 ccm hingegen ein Kaninchen in 36 Stunden unter den Erscheinungen eines ausserordentlich heftigen Tetanus. Es ergibt sich daraus, dass das Tetanusgift, welches vom Er- krankungsherde Gnjektionsstelle) ins Blut übergeht, zum grossen Theil durch die Nieren aus dem Körper ausgeschieden werde. Kamen (Czernowitz). Frommei, Zur Prophylaxe der Wochenbettserkran- kungen. (Deutsche medicinische Wochenschrift. 1892. No. 10.) Auf Grund seiner klinischen Erfahrungen im Zusammenhang mit den bekannten Resultaten bakteriologischer Untersuchungen von Winter, Döderlein und Steffeck ist Frommei geneigt, die Möglichkeit einer sogenannten Selbstinfektion anzuerkennen. Dittrich (Wien). Freire, Domingos, Sur les inoculations preventives de la fievre jaune. (Le Bulletin med. 1891. No. 58. p. 702.) In der Sitzung der Soci6t6 de biologie zu Paris vom 18. Juli v. J. berichtete F. über die Resultate seiner Schutzimpfungen gegen Gelbfieber mittelst abgeschwächter Kulturen des „microcoque amaril“. Einige Stunden nach der Injektion von wenigen Zehnteln ccm von Kulturen 4. oder 5. Generation tritt eine Reaktion ein, welche in ihrem Verlaufe ein abgeschwächtes Gelbfieber darstellt und nach 24 bis 48 Stunden ohne irgend welche therapeutische Massnahmen verschwindet. Dass diesen Schutzimpfungen thatsächlich ein prophy- laktischer Werth innewohnt, ergibt sich nach F. daraus, dass bei den innerhalb von 7 Jahren in erwähnter Weise gegen Gelbfieber geimpften Personen bloss 0,4 °/0 Todesfälle an Gelbfieber zu ver- zeichnen waren, während von den Ungeimpften 4 °/0 der Krankheit erlagen. Kräl (Prag). Laveran, Traitementdupaludisme par lebleudemethy- 16 ne. (La Semaine möd. 1892. No. 6. p. 40.) Um die andererseits empfohlene Wirksamkeit des Methylenblau zu erproben, spritzte L. Tauben 0,02 g davon ein, ohne dass die im 178 Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Blute derselben vorhandenen Hämatozoen irgend welche Veränderung gezeigt hätten. Auch bei 2 Malariakranken wendete er das Mittel an, jedoch ohne Erfolg. Ueble Nebenwirkungen traten dabei gleich- falls nicht zu Tage. M. Kirchner (Hannover). Sirena, S., ed Alessi. 0., Azione della creolina di Pearson sui bacilli del carbo nch io e del mal rosso dei suini. (La Riforma med. 1891. No. 182. p. 373.) Verff. hatten bereits 1888 *) über ihre Untersuchungen über die Wirkung des Kreolins auf den Komraabacillus berichtet und einer (S.) von ihnen im Vereine mit M isuraca 1 2) konnte später die Wirkungs- losigkeit des Kreolins auf den Tuberkelbacillus, bezw. die bewirkte geringfügige Entwickelungshemmung des letzteren im Thierkörper nachweisen. Die vorliegende Mittheilung bringt Näheres über eine grössere Reihe vielfach variirter Versuche über die Einwirkung des Pearson’ sehen Kreolins auf den Milzbrandbacillus und den Ba- cillus des Schweinerothlaufs. Es stellte sich heraus, dass das Kreolin in wässeriger bis 60-prozentiger Lösung sporogenen Milzbrand nicht tödtet. Dagegen sterben die Bacillen des Schweinerothlaufs nach 24-stündiger Einwirkung einer 2-prozentigen Kreolinlösung ab. Kreolin, wie es im Handel vorkommt, tödtet an Seidenfäden ange- trocknete sporogene Milzbrandbacillen. Eine 10-prozentige Kreolin- lösung vernichtet nach 10 Minuten asporogene Milzbrandbacillen im frischen Blute, nach 20 Minuten dieselben in zerriebener Milz; letz- tere werden durch eine 30-prozentige Lösung nach 15 Minuten ab- getödtet. Die höhere Resistenz der Milzbrandbacillen in der Milz könne davon hergeleitet werden, dass das Desinfiziens in der Milz schwieriger mit den Bacillen in Kontakt kommt, als im Blute. 1-pro- zentige Kreolinlösungen wirken auf den sporogenen Milzbrandbacillus entwickelungshindernd. Kral (Prag). Petersen, Ueber Kresoljodid. (München, med. Wochenschrift. 1891. No. 30.) v. Szoldrski. Ueber den Nutzen des Kresoljodids bei Kehlkopf- und Nas en kra n kh ei t e n. (München, medicin. Wochenschr. 1891. No. 43.) Das Kresoljodid, auch Europhen genannt, ist eines der zahlreichen neueren Ersatzmittel des Jodoforms; es hat im Allgemeinen dessen Eigenschaften, besitzt auch nicht den Vorzug eines besseren oder fehlenden Geruchs und zeichnet sich durch eine gewisse harzige Be- schaffenheit aus, vermöge deren es an den damit behandelten Körper- stellen, aber auch an den Händen und Instrumenten des Arztes haftet. Es soll das Wachsthum gewisser Bakterien zu hemmen im Stande sein. Von den beiden Verff., welche das Mittel in der Kehlkopf- und Nasen-Rachentherapie prüften, hat Petersen seine Versuche in dem Ambulatorium des Privatdozenten Dr. Seifert in Würzburg unternommen. Er stellte zunächst die Gefahrlosigkeit des Kresol- jodids fest, indem er naebwies, dass bei Aufnahme desselben von 1) Azione della creolina sul bacillo virgola. (La Riforma med. 1888.) 2) Cf. Ref. in diesem Centralbl. Bd. XI. p. 350, Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten Eutwickclungshemmung etc. 179 den Verdauungswegen aus die grössere Menge des darin enthaltenen Jods durch die Faeces und nur Spuren durch den Urin aus dem Körper ausgeschieden wurden , und dass demzufolge eine lediglich örtliche Wirkung des Mittels erwartet werden darf. Dann erst wurde der Heilerfolg des Mittels geprüft. Petersen sah nach dessen Anwendung eine Sekretionsver- minderung bei Rhinitis hypersecretoria und acuta und eine Anregung der Sekretion bei Rhinitis atrophica simplex und foetida, auch bei Eczema narium. Die Sekretionsvermehrung wurde jedoch nur erreicht, falls das Mittel in Salbenform aufgetragen wurde, nach des Verf.’s Ver- muthung, weil durch die leichte Löslichkeit des Kresoljodids in Fetten die Jodabspaltung erleichtert wird. Eine antiparasitäre Wirkung des Mittels hat Petersen nicht beobachtet. v. Szoldrski, welchem zu seinen Versuchen Kranke der Juras z’ sehen ambulatorischen Klinik in Heidelberg zur Verfügung standen, bezeichnet das Mittel als brauchbar zur Bekämpfung der Hypersekretion der Schleimhaut und als Desinfiziens nach Operationen in der Nase und im Kehlkopf. Dagegen sah er von Kresoljodid keinen bemerkenswerthen Erfolg bei Larynxtuberculose und eine nur vorübergehende Wirkung in einigen Fällen von Ozaena auch bei An- wendung des Mittels in Salbenform. Kübler (Berlin). Proskauer, B., Die Reinigung von Schmutzwässern nach dem System Sch wartzkopff (Berlin). (Zeitschr. f. Hyg. Bd. X. p. 51.) P. berichtet über die chemische und bakteriologische Unter- suchung einer Reinigungsanlage, in welcher die Fäkalien von etwa 700 Arbeitern einer Reinigung durch Chemikalien und Torf unter- worfen werden. Die in einem Mischgefäss gesammelten und zerkleinerten Fäka- lien werden nach einander mit Kalkmilch, Magnesiumsulfatlösung, einer Lösung von sogen. Lahnphosphat und endlich Magnesium- chloridlösung versetzt und in ein Klärbecken überführt. Die über- stehende Flüssigkeit wird nach beendeter Klärung durch ein Torf- filter filtrirt in die städtischen Kanäle eingeleitet; der abgesetzte Schlamm wird mit Torf behandelt und zu Poudrette verarbeitet. Die Untersuchung sollte über die Wirksamkeit dieses Verfahrens Auskunft geben und führte zu folgenden Resultaten: Das Verfahren ist im Stande, alle suspendirten Stoffe aus der Jauche zu entfernen, dieselbe also vollkommen zu klären. Die Beseitigung der gelösten organischen Stoffe ist eine un- vollständige, und zwar um so ungünstiger, je mehr die Jauche zer- setzt ist. Die chemische Wirkung auf die suspendirten wie gelösten Sub- stanzen kommt grossentheils dem Kalk zu. Das Reinigungsverfahren wirkt bis zu einem gewisseu Grade auch desinfizirend auf die Jauche. Es werden durch den Zusatz der Chemikalien aus der geklärten Flüssigkeit alle Mikroorganismen bis auf einen geringen Rest entfernt. Der aus der geklärten Jauche sich ab- setzende Niederschlag oder Schlamm dagegen bleibt noch reich an 180 Neue Uitteratur. Mikroorganismen, ist also unvollkommen desinfizirt. Auch die fast keimfreie geklärte Jauche wird bei der Filtration durch den mit faulenden Stoffen imprägnirten Torf wieder reich an Mikroorganismen. Die desinfizirende Wirkung der Chemikalien beruht ausschliess- lich auf dem Gehalt der letzteren an Kalk. Die Wirkung des Kalkes erreicht bei der im Reinigungsverfahren zur Anwendung kommenden Menge ihren Höhepunkt nach etwa 24 Stunden. Sie wird abge- schwächt durch die übrigen Chemikalien, welche den Kalk theilweise in unwirksame Verbindungen überführen. Zusatz von mehr Kalk, und zwar in solcher Menge, dass etwa 5 °/oft freier Kalk 10 Minuten lang wirken könne, sowie Verzicht auf die Torffiltration, würden voraus- sichtlich eine vollständige Desinfektion der geklärten Abwässer sowie des abgesetzten Schlammes zur Folge haben. Die geklärte Jauche ist sowohl vor als auch nach der Torf- filtration reich an organischen, insbesondere stickstoffhaltigen Stoffen. Sie ist deshalb fäulnissfähig und geht in Berührung mit Luft sehr bald in stinkende Fäulniss über. Ein Gehalt an freiem Kalk kann den Eintritt der Fäulniss so lange verzögern, bis der Kalk in Cal- ciumkarbonat verwandelt und unwirksam geworden ist. Die Poudrette enthält die Fäkalien in ungenügend desinfizirtem Zustande. Die Torffiltration bildet einen Theil des Reinigungsverfahrens, welcher demselben in keiner Weise zum Vortheil gereicht, dasselbe im Gegentheil nachtheilig beeinflusst. Prausnitz (München). Neue Litteratur zusammengestellt von De. Abthub Wübzbubg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Beziehungen der Bakterien nnd Parasiten zur unbelebten Natur. Luft, Wasser, Boden. Laser. H. , Bericht über die bakteriologische Untersuchung des Königsberger Wasser- leitungswassers in der Zeit vom Dez. 1890 bis Dez. 1891. (Centralbl. f. allg. Ge- sundheitspfl. 1892. No. 4/5. p. 133 — 145.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. 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Prommannsche Buchdrnckerel (Hermann Pohle) in Jena« Verlag Ton Gustav Fischer in Jena. Dr. Fr. Dreyer, Wege und Ziele biologischer Forschung. Mit 7 lithographischen Tafeln. Preis: 5 Mark. Dr. C. v. Kahlden, a. o. Professor und I. Assistent am patholog. Institut der Universität Freiburg i. Baden. Technik der histologischen Untersuchung pathologisch-anatomischer Präparate. Für Studirende und Aerzte. Zweise wesentlich Termehrte und verbesserte Auflage. Preis: 2 Mark, gebunden 2 Mark 50 Pf. Dr. G. Leubuscher und Dr. Th. Ziehen, Docenten an der Universität Jena. Klinische Untersuchungen Bier die SaMareatoMänDi des Magens bei Geistestanten. Preis : 2 Mark 50 Pf. Dr. Hans Molisch, Professor der Botanik in Graz, Die Pflanze in ihren Beziehungen zum Eisen. Eine physiologische Studie. Mit einer farbigen Tafel — Preis 3 Mark. Max Verworn, Dr. med., Privatdocent der Physiologie an der Universität Jena. Die Bewegung der lebendigen Substanz. Eine vergleichend-physiologische Untersuchung der Contractionserscheinungen. Mit 19 Abbildungen. Preis : 3 Mark. Terlag Ton Gustav Fischer in Jena. Beiträge zur pathologischen Anatomie uni zur allgemeinen Pathologie herausgegeben von Prof. Dr. Baumgarten in Tübingen, Prof. Dr. Beudz in Lund, Prof. Dr. Bircll-Hirsch* feld in Leipzig, Prof. Dr. Bizzozero in Turin, Prof. Dr. Bollinger in München, Prof. Dr. Bostroem in Giessen, Prof. Dr. Chiari in Prag, Prof. Dr. Eppinger in Graz, Prof. Dr. Foä in Turin, Prof. Dr. C. Golgi in Pavia, Prof. Dr. Griffini in Genua, Prof. Dr. Heiberg in Christiania, Prof. Dr. Ftomeu in Helsingfors, Prof. Dr. Klebs in Zürich, Prof. Dr. Löwit in Innsbruck, Prof. Dr. Marchand in Marburg, Prof. Dr. G. Martinotti in Siena, Prof. Dr. Münch in Kiew, Prof. Dr. Nauwerck in Königsberg i. Pr., Prof. Dr. Heelsen in Dresden , Prof. Dr. Heumann in Königsberg i. Pr., Prof. Dr. Podwyssozki jr. in Kiew, Prof. Dr. Schottelius in Freiburg i. B., Prof. Dr. Spronck in Utrecht, Prof. Dr. Stokris in Amsterdam , Prof. Dr. Taruffi in Bologna , Prof. Dr. Thoma in Dorpat, Prof. Dr. Tizzoni in Bologna, Prof. Dr. Weichselbaum in Wien, Prof. Dr. Ziegler in Freiburg i. Br., redigirt von Dr. Ernst Ziegler, Professor der pathologischen Anatomie und der allgemeinen Pathologie in Freiburg i. B.| Elfter Band. Preis pro Band 25 Mark. Inhalt. Heft I: Hermann Stroebe, Zur Kenn tniss verschiedener cellulärer Vor- gänge und Erscheinungen in Geschwülsten. Aus dem pathologisch-anatomischen Institut in Freiburg i. B. — A. Cr a m e r , Einseitige Kleinhimatrophie mit leichter Atrophie der gekreuzten Grosshimhemisphäre, nebst einem Beitrage zur Anatomie der Kleinhimstiele. — L. v. Stubenrauch, Zwei Fälle von Theilung des Utero- Vaginalkanals. — Rieh. Paltauf, Zur Kenntniss der Schilddrüsen- tumoren im Innern des Kehlkopfs und der Luftröhre. Aus dem pathologisch-ana- tomischen Institute in Wien. — Kinnosuke Miura, Ueber Gliom des Rücken- markes und Syringomyelie. Zugleich ein Beitrag von der aufsteigenden De- generation der Schleife. Aus dem pathologischen Institut in Marburg. — udolph Klien, Ueber die Beziehungen der Russell’schen Fuchsinkörperchen zu den Altmann’schen Zellgranulis. Aus dem pathologisch-anatomischen Institut in Leipzig. — Carl Alexander, Untersuchungen über die Nebennieren und ihre Beziehungen zum Nervensystem. Heft II: Martin B. Schmidt, Ueber Blutzellenbildung in Leber und Milz unter normalen und pathologischen Verhältnissen. — Paul Ernst, Ueber Psammome. — Richard Pal tauf, Ueber Geschwülste der Glandula carotica nebst einem Beitrage zur Histologie und Entwickelungsgeschichte derselben. — E. Kirby, Experimentelle Untersuchungen über die Regeneration des quer- gestreiften Muskelgewebes. Aus dem pathologischen Institute der Universität Freiburg i. B. — Edmondo Coen, Nekrolog. Heft IH : H. Morley Fletcher, Ueber die sogenannte Periarteriitis nodosa Aus dem pathologischen Institute zu Freiburg i. B. — W. Janowski, Beitrag zur pathologischen Anatomie der biliären Lebercirrhose. Aus dem pathologisch-anotomischen Institut des Prof. Brodowski in Warschau. —Ludwig Kamen, Ueber den Erreger der Malaria. Heft IV wird demnächst erscheinen. Frommano9che Buchdrnckerei (Hermann Pohle) in Jena. Centralblatt 81X11 Wo-415 für Bakteriologie und Parasitenkunde. Tüchtiger Bakteriologe - erste Kraft - kann sich an öffentl. Nahrungsmittel -Untersuchungsstation be- theiligen. Oft. an die Exped. d. Bl. | Greiner & Friedrichs Yt3 Stützerbach., Thüringen Y/ Fabrik chemischer, physiologi- scher und bakteriologischer Apparate. Sp ecialitäten: Kulturröhren, Kulturschalen, Pasteur’sche Kolben, Tliermoregulatoren , Apparat zur Untersuchung des Wassers nach Dr. Frank etc. etc. Preisliste auf Verlangen gratis und franco. Cantharidin-Seife TT. nach Dr. Tips. 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Ueber den Zustand und die Ziele der heutigen Physik. 3. Ueber Wellenbewegung. 4. Die Umwälzung unserer Anschauungen vom Wesen der elektrischen Wirkungen. 5. Aus der Molekularwelt. 6. Einige optische Erscheinungen der Atmosphäre. 7. Ueber das Gewitter. 8. Neuere Theorien der Luft- und Gewitter-Elektricität. 9. Wandernde Berge. RA LBl^ pp Bakteriologie und Parasitenkunde. In Yerbindung mit Gell. floß1. Prot. Dr. Leockart ui Professor Dr. Loeffler in Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. TJh.1 worin in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. XII. Band. Jena, den 9. August 1892. -0- No. 6. Preis — Zu beziehen für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände, durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. *«- Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten - künde " richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Bischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Ueber die Krebsparasiten. Von Prof. Dr. P. Foä, Direktor des path.-anat. Instituts von Turin. Mit 2 Tafeln. Die in den Krebszellen eingeschlossenen Körper sind, je nach den Fällen, so verschiedenartig, dass es nicht zu verwundern ist, wenn viele Autoren Körper von ganz verschiedenem Aussehen be- schrieben und dieselben bald für Parasiten hielten, bald für Produkte der Entartung des Protoplasmas oder des Kerns, bald für im Proto- XII. Bd. 13 186 Fo ä, plasma der Krebszellen eingeschlossene und von demselben verdaute abgestorbene Elemente. Die Litteratur über den Gegenstand wird jeden Tag reicher an neuen Arbeiten, von denen man, wenn sie auch wirklich einen Beitrag an schönen und neuen Beobachtungen bringen, doch nicht sagen kann, dass sie ebensoviel Klarheit in die Frage des Para- sitismus gebracht hätten. So stellt Steinhaus1) mit zierlichen Figuren in Krebszellen eingeschlossene Körper dar, welche aus kleinen, von einem Hof homogenen Protoplasmas umgebenen Chromatinsubstanzklümpchen bestehen und bald im Innern des Kerns, bald im Protoplasma liegen. Einige jener Körper scheinen dem Verfasser wirklich Parasiten sein zu können ; über die anderen spricht er sich jedoch nicht aus und beschränkt sich nur darauf, in Abrede zu stellen, dass sie Produkte der Degeneration oder Umbildungen von Leukocyten seien. Stroebe2) hebt das Vorhandensein von aus sehr safranino- philer Chromatinsubstanz bestehenden, im Kern oder im Proto- plasma der Krebszellen eingeschlossenen kahn- oder sichelförmigen Körpern hervor und neigt, wenn er sich auch einiger Zweifel nicht entschlagen kann, dahin, sie für Parasiten zu halten, deren ver- schiedene Entwickelungsphasen er wahrgenommen zu haben glaubt. Podwyssozki und Sawtscbenko3) ziehen die parasitäre Natur einiger der von Steinhaus beschriebenen Körper nicht in Zweifel und bestätigen auch, dass manche der Stroebe’schen Figuren wirklich den spindelförmigen Sporen und den Embryonen der Sporozoen entsprechen. Sie beschreiben die von ihnen in den Krebszellen eingeschlossen gefundenen Körper und bilden sie auch ab, und einige derselben gleichen ganz besonders den von Stein- haus (Fig. 8, 13, 14, 30, 34, 40), andere den von Stroebe (Fig. 16, 17, 19) bildlich dargestellten Körpern. Diese eingeschlossenen Körper stellen nach ihnen isolirte oder zu Häufchen vereinigte In- dividuen dar, und um zu überzeugen, dass es sich sicherlich um Parasiten handle, genügt es ihnen, auf das Vorhandensein von reifen, mit sichelförmigen Embryonen angefüllten Individuen hinzu- weisen, welche ein Entwickelungsstadium der Coccidien und Spori- dien darstellen. Aus der Muttercyste sollen die kleinen sichel- förmigen Keime heraustreten und in die Zellen dringen, wo sie die kugelrunde Form des Ruhezustandes annehmen. Doch sollen sich die vermeintlichen Parasiten mittelst Bildung halbmond- oder sichel- förmiger Körper nicht nur in den grösseren und mittelgrossen Sporocysten, sondern auch in den kleinen Sporozoen vermehren. Ebenso sollen sich einige Parasiten durch einen Prozess direkter Theilung vermehren. Die genannten Forscher halten die genetische Beziehung zwischen Parasiten und Krebs für nicht erwiesen. Ja sie sind sogar der Meinung, dass besagte Parasiten nur eine neben- 1) Ueber Carcinomeinschlüsse von Dr. J. Steinhaus. (V i r c h. Archiv. Bd. CXXVI. 1891. Heft 3.) Weitere Beobachtungen. (Virch. Archiv. Bd. CXXVII. 1892. Heft 1.) 2) H. Stroebe, Zur Kenntniss verschiedener cellularer Vorgänge u. s. w. (Bei- träge von Ziegler. Bd. XI. 1891. I. Heft.) 3) S. dieses Centralblatt. Bd. XI. 1892. No. 16, 17, 18. Ueber die Krebsparasiten. 187 sächliche Rolle spielen und höchstens im Stande sind, den Organismus durch die von ihnen erzeugten toxischen Produkte zu verändern. In den von Pasteur herausgegebenen Annalen erschien eine Untersuchung von Soudakewitsch1) über die Krebsparasiten, in welcher Körper abgebildet sind, die mit den von den vorher- genannten Forschern beschriebenen keine Aehnlichkeit zu haben scheinen. Soudakewitsch behauptet , in allen von ihm untersuchten Krebsen eingeschlossene Körper gefunden zu haben, die nach seiner Meinung als Parasiten anzusehen sind, und da die von ihm be- schriebenen Körper untereinander differiren, so folgert er, dass den verschiedenen Krebsen verschiedene Parasitenarten entsprechen müssen. Ich habe ein Präparat Soudakewitsch’s gesehen und darin Körper angetroffen, die mit den von mir in einer veröffentlichten kurzen Mittheilung als wahrscheinliche Parasiten bezeichneten iden- tisch sind. Doch nachdem ich meine Präparate durchgesehen und die von Soudakewitsch dargestellten Figuren genau betrachtet habe, bin ich keineswegs der Meinung, dass alle von ihm beschriebenen eingeschlossenen Körper Parasiten seien. Die Fig. 22, 23, 24 auf Tafel V ; 3, 4, 14, 16, 21, 22 auf Tafel VI; 15, 16, 18 auf der Tafel VII und vielleicht noch einige andere Figuren vermögen in mir nicht die Ueberzeugung zu erwecken, dass es sich hier wirklich um Parasiten handle, wohingegen ich die in Fig. 1 auf Tafel VII und in vielen anderen Figuren dargestellten Körper ganz entschieden für Parasiten halte. Wie dem nun auch sei, und nach blossen Zeich- nungen lässt sich immer sehr schwer urtheilen, jedenfalls ist klar ersichtlich, dass die Figuren Soudakewitsch’s nichts gemein haben mit den Figuren Podwyssozki’s, der aber nichtsdesto- weniger behauptet, die Soudakewits ch’schen Präparate gesehen und die in ihnen enthaltenen Körper als Coccidien erkannt zu haben. Die Frage ist schwer zu lösen, da man für Parasiten sehr leicht Körper halten kann, die, auch wenn sie nicht aus der Degene- ration oder der Umbildung hervor gegangen sind, doch mit dem Leben des Gewebes, in welchem sie sich befinden, innig verknüpft sein könnten. Ich behalte mir vor, in einer anderen Arbeit nachzuweisen dass die von Stroebe und von Podwyssozki beschriebenen Körper sich auch in nichtkrebsigen und nicht neugebildeten Geweben vor- finden und dass sie wahrscheinlich mit der Zellenentwickelung in Zusammenhang stehen. In der vorliegenden Arbeit beabsichtige ich nur jene Fälle zu beschreiben, bei denen ich in den Krebszellen fremdartige Körper gefunden habe, die ihrer Form, Struktur, ihren verschiedenen Entwickelungsphasen, der Art sich zu färben, ihrem Sitze und der Natur der Geschwulst nach, in welcher sie sich be- fanden, nur als Parasiten erklärt werden können. Der erste der von mir studirten Fälle war ein nicht ulcerirter 1) Recherches sur le parasitisme intracellulaire etc. (Aimales de l’Institut Pasteur. 1892. 25 Marz. No. 3.) 13* 188 Fok, Mammakrebs. Die Geschwulst war consistent, aber nicht skirrhös, und die fettige Entartung der Epithelzellen war keine sehr vor- geschrittene. Unter den zahlreichen Schnitten von in Sublimat und in Alkohol gehärteten und mit Hämatoxylin gefärbten Stücken fand ich einige, welche besondere Zelleneinschlüsse darboten, die meine Aufmerksamkeit in hohem Grade fesselten. Dieselben fanden sich, wie gesagt, nur in einigen Schnitten vor und, wie ich noch hinzu- fügen kann, nur in einigen Theilen eines gegebenen Schnittes, was die nicht geringen Schwierigkeiten in ihrem Auffinden erklärt. Bis jetzt habe ich mehr als 70 Krebse, zum grössten Theil Mamma- krebse, untersucht und nur 4 mal habe ich Körper gesehen, die mit Sicherheit als Parasiten angesprochen werden können. Das will nicht sagen, dass man nicht in fast allen Krebspräparaten Zellen- einschlüsse sieht und dass dieselben kein sehr verschiedenes Aus- sehen haben ; doch können sie eben nicht mit voller Sicherheit als Parasiten bezeichnet werden. Die Körper können homogen oder differenzirt, klein und zahlreich oder gross und isolirt in einer ein- zigen Zelle sein; oder wenn sie sich gar nicht oder schlecht färben, wenn sie ein Protoplasma um einen Kern herum aufweisen, so sehr das eine und der andere auch zusammengeschrumpft und moditizirt sein mögen, bleibt immer der Verdacht, dass es sich um Degene- rationserscheinungen oder um intracelluläre Verdauung handle. Deshalb darf man sich, wenigstens solange man nicht eine Methode gefunden hat, um alle Phasen, auch die Degenerationsphasen der Parasiten, zu erkennen, nur an jene Fälle halten, in denen diese gut erhalten sind und deren Struktur ein Verwechseln derselben mit Körpern anderer Natur nicht zulässt. Indem ich meine Präparate in verschiedener Richtung unter- suchte, fand ich eine Reihe von Körpern, die ich in den dieser Arbeit beigefügten Tafeln abgebildet habe. Die Figuren sind in denselben so angeordnet, dass sie eine Vorstellung von dem ver- schiedenen Aussehen der ein geschlossenen Körper, zugleich aber auch von der Aufeinanderfolge der bei der progressiven Entwickelung wahrscheinlich stattfindenden Veränderungen zu geben vermögen. So stellt Fig. 1 ganz kleine, im Zellenprotoplasma enthaltene Körperchen dar; einige derselben sind coccidienförmig und scheinen ihrem Färbungs verhalten und ihrem Aussehen nach eines der ersten Entwickelungsstadien der eingeschlossenen Körper darzustellen. Noch deutlicher werden diese jedoch in Fig. 2 gesehen, und von hier ab bis zur Figur 7 tritt die progressive Entwickelung derselben ganz deutlich vor Augen. Diese Körper sind rund oder oval, bläs- chenartig, ein unregelmässig gebildetes Körperchen im Centrum auf- weisend, von welchem unvollständige Fortsätze oder Strahlen aus- gehen, die gegen die Peripherie verlaufen, ohne dass man jedoch ihre Insertion an der Membran wahrzunehmen vermag. Der grösste und am deutlichsten als Bläschen erscheinende dieser Parasiten (Fig. 7) weist im Centralkörper einige dunkle Punkte auf, die sich wie Nukleolen im Kern ausnehmen. In den Fig. 8 bis 10 sieht man feine strahlenförmige Streifen auftauchen, gebildet von kurzen Linien, die von der Kapsel ausgehen und gegen den Centralkörper verlaufen, Ueber die KrebsparasiteD. 189 ohne denselben jedoch zu erreichen. In Fig. 11 gewahrt man schon eine beginnende regelmässige Segmentation des Protoplasmas, das ein Gänseblümchen-ähnliches Aussehen annimmt. In den Fig. 12, 13, 14, 15, bilde ich in Krebszellen ein- geschlossene Körper von einem Fall primitiven Lungenkrebses ab. In diesen sieht man die einzelnen Theile des Körpers nicht deut- lich, der in Fig. 14 eine netzförmige Hülle zeigt und in Fig. 13 ein bläschenartiges Aussehen hat mit einem hellen Raum zwischen dem Kern und der Membran. In den Fig. 16 und 17 sind die im ersten Falle gefundenen Körper dargestellt, die sich aber nur wenig oder fast gar nicht färbten. Hätten sie sich allein befunden, dann würde man von ihrer parasitären Natur kaum überzeugt sein, da sie sich aber mit anderen, die sich gut färbten und deren Entwickelungsphasen man verfolgen konnte, vermischt vorfanden, so wäre es unlogisch, wenn man sie als von anderer Natur betrachten wollte. Dies weist auf eine andere Schwierigkeit beim Deuten der eingeschlossenen Körper hin ; denn wenn sich im Protoplasma nur wenig oder gar nicht färbbare Körper vorfänden, würde man kaum geneigt sein, sie für wirkliche Parasiten zu halten ; und doch können sie dies sein , nur dass sie eine Ent- wickelungsphase oder einen Rückbildungsprozess von Körpern dar- stellen, die in ihrer Integrität in anderen Fällen oder in anderen Theilen desselben Falles deutlicher zu erkennen sind. Sollten die beim primitiven Lungenkrebs angetroflenen Körper anderen Ursprungs sein, als die beim Mammakrebs Vorgefundenen? Es ist möglich, dass je nach den Fällen verschiedene Parasitenformen existiren, doch lässt sich aus der mikroskopischen Untersuchung weniger Präparate keiu sicherer Schluss ziehen. Es gibt jedoch sehr bestimmte Fälle, in denen, so grosse Affinität sie auch darbieten, sich doch von den oben beschriebenen ziemlich differirende Körper vorfinden, welche die Annahme der Existenz mehrerer Varietäten dieses Parasiten als gerechtfertigt erscheinen lassen. Die Figuren der Tafel II stellen die in den Krebszellen einge- schlossenen Körper bei einem Krebs der Achseldrüsen dar, der nach einem nicht ulcerirten Mammakrebs auftrat. Die Anwesenheit jener Körper ist von Bedeutung, weil sie sich in einem Organ vorfauden, das ziemlich weit von jeder Kommunikation mit der Ausseuwelt liegt. In die Mamma könnten ja durch die Brustwarze, in die Lunge auf den Luftwegen, in den Magen oder in den Pankreas auf den Ver- dauungswegen, in den Uterus durch die Vagina zufällig parasitäre Körper von der Aussenwelt hineiugelangen und sich dort ablagern; dies ist aber weniger wahrscheinlich bei einem tief gelegenen Organ, das mit der Aussenwelt mehr indirekt kommunizirt. Auch in diesem Falle sah ich die eingeschlossenen Körper nur in einem Theile eines Schnittes, bei einer Serie von 12 genau unter- suchten Schnitten ; doch waren sie in jenem Theile in ausserordent- lich zahlreicher Menge und sehr gut erhalten und in verschiedenen Entwickelungsstadien. Im Protoplasma einiger Zellen beobachtet man sehr kleine, ausser- halb des Kerns liegende, isolirte oder zusammengehäufte Körperchen, 190 F o ä , die sich mit Hämatoxylin nur sehr schwach färbten und in deren Centrum sich einige etwas dunkeiere Körnchen befinden (Fig. 13, Taf. II). In anderen Zellen sieht man Körperchen, die grösser sind, als die vorgenannten, von runder Gestalt, und spärliche, schwach ge- färbte Körnchen uud ein etwas gelb gefärbtes Centralkörperchen ent- haltend (Fig. 9, 10). Auch sieht man rundliche oder ovale Körperchen, die einen gedrängten Haufen intensiv gefärbter Körnchen enthalten (Fig. 1, 2, 4, 5). Bald sind zwei gelbe Körperchen in einer und derselben Zelle vorhanden (Fig. 6), bald nur ein einziges grösseres (Fig. 7, 10). Vielleicht ist es das gedrängte Zusammenliegen der Körnchen, das den im Centrum liegenden Inhalt des Körperchens zu sehen verhindert. In noch anderen Zellen gewahrt mau sehr grosse Körperchen mit deutlichen Umrissen und von cystischem Aussehen, einen Haufen von Körperchen im Centrum enthaltend , die schwach gefärbt oder wegen der Körnchenhaufen nicht deutlich wahrnehmbar sind (Fig. 8). Andere Körper zeigen an ihrer Peripherie feine regel- mässige Streifen, während ihr allgemeines Aussehen das eines Bläs- chens ist, und enthalten im Centrum (Fig. 7) oder nach einer Seite gerückt (Fig. 3) ein grosses, sich schwach gelb färbendes Körperchen. Bevor diese Körper ein bläschenartiges Aussehen annehmen, stellen sie ein centrales gelbes Körperchen dar, das von einem fast die ganze Zelle ausfüllenden Körnchen häufen umgeben wird (Fig. 10). In an- deren Körpern bemerkt man ein gelbes Körperchen im Centrum, umgeben von einem farblosen Hof, der mit gegen die Peripherie gerichteten Strahlen im Innern der Kapsel endigt. Oder man sieht auf einem allgemeinen blauen Grunde einen hellen centralen Raum, der nicht deutlich begrenzt ist oder sich, indem er nach verschiedenen Richtungen Fortsätze aussendet, an der Peripherie verliert (Fig. 11). Endlich gibt es intensiv blau gefärbte Körper, die kaum ein centrales Körperchen wahrnehmen lassen, von welchem viele elliptische oder linienförmige Segmente ausgehen, wie gegen die Peripherie gerichtete Strahlen, auf diese Weise an die, anderen Parasiten eigenen, soge- nannten Gänsebliimchenfiguren erinnernd (Fig. 12). Es gibt Alveolen, in denen sich wenige und noch dazu kleine, blasse, wenig differenzirte Parasiten befinden. Es gibt andere, in denen eine wirklich ausser- ordentliche Monge von alle oben beschriebenen Formen darbietenden Körperchen angetroffen wird (Fig. 14). Aus dem Obengesagten geht hervor, dass die krebsigen Epithel- zellen Körper enthalten, welche sich gut mit Hämatoxylin färben und eine verschiedene Konfiguration und verschiedene Grösse darbieten. Bei einem und demselben Krebse kann man die kleinsten Körper von coccidienförmigem Aussehen beobachten und deren Entwickelung zu immer grösseren und differenzirten Körpern von bläschenartigem oder cystischem Aussehen verfolgen, die einen unregelmässigen Kern ent- halten und in deren Membran oder Protoplasma regelmässige Seg- mentationen zur Erscheinung kommen. Oder man sieht die kleinsten, coccidienförmigen Körper sich zu bläschenartigen Körpern mit sehr körnigem und vom Hämatoxylin intensiv gefärbtem Inhalt entwickeln. Sie werden grösser, die Körnchen werden lockerer und dann sieht (snliulblalt f Hakterioloific u Paamtuikuiule ßii.M. r Ueber die Krebsparasiten. 191 man im Centrum ein oder mehrere Körperchen, die sich schwach mit Orangegelb färben. Ob im Kerninhalt sich ganz kleine Körperchen oder Körnchen befinden, die, heraustretend, im Protoplasma wachsen und das Aus- sehen der oben beschriebenen Körper annehmen, oder ob die einge- schlossenen Körper eine endonucleäre Phase haben oder nicht, darüber habe ich mir kein sicheres Urtheil bilden können. Eine endonucleäre Phase kann man nicht in Abrede stellen, doch ist es möglich, den fremden Körper mit Sicherheit von den anderen Körnchen des Proto- plasmas zu unterscheiden. Man kann die von mir beschriebenen Körper nicht mit in die Zellen eingew? iderten Leukocyten verwech- seln ; auch kann mau nicht annehmen, uass sie Kerne von invaginirten und in verschiedener Weise veränderten Elementen darstellen. Die Entwickelungsphasen, das bläschenartige Aussehen, die regelmässigen Streifen der Kapsel, die reguläre Segmentation des Körpers, die An- wesenheit von centralen Körperchen, die sich durch ihr verschiedenes Verhalten gegenüber den Färbemitteln von den anderen Körnchen des Körpers unterscheiden, sind nichts anderes, als Beweise dafür, dass wir es hier mit Parasiten zu thun haben. Es bedarf des Experiments, um den sicheren Beweis für die genetische Beziehung zwischen den besagten Körpern und dem Krebse zu liefern; aber immerhin ist die Thatsache bemerkenswerth , dass sie schon verschiedene Male im Protoplasma der Zellen bei Krebsen verschiedenen Ursprungs beobachtet worden sind, und auch bei Krebsen tiefgelegener, ausserhalb jeder direkten Berührung mit der Aussenwelt stehender Theile. Wichtig ist auch die mögliche That- sache, dass die besagten Körper in einer gewissen Periode ihres Daseins sich nicht leicht färben lassen , so dass es schwer fällt , sie von anderen Zelleneinschlüssen zu unterscheiden, was die Schwierig- keit erklären würde, sie in einer grossen Zahl von Fällen nachzu- weisen. Es könnte auch sein , dass sie zuerst in den Kernen ein- geschlossen wären unter der Form von Körperchen, die so klein sind, dass sie nicht mit Sicherheit von den anderen Körnchen des Kario- plasmas unterschieden werden können. Nach diesen Erwägungen neige ich nicht zur Annahme, dass die besagten Körper nur zufällig in die Krebszellen gelangt sind , sondern halte es für nicht unwahr- scheinlich, dass ihre Anwesenheit in einem Ivausalverhältniss mit der Entwickelung des Krebses steht. Turin, den 25. Mai 1892. Erklärung der Figuren. Tn lei I.| Fig. 1 — 11. Verschiedene Entwickelungsphasen eines und desselben Parasiten in den Zellen eines Mammakrebses. Fig. 12 — 15. In den Zellen eines primitiven Lungenkrebses eingeschlossene Körper. Fig. 16 — 17. Krebszellen mit wenig färbbaren Körperchen. Fig. 18. Alveolenschnitt von einem Mammakrebse. Die Zellen enthalten die in den Fig. 1 — 11 abgebildeten Parasiten. 192 Behring, Tafel II.I Fig. 1 — 2. Körper, die viele dunkelblau gefärbte Körnchen enthalten. Fig. 3. Körper mit regulären Streifen auf der Membran und einem seitwärts ge- legenen braungelben Körperchen. Fig. 4. Grosser ovaler Cystenkörper, der Körnchenhaufen enthält. Fig. 5. Grösserer Cystenkörper , in welchem man zwischen den Körnchen einige braungelbe Körperchen sieht. Fig. 6. Cystenkörper, dessen Membran reguläre Streifen zeigt; er enthält 2 seit- wärts gelegene und von einigen blauen Körnchen umgebene braungelbe Körpercheu. Fig. 7. Dem vorgenannten ähnlicher Cystenkörper mit einem grossen, theilweise von blauen Körnchen umgebenen braungelben Körperchen im Centrum. Fig. 8. Grosser, runder Cystenkörper mit spärlichen Körnchen, in welchem man die gelben Körperchen nicht sieht. Fig. 9. Ein kleiner Körper mit wenigen blauen Körnchen und einem braungelben Körperchen im Centrum. Fig. 10. Ein etwas grösserer Körper als der vorgenannte, noch ohne cystisches Aussehen, ein grosses, gelbes Körperchen und Körnchenbaufen enthaltend. Fig. 11. Intensiv blau gefärbter Körper mit einem unregelmässig gestalteten hellen, schwach gefärbten Raum im Centrum , von welchem viele nach der Peripherie des Körpers gerichtete Segmente oder Strahlen ausgehen. Fig. 12. Grosser, intensiv blau gefärbter Körper, in welchem man ein central gelegenes gelbliches Körperchen gewahrt; von letzterem gehen viele reguläre, elliptische Segmente aus, die an die sogenannten Gänseblümchen erinnern. Fig. 13. Ein Haufen kleiner Körperchen im Protoplasma einer Zelle. Fig. 14. Eine Alveole, in welcher fast jede Zelle einen Körper zeigt. Untersnchungsergebnisse betreffend den Streptococcus longus. [Aus dem Institut für Infektionskrankheiten.] Mitgetkeilt von Stabsarzt Dr. Behring in Berlin. Seit mehreren Jahren fahnde ich auf solche Streptokokken, die im mikroskopischen Aussehen, in ihren Wachsthumsbedingungen auf künstlichen Nährböden und in ihrem Verhalten im Thierkörper ■wesentliche Abweichungen von den von Fehleisen beschrie- benen Erysipelkokken zeigen. Ein Theil derjenigen Untersuchungen hierüber, welche von Lingelsheim in Gemeinschaft mit mir ausgeführt hat, sind in der Dissertation desselben *) niedergelegt. Seitdem sind diese Untersuchungen von mir selbst, von Dr. von Lingelsheim, Sanitätsrath Boer und Dr. Knorr fortgesetzt. Wir haben im Laufe der Zeit Streptokokken gezüchtet und an Thieren geprüft, die wir bei verschiedenen Krankheiten des Menschen 1) Experimentelle Untersuchungen über morphologische, kulturelle und pathogene Eigenschaften verschiedener Streptokokken. (Zeitschr. f. Hygiene. Band X. 1891.) Untersuchungsergebnisse betreffend den Streptococcus longus. 193 fanden ; insbesondere bei Erysipel, Phlegmonen, Abscessen, Anginen, diphtherischen Belägen, Zahnkrankheiten, Ohreukrankheiten , Haut- atfektionen ; ferner bei Pleuritiden , Pneumonie , Pericarditiden und Peritonitis; dann bei puerperalen Erkrankungen des Uterus und seinei Adnexa, bei puerperalen und andersartigen Pyämieen mit Embolieen und Infarkten; bei Scarlatina; bei Darmkatarrh u. s. w. Wir haben weiter Streptokokken untersucht, die in ursächlicher Beziehung zur Pferdepneumonie stehen; auch eine sehr grosse Zahl von Streptokokken, die bei verschiedenartigen Krankheiten von Laboratoriumsthieren zufällig gefunden wurden. Endlich wurde von uns eine Reihe von Streptokokken aus todtem Nährmaterial, namentlich aus bakterienhaltigem Blute isolirt, gezüchtet und an Thieren geprüft. Die von v. Lingelsheim publicirten Untersuchungen Hessen die Frage über die Konstanz der bei vielen dieser Streptokokken sehr stark ausgeprägten Unterschiede offen; hauptsächlich aus dem Grunde, weil die meisten Kriterien, welche auf den ersten Blick eine Sonderstellung für dieselben zu fordern schienen, als solche von wesentlicher Bedeutung nicht angesehen werden konnten. Weder das Aussehen im mikroskopischen Bilde, noch das Ver- halten beim Thierexperiment konnte auf die Dauer als Ausgangs- punkt für eine Unterscheidung der Streptokokken von einander fest- gehalten werden. Auch die Wachsthumsverhältnisse, z. B. das Aussehen der Gela- tine- und Agarkulturen, das Temperaturoptimum, die Anforderungen an die Reaktion des Nährbodens und an etwaige wachsthumsbe- fördernde Zusätze, wie Zucker, Glycerin und Pepton, lieferten bloss Unterscheidungsmerkmale von vorübergehender Bedeutung. Nur das Wachsthum in frischen Bouillonkulturen erlaubte eine dauernd brauchbare Gruppirung. Danach sind zunächst zwei Arten von einander zu trennen. A. Streptococcus brevis, B. Streptococcus longus. Anmerkung. Die Unterschiede dieser beiden Arten sind durch v. Lingelsheim und unabhängig von demselben durch Stabsarzt Kurth genau beschrieben. Kurth hat jedoch andere Bezeichnungen gewählt. An dieser Stelle soll nur von der 2. Streptokokkenart die Rede sein. Dieselbe lässt sich je nach dem Verhalten in frischen Bouillon- kulturen wieder in mehrere Unterarten scheiden : B. I. Die Bouillon trübende Streptokokken (Fundort nament- lich Erysipel, manche Anginen und Phlegmonen). II. Die Bouillon nicht trübende Streptokokken. Diese 2. Gruppe zerfällt wieder in 3 Unterabtheilungen: II. a) Streptokokken, welche einen schleimigen weichen Bodensatz bilden (Fundort: manche Phlegmonen, Pneumonieen, puer- perale Affektionen, Krankheiten der serösen Häute). b) Streptokokken, welche Schüppchen oder Bröckchen bilden 194 Behring, (Fundort: Scarlatina [Str. conglomeratus Kurth]; schwerer Fall von Pyämie). c) Streptokokken, die sich zu grossen Konvoluten zusammen- ballen und die Neigung haben, an der Glaswand zu hatten (Fundort: bis jetzt nur Pferdepneumonie). Nach meinen bisherigen Erfahrungen sind nun die zum Str. lon- gus gehörigen Gruppen für weisse Mäuse um so mehr virulent, je mehr sie die Neigung zeigen, sich fest zusammenzuballen, und je grösser unter sonst gleichen Wachsthumsbedingungen die Konvolute werden. Zu der Zeit, als vonLingelsheim seine Arbeit publicirte, glaubte ich, dass das für alle Streptokokken, auch für die zum Str. brevis gehörigen Gruppen gelte. Inzwischen habe ich aber durch Herrn Stabsarzt Kurth einen Str. brevis bekommen (von Bo er genauer für Immunisirungszwecke studirt), der die Bouillon gleichmässig stark trübt und doch für Mäuse sehr virulent ist. Es ist möglich, dass später auch für den Str. longus noch Ausnahmen von der oben ausgesprochenen Regel zur Beobachtung kommen; vorläufig jedoch ist die Koincidenz zwischen der Art des Wachsthums in Bouillon und zwischen der Virulenz für weisse Mäuse überraschend regelmässig, so dass ich geneigt bin, einen wesent- lichen Zusammenhang zwischen diesen beiden Erscheinungen zu statuiren. Ich betone ausdrücklich die Virulenz für weisse Mäuse. Es besteht nämlich kein Parallelismus zwischen der Virulenz für diese und für andere Thiere, beispielsweise Kaninchen ; in Folge dessen sind nothwendiger Weise die Beziehungen zwischen dem Aussehen der Bouillonkulturen und der Virulenz für andere Thiere, als weisse Mäuse, andere, und sie müssen für sich besonders studirt werden. Das bisher geschilderte Verhalten der verschiedenen Gruppen innerhalb der Streptokokkenarten, die ich und meine Mitarbeiter als Str. longus bezeichnen, wurde zum Ausgangspunkte für eine Reihe von Untersuchungen gewählt, welche die Frage entscheiden sollten, ob diese Gruppen etwa bloss Spielarten einer und derselben Art von Streptokokken sind, so dass der früher am genauesten studirte Erysipelstreptococcus unter geeigneten Bedingungen die Eigenschaften annehmen kann, welche wir bei Streptokokken finden, die aus Phlegmonen, oder von Scarlatinakranken, oder von pneumonie- kranken Pferden u. s. w. stammen, und umgekehrt; oder aber, ob diesen Gruppen spezifisch und konstant bleibende Differenzen zuzu- sprechen sind. Zur Entscheidung dieser Fragen wurden 4 wesentlich verschie- dene Wege ein geschlagen : 1) Es wurden in einer Reihe von Versuchen viele ursprünglich in Bouillonkulturen und beim Thierexperiment verschiedene Streptokokken im Laboratorium unter mannigfaltig wechselnden Be- dingungen beobachtet, wobei v. Lingelsheim, welcher sich dieser Aufgabe unterzog, besonders darauf achtete, ob beispielsweise ein die Bouillon ursprünglich trübender und für weisse Mäuse nicht virulenter Erysipelstreptococcus die Eigenschaften eines die Bouillon Untersuchungsergebnisse betreffend den Streptococcus longus. 195 nicht trübenden und für weisse Mäuse virulenten Streptococcus annahm, und umgekehrt. 2) v. Lingelsheim hat dann vornehmlich an Kaninchen Unter- suchungen darüber angestellt, ob sich die kraukmachenden Wirkungen der Streptokokken dadurch wesentlich verändern, dass diese Thiere in besonderer Weise vorbehandelt wurden. So konnte er durch Be- einflussung der Cirkulationsverhältnisse am Kaninchenohr ein typisches Erysipel mittels solcher Streptokokken erzeugen, die keine Spur von Erysipel am gesunden Kaninchenohr hervorbrachten. 3) Knorr ging bei seinen Untersuchungen von einem einzigen Streptococcus aus (Str. Märtens), hat denselben in mannig- faltigster Weise weitergezüchtet und durch viele Hundert Thiere passiren lassen ; er achtete dabei darauf, ob im Laufe der Zeit Ueber- gänge in die einzelnen Gruppen des Str. longus stattfinden. 4) Die praktisch wichtigsten Untersuchungen , gleichfalls von Knorr an Str. Märtens durchgeführt, waren von folgender Idee geleitet : Es sollten Thiere gegen diesen Streptococcus immunisirt und das Blut der immun gewordenen Thiere sollte dann zu Heilzwecken angewendet werden. Wenn dann das Blut dieses einen Streptococcus, der ursprüng- lich zur Gruppe II a gehörte, nicht bloss gegenüber den Streptokokken der Gruppe B. II a, sondern auch gegenüber den anderen Heilwirkung zeigte, dann glaubten wir uns zu dem Schluss berechtigt, dass eine spezifische Differenz zwischen den zum Str. longus gehörigen Gruppen nicht existire. Ebenso glaubten wir uns zu diesem Schluss berechtigt, wenn beispielsweise Kaninchen, die ohne Vorbehandlung nach Infektion mit dem Str. Märtens an Streptokokkenseptikämie zu Grunde gehen, nach ihrer Immunisirung auch gegen solche Streptokokken geschützt sind, die bei gesunden Kaninchen Erysipel, Eiterung, Peritonitis, Pleuritis u. s. w. erzeugen. Indem ich bezüglich der Einzelergebnisse auf die Spezialarbeiten des Herrn Dr. von Lingelshein und des Herrn Dr. Knorr ver- weise, will ich hier nur das Gesammtergebniss vorwegnehmen. Dasselbe lässt sich kurz dahin zusammenfassen, dass in allen oben aufgezählten Versuchsreihen sich keine Nöthigung zur Annahme einer spezifischen Differenz der zum Str. longus gehörigen Gruppen ergeben hat. Das wichtigste Ergebniss aber ist die Bestäti- gung der Thatsache (Knorr), dass ein Thier, welches gegen denj enigen Streptococcu s immun ge worden ist, der für dasselbe am meisten virulent ist, auch gegen alle anderen Streptokokken Immunität erlangt hat. Die Fortführung der Immunisirung von Kaninchen und Mäusen gegen virulente Streptokokken bis zu einem hohen Immunitätsgrade ist eine sehr schwierige Sache ; sie ist kaum leichter auszuführen, als die von Meerschweinchen gegen Diphtherie. Indessen habe ich genügende Veranlassung zu der Annahme, dass unsere Immunisirungsmethode jetzt soweit ausgebildet ist, um 196 Spiegler, sie mit Erfolg bei Pferden anwenden zu können; ja es wird die Im- munisirung dieser Thiere wahrscheinlich sich viel leichter und sicherer gestalten, und ich halte mich zu der Behauptung berechtigt, dass die Gewinnung von Heilserum gegen diejenigen Krankheiten, auch des Menschen, die durch Streptokokken erzeugt werden, nur noch eine Sache des Fleisses ist. Wesentlich Neues, das praktisch von Bedeutung wäre, wird durch die Laboratoriumsversuche an kleinen Thieren kaum mehr zu Tage gefördert werden. Zu Immunisirungsversuchen an Pferden aber zum Zweck der Gewinnung von Heilserum liegt um so mehr Veranlassung vor, als eine Streptokokkenkrankheit der Pferde, die Pferdepneumonie, nament- lich unter Militärpferden, eine der verderblichsten Krankheiten ist. Ueber das bakteriologische Verhalten des Thiophen- dijodid. Von Dr. Eduard Spiegler in Wien. [Aus dem hygienischen Universitätsinstitute in Wien.] Wie ich im Februarheft 1892 der therapeutischen Monatshefte mitgetheilt habe, ist das Thiophendijodid ein Körper, welchem in exquisiter Weise antiseptische Eigenschaften zukommen. Es erübrigt nur, das Verhalten verschiedener Mikroorganismen gegen das Thiophen- dijodid näher zu prüfen. Bei den diesbezüglichen Versuchen wurde weniger Gewicht dar- auf gelegt, eine möglichst grosse Zahl von Bakterien in ihrem Ver- halten gegen das Thiophendijodid zu prüfen, als vielmehr darauf, die Einwirkung desselben unter diflerenten äusseren Bedingungen, sowohl in Bezug auf die Wahl des Nährbodens als auch auf die Temperatur zu studiren. I. Micrococcus pyogenes aureus. 1) Nährgelatine bei Brütofentemperatur. Es wurde aus Phlegmoneneiter eine Reinkultur angelegt. Von dieser wurden zwei Röhrchen mit Nährgelatine infizirt, das eine derselben wurde mit etwas Thiophenpulver versetzt und einigemal durchgeschüttelt, hierauf wurden beide Röhrchen in den Brutofen gebracht. Während in dem Kontrollröhrchen schon nach 24 Stunden die Kultur deutlich aufgegangen war, war in dem mit Thiophendijodid versetzten Röhr- chen noch am 15. Tage die Gelatine vollständig rein geblieben. 2) Gelatineplattenaussaat auf Petri’sche Schäl- chen. Es wurde auf drei Schälchen mit obiger Kultur infizirte Ueber das bakteriologische Verhalten des Thiophendijodid. 197 Peptongelatine ausgegossen. Zwei dieser Schälchen wurden mittelst Haarpinsels in ihrer ganzen Oberfläche mit Thiophendijodid bestreut. Nach 48 Stunden war die Kontrolldose zum grössten Theile , nach weiteren 24 Stunden vollkommen durch die Aureuskultur verflüssigt. Die mit Thiophen bestreuten Dosen waren noch vollkommen fest. Am 15. Tage zeigten dieselben folgendes Bild : Die eine der beiden Dosen war vollkommen steril geblieben , die andere zeigte eine von der Peripherie gegen das Centrum hin langsam vorschreitende Verflüssi- gung des Nährbodens, so dass an verschiedenen Stellen Bogenstücke von 1/6 — 1/3 Breite des Schälchenradius verflüssigt sind. Die Stellen, von denen die Verflüssigung ausging, waren nur sehr spärlich mit dem Präparate beschickt gewesen. Weiter wurde mit Staphylococcus pyogenes aureus geimpfte Peptongelatine gleichfalls auf ein Petri’sches Schälchen ausgegossen und nach dem Erstarren der Gelatine die eine Hälfte der Dose mittelst Haarpinsels mit dem gepulverten Präparate bestreut, während die andere Hälfte frei blieb. Bereits nach 48 Stunden war diese Seite zum grössten Theile verflüssigt, am 10. Tage war die Verflüssigung bis zu der mit Thiophen bestreuten Seite vorgeschritten. Es zeigte sich zu dieser Zeit auch auf der anderen Seite eine äusserst langsam vorschreitende Ver- flüssigung der Randpartieen, welche jedoch nur eine Breite von 1I2 cm erreichte. Im Uebrigen war die mit Thiophendijodid bestreute Partie steril geblieben. 3) Flüssiges Blutserum. Die ersten Versuche wurden in der Art angestellt, dass von zwei Röhrchen, die mit Staphylo- coccus geimpft waren, das eine mit Thiophen durchgeschüttelt wurde, während das zweite zur Kontrolle diente. Das Pulver setzte sich rasch zu Boden. Beide Röhrchen wurden bei Bruttemperatur aufbewahrt. Am nächsten Tage war das Kontrollröhrchen stark ge- trübt und ein Bodensatz von Vegetationen sichtbar, während das Blutserum des Thiophenröhrchens wenig verändert schien, doch liess sich auch hier makroskopisch Vegetation der Kokken nachweisen, und nach 12 Tagen war auch hier ein Bodensatz gebildet. Mit Rücksicht auf die äusserst geringe Löslichkeit des Thiophen- dijodides wurde bei einem zweiten Versuche das Thiophendijodid so eingetragen, dass zwar der grössere Theil des Präparates sich zu Boden senkte , ein Theil aber theils in Suspension , theils auf der Oberfläche zurückblieb. Nach 24 Stunden war das Kontrollröhrchen stark getrübt und ein Bodensatz von Vegetation sichtbar, das Thiophen- röhrchen hingegen schien ganz unverändert. Doch gab, wie zu er- warten, eine Ueberimpfung auf Bouillon ein positives Resultat, so dass es sich bloss um Entwickelungshemmung handelte. Es wurde nun das Röhrchen durchgeschüttelt, so dass wie beim ersten Ver- suche sich das Präparat vollkommen auf den Boden absetzte. Nach 24 Stunden war nun auch dieses Röhrchen völlig getrübt. Es ergibt sich hieraus, dass auch im eiweisshaltigen Substrate das Thiophen- dijodid, eine allerdings geringe, entwickelungshemmende Wirkung zeigte. 4) Es erübrigt noch, die Versuche auf erstarrtem Blutserum zu führen. 198 Spi egler, Von einer Agarkultur wurden auf das im Petri’schen Schälchen erstarrte Blutserum vier Impfstriche gemacht. Von diesen wurden zwei mittelst Haarpinsels mit dem Präparate reichlich bestreut, der dritte spärlich, der vierte blieb vollständig frei. Sechs Tage nach der Impfung zeigte die Dose folgendes Bild : Längs des freigebliebenen Impfstriches waren Vegetationen von Staphylococcus aufgegangen, und zwar mit intensiver Farbstoffbildung, während an dem spärlich bestreuten Impfstrich sich nur geringes Wachsthum zeigte und die reichlich bestreuten nur in der Tiefe einen schmalen gelblichen Saum von Vegetation erkennen Hessen. Auf eine andere Tasse wurden von derselben Kultur drei Impfstriche über die ganze Tasse möglichst gleichmässig dünn mit Thiophendijodid bestreut. Am vierten Tage zeigte dieselbe folgendes Bild: An den wenig oder gar nicht bestreu- ten Randpartieen war deutliches Wachsthum zu konstatiren, ebenso innerhalb des bestreuten Gebietes an wenigen Stellen, wo das Prä- parat besonders spärlich gelegen war. In der grössten Ausdehnung waren die Impfstriche frei von Vegetation geblieben; an denjenigen Stellen, wo der C o c c u s aufgegangen war, zeigte sich eine sehr ge- ringe Farbstoffbildung. Alle Dosen waren Brutofentemperatur ausge- setzt gewesen. Bacterium prodigiosum. Dasselbe zeigte sich gegen Thiophendijodid ziemlich resistent. Es wurden zwei Dosenkulturen mit Peptongelatine angelegt und zur Hälfte mit Thiophendijodid bestrent. Nach 24 Stunden waren beide Dosen unverändert, nach 72 Stunden war die unbestreute Hälfte vollständig verflüssigt, die bestreute zum grossen Theile. Da dieses Bakterium kein pathogenes ist, wurde von weiteren Ver- suchen abgesehen. Bacterium pyocyaneum. Es wurde Peptongelatine, die in zweiter Verdünnung mit Pyo- c y a n e u s infizirt worden war, in eine Dose ausgegossen und hierauf die Kultur zur Hälfte mit Thiophendijodid bestreut. Nach zwei Tagen zeigte sich nur am Rande der nicht bestreuten Seite begin- nende Verflüssigung, während allerdings die ganze Platte bis auf eine etwa 4 Kreuzerstück grosse Stelle der bestreuten Seite reichlich mit Kolonieen durchsetzt war. Am sechsten Tage ist die bestreute Seite noch fest, die freie hingegen vollkommen verflüssigt. Erst am siebenten Tage beginnt die Verflüssigung auch auf der bestreuten Seite und ist am achten Tage vollendet. Wiederholung des Versuches ergab ein analoges Resultat. Streptococcus pyogenes. Die Kultur, die verwendet wurde, entstammte einem Empyem. Von dieser Kultur wurden zwei Bouillonröhrchen geimpft, das eine derselben mit etwas Thiophendijodid versetzt und durchgeschüttelt, Ueber das bakteriologische Verhalten des Thiophendijodid. 199 hierauf beide Röhrchen in den Brutofen gebracht. Nach 48 Stunden war das mit Thiophendijodid versetzte Röhrchen vollkommen klar, das andere stark getrübt. Eine Wiederholung des Versuches ergab dasselbe Resultat. Zwei Röhrchen mit flüssigem Blutserum wurden mit Strepto- coccus infizirt, das eine Röhrchen wurde mit Thiophendijodid ver- setzt, das Kontrollröhrchen blieb frei. Beide Röhrchen wurden in den Brutofen gebracht. Nach 48 Stunden war das Kontrollröhrchen deutlich getrübt, das andere scheinbar unverändert. Eine Uebertra- gung aus demselben in frische Bouillon gab indes ein positives Re- sultat. Schliesslich wurden auf Dosen mit erstarrtem Blutserum Impf- striche so angelegt, dass sich dieselben kreuzten. Auf einen Impf- strich der einen Dose wurde etwas Thiophendijodid gebracht, die andere Dose blieb frei. Beide Dosen wurden in den Brutofen ge- bracht. Auf der Kontrolldose war die Kultur am 4. Tage deutlich aufgegangen, während auf der anderen noch keine Spur von Wachsthum sichtbar war. Erst am 8. Tage zeigte sich auf der Thiophendose Wachsthum, jedoch nur entlang dem nicht bestreuten Impfstriche. Der bestreute Theil und die benachbarten Theile des nicht bestreuten Impfstriches in einer Länge von 1 1/2 — 2 cm blieben von Vege- tation frei. Bacterium typhi abdominalis. 1) Es wurde Peptongelatine infizirt und auf ein Petri’sches Schälchen ausgegossen. Hierauf wurde die Kulturschicht zur Hälfte mit Thiophendijodid bestreut. Am 3. Tage zeigte sich folgendes Bild: Auf der nicht bestreuten Seite sind reichlich Kolonieen aufge- gangen, dieselben hören jedoch etwa 1 cm von der mit Thiophendi- jodid bestreuten Seite entfernt auf, so dass ein vollkommen von Vegetation freies, nicht mit Thiophen bestreutes Band besteht. Am 4. Tage ist Vergrösserung der Kolonieen sichtbar. Die erwähnte Zwischenzone ist noch immer vegetationsfrei geblieben. Auch am 13. Tage noch war diese Zone noch vollkommen frei von Kolonieen, ebenso selbstverständlich der bestreute Theil selbst. 2) Von zwei mit Typhusbakterien infizirten Bouillonröhrchen wurde das eine mit etwas Thiophendijodid versetzt, darauf beide Röhrchen in den Brutofen gebracht. Ersteres war noch am 17. Tage vollkommen klar geblieben, während das Kontrollröhrchen schon am zweiten Tage stark getrübt war. 3) Eine drei Tage alte Bouillonkultur wurde mit Thiophendijodid versetzt und in den Brutofen gebracht. Die mikroskopische Unter- suchung am nächsten Tage ergab Fehlen der Eigenbewegung der Stäbchen. Jedoch zeigten sich diese bei Ueberimpfung auf frische Bouillon lebensfähig. 4) Zwei Röhrchen mit flüssigem Blutserum wurden mit Typhus geimpft, das eine mit Thiophendijodid durchgeschüttelt, so dass sich das ganze Pulver auf dem Boden absetzte. Nach vier Tagen war sowohl in diesem wie auch in dem Kontrollröhrchen starke Vermeh- 200 S p i e gl er , rung der Bakterien zu konstatiren. Es wurde von beiden Röhrchen auf schiefgelegte Peptongelatine in Eprouvetten überimpft. In beiden Röhrchen gingen charakteristische Kulturen ziemlich gleichinässig auf. 5) Das Verhalten der Typhusbakterien auf in Petri’schen Schälchen erstarrtem Blutserum ist folgendes: Es wurden drei Impfstriche auf das erstarrte Blutserum gemacht und mittelst Haarpinsels mit Thiophendijodid bestreut. Soweit die Impfstriche bestreut waren, zeigte sich auch am sechsten Tage noch gar kein Wachsthum, an den unmittelbar an das Präparat heran- reichenden Impfstrichen nur sehr geringes Wachsthum. Diejenigen Theile der Impfstriche, die ein Ceutimeter und darüber vom Thio- pheudijodid entfernt sind, zeigen normales Wachsthum. Ich bemerke, dass die Impfstriche, um ihre Entwickelung deutlich beobachten zu können, nur sehr dünn mit dem Präparate bestreut worden waren. Bei einem anderen Versuche wurden ebenfalls vier Impfstriche in der Entfernung von 1 — 2 cm auf in Petri’schen Schälchen er- starrtes Blutserum gemacht. Das Thiophendijodid wurde genau in die Zwischenräume mittelst Spatels so eingetragen, dass die Impf- striche selbst vollkommen frei von demselben blieben, während das Präparat selbst 3 — 4 mm von denselben entfernt war. Die Impf- striche waren bei dieser Versuchsordnung vollkommen steril geblieben und zeigten auch am sechszehnten Tage bei Brutofen temperatur noch keine Spur von Wachsthum. Choleravibrio. Es wurden zwei Bouillonröhrchen aus einer von einem indischen Cholerafalle stammenden Kultur geimpft. Das eine wurde mit etwas Thiophendijodid versetzt, das Kontrollröhrchen blieb frei. Hierauf wurden beide in den Brutofen gebracht. Schon am nächsten Tage war das Röhrchen ohne Thiophen stark getrübt, das Thiophenröhr- chen hingegen war vollkommen klar geblieben, Während die Trübung in jenem zunahm, war im Thiophenröhrchen auch am zwölften Tage keine Spur von Wachsthum zu bemerken, indem die Bouillon voll- kommen klar geblieben war. 2) Ein Röhrchen mit Peptongelatine wurde aus derselben Cho- lerakultur infizirt und hierauf auf ein Petri’ sches Schälchen ausge- gossen. Nach dem Erstarren der Peptongelatine wurde die eine Hälfte der Dose in schon angegebener Weise mit Thiophendijodid bestreut, die andere Seite blieb frei. Nach drei Tagen waren auf der vom Präparate freien Seite zahlreiche Kolonieen aufgegangen, während die bestreute Seite sich vollkommen steril zeigte. Indessen war auch hier zwischen den auf der anderen Seite reichlich aufge- gangenen Kolonieen und der Grenzlinie des Thiophendijodids ein etwa ein Centimeter breites, vollkommen steriles Band sichtbar, welches in seiner Form den Einbuchtungen und Vorsprüngen der Thiophen- grenze ziemlich genau folgt. Noch nach fünfwöchentlichen Beobach- tungen war die bestreute Seite steril geblieben und jenes kolonieen- freie Band durchaus erhalten. Ueber das bakteriologische Verhalten des Thiophendijodid. 201 Bacillus anthracis. 1) Zwei Röhrchen mit Bouillongelatine wurden aus einer Milz- brandkultur infizirt und dann auf Petri’ sehe Schälchen ausgegossen. Das eine Schälchen wurde zur Hälfte mit Thiophendijodid bestreut, es kamen aber einzelne Partikelchen des Präparates auf die andere Seite, welche frei von demselben hätte bleiben sollen. In der Kontroll- dose gingen die Kulturen sofort sehr schön auf, während die andere Dose noch nach sechs Tagen vollkommen steril geblieben war. Es zeigte sich, dass selbst die geringe Menge Thiophendijodid, welche auf die andere Seite gelangt war, genügte, das Wachsthum des B a- cillus anthracis vollkommen zu hemmen. Daraufhin wurde ein anderer Versuch folgendermassen angestellt: 2) Es wurden drei gleichmässig mit Milzbrandkultur infizirte Röhrchen von Peptongelatine auf Schälchen aufgegossen und erstarren gelassen. In der einen Dose wurde ein Segment in der Ausdehnung von etwa einem Viertel der ganzen Oberfläche mit Thiophendijodid bestreut, auf die zweite Dose wurde genau in die Mitte eine geringe Menge Thiophendijodid eingetragen, welche eine etwa pfenniggrosse Stelle des Nährbodens bedeckte, die dritte Dose blieb frei. Nach 24 Stunden zeigten die Dosen folgendes Bild : In der Kontrolldose waren zahlreiche Kolonieen aufgegangen. In der zu einem Viertel mit Thiophen bestreuten Dose war der be- streute Theil selbstverständlich und angrenzend an diesen ein ca. P/g cm breites Band vollkommen steril geblieben ; jenseits desselben gute Entwickelung von Kolonieen. Die Dose, in welcher nur in der Mitte etwas Thiophen eingetragen war, zeigte um dieses einen voll- kommen sterilen Kreis von etwa 2 cm Radius, in weiterer Entfer- nung deutlich schwächeres Wachsthum und erst in noch grösserer Entfernung zahlreiche, gut entwickelte Kolonieen. Nach sechs Tagen waren die beschriebenen Stellen noch steril geblieben. 3) Zwei Röhrchen mit Bouillon wurden mit Bacillus authra- c i s infizirt, das eine mit Thiophendijodid versetzt, hierauf beide in den Brutofen gebracht. Noch nach sechs Tagen war das mit Thiophen versetzte Röhrchen vollkommen steril geblieben, während das Kontroll- röhrchen stark getrübt war. 4) Es wurden zwei Röhrchen mit flüssigem Blutserum mit Milz- brand infizirt. Nach 48 Stunden war das Kontrollröhrchen stark getrübt, das andere Röhrchen scheinbar unverändert. 5) Schliesslich wurde noch ein Versuch auf erstarrtem Blutserum angestellt, in der Art, dass auf einer Dose mit diesem Nährboden drei Impfstriche angelegt und dieselben theilweise mit Thiophendijodid bestreut wurden. Die Dosen wurden dann in den Brutofen gebracht. Am vierten Tage waren die Impfstriche bis x/2 cm vom Thiophendijodid entfernt aufgegangen, von dort an war das Wachsthum sistirt. Anhangsweise sei noch Folgendes angeführt: In einigen Versuchen, bei denen das Präparat in flüssiges Blutserum so eingetragen wurde, dass dasselbe theils am Boden des Röhrchens lag, theils auf der Oberfläche der Nährflüssigkeit schwamm, geschah es, dass sowohl XII. Bd. 14 202 Spiegler, Ueber das bakteriologische Verhalten des Thiophendijodid. Typhusbakterien, als auch sporenfreie Milzbrandkulturen, nach zwei- tägigem Kontakte mit dem Präparate auf Bouillon übertragen, nicht mehr aufgingen, so dass also hier ausnahmsweise nicht bloss Ent- wickelungshemmung, sondern Abtödtung erreicht war. Indess erklärt sich dies in der Weise, dass das hierzu verwendete Präparat bereits längere Zeit gestandeu hatte uud sich an der Oberfläche offenbar durch Bildung von jodreicheren Verbindungen braun gefärbt hatte. Freies Jod war in demselben nicht nachzuweisen. Diesem Polyjodiden kommt also, wie es scheint, eine höhere antimykotische Wirksamkeit zu. Wie sich aus den vorstehenden Mittheilungen ergibt, besitzt das Thiophendijodid entschieden entwicklungshemmende Eigenschaften und unterscheidet sich also in dieser Hinsicht vom Jodoform, welches ausserhalb des Organismus für die meisten Mikrobenarten ganz un- schädlich ist. Ganz besonders empfindlich gegen dasselbe sind auf allen Nährböden das Typhusbakterium, der Milzbrandbacillus, der Choleravibrio, sowie der Streptococcus pyogenes, in geringerem Masse der Staphylococcus aureus und der Pyocyaneus. Am widerstandsfähigsten zeigte sich der Micrococcus prodigio- sus, was jedoch klinisch kaum in Betracht kommen kann. Nicht unerwähnt sei gelassen, dass wir bei den Versuchen mit Thiophen- dijodid nicht von jenen Störungen durch Schimmelpilzvegetationen zu leiden hatten, wie de Ruyter u. a. bei Anwendung von Jodoform- pulver. Es scheint somit das Thiophendijodid auch auf die etwa im Präparate selbst enthaltenen Hyphomyceten schädigend zu wirken. Indess ist die Wirkung, welche das Thiophendijodid auf Wunden ausübt, grösser, als nach den bakteriologischen Versuchen erwartet werden sollte. Es spielen also auch hier offenbar noch andere Um- stände mit, ähnlich wie beim Jodoform. Ebenso wie bei Anwendung von Jodoform kommt es auch bei der von Thiophendijodid zur Ab- spaltung von Jod im Organismus, wie durch die Untersuchung des Harnes konstatirt wurde. Allerdings erfolgt diese Ausscheidung erst nach längerem Gebrauche und in geringerem Maasse, als bei jenem. Ich halte mich durch die vorstehenden Mittheilungen neuerdings berechtigt, die Fachgenossen auf das Thiophendijodid als ein sehr brauchbares Antisepticum aufmerksam zu machen. Es hat vor dem Jodoform jedenfalls das voraus, dass es einen schwachen angenehm- aromatischen Geruch besitzt. Schliesslich sei es mir gestattet, dem Herrn Professor Dr. Max Gr über, sowie dem Assistenten des Institutes, Herrn Dr. Adolf Heide r, für die so überaus liebenswürdige Unterstützung bei diesen Untersuchungen meinen herzlichsten Dank auszudrücken. Wien, den 25. Juni 1892. Plaut, Zur Technik. 203 Zur Technik. Von Dr. H. C. Plaut in Leipzig. Für den praktischen Arzt, der von irgend einem Fall seiner Be- suchspraxis Kulturmaterial gewinnen will, ist es oft mit Schwierig- keiten verknüpft, eine passende Flamme zum Ausglühen seines Platin- drahtes zu erhalten. Man kann sich in folgender Weise helfen: Der Platindraht, der inkl. Glasstab nur wenig länger sein darf, als das zu impfende Reagenzglas, wird zu Hause ordentlich ausgeglüht, ebenso die dem Platindraht zunächst liegende Hälfte des Glasstabes und sodann nach Lüftung des Wattepfropfs in das mit Agar oder Gela- tine beschickte Reagenzglas gestossen. Der Wattepfropf wird dann nach kurzem Absengen wieder eingedreht, und zwar so, dass der Glasstab durch ihn an die Wand des Reagenzglases angedrückt wird. Ueber die Watte kommt eine sterile Gummikappe. Beim Gebrauch entfernt man diese und die Watte wie gewöhnlich, zieht den Platin- draht heraus, beschickt ihn mit Material und impft dann das Gläs- chen, in dem er vorher gesteckt hat. Ich habe schon seit einiger Zeit Material mir auf diese Weise verschafft oder verschaffen lassen und bin mit dem Resultat bis jetzt recht zufrieden gewesen. Leipzig, den 3. Juli 1892. Referate. Muscatello, G., Sopra un caso di suppurazione prodotta dal Bacillus coli communis. (La Riforma med. 1891. No. 163. p. 145.) Der vom Yerf. mitgetheilte Fall eines durch das Bacterium coli,commune verursachten Eiterungsprozesses betraf eine 23-jährige Frauensperson, bei welcher sich im Verlaufe von hämorrhoidalen Störungen ein Abscess in der Analgegend gebildet hatte. Der gelb- liche, rahmartige, fötide Abscesseiter enthielt den erwähnten Mikro- organismus in Reinkultur. Die morphologischen Eigenschaften des mittelst des Plattenverfahrens isolirten Mikroorganismus im Zusammen- hänge mit dessen kulturellem Verhalten, seinem Gährungsvermögen und dem positiven Ergebnisse der Gasser’schen Probe Hessen keinen Zweifel darüber aufkommen, dass es sich thatsächlich um das B. coli und nicht um den Typhusbacillus oder andere verwandte Mikroorganismen handelte. Der sofort nach der Entnahme an Meer- schweinchen verimpfte Eiter erzeugte bei subkutaner Applikation 14* 204 Eiterung. — Coccidien bei Hasen und Kaninchen. (2 Versuchsthiere) Abscesse mit fötidem Eiter, in welchem wiederum das B. coli allein vorhanden war. Eine intraperitoneale Impfung mit demselben Materiale setzte keine pathologischen Veränderungen an dem 40 Tage nach der Injektion getödteten Meerschweinchen. Bei einem in die vordere Augenkammer geimpften Thiere entwickelte sich eine reichliche Eiterung, indes waren in dem Eiter neben dem B. coli noch andere Bakterienarten vorhanden. Die aus den experi- mentellen Abscessen gewonnenen Kulturen des B. coli erzeugten, an andere Thiere verimpft, wiederum Abscesse, welche jenen analog waren, die direkt durch Eiter hervorgebracht wurden. Kral (Prag). M£gnin, M. P., Deux maladies nouvelles du lievre et du lapin. (Revue des Sciences naturelles appliquees. Annöe XXXIX. 1892. No. 10.) Der Verf. verweist zunächst auf andere, schon früher von ihm beschriebene Erkrankungen der Hasen und Kaninchen, von denen er bei den Leberaffektionen durch Coc cid i u m oviforme zum ersten Male deren Bösartigkeit und leichte Ansteckungsfähigkeit erkannt zu haben behauptet (was indessen unrichtig ist) *). Die „n euen“ Krank- heiten sind: Infektion des Darmes mit Coccidien beim Hasen und eine Hauterkrankung des Kopfes beim Kaninchen. — Durch erstere wurde eine Anzahl von Hasen erheblich dezimirt. Verf. fand im Darme ein Coccidium, das er mit Leuckart als von dem Lebercoccidium des Kaninchens verschieden auffasst (C. perforans Lckt.). Neu ist höchstens das Vorkommen von Coccidien beim Hasen, was bisher anscheinend noch nicht bekannt war. Warum, wie der Verf. will, die Krankheit mit aus Deutschland stammendem Wilde erst nach Frankreich eingeschleppt worden sein soll, ist nicht verständlich und wenig wahrscheinlich. — Die zweite Krankheit, die sich vom No- vember ab während des Winters bei wilden Kaninchen findet und der viele Thiere erliegen, besteht in einer Bildung von Krusten auf den Nasenöffnungen, den Lippen und schliesslich auf dem ganzen Kopfe. Sie gleicht auf den ersten Blick Fällen von Krätze des Ge- sichts, lässt aber nirgends Spuren von Milben erkennen. Ausser diesen Krusten eines echten impetiginösen Ekzems auf den Nasen- löchern und der Stirn ergab die genauere Besichtigung im Gesicht förmliche Entblösungen von Haut durch purulente Geschwüre, in denen keine Mikroben nachgewiesen werden konnten. Im Magen fanden sich „Tausende“ von Exemplaren des Strongylus strigosus Duj. Dessen Anwesenheit ist nach dem Verf. Anlass zu einem heftigen Jucken der Nase — wie das auch bei Kindern, die an Eingeweide- würmern leiden, vorkomme — und durch das hierdurch verursachte Reiben, Kratzen etc. werde das Ekzem bedingt. Schuberg (Würzburg). 1) Vergl. Leuckart, Parasiten. Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 205 Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Wünscliheim, y., Zur Frage der Gewinnung von Rein- kulturenderTuberkelbacillen aus der menschlichen Leiche, (Prager med. Wochenschrift. 1892. No. 25.) Während man bisher zur Gewinnung von Reinkulturen von Tuberkel- bacillen stets den Thierkörper benutzte, indem man bei Kaninchen und Meerschweinchen durch Einbringen von tuberculösen Sputis in den Körper eine miliare Disseminatiou erzeugte, haben Kitas ato und Pastor in neuerer Zeit zwei etwas umständliche Verfahren ange- geben, nach welchen es meist gelingen soll, aus tuberculösen Sputis oder Kaverneninhalt Tuberkelbacillen zu züchten. Verf. war es nun ge- lungen, ein neues einfaches Verfahren zu finden, mittelst dessen die besagten Bacillen aus der menschlichen Leiche gezüchtet werden können. Er benutzte hierzu einen Fall von akuter, tuberculöser Basilarmeningitis, von welchem er herausgeschnittene, gereinigte Knötchen direkt auf Rindsblutserum brachte. Unter 5 Kulturen waren 3 aufgegangen. Verf. will diese Beobachtung dazu verwerthen, um die Lebensdauer der Tuberkelbacillen in der menschlichen Leiche zu bestimmen. Li mb eck (Prag). Risso , A. , Colture del gonococco a scopo clinico. (La Riforma med. 1892. No. 118.) Aus dem kurzen Aufsatze erfahren wir, dass es dem Verf. ge- lungen ist, bei einem frischen Harnröhrentripper Gonokokken, und zwar auf erstarrtem Placentarblutserum (Methode Gebhard) ohne und mit Agar oder Gelatinezusatz zu züchten. Mit so gewonnenen Reinkulturen vorgenommene Inokulationsversuche in die vordere Augenkammer eines Kaninchens fielen positiv aus. Kamen (Czernowitz). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Behring, Die Blutserumtherapie bei Diphtherie und Tetanus. (Zeitschr. f. Hygiene. XII. p. 1.) Im Gegeusatz zu den seither in der modernen Medizin aus- schliesslich herrschenden Auffassung von der Bedeutung der zelligen Elemente des Organismus für das differente Verhalten verschiedener Individuen gegenüber den Infektionen, welche in der Lehre Metsch- nikoff’s ihre konsequenteste Durchführung gefunden hat, basirt die von Behring zuerst beim Tetanus durchgeführte Blutserumtherapie 206 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. auf der Hypothese, dass der künstlich erzeugten Immunität eine Veränderung des Blutserums, und zwar seiner löslichen unbelebten Theile, zu Grunde liegt. Seitdem Behring gefunden hatte, dass die Milzbrandbacillen im Blut und Blutserum der Ratten schnell degeneriren und dann absterben, und dass diese Erscheinungen auch bei dem extravasku- lären Blute dieser Thiere zu Tage trete, war es selbstverständlich, dass er an chemische, nach dieser Hinsicht wirksame Kräfte dachte. Da aber nicht immer das Vorhandensein baktericider Eigenschaften des Blutes in erkennbarer Beziehung zur Immunität steht und trotz Mangels jener Eigenschaften Immunität vorhanden sein kann, liess sich schliessen, dass im Organismus noch andere Mittel zur Ver- fügung stehen müssen, um die krankmachenden Wirkungen der In- fektionserreger zu paralysiren. Als nun von Roux und Yersin für die Diphtherie und von Kitasato für den Tetanus in den Bak- terienkulturen Gifte von ganz aussergewöhnlicher Wirkung gefunden wurden und dadurch das Bild der Intoxikation bei jenen Krankheiten in den Vordergrund trat, da lag es nahe, zur Erreichung einer erfolg- reichen Bekämpfung der Diphtherie und des Tetanus als Angriffs- punkt zweckmässiger die von jenen Bakterien produzirten Gifte zu nehmen, als die Bakterien selbst. Es stellte sich nun auch heraus, dass es gelingt, mit chemischen Mitteln (Jodtrichlorid) diphtherie- kranke Thiere zu heilen, ohne Abtödtung der Diphtheriebacillen ; das Gleiche fand Kitasato für den Tetanus. Diese Wirkung wurde jedoch nur bei einer Lokalbehandlung mit den entsprechenden Mitteln erreicht. Nachträgliche Infektionen von Diphtherie und Tetanus ge- heilter Thiere mit den Erregern dieser Krankheiten wurden über- standen oder doch viel besser ertragen, als Seitens der nicht vorbe- handelten Kontrollthiere. Das Blut solcher immun gewordenen Indi- viduen tödtete zwar die in Frage kommenden Bakterien nicht ab, vermochte aber das Diphtheriegift bezw. Tetanusgift unschäd- lich zu machen. Die Untersuchungen, welche Behring mit Kita- sato zusammen nun über die Einwirkung des Blutserums solcher immunisirter Thiere anstellte, liessen ausser Zweifel, dass die Ursache der erworbenen Tetanusimmunität in den gelösten Bestandteilen des Blutes zu suchen ist. Die Leistungsfähigkeit des Blutes ist ab- hängig von dem Grade der Immunität, welchen die blutliefernden Thiere erreicht hatten. Thiere, welche eine angeborene Immunität gegenüber einer Infektionskrankheit besitzen, liefern kein Blut von heilenden oder immunisirenden Eigenschaften. Behring stellte sich nun die Aufgabe, heilendes Blut in solcher Menge und von solcher Wirksamkeit zu gewinnen, dass es für den leidenden Menschen Anwendung finden kann. In dieser Hinsicht wird, auf die beiden in folgenden Referaten abgehandelten Arbeiten ver- wiesen. Gerl ach (Wiesbaden). Behring und Wemicke, Ueber Immunisirung undHeilung von Versuchsthieren bei der Diphtherie. (Zeitschr. f. Hygiene. XII. p. 10.) Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 207 Das Blut von diphtherieinfizirten Meerschweinchen, welche durch sehr frühzeitige Lokalbehandlung mit Jodtrichlorid und Goldnatrium- chlorid geheilt und bis zu einem allerdings nur geringen, Grade immunisirt waren, zeigt schwache therapeutische Wirkungen. Es wurde festgestellt, dass es gelingt, die Einwirkung des Jodtrichlorids auf das Diphtheriegift ausserhalb des Körpers vor sich gehen zu lassen; d. h. Thiere zu impfen, indem man ihnen mit Jodtrichlorid behandelte Diphtheriekulturen applizirt. Es ist dabei gleichgiltig, ob man bacillenhaltige oder ganz keimfreie Kulturen zum Zweck der Immunisirung wählt. Die Dosis des jodtrichloridbehandelten Diph- theriegiftes ist jedesmal so gross zu nehmen, dass sie eine ent- schiedene lokale und allgemeine Reaktion bewirkt. Dazu ist ein Ansteigen in der Dosis nothwendig. In der Kultur vergehen 36 — 48 Stunden, bis mit Hilfe von Jodtrichlorid ein konstant bleibender Grad der Abschwächung erzielt ist. Die Immunisirung von Kaninchen gelingt nur auf einem anderen Wege, indem man nämlich den Thieren längere Zeit hindurch täglich einmal unverändertes Diphtheriegift in den Magen bringt. Eine andere Methode, Kaninchen zu immunisiren, besteht darin, dass man sie mit einem Kalkniederschlage impft, der aus sehr giftigen, keimfreien Kulturen erhalten und vor der Anwendung auf 77 0 C erhitzt wurde. Eine Menge von 0,005 gr dieses Kalkniederschlages genügt, um durch Impfung in eine Hauttasche am Bauch des Kaninchens eine sehr starke Entzündung über die ganze Bauchhaut herbeizuführen. Acht Tage nach Abheilung dieser Entzündung wird nochmals und so fort mehrmals mit steigenden Dosen geimpft. Das Resultat ist ein Blut von ganz ausserordentlich günstiger, heilender und immunisirender Wirkung. Wie auch bei den verschiedenen Thieren die Immunisirung erreicht sein mag: Der mit dem Blute zu erzielende Effekt ist nur quantitativ, nicht qualitativ verschieden. Die Wirkung des Heilserums tritt nicht auf nach einfacher Impfung mit solchem, vielmehr ist die Transfusion einer ausreichenden Menge nothwendig, welche ihrerseits von dem Grade der erlangten Immunität des Thieres, von welchem das Serum stammt, abhängig ist. Zur Errreichung von Heileffekten braucht man grössere Mengen Serum, als für die Immunisirung nothwendig sind. Werden serum- behandelte Thiere nachträglich mit Diphtheriegift oder -Kultur ge- impft, so nimmt die Immunität zu, wenn nämlich die Impfung über- standen ist. Bei sofort nach der Infektion in Behandlung genommenen Thieren ist es gleichgiltig, ob das Heilserum subkutan oder intraperitoneal applizirt wird. Bei bereits kranken Thieren ist die intraperitoneale Applikation des Heilserums von unvergleichlich grösserer Wirkung, als die subkutane. — Eine Anzahl sehr ausführlich mitgetheilter Versuchsreihen sind im Originale einzusehen. Gerl ach (Wiesbaden). Behring, Ueber Immunisirung und Heilung von Ver- suchsthieren beim Tetanus. (Zeitschr. f. Hygiene. XII. p. 45.) 208 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelnngshemmung etc. Zur Herstellung des Heilserums wurden im Allgemeinen die- selben Methoden angewandt, wie bei den in Gemeinschaft mit Wer- nicke ausgeführten Untersuchungen über die Diphtherie. Behring standen zu seinen Versuchen 3 Pferde und 5 Schafe zur Verfügung. „Bei allen diesen Thieren sind die Immunisirungs- versuche positiv ausgefallen. Es leben noch davon, sind gesund und werden weiter immunisirt 2 Pferde und 2 Schafe.“ Das eine der in Behandlung genommenen Pferde ging an Darm Perforation zu Grunde. Es zeigte sich in den vorliegenden Versuchen mit grosser Ueber- einstimmung, dass das dem behandelten Thiere entnommene Blut an- fänglich keine immunisirende Wirkung besitzt, dass eine solche aber eintritt und fortschreitet mit der fortschreitenden Behandlung durch steigende Dosen der Kulturflüssigkeit, welche ihm beigebracht werden. Um nun ein Pferd gegen Tetanus zu immunisiren gibt Behring folgende Vorschrift. Man verschaffe sich mindestens 200 ccm einer Tetanusbouillonkultur von einer Wirksamkeit, dass 0,75 ccm genügen, um ein ausgewachsenes Kaninchen in 3—4 Tagen mit Sicherheit zu tödteu. Diese 200 ccm Kultur versehe man mit Karbolsäure bis zu einem Gehalt von 0,5 Proz. behufs Konservirung bei längerer Auf- bewahrung Die karbolsäurehaltige Kulturflüssigkeit wird dann in folgende Portionen eiugetheilt: 1) 20 ccm bleiben ohne weiteren Zu- satz; 2) 40 ccm werden mit einem Zusatz von Jotrichlorid 0,125 Proz. versehen; 3) 60 ccm erhalten einen Zusatz von 0,175 Proz. Jodtri- chlorid ; 4) 80 ccm erhalten einen Zusatz von 0,25 Proz. Jodtrichlorid. Das Pferd werde nun zunächst mit der Mischung No. 4 behandelt, indem es zuerst 10 ccm, nach 8 Tagen 20 ccm, nach weiteren 8 Tagen, falls wie zu erwarten, eine Fieberperiode inzwischen überwunden ist, wiederum 20 ccm; den Rest nach weiteren 3 Tagen subkutan injizirt erhält. Die Mischung No. 3 werde dann in zwei Portionen ä 30 g in achttägigen Intervallen injizirt und die Mischung No. 2 in zwei Portionen ä 20 g. Von der Kulturflüssigkeit ohne Jodtrichlorid be- ginne man mit 0,5 ccm, nachdem man sich vorher durch Blutent- nahme und Prüfung des Serums überzeugt hat, dass dasselbe für Mäuse ein Immunisiruugsvermögen von mindestens 1 : 100 hat, widrigenfalls beginne man mit 0,25 ccm. Von fünf zu fünf Tagen kann dann die Dosis der subkutanen Injektion virulenter Kultur ver- doppelt werden. Gerlach (Wiesbaden). Jemina, R., Süll’ azione battericida del sangue di co- niglio. (Rivista clin. e terap. XIII. 1891. No. 9. p. 483.) Nach der Rekapitulirung der Litteratur über die bakterien- tödtende Eigenschaft des Blutserums bespricht Verf. kritisch die bisher übliche, Fehlerquellen nicht völlig ausschliessende Versuchsanordnung bei derartigen Untersuchungen , nämlich das Plattenverfahren mit Oesenaussaat, die zu einer Reihe von Einwänden berechtigt, wie sie im Originale unter näherer Begründung erhoben wird. Zu des Verf.’s eigenen Versuchen wurde virulentes Milzbrand- material verwendet, das ein kräftiges Meerschweinchen in 26—36 Stunden tödtete. Die sofort nach dem Tode des letzteren entnom- Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten Entwickelungshemmung etc. 209 mene Leber und Milz wurden zerzupft, der Saft ausgepresst, im Verhältnisse von 1 : 20 mit defibrinirtem Kaninchenblut oder Serum gemischt und in Petri’schen Schälchen bei 37° C belassen. Als natür- licher Nährboden dienten die bekanntlich schon auf einen Milzbrand- bacillus reagirenden Meerschweinchen, welche nach verschieden langer Zeit je 0,5 ccm der Mischung subkutan injizirt erhielten. Gleich- zeitig kam auch das Plattenverfahren zur Anwendung. Bei der ersten Versuchsreihe wurden der Organsaft und das defibrinirte Blut wenige Minuten nach ihrer Vermischung, dann nach 3, 6 und 24 Stunden an je 2 Meerschweinchen verimpft. Sämmtliche Thiere starben au typischem Milzbrand, die kleineren etwas früher, als die grösseren. Die Aussaat von der einige Minuten alten Mi- schung in Gelatine ergab 125, der 6 Stunden alten bloss 5, dagegen der 24 Stunden alten 2278 Kolonieen. In der zweiten Versuchsreihe gingen die mit 6 Stunden alter Mischung geimpften Meerschweinchen rascher zu Grunde, als jene, welche eine vor wenigen Minuten berei- tete Mischung erhalten hatten, weil der Bacillengehalt der älteren Mischung, nach der Kolonieenanzahl in den Gelatineplatten zu schliessen, sich um mehr als das Siebenfache vermehrt hatte. Als jedoch der Organsaft mit Kaniuchenblutserum versetzt und nach einigen Minuten an 2 Meerschweinchen und nach 6-stündigem Kon- takte an 3 Meerschweinchen verimpft wurde, starben die ersteren und letztere blieben am Leben. Die Aussaat der frisch berei- teten Mischung in Gelatine gab 112 Kolonieen, die mit der 6 Stun- den alten Mischung beschickten Platten wiesen keine Milzbrandkolo- nieen auf. Die Prüfung der Einwirkung des Kaninchenblutserums auf den Typhusbacillus (2 Tage alte Bouillonkultur) war unter sonst gleichen Versuchsbedingungen Gegenstand einer weiteren Versuchsreihe. In- jektionen mit frisch bereiteter Mischuug führten den Tod der Ver- suchstiere herbei. 6 und 18 Stunden alte Mischungen blieben für Meerschweinchen wirkungslos und Aussaaten davon steril. Aus den im Allgemeinen mit jenen anderer Autoren überein- stimmenden Resultaten seiner Untersuchungen schliesst Verf., dass das defibrinirte Blut vom Kaninchen eine diskrete antiseptische Wirkung auf den Milzbrandbacillus ausübt, dass aber in Ausnahme- fällen in demselben auch eine Vermehrung der Bacillen stattfinden kann. Das Blutserum vom Kaninchen besitzt ein hohes sterilisirendes Ver- mögen gegenüber dem Milzbrand- und dem Typhusbacillus. Diese werden durch einen 6-stündigen Kontakt mit dem Serum vollständig vernichtet. Kral (Prag). Pane, N., SulP azione del siero di sanguedel coniglio, del ca ne e del colombo contro il bacillo del carbon- chio. (Rivista clin. e terap. XIII. 1891. No. 9. p. 481.) Das Kaninchen ist nach Verf. für Milzbrand weniger empfäng- lich, als angenommen wird. Dessen Organismus besitzt ein gewisses bakterientödtendes Vermögen gegenüber dem Milzbrandbacillus, das, im Gegensatz zu den Angaben von Lubarsch, im subkutanen Ge- webe in höherem Grade vorhanden ist, als im zirkulireuden Blute. 210 Schutzimpfung, kÜDstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Ein ccm frisches Kaninchenblutserum vernichtet 167 bis ca. 8000 Milzbrandbacillen ; dessen bakterientödtendes Vermögen ist demnach extravaskulär bedeutend höher, als im Kreisläufe des lebenden Thieres. Meerschweinchen, die 30 bis 150 Milzbrandbacillen verimpft und gleichzeitig oder vorher 1 ccm Blutserum vom Kaninchen injizirt erhielten, gingen an typischem Milzbrand unter geringfügiger Ver- zögerung des Todeseintritts zu Grunde. Sie blieben hingegen am Leben, wenn sie 1 ccm Blutserum und bloss 1 bis 10 Milzbrandba- cillen erhalten hatten, während von 5 Kontrollthieren 4 unterlagen. Das Kaninchenblutserum vermag daher, wenn es an Meerschweinchen injizirt wird, diese gegen die Wirkung weniger Milzbrandbacillen refraktär zu machen. Das Hundeblutserum übt keine schädigende Wirkung auf Milzbrandbacillen aus, wenn sie im Verhältnisse von wenigen 100 Stäbchen in einen ccm Serum gebracht werden, ja sie gedeihen sogar daselbst sehr gut. Es gelang nicht, die Widerstands- fähigkeit der Meerschweinchen gegen Milzbrand mittels Injektionen von Hundeblutserum zu erhöhen. Ebensowenig äussert Taubenblut- serum eine bakterienvernichtende Wirkung auf Milzbrandbacillen. Die bakterientödtende Eigenschaft des Kaniuchenblutserums wird durch halbstündiges Erhitzen auf 55° C nicht zum Verschwinden gebracht. 1 Proz. Natriumkarbonatlösung tödtet Milzbrandbacillen in 5 bis 10 Minuten, 2 Proz. Natriumbikarbonatlösung in 1 Stunde bei 37°. Hieraus könne geschlossen werden, dass die im Kaninchen- blutserum enthaltenen Gase und die demselben die starke Alkalinität verleihenden Stoffe seiner bakterientödtenden Wirkung nicht ferne stehen. Kral (Prag). Pane , N. , Süll’ azione del bacillo del carbonchio nel ca ne, forma nodosa capsulata, cheassume il bacillo carbonchioso nel siero di sangue del ca ne. (La Ri- forma med. 1891. No. 211. p. 723.) Die Untersuchungen des Verf.’s ergaben, dass der gegen Milz- brand nahezu refraktäre Hund dieser Infektion erliegt, wenn ihm eine enorme Anzahl von Milzbrandbacillen verimpft wird. Die von einem an Milzbrand zu Grunde gegangenen Hunde stammenden Milzbrandbacillen besitzen keine derart erhöhte Virulenz, um mit ihnen andere Hunde mit Erfolg infiziren zu können, wenn nicht ebenfalls sehr grosse Mengen des Virus applizirt werden. Frisches Blutserum vom Hunde übt nicht nur keine schädliche Wirkung auf den Milzbrandbacillus aus, sondern er entwickelt sich in demselben sehr rasch, auch wenn nur eine geringe Menge der Bacillen in die Flüs- sigkeit eingeführt worden war, und bildet nach 30 Stunden eine wahre Kultur, in welcher die Bacillen eine knotige, bambusrohrähn- liche Gestalt angenommen haben und mit einer Kapsel umgeben sind. Werden grössere Stäbchenmengen in das Serum gebracht, so treten diese Formen schon nach 8 Stunden auf. Sie beginnen nach etwa 30 Stunden wieder zu verschwinden, um durch die gewöhnlichen Formen substituirt zu werden. Um die zuerst von Serafini beob- achteten Kapseln darzustellen, wird das Deckglaspräparat einige Sekunden mit alkoholisch- wässeriger Methylviolettlösung gefärbt, mit- Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 21 1 tels Pinzette über Wasser gehalten, etwas absoluter Alkohol auf- üiessen gelassen und sofort in Wasser gespült. Die Bacillen er- scheinen nach diesem Verfahren blau, die etwas entfärbten Kapseln röthlich gefärbt. Kral (Prag). Bakunin, S., e Boccardi, Gr., Ricerche sulla proprieta batteriologica del sangue in diversi stati dell’ orga- nismo. (La Riforraa med. 1891. No. 188. p. 445.) Verff. suchten festzustellen, ob Taubenblut eine bakterientödtende Wirkung auf Milzbrand ausübt, ob sich diese eventuell durch Ver- nichtung der Bacillen oder durch Virulenzschwächung äussere; ob Hungern oder Blutentziehung die Tauben für die Milzbrandinfektion empfänglich mache ; schliesslich ob und in welcher Weise das Hun- gern oder die Blutentziehung die milzbrandvernichtende Eigenschaft des Taubenblutes beeinflusse. Ausser Tauben wurden auch Hunde, bei welchen akute oder chronische anämische Zustände leichter her- vorzubringen sind, zu den Versuchen herangezogen. Die im Origi- nale ausführlich geschilderte Technik der Blutentnahme, der Ge- winnung des Serums und des defibrinirten Blutes, der Aussaat des sporenfreien und sporogenen Impfmaterials und dessen quantitative Prüfung mittelst des Plattenverfahrens als bekannt übergehend, wenden wir uns gleich den Resultaten der vorliegenden Arbeit zu. Eine Wiederholung der Czaplewski’schen Versuche bestätigte von Neuem die Tbatsache der grossen Widerstandsfähigkeit der Tauben gegen Milzbrand. Aus den Versuchen über die Einwirkung des defi- brinirten Taubenblutes auf Milzbrandbacillen und aus der Verimpfung von Seidenfäden mit angetrocknetem sporogenem Milzbrand, die 18 Stunden der Einwirkung von defibrinirtem Taubenblut ausgesetzt waren, an junge Meerschweinchen, resultirt, dass das defibrinirte Taubenblut einbemerkenswerthes bakterienvernich- tendes Vermögen gegenüber dem Milzbrandbacillus besitzt, letzterer jedoch im Falle Ungeschädigter Vi- talität auch keine Abschwächung seinerVirulenz er- fährt. Blutverluste erhöhen nicht unwesentlich die Empfänglichkeit für Infektionskrankheiten, wie es Rodet für Milzbrand an Meer- schweinchen nachgewiesen hat. Nach Verff. führt die Blutent- ziehung (17 — 20 g) bei Tauben trotz den dadurch verursachten morphologisch-chemischen Veränderungen im Blute und der Hypo- thermie keine Empfänglichkeit für die Milzbrand- infektion herbei. Auch das bakterientödtende Vermögen des Blutes gegen Milzbrand wird durch die Blutentziehung nicht ver- mindert, was vermuthen lässt, dass diese Eigenschaft einen wichtigen Faktor im Wesen der Immunität bildet, der im speziellen Falle die durch die Blutentziehung im Organismus geschaffenen ungünstigen Bedingungen kompensirt. Tauben verlieren nach den Untersuchungen von Canalis und Morpurgo konstant ihre Immunität gegen Milz- brand, wenn man sie hungern lässt. Verff. schliessen aus den Resul- taten ihrer diesbezüglichen Versuchsreihe, dass bei Tauben, die durch Hungern für Milzbrand empfänglich geworden 212 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmuug etc. verringert und verschwindet. In einem einzigen Falle (von 6) blieb das bakterientödtende Vermögen unverändert erhalten. Die Taube widerstand der Infektion und ging an Inanition zu Grunde. Diese Ergebnisse deuten ebenfalls darauf hin, dass die Immunität der Tauben gegen Milzbrand allein dem bakterienvernichtenden Ver- mögen ihres Blutes zugeschrieben werden könne. Beim Hunde wird durch in beliebigen Mengen und in beliebigen Zeitintervallen vorgenommene Blutentziehungen das keimtödtende Ver- mögen des Blutes (geprüft mittelst Aussaat von Typhusbacillen) nicht vermindert. Die Schwankungen des Hämoglobin- und Zellgehaltes des Blutes sowie die verringerte Resistenz der Blut- körperchen stehen in keiner Beziehung zu dessen keimtödtenden Vermögen. Kral (Prag). Evangelista, E., Sul modo di comportarsi del siero di sangue di fronte al virus rabico. Contributo allo Studio dei poteri microbici esistenti nell’ orgauismo sano. (La Riforma med. 1891. No. 216. p. 781.) Das Blutserum vom Hunde, also von einem für Lyssa empfäng- lichen Thiere, übt einen schädigenden Einfluss auf das Wuthgift (Virus fixe) aus. Diese Wirkung manifestirt sich jedoch erst nach einer gewissen Zeit, denn das Virus bewahrt selbst nach 22-stündiger Behandlung mit Hundeblutserum bei 37° C nahezu seine volle Viru- lenz. Meerschweinchen , die innerhalb dieser Zeit mit dem Virus geimpft wurden, gingen an Wuth zu Grunde und Kontrollimpfungen mit dem ihnen entnommenen pathologischen Materiale führten wieder zu positiven Resultaten. Für die vollständige Vernichtung des Wuth- giftes durch Hundeblutserum ist eine 25 Stunden übersteigende Ein- wirkungsdauer erforderlich, wobei das Virus eine progressive Abschwächung erleidet, ehe seine Virulenz gänzlich erlischt. Meerschweinchen, denen Virus verimpft wurde, das 22 bezw. 20 Stunden der Einwirkung des Hundeblutserums ausgesetzt war, er- krankten am 11. Tage, ein Thier, das 25 Stunden lang behandeltes Virus erhalten hatte, erkrankte am 15. Tage nach der Impfung; die mit 27-, 29- und 30-stündig behandeltem Virus geimpften Thiere blie- ben am Leben. Die Angaben von G i b i e r, dass die Taube auf Impfungen mit Wuth- gift entweder gar nicht reagirt oder nach kurzer Erkrankung sich wieder rasch erholt, fanden bei einer Nachprüfung ihre volle Bestätigung. Die mit Taubenblut in toto angestellten Versuche ergaben, dass es auf das Wuthgift eine weit energischere vernichtende Wirkung aus- übt, als das Hundeblutserum, da bereits ein 15-stündiges Verweilen des Wuthgiftes im Taubenblut genügend war, um das erstere jeder pathogenen Eigenschaft zu entkleiden. Aehnlich seiner bakterientödtenden Eigenschaft besitzt demnach das Blutserum auch ein wuthgiftzerstörendes Vermögen , dessen In- tensität je nach der verschiedenen Empfänglichkeit der Thiere für die Wuth schwankt. Kral (Prag). Neue Litteratur. 213 Neue Litteratur zusammeQgestellt von De. Arthur Würzburg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines Uber Bakterien und Parasiten. Fischer, A., Pilze. IV. Abth. Phycomycetes. p. 321 — 384. m. Abbildgn. (Rabenhorst's Kryptogamen-Flora v. Deutschland, Oesterreich u. der Schweiz. [2. Aufl.] I. Bd. 50. Lfg.) gr. 8°. Leipzig. (Eduard Kummer) 1892. 2,40 M. Thümen, N. v., Die Bakterien, ihre Bedeutung im Haushalte des Menschen und der Natur. (Prometheus. 1892. No. 133, 134. p. 449-453, 469—473.) Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Fabre-Domergue, Note k propos de la methode bacteriologique au bleu de prusse de M. Solles. (Compt. rend. de la soc. de biol. 1892. No 18. p. 407.) Moore, V. 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Monteiro, J. F.. Sobre os effetos da tuberculina de Koch. (Brazil med. 1891. p. 317 —320.) Tizzoni, G., e Centanni, E., Sull' esistenza di un principio immunizzante contro la tu- bercolosi nel sangue di animali sottoposti alla cura di Koch. (Riforma med. 1891 pt. 4. p. 700.) Inhalt. Originalmittheilungen. Behring, Untersuchungsergebnisse betreffend den Streptococcus longus. (Orig ), p. 192. Foä, P., Ueber die Krebsparasiten. (Orig.), p. 186. Plant, H., Zur Technik. (Orig.), p. 203. Spiegler, Eduard , Ueber das bakterio- logische Verhalten des Thiophendijodid. (Orig-). P- !96. Referate. Megnin. M. P., Deux maladies nouvelles du lifevre et du lapin, p. 204. Mnscatello, G., Sopra un caso di suppu- razione prodotta dal bacillus coli com- munis, p. 203. Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Risso, A , Colture del gonococco a scopo clinico, p. 205. Wünschheim, v., Zur Frage der Gewin- nung von Reinkulturen der Tuberkel- bacillen aus der menschlichen Leiche, p. 205. Schutzimpfung, künstliche Infektions- krankheiten, Entwickelungshemmung etc. Bakunin, S. , e Boccardi , G , Ricerche sulla proprietk batteriologica del sangue in diversi stati dell’ organismo, p. 211. Behring, Die Blutserumtherapie bei Diph- therie und Tetanus, p. 205. Behring und Wernicke, Ueber Immuni- sirung und Heilung von Versuchsthieren bei der Diphtherie, p. 206. Behring, Ueber Immunisirung und Heilung von Versuchsthieren beim Tetanus, p. 207. Evangelista, E., Sul modo di comportarsi del siero di sangue di fronte al virus rabico. Contributo allo Studio dei poteri microbici esistenti nell’ organismo sano, p. 212 Jemma, R. , Sull’ azione battericida del sangue di coniglio, p. 208. Pane, N , Sull' azione del siero di sangue del coniglio, del cane e del colombo contro il bacillo del carboncbio, p. 209. — — , Sull’ azione del bacillo del carboncbio nel cane , forma nodosa capsulata, ehe assume il bacillo carbon- chioso nel siero di sangue del cane, p. 210. Neue Litteratur, p. 213. K rommannsche Bachdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Geil. Hofr. Prot. Dr. Lenclrart ei Professor Dr. LoetOer ln Leipzig In (ireifswald herausgegeben von Dr. O. UMworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. XII. Band, -o- Jena, den 18. August 1892. No. 7/8. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original - Mittheilungen. Ueber den Einfluss des Lichtes auf Bakterien. II. Mittheilung. Von Prof. H. Büchner. Mit 1 Abbildung. Meiner früheren Mittheilung zufolge1) äussert das Licht einen ungemein rasch tödtenden Einfluss auf die im Wasser suspendirten Bakterien. Zur Erklärung wurde darauf hingewiesen, dass bei im Wasser vertheilten Keimen jede einzelne Bakterienzelle direkt vom 1) Band XI. p. 781 dieses Centralblattes. XII. Bd. 15 218 Büchner, Sonnenlicht getroffen wird, während bei den Experimenten früherer Autoren über Lichtwirknng in der Regel Massenkulturen zur An- wendung kamen , wobei naturgemäss die oberflächlichen Schichten den tieferen gegen den Lichteinfluss bis zu einem gewissen Grade Schutz gewährten. Wenn dies richtig war , dann musste es auch in festen Nähr- substraten, in Nährgelatine und Nähragar gelingen, den rasch tödten- den Einfluss des Lichtes auf Bakterien nachzuweisen, vorausgesetzt nur, dass dieselben in diesen Medien gleichraässig suspendirt und so dem Lichteinfluss direkt ausgesetzt wurden. Diese Voraussetzung hat sich in den gemeinschaftlich mit Dr. Fr. M i n c k fortgesetzten Ver- suchen vollkommen bestätigt. Es gibt kein einfacheres Mittel als die Suspendirung der Bakterien in einem festen Nährsubstrate, um den Einfluss des Lichtes auf dieselben in überzeugender Weise zu demonstriren. Da in erster Linie Versuche mit direktem Sonnenlicht in Betracht kommen, so empfiehlt sich die Anwendung von Nähragar wegen ihrer Strengflüssigkeit. Gewöhnliche alkalische Fleischpeptonagar wird zu- erst durch Kochen verflüssigt, bei 40° gekühlt, dann mit einer be- Ueber den Einfluss des Lichtes auf Bakterien. 219 'Stimmten Bakterienart (Typhusbacillus, B. coli comm., pyocya- neus, prodigiosus, Choleravibrio etc.) geimpft, die Aussaat gleickmässig vertheilt und das Agar in eine Glasschale mit Band ausge- gossen. Nach eingetretener Erstarrung befestigt man ein Kreuz aus schwarzem Papier (oder Buchstaben u. dgl.) an der Unterfläche der mit dem zugehörigen Deckel und mit einem ringförmigen Gummiband verschlossenen Agarplatte und exponirt letztere, die Unterfläche nach oben gerichtet, für 1 — 1’/2 Stunden dem direkten oder für 5 Stunden dem diffusen Tageslicht. Nach dieser Zeit überlässt man die Platte an eiuem dunkeln Orte ihrer Entwickelung. Nach 24 Stunden er- scheinen dann (wie es nebenstehende Abbildung nach einer photogra- phischen Kopie erkennen lässt) die aufgeklebten Buchstaben vollkom- men scharf, gebildet von den zur Entwickelung gelangten Bakterien- kolonieen, während der ganze übrige Theil der Platte steril bleibt. Uin ganz scharfe Bilder, d. h. scharfe Kontouren zu erlangen, muss man die Platten stark besäen, damit die entstehenden Kolo- nien dicht gedrängt und klein bleiben. Grössere Kolonieen wachsen bei ihrer Entwickelung naturgemäss über den Rand der früher be- schatteten Partie hinaus, wodurch dieser Rand an Schärfe verliert1). Um die Buchstaben nur überhaupt hervortreten zu lassen , ge- nügt bereits eine 10 Minuten lange Exposition im direkten Sonnen- licht. In dieser Zeit sind zwar die belichteten Keime noch keines- wegs alle getödtet, dieselben entwickeln sich jedoch langsamer und spärlicher, so dass nach 24 Stunden die Schrift deutlich zu erkennen ist, während später, in Folge nachträglicher Entwickelung der übrigen Kolonieen, die Deutlichkeit wieder abnimmt. Man könnte daran denken, ob nicht ein verschiedener Tempera- tureinfluss bei den beschatteten und belichteten Keimen für den Er- folg mit massgebend sei. Da jedoch Agarplatten, die am Grunde eines 0,5 m tiefen Wasserbehälters dem Sonnenlicht exponirt wurden, den Einfluss des letzteren in ganz gleicher Weise erkennen Hessen, so halte ich hiermit diesen Einwand für widerlegt. Gleichzeitig lehrt letzterer Versuch, dass beim Durchgang des Lichtes durch Wasser seine Wirksamkeit auf Bakterien keine Einbusse erleidet, ein Punkt, der für die Selbstreinigung der Flüsse und Seen von Wichtigkeit ist. Selbstverständlich muss letztere Frage noch für grössere Wasser- tiefen geprüft werden, wie denn überhaupt die geschilderte, in ihren Resultaten so anschauliche und zugleich ungemein rasch und sicher arbeitende Methode meines Erachtens nur dazu dienen soll , eine Reihe spezieller Fragen über den Einfluss des Lichtes auf Bakterien in zuverlässigerer Weise als bisher zu studiren, eine Aufgabe, deren Bearbeitung wir uns Vorbehalten. 1) Die der Abbildung zu Grunde liegende Originalplatte war mit äusserst zahl- reichen Typhuskeimen besät, weshalb die Kolonieen so klein blieben, dass sie mit blossem Auge nicht wahrgenommen werden konnten. 15» 220 K a r li ri s k i , Zur Kenntniss der Verkeilung der Wasserbakterien in grossen Wasserbecken. Von Dr. Justyn Karliriski. Gelegentlich der vor Kurzem im Aufträge der Landesregierung für Bosnien und Herzegowina von mir ausgeführten Erforschung der Tiefen des Borke-Sees im Bezirke Konjica bin ich in bakteriologischer Hinsicht zu gewissen Resultaten gelangt, die vielleicht für Fachge- nossen nicht ohne Interesse sein werden, und vielleicht so manchen bei passender Gelegenheit zur Nachprüfung anregen. Der Borke-See liegt, laut der von mir vorgenommenen baromete- rischen Bestimmung 403 m über der Adria, von mächtigen (bis 2000 m hohen) Gebirgsstöcken theilweise umgeben, wird theilweise von Schneewasser aus denselben gespeist, misst nach meinen Ergebnissen 26,42 Hektar und seine angeblich „unergründliche“ Tiefe wurde von mir mittelst verlässlicher, an anderer Stelle näher zu beschreibender Lothungsinstrumenten an der tiefsten Stelle mit 17 Meter befunden. Die Ufer des Sees sind in variirender Breite mit Schilf bewachsen, dessen einzelne Exemplare bis zu 6 m Höhe aufwachsen. Den Grund des Sees bildet ein feiner Schlamm, der laut mikroskopischer Unter- suchung sehr viel pflanzliche Ueberreste beherbergt, ausserdem wurden von mir in ihm von Diatomaceen: Cyclotella opercu- lata, Navicula nobilis,N. oblonga,N. aff i ni s, Cymbella gastroides, Stauroneis anceps und S. cordinalis, von den Rhizopoden: Gromia socialis gefunden. Die Temperatur des Wassers an der Oberfläche, in der Mitte des Sees gemessen, betrug am 3./6. bei Lufttemperatur 26,7 0 C nur 13,1 0 C; dieselbe wechselte jedoch, dank der vielen, am Grunde des Sees befindlichen Quellen, deren Lage schon durch die blosse Beob- achtung des Wasserspiegels bestimmbar ist, sehr oft, so dass ich nicht selten, trotz gleich langem Verbleib des gleichen Thermometers im Wasser, Temperaturen von 11,6° C und 12,8° C ablesen konnte. Um die Temperatur des Wassers in verschiedenen Tiefen be- stimmen zu können, bediente ich mich genau geprüfter Thermometer, deren Quecksilbersäule mechanisch stark heruntergedrückt wurde, deren Kugel mit einer dünnen Wachsschicht umgeben war. So prä- parirte Thermometer zeigen die Temperatur des umgebenden Mediums, wie ich mich durch Kontrollversuche mit Maximum-Minimumthermo- meter überzeugen konnte, erst nach 10 — 15 Minuten und der Stand der Quecksilbersäule verändert sich nach einer Versetzung in ein anderes Medium erst nach 8 — 10 Minuten, wenn das letztere eine höhere Temperatur als das erstere besass. Bei Vermeidung der Stellen, in denen sich die Grundquellen des Sees befanden, konnte ich auf Grund von 60 diesbezüglichen Mes- sungen folgende Zahlen als Durchschnittstemperaturen auffinden: Zur Kenntniss der Vertheilung der Wasserbakterien in grossen Wasserbecken. 221 Durchschnittstemperatur des Wasserspiegels 13,6 0 C. „ iD d. Tiefe von 5 m 13,4 0 C. „ „ „ „ „ 10 m 13,1 o C. „ des Seegrundes . . . 13,0° C. Das Wasser war klar, ohne Geruch, von fadem Geschmack und in der Nähe des Schilfrohres befanden sich zahlreiche Krebsthiere aus dem Genus der Daphniden. Laut chemischer Untersuchung der mitgenommenen Wasserproben beherbergte das Wasser in 100000 Theilen : Abdampfrückstand 30,20 Salpetersäure 0,65 Chlor 3,17 Schwefelsäure 4,75 Kohlensäure 7,01 Kalk und Magnesia 13,69 Die vorhandenen organischen Stoffe reduzirten KaMn 04 9,82, wobei ich bemerken muss, dass die einzelnen Wasserproben, je nach- dem dieselben von der Nähe des Ufers oder von der Mitte ge- nommen wurden, im Gehalte an organischen Substanzen bedeutend variirten. Die zur Entnahme der Proben aus dem Seegrunde benutzten Apparate waren in der Art der eisernen Raubthierfallen konstruirt, deren einzelne Branchen mit Leinwand überzogen waren, die beim Auffallen auf den Boden durch Zusammenklappen eine gehörige Menge des Grundes erfassten. Die Schnur der entsprechend beschwerten Lothungsapparate stand mit einer Federwage im innigsten Kontakt, so dass dieselbe in dem Momente, wo der Apparat auf den Boden auffiel, zu wiegen aufhörte, wodurch der störende Fehler des Mit- zählens der durch Eigengewicht weiter sinkenden Leine vermieden wurde. Zur Entnahme von Wasserproben aus verschiedenen Tiefen be- nutzte ich einige nach dem Prinzip des von B. Lepsius1) ange- gebenen Apparates konstruirte Geräthe, wobei der Kolben durch ein Erlenm ay er’ sches Kölbchen ersetzt war, und die mir jedesmal circa 80 ccm des gemischten Wassers lieferten. Selbstverständlich waren die Apparate sowie auch das Quecksilber, mit dem sie ursprünglich gefüllt waren, mittelst Wasserdampf vorher sorgfältig sterilisirt. Jede Wasserprobe wurde sofort an Ort und Stelle zu Rollkul- kulturen mit 10% Gelatine verarbeitet; aus jeder Wasserprobe wurden auch Rollkulturen unter Sauerstolfabschluss nach der Buch ner ’ sehen Methode bereitet, um eventuelle Anaeroben mit auf den Rollplatten zu bekommen. Bevor ich zur Besprechung der Ergebnisse schreite, will ich kurz die biologischen Charakteristika der gefundenen Bakterienarten auf- zählen : 1) B. Lepsius, Ueber das Wasser in seiner Bedeutung für die Versorgung der Städte etc. Frankfurt a/M. 1886. Gärtner-Timan: Die chemische und mikro- skopische bakteriologische Untersuchung des Wassers“ 1889. p. 33. 222 Karliriski, Zur Verkeilung der Wasserbakterien in grossen Wasserbecken. Bacillus I. Gelatine verflüssigend, bildet dellenförmig einge- sunkene, grauweisse Kolonieen: In Stichkulturen verflüssigt schnell strumpfartig; am Agar bildet er saftigen, weissen Rasen, an Kar- toffeln schmutzig-grauen Belag; unbeweglich, ohne Geissei und ohne Sporen, wächst nicht ohne Sauerstoff. Bacillus II. Kurze, fast ovale Stäbchen, unbeweglich, ohne Sporen, bildet porzellanglänzende, weisse, konzentrisch gezeichnete Kolonieen, die die Gelatine nicht verflüssigen, im Stichkanale kümmer- lich an der Oberfläche in Form eines saftigen, weissen Rasens wachsen. In Zuckergelatine heftige Gasentwickelung, am Agar auf den Impf- strich beschränktes Wachsthum, auf Kartoffeln saftiger grauweisser Belag. Ohne Sauerstoff kein Wachsthum. Bacillus III. Mässig grosse Stäbchen mit seitlich stehenden Geissein, stark beweglich, bilden unregelmässige, meist sternförmige, grauweisse Kolonieen, die die Gelatine schnell verflüssigen. Im Stich- kanal bäumchenförmiges Wachsthum. Am Agar grauweisser Belag, auf Kartoffeln kümmerliches Wachsthum. Wächst, jedoch sehr lang- sam, ohne Sauerstoff. Bacillus IV. Wächst nicht bei Sauerstoffzutritt. Bildet runde, gelblichweisse, mit zierlichen Auswüchsen versehene Kolonieen. Verflüssigt Gelatine nicht; wächst ziemlich schnell, bildet auf Agar und Kartoffeln gelblichen Rasen. Unbeweglich. Wächst besser bei niedrigen Temperaturen. Micrococcus A. Bildet runde, gelbe, nicht verflüssigende Kolonieen, die sich durch konzentrische Auflagerungen schnell ver- grössern. Im Stichkanale perlschnurartiges Wachsthum. Auf Agar und Kartoffeln gelber Rasen, wächst nicht ohne Sauerstoff. Micrococcus carneus Zimmermann. Bildet blassrothe, kreisrunde Auflagerungen mit etwas dunklerem Zentrum. Wächst gut im Stichkanal, jedoch ohne Farbstoffbildung, während die ober- flächliche Auflagerung rosarothe Farbe besitzt. Am Agar fleisch- farbige, saftige Auflagerung. Auf Kartoffeln saftiger mennigrother Rasen. Wächst nicht ohne Sauerstoff. Micrococcus B. Bildet weisse, erhabene, runde Auflagerungen, in Stichkulturen wächst er in Form von Nagelkulturen. Am Agar saftiger, auf den Strich beschränkter Rasen, auf Kartoffeln kein Wachsthum. Wächst schwach ohne Sauerstoff. Micrococcus C. Wächst nur ohne Sauerstoff, bildet grauweisse, mit vielen Auswüchsen versehene, runde KolonieeD, die bald die Gelatine verflüssigen. Im Stichkanal strumpfförmige Ver- flüssigung unter Bildung eines weissen Bodensatzes und faden Ge- ruches. Am Agar kümmerliches, auf den Strich beschränktes Wachs- thum. Auf Kartoffeln saftiger Rasen. Aus dem Schlamme, welcher sich auf dem Seegrunde befand» Hessen sich fast vorwiegend nur Bacillus IV und Micro coccus C kultiviren. Die Durchschnittszahlen, welche ich bei Verwendung von aus der Oberfläche des Sees entnommenen Proben erhielt, zeigen darauf hin, dass der Bakteriengehalt des Wasserspiegels keineswegs ein gleichmässiger ist. Während in der Entfernung von 200 m vom Conn, IsoliruDg eines ,,Lab“-Fermentes aus Bakterienkulturen. 223 Ufer 4000 entwickelungsfähige Keime in 1 ccm Wasser vorgefunden wurden, beherbergte das Uferwasser in der Nähe des wachsenden Schilfrohres nicht selten 16000 Kolonieen und das aus der Mitte des Sees entnommene fast immer unter 3000 pro ccm. Noch interessanter gestaltete sich der Bakterien gehalt bei Entnahme des Wassers aus verschiedenen Tiefen. Während an der Oberfläche 4000 Kolonieen aufzufinden waren, die auf Bacillus I und II, MicrococcusA, B und Micrococcus carneus entfielen, waren in der Tiefe von 5 m, nb. wenn der See an jener Stelle bedeutend tiefer war, kaum 1000 Kolonieen in einem ccm enthalten. In dieser Tiefe trat erst der Bacillus III, welcher stets auf der Oberfläche fehlte, zum Vorschein. In der Tiefe von 10 m waren in den allerseltensten Fällen mehr als 600 Keime pro ccm, und in der Tiefe von 12 — 16 m war deren Anzahl kaum 2 — 300 pro ccm vorhanden. Hier ver- schwanden Bacillus I uud II, Micrococcus A und Micro- coccus carneus, und an ihre Stelle traten die Anaeroben Ba- cillus IV und Mi crococcus C. Wurde unvorsichtiger Weise der Apparat bis auf den Seegrund eingelassen, was schon nach der Trübung der entnommenen Wasserprobe zu sehen war, so stieg der Bakteriengehalt bedeutend, so dass nicht selten 6000 Keime aus dem so getrübten Wasser pro ccm zu züchten waren. Diese Resultate waren bei 60 so entnommenen Proben immer konstant, so dass ich an einen Zusammenhang zwischen der Tiefe der Wasserschicht und dem Bakteriengehalt denken muss, und es wäre sehr interessant, wenn erneuerte Untersuchungen, z. B. in den grossen schweizerischen Wasserbecken, diese in einem herzegowinischen Wasserbecken konstatirte Thatsache bestätigen würden. Konjica, im Juni 1892. Isolirung eines „Lab“-Fermentes aus Bakterienkulturen. Von H. W. Conn, Wesleyan University, Middletown, Ct., U. S. A. Seit einer Reihe von Jahren ist es bekannt, dass gewisse Bak- terienarten, wenn sie in Milch wachsen, zwei Fermente oder Enzyme erzeugen, deren eines ein labähnliches Ferment, das andere ein proteolytisches, dem Trypsin verwandtes Ferment ist. Dieses triflt im Allgemeinen zu für die Bakterienarten, welche die Gelatine verflüs- sigen. Wenn solche Bakterien in sterilisirter Milch wachsen, gerinnt zu- nächst der Käsestoff, was aber nicht einer Säurebildung zuzuschreiben ist, da die Reaktion entweder neutral oder schwach alkalisch ist. Es wurde daher angenommen, dass ein labähnliches Ferment gebildet würde, welches den Niederschlag des Käsestoffes verursacht. Als Resultat eines späteren Wachsthums der nämlichen Organismen wird 224 C o n n , der niedergeschlagene Käsestoff aufgelöst oder peptonisirt, bis eine mehr oder weniger durchsichtige Flüssigkeit sich bildet, welche bei verschiedenen Bakterienarten eine grosse Anzahl von Eigenschaften gemein hat. Diese Auflösung des Käsestoffes scheint unter dem Ein- flüsse digestiver Fermente ein der Verdauung sehr analoger Vorgang zu sein , und es wurde daher angenommen , dass von Bakterien ein trypsinähnliches Ferment gebildet werde. Die kürzlich von Fremi veröffentlichte Arbeit (Arch. f. Hyg. XIV. p. 1) zeigt, dass das tryptische Ferment aus den Bakterien- kulturen in praktisch reiner Form isolirt werden kann und dass die Eigenschaften dieses so isolirten Fermentes denen einiger Verdauungs- säfte sehr gleich kommen. Fremi hat jedoch das proteolytische Ferment nicht von dem Labfermente getrennt; seine Isolirungsmethode diente nur dazu, um beide niederzuschlagen, wenn beide in seinen Kulturen vorhanden waren. Fremi hat überhaupt das Labferment nicht untersucht, und wir können nicht sagen, ob es in seinen Ver- suchen erzeugt wurde, oder nicht, oder ob sein Ferment nicht Lab enthielt. Seither ist es Niemandem gelungen, das Labferment be- stimmt zu isoliren , und seine Existenz wurde einfach aus dem Ver- halten der Milch unter der Einwirkung von Mikroorganismen ge- schlossen. Es ist mir nun kürzlich gelungen, dieses labähnliche Ferment von dem proteolytischen Ferment zu trennen, und zwar in einer wenigstens annähernd reinen Form. Meine Isolirungsmethode ist folgende : Der Versuchsorganismus wird in sterilisirte Milch geimpft und bleibt in dieser Milch für einige Tage seinem Wachsthum überlassen. Die Milch gerinnt bald, doch lässt man das Wachsthum der Organismen einige Tage fort- schreiten, nachdem das Gerinnen eingetreten ist, da der Versuch bestätigte, dass zu dieser Zeit das Labferment quantitativ nur gering ist, aber während ungefähr zwei Wochen fortfährt, zuzunehmen. Eine Woche oder 10 Tage nach dem Gerinnen der Milch schüttelt man dann tüchtig mit etwas sterilisirtem Wasser, um das Geronnene zu zertheilen und das Lab aufzulösen, dann filtrirt man durch ein Por- zellanfilter. Man erhält dabei eine klare Flüssigkeit, welche natür- lich alle löslichen Fermente enthält. Die Flüssigkeit ist manchmal farblos, obschon gewöhnlich bernsteinfarbig oder bräunlich ; die Farbe variirt nach den verschiedenen Bakterienarten und nach Massgabe der stattgefundenen tryptischen Digestion. Aus diesem Materiale können die löslichen Fermente durch Alkohol niedergeschlagen wer- den und das Präzipitat, wenn gesammelt und getrocknet, hat sowohl die Eigenschaft, Milch zu gerinnen, als auch die Gelatine zu peptoni- siren. Ein solcher Niederschlag ist daher weder reines Lab, noch rein proteolytisches Ferment, sondern ein Gemisch beider, vereinigt mit anderen Unreinigkeiten. Um das Labferment im reineren Zu- stande zu erhalten, habe ich die ursprünglich von Blumenthal eingeführte Separationsmethode versucht, um das Lab vom Pepsin zu isoliren. Sie besteht aus folgendem : Das Porzellanfiltrat wird mit 0,1 Proz. Schwefelsäure etwas angesäuert. Durch diese Ansäuerung bildet sich kein Niederschlag. Darauf fügt man zum Filtrat einen bedeu- tenden Ueberschuss von gewöhnlichem Salz, bis sich eine übersättigte Isolirung eines „Lab“-Fermentes aus Bakterienkulturen. 225 Lösung bildet. Nachdem die Lösung auf diese Art übersättigt wor- den, sondert sich in der Flüssigkeit eine Masse ab, welche sich als schneeweisser Schaum auf der Oberfläche derselben schwimmend zeigt. Diese ist ziemlich reines Labferment. Dieser Schaum wird dann von der Flüssigkeit abgenommen und getrocknet. Das Salz kann in dem- selben durch Dialyse entfernt werden, obschon ich es ohne dieses Verfahren in meinen Versuchen verwendete. Die zurückbleibende Flüssigkeit enthält, nachdem das Lab entfernt ist, noch den grössten Theil des proteolytischen Fermentes, welches nun durch alkoholischen Niederschlag davon abgeschieden werden kann. Der Schaum der übersättigten Salzlösung wird getrocknet und verwandelt sich in ein schneeweisses Pulver. Dieses ist das Lab mit Salz und möglicherweise anderen Unreinigkeiten vereinigt. Es enthält, wie aus dem Biuret-Versuch zu ersehen ist, kein Pepton. Diese Methode gibt eine ziemlich gute Trennung der beiden Fermente, freilich keine vollständige! Alles Lab wird nämlich durch das Salz nicht niedergeschlagen, denn etwas davon findet sich noch in dem alkoholischen Niederschlage des Filtrates. Es scheint auch, dass eine kleine Menge des proteolytischen Fermentes durch das Salz der Lösung niedergeschlagen wird, denn das Lab hat etwas peptonisirende Wirkung. In keinem Falle jedoch war in dem Lab eine genügende Menge peptonisirenden Fermentes, um den Käsestoff, nachdem er durch das Lab niedergeschlagen ist, aufzulösen, und seine peptonisirende Wirkung ist bedeutend schwächer, als die des alkoholischen Nieder- schlages. Die Trennung der beiden Fermente, obschon nicht eigent- lich vollständig, gibt daher den grössten Theil des Labfermentes in dem Salzniederschlage und den grössten Theil des proteolytischen Fermentes in dem Filtrate, also jedes Ferment in einer reineren Form, als die von Fremi angewandte Methode, und liefert das Lab in einem zu weiteren Versuchen geeigneten Zustande. Ein labähnliches Ferment wurde auf diese Art von mehreren verschiedenen Organismen isolirt. Alle verflüssigenden Bakterien- arten, welche ich seither untersucht habe, waren fähig, Lab zu er- zeugen, doch muss ich bemerken, dass nur vier verschiedene Arten von Organismen sorgfältig untersucht worden sind. Die Organismen, mit welchen ich mich beschäftigte, sind Arten, welche ich aus dem Rahm von einer benachbarten Milchwirthschaft erhalten habe und sind ohne Namen. Diese Organismen erzeugten alle Lab, obschon in verschiedenen Quantitäten und mit verschiedener Schnelligkeit. Einer davon erzeugt das Ferment sehr schnell; ein Wachsthum von 3 oder 4 Tagen in Milch war genügend, um eine grosse Menge davon zu geben. Andere erzeugten viel geringere Quantitäten und viel langsamer. Lab wird auch durch die Organismen erzeugt, wenn sie in Bouillon mit 3 Proz. Milchzucker wachsen , obschon weniger gut, als in Milch. Das Labfermeut scheint am schnellsten bei einer mässig niedrigen Temperatur erzeugt zu werden. Der nämliche Or- ganismus, bei einer Zimmertemperatur von 20 0 C wachsend, erzeugt in einer Woche bedeutend mehr Lab, als er bildet, wenn er in einem Kulturofen bei einer Temperatur von 35 0 C wächst. Das proteoly- tische Ferment dagegen scheint in den seither untersuchten Fällen 226 Conn, Isolirung eines ,,Lab“-Fernientes aus Bakterienkulturen. bei der höheren Temperatur sich besser zu bilden. Im Zimmer wachsende Kulturen enthalten mehr Lab und im Ofen wachsende Kulturen mehr proteolytisches Ferment. Einer der untersuchten Organismen war besonders auffallend als ein Beweis der Erzeugung eines Labfermentes, selbst wenn keine milchgerinnende Wirkung, vorhanden war. Dieser Organismus be- wirkte, als er zuerst untersucht wurde, normales Gerinnen der Milch, obschon nicht schnell, aber nachdem er im Laboratorium während einiger Wochen durch eine Reihe von Kulturen fortgepflanzt worden war, verlor er seine milchgerinnende Wirkung vollständig. Er besass jedoch immerhin noch das Vermögen, Milch zu peptonisiren. Unter seinem Einflüsse wurde Milch, austatt zu gerinnen, langsam durch- sichtiger und löste sich zuletzt in eine etwas klare, peptonisirte Flüssigkeit auf, die im wesentlichen identisch mit der vorher aus der Digestion des Quarkes erhaltenen war. Eine solche Peptonisation ohne vorhergehenden Niederschlag des Käsestoffes wurde früher schon von zwei oder drei Beobachtern bemerkt und ist für mehrere Bakterien- arten charakteristisch. Es war zu vermuthen, dass die labbildende Wirkung verloren gegangen war, aber folgender Versuch zeigt, dass dieses ein Irrthum ist. Nachdem der Organismus diesen Zustand erreicht hatte und Milch unter allen Umständen zu gerinnen versagte, wurde er auf gewöhnliche Weise in Milch geimpft, bei geeigneter Temperatur gezüchtet, und, nachdem die Peptonisation gut vorge- schritten war, wurde die Milch durch Porzellan filtrirt und, wie oben beschrieben, behandelt. Die Filtrate enthielten in diesem Falle einen Ueberfluss von Lab, welches Milch leicht zum Gerinnen brachte. Nicht nur das, sogar das Porzellanfiltrat selbst bewirkte, wenn sterili- sirte Milch beigesetzt wurde, das schnelle Gerinnen derselben ; die Milch wurde im Verlaufe einer Stunde fest. Aus diesem Versuche geht klar hervor, dass Lab durch diesen Organismus in bedeutender Menge erzeugt wurde, obschon er das Gerinnen der Milch nicht bewirkt hat. Es wurde vielleicht langsamer, als gewöhnlich gebildet und das pro- teolytische Ferment hat so schnell gewirkt, dass das Niederschlagen des Käsestoffes durch das sich langsam bildende Lab verhindert wurde. Nach einem mehrtägigen Wachsthum war das Lab in ge- nügender Menge vorhanden, um ein Gerinnen der Milch zu erzeugen, jedoch war die Milch in keinem gerinnungsfähigen Zustande mehr. Filtration durch Porzellan gab das Lab in reinem Zustande, und dieses macht natürlich frische Milch, welche nicht mit einem peptoni- sirenden Ferment behandelt wurde, gerinnen. Das in oben beschriebener Weise erhaltene Lab scheint etwas langsamer zu wirken, als das im Handel bezogene Lab, jedoch mag dies an den kleinen Quantitäten liegen, die bei den Versuchen ver- wendet wurden. In keinem Falle war es mir möglich , selbst mit einer grossen Menge von Lab, sterilisirte Milch in weniger als einer halben Stunde zum Gerinnen zu bringen und in beinahe allen Fällen waren 1 1/2T 2, 3 oder 4 Stunden erforderlich, um einen Niederschlag zu erzeugen. In einigen Fällen, wo eine kleinere Menge von Lab verwendet wurde, hat es sogar länger gedauert, 10 oder 12 Stunden, und selbst längere Zeit war nothwendig. In allen diesen Fällen wurde Kanthack, Ist die Milz von Wichtigkeit bei der experimentellen Immunisirung? 227 sorgfältig sterilisirte Milch genommen, um die Möglichkeit der Ein- wirkung von Mikroorganismen, welche störend auf die Resultate ein- wirken könnten , zu verhindern , und Probekulturen wurden häufig angewandt, um zu zeigen, dass die Resultate durch das Enzym und nicht durch ein zufälliges Bakterienwachsthum erzeugt sind. Das Lab wird bei einer Temperatur, die von 63 — 75 0 variirt, zerstört ; die Temperatur, bei der die Zerstörung eintritt, hängt natür- lich von der Länge der Zeit ab, welche das Ferment der betreffenden Temperatur ausgesetzt ist. Sechs Probirröhrchen mit sterilisirter Milch wurden mit gleichen Quantitäten Lab von einem der unter- suchten Organismen geimpft. Nummer 1 war zur Kontrolle und Nummer 2—6 wurden je 5 Minuten bis zu einer Temperatur von 60, 65, 70, 75 und 80° erhitzt. Alle wurden dann in eine Tem- peratur von 35° gestellt. Die Kontrolle war in 5V2 Stunden ge- ronnen, Nummer 2 (5 Minuten auf 60°) gerann in 10 Stunden, Nummer 3 (5 Minuten auf 65°) gerann in 16 Stunden. Nummer 4 (5 Minuten auf 70 °) gerann in 44 Stunden , Nummer 5 und 6 sind gar nicht geronnen. Es scheint daher, als ob die Hitze das Lab allmählich zerstörte. Die Untersuchungen über den Charakter der Labbakterien werden noch fortgesetzt und ein ausführlicher Bericht darüber wird später erscheinen. Middletown, den 17. Mai 1892. Ist die Milz von Wichtigkeit hei der experimentellen Immunisirung des Kaninchens gegen den Bacillus pyocyaneus? [Aus dem Pathologischen Laboratorium d. Cambridge University.] Von A. A. Kanthack, M. R. C. P. John Lucas Walker Student in Pathology, Cambridge University. Tizzoni und Cat tan i1) haben gezeigt, dass unter gewissen Umständen es unmöglich ist, entmilzte Kaninchen gegen den Tetanus zu immunisiren. Was somit den Tetanus betrifft, so müssen wir schliessen, dass die Milz in hohem Grade, wenn nicht ausschliesslich, für die Bildung der antitoxischen Stoffe verantwortlich ist. Tetanus ist nun %az igoxrfv eine Intoxikationskrankheit, und man muss deshalb vorsichtig sein, nicht sofort Alles, was für denselben gilt, auf andere bakterielle Infektionen zu beziehen. Es schien darum von einiger Wichtigkeit zu sein, die Wirkung der Milz bei der Immunisirung gegen andere 1) Dieses Centralblatt. Bd. XI. No. 11. p. ?25— 327. 228 Kanthack , Ist die Milz von Wichtigkeit bei der experimentellen Immunisirung? Infektionen, die in weit geringerem Grade auf Intoxikation beruhen, einer Untersuchung zu unterziehen. Es wurde hierbei die Infektion mit dem Bacillus pyocyaueus gewählt, und es wurden 1) Ka- ninchen entmilzt und dann , nachdem sie die Exstirpation überstanden hatten , zugleich mit anderen frischen Thieren nach verschiedenen Immunisirungsmethoden behandelt; 2) wurden Kaninchen gegen die Infektion immunisirt und ihnen darauf die Milz exstirpirt. I. 3 Kaninchen wurden mittels wiederholter subkutaner Ein- spritzung von filtrirter steriler Py ocyaneuskultur (50 ccm) behan- delt, nachdem ihnen 1 bis 2 Wochen vorher die Milz entnommen war. Sie zeigten sich darauf durchaus refraktär gegen die Pyocyaneus- infektion (es wurden 2 ccm einer vollvirulenten Kultur intravenös injizirt). Es bestand somit kein Unterschied zwischen den frischen und den entmilzten Kaninchen, die auf gleiche Weise behandelt waren ; die Immunisirung gelang in beiden Fällen. Kontrollthiere erlagen der intravenösen Injektion von 2 ccm stets innerhalb 24 Stunden. In anderen Fällen wurde nach der Entmilzung die Immunisirung mit subkutanen oder intravenösen Einspritzungen geringer, nicht le- taler Dosen von virulenten Kulturen vorgenommen. Auch dann war das Resultat dasselbe: die voraufgegangene Entmilzung übt keinen Einfluss auf die Immunisirung gegen die Pyocyaneusinfektion aus, welcher Immunisirung s- methode man sich auch bedienen mag. Bouchard und andere1) haben gezeigt, dass das Blutserum immunisirter Kaninchen in vitro tödtend und wachsthumshemmend auf den Bacillus pyocyaneus wirkt, und auch diese Eigenschaft wird durch die vorhergegangene Entmilzung nicht eingebüsst. Die immunisirende Kraft des Blutserums von Kaninchen, die gegen die Pyocyaneusinfektion vaccinirt sind, welche allerdings verhältniss- mässig gering ist, wurde ebenfalls keineswegs durch die Entmilzung beeinträchtigt. II. 6 Kaninchen wurden gegen die Pyocy an eusinfektion immuni- sirt (2 mittels Einspritzungen von filtrirten Kulturen, 2 mittels intra- venöser Injektion nicht tödtlicher Dosen von vollvirulenten Kulturen und 2 mittels subkutaner Injektion von Kulturen), und nachdem ihre Widerstandsfähigkeit wiederholt geprüft war, wurde ihnen die Milz entnommen. Eine Woche nach der Exstirpation wurden ihnen 2 ccm einer virulenten Kultur intravenös verabreicht. Alle blieben gesund, während die Kontrollthiere innerhalb 24 Stunden eingingen. 14 Tage später wurden ihnen wiederum 2 ccm intravenös injizirt, ohne jeg- lichen Nachtheil. Wie vorher, war auch hier weder die kakterien- tödtende Eigenschaft, noch die immunisirende Kraft des Serums durch die der Immunisirung folgende Entmilzung im Mindesten herab- gesetzt. Aus diesen Versuchen muss somit der Schluss gezogen werden, dass die Entmilzung, mag sie der Schutzimpfung vor- hergehen oder folgen, keinen Einfluss auf die erworbene Immunisirung gegen die Pyocyaneusinfektion ausübt. 1) Virchow’s Festschrift. Bd. III. Laser, Untersuchungen über Saprol, ein neues Desinfektionsmittel für Fäkalien. 229 Dasselbe haben Foä und Scabia auch für die Diplokokkenpneumonie gezeigt J). Zwei weitere Punkte bedürfen noch der Erörterung, nämlich die Beziehung der Milz zur Leukocytose und Temperatursteige- rung. Römer1 2) und andere3) haben gezeigt, dass die intra- venöse Injektion des Pyocyaneusgiftes (wie auch anderer Bakterien- stoffe) stets eine akute Leukocytose im Gefolge hat, und in einer kürzlich erschienenen Arbeit 3) wurde vom Verf. weiterhin gezeigt, dass die Vermehrung der Leukocyten hauptsächlich, und oft fast aus- schliesslich, die eosinophilen Zellen betrifft. Weder die Leuko- cytose und ihre Beziehung zum Temperaturwechsel3), noch dieTemperaturkurve werden im Mindesten durch die Entmilzung gestört. Ob die Vermehrung der eosinophilen Zellen durch einen formativen Reiz innerhalb der Gefässe bedingt ist, ist augenblicklich noch nicht festgestellt, soviel jedoch ist ge- wiss, dass sie von der Milz unabhängig ist, oder dass die Funktion der Milz in dieser Beziehung durch andere Organe rasch und leicht ausgeglichen wird. Auf diesen Punkt, die Abkunft der eosinophilen Zellen, soll in einer später zu erscheinenden Arbeit Rücksicht ge- nommen werden; hier sollte gezeigt werden, dass, was diePhäno- mene der Pyocyaneusi nfektion und die Immunisirung gegen dieselbe betrifft, die Entmilzung von durchaus keinem Einfluss oder Belang ist. Cambridge, St. John’s College, 24. Juni 1892. Untersuchungen über Saprol, ein neues Desinfektions- mittel für Fäkalien. Von Dr. Hugo Laser, Assistenten am hygienischen Universitätsinstitut zu Königsberg i. Pr. Eine zweck- und zielbewusste Hygiene stellt mit vollem Recht die Anforderung, dass alle Objekte, die auf irgend eine Weise infizirt worden sind, einer gründlichen und völlig ausreichenden Desinfektion unterworfen werden. So leicht und bequem eine solche in einzelnen Fällen auch ist, so schwierig und kaum durchzuführen ist dieselbe in anderen, leider sehr häufig vorkommenden Fällen. Lassen sich doch 1) Foä e Scabia. Gaz. med. di Torino. 1892. No. 13. 14. 15. 2) Berliner klin. Wocbenschr. 1891. 3) Kanthack, A. A., Acute Leucocytosis produced by Bacterial Products. (British Medical Journal. 1892. June 18.) 230 Laser, unsere besten und sichersten Desinfektionsverfahren, die Anwendung der direkten Flamme und der heissen Wasserdämpfe nicht überall zur Geltung bringen, so z. B. bei der Desinfektion von Fäkalien in Tonnen und Gruben. Da müssen dann Chemikalien herangezogen werden, pulverförmige oder flüssige Substanzen, Mittel, die oft sehr grosse Mängel haben und nicht das leisten, was sie versprechen. Es ist das gerade ein grosser Uebelstand, welcher den meisten neueren Mitteln anhaftet, welche ja in unzähliger Menge in den letzten Jahreu aufgetaucht sind, dass sie mit sehr viel versprechenden Reklamen in die Welt gesetzt werden. Die Prospekte, welche von den betreffenden Fabriken an alle Aerzte und auch an Laien ver- sandt werden, enthalten regelmässig so viele Vorzüge bei einem jeden neuen Mittel, dass man wirklich leicht in Versuchung kommen kann, das zu glauben, was schwarz auf weiss gedruckt ist. Sieht man jedoch näher zu, so sind oft, ja meistens, die An- preisungen ganz allgemeine leere Phrasen, oft sind es Behauptungen, die ohne Weiteres aufgestellt sind, wie z. B. „das Mittel übertrifft alle bisher ähnlichen Desinfektionsmittel ganz bedeutend an Kraft“ etc., ohne dass auch nur angedeutet wird, ob und wo und von wem dies- bezügliche Untersuchungen angestellt sind, welche eine derartige Be- hauptung rechtfertigen könnten. Einen Schritt weiter gehen dann schon solche Fabrikanten, welche Gutachten von sog. chemischen Laboratorien und technischen Ver- suchsanstalten oder ähnlichen Instituten beibringen. Doch bei ge- nauerer Durchsicht derselben findet man fast stets, dass dieselben weit entfernt sind, einer einwandsfreieu wissenschaftlichen Kritik auch nur im geringsten standzuhalten. Solche Bescheinigungen, die nur das erreichen, dass dem befangenen Leser ein Mittel als ein ganz vorzüglich wirkendes impouirt, hinterlassen bei einem unbefangenen Beurtheiler, der derartige Prospekte und Reklame durchliest, den Eindruck, dass eben mit Gewalt alle Hebel in Bewegung gesetzt werden sollen, um dem neuen Mittel leichter Eingang zu verschaffen. Was ist aber die Folge einer derartigen Reklame? Die Meisten lesen die Prospekte garnicht, sondern lassen sie sogleich nach Em- pfang in den Papierkorb wandern; Andere, die vielleicht einen Ver- such mit dem angepriesenen Mittel machen, sehen sich oftmals in ihren Erwartungen getäuscht und verlieren dann dadurch den Muth, ein wirklich gutes Mittel, das neu aufkommt, in Anwendung zu ziehen. Zur Bestätigung obiger Behauptung, dass oftmals die Mittel nicht den gehegten Erwartungen entsprechen, möchte ich eine Arbeit von S w o b o d a anführen „Ueber den Desiufektionswerth von sogenanntem Karbolpulver“ (Chem. Ztg. XV. 1041.) Swoboda untersuchte 7 Proben des sogenannten Karbolpulvers auf ihren Gehalt an Phenol, also den wirksamen Stoff im Pulver, und faud, dass derselbe nicht konstant ist, vielmehr in weiten Grenzen schwankt; so fand er einmal 5,2, einmal 4,0, einmal 3,6, einmal 2,3 und dreimal 0 Proz. Phenol. Welch ein Vertrauen kann man zu einem Mittel haben, wenn sein Gehalt gerade an dem wichtigsten Bestandtheil solchen Schwan- kungen unterliegt, bisweilen dieser Körper überhaupt nicht in dem Mittel vorhanden ist? Untersuchungen über Saprol, ein neues Desinfektionsmittel für Fäkalien. 231 Im Gegensatz zum Karbolpulver scheint sehr zweckmässig zu sein der Kalk. Pfuhl hat darüber Untersuchungen angestellt und dieselben veröffentlicht (E. Pfuhl, „Ueber die Desinfektion der Bak- terien mit Kalk.“ Zeitschr. f. Hyg. Bd. VII. Heft 3. p. 363.) Er hat festgestellt, dass sich durch relativ geringe Mengen Kalk eine sichere Desinfektion von Typhus- und Choleraentleerungen bewirken lasse. Die Desinfektion ist dann als gelungen anzusehen, wenn der ganze Latrineninhalt eine ziemlich stark alkalische Reaktion hat. Um den nöthigen Grad von Alkalesceuz herzustellen, genügen 2 1I2 1 Kalkhydratpulver mit der vierfachen Menge Wasser vermischt auf 224 1 Fäkalien. Ein anderes Mittel ist der Chlorkalk. F. Nissen („Ueber die desinfizirende Eigenschaft des Chlorkalkes.“ Zeitschr. f. Hyg. Bd. VIII. p. 62) stellte fest, dass demselben eine ganz hervorragende desinfi- zirende Wirkung zukomme. Faulflüssigkeiten und Fäces werden durch Chlorkalk sehr schnell desinfizirt. In diarrhoischen Fäces tödtet ein Zusatz von 0,5 Proz. Chlorkalk, sei es als Flüssigkeit, sei es in Pulverform, Typhusbacillen innerhalb 10 Minuten. Durch Zusatz von Salzsäure, wobei Chlor entsteht, lässt sich die desinfizirende Kraft noch bedeutend steigern. Es folgt dann die Gruppe der flüssigen Desinfektionsmittel, bei denen das wirksame Prinzip die Phenole resp. die Kresole sind. Die sogenannte rohe Karbolsäure, wie sie in den Handel kommt, besteht zum grössten Theil ausKresolen; da sie aber in Wasser fast unlöslich ist, hat sie keinen grossen Werth. Um diesen Fehler zu beseitigen, bereitet sich Fränkel („Die desinfizirenden Eigenschaften der Kresole, ein Beitrag zur Desin- fektionsfrage.“ Zeitschr. f. Hyg. Bd. VI. p. 521) eine kalte Mischung von roher Karbol- und Schwefelsäure in 5 Proz. Lösung; dieselbe soll bedeutend überlegen sein einer heiss bereiteten ebensolchen Mischung, sowie einer Lösung von 5 Proz. reinem Phenol und 5 Proz. reiner konz. Schwefelsäure. Die rohe Karbolsäure muss also Körper enthalten, welche eine sehr hohe desinfizirende Kraft haben; diese sind nach Fränkel in den Kresolen zu suchen, welche sich durch fraktionirte Destillation aus jener gewinnen lassen und zwischen 185 und 205 0 übergehen ; sie sind unlöslich in Wasser und werden durch Zusatz einer gleichen Menge Schwefelsäure darin löslich gemacht. Dieser Fränkel’ sehen Mischung sollen jedoch auch wiederum Nachtheile anhaften. Die Fabrik von Dr. F. v. Heyden Nachfolger in Radebeul bei Dresden behauptet nämlich, dass auch in der nach Fränkel bereiteten Kresol-Schwefelsäuremischung das Kresol un- wirksam abgeschieden wird, sobald das Lösungsmittel, also die Schwefelsäure, neutralisirt wird, was bei der Desinfektion von Exkrementen durch den Harnstoff, Ammoniak etc. geschieht. Diese Fabrik will nun die Kresole in eine lösliche Form gebracht haben, welche die hohe Desinfektionskraft der Kresole hat, ohne die Mängel der sauren Lösungen zu besitzen. Das Präparat heisst Solutol; es ist ein durch Kresolnatrium löslich gemachtes Kresol; es soll in 232 Laser, 100 ccm konstant 60,4 g Kresol enthalten, davon x/4 als freies Kresol und 3/4 als Kresolnatrium. Es würden sich dann also im Solutol die desinfizirenden Wir- kungen des Kresols und der Natronlauge vereinigen und summiren. Nach Hammer („Ueber die desinfizirende Wirkung der Kresole und die Herstellung neutraler wässeriger Kresollösungen.“ Archiv f. Hyg. ßd. XII) wirkt das Solutol in der That sehr gut und eignet sich zur Desinfektion vou Abortgruben besser, als Lysol, das nach Hammer (Archiv f. Hyg. Bd. XIV. Heft 1) 50 Proz., und als Kreoliu, das nur 10 Proz. Kresole enthält; letzteres besonders sei ausserdem auch noch tlieuer, was ja auch in Betracht zu ziehen ist. Scliottelius hingegen („Vergleichende Untersuchungen über die desinfizirenden Wirkungen einiger Theerprodukte.“ Münch, medizin. Wochenschr. 1890. No. 19 und 20) empfiehlt besonders das Lysol, das wirksamer sei, als Karbolsäure und Kreolin; es habe ausserdem noch den Vorzug vor anderen Theerprodukten, dass es in Wasser in Lösung übergeht und nicht eine Emulsion bildet, wodurch also eine innige Vermischung mit den zu desinfizirenden Fäkalien zustande kommen kann. Remouchamps et Sugg („L’acide phenique, la creoline et le lysol, 6tude comparative de leur action sur divers microorga- nismes.“ Mouvement hygiOnique. 1890) fanden wiederum, dass Lysol, Kreolin und Phenol sich in 2 V^-prozentiger Lösung mit Typhus- und künstlichem Cholerastuhl zu gleichen Theilen versetzt, gleich gut verhalten. Nach v. Er m engem („Recherches experimentales sur la creo- line.“ Bulletin de l’Acad6mie royale de mödecine de Belgique. S6r. IV. Tom. III. No. 1) erweisen sich 5 Proz. Lösungen von Kreolin bei Typhusstühlen durchaus zuverlässig; er empfiehlt es als ein sicheres Desinficiens, dessen desodorirenden und fäulnisswidrigen Eigenschaften, sowie dessen Ungefährlichkeit und Billigkeit zu seinen Gunsten sprächen. Ein dem Kreolin verwandtes Präparat hat ferner Dr. Bruno Lö w en s tein zu Rostock unter dem Namen „Desinfektol“ in den Handel gebracht. Beselin rühmt demselben manche Vorzüge vor anderen Desinfektionsmitteln nach („Ueber das Desinfektol und dessen des- infizirende Wirkung auf Fäkalien.“ Centralbl. f. Bakteriol. und Para- sitenk. Bd. VII. No. 12.) Es enthält Harzseifen, die Natriumver- bindungen von Phenolen und Kohlenwasserstoffe. B. benutzte zu seinen Versuchen dünnbreiige Fäkalien von schwereu, sicher diagnostizirten Typhusfällen, und fand, dass eine 5-pro- zentige Desinfektolemulsion genügt, um binnen 18 Stunden ein gleiches Volumen dünnbreiiger Fäkalien völlig zu desinfiziren, mit einer 10-prozentigeu Emulsion vermag man in 18 Stunden nicht nur eine gleiche Quantität, sondern das doppelte Volumen dünnbreiiger Fäkalien zu desinfiziren. Das Desinfektol ist nach Beselin in 5-prozentiger Emulsion sowohl dem 12,5-prozentigen Kreolin, wie der 33-prozeutigen Salz- säure, der 5-prozentigen Karbolsäure, dem nichtsauren und dem salz- sauren Sublimat in 2 °/0 0 - Lösung in Bezug auf dünne Fäces min- destens gleichwerthig. % Untersuchungen über Saprol, ein neues Desinfektionsmittel für Fäkalien. 233 Das 10-prozentige Desinfektol übertrifft aber an Wirksamkeit auf dünnflüssige Fäkalien alle anderen genannten Desinfektionsmittel und ist der 50-prozentigen Schwefelsäure jedenfalls an die Seite zu stellen, wie Beselin behauptet. Uffelmann, welcher die verschiedensten Desinfektionsmittel auf ihre Wirksamkeit geprüft („Die Desinfektion infektiöser Darm- entleerungen“. Berl. klin. Wochenschr. 1889. No. 25) und seine Re- sultate zusammengestellt hat, fand, dass 1) Schwefelsäure und Wasser ana alle Keime sicher in 2 Stunden vernichtete ; 2) Schwefelsäure 1 Theil mit Wasser 2 Th. alle Keime sicher in 6 Stunden vernichtete; 3) Salzsäure und Wasser ana alle Keime sicher in 12 Stunden vernichtete ; 4) Salzsäure 1 Th. mit Wasser 2 Th. alle Keime fast sicher in 12 Stunden, ganz sicher in 24 Stunden vernichtete; 5) 5-proz. Karbolsäure in 24 Stunden fast alle Keime vernichtete; 6) 12'/ä-proz. Kreolinemulsion in 24 Stunden fast alle Keime vernichtete; 7) 35-proz. Kalilauge mit Wasser ana in 6 Stunden alle Keime sicher vernichtete; 8) nichtsaure Sublimatlösung von 2 °/ou in 24 Stunden fast sicher alle Keime vernichtete; 9) salzsaure Sublimatlösung von 2 °/00 in 24 Stunden sicher alle Keime vernichtete. Nachdem wir so gesehen haben, welche Desinfektionsmittel für Fäkalien besonders in Betracht kommen, und welche zum Theil weit von einander abweichenden Resultate die einzelnen Forscher bei der Prüfung der Desinfektionskraft der betreffenden Mittel gefunden haben, müssen wir uns noch fragen, ob überhaupt wirklich eine sorg- fältige und durchaus sichere Desinfektion infektiöser Darraentleerungen, die ja fast immer mit Urin vermischt siud, nothwendig ist. Was den Harn betrifft, so wissen wir, dass dieser an und für sich pilztödtend wirkt. Richter („Studien über die pilztödtende Wirkung des frischen Harns“. Arch. f. Hyg. Bd. XII. Heft 1) hat darüber Untersuchungen angestellt. Da der Harn des Menschen bei Fleischnahrung unter normalen Verhältnissen eine saure Reaktion hat und jedenfalls für die an- spruchsvolleren pathogenen Bakterien nur geringe Mengen von Nähr- stoffen enthält, so konnte man schon erwarten, dass er die empfind- licheren Arten abtödte. Namentlich für die gegen Säuren äusserst sensiblen Choleravibrionen war dies vorauszusehen. Dagegen konnte bei Typhusbacillen, die weniger empfindlich gegen Säuren sind, nur eine vorübergehende Schädigung mit folgender bedeutender Zunahme konstatirt werden. Sicher beruht die Ursache der tödtenden Wirkung des Harns auf seiner sauren Reaktion, d. h. auf dem im Harn enthalteneu sauren Kaliumphosphat, das auch in reiner wässeriger Lösung bei gleicher Konzentration kräftig desinfizirend wirkt. Betont sei jedoch noch einmal, dass Typhusbacillen nicht im Harn absterben. XII. Bd. 16 234 Laser, Ueber die pathogenen Bakterien im Kothe liegen zwei Arbeiten vor, eine von Karliriski und eine von Kitasato. Karlinski („Untersuchungen über das Verhalten der Typhus- bakterien im Koth“. Przeglad Lekarski. 1889) fand, dass die im Kotb vorhandenen Typhusbakterien in demselben nicht mehr als 3 Monate in lebendem Zustande zu finden sind; die Fäulnissbakterien wirken endlich vernichtend ein. Immerhin sind die Typhusbacillen im Koth 3 Monate lebensfähig. Kitasato („Das Verhalten der Cholerabakterien im mensch- lichen Koth“. Zeitschr. f. Hyg. Bd. V) fand, dass die Cholera- vibrionen dagegen schon nach IV2 — 3 Tagen aus dem Koth ver- schwinden, dass sie sich dagegen in frisch entleertem, durch Hitze sterilisirtem Koth viel länger lebensfähig halten, als in nicht sterili- sirtern; es wirken da wohl auch die Fäulnissbakterien mit. Das lange Lebenbleiben namentlich der Typhusbacillen im Koth sowohl als auch im Urin legt uns jedenfalls die Pflicht auf, streng in jedem Falle die Fäkalien einer sicheren und energischen Des- infektion zu unterwerfen. Ueber die verschiedenen Mittel, welche diesem Zweck dienen, ist oben schon eingehend gesprochen. Ein neues, ferneres Mittel, über das ich Untersuchungen angestellt habe, ist das Saprol, dargestellt in der Fabrik des Dr. H. Nördlinger in Bockenheim bei Frank- furt a. M. Dieser schickte an das hiesige hygienische Institut eine Probe mit der Bitte, das Mittel auf seine desinfizirenden Eigenschaften hin zu prüfen. Ich übernahm es, die Untersuchung auszuführen und habe interessante Resultate bekommen, die im Folgenden mitgetheilt werden sollen. Erwähnen möchte ich noch, dass Herr Professor v. Esmarch meine Untersuchungen kontrollirt hat, wofür ich ihm auch noch an dieser Stelle meinen besten Dank ausspreche. Saprol ist ein auf Wasser schwimmendes, dunkelbraun-schwarzes Oelpräparat, das den auch dem Lysol und Kreolin anhaftenden Ge- ruch hat. Es schwimmt auf der Oberfläche von Flüssigkeiten, welche seine desinfizirenden Bestandtheile, Phenol, Kresole und andere in Wasser lösliche Produkte des Steinkohlentheers auslaugen; diese werden so den zu desinfizirenden Fäkalien beigemischt und können ihre Wirkung entfalten, während die Oelschicht, die sich gleichmässig auf der Oberfläche ausbreitet, das Entweichen übelriechender Gase einmal verhindert und zweitens nicht ein Hineinfallen von Luftkeimen, Bakterien sowohl als Schimmelpilzen, gestattet. Dieser zweite Punkt besonders wird sehr vollkommen erreicht, da, wie schon gesagt, das Saprol sich gleichmässig von selbst auf der ganzen Oberfläche von Flüssig- keiten und Fäkaiien vertheilt. Die Auslaugung der wirksamen Be- standtheile soll noch vermehrt werden durch Bewegen der Schichten, also z. B. durch einfallende Fäkalien bei Aborten und bei Anwesen- heit von Ammoniak, da dieses die Wasserlöslichkeit der Theerdestilla- tionsprodukte erhöht. Diese letzte Angabe von Nördlinger konnte ich bestätigen. Es wurden auf 100 ccm Wasser in 2 Wassergläsern je 10 ccm Saprol gegossen ; das Wasser in dem einen Glase war vorher durch Ammoniak Untersuchungen über Saprol, ein neues Desinfektionsmittel für Fäkalien. 235 stark alkalisch gemacht. Am nächsten Tage war das Glas ohne Ammoniak klar, das mit Ammoniak gelbbraun gefärbt; beide wurden filtrirt, nachdem das Saprol von der Oberfläche abpipettirt war, und dann wurde mit dem Millon’schen Reagens die Phenolprobe ange- stellt. Es wird salpetrigsaures Quecksilberoxyd mit der zu unter- suchenden Flüssigkeit gekocht; es entsteht dann bei Gegenwart von Phenol eine braunrothe Färbung, die bei Zusatz von Salpetersäure eine intensive Rothfärbung erkennen lässt. Nach der Intensität der Färbung zu urtheilen, hatte das Wasser mit Ammoniak etwa achtmal soviel Phenol aus dem Saprol ausgelaugt, als das Wasser ohne Am- moniak. Eine genaue quantitative Untersuchung wurde nicht ange- stellt. Bei der Ermittelung der Menge des ausgelaugten Phenols wurde ferner festgestellt, dass 100 ccm Wasser aus 20 ccm Saprol in 24 Stunden etwa viermal soviel Phenol, als aus 10 ccm, und dass 100 ccm Wasser aus 20 ccm Saprol in 20 Tagen etwa doppelt soviel, als in einem Tage auslaugen. Um zunächst einen Anhalt für weitere Untersuchungen zu finden, wurden anfangs Vorversuche gemacht. Stark saurer Urin wurde in zwei nicht sterilen Wassergläsern aufgefangen; in ein Glas wurde eine geringe Menge Saprol gegossen, so dass nur eine feine Schicht auf der Oberfläche zu sehen war; in das andere wurde nichts gegossen. Beide Gläser wurden mit Glasplatten zugedeckt. Der Urin ohne Saprol wurde nach 4 Tagen amphoter, trübte sich am 5. Tage, war am 9. Tage ganz trübe und zeigte an der Oberfläche Schimmelpilze ; am 15. Tage verbreitete er einen penetranten stinkenden Geruch, war alkalisch und zeigte im hängenden Tropfen sowohl wie bei Aus- saat auf Gelatineplatten, die mit 1/2 ccm des Urins angefertigt worden waren, reichliche Bakterienvegetation, so dass ein Zählen der Keime auf den Platten unmöglich war und diese schnell verflüssigt wurden. Ganz anders verhielt sich dagegen der Urin, der mit Saprol be- gossen war. Eine Platte, die mit V2 ccm desselben nach 16 Tagen gegossen wurde, blieb steril, auch war der Urin noch bis zum 22. Tage sauer, klar, ohne Geruch und steril. Derselbe Versuch wurde noch einmal wiederholt, und zwar mit der Modifikation, dass der Urin in sterilen Erlenm ey er’ sehen Kölbchen aufgefangen und 1/2 Stunde lang im Koch’ sehen Dampf- kochtopf sterilisirt wurde. Das Resultat war im Wesentlichen das- selbe wie im vorigen Versuche. Nach diesen Vorversuchen, die also gezeigt hatten, dass Saprol schon in kleinen Mengen Urin vor Zersetzung zu schützen vermag, wurden Untersuchungen mit Milzbrand angestellt. Zwei Bouillonröhrchen wurden mit Milzbrandsporen von einer Agarkultur geimpft; alsdann wurden sogleich in das eine Röhrchen zwei Tropfen Saprol, in das andere eine grössere Menge, nämlich auf eine 3V2 cm hohe Bouillonschicht eine 2 cm hohe Saprolschicht gegossen; beide Röhrchen wurden in den Brütschrank gestellt, um zu sehen, ob Wachsthum eintritt, d. h. also, ob aus den Sporen sich wieder Bacillen entwickeln. Nach 24 Stunden zeigte sich, dass die Bouillon im Röhrchen mit 2 Tropfen Saprol klar geblieben war, während in dem anderen 16* 236 Laser, Röhrchen eine starke Trübung eingetreten war, vermuthlich durch ausgelaugte Substanzen oder durch ausgefällte Eiweissstoffe bedingt. Die mikroskopische Untersuchung im hängenden Tropfen ergab keinen Anthrax, sondern nur krümlige, amorphe Massen. Von beiden Proben wurden nach 24 Stunden Platten gegossen, indem aus der Tiefe mit einer sterilen Pipette Material entnommen wurde. Diese Platten blieben steril. Indessen hatten sich in ferneren 2 Tagen in dem Röhrchen mit 2 Tropfen Saprol einige Flocken am Boden gebildet; es wurden daher von beiden Röhrchen neue Platten gegossen. Da zeigte sich, dass die Bouillon im Glas mit viel Saprol steril geworden war, eine grössere Menge Saprol also Milzbrandsporen in 24 Stunden tödtet, während die Platte von der mit 2 Tropfen Saprol behandelten Bouillon erst am 6. Tage nach der Aussaat auf Gelatine einige wenige Milzbrandkolonieen erkennen liess ; zwei Tropfen hatten also eine Entwickelungshemmung bewirkt. Dieser Versuch wurde darauf mit einer Modifikation wiederholt: Es wurden 2 Bouillonröhrchen mit Milzbrandsporen von einer frischen Agarkultur geimpft. Diese wurden dann aber nicht, wie oben, sogleich mit Saprol begossen, sondern zunächst für 24 Stunden in den Brutschrank gestellt, damit die Sporen erst auswachsen konnten, Alsdann wurden wiederum in ein Glas 2 Tropfen, in das 2. Röhr- chen auf eine 31/* cm hohe Bouillonschicht eine 2 cm hohe Schicht Saprol gegossen; beide Röhrchen wurden wieder in den Brütschrank gestellt. Nach 24 Stunden war wieder das Röhrchen mit viel Saprol getrübt durch amorphe krümlige Massen. Von beiden Röhrchen wurden uach 24 Stunden Platten gegossen, die steril blieben. Auf Platten dagegen, die nach 4 Tagen gegossen wurden, waren Kolonieen von Milzbrand gewachsen. Es war also wiederum eine Entwickelungs- hemmung eingetreten. Jedoch zeigte sich bei genauerer makro- skopischer Betrachtung der Platten von diesem und dem vorigen Ver- such, dass auf einigen derselben Saproltropfen waren; beim Durch- dringen der Saprolschicht über der Bouillon mit der Pipette war jedenfalls Saprol an der Aussenfläche haften geblieben, das bei spä- teren Versuchen, um ähnliche Täuschungen zu vermeiden, mit Aether abgewaschen wurde. Um aber noch sicherer jedes Saprol auszuschliessen, wurde fol- gende Versuchsanordnung getroffen, welche zugleich zeigen sollte, ob wirklich die aus dem Saprol ausgelaugten Substanzen keimtödtend wirken. Auf 100 ccm Wasser wurden 20 ccm Saprol gegossen. Nach 2 Tagen wurde letzteres abpipettirt und der Rest durch ein ange- feuchtetes Papierfilter filtrirt. 50 ccm dieses Filtrats wurden mit 10 ccm Bouillon versetzt, in welcher Milzbrand bei Bruttemperatur in 24 Stunden zu Fäden ausgewachsen war. Diese Mischung, die klar war, sauer reagirte und den dem Saprol eigenthümlichen Geruch hatte, zeigte keine Oeltropfen mehr, sie wurde in den Brütschrank gestellt; nach 24 Stunden war Trübung eingetreten; im hängenden Tropfen sah man Milzbrand zu Fäden ausgewachsen, keine Sporen. Es wurde eine Platte mit 3 Oesen gegossen, auf welcher erst nach 3 Tagen Milzbrandkolonieen sichtbar waren. Eine neue, am 3. Tage Untersuchungen über Saprol, ein neues Desinfektionsmittel für Fäkalien. 237 gegossene Platte Hess auch erst am 3. Tage nach der Aussaat Milz- brandkolonieen mikroskopisch erkennen. Platten dagegen, die am 5. und 7. Tage gegossen wurden, blieben, 9 Tage hindurch beobachtet, steril. Es ist also zuerst Entwicklungshemmung eingetreten, dann Abtödtung des Milzbrandes. Ein ebensolches Filtrat von 100 ccm Wasser und 20 ccm Saprol wurde nach 5 Tagen hergestellt. Dieses Mal wurden aber nur 5 ccm davon zur Untersuchung genommen und mit 5 ccm einer 24 Stunden im Brütschrank gestandenen Bouillonkultur von Milzbrand vermischt und wiederum in den Brütschrank gestellt. Nach 24 Stunden wurde eine Platte mit 3 Oesen der Mischung gegossen, nachdem dieselbe, im hängenden Tropfen besehen, wenige Sporen, aber viele krümlige Massen hat erkennen lassen. Nach 3 Tagen ist auf der Platte Milz- brand nachzuweisen. Eine zweite Platte, welche am 3. Tage nach denTVermischen gegossen wurde, zeigte erst am 5. Tage Wachsthum, ebenso eine Platte, die am 5. Tage angefertigt wurde; doch hat die Menge der Kolonieen abgenommen. Platten vom 8. und vom 10. Tage blieben steril. Während also 50 ccm Filtrat in 10 ccm Bouillon in 5 Tagen Abtödtung der Milzbrandbacillen bewirkt hatten, brauchten 5 ccm Filtrat auf 5 ccm Bouillon, also der fünfte Theil jener Menge, dazu 8 Tage. Um zu sehen, ob noch geringere Mengen Saprol zu einer Ab- tödtuug pathogener Mikroorganismen genügen und ob Urin die des- infizirenden Bestandtheile in genügender Menge auslauge, wurde der Urin, der in dem oben erwähnten Vorversuch nicht steril aufgefangen und nur mit einer ganz dünnen Schicht Saprol begossen war, filtrirt, nachdem er 23 Tage gestanden hatte. Von diesem Filtrat wurden in 3 sterile, mit Watte verschlossene Reagensgläser je 5 ccm ge- gossen, das eine wurde dann mit Choleravibrionen, das 2. mit Ty- phusbacillen und das 3. mit Staphylococcus pyogenes au- reus geimpft und in den Brütschrank gestellt, gleichzeitig mit drei zur Kontrolle mit denselben Mikroorganismen geimpften Bouillon- gläsern. Während letztere schon nach 24 Stunden üppiges Wachs- thum zeigten, blieben die Uringläser klar und anscheinend steril. Zur Entscheidung der Frage, ob nur eine Entwickelungshemmung oder eine Abtödtung eingetreten sei, wurde von den drei Uringlasern je ein Bouillonröhrchen geimpft uud in den Brütschrank gestellt; doch blieben diese auch steril, so dass also die Frage dahin ent- schieden ist, dass die Mikroorganismen im Urin getödtet sind. Selbst in diesen letzten Bouillonröhrchen, die nur 3 Oesen Urin enthielten, liess sich noch mit dem Millon’schen Reagens Phenol nachweisen. Es wurden dann noch weitere entwickelungshemmende Unter- suchungen mit Staphylokokken gemacht. Frisch bereitete Staphylokokkenfäden, deren Virulenz durch An- legen eines Esm arch’schen Rollröhrchens nachgewieseu wurde, wurden in Filtrate von Saprol gelegt, und zwar wurden 3 verschie- dene Konzentrationsgrade benutzt: 1) Filtrat von 100 ccm Wasser mit 20 ccm Saprol, 21 Tage gestanden. 238 Laser, 2) Filtrat von 100 ccm Wasser mit 10 ccm Saprol, 24 Stunden gestanden. 3) Filtrat von 100 ccm durch Ammoniak alkalisch gemachtem Wasser mit 10 ccm Saprol, 24 Stunden gestanden. Dieses letztere änderte bald seine Farbe, es wurde graugrün, dann dunkelgrün. In bestimmten Zeiträumen wurde dann aus jedem der 3 Filtrate ein Faden herausgenommen, tüchtig in sterilem Wasser abgespült und dann in Gelatine ausgerollt; zum ersten Male nach 24 Stunden; zu gleicher Zeit wurde je ein Faden auch in Bouillon gebracht, da bisweilen noch in Bouillon Wachsthum eintritt, während es in Gela- tine ausbleibt. Während letztere Wachsthum zeigte, blieben die Rollröhrchen steril, ebenso wie solche, die nach 2 und nach 5 Tagen angelegt waren und wie Bouillongläser, die nach 6 Tagen mit Fäden beschickt waren. Um den Verdacht zu beseitigen, dass vielleicht zu viel von dem Desinfektionsmittel selbst in die Gelatine gebracht sei, wurden die sterilen Rollröhrchen in dem Brütschrank verflüssigt und dann mit Staphylococcus pyogenes aureus von einer Agarfläche ge- impft, ebenso wie die zuletzt erwähnten steril gebliebenen Bouillon- röhrchen. Alle wurden dann wieder in den Brütschrank gestellt und zeigten nach 24 Stunden üppiges Wachsthum. Also sind die Sta- phylokokken an den Fäden sicher in 1 — 3 Tagen getödtet. Nachdem so desinfizirende Versuche mit dem Saprol im Reagens- glas angestellt waren, wurde zu Untersuchungen übergegangen, welche mehr den natürlichen Verhältnissen entsprechen. Es wurden zunächst bestimmte abgemessene Quantitäten Urin theils in hohen Cylindern, theils in flachen, breiten Schalen vertheilt und dann mit steigenden Mengen Saprol behandelt, um die Quantität zu eruiren, welche nöthig ist, um den Urin zu desinfiziren resp. vor Zersetzung zu schützen. Bemerkt sei noch, dass die Gefässe nicht steril waren, dass der Urin ohne besondere Vorsichtsmassregeln auf- gefangen wurde und stets klar, geruchlos und sauer war. Es wurde dann stets sogleich eine Platte mit x/2 ccm Urin gegossen, dann das Saprol auf den Urin heraufgethan und dann in bestimmten Inter- vallen neue Platten gegossen ; dabei wurde täglich die Reaktion und der Geruch kontrollirt. Angefangen wurde mit 2 Tropfen Saprol = V25 ccm. Die Gefässe blieben unbedeckt stehen. Als Resultat dieser Versuchsreihe haben wir folgende Werthe er- halten: 1/2 ccm Saprol schützt 250 ccm Urin in einer 13 cm hohen Schicht in einem Cylinder von 6 cm Durchmesser vor Zersetzung, ebenso 1 1/g ccm Saprol 500 ccm. Urin im Cylinder mit 6 cm Durch- messer in einer 26 cm hohen Schicht und 2 ccm Saprol 1000 ccm. Urin in flacher Ausdehnung in einer Schale von 20 — 21 cm Durch- messer und einer Schicht von 3 — 4 cm Höhe. Es ist also ein ge- ringer Unterschied bemerkbar, abhängig von der Höhe der Urin- schicht. Eine 26 cm hohe Schicht braucht die dreifache Menge Saprol, als eine 13 cm hohe Schicht. Zum Schlüsse wurden noch Untersuchungen mit Fäces ange- stellt. Untersuchungen über Saprol, ein neues Desinfektionsmittel für Fäkalien. 239 Versuch I. In ein nicht steriles Wasserglas wurden 186 g dünnbreiiger Fäces mit Urin vermischt gefüllt; Kon trollplatte mit 1 Oese. Ent- hält 6930 Kolonieen, besonders viel Oidium lactis. Das Glas bleibt, nachdem l/g ccm Saprol heraufgegossen ist, unbedeckt stehen. 2. Tag. Fäces geruchlos. Platte. Enthält 6300 Kolonieen. 3. „ Geringer Geruch. Platte. Zeigt 24536 Kolonieen. 4. Platte. Zeigt 14000 Kolonieen. 5. „ „ „ 140 6. „ „ „ 130 7. „ „ „ 40 8. „ „ „ 67 11 11 11 11 Versuch II. Auf 173 g Fäces wird unter denselben Bedingungen wie in Ver- such I 1 ccm Saprol gegossen. Kontrollplatte. 16200 Kolonieen, auf- fallend viel Oidium lactis. 2. Tag. Kein Geruch. Platte. 16200 Kolonieen. 3. „ Geringer Geruch. Platte. 1420 Kolonieen. 4. „ Platte. 630 Kolonieen. 5. „ „ 14 Bakterienkolonieen und 14 Oidium lactis. 6. „ „ Steril. 7. 8. 1 ccm Saprol hat also genügt, um in 6 Tagen ca. 180 g mit Urin vermischter Fäces keimfrei zu machen. Endlich sollte noch das Verhalten von Saprol zu infektiösen Stuhlentleerungen geprüft werden. Zu diesem Zwecke wurden in 4 Wassergläser je 40 g frischer Fäces mit Urin vermischt gethan und an zwei aufeinander folgenden Tagen je ll 2 Stunde im Koch- schen Dampfkochtopf sterilisirt. Dann wurden zunächst von allen 4 Proben Rollröhrchen gemacht, um zu sehen, ob die Fäces wirklich steril sind. Als diese kein Wachsthum zeigten, wurde in 2 Gläser je 1 Bouillonkultur von Cholera asiatica und in 2 je eine Bouillon- kultur von Typhus gegossen und tüchtig umgerührt. Es wurden alsdann sogleich Rollröhrchen mit je 1 Oese Fäces angefertigt, die ein sehr üppiges Wachsthum zeigten. Nun wurden die Fäces mit Saprol bedeckt, und zwar wurde auf Glas I (Cholera) 1/2 ccm, auf „ II (Cholera) 1 ccm, auf „ III (Typhus) ll 2 ccm, und auf „ IV (Typhus) 1 ccm Saprol gegossen. Nach 24 Stunden wurden von den 4 Gläsern neue Rollröhrchen gemacht. I, II und IV waren steril, nur III zeigte Wachsthum. Nach 2 Tagen angelegte neue Röhrchen blieben sämmtlich steril, ebenso wie fernere, am 4. und 5. Tage ausgerollte Röhrchen. 240 Freudenreich, V 2 ccm Saprol hatte also iu 24 Stunden Cholerafäces, in 48 Stun- den Typhusfäces und 1 ccm in 24 Stundeu Typhusfäces sterilisirt. Diese sterilen Röhrchen wurden dann noch nachträglich mit Cholera resp. Typhus geimpft und zeigten dann sehr üppiges Wachs- thum, so dass der Beweis damit erbracht ist, dass nicht etwa Des- infektionsmaterial in die Gelatine übertragen ist, sondern dass wirk- lich die Bakterien in den Fäces durch das Saprol abgetödtet sind. Nach diesen Versuchen würde 1 Proz. Saprol zur Desinfektion von Fäces und Urin genügen. Da man pro Kopf und Tag 150 g Fäces und 1200 ccm Harn rechnet, würde man ca. 400 g brauchen, um die Entleerungen einer Person in einem Monat zu desinfiziren. Eingehendere Untersuchungen im Grossen konnten nicht angestellt werden, da die diesbezüglichen Verhältnisse im hiesigen hygienischen Institute dazu nicht geeignet sind. Es haben, um es kurz zu er- wähnen, unter anderem 25 ccm Saprol genügt, um eine Klosettonne mit Inhalt im hygienischen Institut über 8 Tage geruchlos zu erhalten. Wenn ein Mittel im Grossen Anwendung finden soll, z. B. für Kasernen, Schulen, Krankenhäuser, Gefängnisse, Bahnhöfe, Fabriken etc., dann muss es auch billig sein. Dieser Anforderung entspricht das Saprol auch, da der Preis sich auf 60 Pfennige pro Liter stellt und für grössere Anstalten und Verwaltungen sogar nur auf 40 Pfen- nige. Es würde das pro Kopf und Monat eine Ausgabe von 20 Pfennigen sein. Immerhin dürfte es sich empfehlen, mit diesem Mittel im Grossen weitere Versuche anzustellen, wozu ich hiermit eine Anregung geben wollte. Bemerkt sei noch, dass die Fäces nach Behandlung mit Saprol ihren Werth für die Landwirthschaft nicht verlieren sollen. Königsberg i. Pr., 6. Juli 1892. Ueber die Durchlässigkeit der Chamberland’schen Filter für Bakterien1). [Aus dem bakteriologischen Laboratorium der landw. Schule Rütti bei Bern.] Von Dr. Ed. v. Freudenreich. Mit 1 Abbildung. Vergleicht man die Urtheile, welche in Deutschland seitens der Bakteriologen über die Brauchbarkeit der Chamber lan d-P a s t e u r- schen Filter laut geworden sind, so begegnet man schroff entgegen- stehenden Meinungen. Während z. B. die Einen, wie Kitasato (Zeitschrift für Hygiene. X. p. 267), der sie vielfach für das Filtriren von Bakterienkulturen angewandt hat, sich dahin aussprechen, dass dieselben wirklich keimfrei filtriren, unter der Bedingung bloss, dass 1) Die vorliegende Arbeit befand sich bereits im Druck, als der von Giltay und Aberson in Bd. XII. No. 2/3 erschienene Artikel publizirt wurde. Red. Ueber die Durchlässigkeit der Chamberland’schen Filter für Bakterien. 241 man nicht gerade auf eine Kerze stosse, die in Folge eines Fabri- kationsfehlers zu grosse Poren enthalte, so sieht man andere For- scher, wie z. B. Kühler (Zeitschrift für Hygiene. VIII. p. 48) die Behauptung aufstellen, dass die fraglichen Filter bei kontinuirlicher Filtratiou höchstens 4 Tage lang steriles Wasser liefern können, ja in einzelnen Versuchen von Kühler erschienen schon nach 24 Stunden die Bakterien im Filtrate. In Frankreich dagegen scheint man, beson- ders auf Grund der Experimente M i q u e 1 s in Paris, die Brauchbar- keit dieser Filter nie bezweifelt zu haben. Miquels Experimente sind indessen in Deutschland wenig bekannt und mögen daher hier erwähnt werden. Dieselben datiren bereits aus dem Jahre 1885 (v. Revue scientifique du 1. aoüt 1885 und Miquel, Manuel pratique d’analyse des eaux. p. 172). In einer ersten Versuchsserie wurde eine sterilisirte Kerze mit der Metallhülse an der Wasserleitung (Seinewasser mit 1/3 Atmo- sphäre Druck) angeschraubt. An der Oeffnung der Kerze war ein ebenfalls sterilisirter , 15 — 20 cm langer Gummischlauch befestigt, dessen Ende durch eine mit Watte verschlossene Glasröhre gegen Verunreinigungen geschützt war. Nachdem letztere weggenommen worden, wurde der Schlauch mit einem grossen Kolben in Verbin- dung gesetzt, welcher 500 g konzentrirte sterile Brühe enthielt. Man öffnete nun den Wasserleitungshahn und liess 830 g Wasser in den Kolben fliessen. Der Kolben wurde dann in den Brütofen bei 30—35° gestellt. Das Filter blieb nun 3 Tage in Thätigkeit, und zwar so, dass das Wasser tropfenweise aus dem Gummischlauch fliessen gelassen wurde nach Massgabe von 12 Liter in 24 Stunden. Nach dieser Zeit infizirte man einen zweiten Kolben mit 760 g Wasser. Nach wiederum drei Tagen fortgesetzter Thätigkeit des Filters wurde ein dritter Kolben in gleicher Weise mit 610 g infizirt. Nach 12 Tagen (bei 35 — 37° auf bewahrt) waren alle drei Kolben noch bakterienfrei. Somit war in den 2200 g gebrauchten Wassers keine einzige Bak- terie enthalten. Mit einem Tropfen unfiltrirten Wassers geimpft, trübten sich dann alle drei Kolben in 18 Stunden. Da die Versuche am Anfänge, in der Mitte und am Ende der Filtrationszeit statt- fanden, kann man wohl annehmen, dass die während 6 Tagen filtrir- ten 72 Liter Wasser bakterienfrei waren. Mit dem Ourcq -Wasser (3—4 Atmosphären Druck) wurde ein gleicher Versuch gemacht und 2 Kolben konzentrirter Bouillon mit 635 und 830 g Wasser infizirt. Zwischen beiden Versuchen liess man 150 Liter Wasser das Filter passiren. Auch diesmal blieben beide Kolben ungetrübt. Endlich wurden in ein grosses Gefäss 32 Liter Wasser hineinfil- trirt und darauf 2 Liter einer sehr konzentrirten Brühe, enthaltend die Extraktivstoffe von 8 kg Fleisch unter den nothwendigen Kautelen hineingegossen. Das auf diese Weise zu einer guten Nährbouillon ge- machte Wasser blieb jedoch dauernd steril. Das Gleiche geschah in einem anderen Versuche mit 35 Liter Wasser. So ausgedehnte Versuche sind wohl von keinem anderen Forscher ausgeführt worden, und sie beweisen wohl zur Genüge, dass der Druck des 242 Freudenreich, filtrirenden Wassers die Bakterien durch die Poren des Filters hin- durchzutreiben nicht im Stande ist. Diejenigen Forscher, welche bei ihren Versuchen schon nach einigen Tagen Bakterien im Filtrate auftreten sahen, führen denn auch dieses weniger auf ein mecha- nisches Hindurchdrücken der Bak- terien, als auf ein Durchwach- sen derselben zurück, welches um so schneller sich bewerk- stellige, je höher die Tempera- tur sei, so Kubier (1. c.) und Nordtmeyer (Zeitschr. f. Hyg. X. p. 151). Es schien mir da- her wohl der Mühe werth, spe- ziell diese Fähigkeit der Bakterien, durch die Poren des Cham ber- land’ sehen Filters hindurchzu- wachsen, näher zu untersuchen, denn es ist klar, dass der Ge- brauch dieser Filter z. B. in Haus- haltungen einem solchen Umstande Rechnung tragen muss. Die Versuche wurden theils mit gewöhnlichem Leitungswasser ausgeführt, theils mit Typhuskul- turen, da dieser Mikroorganismus in hygienischer Hinsicht besonders wichtig ist, und zwar in folgen- der aus der beiliegenden Figur ersichtlichen Weise: Eine Porzellankerze1) BB, deren Bau als bekannt vorausge- setzt werden darf, und in deren Oeffnung man eine bis auf den Boden reichende, und in ihrem oberen Theile mit einer kugel- förmigen Erweiterung und einem Wattepfropfen C versehene Pi- pette hineingebracht hat, wird zu- nächst im Autoklaven oder im Trockenkasten sterilisirt. Dann wird bei D mittels flüssig ge- machten Paraffins ein hermetischer Verschluss hergestellt und die Kerze bei Versuchen über Wasserfiltration in ein mit Wasser ge- fülltes Gefäss AA gestellt und bei einer bestimmten Temperatur aufbewahrt. Nach verschiedenen Zeitintervallen aspirirt man etwas 1) Früher existirten im Handel zweierlei Bougies. Die „bougie ä filtration lente“ und die „bougie ä filtration rapide“. Seit einiger Zeit scheint bloss eine Art fabrizirt zu werden, Bougie B, welche in der Mitte zwischen beiden genannten Arten steht. Ueber die Durchlässigkeit der Chamberland’schen Filter für Bakterien. 243 von dem in die Kerze hineinfiltrirten Wasser in die kugelförmige Er- weiterung mit Hülfe eines Gummischlauches und impft es in Bouillon. Da eine Infektion leicht möglich ist, wenn man die Pipette wieder in die Kerze eintaucht und die gleiche Kerze zu weiteren Versuchen braucht, so thut man am besten, eine Anzahl Kerzen, wie oben gesagt, zu präpariren und mit ihren Pipetten versehen jede für sich in ein Gefäss Wasser einzutauchen. Jeden Tag impft man dann von dem Inhalt einer anderen Kerze. Handelt es sich um Versuche mit Typhusbacillen, so wird das Wasser durch Nährbouillon ersetzt, das Innere des Halses des Ge- fässes um die Kerze herum mit Watte ausgefüllt und der kleine Ap- parat im Autoklaven sterilisirt. Während der Sterilisation dringt die Bouillon in das Innere der Kerze ein und man kann nun mittels der Pipette untersuchen, ob und wann die Typhusbacillen , die man nach Erkalten der Nährlösung in das äussere Gefäss einimpft, durch die Wandungen der Kerze in das Innere derselben eindringen. Ich gehe nun zu den Resultaten über : A. Versuche mit Typhusbacillen. Am 17. Juli 1891 wird einer der beschriebenen Apparate, Bouil- lon enthaltend, mit Typhusbacillen geimpft, und bei Zimmertemperatur gehalten. Am 18. Juli reichliches Wachsthum der Typhusbacillen in der geimpften Bouillon. Am 20., 22., 24., 27. und 30. Juli, sowie am 3. August war die Bouillon in die Pipette aufgesogen, noch voll- kommen klar, was schon gegen ein Durchwachsen der Bouillon spricht. Am 3. August, also nach 14 Tagen, wurde eine volle Pipette der Bouillon, ca. 3 ccm in 200 ccm sterile Bouillon eingesäet. Letztere blieb dauernd steril. Somit waren in diesem Versuche keine Typhus- bacillen durch das Filter gewachsen. In drei anderen Versuchen wurden die Filter bei 35° gehalten und die im Innern des Filters befindliche Bouillon in gleicher Weise in sterile Bouillon nach 12, 15 und 22 Tagen geimpft. In allen diesen Versuchen blieb die geimpfte Bouillon dauernd steril. Aus diesen Versuchen scheint demnach hervorzugehen, dass die Typhusbacillen nicht im Stande sind, durch die Chamberland- schen Filter zu wachsen , wenigstens nicht unter den Bedingungen, wie sie in den angegebenen Experimenten Vorlagen. Wie wir jedoch sehen werden, bilden diese Filter für andere Bakterien keineswegs ein unüberwindliches Hinderniss, und es ist nicht leicht einzusehen, warum gerade die Typhusbacillen in diesen Versuchen das Filter nicht passirten. An Beweglichkeit fehlt es ihnen doch nicht und ihre Grösse dürfte kaum der Grund dieser Erscheinung sein. Viel- leicht steht letztere im Zusammenhänge mit einer anderen Thatsache, die ich bei früheren Experimenten über den Antagonismus der Bak- terien feststellte (v. Annales de Micrographie. II. p. 1 und Annales de l’Institut Pasteur. I. p. 200), die Thatsache nämlich, dass Typhus- bacillen in einer Nährflüssigkeit nicht gedeihen, welche schon einmal Typhusbacillen ernährt hat, mag dieses, was ich damals noch nicht entscheiden konnte, auf einer Erschöpfung des Nährbodens durch die erste Kultur oder auf der Bildung von schädlichen Kulturprodukten 244 Freudenreich, beruhen. Folgendes Experiment macht diese Erklärung wahrscheinlich : Einer der mehrerwähnten Apparate wurde nach Impfung der Bouillon im äusseren Gefässe mit Typhusbacillen 14 Tage bei 35° belassen. Nach dieser Zeit war die Bouillon im Inneren der Bougie, wie durch Aufsaugen in die Pipette konstatirt wurde, noch vollkommen klar. In diese klare Bouillon wurden nun mittels der Pipette Typhusbacillen geimpft. Ein Wachsthum blieb jedoch aus. Erst nach einer zweiten, ziemlich reichlichen Impfung wuchsen die Typhusbacillen, aber auch dann nur sehr spärlich. Es scheint also, dass durch das Filter schädliche Kulturprodukte in die im Innern der Bougie befindliche Bouillon ein- dringen, welche dieselbe zum Wachsthume der Typhusbacillen untaug- lich machen und wahrscheinlich eine negative chemotaktische Wirkung ausüben, so dass die Typhusbacillen abgehalten werden, durch das Filter zu wachsen. Gleichzeitig würde dieses Experiment beweisen, dass es in der That das Vorhandensein schädlicher Produkte ist, welches das Gedeihen der Typhusbacillen in Nährflüssigkeiten ver- hindert, die schon einmal Typhusbacillen ernährt haben, und nicht die Erschöpfung des Nährbodens. Dieser Punkt ist nicht ohne Bedeutung für die Frage der Immunisirung und mag daher hier berührt worden sein, als Ergänzung meiner früheren Versuche über Bakterien- Antagonismus. B. Mit blossem Wasser wurden die Versuche im Winter 1891/92 vielfach wiederholt, und zwar bei verschiedenen Temperaturen. Ich lasse die Resultate hier tabellenartig folgen : e r s u che bei einer Temperatur von 35°. 1. Nach 2 Tg. war das Wasser noch steril. 2. 7» 4 n >i 77 77 77 7 7 3. 71 4 i i *» 77 77 77 77 4. 77 5 n n 77 77 77 77 5. 7' 5 >t it 77 77 77 77 6. »7 6 ii ii 77 77 77 77 7. >7 6 ii ii 77 77 nicht mehr steril. 8. 77 6 ,t ,i 77 77 77 77 77 9. 77 7 „ „ 77 77 77 77 10. 77 8 1) 71 77 77 77 77 77 11. »7 10 „ „ 77 77 77 77 12. 77 11 „ „ 77 77 77 7» 77 13. 77 11 „ „ 77 77 7* 77 7 7 14. 77 14 „ „ 77 77 »7 7« 15 7» 1 Mt. „ 77 77 77 77 77 ersu che bei einer Temperatur von 22°. 1. Nach 7 Tg. war das Wasser noch steril. 2. »* 8 n ii 77 77 „ 3. 77 8 77 71 77 77 71 ii 4 77 10 „ „ 77 77 77 7* 5. 77 10 „ „ 77 77 nicht mehr steril. 6. 77 10 ,7 77 77 77 noch steril. 7. 77 11 „ „ 77 77 nicht mehr steril. 8. 77 U „ „ 77 •7 noch steril. 9. 77 H „ „ 77 77 nicht mehr steril. 10. 77 12 „ „ 77 77 ii it ii 11. 77 12 „ 7 7 77 noch steril. 12. 77 12 „ ,, 77 77 77 „ 13. 77 18 ,7 77 77 77 77 77 14. 77 18 7f 77 7» 77 nicht mehr steril. 15 77 18 77 77 77 17 noch steril. Ueber die Durchlässigkeit der Chamberland'schen Filter für Bakterien. 245 Versuche bei Zimmertemperatur, ca. 15 — 18°. Hier war das Filtrat nach 15 und 21 Tagen noch bakterienfrei. Aus diesen Versuchen ergibt sich, dass in der That gewisse Bakterien fähig sind, durch die Porzellanfilter zu wachsen. Immerhin geschieht dieses nicht mit der von einigen Autoren behaupteten Ge- schwindigkeit. Hierbei übt besonders die Temperatur einen grossen Einfluss aus. So sehen wir bei 35 0 das Filtrat nach 5 Tagen noch sicher bakterienfrei. Nach 6 Tagen findet man das Wasser in einem Ver- suche noch bakterienfrei, in 2 anderen dagegen waren Bakterien nach dieser Zeit durch die Wände des Porzellanfilters in das Filtrat ge- drungen. Nach 7 und mehr Tagen enthielt das Filtrat stets Bakterien. Bei 22 0 findet das Durchwachsen langsamer statt. Nach 9 Tagen ist das Filtrat noch keimfrei, vom 10. Tage an dagegen ist es nicht mehr immer keimfrei. Zwar war es in mehreren Fällen noch nach 11, 12, 15 und selbst nach 18 Tagen keimfrei, aber ungefähr gerade so oft war es nach dieser Zeit durch Bakterien verunreinigt. Diese Differenzen mögen zum Theil von Unterschieden in den gebrauchten Kerzen ab- hängen, zum Theil auch in der Art der gerade im Wasser befind- lichen Bakterien ihren Grund haben, denn diese Versuche wurden zu verschiedenen Perioden des Winters 1891 — 92 gemacht. Bei noch niedrigerer Temperatur scheint sich das Filtrat noch länger keimfrei zu erhalten , denn nach 15 und 21 Tagen waren in demselben bei Zimmertemperatur noch keine Bakterien durch das Kulturverfahren nachzuweisen. Ferner machte ich einige Versuche mit dem Filterapparate, der in der Küche meiner Wohnung seit Jahren in Gebrauch steht. Die Porzellankerze ist bekanntlich für solche Fälle in einen metallenen Mantel gehüllt, der an der Wasserleitung befestigt wird. Wird der Hahn geöffnet, so dringt das Wasser in den Raum zwischen Mantel und Filter ein, wird durch den Druck durch die Wände des Filters gepresst und fliesst durch den aus der metallenen Hülse hervorra- genden Mund der Porzellankerze. Vielfach verbindet man denselben mit einem eigens konstruirten Behälter, aus welchem das filtrirte Wasser, gegen jede Luftinfektion geschützt, durch einen Hahn aus- geleert wird. Diese Vorrichtung scheint mir indessen nicht sehr praktisch ; durch den Hahn können allmählich Bakterien in das filtrirte Wasser eindringen und zudem wird in Folge der gewöhnlich warmen Küchentemperatur das Wasser fast ungeniessbar gemacht. Ich ziehe es vor, das Wasser vor dem Gebrauche direkt in eine Flasche fliessen zu lassen, denn ob aus der Luft einige Bakterien in das Wasser hineinfallen, ist ohne Bedeutung. Es ist dabei freilich nicht unmöglich, dass Bakterien an der Mündung der Kerze sich festsetzen und von da allmählich in das Innere eindringen. Diese Gefahr scheint indessen nicht gross zu sein, da die Resultate dieser Versuche mit den vorigen im Ganzen gut übereinstimmen. Die Versuche wurden in zweierlei Weise vorgenommen. In den einen wurde das Filter, nur wenn Trinkwasser gebraucht wurde, in Thätigkeit gesetzt, sonst blieb der Hahn geschlossen. Nach 8, 15 und 21 Tagen wurde dann etwas Wasser in ein Bouillonröhrchen 246 Freudenreich, Ueber die Durchlässigkeit der Chamberland’schen Filter. direkt hineinfiltrirt. In den anderen wurde das Filter unausgesetzt in Thätigkeit belassen und jeden Morgen das Wasser auf Keimfreiheit geprüft. Aus der ersten Versuchsserie ergab sich, dass das Wasser nach 8 Tagen (in sehr zahlreichen Versuchen) stets bakterienfrei war. Nach 14 Tagen war in der Hälfte der Versuche das Wasser keimfrei, in der anderen nicht. Nach 3 Wochen waren immer Bakterien im Filtrat nachzuweisen. Mit kontinuirlicher Filtration wurden 3 Versuche gemacht. ln einem ersten Versuche, begonnen am 21. April 1892, blieb das Wasser bis zum 30. April keimfrei. Das am 1. Mai und an den folgenden Tagen filtrirte Wasser bewirkte, in Bouillon geimpft, Trübung derselben. Das Filter hatte somit in diesem Falle 10 Tage lang bakterienfrei filtrirt. In einem zweiten Versuche, begonnen am 8. Mai, enthielt das Wasser schon am 13. Mai Bakterien. Da indessen in keinem Ver- suche die Bakterien, selbst bei 35 °, das Filter so rasch durchdrangen, wird wohl hier eine Infektion des, wie gesagt, gar nicht geschützten Filtrirapparates von aussen stattgefunden haben. In einem dritten Versuche, begonnen am 23. Mai 1892, blieb das Wasser bis zum 16. Juni keimfrei, also 24 Tage lang. In dem dritten Versuche blieb, wie man sieht, das Wasser sehr lange keimfrei. Ich möchte dieses auf den Umstand zurückführen, dass die in diesem Versuche gebrauchte Filtrirbougie neu war und noch bedeutende Mengen Wasser abgab. Während des Versuches floss daher das Wasser beständig in einem feinen Wasserstrahl herunter, in den anderen Versuchen, bei welchen öfters gebrauchte Bougies zur Anwendung kamen, floss dagegen das Wasser nur noch tropfenweise, wenn auch ziemlich rasch, herab. Es ist nun klar, dass bei langsamerem Filtriren das Wasser zwischen Bougie und Mantel leicht die Temperatur des umgebenden Raumes, hier der Küche, an- nimmt und dass somit die Bakterien günstige Bedingungen zum Durchwachsen des Filters vorfinden. Fliesst dagegen das Wasser schneller, so bleibt die Temperatur des filtrirten Wassers ungefähr auf gleicher Höhe, wie die des Leitungswassers. Da dieselbe hier im Sommer ca. 13" beträgt, wird das Durchwachsen der Bakterien er- heblich erschwert. Diese Hypothese unterstützt auch die Thatsache, dass im 3. Versuche Bakterien im Filtrate erst dann erschienen, als der Abfluss des Wassers sich bereits bedeutend verringert hatte. Aus diesen Versuchen ergibt sich jedenfalls, dass mau, bei kon- tinuirlicher Thätigkeit des Filters, mehrere Tage hindurch, wohl wenigstens 8—9 Tage lang und auch bedeutend länger, wenn die Bougie neu ist, keimfreies Wasser erhält. Von Versuch 2 muss aus dem angegebenen Grunde abgesehen werden. Was speziell die Typhusbacillen anlangt, so kann man freilich aus den Versuchen mit Typhuskulturen nicht schliessen, dass sie nicht im Stande wären, einmal in das Leitungswasser hineingelangt, durch das Filter zu wachsen, da ja ihr Nichtdurchwachsen in den angeführten Versuchen wohl bloss einer negativen chemotaktischen Wirkung zuzuschreiben war, welche bei einem an der Wasserleitung Swiatecki, Eine praktische Färbungsmethode der mikroskopischen Präparate. 247 angebrachten Filtrirapparat nicht in Betracht kommen kann. Indessen ist nicht anzunehmen, dass sie es schneller thun werden, als andere Bakterien. Vielmehr wird sich ihrem Durchwachsen noch der Um- stand entgegenstellen, dass sie, wie sich aus den Experimenten von Hueppe und Karlihski ergibt, rasch an Zahl abnehmen, wenn sie der Konkurrenz anderer Bakterien ausgesetzt sind. Aus dem Vorhergehenden darf man jedenfalls schliessen, dass der Pasteur- Cham berland’sche Filtrirapparat mindestens 8 Tage lang sicher keimfreies Wasser liefert und daher in Haushaltungen, Spitälern und Laboratorien Anwendung zu finden verdient, unter der Bedingung freilich, dass die Filtrirkerze etwa alle 8 Tage sterilisirt werde und dass die Temperatur des filtrirenden Wassers gewisse Grenzen nicht übersteige. Lässt man den Apparat unausgesetzt in Thätigkeit und bedient man sich dabei einer neuen Filtrirbougie bei niedriger Wassertemperatur, so kann jedoch das Wasser noch be- deutend länger keimfrei bleiben. Bern, Ende Juni 1892. Eine praktische Färbungsmethode der mikroskopischen Präparate. Von Dr. med. Wladyslaw Swiatecki, Hausarzt des Spitals. [Aus dem bakteriologischen Laboratorium des Spitals Kindlein Jesus in Warschau.] Seit längerer Zeit bediene ich mich in unserem, unter der Leitung des Herrn Dr. Jakowski stehenden, Laboratorium bei der Färbung von mikroskopischen Präparaten einer, meiner Meinung nach, praktischen und recht befriedigende Ergebnisse liefernden Methode. Dieselbe be- steht im Allgemeinen darin, dass die zu untersuchende Flüssigkeit auf einem Objektglase1) zu einer dünnen Schicht ausgebreitet wird; nach Austrocknen und Fixirung wird das Präparat mit einem Streifen reinen Filtrirpapiers bedeckt und darauf die entsprechende Farblösung getröpfelt. Das nähere Verfahren dabei ist folgendes: Eine sehr dünne, gleichmässige und verhältnissmässig grosse Oberfläche bietende Schicht der zu untersuchenden Flüssigkeit wird erhalten, wenn man ein steck- nadelkopfgrosses Theilchen, z. B. des Auswurfes, zwischen zwei Objekt- gläsern zerreibt; dieselben werden dabei mehrmals hin und her, und zwar nur in derselben Richtung, an einander geschoben, so 1) Zuerst vou Schill empfohlen. (Centralbl. f. Bakt. u. Parasit. Bd. V. p. 340.) 248 Swiatecki, Eine praktische Färbungsmethode der mikroskopischen Präparate. dass man zwei Präparate erhält. Ein Präparat nimmt ungefähr 3/4 der Länge und 2/3 der Breite des Objektglases ein und bedarf drei Deckgläser zur Bedeckung. Folglich wird eine sechs Deckgläschen- präparaten entsprechende Fläche zur Untersuchung erhalten. Der Filtrirpapierstreifen muss etwas kleiner, als das Objektglas sein, damit die aufgegossene Farblösung nicht überläuft. Statt eines Streifens bedient man sich zweckmässig mehrerer über einander auf- gelegter. Wird etwas mehr Farblösung angewendet, so kann gleichzeitig auch das zweite Präparat gefärbt werden, indem das zweite Objekt- glas mit der Präparatenfläche nach unten auf das erste gelegt wird. Wäll man aber erhitzen, so ist es zweckmässiger, jedes Präparat einzeln zu färben. Das Präparat sammt dem Papierstreifen und der aufgetröpfelten Farblösung wird mit einer Pincette1) gefasst, einige Male über eine Gas- oder Spiritusflamme gezogen, bis sich Dämpfe entwickeln. Bei diesem Verfahren habe ich nie ein Glas platzen sehen. Ist es nothwendig, auf das Präparat längere Zeit die Farblösung einwirken zu lassen, so wird dasselbe, um dem Austrocknen vorzu- beugen, entweder mit einem anderen Objektträger bedeckt, oder unter eine Glasglocke gestellt, worin die Luft durch frei verdunstendes Wasser feucht erhalten wird. Dasselbe wird erreicht, wenn man mehrere Löschpapierstreifen über einander schichtet, durch Kombi- nirung aller drei Faktoren (Anwendung von mehreren Schichten Filtrirpapiers, Bedecken mit den anderen Objektglase und Aufbe- wahren in einem feuchten Raume) werden die besten Ergebnisse erzielt. Nach gehöriger Färbung wird das Filtrirpapier sammt der Farb- lösung abgespritzt, das Präparat abgespült und unter einem Deck- glase untersucht *). Die eventuelle Entfärbung geschieht durch das Auftröpfeln des Reagens auf das schiefgehaltene Objektglas und Ab- spülen mit destillirtem Wasser. Die Nachfärbung wird ganz auf die- selbe Weise wie die Vorfärbung bewerkstelligt. Dieselbe Methode kann auch bei Färbung der Deckglaspräparate Anwendung finden. Es vertritt dabei das Objektglas sammt dem durchfeuchteten Filtrirpapier das Schälchen mit der Farblösung ; das Deckgläschen mit der Präparatenseite nach unten wird auf das Fliesspapier gelegt nach vorläufiger Entfernung des oberen Streifens, der als Filter funktionirt hatte. Die Schnittpräparate können auf dieselbe Weise gefärbt werden. Nur um das Ankleben des Fliesspapiers an das Präparat zu ver- hüten, ist es zweckmässig, den Schnitt vorläufig mit einem Deck- gläschen zu bedecken und erst darauf das Löschpapier zu legen. Der Grad der Einwirkung des Farbstoffes kann dabei kontrollirt werden entweder dadurch, dass man mit der Pincette den Streifen aufhebt oder dass man das Objektglas von unten betrachtet. Die angegebene Methode weist folgende Vorzüge auf: Einfach- 1) Ganz besonders eignet sich dazu die Cilienpincette. 2) Neisser tröpfelt dabei das Immersionsöl direkt auf das unbedeckte Präparat auf. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. IV. p. 174.) Allgemeines über Bakterien. 249 heit, leichte und schnelle Ausführung, geringen Verbrauch der Lösungen; Schälchen, Uhrgläser und dergl. sind dabei vollständig- entbehrlich; die Lösung wird gleichzeitig durch Fliesspapier filtrirt und dadurch Niederschläge und Artefakte vermieden, welche bekanntlich eine sehr häufige Fehlerquelle bei Untersuchung von gefärbten Prä- paraten bilden. Einen nicht unbeträchtlichen Vorzug des angegebenen Verfahrens bietet der Umstand, dass dabei die andere Oberfläche des Deckgläschens mit der Farblösung nicht beschmutzt wird, was sich sonst nur schwer vermeiden lässt, wenn man auch sehr vorsichtig das Gläschen auf der Farblösung schwimmen lässt. Bekanntlich lassen sich solche Flecken nur mit grosser Mühe auswaschen, wobei sehr häufig eine Beschädigung des Präparates Platz greifen kann. Warschau, den 13. Juni 1892. Referate. Fraenkel, C., und Pfeiffer, R., Mikrophotographischer Atlas der Bakterienkunde. Lieferung 11, 12 u. 13, 14 u. 15. Taf. LII — LXXIV. Berlin (Hirschwald) 1891/1892. Mit den vorliegenden Lieferungen hat das schöne Werk, dessen Entstehen seitens der bakteriologischen Welt mit stetem Interesse verfolgt wurde, seinen Abschluss erreicht. Vollendet nach Form und Inhalt, wird es den Verfl. und ihrem Meister zu dauerndem Ruhme gereichen und für lange hinaus als eine Hauptquelle der Belehrung dienen. Das ist ja der Vorzug der Mikrophotographie, dass sie bis ins Kleinste naturgetreu arbeitet, und dass die Abbildungen, welche mit ihrer Hülfe entstehen, demjenigen, der zu eigenen mikroskopischen Arbeiten die Müsse nicht hat, dieselben vollkommen ersetzt. Aber auch der geübte Mikroskopiker wird den Atlas mit Vortheil und Genuss benutzen, denn zur Herstellung von Präparaten, wie sie für die Bilder des Atlas benutzt sind, gehört eine ungewöhnliche Be- herrschung der mikroskopischen Methoden. Lieferung 11 bringt zunächst den Typhusbacillus. Auf Fig. 106—108 sehen wir seine eigenthümliche Anordnung in Form von Nestern in Schnittpräparaten aus der Milz, auf Fig. 109 — 1 1 1 sind die Kolonieen auf der Gelatineplatte bei schwacher und starker Vergrösserung, sowie die charakteristischen, erst durch das Loeffler- sche Färbeverfahren sichtbar gewordenen seitlichen Geissein zur An- schauung gebracht. Fig. 112 zeigt zum Vergleich den gleichfalls mit zahlreichen seitlichen Geissein versehenen Proteus vulgaris. Dann folgen Abbildungen, die sich auf die Pneumonie beziehen. Wir sehen die Friedländer’schen „Pneumokokken“ und die ihnen so ähnlichen, von R. Pfeiffer gefundenen „Kapsel- bacillen“; 8 Abbildungen (Fig. 115 — 122) sind dem A. Fraenkel- schen Diplococcus gewidmet, in dem wir ja jetzt den wahren Erreger der kroupösen Lungenentzündung kennen. Wir sehen ihn in XII. Bd. 17 250 Allgemeines über Bakterien. — Gährung. Blut, in der Kolonie auf der Agarplatte und in peritonitischem und iueningealem Eiter. Im Anschluss an die Pneumonie ist das Rhino- sklerom angeführt; die kurzen, dicken, plumpen Bacillen mit ihren abgerundeten Enden liegen in Haufen innerhalb der sog. „Miku- licz’ sehen Zellen“. Der Pneumonie folgen die Eiterung, das Erysipel und die Gonorrhöe. Der Staphylococcus pyogenes aureus, der Streptococcus pyogenes, der Streptococcus erysipe- latis, den die Verff. mit Recht für identisch mit dem Kettencoccus der Eiterung erklären, sowie der Gonococcus werden in Aus- strich-, erstere drei auch in Schnittpräparateu und Abbildungen von Kulturen in schöner Weise vorgeführt. Als letzten Repräsentanten der pathogenen Bakterien sehen wir die Recurrenzspirillen in ihren zierlichen Windungen dargestellt. Leider vermissen wir in dem Atlas den Influenzabacillus. Dann folgen einige Erreger von Thierkrankheiten : Der Bacillus der Hühner cholera als der zuerst entdeckte nächst dem Milz- brandbacillus, die Bacillen der Mäuseseptikämie, des Schweinerothlaufes und der Micrococcus tetragenus. Bei Betrachtung des Hühnercholerabacillus fällt die Aehnlichkeit mit dem Mikroorganismus auf, den Pfeiffer vor 2 Jahren nach einem Präparat des Ref. von Influenzasputum photographirt hat (s. Zeit- schrift für Hygiene. Bd. IX. 1890. Taf. IV. Fig. 2). Im Anschluss an die pathogenen Bakterien folgen einige an der Grenze der Schimmelpilze stehende Mikroorganismen, der A c t i n o - myces und das Achorion Schönleinii. Abbildungen eines schönen Hefeverbandes der Oberhefe, des den Uebergang zu den Schimmeln bildenden Oüdium lactis und je eines Repräsentanten der drei Hauptklassen unter den Schimmel- pilzen, eines Mucor (Mucor stolonifer), eines Pinselschimmels (Penicillium glaucum) und einer Aspergillus art (Asper- gillus fumigatus) bilden den Beschluss des reichhaltigen Werkes. Wir wünschen demselben von Herzen eine möglichste Verbrei- tung. Angesichts des nicht unerheblichen Preises — 60 Mark — sollten Institute, Vereine und Krankenhausleitungen es sich ange- legen sein lassen, durch Anschaffung des Atlas die Benutzung des- selben in jeder Weise zu erleichtern. M. Kirchner (Hannover). Lindner, P., Ueber die Erkennung der Heferassen und ihre photographische Darstellung. Vortrag. (Wochen- schrift f. Brauerei. 1891. Nr. 27. p. 815.) Von dem Vorgehen anderer Brauereiversuchsstationen abweichend, bewahrt die Reinzuchtabtheilung der „Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin“ ihre Reinhefe nicht in Flüssigkeiten (Zucker- lösung, Würze) auf, sondern in Reagensgläschen im Impfstrich auf Würzegelatine. In den so gewonnenen Strichkulturen hat man ein Mittel mehr zur Unterscheidung der einzelnen Heferassen. Noch bessere Dienste leisten aber die sogen. Riesenkolonieen. In der Bakteriologie bildet das Aussehen der Kolonieen auf festem Nährboden GährUug. 251 ein wichtiges Mittel zur Diagnostik; bezüglich der einzelnen Hefen- rassen war man aber bisher1) der Meinung, auf dieses Unterschei- dungsmerkmal verzichten zu müsseu, weil dieselben, in üblicherweise auf Gelatineplatten gezüchtet, in dem Aussehen, der Form ihrer Kolonieen ziemlich übereinstimmen. Verf. zeigt, dass dies besonders an der Kleinheit der Kolonieen liege. Züchtet man jedoch die ein- zelnen Hefenrassen in Kölbchen auf einer ca. 2 cm starken Würze- gelatineschicht zu Riesen kolonieen heran, so erhält man zur Diffe- renzirung sehr geeignete Bilder. Wenn man vergleichende Versuche machen will, ist es natürlich nothwendig, dass man die Ansätze zu jenen Kolonieen möglichst gleichartig macht; man eignet sich aber allmählich durch Erfahrung einzelne Kunstgriffe an, durch deren An- wendung bei öfter wiederholten Kulturen immer die gleichen Bilder entstehen. Da die Hefen in solchen Kulturen ein sehr charakte- ristisches Aussehen zeigten, so stellte es sich als ein dringendes Be- dürfniss heraus , ein unvergängliches Bild derselben herzustellen ; es wurde hierzu die Photographie gewählt. Zur Beleuchtung diente Zirkonlicht. (Ref. kann aus eigener Erfahrung des Verf. Angaben vollinhaltlich bestätigen.) Verf. berichtet weiters über eine „Negerhefe“, d. i. eine solche, welche aus einem Negerbier, „Pombe“, isolirt worden war. Dieselbe kann als Spalthefe bezeichnet werden, denn sie sprosst nicht, sondern theilt sich durch Einschiebung einer Querwand in zwei Hälften, welche nach der Trennung zur Grösse der Mutterzelle her- anwachsen. Sie bildet auch Sporen und vergährt Würzen sehr gut. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Schrolie, A., Gährungstechnisches Jahrbuch. Bericht über die wissenschaftlichen und ge werblichen Fort- schritte auf dem Gebiete der Brauerei, Brennerei, Presshefefabrikation, Weinbereitung, Essigfabri- kation, Molkerei, Kälteerzeugung, Stärke-, Dex- trin- und Stärkezuckerfabrikation. Jahrgang!. 1891. 8°. VIII u. 337 p. Mit 251 Abbildungen. Berlin (Parey) 1892. geb. M. 7,00. Baumgarten’s klassischer Jahresbericht hat im Vorjahre durch A. Koch’s Jahresbericht über die Fortschritte in der Lehre von den Gährungsorganismen“ (vergl. dieses Centralbl. Bd.X. 1891. p. 801) eine willkommene Ergänzung gefunden, zur Freude der stets wach- senden Zahl jener Mykologen, welche sich vorzugsweise und aus Beruf nicht mit pathogenen Bakterien, sondern mit den Gährungsorga- nismen beschäftigen. Allein, wem von uns das schöne, aber anspruchsvolle Amt ob- liegt, als physiologischer Beirath einem technischen Betriebe anzuge- hören, um an dem rastlosen Vorwärtsdrängen der Fabrikation mit- zuhelfen, der kann mit dem Aufgebote strengsten Fleisses nur soviel freie Zeit den täglichen Anforderungen des Dienstes abringen, um den Fortschritten auf seinem engeren (myko 1 ogisch en) Facli- 1) Vergl. dieses Centralblntt. Bd. I. 1887. p. 200. 17 252 Uähruug. gebiete regelmässig zu folgen; und doch empfindet es jeder als ein lebhaftes Bedürfnis, auch die chemische und technische Ent- wickelung dieser seiner Fachgruppe kennen zu lernen, welche sich allmählich, von dem Mutterstamme der chemischen Technolo- gie ablösend, zu einem Gebiete für sich ausbildet, nämlich der Technologie der Kohlehydrate, wovon Brauerei, Brennerei u. s. w. einzelne Zweige sind. Bisher musste man, um diesem Ver- langen zu entsprechen, in Wagner’s „Jahresbericht über die Fort- schritte und Leistungen der chemischen Technologie“ nachschlagen, einem in seiner Art vorzüglichen Buche, das jedoch für einen chemi- schen Leserkreis berechnet ist. Die derart bisher vorhandene und gar oft empfundene Lücke in unserer Litteratur ausgefüllt zu haben, ist des Verf.’s Verdienst. Der Leser als Physiolog wird beim Studium dieses Buches in der Sorg- falt, mit der das Kapitel, Gährungspilze und Gährung“ (zus. ca. 60 S.), bearbeitet ist, Gewähr erblicken dafür, dass die übrigen Kapitel, an die er dann nicht mehr als sachkundiger Kritiker, sondern mehr oder weniger als Lernbegieriger herantritt, sein Vertrauen nicht enttäuschen werden. Der Brauerei sind 114 Seiten gewidmet, der Brennerei 58 S., der Presshefefabrikation 5 S., der Weinbereitung 32 S., der Essig- fabrikation 2 S., der Molkerei 50 S., der Kälteerzeugung 5 S., der Stärke-, Dextrin- und Stärkezuckerfabrikation 8 Seiten. Die neuen Erfindungen, welche eine Vereinfachung, Verbessernng oder Verbilli- gung des Betriebes bezwecken, sind mit gleicher Vollständigkeit auf- geführt, wie die neuen Untersuchungsmethoden chemischer und phy- siologischer Art. Das Buch wird, so hoifen wir, in jedem neuen Jahre von den Gährungstechnikern erwartungsvoll begrüsst werden. Doch auch auf des Hygienikers Arbeitstisch möge das Werk ein Plätzchen finden, denn auch dieser wird es nicht ohne Nutzen zu Rathe ziehen, wenn er urtheilen soll, welche Anforderung an Güte und Haltbarkeit man an Bier, Wein, Milch etc. auf Grund der heutigen Fabrikations weise stellen kann; diesbezüglich sei insbesondere auf Kapitel I F: Fehler des Bieres, Pasteurisirung, Sterilisirung, Anti- septika und VI A: Konservirung der Milch hingewiesen. Die Ausstattung des Ruches ist des gediegenen Inhaltes würdig, und so sei dasselbe bestens empfohlen. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Franklautl, P. F., and Frevr, W., A pure fermentation of mannitol and dulcitol. (Transact. of the chem. Soc. 1892. p. 254.) Der von den Verfassern entdeckte Bacillusaetacetosucci- nicus vergährt nicht nurMaunit, C6H1406, sondern auch — und dies zeichnet ihn vor allen anderen bisher bekannten Bakterien aus — D u 1 c i t , einen mit Mannit isomeren, sechswerthigen Alkohol, der ebenfalls in der Natur weit verbreitet ist und z. B. in Melampyrum- und Evonym us arten, in der Dulcit- Manna von Madagascar etc. sich findet. Beide Körper liefern bei der Zersetzung durch genannten Ba- Gährung 253 cillus: Wasserstoff, Aethylalkohol (C2H60), Essigsäure (C2H402), Bernsteinsäure (C4H604), Kohlensäure (C02). Sorgt man zugleich für Ausschluss der Luft und niedrigen Druck, so wird auch Ameisensäure (CH202) in ziemlicher Menge gebildet, welche andernfalls zu Kohlensäure und Wasserstoff zerfällt. [Soll wohl heissen „Wasser“, d. Ref.] Man kann hierfür mit Wahrscheinlichkeit zwei Zersetzungsglei- chungen aufstellen: a) C6H1406 =2C2H60+C02+CH202 b) CeHj 406 = C4H604+C2Hj02-|-2H2 Die quantitative Untersuchung der Gährprodukte ergab zwischen Alkohol und Essigsäure ein Mengenverhältuiss (4 : 1), welches nahe- legt, anzunehmen, dass auf je zwei Moleküle Mannit bez. Dulcit, welche entsprechend Gleichung a zerfallen, je ein Molekül zu rech- nen sei, das nach Gleichung b zerlegt werde. Die Thatsache, dass die gefundene Menge der Bernsteinsäure nur ungefähr die Hälfte jener Menge betrug, die man zufolge obigen Gleichungen erwarten muss, erklären die Verff. durch die Schwierig- keit und Unzulänglichkeit der analytischen Trennungsmethoden. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Soncini, Gr., Ueber den Einfluss der Hefe auf den Geruch des Weines. (Aus Nuova Rassegua di Viticoltura ed Enologia della R. Scuola di Conegliano. 1891. No. 16 durch Wein- laube. 1892. No. 12. p. 137—138.) Eingedampfter sizilianischer Most wurde mit dem dreifachen Volumen Wasser verdünnt und damit dann fünf gleich grosse Fäss- chen gefüllt. Die mikroskopische Untersuchung des Mostes ergab die Anwesenheit lebender Gährungserreger , welche Thatsache da- durch weitere Bestätigung gefunden habe, dass der Inhalt des einen der Fässchen ohne jeden Zusatz in Gährung gerieth. | Wahrschein- lich durch Infektion von aussen! d. Ref.| Die anderen vier Fässchen wurden mit Hefen, aus verschiedenen Weingegenden bezogen, ange- stellt. Diese Hefen waren jedoch keine Reinkulturen, sondern Be- triebshefen, Bottichen mit normalen Gährungen entnommen. Die Kostprobe der auf diese Weise aus einerlei Most verschie- dener Hefen hergestellten Weine ergab die merkwürdige Thatsache, dass jeder einzelne derselben in seinem Bouquet an den Wein jener Gegend erinnerte, aus der die bez. Anstellhefe stammte. Ein Freund des Verf.’s bestätigte dieses Urtheil. Soncini meint, dass das Re- sultat dieses, sowie noch anderer angeführter, ähnlicher Versuche für die Praxis einige Bedeutung gewinnen könne, denn es werde, wenn man auf diesem Wege weiter schreite, vielleicht möglich werden, die Qualität minderer Weine durch Zusatz entsprechender Ilefesorteu beim Beginne der Gährung zu verbessern und dann von der Beigabe von künstlichen Bouquetstoffen abzulassen, die theuer, von relativ kurzer Wirkungsdauer und manchmal hygienisch nicht unbedenklich sind. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). 254 Gährung. — Allgemeines über Infektionskrankheiten. Schaffer. E., Ueber deu Einfluss der Mycoderma vini, des Weinkahmes, auf die Zusammensetzung des Weines. (Monatsschrift für Obst- und Weinbau. 1891. No. 7.) Je fünf Liter zweier vorher analysirter Weine wurden mit Myco- derma geimpft und unter Luftzutritt 83 Tage stehen gelassen und untersucht. Dies ergab : Datum der Untersuchung 1891 Spez. Gewicht Alkohol Vol. O/o Extrakt % Säure = Weinsäure Flüchtige Säure = Essigsäure Weinsäure Mineral- stoffe Anmerkung Erster Wein 18./2. 0,9956 8,3 18,10 6,60 1,14 2,45 1,80 Beginn d. Vers. 13./5. 0,9962 7,2 14,90 4,50 0,48 2,45 1,70 Ende d. Vers. Zweiter Wein 18./2. 0,9944 9,8 16,05 5,60 1,07 1,89 2,05 Beginn d. Vers. 13./6. 0,9949 8,2 17,33 4,95 1,01 1,89 1,88 Ende d. Vers. Lafar (Hohenheim bei Stuttgart). ArloiJig, S., Les virus. (Bibliotheque scientifique internationale. LXXII.) Paris 1891. Man kann den Inhalt des vorliegenden Buches kurz dahin charakterisiren, dass es einen Versuch darstellt, die Grundzüge der allgemeinen Pathologie der Infektionskrankheiten zu schildern. Der erste Theil enthält allgemeine Betrachtungen über die Natur der Infektionserreger, ihre Morphologie und Eintheilung. Darauf folgt ein Abriss der Biologie der Mikroorganismen ; die Kultur- methoden, der Einfluss verschiedener äusserer Bedingungen auf ihre Existenz, die physikalischen und chemischen Aenderungen der Nähr- medien unter ihrer Einwirkung werden hier kurz skizzirt. Der dritte Abschnitt handelt über die Bedeutung der Mikroorganismen bei der Verbreitung und Entstehung der Infektionskrankheiten; der vierte über den Kampf des Organismus mit den Infektionserregern sowie über Desinfektion. In den beiden letzten Abschnitten werden die Immnnität und die Abschwächung der Krankheitsgifte besprochen. Ein näheres Eingehen auf den Inhalt des Buches würde natur- gemäss zu weit führen ; der deutsche Leser wird an mehr als einer Stelle bemerken, dass die Forschungsergebnisse französischer Autoren in weit höherem Masse berücksichtigt sind, als diejenigen der deut- schen. Trotzdem wird man dem Geschick, mit welchem der Verf. es verstanden hat, sein umfassendes Thema in fesselnder und anregender Weise zu behandeln, um so grössere Anerkennung zollen müssen, als gerade auf diesem Gebiete eine zusammenfassende Darstellung einst- weilen noch besondere Schwierigkeiten machen muss. Der Verf. sagt mit Recht am Schlüsse seines Vorwortes: „On traverse une pöriode, oü les döcouvertes sur les virus se succedent avec une rapiditö pro- digieuse, si bien qu’un ouvrage est expose ä vieillir dans quelques- unes de ses parties avant que la publication en soit achevee.“ Der Verf. hat jedenfalls das Seinige dazu gethan, „pour 6viter une prö- coce vieillesse“. R. Stern (Breslau). Allgemeines über Infektionskrankheiten. — Diphtherie. 255 Weichselbaum, A., Grundriss der pathologischen Histo- logie mit besonderer Berücksichtigung der Unter- such u n g s m ethod ik. Fol. Mit 221 zum Theil farbigen Figuren in Holzschnitt und Zinkographie, sowie 8 Tafeln in Lithographie und Lichtdruck. Leipzig und Wien (Franz Deuticke) 1892. In der Vorrede zu seinem gediegenen Werke sagt der Verfasser : „Bei Abfassung des vorliegendeu Buches verfolgte ich vornehmlich den Zweck, dem Anfänger in dem Studium der pathologischen Hi- stologie für seine Arbeiten einen Leitfaden zu liefern, in welchem er nicht nur die Lehre der pathologischen Histologie, sondern auch die gebräuchlichsten und praktischesten Untersuchungsmethoden dieser , Disciplin in gedrängter Weise wiedergegeben vorfindet.“ Durch die Art der Verfassung, namentlich aber durch die Fülle musterhafter Abbildungen und Photogramme ist nicht nur der Zweck in vollstem Masse erreicht worden, sondern es kam Weichsel- baum mit dem mit besonderer Sorgfalt, nüchterner Genauigkeit und seiner allbekannten Objektivität verfassten Werke einem auch von Erfahrenen lang gehegten Wunsche nach einem übersichtlichen Nachschlagebuch dieser Art entgegen. Es ist unmöglich, ein oder das andere Kapitel besonders hervorzuheben. Alle sind mit derselben gleichmässigen Sorgfalt bearbeitet, kurz und bündig einerseits, anderer- seits aber ausführlich genug, um vielleicht etwas Wesentliches ver- missen zu lassen. Der Bakteriologie ist ein gebührender Platz einge- räumt, theils in zwei besonderen Abschnitten (I. Theil. 2. Abschnitt: Bakteriologische Untersuchungsmethodik. — II. Theil. 5. Abschnitt: Pflanzliche und thierische Parasiten), theils durch eine sorgfältige Behandlung der mykotischen Erkrankungen der einzelnen Organe und deren Wiedergabe durch eine Reihe vorzüglicher, zum Theil farbiger Abbildungen. Kurz und gut, ein Werk, das bald die zweite Auflage erleben dürfte. Kamen (Czernowitz). Grumochet, Sur la toxine du bacille de la diphth^rie. (La Semaine möd. 1892. No. 28.) Anfangs hielt man die Stoffwechselprodukte der pathogenen Mi- krobien für Alkaloide, während man jetzt weiss, dass es sich um albuminoide Stoffe handelt, um Diastasen, wie Roux und Yersin, Toxalbumine, wie B rieger und Fraenkel, um Nukleine, wie Gama- leia annehmen. Weiter war festzustellen, woher diese toxischen Produkte stammen, ob aus dem Zerfall von Eiweissstoffen, die den Mikroorganismen als Nahrung dienten, wie Brieger, Hueppe u. A. sich vorstellen, oder aus der Bildung höherer Körper aus einfacheren. Um diese Frage zu lösen , züchtete G. Diphtheriebacillen in Urin, der gänzlich frei von Eiweissstoffen war. Es zeigte sich, dass Meer- schweinchen, welche mit dieser Urinkultur und dem Filtrat derselben geimpft wurden, sich ebenso verhielten, als wenn sie mit einer Diph- theriebacillenkultur in Rinder- oder Kalbsbouillon geimpft worden wären. Das Gift des Diphtheriebacillus kann also nicht von Eiweiss- körpern herstammen. G. suchte dann weiter festzustellen, ob es 256 Typhus — Pleuritis. selbst ein solcher sei, jedoch gelang es ihm auf keine Weise, in der Urinkultur eine eiweissartige Substanz nachzuweisen. M. Kirchner (Hannover). Accorimboni, F., Sulla etiologia di alcu ne coraplicazioni del tifo. (La Riforma nted. 1891. No. 46.) Yerf. berichtet über einen mit schweren Gehirnsymptomen ein- hergehenden Typhusfall, bei welchem sich im Rekonvalescentenstadium ein Abscess in der Gegend des Muse, rectus internus des rechten Oberschenkels entwickelte. Sowohl die mikroskopische als auch bak- teriologische Untersuchung des Eiters ergab das ausschliessliche Vor- handensein des gelben Traubencoccus, woraus der Autor den Schluss zieht, dass diese Abscessbildung auf eine Mischinfektion durch Staphylo- kokken, welchen die typhösen Darmgeschwüre zur Eintrittspforte ge- dient haben mochten, zurückzuführen sei, während die Gehirnerschei- nungen durch eine von Rattone zuerst nachgewiesene cerebrale typhöse Arteriitis ungezwungen erklärt werden könne. [Die Diagnose auf Typhus wurde nur auf Grund der klinischen Symptome gestellt; ein Versuch, diese Diagnose durch Züchtung der Typhusbacillen aus Fäces oder Milzsaft festzustellen, wurde nicht ge- macht. Ref.] Kamen (Czernowitz). Kelsch. Pleurösie d6termin6e par le bacille de la fievre typhoide. (La Semaine m6d. 1892. No. 10. p. 73.) Bei einem 22-jährigen Soldaten entstand eine linksseitige Pleu- ritis, die ganz besonders zu sein schien. Bei der Punktion entleerte sich ein trübes, bluthaltiges Exsudat; dann kam es zum Empyem, das zur Rippenresektion führte, es gesellte sich Pleuritis der rechten Seite hinzu, an der der Kranke zu Grunde ging. Bei der Obduktion fand sich Lungen-, Brustfell- und Bauchfelltuberculose ; das Exsudat aber hatte einen Mikroorganismus enthalten, der alle Merkmale des Typhusbacillus zeigte. Darmveränderungen, die auf Typhus deuteten, fanden sich nicht. Die Pleuritis ist nach Ansicht K.’s vom Typhus- bacillus erzeugt. Aehnliche Fälle sind von Rendu, Fernet, Charrin und Roger veröffentlicht worden. [Dem Ref. scheint die Annahme näher zu liegen, dass im vorliegenden Falle die Pleuritis ein Erzeugniss der Tuberkelbacillen war, und dass der „Uebergang“ des sanguinolenten in ein eitriges Exsudat durch nachträgliche Ein- wanderung von Eiterkokken bedingt war; dass sich im Empyem nur der Typhusbacillus gefunden hätte, bemerkt K. nicht.] M. Kirchner (Hannover). Tarel, E., Caracteres differentiels du bacterium coli commune et du bacille typhique. (La Semaine m6d. 1892. No. 8. p. 52.) 1) Das Bacterium coli commune hat nur Molekular- bewegung , der Typhusbacillus lebhafte Eigenbewegung. 2) Auf Traubenzuckeragar bildet ersteres Gas, letzterer nicht. 3) Bouillon wird durch ersteres leicht röthlich gefärbt und stärker getrübt; bei Baeterium coli commune. 257 letzterem bleibt sie hellgelb und zeigt nie eine Deckhaut. 4) Auf Kartoffeln bildet ersteres eine dicke graugelbe Kultur, während die Kartoffel selbst sich graubraun färbt ; der Typhusbacillus erzeugt eine kaum sichtbare Kultur, und die Farbe der Kartoffel selbst ändert sich nicht. 5) Der Typhusbacillus hat Geissein, das Baeterium coli commune dagegen nicht. T. ist der Ansicht, dass es mit umsichtiger Benutzung dieser Punkte stets gelingen würde, die Dif- ferentialdiagnose zu stellen. M. Kirchner (Hannover). Lesage et Macaigne, Contribution ä 1’ 6 tu de du baeterium coli commune. (La Semaine med. 1892. No. 6. p. 40.) Die Verff. haben Versuche angestellt über die Virulenz der Darm- bakterien. Das Baeterium coli commune erwies sich für Ver- suchstbiere nicht pathogen, wohl aber, wenn es von einem Menschen herstammte, der an Durchfall gelitten hatte. „Der Durchfall, z. B. der einfache Durchfall der Kinder, macht das Baeterium coli virulent.“ [Es ist doch wohl umgekehrt? Ref.] In Fällen, wo kein Durchfall bestanden hatte, wandert das Baeterium coli nicht in den ersten 24 Stunden nach dem Tode in die Organe der Leiche ein, während es dies thut, wenn Durchfall, Darmgeschwüre und Lungen- afifektionen bestanden hatten. Neben diesem harmlosen Baeterium coli commune, das die Verff. als Saprophyt bezeichnen, kommt ein B. coli septicum von sehr grosser Virulenz und ein B. coli pyogene von etwas ge- ringerer Virulenz im Darme kranker Menschen vor. Sehr virulent ist das von Gilbert und Girode in mehreren Fällen von Cholera nostras bei Erwachsenen und bei Kindern isolirte B. coli chole- rigene. Es bewahrte seine Virulenz 7 Monate hindurch. Je schwerer der Fall war, um so ausgesprochener trat dieser Mikroorganismus allein im Darm auf, während in leichteren Fällen mehrere Bakterien- arten gleichzeitig anzutreflfen waren. M. Kirchner (Hannover). Barhacci, 0., II baeterium coli commune e le peritoniti da perforazione. (Lo Sperimentale. 1891. No. 15. p. 313.) Während der im Winter 1890 — 1891 in Florenz herrschenden Typhusepidemie traten Perforationsperitonitiden ziemlich häufig auf. Verf. untersuchte mittels des Plattenverfahrens das an verschiedenen Stellen der Bauchhöhle entnommene Exsudat von 6 Fällen von dif- fuser eitriger Bauchfellentzündung, durchwegs mit Perforation in den unteren Theilen des lleums. Mit dem in Bouillon aufgeschwemmten Exsudat wurden direkt subkutane und intraperitoneale Injektionen an Kaninchen und weissen Ratten vorgenommen. Bei 4 von den er- wähnten 6 Fällen wurden auch von dem vom Grunde des perforiren- den Geschwüres entnommenen Darminhalte Platten angelegt. In den Kulturen von allen 6 Fällen entwickelte sich ein einziger Mikroorga- nismus, das Baeterium coli commune, das auch in jenen Platten allein vorhanden war, in welchen der Geschwürsinhalt ausgesät wor- den war. Die Kulturen aus Herzblut von 2 Fällen blieben steril, von 2 Fällen gaben sie Kolonieen des B. coli. In 3 Fällen konnte mittels der Thierversuche auch die Gegenwart des Fraenkel’schen 258 Bacterium coli commune und Peritonitis. — Cholera. Dipl;ococ'cus konstatirt werden, dessen Virulenz indessen beim Passiren des thierischeu Organismus rasch erlosch, so dass in der Regel das 2. oder 3. Versuchsthier der Infektion nicht mehr erlag. Die Agarkulturen des Diplococcus entwickelten sich kümmerlich und gingen nach 2 oder 3 Uebertraguugen ein. Dies führt Verf. zu der Annahme, dass der Diplococcus bereits im Exsudate eine wesentliche Einbusse an Vitalität und Virulenz erlitten haben müsse und daher sein Antheil au der Erzeugung der Peritonitis als von kaum sekundärer Bedeutung angesehen werden kann, wofür auch der Umstand spricht, dass er in 3 Fällen nicht nachgewiesen werden konnte. Das B. coli commune wurde von dem Typhusbacillus und dem B. pyogenes foetidus mittels aller bekannten Reaktionen zu ditferenzireu versucht. Eine eingehendere Mittheilung über diese und andere im Gauge befindlichen Untersuchungen stellt Verf. in Aussicht, geht daher vor- läufig nicht näher auf die pyogenen Eigenschaften des B. col i für Thiere ein und führt bloss an, dass es ihm gelang, mit dem B. coli an Meerschweinchen und Kaninchen diffuse Peritonitiden auszulösen, in- dem er sich als Vehikel filtrirter und durch Hitze sterilisirter Diar- rhöestühle bediente. Zum Schlüsse erwähnt Verf. noch kurz einen Fall von Peritonitis und einen Fall von Perityphlitis, bei welchen beiden ebenfalls das B. coli gefunden wurde. Sie werden den obigen Fällen nicht angereiht, weil bei der Autopsie des Peritonitisfalles bereits Anzeichen vonFäulniss vorhanden waren und dementsprechend in den Kulturen neben dem B. coli auch verflüssigende Bakterien erschienen. Bei dem Falle von Perityphlitis war in dem intra vitam entnommenen Eiter einzig und allein das B. coli nachweisbar. Kral (Prag). flaffkiiie, Le cholera asiatique chez le cobaye. (La Se- maine med. 1892. No. 36.) Verf. hat die Choleravibrioneu in ähnlicher Weise verstärkt und abgeschwächt, wie dies bei den Kulturen der Hühnercholera-, Milz- brand-, Rothlauf- u. s. w. Bacillen mit Erfolg ausgeführt worden ist. Um die Giftigkeit zu steigern, brachte er von der Oberfläche von Agar eine mehrfach tödtliche Menge der Reinkultur in die Bauchhöhle eines ersten Thieres, setzte dann diesen Erguss mehrere Stunden lang bei gewöhnlicher Temperatur der Luft aus und impfte damit andere Thiere. Hat das Gift auf diese Weise mehrmals Thiere passirt, so wird es konstant, d. h. eine bestimmte Menge tödtet die Thiere in derselben Zeit. Thiere, denen man dieses Gift in die Tiefe der Muskeln einbringt, gehen zu Grunde; nach Einimpfung in das Unterhautzellgewebe entsteht ausgedehntes Oedem, das zum Absterben der Gewebe führt, aber das Thier bleibt am Leben. Um das Gift abzuschwächen, züchtete H. die Cholera- vibrionen bei 39° unter fortwährender Lüftung. Da dieselben hierbei schnell absterben, so müssen sie alle 2—3 Tage auf frischen Nähr- boden übertragen werden. H. gelangte auf diese Weise in den Be- sitz von Kulturen, deren Verimpfung ins Unterhautzellgewebe ohne Folgen blieb. Cholera. — Addison’sche Krankheit (Tubereulose). 259 Das Gift benutzte er zur Schutzimpfung gegen asiatische Cholera. Nach vorgehender Impfung mit demselben ins Unterhaut- zellgewebe ertragen die Meerschweinchen eine gleiche Impfung mit dem verstärkten Virus ohne Nachtheil , und ein auf diese Weise doppelt geimpftes Thier ist gegen jede Impfung mit Choleragift ge- schützt, auch gegen Impfung vom Magen aus nach vorhergehender Ruhigstellung des Darms durch Opium. i Charrin bemerkte zu diesen Mittheilungen , welche H. in der Soci6t6 der Biologie machte, dass sie eine interessante Bestätigung der schon von Gamaleia gewonnenen Resultate seien. M. Kirchner (Hannover). Pianese, G., Ricerche cliniche, anatomiche e batterio- logiche sulla cosi detta malattia del Riga. (La Ri- forma med. 1891. No. 58.) In dieser kurzen, vorläufigen;Mittheilung gibt uns P. bekannt, dass er bei dieser von seinem Grossvater U r b a n o Carderelli als „afta cachettica“ bezeichneten und Kinder im Alter von 3 — 4 Monaten befallenden Infektionskrankheit bakteriologische Untersuchungen mit positivem Resultate angestellt habe. Etwas Näheres werden wir darüber aber erst später erfahren. Kamen (Czernowitz). Brault , A. , et Perruchet , E. , Maladie d ’ Addison sans lbsions apparentes des capsules surrbnales; tuber- cule accolö au ganglion semi-lunaire droit. (La Se- maine möd. 1892. No. 29.) Alezais und Arnaud obduzirten eine Reihe Fälle von Tuber- culose der Nebennieren und vermissten in etwa 50 Proz. derselben die Erscheinungen der Addison’ sehen Krankheit während des Lebens. Es sind auch einige Fälle, so von Green how und Jürgens, be- schrieben worden, in denen im Leben Bronzekrankheit bestand, und sich bei der Leichenöffnung die Nebennieren intakt fänden. Alezais und Arnaud stellten daher die Theorie auf, dass nicht die tuber- culöse Erkrankung der Nebennieren , sondern die der grossen Gan- glien des Sympathicus die Hautverfärbung und die übrigen Sym- ptome der Addison’schen Krankheit veranlasse. Die Verff. hatten nun Gelegenheit, einen Fall von ausgedehnter Lungentuberculose mit Bronzekrankheit zu obduziren, bei dem beide Nebennieren völlig in- takt waren , dagegen im rechten Ganglion semilunare ein verkäster tuberculöser Herd vorhanden war , durch den also die nervöse Theorie der Bronzekrankheit eine Bestätigung erfährt. M. Kirchner (Hannover). Carraroli, A., Di alcunericerchesul granoturcoguasto. (La Riforma med. 1892. No. 43 und 44.) Mit Hinblick auf die Beziehungen, in welche die in ihrer Aetio- logie noch immer dunkle Pellagra zum verdorbenen Mais gebracht wird, war es nicht ohne Interesse, die Krankheiten dieser Getreideart einer genauen Untersuchung zu unterziehen. Diese hat nun ergeben, dass der Mais unter Einwirkung von 260 Pellagra. feuchter Wärme und mangelhaftem Luftzutritte schon binnen 24 Stun- den Zeichen von Verderbniss zeigt. Diese bestehen in einer bläu- lichen Linie, welche entweder in der Keimfurche oder um den Keim herum liegt. In den daraus angelegten Kulturen ging stets nur das Penicillium glaucum auf. Wurden nun in einen aus verdorbenen Mais gewonnenen Mehl- haufen Stückchen von gekochtem Eiweiss gelegt, so sah man sie bald ihr Volumen verkleinern und schliesslich ganz verschwinden. Die mikroskopische Untersuchung dieses vorher gekochten Mehles ergab die Gegenwart von zahlreichen Kokken und einer Bacillenart, welche in der in ähnlicher Weise aus gesundem Mehle bereiteten Polenta stets fehlte. Diese Bacillenform findet man auch in allen bereits gänzlich verflüssigten Gelatiuekulturen des Pe nicillium, in welchen die charakteristische Form derselben vollkommen verschwunden ist und in welchen man neben den obenerwähnten Bacillenformen auch noch eine zweite Form findet, welche nach Verf. identische Merkmale mit Cuboni’s Bacterium maidis besitzen soll. Thatsächlich will auch C. an Stichkulturen von Penicillium glaucum das von Cuboni für ein Bacterium maidis angegebene Wachsthum beohachtet haben, d. h. das Wachsthum in einer Nagelkultur, welche in der ersten Generation die Gelatine rasch verflüssigt. Mit weiteren Ueberimpfungen geht nun das Verflüssigungsvermögen rasch ver- loren; sobald dies nicht eingetreten, wächst das Penicillium in der bekannten Form eines weissen, später grün werdenden Rasens. Nimmt man nun eine solche, aber etwas ältere Kultur und überträgt sie in Gelatine mittelst Stich, so tritt das Umgekehrte ein, indem diese Kulturen allmählich ihr Verflüssigungsvermögen zurückerlangen und zum Schlüsse ausschliesslich aus den oben beschriebenen Kokken und lebhaft beweglichen Bacillen bestehen. Aus diesen seinen Befunden [deren Bestätigung wohl noch ab- zuwarten ist, Ref.] schliesst Verf. auf einen Polymorphismus des Penicillium glaucum, und glaubt, dass seine Untersuchungser- gebnisse ihn zu der Annahme berechtigen, dass dieser Schimmelpilz vielleicht denn doch nicht für den Thierkörper so indifferent sei, wie man nach den bisherigen negativen Uebertragungsversuchen ange- nommen hat, und dass er vielleicht doch in der Aetiologie der Pel- lagra eine Rolle spiele. Hierzu erlaubt sich Ref. zu bemerken, dass gerade die gegen thermische und chemische Agentien so widerstandsfähigen Schimmel- pilze leicht zu Täuschungen Veranlassung geben können, indem sie überdies in Folge ihres raschen Wachsthums die auf Gelatine über- tragenen Bakterienarten bald überwuchern. Dass demnach der Verf. bei seinen vielen Untersuchungen immer nur auf Penicillium glaucum gestossen ist, kann uns nicht Wunder nehmen ; demselben aber auf das hin eine Bedeutung für die Pellagra zuzumuthen, scheint dem Ref. etwas gewagt. Jedenfalls wäre es angezeigt gewesen, sich auch an Schnitten aus den verdorbenen Maiskörnern vom ausschliess- lichen Vorhandensein des Penicillium zu überzeugen. Kamen (Czernowitz). Tuberculose. 261 Baumgarten, P., Ueber experimentelle kongenitale Tu- berculose. (Arb. a. d. path.-anat. Inst. z. Tübingen, herausgeg. von Prof. Dr. P. Baumgarten. Bd. I. 2. Hälfte, p. 322.) Baum garten konstatirt, dass die von ihm aufgestellte Ansicht, dass die Erblichkeit der Tuberculose nicht „auf Vererbung einer besonderen Konstitutionsanomalie, der sog. „tuberculösen Disposition“, sondern auf kongenitaler Uebertragung der Tuberkelbacillen beruhe“, mehr und mehr an thatsächlichen Unterlagen gewonnen habe. Der dagegen erhobene hauptsächliche Einwand, „dass die Tu- berculose noch niemals mit Sicherheit als angeborene Krankheit beobachtet worden sei“, sei jetzt durch die Beobachtungen von Johne, Czokor, Malvoz und Brouvier, Misseiwitz, Bang wider- legt, wonach das Vorkommen der angeborenen Tuberculose bei grös- seren Säugethieren nicht nur ganz unzweifelhaft bewiesen ist, sondern auch als gar nicht so selten erscheint. Bang und Johne sind beide der Ansicht, dass man angeborene Tuberculose bei rechtem Zusehen noch viel häufiger, als bis jetzt geschehen, beobachten würde; die Diagnose sei (Johne) oft durch Kleinheit der Knötchen, welche sich mitunter nur in der Leber zu finden brauchten , nicht ganz leicht. Eine weitere Stütze habe die Lehre von der kongenitalen Tuber- culose durch die Fortschritte in der Kenntniss der Hühnertuberculose erhalten. Nachdem schon Leichtenstern’s Beobachtungen auf die Rolle der kongenitalen Infektion bei der Verbreitung der Hühnertuberculose hinwiesen, sei man, nachdem durch Rivolta, Maffucci, Koch die Verschiedenheit des Bacillus der menschlichen und Hühnertuberculose erwiesen wurde (von welcher Thatsache Baum garten selbst sich durch vielfache eigene Experimente über- zeugen konnte), fast gezwungen, die kongenitale Uebertragung als den einzigen Entstehungsweg der Hühnertuberculose anzunehmen. Für menschliche Tuberculose sind Hühner ganz resp. fast ganz unempfänglich (so auch für Fütterung mit Sputum), reagiren dagegen prompt auf den Bacillus der Hühnertuberculose. Dieser sei aber „so gut wie vollständig an den Organismus tuberculöser Hühner gebunden“, da, weil die Hühner weder tuberculöses Sputum, noch (aus Mangel des Vorkommens von tuberculösen Darmgeschwüren) tuberculösen Koth produziren und auch keine tuberculösen Ulcera- tionen an Haut und Schleimhäuten zeigen, zu einer Verbreitung des Hühnertuberkelbacillus in der Aussenwelt fast jede Gelegenheit fehle. Die Fortpflanzung der Hühnertuberculose könne daher kaum anders als durch kongenitale Infektion erfolgen, wofür auch die Ausbreitung der Hühnertuberculose (mit Hauptlokalisation in der Leber) im serösen Ueber zuge der Bauchorgaue, speziell der Därme (nie primär in Lunge und Darmschleimhaut) spreche. Für den Menschen sei angeborene Tuberculose durch die Fälle von Merkel, Dem me, Landouzy, Queyrat und Lanne- longue, Rindfleisch und Birch-Hirscbfeld erwiesen. In Gemeinschaft mit Roloff wies Baum garten neuerdings bei einem todtgeborenen Kinde mit grossem Hirnbruch einen tubercu- 262 Tuberculose. lösen Käseherd in der Substanz der oberen Halswirbel nach. — Viel erheblicher aber noch, als bei menschlichen Föten und Kindern in den ersten Lebenstagen und -Wochen sei die Häufigkeit der Tuber- culose bei Kindern der ersten Lebensmonate und -Jahre durch Fälle von Queyrat und Landouzy, Babes, Müller (Bollinger), welche allerdings nicht mit gleicher Sicherheit einen Schluss auf kongenitale Uebertragung gestatte. Da es Baumgarten, wie vielen Anderen, nicht glückte, in Föten oder Neonaten tuberculöser Versuchsthiere Tuberkel oder Tuberkel- bacillen nachzuweisen, versuchte er „diese Abkömmlinge tuberculöser Elterthiere grosszuziehen, um zu beobachten, ob sich bei ihnen im Laufe des späteren Lebens die Tuberculose entwickele.“ Bei einem von 2 jungen Kaninchen, welche von einem künstlich infizirten Vater und anscheinend gesunder Mutter (die sich später ebenfalls als hochgradig tuberculös erwies) stammten und sorgfältig isolirt gehalten und mit reinstem Futter gefüttert wurden, fand sich ein über kirschkerngrosser Knoten in der Leber, welchen Baum- garten nach dem histologischen Befunde, welcher einem käsigen Solitärtuberkel des Menschen entsprach, trotz Nichtauffindens von Tuberkelbacillen als einen Tuberkelherd, uud zwar (wegen der Loka- lisation in der Leber) wahrscheinlich kongenitalen Ursprungs an- sprechen zu dürfen glaubt. Er erinnert dabei an Samelsohn’s Beobachtung von angeborenem tuberculösem Mikrophthalmus als ein- ziger tuberculöser Affection bei Abkömmlingen eines mit experimen- teller Lungentuberculose behafteten Kaninchenpaares. Baumgarten bespricht dann ausführlicher die Resultate de Renz i ’s, dem bei 5 von 18 Meerschweinchen die kongenitale Infek- tion glückte. Diese Experimente bewiesen erstens die Möglichkeit der Entstehung kongenitaler Lungentuberculose, ferner die Praedi- lektion der kongenitalen Tuberculose für die Lymphdrüsen. Die kongenitale Infektion trat nur in den Fällen auf, wo die Infektion der Mutterthiere vor mehr als 34 Tagen erfolgt war (also läugere Zeit, als ein Kaninchen trägt). Darauf wendet sich Baum garten zu den positiven Versuchen Gärtner’ s an weissen Mäusen und Kaninchen. Gärtner impfte 102 weisse Mäuse mit Tuberculose intraperitoneal, dabei 71 Weibchen. Von 20 der letzteren erhielt er in 25 Würfen 102 Junge, welch letztere meist zu je drei, zu Brei verrieben, Meerschweinchen intra- peritoneal injizirt wurden. 6 von diesen starben an Sepsis ; aber von den übrigen 30 starbeu 3 an exquisiter Abdominaltuberculose. Baum- garten bemerkt hierzu, dass diese geringe Zahl gewiss grösser ge- worden wäre, wenn Gärtner die jungen Mäuse nicht gleich nach dem Wurf zu Infektionsversuchen verwandt hätte, sondern sie erst hätte grösser werden lassen, wodurch auch eine etwaige Tuberculose derselben Zeit gehabt hätte, sich weiter zu entwickeln. Auch die placentare Infektion sei Gärtner bei 10 intravenös infizirten Ka- ninchen in 3 Fällen geglückt. Die Zahl wäre wohl noch grösser ge- wesen, wenn auch Lymphdrüsen und Knochenmark zu den Impfver- suchen verwendet wären. Dadurch sei auch im Gegensatz zu Gärt- ner’s sehr reservirtem Vorbehalt die Möglichkeit einer placentaren Tuberculose. 263 Infektion auch für den Menschen wahrscheinlich gemacht, worauf auch ein von Armanni mitgetheilter Fall hinweise, während sie durch den positiven Fall Birch-Hirschfeld’s bewiesen werde. Das Vorkommen der Tuberkelbacillen im Blut sei ja nicht nur bei allge- meiner Miliartuberculose direkt von Heller, Weichselbaum u. a., sondern auch bei gewöhnlicher Lungenphthise indirekt durch das Auftreten sekundärer Tuberkelknötchen in Leber und Milz, sowie durch die Infektiosität des Muskelfleisches der Phthisiker (Bollin- g er) und geschlachteter Perlsuchtthiere (Förster) nachgewiesen. Während so für die plac ent are Infektion sichere Beweise geliefert waren, wurde auch für die Möglichkeit der germinativen In- fektion zuerst von Ma ff ucci durch Impfung befruchteter und bear- beiteter Hühnereier mit Hühnertuberkel bacillen der Beweis erbracht. Die Tuberculose entwickelte sich aber erst im ausgekrochenen Hühn- chen mit einer Inkubationszeit von ca. 30 Tagen. Auch hier war, wie bei der spontanen Hühnertuberculose, der Hauptsitz der Erkrankung in der Leber, wonach die Infektion als durch die Area vasculosa vermittelt angenommen werden musste. Es gelang Baum- garten nun, diese Resultate Maffucci’s durch 2 eigene positive Experimente zu bestätigen. Auch hier trat die Inkubations- oder Latenzperiode der Tuberculose deutlich zu Tage. Baum garten glaubt, dass sie sich vielleicht mit Abnahme der Zahl der einge- impften Bacillen noch verlängern dürfte, bis zu ähnlich grossen Zeit- räumen, wie bei der hereditären menschlichen Tuberculose. Er betont hierbei, dass er nie, wie einzelne Autoren von ihm irrthümlicher Weise geglaubt, angenommen hatte, dass die kongenital übertragenen Bacillen so lange Zeit, ohne sich zu vermehren und tuberculose Gewebsveränderungen zu machen, im Körper verharren könnten. Er nehme nun an, dass sie in ihrer Entwicklung soweit gehindert würden, um nicht sofort manifeste Tuberculose, sondern zunächst nur ganz kleine occulte Herde zu erzeugen, welche bei einer nicht ganz genauen, selbst pathologisch-anatomischen Unter- suchung leicht übersehen werden, später aber, bei irgend welcher Veranlassung, den Ausgangspunkt manifester Tuberculose bilden könnten. Die lange Latenzfähigkeit tuberculöser Lokalherde sei ja immer wieder bestätigt worden und jetzt wohl allgemein ange- nommen. Der gegen die Verwerthbarkeit der Maffucci’schen Experimente zu erhebende Einwand, dass es fraglich sei, ob eine tuberculose Infektion des Eies auch als Naturvorgang vorkomme, sei von Gärtner durch intraabdominale Impfung von Kanarienvögeln, welcher von 9 Eiern 2 positive Impferfolge mit Meerschweinchen er- zielte, widerlegt. Diese Experimente „zur Feststellung des Vor- kommens der im Körper selbst sich vollziehenden germinativen tuber- culösen Infektion“ bedürften „allerdings noch der weiteren Bearbeitung und einer Ausdehnung auf die vom Vater herrührende konzeptionelle Infektion“. Ueber positive Experimente auch in dieser Richtung hofft Baumgarten in nicht zu ferner Zeit berichten zu können. Czaplewski (Tübingen). 264 Tuberculose. Pfänder, Carl, Beitrag zur Histologie derHühnertuber- culose. (Inaug. - Dissert. u. Arb. a. d. patb. - anat. Instit. zu Tübingen. Bd. I. Heft 2. p. 309.) Pfau der batte Gelegenheit, die in Alkohol konservirten Organe von 4 tuberculösen Hühnern zu studiren, welche ihm von Prof. Baumgarten zur näheren Untersuchung zur Verfügung gestellt waren. Die Organe stammten 1) von einer Henne, welche mit Hühner- tuberkelbacillenreinkultur intraperitoneal geimpft war; 2) von zwei Hühnchen, bei welchen durch Eierimpfung mit Reinkultur kougenitale Hühnertuberculose erzeugt war; 4) von eiuer Henue mit spontaner, zufällig entdeckter Hühnertuberculose. Die Erkrankung war lokalisirt: in der Leber bei allen 4 Thieren, in der Milz und Mesenterium bei Thier 1 — 3 im peritonealen Ueber- zug des Magens und im Pericard, in den Lungen und der Nebenniere bei 2, im Darm bei 2 und 3, im Ovarium bei 1. Was den makroskopisch pathologisch-anatomischen, histologischen und bakteriellen Befund anlangt, so konnte Pfänder die in der Litteratur enthaltenen Angaben von Paulicki, Roloff, Zürn, Leichtenstern, Ribbert, Weigert, Johne und namentlich Cadiot, Gilbert und Roger im Wesentlichen vollkommen be- stätigen. Er unterscheidet histologisch 1) kleinste, offenbar junge, von dem mehr oder weniger infiltrirten Nachbargewebe scharf abge- setzte (Epithelioid-)Tuberkel, an der Grenze oft mit spärlichen Rund- zellen. (Am häufigsten bei Thier 3, welches frühzeitig an einer Hel- minthiasis einging; auch in makroskopisch tuberkelfrei erscheinenden Organen, namentlich der Milz.) 2) ebenfalls scharf abgegrenzte Tuberkel mit beginnender zentraler Verkäsung, mit spärlichen Ruudzelleu am Rande. 3) grössere Tuberkelknoten, mit ausgedehnter Verkäsung. In der Mitte findet sich die mit Pikrokarmin schön gelb gefärbte, eigen- tümlich glänzende, homogen-hyalin erscheinende, oft schollig zusammen- gesetzte, unregelmässige zentrale Verkäsung; um diese eine schmälere Zone durch gegenseitigen Druck meist abgeplatteter Epithelioidzellen (oft nur in Gürtel- oder Sichelforra angeordnet erscheinend), welche mitunter radiär und in Kolonnen gegen das Zentrum gerichtet sind. Diese Epithelioidzellenzone zeigte sich sehr häufig noch durch einen deutlichen Ring neugebildeten Bindegewebes gegen das Organgewebe abgegrenzt. Bei genauerer Untersuchung war leicht zu konstatiren, dass es sich dabei nicht etwa, wie es häufig bei flüchtigem Zusehen wohl den Anschein hatte, um eine Tuberkelbildung im Iunern von präformirten Hohlgebilden (Blutgefässen, Drüseukanälen, Drüsenbläs- chen, Ovarialfollikeln etc.) handelte. Durch Verschmelzung mehrerer solcher grösseren Tuberkelknoteu kamen ausgedehnte, das Organ- gewebe substituirende Käsemassen zu Stande. Echte Langhaus’ sehe Riesenzellen vou wechselnder Grösse mit Randstellung der Kerne fand Pfänder in der Milz von Thier 1 und namentlich in der Leber vou Thier 4. Tuberkelbacillen (sehr leicht färbbar) fand er in Knötchen aller 3 Kategorien. In den frischen unverkästen Knötchen lagen sie namentlich im Zentrum; die Knötchen mit beginnender Verkäsung waren in der Regel ganz durchsetzt vou Bacillen ; bei den grösseren Tuberkelknoten war dagegen das vollkommen verkäste Zentrum fuberculose. — Pyosalpiui. 265 frei von den Bacillen. Die etwas schematische Gliederung, wie sie Ribbert aufstellte und auch nur an wenigen Tuberkeln beobachten konnte, waran Pfa nd er’ s Präparaten nicht ausgesprochen. Ebenso konnte er „eine Art Durchwanderung der Bacillen durch die Blut- gefässwand ohne Bildung eigentlicher Gefässtuberkel“ nicht beobachten. Obwohl Pfänder die Tuberkelbacillen vielfach „innerhalb von Zellen liegend konstatiren konnte, ist er der Ansicht, dass die Vermehrung in Haufen, welche nach Färbung oft schon makroskopisch als rothe oder blaue Kleckse imponiren, sich „ausschliesslich ausser* halb von Zellen“ vollzieht. Danach hält Pfänder die Hühnertuberculose für eine Abart, eine Varietät der Säugethiertuberculose. Eine Nöthigung, eine besondere Bacillen species anzunehmen, lehnt er ab. Als eine echte Tuber- culose sei die Hühnertuberculose charakterisirt 1) durch die charakte- ristischen, spezifisch färbbaren Bacillen; 2) durch den histologiscbeu Befund der Tuberkelbildung mit Verkäsung; 3) durch die Infektiosität. Abweichungen von der menschlichen und Säugethiertuberculose sprächen sich aus 1) in der relativen Spärlichkeit Lan ghans’ scher Rieseuzellen (welche allerdings nicht, wie es nach Ribbert’s Unter- suchungen den Anschein hatte, ganz fehlen); 2) in der Art der Ver- käsung, die bei der Hühnertuberculose nicht in Form trüber, fein- körniger Massen, wie bei der Säugethiertuberculose, sondern mehr in der einer hyalinen glasigen Substanz („masse vitreuse“) auftrete. Verf. hält den Bacillus der Hühnertuberculose auf Grund der nosologischen Differenzen für einen Bacillus mit geringerer Viru- lenz, als den der menschlichen und Säugethiertuberculose, aber ohne Herabsetzung der Proliferationsenergie. Was den Modus der Infektion bei der Hühnertuberculose anlange, so weise Alles auf eine kongeni- tale Uebertragung hin. Die Möglichkeit der letzteren sei durch die Beobachtungen von Leichtenstern und die positiven Experimente von Maffucci und Baumgarten (an Hühnereiern) sichergestellt. Czaplewski (Tübingen). Witte, Gonokokken und Streptokokken im Pyosalpinx- eiter. (Centralbl. f. Gyn. 1892. No. 23.) In einem von A. Martin operirten Fall von doppelseitiger Pyosal- pinx konnte Verf. mikroskopisch im Eiter der rechten hochgradig ver- änderten Tube deutlich Gonokokken nachweisen; Bouillonkulturen er- gaben, dass auch Streptokokken im Eiter vorhanden waren. Schnitte, nach der von Wert beim modifizirten Gram’ sehen Methode gefärbt, zeigten keine Mikroorganismen im Gewebe. Der ganze als sehr frisch entstanden anzusehende Fall bestätigt die Auffassung Döderleins, dass die normal vorhandene Unempfänglichkeit einer mit seinen Säure produzirenden Scheidenbacillen besetzten Vagina für pathogene Keime durch eine gonorrhoische Infektion aufgehoben werden könne. W. führt noch einen zweiten Fall an, bei dem er im Scheidensekret die Anwesenheit von Gonokokken und Streptokokken sicher nach- weisen konnte, und glaubt, wie durch den 1. Fall, so auch dadurch die von Wertheim angefochteue Theorie der Mischinfektion wieder bewiesen zu habeu. Spener (Berlin). 18 XII. lid. 266 Pyosalpinx. — Conjunctivitis crouposai Witte, Demonstration von Tubenpräparaten mit selten en bakteriologischen Befunden. (Verhandl. der Gesellsc.h. f. Geburtsh. u. Gynäk. zu Berlin. Sitz. v. 10. Juni 1892. — Centralbl. f. Gyn. 1892. No. 27.) Vier von A. Martin operirte Fälle von Pyosalpinx sind dadurch bemerkenswerth , dass in zweien derselben sich der Bacillus lanceolatus Fraenkel fand. Der dritte der Fälle ergab Bacillen, die denen des Rauschbrandes glichen, doch zeigte eine Impfung auf weisse Mäuse, die unter den Erscheinungen eines verbreiteten Oedems des Unterhautgewebes starben, dass es sich um die Bacillen des malignen Oedems bandele. Der 4. Fall ergab das gleichzeitige Vorhandensein von Staphylokokken und Gonokokken im Eiter der Pyosalpinx, ein Befund, der gegenüber den Wertheim- schen Behauptungen von Wichtigkeit ist. Spener (Berlin). Kain. E., Zur Aetiologie der Conjunctivitis crouposa. [Aus dem Institute für allgera. und exper. Pathologie in Graz.] (Wiener klin. Wochenschr. 1892. No. 10.) Verf. bat in einem Falle von Conjunctivitis crouposa beim Men- schen eine Bacillenart isolirt, die folgende Eigenschaften aufwies: Doppelstäbchen von 0,6 — 1,0 /t Länge und kaum messbarer Dicke. Im hängenden Tropfen Bestreben, sich in Haufen zusammenzuballen. Keine Eigenbewegung. Gleichmässige Färbung mit Anilinfarben; nach Gram lassen sich die Bacillen nicht färben. Seichte Einschnürung in der Mitte. In den Membranen liegen die Stäbchen meist in dichten rundlichen Herden beisammen. Sporenbildung wurde nicht beobachtet. Auf Agarplatten und Agarblutserumplatten nach 36 — 48 Stunden kleine, weisslich durchscheinende Pünktchen auf der Oberfläche, die sich zu rundlichen Kolonieen von 1 mm Durchmesser vergrössern. Unter dem Mikroskope erscheinen die Kolonieen blassbräunlich, sehr fein granulirt. Der Rand der Kolonieen ist fein gezackt, etwas verwischt. Auf Gelatineplatten kleine, milchweisse, rundliche Kolonieen. In Agarröhrchen erscheint die Oberfläche des Nährbodens nach 48 Stunden längs des Impfstriches wie mit Mehl bestäubt. Auf Rinderblutserum gutes Wachsthum in Form von kleinen, milchweissen, fest anhaftenden Tröpfchen. Auf 10-prozent. Gelatine gedeihen sie bei 22 0 C sehr schlecht, besser auf mit 1 Proz. Traubenzucker versetzter Gelatine. In Bouillon gutes Wachsthum. Temperaturoptimum bei 37° C. Sauerstoffzutritt nicht unbedingt nothwendig. Ueberimpfung von Exsudatmembranen und Reinkulturen auf die Conjunctiva von Kaninchen bewirkte eine Entzündung. Nach Ent- fernung des eiterigen Sekretes erschien die Conjunctiva mit grauen, leicht abziehbaren Membranen bedeckt. Die Kulturen stimmten mit den vom Menschen angelegten überein. Der Prozess heilte ohne jeg- liche Therapie in wenigen Tagen aus. Bei Ueberimpfung auf die menschliche Conjunctiva war unter 3 Fällen einmal ein positives Resultat zu bemerken. Nitrifikation u. Osteomalacie. — Lungengregarinose, — Leberabscess u. Amoeba coli. 267 Anscheinend verliert der Vorgefundene Bacillus rasch seine Virulenz. Ob es sich hier um einen spezifischen Bacillus handelt , lässt Verf. vorläufig dahingestellt. Dittrich (Wien). Petrone, M., II microorganismo della nitrificazione e l’osteomalacia. Parte seconda: Ricerca dei nitriti delle orine osteomalariche e su di una nuovarea- zione dell’ acido nitros o. (La Riforma med. 1892. No. 119.) Die von Griess angegebene Methode des Nachweises von sal- petriger Säure hat den Nachtheil, dass die Reaktion mitunter nur in vorher mit Kaliumhydrat alkalisch gemachten Flüssigkeiten deut- lich auftritt. Die Verwendung des letzteren bringt jedoch manche Unzukömmlichkeit mit sich, da die Präparate sehr ungleich sind und in den meisten Fällen Spuren von salpetriger Säure enthalten, wo- durch man zu falschen Resultaten gelangen kann. Diese kann man aber nach Verf. ’s Untersuchungen durch fol- gende Modifikation der oben erwähnten Methode umgehen: Zwei verdünnte alkokolische Lösungen von Sulfanilsäure und Naphtylaminchlorhydrat werden gemischt und mit Essigsäure ange- säuert. Zu dieser in eine Eprouvette gethanen Mischung werden nun einige Tropfen der zu untersuchenden Flüssigkeit hinzugefügt, worauf sofort die Reaktion sich in karmesinrother Färbung, und bei reich- lichem Vorhandensein von Nitriten durch Bildung eines röthlich- gelblichen Niederschlages kundgibt. Es bildet sich Azoamidonaph- talin, welches im Alkohol gelöst bleibt und bei Zusatz von Salzsäure in Amidoazonaphtalinchlorhydrat umgewandelt wird (Rothfärbung). Mit Hülfe dieser Methode gelang es dem Verf. ausnahmslos , im Harne Osteomalacischer Nitrite nachzuweisen. Kamen (Czernowitz). Severi, A., Gregarinosi polmonale in infante nato- morto. (La Riforma med. 1892. No. 80.) Bei der Sektion eines todtgeborenen Kindes fiel die enorm ver- grösserte und doch atelektatische Lunge auf. In den daraus ange- fertigten Schnitten fand sich das Lungengewebe durchsetzt von ovoi- den, theils einzeln, theils in ganzen Nestern angeordneten zelligen Elementen, welche S. nach ihrem morphologischen und tinktorielleu Verhalten für Gregarinen (monocistidea) erklärt. Kamen (Czernowitz). Eichberg, J., Hepatic abscess and the Amoeba coli. (Med. News. 1891. No. 971. p. 201.) Bei der wiederholten Untersuchung der Stühle und des Eiters von einem Falle von Leberabscess mit Perforation des Zwerchfells, nachfolgender Perforation der Lunge und mit einigen alten dysen- terischen Geschwüren im Dickdarm wurde die Amoeba coli kon- stant in grossen Mengen aufgefunden. Morphologisch stimmte die Amöbe vollkommen mit jener überein, von welcher Osler1) eine genaue Beschreibung gegeben hat, weshalb Verf. letztere ungekürzt 18* 1) Bulletin of the Johns lloplcins Hospital. I. 1891. No. 5. 268 Krankheit der Nonne. reproduzirt. Auch Oliver und Evans konnten im Eiter und in den Stühlen von demselben Falle zahlreiche Amöben beobachten. In dem post mortem aus mehreren kleinen Leberabscesseu entnommenen Eiter waren regelmässig Amöben, aber keine Bakterien [nur mikro- skopischer Befund , Ref.] vorhanden. Die von Evans angestellten Kulturversuche auf Agar und in Fleischbrühe blieben erfolglos. Ob- zwar die Untersuchungsresultate darauf hinzuweisen scheinen, möchte Verf. es doch unentschieden lassen, ob in seinem Falle dieAmoeba coli als Urheberin der Leberabscesse anzusehen sei. Kral (Prag). Tubeuf, C. v. , Die Krankheit der Nonne (Liparis ino- nacha). Beobachtungen und Untersuchungen beim Auftreten der Nonne in den oberbayerischen Wal- dungen 1890 und 1891. (Forstlich-naturwissenschaftliche Zeit- schrift. Bd. I. 1892. p. 34—47, 62-79 und Taf. I— IV.) In der vom Verf. neu herausgegebenen Zeitschrift, welche ein Organ für die Arbeiten auf den Grenzgebieten der Naturwissenschaf- ten und der Forstwissenschaften sein soll, spricht derselbe von den verschiedenen Krankheiten, von denen die Nonne bei ihrem letzten Auftreten in Süddeutschland befallen wurde, besonders die Schlaffsucht, eine durch Bakterien veranlasste und verbreitete und durch bestimmte klimatische Verhältnisse begünstigte Ver- dauungsstörung, welche zum Tode führt. Bei den Raupen hört die Fresslust auf, sie werden schlaff und lassen schliesslich Kopf und Leib hängen und haften nur mit wenigen Fusspaaren an. Den Haut- schlauch erfüllt theilweise eine braune, ölige Flüssigkeit, weshalb die Krankheit auch Fettsucht genannt werden könnte. In diesem Safte finden sich verschiedenerlei Fäulnissbakterien in grosser Zahl, welche die Raupe schliesslich zersetzen. Die kranken Nonnen sam- meln sich in dichten Massen an den Gipfeln der Fichte, wo sie als- bald schlaff werden und absterben; diese Erscheinung wird das Wipfeln der Nonne genannt. Gleichzeitig sterben auch an den Stämmen viele Raupen unter der Erscheinung der Schlaffsucht. Von den kranken Raupen wurde das Blut und der Darminhalt unter- sucht, und zwar besonders derjenige des Vorderdarms, welchen die Raupen im gereizten Zustande durch Spucken von sich geben. Wäh- rend derselbe bei gesunden Thieren grün war nnd aus Blattresten und einzelnen Bakterien verschiedener Form bestand, war der Vor- derdarmsaft der kränkelnden Raupen braun gefärbt und enthielt massenhaft Bakterien. Bei der Kultur wurde wiederholt ein lebhaft bewegliches, 1 langes und 0,5 \i breites Bacterium, Bacterium monachae, erzogen, welches sich im Darmsafte lebender Raupen einzeln, zu zweien oder kettenförmig zusammenhängend findet und auch im Blute und der übrigen Flüssigkeit, welche sterbende und todte Raupen erfüllt, vorkommt. Die Kolonieen auf Gelatine sind festwachsend, verflüssigen dieselben nicht, oberflächlich durchschei- nend, mit einem charakteristisch gelappten und fein festonirten Rande, welcher allmählich feinzackige, wasserhelle Ausläufer be- kommt. Sie erscheinen dem blossen Auge perimutter- bis opalartig, Mikroorganismen im Raupenblute. — Wurzelknöllchen der Leguminosen. 269 bei mittlerer Vergrösserung zeigen die centralen Partieen der Kolo- nie eine okergelbe Färbung. Kräftige Kulturen werden groblappig, eigentümlich verzweigt und konzentrisch gezont. Bei der Stich- kultur bilden sich längs des Impfstiches anfangs feinkörnige Erhe- bungen und schliesslich kleine Knötchen. Die in Gelatine eiuge- schlossenen Kolonieen bleiben fest, klein, kugelig und vergrössern sich kaum mehr. Das Bacterium ist daher sehr sauerstoffbedürftig. In Bouillon vermehrt sich dasselbe sehr schnell, dieselbe trübend, auf Kartoffeln bildet es einen feuchtgrauen Belag. Ausserdem fanden sich die Gelatine verflüssigende Fäulnissbakterien in dem Vorder- darmsaft vor. Infektion gesunder Nonnenraupeu mit dem Bac- terium monachae gelang bei Fütterung von Blättern, die mit Wasser, welches das Bacterium enthielt, besprengt waren, während bei Raupen anderer Schmetterlinge keinerlei Erkrankungen eintraten. Die Thiere wurden nicht auf einmal, schnell und plötzlich hinwegge- rafft, sondern allmählich. Aehnlich wurde es auch im Freien gefun- den, wo ein grosser Theil der Raupen gesund blieb. Die zersetzende Wirkung der Spaltpilze scheint nur da akut zu werden, wo die Raupen durch kalte und nasse Witterung veranlasst, wenig fressen und eine langsame Verdauung haben, so dass die Spaltpilze Gelegen- heit finden , sich im Vorderdarmsafte vor dem festeren Inhalt des hinteren Darmes lebhaft zu vermehren. Ein solches epidemisches Hinraflen durch die Wipfelkrankheit in kurzer Zeit ist auch von D orrer im oberschwäbischen Fichtengebiet beobachtet worden. Die Verbreitung des Bacteriums geschieht durch dcu Wind, da das- selbe, wie Versuche ergaben, bei Trockenheit lange lebensfähig bleibt, und durch Regen. Zum Vergleich werden die ähnlichen Krankheiten der Seiden- raupen besprochen. Brick (Hamburg). Hartig, ß., Niedere Organismen im Raupenblute. (Forst- lich-naturwissenschaftliche Zeitschrift. Bd. I. 1892. p. 124 — 125.) Cercomonas Muscae domesticae Stein wurde im Blute einer gesunden Kiefernspinnerraupe zu Millionen gefunden. Im Rau- penblute scheint diese Flagellate bis jetzt noch nicht nachgewiesen zu sein. In Nonnenraupen , -Puppen und -Schmetterlingen , welche von Tachinen und Ichneumoniden besetzt waren, fand sich in zahlloser Menge ein hefeartiger Pilz, welchem wahrscheinlich eine seuchenartige Erkrankung der Nonnenraupe beizumessen ist. Der- selbe ist von citronenförmiger oder ovaler Gestalt, beiderseits zuge- spitzt, ähnlich dem Saccharomyces apiculatus, aber grösser, als dieser, 6 — 8 im Längsdurchmesser. Infektionen lebender Kiefern- spinnerraupen und Kulturen gelangen nicht. Bei Kulturen in Mischun- gen von Nährgelatine mit Raupenblut trat gallertartige Quellung der Membranen ein. Brick (Hamburg). Frank, B., Die Assimilation des freien Stickstoffs bei den Pflanzen in ihrer Abhängigkeit von Spezies, von Ernährungsverhältnissen und von Bodenarten. (Land- wirtschaftliche Jahrbücher. Bd. XXI. 1891. p. 1 — 44.) 270 Wurzelknöllchen der Leguminosen und Mykorhizen. Die interessanten Untersuchungen des Verf.’s, welche vielleicht in erster Linie ein speziell pflanzenphysiologisches und landwirt- schaftliches Interesse haben dürften, haben u. a. gezeigt bezüglich der Fragen, ob der sog. Symbiosepilz der Leguminosen schon von vornherein in einem Moorboden vorhanden ist, und ob durch eine geeignete Bodenimpfung und durch die dadurch bewirkte Einfüh- rung von Keimen des Leguminosenpilzes der Ertrag der Legumi- nosen auf dem Moorboden noch gesteigert werden kann, dass die ur- sprünglich sich nur kümmerlich entwickelnden Pflanzen (Pis um sativum und Trifolium pratense) sich bald ganz auffallend besserten. Nach Frank’s Meinung steht dieses sehr wahrschein- lich mit der erst spät erfolgten Infektion und dem Zustandekommen der Symbiose im Zusammenhänge. — Ferner wurden Wurzelknöllchen, also Symbiose mit Rhizobium leguminosarum, nicht bloss nach Anwendung von Impferde, sondern auch spontan in der reinen Moorerde, welche keine absichtliche Vermengung mit fremdem Boden erhalten hatte, gefunden. Hiernach müssten nach F ra nk die Keime des Leguminosenpilzes auch in dem natürlichen Hochmoor vorhanden sein, oder man muss annehmen, dass dieselben in der Luft so ver- breitet sind, dass eine Infektion der Leguminosen durch den Boden gar nicht stattzufinden braucht, sondern dass eine solche schon durch die Luft stattfinden könne. — Weiter fand der Verf. bei der Untersuchung von Weisskleepflanzen, die auf einem Hochmoor ge- wachsen waren, welches noch nie, wie überhaupt die ganze umliegende Gemarkung, Impferde bekommen hatte, ausserordentlich zahlreiche Wurzelknöllchen von ganz normaler Beschaffenheit und mit den charakteristischen Bakteroiden erfüllt in der oberen Bodenschicht. Da nach den Untersuchungen Frank’s in Uebereinstimmung mit den Erbsen auch bei den Kleepflanzen auf Moorboden das Rhizo- bium, mit welchem sie dann in Symbiose getreten waren, ange- troffen wurde, so wäre nach Verf. bei diesen Versuchen also eine künstliche Einführung des Pilzes nicht unbedingt nöthig gewesen, trotzdem war aber doch die Impfung mit Ackererde, welche augen- scheinlich eine ausgiebigere Infektion bedingt, unverkennbar. Otto (Berlin). Frank, B. , Ueber die auf Verdauung von Pilzen ab- zielende Symbiose der mit endotrophen Mykorhizen begabten Pflanzen, sowie der Leguminosen und Erlen. (Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Bd. IX. 1891. p. 244-258.) Die Untersuchungen und Beobachtungen des Verf.’s geben Klar- heit über den biologischen Charakter derjenigen Symbiose, welche in den Wurzelknöllchen der Leguminosen, Erlen etc., sowie in den vom Verf. als endotrophe Mykorhizen bezeichneten Erscheinungen bei den Ericaceen, Orchideen und vielen anderen Humusbewohuern vorliegt. Sie gestatten zugleich, alle die Erscheinungen hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Pflanze unter einen gemeinsamen Gesichts- punkt zusammenzufassen. Nach den vorliegenden Untersuchungen des Verf.’s findet die WurZelkuöllchen der Erbse. ■m im Pflanzenreiche weit verbreitete, höchst eigenartige Symbiose mit Pilzen ihr nächstes Analogon in den insektenfressenden Pflanzen. Die hier in Betracht kommenden Pflanzen wissen nach Frank mit noch raffinirteren Einrichtungen Pilze als ihre auserkorenen Opfer in ihr Protoplasma einzusaugen, darin gross zu züchten und schliesslich zu verdauen, um so von der reichen Eiweissproduktion gerade der Pilze, die die letzteren ja auch als menschliches Nahrungsmittel werthvoll macht, Nutzen zu ziehen. Es geht hierbei der eine der beiden Symbionten im Organismus des anderen derart auf, dass er wie ein stofflicher Bestandtheil des letzteren erscheint, der im Stoff- wechsel schliesslich verbraucht wird. Bezüglich der Namengebung dieser biologischen Verhältnisse lassen sich nach Verf. ernähr ungs-physiologisch die endo- trophen Mykorhizen sowie die Wurzelknöllchen der Leguminosen, der Erlen etc. unter einen Gesichtspunkt bringen. WTegen der morphologischen Verschiedenheit dieser Organe lässt sich aber hinwiederum nicht gut eine einheitliche Nomenklatur finden. Es erscheint Verf. zweckmässig, diejenigen Organe, welche den morphologischen Charakter von Wurzeln haben, mit dem Namen Mykorhiza, speziell hier endotrophe Mykorhiza, zu be- zeichnen, während für die Wurzelknöllchen der Leguminosen, der Erlen etc., welche keine Wurzeln, sondern Neubildungen von eigenthüm- lichem morphologischem Charakter und am ehesten den Gallen vergleich- bar sind, passender der Name „My kodom atien“ (Pilzkammern) zu wählen ist, in welchem zugleich ihre physiologische Bedeutung als Brutstätten von Pilzen angedeutet ist. Otto (Berlin). Frauk, B., Ueber den Dimorphismus der Wurzelknöll- chen der Erbse. (Berichte der Deutschen Bot. Ges. X. 1892. Heft 3. p. 1701).) In seiner Arbeit über die Wurzelknöllchen der Erbse 2) geht Prazmowski auch auf die chemische Natur der Bakteroiden ein. Ein Zeichen der Degeneration sei auch die „Bildung lichtbrechender Körnchen“ in denselben. In den ersten Anlagen der Wurzelknöllchen, sowie in den Meristemzellen der wachsenden Knöllchen schliesst das Protoplasma die noch unveränderten Bakterienzellen desRhizobium Legumi- nosarum ein; in dem in den Dauerzustand übergegangenen Bak- teroidengewebe hingegen sind die Zellen erfüllt mit grösstentheils degenerirten Spaltpilzzellen, nun Bakteroiden genannt. Die stoffliche Natur der letzteren muss derjenigen der nicht degenerirten Bakterien im wesentlichen gleich sein. Die starke Tinktionsfähigkeit spricht für Eiweissstoffe. Oefter bemerkt man, dass ein Theil ihres Zell- inhaltes aus einer stärker tingiblen Substanz besteht, chromatische Substanz, welche sich dunkler färbt ; sie wird durch Einwirkung von salzsäurehaltiger Glycerinlösung von Pepsin nicht verändert und muss mit den Nukleinen verwandt sein. 1) Vergl. dieses Centralblatt. Bd. VII. 1890. p. 413 — 415, und Bd. IX. 1891. p. 629—633. 2) S. dieses Centralblatt. Bd. VIII. 1890. p. 379. Wurzelknöllchen der ErW. 272 Ausser diesen gewöhnlichen Bakteroiden hat aber die Erbse noch eine zweite, morphologisch und chemisch davon wesentlich ver- schiedene Art. An einer erwachsenen Erbsen pflanze kann man leicht zwei Formen von Knöllchen unterscheiden : Erstens kleine, ungefähr halbrunde, meist unverzweigte, etwa 2—3 mm gross werdend, an der Wurzel ziemlich gleichmässig ver- theilt— sie enthalten die gewöhnlichen Bakteroiden. Zweitens läng- liche, wiederholt gabelig oder lappig verzweigte Knöllchen, bis 15 mm im Durchmesser haltend, welche meist in geringerer Anzahl auftreteu und die oberen Theile der Pfahl- und Seitenwurzeln bevorzugen. Die Zellen des Bakteroidengewebes derselben sehen, im Schnitte betrachtet, aus, wie vielfach in Reservestoffbehältern diejenigen Zellen, welche mit kleinkörniger Stärke vollgestopft sind. Eine genauere Unter- suchung ergibt dann, dass die stärkeähnlichen Körnchen nichts an- deres sind, als Einschlüsse mächtig gewachsener Bakteroiden, welch letztere 1,2 — 3 /x gross und meist von kugelrunder, manchmal auch länglicher Form sind. Ihr Körper ist an sich von demselben Licht- brechungsvermögen wie der der gewöhnlichen Bakteroiden, er enthält aber 1—3 ziemlich kugelförmige Einschlüsse, glänzend, stark licht- brechend, an Stärke erinnernd und meist so gross, dass sie den Hauptbestandtheil des ganzen Bakteroidenkörperchens ausmachen und man daher von der anderen Substanz, in der sie eingebettet sind, nichts zu sehen glaubt: diese Gebilde sind unzweifelhaft Pr az- mowski's „lichtbrechende Körnchen“, freilich nicht eiweissartiger Natur, wie dieser Forscher annahm, sondern aus Stärkemehl aufge- baut, und zwar aus jener Modifikation, welche man als die durch Jod roth werdende Stärke bezeichnet. Diese Körner färben sich mit Jodlösung braun bis röthlichbraun, mit Chlorzinkjod tief rothbrauu bis schwarz. Nach der gewöhnlichen Bakterientinktionsmethode, z. B. mit Anilinblau behandelt, färbt sich das Eiweissgerüst der Bakteroiden tiefblau, die Einschlüsse jedoch bleiben ungefärbt. Diese quellen in Schwefelsäure rasch auf und lösen sich dann, desgl. in Chloralhydrat. Behandlung mit Speichel bei 40 0 C lieferte bei manchen dieser Ein- schlüsse Korrosionsbilder wie bei Stärkekörnern; Malzextrakt jedoch rief keine Veränderung hervor. Im Polarisationsmikroskop leuchten dieselben bei gekreuzten Nikols auf. Durch diese Reaktionen erweisen sich die in Rede stehenden Einschlüsse als verwandt mit jener Modi- fikation der Stärkekörner, die neben echter Stärkesubstanz auch noch Amylodextrin und Dextrin enthalten, daher kann man die sie beher- bergenden Knöllchen als Amylodextrinknöllchen bezeichnen im Gegensatz zu den Knöllchen der ersten Art, den Eiweiss- knöllchen. Durch die chemische Analyse wurde der Unterschied zwischen beiden deutlich demonstrirt: In Prozenten der Trockensubstanz enthielten au Stickstoff: Amylodextrinknöllchen der Erbse . . 4,828 Proz. Eiweissknöllchen der Erbse 6,936 „ Eiweissknöllchen der Buschbohne . . 7,440 „ Hervorzuheben ist, dass auch in den Amylodextrinknöllchen Bak- teroiden von gewöhnlicher Art, nur aus Eiweiss bestehend, vorhanden Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 273 sind, zwischen den Amylodextrinbakteroiden eingelagert; hingegen sind in den echten Amylodextrinbakteroiden nicht zu finden. Verf. glaubt, in der Entstehung der Amylodextrinkörnchen in den Bakteroiden nicht mehr einen reinen Lebensakt des Spaltpilzes sehen zu dürfen, sondern bereits den degenerirenden Einfluss des Wirthes (Erbse) auf ihren Symbionten (das Bacterium). Das normale Schicksal der Knöllchen beider Art ist das gleiche : sie werden gegen Ende der Vegetationsperiode entleert und die Bakteroiden sammt ihren Einschlüssen resorbirt. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Traube, Moritz, Zur Geschichte von der Lehre von den antiseptischen Eigenschaften der höheren Orga- nismen. (Centralblatt für klinische Medizin. 1891. No. 52.) Verf. wendet sich gegen die vom Referenten 1 ) ausgesprochene Ansicht, dass aus den Versuchen von Gscheidlen und M. Traube2), welche kurze Zeit nach intravenöser Injektion bakterienreicher Flüssig- keiten das Blut ihrer Versuchsthiere keimfrei gefunden hatten, nicht ohne weiteres der Schluss gezogen werden dürfte, dass die iDjizirten Bakterien im Blute zu Grunde gingen. Ref. stützte sich hierbei auf die bekannten Versuche von Wy ssokowitsch 3), nach welchen die in das Blut injizirten Bakterien im Allgemeinen sehr rasch in ge- wissen inneren Organen, besonders Milz, Leber und Knochenmark, abgelagert und dadurch dem Blutstrom entzogen werden. Traube meint demgegenüber: ,,Da nach W yssokowit sch die Bakterien einige Stunden nach der Injektion nicht nur zwischen den Endothel- zellen und noch tiefer, im interstitiellen Bindegewebe, sondern auch innerhalb der Kapillaren selbst abgelagert sich vorfinden, so ist auch die Deutung möglich, dass sie nach erfolgter Ablagerung schon innerhalb der Kapillaren durch das Blut allmählich getödtet werden und dann erst ein Theil ihrer Leichen durch die Kapillarwände dringt.“ [Hierbei übersieht jedoch der Verf., dass Wyssoko- witsch den Nachweis der in das Blut injizirten Mikroorganismen in der Milz, der Leber u. s. w. in den meisten Fällen durch Kultur erbringen konnte, dass es sich also nicht um „Leichen“ von Bakterien handeln kann. Ref.] Weiterhin hebt Verf. hervor, dass Gscheidlen und er in ihrer oben citirten Arbeit auf eine Beobachtung Davaine’s hingewiesen hätten, nach welcher schon Viooooo Tropfen Milzbrandblut genügt, um in einem gesunden Thiere Milzbrand hervorzurufen; sie hätten 1) Zeitschrift für klin. Medizin. Bd. XVIII 1890. Heft 1/3. 2) Jahresbericht der Schles. Gesollsch f. vaterl. Kultur. 1874. p. 179. 3) Zeitschrift für Hygiene. Bd. I. 1886. 274 Schutzimpfung, kÜDstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. mit Recht daraus geschlossen, dass manche Bakterienarten vom Blute nicht getödtet würden und solche eben pathogen seien. Aus dieser Beobachtung gehe aber gleichzeitig hervor, dass das Blut sich durch rein mechanische Ablagerung selbst kleinster Mengen solcher Bakterien nicht völlig zu entledigen vermöge, die es zu tödten unfähig sei. [Keine dieser beiden Schlussfolgerungen kann jedoch als allge- mein richtig bezeichnet werden; es gibt so manche Bakterienart, die von dem Blute einer Thierspezies nicht abgetödtet wird und trotzdem für dieselbe nicht pathogen ist; andererseits liefern die Experimente von Wyssokowitsch Beispiele dafür, dass manche Bakterienarten nach intravenöser Injektion rasch und vollständig aus dem Blute der Versuchsthiere verschwinden, obgleich sie, wie spätere Versuche über die (extravaskuläre) bakterientödtende Wirkung des Blutes lehrten, von dem Blute nicht abgetödtet werden ; vergl. z. B. die Versuche au Kaninchen mit Streptococcus pyogenes. Ref.] Verf. glaubt schliesslich besonders betonen zu sollen, „dass Gscheidlen und M. Traube nicht etwa nur so nebenher Ver- suche mit Injektion von Bakterien gemacht, sondern die bakterien- tödtenden Eigenschaften des Thierleibes, insbesondere des Blutes zuerst erkannt und die ersten darauf bezüglichen Experimente gemacht haben.“ R. Stern (Breslau). Fromme, A., Ueber die Beziehung des metallischen Eisens zu den Bakterien und über den Werth des Eisens zur Wasserreinigung. (Dissert.) Marburg 1891. Lässt man Leitungswasser in Berührung mit Eisenfeilspähnen entweder bei Zimmertemperatur oder im Brutkasten stehen, so kann man lebhafte Vermehrung der Keime konstatiren, besonders in dem zweiten Falle; bedeutend lebhafter, als sie in gleichem Leitungs- wasser ohne Eisenzusatz eintritt. Verf. glaubt dies erklären zu können durch die regulirende Thätigkeit des Eisens gegenüber dem im Wasser enthaltenen Sauerstoff, welcher von diesem Metalle ge- bunden und wodurch den anaeroben Bakterien die Bedingung zu leb- haftem Wachsthum geschaffen wird. Hingegen werden Bakterien ent- wickelungsunfähig, wenn man sie der unmittelbaren Einwirkung des metallischen, sich oxydirenden Eisens aussetzt. Da ein Zusatz von Eisensalzen organischer Säuren zur Gelatine dem Wachsthum der Bakterien nicht schade, schlägt Verf. vor, zur Feststellung, ob eine zu untersuchende Bakterie Schwefelwasserstoff entwickelt, eine Eisengelatine mit 3 Proz. Eisentartrat oder -Saccharat zu verwenden und zur Erhöhung der Schärfe der Reaktion dier ge- impfte Eisengelatineplatte mit einer zweiten Schicht von eisenfreier Gelatine zu überdecken: die Umgebung der Kolonieen solcher Bakterien (z. B. Typhus, malignes Oedem) färbt sich schwarz durch Bildung von Schwefeleisen. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Fischer, Worin liegt die Schwierigkeit der Fortzüch- tung der rein animalen Lymphe von Thier zu Thier und wie lässt sich dieselbe beseitigen? (München, med. Wochenschr. 1891. No. 38.) Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 275 Da die Gefahr, dass beim Gebrauch der Retrovaccinelymphe, welche unmittelbar durch Uebertragung des menschlichen Impfpustel- sekrets auf Kälber gewonnen wird, Krankheiten, insbesondere Tuber- culose, Skrophulose und Hautausschläge von dem ursprünglich ge- impften Menschen auf andere übertragen werden, nicht ausgeschlossen ist, so hat die Forderung einer allgemeinen Einführung der rein ani- malen, d. h. durch verschiedene Generationen von Thier zu Thier fortgezüchteten Vaccine, zur Schutzpockenimpfung viele Berechtigung. Thatsächlich wird auch bereits in Holland und in verschiedenen Impf- instituten Deutschlands (Karlsruhe, Elberfeld, Berlin [Pissin], Stutt- gart, Cannstatt) lediglich animale Lymphe gewonnen und für die Impfungen bereit gestellt. Einer Anzahl von Instituten ist es da- gegen noch nicht gelungen, die bei der Bereitung der animalen Vac- cine entgegenstehenden Schwierigkeiten zu überwinden. Der Verf. theilt daher diejenigen Regeln mit, welche nach seiner reichen Er- fahrung — er ist Vorstand der Impfanstalt Karlsruhe — bei der Gewinnung der Thierlymphe zu beachten sind. Er fordert: 1) kräftige, gut genährte und nicht zu junge Irapfkälber ; 2) streng aseptisches Verfahren beim gesammten Impfgeschäft; 3) leicht geritzte, seichte und höchstens 1 — 2 cm lange Schnitte; 4) Abimpfung vor Ende des 4. Tages, d. h. ehe der Inhalt der Pusteln eitrig oder ihre Umgebung geröthet erscheint; 5) Benutzung der am schönsten ausgebildeten, wirklich typischen Pusteln zur Fortimpfung. Verf. erwähnt endlich, dass bei Beachtung aller genann- ten Forderungen dennoch gewöhnlich Fehlresultate erreicht werden, wenn die Stammlymphe ganz frisch, d. h. eben erst vom Thier abgenommen auf das nächste Thier verimpft wird. Zur Erklärung dieses Umstandes kann er nur eiue Vermuthung angeben, dass nämlich möglichenfalls die Vaccinekeime der frischen Lymphe durch andere Mikroorganismen, welche später zu Grunde gehen, beeinträchtigt werden. Jedenfalls erreichte er selbst erst sichere Resultate, nachdem er nur eine durch mehrere Wochen hindurch gelagerte Stammlymphe zur Weiterzucht auf andere Impfthiere verwendete. Kübler (Berlin). Pernice, B., e Scagliosi, Gr., Sulla eliminazione dei batterie dall’ organismo. (La Riforma med. 1892. Nr. 97 und 98.) Die im vorigen Jahre von Pernice und Alessi gemachte Wahrnehmung, dass durstende Thiere leichter einer Infektion unter- liegen, liess darauf schliessen, dass dieses Verhalten vielleicht der verminderten Sekretion, beziehungsweise der dadurch bedingten Aus- fuhr der organischen Gifte zuzuschreiben sei. Die Elimination der Bakterien durch die sekretorischen Organe ist aber ein Gegenstand, über welchen viel Widersprechendes geschrieben wurde. Es galt demnach, durch eine Reihe neuer Versuche festzustellen, ob thatsäch- lich die einverleibten Bakterien in den Se- und Exkreten erscheinen, wie lange nach der Inokulation dies eintritt und (bei nicht patho- genen Arten) von welcher Dauer die Ausscheidung der letzteren sei. Zu diesen Versuchen, welche an Hündinnen, Meerschweinchen und 276 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. weissen Mäusen gemacht wurden, sind der Staphylococcus pyogenes aureus, Micrococcus prodig., Bacillus an- thracis, Bac. pyocyaneus und subtilis verwendet worden. Bei den im Harne ausgeschiedenen pathogenen Arten wurden überdies noch darüber Untersuchungen angestellt, ob sie ihre Viru- lenz, bei den nicht pathogenen ob sie das Vermögen der Farbstoff- produktion bewahren. Auf Grund dieser Versuche gelangen die Verff. zu folgenden Schlüssen: 1) Die erwähnten Mikroorganismen werden, Thieren in Reinkultur injizirt, auf verschiedenen Wegen aus dem Organismus ausgeschieden. 2) Sie werden konstant ausgeschieden durch die Galle und im Harne, können aber auch im Wege der Nasen-, Mund- und Luft- röhrenschleimhaut, durch den Magen- und Darmtrakt, die Gebär- mutter, Scheide, Milz und das Sperma den Körper verlassen. Sie durchdringeu die serösen Häute und erscheinen in der pleuralen, peritonealen und cerebrospinalen Flüssigkeit; in einem darauf unter- suchten Falle konnte der UebergaDg von der Mutter auf den Fötus konstatirt werden (Bac. subtilis). 3) Die Ausscheidung der inokulirten Bakterien beginnt 6 bis 8 Stunden nach der Einführung, dauert bei pathogenen Arten bis zum Tode der Thiere, bei nicht pathogenen 24 bis 48 Stunden. 4) Der Micrococcus prodig. und der Bac. pyocyaneus büssen ihre Farbstoffproduktivität durch das Ausscheiden durch den Harn nicht ein. 5) Der Milzbrandbacillus und der Bac. pyocyaneus bewahren ihre Virulenz, letzterer mit einer geringen Abschwächung. 6) In Fällen, wo die Ausscheidung ob pathogener ob nicht patho- gener Mikroorganismen durch die Nieren nachgewiesen wurde, zeigen die letzteren Veränderungen, welche anfänglich in lokalen Cirkulations- störungen bestehend rasch in ausgesprochene hämorrhagische Glo- merulonephritis übergehen; beim Staphylococcus pyogenes aureus ist sie eine herdweise und eitrige. 7) 4 bis 6 Stunden nach subkutaner Impfung kann man in der Regel die verimpften Bakterien im Blute nachweisen. 8) An der Injektionsstelle sind die nicht-pathogenen Arten (M. prodigiosus, B. subtilis) noch 10, beziehungsweise 8 Tage nachweisbar, jedoch eingeschlossen in verhärtetem Bindegewebe wie in einer Kapsel. Kamen (Czernowitz). Ricliet, Ch.. et Hericourt, J.? La vaccination tuberculeuse sur le chien. (La semaine med. 1892. p. 127 et p. 230.) Den Verff. gelang es, Hunde durch Impfung mit Geflügeltuber- culose gegen menschliche Tuberculose zu immunisiren. Von 21 geimpften Hunden wurden 11 mit allen möglichen Mitteln behandelt, die anderen 10 blieben unbehandelt: Alle gingen in der gleichen Zeit, durchschnittlich innerhalb von 29 Tagen, zu Grunde. Von 16 anderen mit Tuberculose geimpften Hunden wurden 10 mit Geflügeltuber- culose schutzgeimpft ; diese 10 blieben nicht nur am Leben, sondern nahmen an Gewicht zu und machen einen gesunden Eindruck, wäh- Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 277 rend die 6 Kontrollthiere sämmtlich zu Grunde gingen. Die Verff. hoffen, dass die Fortsetzung dieser Versuche zur Auffindung eines zweckmässigen Verfahrens der Schutztuberculoseimpfung beim Menschen führen werde. M. Kirchner (Hannover). Vaillard, Sur l’inoculation aux animaux du bacilletä- tanique depourvu de toxine. fLe Bulletin med. 1891. No. 78. p. 901.) Bekanntlich führte die von Sanchez-Toledo1) unternommene Nachprüfung der Vaillard und Vi ncent’ sehen 2) Versuche über die Unschädlichkeit toxinfreier Tetanuskulturen für empfängliche Thiere zu gegentheiligen Resultaten. Verf. bot daher Sanchez- Toledo eine gemeinschaftlich auszuführende Nachuntersuchung der strittigen Frage an und berichtete vor der Soci6t6 de biologie de Paris über dieselbe. 10 junge Meerschweinchen erhielten subkutan 1/8 — 11 2 ccm von 14 Tage bis 1 Monat alten V a i 1 1 a rd’ sehen Tetanuskulturen in Gelatine oder in Bouillon, deren Toxin entweder durch Erhitzen auf 67° C zerstört oder durch Waschen mit Wasser entfernt worden war. Bis auf ein Thier, dem die grösste Dosis in- jizirt wurde und das nach 7 Tagen an Tetanus zu Grunde ging, wobei nach Verf. das positive Resultat vielleicht einem unvollkomme- neren Waschen der Tetanussporen zugeschrieben werden dürfte, blieben alle Meerschweinchen frei von tetaniseben Erscheinungen. Bei einerweiteren Versuchsreihe mit auf 72° C erhitzten Sanchez- Toledo’ sehen Tetanuskulturen an 5 Meerschweinchen erkrankte keines der Thiere an Tetanus und eine später vom Verf. durchge- führte Wiederholung der Versuche mit älteren Kulturen verlief eben- falls negativ. Diese Ergebnisse wären demnach eine Bestätignng der früher von Vaillard und Vincent erhaltenen Resultate. Unreine Kulturen, Beschmutzung der Impfwunde u. a. können zu anscheinend positiven Ergebnissen führen. Allerdings ist auch die Toleranz der Versuchsthiere für toxinfreie Tetanusbacillen und -Sporen eine be- grenzte ; werden Mengen injizirt, die von den Phagocyten nicht rasch bewältigt werden können, dann folgt das Auskeimen einiger Sporen und Tetanus. In der anschliessenden Diskussion wendet Sanchez-Toledo da- gegen ein, dass das an Tetanus gestorbene Meerschweinchen Sporen injizirt erhalten hatte, die eine längere Zeit und mit einer grösseren Menge Wasser behandelt worden waren, als Vaillard und Vin- cent es zur vollständigen Entfernung des Toxins für nothwendig gehalten hatten, sowie dass die injizirte Dosis namhaft kleiner war, als jene, die von den Letzteren als unwirksam betrachtet wird. Bei seinem (S.-T.’s) jetzigen Versuche standen ihm nur junge Kulturen zu Gebote. Die jungen, wenig resistenten Sporen konnten durch die einstündige Erhitzung auf 72° C abgeschwächt und daher unwirksam sein. Das eine negative Resultat vermag den Werth der vorange- gangenen positiven Resultate um so weniger aufzuheben, als die Ver- suchsbedingungen ditferirten. Kräl (Prag). 1) Vergl. Ref. in diesem Centralbl. Bd. XI. p. 420. 2) Vergl. Reff, in diesem Centralbl. Bd. IX. p. 479 u. 481. 278 Schutzimpfung, kiinstl . Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Blachstein, A. GL, Intravenous inoculatiou of Rabbits with Bacillus coli communis and Bacillus typhi ab- dominalis. (Bull, of the Johns Hopkins Hospital, Baltimore. Vol. II. 1891. No. 14. p. 96.) Intravenöse Injektionen von Kulturen des Colibacillus führen bei Kaninchen bekanntlich nicht selten zu einer akuten Intoxikation, wie sie von Escherich zuerst beobachtet worden war. Verf. machte bei seinen Untersuchungen dieselben Erfahrungen. Die akute Intoxikation mit rasch nachfolgendem Tode steht in Beziehung zu der Menge, dem Alter, der Herkunft und der Virulenz der verimpften Kultur, dem Nährmedium, auf welchem sie gezüchtet wurde, und auch, was bereits der genannte Forscher und insbesondere Weisser hervorgehoben haben, mit einer gewissen individuellen Empfänglicheit der Versuchs- thiere. In Betreff der Symptome und der Läsionen, welche aus der akuten Intoxikation resultiren, stimmen die Beobachtungen des Verf.’s mit den früheren Angaben Anderer im Allgemeinen überein. Ob bei der akuten Intoxikation die injizirten Colibacillen im Thierkörper sich vermehren , konnte nicht festgestellt werden , scheint aber nach Verf. nicht der Fall zu sein. Verf. wandte seine Aufmerksamkeit vorwiegend jenen Fällen zu, in welchen die Thiere erst eine längere Zeit nach der Impfung zu Grunde gingen. Am seltensten (3 von über 50 Kaninchen) trat der Tod, wenn keine akute Intoxikation vorlag, am 4. bis 5. Tage ein. Bei diesen „subakuten“ Fällen war eine mässige Schwellung der Milz konstatirbar und die Bakterien konnten aus Galle , Leber und Milz, einmal auch aus den Nieren und dem Blute isolirt werden. Verf. theilt ausführlicher zwei bisher nicht veröffentlichte, von Welch beobachtete, mehr chronisch verlaufenen Fälle (Kaninchen, die einen vollvirulenten Colibacillus, aus einem Falle von multipler Fett- nekrose stammend, injizirt erhielten) mit. Die beiden Thiere starben erst 8 bezw. 10 Tage nach der Impfung. Bemerkenswerth war hier das Vorhandensein nekrotischer und entzündlicher Herde in der Leber, eine eigenthümliche Veränderung der Galle in Farbe und Konsistenz, die Gegenwart kleiner gelblicher Partikelchen in derselben, Atrophie der Milz und eine allgemeine Abmagerung. Der Coli- bacillus kam vor in den nekrotischen Herden der Leber , in sehr grosser Anzahl in der Galle, fehlte hingegen in den anderen Organen und im Blute. Dem Verf. gelang es, eine ähnliche chronische Infektion an 10 (von einer grösseren Anzahl geimpfter) Kaninchen mittelseinesaus Stühlen gewonnenen Colibacillus unter sonst gleicher Versuchsanordnung auszulösen. Die Thiere gingen nach 8 bis 38 Tagen zu Grunde, wiesen die von Welch beobachteten pathologisch-anatomischen Veränderungen auf und in der Galle fan- den sich ausnahmslos die injizirten Mikroorganismen in reichlicher Menge vor. Die mehr oder weniger chronisch verlaufenden Infektionen kön- nen an Kaninchen durch intravenöse Injektion verschiedener (2, 1, 0,3 ccm) Mengen von Colikulturen hervorgebracht werden. Man er- hält identische Resultate sowohl mit Bouillonkulturen mit oder ohne Traubenzuckerzusatz, als auch mit auf festen Nährböden gewachsenen Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwiekelungshemmung etc. / 279 und in Bouillon oder Kochsalzlösung aufgeschwemmten Kulturen. Die Thiere sterben nach 4 Tagen bis 6 Wochen nach der Impfung, am häufigsten zwischen dem 8. und dem 20. Tage. Die Infektion wird weder von Fieber noch anderen objektiven Erscheinungen, mit Ausnahme einer fortschreitenden Abmagerung, begleitet. Die ge- setzten Läsionen, von welchen jene der Galle und der Leber kon- stant Vorkommen, entsprechen den von Welch beobachteten. Die gelblichen Klümpchen der häufig nahezu farblosen, wässerigen Galle kann man durch die Blasenwandung flottiren sehen. Sie bestehen aus anscheinend nekrotischeu Epithelzellen, wenigen Leukocyten, amorphen Pigmentmassen und Bakterien , letztere häufig in zooglöenähnlicher Anordnung. Der Colibacillus wird in der Regel nur in der Leber und in der Galle, manchmal auch in der Milz gefunden. Der Bacillus coli communis besitzt demnach ein eigen- thümliches pathogenes Vermögen für Kaninchen, wenn er denselben intravenös einverleibt wird. Aehnliche Resultate konnten bei sub- kutaner Injektion mit oder ohne nachfolgende Abscesse an der Impf- stelle nicht erzielt werden. Da die intravenöse Verimpfung von grösseren Mengen von Typhus- kulturen gleichfalls zu einer akuten Intoxikation führt, die sehr ähn- lich jener durch deu Colibacillus bewirkten ist, lag der Gedanke nahe, ob nicht auch eine der oben beschriebenen ähnliche chronische Affek- tion an Kaninchen mittels intravenöser Injektion von Typhusbacillen erzeugt werden könne. Es gelang Verf. denn auch, neben einer nicht näher bezeichneten Anzahl negativer Resultate an 6 Versuchsthieren (die 2, 1 und 0,3 ccm frisch gezüchteter Typhuskultur erhalten hatten) eine chronisch verlaufende Infektion mit Tod nach 10 bis 109 Tagen hervorzubringen, welche mit der durch den Colibacillus verursachten Affektion in ihrem Verlaufe dem Sektions- und dem bakteriologischen Befunde im Wesentlichen übereiustimmte. Erwähnens werth ist noch die ungewöhnlich lange bewahrte Lebensfähigkeit der Typhusbacillen (2 Fälle) in der Galle der Kaninchen. Das gelegentliche Auftreten von Darmgeschwüren nach Injek- tionen mit jedem der beiden Mikroorganismen, die scheinbare Identität ihrer Wirkungen und das ähnliche Krankheitsbild entkleiden die mit dem Typhusbacillus erhaltenen experimentellen Resultate ihres spezi- fischen Charakters. Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch noch andere Bakterienarten dieselben Wirkungen hervorbringen können. Kräl (Prag). Centanni, E., Ilmetodo italiano di vaccinazioneanti- rabbica. (La Riforma med. 1892. No. 102 u. 103.) Der Verf. macht uns in dieser Arbeit mit einer neuen, in ihrem Prinzipe zum Theil einem älteren italienischen Arzte, Eusebio Valli, entlehnten Methode der antirabischen Schutzimpfung bekannt, welche in der Anwendung eines völlig unschädlichen , durch Ein- wirkung des Magensaftes auf das Rückenmark von an fixem Virus eingegangenen Kaninchen gewonnenen Impfstoffes besteht. Die behufs Aufbaues dieser neuen Methode gemachten Vorver- suche haben ergeben, dass wenn man eine Emulsion von Kaniuchen- 280 Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. rückenniark mit künstlich dargestelltem Magensäfte [Verf. ersetzte später den letzteren durch eine entsprechende Lösung von englischem Pepton] in innige Berührung bringt, die erstere allmählich ihre Gif- tigkeit verliert und sie endlich nach mehr als 20-stündiger Einwirkung des Magensaftes gänzlich einbüsst. Es lassen sich dabei drei präg- nante Grade der Abschwächung unterscheiden, welche durch eine bestimmte Wirkung auf Versuchsthiere (Kaninchen) charakterisirt sind. Der erste Grad umfasst die Veränderungen des Virus, welche während einer bis 12 -ständigen Verdauung eintreten. Impft man Thiere mit einem im Beginn dieser Verdauungsperiode entnommenen Material, so gehen dieselben ausnahmslos, aber erst am 7. Tage zu Grunde. Ein durch 3 Stunden verdautes Gift tödtet die Kaninchen erst am 15. Tage und ein zu Ende der 12-stündigen Periode entnom- menes Virus fuhrt erst nach 6 Wochen den Tod der Thiere herbei. Der zweite Grad umfasst den Zeitraum von 12 — 20 Stunden. Die mit aus dieser Periode entstammendem Gifte ausgeführten Impfungen (subdural oder in die Scheide des Ischiadicus) riefen nur milde und stets heilbare Krankheitsformen hervor, während die dem dritten Grade angehörenden, d. h. länger als 20 Stunden der Verdauung unterworfenen Emulsionen völlig unwirksam waren. Im weiteren Verlaufe schildert nun der Verf. seine Immunisirungs- versuche mit den auf die vorerwähnte Weise gewonnenen Vaccinen, deren Schilderung jedoch an diesem Orte den Rahmen eines Referats überschreiten würde. Es sei hier nur noch erwähnt, dass es nicht nur mit dem Virus des ersten Grades von Abschwächung, sondern auch mit dem des dritten Grades gelingt, Kaninchen gegen Wuth immun zu machen, und dass dabei das letztere ein vollkommen un- schädliches Immunisirungsmittel darstellt. Die wirksame Substanz ist ausschliesslich in dem bei Berührung der Rückenmarksemulsion mit dem künstlichen Magensafte entstehen- den flockigen Niederschlage, nicht aber in dem flüssigen Theile ent- halten und lässt sich wochenlang theils in Glycerin, theils in durch Schwefelsäure getrocknetem Zustande konserviren. Die Art der Prä- parirung der unschädlichen Vaccine besteht in Folgendem: 4 Gramm Rückenmark werden in gewohnter Weise emulgirt, mit künstlichem Magensafte [wie viel ? Ref.] versetzt und der Einwirkung desselben durch 19 Stuuden ausgesetzt. Nach dieser Zeit werden von der Mischung einige Tropfen aspirirt und einem Kaninchen in die Ischiadicusscheide injizirt. Gleichzeitig wird der Rest mit Na- triumkarbonat neutralisirt und filtrirt. Die am Filter zurückbleibende wirksame Substanz wird durch mehrere Stunden wiederholt mit destil- lirtem Wasser gewaschen und sodann getrocknet. Die nahezu trockene Substanz wird in drei gleiche Theile getheilt; zwei hiervon kommen, in je eine, 5 ccm neutrales Glycerin enthaltende Eprouvette. In das eine Röhrchen wurde in einem Falle Wasserstoff eingeleitet, das andere luftleer gemacht und beide sodann zugeschmolzen. Der dritte Theil wurde mittelst Schwefelsäure getrocknet; über das auf die letztere Art bereitete Material stehen dem Verfasser jedoch noch keine Daten zur Verfügung. Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 281 Die in einem Röhrchen enthaltene Glycerinemulsion genügte, um in 5 Dosen unter die Haut eingespritzt, Kaninchen, welche 6 Tage nach dem Beginne der Schutzimpfung mit Strassengift infizirt wurden, völlig immun zu machen, während zwei Kontrollthiere, das eine am 17., das andere am 18. Tage, an Wuth eingingen. Kamen (Czernowitz). Tizzoni, Gr., e Centanni, E., Sul modo di guarire negli animali la rabbia sviluppata. (La Riforma med. 1892. No. 109). Kurz nach dem Erscheinen der Arbeit Centanni’ s über eine unschädliche Vaccine gegen die Wuth werden wir überrascht mit einer zweiten, wesentlich wichtigeren Mittheilung, in welcher wir er- fahren, dass analog dem Tetanus es auch bei Wuth den beiden Verfl. gelungen ist, durch Injektion von Blutserum gegen die Wuth immuni- sirter Kaninchen Thiere nicht nur gegen diese Krankheit immun zu machen, sondern auch die bereits entwickelte Wuth zu heilen. Im Ganzen wurden fünf Versuche an Kaninchen gemacht, welche mit Strassengift, welches die Kontrollthiere in 15 — 17 Tagen tödtete, infizirt wurden. Mit der Behandlung, welche in intravenöser, sub- kutaner oder intraperitonealer Injektion von 11 — 26 ccm in Gaben von 3 — 5 ccm bestand, wurde zweimal am 7., einmal am 10., einmal am 11. und im letzten Falle am 14. Tage nach der Infektion (in die Ischiadicusscheide) begonnen; in allen fünf Fällen waren die Wuth- erscbeinungen schon mehr oder weniger ausgeprägt. Sämmtliche Thiere genasen, ohne auch in der späteren Zeit irgendwelche krankhafte Erscheinungen geäussert zu haben. Der Effekt blieb sich bei allen drei Applikationsweisen des Serums gleich. Zum Schlüsse dieser Mittheilung von ausserordentlicher Trag- weite geben die Verff. bekannt, dass es ihnen gelungen ist, durch be- sondere Methoden und besondere Lösungsmittel aus dem Rücken- marke wuthkranker Thiere einen Impfstoff zu extrahiren, über welchen sie seinerzeit genauer berichten werden. Vorläufig, um dessen Wirksamkeit auch am Menschen erproben zu können, wenden sich die Verff. an die Herren Kollegen mit der Bitte, die eventuell vorkommendon und noch keiner Behandlung unter- worfenen Fälle bis zu den ersten Prodromalsymptomen ihnen anzu- zeigen und diese Anzeigen an das Laboratorium für allgemeine Patho- logie in Bologna^zu richten. Kamen (Czernowitz). Tizzoni, Gr., Sulla resistenza del bacillo d e 1 1 ’ influenza agli agenti fisici e chimici. (La Riforma med. 1892. No. 110 und 111.) In einer Reihe von zahlreichen Versuchen wurde das Verhalten des Influenzabacillus gegenüber niedrigen und hohen Temperaturen, gegenüber der Austrocknung und Belichtung und der Einfluss ver- schiedener baktericider Mittel auf den ersteren geprüft. Die dabei gewonnenen Resultate sind theils in Folgendem, theils in der nachstehenden Tabelle zusammengefasst: xn. Bit. 19 282 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungsbemmung etc. Eine Temperatur von 0° übt keinen Einfluss auf die Vitalität des Influenzabacillus. Bei 20—25° unter Null behält er noch nach einer ^-stän- digen Einwirkung dieser Temperatur seine Lebensfähigkeit. Bei +45° bleibt er noch nach 1 Stunde lebensfähig. Bei -j-57 — 60° im Wasserbade stirbt er nach 5 — 10 Minuten, bei -(-50—57° nach 10—15 Min. ab. Der strömende Wasserdampf von 98 — 100° C tödtet den Bacillus schon nach 1 Minute. Der raschen Austrocknung widersteht er durch 26, der langsamen durch 70 Tage. Dem Einflüsse des Sonnenlichtes ausgesetzt, stirbt er in einem Zeiträume von 96 — 144 Stunden ab. Der Einfluss der chemischen Agentien äusserte sich fol- gendermassen : Bei Einwirkung in der Dauer von 3 Min. 5 Min. 10 Min. 15 Min. 20 Min. 30 Min. 60 Min. Sublimat 1 °/00 + + + * — — — — ,, augesäuert mit HCl + * — Karbolsäure 1 O/o + 4* + * + * — „ 1 % mit HCl + +* — ,, 2 O/o — „ 2 O/o mit HCl — Borsäure 3 0/0 + + + + + + + Chlorkalium 1,5 0/0 + + + + + + + Arg. nitr. 1 %„ + + + + + + » » 1 % — Resorcin 5 0/0 — +* — — — Schwefelsäure 5 0/0 — — — — — Salpetersäure 5 0/0 — — — — — Salzsäure 5 0/0 + + + * — — Essigsäure 5 0/0 4- — — — — Kaliumhydrat 5 0/0 +* — — — — „ 2 O/o + — — — — n 1 % + 4 h — — — Absoluter Alkohol + +* + * — *) dürftiges Wachsthum. [Ich muss hinzufügen, dass diese Versuche mit von Bru- schettini gewonnenen Reinkulturen angestellt wurden, deren Echt- heit in neuester Zeit von Pfeiffer in Abrede gestellt wurde. Ref.] Kamen (Czernowitz). Marinucci, D., Sulla sterilizzazion e dei medicinali per uso ipodermico. (La Riforma med. 1891. No. 218. p. 805.) Die verschiedenen medikamentösen Lösungen, welche gewöhn- lich zu subkutanen Injektionen Verwendung finden und von denen Verf. frisch bereitete x/2 bis 1 °/0 ige Lösungen von Strychninsulfat, Curare, Eserin, Atropinsulfat, Morphiumhydrochlorat und eine 100°/0ige Lösung von Chininbichlorat mittels des Plattenverfahrens untersuchte, enthalten mehr oder weniger, aber immer zahlreiche lebende Keime, die wahrscheinlich nicht alle harmloser Natur sind, Verf. Nene Litteratur. 283 injizirte die mittels Hitze sterilisirten und nicht sterilisirten Lösungen Kaninchen und weissen Ratten, zur Kontrolle einige der Medika- mente auch Fröschen und Menschen. Aus den Versuchen geht hervor, dass die Lösungen des Strychnins, des Curare, des Chinin- bichlorats und des Eserinborates durch die Sterilisirung mittels Hitze keine Veränderung ihres therapeutischen Werthes erleiden und des- halb vor ihrer Anwendung immer durch Hitze sterilisirt werden sollten. Die Wirkung der Morphium- und Atropinlösungen wird durch das Sterilisiren abgeschwächt, weshalb eine Erhöhung der Dosis an- gezeigt ist, wenn diese beiden Injektionsflüssigkeiten derart sterili- sirt werden sollen. Das Eserinsulfat wird durch die Hitze gründlich verändert. Die Atropin- und die Eserinlösungen werden daher vor- theilhafter dadurch sterilisirt, dass man sie mit einer Sublimatlösung von 1 : 10000 bereitet. Letztere beeinflusst ihre therapeutischen Eigenschaften nicht und erhält sie eine Zeit lang steril. Es em- pfiehlt sich jedoch, die Lösungen nach 14 Tagen zu erneuern. Eine praktische Sterilisirungsmethode für Morphium ohne Beeinträchtigung seiner therapeutischen Wirkung konnte Verf. bisher nicht auffinden. Kral (Prag). Brunner. Ein Beitrag zurBehandlungdes Echinococcus alveolaris. (München, med. Wochenschr. 1891. No. 29.) Mittheilung eines (des ersten?) geheilten Falles von Echino- coccus alveolaris seu multilocularis hepatis. Das Heilverfahren hatte in Eröffnung des Sackes mit möglichst voll- ständiger Entfernung der Membranen und nachfolgendem Ausbrennen der Höhle mittelst des Thermokauters bestanden. Küb ler (Berlin). Neue Litteratur zrasammengestellt von Db. Arthur Würzburg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Fraenkel, C., u. Pfeiffer, R., Mikrophotographischer Atlas der Bakterienkunde. 14. u. 15. (Scbluss-)Lfg. gr. 8°. XII p. m. 8 Lichtdr.-Taf. u. 8 Bl. Erklärgn. Berlin (August Hirschwald) 1892. ä 4 M. 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Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. ■§*— Ich habe meine verlegt. Wohnung nach JETumboldtstrasse Nr. 22, I, Dr. TJhlworm. Original -Mittheilungen. Ueber Mischkulturen von Streptokokken und den Diphtheriebacillen. [Aus dem Laboratorium von Prof. Nencki. Institut für experimen- telle Medicin in St. Petersburg.] Von Dr. M. v. Schreider. Der Antagonismus zwischen verschiedenen Arten Mikroorganismen ist bereits öfters untersucht worden. Verschiedene Forscher ver- suchten bei Thieren durch Impfung Immunität dadurch hervorzurufen, dass sie das Versuchsthier vorher oder gleichzeitig mit Kulturen des Antagonistmikrobeu impften. Nach dieser Richtung hin experimen- tirten Emmerich1) und Watson-Cheyne2) mit den Strepto- 1) Emmerich, Vernichtung von Milzbrandbacillen im Organismus. (Fort- schritte der Medicin. Bd. V. 1887.) 2) Watson-Cheyne. (London Medical Record. 1887). XII. Bd. 20 290 v. Schreider, kokken des Erysipels und dem Bacillus anthracis, Bouchard, Guignard, Charrin1 2) und Blagoweschtsc hen sky *) mit dem Bacillus anthracis und dem Bacillus pyocyaneus. Pawlowsky3) hat auf den Antagonismus, der zwischen Fried- länder’s Pneumokokken und dem Bacillus anthracis besteht, hingewiesen. Wir können die Erscheinungen des Antagonismus oder der Enantiobiose gewissermassen der Symbiose entgegenstellen. Die klinische Bakteriologie weist darauf hin, dass beinahe bei sämmtlichen Infektionskrankheiten gleichzeitig mit dem spezifischen Mikroben auch andere pathogene Mikroben im Organismus sich ein- stellen, deren Rolle und Bedeutung bisher unbekannt bleibt. Es spricht jedoch vieles dafür, dass letztere bei der Infektion und dem weiteren Verlauf der Krankheit nicht indifferent sind. Als Beispiel sei hier auf die Symbiose mehrerer Mikrobenarten bei der krupösen Pneumonie, auf das Vorhandensein pyogener Kok- ken bei der Tuberculose, der Streptokokken bei Diphtheritis u. s. w. hingewiesen. Auf Vorschlag von Professor Nencki, der vor Kurzem auf die Bedeutung der Mischkulturen hingewiesen hat4), haben wir im ver- gangenen Winter im Laboratorium des kaiserlichen Instituts für experimentelle Medicin eine Reihe von Untersuchungen vorgenommen, um die Entwickelungsbedingungen und Stoffwechselprodukte verschie- dener Mikroorganismen bei Mischkulturen auf Nährmedien zu er- forschen, und wählten zunächst den Diphtheriebacillus von Klebs und Loeffler in Mischkultur mit den Streptokokken, die beinahe stets in dem diphtheritischen Belag anzutreffen und schwerlich dabei ohne jegliche Bedeutung sind. Cornil und Babes haben in ihren Lehrbüchern die Vermuthung ausgesprochen, dass die Streptokokken durch ihre schnelle Verbreitung und ihr leichtes Eindringen ins Innere der Organe zur Generalisation der Diphtherie beitragen. Prudden und Northrupp 5) halten den Streptococcus beinahe für den Haupturheber der Diphtherie. Nach Babes6) sind die Kokken bei der Entstehung und Entwickelung der Membranen betheiligt. Roux und Yersin7) haben Injektionsversuche (an Meerschweinchen) mit Mischkulturen des beinahe indifferenten Klebs- Loeffler’schen Bacillus und des Erysipelstreptococcus gemacht; die Versuchsthiere starben nach 48 Stunden, andere Meerschweinchen hingegen, denen Reinkulturen desselben Diphtheriebacillus injizirt waren, blieben am Leben. Gestützt auf obige Resultate begannen wir unsere Untersuchun- 1) Bouchard, Guignard und Charrin. (Bullet, de l’Academie des Sci- ences. T. CVIII. p. 713—764.) 2) Blagoweschtschensky, Sur l’antagonisme entre les bacilles du charbon et ceux du pus bleu. (Annales de l’Institut Pasteur. T. IV. p. 689.) 3) Pawlowsky, Heilung des Milzbrandes durch Bakterien und das Verhalten der Milzbrandbacillen im Organismus. (Virchow’s Archiv. Bd. CVHI. 1887. p. 494.) 4) Centralblatt für Bakteriol. Bd. XI. 1892. No. 8. 5) Prudden und Northrupp. (Americ. Journal of Medic. Science. 1889.) 6) Babes. (Virchow’s Archiv. 1890.) 7) Roux et Yersin. (Annales de l’Institut Pasteur. T. IV.) Ueber Mischkulturen von Streptokokken und den Diphtheriebacillen. 291 gen von Mischkulturen, indem wir verschiedene Nährsubstrate mit Diphtheriebacillen und Streptokokken besäeten. Vergleichshalber wurden gleichzeitig mit den Mischkulturen Reinkulturen derselben Mikrobenarten und auf denselben Nährsubstraten hergestellt. Für die chemische Analyse der Gährungsprodukte wurden die Kulturen auf 3 — 5 Proz. Traubenzuckerlösung vorgenommen, welcher 1 Proz. Pepton Chapoteaux und 2 Proz. kohlensaures Kal- cium zugefügt wurden. Für die vergleichende Analyse der Toxal- bumosen wurden die Kulturen auf 2 Proz. Peptonlösung (Chapoteaux) ausgeführt. Ausserdem erhielten einige der Versuchsthiere Subkutaninjektionen von Mischkulturen der Diphtheriebacillen mit Streptokokken, andere Injektionen von Reinkulturen derselben Mikroben. Da die Virulenz der Diphtheriebacillen vielfach variirt und nach den Beobachtungen von Roux und Y er sin nicht immer der Intensität des Infektions- prozesses im Sinne seines klinischen Verlaufes entspricht, so benutzte ich stets Aussaaten einer und derselben Kultur, deren Virulenz vor- her an Meerschweinchen erprobt war. Auf die Weise blieb die Virulenz unserer Kulturen beinahe stets die gleiche. Die Kulturen der Erysipelkokken und des Pyogenes habe ich mir selbst durch Entnahme des Materials von Kranken hergestellt und ihre Reinheit durch Plattenkulturen auf Agar-Agar, theils nach Esmarch’s Methode kontrollirt. Die chemische Untersuchung der Gährungsprodukte bei Kulturen auf Zuckersubstraten wurde nach der Methode von Prof. Nencki1) ausgeführt Zuerst wurde durch Titriren die Menge des zersetzten Zuckers und des aufgelösten und mit Säuren verbundenen Kalciumkarbonats bestimmt, darauf wurden qualitativ der Alkohol und die flüchtigen Säuren und schliesslich die Menge und die polarimetrischen Eigenschaften der gewonnenen Milchsäure ermittelt. Die Analysen ergaben folgendes: Die Menge des zersetzten Zuckers erwies sich in den Reinkulturen wie in den Mischkulturen stets beinahe als die nämliche. In allen Kul- turen Hessen sich vermittelst der Jodoformreaktion Spuren von Al- kohol nachweisen. Flüchtige Säuren gewannen wir in Form von Silbersalzen in so geringen Mengen, dass sich ihre Natur nicht ge- nauer bestimmen Hess. Die Menge der Milchsäure blieb bei Mischkulturen der Diphthe- riebacillen beinahe die gleiche. Das aus Mischkulturen der Diph- theriebacillen mit Streptokokken gewonnene milchsaure Zink drehte das polarisirte Licht nach links und enthielt zwei Moleküle Krystall- wasser; das gewonnene Salz war also das der Fleischmilchsäure. Aus den Kulturen des Milzbrandes und der pyogenen Streptokokken gewannen wir gleich wie aus den Reinkulturen der Kokken allein, in Uebereinstimmuug mit Dr. Sieber2 *), die optisch inaktive Milchsäure. Vergleichen wir unsere Resultate mit denen von Dzierzgowski und Rekowski8), so ergibt es sich, dass bei Mischkulturen von 1) Centralbl. f. Bakter. u. Paras. Bd. IX. 1891. und Bericht der Wiener Akademie. 1889. 2) Sieber (Archives de l’Institut de mdd. exp. k St. Petersburg. T. I. p. 274) und Dzierzgowski und Rekowski. (ibid. p. 167.) 20* 292 v. Schreider, Ueber Mischkulturen von Streptokokken etc. Diphtheriebacillen mit pyogenen und Erysipelstreptokokken letztere die optisch inaktive Milchsäure entweder gar nicht produziren, oder die genannte Säure entsteht und zerfällt in links- und rechts- Milch- säure, wobei erstere von den Diphtheriebacillen konsumirt wird, so dass nur die Fleischmilchsäure übrig bleibt. Hervorheben will ich, dass in den Mischkulturen neben den Diphtherie- oder Milzbrand- bacillen die Streptokokken üppig gewachsen sind. Zur Gewinnung der Toxalbumosen wurden die Kulturen durch Pa ste ur-C h am ber la n d ’sche Filter in dem Vakuumapparat von Dzierzgowski und Rekowski filtrirt und konzentrirt. Aus dem nach der Destillation Zurückgebliebenen wurden die Albumosen durch Alkohol gefällt. Dieser Alkoholniederschlag aus Mischkulturen erwies sich bei Versuchen an Thieren bedeutend virulenter, als die aus Reinkulturen der Diphtheriebacillen gewonnene Albumose. Die Albumose aus Reinkulturen der Diphtheriebacillen tödtete die Meer- schweinchen erst 36 Stunden nach der Injektion, bei unseren Ver- suchen mit Toxalbumosen aus Mischkulturen trat der Exitus letalis bei gleicher Dosis bereits nach 10 Stunden ein. Bei einem der Ver- suche wurde einem Kaninchen von 2 !/2 Kilo Gewicht 0,4 trockener Substanz subkutan eingeführt; der Tod erfolgte bereits nach 2 Stun- den. Einem andern Kaninchen von gleichem Körpergewicht wurde die nämliche Menge Albumose injizirt, die aus Reinkulturen der Diphtheriebacillen gewonnen war; der Tod erfolgte hier erst nach 24 Stunden. Injektionsversuche von Dr. Sieber1) mit Toxalbumosen, die aus Reinkulturen der Erysipelstreptokokken und des Streptococ- cus pyogenes gewonnen waren, erzielten bei Dosen von 0,2 g eine bedeutende Temperaturerhöhung, bei Dosen bis 0,5 g führten sie bei Kaninchen zu einer nicht lange andauernden Lähmung der unteren Extremitäten, meistens ohne letalen Exitus. Analoge Resul- tate erzielten wir gleichfalls bei Injektionen der Rein- und Mischkul- turen selbst. Kaninchen und Meerschweinchen, denen Mischkulturen injizirt wurden, erkrankten bedeutend schwerer und starben früher, als die mit Reinkulturen infizirten Versuchsthiere. Aus meinen Versuchen geht also hervor, dass die von Roux und Yersin beobachtete und von mir bestätigte Zunahme der Viru- lenz der Diphtheriebacillen in Mischkulturen mit den Streptokokken durch die Bildung von mehr virulenten, aus der wässrigen Lösung durch Alkohol fällbaren Substanzen — ob diese Substanz eine Al- bumose ist, lasse ich noch dahingestellt — bedingt ist. Die Giftig- keit dieser, sei es durch die Diphtheriebacillen, sei es durch die Streptokokken allein gebildeten wasserlöslichen Substanzen ist viel geringer. St. Petersburg, 2. Juli 1892. 1) Sieber. (1. c. p. 284 ) Pick , Ueber den Einfluss des Weines auf die Entwickelung der Typhus- etc. Bacillen. 293 lieber den Einfluss des Weines auf die Entwickelung der Typhus- und Cholera-Bacillen. Vorläufige Mittheilung von Dr. Alois Pick, Regimentsarzt und Universitäts-Docent in Wien. [Aus dem hygienischen Institute der Universität in Wien.] Seit jeher wurde zu Zeiten herrschender Typhus- oder Cholera- Epidemieen empfohlen, dem Trinkwasser vor dem Genüsse Wein zu- zusetzen. Von dem Verlangen erfüllt, auf Grund exakter bakterio- logischer Untersuchungen die Berechtigung dieser allgemein ver- breiteten Anschauung zu prüfen, habe ich eine Anzahl von Unter- suchungen im hygienischen Institute in Wien in nachfolgender Weise angestellt : Es wurden zunächst Aufschwemmungen stets frischer Typhus- und Cholerakulturen bereitet; hierauf wurden 5 E rlen m ei e r ’sche Kölbchen, welche Wasser, Wein und zu gleichen Theilen mit Wasser gemischten Wein enthielten (No. I enthielt 20 g sterilisirtes Wasser, No. II 10 g Weisswein und 10 g Wasser, No. III enthielt 20 g Weiss- wein, No. IV 10 g Rothwein und 10 g Wasser, No. V 20 g Roth- wein), mit je einem ccm der Typhus- oder Cholera-Aufschwemmungen versetzt. Von diesen Mischungen wurde nach Vi- V2 ständigem Stehen je eine Oese voll in Gelatine, Agar-Agar und Bouillon übertragen. Nach Verlauf von 24 Stunden wurden in gleicher Weise Impfungen vorgenommen. Hierbei zeigte es sich, dass schon nach einer kurzen Einwirkung des unverdünnten oder zu gleichen Theilen mit Wasser gemischten Weines eine auffallende Verminderung der Zahl der über- lebenden Keime der Typhusbacillen stattfand; nach einer 24 stän- digen Einwirkung kamen ausnahmslos keine Kolonieen von Typhus- bacillen zur Entwicklung, wobei zu bemerken ist, dass die Wasser- proben in beiden Fällen stets massenhafte Kolonieen aufwiesen. In noch erheblicherem Masse zeigte sich die Einwirkung des unver- dünnten oder zu gleichen Theilen mit Wasser vermischten Weines auf die Entwickelung der Choleravibrionen, indem bereits nach einer 10 — 15 Minuten währenden Einwirkung keine lebenden Vibrionen mehr nachgewiesen werden konnten. Das gleiche Resultat ergaben stets die nach 24 ständiger Ein- wirkung vorgenommenen Aussaaten. Aus den vorstehenden Versuchen geht hervor, dass es zu Zeiten einer herrschenden Typhus- oder Cholera-Epidemie rathsam erscheint, das Trink wasser mit dem gleichen Theile Wein zu versetzen, und wird es nun Gegenstand der weiteren Untersuchung sein, festzustellen, wie weit man einerseits mit der Verdünnung des Weines gehen darf, und wie lange andererseits diese Mischungen stehen zu lassen sind, 294 Metschnikoff, um sicher zu sein, dass die in dem Wasser enthaltenen Typhus- oder Cholerakeime mit Sicherheit vernichtet sind. Auch wird es sich empfehlen, den Wein nur aus Gefässen zu trinken, in welchen er bereits durch 24 Stunden gestanden ist, eventuell für den Genuss gewässerten Weines, die Mischung bereits 24 Stunden früher vorzu- nehmen. Wien, 30. Juli 1892. Ueber Muskelphagocytose. Von Elias Metschnikoff in Paris. Vor etwa neun Jahren habe ich in einer kleinen Mittheilung l) den Satz aufgestellt, dass die Atrophie des Kaulquappenschwanzes wesentlich durch Phagocyten bewerkstelligt wird. Diese Erscheinung lässt sich besonders deutlich an Muskeln wahrnehmen, wo ganze Stücke der quergestreiften Substanz von Phagocyten aufgenommen und verdaut werden. Im Anfang dieses Jahres habe ich eine weitere Mittheilung ge- macht2), in welcher ich, meine früheren Angaben bestätigend, den Nachweis zu bringen suchte, dass die Phagocyten, welche die kon- traktile Substanz verdauen, sich aus Sarkoplasma und Muskelkernen bilden. Es lässt sich während der Verwandlung eine übergrosse Aktivität dieser (aus Theilen des Primitivbündels entstandenen) Muskelphagocyten wahrnehmen, welche die Atrophie der kontraktilen Substanz zur Folge hat. In der soeben erhaltenen Nummer des Centralblattes für Bak- teriologie (19. Juli 1892. No. 2/3. p. 81) versucht Herr Dr. Looss meine Angaben über die Muskelatrophie zu widerlegen und durch seine eigenen (in der im Jahre 1889 erschienenen Schrift „Ueber Degenerationserscheinungen im Thierreich“ veröffentlichten) zu er- setzen. Um die in vieler Beziehung wichtige Streitfrage möglichst auf- zuklären, will ich in dieser Antikritik nur die wesentlichsten Punkte hervorheben, alles Nebensächliche dagegen vollkommen bei Seite lassen. Die Divergenz unserer Anschauungen ist eine durchaus prin- zipielle. Nach mir erfolgt die Atrophie der Larvenrauskeln durch Phagocyten; nach Dr. Looss werden dagegen diese Muskeln durch die Leibesflüssigkeit aufgelöst. Diese Verschiedenheit beruht nicht etwa auf verschiedener Deutung ganz derselben Befunde, sondern auf einer Differenz der Thatsachen. 1) Biologisches Centralblatt. 1883. p. 561. 2) Annales de l’Institut Pasteur. 1892. p. 1. Ueber Muskelphagocytose. 295 Nach mir: 1) Während der Muskelatrophie geht nur das Myoplasma unter ; das Sarkoplasma und die Muskelkerne bleiben bestehen, so- gar in erhöhtem Masse. 2) Der Anfang der Muskelatropbie ist durch eine Volumzunahme des Sarkoplasmas um die ganz normalen Muskelkerne ge- kennzeichnet. 3) Die mit Sarkoplasma umgebenen Kerne stellen nun die Phagocyten dar ; diese nehmen die quergestreifte Substanz in sich auf. Während dieser Aufnahme erfahren die Muskelphagocyten auffallende Gestaltveränderungen. 4) Die Sarkolyten entstehen durch die Thätigkeit der Muskelphagocyten. 5) Alle Phagocyten sind kernhaltig. 6) Die weitere Veränderung resp. Auf- lösung der Sarkolyten erfolgt durch die Verdauung seitens der Muskelphagocyten. Nach Dr. L o oss: 1) Bei der Muskelatrophie wird der ganze Primitivbündel (d. h. das Myoplasma sowohl wie das Sarkoplasma nebst Kernen) resorbirt. 2) Der Anfang der Muskelatrophie ist durch selbständigen Zerfall des Primitiv- bündels in Fibrillen gekennzeichnet. 3) ,, Während des Zerfalls der Mus- keln in die Sarkolyten zeigen auch die Kerne weitere Auflösungserscheinungen, die jene bizarren und abenteuerlichen Formen hervorrufen, wie sie bereits Paneth ge- sehen und gezeichnet hat.“ (Degenerations- erscheinungen. p. 61). 4) Die Sarkolyten bilden sich ganz selbständig, ohne Hilfe der Phagocyten. 5) Die die Sarkolyten umgebende Schicht ist durchaus nicht immer kernhaltig. 6) Die Auflösung der Muskeln geht lediglich durch die Einwirkung der Leibes- flüssigkeit, ohne Mitwirkung der Phago- cyten, von Statten. Um diese Streitfragen zu lösen, dazu sind Beobachtungen seitens objektiver und geschickter Forscher nothwendig. Hoffentlich werden solche entscheidenden Untersuchungen, angesichts der Wichtigkeit des Gegenstandes, nicht lange auf sich warten lassen. Was meine faktischen Angaben anbetrifft, so kann ich mich auf die Pariser „Soci6t6 de Biologie“ berufen. In der Sitzung dieser Gesellschaft, welche am 19. März d. J. stattfand, habe ich meine die Muskelatrophie des Larvenschwanzes betreffenden Präparate auf- gestellt. Darüber hat sich in derselben Sitzung der auch in Deutsch- land genug bekannte Forscher, Herr Malassez, folgendermassen ausgesprochen 1 ) : „Die Präparate des Herrn Metschnikoff sind vollkommen überzeugend und lassen keinen Zweifel an der Ge- nauigkeit seiner Behauptungen.“ Ich kann also ruhig das Urtheil künftiger Richter abwarten. Ich muss sie darauf aufmerksam machen, dass die Verschiedenheit meiner Wahrnehmungen und derjenigen des Herrn Looss zum Theil auf verschiedener Methodik beruhen. Die Fig. 29 — 36 (Taf. II) des Herrn Looss beweisen deutlich, dass seine Präparate ganz unge- nügend sind. Auf mehreren (Fig. 29, 31, 34, 36) sieht man keine Muskelkerne, die doch sicherlich vorhanden waren ; auf anderen (Fig. 32, 33, 46) sieht man nur Zerrbilder, welche auf guten Präpa- raten niemals Vorkommen. Die wichtigsten Anfangsstadien der Muskel- atrophie sind von Dr. Looss kaum jemals gesehen worden. Man erkennt ein solches Stadium in seiner Fig. 46 (Tafel III), welches nach dem Bekenntnis des Verf.’s von ihm „nur zweimal getroffen wurde“ (a. a. 0. p. 69). 1) Medecine moderne. 1892. p. 178. 296 Kamen, Um sich ein Urtheil über den Werth unserer thatsächlichen An- gaben zu machen, bitte ich z. B. die Fig. 34 des Herrn Looss mit meiner Fig. 16 zu vergleichen. Es handelt sich um ein sehr wich- tiges Stadium. Man sieht bei mir Phagocyten, deren Protoplasma- ausläufer die Muskelfragmente umwickeln; die Kerne sind überall sehr scharf angezeigt. Bei Dr. Looss (Fig. 35) sieht man eigen- thümliche, mit körnchenreichen Ausläufern versehene Gebilde, welche von ihm als „Kerntrümmer“ gedeutet werden. In der Wirklichkeit sind das aber ganze Zellen, deren Kerne und Protoplasma gleich dunkelblau gefärbt wurden. (Schlechte Färbung des Präparates, als Ursache der irrthümlichen Wahrnehmung und Deutung des Herrn Looss.) Was die Aeusserungen des Herrn Looss betrifft, welche sich auf die pathologische Seite der Phagocytenlehre bezieht, so kann ich im Allgemeinen sagen, dass meine thatsächlichen Befunde sogar von vielen meiner Gegner bestätigt wurden. Auf die letzte Bemerkung meines Gegners muss ich erwidern, dass die Phagocytenlehre, sowohl in ihrem physiologischen als im pathologischen Theile, gegenwärtig sicherer und fester steht, als je *)• Paris, 29. Juli 1892. Eine einfache Kulturschale für Anaeroben. Von Regimentsarzt Dr. Ludwig Kamen. (Mit 1 Abbildung.) Gelegentlich mehrerer Versuche der Reinkultivirung von Tetanus- bacillen aus tetanischem Material konstruirte ich mir ein einfaches Kulturgefäss, welches sich bei den vielfachen, damit vorgenommenen Versuchen so gut bewährt hat, dass ich nicht mehr zögere, die Herren Fachgenossen mit demselben bekannt zu machen. Wie die beigegebene Abbildung zeigt, besteht dieses neue Kultur- gefäss aus einer flachen Schale, deren breiter, innen 3 mm hoher Rand an zwei diametral gelegenen Stellen je einen, nach innen nahezu bis zum Boden schief abfallenden, rinnenartigen Ausschlifl besitzt, und einer Deckelplatte, welche mit zwei mit den Ausschliffen korre- spondirenden Oeffnungen versehen ist. Ist die Platte so gedreht, dass die Oeffnungen sich genau über den Ausschliffen befinden, so ist die Kommunikation nach aussen hergestellt (ab); wird die Platte durch Drehung nach rechts oder links aus dieser Lage, und die Oeffnungen aus dem Bereiche der Rinnen gebracht, ist der Binnenraum von aussen abgeschlossen (cd). Der luftdichte Verschluss geschieht mittelst Bestreichung des Schalen- randes mit Vaselin. 1) M. vgl. British medical Journal. 1892. pp. 373 — 380, 492 — 500, 591 — 596, 604 — 606 und Deutsche medizinische Wochenschrift. 1892. p. 296. Eine einfache Kulturschale für Anaeroben. 297 Die Handhabung dieses Gefässes ge- schieht also auf folgende Art und Weise : Das gut sterili- sirte Gefäss wird auf den Nivellir- ständer unter die Glocke gesetzt mit am Rande der Schale angelehnter Deckel- platte. Sodann wird die verflüssigte Ge- latine (bezw. Agar) in die Schale ge- gossen und erstar- ren gelassen. Nun wird die Deckel- platte an der unte- ren Fläche an der Peripherie mit Va- selin bestrichen und auf die Schale so aufgesetzt, dass die Oeffnungen sich ge- nau über den Rinnen befinden. Die Zu- leitung von Wasser- stoff (Kohlensäure etc.) geschieht mit Hilfe eines konform der Oeffnung zuge- spitzten, genau hin- einpassenden Ansatzes aus Hartgummi. Die Füllung des Gefässes ist in der kürzesten Zeit (selbst in einigen Sekunden) beendet. Von der Reinheit des bei der anderen Oeffnung entweichenden Wasser- stoffgases überzeugt man sich einfach und sicher auf die Weise, dass man über dieselbe eine Eprouvette aufsetzt, mit dieser das ent- weichende Gas auffängt und das Verhalten ihres Inhaltes beim Ent- zünden (reiner Wasserstoff entzündet sich, wie bekannt, mit einer ganz schwachen Explosion und brennt ruhig in der Eprouvette ab) durch Anzüuden an einer Spiritusflamme prüft. Hat man sich auf diese Weise von der Reinheit des entweichenden Gases überzeugt, wird die Deckelplatte ein wenig umgedreht und auf diese Weise die Kommunikation nach aussen unterbrochen. Mit Hilfe dieser Schale kann man auch Züchtungen bei Luftab- schluss und Luftzutritt vornehmen ; nur muss im letzteren Fall die Deckelplatte in der Position ab verbleiben und die Oeffnungen mit sterilisirten Wattebäuschchen verstopft werden. 2/3 der nat. Grösse. A = obere Ansicht. B — Profil in Pos. ab. C — Profil in Pos. cd. 298 Wurzelknöllchen der Leguminosen (Nitrifikation). Diese Kulturgefässe können in Bezug auf die Schale auf zweierlei Art hergestellt werden. Entweder wird sie aus einem Stück erzeugt (Dr. Hermann Rohrbeck, Berlin) oder es wird auf eine runde Spiegelglasplatte ein mit beiden Rinnen versehener, bis auf 3 mm Dicke abgeschliffener Glasring mittelst stark erhitzten Kanadabalsams aufgekittet (Klön ne & Müller, Berlin). Die auf die erste Art hergestellten Gefässe haben den Vorzug der leichten und sicheren Sterilisirung, die auf die zweite Art erzeugten den der vollkommenen Planheit des Bodens und der damit verbundenen leichten Durch- musterung mit Hilfe des Mikroskops. Czernowitz, am 4. Juli 1892. Referate. Lawes, J. B., and Gilbert, J. H.. The sources of the nitro- gen of our Leguminous crops. (Journal of the Royal Agri- cultural Society of England. Third Series. Vol. II. Part IV. 1892. p. 657—702.) Gilbert, J. BL., Results of experiments of Rothamsted on the fixation of free nitrogen. (Agricultural Students’ Gazette. New Series. Vol. V. Parts 2 and 3.) Bald nachdem Sir John Bennet Lawes das väterliche Gut Rothamsted, 25 engl. Meilen nördl. von London in der Grafschaft Hertfordshire gelegen, übernommen hatte, fing er an, Versuche über die Wachthumsverhältnisse der Pflanzen, insbesondere von Getreide, Hackfrüchten und Leguminosen anzustellen, zunächst im Kleinen und dann in immer wachsendem Masse. Im Jahre 1843 verband er sich mit Dr. Gilbert, einem Schüler und späteren Gegner Lie- big’s. Sie gingen alsbald daran, die gemeinsam ausgearbeiteten Versuchspläne auszuführen, die nicht allein Feldversuche, also Pflanzenernährung betreffen, sondern das ganze Gebiet der Agri- kulturchemie umfassen, und in solcher Ausdehnung, wie sie keine zweite Versuchsstation aufweisen kann. Dies wird am besten durch die Thatsache illustrirt, dass die oberen Räume des Laboratoriums, in welchem 1 — 3 Chemiker, 1 Botaniker, 2 — 3 landwirthschaftliche Assistenten, 2 — 3 Kalkulatoren etc. unausgesetzt vollauf beschäftigt sind, im Jahre 1880 bereits über 30000 Flaschen bargen, enthaltend die untersuchten Proben von Ackererden, Feldfrüchten, Bestandtheilen der landw. Hausthiere u. s. f. Was nun die Kulturversuche mit Leguminosen betrifft, so be- merkten die Verff. gar bald, dass diese Pflanzen den Boden mit Stickstoff anreichern. Angeregt durch die Versuchsresultate von Hellriegel und Wilfarth1), wurden 1888 die diesbez. früheren 1) Vergl. das eingehende Referat hierüber von E. Wollny. (Dieses Centralblatt. Bd. I. 1887. p. 133—136.) [D. Ref.] Wurzelknöllchen der Leguminosen (Nitrifikation). 299 (1857 u. f.) Versuche mit Erbsen, blauen und gelben Lupinen und 1889, 1890 und 1891 überdies noch, und zwar in bedeutend grösserem Massstabe, mit rothem und weissem Klee, Wicken, Esparsette, Lu- zerne und Bohnen fortgesetzt. Es wurde gefunden, dass Aufnahme von freiem Stickstoff unter Bildung von Wurzelknöllchen erfolgt, wenn man dem sterilen Boden eine Erdeaufguss zufügt; es übertraf dann die Ernte an Stickstoff die ausgesäte Menge um das vielfache. In ihrer Form unterschieden sich die Wurzelknöllchen von Erbse, Wicke und Lupine ganz merklich von einander. Die der Erbse waren überwiegend als Konglomerationen1) zu bezeichnen, während einfache Knöllchen verhältnissmässig wenig vorhanden waren. Umgekehrt fanden sich an den Wurzeln der Wicken nur wenige warzenförmige, dafür aber mehr einfache Knöllchen. An den Lu- pinen konnte man zweierlei Formen von Kuöllchen unterscheiden : Erstlich knotenförmige, mit einer glänzenden und vermuthlich un- durchdringlichen Haut, vorzüglich an der Hauptwurzel sitzend, und zweitens die gewöhnlichen, schmächtigen, über das ganze Wurzel- system gleichmässig vertheilten Knöllchen. Ganz verschieden hiervon wurden die Wurzelknöllchen der Luzerne gefunden, indem dieselben, anstatt mehr oder weniger kugelig zu sein, die Form eines Sprosses oder einer Knospe hatten, länger als breit, manchmal vereinzelt, öfter aber zu zwanzig und mehr zu einer Traube vereint. Seit 1890 werden in Rotharasted die vier einjährigen Versuchs- pflanzen Erbse, Bohne, Wicke und gelbe Lupine und die vier mehr- jährigen, Luzerne, weisser und rother Klee und Esparsette, gezüchtet in eigens dazu hergestellten Behältern in solcher Anordnung, dass einige der Pflanzen von jeder Gattung, ohne die quantitativen Ver- suche zu stören, ausgehoben und ihre Wurzelknöllchen studirt werden können, und zwar die einjährigen an drei, die mehrjährigen an vier Zeitpunkten. Theilweise wurden (und werden noch) die Pflanzen ge- züchtet in Sand mit einem Zusatz von Pflanzenasche und begossen mit dem Aufguss einer fruchtbaren Erde, theilweise in einem Gemisch von zwei Theilen solcher Erde und einem Theile Sand. Die Kultur- gefässe wurden der freien Luft ausgesetzt, jedoch vor Regenfall ge- schützt. Im erstgenannten Boden war die Infektion verhältnissmässig beschränkt und lokal, aber mauche der Knöllchen waren zu ziem- licher Grösse gelangt. In dem Erde-Sandgemisch hingegen war die Infektion eine allgemeine, die Knöllchen waren zahlreicher, allein im Allgemeinen weit schmächtiger. In jedem Falle wurden sie von den Wurzeln abgetrennt, gewogen und ihr Trockengewicht und Stick- stoflfgehalt bestimmt. Bezüglich der Erbse, als dem Typus der einjährigen Versuchs- pflanzen, ergab sich Folgendes: In der dritten Wachsthumsperiode (knapp vor der Reife) war der Trockengehalt der in Sand herange- wachsenen Knöllchen sehr gesunken, der Prozentgehalt an Stickstoff darin, wie auch die Gesammtmenge hiervon, war geringer, als in einem früheren Stadium. Die Knöllchen der in fruchtbarer Erde gezogenen 1) Wahrscheinlich die von Frank entdeckten Amylodextrinknöllchen. (Vergl. das Referat hierüber in diesem Centralblatt. Bd. XII. 1892 p. 271.) [D. Ref.] 300 Wurzelknöllchen. — Gährung. Erbsen waren gegen Ende bedeutend zahlreicher und enthielten der Gesammtmenge nach mehr Stickstoff, als zu einem früheren Zeitpunkte, hingegen war der prozentische Gehalt der Knöllchentrockensubstanz an Stickstoff geringer, als zuvor. Sowohl die in Sand als auch die in Erde herangezogenen Es- parsetten, als Vertreter der mehrjährigen Versuchspflanzen, er- fuhren mit fortschreitendem Wachsthum eine Zunahme der Zahl der Wurzelknöllchen; gleichzeitig stieg auch deren Gehalt an Trocken- substanz und Stickstoff. Jedoch hatte im Vergleich zu einem früheren Stadium der Prozentgehalt an Stickstoff in der Trockensubstanz der in Sand gewachsenen Knöllchen eine kleine Verminderung, in frucht- barer Erde gewachsen hingegen eine kleine Erhöhung erfahren. Einzelne der Knöllchen waren entleert und wiesen nur wenige Pro- zente an Stickstoff auf, andere jedoch enthielten viel davon, diese waren ohne Zweifel jung, neugebildet und thätig. Hieraus kann man folgern : Zur Zeit der Samenreife erfährt bei der gen. einjährigen Pflanze sowohl der prozentische als auch der Gesammtgehalt an Stickstoff in der Knöllchentrockensubstanz eine bedeutende Verringerung, hingegen bildet die mehrjährige Pflanze, für eine folgende Wachsthumsperiode sorgend, für die entleerten Knöllchen immer wieder neue. Drei Erklärungsweisen für die Bin- dung des freien Stickstoffs durch die Pflanze sind möglich : 1) Die Pflanze wird durch die Symbiose befähigt, durch die Blätter atmosphärischen Stickstoff aufzunehmen; oder 2) die im Boden vertheilten Knöllchenbakterien binden daselbst freien Stickstoff und bilden damit Produkte, welche dann von den Pflanzenwurzeln aufgesogen werden; oder endlich 3) die Assimilation des freien Stickstoffs erfolgt innerhalb der Knöllchen durch die Lebensthätigkeit der darin enthaltenen Bak- terien, deren stickstoffhaltige Stoffwechselprodukte dann der Pflanze zugute kommen. Die ersten beiden Erklärungen sind unwahrscheinlich, hingegen sprechen sowohl Versuchsresultate als auch allgemein anerkannte Grundsätze für die dritte Deutungsweise. Die Vermuthung von L o e w , dass das Protoplasma der lebenden Zelle bei Gegenwart von Alkali aus freiem Stickstoff Ammoniumnitrit bilde, hat in Rotham- sted insofern eine Unterstützung erhalten, als man daselbst gefunden hat, dass lebenskräftige Knöllchen eine schwach alkalische Reaktion zeigen. Lafar (Hohenheim bei Stuttgart.) Br6al, E., De la pr^sence, dans la paille, d’un ferm ent aerobie, röducteur des nitrates. (Comptes rendus de l’Acad. de Paris. Tome CXIV. 1892. No. 12. p. 681.) Die Untersuchungen von Schloesing und Müntz haben be- kanntlich seinerzeit ergeben, dass in allen unter Kultur stehenden Bodenarten das oxydirend wirkende Salpetersäureferment enthalten ist. Verf. fand, dass auf Stroh und wahrscheinlich auf allen pflanz- lichen Abfällen ein (gleichfalls aerobes) Ferment vorkommt, das im entgegengesetzten Sinne, nämlich reduzirend wirkt. Wie man sich mit Hülfe von Diphenylamin überzeugen kann, Gährung. 301 enthält Stroh auf seiner Oberfläche stets Spuren von Nitraten. Lässt man dasselbe aber einige Tage in Wasser liegen, so bleibt dann die Reaktion aus, obwohl man mit gen. Indikator noch ein Zehnmillionteig HNO 3 nachweisen kann. Fügt man zu dem Wasser nach und nach wachsende Mengen von Nitraten, so verschwinden dieselben schnell. Diese Reduktion der Salpetersäure wird durch ein Ferment bewirkt; denn wenn man das feuchte Stroh durch Hitze oder durch ein Antiseptikum, z. B. Sublimat, sterilisirt hat, verschwinden die Nitrate nicht, was Verf. durch Versuche nachgewiesen hat. Das Ferment reduzirt auch die salpetersauren Salze des Bodens. Die Frage, in welcher Form der Stickstoff der reduzirten Nitrate sich wiederfindet, beantwortet Verf. auf Grund seiner Versuche dahin, dass ein Theil in organische Bindung tritt, ein anderer Theil jedoch als elementarer Stickstoff abgeschieden wird. Verf. meint endlich, dass für die bebauten Böden Grund zu Befürchtungen deshalb nicht vorhanden sei, weil diese Erden nur wenig Wasser enthalten. Anders steht es mit den Wiesen und Wil- dern, auf denen nicht nur die das Ferment beherbergenden Pflanzen- abfälle, sondern auch das nöthige Wasser vorhanden sind. Und in der That, schon vor 40 Jahren hat Boussingault festgestellt, dass in den letztgenannten Böden die Nitrate fehlen. L a f a r (Hohenheim bei Stuttgart). Kosutany, T,, Einfluss der verschiedenen Weinhefen auf den Charakter des WTeines. (Landw. Versuchsstationen. 1892. Heft 3/4. p. 217.) In bereits 1717 Gemeinden Ungarns ist das Vorkommen der Phylloxera festgestellt worden, viele der vorzüglichsten Wein- gegenden dieses nach Frankreich ersten Weinlandes Europas sind dadurch der Armuth preisgegeben. Man trachtet zu helfen, soweit als nur möglich, insbesondere durch Einführung amerikanischer Reben, welche gegen dieses Insekt widerstandsfähig sind. Allein die davon gewonnenen Trauben liefern einen Wein, der einen unangenehmen Beigeschmack, „Fuchseige- schmack“ besitzt. Verf. wollte nun erforschen, durch welche Faktoren der Cha- rakter eines Weines bestimmt wird, ob durch die „primären“, d. h. solche, welche schon dem Moste anhaften, oder aber durch die „se- kundären“, durch den Gährprozess hervorgebrachten. Bezüglich der Veränderung der primären ist man ziemlich macht- los; mehr Hoffnung kann man bez. der sekundären hegen. Verf. impfte nun Weinmost (aus ung. Trauben stammend, mit 22,1 Proz. Zucker) mit verschiedenen Weinhefesorten und Hess gähren. Es gab hierauf nicht nur die chemische Untersuchung der erhaltenen Weine merkliche Unterschiede — so lieferte z. B. aus demselben Moste M6neser Hefe I 9,43, Grünweltliner Hefe jedoch 10,77 Gew.- Proz. Alkohol — sondern es zeigten auch die Kostproben ganz wesentliche Differenzen im Bouquet, im Geruch und im Geschmack. Verf. hofft, dass man auf diesem Wege, den er noch genauer 302 Bakterien uDd Urin. — Bakterien und Wasser. erforschen will, dazu gelangen werde, aus minderwerthigen Trauben einen besseren Wein zu erziehen, was er das „Veredeln des Weines“ nennt. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Enriquez. Recherches bactöriologiques sur l’urine normale. (La Semaine möd. 1891. No. 57. p. 468.) Die bakteriologische Untersuchung des aseptisch entnommenen normalen Urins von 11 Individuen, die frei von jeder lokalen oder allgemeinen Infektion waren , des Urins von 5 Kadavern von Indi- viduen, die nichtinfektiösen Krankheiten erlegen waren, ferner des Urins und des Blutes von 3 Kaninchen und 10 Meerschweinchen gaben die folgenden Resultate: Der Urin vom Menschen war in 10 Fällen keimfrei, in 5 Fällen enthielt er Eiterkokken, in einem Falle einen nichtpathogenen C o c c u s. Erwähnenswerth ist, dass von diesen 6 positiven Fällen 4 Fälle Abtheilungskranke desselben Saales be- trafen, während die unter den gleichen Bedingungen vorgenommenen Untersuchungen des Urins von Individuen aus zwei anderen Sälen konstant negativ blieben. In den zwei anderen Fällen mit positiven Ergebnissen handelte es sich um einen Kranken, der vor zwei Wochen eine Angina überstanden hatte und aus dessen sauerem albuminfreiem Urin der Staphylococcus pyogenes aureus isolirt wurde, ferner um einen Praktikanten, der mit den Sektionen betraut war und an einem Finger sich eine unbedeutende Hautab- schürfung mit geringfügiger Eiterbildung zugezogen hatte. Auch dessen Urin enthielt den aureus. Der Kaninchenurin war steril, ebenso jener von 5 Meerschweinchen. Im Urin der übrigen 5 Meer- schweinchen waren Staphylokokken vorhanden, darunter einmal neben einer Stäbchenform. Die vom Herzblut der Yersuchsthiere ange- legten Kulturen stimmten in ihren Resultaten mit jenen aus Urin angelegten überein. Letienne fand gleichzeitig in der Galle der- selben Versuchsthiere immer die Mikroorganismen wieder, welche Yerf. aus dem Urin gezüchtet hatte. Der normale Urin ist demnach in der Regel aseptisch, doch gibt es auch Fälle, in welchen der Urin Keime enthalten kann, ohne dass Symptome einer lokalen oder allgemeinen Infektion konstatirt werden können. Das gleichzeitige Vorkommen der gleichen Mikroorganismen im Blute und im Urin von anscheinend gesunden Thieren zufälliger Wahl scheint darauf hinzudeuten, dass die Keime zufällig in das Blut gelangt und durch die Nieren wieder eliminirt worden sind. Kral (Prag). Dalun eil, Max, Die bakteriologische Wasseruntersu- chung. (Chemiker-Zeitung. Jahrgang XVI. 1892. No. 49.) Verf. stellte in ähnlicher Weise wie Ref. seiner Zeit *) eine Reihe von Versuchen an, um zu ermitteln, wie gross der Gehalt der Fleischwasserpeptongelatine an Natriumkarbonat sein muss, um die grösste Anzahl der in einem Wasser befindlichen Keime zur Ent- 1) Dieses Centralblatt. Bd. X. p. 415. Bakterien und Wasser. 303 Wickelung zu bringen. Da die Alkalinität des Nährbodens bei diesen Versuchen immer nur um 1/100 Prozent gesteigert wurde, konnte das Wachsthumsoptimum mit grosser Genauigkeit festgestellt werden; so gelang es Verf. in dem von ihm untersuchten Rheinwasser die grösste Anzahl Kolonieen bei einem Zusatze von 0,15 Prozent Natriumkar- bonat zum Nährboden zu erhalten. Ref. hatte bei seinen Versuchen mit Elbwasser den Sodagehalt des Nährbodens immer um */, 0 Proz. gesteigert und das Wachsthumsoptimum bei einem Gehalte von 0,1 und 0,2 Proz. Natriumkarbonat gefunden, was, wenn man den Spiel- raum berücksichtigt, den 0,1 Proz. Natriumkarbonat hier hervorrufen kann, völlige Uebereinstimmung mit den Resultaten des Verf.’s er- kennen lässt. Zugleich machte Verf. die Bemerkung, dass im Falle eine grosse Anzahl von Fadenpilzsporen im Wasser vorhanden sind, eine Verschiebung des Wachsthumsoptimums eintritt, da die Faden- pilze auf dem stark alkalischen Nährboden nicht so gut sich zu ent- wickeln vermögen, als auf weniger alkalischen oder schwach saueren Nährböden, dass also, je mehr man den Alkaligehalt steigert, um das Wachsthumsoptimum für die Spaltpilze zu erhalten, desto ge- ringer die Entwickelung der Fadenpilze sein wird. Werden letztere unberücksichtigt gelassen und nur die Spaltpilzkolonieen in Rechnung gebracht, so befindet sich das Wachsthumsoptimum wieder bei 0,15 Proz. Soda. Im weiteren Verlaufe seines Aufsatzes weist Verf. darauf hin, dass es weniger Zweck hat, die Anzahl der Bakterien in einem Trinkwasser zu bestimmen, als vielmehr die bei Bruttemperatnr ge- wachsenen Arten zu diagnostiziren, da sich unter diesen die Krank- heitserreger befinden müssen, auf welche zu fahnden immer die erste Aufgabe der bakteriologischen Wasseruntersuchung sein wird. Zwecks Isolirung der bei Brutteraperatur wachsenden Organismen von den gewöhnlichen Wasserbakterien bringt Verf. seine in Bd. XI p. 84 dieses Centralblattes vorgeschlagene Modifikation der Petr i-Schalen in Erinnerung. Als Ergebniss seiner Arbeit gibt Verf. an, „dass 1) ein „schwach“ alkalischer Nährboden zur Eruirung der Anzahl der im Wasser sich befindlichen Bakterien nicht genügt (Rein sch); 2) ein 0,15 Proz. Soda enthaltender Nährboden die grösste Zahl der in der Elbe und dem Rheine (wenigstens zu gewissen Zeiten), vielleicht auch in anderen oder allen Flüssen befindlichen Bakterien zur Ent- wickelung kommen lässt; 3) verdächtiges Wasser, d. h. solches, welches nach der chemischen Analyse noch eben zum Gebrauche zu- gelassen werden kann, auf pathogene und Fäulnissbakterien , vor allem aber auf Typhusbacillen zu untersuchen und ev. zu beanstan- den ist.“ A. Rein sch (Kiel). Viron, Sur des pigments solubles söcretes par des bac- töriacöes dans les eaux distillöes mbdicinales. (La Semaine med. 1892. No. 6. p. 38.) Verf. beobachtete wiederholt, dass sich längere Zeit stehendes destillirtes Wasser gelb, grün, braun, bräunlichgrün färbte, und fand, dass die Veränderungen von dem Wachsthum verschiedener Bakterien- 304 Bac. caps. muc. — Masern. arten herrührten. Er züchtete 4 verschiedene Arten, von denen eine heftige Entzündungen im Unterhautzellgewebe von Meerschweinchen erzeugte, an denen die Thiere schnell zu Grunde gingen. ' M. Kirchner (Hannover). Fasching, M. , Ueber einen neuen Kapselbacillus (Bac. capsulatus mucosus). (Aus den Sitzungsber. der kais. Akad. der Wiss. in Wien. Math.-naturw. Klasse. Bd. C. Abth. III. Juni 1891.) Verf. fand in zwei Fällen von eitrigen Schleimhautgeschwüren der Nasenrachenhöhle mit typhoiden Erscheinungen eine besondere Art von Kapselbacillus, und zwar einmal rein, einmal mit Sta- phylococcus pyogenes aureus zusammen. Der Bacillus, 3—4 ju laug, ist unbeweglich, nach Gram nicht färbbar und wächst auf den gebräuchlichen festen Nährböden als weisser, rahmähnlicher, feuchter Ueberzug, der sich im Reagenzröhrchen am Grunde ansam- melt; die Gelatine verflüssigt er nicht. Haus- und Feldmäuse, sub- kutan geimpft, sterben in 48 Stunden an einer Septikämie, Tauben und. Kaninchenerkranken nicht. Es gelang Verf., den Bacillus auch im Sputum eines Phthisi- kers und im Nasenrachensekret eines Melancholikers nachzuweisen, so dass die Möglichkeit einer Beziehung desselben zu Affektionen des Cavum naso-pharyngeale nicht ausgeschlossen erscheint. Abel (Greifswald). Doehle , Vorläufige Mittheilung über Blutbefunde bei Masern. (Centralblatt für allgemeine Pathologie und patholog. Anatomie. 1892. No. 4.) Verf. untersuchte während einer Masernepidemie in Kiel das Blut einer Anzahl der Patienten und berichtet über 8 eingehend untersuchte Fälle. Die Untersuchung erstreckte sich auf Blut, wel- ches zwischen dem 1. und 7., meist aber am 1. und 2. Tage nach Ausbruch des Exanthems entnommen war. Im frischen Blut (hän- gender Tropfen oder zwischen Deckglas und Objektträger) finden sich (Zeiss */ 12, Ok. 2) mehr oder weniger zahlreiche, sich bewegende Körperchen und zwar sowohl in der Blutflüssigkeit, als auch in den rothen Blutkörperchen selbst. Kurz nach Ausbruch des Exanthems liegen sie fast ausschliesslich in den rothen Blutzellen und bewegen sich innerhalb dieser. Die Bewegungen hören in der Kälte auf, treten aber beim Erwärmen noch bis zum 2. Tage wieder ein. Die 1/s — 1 (x grossen Gebilde haben einen helleren Hof und einen dunklen Kern; in einzelnen Fällen sind sie oval, etwas grösser und haben zwei dunkle Kerne. Letztere Formen finden sich später nach dem Aus- bruch des Exanthems häufig in der Blutflüssigkeit. Im Trockenpräparat erkennt man die Gebilde nach vorheriger Fixirung mit Osmium in Glycerin, auch ohne Färbung. Gute Bilder gibt neben Karbolfuchsin auch Doppelfärbung mit Orange und Gen- tianaviolett (nach Flemming). Die äussere Zone der Körper färbt sich bei dieser Behandlung fast nicht, das kernähnliche Gebilde vio- lett, die rothen Blutkörperchen gelblich bis bräunlich. Der „Kern“ Milzbrand. — Diphtherie. 305 ist manchmal zwei-, drei- oder viergetheilt durch helle, ungefärbt ge- bliebene Linien. Mit Hülfe der Loeff ler’ sehen Methode lässt sich das Vorhandensein von Geissein an den Gebilden nachweisen. Verf. deutet die beschriebenen Formen als Entwickelungsstufen eines parasitären Organismus, der wahrscheinlich den Erreger der Masern darstellt, wenn auch die Zahl der untersuchten Fälle noch klein ist und Züchtungsversuche bis jetzt nicht vorliegen. Ger lach (Wiesbaden). Landi, L., Sur les substances toxiques produites par la bacteridie charbonn euse. (Le Bulletin med. 1891. No. 80. p. 919.) Verf. isolirte aus Anthraxkulturen und aus dem Blute von an Milzbrand zu Grunde gegangenen Thieren Eiweisskörper, von welchen jene aus dem Milzbrandblute gewonnenen ihren Eigenschaften und Reaktionen gemäss in eine zwischen den Albuminoiden und den Alka- loiden liegende Gruppe einzureihen wären. Diese Substanzen krystalli- siren und geben Chlorplatinate, sie besitzen weder toxische Eigen- schaften, noch ein vaccinirendes Vermögen. Sie kommen in augen- scheinlich geringerer Menge auch im normalen Kaninchenblute vor. Eine von drei verschiedenen, aus Milzbrandblut isolirten Basen er- zeugt an Mäusen Spasmus und Coma und tödtet sie rasch. Die Base scheint den Pyridin- oder Chinolinbasen zuzugehören und ist im Blute des gesunden Kaninchens nicht vorhanden. Kral (Prag). Abbott, A. C., The relation of the Pseudo-Diphtheritic Bacillus to the Diphtheritic Bacillus. (Bulletin of the Johns Hopkins Hospital. II. 1891. No. 15. p. 110.) W’elch und Verf. hatten in einer früheren Publikation *) ange- führt, dass sie bei 8 unkomplizirten Diphtheriefällen nur den Klebs- Loeff 1 er ’schen Diphtheriebacillus konstant fanden und dass in keinem der Fälle eine wahrnehmbare Abweichung seiner Virulenz für empfäng- liche Thiere beobachtet werden konnte. Verf. hat nun bei 2 weiteren, ausführlicher geschilderten Diph- theriefällen aus den dünnen membranösen Auflagerungen zwei Mikro- organismen isolirt, die mit dem Klebs-Loeffler’ sehen Diphtherie- bacillus morphologisch, kulturell und tinktoriell übereinstimmten und nur darin von dem letzteren abwichen, dass keine der beiden Stäb- chenformen ein pathogenes Vermögen besass und eine von ihnen auf Kartoffel aussergewöhnlich rasch einen trockenen, schmutzigbraunen Belag mit fein granulirter Oberfläche bildete, der nahezu die ganze Substratfläche bedeckte. Wiederholte subkutane Impfungen an Meerschweinchen mit Kulturen der beiden Mikroorganismen, von ver- schiedenen Nährböden stammend, blieben erfolglos, während Kontroll- impfungen mit dem Loeff ler’ scheu Diphtheriebacillus immer zu positiven Resultaten führten. Auf Grund dieser Beobachtungen glaubt Verf. sich der Ansicht 1) Cf. Ref. in diesem Centralblatt. Bd. XI. p. 55. [Ref.] Bd. XII. 21 306 Diphtherie. anderer Autoren, insbesonders jener von Hoff mann und von Roux undYersin, anschliessen zu sollen, dass die Virulenz des genuinen Dipbtheriebacillus unter verschiedenen Bedingungen in ihrem Intensi- tätsgrade Schwankungen unterworfen ist, so dass bald volle Virulenz, bald ausgesprochene Abschwächung vorhanden sein, ja nicht selten die pathogene Eigenschaft gänzlich fehlen kann. Verf. hält den einen der beiden Mikroorganismen für den wahren Diphtheriebacillus, der aus unbekannten Ursachen seine Virulenz verloren hatte. Der andere unterscheidet sich allerdings zufolge seines eigenthümlichen Wachs- thums auf Kartoffel wesentlich vom Klebs-Loeffler’schen Diph- theriebacillus. Indes bleibt es vor der Hand noch unentschieden, ob dem — vielleicht analog jenem des Typhusbacillus schwankenden — kulturellen Verhalten auf Kartoffel ein entscheidender differential- diagnostischer Werth zuzuerkennen sei. Kräl (Prag). Martin , Sidney , On the Chemical pathology of Diph- theria compared with that of Anthrax, infectiveEn- docarditis, and Tetanus. (British Medical Journal. 1892. March 26, April 2 and 9.) Verf. hat früher gezeigt, dass, wenn man Milzbrandbacillen in einer den Körperflüssigkeiten ähnlichen Lösung gedeihen lässt, neben anderen, weniger zu berücksichtigenden Stoffen Proto- und Deuteroal- bumose und eine basische Substanz (Anthrax- Alkaloid) gebildet werden. In Meerschweinchen, einem Schafe und einem Menschen, die am Milzbrand zu Grunde gegangen waren, wurden aus der Oedemfiüssig- keit, dem Blut und der Milz dieselben Substanzen gewonnen — im Menschen auch im Harne. Das Alkaloid erzeugt das Oedem und ist das eigentliche tödtende Gift, während die Albumoseu fiebererregend wir- ken. Aus den Geweben — und hauptsächlich aus der Milz — von Kindern, die an der Diphtherie erlagen, wurden vom Verf. eben- falls 1) eine Deuteroalbumose mit Spuren von einer Protoalbumose, und 2) eine organische Säure gewonnen, jedoch kein Alkaloid. Die Al- bumosen verursachen lokal Oedem und, in die Cirkulation gebracht, Temperatursteigerung und Gerinnungshemmung. Nach intravenöser Einspritzung stellten sich frühzeitig paretische Symptome ein. In einem Kaninchen z. B. folgte dem Fieber am zweiten Tage eine Pa- rese der linken Beinmuskeln, am 5. waren beide Beine gelähmt, doch war die Paralyse zu keiner Zeit eine vollständige. Muskelschwund und Pupillenerweiterung bestanden nicht, und das Kniepbänomen und das Körpergewicht waren herabgesetzt. Die Parese erscheint stets schnell, verläuft jedoch langsam. Obgleich bei der Sektion Bakterien niemals in den Geweben oder im Blute gefunden wurden, enthielt das Blut doch immer Spuren der Albumosen. Von besonderem Inter- esse waren die Erscheinungen an den motorischen und sensiblen Nerven. Die Scbwann’sche Scheide entartet und zerfällt am frühesten, während der Axencylinder eine Zeit lang unversehrt bleibt. Gewöhnlich zerreisst der letztere, doch bleiben stets eine Anzahl der Fibrillen unversehrt. Der Prozess ist eine echte Degeneration, interstitielle Veränderungen oder eine Leukocytenansammlung finden nicht statt. Die Herzmuskulatur, ohne irgend welche Veränderungen Diphtherie. 307 am Vagus, ist fettig degenerirt. Degenerationserscheinungen wurden auch am Sympathicus wahrgenommen , während das Centralnerven- system solche Veränderungen nicht aufwies. Die diphtheritischen Toxine sind somit unzweifelhaft Nervengifte und wirken auf die peri- pherischen Nerven. Die organische Säure wirkt ähnlich wie die Albumosen, jedoch sind die Veränderungen nicht so tiefgreifend. Aus diphtheritischen Membranen gewann Verf. ausser Fibrin grosse Mengen von Heteroalbumose und geringe Mengen von Proto- und Deuteroalbumose und nur Spuren der Säure. Einspritzungen eines Membranenextraktes erzeugten Fieber, Parese und Tod nach unge- fähr zwei Wochen. Auch hier waren Nerven, Muskeln und Herz dege- nerirt, während das Centralnervensystem intakt blieb. Man findet somit in den Membranen ein Gift, welches dieselbe Wirkung hat, wie die Albumosen des Blutes und der Milz, doch ist dieses Gift bedeu- tend kräftiger, da eine einzige Dosis in ihrem Effekte der Summe mehrerer Albumosendosen gleichkommt. Dieses Gift ist nicht eine Albumose, sondern wahrscheinlich ein Ferment. Aus Kulturen des Diphtheriebacillus in einer Alkalialbuminlösung gewann Verf. ebenfalls zwei Albumosen und eine organische Säure. Diese Körper stimmten in ihrer physiologischen und pathologischen Wirkung mit obenerwähnten genau überein. Es erhellt hieraus, dass die Stoffwechselprodukte des Bacillus denen, welche aus den Organen an Diphtheritis verstorbener Kinder gewonnen werden, gleichen. Verf. nimmt an, dass der Bacillus in den Membranen ein Ferment erzeugt, welches absorbirt wird und in dem Körper giftige Albumosen und eine organische Säure bildet und die letzteren verursachen das Fieber und die Parese der Diphtherie. In einem Falle von Endocarditis ulcerosa isolirte Verf. einen nicht eitererregenden Staphylococcus, welcher jedoch ein lang- wieriges Fieber, Abmagerung und Tod verursachte. Aus der Milz und dem Blute des Patienten gewann er eine Proto- und Deu- teroalbumose und einen sauren, nicht albuminoiden Körper. Die ersteren erzeugen eine Temperatursteigerung, sind jedoch weniger toxisch, als die Anthraxalbumosen. Aus einem Tetanusfalle wurden ebenfalls beide Arten von Körpern gewonnen, doch behält sich Verf. weitere Angaben über die Wirkung derselben für spätere Zeit vor. Die Hauptschlussfolgerungen sind, dass die pathogenen Mikro- organismen spezifische chemische Substanzen hervorbringen und dass dieselben Substanzen auch im Blute und in der Milz gefunden werden. Diese Substanzen verdanken ihren Ursprung vielleicht einem Fermente, welches in der Diphtherie und dem Tetanus wahrscheinlich eine wichtige pathologische Rolle spielt, denn in beiden Krankheiten ist der Sitz des Bacillus ein ganz lokaler. Die chemischen Produkte der Infektionserreger sind in den genannten Fällen stets zweifach: 1) Albumosen, 2) nicht albuminoide, basische oder saure Körper. Diese Substanzen wirken 1) gerinnungshemmend, 2) sie verursachen Abmagerung, 3) Temperatursteigerung, 4) Coma und andere Nerven- störungen (z. B. Parese in der Diphtherie). A . A . K an t h a c k (Cambridge). 21* 308 Eiterung. — Septikopyämie. — Gonorrhoe. Lery, E., Ueber einen Fall von Gasabscess. (Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. Bd. XXXII.) Frau F. bekam am 3. Tage nach normaler Geburt heftige Schmerzen und eine starke Schwellung in der rechten Unterleibs- gegend. Nach 5 Monaten ist der Zustand immer weiter verschlim- mert worden, es dehnt sich die Schwellung von der rechten Regio iliaca bis auf das ganze obere Drittel des rechten Oberschenkels aus. Hohes Fieber. Perkussion gibt helltympanitischen Schall, Pal- pation das Gelühl, als wenn mau einen luftgefüllten Raum kompri- mire. Im rechten Parametrium Fluktuation und „Quatschen“ nach- weisbar. — Incision unter dem Trochanter major, man findet einen grossen Abscess. Ausströmendes Gas wird unter Quecksilber aufge- fangen und enthält Kohlensäure, Wasserstoff und Stickstoff. Aus dem übelriechenden Eiter wächst der Streptococcus pyogenes und auf Agar bei 37° ein anaerober Bacillus. Derselbe bildet ähnliche Kolonieen wie der Milzbrandbacillus, ist unbeweglich, oft in langen Fäden angeordnet, nach den gewöhnlichen Methoden, auch nach Gram, färbbar. Es gelang nicht, den Bacillus über die erste Generation hinaus zu züchten. Abel (Greifswald). Cainphell. Zur Lehre von der kryptogenetischen Septi- kopyämie. (Dtsch. med. Wochenschr. 1891. No. 35.) In der medizinischen Universitätspoliklinik zu Tübingen wurde vom 6. — 17. Februar 1890 ein 7^2 Jahr altes Mädchen behandelt, welches nach mehrtägigem Unwohlsein mit einer Angina erkrankte und nach deren Ablauf ein Gesichtserysipel bekam. Es trat Harn- verhaltung, Erbrechen, Leibschmerzen, Nackensteifigkeit, Pulsverlang- samung. Erweiterung und Starre der Pupillen, Druckempfindlichkeit der beiden unteren Lendenwirbel hinzu, und schliesslich erfolgte nach stetigem Kräfteverfall der Tod. Die Körpertemperatur war nur an wenigen Behandlungstagen Abends über 38° gestiegen, da- gegen oft unter der Norm geblieben. Die Sektion ergab Ekchymosen der Dura mater, Hirnödem, alte Käseherde in den Bronchialdrüsen, zahlreiche Blutungen in der Milzpulpa, parenchymatös-interstitielle Rindennephritis mit hervorragender Betheiligung der Glomeruli, mas- senhafte Schleimhautblutungen im Dünn- und Dickdarm, zwei erbsen- grosse submuköse Abscesse im Blinddarm und einen fast wallnuss- grossen Retropharyngealabscess. Theils durch Kultur, theils durch mikroskopische Präparate wies der Verf. in dem Nierenblut, in der Gesichtshaut und in dem Ab- scesseiter den Streptococcus pyogenes nach. Er fasst daher den ganzen Fall als eine Streptokokkensepsis auf. K üb ler (Berlin). Rostliom, A. t. , Ueber die Folgen der gonorrhoischen Infektion bei der Frau. (Prag. med. Wocb. 1892. No. 2/3.) Der Vortrag, vorwiegend für den prakt. Arzt bestimmt, stellt unter Berücksichtigung auch der neuesten Forschungen Wertheim’s die bekannten schweren Folgen der Tripperansteckung in leichter, fasslicher Form zusammen. C. Spener (Berlin). Vulvovaginitis. — Cholelithiasis. 309 Skutsch, R. , Ueber Vulvovaginitis gonorrhoica bei kleinen Mädchen. [Inaug.-Diss.] Jena 1891. Nach einer Zusammenstellung der in der Litteratur über Vulvo- vaginitis niedergelegten Beobachtungen berichtet Verf. über folgende im Jahr 1890 in Posen beobachtete Endemie von Vulvovaginitis: Ueber 236 schulpflichtige Mädchen im Alter von 6 — 14 Jahren er- krankten nach dem Gebrauch von Soolbädern , die ihnen in einer Anstalt der Stadt unentgeltlich verabreicht waren, an einer entzünd- lichen Atfektion der Schamtheile. Sie boten sämmtlich in mehr oder minder ausgesprochenem Masse die Zeichen einer eiterigen, mit starker Sekretion einhergehenden Entzündung der Vulva, des Orificium urethrae, der kleinen Schamlippen, des Hymen und des Introitus vaginae; aus der Urethra und Vagina Hess sich eine reich- liche Menge Eiters entleeren; die grossen Schamlippen und die äussere Haut der Umgebung waren ekzematös geröthet. Dabei be- standen Harndrang, Brennen beim Uriniren und Schmerzen beim Gehen und Niedersetzen , zuweilen auch Schmerzen im Unterleib. Bei mehreren Mädchen trat im Verlauf der Erkrankung Ophthalmo- blennorrhoe ein. Im Sekret waren deutlich Gonokokken nachweisbar, auch noch nach 10-wöchentlicher Behandlung zeigten 43 Proz. der untersuchten Kinder Gonokokken im Sekret der Vagina. Die Uebertragung ist vermuthlich von einzelnen vor der Anwendung der Bäder bereits erkrankten Mädchen durch gegenseitige Berührung der Schamtheile, durch ungenügende Reinigung der benutzten Wannen, durch gleich- zeitiges Baden und durch die Benutzung eines gemeinsamen Hand- tuches entstanden. Im Hinblick auf die forensische Wichtigkeit der Untersuchung stellt Verf. den Satz auf: „Wo sich im Sekret eines an Vulvovagi- nitis erkrankten Mädchens der Gonococcus nach weisen lässt, han- delt es sich um eine gonorrhoische Infektion, gleichgültig, ob der Modus derselben sich nachweisen lässt oder nicht.“ C. Spener (Berlin). Naunyii, B., Klinik der Cholelithiasis. Mit 3 farbigen und 2 Lichtdrucktafeln. 187 p. Leipzig (C. F. W. Vogel) 1892. Wenngleich der Schwerpunkt des vorliegenden Werkes in klini- scher und allgemein -pathologischer Richtung zu suchen ist, so er- scheint eine Besprechung desselben auch an dieser Stelle angezeigt, da Naunyn die bakteriologischen Momente in der Aetiologie und Patho- logie der Cholelithiasis besonders berücksichtigt und durch eigene Untersuchungen zur Erforschung derselben beigetragen hat. Nur die hierauf bezüglichen Abschnitte des Buches sollen im Folgenden refe- rirt werden. Während die normale Galle steril ist, treten bei Gallenstauung häufig Mikroorganismen in der Galle auf (C har cot und Gom- bault, Netter). Bei Eiterungsprozessen in den Gallenwegen des Menschen wurde meist das Bacterium coli commune gefunden 310 Cholelithiasis. — Serehkrankheit. (Netter und Marth a, Gilbert und Girode, Naunyn1) u. a.). Das häufige Vorkommen desselben in den Gallenwegen bei Chole- lithiasis legt die Frage nahe, ob nicht diese Krankheit die Folge des Eindringens jenes Mikroben in die Gallen wege sei; erstens könnte derselbe direkt Ausscheidungen von Bilirubinkalk in den Gallen wegen hervorrufen, wie dies Fäulnisspilze zu thuu scheinen ; indes konnte Verf. gerade in den jungen Konkrementen den Bacillus nicht finden. Er hält vielmehr eine zweite Möglichkeit für wahrscheinlicher : dass der genannte Bacillus durch seine Invasion die Krankheit der Gallenblasenschleimhaut, welche zur Steinbildung führt, den stein- bildenden Katarrh hervorrufe. „Die Invasion des Bacterium coli commune stellt jedenfalls ein Ereigniss dar, zu dem die Gallen- stauung gelegentlich führen und das Cholangitis und Cholecystitis machen kann ; diese können wieder Ursache von Gallensteinbildung und Cholelithiasis werden.“ Die infektiöse Cholangitis kann in seltenen Fällen zur Allgemeininfektion und damit zum Tode führen (Netter und Martha u. a.) ; meist gewinnt sie erst durch ihre Folgeerkrankungen, die Cholecystitis oder den Leberabscess, Bedeutung. Die infektiöse Entzündung der Gallenblase führt gewöhnlich zum Empyem derselben; sie kommt bei Cholelithiasis durchaus nicht selten vor: „schon die Schwellung der Gallenblase bei der regulären Gallenstein- kolik beruht da, wo sie einen höheren Grad ereicht, sehr häufig nicht auf einfacher Ausdehnung der Gallenblase durch Gallenstauung, son- dern auf einer infektiösen, exsudativen Cholecystitis“. In 3 von 5 derartigen Fällen, welche Naunyn untersuchte, enthielt die durch Punktion der Gallenblase gewonnene Flüssigkeit das Bacterium coli commune in grosser Menge. Während diese Fälle nicht un- günstig verliefen, kann in anderen der Tod durch Peritonitis oder durch Allgemeininfektion eintreten. Die Probepunktion bei akuter Cholecystitis ist, wie N. hervorhebt, nicht völlig gefahrlos; er sah fast jedesmal nachher leichte peritonitische Reizerscheinungen auftreten. Leberabscesse in Folge von Gallensteinen werden in der Leiche nicht ganz selten gefunden, aber nur ausnahmsweise sind sie der Diagnose und der Therapie zugängig. Leyden u. a. haben in dem Eiter derartiger Abscesse Streptokokken gefunden; Levy fand in einem Falle der Naunyn’ sehen Klinik das Bacterium coli commune, das jedoch auch bereits mehrfach in Leberabscessen anderen Ursprungs angetroffen wurde. R. Stern (Breslau). Krüger, W., Vorläufige Mittheilungen über die Sereh- krankheit des Zuckerrohrs (Rotz, Bacter i osis). (Berichte der Versuchsstation für Zuckerrohr in West-Java, Kergok- Tegal. Theil I. 1890.) Tscliircli, A., Ueber Sereh, die wichtigste aller Krank- heiten des Zuckerrohrs in Java. (Schweizer Wochenschrift für Pharmacie. 1891. No. 6.) 1) Näheres, besonders bezgl. der Thierexperimente, vgl. das Referat in ;diesem Centralblatt. Bd. X. p. 92. Serehkrankheit. 311 Benecke, Fr., De Bestrijding der onder den naam „Se- rek“ saagevatte ziekteverschijnselen van hetSui- kerriet. 8°. 16 p. Semarang 1891. Band IX. des Centralbl. f. Bakt. brachte auf S. 546 ein Referat1) über eine Arbeit von Walter May über die Serehkrankheit des Zuckerrohrs. Zur Ergänzung desselben folge nun die Besprechung oben genannter, inzwischen erschienener Publikationen. Krüger zufolge besitzt die Serehkrankheit eigentlich keine spezifischen äusseren oder inneren Merkmale, die ein für allemal als sicheres Kennzeichen dienen könnten; alle bisher am serehkranken Rohre wahrgenommenen Abweichungen kommen vereinzelt auch als Symptome anderer Krankheiten vor, erst die weiter vorgeschrittenen Stadien weisen einige Erscheinungen auf, welche die „Sereh“ deutlich charakterisireu. Ein Merkmal ist der wenig ausgebildete Wurzel- apparat. Man sieht nur wenige längere und stärkere Wurzeln im Boden sich verbreiten, die meisten sind hingegen kurz und büschelig, davon herrührend, dass wiederholt viele Wurzelspitzen absterben, neue Verzweigungen gebildet werden, die bald gleichem Schicksal verfallen. Die in den Achseln der Blattscheiden stehenden Augen sind mehr oder weniger halbkugelig angeschwollen. Das wichtigste Merkmal besteht in dem Auftreten intensiv roth gefärbter Gefässbündelstränge, die bisweilen zuerst an jenen Stellen der Stengelknoten erkennbar werden, wo die Stränge in das Blatt abgehen; im Internodium zeigen sie sich als lange, rothe Linien. An der kranken Stelle des Rohres sind die Zellen abgestorben, deren Wände theils gequollen, theils zerstört. Die Ausbreitung der Krankheit, welche deutlich ein Fort- schreiten von West nach Ost erkennen lässt, erfolgt meistens durch die Benutzung rothstreifiger Stecklinge (Bibit). Als Krankheitsursachen sind von den verschiedenen Forschern bisher angenommen worden : 1) Bodenerschöpfung und fehlerhafte Bodenbehandlung; 2) Degeneration durch andauernde ungeschlecht- liche Vermehrung oder schlechte Wahl der Stecklinge; 3) abnorme Witterungsverhältnisse; 4) verkehrte Düngung, besonders mit Erd- nusskuchen; 5) tiefes Pflanzen — zu hohes Anerden; 6) zu frühes oder zu spätes Pflanzen; 7) Parasiten. Nach dem übereinstimmenden Urtheil von Krüger und von Tschirch ist die Krankheit eine parasitäre. Diesbezüglich kommen nun in Betracht: a) Nematoden (Heterodera radici- cola C. Müller, H. javanica Treub und Tylenchus sacchari Soltwedel), b) ein Pilz (nach Treub ein Pythium), c) Bakterien. Pythium wurde von Tschirch auch auf gesundem Rohr, und zwar in den die Schutzscheide umgebenden Rindenzellen der Wurzeln gefunden. Dieser Pilz kann somit nicht der Erreger der Krankheit sein. Nematoden sind sicher schädlich, aber es bleibt fraglich, ob sie die eigentliche Ursache der Krankheit sind. Bakterien sind nach Tschirch daran nicht betheiligt. Im Widerspruch damit fand Krüger als steten Begleiter der 1) Die Jahreszahl 1888 daselbst ist ein Druckfehler, es soll dafür richtig 1880 heissen. 312 UntersuchuDgsmethoden, Instrumente etc. Veränderungen in den Gefässen Bakterien, dem Bac. Termo Duj. ähnlich. Krüger bezeichnet daher die Krankheit als Bacterio- sis (Rotz). Die Meinung, dass Anguillen als Ursache zu betrachten seien, ist diesem Forscher zufolge unzutreffend, denn man findet sereh- kranke Pflanzen und zwar im Jugendzustande, die selbst bei ein- gehender Untersuchung keine Anguillen, ja meist noch gesunde oder wenig kranke Wurzeln zeigen; die Versuche der Behandlung von Bibits mit älchentödtenden Mitteln haben der Krankheit keinen Ein- halt gethan. Zu demselben Resultate gelangte Ben ecke, der gleichfalls Bakterien als die Erreger der Sereh ansieht. Er empfiehlt zur Be- kämpfung der Krankheit Einführung und Verwendung von Steck- lingen aus krankheitsfreien Gegenden. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Johne. Bakteriologisch-mikroskopische Vorschriften. I — X. Zu beziehen von Joh. Pässler, Dresden N. , gr. Klo- sterg. 5. Johne gibt die gebräuchlichen Methoden der Bakterienfärbung in knapper Darstellung auf einzelnen Zetteln, welche, auf Pappe ge- klebt und auf den Arbeitstisch gestellt, jeden Augenblick zu Rathe gezogen werden können. Die Tafeln dürften sich für bakteriologische Kurse ganz besonders empfehlen, um Fragen und Wiederholungen betreffs der einzelnen Verfahren zu vermeiden. Abel (Greifswald). Schrank, Der Bakterienstechapparat. (Zeitschrift des All- gem. österr. Apothekervereines. 1892. No. 14.) Um das Fischen von Bakterienkolonieen zu erleichtern, konstruirte Verf. folgenden Apparat: An einer Hülse, ähnlich einem Objektiv ohne Linse, wird unten eine genau zentrirte, nach oben federnde Stahl- nadel angebracht. Die fragliche Kolonie wird in den Schnittpunkt eines Fadenkreuzes bei schwacher Vergrösserung eingestellt, dann wird die Hülse mit geglühter Nadel an Stelle des Objektivs gebracht und so lange abwärts gedreht, bis die Wirkung der Feder durch den Widerstand der Platte überwunden ist. Nach Wiedereinstellung des Objektivs kontrollirt man , ob die Kolonie von der Nadel ge- troffen ist. Abel (Greifswald). Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Eutwickelungshemmung etc. 313 Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Bitter, Ueber Festigung von Versuchst hieren gegen g f, d i e Toxine der Typhus bacillen. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. XII.) Bitter gelang es, Kaninchen gegen grosse Dosen von Toxinen der Typhusbacillen unempfindlich zu machen, indem er, mit unschäd- lichen Quantitäten derselben beginnend, immer stärkere und stärkere Mengen in die Ohrvenen injizirte. So behandelte Thiere vertrugen Dosen, welche andere Kaninchen in 8—12 Stunden tödteten. Wurde eine Typhusgiftlösung mit dem Serum der behandelten Thiere ge- mischt und nach einigen Stunden einem Kaninchen injizirt, so hatte sie in einer sonst sicher tödtenden Menge keine Wirkung mehr. In dem Serum war demnach eine Substanz gebildet worden, welche die Giftigkeit der Toxine zu paralysiren vermochte. Die Giftlösung wurde derart hergestellt, dass Typhuskulturen in 5-prozentiger Glycerinbouillon im Vakuum soweit eingedampft wurden, dass sie 50 Proz. Glycerin enthielten, d. h. also bis auf den zehnten Theil ihres Volumens. Durch Filtration im Kieselguhrfilter wurde die Flüssigkeit von den Bacillenleibern getrennt. Abel (Greifswald). Rodet, A., et Counnont, J., De l’existence simultanee dans les cultures du staphylocoque pyogene d’une substance vaccinante precipitable par l’alcool et d’une substance pr6disposante, soluble dans l’al- cool. (La Province m6d. VI. 1891. No. 41. p. 481.) Durch Behandlung filtrirter Eiterkokkenkulturen mit absolutem Alkohol gewannen Verff. eine in Alkohol lösliche und eine in Al- kohol unlösliche Substanz, welche sie sogleich nach ihrer Dar- stellung Kaninchen intravenös applizirten und später Injektionen von sehr virulenten Staphylokokkenkulturen nachfolgen Hessen. Aus den Ergebnissen der im Originale ausführlicher geschilderten Thier- versuche schliessen Verff., dass gewisse pathogene Mikroorganismen und speziell der Staphylococcus pyogenes in ihren Nähr- medien gleichzeitig vaccinirende und prädisponirende Substanzen produziren. Die vom Staphylococcus pyogenes erzeugte vaccinirende Substanz wird durch Alkohol ausgefallt, während die prädisponirende in Alkohol löslich ist. Die Wirkung der vaccini- renden Substanz bleibt in filtrirten Kulturen durch jene der prä- disponirenden Substanz vollkommen verdeckt, kann aber durch eine 24 Stunden dauernde Erhitzung auf 55 0 C zum Vorschein ge- bracht werden. Man sollte daher die vaccinirende Substanz aus den löslichen Produkten auch jener pathogenen Mikroben zu isoliren trachten, welche eine solche normaler Weise nicht zu erzeugen scheinen. K r ä 1 (Prag). 314 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Griura, N., SuH’azioneantisetticadeiroliorettificatodi tereb en tin a. (Rivista clin. e terap. XIII. 1891. No. 8. p. 417.) Verf. unternahm eine Reihe von Versuchen, um die kurative Wir- kung des Terpentiuöls auf tuberculöse Meerschweinchen und um dessen bakterientödtende Eigenschaften gegenüber den Tuberkel-, Typhus- und Diphtheriebacillen und dem Staphylococcus pyogenes aureus festzustellen. Zwei mit tuberculösem Sputum geimpfte Meerschweinchen mussten vom 6. Tage nach der Impfung an täglich 3 Stunden hindurch Terpen- tinöldämpfe inhaliren. Sie gingen viel früher an Tuberculöse zu Grunde, als ein geimpftes, aber nicht behandeltes Kontrollthier. Von 2 ebenso geimpften Meerschweinchen, die täglich einen Tropfen Terpentinöl in wässeriger Suspension injizirt erhielten, starb das eine nach 15 Tagen an der giftigen Wirkung des Terpentinöls, das andere erst 87 Tage nach der Impfung und 27 Tage später, als das nicht behandelte Kontrollthier. Verf. lässt es mit Recht unentschieden, ob diese maximale Lebensdauer des einen tuberculösen Meerschweinchens den Terpentinölinjektionen zugeschrieben werden könne. An Leinenfäden angetrocknete Tuberkelbacillen wurden bei 37 — 38 0 C Terpentinöldämpfen 2, 6 und 23 Stunden lang ausgesetzt, die Fäden sodann in sterilisirtem Wasser von ihrem Bacillengehalte möglichst befreit und die Flüssigkeit an Kaninchen intraperitoneal verimpft. Ein Kontrollkaninchen erhielt die primäre Kulturauf- schwemmung. Bei allen (6) Versuchsthieren entwickelte sich Tuber- culose, welche nur bei jenen zwei Thieren einen relativ langsamen Verlauf nahm, die das 23 Stunden mit Terpentinöldämpfen behandelte Virus injizirt erhalten hatten. Als bei sonst gleicher Versuchsanord- nung anstatt der Kulturaufschwemmung eine Emulsion von tubercu- lösem Sputum in sterilisirtem Wasser benützt und die Bacillen des Sputums auch der direkten Einwirkung des Terpentinöls mittelst Immersion der Fäden ausgesetzt wurden, trat wieder bei den sämmt- lichen 5 geimpften Meerschweinchen Tuberculöse auf. Die Krankheit entwickelte sich am raschesten bei jenem Thiere, das mit dem in Terpentinöl eingetauchten Sputum geimpft worden war. Bei den übrigen Meerschweinchen war der Verlauf der Krankheit der gewöhn- liche, mit Ausnahme desjenigen, das das durch 23 Stunden den Terpentinöldämpfen ausgesetzte Sputum erhalten hatte. Der Krank- heitsprozess trat in diesem Falle sehr langsam und milde auf. Der Staphylococcus pyogenes aureus, an Seidenfäden angetrocknet, war nach 1 Vj-stündiger Untertauchung in Terpentinöl von 24 0 C abgetödtet. Mit Terpentinöldämpfen wurde der gleiche Erfolg bei 37 — 38° C erst nach 4-tägiger Einwirkung erzielt. Die Austrocknuog hatte keinen Antheil an der Vernichtung der Eiter- kokken, wie durch einen Kon trollversuch festgestellt werden konnte. Typhusbacillen widerstanden der direkten, 30 Minuten wäh- renden Einwirkung des Terpentinöls bei 44 0 C; nach 40 Minuten langer Immersionsdauer waren sie abgestorben. Nach 48-stündigem Aufenthalte in Terpentinöldämpfen war ihre Wachsthumsfähigkeit er- loschen. Der Diphtheriebacillus zeigte nach 30 Minuten langem Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 315 Kontakte mit Terpentinöl bei 24 0 C keine Entwickelung, während eine 20 Minuten dauernde Immersion noch nicht alle exponirten Keime vernichtet hatte. Nach einer kritischen Besprechung der Arbeiten von Grawitz und Christmas über die desinfizirenden Eigenschaften des Terpen- tinöls, welche zu ganz verschiedenen Ergebnissen geführt hatten, schliesst Verf. aus den Resultaten seiner eigenen Versuche, dass dem rektifizirten Terpentinöl nur ein begrenztes antiseptisches Vermögen innewohne und dass es daher für die Praxis, wo es sich um eine möglichst rasche Wirkung handelt, nicht verwendbar sei. Kral (Prag). Wahncau, Zur Prophylaxe der Infektionskrankheiten auf Schiffen und ihrer Einschleppung in Hafen- städte. (Sond.-Abdr. aus Jahrb. d. Hamb. Staatskrankenanstalten. Jahrgang II. 1890.) Verf. sucht der für die See- und Hafenplätze wichtigen Frage näher zu treten, was gegen die Einschleppung von Volksseuchen durch den Schilfsverkehr gethan werden soll, und präzisirt die Ant- wort in zwei Forderungen : 1) Von den Schiffen ist die Infektion fernzuhalten. Das geschieht durch eine möglichst genaue Unter- suchung der von den auslaufenden Schiffen aufzunehmenden Passa- giere. 2) Bei dem Auftreten einer Infektionskrankheit an Bord eines Schiffes ist eine gründliche Desinfektion des infizirten Schiffes vorzu- nehmen. Verf. bespricht nun, zum Theil unter Hinweis auf die Vor- schriften, wie sie beispielsweise in der deutschen Kriegsmarine be- stehen, zum Theil aus eigener Erfahrung die verschiedenen gebräuch- lichen Desinfektionsmittel auf ihre bezügliche Anwendbarkeit; er erörtert dann, wie unter Benutzung der Desinfizientien a) die be- wohnten Schiffsräume, besonders auch Lazareth und Abort, b) die Kleider, Wäsche und Waaren, c) der Bilgeraum von möglichen Krank- heitskeimen befreit werden soll. Er stellt folgende Forderungen auf : die unter a) genannten Räume sind durch Karbollösung (5 Proz.) und grüne Seife oder Sodalösung , die unter b) bezeichneten Gegen- stände am besten durch strömenden Wasserdampf oder durch 48-stündiges Einlegen in Karbollösung mit folgendem Waschen mit grüner Seife oder durch halbstündiges Kochen in Wasser zu desinfi- ziren, wobei Ladungen möglichst unter Anwendung der nöthigen Kautelen ausgeladen und am Lande in der richtigen Weise desinfizirt werden sollen. Der Bilgeraum und der Abort ist am besten mit Sublimat zu behandeln. Er betont dann noch die Wichtigkeit einer ausgiebigen Ventilation. Von ganz besonderem Werthe erscheint die Empfehlung, durch den Erlass internationaler Vorschriften eine möglichst umfassende und gleichmässige Art der Desinfektion und Prophylaxe einzuführen, die auch die Schiffsführer sich zu eigen zu machen hätten. Die Arbeit wäre Demjenigen, der der Frage näher zu treten wünscht, als eine unter kritischer Sichtung sorgfältig durchgeführte Zusammenstellung zum Studium sehr zu empfehlen. C. Spener (Berlin). 316 Neue Litteratur. Neue Litteratur zusammengestellt von De. Arthüb Würzburg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien nnd Parasiten. Beiträge zur Physiologie u. Morphologie niederer Organismen. Aus dem kryptogam. Laboratorium der Universität Balle a. S. Hrsg. v. W. Zopf. 1. Hft. gr. 8°. VI, 97 p. m. 3 Taf. Leipzig (Arthur Felix) 1892 5,60 M. Fischer, A , Pilze. IV. Abth. Phycomycetes p 385 — 448 m. Abbildgn. (L. Rabenhorst’s Kryptogamen - Flora v. Deutschland, Oesterreich u. der Schweiz. 2. Aufl. 1. Bd. 51 Lfg.) gr. 8°. Leipzig (Eduard Kummer) 1892. 2,40 M. Miquel , P. , Recherches experimentales sur la physiologie, la morphologie et la patho- logie des diatomees. (Aunal. de microgr. 1892. No. 7. p. 321 — 349.) Untersuchungsmethoden etc. Squire , P. 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Jährlich erscheinen zwei Bände. — ^ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. s|«~- Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen . Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original - Mittheilungen. Versuche über die bakterientödtende Wirkung des Blutes. [Aus dem Laboratorium der kgl. medizinischen Klinik in Breslau.] Von H. Kionka, cand. med. Die bakterientödtende Wirkung des Blutes, welche von Nuttall in einer unter Flügge’s Leitung entstandenen Arbeit zum ersten Male durch exakte Methoden erwiesen wurde, ist in den letzten Jahren Gegenstand eifrigen Studiums seitens zahlreicher Forscher (Nissen, Büchner, Lubarsch, Behring und Nissen, Prudden, Stern, Rovighi u. A.) geworden. Trotzdem ist die XII. Bd. 22 322 K i o n k a, Bedeutung dieser Eigenschaft noch in mehrfacher Beziehung weiterer Aufklärung bedürftig. Nicht nur sind ihre Beziehungen zur natür- lichen und erworbenen Immunität sowie zur Heilung von Infektions- krankheiten noch keineswegs sichergestellt; auch die Frage, ob innerhalb des lebenden Körpers die bakterie ntödtende Eigen- schaft des Blutes in gleicher oder ähnlicher Weise besteht, wie ausserhalb , unterliegt noch der weiteren Prüfung. Aber selbst der extravasculären antibakteriellen Wirkung des Blutes hat man jegliche spezifische Bedeutung abzusprechen versucht und sie als ein durch einfache physikalische oder chemische Prozesse bedingtes Phänomen hingestellt, welches keineswegs dem Blute als solchem eigen thümlich sei. Namentlich war es Metschnikoff, der von Anfang an diesen Standpunkt vertrat1); war doch die Lehre von der bakterientödtenden Eigenschaft des Blutes z. Th. in bewusstem Gegensätze zu der Phagocytentheorie entstanden und weiter ausgebaut worden. Noch vor kurzem ist eine von de Christmas ausgeführte Arbeit2) erschienen, in welcher aufs Neue dieser Standpunkt ver- treten wird. Da die Entscheidung der Frage, ob wir es bei der Abtödtung von Bakterien durch das Blut nur mit einfachen physikalischen, bezw. chemischen Vorgängen oder mit einer spezifischen Eigenschaft des Blutes zu thun haben, von prinzipieller Bedeutung für alle weiteren aus dieser Thatsache zu ziehenden Folgerungen ist, so schien eine Nachprüfung der Chris tmas’ sehen Versuche wünschenswerth. Ich habe dieselbe auf Veranlassung des Herrn Privatdocenten Dr. Stern im Laboratorium der hiesigen medizinischen Klinik vorgenommen. I. Zunächst wiederholt de Christmas die schon früher von Metschnikoff3 4) aufgestellte Behauptung, dass die Abtödtung der ins Blut gelangten Mikroorganismen, wenigstens theilweise, durch den ungünstigen Einfluss bewirkt werde, welchen der plötzliche Wechsel in der Beschaffenheit des Nährmediums auf dieselben ausübte. Die Unrichtigkeit dieser Anschauung geht u. a. bereits daraus her- vor, dass das auf 55 0 erwärmte Blut oder Serum — wie schon Nuttall1) gefunden hat — die Fähigkeit verliert, Bakterien ab- zutödten. Christmas führt zur Unterstützung seiner Anschauung einige Versuche an, in denen er Milzbrandbacillen in einer Reihe von Kul- turen durch tägliches Ueberimpfen in dem die Milzbrandbacillen nicht abtödtendem Rinderserum fortzüchtete und dann aus der zehnten Kultur in Serum die Bacillen wieder in Nährbouillon überimpfte. Hier zeigten dieselben einige Stunden nach dem Ueberimpfen eine Verminderung ihrer Menge. 1) Annales de l’Institut Pasteur. 1889. No. 12. 2) Etüde sur les substances inicrobicides du sdrum etc. (Ann. de l'Institut Pasteur. 1891. No. 8 ) 3) 1. c. 4) Zeitschr. f. Hygiene. Bd. IV. p. 353. Versuche über die bakterientödtende Wirkung des Blutes. 323 Ausserdem beruft sich Christmas auch auf die Versuche von Hafkine1), welcher der Nährbouillon, in die er Typhusbacillen überimpfte, allmählich grössere Mengen von Humor aqueus zusetzte und in diesen verschiedenen Mischungen die Bacillen fortkultivirte, bis es ihm schliesslich gelang, die Typhusbacillen in reinem Humor aqueus zu züchten, in welchem sie sonst, unvermittelt übertragen, regelmässig energisch abgetödtet würden. Bei den von mir angestellten Versuchen verfuhr ich in der- selben Weise wie Christmas: Die zu untersuchende Körper- flüssigkeit wurde in 10 Portionen ä 1 ccm in sterile Gläser ab- getheilt. Hierauf wurde die eine Portion, nachdem sie, um ihr die Abtödtungsfähigkeit zu nehmen, eine halbe Stunde auf 55 0 C er- wärmt war, nach dem Abkühlen mit einer Platinöse einer kon- zentrirten Aufschwemmung einer Reinkultur der betreffenden Bakterien geimpft und in den Thermostaten bei 37 0 C gestellt. Nach 24 Stunden wurde von dieser ersten Portion wiederum eine Platinöse in die ebenfalls vorher erwärmte zweite Portion der Körperflüssig- keit überimpft und diese dann in den Thermostaten gestellt. Der- selbe Vorgang wurde alle 24 Stunden wiederholt. Oefters wurde beim Ueberimpfen eine Platinöse der betreffenden Kultur in ein Röhrchen mit verflüssigtem Agar gebracht und zu einer Platte aus- gegossen, um die Kultur auf ihre Reinheit zu prüfen. — Von der auf diese Weise gewonnenen neunten Kultur in der Körperflüssigkeit wurde eine Platinöse entnommen und in 2 ccm schwach alkalischer Nährbouillon übertragen. Hierauf wurde nach starkem Umschütteln sofort in 2 Gläser mit verflüssigtem Agar je eine Platinöse gebracht und diese zu Platten ausgegossen. Nach verschiedenen Zwischen- räumen wurde die Entnahme wiederholt. Die geimpfte Bouillon stand während dieser Zeit im Thermostaten bei 37 0 C. Von Körperflüssigkeiten wurden zu diesen Versuchen benutzt Rinderserum und menschliches Serum. Letzteres stammte von dem mittels Aderlass gewonnenen Blute eines urämischen Patienten und war, bald nachdem es sich abgesetzt hatte, durch ein Berkefeldt- Filter filtrirt worden. — Christmas hat zu seinen Versuchen Rinderserum benutzt; doch glaubte ich bei einer Wiederholung der- selben auch andere Körperflüssigkeiten mit in den Kreis der Unter- suchung ziehen zu dürfen, da er den von ihm gewonnenen Resultaten ganz allgemeine Bedeutung beilegt. Ebenso wie Christmas benutzte ich zu diesen Versuchen Milz- brandbacillen, und zwar sporenhaltige und sporenfreie. Die Aussaat machte ich möglichst gering, um auch die kleinste Spur einer Abtödtung deutlich erkennen zu können. In den Ver- suchen 1 und 3 war dieselbe so gering, dass die unmittelbar nach der Impfung entnommenen Proben (Aussaatplatten) frei von Bacillen waren. 1) Recherches sur l’adaptation au milieu chez les Infusoires et les bact^ries (Annales de l’Inst. Pasteur. Bd. IV. 1890. p. 363.) 22* 324 K i o n k a , No. des Ver- suches Art der Bacillen fortge- züchtet in über- tragen in Aus- saat nach 2-2 V, Std. nach 4 Std. nach 6—7 Std. nach 22—24 Std. 1. Milzbrand Rinder- Bouil- 0—0 9—13 53—95 147 — 192 sporenhaltig serum mensch- Ion 00—00 2. sporenfrei lichem Serum dem- dto. 10—19 27-34 614 — 11 14 4608—5242 3. sporenfre selben Serum dto. 0—0 0-3 _ 6—45 4838—33178 Nach diesen Versuchen werden also weder die sporenhaltigen noch die sporenfreien Milzbrandbacillen irgendwie durch den Wechsel des Nährmediums in ihrem Wachsthum beeinträchtigt. Es wurde allerdings hierbei in einem Punkte von der Versuchs- anordnung von Christmas abgewichen. Derselbe stellt nämlich die mit Bacillen aus der letzten Kultur in Serum geimpfte Bouillon nicht in den Thermostaten, sondern hält sie während der ersten 12 Stunden bei niedriger Temperatur, über welche er genauere Angaben allerdings nicht macht, — „ä une temperature assez basse pour em- pecher les germes, qui s’y trouvaient, de se multiplier — “. Ich verfuhr daher bei einigen Versuchen möglichst genau nach seinen Angaben in folgender Weise: Von der neunten Kultur in Körperflüssigkeit wurde ein Tropfen in 5 ccm schwach alkalischer Nährbouillon übertragen, stark umgeschüttelt und sofort 2 Platinösen dieser geimpften Bouillon in verflüssigten Agar gebracht und zu Platten ausgegossen. Die geimpfte Bouillon blieb dann bei Zimmer- temperatur (15 — 17° R) stehen. Nach einer halben Stunde wurden wiederum 2 Platinösen entnommen, in verflüssigten Agar gebracht und zu Platten ausgegossen ; ebenso nach 2 Stunden. Alsdann wurde die geimpfte Bouillon in dem Eisschrank bei einer Temperatur von 4 — 12° C gehalten, und nach 12 Stunden wurden wiederum 2 Platten gegossen. Hierauf kam die Bouillon in den Thermostaten bei 37° C. Diese Versuche stellte ich mit Typhusbacillen an; und zwar benutzte ich ebenfalls eine neunte Kultur in demselben menschlichen Serum, das ich bei der vorigen Versuchsreihe angewandt hatte. No. des Ver- suches Art der Bacillen fortge- züchtet in über- tragen in Aussaat nach 1L Std. nach 2 Std. nach 12 Std. nach 24 Std. menschl. Serum 4. Typh. abdom. (das- selbe, Bouil- lon 966 — 1076 — 1261 — 1585 1184—1843 00—00 wie in Vers. 12) 5. Typh. abdom. dasselbe Serum dto. 1682—3288 1990—2933 2016—2053 1049 — 1901 00 — 00 Hieraus sieht man, dass zwar die angewandte Temperaturer- niedrigung eine ausgesprochen wachstumshemmende Wirkung auf Versuche über die bakterientödtende Wirkung des Blutes. 325 die Typhusbacillen ausiibt, dass aber im Uebrigen von einer Abtöd- tung nichts wahrzunehmen ist. Auch bei den beiden von Christmas mit Milzbrandbacillen ausgeführten Versuchen ist die Abtödtung nur eine verhältnissmässig geringe. Ueberhaupt scheint Christmas jedes Mal nur eine einzige Platinöse entnommen und zu einer Platte ausgegossen zu haben. Da aber die Schwankungen in den zu gleicher Zeit entnommenen Proben bekanntlich häufig sehr grosse sind, so ist die von Christmas be- obachtete scheinbare Abtödtung vielleicht auf diese Fehler zurück- zuführen. II. Als ein weiteres Moment zur Erklärung der keimtödtenden Wirkung des Blutes und anderer Körperflüssigkeiten führt Christ- mas die desinfizireude Eigenschaft der in diesen Flüssigkeiten ent- haltenen Kohlensäure an. Es ist schon durch die Arbeiten von Pasteur und Joubert, Leone, Hochstetter, C. Fraen- kel, Frankland u. A. bekannt, dass die Kohlensäure auf Bak- terien abtödtend wirkt. Dass nun auch schon so geringe Mengen von Kohlensäure, wie sie im Blute Vorkommen, eine keimtödtende Wirkung äussern, sucht Christmas durch eine Anzahl Ver- suche zu beweisen. Er liess zu diesem Zwecke je 10 ccm durch wiederholte Erhitzung sterilisirten Rinderserums eine Minute lang von einem schwachen Kohlensäurestrome durchstreichen und prüfte es dann auf seine bakterientödtende Eigenschaft. Hierbei zeigte sich, dass dieses Serum, in welchem sich vorher die Bakterien ungehindert entwickeln konnten, jetzt nach dem Durchströmen der Kohlensäure in hohem Grade abtödtend wirkte. Ebenso gelang es ihm in 2 Ver- suchen, Nährbouillon durch Durchströmen von Kohlensäure stark keimtödtend zu machen. • Dieses Resultat ist um so auffallender, als C. Fraenkel, welcher in seinen Versuchen1) die schon besäte Bouillon Tage lang einem kontinuirlichen Kohlensäurestrome aussetzte, gefunden hatte, dass schon verhältnissmässig geringfügige Beimengungen atmosphä- rischer Luft zur Kohlensäure selbst den gegen Kohlensäure empfind- lichsten Arten wieder eine ausgiebige Eutwickelung gestatten. So gediehen z. B. Cholera- und Milzbrandbacillen in einem Gemisch von 75 Proz. Kohlensäure und 25 Proz. atmosphärischer Luft schon ganz ausgezeichnet. Bei der Wiederholung der Christmas’schen Versuche wurde folgendermassen verfahren: Drei Portionen der zu untersuchenden, steril aufgefangenen Körperflüssigkeit zu je 2 ccm wurden in sterile Reagenz- gläser mittels sterilisirter Pipetten eingefüllt. Zwei dieser Portionen wurden im Wasserbade eine halbe Stunde lang auf 55° C, resp. eine Viertelstunde lang auf 60° C erhitzt und dann die eine der erhitzten Portionen nach ihrer Wiederabkühlung eine Minute lang von einem mittelstarken Kohlensäurestrome durchstreichen gelassen. Alle drei Reagenzgläser wurden nun mit je einer Platinöse einer Aufschwem- 1) Zeitschr. f. Hygiene. Bd. V. 1889. 326 K i o n k a , mung der zu untersuchenden Bakterienart geimpft, hierauf stark umgeschüttelt und sofort je 2 Platinösen von jeder Probe entnom- men, in je 2 Reagenzgläser mit verflüssigtem Agar gebracht und zu Platten ausgegossen. Derselbe Vorgang wurde nach 3,5, resp. 7 und 24 Stunden wiederholt, und die geimpften Flüssigkeitsproben während dieser Zeit im Thermostaten bei 37° gelassen. Benutzt wurden von Körperflüssigkeiten ein pleuritisches, etwas hämorrhagisches Exsudat und Hvdrocelenflüssigkeit, von Bakterien Typhusbacillen, Milzbrandbaciileu und Staphylococcus pyoge- nes aureus. Portion 1 = 2 ccm Körperflüssigkeit. — Portion 2 = 2 ccm Körperflüssigkeit, vorher auf 55° C erwärmt. — Portion 3 = 2 ccm Körperflüssigkeit, vorher auf 55° C erwärmt und mit COj behandelt. No. des Ver- suches Art der Körper- flüssigkeit Art der Bacillen Portion Aussaat nach 3 Std. nach 5—7 Std. nach 23—24 Std. pleuritisches 1. 266—893 0 — 1 0—0 0—0 6. Exsudat, Typh. abd. 2. 272—364 405—526 2560 — 3840 43 624—119536 4 Tage alt 3. 254—355 717—768 2592 — 17741 118779-159822 dasselbe 21—24 18-84 1472—2342 ^ reichliches 7. Exsudat, Milzbrand 2 14—16 36 — 100 1728—2003 6 Tage alt 3 16—48 60—163 1216 — 1696 1 Qiäki Oskopibch / sichtbar Hydrocelen- Staphyl. 1 2374—3034 1491 — 1632 1325—2458 3296—6970 8. flüssigkeit, pyogenes 2. 1094 — 2675 2854—3206 20275—23 616 2 Tage alt aureus 3. 1201—2316 1920-1984 3936 — 10195 27 763—32 314 • Diese Tabelle zeigt also, dass die Typhusbacillen von dem frischen, pleuritischen Exsudat schnell abgetödtet wurden, die Milz- brandbacillen hingegen sich gut entwickelten ; der Staphylococcus in der Hydrocelenflüssigkeit anfangs einen geringen Grad von Abtöd- tung, dann wieder Wachsthum zeigte; dass in den vorher erhitzten Körperflüssigkeiten alle drei be- nutzten Bakterienarten günstige Wachsthumsbedingungen fanden; und dass auch in den mit Kohlensäure behandelten Portionen keine der benutzten Bakterienarten irgend eine Spur von Abtödtung, sondern im Gegentheile alle reichliches Wachsthum zeigten. Danach bin ich also nicht in der Lage, die Angaben von Christmas bestätigen zu können. III. Christmas zieht zur Begründung seiner Ansichten mehr- mals eine Arbeit von Hafkine1) an, in welcher dieser auch einen Äbtödtungsversuch erwähnt, den er mit frischen Typhusbacillen an- gestellt hatte, die erst kürzlich von einem Patienten gewonnen waren. Diese Bacillen wurden vom Humor aqueus des Kaninchens, gegen 1) 1. c. Versuche über die bakterientödtende Wirkung des Blutes. 327 den sonst Typhusbacillen sehr empfindlich sein sollen, absolut nicht in ihrem Wachsthum gestört. Da dieser Versuch seinem Wesen nach in engem Zusammenhänge mit den bisher besprochenen Versuchen und Ansichten von Metsch- nikoff und Christmas steht, so beschloss ich, denselben zu wiederholen. Aus der Milz eines an Typhus abdominalis gestorbenen Patienten wurden sofort nach der Obduktion Reinkulturen von Typhus- bacillen gezüchtet. Diesen frisch gewonnenen Typhusbacillen gegen- über prüfte ich nun die abtödtende Kraft verschiedener menschlicher Körperflüssigkeiten und machte zugleich zur Kontrolle stets noch einen Abtödtungsversuch mit derselben Flüssigkeit anderen Typhus- bacillen gegenüber, die schon Jahre lang im Laboratorium auf künst- lichen Nährböden fortgezüchtet waren. Versuch a mit frischen Typbusbacillen. — Versuch b mit schon lange auf künstlichem Nährboden gezüchteten Bacillen. No. des Ver- suchs Körper- flüssigkeit Versuch Bacillen, ausserhalb des mensch- lichen Körpers gezüchtet Aussaat nach 2—3 Std. nach 5 — 6 Std. nach 7— 8 Std. nach 24—25 Std 9. menschl. Serum, Blut von demselben Pat., wie die Ba- ») seit 82904—96526 1805—4096 2534 cillen, 24 Std. ante b) 4 Tagen 27302—38074 26 - 972 7 — 15 — 845 — 13132 mortem ent- nommen, 5 Tage alt pleuri- a) seit 14 58176—129914 6592—8470 2726—3942 132—758 A 1—135 10. tisch es Exsudat, b) Tagen 57312—90778 114 — 185 50—104 3—7 1—2 11. 24 Std. alt menschl. Serum, Blut von a) seit 24 102989 — 103219 42 — 81 10—17 0—15 einem urämi- b) Tagen 128448—160128 0-0 0-0 0—0 sehen Pat., 4 Tage alt pleuri- a) seit 33 10221—12256 2074—4275 3213 — 4064 39125—8344 12. tisches Exsudat, b) Tagen 2016—6586 0 — 0 0—0 0—0 24 Std. alt peritoni- tisches a) seit 36 7974—8730 57 — 273 97—341 1222 — 9382 13. Trans- sudat, b) Tagen 2157 — 2251 0—1 0—0 0—0 4 Tage alt 1 328 Kionka, Versuche über die bakterientödtende WirkuDg des Blutes. Als Versuchsflüssigkeit konnte ich zunächst Blutserum benutzen, welches von demselben Patienten wie die angewandten Typhusbacillen stammte und am Tage vor dem Tode mittels Aderlasses steril ge- wonnen war; ferner Blutserum von einem urämischen Patienten, ebenfalls von mittels Aderlass gewonnenem Blute abgesetzt, zwei pleuritische Exsudate und ein peritoneales Transsudat. Alle Flüssig- keiten waren, wie die angelegten Kontrollplatten ergaben, steril auf- gefangen. Zu sämmtlichen Versuchen wurden zur Aussaat Bouillon- kulturen benutzt und entsprechend verdünnt. Als Versuchsmethode wählte ich die von N uttall x) angegebene: Die zu prüfende Flüssigkeit wurde mittels sterilisirter Pipette zu je 8 Tropfen in eine Anzahl steriler Reagenzgläser vertheilt, alsdann die einzelnen Portionen mit je einer Platinöse einer stark verdünnten Bouillonreinkultur beschickt und in den Thermostaten bei 37° C ge- stellt. Zugleich wurde je eine Platinöse derselben verdünnten Kul- tur in zwei Gläser verflüssigten Agars gebracht und zu Platten aus- gegossen. Die geimpften Blutproben wurden zu je zwei nach ver- schieden langer Zeit aus dem Thermostaten entnommen , mit ver- flüssigtem Agar gemischt und zu Platten ausgegossen. Bei den Versuchen dieser Reihe zeigt sich also kein merklicher Unterschied in der Abtödtungsfähigkeit derselben Flüssigkeit den beiden benutzten Bakterienarten gegenüber. Dieselbe ist auch gegen- über den frischen Typhusbacillen überall deutlich ausgesprochen. Der Hafk ine’ sehe Versuch hat also sicher keine allgemeine Gültigkeit. Der Versuch 9 ist auch deswegen von besonderem Interesse, weil er zeigt, dass das Blut eines Typhuskranken selbst kurz vor dem letalen Ende eine bedeutende Abtödtungsfähigkeit besitzt. Es stimmt dies mit den früheren Versuchen von Stern1 2) überein, der ebenfalls im Blute Typhuskranker diese Fähigkeit nicht in merk- klicher Weise vermindert fand. Stern hat diesen Umstand mit der Thatsache in Verbindung gebracht, dass eine Wucherung der Typhusbacillen im Blute auch in den letal endigenden Fällen nicht zu konstatiren ist, und er hat die Vermuthung ausgesprochon, dass diejenigen pathogenen Mikroorganismen, denen gegenüber das Blut bis zum Ende der Krankheit seine Abtödtungsfähigkeit behält, gerade aus diesem Grunde eine Vermehrung in demselben nicht erfahren. Es verhält sich also der Typhus des Menschen in dieser Beziehung ganz anders, wie der Milzbrand des Kaninchens. Bei letzterem geht die anfänglich meist deutlich ausgesprochene abtödtende Eigenschaft des Blutes gegenüber den Milzbrandbacillen im Laufe der Infektion verloren (Flügge3), Lubarsch4), und gleichzeitig damit kommt es dann zu einer massenhaften Vermehrung der Bacillen im Blute. Von einer Nachprüfung der übrigen von Christmas ange- 1) 1. c. 2) Zeitschr. f. klin. Medizin. Bd. XVIII. H. 1 u. 2. — Nach neueren — dem- nächst an anderer Stelle zu veröffentlichenden — Versuchen von Herrn Dr. Stern zeigt dagegen das menschliche Blut in der ersten Zeit nach Ablauf des Abdominal- Typhus eine auffallend geringe bakterientödtende Kraft gegenüber den Typhusbacillen. 3) Zeitschr. f. Hygiene. Bd. IV. 4) Zeitschr. f. klin. Medizin. Bd. XVIII u. XIX. V. Ritz, Von der aktiven Wanderung des Pentastomum denticulatum. 329 stellten Versuche habe ich abgesehen, da ich wusste, dass Herr Privatdocent Dr. Bitter hierselbst diese zum Gegenstand einer inzwischen bereits erschienenen Arbeit1) gemacht hat. Breslau, 21. Juli 1892. Von der aktiven Wanderung des Pentastomum denticulatum. Von Professor Dr. Stefan von Rätz in Budapest. Vor zwei Jahren fand ich bei der Sektion einer an Kachexie umgekommenen Ziege in der Leber und Lunge zahlreiche Penta- stomum denticulatum, welche sich th eil weise unmittelbar unter dem Bauch-, bezüglicherweise Brustfell in mit Blutgerinnsel und Ge- webstrümmern erfüllten Höhlen des Lungen- und Lebergewebes be- fanden. Auffallend war es, dass diese Parasiten in centrifugaler Richtung, d. b. aus der Tiefe des Organes gegen deren Oberfläche, ihre Gänge bohrten. Die Pleura war grösstentheils noch unangegriffen , nur hie und da fand ich einige kleine, runde Oeffnungen, durch die der Parasit schon theilweise in die Brusthöhle gerathen war; wo dies noch nicht geschah, kam der Kopf des Parasiten auf Drücken der Umgebung durch die Oeffhung zum Vorscheine. An der Kapsel der Leber fand ich hingegen zahlreiche, mehr oder minder runde Oeffnungen, 1 — 3 mm im Durchmesser, welche in beiläufig erbsengrosse, mit ge- ronnenem Blute und Gewebstrümmern gefüllte Höhlen mündeten, in deren jeder sich ein Parasit befand. Aus der centrifugalen Richtung der Gänge und aus der Lage der Parasiten, die sich in hämorrhagische Herden unter der Pleura, bezüglicherweise dem Peritoneum, oder am Ende dieser Gänge be- fanden, lässt sich darauf schliessen, dass diese in aktiver Wanderung begriffen waren. Kürzlich hatte ich Gelegenheit, einen ähnlichen Fall zu be- obachten, insofern ich auch in der Lunge eines Rehbocks, welcher aus dem Budapester Thiergarten stammte, Pentastomen fand, die aber theilweise eingekapselt waren. Die Lunge des einer Gehirnkrankheit erlegenen Rehbocks war stellenweise dem Brustkörbe angewachsen. Die Pleura war an diesen Stellen dunkelroth, matt, ein wenig rauh, und mit schmutziggelben, feinen, saftreichen und leicht zerreissbaren Pseudomembranen bedeckt. Die Lungen waren etwas grösser als gewöhnlich , ihre Oberfläche ungleichmässig und an dem Orte der Zusammenwachsung mit den obigen 1) Zeitschr. f. Hygiene und Infektionskrankheiten. Bd. XII. 330 v. Ratz, ähnlichen Pseudomembranen bedeckt. Ihre Farbe war bunt, da auf ihr kreuzer- bis thalergrosse braunrothe Flecken bemerkbar waren, welchen entsprechend das Brustfell dicker, matt und rauh ist. In der Mitte dieser dunkeln Flecken fehlte die Pleura in der Ausdeh- nung einer Linse. Diese Oeffnungen führten in erbsengrosse, mit Bindegewebe ausgekleidete Höhlen, welche sich unter dem Brustfell im Lungenparenchym befanden. Den Inhalt dieser Kapseln bildete eine graugelbe, eiterförmige oder graugrüne, caseöse, oder graubraune,, mörtelartige Masse, in der ich zuweilen abgestorbene Parasiten fand. Ausserdem waren auf der Oberfläche der Lungen mehrere, theilweise hellrothe, theilweise schwarzrothe Flecken, deren Grösse von der einer Linse bis zu der einer Bohne variirte und in deren Mitte Pentastomen sichtbar wurden. Die hämorrhagischen Herde liefen in unregelmässig verlaufenden, wenig Blutgerinnsel enthaltenden Kanälen aus und einige mündeten an der Pleura mit einer kleinen, runden Oeffnung. Das Lungengewebe, welches die durch eine Bindegewebe- haut eingekapselten, sowie die hämorrhagischen Herde umgiebt, ist derb, die Schnittfläche braunroth, aber gleichmässig. Hingegen hatte der übrige Theil der Lungensubstanz ein ganz normales Aussehen. In der Leber, den Mesenterial-, Leisten- und Bronchialdrüsen fand ich nirgends auffallendere Veränderungen und, die Lungen aus- genommen, auch keine Parasiten. Pentastomen sind in den Athmungsorganen schon öfters beob- achtet worden und in der Litteratur sind mehrere solche Fälle beschrieben, in denen man diese Parasiten blos in der Lunge fand. Fröhlich1) fand sie in der Lunge eines Feldhasen, Lepallois und Dujardin in der eines indischen Ferkels, Hermann in der eines Rindes, Otto in der Lunge eines Stachelschweines und Guret in den Luftröhren eines Hasen und einer Ziege. Andere hingegen fanden sie, trotzdem sie schon viele infizirte Thiere sahen, nie in der Lunge. Babes2) sezirte in 34 Fällen durch Pentastomen angegrif- fene Rinder, hatte trotzdem aber nie Gelegenheit, die gegen die Lunge, oder überhaupt gegen die Athmungsorgane gerichtete Wanderung zu beobachten. In den Fällen von Ostertag3) befanden sich in den Lungen auch keine und meines Wissens beobachtete sie ausser den Obengenannten in der Lunge nur Leuckart in seinen Fütterungs- versuchen. Demgemäss kommen die Peutastomen nicht in jedem Falle in den Athmungsorganen vor und diese Richtung der Wanderung ist nicht so häufig, als man aus den Mittheilungen Gerlach’s4) folgern könnte, und wenn wir auch in einigen Fällen in der Lunge zahl- reiche Exemplare finden, so bezeugt dies noch nicht, dass dies die natürliche Folge der Entwickelung wäre. 1) Neumann: Traite des maladies parasitaires non microbiennes. Paris 1888. 2) Babes: Die Wanderung des Pent. de nt. beim Rinde. (Centralbl. f. Bakt. V. 1.) 3) Ostertag: Ueber das Vorkommen von Pent. (Zeitschr. f. Fleisch- undf Milchhygiene. II. 4.) Gerlseh: Pentastomen. (Zweiter Jahresbericht der Thierarzneischule in Han-v nover.) Von der aktiven Wanderung des Pentastomum denticulatum. 331 Dieser neuere Fall ist auch schon darum interessant, weil er ein neuer Beweis dafür ist, dass die Pentastomen für das Leben des angegriffenen Thieres gefährlich werden, wenn sie in grösserer Menge vorhanden sind, denn es ist zweifellos, dass die katarrhalische Lun- genentzündung, die in der Lunge sich befindenden kaseösen und eiterigen Herde und die cirkumskripte Entzündung der Pleura Folgen jenes Reizes sind, welchen die Parasiten verursachen, und es ist zweifellos, dass sie auf den Gesundheitszustand des Thieres einen beträchtlichen Einfluss übten. Der Fall ist aber auch von einem andern Gesichtspunkte be- trachtet bemerkenswerth. Gerl ach behauptet auf Grund seiner Erfahrungen, die er bei der Sektion eines Ziegenbockes machte, dass die Pentastomum denticulatum nicht in den Organen ihrer ersten Wirthe einge- kapselt bleiben, sondern nach einer Frist von sechs Monaten mit ihren hakenförmigen Waffen die Kapsel durchbohren und weiter wandernd von der Bauchhöhle in die Lunge und in die Bronchien, von hier in die Luftröhre kommen, von wo sie mit dem Schleim ausgeleert werden. Auf diese Art könnten die Parasiten auch auf dem Wege einer aktiven Wanderung in die Aussenwelt gelangen und wären nicht auf die Hilfe des Zufalles angewiesen. Nach Gerl ach ist es nicht wahrscheinlich, dass die Parasiten nach Verlauf des Larvenzustandes, d. h. nach dem sechsmonatlichen Ruhezustand, sich wieder einkapselu und absterben würden, falls sie nicht der Zufall aus ihrem Wirthe befreit ; nach seiner Ansicht ist die eigenthümliche Konstruktion ihrer Körperdecke zur Beförderung einer aktiven Wanderung beson- ders geeignet. Zwei Fütterungsversuche bestätigten diese seine An- nahme noch mehr. Die, wie erwähnt, beim Ziegenbock gefundenen Parasiten gab er in Fleisch gehüllt einem Hunde und einem Kaninchen zu fressen und bei der Sektion dieser Versuchsthiere fand er sie in Lungen und Bronchien. Es ist unleugbar, dass diese Experimente es zu beweisen scheinen, dass die Pentastomen vom Magen auch in die Bronchien zu wandern fähig sind, wie es auch aus dem Falle Guret’s1) bekannt ist. Andererseits wissen wir aus den musterhaften Experimenten von Leuckart2), dass die Parasiten nicht immer in der Richtung der Luftwege auswandern, denn er fand bei Kaninchen, beim Hund und beim Schafe die in die Körperhöhlen versetzten Larven einge- kapselt und abgestorben. Ostertag fand in den Lymphdrüsen des Rindes auch oft abgestorbene Exemplare, wie ich solche in der Lunge des Rehbocks fand. B a b e s beobachtete eine aus den Lymphdrüsen gegen die Höhle der Gedärme sich richtende aktive Wanderung und in frisch ge- schlachteten Ochsen hatte er öfter Gelegenheit, die Ortsveränderung 1) 2) 1860. Guret: Göttinger Naturforscher- Versammlung. 1854. Leuckart: Bau- und Entwickelungsgeschichte der Pentastomen. Leipzig 332 v. Ritz der Pentastomen zu beobachten, wie sic, sich zusammenziehend, bald wieder ausstreckend, vorwärts schreiten und er hält es für gewiss, dass diese Parasiten in aktiver Wanderung begriffen waren. In einem anderen Falle waren einige Hunderte solcher Parasiten frei im Darmkanal. Für die aktive Wanderung spricht auch der durch mich beschrie- bene erste Fall, in welchem ich aus den anatomischen Veränderungen schliessen konnte, dass die Parasiten in die Lunge später kamen, als in die Leber, — ausserdem bewies die centrifugale Richtung der in der Leber und in der Lunge gefundenen Kanäle, wie auch die Lage der Parasiten (mit dem Kopfe gegen die Oberfläche des Or- ganes), dass die Pentastomen aus den tieferen Schichten der Organe gegen deren Oberfläche hin aktiv wanderten. In diesem ersten Falle geschah die Infektion durch Vermittelung der Leber und die in den Lebervenen gefundenen Substanzverluste, welche das Ende der in das Parenchym der Leber führenden Kanäle bildeten , Hessen folgern , dass die Parasiten durch diese mit Hilfe der Blutcirkulation in die Lunge kamen. Im zweiten Falle fand ich in der Leber weder Parasiten, noch solche Veränderungen, aus denen man schliessen könnte, dass sich dort je Pentastomen aufgehalten hätten, es ist sonach nicht wahrscheinlich, dass sie auch in diesem Falle aus der Leber in die Lunge gekommen wären. Trotzdem ist es wahrscheinlich, dass die Embryonen auf dem Wege der Blutcirkulation in die Lunge kamen, wo sie dann durch den Reiz, welchen sie auf das Parenchym der Lunge ausübten, eine Entzündung verursachten, infolge deren sich eine Bindegewebekapsel bildete. Es scheint aber, dass einige nach einer gewissen Zeit diese Kapsel durchbohrten und aktiv weiter wanderten. Bei Gelegenheit dieser zweiten Wanderung bohrten sie wahrscheinlich die Pleura durch und diesem Umstande ist auch die lokale Pleuritis zuzuschreiben. Einige verliessen die Lunge gänzlich, und in jenen Kapseln, oberhalb welcher das Brustfell eine Oeffnung hatte, fand ich keine Parasiten, aber im Parenchym der Lunge waren an mehreren Stellen hämorrhagische Herde, deren Frische darauf hin wies, dass sie durch den Reiz der aus ihren Kapseln befreiten und aktiv weiter wandern- den Parasiten entstanden waren. Die OefFnungen an der Pleura machen es wahrscheinlich, dass die Parasiten nach Durchbohrung der Kapseln in die Brusthöhle, geriethen, da ich aber freie Pentastomen weder in den Organen der Brusthöhle, noch in der Bauchhöhle fand, so blieb die Richtung ihrer weiteren Wanderung unbekannt. Da die hämorrhagischen Herde in der Lunge frisch waren, konnten sie nur Folgen einer neu stattgehabten Wanderung sein, wogegen die mit Bindegewebskapseln umgebenen, caseösen und putriden Herde, in deren manchen verstorbene Pentastomen waren , viel älteren Ur- sprunges und auf die erste Zeit der Invasion zurückzuführen sind. Hieraus folgt, dass es einigen gelungen ist, sich aus den Kapseln zu befreien und weiter zu wandern, andere waren hingegen dessen unfähig und starben ab. Es wäre interessant gewesen zu erforschen, welchen Umständen diese Erscheinung zuzuschreiben ist, d. h. was Von der aktiven Wanderung des Pentastomum denticulatum. 333 die Befreiung eines Theils dieser Schmarotzer beförderte und was die übrigen daran verhinderte; dies ist aber nicht gelungen. Die Möglichkeit ist zwar nicht ausgeschlossen , dass in die Organe eines und desselben Thieres zu zwei verschiedenen Zeit- punkten Parasiteneier kämen, in welchem Falle es natürlich wäre, dass wir die Parasiten in verschiedenen Stadien der Entwickelung und vielleicht in verschiedenen Lagen finden. Hier konnte ich aber daran nicht denken, weil die Parasiten im gleichen Stadium der Entwickelung waren. Auch Ostertag fand in den Lymphdrüsen der Rinder neben nicht beschädigten Pentastomen abgestorbene, selbst solche, deren Körper schon zerfallen war, und nur die mit Hilfe des Mikroskopes entdeckten Haken zeigten, dass dort Parasiten gewesen, aber auch er erwähnt von dem näheren Grunde dieser Erscheinung nichts. Auf Grund dieser Fälle halte auch ich es für wahrscheinlich, dass die Pentastomen aus den Organen ihres ersten Wirthes durch die Athmungsorgane auch aktiv auswandern können und in diesem Falle ist auch das leicht möglich, dass sie aus dem Parenchym der Lunge in einzelne Bronchien, durch diese in die Luftröhre und endlich in die Aussenwelt gelangen. Aber auch jene von Ger lach behaup- tete Möglichkeit, dass sie auch in die Luftröhre und die Nasenhöhle aktiv wandern und dort zu geschlechtsreifen Individuen werden können, ist nicht bestreitbar. Einer solchen Autoinfektion wären jene seltenen Fälle zuzuschreiben, wo man in der Nasenhöhle und im Schlundkopf der Phytophagen geschlechtsreife Pentastomen fand (Chabert). Ich glaube trotzdem, dass diese aktive Wanderung eine selten vorkommende Erscheinung ist, und es in den meisten Fällen dem Zufalle überlassen bleibt, die Befreiung der Parasiten zu befördern; nur so ist es erklärbar, dass sie in den meisten Fällen aus den Or- ganen ihres ersten Wirthes gar nicht auswandern, sondern oft eiu- gekapselt und abgestorben vor die Augen des Forschers gerathen. Budapest, den 20. Juli 1892. Referate. Delbrück, M., Die Erzielung reiner Gährungen unter Verwendung spaltpilzfreier, reiner Hefenrassen und Pilzgifte. (Vortrag. Nach den experimentellen Arbeiten von Hanow, Matt lies u. d. Refer. [Zeitschrift f. Spiritus- Industrie. 1892. Ergänzungsheft. p. 24|.) Zur Vergleichung kamen Milchsäure, schweflige Säure, Fluss- säure. In diastasehaltigen Malz würzen gab Milchsäure-Zusatz unter Verwendung von Presshefe die höchste Vergährung und den höchsten Ertrag an Alkohol. In Mais-Darrmalz-Würzen (also ärmer an 334 Gährung. Diastase) konnte ein Vorzug der Flusssäure nicht gefunden werden. In Würzen mit sehr geringem (ungenügendem) Diastasegehalt trat eine Wirkung der Zusätze überhaupt nicht mehr ein. In dicken, treberhaltigen Maischen jedoch gab Fluss-Säure den besten Erfolg, man erhielt nämlich: ohne Zusatz mit Presshefe vergohren 10,0 Proz. Alkohol, mit Milchsäure-Zusatz 10,6 Proz., mit schwefliger Säure 11,4 Proz., mit Fluss-Säure 12,4 Proz. Alkohol. Anders stellt sich das Verhältnis bei Anwendung von (spaltpilz- freier) Reinhefe. Liess man eine durch Filtration von Bakterien befreite Würze einerseits mit Presshefe allein oder unter Zusatz von Fluss-Säure und anderseits mit Reinhefe allein vergähren, so erhielt man in letzterem Falle das beste Resultat, nämlich beziehungsweise 9,6, 10,0 und 10,6 Proz. Alkohol. Verwendete man aber statt filtrirter Würze die bacillenhaltige Maische sammt Trebern, so erhielt man mit Presshefe allein 8,6 Proz. Alkohol, mit Presshefe und Zusatz von Fluss-Säure und Milchsäure 11,4 Proz. und mit Reinhefe allein 9,6 Proz. Alkohol. Um den Widerspruch aufzuklären, wurde nun auch die pilzschädigende Wirkung der Maischtemperatur in Betracht gezogen. Bei der höchsten zulässigen Temperatur von 65° C ge- maischt, gab die mit Reinhefe vergohrene Maische die beste Ausbeute; hingegen bei der Temperatur von 59 0 C gemaischt , stand die Wirkung der Fluss-Säure obenan. Die Reinhefe ist somit nur dann im Stande, eine reine Gährung mit höchster Ausbeute zu vollziehen, wenn eine ausreichend hohe Maischtemperatur gewählt worden war, (durch welche die Pilze der Maische getödtet oder wenigstens sehr geschwächt werden) ohne aber dadurch den guten Verlauf des Ver- zuckerungs-Prozesses zu beeinträchtigen. L a f a r (Hohenheim b. Stuttgart). Delbrück, M., Ist der Milchsäurepilz ein Hefenfeind? (Zeitschrift f. Spiritus-Industrie. XV. 1892. Nr. 11. p. 87). Bekanntlich ruft man in der Spiritus-Fabrikation in dem süssen Hefengut durch spontane Infektion eine schwache Milchsäuregährung hervor, um durch die gebildete Säure das Aufkommen anderer schädigender Organismen, insbesondere Fäulnissbakterien, hintanzu- halten. Ein Zuviel in dieser Richtung ist aber gefährlich, weil da- durch die Diastase geschädigt wird, welche während der Gährperiode das durch den Verzuckerungs-Prozess neben Maltose gebildete un- vergährbare Dextrin in vergährbare Substanzen umwandeln soll. Es giebt ein radikales Mittel, den Milchsäurepilz zu beseitigen, nach- dem er seine Arbeit gethan hat: das ist die Erhitzung des sauren Hefegutes nach beendetem Säuerungsprozess auf 62—75° C (welche Temperatur die Diastase nicht stark beeinflusst). Diese Erhitzung tödtet den Milchsäurepilz nicht, sie schwächt ihn aber so weit, dass er, wenn nun die Mutterhefe hinzugesetzt wird, nicht mehr zur Thätigkeit kommt. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). v. Freudenreich, Bakteriologische Untersuchungen über den Reifungsprozess des Emm enth aler Käse. (Landw. Jahrbuch der Schweiz. 1891.) Käse und Bakterien. — Bacterium coli commune. 335 Freudenreich isolirte aus einer Anzahl von gereiften Käsen mittels Molke-Gelatineplatten verschiedene Organismen und liess dieselben auf frische Käsemasse einwirken. Diese wurde hergestellt aus pasteurisirter, nicht immer völlig keimfreier, oder aus direkt dem Euter mit steriler Canüle entnommener Milch. Gekocht wurde die Milch nicht, da das Casein hierdurch derart verändert werden könnte, dass es von den betr. Bakterien nicht mehr gespalten werden kann, — dass die Reifung des Käses also unmöglich ist. Als Lab dienten Lösungen von Hansen 'sehen Labtabletten, die theils bakterienhaltig, theils keimfrei filtrirt Verwendung fanden. Es ge- lang Verf. nur ausnahmsweise, mit seinen Bakterien Reifung zu er- zielen, obgleich er einzelne derselben fast in Reinkultur in alten gereiften Käsen gefunden hatte. In jüngeren Käsen traf er stets verschiedene Organismen, so dass er glaubt, es gehöre das Zusammen- wirken mehrerer Spaltpilzarten dazu, um die Reifung zu produ- ziren. Abel (Greifswald). Malvoz, LeBacterium coli commune commeagent habi- tuel des peritonites d’origine intestinale. (Archives de Medecine experimentale. Tome III. 1891.) Schon von verschiedenen Autoren wurde hervorgehoben, dass das genannte Bacterium eine wichtige Rolle in der Pathologie des Menschen, insbesondere bei der Entstehung der Perforationsperitonitis (Lar u eile) spielt. Der Verf. zeigt, dass dasselbe auch als der Er- reger jener Peritonitiden zu betrachten ist, welche durch Reizung vom Darme aus entstehen, ohne dass es dabei zu einer Continuitäts- trennung der Darmwandung gekommen ist. Der Schilderung der 6 von ihm beobachteten Fälle schickt er eine genaue morphologische und biologische Charakteristik der von ihm gefundenen Bakterien und der Unterschiede derselben von dem Typhusbacillus voraus. Er fand die letzteren am deutlichsten aus- geprägt in der grösseren Resistenzfähigkeit der Colonbakterien gegen Carbolzusatz zur Bouillon, im üppigen Wachsthum derselben auf saurer Malzgelatine, der raschen Gerinnung der infizirten Milch, dem Auftreten einer schwachen Indolreaktion in den Bouillonkulturen. Nur in dem Punkte, dass dem Bacterium coli das Gäbrungsver- mögen auf Traubenzucker gänzlich fehlen soll, weichen die Er- fahrungen des Ref. von denen des Verf. ab. In dem ersten Falle handelt es sich um eine 60-jährige Frau, die in Folge einer Thrombose der Mesenterialarterien und Infarkt des Dünndarmes an Peritonitis erkrankte und starb. 1. In dem Eiter und dem Exsudat der Bauchhöhle, dem Herzblut, der Pericardial- und Pleuraflüssigkeit fand sich das Bac- terium in Reinkultur, nur im Peritoneum mit einigen verflüssigenden Bakterien verunreinigt. 2. Carcinom und Stenose des Rektums. Diffuse Peritonitis mit Meteorismus und serösem Exsudat. Die Bacillen finden sich im Peritonalexsudat und im Blut. 3. Gallensteine, Geschwüre au der Schleimhautfläche der Gallen- blase , subakute Peritonitis mit fibrinösen Verklebungen , seröses 336 Bacterium coli commuue und Peritonitis. Pleuraexsudat. Die Bacillen wurden in dem Peritonealexsudat gesucht und gefunden. Es handelt sich hier wohl um eine Infektion des Peritoneums von den Gallenwegen aus. 4. Akute Gastritis und Enteritis mit Geschwüren, diffuse fibrinös- eitrige Peritonitis, Milztumor. In dem eitrigen Inhalt des Peritoneums, der Milz und Herzblut findet sich das Bacterium coli. Verf. erörtert die Frage, ob es sich um einen abgelaufenen Typhus und sekundäres Eindringen dieser Bakterien vom Darm aus oder von vornherein um eine durch das Bacterium coli verursachte Infektion handelt oder ob die beiden Arten nur Modifikationen einer und derselben Species sind, wie dies neuerdings behauptet worden ist. Er neigt sich der letzteren Ansicht zu. 5. Abgelaufener Typhus bei einem 8-jährigen Mädchen. Per- forirende Geschwüre im Colon ascendens, circumskripte eitrige Peri- tonitis, eitriger Thrombus in der linken Vena iliaca. Nur aus letzterer wurden Kulturen angelegt, die Colonbakterien ergaben. Auch hier erhebt sich die gleiche Frage wie im vorigen Falle. 6. Kothsteine im Wurmfortsatz, Appendicitis , diffuse eitrig- fibrinöse Peritonitis, Milztumor. Kulturen aus Peritonealexsudat und Herzblut ergaben die Colonbakterien. 7. Resektion der Gallenblase wegen Cbolelithiasis, circumskripte fibrinöse Peritonitis. Tod 50 Stunden nach der Operation. Kulturen aus dem Exsudat ergaben den Streptococcus pyogenes. Gerade diese Verschiedenheit des Befundes bei den in Folge äusserer Infektion und den vom Darme aus entstehenden Peritonitiden, das Fehlen der Colonbakterien bei ersteren, die konstante und reich- liche Anwesenheit derselben bei den letzteren, sowie die Thierver- suche von Laruelle und A. Fraenkel lassen keinen Zweifel darüber, dass dem Bact. coli commune bei den vom Darm ausgehenden Bauchfellentzündungen die Rolle des Krankheitser- regers zukommt. Die konstante und reichliche Anwesenheit in den Krankheitsprodukten lässt sich auch diagnostisch zur Aufklärung der Entstehungsart einer in obductione gefundenen Peritonitis ver- werthen. Escherich (Graz). Lion et Marfan, Deux cas d’infection generale apyreti- que parle bacillus coli communis dans le cours d’une enterite dysent6riforme. (Le Bulletin med. 1891. No. 86. p. 991.) Zwei Greise, welche Anzeichen einer ruhrartigen Enteritis ohne Fieber darboten, starben einige Tage nach ihrer Spitalsaufnahme im algiden Collaps. Bei der Autopsie wurden im Dickdarm Geschwüre gefunden, welche sehr an jene der genuinen Dysenterie erinnerten. Die bakteriologische Untersuchung verschiedener Körperflüssigkeiten von beiden Fällen ergab Reinkulturen des B. coli commune. Es hatte demnach in den beiden Fällen eine Allgemeininfektion durch diesen Mikroorganismus stattgefunden und selbe den Tod ohne das Auftreten einer febrilen Reaktion oder eines typhösen Zustandes herbeigeführt. Kral (Prag). Typhusbacillus und Bacterium coli commune. 337 Chantemesse et Widal, Differentiation du bacille typhique et du bacterium coli commune. (Le Bulletin möd. 1891. No. 82. p. 935.) Das Bacterium coli commune, gleichviel welcher Ab- stammung oder welchen Alters, sowohl der in den Kulturen üppig gedeihende als der durch eine Reihe von Erhitzungen auf 59 0 abge- schwächte, bei Luftzutritt oder Luftabschluss gezüchtete Mikroorganis- mus,bringt immer Gährung in Zuckerlösungen hervor, wohingegen der Typhusbacillus verschiedenster Provenienz und Alters Zuckerlösungen nicht vergährt. Verfl. haben ihre diesbezüglichen Untersuchungen unter der Mitwirkung von Perdrix durchgeführt. Sie fügten der in Pasteur’ sehe Kölbchen einge- füllten gewöhnlichen Bouillon 2 Proz. Laktose und 1 oder 2 g sterilisirtes Calciumcarbonat (Kreidepulver) hinzu. Die Höhe des Zuckergehaltes kann innerhalb weiter Grenzen schwanken, da das B. coli sich in Bouillon mit 2 pro mille bis 15 Proz. Milchzucker- gehalt gut entwickelt. Die Bouillonkölbchen werden im Autoklav von den mit dem Kreidepulver miteingeführten Luftbläschen befreit, hierauf mit den beiden Mikroorganismen geimpft und in den Brüt- ofen gebracht. Schon nach wenigen Stunden konnte in den Coli- kulturen die Entwickelung von Gasblasen beobachtet werden, während in den Typhuskulturen auch nicht die kleinste Gasblase erschien. Das B. coli vergährt Laktose, Saccharose, Glukose, Maltose, Rhamnose, Glycerin, Erythrit, Mannit, aber nicht Stärke und Glykogen. Es bringt die Laktose vollständig zum Verschwinden, wenn die in der Kultur gebildete Säure von Zeit zu Zeit mittels Kalkwasser neutralisirt wird. Das in den Kulturen freigewordene Gas besteht aus nahezu gleichen Theilen von Wasserstoff und Kohlensäure, die gebildete Säure scheint Essigsäure zu sein. Der Typhusbacillus bezitzt keine zymogenen Eigenschaften und nimmt sie auch dann nicht an, wenn er häufig aus einem zuckerhaltigen Medium in ein anderes gleiches übertragen wird. Zufolge der Säurebildung koagulirt das B. coli die Milch, die Koagulation kann jedoch durch Neu- tralisirung der gebildeten Säure verhindert werden. Zur relativ raschen Differenzirung der beiden Mikroorganismen genügt es , der geimpften Bouillon etwas gewöhnlichen Zucker und gepulverte Kreide zuzusetzen und die Kulturen bei Körpertemperatur zu halten. (Das B. coli commune vergährt Saccharose in manchen schwach alkalischen Nährböden auch ohne besondere säurebindende Zusätze, wie z. B. im Kondensationswasser von Kulturen auf schwach alkalischem Glycerin (5 Proz.) — Saccharose (1 Proz.) — Agar, allerdings verzögert und bedeutend schwächer. Indess ist diese biologische Eigenschaft des Colibacteriums bekanntlich keine spezifische. Weit energischere und andauerndere, bei den nachfolgend an erster Stelle genannten Mikroorganismen geradezu stürmische, Gährungserschei- nungen bringen in demselben Nährsubstrat, oder in Glycerin - Saccharose -Bouillon hervor: B. capsul. Pfeiffer, B. oxvtoc. per nie. , B. lactisaerog. , B. Neapolit. , B. diphther. co- lumb., B. pneumon. Friedländer u. a. m. Ref.) lvräl (Prag). 23 Bd. XU. 338 Typhusbacillen und typhusähnliche Bakterien. Weyland, J. , Zur Differenzirung der Typhusbacillen von typhusähnlichen Bakterien. (Aus dem hygienischen Institut in München. — Archiv f. Hygiene. Bd. XIV. Heft 4. p. 374.) Verf. untersuchte eine von Prof. Em me rieh aus typhusverdäch- tigem Trinkwasser (aus Schellenberg stammend) isolirte Bakterienart, die morphologisch sowohl als auch durch Kulturversuche auf ver- schiedenen Nährmedien von echten Typhusbacillen mit Sicherheit nicht zu unterscheiden war; der negative Ausfall der Indolreaktion vermehrte den Verdacht, dass wirklich Typhusbacillen Vorlagen. Da Typhusbacillen erwiesenermassen in Trinkwasser nach kurzer Zeit zu Grunde gehen, stellte Verf. zunächst vergleichende Versuche über die Lebensfähigkeit der fraglichen typhusähnlichen Bacillen und echter Typhusbacillen (von H. Büchner aus einer Typhusleiche rein ge- wonnen) in Münchener Leitungswasser an. Diese Versuche ergaben keine bemerkenswerthen Unterschiede zwischen den beiden Bakterien- arten und versuchte Verf. es jetzt, auf chemischem Wege eine Dif- ferenzirung der beiden Arten herbeizuführen. Da die Bouillonkul- turen beider Arten sauer reagirten, wurde die Menge der durch das Wachsthum der beiden in je 10 ccm Milchserum gebildeten Säure nach der Angabe von Petruschky1) festgestellt, wobei anstatt Lakmus wie bei Petruschky Phenolphtalein als Indikator benutzt wurde. Nach dreitägigem Verweilen im Brütschrank erforderten 10 ccm des mit echten Typhusbacillen geimpften Serums 8,0 resp. 9,1 ccm Vioo Normalalkali zur Neutralisation, während 10 ccm des mit den typhusähnlichen Bakterien geimpften Serums 12,9 resp. 15,4 ccm 1/10 o Normalalkali gebrauchten. Des Weiteren bestimmte Verf. die Menge der von den beiden Bakterienarten gebildeten Koh- lensäure und zwar nach der Pettenkofer’schen Methode, nach welcher die von den Bakterien in Nährbouillon gebildete Kohlensäure durch einen kohlensäurefreien Luftstrom in zwei mit Barytwasser von bekanntem Gehalte gefüllte Röhren geleitet wird, in denen nach Beendigung des Versuches die Abnahme der Alkalescenz durch Titriren mit Oxalsäure ermittelt wird. Diese mit Barytwasser ge- füllten Röhren können beliebig erneuert werden und gestatten daher eine tägliche Kontrolle der gebildeten Kohlensäure. Zu erwähnen ist, dass bei dieser Kohlensäurebestimmung auf möglichst gleich- mässige Temperatur der Gährkolben zu achten ist, da schon geringe Wärmediiferenzen von bedeutendem Einflüsse auf die Produktion der Kohlensäure sind. Das Ergebniss des Versuches war, dass während der Versuchsdauer von 16 Tagen, nach welchen die Kohlensäureent- wickelung noch nicht abgeschlossen war, die fraglichen typhusähn- lichen Bakterien eine nahezu fünfmal grössere Menge Kohlensäure produzirt hatten als die echten Typhusbacillen. Eine Wiederholung des Versuches gab dasselbe Resultat. Es war somit festgestellt, dass die fraglichen Wasserbakterien keine Typhusbacillen waren. Verf. hält nach diesen Versuchen die quantitative Bestimmung der unter gleichen Bedingungen entwickelten Kohlensäure für ein „vorzügliches Differenzirungsmittel zwischen Typhusbacillen und den 1) Dieses Ceuti'alblatt. Bd. VI. p. C60, Typbus. — Diphtherie. 339 (allen? Ref.) diesen ähnlichen in Wasser, Boden etc. vorkommenden Bakterien“ und fordert „dass in allen Fällen, bei welchen Typhus- bacillen im Trinkwasser nachgewiesen werden sollen, ausser den Wachsthumseigenthümlichkeiten auf Kartoffeln, Kartoffelgelatine etc., der Eigenbewegung, der negativen Indolreaktion , sowie der Säure- titrirung nach Petruschky, auch die oben beschriebene Kohlen- säurebestimmung, welche von den übrigen Methoden den Vorzug chemischer Genauigkeit besitzt , eventuell , d. h. wenn die Diflferen- zirung nicht schon durch die zuerst genannten Untersuchungen mit Sicherheit gelingt, Anwendung findet.“ A. R e i n s c h (Kiel). Velich, A., Zjisteni bacillü typhovych ve vode studni- cuA (Zdravotn. vestnik. 1892. No. 5. Mai.) [Böhmisch.] Verf. berichtet über eine im hygienischen Laboratorium der böhmischen medizinischen Fakultät durchgeführte bakteriologische Untersuchung von zwei aus von einer Typhusepidemie heimgesuchten Ortschaften stammenden Brunnenwässern, in deren einem sowohl mittelst der Holz’schen als auch Parietti’s Methode (siehe die in No. 2 Bd. XI dieses Blattes erschienene Mittheilung des Referenten) Typhusbacillen nachgewiesen werden konnten. Kamen (Czernowitz). Spronck, C. H., Die Invasion des Kl ebs-Loefflersch en Diphtheriebacillus in die Unterhaut des Menschen. (Centralblatt für Allgemeine Pathologie und pathologische Anato- mie. Bd. III. 1892. No. 1.) An den Leichen von diphtheriekranken Kindern, die wenige Tage nach der Tracheotomie zu Grunde gegangen waren, fand Verf. in 3 Fällen ein diffuses Oedem des Unterhautzellgewebes in der nächsten Umgebung der Tracheotomiewunde, das äusserlich nur eine geringe Schwellung verursachte, auf dem Querschnitte jedoch gelb- röthlich und von kleinen Hämorrhagien durchsetzt erschien. In zwei Fällen erstreckte es sich über die Fossae supraclaviculares hinaus bis weit auf die vordere Thoraxfläche. Dabei zeigte die Wunde selbst weder diphtherischen Belag, noch sonstiges schlechtes Aussehen. Züch- tungsversuche ergaben, dass innerhalb der ganzen ödematösen Schwel- lung Diphtheriebacillen vorhanden waren. Aehnliche Oedeme sind bei Thierversuchen längst beschrieben und werden bei Kaninchen bei Impfung in die von aussen eröflfnete Trachea nicht selten angetroflfen. Sie scheinen beim Menschen auch häufiger zu sein, als man nach dem Mangel diesbezüglicher Angaben schliessen sollte. (Ref. hat derartige Oedeme wiederholt nach Tracheotomie und in einem Falle von einem in Folge der Intubation entstandenen Dekubitusgeschwür der Trachea aus entstehen sehen. Ref.) Es ch er ich^(Graz). Strelitz, ZurKenntniss derimVerlaufe derDiphtherien auftretenden Pneumonien. (Archiv f. Kinderheilkunde. Bd. XIII. 1891.) Die Frage, ob die im Verlauf der Diphtherie auftretenden Pueu- 23* 340 Diphtherie und Pneumonie. — Abscess mit Gonokokken. monien als Lokalisationen des diphtherischen Prozesses selbst oder durch das Eindringen anderer Bakterien verursachte Complikationen aufzufasseu sind, wird zur Zeit noch verschieden beantwortet. Ver- fasser hat deshalb bei 8 an Diphtherie verstorbenen Kindern, bei welchen die Erscheinungen einer Lungenentzündung hinzugetreten waren, die hepatisirten Stellen der Lunge einer mikroskopischen und bak- teriologischen Untersuchung unterzogen. Er fand in den Deckglas- präparaten zumeist Kokken mit und ohne Kapsel, ovale Formen und einmal auch kurze Stäbchen. Die mittels Agarplatten angestellten Kulturversuche ergaben : Den Frankel- Weich sei bäum’ sehen Coccus in 5 Fällen, 2 mal allein, 2-mal mit Staphylokokken, 1-mal mit Streptokokken. Staphyloc occus pyogenes aureus und albus 4-mal, niemals allein. Streptococcus pyogenes 2-mal, niemals allein. Bacillus Friedländer 2-mal, 1-mal mit Streptococcus, 1-mal mit Staphylococcus pyogenes. Diphtheriebacillus 1-mal zuzammen mit Staphylococcus. Die Identität der Arten wurde durch Kultur auf den ver- schiedenen Nährböden, in den meisten Fällen auch durch Thierver- suche erwiesen. In Uebereinstimmung mit den Untersuchungen von Babes und Queisner betrachtet Verf. den Fränkel-Weichselbaum- schen Coccus als den eigentlichen Erreger der complizirenden Pneumonie, gleichviel ob sie in lobärer oder lobulärer Form auftritt. Seine geringe Lebensfähigkeit (und wohl auch der Umstand, dass Verf. es unterlassen, die Stückchen oder den Saft der hepatisirten Lunge direkt zu verimpfen Ref.) trägt die Schuld daran, dass er bei den Sektionen nicht immer gefunden wird. Er ist aber nicht der alleinige Erreger der Pneumonie; neben ihm können auch die anderen erwähnten Arten ihre entzündungserregende Wirkung ent- falten. Nur betreffs des Diphtheriebacillus schliesst er einen solchen Zusammenhang aus, derselbe entstammte wahrscheinlich den weit in die Bronchien hinabgestiegenen diphtheritischen Membranen. Escherich (Graz). Cristiani, H., Abces p6riur6tral ä gonocoques. (Revue m6d. de la Suisse Rom. 1891. No. 10. p. 647.) Verf. beobachtete einen Fall von periurethralem Abscess, welcher jenen von Pellizzari1) mitgetheilten analog ist. Im Eiter konnte tinktoriell das Vorhandensein zahlreicher Gonokokken nachgewiesen werden. Kulturversuche verliefen resultatlos. Es scheint der Neis- s er’ sehe Gonococcus ähnliche pyogene Eigenschaften wie die Eiterkokken zu besitzen. Kral (Prag). Kummer und Favel , Zwei Fälle vonStrumitis hämato- genen Ursprungs, deren Ursache und Behandlung. 1) Cf. d. Centralbl, Bd. VIII. p. 590, Pemphigus. Strumitis. — Sycosis simplex. — 841 [Mitgetheilt vou Dr. Baaz in Graz.] (Wiener medizin. Presse. 1891. No. 43.) Mittheilung zweier Fälle von Strumitis, deren einer ein Typus für einen metastatischen Herd einer primären Infektion im Ver- dauungskanal, deren zweiter ein Typus einer Infektion durch Resorp- tion ohne deutlichen primären Herd war. Exstirpation in beiden Fällen. Im ersten Falle fand Favel Bacillen, die er für Typhusbacillen anspricht und als Ursache der Entzündung und Abscedirung der Schilddrüse ansieht. Im zweiten Falle konstatierte man eine massenhafte Anwesen- heit von Streptokokken, welche Entzündung bewirkten. Dittrich (Wien). Fafory, Zur Aetiologie der Sycosis simplex. (Dtsch. med. Wochenschr. 1891. No. 32.) Verf. hat in 2 Fällen einer hartnäckigen, allen Mitteln trotzenden Sycosis simplex Tuberculin injicirt und starke Reaktion erzielt. Da sonst am Körper der Kranken tuberculöse Herde nicht nachge- wiesen werden konnten, glaubt er hiernach annehmen zu dürfen, dass die Sycosis tuberculösen Ursprungs war ; freilich fanden sich im Eiter der Pusteln keine Tuberkelbacilleu. Auch in Mikrotomschnitten eines ausgeschnittenen Stücks der erkrankten Haut Hessen sich weder Tuberkelbacillen noch Riesenzellen nachweisen. Impfversuche mit dem Pustelsekret hat Verf. nicht angestellt. K übler (Berlin). Reale, A., Ricerche chimiche sul contenuto delle bolle di pemfigo. (La Riforma med. 1892. No. 99.) Ein 25-jähriges Weib erkrankte zwei Tage nach der ersten Ent- bindung unter plötzlicher Unterbrechung des Lochialflusses an Pem- phigus. Die linsen- bis nussgrossen Blasen waren sowohl im Ge- sichte als auch am Rumpfe und an den Gliedmassen aufgetreten und hatten theils einen serösen, serös-eiterigen oder eiterigen, theils einen blutig eiterigen Inhalt. Dieser wurde gesammelt und sowohl bakteriologisch als auch chemisch untersucht. Die erstere Untersuchung fiel negativ aus. (In der Arbeit ist nicht erwähnt, wie dieselbe durchgeführt wurde. Ref.) Die chemische Untersuchung ergab folgende Eigenschaften des Blaseninhaltes: Reaktion immer alkalisch, Freie Essigsäure . . keine. Ebenso fehlte auch Leucin, Tyrosin und Harnsäure, als auch freies Ammoniak. Letzteres trat nur auf, wenn nach Zusatz von Aetzkali die Flüssigkeit erwärmt wurde. Auch Sulfate konnten nicht nachgewiesen werden. Hingegen konnte mit Bestimmtheit die Gegenwart von Pto- mainen (nach Brouardel und Mayer) erkannt werden. Thierversuche mit weissen Ratten und Kaninchen fielen jedoch negativ aus. Kamen (Czernowitz). 342 Aktinomykose. — Pneümonomykose. — Gelenkrheumatismus. Kopfstein , IV. , Dva pfipady aktinomykosy u cloveka. [Zwei Fälle von Aktinomykose beim Menschen.] (Casop. 16k. cesk. 1892. No. 20 und 21.) [Böhmisch.] Verf. berichtet über 2 Fälle von Aktinomykose, und zwar in einem Falle von Aktinomykose der Lunge, weil auch im Sputum der Nachweis der charakteristischen Körner gelang, in dem zweiten Falle hingegen wahrscheinlich Aktinomykose des Darmes. In diesem Falle, in welchem ein sich in der Ileocöcalgegend entwickelnder, nach aussen aufbrechender Tumor vorlag, konnte der Ausgangspunkt der- selben (ob Darm oder Bauchwand) nicht genau festgestellt werden, weil es nicht gelang, die Acti n omy ce skörner auch im Stuhle uachzuweisen. In Schnitten gelang die Färbung des Strahlenpilzes vorzüglich mit der Gabb et’ sehen Methode der Tuberkelbacillenfärbung. lieber einige Züchtungsversuche wird Verf. später berichten; mehrere mit Aktinomykose geimpfte Thiere zeigten noch 2 Monate nach der Impfung keinerlei Erkrankungssymptome. Kamen (Czernowitz). Freyhan, Ueber Pneumonomycosis. [Aus dem städt. allg. Krankenhause im Friedrichshain , Abth. Prof. Fürbringer.] (Berliner klin. Wochenschrift. 1891. No. 51.) Verf. berichtet über einen Verschimmelungsprozess der Lungen bei einem 22-jährigen Manne. Das Sputum zeigte einen deutlichen Ge- ruch nach frischer Hefe. Man fand in demselben zahlreiche Pfropfe, welche fast ausschliesslich aus Soorpilzen bestanden. In einzelnen Pfropfen fanden sich auch „Leptothrixmassen“. Mit vorschreiten- der Genesung des Kranken wurden die Pfropfe immer seltener und blieben schliesslich ganz weg. Verf. nimmt an, dass die Heilung durch eine allmähliche Abstossung der gewucherten Pilzmassen und eine Rückbildung der entzündlichen Erscheinungen der Lungen und der Pleura eingeleitet wurden. Die Soorentwickelung erklärt Verf. als eine sekundäre, in einer bereits krankhaft affizirten Lunge auf- getretene. Dittrich (Wien). Achalme, Examen ba ct6 riologique d’un cas de rhuma- tisme articulair e aigu. (Le Bulletin m6d. 1891. No. 80. p. 919.) Ein Fall von akuter Polyarthritis endete nach dem Hinzutreten von Cerebralrheumatismus letal. Bei der 24 Stunden post mortem vor- genommenen Autopsie legte Verf. vom Herzblut und von verschiede- nen Organen und Organsäften aerobe und anaerobe Kulturen auf den üblichen Nährböden an, die indess alle steril blieben, bis auf die anaerob gehaltenen Bouillonkulturen, in welche Herzblut und Perikardialflüssigkeit ausgesät worden waren. Sie trübten sich nach 24 Stunden , wurden wieder klar , wiesen dann einen weisslichen Bodensatz auf und gaben einen charakteristischen scharfen Geruch von sich. Es handelte sich um einen an den Enden verjüngten, fast ko- nisch zulaufenden Bacillus, der in jungen Kulturen etwas kürzer üntersucliungsmetliodcn, Instrumente etc» 343 und schlanker, als der Milzbran dbacillus erscheint, eine geringe Eigenbewegung besitzt und einzeln oder als kurze Ketten von 2 oder 3 Gliedern vorkommt. In alten Kulturen sind weniger regel- mässige Formen vorhanden , hingegen in jedem Stäbchen 2 oder 3 Sporen sichtbar. Der Bacillus nimmt die Anilinfarben gut auf und entfärbt sich nicht nach Gram oder Weigert. Es ist ein obligater Anaerobe, der nur bei vollkommenem Luftabschluss gedeiht, sich gut in Rinderbouillon, weniger gut auf Blutserum und in Kalbs- brühe entwickelt und die Gelatine bei 21° ohne makroskopisch wahrnehmbares Wachsthum oder Trübung nach 4 oder 5 Tagen vollständig verflüssigt. Auf Kartoffeln und Agar findet eine Vege- tation auch bei Luftausschluss nicht statt. Junge Kulturen, die 24 Stunden dem Luftzutritte ausgesetzt bleiben , sind nicht mehr übertragbar. Aeltere Kulturen erwiesen sich , wahrscheinlich ihrer Sporenbildung halber, widerstandsfähiger. In Schnitten aus den Aortaklappen, der Mitralis, dem Herz- muskel und dem visceralen Blatte des Perikardiums waren die Ba- cillen zahlreich vorhanden, konnten hingegen in Leber, Nieren und Milz nicht nachgewiesen werden, was mit dem negativen Kulturbe- funde von diesen Organen im Einklang steht. Der Mikroorganismus entfaltet gegenüber Meerschweinchen und Kaninchen keine pathogenen Eigenschaften; er vermindert blos die Widerstandsfähigkeit gegen die Eitererreger bei der letzteren Thierart. Der Cerebralrheumatismus war in diesem Falle (wie immer bei dieser seltenen Theilerscheinung des Gelenkrheumatismus) von keinen anatomischen Veränderungen des Gehirns begleitet. Ebenso- wenig fanden sich irgend welche Ansiedelungen des Mikroorganismus in den Nervencentren vor. Wahrscheinlich ist diese Komplikation als die Folge einer Intoxikation durch die löslichen Produkte eines Mikroorganismus aufzufassen. Verf. schliesst, dass die ausschliess- lich im Herzen lokalisirte Infektion (Klappen-Endokarditis, Perikar- ditis, Myokarditis) durch den von ihm beschriebenen anaeroben B a- cillus hervorgerufen wurde. Kral (Prag). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Roux, GL , L’ analyse microbiologique des eaux. (Le Bulletin m6d. 1891. No. 83. p. 947.) Auch Verf. hält die übliche Feststellung der Keimzahl eines Wassers für ungenügend, um über dessen hygienischen Werth Auf- schluss zu geben. Die Bestimmung der im Wasser vorhandenen Artenzahl der Bakterien überhaupt und der Fäulnissbakterien ins- besondere, wie sie Migula (d. Centralbl. Bd. VIII. p. 353) vorge- schlagen und bei seinen Untersuchungen durchgeführt hat, ist als wesentlicher Fortschritt zu bezeichnen. Die verschiedenen Methoden der bakteriologischen Wasseruntersuchung können in geübten Händen 344 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, ßntwickeiungshcmmuhg etc. zu anuäherud gleich guten Resultaten führen. Die Miquel’sche Methode scheint von M i q u e 1 selbst, der sich nun den Methoden mit festen durchsichtigen Nährmedien zuwendet, als zeitraubend, komplizirt und kostspielig verlassen zu werden. Für die letzteren tritt Verf. wärmstens ein. Die quantitative bakteriologische Unter- suchung soll immer vorangehen, um die im Wasser vorhandenen Bakterienarten von einander zu trennen, wodurch sehr wichtige Hinweise gewonnen werden, die dann nur der richtigen Deutung harren. Sie ist unumgänglich nöthig zur Beurtheilung des Werthes eines Wassers sowohl in Bezug auf dessen allgemeine Genusszu- lässigkeit als auf ein möglicherweise vorhandenes infektiöses Ver- mögen. Neben der wünschenswerthen weiteren Vervollkommnung der Methoden macht sich ferner der Mangel eines universellen Nähr- bodens fühlbar geltend, auf welchem alle irgendwie entwickelungs- fähigen Keime, aerobe wie auch anaerobe, zum Wachsthum und so- nach zur Wahrnehmung gebracht werden könnten. Zum Schlüsse empfiehlt Verf. eine systematische Anwendung der „qualitativ-quanti- tativen“ Wasseranalyse. Kral (Prag). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Dornbliith, Fr., Ueber Bakterien und praktische Hygiene. (Deutsche Vierteljahrsschr. f. öff. Gesundheitspflege. Bd. XXIV. 1892. Heft 2.) Der Aufsatz handelt von der „Bakterienfurcht“ und zeigt, wie verschieden der Standpunkt der Hygieniker und der Bakteriologen ist. Die Ersteren sagen: „Ein Gesunder, der Bier trinkt und Butter und Käse verzehrt, aber andererseits nur sterilisirte Milch trinkt, handelt widersinnig“. Die Anderen erklären die Sterilisation der Milch vor dem Genuss als unumgänglich noth wendig. Verf. steht auf dem ersteren Standpunkt und befürwortet für ältere Kinder wie für Erwachsene den Genuss ungekochter Milch, hauptsächlich, weil das Kochen den Geschmack verschlechtert. Für Säuglinge soll die Milch keimfrei sein. Die Gefahren bei dem Genuss ungekochter Milch sind für einen gesunden Körper, „der einen Puff vertragen kann“, gering und lassen sich durch Vorsicht bei der Wahl der Lieferanten und durch staatliche Beaufsichtigung der Molkerei-Ein- richtungen auf ein Minimum herabdrücken. Spener (Berlin). Sior, Einige Untersuchungen über den Bakteriengehalt der Milch bei Anwendung einiger in der Kinder- ernährung zur Verwendung kommender Sterilisa- 1) S. das Referat im Centralbl. f. Bakt. Bd. III. 1888. p. 414. Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 345 tionsverfabren. (Jahrb. f. Kinderhlkde. N. F. XXXIV. Heft 1. p. 107.) Es war die Absicht des Verf., die im Laboratorium des unter Dr. Biedert stehenden Bürgerspitals in Hagenau angestellten Versuche möglichst denen des täglichen Lebens gleich zu gestalten. Er verwendete also die vom Lieferanten kommende Milch in gewohnter Weise wie früher; sie wurde den in jedem Haushalt üblichen Um- giessungen unterworfen und in üblicher Weise von der Spitalschwester wie die andere Kindermilch gekocht: Verf. benutzte einfach auf- gekochte Milch, ferner solche, die im Soltmann-Biedert’schen Milchkocher 1/2 Stunde lang gekocht war, endlich auch noch Milch, die im S o x h 1 e t ’schen Apparat alter Konstruktion während 35 Min. gekocht war. Er legte sowohl gleich nach dem Kochen, wie nach 24-stündigem Aufenthalt im Eisschrank oder in Zimmertemperatur aus der Milch unter Zuhilfenahme verschiedener Verdünnungen Kul- turen au, die dann bei Zimmertemperatur 8 Tage laug beobachtet wurden. Die durch Aufkochen und im Milchkocher behandelte Milch wurde in mit warmem Wasser gereinigten Fläschchen mit Kork- stopfen aufbewahrt. {J5 Es stellte sich heraus — die Tabellen geben genaueren Auf- schluss — dass die aufgekochte und die im Milchkocher behandelte Milch keine erheblichen Verschiedenheiten zeigen; beide enthielten reichliche Keime, viel mehr als Feer bei seinen Versuchen J) erhalten hatte. Es ist wohl die Aufbewahrung in den nur mangelhaft ge- reinigten Fläschchen hier anzuschuldigen und die Aufbewahrung besser im Sterilisationsgefäss zu bewerkstelligen. Die besten Resultate zeigte der Soxhlet’sche Apparat. Das Aufbewahren der Milch im Eis- schrank war sehr wesentlich verbessernd. Spener (Berlin). Schulz, M., und Weyl, Th., Zur Kenntniss der Lymphe. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. X.) Die Verfasser machten Analysen von animaler Lymphe und von Reissner’schem Lymphpulver, Dialysir- und Filtrationsversuche mit animaler Lymphe. Von den gewonnenen Resultaten ist be- merkenswerth, dass das Dialysat, erst nach zweistündiger Dauer des Prozesses auf Kälber verimpft, Pusteln erzeugte; das Pocken virus ist also äusserst schwierig dialysirbar. Impfungen mit Filtraten durch Chamberlandfilter (Bougies Roux) blieben stets erfolglos; die aktive Substanz geht also nicht in das Filtrat über. Abel (Greifswald). Miller, W., Ueber die Schnelligkeit, mit welcher ver- schiedene Antiseptika in das Zahnbein eindringen, resp. dasselbe sterilisiren. (Verh. d. deutsch, odontol. Ges. Bd. II. 1891. p. 242—255; mit 3 Abb. im Text.) Wenn, in Fällen von akuter Zahnkaries, die Erweichung des Den- tins beinahe oder ganz bis zur Pulpa vorgeschritten und es mit Feuchtigkeit vollkommen durchsaugt ist, muss der konservativen 1) cf. Ref. im Centralbl. f. Bakt. XI. No. 15. 346 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Behandlung (Füllung), wie allgemein zugegeben wird, die Sterilisation des so beschaffenen Dentins unbedingt vorangehen. M. versuchte nun experimentell festzustellen, welches oder welche von den vielen anti- septischen Mitteln hierzu am geeignetsten sind und wieviel Zeit zur vollkommenen Desinfektion erforderlich ist. Verf. untersuchte nach folgenden Methoden: 1) Frisch extra- hirte , schwer kariöse Zähne , deren Pulpen jedoch noch nicht gan- gränös waren, wurden äusserlich gereinigt und in ein Gefäss mit dem zu prüfenden Antiseptikum gelegt, welches die Zähne soeben bedeckt. Nach x/2 — 1 1/2 — 2 Stunden wurden sie mittelst sterilisirter Pincette entfernt, in keimfreiem Alkohol und darauf in ebensolchem Wasser abgespült; daun Trocknen und Umwickeln der Wurzeln mit sterilem Fliespapier (um die Zähne halten zu können, ohne die Fin- ger in Berührung mit der Krone zu bringen). Mit sterilen löffel- förmigen Exkavatoren wurde nun das kariöse erweichte Zahnbein bis an die Grenze des gesunden entfernt, an dieser Stelle winzige Stückchen von jenem abgeschabt, und je eins auf eine Agar-Agar- platte und in ein Bouillonröhrcheu gebracht. Nach 1 — 2 Tagen zeigte es sich, ob Bakterienwachsthum eintrat oder nicht. Darnach konnte man beurtheilen , ob das erkrankte Zahnbein sterilisirt war oder nicht. 2) Ein dickwandiges Glasschälchen wurde senkrecht zum Boden in 2 gleiche Theile geschnitten und an den Schnittflächen gut geschliffen, so dass sie genau passten. Zwischen die beiden Hälften wurde ein ca. 1 mm dicker Schnitt entkalkten Zahnbeins von einem Elephautenzahn eingeschaltet und das Ganze dann durch einen Schraubenapparat fest zusammengehalten. Die eine Hälfte des Schälchens wurde nun zu ä/3 mit dem zu prüfenden Antiseptikum gefüllt, die andere Hälfte gleich voll mit einer infizirten Bouillon- lösung. Es wurde bestimmt, wie lange es dauerte, bis genug von dem Desinfiziens durch das Elfenbein getreten war, um die Bouillon zu sterilisiren. 3) Kleine, mit den zu untersuchenden Flüssigkeiten angefüllte Glasgefässe werden mit Platten von entkalktem Elfenbein, welche so dick waren wie jene hoch , bedeckt , und darauf eine An- zahl von kleinen Stückchen entkalkten Zahnbeins. Diese wurden, eins nach dem andern, in Zwischenräumen von etwa 10 Minuten, heruntergenommen und auf infizirte Kulturplatten gelegt. Hatten die Stückchen antiseptische Wirkung erlangt, so zeigte sich dies in dem durch eine klare Zone markirten Ausbleiben von Entwickelung auf der Platte. 4) Gelatine in Röhrchen wurde mit einem bei Zim- mertemperatur schnell wachsenden, nicht verflüssigenden Mundbak- terium reichlich infizirt und auf eine Glasplatte ausgegossen. Nach dem Erstarren wurde sie mit einer grossen Platte entkalkten, durchaus säurefreien Elfenbeins bedeckt ; etwaige Luftblasen zwischen dieser und der Gelatine wurden durch leichtes Andrückon der Platte beseitigt. Auf letztere wurden Wattebäuschchen gelegt, welche mit den Antisepticis imbibirt waren; und das Ganze wurde mit einer Glasglocke zuge- deckt, um ein Austrocknen zu verhindern. Nach 10 Min. bis 1 Stunde wurde die Elfenbein platte abgenommen und die Gelatineplatte, wie üblich, in einer feuchten Kammer aufbewahrt. An den Stellen nun, wo das betr. Antiseptikum durch die Elfenbeinplatte hindurch Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 247 in Berührung mit der Gelatine gekommen war, blieb diese steril, was sich durch eine der Menge und Stärke des Antiseptikums pro- portionale transparente Zone kundgab. Die nach der letztgenannten, der leichtesten, zugleich aber auch nicht ganz zuverlässigen Methode gewonnenen Resultate wurden durch Versuche mit den anderen Methoden (besonders der ersten) kontrollirt. Es wurden im Ganzen 354 Einzelversuche mit 19 verschiedenen Substanzen angestellt. In erster Linie wird genannt 1) Jodtricblorid, in 5-proz. wässeriger Lösung. Nach den Ergebnissen von 41 Ver- suchen (6 nach Methode I, 35 nach Methode IV) zu urtheilen, ist es eins der kräftigsten Desinfizientien für kariöses Zahnbein. Dabei muss allerdings bemerkt werden , dass die Lösung sauer reagirt, ein Umstand, der, wenn es sich um die Konservirung von Zähnen han- delt, nicht ausser Acht zu lassen ist. Ob eine Schädigung der Zähne durch Anwendung dieses Mittels stattfindet oder nicht, müssen besondere Versuche darthun. 2) Sublimat, in 5-proz. wässeriger Lö- sung (63 Versuche nach allen Methoden) mit durchweg günstigen Resultaten. Eine Verfärbung des Zahnes durch dieses Mittel ist wohl möglich, aber kaum wahrscheinlich. 3) Phosphorpentachlorid, (7 Versuche) kann, obwohl von energischer Wirkung, wegen seiner stark sauren Reaktion in der Praxis schwerlich verwendet werden. 4) Wasserstoffsuperoxyd, mit 27 Versuchen (13 nach Me- thode I, 14 nach Methode IV); nach den Resultaten ein vorzügliches Desinfiziens für dünne, nicht stark zerfallene Zahnbeinschichten ; für dickere Schichten ganz unzweckmässig. 5) Karbol, mit 59 Versuchen (15 nach Methode 1, 2 nach II, 2 nach III, 40 nach IV) ; 6) Trichlor- phenol (11 Versuche); 7) Lysol (4 Versuche). Wiewohl vom Subli- mat und Jodtrichlorid an desinfizirender Wirkung bedeutend über- troffen, kann man die drei genannten Mittel anwenden, wenn es auf Zeit nicht ankommt; ihnen kommt überdies eine anästhesirende Wirkung auf das Zahnbein zu. 8) Zinkchlorid, in konzentrirter wäs- seriger Lösung mit 38 Versuchen (nach Methode I und IV); theo- retisch wirksam, praktisch wohl kaum in Frage kommend (wegen seiner üblen Nebenwirkungen). 9) Aetherische Oele, u. z. Pfefifer- münz-, Nelken-, Wintergreen- und Zimmtöl; ohne irgend welche, oder doch nur von ganz unerheblicher Wirkung. Auronatrium- chlorid, Kaliumplatinchlorid, Benzoesäure, in 10-prozentiger alkoho- lischer Lösung, Alkohol absol., Thymol, Resorcin, in 20-prozenti- ger alkoholischer Lösung, Resorcin, in 10-prozentiger Lösung, Pyo- ktanin, in konzentrirter wässeriger Lösung, blieben an Wirksamkeit hinter den oben genannten Mitteln so weit zurück, dass ihre An- wendung in praxi ausgeschlossen ist. Obgleich Verf. sich noch nicht berufen fühlt , aus den bisher erzielten Versuchsergebnissen bestimmte Schlussfolgerungen mit Be- zug auf den Werth des einen oder anderen Mittels zu ziehen, glaubt er daraus im Allgemeinen doch entnehmen zu können , dass einmal die „vollkommene Sterilisation einer Zahnhöhle, besonders wenn sich noch kariöses Zahnbein in derselben befindet, viel mehr Zeit bedarf, als wir gewohnt sind darauf anzuwenden“, und dann, dass „die besten Resultate, wie wir a priori voraussetzen müssten, wo die Schnellig- 348 Neue Litteratur. keit der Einwirkung den Hauptzweck bildet, mit leicht löslichen Substanzen erzielt werden. Aus diesem Grunde, nehme ich an, haben die ätherischen Oele so weuig Wirkung gezeigt, da ihre Unlöslich- keit in den Säften des Zahnbeius das schnelle Eindringen in die Tiefe verhindert“. 0. Katz (Berlin). Neue Litteratur zusammengestellt von Dk. Arthur Würzburg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. 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XII No. IO. für Bakteriologie und Parasitenkunde. Farbstoffe & Reagentien für Mikroskopie und Bakteriologie gewissenhaft nach Angabe der Autoren. Dr. G. Grübler, Leipzig, Bayrische str. Physiolog.-chem. Laboratorium. Preislisten gratis und franko. Kurse in Gährungsphysiologie und Gährungstechnik: 1. Februar, 1. Mai, 15. August, 1. November. Praktischer und theoretischer Unterricht in Reincultur und Analysen der Hefe nach dem System Prof. Dr. Hansen’s. Lehrbücher: E. Chr. Hansen : Untersuchungen aus der Praxis der Gährungsindustrie ; 3. Ausgabe. München (Oldenbourg’s Verlag) 1890. Alfred iörgensen, Die Mikroorganismen der Gährungsindustrie; 3. Ausgabe. Berlin (Paul Parey) 1892. Der Unterricht wird in deutscher, englischer und französischer Sprache gegeben. Frydendalsvej 30, Kopenhagen. Y. Bacteriolog. Laboratorium von berufener Seite zusammengestellt für die Bedürfnisse des Practischen Arztes. Prospecte franco gratis. 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V. : Anthropologische Beziehungen der Hand- und Fussmaasse. Frommanusche Uuchdruckerei (H e i m a n n l*o h lej in Jena. $$XMLBL4rr Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Geh. Hofr. Prof. Dr. Leuclcart m Professor Dr. LoeBer ln Leipzig ln Greifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. XII. Band. -o— Jena, den 20. September 1892. -o— No. 11/12. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. -~r£ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Sge— Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Eorrekturdbzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Lischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original - Mittheilungen. Zur Technik des Nachweises der Choleravibrionen. [Aus der Untersuchungsstation des k. Garnisonlazareths Würzburg.] Von Dr. L. Heim, k. b. Stabsarzt und Privatdocenten in W ü r z b u r g. Der Aufsatz von Laser (Berl. klin. Wchschr. 1892. No. 32) „Zur Choleradiagnose“ giebt mir Veranlassung, mich zu dieser Frage zu äussern und meine auf Grund längerer experimenteller Forschungen erlangten Erfahrungen niederzulegen. Bd. XU. 24 354 Heim, Meine im Sommer vorigen Jahres begonnenen Untersuchungen zielten auf die Auffindung eines Verfahrens ab, welches gestattete, die Choleravibrionen aus grösseren statt der üblichen Mengen von 1 ccm Wasser mit Hilfe von Mitteln zu züchten, die sich bequem auf Choleraexpeditionen in dem bakteriologischen Kasten mitführen lassen, der, bei sämmtlichen Untersuchungsstelleu der deutschen Armee eingeführt, von der Ausstellung des X. internationalen med. Kongresses 1 ) nebst der von E. Pfuhl ausgearbeiteten Gebrauchsan- weisung genügend bekannt sein dürfte. Als Grundlage diente dabei die von Schottelius2) unter Ver- wendung von Nährbouillon oder -Gelatine, und unabhängig von ihm von Büchner3) in verdünnten sterilisirten Cholerakulturen zuerst, demnächst von Gruber4), Bujwid5), mir6) u. A. zur Auf- findung der Choleravibrionen in Fäulnissgemischen benutzte Eigen- schaft dieser Mikroorganismen, in flüssigen Nährmedien nach der Oberfläche zu streben und dort Häutchen zu bilden. Um auszuprobiren, welche Nährlösung einer solchen Decken- bildung am günstigsten sei, versetzte ich zunächst 1/2-prozentige wässerige Traubenzuckerlösung mit einer 10-prozentigen Lösung von Peptonum siccum (Witte) und einer ebensolchen von Liebig’s Fleischextrakt derart, dass die unten verzeichneten verschiedenen Konzentrationen in einer Gesammtmenge von je 50 ccm zustande kamen. Die Alkalscenz musste in allen Proben die gleiche sein. Da die Peptonlösung alkalisch, die Fleischextraktlösuug sauer reagirte, so berechnete sich der zur Neutralisation nöthige Alkalizusatz ver- schieden. Nach entsprechender Neutralisirung erhielt jede Probe noch N einen Ueberschuss von 4 ccm Natronlauge, da 7 — 8 ccm N-Lauge auf das Liter als die geeignetste Menge für das Wachsthum der Choleravibrionen gelten. Zum Vergleichsobjekt dienten 50 ccm zucker- freie F. W. P.-Bouillou, sowie 50 ccm 1 /2-Prozöntige Traubenzucker- N lösung mit 4 ccm ^ Lauge; schliesslich verwendete ich noch 20-, 10- und 5-prozentige Harnlösungen von demselben Alkalescenzgrad. Die Infektion erfolgte mit 1 Tropfen einer Aufschwemmung aus 5 Platinösen einer 4 Stunden alten Bouillonkultur in 7 ccm sterilisirtem Wasser. Dieser Tropfen enthielt eine Unzahl von Keimen. Alle Proben kamen in nicht sterilisirte Bechergläschen gefüllt in den Brutschrank. In den nächsten Tagen zeigte sich ausser auf dem Bouillou- gläschen, welches die regelrechte Choleradecke hatte, überall Trübung und auf der Oberfläche eine mehr oder weniger reichliche, der Wahr- nehmung des charakteristischen Häutchens ungünstige Schaumbildung. Die Harnlösungen waren mit zunehmender Konzentration stärker ge- 1) Verhandlungen, allg. Theil S. 330. 2) Deutsche med. Wochenschr. 1885. No. 14. 3) Münchener med. Wochenschr. 1885. No. 50. 4) Wiener med. Wochenschr. 1887. No. 7 u. 8. 5) Centralbl. f. Bakt. u. Paras. Bd. IV. S. 494. 6) Arbeiten a. d. kais. Ges. -Amte. Bd. V. S. 297. Zur Technik des Hachweises der Choleravibrionen. 355 trübt; eine schwache Decke hatte die 20-prozentige; in ihr waren Cholerabacillen mittels Plattenverfahren nachzuweisen. Dieser Nach- weis gelang in den übrigen Lösungen wegen der reichlich vorhandenen schnell verflüssigenden Arten nicht. Ich wiederholte den Versuch mit den gleichen Lösungen ohne Zuckerbeigabe. Die 50 ccm-Proben enthielten: I. 3 Proz. Pepton 0,5 Proz. Fl. Extr. V. 0,5 Proz. Pepton 1 Proz. Fl. Extr. ^ u » 1 n » VE „ ,, 1 ,, 9, JU* 1 1 n ii VII. 1 yl ,, jj IV. 0,5 „ ,, 0,5 „ ,, VIII. gewöhnl. Bouillon. Jede Probe erhielt einen Zusatz von rund 500 Cholerakeimen. Die beste Choleradecke bildete sich wieder auf No. VIII, demnächst auf No. V und III, schwächer auf No. IV, II, I, nach mehreren Tagen erst erschien eine ganz schwache auf No. VI und VII. Nach diesen Ergebnissen versetzte ich 500 ccm Leitungswasser mit 2,5 g Pepton, 5 g Fleischextrakt und 0,5 g wasserfreier Soda, und infizirte die Lösung nebst 500 ccm reinen Leitungswassers mit 1 Oese stark verdünnter Cholerabouillon ; beide Proben kamen in mit Glasplatten bedeckten Bechergläsern in den Brutschrank. In der ersten bildete sich bald ein dünnes Oberflächenhäutchen, aus welchem sich die Choleravibrionen züchten Hessen, in der Kontrollprobe nicht. Um die Sache noch zu vereinfachen, versuchte ich es mit Fleisch- peptonlösung, zunächst wieder in kleineren Mengen. Ich stellte mir eine 20-prozentige Lösung von Kemmerich’s Fleischpepton, mittels 0,84 Proz. wasserfreier Soda neutralisirt, her und setzte davon zu je 50 ccm Cholerawasser soviel, dass ein Prozeutgehalt von 3, 2, 1, N 0,5 und 0,25 resultirte ; zu jeder Probe kamen noch 4 ccm ^ Soda- lösung. Am übernächsten Tage hatte sich bei Brutschranktemperatur eine feine, matte Decke von gleichmässiger Beschaffenheit gebildet, von der zunächst in Bouillon überimpft und dann auf Platten aus- gesät wurde, jedesmal mit positivem Erfolge. Nun ging ich wieder zu grösseren Mengen Wassers über. Am 23. VII. 1891 infizirte ich 5 1 Leitungswasser mit etwa 30000 Cholera- keiraen. Je 5 und 50 ccm davon vermischte ich mit 500 ccm frischen Wassers, 500 ccm kamen in i/2 Literglas. Alle 3 Proben wurden dann mit 10 ccm einer alkalischen Peptoulösung, hergestellt aus 50 g Kemmerich’s Fleischpepton, 4 g wasserfreier Soda und 50 g Wasser, versetzt und blieben, um den Verhältnissen der Praxis zu entsprechen, bei Zimmertemperatur stehen. Mit der direkten Platten- aussaat von x/2 und 1 ccm gelang der Choleranachweis nicht. 2 Tage später legte ich von der entstandenen Decke Gelatineplatten mit Ver- dünnungen an, aber die verflüssigenden Bakterien vereitelten auch hier den Erfolg. Am 26. VII. übertrug ich auf Bouillon; hier ent- stand im Verlauf der nächsten Tage ein Oberflächen häutchen ; aus diesem Hessen sich in allen 3 Fällen die Vibrionen mittels Platten isoliren. Weniger glücklich war ich bei einem Versuch vom 21. VIII. 1891 mit Mainwasser, dem auf 5 Liter 1900 Keime zugesetzt waren. In 24* 356 Heim, diesem und den beiden folgenden Fällen wählte ich die Versuchs- anordnung : Glas I 500 ccm Cholerawasser ohne weiteren Zusatz. „ II 500 „ „ Nährsubstrat. „ III 50 „ „ -j- 450 ccm Wasser -|- Nährsubstrat. „ IV 5 „ „ + 495 „ „ + „ „ V 5 „ „ + 495 „ Als Nährsubstrat dienten wiederum 10 ccm der alkalischen Lösung von Kemmerich’s Fleischpepton; die Proben II — IV er- hielten ausserdem noch 2 ccm N-Natronlauge. Weder die direkte Plattenaussaat, noch Entnahmen vom 22., 23. und 26. VIII. mit Vor- kultur in Bouillon lieferten den Nachweis der Cholerabakterien, wohl aber fand sich in grosser Zahl der Proteus vulgaris (Hauser) eine dem Auffinden der Choleravibrionen bekanntlich sehr ungünstige Bakterienart. Nur einmal, u. z. in Glas II nach eintägigem Stehen, gelang mir die Wiedererlangung der Cholerabakterien, deren 3000 einer Gesammt- menge von 5 1 Wasser zugesetzt waren, in einem Versuch mit Leitungs- wasser vom 9. IX. 1891 unter Verwendung von 10 g Peptonum siccum (Witte) und 4 ccm N-Natronlauge auf 1/8 1. Dagegen war weder die direkte Plattenaussaat, noch jene am 10., 12., 14. und 19. IX. von der Oberflächendecke nach Vorkultur in Bouillon angelegte von Erfolg begleitet. Vollkommen negativ verlief ein Versuch vom 30. X. mit Leitungs- wasser, das 400 Cholerakeime auf 5 1 enthielt, wobei 5 g Peptonum siccum, 2,5 g Kochsalz und 4 ccm N-Lauge als Nährsubstrat für 1/2 1 diente. Die Aussaaten wurden ähnlich dem vorigen Versuch am 30. X., am 1., 2. und 6. XI. gemacht. Da möglicherweise die bei der vorgeschrittenen Jahreszeit herr- schende niedere Temperatur die Schuld an dem meist negativen Aus- fall trug, so stellte ich im folgenden Sommer noch einen weiteren mit 4 Gläsern ä 200 ccm Cholerawasser an. Eines von ihnen erhielt am 21. VII. 1892 einen Zusatz von 1 g Pepton, sicc. und 1 g Kochsalz; vom Alkalizusatz sah ich ab, da das Peptonpräparat allein schon eine leicht basische Reaktion bedingte. Von den täglich der Oberfläche entnommenen Proben wiesen erst jene vom 25. VII. einen reichlichen Gehalt von Cholerakeimen auf. Das zweite Glas wurde mit demselben Nährsubstrat sowie 1 g einer sterilisirten und auf 1/3 ihres Volumens eingedampften Cholera- kultur in schwach alkalischer Fleischextrakt-Pepton-Glycerinlösung versetzt. (Diese Nährlösung hatte dadurch einen sehr hohen Keim- gehalt erlangt, dass sie 5 mal nach erfolgter reichlicher Entwickelung sterilisirt und von neuem geimpft worden war ; von der 4. Infektion ab blieb die Oberflächenentwickelung aus, die sich in einem Kontroll- versuch auch nicht nach Neutralisirung der durch das Wachsthum der Vibrionen bedingten erhöhten Alkalescenz wieder entfaltete.) Ins dritte Glas gab ich 1 g der eingedampften Kultur ohne weiteren Zusatz, ins vierte 5 g. In allen 4 Proben vom 21. VII. bildete sich erst am 24. VII. eine schwache Decke. Aber in den mit der eingedampften Cholera- Zur Technik des Nachweises der Choleravibrionen. 357 kultur versetzten Gläsern gelang mir der Nachweis vereinzelter Cholerabakterien bereits am Tage nach der Einsaat. Recht hinder- lich war auch hier das Vorherrschen schnell verflüssigender Arten, und es ist möglich, dass sie in der ersten Probe die spärlich vor- handenen, gesuchten Keime verdeckten. Immerhin machte es den Eindruck, dass die Kombination von Pepton und Proteinsubstanzen, wie sie in dem zweiten Glas gegeben war, die günstigsten Chancen für die Auffindung der Cholerakeime böte, denn mit zunehmender Reichlichkeit der Kolonieen gelang sie am 22., 24. und 25. VII. Aus allen diesen Versuchen erhellt, dass die Auffindung der Cholerabakterien im Wasser keine leichte Sache ist, selbst wenn sie reichlich daran sind, da die in ihm so häufig und zahlreich — viel mehr wie bekanntermaassen im Koth — vorkommenden peptonisirenden Arten rasch die Oberhand gewinnen. Am wenigsten Aussicht ge- währt die direkte Plattenaussaat von 1/Jä — 1 ccm. Man wird des- halb derartige Untersuchungen immer auch mit grösseren Wasser- mengen (I/4 — V.J 1 oder mehr), denen gewisse Nährsubstanzen zuge- setzt sind, anzustellen haben. Für die Mitnahme zu Untersuchungen ausserhalb des Labora- toriums würde sich eine grössere Menge (etwa 50 g) Peptonum siccum empfehlen. Das für die Entstehung der Indolreaktion ge- eignetste Präparat scheint mir, wie Bujwid mit Recht hervorhob, jenes von Witte in Rostock zu sein. Man verpackt es in Pulvern zu 5 g mit 2,5 g Kochsalz, und kann sich damit an Ort und Stelle auch (sterilisirte) 2-prozentige Lösungen als Ersatz für Fleisch- wasserpeptonbouillon herstellen. Eine weitere Alkalisirung der nur mit Pepton, sicc. bereiteten Nährsubstrate ist nicht nothwendig; ich gewann im Gegentheil den Eindruck, dass der durch Sodazusatz in kalkhaltigen Wässern bedingte Niederschlag nachtheilig auf den beabsichtigten Erfolg wirkt. Wenn möglich giebt man den zu unter- suchenden Proben sterilisirte, eingedampfte Cholerakulturen hinzu. Als zweckentsprechend hat sich auch Kemmerich’s Fleisch- pepton erwiesen, wovon man sich eine konzentrirte und leicht alka- lisch gemachte Lösung im Vorrath halten kann (s. o.). Selbst der einfache Zusatz von Harn zum Wasser im Verhältniss von 20 Proz. ermöglicht den Nachweis der Cholerabakterien im Wasser. Hier ist ebenfalls der Zusatz geringer Alkalimengen nöthig, am geeignetsten durch 1 — 2 Proz. Pepton, sicc. In allen Fällen ist — worauf zuerst Gr über hingewiesen hat — die Untersuchung nicht zu bald abzubrechen, namentlich, wenn man nicht mit Brutschranktemperatur arbeitet. Man muss oft mehrere Tage lang warten, bis der Choleranachweis gelingt. An jedem Tage sind nicht nur von der Oberfläche Uebertra- gungen in Bouillon zu machen, sondern auch von der auf den ge- impften Bouillonröhrchen erscheinenden Decke ein oder mehrere Male Aussaaten auf Platten vorzunehmen. Hat man mehrere Proben gleichzeitig angesetzt, so ist der Untersucher, der die Koch’ sehe Plattenmethode mit den bekannten 3 Verdünnungen an wenden will, kaum mehr im Stande, die täglich sich häufende mechanische Arbeit 358 Heim auszuführen. Da hat sich mir nun die, wie es scheint, wenig ge- bräuchliche Soyka’sche Methode als vortrefflich bewährt und ich möchte sie für derartige und gewisse andere Versuche nicht mehr gerne missen. Soyka1) benutzte Doppelschälchen, deren unteres mit 7 oder mehr runden Vertiefungen zur Aufnahme von Gelatine- tropfen versehen ist, die der Reihe nach von dem ersten aus infizirt werden. Mir schienen diese Schälchen mit ihren seichten Ausschliffen nicht praktikabel und ich kehrte daher zur einfachen Koch’ sehen Platte zurück, deren fünf auf Bänken in der feuchten Kammer übereinandergeschichtet jede 6 grössere Tropfen verflüssigter Nährgelatine in geeigneten Abständen erhielt, wozu der Inhalt von kaum zwei Reagenzröhrchen genügte. Jede Platte diente zur Unter- suchung einer von fünf Wasserproben, indem ein Partikelchen des in dieser oder in der Bouillon entwickelten Oberflächenhäutchens im ersten Tropfen zur Vertheilung kam , von dem aus dann mit einer frisch geglühten Platinöse die übrigen rasch infizirt werden konnten. Es empfiehlt sich jedoch, bei so keimreichen Medien das Ausgangs- material zunächst in einem Gläschen Bouillon, das nachher in den Brutschrank kommt, zu vertheilen und aus diesem die Infektion des ersten Gelatinetropfens vorzunehmen. Die ganze für 5 Untersuchun- gen nöthige Manipulation erfordert kaum 20 Minuten Zeit, schliesst ausserdem eine bedeutende Ersparniss an Material in sich und be- darf weder eines Nivellirapparates noch einer Kühlvorrichtung. Er- weisen sich trotzdem die ersten Tropfen der Platte in der Folge durch Bakterien verflüssigt, so wischt man sie, um die übrigen nicht zu gefährden, mit in Sublimatlösung getauchter Watte ab. Diese einfache Methode ist gewiss sehr geeignet für die Anwen- dung in der Praxis. Der Arzt, welcher weder Zeit noch reichlich Material an Nährmedien und Apparaten zur Verfügung hat, kann damit ebenso rasch und viel sicherer die bakteriologische Cholera- diagnose stellen, wie mit dem von Bujwid empfohlenen Verfahren. Bujwid (nicht Karlin ski, wie Laser 1. c. angibt) über- trägt von einem auf Choleravibrionen verdächtigen Fäulnissgemisch eine Oese in 2-proz. Peptonlösung, die für 24 Stunden in den Brut- schrank kommt. Von der Oberfläche wird darnach eine weitere Oese entnommen und auf eine neue Eprouvette überimpft u. s. f. bis zum 4. oder 5. Tag; dann hat man eine wenig trübe Flüssigkeit mit Oberflächenhäutchen, welche, wenn Cholerabakterien im Ausgangs- material vorhanden waren, auf Salzsäurezusatz die rothe Reaktion gibt. Laser nahm mit Choleravibrionen versetzte diarrhoische Fäces und machte die Uebertragungen in der obigen Weise , jedoch nur 3 Tage lang; L. erzielte zwar die Bildung eines Häutchens, durch- aus nicht immer aber das Zustandekommen der Indolreaktion. Bei seinen Untersuchungen hatte L. wahrgenommen, dass die mit Cholera- bakterien infizirten Fäces im Gegensatz zu anderen einen eigentüm- lich widrigen Geruch von sich gaben. Diese Erscheinung will nun L. zur Stellung der Choleradiagnose verwendet wissen. Er schlägt vor, eine Reihe von Gläsern mit Peptonbouillon oder Peptongelatine 1 Deutsche med. Wochenschr. 1888. No. 43. Zur Technik des Nachweises der Choleravibrionen. 359 mit den suspekten Fäces , eine andere mit solchen von anscheinend gesunden Personen zu versetzen und sie dem Brutschrank zu über- geben. Schon nach 24 Stunden soll, falls man zur Uebertragung nicht zu viel Fäces nahm, der entstehende charakteristische Geruch, namentlich wenn sich noch ein Häutchen auf der Oberfläche gebildet hat, die Entscheidung bringen. Wünschenswert^ wäre es natürlich immer noch, schliesst Laser, das Kulturverfahren und die mikro- skopische Untersuchung, wenigstens des Häutchens, vorzunehmen. Die fragliche Diagnose lediglich mittels des Geruchsinnes zu stellen, halte ich für recht gewagt. Wer skeptisch urtheilt, wer nicht mit feiner Nase begabt ist, wer vollends den charakteristischen Geruch nicht kennt, wird diese Methode überhaupt nicht anwenden können. Auch hat L. nicht mitgetheilt, wie sich die von dem diffe- renzialdiagnostisch unter Umständen in Betracht kommenden Vibrio Proteus in Fäces gebildeten riechenden Produkte manifestiren. Der Arzt muss mit aller Bestimmtheit die Diagnose stellen, besonders wenn es sich um die Konstatirung des ersten Falles an einem Orte handelt. Sein Verdacht, es könne ein Cholerafall sein, braucht nur geäussert zu werden, um in einem geordneten Gemein- wesen die Ausführung der gesetzlich vorgeschriebenen Vorbeugungs- massregeln, soweit dies nicht geschehen, zu veranlassen; der defi- nitive, offizielle Ausspruch der Choleradiagnose bringt aber derartig schwere soziale und nationalökonomische Folgen , dass über seine Richtigkeit keinerlei Zweifel obwalten dürfen. Solche sind aber nur ausgeschlossen, wenn man das Gelatineplattenverfahren zu Hülfe genommen hat. In der von mir angegebenen Weise ist es mit den verhältniss- mässig einfachsten Mitteln unter Aufwand von wenig Zeit und Nährmaterial möglich, diese unerlässliche Bedingung zu erfüllen. Zum Nachweis der Cholerabakterien wird nach R. Koch von der verdächtigen Ausleerung oder dem Darminhalt womöglich ein Schleim- flöckchen entnommen, in möglichst dünner Schicht auf einem Deck- gläschen ausgebreitet, mit Fuchsinlösung gefärbt und mit Hülfe der Oelimmersion nach Vibrionen gefahndet. Gleichzeitig bringt man ein Theilchen eines Schleimflöckchens auf ein anderes Deckglas, fügt einen Tropfen Bouillon hinzu und legt es zur Kultur im hän- genden Tropfen über die mit Vaselin umgebene Vertiefung eines hohlgeschliffenen Objektträgers. Zwei weitere Partikelchen vertheilt man in einem Reagenzröhrchen mit Bouillon und in einem anderen mit Gelatine; dieses wird nebst einigen Verdünnungen zur Platten- kultur verwendet. Wer nun nicht die dazu nöthigen Utensilien (Nivellir- und Kühl- vorrichtung, grössere Anzahl von sterilisirten Platten oder Petri- schen Schalen und von Gelatineröhrchen) hat, überimpft von dem suspekten Material auf ein Gläschen mit Bouillon oder 2-prozentiger Peptonlösung und verreibt ein oder 2 Platinösen der geimpften Nähr- lösung mit dem ersten der sechs Gelatinetropfen einer nach Soyka beschickten Platte, von dem aus die übrigen infizirt werden. Das Verfahren wird zweckmässig in den nächsten 24 Stunden wiederholt, während deren das Bouillonröhrchen nebst dem zur mikroskopischen 360 Heim, Zur Technik des Nachweises der Choleravibrionen. Besichtigung bestimmten hängenden Tropfen vor Licht geschützt an einem warmen Orte, am besten im Brutschrank, stehen bleibt. Waren Cholerakeime im Ausgaugsmaterial , so kann man schon nach 1 — 2 mal 24 Stunden, wenn die Temperatur nicht längere Zeit unter 16 — 18° C war, auf den Platten die Cholerakolonieen mit schwacher Vergrösserung erkennen, herausfischen und in Gelatineröhrchen stich- förmig, sowie in Peptoubouillon übertragen, in welcher man am nächsten Tage die Cholerarothreaktion mit Schwefelsäure anstellt. In Ermangelung grösserer Doppelschalen, sog. feuchter Kammern und entsprechender Glasbäuke wird jede Platte zwischen zwei über- einandergedeckte Teller, deren unterer mit feuchtem Fliesspapier bekleidet ist, eingelegt. Den Brutschrank kann man sich in der von v. Esmarch angegebenen Weise ersetzen, indem man einen hohen, theilweise mit Wasser von 30—37° gefüllten Topf mit Deckel nimmt, in welchem die in einem mit Sand oder Blei beschwerten Becher- glase befindlichen Reagenzgläser im Wasserbade gehalten werden, während ein unter den Topf gesetztes Nachtlicht der annähernden Konstanthaltung der Körpertemperatur dient. Hinsichtlich der flüssigen Nährsubstrate ist man bei der Unthun- lichkeit des Transportes und ihrer Versendung auf die Selbstbe- reitung angewiesen. Die Herstellung und Sterilisirung einer filtrirten 2-prozentigen Peptonlösung wird wohl keinem Arzte Schwierigkeiten machen; die Befolgung der v. Esmarch’ sehen Angaben über Im- provisirung bei bakteriologischen Arbeiten ^ wird ihm dabei zu statten kommen. Dagegen sollte es nachgerade möglich sein, in Apotheken ein gutes Peptonpräparat, namentlich aber sterilisirte Gläser und fertige in Reagenzröhrchen abgefüllte Nährgelatine zu erhalten. Jeder Apo-, theker sollte praktisch über die Prinzipien der Sterilisirung über- haupt und die Herstellung der zu bakteriologischen Untersuchungen gebräuchlichen Nährsubstrate, Farblösungen etc. im Besonderen, unterrichtet sein. Das ist heutzutage gewiss keine übertriebene An- forderung, wird jedoch so lange nur ein Wunsch bleiben, als nicht der Nachweis der einschlägigen Kenntnisse bei der Prüfung der Apotheker und die Aufnahme der wenigen nothwendigen Geräth- schaften ins Inventar staatlicherseits vorgeschrieben sein werden. Der Arzt aber würde so manche im hygienischen wie klinischen Interesse gebotene bakteriologische Untersuchung anstellen , die er aus Mangel an für die vorbereitenden Massnahmen nöthiger Zeit und Hülfsmitteln unterlassen musste; er würde ferner den sicherlich von manchem Praktiker schon oft ersehnten Vortheil geniessen, auf Ver- langen jederzeit Arznei- und Verbandmittel in keimfreiem Zustande zu bekommen. Wie viele unserer Apotheker sind wohl im Stande, solche einwandsfrei sterilisirt und keimdicht verschlossen zu liefern? Würzburg, 19/8. 92. 1) Hygienische Rundschau Bd. II. No. 15 Loew, Ein Beitrag zur Kenntniss der chemischen Fähigkeiten der Bakterien. 361 Ein Beitrag zur Kenntniss der chemischen Fähigkeiten der Bakterien. Von 0. Loew in München. Wir wissen, dass Bakterienarten organische Stoffe der verschie- densten chemischen Konstitution als Kohlenstoffquellen beim Ernäh- rungsprozess verwenden können, wie ein- und zweibasische Säuren (z. B. Essigsäure, Bernsteinsäure), hydroxylirte Säuren (z. B. Wein- säure, Citronensäure), Amidosäuren (z. B. Asparaginsäure, Leucin), ein- und mehrwerthige Alkohole (z. B. Methylalkohol, Glycerin, Mannit), Ketone und Ketonalkohole (z. B. Aceton, Fruktose), Alde- hydalkohole (z. B. Glukose, Galaktose), Esterarten (z. B. Essigäther, Acetessigäther)1), Harnstoff- und Guanidin derivate (z. B. Allantoin, Kreatin) und Amine (z. B. Methylamin). Ich habe mich überzeugt, dass auch Ketonsäuren (Brenztraubensäure, Lävulinsäure) und Nitrile (Methylcyanid) gute Nährstoffe abgeben. Freilich ist der Grad der Ernährungsfähigkeit sehr verschieden, die Fettsäuren z. B. werden mit steigendem Kohlenstoffgehalt schlechtere Nährmittel und nur da- durch, dass Amido- oder Hydroxylgruppen in ihr Molekül eintreten, werden sie wieder zu guten Nährstoffen, indem sie den chemischen Angriffen dann weniger Widerstand entgegensetzen. So ist Amido- buttersäure eine bessere Kohlenstoffquelle, als Buttersäure. Da es nun von nicht geringem Interesse ist, die chemischen Fähigkeiten der Bakterien genau kennen zu lernen, so ist auch die Kenntniss der Grenzen dieser Fähigkeit von Belang und die Frage, welche nicht giftigen Stoffe können nicht mehr zu Ernäh- rungszwecken verwendet werden, beschäftigte mich deshalb längere Zeit. Von den hierher gehörigen Stoffen habe ich bereits früher das Pyridin erwähnt2). In neuerer Zeit hat B. Meyer mitgetheilt 3), dass Citrakon- und Mesakonsäure keine Nährstoffe für Schimmelpilze sind, und Gleiches konstatirte L. Büchner bei Maleinsäure im Gegensatz zu Fumarsäure4). Dieses veranlasste mich, auch bei Spalt- pilzen die Ernährungsfähigkeit zu prüfen und ich fand auch, dass Citra- konsäure kein, Maleinsäure ein sehr schlechter Nährstoff ist. B. Meyer zog aus seinen Versuchen mit Penicillium ferner den Schluss, dass wohl Malonsäure, Bernsteinsäure, Methyl- und Aethylbernsteinsäure ernähren, die Substitutionsprodukte jedoch nicht mehr. So ernährten z. B. Dibenzylmalonsäure und Diäthylbernsteinsäure nicht. Von den Monosubstitutionsprodukten erwiesen sich auch die Paramethylbern- steinsäure, Mesomethylbernsteiusäure und Benzylbernsteinsäure als 1) O. Loew, Biol. Centralbl. Bd. X. p. 585. 2) Vergl. dieses Centralbl. Bd. IX. 1891. No. 21. p. 692. 3) Ber. d. Chem. Dtscb. Gesellseh. 1891. p. 1071. 4) Ibid. 1892. p. 1163. 362 I;OCW, schlechte Nährmedia. Es wäre vou Interesse, auch bei verschiedenen Bakterienarten diese Säuren zu prüfen. Bei meinen Versuchen, einen Zusammenhang zu finden zwischen Ernährungsunfähigkeit gewisser Stoffe und ihrer chemischen Konsti- tution stiess ich nun auf 3 Körper, welche ganz untauglich zur Er- nährung sind, dabei aber gar keinen Giftcharakter besitzen. Diese sind: 1) Glyoxal, der Aldehyd des Aethylenglykols. H2 C— OH 0 = C-H I I H2 C—OII 0 = C— H Aethylenglykol Glyoxal 2) das Pinakon, welches als Tetramethylglykol aufzufassen ist: (CH3)2C— OH (CH3)2C — OH 3) das Aethylendiamin : H2C-NH2 H2C— NH 2 Es wurden 0,5-prozentige Lösungen dieser Körper versetzt mit je 0,05-proz. Dikaliumphosphat und Diammoniumphosphat und 0,01- proz. Magnesiumsulfat. Da die Glyoxallösung sauer reagirte, wurde sie mit Soda genau neutralisirt, während die alkalische Lösung des Aethylendiamin mit Phosphorsäure neutralisirt wurde. Kalksalze wurden nicht zugesetzt, da mir viele Versuche die Entbehrlichkeit derselben für Bakterien erwiesen hatten 1 ). Bei meiner ersten Versuchsreihe wurden die (unsterilisirten) Lösungen (je 200 ccm in einem Va'Literkolben) aus fauliger Pepton- lösung infizirt und bei 15 — 18 0 im dunklen Schrank stehen gelassen, neben Kontrolllösungen von je 0,5 Proz. Methylalkohol, Asparagin, Aceton, Glykol, essigsaurem Natron und Diacetonamin (neutrales Oxalat). Bei allen Lösungen sorgte ich für ganz neutrale Reaktion. Schon nach 4 Tagen war Trübung zu bemerken bei allen diesen Kontrollversuchen, mit Ausnahme der Diacetonaminlösung. Letztere zeigte erst nach 2 Wochen eine kaum bemerkbare, sehr schwache Bakterientrübung; der Gegensatz zu dessen Muttersubstanz, dem Aceton, war auffallend. Also auch hier Abnahme der Ernährungs- fähigkeit mit dem Komplizirterwerden des Moleküls: CH3 / ch3— co-ch3 ch3— co-ch2— C-NHo Aceton Diacetonannu. Nach 2 Wochen erwiesen sich die Lösungen jener drei oben ge- nannten Stoffe völlig klar und frei von Bakterien. Nur beim Glyoxal 1) O. Loew, Flora. 1892. p 390. Nur fUr die Sporenbildung wäre noch die Entbehrlichkeit nachzuweisen. Ein Beitrag zur Kenntniss der chemischen Fähigkeiten der Bakterien. 363 aber hatte sich etwas Schimmel (Penicilli um) entwickelt, aber keine Bakterien. Nun wurde diesen Lösungen 0,2-proz. Pepton zugesetzt, worauf schon nach 2 Tagen starke Trübung und lebhafte Bakterien- entwickelung zu konstatiren war; jene Stoffe hatten also keinerlei Giftwirkung. Bei der zweiten Versuchsreihe infizirte ich die sterilisirten Lösungen mit einem sehr energischen Pilz, der sich in einer 0,5-pro- zentigen Nährlösung von formaldehydschwefligsaurem Natron ent- wickelt hatte, also in mehrfacher Beziehung grössere Fähigkeiten als andere Bakterienarten besass; aber auch dieser entwickelte sich in jenen Lösungen selbst nach Wochen nicht, während er in den Kontroll- lösungen von Acetonitril, Methylalkohol, essigsaurem Natron und Kreatin sehr gut gedieh. Wie ist es nun zu erklären, dass jene 3 Substanzen nicht zur Eiweissbildung (resp. Ernährung) dienen können? Offenbar müssen bei der Eiweissbildung aus verschiedenem Material zunächst bestimmte Atomgruppen durch oxydative und spaltende Thätigkeit (in einzelnen Fällen auch durch reduzirende Vorgänge) hergestellt werden, ehe die Eiweissbildung beginnen kann1). Diese Vorgänge können nun durch verschiedene Umstände erschwert werden, einmal durch grosse Festig- keit eines Moleküls, wie beim Pyridin, dann durch geringe Oxydir- barkeit, wie beim Pinakon, ferner durch bestimmte Atomstellungen, wie beim Glyoxal. Bei letzterem Körper finden wir gewiss eine leichte Oxydir- und Spaltbarkeit und doch ist er nicht von Bakterien zu verwenden. Nach der von mir aufgestellten Theorie ist diejenige Atomgruppirung, welche bei der Eiweissbildung zuerst hergestellt werden muss, der Formaldehyd, resp. die damit isomere Gruppe CHOH. Ich folgere weiter, dass solche Stoffe, bei denen die Bildung dieser Gruppe auf grosse Schwierigkeiten stösst, auch keine Nähr- stoffe sind. Diese Schwierigkeiten hängen mit der Konstitution und Molekulargrösse zusammen ; sie wachsen z. B. mit der Anhäufung der Methylgruppen an Stelle von Wasserstoffatomen, wie nicht nur das obengenannte Beispiel des Pinakons im Vergleich zum Glykol ergibt, sondern auch sich beim Vergleich von Methylamin mit Tri- methylamin erkennen lässt: H CH 3 / / N— H N-CH3 \ \ CH3 ch3 Methylamin Trimethylamin Das letztere ist eine weit schlechtere Kohleustotfquelle, als ersteres, wie mir Versuche mit den neutralen phosphorsauren Salzen ergaben, die in derselben Weise wie oben zur Verwendung kamen. Zur In- fektion hatte hier derselbe Aerob gedient, der in Nährlösung von formaldehydschwefligsaurem Natron gewachsen war. Es lässt sich mit einer gewissen Sicherheit ferner schliessen, dass die Trimethyl- 1) Vergl. O. Loew, dieses Centralbl. 1891. No. 22. p. 724. 364 Emmerich, Tsuboi, Steinmetz u. Löw, essigsäure ein noch schlechterer Nährstoff sein wird, als die isomere Baldriansäure : CH3 \ CH, — C — CO OH CH , -CH 2— CH 8— CH L>— CO OH ,_rT / Normale Baldriansäure Trimethylessigsäure München, 13. August 1892. Ist die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums eine Lebensäusserung oder ein rein chemischer Vorgang? Untersuchungen über die Natur der mikrobiciden Eiweisskörper des Serums. Von Prof. Dr. R. Emmerich, Prof. Dr. J. Tsuboi und Dr. Steinmetz nebst Bemerkungen von Dr. 0. Löw in München. Zu den grössten wissenschaftlichen Errungenschaften der Bakte- riologie gehören die durch systematische experimentelle Untersuchun- gen erzielten Einblicke in die Ursache der natürlichen und künst- lichen Immunität und als unmittelbare Frucht dieser Erkenntnisse die Bluttherapie der Infektionskrankheiten. Die Möglichkeit der Heilung von Infektionskrankheiten durch die Schutz- und Heilstoffe des Blutes künstlich immunisirter Thiere ist sicher dargethan. Zur Erzielung eines durchschlagenden Heil- erfolges muss aber die Ursache der Immunität noch weiter er- forscht, die chemischen Vorgänge, auf welchen sie beruht, müssen vollkommen klar gelegt werden, dann wird sich der Ausbau und die Vervollkommnung der neuen Heilmethode leicht bewerk- stelligen lassen. Durch die Untersuchungen von Hans Büchner und Anderen ist über allen Zweifel sicher gestellt, dass die Eiweiss- körper des Blutserums diejenigen Substanzen sind, von denen die bakterienvernichtende Wirksamkeit ausgeht. Nunmehr stehen wir aber vor der schwierigen Aufgabe, die Atomgruppirung zu ermitteln, durch welche die Labilität und bakterienvernichtende Wirkung der Eiweisskörper des Serums be- dingt wird. Gelingt es in dieser Beziehung, wenn auch nur Schritt für Schritt , gewisse Einblicke zu erzielen , dann werden wir auch allmählich zur Erkenntniss der chemischen Vorgänge gelangen, auf denen die Immunität überhaupt beruht. Ueber die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums. 365 Unserer Theorie des Immunitätsprozesses1) entsprechend, mussten wir zur Lösung dieser Aufgabe zunächst die Eiweisskörper des Se- rums rein darstellen und untersuchen, durch welche chemischen Einwirkungen die durch Fällung, Trocknung u. s. w. etwa inaktiv und unwirksam gewordenen Eiweissverbindungen wieder Aktivität und bakterienvernichtende Wirkung erlangen können. Nun haben aber kompetente Forscher sich dahin geäussert, dass dieser Weg nicht zum Ziele führen könne, ja von vornherein aus- sichtslos sei und dass die Eiweissstoffe als solche, wie wir sie mit unseren chemischen gegenwärtigen Methoden, durch Fällung, Fil- tration, Dialyse u. s. w. mehr oder weniger rein herstellen können, unmöglich bakterienvernichtende Wirkung haben können. „Es ist von vornherein sicher, sagt Hans Büchner2), dass eine künst- liche Lösung von Serumglobulin oder Serumalbumin keine tödteu- dcn Wirkungen auf Bakterien besitzen würde. Man muss nur immer sich gegenwärtig halten, dass wir bei unseren Versuchen mit zwei Arten von Serum zu thun hatten, mit dem unveränderten, direkt dem Körper entstammenden, auf Bakterien wirksamen Serum uud mit dem durch Erwärmen auf 52 oder 55° seiner Wirk- samkeit auf Bakterien beraubten Serum. Auch das letztere enthält noch die nämlichen Bestandtheile, wie das wirksame, enthält Serum- globulin und Serumalbumin im gleichen Verhältniss, mitsammt den Salzen, und doch besitzt es keine Spur einer tödtenden Wirksamkeit auf Bakterien. Wenn es also gelänge, eine Lösung von Serumglobulin und Serumalbumin mit Salzen in der Zusammensetzung herzustellen, wie diese Stoffe im Serum enthalten sind, so würden wir doch im besten Falle nie etwas anderes dar stellen können, als höchstens das unwirksame Serum. Offenbar würde es uns nie gelingen, a uf kü n st 1 ic hem We ge d a s wirksame Serum zu erzeugen.“ Damit wäre es uns auf immer unmöglich, einen vollen Einblick in Ursache und Wesen der bakterienvernichtenden Wirkung der Serumeiweisskörper zu gewinnen; denn wenn es möglich wäre, die Vorgänge, auf welchen die Wirksamkeit beruht, zu erforschen, dann wären wir auch im Stande, wirksames Eiweiss aus unwirksamem hcr- zustellen. Wir haben uns übrigens in der Abhandlung Büchner’ s ver- gebens nach den Gründen umgesehen, aus welchen die Berechtigung einer so extremen Auffassung uud die Begründung dieses „ignorabi- inus“ zu ersehen wäre. Büchner denkt sich offenbar die Wirkung des Bluteiweisses als eine von der Organisation abhängige, als eine Lebensäusserung, die wir mit chemischen Mitteln nicht hervorrufen können. Indem er nämlich konstatirt, dass das Serum im Kontakt mit den leben- 1) Siehe dieselbe in Emmerich und Tsuboi, Die Natur der Schutz- und Heilsubstanz des Blutes. Wiesbaden (Bergmann’s Verlag) 1892. p. 19 ete. 2) Untersuchungen über die bakterienfeindlichen Wirkungen des Blutes und Blut- serums. (Archiv f. Hygiene. Bd. X. p. 1C9.) 366 Emmerich, Tsuboi, Steinmetz u. Löw, cl e d Blutkörperchen den wirksamen Zustand vollkommener bewahre, als bei blosser Berührung mit den Wandungen der Glasgefässe, sagt er1): „ Diese Beobachtung lässt es möglich erscheinen, den wirk- samen Zustand der Serumalbuminate in Beziehung zu denken zum Zustand der Albuminate in den lebenden Zellen, von dem Pflüger und O. Löw annehmen, dass er chemisch von dem Zustand der Albuminate in todten Organen verschieden sei.“ Ueber diese hier nur vorsichtig berührte Frage äusserte sich Büchner in einer späteren Arbeit2) mit aller Entschiedenheit wie folgt: „Das was im bisherigen vorgebracht wurde, beweist nun wohl zur Genüge, dass das zellenfreie Blutserum in dem Zustande, sowie es den Organismus verlässt, doch etwas mehr bedeutet, als eine blosse Eiweisslösung. Man könnte vielleicht sagen , dass ein ge- wisser „halblebender“ Zustand in demselben zu konstatiren sei. Aber ich bin mir, indem ich die Bezeichnung „lebend“ oder auch „halb- lebend“ für eine Flüssigkeit gebrauche, wohl der Gefahr bewusst, dem Ketzerrichter zu verfallen. Gibt es doch unter den Naturfor- schern manche Fanatiker der Exaktheit, die den Begriff des „Lebens“ am liebsten sogar bei der Zelle ganz eliminirt sähen, weil schliess- lich doch alles auf physikalische und chemische Prozesse hinauslaufe.“ Unserer Meinung nach unterscheidet Büchner nicht scharf ge- nug zwischen „lebendem“ und „aktivem“ Eiweiss. Auch das „aktive“ Eiweiss zeichnet sich, wie Löw 3) sagt, durch grosse Labilität und intensive Atombewegung, durch Selbstoxydation und fermentative Wirkungen aus, aber trotzdem dürfte noch ein weiterer Schritt von der Wirkung des Körpers bis zu der des „lebenden“ Protoplasmas sein, mit seinen so verschiedenen, oft so staunenswerthen Verrichtungen, selbst bei den einfachsten Organismen, wie z. B. der Kohlensäurezersetzung im Chlorophyllkörper oder der amöboiden Bewegung.“ „Wenn wir uns nun vergegenwärtigen, dass das „lebende“ Pro- toplasma aus „aktivem“ Albumin in äusserst komplizirter Weise aufgebaut ist und dass bei diesem Bau die Aldehydgruppen des einen Moleküls wieder in die Nähe der Amidgruppen des nächsten kommen, so wird eine weitere bedeutende Steigerung der lebendigen Bewegung die Folge sein. Das „aktive“ Eiweiss wird damit zum „lebendigen“ Eiweiss, welches oh n e komplizirte Organisation nicht gedacht werden kann. Man kann das „lebendige“ Protoplasma als eine Maschine von ausserordentlich kunstvollem Bau betrachten, bei welcher die Eiweissmoleküle wie in einem komplizirten Räder- werk in einandergreifen und die Energie der Aldehydgruppen den bewegenden Dampf vorstellt.“ (0. Löw.) Die Wirksamkeit des Serumeiweisses ist nun aber nicht etwa die Folge einer Organisation desselben , sie ist nicht die Funktion 1) 1. c. p. 171. 2) Die keimtödtende , globulicide und die antitoxische Wirkung des Blutserums. (Münch, med. Wochenschrift. 1892. p. 121.) 3) O. Löw und Th. Bokorny: Die chemische Kraftquelle im lebenden Proto- plasma. München (Verl. v. Finsterlin) 1882. p. 23. Ueber die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums. 367 „lebenden“ Eiweisses, „welches ohne komplizirte Organisation nicht gedacht werden kann“, sondern nur das Resultat der „Aktivität“ des Eiweisses. „Aktives“ und „inaktives“ Eiweiss sind aber nur chemisch verschieden oder mit anderen Worten: es lässt sich die Wirksamkeit des ersteren einfach durch „vergrösserte Labilität ge- wisser Atomgruppen, sowie deren Stelluug im Molekül“ erklären. Wenn es sich aber beim Aktivwerden des Eiweisses nur um Regene- riruug gewisser labiler Atomgruppen und eine gewisse Aneiuander- lagerung der Moleküle handelt, warum soll es dann nicht möglich sein, einen durch Fällung u. s. w. weniger wirk- sam, aber vielleicht noch nicht einmal ganz unwirk- sam oder inaktiv gewordenen Eiweisskörper durch chemische Einwirkungen zu regeneriren1)? Da es sich bei diesen Fragen vorläufig nur um theoretische Erwägungen handelt, so ist zum Mindesten der Versuch berechtigt, den Eiweisskörper aus dem Serum zu isoliren, welcher der Träger der bakterieuvernich- tenden Wirkung ist. Wenn es gelingt, mit einem solchen Eiweisskörper bakterienvernichtende Wirkungen zu erzielen, dann ist dies ein grosser Fortschritt, denn wir können alsdann die Naturerscheinungen, deren Ursache wir suchen, künstlich hervorbringen, ,,wir können sie gleich- sam mit nach Hause nehmen und sie inmitten auderer Umstände, mit denen wir in allen Beziehungen genau bekannt sind, beobachten.“ Dieselbe ist nun nicht mehr bloss der Beobachtung, sondern dem Experiment, welches eine unbegrenzte Ausdehnung der ersteren ist, zugänglich. „Das Experiment setzt uns aber nicht allein in den Stand, eine viel grössere Anzahl von Veränderungon hervorzubriugen, als die Natur uns freiwillig darbietet, sondern es erlaubt uns sogar, in tausend Fällen genau die Art von Veränderungen hervorzurufen, deren wir bedürfen , um das Gesetz der Naturerscheinung zu ent- decken.“ Da von keiner Seite stichhaltige Gründe für die angebliche Aussichtslosigkeit des Versuches die bakterienvernichtendeu Eiweiss- körper aus dem Serum zu isoliren , erbracht wurden , so haben wir diese Arbeit schon vor längerer Zeit in Angriff genommen und die Erfolge, welche wir erzielten, sind grösser, als wir bei der Schwierig- keit der Untersuchungen, die soviel Sorgfalt und Achtsamkeit bis ins kleinste Detail verlangen, erwarten durften. Bei der künstlichen Immunität ist die bakterienvernichtende Wirkung des Blutserums eine viel intensivere, als beim gewöhnlichen Serum und der Thierversuch gibt mit aller Bestimmtheit darüber Aufschluss, ob ein aus solchem Serum isolirter Eiweisskörper Schutz- und Heilwirkung besitzt oder nicht. Aus diesen Gründen suchten wir zunächst aus dem Serum künstlich immunisirter Thiere den wirksamen Ei weisskörper 1) Um Verwechselungen mit dem „aktiven“ bakterientödteuden Blutserumei- weiss und dem „aktiven“ Eiweiss, welches zum Aufbau lebenden Protoplasmas dient, vorzubeugen, nennen wir das erstere „in i k r o b i c i d e s“ Eiweiss oder „Immun- protein“, wenn cs auch höchst wahrscheinlich ist, dass die labilen Atomgruppen des „inikrobiciden“ Albumins aus den labilen Atomgruppen des „aktiven“ Albumins her- vorgegangen sind. 368 Emmerich, Tsuboi, Steinmetz u. Löw, zu isoliren J). Während sich das nach den verschiedenen Methoden gefällte Globulin als unwirksam erwiesen hatte, zeigte das mit Am- moniumsulfat oder Alkohol aus dem Globulin-freien Serum gefällte Serumalbumin die gleiche bakterieuvernichtende, d. h. beilende Wir- kung, wie die Serummenge selbst, aus welcher dieses Albumin ge- fällt worden war. Damit ist aber noch nicht bewiesen, dass dem gesammten Serumalbumin des Blutes immunisirter Thiere bakterien- vernichtende Wirkung zukommt. Es erscheint uus vielmehr höchst wahrscheinlich, dass nur eiu kleiner, im aktiven Zustand befindlicher Theil der Gesammtmenge des Serumalbumins die wirksame Substanz darstellt. Nur das aus der täglichen Nahrung stammende Eiweiss, welches durch die im lymphatischen Darmgewebe neugebildeten Lymphzellen zu lebendigem Eiweiss umgebildet und bei deren Zerfall im Blute als „aktives“ Eiweiss gelöst wird, besitzt allein, wie es scheint, bakterientödtende Wirkung. Es empfiehlt sich jedenfalls, diese Ansicht zu vertreten und festzuhalten, so lange die Frage der Entscheidung harrt; denn sie gibt zu weiteren Untersuchungen über die Isolirung des aktiven Theiles des Serumalbumins Veranlassung, während man keinen Grund hätte, weitere Untersuchungen auszuführen, wenn man der grossen Menge des gesammten Serumalbumins die Wirkung zu- schreiben würde. Es gibt allerdings auch einige Thatsachen, welche für die von H. Büchner vertretene Möglichkeit sprechen, dass das gesammte Serumalbumin die Wirkung bedinge, insofern eine an und für sich schwach wirksame Substanz erst durch die grösseren Men- gen, in denen sie gewöhnlich auftritt, zu einer bemerkenswerthen Intensität der Wirkung gelangen kann. Diese Ansicht findet eine Stütze in der von uns konstatirten Thatsache, dass die Menge des Serumalbumins proportional der zunehmenden Immunität grösser wird. Wir haben in unserer Abhandlung über „die Natur der Schutz- und Heilsubstanz des Blutes“ noch eine dritte Möglichkeit hervor- gehoben, nämlich die, dass eine besondere Substanz, welche durch die Fällungsmittel des Serumalbumins, namentlich durch Alkohol mit dem letzteren ausfällt, das wirksame Prinzip sein könnte, eine Mög- lichkeit, die wir aber damals, wie auch heute noch, als höchst un- wahrscheinlich bezeichnen mussten. Angesichts dieser Thatsachen ist es uns unbegreiflich, wie Behring1 2) behaupten konnte, wir hätten nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen, „dass weder die Globuline noch die Albumine das wirksame Prinzip darstellen.“ Mit dieser Möglichkeit haben wir wohl gerechnet, aber wir haben sie aus bestimmten Gründen nicht für wahrscheinlich bezeichnet. Voraussichtlich wird sich aber aus weiteren Untersuchungen er- geben, dass ein bestimmter, grösserer oder geringerer Theil des Serumalbumins, eine Modifikation desselben, das „aktive“ Serum- albumin, die mikrobicide Substanz darstellt. Wie dem aber auch sein mag, jedenfalls ist durch unsere Ver- 1) Die Natur der Schutz- und Hoilsubstanz des Blutes. Wiesbaden 1892. Bergmann’s Verlag. 2) Centralblatt für Bakteriologie und Parasiteukunde. Bd. XII. 1892. p. 79. Ueber die bakterientödtende Eigenschaft des Blutsefums. 369 suche für die von Koch als „septikämische“ bezeichneten Infektions- krankheiten (Pneumouia crouposa, Schweinerothlauf etc.) über allen Zweifel festgestellt, dass die mikrobicide Schutz- und Heilsubstanz an das Serumalbumin des Blutes der immunisirten Thiere gebunden ist und dass dieselbe durch die gleichen Mittel, wie dieses gefällt und gelöst wird, somit wahrscheinlich damit identisch oder vielleicht nur durch eine grössere Labilität gewisser Atomgruppen davon ver- schieden ist. Nunmehr müssen auch Diejenigen, welche früher die Isolirung der bakterienvernichtenden Eiweisskörper aus dem gewöhnlichen Serum für aussichtslos erklärten, die Möglichkeit der Reingewinnung derselben in wirksamen Zustand zugeben , wenigstens soweit diese, wie H. Büchner, die auch unserer Theorie nach richtige An- schauung vertreten , dass die künstliche Immunität , d. h. die mikro- bicide und antitoxische Wirkung des Serums immunisirter Thiere nicht als etwas Spezifisches oder absolut Neues, sondern nur als eine gradweise Steigerung einer allgemeinen und normalen Funktion des Serums zu betrachten ist. Es ist nun im Folgenden unsere Aufgabe, zu zeigen, in wieweit uns der Nachweis und die Reingewinnung der mikrobiciden Eiweiss- körper im gewöhnlichen Serum gelungen ist und durch welche che- mischen Einwirkungen die durch Fällung, Trocknung etc. mehr oder weniger unwirksam gewordenen Eiweisskörper ihre Aktivität und bakterienvernichtende Wirkung wieder erlangen können. Dass wir dabei das Serumalbumin, welches wir bei der künstlichen Immunität gegen septikämische Infektionskrankheiten, als das wirksame Prinzip erkannt hatten, in erster Linie in Betracht zogen, ist selbstver- ständlich. I. Versuche mit dem aus Hundeserum gefällten und in Wasser gelösten Serumalbumin. Behufs Gewinnung des Serums wurde bei Hunden, welche eine Woche hindurch gut' mit Fleisch gefüttert worden waren, die Carotis in mehreren Centimetern Länge frei präparirt, central und peripher unterbunden, angeschnitten und eine mit Gummischlauch versehene und nebst diesem sterilisirte Glaskanüle eingebunden. Nachdem das Schlauchende in einen sterilisirten Glascylinder einge- führt und dieser wieder mit dem Wattepfropf lose verschlossen war, wurde die centrale Ligatur gelöst und das Blut aufgefangen. Die Operation war stets in wenig Minuten vollzogen und jede Bei- mischung desinfizirender Lösungen zum Blute ausgeschlossen. Nach 24-stündigem Stehen in Eis wurde das stets blutkörperchen- und keimfreie, mit sterilisirtem Heber abgezogene Serum zum Versuch verwendet. Die folgenden Tabellen enthalten die Zahlen, welche die Wirkung des Serums selbst (Tabelle I), sowie die der wässerigen Serum- albuminlösung (Tabelle II) und endlich diejenige der auf 100° C erhitzten wässerigen Serumalbumin-Lösung erkennen lassen. xii. Bd. 25 370 Emmerich, Tsuboi, Steinmetz u. Löw, I. Bakterieutödtende Wirkung des Hundeblutserums Datum Zahl der Typhus- Zahl der Typhus- bacillen sofort nach Zeit des Stehens bei bacillen nach dieser der Aussaat ins 37“ C. Zeit pro 1 ccm Blut- Serum pro 1 ccm serum 28. V. 1892 4,280,000 3 Std. 45 Min. 379,288 2. VI. 1892 3,046,400 3 Std. 30 Min. 332,960 Von diesen beiden Serumproben, welche sich durch sehr energische mikrobentödtende Wirkung auszeichneten, wurden je 50 ccm behufs Fällung des Globulins in sterilisirten, vom Strahl der Wasserleitung berieselten Pergauientpapier-Schläuchen 12 — 18 Stunden dialysirt und dann das Serum durch Anstechen des mit sterilisirtem Filtrirpapier abgetrockneten Schlauches vom Globulinniederschlag abgegossen. (In beiden Versuchen hatte sich im unteren verschlossenen Schlauchende ein ziemlich beträchtlicher weisser Niederschlag angesammelt, der, wie die weitere Untersuchung zeigte, lediglich aus Globulin bestand.) Das globulinfreie Serum wurde alsdann mit der mehrfachen Menge Alkohol versetzt, das Serumalbumin auf einem sterilisirten Falten- filter rasch abfiltrirt, sofort vermittelst sterilisirter poröser Teller und Filtrirpapier ausgepresst und der Rest des Alkohols durch 1/2-stün- diges Trocknen der fein vertheilten Masse im Vakuumtrockenschrauk bei 36° C entfernt. Die feinkörnige Masse wurde alsdann in sterili- sirter Reibschale zu staubförmigem Pulver zerrieben und in sterili- sirtem Wasser mit Zusatz vou Kochsalzlösung gelöst. Bei den mit diesen Lösungen angestellten Versuchen wurden folgende Zahlen erhalten: li. Wirkung der wässerigen Lösung des Serumalbumins mit Kochsalzzusatz Datum Zahl der Typhusbacillen sofort nach der Aus- saat pro 1 ccm Serum- albuminlösung Zeit des Stehens bei 37" C. Zahl der Typhus- bacillen nach dieser Zeit pro 1 ccm Serumalbuminlösung 29. V. 1892 362,190 3 Std. 45 Min. 371,330 3. VI. 1892 115,200 4 Std. 124,200 Diese Zahlen waren keineswegs ermunternd, sondern vielmehr geeignet, die Annahme zu unterstützen, dass eine grosse, vielleicht spezifische Verschiedenheit zwischen dem wirksamen Serumalbumin künstlich immunisirter Thiere und demjenigen aus gewöhnlichem Blutserum bestehe, und wenigstens in Bezug auf das gewöhnliche Blutserum schienen diejenigen im Rechte zu sein, welche jeden Ver- Ueber die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums. 371 such der Reingewinnung mikrobentödtender Eiweisskörper aus dem Blutserum für völlig aussichtslos erklärten. Mit den beiden wässerigen Lösungen des Serumalbumins aus den beiden verschiedenen Proben von Hundeblutserum war aber noch ein Versuch ausgeführt worden, dessen Resultat für die Deutung der obigen Zahlen von Wichtigkeit ist. Die beiden Lösungen wurden nämlich auf 100° C erhitzt, die eine V4 Stunde lang im strömenden Dampf, die zweite durch einmaliges Aufkochen direkt über der Gas- flamme. Alsdann wurden in beide Proben abermals Typhusbacillen ausgesäet und sofort sowie nach mehrstündigem Stehen der Lösungen bei 37° C Gelatineplatten behufs Zählung der Typhusbacillen herge- stellt. Wir bemerken gleich hier, dass bei diesen und allen folgen- den Zählungen stets 5 Gelatineplatten, und zwar immer mit 0,01, 0,03, 0,05, 0,1 uud 0,3 ccm des Blutserums oder der Serumalburain- lösung hergestellt wurden. Nur wenn die Zählung der Keime auf je zwei Platten ein übereinstimmendes Resultat ergab und auch die übrigen Platten übereinstimmendes Verhalten bezüglich der Kolonieen- zahl zeigten, wurde der Versuch als einwandsfrei betrachtet und registrirt. Der Versuch mit den auf 100° C erhitzten wässerigen Serum- albuminlösungen ergab nun folgende Zahlen: m. Wirkung der wässerigen, auf 100° C erhitzten Lösung des Serumalbumins mit Kochsalzzusatz Datum Zahl der Typhusbacillen sofort nach Aussaat pro 1 ccm erhitzter Serumalbuminlösung Zeit des Stehens bei 37» C Zahl der Typhusbacillen nach dieser Zeit pro 1 ccm erhitzter Serum- albuminlösung 29. V. 1892 9087 3 Std. 15 Min. 3,860,200 4. VI. 1892 6667 3 Std. 2,770,650 Dieses Resultat ist also ein ganz anderes, als jenes, welches mit den nicht erhitzten Serumalbumin- lösungen erhalten wurde. Hier eine Vermehrung innerhalb 3 Stunden bei beiden Proben übereinstim- mend um mehr als das 400 - fache und dort (bei den nicht erhitzten Lösungen) innerhalb 4 Stunden weder eine Vermehrung noch eine Verminderung! Es ist also möglich, wenn auch nicht sicher, dass das mit Al- kohol gefällte und in Wasser (mit Kochsalzzusatz) gelöste Serum- albumin dennoch eine gewisse antibakterielle Wirkung entfaltete, welche zwar hinreichte, um die Vermehrung der Typhusbacillen während mehrerer Stunden zu verhindern, aber nicht stark genug war, um eine Vernichtung von Typhusbacillen zu bewirken. Dieser Schlussfolgerung kann man allerdings die Erfahrung entgegenhalten, dass eine minimale Keimverminderung auch eintritt, wenn man Typhusbacillen aus einem anderen Substrat in Nährbouillon über- trägt, so dass das anfängliche Ausbleiben des Wachstlmms und der 25* 372 Walthar d , Ueber die Einwirkung der atmosph. Luft auf die normale Serosa. Vermehrung der Typhusbacillen lediglich eiue Folge der veränderten Konzentration der .Nährlösung wäre. Uusere Typhusbacillen stammten vou einer Agarkultur, also von einem festen Nährboden. Bei der Uebertragung in die gekochte Serumalbuminlösung hätte sich also auch eine Kouzentrationswirkung bemerkbar machen sollen. Dies ist aber nicht der Fall gewesen; es trat vielmehr in der kurzen Zeit von 3 Stunden eine Vermehrung der Typhusbacillen vou 10000 auf nahezu 4 Millionen ein, eine Ver- mehrung, die auch im besten Nährsubstrat nicht viel grösser sein kaUU. (Fortsetzung folgt.) Ueber die Einwirkung der atmosphärischen Luft auf die normale Serosa. [Aus dem Laboratorium für experimentelle Pathologie am University College London.] Von Dr. Walthard. Als Fortsetzung experimenteller Untersuchungen (aus dem bakt. Laboratorium der Universität Bern) über die Aetiologie eitriger Peritonitiden nach Laparotomieen (Archiv für experiment. Pathologie 1892) ergaben sich aus einer Reihe von 30 Versuchen an Kanin- chen und Katzen folgende Resultate, über welche demnächst Aus- führlicheres mitgetheilt werden wird. I. Wird eine normale Peritonealfläche während 20 Min. dem Kon- takt mit atmosph. Luft ausgesetzt und hernach mit 24 Stunden alten Reinkulturen oder Mischkulturen pyogener Bakterien (Staphylo- coccus aureus, citreus, albus, Streptoc. pyogenes) in- fizirt, so entsteht von der durch die atmosph. Luft veränderten Serosafläche ausgehend eine Peritonitis. II. Wird eine normale Peritonealfläche, während 20 Min. ausser- halb des Abdomens gebracht und durch beständiges Feuchterhalten mittelst einer für die Serosa indifferenten Lösung (t> pro mille NaCl oder 6 pro mille NaC 2x/2 Pro mille NaCos) vom direkten Kontakt mit atmosph. Luft geschützt, so tritt trotz intraabdom. Infektion mit gleichen und grösseren Quantitäten der unter I. angewandten Mikroorganismen keine Peritonitis auf. III. Wird eine normale Peritonealfläche während 20 Min. ausser- halb der Abdominalhöhle einem mit Wasserdampf gesättigten Luft- strom von 38 0 C Temp. ausgesetzt, so tritt trotz Infektion mit gleichen und grösseren Quantitäten der unter I. angegebenen Mikro- organismen keine Peritonitis auf. IV. Wird eine normale Peritonealfläche während 20 Min. ausser- halb der Adominalhöhle einem mit Wasserdampf gesättigten Sauer- stoffstrom von 38 0 Temp. ausgesetzt, so tritt trotz Infektion mit den in I. erwähnten Mikroorganismen keine Peritonitis ein. 13 1 o c h m a u n , Üeber Sommer’s sog „plasmut.Langsgefässe“ bei T. sag. Göze etc. 3?3 Zwischen der lebenden Serosa und dem Sauerstoffmolekül scheinen keine chem. Vorgänge stattzufinden. — Reaktion mit Jodkalium- kleisterpapier und Guajakharz auf naszirenden O bleiben negativ. V. Wird eine normale Peritonealfläche während 20 Min. ausser- halb des Abdomens einem mit Wasserdampf gesättigten Strom von Co2 oder N (Kohlensäure oder Stickstoff) ausgesetzt, so tritt trotz Infektion mit den in I. erwähnten Mikroorganismen keine Peri- tonitis ein. VI. Werden 2 einander gegenüberliegende Peritonealflächen während 20 Min. der Einwirkung atmosph. Luft ausgesetzt, so ent- steht trotz möglichster Asepsis zwischen den beiden Serosaflächen eine fibröse Adhäsion, wenn sich die beiden durch Luftkontakt ge- schädigten Serosaflächen bewegungslos berühren. — Mechanische Fixation und Darreichung von Opiaten begünstigt die Adhäsionsbildung. VII. Die schädigende Wirkung der Luft auf die normale Serosa beruht auf Tod des Endothels durch Flüssigkeitsentzug und nicht auf chemischer Einwirkung der Luftgase. Bern, den 18. August 1892. Ueber Sommer’s sog. „plasmatische Längsgefässe“ bei Taenia saginata Göze und Taenia solium L. Von Prof. F. Bloclmiann. Mit 3 Figuren. Bekanntlich hat Sommer in seiner Arbeit über die Entwicke- lung der Geschlechtsorgane von Taenia saginata und solium1) ein an der medialen Seite des exkretorischen Gefässstammes verlaufendes Gefäss beschrieben und abgebildet (Taf. XLIII. F.), welches ohne Verbindung mit den Exkretionsgefässen den ganzen Bandwurmkörper durchziehen soll. Spätere Beobachter leugneten die Existenz eines solchen Gefässes, und Kahane2) stellte die etwas eigenthümliche Behauptung auf, dass ein so sorgfältiger Beobachter, wie Sommer, den lateral von dem Exkretionsstamme verlaufenden Längsnerven in allen seinen Abbildungen und in der Beschreibung an die Medial- seite des Exkretionsgefässes verlegt hätte. Auch Leuckart3) hat diese Deutung angenommen, obwohl schon Nit sehe4) bei Taenia saginata (und anderen Formen) ausser dem Längsnerven jeder- seits zwei Längsgefässe beobachtet hatte, von welchen das eine stark reduzirt ist (das „plasmatische Gefäss“ Sommer’ s), sich aber trotzdem in allen, auch den reifen Proglottiden nachweisen liess. 1) Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. XXIV. 1874. p. 499 — 5G3. 2) ibid. Bd. XXXIV. 1880. p. 175—254 3) Parasiteu des Menschen. II. Aufl. Bd. I. p. 375 und 377. Anin. 4) Zeitschr, f. wiss. Zool. Bd. XXIII. 1873. p. 181 — 197. 374 Blochmann, N i t s c h e hält dies reduzirte Gefäss für den bei anderen Tänien, noch besser erhaltenen zweiten Längsstamm der Exkretionsgefässe, und mit Recht. K ah an e und Leuckar t wurden zu der erwähnten Auffassung wohl dadurch veranlasst, dass Sommer und Landois1) bei Bothriocephalus latus den Längsnerven, den sie hier aber an der richtigen Stelle beschreiben und abbilden, für ein „plasmatisches Gefäss“ hielten. Wie ich aus der Anmerkung bei Leuckart (1. c. p. 380) ersehe, hat Moniez schon die richtige Deutung der So mm er’ sehen „plasmatischen Gefässe“ gegeben, diesen Weg aber wieder verlassen. Die betr. Abhandlungen von Moniez sind mir leider nicht zugänglich. Ich bin in der Lage, die Angaben Nitsche’s uud Sommer’s für Taenia saginata und solium vollständig bestätigen zu können. Ich erhielt vor Kurzem durch die Güte des Herrn Dr. S c h m i c k ein stattliches , fast 7 m messendes Exemplar von Taenia saginata, bei welchem , wie dies öfter vor- kommt, in den Wandungen der Vagina, des Vas deferens etc. reichlich ein schwarzer körniger Niederschlag vorhanden ist. Dieser Niederschlag findet sich auch in der Wand des von Sommer be- schriebenen sog. plasmatischen Gefässes und macht dies so deutlich, dass man nur nöthig hat, einige Proglottiden, einerlei von welcher Stelle, aufzuhellen, um den ganzen Verlauf des Gefässes mit Leichtig- keit zu verfolgen. Ein günstiger Zufall fügte es, dass ich wenige Tage nach dem Exemplare von Taeniasaginata durch die Güte des Eine Proglottis von Taenia solium, von der unteren (weiblichen) Fläche betrachtet. Copie nach Sommer (Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. XXIV. Heft XLIV). Die von Sommer nicht beobachteten Längsnervenstämme sind eingetragen. Ex Hauptstamm, Ext Nebenstamm des exkretorischen Systems, C Einfache Kommissur zwischen den Hauptstämmen am Hinterrande jeder Proglottis, N Längsnervenstamm. 1) Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. XXII. 1872. p. 40 — 99. tJeber Sommer’s sog. „plasmat. Uängsgefässe“ bei T saginata GÖze etc. 375 Herrn Kollegen Gies ein solches von Taenia so- lium erhielt, welches in derselben Weise impräg- nirt war und welches die sogen, plasmatischen Ge- fässe von den jüngsten bis in die ältesten Glie- der womöglich noch deut- licher zeigte , als die Taenia saginata. Statt einer eigenen Beschreibung dieser Ver- hältnisse setze ich einfach die Worte Sommer’s hierher, die eine gute und anschauliche Schilderung der Befunde geben. Som- mer sagt (1. c. p. 515 Anm.) : „An beiden Gliedrändern verläuft aber, und zwar dicht neben den Längsstämmen des exkretorischen Appa- rates, und medianwärts von ihnen noch ein anderer Kanal. Wie es den Anschein hat, enthalten die beiden Kanäle der letzteren Art eine homogene, plasmatische, leicht gerinnbare Flüssigkeit, eine Flüssig- keit, von welcher ich annehmen möchte, dass sie die Ernährung der Gewebe zum Zweck habe, also eine Nutritionsflüssigkeit, oder, wenn man lieber will, Blut sei. Allerdings sind nun diese plasmatischen Längsgefässe der grossen Zartheit ihrer Wandungen halber nicht ohne Unterbrechungen durch den ganzen Thierstock zu verfolgen, doch immerhin über weite Strecken der Gliederkette recht gut sichtbar. Am leichtesten wird man ihrer an der Stelle ansichtig, wo sie die Queranastomosen der exkretorischen Längsstämme oder den Verlauf des Samenleiters und der Scheide kreuzen, oder wenn — was namentlich bei den quadratischen Gliedern von Taenia solium zu- weilen in ausgezeichneter Weise der Fall ist — ihrer Wandung die- selben schwarzen Pigmentkörnchen eingelagert sind, an welchen die Wand der Vagina bei den Tänien so reich ist. Wie die Längs- stämme des exkretorischen Apparates, so gehören auch sie der Mittelschicht des Thierstockes an, liegen aber der hinteren oder männlichen Gliedfläche etwas näher, als jene. An dem Gliedrande, welcher den Genitalporus trägt, treten Samenleiter und Scheide zwischen dem exkretorischen Längsstamm und dem plasmatischen Längsgefäss der betreffenden Seite hindurch, um zur Geschlechts- kloake zu gelangen. Kommunikationen zwischen den Kanälen, welche ich eben als plasmatische Längsgefässe bezeichnet habe, und dem Wassergefässsystem finden nirgends statt. Ueberhaupt erscheinen beide Arten der Kanäle von einander sehr different. So entbehren die plasmatischen Längsgefässe der Queranastomosen, wie solche für das Wassergefässsystem bekanntermassen in jedem Gliede sich wiederholen, durchaus; — dann zeigen erstere auch nirgends eine Spur von Klappenapparaten, wie dergleichen den exkretorischen Querschnitt durch die Randparthie einer fast reifen Proglottis von Taenia saginata (schematisch). Exx Hauptstamm, Ex2 Nebenstamm der Exkretions- gefässe, N Nerv, üt Uterusäste. 376 Blocbmahn, Längsstämraen iu jedem Gliede zukommeu, — ferner nehmen erstere fast überall einen leicht geschlängelten, abweichend von links nach rechts und umgekehrt ausbiegenden Verlauf, wovon bei den Längs- stämmeu des Wassergefässsystems nichts zu bemerken. Der auf- fallendste Unterschied aber zwischen beiden Organen betrifft das Kaliber der Kanäle. Die Grössenwerthe, welche ich nachstehend an- geben will, beziehen sich auf Messungen, welche bei der Taenia mediocanellata bewerkstelligt wurden. Hier hatte im Glied 180 der exkretorische Längsstamm einen Durchmesser von 0,077 nun. Derselbe nahm bis zum Gliede 872 hin kontinuirlich zu und betrug iu letzterem 0,444 mm. Es hatte somit in der ganzen Gliederstrecke von 180 — 872 der Durchmesser des exkretorischen Stammes eine kontinuirliche Steigerung erfahren. Anders verhielt es sich mit dem plasmatischen Längsgefäss. Dasselbe zeigte im Gliede 180 nur einen Durchmesser von 0,044 mm und überstieg dieses Ausmass durch die ganze Proglottidenreihe bis zum Gliede 872 hin nirgends. Iu dem letztgenannten Gliede hatten die Spitzen der seitlichen Uterin - zweige den exkretorischen Längsstamm nahezu erreicht, und entzog sich von hierab das plasmatische Längsgefäss der weiteren Beobachtung.“ Setzen wir in dieser Beschreibung an Stelle des „plasmatischen Gefässes“ „zweiter Stamm des Exkretionsgefässes“ oder „Nebenex- kretionsstamm“, so ist die Beschreibung Sommer’s mit unseren Anschauungen in üebereinstimmung gebracht. Das Morphologische ist durchaus richtig. Die Längsnerven hat Sommer bei den Tänien nicht gesehen. Bei den grossen, im Menschen lebenden Tänien verschwinden also die zweiten Längsgefässe nicht, sondern erhalten sich, aller- dings an Umfang reduzirt oder richtiger gesagt, nicht zunehmend, bis ans Ende des ganzen Bandwurmes. In dieser Beziehung kann ich Sommer’s Angaben ergänzen. Bei den mir vorliegenden Exemplaren konnte ich auch in den allerletzten, vollständig reifen Proglottiden den Nebenstamm noch ebenso deutlich, wie in den jüngeren erkennen. Am vorderen Ende der Bandwürmer fehlten ca. 50 cm und der Skolex, so dass ich die Nebenstämme nicht bis zu ihrem Ursprung verfolgen konnte. In den jüngeren Gliedern sind die Nebenstämme schon länger bekannt (cf. Leuckart, 1. c. p. 379 und die Abbildung p. 370). Dadurch, dass sie auch in den breiteren sich finden, stimmen die beiden in Rede stehenden Bandwürmer mit den übrigen Tänien überein, bei denen der Nebenstamm vielfach in bedeutendem Umfange erhalten ist. Von Wichtigkeit erscheint mir noch, dass, wie übrigens Som- mer schon sah, die Nebengefässe in den Proglottiden keine Ver- bindung mit den Hauptstämmen oder den am Hinterrande jedes Gliedes gelegenen Queranastomosen derselben haben. Ich habe mich, obgleich dies schon an den Flächenbildern zu sehen ist, noch auf Schnittserien vergewissert. Es besteht also am Hinterrande jeder Proglottis nur eine einfache Quervei'bindung zwischen den beiden Hauptstämmen und keine ringförmige Anastomose. Steudener1) 1) Abhandlungen d. Naturf. Ges. Halle. Bd. XIU. 1877. (Auch Separat). Ueber Sommer’s sog. „plasmatische Längsgefässe“ bei T. saginata Göze etc. 377 leugnet die Existenz einer solchen Ringanastomose, während Leu- ckart) (1. c. p. 380) für alle Formen mit 4 Längsstämmen sie an- nehmen will. Ich kann gewisse Zweifel an der allgemeinen Gültig- keit der Ansicht Leuckart’s nicht unterdrücken. Zschokke1) hat bei allen von ihm untersuchten Tänien stets nur eine einfache Kommissur zwischen den Hauptstämmen gefunden. Bei T. sagi- nata und solium sind nach den Untersuchungen Sommer’s, die ich vollständig bestätigen kann , nur einfache Querkommissuren zwischen den Hauptstämmen vorhanden. Für T. crassicollis, die ich des Vergleichs wegen untersuchte, gilt dasselbe. Auch bei dieser werden ebenfalls nur die beiden Hauptstämme durch eine einfache Kommissur verbunden. Allerdings zeigt die Kommissur hier eine Eigenthümlichkeit, die darin besteht, dass aus jedem Hauptstamme nach der Medianlinie zu zwei Gefässe entspringen , die sich nach kurzem Verlaufe vereinigen, so dass ein an der medialen Seite des Hauptstammes geführter Sagittalschnitt zwei Durchschnitte durch die beiden Wurzeln der Kommissur, ein weiter nach der Medianebene zu gelegener dagegen nur einen solchen durch den Haupttheil der Kommissur erkennen lässt. Zwischen den Wurzeln der Querkommis- sur hindurch läuft der Nebenstamm , so dass derselbe auf einem Querschnitt durch die Proglottis in einem Dreieck eingeschlossen liegt, dessen laterale Seite von dem Querschnitt durch den Haupt- stamm, dessen obere und untere Seite aber durch die Wurzeln der Kommis- sur gebildet wird. Die nebenstehende schema- tische Figur erläutert dieses Verhalten. Dafür , dass in den Proglottiden keine Ver- bindung zwischen Haupt- und Nebenstämmen be- steht, lässt sich auch das Ergebniss von Injek- tionen geltend machen. Ich Selbst habe oft ZU Querschnitt durch das hintere Ende einer Proglottis Vorlesungs- und Curs- von Taen ia crassicollis (schematisch), zwecken grosse Strecken Exi Hauptstamm, Ex 2 Nebeustamm der Exkretions- YQQ rp s aein ata inii- £e**sse * ^ Nerv, Ut Uterusäste , C Kommissur der . , ", . . j Hauptstämme, die aus iedem Hauptstarnme mit dop- ?irt, aDer nie eine ln- peiter Wurzel entspringt. Zwischen diesen Wurzeln jektion der Nebenstämroe läuft der Nebenstamm hiudurch. erhalten. Auch von an- derer Seite ist meines Wissens über eine derartige Injektion nichts mitgetheilt worden. Was nun die Natur des bei Cestoden nicht selten beobachteten schwarzen , körnigen Niederschlags anlangt , so nahm man bisher gewöhnlich an (cf. Leuckart), dass es ein dem Melanin nahe- 1) Mdmoires de l’Instit. Gendvois. 1888. 1889. 378 Blochmann, Ueber Sommer’s sog. „plasmat. Längsgefässe“ bei T. sag. Göze etc. stehender Körper sei. In neuerer Zeit publizirte Oelkers1) einen Fall, in welchem die Quecksilberbehandlung des Bandwurmträgers den Verdacht nahe gelegt hatte, dass die Niederschläge eine Queck- silberverbindung seien. Die chemische Untersuchung bestätigte diese Vermuthung. Ich dachte natürlich auch zunächst an Quecksilberniederschläge, und unterliess die Untersuchung, da mir das Material zu werthvoll war. Ich bemerkte aber bei einem mit Boraxkarmin gefärbten Präparate, dass die Niederschläge durch 1-proz. Salzsäure aufgelöst worden waren, also nicht wohl Quecksilber oder eine Quecksilber- verbindung sein konnten. Ich behandelte nun von den beiden Tänien je 10 Proglottiden etwa aus der Mitte 12 Stunden mit chemisch reiner Salzsäure von 1 Proz., dampfte die Flüssigkeit auf dem Wasserbade zur Trockene ein, löste den Rückstand in wenig destillirtem Wasser und fügte etwas schwache Lösung von Ferrocyankalium hinzu. Es trat leichte Bläuung der Flüssigkeit auf und beim Eindampfen wurde die Fär- bung deutlich blau. Zur Kontrolle machte ich denselben Versuch mit 10 Proglottiden eines Exemplares von T. saginata aus der hiesigen Sammlung, bei welchem von Körnchen nichts zu bemerken war. Hier trat nur ein Anflug von blauer Färbung auf. Es scheint mir nach diesen Versuchen möglich, dass im vorliegenden Falle die Körnchen eine Eisenverbindung sind. Unterstützt wird diese Ver- muthung dadurch, dass die Dame, von der die mir vorliegende T. solium stammte, wegen Bleichsucht längere Zeit Eisenpräparate eingenommen hatte. Der Umstand, dass in dem von Oelkers beschriebenen Falle die Körnchen mit Sicherheit als Quecksilber, in meinen Fällen wahr- scheinlich als Eisen erkannt wurden, ist von Wichtigkeit. Ich halte es darnach für wahrscheinlich, dass die öfter beobachteten körnigen Niederschläge in den Organen von Taenia saginata und solium in den meisten Fällen durch Arzneimittel , die in den Darm des Trägers eingeführt wurden, hervorgebracht sind. Für diese Ansicht lässt sich vieles geltend machen. Gewöhnlich wird die Färbung durch feinste Körnchen von wechselnder Grösse bedingt, die sehr an die Granulationen erinnern, wie sie z. B. in nicht genügend ausgewaschenen Sublimatpräparaten entstehen. Nur ausnahmsweise sind von Virchow2) Krystalle beobachtet, die eine gewisse Aehnlichkeit mit Melanin haben sollen. Ein Hauptgrund für meine Ansicht scheint mir aber darin zu liegen, dass meines Wissens solche schwarz gefärbte Ablagerungen nur bei Tänien und Blasen würmern aus dem Menschen beobachtet wurden, wo eben die Einfuhr der verschiedensten Arzneimittel häutig genug vorkommt 3). Der Umstand, dass man oft nur den Skolex oder diesen und 1) L. O elkers, Ueber das Vorkommen von Quecksilber in den Bandwürmern eines mit Quecksilber behandelten Syphilitikers. (Diese Zeitschr. Bd. VII. 1889. p. 209 — 211). 2) Verb, der phys.-med. Ges. Würzburg. II. 1851. p. 309. 3) Leuckart fand auch bei einem Schweine Muskelfinnen mit Pigmentablagerung in den Köpfen (Blasenbandwürmer). [Anm. der Redakt.] Allgemeines über Bakterien und Infektionskrankheiten. 379 die älteren Proglottiden gefärbt findet, erklärt sich ganz unge- zwungen so, dass während der Erzeugung der ungefärbten jüngeren Proglottiden die Einfuhr des den Niederschlag erzeugenden Stoffes aufgehört hatte. Leuckart fasst, wohl nach dem Vorgänge Vir- chow’s, die Färbung als eine Art von seniler Degeneration auf, da man meist in den nicht mehr funktionirenden Organen, also in dem Vas deferens und der Vagina älterer Proglottiden die körnigen Niederschläge beobachtet. Bei den mir jetzt vorliegenden Exempla- ren und bei einem früher in Heidelberg von mir untersuchten finden sie sich auch in ganz jungen Proglottiden, in welchen die Eier noch nicht in den Uterus übergetreten sind und das Vas defereDs noch strotzend mit Sperma gefüllt ist. Bei der T. solium sogar in den allerjüngsten, in denen der Geschlechtsapparat noch nicht einmal vollständig entwickelt ist. Hier fällt also die Vermuthung einer Senescenzerscheinung ganz hinweg. Virchow (1. c.) gibt au, dass er bei intensiv gefärbten Thieren theilweises oder vollstän- diges Fehlen der Haken beobachtete. Dies lässt sich wohl auch mit meiner Ansicht erklären , indem eben die massenhafte Einfuhr des betr. Mittels die Lebensenergie des Bandwurmes beeinträchtigte. Wenn meine Ansicht richtig ist, so müssen sich auch in Thieren lebende Bandwürmer in dieser Weise färben lassen. Ich werde dar- auf bezügliche Versuche anstellen lassen. Zusatz bei der Korrektur. Durch die Güte des Herrn Geh. Rath Ebstein in Göttingen war es mir möglich, die von Oelkers angefertigten mikroskopischen Präparate und ein Stück der betr. Tänien, in Alkohol konservirt, zu untersuchen. In den Flächenschnitten waren die Nebenstämme durch die körnigen Nieder- schläge ebenso deutlich, wie bei den mir vorliegenden Exemplaren. Bei dem in Alkohol konservirten Stücke war davon nichts mehr zu finden. Wie mir Herr Dr. Nicolai er, der die Liebenswürdigkeit hatte, mir die Objekte zu übersenden, schrieb, war die von Oelkers mitgetheilte, auffallende graue Färbung der Bandwürmer bei der Aufbewahrung in Alkohol allmählich verschwunden. Es ist dies auffallend, wenn man bedenkt, wie fest sonst durch Quecksilber- verbindungen erzeugte Niederschläge in den Geweben haften. Referate. Baumgarten , U e b e r Wandlungen in den pathologisch- anatomischen Anschauungen seit Erscheinen der Bakteriologie. (Dtsch. med. Wochenschr. 1891. No. 42.) Der in der Festnummer der Deutschen medizinischen Wochen- schrift zu Rudolph Virchow’s 70. Geburtstag erschienene Auf- satz beginnt mit einem Hinweis auf die grundlegende Entdeckung von den ätiologischen Beziehungen der Bakterien zu den Infektions- krankheiten und zeigt im Weiteren, wie durch die Erkenntniss dieser Beziehungen auch über die infektiöse Natur anderer Krankheiten, deren Art vorher zweifelhaft erschien, Klarheit gewonnen wurde. 380 Allgemeines über Bakterien und Infektionskrankheiten (Tuberculose). An dem Einzelbeispiel der Tuberculose erläutert dann der Verf. in ein* gehender Weise, welche Wandlungen in den pathologisch-anatomischen Anschauungen seit dem Erscheinen der Bakteriologie erfolgt sind. Nachdem die Humoralpathologen in der Bildung der Tuberkel- knötchen den Ausdruck einer fehlerhaften Mischung der Ernährungs- und Bildungssäfte gesehen hatten, führten spätere Beobachter, unter denen Virchow die hervorragendste Stelle einnimmt, die Entstehung jener kleinen Geschwülste auf eine Proliferationsthätigkeit der lym- phoi'den Zellen zurück. Die Ursache, der formative Reiz, welcher jene Zellen zur Proliferation anregte, wurde in einer Diathese ge- sucht, welche ererbt oder durch Krankheiten anderer Art erworben werden konnte. Aus eigenen Mitteln sollte der Körper das tubercu- löse Virus schaffen , welches nur als ein flüssiges, durch den Säfte- strom leicht zu verschleppendes Gift gedacht werden konnte, wenn man die Knötchendissemination in der Gegend älterer Tuberkel oder käsiger Herde berücksichtigte. Die Bakteriologie hat statt des unbestimmten Virus den Tu- berkelbacillus eingeführt und sein ursächliches Verhältniss zur Entstehung der Krankheit unwiderlegbar dargethan. Die Beweise sind so allgemein bekannt, dass ihre Wiederholung selbst in einem der vorzüglichen Darstellung Baumgarten’s folgenden Bericht die Leser des Centralblatts für Bakteriologie nur ermüden würde. Noch fehlt jedoch bezüglich der Art der Einwan- derung der Tuberkelbacillen in den menschlichen und thierischen Körper die Uebereinstimmung der Forscher. Den Vertretern der alleinigen Annahme einer Aussen- infektion durch Verunreinigung von Verletzungen, durch Ein- athmung und durch Fütterung stehen die Praktiker gegenüber, welche die von ihnen so oft beobachtete Vererbung der Krankheit nicht aufgeben und sich auch mit der Annahme einer vererbten Disposition nicht begnügen wollen. Ihnen schliesst sich Baum- garten an. Er sieht in den tuberculösen Erkrankungen der früheren und späteren Kindheit, welche mit Vorliebe die Knochen, Gelenke und Drüsen betreffen, sowie in dem Befunde von Tuberkel- bacillen innerhalb der anscheinend gesunden Testikel und des Sper- mas schwindsüchtiger Männer Beweise dafür, dass der Bacillus unmittelbar von den Eltern auf die Kinder übertragen werden kann. Als ererbt betrachtet er auch die Tuberculose, welche dem Säugling durch die Muttermilch mitgetheilt wird. Die Ursache des häufig späten Hervortretens der Tuberculose nach einer anscheinend krank- heitsfreien Kindheit und Entwickelungsperiode findet er in einem Latenzzustande der Bacillen während jener Zeit, insofern diese der im W’achsthumsalter besonders kräftigen formativen und nutritiven Energie der Körperzellen gegenüber ihre Thätigkeit bis auf die blosse Erhaltung der eigenen Lebensfähigkeit einschränken. Kü b ler (Berlin). Miller, W. D., The human mouth as a focus of infec- tion. (Dental Cosmos. Vol. XXXIII. 1891. No. 9. p. 689 — 713. No. 10. p. 789—804. No. 11. p. 913—919. M. 5 Taf.) Mund- und Infektionskrankheiten. 381 Der Inhalt dieser höchst instruktiven Arbeit1) zerfällt in drei Abschnitte. Im ersten lenkt der Verf. die Aufmerksamkeit einer- seits auf die spezifischen parasitären Erkrankungen der Zähne und der die Mundhöhle begrenzenden Weich- und Hartgebilde ganz all- gemein , Erkrankungen , welche in genetischem Zusammenhang mit pflanzlichen Mikroorganismen oder deren Stoffwechselprodukten stehen. Da haben wir die Zahnkaries, die weitverbreitetste aller menschlichen Krankheiten; Entzündung und Gangräu der Pulpa; Pericementitis ; Alveolarabscess ; Zahnfistel der verschiedensten Art ; verhinderter Durchbruch der Weisheitszähne ; Alveolarpyorrhöe ; Stomatitis ulcerosa und epidemica; Soor. Erkrankte Zähne und Opera- tionen im Munde können andererseits zu ernsten Komplikationen Veranlassung geben, wie aus einer tabellarischen Uebersicht über etwa 140 Fälle, die noch erheblich vermehrt werden könnten, zu ersehen ist. Dahin gehören Septikämie, Pyämie, Ostitis, Osteo- myelitis und Nekrose des Alveolarfortsatzes , Meningitis und andere Gehirnaffektionen ; Erkrankung der Kieferhöhle u. a. m. Mykotische Erkrankungen, deren ursächliche Erreger in den meisten Fällen zu- erst in der Mundhöhle sich vorfinden, sind Aktinomykose, krou- pöse Pneumonie und Lungengangrän, Pneumococcus- Abscesse, während Diphtherie, Tuberculose und Syphilis im Munde häufig zuerst auftreten. Der zweite Abschnitt handelt von den pathogenen Mikro- organismen, welche bis jetzt im menschlichen Munde angetroffen worden sind. Von denjenigen, die, soweit festgestellt, auf künstlichen Nährböden gedeihen, werden als die wichtigsten genannt: 1. Micro- coccus der Sputumseptikämie (s. u.) 2. Bacillus crassus sputigenus (Kreibohm). 3. M. tetragenus (s. u.). 4. B. s al i v ari us sep ticus (Bi on di). 5. Streptococcus septo- pyaemicus (Biondi). 6. Micro c. gingivae pyogenes (Miller), aus unreinen Mundhöhlen isolirt. 7. Bacterium gingivae pyogenes (Miller), gefunden in einem unreinen Munde und in einer eiternden Zahnpulpa. 8. Bacillus dentalis v i r i d a n s (Miller), aus kariösem Dentin. 9. B. p u 1 p a e pyo- gen es (M i Her), aus einer gangränösen Zahnpulpa. 10. Die pyogenen Mikrokokken. 11. Actinomyces. 12. Soorpilz. 13. Pane’s Pneu- mococcus. 14. B. saprogenes (Rosenbach). 15. Strep- toc. salivarius pyogenes (Biondi). 16. Coccus saliv. septicus (Biondi). 17. Microc. Biskra (Heydenreich). 18. Bac. bronchitidis putridae (Lumnitzer). 19. Bac. tussis co n vulsivae (Afanassiew). 20. Bac. pneumoniae (Klein). 21. B. pneumo- sep ticus (Babes). 22. Pneumo- bacillus (Friedlän der). Ausserdem gibt es eine Reihe von pathogenen Bakterien des Mundes, die auf todtem Nährsubstrat un- kultivirbar sind. Eins von diesen, Spirillum sputigenum (Miller), ein konstanter Bewohner der Mundhöhle, scheint die 1) Ueber diesen Gegenstand hielt M. einen Vortrag bei Gelegenheit des jüngsten Hygieuekongresses in London. Eine kurze Notiz darüber findet sich in diesem Central- blatt. Bd. X. p. 647. [Ref] 382 Mund- und Infektionskrankheiten. Fälligkeit zu haben, in die Schleimhaut und darüber hinaus einzu- dringen. Die Erreger der Syphilis, Tuberculose, Diphtherie u. a. scheinen sich in der Mundhöhle geraume Zeit halten zu können. M. stellte sich die Aufgabe, experimentell zu ermitteln, wie oft der Micrococcus der Sputumseptikämie, von dem man allgemein annimmt, dass er identisch mit dem Pneumococcus (Fraen- kel) sei, im Speichel gesunder Individuen vorkommt. Zu dem Zwecke wurde der Speichel von 111 Personen, fast ausschliesslich Praktikanten des zahnärztlichen Instituts zu Berlin, untersucht. Die Personen wurden angewiesen, mit der Zungenspitze gegen Wan- gen und Gaumen zu reiben, so dass abgestossenes Epithel oder andere Ablagerungen mit dem Speichel sich mischen konnten, vou dem nuu 1 bis 2 Tropfen in die Bauchhöhle einer weissen Maus injizirt wurden. Von den 111 so behandelten Mäusen starben 27 innerhalb 15 Stunden, 22 zwischen 15 und 24 Stunden, 18 zwischen 24 und 48 Stunden, 8 zwischen 2 und 4 Tagen, 9 zwischen 4 und 8 Tagen, 13 zwischen 8 und 20 Tagen, 4 zwischen 20 und 40 Tagen, 10 blie- ben am Leben. In 27 Fällen war das Blut der gestorbenen Thiere frei von Mikroorganismen; als unmittelbare Todesursache bestand akute oder purulente Peritonitis ; an der Stelle der Injektion eitrige Prozesse. Die übrigen, d. h. die meisten Thiere gingen an Perito- nitis, in Verbindung mit Septikämie zu Grunde. Injektionen mit Blut oder peritonealem Exsudat der eingegangenen Mäuse gaben Resultate ähnlich denen der Injektionen mit Speichel, mit sehr we- nigen Ausnahmen. Als besonders interessanter Fall wird erwähnt, dass die Injektion von einem Tropfen Speichel in die Bauchhöhle einer Maus einmal ein ausgedehntes Oedem der Wangen , Lippen und der Zunge im Gefolge hatte, so dass es den Anschein hatte, als litte das Thier an einem beiderseitigen Alveolarabscess ; Schnitte durch das (ödematöse) Gewebe der Zunge zeigten enorme Mengen von Mikrokokken, herdförmig zwischen den Bündeln der Muskel- fasern. — Die Infektion war des öfteren gemischter Natur. Im Ganzen wurden gefunden: Die Mikrokokken der Sputum- septikämie 61 mal (58 mal im Blute, 3 mal im peritonealen Exsudat); Micro c. tetragenus 26 mal ; Bac. buccalis muciferens 4 mal; Bac. der Sputumseptikämie 3 mal; Bac. buccalis sep- ticus 6 mal. Verschiedene andere vorhandene Bakterien pathogener Natur wurden nicht weiter studirt. Unter dem Namen Micrococcus der Sputumseptikämie werden 4 Arten oder Formen beschrieben, welche der Autor mit I, II, III, IV bezeichnet. Die darüber ermittelten Versuchsergebnisse müssen im Original eingesehen werden; hier mag Folgendes gesagt sein: Micro c. I ist identisch mit dem als Pneumococcus (Fraen- kel), Me ningoco ccu s (F oä und Bo r do n i -U ff re d uzzi) etc. bekannten Organismus. Die Kokken aus Blut sind konstant mit Kapseln versehen. Für Microc. II ist charakteristisch die Bildun einer Kapsel auf künstlichen Nährmedien. Microc. III ist zwar i vielen Punkten ähnlich M. I, doch bestehen Unterschiede im Wachs- thum auf Agar und im morphologischen Verhalten der Einzelindivi- duen aus Blut oder aus Kolonieen. Microc. IV, nur einmal über- bo a Mund- und Infektionskrankheiten. 383 haupt gefunden, zeigt, wenn man von Maus zu Maus impft, rapide Abnahme seiner Virulenz, im Gegensatz zu den anderen Arten. Der Verf. zweifelt nicht daran, dass I, II, IV gute Arten dar- stellen; mit Bezug auf III liegen die Verhältnisse so, dass er möglicherweise identisch mit I ist. Ob II, III und IV irgend wel- chen Zusammenhang mit kroupöser Pneumonie und deren Folge- erscheinungen haben, wurde nicht untersucht. Die Möglichkeit ist vorhanden, weil andere ähnliche Mikrokokken beschrieben sind, Pneumonie erzeugen können. M. fand, dass Microc. II, auf künstlichem Boden gezüchtet, seine Virulenz weniger rasch verliert, als es sonst von den Mikro- kokken der Sputumseptikämie angegeben wird. Eine Blutserumkul- tur, herrührend von Kokken aus dem Blute einer Maus, wurde 7 Tage bei 35° C gehalten, darauf etwa 3 mal so lange Zeit bei Zim- mertemperatur; eine Probe davon einer Maus injizirt, tödtete sie innerhalb 20 Stunden. Eine Kultur von 29 Tagen tödtete in 65 Stunden ; eine Kultur von 40 Tagen war wirkungslos. Die Mikrokokken der Sputumseptikämie zeigten sich gegen niedrige Temperaturen ( — 5 — 15° C) ungemein widerstandsfähig. Versuche bezüglich der Frage der Immunität führten zu fol- genden Ergebnissen. 1) Arterienblut vom Hunde, welcher gegen Speichelseptikämie immun ist, schützte die Mäuse vor einer Infektion nicht. Dahin- gegen verlieh das Blut eines grossen amerikanischen Kaninchens, welches eine Inokulation reaktionslos überstanden hatte, den Mäusen einen partiellen Schutz; letztere starben erst am 5. — 7. Tage nach der Infektion, Kontrollthiere innerhalb 24 Stunden. 2) Mäuse wurden mehrere Tage vor der Infektion mit grossen Quantitäten von Saccharin gefüttert; die Resultate waren negativ. 3) Antiseptische Lösungen in grosser Zahl wurden Mäusen vor oder nach, oder sowohl vor als auch nach der Infektion, intraperi- toneal oder subkutan injizirt. Die Resultate fielen verschieden aus. Der Tod des Thieres war zuweilen beschleunigt, zuweilen etwas ver- langsamt. Nur Jodtrichlorid erwies sich als erfolgreich. Wurde eine Maus mit virulenten Kokken (geringen Mengen von Kultur resp. Blut) und mittelst derselben Kanüle mit 0,3 ccm einer 1-proz. Jodtrichloridlösuug, der Maximaldose für eine erwachsene Maus, in- jizirt, so blieb das Thier in den meisten Fällen leben, mit Verlust allerdings eines Stückes Haut (an der Injektionsstelle) von der Grösse eines Fingernagels. Von den übrigen Speichelbakterien hat eins, der Bacillus b uccalis septicus, ein besonderes Interesse insofern, als der Verf. ihn zuerst in einem Falle von, wie er es bezeichnet, chronischer Pyämie beim Menschen fand. Es handelte sich um einen jungen Zahnarzt, der sich beim Ausbohren der Pulpahöhle eines kranken Zahnes den Bohrer in den Ballen des Daumens stiess. Zunächst stellte sich lokale Schwellung mit Eiterung, sowie Auschwellen der axillaren Lymphdrüsen ein. Mit der Entfernung des Instrumentes aus der Wunde dessen die Symptome eine Zeit lang nach, um nach mehreren Wochen in Gestalt von Lungenabscess und purulenter 384 Mund- und Infektionskrankheiten. Pleuritis wieder zu erscheinen. Der Patient erholte sich zwar wieder, doch bildete sich nach einiger Zeit eiu Abscess am Unterschenkel. Während der nächsten zwei Jahre erschienen nicht weniger als 135 Abscesse, meistens tiefe Phlegmonen, auf dem ganzen Körper, mit Ausnahme des Gesichtes. Diese wurden operirt. Der allgemeine Zustand des Patienten war sehr wechselnd. Zu einer Zeit griff man zur Injektion von Koch’s Tuberculin, welcher eine intensive Re- aktion folgte. Eine zweite Injektion erzielte eine etwas weniger starke Reaktion. Es bildeten sich neue Abscesse, jedoch von relativ wenig Belang. Man hatte schon Hoffnung auf eine permanente Her- stellung, als die Abscesse in der alten Intensität wieder auftraten. In dem Eiter von einem dieser Abscesse fand sich der B. b u c - calis septicus. Er wächst auf den gewöhnlichen Nährmedien schon bei Zimmertemperatur. Drei Kaninchen wurde je 0,5 ccm einer Bouillonreinkultur injizirt, und zwar einem intraperitoneal, dem zweiten intravenös, dem dritten subkutan. Alle drei starben an akuter Septikämie ; das erste in 15 Stunden , das zweite in 35 , das dritte in 45 Stunden. Im Blute grosse Mengen von Bacillen [die, gefärbt, eine Aehnlichkeit mit denen der hämorrhagischen Septikä- mie (Hühnercholera, W’ildseuche etc.) haben]. Vfeisse Mäuse und Meerschweinchen waren empfänglich. Kulturen auf künstlichen Nähr- böden verloren bald ihre Virulenz. Im dritten und letzten Theil bespricht M. die prophylaktischen Massregeln, welche nöthig sind, um ein Ueberhandnehmen von Bak- terien im Munde zu verhindern, auf diese Weise ihrer schädigenden Einwirkung auf die Zähne und weiteren Schädigungen, die, wie früher dargelegt, aus dem Mangel einer rationellen Mundpflege sich ergeben können, soviel wie möglich vorzubeugen. Wichtig sind in dieser Beziehung antiseptische Mundwässer. Es werden zahlreiche Versuche in Bezug auf die Wirkung von anti- septischen Lösungen im Munde mitgetheilt. Der Verf. verfuhr nach folgenden Methoden. 1) Nachdem die Lösung ungefähr 10 Sekunden im Munde herumgespült worden war, wurde sie in ein steriles Glas- gefäss entleert, und darauf mittelst sterilisirter Platinöse in gewissen Intervallen kleine Mengen davon in Bouillonröhrchen übertragen, welche in den Brutschrank gestellt wurden. Ein Wolkigwerden der Bouillon in 24— 60 Stunden bewies, dass eine Sterilisation in der betr. Zeit nicht erreicht war. Eine Reihe der verschiedensten Sub- stanzen wurden daraufhin untersucht, in der Stärke oder Konzen- tration, wie sie der Mund verträgt, mit dem Resultat, dass es nur sehr wenige Stoffe zur Zeit gibt, welche zur Desinfektion des Mun- des brauchbar sind. Zwar bewirkte Sublimat in wässriger Lösung von 1 : 2000 eine erhebliche Herabsetzung der Zahl der Keime in 1 Minute — zur vollständigen Sterilisation waren durchschnittlich 5 Minuten erforderlich — , doch liessen sich gegen die Zweckmässig- keit der allgemeinen Anwendung des Mittels vielleicht Einsprüche erheben. Ein Zusatz von Benzoesäure (1 : 300 — 1 : 200) zu obigem Sublimat vermehrte dessen Wirkung in überraschender Weise. Jod- trichlorid (1 : 2000 — 1 : 1500) war noch wirksamer als Sublimat, doch besitzt es, wie die sonst wohl gebrauchsfähige Salicylsäure Mund- u. Infektionskrankheiten. 385 (1 : 300—1 : 250), eine saure Reaktion. Von allen Substanzen blieben Saccharin und Benzoesäure übrig, als diejenigen, welche zur Grundlage der Konstruktion von antiseptischen Mundwässern zum täglichen Gebrauch geeignet sind. Benzoesäure (wie oben) erforderte 2 — 21/ 2 Min., Saccharin (1 Th. ges. alkoh. Lös.: 10 Th. Wasser) 3/4 — 1 Min., um den Mund einigermassen zu desinfiziren; alle anderen mehr als 5 Minuten. Wasserstoffsuperoxyd, welches zu letzteren gehört, könnte dennoch Verwendung finden, da es wegen seiner Un- giftigkeit und Milde beliebig lange im Munde behalten werden kann. 2) Es sollte der Grad einer wirklichen Verminderung in der Zahl der Bakterien des Mundes durch den Gebrauch einer antiseptischen Lösung bestimmt werden. Zu dem Behuf wurde die Lösung gerade 1 Minute im Munde behalten, wobei 3 mal in Intervallen von 5 Sekunden spülende Bewegungen ausgeführt wurden. In genau analoger Weise wurde 15 Minuten später der Mund mit 30 ccm sterilisirten Wassers ausgespült. Von diesem wurde 1 ccm zu 1 Liter sterilisirten Wassers hinzugefügt, damit gehörig geschüttelt und darauf 1 Tropfen in ein Röhrchen mit verflüssigtem Agar-Agar gebracht, welches nachher einem Kulturschälchen übergeben wurde. Nach 2 oder 3 Tagen wurde auf Kolonieen untersucht und deren Zahl festgestellt. — Zur Kontrolle wurde am folgenden Tage zu der gleichen Stunde die Manipulation mit reinem Wasser statt des Antiseptikums ausgeführt und sonst wie oben verfahren. Saccharin-Benzoesäure-Mundwasser (Saccharini 2,5; Acid. ben- zoic. 3,0; Tinct. Ratanhiae 15,0; Alkoh. abs. 100,0; 01. menth. pip. 0,5; 01. cinnam. 0,5) ergab ein durchweg günstiges Resultat; die Zahl der Kolonieen war gegenüber der in den Kontrollversuchen eine auffällig geringere. In der Hoffnung, die Bakterien dem Anti- septikum zugänglicher zu machen, liess Verf. den Mund zuerst leicht mit einer 10-proz. Lösung von Wasserstoffsuperoxyd und dann erst mit obigem Mundwasser spülen; oder er benutzte eine 5-proz. Lö- sung von H202 statt Wasser für die Zubereitung des Mundwassers. Die Resultate, nach der angeführten Tabelle zu urtheilen, fielen in der That günstiger aus. — Versuche mit Sublimat-Benzoesäure- Mundwasser (Acid. benzoic. 3,0; Hydr. bichlor. 0,75; Tinct. Eucalypti 15,0; Alkoh. 100,0; 01. menth. pip. 0,75) ergaben sehr günstige Resultate. — „Eau de Boltöt“, ein berühmtes Mundwasser, war, wie erwartet, ohne nennenswerthe Wirkung. 3) Es galt die Wirkung von antiseptischen Mundwässern auf die pathogenen Mundbakterien zu erproben. Zu dem Zwecke wurden zunächst 1—2 Tropfen Spei- chel, vermischt mit Schleim und Epithel, irgend einer Person ent- nommen, von deren Speichel man wusste, dass er Mäuse in 12—24 Stunden tödtete. Nachdem dann der Mund dieses Individuums gründlich mit dem Mundwasser gespült worden war, wartete man 15 Minuten und entnahm nun wiederum eine kleine Menge Speichel. Von dieser Sorte sowohl wie von jener wurden je 1 — 2 Tropfen weissen Mäusen intraperitoneal injizirt. In 15 derartigen Versuchen, wobei Saccharin-Mundwasser (s. o.) entweder allein oder in Gemein- schaft mit Wasserstoffsuperoxyd verwendet wurde, trat nicht ein einziger Todesfall ein, dem Sputumseptikämie zu Grunde lag, wohin- xir. Bd. 26 Cholera. 386 gegen die Kontrollmäuse dieser stets in 15 — 36 Stunden erlagen. M. hält daher obiges Mundwasser für ein sehr schätzbares Mittel, um den Micrococcus der Sputumseptikämie (gleichbedeutend mit dem der kroupösen Pneumonie) im menschlichen Munde zu bekämpfen. Die Lösung war jedoch zum Unschädlichmachen der pyogenen Bakterien im Munde, sowie des Bacillus der Sputumseptikämie nicht geeignet; die mit Speichel, welcher jene Bakterien enthielt, injizirten Mäuse gingen, wenn auch etwas langsamer als sonst, zu Grunde. 0. Katz (Berlin). Peter, Le cholöra indien. (La Semaine m6d. 1892. No. 37.) In einem längeren klinischen Vortrage, welchen P. im Höpital Necker über die mit April d. J. in den Vororten von Paris vor- gekommenen Fälle von Cholera hielt, suchte er den Nachweis der spontanen Entstehung derselben unter dem Einfluss atmosphärischer Einflüsse, namentlich einer frühen und sehr hohen Sommerhitze, und der sozialen Misere, Hunger, Menschenanhäufung, schlechte Nah- rung, zu führen. In Russland und Indien, wo die soziale Misere grösser, komme es zur Epidemie, in Frankreich, wo im Allgemeinen gute Verhältnisse bestehen, treten die Fälle nur vereinzelt auf. Bei wohlsituirten und gutgenährten Leuten entsteht höchstens Cholerine, bei weniger widerstandsfähigen und schlechter genährten dagegen die wahre asiatische Cholera. Harmlose Bacillen, welche beständig in unserem Darme wohnen, namentlich der Bacillus coli com- munis, verwandeln sich dann in den Choleravibrio. „Wir sind es, die die Bacillen mit schädigenden Eigenschaften ausstatten; das Medium, in dem sie leben, erzeugt die Virulenz.“ Diesen Gedanken- gängen, die P. noch ausführlicher ausspinnt, vermögen wir nicht zu folgen. Wir möchten nur bescheiden fragen: Wenn diese Ansicht richtig ist, weshalb nehmen die Bacillen bei ihrer „Transformation“ nicht eine beliebige, sondern gerade die Gestalt und die Eigenschaften des Cholerabacillus an? Und weshalb behalten sie dieselbe von nun an dauernd bei? Die Form als solche hat mit der Giftigkeit doch nichts zu thun, und der wild gewordene Kothbacillus könnte ja auch als gerades Stäbchen Krankheiten erzeugen. Oder sollte er sich vor Lachen darüber gekrümmt haben, dass es heute noch einen an- gesehenen Kliniker gibt, der eine derartige Theorie allen Ernstes vortragen kann? Bemerkenswerth ist übrigens, dass die ersten 3 Cholerafälle am 12. und 13. April d. J. auf einem Seineboot vorkamen, von denen 2 tödtlich endigten. Bekanntlich sind die Flüsse stets sehr wesent- lich bei der Verbreitung der Cholera betheiligt, und in zahlreichen Orten hat man bei früheren Epidemieen die ersten Fälle unter den Flussschiffern oder den Uferbewohnern beobachtet. Vielleicht würde eine Verfolgung dieser Spur doch noch zur Auffindung des Weges führen, auf welchem die Cholera diesmal in die Vororte von Paris gelangt ist. M. Kirchner (Hannover). Netter, Recherches bacteriologiques sur les cas de Cho- lera ou de diarrh6e chol6riforme observ6s dans la banlieue ouest de Paris. (La Semaine med. 1892. No. 37.) Cholera. 387 In der Sitzung der Pariser „Soci6t6 m6dicale des hopitaux“ vom 15. 7. 92 machte N. die Mittheilung, dass im Weichbilde der Stadt Paris, speziell an der Biegung der Seine zwischen Suresnes und Bezons, eine Choleraepidemie vorhanden sei. Zuerst wurde der Koch’sche Kommabacillus von Lion im Darm eines Heizers aus Grenelle gefunden, der in weniger als 12 Stunden gestorben war. N. selbst untersuchte die Ausleerungen von 49 Kranken und konnte bei 29 derselben den Cholera vibrio nachweisen. 9 mal untersuchte er die Stühle während des Lebens und den Inhalt des Darms nach der Obduktion, 17 mal nur Stühle oder Wäschestücke, 3 mal nur Darminhalt von Leichen. Im Blute fand er den Vibrio niemals, ein- mal aber neben dem Streptococcus pyogenes in einem broncho- pneumonischen Herde [Schluckpneumonie? Ref.]. In allen Fällen wurde genau der gleiche Vibrio isolirt, der dem bei der asiatischen Cholera von Koch gefundenen glich; es handelte sich also um die Frage, ob er mit diesem identisch sei. Dieser Vibrio war gebogen und nahm in Kulturen häufig Spi- rillenform an, war enorm beweglich und hatte deutliche Geissein, wuchs auf sauren Nährböden nicht, verflüssigte die Gelatine unter Bildung der charakteristischen Krater und erzeugte in Bouillon- kulturen eine Substanz, welche mit Schwefelsäure eine purpurrothe Färbung gab. Auf der Kartoffel wuchs er als unwahrnehmbarer Rasen. Er tödtete Meerschweinchen ohne vorherige Alkalisirung des Mageninhalts. Er war kürzer, dicker und gedrungener, als der im Laboratorium gezüchtete Choleravibrio, trübte die Bouillon im Ganzen und bildete erst nach Ablauf von 2 Tagen eine Kahmhaut, brachte auch die Milch zum Gerinnen, was der Choleravibrio nicht thut. Auf Agar wuchs er schneller und üppiger, als jener; auf Karlin'ski- scher Pankreasgelatine wuchs er schneller und bildete im obersten Theile des Impfstiches die Luftblase schon in 24 Stunden, während der Choleravibrio dazu mindestens 5 Tage braucht. Offenbar darf man also den Vibrio von 1892 nicht mit dem im Laboratorium ge- züchteten Choleravibrio zusammenwerfen. Dagegen hat der jetzt gefundene Vibrio die grösste Aehnlichkeit in seinem Verhalten mit einem Cholerabacillus, den Calmette in diesem Jahre aus Cochin- china mitgebracht hat. N. ist also der Ansicht, dass es sich in Paris und in Cochinchina um eine dem Cholerabacillus eng verwandte Varietät handelt. In einem Falle in St. Denis fand N. jedoch neben diesem Vibrio einen zweiten, längeren und zierlicheren, der mit dem Koch’schen Vibrio fast völlig identisch sich verhielt. Ausser jenen 29 Fällen von wahrer Cholera untersuchte N. 20 verdächtige Fälle von choleraartigen Durchfällen, 10 im Weichbilde von Paris und 10 in Paris selbst; in allen waren die Erscheinungen ganz die der wahren Cholera: Reiswasserstühle, Erbrechen, Krämpfe, Sinken der Körperwärme und Harnabnahme bis zur Anurie, Stimm- losigkeit u. s. w. 9 Kranke starben. In sämmtlichen 20 Fällen war jedoch der charakteristische Vibrio nicht nachweisbar, in allen wuchs das Bacterium coli commune, daneben noch einige andere 26* 388 Cholera. — Bacterium coli commune. Bakterien: einmal ein dem Fried län der ’schen sehr ähnlicher Kapselbacillus, einmal der Streptococcus pyogenes. Von den 49 Fällen wurden 15 in Pariser Hospitälern behandelt; in den 9, die aus Paris selbst stammten, fehlte der Vibrio regel- mässig, in 6 dagegen, in denen die Ansteckung ausserhalb Paris erfolgt war, war er ausnahmslos vorhanden. Die seit 3 Monaten in der Umgebung von Paris vorhandene Cholera hat aber die Stadt selbst „vollkommen respektirt“ oder wenigstens nur in Form von eingeschleppten Fällen betreten, ohne in der Stadt selbst Krankheits- herde zu erzeugen. Paris ist also nach Ansicht N.’s absolut frei vou Cholera. Bei der Uebertragung spielt die grösste Rolle das Wasser. Die Immunität von Paris erklärt N. damit, dass die er- krankten Stadttheile stromabwärts von Paris liegen. Chantemesse bestätigte die Angaben N.’s vollkommen, be- merkte jedoch, dass der aus der Wäsche u. s. w. der Kranken rein gezüchtete mit dem Koch’schen Kommabacillus absolut identisch sei. Ob es sich bei dem unzweifelhaften Vorhandensein der Cholera um frische Einschleppung oder um ein Wiederaufleben von Sporen handle, die von der Epidemie von 1884 zurückgeblieben, sei nicht festzustellen. Dieulafoy beobachtete vom 25. Mai bis 2. Juni 4 Fälle vou Cholera, 2 leichte, bei denen sich nur das Bacterium commune, und 2 schwere, bei denen sich der typische Choleravibrio mit all’ seinen Eigenschaften fand. Netter fügte noch hinzu, dass der erste unzweifelhafte Fall von Cholera am 4. April 1892 sich ereignet hat. M. Kirchner (Hannover). Gamaleia, N., Du chol6ra chez les chiens. (La Semaine m6d. 1892. No. 39.) G. hat gefunden, dass der Hund ganz besonders empfänglich für Cholera ist. Er bekommt blutige oder reiswasserähnliche Durchfälle, Erbrechen, welches mehrere Stunden lang anhalten kann, und geht unter Krämpfen zu Grunde. Bei der Obduktion findet man im ganzen Darmkanale vom Magen bis zum Mastdarm tiefe Störungen. Die Schleimhaut ist injizirt, sein Inhalt blutig und mit abgestossenen Epithelzellen durchsetzt. Das Protoplasma der Epithelzellen ist körnig entartet und ebenso wie die Kerne geschrumpft. Der Hund zeichnet sich aber auch aus durch die Leichtigkeit, mit der es ge- lingt, ihn gegen Cholera immun zu machen. Schon an dem auf eine nicht tödtliche Impfung folgenden Tage ist er unempfänglich gegen sehr grosse Mengen von Kulturen, die für nicht behandelte Hunde tödtlich sind. Auch durch chemische Vaccins ist der Hund ebenso leicht zu immunisiren, wie durch Kulturen. M. Kirchner (Hannover.) Wurtz et Hermann , De la presence frequente du Bac- terium coli commune dans les cadavres. (Archives de M6decine experimentale et d’anatomie pathologique. Tome III. 1891. No. 6.) Bact. coli commune u. Typhusbae. — Inf. Enteritis. 389 Das Ausgangsmaterial der Verff. sind 32 Leichen. Dieselben konnten wegen der bestehenden Bestimmungen erst 24 — 36 Stunden nach dem Tode untersucht werden. Es wurden alsdann Gelatine- platten aus Leber, Milz und Nieren angelegt und in 16 Fällen das Bacterium coli am häufigsten und reichlichsten (13 mal) in der Leber, 12 mal in der Niere und 6 mal in der Milz gefunden. Ob dies bei dem beträchtlichen Zeitraum, der zwischen dem Tode und der Sektion verstrichen, nicht etwa als Fäulnisserscheinung aufzufassen ist oder als eine Infektion, die bei kachektischen Patienten kurz vor dem Eintritt des Todes erfolgt, lassen die Verfi. unentschieden. Der weitaus grössere Theil der Arbeit beschäftigt sich vielmehr mit der Frage, ob dieses aus den Organen erhaltene Bacterium coli mit dem Eberth’schen Typhusbacillus identisch ist oder nicht. Die Verff. betonen zunächst die schon vom Ref. hervorgehobene Polymorphie des Bakteriums und beschreiben zwei hauptsächliche Varietäten, die sich nur durch die Form der oberflächlichen Platten- kolonieen auf Gelatine unterscheiden. Die erstere zeigt die Form kleiner, unregelmässig gebuchteter Scheiben, die sich gegen den Rand zu abflachen. Ihre Oberfläche erscheint entweder gleichmässig durch- scheinend (vari^te opaque von Laruelle) oder von verschiedenen Streifen und Furchen durchzogen. Die zweite, seltenere Varietät bildet sehr dünne, flächenhaft ausgebreitete Kolonieen ohne Dicken- unterschiede zwischen Mitte und Peripherie, die Oberfläche von sich kreuzenden, ganz unregelmässigen Furchen durchzogen. Diese an die Kolonieen des Typhusbacillus erinnernde Form haben die Verff. bei 17 Stuhluntersuchungen und ca. 50 Platten nur in 3 Exemplaren gefunden. Da auch der Typhusbacillus Schwankungen in der Form seiner Plattenkolonieen zeigt, da unter Umständen auch beim Bac- terium coli der unsichtbare, glänzende Ueberzug auf der Kartoffel erhalten wird, da endlich weder die Züchtung auf Fuchsingelatine, noch die mikroskopische Untersuchung sichere Unterschiede zwischen den beiden Bakterienarten liefert, so halten Verff. eine sichere Trennung der beiden Arten auf dem Wege der Kultur für nicht möglich. Ebensowenig konnten sie durchgreifende Unterschiede im Thier- experimente finden, weder in den in der Litteratur niedergelegten, noch den von ihnen selbst angestellten. Sie fanden, dass 1 ccm Kulturaufschwemmung Mäuse tödtet, und Meerschweinchen, denen die gleiche Dose in die Pleura injizirt wurde, nach 20 — 32 Stunden starben. Die Bacillen finden sich in allen Organen und im Exsudat der Pleurahöhle wieder. Zwei Tropfen des letzteren genügen, um den Tod eines auf die gleiche Weise injizirten Meerschweinchens hervorzurufen und beim Durchgang durch das vierte Thier hat die Pleuraflüssigkeit eine solche Virulenz erreicht, dass sie in der Menge von einem halben Tropfen eine weisse Maus tödtet. Escherich (Graz). Gaffky, Erkrankungen an infektiöser Enteritis in Folge des Genusses ungekochter Milch. (Deutsche mc- dizin. Wochenschrift. 1892. No. 14.) 390 Inf. Enteritis. Am 10. Oktober 1891 erkrankten der Assistent des hygienischen Instituts zu Giessen, der Chemiker des mit genanntem Institute ver- bundenen Untersuchungsamtes und der Institutsdiener unter Erschei- nungen, welche auf eine gemeinsame Ursache hinwiesen. Die Erkrankung verlief insbesondere bei den beiden schwerer erkrankten Assistenten uuter „typhusähnlichen“ Erscheinungen. Die Patienten lagen mit stark benommenem Sensorium im Halbschlummer da und zeigten Temperaturen bis 41°. Zeitweise waren ausgespro- chene Delirien vorhanden. Die Zunge war stark belegt, das Abdomen aufgetriebeu, die Milzdämpfung vergrössert. Dabei bestand Brech- neigung und Erbrechen; die Stuhlausleerungen waren diarrhoisch. Während der Diener am 4. Tage nach der Erkrankung wieder Dienst thun konnte, betrug die Krankheitsdauer bei den beiden Assistenten fast 3 resp. 4 Wochen. In allen Fällen schwanden die letzten Reste der Krankheitserscheinungen erst sehr spät. Gaffky schloss auf eine vom Darmkanal ausgeheude Infektion und stellte fest, dass die 3 Erkrankten am 9. Oktober gemeinsam Milch genossen hatten, während in Abrede gestellt wurde, dass die- selben etwa der gleichen Quelle entstammendes Fleisch, Wurst, Brot oder dergl. gegessen hätten. Die Milch stammte aus der Giessener Dampfmolkerei. Die grösste Portion hatte der am schwersten erkrankte Assistent des hygienischen Instituts getrunken, eine klei- nere Menge der Assistent des Untersuchungsamtes und den noch geringeren Rest der Institutsdiener. Es musste auf Grund der Nachforschungen als höchst wahr- scheinlich angenommen werden, dass die Milch in bereits infizirtem Zustande in das hygienische Institut geliefert worden war und dass nicht etwa dort die Infektion derselben erst stattgefunden hat. Es wurde nun zunächst festgestelit, dass in die Giessener Dampfmolke- rei 7 oder 8 Lieferanten täglich je ca. 40 bis ca. 300 Liter Milch einliefern, dass aber ausserdem aus einer Nachbargemeinde aus 14 kleineren Wirthschaften Milch in Kannen von je 20 Liter, also Mischmilch von Kühen verschiedener Ställe geliefert werden. Manchmal wird auch eine oder die andere Kanne nur theilweise gefüllt eingeliefert und diese kleineren Quantitäten kommen dann unverarbeitet als Vollmilch zum Verkauf. In Anbetracht der Inten- sität der Erkrankungen wurde die fragliche Kuh in einem jener kleinen Gehöfte gesucht und von Herrn Kreisthierarzt Professor Winkler dort auch gefunden. Die Kuh, von welcher täglich immer noch mehrere Liter Milch in die Giessener Dampfmolkerei geliefert wurden, litt an hämorrhagischer Enteritis. Es gelang Gaffky nun aus den diarrhoischen Ausleerungen der drei Patienten sowohl, als auch aus einer der kranken Kuh aus dem After entnommenen Dejektion einen kurzen, sehr lebhaft beweg- lichen Bacillus zu isoliren, der sowohl für Meerschweinchen als auch für Mäuse pathogen ist und vom Verf. als Bacterium coli commune angesprochen wird. Den gezüchteten Kulturen kommen die sqhon oben erwähnten, für Bact. coli commune nicht charak- teristischen Eigenschaften zu ; aber trotzdem ist es ihm wahrschein- lich, dass es sich um ausserordentlich virulente und mit ungewöhn- Tetanus. — Milzbrand. 391 licher Wachsthumsenergie ausgestattete Kulturen dieses Bacillus handelt. Der Verf. unterlässt aber nicht, zur Vorsicht in Bezug auf die bakteriologische Diagnose bei solchen Fällen zu rathen. Die Krankheitserreger sind wahrscheinlich nicht durch die Milchdrüse hindurch in die Milch gelangt, sondern wohl durch Koth- bestandtheile, welche überall da in die Milch gerathen, wo nicht die nöthige Reinlichkeit beim Melken angewendet wird. jedenfalls hat das Personal des hygienischen Instituts zu Giessen den Beweis dafür erbracht, dass es gefährlich ist, Milch in unge- kochtem Zustande zu gemessen. Gerl ach (Wiesbaden). Schwarz, R., Di un carattere morfologico del bacillo del tetano. (Lo Sperimentale. 1891. No. 18. p. 373.) Der Tetanusbacillus besitzt in der Regel eine von einem seiner abgerundeten Enden ausgehende Geissei, die gewöhnlich etwas, sel- tener bedeutend länger ist, als der Bacillus selbst. Manchmal ent- springt die Geissei auch der Längsseite des Bacillenleibes l). An sporogenen Bacillen konnten Geissein nicht wahrgenommen werden. Die nach der L oeffler’schen Methode vorgenommenen Geissel- färbungen gelangen am besten an 48 Stunden alten, unter H ent- wickelten Bouillonkulturen und bei Zusatz von 2 Tropfen 1 °/0- iger Natronlösung zur Beize. Hingegen versagten dem Verf. die Trenk- mann’schen Methoden. Kral (Prag). Lüpke, F., Zur Morphologie des Milzbrandbacillus, (s.let a.) Lüpke macht darauf aufmerksam, dass die kürzesten Milzbrand- bacillen 1,5 — 2 |tt lang sind und dass man in längeren, mässig stark gefärbten Stäbchen Septen in Abständen erkennen kann, welche den isolirten Kurzstäbchen genau entsprechen. Diese Beobachtung und die Thatsache, dass in Sporulation begriffene Milzbrandfäden fast immer eine deutliche Eintheilung in die gleichen kleinen Segmente erkennen lassen, deren jedes eine Spore oder ihre Anlage enthält, macht es wahrscheinlich, dass diese kleinen Abschnitte und selbständigen Kurz- stäbchen die eigentlichen Individuen der Milzbrandkeime darstellen. — Diese Anschauung dürfte wohl der allgemein gültigen entsprechen. Abel (Greifswald). Martin, S., Preliminary report on the Chemical pro- du'cts of the life processes of Bacillus anthracis. (XIX. Annual Report of the Local Government Board 1889 — 1890 [Supplement], pag. 235—250.) Verf. Hess Milzbrandbacillen in einer künstlich bereiteten Serum- lösung (hauptsächlich Alkalialbumin enthaltend und Salze in der- selben Lauge als Blutserum) 1 — 3 Wochen lang wachsen. Sodann wurden die Kulturen mittelst Chamberland’scher Filter filtrirt und mittelst Verdunstung (bei 37 — 40°) konzentrirt. Durch wiederholte Fällung dieses Filtrates mit Alkohol in der üblichen Weise erhielt 1) Vielleicht haudelte es sich hier um eine zufällige Lagerung abgetrennter Geis- seln. [Ref.] 392 Milzbrand. — Diphtherie Verf. ein Gemisch von Proto - und Deutero - Albumosen. Diese Al- bumosen sind stark alkalisch und verlieren ihre Alkalinität weder nach wochenlanger Dialysis, noch nach Fällung mit Chlornatrium oder Ammoniumsulfat. Mittelst stark angesäuertem Alkohol (HCl oder H2S04) entfernte Verf. einen gelben amorphen Körper, der physiologisch von den Al- bumosen sehr verschieden ist. Werden die alkalischen Albumosen mit starker Salzsäure behandelt und danu eine Woche lang dialysirt, so werden sie zu sauren Albumosen umgewandelt. Ausserdem erhielt der Verf. aus dem Kulturfiltrat einen alkaloiden Körper, der in Alkohol löslich ist und in seinen Reaktionen den PflanzeDalkaloiden ähnlich ist. Die Albumosen (ob alkalisch oder sauer) Mäusen unter die Haut gespritzt, erzeugten ein lokales Oedem, dessen Heftigkeit der injizirten Menge entsprach. Krankheitserscheinungen folgten den Einspritzungen schnell, der Tod jedoch nur, wenn grosse Mengen verabreicht wurden. Die Milz war oft geschwollen. Die Giftigkeit der Albumosen ist ver- hältnissmässig gering, da ziemlich grosse Dosen erforderlich sind, um lokale oder allgemeine Symptome zu erzeugen. Der Siedehitze für längere Zeit ausgesetzt, verlieren die Albumosen ihre tödtlichen Eigenschaften. Die accumulative Wirkung der Albumosen ist markirt, indem zwei nicht tödtliche Dosen schneller und kräftiger wirken, als eine tödtliche Dosis (gleich der Summe der ersteren auf einmal ver- abreicht). Der alkaloide Körper verursacht ebenfalls ein lokales Oedem, Milztumor und heftige Krankheitserscheinungen. Er wirkt bedeutend schneller und in geringeren Mengen als die Albumosen. Verf. schliesst, dass die Albumosen und das Alkaloid die giftigen und aktiven Stoff- wechselprodukte der Milzbrandbacillen sind, da beide Körper dieselbe Wirkung haben, wenn sie einem für Milzbrand empfänglichen Thiere unter die Haut eingespritzt werden; das Alkaloid ist jedoch bei weitem am wirksamsten. A. A. Kanthack (Cambridge). Phisalix, Regeneration experimentale de la propriete sporogene chez le bacillus anthraxis rendu asporo- gene. (La Semaine med. 1892. No. 40.) Wie man die Milzbrandbacillen ihrer Fähigkeit, Sporen zu bilden, berauben kann dadurch, dass man sie von Generation zu Generation bei 42—43° weiter züchtet, so gelang es Ph. umge- kehrt, ihnen diese Fähigkeit allmählich wieder zu verschaffen. Die anfänglich entstehenden Sporen haben allerdings keine Dauerhaftig- keit, sondern gehen schon bei 65° in 15 Minuten zu Grunde, ohne sich mikroskopisch von den echten Sporen zu unterscheiden. Schliess- lich aber kommt es auch wieder zur Bildung wahrhafter Dauersporen, welche gegen Hitze widerstandsfähig sind. Wie Ph. bei diesen Versuchen vorgegangen ist, theilt er freilich nicht mit. M. Kirchner (Hannover). Johnston, Notes on the bacte riolo gical study of diph- theria. (Montreal Medical Journal. 1891. Sept.) Diphtherie. 393 Johnston stellt in dieser Arbeit, welche die von Loeffler angegebene Methode zur Gewinnung von Kulturen der Diphthe- riebacillen aus Diphtheriemembranen behandelt, aus der Littera- tur 342 Fälle von Diphtherie zusammen, in denen 307 mal die Loeffler’ sehen Bacillen gefunden wurden. Es hätten in dieser Tabelle füglich die 24 ersten Fälle Prudden’s ausgelassen werden können, welche negative Resultate lieferten, von dem Autor später aber selbst als skarlatinöse Anginen erklärt wurden ; es würden dann 318 positiven Befunden 11 Fälle gegenüberstehen, in denen keine Diphtheriebacillen gefunden werden konnten. Zu diesen letzteren liefert Johnston einen, in welchem kurz vor Entnahme des Unter- suchungsmaterials ein Spray von Wasserstoffsuperoxyd zur Anwendung gekommen war; seine übrigen neun Fälle vergrössern die Zahl der positiven Ergebnisse. Abel (Greifswald). Godart et Kirchner, La diphtörie en Belgique. (Academie de Medecine de Belgique. Memoire couronne. 1892.) Neben einer historischen Uebersicht enthält die Monographie zunächst eine interessante Statistik der Sterblichkeit durch Diphtherie in den verschiedenen europäischen Ländern. Während insbesondere in Frankreich jährlich 20 000 Todesfälle konstatirt werden und Norddeutschland noch mehr betroffen wird, herrscht in Süddeutschland die Krankheit viel weniger. Hierauf weisen die Verff. nach, dass von 10000 Einwohnern in Berlin 13,8, in Paris 9,4, in Bern 8,5, in Amsterdam 7,9, in Wien 7,7, in Antwerpen 4,9, in Gent 3,9, in Brüssel 3,7, in London 3,6 und in Lüttich nur 3,2 an Diphtherie sterben. Für ganz Belgien wird die Relation bis zu 7,7 erhöht, was davon abhängt, dass in der Provinz Flandern die Proportion auf 12,1 im Kreise Iseghem, 21,7 im Kreise Roulers und 32,0 im Kreise Turnhout steigt, während sie für die höheren Theile des Landes bis zu 2,9 in Vilvorde, 2,7 in Dinant und selbst 1,8 in Nivelles sinkt. In Brüssel ist die Diphtherie von den gesammten Infektionskrank- heiten die häufigste Todesursache. Es beweisen die Kurven, dass während des Zeitraumes 1862 — 1890 zwei Epidemieen mit höherem Standpunkte als 1865 und 1885 in den beiden Provinzen Flandern und ganz vorzüglich im Kreise Roulers herrschten. Aus Deutschland soll die Plage in das Königreich eingetreten sein und von 1876 — 1883 überfluthete sie das ganze Land. Jetzt ist sie zu einer Endemie geworden, nimmt aber mehr und mehr ab. Das bakteriologische Kapitel erklärt die Rolle der Klebs- Loeffler’schen Bacillen und weist auf die lange Resistenz der Kul- turen hin. Es gibt totale Verschiedenheiten zwischen der mensch- lichen und der thierischen Diphtherie und es existirt gar keine Aehn- lichkeit zwischen dem Erreger beider Krankheiten; der menschliche ist auf viele Thiere übertragbar, welche die Geflügelkrankheit nicht annehmen. Obwohl die Uebertragung durch die Luft möglich sei, müsste 394 Feuchter Brand der Kartoffelstengel. diese, sowie auch diejenige durch Ingestion nur selten stattfinden. Die Inokulation soll die häufigste Krankheitsursache sein. Die Prophylaxe müsste eine sehr strenge sein, und das beste Mittel ist die scharfe Isolirung der Kranken. Die Kinder müssten mindestens erst nach drei Wochen nach der völlig konstatirten Ge- nesung wieder in der Schule angenommen werden. Genauere Details sind im Original zu lesen. R. Verhoogen (Brüssel). Prillienx et Delacroix, GL, Lagangrene dela tigede la Pomme de terre, maladie bacillaire. (Comptes rendus, de l’Acad. des Sciences de Paris. Tome CXI. p. 208.) Im Jahre 1890 zeigte sich in mehreren Gegenden Frankreichs (z. B. den Departements Marne, Haute-Loire, Haute-Saöne, Mayenne) eine bis dahin noch nicht beobachtete Krankheit der Kartoffelstengel. Dieselbe ergriff zuerst die basalen Stengelpartien und schritt dann aufwärts vor gegen die Blätter zu. Der Stengel wurde an seinem ganzen Umfange oder nur an einzelnen, dadurch gefurchten Stellen befallen; er war an solchen Partien schmächtiger als anderorts, die Zellen daselbst waren entleert, ihre Wände zusammengefallen und tief braun gefärbt. Die Pflanzen starben bald ab. Bei der Unter- suchung konnten weder Insektenspuren noch Fadenpilze entdeckt werden, dagegen wimmelte es in den braunen Zellen von Bacillen, welche sich bei näherem Studium als identisch erwiesen mit dem von den Verff. entdeckten bacillären Erreger einer in der Gironde ver- heerend auftretenden Krankheit der Pelargonien, an deren Stengel- basis das Zellgewebe dadurch in weiche, schwarze (ulceröse) Massen umgewandelt wird. Der Mikrobe, von den Verff. Bacillus caulivorus genannt, ist 1,5 /t lang und 0,5 — 0,33 breit. Die Identität der beiden Krankheitserreger ergab sich durch direkte Infektionsversuche. Durch Impfung mit dem Bacillus der Pelargonienkrankheit konnte an gesunden Kartoffelstengeln der feuchte Brand derselben erzeugt werden und umgekehrt. Schon wenige Tage nach erfolgter Infektion zeigte sich die dadurch gebildete Wunde von einer braunen brandigen Zone umgeben. Querschnitte durch solche Stellen wiesen nicht nur in den bereits gebräunten Zellen Myriaden von Bacillen auf, sondern auch in benachbarten, noch chlorophyllführenden. Es gelang auch, Bohnen und Lupinen auf diesem Wege zu infiziren, andere Pflanzen jedoch waren dagegen unempfänglich. Ob der B. verschieden ist von Bacterium gummis Comes1), bleibt noch zu untersuchen. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 395 Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Braatz, Ein neuer Sterilisirungs apparat für den chir- urgischen Gebrauch. (Dtsch. med. Wochenschr. 1891. No. 38.) Der nach dem Prinzip des Koch’ sehen Dampfkochtopfs an- gefertigte Apparat des Verf.’s vereinigt die Vorzüge, sehr handlich zu sein und die gleichzeitige Sterilisation von Verbandstücken durch Dampf und von Instrumenten durch heisse Sodalösung zu ermög- lichen. Er besteht aus einem rechteckigen, mit Filz bekleideten Blech- kasten, welcher an seinem Grunde einen Wasserbehälter zur Ent- wickelung des Dampfes trägt. Zur möglichsten Beschleunigung des Kochens fasst der Behälter nur 1/2 Liter; doch kann aus einem durch eine Röhre angeschlossenen Seitengefäss jederzeit Wasser nach- gelassen werden. Oberhalb des Wasserbehälters wird ein Gefäss mit durchlöchertem Boden und Klappdeckel in den Kasten gesetzt, welches die zu sterilisirenden Verbandstücke aufnimmt. Auf dieses Gefäss kommt eine mit Sodalösung gefüllte flache Wanne für die Instrumente, welche sich in einem mit durchlöchertem Boden ver- sehenen Einsatz befinden. Sobald das Wasser in dem unteren Be- hälter zum Kochen erhitzt ist, durchströmt der Dampf zuerst die Verbandstücke, um dann die Sodalösung auf 100° zu erwärmen und dadurch auch die Instrumente zu sterilisiren. Der Apparat, welcher sich für kleine Krankenhäuser und die Praxis des Einzelarztes eignen dürfte, kostet bei Schmucker, Heidelberg, Hauptstrasse, in einer Grösse von 42 : 21 : 15 cm und bei Verwendung von verzinntem Kupferblech 40, bei Verwendung von starkem Weissblech mit Kupferboden 30,5 Mark, in einer Grösse von 25 : 14 : 11 cm 27 bez. 20 Mark. K übler (Berlin). Gabritschewsky , Ueber die Untersuchung des Sputums in Schnitten und über das Vorkommen von Riesen- zellen in demselben. (Dtsch. med. Wochenschr. 1891. No. 43.) Da bei der Untersuchung des Sputums unter dem Deckglas viele der zarten und gebrechlichen Zellen zu Grunde gehen, bediente sich der Verf. (Privatdozent in Moskau) nach dem Vorgänge von Ad. Schmidt bei feineren Untersuchungen der Schnittmethode. Zur Härtung der Sputumballen eigneten sich Alkohol, F 1 emmi ng’sche Flüssigkeit, Chromessigsäurelösung, Pikrinsäure und konzentrirte Sublimatlösung, wohingegen die Müll er’ sehe Flüssigkeit nur eine weitere Auflockerung und einen Zerfall des Sputums bewirkte. Als Färbemittel verwendete der Verf. Safranin, Alaunkarmin und Häma- toxylin-Eosin. Es gelang ihm mit diesem Verfahren neben anderen interessanten Befunden in 4 untersuchten Phthisikersputa 3 mal der Nachweis von Riesenzellen. Kübler (Berlin). 396 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Brieger und Wassermann, Ueber künstliche Schutzim- pfung von T liieren gegen Cholera asiatica. (Dtsch. med. Wochenschr. 1892. No. 31.) Auf p. 137 des XII. Bandes der Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten veröffentlichten Brieger und Kitasato ein Verfahren zur Immunisirung von Meerschweinchen gegen Cholera asiatica, welches auf der Anwendung von Kulturen der Koch’ sehen Bacillen in wässrigen Auszügen zellreicher Organe, insbesondere der Thymusdrüse beruht. Brieger berichtet jetzt über weitere Versuche in derselben Richtung, welche er im Verein mit Wassermann unternommen hat. Es kamen Cholerakulturen aus Massauah zur Verwendung, welche zunächst in Tymusauszügen fortgezüchtet und dann einem 15 Minuten langen Erwärmen auf 65° oder einer 10 Minuten wäh- renden Einwirkung einer Temperatur von 80° ausgesetzt wurden. Die intraperitonaeale Einspritzung einer auf diese Weise hergestellten Flüssigkeit rief bei Meerschweinchen je nach der geringeren oder grösseren verwendeten Dose eine Temperaturerhöhung von 1° oder einem Wärmeabfall von 2 — 3° C hervor; nach einigen Stunden be- fanden sich die Thiere indessen wieder wohl. Bei täglicher Wieder- holung dieses Verfahrens vertrugen die Meerschweinchen schon am 4 — 5 Tage die Injektion einer virulenten Cholerakultur, und zwar bis zur 3fachen Menge der für Kontrollthiere unbedingt tödtlichen Dosis. Nahezu denselben Erfolg erzielten die Verff. auch mit Fleisch- wasserpeptonbouillonkulturen der Bacillen, welche 15 Minuten lang auf 65° C erwärmt wurden, sowie mit Aufschwemmungen von Agarkul- turen in Tymusextrakt, welche mehrere Tage auf Eis gelegen hatten. Zur Herbeiführung der Immunität genügte die einmal wieder- holte Einspritzung von 1 ccm der Impfflüssigkeit. Die Verff. versprechen in einer späteren Veröffentlichung eine Erklärung des von ihnen erreichten Erfolges zu liefern. ;Kübler (Berlin). Haffkine, Le chol6ra asiatique chez le lapin et le pigeon. (Le Bulletin m6d. 1892. No. 58. p. 1084.) — — , Inoculations de vaccins antichol6riqu es ä l’homme. (Ibid. No. 61. p. 1113.) Verf. hatte in der Sitzung der Soci6t6 de biologie zu Paris vom 9. Juli d. J. ein Verfahren (intraperitoneale Impfung von Meerschwein- chen auf Meerschweinchen, Exponiren des gewonnenen Exsudates dem freien Luftzutritt während mehrerer Stunden vor dessen Weiterver- impfung) mitgetheilt, mittelst welches er die Virulenz desComma- Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickeluugshemmung etc. 397 bacillus auf das Zwanzigfache der ursprünglichen Höhe zu bringen vermochte und mit selbem Cholerakulturen gewann, die die kon- stanten pathogenen Eigenschaften eines Virus fixe besassen. Die Züchtung des C o m m a b a c i 1 1 u s bei 39 0 unter kontinuirlicher Lufterneuerung führte hingegen eine rasche Abtödtung der Mikro- organismen herbei und lieferte ein abgeschwächtes Virus. Die mit letzterem geimpften Meerschweinchen widerstanden vollkommen den für frische Thiere tödtlichen Dosen der hochvirulenten Kultur und waren durch diese zwei Präventivimpfungen gegen jede weitere Cholerainiektion immun geworden. Verf. berichtet nun in der Sitzung der obengenannten gel. Ges. v. 16. Juli d. J. über die Anwendung seiner Vaccinirungsmethode auf Kaninchen und Tauben, die ebenfalls durch selbe wider die tödtlichste Infektion geschützt werden können. Der Impfschutz erstreckte sich auch auf das Virus der Pariser Cholera, dessen Virulenz jenem der Cholera von Madras und von Bombay nichts nachgibt. Nach den an Versuchsthieren erzielten positiven Resultaten ging Verf. zu Versuchen am Menschen über. Diese, im technisch-bakte- riologischen Laboratorium des Institutes Pasteur ausgeführten Ver- suche seien hier ihres wissenschaftlichen, vielleicht auch praktischen Interesses halber, ausführlicher wiedergegeben. Verf. injizirte sich selbst in das Unterhautzellgewebe der linken Seite eine höhere Dosis von dem abgeschwächten Choleravirus (pre- mier vaccin anticholerique), als zur Vaccination der erwähnten Thier- arten hingereicht hatte. Nach der Impfung stellte sich Uebelbefinden ein, das 24 Stunden anhielt und in einer Temperaturerhöhung von 36°6 auf 37°5 mit leichten Fiebererscheinungen seinen Ausdruck fand, ohne jedoch von Verdauungsstörungen begleitet zu werden. Die lokale Reaktion bestand in Schmerzempfindung an der Impfstelle mit leichter Anschwellung der Haut, daun der Drüsen der ent- sprechenden Seite. Der Schmerz hörte am 5. Tage vollständig auf, die Anschwellung persistirte, verschwand aber gradatim innerhalb weiterer 4 Tage. Sechs Tage nach dieser ersten Impfung liess sich Verf. in das Unterhautzellgewebe der rechten Seite das hochvirulente Choleravirus (second vaccin anticholerique) injiziren. Der Impfung folgte wohl noch eine Temperatursteigerung bis 38°6 und Schmerz an der Impfstelle, jedoch weder Anschwellung der Haut noch der benachbarten Drüsen. Nach 28 Stunden war das Allgemeinbefinden wieder ein normales, die Schmerzempfindung schwand nach 3 Tagen. Keine Verdauungsbeschwerden. Herrn Dr. Ja wein aus St. Petersburg, von einem um 17 kg höheren Körpergewichte als Verf., applizirte Letzterer dieselbe Dose des abgeschwächten Virus, welche er sich selbst injizirt hatte. Die allgemeine und die lokale Reaktion waren in diesem Falle weit ge- ringer und viel rascher vorübergehend. Nach der nach 6 Tagen vorgenommenen Impfung mit dem „virus exalte“ trat eine Reaktion kaum mehr in die Erscheinung. Dr. Famamscheff aus Tiflis, von geringerem Körpergewicht als Verf., erhielt 4/5 der Dose vom „premier vaccin“, und zwar während einer Körpertemperatur von 38° , die nach der Impfung 398 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. auf 39°1 anstieg, um den nächstfolgenden Tag auf 37°7 herabzu- gehen. Die lokale Reaktion schwand nach und nach wie bei den vorangegangenen Fällen. Ausser einer vorübergehenden Obstipation am zweitnächsten Tage nach der Impfung kamen Verdauungsstörungen nicht vor. Gleichzeitig mit F. wurde Herrn Wilbuschewitsch, Agri- kultur-Ingenieur aus Moskau, von etwas kleinerem Körpergewichte als F. , dieselbe Dosis des „premier vaccin“ in den linken Arm sub- kutan injizirt. Es bestand vor der Impfung eine leichte Diarrhöe. Die Temperatur erreichte ein Maximum von 38°5 und fiel den näch- sten Morgen auf 37 °4. Anschwellung und Schmerzempfindung an der Impfstelle blieben bis zum 4. Tage nach der Impfung wahr- nehmbar, während die Verdauung an dem der Impfung folgenden Tage sich wieder normal gestaltete. Verf. schliesst, dass die Verimpfung seiner beiden „vaccins anti- choleriques“, deren Schutzwirkung an Thieren sichergestellt worden war, nicht die geringste Gefahr für die Gesundheit mit sich führt und am Menschen mit der vollkommensten Sicherheit ausgeführt werden kann. Sechs Tage nach der Vaccination wird der mensch- liche Organismus, wie Verf. hofft, die solideste Immunität gegen jede Cholerainfektion acquirirt haben. Kral (Prag). Behring, Die Blutserumtherapie. I. Die praktischen Ziele der Blu t se r u m t h er api e und die Immunisi- rungsmethoden zum Zweck der Gewinnung von Heil- serum. Leipzig (Georg Thieme) 1892. Die Arbeit eröffnet eine Reihe von Abhandlungen über die Er- gebnisse der experimentellen Untersuchungen B.’s und seiner Mit- arbeiter. Sie gibt im ersten Abschnitt einen Ausblick auf die Mög- lichkeit, die Blutserumtherapie praktisch zur Heilung und Verhütung von Infektionskrankheiten zu verwenden. In dieser Absicht ist sie für ein grösseres ärztliches Publikum berechnet und fasst noch ein- mal zusammen, was in früheren Veröffentlichungen Behring’s be- reits entwickelt worden ist. Die Behring’sche Methode besteht darin, dass dem zu be- handelnden Individuum Heilkörper einverleibt werden, welche die krankmachenden Ursachen vernichten , und zwar überall im Körper, im Blut und in den Organen. Die Gewinnung der Heilkörper ge- schieht so, dass zunächst ein Individuum gegen diejenige Krankheit geschützt wird, welche man behandeln will, und dass man dann dem- selben Blut entnimmt. Speziell das zellenfreie Blut enthält die Heil- körper, so dass infolgedessen die Methode den Namen Blutserum- therapie trägt. Um Menschen zu behandeln, kann man auf den Menschen als blutlieferndes Individuum verzichten , da nach B e h - ring’s Versicherung viel grössere Mengen Hammel- und Pferdeserum, als sie bei Anwendung der Methode in Frage kommen, unter die Haut gespritzt, ertragen werden können. Für den Tetanus ist die Zuverlässigkeit der Methode durch Behandlung von Pferden erwiesen; um das Blut von tetanusimmunen Pferden aber auf den tetanuskranken Menschen zu übertragen, müsste man sich in jedem Falle durch die Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 399 Sektion des blutliefernden Thieres von dessen Gesundheit überzeugen, wie bei der Gewinnung von Pockenlymphe, damit nicht nach der Heilung des Wundstarrkrampfes eine andere Infektionskrankheit auf- tritt. Dazu reichen aber bislang die Mittel nicht aus. Für die Be- handlung der Diphtherie dagegen hat B. Serum von einem nachge- wiesenermassen gesunden Hammel auf bewahrt. — Ausser zur Heilung von Diphtherie ist aber das Serum auch zur Verhütung derselben zu gebrauchen, ein unschätzbarer Vorzug zur Zeit von Epidemien, da die schützende Wirkung des Serums sofort nach seiner Anwendung in Kraft tritt. Betreffs der Streptokokkenkrankheiten ist die Mög- lichkeit der Blutserumtherapie nachgewiesen und auf diesem Gebiete verheisst B. eine vollkommene Umwälzung der Anschauungen, da man vom Standpunkte seiner Therapie aus die verschiedensten durch Streptokokken erzeugten Leiden, lokale und allgemeine, als einheit- liche auffassen wird. Die Blutserummethode, erläutert B. im 2. Abschnitt, ist aufgebaut auf dem Grunde von Experimenten, in denen es gelang, mit Diphtherie infizirte Meerschweinchen durch Behandlung mit Jodtrichlorid zu heilen und einigermassen gegen spätere Infektion immun zu machen (s. diese Zeitschr. Bd. IX. S. 71 ff.). Da bei diesem Verfahren die Bacillen im Körper nicht abgetödtet wurden, so musste man annehmen, dass ihre giftigen Stoffwechselprodukte abgeschwächt wurden. Es lag nahe, zu versuchen, ob man die Einwirkung des Jodtrichlorids auf das Diphtherie- gift nicht ausserhalb des Organismus verlegen und die Tliiere direkt mit jodtrichlorid-behandelten Kulturen immunisiren könnte. Dies gelang gleich bei den ersten Versuchen. Dasselbe Verfahren, auch auf den Te- tanus übertragen, gab schliesslich sosichere Resultate, dass B. jetzt im Stande ist, eine Art von Immunisirungsrezept zu schreiben (s. diese Zeitschr. Bd. XII. No. 6. S. 208). Vorbedingung für das Gelingen der Immunisirung ist die genaue Kenntniss des Wirkungswerthes der Kulturen, von denen zunächst die Minimaldosis, d. h. diejenige Dosis, welche nach 3 — 4 Tagen Mäuse oder aber Kaninchen tödtet, fest- gestellt wird; in gleicher Weise bestimmt mau die Minimaldosis der- selben Kulturen bei mindestens 36 ständigem Zusatz verschiedener Mengen von Jodtrichlorid. Man beobachtete dann, dass solche Thiere, welche weniger als die Minimaldosis erhalten hatten, nur leicht erkrankten und während der Dauer der Krankheit sehr empfindlich gegen eine weitere Tetanusinfektion waren, dass dieselben jedoch, wenn sie völlig wiedergenesen waren, einen gewissen Grad von Im- munität besassen, der durch Weiterbehandlung mit Kulturflüssigkeit immer höher getrieben werden konnte. Besser als auf diesem Wege, welcher wegen der krankmachenden Wirkung der immunisirenden Kulturmenge immer Verluste an Thieren mit sich bringt, er- reicht man Immunität der Thiere, wenn man von der Injektion ganz inoffensiver Kulturen zu immer wirksameren aufsteigt. Man kann aber auch zum Ziele gelangen, wenn man grössere Kulturmengen durch Jodtrichloridzusatz weniger wirksam macht und damit die Be- handlung einleitet. Das zuletzt genannte Verfahren ist bisher das einzig brauchbare, um Mäuse gegen Tetanus und Meerschweinchen gegen Diphtherie zu immunisiren. 400 Schutzimpfung, kÜDstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Nach Behring’s „Rezept“ hat man Pferde und Schafe dahin gebracht, dass diese Thiere von solchen Tetanuskulturen, von denen 0,2 — 0,5 ccm zur sicheren Tödtung von Kontrollpferden bezw. Kontroll- schafen ausreichten, über 100 ccm vertragen und dass bei einzelnen dieser Thiere der Immunisirungswerth ihres Blutserums bis zu 1 : 1 000000 beträgt. Diese Zahl würde besagen, dass zur Immuni- sirung eines Menschen von 50 kg 1 Tropfen Heilserum genügte, vor- ausgesetzt, dass die Verhältnisse ähnlich wie für den Schutz von Mäusen liegen. Um einen tetanuskranken Menschen zu heilen, würde allerdings auch von so wirksamem Serum noch immer eine Menge von 50 ccm innerhalb von 2 Tagen zu injiziren sein. Mit Hülfe der Methode von Brieger und seinen Mitarbeitern, behauptet B., hat mau ein Thier bisher noch nicht bis zu dem Grade der Immunität gebracht, welcher erforderlich ist, wenn man sein Blut oder andere dem Körper entstammende Flüssigkeiten zu Heilzwecken für den Menschen brauch- bar machen will, und man kann es auch nicht dazu bringen, wenn nicht die Behring’sche Methode mit hineingezogen wird. Die Versuche von Brieger gelingen nur dann soweit, dass man von den immunisirteu Thieren immunitätverleihende und heilende Flüssig- keiten gewinnen kann, wenn die vorbehandelten Thiere so stark wirkende Kulturen oder Gifte bekommen haben, dass an denselben unbehandelte Kontrollthiere unfehlbar sterben, und wenn dann diese infektiös, bezw. toxisch wirkenden Kulturen immer höher dosirt werden. Dieses Verfahren macht aber gerade das Wesentliche der Behring’schen Methode aus. Die Vereinigung der vorbereitenden Jodtrichloridmethode mit der zielbewussten Anwendung vollvirulenter und vollgiftiger Bakterienkulturen zum Zwecke der Erlangung von früher nie erreichten Graden der Immunität nimmt B. als seine Me- thode in Anspruch. B. weist auf den Widerspruch hin, in den sich Brieger und seine Mitarbeiter begeben, wenn sie sagen, „dass toxisches und immunisirendes Prinzip zwei gänzlich verschiedene Dinge sind“, da sie „bei Cholera und Tetanus mit fast ungiftigen Modifikationen den stärksten Schutz erreichen“, und wenn sie trotz- dem mit vollvirulenten Kulturen Immunität zu erreichen suchen. Von Untersuchungen über die Natur der Tetanusheilkörper ist bemerkenswerth, dass dieselben in das Dialysat übergehen und in demselben die charakteristischen Eiweissreaktionen nicht geben. Zum Schlüsse bemerkt B., dass er jetzt das Heilserum gegen die Diphtherie in mindestens 20-mal stärkerer Konzentration, als zur Zeit seiner letzten Publikation gewinnen könne. Er hält es für an- gezeigt, schon jetzt mit der Immunisirung von Thieren in grösserem Massstabe vorzugehen , da die Gewinnung eines Serum von dem nöthigen Wirkungswerthe jahrelange Arbeit beansprucht. Es würden sonst, wenn die Verhältnisse so weit geklärt wären, dass die An- wendung der Methode auf den Menschen auf eine ganz sichere Basis gestellt ist, die Mittel zur Immunisirung erst nach langer Arbeit und langem Zeitverlust beschafft werden können. Abel (Greifswald). Roger, S6rum des animaux pr^disposes. (La Semaine med. 1892. No. 39.) Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 401 R. hat im Jahre 1890 gezeigt, dass das Blutserum von Kanin- chen, welche gegen den Streptococcus des Erysipels geimpft waren , die Eigenschaft hat , darauf gezüchtete Streptokokken abzuschwächen. Er hat jetzt festgestellt, dass das Blutserum von Kaninchen, bei denen er durch Injektion bestimmter Stoffwechselpro- dukte der Streptokokken die Prädisposition für Erysipel gesteigert hatte, die Virulenz der auf demselben gezüchteten Streptokokken vermehrt. Impfung mit Streptokokken, welche auf dem Blutserum gewöhnlicher Kaninchen gezüchtet sind, haben in 8 — 10 Tagen den Tod zur Folge, nach Impfungen mit Streptokokken dagegen, welche von Blutserumkulturen mit gesteigerter Virulenz herstammen, tritt der Tod schon in 20 — 22 Stunden ein. M. Kirchner (Hannover). Sternberg , The disinfection of excreta. (The American Journal of the Medical Sciences. 1892.) Sternberg empfiehlt als Desinfektionsmittel für infektiöse Sekrete und Exkrete, von Versuchen über die Wirkung der gebräuch- lichen Mittel ausgehend, am meisten den Chlorkalk. Er betont, dass man von Desinfektion nur reden dürfe, wenn wirklich eine infektiöse Masse zu behandeln sei; unrichtig sei es dagegen, wenn man z. B. Fäkalien gesunder Menschen desinfiziren wolle, wie man häufig lesen könne. Dieselben könnten nur desodorirt werden und dafür empfeh- len sich billigere Mittel als der bei Luftzutritt leicht verderbende Chlorkalk, wie z. B. Eisensulfat und frisch gebrannter Kalk. Abel (Greifswald). Sternberg, Association of American Physicians. (Medical News. 1892. May.) Aus dem Sitzungsbericht der A. of Am. Phys. ist eine vorläufige Mittheilung von Sternberg erwähnenswerth, dass es ihm gelungen sei, darzuthun, dass das Blut von Kälbern, welche vaccinirt und folg- lich gegen Vaccine immun sind, eine Substanz enthält, welche die spezifische Virulenz der Vaccinelymphe neutralisirt, und zwar sowohl der animalen als der humanisirten. Abel (Greifswald). Belfanti, Sulla immunizzazione del coniglio per mezzo dei filtrati di sputo pneumonico. (La Riforma med. 1892. No. 126.) Schon Klemperer hatte versucht, durch Injektion des auf 60° C erwärmten pneumonischen Auswurfs Immunisirung der Kanin- chen gegen das pneumonische Gift zu erzielen. Er gab diese Me- thode jedoch auf, weil sie nicht die gewünschten Resultate gab. Verf. ersetzte nun die Erwärmung durch Filtration, und zwar in der Weise, dass eine gleiche Gewichtsmenge destillirten Wassers mit dem Auswurfe vermischt und durch 24 Stunden auf Eis belassen wurde. Sodann Filtration zuerst durch Papier, dann durch Thonfilter. Von der klaren Flüssigkeit wurden Kaninchen 10 ccm in die Ohrvene injizirt. Es gelang nicht, alle Kaninchen immun zu machen , was B. der vielleicht zu geringen Quantität der injizirten Flüssigkeit zu- schreibt; man sah aber in solchen Fällen die Thiere stets 3 — 4 Bd. XII. 27 Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwickclungshemmung etc. Tage später sterben als die gleichzeitig (am 5. Tage nach dem Im- munisirungsversuch) mit virulenten Diplokokken infizirten Kontroll- thiere. Weitere Versuche sind im Zuge. Kamen (Czernowitz). Catterina, A., e Catterina, E., Sulla resistenza del virus tetanico nelle carni tetaniche conservate in gl i ce- rin a. (II Morgagni. 1891. No. 9. p. 576.) Die in der Nähe des Infektionsherdes entnommenen Muskel- stücke von an spontan oder experimentell acquirirtem Tetanus zu Grunde gegangenen Thieren (Pferd, weisse Ratte, Maus, Kaninchen, Meerschweinchen) konserviren, wenn sie unter Glycerin auf bewahrt werden, eine lange Zeit hindurch ihre ursprüngliche Virulenz. Bei den nach einmonatlicher Aufbewahrung begonnenen und nach weiteren 14 — 30-tägigen Intervallen wiederholten Impfversuchen reagirten die Versuchstiere ebenso prompt auf das konservirte Tetanusmaterial, wie die von demselben Muskel vor dessen Konservirung in Glycerin geimpften Thiere. Erst nach l1/* -jähriger Aufbewahrung begann sich eine Abschwächung zu manifestiren. Wann die Virulenz des derart konservirten tetanischen Virus vollständig erlischt, wollen Verff. durch weitere Beobachtungen feststellen. Kral (Prag). Schütz, Versuche zur Immunisierung von Pferden und Schafen gegen Tetanus. (Zeitschr. f. Hygiene. XII. p. 58.) Die auf Grund der B e h rin g’schen Errungenschaften (s. dieses Centralbl. Bd. XII. No. 6) angestellten Versuche ergaben folgende Resultate : 1) Pferde besitzen eine hohe, Schafe eine geringe Empfänglich- keit für eine Infektion durch Tetanusbacillen. 2) Pferde und Schafe können durch das von Behring ermittelte Verfahren nicht nur gegen die Infektion mit lebenden Tetanus- bacillen, sondern auch gegen die schädlichen Wirkungen derjenigen giftigen Substanzen geschützt werden, welche von den Tetanusbacillen in Kulturen und im Thierkörper gebildet werden. 3) Die Widerstandsfähigkeit der immun gemachten Pferde und Schafe gegen lebende Tetanusbacillen und gegen das spezifische Tetanusgift wächst bei fortgesetzten subkutanen Injektionen mit immer stärker wirkenden Kulturen oder mit allmälich ansteigenden Massen derselben. Das Blut dieser Thiere erwirbt immunisirende Eigenschaften , welche sich in dem Masse steigern , wie die Wider- standsfähigkeit zunimmt. 4) Die Inkubationsperiode des Tetanus beträgt bei Pferden 4 — 5 Tage, bei Schafen 2 — 4 Tage. 5) Die Ergebnisse der Versuche reichen für ein Urtheil über die Heilwirkung des Blutes immun gemachter Thiere noch nicht aus. Ger lach (Wiesbaden). Stern , Ueber Desinfektion des Darmkanales. [Aus der medizin. Klinik in Breslau.] (Zeitschr. f. Hyg. XII. p. 88.) Die ätiologische Forschung der letzten Jahre hat gelehrt , dass der Darmkanal die Invasionsstätte für die Erreger einiger der häufig- sten und gefährlichsten Infektionskrankheiten darstellt. Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 403 Die Indikationen zur therapeutischen Beeinflussung infektiöser Darmerkrankungen präzisirt Verf. folgendennassen : 1) Man sucht die im Darmkanal enthaltenen Infektionserreger durch Abführmittel oder Auswaschungen zu entfernen: Mechanische Behandlung. — 2) Man sucht die Infektionserreger im Darmkanal abzutödten oder in ihrer Entwickelung zu hemmen: Desinfizirende (antiseptische) Be- handlung. — 3) Man sucht die von den Infektionserregern im Darm- kanal gebildeten Gifte unschädlich zu machen bezw. zur Ausscheidung zu bringen, falls sie schon resorbirt worden sind : Antitoxische Be- handlung. — Vom Kalomel wird z. B. eine Wirksamkeit in den 3 verschiedenen Beziehungen erwartet (Typhus abdominalis). Es sollen hier die Mittel zur Darmdesinfektion untersucht werden, welche sich in 3 Gruppen eintheilen lassen: In leicht lösliche, in schwer lösliche und im Darmkanal sich spaltende. Zur ersten Gruppe gehören anorganische und organische Säuren, Sublimat und andere Metallsalze, Phenol, Resorcin, Chloroformwasser u. s. w. Zur zweiten Gruppe gehören u. a. Kalomel, Jodoform, Naphtalin, a- und /i-Naphtol; zur dritten Gruppe Bismuthum salicylicum, Salol, Betol, Tribrom- phenol u. a. m. Aus Desinfektionsversuchen ausserhalb des Organismus lassen sich keine sicheren Schlüsse darauf ziehen , ob mit ihnen auch im Darmkanal Abtödtung oder Entwickelungshemmung von Mikroorga- nismen erzielt werden kann. „Die antiseptische Wirkung eines Mittels ausserhalb des Organismus ist eine nothwendige, aber durchaus nicht hinreichende Bedingung für seine Wirkung als Darmdesinfiziens.“ (Sowohl diese, wie auch einige andere Behauptungen des Verfassers dürften sich in solchem Umfange nicht aufrecht erhalten lassen. Man denke an den Verlauf der Jodoform-Frage, an die Wirksamkeit des Kalomel u. s. w. Ref.) Selbst von einer vollständig durch- geführten Darmdesinfektion lassen sich übrigens keine so grossen therapeutischen Resultate erhoffen, als dies vielfach geschieht, da ja bei eingehend studirten, hier in Betracht kommenden Krankheiten, bei Typhus abdom. und Cholera asiatica, die Infektionserreger ihren Sitz nicht ausschliesslich im Darm behalten, sondern in die Darm- schleimhaut eindringen, in Lymphdrüsen, Milz u. s. w. gelangen. So- bald dies aber einmal der Fall ist, genügt zur Heilung der Krank- heit selbst eine vollkommene Desinfektion des Darmkanales und seines Inhaltes nicht mehr. Die Versuchsanordnung des Verf. ist folgende: Möglichst bald nach der Entleerung der Fäces (stets innerhalb von 4 Stunden) wurden mit vorher geglühten Instrumenten einige Gramm des Kothes entnommen und in einem ebenfalls vorher geglühten Tiegel gewogen. Die Probe wurde dann in sterilisirter Reibschale mit keimfreiem Wasser verrieben und soviel steriles Wasser zugesetzt, dass die Ge- sammtmenge 100 oder 200 ccm betrug. Von der Aufschwemmung wurden daun auf Agar-Agar Platten gemacht, welche im Brüt- ofen gehalten wurden. Die Methode ergab ziemlich gute Resultate. Zunächst stellte Verf. nun fest, dass auch bei möglichst gleich- mässiger Ernährung der Versuchspersonen der Gehalt der Fäces an Mikroorganismen sehr erheblichen Schwankungen unterliegt. 27* 404 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Stern zeigte sodann, dass bei einer Versuchsperson selbst nach 12-tägigem Gebrauche von /S-Naphtol (es waren im Ganzen über 40 g gegeben worden) eine erkennbare Abnahme des Keimgehaltes der Fäces nicht stattfand. Mit Rücksicht auf äussere Schwierigkeiten ging Verf. von diesem Untersuchungsmodus ab. Er gab jetzt einer Anzahl von Versuchs- personen Aufschwemmungen des Micro c. prodigiosusin der Suppe und Desinfektionsmittel entweder schon vor der Einverleibung des Pro- digiosus oder sogleich nachher. Von Desinfektionsmitteln wurden geprüft: Kalomel, Salol, Naphtalin, /?-Naphtol und Kampher. Die Versuche wurden tbeils an Personen mit normaler Verdauung, theils an Fällen von fieberhaftem Darmkatarrh, Darmtuberculose und Typhus abdom. angestellt. In allen Fällen gelang es in den aus den Fäces hergestellten Plattenkulturen den Prodigiosus, und zwar zumeist in sehr grosser Menge, nachzuweisen. Ger lach (Wiesbaden.) Strübing, Zur Therapie der Diphtherie. (Dtsch. medic. Wchschr. 1891. No. 48.) Willielmy. Zur Behandlung der epidemischen infek- tiösen Diphtherie. (Dtsch. medic. Wchschr. 1892. No. 5.) Prof. Strübing -Greifswald schildert zunächst auf Grund einer Anzahl von ihm beobachteter Krankheitsfälle, welche der bakterio- logischen Kontrolle Loeffler’s unterlegen haben, die Art der ver- schiedenen diphtherischen Prozesse. Er stellt der wirklichen, das Leben ernst bedrohenden und stets durch eine Einwirkung der Loeffler’schen Bacillen bedingten Diphtherie die Streptokokken- pseudodiphtherie gegenüber. Da diese zwar gleichfalls mit schweren Erscheinungen verlaufen kann, aber andererseits dennoch meistens einen günstigen Ausgang nimmt, so ist bei der Beurtheilung der Erfolge eines Diphtherieheilmittels stets der bakteriologische Nach- % weis zu führen, ob wirkliche oder Streptokokkendiphtherie Vorgelegen hat. Ausserdem ist im Falle echter Diphtherie noch der einem viel- fachen Wechsel unterlegene Grad der Virulenz der Bacillen durch das Thierexperiment festzustellen. Die Wirkung der Diphtheriebacillen besteht anfänglich nur in der exsudativen Entzündung der Schleimhaut von Tonsillen und Pharynx. Sehr bald kommt es aber zu der Abspaltung des diphthe- rischen Giftes aus dem Gewebseiweiss und der durch jenes be- dingten Erkrankung der inneren Organe. Andererseits legt die der Exsudation folgende Gewebsnekrose Eingangspforten bloss, durch welche andere pathogene Bakterien, insbesondere die Streptokokken, ihren Weg in den Körper finden, um dort sekundäre Krankheits- prozesse hervorzurufen. Hiernach muss die Diphtheriebehandlung darauf gerichtet sein: 1) die Bacillen zu vernichten , 2) ihre Giftstoffe unschädlich zu machen und 3) das Eindringen anderweitiger pathogener Mikroorganismen zu verhindern. Unabhängig von alledem ist natürlich die Widerstands- kraft des Körpers durch Kräftigungsmittel jeder Art zu stärken. Von den genannten 3 Indikationen ist die zweite zur Zeit noch unerfüllbar, die Erfüllung der ersten und dritten kann durch die Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 405 lokale mechanische und antiseptische Behandlung erstrebt werden. Der Erfolg eines solchen Verfahrens hängt indessen in erster Linie davon ab, dass der diphtherische Prozess noch keine zu grosse Aus- dehnung gewonnen hat, dass noch nicht grössere Giftmengen in den Säftestrom gelangt sind, und dass noch keine ernste anderweitige Infektion stattgefunden hat. Auf Grund dieser Erwägungen und unter Berücksichtigung der Loeffler’schen Forschungen über das Verhalten der verschiedenen Antiseptika gegenüber den Diphtheriebacillen empfiehlt Strübing die frühzeitige Einleitung eines von ihm in vielen als echt nach- gewiesenen Diphtheriefällen erprobten uud bewährt befundenen Ver- fahrens: Er reinigt den Rachen durch häufige und reichliche Kalk- wassergurgelungen , desinfizirt dann die Rachenschleimhaut durch 4 — 8-stündlich wiederholtes Anpressen von Wattebäuschchen, welche in einer Lösung von Acid. carbolic. 3 — 5, 01. Terebinth. rect. 40, Al- cohol absolut 60 getränkt sind und lässt ausserdem 4 — 8-stündlich mit Acid. carbolic. 3, Alcohol 30, Aq. destillat. 70 gurgeln. Daneben verabreicht er innerlich stündlich 1 Theelöffel von Solut. Hydrargyr, cyanat. (0,01) 100. Er lässt es zweifelhaft, ob hierbei die Berührung der Lösung mit den Pseudomembranen während des Schluckaktes oder die Resorption des Mittels vom Magen aus die günstige Wir- kung hervorbringt, von deren thatsächlichem Eintritt er übrigens überzeugt ist. Zur Verhütung einer Karbolvergiftung durch dieses Verfahren empfiehlt er bei Erwachsenen eine häufige Kontrolle des Urins durch Liquor ferri sesquichlorati , bei Kindern, welche das Gurgelwasser hinunterschlucken könnten, Verzicht auf das Gurgeln und häufigere Wattebauschapplikation. Unter denselben Voraussetzungen räth Strübing auch zur Anwendung der lokalen Quecksilberbehandlung. Er bedient sich dabei der Sublimatlösung 1 : 1000 zur Wattebauschapplikation und des Hydrargyr. cyanat. 1 : 10000 zum Gurgeln. Bei der Scarlatinadiphtherie, welche nach L oef fl er’s Unter- suchungen niemals durch Diphtheriebacillen verursacht wird, empfiehlt Strübing unbedingt die Karbolsäurebehandlung in Gestalt von In- halationen und innerer Verabreichung des Mittels in möglichst grossen Dosen, da er sich nach seinen Beobachtungen zu einer Bestätigung der günstigen Erfolge, welche Oertel und Wiggleworth mit diesem Verfahren erzielten, berechtigt fühlt. Der Verf. der zweiten Arbeit hofft auf Grund ähnlicher Er- wägungen wie Strübing gleichfalls von einer frühzeitigen Lokal- behandlung der Diphtherie gute Resultate. Er bedient sich indessen einer weit eingreifenderen Heilmethode, indem er unter Anwendung eines besonderen Instrumentariums den Patienten nötigenfalls ge- waltsam den Mund öffnet und eine tiefgehende Aetzung des ganzen Rachens mit 20°/0igem Chlorzink folgen lässt. Den hinterher ver- abreichten Eispillen und der Eiskravatte schreibt er es zu, dass trotz der ausgedehnten Aetzschorfe bei seinen Kranken niemals gefährliche Oedeme entstanden, während der heftige Schmerz nach der Aetzung gewöhnlich erst nach einiger Zeit nachliess. Trotz der günstigen Erfolge, welche der Verf. mit seinen Aetzungen 406 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. erreicht zu haben berichtet, werden sich wohl wenige Aerzte und noch weniger Kranke zu einem so grausamen Verfahren entschliessen wollen. Kühler (Berlin). Aronson, H. , Ueber die antiseptischen Eigenschaften des Formaldehyde s. (Berl. klin. Wochenschr. 1892. No. 30.) Verf. vermuthete, dass der so reagirfähige Formaldehyd auch im lebenden Protoplasma Angriffspunkte finden und dasselbe schä- digen würde x), und fand seine Vermuthung bei Versuchen mit ver- schiedenen Bakterienarten auch bestätigt. Mit reichlichen Typhus- bacillen geimpfte Nährbouillon bleibt bei einem Gehalt von 1 : 20000 Formaldehyd steril, bei 1 : 40000 war Schwächung des Wachsthums, bei 1 : 80000 aber keine deutliche Beeinflussung mehr zu erkennen. Fast ebenso verhielten sich Staphy lococcus pyogenes aureus und Milzbrandbacillen. Genauer studirte Verf. das Verhalten des Formaldehyds gegen- über den Diphteriebacillen, und zwar benutzte er die von Lo eff ler angegebenen Methoden1 2). Er fand, dass eine Konzentration von 1 : 250 jedes Wachsthum verhindert und nach 10 Sekunden langer Einwirkung schon 1 : 400 sterilisirend wirkt. Auch die Dämpfe, und zwar schon von 1-prozentigen Formaldehydlösungen, wirkten sterili- sirend, in verdünntem Grade abschwächend, doch konnte mit diesen abgeschwächten Kulturen bei Kaninchen keine Immunisirung erzielt werden. Verf. gedenkt, solche Abschwächungsversuche auch mit Milzbrand- und Tuberkelbacillen vorzunehmen. Auch der feste, polymere Formaldehyd, das sogenannte Trioxymethylen, wirkte stark antiseptisch und liess bei 0,05 g in 10 ccm Nährgelatine keine Ent- wicklung von Staphylococcus pyog. aur. zu, während Jodoform bei gleicher Verdünnung reichliche Bakterienentwickelung zuliess. Als pulverförmiges Antiseptikum kann das Trioxymethylen jedenfalls nur bei grosser Verdünnung mit indifferenten pulverigen Substanzen an- gewendet werden, weil es stark reizend wirkt. Die Einathmung von Formaldehyddämpfen wird von Thieren verhältnissmässig gut ertragen. Die tödtliche Dosis für Kaninchen nach subkutaner Applikation beträgt nach Zuntz 0,24 g pro Kilo Thier (bei Karbolsäure 0,26 — 0,34 g, bei Sublimat 0,015 g). Ein Theil des Formaldehyds findet sich dabei im Harn wieder. Verf. versuchte auch noch die Wirkung der Dämpfe von Acet- aldehyd, Benzaldehyd und Zimmtaldehyd und konnte bei ersteren beiden eine antiseptische Wirkung auf Diphteriebacillen wahrnehmen. In neuester Zeit hat auch Tri Hat auf die stark antiseptischen Wirkungen des Formaldehyds aufmerksam gemacht, er fand, dass mit Milzbrandbacillen infizirte Bouillon schon bei einem Formaldehyd- gehalt von 1 : 50000 unfruchtbar wird und dass zweimal weniger Formaldehyd als Sublimat nöthig ist, um Zersetzung von rohem Fleischsaft zu verhindern. Aber schon vor mehreren Jahren fand H. Büchner, dass die Dämpfe von Formaldehyd auf die Entwickelung 1) Vergl. O. Löw, dieses Centralblatt. 1891. No. 21. 2) Deutsche med. Wochenschrift. 1891. No. 10. Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 407 verschiedener Bakterienarten, wie Pneumoniebacillus, Typhus- bacillus, Vibrio Proteus, Käsespirillen stark hinderlich wirken 1 ). — Ref. hat schon 1888 beobachtet, dass Spaltpilze sich nicht entwickeln können, wenn einer Pepton -Nährlösung 0,1 p. mille Formaldehyd zugefügt wird 2). Eine ebenso starke Lösung bringt Algenfäden (Spirogyra) binnen 12 Stunden zum Absterben. Bo körn y hat ebenfalls vor einigen Jahren Beobachtungen über Giftwirkung des Formaldehyds auf höherstehende Pflanzen mitgetheilt (Habilitations- schrift, Erlangen) und erwähnt derselbe Forscher, dass erst bei Ver- dünnung des Formaldehyds von 1 : 50000 Spirogyren einige Tage am Leben erhalten werden konnten und bei stärkerer Konzentration baldiger Tod die Folge war 3). Aron so n erwähnt kurz, dass auch formaldehydschwefligsaures Natron antiseptisch wirke. Hierzu möchte Ref. bemerken, dass es ihm gelang, in Nährlösungen von 0,5% Gehalt an diesem Salz einen röthlich gefärbten Bacillus zu züchten, sowie einen Fadenpilz, der mit Dematium pull ul ans De Bary übereinstimmt. Viele Spalt- pilzarten, sowie Aspergillus und Penicillium gediehen nicht. Ueber jenen röthlichen Pilz soll später Mittheilung erfolgen. Löw (München). Miller, W., Vergleichende Untersuchungen über den Werth verschiedener Antiseptika bei der Behand- lung kranker Zähne. (Verhandl. d. deutsch, odontol. Ges. Bd. II. 1891. p. 19 — 32. Mit 3 Abb. im Text.) In allen Fällen, in denen es mit den grössten Schwierigkeiten verknüpft oder absolut unmöglich ist, die Pulpa aus den Wurzelka- nälen auf mechanischem Wege ganz zu entfernen, werden, ehe zur Füllung des Zahnes geschritten wird, die zurückgebliebenen Pulpa- reste mit einem Mittel durchtränkt, von dem man hofft, dass es nachträgliche Fäulnissprozesse verhindere. Es fragt sich, welches von den vielen Antisepticis am meisten Aussicht auf Erfolg verspricht. M. glaubt, dass die Beantwortung dieser Frage durch Versuche im Laboratorium, i. e. ausserhalb des Mundes, eher zu erwarten sei, als durch die praktische Erfahrung. Es wurden von ihm bis dahin 224 derartige Versuche angestellt; weitere, auch solche an lebenden Thieren, sollen folgen. Die Methodik war folgende: 1) In einer ersten Versuchsreihe wurde die ansehnliche, fleischige Pulpa des ersten bleibenden Molaren vom Kalbe der Länge nach in 4 — 6 etwa 4 mm dicke Stücke zerlegt, welche, vorher mit Wasser befeuchtet, in etwa 5 cm lange, an beiden Enden offene, an dem einen Ende jedoch spitz zulaufende Glasröhrchen eingeführt wurden. Nun wurde, gewöhnlich an dem spitzen Ende, das Versuchsobjekt mit Bakterien (reinkulti- virten? Ref.) aus kranken Zähnen infizirt, das zu prüfende Mittel an dem entgegengesetzten Ende aufgelegt, mit Watte überdeckt und die breite Mündung des Röhrchens mit Wachs verschlossen. 1) Münchener medic. Wochenschrift. 1889. No. 20. 2) O. Löw, Ber. der Gesellschaft f. Morphologie und Physiologie in München. 1. Mai 1888. — Jahresber. f. Thierchemie. 1888. S. 272. 3) Landw. Jahrb. Bd. XXI. S. 455. 408 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Das so präparirte Röhrchen wurde dann mit dem spitzen Theil in säulenförmig erstarrten Nähragar in einem gewöhnlichen Reagenzglas eingesenkt, letzteres mit Watte und Gummikappe verschlossen und in den Brutschrank gestellt. Die Wirkung des Antisepticums und das Entstehen und Fortschreiten etwaiger Zersetzungen waren somit der direkten Beobachtung zugänglich. Nach Ablauf von 2 Tagen bis 6 Wochen wurden die Pulpen durch Zerschneiden des sie halten- den Röhrchens entfernt und auf eine Agar-Agarplatte gelegt, welche in den Brutschrank kam. Aus dem jeweiligen Ausbleiben oder Ein- treten des Wachsthums von Mikroorganismen Hessen sich dann be- stimmte Schlüsse auf die Art und Weise der Wirkung des zur Unter- suchung gelangenden Antisepticums ziehen. (Ob die Vorbereitung der Pulpen , d. h. ehe sie infizirt wurden , auf aseptischem Wege erfolgte oder nicht, lässt sich, dem Text nach, nicht sagen. Ref.) 2) Es kamen Schneide- und Eckzähne des Kalbes zur Verwendung, und zwar wurde die Pulpahöhle von der lingualen Seite her geöffnet und das Antisepticum wie in der ersten Versuchsanordnung applizirt. Diese Methode litt, wie der Verf. bemerkt, an Genauigkeit einmal dadurch, dass die Versuchsobjekte nicht direkt beobachtet werden konnten, und dann, dass die Pulpen von der Wurzelspitze her nach der Krone zu sich wesentlich verengern. Nur Sublimat (in Substanz), am Kronentheil der Pulpa applizirt, vermochte sie gegen Zerfall zu schützen. Untersucht wurden: 1) Jodoform, in Pulverform; erwies sich für den gedachten Zweck als werthlos. 2) Wasserstoffsuperoxyd. 3) Chlor- kalk. 4) Kalium sozojodolicum. 5) Borax. 6) Borsäure. Alle diese ohne nennenswerthe Einwirkung. 7) Sublimat. In Substanz ange- wendet, alle anderen Chemikalien übertreffend ; allerdings verfärbt es die damit behandelten Zähne. Sublimat in 5-proz. wässriger Lösung war ohne durchgreifende Wirkung. 8) Kupfersulfat; nach Sublimat die stärkste Wirkung ausübend. 9) Trichlorphenol und Karbol. Nächst dem Sublimat und Kupfersulfat die kräftigsten der unter- suchten Substanzen. 10) Chlorzink. Obwohl energisch penetrirend, scheint es in Bezug auf Konservirung dem Karbol nachzustehen. 11) Aetherische Oele. Wintergreenöl (2 Versuche) und Pfeffermünzöl (6 Versuche) mit ungünstigen Resultaten. Zimmtöl jedoch scheint an konservirender Wirkung dem Trichlorphenol und Karbol sehr nahe, wenn nicht gleich zu stehen. Aseptin war nicht zu gebrauchen. Andere Stoffe, wie a- und /9-Naphthol, Salicylsäure, Thymol wurden noch nicht zur Genüge erprobt. Am Schluss weist M. auf die Unbeständigkeit gewisser Antisep- tica, zumal des Karbols hin, welches bei der Wurzelbehandlung ge- wöhnlich zur Anwendung kommt. Wattefäden, mit konzentrirtem Karbol ganz durchtränkt und in den Wurzelkanal des lebenden Zahnes eingeführt, waren nach einigen Monaten oder selbst Wochen ohne jegliche antiseptische Wirkung, obgleich die Höhle wasserdicht verschlossen war. Je weiter das Foramen apicale, desto rascher die Abnahme der antiseptischen Wirkung. Die Wahrscheinlichkeit liegt nahe, dass auch die anderen Antiseptica in ähnlicher Weise mit der Zeit leiden. 0. Katz (Berlin). Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwiekelungshemmung etc. 409 Miller, W., Ueber die Desinfektion von zahnärztlichen und chirurgischen Instrumenten. (Verhandl. d. deutsch, odontol. Ges. Bd. III. 1892. p. 13—31.) Auf keinem Gebiet der Chirurgie, sagt der Verf., sind antisep- tische Massregeln mehr am Platze, als auf dem der Zahnheilkunde. Hier ist das Operationsfeld von vornherein septisch oder infizirt ; um es annähernd aseptisch zu machen, sind kräftige Antiseptica noth- wendig. Die zahnärztlichen Instrumente müssen gründlich desinfizirt werden , um einer ev. Uebertragung von infektiösem Material von einem Patienten zum anderen vorzubeugen. Die Möglichkeit der- artiger Infektionen steht ausser allem Zweifel; u. a. weist M. auf verschiedene in seinem Werke: Die Mikroorganismen der Mundhöhle (Leipzig 1889) erwähnte Fälle hin, bei denen Infektionen wie Syphilis, Septikämie, Pyämie etc. nach Operationen in der Mundhöhle auftraten. Allerdings besitzt das Zahnfleisch im gesunden Zustande eine relativ erhebliche Widerstandskraft gegen das Eindringen von pathogenen Keimen, und heilen Wunden im Munde im Allgemeinen leicht; doch ist darauf niemals sicher zu bauen, da unter abnormen Verhältnissen dieser Widerstand geschwächt oder aufgehoben sein kann. Ferner scheint speziell mit Bezug auf die Erreger der Syphilis eine auch nur leichte Verwundung der Mundschleimhaut zu einer Infektion zu genügen. Die Ergebnisse der von M. bezüglich der Sterilisirung von In- strumenten und sonstigen Gegenständen angestellten Versuche sind im Grossen und Ganzen eine Bestätigung der anderweitig gewonne- nen Resultate. Servietten und Cofferdam (Lappen von Gummi , um Zähne während der Operation des Füllens oder bei der Behandlung von Wurzelerkrankungen gegen das Eindringen von Speichel etc. zu schützen. Ref.) werden durch kochendes Wasser (resp. Seifen wasser) in 10 — 15 Minuten sicher sterilisirt. Die von M. gewählte Methode, die Wirksamkeit verschiedener Mittel behufs Desinfektion von In- strumenten zu prüfen, war diese: Kleine cylinderförmige Glasstück- chen; ferner Schrot, Bleikugeln, Erbsen und Zahnwurzeln, deren Kanäle mit Cement gefüllt waren, wurden in ein Gefäss gelegt, welches einige frisch ausgezogene kariöse Zähne enthielt, und ein Paar Tropfen Wasser hinzugefügt. Durch Umrühreu nun mit einem Glas- rohr wurde bewirkt, dass sich die Glasstückchen etc. mit infektiösem Material bedeckten. Sodann wurden sie getrocknet, in sterilis. Glas- schälchen gelegt, mit der auf Desinfektionswirkung zu prüfenden Flüs- sigkeit bedeckt, und ein etwas grösseres Schälchen darüber gestülpt, um Luftkeime fern zu halten. In bestimmten Zeitintervallen wurde ein Stückchen nach dem anderen mit sterilis. Pincette entfernt, in sterilis. Wasser abgespült und in ein Bouillonröhrchen gebracht. Dieses blieb 24—48 Stunden bei 35 — 37° C. Ein Klarbleiben der Bouillon während dieser Zeit bewies, dass das Objekt steril war ; eine Trübung das Gegentheil. — Statt kariöser Zähne kamen in den letzten Versuchen Reinkulturen eines sehr widerstandsfähigen Mundbakteriums zur Verwendung. Zu den sich auf mehr als 1000 beziffernden Versuchen wurden herangezogen : Karbolsäure in 5-proz. wässriger Lösung und in reiner Form; Trichlorplienol und Lysol in 5-proz. wässriger Lösung ; 410 Institute. Sublimat 1 : 1000; Benzoesäure in 3-proz. Lösung; Kaliumperman- ganat in 5-proz. Lösung; Resorcin in 10-proz. Lösung; Wasserstoff- superoxyd in 10-proz. Lösung; Saccharin in konz. wässr. u. alkal. Lösung; /?-Naphthol in 5-proz. alkohol. Lösung; Pyoktanin in konz. wässr. Lösung; Alkohol absol. ; Aseptin in 5-proz. wässr. Lösung; Zinksulfat in konz. wässr. Lösung; die ätherischen Oele in 5- proz. Emulsionen und in reiner Form ; ferner Trichlorphenol (in 5-proz. Lösung) in Verbindung mit Wasserstoffsuperoxyd; schliess- lich kochendes Wasser und kochende Sodalösung. — Als Facit dieser zahlreichen Versuche ergab sich , dass kochendes Wasser in zwei Minuten so viel erreichte, wie die gewöhnlich gebrauchten Antiseptica (5-proz. Karbolsäure und schwache Sublimatlösungen) in einer halben Stunde. Eine 3 Minuten lange Einwirkung sei genü- gend, um kleinere zahnärztliche Instrumente, wie z. B. Exkavatoren zu sterilisiren, wenn sie nicht zu schmutzig sind; für Zangen reiche ein 5 Minuten langes Kochen aus. In Uebereinstimmung mit anderen Autoren fand M., dass dem kochenden Wasser eine kochende 1 — 2-proz. Sodalösung vorzuziehen ist. Es ist zu empfehlen, zahn- ärztliche und chirurgische Instrumente zum Zweck der Sterilisation 3—5 Minuten lang der Wirkung einer derartigen Lösung auszusetzen. In einem Anhang macht M. darauf aufmerksam, dass, um Zähne zum Zweck der Implantation resp. Transplantation zu sterilisiren, die übliche Methode des Einlegens in 1 p. m. Sublimatlösnng auf 1/s — 1 Stunde oder mehr unzureichend oder unzuverlässig sei. Eine in eine Bouillonkultur eines pathogenen Mundbakteriums ge- tauchte, darauf an der Luft getrocknete Zahnwurzel wurde während 65 Minuten in 1 p. m. Sublimatlösung gelegt, dann abgespült und in Bouillon gebracht. Diese trübte sich bald; ein Tropfen davon einer Maus subkutan injizirt, verursachte eine tödtliche Septikämie innerhalb 24 Stunden. — Ein schnelles und zuverlässiges Desin- fiziens sei auch hier das kochende Wasser. 0. Katz (Berlin). Institute. Demme, R., Klinische Mittheilungen aus dem Gebiete der Kinderheilkunde. [28. Bericht über die Thätigkeit des Jenner’schen Kinderspitales in Bern.] Bern (Schmidt, Francke und Cie.) 1891. Demme theilt neben einem Falle von essentieller perniciöser Anämie, bei dem ein gesund geborenes Kind, ohne dass besondere krankhafte Organveränderungen aufzufinden gewesen wären, schnell unter allgemeiner Erschöpfung erlag, zwei weitere Beobachtungen von perniciöser Anämie mit, in welchen zahlreiche im Darm vor- handene Spulwürmer die Ursache der Erkrankung gebildet zu haben scheinen. Der eine Patient, ein 3-jähriger Knabe, war bis zum Be- ginne des dritten Lebensjahres normal entwickelt, dann aber hatten sich häufige Darmkatarrhe eingestellt, bei denen jedesmal Exemplare Institute. 411 von Ascaris lumbricoides abgingen. Bei der Untersuchung fanden sich keine krankhaften Veränderungen in den inneren Organen , da- gegen ziemlich hohes Fieber mit seinen Begleiterscheinungen, Eiweiss- urin und bei 2450000 rothen Blutkörperchen im ccm, ein Verhältniss dieser zu den weissen von 90:1. Dabei fiel die grosse Blässe und Mattigkeit des Knaben auf. Nach wiederholten Gaben von Santonin mit Kalomel wurden Massen von Spulwürmern theils mit dem Stuhl- gang entleert, theils erbrochen. 4 Wochen darauf war das Befinden und Aussehen des Patienten ein normales, im Blute fand man 4200000 rothe Körperchen im ccm und ein Verhältniss dieser zu den weissen von 160 : 1. In dem zweiten, nur kurz erwähnten Fall trat der Tod an Er- schöpfung ein. Beidemal fanden sich sehr grosse, 200 — 300 Exem- plare zählende Spulwurm-Quantitäten und beidemal Spulwürmer auch im Magen, zwei Momente, aus denen Demme erklären will, dass trotz der Häufigkeit von Ascaris, doch verhältnissmässig selten schwere Anämien auftreten. Verf. beobachtete weiterhin zwei Fälle von gangränösem Zerfall von Varicellen. In denselben fanden sich eine Reihe von Organis- men, darunter ein Kettencoccus und ein kurzes Stäbchen, deren Reinkulturen, auf Thiere verimpft, negative Resultate gaben. — Bei einem anderen Falle von Varicellen stellte sich ein geschwüriger Zer- fall der Pocken ein ; durch Färbung und Verimpfung des Geschwürs- belages auf Meerschweinchen konnte die tuberculöse Beschaffenheit des Ulcerationsprozesses nachgewiesen werden. Das Kind war während etwa 7 — 8 Wochen von seiner an fortgeschrittener Lungen- tuberculose leidenden Mutter, meist ohne Verband und in deren Bette, gepflegt worden. Es liegt also wahrscheinlich eine direkte In- fektion der Pocken mit Tuberculöse vor, zumal da sich bei dem Kinde ausser geschwollenen Lymphdrüsen keine Zeichen, die auf allgemeine Tuberculöse gedeutet werden konnten, vorfinden Hessen. Zwei Reihen von akuten Gastro-Intestinalkatarrhen , 9 und 14 Beobachtungen, zeichneten sich aus durch schnell auftretende und lange bestehende schwere Hirnerscheinungen, so dass mehrfach zu- nächst eine tuberculöse Meningitis diagnostiziert wurde. Zur Sektion kommende Fälle zeigten nur eine intensive Röthung der Dünndarm- schleimhaut und starke Füllung der Venen der Hirnhäute und der Hirnoberfläche. Es handelte sich wohl um die toxische Einwirkung eines aus dem gährenden Darminhalt sich bildenden Toxines auf die Nervenzentren. Abel (Greifswald). Neue Litteratur zusammengestellt von Db. Abthub Wübzbubg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines Uber Bakterien und Parasiten. Staes, G. , Bijdrage tot de mycologische flora van Belgie (Urcdineen, Ustilagineen, Gloeosporium). (Botau. jaarboek. 1892. p. 19 — 25.) 412 Neue Litteratur. Biologie. (Gährung, Fäulniss, StofFwechselprodukte u. s. w.) Galeotti, G., Ricerche biologiche sopra alcuui bacteri cromogeni. 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Demme, R. , Klinische Mittheilungen aus dem Gebiete der Kinderheilkunde, p. 410. Neue Litteratur, p. 411. Frommannsche Buchdruckerei (Hermaun Pohle) in Jena. Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Geb, Hofr. Prof. Dr. Leactart m Professor Dr. Loetler ln Leipzig ln Greifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. XII. Band, -o- Jena, den 28. September 1892. No. 13. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — •»£■ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die. Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Ist die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums eine Lebensäusserung oder ein rein chemischer Vorgang? Untersuchungen über die Natur der mikrobiciden Eiweisskörper des Serums. Von Prof. Dr. R. Emmerich, Prof. Dr. J. Tsuboi und Dr. Steinmetz nebst Bemerkungen von Dr. 0. Löw in München. (Fortsetzung.) Wie dem aber auch sein mag, die antibakterielle Wirkung ist, wenn man eine solche anerkennt, doch so gering, dass man auf XII. Bd. 28 418 Emmerich, Tsuboi, Steinmetz u. Löw, Grund derselben jedenfalls nicht behaupten kann, das Serumalbumin sei die wirksame mikrobentödtende Substanz im Serum. Es ist also zweifellos, dass das Serumalbumin, wenn es auch beim gewöhnlichen Blute die mikrobicide Substanz darstellt, eine grosse Einbusse an seiner Wirksamkeit durch die AlkoholfälluDg erlitten hatte. Dass der Alkohol Veränderungen an gewissen Eiweiss- körpern verursacht, ist längst bekannt: Es können lösliche Eiweiss- körper, wenn sie zu lange und mit zu viel Alkohol in Berührung bleibeD, ihre Löslichkeit im Wasser verlieren etc. Sollte es nun aber nicht möglich sein, dem durch die Alkoholfällung weniger reaktions- förmig gewordenen Eiweisskörper seine frühere Labilität und Wirk- samkeit wieder zu geben? Wir hatten schon bei unseren Versuchen über die Natur der Schutz- und Heilsubstanz bei der künstlichen Immunität gesehen, dass eine Lösung des Serumalbumins in verdünntem Alkali bessere Schutz- und Heilwirkung entfaltet, als die wässerige Lösung. Sollte man etwa durch den Einfluss der Alkalien imstande sein, gewisse labile Atomgruppen des weniger aktiv gewordenen Serum- albumins zu regeneriren? Diese Frage wurde uns von einem um die Chemie der Eiweisskörper hochverdienten Forscher, Herrn Dr. Oscar Löw1), entschieden in bejahendem Sinne beantwortet und auch das Experiment hat die Richtigkeit dieser Voraussetzung bestätigt. Wir versuchten zunächst, wie bei unseren Versuchen über die künstliche Immunität, zu entscheiden, ob das aus wirksamem Hunde- blutserum durch Alkohol gefällte Serumalbumin nach der Behandlung und Lösung in 0,04 — 0,05-proz. Kali- oder Natronlösung eine ener- gischere bakterienvernichtende Wirkung erkennen lasse, als die wässerige Serumalbuminlösung, welche sich als so wenig wirksam erwiesen hatte. II. Versuche mit dem aus Hundeblutserum durch Alkohol gefällten und in 0,04 bis 0,05-proz. Kalilösung gelösten Serumalbumin. Diese Versuche über die mikrobentödtende Wirkung des in ver- dünnter Kalilösung gelösten Serumalbumins müssen wir in zwei Gruppen theilen: 1. Gruppe. Bei denVersuchen der ersten Gruppe wurde das Blutserum behufs Ausfällung des Globulins 18 — 24 Stunden in der schon beschriebenen Weise dialysirt und erst nach der Entfernung des Globulins das Serumalbumin mit der 2 — 3-fachen Menge absoluten Alkohols gefällt, möglichst rasch filtrirt, sofort zwischen sterilisirtem Filtrirpapier ausgepresst und der Alkohol vermittelst des auf 36 bis 40° C erwärmten Vacuumapparates innerhalb '/4 — x/2 Stunde ent- 1) Die diesbezüglichen Mittheilungen des Herrn Dr. O. Löw, welche uns derselbe in liebenswürdigster Weise zur Publikation überlassen, finden sich am Schlüsse unserer Abhandlung. Ueber die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums. 419 fernt. Die von Alkohol befreite körnige Masse wurde dann staubfein im sterilisirten Mörser verrieben, in einer der angewendeten Serum- menge entsprechenden Quantität 0,05-proz. Kalilösung gelöst, 3/4 bis 1 Stunde auf 37 0 C im Wasserbade erwärmt und mit Typhusbacillen beschickt. Die Zahl der letzteren wurde sofort nach der Beimischung und nach mehrstündigem Stehen der infizirten Lösung bei 37 0 C immer vermittelst je 5 Gelatineplatten gezählt. Die bakterienver- nichtende Wirkung der beiden Serumproben, von denen der grössere Theil zur Ausfällung des Serumalbumins diente, ist aus der Tabelle IV ersichtlich, und zwar geben die Zahlen die Wirkung des Serums vor der Dialyse. Aus Tabelle V ist die mikrobicide Wirkung des aus dem gleichen Serum gefällten und in verdünnter Kaliflüssigkeit gelösten Serum- albumins ersichtlich. IV. Bakterientödtende Wirkung des Hundeblutserums Datum Zahl der Typhus- bacillen sofort nach Aussaat ins Serum pro 1 ccm Zeit des Stehens des Serums bei 37° C Zahl der Typhus- bacillen nach dieser Zeit pro 1 ccm Zahl der in dieser Zeit vernichteten Typhusbacillen pro 1 ccm Serum 2. VI. 1892 4 280 000 3 Std. 45 Min. 379 287 3 900 713 18. VI. 1892 111 328 4 Std. 15 Min. 0 111 328 v. Wirkung des Serumalbumins (aus dialysirtem Serum) in 0,05-proc. Kali gelöst. Datum Gehalt der Kali- lösung an Aetzkali in Proz. Reaktion der Kalilösung des Serum- albumins Zahl der Ty- phusbacillen sofort nach der Beimischung pro 1 ccm Lösung Zeit des Stehens der Lösung bei 37° C Zahl der Typhus- bacillen nach dieser Zeit pro 1 ccm Lösung Zahl der in dieser Zeit vernichteten Typhus- bacillen pro 1 ccm Lösung 3. VI. 92 0,05 Wesentlich schwächer alkalisch als die der Kali- lösung selbst 525 000 4 Std. 0 525 000 19. VI. 92 0,05 Sehr schwach alkalisch. Viel schwächer als die der Kali- lösung selbst 264 168 3 Std. 3458 260 710 In einen Theil der Serumalbumin-Kalilösung vom 19. VI. 1892 wurden Milzbrandbacillen eingesäet, und zwar entwickelten sich 440 Kolonieen pro 1 ccm. Nach 23/4-stündigem Stehen der Lösung bei 37 0 C wuchsen noch 10 Milzbrandbacillen-Kolonieen pro 1 ccm. 28* 420 Emmerich, Tsuboi, Steinmetz u. Löw Dass hier keine vollständige Vernichtung stattfand, liegt wohl daran, dass die Bouillonkultur, welche zur Aussaat diente, schon mehrere Tage alt und daher wahrscheinlich sporenhaltig war. VI. Datum Bakterientödteude Wirkung des Hundeblutserums Zahl der Typhus- bacillen sofort nach Aussaat ins Serum pro 1 ccm Zeit des Stehens des Serums bei 37° C Zahl der Typhus- bacillen nach dieser Zeit pro 1 ccm Zahl der in dieser Zeit vernichteten Typhusbacillen pro 1 ccm Serum 2. VII. 1892 795 200 5 Std. 235 200 560 000 9. VII. 1892 2 268 000 3 Std. 30 Min. 1000 2 267 000 28. VII. 1892 4 208 000 4 Std. 7800 4 200 200 VII. Wirkung der dialysirten Kalilösung des Serumalbumins. Datum Zeit- dauer der Dialyse Gehalt der Kali- lösung an Aetzkali in Proz. Reaktion der Kalilösung des Serum- albumins a) vor, b) nach der Dialyse Zahl der Ty- phusbacillen sofort nach der Beimischung pro 1 ccm Lösung Zeit des Stehens der Lösung bei 37° C Zahl der Typhus- bacillen nach dieser Zeit pro 1 ccm Lösung Zahl der in dieser Zeit vernichteten Typhus- bacillen pro 1 ccm Lösung 3. VH. 92 24 Std. 0,05 a) verändert Curcuma ge- rade merkbar, b) keine Ver- änderung des Curcuma 893 900 4 Std. 421 866 472 034 10. VII. 92 24 Std. 0,04 a) Curcuma gerade merk- bar verändert, b) nahezu neu- tral, Curcuma unverändert 2 630 700 4 Std. 537 600 2 093 100 10. VII. 92 24 Std. 0,08 b) schwach alkalisch, Curcuma ge- rade merkbar verändert 1 504 500 4 St. 15 M. 8000 1 496 500 30. VH. 92 45 Std. 0,05 neutral 835 200 3 St. 20 M. 332 760 502 440 II. Gruppe. Bei der zweiten Versuchsreihe wurde das Blut- serum sammt dem Globulin sofort mit Alkohol versetzt. Der Nieder- schlag wurde alsdann in der beschriebenen Weise von Alkohol befreit und in 0,04 — 0,05-proz. Kalilösung unter Erwärmen auf 37 0 C gelöst. Diese Lösung wurde 12 — 36 Stunden (einmal sogar 48 Stunden, weil 0,08-proz. Kalilösung angewendet war) vermittelst eines von dem Strahl der Wasserleitung beständig berieselten Per- Ueber die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums. 421 gamentpapier-Schlauches dialysirt. Durch die Dialyse sollte das über- schüssige Alkali entfernt lund so auch der Einwand, dass etwa die geringe Menge freien Alkalis an der mikrobentödtenden Wirkung betheiligt sein könnte, beseitigt werden. Die Dialyse wurde desshalb auch so lange fortgesetzt, bis die Reaktion der Lösung nur noch ganz schwach alkalisch war, so dass auf gelbem Curcumapapier keine oder doch nur eine gerade noch wahrnehmbare Farben Veränderung auftrat. Vor Einsaat der Typhusbacillen wurde der Flüssigkeit Koch- salzlösung zugesetzt. Tabelle VI kennzeichnet die mikrobentödtende Wirkung des Hundeblutserums, aus welchem das Serumalbumin gewonnen wurde, während Tabelle VII die Wirkung des letzteren nach dem Dialysiren der Kalilösung erkennen lässt. Aus den Zahlen der Tabellen IV, V, VI u. VII ergibt sich, dass das Serumalbumin in verdünnter Kalilösung eine sehr energische bakterientödtende Wirkung entfaltete, ja noch mehr: obgleich man nicht erwarten konnte, dass das Serum- albumin nach der Fällung, Trocknung und Pulverisirung durch die vorsichtige Behandlung mit verdünnten Laugen seine volle Aktivität und Wirksamkeit wiedererlange, so ist dies doch bei der Mehrzahl der Versuche der Fall gewesen, und aus den obigen Zahlen ist un- mittelbar ersichtlich, dass sich die mikrobicide Wirkung des so behandelten Serumalbumins um so energischer zeigte, je intensiver die Wirkung des Blutserums selbst war, aus welchem ersteres stammte, und weiter- hin ergibt sich , dass die Intensität der Wirkung der künstlichen Kali-Albuminverbin düng der Energie der Wirksamkeit des Blutserums wenigstens in meh- reren Versuchen ganz oder nahezu ganz gleichkommt, was man bei der Labilität und angeblichen Empfindlichkeit aktiven Eiweisses äusseren Einflüssen -gegenüber, trotz der festen Ueber- zeugung von der Richtigkeit der theoretischen Ueberlegungen, kaum erwarten durfte. So war z. B. in dem Versuch vom 2. Juli (Tabelle VI) die Wirkung des Blutserums selbst eine verhältnissmässig geringe, inso- fern in 5 Stunden nur 560000 Typhusbacillen pro 1 ccm getödtet wurden. Die aus diesem Serum gewonnene Kali-Albuminverbindung zeigte genau den gleichen Grad der Aktivität und Wirksamkeit, insofern durch die Lösung derselben in 4 Stunden 442034 Typhus- bacillen pro 1 ccm vernichtet wurden. In einer Stunde waren also vom Serum selbst, unter der Annahme, dass die Vernichtung in jeder Stunde in gleichem Masse stattfindet: 112 040 Typhusbacillen getödtet worden und von der Serumalbumin-Kalilösung pro Stunde 118008 Typhusbacillen, also in beiden Fällen, wenn man von den unver- meidlichen Fehlern der Zählmethode absieht, fast die gleiche Zahl pro Stunde. Dass für das Serumalbumin eine um etwas grössere Zahl resultirt, kann auch davon herrühren, dass hier schon nach 4 Stunden, beim Serum selbst aber erst nach 5 Stunden gezählt wurde; in den früheren Stunden wird aber jedenfalls eine grössere Zahl von Bacillen getödtet, als in den späteren. 422 Emmerich, Tsuboi, Steinmetz u. Low, Auch der am 9. und 10. Juli ausgeführte Versuch ergab nahezu die gleichen Zahlen für die vom Blutserum selbst und die von der Serumalbumin-Kalilösung vernichteten Bacillen. Vom ersteren waren in 3 Stunden 30 Minuten 2267000, von der letzteren in 4 Stunden 2093 100 Typhusbacillen getödtet worden. Die geringe Differenz zu Ungunsten der Serumalbuminlösung kann in der etwas grösseren Aussaat begründet sein. Eine verhältnissmässig sehr geringe Wirksamkeit entfaltete da- gegen die Serumalbumin-Kalilösung vom 30. Juli. Der Grund hiervon muss in der langen Zeit des Dialysirens gesucht werden. Das Blut- serum befindet sich dabei in einer Temperatur von 11 — 12 0 C und ausserdem kann eine geringe Verunreinigung mit fremden Bakterien (aus dem Leitungswasser), welche nicht mit voller Sicherheit aus- zuschliessen ist, störend wirken. Auch eine stärkere Konzentration der angewendeten Kalilösung scheint, wie der am 10. Juli mit einer 0,08-proz. Lösung ausgeführte Versuch zeigt, ungünstig zu wirken. Zur Regenerirung der labilen Atomgruppen des aktiven Albumins hat sich bei unseren Versuchen eine Konzentration von 0,04 Proz. als am geeignetsten erwiesen. Wir werden aber, um das Konzentra- tionsoptimum feststellen zu können, auch noch Versuche mit ge- ringeren Konzentrationen ausführen. Unsere Versuche scheinen also die Richtigkeit der theoretischen Voraussetzung zu bestätigen, dass die durch die Prozeduren der Reingewinnung des Serum- albumins verminderte Labilität und Aktivität des- selben d urch vorsichtige Behandlung mit verdünnten Alkalilösungen wieder regenerirt werden kann. Immerhin werden aber auch Andere, wie wir es selbst anfäng- lich gethan haben, gewisse Einwendungen gegen die Versuche sowohl, als gegen die Schlussfolgerungen machen, deren Beweiskraft einer eingehenden Prüfung unterzogen werden muss. Dass die durch die Serumalbumin-Kalilösung bewirkte beträcht- liche Zahlverminderung der Typhusbacillen und die gänzliche Ver- nichtung derselben, wie sie wenigstens in einem Versuch konstatirt wurde, eine blosse Wirkung der Konzentrationsänderung der Nähr- medien sei, können nur solche behaupten, welche die experimentellen Untersuchungen über die bakterientödtende Wirkung des Blutserums nicht oder nur oberflächlich verfolgt haben. Dieser Einwand kann von vornherein als unbegründet abgewiesen werden. Mehr Berech- tigung hat aber die Vermuthung, dass vielleicht die angewendete Kalilösung eine mikrobentödtende Wirkung entfaltete. Ueber die antibakteriellen Wirkungen der Alkalien liegen aber bereits mehrere experimentelle Arbeiten vor. Kitasato1) konstatirte, dass in neutraler Nährgelatine, welcher 0,1 Proz. Aetzkali zugesetzt wurde, noch Wachsthum der Typhusba- cillen eintrat, trotzdem das Alkali beständig mit den Bacillen in Berührung war. Bei Zusatz von 0,12 bis 0,14 Proz. war die Ent- 1) Ueber das Verhalten der Typhus- und Cholerabacillen zu säure- oder alkali- haltigen Nährböden. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. III. 1887. p. 418.) Ueber die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums. 423 Wickelung gehemmt, jedoch kam bei Zusatz vod 0,14 Proz. zu neu- traler Bouillonkultur in den davon angefertigten Rollplatten noch Entwickelung zur Beobachtung. Erst bei einem Zusatz von 0,16 bis 0,18 Proz. trat kein Wachsthum mehr ein. Natronlauge verhielt sich genau so wie Aetzkali. Bo er1) fand, dass erst bei einem Zusatz von 0,3 Proz. Natron- lauge zur schwach alkalischen Bouillon Entwickelungshemmung bei Typhusbacillen bewirkt wird und in 24 Stunden alten Bouillonkulturen erfolgte die Abtödtung erst bei 0,52 Proz. und bei 37° in 2 Stunden. Es ist jedoch nicht gleichgültig, ob viel oder wenig Bacillen abzu- tödten sind. In frisch geimpften Kulturen von neutraler Bouillon trat daher schon bei 0,24 Proz. Abtödtung ein. Diese Konzentrationen, bei welchen nach diesen beiden Unter- suchungen Entwickelungshemmung eintrat, sind ganz wesentlich höher, als diejenigen, welche wir an wendeten. Die höchste Konzentration war bei unseren Versuchen 0,08, gewöhnlich war dieselbe 0,05 und einmal auch 0,04 Proz. Nun ist aber noch eine auch in anderer Beziehung wichtige Thatsache zu beachten, welche wir noch ein- gehender erörtern werden, nämlich die Beobachtung, dass bei der Behandlung und Lösung des Serumalbumins mit Kalilösung eine be- trächtliche Verminderung der alkalischen Reaktion zu beobachten ist, offenbar deshalb, weil ein Theil des Alkali an den Eiweisskörper gebunden wird. Wenn also nach Kitasato in Bouillon noch bei 0,1 Proz. Ge- halt an freiem Aetzkali Vermehrung der Typhusbacillen eintritt, so kann z. B. bei unserem Versuche vom 3. Juni die gänzliche Ver- nichtung von mehr als 500000 Typhusbacillen doch nicht durch die angewendete 0,05 proz. Kalilösung bedingt sein, zumal deren Kon- zentrationen in Folge der Kalibindung durch Serumalbumin vielleicht auf 0,03 oder 0,02 Proz. Gehalt an freiem Kali herabgesetzt wurde. Wir verfügen aber noch über weitere, direkte Beweise dafür, dass in unseren Versuchen der Gehalt der Serumalbuminlösung an freiem Kali keine mikrobentödtende Wirkung entfalten konnte. Man könnte denken, diese Frage Hesse sich durch die Feststellung der bakterientödtenden Wirkung wässeriger Aetzkalilösungen von ver- schiedener Konzentration leicht entscheiden. Derartige Untersuchun- gen wären aber aus naheliegenden Gründen thatsächlich weder ver- gleichbar mit unseren Versuchen, noch beweisend für dieselben. Wohl aber musste ein anderer Weg betreten werden, um die Frage zu entscheiden. Es war nothwendig, die mikrobentödtende Wirkung auf 60° C erhitzter oder gekochter Lösungen des Serumalbumins in Kalilauge von gleicher Konzentration, wie wir sie bei unseren Versuchen angewendet hatten , festzustellen. Schon gleich im Beginn unserer Arbeit waren wir von der Nothwendigkeit dieser Versuche überzeugt. Deshalb wurde am 3. Juni der gesammte Globulinniederschlag aus 200 ccm dialysirtem Hundeblutserum in 0,1 bis 0,2-proz. Kali- 1) Ueber die Leistungsfähigkeit mehrerer chemischer Desinfektionsmittel bei einigen für den Menschen pathogenen Bakterien. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. IX. 1890. p. 479.) 424 Emmerich, Tsuboi, Steinmetz n. Löw, lösung gelöst und nach einmaligem Aufkochen Typhusbacillen in die Lösung eingesäet. Nach dem Resultat der Zählung vermittelst Ge- latineplatten enthielt 1 ccm der Lösung 20000 Typhusbacillen und nach 3-stündigem Stehen der Lösung bei 37° C waren 21280 Ty- phusbacillen in 1 ccm der Lösung vorhanden. Es war also offenbar weder eine Yermehruug noch eine Vernichtung von Typhusbacillen eingetreten, die 0,1-proz. Kalilösung hatte eine entwickelungshem- mende, aber keine bakterientödtende Wirkung. Zahlreicher sind unsere Versuche mit auf 60° C erhitzter, sowie auch mit gekochter Kalilösung des Serumalbumins. III. Versuche mit auf 60 bis 63° C erhitzten Serumalbumin-Kalilösungen. Bei diesen Versuchen wurde das Serumalbumin sammt dem Globulin durch Alkohol aus dem Serum gefällt , nachdem dasselbe */4 oder 1 Stunde oder auch länger auf 55° oder 60 — 64° C im Wasserbade erhitzt worden war. Der mit Alkohol erhaltene und in der schon beschriebenen Weise wieder davon befreite Niederschlag wurde in Kalilösung gelöst und die Lösung 24 resp. 45 Stunden dialysirt; nun erst wurde der Versuch über die Wirkung der Lösung auf Typhusbacillen ausgeführt. VIII. Wirkung der aus erhitztem Serum gewonnenen, dialysirten Kalilösung des Serumalbumins. Datum Tempera- turgrad und Zeit des Erhitzens Zeit- dauer der Dialyse Gehalt der Kali- lösung an Aetzkali in Proz. Reaktion der Kalilösung des Serum- albumins a) vor, b) nach der Dialyse Zahl der Ty- phusbacillen sofort nach der Beimischung pro 1 ccm Lösung Zeit des Stehens der Lösung bei 370 c Zahl der Typhus- bacillen nach dieser Zeit pro 1 ccm Lösung 3. VII. 92 1 Std. auf 64° C 24 Std. 0,05 a) wie die der Kalilösung selbst stark alkalisch b) vollkom- men neutral 4 500 000 3 Std. 9 000 000 10. VII. 92 \ Std. auf 60° C in grossen Kolben 24 Std. 0,08 a) schwächer alkal., als die Kalilösung b) wesentlich schwächer 2 309 580 3 Std. 30 Min. 10 000 30. VII 9 2 l1/, Std. auf 63» C 45 Std. 0,05 a) fast wie die der Kalilösung b) neutral 184 810 3 Std. 15 Min. 119 876 5. VIII. 92 3 Std. auf 55° C und 1 Std. auf 64° C 12 Std. 0,04 140 700 3 Std. 45 Min. 1 606 500 minlösungen dienten die bereits in den obigen Tabellen erwähnten Ueber die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums. 425 Lösungen. Dieselben wurden, nachdem sie zum Versuch über die Wirksamkeit der nicht erhitzten Serumalbumin-Kalilösungen benutzt worden waren, einmal aufgekocht und nach dem Erkalten neuerdings mit Typhusbacillen beschickt. Die Probe vom 5. VIII. stammt aus Kaninchenblutserum und hatte vorher nicht zu besagtem Versuch gedient. Es wurde vielmehr ein Theil der Serumalbumin-Kalilösung sofort gekocht und zum Versuch verwendet. ix. Wirkung der gekochten Serumalbumin-Kalilösung. Datum Zeitdauer der Dialyse Gehalt der Kalilösung an Aetz- kali in Proz. Reaktion der Kalilösung des Serumalbu- rains nach dem Kochen Zahl der Ty- phusbacillen sofort nach der Beimischung pro 1 ccm Lösung Zeit des Stehens der Lösung bei 37° C Zahl der Ty- phusbacillen nach dieser Zeit pro 1 ccm Lösung 4. VI. 1892 sieht dialysirt 0,05 stärker alka- lisch, als die Kalilösung selbst 7 350 3 Stunden 7 860 3. VII. 1892 24 Std. 0,04 etwas stärker alkalisch, als vor dem Kochen 820 140 3 St. 25 M. 2 600 000 5.VII1.1892 12 Std. 0,04 J» 187 200 3 St. 50 M. 4 200 000 Betrachtet man zunächst die letzte Tabelle, welche die Zahlen für die Wirkung der gekochten Serumalbumin-Kalilösungen enthalten, so ergibt sich, dass bei keiner dieser Lösungen eine bakterientödtende Wirkung zu beobachten war, obgleich der Gehalt derselben an freiem Alkali grösser war, als in den entsprechenden nicht gekochten Serum- albumin-Kalilösungen, welche bei dem Versuch vom 4. VI. resp. 3. VI. (Tab. V) eine vollständige Vernichtung der Typhusbacillen und bei dem vom 3. VII. eine sehr beträchtliche Verminderung derselben verursacht hatten. Es zeigte sich nämlich stets, dass die alkalische Reaktion der Lösungen nach dem Kochen unverkennbar zugenommen hatte, offenbar deshalb, weil die Erhitzung auf 100° C eine Ab- spaltung von Alkali aus dem Serumalbumin bewirkte, wobei letzteres unlöslich ausgeschieden, d. h. körnig oder flockig koagulirt wurde. Diese Versuche liefern somit auch den Beweis, dass die bakterien- vernichtende Wirkung der nicht erhitzten Serumalbumin- Kalilösungen nicht etwa durch freies Alkali bedingt war. Besonders instruktiv ist in dieser Beziehung auch der folgende Versuch mit Kaninchenblutserum, der jedoch insofern ein unerwartetes Resultat gab, als auch die nicht erhitzte Serumalbumin-Kalilösung keine mikrobentödtende , sondern nur eine entwickelungshemmende Wirkung entfaltete. Das Gesammt- ergebniss dieses Versuches war folgendes: 1) Kaninchenblutserum : Zahl der Typhusbacillen in 1 ccm sofort nach der Aussaat 4 33660 Zahl der Typhusbacillen in 1 ccm nach 2 Std. 45 Min. 0 426 Emmerich etc., Ueber die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums. der 1 ccm nach 3 Std. 45 Min. (0,04 - proc.) aus dem 1 Std. auf 64° C er- 318 881 479 520 140 700 1 606 509 187 200 4 200 000 2) Serumalbumin gelöst in 0,04-proc. Kalilösung: Zahl der Typhusbacillen in 1 ccm sofort nach Aussaat Zahl der Typhusbacillen in 3) Serumalbumin- Kalilösung 3 Std. auf 55° C und hitzten Serum: Zahl der Typhusbacillen in 1 ccm sofort nach der Aussaat Zahl der Typhusbacillen in 1 ccm nach 3 Std. 45 Min. 4) Serumalbumin - Kalilösung (0,04-proc.) No. 2 einmal aufgekocht: Zahl der Typhusbacillen in 1 ccm sofort nach der Aussaat Zahl der Typhusbacillen in 1 ccm nach 3 Std. 50 Min. Warum haben sich hier in der nicht erhitzten Serumalbumin- Kalilösung die Typhusbacillen nur von 319 000 auf 480 000, in der Serumalbumin - Kalilösung aus dem sehr lange (4 Std.) auf 55 bis 64° C erhitzten Serum aber von 141 000 auf 1 607 000 vermehrt? Hier kann unmöglich die Konzentrationswirkung eine Rolle spielen, denn die Konzentration ist in beiden Fällen die gleiche. Noch weniger aber kann im 2. Versuch (nicht erhitzte Serumalbumin- Kalilösung) das freie Alkali die erhebliche Wachsthumshemmung ver- ursacht haben , denn in der gekochten Serumalbumin-Kalilösung ist mehr freies Alkali vorhanden, und doch ist in derselben eine so be- trächtliche Vermehrung (von 187 000 auf 4 200 000) eingetreten 1 Hier muss also eine andere Ursache wirksam sein und als solche kann nichts in Betracht kommen, als die spezifische antibakterielle Wirkung der Serumalbu- min-Kaliverbindung! Sehr unerwartet und merkwürdig ist nun aber das Resultat derjenigen Versuche, welche über die Wirkung der aus erhitztem Serum hergestellten Serumalbumin-Kaliver- bindung ausgeführt wurden. Durch die Versuche von H. Büchner u. a. ist sicher konstatirt, dass das Blutserum durch einstündiges Erhitzen auf 55 bis 63° C seine mikrobicide Wirkung verliert. Dies ist eine über allen Zweifel erhabene Thatsache und doch zeigt das aus so erhitztem Serum gewonnene und mit verdünnter Kalilauge be- handelte und gelöste Serumalbumin in einigen Fällen (Versuch vom 10. VII. und 30. VII.) unverkennbar mi- krobentödtende Wirkung. Ist dies überhaupt möglich? Derjenige, welcher in der mikrobiciden Wirkung des Blutserums eine geheimnissvolle Lebensäusserung, eine Wirkung „lebender“ oder „halblebender“ Eiweisskörper sieht, wird diese Möglichkeit konse- quenter Weise rundweg verneinen. (Schluss folgt.) Centralblatt fttr Bacteriologie und Parasitenkunde Bd. XII. Tafel V Fig. II Fig. I Luksch phot. Reprod. von J. B. Obern etter, Manchen. Verlag von Gustav Fischer, Jena. E Luksch, Zur Differenzialdiagnose des Bac. typhi abdom. (Eberth) etc. 427 Zur Differenzialdiagnose des Bacillus typhi abdominalis (Eberth) und des Bacterium coli commune (Escherich.) Von Ludwig Lutsch, Assistenten. (Aus dem Institute für allgem. und experimentelle Pathologie in Graz.) ^Mit einer Tafel.) *) In neuerer Zeit ist die Behauptung aufgestellt worden, dass der Eber th’sche Typhusbacillus mit jener Bakterienart, welche Esche- rich1 2) unter dem Namen Bacterium coli commune beschrieben hat, identisch sei. Rodet und Gabriel Roux behaupten3), dass sie übereinstimmende morphologische Merkmale zwischen beiden Bak- terienarten durch Kulturversuche im Laboratorium zu erzielen ver- mochten. Es ist ihnen, wie ich einer Mittheilung der „Deutschen medicin. Wochenschrift. 1891. No. 52 entnehme, gelungen, die Um- züchtung des Bact. coli commune in einen Organismus, welcher „in morphologischer Hinsicht identisch mit dem Eberth’schen Ba- cillus“ ist, zu bewirken. Die Umkehrung des Versuches gelang ihnen nicht. Ferner behaupten die beiden genannten Forscher, dass das Bact. coli, welches bei Darmerkrankungen typhösen Charakters sich findet, durch jetzt noch unbekannte Bedingungen sich in den Typhusbacillus umwandle. Chantemesse und Vidal4) haben sich nun bemüht, die Spezifität jeder der beiden Bakterienarten durch neue Versuche zu erweisen und haben zu diesem Zwecke beispielsweise die Züchtung in Zuckerlösungen verwendet. Bact. c o 1 i zeigt lebhafte fermentative Wirkung, während die Kultur des Bac. typhi keine solche zeigt. Gegen diese Behauptung hat sich, wie ich aus der oben genannten Mittheilung entnehme, Dubief5) gewendet, welcher bei beiden Bak- terienarten die Bildung von Aethylalkohol, Kohlensäure, Essigsäure, Butter- und Milchsäure in glykosehaltigen Nährlösungen gefunden haben will 6). Ich lasse mich in eine Erörterung über die Infektiosität des Bact. coli commune und über die Möglichkeit der Umwandlung desselben im menschlichen Organismus in den Bac. typhi, was nach unserer Erfahrung als höchst unwahrscheinlich erscheint, in dieser Mittheilung nicht ein. Ich will nur einen Beitrag zur differenziellen Diagnostik des Bact. coli commune und des Bac. typhi liefern, der gleich- zeitig eine Beurtheilung der Zuverlässigkeit der üblichen Methodik gestattet. Zu dieser Untersuchung standen mir 3 Kulturen des Bac. 1) Die Tafel, welche in Folge des Zerbrechens der Negative nicht fertig gestellt werden konnte, wird nachgeliefert werden. Red. 2) Th. Escherich, „Die Darmbakterien des Säuglings“. Stuttgart 1886. 3) Deutsche mediz. Wochenschr. 1891. No. 52. p. 1416. 4) Bull, mödic. 1891. No. 90. p. 1035. 5) Deutsche mediz. Wochenschr. 1891. No. 52. 6) Es heisst dortselbst, dass Chauveau diese Erfahrung von Dubief in der Akademie mitgetheilt habe; die Originalabhandlung von Dubief war mir nicht zu- gänglich. 428 L u k s c h , typhi verschiedener Provenienz zur Verfügung, welche unser Institut von Chantemesse in Paris erhalten hat, und zwar stammte die eine aus einer Typhusleiche, die zweite wurde vom Lebenden ge- wonnen und die dritte stammte von einem posttyphösen Abscesse. Ich fühle mich verpflichtet, an dieser Stelle Herrn Chantemesse für die gütige Ueberlassung der Kulturen Dank auszusprechen. Ausserdem hatte ich zum Vergleich noch eine Kultur des Bac. typhi ab dom., welche im Institute vom Assistenten Dr. Moriz Fasching aus einem posttyphösen Abscesse erhalten worden war1). Es sei gleich hier bemerkt, dass diese 4 Kulturen, wie aus der Unter- suchung von Fasching hervorgeht, alle kulturellen Merkmale des Bac. typhi erkennen Hessen. Doch zeigten die beiden aus post- typhösen Abscessen gezüchteten Kulturen, sowohl die von Chante- messe als von Fasching, einen geringeren Grad von Säurebildung auf Lackmusmolke gegenüber den beiden anderen Typhuskulturen, was bereits Fasching auseinandergesetzt hat 2). Andererseits wurden dem Institute durch die Güte des Herrn Prof. Esche rieh selbst eine grosse Anzahl frischer Kulturen des Bact. coli zur Verfügung gestellt. Nachdem die Untersuchungen des Dr. Fasching an denselben Objekten angestellt worden waren, ist es begreiflich, dass unsere Erfahrungen über die Merkmale dieser Kulturen eine sehr grosse war, und somit ein Zweifel darüber, dass wir es thatsächlich mit Kulturen von Bac. typhi und Bact. coli zu thun hatten, ausgeschlossen ist. Darauf muss ich natürlich das grösste Gewicht legen. Ich halte es nicht für überflüssig, einige, wenn auch bekannte Merkmale beider Bakterienarten hier kurz anzuführen. Auf Gelatine entwickelt sich die Kultur des Bact. coli ohne Verflüssigung rasch und üppig als ziemlich dicker weisser Belag, während die Typhuskultur langsam wächst als ein dünner, irisirender Ueberzug mit gebuchteten Rändern. Auf Agar sind die Differenzen unbedeutend, obwohl auch hier bei 34° C Bact. coli ein etwas rascheres und üppigeres Wachsthum zeigt. Auf der Kartoffel zeigt bei neutraler Reaktion des Nährbodens der Bac. typhi die soge- nannte „unsichtbare“ Kolonie, während sich Bact. coli als gelb- grünlicher Ueberzug entwickelt. Auf Lackmusmolke nach Petruschky3) (welche Methode dem Prinzip nach schon früher von Büchner4) angegeben wurde) ge- züchtet, zeigt Bact. coli 9,2 — 11 Proz. Säurebildung, während Bac. typhi abdom. im Maximum 3,2 Proz. Säure bildet. Ich habe auch die von Gasser 5) angegebene Methode der Kultur auf mit Fuchsin gefärbtem Agar angewendet, und muss bemerken, 1) Zur Kenntniss des Bac. typhi abdomin. (Wiener klinische Wochenschrift. 1892. No. 18.) 2) 1. c. p 8. 3) Petruschky, Bakterio - chemische Untersuchungen. (Centrlbl. für Bakter. u. Paras. Bd. VI. 1889. No. 12. p. 357 ) 4) H. Büchner, Beiträge zur Kenntniss des Neapeler Cholerabac. und einiger ihm nahestehender Spaltpilze. (Archiv f. Hygiene. Bd. III. 1885.) 5) Gasser, Sur un nouveau procede de diagnostic differentiel du bacille d’Eberth. (La Semaine medic. 1890. No. 31.) Zur Differenzialdiagnose des Bac. typhi abdom. (Eberth) etc. 429 dass sich bei der Züchtung von Bact. coli und Bac. typhi ab- dom. auf Agar, welcher mit einigen Tropfen einer wässerigen Fuchsin- lösung gefärbt war, keine Regelmässigkeit der Versuchsergebnisse zeigte. Man kann behaupten, dass, wenn der Agar frisch bereitet ist und beide Bakterienarten darauf in der genannten Weise verimpft werden, das Bact. coli rasch entfärbend wirkt, Bac. typhi nicht. Nimmt man dagegen ältere Agarsorten, so kann es Vorkommen, dass auch Bac. typhi, wenn auch nicht so rasch, aber doch im Sinne von Gasser entfärbt. Die Kultur des Bact. coli hat stets entfärbend gewirkt, wenn der Farbstoffgehalt des Agars ein geringer war. Thatsache ist es, dass auch steriler Fuchsinagar im Brutschrank eine Veränderung der Färbung, bei langem Verweilen daselbst sogar völlige Entfärbung zeigt. Ich halte es nicht für überflüssig, zu er- wähnen, dass ein vom chemischen Standpunkte aus so mannigfach und leider auch wechselnd zusammengesetztes Gemenge, wie es der Agarnährboden ist, schon durch chemische Umsetzungen auf Farb- stoffe wirken könnte. Auf Milchzuckerbouillon zeigt sich, wie Escherich1) zuerst hervorgehoben hatte, dass' das Bact. coli eine beträchtliche Menge von Laktose zu vergähren im Stande ist. Bac. typhi in derselben Weise auf Milchzuckerbouillon gezüchtet, bewirkt keine Gährung. Die Versuche wurden in der Weise angestellt, dass in Gährungseprou- vetten der laktosehaltige Nährboden sterilisirt und dann mit Bac. typhi respektive Bact. coli beschickt wurde. Auch auf zucker- haltiger Gelatine ist dieses differente Verhalten beider Bakterienarten ausgesprochen. Stichkulturen des Bact. coli zeigen bald linsenför- mige Gasbläschen in allen Schichten der Gelatine, eine Erscheinung, die beim Bac. typhi nie auftritt. Bei Kulturen auf sterilisirter Milch, die auch schon Esche- rich2) angewendet, ergab sich, dass Bact. coli die Milch in 2 bis 4 Tagen zur Gerinnung brachte, während bei Kulturen von Bac. typhi auch nach vielen Monaten noch keine Gerinnung auftrat. Ich gehe nun über zur Besprechung des Verhaltens beider Bak- terienspezies im hängenden Tropfen. Die Beweglichkeit des Bact. coli ist gegenüber der des Bac. typhi abdom. stets eine ganz unbeträchtliche. Es ist wichtig, zu bemerken, dass bei der Zucht auf den verschiedensten Nährböden, darunter auch auf Milch und auf Faecesextrakt, ob nun die Kulturen jung oder älter waren, nie eine lebhafte Beweglichkeit gesehen werden konnte. Die Bewegung ist nur bei sehr aufmerksamem Zusehen von der Molekularbewegung zu unterscheiden, nur selten sieht man ein Individuum, welches eine etwas lebhaftere fortschreitende Bewegung zeigt. Durch dieses Verhalten könnte man zur Anschauung verleitet werden, dass das Bact. coli commune keine oder höchstens sehr vergängliche Bewegungsorgane besitze. Ich habe daher die von Loeffler3) angegebene Methode 1) Escherich, ,, Darmbakterien d. Säuglings“. Stuttgart 1886. 2) Escherich, Darmbakterien, p. 67. 3) Loeffler, „Eine neue Methode zum Färben der Mikroorganismen, im be- sonderen ihrer Wimperhaare und Geissein“. (Centralblatt für Bakteriologie und Para- sitenkunde. Band VI. 1889. No. 8/9.) 430 Luksch, Zur Differenzialdiagnose des Bac. typhi abdom. (Eberth) etc. der Geisselfärbung zur Entscheidung dieser Frage angewendet. An dieser Stelle möchte ich einige Bemerkungen zur Loeffler’schen Färbungsmethode einfügen. Die L o eff le r 'sehe Beize, Ferritannat — nicht Ferrotannat — aus Ferrisulfat und 25 Proz. Tannin erhalten, gibt wohl sehr stark gefärbte Geisselfäden, aber auch kaum zu ver- meidende, fest dem Deckglase anhaftende Niederschläge, welche durch das Abspülen mit absol. Alkohol nicht entfernt werden können. Der von Loeffler als sehr wichtig bezeichnete Zusatz von Säure oder Alkali zur Beize bewirkt wohl kaum etwas anderes, als verschie- dene Löslichkeit des Ferritannates, sonst scheint er mir von keinem Einfluss auf die Intensität der Färbung zu sein. So gelingt es z. B., entgegen der Behauptung Loeffler 's, sehr wohl, die Geisselfäden des Bac. typhi abdom. mit hohem Säurezusatz zur Beize ebenso intensiv zu färben, als mit dem von Loeffler angegebenen Alkali- zusatz. Ich habe für meine Zwecke zur Herstelllung der Beize eine frisch bereitete, kalt gesättigte Lösung von Ferriacetat verwendet und damit die Beize nach Angabe Loeffler’s bereitet. Man gibt noch zweckmässig zu den 16 ccm der Beize 5—10 Tropfen Essigsäure hinzu. Nachdem man das Präparat (sorgfältigste Reinigung der Deck- gläschen nach Angabe Loeffler’s ist von grosser Wichtigkeit für die Reinheit der Präparate) durch 1 Minute schwach erwärmt hat, spült man im Wasser und hierauf noch in 20 Proz. Essigsäure ab, wodurch die Präparate reiner werden. Allzu langes Verweilen in Essigsäure beeinträchtigt die Färbbarkeit der Geisselfäden. Nach nochmaligem Abspülen in Wasser färbt man in der Wärme mit Anilin- wasserfuchsin oder intensiver mit Anilinwassergentianaviolett. In auf diese Weise behandelten Präparaten zeigt das Bact. coli 1 bis höchstens 3 Geisselfäden, während ebensolche Präparate des Bac. typhi abdom. 8 — 12 Geisselfäden an einzelnen Individuen erkennen lassen. Es gelingt nicht leicht, die Geisselfäden des Bact. coli zu färben, ja es muss hervorgehoben werden, dass sich das Bact. coli sehr widerspenstig gegen Geisselfärbung zeigt. Unter einer ziemlich grossen Anzahl von Bakterienspezies, die ich auf Geisselfäden untersuchte, war keines so schwierig zu färben, als das Bact. coli. Es bedarf der sorgfältigsten Ausbreitung kleiner diluirter Mengen von jungen Agarkulturen auf dem Deckglase und eifriger Suche, um die Geisselfäden im Zusammenhänge mit dem Bak- terienleibe zu sehen. Abgerissene Geisselfäden sind in grösserer Menge vorhanden. Worin das seinen Grund hat, vermag ich vorläufig nicht anzugeben. Aber auch dann, wenn man nur abgerissene Geisselfäden, besonders in älteren Kulturen sehen sollte, ist die Unterscheidung der Präparate von Bact. coli von denen des Bac. typhi leicht, denn bei letzteren Präparaten ist das ganze Gesichtsfeld von freien Geissein und solchen im Zusammenhang mit den Bacillen durchsetzt. Präparate vom Bac. typhi und Bact. coli hat Herr Prof. Klemensiewicz photographirt und zeigen diese Photogramme (Fig. 1 und 2) den Unterschied der beiden Bakterienarten in der schlagendsten Weise. Förster , Ueber die Entwickelung von Bakterien bei niederen Temperaturen. 431 Diese Thatsache gehört sicher zu den wichtigsten Difierenzirungs- merkmalen des Bac. typhi und Bact. coli, und glaube ich, mit dem Nachweise derselben etwas zur Diagnose des Bac. typhi, dessen Spezifität so vielfach bestritten wird, beigetragen zu haben. Ich kann diese Arbeit nicht schliessen, ohne an dieser Stelle meinem hochgeehrten Lehrer, dem Institutsvorstande, Herrn Professor Dr. R. Klemensiewicz, unter dessen Leitung ich diese Unter- suchungen ausgeführt habe, meinen tiefstgefühlten Dank auszusprechen. Graz, Ende Juli 1892. Ueber die Entwickelung von Bakterien bei niederen Temperaturen *). Von Professor J. Förster in Amsterdam. In der Sitzung der Niederländischen Akademie der Wissen- schaften vom 25. Juni 1887 1 2) habe ich Reinkulturen einer Bakterien- art vorgezeigt, die die Fähigkeit besitzen, Licht zu produziren. Da diese Bakterien auf Seefischen und in Seewasser vorgefunden wurden, so war damit, gleichzeitig mit ähnlichen Erfahrungen Anderer, der Beweis für die Richtigkeit der Annahme geliefert, dass das Leuchten der See, von Seethieren und Seepflanzen, unter Anderem auch von der Lebensthätigkeit von Bakterien abhängig ist. Neben dem Leuchtvermögen zeigte die neu gezüchtete Bakterien- art noch eine zweite Eigenschaft, die die Aufmerksamkeit des Bio- logen erregen musste. Die leuchtenden Bakterien blieben nämlich bei Eistemperaturen nicht bloss, gleich den anderen Bakterien, am Leben, sondern sie waren im Stande, wenn sie auf günstigem Nähr- materiale in schmelzendem Eise bewahrt wurden, also bei 0°, zu wachsen, Licht zu geben und sich zu vermehren 3). Es ist wohl selbstverständlich, dass ich nachzuspüren trachtete, ob diese merkwürdige, bis dahin meines Wissens nicht beobachtete4) physiologische Eigenschaft auch noch anderen Mikroorganismen, ins- besondere solchen, welche der Gruppe der Bakterien angehören, zukäme. Allein durch andere, in meinem Berufe nöthig gewordene Untersuchun- gen wurde ich damals verhindert, in mehr ausgebreitetem Masse und 1) Nach einer Mittheilung in der Sitzung der Niederländischen Akadamie der Wissenschaften vom 25. Juni 1892. 2) Vergl. Centralbl. f. Bakteriologie u. Paras. I. Jahrgang. Bd. II. 1887. p. 337. 3) a. a. O. p 339. 4) In seinem Buche ,,Die niederen Pilze in ihren Beziehungen zu den Infektions- krankheiten“. p. 30 spricht sich C. von Nägel i, bekanntlich einer der hervorragendsten Kenner der physiologischen Zustände von niederen Organismen, folgendermassen aus: „Durch Frost wird wohl nie das Leben der niederen Pilze vernichtet. Nur hört im Eise das thätige Leben auf.“ 432 Förster, systematisch Beobachtungen über die so fesselnde Lebenserscheinung anzustellen. Inzwischen hat, durch meine Mittheilung veranlasst, Fischer1) einige Untersuchungen in dieser Richtung ausgeführt und dabei gefunden , dass mehrere Bakteriensorten , welche in Kiel, insbesondere in dem Wasser des Kieler Hafens, Vorkommen, sich gleichfalls bei der Temperatur des schmelzenden Eises entwickeln können. Erst im Laufe des Jahres 1891 wurde ich durch die Mit- wirkung des Herrn S. Bleekrode, Apotheker in der Niederlän- disch-Indischen Armee, in Stand gesetzt, die früher begonnenen Untersuchungen fortzusetzen. Dabei war es ganz besonders unsere Aufgabe, der Frage nachzugehen, ob Bakterien, welche die genannte Eigenschaft besitzen, nicht bloss etwa im Meerwasser, sondern auch im Süsswasser und überhaupt in der täglichen Umgebung des Men- schen regelmässig anwesend sind. Zu diesem Zwecke wurden geringe Mengen von verschiedenen Wassersorten, von Nahrungsmitteln, Abfallstoffen, Kehricht und dergl. mehr mit Koch’ scher Nährgelatine vermengt und in Kulturschälchen zu Platten ausgegossen. Die Schälchen wurden statt in einen Brut- apparat sofort in einen grossen, von vierfachen Wänden umgebenen Eiskalorimeter gebracht. Da in diesem das schmelzende Eis bestän- dig angefüllt wurde, so war es möglich, in dessen innerstem Raume, der für die Aufnahme der Kulturschälchen bestimmt war, wochenlang eine Temperatur zu erhalten, die zufolge der Prüfung mit einem be- sonderen , nach meiner Angabe verfertigten Maximumthermometer kaum je von 0° abwich. Ungefähr 10 bis 12 Tage nach dem Einbringen der Kultur- schälchen in den Eisraum begannen sich auf der Nährgelatineplatte — bei verschiedenem Ausgangsmaterial in ungleicher Anzahl — Kolonieen von Bakterien zu entwickeln, von denen aus Ueberimpfungen auf Nährgelatine, L o eff 1 e r’ sehe Bouillon u. s. w. gemacht wurden. Die letzteren wurden wieder in den Eiskalorimeter oder auch in den Thermostaten mit Bluttemperatur u. s. w. gebracht, und lieferten so das Material für die Bestimmung der Bakteriensorten und für die Erforschung ihrer Lebens- und Züchtungseigenschaften. Während ich die Beschreibung der Einzelnheiten unserer Beob- achtungen Herrn Bleekrode überlasse, beschränke ich mich hier auf die kurze Mittheilung: 1) dass von uns nur ziemlich wenige Bakteriensorten aufgefun- den wurden, welche bei 0° zu wachsen vermögen; 1) Centralbl. f. Bakteriol. u. Paras. II. Jahrg. Bd. IV. 1888. No. 3. — Fischer sagt in seiner Mittheilung: „Veranlasst waren diese Versuche durch zwei im Laufe des vorigen Jahres erfolgte Veröffentlichungen“, nämlich die von Globig über die Ent- wickelung von Bakterien bei 60° und die meine über das Wachsthum der Leuchtbak- terien bei 0°. Desungeachtet ist die Angabe über das Vorkommen von Bakterien, die sich bei 0° zu entwickeln vermögen, in Günther’s Einführung in das Studium der Bakteriologie. 1890. p. 21 so gehalten, als ob die Entdeckung dieser Eigenschaft durch Fischer gemacht worden wäre. Ich bin Physiologe genug, um die Tragweite meines experi- mentellen Befundes und die Bedeutsamkeit der von mir zuerst beobachteten Lebenser- scheinung unmittelbar begriffen zu haben. Dies geht deutlich genug aus der Form meiner ersten Mittheilung hierüber hervor, wenn diese auch aus Gründen, die ich nicht auseinanderzusetzen bedarf, kurz gefasst war. Ueber die Entwickelung von Bakterien bei niederen Temperaturen. 433 2) dass jedoch von diesen Sorten häufig sehr zahlreiche Indivi- duen in unserer täglichen Umgebung, so z. B. auf Nahrungsmitteln u. s. w. Vorkommen. Um einige Beispiele anzuführen, so wurden an Bakterien, welche im Eiskaloriraeter aufkamen, gefunden: In 1 ccm Gracht(Kanal-)wasser : bis 2000 in Wasser aus Gräben zwischen Wiesen: unzählbare Massen „ 1 ccm Handelsmilch: bis 1000 „lg Gartenerde: „ 140000 „ Strassenschmutz: unzählbare Massen. Ebenso fanden sich Bakterien mit der gleichen Eigenschaft in grosser Zahl an der Oberfläche, wie in dem Darme von Süsswasser- fischen und besonders reichlich in dem Wasser der Nord- und Zuider- see und auf Seefischen. Besonders zu erwähnen ist noch, dass die Bakterien , welche sich bei 0° zu vermehren im Stande sind, nicht nur im Winter, sondern auch während der warmen Jahreszeit in den gleichen Substraten enthalten sind. Das Vorkommen von Bakterien, die die bemerkenswerthe Fähig- keit besitzen, bei der Temperatur des schmelzenden Eises Nah- rung aufzunehmen und zu wachsen, dabei Farbstoffe zu bereiten, Gase zu entwickeln , Licht zu erzeugen , im Allgemeinen chemische Umsetzungen zu bewirken in dem Nährmaterial, in dem sie sich entwickeln, steht keineswegs im Widerspruche zu den Erfahrungen des täglichen Lebens. Es ist bekannt genug , dass Speisen , die in den gewöhnlichen Eisschränken bewahrt werden, nach einigen Tagen meist einen eigenthümlichen, unangenehmen Geschmack und Geruch annehmen. Werden solche Speisen aus dem Eisschrank genommen nnd einige Zeit bei Zimmertemperatur gehalten, so verderben sie meist unerwartet rasch. Schon vor Jahren habe ich beobachtet — eine Beobachtung, die durch spätere Untersuchungen in Berlin x) und anderwärts bestätigt wurde — , dass in dem allgemein üblichen Eisschranke, in dem in der Regel eine Temperatur von 4 — 7° C herrscht, Bakterien auf verschiedenen Nährsubstanzen ziemlich rasch zur Entwickelung kommen. Aber selbst Fleisch, das direkt auf Eis, also Dahe bei einer Temperatur von 0° bewahrt wird, verdirbt schliess- lich, wenn es auch anfänglich, vielleicht Wochen lang, anscheinend ein gutes Aussehen behält. Die Ursache hiervon liegt in der An- wesenheit und Entwickelung der oben besprochenen Bakteriensorten. Dies ergiebt auch der Versuch. In den Eiskalorimeter wurden durch uns eine Anzahl von Schälchen gebracht, welche mit frischem, fein gehacktem Schlachtfleisch gefüllt worden waren. In dem Fleisch- brei wurde sofort die Menge der Bakterien und, nach Schlösing’s Methode, der Gehalt an Ammoniak bestimmt. Tritt bei dem Be- wahren des Fleisches im Eisraume eine Zersetzung auf, so giebt sich diese ausser durch die Vermehrung der Bakterien noch in dem An- steigen des Ammoniakgehaltes und dem Auftreten von flüchtigen Alkaloiden, deren Menge durch Destillation in Verbindung mit der Schlösing’schen Bestimmung festgestellt werden kann, zu er- kennen. Dementsprechend wurde in Zwischenräumen von mehreren 1) Sergi Trombetta, Centralbl. f. Bakteriol. u. Paras. Bd. X. 1891. p. 664. XII. M. gg 434 Förster, Tagen je ein Schälchen mit Fleischbrei aus dem Eiskalorimeter ge- nommen und jedesmal der Gehalt des Fleisches an Bakterien, Am- moniak und flüchtigen Alkaloiden bestimmt. Nun zeigte sich, gleich- mässig in wiederholten Versuchen, dass die Menge der genannten Zersetzungsprodukte in Fleich, das bei 0° bewahrt wurde, nach etwa 16 Tagen etwa eben so gross ist (ungefähr 1 pro mille des Fleisches), als im gleichen Fleische, das 6—7 Tage in einem Keller bei 7 — 9° C oder 2 Tage bei Zimmertemperatur gehalten worden war. Während ferner anfänglich in dem frisch bereiteten Fleischbrei nur wenige Bakterien anwesend waren, fanden sich in den späterhin aus dem Eiskalorimeter genommenen Fleischproben mehr und mehr Bakterien ; die Proben, die etwa 12 Tage und länger bei 0° gewesen waren, enthielten bereits soviel Bakterien, dass die Kolonieen auf den mit etwa 2 — 3 mg des Fleischbreies angefertigten Platten nicht mehr zu zählen waren. Die allmäliche Vermehrung von bestimmten Bakterien auf Nah- rungsmitteln, die in der Kälte bewahrt werden, ist auch der Grund für die bekannte, aber bisher in verschiedener Weise gedeutete That- sache, dass gefrorenes Fleisch u. s. w. nach dem Aufthauen meist un- erwartet rasch verdirbt. Dies geschieht, wenn vor dem gänzlichen Aufthauen auf dem kalten Fleische schon ziemliche Mengen von Bakterien zur Entwicklung gekommen sind, die dann natürlich bei den höheren Temperaturen nach dem Aufthauen sofort üppig zu wuchern beginnen. Will man Nahrungsmittel lange Zeit hindurch durch Kälte be- wahren, so genügt die Temperatur des schmelzenden Eises nicht; man muss entweder niedrigere Kältegrade an wenden als 0°, oder es ist nöthig, noch andere Faktoren mitwirken zu lassen, weche die Zersetzung zu hemmen geeignet sind. Die niedrigsten Temperaturen unter 0°, bei welchen Bakterien noch zu wachsen und sich zu ver- mehren im Stande sind, sind mir noch nicht bekannt ; bis jetzt konnte ich in meinem Laboratorium noch keine Einrichtung treffen, welche es mir ermöglichte, willkürlich gewählte Temperaturen unter 0° wochen- oder gar monatelang gleichmässig zu erhalten. Von den- jenigen Faktoren aber, welche die Wirkung der Kälte zu unterstützen vermögen, ist in erster Linie Wasserarm uth zu nennen. Bei einiger Trockenheit schon können die Bakterien auch bei 0° sich nicht mehr weiter entwickeln. Werden also Speisen in kalter und trockener Luft gehalten, so vermehren sich Bakterien kaum, und ein Verderben jener tritt viel weniger oder überhaupt nicht auf. Bekanntlich wird im praktischen Leben, in welchem die Er- fahrung klug macht, schon lange die genannte Doppelwirkung mit Erfolg geübt. Auch Fr. Hofmann1) hat in der Versammlung des deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege zu Leipzig im Jahre 1891 auf die Bedeutung hiervon die Aufmerksamkeit der Praktiker gelenkt. Die Entwickelung in der Industrie der Eisbereitung 1) Deutsche Vierteljahrsschrift für öffentl. Gesundheitspflege. Bd. XXIV. 1892. p.. 43. Vergl. auch Hagemann u. Schultze, Centralbl. für allgem. Gesundheits- pflege. Jahrg. X. 1891. S. 359. Ueber die Entwickelung von Bakterien bei niederen Temperaturen. 435 hat es möglich gemacht, Kühlräume herzustellen, in welchen die Luft nicht bloss auf bestimmte niedrige Temperaturen abgekühlt, son- dern gleichzeitig an Wasserdampf arm oder davon frei gemacht wird. In solchen Kühlkammern bewahrte Gegenstände können sonach kalt und trocken gemacht und dann lange Zeit hindurch unverändert erhalten werden. Seit einiger Zeit werden u. a. solcherweise Schellfische in be- sonders eingerichteten Dampfbooten aus Norwegen eingeführt. Die Fische werden nach dem Fange geschlachtet, ausgenommen, dann auf dem Boote in einem Gefrierraum, in dem eine Kälte von 20 — 40° unter 0° herrscht, so lange gehalten, bis sie hart und steif gefroren sind, und schliesslich in einem Kühlraum bewahrt, welchen eine Luft von 8—15° unter Null erfüllt; die Kälte wird dabei durch Kompres- sion und Ausdehnung von Luft erzeugt. Hier bleiben also die Fische kalt und trocken. Auf diese Weise ist deren Verschiffung auf grosse Entfernungen und unabhängig von der Fangzeit gesichert, während sie jederzeit durch Aufthauen in kaltem Wasser für den Gebrauch zugerichtet werden können. Als im vergangenen Winter solche ge- frorene Schellfische durch ein norwegisches Boot auch nach Amster- dam gebracht wurden, fand ich Gelegenheit, mich von dem guten Zustande derselben — sowohl in Beziehung auf Aussehen wie auf Geschmack — zu überzeugen. Indessen habe ich doch — belehrt durch meine Erfahrungen über das Leben von Bakterien bei niedern Temperaturen — den Eindruck gewonnen, dass die Technik des Konservirungsprozesses in mancher Richtung noch der Verbesserung fähig ist, so sehr dieser selbstverständlich auch der von Lieb- reich1), nach meinen Erfahrungen 2) zu Unrecht, befürworteten Kon- servirung der Seefische mit Borsäure vorzuziehen ist. Mit Hülfe der Plattenmethode fand ich nämlich, dass bei den Schellfischen, die in hart gefrorenem Zustande nach meinem Laboratorium gebracht worden waren, nicht blos an den nach aussen gelegenen Körperth eilen, son- dern auch an der Oberfläche der Leibeshöhle, die beim Schlachten eröffnet worden und so mit Seewasser u. s. w. in Berührung gekommen war, eine nicht unbeträchtliche Menge von Bakterien (etwa 1000 per Milligramm Substanz) anwesend war. Man kann vorläufig nicht wohl annehmen, dass diese Bakterien sich bei der niedrigen Temperatur der Kühlkammer aus einzelnen wenigen Keimen entwickelt haben; die von uns festgestellte Thatsache, dass gerade im Wasser der See regelmässig viele Bakterien Vorkommen, welche schon bei 0° sich vermehren, weist auf eine andere Erklärung hin. Ich vermuthe, dass die Fische wohl kurz nach dem Fange geschlachtet wurden ; hierauf deutet der Umstand, dass ihr Geschmack dem der hier lebend auf den Markt gebrachten Schellfische beinahe gleichkommt. Allein ich bin überzeugt, dass sie nicht sofort in der Gefrierkammer behandelt wurden, sondern vorher noch einige Zeit entweder in Seewasser oder an der Luft liegen geblieben sind. Es ist begreiflich, dass auf dem 1) Berliner klinische Wochenschrift. 1887. S. 605. 2) Vergl. Werken van het Genootschap ter bevordering der Natuur-, Genees- en Heelkunde. Ilde Serie. Deel I. Aflev. 1. p. 24. 29 436 Förster, Ueber die Entwickelung von Bakterien bei niederen Temperaturen. günstigen Nährboden, den die geschlachteten Fische darbieten, die erwähnten Bakterien des Seewassers reichlich Gelegenheit zu rascher Vermehrung finden. Je länger die Pause zwischen Tödten und Ge- frierenlassen dauert und je höher inzwischen die Temperatur in der Umgebung der Fische ist, um so mehr Bakterien werden zur Ent- wickelung kommen. Wenn auch dabei deren Vermehrung nicht so weit geht, dass eine erkennbare Zersetzung eintritt, so kann doch schon eine Veränderung des Wohlgeschmackes dadurch hervorgerufen werden, die den Werth der Waare beeinträchtigt. Es ist wahrschein- lich nicht allzu schwierig, solches zu vermeiden. Jedenfalls ist anzurathen, dass Fang, Tödtung und Gefrierenlassen der Fische in möglichst kurzer Zeit auf einander folgen. Das Vorkommen der bei Eistemperaturen wachsenden Bakterien in unserer täglichen Umgebung verdient noch aus manchen andern Gründen Beachtung. Ich will nur noch auf einen Punkt hinweisen. Man versendet bekanntlich Wasser zum Zwecke der bakteriologischen Untersuchung in Eis verpackt. Jene Bakterien aber finden sich nach unsern Erfahrungen auch in verschiedenen Wassersorten vor, die als Trinkwasser gebraucht werden können. Offenbar liefert unter solchen Umständen die Versendung mancher Wassersorten in Eis oder das bisweilen geübte Aufbewahren derselben im kühlen Raume für die bakteriologische Untersuchung eine Fehlerquelle, an deren Bestehen m. W. bis jetzt nirgends gedacht worden ist. So sagt beispielsweise Migula1) noch, dass eine Vermehrung der Keime im Wasser nur stattfindet, wenn die Temperatur einige Grade über Null erreicht. Das ist wohl Regel, aber nicht Gesetz. Man sieht auch hieraus wiederum, wie wichtig es ist, bei bakteriologischen Untersuchungen jede schablonenhafte Auffassung zu vermeiden. Amsterdam, 20. August 1892. Referate. Frankland, P., Deco ra position of mannitol and dextrose by the Bacillus aethaceticus. (Transactions of the Che- mical Society. 1892.) Verf. hat früher schon beobachtet, dass dieser Bacillus Mannit, Glycerin und glycerinsauren Kalk unter Bildung von Aethylalkohol und Essigsäure vergährt. Jetzt stellte Verf. die quantitativen Ver- hältnisse der Gährungsprodukte bei Mannit und Dextrose fest und analysirte die dabei entstehenden Gase. Die Lösungen wurden 3-prozentig angewendet. Die Produkte waren in beiden Fällen Essigsäure, Ameisensäure und Aethylalkohol, Kohlensäure und Wasserstoff; die Mengenverhältnisse waren aber in 1) Die bakteriologische Wasseruntersuchung. (Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung. 1892. XXXV. Jahrg. No 8. S. 140.) GähruDg. — Bakterien und Butter. 437 beiden Fällen verschieden, wie vorauszusehen. Die Dextrose lieferte z. B. weit mehr Essigsäure, als der Mannit. 400 ccm einer 3-pro- zentigen Mannitlösung lieferten bei 75 -tägiger Gährung bei 36° 1257 ccm Gas (C02 und H2), ferner 1,2210 g Aethylalkohol, 0,3463 g Essigsäure und 0,3505 g Ameisensäure. Da der entwickelte Wasser- stoff und eine entsprechende Menge C02 jedenfalls von partieller Vergährung von Ameisensäure1) herrührt, so würde sich die Ge- sammtmenge der Ameisensäure auf 1,4085 g berechnen. Die Mannit- gährung drückt Verf. daher durch folgende Gleichung aus: 3 C6H1406 +H20 = C2H402 +5 C2H60 + 5CH202 -hCOs. Aus den vom Verf. für die Dextrosegährung gefundenen Verhält- nissen würde sich folgende Gleichung ableiten: 5 C6H1206 +4 H20 = 4 C2H402 + 6 C2H60 + 8 CH202 +2 C02, wenn auch hier der entwickelte Wasserstoff in Ameiseusäure 2) um- gerechnet wird. In beiden Fällen war noch eine geringe Menge einer festen, in Aether unlöslichen Säure vorhanden. Verf. hebt hervor, dass der Pneumoniecoccus dieselben Gährungen hervorruft und ist der Ansicht, dass wahrscheinlich auch noch andere Bakterienarten dieselben herbeiführen können. Löw (München). Lafar, Bakteriologische Studien über Butter. [Aus dem hygienischen Institute zu München.] (Archiv für Hygiene. Bd. XIII. Heft 1. p. 1.) Verf. hat folgende Fragen behandelt: A) Die Naturbutter betreffend : I. Gehalt derselben an Mikroorganismen in quantitativer und qualitativer Hinsicht. II. Isolirung typischer Bakterien. III. Bakteriologisches Verhalten von Naturbutter unter ver- schiedenartig abgeänderten äusseren Bedingungen. B) Die Kunstbutter betreffend: Gehalt derselben an Mikroorganismen. Bakteriologisches Verhalten derselben bei Kochsalzzusatz in der Kälte. Die verwendeten Proben von Naturbutter waren aus süsser Sahne erzeugt und wurden stets möglichst bald nach dem Buttern benützt. Der Gehalt der Naturbutter an Mikroorganismen zeigte sich ziemlich variabel. Es ergaben sich zuweilen auch ziemlich be- deutende Differenzen im Keimgehalte verschiedener Proben; aber auch ein und dasselbe Stück Butter wies beim Vergleich des Keim- gehaltes des Innern mit dem der äusseren Partieen grosse Unter- schiede auf; letztere waren bedeutend reicher an Bakterien. Der mittlere Keimgehalt der untersuchten Butterproben lag zwischen 10 und 20 Millionen Keimen in 1 g frischer Butter. Die fest wachsenden Bakterien waren stets in viel grösserer Menge vorhanden, als die die Gelatine verflüssigenden. 1) hcooh = Ha + co2. 2) Von Ameisensäure entsteht, wenn Luft zu gährender Flüssigkeit treten kann, wenig oder nichts. 438 Bakterien und Butter. Bei der qualitativen Bestimmung der Bakterien wurde besonders nach solchen Bakterien geforscht, die sich stets in jeder Probe vor- fanden. In zweiter Linie wurden jene berücksichtigt, die sich öfter vorfanden. Unberücksichtigt blieben jene, die nur ein- oder zweimal bemerkt wurden. Es wurden beobachtet: a) Stets vorhanden: a) Festwachsendes schleimförmiges Bacterium (Bacterium butyri colloideum); ß) Fluorescirender verflüssigender Bacillus (Bacillus butyri fluorescens). b) Häufig vorhanden : a) Sprosspilze (nicht näher studirt) ; ß) Bacillus acidi lactici Hueppe. c) Einige Male: Bacterium aerogenes lactis Escherich. Schimmelpilze wurden in keinem der beobachteten Fälle vorge- funden. Das Bacterium butyri colloideum zeigt einen schleim- artigen Aggregatzustand der Kulturen auf Gelatineplatten. Es sind Kurzstäbchen mit abgerundeten Enden von 0,8 /.i Länge und 0,5 f.i Breite. In Deckglastrockenpräpai'aten erscheinen sie oft in Ketten- form, zuweilen in Doppelketten, und sogar drei Ketten parallel neben einander. Sie sind mit Karbolfuchsin sowie mit Anilinwasser-Gentiana- violett gut tingirbar. Gelatine wird durch diesen Mikroorganismus nicht verflüssigt. Das Bacterium butyri colloideum ist ein fakultativ anaerobes. Sauere Reaktion des Nährbodens, sowie Koch- salzzusatz bis zu 10 Proz. vermögen den Pilz in seiner Lebensthätig- keit nicht wesentlich zu hemmen. Längere Einwirkung von Kälte übersteht dieser Spaltpilz, in Butter vertheilt, ohne dadurch merk- lichen Schaden zu erleiden. Der Bacillus butyri fluorescens wächst auf Gelatine- platten ungemein rasch. Die Kolonieen erinnern an jene des Ba- cillus subtilis. Es sind Kurzstäbchen von 1 /t Länge und 0,5 /x Breite (auf Gelatine), mit schwach abgerundeten Enden. Auf Kar- toffelkultureu sind sie 2 — 3,5 ^ lang. Bald entwickeln sich Involu- tionsformen. Gelatine wird verflüssigt. Auf Kartoffeln erfolgt das Wachsthum in Form eines rothbraunen, auf Agar in Form eines weisslichen Belages. Auch dieser Bacillus gehört zu den fakultativ anaeroben Bakterien. Er ist ziemlich empfindlich gegen einen etwas stärkeren Säuregehalt des Nährbodens und gegen etwas grösseren Kochsalzzusatz. Länger dauernde Einwirkung einer Temperatur von — 5 bis — 10° C sistirt das Wachsthum dieser Bakterienart. Verf. prüfte weiter den Einfluss der Temperatur auf den Bak- teriengehalt von Naturbutter. Was zunächst den Einfluss der Kälte betrifft, so zeigte sich, dass eine selbst durch 14 Tage andauernde Einwirkung derselben (im Mittel — 9°) den Bakteriengehalt nur um etwa ein Drittel herabsetzen konnte. Bei konstanter Temperatur von 0° bis +1° C wurde der Bak- Bakterien und Butter. 439 teriengehalt der Butter anfangs stark herabgesetzt, erhielt sich aber dann auf dieser reduzirten Höhe einen ganzen Monat. Zimmertemperatur von 12 — 15° C begünstigte die Entwickelung der Bakterien. Später, als die Butter ranzig und dadurch die Be- schaffenheit des Nährbodens eine ungünstigere wurde, sank die Keim- zahl wieder und im Verhältnisse damit wurde auch der Bacillus butyri fluorescens spärlicher. Bei Bruttemperatur von 35° C, hei welcher die Butter rascher ranzig wurde, war der Keimgehalt schon nach viertägigem Stehen um mehr als die Hälfte herabge- gangen. Derselbe sank beständig und betrug nach 34-tägigem Stehen nur noch 5 Proz. des anfänglichen Gehaltes. Somit hat sich die Kälte der Erhaltung der Bakterien viel günstiger erwiesen, als die Bruttemperatur. Kochsalzzusatz vermochte den Bakteriengehalt der Butter zwar ziemlich bedeutend herabzusetzen, doch vermochte dieser Zusatz nicht, selbst wenn er fast 10 Proz. betrug, eine völlige Vernichtung aller Keime herbeizuführen. Die mit 10 Proz. Kochsalz versetzte Probe wies nach vierwöchentlichem Stehen bei 0° C ungefähr ebensoviel Bakterien auf, wie die mit nur 1 Proz. versetzte Probe. Die mit Salz versetzten Proben erwiesen sich fast als Reinkulturen des Bacterium butyri colloideum. Dies erklärt sich daraus, dass von den in der untersuchten Butter enthaltenen Mikroorganis- men das Bacterium butyri colloideum gegen Kochsalzzusatz am wenigsten empfindlich war und so alle anderen Pilze über- wucherte. Es blieb so endlich fast nur mehr dieses Bacterium allein übrig, das nun in der stark gesalzenen Butter sich ebenso gut entwickelte, als in der mit geringem Salzzusatz, und daher wiesen die Proben mit 1 Proz. und 10 Proz. Kochsalz fast den gleichen Gehalt an Keimen auf. Bei Brutofentemperatur von 35° C vermochte Kochsalzzusatz den Bakteriengehalt der Butter herabzu- setzen. Diese Herabminderung erfolgte um so stärker, je höher man den Salzzusatz bemass. Mit steigendem Zusatz blieb jedoch der Effekt nicht proportional der Menge des angewandten Mittels. Weiter prüfte Verf. das Verhalten von Naturbutter bei Luftab- schluss, und zwar im ununterbrochenen, langsamen Wasserstrome. Dabei ergab sich: 1) dass in der untersuchten Butter sich Bakterien fanden, die auch bei Luftabschluss zu gedeihen vermögen ; 2) dass die Gegenwart solcher aerober Bakterien, die auch bei Luftabschluss sich vermehren können, wenn der Nährboden Zucker enthält, nicht nach- gewiesen werden konnte; 3) dass ein Einfluss auf das Ranzigwerden der Butter den unter 1) genannten Organismen nicht zuzu- schreiben ist. Was die Kunstbutter betrifft, so konnte auch hier eine 14- tägige Einwirkung der Winterkälte, welche im Mittel — 9,5° C betrug, vereint mit einem bis zu 13 Proz. steigenden Kochsalzzusatz nicht den Keimgehalt auch nur annähernd auf Null herabzubringen. Dittrich (Wien). Goldsclicider, Klinische Vorstellung. (Deutsche medicin. Wochenschrift. 1892. No. 14.) 440 Pneumonie. — Meningitis und Pneumokranklieiten. — Tuberculose. Ein Fall von schwerer Pneumonie. Nachweis von Pneumokokken im Blute durch Mikroskop, Kultur und Impfung. Ein am 6. Tage der Pneumonie geborenes achtmonatliches Kind stirbt nach 6 Tagen an Zellgewebsentzündung. Im Herzblute und im Unterhautzellge- webe desselben finden sich Streptokokken. — Die Pneumonie läuft am 15. Tage in protrahirter Krise ab; am 16. Tage bricht, von den Geschlechtstheilen ausgehend, ein Erysipel aus, das nach 9 Tagen endet. Der Fall bietet ein Beispiel von Doppelinfektion dar. Das Kind stirbt an einer erysipelartigen Eutzündung, die es bei oder vor der Geburt von der Mutter kontrahirt hat, da es nachher von dieser entfernt gehalten wurde. Bei der Mutter kommt die also mindestens seit dem 6. Krankheitstage vorhandene Erysipelinfektion erst nach Ablauf der Pneumonie zum Ausbruch. Abel (Greifswald). Mills, Meningite ä pneumocoques. (Journal de m6decine de Bruxelles. 1892. No. 29.) Ein 49-jähriger Mensch stirbt an Pneumonie mit Meningitis. Bei der Sektion wird keine andere Eiterung entdeckt, als diejenige der Meningen. Die sorgfältige Untersuchung des entnommenen Eiters ergab: keine Tuberkelbacillen, keine Streptokokken aber Pneumo- kokken anwesend. Die gefundenen Kokken schienen dem Fr iedländer’schen Pneumococcus pneumoniae anzugehören ; unter 20° entwickelten sich die Kulturen langsam, auf Agar breit und tief, mit porzellan- ähnlicher Oberfläche. Mit der Gram ’schen Methode gelang die Färbung der Kulturen nicht, die des Eiters aber gut. In diesem Falle wurde also der eiterige Prozess nicht von den gewöhnlichen Eiterkokken, sondern von den Pneumokokken hervor- gerufen. R. Verhoogen (Brüssel). Ciaessen, Ueber die tuberculose, käsig-schwielige Me- d iastino-Pericar ditis und Tuberculose des Herz- fleisches. (Dtsch. med. Wochenschr. 1892. No. 8.) Die ausgezeichnete Krankenbeobachtung des Verf.’s bezieht sich auf einen Fall von Tuberculose des Mittelfells, deren Ursprung nicht aufgeklärt ist, jedoch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf eine verkäste bronchiale Lymphdrüse zurückgeführt werden darf. Die Infektion hatte das Perikard ergriffen, zu dessen vollkommener Ver- wachsung mit dem Herzen geführt, eine Myokarditis hervorgebracht uud schliesslich die Entstehung einer in den rechten Vorhof hinein- ragenden und die Mündung der oberen Hohlvene fast vollkommen verlagernden Geschwulst veranlasst. Hierdurch war ein sonst wohl sehr selten beobachtetes Krankheitsbild entstanden , welches vor- wiegend durch Herzschwäche und starke Stauung im Gebiet der oberen Hohlvene beherrscht wurde. Kübler (Berlin). Comil, Tuberculose oculaire. (La Semaine m6d. 1892. No. 37). C. theilt einen von Galezowski beobachteten Fall von doppel- seitiger Augentuberculose mit, die insofern von dem gewöhnlichen Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 441 Verlaufe abwich, als es sich nicht um disseminirte Chorioideal- und Iristuberculose handelte, sondern um einen sarkom- oder krebs- artigen Tumor, welcher vom Corpus ciliare und der Chorioidea aus- ging und auf die Sklera und CoDjunctiva Übergriff. M. Kirchner (Hannover). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Letulle, Technique pour la coloration rapide des ba- cilles tuberculeux sur les pieces ayant s6journ6 dans le liquide de Müller. (Gazette hebdomadaire. 1892. No. 22.) Die Färbung der in den mittelst Müller’scher Flüssigkeit ge- härteten Geweben sich befindenden Tuberkelbacillen gelingt nur sehr schwer. Zu diesem Zwecke gebraucht Verf. die folgende Methode: 1) Härtung in der Müller’schen Flüssigkeit, weiter Alkohol- und Celloi'dineinbettung wie gewöhnlich, 2) die gewaschenen Schnitte werden in die Hämatoxylin- und 3) in eine Rubinlösung eingeführt (2proz. Karbolwasser mit Rubin q. s. ut satur.). Es folgen neue Ab- spülungen mit Wasser, weiter mit Alkohol, und es werden alsdann die Schnitte mit Jodgrün gefärbt (Jodgrün 1 g, 2-proz. Karbol- wasser 100 g). Endlich wird die Präparation in der usuellen WTeise ausgeführt. Die Kerne sind violett, hyaline Körper rosa und Bacillen dunkel- roth gefärbt, das Uebrige bleibt weiss. Die ganze Vorbereitung dauert kaum eine halbe Stunde. R. Verhoogen (Brüssel). Ilkewitsch, Neue Methode zurEntdeckung von Tuberkel- bacillen in der Milch mit der Centrifuge. (München, medicin. Wochenschr. 1892. No. 5.) Verf. erklärt die zum Nachweis des tuberculösen Giftes in der Milch gebräuchlichen intraperitonealen Einspritzungen auf Versuchs- tiere für ein unsicheres Verfahren, da ihn Kontrollversuche mit Aufschwemmungen von Tuberkelbacillenkulturen überzeugt haben, dass manche Meerschweinchen und Kaninchen wenig empfänglich für die Infektion sind. Er selbst bediente sich bei der Untersuchung der Moskauer Marktmilch der Färbungsmethode, nachdem er die Bacillen mit der Centrifuge niedergeschlagen hatte. Er sah sich in- dessen genötigt, die Milch vorher zu entrahmen, da anderenfalls die Bacillen mit den leichten Fetttröpfchen an das centrale Ende des Probirröhrchens fortgerisseu wurden und sich dann in dem am lateralen Ende befindlichen Sediment nicht nachweisen Hessen. Das Verfahren gestaltete sich folgendermassen : 20 ccm Milch werden durch Citronensäure zum Gerinnen gebracht; der von den Molken durch Filtration getrennte Rückstand wird in natriumphosphathaltigem 442 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Wasser gelöst, mit 6 ccm Schwefeläther versetzt und 10—15 Minuten lang geschüttelt. Dann wird die unter der Fettschicht befindliche Lösung durch Oefinen eines am Boden des Sammelgefässes befind- lichen Hahnes abgelassen und in einem kupfernen Röhrchen in die Centrifuge gebracht. Nachdem diese in Thätigkeit getreten ist, schliesst eine in das Röhrchen gesenkte kupferne Kugel das Sediment von der Flüssigkeit ab, so dass die letztere abgegossen werden kann. Der Bodensatz wird dann in der üblichen Weise auf Objektträgern ausgebreitet und gefärbt. K übler (Berlin). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Hertwig, 0., Ueber die phy siologische Grundlage der Tuberculinwirkung. Eine Theorie der Wirkungs- weise bacillärer Stoffwechselprodukte. Jena (Gustav Fischer) 1891. Den Ausgangspunkt der sinnreichen Ausführungen des Verf.’s bildet die Chemotaxis oder der Chemotropismus. Es ist durch die Arbeiten von Stahl, Pfeffer, Leber etc. bekannt geworden, dass die Stoffwechselprodukte der Bakterien einen mächtigen , theils anziehenden , theils abstossenden Reiz auf die mobilen Gewebs- elemente ausüben. (Positive und negative Chemotaxis.) Dieser Reiz ist aber nicht nur von der Natur des Bakterienproduktes, sondern auch von dessen Konzentrationsgrade abhängig. Sowohl die eine als auch die andere Art des Chemotropismus beginnt bei einem gewissen minimalen Konzentrationsgrade des Bakterienproduktes (Reizschwelle) und bleibt gleich bis zu einem bestimmten Maximum der Konzen- tration. Wird dieses überschritten, so schlägt die eine Art des Reizes in die entgegengesetzte um, der positive, anziehende Reiz wird zum negativen, abstossenden, und umgekehrt. Eine derartige Veränderung des Reizes findet aber auch dann statt, wenn die Stoffwechselprodukte nicht nur in loco morbi, sondern auch im Blute in gleichmässiger Vertheilung vorhanden sind oder mit anderen Worten, wenn die Wanderzellen sich in einem Medium befinden, welches die Bakterien- produkte gelöst enthält. Die direkte Anwendung dieses Satzes auf die Tuberculinwirkung soll auch zugleich dessen nähere Er- klärung sein. Das junge Tuberkelknötchen enthält keine Leukocyten, sondern besteht aus Zellwucherung und Bildung von Riesenzellen. Das von den wuchernden Tuberkelbacillen hier ausgeschiedene Gift scheint sich in einem solchen Konzentrationsgrade zu befinden, dass das für die Anziehung der Leukocyten nötige Maximum überschritten ist und statt Anziehung die Abstossung der Wanderzellen erfolgt. Nun wird ein gewisses Quantum Tuberculinlösung durch Injektion in die Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 443 Körpersäfte übergeführt und die Wanderzellen mit einem Schlage in ein tuberculinhaltiges Medium versetzt. Der Konzentrationsgrad der Stoffwechselprodukte der Tuberkelbacillen in loco morbi sinkt in Folge dessen relativ, möglicherweise bis unter die Grenze des nega- tiven Reizes, wodurch dieser sich in den positiven umwandelt. Die Wanderzellen werden nunmehr angezogen und häufen sich in der Umgebung der Tuberkelknötchen an , es tritt die Reaktion und die reaktive Entzündung ein. Das ist so ziemlich das Wesentliche der H.’schen Theorie, welche der Verf. auch noch auf Phagocytose, deren entschiedener Anhänger er ist, und die Frage der Schutzimpfung ausdehnt, worauf aber hier nicht näher eingegangen werden kann und weshalb auf die Lektüre des 38 Seiten dicken Büchleins verwiesen werden muss, welches Niemand unbefriedigt zur Seite legen wird. Kamen (Czernowitz). Prausnitz, Die Verwendung der Holzwolle (Packwolle) als Füllmaterial der Spucknäpfe. (München, medicin. Wochenschr. 1891. No. 48.) Verf. wendet gegen die Füllung der Spucknäpfe mit desinficiren- den Flüssigkeiten ein, dass beim Hineinspeien leicht ein Verspritzen, beim Forttragen und Entleeren der Näpfe leicht ein Verschütten des Inhaltes stattfindet und dass die Desinfektion erwiesenermassen un- genügend ausfällt. Sägespäne verstäuben leicht und sind daher gleich- falls als Füllmaterial für Spucknäpfe nicht geeignet. Dagegen er- scheint die Holzwolle weit brauchbarer; sie verstäubt nicht, saugt das Sputum auf und wird ohne Schwierigkeit und Verursachung von Kosten später verbrannt. Es empfiehlt sich jedoch, die Holzwolle vorher zu imprägniren, damit sie nicht durch in den Spucknapf ge- worfene Streichhölzer oder Cigarrenreste entzündet werden kann, und bestimmte, der Grösse des Napfes entsprechende Stücke Holzwolle fabrikmässig hersteilen zu lassen; andernfalls wird dieselbe gewöhn- lich zu ungleich mässig vertheilt, es entstehen Löcher, durch welche der Auswurf auf den Boden des Napfes herunterfällt, anstatt auf- gesaugt zu werden; auch enthält die gewöhnliche käufliche Holzwolle zu viel Staub, welcher beim Auseinanderzerren der Ballen zum Vor- schein kommt. Versuche, welche der Verf. im Münchener allgemeinen Kranken- hause mit gepressten Holzwolleballen aus der Fabrik der Firma Stiefenh ofen (München) anstellte, fielen so günstig aus, dass Geh. Rath v. Ziemssen daselbst die dauernde Einführung dieser Spuck- napfeinlagen beabsichtigt. Insbesondere hatte sich die Entleerung der Näpfe durch einfaches Umstülpen bedeutend leichter, als bei anderem Füllmaterial bewirken lassen. Verf. empfiehlt die Einlagen besonders auch für Eisenbahnwagen und Privatwohnungen. Kübler (Berlin). 444 Neue Litteratur. Berichtigung. Laut der in No. 113 der Riforma medica 1892 enthaltenen Berichtigung wurde statt Dr. G. Bombicci irrthümlicber Weise Prof. Tizzoni als Autor des in No. 7/8. Bd. XII. dieses Blattes referirten Aufsatzes über die Tenacität des Influenza- bacillus angeführt, was hiermit auf Wunsch des Herrn Verfassers berichtigt wird. Kamen (Czernowitz). Neue Litteratur zusammengestellt von De. Abthuk Würzbubg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamt« in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Le Fert, P , Patologia generale e bacteriologia. Vol. III. 16°. Mailand (Vallardi) 1892. 3 1. Marfan, A. B , et Kann, J. G., Recherches bacteriologiques sur les cadavres de nouveau- nes et d’enfants du premier äge. 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Neue Litteratur. 445 Tiemann, F., Illustrirter Leitfaden für die praktische mikroskopische Untersuchung des Schweinefleisches auf Trichinen. 4. Aufl. Mit e. Anh., enth. die gesetzl. Bestimm gn. f. Preussen, Bayern u. Sachsen etc. 12°. VIII, 139 p. m. Abbildgn. Breslau (Korn) 1892. 1,20 M. Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. Harmlose Bakterien und Parasiten. Bamman, G. W., Preliminary note on some microorganisms of normal skin. (Brit. med. Journ. 1892. No. 1646. p. 122 — 123.) Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen. A. Infektiöse Allgemeinkrankheiten. Perles, M., Allgemeininfektion vom Augeninnern aus. Vorl. Mitth. (Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 1892. Juni. p. 171 — 172.) Exanthematische Krankheiten. (Pocken, [Impfung], Flecktyphus, Masern, Eötheln, Scharlach, Friesei, Windpocken.) Bätori, D., Ein während des Verlaufes der Diphtheritis auftretender Fall von Masern. (Orvosi hetilap. 1892. No. 26.) [Ungarisch.] Warry, J. 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Förster, J., üeber die Entwickelung von Bakterien bei niederen Temperaturen. (Orig.), p. 431. Lnksch, Ludwig, Zur Differentialdiagnose des Bacillus typhi abdominalis (Eberth) und des Bacterium coli commune (Esche- rich). (Orig.), p. 427. Referate. Claessen, Ueber die tuberculose, käsig- schwielige Mediastino - Pericarditis und Tuberculose des Herzfleisches, p. 440. Cornil, Tuberculose oculaire, p. 440. Frankland, P., Decomposition of mannitol and dextrose by the Bacillus aethaceticus, p. 436. Goldscheider, Klinische Vorstellung, p. 439, Lafar, Bakteriologische Studien über Butter, p. 437. Mills, Meningite ä pneumocoques, p. 440. Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Ilkewitsch, Neue Methode zur Entdeckung von Tuberkelbacillen in der Milch mit der Centrifuge, p. 441. Letulle, Technique pour la coloration ra- pide des bacilles tuberculeux sur les pi&ces ayant sejourne dans le liquide de Müller, p. 441. Schutzimpfung , künstliche Infektions- krankheiten, Entwickelungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Hertwig , O. , Ueber die physiologische Grundlage der Tuberculinwirkung Eine Theorie der Wirkungsweise bacillärer Stoffwechselprodukte, p. 442. Prausnitz, Die Verwendung der Holzwolle (Packwolle) als Füllmaterial der Spuck- näpfe, p. 443. Berichtigung, p. 444. Neue Litteratur, p. 444. Promraannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. R A Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Gel. Holt. Prof. Br. Lenclcart m Professor Br. Loeffler ln Leipzig ln Greifiwald herausgegeben von Dr. O. TThlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. XII. Band. -O- Jena, den i. Oktober 1892. -o- No. 14. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — ^ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten - künde “ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt am, den Verleger, Herrn Gustav Eischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Ist die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums eine Lebensäussernng oder ein rein chemischer Vorgang? Untersuchungen über die Natur der mikrobiciden Eiweisskörper des Serums. Von Prof. Dr. R. Emmerich, Prof. Dr. J. Tsuboi und Dr. Steinmetz nebst Bemerkungen von Dr. 0. Löw in München. (Schluss.) Wir sind aber nicht berechtigt, die im Blute gelösten Eiweiss- körper als „lebende“ zu betrachten, denn „lebendes“ Eiweiss ist ohne Bd. XII. 30 450 Emmerich, Tsuboi, Steinmetz u. Löw Organisation nicht denkbar. „Erst durch die Organisation, ein ge- setzmässiger Aufbau grösserer Komplexe aus Molekülen aktiven Eiweisses, entsteht das lebende Eiweiss oder Protoplasma, welches ausser einem chemischen noch einen morphologischen Begriff in sich fasst“ (0. Löw). Die mikrobiciden Wirkungen des Blutserums lassen sich aber schon durch die Labilität des „mikrobiciden“ Albumins erklären und dieses ist ein rein chemischer Begriff. Durch Erwärmen des Serums auf 55° C verliert das darin gelöste nicht organisirte Serumalbumin seine mikrobicide Wirkung und dies ist wahrscheinlich ebenfalls Folge der Abspaltung von Alkali, welch’ letzteres durch eine Säure des Serums bebunden wird, so dass beim Erkalten eine Regenerirung der Kali- Albuminverbindung nicht mehr möglich ist. Letztere erfolgt aber, wie die obigen Versuche zeigen, unter Um- ständen (falls Dicht zu lange erhitzt wurde etc.), wenn man das aus dem auf 55° erhitzten Serum gefällte Serumalbumin mit freiem Alkali behandelt. Wenn diese Abspaltung, wie früher erwähnt, schon durch blosses Verdünnen mit destillirtem W'asser erfolgt, so ist es doch gewiss möglich, dass diese Wirkung auch durch Erwärmen auf 63 0 C zu Stande kommt. Ueberhaupt sprechen mehrere Beob- achtungen dafür, dass das Alkali aus dem Immunprotei'n sehr leicht abgespalten werden kann und dass in Folge davon dessen bakterien- tödtende Wirkung verloren geht. W7enn man verdünntes Blut- serum mit ll l0o Normaloxalsäure (also mit sehr verdünnter Säure) vorsichtig titrirt, so kommt, nachdem die Flüssigkeit gerade saure Reaktion auf Lakmus gezeigt hatte, ein Stadium, in welchem, trotz des weiteren Zusatzes von Säure, die Flüssigkeit wieder neutral oder schwach alkalisch reagirt. Diese Erscheinung rührt wohl daher, dass die aus deD Bikarbonaten (der Alkalien) frei gewordene Kohlensäure das mit dem Eiweiss verbundene Alkali abspaltet und in kohlensaures Alkali umwandelt. Auch auf das stärker alkalisch werden des Blutserums beim Erhitzen auf 60° C sei hier hingewiesen. Wenn trotzdem hier die mikrobicide Wirkung aufge- hoben wird, so mag daran die Gegenwart von Bikarbonaten schuld sein , welche alkalientziehend auf die Eiweissverbindung wirken können. Der UebergaDg vou Bikarbonaten in neutrales Karbonat bedingt aber eine Zunahme der alkalischen Reaktion. Ist diese Erklärung, welche wir für das Unwirksamwerden des Serums gegeben haben, richtig, so muss das Gleiche stattfinden, wenn man das Serum mit CO? sättigt, dasselbe muss auch in diesem Falle seine mikrobentödtende Wirkung verlieren. v. Fo dor x) hat Dun in der That konstatirt, dass bei mit C02 vergifteten Thieren das Blutserum seine bakterien- tödtende Wirkung verloren hat, ja er konnte sogar fest- stellen, dass schon das venöse, an C02 reichere Blut eine viel geringere bakterientödtende Wirkung besitzt, als das arterielle. Lässt man Kohlensäure unter einem Drucke von 15 Atmosphären auf Blut- 1) Neuere Untersuchungen über die bakterientödtende Wirkung des Blutes und über Immunisation. (Centralblatt f. Bakteriologie u. Parasitenkunde. Band VII. 1890. p. 762.) Ueber die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums. 451 serum einwirken, so zeigt dasselbe nach dieser Prozedur eine merk- bar stärkere alkalische Reaktion, als vorher. Auch auf eine andere längst gemachte, aber nicht hinreichend aufgeklärte Beobachtung wirft unsere Theorie von der Ursache der raikrobentödtenden Wirkung des Blutes neues Licht, nämlich auf die Thatsache, dass das frisch gelassene Blut eine bakterienver- nichtende Eigenschaft im höheren Masse besitzt, als gestandenes Blut. Wie Fodor1) erwähnt, hat Zuntz2) gefunden, dass die Alkalescenz frisch entleerten Blutes durch eine beim Stehen in vitro vor sich gehende Säurebildung ungemein rasch, innerhalb weniger Minuten, konstant abnimmt. Nach unseren Versuchen ist es nun er- klärlich, dass es in Folge davon ebenfalls zu einer Abscheidung des Alkali aus dem Serumalbumin und damit zur Verminderung und zum schliesslichen Erlöschen der mikrobentödtenden Wirkung des Blutes kommen muss. Alle diese Thatsachen sprechen für die Richtigkeit unserer Er- klärung, welche die so merkwürdige mikrobicide Wirkung des Blut- serums auf einen sehr einfachen chemischen Vorgang zurück- führt, während dieselbe von Anderen für eine geheimnissvolle, kaum erforschbare Lebenswirkung gehalten wurde. Die Richtigkeit unserer Behauptung ist aber auch noch auf anderen Wegen der Prüfung fähig. Wenn es wirklich wahr ist, dass das Unwirksamwerden des Serums in Folge der Erwärmung nicht durch Tödtung lebenden Eiweisses, sondern nur durch Alkaliabspaltung aus dem raikrobiciden Eiweiss bedingt ist, dann muss die mikrobicide Wirkung des Blutserums auch zum Erlöschen kommen, wenn man dasselbe mit sehr verdünnten Säuren übersättigt. Auch H. Büchner hat sich schon die Frage vorgelegt: „Steht die alkalische Reaktion des Serums in Beziehung zu seiner Wirk- samkeit?“ Er versetzte Kaninchenblutserum mit Essigsäure oder Schwefelsäure bis zu neutraler Reaktion und prüfte alsdann die bak- terientödtende Wirkung. Dabei kam er zu dem Schlüsse, dass das Neutralisiren keinen Einfluss auf die Bakterienvernichtung besitzt. Wir haben diesen Versuch wiederholt und das gleiche Resultat er- halten. Wenn man aber das Alkali vom Eiweiss abspalten will, so ge- nügt es nicht, das Blutserum gerade neutral zu machen, man muss vielmehr einen geringen Ueberschuss von Säure zusetzen und diesen, da der Prozess vielleicht nur allmählich vor sich geht, eine gewisse Zeit einwirken lassen. Wir führten diese Versuche in der folgenden Weise aus: Von Kaninchenblutserum, welches sich aus dem der Carotis ent- nommenen Blute nach 24-stündigem Stehen in Eis abgeschieden hatte, wurden 20 ccm mit 7 ccm verdünnter, sterilisirter Schwefelsäure 1) Neuere Untersuchungen über die bakterientödtende Wirkung des Blutes und über Immunisation. (Centralblatt f. Bakteriologie u. Parasitenkunde. Band. VII. 1890. p. 762.) 2) Centralbl. f. med. Wissensch. 1867. No. 51. 30* 452 Emmerich, Tsuboi, Steinmetz u. Löw, genau neutralisirt , wozu 0,0148 g H2S04 nöthig waren; alsdann wurden noch 6 ccm = 0,0222 g H2S04 im Ueberschuss zugesetzt, so dass also der Gehalt der gesammten Flüssigkeit an freier Schwefel- säure 0,67 pro mille betrug. Das so behandelte Blutserum blieb dann bei einem Versuch 24 Stunden, bei einem zweiten nur 3 Stunden im Eisschrank bei 4-0,1° C stehen. Alsdann wurde die Flüssigkeit im Wasserbad auf 37° C erwärmt und Typhusbacillen eingesäet, deren Zahl wir sofort und nach mehrstündigem Stehen der Proben im Thermostaten bei 37° C vermittelst je 5 Gelatineplatten ermittelten. Die Kontrollproben , welche zur Bestimmung der Wirksamkeit des unveränderten Serums dienten, wurden gleich lange Zeit im gleichen Eisschrank aufbewahrt, wie die mit Säure behandelten Proben. Wir stellen dem Resultat dieser Versuche das Ergebniss eines anderen voran, bei welchem das Blutserum durch verdünnte Schwefel- säure nur neutralisirt resp. gerade merkbar sauer gemacht wurde. x Wirkung des neutralisirten KaniDchenblutserums. Datum des Versuches Zahl der Typhus- bacillen sofort nach der Beimischung pro 1 ccm Serum Zeit des Stehens bei 37° C Zahl der Typhus- bacillen nach dieser Zeit Unverändertes Serum 27. VII. 1892 797 040 3 Std. 50 Min. 0 Neutralisirtes Serum 27. VII. 1892 1 026 675 3 Std. 55 Min 0 XI Wirkung des mit verd. H2S04 angesäuerten Kaninckenblutserums. Bezeichnung der Serumprobe Datum des Versuches Zeit des Stehens im Eis nach dem An- säuern Zahl der Ty- phusbacillen sofort nach der Beimischung pro 1 ccm Serum Zeit des Stehens bei 37° C Zahl der Ty- phusbacillen nach dieser Zeit pro 1 ccm Serum Unverändertes Serum. Kontrolle zu Probe I 4. VIII. 433 660 2 Std. 45 Min. 0 Unverändertes Serum. Kontrolle zu Probe II 29. VII. 187 200 3 Std. 25 Min. 0 Schwach angesäuerte Serumprobe I 0,67 pro mille 4. VIII. 24 Std. 86 352 3 Std. 20 Min. 262 500 Schwach angesäuerte Serumprobe II 0,67 pro mille 29. VII. 3 Std. 936 000 3 Std. 30 Min. 1 688 640 Die mikrobentödtende Wirkung des Blutserums geht somit durch schwaches Ansäuern mit verdünnter Schwefelsäure ebenso vollständig verloren, und zwar in gleichem Masse, wie durch Erhitzen auf 55 oder 64° C, und das angesäuerte Serum stellt sogar einen guten Ueber die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums. 453 Nährboden für Typhusbacillen dar, in welchem eine sofortige und ziemlich beträchtliche Vermehrung derselben eintritt. Im Zusammen- halt mit den früher erörterten Versuchsresultaten müssen wir schliessen, dass die Ursache dieser Veränderung lediglich die Folge der Abspaltung von Alkali aus dem aktiven Serumalbumin durch die Säure und dessen Umwandlung in einen stabileren, weniger reaktionsfähigen Eiweisskörper ist. Völlig ausgeschlossen ist die Annahme, dass durch die Ein- wirkung so verdünnter Säuren eine tiefergehende Zersetzung der Eiweisskörper bewirkt und dadurch der Verlust der mikrobiciden Wirkung erklärt werden könne. Um Eiweisskörper durch Säuren bei gewöhnlicher Temperatur zu zersetzen, muss man sie mit konzentrirter Salzsäure oder Schwefel- säure behandeln. So verdünnte Säuren wie 0,67 pro mille Schwefel- säure können wohl in labile Atomgruppen eingreifen, aber tiefer- gehende Zersetzungen nicht zur Folge haben und es wird deshalb voraussichtlich auch möglich sein , das durch Alkaliabspaltung in Folge des Säurezusatzes unwirksam gemachte aktive Serumalbumin durch vorsichtiges Uebersättigen des Serums vermittelst verdünnter Kalilösung (eventuell mit nachfolgender Dialyse) wieder zu regene- riren, ein Versuch, dessen Durchführung wir selbstverständlich um so weniger unterlassen werden, als derselbe geeignet ist, die Beweis- kraft des Säureversuches noch wesentlich zu erhöhen. Diese und zahlreiche andere Versuche, welche zur vollständigen Sicherstellung der mitgetheilten Thatsachen nöthig erscheinen, werden wir möglichst bald in Angriff nehmen. Hier mag noch darauf hingewiesen sein, dass sich auch das von Büchner konstatirte Erlöschen der mikrobentödtenden W'irkung des Blutserums in Folge der Verdünnung mit destillirtem Wasser durch Alkaliabspaltung vom mikrobiciden Eiweiss erklären lässt. Es ist eine bekannte Thatsache, dass Wasser oft die Rolle einer schwachen Base spielt und nach dem Gesetz der Massenwirkung so- gar starke Basen aus ihren Verbindungen austreiben kann. Wir er- innern nur z. B. an die Zersetzung des neutralen stearinsauren Kalis bei sehr starker Verdünnung mit destillirtem Wasser, wobei saures stearinsaures Kali sich unlöslich abscheidet und Aetzkali frei in Lösung geht. Unsere Serumalbumin-Kaliverbindung würde wahrscheinlich durch Verdünnen mit Wasser ebenso ihre Wirksamkeit verlieren, wie das Blutserum. H. Büchner hat auch gezeigt, dass durch Verdünnen mit destillirtem Wasser wirkungslos gewordenes Serum eine gewisse bakterientödtende Wirkung wieder erlangen kann, wenn man nach- träglich Kochsalz bis zu 0,7 Proz. zusetzt. Allein gegenüber der regenerirenden Wirkung des Kalis scheint ein grosser quantitativer Unterschied zu bestehen. In mancher Beziehung können übrigens Salze auch ähnlich den Basen wirken, z. B. in der Verbindungs- fähigkeit mit Amidosäuren. Es würde zu weit führen , das gesammte literarische Material, welches zur Unterstützung und Bestätigung unserer Untersuchungs- 454 Emmerich, Tsuboi, Steinmetz u. Löw resultate und Schlussfolgerungen herangezogen werden könnte, hier mitzutheilen. Nur an die für die vorliegenden Fragen so wichtigen Untersuchungen von von Fodor1) möchten wir erinnern, durch welche festgestellt wurde, dass die Alkalisation des Blutes dessen b a k te r ien t ö dte n de Eigenschaften beträcht- lich zu erhöhen im Stande ist. v. Fodor fand, dass durch die Injektion von Kochsalz oder Ammoniumkarbonat in den Magen von Kaninchen die bakterientödtende Kraft des Blutes nur unbe- deutend erhöht wurde. Dagegen erfuhr dieselbe durch Einverleibung von Natriumphosphat (5 g) eine bedeutende und durch Natrium- karbonat, Kaliumkarbonat und Natrium bikarbonat (je 5 g) eine auf- fallend hochgradige Steigerung. Auch die Widerstandsfähigkeit von Kaninchen gegen die Milzbrandinfektion konnte durch Alkalisation ihres Organismus (3mal täglich 1 g Natronbikarbonat subkutan) in hohem Masse gesteigert werden, ein Resultat, dessen Richtigkeit allerdings von anderer Seite in Zweifel gezogen wurde. Wir hätten uns noch nicht entschliessen können, die obigen Untersuchungsresultate jetzt schon zu publiziren , wenn nicht unsere theoretischen Ueberlegungen durch die Säureversuche in so be- stimmter Weise bestätigt worden wären. Wir haben wohl gezeigt, wie man wahrscheinlicher Weise eine voll wirksame Serumalbumin-Kalilösung gewinnen wird. Wir kennen jedoch die sämmtlichen näheren Umstände, bei deren Erfüllung dies unfehlbar sicher der Fall sein wird, noch nicht genau genug, nament- lich auch in quantitativer Hinsicht. Aber wenn wir in Erwägung ziehen, dass die bakterientödtende Wirkung des Serums in der That, wie es die Theorie verlangt, beim schwachen Ansäuern desselben erlischt , so können wir auf Grund unserer übrigen Versuche und unter Hinweis auf unsere eindeutigen und sicheren Untersuchungs- resultate über die künstliche Immunität gegen septikämische Infek- tionskrankheiten 2 ) mit vollem Recht behaupten: Die mikrobicide Eigenschaft des Blutserums ist keine „Lebensäus- serung“, sondern ein rein chemischer Vorgang! Die interessante und wichtige, im Vorstehenden mitgetheilte Beobachtung, dass durch Verbindung mit Alkali ein inaktiver Eiweisskörper zu einem bakterienfeindlichen werden kann, gibt uns Veranlassung, Umschau auf dem Gebiete der theore- tischen Chemie zu halten, um Analogieen zu suchen dafür, dass ver- dünnte Laugen auch anders als bloss neutralisirend wirken können. Da finden wir nun zahlreiche Beispiele, dass labile Körper durch dieselben leicht umgelagert, dass Kondensationen und Polymerisationen herbeigeführt und sogenannte Laktonbindungen gesprengt werden können. Allein diese Fälle können uns hier nicht zur Erklärung obiger Thatsachen dienen. Wir müssen uns nach Beispielen umsehen, in welchen unter dem Einfluss von Alkalien aus stabilen Ver- bindungen Atomgruppen regenerirt werden können, 1) Centralblatt für Bakteriologie u. Parasitenk. Bd. VII. p. 753. 2) Die Natur der Schutz- und Heilsubstanz des Blutes. Wiesbaden (Bergmann) 1882. Ueber die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums. 455 welche unter Umständen eine bedeutende Labilität anneh- men können. Solche Fälle haben wir in der Sprengung von Laktambindungen durch Alkalien. Eine Laktambindung haben wir z. B. im Isatin, im Oxindol, ferner im Anthrauil, welches unter dem Einflüsse von Natron zu orthoamidobenzoesaurem Natron wird: .CO /COONa C6H4< I + NaOH = C6H / XNH XNH2 Anthranil CO Hier wird die Laktambindung | gesprengt und eine Amido- NH gruppe hergestellt. Die Amidogruppe kann nun unter gewissen Umständen stabil, reaktionsunfähig, unter anderen aber wieder äusserst labil und reaktionsfähig sein. Die Amidogruppe ist z. B. im Uretban sehr stabil, im Harnstoff labiler, noch mehr im Gua- nidin *). Im Hydroxylamin und Diamid aber ist sie so energisch ge- worden, dass diese Stoffe selbst bei grosser Verdünnung noch in alles lebende Protoplasma ohne Ausnahme eingreifen können, d. h. Gifte allgemeinen Charakters sind1 2). Folgende Formeln lassen die Einflüsse benachbarter Gruppen auf die Amidogruppe erkennen : /NH, CO x0. c,h5 Urethan NH, /'NHl CO \nh2 Harnstoff /NH2 C = NH ^NH2 Guanidin NHS nh2 oh Diamid Hydroxylamin. Es ist nun der Fall recht gut denkbar, dass es labile Eiweisskörper gibt, in welchen bei vorsichtiger Behandlung mit Alkalien labile Amido- gruppen regenerirt werden können, ähnlich wie in oben citirtem Falle. Durch Einwirkung der Base kann dann der ursprüngliche Körper, wel- cher jedenfalls als Alkaliverbindung haltbarer sein dürfte, regenerirt werden. Stärkere Einflüsse, wie höhere Temperatur oder starke Mineralsäuren, werden jene leicht veränderliche Gruppe so umändern, dass verdünnte Laugen den wirksamen Körper nicht mehr herstellen können; eine Laktambindung kann hierbei leicht einen so stabilen Charakter annehmen, dass sie nur unter gleichzeitigen weiteren Ein- griffen zu öffnen ist, womit wesentliche Veränderungen im Molekül verbunden sind, so dass der labile ursprüngliche Charakter ver- loren geht. Um diese Verhältnisse besser verständlich zu machen, wird es 1) Bei Algen konstatirten Th. Bokorny und ich, dass Guanidin giftiger ist, als Harnstoff und dieser schädlicher, als Urethan. (Journ. f. prakt. Chem. Bd. XXXVI. p. 279.) 2) Vergl. O. Loew, Jahresber. f. Thierchemie. XV. p 391; XX. p. 353 und 382. 456 Emmerich, Tsuboi, Steinmetz u. Löw, gut seiu, einige Bemerkungen über das aktive Eiweiss anzufügen. Nach der von mir aufgestellten Theorie 1 2 ) entsteht das aktive Pepton durch Kondensation des Aldehyds der Asparaginsäure in Pflanzen- zellen. Aus dem aktiven Pepton entsteht durch Polymerisation das aktive Eiweiss und aus diesem durch „Organisation“ das lebende Protoplasma. Das aktive Eiweiss besitzt eine grosse Anzahl von Aldehydgruppen C ~ jj und Amidogruppen NHS, durch deren hef- tige Atombewegung*) ein äusserst labiler, leicht veränderlicher Zu- stand und eine Kraftäusserung, welche wir als Lebenskraft be- zeichnen können, geschaffen wird. Jene heftige Atombewegung führt in erster Linie zur Athmung. Bei Temperaturen über 45° wird der chemische Bewegungszu- stand jener labilen Atomgruppen so beschleunigt, dass die Amido- gruppen in die Aldehydgruppen eingreifen und beide Gruppen unter neuer Gruppirung verloren gehen, wobei ein relativ stabiler Körper , das passive Eiweiss, resultirt. Das lebende Protoplasma hat Selbstvergiftung erlitten durch Eingriff seiner labilen Gruppen in einander: CH-NH, Lc! wird zu CH — NH C — C OH H Die von mir gezogenen Schlüsse, dass sowohl alle Stoffe, welche bei grosser Verdünnung noch in Aldehydgruppen eingreifen, als auch die, welche bei starker Verdünnung in Amidogruppen ein- greifen, Gifte für alles Lebende sein müssen, haben sich ja voll- ständig bestätigt ! Sie lassen aber auch folgern, dass Eiweisskör- per von bedeutender Labilität ihrer Amidogruppen giftig wirken können, diese können möglicherweise in Aldehydgruppen anderer aktiver Eiweissmoleküle leichter eingreifen, als in die eigenen 3) und dadurch Störung und Tod herbeiführen. Wenn das todte Eiweiss der Nahrung im Magen und Darm peptonisirt wird und dieses passive Pepton von Leukocyten aufge- nommen und zu Wachsthum und Vermehrung derselben verwendet wird, so muss man sich den Vorgang so vorstellen, dass durch diese Zellen zunächst das passive in a k tiv es Pepton zurückverwandeit wird (vom Zellkern ?) und aus dem aktiven Pepton durch Polymerisation das aktive Eiweiss entsteht. Diese Polymerisation kann unter ab- weichenden Einflüssen (verschiedene Tektonik von Zellkernen?) sehr verschieden verlaufen und so aus dem gleichen aktiven Pep- 1) Die chemische Kraftquelle im lebenden Protoplasma (Thl. I) von O. Loew und Th. Bokorny, München 1882. Diese Theorie ist aus bekannten pflanzenphysio- logischen Thatsachen logisch entwickelt, und wir halten daran fest trotz mancherlei Angriffe. 2) Vergl. auch O. Loew, Chemische Bewegung. (Biolog. Oentralbl. Bd. IX.) 3) Für ein solches Verhalten könnten Beispiele aus der Chemie citirt werden, z. B. heim Orthoamidobenzaldehyd. lieber die bakterientödteDde Eigenschaft des Blutserums. 457 ton eine grosse Anzahl von stereochemisch isomeren Eiweisskörpern entstehen. Verläuft dieser Vorgang in völlig gleich beschaffenen Zellen stets in derselben Weise, und sind die Leukocyten verschiedener Thiere verschieden, so ist es leicht mög- lich, dass das Eiweiss der Leukocyten verschiedener Thiere stereoche- misch isomer ist. Zerfallen nun die Leukocyten, so wird das Proto- plasma derselben verändert , doch scheint das daraus hervorgehende Bluteiweiss nicht einfach todtes, passives Eiweiss zu sein, sondern hier noch einen gewissen Grad der ursprünglichen Labilität zu besitzen. Vielleicht sind noch einzelne der ursprünglichen labilen Gruppen in einem maskirten Zustande 1 ) vorhanden, vielleicht sind auch aus einigen labile Laktambindungen geworden. Auf diese Weise können also im Blute verschiedener Thiere Eiweisskörper vorhanden sein , die nicht identisch sind. Es ist ja bekannt, dass die Oxyhämoglobine verschiedener Thiere sich von ein- ander unterscheiden und Fermi hat Unterschiede im Fibrin ver- schiedener Thiere nachgewiesen 2). Schweinefibrin ist leichter in Säuren löslich, als Schaf- und Pferdefibrin und dieses wieder leichter, als Kindsfibrin. Bei dem grossen Molekül des Peptons und den nach meiner Theorie zahlreich im aktiven Pepton vorhandenen Alde- hydgruppen sind zahlreiche Modifikationen des Polymerisationsvor- gangs möglich, so dass aus dem gleichen Pepton Hunderte, ja Tausende stereochemisch isomerer Eiweissarten resultiren können, Isomere, welche durch gröbere chemische Mittel oft nicht zu unterscheiden sind und bei weitergehenden Spaltungen alle zu den gleichen Spaltungsprodukten führen. Jene verschiedenen Eiweisskörper aber können einen sehr ver- schiedenen Grad der Labilität , der Energie haben , sie können sich von einander unterscheiden durch spezifische Reagirfähigkeit mit anderen Eiweissarten und dadurch mögen wohl manche neuere Beob- achtungen eine einfachere Erklärung finden, als bis jetzt versucht wurde. So fand z. B. H. Büchner3), dass Hundeserum die Kanin- chenblutzellen vernichtet und die keimtödtende Aktion des Kaninchen- serums lähmt. Ein Gemisch von Hundeserum und Kaninchenserum wirkte dementsprechend weniger stark tödtend auf Typhusbacillen, als jede der beiden Serumarten für sich. Vergrösserte oder verringerte Labilität gewisser Atomgruppen, sowie deren Stellung im Molekül einer gewissen Eiweissart sind hier von grossem Einfluss auf die Wirksamkeit der Substanz, beruhe die- selbe nun in blosser Uebertragung spezifischer Schwingungszustände oder in einem direkten Eingriff in labile Atomgruppen anderer Eiweisskörper 4). welcher sie nicht silberreduzirend wirken. 2) Z. Biol. 8. 3) Vgl. die interessante Mittheilung H. Buchner’s: Die keimtödtende, die glo- bulicide und die antitoxische Wirkung des Blutserums. (München, med. Wochen- schrift. 1892. No. 8.) 4) Den letzteren Fall halten wir allerdings bei der Immunisirung , mit Emme- rich, für wahrscheinlicher. 1) z. B. Aldehydgruppen in der stabileren polymeren 458 Tullio Rossi-Doria, Was die erst in neuerer Zeit näher studirten Verhältnisse bei der stereochemischen Isomerie betrifft, so sei hier darauf hinge- wiesen, dass von der Glukose C6H1206 mindestens 32, wahrschein- lich aber sogar 48 Isomere mit normaler Kette existiren müssen, worunter nicht weniger als 16 stereochemisch isomer mit der Glukose sind. Von allen diesen Zuckerarten kennen wir freilich erst eine kleine Anzahl, doch werden sicherlich manche der noch unbekannten Glieder in den Pflanzen noch aufgefunden, andere noch künstlich erhalten werden. Von den stereochemisch mit Glukose isomeren Zuckerarten kannten wir bis vor kurzem nur zwei , die Glukose und die Galaktose. Erst in neuester Zeit sind durch Fischer zwei weitere bekannt geworden, die Mannose und die Gulose. Die von mir synthetisch aus Formaldehyd gewonnene Form ose (das Hauptprodukt meiner Rohformose) ist höchst wahr- scheinlich stereochemisch isomer mit der Fruktose (Laevulose 1 2 *). Die näheren Derivate dieser Zuckerarten sind alle von einander ver- schieden, die ferner stehenden Produkte weitgehender Zersetzung aber gleich, z. B. liefern alle diese Zuckerarten beim Kochen mit starken Säuren Huminsäure, Ameisensäure, Furfurol und viele auch Laevulinsäure. — Bei dem hoch komplizirten Molekül der Eiweiss- körper sind natürlich alle diese Verhältnisse weit verwickelter und ist an eine genaue Erforschung der Isomerieverhältnisse jetzt noch nicht zu denken. München, 18. August 1892. Ueber einige durch das Bacterium coli commune 1) an Kindern hervorgerufene Diarrhöen mit epidemischem Charakter. Vorläufige Mittheilung von Dr. Tullio Rossi-Doria8). (Hygienisches Institut der Universität in Rom.) Als ich bezüglich der Ernährung die Vorgänge untersuchte, welche, durch Bakterien hervorgerufen, im Darmkanal der Kinder stattfinden und besonders im Sommer Ursache von Diarrhöen mit häufig letalem Ausgang sein können, stiess ich auf eine kleine, durch das Bacterium coli commune verursachte Epidemie, welche auf einen Saal des Findelhauses S. Spirito beschränkt geblieben ist. Ausserhalb des genannten Findelhauses findet sie ihr Gegen- 1) Ein zweiter von mir synthetisch gewonnener Zucker, die Methose (Ber. d. ehern. Ges. Bd. XXII. p 477) ist möglicherweise nur stereochemisch isomer und nicht identisch mit der i-Fruktose, wie behauptet wurde. 2) Äus dem italienischen Manuskript ins Deutsche übersetzt durch Herrn Dr. phil. Loevinson in Rom. Ueber einige durch das Bacterium coli commune hervorgerufene Diarrhöen. 459 stück in einem Bösartigwerden der Kinderdiarrhöen, welche nach Aussage hervorragender Aerzte im gegenwärtigen Sommer zahlreicher und schwerer als gewöhnlich sind. Die Thatsache dieser durch das Bacterium coli commune hervorgerufenen, durch die bakteriologischen und histologischen Unter- suchungen , welche an 20 tödtlich verlaufenen Fällen vorgenommen wurden, sicher erwiesenen Epidemie gewinnt noch dadurch grössere Bedeutung, dass viele der häufig choleraartigen Diarrhöeformen, die in diesem Jahre in ungewöhnlicher Menge auch die Erwachsenen be- fallen, eher der Aktion eben dieses Bacterium coli ihre Ent- stehung verdanken könnten, als z. B. derjenigen des Bacillus von Finkler und Prior, der bei nur allzu geringem Beweismaterial noch immer von Vielen für die Ursache der Cholera nostras ange- sehen wird. Die in Rede stehende Epidemie, welche ihr Ende noch nicht er- reicht hat, entwickelte sich in einem Saale, wo die grösseren Kinder (im Alter von 10 — 20 Monaten) aufgenommen werden , welche vom Lande zurückkommen und mit einer gemischten, vorherrschend aus Milch und Mehlspeisen bestehenden Diät ernährt werden. Ich verdanke es der Freundlichkeit des Direktors Prof. Blasi, welcher mir in weitgehendster Weise mit Rath und Hülfe zur Seite stand, wenn ich ein verhältnissmässig umfangreiches Studienmaterial benutzen konnte. Die Epidemie begann, dem Anscbeiue nach, mit einem ersten Fall an einem Kinde, das in den ersten Junitagen krank vom Lande zurückgebracht worden war; es folgten auf diesen, in verschiedenem Abstand von einander, zwei oder drei andere Fälle an Kindern, die in demselben Saal aufgenommen und gesund vom Lande gekommen waren; diesen vereinzelten Fällen folgten gegen Ende Juni, immer in dem- selben Saal, in ganz kurzen Zwischenräumen sieben andere Fälle, so dass der Direktor des Findelhauses im Hinblick auf den aus- geprägt epidemischen Charakter, den diese Diarrhöen annahmen, die Räumung des in Rede stehenden Saales anordnete. Die Kranken wurden in einen möglichst abgesonderten Saal (so weit es die un- günstigen Lokalverhältnisse gestatteten) geschafft und die Gesunden von ihnen getrennt. So blieb die Epidemie umgrenzt, und es traten in dem Findel- hause keine neuen Fälle zu Tage. Jedoch wurden in der Folge einige mit derselben Diarrhöeform behaftete Kinder vom Lande zu- rückgebracht und in den oben bezeichneten Saal aufgenommen. Auch unter diesen kamen und kommen von Zeit zu Zeit einige Todes- fälle vor. Die Symptome dieser Infektion sind bald sehr, bald weniger schwer. Hauptsymptom ist die Diarrhöe; sie ist derartig, dass die Kinder im Laufe des Tages bisweilen bis zu 20 Mal und noch öfters entleeren; die Fäces sind sehr übelriechend, grünlich, leicht flockig, mit zähem Schleim gemischt und manchmal, aber nicht sehr häufig, mit blutigen Pünktchen besprengt. Ihre Reaktion ist fast immer neutral oder ganz leicht sauer. Ueber den Bakteriengehalt werde ich an anderer Stelle sprechen. In einer ersten Periode der Krank- 460 Tullio Rossi-Doria, heit ist fast gar kein Fieber, dagegen ein Kollaps -Zustand mit be- deutender Hypothermie vorhanden, und die Kinder klagen schon bei blosser Berührung, indem sie sich unbehaglich fühlen. Der Mund ist trocken, die Haut ausgedörrt, die Augen tiefliegend, die Fontanelle eingedrückt, der Bauch stets eingesunken. In einer zweiten Periode nimmt die Diarrhöe nach und nach ab, und an Stelle der Intestinal- treten oftmals andere Erscheinungen : Die Milz schmerzt beim Be- tasten und fühlt sich bedeutend vergrössert an; auf den Kollaps - und Hypothermie -Zustand folgt ein Fieberzustand mit graduellem Ansteigen der Temperatur, so dass die thermometrischen Zeichnungen an die des Typhoidfiebers bei seinem Beginn erinnern. Das Kind, an dem sich diese zweite Krankheitsphase kundgibt, stirbt gewöhn- lich am 4. oder 5. Tage vom Auftreten des Fiebers an unter Er- scheinungen, welche deuen des Typhus sehr ähnlich sind, falls die durch die fortgeschrittene Diarrhöe hervorgebrachten Veränderungen nicht derartig schwere waren , dass sie seinen Tod in kürzerer Zeit herbeiführten. Unter den Komplikationen ist sehr häufig und in den schweren Fällen ‘fast konstant das Auftreten einer katarrhalen Bronchopneu- monie zum Schaden des hinteren Theiles der Lungen. Niemals habe ich Erbrechen bemerkt. In zwei Fällen trat am Ende der Krankheit eine Bräuneform auf, von der ich noch nicht festzustellen vermochte, ob sie demselben infektiven Agens, welches die Intestinalerscheinungen hervorruft, oder einem anderen ihre Entstehung verdankt. Bei der Autopsie ergab sich, was die intestinalen Verletzungen anbetrifft, in allen zwanzig Fällen derselbe Befund; bei den anderen Organen variirt dann der Befund, je nachdem die Infektion lokalisirt geblieben ist oder sich ausgebreitet hat. Die Schleimhaut des Darmes zeigt sich auf der ersten Strecke desselben normal; auf der letzten Strecke des Dünndarmes und im ganzen Dickdarm erscheint sie dagegen aufgeschwollen, hier und da hyperämisch , auf einigen Strecken, je- doch nicht in allen Fällen, mit punktförmigen Hämorrhagien befleckt. Die Peyer’schen Plaques sind hoch aufgerichtet, die Solitarfollikeln verdickt, niemals jedoch grösser, als ein Hirsekorn, häufig von einem rothen Hof umgeben und manchmal ulcerirt. Von ulcerirten Follikeln finden sich einige auch im Innern der Peyer’scheu Plaques. Die Mesenterialdrüsen sind stets, und zwar manchmal sehr angeschwollen. Die Leber zeigt fast immer eine gelbliche Färbung, als ob sie von Fettdegeneration ergriffen wäre; die Milz, stets vergrössert, ist manchmal weichlich, zerlaufen und von eiuer Schieferfarbe, welche sich nicht an der Luft röthet. Anscheinend sind die Nieren immer normal. Die Peribronchialdrüsen sind in den meisten Fällen ange- schwollen, und fast stets ist in der hinteren Gegend einer oder beider Lungen eine katarrhale Bronchopneumonie vorhanden. Das Herz, immer unversehrt, bot niemals Anzeichen von Eudocarditis. Keinerlei Entzündung in den Schleim- und Hirnhäuten. Was die Aetiologie anbetrifit, so werde ich kurz von den Untersuchungen, die ich angestellt, Rechenschaft geben. Nicht für unangebracht halte ich es, darauf hinzuweisen, dass ich schon seit einiger Zeit damit beschäftigt war, in dem Findelbause die Fäces Ueber einige durch das Bacterium coli commune hervorgerufene Diarrhöen. 461 der mit Diarrhöe behafteten Kinder bakteriologisch zu untersuchen, als plötzlich der erste Fall der kleinen Epidemie, welche uns be- schäftigt, eintrat. Es war mir schon aufgefallen, dass bei Untersuchung der Fäces die Anzahl der Bakterienspezies, welche man mittelst der Platten von den Fäces selbst zu isoliren vermag, beträchtlich geringer als diejenige ist, welche man erwartet, nachdem man dieselben mikro- skopisch in hängenden Tropfen und in Trockenpräparaten untersucht hat; nichtsdestoweniger war ich überrascht, als ich in den Agar- und Gelatineplatten, die ich mit den Fäces eines der im mehrfach bezeichneten Saale untergebrachten Kindes herstellte, nur Kolonieen einer einzigen Spezies fand, welche nur einem einzigen Mikroorga- nismus angehörten, den ich an seinen charakteristischen Eigenschaften als das Bacterium coli commune erkannte. Da kam ich auf die Vermuthung, dass das infektive Agens in jenem speziellen Fall eben das Bacterium coli commune sei. Diese Vermuthung hätte nicht zur Gewissheit werden können, wenn ich nicht bei anderen, späteren Fällen, die vom Tode gefolgt waren und stets ein absolutes Vorwiegen des Bacterium coli vor den anderen Bakterien der Fäces zeigten, auch in den Organen dasselbe Bacterium gefunden hätte. Die Autopsieen wurden im Mittel ungefähr 12 Stunden nach dem Tode vorgenommen , nie war die 20. Stunde überschritten , und es wurden die Kinderleichen an einem kühlen Orte gehalten ; ein wich- tiger Umstand, weil die Beobachtung gemacht worden ist, dass das Bacterium coli des Darmes den Organismus nicht vor 24 Stun- den post mortem invadirt (L6sage), wofern nicht eine hohe Tem- peratur der Atmosphäre seine Ausbreitung befördert. Nach Feststellung der mikroskopischen Veränderungen war in den allermeisten Fällen das Material zur mikroskopischen Untersuchung der Organe (Leber, Milz, Nieren, lymphatische Drüsen, Darmwand etc.) gesammelt, und es wurden Kulturen sowie Sektionen gemacht. Durch die Kulturen erhielt man das Bacterium coli com- mune im Reinheitszustand und mittelst der Sektionen konnte man in den Organen das Vorhandensein desselben Bacterium coli feststellen, welches in der nämlichen charakteristischen Weise an- geordnet ist, wie es die Typhusbacillen sind. Ja die hier und dort verstreuten, bald mehr, bald weniger zahlreichen kleinen Gruppen von Bacillen im Innern der Gewebe lassen im Beschauer der Prä- parate die Idee aufkommen, als handele es sich um Typhus. Wiewohl die von der Lyoner Schule aufgeworfene Frage über die Identität des Typhusbacillus mit dem Bacterium coli noch eine offene ist, so ist doch festgestellt, dass das Bacterium coli sich mit charakteristischen Merkmalen versehen zeigt, die zum Theil von denen verschieden sind, welche den Eber th’ sehen Ba- cillus auszeichnen. Es ist hier nicht der Ort, auf diese Ver- schiedenheiten und ihre Bedeutung näher einzugehen; nur ist es meine Pflicht, anzuführen, dass ich bei Vergleichung des Bacterium coli, welches von den Organen der in der gegenwärtigen Epidemie verstorbenen Kinder abgesondert war, folgendes gefunden habe: 462 L o e w , Das Bacterium coli ist kürzer, dicker, untersetzter, als der Typhusbacillus. Obwohl die Unbeweglichkeit des Bacterium coli aufhört, wenn es im Ofen auf 38° erhalten wird (San fei ice), so ist es doch bei gewöhnlicher Temperatur unbeweglich oder fast unbeweglich, während der Typhusbacillus sehr beweglich ist. Obwohl bei Kartoffel kulturen auch der Typhus ba eil lus eine ausgeprägt gelb-bräunliche Patina geben kann , so gibt sie doch unter gleichen Bedingungen das Bacterium coli commune viel schneller und viel deutlicher. Endlich , und das ist das bisher am besten festgestellte und wichtigste Charakteristicum , veranlasst das von mir isolirte Bac- terium coli, wenn man es auf Agar, welcher Zucker im Verhält- niss von 2 Proz. enthält, impft, eine sehr reichliche Gasproduktion, während der Typhus b a ci 1 1 us keine Spur von einer ähnlichen Gährungs - und gaserzeugenden Kraft zeigt. (Chantemesse, Smith, Maurea). Indem ich mir Vorbehalte, durch das Studium der Sektionen, mit denen ich jetzt beschäftigt bin, die pathologische Histologie dieser durch das Bacterium coli commune hervorgerufenen Infektionen besser aufzuklären, bin ich nach alledem zu folgenden Schlüssen gelangt: Unter den in der Sommersaison ganz besonders schweren Darm- infektionen der Kinder gibt es solche, welche durch das Bacte- rium coli commune verursacht sind. So lange solche Infektionen im Darme lokalisirt bleiben, zeigen sie keine anderen Symptome, als die einer akuten Enterokolitis; sie können jedoch in gewissen Fällen durch Invasion des Organismus zu allgemeinen und dem Abdominaltyphus sowohl klinisch als ana- tomisch-pathologisch ähnlichen Infektionen werden. Sie können wie der Abdominaltyphus, dem sie sehr ähneln, einen Diti'usions-, einen ausgeprägt epidemischen Charakter annehmen. Da die Fäces das virulente Bacterium coli fast im Rein- heitszustande und in grosser Menge enthalten, so sind sie aller Vermuthung nach das Mittel zur Verbreitung der Krankheit. Rom, 22./8. 92. Ueber einen Bacillus, welcher Ameisensäure und Formaldehyd assimiliren kann. Von 0. Loew, Privatdoeenten an der Universität München. Zu wiederholten Malen hatte ich eine 0,5-prozentige Nährlösung von formaldehydschwefligsaurem Natron 1 ) an der Luft stehen lassen, 1) Die verwendeten Mineralsalze waren 0,2 Proz. Monokaliumphosphat, 0,1 Proz. Diammoniumphosphat mit je 0,01 Proz. Magnesiumsulfat und Chlorkalcium. Ueber einen Bacillus, welcher Ameisensäure u. Formaldehyd assimiliren kann. 463 um zu beobachten , ob hineinfallende Spaltpilze sich fortentwickeln und vermehren könnten. Da freier Formaldehyd stark antiseptisch wirkt, so versuchte ich jene Verbindung, um die Möglichkeit der Eiweissbildung aus Formaldehyd so zu beweisen1). Es zeigte sich nun stets nach 1 — 2 Wochen eine Bakterien trübung , welche sich allmählich zu häutigen Flocken von schwach röthlicber Färbung weiter entwickelte. Die Erscheinung war stets die gleiche, mochte ich nun direkt den Zutritt der Luft gestatten oder aus einer Methyl- alkoholnährlösung, die an der Luft eine Bakterienvegetation gebildet hatte, oder endlich aus einer fauligen Peptonlösung, die an offener Luft gestanden hatte, infiziren, mochte ich die Kolben im zerstreuten Tageslicht oder ganz im Dunkeln stehen lassen. Ich wurde dem- nach zum Schlüsse gedrängt, dass von den vielen hineingelangten Spaltpilzarten immer nur einer sich weiter zu entwickeln fähig sei. In der That gewahrte ich auch stets die gleichen Formen unter dem Mikroskope, kurze, dicke Stäbchen. Offenbar ist jene Formaldehydverbindung ein schlechter Nährstoff', weit weniger gün- stig wie die nahestehenden Körper Methylalkohol , Methylamin oder Methylcyanid und es lag nicht in den Fähigkeiten vieler Spaltpilze, diesen schlechten Nährstoff zu verwenden. Diese Thatsache spricht jedoch nicht gegen meine Eiweissbildungstheorie, welche die Bildung von Formaldehyd bei der Eiweissbildung annimmt2). Wenn Methyl- alkohol ein weit besserer Nährstoff als der Methylaldehyd ist, so erklärt sich das leicht daraus, dass bei der Umwandlung in letzteren durch die Zellenthätigkeit den Zellen durch die Wegoxydation zweier Wasserstoffatome zugleich kinetische Energie durch Umwandlung potentieller Energie geliefert wird. Merkwürdigerweise gedeiht der röthliche Ba eil lus noch besser in einer Nährlösung von 0,5 Proz. ameisensaurem Natron, was um so auffallender erschien, als Salze der Ameisensäure bis jetzt nicht als Nährstoffe erkannt wurden3). Ich verschaffte mir die denk- bar reinste Ameisensäure, aber auch hier wurde das gleiche Re- sultat uach Umwandlung in das Natronsalz beobachtet. Die Kul- turen standen stets bei 16 — 18° im Dunkeln. Immer kamen die dünnen Häute, welche bei Faltungen und flockiger Zusammenziehung die röthliche Farbe erkennen Hessen und aus kurzen dicken Stäbchen von 1 /. < Breite und 2 — 2,5 f.i Länge bestanden. In sterili- sirte Methylalkoholnährlösung (0,5 Proz. Methylalkohol mit je 0,05 Proz. Dikaliumphosphat und Diammoniumphosphat + 0,01 Proz. Magnesiumsulfat) geimpft (der Methylalkohol war natürlich der ste- rilisirten Lösung zuletzt zugefügt worden) entwickelten sich wieder die röthlichen Häutchen, während in analogen Lösungen von 1) Vergl. Botan. Centralblatt. Bd. IV. 1890 2) Vergl. Centralblatt f. Bakteriologie. 189t. No. 22. 3) Vergl. Nägeli, Ber. der Bayr. Akad. d. Wiss. 1879. p. 283. Nach Nägeli ernährt auch Methylalkohol nicht, eine Angabe, die wohl durch schädliche Beimengun- gen des Produktes veranlasst wurde. Reinster Methylalkohol muss in 0,5-prozentiger Lösung sogar als sehr gute Kohlenstofiquelle für Aeroben bezeichnet werden. Oft stellen sich in diesen offenstebenden Bakterienkulturen auch zahlreiche Monadinen ein, die von den Spaltpilzen leben. 464 Loew, phosphorsaurem Methylamin oder vou Kreatin die Bacillen w e i s s- liche Massen bildeten, die nicht sofort zu Häuten zusammeuhingen, im Uebrigen aber jene Dimensionen beibehielten. Eine grünliche Fluorescenz, wie sie von mancherlei Bacillen in Nährlösungen von Kreatin und fast aller Amidosäuren hervorgebracht wird, bringt unser Bacillus nicht hervor1). Die rothen Häute, welche in der Nährlösung von ameisensaurem Natron gewachsen waren, wurden mit sterilisirtem Wasser mehrmals gewaschen, dann mit etwas sterilisirter Nährgelatine geschüttelt und nach Verdünnung Platten gegossen. Nach 2 Tagen waren viele Kolonieen entwickelt, nach 3 Tagen zeigte sich eine langsam begin- nende Verflüssigung der Gelatiue. Bei lOOfacher Vergrösserung er- scheinen die Kolonieen rund oder oval, gelblich gefärbt, anfangs scharf begrenzt. Mit Beginn der Verflüssigung zerfasert sich der Rand und in der Peripherie der langsam sich ausbreitenden ver- flüssigten Zone erscheint ein Kranz radiär gestellter feinster Fäser- chen. Wenn die Verflüssigung etwas rascher fortschreitet, sind die Kolonieen denen der Koch’schen Kommabacillen ähnlich. Auch finden sich Kommas neben den Stäbchen , dagegen keine Spiralen vor. Die ganze Platte machte sofort den Eindruck einer Reinkultur. Es wurde nun unter mikroskopischer Kontrolle eine Kolonie auf sterilisirte Gelatine behufs weiterer Untersuchungen über die Wachsthumsverhältnisse abgeimpft. In neutraler Fleischwasserpeptongelatine zeigt die Stichkultur nach 1 Tage schleierartiges Wachsthum im Verlauf des Impfstiches, am 3. Tage hat sie das Aussehen der Kultur von Koch’ sehen Kommabacillen. Es zeigt sich ein verflüssigender Krater in Kirsch- kerngrösse, auf dessen Grund ein weissliches bis schwach gelbliches Bakteriensediment sich befindet. Im Verlauf des Impfstiches ist noch keine deutliche Verflüssigung eingetreten. In zuckerhaltiger (2-proz.) Gelatine macht sich bei der Stich- kultur nach 1 Tage eine stecknadelkopfgrosse Verflüssigung bemerk- lich, während im Verlauf des Impfstiches nur Spuren von Wachsthum zu bemerken sind (bei 16° C). Am 3. Tag hat sich die verflüssigte Partie bis höchstens Erbsengrösse ausgedehnt, im Verlauf des Stiches ist deutliches Wachsthum, aber noch keine Verflüssigung bemerklich. In Agar-Agar-Stichkultur hat sich nach 2 Tagen ein dünner, von der Stichstelle ausgehender grauweisser Oberflächenbelag gebildet, während in der Tiefe des Impfstiches kein Wachsthum mehr statt- gefunden hat. Auf der Kartoffel wächst die Bakterienart sehr langsam. Erst am 2. Tage (bei 16°) ist ein deutlicher, sehr dünner Belag, in Bezug auf die Dicke dem der Typhusba eil lus- Kartoffelkultur gleich, zu be- merken. Dieser Belag haftet fest auf der Kartoffel und ist rein weiss. Bei höherer Temperatur scheint der Bacillus weniger gut zu gedeihen, wie bei niederer, wenigstens konnte ich keine Spur von 1) Derselbe Pilz wurde in grossen Mengen beobachtet in einem Wasser, in welchem der Panzer einer Schildkröte mehrere Wochen verweilt hatte. Ueber einen Bacillus, welcher Ameisensäure etc. assimiliren kann. 465 Entwickelung beobachten , als ich eine 3-prozentige Seiguettesalzlö- sung impfte und 4 Tage lang bei 36° stehen liess. In Bouillonkultur wächst der Bacillus ziemlich charakteri- stisch und ähnlich dem Milzbrandbacillus. Die Bouillon selbst bleibt klar, an der Oberfläche entsteht von der Glaswand ausgehend ein ringförmiges weisses, fest zusammenhängendes Häutchen, welches beim Schütteln in continuo zu Boden fällt. In dieser Kultur finden sich gerade und krumme Bacillen, auch Involutionsformen, sehr ähnlich denen der Koch’ sehen und der Finkler-Prior’ sehen Kommabacillen. Der Bacillus ist oflenbar ein exquisiter Aerob. Sporenbildung konnte ich bis jetzt noch nicht beobachten. Da der- selbe in Derivaten des Methylalkohols *) gut wächst und durch sein Gedeihen in Methylaldehydnährlösung (formaldehydschwefligsaurem Natron) und durch Assimilation der Ameisensäure ausgezeichnet ist, nenne ich ihn Bacillus methylicus. In chemischer Beziehung interessirt uns der Bacillus haupt- sächlich durch sein Vermögen, Ameisensäure zu assimiliren, welche Säure neben Oxalsäure der Kohlensäure bekanntlich am nächsten von allen organischen Säuren steht. Durch dieses grosse synthetische Vermögen erinnert er an den Kohlensäure assimilirenden Pilz Nitromonas von Hüppe und Winogradzky 1 2). Wie ist nun die Assimilation der Ameisensäure am einfachsten zu erklären ? Ist meine Theorie der Eiweissbildung richtig, so müssen wir auch folgern, dass ein einfacher Weg von der Ameisensäure zum Formaldehyd existiren müsse. Der denkbar einfachste Weg ist der, dass 2 Moleküle Ameisensäure zu- nächst zu Glyoxylsäure kondensirt werden und diese in Formalde- hyd und Kohlensäure gespalten wird. W. Koenigs hat vor kurzem schon die Ansicht geäussert, dass in grünen Pflanzen Glyoxylsäure durch Kondensation zweier Ameisensäuremoleküle entstehen könne 3). Der Weg von der Ameisensäure zum Formaldehyd kann durch folgende Gleichungen versinnlicht werden: HCOOH HCOOH 2 Mol. Ameisensäure CHO COOH Glyoxylsäure CHO I H-HjjO COOH Glyoxylsäure ch2o + co2 Formaldehyd. München, 14. August 1892. 1) Oxalsäure Salze, Guanidin, Biuret , Harnstoff, Farabansäure , Glyoxal können nicht zu seiner Ernährung dienen. 2) Nitrifizireude Eigenschaften besitzt der Bacillus methylicus nicht; seine Euergie gewinnt er durch Oxydation eines grossen Theils des aineisensauren Natrons. Die zunehmende alkalische Keaktion deutet auch auf Bildung von Karbonat hin. 3) Ber. D. Chem. Ges. Bd. XXV. p. 801. Anmkg. XII. lid 31 4G6 Dahmen, Die feuchten Kammern. Die feuchten Kammern. Von Dr. Max Dahmen. Wenn mau zu Typhusuutersuchungeu die sterilisirten Kartoffeln möglichst heiss dem Koch’schen Dampftopfe entnommen und mit dem sterilisirten Messer zerschnitten hat, dann die heissen Hälften schnell — möglichst alle zu gleicher Zeit — von einander trennt, so werden die bei und nach dieser Manipulation auffallenden Keime meist noch durch die Hitze zerstört, und die Kartoffeln bleiben fast ausnahmslos steril. Sind die Nährböden abgekühlt, so nimmt man erst die Impfung der typhusverdächtigen Kolonien vor. Hier- bei aber wird durch das Aufheben des Deckels der feuchten Kammer der Raum innerhalb derselben um denjenigen des Deckels vergrössert. Es muss also eine dem entsprechende Luftquantität (ca. 1 3/4 Liter) mit den in ihr enthaltenen Keimen in die feuchte Kammer gelangen, welche dann auf den Nährböden auskeimen, wodurch die Typhus - kulturen verderben. Ich habe nun seit einiger Zeit eine sehr ein- fache Modifikation der bisherigen feuchten Kammern mit einem von Jedem selbst herstellbaren hermetischen Verschluss in Gebrauch, worüber mir hier mit wenigen Worten zu berichten gestattet sei. Ein 7 — 8 mm dicker Kautschukschlauch wird der Länge nach einmal durchschnitten und über den Rand der Schale einer feuchten Kammer gezogen , so dass die beiden Enden des Schlauches sich wieder berühren. Letztere können noch mittelst angewärmten Gutta- perchapapiers verklebt werden. Der Schlauch schmiegt sich den Krümmungen der Schale genau an. Als Deckel bedient man sich einer 2—5 mm dicken hellen Glasplatte, welche achteckig gleichseitig ist und einen solchen Durchmesser hat, dass die Schale mindestens zwei Centimeter überragt wird. Die Vortheile der so modifizirten Kammern sind sehr be- deutend und in die Augen springend: Der Verschluss zwischen Platte und Schale ist ein hermetischer, so dass durch keinen Luftzug Keime in die Schale gelangen können. Da man den Deckel mit zwei Fingern einer Hand lüften kann, so ist die andere Hand zum Impfen frei, während bei den Doppel- schalen der Deckel stets mit zwei Händen aufgehoben und beiseite gelegt werden muss, so dass auch hierdurch fortwährend Luftkeime auf die freiliegenden Nährböden gelangen müssen. Die sich etwa auf der Innenseite der Glasplatten kondensirenden Wasserdämpfe werden durch Schrägstellen der Kammern unschädlich gemacht. Es ist selbstverständlich, dass auch die bisher als Deckel ge- brauchten Schalen auf die oben angegebene einfache Weise zu feuchten Kammern umgewandelt werden können, so dass man von seinem Be- stände an Doppelschalen die doppelte Anzahl von feuchten Kammern erhält. Hygienisches Institut zu Crefeld, August 1892. Gährung. ■167 Referate. Schrohe, A., Ueber einen 18 Proz. Alkohol ergebenden Gährungser reger. (Zeitschrift für Spiritus-Industrie. XIV. 1891. No. 13. p. 96.) Liebscher, Gr., Ueber einen 18 Proz. Alkohol ergebenden Gährungser reger. (Ibid. No. 14. p. 103.) Magerstein, V. , Koji, ein 18 Proz. Alkohol ergebendes Gährungsferment. (Oesterr. landw. Wochenblatt. XVII. 1891. No. 28. p. 220.) Auf p. 672 u. f. des 7. Bandes vorlieg. Centralblattes war über eine Arbeit von Kellner, Mori und Nagaoko über das Koji (sprich kö-dschi) berichtet worden, den in Japan und China anstatt Hefe allgemein und insbesondere zur Bereitung des Sak6-Bieres verwendeten Gähr-Erreger. Schrohe berichtet nun über ein amerikanisches Patent von T a k a- mine, demzufolge man mittelst Koji aus Maischen ein Gährprodukt erzeugen könne, welches bis zu 18 Proz. Alkohol enthält, was man mit dem bisherigen Verfahren der Spiritusfabrikation nicht hat er- reichen können, denn die gelösten Bestandtheile der mittels (Diastase liefernden) Malzes aus stärkemehlbaltigen Materialien (Kartoffeln, Mais etc.) hergestellten Maischen bestehen bekanntlich im Wesent- lichen aus ca. 80 Proz. Maltose (durch Hefe vergährbar) und ca. 20 Proz. Dextrin, das nur sehr langsam in einem späteren Stadium der Gährung durch die Diastase in vergähi bare Substanzen umgewandelt wird. Dem Patente folgend, setzt man der zu vergährenden Würze oder Maische Koji zu oder noch besser ein Gemenge von Koji mit Moto. Letzteres erhält man durch Vermengen von; 40 Proz. Koji mit 60 Proz. verkleisterter Stärke und dem gleichen Volumen Wasser, welches Gemisch man dann durch 30 — 40 Tage bei einer 37° C nicht überschreitenden Temperatur gähren lässt. Der Illinois-Staats- zeitung vom 27. Februar 1891 zufolge hat die „Destillers and Cattle Feed Cy. in Peoria, angeblich die grösste Brennerei der Erde, das Verfahren nach langer Erprobung in ihren Betrieb eingeführt. Lieb- scher macht dagegen aufmerksam, dass Prof. Cohn zufolge der Kojipilz nicht, wie A h 1 b or g angegeben, dem Genus Eurotium an- gehöre, sondern alsAspergillusOryzae anzusprechen sei, dass die- sem Pilz die Fähigkeit innewohne, Stärke zu verzuckern, ohne jedoch ein Gährungserreger zu sein. Die künstliche Züchtung des Reisschim- melpilzes diene nur als Ersatz für die Malzbereitung, wahrend die Gährung durch wilde Hefen hervorgerufen werde, welche aus der Luft in die Maische gelangen. Ueberdies schätze man den Alkoholgehalt des Sak6 meist zu hoch. Die stärkste der 1879 in Sidney ausgestellten Sakeproben wies nur 15,00 Gew.-Proz. , andere Proben nur 14,50, 13,85, 13,77, 12,15, ja sogar nur 11,33 Gew.-Proz. Alkohol auf. Es soll ja wohl Vorkommen, dass in Japan 18 Proz. erzielt werden, dann dauert aber 31* 468 Allgemeines über Bakterien. — Cholera. die Gährung 5 — 6 Wochen, was für unsere Verhältnisse viel zu lauge ist. Magerstein ineint, dass die Züchtung des Koji bloss bezüglich der Malzersparniss von Bedeutung sei, denn die Gährführung bei unseren Kartoffelbranutweiu-Maischen unter Zuziehung des Koji nach amerikanischem Muster sei nicht gut ausführbar. Lafar (Hohenheim bei Stuttgart). Weyl, Theodor, L ehrbuch der organischen Chemie für Mediziner. Mit 11 Holzschnitten. Berlin (August Hirsch- wald) 1891. Abermals ein W'erk, welches eine Lücke in der deutschen Lite- ratur ausfüllt. Es wäre nur wünschenswerth gewesen, dass der Verf. bei den Ptomaiuen und den Eiweisskörpern, welche nunmehr nicht nur für den Bakteriologen, sondern für den Mediziner im weitesten Sinne des Wortes täglich an Bedeutung gewinnen, länger verweilt und namentlich die Darstellungsmethoden der ersteren ausführlicher behandelt hätte und wenn es auch auf Kosten des sonstigen, für ein Lehrbuch mit obiger Bestimmung vielleicht überreichen Materials hätte geschehen müssen. Im übrigen ist die übei’sichtliche Anord- nung des Stoffes , eine klare, leicht fassliche Darstellung der einzel- nen Kapitel, sowie nicht minder die würdige Ausstattung des Buches lobend hervorzuheben. Kamen (Czernowitz). Vincenzi, Ueber Cholera. VorläufigeMittheilung. (Dtsch. med. Wochenschr. 1892. No. 18.) Verf. will Meerschweinchen durch subkutane, intraperitoneale und intrapleurale Einspritzungen von Cholerabouillonkulturen mit dem Erfolg infizirt haben, dass die Thiere in 20—30 Stunden starben, und dass dann bei der Sektion stets sowohl im Blut (?) wie im Darm lebensfähige Cholerabacillen gefunden wurden. Vorbehandlung mit dem Filtrat der Cholerabacillenkulturen habe die Thiere gegen die Infektion geschützt. Es sei bei solchen Thieren auf die subkutane Injektion eine bedeutende Phagocytose gefolgt; die Uebertragung ihres Blutserums auf andere Meerschweinchen habe auch diese immunisirt. Nach einer derartigen vorläufigen Mittheilung darf mau auf eine ausführlichere Veröffentlichung gespannt sein. Kühler (Berlin). Zur Choleraepidemie in Hamburg. Fraenkel, Eugen, Die Cholera in Hamburg. (Dtsch. med. Wochenschr. 1892. No. 36.) Aerztlicher Verein zu Hamburg, Besprechung der Cholera- frage. (Dtsch. med. Wochenschr. 1892. No. 37.) Rumpf, Die Diagnose der ersten Cholera fälle in den Staatskrankenanstalten in Hamburg. (Dtsch. med. Wochenschr. 1892. No. 38.) Der Bericht E. Fraenkel’s beginnt mit der folgenden Darlegung Cholera. 469 der Umstände und Untersuchungen, welche angeblich zur Diagnose der Cholera in Hamburg geführt haben: „Nachdem in den Tagen zwischen dem 17. und 20. August ein- zelne unter choleraartigen Erscheinungen tödtlich verlaufene Er- krankungen beobachtet worden waren, deren erste, am 17. August zur amtlichen Sektion gelangte, sich als nicht der echten Cholera angehörig erwiesen hatte, wurden am 21. August 5 das gleiche Krankheitsbild darbietende Fälle in das alte allgemeine Krankenhaus aufgenommen. 4 derselben verliefen letal. Von diesem Ereigniss setzte der Hausarzt der medizinischen Abtheilung des qu. Kranken- hauses, Herr Dr. Jo Hasse, den Direktor der Staatskrankenhäuser, Herrn Prof. Rumpf, sofort in Kenntniss und meldete am Morgen des 22. den inzwischen durch das Mikroskop erbrachten Nachweis von dem Vorhandensein von Kommabacillen in den Dejektionen der betreffenden Kranken. Am Vormittag des 22. kam im neuen allgemeinen Krankenhause ein in der Nacht auf den 23. (?) gleich- falls unter choleraartigen Symptomen verstorbener Mann zur Obduk- tion, in dessen der Leiche entnommenem Dünndarminhalt in so grossen Mengen ausschliesslich Kommabacillen aufgefunden wurden, dass ich (Fraenkel) mich, ohne das Ergebniss des Kulturverfahrens abzuwarten, berechtigt hielt, die Diagnose auf Cholera asiatica zu stellen. Der Herr Direktor Rumpf schloss sich dieser Auffassung an, und es wurde daraufhin der Vorgesetzten Medizinalbehörde um- gehend von der Diagnose Cholera asiatica Meldung gemacht. Die gleiche Diagnose wurde am selben Tage auf Grund des Sektions- ergebnisses eines am 19. August von Physikus Dr. E r m a n ob- duzirten, unter choleraartigen Symptomen zu Grunde gegangenen Individuums gemacht, aus dessen Darminhalt von Herrn Erman inzwischen Koch’sche Kommabacillen kultivirt worden waren. Auf dem Instanzenwege vollzog sich die Weitermeldung dieses verhäng- nissvollen Ereignisses direkt nach Berlin, von wo aus bereits am 23. das Eintreffen von Herrn Geh. Rath Koch für den 24. in Aus- sicht gestellt wurde. „Koch bestätigte auf Grund der ihm im neuen Krankenhause vorgelegten mikroskopischen Präparate und der die charakteristischen Kolonieen enthaltenden, aus Dünndarminhalt des am 22. im Eppen- dorfer Krankenhause obduzirten Falles angelegten Gelatineplatten die Diagnose asiatischer Cholera “ Soweit in diesem Bericht die Auffassung vertreten ist, dass Koch’s Entsendung nach Hamburg eine Folge der sowohl im dortigen Krankenhaus wie seitens des Physikus Dr. Erman ge- stellten bakteriologischen Diagnose gewesen ist, entspricht derselbe nicht den Thatsachen. Das Verdienst, die Cholera in Hamburg durch bakteriologische Untersuchung fest- gestellt zu haben, gebührt vielmehr dem Stabsarzt D r. W e i s s e r in Altona. Nach den Mittheilungen des Physikus zu Altona, Dr. Wallichs, im ärztlichen Verein zu Hamburg hat Weisser am 19. August die bakteriologische Untersuchung der Ausleerungen von zwei im Altonaer Krankenhaus aufgenommenen Kranken, welche sich zuletzt in Ham- 470 Cholera. bürg aufgehalten hatten, begonnen. Am 20. waren auf den Gelatine- platten charakteristische Kulturen gewachsen, welche am 21. mit voller Sicherheit von Weisser als Cholerabacillenkolonieen erkannt wurden. Auf Grund dieses Befundes machte Wallichs den Ausbruch der Cholera an die Provinzialverwaltungsbehörde in Schleswig. Zur Be- schleunigung des erforderlichen Eingreifens der Centralbehörde legte Weisser am 22. August seine Kulturen in Berlin dem Geh. Rath Koch vor, der ihre Choleranatur vollkommen be- stätigte. Eine auf diesen Anlass hin für den 23. Morgens in das Kaiserliche Gesundheits-Amt einberufene Sitzung, in welcher die zu- ständigen Behörden vertreten waren, hatte dann die Entsendung Koch’s nach Hamburg zur Folge, und erst hierdurch ist es gelungen, das Vorhandensein der Cholera in Hamburg amtlich festzustellen. In den Staatskrankenanstalten zu Hamburg führte die bakterio- logische Untersuchung mehrerer choleraverdächtiger Fälle, welche in der Zeit vom 1 7. bis 20. August aufgenommen wurden , zunächst zu rein negativen Ergebnissen. Erst am 21. August gaben die von Dr. Jolasse hergestellten mikroskopischen Präparate einiger an demselben Tage aufgenommener Kranken und am 22. auch die E. Fraenkel gelungene Gelatinekultur eines schon am 18. gestorbenen Patienten die Gewissheit, dass Cholera vorlag. An diesem Tage war aber Weisser schon in Berlin, und schon einen Tag zuvor wusste die preussische Regierung in Schleswig das Ergebniss seiner Untersuchung. Am wenigsten Glück hatte Dr. Erman mit seinen bakteriolo- gischen Untersuchungen. Seinem in der Nationalzeitung nachge- druckten Bericht zufolge lieferte das am 20. August Nachmittags begonnene Kulturverfahren erst am 23. August die Bestätigung der Annahme der Cholera, indem „eine sogenannte Reinkultur der Kom- mabacillen auf Kartoffeln“ erzielt wurde. Zur Erklärung der be- fremdenden Diagnose der Cholerabacillen auf Grund einer Kartoffel- kultur berichtet Physikus Dr. Reinhard im Hamburger Aerzte- verein , dass die Gelatine bei der grossen Hitze zu rasch verflüssigt wurde. Es kann nach alledem nur die bedauerliche Thatsache festge- stellt werden , dass die bakteriologische Diagnose der Cholera in Hamburg recht spät und langsam gelang. E. Fraenkel, welcher in den Verhandlungen des ärztlichen Vereins zu Hamburg am 30. August selbst betont hat, dass man zur bakteriologischen Unter- suchung auf Cholera nur 2 Tage braucht, hat seine Diagnose auf Grund der aus dem Darminhalte eines am 18. August gestorbenen Kranken gezüchteten Kulturen erst am 22. August gestellt. Erman kam erst am dritten Tage zum Ziel. Das Zerfliessen der Gelatine in Folge der Hitze wäre in einem gut eingerichteten Laboratorium zu vermeiden gewesen. Es geht daraus hervor, wie dringend nothwendig einerseits die Herstellung gut eingerichteter bakteriologischer Laboratorien in mög- lichst vielen Orten Deutschlands und die Ausbildung der Aerzte in bakteriologischen Arbeiten ist. Die Nützlichkeit einer raschen Dia- gnose des ersten Cholerafalls bewies der bisherige Verlauf der Cho- Cholera. 471 leraepidemie in Bezug auf das übrige Deutschland. Es darf kühn behauptet werden, dass es nur durch die rechtzeitige Erkenntniss der einzelnen Krankheitsfälle gelungen ist, die Ausbreitung der Epi- demie von Hamburg auf das übrige Deutschland zu vermeiden. Allerdings kann nicht geleugnet werden , dass der explosions- artige Ausbruch der Cholera in Hamburg durch eine frühzeitigere Diagnose kaum wäre aufgehalten worden. Bei den ungünstigen Wasserversorgungsverhältnissen jener Stadt musste die Infektion des Elbwassers, um welche es sich sehr wahrscheinlich gehandelt hat ‘), zahlreiche Erkrankungen bedingen , ehe an die Möglichkeit einer bakteriologischen Diagnose gedacht werden konnte. Der Weiterver- breitung der Epidemie leisteten die sehr wenig hygienischen Woh- nungsverhältnisse Hamburgs den besten Vorschub. Deshalb sollte der Streit, ob die Diagnose in Hamburg recht- zeitig gestellt ist, auf die Fachkreise beschränkt bleiben. Die dies- bezüglichen Angrifie der Tagesblätter hätten nicht, wie es leider vielfach geschehen ist, von ärztlicher Seite unterstützt werden müssen. Denn dieselben verdankten ihre Entstehung theils sehr durchsichtigen politischen Bestrebungen, welche mit der Wissenschaft gar nichts zu thun haben , theils aber der den Aerzten leider nur zu gut bekannten menschlichen Schwäche, für jedes Unglück Jemand zu suchen , dem man die Verantwortung zuschieben kann. Möge Hamburg eine ein wandsfreie Wasserleitung schaffen und auch sonst seine hygienischen Verhältnisse verbessern; dass die dortigen Be- hörden versucht haben, die Epidemie zu vertuschen, wird bei unparteiischer Prüfung Niemand im Ernst annehmen. Ueber die Einrichtungen, welche die Stadt Hamburg nach Aus- bruch der Epidemie getroffen hat, berichtet E. Fraenkel, dass durch Einrichtung einer Turnhalle und einer Schule, durch Barackenbauten und durch die auf Veranlassung des preussischen Kriegsministeriums erfolgte Errichtung eines Lazareths von 500 Betten für 2000 Kranke Raum geschaffen wurde, und dass der Krankentransport in so umfang- reicher Weise geregelt wurde, dass vom 20.— 29. August 2335 Kranke und 1068 Leichen nach den Krankenhäusern und Kirchhöfen gefahren worden sind. Bezüglich der Verbreitung der Epidemie erwähnt E. F r a e n k e 1 , dass die Seuche nur wenige Tage auf die dichtbevölkerten Gegenden im Südosten Hamburgs, dem sogenannten Hammerbrook und Rothen- burgsort beschränkt blieb und bereits am 24. über die ganze Stadt verbreitet war. Er gibt nur die Möglichkeit einer Entstehung der Cholera durch das Trink wasser zu. Zur Bekämpfung der Seuche sind nach E. Fraenkel’s Bericht 20 Desinfektionsanstalten in Hamburg errichtet. Gekochtes und durch 1) Bekanntlich nimmt Koch an, dass die Bakterien mit den Ausleerungen russi- scher Auswanderer, welche aus einer diesen zugewiesenen Baracke undesinfizirt in die Elbe geleitet wurden, in den Hamburger Hafen gelangten und sich in dem dortigen, an organischen Abfällen reichen Wasser unter dem Einfluss der tropischen Hitze des ver- gangenen August stark vermehrten. Er erklärt hierdurch den plötzlichen Eintritt der massenhaften Erkrankungen, da die Bevölkerung Hamburgs zum grossen Tlieil auf deu Gebrauch uuflltrirteu Elbwassers angewiesen ist. 472 Diplococcus pneumoniae. Salzsäure leicht angesäuertes Wasser wird der Bevölkerung seitens der Stadtbehörde so viel wie möglich unentgeltlich zugänglich ge- macht. Kühler (Berlin). Kruse, W., und Pansini, S., Untersuchungen über den Diplococcus pneumoniae und verwandte Strepto- kokken. (Zeitschrift f. Hygiene. Bd. XI. S. 279 — 380.) In ihrer umfangreichen und sehr fleissigen Arbeit stützen sich die Verff. im Wesentlichen auf eigene Untersuchungen. Wohl hat ihnen die reichhaltige Litteratur des Fraenkel’ sehen Pneu- moniecoccus, deren sorgfältiges Studium ihre Ausführungen zur Genüge beweisen, als werthvolle Grundlage zur Forschung gedient; oft waren sie indessen in der Lage, den Befunden Anderer wider- sprechen zu müssen. Auf diese Weise wird ihr Werk von einer ge- wissen Subjektivität beherrscht, welche ihm die bei seiner Vollstän- digkeit sonst unzweifelhaft vorhandene Berechtigung nimmt, eine Monographie des Diplococcus pneumoniae zu heissen. Immer- hin wird die Arbeit, welcher die Verff. selbst, wie es scheint, aus dem angeführten Grunde, einen bescheideneren Titel gaben, jedem Forscher, der in Zukunft über die Fraen kel’schen Kokken arbei- ten will, bekannt sein müssen. Nach einem kurzen Rückblick über die bisherige Litteratur des Diplococcus pneumoniae theilen die Verff. im ersten Haupt- abschnitt ihrer Arbeit das Ergebniss derjenigen ihrer Untersuchungen mit, welche sich auf die Eigenschaften jenes Mikroorganismus im Allgemeinen bezogen. Aus den Lungen von Pneumonikern, aus pleuritischen Exsudaten, pneumonischen und bronchitischen Sputa, aus den Sputa gesunder Menschen, dem Sekret von einem Falle subakuten Nasenkatarrhs und aus dem Urin eines Nephritikers iso- lirten sie 84 Spielarten des Diplococcus, indem sie sich theils des Agarplattenverfahrens bedienten, theils Versuchsthiere impf- ten, deren Organgewebssaft dann in Bouillon übertragen wurde. Die einzelnen Varietäten char akterisirten sich zum Theil durch ihre Form und Anordnung, insofern alle Uebergänge von der typischen Form des Diplo- coccus lanceolatus bis zu der des Streptococcus pyogenes vertreten waren. Die Kettenform wurde immer deutlicher, je länger die Kokken auf künstlichen, besonders auf stark alkalischen Nährböden fortgezüchtet waren. Gleichzeitig verschwan- den die Kapseln und die Virulenz. Gelang es dagegen, die letztere durch Umzüchtung im Thierkörper wiederherzustellen, so fanden sich auch keine Ketten mehr, sondern typische Lanzettdiplokokken. Die Kapsel fehlte den auf gewöhnlichen Nährböden gewachse- nen Kokken, sie fand sich häufiger beim Wachsthum auf Blutserum und Milch und erschien am deutlichsten, wo die Diplokokken nicht zu gedrängt lagen, vor Allem im Blut, welches ihnen Spielraum uud Nahrung in reichlichem Masse gewährt. Sie war bei den für Kaninchen virulenten Spielarten stets nachweisbar. Die Färbung der Kokken, welche auch durch die Gr am’ sehe Methode immer erreicht wurde, gelang am besten mit den auf küust- Diplococcus pueumoniae 473 liehen Nährböden gezüchteten Bakterien; in Ausstrichpräparaten schien die Abnahme bez. das Verschwinden der Färbbarkeit dem Vorgang des Absterbens der Bakterien zu entsprechen. In Schnitten gehärteter Organe färbten sich die Kokken besser, wenn jene ein- fach mit dem Rasiermesser hergestellt waren, als nach Einbettung in Celloidin oder Paraffin, überhaupt nicht nach Anwendung der Gefriermethode K ü h n e ’s. Ein anderes Unterscheidungsmerkmal gewährten die einzelnen Spielarten durch ihr Verhalten in verschiedenen Nährböden. In allen Kulturmitteln, welche mit Fleischwasser und Pepton hergestellt wurden, verlangten die meisten Varietäten eine ausge- sprochen alkalische Reaktion; indessen wuchsen auch einzelne, selbst virulente Abarten auf neutralem, ja deutlich saurem Nährboden. Verschiedene Male gelang die Kultur auf Fleischwasserpeptonnähr- böden überhaupt nicht, vermuthlich in Folge eines unaufgeklärten bakterienfeindlichen Verhaltens des verwendeten Fleischsaftes. In Agar erschienen die tiefliegenden Kolonieen dem blossen Auge bei durchfallendem Lichte als kleinste Pünktchen; unter dem Mikroskop stellten sie sich in Wetzstein- oder Linsenform mit leicht unregelmässiger Kontur, von kleinkörnigem Aussehen und heller, gelb- lichgrauer Farbe dar. Oberflächliche Kolonieen erschienen im Ganzen kreisrund, manchmal in der Peripherie leicht ausgebuchtet oder in der Richtung des Radius von zierlichen Ketten durchbrochen. Sie hatten gewöhnlich einen centralen Kern, welcher ein den tiefen Kolonieen ähnliches Verhalten zeigte, und einen stark trans- parenten Hof. In Bouillon kam es entweder, und zwar besonders bei den virulenten Kulturen, zunächst zu einer bald geringeren bald stärkeren Trübung, welche später wieder verschwand, oder es entstand ein reichlicher Bodensatz, der sich bei einigen Spielarten durch Schütteln in eine wolkige Trübung auflösen Hess, bei anderen dagegen aus festeren Flocken oder Fetzen bestand. Der Ausschluss des Sauerstoffs war dem Wachsthum der Mikroorganismen eher günstig, als dass er dasselbe beein- trächtigte. Beim Wachsthum in Gelatine lag das Temperaturopti- mum für die meisten Varietäten zwischen 24 und 25°; doch Hessen sich einzelne derselben, namentlich nach längerem Fortzüchten auch bei 20°, selbst bei 18° kultiviren. Das Wachsthum in Milch wurde immer durch Verwendung grosser Quantitäten frischen Materials angebahnt und unter 7-tägiger Brutwärrae erzielt. Es kam dabei meistens zur Gerinnung der Milch; 11 Spielarten besassen indessen kein Koagulationsvermögen. Die Lebensdauer der Mikroorganismen war beim aeroben Wachsthum recht gering; in Agar waren sie gewöhnlich uach einer Woche, in Bouillon schonß früher abgestorben. Bei Ausschluss des Sauerstoffs, also unter tiefen Agarschichten, auch im Gelatiuestich konnten die Kokken bis 3 Wochen lebens- und fortpflanzungsfähig erhalten bleiben. In dem Blut gestorbener Versuchsthiere, welches unter aseptischen Kautelen gesammelt und unter Verhütung der Ver- 474 Diplococcus pneumoniae. dunstung bei 15 0 stehen gelassen wurde, verminderten sich die Kokken schon nach 3 Tagen, nach 15 — 20 Tagen waren sie sämmtlich vernichtet; eine Ausnahme davon machte nur eine Spielart. Im Sputum von Pueumouikern wurden die Bakterien schon nach 3 — 4 Tagen durch Saprophyten getödtet. Dagegen erhielten sie sich in ge- trocknetem Blut und Sputum weit länger lebensfähig bezw. virulent. Zur Feststellung der Virulenz wurde das Material stets von Kulturen entnommen, welche nach 24 — 48-stündigem Wachsthum auf dem Höhepunkte ihrer Entwickelung standen. Die Verimpfung wurde regelmässig gleichzeitig auf 2 Kaninchen subkutan bez. intraperitoneal ausgeführt. Der Sektionsbefund bot zwar ein sehr wechselndes Bild; indessen liess sich ein Zusammenhang der verschiedenartigen Krankheitserscheinungen mit der Eigenart einzelner Varietäten nicht nachweisen. Es galt das selbst für den Befund au der Milz, welche bald stark vergrössert und hart, mit ziegelrother trockener Schnittfläche uud reichlichem, durch das Mikroskop nachweisbaren Fibrin erschien, bald sich als weich, leicht zerreisslich, dunkelroth uud stark pigmenthaltig darstellte. Die Virulenz der Bakterien wurde durch längeres Fortzüchten auf künstlichen Nährböden bald mehr bald minder rasch entschieden herabgesetzt; dagegen behielt die einzelne Kultur stets die ihr eigene Infektionsfähigkeit, so lange sie überhaupt noch eine hinreichend grosse Anzahl lebender Mikroorganismen besass. Zur Fortp fl anzung der Infektion von Thier zu Thier entnahmen die Verfl. in Ermangelung der gewöhnlich nur spärlichen Exsudatflüssigkeit Blut des ersten Thieres, übertrugen dasselbe in Bouillon und impften nach 24 Stunden aus dieser weiter, um die Nebenwirkungen des reinen Blutes auszuscheideu. Eine Abnahme der Virulenz konnte bei diesem Verfahren, welches in Serien von 20 Meerschweinchen uud 7 Hunden zur Anwendung kam, keineswegs festgestellt werden. Auch bei chronischen Krankheitszuständen blie- ben die Kokken innerhalb des Thierkörpers lange Zeit ansteckungsfähig. So fanden die Verff. in einem Empyem, welches schon 6 Monate bestanden hatte, noch sehr virulente Kokken. Wenn andere Forscher der Meinung sind, dass die Giftigkeit der Bakterien bei akuten Krankheiten wie bei der Pneumonie rasch ge- ringer wird, so nehmen die Verff. dagegen an, dass in diesen Fällen eine Vernichtung der Kokken stattfindet, dass die letzteren dagegen, so lange sie im Thierkörper leben, stets gleich giftig bleiben, falls es sich nicht um weniger virulente Spielarten handelt, welche im Sputum nicht selten mit virulenten Varietäten gemischt vorgefunden werden. Andererseits bedarf es nach ihren Versuchen stets einer mehr oder minder längeren Fortzüchtung von Thier zu Thier, um die Virulenz abgeschwächter Kokken wiederherzustellen. Das Hauptergeb-niss der vorstehenden Untersu- chungsresultate fassen die Verff. dahin zusammen, dass es zwar wirklich distinkte Varietäten der Pneu- nomiediplokokkcn nicht giebt, dass dieselben in- Diplococcus pneumoniae. 475 dessen zuweilen in Formen wachsen, welche den Streptokokken der Eiterung sehr ähnlich sind. Im zweiten Hauptabschnitt beschäftigen sich die Verff. mit den Bedingungen und dem Verlauf der Diplokokkeninfek- tion. Das Zustandekommen derselben hängt zunächst von der Individualität des Versuchsthiers ab. Sehr empfänglich sind die Kaninchen, welche den Verff. in erster Linie als Ver- suchsthiere dienten. Jüngere Kaninchen fielen der Infektion leichter zum Opfer als ältere. Die grössere oder geringere Schnel- ligkeit des Krankheitsablaufs bis zum tötlichen Aus- gang war durch die Eigenthümlichkeit der Mikroorganismen be- dingt, sich auch bei intravenöser Injektion zunächst in den Organen festzusetzen, dort lokalisirte Krankheitsheerde zu erzeugen und erst, nachdem sie jene gleichsam wie Filter passirt bez. durchwachsen haben, sehr zahlreich im Blute zu erscheinen und die rasch tödtende Septikämie zu verursachen. Je grösser die Wachsthumsenergie der Bakterien war, um so schneller spielten sich die geschilderten Vor- gänge ab. Weniger virulente Kokken erzeugten bei subku- taner Injektion nur Abscesse, bei intravenöser Ein- führung Fieber und Unwohlsein. Die Verff. nehmen an, dass die Kokken in der im Verhältniss zu ihrer Anzahl sehr grossen Blutmasse rasch ihren Untergang fanden, während sie in der Unter- haut, welche ihnen nur eine relativ geringe Menge Gewebsflüssigkeit entgegenstellen konnte, immer noch eine lokale Infektion hervorzu- bringen im Stande waren. Selbstverständlich hatte auch die Menge des Impfmaterials eine um so grössere Bedeutung für das Zustandekommen der Infektion, je geringer der Virulenzgrad der Kokken war. Von den Symptomen der Streptokokkeninfektion kam das Fieber am regelmässigsten vor, freilich ohne das Charakte- ristikum eines typischen Verlaufs. Sehr häufig stellten sich auch Diarrhöen ein. Als einzig; konstanten Sektiousbefund nennen die Verff'. das mehr oder minder reichliche Vorkommen der Kokken im Blut und in den Organen. Oft fanden sie sich auch im Darm- inhalt, seltener im Urin und im Fötus bei trächtigen Thieren. Pasteur hat sie ausserdem im Speichel, Bordoni-Uffreduzzi in der Milch nachgewiesen. Den Milzbefund erwähnten die Verff. schon im ersten Hauptabschnitt. Die Unterhaut reagirte auf Ein- spritzungen der Bakterien stets zunächst mit serös-fibrinöser Exsu- dation. Halbeitrige Gelenk erkrankungen, wie sie Foä und Bor- doni-Uffreduzzi gesehen haben, gehörten niemals zu den Obduktionsbefunden der Verff. ; häufiger vermochten sie dagegen Er- krankungen der serösen Häute festzustellen, obwohl die Peri- tonitis auch bei iutraperitonaealer Injektion nicht selten ausblieb. Den letzteren Vorgang erklären die Verff., wie früher Grawitz be- züglich der Eiterkokkeuiufektiou, mit der Annahme, dass das Peri- tonaeum durch Verletzungen oder auch durch kleine Hämorrhagieeu, die zu den gewöhnlichen Wirkungen der Streptokokken im Tliier- körper gehören, für die Erkrankung vorbereitet werden müsse. In 476 Diplococcus pneumoniae. den Lungen kam es zu gleickmässiger Hyperämie, vereinzelten hämorrhagischen oder auch entzündlichen Heerden, niemals aber zu einer typischen Pneumonie. Bei Verwendung abgeschwäch- ter Kulturen traten Eiterungsvorgänge an der Impfstelle und in den serösen Höhlen in den Vordergrund; sie waren möglichenfalls nicht durch die lebenden Kokken, sondern durch ihre Kadaver ver- ursacht, da die Bakterien in dem Eiter stets nur in den ersten Ta- gen nach der Impfung und in geringer Anzahl gefunden wurden. Die Isolirung des Bakteriengiftes gelang den Verff. nicht; sie vermochten sogar das Vorhandensein eines solchen in Kulturen auf Fleischwasserpeptonbouillon und Ascitesflüssigkeit nicht nachzuweisen; wohl aber überzeugten sie sich, dass das Blut der an der Infektion gestorbenen Thiere giftige Eigenschaften besass. Sie stellten aus dem durch Alkohol koagulirten Blut mittelst Chloroform- wasser (100 Wasser : 52 Blut) einen Auszug dar, filtrirten dieseu unter der Luftpumpe und spritzten 6 g des Filtrats (= 17,5g Blut) in die Bauchhöhle eines Meerschweinchens von 250 g Körpergewicht. Das Thier fiel nach einer Minute um, blieb eine halbe Stunde be- wusstlos, verfiel dann in Krämpfe, welche etwa 1 Stunde dauerten, und erholte sich schliesslich bis zum folgenden Tage. Ref. vermisst hier Kontrollversuche mit dem Blute nicht infizirter Thiere. Ausser den Kaninchen verwendeten die Verff. zu ihren Ver- suchen eine Anzahl anderer Thiere, um deren Empfänglichkeit für die Infektion zu ermitteln und etwaige Abweichungen im Krankheits- verlauf bei ihnen festzustellen. Meerschweinchen verhielten sich den Kokken gegenüber im Wesentlichen wie die Kaninchen, nur trat bei jenen eine grössere Schwankung in der individuellen Empfänglichkeit hervor. Auch war bei ihnen die Allgemeininfektion am leichtesten durch intraperitoneale Einspritzung zu erreichen. Eins der Thiere erkrankte mit einer Endocarditis ulcerosa, welche nach- weisbar durch die Kokken verursacht war. Mäuse erlagen der Infektion stets leicht und rasch, wobei nach der Ansicht der Verff. das Verhältniss der Menge des Impfmaterials zu der geringen Grösse der Thiere in erster Linie für die Erklärung berücksichtigt werden muss. Ratten waren wenig empfänglich. Hunde erkrankten nach subkutaner Impfung mit tödtlicher Septikämie, vertrugen jedoch die Einspritzung von 2— 5 ccm stark virulenter Kultur in das Blut und die Bauchhöhle ohne Schaden. Niemals gelang es den Verff., bei diesen Thiereu eine typische Pneu- monie zu erzeugen. Sowohl intratracheale wie intrapulmonale In- jektionen hatten stets nur eine eitrige Pleuritis zur Folge. Infektionsversuche mit einem Schaf, einem Pferd, Hühnern und Tauben fielen negativ aus. Für den Menschen glauben die Verff. aus dem Befunde von Pneumoniekokken im Bronchialsekret der verschiedensten, auch ganz gesunder Personen im allgemeinen eine geringe Empfänglichkeit gegen- über der Infektion folgern zu dürfen. Sie nehmen indessen an, dass bei einzelnen Individuen eine höhere Empfänglichkeit besteht, welche durch lokale Dispositionen, wie Kontinuitätstrennungen, Reizzustände Diplococcus pneumoniae. 477 etc. oder Gelegenheitsursachen , wie Kontusionen und Erkältungen, gesteigert werden kann. Für die Entstehung von Pneumonieepide- mieen vermögen sie eine befriedigende Erklärung nicht zu liefern. Der letzte Hauptabschnitt des Werkes enthält die Immuni- sirungsversuche, welche die Verff. angestellt haben. Das Ueberstehen einer Infektion mit lebenden Kokken machte von 39 Kaninchen 6 unempfänglich gegen eine zweite Impfung. Da diese von der ersten Infektion sämmtlich min- destens eine Lokalerkrankung in Gestalt eines Abscesses davonge- trageu hatten , schliessen die Verff. , dass die lebenden Kokken zur Erzielung der Immunität nicht nur in den Körper eingespritzt werden, sondern auch darin wachsen und eine Erkrankung hervorbringen müssen. Ferner erreichten die Verff., wenngleich nicht konstant, die Im- munisirung durch 4 — 6mal täglich wiederholte Einspritzung von je 10 ccm filtrirter Bak teri en kultur. Die bezügliche Wirkung derselben wurde durch vorhergehendes Kochen nicht beeinträchtigt, blieb jedoch aus, wenn die Kulturen im Vakuum eingeengt waren. Aus dem Blute von Kaninchen, welche an Diplo- kokkeninfektion gestorben waren, bereiteten die Verff. eine zur Immunisirung geeignete Lymphe, indem sie mit Wasser und Glycerin aus dem getrockneten Blutkuchen einen Auszug herstellten und diesen einige Tage später filtrirten. Die an mehreren Tagen wiederholte subkutane Injektion von je 1 ccm der auf solche Weise gewonnenen Lösung immunisirte 3 Kaninchen. Die Uebertragung von Serum immuner Thiere auf andere ergab nur unsichere Resultate. Eine Phagocytose wurde von den Verff. am reichlichsten nach der Impfung sehr virulenten Materials auf hochempfängliche Thiere beobachtet, während dieselbe abgeschwächten Kokken gegen- über mehr oder weniger ganz ausblieb. Die Phagocyten erschienen auch stets erst dann, wenn die Bakterien den Gipfelpunkt ihres Wachs- thums erreicht hatten. Kam es zur Abscessbildung, so verschwanden die freiliegenden Kokken bald gänzlich , und die in Zellen einge- gchlossenen büssten ihre Färbbarkeit ein. Dieser Ausgang erfolgte indessen bei hochvirulenten Kokken überhaupt nicht, weil die Thiere stets der Infektion schon früher erlagen, als sich ein Abscess bilden konnte. In Kapillarröhren, welche mit Kulturen gefüllt unter die Haut normaler oder immunisirter Kaninchen eingebracht wurden, bildete sich stets am offenen Ende derselben ein lJ/2 — 2 mm langer Eiterpfropf, gleichgültig ob sich virulente oder abgeschwächte Kokken im Röhrchen befanden. Nach alledem sehen die Verff. in der Pha- gocytose einen sekundären Vorgang, dessen Heilwirkung zum min- desten zweifelhaft ist. Andererseits überzeugten sich die Verff. durch eine Reihe von Versuchen, welche das Verhalten des Blutserums zu den Kokken zu prüfen bestimmt waren , davon , dass die Diplokokken im Blutserum derjenigen Thiere, welche an Septikämie starben, aus- gezeichnet gedeihen, im Serum der Thiere, welche die Krankheit überstehen, sich beschränkt entwickeln und im Serum immuner 478 Diplococcus pneumoniae.. — Hernie mit Bronchopneumonie. Thiere zu Grunde gehen. Sie führen daher die Immunität und die Heilung bei Diplokokkeninfektion auf die dem Blutserum innewohnen- den Eigenschaften zurück. Betreffs der Einzelheiten der Immunisirungsversuche, welche sich unter anderem auch auf den Eintrittszeitpunkt und auf die Be- ständigkeit der Immunität bezogen, muss auf die Originalarbeit ver- wiesen werden. Es sei indessen noch bemerkt, dass dieselbe mehrere übersichtliche Tabellen enthält. In der ersten werden die 84 Spiel- arten unter Angabe ihres Fundorts, ihrer Virulenz und der durch sie bedingten Krankheitserscheinungen an Milz und Peritonaeum, ferner ihrer Form, ihres Wachsthums und ihrer Lebensdauer in den verschiedenen Nährböden zusammengestellt. Die zweite Tabelle ent- hält die Resultate von 27 Versuchen , welche bezüglich des Wachs- thums der Kokken im Serum theils normaler, theils mehr oder weniger immuner Kaninchen angestellt wurden; die dritte bis sechste berichtet über ähnliche Versuche mit dem Serum von 9 Meerschwein- chen , 8 Hunden , einem Hammel und mit menschlicher Ascites- flüssigkeit. K ü b 1 e r (Berlin). Fischer und Leyy, Zwei Fälle von incarcerirter gangrä- nöser Hernie mit complicirenderBronchopneumonie. Bakteriologische Untersuchung. [Aus der chirurgischen Klinik der Universität Strassburg.] (Deutsche Zeitschrift für Chi- rurgie. Baud XXXII. p. 252.) In 2 Fällen von seit 3 Tagen incarcerirten Hernien wurden mit dem trüben Bruchwasser je 3 Gelatine- und 3 Agarröhrchenplatten gegossen. Die Fälle wurden operirt, doch konnte wegen drohender Darmgangrän die Reposition nicht gemacht werden. Den Tag nach der Operation wurde, da jetzt Gangrän eingetreten war, der Darm eröffnet. Beide Fälle endeten letal. Bei der Autopsie zeigte sich, dass das eingeklemmte Darmstück den unteren Teil des Ileums betraf. Ausgedehnte fibrinöse Peritonitis. In den Lungen zahlreiche bronchopneumonische Herde ohne Embolieen und Fremdkörper. Auch mit dem Safte von der Schnittfläche eines solchen bron- chopneumonischen Herdes sowie mit den fibrinösen Belägen des Peri- toneums wurden Gelatine- und Agarplatten angelegt. Im ersten Falle ging auf sämmtlichen Platten ein und derselbe Mikroorganismus auf. Es waren kurze, dicke Stäbchen von träger Beweglichkeit, zuweilen in Diploanordnung. Die Kolonieen bildeten stecknadelkopfgrosse, fein gekörnte Scheiben von mattgrauer Farbe. Ausgesprochene Neigung zum Oberflächenwachsthum. Reichliches Wachsthum an der Oberfläche des Agar, massige Entwickelung in Gelatinestichkulturen in Form eines feinen Bandes, an dem man nur mit Mühe die einzelnen Kolonieen erkennen kann. Weisse Mäuse starben binnen 24 Stunden nach subkutaner Injektion unter dem Bilde einer akuten Sepsis. Ihr Blut und die inneren Organe ent- hielten massenhafte Bacillen. Für Kaninchen und Meerschweinchen ist dieser Bacillus unschädlich. Im zweiten Falle fand sich im Bruchwasser uud in den Lungen- Eiterung bei Tuberculose. 479 herden dasselbe Bacterium, aber in Gemeinschaft mit dem Staphy- lococcus pyogenes albus. Aus den peritonitischen Belägen Hess sich der Bacillus jedoch in Reinkultur züchten. Die Vorgefundene Bacillenart identifiziren Verff. mit dem Bac- terium coli commune. Aus den genannten Befunden schliessen die Vertf. , dass nicht selten die konkomittirenden Lungenentzündungen bei incarcerirten Hernien sowie bei Peritonitis pyämischer Natur sind. D i t tric h (Wien). Tarel, Beitrag zur Aetiologie der Eiterung bei Tuber- culose. (Festschrift zum 25 -jährigen Doktor- und Dozenten- jubiläum von Theodor Kocher.) Wiesbaden (Bergmann) 1891. Während man früher die Eiterung als einen spezifischen Prozess, hervorgebracht durch die Streptokokken und Staphylokokken, be- trachtete, ist jetzt festgestellt, dass eine ganze Anzahl anderer Spalt- pilze ebenfalls die Eigenschaft hat, pyogen zu wirken. Es seien hier u. a. genannt der Bac. typhi ab dom. , der Pneumococcus (Frän kel- Weichselbaum), der Microc. tetragenus, der Gonococcus und der Milzbrandbacillus. Verf. untersucht an 40 Fällen die Frage, ob der Tuberkelbacillus allein im Staude ist, Eiterung zu erzeugen, oder ob noch andere pyogene Organismen dabei im Spiele sind, mit anderen Worten, ob es sich um eine Mono- infektion oder um eine Mischinfektion handelt. Der Nachweis der tuberculösen Natur der untersuchten Abscesse, welche z. Th. nicht eigentlich als kalte Abscesse zu bezeichnen sind, sondern bei akuterem Verlauf den Verdacht einer Mischinfektion aufkommen Hessen, wurde durch das Mikroskop oder durch das Thierexperiment erbracht. In den meisten Fällen wurde gleichzeitig auf Gelatine und auf Agar geimpft. Bei 5 von den untersuchten 40 Fällen handelte es sich, wie die Untersuchung zeigte, nicht um Tuberculose. Verf. kommt auf Grund seiner ausführlich mitge- theilten Einzelergebnisse zu folgenden Schlussfolgerungen: „1) dass beim Menschen die tuberculösen Eiterungen hämatogenen Ursprunges (Monoinfektionen) sind, mit dem Tuberkelbacillus als ätiologischer Ursache ohne Mitwirkung anderer sogenannter pyogener Bakterien; 2) wenn man eine Mischinfektion antrifft, sie wohl gewöhnlich von aussen her hinzugetreten ist ; 3) wenn man andere Bakterien in einem Abscesse findet, der nicht mit den Körperoberflächen in irgend einer Weise kommunizirt hat, man auch gewöhnlich keine Tuberkelbacillen finden wird; 4) eine Prädisposition von tuberculösen Herden für eine hämatogene Infektion nicht nachgewiesen ist; 5) gegen eine ent- wickelungshemmende Wirkung des tuberculösen Eiters auf die sogen, pyogenen Bakterien die klinischen Erfahrungen und die Impfresultate bei Misch infektion sprechen.“ Was die Natur der tuberculösen Eiterung aubelaugt, so ist zwi- schen dieser und der von den meisten pathogenen Organismen be- wirkten Eiterung kein anderer Unterschied, als dass bei der ersteren viel früher fettige Entartung und Zerfall der Eiterkörperchen eintritt. Gerl ach (Wiesbaden). 480 Tuberculose. Schuchardt, K. , Die Uebertragung der Tuberculose auf dem Wege des geschlechtlichen Verkehrs, (v. Lan- genbeck’s Archiv. Bd. XLIV, Heft 2.) Dass eine Uebertragung der Tuberculose durch den geschlecht- lichen Verkehr stattfinden könne, ist oft behauptet worden, aber die Meisten bezweifeln doch, dass es sich dabei um eine wirkliche „Ino- kulationstuberculose“ handle und glauben , dass die Tuberculose der Geschlechtsorgane fast immer eine hämatogene Erkrankung sei und die venerischen Krankheiten dabei nur die Rolle spielen, dass sie die Gewebe der Geschlechtsorgane für die nachträgliche Infektion mit Tuberkelbacillen empfänglich machen , die meist vom Blute, also von anderweitigen älteren tuberculösen Herden aus erfolgen soll. Im All- gemeinen ist man geneigt, als „tuberculose Primäraffekte“ an der äusseren Haut und den Schleimhäuten nur die gelten zu lassen, welche deutlich umschriebene Gewebsveränderungen spezifischer Art (tuberculöses Geschwür, Scrophuloderma , Lupus) zeigen und histo- logisch die Kennzeichen des tuberculösen Gewebes aufweisen. Verf. beobachtete nun eine Anzahl von Fällen, in denen die tuberculose Infektion durch den geschlechtlichen Verkehr unzweifel- haft war und in denen die Tuberculose mehrfach in ganz eigen- artiger Form auftrat. In zwei Fällen handelte es sich um schwere Lymphdrüsentuber- culose, die sich kurze Zeit nach der Infektion an scheinbar gewöhn- liche Schankergeschwüre angeschlossen hatte; in einem derselben gelang es, in den Geschwüren Bacillen von den tinktoriellen Eigen- schaften der Tuberkelbacillen nachzuweisen, da aber auch die Smegma- bacillen diese besitzen , so hält Verf. diese Fälle nicht für absolut beweisend. Bei einem dritten Kranken trat schon am dritten Tage nach einer Tripperinfektion eine Schwellung des rechten Nebenhodens ein, welche schliesslich die Kastration nöthig machte und sich als tuber- culös erwies. Ein anderer Patient bekam drei Wochen nach gonor- rhoischer Infektion einen Prostataabscess, der spontan heilte ; im Harn- röhreneiter waren Gonokokken und Tuberkelbacillen gefunden worden. Unter 6 gewöhnlichen Fällen von Gonorrhöe wurden bei 2 Kran- ken, die sonst keine Zeichen von Tuberculose erkennen Hessen, neben Gonokokken Tuberkelbacillen im Harnröhren sekrete nach gewiesen. Es liess sich bei dem einen dieser Kranken eine deutliche Tuber- culinreaktion hervorrufen , bei dem anderen entwickelte sich eine Epididymitis , die wegen subakuten, wenig schmerzhaften Verlaufes ohne Hautröthung und Hautödem als tuberculös betrachtet werden musste. Im Urethralsekrete eines Kranken wurden haufenweise Tuberkel- bacillen nachgewiesen, während cystoskopisch nur ein leichter ver- breiteter Blasenkatarrh ohne Geschwürsbildung zu sehen war; nach 5 Monaten fanden sich ebenfalls Tuberkelbacillen, ohne dass der Kranke besondere Beschwerden gehabt hätte. Flache Geschwüre auf den Tonsillen enthielten Massen von Tuberkelbacillen. Leider hat Schuch ar dt es versäumt, durch Verimpfung der Sekrete auf Meer- schweinchen die als Tuberkelbacillen bezeichneten Organismen wirk- Ulcus molie. — Bakterien und Futtermittel. 481 lieh als solche nachzuweiseu; man könnte immer noch den Einwurf machen, dass die Bakterien Smegmabacillen gewesen seien, da es sicher sehr schwierig ist, bei Entnahme von Material aus der Harn- röhre Verunreinigungen von der Glans penis her zu vermeiden. Somit würde es also nach Schuchardt eine von unseren bis- herigen Anschauungen ganz abweichende Form der primären Schleim- hauttuberculose geben, nämlich einen tuberculösen Oberflächenkatarrh, der zunächst weder zu Geschwürsbildungen, noch zu sonstigen spezi- fisch tuberculösen Gewebsveränderungen führt und ganz von selbst ausheilen kann. Die merkwürdigen Befunde Jaui’s, der in den scheinbar gesunden Hoden, Prostata und Tuben von Phthisikern häufig Tuberkelbacillen fand, erklären sich nach dem Verf. wahrschein- lich so, dass es sich in diesen Fällen um einen gonorrhoisch - tuber- culösen Katarrh der betreffenden Organe gehandelt hat, zumal da die Bacillen immer in den Epithelzellen oder in der Sekretflüssig- keit lagen. Abel (Greifswald). Unna, P. GL, Der Streptobacillus des weichen Schankers. (Monatshefte f. prakt. Dermat. XIV. No. 12.) In 5 Fällen von reinem Ulcus molie excidirte U. das erkrankte Hautstück und untersuchte es histologisch in der Weise, wie er es für die Hornbakterien angegeben hat : Stark alkalische Methylenblau- lösung 1), Entfärbung in Glycerinäther oder Styron, absol. Alkohol, Bergamottöl. Es fand sich die ganze äussere Zone des Ulcus von Bacillen erfüllt; in späteren Stadien der Entwickelung sind auch die tieferen Schichten des Gewebes, namentlich die radiären Streifen mit den Bacillen dicht besetzt, die sich hauptsächlich im nekrotischen Gewebe finden. Die Bacillen sind kurz, l1/* — 2 fx lang; sie wachsen in Ketten, die sich oft vierzeilig neben einander legen; besonders zeigen diese Anordnung ältere Ulcera. Die Ketten verlaufen stets in den Lymphspalten, liegen nie iutracellulär. Weigert’s Färbung ist nicht brauchbar. In anderen Geschwürsformen fand U. keine ähn- lichen Bacillen, nur in serpiginösen Ulcera. — Er betont, dass nur frische, unbehandelte Fälle die Bacillen zeigen! Speuer (Berlin). Hiltner, L., Ueber die Beziehungen verschiedener Bak- terien- und Schimmelpilzarten zu Futtermitteln 1) Die betr. Vorschrift lautet: Methylenbl. Kal. carbon. aa 1,0 Aq. dest. 100,0 Spiritus 20,0 M. coq. ad reman. 100,0 Adde Methylenbl. Boracis aa 1 ,0 in Aq. dest. 100,0 soluta Misce. S. Zusammengesetzte Methylonblaulösung. 32 Xir. Bd. 482 Bakterien und Futtermittel. and Samen. (Land wirtschaftliche Versuchsstationen. Bd. XXXIX. p. 471—476.) Verf. liefert in der vorliegenden Arbeit „1. Methode zur Frische- bestimmung der Futtermittel und Mehle“ den Nachweis, dass ein Futtermittel je nach dem Material, aus dem es hergestellt ist, und den äusseren Umständen, welche auf dasselbe einwirken, sehr ver- schiedenartige Zersetzungen eingehen kann, die durch das Auftreten ganz bestimmter Pilz- oder Bakterienarten charakterisirt sind. Schimmelbildung tritt nur in einigen speziellen Fällen ein; andere, bei welchen die Qualität des Futtermittels sicher sehr ungünstig be- einflusst wird, sind gerade durch das vollständige Fehlen von Schim- mel gekennzeichnet. Die vom Verf. ausgearbeitete Methode zur Qualitätsbestimmung der Futtermittel besteht in der Anwendung des Gelatinever- lahrens. Dieses letztere gibt nach Verf., im Gegen- satz zu der Digestion bei 35°, welche nur darüber be- lehrt, ob ein Futtermittel Sporen von Schimmelpilzen enthält, die bei dieser Temperatur auskeimen, eine vollkommene Aufklärung darüber, ob und welche Zersetzungen in dem Mehl bereits vor der Zeit der Untersuchung stattgefunden haben. Dasselbe gestattet, sämmtliche entwickelungsfähige Keime von Schimmelpilzen und Bak- terien, die in einem Futtermittel enthalten sind, der Zahl uud Art nach zu bestimmen. Zur Ausführung der Operation wägt man zunächst eine beliebige Menge, etwa 0,25 g, des zu prüfenden Mehles in einem sterilen Wägegläschen ab. Ist das Futtermittel nicht von mehlartiger Be- schaffenheit, so verwendet man zweckmässig nur diejenigen Theile, welche sich durch das Sieb 0,5 cm schlagen lassen. Mittelst eines ausgeglühten Platinspatels wird nun vorsichtig aus dem Wägegläs- chen eine geringe Menge entnommen und dieselbe direkt in flüssig gemachter Gelatine vertheilt, oder, wenn eine Verdünnung vorgenom- men werden soll, zunächst in einer bestimmten Menge sterilen Was- sers. Durch Zurückwägen des Wägeröhrchens erhält man das genaue Gewicht der übertragenen MehlpartikelcheD. Da die Zahl der in den Mehlen und Futtermitteln enthaltenen Keime fast stets sehr gross ist, so empfiehlt es sich nach Verf., mit Verdünnungen zu arbeiten. Zu diesem Zwecke verwendet man kleine, mit Watte ver- schliessbare Glaskölbcheu , welche bis zur Marke genau 100 ccm Wasser fassen. Vor Einträgen des Mehles wird der Wattepfropfen oberflächlich abgebrannt. Ist durch längeres Schütteln das Mehl vollständig im Wasser vertheilt, so entnimmt man rasch mit einer kleinen Pipette 1 ccm Wasser und setzt dasselbe zu der kurz vor- her in einer Petri’ sehen Schale ausgegossenen Gelatine. Bei einem vermuthlich grossen Keimgehalt des Mehles vertheilt man zweck- mässig 1 ccm Wasser auf mehrere Schalen; wie überhaupt stets zur Kontrolle mindestens 3 — 4 Parallelversuche auszuführen sind. Die Petri’ sehen Schalen, kleine, kreisrunde Doppelschalen, sind gerade für diese Zwecke wegen ihrer Handlichkeit sehr geeignet. Als Nährmedium dient gewöhnliche Fleischpeptongelatine. Nach Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 483 dem Erstarren der Gelatine stellt man letztere zweckmässig in einen 20° Raum oder bewahrt sie bei gewöhnlicher Zimmertemperatur aut. Schon nach 2 — 3 Tagen werden die sich entwickelnden Kolonieen sichtbar und am 5. Tage sind dieselben bereits durch ihre Farbe und sonstigen Eigenschaften deutlich zu unterscheiden, so dass dieser Tag zum Abschluss des Versuches geeignet ist, wenn auch in der Folgezeit manchmal noch eine geringe Vermehrung der Kolonieen stattfindet. Zunächst wird nun eine Zählung der Kolonieen vorgenommen, wozu die Schalen am besten auf eine quadrirte Glasfläche, deren Unterseite geschwärzt ist, gestellt werden. Beim Zählen können selbstredend dieselben Fehler auftreten , welche bei der Bestimmung des Keimgehaltes von Wasser und noch mehr von Erdproben sich ergeben ; es repräsentirt daher die durch eine einfache Rechnung ermittelte Zahl der Keime pro Milligramm des Mehles nur einen annähernden Ausdruck für den wirklichen Gehalt. Doch sind bei dem vorliegenden Verfahren vielmehr die Arten als die Zahl der Keime von Bedeutung. (Verf. behält sich die Mittheilung der Arten, welche zum Theil noch nicht beschrieben sind, für einen späteren Aufsatz vor, und theilt dann in Kürze einige Versuche mit, welche ausgeführt wurden, um die Brauchbarkeit der Methode zu prüfen. Es sei zu diesem Zweck auf das Original verwiesen. D. Ref.) Um aus der Menge uud den Arten der in einem Futtermittel enthaltenen Keime einen Schluss auf die Qualität desselben zu ziehen, ist es natürlich unbedingt nothwendig, zunächst die Rolle kennen zu lernen, welche diese Keime in den Mehlen spielen. Verf. hat dazu zwei Wege eingeschlagen, nämlich: 1) Man prüft die in Reinkultur gewonnenen Arten , soweit sie nicht schon bekannt sind, auf ihre physiologischen Eigenschaften. 2) Man bringt gesonderte Partieen frischer Futtermittel, deren Keimgehalt genau bekannt ist, unter die verschiedensten Bedingun- gen iu Bezug auf Feuchtigkeit, Temperatur etc. und sucht an der Hand der oben beschriebenen Methode innerhalb gewisser Zeitab- schnitte die Veränderungen zu studiren, welche im Keimgehalt dabei vor sich gehen. Otto (Berlin). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Pfeiffer , Zur bakteriologischen Diagnostik der Cho- lera. (Dtsch. med. Wochenschr. 1892. No. 36.) Aus dem in der Berliner medizinischen Gesellschaft, gehaltenen Vortrag, welcher die den Lesern des Centralblattes bekannten bak- teriologischen Untersuchungsmethoden der Cholera in leicht verständ- licher, knapper und bestimmter Form zusammenfasst, sei erwähnt, 32 # 484 Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. dass Pfeiffer mit Entschiedenheit die Kultur mit der Gelatine- platte als das einzige Verfahren bezeichnet, welches in kurzer Zeit ein sicheres Urtheil ermöglicht. Auf der Gelatineplatte muss seinen Ausführungen nach die Cholerabacillenkolonie in 24 — 36 Stunden sicher erkannt werden , besonders wo es sich um Untersuchungen von Dejektionen haudelt, in denen verflüssigende Bakterien sehr selten sind. Die Bujwid’sche Reaktion mit Mineralsäuren ist ein ganz unsicheres Merkmal der Cholerakulturen, und der mikrosko- pische Nachweis von Kommabacillen in zweifelhaftem Material darf höchstens als ein beachtenswerther Befund angesehen werden. Da- gegen ist das Schottelius’sche Verfahren1) für manche Fälle gut brauchbar, freilich nur dann, wenn Zeit vorhanden ist, es durch das Plattenverfahren zu kontrolliren. K übler (Berlin). Petri und Massen, Ueber die Bereitung von Nährbouil- lon für bakteriologische Zwecke. (Arbeiten aus d. kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. VIII. No. 2.) In neuerer Zeit wurde dem Grade der Alkalität bei der Berei- tung der Nährböden besondere Aufmerksamkeit zugewandt und ins- besondere festgestellt, dass es nicht gleichgiltig ist, welchen Indi- kator man zur Feststellung derselben benutzt. Unter Berücksichti- gung der bereits vorhandenen Arbeiten über diesen Punkt geben die Verff. folgende Anweisung zur Herstellung der Bouillon. „Frisches, gehacktes, fettarmes Fleisch wird mit der nöthigen Menge Wassers (wir nehmen destillirtes) 1 Stunde stehen gelassen, darauf 3 Stunden lang bei ungefähr 60° C ausgezogen und alsdann 1/a Stunde gekocht und darauf filtrirt. Nach dem Erkalten wird der Säuregrad des Fleischwassers in herausgenommenen Proben von 10 — 20 cbm be- stimmt. Iu der Regel erfordern 10 ccm bis zur Lakmusreaktion 1,8 ccm, bis zur Phenolphtaleinreaktion 3 ccm 1/l0 Normalnatron- lauge. Die aus dem Fleische der verschiedenen Thiere gewonnene Brühe zeigte in dieser Beziehung keine auffallenden Unterschiede. Abermaliges kurzes Erhitzen darf eine Aenderung der Reaktion nicht herbeiführen. Nach dem Alkalizusatze und nach der Hinzugabe von Pepton und Kochsalz muss die Bouillon noch einige Zeit, am besten auf freiem Feuer J/4 Stunde lang, gekocht und alsdann heiss filtrirt werden.“ Allzu langes oder öfteres Kochen ist zu vermeiden. Die Bouillon und die daraus bereiteten Nährböden s'sind im Dunkeln aufzubewahren. Bei der Herstellung fester Nährböden ziehen die Verff. die Einstellung auf Lakmus vor. Gerl ach (Wiesbaden). TVertlieim, Reinzüchtung des Gonococcus Neisser mit- telst des Platten v erfahren s. (Dtsch. medic. Wochenschr. 1891. No. 50.) 1) Schottelius mischt das zu untersuchende Material mit hohen Schichten Bouillon Die den Sauerstoff liebenden Cholerabacillen wachsen auf der Oberfläche solcher Kultur und lassen sich in einem zarten, auf der Flüssigkeit erscheinenden Häutchen fast als Reinkultur nachweise». Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 485 Verf. verwendet zu seinem Nährboden, auf welchem er auch bei Anwendung des Plattenverfahrens ein üppiges Wachsthum der Neisser’schen Gonokokken erzielte, 1 Theil des nach Bum ras’1) Methode aus Placenten gewonnenen menschlichen Bluseruins und 2—3 Theile Fleischwasserpeptonagars. Er beschickt die Blutserum- röhrchen mit dem Eiter, legt 2 Verdünnungen an und setzt erst dann im Wasserbade von 40° den auf die gleiche Temperatur abge- kühlten Agar hinzu; hierauf werden die Platten gegossen und bei 37° in der feuchten Kammer stehen gelassen. Schon nach 24 Stun- den haben sich sehr reichliche und grosse Kolonieen entwickelt, von denen in der gleichen Weise fortgezüchtet werden kann. Die nach diesem Verfahren rein gezüchteten Bakterien sind den Angaben des Verf.’s zufolge in allen Beziehungen als identisch mit den Neiss er- sehen Gonokokken erkannt worden und brachten bei Uebertragung auf die gesunde Harnröhre (?) von 5 Paralytikern jedesmal die ty- pische Gonorrhöe hervor. Auch in den mit Wertheim’s Nährboden beschickten Röhrchen fand ein ganz unvergleichlich viel üppigeres Wachsthum der Gono- kokken statt, als bei Anwendung des von Bumm angegebenen Ver- fahrens mit koagulirtem Blutserum ohne Agarzusatz. K ü b 1 er (Berlin). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Nissen, Ueber die toxische Wirkung des Blutes. (Deutsche med. Wochenschr. 1892. No. 2.) Verf. berichtete kürzlich über die Erzeugung tetanischer Sym- ptome bei Mäusen durch Verimpfung des vollkommen keimfähigen Blutes eines am Wundstarrkrampf erkrankten Menschen. Nunmehr ist ihm auch der Nachweis gelungen, dass das keimfreie Blutserum von Menschen, welche an schweren Eiterungen mit Allgemeinsym- ptomen (Fieber, kleiner Puls, Milzschwellung, Benommenheit u. s. w.) leiden, auf Mäuse toxische Wirkungen ausübt. Nachdem er sich durch Impfungen mit je 1, 2 — 3 ccm des Blutserums von 5 ge- sunden Menschen auf Mäuse überzeugt hatte, dass hierbei keine Gift- wirkung eintrat, impfte er eine Anzahl Mäuse mit dem durch das Plattenverfahren als keimfrei nachgewiesenen Blutserum von 4 Kran- ken der chirurgischen Universitätsklinik Halle, von denen 1 an Sepsis nach komplizirter Unterschenkelfraktur, 2 an Osteomyelitis des Calcaneus bez. der Tibia und 1 an einem Abscess in der rechten Parotisgegend litt. Bei allen waren Staphylokokken als Ursache der 1) Bumm, Die Mikroorganismen der gonorrhoischen Schleimhauterkrankung. Wiesbaden 1887. 486 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Eiterung gefunden worden. Die Mäuse zeigten bald nach der Im- pfung Lähmungserscheinungen an den hinteren Gliedmassen, Lordose der Lendenwirbelsäule, struppiges Aussehen des Felles und beschleu- nigte Athmung. Sie starben nach 24 Stunden ; die Sektion ergab hämorrhagische Exsudate in den Körperhöhlen, lobuläre Pneumonieen und starke Milztumoren. Bakterien wurden dagegen in dem Blute und Gewebssaft der verwendeten Thiere stets vermisst. Nachdem einer der erwähnten Kranken unter den Symptomen der Sepsis verstorben war, wurden mit dem Serum seines bei der Obduktion entnommenen Herzblutes neue Impfungen auf Mäuse vor- genommen, welche indessen keine toxische Wirkung zur Folge hatten. Möglicherweise war das Gift unter dem Einfluss der postmortalen Fäulniss im Blute zersetzt worden. Von Kranken mit Streptokokkeneiterung hatte der Verf. bisher nur in 2 Fällen Gelegenheit, Blut zu entnehmen. Die mit dem be- züglichen Serum geimpften Mäuse blieben fast sämmtlich gesund ; die eiuzige, welche in ähnlicher Weise wie vorher beschrieben wurde, erkrankte und starb, war mit dem Serum eines an Phlegmone lei- denden Patienten geimpft worden, in dessen Eiter sich neben zahl- reichen Streptokokken auch vereinzelt der Staphylococcus albus gefunden hatte. K üb ler (Berlin). Chauyeau, A., Sur la transformation des virus ä propos des relations qui existent entre la vaccine et la variole. (Le Bulletin med. 1891. No. 86. p. 988.) Eine grössere Anzahl von Untersuchungen, über welche vom Verf. bereits 1863 — 1865 der Academie de mödecine zu Paris be- richtet wurde, hatten ergeben, dass die menschliche Variola auf Rind und Pferd leicht verimpfbar sei, sich aber auf diesen Thieren nicht in Vaccine umwandle, sondern bei der Rückübertragung auf den Menschen dasselbe Verhalten zeige, wie das primäre Variolavirus. Die gegentheiligen Resultate einiger neueren Untersuchungen über die Umwandlung der Variola in Vaccine veranlassten Verf. zu wei- teren Versuchen, und zwar mit der ihm von Eternod und Hac- cius zur Verfügung gestellten Lymphe und mit genuiner Vaccine- lymphe an drei jungen Milchkühen, wobei sich herausstellte, dass die Lymphe von Eternod und Haccius Variolalymphe ist und es demnach diesen Autoren nicht gelungen war, Variola in Vaccine zu transformiren. Verf. sieht als vollkommen sichergestellt an, dass das Vaccinevirus beim Menschen nie Variola und das Variolavirus beim Rinde und Pferde nie Vaccine hervorbringt. Die Vaccine ist daher nicht eine abgeschwächte Variola und kann nicht mit jener gutartigen Milzbrandinfektion verglichen werden, welche an Thieren durch Verimpfung eines abgeschwächten Milzbrandvirus ausgelöst wird. Sollte die Vaccine dennoch von der Variola herstammen, so müsste letztere eine solche radikale Umwandlung erfahren haben, wie sie bisher ausserhalb des Versuchsbereiches liegt. Attenuation und Transformation können nicht als identische Vorgänge aufgefasst werden. Kräl (Prag). Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 487 Yissmann, Wm. , Wirkung todter Tuberkelbacillen und des Tuberculins auf den t hierischen Organismus. (Virchow’s Archiv. Bd. CXXIX. p. 163.) Eine Reinkultur von Tuberkelbacillen wurde zunächst 5 Min. in destillirtem Wasser gekocht und am nächsten Tage, nachdem das Wasser erneuert, 2 ’/4 Stunden im Dampfstrom auf 100° erhitzt. Nach dem Abkühlen wurden die Kolonieen in dem noch vorhandenen Wasser zu einer milchigen Emulsion verrieben und Kaninchen in die Ohrvenen injizirt. Kleine Mengen der Flüssigkeit, die in das Unter- hautzellgewebe gelangten, verursachten Abscesse, deren Inhalt keiner- lei lebende Bakterien einschloss. In Leber und Lungen entwickelten sich, wie bei den Versuchen von Prudden und Hodenpyle, Knötchen, die jungen Tuberkeln durchaus gleich sahen, sich aber im weiteren Verlaufe dadurch von ihnen unterschieden, dass sie nicht verkästen, sondern in Bindegewebe übergingen. Tuberkelbacillen waren in den Knoten in frühen Stadien nachzuweisen, später zerfielen dieselben. Riesenzellen wurden spärlich gefunden. (Ref. gelang es bei Injektion von todten Tuberkelbacillen in die Kaninchentrachea nie mit Sicherheit, Riesenzellen in den Lungenknötchen aufzufinden.) Da nach Büchner die Albuminate sterilisirter Pneumobacillen ihre pyogene Wirksamkeit verlieren, wenn sie mit basischen Anilin- farben in Verbindung gebracht werden, so brauchte Verf. zu seinen Injektionen auch Tuberkelbacillen, welche in stark fuchsinhaltigem Anilinwasser gekocht waren, ohne indessen damit andere Resultate zu erzielen. — Wurden die injizirten Thiere mit Tuberculin behan- delt, so blieb das Bild bis auf eine geringe dann auftretende Milz- schwellung das nämliche. Der Reiz der todten Bacillen auf die Zellen ist wahrscheinlich ein chemischer; das Reizmittel ist im Bacillenkörper enthalten und wird beim Zerfall desselben frei. Abel (Greifswald). Bonome, A. , und Vivaldi, M. , Ueber die Bedeutung des Mallein bei der präventiv-diagnostisch-therapeu- tischen Behandlung der Rotzkrankheit. (Riforma Me- dica. 1892. No. 168.) Die Verff. stellten sowohl aus Reinkulturen des Rotzbacillus als aus dem Blute und den frischen Eingeweiden von Versuchsthieren und aus Rotzknoten mittels Fällen durch reichliche Mengen absoluten Alkohols und darauffolgender Verdampfung im Vakuum bei 35°, nach den Methoden, welche Koch zur Gewinnung des wirksamen Prinzips des Tuberculin und Proskauer und Wassermann zu jener des Diphtheriegiftes benutzten, das wirksame Prinzip des Rotz- bacillus dar. — Der nach der ersten Fällung gewonnene Rückstand wurde in Wasser gelöst, während 3 Minuten bei 100° sterilisirt und neuerdings gefällt und eingedampft. Auf diese Weise erhielten sie schliesslich nach Ilinzufügung von sterilisirtem Wasser eine gelblich- graue, manchmal weissliehe, geruchlose, neutrale Flüssigkeit, welche in sterilisirten Eprouvetten, versetzt mit einer 2-proz. Karbolsäure- lösung, aufbewahrt wurde. Mit diesem Material machten sie nun zahlreiche Versuche an Katzen , Kaninchen und Meerschweinchen, 488 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungsbemmung etc. sowie auch an Einhufern. Je nach der Thiergattung beobachteten Verff. verschiedene Wirkungen. So vertrugen gesunde Meerschwein- chen subkutan wiederholte und beträchtliche Dosen Mallein (10 — 15 mg pro dosi); bei künstlich rotzkrank gemachten Meerschweinchen zeigte sich nach grossen Dosen von Mallein eine Verschlechterung des Zu- standes und rapider Tod, hingegen eine Besserung des Allgemein- befindens und Rückbildung und Sklerose der Knoten bei wiederholten minimalen Dosen (0,5 bis 1,00 mg). Die Meerschweinchen zeigten überhaupt eine gewisse Fähigkeit, sich an das Gift zu gewöhnen, eine gewisse chemische Immunität für dasselbe, indem sie, einmal mit aus Katzen- oder Meerschweinchenblut gewonnenem Mallein (schwaches Mallein) geimpft, successive auch hohen Dosen aus Kul- turen stammenden Malleins (starkes Mallein) Widerstauden. — Die Kaninchen sind für Mallein, auch in kleinen Dosen, empfindlicher als Meerschweinchen; bei diesen Thieren — Kaninchen — ruft es eine beträchtliche Abmagerung bis zum Marasmus hervor, und anstatt ihnen für die Rotzinfektion Resistenz zu verleihen , prädisponirt es sie für dieselbe noch mehr, so dass die Thiere akut sterben. — Aus der Gesammtheit der Versuche kommen die Verff. zur Ueberzeugung, dass das Mallein in kleinen Dosen bei Meerschwein- chen eine gewisse therapeutische Wirkung besitzt, während ihm bei Kaninchen mehr ein diagnostischer Werth zukommt. — Unterschiede in der Wirkungsweise des Mallein zeigten sich auch, je nachdem dasselbe subkutan oder direkt in das Blut eingeführt wurde. In ersterem Falle beobachteten sie fast immer eine Besserung der Krankheitserscheinungen und der lokalen Läsionen ; in letzterem hingegen Verschlimmerung der Krank- heit und rapiden Tod unter Bildung von frischen Knoten in den Eingeweiden auch bei anscheinend gesunden Thieren. Die Verff. glauben sich desshalb zur Annahme berechtigt, dass das zu rasche Eindringen des Mallein in das Blut anstatt eine Heilwirkung hervorzurufen, der Verbreitung des Uebels Vorschub leistet, vielleicht auch dadurch, dass die chemische Beschaffenheit des Blutes derart geändert wird, dass die Bedingungen entfallen, unter welchen die Entwickelung und Vermehrung des Rotz- bacillus verhindert wird. Nach den Beobachtungen der Verff. war die Katze das für die Wirkung des Mallein empfänglichste Thier; auch in kleinen Dosen ruft diese Substanz hier Verstimmung, Som- nolenz, Darmkatarrh und Albuminurie hervor; bei grösseren Dosen weiden die erwähnten Erscheinungen schwerer, begleitet von rapider Abmagerung, pustulöser Dermatitis mit Katarrh der KoDjektival- und Nasenschleimhäute; nicht selten erfolgt der Tod unter schwerer toxischer Blutdiskrasie. Vorsichtig, unter Benutzung von kleinen in Zwischenräumen injizirten Dosen, zu Werke gegangen, gelang es je- doch den Verff., auch die Katzen für grössere, sogar in die Jugu- laris eingespritzte Dosen Mallein widerstandsfähig zu machen. Nichtsdestoweniger gelang es ihnen niemals, mittels dieser Methode Katzen für die Rotzinfektion zu im- Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 489 munisiren, noch den Verlauf der einmal ausgebrochenen Krank- heit zu beeinflussen. Die Schlüsse, zu denen Verlf. gelangten, sind folgende: 1. Das Mallein ruft bei gesunden Individuen verschiedener Thiergattungen keine identische Wirkung hervor. Einige Thiere, wie das Meer- schweinchen, vertragen auch in kurzen Zwischenräumen verhältniss- mässig hohe Dosen, ohne irgend eine allgemeine Störung zu zeigen. — 2. Auch die bereits mit Rotz infizirten Thiere reagiren nicht alle in der gleichen Weise auf Mallein. Bei einigen Infizirten, bei der Katze, bewirkt das auch in sehr kleinen Dosen infizirte Mallein frü- her den Tod, als beim Kontrollthiere ; bei anderen Thieren hingegen, wie bei den Meerschweinchen und Kaninchen (Pflanzenfresser), bewirkt die Einführung von minimalen Dosen Mallein eine Besserung der lokalen und allgemeinen Verhältnisse. — 3. Bei den grösseren Pflan- zenfressern, wie beim Pferde, käme dem Mallein eine diagnostische Bedeutung zu, indem es nur bei infizirten Thieren dieser Gattung eine Fieberreaktion bewirkt. — 4. Das in den Organismus verschie- dener Thiere in kleinen Dosen und in langen Zwischenräumen ein- geführte Mallein ist zwar nicht im Stande, den betreffenden Thieren direkt Immunität für die Rotzinfektion zu verleihen , doch bewirkt es bei den Meerschweinchen eine grössere Resistenz für den Rotz- bacillus und ändert bei der Katze tiefgreifend den Verlauf der Krank- heit, indem es zum Erscheinen von Abscessen, anstatt zu festen cellu- laren Infiltrationen der Impfstelle führt, und indem es seitens der Eingeweide keinerlei Erscheinungen rotzigen Charakters hervorruft, auch wenn der Verlauf der Krankheit langsamer war, als gewöhnlich. Die nach der Mallein behandlung mit Rotz infizirten Katzen bieten nekroskopische Alterationen dar, welche verschieden sind von denen der keiner Malleinbehandlung unterworfenen , mit Rotz geimpften Kontrollthiere. — 5. Das Katzen in kleinen Dosen und in kurzen Zwischenräumen infizirte Mallein ruft die schweren Alterationen der Blutkrasis hervor. — 6. Das Mallein verhält sich, insbesondere bei Meerschweinchen, analog dem Tuberculin; während gesunde Meer- schweinchen die Injektion von verhältnissmässig grossen Mengen Mallein vertragen , wie sie auch starke Dosen Tuberculin vertragen, reagiren rotzkranke Meerschweinchen auf sehr kleine Dosen Mallein, wie dies bei den tuberculösen Meerschweinchen für das Tuberculin der Fall ist. Die minimalen Dosen Mallein hätten also gleich den minimalen Dosen Tuberculin bei den Meerschweinchen therapeutische Bedeutung. Bonome (Genua). Schulz, Hugo, Zur Therapie der Cholera. (Dtsch. med. Wochenscbr. 1892. No. 36.) Verf. geht von der Ansicht aus, dass die Cholerabacillen einen vollkommen gesunden Körper ebensowenig anzugreifen vermögen, wie die gleichfalls im Darm vorhandenen Fäulnissbakterien, deren Wirkung sofort nach dem Tode eintritt. Durch leichte Veränderungen im Verhalten der Verdauungswege wird seiner Annahme nach im Darm erst ein Angriffspunkt für den Infektionsstoff geschaffen; die unter dem Einfluss des Wachsthums der Cholerabacillen entstehenden 490 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. Ptomai'ne verhindern den Darm, zur Norm zurückzukehren, steigern dadurch seine Qualifikation zum Nährboden und ziehen auch andere wichtige Organe, vorzüglich das Nervensystem, in Mitleidenschaft. Da es zurZeit noch nicht gelingt, die Cholerabacillen oder ihre Ptomai'ne innerhalb des Körpers zu vernichten, so muss es nach den Ausführungen des Verf. Aufgabe der Therapie sein, den Körper im Allgemeinen und den Darm im Besonderen zu seinem normalen Ver- halten zurückzubringen, um den Nährboden für die schädlichen Bak- terien untauglich zu machen. Schulz sucht daher den Körper durch die bekannte Stimulation, unter denen er besonders eine innerlich zu nehmende Kampheremulsion rühmt, zu kräftigen und verabreicht daneben Veratrin und Arsen, da er in diesen Mitteln „mächtige“ Reizmittel für den Darm sieht. Er erwähnt, dass Hubeny mit einer Veratrinmixtur von 2 Tropfen auf 150, welche Anfangs Q4- stündlich, später seltener gegeben wurde, und Aul de mit einer thee- löffelweise in kurzen Zwischenräumen verabfolgten Mixtur von 1/i mg arsenigsaurem Kupfer auf 120 — 180 Wasser bei Cholera sehr gute Erfolge erzielt haben. K übler (Berlin). Hofmeier, Zur Prophylaxis der Wochenbetterkrankungen. (Dtsch. med. Wochenschr. 1891. No. 49.) Verf. wendet sich gegen den von Cred6 aufgestellten Satz, dass die Gebärenden in Unterrichtsanstalten im Interesse der Asepsis nicht für Schüler und Schülerinnen als Lehrmaterial zur Uebung in der inneren Untersuchung verwendet werden dürfen. Seinen Ausführungen nach würde die Konsequenz einer derartigen Forderung darin be- stehen, dass die Schüler die höchst wichtige innere Untersuchung überhaupt nicht erlernten und aus der ihnen beigebrachten Scheu in ihrer späteren Praxis auch da unterliessen , wo sie zur Erkennt- nis wichtiger Geburtskomplikationen unentbehrlich ist. Die Schüler sollen sich daher, soweit es mit der Humanität gegen die Schwangeren und Kreissenden irgend vereinbar ist, fleissig im Untersuchen üben, allerdings unter Beobachtung gewisser Vorsichtsmassregeln. Sie dürfen in den letzten 24 Stunden vor der Untersuchung nichts Infektiöses angefasst haben, müssen sich vor jeder Untersuchung die Nägel gründlich reinigen, die Hände mit Seife und warmem Wasser bürsten, dann mit Sublimatlösung desinfiziren und den Finger noch feucht einführen. Die Kreissenden erhalten nach einer Reinigung und Desinfektion der äusseren Theile nach jeder Untersuchung eine Ausspülung mit 1 : 2000 Sublimatlösung unter sanftem Abreiben der Scheidewände uüd des Cervix mit den Fingern. Das letztere Verfahren vertheidigt Hofmeier gegen die zur Zeit viel verbreitete Ansicht, nach welcher die Scheide vor und während der Geburt nicht berührt werden soll, indem er sich auf den Bakterienreichthum des Vaginalschleims sowie auf die mannig- fachen kleinen Verletzungen der Geburtswege unter der Geburt be- ruft und an die Chirurgen appellirt, welche sich auf derartigem Boden niemals einen Eingriff ohne vorhergehende Desinfektion gestatten würden. Endlich führt er die Statistik der von ihm geleiteten Gebär- Schutzimpfung, küDstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 491 anstalt zu Würzburg an. Obwohl dort von 1889 — 1891 1263 Prakti- kanten thätig waren, kamen unter 1000 Wöchnerinnen nur 85 (8,5 °/0) Erkrankungen vor, wobei sowohl 46 ganz leichte Fälle mit 1- bis 2-tägiger geringer Temperaturerhöhung als alle Fälle von Mastitis, Bronchopneumonie, Pleuritis, Erysipel und nur 21 (2,1 °/0) wirkliche puerperale Infektionen einbegriffen sind. Von 5 Todesfällen entfällt nur 1 (0,1 °/0) auf Puerperalfieber, und gerade diese Wöchnerin war während der Geburt nicht untersucht, sondern wahrscheinlich gelegentlich einer zur Stillung der starken uterinen Nachblutung ausgeführten Jodoformtamponade infizirt worden. Einer derartig guten Statistik gegenüber hebt Hofmeier aus der gegen innere Untersuchungen Kreissender gerichteten Abhandlung D oh rn ’s die Angabe hervor, dass das günstigste bisher erreichte Resultat einer Anstalt ohne Unterrichtsleitung eine Mortalität von 0,56 °/0 war. Kühler (Berlin). Pictet, Raoult und Weyl, Th., Ueber die Herstellung von Dauermilch mit dem Apparate der Herren Neuhaus, Gronwald und Oehlmann. (Berl. klin. Wochenschr. 1891. No. 41.) Der Apparat von N e u h a u s benutzt zur Herstellung keimfreier Milch strömenden Wasserdampf von 100 0 und besteht dem Prinzipe nach in einem Dampf koch topfe, an welchem eine Einrichtung zum Verschluss der mit sterilisirter Milch gefüllten Flaschen angebracht ist. Durch diesen Kunstgriff wird eine Infektion der Flaschen nach der Sterilisation durch Luftkeime oder durch die Hände der Bedie- nungsmannschaft ausgeschlossen. Nach Angabe der Erfinder soll die Sterilisation derart erfolgen, dass die Milch zunächst 15 Min. lang auf etwa 75 0 erhalten wird. Nach vierstündigem darauf folgenden Stehen bei Zimmertemperatur, während welcher, wohl etwas knapp gewählten, Zeit die überlebenden Sporen auswachsen sollen, werden die Flaschen im Apparate eine halbe Stunde bei 100 0 oder etwas darüber gehalten und dann noch bei Atmosphärendruck aufgekocht — zur Sterilisirung des Flaschen- halses — und geschlossen. Die Versuche der Verff. ergaben , dass nach diesem Ver- fahren selbst stark verunreinigte Milch frei von Aeroben wird, da- gegen Anaeroben noch enthält. Halbstündige Sterilisation im Wasser- dampf bei 102 0 gab dasselbe Resultat, gleichgültig, ob der Apparat ganz oder nur theilweise gefüllt war. Hiernach gibt der Apparat auch ohne Vorsterilisation bei 85 0 relativ keimfreie, also Dauermilch. Die stets in dieser vorhandenen Anaeroben sind nach allen Erfah- rungen für den Menschen nicht pathogen, also ohne praktisches Interesse. Abel (Greifswald). Hesse, W., Ueber Sterilisirung von Kindermilch. (Ztschr. f. Hyg. Bd. IX. p. 360.) H. verunreinigte Kuhmilch mit Gartenerde und Kartoffelschalen und war nicht im Stande, diese Milch selbst nach 7-stündigem Auf- enthalt in seinem Dampfkochapparat für steril zu erklären; die so 492 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. behandelte Milch gerann und säuerte fast ahsnahmslos bei einer Auf- bewahrung in 30° C. Er schliesst daraus, dass von der Milch von vornherein jede Unsauberkeit ferugehalten werden muss und dass dieselbe möglichst sofort nach dem Melken dem Sterilisirungsapparat übergeben werden soll. Er empfiehlt, sie in 1I2 Ltr.-Flaschen mit Patentverschluss zu füllen, diese in oben offene Blechhülsen zu stecken und so dem Apparat, den er genauer beschreibt, zu übergeben. Nach l3/4-stündiger Einwirkung des strömenden Dampfes ist dieselbe als steril anzusehen. Sie kann in diesem Zustand sogar in geöffneten Flaschen mehrere Tage aufbewahrt werden, ohne zu verderben; der etwa nöthige Zusatz von abgekochtem Wasser ist also ohne Gefahr im Hause des Abnehmers vorzunehmen. Er gibt noch verschiedene Winke, wie dem Flaschensprung zu begegnen sei u. s. w.; man lese darüber die Arbeit selbst. C. Spener (Berlin). Verhoogen, R., Action du courant 61ectrique constant, sur les microorganismes pathogenes. (Extr. du Bullet, de la Soc. beige de Microscopie. T. XVII. 1891. No. IX.) Rekapitulirt die bisherigen Forschungsresultate über den Ein- fluss des konstanten Stromes auf Bakterien und empfiehlt die Vor- nahme von Versuchen über die Möglichkeit, gewisse gegen Wärme empfindliche Nährböden, wie Ascitesflüssigkeit mittelst Elektrizität zu sterilisiren. Kamen (Czernowitz). Burci , E. , e Frascani , Y. , Contributo allo studio dell’ azione battericido della corrente continua. (Estr. dagli Atti della Soc. Tose, di Scienze natur. Memorie. Vol. XII.) Pisa 1891. Die bisherigen, namentlich von Spilker und Gottstein in Bezug auf die physikalische Wirkung des elektrischen Stromes auf Bakterien gewonnenen Resultate sind nicht vollkommen einwandsfrei, da die bei den Versuchen gewählte Anordnung (Umwickelung des Glas- oder Thongefässes mit der Spirale) die chemische (elektro- lytische) Wirkung des Stromes nicht vollkommen ausschliesst. Um das Letztere möglichst ganz zu erreichen, haben daher die Verff. ein mit der zu prüfenden Bakterienkultur bestrichenes Bäuschchen von Glaswolle, welches vorher bei 37° C im Thermostaten bis zu jenem Grad eingetrocknet wurde, welcher zur Lebensfähigkeit der Bakterien unbedingt nothwendig ist, in die Mitte einer Quecksilbersäule ver- senkt, durch welche sodann der konstante Strom in bestimmten Zeit- räumen geleitet wurde. Dass das Eintauchen iu Quecksilber den Bakterien nicht schadet, ist durch mehrere Versuche vorher festge- stellt worden. Um aber dem Vorwurfe zuvorzukommen, dass sich der elektrische Strom nicht gleichmässig in dem Glaswollebäuschchen vertheile, wendeten die Verff. in einer zweiten Versuchsreihe eine andere An- ordnung an, welche darin bestand, dass sie kurze Platindrähte in der Weise in kleine Glasröhrchen schoben, dass zu beiden Seiten ein genü- gend langes Stück Draht hervorsah, um einerseits mit den Reophosen verbunden, andererseits mit der zu prüfenden Kultur bestrichen in Neue Litteratur. 493 das Quecksilber eingetaucht werden zu können. Sämmtliche Versuche ergaben eine Bestätigung der bakterientödtenden Eigenschaft des kon- stanten Stromes. Ausser der Wirkung des letzteren prüften die Verff. auch die Wirkung des Jods in statu nascendi auf Bakterien , welches sich ebenfall? als ein heftiges Gift für die Organismen ergab. Sodann erweiterten sie ihre Untersuchungen auch auf die Ermittelung des direkten Einflusses des konstanten Stromes auf erkrankte Gewebe (spez. bei Erysipel) und bei Einleitung desselben in Flüssigkeiten (angewendet bei Eiterung). Die durch die Verff. gewonnenen Resul- tate bestätigen aber die Laboratoriumversuche von Prochownik und Späth nicht, da ein wesentlicher heilender Einfluss der Elektrizität auf die erkrankten Gewebe bei den Versuchen nicht wahrgenommen werden konnte. Die in sechs Tafeln zusammengestellten Einzelresultate mögen im Originale nachgelesen werden. Kamen (Czernowitz). Neue Litteratur zusammengestellt von De. Abthuk Wübzbubg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Loir, A., La microbiologie en Australie. (Rev. scientif. 1892. No. 25. p. 777 — 782.) Morphologie und Systematik. Frenzei, J., Untersuchungen über die mikroskopische Fauna Argentiniens. 1. Th.: Die Protozoen. 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Französisches Resümee in Comptes rendus du Laboratoire de Carlsberg II. Bd. 1888. Alfred Jörgensen, Die Mikroorganismen der (Jährungsindustrie (Parey, Berlin), 2. Auflage 1890. Englische Uebersetzung : The Micro-organisms of Fermentation, publ. by F. W. Lyon, London 1889. Französisches Resümee von Dr. Bungener in le Moniteur scientifique du Dr. Quesneville, Paris 1890. ise 11. Geräte zur fiakterioskopie fertigen und liefern Warmbrunn, Quilitz & Co., Berlin C., Rosenthalerstr. 40. Niederlage eig. Glashüttenwerke und -Dampfschleifereien, inechan. Werkstätten, Schriftmalerei und Emailliranstalt. Signir-Apparat vom Pharmac. J. Pospisil, Stefanau bei Olmütz, unbezablbar, z. vorscliriftsmäss. Signiren d. Standgefässe, Kasten, Preisnotizen etc. in schwarzer, rother u. weisser Schrift. Muster grat. u. frco. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Dr. R. R. v. Limbeck, Privatdocent für innere Medicin an der deutschen Universität Prag. Grundriss einer klinischen PatMuie des Blutes. 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Anatomischen Instituts an der Universität Berlin, Die Zelle und die Gewebe. Grundzüge der allgemeinen Anatomie und Physiologie. Erster Teil. Mit 168 Abbildungen im Texte. Preis: etwa 10 Mark. Frommannscbe Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. $5 ^ Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Ueb. Holt. Prof. Dr. Lenctart im Professor Dr. LoeJler in Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. UMworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. XII. Baild. -o- Jena, den 7. Oktober 1892. No. 15. Preis für den Sand (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um, Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Seltene Parasiten des Menschen. Von Prof. Dr. F. Zscliokkc in Basel. 1. Taenia (Hymenolepis) diminuta Rud. Herr A. Railliet, Professor an der Thierarzneischule in Al- fort, schickte mir im letzten Frühjahre Bruchstücke von Bandwür- mern zu, die der helminthologischen Sammlung jener Unterrichts- anstalt angehören und einfach mit der Angabe „T6nia de l’homme“ ausgestattet waren. Es handelte sich um zwei zusammengehörende 33 XII. Bd. 498 Zschokke, und miteinander 18 bis 20 cm messende Stücke einer kurzgliedrigen Tänie, der jedoch der Scolex fehlt, und um zahlreiche kürzere Fragmente und abgestossene Glieder, die offenbar einem zweiten Exemplare zuzuschreiben sind, da der zuerst genannte Bandwurm das ursprüngliche Schlussglied noch trägt. Nach Railliet wird das Präparat wohl schon sehr lange in Alfort aufbewahrt; es dürfte wahrscheinlich vom Ende des letzten Jahrhunderts stammen, und zwar aus der von Chabert angelegten und von Rudolphi er- wähnten helminthologischen Sammlung. Der Erhaltungszustand des Präparates ist denn auch gerade kein günstiger. Die Würmer sind sehr undurchsichtig, hart und brüchig geworden ; es hält schwer, noch Spuren der inneren Struktur zu erkennen. Nichtsdestoweniger Hess ein genaueres Studium von Form und Bau des Bandwurms mit Sicherheit den Schluss zu, dass es sich, wie Railliet dies nach der äusseren Erscheinung richtig vermuthet hatte, um Exemplare von Taenia (Hymenolepis) diminuta R ud. handle. Taenia diminuta ist in jüngerer Zeit anatomisch genügend bekannt geworden1); dem von verschiedenen Forschern früher Mit- getheilten ist hier nichts Neues beizufügen. Es genüge also, zu be- merken, dass die Tänien von Alfort, abgesehen von einigen Eigen- tümlichkeiten, die sich leicht als durch besondere Kontraktionszu- stände hervorgerufen erklären lassen, mit den typischen Exemplaren und den ausführlichen neueren Beschreibungen übereinstimmen. Hauptsächlich gewann ich die Ueberzeugung ihrer Zugehörigkeit zu T. diminuta durch Vergleichung mit zahlreichen Präparaten des- selben Bandwurms aus der Wanderratte. Grassi2) (1. c.) ist es gelungen, anatomisch und experimentell die Identität der Taenia diminuta Rud., die in verschiedenen Nagern, besonders der Wanderratte nicht selten ist, mit den Cestoden wahrscheinlich zu machen, die hin und wieder beim Menschen ange- troffen und als Taenia f 1 a v o p u n c t a t a Weinl. beschrieben worden sind. Die Betrachtung der Exemplare von Alfort kann eine Vereinigung der beiden Formen nur rechtfertigen. Mit den allerdings kurzen Angaben von Weinland und Leidy über T. flavo- punctata3), die Leuckart in der zweiten Auflage seines Para- sitenwerkes anführt, lassen sich die an den Exemplaren von Rail- liet beobachteten Verhältnisse nicht unschwer in Einklang bringen. Ebenso ist nach Grassi Taenia diminuta Rud. und T. leptocephala Duj. als synonym zu betrachten; beide be- wohnen übrigens dieselben Wirthe, nämlich verschiedene Nager. Parona’s T. flavopunctata(varesina) entspricht ebenfalls der T. leptocephala Duj. Durch den Fund in der Sammlung 1) F. Zschokke, Recherches sur la structure anatomique et histologique des cestodes. (M^moires de l’Institut genevois. XVII.) 2) B. Grassi, Taenia flavopunctata Wein., leptocephala CrepÜD, diminuta Rud. (Atti R. Accad. d. scienze. Torino. XXIII.) 3) R. Blanchard, Histoire zoologique et mddicale des Teniadös du genre Hymenolepis Weinl. (Bibliothfeque generale de m^decine. 1891.) Seltene Parasiten bei Menschen. 499 von Alfort wird von Neuem bestätigt, dass T. diminu ta ge- legentlich beim Menschen schmarotzen kann ; gleichzeitig wird die von Grassi angenommene Zusammengehörigkeit von Taenia di- minuta Rud. (= leptocephala Duj.) mit der Taenia f 1 a vo p un cta ta von Weinland1), Leidy2 3 *) und Parona8) noch bedeutend wahrscheinlicher gemacht. Die Exemplare Railliet’s vereinigen in ihrer äusseren Erscheinung und in den Dimensionen ihrer Proglottiden in mancher Hinsicht die für T. diminuta und T. flavopunctata bekannten Verhältnisse. Als Zwischenwirthe der Taenia diminuta gelang es Grassi (1. c.), verschiedene kleine Insekten zu entdecken; durch dieselben würde der Bandwurm zufällig auf den Menschen übertragen. Im ganzen ist der Parasit im menschlichen Darmkanal bis jetzt fünfmal nachgewiesen worden. Chronologisch geordnet würden sich die fünf Fälle wie folgt gruppiren: 1) Ende des vorigen Jahrhunderts. Zwei Exemplare von T. diminuta, mit der blossen Angabe „Tönia de l’homme“. Samm- lung von Alfort. (In vorliegender Mittheilung bekannt gemacht.) 2) 1842. Sechs Exemplare desselben Wurms, zwanzig bis dreissig Centimeter lang. Sie wurden von Dr. Ezra Palmer dem patho- log.-anatomisch. Museum der „Society for medical improvement“ in Boston einverleibt. Später wurden sie von Weinland (1. c.) und theil weise von Leuckart (Die Parasiten des Menschen. 2. Auflage) beschrieben. 3) 1884. Fragmente desselben Parasiten, wahrscheinlich drei verschiedenen Exemplaren angehörend. Leidy (1. c.) erhielt sie aus Philadelphia, wo sie einem dreijährigen Kind nach Santoninbehand- lung abgegangen waren. 4) 1884. Vier Exemplare mit Scolex, die E. Parona (1. c.) in Varese einem Kind von zwei Jahren abtrieb. 5) 1887. Zwei Exemplare, wovon eines mit Scolex, von Grassi (1. c.) bei einem zwölfjährigen Mädchen aus Catania beobachtet. Das sind die seltenen Nachrichten über das zufällige Vorkommen von Taenia diminuta beim Menschen. Offenbar stellen sich im menschlichen Organismus nur verirrte Exemplare des Wurmes ein, die, als Cysticercoiden in kleine Insekten eingeschlossen, auf unseren Organismus übertragen werden. So kann es uns nicht verwundern, dass die genügend bekannten Fälle von Taenia diminuta beim Menschen sich sämmtlich auf Kinder beziehen , bei denen eine In- fektion durch zufälliges Verschlucken kleiner Arthropoden leichter Vorkommen wird, als bei Erwachsenen. Entsprechend der weiten Verbreitung der eigentlichen Hauptwirthe der Taenia diminuta — Mäuse und Ratten — sind auch die bekannten Fälle von In- fektion des Menschen weit über den Erdball hin zerstreut. Zwei 1) D. F. Weinland, An essay on the Tapeworms of man. Cambridge 1858. 2) J. L e i d y , Occurrence of a rare human Tapeworm (Taenia flavopunctata). (Amer. Journ. med. sc. LXXXVI1I. 1884.) — A rare human Tapeworm (Taenia flavo- punctata). (Proceed. Acad. nat. sc. Philadelphia. 1884.) 3) E. Parona, Di un caso di Taenia flavopunctata (?) riscontrata in una bam- bina di Varese. (Giornale R. Accad. med. Torino. XXXII. 1884.) 33' 500 Zschokke, Seltene Parasiten bei Menschen. beziehen sich auf Amerika, zwei auf weit von einander abliegende Punkte Italiens, einer auf Frankreich. 2. Cysticercus cellulosae Rud. Ein Fall von Cysticercus cellulosae des Menschen wurde auf der medizinischen Abtheilung des Basler Bürgerspitals im Jahre 1891 beobachtet. Er betraf einen 39-jährigen, in einer chemischen Fabrik angestellten Arbeiter. Die Parasiten lagen in der Zahl von etwra sechs subkutan, und zwar mehrere in der linken Axillargrube, einer in der linken Brustgegend, einer am linken Oberarm (sulcus bicipitalis) und endlich einer in der rechten Kniekehle. Patient hatte die Finnen als vorspringende Knötchen etwa fünf Wochen vor seinem Spitaleintritt bemerkt. (Mittheilung des Assistenzarztes Dr. P. Von der M ü h 1 1.) Das mir vorliegende Exemplar ist ein vollkom- men und gut ausgebildeter Cysticercus, von ca. 15 mm Länge. Der Kopfzapfen hat schon in weitem Masse jene eigenthümliche spiralige Drehung und vielfache Faltung im Innern des Receptaculum erfahren, die bekanntlich erst nach dem 2. Monat des Finnenlebens beginnt. Saugnäpfe und Hakenbewaffnung besitzen ihre charakteristische Ge- staltung. Alles lässt schliessen, dass die Infektion wohl schon ge- raume Zeit vor dem Spitaleintritt stattfand. Distomum lanceolatum Mehlis. Ueber das Vorkommen des kleinen Leberegels im Menschen ver- zeichnet Leuckart in der zweiten Auflage seines Parasitenwerkes nur drei verbürgte Fälle. Der eine bezieht sich auf einen in Wei- mar verstorbenen Sträfling, dessen Gallenblase zahlreiche Exemplare von D. lanceolatum beherbergte, der zweite Fall, bei dem einem Mädchen die Parasiten massenhaft abgetrieben wurden, beobachtete Chabert, der dritte endlich wurde Leu ckart aus Böhmen mitge- theilt. Er betrifft ein Hirtenmädchen, dessen Gallenblase 47 Stück von D. lanceolatum in ausgewachsenem Zustand umschloss. Einen vierten vollkommen festgestellten Fall des Vorkommens des sonst beim Menschen so seltenen Parasiten kann ich hier anführen, wenn es mir auch leider unmöglich ist, Einzelheiten über den Fund mitzutheilen. Herr Dr. L. Rütimeyer brachte von einer Reise nach Egypten zwölf vollkommen ausgebildete, mit reifen Eiern aus- gerüstete Exemplare von Distomum lanceolatum mit. Er hatte dieselben vom Oberarzt des arabischen Spitals in Alexandrien, Dr. Schiess Bey, mit der Angabe erhalten, dass die Würmer bei einer in Alexandrien vorgenommenen Sektion gefunden worden seien. Das betreffende Präparat gehört gegenwärtig der Basler Universitäts- sammlung an. Da schon die blosse Thatsache des Vorkommens von D. lanceolatum beim Menschen medizinisch und zoologisch von Interesse ist, mag vorliegende kurze Notiz gerechtfertigt erscheinen. Basel, 10./9. 1892. Linstow, Beobachtungen an Vogeltänien. 501 Beobachtungen an Vogeltänien. von Dr. t. Linstow. (Mit einer Abbildung.) Taenia malleus Goeze. Unter dem Namen Taenia malleus wird besonders von verschie- denen älteren Autoren eine merkwürdige Tänienform aus Vögeln, meistens aus Enten beschrieben, welche dadurch gekennzeichnet ist, dass das Vorderende hammerförmig verbreitert ist; die Verlänge- rung der Proglottidenkette biegt im rechten oder stumpfen Winkel nach der einen Seite, während ein kürzerer Fortsatz rechtwinklig an demselben Punkte nach der anderen Seite abgeht; die Spitzen beider zeigen keinen Scolex mit Saugnäpfen oder Hakenkranz ; wenn Zeder, Creplin und Dujardin das Gegentheil behaupten, so zweifle ich an der Richtigkeit der Beobachtung, vielleicht haben sie in derselben Ente neben Taenia malleus normale Tänien mit Scolex gefunden. Die ältere Litteratur findet man bei Krabbe1 2), welcher ausser den genannten Autoren Goeze, Frölich, Rudolphi, Bremser, Schlotthauber anführt; die Fundorte sind Anas, Anser, Mergus, Gallus, Picus; hinzuzufügen wäre noch Krefft8), der iu Australien Taenia malleus in Anas superciliosa und punctata fand. Krabbe hat Taenia malleus genauer untersucht und kommt zu der Ueberzeugung, dass weder Scolex noch Geschlechtsöffnungen vorhanden sind, so dass es sich um eine Missbildung, bedingt durch das Nichtvorhandensein des Kopfes, handeln müsse. Im Darm von Hausenten fand ich mehrere Exemplare von Taenia malleus von über 100 mm Länge; die letzten Proglottiden waren 0,39 mm lang und 1,36 mm breit; Geschlechtsöffnungen und Cirren waren nicht vorhanden ; ein Scolex fehlte; der hammerförmige Theil, der sich mit einem längeren und einem kürzeren Ast quer vor den Proglottidenkörper legt, zeigt Andeutungen einer Proglottiden- theilung von 0,035 mm Länge; die ersten deutlichen Proglottiden sind 0,2 mm lang und 0,8 mm breit; sehr zahlreiche, ungemein dicht gedrängte Kalkkörperchen durchsetzten den Körper. Auf Quer- schnitten erkennt man, dass die letzten, reifsten Proglottiden aus einer sich stärker färbenden Rindenschicht ohne deutliche Subkuti- cularzellen und einer inneren Schicht bestehen; theilt man die Linie von einem Aussenrande zum anderen in 11 gleiche Theile, so findet man an der 2. und 10. Abtheilung je den Querschnitt eines Längs- nerven ; theilt man diese Linie aber in 6 gleiche Theile, so findet man an der Abtheilung 2 und 5 ein kleineres, an 3 und 4 ein grösseres Längsgefäss in der Mittelaxe des Querdurchmessers; genau 1) Bidrag til kundskab om Euglenes baendelorme. Kjöbenhavn 1869. p. 288 — 288. 2) On Australien Entozoa. Sydney 1871. p. 222 — 223, tab. II, fig. 2a — c. 502 L i n st o w , in der Mitte aber liegt eine Längsreihe rundlicher, durchschnittlich 0,06 mm grosser Zellen mit länglichem Kern, die offenbar degene- rirte Hoden sind; weiter bemerkt man keine inneren Organe. Die grossen, langen Proglottidenketten sind also völlig steril, und hieraus geht mit Sicherheit hervor, dass Taenia malleus, da sie sich nicht fortpflanzen kann, keine Species, sondern eine Monstrosität ist. Stets ist hier der sogenannte Halstheil, wie bei verschiedenen Vogeltänien, ausserordentlich dünn und zerreisslich ; das Losreissen des Scolex vom Körper kann also im Darm leicht Vorkommen; der Körper, der sich nicht durch Mund und Darm, sondern durch Osmose der Rin- denschicht ernährt, lebt ohne Kopftheil weiter, da aber die Ent- wickelung der Geschlechtsorgane ohne Zweifel unter dem trophischen Einfluss des Gehirntheils steht, welcher hier fehlt, so kommen die ersteren nicht zur Entwickelung und somit glaube ich, dass wir un- ter der Bezeichnung Taenia malleus abnorm entwickelte Exemplare verschiedener dünnhalsiger Vogeltänien zu verstehen haben, deren Scolex abgerissen ist, und welche in Folge dessen die Geschlechts- organe nicht zur Entwickelung gebracht haben und steril geblieben sind. Eine Tänie ohne Kopulationsorgane. Rudolphi1) beschreibt unter dem Namen Taenia spheno- cephala eine Tänie aus Columba turtur und livia, die sehr selten zu sein scheint, denn seit dieser Schilderung wird die Art nicht wieder erwähnt, bis M6gnin sie im vorigen Jahre wieder untersuchte 2 ). Mit Recht rehabilitirt M6gnin die Art wieder, die mit Taenia crassula identifizirt wurde, irrt aber, wenn er meint, Diesing habe dieselbe unterdrückt, welcher sie in seinem Systema helminthum. Vol. I. Vindobonae 1850. p. 509 anführt; Krabbe3) war es, welcher T. sphenocephalafür identisch mit der bewaffneten T. crassula Rud. hielt. Megnin fand T. sphenocephala in Columba migrato- r i a. Meine Exemplare aus Columba domestica waren bis 1 15 mm lang und hinten 4,66 mm breit; die Länge der Proglottiden beträgt hin- ten nur 1,07 mm. Der Scolex ist 0,22 mm breit, die Saugnäpfe messen 0,053 mm , ein Rosteilum und Haken fehlen. Die Kalk- körperchen sind gross, 0,015 mm, und wenig zahlreich; die Rinden- schicht besteht aus einer Cuticula, unter der eine Ringmuskelschicht liegt, dann folgt eine dünne Lage Längsmuskeln, hierauf eine breite von Radiärmuskeln durchsetzte Parenchymschicht und dann eine zweite Längs- und zweite Ringmuskelschicht. In der Nähe jedes Seitenrandes verläuft ein Längsnerv, der 0,036 mm lang und 0,016 1) Entozoor. hist, natur. T. II. Amstelaed. 1810. p. 94 ; Synopsis. Berolini 1819. p. 154 u. 506. 2) Un nouveau t^nia du pigeon, ou plutot une espece douteuse de Rudolphi rehabilitee. (Compt. rend. hebdom. soc. biolog. Ser. IX. T. III. Paris 1891. No. 31. p. 751—753.) 3) 1. c. p. 345—346. Beobachtungen an Vogeltänieu. 503 mm breit im Querschnitt ist; nach innen von ihm folgen jederseits 2 Längsgefässe ; an der einen Körperfläche ein sehr grosses, das in jeder Proglottide mit dem der anderen Seite durch eine Quer- anastomose verbunden ist, etwas weiter noch innen und an der an- dern Körperfläche ein viel kleineres, das weit stärkere Wanderungen hat, als ersteres. Die Hoden liegen in der Mittelschicht, etwa 50—70 mm in jeder Proglottide; sie sind kugelförmig und etwa 0,035 mm gross. Ein Cirrus fehlt; das Ende der männlichen Geschlechtsleitung be- steht aus einer Samenblase, die aussen abgeschnürt ist, der äussere Theil ist kleiner und an seinem Ende sehr dickwandig; die Wan- dung ist hier mit starken Ringmuskeln umgeben und das Lumen zeigt nach aussen zahlreiche Borsten, die nach der Mündung ge- richtet sind, welche in einen Geschlechtssinus führt. Von den weiblichen Geschlechtsorganen nimmt der Keimstock den grössten Raum ein ; er liegt auf Querschnitten einer Proglottide im mittleren Drittel und besteht aus 2 symmetrischen Hälften, die aus fächerförmig gelagerten, kolbenförmigen Drüsengruppen bestehen; die einzelnen Keimzellen sind 0,0106 mm gross. In der Mitte, wo die Stiele oder Drüsengruppen Zusammentreffen, liegt der rundliche, ge- lappte Dotterstock, dessen Dotterzellen 0,0052 mm gross sind ; mitten in ihm findet man die aus wenigen, grossen, einzelligen Drüsen bestehende Schalendrüse, die das Ootyp umgiebt. Der Uterus hat keine Ausbuch- tungen und keine Oetfnung nach aussen; er durchzieht im Querschnitt als cylindrischer Raum die Proglottiden und ist in der Gegend der anderen weiblichen Sexualorgane verengt. Die Eier, welche eine mehr- fache Hülle haben, sind 0,031 mm gross und enthalten einen sechshakigen Embryo. An der Hälfte des Keimstockes, welche den Geschlechts- Öffnungen zugekehrt ist, fällt eine grosse, spindelförmige, weibliche Samenblase auf, von Mögnin als Hoden gedeutet; in ihn führt eine lange, dünne Vagina mit geschlängelten Verlauf; in der Nähe der Mündung erweitert sich ihr Lumen; die äussere Hälfte zeigt an der Innenwand Borsten, die nach innen gerichtet sind und sie mündet in den Geschlechtssinus. Dieser Geschlechtssinus ist urnenförmig; durch Ringmuskeln kann die Mündung verschlossen und der Inhalt entleert werden. Soll er aus der männlichen Samenblase mit Samen gefüllt werden, so wird die Mündung nach aussen verschlossen und die Ringmuskeln der Wandung üben einen Druck auf den Inhalt; dieser kann, da die Borsten am Ausflussrohr der männlichen Samenblase nach aussen gerichtet sind, nicht in letzteres zurückfliessen, kann vielmehr nur in die Vagina gepresst werden, deren Wandung im Innern nach innen gerichtet Borsten führt, welche ein Zurückströmen des Samens in den Geschlechtssinus, wenn dessen Muskeldruck auf hört und wieder nach aussen geöffnet ist, verhindern. Zwei neue Cysticerken. Nicht mir, sondern Herrn Dr. O. Schmeil in Halle gebührt das Verdienst, zwei neue Vegeltänien-Cysticerken gefunden zu haben, 504 Brandes, 1. Cysticercus Taeniae setigerae, a Embryonenbaken. 2. Haken desselben. 3. Haken von Cysticercus Taeniae bra- chycephalae. welche von Herrn Dr. G. Brandes in Halle gezeich- net und bestimmt wurden. Der Cysticercus von Taenia setigera Frö- lich der Gans lebt in Cy- clops brevicaudatus Claus ; die kugelförmige Cyste ist 0,133 mm gross; an sie setzt sich ein dünner, langer, etwa 2,14 mm gros- ser Schwanzanhang, an des- sen Ende man 2 Embryonal- häkchen bemerkt (Fig. 1, a) ; die 10 Haken sind 0,039 mm lang (Fig. 2) und gleichen vollkommen in Zahl, Grösse und Form denen von Tae- nia setigera. Fundort ist der Dieskauer Teich. Zu Taenia brachy- cephala Crepl. gehört ein in Cyclops crassicor- nis Müller lebender Cysti- cercus von ähnlicher Form. Die ovale Cyste ist 0,252 mm lang und 0,194 mm breit; der lange, dünne Schwanz- anhang zeigt an der Basis wie an der Wurzel je 2 Em- bryonalhäkchen; die 10 Ha- ken von 0,054 mm Länge gleichen in allen Punkten denen von Taenia bra- ch ycephala (Fig. 3) aus Machetes pugnax. Göttingen, 31. August 1892. Revision der Monostomiden. Von Dr. Gustav Brandes, Privatdoceuten der Zoologie an der Universität Halle. Seit längerer Zeit mit der Revision der digenetischen Trematoden beschäftigt, glaube ich jetzt meine Untersuchungen über die Familie Revision der Monostomiden. 505 der Monostomiden abschliessen zu dürfen , obwohl ich ohne weiteres gestehen muss, dass noch eine ganze Anzahl von Lücken vorhanden sind. So war ich bisher nicht im Stande, die von Leidy aufge- stellten M o n os to m u m- Spezies nachzuuntersuchen, ebenso waren mir einzelne Formen der Creplin’schen Sammlung, die sich im zoolog. Institut der Universität Greifswald befindet, nicht zugänglich. Auch sind in der Berliner und Wiener Helminthensammlung einige Spezies nicht mehr zu finden, die Rudolphi resp. Diesing be- schrieben haben. Endlich habe ich Monostomum petasatum Deslongchamps und Mon. semifuscum Ollson noch nicht in Händen gehabt, jedoch existiren von diesen letzteren ziemlich brauch- bare Abbildungen, sodass dies kein wirkliches Desiderat genannt werden kann. Sämmtliche andere Monostomum -Spezies habe ich aber Dank der Liberalität der Verwaltung des Berliner, Göttinger, Hamburger, Kieler, Kopenhagener, Leipziger und Wiener Museums und der Herren P. J. v. Beneden, v. Linstow, Stossich untersuchen und mit einander vergleichen können, so dass ich hoffen darf, etwas Klarheit auf diesem Gebiete zu schaffen. Da es mir nun aus mannigfachen Gründen nicht möglich war, die endgültige Bearbeitung dieser Untersuchungen r) zum 70. Geburts- tage des Altmeisters der zoologischen Wissenschaft und im beson- deren der Helminthologie vorlegen zu können, so will ich wenigstens die Resultate meiner Untersuchungen hier in aller Kürze zusammen- fassen. Möge diese Mittheilung auch im schlichten Gewände als dooig d’ oltyrj re (pilrj re vom verehrten Jubilar freundlich aufge- nommen werden. Zuerst ist es nöthig, den Begriff Monostomidae zu begrenzen. Monticelli1 2) rechnet zu dieser Familie auch die Didymozoo- nidae, jene eigenthümlichen, meist zu zwei oder mehreren Indivi- duen zusammenlebenden , ja auch oft zusammenwachsenden Fisch- parasiten, die einen mehr oder weniger schwach entwickelten vorderen Saugnapf besitzen. Ich bin der Ansicht, dass wir es in diesen Formen, die sich sowohl morphologisch, wie biologisch sehr absonder- lich verhalten, mit einer scharf begrenzten Familie zu thun haben. — Weiter pflegt alles das zu den Monostomiden gerechnet zu werden, was nur einen Mundsaugnapf besitzt. Jedoch auch dieser Standpunkt muss ein fehlerhafter genannt werden: ich habe in meiner Bearbeitung der Holostomiden3) darauf hingewiesen, dass ein typisches Hemistomum (Hem. cordatum Dies.) sich von allen verwandten Spezies durch das Fehlen des Bauchsaugnapfes unter- scheidet: kein Mensch würde aber deshalb diese Form zu den Monostomiden rechnen, denn seine ganze Organisation ist eben die der Holostomiden. Von diesem Gesichtspunkte4) ausgehend, 1) Dieselbe wird in Spengel’s Zool. Jahrb. mit einer Reibe von Tafeln dem- nächst folgen. 2) Saggio di una morfologia dei Trematodi. Napoli 1888. p. 106. 3) Die Familie der Holostomiden. (Zool. Jahrb. Abth. f. Syst. Bd. V. p. 589. Taf. XXXX. Fig. 18.) 4) Dieser Gesichtspunkt ist ja durchaus kein neuer , es wird im Gegentheil 506 Brandes, dass nämlicb für die Zusammengehörigkeit von Formen, für die Be- grenzung von Familien die ganze Organisation der Thiere, nicht aber nur einzelne Organe massgebend sein dürfen, beabsichtige ich die ganze Ordnung der Trematoden zu revidiren. Vorläufig bin ich nun aber noch nicht im Stande, alle Trematodenspezies zu übersehen — es harrt vor allen noch der exakten Untersuchung die Unsumme von Formen, die das Genus Distomum in sich vereinigt, daher muss ich mich damit behelfen, die bisher üblichen Gesichtspunkte weiter anzuerkennen, ja icli gehe in gewisser Hinsicht noch einen Schritt zurück, indem ich die Genera Notocotyle Dies, und Ogmogaster Jägersk. wieder den Mo n ostomen s. s. einreihe. Andrerseits schalte ich allerdings das Genus Opistothrema mit vollständig abweichendem Bau überhaupt bei der Besprechung der Monostomiden aus. Auch werde ich mich bemühen, diejenigen Formen, die sich nach meinen bisherigen Untersuchungen als zusam- mengehörig ergeben haben, zu gruppiren und das ihnen Gemeinsame in aller Kürze hervorzuheben. Erst wenn man nach eingehender Untersuchung hauptsächlich sämmtlicher Distomiden eine Ueber- sicht über den Bauplan der einzelnen Formen hat, — was wir bis- her davon wissen, ist im wahrsten Sinne des Wortes Stückwerk — wird mau im Stande sein , die Zusammengehörigkeit der Spezies zu erkennen, natürliche Familien, Unterfamilien und Genera zu be- gründen ; jeder vereinzelte Vorgang ist m. E. verfrüht und sollte nach Möglichkeit unterlassen werden. Und nun zur Besprechung der einzelnen Spezies! Auszuschalten sind nach Untersuchung der Originale fol- gende bisher als Mou ostomen bezeichnete Formen: 1) Monostomumliguloideum Dies., ein über 10 cm langes, von Natterer in Brasilien gesammeltes Thier aus der Leibeshöhle eines Piraraca (Vast res Cu vieri), von dem ich allerdings nur ganz kleine Individuen untersuchen konnte. Wir haben es in dieser Form mit einer Amphiline zu thun, wie auch Monticelli* 1), der die grossen Individuen untersucht hat, kürzlich mittheilte. 2) Monostomum Squamula Dies., dessen zweiten Saugnapf schon Rudolph i bemerkt hat; wir buchen diese Form daher als Distomum squamula Rud. aus dem Darm von Mustela Pu- t o r i u s. 3) Monostomum echinostomum Dies., aus dem Darm von Cathartes Aura und Sula fusca, hat ebenfalls einen deutlichen Bauchsaugnapf und ist identisch mit Rudolphi’s Distomum pl ani colle, einem Vertreter des Untergenus Echinostomum Duj. 4) Monostomum hystrix Molin aus dem Darm von Ra na esculenta. Diese Spezies ist lediglich im Wiener Hofmuseum und auch dort nur in einem (sehr gut erhaltenen) Exemplare vorhanden, sie hat sich aber als eins der verbreitetsten Distomen entpuppt, nämlich als Distomum endolobum. überall danach verfahren ; nur bei den stiefmütterlich behandelten Trematoden wird er der Bequemlichkeit halber einfach ignorirt. 1) Appunti sui Cestodaria. Napoli 1892. (Estratto dal Vol. V. Serie II. No 6. degli Atti delle R. Accad. delle scienze fis. e mat. d. Napoli, pag. 2.) Revision der Monostomiden. 507 5) Monostomum spirale Dies., aus dem Darm mehrerer Brasilianischer Reptilien, ist ein auffallend gebautes Dis t om um mit stark verlängertem Körper, der ähnlich wie beim Männchen von Bilharzia bauchwärts eingerollt ist. Ich führe diese Form vor- läufig als Distom um spirale Dies. 6) Monostomum cochleariforme Rud., aus dem Darm von Barbus fluviatilis, ist wahrscheinlich als ein Gasterostomum anzusprechen ; es lässt sich dies an den kümmerlichen Ueberresten der Originale im Berliner Museum nicht mit Bestimmtheit fest- stellen. 7) Monostomum cornu Rud., aus dem Darme mehrerer Reiherarten. Auch diese Spezies ist nur im Berliner Museum vor- handen, und zwar nur in einem Exemplare, das aber nicht einmal erkennen lässt, ob wir es mit einem Trematoden oder mit einem Bandwurmgliede zu thun haben. Mir scheint das letztere der Fall zu sein, und die Form wäre danach einfach zu streichen. 8) Monostomum cochleariforme Rud. Crep li n hat einen zweiten Saugnapf beobachtet, es würde nach diesem Forscher zu den Distomen zu rechnen sein, ich glaube aber aus den kümmerlichen Ueberresten im Berliner Museum auf ein Gasterostomum schlies- sen zu dürfen. Ausserdem fallen noch eine ganze Anzahl von Speziesnamen, weil dieselben Formen unter verschiedenen Namen beschrieben wurden, so z. B. Mon. Stossichianum Moutic. Als gute Arten glaube ich folgende Formen mit Sicherheit aufführen zu können: 1) Monostomum mutabile Zeder. 2) Monostomum flavum Mehlis. 3) Monostomum arcuatum mihi1). 4) Monostomum Tringae n. sp. 5) Monostomum ellipticum Rud. Diese fünf Spezies scheinen ihrer Organisation und Lebensweise nach zusammenzugehören, jedenfalls die ersten 4, die sämmtlich in der Leibes- oder Infraorbitalhöhle von Wasservögeln schmarotzen, während M. ellipticum in der Lunge von Rana macul ata ge- funden wurde. Ich werde diese Gruppe vielleicht später von den übrigen Formen trennen durch Gründung des Genus Cyclocoelum, weil die Enden der Darmschenkel mit einander verschmelzen, sodass der Darmtractus einen Ring darstellt. Zu dieser Gruppe gehört jedenfalls noch Mon. nigropuncta- tum Linst. Das mir vom Autor gütigst zur Verfügung ge- stellte Exemplar lässt aber keine in die Augen springenden Unter- schiede von Mon. mutabile erkennen, denn die „schwarzen Punkte“ findet man auch bei jenem; es sind eben die Augenflecke der in den Eischalen eingeschlossenen Embryonen. 1) Bisher mit Mon ost. mutabile verwechselt. Schon Nitz sch hat nach G i e b e 1 ’s Angaben darauf hingewiesen, dass unter Mon. mutabile zwei verschiedene Spezies begriffen würden, deren eine er Mon. asperum nannte. Vergl. Giebel, Verzeichniss der im zoolog. Museum der Universität Halle aufgestellten Helminthen. Halle 1866. p. 4. 508 Brandes, Ferner glaube ich hier nennen zu müssen: Mon. ovatum Molin, Mon. lanceolatum Wedl und Mon. gracile Rud. , von denen ich die Originale nirgends auffinden konnte, die ich aber den oberflächlichen Beschreibungen nach für identisch mit Mon. muta- bile, arcuatum oder Tringae zu halten geneigt bin. Ich fahre fort mit der Aufzählung guter Arten: 6) Monostomum verrucosum Zeder, eine verbreitete Spe- zies aus dem Blinddarm der Enten, von der ich sowohl Rudolphi’s und Diesing’s Originale, als auch frisch konservirte und lebende Exemplare untersucht habe. Das Resultat meiner Untersuchungen ist folgendes: Die Warzen — keine rückenseitig gelegenen Saugnäpfe, sondern bauchseits gelegene Drüsenausmün- dungsstellen — 1), sind nicht immer gleich deutlich zu erkennen, vor allem verschwinden sie am lebenden Thiere bei dem geringsten Druck des Deckglases. Ich meine daher, diese Drüsenkomplexe können bei einer Reihe von Formen bisher übersehen sein und möchte deshalb vorläufig keinesfalls ein Genus auf das Vorhanden- sein dieser Drüsen hin gründen, resp. das einstmals von Diesing so fehlerhaft als nur möglich charakterisirte Genus Notocotyle anerkennen, das Monticelli2) neuerdings wieder zu Ehren bringen will. Mit dieser Spezies vereinige ich die beiden Rudolphi’schen Formen Mon. lineare und attenuatum, die sich lediglich durch äussere Formverhältnisse von Mon. verrucosum unterscheiden. Auch glaube ich, M o n. caryophy llinum Zeder für Mon. verru- cosum erklären zu dürfen; ich habe die Zeder’schen Originale nicht erhalten können , aber die Beschreibung des gewissenhaften C. L. Nitzsch, dessen handschriftliche Notizen uns Giebel (1. c. p. 4) mittheilt, passt vollständig auf unsere Spezies. 7) Monostomum alveatum Mehlis, eine sehr kleine, breite Form, ebenfalls aus dem Darm von Enten. 8) Monostomum trigonocephalum Rud., aus dem Darm- traktus von Seeschildkröten. 9) Monostomum Hippocrepis Dies., aus dem Rectum von Hydrochoerus Capybara. Die letzteren vier Spezies sind sich ähnlich in Bezug auf die An- ordnung der Geschlechtsorgane und den Verlauf des Darmtraktus; ausserdem gleichen sich 6 und 7 noch durch ihre mit Filamenten versehenen Eier, während bei 8 und 9 diese Anhänge fehlen. 10) Monostomum reticulare v. Ben., aus dem Darm von Seeschildkröten. 11) Monostomum proteus mihi, ebendaher. 12) Monostomum macrorchis mihi, ebendaher. 13) Monostomum expansum Creplin, aus dem Darm von Pandion Haliaetus. 1) Vergl. meine kleine Abhandlung: Zum feineren Bau der Trematoden. (Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. LIII. No. 4. p. 570. Taf. XXII. Fig. 13 ) 2) Saggio etc. p. 93, und Studii sui Trematodi endoparassiti. — Sul genere Noto- cotyle Dies. (Estratto dal Bollettino della Societä di Naturalisti in Napoli. Serie I. Vol. VI. — Anno VI. Fase I. 1892.) Revision der Monostomiden. 509 14) Monostomum spinosissi mum Stossicb, mit dem auch Mon. Stossichianum Monticelli identisch ist. Ich habe die beiden Formen Mon. spinosissimum und Stossichianum durch die Liebenswürdigkeit des Herrn Prof. Stossich in Händen gehabt und konnte mit absoluter Sicherheit konstatiren, dass die neue, kürzlich von Monticelli x) beschriebene Spezies nichts anderes vorstellt, als etwas stattliche Exemplare von Mon. spinosissimum. Die Beschreibung S tos sich’s 1 2) ist aller- dings nicht ganz korrekt, vor allem ist dem fleissigen Triester For- scher bei der Angabe über die Eiformen ein Irrthum untergelaufen: Nicht Mon. capitellatum hat Eier mit einem hyalinen Fortsatz (1. c. Tav. II. Fig. 9), sondern Mon. spinosissimum, wie auch schon Setti3) gegen St os sich bemerkt hat. Ich werde in der definitiven Abhandlung näher hierauf einzugehen haben. 15) Monostomum capitellatum Rud., wie das vorher- gehende aus dem Darm von Box salpa. 16) Monostomum orbiculare Rud., ebendaher. Beiläufig will ich gleich bemerken, dass Par ona’s Angabe über die exzeptio- nelle Lage des Exkretionsporus bei dieser Spezies nicht richtig ist, er liegt ganz normal am hinteren Körperpole, etwas nach dem Rücken zu verschoben. 17) Monostomum faba Bremser, zu mehreren Individuen in Höhlungen der Haut verschiedener kleiner Vögel. 18) Monostomum plicatum Creplin. Im Schlunde und Darm von Walfischen. 19) Monostomum semifuscum Olsson, im Dünndarm von Sula Bassana. 20) Monostomum e c h i n a t u m v. Linst. , Intest, von Pan- dion Haliaetos. 21) Monostomum aculeatum v. Linst., Intest, von Te- studo graeca. 22) Monostomum ventricosum Rud., aus der Leibeshöhle einiger Sänger. 23) Monostomum cymbium Dies., im Oesophagus von H i - mantopus Wilson ii (Brasilien). 24) Monostomum petasatum Deslongchamps, Blinddarm vom Austernfischer. 25) Monostomum holostomoides Mehl., Intest, von Po- diceps cri St atus. Bisher nur als KatalogDame. 26) Monostomum pingue Mehl., Nierenkanäle von Podi- ceps cristatu s. Bisher nur als Katalogname. 27) Monostomum nephriticum Mehl., Ureteren von Co- lymbus arcticus. Bisher nur als Katalogname. 1) Studii sui Trematodi endoparassiti. — Dei Monostomum del Box Salpa. (Estratto dagli Atti della R. Accademia delle scienze di Torino. Vol. XXVII. 13 Marzo. 1892.) 2) Brani di elminthologia Tergestina. (Estratto dal Bolletino della Societä adria- tica di sc. nat. in Trieste. Vol. VIII. 1883. Fase. 1. p. 2 ) 3) Sülle uova dei Trematodi. (Estratto dagli Atti Soc. Lig. sc. nat. e geogr. Vol. II. Fase. 1.) 510 Brandes, Revision der Monostomiden. Ueber folgende Arten erlaube ich mir vorläufig noch kein Ur- theil, da ich sie nicht zur Untersuchung erhalten konnte und die gegebenen Beschreibungen viel zu nichtssagend sind. 1) Monostomum sulcatum Rud., Intest. von Pipa araeri- cana. 2) Monostomum prismaticum sZeder, Leibeshöhle von Corvus frugilegus. 3) Monostomum delicatulum Dies., Intest, von Emys europaea. 4) „ crenulatum Rud., Intest, von Sylvia P h o e n i c u r u s. 5) „ incommodum Leidy, Ventric. von Alligator m ississippiensis. 6) „ obscurum Leidy. 7) „ ornatum Leidy, Abdomen von Rana pipiens. 8) „ affine Leidy, Vesic. duct. biliar, von Fiber zibethicus. 9) „ r e n i c a p i t e Leidy, Intest, von D e r- matochelys coriacea. 10) „ molle Leidy, Pulmon. von Sterno- thaerus odoratus. 11) „ macrostomum Rud., Intest, von Larus ridibundus (wahrscheinlich He- mistomum pileatum). 12) „ vespertilionis Cat. E. V., Intest, von Vesper ugo noctula. 13) „ Leporis Kuhn. Lepus cunicul. do- rnest. Ad peritoneum. Da Die sing schon vermuthet, es läge hier ein Cysticercus pisiformis vor, können wir m. E. ohne weiteres die Streichung dieses Namens vornehmen. Die folgenden Spezies dagegen glaube ich mit Bestimmtheit als Larven, als nicht geschlechtsreife Formen ansehen zu dürfen. Da wohl jeder Helminthologe schon die Unannehmlichkeit empfunden hat, die darin beruht, dass auch für das nicht geschlechtsreife Thier, dessen Zugehörigkeit noch gar nicht festzustellen ist, der Genus- name mit angefügter Speziesbezeichnung gebraucht wird, so hoffe ich auf allgemeine Zustimmung, wenn ich vorschlage, für diesen Zu- stand die Diminutivform der Genusbezeichnung zu wählen, also Distomulum, Monostomulum, Amphistomulum etc.; hiermit würde dann auch die Möglichkeit gegeben sein, eine derartige unfertige Form durch einen Artnamen zu kennzeichnen , ohne dass man befürchten muss, Missverständnisse hervorzurufen. Als Larven spreche ich also folgende Formen an: 1) Monostomulum lentis Nordm., Auge des Menschen. 2) „ maraenulae Rud., Coregonus maraenula, ad ventric. in caps. 3) „ asperum Vaillart , Siren lac'er- tina, sub cute in caps. 4) „ Delphin i Blainville, Delphinus Dalei, in adipe folliculo inclusum. Magalhäes, Die Filaria Bancrofti Cobbold und die Filaria immitis Leidy. 511 5) Monostomulum dubium Cobbold , Gaste rosteus spinackia, Ovarialperitoneura in caps. 6) „ lucaneum Leidy. 7) „ Rhombilaevis Wedl, Flossenstrah- len und Schleimhaut des Darmes. 8) „ praemorsum Nordm., Abramis brama in regione branchiarum. 9) „ viviparae v. Linst., Paludina vi- v i p a r a. 10) „ S ettenii Naumann. 11) Monostomum constrictum Dies., aus dem Auge von Abramis brama, halte ich für eine Holostomidenlarve , Tetra- cotyle, und zwar für eine Form, die zur Unterfamilie der Diplo- stomen gehört; demnach würde ich die Art als Dip lost om ul um constrictum bezeichnen. Dies sind also in aller Kürze die Resultate meiner Untersuchun- gen in systematischer Hinsicht; man sieht, es ist noch ziemlich viel zu leisten, dies kann aber nur geleistet werden, wenn ein jeder zu seinem Theile dazu beiträgt, das in Museen und in Privatsammlun- gen schlummernde Material ans Licht zu ziehen, damit möglichst sämmtliche Spezies durch eine Hand gehen, wodurch lediglich eine saubere Durcharbeitung des gesammten Materials ermöglicht werden kann. Halle, Ende September 1892. Die Filaria Bancrofti Cobbold und die Filaria immitis Leidy, Von Prof. P. S. de Magalhäes in Rio de Janeiro. (Mit 4 Abbildungen.) Herr Prof. v. Lin stow hat in seinem kürzlich im Centralblatte für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd. XII. No. 2/3 erschienenen Artikel über Filaria Bancrofti Cobbold gelegentlich die auffal- lende Aehnlichkeit jenes Nematoiden mit F. immitis Leidy erwähnt. Vor nicht langer Zeit hat auch Herr M o t y in einem in der Revue de Chirurgie in Paris veröffentlichten Aufsatze sich über die Aehnlich- keit der beiden Parasiten ausgesprochen, indem er sich mehrfach auf die Filaria canina bezieht. Die beiden Arten stehen einander in der That sehr nahe, ihre Analogieen und Aehnlichkeiten können der leichtesten Prüfung nicht entgehen, und doch besitzen wir schon hin- reichend scharfe Merkmale, um ihre Verwechselung unmöglich zu machen. Mit Ausnahme der Exemplare, an welchen ich meine Beobach- tungen gemacht habe, und welche von meinem Kollegen, Herrn F i - gueira de Saboia, in den Blutgerinnseln des linken Herzventrikels 512 Magalhä es gefunden worden waren, hatten bis jetzt alle F i 1 a r i a Ban er o f t i ihren Sitz in den Verzweigungen des Lymphsystems. Der Fundort der Filaria immitis ist die rechte Herzhöhle und die Lungen- arterie des Hundes. Die Filaria immitis findet man gewöhnlich in grosser Zahl; bisweilen sind die sie enthaltenden Höhlen mit ihnen angefüllt. Die Fil. Bancrofti ist immer in sehr kleiner Anzahl gefunden worden, bisweilen nur ein einziges Paar. Der Parasit des Hundes ist viel grösser , als der des Menschen. Die Fil. immitis zeigt dieselbe Bildung des Kopfendes bei beiden Geschlechtern ; bei Fil. Bancrofti endigt der Kopf des Weib- chens keulenförmig, d. h. das Ende ist angeschwollen und das vor- hergehende Stück verengt. Bei dem Männchen dieser letztem Art ist das Kopfende nicht angeschwollen, sondern abgerundet. In diesem Falle nähert sich die Gestalt der der Fil. immitis, aber wenn ich nicht irre, besteht auch hier noch ein kleiner Unterschied: bei der Filaria des Hundes ist sie ein wenig spitzer, bei der des Men- schen etwas rundlicher. Die Fil. immitis zeigt bei beiden Geschlechtern einen schma- len, rothbraunen Streifen im Innern des Körpers, bei durchfallendem Lichte betrachtet, welchen man besonders am vorderen Drittel des Körpers sehr leicht bemerkt und am deutlichsten in der Nähe der Mundöffnung sieht. Dieser Streifen fehlt meinen Exemplaren der F i 1. Bancrofti ganz; er scheint dem Verdauungsrohr (Oesophagus und Darm) des Nematoiden zu entsprechen und von dessen Farbe abzu- hängen. Keinenfalls steht er in Beziehung zu den Seitenfeldern; letztere sind an der Fil. immitis ebenso leicht wahrzunehmen, wie an Fil. Bancrofti. Der wichtigste, spezifische Unterschied der beiden Nematoiden ist die Bildung ihrer Schwanzenden. Bei Fil. immitis ist dieser Körpertheil in mehrere Spiralwindungen aufgerollt, welche zahlreicher sind, als bei Fi 1. Bancrofti. Die Papillen, welche (nach meinen eigenen Beobachtungen) denen der andern Art an Zahl und Stellung ähnlich sind, haben eine länglichere Form, ihre Basis ist nicht breiter, als ihr Ende, scheint sogar ein wenig verschmälert; sie sind ein wenig länger und haben eine grosse Hautfalte in die Höhe, indem sie so einen Sack bilden, welcher auf jeder Seite durch den von den Pa- pillen selbst emporgehobenen Flügel oder Rand begrenzt wird. Ihre Oberfläche ist glatt, ihre Umrisse sind scharf. Die beiden Spicula, ziemlich ungleich und in hyaline Scheiden eingeschlossen, sind sehr leicht zu erkennen. Bei Fil. Bancrofti sind die Papillen an der Basis etwas breiter, als an der Spitze, von zottigem (villeux) Ansehen1), 1) Der Ausdruck zottig (villeux) bedeutet hier ein Aussehen, sehr ähnlich dem einer mit sehr kleinen, kegelförmigen Papillen bedeckten Papille, wie man sie in grö- berer Gestalt in den schwammförmigen Papillen der Zunge sieht; nur sind sie bei der Filaria viel zarter. Was die Zahl der Papillen der Fil. immitis betrifft, so weicht meine Behauptung von dem, was einige Autoren sagen, ab ; aber der Unterschied rührt daher, dass einige Beobachter die letzten kleinen Papillen übersahen, andere dieselben auf andere Weise erklärt haben, indem sie davon als von einer kleinen Säge reden, u. s. w. Die Filaria Bancrofti Cobboltl und die Filaria immitis Leidy. 513 Fig. 1. Filaria immitis. ^ Fig. 4. Filaria sanguinis hominis oder Filaria Bancrofti. 9 XU. Bd. 34 514 IjOOSS, von etwas ungleicher Oberfläche und mit fein gezähneltem Umrisse; ihre Substanz erscheint der Länge nach fein gestreift. Sie heben das sie bedeckende Integument sehr wenig in die Höhe, bilden aber weder eine Falte oder einen Flügel, noch einen merklichen Sack. Die beiden Spicula liegen, von der Seite gesehen, so über einander, dass ich sie an meinem Exemplar lange für einfach angesehen habe. Also kurz zusammengefasst: die beiden Filariaarten, F. im- mitis Leidy und F. Bancrofti Cobb. sind leicht zu unterscheiden: Die weiblichen Individuen lassen keine Verwechselung zu wegen der keulenförmigen Gestalt des Kopfendes der F.Bancrofti; die Männ- chen sind an dem glatten, gleichmässigen Aussehen der Papillen und an der Gegenwart der bei Fil. immitis einen Sack bildenden Hautflügel zu erkennen, während die Papillen der Fil. Bancrofti ein zottiges Ansehen haben und keine lange Hautfalte in Gestalt eines Flügels, oder Sackes emporheben. Rio de Janeiro, den 24. Aug. 1892. Nochmals über Phagocytose1). Von Dr. A. Looss ln Leipzig. Die letzte Veröffentlichung des Herrn Prof. Metschnikoff in Sachen der Streitfrage über die Phagocytose (Diese Zeitschr. Bd. XII. No. 9. p. 294) zwingt mich, nochmals in derselben Angelegenheit das Wort zu nehmen. Jene Publikation ist nämlich geeignet, die Auf- merksamkeit des Lesers von einem mir recht wichtig erscheinenden Punkte ab, und nur auf die Differenz unserer beiderseitigen Anschauungen über die Phagocytose zu lenken. Diese Differenz dürfte nunmehr bekannt sein und sie ist auch von Metschnikoff selbst im Wesentlichen richtig dargestellt worden. Ich halte daran fest, dass die Auflösung aller Gewebe des Froschlarvenschwanzes ohne Zuthun von Phagocyten stattfindet, mit der alleinigen Ausnahme, dass man gelegentlich Trümmer, sowohl von Muskeln als auch von rothen Blutkörperchen, sowie Pigmentkörperchen nebeneinander in typische Leukocyten eingeschlossen findet. Darüber, dass Herr M. zur Er- klärung dieser abweichenden Anschauung meine Präparate und deren Deutung verdächtigt und als „ganz ungenügend'1 hinstellt, will ich kein Wort weiter verlieren ; ich verweise dafür auf das, was ich in meiner Degenerationsarbeit über die Untersuchungsmethoden gesagt habe. Vielleicht würde Herr Metschnikoff aber, wenn er selbst recht viele Präparate, frische und konservirte, aufmerksam studirt 1) Vergl hierzu meine frühere Mittheilung Phagocyten und Phagocytose. (Diese Zeitschr. Bd. XII. No. 2/3. p. 81.) Nochmals über Phagocytose. 515 und verglichen hätte, in dieser Hinsicht etwas zurückhaltender ge- wesen sein. Doch darüber müssen eben spätere Untersuchungen ent- scheiden ; ich bin mit meinem Gegner auch ganz einverstanden darin, dass hierzu objektive und geschickte Forscher nothwendig sind. Ein zweiter Punkt aber, der inMetschnikoff’s jüngster Aus- lassung mit keinem Worte berührt wird, und der mir der Beachtung recht werth erscheint, das ist die Differenz der eigenen An- schauungen des Herrn Prof. Metschnikoff, die ganz verschiedene Stellung, welche er selbst zu verschiedenen Zeiten zu der Frage ein- genommen hat, und die ich schon in meinem Aufsatze: Phagocyten und Phagocytose1) darzulegen suchte. Es wird hierüber neuerdings nur gesagt (D. Zeitschr. Bd. XII. No. 9. p. 294) : „Vor etwa 9 Jahren habe ich in einer kleinen Mittheilung den Satz aufgestellt, dass die Atrophie des Kaulquappenschwanzes wesentlich durch Phagocyten be- werkstelligt wird. Im Anfänge dieses Jahres habe ich eine weitere Mittheiluug x) gemacht, in welcher ich, meine früheren An- gaben bestätigend, den Nachweis zu bringen suchte, dass die Phagocyten, welche die kontraktile Substanz verdauen, sich aus Sarko- plasma und Muskelkernen bilden.“ Wie es sich mit dieser „Bestätigung“ verhält, davon mag fol- gende Zusammenstellung ein Bild geben. Es heisst: In früheren Publikationen 2) 1) Ueber die Natu Als Phagocyten fungiren die wan- dernden Mesodermzellen, d. h. amöboide Biudegewebszelleu und bewegliche Lymph- und Blutkörperchen. (U. a. m.) 2) Ueber den Zer a) „dass im Beginne der Metamor- phose neben einigen Schwanzmuskeln a m ö b o i d e Z e 1 1 e n sich anhäufen“, . . . (Biolog. Centralbl. p. 561.) b) „welche allmählich ganze Stücke von Primitivbündeln umwickeln, um sie dann vollständig aufzufressen.“ (Biolog. Centralbl. 1. c., p. 561.) ln der letzten Publikation *) der Phagocyten. 11 ne m’est jamais arriv6 de les ideuti- fier (sc. les phagocytes) avec des leuco- cytes. (p. 2.) all der Muskeln. ot) „Et cependant ni dans le inuscle meme, ni dans son voisinage ou n’aper^oit jamais d’agglomeratiou de leucocytes.“ (P- 7.) ß) „Le faisceau musculaire eutier se transforme eu une masse de phago- cytes.“ (p. 5.) Alle drei Punkte sind zweifellos von grundlegender Bedeutung für die Auffassung des ganzen Zerfallsprozesses; wo aber hier eine „Bestätigung“ der früheren Angaben liegen soll, ist m i r unerfindlich ! Und dabei wird nirgends auch nur der Versuch gemacht, den direkten Widerspruch zwischen den älteren und neueren Angaben zu be- gründen oder beide anderweit mit einander in Einklang zu bringen, wie es sonst bei wissenschaftlichen Mittheilungen Sitte zu sein pflegt. Speziell für mich ist diese Lücke um so empfindlicher, als die neueren Ansichten des Herrn Metschnikoff, welche meine Resultate als ungenügend und falsch hinstellen, theilweise dasselbe besagen, was 1) Annalcs de l’lustitut Pasteur. Vol. VI. 1892. p. 1. 2) Besonders: Arbeit, a. d. zool. Institut Wien V. 1883. uud Med. Biol. Centralbl. III. 1883/84. p. 560. 34 516 Germano, ich schon früher im Widerspruche zu seinen ersten Angaben fest- stellte. Man vergleiche hier besonders die Sätze 2 a u. ß und meine Arbeit: Degenerationserscheinungeu etc., wo es betreffs der Musculatur pag. 51 heisst, „dass eine aktive Beihülfe von Seiten der Leukocyten nicht nachzuweisen ist, und dass der Zerfall vollkommen selbständig, wie bei den anderen Geweben aus sich selbst heraus stattfindet“. Nur ist für mich der zerfallende Muskel eben ein zerfallender Muskel und keine „masse de phagocytes“. Die Verschiedenheit unserer Ansichten beruht demnach doch nicht so vollkommen auf einer „Differenz der Thatsachen“, wie Herr M. an- zunehmen scheint. Bloss die Deutung ist eine andere: ich glaube nicht au die Seelenwanderung des Sarkoplasmas, das erst den Muskel brüderlich begleitet und ihn später auffrisst! Aber ich halte diese Deutung auch für keine Widerlegung meiner Angaben. Doch es war hier nur meine Absicht, die Aufmerksamkeit der Fach- genossen auf den Systemwechsel des Herrn M. nochmals hinzulenken. Vielleicht findet Herr Metschnikoff früher oder später Gelegenheit, uns den Grund für die Aenderung seiner Anschauungen darzulegen, — hoffen wir, diesmal ohne Zuhülfenahme „ganz ungenügender Prä- parate als Ursache einer irrthümlichen Wahrnehmung und Deutung!“ Leipzig, 16. Sept. 1892. Der Bacillus membranaceus amethystinus mobilis. Von Dr. Ed. Germano. Es sind bereits mehrere Mikroorganismen von violetter Farbe beschrieben worden. Ich will hier denselben noch einen neuen liiu- zufügen, der nicht weniger Interesse bietet, als die anderen. Um ihn besser beschreiben zu können, muss ich mit kurzen Worten auf die schon bekannten zurückkommen und ich folge dabei dem Lehrbuche von Eisenberg. Ein violetter Bacillus war einer der ersten, welche man aus dem Wasser kennen lernte. Seine wichtigsten Eigenschaften bestanden im Folgenden: Er ist beweglich, von violetter Farbe, wächst nicht bei 37°, verflüssigt Gelatine sehr schnell und ist fakultativ anaero- bisch, in diesem Falle aber farblos, auf Kartoffeln wird er sehr dunkel. Tolles fand im Brunnenwasser einen anderen, violetten Bacillus, dem er den Namen Bacillus membranaceus amethystinus gab. Er ist unbeweglich, verflüssigt Gelatine sehr langsam und bildet Membranen, die einer dicken Gewebsschicht mit gentiana- violetter Farbe gleichen. In Agar erhält er seine Färbung erst später, bildet aber auch hier eine violette Schicht. Er wächst bei Zimmertempe- ratur, ist aerobisch und wächst auf Kartoffeln mit schmutziggelber bis olivengrüner Farbe. Der Bacillus membranaceus amethystinus mobilis. 517 Der Bacillus janthinus wurde aus dem Wasser der Panke (Berlin) und der Wasserleitung von Chemnitz (Zimmermann) isolirt, ist beweglich und verflüssigt die Gelatine sehr schnell. Auf Kartoffeln zeigt er eine dunkle violett-braune Farbe. Er wächst am besten bei der Temperatur der Umgebung und ist aerobisch. Aus dem Flusswasser gewann Smith den Bacillus coeru- leus. Er wächst langsam bei Zimmertemperatur, verflüssigt Gelatine und ist aerobisch, bildet keine Membranen und hat auch auf Kar- toffeln dunkelblaue Farbe. Plagge und Proskauer fanden in der Wasserleitung Berlins einen beweglichen Bacillus von blauschwarzer Farbe, der auf Kar- toffeln violett ist. Er wächst bei Zimmertemperatur , verflüssigt langsam Gelatine, ist fakultativ anaerobisch, dann aber farblos. Er wurde Bacillus lividus getauft. Claessen isolirte aus dem Wasser der Spree einen Bacillus, dem er den Namen Bacillus berolinensis indicus gab. Es wächst dieser am besten bei Zimmertemperatur; er ist beweglich, verflüssigt Gelatine nicht, hat indigoblaue Farbe, auch auf sauren Kartoffeln, schmutzig-grünliche jedoch auf alkalinischen. Die Farbe löst sich nicht in Wasser, Alkohol, kaltem und warmem Chloroform, dagegen wohl in konzentrirter Salzsäure. Das wären die bisher beschriebenen violetten Bacillen. Von Kokken gibt es nur einen solchen, den M icroco ccus violaceus Cohn. Er wächst bei Zimmertemperatur, verflüssigt Gelatine nicht und zeigt auf Kartoffeln sich violett gefärbt. Im Gegensatz zu diesen bisher aus reinem oder schmutzigem Wasser beschriebenen findet sich der von mir entdeckte in der Luft. Bei der Durchmusterung einiger alten Platten von typhusähnlichen Bacillen, die zum Studium der Kolonieen oft der Luft ausgesetzt werden mussten, bemerkte ich eine sehr schöne, violett gefärbte Kolonie, die ich in einen Tubus mit Gelatine einimpfte. Es wächst dieser neue Bacillus gut bei Zimmertemperatur, aber nicht bei der des Thermostaten. Er ist lediglich aerobisch. Zur Kultur in Gelatine übertragen , verflüssigt er dieselbe so langsam, dass ich lange Zeit hindurch gar nichts davon bemerkte, sondern nur eine Einsenkung von violetter Farbe wahrnahm, welche dadurch entstand, dass der in Rede stehende Bacillus sich bei der Verdampfung der verflüssigten Gelatine den noch soliden Theilen derselben anschmiegte. Er bildet eine ziemlich dicke Membran, welche in genanntem Nährboden eine ausgesprochene violette Farbe, viel intensiver als in den übrigen Nährböden, annimmt und sich in ihrer ganzen Ausdehnung abheben lässt. Um die Färbung um so besser wahrnehmeu zu können, nimmt man die Züchtung in schräggestellten Gelatiuetuben vor und macht die Einsaat mit einem breiten Spatel voll von einer Bouillonkultur. Nach einem oder zwei Tagen sieht man dann den Bacillus an der ganzen Oberfläche wachsen und einen allmählich immer dicker werdenden Ueberzug bilden , welcher an- fänglich ungefärbt ist, sich aber allmählich violett färbt und endlich jene intensive Färbung annimmt. Fertigt man Kulturen in Bouillon an, so trübt sich dieser be- 518 Germano, Der Bacillus membranaceus amethystinus mobilis. reits nach einem Tage und bekommt nach einigen weiteren Tagen einen Ueberzug, welcher allmählich immer dicker wird und sich violett färbt. Die Färbung tritt zuerst an der Peripherie auf und breitet sich von dort her nach dem Centrum zu aus. Hebt man diesen Ueberzug ab und lässt ihn dann wieder so in den Tubus fallen, dass er nur noch mit einem Theile angelegt bleibt, so zeigt er sich, bei durchfallendem Lichte betrachtet, wie ein dickes Tuch mit sehr feiner Zeichnung. Man unterscheidet Furchen und Erhaben- heiten, die wie bei den Gehirnwindungen mit einander abwechseln und dem Ganzen ein künstlerisches, charakteristisches Aussehen geben. Auf Agar-Agar übertragen, wächst er langsamer, erhält aber dieselbe intensive Färbung, wie in der Gelatine. Wird die Kultur jedoch alt, so verblasst sie allmählich vollständig. Auf Kartoffeln wächst er anfänglich langsam, später aber, nach Verlauf von 5 oder 6 Tagen, wächst er doch bedeutend heran. Eine violette Färbung tritt gar nicht ein , dagegen zeigt die Kultur eine ziemlich ausgesprochene braune Färbung. In Milch, welche er im Laufe von 3 oder 4 Tagen vollständig koagulirt, wächst er auch. In Präparaten mit hängendem Tropfen bemerkt man sehr be- wegliche Bacillen von fast der gleichen Länge wie die Milzbrandba- cillen, doch sind sie dünner, als diese und ohne Fäden. Kurz zusammengefasst, hat also der von mir isolirte Bacillus folgende Charaktere: Er ist aerobisch, beweglich, membranbildend, wächst bei der Temperatur der Umgebung, hat amethyst - violette Farbe, verflüssigt langsam Gelatine und koagulirt die Milch. Ich nenne ihn Bacillus membranaceusamethystinusmobilis. Derjenige, welcher ihm von den anderen violetten Bacillen am meisten ähnelt, ist der von Tolles isolirte. Aber dieser ist nicht beweglich, während es der meinige ist, und während ersterer auf Kartoffeln eine schmutzig- gelbe bis olivengrüne Färbung zeigt, ist der meinige dort braun. Ausserdem stammt der eine aus Brunnen- wasser, der andere aus der Luft. Ich halte es nicht für nöthig, noch die Unterschiede zwischen meinem Bacillus und den übrigen näher zu präzisiren. Aus den Charakteristiken der letzteren, welche ich oben gegeben habe, kann man sich ohne Weiteres davon über- zeugen, dass unzweifelhafte Unterschiede bestehen. Ich habe ausserdem noch einige Untersuchungen über die Farbe des Bacillus angestellt und will hier kurz die Resultate davon mittheilen. Ich fertigte eine Menge Kulturen in geneigten Tuben mit Gela- tine an, nahm dann alle die gefärbten Membranen, welche sich ge- bildet hatten, that sie in eine Glasdose, setzte absoluten Alkohol hinzu , welcher sich sehr stark färbte , und liess das Ganze bis zum anderen Tage stehen. (Oft gab ich den Alkohol auch direkt in die Tuben.) Am anderen Tage goss ich die gefärbte Flüssigkeit ab, welche immer ausser der Farbe noch eine Menge Wasser und der Hauptbestandtheile der Gelatine enthielt. Ich dampfte dann auf dem Wasserbade ein und setzte neuen Alkohol dazu, bemerkte aber Rotlilaufemlokarditis bei Schweinen. 519 dabei, dass die Farbe nicht mehr in Lösung ging. Ich konnte mich indessen davon überzeugen , dass dies nur von der festgewordenen fremden Substanz verursacht wurde, indem diese Farbe festhielt. Ich fügte daher verdünnten Alkohol hinzu, dessen Wasser genannte Substanz aufiöste, wodurch sofort die Färbung wieder erschien. Setzt man dem Alkohol Aether zu , so kann man bemerken , dass sich auch in dieser Mischung die Farbe löst, aber eine ausgesprochene lila Färbung annimmt, während in Alkohol die Farbe Violett etwas ins Himmelblaue ziehend ist. Es hängt dieser Farbenunterschied vielleicht mit irgend einem Stoffe zusammen, der in Alkohol unlös- lich, in Aether aber löslich ist. Sicher ist es jedenfalls, dass die Färbung der alkoholischen Lösung in gewissem Grade von der äthe- rischen verschieden ist. Die Farbe der genannten Lösungen wird durch Zusatz von Alkali nicht angegriffen , verschwindet aber bei Zusatz von Säuren. Neapel , 8./9. 92. Referate. Bang, B., Ueber Rothlaufendokarditis bei Schweinen. (Deutsche Zeitschrift für Thiermedizin und vergleich. Pathologie. Bd. XVIII. 1891/92. Heft 1.) Bang hat seit einer Reihe von Jahren Fälle von hochgradig obturierender, verrucöser Endocarditis valvularis bei Schweinen beobachtet und fand bei der Durchmusterung von Deck- glaspräparaten der weicheu, oberflächlichen, thrombenartigen Lage solcher Vegetationen eine grosse Menge feiner Bacillen und feiner gebogener Fäden, die sich mit alkalischer Methylenblaulösung, mit Gentiana-Violett und namentlich nach Gram leicht färbten. Senk- rechte Schnitte durch die verdickte Klappe gaben nach An- wendung der Gram’schen Färbung sehr schöne Bilder. Schon mit blossem Auge sah man dicht an der Oberfläche der Klappe einen breiten tiefblauen Saum, welcher sich gegen das (mit Karmin rothgefärbte) Grundgewebe scharf abzeichnete. Mit schwacher Vergrösseruug sah man den blauen Saum sich nach innen zu in zerstreut liegende Flecken auflöseu, die jedoch selten recht tief in die Vegetation zu verfolgen waren. Unter Oelimmersion enthüllte sich das Blaue als eine Reinkultur der oben erwähnten feinen Bacillen und Fädchen. Es zeigte sich nun auch, dass der blaue Saum nicht ganz an die Oberfläche der Vegetation reichte, sondern dass ein ganz schmaler Saum bacillenarmer, fast homo- gener Thrombenmasse den Bacillenschwarm bedeckte und den- selben somit gegen den Blutstrom schützte. Wie schon aus dem starken Hervortreten der blauen Farbe hervorging, lagen die Bacillen ungeheuer dicht zusammengehäuft, und zwar palissadenartig neben einander, mit den Enden nach der Oberfläche hin gerichtet. B. hat 520 Rothlaufendokarditis bei Schweinen. eine grosse Anzahl solcher endokarditischer Vegetationen untersucht, und, mit wenigen Ausnahmen, fast immer dasselbe Bild gefunden. Die Breite des Bakterienschwaruies kann etwas variiren, immer ist ein solcher zugegen , und immer geht er nach innen in zerstreute blaue Flecken über. Diese kleineren Bacillenschwärme können sich nun auch mehr oder weniger tief in die Klappenvegetation hineindrängen, sie liegen aber immer mehr und mehr zerstreut, je nachdem man in die Tiefe geht, — d. h. die Bacillen gehen nach und nach zu Grunde, je nachdem die Tbrombenmasse sich zu Bindegewebe organisirt. Die Form und Grösse der Bacillen und ihr Benehmen Farbstoffen gegen- über stimmt mit den entsprechenden Verhältnissen der Rothlauf- bacillen überein. Zum grossen Theil treten die Endokarditisbak- terien zwar als Fädchen auf, aber die Rothlaufbacillen wachsen ja auch in Kulturen zu Fädchen aus. Mit kleinen Stücken der weichen Thrombenmasse endokarditischer Vegetationen hat B. Mäuse subkutan geimpft. Diese Thiere sind immer nach wenigen Tagen (im Allge- meinen nach 4 Tagen) gestorben, und in dem Blute und in der Milz, sowie in andern Organen derselben fanden sich stets Rothlaufbacillen in grosser Menge. Stichkulturen in Gelatine, aus solchen Mäuse- organen hergestellt, gaben das wohlbekannte schöne Bild einer glas- bürstenähnlichen Vegetation. Auch auf Agar und in Bouillon wachsen die von Endokarditis stammenden Bacillen ganz wie Bacillen, die von akutem Schweine- rothlauf herrühren. Es konnte demnach kein Zweifel darüber wal- ten, dass die Schweineendokarditis eine chronische Form des Schweinerothlaufs sei. Allerdings giebt B. zu, dass die experimentelle Beweiskette noch nicht völlig geschlossen ist, da es ihn bis jetzt noch nicht gelungen sei, Rothlauf bei Schweinen durch Impfung oder Fütterung derselben mit erkrank- ten Herzklappen oder mit von solchen rein gezüchteten Bacillen her- vorzubringen, obgleich er an 4 älteren Ferkeln solche Versuche an- gestellt habe; diesen negativen Ergebnissen gegenüber sei in Erwä-. gung zu ziehen, dass es auch keineswegs immer gelinge, Schweine durch Impfung und Fütterung mit bacillenhaltigem, für Mäuse viru- lentem Material von akuten Rothlauffällen zu infiziren. Neben einer detaillirten Beschreibung der interessantesten, von ihm näher untersuchten, sämmtlich spontanen Rothlauf betreffenden Fälle giebt B. eine Uebersicht über die bisher in der Litteratur ver- öffentlichten, aber sämmtlich bei Impfrothlauf gemachten Beobach- tungen über Endokarditis der Schweine. Darnach beobachteten Hess und Guillebeau1) bereits vor einigen Jahren bei 4 mit P aste u r’s Rothlaufvaccine geimpften und nach einem schnell vorübergehenden akuten Rothlaufänfall dem all- mählichen Siechthum verfallenden Ferkeln Endocarditis verrucosa, Smal an den Mitral-, lmal an den Aortenklappen. In den Throm- benmassen wurden grosse Meugen feiner, schlanker Bacillen nach- gewiesen, welche von v. Freudenreich durch Ueberimpfung auf Tauben reingezüchtet und als Rothlaufbacillen erkannt wurden. Auch 1) Schweizer Archiv f. Thierheilkunde. Bd. XXVIII. 1886. p. 146. Rothlaufendokarditis bei Schweinen. 521 Schottelius l) hat schon die Rothlaufendokarditis beobachtet, ohne jedoch ihre Natur vollständig zu erkennen. Bei einem 66 Tage nach der zweiten Impfung mit Rothlaufvaccine unter den Erschei- nungen des Rothlaufs gestorbenen Ferkel ergab die Sektion das Vorhandensein einer Endokarditis, deren Alter auf mehr als 3 Mo- nate bemessen wurde. Diese allzu hohe Schätzung des Alters des Prozesses hat offenbar bewirkt, dass Sch. die wahre Natur des Falles nicht entdeckt hat. In Schweden scheint die Rothlaufendokarditis gar nicht selten vorzukommen. So berichtet Hallander2), dass er jährlich einzelne Fälle dieser Erkrankung bei Ferkeln beobachtet habe. Desgleichen wird diese Erkrankung in England, nach einem Ausspruche von Brown3), offenbar nicht selten beobachtet. Bang zweifelt nicht, dass die Rothlaufendokarditis auch in Deutschland und anderen Ländern häufig genug zu finden ist. Verf. weist sodann uoch auf die Bedeutung hin, welche diese Erkrankung für die Verbreitung des Rothlaufes besitzt, namentlich in solchen Gegenden, wo es üblich ist, den Schlachtabfall der Schweine an andere Schweine zu verfüttern, wie dieses z. B. in den grossen Schlächtereien Dänemarks geschieht, denn es kann keinem Zweifel unterliegen, dass der Abfall eines Schweines, welches in der sog. latenten Periode der Rothlaufendokarditis geschlachtet, und somit bei Lebzeiten nicht als krank befunden wird, die Krankheit auf ge- sunde Thiere übertragen kann. Schliesslich erwähnt der Verf. noch, dass er einige Fälle von Schweineendokarditis gesehen habe, in welchen die Erkrankung nicht durch Rothlaufbacillen, sondei’n durch Mikrokokken hervorgerufen war. Dieselben lagen in ähnlicher Weise und in ebenso grosser Menge wie die Rothlaufbacillen in den Thrombenlagen der verdickten Klappen und färbten sich sehr gut nach Gram. Sie waren verhältnismässig gross, und in zwei Fällen bildeten sie an vielen Stellen schöne Ketten , in dem dritten Falle neben grösseren unregelmässigen Anhäufungen nur kurze Ketten. Das makroskopische Bild war in allen 3 Fällen von dem einer Roth- laufendokarditis deutlich verschieden. In zweifelhaften Fällen lässt die mikroskopische Untersuchung eines von den oberflächlichen Throm- benlagen hergestellten Strichpräparates mit Schnelligkeit eine sichere Diagnose stellen. A. Eber (Dresden). Jensen, C. 0., Die Aetiologie des Nesselfiebers und der diffusen Hautnekrose des Schweines. (Deutsche Zeitschrift für Thiermedizin u. vergl. Pathologie. Bd. XVIII. 1891/92. Heft 4 u. 5.) Jensen hat sich in Folge der von Jahr zu Jahr zunehmenden Ausbreitung des Rothlaufes unter den Schweinen in Dänemark ein- gehend mit der Frage der Beziehungen zwischen Roth lauf und Nesselfieber (Knuderosen), jener fast allen Kulturvölkern be- 1) Lydtin und Schottelius, Der Rothlauf der Schweine. 1885. S. 162 213 u. 216. 2) Lindqvist’s Tidskrift. 1889. 3) Annual Report of the Agricultural Department f. the year 1888. p. 14. 522 Nesselfieber und Rothlauf der Schweine. kannten, leicht und ohne Nachtheil verlaufenden, anscheinend völlig ungefährlichen Hauterkrankung der Schweine beschäftigt. Verf. fand bei der mikroskopischen Untersuchung von feinen Schnitten der rothen Hautflecken neben zahlreichen Mikrokokken, die besonders in den äusseren Lagen der abgebrühten Haut lagerten und sich als accidentelle Verunreinigung erwiesen, eine Menge feiner Bacillen, die überall im Gewebe der Lederhaut verbreitet waren. Diese Bacillen glichen in Form und Grösse vollkommen den Rothlaufbacillen und Hessen sich gerade wie diese leicht nach Gram färben. Mäuse, welche mit kleinen Stückchen geimpft wurden, starben nach 3—4 Tagen, gerade als wenn sie mit Rothlauf geimpft worden wären. In ihrem Blute be- fanden sich zahlreiche kleine Bacillen, und durch Aussäeu von Blut und Milzsaft in Gelatine kamen charakteristische Rothlaufkulturen zum Vorschein. Jensen hat im Laufe von 2 Monaten Material von 21 Fällen von typischem Nesselfieber aus den verschiedenen Gegenden Dänemarks untersucht, ln allen Fällen wurden durch die mikroskopische Untersuchung von Schnittpräparaten Rothlaufbacillen nachgewiesen. Dieselben fanden sich niemals in den Kapillaren, wie dieses in der rothgefärbten Haut rothlaufkranker Schweine der Fall zu sein pflegt, sondern einzig und allein in den Lymphräumen der Lederhaut vor, und zwar zuweilen in so grosser Menge, dass sie grössere blaue Streifen in den nach Gram gefärbten Präparaten bildeten. Die grösste Menge von Bacillen fand sich in den äusseren Theilen der Lederhaut und besonders gerade unter der Epidermis, in dem subkutanen Gewebe wurden sie nur ausnahmsweise gefunden. In der Milz eines wegen Nesselfieber geschlachteten Schweines wies Jensen sowohl durch die mikroskopische Untersuchung als auch durch Aussäen in Gelatine das Vorhandensein von wenigen Roth- laufbacillen in der Pulpa nach. Es gelang Verf. nicht, bei Ferkeln durch Fütterung mit einer reichlichen Menge von mit Nesselbeulen besetzten Hautstücken und auch nicht durch subkutane Impfung von Kulturen eine Erkrankung hervorzurufen, dennoch hält Verf., gestützt ausserdem noch auf die von ca. 85 praktizirenden Thier- ärzten Dänemarks über das Nesselfieber angestellten Beobachtungen, die ätiol ogische Identität von Rothlauf und Nessel- fieber für erwiesen. Jensen hat seine Untersuchungen auch auf den verhältniss- mässig häufig vorkommenden trocknen, ausgebreiteten Hautbrand der Schweine ausgedehnt und auch in der nekro- tischen Haut derartig erkrankter Thiere mit Sicherheit Rothlauf- bacillen nachgewiesen. Nach Jensen tritt der Rothlauf in nachfolgenden verschiedenen, wohlcharakterisirten Formen auf, zwischen denen jedoch ab und zu Uebergangsformen Vorkommen : 1) „Rouget blanc“, eine seltenere Form, welche sehr schnell verläuft, und zwar ohne, dass eine Roth- färbung der Haut zum Vorschein kommt; 2) Rothlauf im engeren Sinne; 3) diffuse, nekrotisirende Hautentzündung (trockener Haut- brand); 4) Nesselfieber (Urticaria); 5) Endocarditis verrucosa bacillosa. Zur Beantwortung der Frage, welches der Grund ist, dass die Carcinom. 523 Krankheit unter so verschiedenen Formen auftritt, reicht unser bis- heriges Wissen noch nicht aus, doch glaubt Jensen als sicher an- nehmen zu können, dass nicht eine verschiedene Art der Aufnahme der Rothlaufbacillen allein die Ursache der verschiedenen klinischen Formen und des verschiedenen Verlaufes der Krankheit sein kann, sondern dass es ein verschiedener Grad der Virulenz der Bacillen sein muss, möglicher Weise in Verbindung mit einer grösseren oder geringeren Empfänglichkeit der Thiere, welche den Charakter der Krankheit und den gut- oder bösartigen Verlauf derselben bedingt. A. Eber (Dresden). ßibhert, Ueber Einschlüsse im Epithel der Carcinome. (Dtsch. medic. Wochenschr. 1891. No. 42.) In dem der Festnummer der Deutschen medizinischen Wochen- schrift zu Rudolf Virchow’s 70. Geburtstag eingefügten Auf- satz erwähnt Ribbert zunächst, dass jene Einschlüsse der Krebs- zellen, welche kürzlich vielfach als etwas Neues beschrieben und für Parasiten gehalten wurden, schon von Rudolf Virchow in den 3 ersten Bänden seines Archivs abgebildet, damals aber als endo- gene Zellbildung gedeutet sind. Ribbert selbst kann diese Ein- schlüsse raitKlebs, Borrel und Hansemann, sowie auf Grund seiner eigenen Untersuchungen, und zwar besonders mit Rücksicht auf die Verschiedenheit ihrer Grösse- und Lagerungsverhältnisse nicht als Parasiten anerkennen, er hält sie vielmehr für Degenerations- produkte von Epithelzellen oder deren Kernen. Durch den Vergleich zahlreicher mikroskopischer Bilder bestimmt, nimmt er an, dass die betreffende, meist theilweise oder vollkommen in eine andere ein- geschachtelte Zelle (derartige Verhältnisse kommen namentlich in Carcinomperlen häufig vor) sich verdichtet und ein erst körniges, dann homogenes Aussehen gewinnt. Ihre hierdurch bewirkte Ver- kleinerung führt zur Entstehung eines Hohlraumes, einer Vakuole, zwischen ihr und der sie umgebenden Zelle, in welchem sie dann naturgemäss gewöhnlich exzentrisch liegend angetroffen wird. Eine doppelte Kontur der Vakuole kann durch die Ränder der ein- schliessenden Zelle vorgetäuscht werden, und bei der Verdichtung treten nicht selten vorübergehend radiäre Streifungen des Proto- plasmas ein, welche vom Rande der entartenden Zelle bald als peri- pherer Saum, bald bis zu ihrem Mittelpunkte verlaufen. Kleinere gruppenweis innerhalb einer einzigen Zelle angeordnete Vakuolen mit zentralen oder exzentrischen Granula, welche Ribbert mehr- fach in einem Harnblasencarcinom sah, hält er für Kerne , welche entweder in hyalin entarteten Zellen liegen oder selbst eine homogene Umwandlung erfahren haben oder aufgequollen sind. Die Granula stellen ihre Kernkörperchen vor. Kübler (Berlin). Curtice, Cooper, Parasites. (Journ. Comp. Med. and Vet. Arch. 1892. p. 223-236.) Ein Verzeichniss der Ekto- und Entoparasiten, die Verf. in Amerika bei Ovis aries, Bos taurus, Equus caballus, Sus scrofa domestica, Canis familiaris, Felis catus do- rn estica, Lepus cuniculus, L. am erican us, L. sylvaticus, 524 Thierisehe Parasiten. — Dysenterie. L. texicanus, Gallusdomesticus,Caviacobaya und Homo gefundeu hat. Stiles (Washington). Coimcilman, W. T., and Lafleur, H. A., Amoebic Dysenter y. (The Johns Hopkins Hospital Reports. 1891. II. p. 395 — 584. 7 plates.) In dem vorliegenden Werke geben Verfl. die Resultate der von ihnen vorgenommenen Untersuchungen über tropische Dysenterie. Gelegenheit zu diesen Untersuchungen boten einzelne Fälle der be- treffenden Krankheit, die in Johns Hopkins Hospital zu Baltimore zur Beobachtung kamen. Nach einer geschichtlichen TJebersicht der bisher über Amoeba coli erschienenen Werke geben Verff. eine sehr eingehende zoolo- gische resp. biologische Beschreibung der von ihnen beobachteten Parasiten, Verff. glauben, es können im Darmkanal des Menschen vielleicht mehrere Arten von Amöben Vorkommen, und da sie mit dem Namen A. coli für die bei Dysenterie in Betracht kommende Spezies unzufrieden sind, schlagen sie den neuen Namen A. dysen- teriae vor. [Der Speziesnamen dysenteriae kann aber nach den von dem internationalen zoologischen Kongress acceptirten Regeln, der Priorität wegen, nicht beibehalten werden; A. coli var. dysen- teriae konnte jedoch in diesem Falle benutzt werden.] An einigen Amöben, die sich in Lungenabscessen vorfanden, haben Autoren einige bisher nicht beschriebene radiär angeordnete Stäbchengebilde ge- funden, die eine gewisse Aehnlichkeit mit den von Bütschli bei Pelomyxa gefundenen Radiärstäbchen haben. Von den 14 beobachteten Krankheitsfällen waren 12 endemisch, 1 tropisch und 1 von unbestimmter Herkunft; 12 Patienten sind ge- storben, 2 geheilt und 2 auf der Besserung; 3 Fälle wurden durch Leberabscesse und 4 Fälle durch Leber- und Lungenabscesse kom- plizirt. Es wurde nachgewiesen, dass Injektionen per Anum von einer Chiuinlösung von 1 zu 5000 die im Darmlumen befindlichen Amöben tödtete, aber es ist noch sehr fraglich, ob diese Behand- lung die im Gewebe befindlichen Schmarotzer affizirt. Nach der Krankheitsgeschichte geben Verlf. eine Vergleichung dieser Amö ba dysenterie mit katarrhalischer und diphtherischer Dy- senterie. Autoren glauben, dass die Parasiten vom Darme aus in die Leibeshöhle einwandern und von dort die Leber infiziren ; doch geben sie auch zu, dass die Amöben durch das Blutgefässsystem zur Leber gelangen können. Der pathologische Prozess ist im Wesentlichen eine fortschrei- tende Infiltration und Erweichung der Submucosa und des inter- musculären Bindegewebes, mit einer Nekrose des überliegenden Epi- theliums. Ganz charakteristisch ist das Dichtwerden der Darmwand. Nach einer sehr genauen Beschreibung der pathologischen Befunde folgt eine Uebersicht der hervorragendsten Arbeiten über Dysenterie. Endlich fassen Autoren ihre Resultate folgen dermaassen zusammen: 1) Amoebic dysentery is a form of dysentery which aetiologically, clinically and anatomically should be regarded as a distinct disease. Dysenterie. — Malaria. Trichinose. 525 2) The should consider that; a) The Amoeba dysenteriae has been shown to be the causative agent, from its constant presence in the stools and in the anatomical lesions and from the inoculation experiments of Kartulis. b) Clinically the disease is characterized by the presence of amoebae in the stools, which in addition present physical characters different from those seen in the stools of other forms of dysentery ; by a variable onset, course and duration, of which the special feat are periods of intermission alternating with exacerbations ; and by a marked tendeney to chronicity, with production of a greater or less degree of anaemia. c) Auatomically the disease is characterized by the production of ulcers in the colon which generally differ from those found in any other form of dysentery. The ulceration is produced by infiltration of the submucous tissue and necrosis of the overlying mucous mem- brane, the ulcer in consequenz having the undermined form. Fre- quently in addition to the ulcers there is an infiltration of the sub- mucosa without ulceration. In all of these lesions, unless compli- cated by the action of bacteria, there is absence of the products of purulent inflamation. 3) Abscess of the liver, with or without involvement of the lung, is a frequent complication, much more so than in any other form of dysentery. The involvement of the lung may early follow the hepatic involvement and be detected by the occurrence of amoebae in the sputum before there is evidence of liver abscess. These abscesses differ in their anatomical features from those produced by other causes. The chief difference is found in the ab- sence of purulent inflamation, the abscess being caused by necrosis, softeniug an liquifaction of the tissue. In these liverabscesses the amoebae are not associated with any other organism. 4) The disease is widely distributed, and is found in most coun- tries in Europe, in most patte of the United States and in the tro- pics everywhere. 5) This is the form of dysentery which has been commonly called tropical dysentery.“ Leider ist beinahe die ganze Auflage dieser vortrefflichen Arbeit durch Feuer zerstört worden. Stiles (Washington, D. C.). Rüge , Ueber die Plasmodien bei Malaria-Erkran- kungen. (Deutsche Militärärztl. Zeitschrift. 1892.) Verf. gibt eine zusammenfassende Darstellung dessen, was bis- her von den Malariaparasiten bekannt ist. Er behandelt die Morpho- logie und Biologie derselben auf Grund der Litteratur und erörtert daran anschliessend die Frage, in welcher Weise Therapie und Pro- phylaxe aus der Kenntniss der Plasmodien Nutzen ziehen können. Betreffs der Einzelheiten muss auf das Original verwiesen werden. Abel (Greifswald). W asserfulir, Trichinose im Königreich Bayern. (Deutsche med. Wochenschr. 1892. No. 7.) 526 Trichinen und andere thierische Parasiten. Aus deu amtlichen Sanitätsberichten für das Königreich Bayern geht hervor, dass eine obligatorische Trichinenschau innerhalb jenes Landes nur für Nürnberg, Fürth, Hof, Ansbach, Erlangen, Schwa- bach sowie in 7 Landgemeinden des Bezirksamts Nürnberg besteht. Die bezeichneten Städte und Ortschafteu gehören zu den Regierungs- bezirken Ober-, Mittel- uud Unterfranken, den einzigen Theilen Bayerns, in denen die Sitte herrscht, das Schweinefleisch in rohem oder halbrohem Zustande zu geniessen. In dem Jahrzehnt 1880 — 90 kamen in Franken 36 Fälle menschlicher Trichinose vor, wäh- rend das übrige Bayern angeblich frei blieb. In einem dieser Fälle, welcher im Krankenhaus Bamberg behandelt wurde, wird berichtet, dass der betreffende Patient in Folge des Genusses von halbgebra- tenem Schweinefleisch erkrankte, während die übrigen Mitglieder seiner Familie, welche von demselben Fleische in gar gekochtem Zustande genossen hatten, gesund blieben. Nach dem Ergebniss der Trichinenschau in Hof, Fürth, Ansbach und Nürnberg kam dort in den Jahren 1889/90 auf 7381 Schweine ein trichinöses. Die Art der Infektion der Thiere blieb gewöhnlich unaufgeklärt; ein trichinöses Schwein war mit dem Fleisch von ge- schossenen Füchsen gefüttert worden. Kübler (Berlin). Friis, St., Om forekomsten af trichiner i Daumark. (Tidskr. f. Sundhedspleje. Bd. II. p. 152.) Ein statistischer Bericht über die Trichinosis in Dänemark in den Jahren 1866 — 88. Die Schweine sind nicht stark inflzirt, die Ratten dagegen in mehreren Ortschaften sehr heftig befallen. Sjö bring (Stockholm). Nemnaim, 31., Observations sur les Tenias du Mouton. (Societö d’historie naturelle de Toulouse, Seance du 18. Mars 1891.) Neumann beschreibt die beim Schafe beobachteten Tänien und führt die grosse Zahl derselben bis auf 8 Arten zurück, über deren Charakteristika er eine Uebersicht gibt. Abel (Greifswald). lludd, H. H., Echinococcus multilocularis of the brain. (Amer. Journ. f. Med. Sc. 1892. pp. 412 — 422.) Eingehende Krankheitsgeschichte eines an einem hühnereigrossen E. polymorphus (nicht multilocularis, Ref.) ein Jahr lang leidenden Mädchens ; die Operation ist vortrefflich gelungen und die Patientin vollkommen hergestellt. Verf. summirt den Fall folgender- massen: Swelling over right Rolandic region; hemiparesis, with tremor; left-sided hemianopsia; choked disk; removal of E. cyst; hernia cerebri accompanied by high temperature; disappearance of both by pressure; complete recovery.“ Stiles (Washington, D. C.). Sclmltdn, 11. W. af, u. Hom^u, E. A., Fall af echinococcus i bäckenet och bukhälan. (Finska Läkaresällskapets Förh. Bd. XXXII. p. 358.) Thierische Parasiten. 527 Die Echinococcuscyste n fanden sich in der Leber, im Mesenterium und füllten den grössten Theil des Beckens aus. Sjöbring (Stockholm). Howard, L. 0., The biology of the hymenopterous insects of the family Chalcididae. (Proc. U. S. National- Museum. Vol. XIV. 1892. pp. 567—588.) Verf. giebt eine eingehende Beschreibung der Biologie dieser Iusektenfamilie, welche vom ökonomischen Standpunkte von Interesse und Wichtigkeit ist, weil viele tausend schädliche Insekten durch die schmarotzenden Chalcidenlarven vernichtet werden. Die betreffenden Thiere schmarotzen in allen Entwickelungsstadien (Ei, Larve, Pupa, Imago) anderer Insekten. Von den vielen interessanten Beobachtungen Ho ward ’s erwähnen wir nur die folgende, welche von allgemeinem biologischen Interesse sind: Nach Howard können 1 — 3000 Larven in einem Wirthe schmarotzen; der nöthige Sauerstoff wird den Parasiten durch das Blut ihres Wirthes zugeführt; die Larven trinken das Blut des Wirthes, kauen das Gewebe aber nicht; die jungen Parasiten unterliegen keiner Häutung, da letztere dem Wirthe zu früh schädlich resp. tödlich sein würde und dadurch die Entwickelung der Chalciden selbst verhindern; aus demselben Grunde besitzt der Parasit einen blindgeschlossenen Darm, so dass kein Koth während des para- sitischen Lebens entleert wird; beim Auswandern der Schmarotzer sterben die Wirthe. Stiles (Washington, D. C.). May, R., Ueber Cercomonas coli hominis. (Deutsches Arch. f. klin. Medizin. Bd. XLIX. 1891.) Verf. beschreibt einen Flagellaten aus dem menschlichen Darme, der in den Stühlen eines Patienten aufgefuuden wurde, welcher über „Schmerzen in der Magengegend“ klagte und an „wiederholtem blutigen Erbrechen seit kürzerer, und konstant diarrhöischen Entlee- rungen seit langer Zeit“ litt; später ergab die mikroskopische Unter- suchung eines erbrochenen Gewebsstückchens das Vorhandensein einer carcinomatösen Erkrankung des Magens, welcher der Patient nach 4monatlichem Aufenthalt im Krankenhaus erlag. Der beschrie- bene Parasit [der wohl eine Trichomonas sein dürfte. Ref.] ist von spindelförmiger Gestalt und besitzt ausser vier am Vorderende entspringenden Geissein einen vom Vorder- zum Hinterende ziehen- den undulirenden Saum. Nahe dem vorderen Pol findet sich ein Kern; mehrfach beobachtete Vakuolen sind als Zeichen beginnenden Absterbens aufzufassen; im Körperinuern werden „kleinste Partikel- chen, meist wohl Kokken und Bacillen“ angetroffen, doch wurde kein Schlundrohr wie bei Trichomonas vaginalis erkannt. Ausser dieser Parasitenform fand Verf. ein zweites, etwas kleineres, geissel- loses und amöboides Gebilde, das im Verlauf weniger Minuten in die erste Form überzugehen vermöge; es habe dies unter Anwendung des heizbaren Objekttisches bei einer Temperatur von 39 — 40° C mit Sicherheit konstatirt werden können. Die „Geisselform“ fand Verf. „noch lebend in Stühlen, welche mehrere Wochen aufgehoben 528 Thierische Parasiten. wurden und bereits saure Reaktion angenommen hatten“. Uebertra- gungen auf Hunde und Kaninchen gelangen nicht. Daraus, dass der Patient „schon viel länger, als das Carcinom bestanden haben konnte, an beständiger Diarrhöe“ litt, wird geschlossen, „dass die Parasiten wahrscheinlich schon früher sich eingenistet hatten, wenn anders man sich der gangbaren Angabe, dass derartige Infusorien einen be- stehenden Darmkatarrh zu unterhalten vermögen, nicht entziehen wolle.“ — Bei der unmittelbar post mortem vorgenommenen Sektion des Darmkanals ergab sich, dass der geschilderte Flagellat nur im Colon anzutreffen war. S ch über g (Würzburg). Frenzei, Job., Untersuchungen über die mikroskopische Fauna Argentiniens. Vorläufiger Bericht. (Arch. f. mikroskop. Anat. Bd. XXXVIII. 1891.) Neben einer Reihe freilebender Thiere — die uns hier nicht näher interessiren — hat Verf. auch mehrere parasitische Formen beobachtet. Von Amöben wird eine kleine Art aus dem Darme von Anurenlarven , die fast beständig angetroffen wurde und „deren plasmatischer Inhalt fast ganz „„schaumig““ war“, nur kurz erwähnt. Etwas ausführlicher werden dagegen „höchst merkwürdige Amöben von beträchtlicher Grösse“ besprochen, die einmal im End- darm einer grünen Auurenlarve (wahrscheinlich zu Hyla pul- chella gehörend) in grosser Anzahl aufgefunden wurden. Charak- teristisch für letztere etwa walzenförmige, vorn und hinten abge- rundete, am Gegenpol des Kerns oft zugespitzte Art war „ein kurzer, wimper- oder geisselartiger, spitz endender Faden, dessen Länge kaum viel mehr beträgt, als der Durchmesser der Kernblase“, und der „auf dem dem abgerundeten Ende der Amöbe zugewendeten Pole dieser Blase sitzt“. Dieser Faden durchbohrt deutlich die zarte Ektoplasmaschicht und ragt ins Freie heraus, ohne indessen irgend welche Bewegungen auszuführen; nur durch den „heftigen Anprall der Inhaltsmassen“ bei der ausserordentlich lebhaften Plasma- strömung geräth der Faden — ebenso wie der Kern — in eine zitternde Bewegung. Von Sporozoen wird namentlich eine grosse, bandartige poly- cystide Gregarine erwähnt; sie fand sich im Mitteldarm von Der- mestes vulpinus und enthielt „stark glänzende Krystalle oder ebenso beschaffene rundlich-eckige Körner“, deren mikrochemisches Verhalten indes ein recht abweichendes war. Auch in Blabera wurden Gregarinen beobachtet. Beiläufig angeführt wird ein Bacillus von bedeutender Grösse (Länge 30—50 /u, Breite 4 — 8 /*) aus dem Darm einer Anurenlarve, bei welchem es „einen oder zwei längliche, relativ kleine Kerne nach- zuweisen gelang“; „aus diesen Kernen gehen die Sporen hervor, in- dem sich der Inhalt eines jeden Kerns allmählich „„verdichtet““ und grünlich färbt“. Von den merkwürdigen Trichonymphiden wird eine neue Form aus Eutermes inquilinus Fr. Müll, angeführt1); von 1) Dieselbe ist seitdem Gegenstand einer besonderen Mittheilung geworden ; siehe das Referat auf S. 529. Thierische Parasiten. 529 parasitischen Infusorien werden die Genera Opalina, Nycto- therus, Balantidium genannt. Mit wenigen Worten wird schliesslich über einige Würmer be- richtet. Taenia saginata ist beim Menschen ausserordentlich gemein, seltener T. solium. Andere noch unbearbeitete Cestoden wurden vielfach im Darm von Wasservögeln (Totanus melano- leucus, Tringa Bairdi u. a.) aufgefunden. Von Distomeen wurde ein „Monostomum“ als Cercarie in einer P 1 a n o r b i s beobachtet. „Ascaris lumbricoides ist nicht selten“; von andereu para- sitischen Nematoden schliesslich werden erwähnt: Ascariden aus dem Magen der Iguana (Podinema teguixin), eine grosse Oxyuris aus dem Enddarm der Blabera Claraziana und ein Gordius aus der Wanderheuschrecke (Acridium paranense Burm.). Sc hub e rg (Würzburg). Frenzei, Joh., Leidyonella cordubensis nov. gen. nov. spec. Eine neue Trichonymphide. (Arch. f. mikroskop. Anat. Bd. XXXVIII. 1891.) Im Enddarm und zuweilen auch im Mitteldarm von Termiten, „welche wahrscheinlich die Geschlechtsthiere von Eutermes in- quilinus sind“, fandFrenzel (in Cordoba, Argentinien) eine neue Form der interessanten Protozoengruppe der Trichony mphidae; ihren Namen erhielt sie zu Ehren Jos. Leidy’s, des im vorigen Jahre verstorbenen verdienten Entdeckers der meisten Trichonymphiden. Der etwa eiförmige Körper ist namentlich in seiner vorderen, am Ende konisch zugespitzten Hälfte metabolischer Gestaltsveränderungen fähig, lässt jedoch niemals eine Lokomotion wahrnehmen. Am Vorderende befindet sich wahrscheinlich auch eine Mundöffnung, deren Vorhanden- sein indessen bis jetzt nur aus der Beobachtung aufgenomraener fester Inhaltskörper erschlossen werden konnte; ebendaselbst ent- springt an der Basis eines kropfartigen Zapfens der aus langen, dichten (am Ende zugespitzten) Cilien bestehende Wimperbusch, dessen Bewegungen als „ein Wogen“ bezeichnet werden müssen. Am Hinterende steht gleichfalls ein Haarschopf, der jedoch aus kürzeren, geraden und starren Härchen zusammengesetzt ist. Die Cuticula besitzt ausser der auf einer Leistenbildung beruhenden, etwas schraubig gedrehten Längsstreifung noch eine zweite bemer- kenswerthe Struktur, indem sie zahllose eigenthümliche Stäbchen einge- lagert enthält ; diese sind weder mit Trichocysten, noch mit der wabigen Alveolarschicht vieler Infusorien identisch. Eine kontraktile Vakuole fehlt, wie denn überhaupt jegliche Bildung von Flüssigkeitsräumen im Protoplasma vermisst wird. Der Kern ist kugelig und bläschen- förmig. Die Art und Weise der Fortpflanzung ist leider unbekannt geblieben. — Wie die Gregarinen, mit denen die Trichonymphiden nach der Ansicht des Verf.’s manche durch das parasitäre Leben bedingte Uebereinstimmung — „physiologische Verwandtschaft“ — zeigen, sollen die Trichonymphiden wahrscheinlich von höher organi- sirten Formen herzuleiten sein. Ihren Platz im System finden sie zwischen Mastigophoren und Ciliaten. — Verf. beschreibt zum Schlüsse noch Formen, von denen er vermuthet, dass sie durch eine XII. Bd. 35 l 530 Thierische Parasiten. — Pflanzenkrankheiten. Art „seniler Veränderung“ aus den „normalen“ Individuen hervor- gegangen sein möchten. Schuberg (Wiirzburg.) Railliet, A. , et Lucet, A., Sur le Davainea proglottina. (Extr. du Bullet.delaSoc.zool.de France. Tom. XVII. 1892. No. 105.) Diese kleine von D avaine in seinem Trait6 des Entozoaires (p. XXXIX.) beschriebene Taenia, welche auch von R. Blanchard kürzlich vortrefflich abgehandelt wurde, wurde von den Autoren im Loiret sehr häufig gefunden, wo sie in den Hühnerhöfen mörderisch hauste. Während Davaine und R. Blanchard deu Cestoden als viergliederig bezeichneten, finden Railliet und Lucet, dass konstant fünf Glieder gezählt werden konnten. Vom 3. Glied an lassen sich die Sexualorgane unterscheiden, und nur im 5. Gliede fanden sich Eier. Die abgelösten Glieder waren in der Mehrzahl regelmässig dreieckig. — Als Zwischenwirthe dienen nachGrassi und Rovelli gewisse Arten von Limax. Unsere Autoren vermutheten direkte Ent- wickelung, hatten jedoch mit Fütterung von Proglottiden keinen Er- folg. Die Litteratur sei hier möglichst vollständig zusammengestellt : Dujardin, Annal. des sei. nat. Sdrie XX. T. II. (1843). (Taenia du Coq.) Kopf nicht gefunden. — — , Histoire nat. d. Helminthes. p. 630 mit pl. X. Fig. A. (1845.) Die sing, Revision der Cephalocotyleen. p. 22. Davaine, Trait^ des Entozoaires. 1. Edition (1860). p. X (mit Fig. 5). p. XXIV (Fig. 13). p. XXXIX (Taenia proglottina Dav.). 2. Edit. (1877). p. XXIX. u. LXII (mit Fig. 7). Fundorte: St. Amand 1855. vergl. Leuckart’s Bericht pro 1860. pag. 65. Arloing, Reo. de med. veter. 1875. p. 427. Zürn, Krankheiten des Hausgeflügels (1882). p. 10 (sehr kurz!). Rivolta e Delperato, L'Ornithoiatria. Pisa 1880 — 81. Perroncito, Parassiti (1882). p. 210. Taenia p r o glo 1 1 i d i n a ! Grassi und Rovelli, Centralbl. f. Bakteriol. III. 173 (1889). Blanchard, R., Mdm. de la Soc. zoolog. IV. 429 (1890) mit Fig. 4 — 7. Hauptarbeit ! Neumann, Maladies parasit. d. animaux domestiques. 2. Edition. 1892. p. 465 — 466 (Resume). von Linstow, Compendium zitirt nur Diesing. Krabbe, Bidrag til Kundskab om Fuglenes Baendelorme. Kjöbenhavn 1 869. p. 93. Hat den Cestoden nicht gefunden, dagegen von R. Leuckart mitgelheilt erhalten, dass die Spezies auch in Giessen vorkommt. J. Ch. Huber (Memmingen). Dufour, J., Einige Versuche mit Botrytis tenella zur Bekämpfung der Maikäferlarven. (Zeitschr. f. Pflanzen- krankheiten. Bd. II. 1892. Heft 1. p. 2.) Le Mo ult1) hat Ende 1890 neuerdings auf die bereits 1809 von D i t m a r erkannte Krankheit der Maikäfer-Engerlinge aufmerksam gemacht, deren pflanzliche Erreger von Prillieuxund Delacroix2) als Botrytis tenella Saccardo bestimmt, von Giard3) jedoch 1) und 2) Vergl. dieses Centralbl. Bd. X. 1891. p. 163 u. 750. [D. Ref.] 3) Ibid. p. 230 u. 751. [D. Ret.] Pflanzen krankh eiten. 531 auf Grund der Priorität als Isaria densa Link bezeichnet wurde. Die Larven werden von dem in ihrem Innern wuchernden Mycel des Pilzes mumifizirt und getödtet. Die Holfnung, darin ein Mittel gegen die Engerlingplage gefunden zu haben, regte sich bald. Seit- dem es gelungen ist, den Parasiten auf künstlichen Nährböden weiter zu züchten und bis zur Sporenbildung zu bringen, befassen sich zwei Fabriken in Paris damit, Kulturen des Pilzes auf Kartoflelstücken zu bereiten und reines Sporenmaterial zu liefern ; so z. B. die sogen. „Tubes Le Moult“ ä 1,25 fr.1). Ueber die damit erzielten Resultate hat bisher noch nichts ver- lautet. Yerf. hat nun mit dem Pilze Versuche angestellt. Von den Herren Prillieux und Delacroix hatte er eine Reinkultur auf genanntem Nährsubstrate erhalten, aus Pr6-au-Poil (D6p. Mayenne), jedoch todte Engerlinge mit der charakteristischen Mycelbildung. Le- bende, gesunde Maikäferlarven wurden entweder mit solchen todten, infizirten zusammengebracht oder aber mit einer geringen Menge einer Kartoffelkultur des Pilzes bestreut. Da es von Wichtigkeit ist, die Thiere nicht längere Zeit der Luft auszusetzen, so wurden die- selben stets in Erde gelegt. Die Versuche wurden theils in Töpfen, theils im freien Boden angestellt. In mehreren Fällen wurde ein günstiges Resultat erhalten, in anderen Fällen (und zwar besonders im freien Boden) jedoch nicht. — Ein Versuch in grösserem Massstabe wurde in Martigny (Unter- Wallis) ausgeführt. Ende Juli v. J. richteten dort die Engerlinge sehr grossen Schaden an, insbesondere auf den besten Wiesen; an vielen Stellen sah der Rasen, unter welchem sich 40 bis 50 und noch mehr Engerlinge pro qm vorfanden, wie verbrannt aus, die Wurzeln waren total abgefressen. Die Verhältnisse lagen daher für den Ver- such sehr günstig: grosse Mengen von Larven nahe der Erdober- fläche, sandiger, der Wanderung der Thiere förderlicher Boden — t man konnte also auf eine rasche Verbreitung der Epidemie hoffen. Die Infektion wurde an mehreren Stellen an vielen Engerlingen vor- genommen, theilweise mit Pr illieux’scher Reinkultur, theilweise mittelst mumifizirter Larven. Leider konnte selbst nach Verlauf von 3 Monaten ein Erfolg nicht bemerkt werden, das erwartete Wiederergrünen des Rasens blieb aus. Beim Nachsuchen fand man noch viele lebende Enger- linge, in einer Wiese jedoch sieben todte, infizirte in der Entfernung von bez. 8, 12 und 20 m vom Infektionscentrum. Wenn nun somit die Möglichkeit der Infektion gesunder Engerlinge nicht in Abrede gestellt werden kann, so muss doch hervorgehoben werden, dass die epidemische Weiterverbreitung der Krankheit durchaus nicht so schön zu beobachten war, wie man nach den früheren französischen Be- richten hätte erwarten können. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). 1) Hier in Hohenheim kommen solche von Fribourg & Hesse, 26, rue de Ecoles, Paris, bezogene „Tubes Fribourg & Hesse“ probeweise zur Verwendung [D. Ref.] 532 Pflanzenkrankheiten. Ritzema Bos, Die minirende Ahornafterraupe (Phyllo- toma Aceris Kaltenbach) und die von ihr verur- sachte Beschädigung. (Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten. II. 1892. p. 9-16.) Nach einer Beschreibung der verschiedenen Entwickelungszu- stände dieser schwer zu züchtenden Art gibt Verf. eine Uebersicht über ihre Lebensweise und die Art der Beschädigung. Danach kommen im Frühjahr, wenn die Ahornbäume schon junges Laub be- sitzen, die Blattwespen aus dem überwinterten Cocon. Wahrschein- lich legt die weibliche Wespe in eine an einem der Hauptnerven gemachte Oeffnung — die von der Raupe leergefressenen Blattstellen beginnen gewöhnlich bei irgend einem Hauptnerv — je ein Ei. Die schon im Juni ihre volle Grösse erreichende Afterraupe frisst das Mesophyll, ohne Epidermis oder eine der Hauptnerven zu zerstören. Nerven erster Ordnung werden nie überschritten. Die ausgewachsene Raupe frisst am Ende ihres Frassraumes zur Verpuppung noch einen kreisförmigen Raum aus, innerhalb dessen sie einen an der obersei- tigen Blattepidermis festsitzenden linsenförmigen Cocon von gleich- mässiger Grösse spinnt. Vor dessen Vollendung zerbeisst sie die oberseitige Epidermis am Rande des Kreises, wo der Cocon befestigt ist, und so fällt der letztere mit dem Kreisstück der oberen Epider- mis zu Boden, bleibt hier liegen, kann sich aber später theils sprin- gend, theils passiv im Winde von einer Stelle zur anderen bewegen. Ende Juni waren die linsenförmigen Körper schon gebildet. Die Afterraupe überwintert als solche, erst im Frühjahr geht sie ins Puppenstadium über, aus dem aber, wie aus der Seltenheit seines Vorkommens zu schliessen ist, schon nach kurzer Zeit das vollkom- mene Insekt sich entwickeln muss. Behrens (Karlsruhe). Lotsy. J. P.. Eine amerikanische Nematodenkrankheit der Gartennelke. (Zeitschr. f. Pflanzenkrankheiten. Bd. II. 1892. Heft 3. S. 135—136.) Bisher war nur eine Nematodenkrankheit der Gartennelke, die durch Ritzema Bos beschriebene Ananaskrankheit der Gartennelke, die durch Tylenchus devastatrix verursacht wird, bekannt. Sie trat in England auf. Eine andere Nematodenart der Nelke, welche Verf. beschreibt, trat 1891 im Garten von Johns Hopkins Hospital zu Baltimore auf. Die von einer der Heterodera Schachtii nahe verwandten Nematode befallene Planze fällt durch ihre abnorm starren Blätter und durch ihre abnorm entwickelten, mit sehr dünnen, an den Spitzen vertrockneten, gekräuselten, langen Blättern versehenen Seitenknospen sofort auf. Ludwig (Greiz). Neue Litteratur. 533 Neue Litteratur zusammengestellt von De. Arthur Würzburg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamt« in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Loir, A., La microbiologie en Australie ; etudes d’hygifene et de pathologie comparee poursuivies ä l’Institut Pasteur de Sydney. These. 86 p. 4°. Paris (G. Steinheil) 1892. Schenk, S. L., Grundriss der Bakteriologie, gr. 8°. XII. 204 p. m. 99 z. Th. färb. Holzschn. Wien (Urban & Schwarzenberg) 1892. 7 M. Untersuchungsmethoden etc. Petri, R. J., u. Maassen, A., Ueber die Bereitung der Nährbouillon für bakteriologische Zwecke. (Arb. a. d k. Gesundheits-A. 1892. Bd. VIII. No. 2. p. 311 — 314.) — — , Ein bequemes Verfahren für die auaerobe Züchtung der Bakterien in Flüssig- keiten. (Arb. a. d. k. Gesundheits-A. 1892. Bd VIII. No. 2. p. 314—316.) — — , Eine Flasche zur Sterilisation und zur keimfreien Entnahme von Flüssigkeiten. (Arb. a. d. k. Gesundheits-A. 1892. Bd. VIII. No. 2. p. 316—317.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen. A. Infektiöse AUgemeinkrankheiten. Malariakrankheiten. de Besse, G., Une epidemie de fifevre remittente dans le Var, aoüt et septembre 1891. (Marseille med. 1892. p. 217 — 223.) Cholera, Typhus, Ruhr, Gelbfieber, Pest. Bayern. Massregeln gegen die Verbreitung der asiatischen Cholera betr. Vom 3. Sept. 1892. (Veröffcntl. d. k. Gesundheits-A. 1892. No. 37. p. 653 — 654.) Bremen. Polizei-Verordnung, Massregeln gegen die Choleraeinschleppung betr. Vom 7. Sept. 1892. (Veröffentl. d. k Gesundheits-A. 1892 No. 37. p. 656.) Cantani, A., Cholerabehandlung. (Berl. klin. Wchschr. 1892. No. 37. p. 913 — 924.) Cholera. Gegen die asiatische Cholera. Gemeinnützige Schrift f. das deutsche Volk unter Wiedergabe d. im Einvernehmen m. dem Reichsamt d. Innern v. dem königl preuss. Hrn. Kultusminister ausgegangenen Erlasses vom 28. Juli 1892, nebst Vor- wort, Anmerkgn. u. Anh üb. die Behandlg. der Cholerakranken. 1. — 3 Aufl. 16°. 22 p. In Komm. Berlin (Funcke & Naeter) 1892 ä 0,15 M. Choleralehren und Choleraregeln, kurzgefasste. (Aus: ,,Gemeinverständl. Belehrg. üb. Cholera u. Choleramassnahmen. Verf. im Aufträge d. k. k. Ministeriums d. Innern.“) 12°. 8 p Wien (Holder) 1892. 10 Stück 0,60 M. Dänemark. Vorläufiges Gesetz, weitere Massregeln gegen die Einschleppung der asia- tischen Cholera betr. Vom 1. Sept. 1892. (Veröffentl. d. k. Gesundh.-A. 1892. No. 37. p. 658, 661.) Daremberg, G , Le cholera. Ses causes, moyens de s’en pr6server. 18°. Paris (Rueff & Cie.) 1892. 3 fr. 50 c. Deutsches Reich. Bekanntmachung, betr. Reichskommissariat für die Gesundheitspflege im Stromgebiet der Elbe. Vom 12. Sept. 1892. (Veröffentl. d. k. Gesundh.-A. 1892. No. 37. p 649.) — — , Errichtung einer Cholerakommission im kaiserl. Gesundheitsamte betr. Vom 11. Sept. 1892 (Veröffentl. d. k. Gesundheits-A. 1892. No. 37. p. 649.) — — , Rundschreiben, gemeinverständliche Anweisung über das Verhalten zur 'Zeit einer Choleraepidemie und Anweisung zur Entnahme und Versendung choleraver- dächtiger Untersuchungsobjekte betr. Vom 4. Sept. 1892. (Veröffentl. d. k. Gesund- heits-A. 1892. No. 37. p. 949—651.) — — , Rundschreiben des Reichskanzlers, regelmässige Mittheilung über die Cholera betr. Vom 7. Sept. 1892. (Veröffentl. d. k. Gesundh.-A. 1892. No. 37. p. 645.) 534 Neue Litteratur. Fraenkel. E., Die Cholera in Hamburg. (Dtsch. med. Wchschr. 1892. No. 36. p. 818 - 819.) Guttmann, P., Ueber die ersten diesjährigen Choleraerkrankungen in Berlin. (Berl. klin. Wchschr. 1892. No. 36. p. 911 — 912.) — — , Bericht über die gegenwärtigen Choleraerkrankungen in Berlin. (Berl. klin. Wchschr. 1892. No. 37. p. 933—935.) Haberkorn, Cholerascbutz. Ein nicht gehaltener Vortrag. 1. — 2. Abdr. 8°. 35 p. Hannover (Leopold Ost) 1892 ä 0,50 M. Kabierske jr., Wie schützt sich ein Jeder selbst am besten vor der Cholera? gr. 8° 7 p. In Komm. Breslau (E. Morgenstern) 1892. 0,20 M. Krannhals, H., Ueber die Cholera Verbreitungsweise u. Schutzmassregeln nach dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse über das Wesen der Krankheit. 1. — 3. Auf! 12u. 32 p. Riga (Jonck & Poliewsky) 1892. ä 0,50 M. Laser, H., Zur Cholera-Diagnose (Berl. klin. Wchschr. 1892 No. 32. p. 793 — 794.) Lübeck. Polizeiverordnungen des Polizeiamts, Massregeln gegen die Cholera betr. Vom 29 August bis 2 Sept. 1892. (Veröffentl. d. k. Gesundh.-A. 1892 No. 36. p. 629.) — — , Verordnung, betr. Anzeigepflicht von Erkrankungen an Brechdurchfall bei Er- wachsenen und an Cholerine. Vom 25. August 1892. (Veröffentl. d. k. Gesundh.-A 1892. No. 35. p. 596.) Massregeln, die neuesten vom Deutschen Reiche mit den Bundesregierungen vereinbarten, gegen die Cholera. Nach den Beschlüssen der Cholera-Kommission vom 27. u. 28 Aug. 1892. (Aus: ,,Veröffentlichgn. d. kaiserl. Gesundheitsamtes“.) Lex. -8°. 7 p. Ber- lin (Springer) 1892. 0,10 M. Massregeln gegen die Cholera. Die amtl. Erlasse Bayerns und Preussens betreffs der Cholera, sowie die Beschlüsse der Reichs-Cholerakommission in Berlin, gr. 8°. 16 p. München (J. F. Lehmann) 1892. 0,20 M. Nothnagel. H , und Kahler, 0., Prophylaxe und Therapie der Cholera asiatica. (Wien. med. Presse. 1892. No 32. p. 1273 — 1278 ) Oldenburg. Die Anzeigepflicht bei Cholera betr. Vom 26. u. 30. August 1892. (Ver- öffentl. d. k. Gesundh.-A. 1892. No. 37. p. 655 — 656.) Oesterreich. Erlass des Ministeriums des Innern, betr. Vorkehrungen gegen die Cholera. Vom 22. Juli 1892. (Veröffentl d. k. Gesundh.-A. 1892. No. 31. p 519 — 521.) Pfeiffer, R.. Zur bakteriologischen Diagnostik der Cholera mit Demonstrationen. (Dtsch. med Wchschr. 1892. No. 36. p. 813 — 815 ) Preussen. Bestimmungen des Ministers der geistlichen etc. Angelegenheiten, Cholera betr. Vom 27. u. 28. Juli 1892. (Veröffentl. d. k. Gesundh.-A. 1892. No. 31. p. 514—517.) — — , Erlass, Untersuchung und Versendung choleraverdächtiger Gegenstände betr. Vom 25. August 1892. (Veröffentl. d. k Gesundh.-A. 1892. No. 36. p. 626.) — — , Erlass, Massnahmen gegen die Cholera betr. Vom 1. Sept. 1892. (Veröffentl d. k. Gesundh.-A. 1892. No. 36. p. 626 — 627.) — — , Erlass, Verhaltungsmassregeln für das Eisenbahnpersonal bei choleraverdächtigen Erkrankungen betr. Vom 1. Septbr. 1892. (Veröffentl. d. k. Gesundh.-A. 1892. No. 36. p. 627— 628.) — — , Schutzmassregeln gegen Cholera und Entnahme von Untersuchungsproben betr. Vom 8. Sept. 1892. (Veröffentl. d. k. Gesundh -A. 1892. No. 37. p 653.) — — , Verkehrsbeschränkungen aus Anlass der Cholera betr. Vom 8. Sept. 1892. (Veröffentl. d. k. Gesundheits-A. 1892. No. 37. p. 651 — 652.) — — , Reg.-Bez. Bromberg. Verf., die Anzeigepflicht bei Cholera betr. Vom 29. Jul 1892. (Veröffentl. d. k Gesundheits-A. 1892. No. 32. p. 538 — 539 ) — — , Reg.-Bez. Bromberg. Polizeiverordnung, Anzeige von Choleraerkrankungen betr. Vom 29. Juli 1892. (Veröffentl. d. k. Gesundheits-A. 1892. No. 35. p. 591.) — — , Reg -Bez. Bromberg. Polizeiverordnung, Versendung und Untersuchung cholera- verdächtiger Gegenstände betr. Vom 29. August 1892. (Veröffentl. d. k. Gesund- heits-A 1892. No. 36. p 628.) — — , Reg -Bez Erfurt. Polizeiverordnung, die Anzeige von Cholera- und der Cholera verdächtigen Krankheitsfällen betr. Vom 5. August 1892. — Reg.-Bez. Sigmaringen. Desgl. Vom 3. August 1892. (Veröffentl. d. k. Gesundheits-A. 1892. No. 34. p. 574.) Reineke, Die Cholera in Hamburg. (Berl. klin. Wchschr. 1892. No. 37. p. 935 — 936.) Reuss ä. L. Regierungs-Verordnung, betreffend Anzeigepflicht von Erkrankungen an Cholera. Vom 31. August 1892. (Veröffentl. d. k. Gesundheits-A. 1892. No. 36. p. 628—629.) Neue Litteratur. 535 Sachse, P., Schutzmassregeln gegen die Cholera. (Beilage zu dem Erlass d. Minist, d. geistl. etc. Angelegenheiten vom 28. Juli 1892.) Plakat. Fol. Berlin (R. v. Decker [G. Schenk]) 1892. 10 Stück 0,50 M. Sachsen. Verordnung, Massregeln gegen die Cholera betr. Vom 12. Sept. 1892. (Veröffentl. d. k. Gesundheits-A. 1892. No. 37. p. 654 — 655.) Schnirer, M. T., Die Cholera asiatica. (Wien. med. Presse. 1892. No. 31. p. 1233 — 1238.) Schutzmassregeln gegen Cholera. Zusammengestellt im kaiserl. Gesundheitsamt gr. 8°. 2 p. Berlin (Julius Springer) 1892. 0,05 M. Waldeck. Polizei-Verordnung, die Choleragefahr betr. Vom 1. Sept. 1892. (Veröffentl. d. k. Gesundheits-A. 1892. No. 37. p. 656 ) Infektionsgeschwülste. ■(Lepra, Tuberculose ["Lupus, Skrophulose], Syphilis [und die anderen venerischen Krankheiten].) Bollinger, Massregeln gegen die Weiterverbreitang 'der Tuberculose. (Münch, med. Wchschr. 1892. No. 33. p. 587 — 590 ) Kaufmann, E., lieber Gonorrhoe bei kleinen Mädchen. (Inaug.-Diss.) 8°. 44 p. Bonn 1892. Diphtherie und Croup, Keuchhusten, Grippe, Pneumonie, epidemische Genickstarre Mumps, Kückfallsfieber, Osteomyelitis. Leonhardi, F., Ueber Croup, Diphtherie und Scharlach. (Samml. klin. Vortr. N. F. No. 55. 22 p.) gr. 8°. Leipzig (Breitkopf & Härtel) 1892. 0,75 M, Liachovski, M. J., Die epidemische Grippe. (Russk. med. 1891. p. 695, 711, 727.) [Russisch.] Munro, J. C., The epidemiology of influenza. (Climatologist. 1892. p. 231 — 235.) Plä, E. F., La grippe en el asilo de San Jose. (Rev. de cienc. m£d. Habana. 1892. p 86.) Post, Oorzaken en verspreiding der influenza. (Nederl. milit. geueesk. arch. 1892. p. 20—31.) Protasoff, N. A., Geschichtliche Untersuchung über die epidemische Grippe (Influenza) in Russland. 8°. 33 p. St. Petersburg (Chudekoff) 1892. [Russisch.] B. Infektiöse Lokalkrankhcüen. Nervensystem. Trouillet, Meningite ä streptocoques ; abcfes symetriques du cervelet au cours de la grippe. (Dauphin^ med. 1892. p. 63 — 66.) Verdauungsorgane. Morisse, F. J., Contribution ä l’elude de la peritonite ä pneumocoques. These, 4°. 55 p. Paris (Steinheil) 1892. 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III. 8°. 128 p. in. 40 Abbild, und 5 färb. Taf. Berlin (Parey) 1892. 3 M. Hartig, Ei, Septogloeum Ilartigianum Sacc. n. sp. Ein neuer Parasit des Feldahorns. (Forstl -uaturwissensch. Ztschr. 1892. p. 269.) Ormerod, E. A., Few preliminary observations on the sugar-cane shot-borer beetle (Xyleborus perforans); its babits and its recent spread in the West India Islands; with some suggested measures of prevention aud remedy. 12°. 24 p. London (Simpkin) 1892. 6 d. Pascal, H., Petit guide du vigneron sur les traitements des maladies cryptogamiques de la vigne. Risume pratique concernant les traitements preventifs et curatifs du mildiou, du black-rot, de l’anthracnose et de l’oi'dium. 8°. 16 p. Nimes 1892. 0,40 fr. Prillieux, La maladie du peuplier pyramidal (Didymosphaeria populina, Vuillemin). (Rev. mycol. 1892. No. 55. p. 89.) Eathay, E., Der White-rot (Weissfäule) und sein Auftreten in Oesterreich. (Sep.-Abdr.) 4°. 9 p. mit 12 Abbild. Wien (Verl. d. k. k. Ackerbau-Minist.) 1892. Tschirch, A , Ueber die Sereb-Krankheit des Zuckerrohrs. (Mitth. d. naturforsch. Gesellsch. in Bern. 1892. Sitzungsber. p 6.) Villon, V., Le cryptophage. Traitement curatif des maladies cryptogamiques de la vigne et autres vegetauz. 8°. 31 p. Cavaillon (Impr. Mistral) 1892. Vuillemin. P., Sur les parasites du peuplier pyramidal. (Rev. mycol. 1892. No. 55. p. 90—91.) Inhalt. Originalmittheilnngen. Brandes, Gustav, Revision der Monosto- miden. (Orig ), p. 504. Germano, Ed , Der Bacillus membranaceus amethystinus mobilis. (Orig.), p. 516. v. Linstow, Beobachtungen an Vogeltänien. (Orig.), p. 501. Looss , A. , Nochmals über Phagocytose. (Orig.), p. 514. Magalhäes, P. S de, Die Filaria Bancrofti Cobbold und die Filaria immitis Leidy. (Orig ), p. 511. Zschokke, F., Seltene Parasiten des Men- schen. (Orig.), p. 497. Referate. Bang, B., Ueber Rothlaufendokarditis bei Schweinen, p. 519 Councilman, W. T. , and Lafleur, H. A., Amoebic Dysentery, p. 524. Cnrtice, Cooper, Parasites, p. 523. 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Ritzema Bos, Die minirende Ahornafter- raupe (Phyllotoma Aceris Kaltenbach) und die von ihr verursachte Beschä- digung, p. 332. Rüge, Ueber die Plasmodien bei Malaria- Erkrankungen, p. 525. Schulten, M. W. af, u. Homen, E. A., Fall af echinococcus i böckenet och bukhalan, p. 526. Wasserfuhr , Trichinose im Königreich Bayern, p. 525. Neue Litteratur, p. 533. •j’rommannschc Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Gell. Hott. Prof. Dr. iMart ui Professor Dr. Loettr ln Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. TJhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. XII. Baild. -o- Jena, den 19. Oktober 1892. -0- No. 16. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Ueber den Zellkern und die Sporen der Hefe. Von Dr. H. Moeller, Privatdocenten der Botanik au der Universität Greifswald. Mit 1 Tafel. Den bahnbrechenden Untersuchungen über Zellkerne von Schmitz und Strasburger sind eine grosse Reihe solcher gefolgt, welche meistens den Zellkern der Phanerogamen , hin und wieder auch den von Kryptogamen, zumal der Algen, nur selten den der Pilze be- trafen. Gelegentlich der Beschreibung neuer Spezies ist bei letzteren das Vorhandensein des Zellkernes einfach konstatirt, bei seiner Unter- suchung über die Gattung Exoascus hatSadebeck auch auf die Zellkerue besondere Rücksicht genommen, aber eine ausschliessliche zu. ud. 36 538 M o e 1 1 e r , Zellkernuntersuchung an Pilzen ist bisher nur von Rosenvinge an Hymenoinyceten durchgeführt. Vor Jahresfrist erschien nun eine Arbeit von Raum1): „Zur Morphologie und Biologie der Sprosspilze“, in welcher vorzugsweise die Frage nach dem Zellkern der Hefe zur Unter- suchung kam. Ich hatte, als mir diese Arbeit bekannt und zugänglich 2) wurde, gerade zum Zwecke der Zellkernuntersuchungen angefangen , durch systematische Versuchsreihen festzustellen, unter welchen Umständen die von Schmitz angegebene Kernfärbung mit H äm at ein - Am- moniak nach Vorbehandlung mit Pikrinsäure, welche Methode leider so oft versagte, mit Sicherheit zur Anwendung zu bringen sei. Ich beschloss, zunächst diese Färbungsweise bei den Kernen der Hefe anzu wenden, welche ich ja aus Präparaten von Schmitz schon kannte, und damit zugleich die eigenthümiichen Befunde von Raum einer Nachuntersuchung zu unterwerfen. Raum hat die Litteratur über den Zellkern der Hefe sehr gründlich gegeben. Er erwähnt Nägeli, Schleiden, Schmitz, Strasburger, Zalewski, Zacharias, Zimmer mann als diejenigen, welche einen Zellkern der Hefe gesehen haben; anderer- seits Brücke und Krasser, welche dessen Vorhandensein be- streiten. Ich möchte hier zu den einzelnen Forschern noch einige Bemerkungen machen. Meines Erachtens können die Angaben von Nägeli, Schleiden und Brücke unbeachtet gelassen werden, weil aus einer Zeit stammend , in welcher die optischen und präpa- rativen Ilülfsmittel eine zuverlässige Entscheidung dieser Frage noch nicht ermöglichten. Schmitz, dem es zuerst gelang, den Zellkern der Hefe durch Tinktion nachzuweisen , vermochte durch seine Prä- parate zunächst Strasburger persönlich von dem Vorhandensein desselben zu überzeugen. Auch Hansen3) glaubte inzwischen den Zellkern der Hefe gesehen zu haben und stellte selbst in Bonn die Ideutität der von ihm für Kerne angesprochenen Gebilde mit den von Schmitz gefärbten fest. Ebenso hat Zacharias zweifellos den Zellkern der Hefe gesehen. Weniger sicher erscheint mir das wegen der dazu gegebenen Beschreibung bei Zalewski, dessen Originalarbeit (polnisch) mir unzugänglich w’ar. Auch Zimmer- mann, obwohl selbst dessen nicht ganz sicher, scheint nach der von ihm gegebenen Abbildung den Kern gesehen zu haben. Das Vorhandensein desselben leugnet Krasser, dessen Arbeit noch un- längst Wiesner4) wunderbarerweise als gründlichste Beantwortung der Hefenfrage bezeichnete. Demselben gelang es nämlich nicht, trotz vielfacher Modifikationen , durch Färbung einen Kern in der Hefenzelle nachzuweisen. Auch Raum, dessen Arbeit oben erwähnt ist, hat den Zellkern nicht immer richtig gesehen. Es lassen sich auf den zwei von ihm gegebenen Buntdrucktafeln mit 106 Figuren die 1) Zeitschrift f. Hygiene. Bd. X. 1891 p. 1. 2) Ich verdanke beides der Güte des Herrn Prof. Loeffler. 3) Rech sur la morphologie d ferm alcod. VI (Res. d. c. r. d. trav. du labor. d Carlsberg. Vol II p 126 ) 4) Struktur u. Wachstbum d. lebenden Substanz p. 263 f. lieber den Zellkern und die Sporen der Hefe. 539 Fig. 14, 30, 40, 41, 53, 63, 64, 68, 76, 82, 91, 92, 95 allenfalls als Kernabbildungen auff'assen ; in den anderen Fällen hat er den Kern offenbar nicht gesehen, statt dessen die vorhandenen Mikrosoraen oder Grana für Kernbestandtheile aufgefasst. Als Material für seine Untersuchungen, welche nur im ersten Theile morphologischer Natur sind, im zweiten dagegen sich mit der hygienisch-medizinischen Wirkung der Sprosspilze auf den Orga- nismus befassen, hat Raum, wie es ja für eben diesen Zweck dringend erforderlich war, nur Reinkulturen einer grösseren Anzahl von Saccharomyces Spezies verwendet. Auch ich habe anfangs mit Reinkulturen gearbeitet, bin aber sehr bald wieder davon abgekommen, und zwar aus folgenden Gründen. Zunächst erfordert die Anlage derselben nach der Hansen ’schen Einzelmethode einen sehr grossen Aufwand von Zeit und Arbeit, dem nur sehr geringe Vortheile für die morphologische Untersuchung gegenüberstehen. Im Gegentheil bot mir das gewöhnliche Material in seiner natürlichen Verunreini- gung nicht nur sehr erwünschte Gelegenheit zu vergleichenden Beob- achtungen, sondern ich machte in der That noch manche interessante nebensächliche Beobachtungen. Dabei zeigte sich auch , dass die Hefen, wie ich sie nach ihrem natürlichen Vorkommen als Kultur- hefen in Benutzung zog, ausserordentlich besser und kräftiger vege- tirten, als mir solche in Nährlösungen zu ziehen möglich war. Noch ungünstiger fand ich die Entwickelung auf Gelatinen als Nährböden. Die Hefen wurden sehr kleinzellig, wuchsen langsam und zeigten ein auffallendes Derbwerden der Membranen, wodurch das Fixiren und Färben oft ausserordentlich erschwert wurde. Nachdem ich mich also nach einigen Reinkulturen verschiedener Hefenarten im Allge- meinen orientirt und gleichzeitig überzeugt hatte, dass für die vor- liegende Untersuchung die gewöhnliche Bierhefe wegen der Grösse der Zellen, der Dünne der Membran und weil sie beständig zu Ge- bote stand, sich besonders eignete, habe ich als Untersuchungsmaterial nur noch den Hefeabsatz in Bierflaschen benutzt, anfangs von einem Flaschenlagerbier, welches, mit neuer Anstellhefe gebraut, in den ersten Wochen darnach einen reichlichen Bodensatz sehr kräftig vegetirender Hefe lieferte, später ausschliesslich mit der Hefe aus Weissbierflaschen, welches Material ja jedem stets für Hefeunter- suchungen zu Gebote steht. Aus der Bierflasche wird nach dem Umschütteln die Hefenmasse in ein sterilisirtes Röhrchen oder Kölb- chen gegossen und am kühlen Orte auf bewahrt; nach dem Absetzen giesst man das überstehende Bier ab, wäscht und dekantirt ein oder zweimal mit sterilisirtem Wasser und hat das Material wie für die folgenden Untersuchungen vorbereitet. Dem Härten und Färben der Hefe habe ich viel Zeit und Mühe gewidmet; zumal auf das Härten scheint sehr viel mehr an- zukommen, als bisher angenommen wurde, eine Erfahrung, deren Tragweite wohl nicht auf die Hefen selbst, und Pilze im Allgemeinen zu beschränken, sondern vielleicht auf alle pflanzlichen Zellen mehr oder weniger auszudehnen ist. Durch umfangreiche Versuche über die Ausführung der Härtung wurde es mir überhaupt nur ermöglicht, die folgenden Resultate zu erzielen. 36* 540 M o e 1 1 e r , Raum hat bei seiner Untersuchung zwei Fixirungsmethoden an- gewandt; einmal das bekannte Erhitzen des Deckglaspräparates in der Flamme und zweitens die Luk janow’sche Methode, welche, wenn ich mich recht unterrichtet habe, im Ueberschichten des Prä- parates mit wässeriger , konzeutrirter Sublimatlösung beruht. Das Bedenkliche der ersteren Fixirungsart habe ich bereits früher besprochen und die Methode als ungeeignet zu morphologischen Untersuchungen bezeichnet; und durch besondere Versuche überzeugte ich mich, dass eine gute Fixirung in dieser Weise nur vereinzelt erreicht wird. Die L u k j an o w ’sche Fixirung habe ich nicht nachgeprüft, da mir die Einzelheiten bei ihrer Anwendung, auf die oft viel ankommt, nicht bekannt waren. Ich mache hier nur auf das muthmassliche Eintreten von Plasmolyse bei der Anwendung einer solchen starken Lösung aufmerksam. Es sind darnach vielleicht schon viele der un- natürlichen und unter sich nicht in Einklaug zu bringenden Kern- bilder Ra um ’s ungenügender Fixirung zuzuschreiben. Ich habe mir von vornherein die Frage vorgelegt, ob als Fixirungs- mittel nicht doch das Jod in irgend einer Lösung die geeignetste Substanz wäre, zumal dasselbe ausserordentlich leicht durch Mem- branen diffundirt und in seiner Wirkung auf die Bestandtheile des Zellinhaltes als der chemisch am wenigsten eingreifende Stoff zu bezeichnen ist. Mannigfache in dieser Richtung bei der Hefe sowohl wie an Algen und Gewebezellen phanerogamer Pflanzen ausgeführte Versuche bestätigten diese Ansicht. Es handelt sich dabei einmal um die Zuführung einer zum Fixiren im Ganzen genügenden Jodmenge, andererseits um Vermeidung zu konzentrirter Lösungen, welche Plasmolyse vor der Fixirung bewirken könnten. So ist eine wässerige Jodlösung schon lange als sehr geeignet zur Fixirung vieler Algen in Gebrauch, welche man ja einzeln in ein grösseres Quantum wässeriger Jodlösung eintragen kann, so dass jedenfalls noch genügend Jod in der Lösung vorhanden bleibt. Die von Wasser gelöste Menge desselben genügt aber schon nicht mehr, wenn auch uur wenig grosse Stücke von Zellgewebe der Phanerogamen zu fixiren sind. Bei der Suche nach einer Flüssigkeit, welche reichlich Jod löst, muss zu- nächst immer die Jodkaliumlösung in Frage kommen , und sie hat den grossen Vortheil, dass sie stark verdünnt werden kaun und doch noch viel Jod löst, ausserdem quellt Jodkalium die Membranen etwas auf und macht sie diffusibeler. Ich benütze als No r m al fl ü s s igk eit zum Fixiren die einprozentige, mit Jod gesättigte Jodkaliumlösung; wo diese zu konzentrirt ist, dieselbe in zehnfacher Verdünnung und sonstJodwasser. Mit diesen drei Lösungen lassen sich bei Gegenwart überschüssigen Jods alle Zellen und Ge- webe rasch und gründlich fixiren. Bei der vorliegenden Untersuchung ist fast ausschliesslich die erstere Lösung verwendet worden. Das Fixirungsmittel wurde entweder als Tropfen zu der auf dem Deck- glase in der Nährlösung befindlichen Hefe gesetzt und letztere dann auf demselben ausgestrichen, oder eine Platinöse des Hefebreies in einen Tropfen der Lösung eingetragen. Bei der Fixirung grosser Mengen wird ebenso verfahren unter der Vorsicht, immer kleine Ueber den Zellkern und die Sporen der Hefe. 541 Mengen des zu fixirenden Materials nach und nach in die stets ge- schüttelte Lösung einzutragen. Das auf dem Deckglase ausgestrichene Material haftet nach dem Trocknen an der Luft dem Glase genügend an zu weiterer Behandlung. Lange habe ich vergebliche Versuche gemacht, solches Material gut zu färben, bis ich zu der durch besondere Versuche bestätigten Ansicht gelangte, dass Fixiren und Härten zwei ver- schiedene Vorgänge wären und dass zum Zwecke guter Tinktion beide gut ausgeführt sein müssten. Die Hefe- zellen wurden durch obige Jodjodkaliumlösung gut fixirt, wurden aber gut gehärtet erst durch weitere eintägige Wirkung der Jod- lösung, und nach dem Abspülen in Wasser und verdünntem Alkohol durch ein- bis zweitägiges Verweilen in absolutem Alkohol. Je länger der absolute Alkohol wirkte, desto besser wurde die Härtung ; doch kann wiederholtes Erhitzen des Alkohols zum Kochen die Zeit- dauer wesentlich abkürzen. Ein eintägiges Liegen in Chloroform machte die Färbung hinterher oft wesentlich klarer. Nur in solcher Weise gut gehärtetes wie gut fixirtes Material ergab nach- her die schönen instruktiven Kernfärbungsbilder. Eine vollstän- dige Härtung scheint auch nach der Erfahrung Anderer ab und zu nur durch absoluten Alkohol erzielt zu werden. Ueber den Vor- gang hierbei äussert sich Hueppe *) folgendermassen : „Da bei vielen Härtungsverfahren zunächst das koagulirte Eiweiss eine gewisse Menge Wasser noch zurückhält, erfolgt zum Schlüsse der definitiven und gleichmässigen Entwässerung meist eine kürzere oder längere Uebertragung im absoluten Alkohol.“ So lässt auch Schwarz1 2) zum Zwecke guter Kernfärbung die mit Fl emm ing’ scher Lösung fixirten Schnitte eventuell in absolutem Alkohol nachhärten. In Strasburger’s botanischem Praktikum wird für die Pikrin- schwefelsäure ausdrücklich eine Nachhärtung in Alkohol verlangt; und aus eigener Erfahrung kann ich angeben, dass konzentrirte, wässerige Pikrinsäure auch nach zweitägiger Einwirkung auf Hefe keine Härtung bewirkt. An dieser Stelle sei auch des dreimaligen durch die Flamme ziehen der Deckglaspräparate noch einmal Er- wähnung gethan ; dasselbe fixirt nicht, härtet aber, und kann daher nur nach vorausgegangener Fixirung als ein, wenn auch weniger gründliches, doch schnelles Härtungsverfahren Anwendung finden. Zur Kernfärbung habe ich einmal die Schmitz’ sehe Pikrinhämateinmethode und die Färbung mit anderen Hämatoxylin- lösungen benutzt, andererseits die bekannten Anilinfarben in den gebräuchlichen Anwendungsweisen. Es soll gleich hier beson- ders hervorgehoben werden, dass gut fixirtes und gehärtetes Material mit jeder der versuchten Farb- lösungen gleich gut zu färben war, und mithin genü- gendes Härten ebenso wie gutes Fixiren zu den Vor- 1) Die Methoden d. Bakterienforschung. 1889. p. 133. 2) Die inorpli. und ehern. Zusammensetzung d. Protoplasma. (Beitr. z. Biol. d. Pfl. von Cohn. Bd. V. Heft 1. p. 84.) 542 M o e 1 1 e r , bedingungen guter Färbung gehört. Damit darf allerdings nicht bestritten werden , dass ausnahmsweise und weniger gut auch bei ungenügend ifixirten oder gehärteten Präparaten Fär- bungen erzielt werden können, und die eine oder andere Farblösung zu bevorzugen sei, zumal bei richtiger Ausnutzung des für gute Tinktionen so wichtigen Hülfsmittels der Differenzirung , auf welche ich später noch zurückkomme. Wie eingangs erwähnt ist, habe ich zunächst die Pikrinhämate'in- färbung näher geprüft. Diese von Schmitz eingeführte Tinktions- methode hat zur Herstellung einer grossen Anzahl der ersten und überzeugenden Kernpräparate Anwendung gefunden ; sie ist aber nicht nur Anderen vielfach missglückt, sondern auch Schmitz hat sie später sehr häufig nicht in gewünschter Weise erzielen können. Eine kritische Untersuchung der Verwendbarkeit dieser Methode, welche ich an Hefen, Pilzen und einigen Algen anstellte, ergab fol- gendes Resultat. 1) Die Pikrinhämateinfärbung beruht auf der Anwendung einer schwach ammoniakalischen Hämatoxyliulösung (Hämatein) zur Fär- bung von Präparaten, welche eine Vorbehandlung mit konzentrirter, wässeriger Pikrinsäure erfahren haben. 2) Gute Färbung ist nur bei gehärtetem Materiale zu erzielen. Da die Pikrinsäure manche Objekte bestimmt nicht, oder wenigstens nicht innerhalb 24—48 Stunden härtet, so ist richtige Härtung Vor- bedingung. 3) Die Pikrinsäure wirkt als Säurebeize für die alkalische Farb- lösung. An ihrer Stelle kann eine 2-proz. Essigsäure mit nur ge- ringem Erfolge verwendet werden. 4) Mit Pikrinsäure 1/2 — 3 Stunden behandelte Präparate lassen sich, wenn klein und vereinzelt, leicht oberflächlich im Wasser ab- spülen; die dann bleibende Säure ist als Beize durchaus nöthig zu einer intensiven Farbaufnahme und zum Festhalten derselben. Ein gründliches Entfernen der Säure durch Wasser, was übrigens schwer zu ermöglichen ist, führt dahin, dass die Farbe nicht mehr aufge- nommen wird oder jedenfalls so lose, dass sie beim Abspüleu des Präparates wieder entfernt wird. 5) Diese Färbeweise empfiehlt sich nicht für grössere Gewebs- stücke, weil die richtige Mitte zwischen ungenügendem Abspülen der Pikrinsäure und einem gründlichen Auswaschen derselben hier nicht zu halten ist. 6) Da bei dieser Methode ebenso wie beim Färben mit Anilin- farben gefärbtes Material vorausgesetzt ist; da ferner hier wie dort Protoplasma und Kern der Färbung zugänglich sind und es deshalb nur auf die Intensität der Anfärbung oder auf deu Grad der Ent- färbung ankommt, verdient die Hämatei'nlösung bei ihrer leichten Zer- setzbarkeit keinen Vorzug vor den Anilinfarben in der Anwendung zur Kernfärbung. Vor Anwendung obiger Farblösung hat Schmitz Alaunlösungen des Hämatoxylins von unbestimmter Zusammensetzung (sein Hämal) zur Kernfärbung benutzt. Diese, wie die D ela fiel d- sche Lösung färben zu intensiv und zu dauernd und sind deshalb zu Kernfärbungen wenig empfehlenswerth, weil die Differenzirung zu Ueber den Zellkern und die Sporen der Hefe. 543 schwierig ist. Ich machte das Hämatein haltbarer durch Kochen von Hämatoxylin in mit einem Tropfen Ammoniak versetztem Wasser und nachherigem vorsichtigen Ansäuern mit 2-proz. Essigsäure. Auch diese Lösung verlangt Vorbehandlung mit Pikrinsäure. Von den Anilinfarben in bekannter Anwendung zur Tinktion habe ich Ziehl’s Karbolfuchsin, Loeffler’s Methylenblau, die Gr am’ sehe Methode, ferner Lösungen des Gentiauaviolett in Kar- bol, Wasser, Glycerin, 1-proz. Essigsäure und 1-proz. Jodkalium be- nutzt. Alle diese färben gut fixirte und gehärtete Zellkerne gleich gut unter Benutzung dünner Farblösungen bis zum richtigen Grade der Anfärbung; oder, was leichter ist, nach Ueberfärbung mit stär- keren Farblösungen bei Erzielung richtiger Entfärbung (Differen- zirung). Karbolfuchsin und Karbolgentianaviolett, sowie Essigsäure- gentianaviolett habe ich auch heiss angewendet und mich überzeugt, dass vorsichtiges Aufkochen der Farblösung auf dem Deckglase der Kernfärbung keinen Eintrag thut. Im übrigen habe ich die Farblö- sungen stets kalt angewendet und vorzugsweise eine ziemlich dünne wässerige Gentianaviolettlösung, in welcher die Präparate nach 15—30 Minuten Einwirkung genügend überfärbt waren zur nachfol- genden Dilferenzirung. Die Differenzirung ist der für eine gute Färbung wichtigste und schwierigste Theil derselben, und auch hier habe ich zur Er- zielung besserer Resultate mich erst nach einem neuen Differenzirungs- mittel umsehen müssen. Es zeigte sich nämlich, dass der Kern der Hefe den Farbstoff nur wenig fester hält, als das Protoplasma, so dass es sehr schwer gelang, den richtigen Grad der Entfärbung zu treffen. Es musste deshalb eine Flüssigkeit gesucht werden, welche weit weniger als die bisher üblichen Differenzirungsmittel (Alkohol, 1-prozentige Essigsäure) den Farbstoff auszieht. Nur bei der Gram- schen Methode gelingt die Entfärbung durch Alkohol, weil vorher die die Farbe stark fixirende Jodlösung zur Anwendung gelangt; die Gram’sche Methode kann ich in Uebereinstimmung mit Schwarz zur Färbung pflanzlicher Zellkerne sehr empfehlen. Es ist bekannt, dass mit Anilinfarben hergestellte Präparate nicht in Glycerin aufbewahrt werden dürfen, weil dieselben dadurch nach einiger Zeit entfärbt werden. Gerade dieser Umstand veranlasste mich, das Glycerin als Entfärbungsmittel zu versuchen, und fand ich es zu diesem Zwecke ausgezeichnet brauchbar; nur wirkt das konzentrirte Glycerin schon häufig zu energisch und habe ich es deshalb mit dem gleichen Volumen Wasser, und selbst noch stärker verdünnen müssen. Sobald der richtige Grad der Differenzirung (meist nach wenigen Minuten) erreicht ist, wird das Deckglas in reinem Wasser gut ab- gespült und eingelegt. Schon aus den vorstehenden Angaben wird man ersehen können, wie schwierig in methodischer Hinsicht die Her- stellung gut gefärbter Kernpräparate bei der Hefe ist, und ich glaube auf Grund dieser Versuche bestimmt die Ansicht aussprechen zu können, dass die unrichtigen Resultate von Raum’s Untersuchung neben mangelhafter Fixirung und Härtung vorzugsweise ungenügender Differenzirung bei der Färbung zuzuschreiben sind. Einige Bemerkungen über zweckmässigste Aufbewahrungsart der 544 M o e 1 1 e r , Präparate möchte ich hier noch anfügen. Die Einschliessung der an der Luft getrockneten Deckglaspräparate in Kanadabalsam, Styrax- oder Dammarlösung ist die einfachste Methode und jeder Zeit an- wendbar. Da aber bei dieser Behandlung nicht nur Schrumpfungen der ganzen Zellen, sondern einiger Inhaltsbestandtheile, wie z. B. des Zellkerns im besonderen Maasse stattfinden, so ist oft die Einlegung in Flüssigkeiten vorzuziehen. Glycerin und Glyceringelatine sind un- brauchbar, dagegen empfiehlt sich die Verwendung von konzentrirter Kaliacetatlösung und die von mir schon früher empfohlene Zucker- lösung *) (der Syrupus Simplex der Apotheken). Pikrinhämate'm- präparate dürfen weder in Glycerin und Glyceringelatine, noch in Kaliacetat, sondern nur in Zuckerlösung oder Harz eingeschlossen werden. Aus dem Studium der nach obigem Verfahren hergestellten Prä- parate ergibt sich für den Kern der Hefenzelle das gleiche Re- sultat, wie es bereits Schmitz gefuuden hat. Jede Hefenzelle hat einen Kern, welcher in Betreff der Grösse innerhalb sehr weiter Grenzen verschieden ist. Die Gestalt desselben ist meistens rundlich, zuweilen auch abgeflacht scheibenförmig und wird bei älteren vege- tativen Zellen, wie das schon Hansen hervorgehoben hat, an den Rändern buchtig gelappt. Bereits Hansen hat den Kern im unge- färbten Zustande bei älteren Kulturen im Wasser gesehen; auch ich fand ihn häufig an lebenden Zellen sichtbar als ein wenig glänzen- des, im Vergleich zum Zellplasma gleichmässig homogenes, blass- röthliches Gebilde, welches in den Zellen, in denen es sich überhaupt deutlich vom Protoplasma abhebt, auch sofort durch seine Grösse als Inhaltskörper auffällt. Ich glaube, dass gelegentliche Beobachter sehr häufig den Zellkern für eine Vakuole gehalten haben. Auch Neisser, welcher nach Raum’s Angabe in den Hefen wunderbare sporoide Gebilde gesehen hat, dürfte den Zellkern als solchen vor sich gehabt haben. An tingirtem Materiale zeigt sich , dass selbst bei sehr starker Vergrösserung weder ein Nucleolus noch eine Kernmembran sichtbar ist. Die letztere ist bei Pilzkernen, vielleicht wegen der Kleinheit derselben, noch niemals beobachtet worden ; ein Kernkörper- chen dagegen wenigstens bei einigen weuigen Pilzkernen. Da die Grösse des Hefekernes ein solches unbedingt erkennen lassen müsste, dürfen wir annehmen, dass bei den Pilzen Kerne ohne innere Struktur bestimmt Vorkommen, für welche der Hefekern ein besonders deut- liches Beispiel ist. Auch Raum mag durch die Unkenntniss dieser Thatsachen hin und wieder zu seinen falschen Schlüssen verleitet sein, den Kern für ein grosses Mikrosoma anzusehen, denn er sagt1 2): „Für das traditionelle Schema des Kernes fehlt hier vor allen Dingen, abgesehen von event. Verschiedenheiten im chemischen Verhalten, das Kerngerüst und die Kernmembran.“ — Ich habe bereits oben darauf hingewiesen, dass nach der Schwierigkeit der Färbung bezw. der Differenzirung zu schliessen, ein verhältnissmässig geringer chemi- scher Unterschied zwischen Protoplasma und Zellkern vorhanden ist; 1) Gegen die Entwickelung von Schimmelpilzen in der Flasche schützt Jodoform. 2) 1. c. p. 15. Ueber den Zellkern und die Sporen der Hefe. 545 dass die Grana oder Mikrosomen dagegen sich sehr wesentlich bei der Färbung vom Kern in stofflicher Beziehung verschieden ver- halten, wird aus den später zu erwähnenden Beobachtungen er- hellen. Was die Lage des Kernes in der Zelle betrifft, so befindet sich derselbe in isolirten runden Zellen häufig in der Mitte, sonst meistens wandständig, und zwar bei ruhenden Zellen in der Regel dem spitzen Ende der eiförmigen Zellen anliegend. Der Kern scheint, wie auch Raum für seine angeblichen Grana erwähnt, unter amöboiden Form- änderungen seine Lage in der Zelle leicht verändern zu können, und auf diese Weise auch theilweise zum Faden ausgezogen, bei der Sprossung den engen Schlauch zwischen Mutter- und Tochterzelle durchwandern zu können ; eine Art Zerstäubung der Substanz, welche nach Raum1) dabei stattfinden soll, habeich nie beobachten können und glaube ich durch seine Art der Herstellung der Präparate her- vorgerufen. Die aus den amöboiden Bewegungen zu schliessende Zäh- flüssigkeit des Zellkernes bildet wohl auch die Ursache der grossen Kontraktion desselben beim Einlegen der Präparate in Harz, was, wie ich oben erwähnte, zu bedeutenden Abweichungen in den Grössen- verhältuissen des Kernes führt. Wenn bei der Sprossung ein Theil des Kernes in die Tochter- zelle eingetreten ist, reisst der Faden zwischen beiden entzwei, und die Kernsubstanz rundet sich in beiden Zellen wieder ab, die Kerne bleiben aber noch längere Zeit wandständig einander benachbart liegen. Ob ein sehr häufiges Bild, bei welchem der Kern in zwei wandständige, polarisch gegenüberliegende Hälften auseinandergezogen und durch dünnen Faden verbunden ist, als Vorbereitung zur Sprossung und zum Durchtritt in die Tochterzelle, mithin als direkte Kerntheilung innerhalb der Mutterzelle zu deuten ist, lasse ich dahin- gestellt sein. Die Grana oder Mikrosomen der Hefezellen verlangen auch bei vorausgegangener guter Härtung eine audere Färbungsweise, als der Zellkern , so dass ich dieselben deshalb anfangs nicht sichtbar zu machen vermochte. Letzteres wird leicht erreicht, wenn man die bekannten Anilin- oder Karbollösungen der Anilinfarben, Loeffler’s Methylenblau oder die Gram’sche Färbung benutzt, durch starkes Kochen die Präparate intensiv überfärbt und dann mit den stärkeren Differenzirungsmitteln, wie beispielsweise der 2-proz. Essigsäure, ent- färbt. Die Grana werden so scharf tingirt, aber es gelingt so nur schwer, und wie es scheint, nur zufällig, die Kerne neben den Grana gefärbt und differenzirt zu bekommen. Die von den Kernen in Aussehen, Grösse und im Verhalten durchaus verschiedenen Grana sind in den meisten Fällen sehr treffend bei Raum abgebildet, welcher sie wiederholt auch für kernartige Gebilde ausgiebt. Ich habe sie vorläufig noch nicht näher studirt, glaube aber nach meinen bisherigen Beobachtungen derselben Raum darin völlig beistimmen zu können, wenn er sie „paraplasma- 1) 1. c. p. io. 546 M o e 1 1 e r , tische Einschlüsse“ nennt1), welche zwar bei Sprossung und Sporulation vorkämen, aber nicht regelmässig und nothwendig bei diesen Vorgäugen gefunden würden. Die Zellkernuntersuchung der Hefe war selbstverständlich auch auf die Sporen auszudehnen, um so mehr, da ja bei der Sporen- bildung nach dem Vorgänge bei Exoascusarten Karyokinese mög- licherweise zu erwarten war. In Betreff der Litteratur über die Sporen der Hefe verweise ich auf Jörgensen2), wo das Nöthige zu finden ist. Ich habe die Sporenbildung bei der Bierhefe und den mit ihr häufig vergesellschafteten Hefespezies leicht dadurch erzielt, dass ich das mehrere Male mit Wasser gewaschene Hefenmaterial auf dem Deckglase im hängenden Wassertropfen vertheilte und auf die de Bary’sche feuchte Kammer legte. Nach 3—4 Tagen waren bei Zimmertemperatur stets die Sporen in grossen Mengen ausgebildet. Ich versuchte zunächst die Färbung der Sporen mit den oben genannten Farbungsmittelu in der Kälte; doch erhielt ich keine oder nur ganz vereinzelte Färbungen von kleineu Sporen (offenbar noch jugendlichen Stadien derselben). Die Anwendung der in meiner Sporenfärbungsmethode vorgeschlagenen 5-proz. Chromsäure ergab keine wesentliche Beschleunigung oder Verstärkung der Färbung. Die Anwendung einer 10-proz. Chromsäure Hess erst nach 3 Stunden die Sporen deutlich Farbe annehmen. Ohne vorhergehende Chrom- säurebehandlung, lediglich bei längerer Einwirkung (24 Stunden) des Farbstoffes, färbten sich dieselben sehr stark. Als Farblösung be- nutzte ich zu diesen Versuchen die ziemlich schnell und intensiv färbende Lösung von Gentianaviolett in 1-proz. Essigsäure; die Diffe- renzirung erfolgte mit konzentrirtem Glycerin. Sehr leicht und gut färben sich die Sporen beim Kochen mit Ziehl- scher Lösung und behalten den Farbstoff beim Ab- spülen in 4-proz. Schwefelsäure, so dass nachfolgende Doppelfärbung mit Hülfe grüner oder blauer Farb- stoffe möglich ist. Bei dieser Methode gelingt es aber fast nie, die Kernfärbung gleichzeitig zu erzielen; andererseits bleiben bei guter Kernfärbung die Sporen meistens ungefärbt. Aus der Gesammtheit der nach der einen oder anderen Art ge- färbten Sporenpräparate ergibt sich nun als erste auffällige Beob- achtung die Thatsache, dass die Sporen nicht simultan ausgebildet werden , wie es doch bei Ascosporen der Fall sein müsste , sondern nach einander und in sehr wechselnder Anzahl. Man findet am häufigsten zwei, dann eine Spore, weniger oft drei, und am wenigsten vier Sporen als die höchste Zahl, welche ich bei meinen Hefen bemerkt habe. Die succedane Ausbildung kanu beispielsweise bei drei Sporen so verlaufen, dass, während zwei Sporen bereits fertig ausgebildet sind , die dritte erst entsteht ; oder man findet alle drei in ver- schiedenen Altersstadien, was sich durch verschiedene Grösse ebenso wie durch verschiedene Färbung zu erkennen gibt. Bei vier Sporen pflegen entweder alle vier nach einander zu entstehen, oder in 1) 1. c. p. 22. 2) Die Mikroorganismen d. Gährungsindustrie. Berlin 1890. Ueber den Zellkern und die Sporen der Hefe. 547 Kreuzung mit zwei bereits reifen bilden sich zwei junge Sporen gleichzeitig aus. Die Entstehung erfolgt im Protoplasma, von welchem sich die jungen Sporenanlagen zunächst in der Intensität der Färbung nicht unterscheiden, wohl aber durch eine helle ringförmige Sphäre getrennt erscheinen. In diesem Stadium färben sich dieselben genau wie das Protoplasma und halten den Farbstoff bei Einwirkung 4-proz. Schwefelsäure nicht zurück, welche Eigenschaft erst allmählich und theilweise bei weiterem Reifen erworben wird. Das Protoplasma, aus dem sich die Sporen herausbilden, wird ziemlich verbraucht, doch bleibt stets auch bei reifen Sporen noch deutlich ein dünner Schlauch wandständigen Protoplasmas färbbar. Dieser letztere Befund stimmt allein nicht mit Raum’s Angaben, der sonst die gleichen Beob- achtungen gemacht hat und sie richtig beschreibt, was mir zum Theil unverständlich geblieben war, bevor ich dasselbe gesehen hatte. So spricht er (p. 31) von Zellen, welche noch nicht alle ihre Sporen fertig gestellt haben, und (p. 32) von eigenthümlichen Gebilden als Sporenanlagen. Zusammenfassend sagt er dann (p. 34): „Zu- vörderst grenzt sich im Zellplasma ein sphärischer, nicht allzu kleiner Theil desselben ab, welcher die Fähigkeit, sich mehr oder minder intensiv mit Bismarckbraun zu färben, behält; allmählich wächst diese Sphäre an, indem sie die Fähigkeit, Bismarckbraun aufzu- Dehmen, einbüsst, die Affinität zu Methylenblau aber erwirbt; in dem Masse, als die Sporen reifer werden, wird auch ihre blaue Farbe successive immer gesättigter. Doch nicht alle Abschnitte des Zell- plasmas, welche als Anlagen der Sporen zu dienen haben, machen den ganzen Entwickelungsgang gleich schnell durch; zur Zeit, wo einige von ihnen die höchste Stufe der Entfaltung erreicht haben, befinden sich die anderen noch in früheren Phasen.“ — Abweichend von mir schreibt er (p. 13): „In späteren Phasen ihres 'Wachsthums, in welchem die Sporen successive an Volumen zunehmen, schwindet allmählich das sie umgebende Protoplasma, und sie scheinen dann frei zu liegen unter Beibehaltung ihrer früheren Anordnung.“ Es handelte sich nun darum, zu versuchen , ob in den Sporen etwa ein Kern durch Färbung nachweisbar wäre. Aber alle solche Versuche blieben vergeblich. Nicht etwa, dass es überhaupt nicht möglich gewesen wäre, eine Differenzirung des Sporeninhaltes zu erzielen. Vielmehr glaubte ich sehr bald einen Zellkern deutlich abgegrenzt in einer Spore eines Präparates zu entdecken , der aller- dings unverhältnissmässig klein war; als ich aber in den nächsten Sporen bald zwei bis vier dergleichen Gebilde und dann auch solche in verschiedener Grösse in derselben Spore fand, war es klar, dass es sich nur um Grana handelte. Ich fand dieselben dann später auch in gleicher Welse wie Raum an der Peripherie der Sporen liegend. Während ich an solchen Präparaten , in denen die Sporen ge- färbt waren, einen Zellkern durch Färbung nicht sichtbar machen konnte, gelang es leicht, nach der oben zuerst erwähnten schwächeren Färbungsweise auch hier denselben zu differenziren. Er lag aber stets in Einzahl und bekannter Grösse neben den reifen oder un- reifen Sporen in dem stets , wenn auch nur noch sehr dünn vorhan- 548 M o e 1 1 e r , denen, durch Färbung doch deutlich nachweisbaren wandständigen Protoplasma. War die Sporennatur dieser eigenthümlichen Gebilde in den Hefen durch die Art der Entstehung und das gänzliche Fehlen des Kernes in denselben schon zweifelhaft geworden , so muss sie als ganz unhaltbar bezeichnet werden bei dem Nachweis von dem Fehlen einer Sporenmembran. Weder im lebenden Zustaude, noch durch irgendwelche Präparation und Färbung lässt sich auch nur eine Andeutung einer Membran erkennen. Die bei der ersten Ent- stehung der Gebilde in Protoplasma vorhandene helle Sphäre umgibt auch die reifen Sporen und trennt sie gewissermassen von dem um- gebenden Protoplasma. Von den Konturen einer Membran ist nichts zu sehen, und doch müsste dieselbe sich bei der Grösse der Objekte wenigstens annähernd so deutlich abheben, wie die der Hefezelle, und für eine Sporenmembran eher dicker als dünner erscheinen. Auch Raum hat (p. 33) eine Differenzirung zwischen Membran und Spo- reninhalt nicht ermöglichen können. Da also diese Gebilde der Hefe weder Kern noch Membran besitzen, ist ihnen die Sporennatur unbe- dingt abzusprechen. Bei der Feststellung der Natur derselben würde eine spätere Veränderung dieser Gebilde wahrscheinlich sehr aufklärend gewirkt haben ; aber ich habe mich vergeblich bemüht, dieselben in verschie- denen Zeiten der Reife oder selbst nach dem Eintrocknen in frischer Nährlösung zu neuer Entwickelung zu bringen. Ebensowenig habe ich auch ein Freiwerden derselben durch Sprengung oder Zerstörung der Mutterzellmembranen beobachten können. Was Hansen1) von Keimung gesehen hat, fasst Jörgensen2) dahin zusammen, dass die Sporen stark anschwellen und wie die vegetativen Zellen eine Knospe bilden. Darnach erscheint mir auch sehr zweifelhaft, ob Rees wirklich eine Keimung dieser Gebilde gesehen hat. Bei der Beobachtung dieses Vorganges an lebendem Materiale könnte zum Beispiel durch Zusammenlagern von vier kleinen Hefezellen in der tetraedrischen Lage, wie solche ab und zu in der Tbat gefunden wird, und durch die eventuelle Umhüllung derselben mit der zu- weilen auftretenden gelatinösen Netzbildung die eintretende Spros- sung dieser Hefezellen leicht Bilder hervorrufen, wie die von Rees auf Taf. II, Fig. 1 — 4 dargestellten, deren sichere Deutung mit den damaligen optischen Mitteln und ohne Tinktion kaum erwartet werden kann. Es sprechen aber verschiedene andere Gründe noch sehr gegen eine Auffassung dieser Gebilde als Sporen. Zunächst wissen wir heutigen Tages im Gegensatz zu früher, dass eine echte Sporenbil- dung als Fortpflanzungsprozess bei kräftigster Vegetation in üppiger Ernährung eintritt, nicht wie bei der Entstehungsursache dieser Gebilde nach mehrtägigem Nahrungsmangel bei ausschliesslicher 1) Von demselben ist erst kürzlich eine neue Arbeit über die Keimung der Sporen in Medelelser fr. Carlsberg Laboratoriet. Vol. III. Heft 1. No. VIII erschienen, weicheich mir leider nicht mehr verschaffen und berücksichtigen konnte. 2) 1. c. p. 100. Ueber den Zellkern und die Sporen der Hefe. 549 Gegenwart von Wasser und Luft. Sodann sind ähnliche Gebilde von Brefeld1) bei den sprossenden Ustilagineensporidien, den so- genannten Brandpilzhefen, aufgefunden, über deren ferneres Schicksal wir durch Brefeld’s Untersuchung genau Bescheid wissen. Ich verweise zunächst auf Taf. I, Fig. 21, wo die beiden unteren Abbil- dungen wie typische Hefenasci mit zwei, resp. vier Sporen aussehen. Von ihnen sagt Brefeld2), dass bei Zufuhr neuer Nährlösung in 12—24 Stunden die Entstehung des Protoplasmas verschwand und jene eigenthümlichen sphärischen Ausscheidungen sich wieder auf- lösten, dass sodann die Zellen mit dem normal gewordenen Proto- plasma in gewöhnlicher Weise sprossten. Gleiche Bilder wie die obigen zeigen Taf. III, Fig. 44 und Taf. IV, Fig. 16 und wird von diesen ein gleiches Verhalten beschrieben. An dem getrockneten Materiale will Brefeld diese Gebilde durch Aether und Chloro- form weggelöst haben und hält er sie deshalb für Fetttröpfchen. Eine derartige Lösung in Aether oder Chloroform gelang mir bei den Gebilden der Hefe nicht, ich vermochte sie überhaupt durch nichts aufzulösen. Das schliesst aber nicht aus, dass auch diese Ausscheidungen in gleicher Weise resorbirt werden können und daher den Ustilagineengebilden gleichzustellen sind. Wir hätten es dann mit einer bestimmten Art von Gemmen zu thun, in welchen in Folge ungünstiger Ernährung eine besondere Art Entmischung des Protoplasmas stattgefunden hat, welche bei einer Nährzufuhr unter Bildung normalen Plasmas rückgängig gemacht wird. Für diese Auffassung spricht bei unseren Hefeausscheidungen in erster Linie die eigenthümlichc Differenzirung aus dem Zellplasma, welchem die Gebilde ja zunächst noch im Verhalten zum Farbstoff gleichen , bis weitere Veränderungen hinzukommen. Es spricht ferner dafür das Fehlen der Zellmembran und des Zellkernes in denselben. Wir haben es hier slso sicher nicht mit Sporen, sondern mit sporenähnlich aussehenden Inhaltskörpern, in den Zellen selbst vielleicht mit einer besonderen Form von Dauerconidien zu thun. Damit ergibt sich aber weiter, dass die Hefen keine Sporen bilden, auch keinen Ascus besitzen, w i e de Bary und Bees annahmen, ebensowenig ein Spo- rangium, als welches Brefeld die Zellen mit diesen Ge- bilden auffasste, dass überhaupt eine Fruktifi- kationsform nicht vorhanden ist. Ich habe weiter untersucht, wie es mit dem Zellkerne der Usti- lagineenhefen bestellt ist, und gefunden , dass auch hier jede Hefen- zelle einen Kern enthält. Da mitderGleichheit des Spros- sungsprozesses, dem Vorhandensein nur eines Zell- kernes und dem Fehlen eigentlicher Fruktifikations- organe kein morphologischer Unterschied mehr zwi- schen Ustilagineensporidien und den Kulturhefen vorhanden ist, so ist definitiv nach Brefeld’s Vorschlag das Genus Saccharomyces zu streichen. 1) Botan. Untersuch, über Hefenpilze. Heft V. 2) 1. c. p. 117. 550 Moeller, Ueber den Zellkern und die Sporen der Hefe. Noch nach einer anderen Richtung hin geben meine Befunde über die angeblichen Hefesporen zu interessanten Beobachtungen Veranlassung, nämlich in Hinsicht auf die Bakteriensporen. Durch die kürzlich von mir angegebene Sporenfärbungsmethode glaubte ich ein sicheres Erkennungsmittel der Bakteriensporen geliefert zu haben. Hier haben wir (wenn auch nicht bei Bakterien) einen sicheren Fall vou gleicher Färbbarkeit sporenähnlicher Gebilde vor uns, welche aber erwiesenermassen keine Sporen sind. Es fragt sich nun, wie weit kann mau einerseits aus der Färbungsmethode, anderer- seits aus sonstigen bekannten Thatsachen einen Schluss auf die Sporenuatur der meisten derartigen Gebilde in den Bakterien machen? Zunächst bezeugt auch hier die Erfahrung, dass viele der angeb- lichen Bakteriensporen sich auch gerade dann bilden, wenn die Be- dingungen zu einer kräftigen Entwickelung ungünstig geworden sind; so dass es sich auch hier um die Bildung von Hunger- oder Er- schöpfungsconidien handeln dürfte, bei denen als Spore im eigent- lichen Sinne vielmehr die ganze, jene Gebilde enthaltende Zelle zu betrachten wäre, die bisher für Sporen angesprochenen Iuhaltskörper aber nur als besondere Ausscheidungen des Zellplasmas der Rück- bildung und Absorption fähig wären. Wenn man etwas weiter geht, dürften dann in erster Linie sämmtliche sogenannteArthrospor en unter diesen Begrid fallen und von der Fruktifikationsform der Bak- terien auszuschliessen sein. Wir hätten dann auch bei den Bakterien nur endogene Sporen als solche; und was die Diagnose der letzteren beträfe, so würde bei gänzlicher Ausserachtlassung des Zellkernes, welcher ja bei Bakterien vielleicht nicht vorhanden ist, oder jeden- falls wegen der Kleinheit selten sichtbar sein würde, lediglich das Vorhandensein einer deutlichen Sporenmembran und die direkte Beobachtung der Keimung der Spore das einzig sichere Kriterium bieten , keine der Sporenfärbungsmethoden eine sichere Feststellung der Sporennatur mehr ermöglichen. Greifswald, den 3. August 1892. Die Photogramme sind mit der von mir empfohlenen l) kleinen Zeugkamera auf- genommen. Zur Beleuchtung diente eine kleine Petroleumlampe in der Entfernung von 25 cm, als Lichtfilter Zettnow’sche Kupferchromlösung in Dicke von 1 cm. Zur Aufnahme wurden Eosinsilberplatten von Perutz in München verwendet. Ko. 3 wurde mit dem Apochromat 2 mm und Comp.-Ocular 18 von Zeiss in 4-stündiger Exposition aufgenommen. No. 1 mit Hartnack V und dem orthoskopischen Ok. 3 von Zeiss in 25 Min.; die übrigen mit Hartnack VIII und dem orth. Ok. 2 in 1 */2 Std. Exposition. No. 1, 2, 3 Kern in der Hefe. Präparat mit Jod-Jodkalium fixirt, mit Jod-Jod- kalium und Alkohol gehärtet, mit Chloroform behandelt, Färb, mit wäss. Gentiauaviolett, Diff. mit Glycerin, eingelegt in Zuckerlösung. No. 4. Zellkern in der Ustilagohefe. Sporidien in II. Generation gezüchtet. No. 5. Grana in einzelnen Hefezellen. Präparatbehandlung mit Jod-Jodkalium, Alkohol, kochendes Karbol fuchsin, 4 Proz. Schwefelsäure, wäss. Gentiauaviolett, Glycerin; in Kanadabalsam liegend. No. 6. Die einzelne Zelle nahezu in der Mitte des Gesichtsfeldes zeigt zwei gefärbte, eine ungefärbte Spore und den Zellkern im wandständigen Protoplasma. No. 7. Hefen mit Kern und solche mit Sporen und Kern und wandständigem Protoplasma. Präparation von 6 u. 7 wie bei 1, 2, 3. 1) Zeitschr. f. wiss. Mikroskopie u. mikroskop. Technik Bd. V. 1888. p. 155 f. Da-. II. Moeller phot. Reprod. von J. B. Ober netter, Mtincl- Verlag von Gustav Fischer, Jena. Podwyssozki, Berichtigung, die „Carcinom-Einsehliisse“ etc. betr. 551 Berichtigung, die „Oarcinom- Einschlüsse“ und die „Krebs-Parasiten“ betreffend. Von Professor W. Podwyssozki in Kiew. Zur rechtzeitigen Vermeidung irgendwelcher Irrthümer in der so belebten und in derselben Zeit von vielen Seiten angerührten Frage über die Krebs-Einschlüsse und -Parasiten halte ich es für nöthig, einige Anmerkungen betreffs des soeben in meine Hände ge- kommenen Aufsatzes1) von Herrn Prof. Foä zu geben. 1) Bei der Wiedergabe meiner und des Herrn Dr. Sawtschenko Beschreibung2) von einigen in den Carcinomgeschwülsten schma- rotzenden Sporozoen äussert sich Herr Foä folgenderweise : „. . . . jedenfalls ist klar ersichtlich, dass die Figuren Soudakewitsch’s nichts gemein haben mit den Figuren Podwyssozki’s, der aber nichtsdestoweniger behauptet, die Soudake witsch ’schen Präparate gesehen und die in ihnen enthaltenen Körper als Coccidien erkannt zu haben.“ Dem Sinne dieser Zeilen nach soll sich der Leser eine Vor- stellung machen, dass ich in der citirteu Abhandlung von Aehnlich- keit der von mir und der von Soudakewitsch beschriebenen Einschlüsse spreche, und obschon nichts Gemeinsames zwischen diesen und jenen Figuren existire, nichtsdestoweniger behaupte ich, in den mir von Soudakewitsch demonstrirten Präparaten die in ihnen enthaltenen Körper als Coccidien erkannt zu haben. Wir werden aber sehen, wie weit sich der Leser in seiner Vorstellung von der Wirklichkeit entfernt, wenn er in dieser Beziehung sich Herrn Foä anschliessen wollte! An keiner Stelle unserer citirten Abhandlung spreche ich von der Aehnlichkeit und dem Gemeinsamen zwischen unseren und den Soudake wi tsch’scheu Figuren. Wie aus den Abbildungen ersichtlich ist, hat die eine und die andere Figur offenbar nichts Gemeinsames. Das Gegentheil habe ich nie behauptet. Der Aus- druck „nichtsdestoweniger“, welchen Herr Foä benutzt, ist also als unpassend zu betrachten. Was die Nomenklatur der Soudake- witsch’schen Körpers betrifft, so ist es ganz unerklärlich, aus wel- cher Quelle Herr Foä die Angabe geschöpft hat, dass ich diese Körper „als Coccidien erkannt habe“? Auf pag. 536 unserer citirten Abhandlung heisst es: „Bei der Betrachtung des interessanten, vom geehrten Kollegen Soudake- witsch einem von uns liebenswürdig demonstrirten Präparate war thatsächlich eine ungeheuere Menge zweifelloser coccidienähn- 1) Dieses Centralblatt. Bd. XII. 1892. No G. 2) Ibidem. Bd. XI. 1892. No. 16—18. 552 Podwyssozki, licher Sporozoen innerhalb der vakuolen Krebszellen zu konsta- tiren“. Es wird ohne weiteres klar, dass „coccidienähnlich“ und „als Coccidien erkennen“ durchaus nicht dasselbe ist. Es gibt viele Sporozoen oder deren Entwickelungsstadien und auch andere Körper, welche coccidienähnlich sind; das bedeutet aber nicht, dass sie Coccidien sind. Ich sagte nur, dass ich bei Soudake- witsch zweifellose Sporozoen, welche coccidienähnlich sind, gesehen habe. Es wird jedoch von Herrn F o ä selbst für die von ihm beschrie- benen Einschlüsse drei Mal (p. 188, 190) der Ausdruck „cocci- dienförmig“ benutzt. Kein objektiver Forscher hat aber daraus das Recht, Herrn Foä die Behauptung zuzuschreiben, dass er seine Parasiten für Coccidien erkenne ; sie sind nur „coccidienförmig“, oder, wie ich sagte, „coccidienähnlich“. 2) Obschon in seinem Aufsatze Herr Foä nur beabsichtigt, Fälle zu beschreiben, bei denen er wirkliche Krebsparasiten gesehen hat , benachrichtigt er doch den Leser , dass er „behält sich vor, in einer anderen Arbeit nachzuweisen, dass die von Stroebe und von Podwyssozki beschriebenen Körper sich auch in nicht krebsigen und nicht neugebildeten Geweben vorfiuden und dass sie wahrscheinlich mit der Zellentwickelung in Zusammenhang stehen.“ Wenn sich der Leser ohne weiteres Herrn Foä, ohne die Be- weise solcher Behauptung abzuwarten, anvertrauen wollte, so sollte er doch aus den angeführten Zeilen urtheilen , dass das , was ich als schmarotzende Sporozoen vorgestellt habe, keine Para- siten sind, sonderndass sie „wahrscheinlich mit der Zellentwickelung im Zusammenhang stehen“. Wenn man Jemanden solcher wichtigen Beobachtungsfehler beschuldigt, so sollte man wenigstens mit be- stimmten Thatsachen, aber nicht mit der Wahrscheinlichkeit rechnen. So ein Beobachtungsfehler meinerseits müsste um so bemerkens- werther und bedauerlicher sein, da ich selbst schon zu der Zeit, wo von keinen Krebssporozoen die Rede war, von der präg- nanten täuschenden Aehnlichkeit zwischen manchen hüllenlosen Spo- rozoen und den einzelnen Elementen und Gewebstheilen, sowie von der Unmöglichkeit, in vielen Fällen zu entscheiden, ob ein bestimmtes Gebilde zu den Sporozoen oder den Gewebstheilen gehöre, sprach x). Seit 4 —5 Jahren, in denen ich mich mit der Coccidien- und Sporozoen- frage in der Pathologie beschäftige, nehme ich mich immer in Acht, mich durch diese grosse Aehnlichkeit fortreissen zu lassen. Und wenn wir in der letzten in Rede stehenden Abhandlung zu der definitiven Ueber- zeugung gelangt sind, dass die beschriebenen Carcinomeinschlüsse thatsächlich schmarotzenden Sporozoen, nicht aber Degenerationspro- dukte der Zellen seien , so thaten wir das nur dann , „als es uns gelungen war, unter diesen Gebilden grosse Individuen aufzufinden, welche die für Sporozoen charakteristischen, jegliche Verwechselung mit irgendwelchen sonstigen Gebilden ausschliessenden Merkmale an sich trugen: Wir meinen jene reifen Individuen, die mit den für ein ge- wisses Entwickelungsstadium der Coccidien und Sporidien derart charakteristischen sichelförmigen Embryonen ausgefüllt sind, dass 1) Vergl. dieses Centralblatt. Bd. V. 1889. No. 2. Berichtigung, die „Carcinom-Einsehlüsse“ und die „Krebs-Parasiten“ betr. 553 man danach allein unbeirrt die Diagnose auf Sporozoen stellen kann 1).“ Dass aber eine solche entschiedene Meinung nur für gewisse Carcinomeinschlüsse Kraft hat, dafür dienen folgende Zeilen2 3 4): „Was die Frage betrifft, ob alle Carcinomeinschlüsse zu den Sporozoen gehören, und zwar ob alle den Sporozoen an- gehörigen Einschlüsse Abkömmlinge von einer und derselben Art sind — das soll dahingestellt bleiben.“ Ich äusserte mich in dieser Art speziell infolge des Umstandes, dass ich sehr gut weiss, wie ähnlich manche Sporozoen den Gewebstheilen sind und wie vorsichtig man sein muss, wenn man schmarotzende Zelleinschlüsse mit ver- schiedenen Körpern, welche im Zusammenhänge mit der Zellentwicke- lung stehen, nicht verwechseln will. Wenn Herr Foä streng objektiv vorgegangen wäre, so hätte er seine Meinung über die von uns beschriebenen Einschlüsse unter- bleiben lassen und nur ein Wort darüber beigefügt. Statt zu sagen: „. . . die von Str. und Podw. beschriebenen Körper sich auch in nicht krebsigen und nicht neugebildeten Geweben vor- finden und wahrscheinlich mit der Zellentwickelung im Zusammen- hänge stehen“, hatte Herr Foä das Recht, das Wort „einige“ zu benutzen und zu sagen: „einige von diesen Körpern mit der Zellentwickelung im Zusammenhänge stehen“. Gegen eine solche Redaktion, und zwar mit dem Worte „einige“, hätte ich kein Wort gesagt, da wir zu einer definitiven Ueberzeugung, dass wir es in den Einschlüssen mit schmarotzenden Sporozoen und nicht mit Degeue- rationsprodukten zu thun hatten, auf Grund (nicht aller, sondern nur einer Anzahl von Figuren (z. B. Fig. 6, 7, 9, 16, 21 und be- sonders 23, 25, 26, 27) gekommen sind. Wenn wir diese Einschlüsse nicht gesehen hätten, so wären wir nicht im Stande und hätten wir kein Recht, von schmarotzenden Sporozoen zu reden, auch hätten wir uns in der Carcinomeinschlussfrage so reservirt und vorsichtig halten müssen, wie es Stroebe und Steinhaus und Andere gethan haben. Wir haben aber dies alles ja in unserem Aufsatze notirt und auseiuandergesetzt. Vor vielen Jahren, und zwar vor 1886, habe ich in meiner Kol- lektion von Präparaten, welche ich öfters den sich für Verwechselungs- bilder interessirenden Kollegen gezeigt habe, solche gehabt, aus denen ersichtlich war, dass manche den Sporozoen ähnliche Zellein- schlüsse sich in nicht krebsigen und nicht neugebildeten, sondern normalen Geweben (z. B. im Graaf’schen Follikel, in der Leber etc.) vorfinden s). Was aber diejenigen Figuren aus den Carcinomeinschlüssen betrifft, welche ich als Körper parasitärer Natur, und zwar als Sporozoen an- genommen habe, so habe ich diese Deutung aus denselben Gründen 1) Ibidem. Bd. XI. 1892. p. 560. 2) Centr. 1'. Bakter. Bd. XI. p. 562. 3) Vergl. z. B. die von mir als „eigenthümliche cbromatinartige Gebilde“ ge- nannten Zelleinsclilüsse in der Leber einiger Katzen. (Exper. Unters, über Uegeneration d. Lebergewebes, Fig. 90 — 92, 96, 98 u. a. Ziegler Beitr. Bd. I. 1886.) 4) Vergl. d. Aufsatz von Herrn Foä, p. 191. XU. Bd. 37 554 L e w y , wie Herr Foä für seine Einschlüsse gethan 4). In meinen Körpern fehlten nur die von Foä und noch früher von Soudakewitsch, sowie von Sawtschenko1) beschriebene und von mir in der Arbeit des Letzteren gezeichneten Streifen der Kapsel und die reguläre Segmentation. Dieser Umstand allein kann aber durchaus nicht gegen die parasitäre Natur unserer Carcinomeinschlüsse sprechen, und zwar aus dem Grunde der ungeheuer grossen Polymarphie einzelner Sporo- zoen, sowie der Mannigfaltigkeit von verschiedenen Sporozoenspezies. Und gerade in der letzten Zeit habe ich Thatsachen gefunden, welche ich zum Publizireu vorbereite, welche mich in den Stand setzen, zu behaupten , dass nicht nur die von mir schon früher als Sporozoen anerkannten Carcinomeinschlüsse zu zweifellosen Parasiten gehören, sondern auch andere (z. B. auf Fig. 1 — 8, 12—14 und andere unserer Arbeit), wegen derer parasitären Natur ich noch Bedenken trug, ver- schiedene Entwickeluugsstadien und Anpassungserscheinungen von wirklichen, zu der Familie der Coccidien und wahrscheinlich dem Coccidium oviforme augehörenden Sporozoen darstellen. Iufolge des Ebengesagten erwarte ich mit grossem Interesse die Beweise der bis jetzt noch unbegründeten Behauptungen von Herrn Foä, welcher nur die von ihm und von Soudakewitsch gesehenen Einschlüsse als Parasiten betrachtet und in den von mir als Parasiten beschriebenen Einschlüssen Körper von nicht parasitärer Natur erblickt. Solange ich solche Beweise nicht bekomme, beharre ich auf meiner früheren Meinung, wofür icli in der letzten Zeit, wie oben gesagt, noch mehr Anhalte erhalten habe. Die Veröffentlichung dieser An- gaben folgt in Kürze. Kiew, den 24. August 1892. Anisöl als Einbettungsmittel beim Gebrauche des Gefrier-Mikrotoms. Bemerkungen zu diesem Verfahren von Dr. Benno Lewy, Assistenzarzt am Krankenhause der jüdischen Gemeinde zu Berlin. In No. 1 des laufenden Jahrgangs dieser Zeitschrift hat Herr Dr. H. Kühne ein neues Verfahren zur Herstellung von Gefrier- schnitten angegeben. Er empfiehlt Anisöl, das schon bei einer Temperatur von 6 — 18° R fest wird, als Einbettungsmittel beim Gebrauche des Gefriermikrotoms. Er gibt hierfür folgende Vor- schrift: Ungefähr 2 mm dicke, vorher in Alkohol gut gehärtete 1) Dieses Centralbl. ßd. XII. No. 7 — 8. Anisöl als Einbettungsmittel beim Gebrauche des Gefrier-Mikrotoms. 555 Stückchen des zu untersuchenden Materials werden durch Fliess- papier von dem anhängenden Alkohol befreit und in einem ver- schliessbaren Gefässe mit reinem Anisöl übergossen; nach 12 — 24 Stunden wird das nunmehr ganz aufgehellte Stückchen auf den Metalltisch des Gefriermikrotoms gebracht, dem Aetherspray in üblicher Weise ausgesetzt und in Schnitte zerlegt. Da das Oel bei höherer Temperatur fest wird, als Wasser, so ist der Aether ver- brauch viel geringer, als bei dem gewöhnlichen Gefrierverfahren. Die Schnitte werden darnach in Alkohol vom Oele befreit und lassen sich alsdann wie anders eingebettete Schnitte färben und unter- suchen. Das klingt recht bestechend; und wer je mit dem Gefriermikro- tom, besonders zu heisser Sommerszeit, gearbeitet hat, möchte dem Erfinder dieses Verfahrens recht dankbar für die Erleichterung sein, wenn nicht eine kleine Ueberlegung uns nur zu bald anderer Meinung werden Hesse. Was leistet uns denn das gewöhnliche Gefrierver- fahren? Es erlaubt uns zunächst, ein soeben dem Lebenden oder der Leiche entnommenes Gewebsstück in Schnitte zu zerlegen und demnach die Diagnose innerhalb weniger Minuten zu stellen. Das Einbettungsverfahren in der sonst üblichen Weise, z. B. mit An- wendung von Celloidin , beansprucht demgegenüber zur Härtung, Entwässerung, Einschliessung u. s. w. zum mindesten 2 Tage. Das neue Kühne’sche Verfahren kürzt nun diese Minimalzeit, mit der man bei Gebrauch von Celloidin übrigens recht gut auskommen kann, vorausgesetzt, dass das Gewebsstück entsprechend klein ist, in keiner Weise ab. Das Gewebsstück muss nach Kühne ja auch sorgfältig in Alkohol gehärtet werden, wozu doch mindestens 24 Stunden nöthig sind; dann kommt es auf bis 24 Stunden in Anisöl; mithin sind auch hier etwa 2 Tage erforderlich, ehe die Unter- suchung beendigt ist. Das gewöhnliche Gefrierverfahren hat jedoch noch, abgesehen davon , dass es uns sofort die Feststellung der Diagnose ermöglicht, was es uns in der Kühne’schen Veränderung nicht mehr erlaubt, eine sehr hohe, auf einem ganz anderen Umstande beruhende Be- deutung; und gerade dieser Umstand macht es uns unentbehrlich. Bei ihm wird das Gewebe mit keinem chemisch verändernd wirken- den Stoffe in Berührung gebracht; der fertige Schnitt kann zwar, da die Gewebsflüssigkeit sich beim Gefrieren ausdehnt, Gestaltsver- änderungen in den Gewebselementen, Zerreissungen, künstliche Spalten u. dgl. aufweisen, chemische Veränderungen der Elementartheile sind jedoch nicht eiugetreten ; ein solcher Schnitt gibt uns daher ganz ebenso wie ein Zupfpräparat oder ein Doppelmesserschnitt die Mög- lichkeit, ein Urtheil über etwa vorhandene trübe Schwellung, über Verfettungen, Verkalkungen u. s. w. abzugeben. Sämmtliche Ein- bettungsverfahren, das neue Kühne’sche eingeschlossen, bewirken demgegenüber sehr bedeutende chemische Veränderungen der Ge- websbestandtheile. Das Eiweiss wird zur Gerinnung gebracht, und falls Alkohol irgendwo benutzt wird, so wird jedenfalls wenigstens ein Theil des Fettes ausgelaugt; ätherische Oele, wie das von Kühne benutzte Anisöl, lösen sicher alles Fett auf. In derartig 37* 556 ti e w y , Anisöl als Einbettungsmittel beim Gebrauche des Gefrier-Mikrotoms. angefertigten Präparaten ist somit ein Urtheil über Verfettungen un- möglich. Die Lagerung der Zellen etc. wird ja bei den Einbettungs- verfahren sehr gut erhalten, aber sehr vieles andere, was wir in ge- wöhnlichen Gefrierschnitten sehen, ist unsichtbar geworden. Das Kühne’sche Verfahren verbindet die Nachtheile der üb- lichen Einbettungen, die Auflösung des Fettes, die Gerinnung des Eiweisses etc. mit den technischen Unbequemlichkeiten der Gefrier- methode, wie sie der Aetherspray doch unleugbar besitzt, ohne die Vortheile beider Methoden uns dabei zu erhalten. Ein neu empfoh- lenes Verfahren soll uns doch entweder neues Wissen liefern oder soll uns die Technik erleichtern. Da das Kühne’sche Verfahren uns lediglich in Alkohol gehärtete Schnitte liefert und uns dabei die Unbequemlichkeit des Gefrierens auferlegt, so kann darin irgend welcher Vortheil nicht gefunden werden. Dass es möglich ist, damit hübsch aussehende Präparate anzu- fertigen, soll selbstverständlich nicht bezweifelt werden ; für manche Untersuchungen mag das Verfahren wohl auch von Vortheil sein — nur dagegen muss Verwahrung eingelegt werden, dass es das alte Gefrierverfahren irgendwie verdrängen könne oder auch nur mit ihm in Wettbewerb treten könne. Thatsächlich handelt es sich bei ihm nur um ein neues Einbettungsverfahren , das in gleicher Linie mit der Einschliessung in Celloidin, Paraffin etc. steht und deren Vortheile und Nachtheile besitzt, vielleicht auch seine besonderen, ihm eigentümlichen Vorzüge aufweist, aber leider nicht um ein Mittel, welches uns das gewöhnliche Gefrierverfahren entbehrlich macht. Berlin, 31. August 1892. Erwiderung. Ob es unbedingt nöthig war, eine Lanze für die Unentbehrlich- keit der ursprünglichen Methode des Schneidens auf dem Gefrier- mikrotom zu brechen, möchte ich bezweifeln, denn, soviel ich weiss, hat man die eigentümlichen Vorzüge derselben bis jetzt von keiner Seite her in Abrede gestellt, und wenn ich sie in meiner betreffen- den Arbeit auch nicht mit einem Worte erwähnte, so geschah dies deswegen, weil ich als allgemein bekannt voraussetzte, dass das Ge- friermikrotom nicht allein bei frischem, sondern auch bei vorher ge- härtetem Materiale vielfach angewendet wird. Selbstverständlich bezog sich meine Empfehlung des Anisöls als Einbettungsmittel lediglich auf die letzteren Fälle. Wenn nun Herr Dr. Lewy sich weiterhin in allerdings sehr einseitiger Weise über die Nachtheile der Härtungsmethoden mit Alkohol etc. ausspricht, so muss es scheinen, als ob ich die Anisöl- methode als universell anwendbar hingestellt hätte, was ich natür- lich ganz entschieden in Abrede stellen muss. Unter diesen Um- ständen kann ich dem Herrn Dr. Lewy den Vorwurf nicht ersparen, dass er sich durch den Thatsachen nicht entsprechende Unter- stellungen einen günstigen Boden für eine billige Kritik ge- schaffen hat. Fettfarbstoffproduktion bei Spaltpilzen. 557 Auf dein Gebiete der mikroskopischen Technik sollte man sich ganz besonders hüten, neue Methoden vom theoretischen Standpunkte aus in voreiliger Weise zu verurtheilen , bevor man noch Zeit ge- habt hat, dieselben praktisch genügend zu erproben. Wiesbaden, den 5. September 1892. Dr. H. Kühne. Referate. Overbeck , A. , Zur Kenntniss der Fettfarbstoffpro- duktion bei Spaltpilzen. (Nova Acta d. Ksl. JLeop.-Carol. Deutschen Akad. d. Naturf. Bd. LV. No. 7. p. 399 — 1116. Tab. XVIII. Halle 1891.) Verf. beschreibt hier folgende 2 Spaltpilze : I. Micrococcus rhodochrous Zopf, der aus einem Gänse- magen isolirt wurde. Er bildet auf der Gelatineplatte linsenförmige Kolonieen und wächst auf Agar-Agar , Kartoffeln u. s. w. in flach gewölbten Massen von schön rother Farbe. Die einzelnen Zellen sind kugelig, noch nicht ganz 1 fi gross und nicht in charakteri- stische Verbände vereinigt. Grössere Mengen des Pilzes Hessen sich leicht erhalten und sie wurden zur Gewinnung des Farbstoffs mit absolutem Alkohol extrahirt. Die leuchtend röthlich - gelbe Lösung gab beim Eindampfen eine rothgelbe, schmierige Substanz von Fett- geruch mit den Reaktionen eines fettartigen Körpers. Durch Ver- seifen wurde das Fett vom Lipochrom getrennt. Letzteres, wieder in Lösung genommen, gab bei spektroskopischer Untersuchung die für die rothen Lipochrome charakteristischen Absorptionsstreifen. Die mikrochemische Untersuchung zeigte das Entstehen dunkelblauer Krystallaggregate bei Zusatz von Schwefelsäure, was die makroche- mische Prüfung nicht ergab. Nach allen Reaktionen ist dieses Lipo- chrom ein eigenartiges, bei anderen Spaltpilzen bisher nicht gefun- denes. Seine Entstehung ist nicht an Licht gebunden, wird durch Säuren gehindert, durch Alkalien beeinträchtigt, erfolgt auf Kohle- hydraten, wie es scheint, nicht, dagegen gut auf Eiweiss. Der Spalt- pilz ist kein Säurebildner und besitzt kein Peptonisirungsvermögen; er hat ein hohes Sauerstoö'bedürfniss und entwickelt sich am besten bei Zimmertemperatur. Seine pathogene Eigenschaft ist fraglich. II. Micrococcus Erythro myxa Zopf; aus dem Halleschen Leitungswasser isolirt. Seine Kolonieen sind in Form und Farbe denen des vorigen ähnlich, die Form der Zellen ist kugelig, mit einem Durchmesser von etwas über 1 /<, die Zellen sind in unregel- mässigen Häufchen , bisweilen in Tetraden und Packeten vereinigt. Auf Gelatine konnte der Pilz in solchen Massen gezüchtet werden, dass er chemisch untersucht werden konnte. Der alkoholische Aus- zug wurde mit Petroläther in einen gelben, wasserlöslichen, amorpheu Farbstoff ohne Absorptionsband und in einen Fettfarbstoff getrennt. 558 Gährung. Letzterer zeigte ganz ähnliche Eigenschaften wie das Lipochrom des vorigen Pilzes, gab aber auch iuakrocheniisch mit Schwefelsäure blaue Krystalle; auch die Absorption ist sehr ähnlich. Der gelöste rothe Fettfarbstoff ist gegen Licht und Luft sehr empfindlich, seine Bildung durch den Pilz aber ist vom Licht unabhängig. Der M i cro- coccus besitzt die Fähigkeit, Milchsäuregährung zu erregen, pep- tonisirt aber nicht; er hat ein hohes Sauerstoffbedürfniss und wächst bei gewöhnlicher Temperatur so gut wie bei höherer. Möbius (Heidelberg). Lascht, A., Saccharomyces Joergensenii. [Mittheilung aus dem bakteriologischen Laboratorium der „Wissenschaftlichen Station für Brauerei in Chicago“.] (Zeitschrift f. d. ges. Brauwesen. 1892. No. 12. p. 113.) Aus einem „Temperenzbier“, das stark trübe war, wurde eine kleine Hefe isolirt, 2,5 — 5,5 fi Durchmesser haltend; vom Verf. nach dem bekannten Gährungstechniker, Direktor J oergen sen in Kopen- hagen, benannt. Durch Gypsblockkultur wurde ermittelt, dass diese Hefenart nur zwischen engen Temperaturgrenzeu (8 — 28° C) Sporen bildet, die 1 — 2,5 /u im Durchmesser haben, meist zu 2 — 3, selten 4 in einer Zelle entstehend. Bei der Optimaltemperatur von 25ü C wurdeu die ersten Anlagen nach 17 Stunden bemerkt. Würze- gelatine wird langsam, Peptongelatine nur theilweise verflüssigt. Auch auf alten Würzegelatinekulturen bilden viele Zellen Sporen, welche aber weniger lichtbrechend sind, Vakuolen einschliessen und so den Sporen der Kulturheferassen gleichen. Sie keimen durch Bildung nur eines Sprosses. Ueber 30" C stirbt diese Hefe sehr schnell ab. Hautbildung konnte nicht hervorgerufen werden. S. Joergensenii vergährt Dextrose und Saccharose, jedoch nicht Maltose, wodurch er S. Ludwigii ähnlich ist, von dem er sich aber unterscheidet durch die Form der Zellen, die Art der Sporen- bildung und Sporenkeimung und durch die mangelnde Hautbildung. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Martinand , V. , Influence des rayons solaires sur les levüres que l’on rencontre ä la surface des raisins. (Comptes rendus de l’Acad. des Sciences de Paris. Tome CXIII. No. 22. p. 782.) x)- Saccharomyces apiculatus und S. ellipso'ideus (I u. II) gehen zu Grunde, wenn man dieselben, sei es auf Weinbeeren oder auf Gelatineplatten, vier Stunden oder länger bei einer Tem- peratur von 41 — 45° C den direkten Sonnenstrahlen aussetzt. Bei 36 — 37 ° vier bis sechs Stunden behandelt, erregten hierauf S. api- culatus in drei Versuchsreihen einmal und S. ellipso'ideus zweimal noch Gährung. Bei 36° C wurden die Hefen gleichfalls getödtet, wenn man auf dieselben die Sonnenstrahlen drei Tage lang einwirken liess. Hierbei scheint nicht nur die Wärme, sondern auch das Licht 1) Vergl. Centralbl. f. Bakt. Bd. X. 1891. p. 99. Gährung. — Masern. — Pleuritis. 559 schädigend einzuwirken, denn wenn man die Hefen in einem finsteren Thermostaten bei 36 — 40 0 hält, so sind sie noch nach 10 Tagen lebendig. Bei 40 — 44° war S. apiculatus nach 4 Stunden todt, S. ellipsoideus hingegen noch nach 48 Stunden lebendig, aber auch er wurde getödtet durch einen gleich langen Aufenthalt bei 47—49° C. Dadurch erklärt sich auch die Thatsache, dass nicht geschützte Trauben ärmer sind an Hefe. Das reichliche Vorkommen des S. apiculatus auf den Trauben am Fusse des Weinstockes ist dem Schutze des Blätterdaches und der Nähe des Bodens zuzuschreiben, der von diesem Pilze grosse Mengen birgt. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Dävalos y Acosta, Nota sobre el fermento alcohölico de la pina. (Crönica mödico-quirürgica de la Habana. 1892. No. 10.) Verff. haben die Angaben E. Kayser’s über die Ananasgährung (dies. Ceutralbl. Bd. X. 1891. S. 489) nachgeprüft und ebenfalls ausser der Hefe einen Pilz gefunden, der den verschiedenen Nährböden den für die Frucht charakteristischen Geruch mittheilt. Auf peptonisirter Fleischbrühe, Gelatine, Agaragar und Cocosmilch geht die Keimung- rasch von Statten, während sie sich auf Kartoffeln nur langsam voll- zieht. Auf sterilisirter Kuhmilch kommt keine Keimung zu Stande. In Bezug auf das morphologische Verhalten des Pilzes stimmen die Cubaner Forscher mit dem Pariser vollkommen überein. Sentinon (Barcelona). Czajkowski, O drobnoustroj ach wkrioi wydzielinie nosa cüorych na odr^. [Ueber die Mikroben in dem Blute und in dem Nasenschleim von Masernkranken.] (Gazeta Lekarska. 1892. No. 21.) [Polnisch.] Im Blute der Masernkranken ist es Cz. gelungen, eine Art von Diplobakterien zu finden, welche sich konstant nachweisen lässt. Verf. hat 37 Fälle untersucht und in allen dieselben kurzen Stäbchen (0,5 — 0,7 fi) mit stumpfen, abgerundeten Enden gefunden. Ihre Dicke ist weniger, als die Hälfte der Länge, dieselben färben sich ziemlich schwierig, in der Mitte schwach, so dass bei geringen Ver- grösserungen sie den Diplokokken ähneln. Diese Bakterien sieht man einzeln oder zu zweien, seltener in Gruppen, frei liegend zwischen den rothen Körperchen. Im Nasenschleim findet man sie etwas länger und sehr oft in Gruppen (zu 5 — 15 Individuen); die Länge der Stäbchen ist aber keine so grosse, wie das Canon und Pie licke in ihrer einige Wochen früher publizirten Arbeit behaupten. In den Schnitten aus den Papeln konnte Cz. nur selten diese Bakterien nachweisen. Die Färbung geschieht mit Plehn’scher Flüssigkeit, später mit der von Canon für die Influenzabacillen vorgeschlagenen. In keinen anderen Fällen konnte Cz. bei gesunden und kranken Menschen diese Bakterien auffinden. Bujwid (Warschau). Jakovvski, M., W kwestyi etyologii zapalenia oplucnej. [Zur Frage über Aetiologie der Pleuritis.] (Gazeta Lekarska. 1892. No. 11. 1). [Polnisch.] 560 Pleuritis. Die Arbeiten von Fraenkel, W ei chse 1 ba um , Ehrlich, Netter, Lewi, Ranvers und verschiedener anderer Autoren bestätigen, dass meistentheils Pleuritis durch sehr verschiedene Krankheitserreger hervorgerufen wird ; Erkälten spielt eine prädispo- uirende Rolle. J. hat 52 Fälle bakteriologisch untersucht. Zur Untersuchung nahm er mit allen aseptischen Kautelen mittelst einer Spritze etwas Exsudat aus der Pleura und brachte einen Theil unmittelbar in ein Agarröhrchen, den anderen Theil aber untersuchte er mikro- skopisch. ln den Fällen, wo mikroskopisch nichts zu finden war, oder wenn in den Kulturen die Fraenkel-Weichselbaum’schen Bakterieu wuchsen , wurden die Thierexperimente an Kaninchen ge- macht mit den Kulturen oder mit dem Exsudat. Unter diesen 52 Fällen wurden in 30 seröse Exsudate, in 22 eitrige gefunden; davon 10 Fälle von akuter primärer Pleuritis, wo die Tuberculose auszuschliessen war, 14 Fälle Pleuritis während oder nach einer Pneumonie, 13 bei Tuberculose, 1 Aktinomykose, 1 nach Typhus, 2 bei Gelenkrheumatismus, 3 bei Lungengangrän, 1 hei akuter Endocarditis , 1 Nephritis, 1 Aneurysma aortae, in 5 Fällen blieb die Aetiologie der Pleuritis zweifelhaft. In 34 Fällen wurde nur eine Art von Bakterien gefunden: In 21 die Fr aenkel’schen Pneumokokken, in 10 Streptococcus pyogenes, in 2 Tuberkelbacillen (mikroskopisch), in 1 Staphy- lo c o c c u s aureus. In 14 wurden zwei Arten gefunden, nämlich 1 mal B. Fraen- kel’s mit Streptococcus, 1 dieselben mit Staphylococcus aureus; 2 mit Staph. albus; 1 Friedlaender’s Bact. mit Streptococcus, 6 mal Staph. pyog. aureus und albus. In 7 Fällen wurden Bakterien weder mikroskopisch noch kultu- rell gefunden. In7O0/o fand J. die F r a e n k e l’schen Pneumoniekokken. Diese Thatsache stimmt mit den Beobachtungen von Fraenkel, Weich- selbaum, Netter, Serafini u. A. und spricht für eine spezi- fische Rolle dieser Bakterien bei der akuten Pleuritis. In einem Falle wurden die Streptokokken in einem serösen Exsudate gefunden, welches später eitrig geworden war; dies kann die Ansicht von verschiedenen Autoren (Netter, Laver an) bestätigen, dass die Kur solcher Exsudate eine ganz andere sein muss, und dass die Prognose bei solchem Befunde eine viel schlechtere ist, als bei dem Befunde von Fraen ke 1’ scheu Diplokokken. J. bestätigt dagegen nicht, dass die Fraenkel’ sehen Pneumoniekokken allein im Stande sind, eine eitrige Entzündung hervorzurufen. In den Exsudaten, welche während oder nach der Pneumonie entstanden sind, fand J. meistentheils nur Fraenk el’sche Diplokokken, doch kommen auch andere Bakterien vor; auch die F ri e dl aen d er’ sehen Bakterien wurden gefunden. Verf. meint, dass die Frage von der Aetiologie der akuten Pneumonie noch nicht abgeschlossen ist. J. stimmt auch nicht Babes zu, dass die Fraenkel’schen Pneumoniekokken, den Thieren subkutan injizirt, die ausgedehnten Entzündungen der Serosa hervor- zurufen vermögen. Alle in der Litteratur citirteu Fälle mit den von Pleuritis. — Erysipel. 561 J. geben zusammen 300 Fälle, aus welchen man folgende Schlüsse ziehen kann : 1) Es ist keine Pleuritis vorhanden, welche nicht von den patho- genen Bakterien abhängig ist, doch sind nicht immer dieselben zu finden. Andere Momente wirken nur prädisponirend. 2) Wo keine Bakterien gefunden werden, kann man solche Fälle für tuberculöse halten. 3) Es können Fälle septischer Natur Vorkommen, wo in dem eitrigen Exsudate keine Bakterien zu finden sind. [Verf. spricht sich nicht aus, ob er auch anaerobe Kulturen angestellt hat, was sehr wichtig ist, gerade in solchen Fällen. Ref.] 4) Primäre, genuine Pleuritis nicht tuberculöser Natur ist meistentheils von Fraen kel’schen Pneumoniekokken abhängig. Als eine andere Ursache sind die Eitererreger zu nennen. 5) Die serösen Exsudate, in welchen Eiterkokken gefunden sind, haben eine grössere Neigung zur Vereiterung, als solche, welche Fraen kel’sche Bakterien enthalten. 6) Die Exsudate während oder nach einer Pneumonie sind meisten- theils von den Fr aenkel’schen Diplokokken abhängig. Es ver- mögen aber auch andere Bakterien , welche Pneumonie hervorrufen, auch die Ursache solcher Exsudate zu sein. 7) Eitrige Exsudate bei Typhus oder Tuberculöse oder anderen Krankheiten, wo die Bakterien durch die verletzten Organtheile durchdringen können, muss man für Mischinfektionen halten. 8) Die Pleuritis, welche von F raen kel ’ sehen Bakterien ab- hängig ist, verläuft leichter, als die von anderen Bakterien abhän- gende. W o der Streptococcus vorhanden ist, muss man vorher zu einer vollständigen Entleerung des Exsudates oder zu einer Pleuro- tomie schreiten. Bujwid (Warschau). Jordan , Die Aetiologie des Erysipels. (Langenbeck’s Archiv für klinische Chirurgie. Bd. XL1I. 1892. p. 325.) Auf Grund der klinischen Beobachtung und der bakteriologischen Befunde zweier Fälle von Erysipel tritt Verf. für die Nichtspezifität des Erysipelcoccus ein. 1. Fall: Erysipelas faciei; Phlegmone der Stirngegend und des orbitalen Fettgewebes; Periostitis metastatica suppur. fibulae dex- trae mit sekundärem Hauterysipel; Pneumonia migrans beider Lungen; Dilatatio cordis; Erysipelas recidiv. faciei. Heilung. Abscesseiter vom Unterschenkel (sekundäre Affektion) wurde bak- teriologisch untersucht. Derselbe enthielt ebenso wie das untersuchte Blut den Staphylococcus pyogenes aureus. Auch im primären Infektionsherd in der Mitte der Stirne fand sich nur der Staphylococcus pyogenes aureus. Ebenso war die Lungenaffektion durch den Staphylococcus pyogenes aureus bewirkt worden, war somit eine pyämische Theilerscheinung. Später trat ein von der Incisionswunde der Glabella ausge- gangenes recidivircndes Gesichtserysipel auf. Excision eines kleinen Hautstückchens an der Grenze behufs Untersuchung, welche nur die 562 Erysipel. — Septikämie. Anwesenheit des Streptococcus pyogenes aureus konsta- tiren liess. Durch den Nachweis des Staphylococcus pyogenes aureus in sänimtlichen erkrankten Organen erkennt Verf. die ätio- logische Einheit der verschiedenen gleichzeitig bestehenden Affektionen und sieht den Fall als eine im Anschlüsse an ein Ery sipelas faciei entstandene, durch den Erysipelerreger selbst veranlasste Pyämie an. Im 2. Falle handelte es sich um ein typisches Gesichtserysipel bei einer Wärterin, welche den Patienten des 1. Falles vorübergehend gepflegt hatte. Auch hier fand sich der Staphylococcus pyo- genes aureus vor. Verf. zieht folgende Schlussfolgerungen: 1) Das Erysipel ist ätiologisch keine spezifische Erkrankung; es wird in der Regel veranlasst durch den Streptococcus pyo- genes, kaum aber auch durch den Staphylococcus pyogenes erzeugt werden. 2) Der Uebergang der Erysipelerreger in die Blutbahn findet mit grösster Wahrscheinlichkeit in jedem Falle statt. 3) Damit ist den Kokken die Gelegenheit zur Hervorrufung metastatischer Prozesse gegeben ; die im Verlaufe des Erysipels auf- tretende Pyämie ist also eine primäre, durch den Ery sipelcoccus selbst veranlasste. 4) Die Verschiedenheit der Wirkung der pyogenen Kokken auf die Gewebe beruht auf verschiedener Lokalisation und auf einer Aeuderung ihrer Virulenz (Erhöhung oder Verminderung), ist also quantitativer Art. Dittrich (Wien). Cantu, L., Setticopioemia criptogenetica. (La Riforma med. 1892. No. 96.) Ein 72-jähriger Barbier erkrankt ohne bewusste Ursachen unter den Erscheinungen einer rechtsseitigen Ischias. Ausser diesen Symp- tomen ist auch noch ein spärliches, seröses Exsudat in der rechten Brusthöhle nachweisbar. Unter Darreichung von Salipyrin und Natr. salicyl. gehen alle Erscheinungen zurück und es bleibt nur eine auf- fällige, wenn auch leichte Steifheit der Wirbelsäule, welche schon im Beginne der Krankheit vorhanden war, bestehen. Am 20. Tage nach dem Beginne der letzteren wird der Krauke plötzlich von einem heftigen Schüttelfrost, welcher von einer Temperatursteigeruug auf 40,1 0 gefolgt wird, befallen; heftige Schmerzen in der rechten Wade. Chinin ohne Einfluss, Tod nach fünf Tageo. Aus dem drei Tage vor dem letzteren entnommenen Blute liess sich der Staphylo- coccus pyogenes citreus züchten. Ausser dem üblichen Befunde bei Septikämie fand man bei der Obduktion noch Osteoporose des letzten Lendenwirbels, welche wahr- scheinlich durch eine nunmehr abgelaufene Osteomyelitis erzeugt war. Ob nun die allgemeine septische Infektion des Organismus von der Pleuritis oder von der Osteomyelitis ausgegangen war, bleibt unentschieden. Kamen (Czernowitz). Milzbrand. — Otitis. 563 Coronado, Tomäs, Pustula maligna. Confirmaciön de la bacteridia patögena. (Crönica medico-quirürgica de la Habana. 1892. No. 8.) Verf. berichtet ausführlich über einen von ihm Ende Januar behan- delten Fall von Anthrax, der sich bei einer 30-jährigen Frau auf der linken Backe entwickelt hatte, nachdem 10 Tage vorher auf dem nächstbeuach- barten Gute ein Ochse an Milzbrand eingegangen war. Der bakterio- logischen Untersuchung wegen wurde die ganze Pustel ausgeschnitten und konnte dabei auch aus einem durchtrennten Zweige der Art. suborbitalis reines Blut aufgefangen werden. Drei Stunden nachher konnte Verf. zur Bereitung von Präparaten schreiten. Gleich im un- gefärbten Blute der Pustel fand er in jedem Gesichtsfeld 8—15 hell- bernsteinfarbige Stäbchen von 8 — 12 /.i Länge und 1 f.t Breite. Dieser Befund wurde durch die Untersuchung des mit Methylenblau gefärbten Blutes und der Trockenpräparate bestätigt. In dem aus dem Zweige der Arteria suborbitalis entnommenen Blute konnte C. kein einziges Exemplar des Bacillus entdecken; dagegen fiel ihm die grosse Anzahl granulirter Leukocyten und das Vorhandensein einiger typi- schen melaniferen auf. Dem Umstande, dass der Bacillus noch nicht ins kreisende Blut eingedrungen war, schreibt C. die Rettung der Kranken zu. Uebrigens hat in 8 nach dem Verfahren von Prof. Bange behandelten Fällen nur einer ein unglückliches Ende ge- nommen. Das Verfahren besteht darin, die Pustel einzuschneiden und die Höhle mit Sublimat auszufüllen; darüber werden noch in van S wieten ’ scher Lösung getränkte Kompressen gelegt. Die Subli- matätzung soll auch in den vorgeschrittensten Fällen nicht unter- lassen werden. Sentinon (Barcelona). Le Grcndrc et Beaussenat, Infection staphylococcique: otite, möningite et arthrite suppuree, broncho- pneumonie. (La Semaine med. 1892. No. 38.) Ein Krankenwärter von 47 Jahren, völlig gesund, bekam plötz- lich heftigen halbseitigen Kopfschmerz. Am folgenden Tage stellte sich starker Schmerz im rechten Ohre ein, der am nächsten Tage nachliess, während nun reichlicher eiteriger Ohrenfluss erfolgte. Der Kopfschmerz dagegen hielt an, und es stellten sich ruhige Delirien, Albuminurie und hohes Fieber über 40° ein. Am 6. Tage gesellte sich rechtsseitige eiterige Kniegelenksentzündung hinzu, am 7. erfolgte in Koma der Tod. Bei der Obduktion fanden sich ausser Milz- und Leber- schwellung, Niereuanschoppung und Lungenentzündung eine Meningi- tis der Basis in der Umgebung des rechten Felsenbeines und eite- rige Kniegelenksentzündung. Im Fiter des Ohres, der Meningen und des Knies fand sich ausschliesslich der Staphylococcus pyogenes aureus. In der Sitzung der „Sociötö mödicale des höpitaux“ vom 22. 7. 1892, in welcher die Verff. ihre Beobachtung vortrugen, theilte Netter mit, dass er zwei ganz ähnliche Fälle beobachtet habe, in denen gleichfalls Otitis media und Kniegelenksentzündung lediglich durch den Staphylococcus pyogenes aureus erzeugt waren. M. Kirchner (Hannover). 564 Pyelonephritis. — Weicher Schanker. — Condyloma. — Augeninfektion. Delpeuch et Netter, Py61o-n6phritide primitive ä sta- phylocoques. (La Semaine m6d. 1892. No. 38.) Bei einem Falle von primärer rechtsseitiger Pyelonephritis bei einem 17-jährigen Manne, bei dem es sich nicht um Tuberculose handelte, fand sich im Urin lediglich der Staphylococcus pyo- genes aureus. M. Kirchner (Hannover). Quinquaud, Sur le bacille duchancremou. (La Semaine möd. 1892. No. 35.) Nicolle und Quinquaud haben seit mehreren Wochen in in jedem Falle von weichem Schanker den von Unna beschriebenen Bacillus in kolossalen Mengen gefunden. Es handelt sich um Bacillen mit abgerundeten Enden , meist zu Ketten verbunden , die sich in den Lymphspalten und in den Zwischenzellenräumen finden, niemals in den Zellen selbst. Die von Unna angegebene Färbe- methode bezeichnen die Verff. als unzuverlässig. Sie erlangten bessere Resultate mit Karbolmethylenblau. Kulturversuche blieben ohne Erfolg. M. Kirchner (Hannover). Ducrey, A. , ed Oro, M. , Contribuzione all’ istologia patologica, etiologia e patogenesi del condiloma acuminato. (La Riforma med. 1892. No. 129.) Durch die bakteriologische Untersuchung von spitzen Condy- lomen gelang es zwar den Verfassern, einige Arten von Mikroorga- nismen zu isoliren, die damit vorgenommenen Impfversuche fielen je- doch gänzlich negativ aus. Hingegen fanden sie bei der Untersuchung von entsprechend gefärbten Schnitten wie auch des an der Oberfläche und in den Iuterstitien zwischen den Condolymen vorhandenen De- tritus in beträchtlicher Menge theils freie, theils in Zellen einge- schlossene, rundliche und ovoide, mit doppeltem Kontour versehene Körper, welche eine grosse Aehnlichkeit mit den von Darier bei Psorospermosis follicularis vegetans beschriebenen Sporozoenformen besitzen. Genauere Details werden die Verfasser in einer demnächst er- scheinenden ausführlichen Arbeit mittheilen. Kamen (Czernowitz). Santos Fernandez, Juan, Infecciön del ojo por los colirios. (Crönica medico-quirürgica de la Habana. 1892. No. 7.) Nachdem Verf. bei Untersuchung der von ihm benutzten Augen- wasser (Eserin, Cocain, Atropin) mittelst Gelatine- und Agarkulturen reichliches Wachsthum der gewöhnlichen Luftkeime beobachtet hatte, untersuchte er auch frisch bereitete Lösungen und fand in den mit Eserin angefertigten einen Bacillus, der dem Agar eine intensive grüne Färbung gab und die Gelatine verflüssigte, ohne sie augen- scheinlich zu färben; beim Schütteln aber trat eine lebhaft grüne Farbe hervor. Verf. versuchte darauf die Lösungen in Borsäure (5 Proz.) und Sublimat (0,1 Proz.) steril zu bekommen. Zunächst fand er nun, dass die Alkaloide sich in der Sublimatlösung zersetzten und dass er sich Augeninfektion. — Eklampsie. 565 mit dem Zusatz von 2,0 Liquor van Swieten zu den Lösungen von je 0,05 schwefelsauren Atropins, 0,50 salzsauren Cocains und 0,03 bromsauren Eserins in 8,0 Aq. dest. begnügen musste. Die bakterio- logische Untersuchung ergab, dass weder die Borsäure- noch die quecksilberchloridhaltigen Lösungen steril waren. Nun wurden frisch aus der Droguenhandlung geholte Original- fläschchen der drei Alkaloide auf die Sterilität dieser Substanzen unter- sucht und alle ergaben Kolonieen auf den Gelatineplatten und den schiefen Agarnährböden. Angesichts der Uebereinstimmung der Ergebnisse dieser von E. A costa ausgeführten Untersuchungen mit den Veröffentlichungen von Franke undNuel kam es nun darauf an, ein Mittel zu finden, um die durch Hitze sterilisirten Augenwässer aseptisch zu erhalten. Eine 12 cm lange und 1 cm weite, am einen Ende geschlossene, am anderen Ende pipettenförmig ausgezogene Glasröhre, auf deren Spitze eine andere zum Luftabschluss hutartig aufgesetzt werden kann, er- wies sich als ganz geeignet. Die im Autoklaven desinfizirten Augen- wässer, in solche sterilisirte Pipetten gefüllt und durch den am Boden mit Watte versehenen Deckel vor neuer Infektion geschützt, erhielten sich fortwährend keimfrei, wie die wiederholte Untersuchung mittelst Kulturverfahren und Mikroskop bezeugte. Dem für Polikliniken sehr unbequemen Uebelstand des täglichen Sterilisirens der zu verwendenden Lösungen von Atropin, Cocain und Eserin wird also durch die von Santos Fernaudez geübte Aufbewahrungsweise abgeholfen. Ein leichtes Erwärmen über einem Zündholz oder einer Spiritusflamme erleichtert das Ausfliessen der nöthigen Anzahl Tropfen beim Gebrauche. Sentinon (Barcelona). Gördes, M. , Ueber die innerliche Untersuchung Kreis- sender. (Berl. klin. Wochenschrift. 1892. No. 19.) G. wendet sich gegen das Verbot der inneren Untersuchung und führt hauptsächlich praktische Gründe für die Beibehaltung derselben an. C. Spener (Berlin). Gerdes, E. , Ueber den Eklampsiebacillus und seine Beziehungen zur Pathogenese der puerperalen Eklampsie. [Aus dem pathol. Institut der Universität Halle.] (Deutsche med. Wochenschr. 1892. No. 26. p. 603.) Die in früheren Veröffentlichungen niedergelegten Untersuchun- gen über die Züchtung eines best. Eklampsiebacillus konnte G. bei der Sektion einer wiederum in der Universitätsfrauenklinik zu Halle gestorbenen Eklamptischen wiederholen. Aus dem serösen Inhalt der Bauchhöhle, der Pleurahöhlen und des Subduralraums, ferner von Leber, Niere, Milz, Lunge und vom Aortalblut hat Verf. Glycerinagar- und Gelatineplatten angelegt; die aus dem serösen Transsudat angelegten blieben steril; auf den übrigen Platten wuchsen Bacillen, die mit den früher gefundenen und beschriebenen völlig übereinstimmten. Schnittpräparate aus der Lunge zeigen be- sonders zahlreiche bacilläre Embolie in den Kapillaren ; in der Niere 566 Eklampsie. — Stomatitis epidemica. und Leber waren die Herde weniger zahlreich. Aber auch die Placenta, die Verf. nach Favre für die Eingangspforte zu betrachten geneigt war, zeigte kolossale Mengen von Bacillen in jedem Schnitt. Er hält also die Decidua für die Eintrittsstelle der Keime, wobei es nun noch fraglich erscheint, ob die Endometritis schon vor der Kon- zeption bestand oder ob die Placenta erst sekundär durch die Frucht infizirt wurde. Wahrscheinlich, meint Verf., gelangen nun die Bacillen mit den Deciduazellen nach Auflockerung des Zotten- epithels unter dem Einfluss des durch eine Wehe erhöhten Druckes in die mütterlichen Blutsinus, von dort in den Kreislauf, die Lungen und durch diese in die Nieren etc. Die Auffindung des „Eklampsiebacillus“ erklärt aber noch nicht die gefundenen Läsionen, z. B. die Leberiufarkte und die Nie- renveränderungen; Verf. hält die toxische Wirkung der Bakteriengifte für die Ursache derselben , die entweder direkt oder durch Vermit- telung des thrombotischen Verschlusses zahlreicher Organgefässe wirkt. Spener (Berlin). Siegel , Die Mundseuche des Menschen (Stomatitis epidemica), deren Identität mit der Maul- und Klauenseuche der Hausthiere und beider Krank- heiten gemeinsamer Erreger. (Dtsch. med. Wochenschr. 1891. No. 49.) Verf. praktizirte 1889 — 1891 fast als einziger Arzt in dem nahe bei Berlin gelegenen Dorf Britz und dem damit zusammenhängenden, südöstlich der Ringbahn gelegenen Theile von Rixdorf. Die Ein- wohner dieses Bezirks, für deren hygienische Lebensverbältnisse von Wichtigkeit ist, dass sie ihr Wasser aus Flachbrunnen beziehen und den grössten Rindviehbestand von sämmtlichen Vororten Berlins besitzen, wurden im Jahre 1889 vod einer ausserordentlich verbrei- teten Epidemie einer dem Skorbut sehr ähnlichen Krankheit heim- gesucht. Nach 8 — 10-tägigem Inkubationsstadium stellte sich bei den betroffenen Personen ein Schüttelfrost ein, dem Schwindel- anfälle, Kreuzschmerzen, massiges Fieber und gastrische Erschei- nungen folgten. Die Augen erschienen umrändert, die Gesichtsfarbe graugelb, häufig geradezu ikterisch. Etwa 3 Tage später kam es zu bläulich -rother Schwellung des Zahnfleisches und der Zunge, zur Bildung eines tiefschwarzen Zungenbelags und zu Foetor ex ore. Aus massenhaften Bläschen im Munde entstanden kleine Geschwüre; an den Unterschenkeln oder Unterarmen, oft auch am ganzen Körper, zeigten sich Petechien; nicht selten kam es zu heftigen Blutungen aus Mund, Nase, Blase und Darm. Die Rekonvalescenz dauerte in den günstigeren Fällen 4—8 Wochen. Einige Fälle — Infektion des Kindes einer zugereisten Familie mittelst eines vorher von einem kranken Kinde benutzten Milchsaugers; Beginn der Erkrankung einer Pflegerin mit Bläschenausschlag an den Fingern nach Vornahme von Mund Waschungen bei einem kranken Kinde — bewiesen den kon- tagiösen Charakter der Seuche. Dem Verf. gelang es, aus den inneren Organen, insbesondere aus Leber und Nieren von 7 Leichen, deren Sektion auszuführen er Stomatitis epidemica. — Favus. — Echinococcus. 567 Gelegenheit hatte, einen nur 0,5 /.i langen, eiförmigen Bacillus rein zu züchten, dessen Kulturen sich im Gelatinestich ohne Verflüssigung als kleine, aneinandergereihte Perlchen, auf der Platte in Form von kleinen, scharfrandigen Scheiben darstellten und auch auf Agar und Kartoffeln gediehen. Uebertragungsversuche mit dem Mikroorganis- mus auf Kaninchen, Meerschweinchen, Mäuse, Hunde und Katzen fielen negativ aus, gelangen dagegen bei Schweinen und Kälbern sowohl durch Verreibung der Kulturen in der Mundhöhle, als auch durch intraperitoneale Injektion, und riefen Ekchymosen an den Glied- massen, Schwellung des Mundes, Blasenbildung an Zunge und Lippen hervor; einige Thiere starben. In den stark vergrösserten Lebern und Nieren derselben wurden die Bacillen wiedergefunden. Sach- kundige erkannten die Krankheit der geimpften Thiere mit Bestimmt- heit als Maul- und Klauenseuche. In der That gelang es dem Verf. auch bei anderen Thieren, welche wegen Erkrankung an der Maulseuche getödtet waren, seine Bacillen in den inneren Organen nachzuweisen. Obwohl er indessen in Erfahrung brachte, dass die Maulseuche unter dem Viehstande in dem Bezirk seiner Praxis zu jener Zeit herrschte, konnte er doch in keinem Falle die Entstehung der von ihm Stomatitis epidemica genannten menschlichen Krankheit durch Uebertragung von Vieh nachweisen ; vielmehr schien in Fällen, wo zu einer solchen Ueber- tragung Gelegenheit gewesen war, stets nur ein lokaler Bläschen- ausschlag aufgetreten zu sein. Hiernach nimmt der Verf. an, dass die Virulenz seiner Bacillen im Thierkörper in ähnlicher Weise, wie diejenige des Pockengiftes, eine Abschwächung erfährt. Verf. bemerkt zum Schluss, dass seine Befunde vom Prof. Miller anerkannt und auf dem letzten hygienischen Kongress zu London demonstrirt worden sind. K übler (Berlin). ßossi, A., La tigna favosa della faccia. (La Riforma med. 1801. No. 233. p. 87.) Bei einem 7-jährigen Knaben bildete sich innerhalb weniger Tage an der rechten Jochbeingegend, angeblich von einem gelben Pünktchen aus , eine borkenartige Läsion von relativ beträchtlichen Dimensionen, in welcher zwei mit Lupenvergrösserung wahrnehmbare Favusschildchen eingebettet lagen, die mikroskopisch aus Mycel und Conidien des Achorion Schoenleinii bestanden. Verf. bespricht an der Hand dieses Falles die durch Favus verursachten pathologisch- anatomischen Veränderungen der Haut und die entzündungserregen- den Eigenschaften des Favuspilzes. Der Knabe könne die Krankheit vielleicht von einem onychomykotischen Gespielen durch Kratzen er- worben haben. Kr 41 (Prag). Kinyoun, J. J., Echinococcus hominis of the kidneys, liver and bladder. (Annual Report of the Marine Hospital Service for 1891. pp. 147 — 149.) Krankheitsgeschichte und Sektionsbefund bei einem an Echino- coccuskrankheit in New-York gestorbenen Schweden. Stiles (Washington). 568 Bakteroiden der Leguminosen. — Kranke Weintrauben. Morck, D., U eber die Formen der Bakteroiden bei den einzelnen Spezies der Leguminosen. [Inaugural-Disser- tation.] Mit 5 Tafeln. Leipzig 1891. In der vorliegenden Dissertation, welche unter Leitung von Prof. A. B. Frank im pflanzenphysiologischen Institut der Königl. Landw. Hochschule zu Berlin entstanden ist, sucht Verf. hauptsächlich zwei Fragen zu beantworten: erstens, welche Form die Bakteroiden bei verschiedenen Legumin osen arten annehmen; zweitens, in wie weit sich die Form dieser Gebilde in einer und derselben Pflauze verändert. Zur Beantwortung dieser Fragen wurden 64 Arten der Legu- minosen (49 der Papilion aceen, 8 der Caesalpinieen, 7 der Mimoseen) untersucht. Wenn es auch uicht gelang, bei allen, wohl aber bei dem grössten Theile der untersuchten Arten die Kuöll- chen aufzufinden, so ist Verf. doch der Ausicht, dass dieselben bei allen Leguminosenarten auftreten können, aber nur unter gewissen Bedingungen. Die verschiedenen Formen der Bakteroiden, welche bei den ein- zelnen vom Verf. untersuchten Arten Vorkommen, sind auf den bei- gegebenen 5 Tafeln verzeichnet; man erkennt hier die relativ grosse Mannigfaltigkeit der Formen. Im Text hinwiederum sind alle mor- phologischen und sonstigen Eigenthümlichkeiten dieser Gebilde ein- gehend besprochen. Verf. gelangt bei seinen Untersuchungen im Wesentlichen zu folgenden Resultaten: Die Bakterioden, der Hauptbestandteil der Knöllchen, sind in den jüngsten Zellen des Knöllchens nicht wahrzunehmen, sondern die Zelle zeigt ausser einer plasmatischen Substanz, welche in ver- schiedener Form vorhanden sein kann, nichts als zahlreiche kleine, kugelförmige Mikroben. „Diese erfahren überall mit Hilfe der in den Zellen vorhandenen plasmatischen Substanz eine ansehnliche Ver- mehrung und eine Volumenvergrösserung in verschiedenem Grade. Dabei nehmen sie meist die Form von Stäbchen an, welche dann mehr oder weniger noch an Länge und Dicke zunehmen, wobei sie oft verschiedene Gabelungen bekommen. Haben die Bakteroiden in ihrer Längenentwickelung und ihren Gabelungen ein gewisses Stadium erreicht, so tritt die Rückbildung zum Zwecke der Resorption ein. Dabei finden verschiedene Veränderungen sowohl in der Gestalt, als auch in dem substantiellen Verhalten statt, indem vielfach die Licht- brechung schwächer wird, oder auch Partieen dichterer und mit Jod- kaliumjod sich intensiv gelb färbender Substanz auftreten, worauf nun erst die eigentliche Resorption erfolgt. — Sind die Bakteroiden aus den Zellen wieder verschwunden, so sieht man nur noch kleine Mikroben zurückgelassen ; diese werden also von der Pflanze nicht resorbirt und kehren daher wieder beim Zerfall des alten Knöllchens in den Erdboden zurück.“ Otto (Berlin). Cugini, Gr., e Macchiati, L., La bacteriosi dei grappoli della vite. (Le Stazioni sperimentali italiane. Vol. XX. 1891. Fase. 6.) Pflanzenkrankheiten. — Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 569 In einer vorläufigen Mittheilung berichten die Verff. über eine neue, von ihnen in Oberitalien entdeckte Krankheit der Weintrauben, verursacht durch einen beweglichen Bacillus von 3—4 /.t Länge und 0,25 /< Breite. Die Trauben nehmen zuerst eine braune Farbe an und trocknen dann gänzlich zusammen zu einer leicht zerbrechlichen Masse. Fadenförmige oder kettenförmige Vereinigungen des Bacillus trifft man selten. Derselbe färbt sich mit den gebräuchlichen Mitteln leicht. Auf Gelatine gedeiht er gut unter Verflüssigung des Nähr- bodens und Bildung eines käsig-flockigen Niederschlages am Grunde der gelbgefärbten Kolonieen. Die auf Kartoffeln gezüchteten Kolonieen sind honiggelb ; man kann darin nicht selten Bacillenfäden finden. Sporenbildung konnte nicht beobachtet werden. Lafar (Hohenheim bei Stuttgart). Cuboni, GL, Sulla presen za dibacteri negli acervuli della Puccinia Hieracii (Schuhm.). (Nuovo Giorn. botan. ital. Vol. XXIII. 1891. p. 296.) Verf. macht aufmerksam auf das Vorkommen von Bakterien im Innern der älteren Fruchtkörperchen von Puccinia Hieracii in den Blättern von Leontod on hastile Kch. , das er im Valle Intrasca beobachtet hat. Lafar (Hohenheim bei Stuttgart). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Hueppe , F. , Die Methoden der Bakterienforschung. Handbuch der gesammten Methoden der Mikrobio- logie. Fünfte verbesserte Auflage. Mit 2 Tafeln in Farbendruck und 68 Holzschnitten. Wiesbaden (C. W. Kreidel’s Verlag) 1891. Ein Werk, welches in fünf Jahren fünf Auflagen erlebt, bedarf wohl keiner weiteren Empfehlung. Unter Beibehaltung der in der vierten Auflage getroffenen Eintheilung des Stoffes sind einzelne Kapitel theils umgearbeitet, theils durch Hinzufügung der neuesten Forschungsergebnisse und neuer bewährter Methoden wesentlich er- weitert worden. Die Reichhaltigkeit und Tiefe des Wissens, welche sich auf jeder Seite dieses meisterhaften Werkes, welches in seiner Gründlichkeit und sorgfältigen Vermeidung unnützer Weitläufigkeiten als Muster eines Lehrbuches dienen kann, kundgibt, erregt unsere Bewunderung um so mehr, als derartige gediegene Werke bei der modernen Schreiblust nicht gerade zu den häufigen Vorkommnissen gehören. Kamen (Czernowitz). Czaplewksi, E., Die Untersuchung des Auswurfes auf Tuberkelbacillen. Mit 1 Tafel in Farbendruck und mehreren in den Text gedruckten Holzschnitten. 8°. Jena (Gustav Fischer) 1891. XII. Bd. 38 570 Neue Litteratur. Bei dem grossen Interesse und der eminenten praktischen Bedeu- tung, welche der sichere Nachweis von Tuberkelbacillen namentlich für den Praktiker besitzt, ist die Zusammenstellung alles über diesen Gegenstand Wissenswerthen, vermehrt durch die eigene reichhaltige Erfahrung des Verfassers, eine recht dankenswerthe Aufgabe zu nennen , welcher sich auch der Letztere mit anerkennenswerthem Fleisse und Geschicklichkeit entledigt hat. Der eingehenden Schilderung der allgemeinen Untersuchungs- methoden, der morphologischen Eigenthümlichkeiten der Tuberkelba- cillen und Beschreibung der übrigen Auswurfbestandtheile ist nebst einer Reihe von Vorschriften zur Bereitung von Farblösungen etc. eine stattliche Anzahl von verschiedenen Färbemethoden der Tuber- kelbacillen angefügt, aus welcher sich jeder die ihm am meisten zu- sagende heraussuchen kann. Den Schluss des vom Verleger sehr gut ausgestatteteu Werkes bildet ein ausführliches Litteraturver- zeichniss. Kamen (Czernowitz). Neue Litteratur zusammengestellt von De. Arthub Würzburg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Metchnikoff, E., Les idees nouvelles sur la structure, le developpement et la reproduction, des bacteries. (Rev. general. d. scieuc. pur. et appliqu. 1892. p. 211 — 216.) Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Hofmeister, F., Ein Apparat für Massenfärbung von Deckglastrockenpräparaten. 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Jährlich erscheinen zwei Bände. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. %*— Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleget' , Herrn Gustar Bischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original - Mittheilungen. Zwei Fälle von hämorrhagischer Bakteriämie des Neugeborenen. Von Prof. Dr. E. Tavel, Direktor des bakteriologischen Institutes in Bern, und Fritz de Quervain, gewes. Assistenten am patholog. Institut in Bern. I. Hämorrhagische Streptokokkeu-Bakteriämie nach Nabelinfektion. 1) Klinisches. Das Kind Marie Wenger wurde vor dem normalen Termin am 39 XII. Bd. 578 T a v e 1 und Quervain, 28. Dez. 1891 geboren. Das Puerperium ging normal vor sich; von Infektion wurde an der Mutter nichts bemerkt. Beim Kind dagegen zeigte sich nach einigen Tagen eine Infektion der Nabelwunde. Etwa 10 Tage nach der Geburt traten multiple, ziemlich ausgedehnte Haut- blutungen auf. Gleichzeitig wurde konstatirt, dass die Haut der unteren Extremitäten steifer wurde, so dass man sie nicht mehr in Falten heben konnte. Am 9. Jan. 1892, also am 13. Lebenstage des Kindes, trat der Tod ein. 2) Sektionsbefund (10. I. 1892, Nachmittags 3 Uhr). Die Sektion ergibt folgende Verhältnisse: Es handelt sich um die Leiche eines nicht ausgereiften Kindes : Länge 42 cm. Zehen- und Fingernägel weich, nur die letzteren die Kuppe der letzten Phalanx erreichend. Ohrknorpel weich. Kleine Labien stark vorragend, Ossa parietalia unvollständig verknöchert, so dass scheinbar eine überzählige Fontanelle vorhanden ist. An Schultern und Rücken findet sich Lanugo. Der Epiphysenkern des Femur fehlt beiderseits. Der Taluskern misst 5 mm. Die Nabelschnur ist vertrocknet und zum Theil abgelöst, und die Nabelwunde zeigt leichten eiterigen Belag. Auffallende Ent- zündungserscheinungen in der Umgebung des Nabels fehlen. Die Haut ist, besonders am Rumpf, von zahlreichen punkt- förmigen Hämorrhagieen besetzt. Der linke Arm zeigt ferner ausgedehnte Abhebung der Epidermis durch dunkles, flüssiges Blut. An manchen Stellen fehlt die Epidermisdecke , so dass das Stratum Malpighi frei liegt. An der linken Hand findet sich eine 1 — 2 cm im Durch- messer haltende subepidermoidale Blutblase, die ziemlich prall ge- spannt ist. Rücken und Extremitäten zeigen ziemlich ausgedehnte Livores. Todtenstarre nicht vorhanden. Beide Oberschenkel und der linke Arm, sowie die linke Thoraxhälfte sind ödematös. Im Abdomen sehr wenig Flüssigkeit. Serosa glatt und glänzend. Die Nabelvene enthält dunkles, flüssiges Blut. Leberrand ca. 2 Finger breit unter dem Rippenrand. Zwerchfell beiderseits im 5. Intercostalraum. Lungen wenig retrahirt. Beiderseits im Pleuraraum etwas hämorrhagische Flüssigkeit. Im Pericard wenig klare Flüssigkeit. Die parietale Pleura zeigt nichts Besonderes. Halsorgane: Aus der Trachea kommt eine ziemlich dicke, schleimige, gelbliche Flüssigkeit. Schleimhäute hyperämisch. Lungen: Pleura glatt und glänzend. Beiderseits in den Oberlappen mässiger Luftgehalt. Die luft- Zwei Fälle von hämorrhagischer Bakteriämie der Neugeborenen. 579 haltigen Partieen stellen sich als hellrothe, etwas einsinkende Inseln in dunkelem, fast schwärzlichem, stark bluthaltigem Lungengewebe von geringem bis aufgehobenem Luftgehalt dar. Verschiedenheiten in der Consistenz sind nicht auffallend. Die Schnittfläche nirgends gekörnt. Die Unterlappen verhalten sich beidseitig wie die be- schriebenen dunkeln Partieen, mit wenigen lufthaltigen, hellen Inseln. Das Gewebe lässt sich ziemlich gut komprimiren, reisst aber immer- hin bei stärkerem Druck an den dunkeln Stellen ein. Von der Schnittfläche lässt sich eine wenig lufthaltige, stark blutige, nicht auffallend trübe Flüssigkeit abstreifen. In den Bronchen Hyperämie der Schleimhaut und z. Th. die gleiche gelbliche Flüssigkeit, wie in der Trachea. Das Herz zeigt ausser zahlreichen epicardialen, 1 — 2mm grossen Sugillationen nichts Besonderes. For. ovale weit offen. Blut flüssig. Milz ziemlich steif, sehr dunkel, nicht auflallend vergrössert. Nebennieren, Nieren und Leber zeigen nichts Besonderes, hauptsächlich sind nirgends Abscesse nachweisbar. Der Magen enthält gelblich-schleimigen Inhalt (wie die Trachea). Mucosa hyperämisch, von zahlreichen kleinen Hämorrhagieen besetzt, ebenso die Schleimhaut des Darmes. In den inneren Genitalien findet sich Hyperämie. Das Gehirn zeigt nichts Besonderes. 3) Bakteriologische Untersuchung. a) Die bakteriologische Untersuchung der frischen Präparate ergab Folgendes: Der eiterige Belag am Nabel enthielt neben verschiedenen Bakterien zahlreiche Streptokokken. Das Blut aus Leber, Niere, Lunge enthielt Streptokokken und daneben einzelne Stäbchen von verschiedenen Dimensionen. Das Blut der Blutblase an der linken Hand, sowie das- jenige aus den grossen Venen enthielt in allen Präparaten Strepto- kokken, besonders in den mikroskopischen Fibringerinnseln. b) Kulturbefund. 1. Impfung aus dem Blut der V. mediana cubiti: In Agar unter Paraffin wachsen hauptsächlich Streptokokken- und einige Staphylokokkenkolonieen. In Zuckeragar wachsen viel Streptokokken und 2 — 3 Staphylo- kokkenkolonieen, welche gelb werden und, auf Gelatine übergeimpft, dieselben verflüssigen — also Staphylococcus aureus. Aut der Gelatine-Schrägplatte entwickeln sich ca. 2000 Strepto- kokkenkolonieen und 4 Kolonieen von Staphylococcus aureus. Auf der Petr uschky’schen Platte ca. 2000 Streptokokken- Kolonieen und 5 Kolonien von Staphylococcus aureus. 2. Impfung aus der Blutblase an der linken Hand: Unter Paraffin wachsen auf Agar hauptsächlich Streptokokken und einige Staphylokokken. Auf Zuckeragar wachsen hauptsächlich Streptokokken und wenige Staphylokokken, die, auf Gelatine übergeimpft, dieselbe verflüssigen, aber weiss bleiben. 39 580 Tavel und Quervain, Gelatine-Stichkultui- : Nur Streptokokken. Gelatine-Schrägplatte: Sehr zahlreiche Streptokokken und nur 3 Kolonieen Staphylococcus albus. c) Resultat der Impfung auf Thiere : Aus den frischen (1 Tag alten) Kulturen des Streptococcus des Blutes der V. Mediana wurden am 11. Jan. 1892 eine Maus, ein Meerschweinchen und ein Kaninchen subkutan geimpft. Ausser vorübergehender subkutaner Infiltration wurde nichts Krankhaftes beobachtet. Die Thiere erholten sich. 4) Histologischer Befund an Lunge, Leber und Niere. Lunge: In den Bronchen finden sich Schleimmassen (durch Hämatoxylin blau gefärbt), desquamirte Cylinderepithelien von der Bronchialwand und kubische Epithelien, aus den Alveolen stammend, ferner polynukleäre Leukocyten und eine massige Menge von rothen Blutkörpern. In den Alveolen finden sich, dieselben fast ausfüllend, sehr zahl- reiche rothe Blutkörper. Die Epithelien der Alveolenwand sind an vielen Stellen deutlieh gequollen und zum Theil schon ausgedehnt desquamirt, so dass sie neben den rothen Blutkörpern einen Haupt- bestandteil des Alveoleninhaltes bilden. Daneben finden sich in den Alveolen an verschiedenen Stellen in wechselnder Zahl mehr- kernige Leukocyten. Soweit entspricht das Bild demjenigen der gewöhnlichen rothen Hepatisation. Auffallend ist nun aber, dass auch das Lymphsystem völlig mit Blut gefüllt ist, in einer Weise, wie es bei der gewöhn- lichen Hepatisation nicht gesehen wird. Am schönsten ist dies an den perivaskulären, interlobulären und subpleuralen Lymphspalten sichtbar. Um die blutgefüllten Venen, sowie um die im Ganzen blutleeren Arterien findet sich eine ziemlich breite Zone von strotzend mit Blut gefüllten Lymphspalten. Dieselbe grenzt sich ziemlich scharf gegen das umgebende Gewebe ab. In ähnlicher Weise stellen die interlobulären Septa ziemlich breite Bänder dar, die aus rothen Blut- körpern und spärlichen Bindegewebselementen und Endothelien be- stehen. An mehreren Stellen verschwindet das Bindegewebe im Septum völlig und es findet sich ein rein aus rothen und ganz spär- lichen weissen Blutkörpern bestehender, von einer schmalen Binde- gewebszone begrenzter, streifenförmiger Bluterguss, der bis an die Pleura reicht. Unter der Pleura findet sich fast überall eine Schicht extravasirten Blutes, z. Th. nur in Form von blutiger Infiltration deut- lich erkennbarer Lymphspalten, grösstentheils aber als ausgedehntere flächenhafte Blutungen, deren der Pleura zugekehrte Seite — bis- weilen auch schon der ganze Bluterguss — sekundär zu einer homo- genen bräunlichen Masse geworden ist. Zwischen diesen subpleuralen Hämorrhagieen und den interlo- bulären Blutungen lässt sich an mehreren Stellen sehr schön eine direkte Kommunikation sehen. Ebenso kommuniziren die interlobu- lären Lymphgebiete deutlich mit den perivasculären bl uti nfiltrirten Lymphspalten. Zwei Fälle von hämorrhagischer Bakteriämie der Neugeborenen. 581 Die Arterien sind leer, die Venen enthalten viel Blut und stel- lenweise körnig -fädige Massen (Fibrin). Die Kapillaren ragen an manchen Stellen prall gefüllt in das Lumen der Alveolen vor. Leber: Abgesehen von den etwas weiten Kapillaren und einem geringen Grade von grobkörniger Verfettung hauptsächlich an der Peripherie der Acini bietet die Leber mikroskopisch nichts Beson- deres dar. Hauptsächlich sind nirgends Spuren von Abscessbildung oder herdförmigen Entzündungserscheinungen zu sehen. Niere: An den Nierenepithelien ist nichts Auffallendes zu kon- statiren, abgesehen davon, dass in einigen Tubulis contortis die Zellen etwas gequollen aussehen und des Kerns entbehren. Sonst sind die Epithelien überall kernhaltig und scharf begrenzt. Von einer Desquamation derselben oder von Cylinderbildung ist nichts zu sehen, ebensowenig von Infiltration mit Leukocyten. (Nur in ver- einzelten Ductus papillaris ist eine Andeutung von Cylinderbildung sichtbar.) Die Arterien sind ziemlich bluthaltig, die Venen stark gefüllt, besonders auch die unter der Kapsel befindlichen. Am auffallendsten ist die starke Ausdehnung und Blutfüllung der Glomeruluskapillaren (nach Vergleich mit der Niere eines nor- malen Neonatus). Die Lyraphspalten um die grossen Gefässe sind etwas weit, von koagulirtem Eiweiss gefüllt, an 2 — 3 Stellen des Schnittes voll von rothen Blutkörperchen, die sich wie ein Bluterguss auch in das Gewebe hinein erstrecken. An einzelnen Stellen , fern von grossen Gefässen, ist das interstitielle Bindegewebe dicht mit rothen Blutkörperchen angefüllt, in denen die Harnkanälchen wie Inseln isolirt stehen. Von Abscessbildung ist nirgends eine Spur zu sehen. 5) Bakteriologischer Befund an den Schnitten von Lunge, Leber, Niere. Lunge: An den hauptsächlich nach Gram gefärbten Schnitten ergab sich folgende Vertheilung der Kokken: Die Bronchen und Alveolen enthalten ziemlich zahlreiche Kokken, oft als Diplokokken, öfters aber in Streptoanordnung, oft Ketten von 4 bis 8 Gliedern. Andere Mikroorganismen sind darin nicht zu finden. Derselbe Befund ergibt sich in den Blutgefässen, und zwar sowohl an einzelnen Stellen in den Kapillaren der Alveolenwand, als auch in den grösseren Arterien und Venen. Auch die bluterfüllten Lymphräume der interlobulären Septa enthalten ziemlich zahlreiche Streptokokken, sowie die Lymphräume, welche die grösseren Gefässe begleiten. Nirgends bilden aber die Kokken dichtere Haufen, sondern sie finden sich mehr einzeln. Leber: Die grossen Gefässe enthalten sehr wenige Strepto- kokken. In den Verzweigungen der Arter. hepatica und der Vena portae sind sie nur ganz vereinzelt zu finden. In der Vena hepatica dagegen begegnet man ihnen öfter, und zwar sind sie manchmal zu kompakten Häufchen zusammengeballt, die in ihrer Form völlig den kapillaren Thromben entsprechen, wie sie unten beschrieben sind. In den Gallengängen lässt sich nichts finden, ebensowenig wie 582 Tavel und Quervain, in den Lyraphbahnen der Glisson ’schen Kapsel. Zahlreich finden sich dagegen die Streptokokken in den dilatirten Blutkapillaren, wo sie bald vereinzelte Haufen, bald mehr eine dünne wandständige Schicht, bald endlich kompakte, das Kapillarlumen auf eine kurze Strecke ganz ausfüllende Pfropfe bilden. Ein Unterschied in der Vertheilung in Bezug auf Peripherie und Centrum der Acini liess sich nicht herausfinden. Niere: In den grossen Arterien und Venen findet sich eine massige Zahl von Streptokokken , bald einzeln , bald in Haufen — letzteres in den Venen mehr als in den Arterien — . Die Haupt- menge der Streptokokken findet sich wie in der Leber im Kapillar- system. Sowohl die Kapillaren der Rinde als die Vasa recta der Marksubstanz und an vielen Stellen die Glomeruluskapillaren ent- halten zahlreiche Streptokokken, theils als wandständiger Belag, theils als das Lumen ausfüllende Thromben. Die mit koagulirtem Eiweiss gefüllten perivasculären Lymph- bahnen weisen keine Streptokokken auf, wohl aber diejenigen, welche rothe Blutkörper enthalten. Ebenso finden sich Streptokokken in dem fern von den grösseren Gefässen in das Gewebe extravasirten Blute. Ein Uebergang von Streptokokken in die Harnwege selbst ist nirgends nachweisbar. 6) Epikrise. Aus dem bakteriologischen Befunde können wir mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit schliessen, dass wir als erste Erscheinung eine Nabelmischinfektion mit Streptokokken und anderen Bakterien vor uns haben. Die grosse Zahl von Streptokokkenkolonieen in den Plattenkulturen aus dem Blute beweisen ferner, dass wir es nicht nur mit einer Resorption von Streptokokken, sondern mit einer starken Entwickelung derselben im Blute zu thun haben, also mit einer richtigen Streptokokkenbakteriämie, während die spär- lichen Staphylokokkenkolonieen nur auf eine Resorption ohne Ent- wickelung deuten. Diese Bakteriämie hatte metastatische Herde zur Folge in Form von hämorrhagischer Streptokokkenpneumonie, von subepidermoidalen , subserösen , submukösen und in der Niere auch parenchymatösen Blutungen, die, wie sich in der Lunge und z. Th. in der Niere beweisen lässt, in das Lymphsystem stattgefunden haben. Bemerkens werth ist, dass dieses letztere da, wo es blutinfiltrirt war, stets Streptokokken enthielt, während dieselben in den nicht von Blut gefüllten Lymphspalten, auch wo sie abnorm erweitert waren, sich nirgends nachweisen Hessen. Es ist also nur das Blut- gefässsystem, in dem sowohl die Entwickelung als auch der Trans- port der Streptokokken stattgefunden hat, mit Ausschluss des Lymph- systems, das unter anderen Verhältnissen ja bekanntlich von diesen Mikroorganismen auch nicht verschont wird. Was das Vorhandensein von S taphylo c occ us albus in der Blutblase betrifft, so muss man denselben, da er im Venenblut nicht Zwei Fälle von hämorrhagischer Bakteriämie des Neugeborenen. 583 vorhanden war, als durch die Epidermis eingewandert betrachten, im Gegensatz zu dem im zirkulirenden Blute vorhandenen Sta- phylococcus aureus, der jedenfalls durch Resorption von der Nabelwunde her ins Blut gelangte. Es war natürlich, daran zu denken, dass der Staphylococ- cus, der sich im Venenblute ausschliesslich als aureus fand, in der subepidermoidalen Blutblase in Folge der veränderten Er- nährungsverhältnisse (mehr seröse Flüssigkeit und weniger Blutfarb- stoff) zu albus geworden wäre. Um die Frage experimentell zu entscheiden, ob die Pigmentbildung des Staphylococcus mit dem Pigmentgehalte des Blutes Zusammenhänge, wurde dieser Sta- phylococcus albus in Blut gezüchtet, und zwar: 1) in sterilisirtem, koagulirtem Blute, 2) in nicht sterilisirtem Blute beides, sowohl bei Zimmer-, wie bei Brüttemperatur. Auch nach mehreren Ueberimpfungen ist dieser albus nicht aureus geworden. Dieses Resultat berechtigte uns also zu der oben gemachten Annahme, dass die Blutblase von der Epidermis aus sich sekundär mit albus infizirt habe. Dass in den sekundären Lokalisationen der Infektion, d. h. in den Hämorrhagieen nur Streptokokken gefunden wurden, während doch die ursprüngliche Infektionsstelle verschiedene Mikroorganismen enthielt, hat nichts Verwunderliches, da, wie wir wissen, in der Regel die sekundären Lokalisationen, speziell die hämatogenen, Monoinfek- tionen sind. (Vergl. einen Fall, den Bernacchi beschreibt1), wo von einer den Streptococcus pyogenes, Staphylococcus aureus und Proteus vulgaris enthaltenden Kniewunde ein metastatischer Abscess an der Schulter ausging, der nur den Sta- phylococcus aureus enthielt.) II. Staphylokokkenpneumonie mit Hämorrhagieen. 1) Klinisches. Das Kind wurde am 31. Dez. 1891 frühzeitig geboren. Nach der Geburt war es stets elend. Am 9. I. 1892 wurde links hinten eine Dämpfung und Bronchialathem konstatirt. Am 11. I. trat Exitus ein ohne besonders auffallende Symptome. 2) Sektionsprotokoll (12. I. 1892, Nachmittags 3 Uhr). Die Hauptpunkte aus dem Sektionsprotokoll sind folgende: Es handelt sich um eine noch nicht ganz ausgereifte Kinder- leiche. Länge 45x/2 cm. Ernährung mässig. Fontanellen klein. Ohr- knorpel ziemlich fest. Zehennägel etwas kurz, weich, Fingernägel 1) Centralbl. für Bakteriol. Bd. XI. p 667. 584 Tavel und Quervain, die Kuppe überragend. Kleine Labien wenig sichtbar. An den Schultern ziemlich viel Lanugo. Nabelnarbe trocken. Keine Zeichen von Entzündung. Umgebende Haut normal. Ziemlich ausgedehnte Livores. Keine Todtenstarre. Im Abdomen ganz wenig klare Flüssigkeit. Serosa glatt und glänzend. Leberrand ca. 5cm unter dem Rippenrand. Diaphragma rechts 5. Rippe, links ebenso. Die Nabelvene enthält ganz wenig flüssiges Blut. Kein Oedem in ihrer Umgebung. Lungen nicht retrahirt. In beiden Pleurahöhlen etwas röthliche Flüssigkeit. Keine Adhäsionen. Im Herzbeutel etwas klare Flüssigkeit. Halsorgane: Massige Struma. In der Trachea etwas Schleim. Lungen: Pleura beiderseits glatt und glänzend. Links: Luft- gehalt sehr vermindert, nur im Oberlappen einige lufthaltige Stellen. Schnittfläche: Ziemlich dunkelroth, etwas gekörnt, leicht trüb. Etwas trübe, wenig lufthaltige Flüssigkeit abzustreifen, in welcher einzelne, weissliche Fibrinpfröpfe sichtbar sind. Konsistenz steif, Gewebe brüchig. Rechts: Im Ober- und Unterlappen dasselbe, der Mittel- lappen normal. Herz: Ziemlich viel flüssiges, schwarzes Blut, wenig Cruor, sehr wenig Speckhaut in beiden Herzhöhlen. Ausser einigen 1—2 mm grossen Blutungen unter dem Epicard und an den Segelklappen nichts Besonderes. Milz: Nicht auffallend vergrössert. Pulpa etwas weich. In Nieren, Nebennieren und Leber, Darm ist ausser etwas Anämie nichts Besonderes zu sehen. Gehirn: Unter der Medulla oblongata, an der Basis ein ziem- lich grosses, frisches Blutgerinnsel. In der Pia und stellenweise in der Hirnsubstanz (besonders im Hirnstamm) kleine, punktförmige Hämorrhagieen , ferner einige grössere Blutungen in der Pia. In beiden Seitenventrikeln je ein grosses, frisches Blutgerinnsel, mit den Plexus chorioidei zusammenhängend. Zahlreiche punktförmige Blu- tungen, sowie einzelne grössere Coagula an der Innenfläche der Dura, jedoch keine Membranen oder Bindegewebsauflagerungen. 3) Bakteriologischer Befund. a) B akterioskop i sehe Untersuchung der frischen Prä- parate : In der Lunge fanden sich Streptokokken, ferner als kleine Pneumokokken angesprochene Mikroorganismen, ohne deutliche Kapsel, sodann Staphylokokken. Im Blute von Nieren, Milz und Leber fand sich nichts. (Es wurden allerdings leider nur wenige Präparate gemacht.) b) Kultur befund. Milz: Auf Zuckeragar: Nur Streptokokken (vereinzelt in der Stichkultur). Aus dem Blutgerinnsel (aus der Ventrikelblutung). Die Zwei Fälle von hämorrhagischer Bakteriämie der Neugeborenen. 585 Kulturen ergaben ein Wachsthum von verschiedenen Bakterien, unter anderen auch von kleinen Kokken. (Die Impfung konnte nicht unter genügenden aseptischen Kautelen vorgenommen werden.) Aus der Leber: In Agar: Grosse Bacillen und kleine Kokken, die sich später als Staphylococcus aureus ausweisen. In Gelatine: Auch nur Staphylokokken und Bacillen. Aus dem Blut einer Armvene: In einer Kultur wachsen ausser Staphylokokken auch Bacillen, in einem zweiten Röhrchen nur Staphylococcus aureus. Lunge: Auf Agar: Einige Bacillenkolonieen und hauptsächlich Staphylococcus aureus. In einer ersten Gelatineplatte aus der Lunge einige Bacillen und ca. 400 Kolonieen von Staphylokokken. In der 2. Platte nur ungefähr 50 Staphylokokkenkolonieen (Staphylococcus aureus). Aus der Niere wachsen nur Bacillen. 4) Histologischer Befund in der Lunge. Die Alveolen sind an den meisten Stellen dicht mit desquamirten Epithelien und Leukocyten angefüllt. Daneben finden sich noch zahlreiche Alveolen voll von rothen Blutkörpern und desquamirten Alveolenepithelien , bei welchen die Leukocyten in den Hintergrund treten. Die feinen Bronchen sind z. Th. auch mit Leukocyten und Epithelien dicht angefüllt. Die Arterien sind wenig bluthaltig oder leer, die Venen mit Blut gefüllt, die Lymphräume z. Th. etwas weit und mit koagulirten Massen gefüllt, die wenig rothe Blutkörper ent- halten. 5) Bakterienbefund in der Lunge. (Schnitte nach Gram gefärbt.) Die Alveolen und z. Th. noch die Bronchen enthalten stellenweise spärliche, stellenweise sehr zahlreiche kleine Kokken, bisweilen einzeln oder zu zwei, meist aber zu 3 — 5 — 8 in einer Kette oder in kleinen Gruppen. In den Blutgefässen fanden sich diese Kokken nur sehr vereinzelt, in den Lymphbahnen nicht. Einzelne Alveolen sind mit schönen, grossen, typischen Gruppen von Staphylokokken gefüllt. Daneben finden sich noch einzelne grössere, längsovale Diplokokken, die in Folge dessen als Pneumokokken imponiren. 6) Epikrise. Da die Sektion erst 24 Stunden nach dem Tode gemacht werden konnte, können wir mit Wahrscheinlichkeit schliessen, dass die Ba- cillen, die wir neben den Staphylokokken gefunden haben, nur als eine postmortale Beimischung zu betrachten sind. Es handelt sich also um eine Staphylokokkenbakteriämie , als deren Ausgangspunkt in Ermangelung eines anderen Infektionsherdes die Pneumonie auf- zufassen ist , welche dem Kulturergebniss nach entschieden auf Staphylokokken zurückzuführen ist, eine Annahme, die auch durch den Befund an den Schnitten gestützt wird. Die Staphylokokkenpneumonieen sind nach Finkler (Die akuten 586 Tavel und Quervain, Zwei Fälle von hämorrhagischer Bakteriämie. Lungenentzündungen als Infektionskrankheiten. 1891) ziemlich selten und nicht Mono-, sondern in der Regel Mischinfektionen. Wenn auch die Staphylokokken in diesem Falle in den Vordergrund traten, so sind auch z. B. aus der Milz nur Streptokokken gewachsen, so dass sie wohl im primären Herde nicht gefehlt haben dürften, obwohl kulturell nicht nachgewiesen. Dass die Zahl der Bakterien im Blute nicht so gross war, wie im vorigen Falle, wird dadurch bewiesen, dass die (allerdings nicht zahlreichen) Strichpräparate ein negatives Resultat ergaben. Das Hauptinteresse bei beiden Fällen bieten die Blutungen, die wir in Zusammenhang mit der Bakteriämie setzen müssen. Allerdings können Pneumonieen , wie wir sie hier in beiden Fällen sehen, Blutungen zur Folge haben als Ausdruck des Er- stickungstodes. Doch beschränken sich dieselben in der Regel auf Pleura und Pericard und sind nicht so ausgedehnt. Ferner ist zu bemerken, dass im ersten Falle das Auftreten der Hauthämorhagieen einem eventuellen Erstickungsstadium lange vorausgegangen ist, und dass im zweiten Falle so ausgedehnte Hirnblutungen bestanden haben, wie sie bei blosser Pneumonie nicht beobachtet worden sind. Wir bemerken beiläufig noch, dass diese auffallenden Hirnhämorrhagieen durchaus nicht etwa mechanisch durch geburtshülfliche Eingriffe (Zange etc.) zu erklären sind, da solche bei der normal und mit Leichtigkeit abgelaufenen Geburt nicht vorgenommen worden waren und da die Blutungen überdies ziemlich frisch, das Kind aber schon 11 Tage alt war. Wie auch Hahn1) betont, konnten wir in keinem der Fälle einen ausgesprochenen Milztumor finden. Beiden Fällen ist ferner gemeinsam, dass es sich um vor dem normalen Termin geborene Kinder handelt, was eine geringere Resistenzfähigkeit des Organismus bedingt. Dass Infektion der Nabelwunde nicht selten zu Allgemeiner- krankung, bisweilen mit tödtlichem Ausgang führt, ist aus einer Arbeit von Eröss ersichtlich, über die in dieser Zeitschrift referirt wurde 2). Setzt man diese Fälle in Vergleich mit parallelen von Babes und Marinescu3), so kommen wir, wie die genannten Autoren, zu dem Resultate, dass die hämorrhagische Disposition in der Regel nicht durch eine spezifische Infektion, sondern durch die Form der Infektion bedingt wird, nämlich durch die Bakteriämie als solche. Bern, den 17. September 1892. 1) Hahn, Zur Leichendiagnose der septischen und pyämischen Prozesse. (V i r c h. Arch. Bd. CXXHI. Heft 1.) 2) Diese Zeitschr. Bd. XI. p. 578. 3) Annales de l’Institut de pathologie et de bacteriologie de Bucarest. Annee I. 1889. p. 320. Ferner: Babes et Oprescu, Annales de l’Institut Pasteur. 1891. No. 5. p. 273. Tobiesen, Ueber das Vorhandensein des Loeffler’schen Bacillus etc. 587 Ueber das Vorhandensein des Loeffler’schen Bacillus im Schlunde bei Individuen, welche eine diphtherische Angina durchgemacht haben1), [Aus dem Laboratorium f. mediz. Bakteriologie in Kopenhagen.] Von Fr. Tobiesen in Kopen hagen. Die vielen Untersuchungen , die in den letzten Jahren über den von Loeffler 1883 als Ursache der Diphtherie entdeckten Bacillus angestellt sind, haben nicht nur vollkommen die Behauptungen Loeffler’s bestätigt, sondern auch neue und wichtige Aufschlüsse über die Lebensweise dieses Mikrobs an den Tag gebracht. Unter diesen Resultaten muss der Nachweis des Verbleibens des Diphtheriebacillus im Schlunde des angegriffenen Individuums lange — ja selbst 5 Wochen 2) nach dem Verschwinden der diphtherischen Belege — Anspruch auf Aufmerksamkeit seitens der Kliniker und Hygieniker machen, wegen der in diesen Verhältnissen liegenden Möglichkeit der Ansteckung. Schon Roux und Yersin, die in ihrer klassischen Arbeit über den Diphtheriebacillus 3) zuerst die Aufmerksamkeit auf dieses lange Verbleiben des Mikrobes gelenkt haben, was später von anderen Forschern bestätigt ist4), fordern kräftig zur Wachsamkeit gegen die darin liegende Gefahr auf. Sie warnen davor, die Diphtherierekon- valescenten gleich nach dem Verschwinden der Belege in den allge- meinen Verkehr kommen zu lassen, und empfehlen, dieselben einige Tage in besonderen Lokalen verweilen zu lassen und mit Aus- spülungen der Fauces zu behandeln. In dem Biegdamshospital zu Kopenhagen wurde schon vor dem Erscheinen der Roux’schen Mittheilung die Regel befolgt, dass die Diphtherierekonvalescenten erst 5—6 Tage nach dem Verschwinden der Belege entlassen wurden, es sei denn, dass Komplikationen oder andere Umstände einen längeren Aufenthalt nöthig gemacht hätten; in der Zeit wurde mit dem Gurgeln fortgesetzt, und gewöhnlich wurde diese Zeit in einer Rekonvalescentenabtheilung zugebracht. Wenn die Patienten aber entlassen werden, betrachtet das Publikum sie natürlich als nicht ansteckend, und sie nehmen unbe- hindert ihre Arbeiten und Beschäftigungen draussen und daheim wieder auf. 1) Vortrag in der 14. skandinavischen Naturforscherversammlung in Kopen- hagen 1892. 2) Roux et Yersin, Recherches sur la diphtbdrie. (Annales de l’lnstitut Pasteur. 1888.) 3) 1. c. 1889 u. 90. 4) Escherich, Centralblatt für Bakt. u. Paras. Bd. VII. 1890. — Ritter in Diskussion von Baginsky’s Vortrag über die Diphtherie. (Berl. klin. Wochenschrift. 1892. No. 9.) 588 T o b i e s e n , Um einen Aufschluss darüber zu bekommen , in welch grosser Anzahl von Fällen man darauf vorbereitet sein müsse, die Loeff- ler’schen Bacillen anzutreffen und damit die Möglichkeit einer An- steckung, habe ich mit gütiger Erlaubniss des Herrn Prof. Sören- s e n 46 aus dem Biegdamshospital als geheilt entlassene Diphtherie- patienten auf das Vorhandensein des Diphtheriebacillus im Schlunde untersucht. Die Diagnose Diphtherie ist bei diesen Patienten bakterioskopisch gestellt, nach dem Verfahren von Roux und Yersin, mit Impfung auf Blutserum von den Belegen und mikroskopischer Untersuchung der nach 24-stündigem Stehen im Brütschranke bei 35° erschienenen Kolonieen. Durch den Nachweis charakteristischer Bacillen in einer grösseren Anzahl von Kolonieen in jeder Kultur kann man nach Roux und Yersin die Differenzialdiagnose zwischen Bac. diphthe- ricus und pseudodiphthericus stellen, weil die Kolonieen des letzteren nach ihrer sehr reichen Erfahrung sich in grosser Zahl in Kulturen niemals finden. Beim Entlassen der als geheilt aus dem Hospital entlassenen Patienten habe ich versucht, durch Kratzen auf der Schleimhaut der Fauces mit einer Impfnadel Kulturen von etwa anwesenden Diphtherie- bacillen zu bekommen, indem ich das Abgeschabte auf Serum impfte; die Röhren wurden 24 Stunden in den Brütschrank bei 35° gestellt. Bei diesem Verfahren kann es sich ereignen, dass man keine Kultur erlangt, trotz der Anwesenheit des Bacillus, aber niemals das Umge- kehrte. Diese Untersuchung ist bei einigen der Patienten vor dem obligaten Bade beim Entlassen vorgenommen worden, bei den meisten aber nach demselben. Mein Material umfasst Individuen im Alter von 2 — 32 Jahren, grösstentheils zwischen 6 und 12 Jahren. Unter denselben fanden sich: 7 leichte Fälle 35 mittelschwere Fälle 4 schwere Fälle. Bei diesen 46 Personen habe ich 24mal den Diphtheriebacillus im Schlunde gefunden, 22mal war er nicht da. Von den 24 waren 4 leichte Fälle 18 mittelschwere Fälle 2 schwere Fälle. Der Bacillus wurde also bei etwa der Hälfte der Patienten ge- funden, ohne Rücksicht auf die Intensität des Falles. A priori könnte man erwarten, die Bacillen häufiger bei den schwer , als bei den leicht ergriffenen Patienten zu finden , und meinen, dass das gleich grosse Vorkommen in beiden Gruppen darauf beruhe, dass die leichten Fälle nach Verlauf kürzerer, die schweren nach längerer Zeit entlassen werden. Deshalb führe ich den Zeit- punkt der Rekonvalescenz an, auf welchem ich die Untersuchung vorgenommen habe. Unter Belegen verstehe ich hier auch die in den späteren Stadien der Krankheit so häufigen kleinen weisslichen Pünktchen. lieber das Vorhandensein des Loeffler’schen Bacillus im Schlunde. 589 Anzahl der Tage nach dem Verschwinden der Belege 4 5 6 8 9 10 11 16 22 31 Anzahl, wieviel mal die Bacillen gefunden 6 4 4 2 2 2 1 1 1 1 Intensität des Falles 1 leichter 5 mittelschwere f 1 leichter ( 1 mittelschwerer 1 1 schwerer ( 1 mittelschwerer 1 1 leichter 1 mittelschwerer 1 schwerer 1 mittelschwerer Man wird hieraus sehen, dass die verschiedenen Intensitäten der Fälle überall gleichmässig repräsentirt sind; während die zwei schweren Fälle die Bacillen ziemlich lange behalten, sind die leichten Fälle keineswegs unter denen, bei denen die Bacillen am schnellsten ver- schwinden. Vor der Hand könnte man glauben, dass, je länger nach dem Verschwinden der Belege die Patienten entlassen werden, desto seltener die Diphtheriebacillen in ihrem Schlunde anzutreffen wären. Dass dieses nicht der Fall ist, ergibt sich aus der nachfolgenden Zu- sammenstellung der Fälle, in denen die Bacillen nicht gefunden wurden : Anzahl Tage nach dem Verschwinden der Belege 4 5 7 9 11 14 15 17 Zahl, wieviel mal die Bacillen nicht gefunden 8 3 3 3 1 1 1 1 Intensität des Falles 8 mittelschwere 3 3 1 1 1 leichter 1 schwerer. Ein Vergleich dieser Zusammenstellung mit der erst angeführten wird ergeben, dass zu den verschiedenen Zeitpunkten der Unter- suchung ungefähr gleich viele Fälle in jeder sich finden. Die kürzere oder längere Zeit, die zwischen dem Verschwinden der Belege und der Untersuchung verflossen ist, scheint ohne deutlichen Einfluss auf den Befund des Bacillus, doch lässt sich ein berechtigter Schluss kaum aus so kleinen Zahlen ziehen. Es ist noch die Möglichkeit vorhanden, dass Komplikationen zur Schlunddiphtherie das Verbleiben der Bacillen beeinflussen könnten. Dass die Albuminurie irgend einen Einfluss haben könnte, kann man sich nicht denken. Dieselbe fand sich 4mal unter den Patienten, 2mal allein, 2mal mit Schnupfen zusammen. Bei den erstgenannten 2, die am 7. und 18. Tage nach dem Verschwinden der Belege ent- lassen worden sind, fanden sich keine Bacillen. 590 T o b i e s e n , Der Patient, bei dem man den Bacillus 31 Tage nach dem Ver- schwinden der Belege nachwies, wurde so lange im Hospital zurück- gehalten wegen einer skrophulösen Adenitis colli, die nicht in denk- barer Weise das Verbleiben der Bacillen beeinflussen kann. Das diphtherische Kehl- und Nasenleiden dagegen sind Kompli- kationen, die ohne Zweifel das Verbleiben des Bacillus im Schlunde begünstigen können. Leider geben meine Fälle nur sehr geringe Aufschlüsse über den Einfluss des diphtherischen Kehlleidens, indem sich dasselbe nur bei 1 Patienten fand, die Bacillen wurden hier 11 Tage nach dem Ver- schwinden der Belege gefunden. In Bezug auf das diphtherische Nasenleiden ist mein Material noch zu klein, es ergibt sich aber deutlich, dass dieses Leiden das Verbleiben des Bacillus im Schlunde begünstigt, sei es, weil das Nasenleiden nach dem Aufhören des Leidens im Schlunde fortbesteht, sei es, weil die mit Nasenleiden komplizirten Fälle schwerer als die übrigen sind. Das Nasenleiden fand sich nämlich bei 8 Patienten, und bei 6 derselben wurden die Bacillen beim Entlassen gefunden (dasselbe fand am 5., 6., 8., 16. und 22. Tage statt). — Bei 5 der entlassenen untersuchten Patienten ist die Anwesen- heit des Loeffl er’ sehen Bacillus ausschliesslich mikroskopisch sichergestellt durch Nachweis derselben in 10 Kolonien, bei den übrigen 19 habe ich, um unbedingte Sicherheit zu erzielen und zu- gleich die Virulenz der Bacillen zu prüfen, Reinkulturen in Bouillon Meerschweinchen subkutan injizirt. 16 Meerschweinchen, denen 1 ccm Reinkultur injizirt wurde, starben nach einer Zeit, die zwischen 24 und 50 Stunden schwankte, meistens nach 36 — 38 Stunden. Bei der Sektion fauden sich die allgemeinen Zeichen der Diphtherie beim Meerschweinchen: Pneu- monien, Pleuritiden, zuweilen hämorrhagische, geschwollene und rothe Nebennieren, Injektion des Peritoneums, auf der Impfstelle Schwellung und Oedem, nebst Hyperämie der entsprechenden Lymphdrüsen. Die Bacillen zeigten sich also in diesen Fällen im Besitze voller Virulenz für Meerschweinchen. Bei 2 Meerschweinchen, mit 1 ccm Reinkultur von zwei mittel- schweren Fällen eingeimpft, erschien auf der Impfstelle starke Schwellung und Empfindlichkeit, von einer ca. Zehnpfennigstück grossen Nekrose gefolgt, wodurch sich Haut und subkutanes Bindegewebe ab- gestossen hat. Das eine der Thiere genas , das andere starb , bei der Sektion fand sich kein Zeichen von Diphtherie in den Organen. Ein Meerschweinchen, dem 1 ccm Reinkultur von einem leichten Falle eingeimpft war, zeigte anfangs Symptome wie die zwei oben- genannten, mit einer Nekrose auf der Impfstelle, die sich zu de- markiren anfing; nach Verlauf von ca. 5 Wochen ti’aten aber Para- lysen der Unterextremitäten auf, die immer während der fortdauern- den Abmagerung des Thieres Zunahmen; bei seinem Tode, ca. 7 Wochen nach der Impfung, war das Thier in den Unterextremitäten und im Hinterkörper vollständig gelähmt, hatte Durchfälle, und das Gewicht war von 618 auf 372 g herabgesunken. Dieses Meerschwein- Ueber das Vorhandensein des Loeffler’schen Bacillus im Schlunde. 591 chen bot also ausser der Nekrose auch noch ein typisches Bild diphtherischer Paralyse dar. Nekrosen der hier erwähnten Art als Folge subkutaner Injek- tion von Diphtheriebacillen oder Toxinen werden in der Litteratur öfters erwähnt. Roux und Yersin haben dieselben durch Injek- tion kleiner Mengen (2/15 ccm) filtrirter Diphtheriekultur1), sowie durch Injektion von Diphtheriekulturen, die aus leichten Diphtherie- fällen stammten, bewerkstelligt2). Behring hat die Nekrose her- vorgebracht durch Injektion von alten Diphtheriekulturen 3), die be- kanntlich nach mehrmonatlichem Stehen an Wirksamkeit verlieren. Aus dieser geringeren Gefährlichkeit für Meerschweinchen, die wir bei den erwähnten Kulturen gefunden haben, sind wir aber durchaus nicht berechtigt, zu schliessen, dass diese Kulturen dem Menschen ungefähr- lich sind, da Roux ja eben die Nekrose bei Meerschweinchen durch Kulturen aus Diphtheriefällen hervorgebracht hat. Bei 19 der untersuchten Patienten wurden demnach beim Ent- lassen virulente Diphtheriebacillen im Schlunde gefunden, und die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass dieses auch mit den restirenden 5 der Fall ist. Mit anderen Worten: Es ist die Möglichkeit vorhan- den, dass die Hälfte der Patienten, die nach den für Diphtheriehospitäler allgemein angenommenen Regeln aus dem Blegdamshospital entlassen sind, ihre Um- gebungen mit Diphtherie anstecken können. Indessen ist man noch zu wenig mit den Verhältnissen der bakteriellen Infektion und der individuellen Empfänglichkeit bekannt, um aus dieser Beobachtung sichere Schlüsse für die Praxis zu ziehen, vielleicht sind die Bacillen zu gering an Zahl, vielleicht sind sie nicht hinreichend lebenskräftig, um eine Infektion bei anderen Menschen herbeizuführen. Der einzige Weg, auf welchem man Aufschluss darüber erhalten kann, wie sich die Verhältnisse wirklich stellen, wird der sein, die betreffenden Individuen draussen im Leben aufzusuchen, und sie be- treffs eventueller Ansteckungsübertragung auszufragen. Um mög- lichst zur Lösung dieser Frage beizutragen, habe ich in den letzten Tagen des Juni d. J. persönlich 21 von den 24 Personen aufgesucht, bei denen Diphtheriebacillen beim Entlassen gefunden wurden. Das Resultat einer solchen Untersuchung wird ja immer sehr unsicher sein; jedenfalls wird nur das Nichteintreffen einer Ansteck- ung etwas bedeuten, indem spätere Diphtheriefälle unter den Um- gebungen ebensowohl der ursprünglichen Ansteckungsquelle als dem aus dem Krankenhause entlassenen Patienten zugeschrieben werden können. In allen Fällen, die nicht zu stets florirenden Hausepidemieen gehörten, habe ich — betreffs der Ansteckungsübertragung — ein negatives Resultat bekommen. In einem Falle aber scheint mir doch 1) Ann.iles de I’Institut Pasteur. 1888. p. 645. 2) Annales de l’Institut Pasteur. 1890. p. 404. 3) Deutsche medic. Wochenschr. 1890. No. 50. 592 R e m b o 1 d die Möglichkeit einer Ansteckung durch einen entlassenen Patienten wahr- scheinlich; ich führe den Fall an, obwohl ich ihn Dicht als überzeu- gend ansehe. Er betrifft einen 13-jährigen Knaben aus dem königl. Armener- ziehungshause in Kopenhagen, der eines Abends, nachdem er den ganzen Tag bei seinen Angehörigen in der Stadt gewesen war, bei seiner Rückkehr über Unwohlsein und Schmerzen im Schlunde klagte. Er wurde gleich von den anderen Knaben abgesondert und am nächsten Morgen wegen Diphtherie in das Biegdamshospital aufgenom- men. Er bot einen mittelstarken Fall dar, welcher augenscheinlich im Rückgänge war, und wurde nach 11-tägigem Aufenthalte entlassen. Es war einer der Fälle, in welchen im Schlunde reichliche Diphthe- riebabacillen gefunden wurden. Die Anstalt, in welcher in den letzten 4—5 Jahren sich keine Diphtherie gezeigt hatte, war indessen durch das Gesundheitsamt gründlich desinfizirt worden, der Fussboden des Schlafsaales mit desinfizirender Flüssigkeit behandelt worden, und das Bett und die Kleider des Patienten, sowie die der umliegenden Knaben waren desinfizirt worden, ausserdem ward eine gründliche Auslüftung vor- genommen. 9 Tage nach der Rückkunft des Knaben wurde ein anderer auf demselben Schlafsaale ergriffen. Dieser war nicht in derselben Klasse wie der erste, mit dem er gar keinen Verkehr hatte, er lag im Saale weit von ihm. Doch kann keine andere Ansteckungs- quelle für den letztgenannten Fall aufgefunden werden. AusdensoebenerwähntenNachforschungendraus- sen im Leben geht demnach nichts Entscheidendes hervor, zunächst muss es aber gesagt werden, dass sie gegen eine grössere Ansteckungsgefahr durch entlassene Patienten sprechen. Kopenhagen, 8. September 1892. Ein Besteck zur Untersuchung auf Cholerabakterien. Von Medizinalrath Dr. S. Reinbold, Vorstand des bakteriologischen Laboratoriums des Medizinalkollegiums in St uttgart. (Mit einer Abbildung.) Die Nothwendigkeit, wenigstens in den ersten verdächtigen Fällen an einem Orte die Diagnose Cholera oder Nichtcholera durch eine exakte bakteriologische Untersuchung sicherzustellen, ist jetzt wohl allgemein anerkannt. Mindestens hat sich bei der dermaligen In- vasion der Cholera in zahlreichen Einzelfällen diese Sicherstellung sowohl bei positivem als bei negativem Ergebniss nach mehr als einer Richtung hin nützlich erwiesen, und so werden diese Untersuchungen Ein Besteck zur Untersuchung auf Cholerabakterien. 593 ein bleibendes Hülfsmittel in der Hand der Sanitätsbehörden bei der Bekämpfung der Cholera und der Choleraangst abgeben. Dies veranlasst mich, ein kleines Instrumentarium zu beschreiben, das ich mir für meine besonderen Verhältnisse konstruirt habe, welch’ letztere jedoch , wie ich anzunehmen vollen Grund habe , für eine grosse Zahl von Medizinalbeamten dieselben sind. Es handelt sich nämlich darum, das Untersuchungsmaterial auf eine Weise, die weder den Zweck gefährdet, noch eine Infektionsge- fahr für den Untersucher oder andere in sich birgt, ins Laboratorium zu schaffen, wenn der zu untersuchende Fall nicht in dem mit einem Laboratorium verbundenen Krankenhause selbst liegt. Das letztere wird selbst in grösseren Städten nicht die Regel sein, kommt aber vollends nicht in Frage, wenn es sich darum handelt, verdächtige Fälle auswärts vom Wohnorte zu untersuchen. Zu Untersuchungen der letztem Art kommen drei Wege in Be- tracht: Entweder man lässt sich Untersuchungsmaterial zuschicken, oder man geht hin und nimmt die ganze Untersuchung an Ort und Stelle vor, oder endlich man entnimmt an Ort und Stelle nur das Material und vollendet die Untersuchung zu Hause im Laboratorium. Der erste Weg ist immer — selbst bei Beachtung der gegebenen amtlichen Anweisungen — ein problematischer, zudem nur da einzu- schlagen, wo ein Arzt an Ort und Stelle wohnt. Wenn aber ein solcher — z. B. auf einem Landort — erst hingeschickt werden müsste, dann geht der untersuchende Beamte (Kreisphysikus) doch lieber gleich selbst hin , wenn es die Entfernung irgend ge- stattet Dann ist er sicher, dass die Sache recht gemacht wird, und kann auch die doch sonst noch nöthigen Erhebungen gleichfalls selbst an Ort und Stelle machen. Der zweite Weg ist umständlich und zeitraubend: Mau muss ein grosses Instrumentarium mitnehmen und unter Umständen 1 bis 2 Tage an Ort und Stelle zubringen. Bei kühlem Wetter freilich kann man die Platten (in Petri’schen Schalen) draussen anlegen und fertig nach Hause nehmen. Gerade zu Cholerazeiten aber muss man, wie diesen Sommer, mit Temperaturen rechnen, welche solche Transporte zur Unmöglichkeit machen, zur kühleren Jahreszeit even- tuell übrigens auch mit geheizten Eisenbahnwagen. Ich habe mich deshalb prinzipiell auf die dritte Art des Vor- gehens eingerichtet und dieselbe auch praktisch erprobt. Zu diesem Zweck habe ich mir folgendes Besteck konstruiren lassen1) (s. Figur)2): In einer vernickelten, mit Schloss und Handhabe versehenen Kapsel aus Weissblech® von 30 cm Länge, 18 cm Breite, 9 cm Höhe (die man eventuell mit einer Hülle aus waschbarem Material, Segel- leinwand etc. umgeben kann) befinden sich, in die beiden Hälften ver- theilt und durch federnde Klammern absolut festgehalten , folgende Gegenstände : 1) Zu haben bei Paul Henger, kgl. Hoflieferant, Instrumentenfabrik, Stutt- gart, Gymnasiumsstrasse, zum Preise von 32 M., bei grösserem Absätze 27 M. 2) Die Figur stellt die aufgeklappte Kapsel mit dom gesammtcn Inhalte dar, £11. Bd. 40 594 Re mb old, Ein Besteck zur Untersuchung aut Cholerabakterien. ein Glasröhrchen mit A nger e r’schen Sublimatpastillen zum Herrichten von Desinfektionsflüssigkeit; zwei Glasstäbchen mit Platindraht zum Entnehmen von Schleim- flocken etc.; 9 sechs Objektträger zu Ausstrichpräparaten; eine Dose mit Deckgläschen; eine Pincette zum Halten der Objektträger, zwei Tropfgläschen mit Farbstoff; eine Tube mit Kanadabalsam; eine Weingeistlampe (s. u.). . Mit Hülfe dieser Utensilien werden zunächst die einfachen mikro- skopischen Präparate völlig fertig gemacht und, wenn man ein Mi- Bujwid, Eine neue biologische Reaktion für die Cholerabakterien. 595 kroskop mitgenommen hat, an Ort und Stelle untersucht oder nach Hause mitgenommen. Ferner sind in der Kapsel: sechs Reagenzröhrchen ; diese werden sterilisirt, mit Baumwollpfropf versehen, mitgenommen und dienen zur Aufnahme des bakteriologisch zu untersuchenden Materials (Ausleerungen von Kranken, Darminhalt von Leichen, Wasser etc.). Entnommen wird dieses mittelst eines gläsernen Löffels und eingefüllt durch einen gläsernen Trichter, welche beide Utensilien vorher mit Sublimat oder durch Hitze steri- lisirt werden können. Die etwa zu einem Drittel gefüllten Reagenz- gläser werden an der Weingeistlampe, die mit einer Spitzflamme versehen ist, zugeschmolzen, und ihnen damit der denkbar sicherste Verschluss gegeben. Zum Zwecke des Zuschmelzens ist ein federnder metallener Halter für die Röhrchen beigegeben. Ausserdem ist noch vorhanden: ein Glas mit Baumwolle (zu Reinigungszwecken), ein Präparatenglas mit Alkohol (für Leichentheile) und ein Glas mit Spiritus für die Weingeistlampe; endlich können noch einige Blatt Filtrirpapier und ein Oelfarbenstift zum Signiren eingelegt werden. Sämmtliche gebrauchte Gegenstände, namentlich auch die mit dem Untersuchungsmaterial gefüllten Röhrchen, werden vor dem Zu- rückbringen in die Kapsel mit Sublimat abgewaschen, die metallenen Instrumente in der Lampe ausgeglüht.; eine Infektions- oder Ver- schleppungsgefahr ist somit völlig ausgeschlossen. Das ganze Besteck ist klein und leicht, einfach in der Hand zu tragen. Dass es zur Gewinnung und Transportirung von Unter- suchungsmaterial auch bei anderen Infektionskrankheiten, als Cholera benutzt werden kann, liegt auf der Hand. Stuttgart, den 4. Oktober 1892. Eine neue biologische Reaktion für die Cholerabakterien. Von Odo Bujwid in Warschau. Die Untersuchungen von Riedl in und Neisser im Jahre 1888 haben bewiesen , dass Jodoform sehr stark auf die Cholerabacillen wirkt, so dass dieselben selbst in Jodoformdämpfen bei gewöhnlicher Temperatur nicht zu wachsen vermögen. Ich habe neulich dieselben Experimente weiter bearbeitet und erkannt, dass das Jodoform diesen Einfluss nur auf die Cholera- 40* 596 J o 1 1 e s bacillen ausübt, indem verschiedene choleraähnliche Bakterien unter solchen Bedingungen entweder sehr wenig oder gar nicht beeinflusst wachsen. Wenn wir nämlich etwas Cholerabacillen in die Eprou- vette mit verflüssigter Gelatine bringen und innig vermischt zum Erstarren bringen, wenn wir dann über der Gelatineschicht ein kleines Röhrchen mit etwas Jodoform hängen lassen , so verflüssigen in den entwickelten Jodoformdämpfen während 10 — 15 Tagen die Cholerabakterien die Gelatine gar nicht, indem in dem Kontrollröhr- chen die oberflächliche Schicht schon am 2. Tage sich zu verflüssigen anfängt. Es ist merkwürdig, dass die Quantität des Jodoforms in Dämpfen so gering ist, dass selbst nach 18 Tagen mittelst sehr empfindlicher chemischer Wage kein Verlust zu bemerken ist. Nach 10 — 15 Tagen fängt die Verflüssigung an und geht später unter dem Jodoformeinfluss vor sich. Keine ähnliche Wirkung üben folgende Präparate (in derselben Weise oben Gelatinekultur in Röhrchen hängend) aus: Kampher, Naphtalin, unterchlorigsaurer Kalk, 01. Terebinthinae , Thymol, Phenol; Jod wirkt etwas, aber viel schwächer. Auf die choleraähnlichen Bakterien, wie B. Finkler-Prior, Vibrio Metschnikovi, B. Miller i, B. Denecke wirkt Jodo- form viel schwächer, so dass die Verflüssigung der Gelatine nicht so rasch vor sich geht, jedenfalls aber ist es meistentheils schon am dritten Tag bemerkbar. Dieser Unterschied ist von den äusseren Verhältnissen wenig abhängig. Dasselbe gilt für die niedrigere und höhere Zimmertemperatur, selbst für solche, bei der die Gelatine sich zu verflüssigen anfängt. Dann bleibt die verflüssigte Gelatine unter Jodo- formwirkung fast ganz klar, indem die Kontrollgelatine sich stark trübt. Die neulich von mir bei Lublin in Biskubice (zum ersten Mal in Polen) gefundenen und von Prof. R. Koch als solche anerkannten Cholerabakterien, welche rascher die Gelatine verflüssigen, als die alten, wiederholt auf Agar verimpften Cholerakulturen, geben ganz dasselbe Bild unter Jodoformwirkung, so dass ich noch dieses Kenn- zeichen für verschiedene schon längst bekannte Methoden zufügen und dasselbe eine Jodoformreaktion nennen kann. Warschau, den 24. September 1892. Untersuchung über die Filtrationsfähigkeit des patentirten Wasserfilters „Puritas“. Von Dr. Max Jolles in Wien. [Aus dem cbemisch-mikroskopischen Laboratorium von Dr. Max und Dr. Adolf Jolles in Wien.] Herr Max Sonnenschein, Inhaber eines Geschäftes tech- nischer Spezialartikel in Wien, stellte an uns das Ersuchen, den von Untersuchung über die Filtrationsfähigkeit des Filters „Puritas“. 597 ihm erfundenen automatischen Patentfilter „Puritas“ auf seine Fähig- keit, ein gutes, keimfreies Trinkwasser zu liefern, zu prüfen. Nach der uns vom Erfinder übergebenen Beschreibung besteht der Apparat im Wesentlichen aus einem offenen Kasten (Reservoir), in welchem eine Serie von senkrecht stehenden Rahmen sich befinden, die mit Filztuch überspannt sind. Diese Rahmen sind mit einander durch ein Flanschenrohr verbunden, welches heberartig aufsteigt, sich in bestimmter Höhe nach abwärts neigt und als Saugrohr dient. Zur Erzeugung einer dauernd guten Filterschicht wird in dem Ap- parate eine bestimmte Menge vorher durch Dampf gut sterilisirten Asbestes hineingegeben, welches sich durch die Wirkung des heber- artigen Saugrohres an das Filzgewebe anlegt und dadurch eine auch für kleinste suspendirte Körperchen absolut undurchdringliche Filter- schicht bilden soll. Das zu filtrirende Wasser läuft in das offene Filterreservoir und wird vermittelst des oben erwähnten Saugrohres durch die bespannten und mit Asbest belegten Filterlamellen ab- gesaugt. Zur Vornahme der entsprechenden Versuche wurde am 24. April d. J. in der städtischen Badeanstalt an der Donau ein sogenannter Wirthschaftsfilter , welcher laut Angabe pro Stunde eine filtrirte Wassermenge von 5 Kubikmeter liefern soll, aufgestellt und mit frischem, stark erhitztem und im Laboratorium vorher sterilisirtem Wasser aufgeschwemmtem Asbest angefüllt. Das zu filtrirende Donau- wasser wurde dann mittelst Pumpen in den Filterapparat gebracht und durch die Thätigkeit des Filtersaugrohres abfiltrirt. Nach 1 Stunde ununterbrochener Thätigkeit des Apparates wurde folgende Untersuchungsreihe vorgenommen: Um 3 Uhr 40 Min. Nachm, wurde aus dem unfiltrirten, etwas getrübten Donauwasser in der Nähe der Stelle, wo die Pumpen in Thätigkeit gesetzt wurden, 3 Wasserproben zu 0,1, 0,2 und 0,5 ccm entnommen und sofort in Lipez’sche Kulturfläschchen ausgesät; die Temperatur des Wassers betrug ca. 5,4° C (Untersuchung I). Circa 1li und I/2 Stunde später wurden aus dem Ausflussrohr, aus welchem permanent Wasser abfloss und welches vor der In- betriebsetzung des Apparates mit 5°/0-iger Karbolsäurelösung wieder- holt abgewaschen wurde, je 3 Proben zu 0,2, 0,5 und 1,0 ccm klar filtrirten Wassers (Untersuchung II a und b) entnommen und in gleicher Weise, wie oben erwähnt, unter den üblichen Kautelen behandelt. In der Nähe der Stelle der ersten Entnahme des unfiltrirten Donauwassers wurde mit grossen Stangen der ca. 2 m tiefe Grund aufgerührt, so dass das Wasser in einer grossen Fläche stark getrübt und undurchsichtig wurde. Von diesem Wasser wurden sofort (Unter- suchung lila) und aus dem Saugrohre des Filters nach ca. V4 Stunde (Untersuchung III b), in welcher Zeit das aufgerührte Wasser zur Filtration gelangt sein musste, je 3 Proben zu 0,5, 0,2 und 0,1 ccm entnommen und, wie bereits oben angegeben, an Ort und Stelle ver- arbeitet. Diese Untersuchungen wurden zu dem Zwecke ausgeführt, um die Filterfähigkeit des Apparates ad maximum auszuprobiren. Da von vornherein angenommen werden konnte, was durch die später 598 Jolles, folgenden Uutersuchungsresultate auch seine Bestätigung gefunden hat, dass der Bakteriengehalt der fliessenden Donau kein bedeutender sein werde, und die event. gewonnenen guten Resultate weniger der guten Beschaffenheit des Filters, als vielmehr dem ursprünglich guten Filtrationswasser zugeschrieben werden konnten, so sollte diese Unter- suchungsreihe darthun , welche Filtrationskraft dem Apparate zu- kommt, wenn derselbe stark verunreinigtes Wasser zu reinigen resp. trinkbar zu machen haben sollte, wozu er ja am häufigsten seine Anwendung finden dürfte. Man konnte mit grosser Wahrscheinlichkeit annehmen, dass in den fil trirten Wasserproben zahlreiche Mikroorganismen sich vor- finden würden, und zwar sowohl in Folge Verunreinigung des Wassers beim Durchtritt durch das nicht ideal zu sterilisirende Saugrohr einerseits — bei der definitiven Aufstellung des Filters soll derselbe jedesmal vor seiner Inbetriebsetzung durch durchgeleiteten Wasser- dampf sterilisirt werden, was während der Anstellung der Versuche sich nicht ausführen Hess — als auch durch die am Untersuchungs- orte nicht zu vermeidende Verunreinigung während des Aufsaugens und Verarbeitens der filtrirten Wasserproben andererseits. Um nun konstatiren zu können, wie viel von den aufgehenden Keimen auf Rechuung obiger Unregelmässigkeiten zu schreiben wäre und wie viel derselben durch das Filter des Apparates thatsächlich durchgegangen sind, herrührend von dem zu filtrirenden Wasser, wurde das von Gruber-Weichselbaum in ihrer grundlegenden Arbeit „über die Wirksamkeit von Asbestfiltern zur Gewinnung von sterilem Wasser“ (Oesterr. Sanitätswesen. 1891. No. 43) angegebene Untersuchungsverfahren in Anwendung gebracht. — Dieses besteht darin, dass dem zu filtrirenden Wasser eine Bakterienart beigemischt wird, von der man mit Sicherheit annehmen kann, dass sie sonst weder in dem zur Filtration verwendeten Wasser, noch in der Luft der Arbeitsräume vorkommt, und welche gleichzeitig durch Kultur- versuche leicht und sicher nachgewiesen werden kann. — Nachdem der Micrococcus prodigiosus diesen Anforderungen am besten entspricht, so wurde dieser in Anwendung genommen. Da wir uns jedoch vorher darüber Aufschluss verschaffen wollten, ob nicht durch Zufall in dem Untersuchungsraume diese Bakterienart sich vorfinde, wurden an verschiedenen Stellen des Untersuchungs- raumes 20 mit sterilisirten Kartoffelscheiben versehene Schälchen aufgestellt (Untersuchung IV) und ca. 1 Minute lang vom Deckel befreit, um so einen möglichst grossen Theil der vorkommenden Bakterienkeime der umgebenden Luft zur Auskeimung gelangen zu lassen. Des Weiteren wurden 2 auf Kartoffelschnitten reichlich ge- wachsene Kulturen vom Micrococc us prodigiosus mit 3 Litern sterilisirten Wassers vermengt und diese Aufschwemmung, von wel- cher je 3 Proben zu 0,5, 0,2 und 0,1 ccm zur Aussaat gebracht wurden (Untersuchung V), allmählich dem in das offene Reservoir gleichzeitig hineingepumpten Donauwasser beigemischt. In Intervallen von 5 zu 5 Minuten wurden innerhalb x/2 Stunde aus” dem Abflussrohr des Filters je 3 Wasserproben zu 0,5, ^0,2 und Untersuchung über die Filtrationsfähigkeit des Filters „Puritas“. 599 0,1 ccm entnommen und in Lipez’sche Kulturfläschchen ausgesät (Untersuchung Via, b, c, d, e, f). Um schliesslich zu ersehen, wie gross die Filtrationsfähigkeit des Apparates gegen kleinste korpusculäre Elemente anorganischer Natur sei, wurden dem hineingepumpten Donauwasser ca. 5 Liter einer stark konzeutrirten Lösung von Ultramarin beigemengt und das Filtrat nach ca. 5 und 10 Minuten auf seinen Gehalt an Ultramarin untersucht (Untersuchung VII). Im Nachfolgenden stellen wir die Ergebnisse der Untersuchung zusammen : Das unfiltrirte Donauwasser (Untersuchung I) ergab nach 4 Tagen im Mittel : In 1 ccm 1865 Kolonieen, darunter 235 verflüssigende. Das gebildete Sediment war nicht sehr reichlich und bestand aus zahlreichen anorganischen Partikelchen, Wollfäden und einzelnen vegetabilischen Elementen. Die tiltrirten Wasserproben (Untersuchung II a) waren beide krystallklar und enthielten ausser vereinzelten Asbestfaserchen fast gar kein Sediment. Die Zahl der nach 4 Tagen aufgegangeneu Kolonieen betrug im Mittel pro 1 ccm bei a) 24, darunter 6 verflüssigende. b) 18, „ 2 „ Die Anzahl der aus der aufgerührten Donauwasserprobe (Unter- suchung I a) gewachsenen Bakterienkolonieen betrug nach 24 Stunden im Mittel ca. 26460 pro ccm, darunter 8645,5 verflüssigende. Das Sediment war sehr bedeutend und bestand zumeist aus Boden-, Kohle- und Rostpartikelchen, Wollfäden, Pflanzenresten und anderen vegetabilischen Elementen, ferner zahlreichen kleinen Wasser- pflanzen und Wasserthierchen, worunter hauptsächlich Rhizopoden und Flagellaten, sowie Algen und Diatomeen. Das daraus filtrirte Wasser (Untersuchung III b) war ganz klar und wies nur ein spärliches Sediment auf, welches einige Rost- partikelcben und Bodenklümpchen enthielt. Die Zahl der aufgegangenen Kolonien betrug nach 4 Tagen im Mittel 37, darunter 28 verflüssigende pro ccm. r°* In keiner der 5 Wasserproben (Untersuchung I bis III) konnte der Micrococcus prodigiosus nachgewiesen werden, ebenso- wenig wurde diese Bakterienart in einer der 20 aufgestellten Schäl- chen konstatirt (Untersuchung IV). Die aus den 2 Kartoffelkulturen hergestellte Aufschwemmung des Micrococcus prodigiosus ergab nach 2 Tagen im Mittel 4325 Prodigi os us keime pro ccm, somit enthielten die in das Re- servoir hineingegebenen 3 Liter 12975000 Keime (Untersuchung V). Die nach den ersten 5 Minuten entnommene Filtratprobe (Unter- suchung Via) enthielt in dem mit 0,5 ccm geimpft. Fläschchen 0 Prodigiosuskeime, 13 andere, darunter 2 verflüss. Keime 0)2 ,, „ ,, 0 ,, ß )) » 1 )) tt 0,1 ,, ,, ,, 0 ,, 2 „ ti 0 ,, ,, Die nach 10 Minuten entnommene Filtratprobe (Untersuchung VI b) enthielt in dem mit 600 J o 1 1 e s , 0,5 ccm geimpft. Fläschchen 0 Prodigiosuskeime, 12 andere, darunter 3 verflüss. Keime >» 1» 11 0 ,y 6 I, yy 0 ,y yy Ö)1 yy yy yy 0 yy 1 yy yy 0 ,, yy Die nach 15 Minuten entnommene Filtratprobe (Untersuchung VI c) enthielt in dem mit 0,5 ccm geimpft. Fläschchen 0 Prodigiosuskeime, 20 andere, darunter 5 verflüss. Keime 1» M 11 0 ,, 4 ,, ,, 1 „ ,, Oyl yy yy ,, 0 ,, 4 ,, ,, 2 ,y y, Die nach 20 Minuten entnommene Filtratprobe (Untersuchung VI d) enthielt in dem mit 0,5 ccm geimpft. Fläschchen 2 Prodigiosuskeime, 9 andere, darunter 2 verflüss. Keime ^y* y» yy yy 1 yy ^ yy yy 2 ,, ,, ^yl yy yy yy 0 ,, 2 ,, ,, 1 ,, ,, Die nach 25 Minuten entnommene Filtratprobe (Untersuchung VI e) enthielt in dem mit 0,5 ccm geimpften Kölbchen 0 Prodigiosuskeime, 13 andere, darunter 1 verflüss. Keime Qy* y» yy yy 1 yy ^ yy >y 2 ,, „ Oyl yy yy yy 0 yy 1 yy yy 0 yy ,, Die nach einer l/s Stunde entnommene Filtratprobe (Unter- suchung VI f) enthielt in dem mit 0,5 ccm geimpften Kölbchen 1 Prodigiosuskeim, 10 andere, darunter 3 verflüss. Keime Oy^ yy yy „0 yy 5 „ ,, 3 ,, ,y 0,1 „ yy yy 0 yy 3 „ „ 1 „ yy Im Durchschnitt enthielten die Filtrate somit pro 1 ccm Filtratprobe VI a 0 Prodigiosuskeime, 26 andere, darunter 4 verflüssigende Keime yy VI b 0 „ 24 fi ii 6 yy ii yy VI c 0 40 yy yy 10 yy yy yy VI d 4 18 yy yy 4 yy yy yy VI e 5 „ 26 yy yy 2 yy yy yy VI f 2 20 yy yy 6 yy yy Die beiden Filtrate nach Beimengung von Ultramarin zu dem zu filtrirenden Wasser (Untersuchung VII a und b) zeigten keine Spur von Blaufärbung und konnte auch im eingedampften Rückstände keine Spur von Schwefel nachgewiesen werden. Da durch diverse Umstände die Vornahme weiterer Unter- suchungen an dem im städtischen Bade an der Donau aufgestellten Filter nicht mehr vorgenommen werden konnten, übergab uns der Erfinder ein kleines Filtermodell, welches laut Angabe pro Stunde 700 Liter Wasser zu filtriren im Stande war, mit welchem wir in unserem Laboratorium weitere Versuche anstellten. Vor der jedes- maligen Untersuchung wurde das Reservoir des Filters durch einen hermetisch schliessenden Deckel, welcher mit einem Tubus versehen war, verschlossen. Der Tubus wurde mit dem Abflussrohre des Kessels unseres Destillationsapparates verbunden, so dass während einer halben Stunde der Filter durch den durchgehenden Wasser- dampf sterilisirt werden konnte. Hierauf wurde der Deckel entfernt und in das Reservoir ca. 100 g vorher gut sterilisirten Asbestes, ver- mengt in 2 Litern sterilisirten Wassers, hineingegeben. Nachdem sich durch die Thätigkeit des Saugrohres der Asbest an die mit Filztuch bespannten Lamellen angelegt hatte, wurde in das Reservoir Wasserleitungswasser hineingeleitet und diesem eine Aufschwemmung von Kartoffelkulturen des Micrococcus prodigiosus allmählich beigemischt. Das aus dem Saugrohre abfliessende Filtrat wurde in verschie- Untersuchung über die Filtrationsfähigkeit des Filters ,,Puritas“. 601 denen Intervallen bakteriologisch untersucht, wobei nicht unerwähnt bleiben soll , dass das Saugrohr vor der Inthätigkeitsetzung des Apparates durch eine Flamme behufs Sterilisirung erhitzt wurde. Nach Vornahme der Untersuchung wurde der Asbest aus dem Filter herausgewaschen und letzterer sorgfältig gereinigt. Am 16. Mai Vorm. 10 Uhr wurde mit der Untersuchung be- gonnen. Das Wasserleitungswasser enthielt im Mittel pro 1 ccm 190 Keime, darunter 26 verflüssigende (Untersuchung VIII). Die von einer reichlich gewachsenen Kartoffelkultur des Mi er o - coccus prodigiosus in 3 Liter Wasser erhaltene Aufschwemmung ergab nach 3 Tagen im Mittel pro 1 ccm 1876 Keime, es waren so- mit im Ganzen 5628000 Prodigiosus keime dem Wasserleitungs- wasser beigemischt (Untersuchung IX). Dem Filtrate wurden nach 5, 10, 20 und 30 Min. je 3 Proben ä 0,5 ccm entnommen und in Lipez’sche Schälchen ausgesät (Unter- suchung Xa, b, c, d). Wir erhielten nach 3 Tagen im Mittel pro 1 ccm aus der nach 5 Min. entnommene Probe (X a) 0 Prodigiosuskeime, 10 andere Keime, darunter 1 verflüssigender, nach 10 Min. entnommene Probe (X b) 0 Prodigiosuskeime, 12 andere Keime, darunter 3 verflüssigende, nach 20 Min. entnommene Probe (X c) 0 Prodigiosuskeime, 9 andere Keime, darunter 0 verflüssigende, nach 30 Min. entnommene Probe (X d) 0 Prodigiosuskeime, 8 andere Keime, darunter 3 verflüssigende. Die am 20. Mai wiederholte Untersuchung ergab folgende Resultate: Das Wasserleitungswasser enthielt nach 24 Stunden im Mittel pro 1 ccm 150 Keime, darunter 21 verflüssigende (Untersuchung XI). Die Aufschwemmung von einer Kartoffelkultur des Micrococcus prodigiosus in 3 Liter Wasser enthielt 21213 Kolonieen pro 1 ccm, somit waren in der ganzen Mischung 63639000 Prodigiosuskeime vorhanden (Untersuchung XII). In den einzelnen Filtratproben erhielt man nach 24 Stunden von 5 Aussaaten zu je 0,5 ccm im Mittel pro 1 ccm (Untersuchung XIII) XIII a) nach 5 Min. 0 Prodigiosuskeime , 10 andere Keime , darunter 0 verflüssigende *>) c) d) e) 10 20 30 40 7 25 10 12 2 ^ ff 0 1 Untersuchung Das Resultat der am 28. Mai wiederholten Untersuchung war folgendes : Das Wasserleitungswasser enthielt nach 24 Stunden im Mittel pro 1 ccm 260 Keime, darunter 60 verflüssigende (Untersuchung XIV). Die Aufschwemmung des Micrococcus prodigiosus in 1 ccm 2320 Kolonieen , somit in den ganzen 3 Litern 6 960 000 P r o - digiosuskeime (Untersuchung XV). Nach 48 Stunden betrug der Bakteriengehalt der Filtratproben im Mittel pro 1 ccm (Untersuchung XVI) a) nach 5 Min. 0 Prodigiosuskeime, 8 andere Keime, darunter 0 verflüssigende b) „ 10 „ 0 ff 6 „ ff 2 ,, c) „ 20 „ 0 ff 10 „ ff ff 4 ff d) „ 30 „ 2 ff 8 „ ff ff 0 ,, e) .» 40 „ 3 ft 6 „ ff ff 0 ff 0 „ 60 „ 4 ff 13 „ ff ff 2 602 J o 1 1 e s , Ara 29. Mai d. J. 10 Uhr 25 Min. Vorm, wurde in dem Apparate, nachdem derselbe in der früher angegebenen Weise mit Wasserdampf sterilisirt und mit neuem Asbest vorschriftsmässig beschickt worden war, während eines Zeitraumes von 15 Minuten, d. i. bis 10 Uhr 40 Min. , eine Aufschwemmung von 4 gut gewachsenen Kartoffel- kulturen des Micro co ccus prodigiosus in 20 Liter sterilisirten Wassers hineingegeben, und während dieses Wasserquantum in Cirku- lation war, alle 3 Minuten gleichzeitig je 2 ccm sowohl aus dem offenen Reservoir, als auch aus dem Abflussrohre entnommen und in je 4 sterilisirten Schälchen ausgesät. Es war nämlich der Verdacht rege geworden, dass aus der dem Wasserleitungswasser beigemischten Prodigiosus aufschwemmung die Mikroorganismen sofort an die Filterlamellen angepresst wurden, wodurch sie die Filzplatten nicht passiren konnten. Durch diese Versuchsreihe sollte nun die Wirkung des Filters ersehen werden, wenn im Filtrationswasser während einer langen Zeit eine grössere Mikroorganismenmenge suspendirt wird. Die Ergebnisse dieser Untersuchung (Untersuchung XVII a, b, c, d, e und XVIII a, b, c, d, e) waren nach 48 Stunden im Mittel pro 1 ccm a) entnommen 10 Uhr 28 Min., in dem Cirkulationswasser (XVII) 3860 Prodigiosus- keime, im Filtrate (XVIII) 3 Prodigiosuskeime, b) entnommen 10 Uhr 31 Min., in dem Cirkulationswasser (XVII) 3240 Prodigiosus- keime, im Filtrate (XVIII) 3 Prodigiosuskeime, c) entnommen 10 Uhr 34 Min., in dem Cirkulationswasser (XVII) 4140 Prodigiosus- keime, im Filtrate (XVIII) 7 Prodigiosuskeime, d) entnommen 10 Uhr 37 Min., in dem Cirkulationswasser (XVII) 2610 Prodigiosus- keime, im Filtrate (XV11I) 20 Prodigiosuskeime, e) entnommen 10 Uhr 40 Min., in dem Cirkulationswasser (XVII) 1270 Prodigiosus- keime, im Filtrate (XVIII) 19 Prodigiosuskeime. Der gleiche Versuch wurde am 30. Mai wiederholt und während des Zeitraumes von 11 Uhr 40 Min. bis 12 Uhr, d. i. während 20 Minuten, eine Aufschwemmung von 4Kartoflelkulturen des Micro- coccus prodigiosus in 30 Litern sterilirten Wassers in Cirku- lation gesetzt und von 4 zu 4 Minuten eine Probe von 2 ccm so- wohl vom Cirkulationswasser, als auch vom Filtrate entnommen und in 4 Fläschchen ausgesät (Untersuchung XIX a, b, c, d, e und XX a, b, c, d, e). Im Mittel erhielt man nach 48 Stunden pro 1 ccm a) entnommen 11 Uhr 44 Min., im Cirkulationswasser (XIX) 6840 Prodigiosuskeime, im Filtrate (XX) 5 Prodigiosuskeime, b) entnommen 11 Uhr 48 Min , im Cirkulationswasser (XIX) 4810 Prodigiosuskeime, im Filtrate (XX) 12 Prodigiosuskeime, c) entnommen 11 Uhr 52 Min., im Cirkulationswasser (XIX) 8210 Prodigiosuskeime, im Filtrate (XX) 27 Prodigiosuskeime, d) entnommen 11 Uhr 56 Min., im Cirkulationswasser (XIX) 6040 Prodigiosuskeime, im Filtrate (XX) 32 Prodigiosuskeime, e) entnommen 12 Uhr, im Cirkulationswasser (XIX) 4180 Prodigiosuskeime, im Filtrate (XX) 45 Prodigiosuskeime. Am 31. Mai 9 Uhr Vorm, wurde in das offene Reservoir des Filters, ohne dass der letztere, wie bei allen vorhergegangenen Untersuchungen, vom Asbest gereinigt und durch Wasserdampf sterilisirt worden wäre — es mussten somit noch auf den Filter- lamellen vom letzten Versuche Prodigiosuskeime zurückgeblieben Untersuchung über die Filtrationsfähigkeit des Filters „Puritas“. 603 sein — , Wasserleitungswasser hineingeleitet, welches nach 48 Stunden im Mittel pro 1 ccm 212 Keime, darunter 76 verflüssigende enthielt (Untersuchung XXI) und das Filtrat sofort, wie im Laufe der nächsten 15 Minuten alle 4 Minuten bakteriologisch untersucht, in- dem 2 entnommene ccm zu je 0,5 ccm in 4 Lipez’sche Kölbchen ausgesät wurden (Untersuchung XXII a, b, c, d, e). Dieser Versuch wurde zu dem Zwecke augestellt, um einen Ueberblick darüber zu erhalten, ob das Filter auch undurchlässig ist für alle in und auf seinen Lamellen abgelagerten Keime, oder ob ein Durchwachsen der letzteren durch die Lamellen stattfindet. Wir erhalten im Mittel pro 1 ccm nach 48 Stunden in Probe a) entuommen 9 Uhr 1 Min. 0 Prodigiosuskeime, 12 andere Keime n b) „ 9 ,, 4 ,, 0 28 ,, v »> c) 15 9 ,, 8 ), 0 5> 26 ,, ,, ji *0 1» 9 ,, 12 ,, 0 ,, 40 ,, 55 55 e) Jt 9 55 16 ,, 0 55 52 55 55 Von 9 Uhr 25 Min. bis 9 Uhr 45 Min. wurde durch das Filter eine Aufschwemmung von 3 Kartoffelkulturen des Micrococcus prodigiosus in 30 Litern sterilisirten Wassers in Cirkulation ge- setzt und die Cirkulationsflüssigkeit als auch das Filtrat in gleicher Weise wie früher bakteriologisch untersucht (Untersuchung XXIII a, b, c, d, e und XXIV a, b, c, d, e). Wir erhielten nach 48 Stunden im Mittel pro 1 ccm in Probe a) entnommen 9 Uhr 29 Min., im Cirkulationswasser (XXIII) 16 450 Prodigiosus- keime, im Filtrate (XXIV) 26 Prodigiosuskeime, b) entnommen 9 Uhr 33 Min. , im Cirkulationswasser (XXIII) 26 810 Prodigiosus- keime, im Filtrate (XXIV) 47 Prodigiosuskeime, c) entnommen 9 Uhr 37 Min., im Cirkulationswasser (XXIII) 24 990 Prodigiosus- keime, im Filtrate (XXIV) 138 Prodigiosuskeime, d) entnommen 9 Uhr 41 Min., im Cirkulationswasser (XXIII) 15 570 Prodigiosus- keime, im Filtrate (XXIV) 101 Prodigiosuskeime, e) entnommen 9 Uhr 46 Min., im Cirkulationswasser (XXIII) 36 010 Prodigiosus- keime, im Filtrate (XXIV) 212 Prodigiosuskeime. Am 2. Juni 10 Uhr 20 Min. Vorm, wurde an dem ungereinigteu und unsterilisirten Filter die Untersuchung fortgesetzt, indem zunächst in das offene Reservoir Wasserleitungswasser hineingeleitet wurde, dessen Keimzahl (Untersuchung XXV) pro 1 ccm nach 48 Stunden 135 nicht verflüssigende und 36 verflüssigende Kolonieen betrug. Die dem Filtrate sofort, sowie in Zeiträumen von 4 zu 4 Minuten entnommenen Proben enthielten im Mittel pro 1 ccm (Untersuchung XXVI) in Probe a) entuommen 10 Uhr 21 Min. 0 Prodigiosuskeime , 25 andere Keime n b) 11 10 11 25 „ 0 ii 60 ü ü i> c) 11 10 11 29 .. o ü 96 ii ii ii d) 11 10 11 33 ,, 0 ii 129 ii ü ii e) 11 10 1» 36 .. 0 ii 144 i- ii Um 10 Uhr 50 Min. wui*de eine Aufschwemmung von 3 Kar- toffelkulturen des Micrococcus prodigiosus in 30 Litern sterilisirten Wassers durch das Filter in Cirkulation gesetzt und der Keimgehalt der aus dem Cirkulationswasser, sowie aus dem Filtrate von 4 zu 4 Minuten während der ganzen Dauer der Cirkulation entnommenen Proben bestimmt. Derselbe betrug im Mittel pro 1 ccm in 48 Stunden (Unter- suchung XXVII a, b, c, d, e, f und XXVIII a, b, c, d, e, f) in Proben 604 Jo 11 es, Untersuchung über die Filtrationsfahigkeit des Filters „Puritas“. a) entnommon 10 Uhr 51 Min. im Cirkulationswasser (XXV11) 16480 Prodigiosus- keime, im Filtrate (XXVIII) 69 Prodigiosuskeime, b) entnommen 10 Uhr 55 Min. im Cirkulationswasser (XXVII) 17010 Prodigiosus- keime, im Filtrate (XXVIII) 108 Prodigiosuskeime, c) entnommen 10 Uhr 59 Min. im Cirkulationswasser (XXVII) 25920 Prodigiosus- keime, im Filtrate (XXVIII) 94 Prodigiosuskeime, d) entnommen 11 Uhr 3 Min. im Cirkulationswasser (XXVII) 14910 Prodigiosus- keime, im Filtrate (XXVIII) 137 Prodigiosuskeime, e) entnommen 11 Uhr 7 Mon. im Cirkulationswasser (XXVII) 23810 Prodigiosus- keime, im Filtrate (XXV1I1) 219 Prodigiosuskeime, f) entnommen 11 Uhr 11 Min. im Cirkulationswasser (XXVII) 14760 Prodigiosus- keime, im Filtrate (XXVIII) 236 Prodigiosuskeime. Bei Zusammenfassung der durch die verschiedenen Versuche gewonnenen Resultate fällt vor Allem die gänzliche Abwesenheit oder die Anwesenheit von einer nur verschwindend kleinen Anzahl von Mikroorganismen im Filtrate während der ersten Zeit der Filtration auf, trotzdem das Filtrationswasser von Millionen Bakterienkeimen durchsetzt war. Ziehen wir noch in Betracht, dass in den Fällen, wo eine sehr geringe Bakterienzahl im Filtrate kon- statirt wurde, diese Keime nicht aus dem Filtrationswasser unbedingt stammen müssen, sondern viel wahrscheinlicher auf nicht genügende Sterilisation des Abflussrohres, sowie auf kleine Unregelmässigkeiten, welche die verzweigte und mit zahlreichen Manipulationen verbundene Untersuchung mit sich bringen kann, zurückgeführt werden dürfte — eine Thatsache, welche durch die mit dem Micrococcus prodi- g i o s u s angestellten Versuche zur Genüge klargestellt worden ist — so muss man ohne Weiteres zugestehen, dass das Filter in der ersten Zeit der Filtration absolut keimdicht arbeitet oder nur für eine äusserst minimale Anzahl von Mikroorganismen durch- gängig ist. Des Weiteren wurde konstatirt, dass das Filter undurchlässig ist für alle in und auf seinen Lamellen abgelagerten Keime, so dass ein Durchwachsen der letzteren absolut ausgeschlossen erscheint. — Wenn man bedenkt, dass einen Tag vor der Vornahme der diesbezüglichen Untersuchung (Untersuchungsreihe XXII, XXIII und XXIV) unzählige Millionen von Pr od igiosu s keimen auf den Lamellen zur Ab- lagerung gelangt sind, dass aber in den Filtraten nicht ein einziger Pr od i gi o s u skeim vorgefunden werden konnte, so ist dadurch die vorzügliche Wirkung des Filters zur Genüge gekennzeichnet. In einer Hinsicht jedoch erfüllt der Apparat nicht die an ihn zu stellenden Anforderungen: er ist nicht im Stande, auf die Dauer die im Filtrationswasser befindlichen Mikroorganismen zu- rückzuhalten. Wie aus den Untersuchungsreihen XVII — XX, XXII und XXIV, sowie XXVII und XXVIII ersehen werden kann, erhält man, sobaid im Filtrationswasser Prodigiosuskeime eine längere Zeit hindurch in Cirkulation gesetzt werden, auch im Filtrate gleich- artige Keime, und zwar in immer grösserer Anzahl, je längere Zeit der Apparat in Thätigkeit gesetzt ist. Grube r- Weichselbaum, welche dieselbe Erscheinung bei dem von ihnen untersuchten Brey er- Filter beobachten konnten, führen sie auf Druckschwankungen im Filterreservoir und auf die damit verbundene stete Erschütterung der Filterlamellen zurück. — Dadurch Stoffwechselprodukte der Bakterien. 605 soll die auf den letzteren befindliche Asbestschicht, sich lockernd, dem Zuge der Schwerkraft allmählich nachgebend zur Bildung kleinster Risschen führen , welche von den Mikroorganismen als Durchgangspforte benutzt werden. Wir müssen allerdings konstatiren, dass die Zahl der im Fil- trate zum Vorschein kommenden Keime in gar keinem Verhältniss zu den im Filtrationswasser befindlichen steht, sondern kaum den lOOOsten Theil derselben ausmacht. Das Filter dürfte somit auch bei einem längeren Gebrauche insofern entsprechen, als es die Anzahl der Bakterienkeime im Filtrate bedeutend herabsetzt und mit der grösseren oder geringeren Anzahl der in den Magen und Darm gelangenden pathogenen Keime die Gefahr der Infektion zu- oder abnimmt. Des Weiteren ist zu erwägeD, dass bei den Versuchen absichtlich derart uugünstige Verhältnisse ge- schaffen wurden , wie sie in Wirklichkeit fast niemals oder nur in vereinzelten, sehr seltenen Fällen vorzukommen pflegen, dass somit auch das Filter in praxi unter viel günstigeren Bedingungen in Verwendung kommen dürfte. Schliesslich ist es ja nicht nothwendig, dass das Filter während mehrerer Tage, wie wir es absichtlich gethan, ohne Reinigung in Thätigkeit gelassen werde, sondern bei der Leichtigkeit, dasselbe, sobald es einmal fest montirt ist, zu sterilisiren , musste es öfters durch durchgelassenen Wasserdampf gereinigt werden. Unter Berücksichtigung aller oben erwähnten Umstände können wir das Filter „Puritas“ als sehr geeignet zur Filtration von Wässern bezeichnen, welche keine genügende natürliche Filtration erfahren haben. Wie lange jedoch das Filter ohne Unterbrechung derart benutzt werden kann , dass die qualitative Leistung desselben vom hygieni- schen Standpunkte keine Einbusse erleidet, darüber kann erst die monatelange Verwendung desselben in praxi Aufschluss ertheilen. Die hygienisch berechtigte Forderung, dass ein jedes für geeignet zu bezeichnende Filter ein vollkommen steriles Wasser liefern müsse, hat die Technik — soweit aus der Litteratur ersichtlich — bisher noch nicht erfüllt. Auch das Filter „Puritas“ entspricht dieser Forderung nicht, aber es kann seiner Leistung nach würdig an die Seite aller der Filter gestellt werden, welche bis jetzt als die besten gelten und erkannt worden sind. Wien, im August 1892. Referate. Sommaruga, E. von, Ueber Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen. I. Mittheilung. (Zeitschrift f. Hyg. u. Infektionskr. Bd. XII. 1892. Heft 3.) Sommaruga untersuchte bei einer Anzahl von Bakterienarten die Reaktionsveränderungen, welche dieselben in unseren gewöhn- 606 Stofiwechselprodukt« der Bakterien. liehen Nährböden, Bouillon, Gelatine und Agar, bei ihrem Wachsthum hervorbringen. Er bezieht sich dabei auf die entspre- chenden Feststellungen des Ref. über die Alkali- und Säurebildung von Bakterien in neutralem Lakmusmilchserum, und konstatirt für das Wachsthum auf den gewöhnlichen Nährböden insofern Abwei- chungen, als in gewöhnlicher Fleischwasserpeptonbouillon und in dem aus ihr bereiteten Gelatinenäbrboden unter den von ihm untersuchten Bakterienarten nur der Micrococcus tetragenus, der Milz- brandbacillus, der wurzelförmige Bacillus und der Heuba- cillus eine Säurebildung, bezw. Alkaliminderung bewirken, während bei allen übrigen Bakterienarten nur Alkaliproduktion beobachtet wurde. Auf Agar, aus Fleischwasserpeptonbouillon bereitet, produ- zirten überhaupt alle Bakterienarten nur Alkali. Verf. bezeichnet diese alkalischen Produkte schlechtweg als „Ptornaine“. Bezüglich der quantitativen Feststellungen der gebildeten „Ptomainmengen“ bemerkt Verf., dass die titrimetisch (mit Rosolsäure als Indikator) gefundenen Zahlen bei den verschiedenen Nährböden sehr differirten, und dass selbst Bouillon, die aus Fleisch von verschiedener Herkunft bereitet war, sehr verschiedene Ergebnisse lieferte, so dass Verf. z. B. in Wien erheblich höhere Werthe erhielt, als bei vorhergehenden Ver- suchen in Berlin. Auch über die Reduktionswirkungen der verschiedenen Bakterienarten hat Verf. Beobachtungen gemacht. Die als Indikator vorzugsweise verwendete Rosolsäure war übri- gens nicht gleichgültig für das Wachsthum der Bakterien; auf einen Theil derselben wirkte dieselbe schädigend, während das Wachsthum anderer durch dieselbe gefördert zu werden schien. Ebenso war die Grösse der alkalischen Anfangsreaktion der Nährböden für das Wachsthum der Bakterien von Bedeutung. Die Schlüsse, welche Verf. aus seinen Versuchen zieht, sind folgende: 1) Die vom Verf. untersuchten Bakterienarten geben bei gün- stigen Ernährungsverhältnissen alkalische Stoffwechselprodukte; die Bildung von sauren Produkten im Sinne Petruschky’s findet nicht statt. 2) Die Menge der Stoflwechselprodukte wächst, oder was das- selbe sagt, die Existenzbedingungen für fakultative Aeroben sind günstigere, wenn in Bouillon oder Agar der Alkaligehalt ein kleinerer, in Gelatine dagegen ein mässig grösserer ist. 3) Die Zufuhr von Sauerstoff, besonders durch sauerstoffüber- tragende Substanzen, wie eine solche in kleinen Mengen angewendete Rosolsäure ist, steigert in Bouillon und Gelatine die Menge der Stoffwechselprodukte, ist somit für das Wachsthum gewisser Mikro- organismen förderlich; in Agar hat Rosolsäure zumeist einen das Wachsthum schädigenden Einfluss. 4) Die von Lo eff ler entdeckte Methode der Färbung der Geissein und Hüllen von Bakterien kann mit den Stoffwechselpro- dukten nicht in Zusammenhang gebracht werden, sondern es müssen die in den Loeffler ’ sehen Beizen erforderlichen Zusätze von Alkali oder Säure mit der Ungleichartigkeit der Zusammensetzung des Hüllen- und Geisselprotoplasmas Zusammenhängen ; die Hüllensubstanz Stoffwechselprodukte der Bakterien. 607 kann somit nicht eine chemische Verbindung sein, sondern jeder Beize muss ein anderes zusammengesetztes Protoplasma entsprechen. 5) Nach der von Wiesner aufgestellten Theorie über die Elementarstruktur der lebenden Substanz muss in den Plasomen, aus denen sich ähnlich verhaltende Mikroorganismen — reduzirend wirkende, indifferente — bestehen, die Anwesenheit gewisser gleicher Elemen- targruppen, d. h. Gruppen von NH, NH2, COH u. s. w. angenommen werden, in anderen, in ihrem Verhalten verschiedenen Mikroorganis- men sind bezüglich des Vorkommens, der Zahl, wohl auch der Lage- rung solcher Gruppen im Plasom Unterschiede anzunehmen. Anmerkung des Ref. Was die Einzelergebnisse der Ver- suche v. Sommaruga’s anlangt, so muss die Kontrolle ihrer allge- meinen Verwerthbarkeit eventuellen Nachprüfungen überlassen bleiben. In gewissen Schlüssen des Verf.’s sind aber schon an sich einige nicht unerhebliche Fehler enthalten. In dem ersten Schlusssatz Sommaruga’s liegt insofern ein Fehler, als Verf. die von ihm erhaltenen qualitativen und quantita- tiven Ergebnisse direkt in Vergleich setzt mit den seiner Zeit vom Ref. unter Verwendung von Milchserum erhaltenen Resultaten, und dass er auf Grund seiner Ergebnisse die des Ref. kritisiren zu können glaubt, wiewohl doch Ref. mit einem ganz anders gearteten Nähr- boden arbeitete und seine Ergebnisse ausdrücklich als nur für diesen geltend bezeichnete. Zweitens ist es ein leicht zu beweisender Irrthum, wenn v. Som- maruga die Abweichung seiner Resultate auf den höheren Gehalt seiner Nährböden an Nährstoffen zurückführt. Vielmehr ist es das Fehlen einer vergähr baren Zuckerart, welches den mit der Fähigkeit der Zuckervergährung begabten Bakterienarten nicht Gelegenheit gibt, diese Fähigkeit zum Aus- druck zu bringen. Verf. hätte wohl von vornherein vermuthen und auch aus der Arbeit des Ref. ersehen können, dass letz- terer die Prüfung der bakteriellen Reaktionen in unseren gewöhn- lichen Nährböden , namentlich der ihnen allen zu Grunde liegenden Fleischwasserbouillon keineswegs unterlassen hat, aber in der Ab- sicht, charakteristischere Unterschiede zu finden, zu einem geeigneteren Nährboden übergegangen war. Gerade die vorliegenden Ergebnisse v. Sommaruga’s, welche in den gewöhn- lichen Nährböden fast bei allen Bakterienarten Alkalibildung kon- statiren , beweisen daher aufs deutlichste, warum Ref. es nicht so machen musste, wie v. Sommaruga, um charakteristische Unterschiede für einzelne Bakterienarten zu gewinnen. Uebrigens sind dem Ref. seither auch noch anders zusammengesetzte Nähr- böden, als gerade das Milchserum zur Feststellung bestimmter Reak- tionsdifferenzen in gewissen Bakteriengruppen nützlich gewesen, aber zur Gewinnung einer demonstrirbaren, vergleichenden Uebersicht, sowie namentlich zur Differenzirung der wichtigen Gruppen der „typhusähnlichen“ Bacillen war bis jetzt noch kein geeigneterer Närboden zu finden, als das mit Lakmus gefärbte Milch serum. Dasselbe ist namentlich durch Milchzuckerlösungen mit irgend welchen Zusätzen keineswegs 608 Stoffwechselprodukte bei Bakterien. — Malaria. ersetzbar, vor allem aber nicht durch unsere gewöhnlichen Bouillon- nährböden, in denen nach einer anfänglichen (von S. anscheinend über- sehenen) geringen Säurebildung sehr bald die Alkaliproduktion über- wiegt und nebenbei die Reduktionswirkung sehr störend zu Tage tritt. Daraus also, dass die eigenartigen Gährungsfähigk eiten der verschiedenen Bakterienarten in unseren gewöhnlichen Nährböden nicht zum Ausdruck kommen, kann S. noch nicht schliessen, dass dieselben nicht vorhanden sind, und darum ist auch der Schluss verfehlt, dass die von Loeffler zunächst als t, hat sächliche Beobachtung verzeichneten Beziehungen zwischen der Färbbar- keit der Geissein mancher Bakterien und ihrer Reaktionstendenz in Milchserum nicht bestehen können, weil Loeffler die Bakterien auf Agar (wo nur Alkali gebildet wird) züchtete. Denn wenn auch z. B. die Typhusbakterien u. a. auf Agar keine Säure, sondern Alkali bilden, so pflanzen sie doch die der Fähigkeit zur Ver- gährung des Milchzuckers zu Grunde liegende Zellbeschaffen- heit aueh auf Agar fort und die nahe liegende Möglichkeit, dass zwischen dieser unverlorenen Zellbeschaffenheit und der Färbbarkeit der Geissein nach Loeffler gewisse Beziehungen be- stehen, ist durch v. Sommaruga’s Feststellungen (deren Resultat dem Ref. gerade bei diesen Bakterienarten sehr wohl bekannt war) keineswegs ausgeschlossen. Schliesslich muss Ref. es noch für einen erheblichen Fehler Verf.’s halten, dass sämmtliche auf den gewöhnlichen Nährböden erhaltenen alkalischen Bakterienprodukte schlechtweg als „Ptomai'ne“ bezeichnet. Wohl ist es auch dem Ref. bekannt, dass bei ver- schiedenen pathogenen Bakterien der Alkaligehalt des Nährbodens dann am meisten steigt, wenn in den alten Kulturen ein starker Bakterienzellenzerfall und damit eine Steigerung der im Nährboden gelösten Giftstoffe stattfindet; es ist aber kaum anzunehmen, dass dies die al- leinige Quelle der alkalischen Reaktion ist; vielmehr ist bereits von Flügge („Die Mikroorganismen“) und Anderen auf die Bildung von alkalischen Aramoniakverbindungen durch Bakterien hingewiesen worden. Somit können die aus dieser ersten Mittheilung gezogenen Schlüsse v. Sommaruga’s keineswegs als einwandfrei gelten; jedenfalls tragen die zu erwartenden weiteren Untersuchungen Sommaruga’s selbst zur Richtigstellung bei. Ref. Petruse hky (Berlin). Grenier, Ren6, Note sur six cas d’impaludisme ancien röveille par la grippe. (Archives g6n6rales de medecine. 1892. Sept.) Während der Grippeepidemieen von 1889 bis 1892 beobachtete Grenier sechs Patienten, bei denen in der Rekonvalescenz von der Grippe Wechselfieber zum Ausbruche kam, trotzdem die letzten Malariaanfälle lange Zeit, einmal sogar etwa 15 Jahre zurücklagen. Das Fieber hatte stets quotidianen Typus und wich auf Chinin, die Rekonvalescenz war immer eine auffallend verlangsamte. Grenier nimmt an, dass durch die Grippe für die noch vorhandenen Erreger Tetanus. 609 der Malaria der Boden wieder ein günstiger geworden ist ; sehr auf- fallend ist, dass das Fieber auftrat, obgleich die Grippe mit Chinin behandelt worden war. Abel (Greifswald). Sorniani, G., Teoria fecale del tetano. (Estratto dai Rendi- conti del R. Istituto Lombardo. Ser. II. Vol. XXIV. 1891. Fase. XIV.) In den drei Jahren, seit welchen sich der Verf. mit experimen- tellen Studien über die Biologie des tetanischen Virus befasst, ist ihm wiederholt die Frage aufgetaucht, von wo das Gift stammen dürfte, welches wir in dieser allgemeinen Verbreitung auf der Erd- oberfläche vorfinden? Aus vielen in seinem Laboratorium vorgenommenen Versuchen ergab sich nun, dass der Tetanusbacillus durch die thierischen Exkremente verbreitet wird. Besonders beweisend war folgendes Experiment. Ein Hund wird mit einem metallenen Maulkorbe versehen, wel- cher ihm weder eine Speisenaufnahme noch das Lecken seines Felles gestattet. Durch Einführung eines tetanigenen Materiales wird sein Darmcontentum tetanigen gemacht und der Hund sodann nur mit Brot und gekochter Milch gefüttert. Seine Faeces blieben, wie das täglich vorgenommene Thierexperiment bewies, bis zum 16. Tage nach dem Einführen tetanischen Materiales in den Darrakanal teta- nigen. Ein Beweis, dass der Magensaft den Tetanussporen nichts anhaben konnte, dass diese ferner im sauerstoffarmen Darmtrakte günstige Bedingungen zu ihrer Entwickelung fanden und in ver- mehrtem Zustande durch die thierischen Faeces wieder in die Aussen- welt gelangten. Dieses sowie noch eine Reihe anderer Experimente beleuchten den Entwickelungskreislauf des Tetanusbacillus und erklären das massenhafte Vorkommen dieses Mikroorganismus in bebauter und bewohnter Erde. Mit der sowohl von pflanzen- als auch fleischfressenden Thieren von der Erdoberfläche gesammelten Nahrung gelangt er in den Magendarmkanal und wird mit deren Faeces an allen möglichen Orten deponirt, woselbst sie vermöge ihrer enormen Tenacität lange ihre Lebensfähigkeit und Virulenz bewahren. Kamen (Czernowitz). Henrijean, F., Note sur le bacille du tdtanos. (Ann. de la Soc. möd.-chir. de Li6ge. 1891. No. 10. p. 367.) Im Mai 1879 fiel ein Kind beim Schaukeln auf die über dem Boden abgeschnittenen Stämmchen eines Strauches, wobei ihm eines derselben in den Oberschenkel eindrang. Es bildete sich ein Abscess, bei dessen Oeffnung ein bleistiftstarkes, 7 cm langes Holzfragment entfernt wurde. Das Kind starb 10 Tage nach dem Unfall an Te- tanus. Verf. gelangte in den Besitz dieses Holzstäbchens, zerschnitt es in 3 gleich grosse Theile und brachte sie im März 1890 — also nach fast 11-jähriger Aufbewahrung des Stäbchens — unter die Rückenhaut von 3 Kaninchen. Jenes Kaninchen, welchem das schräg geschnittene Ende des Holzfragmentes applizirt worden war, ging XII. Bd. 41 010 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. am 15. Tage nach der Impfung an Tetanus zu Grunde. Im Eiter der Impfstelle konnte mikroskopisch das Vorhandensein des Nico- lai er 'sehen Bacillus nachgewiesen werden. Die beiden anderen Kaninchen wiesen keine Reaktion auf. Das dem an Tetanus gestorbenen Kaninchen entnommene Holz- fragment wurde, in einem Reagenzröhrchen unter Watteverschluss aufbewahrt, 95 Tage lang dem Einflüsse des zerstreuten Tageslichtes ausgesesetzt und hierauf einem Kaninchen verimpft. Das Thier blieb gesund. Die Dauer der Lebensfähigkeit des Tetanusbacillus ist demnach unter gewissen Bedingungen eine weit längere, als Raum und Verf. selbst früher beobachtet hatten, während die Vitalität unter anderen Verhältnissen rasch erlöschen kann. Kral (Prag). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Tizzoni und Cattani, Ueber die erbliche Ueberlieferung der Immunität gegen Tetanus. Vorläufige Mit- theilung. (Dtsch. med. Wochenschr. 1892. No. 18.) Die Jungen von 2 tetanusimmunisirten Kaninchen und einer in gleicher Weise behandelten Ratte zeigten eine gewisse Immunität gegen Tetanus, welche indessen geringer war, als die ihrer Eltern. Während die alten Kaninchen 3 ccm, die alte Ratte 2 ccm einer virulenten Tetanuskultur ohne Erkrankung ertrugen, konnte die Dose bei den jungen Kaninchen nur bis zu 1/ 5, bei den jungen Ratten bis zu 1/10 Tropfen gesteigert werden, Doseu, welche indessen die Jungen nicht immunisirter Thiere derselben Art mit Bestimmtheit tödteten. Küb ler (Berlin). Brieger und Ehrlich, Ueber die Uebertragung von Im- munität durch Milch. [Aus dem Institut für Infektionskrank- heiten.] (Dtsch. med. Wochenschr. 1892. No. 18.) Eine trächtige Ziege wurde durch tägliche Injektionen einer Tetanus-Thymus-Bouillonmischun'g in sehr langsam von 0,2 — 10 ccm gesteigerten Dosen gegen Infektion mit virulenten Tetanuskulturen immunisirt. Nachdem am 34. Tage der Wurf eines gesunden Zick- leins erfolgt war, wurde am 41. Tage die Immunisirung durch Ein- verleibung einer Tetanuskultur, welche nicht vorbehandelte Ziegen in einer Dosis von 0,25 ccm innerhalb 4 Tagen unfehlbar tödtete, fortgesetzt. Die Gabe wurde bis zum 63. Tage von 0,1 bis auf 20 ccm gesteigert. Bereits am 37. Tage hatte eine Maus durch intraperitoneale In- jektion von 1 ccm der Milch jener Ziege gegen Tetanus immunisirt werden können. Derselbe Erfolg trat auch später bei anderen Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Mäusen konstant ein, ja selbst in dem Falle, dass die Einverleibung der Milch 6 Stunden nach der Impfung der Versuchsthiere er- folgt war. Um den Grad der durch Milch erreichbaren Immunität zu be- stimmen, wurden die Mäuse mit 0,2 ccm (= 1/1 o0 ihres Körperwichts) Milch behandelt und später mit abgemessenen Mengen einer Mischung von Tetanusbouillonkultur und Glycerin geimpft, welche bei nicht vorbehandelten Mäusen durch eine Dosis von 1 mg in 3 — 4 Tagen den Tod unabänderlich herbeiführte. Immunisirte Mäuse ertrugen das 8fache jener Dosis ohne Erkrankung und bekamen erst nach der 16fachen Gabe leichte Tetanuserscheinungen. In einem Falle blieb eine mit der 24fachen Dosis geimpfte Maus, wenngleich nach dem Ueberstehen schwerer Krankheitserscheinungen, am Leben. Hiernach war der Immunisirungswerth der Milch, da deren verabreichte Menge Vioo des Körpergewichts der Thiere betrug, auf 16 bezw. 24 X 100, also auf 1600 bis 2400 zu schätzen. Nach Ausscheidung des Caseins hatte die Molke die gleiche Schutzkraft wie die ursprüngliche Milch. Ja, es wurde sogar durch Injektion von 0,2 ccm eingedampfter Molke bei einer Maus eine Im- munität von 5000 erreicht. Kübler (Berlin). Behring und Frank, Experimentelle Beiträge zur Lehre von der Bekämpfung der Infektionskrankheiten. Ueber einige Eigenschaften desTetanusheilserums. [Aus der bakteriologischen Abtheilung des Instituts des Geh. Rath Prof. Fresenius in Wiesbaden.] (Dtsch. med. Wochenschr. 1892. No. 16.) Die Verff. prüften Blutserum, welches einem gegen Tetanus im- munisirten Pferde Anfang Februar 1892 entnommen und mit 0,5 Proz. Karbolsäure 2 Monate aufbewahrt worden , dabei vollkommen steril geblieben war, in der folgenden Weise auf seinen Immunisirungs- und Heilwerth. Sie spritzten am 2. April 18 Mäusen je 0,008 ccm einer bestimmten Tetanusbouillonkultur unter die Haut. Diese Dose war durch vorhergehende Versuche als die geringste festgestellt worden, welche mit Sicherheit Mäuse nach 3—4 Tagen tödtete. 13 Mäuse wurden unmittelbar darauf mit dem Tetanusheilserum ge- impft, und zwar kamen Quantitäten desselben zur Verwendung, welche Vsooo bis V40000 von dem Körpergewichte der Mäuse be- trugen. Das Serum wurde stets theils mit physiologischer Kochsalz- lösung, theils mit destillirtem Wasser im Verhältnisse von 1 : 10 bis 1 : 100 verdünnt. 6 Verdünnungen waren 25 Minuten im Wasser- bade von 65° C belassen worden. Sämmtliche in der geschilderten Weise mit Heil- serum behandelten Mäuseblieben gesund. Das Serum besass demnach für Mäuse einen Immunisirungswerth von 1:40000, welcher weder durch längeres Aufbe- wahren des Serums, noch durch Verdünnung mit destillirtem Wasser, noch durch längeres Erwärmen auf 65° beeinflusst worden war. 3 von den übrigen 5 Mäusen dienten lediglich als Kontrollthiere 41* 612 Neue Litteratur. und erlagen den bezüglichen Einspritzungen in 3 bezw. 4 Tagen. Die 4. Maus erhielt am Tage nach der Einspritzung, bevor noch tetanische Symptome bei ihr aufgetreten waren, 0,05 ccm (V400 des Körpergewichts) des Tetanusheilserums. Sie erkrankte gleichwohl am folgenden Tage und starb wie die nicht behandelten Mäuse am 4. Tage. Die 5. Maus erhielt am Tage nach der Einspritzung 0,1 ccm Heilserum (Vüoo des Körpergewichts), erkrankte am Tage darauf mit tetanischen Symptomen, erhielt an dem nächstfolgenden Tage 0,2 ccm und dieselbe Dosis noch einmal 2 Tage später. Ihr Zustand blieb demungeachtet unverändert; ob schliesslich Heilung eingetreten ist, theilen die Verff. nicht mit, da sie ihre Arbeit dem Druck über- gaben, ehe der bezügliche Versuch abgeschlossen war. Jedenfalls bewies dieser, dass der Heilwerth des Serums ganz be- deutend geringer ist, als der Immunisirungs werth. Es entspricht dies Resultat den Ergebnissen früherer Versuche der Verff., in denen sie feststellten, dass die Mindestgabe, in welcher da& Serum bei tetanisch erkrankten Mäusen Heilerfolge hatte, wenigstens lOOOmal so gross sein musste, wie die geringste Dosis, welche zur Immunisirung ausreichte. Kübler (Berlin). Cliabri^, C. , Sur une nouvelle substance albuminoide du s6rum sanguin de Thomm e. (La Semaine m6d. 1891. No. 53. p. 436.) Im Verlaufe einer Untersuchung jener Eiweissstoffe, welche die Mikroorganismen im Blute unschädlich machen könnten, isolirte Verf. aus dem Blutserum von gesunden und von an verschiedenen Krank- heiten leidenden Individuen einen neuen Eiweisskörper, der sich zu- folge seiner eigenthümlichen (nicht näher angeführten) Reaktionen vom Serin und von den Peptonen unterscheidet und für welchen die Bezeichnung „albumone“ vorgeschlagen wird. Kräl (Prag). Berichtigung. ln der Abhandlung: „Ist die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums eine Lebensäusserung“ etc. soll es auf Seite 452 Zeile 6 heissen : Alsdann wurde die Flüssig- keit mit verdünnter Sodalösung neutralisirt, im Wasserbad auf 37° C erwärmt etc. Dr. R. Emmerich. Neue Litteratur zusammengestellt von De. Abthüb Würzbubg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Bailey, W. 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Prof. Dr. Leaetart ui Professor Dr. Loeffler ln Leipzig in (ireif6wald herausgegeben von Dr. O. UMworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. XII. Band. -o- Jena, den 5. November 1892. Xo. 18. Preis für den Band (26 Nnmmern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde" richtet an die. Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original - Mittheilungen. Beitrag zur Kenntniss des Tetanusgiftes. Von Dr. Claudio Fermi und Dr. Felice Celli. [Aus dem hygienischen Institut der kön. Universität in Rom.] Auch nach den so werth vollen Arbeiten von Kitasato, Brie- ger, Vaillard, Sormani, Weil, Tizzoni, Cattani u. A. über das Tetanusgift ist die chemische Natur desselben noch gänz- lich unbekannt und unsere Kenntnisse über seine Eigenschaften nichts weniger als vollständig. Da nun die Erkenntniss derselben, abgesehen von ihrer Wichtig- keit an und für sich, auch vielleicht das einzige Mittel darbietet, um xn. Bd. 42 618 Claudio Fermi und Felice Celli, über die chemische Natur dieses so heftigen Giftes ins Klare zu kommen, so hielten wir es für angezeigt auf experimentellem Wege diese Studien fortzusetzen. Die ausführliche Arbeit wird baldmöglichst in den Annalen des hygien. Instituts der köu. Universität in Rom publizirt werden, hier beschränken wir uns nur auf eine kurze Wiedergabe der erhaltenen Resultate: A. Wirkung des Eiweisses, des Serums, der orga- nischen Extrakte, der Sekrete, der Exkrete etc. auf das Tetanusg ift. 1) Das Serum des Rinds- wie des Hundeblutes hat, wie bereits Kitasato gefunden hatte, keinerlei merkliche schädliche Einwir- kung auf das Tetanusgift; ebensowenig das Eiweiss und der Humor aqueus vom Auge des Rindes oder Hundes. 2) Gleich unwirksam verhalten sich ganz frische Filtrate vom Gehirn, von der Leber, Milz und den Testikeln des Hundes. 3) Auch im Urin, in der Galle, im Fett bleibt das genannte Gift lange unverändert. B. Wirksamkeit der Enzyme. 4) Der Magensaft zerstört das Tetanusgift bloss durch die Ein- wirkung der Salzsäure. Das Pepsin hingegen, mit verdünnten Säuren in solchem Ver- hältnisse gemengt, dass dieselben, um seine proteolytische Wirksam- keit zuzulassen, dem genannten Gifte gegenüber fast indifferent waren, hat auf letzteres keine zerstörende Wirkung ausgeübt. 5) Ebenso indifferent oder ohne deutliche schädliche Einwirkung zeigten sich der Speichel, der Pankreassaft, der Darmsaft und ge- wöhnliches Trypsinpräparat. C. Thätigkeit des lebenden Organismus. 6) Die Mikroben zersetzeu nicht das Tetanusgift. Das Filtrat von Kulturen des Bac. tetan., auf welchen sich Bac. subtilis, Bac. Megaterium, Bac. ramosus, Bac. der Milchsäure etc. üppig entwickelt hatten, behielt auch nach einem Monate seine Giftigkeit unverändert. Im Körper des Huhnes bleibt, wie auch V a i 1 1 a r d konstatirte, das genannte Gift bis zum fünften oder sechsten Tage der Injektion wirksam. Nach dieser Zeit verschwindet es, wahrscheinlich durch die Nieren elirainirt, gänzlich. 8) Im Fleische von tetanisirten Ratten und Meerschweinchen, wenn dasselbe getrocknet oder in Glycerin aufbewahrt ist, kann nach zwei Monaten noch das Tetanusgift mit Sicherheit nachgewiesen werden. D. Das Tetanusgift und der Nahrungskanal. 9) Wenn mau Meerschweinchen das Tetauusgift durch den Mund oder durch Klystiere beibringt, so bleibt es, wie bereits darge- than wurde (Sormani), vollständig wirkungslos, auch wenn es in grosser Quantität und eine ganze Woche hindurch gegeben wird. Beitrag zur Kenntniss des Tetanusgiftes. 619 10) Auch nach Injektion grosser Dosen (20 ccm) ist das Gift nach nur einer Stunde vollständig aus dem Intestinum verschwunden. 11) Die Zersetzung desselben erfolgt weder durch Mikroben, noch durch Fermente, noch durch den Darminhalt oder etwa durch letzteren allein — sondern, wie auch Vincenzi meint, durch die Thätigkeit der Intestinalwände selbst. kiDie Zerstörung des Giftes vollzieht sich auch in dem vom Thierkörper getrennten Darm. Dies führt uns zum Schlüsse, dass die Zersetzung desselben nicht bloss während der Resorption und durch die lebenden und funktionirenden Zellen der Darmwände erfolgt, sondern auch durch dieselben, wenn sie bereits „abgestorben“ sind. Uebrigens fällt es in letzterem Falle ziemlich schwer, zu begreifen, wie eine so grosse Giftmenge, die in einen unbeweglichen und mit Faeces gefüllten Darm injizirt wird, in so kurzer Zeit mit den Darm- wänden vollständig in Kontakt kommen kann, um zerstört zu werden. E. Resorption durch die Haut. Das Tetanusgift gelangt auf keine Weise durch eine intakte Cutis zur Resorption. Meerschweinchen und Mäusen wurden dreimal täglich eine Woche hindurch mit dem Filtrate von Kulturen des Tetanusbacillus abgewaschen und dann während der gleichen Zeit in das genannte Filtrat vollständig untergetaucht. Sie blieben trotzdem ganz gesund. 13) Das Ergebniss ist jedoch ein anderes, wenn die Cutis ver- letzt ist. Einigen Meerschweinchen wurde der Rücken und Bauch rasirt, so dass die Haut sich dicht mit kleinen punktförmigen Hämor- rhagieen besetzt zeigte. Dann wurden diese Stellen tüchtig mit einem in Tetanusfiltrat getauchten Bürstchen abgerieben. Die Thiere starben in kurzer Zeit an Tetanus. F. Einwirkung des Lichtes. 14) Das Tetanusgift, mit destillirtem Wasser verdünnt, oder mit Eiweiss (Hühnerei weiss) gemischt und dem direkten Sonnenlichte aus- gesetzt, wobei die Temperatur zwischen 40 und 50° C schwankte, wurde nach 8 Stunden zerstört. Wenn man es jedoch dem Sonnenlichte in der Weise aussetzte, dass die Temperatur 37° nicht überschritt, so behielt es seine Wirk- samkeit noch nach 15 Stunden unverändert fort. Trypsin in gleicher Weise behandelt, zeigt sich viel widerstands- fähiger, als das Tetanusgift; desgleichen Pepsin. In trockenem Zustande durch 48 Stunden dem direkten Sonnen- lichte ausgesetzt, verliert das Tetanusgift, in geradem Gegensatz zum Pepsin und Trypsin, vollständig seine Wirksamkeit. G. Einwirkung der Hitze. Wird das Tetanusgift endlich in trockenem Zustande eine halbe Stunde lang in 130° C gehalten, so wird es, abweichend von dem, was im Allgemeinen bei den Enzymen einzutreten pflegt, zerstört oder sehr abgeschwächt. Rom, Ende September 1892. 42* 620 Max Dahmen, Die Nährgelatine als Ursache des negativen Befundes bei Untersuchung der Faeces auf Cholerabacillen. Von Dr. Max Dahmen. Zur Züchtung der Mikroorganismen wird im allgemeinen eine schwach alkalisch reagirende Gelatine verlangt. E. Fraenkel (Deutsche med. Wochenschrift. 1892. No. 37. p. 881) verlangt eine deutlich alkalisch reagirende Gelatine. Beide Ausdrücke „schwach“ und „deutlich“ sind relativ und können unter Umständen gleichbe- deutend sein, denn „schwach“ alkalisch ist immer noch „deutlich“ alkalisch und „deutlich“ alkalisch kann auch „schwach“ alkalisch sein. Verf. hat nun durch eine Reihe von Versuchen festgestellt, welcher Alkalescenzgrad den Cholerabacillen am zuträglichsten ist. Bei dem ersten Versuch wurden zehn Platten gegossen, von denen die erste 0,05 Proz. Soda, die folgende 0,1 Proz. Soda und so fort, die letzte also 0,5 Proz. Soda enthielt. Die erste Platte schien, mit unbewaffnetem Auge betrachtet, steril. Die zweite Platte zeigte kaum sichtbare Cholerakolonieen. Von 0,2 Proz. Soda an vergrösserten sich die Kolonieen und hatten den grössten Durchmesser bei 0,5 Proz. Bei dem zweiten Versuche wurden 20 Platten in derselben Weise gegossen, so dass wieder der Prozentgehalt in jeder folgenden Platte um 0,05 Proz. stieg. Die Cholerabacillen wuchsen noch sehr gut auf der 20. Platte, also bei 1 Proz. Soda. Bei dem dritten Versuche wurden 23 Platten gegossen, bei welchen der Sodagalt jedesmal um 0,09 Proz. stieg. Die Platten blieben 36 Stunden in einem Raume, der ständig auf 22° C gehalten wurde. Die erste Platte zeigte kaum sichtbare Kolonieen. Die Grösse der Kolonieen stieg alsdann bis zur 11. Platte, welche also 1 Proz. Soda enthielt. Der Unterschied der Kolonieengrösse bei 0,5 — 1,5 Proz. ist nicht besonders gross. Auf der 23. Platte mit ca. 2 Proz. Soda war die Grösse der Kolonieen wieder gleich derjenigen bei 0,2 Proz. Soda. Es sei noch bemerkt, dass die Anzahl der Kolonieen überall eine gleiche war, dass sie sich eben nur durch ihre Grösse und den derselben entsprechenden Verflüssigungsgrad unterschieden. Gelegentlich der ersten Versuche zeigte sich, dass, je geringer der Alkalescenzgrad ist, desto höhere Temperatur zur Entwickelung erforderlich ist. Es geht nun hieraus hervor, dass zur Untersuchung der Faeces auf Cholerabacillen eine Gelatine mit 1 Proz. Soda die ge- eignetste ist, ferner, dass ein schwach alkalischer Nährboden zu dieser Untersuchung nicht nur nicht genügt, sondern absolut ungeeignet ist. Dies ist weiterhin ein Fingerzeig, wie die von Heim (dieses Centralbl. Bd. XII. No. 11/12, „Zur Technik des Nachweises der Cho- leravibrionen) angegebene Methode zur Eruirung der Choleravibrionen in grossen Wassermengen zu modifiziren wäre. Der enorm hohe Alkalescenzgrad, den die Choleravibrionen ver- Die Nährgelatiue als Ursache des negativen Befundes bei Untersuch, der Faeces etc. 621 tragen können, macht es wahrscheinlich, dass derselbe zu diagnosti- schen Zwecken verwerthbar ist. In wie weit sich dieser Gedanke bethätigt, sollen im Gange befindliche Arbeiten demnächst darthun. Es würde unter Umständen die Untersuchung der Cholerafaeces eine sehr einfache werden. Das obige Resultat, im Verein mit bereits bekannten Thatsachen, ist geeignet, die Ursachen zu ergründen, aus welchen die bakterio- logische Choleradiagnose verhindert oder verzögert wurde. Wendet man die Petri’schen Schalen bei den in Rede stehenden Unter- suchungen an, so ist die schwach alkalische Gelatine, besonders bei einer Temperatur von 20° (wie Pfeiffer vorschlägt, und auch Kübel- Tiemann: „Die chemische und mikroskopisch - bakterio- logische Untersuchung des Wassers“. 1889. p. 640, schon angibt) und darüber viel eher vollständig eingetrocknet, ehe die Komma- bacillen zur Entwickelung gelangen. Von neutralen Nährböden nicht zu sprechen. Nun aber ist bekannt, dass, wenn die alkalische Bouillongelatine nicht lange genug (10 Min. bis 1/4 Stunde ist erforderlich) gekocht worden ist, sie durch jedesmaliges Erhitzen weniger alkalisch, neutral oder je nach dem ursprünglichen Alkalescenzgrade sauer wird. Will man alsdann eine schwach alkalische Nährgelatine nach dem Einfüllen in die Röhrchen noch einmal sterilisiren, so hat man fast stets einen neutralen, zur Untersuchung auf Cholerabacillen untauglichen Nähr- boden. Es erklärt sich aus allem Vorhergesagten die von Rumpf (Deutsche med. Wochenschrift. 1892. No. 38. p. 858) mitgetheilte Thatsache, dass auf einer Platte sich erst am dritten Tage zwei ver- dächtige Kolonien zeigten, die, von Fraenkel weitergezüchtet, am folgenden Tage schon ein charakteristisches Bild darboten. Es er- hellt, dass nach den bisherigen Veröffentlichungen den mit den bakteriologischen Untersuchungen der Choleradejektionen Betrauten eine Schuld nicht beigemessen werden kann. Nun kommt noch hiu- zu, dass, wie allenthalben mitgetheilt wurde und Koch bestätigte, die in den Fäkalien sich zeigenden Kommabacillen ungewöhnlich gross waren, so dass man aus dem mikroskopischen Präparat allein keine Schlüsse ziehen konnte. Verf. kann noch hinzufügen, dass die Kommabacillen (der Faeces) eine Struktur besitzen, wie man sie bei länger fortgezüchteten niemals findet. Bei einigen Organismen glaubt mau sogar eiue regelmässige endogene Spore beobachten zu können, die sich indessen als gleichwerthig mit anderen schlecht färbbaren Körnchen in grösseren Individuen erweist, da diese Körnchen nie genau in der Mitte , sondern stets mit deutlicher Auftreibung nach einer Längsseite hin und in unregelmässiger Anordnung liegen. Diese granulirte Struktur geht nach mehrfacher Umzüchtung fast ganz verloren und die Bacillen werden in Gestalt und Grösse regel- mässiger. Es liegt auch die Vermuthung nahe, dass es sich bei den drei von Paul Guttmann (Berliner klinische Wochenschrift. 1892. No. 41. p. 1021) erwähnten Fällen aus dem Moabiter Krankenhause, bei welchen zwar Kommabacillen mikroskopisch, nicht aber durch das 022 Max D a h m e n , Die Nährgelatine als Ursache des negativen Befundes etc. Plattenverfahren nachgewiesen werden konnten, doch um asiatische Cholera gehandelt haben kann. Cm für die Zukunft allen Eventualitäten zu entgehen, ist es nothwendig, wie bei obigen Versuchen, von einem absolut neutralen Nährboden auszugehen. Als Indikator benutzt man nur das neutrale (violette) Eakmuspapier. Phenolphtalein ist bekanntlich bei Gegen- wart von Karbonaten (und Ammoniumsalzen) als Indikator unzu- lässig. Der Klage von N. K. Schulz zu begegnen (cf. dieses Central- blatt. X. 1891. p. 53), dass man häufig gutes Lakmuspapier nicht erlangen könne, sei es gestattet, am Schlüsse dieser Zeilen die Mohr’sche Vorschrift zur Herstellung einer äusserst empfindlichen Lakmustinktur zu geben. Ein Titriren kann und soll in allen Fällen umgangen werden, da hierdurch die Arbeiten für viele Bakteriologen mit grossen Schwierigkeiten verknüpft würden und durch den Unge- übten gemachte Fehler bei einer vorhandenen Quantität von einem Liter und Titration von 10 ccm mit 100 multiplizirt werden. Man neutralisirt am besten während des Kochens in einem Emaillekessel über freiem Feuer, indem man nach jedesmaligem Sodazusatz und nachfolgendem Aufkochen die Reaktion prüft. Bei etwaigem Ueber- schuss setzt man vorsichtig verdünnte Salzsäure zur Gelatine, bis sie neutral ist. Dann erst fügt man die bestimmte Quantität Soda hinzu, kocht nochmals auf und filtrirt oder klärt vor dem Filtriren mit Eiweiss. Es sei noch erwähnt, dass in Obigem wie auch in einer früheren Veröffentlichung des Verf. (cf. Referat in diesem Centralblatt. XII. No. 9. p. 302), in welcher für bakteriologische Wasseruntersuchungen ein Gehalt von 0,15 Proz. Soda verlangt wird, stets krystallisirte Soda und Volumprozente der Gelatinelösung gemeint sind. Fr. Mohr’sche Lakmustinktur: Der Lakmus wird mit heissem destillirten Wasser erschöpft, die filtrirte Lösung verdampft, mit Essigsäure übersättigt (wobei sich Kohlen- säure entwickelt), sodann weiter bis zur Konsistenz eines dickes Extraktes eingedampft. Man bringt die Masse in eine Flasche und giesst eine grössere Menge 90-proz. Weingeistes hinzu. Der blaue Farbstoff wird gefällt, ein rother Farbstoff und essigsaures Kalium lösen sich. Man filtrirt, wäscht mit Weingeist aus, löst den zurückbleibenden Farbstoff in warmem Wasser und filtrirt. Die Lakmuslösung muss in offenen, bloss mit Baumwollenpfropf bedeckten Gefässen aufbewahrt werden, da sie sich in geschlossenen Gefässen bald entfärbt. Hygienisches Institut zu Crefeld, den 13. Oktober 1892. Eug. Fraenkel, Die Cholera in Hamburg. 623 Die Cholera in Hamburg. (Bemerkungen zu dem Referat von Herrn K übler) von Dr. Eug. Fraenkel, Prosektor des neuen allgem. Krankenhauses in Hamburg Die in No. 14 d. Centralblattes von K übler (Berlin) herrührende Besprechung meines in No. 36 d. Dt. med. Wochenschr. unter obigem Titel publizirten Artikels enthält eine Reihe den Thatsachen nicht entsprechender Behauptungen, zu deren Wider- legung ich mich bei der Wichtigkeit der Sache für verpflichtet halte. Die erste derselbe betrifft die Angabe Kübler’s, dass es erst nach der Entsendung Koch ’s nach Hamburg, d. h. am 24. August gelungen sei, das Vorhandensein der Cholera in Hamburg amt- lich festzustellen. Es ist mir selbstverständlich nicht bekannt, woher Herr K üb 1 e r seine Informationen bezieht, aber ich möchte dem gegenüber auf die in der Sitzung der Hamburger Bürgerschaft vom 29. August d. J. abgegebene Erklärung des Senators Dr. Hach mann aufmerksam machen, der zufolge „am Mittag des 22. August durch den Medizi- nalinspektor Dr. Kraus der Ausbruch einer Choleraepidemie in Hamburg offiziell angezeigt worden war“. „Am 23. traf die Mit- theilung aus Berlin hier ein, dass Geh. Rath Koch und Reg. Rath Rahts beauftragt seien, zur näheren Information hierher zu reisen“1). Es ist also aktenmässig festgestellt, dass die am tli ch e Mel d un g von dem Ausbruch der Cholera in Hamburg am Mittag des 22. August erfolgt ist. An dem Zustandekommen dieser Meldung habe ich selbst inso- fern einen kleinen Antheil, als ich, wie in meinem von Kübler z. Th. reproduzirten Artikel erwähnt ist, die Diagnose auf Cholera asiatica nach Untersuchung des Darminhalts des am 22. August im neuen all- gemeinen Krankenhause zur Sektion gekommenen Falles gestellt habe, ohne das Ergebniss des Kulturverfahrens dieses Falles abzuwarten. Das war überhaupt der erste Fall, den ich selbst zu untersuchen Gelegenheit gehabt habe. Die aus dem Darminhalt des am 18. August im neuen allgem. Krankenhause unter choleraartigen Erscheinungen verstorbenen Mannes angelegten Platten (Fall Kähler in der Rumpf’schen Mittheilung, Diagnose d. ersten Cholerafälle in den Staatskrankenanstalten in Hamburg. — Dt. med. Wocheuschr. 1892. No. 38) wurden mir bei meiner am 21. August nach 6-wöchentlicher Urlaubsabwesenheit erfolgten Rückkehr vorge- zeigt. Da die Original- wie die aus der ersten Verdünnung gewon- nene Platte bereits vollkommen verflüssigt waren , konnte ich nur die 3. Platte für die Beurtheilung verwerthen. An dieser fielen mir 1) Die Unterstellung Kübler’s, dass ich die Entsendung von Geh. R. Koch nach Hamburg mit der im Eppendorfer Krankenbause bezw. durch den Physikus Er mau gestellten Choleradiagnose in Verbindung gebracht hätte, weise ich als durch- aus willkürlich und unberechtigt aufs Entschiedenste zurück. 624 Eug. Fraenkel, Die Cholera in Hamburg. gleich einige wegen derEigenthünilictakeit der Verflüssigung verdächtige Kolonieen auf, deren Untersuchung die Anwesenheit gebogener Bacillen ergab ; durch sofortige Weiterimpfuug auf Gelatine am Stich wurde am 22. eine für Cholerabacillen charakteristische Kultur erhalten. Anderweitige choleraverdächtige Fälle sind in der Zeit zwischen 17. und 21. August in keinem der Ham- burgischen Staatskrankenhäuser aufgenommen wor- den, und es ist daher eine weitere t hatsächliche Unrich- tigkeit, wenn Kübler davon spricht „dass in der Zeit vom 17. — 20. August mehrere choleraverdächtige Fälle in den Staatskranken- anstalteu zu Hamburg zur bakteriologischen Untersuchung gelangt sind“. Ich habe also bereits 24 Stunden nach Beobachtung des mir zur Beurtheilung unterbreiteten Materials die Diagnose auf Cholera gestellt, und zwar an jenem 22. August, an welchem mich die Unter- suchung des Falles Kahler zu dem gleicheu Resultate führte. Der Widerspruch, in den mich Kübler gewissermassen zu mir selbst zu versetzen bemüht ist, indem er in seinem Referat schreibt „E. Fraen- kel, welcher in den Verhandlungen des ärztl. Vereins zu Hamburg am 30. August selbst betont hat, dass man zur bakteriologischen Untersuchung auf Cholera nur 2 Tage braucht, hat seine Diagnose auf Grund der aus dem Darminhalt eines am 18. August gestorbenen Kranken gezüchteten Kulturen erst am 22. August gestellt“, besteht somit thatsächlich nicht. Das gesammte aus diesen Untersuchungen gewonnene Material an mikroskopischen und bakteriologischen Präparaten hat übrigens auch Herr Dr. Weisser, welcher am 23. August mich im Eppen- dorfer Krankenhause aufsuchte, zu sehen bekommen. Durch ihn erfuhr ich an diesem Tage, dass er am 19. August im Altonaer Krankenhause 2 choleraverdächtige Fälle zu untersuchen Gelegenheit gehabt hat. Die aus den Dejektionen dieser Fälle gewonnenen Platten- kulturen etc. habe er am 22. Herrn Geh. Rath Koch in Berlin vorgelegt, von welchem die Choleranatur der qu. Fälle daraufhin bestätigt worden sei. Herr Direktor Rumpf hatte auf telepho- nischem Wege am Abend des 22. August von Altona aus auf Grund eines inzwischen von Weisser aus Berlin eingetroffenen Tele- gramms die Nachricht von der Koch’schen Bestätigung der die 2 Altonaer Fälle betreffenden Diagnose erhalten, freilich zu einer Zeit, als durch ihn die Meldung von dem Ausbruch der Cholera in Hamburg an die Vorgesetzte Medizinalbehörde bereits erstattet war. Herr Dr. Weisser wusste bei seinem Besuch im Eppendorfer Krankenhause am 23. August absolut nichts davon, dass wir in Hamburg Cholera hätten und es ist daher eine fernere den Thatsachen nicht entsprechende Behauptung Kübler’s, wenn er, noch dazu in gesperrter Schrift anführt, „das Verdienst die Cholera in Hamburg durch bakteriologische Untersuchung festgestellt zu haben, gebührt vielmehr dem Stabsarzt Dr. Weisser in Altona“. H e rr D r. Wei sser hat das un z weif el h af te Ve r di e n s t, die Cholera in Altona festgestellt zu haben, und dieses ist ihm von keiner Seite streitig gemacht worden. In Bezug auf die von Kübler betonte dringende Nothwendig- F. Roh rer, Versuche über die desinfizirende Wirkung des „Dermatol“. 625 keit der Ausbildung der Aerzte in bakteriologischen Arbeiten und der Herstellung gut eingerichteter bakteriologischer Laboratorien be- finde ich mich mit ihm in vollster Uebereinstimmung und die Ham- burgischen Staatsbehörden haben in richtiger Würdigung dieser Ver- hältnisse in den ihnen unterstellten grossen Staatskraukenhäusern beiden Richtungen vollkommen Rechnung getragen. Zum Schluss will ich mein Bedauern darüber nicht unterdrücken, dass die so wenig berechtigte Animosität, welche sich in nicht fach- männischen Kreisen bei Gelegenheit der Choleraepidemie in Hamburg breit gemacht hat, nunmehr auch von medizinischer Seite zum Aus- druck gelangt ist. Hamburg, am 13. Oktober 1892. Versuche über die desinfizirende Wirkung des „Dermatol“. Von Dr. F. Rohrer, Privatdocenten in Zürich. [Aus dem hygienischen Institut der Universität Zürich.] Das „Dermatol“ — „basisch gallussaures Wismuth“ — ist auf Veranlassung der Herren Heinz und Liebrecht in Breslau von den Farbwerken vorm. Meister, Lucius und Brünning in Höchst a/Main rein hergestellt worden, und präsentirt sich als nahezu ge- ruchloses, sehr feines, schwefelgelbes, durch Licht, Luft und Feuch- tigkeit nicht alterirbares Pulver. Dasselbe lässt sich mit Leichtigkeit zum Imprägniren von Verbandstoffen und zum Bepudern von Wunden und Geschwüren verwenden. Dass das neue Desinfektionsmittel sich für die chirurgische Praxis eignet, ist durch eine Reihe zum Theil sehr günstig lautender Mittheilungen bestätigt worden , und ich habe selbst seit mehr als einem Jahre bei den verschiedenen Formen eitri- ger Entzündungen des äusseren und mittleren Ohres , sowie bei Affektionen der Nase und des Nasenrachenraumes, namentlich aber nach Aetzungen, galvanokaustischen und blutigen Operationen an der Nasenschleimhaut, dem Septum und den Nasenmuscheln , das „Dermatol“ therapeutisch verwerthet und geprüft und ebenfalls günstige Erfolge damit erzielt. Die Verwendung von Wismuthpräparaten zu antiseptischen Zwecken ist übrigens nicht neu. Mit dem salpetersauren Wismuthoxyd sind schon vor Jahren von „Kocher“ in Bern ausge- dehnte Versuche im antiseptischen WTundheilverfahren gemacht worden. Eigene bakteriologische Versuche: 1) Am 5. VI. 1891 werden 2 Röhrchen mit je 5 ccm steriler Bouillon mit 0,1 Dermatol und 2 ebensolche Röhrchen mit 0,05 Dermatol beschickt und darauf in jedes der Röhrchen ein mit sporenhaltiger Milzbrandkultur in gewohnterWeise im- prägnirter Seidenfaden gebracht. Diese Röhrchen werden in den 626 F. Rohrer, Versuche über die desinfizirende Wirkung des „Dermatol“. Brutschrank gestellt und mehrmals täglich tüchtig geschüttelt. Schon nach 3 Tagen zeigt sich in allen 4 Röhrchen reichliches Milz- brandwachsthum. „Nach 8 Tagen beginnt das Dermatolsediment unter dem Ein- fluss der Milzbrandkultur sich zu verändern und eine gelbbraune Färbung anzunehmen, die nach einigen Wochen in einen schwarzen Ton übergeht. Diese eigenthümliche Verfärbung zeigt sich in allen 4 Röhrchen gleichmässig sowohl bei Lichtabschluss als bei Aufbe- wahrung im Dunkeln, und konnte nach 12monatlicher Beobachtung noch vollkommen nachgewieseu werden. 2) Am 5. VI. 1891 werden zu zwei Gelatineröhrchen 0,1 und zu 2 anderen Gelatineröhrchen 0,05 Dermatol zugesetzt; darauf wird die Gelatine im Wasserbade geschmolzen und mit dem Dermatol innig gemischt. Es entsteht eine zartgelbe Emulsion, welche auf Eis in schiefliegender Stellung rasch zum Erstarren gebracht wird, wodurch ein Sinken der schwereren Dermatolpartikel hintangehalten wird. Diese vier Gelatineröhrchen werdeu ebenfalls je mit einem Milz- brandseidenfaden beschickt und bei gewöhnlicher Zimmertemperatur beobachtet. Am 8. VI. zeigen alle 4 Proben in der Umgebung der Milzbrandfäden beginnende Verflüssigung; am 16. VI. sind dieselben stark verflüssigt, und es hat sich eine intensiv gelbbraune Verfär- bung ausgebildet, welche nach einigen Tagen schwarzbraun und endlich fast schwarz wird. Nach weiteren 8 Tagen zeigen sich Schimmelpilze in allen 4 Röhrchen, die Verflüssigung der Gelatine ist eine vollständige und der Bodensatz von zersetztem Dermatol sieht schwarzgelb aus. Am 8. VI. 1891 werden Fleiscbwürfel mit Dermatol bestreut und theils an ausgeglühtem Blumendraht aufgehängt, theils auf einer Uhrschaale offen aufgestellt. Die so behandelten Fleischstücke trocknen ein, ohne üblen Geruch anzunehmen, während die nicht mit Dermatol bestreuten, in gleicher Art aufgestellten Fleischwürfel zwar auch eintrocknen, jedoch einen üblen Geruch hierbei verbreiten. Aus diesem Versuche ergibt sich eine gewisse fäulnisshemmende Wirkung des aufgestreuten Dermatolpulvers, während bei Suspension in Bouillon oder Gelatine keine keimtödtende, nicht einmal eine hemmende Wirkung zu Tage trat. Die Zersetzung von anderen Wismuthpräparaten durch Milzbrandkulturen ergab sich in analog angeordneten Kulturversuchen, bei denen das Dermatol durch Ma- gisterium Bismuthi ersetzt worden war. Mit der Verflüssigung der Gelatine trat hierbei eine bräunliche Verfärbung ein, die schliess- lich einen schwarzen Ton gewann. Ich kann daher die Angaben von Heinz und Liebrecht, dass die in gewöhnlichen Lösungs- mitteln unlöslichen Substanzen bei inniger Vermengung mit dem Nährsubstrat ihre antibakteriellen Eigenschaften entfalten, nicht be- stätigen. Von Interesse dürfte noch die Thatsache sein, dass das Dermatol bei fötiden Paukenhöhleneiterungen, nach Einblasung zu dem vorher gereinigten Eiterherd, ebenfalls eine schwarzbraune Verfärbung annahm. Zürich, 16. Sept. 92. C. Troester, Zur bakteriologischen Technik. 627 Zur bakteriologischen Technik. Von C. Troester, Oberrossarzt in Berliu. I. Verfahren zur schnellen Untersuchung vieler Bakterie n präparate. Um eine grosse Anzahl von Bakterienkulturen in möglichst kurzer Zeit mikroskopisch zu prüfen, verfahre ich folgendermassen : Auf einem Objektträger von 100 mm Länge und 50 mm Breite sind 11 vertikale und 6 horizontale Linien in ca. 6 mm Abstand ein- geritzt, dieselben schliessen also 50 quadratische Felder von 6 mm Seitenlänge ein. Am oberen Rande sind die vertikalen Zwischen- räume von 1 — 10, am linken Rande die horizontalen von 1—5 gut lesbar beziffert. Zum Gebrauche werden so viel Felder, als Kulturen untersucht werden sollen, mit Wassertröpfchen versehen. Es ge- schieht dies mit einer Platinöse, wodurch die Tröpfchen schön rund und gleichmässig werden. Darauf werden die Tröpfchen nachein- ander aus den bereit gestellten Kulturgläsern mit Spuren des zu untersuchenden Materials beschickt, am besten mit Hilfe eines dünnen, zugespitzten Platindrahtes. Das Beschicken des Objektträgers mit Tröpfchen und Kulturmasse lässt sich gut ausführen, wenn man ihn 5 — 10 cm über einer schwarzen Unterlage aulstellt. Das Innehalten eines nicht zu kleinen Abstandes von dem schwarzen Grunde ist deshalb wichtig, weil das für die auf dem Objektträger befindlichen Dinge akkommodirte Auge die sonst sehr störenden Ungleichmässig- keiten des Grundes nicht mehr wahrnimmt. Das Fixiren der Präparate geschieht durch etwa 5 Minuten langes Erhitzen im Trockenschrank auf 120 — 130 °. Darauf wird gefärbt, abgespült, getrocknet, mit Cedernöl bedeckt und ohne Deck- glas untersucht, wobei man von Feld zu Feld fortschreitet, was gar keine Schwierigkeiten bietet. Soll warm gefärbt werden, so müssen die Farblösungen im Reagenzglase erwärmt und dann aufgebracht werden, da der Träger die Erwärmung in der Flamme schlecht verträgt. Praktisch ist es, die Kulturgläser auf dem Arbeitstische ebenso wie die Felder des Objektträgers, also in Reihen von 10 Stück aufzu- stellen, da hierdurch die Feststellung verunreinigter Kulturen wesent- lich erleichtert wird. II. Verschluss für Flaschen, welche Farblösung und Pipette enthalten. Auf ein Glasrohr, welches den Flaschenhals (von ca. 15 — 20 mm Weite) nicht ganz ausfüllt, wird ein Stück Gummischlauch ge- zogen. Die Stärke des Glasrohres muss so gewählt sein , dass es sich mit dem Schlauche leicht und doch anschliessend in die Flaschen- öffnung eindrehen lässt. Das Rohr ist etwa 10 cm lang und oben zugeschmolzen. Das Ende der Pipette, welche lose in der Flasche steht, ragt um einige Centimeter aus derselben hervor und wird von der Höhlung des oben beschriebenen Rohres aufgenommen. 628 Th. Smith u. V. A. Moore, Zur Prüfung der Pasteur-Chamberland-Filter. Die Vortheile sind : Bequeme Handhabung, dichter Schluss und billige Herstellung durch Selbstanfertigung. Berlin, 21. Sept. 92. Zur Prüfung der Pasteur-Chamberland-Filter. Von Dr. Theobald Smith und Dr. V. A. Moore Washington, D. C., U. S. A. Mit 1 Abbildung. Die Mittheilung der Herren Dr. Giltay und Aberson1) über eine Methode zur Prüfung von Filtereinrich- tungen wie die Chamberland-Bougies veranlasst uns, eine ganz einfache Versuchs- anordnung, die denselben Zweck hat, in Kürze zu beschreiben. In einer früheren Mitthei- lung2) hatte einer von uns eine Methode zur Gewinnung kleiner Quantitäten filtrirter Kulturflüssigkeit angegeben. Da durch ein Versehen die dazu gehörigen Abbildungen mit andern verwechselt wurden und erst später das Versehen berichtigt wurde, indem ein frisches Blatt mit den richtigen Abbil- dungen vom Verleger ausgesandt wurde, so geben wir hier die Abbildung mit einer kur- zen Beschreibung wieder. • Eine Bougie der gewöhnlichen Form wird umgekehrt in ein grosses, aber ziemlich enges Reagenzglas geschoben und letzteres am Rande mit Watte versehen. Diese Kom- bination wird trocken sterilisirt. Um die Durchlässigkeit Bakterien gegenüber zu prü- fen. wird ein Kölbchen Bouillon mit irgend welchen Bakterien aus einer Reinkultur ge- impft und dann nach einigen Stunden Be- brütung in die Filterkerze laufen lassen, wozu eine sterilisirte Pipette nöthig ist. Erstere wird nun durch einen Schlauch mit einem Luftdruckapparate verbunden und ein Theil der Flüssigkeit durch die Filterwand von innen nach aussen durchgepresst, bis die Kerze von einer mehr oder weniger hohen Schicht Flüssigkeit umspült ist. Der ganze 1) Diese Zeitschrift. Bd. XII. S. 92. 2) Diese Zeitschrift. Bd. X. S. 178. Allgemeines über Bakterien. — Eiterung. 629 Apparat wird nun in den Thermostaten gestellt. Die Bouillon, zuerst klar, trübt sich nach mehreren Tagen, wie folgende Versuche lehren. Am 29. März 1892 wird ein Kölbchen Bouillon mit Hogcholera- bacillen geimpft uDd einige Stunden stehen gelassen, bis eine ganz leichte Trübung eintritt. Die Filterkerze ( F ) wird nun gefüllt, ein Theil der Flüssigkeit durchgepresst und das Ganze in den Thermo- staten gestellt. Am 8. April wird leichte Trübung konstatirt. Durch mikroskopische Untersuchung , Kulturen und die nachträgliche Im- pfung eines Meerschweinchens wird die Anwesenheit der Hogcholera- bacillen festgestellt. Am 14. April wird der Versuch mit einer anderen Kerze (F) wiederholt. Am 19. zeigt sich Trübung der Bouillon, die nur Hog- cholerabacillen enthält. Somit sind diese Bacillen im ersten Versuch in 10 Tagen, im zweiten in 5 Tagen durch die Poren gewachsen. Der Versuch kann umgeändert werden, indem man die geimpfte Flüssigkeit von aussen nach innen, d. h. von dem Reagenzglase in die Kerze, durch eine Saugvorrichtung treibt. Bei dieser Anordnung kann aber die Zeit der Infektion der Flüssigkeit in der undurch- sichtigen Kerze nur durch tägliche Untersuchung ermittelt werden. Auch ist die Gefahr der Verunreinigung von oben durch den Schlauch und durch die öftere Herausnahme der Probeflüssigkeit sehr erhöht. Solche Gefahr kann man umgehen, indem man nur mit gewissen Bakterien arbeitet , die auch in Mischungen Thiere zu tödten ver- mögen , wie z. B. die erwähnten Hogcholerabacillen. Jedenfalls ist die erstere Methode bei weitem die einfachste. Ein dazu noth- wendiger kleiner Luftdruckapparat ist in fast jedem Laboratorium vorhanden. Ob bei dieser Anordnung die Bakterien langsamer oder schneller das Filter durchwachsen, als bei kontinuirlichem Druck, kann nur durch komplizirtere Apparate geprüft werden. Dass die Poren der Paste ur- Ch am b er land- Filter grösser sind, als die meisten Bak- terien, ist wohl durch diese ganz einfache Anordnung sichergestellt. Washington, den 13. September 1892. Referate. Schnirer, M. T., M i k ro b e n. Separatabdruck aus der Realencyklo- pädie der gesammten Heilkunde. Encyklopädische Jahrbücher. Bd. I. Wien und Leipzig (Urban und Schwarzenberg) 1891. Enthält in gedrängter Kürze, jedoch in fliessender Darstellung, alles Wissenswerthe aus der allgemeinen Bakteriologie, ohne den Rahmen eines realencyklopädischen Beitrages zu überschreiten. Kamen (Czernowitz). Hauser , Ueber das Vorkommen von Proteus vulgaris b ei einer jauchi g-p hlegmonösen Eiterung nebst eini- 630 Eiterung. — Cholera asiatica. gen Bemerkungen zur Biologie des Proteus. (München, med. Wochenschrift. 1892. No. 7.) Ein cand. med. in Erlangen zog sich gelegentlich der Operations- übungen an der Leiche eine Stichwunde am linken Zeigefinger und etwa 1 Stunde später mittelst eines Taschenmessers eine oberfläch- liche, auch auf den Mittelfinger übergreifende Schnittwunde unter- halb der ersten Verletzung zu. Von beiden Fingern ausgehend ent- wickelte sich eine Phlegmone der Hand und des Vorderarms, welche schliesslich die Amputation des Mittelfingers erforderlich machte. Der phlegmonöse Eiter hatte eine jauchige Beschaffenheit und war sehr übelriechend ; bei der Incision eines Abscesses entwichen stin- kende Gasblasen aus der Wunde. Die bakteriologische Untersuchung des Eiters ergab neben spärlichen Streptokokken den Proteus vulgaris fast in Reinkultur. Verf. hat schon früher beobachtet, dass bei Kaninchen auf In- jektion von Proteuskulturen jauchige Abscesse entstanden, in wel- chen die genannten Bakterien noch wochenlang nachgewiesen werden konnten. Auch hat Monti gezeigt, dass Streptokokken, welche nor- malen Thieren gegenüber nicht virulent waren, gleichwohl Eiterung erzeugten , wenn man den Thieren von einer beliebigen Körperstelle aus die Stoffwechselprodukte von Proteuskulturen injizirt hatte. Demnach nimmt der Verf. an, dass im vorstehend geschilderten Falle die Entzündung durch Streptokokken verursacht, die Gewebs- nekrose und Verjauchung dagegen unter Mitwirkung des Proteus zu Stande gekommen ist. Er glaubt, dass diese Fäulnissbakterien, welche nach seinen eigenen wie nach Bor d o n i - U ffr ed uz z i ’s Untersuchungen in verwesenden menschlichen Leichen sehr häufig gefunden werden, den Patienten bereits mit seiner ersten Verletzung infizirt hatten. Verf. hat sich mit der Biologie des Proteus vielfach beschäftigt und dabei die Ansicht gewonnen, dass Proteus vulgaris, Zen- keri und mirabilis nur 3 Varietäten einer Art sind, welche durch Verschiedenheiten des Nährbodens bedingt und leicht umgezüchtet werden können. Auch machte er die Erfahrung, dass das charakteristische Ausschwärmen der Kulturen ebenso wie die Verflüssigungsenergie der Bakterien grossen Schwankungen unter- worfen sein kann, und endlich fand er, dass nur 1 Tropfen einer 2 p. m. Sublimatlösung in 10 ccm Gelatine nicht nur das Wachs- thum der Kulturen ausserordentlich hemmt, sondern auch das Schwärmstadium der Bakterien völlig unterbricht. Kübler (Berlin). Ferrän , J. , Una nueva funciön quimica del bacillus virgula del cölera asiätico. (Revista de ciencias m^dicas de Barcelona. 1892. No. 17.) Wenn man den Kommabacillus in schwach alkalischer, mit Milchzucker versetzter Bouillon züchtet, so erzeugt derselbe hin- reichend Milchsäure, um dem Nährboden deutlich saure Reaktion mitzutheilen. Schwach alkalisches, mit Milchzucker und blauer Cholera asiatica und nostras. 631 Lakmustinktur versetztes Agar wird durch die erzeugte Milchsäure geröthet. Wenn man eine schwach alkalische Milchzuckerbouillonkultur bei 30 0 stehen lässt, bekommt man nach 5 Tagen ein schwimmen- des, aus grossen Kommabacillen bestehendes Mycoderma, wobei man im Innern der Bacillen deutlich 1 — 2 sehr kleine, glänzende, sporen- ähnliche Gebilde sieht, die den Farbstoff nicht so gut aufnehmen, und frei werden, wenn man die Kultur öfters schüttelt, so dass sich das Mycoderma löst. Eine in einem geräumigen Kolben mit ein wenig alkalischer Bouillon angelegte Kultur kann über 3 Jahre erhalten bleiben, wenn nur die Luft sich durch den sterilisirten Wattepfropf erneuern kann; wenn man aber unter übrigens gleichen Verhältnissen der Bouillon etwas Milchzucker beigibt, so stirbt der Bacillus schnell in der von ihm selbsterzeugten Säure ab, obwohl der Milchzucker der Kultur anfangs eine ausserordentliche Ueppigkeit verleiht. Die Aehnlicbkeit des Kommabacillus in diesem Verhalten mit dem B. coli communis lässt vermuthen, dass auch beim Choleradurchfall die Milchsäure gute Dienste leisten wird, besonders wenn man zugleich Morphium gibt, um die rasche Ausscheidung der Säure zu verhindern. Sentinon (Barcelona). I. Dallemagiie, Deux cas de cholera nostras; infection par le coli-bacille. (Journal de M6decine de Bruxelles. 1892. No. 39.) II. Bayet, Analyse des dejections de malades suspects d’etre atteints de cholera asiatique. (Ibid.) I. In einem Cholerafall mit letalem Ausgang hatte die Sektion keine sicheren Resultate ergeben, mit alleiniger Ausnahme, dass eine syphilitische Lebercirrhose bestanden hatte. Erst spät nach dem Tode wurde der Darminhalt bakteriologisch untersucht und bei sorgfältigen Kulturen auf Agar und Fleischbrei wurde nur der Bacillus coli communis entdeckt, der übrigens auch in dem Blute gefunden worden ist. In dem zweiten Falle wurde bei der Sektion , 3 Stunden nach dem Tode, eine Nierenschrumpfung in Folge von chronischer Bleiin- toxikation, welche seit Jahren bei dem Patienten bestanden hatte, bestätigt. In dem Blute wurde nichts, in dem Darme nur der Bac. coli communis gefunden, von Cholerabacillen aber nichts. Es war also in diesen zwei Fällen der Bac. coli die Infektionsursache. Bei den ersteren Kranken waren die Bacillen in das Blut einge- treten. Wir wissen schon durch die Untersuchungen von Wurtz und Her mau, dass der Bac. coli durch die Blutgefässe in die verschiedenen Organe einzutreten vermag, doch erweist der zweite Fall, dass diese Wanderung erst nach dem Tode beginnt und einen bestimmten Zeitraum bedarf. In beiden Fällen waren die wichtigsten Organe durch eine In- toxikation (Lues, resp. Blei) alterirt. Die Toxiue, welche von dem Darm aus in den Blutstrom eintreten, müssen zuerst durch die Leber filtriren und ihre Ausscheidung findet durch die Niere statt. Fehlt 632 Cholera. nur eines dieser Organe funktionell, so bildet diese Bacillenentwicke- lung, welche sonst in der Regel unschädlich ist, eine viel grössere Gefahr für den Organismus. Ferner ist zu schliessen, dass die sogenannte Cholera nostras doch auch aus einer Darminfektion besteht, welche von einer sonst gewöhnlich keinen Schaden bringenden Bakterie hervorgerufen wird. II. Diese Resultate werden von B. bestätigt, der Gelegenheit hatte, Stühle von verschiedenen suspekten Kranken zu untersuchen. In einem ersteren Falle wurden ihm die Dejektionen aus Ant- werpen gesandt. Direkte mikroskopische Untersuchung ergab keine sicheren Resultate. Durch Strich auf Gelatine entwickelten sich neben zahlreichen Coli bacillen andere Kolonieen , welche die charakteri- stischen Eigenschaften des B. cholerae asiaticae besassen. Auf Agar und Glycerinagar entwickelten sich nur reine Cholerabacillen- kolouieen. Der zweite Fall betraf einen Kranken, der mit allen objektiven Zeichen der indischen Cholera zu Grunde gegangen war. Kulturen auf Gelatine und Agar wiesen aber auf nichts anderes, als Coli bacillen. Da das untersuchte Material mit Blut gemischt war, und wie bekannt , die Cholerabacillen schnell in den Darminhalt verschwinden, wenn dieser mit Galle oder Blut gemischt wird, so will Verf. aus diesem Falle keine sicheren Schlüsse ziehen. Fall III betraf den ersteren Kranken, dessen Darminhalt von Dallemagne nach der Sektion untersucht worden war. Während des Lebens hatte auch B. nur reine Coli bacillen gefunden. Bei Fall IV und V wurden auch nur C olibacillenkulturen gewonnen. Hieraus schliessen beide Verff., dass nicht nur der B. cholerae asiaticae und der B. Finkler und Prior das klinische Bild der Cholera hervorrufeu können, es vielmehr noch ein anderes Bacterium gibt, das sich in der Regel ohne Schaden in dem Darmkanale befindet, welches aber unter bestimmten Bedingungen das Bild der Cholera oder besser einer infektiösen Gastroenteritis vorstellen kann. R. Verhoogen (Brüssel). Beck, M., Ueber einen durch Streptokokken hervorge- rufenen „choleraverdächtigen“ Fall. (Deutsche med. Wochenschr. 1892. No. 40.) Verf. berichtet über einen im Institut für Infektionskrankheiten in Berlin beobachteten Fall, der das klinische Bild der Cholera asiatica in schwerster Form darbot. Innerhalb drei Tagen trat der Tod ein. In den Faeces fanden sich verhältnissmässig dicke und lange Streptokokken fast in Reinkultur. Im Blute und in den Or- ganen wurden ebenfalls Streptokokken nachgewiesen , die mit den aus den Faeces gezüchteten identisch waren. Durch Injektion von 0,3 ccm Blut starben Mäuse innerhalb 24 Stunden und zeigten in ihrem Blut dieselben Streptokokken. Letztere trüben die Bouillon leicht in den ersten Tagen und wachsen dann zu ziemlich langen Fäden aus; sie bilden auf schräg erstarrtem Agar wasserhelle, mit- telgrosse, flache Kolonieen, färben sich nach Gram, wachsen in Gelatinestichkulturen besonders in der Tiefe als ziemlich dicke, perlschnurartig aneinander gereihte Ketten. D ah men (Crefeld). Cholera. — Typhus- und Colibacillen. 633 Guttmann, Paul, Tödtlicher Ablauf eines Falles von Cholera n ostras. (Berliner klin. Wochenschr. 1892. No. 41.) Verf. theilt ebenfalls einen Fall einer choleraartigen Erkrankung mit tödtlichem Ausgange aus dem Moabiter Krankenhause mit. Weder in den Stuhlgängen während des Lebens, noch im Darminhalt der Leiche fand sich auf der Gelatineplatte der Kommabacillus. Ferner habe man in 51 choleraverdächtigen Fällen niemals den Kommabacillus oder den Bacillus von Finkler und Prior gefunden. In einem Fall von Cholera nostras und zwei Fällen von Brechdurchfall wurde das Vorkommen von ziemlich zahlreichen , ge- krümmten Stäbchen beobachtet, welche den Verdacht erweckten, dass es sich um Kommabacillen handeln könne. In den aus den betreffenden Stuhlgängen angefertigten Platten waren Kolonieen von diesen gekrümmten Bakterien nicht gewachsen. Verf. empfiehlt, bei Brechdurchfällen etc. auf diese gekrümmten Bakterien zu achten und ihre Kulturfähigkeit auf verschiedenen Nährböden und ihre eventuelle pathogene Bedeutung zu prüfen. D ahmen (Crefeld). Wlirtz, Bacille d’Eberth et coli-bacille. (Le Bulletin med. 1891. No. 100. p. 1155.) Wenn mau den Typhusbacillus und das Bact. coli com- mune auf festen Nährböden züchtet, die mit Laktose versetzt und durch Lakraus blau gefärbt sind , so bleibt die blaue Farbe des Nährbodens der Typhuskulturen unverändert, während in den Coli- kulturen der Nährboden durch die bei der Vergährung der Laktose erzeugte Milchsäure eine rothe Farbe annimmt. Aus den Untersuchungen von Chanteraesse und Widal ist bekannt, dass auf den festen Nährböden, auf welchen man den Typhusbacillus mindestens 8 — 10 Tage hindurch sich entwickeln liess und von welchen man dann die Auflagerung behutsam entfernt hat, frische Aussaaten desselben Mikroorganismus nicht mehr pro- liferiren. Hingegen gedeiht das Bact. coli commune leicht auf solchen vom Typhusbacillus erschöpften Nährböden. Kral (Prag). Sormani, G., II bacillo tifogeno nelle acque della cittä di Pisa durante l’epidemia del 1890. (Estratto dai Rendiconti del R. Istit. Lomb. Ser. II. Vol. XXIV. Fase. XII.) Mit Hülfe einer der Par iet ti ’schen analogen Methode konnte S. in zwei ihm von Pisa gesendeten Wässern in unzweifelhafter Weise Typhusbacillen nachweisen. Das Eindringen der letzteren in das Trinkwasser erklärt sich leicht aus dem defekten Zustande des 7 km langen Aquaeductes, welcher das Quellwasser des Thaies di Asciano der Stadt zufuhrt, ferner aus den mangelhaften Schutzvor- richtungen gegen die Verunreinigung der Sammelbassins, welche in einem kultivirten Terrain liegen (!), und endlich aus dem Umstande, dass im Monate September 1890 in unmittelbarer Nähe der Wasser- leitung und oberhalb einiger Wasserentnahmestellen drei öffentliche Waschanstalten errichtet waren, in welchen die aus der Stadt stam- mende Wäsche gewaschen wurde (!!). Kamen (Czernowitz). xii. Bd. 43 634 Thyphus. Vincent, Reche rches bact6riologiques sur l’infection mixte par le bacille typhique et le streptocoque. (Le Bulletin med. 1891. No. 91. p. 1049.) Bei der Autopsie von 16 Typhusleichen konnte kulturell 5mal das gleichzeitige Vorhandensein des Streptococcus und des Typhusbacillus in verschiedenen inneren Organen und im Nerven- system , einmal auch im Blute nachgewieser. werden. Die Fälle von Mischinfektion durch die beiden erwähnten Mikroorganismen können in zwei Gruppen geschieden werden. Die erste Gruppe (sekundäre Infektionen) umfasst jene (häufigeren) Fälle, bei welchen der Strepto- coccus erst währeud des Typhusverlaufes in den Organismus ein- dringt, vorerst lokale Krankheitsprozesse (Angina, Erysipel, Otitis u. a.) auslöst, jedoch in dem durch die Invasion des Typhusba- cillus ohnehin geschwächten Organismus auch zu einer Allgemein- infektion führen kann. In der zweiten Gruppe (primäre Infektionen) entwickeln sich die beiden Mikroorganismen gleichzeitig neben ein- ander. Sie führen zu einer wahren streptotyphösen Septikämie mit meist letalem Ausgange. Verf. theilt zwei dieser letzteren Gruppe zugehörige Fälle mit. Bei dem einen handelte es sich um atypischen Typhus mit un- regelmässigem Fieber, Diarrhöe, hierauf hartnäckige Verstopfung, Delirium , Myosis. Einige mässig infiltrirte und ulcerirte Plaques, zwei kleine Abscesse in der Milz, Hyperämie und Hydrops der Meningen. Beide Mikroorganismen konnten mittelst des Kulturver- fahrens in den inneren Organen und den Mesenterialdrüsen nachge- wiesen werden. Der Streptococcus war besonders reichlich im Gehirn vorhanden. Der andere Fall zeigt, dass die streptotyphöse Infektion auch Typhus ohne Darmläsionen hervorbringen kann. Der Typhusbacillus war nichtsdestoweniger in allen inneren Organen und im Nervensystem kulturell nachweisbar, mit ihm gleichzeitig in reichlicher Menge der Streptococcus, besonders in der Milz und im Gehirn. Kleine Kulturdosen von beiden Mikroorganismen, getrennt an Kaninchen, Ratten oder Meerschweinchen verimpft, führen ein leichtes Fieber herbei, während Injektionen mit einer Mischung beider Kul- turen sehr häufig eine rasch auftretende, von Fieber und Diarrhöe begleitete Septikämie erzeugen. Kral (Prag). Lamhinon, Contribution ä l’dtude de la fievre typhoide ä Liege. (Ann. de la Soc. m6d.-chir. de Liege. 1891. No. 10. p. 349.) Im Juli v. J. trat im tiefer gelegenen Theile der rue Eu Bois zu Lüttich eine mild verlaufende Typhusepidemie auf, welche drei Monate andauerte. Verf. als Mitglied der Kommission, welche die Epidemie zu studiren beauftragt war, berichtet in der vorliegenden Mittheilung über seine Wahrnehmungen. Die betroffenen, zumeist von Arbeiterfamilien bewohnten Häuser befanden sich unter den denkbar schlechtesten hygienischen Verhältnissen. Der infizirte Strassentheil ist zufolge seiner Lage häufigen, durch atmosphärische Niederschläge verursachten Ueberschwemmungen ausgesetzt. Die Thypbus. — Flecktyphus. 635 Regenwässer kommen vom Plateau de la Hesbaye herab, passiren auf ihrem Wege Gemeinden, in welchen Verf. häufig Typhusfälle konstatiren konnte, und verwandeln, bereits mit pathogenen Keimen beladen, die Nachbarschaft der Wohnstätten und Latrinen in einen fäkalen Sumpf. Daselbst mögen die Typhusbacillen vorzügliche Ent- wickelungsbedingungen vorfinden und von da aus auf verschiedenen Wegen in den menschlichen Organismus gelangen. Eine solche Ueber- schwemmung hatte auch im Vormonate des Epidemiebeginnes statt- gefunden, und zur Entfernung der auf Wegen und in Gärten depo- nirten Schlammmassen war erst acht Tage nach dem Verlaufen des Wassers geschritten worden. In dem von Malvoz bakteriologisch untersuchten Trinkwasser konnten pathogene Mikroorganismen nicht nachgewiesen werden. Kral (Prag). Kroefting, R., Bakteriologisk diagnose ofTypho'idfeber. (Norsk Magaz. f. Loegevid. 1891. p. 44.) In einem Falle, wo die klinische Untersuchung keine sichere Diagnose stellen Hess, wurden aus einigen der Leiche entnommenen, angeschwollenen Mesenterialdrüsen Typhoidbakterien reinkultivirt und dadurch die Diagnose festgestellt. Sjöbring (Stockholm). Lewaschew , Ueber die Mikroorganismen des Fleck- typhus. (Aus der 1. medizinischen Klinik in Kasan. — Dtsch. mediz. Wochenschr. 1892. No. 13 u. 34.) Verf. hat im Blute von Flecktyphuskranken regelmässig einen Mikroorganismus gefunden, welchen er als Erreger der Krankheit ansieht und Micrococcus exanthematicus benennt. Er ent- nahm das Blut durch Stich aus der Fingerkuppe und durch Aspira- tion mit der Pr avaz- Spritze aus der Milz, untersuchte es in mög- lichst geringer Menge und bei sehr starker (1000 — 1500-facher) Ver- grösserung unter dem Deckglas und fand zwischen den rothen Blut- körperchen sehr bewegliche, stark lichtbrechende, zum Theil auch durch Pigment schwarz gefärbte Kügelchen, welche schraubenförmige Geissein deutlich erkennen liesseu. Die letzteren waren etwa 4 — 5- mal so lang wie der Durchmesser eines rothen Blutkörperchens und zeigten mitunter unregelmässige Verdickungen, welche der Verf. als Involutionsformen auffasst. In dieser Hinsicht glichen sie den Ge- bilden, welche Thoinot und Calmette im Blute Flecktyphus- kranker gefunden und in den Annales de l’Institut Pasteur beschrieben haben. Die Kokken waren bereits im Anfänge der Krankheit nachweis- bar; sie nahmen jedoch in deren weiterem Verlaufe an Zahl zu, während ihre Geissein immer deutlicher erkennbar wurden. Mit der Krise wurden sie seltener und weniger beweglich, um dann bald ganz zu verschwinden. Die Geisselfärbung wurde im Blutpräparate durch 2— 3-proz. Osmiumsäure erreicht. Die Kultivirung der Mikroorganismen gelang lediglich bei Blut- wärme in 1-proz. Serumagar, zu dessen Bereitung menschliche Ascites- flüssigkeit gedient hatte. In der Tiefe des Impfstiches bildete sich eine kugelige, wolkenartige und halb durchsichtige Kultur, während 43* 636 Schutzimpfung, künstl. Iufektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. ein Oberflächenwachsthum ausblieb. Derartige Kulturen setzten sich aus Kokken von 0,2 — 0,5 (i Durchmesser zusammen, welche grössten- theils einzeln, seltener paarweise oder in Ketten angeordnet lagen, sehr beweglich waren und Geissein sowohl im hängenden Tropfen, als bei Anwendung der Loeffler’schen Färbung erkennen liessen. In Agarröhrchen, welche nach der Impfung bei Zimmertemperatur belassen wurden, fand anfänglich kein Wachsthum statt; es konnte ein solches indessen noch 6 — 8 Tage später dennoch eintreten, wenn die Gläser dann in den Brütschrank gestellt wurden. Kühler (Berlin). Neumann, H., Weiterer Beitrag zur Kenntniss der hä- morrhagischen Diathese Neugeborener. (Archiv für Kinderheilkunde. Bd. XIII.) Fall 1. Hämorrhagische Diathese bei kongenitaler Lues. Ge- storben nach 28 Stunden. Aus Milz, Leber, Dünndarminhalt, Peritoneal- und Pleuraflüssigkeit wachsen der Staphhylococcus aureus und der Pyocyaneus. Wahrscheinlich stammen dieselben aus den grossen luetischen Geschwüren der Mutter und sind durch den Kreislauf dieser in den Fötus gelangt. Fall 2. Typische Melaena. Ernährung mit Kuhmilch, nach 3 Tagen gestorben. Ulcus im Duodenum. In dieses hineingewandert ist der Bac. lactis aerogenes, der auch aus Milz und Herzblut kultivirt werden konnte. Abel (Greifswald). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Emmerich, R., und Tsuboi, J. , Die Schutz- und Heilsub- stanz des Blutes. (Sep. -Abdr. aus den Verhandlungen des XI. Kongresses für innere Medizin zu Leipzig.) 29 p. Wiesbaden 1892. Bekanntlich hat R. Emmerich schon vor dem Jahre 1889 die Mög- lichkeit der Serumtherapie erkannt, und es ausgesprochen, dass es möglich sein müsse, die immunisirende und heilende Substanz aus dem Gewebssafte zu gewinnen und therapeutisch zu verwenden1). Emmerich hatte ferner im Jahre 1888 gezeigt, „dass das im im- munisirten Thierkörper kreisende Blut die in dasselbe eindringenden Rothlaufbacillen tödtet“, woraufhin erst später die Untersuchungen anderer Forscher über die bakterienvernichtende Wirkung des Blut- serums folgten. H. Büchner stellte durch eingehende Versuche 1) Eef. erinnert sich noch , welches Aufsehen und theilweise ungläubiges Kopf- schütteln bei der ersten Mittheilung über diesen Gegenstand Emmerich in der phy- siologisch-morphologischen Gesellschaft in München erregte. Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungsbemmung etc. 637 zuerst fest, dass diese WirkuD^f einem Eiweisskörper zukomme. Später behauptete Hankin, dass die bakterienfeindlichen Eiweiss- körper zu den Globulinen gehören, welcher Ansicht indessen Büch- ner nicht unbedingt beipflichtete, indem er den Albuminen noch eine stärkere Wirkung zuschrieb. Während nun diese Entdeckungen für die Erklärung der natür- lichen Immunität von grundlegender Bedeutung sind, sind die Ver- hältnisse bei der künstlichen Immunität etwas verschieden, wie Emmerich und Tsuboi eingehend darthun. Der Gehalt des Serumglobulins nimmt nämlich in gegen Rothlauf immunisirten Kaninchen in auffallendem Grade ab und fehlt im komplet immunisirten Thiere! Das Serum g 1 o b u 1 i n von in verschiedenem Grade immunisirten Kaninchen, in äusserst verdünntem Natron gelöst, zeigte sich ferner nach subkutaner In- jektion wirkungslos bei zahlreichen mit Roth lauf bacillen infizirten Mäusen. Es wurde zu solchen Versuchen das gesammte Serumglo- bulin aus 130 ccm heilkräftigem Serums in 4 — 5 ccm 0, 07-prozentiger Natronlösung gelöst, verbraucht. Andererseits stellte sich heraus, dass das vom Globulin befreite Serum seine volle Heilkraft behalten hatte. Dieses (bei der Globulinabscheidung verdünnte) Serum schied beim Eindampfen bei 41 0 Vakuum eine grosse Menge eines flockigen Niederschlags aus, welcher, als Natronverbindung injizirt, heilkräftige Wirkung besass. Da reines Serum den Niederschlag nicht liefert, halten Verff. denselben für Muskelalbumin , welchem also wie dem Serum a 1 b u m i n heilkräftige Wirkung zukommt ; denn auch der flüssig gebliebene Theil des eingedunsteten Serums besass Heilwirkung, wie sich herausstellte, als dieser Antheil mit Alkohol gefällt1), nach Entfernung des Alkohols mit Aether gewaschen und bei 39 0 vom Aether befreit wurde. Das so dargestellte Serumalbumin stellt ein schwach röthliches, trockenes, körniges Pulver dar, das wahrscheinlich längere Zeit ohne Veränderung aufbewahrt werden kann. Dieses aus 130 ccm Serum gewonnene Produkt wurde in 15 — 20 ccm Nähr- lösung, 0,07 Proz. NaOH enthaltend, gelöst und zu Versuchen ver- wendet. Vg ccm dieser Lösung genügte bei subkutaner Injektion, um mit Rothlaufbacillen infizirte Mäuse zu heilen , ja die Krankheit ganz am Ausbruch zu verhindern. Damit ist nun zum ersten Male ein heilkräftiger Eiweiss- körper in fester Form gewonnen, wenngleich die Verff. zugeben, dass er bei verbesserter Darstellungsmethode noch weit wirksamer sein möchte 2). Nachdem nun die Verff. die Hypothese Klemperer’s über das Wesen der Immunität als unzutreffend nachweisen, entwickeln sie ihre eigenen Ansichten, welche kurz zusammengefasst folgende sind: Im Blute ist ein gewisser Eiweisskörper vorhanden mit labilen, leicht reagirfähigen Atomgruppen , den die Verff. mit dem Namen 1) Die Versuche, mit Ammonsulfat aus dem verdünnten Serum den wirksamen Eiweisskörper zu fällen, wurden wieder aufgegeben, da jenes Salz nicht völlig entfernt werden konnte und schädliche Wirkungen besitzt. 2) Sehr wichtig ist noch der Umstand, dass immunisirte Kaninchen weit mehr von jenem Alkoholniederschlage liefern, als gleich ernährte, aber nicht immunisirte! 638 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. I ni m u n p r o tei'n belegen. Dieser liefert durch Verbindung mit dem von den Bakterien secernirten Bakteriotoxin , welches nach Untersuchungen von Nencki, Hueppe, Brieger, Kitasato und Wassermann ebenfalls ein Eiweisskörper ist, eine hochmolekulare Verbindung, das I m m un toxi n prote'xn , welches nicht leicht in thierische Zellen hineindiosmirt und deshalb lange Zeit im Blute und Gewebssafte erhalten bleibt, wohl aber in Bakterien einzudringen vermag und dort gespalten wird in die beiden ursprünglichen Kom- ponenten. Das nun in grösseren Mengen in den Bakterien frei- werdende, im Status nascens noch wirksamere Bakteriotoxin (das ur- sprünglich von den Bakterien abstammt) tödtet nun die Bakterien (vielleicht unterstützt durch das im Status nascens ebenfalls frei- werdende Immunprotein?). Auf diese Weise finden manche dunkle Punkte bei der künstlichen Immunisirung eine einfache Erklärung. Die Verff. besprechen ferner noch die Versuche Klemperer’s, mit den Stoffwechselprodukten von Pneumokokkenkulturen zu imrnunisiren. Sie weisen darauf hin, dass man auf diese Weise meist weniger Bakteriotoxin dem Körper einverleibt, als wenn man die Kokken selber injizirt. Loew (München). Bitter, H., Ueber die bakterien feindlichen Stoffe thie- rischer Organe. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. XII. 1892. Heft 3.) Bitter unterzog sich der dankenswertben Aufgabe einer exakten Nachprüfung der Versuche von Hankin und von Christmas, welche sich auf die Darstellbarkeit bakterienfeindlicher Substanzen aus Blutserum und Organen von Thieren erstrecken. Zur Kontrolle der etwaigen Abtödtung der Bakterien in den gewonnenen Flüssig- keiten verwendete Verf. die von Nuttall auf Flügge’s Veranlassung eingeführte successive Plattenaussaat nach bestimmten Zeiträumen vom Beginne der Bakterieneinsaat. Die nach den Methoden von Hankin dargestellten Extrakte, sowie auch einfache Organauszüge mit 1/, o gesättigter Na2S04-Lösung erwiesen sich als völlig un- wirksam gegenüber Bakterien; Verf. glaubt daher annehmen zu müssen, „dass die positiven Erfolge Hankin’s auf Selbst- täuschungberuhen“. Es wurden zum Versuch verwendet Ly mph- drüsen und Milz von Hunden und Kaninchen, sowie Thymusdrüse vom Kalbe. Als wirksamer erwiesen sich die nach dem von Christ- mas eingeschlagenen Verfahren dargestellten Lösungen eines durch Alkali erzeugten Niederschlages von Serum oder von Glycerin- extrakten der Organe; die Lösungen blieben spontan keimfrei und zeigten vernichtende Eigenschaften auf Milzbrand- und Typhus- bacillen, jedoch weniger intensiv als das frische Serum, aus dem sie dargestellt waren. Bei der aus Glycerinextrakt der Organe gewon- nenen Substanz machte Verf. die interessante Beobachtung, dass dieselbe (im Gegensatz zum Serum und der aus demselben durch Fällung und Wiederauflösung gewonnenen Masse) eine Erhitzung auf 65° C eine Stunde hindurch verträgt, ohne ihre bakterien- vernichtende Eigenschaft ganz einzubüssen. Verf. schliesst daraus, dass die bakterienfeindliche Substanz der Organe zum Theil eine Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 639 andere ist, als die des Serums, jedenfalls nicht lediglich aus dem Blute stammt. Petruse hky (Berlin). Roemer, F., Darstellung und Wirkung p r o tein h alti ger Bakterienextrakte. (Sonderabdruck aus Berl. klin. Wochen- schrift. 1891. No. 51.) Die in den Filtraten von Nährflüssigkeiten enthaltenen wirksamen Substanzen sind nach Verf.’s Ansicht nicht als Stoffwechsel-, sondern als Zerfallsprodukte der Bakterien anzusehen, da die Darstellung dieser Substanzen auch gelingt, wenn man eine auf einem festen Substrate (Kartoffeln) üppig gewachsene Kultur vorsichtig abschabt, mit destil- lirtem Wasser im Verhältnisse von 1 : 10 zu einer feinen Emulsion zerreibt und nach vorherigem Sterilisiren mehrere Wochen stehen lässt und in dieser Zeit häufig mehrere Stunden aufkocht. Das Filtrat dieser Flüssigkeit enthält, wie Thierversuche ergeben haben, eine grössere Menge der wasserlöslichen und aus der Bakterienzelle extrahirten Proteine, als das durch Filtration von Nährflüssigkeiten gewonnene Material. Die Wirkung der so dargestellten Proteine ist schon vielfach geprüft worden und besteht hauptsächlich in Chemotaxis , Leuko- cytose, Beschleunigung des Lymphstromes und Fiebererzeugung, und kommen diese Eigenschaften nicht nur dem Tuberculin , sondern wahrscheinlich allen Bakterienextrakten zu. In der That ging ein mit 6 Wochen alter Tuberculose behaftetes Meerschweinchen nach Injektion von Extrakten des Bac. pyocyaneus und des Pneu- moniebacillus (Friedländer) unter denselben Erscheinungen zu Grunde, wie sie Koch bei seinen Tuberculinversuchen be- schrieben hat. Die chemische Prüfung der in obiger Weise gewonnenen Ex- trakte ergab stets das Vorhandensein von Eiweiss; über die Natur der Eiweisskörper gab die erstere jedoch keinen Aufschluss. Kamen (Czernowitz). Kitasato, Heilversuche an tetanuskranken Thieren. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. XII. 1892. Heft III.) Die neueren Versuche, welche Kitasato über die Heilbarkeit des Tetanus bei Thieren anstellte, wurden, um Versuchsbedingungen zu gewinnen, welche dem menschlichen Tetanus möglichst entsprechen, auf Veranlassung Koch’s in der Weise unternommen, dass nicht Tetanusgift, sondern mit Tetauussporen infizirte Holz- splitter einer grösseren Anzahl von Mäussen unter die Haut gebracht wurden und dann in bestimmten Zeiträumen nach der Infektion bei einem Theil der Mäuse die Heilung versucht wurde, während der Rest der Mäuse zur Kontrole diente. Zur Behandlung wurde Serum von einem durch Behring gegen Tetanus immunisirten Pferde verwendet; es genügten 0,001 ccm von diesem Serum, um bei intraperitonealer Applikation eine Maus innerhalb 15 Stunden gegen Infektion mit Tetanus zu schützen. Zur erfolgreichen Behandlung der Mäuse nach erfolgter Infektion erwiesen sich jedoch weit grössere Mengen als erforderlich, und zwar um so grössere, je später 640 Schutzimpfung, künst 1. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Dach der Infektion die Behandlung vorgenommen wurde. Wurde gleichzeitig mit der Infektion eine Einspritzung von Serum vorge- nommen, so genügte noch eine einmalige Injektion von 0,1 ccm Serum, um den Ausbruch des Tetanus zu verhüten. 24 Stunden nach der Infektion war bereits eine 3 malige Injektion von 0,4 ccm Serum erforderlich, im Ganzen 1,2 ccm, also das 1200- fache derjenigen Dosis, welche zurlmmunisirung genügte. Die Symptome des Tetanus traten übrigens trotz der Behandlung 48 Stunden nach der Infektion auf und endeten erst etwa 1 x/2 Monate nach der Infektion mit völliger Wiederherstellung. Bei 10 Mäusen wurde versuchsweise die Behandlung erst nach dem Auftreten der ersten Tetanussymptome, 48 Stunden nafch der Infektion, vorgenommen, und zwar wurde täglich 1 ccm des Serums injizirt; trotzdem ging die Hälfte der Mäuse an Tetanus zu Grunde; die andere Hälfte derselben erholte sich allmählich, nachdem 1V2 Monate lang die Hinterextremitäten gestreckt geblieben waren. Die vor- liegenden Versuche sind tür die Beurtheilung der Aussichten, welche die Serumbehandlung beim Tetanus des Menschen eröffnet, sowie für die Schätzung der erforderlichen Serummengen und der Höhe der erforderlichen Schutzkraft von grossem Werthe. Petruschky (Berlin). Tizzoni, Gr., e Cattani, Gr., Alcune questioni relative al- 1’ i m m u n i t ä del tetano. (La Riforma med. 1892. No. 192, 193. pp. 495, 505.) Vaillard hatte bereits festgestellt, dass der humor aqueus von gegen Tetanus immunisirten Thieren nicht die immunisirende Eigen- schaft des Blutserums besitzt. Verff. fügten zu je 0,5 ccm Kammer- wasser, das sie von auf verschiedene Weise immunisirten Kaninchen entnommen hatten, einen Tropfen filtrirter Tetanusgelatinekultur hin- zu und beliessen die Röhrchen 24 Stunden bei 37° C, worauf mit der Mischung weisse Mäuse und weisse Ratten subkutan geimpft wurden. Alle (5) Versuchsthiere gingen an sehr akutem Tetanus zu Grunde. Der Humor aqueus von gegen Tetanus gefestigten Kanin- chen, deren Blutserum nachgewiesenermassen ein beträchtliches Heil- vermögeu besass, ist demnach auch bei ziemlich langer Einwirkung auf das Tetanusgift nicht im Stande, das letztere zu zersetzen, was mit den Ergebnissen früherer Untersuchungen der Verff., die Organe und Gewebe von verschiedenen gegen Tetanus immunisirten Thieren betreffend, übereinstimmt. Neuere Versuche der Verff. über die Dauer der Wirksamkeit des Blutserums tetanusgefestigter Tkiere ausserhalb des Organismus haben ergeben, dass das Blutserum eines tetanusimmunen Kaninchens, steril entnommen und in einem mit Wattepfropfen und Siegellack verschlossenen Röhrchen bei 15 — 25° C im Dunkeln aufbewahrt, noch nach mehr als drei Monaten sein immunisirendes Vermögen konservirt hatte. Mit der Zeit hatte sich in dem Serum ein flockiger Nieder- schlag gebildet. Nur mit diesem oder dem durch Schütteln mit selbem getrübten Serum konnte die antitoxische Wirkung erzielt werden. Die klare Flüssigkeit blieb gänzlich unwirksam. Die wirk- Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 641 same Substanz im Blutserum tetanusgefestigter Thiere, das Antitoxin, das bekanntlich durch Ausfällen mittelst Alkohol erhalten wird, kon- servirt sein volles ursprüngliches immunisirendes Vermögen eine un- bestimmt lange Zeit hindurch, ohne dass dessen Aufbewahrung unter besonderen Vorsichtsmassregeln geschehen müsste. Für jenes vom Kaninchen erstreckte sich die Untersuchung auf ein 8 Monate und für das vom Hunde auf ein 10 x/2 Monate aufbewahrtes Antitoxin. Dass das Antitoxin dem Blutserum an Wirksamkeit nicht nachsteht, suchten Verlf. neuerdings in exakterer Weise festzustellen. Sie in- jizirten weissen Ratten je 0,5 ccm frisches Blutserum , das von drei immunisirten Kaninchen und von einem immunisirten Hunde stammte, uud bestimmten hierauf diejenige Menge von Tetanuskultur, welche durch diese Schutzimpfung nicht vollständig neutralisirt wird, sondern noch zu leichten vorübergehenden Tetanuserscheinungen führt. Dann wurde aus je 0,5 ccm desselben Blutserums das Antitoxin isolirt und die Versuche mit letzterem anstatt mit dem frischen Serum wieder- holt. Es traten Tetanussymptome im gleichen Grade auf, wie sie nach 0,5 ccm frischem Blutserum ausgelöst wurden. Daraus geht hervor, dass dem Antitoxin dieselben immunisirenden Eigenschaften in gleich hohem Grade wie dem frischen Serum zukomraen. Seiner Un Veränderlichkeit und seines leichten Transportes halber wäre es dem Blutserum vorzuziehen. Der Grad der Wirksamkeit des Serums eines bestimmten Thieres steht nicht in Beziehung zu der Kulturmenge, welche dieses Thier nach irgend einer Behandlung vertragen kann. Nicht allein die natürlicii refraktären Thiere können ohne Schaden grosse Mengen Tetanuskultur erhalten, obwohl ihr Blut keine antitoxische Wirkung aufzuweisen hat. Auch bei empfänglichen Thieren kann es zufolge einer Angewöhnung au das Tetanusgift Vorkommen, dass sie mit Ausschluss anderer Krankheitserscheinungen, als einer bemerkens- werthen Abmagerung, wiederholte und steigende Dosen von Tetanus- kultur aufnehmen können, ohne dass jedoch ihr Blut irgend ein anti- toxisches Vermögen acquirirt haben würde. Hierfür spricht der von Verlf. mitgetheilte Versuch. Das Blutserum eines mittelgrossen Hundes besass kein immunisirendes Vermögen, trotzdem das Thier successive 55,5 ccm filtrirte Tetanuskultur und später abermals 50 ccm injizirt erhalten hatte. Erst als dem Hunde eine nicht filtrirte, auf einem anderen Nährboden gezüchtete Kultur injizirt wurde, begann dessen Blut ein antitoxisches Vermögen anzunehmen, das nach wenigen Injektionen jene Höhe erreicht hatte, um mit gutem Erfolge bei der Heilung des Tetanus am Menschen verwerthet werden zu können. Das Resultat weist auf die Verschiedenheit zwischen ein- facher Giftgewöhnung und Schutzimpfung hin, und zeigt, von welcher Wichtigkeit die richtige Wahl des Immunisirungsmateriales ist. Die für Tetanus sehr empfänglichen Thiere, auch wenn sie in hohem Grade tetanusfest gemacht worden sind, geben kein wirksameres Serum, als die weniger empfänglichen Thiere. Das Serum des weniger empfänglichen Hundes neutralisirte sogar um ein Drittel mehr von derselben Tetanuskultur, als jenes des empfänglicheren Kaninchens. Doch zeigt schon das Serum von mehreren Thieren 642 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. eines Wurfes ein verschieden hohes Immunisirungsvermögen. Von jungen Hunden scheint es leichter, ein sehr wirksames Serum zu ge- winnen, als von älteren Thieren. Das Heilvermögen des Serums kann über eine gewisse Höhe hinaus nicht gebracht werden , selbst wenn man immer grössere Dosen uud in kürzeren Intervallen injizirt. Hingegen kann das Heilvermögen des Serums aufrecht erhalten bleiben, wenn man regelmässig und in nicht zu langen Zwischen- räumen mit den Injektionen fortfährt. Verff. besitzen Thiere , die vor mehr als einem Jahre gegen Tetanus immunisirt wurden , und deren Serum trotz häufiger Blutentziehungen bisher immer gleich wirksam geblieben ist. Die Bildung der antitoxischen Substanz bei vaccinirten Thieren wäre demnach nicht als eine bloss vorübergehende Erscheinung anzusehen. Bei früheren Versuchen der Verff. erwies sich die mittelst Blutserum von tetanusgefestigten Thieren auf andere Thiere übertragene Immunität als vorübergehend und von kurzer Dauer. Eine Wiederholung der Versuche an weissen Ratten unter Beobachtung gleichartiger Versuchsbedingungen ergab, dass bei dieser Thierart die immunisirende Wirkung des Kaninchenserums eine viel längere Zeit andauert, als jene des Hundeserums. Das letztere wird im Organismus der weissen Ratte eben rascher zersetzt und eliminirt, als das erstere. Nach den im Originale ausführlicher geschilderten Versuchen über die Heilwirkung des Blutserums von tetanusfesten Hunden konnten mit 6 — 7 ccm dieses Serums, beziehungsweise mit 30 cg des trockenen alkoholischen Präzipitats aus demselben, bei der weissen Ratte tetanische Intoxikationen , welche die Kontroll- thiere in 4 — 5 Tagen tödteten, geheilt werden. Aus ähnlichen thera- peutischen Versuchen mit Kaninchenblutserum an weissen Ratten geht hervor, dass das Hundeblutserum eine höhere entwickelungs- hindernde, das Kaninchenserum dahingegen eine höhere Heilwirkung gegenüber Tetanus besitzt. Verff. erörtern noch die Gründe, wes- halb sie das Hundeblutserum bei der Heilung des Tetanus am Menschen vorziehen, und berichtigen zum Schlüsse die von Behring erhobenen Eiuwäude gegeu die Heilwirkung des Hundeblutserums und des Tetanusantitoxins. Kral (Prag). Petruscliky, J., Ueber die Art der pathogenen Wirkung des Typhusbacillus auf Thiere und über die Ver- leihung des Impfschutzes gegen dieselbe. (Zeitschr. f. Hyg. u. Infektkrkh. Bd. XII. p. 261.) Petruschky berichtet über die Resultate von Infektionsver- suchen mit Typhusbacillen bei Thieren. Orientirende Versuche er- gaben, dass Mäuse schon durch intraperitoneale Injektion eines Tropfens (ca. 0,05 ccm) des trüben Kondenswassers einer schrägen Agarkultur in 24 Stunden getödtet werden. Bei subkutaner Infektion ist dieselbe Dosis nicht tödtlich. Kleine Mäuse (5 —7 g) sterben dagegen auch bei sub- kutaner Infektion mit einer Platinöse von schräger Agar- kultur, mittelgrosse Mäuse (12 — 15 g) seltener, ausgewachsene Mäuse nie. Die überlebenden Thiere werden dadurch gegen grössere, sonst sicher tödtliche Dosen widerstandsfähig; an der Infektionsstelle Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 643 zeigen sie meist eine mehr oder weniger umfangreiche Hautnekrose. Durch grössere Dosen werden auch ausgewachsene Mäuse bei intra- peritonealer Infektion sicher getödtet. Im Serum der Bauch- oder Brust- höhle wurden neben beweglichen auch unbewegliche Typhusbacillen bemerkt. Die Zahl der im Blute nachweisbaren Bacillen war eine sehr geringe, wie sich erwies, wenn man die Oberfläche des Herzens nach Abklemmung der Gefässe 'unter sterilem Wasser abpinselte und erst dann das Blut untersuchte. Sowohl bei Mäusen als auch bei Meerschweinchen und Kaninchen Hessen sich die Bacillen durch Platten- und Ausstrichkulturen regel- mässig im Blute des Herzens, der Leber, Milz und Nieren nachweisen, selbst bei Thieren, die erst nach 3 — 8 Tagen zu Grunde gingen (im Gegensatz zu Be um er und P ei per, welche einen schnellen Unter- gang der Typhusbacillen im Thierkörper behaupteten). An der In- jektionsstelle fand sich nie Eiteransammlung, auch sonst keine ent- zündliche Reaktion, nur bei den überlebenden Thieren die erwähnte trockene Hautnekrose Das von 24 stündigen Agarkulturen entnommene Bacillenmaterial wog Verf. in einem sterilen tarirten Reagenzglase ab und stellte daraus mit soviel Kubikcentimeter sterilisirtem Lei- tungswasser, als die Kulturmenge Milligramme betrug, eine 0,1-proz. Suspension her. Bei intraperitonealer Injektion war die tödtliche Dosis der Institutskultur nach der Grösse 0,15 — 0,3 mg, also etwa 10—15 mg pro Kilo Körpergewicht; meist noch weniger. Dosen unter 7,5 mg, ja bei kräftigen Mäusen („Springern“ Ehrlich ’s) wurden in der Regel 15 — 20 mg pro Kilo vertragen. Bei subkutaner Injektion war erst die 5 — 6fache Dosis tödtlich. Ratten vertrugen eine fast genau ihrem Körpergewichte entsprechende grössere Dosis. Meerschweinchen waren empfindlicher; die intra- peritoneal tödtlich wirkende Dosis betrug 5 — 10 mg pro Kilo Körper- gewicht. Bei Kaninchen waren die Resultate schwankend. Im Innern von Schnitten der Leber und Milz von solchen nach intraperitonealer Infektion gestorbenen Mäusen fand P. niemals Nester von Typbusbacillen, welche auf eine Vermehrung derselben im Parenchym gedeutet hätten. Zahlreich fanden sich dagegen die Bacillen auf dem serösen Ueberzuge der Bauchorgane und — auf Klatschpräparaten — in kolonieenartiger Anordnung. Danach schliesst P. zwar nicht auf eine unbeschränkt progres- sive, wohl aber auf eine begrenzte Vermehrung. Dafür spricht auch, dass sich die Infektion von einer mit der eben tödtlichen Dosis getödteten Maus nicht nur intraperitoneal, sondern auch subkutan auf andere Mäuse weiter übertragen lässt. Wenn es sich dabei nur um resti- rende Bruchtheile der ersten eben gerade tödtlichen Dosis handelte, so wäre das natürlich unmöglich. Ja es wirkt allein schon eine Ab- spülung von Milz oder Leber der erst getödteten Maus in Wasser. Es muss also eine Vermehrung der Typhusbacillen auf der Oberfläche der Bauchorgane stattgefunden haben. Petruschky gibt also Fraenkel und Simmonds, sowie Chantemesse und Widal den Uebergang der Typhusbacillen ins Blut der Versuchsthiere und ihre ziemlich langdauernde Nachweis- barkeit in den inneren Organen und eine nicht unerhebliche Ver- 644 Neue Litteratur. mehrung im Thierkörper zu. Die Vermehrung finde aber nur auf der Oberfläche der serösen Häute statt, das Blut diene nur als Träger der Bacillen. Im Gegensatz zu den Genannten und in Uebereinstimmuug mit Gaffky, Beumer und Peiper, Si ro- tin in u. a. bestreitet er, dass eine eigentliche Infektion mit weniger Typhusbacillen bei Thieren zu erzielen ist; ihre Wirkung sei vorzugsweise toxisch. Durch die Vermehrung der Bacillen auf den serösen Häuten werde das Verständniss ihrer thierpathogenen Wirkung nur etwas komplizirt. Schwankungen der Giftigkeit kamen sowohl bei Kulturen verschiedener Provenienz, als auch nach Einwirkung bestimmter Einflüsse zur Beobachtung. Czaplewski (Tübingen). Köttnitz, Zur Behandlung der Aktinomykose. (Dtsch. med. Wochenschr. 1891. No. 36.) Verf. hat einige seiner Patienten, welche an schwerer Aktinomy- kose der Kiefer, des Halses und der Mundhöhle litten, nach mehr- facher Eröffnung und Ausschabung der Abscesse mit Höllenstein- ätzungen behandelt und dabei die Beobachtung gemacht, dass die vorher stets rezidivirende Eiterung aufhörte und einer dauerhaften Vernarbung der Wunden Platz machte. Er enthält sich eines Ur- theils darüber, ob der günstige Erfolg in den genannten Fällen einer chemischen Wirkung des Höllensteins auf den Aktinomy cespilz oder der durch die Aetzung angeregten Entzündung zu danken ist. Kübler (Berlin). Neue Litteratur zusammen^estellt von De. Aethüe Würzbürg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. 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Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original- Mittheilungen. Ueber die Entwickelung von Cercariaeum aus Helix hortensis zum geschlechtsreifen Distomum. Von Prof. F. Blochinann. In den „Grandzügen der Zoologie“ schreibt Claus im Jahre 1880 über die Entwickelung der Distomeen: „Leider ist die voll- ständige Biologie und Entwickelungsgeschichte nur für wenige Arten, welche durch sämmtliche Entwickelungsstadien verfolgt werden konnten, ausreichend festgestellt.“ Wenn nun auch seither auf diesem Gebiete manche Entdeckung gemacht wurde, vor allem die Ent- XII. Bd. 44 650 Blochmann, Wickelungsgeschichte des verderblichen Feindes unserer wichtigsten Hausthiere, des Distom um hepaticum, durch die Untersuchungen von R. Leuckart und Thomas fast vollständig klargelegt wurde, so wissen wir doch für die grosse Mehrzahl der Distomeen in dieser Beziehung fast nichts. Es mag darum entschuldigt werden , wenn die Beobachtungen, die ich hier kurz mittheilen will, nicht lückenlos sind. Sie wurden gelegentlich neben auderen Arbeiten gemacht, und ich weiss nicht, wann mir der Zufall wieder günstig sein wird, um sie fortzusetzen. Es war mir schon im vorigen Sommer aufgefallen , dass in den Schnecken, besonders in Helix hortensis, die ich zu Labora- toriumszwecken hier in Rostock auf dem sogen. Walle sammeln liess, Cercariaeen besonders häufig vorkamen. Ich beobachtete nun die Fauna dieser Gegend etwas, um auf eine Vermuthung zu kommen, in welchem Thiere sich die Cercariaeen wohl zur geschlechtsreifen Form entwickeln möchten. Zunächst dachte ich an Krähen und Dohlen, die in grosser Menge hier in der Stadt und auf dem Walle leben. Ich schoss und untersuchte im ersten Frühjahre bis in den Sommer hinein eine grössere Zahl von beiden, konnte aber in den Därmen kein einziges Distomum finden. In zwei Exemplaren von Corvus cornix war Holostomum sphaerula in grösserer Zahl vorhanden. Dadurch war meine Hoffnung schon bedeutend herabgestimmt und sie wurde ganz zu nichte, als ich drei junge Dohlen erhielt und sie mit Schnecken zu füttern versuchte. Sie machten nicht einmal den Versuch, diese zu fressen. Ich hörte dann zufällig, dass der Igel (Erinaceus europaeus) auf dem Walle ziemlich häufig Vorkommen sollte, und richtete nun mein Augenmerk auf diesen. Vor einiger Zeit erhielt ich durch Zufall ein ausge- wachsenes Männchen. Die Untersuchung des Kothes zeigt iu Menge die Eier von Trichosoma exiguum Duj., daneben ganz spärlich Eier eines Distomum. Der Igel erhielt nun eine Anzahl Schnecken vorgelegt, und am nächsten Morgen hatte er dieselben alle verspeist. Er bekam nun 10 Tage hindurch täglich 20 — 30 Exemplare von Helix hortensis, die, stets auf dem Walle gesammelt, jedenfalls zum allergrössten Theile mehrere Cercariaeen enthielten (in 6 unter- suchten Exemplaren fanden sich stets welche). Daneben bekam er noch in Milch aufgeweichte Semmel und befand sich dabei sehr gut. Plötzlich fand ich ihn eines Morgens verendet in seiner Kiste. Es ergab sich, dass der Diener ihm des Abends zuvor ein Stück rohes Fleisch gegeben hatte, das speziell zu diesem Zwecke vom Metzger geholt war. Das Fleisch war jedenfalls verdorben, was bei der damals gerade herrschenden grossen Hitze leicht erklärlich war. Dies wurde auch durch die Erscheinungen, unter denen das Thier gestorben war, und durch die Sektion bestätigt. Der ganze Boden des Behälters war bedeckt mit wässerigen, Blutstreifen zeigenden Entleerungen. Die Schleimhaut des Darmes und Magens war geröthet und der ganze Darminhalt in starker Zersetzung, obwohl die Leiche noch warm zur Untersuchung kam. Im Darme fand sich Trichosoma exiguum in ungeheurer Menge. Daneben in grösserer Zahl ein Ueber die Entwickelung von Cercariaeum aus Helix hortensis etc. 651 Distomum, das ich für das von L instow1) beschriebene D. caudatum Linst, halten muss. Beiderlei Parasiten waren z. Th. schon abgestorben , z. Th. be- wegten sie sich nur noch träge, was wieder auf eine giftige Be- schaffenheit des Darminhaltes schliessen lässt. Trotz dieses unglück- lichen Ausganges hatte der Versuch doch ein nicht zu verkennendes positives Ergebniss. Die an den braunen Eimassen leicht erkenn- baren älteren Distomeen waren auf eine grosse Strecke des Dünn- darmes vertheilt. In dem obersten Abschnitte desselben aber — ungefähr auf einer Strecke von 20 cm gleich hinter dem Pylorus — fand sich eine Menge von jungen Distomeen in verschiedener Grösse und mit verschiedener Entwickelung des Geschlechtsapparates. Die kleinsten glichen vollständig den Cercariaeen aus der Schnecken- niere, bei anderen waren erst einige wenige Eier im Uterus. In wie grosser Zahl diese jungen Thiere vorhanden waren, ergibt sich aus Folgendem: Aus dem Stück des Darmes, in welchem die jungen Thiere beobachtet wurden, wurde der ganze Inhalt sorgfältig ausge- waschen und absetzen lassen. In 3 ccm des Bodensatzes fanden sich im Ganzen 17 Distomeen, davon hatten 10 schon mehr oder weniger Eier im Uterus, 7 waren noch frei von solchen. Diese Ergebnisse sprechen meines Erachtens zur Genüge dafür, dass das Cerca- riaeum aus der Niere von Helix hortensis im Darme des Igels sich zu dem Distomum caudatum entwickelt. Wenn der Versuch auch keineswegs einwurfsfrei ist, so macht er doch den angenommenen Entwickelungsgang schon recht wahr- scheinlich. Ich war durch die Liebenswürdigkeit eines meiner Schüler, des Herrn Thierarzt Köhler, in den Stand gesetzt, vor Kurzem einen anderen direkt beweisenden Fütterungsversuch zu machen. Herr Köhler schickte mir Ende September von Hornburg, R.-B. Magde- burg, einen $ Igel mit drei Jungen. Diese waren auf einem Rüben- felde gefangen, also an einem Platze, wo Helix hortensis kaum oder nur sehr spärlich vorkommt. Die Untersuchung des Kothes ergab bei dem $ Eier von Trichosoma exiguum, aber keine Trematodeneier, bei den Jungen gar nichts. Von den jungen Thieren erhielt nun jedes täglich 10 — 15 Stück von Helix hor- tensis, daneben Milch, etwas Fleisch und Birnen. Nach 11 Tagen — im Koth waren noch keine Eier aufgetreten — wurde eines der jungen Thiere getödtet. In den ersten 20 cm des Darmes fanden sich 63 Exemplare des D. caudatum in den verschiedensten Ent- wickelungsstadien. Sonst war der Darm frei von Parasiten 2). Die Uebereinstimmung dieser Distomeen mit den Cercariaeen 1) Archiv für Naturgesch. 1873. 2) Zusatz bei der Korrektur: Ich hatte die Absicht, die anderen beiden Jungen und das erwachsene Weibchen bis zum Frühjahre aufzubewahren, um mit den Eiern der in ihnen gezüchteten Distomeen weitere Versuche anzustellen. Vor Kurzem gingen aber die Thiere nach einander ein und bei allen fand sich eine grosse Menge von D. caudatum im oberen Thcile des Darmes, darunter viele gauz junge Thiere, wie oben für das getödtete Thier geschildert wurde, bei dem alten Weibchen ausserdem noch eine ziemliche Anzahl von Trichosomen. 44 652 Blochmann, Ueber die Entwickelung von Cercarineum aus Helix hortensis etc. aus der Niere vou H. hortensis springt sofort in die Augen. Sie spricht sich aus in der Bestacbelung, der Gestalt und Lage der Saugnäpfe, der Anordnung der Geschlechtsorgane — das Ovarium zwischen den beiden Hoden nahe dem Hinterende; Geschlechtskloake hinter dem Bauchsaugnapf — der auffallend starken Fiimmerung in einem Theil der exkretorischen Längsstämme. So darf es also als sicher gelten, dass das Cercariaeum aus der Niere von H. hortensis im Darme des Igels geschlechts- reif wird. Was nun den zweiten Theil der Entwickelungsgeschichte unseres Thieres, die Aufzucht des Cercariaeum aus den Eiern von D. cau- datum anlaugt, so habe ich bis jetzt noch keine Versuche in dieser Beziehung augestellt. Dagegen erhielt ich für diesen Theil des Entwickelungsganges Anhaltspunkte bei der Durchsicht von Schnittserien durch die Nieren mehrerer Exemplare von H. hor- tensis. In den Nieren waren fast stets mehrere verschieden grosse Cercariaeen vorhanden. In einer Serie findet sich dicht neben der Niere in der Wand der Athemhöhle eine ansehnliche Sporocyste, in welcher schon eine grössere Zahl sogen, ungeschwänzter Cercarien, oder richtiger gesagt, junger Distomeen vorhanden ist. In der Wand der Niere ist ebenfalls ein solches junges Distom um — offenbar auf der Wanderung in die Niere — vorhanden. Es dürfte also der ganze Eutwickelungsgang des D. caudatum folgenderraassen verlaufen : Die mit den Faeces nach aussen gelangenden Eier bringen wahrscheinlich auf feuchter Erde den Embryo zur voll- ständigen Entwickelung und werden in diesem Zustande von Schnecken aufgenommen. Die Larve dringt in die Decke der Athemhöhle — vielleicht auch noch in andere Organe — ein und verwandelt sich hier zu einer Sporocyste, in welcher sogen, uugeschwänzte Cercarien in grösserer Zahl entstehen, die dann in die Niere eiuwandern und hier, von dem Nierenepithel sich ernährend, zu den Cercariaeen heran- wachsen , die schliesslich im Darme des Igels in kurzer Zeit zu den geschlechtsreifen Distomeen werden. Dass die Thiere an dem defini- tiven Wohnplatze in kurzer Zeit schon geschlechtsreif werden, er- scheint einleuchtend, wenn wir die bedeutende Grösse und weit fortgeschrittene Ausbildung der Cercariaeen in Betracht ziehen, bei denen besonders auch die Geschlechtsorgane schon wohl ent- wickelt sind. In dieser Beziehung liegt ein ähnliches Verhalten vor, wie bei Ligula, die ja auch, im Larvenzustande schon weit ent- wickelt, im Darme des definitiven Wirthes in kurzer Zeit geschlechts- reif wird. Wenn das mitgetheilte Beobachtungsmaterial auch unvollständig ist, so glaube ich trotzdem, dass die Hauptzüge in der Entwicke- lungsgeschichte des Cercariaeum von H. hortensis dadurch festgestellt sind. Rostock, 7. Oktober 1892. Drossbach, Aus der bakteriologischen Praxis; 653 Aus der bakteriologischen Praxis. Von Dr. Paul Drossbach in T r o p p a u. Um bei dem Studium solcher Bakterienarten , deren Kultur auf unseren künstlichen Nährböden bislang nicht gelungen war, nicht auf Gelatine und Agar-Agar angewiesen zu sein und auch die unbequeme und unzuverlässige Art des Verdünnens durch Verstreichen umgehen zu können, arbeitete ich nachfolgendes Verfahren aus, welches in einfachster Weise die Verwendung jedes festen Nährbodens gestattet. Die Methode besteht lediglich darin, dass die Verdünnung nicht im Nährboden selbst, sondern vorerst mittelst keimfreiem Wasser vorge- nommen wird. Hierbei hat man dafür zu sorgen, dass die ange- wendeten Wassermengen recht gering sind. Diese Verdünnungen giesst man nun auf die in passenden Schälchen mit sehr niedrigem Rande ausgebreiteten Nährböden, z. B. erstarrtes Hühnereiweiss, Blutserum, Seidenleim, Kleber, Pflanzenalbumin und dergleichen mehr. Man vertheilt durch Hin- und Herneigen und stellt die Schälchen horizontal unter die Glocke einer kräftig wirkenden Luft- pumpe. Arbeitet diese gut, so ist die dünne Wasserschicht bald verdampft und man hat nur darauf zu achten, dass der Nährboden nicht ganz austrocknet. Die im Wasser vertheilt gewesenen Keime befinden sich nun ausschliesslich auf der Oberfläche des Substrates. Man sieht, dass unter diesen Umständen auf die vollständige Durch- sichtigkeit eher verzichtet werden kann und die Zahl der Nährböden nicht mehr durch die früheren Anforderungen beschränkt ist. Das Wachsthum ist nur in Bezug auf die Verschiedenheit der Nährböden ein verschiedenes und geht im Allgemeinen in der be- kannten Weise von statten. Ein Vortheil macht sich übrigens bald bemerkbar. Die meisten Kolonieen zeigen ihre charakteristische Form erst an der Oberfläche. Da nun hier alle Kolonieen an der Oberfläche liegen, so gestattet dies, dieselben in ihren ersten Anfängen zu beobachten. Durch den Widerstand des Substrates nicht behindert, ist das Wachsthum ein recht charakteristisches, und besonders nicht verflüssigende Arten, die im Substrate oft schlecht gedeihen, wachsen auf der Oberfläche leicht. Ein anderer Vortheil dieser Oberflächenkulturen ist durch das bequeme Abimpfen gegeben. Bloss unter Führung der Lupe gelingt cs durch senkrechtes Einstechen der Nadel bequem und leicht, zu fischen, da man eine Verunreinigung durch tiefere Kulturen nicht zu fürchten hat. Dieser Umstand lässt bisweilen die Verwendung dieser Methode auch für Gelatine und Agarplatten empfehlen. Auf Pflanzenalbumin, Stärkekleister u. dgl. können so leicht Reinkulturen von Spirillen erhalten werden, wie sie im faulen Wasser oft Vor- kommen. Ein fernerer Vortheil ist durch das leichtere Zählen dieser oberflächlichen Kolonieen gegeben. 654 Altmann, Da die Zahl der verwendbaren Nährböden durch diese Methode vergrössert ist, dürfte es vielleicht gelingen, auch solche pathogene Mikroorganismen rein zu züchten, die sich bisher der Untersuchung entzogen haben. Tr oppau, 17. Sept. 1892. Ein neuer Thermoregulator für Petroleumheizung bei Thermostaten1)* Von P. Altmann in Berlin. Mit 2 Figuren. Um an allen Orten, wo kein Gas vorhanden, in den Bruträumen eine stets konstante Temperatur auf automatischem Wege möglichst sicher zu erreichen, habe ich eine Vorrichtung kon- struirt, welche für jedes beliebige Heizmaterial Verwen- dung finden kann und welche mir bei meinen Versuchen die besten Resultate geliefert hat. Ich bemerke, dass Petroleum die ge- eignetste Flüssigkeit ist, um Thermostate zu erwärmen, weil die Flamme am ruhigsten brennt, und die Temperaturdifferenzen dieser Flamme an und für sich sehr gering sind. Es kann jedwede Petro- leumlampe dazu benutzt werden, doch empfiehlt es sich, eine solche mit möglichst grossem Reservoir und einem daran befindlichen Tubus zu nehmen, damit ein Nachfüllen ohne Auslöschen der Flamme er- folgen kann. Die ganze Regulirung geschieht auf elektrischem Wege und wird durch die beiden Figuren I und II näher veranschaulicht. Zur Tem- peratureinstellung dient eine Kontaktthermometervorrichtung, welche für verschiedene Temperaturen einstellbar und in Fig. I abge- bildet ist. Diese elektrische Kontaktthermometervorrichtung wird mit dem cylinderförmigen unteren Ende so in einen Tubus des Thermostaten gesetzt, dass dasselbe vollständig in den Flüssigkeits- raum eintaucht. Zwecks Einstellung der Vorrichtung auf die ge- wünschte, konstant zu erhaltende Temperatur erhitzt man den Ther- mostaten, bis ein im Innenraum desselben befindliches Thermometer die verlangte Temperatur anzeigt. Alsdann wird auch der Zeiger des Kontaktthermometers eine mehr oder weniger bedeutende Drehung gemacht haben, und man hat nur nöthig, den beweglichen Zeiger A, welcher einen elektrischen Kontakt bewirken soll, so zu stellen, dass er sich nun mit dem Temperaturzeiger B berührt. Dadurch, 1) Die Firma ,,Dr. Rob. Muencke, Berlin NW.“ hat die ganze Ausführung dieser Einrichtung, sowie die Anfertigung der einzelnen Theile übernommen und liefert dieselben in bekannt tadelloser Qualität, Ein neuer Thermoregulator für Petroleumheizung bei Thermostaten. 655 Fig. I. Fig. II. dass der Kontaktzeiger beliebig verstellt werden kann, lässt sich der Regulator auch für verschiedene Temperaturen einstellen. Das Ziffer- blatt dieser Thermometervorrichtung ist nur empirisch eingetheilt, um bei den verschiedenen Temperatureinstellungen zur Orientirung zu dienen. Der bei einer gewissen Temperatur stattfindende elektrische Kontakt theilt sich nun dem eigentlichen Wärmezufuhrregulator mit, welcher in Fig. II abgebildet ist. (Selbstverständlich ist vorher der Schluss des elektrischen Stromes durch Verbinden der Leitungs- drähte mit dem Elemente und umgekehrt zu bewirken.) Der Kontakt bewirkt mittelst Elektromagnet und Hebelübertragung einen Schluss der beiden Glimmerplatten P, so dass eine Erhöhung der Temperatur nicht stattfinden kann. Die aus der Lampe ausströmende Wärme wird direkt abgeleitet, da sie dem Boden des Thermostaten nicht mehr so frei wie vor dem Schluss der Glimmerplatten Zuströmen kann. Beginnt die Temperatur im Innenraume nun wieder zu fallen, so geht auch der Zeiger des Kontaktthermometers (Fig. I. B) zurück, der Kontakt wird unterbrochen, die beiden Glimmerplatten gehen wieder aus einander, und die volle Wärme tritt ungehindert zum Thermostaten. Auf diese Weise findet eine regelmässige automatische Wärmeregulirung statt, und es ist nicht schwierig, eine ganz bestimmte Temperatur einzustellen und dauernd konstant zu erhalten. Berlin, 5. Okt. 1892. 656 Leuchtbakterien. Referate. Eijkmann, C., Lichtgevende Bacterien. (Jaarverslag van het Laboratorium voor pathologische Anatomie en Bacteriologie te Weltevreden over het Jaar 1891. — Overgedrukt, uit het Geneeskundig Tijdschrift voor Nederlandsch - Indie. Deel XXXII. Aflevering 4. Batavia en Noordwijk 1892. p. 109 — 115.) Beschreibung einer neuen Art von Leuchtbakterien, Photobac- terium javanense Eijkmann, die Verf. auf den zu Batavia zu Markte kommenden Seefischen regelmässig vorfaud. Dieselben bilden anfänglich einzelne leuchtende Punkte, die sich binnen weniger Stunden über die ganze Oberfläche der Fische ausbreiten und die- selben schliesslich durchweg leuchtend machen, so dass man bei ihrem Lichte noch im Abstande von mehreren Decimetern Buchstaben, Uhrzeiger und Ziffern der Uhr deutlich erkennen kann. Bei der in dem indischen Klima rasch eintretenden Verwesung ist an den am Abend intensiv leuchtenden Fischen bereits am folgenden Morgen die Phosphorescenz ganz verschwunden. Die Bakterien stellen in den Kulturen sehr bewegliche Stäbchen mit stumpf abgerundeten Euden dar, in einer 3-proz. Zuckerauflösung zeigen sie eine Dicke von 0,8 — 1,0 fi und die 2— 4fache Länge. Einige sind so kurz, dass sie sich den Micrococcus-Formen nähern, andere sind wieder viel länger und bestehen bei näherer Betrachtung aus 2 und mehr Stäbchen. Die Bewegung ist eine in krummen Linien fortschreitende, zuweilen auch eiue drehende. Sporenbildung wurde nie beobachtet. Die üblichen Anilinfarben färben die Stäbchen gut und gleichmässig. Nach der L oeffler ’schen Methode gelang es dem Verf., auch die Cilien zu färben, die an dem einen Ende einzeln sich finden und die Stäbchen mehrfach an Länge übertreffen. Das Photobacterium javanense verflüssigt die Gelatine nicht. Bei Plattenkultur er- kennt man mit blossem Auge scharf umschriebene, weisse Kolonieen, die sich an der Oberfläche ausbreiten. Bei schwacher Vergrösserung erscheinen die Kolonieen im durchfallenden Lichte kugelig, von granu- lirtem Aussehen. Grössere Kolonieen haben einen dunkleren Kern und dunkleren Rand. Bei weiterer Entwickelung besteht eine Nei- gung zur Bildung sekundärer Kolonieen, die nach der Abschnürung mit der Hauptkolonie verschmelzen und unregelmässige mehr oder weniger höckerige Massen darstellen. Bei Stichkultur findet eine Ausbreitung an der Oberfläche und eine geringere Entwickelung längs des Stichkanals statt. Gährung und Gasbildung findet nicht statt. Bouillon wird durch diese Mikroben gleichmässig getrübt, später ent- stehen wolkige Massen, aber kein Oberflächenhäutchen. Die Farbe des Lichtes ist blaugrün bis weisslich, das Spektrum erstreckt sich vom Gelbgrün bis zum Violett mit der grössten Licht- stärke zwischen den Linien E und der Mitte von F und G. 6—12 Stunden nach Anlage der Kultur ist das Licht am intensivsten, Leuchtbakterien. — Reifen der Kirschfrucht. 657 am 2.-3. Tage tritt bereits eine bedeutende Abschwächung des- selben ein. Bei 10° C wachsen die Kulturen nicht mehr. Das Wachs- thumsoptimum liegt zwischen 28° und 38°, doch findet auch bei niederer Temperatur bis ca. 15° noch ziemlich lebhaftes Wachs- thum statt. Die Zufuhr von Sauerstoff, der auf sie eine grosse An- ziehung ausübt, befördert das Wachsthum an der Oberfläche der Gelatine sehr, doch findet auch in der Tiefe des Stiches noch Wachs- thum statt. In Wasserstoffatmosphäre findet noch Wachsthum, aber keine Lichtentwickelung statt. Die Temperaturgrenzen für die Licht- entwickelung sind — 20 und +45°, unter 10° und über 40° ist dieselbe nur noch sehr gering, ihr Optimum liegt zwischen 25° — 33°. W’ird die Phosphorescenz durch Erwärmung auf 50° zum Verschwin- den gebracht, so kehrt sie bei Abkühlung wieder, während fünf Minuten andauernde Erwärmung auf 60 0 die Bakterien völlig tödtet. Bei Kultur im Thermostaten bei 47,5 0 schreitet das Wachsthum kräftig fort, die Phosphorescenz hört aber auf und kehrt auch bei Abkühlung nicht wieder. Erst bei fortgesetzter Kultur stellt sich ein schwaches Leuchten wieder ein. Photobacterium javanense unterscheidet sich von deu die Gelatine nicht verflüssigenden Photobakterien, wie Ph. phos- p horescens Beyerinck, Ph. Pflügeri Ludw. et Beyer., Ph. patho- gen i cum Giard, durch seine lebhaften Bewegungen und seine An- passungen an höhere Temperaturen. Die genannten Arten leuchten am stärksten bei 10 — 15°, Ph. javanense bei 20 — 33°. Hier- durch hat dieses Bacterium viel mehr Aehnlichkeit mitPh. indi- cum Fisch., welches aber durch blauweisse Phosphorescenz und durch die Fähigkeit, die Gelatine zu verflüssigen, sich unterscheidet. Beyerinck, der die neue Art gleichfalls untersucht hat, hat noch festgestellt, dass für dieselbe Ammoniak, Salpetersäure, Ureum und Asparagin nicht als Stickstoffquelle dienen kann (hierin stimmt die Art mit Ph. Pfluegeri überein), dass allein Peptone Stickstoffnah- rung liefern können und dass schliesslich unter den Kohlehydraten nicht nur Rohrzucker, sondern auch Maltose völlig wirkungslos ist (während Ph. phosphorescens und balticum die Maltose assimiliren). Ludwig (Greiz). Keim, W. , Studien über das Reifen der Kirschfrucht, über die Produkte der Gährung des Kirsch- und Johannisbeersaftes und über den Farbstoff von Ri- besnigrum und Ribes rubrum. (Zeitschrift für analyt. Chemie. Bd. XXX. 1891. p. 402.) Von der in chemisch - analytischer Hinsicht anerkennenswerthen Arbeit sollen im Nachfolgenden nur die Gährversuche mit Kirsch- und Johannisbeersäften besprochen werden, bei deren Ausführung der Verf. zum Nachtheil seiner Arbeit zu sehr den Standpunkt des Chemikers eingenommen und die durch die Ilansen’schen Forschungsresultate gewonnene Erkenntniss — dass die Eigen- schaften einer vergohrenen Flüssigkeit in hohem Masse durch die 658 Reifen der Kirschfrucht. Art der vergällenden Hefe bestimmt werden — leider nicht ver- wertet hat. In der einen Versuchsreihe wurden die Säfte unsterilisirt in einem sterilen Kolben ohne weiteres sich selbst überlassen, in einer zweiten Reihe zuvor der Zuckergehalt darin durch Zusatz von Saccharose auf 20 Proz. gebracht, in einer dritten Reihe die unste- rilisirten Säfte, mit oder ohne Zuckerzusatz, auf je ein Liter mit 30 — 45 g ausgewaschener Bierhefe vermischt u. s. f. Die Gährung der einzelnen Proben verlief sehr verschiedenartig. Bei den mit Hefe versetzten Säften hörte die CO 2 - Entwickelung schon nach 2—3 Tagen auf, hingegen kamen alle anderen Säfte in den sterilen Kolben mit Wattepfropf, bei 25 — 30° gehalten, nicht oder sehr wenig merklich zur Gährung ; nach Entfernung der Pfropfen jedoch verlief dann der Prozess bei den gezuckerten Säften in 4 — 5 Tagen, während die ohne solchen Zusatz 5 — 7 Tage dazu brauchten. Nach Beendigung der Gährung wurden die Säfte im Rückflusskühler aufgekocht und dann nach dem Erkalten auf Flaschen gefüllt und im Keller 3 Monate lagern gelassen. Aus den Resultaten der hierauf vorgenommenen, eingehenden chemischen Untersuchung (im Original in zusammen 6 Tabellen wieder- gegeben) sei Folgendes hervorgehoben: Der Gehalt des Saftes reifer Kirschen an fixen Säuren (Aepfel- und Citronensäure) erfuhr durch den Gährprozess, ganz besonders wenn mittelst Bierhefe durchgefübrt, eine Verminderung. Es enthielt: Kirschsaft No 1 No. II Gesammt- säure Prozent Davon fixe Säuren Prozent Gesammt- säure Prozent Davon fixe Säuren Prozent vor der Gährung . . 0,687 ? 0,420 ? ohne Hefenzusatz ver- gohren 0,561 0,499 0,510 0,340 mit 30 g Bierhefe pro 1 1 vergohren . 0,315 0,260 0,332 0,252 Von fixen Säuren waltet in der Kirschfrucht die Aepfelsäure vor, in den Johannisbeeren hingegen die Citronensäure, letztere „scheint den Gährungseinflüssen widerstandsfähiger (als die Aepfel- säure) entgegenzutreten“. Bemerkenswerth, weil nicht im Einklänge mit Pasteur’s Gäh- rungsgleichung , ist die Thatsache, dass ein Saft genannter Art mit 20 Proz. Zucker nach der Vergährung einen nur wenig grösseren Glyceringehalt aufwies, als ein solcher mit ursprünglich 12 Proz. Zucker, wie folgende Zusammenstellung zeigt: Leuconostoc in Rohrzucker. 659 Gehalt der vergohrenen Säfte an Glycerin in Proz.: Kirschsaft 1 Kirschsaft II Johannisbeersaft 12,5 Prozent Zuckergehalt ; ohne Zusatz vergohren. Ohne Hefen- gabe 20,0 Prozent Zuckergehalt (Saccharose- zusatz). Ohne Hefen- gabe 13,2 Prozent Zuckergehalt; ohne Zusatz vergohren. Ohne Hefen- gabe 20,0 Prozent Zuckergehalt (Saccharose- zusatz). 30 g Hefe pro 1 1 5,2 Prozent Zuckergehalt; ohne Zusatz vergohren. Ohne Hefen- gabe 20,0 Prozent Zuckergehalt (Saccharose- zusatz). Ohne Hefen- gabe 0,287 0,409 0,309 0,364 0,379 1 0,600 Pasteur’s Gleichung zufolge hätte man in letzterem Falle, entsprechend der Glycerinbildung von 0,379 Proz. im reinen (5,2-pro- zentigen) Safte, eine solche von ca. 1,4 Proz. in dem Safte mit 20 Proz. Zucker erwarten können. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Liesenberg , C., und Zopf, W. , Ueber den sogenannten Froschlaichpilz (Leuconostoc) der europäischen Rübenzucker- und der javanischen Rohrzucker- fabriken. (Beiträge zur Physiologie und Morphologie niederer Organismen. Herausgegebeu von W. Zopf. Heft I. Leipzig 1892. 28 p. 2 Taf.) Als die ersten Untersuchungen des Leuconostoc mesen- terioi'des Cienk. der europäischen Zuckerfabriken veröffentlicht wurden, war man noch nicht im Besitz der vollkommenen Methoden und der Instrumente der Neuzeit. Später wurden diese Unter- suchungen, die in alle Lehrbücher aufgenommen wurden, nicht wieder geprüft, zumal das Material nicht mehr so leicht zu haben war, theils weil seit Einführung des Diffusionsverfahrens die Krankheit der Rübensäfte minder häufig auftrat, theils auch weil manche Zuckerfabrikanten das Vorhandensein des berüchtigten Pilzes in ihrer Fabrik verheimlichten. Verff. , welche den Pilz in dem Wasser der „Gerbersaale“ wiederfanden und Gelegenheit hatten, den Leuco- nostoc der javanischen Rohrzuckerfabriken lebend zu erhalten, haben vor 2 Jahren diese Untersuchungen wieder aufgenommen und sind dabei zu wichtigen Resultaten gekommen. Bei den Versuchen, den Leuconostoc mesenterioides aus dem Saalewasser in rohrzuckerhaltiger Nährgelatine rein zu züchten , ergab es sich zunächst , dass die in völlig überein- stimmenden Vegetationen auftretenden scheinbaren Reinkulturen durch einen anderen Spaltpilz verun- reinigt waren, der immer und immer wieder mit auftrat, indem er vermuthlich den ausserordentlich stark vergallertenden Membranen des Leuconostoc leicht anklebte. Erst durch Anwendung einer viertelstündigen, möglichst konstanten Wärme von 75u C wurden völlige Reinkulturen gewonnen, indem bei dieser Temperatur der einer dicken Gallerthülle entbehrende ver- 660 Leuconostoc in Kohrzucker. unreinigende Spaltpilz getödtet wurde. Das Aussehen dieser Rein- kulturen ist ein höchst charakteristisches. „Auf zuckerhaltiger, schwach alkalischer Nährgelatiue im Impfstrich gewachsen, stellt eine solche Reinkultur in den ersten 10 — 14 Tagen eine dicke, weissliche Masse dar, welche aus einzelnen, dicht bei einander gelagerten, an der Basis mit einander verschmolzenen Gallertklümpchen besteht, die am Scheitel stark glasartig glänzen, so dass der Gesammtein- druck etwa der einer krustenförmigen Krvstallisation ist. Den Cha- rakter einer solchen Kolonie genau in Worte zu fassen, dürfte kaum möglich sein, jedenfalls ist er so eigenthümlich, dass unter den bis- her rein gezüchteten Spaltpilzen wohl keiner dem Leuconostoc gleicht.“ Die Kulturen auf Zuckergelatine besitzen in den ersten 8 Tagen knorpelartige Beschaffenheit, sind trocken und elastisch, erweichen aber in den nächsten Wochen, werden feucht und erlangen schliesslich breiartige Weichheit. Den gleichen Wechsel zeigen die Reinzuchten auf Mohrrüben- oder Zuckerrübenscheiben. Einzelne Kolonieen in rohrzucker- und peptonhaltiger Nährgelatine bilden kleine, anfangs kuglige, glatte, später warzige Ballen von der Gestalt gequollener Sagokörner, an der Oberfläche warzige Ballen, die sich nicht selten zu einer gefalteten Haut ausbreiten. In Impf- stichen bildet der Spaltpilz bei gleichem Nährboden längs des Stiches stalaktitenähnliche Wucherungen von oft riesigen Dimen- sionen. Im Gegensatz zu Cienkowski und van Tieghem, welche nach Zopf noch keine Reinkulturen gehabt haben dürften, fand Letzterer, dass sowohl der europäische als der indische Leuconostoc der Zuckerfabriken (der dem europäi- schen in morphologischer Hinsicht völlig gleicht) in allen Ent Wickelungsstadien nur immer aus rundlichen, etwa iso diametrischen Zellen aufgebaut ist, von denen zwei immer in engerem Verbände (Diplococcusform) stehen, dass cylindrische Zwischenzellen (wie sie bei der Algenfamilie der Nosto- caceen vorhanden sind und nach Cienkowski bei Leuconostoc sich finden sollten) ebenso wenig auftreten, als Dauersporen (nach van Tieghem). Die Froschlaichorganismen der Zuckerfabriken gehören hiernach zu den Coccaceen (Zopf) und nicht zu den Bakteriaceen (Zopf). In morphologischer Hinsicht zeigt, wie die Verff. weiter entdeckten, sowohl das europäische wie das javanische Rohrzucker- Leucono- stoc einen ausgesprochenen Dimorphismus, indem beide bei gewis- sen Ernährungsverhältnissen eine bisher unbekannte, vollkommen hül- lenlose Kulturform vom habituellen und mikroskopischen Charakter eines Streptococcus bilden. Die mit mächtigen Gallerthüllen, aus einem gummiartigen Körper, dem Sch ei bl er ’schen Dextran, ver- sehene Form des Leuconostoc (die Gallerthülle färbt sich durch wässerige Lösung von Korallin schön rosenroth). Wendet man zuerst Dahlia an, die nur den Plasmakörper färbt und dann Korallin, so entsteht eine hübsche Kontrastfärbung des Zellkörpers mit der Hülle) tritt in den Melasselösungen aus entsprechend zusammengesetzten Pilze in Rohzucker. 661 Rohr- oder Traubenzuckerlösungen , sowie bei Züchtung auf rohr- zuckerhaltiger Peptongelatine auf. Die hüllenlose Kulturform (Var. n u d a Zopf) tritt auf bei Ueberimpfung auf Kartoffeln, gewöhnlicher zuckerfreier Fleischwasserpeptonuährgelatine, Milchgelatine, Glycerin- gelatine, saurer Fleischpeptongelatine mit Pepton und Glycerin , Mal- tosegelatine. Im Impfstich erwachsen nur kleine, weissliche Knöt- chen, die in ihrer Gesammtheit einen dünnen Strang bilden. Im Impf st rieh entsteht eiD unscheinbarer milchweisser Belag, der sich zu beiden Seiten des Striches nur wenig ausbreitet. Auch gewisse flüssige Nährmedien, wie 1-prozentige Peptonlösung mit den üblichen Nährsalzen, liefern diese hüllenlose Form des Pilzes, die nichts von Gallertbildung erkennen lässt, in dünnen feinen Bodensätzen. Mikro- skopisch stellt diese Form des Pilzes — die wahrscheinlich auch in der freien Natur auftritt — kurze, aus Zellpaaren zusammengesetzte Fäden dar ohne Gallerthüllen. Bei Ueberimpfung in rohrzuckerhal- tige Nährböden alkalischer Reaktion tritt wieder die „Froschlaich- form“ auf. Sowohl das europäische Leuconostoc mesen terioides als das indische vermögen Traubenzucker, Rohrzucker (nach vorheriger Inver- tirung), Milchzucker (auch der Milch), Malzzucker und Dextrin unter Bildung von Gas und Säure zu vergähren. Dextranbildung (Frosch- laichform) findet aber nur bei Gegenwart von Trauben- oder Rohr- zucker statt, nicht in Lösungen von Milchzucker, Maltose, Dextrin (diese werden nicht assimilirt. Das Dextran ist ein Assimilations-, nicht ein Gährungsprodukt). In kohlehydratfreien Lösungen von Pepton oder Asparagin erfolgt zwar Entwickelung, aber keine Dextran (Hüllen-)bilduug. Beide Pilze erzeugen ein den Rohrzucker invertirendes, nicht aber ein diastatisches , oder Cellulose lösendes, ebensowenig ein Ge- latine oder Casein peptonisirendes Enzym. Sehr günstig auf Wachs- thum, Säuerung und Gasbildung beider Pilze wirkt ein verhältniss- mässig grosser Chlorkalciumzusatz zu den Lösungen. Beide stimmen ferner bezüglich ihrer fakultativen Anaerobiose und des gleichen hohen Temperaturmaximums ihrer Entwickelungsfähigkeit überein, sowie darin, dass die gallertige Form erheblich widerstandsfähiger gegen Hitze ist, als die hüllenlose. Nur in Bezug auf das Optimum der Wachsthumstemperatur und das Verhalten in 5-prozentiger Chlor- kalciumlösung ergaben sich kleine Differenzen , die aber nur zur Unterscheidung einer Var. in di ca, nicht zur Abtrennung einer beson- deren Spezies, Leuconostoc indicum, berechtigen. Ludwig (Greiz). Frank, A. B., Mittheilung betreffs in einem Rohzucker- Nachprodukt Vorgefundener gefärbter Pilze. (Zeit- schrift des Vereins für die Rübenzucker-Industrie des Deutschen Reichs. Bd. XLI. 1891. p. 662.) Herzfeld, A., Ueber das Auftreten rothf ärbender Pilze im Rohzucker. (Ibid. p. 663—667.) Der Rohzucker (Nachprodukt) der Campagne 1890/91 einer schlesischen Rohzuckerfabrik wurde durchsetzt befunden von kleinen, 662 Gährung. rothen KlumpeD von Erbsen- bis Haselnussgrösse. Zufolge der Untersuchungen der Verff. waren an dem Aufbau dieser Gebilde zweierlei Organismen betheiligt. Die Hauptmasse bestand aus sehr kräftigen , protoplasmareichen Pilzschläuchen und deren isolirten Gliedern, an denen man häufig eine endständige, grosse, annähernd kugelförmige Erweiterung, nicht selten mit sporenartigen Einschlüssen, beobachten konnte, wonach der Pilz in die Familie der Saprolegnia- ceen oder Chytridiaceen einzureihen wäre. Die Pilzschläuche waren vielfach farblos, und diese machten dann den Eindruck lebender, vegetationsfähiger Gebilde. In vielen anderen Schläuchen jedoch war das Protoplasma kontrahirt und durch einen rothen Farbstoff intensiv gefärbt; sie waren augenscheinlich todt und waren erst nach dem Absterbeu durch einen in der Umgebung des Pilzes vorhandenen Farbstoff tingirt worden. Der Erzeuger dieses in Wasser löslichen und auch den Zucker roth färbenden Farbstoffes war vermuthlich ein in grosser Menge vorhandener kleiner Bacillus, dessen nähere Bestimmung späteren Untersuchungen Vorbehalten wurde. Die Klümpchen zeigten saure Reaktion. Wurde eines derselben in eine annähernd gesättigte Raffinadelösung geworfen, so wurden im Verlaufe von 10 Tagen 10°/0 der Saccharose in Invertzucker umgewandelt. Es ist noch unentschieden, welchem der beiden vorhandenen Mikroorganismen dieses kräftige Invertirungsvermögen der Klümp- chen zuzuschreiben ist, was zu wissen für die Zuckerfabrikation nicht ohne Interesse ist, denn die invertirte Saccharose (der Invertzucker) ist, als nicht krystallisirbar für die Zuckergewinnung verloren, über- dies wird dadurch auch noch das Auskrystallisiren von unveränderter Saccharose erschwert, was neue Verluste im Gefolge hat — Grund genug, um, wie die Verff. beabsichtigen, die Angelegenheit loch näher zu untersuchen. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Roinmier, A., Sur la diminution de la puissance fer- mentescible de la levure ellipso'idal e de vin, en pre- sence des sels de cuivre. (Comptes rendus de l’Acad. de Paris. Tome CX. p. 536.) Piclii, P., Sopra l’azione dei sali di rame nel mosto di uva sul Saccharomyces eil ip s oi d e u s. (Nuova Rass. di vitic. ed enol. Conegliano 1891.) Rommier bemerkte, dass Most aus einigen ihm zugekommenen Traubenproben durch 14 Tage bei 25 — 30° gehalten, nicht vergolir. Er meinte dies auf Rechnung eines Kupfergehaltes setzen zu sollen, der von der stattgehabten Bespritzung der Reben mit Kupfervitriol lierrührte (was doch durch chemische Analyse nachzuweisen gewesen wäre! d. Ref.). Dies gab Veranlassung zu nachfolgend beschriebenem Versuche: In 4 kleinen Phiolen wurden je 40 ccm sterilen Wein- mostes mit Kupfervitriol, entsprechend bez. 0,001, 0,002, 0,003 u. 0,004 g Kupfer, versetzt, ein wenig einer frischen Kultur von S. ellipsoideus zugegeben und danu bei 18 — 25° gehalten. Die Gäbrung. 663 kupferfreie Parallelprobe zeigte nach 16 — 18 Std. beginnende Hefe- sprossung und war binnen 24 Std. in voller GähruDg. In Probe No. 1 (0,001 g Kupfer enthaltend) begann die Hefe erst nach 30 Std. zu sprossen, und erst nach 60 Std. trat Gäh- rung ein. In No. 2 liess die Entwickelung der Hefe ca. 68 Std. auf sich warten, während die Gährung erst nach 96 Std. eintrat und dann nur langsam vorschritt. In No. 3 u. 4 bemerkte man nach Verlauf von 96 Std. am Boden der Gefässe einige weisse Hefenflecke, nach weiteren 24 Std. trat sehr langsam verlaufende Gährung ein. Umfangreicher und genauer hat Pichi seine Versuche ange- stellt, um ebenfalls zu prüfen, inwieweit ein Gehalt des Mostes an Kupfersulfat die Gährthätigkeit der Hefe beeinträchtigen könne. Es wurden 150 sterile Mostproben in sterilen Gefässen mit verschiedenen Mengen genannten Salzes versetzt, und zwar die erste Probe pro 100 ccm Most mit 0,0003 g, die zweite mit 0,0006 g, die dritte mit 0,0009 g u. s. f. Hierauf erhielt jede Probe eine geringe Menge einer Reinkultur des S. ellipsoideus und wurde dann, mit Watte- verschluss versehen, bei 23° C gehalten. Nach 12 Tagen wurde der Alkoholgehalt der einzelnen Proben bestimmt (im Original für die ersten 122 Nummern in einer Tabelle zusammengestellt). Den Ver- suchsresultaten Rommier’s (welcher mit einer anderen [reinen?] Hefenrasse experimentirt hatte — d. Ref.) zuwider ergab sich, dass ein Kupfergehalt von weniger als 0,015 g pro 100 ccm ohne schäd- lichen Einfluss ist, eine grössere Menge beeinträchtigt jedoch die Gährung, welche nur noch äusserst langsam und unvollständig ver- läuft, wenn der Gehalt pro 100 ccm Most mehr beträgt als 0,03 g Kupfer. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Hayduck, II., Ueber den Einfluss der Hopfenharze auf die Biergähruug. (Wochenschrift f. Brauerei. Bd. IX. 1892. No. 24. p. 617.) Verf. hat aus dem Hopfen drei Harze abgeschieden, welche in Alkohol, Aether, Chloroform löslich sind. Das eine derselben , das feste, spröde y- Harz, ist in Petroleumäther unlöslich, hingegen ist sowohl das a- als auch das /?-Harz (beide Weichharze) darin lös- lich. Wasser nimmt von diesen Körpern nur wenig auf. Die Lösung des a- und des /2-Harzes schmeckt stark bitter, die des y-Harzes ist geschmacklos. Die konservirende Wirkung des Hopfens ist den beiden bitteren Weichharzen zuzuschreiben, nicht aber dem y- Harze. Das a- und das ß-Harz verhindern die Milchsäuregährung in sehr merklicher Weise, hingegen sind sie den Essigsäurebakterien gegen- über unwirksam. Zur Beantwortung der Frage, in welcher Weise jedes der Harze die Gährthätigkeit der Hefe beeinflusst, wurden einige Versuche unternommen. Z. B. eine aus Darrmalz hergestellte Würze von 23° Balling wurde mit dem gleichen Volumen einer wässerigen Lösung des a-, bez. ß- und y-Harzes verdünnt und mit 1 g gepresster Reinhefe auf je 600 ccm Flüssigkeit versetzt. Der Verlauf der bei 10 0 geführten Gährung wurde durch Wägung der 664 Mund- und Infektionskrankheiten. Luft und Bakterien. entwickelten Kolhensäure (im Original in einer Tabelle wiederge- geben) verfolgt. Es ergab sich so, dass sowohl das a- als auch das /?-Harz die alkoholische Gährung verzögern, während das y- Harz auch in dieser Beziehung unwirksam ist. Ebenso geben auch nur die beiden Weichharze zur Kräusenbildung Veranlassung. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Bergtold, W. H., The rnouth as a center of infection. (Vortrag abgedr. in Dental Cosmos. Vol. XXXIV. 1892. No. 2. p. 120-127.) Der Autor gibt unter speziellem Hinweis auf Miller’s For- schungen auf dem Gebiete der Muudhygiene eine allgemeine Ueber- sicht über die Art und Bedeutung der in der menschlichen Mund- höhle sich vorfindenden Mikroorganismen. Er kommt auf Phagocy- tose und individuelle Prädisposition zu sprechen. Mangelhafte Zähne, schlecht sitzende (künstliche) Gebissplatten und Wunden im Munde begünstigen die Ansiedelung von infektiösen Keimen, zumal des Tuberkelbacillus, iu den zunächst gelegenen Lymphdrüsen. Die Untersuchung von 1000 Kindern, und zwar 500 mit guten Zähnen, 500 mit schlechten, ergab , dass von den letzteren 99 Proz., von ersteren nur 49 Proz. Lymphdrüsenanschwellung aufwiesen. Die Nothweudigkeit für die Ergreifung prophylaktischer Massregeln (regel- rechte Mundpflege) und für die rasche Beseitigung von fehlerhaften Zu- ständen , falls sie auftreten , an den Zähnen oder in der Mundhöhle im Allgemeinen, sei aus obigen und anderen Erwägungen nachweis- bar. Erforderlich und eigentlich selbstverständlich ist, dass jeder durch die Nase athme; wo dieses nicht möglich sei, müsse Abhülfe geschaffen werden. Verf. betont schliesslich, wie viele mit ihm, dass der Zahnarzt wie der Wundarzt mit den Grundprinzipien der mo- dernen Chirurgie, Antisepsis resp. Asepsis durchaus vertraut sein müsse. 0. Katz (Berlin). Cleves - Syimnes , H., Untersuchungen über die aus der Luft sich absetzenden Keime. [Aus der Chirurg. Klinik in Berlin.] (Archiv f. klin. Chirurg. Bd. XLIV. Heft 1. p. 135.) Mittelst des Plattenverfahrens stellte V. längere Untersuchungs- reihen über die auf diese Platten aus der Luft sich absetzenden Keime an. An 7 Tagen wurden im Operationsraume und in 2 Kran- kensälen je fünfmal täglich Gelatineschalen zwanzig Minuten unbe- deckt stehen gelassen. Nach der Exposition wurden die Schalen zu- gedeckt und in feuchter Kammer bei Zimmertemperatur gehalten. Die wachsenden Kolonieen wurden täglich gezählt und die Beob- achtung so lange fortgesetzt, bis die Gelatine entweder verflüssigt war oder einzelne Pilzrasen die anderen überwucherten. Die so ge- zählten Maximumzahlen zeigen im einzelnen eine anscheinende Regel- losigkeit , aber die Durchschnittszahlen (pro 1 Platte abgerundet) ergeben, dass zur Zeit des Fegens (Morg. 63/4 Uhr), die Zahl der ab- gesetzten Keime am grössten ist und bis zum Abend stetig abfällt. Nur in dem einen Krankensaale (in dessen Nähe viel gebaut wurde) nimmt gegen Abend die Zahl der sich absetzenden Keime wieder zu. Ptomaine im Urin. — Bakterien und Wasser. 665 In allen drei Räumen lagerte sich unter den Kolonieen ein Drittel Schimmpelpilze ab. Von den übrigen Keimen bestaud ein Sechzehntel aus verflüs- sigenden Arten. Die Durchschnittszahl aller pro Platte abgesetzten Keime be- rechnet sich auf 40—50 für 20 Minuten Expositionsdauer. Unter diesen 40—50 Keimen sind x/3 Schimmelpilze, von den übrigen ca. 30 sind nur wenige pathogen. Unter 4613 Keimen, die auf der Ge- latine gewachsen , fanden sich 5mal Mikroben , die zwar dem S t a- phylococcus ähnelten, aber von ihm doch in einzelnen Kleinig- keiten sich deutlich abweichend verhielten. Einmal fand sich der Bacillus pyocyaneus, obwohl in jener Zeit fast jede dritte stärker sezernirende Wunde von ihm befallen war. Es zeigte sich also, dass der Gehalt an Keimen in der Luft ein geringer ist, dass insbesondere Wundinfektionserreger verschwin- dend wenig sich finden. C. Spener (Berlin). Griffiths, A. B Les ptomain es dans quelques maladies infectieuses. (Le Bulletin m6d. 1892. No. 19. p. 218.) Verf. hat aus dem Urin von Rötheln- und von Keuchhusten- kranken zwei Ptomaine dargestellt, welche im normalen Urin nicht Vorkommen. Jenes aus dem Urin von Röthelnkranken stammende hat die Formel C3H5N30, ist sehr giftig und tödtet Katzen unter hohem Fieber (40“) innerhalb 36 Stunden. Das aus dem Urin von Keuchhustenkranken gewonnene Ptomain besitzt die Formel C5H19N08. Kral (Prag). Tataroff, I)., Die Dorpater Wasserbakterien. (Inaugural- Dissertation.) Dorpat 1891. Verf. isolirte aus dem an verschiedenen Stellen der Stadt ent- nommenen Dorpater Trinkwasser im Ganzen 40 verschiedene Bak- terienarten, darunter folgende neue: Bacillus cuticularis albus, seidenglänzender Bacillus, Bac. crassus aromaticus, weisser Bacillus, Bac. fluo- rescens mesentericus, fluorescens putidus colloides, aquatilisa, aquatilis villosus, aquat. graveolens, grün- gelber Bacillus (Tataroff), türkisfarbeuer, ledergelber, goldgelber chagrinirter Bacillus. Schminkeweisser Streptococcus, perlmutterglänzender Di- plococcus (Micrococcus ureae?). Bei den meisten dieser gefundenen Arten wurde das chemische Verhalten in Bezug auf Alkali- oder Säurebildung geprüft, wobei es sich herausstellte, dass die hierbei angeweudete Petruschky’sche Methode mit Lakmusmolke sehr schwankende Werthe ergibt und daher wohl nur zur gröberen Bestimmung des bakteriochemischen Verhaltens, beziehungsweise nur zur Unterscheidung der Alkali- von den Säurebildnern, kaum aber zur Differenzirung der Arten verwend- bar sei. Kamen (Czernowitz). 45 xn. Bd. 666 Milch und Bakterien. — Influenza. Grorini, C. , Studi sperimentali sul latte. (Ministern del l’interno. Laboratori scientifici della Direzione di Sanitä.) Roma [Tipogr. delle Mantellate] 1892. Nicht zu alte Prodi giosuskulturen in Fleischbrühe oder Gelatine, welche durch einstündiges Erhitzen im Wasserbade auf 60—65° C oder mittelst Filtriren durch Porzellan sterilisirt wurden, koaguliren sterilisirte Milch in charakteristischer Weise. Die Koa- gulation findet gleichzeitig in der ganzen Flüssigkeitssäule statt und das Koagulum bildet eine feste, plastische, zusammenhängende Masse, welche an den Röhrchenwandungen nicht adhärirt. Die ursprüngliche schwach saure Reaktion bleibt unverändert. Die Milch wird mehr oder weniger rasch koagulirt, je nach der Menge und dem Alter der ver- wendeten Prod igios uskultur. So bewirkt eine 5 Tage alte Bouillonkultur die Koagulation der Milch in 24 Stunden; eine 1 Tag alte oder eine 9 Tage alte Kultur erst in 3 Tagen. Bei Körper- temperatur geht unter sonst gleichen Versuchsbedingungen die Koa- gulation am raschesten vor sich. Die wirkende Substanz ist ein vom Prodigiosus erzeugtes koagulirendes Enzym, das der einstündigen Einwirkung von 70 — 80° C widersteht, ohne seine koagulirende Eigenschaft einzubüsseu, während das Fermi’sche Enzym vom selben Mikroorganismus von höheren Temperaturen, als 55° C zerstört wird. Prodigiosus kulturen, welche auf 100° C erhitzt werden, verlieren ihr Koagulationsvermögen. Kral (Prag). Babes, Ueber die bei Influenza gefundenen feinen Bak- terien. (Dtsch. med. Wochenschr. 1892. No. 6.) Babes veröfientlichte im Bd. VII dieser Zeitschrift No. 8, 15, 17, 18, 19 eine Mittheilung über einige bei Influenza gefundene Bak- terien, durch welche er feststellte, dass in den meisten frischen und reinen Krankheitsfällen im Sputum äusserst feine Diplobakterien und Kurzstäbchen vorherrschten. Aus der im Fall 11, 12, 13, 14, 15, 16, 19, 30 u. 31 gelieferten genaueren Beschreibung dieser Bakterien war zu entnehmen, dass diese sich in ungeheuren Massen im Schleim, namentlich auch im Innern der Leukocyten fanden, eine dicke Schicht auf der Oberfläche der entzündeten Schleimhaut bildeten und durch deren Lymphspalten in das submuköse Gewebe, oft auch in innere Organe eindrangen. Die Bakterien wurden von Babes als unbewegliche, äusserst feine Diplobakterien oder Kurzstäbchen von durchschnittlich 0,2 /.i Dicke beschrieben. Sie nahmen die Gram’sche Färbung nicht an, sie wuchsen auf Agar in der Tiefe des Nährbodens als staubförmige Kolonieen, und sie verursachten bei Kaninchen, denen ihre Kulturen in die unverletzte Nasenhöhle ein- gerieben wurden, eine Art Sepsis und Pneumonieen mit tödtlichem Ausgang. Babes erklärt diese Stäbchen, welche er auch gelegentlich der Grippeepidemie 1891/92 im Auswurfe der Kranken wiederfand, für identisch mit den Influenzabacillen Pfeiffer’s und nimmt die Prio- rität der Entdeckung für sich in Anspruch. Uebrigens ist er noch keineswegs überzeugt, dass diese Bacillen wirklich die Erreger der Cholera, Typhus und Milzbrand. 667 Grippe sind, da er bei seinen bezüglichen Untersuchungen eine Anzahl anderer, mehr oder weniger ähnlicher Bakterien bei Influenza fand. Seitdem hat Pfeiffer in einer neuen Mittheilung über seinen Influenzabacillus (vgl. Referat in dieser Zeitschrift. Bd. XII. No. 1) vornehmlich mit Rücksicht auf das abweichende Ergebniss von Babes’ Züchtungsversuchen die Identität von dessen Bacillus mit dem seinigen bestritten. Dem Unbetheiligten wird die Ent- scheidung der Frage nur durch einen Vergleich der bezüglichen Prä- parate möglich sein. Sollten indessen Babes’ Bacillen thatsächlich denen Pfeiffer’s gleichen, so würde doch nicht geleugnet werden können, dass dieser zuerst mit grosser Wahrscheinlichkeit ihren ur- sächlichen Zusammenhang mit der Entstehung der Influenza nach- gewiesen hat. Ob jene Wahrscheinlichkeit zur Gewissheit erhoben werden darf, darüber ist ein abschliessendes Urtheil zur Zeit noch nicht möglich. Kübler (Berlin). TVeyl, Th., Können Cholera, Typhus, Milzbrand durch Bier übertragen werden. (Dtsch. med. Wochenschrift. 1892. No. 37.) Die Gelegenheit, dass Bier mit Infektionskeimen in Berührung kommt, ist eine grosse. Wasser, das bei Epidemieen ja häufig eine gefährliche Infektionsquelle ist, wird schon bei der Darstellung man- cher Sorten der vergohrenen Würze noch zugesetzt, und auch sonst können pathogene Mikroorganismen durch infizirtes Wasser beim Spülen der Gefässe oder durch die Hände der Brauer, Bierschenker und Kellner leicht übertragen werden. Die Frage, ob diese Keime im Biere absterben oder ob sie sich erhalten und vermehren können, ist deshalb von grosser praktischer Bedeutung. Der Verf. hat zur Lösung derselben Versuche mit Weissbier (obergähriges Bier) und mit anderen billigen, in Berlin gebrauten Sorten (untergähriges Bier) angestellt. Zunächst wurden immer 100 ccm von frischem, nicht sterilisirtem Bier mit je 3 Oesen einer 24-stündigen Cholerabouilloukultur geimpft. Sofort nach der Impfung wurden Gelatineplatten gegossen, andere nach 24 und 48 Stunden. Auf den ersteren entwickelten sich die Choleraspirillen, auf den letzteren nicht. Der Koch’sche Kommabacillus geht also im nicht sterilisirten Biere nach 24 Stunden zu Grunde. Um zu sehen, was die Ursache dieses Absterbens sei, wurden noch Versuche mit sterilisirtem und alkalisirtem Biere gemacht, welche zeigten, dass die Choleraspirillen im sterilisirten, nicht alkalisirten Biere ebenso wie im nicht sterilisirten nach 24 Stunden zu Grunde gehen, während sie im sterilisirten und alkalisirten 3 Tage lang nach- zuweisen sind. Daraus schliesst der Verl'., dass dieselben nicht durch die übrigen im Biere vorhandenen Mikroorganismen, sondern durch die saure Reaktion des Bieres getödtet werden, dass aber ausserdem noch andere schwächer wirkende choleratödtende Stoße in demselben enthalten sein müssen. Bei der Diagnose der Choleravibrionen legt Weyl neben den morphologischen Eigenschaften der Bacillen und ihrer Kolonieen ganz 45* 668 Cholera. — Diphtherie. besonderen Werth auf die Cholerareaktion, die nach Salkowski’s grundlegenden Untersuchungen auf dem gleichzeitigen Entstehen von Indol und Salpetrigsaurem Salze in den Kulturen beruht. Von den dem Koch’schen Kommabacillus ähnlichen Mikroorganismen besitzt nur noch der Vibrio Metsch nikowii, der bei diesen Untersuchungen nicht in Betracht kommt, die Eigenschaft, diese beiden Körper zu bilden. Der Vortragende hat sich mit der Cholera- reaktion beschäftigt und macht auf folgende Fehlerquellen auf- merksam : I. Die Schwefelsäure, die man der Kultur zusetzt, muss chemisch rein sein; enthält nämlich dies Reagenz Salpetrige Säure, so wird die Reaktion vorgetäuscht. II. Die Reaktion kann bisweilen vermisst werden, wenn die Kultur nicht die nöthige Alkalescenz besitzt, von Düngern (Freiburg). Guttmaim, S. , Die Cholera in Frankreich. (Deutsch, med. Wocheuschr. 1892. No. 37.) Während die französischen Blätter und auch einzelne medizinische Organe und Körperschaften sich vereinigen, um die in Frankreich bestehende Cholera asiatica Deutschland in die Schuhe zu schieben, greift der Vortragende die französischen Behörden auf das schärfste an wegen des beispiellosen Vertuschungssystems, das seit April, wo die Seuche ausgebrochen ist, geübt wird. Durch die von Koch zu Tage gelegten Thatsachen sind die zu treffendeu Massnahmen ebenso sichergestellt, wie die Diagnose der Cholera asiatica. Der Kommabacillus ist von Netter im La- boratorium des Prof. Proust, von Chantemesse im Laboratorium des Prof. Cornil, von Roux im Institut von Pasteur früh genug nachgewiesen worden. Trotzdem ist in Frankreich nichts geschehen, um das Umsich- greifen der Seuche zu verhindern, obgleich die Epidemie sich gerade bei ihrem ersten Erscheinen am leichtesten bekämpfen lässt. Statt auf die frühzeitige Diagnose Werth zu legen, die Kranken streng zu isoliren und alle Austeckungsstoffe zu vernichten, wurde die That- saclie, dass es sich um den Koch’schen Kommabacillus handele, von den Behörden und der Presse unterdrückt und die Krankheit Monate hindurch mit „cholörine“, „affection chol6rifonne“, „diarrhee cholöriforme“ bezeichnet. Dass der ganze Charakter der Krankheit schon im Beginn gegen Cholera nostras sprach , hat sich jetzt be- wahrheitet. Nach den Errungenschaften von Koch hat das Spielen mit Worten, wie autochthone oder sporadische Cholera, nur den Zweck gehabt, das Bestehen der Cholera asiatica zu vertuschen. von Düngern (Freiburg). Koplick, Henry, Forms of true Diphtlieria which simu- late simple catarrhal angina. The so-called di- phtheritic Angina sine membrana. (The New York Medical Journal. 1892. August 27.) In einigen einleitenden Worten führt Verf. den Gedanken aus, Diphtherie. 669 dass der Kliniker die Tkatsacken und Methoden, welche die Bakte- riologie zu Tage gefördert, nicht mehr ignoriren kann. Die früher als charakteristisch angesehene Membranbildung kann durch ganz verschiedenartige Organismen hervorgerufen werden. Umgekehrt können andere durchaus mit den gewöhnlichen Anginen überein- stimmende Krankheitsbilder durch das diphtherische Virus hervor- gerufen werden und aus diesen, wenn andere dadurch angesteckt werden, wieder typische membranöse Diphtherie entstehen. Das einzig verlässliche, pathognomonische Merkmal der echten Diphtherie ist der Loeffler’sche Bacillus. Verf. berichtet zunächst über Diphtheriefälle, die sich in einer Familie ereigneten und zum Theil unter dem Bilde der diphtherischen Angina verliefen. Zuerst erkrankte ein 4 Jahre altes Mädchen unter leichter Temperatursteigerung, bellendem Husten und erschwerter Respiration. Im Rachen war kein Belag, jedoch wurden im Schleim- belag der Tonsillen virulente Lo effle r bacillen nachgewiesen. Nach 4 Tagen war das Kind wieder völlig gesund. Eine 51/2-jährige Schwester der vorigen erkrankte 3 Tage später, als die vorige unter denselben Erscheinungen. Auch hier im Rachenschleim virulente Diphtheriebacillen , niemals sichtbarer Belag. Die dritte Schwester, 21/2 Jahr alt, wurde am 6. Tage, nachdem die erste erkrankt, zum Arzt gebracht, der bei ihr ausser denselben croupösen Erscheinungen nur Röthung und Schwellung der Tonsillen konstatirte. Am anderen Morgen war der Rachen mit Membranen ausgekleidet, die durch Ab- steigen nach der Lunge zum Tode führten. Auch hier ergab die Untersuchung des Rachens schon vor Bildung der Membranen die Anwesenheit der Diphtheriebacillen. Bei einer zweiten, klinisch ganz ähnlich verlaufenden Reihe von Fällen waren nur Streptokokken , keine Diphtheriebacillen nach- weisbar. Die Existenz einer Diphtherie ohne Membran ist schon früher von den Klinikern (Trousseau, Gerhardt) angenommen, aber erst durch die Untersuchungen des Ref. mit Sicherheit nachgewiesen worden. Ihre Diagnose ist nur durch die bakteriologische Unter- suchung möglich, und sie kann durch Ansteckung wieder membra- branöse Diphtherie hervorrufen. Auch in mehreren Fällen, bei denen gelbliche, schmierige Massen auf den Tonsillen aufgelagert waren (Angine pultac6e der Franzosen), hat Verf. Diphtheriebacillen nachgewiesen, andere ganz ähnlich aus- sehende Fälle enthielten dagegen nur Streptokokken. Vereinzelte weisse Flecke und Auflagerungen auf den Tonsillen, wie sie den follikulären Formen der Rachenentzündungen eigenthümlich sind, können sowohl durch Diphtheriebacillen als durch Streptokokken hervorgerufen sein. In diesen Fällen muss der ganze Belag entfernt und auf Blutserumröhren ausgebreitet werden. An vierter Stelle führt er solche auf, bei denen es zur Ent- stehung eines Geschwüres und zu lokaler Nekrose und Abstossung eines Theiles des Tonsillargewebes kommt. Auch bei dieser von Henoch beschriebenen Erkrankung können Loef fl er bacillen ge- funden und vermisst werden. 670 Diphtherie. Das Gleiche gilt für jene Fälle, bei denen keine Membran, sondern eine das Niveau der Schleimhaut nicht überragende fibrinöse Ein- lagerung in das Tonsillengewebe beobachtet wird. Umgekehrt sind die Fälle nicht selten, in welchen das klinische Bild der echten fibrinösen Diphtherie vorhanden ist und dennoch keine Loefflerbacillen, sondern nur Streptokokken gefunden wurden. Verf. berichtet über 11 derartige Fälle. Im folgenden Abschnitt, der dem biologischen Verhalten der Bakterien gewidmet ist, gibt Verf. eine genaue Beschreibung des Loeffler’schen Bacillus im mikroskopischen Bilde wie in der Kultur, welche durch Photogramme der Bacillen wie der Kulturen erläutert sind. Beachtenswerth erscheint seiue Beobachtung, dass dieselbe Bacillenkultur, welche nach zweitägiger Entwickelung in Bouillon Meerschweinchen leicht tödtete, sich nach neuntägigem Wachsthum in Bouillon als sehr viel weniger virulent erwies. Es sollen also die Thierversuche stets mit 48 Stunden alter Bouillon vorgenommen werden. Den H off man n ’schen Pseudodiphtheriebacillus fand Verf. in 4 Fällen, welche Röthung oder lakunäre Auflagerungen auf den Tonsillen, aber keine Membranen zeigten. Die geringen, aber nicht ganz konstanten Wachsthumsdifferenzen auf Agar und Bouillon konute er bestätigen; sein entscheidender Unterschied liegt aber in dem Mangel der Virulenz. Es gelang ihm nicht, inmitten typischer Lo ef fler kulturen nicht virulente Exemplare zu finden, und eben- sowenig konnte er durch Injektion grosser Mengen von Pseudo- diphtheriebacillen die Thiere gegen nachfolgende Diphtherieimpfung immunisiren. Der in den Diphtheriefällen gefundene Kettencoccus war identisch mit dem Streptococcus pyogenes. Esche rieh (Graz). Park, William Hallock, Diphtheria and allied pseudo- membranous inflammations, a clinical and bacterio- logical study. (Medical Record. 1892. July 30 and August 6.) Die gründliche, durch einen Preis ausgezeichnete Abhand- lung ist unter Leitung von Prof. Prudden im William Parker Hospital in New-York ausgeführt. Aus dem Kapitel über Technik ist hervorzuheben, dass Verf. mit Vorliebe Agarplatten zur Isolirung der Diphtheriebacillen verwandt hat. Er benutzte Agar, das 6ü/0 Glycerin enthielt, und fand, dass er damit in frisch untersuchten Fällen die gleichen Resultate erhielt, wie in Blutserum. Waren da- gegen die Bacillen durch Desinfizientien — die Patienten wurden mittels Ausspritzen des Mundes mit Sublimat 1 : 4000 behandelt — geschwächt, so gaben sie nur noch auf Blutserum, nicht aber auf Agar Kolonieen. Verf. hat unter 159 Untersuchungen den Loeffler’schen Ba- cillus in 54 Fällen von pseudomembranöser Rachenentzündung nachgewiesen und führt eine Anzahl derselben mit ihren klinischen Daten, Ergebniss der Kulturen und der Tbierversuche an. Er hat ferner 6 Fälle von Rhinitis pseudomembranacea untersucht und dabei Loefflerbacillen nachgewiesen. Nur in einem Falle Diphtherie. 671 wurden Thierversuche angestellt, wobei der Bacillus sich als schwach virulent herausstellte. Von 4 injizirten Meerschweinchen erlagen zwei am 5. resp. 7. Tage; die beiden anderen genassen. Die Bacillen wurden stets bei der ersten Untersuchung gefunden und blieben nur so lange nachweisbar, als die Membranen bestanden. In vielen Fällen kann die Diagnose schon aus dem mikroskopischen Befunde der Bacillen in Ausstrichpräparaten von Membranen oder Schleimbelag der Tonsillen gestellt werden. Verf. hat auch Kulturen angelegt von Wäschestücken und Klei- dern, die mit dem Auswurfe Diphtheriekranker beschmutzt waren, und fand in allen Fällen lebensfähige Bacillen, wenn auch oft nur in sehr geringer Zahl. In einem Drittel aller Fälle liess sich die Infektion durch erkrankte Personen oder von Diphtheriekranken her- rührenden Gegenständen nachweisen. Verf. empfiehlt den Gebrauch von waschbaren Mänteln, wie sie in den Spitälern benutzt werden, auch in der Privatpraxis. Die Mortalität betrug nahezu 50 °/0 ; 25 von 54 Fällen; die lokale Behandlung mit Sublimatlösung schien von günstigem Einfluss auf den Verlauf. Derselbe war im Allgemeinen um so schwerer, je ausgedehnter die Membranbildung war, ist jedoch auch abhängig von der Virulenz der Bakterien und der individuellen Disposition. Unter den nicht diphtherischen pseudomembranösen Anginen fand sich in 14 Fällen der Streptococcus longus. Das klinische Bild der- selben zeigte anfangs Röthung und Schwellung der Rachenschleim- haut, die sich dann mit eitrigen Auflagerungen, später mit einer dünnen Membran bedeckt. Ausgang stets in Heilung. Die gleichen Streptokokken wurden in 17 Fällen von sog. Scharlachdiphtherie gefunden. Diejenigen, bei denen die komplizirende croupöse Ent- zündung schon in den ersten Krankheitstagen eintrat, verliefen sehr viel schwerer. In einem dieser kam es auch zur Auskleidung der Nasenhöhle mit dicken Membranen, in denen nur der Strepto- coccus gefunden wurde. Auffallend ist die grosse Zahl von uicht diphtherischer pseudo- membranöser Laryngitis, bei denen nur der Streptococcus als Krankheitserreger gefunden wurde. Verf. hat in Zeit von 4 Monaten 16 derartige Fälle beobachtet, darunter 14 bei jungen Kindern. In 5 davon waren keine Membranen oberhalb des Larynx sichtbar. 4 von den 5 Todesfällen erlagen der Komplikation mit Lungen- entzündung. Es muss sich hier wohl um lokale Besonderheiten han- deln, wie dies schon Prudden betont hat. Die grösste Zahl der Fälle, 58, betraf pseudomembranöse, durch den Streptococcus veranlasste Entzündungen, welche auf die Tonsillen beschränkt blieben. Darunter befand sich eine grosse Zahl von Erwachsenen, und es zeigte sich, dass bei diesen, die mit dicken Auflagerungen auf die Tonsillen einhergehenden Rachenentzündungen meist nichts mit Di- phtherie zu thun haben. Ihre Diagnose wird dadurch erschwert, dass sie häufig neben der echten Diphtherie Vorkommen. Ihre Mor- talität ist erheblich geringer, sie beträgt bei den auf den Rachen beschränkten Fällen 52/3 °/ö, bei den auf den Kehlkopf fortschrei- tenden 28 1/2°/0 gegen 71 1/s °/0 Sterblichkeit bei diphtherischer 672 Diphtherie. Larynxstenose. Die Erkrankung ist ansteckend und besonders ge- fährlich für kleine Kinder. Sie muss streng von der echten Diphtherie getrennt werden, und es wäre zu diesem Zwecke die Einrichtung von besonderen bakteriologischen Laboratorien in Städten sehr wünschens- werth. Es cli er ich (Graz). Griiinocliet , E. , Contributionä l’6tude de latoxinedu bacille de la diphtherie. (Archives de M6decine experimen- tale. T. IV. 1892.) Das von den Diphtheriebacillen gebildete Toxin ist bekanntlich, als eine Art Diastase von Roux, von Gamal e i a als Nukleoalbumin von Briegcr und Fraeukel als Toxalbumin augesehen worden, das im letzteren Falle durch Zerlegung des als Nahrung dienenden Eiweiss- moleküls zu toxischen Produkten entstehen soll. Ist dies richtig, so wird es den Bacillen nicht gelingen, auf eiweissfreien Medien Toxin zu bilden. Der Versuch, Diphtheriebacillen auf künstlich hergestellten, eiweissfreien Salzlösungen zu züchten, misslang. Dagegen war es möglich, solche Kulturen auf eiweissfreiem Urin anzulegen. Der Diphtheriebacillus entwickelte sich auf demselben etwas lang- samer, aber sonst in typischer Weise, und eine 3 Tage alte Urin- kultur tödtet Meerschweinchen in gleicher Menge und Schnelligkeit, wie eine 24-stündige Bouillonkultur. Das keimfreie Filtrat wirkt in gleicher Weise, wie die Kultur; es ist also das Toxin darin ent- halten und hier, da vorher Eiweiss fehlte, synthetisch gebildet. Zu- gleich fehlte in der Toxin enthaltenden Flüssigkeit jede Spur von Eiweissreaktion, so dass die Annahme, das Toxin bestehe aus einem eiweissartigen Körper, ebenso bestimmt zurückgewiesen werden muss, als die Bildung desselben aus Nahrungseiweiss. Behufs Züchtung musste der Urin leicht alkalisirt werden. Escherich (Graz). Concetti, Luigi, Sulla etiologia del croup primitiv o. (Archivio italiano di Pediatria. Anno X. 1892.) Verf. hat im Ganzen 21 Untersuchungen an 16 Kindern ausge- führt, welche wegen primärem Kehlkopfcroup intubirt oder tracheoto- mirt wurden. Dabei fand er 16mal den Kl eb s- Lo ef f 1 er’schen Bacillus. 18mal wurde die Untersuchung an den Membranen, 3mal mit Schleim aus dem Rachen ausgeführt. Nur in 2 der 16 Fälle gelang es nicht, den Loeffle r’schen Bacillus zu finden, doch war die Untersuchung in diesen Fällen durch äussere Umstände erschwert und der Verlauf sowie die Entstehung sprach mit grosser Wahrscheinlichkeit für die diphtherische Natur derselben. Er gibt eine Beschreibung des Kulturverfahrens sowie der isolirten Bacillen, mit denen er bei jungen Thieren das typische Bild des Croups und der diphtherischen Lähmung erzeugte. Dieser mit den Angaben anderer Forscher übereinstimmende Befund spricht dafür, dass weitaus die grösste Zahl , wenn nicht sämmtliche Fälle von primärem Croup, diphtherischer Natur sind. Die bakteriologische Forschung hat dem- nach zu Gunsten der von der französischen Schule gelehrten Zu- sammengehörigkeit der Diphtherie und des Croups entschieden. Trotzdem erfreut sich die dualistische Lehre in Italien noch grosser, Diphtherie. 673 ja in den letzten Jahren sogar wachsender Anerkennung, wie die Einführung der Rubrik eines nicht diphtherischen Croups in die Morbiditätsstatistik der Stadt Rom beweist. Die Zahl der dahin gehörigen Anmeldungen steigt von Jahr zu Jahr, und da in diesem Falle selbstverständlich die sonst bei Ausbruch der Diphtherie ge- übten Vorsichtsmassregeln wegfallen, so entgeht dadurch eine grosse Zahl von diphtherischen Erkrankungen der ärztlichen Ueberwa- chung und der Desinfektion. Verf. schlägt daher vor, die Bezeich- nung „nicht diphtherisch“ zu streichen und jeden Fall von Croup als diphtherieverdächtig zu betrachten und die gleichen Massregeln wie bei Diphtherie zu treffen. Eschernch (Graz). Concetti, Luigi, Sulla difterite primitiva cronica delle narici. (Archivio Ital. di Laringologia. Anno XII. 1892.) Verf. hat 5 Fälle von Rhinitis pseudomembranacea beobachtet. In zweien derselben hat er den Beweis der diphtherischen Natur derselben durch die Züchtung virulenter Bacillen erbracht; in zwei anderen war Ansteckung nachweisbar und einer derselben war von postdiphtherischer Lähmung gefolgt. Im fünften Falle gesellte sich Croup hinzu, der jedoch unter Expektoration fibrinöser Membranen heilte. In allen Fällen war der Verlauf ein chronischer und, mit Ausnahme des letzten, auf die Nase beschränkt. Die diphtherische Natur sämmtlicher Fälle scheint dadurch erwiesen und muss die Behandlung dieser bisher für ungefährlich und nicht ansteckend ge- halteneu Krankheit dementsprechend eingerichtet werden. Escherich (Graz). Stamm , C. , Die Aetiologie der Rhinitis pseudomem- branacea. [Aus dem Kaiser- und Kaiserin -Friedrich -Kinder- krankenhause in Berlin.] (Archiv für Kinderheilkunde. Bd. XIII. H. 3.) Die unter obigem Namen bekannte Erkrankung wurde bisher wegen ihres gutartigen Verlaufes und sporadischen Auftretens im Anschluss an Schnupfen oder nach Masern von der Rhinitis diph- therica unterschieden. Verf. hat in den 4 typischen Fällen , welche er zu untersuchen Gelegenheit hatte, stets den Loeffler’schen Bacillus in Kultur nachweisen können. Die Verimpfung derselben auf Meerschweinchen hatte den Tod in 4 — 6 Tagen unter den be- kannten typischen Erscheinungen zur Folge. Escherich (Graz). Welch, William, The causation of diphtheria. The an- nual address before the Medical and Chirurgical State Faculty of Maryland. (Medical News. 1891. May 16.) Der Vortrag gibt eine treffliche, übersichtliche Darstellung des gegenwärtigen Standes unserer Kenntnisse über Ursache, Verbreitung und Heilung der Diphtherie. Neues ist darin nicht enthalten. Escherich (Graz). Schlichter, Felix, Beitrag zur Aetiologie der Säuglings- diphtherie. (Separatabdruck aus Archiv für Kinderheilkunde. Bd. XIV.) 674 Diphtherie. Trotzdem die Diphtherie, was die biologischen Eigenschaften ihrer Krankheitserreger betrifft, jetzt zu den bestgekannten In- fektionskrankheiten zählt, so hat diese Erweiterung so gut wie keine Aufklärung über die Art ihrer Verbreitung gebracht. Abge- sehen von der leicht verständlichen, aber doch wohl nicht allzu häufig vorkommenden Uebertragung auf direktem Wege durch Küssen auf den Mund, Löffel, Speichel des erkrankten Individuums scheint die Ansteckung durch den Verkehr mit dem Patienten nur eine ge- ringe Rolle zu spielen. Das Gift scheint, wie zahlreiche Erfahrungen beweisen, vielmehr mit Vorliebe au Oertlichkeiten, wo die Kranken sich längere Zeit aufgehalten, zu haften, ohne dass bisher die bak- teriologische Forschung Anhaltspunkte geliefert, wie wir uns dies vor- zustellen haben. Auch die von dem Verf. eingehend geschilderte Diphtherieepidemie, welche 1890 und 91 in den Räumen der nieder- österreichischen Findelanstalt in Wien herrschte, bestätigte diese Er- fahrung. Es erkrankten im Ganzen 21 Kinder, vorwiegend dem frühesten Lebensalter (6 — 20 Tage) angehörig. Dabei waren die ein- zelnen Krankheitsfälle mauchmal durch Wochen- und monatelange Intervalle getrennt und auch räumlich oft ohne erkennbaren Zusam- menhang. In einem der Fälle wurden von Kolisko und Pal tauf die Loeffler’schen Diphtheriebacillen während des Lebens und nach dem Tode im Rachen nachgewiesen , so dass kein Grund ist, zu zweifeln, dass derselbe auch bei den anderen klinisch ebenso ver- laufenen Fällen als Erreger der Krankheit anzusehen ist. Verf. neigt zu der Ansicht, dass vielleicht die so häufigen katarrhalischen Rachenentzündungen der Ammen, die, wie Ref. nach- gewiesen, diphtherischer Natur sein können, zur Verschleppung und Vermehrung des Kraukheitsgiftes beigetragen. Ein Weiteres trug dazu gewiss der Mangel an Isolirräumen für infektionskranke und der Infektion verdächtige Kinder bei. Das Wiederauftreten der Krankheit in früher infizirten Zimmern, der bestimmende Einfluss der Oertlichkeit war auch hier erkennbar, ohne dass die peinlichste Desinfektion der Wände, des Bodens und der Einrichtungsgegenstände dasselbe zu verhindern vermochte. Verf. hat, unter der Annahme, dass vielleicht der Krankheitserreger unter den Dielen oder in den Ritzen und Fugen derselben sich aufhalte, eine Reihe von Impfungen mit Schutt aus verschiedener Tiefe unterhalb der Dielen im hygienischen Laboratorium des Hrn. Prof. Grube r an Meer- schweinchen vorgenommen, ohne dabei ein positives Resultat zu er- halten. Die Thiere blieben gesund. Wenn trotz der Durchsuchung so vieler und dicht belegter Räume nur eine relativ kleine Zahl von Säuglingen und unter diesen nur solche erkrankten, die lebens- schwach oder durch eine vorausgegangene intercurrente Erkrankung herabgekommen waren, so ist dies dem bestimmenden Einflüsse der individuellen Disposition zuzuschreiben, die im allgemeinen bei Kindern dieses Alters eine geringe ist, aber durch Herabsetzung der Resistenzfähigkeit entschieden erhöht wird. Ein Zusammenhang der Säugliugsdiphtherie mit Puerperalerkrankungen, wie ihn Monti an- genommen, war nicht zu konstatiren. Escherich (Graz). Scharlach-Diphtherie. — Tuberculose. — Masern. 675 Sörensen, S. T., Ueber Scharlach diphtheriti s. (Zeitschr. für klin. Medizin. Bd. XIX.) Der Inhalt der Arbeit ist vorwiegend klinischer, z. Th. auch pathologisch-anatomischer Natur. Auf Mikroorganismen wurde nur mikroskopisch untersucht. In 13 Fällen von Scharlachdiphtheritis fanden sich in den Schlundorganen Kokken, an der Oberfläche auch andere Mikroorganismen, jedoch niemals eine dem Loeffler’schen Bacillus ähnliche Form, in den inneren Organen fanden sich öfters „Bakterienthromben“, am häufigsten in der Milz. Eine nähere Be- schreibung der gefundenen Mikroorganismen wird nicht gegeben. ß. Stern (Breslau). Troje, Ueber spontane und experimentelle Perlsucht. (Dtsch. med. Wochenschr. 1892. No. 9.) Bei der Sektion eines im Krankenhause am Urban zu Berlin gestorbenen Phthisikers fand der Verf. neben anderen Krankheitser- scheinungen an der Oberfläche der Pleura mediastinalis und diaphrag- matica eine grössere Anzahl polypöser, fein gestielter Geschwülstchen von Erbsen- bis Bohnengrösse, welche in ihrem Inneren Spuren von Verkäsung erkennen Hessen und zahlreiche Riesenzellen mit wand- ständigen Kernen enthielten, mithin den beim tuberculösen Rindvieh vorkommenden Perlgeschwülsten vollkommen glichen. Troje vergleicht diesen Befund mit den Ergebnisen von Impf- versuchen, welche er und Tangl in Tübingen mit abgeschwächten Tuberkelbacillen angestellt haben. Die Kulturen waren im Verhält- niss von 1 : 15 mit Jodoform verrieben und 8 Tage später auf 2 Kaninchen subkutan verimpft worden. Die Thiere bekamen Knoten an der Impfstelle und Schwellung der zugehörigen Lymphdrüsen, befanden sich indessen dabei anscheinend ganz wohl. Als sie nach 7 bez. 8 Monaten getödtet wurden, fanden sich neben Drüsenverkä- sung und einzelnen geschwürigen bez. käsigen Herden in den Or- ganen zahlreiche, feingestielte Perlknoten auf den Pleurablättern, bei dem einen Thier auch am Peritoneum; dieselben waren zum Theil verkalkt und enthielten reichliche Riesenzellen. Verf. nimmt an , dass das Auftreten der Perlknoten mit einer gewissen Abschwächung des tuberculösen Giftes im Zusammenhang steht. Die Abschwächung, welche er in seinen Versuchen durch Jodoform erzielte , sei beim Rindvieh durch den ungünstigen Nähr- boden, welchen der Körper dieser Thiere für Tuberculose darstellt, bedingt. Dass auch der menschliche Körper ein verhältnissmässig ungünstiger Nährboden für die Bacillen sei, beweise der chronische Verlauf, sowie das häufige Vorkommen von Riesenzellen bei der menschlichen Tuberculose. K üb ler (Berlin). Wissing, Lidt kasuistik. (Hosp. Tidende. 1891. No. 9. p. 485.) Der erste der mitgetheilten Fälle betrifft eine intrauterine Maserninfektion. Eine Schwangere wurde von Masern befallen und 40 Stunden post partum trat das Exanthem auch beim Kinde auf, was nur durch eine noch im Uterus stattgefundene Infektion zu er- klären ist. Sjö bring (Stockholm). 676 Kuhpocken. — Sepsis. Sympson , E. M. , Notes of a case of accidental cow-pox. (British med. Journal. 1892. No. 1620. p. 115.) Der vom Verf. mitgetheilte Fall von zufällig acquirirten Kuh- pocken betraf eine in ihrer Kindheit vaccinirte, 35-jährige Farmers- frau, welche sich beim Melken ihrer beiden pockenkranken Kühe den vorher beim Reisigsammeln leicht verletzten Zeigefinger der linken Hand infizirte. Die Läsion erreichte einen Durchmesser von 14 mm und heilte nach 10 Tagen. Kräl (Prag). Ncuinaiin , H. , Zur Lehre von der Sepsis. (Zeitschrift für klin. Medizin. Bd. XIX. Supplement.) Verf. berichtet über Thierversuche und Beobachtungen von Menschen. Aus ersteren ergab sich, dass der Streptococcus pyogenes beim Kaninchen sich in den Geweben und im Blute vermehren kann. Dies geschieht aber — wenn die Virulenz der Streptokokken nicht eine besonders hochgradige ist — nur unter dem Einfluss gewisser begünstigender Umstände. Nach den Ver- suchen des Verf.’s schaffen folgende Eingriffe: 1) Verminderung der Alkalescenz des Blutes (hervorgerufen durch Eingiessungcn verdünnter Salzsäure in den Magen), 2) Ausschaltung der Nierenfunktion (durch Exstirpation beider Nieren), 3) tiefe Darmunterbindung bei Kaninchen eine erhöhte Disposition zur Sepsis. Weiterhin beschäftigt sich der Verf. mit der Sepsis beim Men- schen. In 5 Fällen, in denen die klinische Diagnose Pyämie oder Sepsis durch die Autopsie bestätigt wurde, gelang es ihm nicht, in dem intra vitam (durch Aspiration aus einer Armvene) entnommenen Blute Mikroorganismen nachzuweisen. Unter den verschiedenen Arten der Sepsis wird dann besonders die bei inneren Krankheiten auftretende erwähnt. Von chronischen Krankheiten kommen hier nach der Ansicht des Verf.’s besonders die Lungenphthise und die hereditäre Lues, von akuten Infektionskrank- heiten der Abdominaltyphus und der Scharlach, weniger die Diph- therie in Betracht. Bei Scharlach und Diphtherie ist die gewöhn- liche Invasionsstätte der Rachen, beim Typhus sind in erster Linie die Darmgeschwüre, in zweiter Linie der Rachen und die Haut als Eintrittspforten anzusehen. Ferner tritt Sepsis im Zusammenhänge mit Leber- und Nierenkrankheiten auf. Verf. führt bei mehreren der genannten Kategorieen eigene Beobachtungen an; auf Grund einiger eigener und fremder Befunde gelangt Verf. zu der — wie er selbst andeutet, einstweilen noch nicht ausreichend begründeten — Vermuthung, dass möglicherweise „die Urämie als eine in Folge Behinderung der Urinsekretion entstehende und durch sie eigen- thümlich modifizirte septische Infektion“ anzusehen sei. Den Schluss der Arbeit bilden einige allgemeine Bemerkungen über Therapie der Sepsis; Verf. empfiehlt namentlich, der Ansamm- lung von bakteriellen Stoffwechselprodukten (durch Entfernung etwa bestehender Exsudate, Regelung des Stuhlgangs, beschleunigte Diu- ese und Diaphorese etc.) vorzubeugen. R. Stern (Breslau). Otitis media. — Hühnercholera. 677 Scheibe, A., Ueber die Erreger der Kn ochenerk ran kung des Warzentheils bei der akuten genuinen Mittel- ohrentzündung, insbesondere den Diplococcus pneumoniae. (Separatabdruck aus der Zeitschrift für Ohren- heilk. XXIII.) hi 16 Fällen von Mastoiditis bei akuter genuiner Mittelohrent- zündung Hess sich mikroskopisch und kulturell der Diplococcus pneumoniae 9mal (56 Proz.), der Streptococcus pyogenes 5mal, darunter lmal mit Staphyl. pyog. albus, Staphylokokken lmal und ein nicht näher studirter Coccus ohne Kapsel lmal nachweisen. Die Häufigkeit des Vorkommens des Pneurnoniecoccus fällt insbesondere auf, wenn man sie mit der bei unkomplizirten Mittel- ohrentzündungen vergleicht. Bei einer früher untersuchten Reihe von 13 unkomplizirten Fällen fand ihn Verf. nur 2mal, also in 15 Proz.; in einer zweiten Reihe von 10 Fällen ebenfalls nur 2mal, also in 20 Proz. Dieses somit konstante Verhältniss scheint darauf hiuzu- deuten, „dass es der Diploc. pneumoniae ist, welcher im Verlauf der akuten genuinen Mittelohrentzündung Komplikationen von Seiten des Warzentheils in ungewöhnlicher Häufigkeit hervorruft.“ Kamen (Czernowitz). Scheibe, Ueber die Influenzabacillen bei Otitis media. (Münchener med. Wochenschr. 1892. No. 14.) Verf. fand gelegentlich beider Influenzaepidemieen in dem Mittel- ohrsekrete von Patienten, welche mit Otitis erkrankt waren, neben Diplococcus pneumoniae und Staphylococcus albus eine Bacillenart, welche er für identisch mit dem Pf eiffe r1 sehen Influenzabacillus hält. Aus der eigenen Beschreibung des Verf.’s ergeben sich indessen so viele Abweichungen, dass Ref. die Identität für mehr als zweifelhaft schätzen muss. Scheibe’s Ba- cillen sin d viel grösser, als die Pfeiffer’schen (0,4 — 0,6// dick und 1,6 — 2,0 (x lang). Sie sind an den Enden gewöhnlich ab- gerundet, bald wurstförmig gekrümmt, bald knotenförmig verdickt. Sie liegen fast nie in der Längsrichtung an einander, sondern bleiben vereinzelt oder bilden kleine Gruppen. Häufig kommen Degene- rationsformen vor, welche sich durch Einschnürungen an den Stäb- chen kennzeichnen. Die Bacillen bleiben bei Anwendung der Gram’ sehen Methode gefärbt. — Sonach bleibt als ein- ziges wesentliches Vergleichsmaterial übrig, dass Scheibe’s Bacillen ebensowenig wie Pfeif fer’s Influenzastäbchen auf den gewöhnlichen Nährböden gedeihen. K übler (Berliu). Schönwerth, Arnulf, Ueber die Möglichkeit einer von Brunnenwasser ausgehenden H üh n er Cholera- Epi - zootie. [Aus dem hygienischen Institut München.] (Archiv für Hygiene. Bd. XV. 1892. Heft 1. p. 60—106.) Verf. wurde von Geheimrath von Pettenkofer mit der Auf- 678 Hühnercholera. gäbe betraut, zu uutersucheu, inwieweit es möglich sei , die einer bestimmten Bakterienart entsprechende Erkrankuug bei Thieren her- vorzurufen, welche ausschliesslich mit dem Wasser eines mit der be- treffenden Bakterienart ad maximum infizirten Brunnens gefüttert worden waren. Die Lösung der Aufgabe sollte verschiedene bis jetzt noch offene Fragen betr. Ausbruch und weitere Entwickelung einer Epidemie beantworten, namentlich die Art und Weise der Ueber- tragung des Infektionserregers, die Gründe der Schwankungen im Verlaufe einer Epidemie, wie das allmähliche Schwächerwerden und endliche Erlöschen derselben klarlegen. Der Beantwortung dieser Fragen stehen bei Menschenepidemieen Hindernisse entgegen, welche auf keine Weise zu umgehen sind; diese Hindernisse würden aber fortfallen, wenn es gelänge, unter Thieren auf künstliche Weise eine Epidemie zu erzeugen, da der Versuchsansteller in diesem Falle über Alles verfügen kann , was zur gründlichen Forschung erforder- lich ist. Auf den Rath von Prof. Emmerich wählte Verf. als Infek- tionserreger den Bacillus der Hühnercholera, mit welchem 6 ver- schiedene Brunnen inüzirt und die Infektiosität des Wassers an Tauben und Hühnern erprobt wurde. Allen diesen Versuchen wurde lolgende Disposition zu Drunde gelegt: 1) Beschaffung einer möglichst virulenten Reinkultur des Hühnercholerabacillus. 2) Her- stellung einer Masseukultur dieses virulenten Spaltpilzes. 8) Infizirung eines Brunnens mit dieser Massenkultur. 4) Prüfung der Infektiosität des auf diese Weise künstlich infizirten Brunnenwassers. Der erste, gleichsam zur Orientirung angestellte Versuch fiel in den März, wo die Hühnercholera nicht aufzutreten pflegt, da der Hühner- cholerabacillus zu seiner Vermehrung (nicht zu seiner Existenz) wahrscheinlich einer gewissen, nur in wärmeren Monaten gegebenen Temperatur bedarf. Wie Verf. durch ein eignes Experimem nach- wies, bleibt der Hühnercholerabacillus auch bei niedriger Temperatur (4 — 5° C) über 2 Monate lebens- und fortpflanzungs- fähig, welche Thatsache das Vorgehen des Verf.’s, schon im März den Brunnenversuch zu beginnen, rechtfertigt. Zur Herstellung einer möglichst virulenten Kultur des Hühner- cholerabacillus verwandte Verf. mehrere verschieden alte Gela- tinereinkulturen, die gemischt wurden. 2 ccm hiervon einer Maus iujizirt, tödteten dieselbe nach 60 Stunden, je 2 ccm in jeden Pektoral- muskel einer Taube iujizirt, tödteten letztere nach 19 Stunden. Die aus Herzblut und Milz der Taube gewonnenen Reinkulturen (in Bouillon) wurden an ein Huhn und eine Taube verfüttert (20 ccm in die tägliche Futterration). Die Taube starb nach 61 Stunden, die Henne nach 98 Stunden und wurden aus Herzblut, Leber, Milz und Lunge der ersteren Reinkulturen gewonnen, die zur Her- stellung der zu diesem Versuche verwandten Massenkultur dienten. Diese Massenkultur bestand aus 2320 ccm Bouillon, von der ein Theil 24, der andere 120 Stunden nach der Infektion im Brutschrank bei 35° C gestanden. Diese ganze Bouillonmenge, welche in einem Tropfen 1600000 Bacillen der Hühnercholera enthielt, wurde in einen 200 Liter Wasser (Temp. 6,5° C) fassenden Brunnen unter Hühnercholera. 679 sorgfältigem Umrühren gegossen. Mit diesem hochgradig infizirten Wasser wurden 4 Hühner und 4 Tauben 16 — 20 Tage lang gefüttert, und es ergab sich, dass keines dieser Thiere an Hühnercholera erkrankte, trotzdem sie sich unter den ungünstigsten hygienischen Verhältnissen befanden. Auch war keines der Thiere durch den Genuss des Wassers immun gegen Hühnercholera geworden, da sie alle nach Injektion einer Bouillonkultur des Hühnercholera- bacillus zu Grunde gingen. Ebenso gelang es Verf. durch Ver- füttern von hochgradig virulenten Kulturen, mehrere Hennen zu tödten. Im nächsten Versuche wurde in ähnlicher Weise ein 900 Liter Wasser fassender Brunnen (Temp. 7,9° C) mit 2750 ccm Bouillon- kultur versetzt. Auch bei diesem Versuche starben die mit dem in- fizirten Wasser gefütterten 8 Thiere nicht. Zugleich wurden 1 Huhn und 12 Tauben mit allmählich gesteigerten Hosen (1 — 8 ccm) des Brunnenwassers injizirt; das Huhn sowie 8 Tauben gingen zu Grunde. Hierbei liess sich erkennen, dass die Infektionsfähigkeit des Wassers unter den stattgehabten Bedingungen ziemlich rasch abnahm, denn innerhalb der ersten drei Tage betrug die mittlere Lebensdauer einer Taube nach der Injektion 16 Stunden, stieg innerhalb der nächsten 3 Tage auf 21 und erreichte am 7. Tage bereits 39 Stunden ; von da ab war die Infektionskraft des Wassers als ziemlich erloschen zu betrachten. Die am Leben gebliebenen Tauben wurden durch In- jektion von virulenten Bouillonkulturen getödtet. Von den mit dem infizirten Brunnenwasser gefütterten Hennen wurden 2 in einen Käfig gebracht, der bisher für die mit Kulturen gefütterten oder ge- impften Thiere gedient hatte, aber nie gereinigt war. Das Futter wurde ihnen einfach auf den Boden gestreut und noch 2 weitere frische gesunde Hühner hinzugesetzt. Sämmtliche Thiere starben innerhalb 5 Tagen an Hühnercholera. Die Infektion war also vom Käfig ausgegangen. Bei dem 3. Versuche erhielt Verf. ähnliche Resultate; eine Variation in der Versuchsanordnung fand insofern statt, als bei einem Huhne dem infizirten Brunnenwasser vor der Verfütterung soviel Soda zugesetzt wurde, dass es eben alkalisch reagirte. Dieses Huhn starb nach 14 Tagen an echter Hühnercholera. Das Brunnen wasser zeigte bei diesem Versuche erst nach 350 Stunden (gegen 180 im vorhergehenden Versuche) eine Abnahme in der Infektiosität, und glaubt Verf. die Ursache hiervon entweder der grösseren Ver- unreinigung des Wassers oder der grösseren Anzahl der eingesetzten Bacillen, dem Mangel an Wurzel werk im Wasser oder dem Ammoniak- gehalte desselben zuschreiben zu können. Auch bei diesem Versuche konnte Verf., wie bei dem vorigen, eine bedeutende Zunahme der Wasser- bakterien im Brunnen nach Zusatz der infizirten Bouillon bemerken. Erst nach dem Auftreten einer Menge von Wrasserkrebsen, Wasser- flöhen und dem Verf. unbekannter Protozoen fand eine schnelle Ab- nahme sämmtlicher Keime statt. Bei dem folgenden Versuche wurde der Brunnen nur mit den Bacillen infizirt, ohne dass das Nährmaterial (Bouillon) mit hineiu- gelangte. Durch Sedimentiren der Bakterien, Abpipettiren der klaren G80 Hühnercholera. Bouillon, Verdünnen des Sediments mit sterilem Wasser und Wieder- holen dieser Prozedur konnten die Bacillen ohne Nährmaterial dem Brunnen zugesetzt werden. Die Resultate waren wieder dieselben. Verf. machte hierbei die Wahrnehmung, dass das mit den Bacillen eingeführte Nährmaterial von wesentlichem Einfluss auf die längere Dauer der Virulenz des infizirten Brunnenwassers gewesen sein musste, da in diesem Falle, trotzdem die grösste Bacillenmenge zur Verwendung kam, die Dauer der Virulenz nur 144 Stunden betrug, gegenüber 260 in Versuch II und 540 in Versuch III. Um eine Variation der Versuchsbedingungen eintreten zu lassen, benutzte Verf. im V. Versuche zur Infektion eines Brunnens Blut und Organsaft an Hühnercholera verendeter Thiere. Die mit dem auf diese Weise infizirten Wasser gefütterten Thiere blieben alle am Leben. Trotz der den vorigen Versuchen gegenüber schwachen Infektion des Brunnens konnte die Infektiosität, wie sich durch Injek- tion an Tauben ergab, erst nach 220 Stuuden als erloschen betrachtet werden. Verf. wurde hierdurch zu der Annahme geführt, dass die im Thierkörper durch Vermehrung entstandenen Bacillen kräftiger und virulenter seien, als die auf künstlichen Nährböden gezüchteten. Beim VI. Versuche wurde der Koth von infizirten Thieren, der mit Wasser von 30° C angerührt war (die gröberen Partien wurden mit dem Sande aus den Thierkäfigen verrieben), einem Brunnen zuge- setzt. Auch die mit diesem Wasser gefütterten 6 Tauben zeigten nach einer Fütterungsperiode von 14 Tagen keine Krankheitser- scheinungen. Von 10 Tauben, die mit diesem Wasser injizirt wurden, starb nur eine, welches Ergebniss Verf darauf zurückführen zu können glaubt, dass der Koth nicht intensiv genug mit Wasser an- gerührt war oder dass der sedimentirende Sand den grössten Theil der Bakterien mit zu Boden gerissen. Eine Wiederholung des Ver- suches hinderte die vorgerückte Jahreszeit und will Verf. dieselbe zu anderer Zeit ausführen. Als Schlussfolgerung zu seinen Versuchsergebnisseu stellt Verf. folgende Sätze auf: 1) Es ist unbedingt möglich, einen Brunnen durch Eingiessen von Bouillonkulturen mit Hühnercholera zu infiziren. 2) Die Infektiosität des Wassers in diesem Falle ist durch In- jektion selbst geringer Mengen des Wassers leicht und sicher nach- zuweiseu; diesen Nachweis durch Verfütterung des Wassers an Thiere zu liefern, ist äusserst schwierig, und gelingt nur dann, wenn das Wasser durch künstliche Alkalisirung den sauren Magensaft neutra- lisirt. 3) Die Möglichkeit, mittels natürlichem, mit Hühner Cholera infizirtem Wasser durch Verfüttern bei Hühnern und Tauben Hühner- cholera hervorzurufen ist eine problematische, und könnte nur dann gegeben sein, wenn Bacillenmassen in Anwendung kommen, die weit- aus grösser sind, als dass sie in der Natur erreicht werden könnten. 4) Je höher die Temperatur und je bedeutender der Gehalt an organischer Substanz eines Brunnenwassers ist, um so länger ver- mögen pathogeue Bakterien, die in Wasser in den Brunnen einge- setzt sind, ihre Virulenz zu bewahren. Hühnercholera. — Hautkrankheiten bei Thieren und Menschen. 681 5) Bei der künstlichen Infektion von Brunnenwasser mit Hühner- cholera treten die autochthonen Wasserbakterien als Feinde der pathogenen Bakterien auf, weil sie in ihrem ureigenen Elemente im Kampfe ums Dasein als die stärkeren obsiegen müssen. 6) Sind in einen Brunnen starke Bacillenmassen gelangt, so können dieselben durch Wasserinsekten (Cyklopiden und Wasser- flöhe), ferner durch Parametien in überraschend kurzer Zeit ver- nichtet werden. 7) Lebende Pflanzentheile innerhalb des Wassers haben das Be- streben, das Wasser von Bakterien rein zu erhalten. 8) Die direkt aus dem Blute entnommenen Bakterien sind viru- lenter, als die in Bouillon oder Gelatine gezüchteten. 9) Eine deutliche Vermehrung von pathogenen Bakterien im Brunnenwasser kann aus den sechs Versuchen nicht nachgewiesen werden, wohl aber ein vollständiges Verschwinden derselben in höch- stens 3 Wochen. 10) Virulenter Koth scheint bezüglich der Hühnercholera das wenigst günstigste Infektionsmaterial zu sein, sowohl infizirter Bouillon als auch insbesondere dem infizirten Organ- und Blutsaft gegenüber. A. Reinsch (Kiel). Blancliard, ß., Sur les veg6taux parasites non micro- biens transmissibles des animaux ä l’homme et r6ci- proquement. (Rapport pr6sent6 au Congres international d’hygiene, reuni ä Londres en aoüt 1891. — Publications du Pro- gres m6dical 1892.) Die beim Menschen vorkommenden Parasiten aus der Klasse der Pilze lassen sich in zwei Gruppen eintheilen, und zwar: 1) in solche, deren Uebertragung von Thieren, mit welchen wir gewöhnlich in Berührung kommen, sicher nachgewiesen werden kann, und 2) in solche, deren Uebertragung auf den Menschen nicht sicher erwiesen, jedoch sehr wahrscheinlich ist. In die erste Gruppe gehören: Ach orion Arloini Busquet 1891 (Mäusefavus), Achorion Schoenleini Remak 1845 (Favus herpeticus Quincke), Trichophyton depilans Megnin 1878 (Herpes tonsurans des Rindes), Trichophyton tonsurans Malmst6n 1848 (Herpes tonsu- rans des Menschen und des Pferdes). Die zweite Gruppe wird gebildet von Actinomyces bovis Harz 1877 (Aktinomykose), Microsporon Audouini Gruby 1843 (Alopecia areata), Lepocolla repens Eklund 1883 (Epidermophyton Lang 1879, Psoriasis), Aspergillus fumigatus Fresenius (gefunden von Dieu- lafoy; Chantemesse und Widal bei Pseudotuberculose der Tauben und deren Züchter). XII. Bd. 46 682 Hautkrankheit oei Eidechsen. Ausser diesen kennen wir noch eine Reihe von Mikrophyten, welche Hautkrankheiten erzeugen oder begleiten, von welchen man jedoch weder ihre Provenienz noch ihre Beziehungen zu den Krank- heiten anderer Thiere kennt. Es sind dies: Selenosporium cuticola Blanchard 1891, Microsporon pterophyton Mögnin 1878, Botrio my ces, Chioniphe Carteri Berkeley 1865, Oidium albicans Robin 1853, Oidium lactis, Microsporon anomalon Vidal 1883, Microsporon furfur Robin 1853, Microsporon minutissimum von Bärensprung 1862, Microsporon ovale Bizzozero 1884, Microsporon trachomatosum Noiszewski 1890, Trichophyton ovoides Behrend 1890, Monilia sputicola Galippe 1885. Diese durch klinische Forschung, Kultur der Mikrophyten und deren gelungene Uebertragung auf Menschen und Thier erwiesenen Thatsachen berechtigen zu folgenden Schlüssen: 1) Gewisse durch Pilze erzeugte Hautkrankheiten werden auf den Menschen von Thieren übertragen, mit welchen er in Berührung kommen kann. 2) Durch den täglichen Verkehr mit Hausthieren kann der Mensch Hautkrankheiten acquiriren. 3) Jedes Thier, welches Zeichen einer Hautkrankheit darbietet, soll isolirt und antimykotisch behandelt werden. 4) Die Streu erkrankter Thiere ist zu verbrennen, die Ställe und sonstige Lagerstätten zu desinfiziren. 5) Der Mensch selbst kann ebenfalls manche Dermatomykosen auf Thiere übertragen. 6) Die Einfuhr von Thieren, welche mit einer notorisch über- tragbaren Hautkrankheit behaftet sind, ist behördlich zu untersagen. Kamen (Czernowitz). Blanchard, R., Sur une remarquable dermatose causee chez le 16zard vert par un Champignon du genre Selenosporium. (Extrait des Mömoires de la Soc. zool. de France. 1890.) Verf. gelangte durch Zufall in den Besitz einer grünen Eidechse, welche am Schwänze drei Auswüchse trug. Wie die mikroskopische Untersuchung der Schnitte ergab, handelte es sich lediglich um eine Erkrankung der Hautdecke, welche in einer bedeutenden Ver- dickung der Schuppen und Wucherung der Lederhaut bestand. Die darunter liegenden Schwanzmuskeln waren an dem Prozesse unbe- theiligt. Das ganze Stratum corneum war durchsetzt von theils einzeln, theils in Haufen angeordneten Conidien zweierlei Art. Die einen, am zahlreichsten vertretenen waren weisse, aus 2 — 6 Zellen bestehende, zuweilen halbmondförmig gekrümmte Conidien. An ein- Taenia nana. — Rhaodonema intestinale. 683 zelnen Stellen der Schnitte lagen dieselben in einem dichten Mycel- lager eingebettet. Die zweite Art, grosse, braune, aus 1 — 10 Zellen bestehende Conidien, war nur spärlich vertreten; einzelne waren be- reits in schmale Fäden ausgewachsen. Es gelang auch, den Pilz mit Hülfe des üblichen Kulturverfahrens insofern reinzuzüchten, als die aufgegangenen Kolonieen nahezu ausschliesslich aus einem dichten Mycel mit seitlich den Fäden aufsitzenden, halbmondförmigen Co- nidien bestanden; erst in 3 Tage alten Kolonieen konnten verein- zelte braune Sporen aufgefunden werden. Die nähere Bestimmung dieser letzteren, sowie Uebertragungsversuche auf Thiere wurden durch eine irrthümliche Vernichtung des Materials vereitelt. Verf. bestimmt den gefundenen Pilz als „Selenosporium Corda“ und hebt zum Schlüsse das ausserordentlich seltene Faktum hervor, dass ein bis jetzt als obligater Saprophyt bekannter Pilz sich so vollständig dem parasitischen Leben angepasst und bei einem Kaltblüter eine Krankheit hervorgerufen hat, deren Aehnlichkeit mit dem Grinde der Warmblüter nicht zu verkennen ist. Kamen (Czernowitz). Sonsino , Tre casi di tenia nananei dintorni di Pisa. (Estr. dalla Riv. gen. ital. di Clin. med. 1891. No. 8 — 9.) Verf. hatte bereits früher einmal Gelegenheit, bei zwei Individuen die charakteristischen Eier der Taenia nana Siebold in den De- jekten nachzuweisen. Die Austreibung dieses Parasiten wurde jedoch in einem Falle gar nicht versucht, im zweiten wurde sie durch Darreichung von Extr. fil. mar. aeth. nicht erzielt. Dies letztere gelang nun in einem dritten Falle, wo nach Darreichung einer Dosis von 3 g Extr. fil. mar. aeth. mit 0,30 g Kalomel in fünf flüssigen Stuhlentleerungen nicht weniger als hundert kleine Tänien mit allen Charakteren der T. nana entleert wurden. Nicht ein einziger von den entleerten Parasiten war lebend ; auch waren die meisten zerstückelt und unge- mein zerreisslich. Die ganzen hatten eine Länge von 24—25 mm, waren im ersten Drittel fadenförmig, sonst abgeflacht; die breitesten Glieder hatten einen Durchmesser von 0,7 mm. Die letzten drei Glieder verengern sich abermals, das letzte endet mit einem freien gebogenen Rande. Die Proglottiden sind bedeutend breiter, als länger. Verf. zählte bis 30 reife Glieder mit Eiern. Das ovale Rosteilum von 0,30 mm Länge ist mit einem einfachen Kranze von Haken versehen , welche eine bedeutend dickere vordere und eine hintere WTurzel besitzen. Die Zahl der Haken betrug bei einem Exemplar 24. Der Nachweis der Eier in den Faeces ist keineswegs leicht. Die Faeces sind womöglich unverdünnt zu untersuchen und ist auf das Präparat kein übermässiger Druck auszuüben, da die Eier leicht zerdrückt und dadurch unkenntlich werden. Sicher können dieselben nur an dem charakteristischen Hakenkranze des Embryo erkannt werden. Kamen (Czernowitz). Sonsino , Tre casi di malattia da Rabdonema intesti- nale o Rabdonemiasi. (Estr. dal Supplem. della Riv. gen. ital. di Clin. med. luglio 1892.) 684 Rhabdonema intestinale. — Artischockenkrankheit. Die Diagnose auf Rhabdonemiasis bietet in der Regel keine be- sonderen Schwierigkeiten; auch die Verwechselung mit An ky lo- st oma lässt sich vermeiden, wenn man sich gegenwärtig hält, dass 1) in frischen Faeces sind nie freie Embryonen von Ankylo- stoma, sondern nur dessen mehr oder weniger segmentirte Eier; 2) bei reiner Rhabdonemiasis in natürlich entleerten Kothmassen nur Embryonen, keineswegs aber die Eier dieses Wurmes vorgefun- den werden ; 3) wenn auch solche vorhanden sind, sie an Zahl gegen die Embryonen bedeutend zurückstehen. Die vorliegende Abhandlung berichtet uns nun über drei Fälle reiner Rhabdonemiasis, von denen zwei einen tödtlichen Ausgang nahmen und einer in Genesung überging. Nicht uninteressant ist in ätiologischer Beziehung der Umstand, dass zwei von den Erkrankten Karrenschieber und einer Erdarbeiter war, und alle drei öfters in die Lage kamen, unreines Wasser aus Gräben und Kanälen zu geniessen. Kamen (Czernowitz). Prillieux, M. , Maladie des Artichauts produite par le Ramularia Cynarae Sacc. (Bull. Soc. Myc. France. T. VIII. Fase. 3. 1892. p. 144—146. 1 Fig.) Der Artischockenbau ist für die Landwirthe um Perpignan ein wichtiger Erwerbszweig, und es werden dort gegen 4000 — 5000 ha mit Artischocken bebaut. Im März dieses Jahres trat nun eine bisher unbekannte Krankheit auf, die in vielen Pflanzungen die Ernte gänz- lich vernichtet hat. Die Blätter der befallenen Artischocken be- decken sich mit zahlreichen, unregelmässig rundlichen Flecken von ca. 3 mm Durchmesser. Sie sind von grauer Färbung und ihre Oberfläche erscheint von einem weissen Anflug bedeckt, sie fliessen zu- letzt zusammen, werden graubraun, und das ganze Blatt vertrocknet. Der Urheber der Kraukheit ist nach den Untersuchungen des Verf.’s die Ramularia Cynarae Sacc. Die cylindrischen Conidien sind einfach, oft mit einer, seltener mit 3 Scheidewänden versehen, theils auf kurzen Trägern, bald am Ende dünner, sehr verlängerter und verzweigter Träger, wie esSaccardo in der Beschreibung Michelial. p. 536 und Sylloge IV. 208 angibt (während die Figur 997 in Sac- cardo’s Fungi Italici diese Eigenthümlichkeit nicht wiedergibt). Die Exemplare des Pilzes, welche der Diagnose von Saccardo zu Grunde gelegen haben, waren von Brunaud um Saintes gesammelt worden „in foliis nondum emortuis Cynarae Scolymi“. Verf. erhielt auf seine Anfrage, ob der Pilz auch um Saintes eine Krankheit der Artischocken verursache, von Brunaud eine verneinende Antwort. Brunaud fand den Pilz nur auf den unteren, bereits welkenden Blättern der Artischocken , von einer Schädigung der Wirthspflanze war nichts zu bemerken. Um so auffälliger ist es, dass im Roussillon die abweichenden Kulturbedingungen und das abweichende Klima die Ramularia Cynarae zu einem gefürchteten Parasiten und Krankheitserreger gemacht haben. Ludwig (Greiz). Knöllchen der Leguminosen. 685 Nobbe, F., Schmid, E.? Hiltner, L., Hotter, E., Versuche über die Stickstoffassimilation der Leguminosen. (Landwirtschaftliche Versuchsstationen. Bd. XXXIX. p. 327 — 359.) Die Verfl. bezweckten durch ihre Vegetationsversuche über die Aufnahme des freien indifferenten Stickstoffes durch Leguminosen: 1) neben den landwirthschaftlichen Kulturpflanzen zugleich einige Gattungen schmetterlingsblüthiger Holzgewächse in die Frage einzuziehen; 2) ausser der Impfung mit Erdextrakten auch eine solche mit Emulsionen rein, und zwar a) aus Erdextrakten, b) direkt aus Knöllchensubstanz gezüchteter Bakterien vorzunehmen; 3) der bisher nur hypothetisch behandelten Frage experimentell näher zu treten, ob bei sämmtlichen Leguminosen ein und die- selbe Wurzelbakterie die anregende Wirkung ausübe, bezw. Knöllchen zu erzeugen im Stande sei, oder ob deren mehrere diese Fähigkeit besitzen, so dass, wo nicht jede Leguminosen- gattung, doch vielleicht Gattungsgruppe ihren besonderen Sym- bioten habe. Als Versuchspflanzen dienten: Erbse, gelbe Lupine, Bohne (P h a - seolus), Robinia Pseudacacia, Gleditschia triacanthos, Cytisus Laburnum. Aus den Ergebnissen, bezüglich derer im Einzelnen, sowie auch hinsichtlich der Versuchsanstellung auf das Original verwiesen werden muss, heben wir Folgendes hervor: Die Versuche der Verff. mit Erbse, Robinia, Cytisus und Gleditschia bestätigten von Neuem die Beziehung zwischen Wurzel- knöllchen und Stickstoffassimilation der Leguminosen durch dieselben. Im sterilen, stickstofffreien Boden ohne Impfung und bei Ausschluss einer zufälligen Infektion unterbleibt die Knöllchenbildung und in Folge dessen zeigt die Pflanze kein normales Wachsthura. Durch die Extrakte verschiedener Bodenarten werden die einzelnen Pflanzen- gattungen ganz verschieden beeinflusst, und diese Verschiedenheit kann nach den Verff. nicht lediglich auf einen mehr oder minder grossen Gehalt der Erden an Bakterien zurückgeführt werden. Eine Papilionaceen-Gattung wird am günstigsten beeinflusst durch ein Extrakt von Erde, welche dem unmittelbaren Wurzelbereich derselben Gattung entnommen ist. Er bsen-Erdextrakt wirkt am frühesten auf Erbse, Robinia-Erdextrakt am frühesten und kräftigsten auf Robinia. Andererseits äus- serte Robinia-Erdextrakt unter allen zur Verwendung gelangten Extrakten am spätesten auf Erbse eine Wirkung, und das Erbsen- Erdextrakt vermochte trotz seines hohen Gehaltes an Knöllchen er- zeugenden Bakterien die Robinien überhaupt nicht zum Wachsthum zu veranlassen. Hiernach ist es wahrscheinlich, dass die in den ver- schiedenen Extrakten enthaltenen wirksamen Bakterien in irgend einer Beziehung von einander differiren; eine Annahme, die nach den Verff. fast zur Gewissheit wird durch das Ergebniss der Impfung von Robinia mit Reinkulturen von direkt aus den Knöllchen stammenden Robinia- und Erbsenbakterien. Die aus Robini aknöllchen erzogenen Bakterien riefen bereits nach 20 Tagen 686 Knöllchen der Leguminosen. Ergrünen hervor und verursachten ein Stickstoffplus von 112,53 mg pro Pflanze. Die aus den Erbsenknöllchen erzogenen hingegen gaben, gleichwie das Erbseu-Erdextrakt, den Robinien nicht die geringste Anregung. — Die aus Robiniaknöllchen gewonnene Reinkultur hin- wiederum, welche bei Robinia schon nach 20 Tagen Knöllchen- bildung erzeugte, blieb auf die Erbse ohne jede Wirkung. — Hiernach ist es nach den Verff. unzweifelhaft, dass die Erbsen- und Robiniabakterien in ihrer physiologischen Wirkung Unterschiede zeigen, die nur durch die Annahme, dass dieselben, wenn nicht verschiedene Arten oder Varie- täten, so doch Rassen- oder Ernährungsmodifikatio- nen repräsentiren, erklärt werden können. Hinsichtlich der Verbreitungsfähigkeit der Wurzel- bakterien im Boden wurde konstatirt, dass die spontane Ver- breitungsfähigkeit der Bakterien im Boden eine verhältnissmässig beschränkte ist. Wahrscheinlich werden viele von den Wurzelhaaren festgehalten. Die Untersuchungen über die Bakteroiden und Schleimfäden ergaben u. A., dass bei der Erbse die Fäden in den Wurzelhaaren und im Bakteroidengewebe besonders nach Fär- bungen mit Gentianaviolett sehr scharf hervortreten : „Die in den Fäden der Haare stets vorhandenen Bakterien sind dunkel, die um- gebende Hülle bedeutend heller, aber ebenfalls deutlich gefärbt. Von der Anheftungsstelle der Fäden an der Spitze des Wurzelhaares an sind die Bakterien, die sich als kurze Stäbchen darstellen, sehr regelmässig gelagert und bilden 2 — 3 neben einander herlaufende Reihen. Im weiteren Verlaufe der Fäden verliert sich diese Regel- mässigkeit allmählich, doch sind die einzelnen Stäbchen stets in der Richtung des Fadens gestellt.“ Nicht selten werden im Innern der Knöllchen Fäden augetroffen, welche keine Bakterien mehr enthalten, durch das Tinktionsmittel nur gelb gefärbt werden, aber eine deut- lich sichtbar sich färbende, nicht scharf abgesetzte membranartige Hautschicht besitzen. Dieselbe scheint sich demnach erst in älteren Fäden auszubilden. Hinsichtlich der Frage, wie sich Erbsen verhalten, deren Knöll- chen durch Lupinenbakterien erzeugt worden waren, fänden die Verff. in den Wurzelhaaren der betreffenden Pflanzen Infektionsfäden ebenso zahlreich, als sie sonst bei der Erbse auftreten, auch die Bakteroiden zeigten die bekannte, für die Erbse charakteristische, gabelige Ver- zweigung. — Hiernach ist die Bildung von Fäden und die Gestalt der Bakteroiden nicht von der Bakterienform, sondern von der Pflanzenart, welche von dieser infizirt wird, abhängig. Die Ansicht Frank’s (Landw. Jahrbücher. Bd. XIX. 1890), nach welcher die Grundsubstanz sowohl der Fäden als der Bakteroiden nicht Produkte der Bakterien, sondern des Zellplasmas sind, scheint nach diesen Ergebnissen zutreffend zu sein. — Indes fanden die Verff. bei ihren Reinkulturen, namentlich bei Lupinenbakterien, selbst nach mehr- fachen Uebertragungen, Gebilde oft in grosser Anzahl, welche durch ihre Grösse und durch ihre charakteristische Gestalt unzweifelhaft als echte Bakteroiden angesprochen werden mussten. Selbst gabelige Knöllchen der Leguminosen. 687 Verzweigungen waren bei diesen ausserhalb der Pflanzen und unab- hängig von denselben entstandenen Bakteroiden nicht allzu selten. Die Verff. pflichten demnach der Anschauung Prazmowski’s, dass die Bakteroiden aus den Bakterien selbst hervorgehen, bei. Die Verff. betrachten ferner die einzelnen Aestchen der Bak- teroiden als direkt aus den Bakterien hervorgegangen und halten die dunkler sich färbenden Partieen für dichtere Plasmaansammlungen, während nach Frank (1. c.) die Grundmasse aus dem Protoplasma der Pflanze hervorgegangen ist und die dunkleren Partieen nach letzterem Forscher die eingebetteten Bakterien darstellen. Die Bakteroiden ganz alter Knöllchen fanden die Verff. von Ein- schlüssen frei; sie stellen die nach dem Austritte der endogen in ihnen entstandenen Bakterien zurückbleibenden Hüllen dar, welche alle Stadien der Auflösung zeigen. Mit Gentianaviolett färbt sich nur eine unregelmässige Hautschicht noch blau, die eigentliche Masse aber erscheint gelblich. Die sich auflösenden Bakteroiden enthalten nunmehr wenig Eiweiss und kommen für die Stickstoffbereicherung der Leguminosen also kaum erheblich in Frage, was auch schon daraus hervorgeht, dass die Wirksamkeit der Knöllchen auch schon lange vor dieser Auflösung sich bemerkbar macht. — Nach der Ansicht der Verff. wird der Hauptsache nach nicht durch die Resorption der Bakterien, son- dern vielmehr durch deren Stoffwechselprodukte die Förderung der Leguminosen veranlasst. Otto (Berlin). Beyerinck , M. W. , Over ophooping van atmospherische stikstof in culturen van Bacillus radicicola. (Versl. en Mededeel. der Koninkl. Akad. van Wetensch. zu Amsterdam. Afd. Natuurkunde. III. 8. 1891.) Schon früher hatte Beyerinck aus seinen Versuchen ge- schlossen, dass Bacillus radicicola, der die Anschwellungen der Leguminosenwurzeln verursacht, Stickstoff aus der Luft auf- nehmen müsse. Der Bacillus gehört zu denjenigen, welche eine Kohlen- und Stickstoffquelle zu ihrer Ernährung nöthig haben ; als erstere diente am besten Glykose oder Rohrzucker, als letztere Asparagin , schwefelsaures Ammon oder Kali- oder Natronsalpeter. Ebenso günstig erwiesen sich Auszüge von Papilionaceen. Günstige Wachsthumsbedingungen Hessen sich bei Rohrzuckergehalt von 1 x/2 — 5 Proz. herstellen; die Temperatur, welche früher zwischen 10 und 25° C gewählt war, wurde bei den neuen Versuchsreihen zwischen 2 — 12° C gehalten. Diese letztere Bedingung erwies sich weitaus als die zuträglichste. Nach Feststellung dieser Verhältnisse fiel es nicht schwer, eine passende Nährflüssigkeit zusammenzustellen. Von Bohnen, die im Thermostaten gekeimt hatten, wurden die Keimlinge abgeschnitten und 100 g davon in einem Liter Wasser gekocht. Diese Nähr- flüssigkeit wurde in Kjeld ah l’sche Verbrennungskölbchen gegossen und l1/ 2 — 2 Proz. Rohrzucker in allen Intervallen hinzugefügt. Einige der Kölbchen erhielten noch 1/30 — 1/l0 g Kaliumphosphat. Das Impf- 688 Knöllchen der Leguminosen. material stammte von Bacillus radicicola var. Fabae, das auf Nährgelatine aufbewahrt worden war. Die Nährgelatine bestand aus Luzernenstengeldekokt (10 auf 100 Theile Wasser) mit 2 Proz. Rohr- zucker und 8 Proz. Gelatine. Die Bacillen waren auf diesem Nähr- boden vorzüglich gewachsen und zeigten alle Entwickelungsstadien, Stäbchen, Bakteroiden, Schwärmer und Sterne. Diese letzteren sind sehr merkwürdige Gebilde; sie sind drei- bis vielarmig, und die Art des Wachsthums zeigt, dass sie als verkürzte Sympodien zu be- trachten sind. Mit diesem Material werden die Kölbchen geimpft und zugleich mit ungeimpften Kontrollkölbchen in einem Kasten auf- bewahrt. Die Kölbchen waren durch Aufkochen natürlich vorher sterilisirt worden. Schon nach 2 — 3 Tagen zeigte sich in den meisten Kulturen eine deutliche Trübung, und endlich bildete sich auf dem Boden ein immer dicker werdender weisser Niederschlag. In diesem Niederschlage befanden sich sehr viele Sterne und Schwärmer. Die Kulturen, welche Phosphate enthielten, zeigten ein kräftigeres Wachs- thum der Bacillen, die Sterne waren zahlreicher und die Schwärmer grösser. Nach zweimonatlichem Stehen der Kulturen wurden sie einge- dampft und die Rückstände dann nach der Kjeld ahl’schen Stick- stoffmethode weiter untersucht (die Methode ist ausführlich vom Verf. angegeben). Sechs solcher Kulturreihen ergaben nun im Vergleich mit den Analysen der Kontrollkölbchen Folgendes: Gewinn an Stick- stoff per Liter Gewinn an Eiweiss per Liter Gewinn an Bak- terien per Liter I-1) 0,009 114 g 0,0569 625 g 0,227 850 g II. 0,011 718 „ 0,0931 375 „ 0,292 550 „ III. 0,018 228 „ 0,1129 140 „ 0,451 656 „ IV. 0,015 624 „ 0,0976 500 „ 0,390 600 „ V. 0,010 416 „ 0,0651 000 „ 0,260 400 „ VI. 0,013 020 „ 0,0813 750 „ 0,325 500 „ Durch diese Versuche ist also ein Gewinn an Stickstoff bewiesen, es könnte nur noch an andere Stickstoffquellen als die Atmosphäre gedacht werden. Einmal konnte der Bohnenstengeldekokt Salpeter- säure enthalten, zweitens konnten die Bacillen aus Beimischungen der Laboratoriumsluft (etwas Chlorammon etc.) Stickstoff bezogen haben. Ersteres war nicht der Fall, wie das Verhalten gegen Di- phenylamin bewies, letzteres wurde durch ein einem Kölbchen auf- gesetztes U-Rohr mit Glasperlen und verdünnter Schwefelsäure aus- geschlossen. Aus diesen Untersuchungen geht abermals hervor, dass der Wurzelpilz der Leguminosen seinen Stickstoffbedarf nicht bloss aus den in Lösung dargebotenen Stickstoffverbindungen deckt, sondern dass er denselben noch anderswoher bezieht; und wenn auch bisher 1) Probe 1 — 3 hatte Phosphatzusatz, 1 ausserdem noch ein U-Rohr (s. unten). Untersuchungsniethoden, Instrumente etc. 689 die Atmosphäre als Stickstoffquelle noch nicht streng erwiesen ist, so bleibt doch vorläufig die Annahme, dass sie es ist, am wahr- scheinlichsten. Lindau (Berlin). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Van Ketel, B. A., Beitrag zur Untersuchung auf Tuber- kelbacillen. [Aus dem hygienischen Laboratorium der Univer- sität Amsterdam.] (Archiv für Hygiene. Bd. XV. p. 109 — 124.) Verf. glaubt an die Methoden der Sputumuntersuchungen auf Tuberkelbacillen folgende Anforderungen stellen zu müssen: Das Verfahren muss 1) einfach in der Ausführung und sicher in dem Ergebnisse sein; 2) es darf keine Infektionsgefahr bei der Behand- lung und Reinigung der gebrauchten Gefässe etc. darbieten, und 3) muss es ein helles mikroskopisches Bild liefern. Da die bis jetzt bekannten Verfahren (Homogenisir- und Sedi- mentirmethoden von Kühne, Biedert, Mülhäuser, Wen- driner, Dahme n) den oben gestellten Anforderungen nur theilweise entsprechen, sah er sich veranlasst, nach einer Methode zu suchen, die allen drei Anforderungen gerecht werden sollte. Verf. hatte die Beobachtung gemacht, dass beim Schütteln von Sputum mit 20-proz. Karbolsäure eine milchartige Flüssigkeit entstellt, in welcher die unlöslichen Bestandteile in sehr feiner Verteilung schweben und sich langsam zu Boden senken. Diese Beobachtung wurde der Aus- gangspunkt einer Reihe von Versuchen, die zur Ermittelung einer allen obigen Anforderungen entsprechenden Methode führten. Die am Schlüsse der Abhandlung gegebene Beschreibung der Methode ist folgende : In einem weitmündigen Fläschchen von etwa 100 ccm Inhalt werden 10 ccm Wasser und 6 ccm Acid. carbolic. liquefactum gemengt; hierzu werden von den zu untersuchenden Flüssigkeiten 10 bis 15 ccm gefügt und das mit einem Kautschukstopfen geschlos- sene Fläschchen eine Minute lang stark geschüttelt. Bei Milch oder bei sehr dünnflüssigem Sputum werden direkt 15 ccm in das leere Fläschchen gebracht und mit 6 ccm der Karbolsäure, ohne weitere Verdünnung, geschüttelt. Nach genügendem Schütteln, wobei eine milchartige Flüssigkeit entsteht, wird das Fläschchen mit Wasser angefüllt und noch einmal geschüttelt; die dünne Flüssigkeit wird nun sofort in ein Spitzglas übergegossen und zum Besinken ruhig stehen gelassen. Von dem Sedimente, das sich allmählich bildet, werden etwa nach 12 oder 24 Stunden mit einer nicht zu eng aus- gezogenen Glasröhre Antheile möglichst aus der tiefsten Lage auf- gezogen und auf das Deckglas ausgebreitet. Das getrocknete und erhitzte Deckglaspräparat wird in Aether oder Chloroform gespült und in Alkohol nachgewaschen oder es wird das Präparat sogleich 690 Schutzimpfung, kUnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. in Aether- Alkohol (Hoffmann’s Tropfen) ausgewaschen. Dies ist besonders nöthig, wenn das Präparat etwas dick ausgefallen ist. Die solcherweise behandelten Deckglaspräparate werden weiterhin nach der Ziehl-Neelsen ’schen Methode gefärbt. Bemerkenswerth ist hierbei, dass die Tuberkelbacillen nach der vorausgehenden Kar- bolbehandlung auch beim Erwärmen in wässeriger Fuchsinlösung nach wenigen Minuten sich färben und dass diese Färbung dem Auswaschen mit Säuren widersteht. Von Vortheil bei dieser Methode ist die Wirkung der Karbol- säuremischung auf die verschiedenartigen Bestandteile des Sputums; so werden die zelligeu Bestandtheile des Sputums verändert, z. B. die im Sputum enthaltenen, aneinanderhängenden Pflasterepithelzellen auseinandergerissen und teilweise zu feinen Körnchen vertheilt; sodann bildet die Karbolsäure mit den in dem Sputum anwesenden Eiweissstoffen und den schleimigen Bestandteilen desselben unlös- liche Stoffe in feinster Verteilung, die erst nach längerer Zeit sich zu Boden senken; endlich werden die in dem Sputum enthaltenen Bakterien durch die konzentrirte Karbolsäure, die in der Mischung gleichmässig verteilt ist, baldigst abgetödtet. Das Sputum wird sonach desinfizirt. Aus einigen Versuchen, welche Verf. behufs Vergleich seiner Methode mit denjenigen von Biedert und D ah men anstellte und auf deren ausführliche Beschreibung auf das Original verwiesen werden muss, geht hervor, dass in einem Falle mit der Karbolmethode des Verf.’s im gleichen Sputum mehr Tuberkelbacillen aufzufinden sind, als mit der Biedert’schen Methode und dass sie der Dahmen- schen sehr nahe steht, in einer anderen Versuchsreihe aber auch letztere noch an Schärfe übertrifft. A. Rein sch (Kiel). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Adanii, J. Gr., Recent st u dies upon immunity. (The Med. Chronicle. 1891. No. 2, 3. p. 95, 151.) Ein zusammenfassender Bericht über den heutigen Stand der viel erörterten und noch wenig geklärten Frage über das Wesen der Immunität. Dem Verf. scheint die Phagocytose unzweifelhaft einer der wichtigsten Faktoren bei der Verhinderung von Infektionskrank- heiten zu sein. Kral (Prag). Klein, E., On concurrent inoculation of different in- fections in the same animal body. (Annual Report of Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 091 the Local Government Board 1889—90. Supplement containing the Report of the Medical Officer. XIX.) A. Verf. berichtet über zwei Versuchsreihen , indem er zuerst die Resultate einer doppelten Infektion behandelt. I. Wenn man Mäusen eine Mischung von Schweine- seuche- und Hühnercholerabacillen subkutan injizirt, so sterben sie am „Schweinefieber“ ebenso schnell, als die Kontrollthiere, die nur Schweineseuchebacillen bekommen haben. Im Blute und in der Milz werden nur Bacillen der Schweineseuche gefunden , und zwar in grossen Mengen. Der Hühnerbacillus übte keinen hemmenden Einfluss auf den Krankheitsverlauf oder auf die Ver- mehrung des anderen Bacillus im empfänglichen Thierkörper aus. II. Bacillen des Schweincerysipelas und der Schweineseuche. Während in den obigen Versuchen das Gemisch, soweit es möglich ist, aus gleichen Mengen der betreffenden Bacillen be- stand, nahm Verf. hier eine bedeutend grössere Menge des Bacillus der Schweinerysipelas, als des Bacillus der Schweineseuche. Wenn man eine derartige Mischung Mäusen subkutan injizirt, so sterben sie nach einigen Tagen an einem Schweineerysipelas. Im Blute werden Bacillen der Schweineseuche nicht gefunden, obgleich die Menge solcher Bacillen in der Mischung, allein verabreicht, genügend war, um Mäuse zu tödten. Hier hatte denn der Erysipelbacillus den der Schweineseuche verdrängt. Wenn man gleiche Mengen von Bouillonkulturen dieser Bacillen zur Impfung benützt, so sterben die Thiere ebenso schnell, als wenn man die Bacillen der Schweineseuche unvermischt verabreicht. Im Blute der gestorbenen Mäuse wurden die Erysipelbacillen in viel geringerer Menge gefunden. Verf. liess schliesslich diese beiden Bacillen zusammen auf Ge- latine wachsen und impfte 2 Mäuse mit dieser Mischkultur. Beide starben an einer Mischinfektion. Es bestand somit kein Antagonis- mus zwischen den beiden Bacillen, nachdem man sie für längere Zeit auf Nährgelatine hatte gedeihen lassen. B. In einer zweiten Reihe von Versuchen benutzte Verf. ein Gemisch von Erysipelkokken und den Stoffwechselprodukten des Proteus vulgaris. Wenn man gleichzeitig einem Kaninchen attenuirte Strepto- kokken der Erysipelas und sterile oder nicht sterile Kulturen von Proteus vulgaris subkutan injizirt, so sterben die Thiere nach 1 — 3 Tagen an einer Allgemeininfektion. Kontrollthiere, mit dem Streptococcus allein behandelt, litten nicht. Der attenuirte Coccus hatte also auf diese Weise seine ursprüngliche Virulenz wiedergewonnen. Es war dabei ganz gleichgültig, ob beide Sub- stanzen zusammen oder einzeln nach einander injizirt wurden. Kulturen von Proteus vulgaris, subkutan injizirt, haben keine nachträgliche Wirkung auf Kaninchen. Verf. betont weiter, dass auch die Lokal Wirkung des Streptococcus durch die che- mischen Produkte des Proteus wiederhergestellt wird. Es ist also mit dem Erysipel coccus ebenso wie mit dem Pneu mo coccus: 692 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Die einmal eingebüsste Virulenz wird durch die Stoffwechselprodukte eines gewöhnlichen Saprophyten, wie Proteus vulgaris es ist, wieder ins Leben gerufen. A. A. Kanthack (Liverpool). Klein, E., Further observations on concurrent inocula- tion of different infections in the same animal body. (Annual Report of the Local Government Board 1890 — 91. Supplement containing the Report of the Medical Officer. XX.) I. Bacillus diphtheriae und Bacillus anthracis. Verf. injizirte Meerschweinchen Anthraxbacillen unter die Haut eines Beines und gleich darauf Diphtheriebacillen unter die Haut des anderen Beines, und fand, dass die Thiere an Anthrax zu Grunde gingen, und zwar ebenso schuell, als das Kontrollthier, welches nur Anthrax- bacillen bekommen hatte. Weiterhin zeigt Verf., dass eine vorauf- gegangene Impfung mit Diphtheriebacillen, sogar wenn die Infektion eine langsame ist, keinen Einfluss auf die nachfolgende Milzbrand- infektion hat. II. Bacillus diphtheriae und Bacillus pyocyaneus. Wenn man Meerschweinchen erst Diphtheriebacillen subkutan injizirt und darauf geringe Dosen von sterilen Bouillonkulturen des Ba- cillus pyocyaneus zu wiederholten Malen verabreicht, so sterben die Thiere schneller an einer Diphtherieinfektion , als die Kontroll- thiere, die nur Diphtheriebacillen bekommen hatten. Wir haben hier also einen strengen Gegensatz zur Mischinfektion mit Anthraxbacillen des grünen Eiters. Dasselbe Resultat wurde erzielt, wenn man nicht sterilisirte Kulturen des Bacillus pyocyaneus anwendete. In allen Fällen starben die doppelt intizirten Thiere schneller an Diphtherie, als die Kontrollthiere. Zum Schluss erwähnt Verf. noch, dass es scheint, dass die Stoffwechselprodukte des Bacillus pyocyaneus eine hemmende Wirkung auf die Infektion mit Tuberkelbacillen haben. Hierüber soll jedoch später berichtet werden. A. A. Kanthack (Liverpool). Samter , Joseph , Choleraiana nach Biermer und ein therapeutischer Vorschlag für die Fälle von Cho- lera fulminans. (Deutsche med. Wochenschr. 1892. No. 38.) Verf. erinnert zunächst in honorem defuncti an zwei Vorträge, die Biermer im Jahre 1884 und 1886 über Cholera gehalten hat. Seine damals ausgesprochenen Ansichten haben sich jetzt bestätigt. So hat er auf die Uebertragung der Cholera durch infizirtes Trinkwasser hin- gewiesen, durch die plötzliche Massenerkrankungen zu Staude kom- men. Auch hat er Zweifel an dem therapeutischen Erfolge von Cantani’s Tannineingiessungen geäussert, da die unter die Schleim- haut in die Follikel eingedrungenen Bacillen nicht mehr erreicht werden können. Dann macht der Vortragende noch einen therapeutischen Vor- schlag für schwere Cholerafälle im Stadium asphycticum. Er em- Schutzimpfung, kiiustl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 693 pfielilt, zunächst eine subkutane oder intravenöse Kochsalzinfusion zu machen und dann, wenn die Cirkulation sich wieder hebt, die Venaesektion anzuschliessen, um das durch Ptomai'ne vergiftete Blut abzulassen. In früherer Zeit waren die Resultate beim Aderlass mit und ohne Transfusion allerdings wenig ermutbigende ; doch glaubt Samt er, dass durch die Kombination von Venaesektion mit Kochsalzinfusion mehr zu erreichen ist. von Düngern (Freiburg). Pfuhl, E., Bakteriologische Prüfung der antisepti- schen Wirksamkeit der für den Feldgebrauch be- stimmten Sublimatverbandstoffe. (Dtsch. militärärztl. Zeitschr. Jahrg. XIX. Heft 4.) Verf. führt zunächst aus, dass die Verwendung lediglich aseptischen Verbandmaterials, wie es in wohlgeordneten Friedenslazarethen viel- fach mit bestem Erfolge in Gebrauch gezogen wird, zu Kriegszeiten uuthunlich ist, da es dort nicht möglich, die Wunde mit der erfor- derlichen Sorgfalt zu reinigen , auch die Anlegung der Verbände vielfach in die Hände ungenügend vorbereiteter Leute gelegt ist, so dass im Felde antiseptisch imprägnirte Verbandstoffe unentbehr- lich sind. Bekanntlich sind für die Deutsche Feldarmee die Subli- matverbandstoffe eingeführt worden. Da sich nun herausgestellt hat, dass diese Stoffe beim Liegen einen nicht unbedeutenden Theil ihres Sublimatgehalts verlieren — Proskauer fand sogar in frischen Verbandstoffen nur O, 32 Proz. — , so unterzog sich Verf. der für die Armee wie für die antiseptische Wundbehandlung überhaupt gleich wichtigen Arbeit, festzustellen, „welches der geringste Gehalt an Sublimat wäre, bei welchem der Verbandstoff noch antiseptisch wirkt“. Er untersuchte eine grössere Zahl von Sublimatverbandpäckchen aus verschiedenen Verband mittelreserven der Armee und von ver- schiedenem Alter — zwischen 1 Tage und 2*/2 Jahren. Das von ihm angewandte Verfahren war eine verbesserte Modifikation des von Laplace geübten. (Deutsche med. Wochenschr. 1887. No. 40.) „Zunächst wurden 30 bis 40 g sterilisirtes flüssiges Rinderblut- serum mit zwei Platinösen einer Bouillonkultur von Staphylo coc- cus pyogenes aureus versetzt und in einem Erlenmeyer- schen Kölbchen eine Viertel- bis eine halbe Stunde geschüttelt, um die Eiterkokken gleichmässig zu vertheilen .... Unmittelbar nach- dem die Durchtränkungsflüssigkeit zubereitet war, wurde in einer sterilisirten Petri’schen Doppelschale eine Verbandmittelprobe ab- gewogen, dann mit der fünffachen Gewichtsmenge der präparirten Flüssigkeit langsam übergossen und darauf vermittelst zweier steri- lisirter Pinzetten ein wenig geknetet. . . . Die Verbandmittelprobe wurde so gross gewählt, dass das Gewicht etwa 2 g betrug.“ Das Verhältniss des Gewichts der Mullprobe zum Gewicht der Durchtränkungsflüssigkeit betrug bei allen Versuchen l : 5, weil sich bei dahingehenden Versuchen als so gross die Aufsaugungsfähig- keit herausgestellt hatte. Die Doppelschalen mit den durchtränkten 094 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Stücken Sublimatgaze wurden in den Brütschrank gestellt und da- selbst bei einer Temperatur von 35 0 C gehalten. Nach 24 Stunden wurde die Gaze aus der Schale behutsam herausgehoben und in eine leere, sterilisirte Schale übertragen und darin ausgepresst. Von der ausgepressten Flüssigkeit wurde mit der Koch’schen Spritze ein Tropfen (= V56 ccm) auf ein Reagenzröhrchen übertragen, welches etwa 7 ccm Gelatine enthielt. Die Gelatineröhrchen wurden ausge- rollt und bis zu 14 Tagen beobachtet. Es zeigte sich nun, dass es nicht zur Entwickelung des Staph. aureus in der Gelatine kam, wenn der Sublimatgehalt der Kompresse eben noch 0,0892 Proz. betrug. Die hier zu dieser Bestimmung er- forderlichen gewichtsanalytischen Untersuchungen wurden von P ros- kau er nach der Methode von Rose ausgefübrt. Pf. untersuchte dann Sublimatgaze, die in Pressstücken von 40 m verpackt und in rothem Papier eingeschlagen war. Auch hier fand sich, dass eine noch 0,089 Proz. Sublimat enthaltende Gaze noch antiseptisch wirksam war. Verbandpäckchen, welche mit Sublimat und zugleich mit Wein- säure imprägnirt waren, behielten ihren Sublimatgehalt länger; ihr Sublimatgehalt verhielt sich zu demjenigen gewöhnlicher Sublimat- kompressen wie 8 : 5. Als geringste zur antiseptischen Wirkung nothwendige Grösse des Sublimatgehalts fand Pf. 0,09 — 0,119 Proz. Im Ganzen ergaben die werthvolleu Versuche Pf.’s, dass die Sublimatverbandstoffe auch trotz des Verlustes an Sublimat, den sie durch das längere Liegen erleiden , eine für Feldzwecke genügende antiseptische Wirksamkeit behalten, die ja bei Verbandpäckchen überhaupt nicht so gross zu sein braucht, weil sie nur für Noth- und nicht für Dauerverbände verwendet werden, während Laplace die antiseptischen Eigenschaften der Sublimatverbände für nicht hin- reichend, Schlange (Arbeiten aus der Chirurg. Klinik d. k. Uni- versität Berlin. 3. Theil) für rein hypothetisch erklärte. M. Kirchner (Hannover). Pfuhl, Die Desinfektion der Choleraausleerungen mit Kalkmilch. (Deutsche med. Wochenschr. 1892. No. 39.) Als beliebtestes Desinfektionsmittel bei Cholera hat sich jetzt überall die Kalkmilch eingebürgert. Nach der im preussischen Kul- tusministerium ausgearbeiteten Vorschrift soll dieselbe (1 1 zerklei- nerter, reiner, gebrannter Kalk mit 4 1 Wasser) mit den Cholerade- jektionen etwa zu gleichen Theilen gemischt und eine Stunde stehen gelassen werden. Auf eine Warnung von Prof. Pekelharing aus Utrecht hin , der die Desinfektionskraft der Kalkmilch virulenten Bacillen gegenüber nach den Untersuchungen von Dr. Eykmann in Batavia in Frage stellte, hat der Vortragende die Wirksamkeit der Kalkmilch mit frischem Darminhalt von Cholerakranken aufs Neue geprüft. Es hat sich dabei gezeigt, dass die Desinfektion mit Kalkmilch eine vollständige ist, wenn der Anweisung gemäss eine Mischung mit den Dejektionen stattgefunden hat, was ja bei jedem Desinfektionsmittel unumgänglich nöthig ist. von Düngern (Freiburg). Schutzimpfung, künstl. Infektionskraukheiten, Entwickelungshemmung etc. 695 Hiller, A., Einige Erfahrungen über Solveol (neutrale wässerige Kresollösung) als Antiseptikum. (Deutsche med. Wochenschr. 1892. No. 37.) Das Wirksame im Solveol sind die Kresole (Meta-, Ortho- und Parakresol). Diese höher siedeuden Destillationsprodukte des Tlieers sind in Wasser fast vollständig unlöslich, dagegen löslich in starken Mineralsäuren und in Aetzalkalien , bezw. stark alkalischen Seifen. Lösungen der letzteren Art, wie wir sie im Kreolin, Lysol, Sapo- karbol besitzen, haben zwar eine hohe antiseptische Wirksamkeit, besitzen aber doch nicht alle Eigenschaften eines guten Desinficiens, da sie beim Verdünnen mit Wasser undurchsichtige Emulsionen geben, in kalkhaltigem Wasser Niederschläge von Kalciumseife er- zeugen und durch ihre alkalische Beschaffenheit auf Wunden ziemlich stark ätzend wirken. In der chemischen Fabrik von Dr. F. v. Hey- den Nachfolger in Radebeul bei Dresden ist nun mittels salicylsauren Natrons oder noch besser mit kresolinsaurem Natrium eine neutrale wässerige Lösung der Kresole hergestellt worden. Die desinfizirende Wirkung derselben ist unter der Leitung von Hueppe, der sie Solveol nennt, von Dr. H. Hammer im Prager Hygienischen Institut mit der von Kreolin, Lysol etc. verglichen worden. Es hat sich dabei gezeigt, dass 1) durch eine 0,5 Proz. Kresol enthaltende Solveollösung schon nach 5 Minuten alle zur Untersuchung herangezogenen Bakterien (grüner Eiter, Staphylococcus pyogenes aureus, tetragenus, prodigiosus, Cholera- und Typhusbacillen) in Bouillonkulturen abgetödtet werden und dass Solveol in dieser Wirkung Kreolin, Lysol und selbst Karbolsäure in 2,5-proz. Lösung übertrifft, dagegen vom Sublimat schon in O,50/00 Lösung erreicht wird; 2) dass Solveol in dieser Lösung fast gar nicht ätzt, und dass es auch viel weniger giftig ist, als Karbolsäure, da Meerschweinchen erst bei Einverleibung von 0,6 g Kresol auf 1 kg Thier, Kaninchen sogar erst durch höhere Gaben getödtet wurden. Dr. Hiller hat das Solveol 9 Monate als einziges Antiseptikum im Gebrauch gehabt, und glaubt nach seinen Erfahrungen, dass das- selbe dem Ideal eines Desinficiens ziemlich nahe kommt. Da die in den Handel gebrachte braune Flüssigkeit auf 37 ccm 10 g freies Kresol enthält, so stellt eine Verdünnung von 37 ccm auf 1 1 Wasser eine 1-proz. Kresollösung dar, die einer 5-proz. Karbollösung gleich- zusetzen ist. Für die Zwecke der Wundbehandlung ist eine halb so starke Lösung zureichend. 1) Eine solche Lösung mischt sich mit Blut und Eiter, ohne Gerinnungen zu erzeugen, in jedem Verhältniss und gibt auch mit Urin, Speichel, Bronchialsekret, Blasen- und Vaginalschleim keine Niederschläge. 2) Die Lösung ist klar, neutral, erst bei tagelangem Stehen schwach opalisirend. 3) Die Reizwirkung ist erheblich geringer, als diejenige der gleichwerthigen Karbol- oder Sublimatlösung. Nur auf empfindliche 696 Schutzimpfung, küustl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. oder entzündete Schleimhäute oder seröse Häute wirkt eine l/2- proz. Lösung stark brennend ein. 4) Von der antiseptischen Wirkung des I/2-Proz- starken Sol- veols hat sich der Vortragende häufig überzeugt. Besonders hat er es bei einem Fall von Empyem geschätzt, wo es, in 1 /2 , V 3 und 1/4-proz. Kresol enthaltenden Lösungen ange- wandt, sich allen sonstigen Desinficientien überlegen zeigte. Bor- säure, Thymol und schwache Karbollösung waren antiseptisch un- zuverlässig, Sublimat und stärkere Karbollösuugen wegen der Giftigkeit nicht anzuwenden, Kreolin nicht klar. Die Reizwirkung des Solveols war nicht stärker, als die einer 4 -proz. starken Borsäurelösung. Intoxikationserscheinuugen wurden nicht beobachtet. Hill er empfiehlt nach all diesen Erfahrungen das Solveol be- sonders für Operationen in Körperhöhlen, aber auch für die geburts- hilfliche und gynäkologische Praxis, von Düngern (Freiburg). Bibbert, Die Wirkung des Tuberculins und die nach Anwendung desselben bisher erhobenen patholo- gisch-anatomischen Befunde. (Dtsch. med. Wochenschr. 1892. No. 16.) Die Wirkung des Tuberculins besteht nach dem Ergebniss der bisherigen Untersuchungen nicht in einer Immunisirung des Körpers, sondern in einer Steigerung der lokalen Prozesse bis zur Entzündung. Es handelt sich dabei nicht nur um ein chemisches Attraktionsver- mögen des Tuberculins auf die Leukocyten, um eine Chemotaxis, sondern es kommt neben dem Austreten von Leukocyten auch zu Hyperämie und Proliferation der fixen Gewebsbestandtheile. Zur Erklärung dieser örtlichen Vorgänge nimmt Hu epp e an, dass das Tuberculin in geringer Dosirung das gesunde Gewebe nicht beeinflusst, dagegen das spezifisch erkrankte in Entzündung versetzt, während Büchner der Meinung ist, dass die durch die Tuberkel- bacillen verursachte, bereits vorhandene latente Reizung der Zellen unter dem Einfluss des Tuberculins bis zur Entzündung gesteigert wird. Im Gegensatz dazu glaubt Ribbert, dass das Gewebe in Folge der Tuberculineinwirkung an Widerstandskraft verliert und somit durch die Bacillen, welche sonst nur chronische granulirende Entzündungen hervorzubringen vermögen, in akute exsudative Ent- zündung versetzt werden kann. Er findet Analogieen hierfür in dem Verhalten der Staphylokokken, da er bei gleichzeitiger Impfung lebender Kokken und Einführung sterilisirter Kulturen derselben in den Thierkörper eine gesteigerte Wirkung beobachtete. Das tbatsächliche Vorhandensein einer exsudativen Entzündung nach Tuberculininjektionen haben Kromayer, Schimmelbusch, Doutrelepont, Riehl und Jacobi für den Lupus, Israel und Browicz für Knochen-, Gelenk- und Drüsentuberculose, Virchow, Jürgens, Weber und Chiari für die Lungen- und Kehlkopf- tuberculose nachgewiesen. Die Folge der Entzündung ist durch die grössere oder geringere Wirkung des Tuberculins bedingt, und hängt zum Theil von der Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 697 Grösse der verabreichten Dosis ab. Es kann zunächst zu einem raschen Ablauf des exsudativen Prozesses und zu regenerativen Gewebswucherungen kommen; hierdurch entstehen Abkapselungen und Rückbildung der Krankheitsherde, wie Schimmelbusch und Doutrelepont im lupösen Gewebe und Rindfleisch in Darm- geschwüren nachgewiesen haben. Bei stärkerer Entzündung findet jedoch eine Erweichung des Gewebes und Abscessbildung statt. Bei oberflächlicher Lage des Gewebes wird dann alles Krankhafte nach aussen entleert; im Innern des Körpers begünstigen solche Erweichungsherde dagegen die Ver- schleppung der Bakterien, als deren Folge von Virchow, Nau- werck u. A. die Miliartuberculose angesehen wird. Aehuliche Wir- kungen werden durch nekrotische Prozesse verursacht, welche gleich- falls als Folgen der durch die Tuberculin Wirkung hervorgebrachten heftigen Entzündung von Jürgens (im Darmgewebe), 0. Israel (in einem periartikulären Abscess), Nauwerck, Wolff u. A. be- schrieben sind. Gleichzeitig kommt es zur Resorption der toxischen Produkte der lebenden, bez. der Proteine der abgestorbenen Bacillen; es findet hierdurch eine Steigerung der Allgemeinwirkung des Tuberculins im Körper statt, und es kann unter dem Einfluss jener Giftstoffe zu Epitheldegeneration in den Nieren kommen. Eine solche Entartung äussert sich als parenchymatöse Trübung (J a r i s c h) oder sogar als Verfettung und Nekrose (Baumgarten, Orth und König). Endlich wird die Entzündung dem Körper unmittelbar gefähr- lich, wo es sich um ausgedehnte oder zahlreiche, neben einander liegende Herde handelt, Bedingungen, welche in deu Lungen häufig vorhanden sind. K übler (Berlin). Botkin, Hämatologische Untersuchungen bei Tuber- culininjektionen. [Aus dem Institut für Infektionskrank- heiten.] (Dtscb. med. Wochenschr. 1892. No. 15.) Verf. prüfte die Veränderungen des Blutes nach Tuberculin- injektionen, indem er den am Abend geimpften Kranken jedesmal am folgenden Mittag Blut entnahm und in nach Ehrlich’s Methode angefertigten Trockenpräparaten theils mit Eosin und Methylenblau, theils mit Eh rlich’scher Triacidlösung färbte. Er überzeugte sich, dass während des Reaktionsstadiums eine Veränderung in der Zahl und Beschaffenheit der rothen Blutkörperchen nicht erfolgte, dass sich dagegen eine akute Leukocytose unter Betheiligung aller, be- sonders indessen der neutrophilen Formen der weissen Blutkörperchen einstellte. Am Tage nach der Reaktion fand er eine erhebliche Ab- nahme der Leukocyten und gleichzeitig eine Vermehrung der Blut- plättchen. Er ist daher geneigt, die letzteren als Zerfallsprodukte der weissen Blutkörperchen anzusehen. Die beschriebene Erscheinung fiel mit dem Temperaturabfall zusammen und entsprach ähnlichen Vorgängen, welche Botkin nach der Krise akuter Infektionskrank- heiten gesehen hat; sie fehlte indessen auch nicht beim Ausbleiben erheblicher Temperaturdifferenzen nach der Tuberculiureaktion. Bei zu. Bd. 47 (jQg Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Kutwickelungshemmung etc. einigen Kranken, welche, sei es in Folge der Tuberculinreaktion, sei es in Folge der gleichzeitig verabreichten Pikrinsäure, Exantheme bekommen hatten, fand eine Vermehrung der eosinophilen Zellen in derselben Weise statt, wie solche sonst bei chronischen Hautkrank- heiten beobachtet wird. K ü b 1 e r (Berlin). Obolensky, J. N., Resultate der Tuberculosebehandlung mit dem Koch’ sehen Mittel. (Wratsch. 1891. No. 30. p. 701 — 705.) [Russisch.] Verf. behandelte im Ganzen 9 Kranke, unter denen sich 5 mit Lupus des Gesichts befanden (unter ihnen Erythematodes exulceroses). 3 andere litten an massig vorgeschrittener Lungentuberculose mit normaler Temperatur. Bei einem endlich glaubt Verf., dass keine Tuberculose vorhanden gewesen sei. Die Einspritzungen wurden mit der Oberlach’schen Spritze nach allen Regeln ausgeführt und klinisch soviel wie möglich ausgenutzt. Es wurden unter anderem Körpergewicht, Anzahl der Blutkörperchen, Hämoglobingehalt des Blutes, Harnstoifmenge, Quantität des Sputums, Charakter und Zahl der Bacillen mit in die Untersuchung gezogen. Aus den beigefügten kurzen Krankengeschichten und Zahlentabellen glaubt sich Verf. be- rechtigt, folgende Schlüsse zu ziehen: Ganz im Einvernehmen mit Koch seien sowohl allgemeine als örtliche Erscheinungen nach dem Einspritzen des Mittels zu konstatiren, doch sei das Mittel zu einer absolut sicheren Diagnose nicht zu verwenden, da in einem nicht tuberculösen Fall starke Reaktion eingetreten sei, in einem anderen dagegen, sicher tuberculösen Falle hätte sie gefehlt. Das therapeutische Resultat könne auf folgende Momente znrück- geführt werden. Die Sputummenge werde vergrössert, ebenso die Rhonchi in den Lungen mit nachfolgender Verminderung, in der ersten Zeit werde der Appetit gebessert, der Schweiss vermindert. Jedoch ist die anfängliche Besserung nicht dauerhaft, sie schlägt nur zu bald in Verschlimmerung um , es rekrudeszirt 'der tuberculose Prozess im Pharynx und Larynx, es wächst die Zahl der Tuberkel, der Umfang der Geschwüre, Umfang der Dämpfung und die Zahl der Rhonchi; Appetit und Schlaf schwinden, Schweisse nehmen zu, während das Körpergewicht abnimmt. Es bilden sich neue Entzün- dungsheerde, Pleuritis, Blutspeien, Temperaturerhöhung, ja ein Kran- ker starb während der Spritzkur. — Bei 4 Kranken nahm das Körpergewicht um 8 — 10 Pfund (3—4 kg) zu, bei 5 fiel es um 1 — 8 Pfund (0,4 — 2 kg). Die Zahl der rothen Blutkörperchen nahm zu bei 5 um 190000—320000, bei 4 nahm sie ab um 354000 — 870000. Der Hämoglobingehalt wuchs bei 4 Kranken um 5 — 15 Proz., bei 5 verringerte es sich um ebensoviel. Ueber den N-Gehalt des Harnstoff lassen sich keine Schlüsse ziehen, da die Zahlen zu unkonstant sind. Dagegen nahm die Sputummenge fast jedes Mal nach der Einspritzung zu , ohne jedoch ein konstantes Verhältniss zur Tuberculinmenge aufzuweisen. Dasselbe lässt sich auch von der Bacillenmenge sagen. Da nun das Tuberculin bei weitem kein indifferentes Mittel ist, dasselbe die Krankheit (Tuberculose) verschlimmert und deren Aus- Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 699 gaug beschleunigt, zudem in ganz unberechenbaren Dosen, so ist wenigstens bei dem jetzigen Stande der Dinge vorläufig von dem- selben bei der Behandlung der Lungentuberculose Abstand zu nehmen. Was die Behandlung von Lupuskranken betrifft, so sind die Resultate weit weniger ungünstig wie bei den Lungenkranken. Bei keinem konnte Lebensgefahr bei Anwendung des Mittels konstatirt werden ; bei 4 trat Besserung ein, es verringerte sich die Ausdehnung des Lupus, das Aussehen und der Charakter des Geschwüres wurden besser und nur in einem Falle breitete sich der Prozess weiter aus, als früher und nahm den Charakter eiues Geschwüres an. Das sub- jektive Befinden war bei allen ein sehr gutes. L. Heydenreich (Wilna). Zimmer, Untersuchungen über das Zustandekommen der Diphtherie-Immunität bei T liieren. |Aus dem hygienischen Institut zu Königsberg i. Pr.] (Dtsch. med. Wochenschr. 1892. No. 16.) Eine auf Anregung und unter Kontrolle C. Fränkel’s unter- nommene Nachprüfung der B e hri n g’schen Versuche über die Diphtherie-Immunität ergab dem Verf. folgende Resultate: 1) Die Injektion von 2 ccm einer ursprünglich vollvirulenteu Diphtheriebouillonkultur, welche im Verhältniss von 500 : 1 mit Jodtri- chlorid versetzt und 16 Stunden im Eisschranke aufbewahrt worden war, immunisirte einige Meerschweinchen mit Sicherheit gegen Diph- therieinfektion. 2) Der Versuch, ein Meerschweinchen durch Injektion von dem Pleuratranssudat anderer an Diphtherie verstorbener Meerschweinchen zu immunisiren, schlug fehl. Es waren an 4 aufeinanderfolgenden Tagen im Ganzen 14 ccm Transsudat eingespritzt worden. 3) Einige Meerschweinchen wurden mit Diphtheriebacillen iufizirt und erhielten hierauf an der Impfstelle Einspritzungen von je 2 ccm 1-proz. Jodtrichloridlösung, welche täglich wiederholt wurden. Mit Ausnahme eines Thieres, welches 10 Stunden nach der Impfung mit Jodtrichlorid behandelt wurde, starben sämmtliche Thiere, allerdings einige Tage später, als die nicht behandelten Kontrollthiere, an typischer Diphtherie. Das Thier, welches am Leben geblieben war, verhielt sich gegenüber einer 19 Tage nach der ersten Impfung aus- geführten Infektion mit 0,3 ccm Diphtheriebouillonkultur immun. Als es einen Monat später nochmals mit 0,3 ccm Diphtheriekultur geimpft wurde, schien es auch diesmal gesund zu bleiben. Dann aber magerte es ab und starb etwa 7 Wochen später. Die Sektion ergab das Bild typischer Diphtherie. — Von drei Meerschweinchen, welche sofort nach der Impfung Jodtrichlorid erhielten, starb das eine am 5. Tage an Diphtherie, das zweite am 14. Tage ohne typische Diphtherieerscheinungen ; das dritte überstand den Eingriff und war gegenüber späteren Infektionsversuchen mit Diphtherie immun. 4) Fünf Meerschweinchen erhielten Injektionen von je 2 ccm einer 10-proz., mit Schwefelsäure schwach angesäuerten Lösung von Wasserstoffsuperoxyd; vier Kaninchen erhielten je 0,5 ebem der gleichen Lösung an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen. Säramt- 47* 700 Schutzimpfung, küustl. Infektionskrankheiten, Eutwickelungsheinmung etc. liehe Thiere erlagen einer darauf vorgenonmienen Infektion mit 0,3 ccm einer Diphtheriebouillonkultur; doch trat der Tod jedesmal später eiü, als bei nicht mit Wasserstoffsuperoxyd behandelten Kon- trollthieren. Letztere starben nach 42 Stunden, die vorbehandelten Thiere nach 3 — 6 Tagen. K übler (Berlin). Czaplewski, E., Weitere Untersuchungen über die Im- munität der Tauben gegen Milzbrand. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. XII. 1892. p. 348.) Czaplewski nahm, um den gegen ihn gerichteten Angriffen von Metschnikoff, Sawtschenko, Lubarsch u. A. zu be- gegnen, eine Wiederholung seiner Versuche über die Immunität der Tauben gegen Milzbrand auf breiter Basis vor. In der vorliegenden ausführlichen Mittheilung gibt Verf. zunächst eine Uebersicht über die bisherigen Arbeiten über Infektionsversuche mit Milzbrand bei Tauben; im zweiten Abschnitt werden sodann eingehend die Ver- suchsbedingungen erörtert, unter denen Verf. arbeitete, um ver- gleichbare Ergebnisse zu erhalten. Verf. betont mit Recht, dass für eine Publikation nicht die Angabe genügt, „ich infizire das Thier mit Milzbrand“, sondern dass das Infektionsmaterial, die verwendete Quantität und der Infektionsmodus genau bezeichnet werden müssen. Verf. selbst wählte die subkutane Impfung „homo- gener“ Glycerinagarkulturen von weniger als 24-stüudigem Wachs- thum mittels Platinöse. Was die vom Verf. zusammengestellten Gesammtergebnisse der Milzbrandinfektion bei Tauben anlangt, so überstanden von 154 Tauben 111 die Infektion, während 43 an Milz- brand zu Grunde gingen. Die Versuche Czaplewski’s erstrecken sich auf 31 Tauben, von denen nur 7 jüngere Thiere an Milzbrand starben. Die pathologischen Vorgänge sowohl beim Fortschritte der Infektion, als beim Ueberstehen derselben wurden vom Verf. theils fort- laufend an den einzelnen Versuchstieren durch Entnahme von Ge- websflüssigkeit der Impfstelle studirt, theils wurden die histologischen Veränderungen nach Tödtung der Thiere durch Zerlegung des Ge- webes der Infektionsstelle, sowie der Organe in Schnitten beobachtet. Die vielfach interessanten Einzelheiten der Beobachtung mögen im Original eingesehen werden; als Hauptergebniss sei hervorgehoben, dass „Phagocytose“ zwar beobachtet wurde, aber nicht als Ursache des Ueberwindens der Milzbrandinfektion angenommen werden konnte. Die nicht von Leukocyten aufgenommenen Bacillen degenerirten in der Regel schneller, wr ährend die in Leukocyten liegenden Bacillen vor der Zerstörung eher etwas geschützt erschienen und vielfach die Leukocyten selbst überdauerten, denen gegenüber sie nicht als „harm- lose“ Fremdkörper gelten können. Petruschky (Berlin). Brühl, M. J., Note sur la vaccination du lapin contre le vibrio avicide (Ga mal eia) et sur l’action curative de serum de lapin immun isd contre l’infection par le vibrio avicide. (Gazette mddicale de Paris. 1892. No. 36.) Bruhl gelang es, durch wiederholte Injektionen von 2-10 ccm sterilisirter Kulturen des Vibrio Metschnikoff bei Kaninchen eine Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 701 hohe Widerstandsfähigkeit gegen vollvirulente Kulturen hervorzu- rufen. Injizirte er 5 ccm des Serums derart immunisirter Kaninchen Meerschweinchen unter die Haut eine Viertelstunde nach Impfung mit dem Vibrio, so blieben dieselben nach leichter Erkrankung am Leben , während Kontrollthiere nach 12—20 Stunden zu Grunde gingen. Das Serum nicht vorbehandelter Kaninchen wie das immuni- sirter Meerschweinchen vermochte den Verlauf der Krankheit nicht zu beeinflussen. Abel (Greifswald). Schütz und Steifen, Die Lungenseuche-Impfung und ihre Antiseptik. Berlin (Hirschwald) 1891. Was von dem Wesen der Lungenseuche zweifellos feststeht, ist die Thatsache, dass sie eine Krankheit ist, die sich ausschliesslich auf dem Wege der Ansteckung erhält, und dass demnach ihre Til- gung lediglich auf dem Wege der Vernichtung der Seuchenträger be- wirkt werden kann. Die Bestimmungen des preussischen Seuchen- gesetzes von 1880 gingen von diesem Grundsätze aus und hatten überall eine merkliche Abnahme der Seuche zur Folge. Nur in den von jeher stark verseuchten Regierungsbezirken Magdeburg und Merse- burg gelang es trotz der sehr zahlreichen Tödtungen erkrankter Thiere nicht, die Seuche zu beschränken. Es lag das einmal daran, dass die landwirtschaftlichen Verhältnisse jener Gegenden die Auf- zucht von Rindvieh nicht gestatten und dass die Viehmärkte an der böhmischen Grenze und die Depots der von dort beziehenden Vieh- händler ebenso viele Verscbleppungsstätten der Lungenseuche dar- stellten. Andererseits beruhte der Misserfolg auf der Annahme, dass es genüge, die offenbar erkrankten Thiere zu tödten und das be- treffende Gehöft sechs Monate zu sperren. Diese Voraussetzung war unrichtig, denn viele Thiere eines Bestandes durchseuchen ohne auf- fallende Krankheitserscheinungen und es ist Thatsache, dass dieselben auf Jahre hinaus andere Thiere zu infiziren vermögen. Demgemäss trat eine Besserung der Verhältnisse erst ein, als man ganze Vieh- bestände, unter denen einzelne deutliche Erkrankungen vorgekommen waren, tödtete. Die Einschleppungsgefahr war damit aber nicht be- seitigt. Sie kann dadurch vermieden werden, dass man die gesunden Thiere mittels einer Impfung gegen die Seuche schützt. Ueber die Wirksamkeit dieser Impfung, die seit langem in Gebrauch war, waren die Meinungen der Landwirthe getheilt; die Versuche der Verff. sollten Aufklärung über den Effekt derselben schaffen. Die Lungenseuche- Impfung beruht auf der Einführung des ursäch- lichen Erregers der Lungenseuche oder seiner spezifischen Produkte in den Körper der Rinder. Auf antiseptisches Vorgehen bei diesem Verfahren legen die Verff. grossen Wert, da sie der Vernachlässigung desselben die früher erzielten Misserfolge zuzuschreiben geneigt sind ; die Impfungen der Thiere wurden dementsprechend mit allen mög- lichen Kautelen zur Verhütung von Infektion vorgenommen. Der erste Versuch sollte entscheiden, ob die festen oder flüssigen Theile der Lungen die Träger des Ansteckungsstoffes sind ; ferner sollte entschieden werden, ob lebenswarmes oder vor längerer Zeit entnommenes, abgekühltes Material zur Impfung geeignet sei. Je 702 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. drei junge Stiere wurden mit warmer und kalter Lymphe, mit warmen und kalten Lungenstückchen an der Hinterseite der Schwänze, weil dort der Gefässreichthum gering ist, geimpft. Die Lymphe war Lungensaft eines lungenseuchekranken Ochsen von einer Stelle im Beginn des Stadium catarrhale; die Lungenstückchen, bis erbsengross, bestanden aus interstitiellem und alveolärem Gewebe. Nach einer geringen Temperaturerhöhung in den nächsten Tagen zeigten die mit warmer Lymphe geimpften Thiere eine starke Reaktion der Impf- stelle, die zu Nekrose der Schwanzspitze und Abscessbildung führte; die auderen Thiere wiesen nur geringe Störungen auf. Nach 18 Tagen wurden die Thiere wiederholentlich Nase an Nase mit lunge- seuchekranken Rindern angebunden und schliesslich getödtet. Sie waren sämmtlich frei von der Krankheit geblieben, während von 4 ebenso angebundenen Kontrollthieren drei mit derselben behaftet waren. Der zweite Versuch sollte die Wirkung der warmen] Lymphe verfolgen und die Menge bestimmen, welche einem Thiere ohne Schaden eingeimpft werden kann. 12 Versuchstiere wurden mit 0,05 bis 1 ccm warmer Lymphe am Schwänze geimpft. Nach 4 bis 8 Tagen entstand von der Impfstelle aus in der Richtung des Lymph- stromes fortschreitend ein rothlaufartiger Prozess, der mit Fieber und Schwellung der benachbarten Lymphdrüesn einherging und bei 6 Thieren Nekrose von Schwanztheilen, bei einem Tod an Peritonitis hervorrief. Die Menge des verimpften Materials war für die Aus- breitung des Prozesses ohne Bedeutung. Nach Ablauf desselben wur- den die Thiere über ein halbes Jahr fast ununterbrochen mit lungen- seuchekranken Rindern in Berührung gebracht, wiederholten Impfungen in den Schwanz, den Triel und die Lungen unterzogen, ohne Störungen zu zeigen. Vier Kontrollthiere erkrankten schwer und zwei derselben starben. Es kann also nicht zweifelhaft sein, dass die Impfung mit frischer warmer Lymphe im Körper der Rinder die Veränderungen erzeugt hatte, welche der Immunität zu Grunde liegen. Da es grosse Schwierigkeiten hat, immer nur mit frischer warmer Lymphe zu impfen, so wurde ein dritter Versuch zu dem Zwecke angestellt, die Schutzwirkung aufbewahrter Lymphe zu erproben. 9 junge weibliche Thiere wurden mit je 0,5 ccm Lymphe, die 24 Stunden bis 8 Tage auf Eis gehalten war, in die Schwänze geimpft. Das Resultat war, dass nach der Vorimpfung deutliche reaktive Ver- änderungen an der Impfstelle am 9. — 14. Tage, schwächer als bei Anwendung von warmer Lymphe, bei 8 Färsen wahrgenommen wur- den ; nach Probeimpfungen am Triele traten bei diesen Thieren nur geringe Erscheinungen auf. Eine Färse, die nur leichte Reaktion bei der Impfung gezeigt hatte, erkrankte nach der Probeimpfung an einem schweren rothlaufartigen Prozesse. Zwei nicht vorgeimpfte Färsen erkrankten nach der Probeimpfung am Triele schwer und eine von ihnen starb. — Die geimpften Färsen, zwischen kranke Thiere gebracht, blieben gesund. Demnach wirkt auch die Impfung mit kalter Lymphe schutzbringend. Der vierte Versuch macht es nach Experimenten an drei Rindern wahrscheinlich, dass auch Lymphe, die mit Glycerin zu gleichen Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 703 Theilen gemischt ist, Thiere gegen Lungenseuche-Infektion zu sichern vermag. Die Verff. fassen das Ergebniss ihrer Versuche dahin zusammen, dass die Impfung gegen Lungenseuche in der That eine dauernde Schutzkraft gegen die Ansteckung durch Lungenseuche besitzt. Zur Tilgung der Seuche genügt sie nur neben der weiteren schonungs- losen Ausrottung aller erkrankten Thiere. Abel (Greifswald). Acosta, Enrique, Notas sobre la rabia. (Crönica mödico- quirürgica de la Habana. 1892. No. 2.) Verf. gibt Nachricht über die Hundswuthimpfinstitute zu Saigon, Turin, Palermo und Charkow und theilt dann mit, dass während der 5 Jahre seines Bestehens bis April 1891 im Laboratorio de la Crönica medico-quirürgica de la Habana 1115 Gebissene geimpft worden sind und dass die Sterblichkeitsziffer 1,9 % betragen hat. Man hält sich streng an das Pasteur ’sche Verfahren, dessen neueste 4 Varietäten in Form von Tabellen wiedergegeben werden. S e n t i ii o n (Barcelona). Poppi, Gh, La cura antirabica con un vaccino non viru- lento. (La Riforma med. 1892. No. 128.) Durch die Versuche anderer Autoren (Evangelista, Bagari, Tizzoni und Schwarz) wurde schon früher festgestellt, dass das Blutserum eine zerstörende Wirkung auf das in den nervösen Centren enthaltene Wuthgift besitze. Durch Poppi’s weitere Untersuchungen wurde ferner konstatirt, dass diese Eigenschaft dem Blutserum gegen die Wuth immunisirter Thiere in höherem Grade innewohnt. Auf Grund dieser Ergebnisse beschloss nun P., zu prüfen, ob auch der Pasteur’sche Impfstoff der Einwirkung des Blutserums immunisirter Thiere bis zum Verluste seiner Virulenz unterworfen, nicht seine immunisirende, beziehungsweise heilende Kraft einbüsse. Zu diesem Behufe wurde das Rückenmark an Impfwuth gestorbener Kaninchen mit 10 — 12 ccm sterilisirten Wassers zerrieben, von dieser Emulsion 1 ccm mit 6 — 7 ccm Serum eines immunisirten Kaninchens oder Hundes verdünnt und in einer Eprouvette im Brutofen bei 20 — 22° C durch 60 — 72 Stunden belassen. Von dieser Substanz wurden zu- nächst einem einige Stunden vorher subdural infizirten Kaninchen 5 ccm in die Jugularvene injizirt. Die Wirkung dieser Injektion äusserte sich in einem späteren Auftreten der Wutherscheinungen. Eine Injektion von 10 ccm dieser Substanz einem anderen , 24 Tage nachher subdural infizirten Kaninchen, hatte nur das Auftreten leichter Wuthsymptome, welche jedoch vollständig zurückgingen, zur Folge. Ein Hund, welcher mit fixem Virus infizirt wurde, und welchem 8, 14 und 17 Tage nach der Infektion (in die Ischiadicusscheide) je 5 ccm der Blutserumemulsion intravenös injizirt wurden , blieb voll- kommen gesund. Aus diesen, wenn auch wenigen Versuchen scheint mit Sicher- heit hervorzugehen, dass man thatsächlich auf diese Weise zu einem ungiftigen Impfstoff gegen die Wuth gelangt, welcher sowohl eine immunisirende als auch heilende Kraft besitzt. Weitere Mittheilungen werden zugesagt. Kamen (Czernowitz). 704 Schutzimpfung, kttnstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. Cassel , J. , Zur Behandlung des Keuchhustens mit Bromoform. (Dtsch. med. Wochenschr. 1892. No. 5.) Verf. brachte das in der Deutschen medic. Wochenschr. 1889. No. 31 u. 44 (vergl. das Referat in dieser Zeitschrift) durch Stepp so warm empfohlene Bromoform während des Winters 1890/91 in seiner Poliklinik bei 40 mit Keuchhusten erkrankten Kindern zur Anwendung, beschränkte sich jedoch in der Befürchtung einer Gift- wirkung auf geringe Dosen (im 1. Lebensjahre 3 mal täglich 3 — 4, sonst 3 mal täglich 4 — 5 Tropfen). Er sah bei fortgesetztem Ge- brauche des Mittels eine unzweifelhafte Verminderung der Anzahl der Hustenanfälle und in der Mehrzahl der Fälle auch eine Abnahme in deren Intensität, konnte dagegen eine Abkürzung des Gesammt- verlaufes der Krankheit niemals feststellen. Somit erkennt er nur eine narkotische, nicht aber eine spezifische Wirkung des Bromoforms bei Keuchhusten an. Küble r (Berlin). Latteux, Bakteriologische Unteruchungen, die anti- septischen Eigenschaften des Ichthyols betreffend. (Mouatsschr. f. prakt. Dermatol. 1892. No. 10. p. 389 — 397.) 9 verschiedene Mikroben (Staph. pyogenes albus u. aureus; Streptoc. pyogene s,Erysipelatos, aus eitriger Pleuritis ; B a c. typhosus; Diploc. pneumoniae; Gonococcus; Tricho- phyton to ns urans) hat Verf. als Versuchsobjekte benutzt, um nachzuweisen, ob ihr Wachsthum durch den Ichthyolgehalt des Nähr- bodens beeinträchtigt wurde. Er stellte durch |die Vermischung einer konzeutrirteu Ichthyollösung iu Nährbouillon mit reiner Nährbouillon Nährböden von bestimmtem Prozentgehalt an Ichthyol her und säete unter gleichzeitiger Anlegung von Kontrollkulturen die Keime aus. Er fand, dass schon bei 3 — 4 Proz. Ichthyolgehalt ein Wachsthum ausblieb; nur der Streptoc. pyogenes vertrug höheren Ichthyol- gehalt (!). Verf. schliesst mit der Apostrophe: „Man ist somit in der Praxis sicher, eine vollständige Antisepsis durchzuführen, wenn man 5 oder 10 Proz. Ichthyollösungen benutzt, die ohne Anstand an- gewendet werden können.“ C. Spener (Berlin). Strosclieiu, E., Ueber Sterilisir u ng von Atropin-, Ese- rin- und Cocainlösungen nebst B esch rei bung e i nes neuen Tropfglases. (Arch. f. Ophth. Bd. XXXVIH. Abth. 9. p. 155—173.) Anknüpfend an die „Untersuchungen über Infektion und Desin- fektion von Augenwässern“ von E. Franke (v. Gräfe ’s Archiv. XXXVII. 2. p. 92) berichtet Stroschein über seine eigenen, in der genannten Richtung angestellten Versuche. Von der Sterilisation der Tropfwässer durch chemische Desinfizientien , welche immer erst in einiger Zeit erreicht wird, sieht er ab und empfiehlt die Sterili- sation durch Hitze, speziell Aufkochen. Um dies in leichter Weise für die Praxis zu ermöglichen, hat er Tropffläschchen aus dünnem, gleichmässig stark geblasenem Glase konstruiren lassen. Dieselben haben die Form eines kleinen Stehkolbens (mit grösstem Durchmesser von 4-5 cm); der Hals ist ca. 1,5 cm lang und 12 mm weit und Schutzimpfung, kÜDstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 705 innen mit mattem Schliff. In diesen ist wie bei den gewöhnlichen Tropfgläsern der Conus einer kleinen Pipette eingeschliffen, welche letztere, durch eine Hohlkehle abgesetzt, oberhalb noch einen umge- kehrten, sonst gleichen Conus trägt (ebenfalls in den Hals, des Kölbchens passend , aber nicht eingeschliffen) und mit einer oliven- förmigen Anschwellung für das Gummihütchen endet. Zum Sterili- siren füllt man das Kölbchen etwa zur Hälfte mit der zu sterilisi- renden Flüssigkeit, setzt die Pipette ohne Gummihütchen umgekehrt ein und erhitzt das Gläschen, indem man es mit einem Reagenzglas- halter hält, vorsichtig unter Bewegen ca. 3 — 4 Minuten über einer freien Flamme (erhitzt man über Drahtnetz, so soll die Flamme nicht so gross sein, dass sie über das Niveau der Flüssigkeit hinaufreicht) bis zu mässigem Siedeu. Dann wartet man ca. 10—20 Minuten und steckt die Pipette umgekehrt ein, indem man sie mittelst einer Pincette an der Hohlkehle fasst. Nach dem Abkühlen (ev. unter Wasserstrahl) wird das unsterilisirte Kautschukhütchen aufgesetzt. Die bakteriologische Prüfung ergab eine vollkommene Sterili- sation. Bei Gebrauch vermeide man natürlich, mit der Pipette Cilien etc. zu berühren. Die Anwendung dieser Fläschchen dürfte sich besonders auch für den praktischen Arzt empfehlen , der nur selten in die Lage kommt, Atropin etc. zu verwenden, weil erstens sterili- sirte Lösungen sich unbegrenzt lange halten, während sie sonst immer nach einmaligem Gebrauche mit der Zeit verderben und weil eine neue Sterilisirung nach Gebrauch immer wieder leicht und billig zu bewerkstelligen wäre. Für den Gebrauch in der Sprechstunde hält Stroschein eine Wiederholung der Sterilisation von je 48 Stunden für ausreichend ; für operative Zwecke räth er, jedesmal frisch zu sterilisiren. Diese Fläschchen (zu beziehen von Glasbläser Wiegand, Würzburg, Theaterstr. 12, schwarz für Atropin, roth für Eserin, weiss für Cocain, blau für Homatropin) haben sich in der Würzburger Universitätsaugenklinik sehr gut bewährt. Speziell auch Atropinkatarrhe sind verschwunden. Czaplewski (Tübingen). Institute. A Die Biologische Station zu Plön kann gegenwärtig auf das erste Jahr ihres Bestehens zurückblicken. Nach einer Mit- theilung von Dr. Otto Zacharias, dem Leiter und Begründer dieser wissenschaftlichen Anstalt, war dieselbe im verflossenen Sommer von 4 Praktikanten zur Ausführung botanischer und zoologischer Arbeiten besucht. Ausserdem aber wurde die Station mehrfach von durchreisenden Forschern als Standquartier für kürzere Exkursionen benutzt, wozu sie sich in der That durch ihre unmittelbare Lage am Gr. Plöner See vortrefflich eignet. Nach Angabe von Zacharias 706 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. sind die Forschungen in diesem See ausserordentlich lohnend ge- wesen ; es ergaben sich bisher : 20 Fische, 42 Krebsarten, 69 Spezies von Würmern (darunter 37 Räderthiere), 14 Mollusken und 74 Pro- tozoen (d. h. Wurzelfüsser , Geisselträger und Infusorien). Unter Anderem gelangte auch ein Vertreter der selten gesehenen Gattung Ichthyophthirius (Floquet) zur Beobachtung, und Dr. Zacha- rias nahm die Gelegenheit wahr, um dieses interessante schma- rotzende (holotriche) Infusorium näher zu untersuchen. Die in den Aquarien zu Plön Vorgefundene Spezies ist indessen nicht der eigent- liche J. multifiliis, sondern eine verwandte Art, welche von Zacharias in der Festschrift für Leuckart unter dem Namen J. cryptostomus beschrieben worden ist. — Indessen hat sich nicht nur an thierischen, sondern auch au pflanzlichen Organismen verschiedenes Neue und Seltene im Plöner See nachweisen lassen. So wurden bei der Durchforschung des Planktons Vertreter zweier sonst nur im Meere vorkommender Diatomeengattungen im Plöner See entdeckt, nämlich je eine Spezies des Genus R hi z osol e n i a und Atheia. Fernerstelltees sich heraus, dass dicht bei der Biolog. Station der Standort einer sehr interessanten und recht seltenen Braunalge (Pleurocladia lacustris A. Br.) ist, welche für nächstverwandt mit den Fucoideen gilt. Diese merkwürdige niedere Kryptogame wurde 1858 von Alex. Braun im Tegeler See bei Berlin aufge- spürt; dort ist sie aber seit mehreren Jahrzehnten wieder verschwun- den. Jetzt ist nun der Gr. Plöner See die einzige bekannte Fundstätte in ganz Europa dafür. — Auch ein völlig unter Wasser lebender und gewandt schwimmender Rüsselkäfer — offenbar ein entomologisches Unikum — wurde von Dr. Zacharias im Plöner See entdeckt. Es ist dies der in Deutschland nur selten zur Beobachtung kommende Eubrichius aquaticus Thoms., ein nur wenige Millimeter grosses Thiercheu, welches sich dem Auf- enthalt im Wasser in ganz überraschender Weise angepasst hat. — Ein ausführlicher Bericht von Zacharias über die Thätigkeit seiner Station steht in Aussicht. R. Corrigendum. Kionka : Versuche über die bakterientödtende Wirkung des Blutes (Bd. XII. No. 10) ist auf p. 325 d. Centralbl. Zeile 9 von oben zu lesen: „Fehlerquelle“ statt Fehler. Auf p. 328 Anmerkung 2 ist hinter den Worten: „nach Ablauf des Abdominal- Typhus“ einzuschalten : „öfters“. Neue Litteratur. 707 Neue Litteratur zusammengestellt von Dk. Abthur Würzburg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. v. Lingelsheim , Beiträge zur Streptokokkenfrage. (Ztsckr. f. Hyg. 1892. Bd. XII. No. 3. p. 308—321.) Morphologie und Systematik. Hori, S., Notes on some Japanese Uredineae. (Botan. magaz. Tokyo. 1892. Vol. VI. No. 64. p. 211 — 216.) [Japanisch.] Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselprodukte usw.) Anderegg, E., Ueber den Generationswechsel bei Gallwespen und Fichtenläusen. Vor- trag. (Mittheil. d. naturforsch. Ges. in Bern. 1892. Sitzungsber. p. 17.) Ferry, R., R4sum6 des experiences de M. Brefeld sur le döveloppement des ustilaginees (charbon et carie). (Rev. mycol. 1892. No. 55. p. 93 — 96.) Frankland, P. F., and Mac Gregor, J., Fermentation of arabinose with the bacillus ethaceticus. 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Dr. August Weismann, Professor in Freiburg i. Br., Aufsätze über Vererbung üM verwandte Mologisclie Fragen. Mit 19 Abbildungen im Text. — Preis 12 Mark. Das Keimplasma, eine Theorie der Vererbung. Mit 24 Abbildungen im Text. — Preis: 12 Mark. Verlag Ton Gustav Fischer in Jena. Beiträge pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie redigirt von Dr. Ernst Ziegler, Professor der pathologischen Anatomie and der allgemeinen Pathologie in Freiburg i. B. Elfter Band. Mit 17 lithographischen Tafeln und 2 Abbildungen im Text. Preis für den Band 25 Mark. Heft I: He rmann Stroebe, Zur Kenntniss verschiedener cellulärer Vor- gänge und Erscheinungen in Geschwülsten. Aus dem pathologisch-anatomischen Institut in Freiburg i. B. — A. Cramer, Einseitige Kleinhirnatrophie mit leichter Atrophie der gekreuzten Grosshirnhemisphäre, nebst einem Beitrage zur Anatomie der Kleinhimstiele. — L. v. Stubenrauch, Zwei Fälle von Theilung des Utero-Vaginalkanals. — Rieh. Paltauf, Zur Kenntniss der Schilddrüsen- tumoren im Innern des Kehlkopfs und der Luftröhre. Aus dem pathologisch-ana- tomischen Institute in Wien. — Kinnosuke Miura, Ueber Gliom des Rücken- markes und Syringomyelie. Zugleich ein Beitrag von der aufsteigenden De- generation der Schleife. Aus dem pathologischen Institut in Marburg. — Rudolph Klien, Ueber die Beziehungen der Russell’schen Fuchsinkörperchen zu den Altmann’schen Zellgranulis. Aus dem pathologisch-anatomischen Institut in Leipzig. — Carl Alexander, Untersuchungen über die Nebennieren und ihre Beziehungen zum Nervensystem. Heft II: Martin B. Schmidt, Ueber Blutzellenbildung in Leber und Milz unter normalen und pathologischen Verhältnissen. — Paul Ernst, Ueber Psammome. — Richard Paltauf, Ueber Geschwülste der Glandula carotica nebst einem Beitrage zur Histologie und Entwickelungsgeschichte derselben. — E. Kirby, Experimentelle Untersuchungen über die Regeneration des quer- gestreiften Muskelgewebes. Aus dem pathologischen Institute der Universität Freiburg i. B. — Edmondo Coen, Nekrolog. Heft III: H. Morley Fletcher, Ueber die sogenannte Periarteriitis nodosa. Aus dem pathologischen Institute zu Freiburg L B. — W. Janowski, Beitrag zur pathologischen Anatomie der biliären Lebercirrhose. Aus dem pathologisch-anotomischen Institut des Prof. Brodowski in Warschau. —Ludwig Kamen, Ueber den Erreger der Malaria. Heft IY: J. A rnold, Gehirn, Rückenmark und Schädel eines Hemicephalus von dreitägiger Lebensdauer. — C. v. Kahlden, Die Aetiologie und Genese der acuten Nephritis. Histologische und experimentelle Untersuchungen. Aus dem pathologischen Institut der Universität Freiburg i. B. — Max Bonorden, Ueber ein meningeales Cholesteatom mit Haaren und Talgdrüsen. Aus dem pathologischen Laboratorium (Dr. Beneke) des Herzogi. Krankenhauses in Braunschweig. Soeben erschien: Zw#lfter ßan(l. Heft L Mit 7 lithographischen Tafeln und 1 Abbildung im Text. C. Nauwerck und K. Hufs chmid, Ueber das multiloculäre Adenokystom der Niere. Ein Beitrag zur Kenntniss der Cystennieren. — C. Nauwerck, Ein Nebenpankreas. — J. Keresztszeghy und Hannss, Ueber Degenerations- und Regenerationsvorgänge am Rückenmarke des Hundes nach vollständiger Durchschneidung. Aus dem pathologischen Institut zu Freiburg i. B. — Lud- wig Kamen, Weiterer Beitrag zur Kenntniss des Malariaerregers. — L. F. Driessen, Untersuchungen über glykogenreiche Endotheliome. Aus dem Boerhaave-Laboratorium in Leiden. — N. Uschinsky, Ueber die Wirkung der Kälte auf verschiedene Gewebe. Aus dem pathologischen Institut der Universität Freiburg i. B. — S. Beresowski, Ueber die compensatorische Hypertrophie der Schilddrüse. — Experimentell-histologische Untersuchung. Aus dem pathologischen Institut der Universität Freiburg i. B. — S. Beresowsky, Ueber die histologischen Vorgänge bei der Transplantation von Hautstücken auf Thiere einer anderen Species. Aus dem pathologischen Institut der Univer- sität Freiburg i. B. — Gg. Ker esztszegh y, Ueber retroperitoneale Sarkome. Aus dem pathologisch-anatomischen Institut der Universität Freiburg i. B. — Ernst Ziegler, Historisches und Kritisches über die Lehre von der Ent- zündung. — M. Nikiforoff, Zur pathologischen Histologie der Milz bei Recurrens. — M. Nikiforoff, Ueber die pathologisch-anatomischen Ver- änderungen des Rückenmarkes in Folge schneller Herabsetzung des baro- metrischen Druckes. Bakteriologie und Parasitenkunde. Tn Verbindung mit GA Hofr. Prof. Dr, Lerntet m Professor Dr. Loeffler ln Leipzig In Greifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. XII. Band. -O- Jena, den 28. November 1892. -o- No. 20. Preis für den Band .26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — ^ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. '%*— Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten* künde “ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte , etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger , Herrn Gustav Eischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Beitrag zum Studium der von den Mikroorganismen abgesonderten diastatischen und Inversionsfermente. [Aus dem hygienischen Institut der Kön. Universität in Rom.] Von Dr. Claudio Fermi, Assistenten. Als Fortsetzung meiner früheren Arbeiten über die Bakterien- enzyme habe ich noch einige weitere Untersuchungen über den glei- chen Gegenstand unternommen, wobei ich auf die diastatischen und Inversionsfermente mein besonderes Augenmerk richtete. 48 XII. Bd 714 Claudio Fe r in i , Beitrag zum Studium der von den Mikroorganismen etc. Gang der Untersuchungen. I. Existiren ausser den Mikroben, die ich bereits untersuchte, noch andere, welche eine diastatische Wirkung besitzen? II. Erzeugen die Bakterien ihre diastatischen Enzyme auch auf Substanzen, die keine Eiweisskörper enthalten? III. Gibt es Bakterien, die ein Inversionsvermögen haben, d. h., welche Rohrzucker, Laktose und Maltose in Dextrose, Laevulose und Galaktose umwandeln? Eine ausführliche Bearbeitung wird baldmöglichst in den „An- nalen des hygien. Institutes der kön. Universität in Rom“ erscheinen; hier beschränken wir uns nur auf eine kurze Wiedergabe der erhal- tenen Resultate. I. Unter 38 neuen Bakterienarten besitzen nur die 11 folgenden eine diastatische Wirkung: 1) Rothe Hefe schwach 8) Tricbothecium roseum stark 2) Weissc Hefe ,, 9) Actinomyccs bovis „ 3) B a c. der gelben Milch „ 10) Ph o tobact erium „ 4) Streptothrix alba stark 11) Mi er. der Mastitis der Kühe ,, 5) „ violacea ,, 6) „ albidoflava 7) „ nigra II. Die 11 folgenden bilden Acidität 1) Oidium lactis schwach 7) B a c. des Rothlaufs der Schweine stark 8) Bac. cavicida von Brieger „ 9) Bac. der Milchsäure „ 10) Bac. der Mastitis der Kühe „ 11) Vibrio Metschnikowi ,, 2) Bac. der Frettchenseuche 3) Bac. der blauen Milcb 4) Bac. der gelben Milch 5) Bac. viscosus 6) Bac. pbospliorescens III. Die Streptothrix -Arten, wie Actinomyces erzeugen alle, mit Ausnahme von Streptothrix carnea, ein diastatisches Ferment. IV. Viele Mikroben sezerniren ein diastatisches Ferment, ohne Acidität zu bilden; so verhalten sich beispielsweise alle Strepto- thrix-Arten und Bac. muscoides. Andere wieder erzeugen Acidität, ohne diastatisches Vermögen zu besitzen. In meinen früheren Untersuchungen hingegen, wo ich mit anderen Mikroben experimentirte, konnte ich feststellen, dass fast alle diejenigen, welche Acidität produzirten, auch diastatische Wir- kung besassen. V. Auf eiweissfreiem Nährboden (wie z. B. Ammonsalzen mit Zusatz von Rohrzucker, Glycerin, Salycin, Amygdalin, Inulin, Saponin, Aesculin, Gummi arabicum, Amidum, Propylamin, Acetamid, Aspara- gin etc.) erzeugte kein einziger der untersuchten Bacillen eine Spur von diastatischem Ferment. VI. Keines der Glykoside, mit denen experimentirt wurde, ist von den genannten Bakterien in Zucker umgewandelt worden. VII. Von 62 verschiedenen Mikroorganismenarten invertiren bloss der Kieler Bacillus und Bac. Megaterium den Rohrzucker; ungefähr 20 bilden Acidität. Die Kulturen von Streptothrix rea- giren sämmtlich leicht alkalisch. M. W. Beyerinck, Notiz über die Cholerarothreaktion. 715 VIII. Von 62 untersuchten Mikroorganismenarten bilden ein proteolytisches Ferment ca. 24 ein diastatisches Ferment „ 20 ein Inversionsferment „ 2 Von 62 Mikroben besitzen also ein Enzym 46 Von diesen 46 Arten bilden ferner bloss das proteolytische Ferment 10 bloss das diastatische Ferment 13 zwei Fermente ca. 18 Drei Fermente (ein proteolytisches, ein diastatisches und ein Inversionsferment) bildet nur Bac. Megaterium. IX. Bestimmte Beziehungen zwischen der Bildung der einzelnen Fermente und der Bildung von Säure, von Pigment, der Beweglich- keit des Mikroben und seines morphologischen Aufbaues (Bacillus, Vibrio, Coccus, Sarcinaetc.) konnten nicht aufgefunden werden. Rom, Ende September 1892. Notiz über die Cholerarothreaktion. Von Dr. M. W. Beyerinck. Da ich mich aus praktischen Rücksichten mit Versuchen über die Zeit beschäftigt habe, während welcher Cholerabakterien mit Presshefe in Kontakt sein können, bevor sie absterben* 1), habe ich Ursache gehabt, mich über die sogenannte „Cholerarothreaktion“ zu orientiren. Ich habe dabei einige Erfahrungen gewonnen, welche ich hier mittheilen will: Bekanntlich entsteht die Cholerarothreaktion, wenn Cholerakulturen mit Schwefelsäure angesäuert werden. Man nimmt an, dass der hier- bei aktive Körper Indol ist und, dass das Stattfinden der Reaktion zu gleicher Zeit anzeigt, es sei Nitrit gegenwärtig. Das Nitrit soll aus den in der Nahrung niemals fehlenden Nitraten entstehen, welche durch die Cholerabakterien reduzirt werden. Ich habe mir nun zunächst die Frage vorgelegt , welche Nähr- lösung am besten geeignet ist, die Reaktion zu geben. Ich finde, dass dieses der Fall ist mit einer Lösung von 1/2 Proz. Handelspepton in Leitungswasser ohne jede weitere Hinzufügung. Mein Pepton rührt von der Firma Trommsdorff in Erfurt her. Ich kultivirte zunächst bei 30° C, und wenn eine reichliche Vegetation da war, stellte ich die Kultur an einen kühlen Ort. Eine eigentliche Haut 1) Zu diesem Zwecke wurden Cholerabouillonkulturen der flüssigen Presshefe hin- zugefügt in dem Augenblick, als diese in die Filterpresse hineinging In der Presshefe waren die Cholerabakterien überhaupt nicht wiederzufinden, in dem aus der Presse ab- laufenden Hefewasser nur während 12 — 18 Stunden, dann waren sie todt. Hefe ist also I giftig für Cholerabakterien. 716 M. W. Beyerinck, bildet sich unter diesen Umständen nicht, dagegen ein deutlicher Fäkalgeruch. Wenn solche Kulturen mit wenigen Tropfen konzentrir- ter Schwefelsäure versetzt werden, entsteht eine schön rothe Färbung, ungefähr wie von Rothwein mit dem gleichen Volumen Wasser ver- dünnt. WTird diesen Kulturen vor der Schwefelsäurebehandlung eine Spur Kaliumnitrit hinzugefügt, so wird die Reaktion nicht deut- licher. Etwas mehr Nitrit gibt selbst Veranlassung, dass nur eine braune Färbung entsteht und nicht mehr die eigentliche Reaktion. Durch Erhöhung des Peptongehaltes in der Nährlösung wird das W7achsthum der Cholerabakterien zwar sehr erhöht, doch nicht die Cholerarothreaktion. Gewöhnlich nimmt diese dabei ab und ver- schwindet bei 2 Proz. Pepton bisweilen selbst gänzlich. Was hier- bei aber bemerklich ist, ist der Umstand, dass wenn Schwefelsäure allein in der an Pepton zu reicheu Kultur die Reaktion nicht mehr hervorruft, diese sofort sichtbar wird, wenn man der angesäuerten Lösung eine Spur Kaliumnitrit hinzusetzt. Das Hervorrufen der Reaktion durch Kaliumnitrit ist durch verschiedene Autoren hervor- gehoben, doch glaube ich, dass die Differenz zwischen verdünnten und konzentrirten Peptonnährlösungen in dieser Beziehung unbe- kannt war. Jedenfalls scheint das Verhalten der 2-proz. Peptonlösung zu beweisen, dass die Cholerareaktion wirklich, wie die Autoren an- nehmen, auf die Gegenwart von Nitrit in den gewöhnlichen, sich sofort mit Schwefelsäure rothfärbenden Cholerakulturen hinweist. Ensteht dieses Nitrit aus den nicht nachweisbaren Nitratspuren der Nähr- lösung, so kann das Nitrat offenbar unter Umständen durch das Pepton gegen Reduktion geschützt oder, was wahrscheinlicher ist, zu Ammonsalz werden. Es interessirte mich nun, zunächst zu wissen, ob in den Cholera- kulturen die Gegenwart des Nitrits sich auch durch die anderen Reagentien nachweisen lässt. Ich habe in dieser Beziehung eine Reihe Versuche mit Diphenylamin, Sulfanilinsäure und Naphtylamin und mit Jodkalium, Stärke und Salzsäure ausgeführt, jedoch stets mit negativem Resultate. Dass ich auch in meinen ursprünglichen l/i- proz. Peptonlösungen in Leitungswasser mit diesen Reagentien keine salpetrige Säure und ebensowenig mit dem Diphenylaminreaktiv Sal- petersäure nachweisen konnte, brauche ich wohl kaum hervorzuheben. Ich habe mir dann weiter die Frage vorgelegt, ob die Cholera- bakterien faktisch Nitrate zu Nitriten reduziren können. Zum Zwecke der Beantwortung dieser Frage habe ich der ursprünglichen V2-proz. Peptonlösung in Leitungswasser 1/50 — J/io Proz. Kaliumnitrat hinzu- gefügt und auf die gewöhnliche Weise kultivirt. Hierbei ergab sich, dass das Wachsthum der Cholerabakterien vorzüglich blieb, und dass die Reduktion der genannten Nitratmengen vollständig stattfinden kann, so dass das erzeugte Nitrit sich nunmehr mit den gewöhnlichen Reaktiven sehr leicht nachweisen lässt. Darin war aber die Cholera- rothreaktion verschwunden, d. h. Schwefelsäure gab nur eine braune Färbung; offenbar war also, selbst aus x/50 Proz. Nitrat, zu viel Nitrit für das Zustandekommen der Reaktion entstanden. Nach alledem zweifele ich nicht mehr daran, dass die Reaktion wirklich verursacht Notiz über die Cholerarothreaktion. 717 wird durch das aus dem nicht nachweisbaren Nitrat durch Reduktion gebildete Nitrit1). Ich glaube deshalb berechtigt zu sein, zu schliessen, dass die Cholerarothreaktion kleinere Nitritmengen anzuzeigen vermag, wie die arideren genannten Nitritreaktionen. Dass das Indol der Cholera- kulturen nur das gewöhnliche Indol sein kann und nicht irgend ein Substitutionsprodukt, schliesse ich noch aus den beiden folgenden Umständen : Ausser Salkowski’s Schwefelsäure - Nitritreaktion gibt es noch eine andere Indolreaktion, auf welche mein Freund Hooge- werff, Professor am Polytechnikum Delft, mich aufmerksam zu machen die Güte hatte. Fügt man zu einer sehr verdünnten Indol- lösung zuerst etwas Kalilauge, dann eine Spur Nitroprussidnatrium und schliesslich Essigsäure bis zur kräftig sauren Reaktion, so ent- steht eine charakteristische grünblaue Färbung. Nun ist es leicht, sich bei den Cholerapeptonkulturen von dem Stattfinden auch von dieser Reaktion zu überzeugen, welche man wohl die „Cholerablau- reaktion“ würde nennen können. Ferner hat Herr Dokters van Leeuwen, Assistent am chemischen Laboratorium des Polytechnikums, dazu durch diese Untersuchung veranlasst, wofür ich ihm meinen Dank ausspreche, synthetisch Indol bereitet und mir davon schöne Krystallblätter zur Verfügung gestellt. Es bat sich nun ergeben, dass eine wässerige konzentrirte Lösung dieses Körpers bei Gegenwart starker Schwefel- säure, mit so geringen, den Peptonnährlösungen zugefügten Nitrit- mengen, dass diese durch die anderen Reaktive nicht mehr angezeigt werden können 2), eine schön rothe Färbung erzeugt. Je mehr Indol, desto tiefer roth, dagegen wirken die kleineren Nitritmengen ebenso günstig wie etwas grössere. Eine konzentrirte Indoilösuug dürfte, bei Gegenwart von viel organischem Stoff, deshalb wohl das beste Reaktiv auf salpetrige Säure sein, welches überhaupt bekannt ist. Andererseits ergibt sich, dass das Skatol, d. h. das Methylindol, weder die erste noch die letzte Reaktion anzeigt. Ich glaube des- halb, dass die Autoren mit vollem Recht die Cholerarothreaktion auf gewöhnliches Indol zurückgeführt haben. Ich will hier nun noch einen anderen Ursprung eines Indol- artigen Körpers besprechen, welcher allerdings nicht durch Cholera- bakterien erzeugt wird. Derselbe entsteht unter folgenden Bedingungen : Wenn ich meine ^-proz. Peptonlösung in Leitungswasser mit einer Platin drahtöse Wasser des Delfter Stadtgrabens infizire, so ent- wickelt sich darin eine reiche Vegetation unter starkem Fäulniss- geruch. Angesäuert mit konzentrirter Schwefelsäure allein, habe ich darin niemals die Rothreaktion auftreten sehen. Wenn jedoch vorher oder nachher eine Spur Kaliumnitrit hinzugefügt wird , so können sich zwei Fälle ereignen: entweder, und das ist der gewöhn- liche Fall, findet keine Verfärbung statt, oder es tritt eine sehr in- 1) Merkwürdigerweise konnte ich lndigschwefelsaures Natrium in >/2- proz. Peptou- lösungen nicht durch Cholerabakterien zu Indigweiss reduziren. 2) Bekanntlich beeinträchtigt Pepton die Stärke- Jodkalium-Nitritreaktion erheblich. 718 Otto Zacharias, tensive Rothfärbung eiD, welche in allen Intensitäten der Farben von der gewöhnlichen Cholerareaktion bis zur Tiefe der Farbe von un- verdünntem Rothwein abwechseln kann. Diese Reaktion weicht in- sofern von der gewöhnlichen Cholerarothreaktion ab, als sie noch sichtbar bleibt, wenn schon soviel Nitrit hinzugesetzt wird, dass dieses auch mit den anderen Reaktiven nachgewiesen werden kann. Wird der Nitritgehalt dann noch weiter erhöht, so verschwindet auch hier die Reaktion völlig. Da das Nitroprussidreaktiv in diesem Falle auch nicht den blauen, sondern einen mehr grüngelblichen Farbentou erzeugt, so glaube ich, dass dabei kein gewöhnliches Indol, sondern irgend ein Substitutionsprodukt desselben wirksam sein kann. Aus solchen sich rothfärbenden Kulturen erhielt ich vermittelst des Plattenverfahrens auf Fleischpeptongelatine drei verflüssigende Bakterien und eine nicht verflüssigende Art, welche ich für identisch halten musste mit Bact er ium coli commune. Keine dieser Arten gab jedoch an und für sich, in Peptonlösung gesät, die Choleraroth- reaktion1)- Als ein Tropfen der Mischkultur von einem solchen die Reaktion aufzeigenden Kulturkölbchen in 1/2- proz. Peptonlösung mit */40 Proz. Kaliumnitrat ausgesät wurde, fand kräftige Entwickelung, jedoch keine Nitratreduktion statt, Nitrit konnte deshalb nicht nach- gewiesen werden. Ich erlaube mir hervorzuheben, dass dieser Versuch mit Graben- wasser für die praktische Wasseruntersuchung von Interesse ist. Delft, 19. Oktober 1892. Ein infusorieller Hautparasit bei Süsswasserfischen. Von Dr. Otto Zacharias in Plön. In einem grösseren Aquarium der hiesigen Biologischen Station, welches mit Rothaugen (Leuciscus rutilus) nud Weiss- fischen (Alburnus sp.) besetzt war, trat im Mai dieses Jahres ein schmarotzendes Infusorium in grosser Anzahl auf, welches sich bei genauerer Untersuchung als eine Ichthyop hthi rius-Art erwies. Die damit behafteten Fische zeigten auf der ganzen Epidermis weissliche Tüpfel, die schon bei Lupenvergrösserung als kleine, uhrglas- förmig gewölbte Erhebungen sich herausstellten. Jeder einzelne Fisch trug wohl mehrere Hundert von diesen winzigen, durch Zellwucherung entstandenen Behältern, und in jedem derselben war ein grosses Infu- sorium einlogirt, welches oft lebhafte Bewegungen ausführte. Um diese Insassen näher untersuchen zu können, schabte ich mit der Spatelkante kleinere Epidermisfetzen vom lebenden Fisch herunter 1) Nachträgliche Bemerkung. Nach längerem Aufbewahren zeigen die Reinkulturen von einer der drei verflüssigenden Arten ausserordentlich intensive „Roth-“ und „Blau-Reaktionen“, welche aber abweichen von den gewöhnlichen Indolreaktionen. Ein infusorieller Hautparasit bei Süsswasserfischen. 719 und brachte dieselben (nach vorsichtiger Zerzupfung) unter das Mikroskop. Die Betrachtung zeigte nunmehr Folgendes : Der frei auf dem Objektträger liegende Schmarotzer hat von oben gesehen die Gestalt eines nach vorn zugespitzten Ovals, dessen Länge 0,65—0,80 mm beträgt. Die Breite ist im mittleren Theile 0,50—0,55 mm. Das Thierchen besitzt eine sanftgewölbte Oberseite und eine vollständig ebene Bauchfläche. Hierdurch erhalten diese Infusorien eine frappante Aehnlichkeit mit kleinen Turbellarien, zumal sie ebenso wie diese Würmer durchweg mit kurzen (0,005 mm langen) Cilien bekleidet sind. Bei tieferer Einstellung des Mikroskops tritt aber sofort der grosse, hufeisenförmig zusammengekrümmte Kern zu Tage, der in der vordem Körperhälfte gelegen ist. Durch diese Wahrnehmung erledigt sich jeder Zweifel an der Protozoen- natur des merkwürdigen Wesens , welches unfraglich zu den Holo- trichen unter den ciliaten Infusorien gestellt werden muss. Bei auffallendem Lichte sehen diese Thierchen kreideweiss aus, bei durchschimmernder Beleuchtung graugelblich. Das Entoplasma enthält viele glänzende Körner und kleine Krystalle; im Ganzen ist es aber von vakuolärer Struktur und enthält zahllose, winzige Hohl- räume. Eine kontraktile Blase, wie sie bei allen übrigen Infusorien (mit 1 — 2 Ausnahmen) zu finden ist, habe ich nicht entdecken können. Ebensowenig ist bei den erwachsenen Exemplaren die Existenz eines Mikronucleus nachzuweisen. Die Frage, wie sich diese Parasiten ernähren, ist noch ungelöst. Ich sah im Entoplasma niemals Spuren von aufgenommener Nahrung ; nur da und dort grössere Körnerhäufchen, die sich als schwärzliche Einlagerungen beinerklich machten und in denen vielleicht Produkte des Stoffwechsels zu erblicken sind. Ein eigentlicher Mund, d. h. eine mit dem Körperinnern kommunizirende Oeffnung in der Cuticula, scheint ebenfalls nicht vorhanden zu sein. Man entdeckt zwar vorn auf der Bauchfläche ein kleines Grübchen von 0,035 mm Tiefe, dieses sieht aber mehr wie ein Befestigungsorgan (Saugnäpfchen) aus, als wie eine zur Aufnahme von Nahrung bestimmte Körperöfl'nung. Die Gattungsbezeichnung „Ichthyophthirius“ (Fisch Ver- derber) habe ich einer 1876 erschienenen Arbeit des Franzosen D. Floquet entlehnt, welche über ein auf lachsartigen Fischen schma- rotzendes Infusorium handelt. Mit dem Floquet’schen Forellen- Parasiten hat derhierin Plön beobachtete zweifellos die grösste Aehnlich- keit, wenn er auch die „Mundöffnung“ nicht am Vorderende (wie die Floquet’sche Art), sondern im vordem Drittel der Bauchfläche trägt. Ausserdem treten bei meiner Form auch noch einige Ver- schiedenheiten in der Entwickelung auf, wie gleich geschildert werden soll. Die hiesige Spezies mit der bauchständigen (und deshalb verborgenen) Mundöffnung habe ich (zum Unterschiede von der seinerzeit im College de France untersuchten Art1) Ichthyo- phthirius cryptostomus genannt. Unser Cyprinoidenschmarotzer pflanzt sich auf die denkbar einfachste Weise, aber sehr erfolgreich, fort. Er zieht sich zu diesem Be- 1) I. multifiliis Floqu. 720 Ch. F. Dawson, Eine Methode, Dauerkulturen v. Bakt. herm. zu verschliessen. hufe kugelförmig zusammen und scheidet dann zunächst eine äusserst zarte Hülle (Cyste) aus. Innerhalb derselben theilt sich das Thier alsbald in 2 Hälften, von denen jede wieder in 2 zerfällt u. s. f., so dass nach wenigen Stunden aus einem einzigen Mutterindividuum 100—150 Theilsprösslinge entstanden sind, von denen jedes etwa 0,075 mm Durchmesser besitzt und Kugelgestalt hat. Nach kurzer Zeit wird die Cyste durch die lebhaften Bewegungen der neuen Generation gesprengt und die jungen Ichthyop hthirius- Exemplare schwimmen davon, um sich höchstwahrscheinlich alsbald wieder einen Fisch als Ruheplatz auszusuchen. Jeder dieser Sprösslinge besitzt überraschender Weise ausser dem Makronucleus noch einen Mikro- nucleus1). Letzterer verschwindet aber wieder, sobald das Thier- chen nur wenige Stunden alt ist. Die Wirkung dieser Schmarotzer auf die damit behafteten Fischeist dadurch besonders verderblich, dass sich die Oberhaut derselben in grossen Bezirken auflockert und ablöst. Hierdurch werden den im Wasser stets vorhandenen Pilzkeimen günstige Gelegenheiten zur Ansiedelung dargeboten, und es dauert nicht lange, so bilden sich üppige Wucherungen von Saprolegnia ferax oder dergl. auf den blossgelegten Stellen, wodurch natürlich der betreffende Fisch sehr bald lebensunfähig wird. Im College de France starben seinerzeit sämmtliche dort gehaltene Forellen durch die angegebene Doppel- schädigung — Hautverlust und Pilzinfektion. Plön, 24. October 1892. Eine Methode, Dauerkulturen von Bakterien hermetisch zu verschliessen. Von Charles F. Dawson, M. D., in Washington, D. C., U. S. A. Will man Dauerkulturen von Bakterien für Museumzwecke an- fertigen, so braucht man irgend eine Methode, um die Reagenzgläser hermetisch zu verschliessen: Gewöhnlich wird Gummi oder Paraffin dazu benutzt, aber nach kurzer Zeit werden die Gummikappen hart und zerbrechlich, während Paraffin den Nachtheil hat, bei wärmerer Temperatur in das Lumen des Glases sich einzusenken und dadurch eine Vertiefungsstelle zu erzeugen, worin Staub sich ansammeln kann. Nach mehrfachen Experimenten bin ich auf die folgende Methode gelangt, die die Gläser ganz hermetisch verschliesst : 1) Abbildungen, welche die Encystirung und die Bildung der Theilsprösslinge ver- anschaulichen , habe ich in der demnächst erscheinenden Festschrift zu Ehren des 70-jährigen Geburtstages von Rud. Leuckart publizirt. Dort ist auch Genaueres über das Entoplasma bei Ichthyophthirius crypt. mitgetheilt. O. Z. K üb ler, Erwiderung betr. Eug. Fraenkel, Die Cholera in Hamburg. 721 Der Bauniwollepfropf wird mit einer heissen Scheere bis zum Gläserrand abgeschnitten ; ein sterilisirtes rundes Deckglas wird auf den Baumwollepfropf gelegt und an den Rand des Reagenzglases gepresst. Dann nimmt man zunächst ein Blatt Gelatine, das kurze Zeit in HgCl2 (1 — 1000) gelegen hat, spannt dasselbe über die OetfnuDg des Kulturglases, presst es über den Rand des letzteren und hält es durch ein Gummiband fest. Wenn das Gelatineblatt beinahe trocken geworden ist, führt man ein Messer, immer nach unten ziehend, um den Rand des Glases in der Weise herum, dass die überflüssige Gelatine und das Gummiband entfernt wird. Wenn der kreisförmige Gelatineüberzug, welcher die Oeifnung des Reagenz- glases jetzt bedeckt, vollkommen getrocknet ist, überzieht man das ganze Ende mit einem Firniss, der aus folgenden Bestandtheilen zu- sammengesetzt ist: Alkohol 200 Theile Weisser Schellack . 90 „ Balsam. Copaiba . . 8 „ Washington, Ende September 1892. Erwiderung auf: Die Cholera in Hamburg. (Bemerkungen zu dem Referat von Herrn K übler) von Dr. Eug. Fraenkel, Prosektor des neuen allgem. Krankenhauses in Hamburg, von Stabsarzt Dr. Kühler. Die Erwiderung E. Fraenkel’ s auf mein Referat in No. 14 des Centralblattes: „Zur Choleraepidemie in Hamburg“, veranlasst mich zu einigen Bemerkungen. Gegenüber E. Fraenkels Auslassung: „Es ist mir selbst- verständlich nicht bekannt, woher Herr K übler seine Informationen bezieht“, kann ich nur auf die Ueberschrift. meines Referats hinweisen. Ich habe meine Ausführungen in allen wesentlichen Punkten ledig- lich auf die damals bekannten Veröffentlichungen aus der deutschen medizinischen Wochenschrift gestützt und auf diese mehrfach un- mittelbar Bezug genommen. Wenn aus der neuen Mittheilung E. Fraenkel’s hervorgeht, dass er selbst in Folge einer Urlaubsreise erst vom 21. August ab an den bakteriologischen Untersuchungen in Hamburg betheiligt war und bereits am 22. August die Diagnose stellte, so nehme ich den auf die langsame Diagnose bezüglichen Satz meines Referats, soweit er E. Fraenkel betrifft, gern zurück, muss indessen darauf hin- weisen, dass nicht nur ich, sondern auch andere Fachgenossen aus der ersten Veröffentlichung E. Fraenkel’s das Gegentheil heraus- gelesen haben. 722 Kubier, Erwiderung betr. Eug. Fraenkel, Die Cholera in Hamburg. Das ist übrigens der einzige Punkt, in welchem ich E. Fraen- kel wirklich nachgeben kann. Da ich seinen eigenen Bericht, soweit er sich auf die Seuchenfeststellung bezog, im Wortlaut an die Spitze meines Referats gestellt hatte, werden die geschätzten Leser des Cen- tralblattes beurtheilen können, ob ich danach nicht annehmen durfte: 1) dass die in der Zeit vom 17. — 20. August vorgekommenen „ein- zelnen, unter choleraähnlichen Erscheinungen tödtlich verlaufenen Er- krankungen“ in den Hamburger Staatskrankeuhäusern behandelt waren; 2) dass die Reise des Geh. Rath Koch nach Hamburg als eine Folge der Meldungen aus den hamburgischen Staatskrankenhäusern hingestellt war. (Vergl. den Satz: „Auf dem Instanzenwege vollzog sich die Weitermelduug dieses verhängnisvollen Ereignisses direkt nach Berlin, von wo aus bereits am 23. das Eintreffen von Herrn Geh. Rath Koch für den 24. in Aussicht gestellt wurde.“) Durch E. Fraenkel’s Bemerkungen zu den vorstehenden Punkten werden die wesentlichen Angaben in meinem Referate nicht nur nicht geändert, sondern sogar theilweise bestätigt. Es bleiben folgende Thatsachen bestehen: 1) Die Diagnose der asiatischen Cholera ist in Hamburg recht spät und langsam gestellt worden, und zwar nach Fraenkel’s Bericht zuerst am 22. August aus dem Material einer am 18. August gestorbenen Person. (Nach den später bekannt gewordenen Ver- öffentlichungen des statistischen Bureaus zu Hamburg sind bis zum 20. August schon 86 choleraverdächtige Erkrankungen mit 36 Todes- fällen in jener Stadt vorgekommen.) 2) Die amtliche Feststellung der Cholera in Hamburg ist erst nach der Ankunft der Herren Koch und Rahts erfolgt. Ich ver- stehe dabei unter amtlicher Feststellung natürlich nicht die in meinem Referate gar nicht bestrittene Meldung des Medizinalinspektors Kraus an die Polizeibehörde am 22. August, sondern die amtliche Bekanntmachung der letzteren. 3) Die Reise des Geh. Raths Koch und des Reg.-Raths Rahts nach Hamburg erfolgte auf Meldung von Befunden, welche Stabsarzt W ei ss er durch die Untersuchung des Materials von einigen Personen festgestellt hatte, die zwar im Altonaer Krankenhause lagen, aber sich in der letzten Zeit vor ihrer Erkrankung hauptsächlich in Hamburg aufgehalten hatten. Hiernach hielt ich mich berechtigt, zu sagen, dass Weisser nicht das Vorhandensein der Cholera in Altona, sondern in Hamburg erwiesen hatte, wie denn auch „das Eintreffen des Herrn Geh. Rath Koch“ am 23. August für Hamburg „in Aussicht gestellt wurde“. E. Fraenkel, welcher, wie er jetzt selbst schreibt, seit dem 23. August von Weisser’s Befunden und seiner Reise nach Berlin unterrichtet war, hat in seinem am 8. September erschienenen Berichte nichts davon erwähnt, und hierdurch wurde ich veranlasst, Weisser’s Verdienst um die Feststellung der Cholera in Hamburg in meinem Referate besonders hervorzuheben. Berlin, 6. November 1892. Tabaksfermentation. 723 Referate. Suchsland, E., Ueber Tabaksfermentatiou. Vorläufige Mittheilung. (Berichte der deutschen botan. Gesellschaft. Bd. IX. 1891. p. 79.) Der Fermentatiousprozess, welchen man die Tabaksblätter vor deren Weiterverarbeitung durchmachen lässt und dessen normaler Verlauf für die Gebrauchsfähigkeit und Güte aller Tabakssorten von der grössten Bedeutung ist, wird in der Weise eingeleitet, dass man den sogen, „dachreifen“ Tabak zu grossen Haufen von hundert und mehr Centneru fest zusammenpackt. Je nach dem Feuchtigkeitsge- halte desselben tritt nach längerer oder kürzerer Frist eine (oft sehr starke) Erwärmung ein, der Tabak „schwitzt“, und dabei vollzieht sich die Bildung derjenigen aromatischen Stoffe, welche beim Rauchen zur Geltung kommen. Bisher sind die Praktiker der Meinung, diese Vorgänge seien rein chemischer Natur , was jedoch Verf. auf Grund seiner diesbezüglichen Untersuchungen verneint. Er fand, dass alle von ihm bisher näher studirten, vergohrenen Tabaksorten (aus der Habanna, St. Domingo, Kentucky, Brasilien, Russland, Griechenland, Türkei, aus Elsass-Lothringen , der Pfalz, dem Breisgau und der Uckermark) Spaltpilze in grosser Menge, aber geringer Artenzahl enthielten, meist nur zwei bis drei Arten in den einzelnen Sorten, vorherrschend Bakterien, seltener Kokken. Reinkulturen, von der einen Tabakssorte gewonnen und auf eine andere Sorte übergeimpft, riefen darin Geschmacks- und Geruchsver- änderungen hervor, welche an den Geschmack und Geruch des ur- sprünglichen Nährbodens erinnerten. Dadurch gewinnt die Tabaks- fermentation (insbesondere für Deutschland) eine noch grössere Be- deutung, als man ihr derzeit schon beimisst. Bisher hat man die Qualität unserer minderwerthigen Tabake zu verbessern gesucht durch Hebung der Bodenkultur und Einführung edler Sorten. Diese Bestrebungen sind aber unzulänglich geblieben, denn mit den Samen edler Tabake führt man nicht auch jene Spaltpilze ein, deren Hülfe man bedarf, um aus einem edlen Tabaksmaterial ein edles Produkt zu erzielen. Unser Tabak hat sozusagen bisher immer eine „wilde“ Gährung erlitten, die in ihm aufgespeicherten Rohstoffe sind nicht so vollständig aufgeschlossen worden, wie dies bei der Fermentation geschieht, welche durch die intensiver wirkenden ausländischen (über- seeischen) Spaltpilze durchgeführt wird. Mit den geeigneten, von feinen, fremden Tabaken gewonnenen Spaltpilzkulturen wird man in unseren Tabaken eine edlere Gährung einleiten können. Alle von dem Verf. in dieser Richtung angestellten Versuche haben positiven Erfolg gehabt. Nicht selten war die derart bewirkte Geschmacks- veränderung so stark, dass selbst sichere Kenner und Raucher ein- heimischen Tabaks dieses veredelte Produkt nicht für deutschen Tabak hielten. Die Art der von den einzelnen Spaltpilzarten erzeugten aroma- tischen Stoffe ist noch nicht festgestellt worden; Verf. vermuthet 724 Gäbrung. dass bei der Gährung Nikotin in Nikotinkarapher uragewandelt wird. Er will seine Studien auf diesem Gebiete fortsetzen. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Frunkland and Frew, The ferm ent ation of calcium glyce- rate by the „Bacillus ethaceticu s“. (Transactions of tbe R. Chemical Society. 1891.) In einer früheren Publikation hatte Frankl and einen Mikro- organismus beschrieben, welcher die Eigenschaft besass, geeignete Lösungen von Mannit und Glycerin zu vergähren. Da die Haupt- produkte dieser Vergährung Aethylalkohol und Essigsäure waren, so war der Organismus Bacillus ethaceticus genannt worden. Es wurde festgestellt, dass der Bacillus im Stande war, auch Glykose, Rohr- und Milchzucker, Stärke und glycerinsaure3 Kalcium zu zerlegen, nicht aber Dulcit, trotzdem dieser Körper isomer und nahe verwandt mit Mannit ist. Die vorliegende Arbeit behandelt die Vergährung von glycerin- saurem Kalcium, das in 3 -prozen tiger Lösung mit Zusatz von Pep- ton, Kalciumkarbonat und geringen Mengen von Kaliumphosphat, Magnesiumsulfat und Kalciumchlorid mit dem Bacillus infizirt und eine Reihe von Tagen im Brütschrank gehalten wurde. Es ergab sich, dass in derartigen Lösungen eine Gährung her- vorgebracht wird, die weniger kräftig verläuft, als wenn Glykose, Mannit und Glycerin dem Bacillus geboten werden. In alten Kul- turen hat derselbe häufig seine Fähigkeit eingebüsst, das glycerin- saure Salz zu zersetzen, obwohl er noch in dessen Lösung wächst und dieselbe stark trübt. Die Produkte der Gährung sind haupt- sächlich Alkohol und Essigsäure, die annähernd in dem Verhältniss von 1 : 4 gebildet werden. Daneben findet sich in kleiner und wechselnder Menge Ameisensäure, die auf Kosten der Essigsäure zu entstehen scheint und eine Spur von Bernsteinsäure. Nach Ablauf der Gährung bleibt ausser den genannten Stoffen noch das Kalium- salz einer fixen Säure; deren Menge entspricht fast genau der Hälfte der ursprünglich vorhandenen Glycerinsäure und die Verfasser glauben annehmen zu dürfen, dass diese Säure wirklich Glycerin- säure ist. Abel (Greifswald). Erankland und Frew, An optically active glyceric acid. (Transactions of the R. Chemical Society. 1891.) Während man von der Milchsäure schon lange eine optisch ak- tive und eine optisch inaktive Form kennt, war die Glycerinsäure nur als eine Substanz bekannt, die keinen Einfluss auf das polari- sirte Licht besitzt. Bei der Vergährung von glycerinsaurem Kalcium mittels des Bacillus ethaceticus machten die Verff. die Ent- deckung, dass nur die eine Hälfte der Glycerinsäure zerlegt wird und dass die andere Hälfte optisch wirksam wird und die Ebene des pola- risirten Lichtes nach rechts dreht. Die Kalcium- und Natriumsalze dieser Glycerinsäure sind andererseits linksdrehend. Lösungen der Säure, auf dem Wasserbade fortgesetzt erhitzt, ergeben eine weisse, unlösliche Masse, die wahrscheinlich ein Anhydrid und stark linksdrehend ist. Die rechtsdrehende neue Glycerinsäure hat grosse Neigung, in das linksdrehende Anhydrid überzugehen. Versuche ergaben, dass Gährung. — Toxalbumine. 725 bei Behandlung der Säure mit Wasser die Lösung rechtsdrehend wurde, in Folge der Umwandlung des Anhydrids in die gewöhnlich erhaltene Säure. Bei andauerndem Erhitzen verursachte das gebil- dete Anhydrid, in geringer Menge in Lösung bleibend, Linksdrehung der Polarisationsebene. Abel (Greifswald). Frankland, P., und Mac Gregor, J., Fermentation of arabi- n ose with the Bacillus cthaceticus. (Transactions of the Chemical Society. 1892.) Nachdem sich gezeigt hatte, dass Aethylenglykol und Erythrit durch jenen Bacillus uicht vergährbar sind, wurde Arabinose ver- sucht, und gefunden, dass als Hauptprodukte der Gährung, wie bei Mannit, Glycerin und Dextrose : Aethylalkohol und Essigsäure auf- treten, neben geringen Mengen Bernsteinsäure und einer weiteren, nicht näher studirten Säure. Wurde die Gährung bei Luftabschluss vorgenommen, so bildete sich auch Ameisensäure, ferner entsprach das Verhältniss des aufgefangeuen Wasserstoffes und Kohlensäure (nach Abzug der aus dem zugesetzteu Kalciumkarbouat stammenden C02) der Zersetzung von Ameiseusäure, d. h. es waren gleiche Vo- lumina jener Gase gebildet. Die Arabinose wurde zuerst sorgfältigst auf Reinheit geprüft, daun 10 g Arabinose mit 1 g Pepton, 10 g CaC03 und den nöthigen Nährsalzen zu 1 1 gelöst und nach Sterilisirung mit Reinkultur jenes Spaltpilzes infizirt. Bei den Versuchen mit Luftabschluss wurde die Arabinosemenge grösser (2 ü/0) genommen. Die Gährung begann am 4. Tage und dauerte bei 38u etwas über einen Monat. Die molekularen Verhältnisse waren bei Luftzutritt: 2C2H60 : 3C2H402, dagegen bei Luftabschluss: 302^0 : 3C2H402 : 4CH202. Es wird also hier mehr Essigsäure gebildet, als bei Mannit, Glycerin und Dextrose, dagegen weniger als bei glycerinsaurem Kalk. Loew (München). Nencki, Ueber die labilen Eiweissstoffe. (Schweizer Wo- chenschrift für Pharraacie. 1891. No. 29.) Verf. bespricht vergleichend die Albumosen und Peptone und im Anschluss daran die Enzyme und Toxalbumine. Aus den verschie- denen Albuminen entsteht eine grosse Zahl differenter Albumosen und Peptone; die letzteren haben nicht mehr den gleichen Nährwerth; Thiere mit ihnen gefüttert, erbrechen und erkranken an Diarrhöe. Die Frage, ob die Enzyme und Toxalbumine wirklich Eiweiss- stoffe oder deren nächste Derivate sind, möchte Verf. betreffs des Abrins bejahend beantworten. Es gilt, die Ursachen zu erforschen, die es bedingen, dass diese Körper zu den labilsten Verbindungen gehören. Abel (Greifswald). Krieger, L., und Wassermann, A., Beobachtungen über das Auftreten von Toxalbuminen beim Menschen. [Aus dem Institut für Infektionskrankheiten.] (Charit6-Annalen. Jahrgang XVII. 1892.) Br i eg er war es bekanntlich bereits vor mehreren Jahren ge- lungen, aus dem abgesetzten Arme eines an Tetauus erkrankten Menschen das von ihm als spezifisches Produkt der Tetanusbacillen erkannte Tctauin darzuztellen. Später haben Nissen, Kitasato 726 Toxalbumine. und Stern in dem intra vitam oder post mortem entnommenem Blute an Tetanus erkrankter Menschen Tetanusgift nachgewiesen. An diese Befunde, deren Feststellung durch die auffallenden und charakteristischen Eigenschaften des Tetanusgiftes erleichtert wurde, knüpfen die vorliegenden Beobachtungen bei einigen anderen Infektionskrankheiten au. Die Verff. untersuchten das bei der Obduktion entnommene Blut und Extrakte der inneren Organe auf ihre toxische Wirkung, theils direkt, theils unter Anwendung der von Brieger und C. Fraeukel zur Gewinnung von Toxalbuminen angegebenen Methode. In einem Falle von Abdominaltyphus, welcher unter schweren Gehirnsymptomen letal geendigt hatte, wurden sofort nach der Obduktion Milz, Leber und Nieren zerkleinert „und 24 Stunden in den Eisschrank gestellt, vermengt mit dem gleichen Volumen einer Lösung, die auf 40 g Glycerin 60 ccm physiologischer Kochsalz- lösung enthielt. Darauf wurden die Organreste abfiltrirt und das Filtrat durch Berkefeld ’scbe Kieselguhrfilter keimfrei gemacht, dasselbe alsdann durch Alkohol gefällt. Dieser Niederschlag wurde nochmals in Wasser gelöst, vom Unlöslichen abfiltrirt und mit 70-gradigem Alkohol versetzt. Die nunmehr ausfallenden Substanzen wurden abfiltrirt, auf ausgeglühte Thonplatten gestrichen und im Vacuum getrocknet. Die so gewonnene Substanz stellte ein grau- weisses Pulver dar, das sich leicht in Wasser mit gelblicher Farbe löste. Die Lösung schäumte stark und gab die bekannten Eiweiss- reaktiouen.“ 0,1 g der auf diesem Wege erhalteneu Substanz tödtete Meerschweinchen bei intraperitonealer Injektion nach 3 Tagen. Die Thiere wurden bald sehr matt und gingen unter zunehmender Schwäche und starkem Sinken der Körpertemperatur ein. Bei der Obduktion fanden sich starke Abmagerung, Leberverfettung, Röthung des Peritoneums mit geringem Ascites. Die gleichen Symptome und dasselbe Obduktionsergebniss wurden erhalten, wenn Meerschweinchen 5 ccm Blutserum aus der Typhus- leiche entnommen in die Bauchhöhle injizirt erhielten. Der Tod trat indes hier schon nach 24 Stunden ein. Die Verff. überzeugten sich durch mikroskopische Untersuchung und Kulturen aus Blut und Organen der eingegangenen Thiere von der Abwesenheit pathogener Mikroorganismen, so dass also der Tod derselben lediglich auf Gift- wirkung bezogen werden musste. Bei einem zweiten , ebenfalls letal verlaufenen Typhusfalle er- gab sich, dass 5 ccm des keimfreien, aus der Leiche entnommenen Blutserums ein Meerschweinchen bei intraperitonealer Injektion in 12 Stunden, 2 ccm desselben Serums ein anderes Meerschweinchen in 48 Stunden, 0,5 ccm Mäuse innerhalb 24 Stunden tödteten. Auch das keimfreie Filtrat eines Milzextraktes erwies sich als sehr giftig. Aus dem Serum und dem Milzextrakt der Leiche wurde nach der oben angegebenen Methode eine giftige Substanz dargestellt, welche in der Gabe von 0,03 g Mäuse, in der Dosis von 0,1 g Meerschweinchen nach 24 — 28 Stunden tödtete. Bei einem Falle von Diphtherie gelang es den Verff. noch das Vorhandensein des Toxalbumins in der Leiche zu erweisen, ob- gleich die eigentliche Infektion zur Zeit des Todes bereits abgelaufen Toxalbumine. — Cholera. 727 war (intra vitam konnten aus dem Pharynxbelag Lo effl er’sche Diphtheriebacillen gezüchtet werden; post mortem waren dieselben nirgends mehr nachweisbar). Das aus dem Leichenblute gewonnene Serum wurde durch Filtriren keimfrei gemacht. Zwei Meerschwein- chen, welche 5, resp. 0,5 ccm Serum subkutan erhielten, starben nach 3 resp. nach 10 Tagen unter den für die Wirkung des Diphtherie- giftes bei Meerschweinchen charakteristischen Symptomen. Ein Theil des Serums wurde nach der Methode von Brieger und Fraen- kel auf Toxalbumine untersucht, ebenfalls mit positivem Erfolge. Zum Schluss ihrer Mittheilung berichten die Verff. über einen Fall von Erysipel, bei welchem eine akute Nephritis auftrat; der bluthaltige Urin erwies sich in Dosen von 0,2 ccm für Mäuse tödt- lich. Der Urin wurde mit Alkohol gefällt, der Niederschlag in physiologischer Kochsalzlösung gelöst, dann 12 Stunden lang dialysirt. Von der dialysirten, auf das ursprüngliche Volumen aufgefüllten Flüssigkeit waren 0,5 ccm für Mäuse, 2 ccm für Meerschweinchen eine tödtliche Dosis. Mit dem Eintritt der Genesung und dem Schwinden der Nephritis wurde der Urin wieder ungiftig. R. Stern (Breslau). Scholl, H., Untersuchungen über giftige Eiweisskörper beiCholera asiatica und ei n igen Fäul n i s s p ro zes se n. [Aus dem hygienischen Institut der deutschen Universität zu Prag.] (Archiv für Hygiene. Bd. XV. Heft 2. p. 172.) Es war bisher nicht gelungen, aus Cholerakulturen ein Toxin herzustellen, das sicher beim Thier einen der wirklichen Cholera- intoxikation analogen Prozess hervorrief. Verf. sieht den Grund dafür in der Vernachlässigung der natürlichen Verhältnisse bei der Cholera und fordert für derartige Untersuchung die Kultivirung der Cholerabacillen a) bei Anaerobiose, b) auf lebendem, möglichst wenig verändertem Eiweiss. Er hat unter diesen Bedingungen eine Reihe von Versuchen angestellt, und fand zunächst bei anaeroben Eierkulturen der Cholera- bacillen in dem Nährboden keine Ptomai'ne, wohl aber ein Tox- albumin, dessen Vergiftungserscheinungen sehr den Symptomen der CholeraerkrankuDg gleichen. Dieser Körper zeigte fast alle Eigen- schaften der Peptone, war nur gegen Hitze äusserst empfindlich; doch erschien dieser Einwand gegen die Zugehörigkeit zu der Klasse der Peptone im Sinne der Chemie der todten Eiweisskörper nicht gerechtfertigt. Das „Choleratoxopepton Scholl“ ist in grosser Menge in den Choleraeiern vorhanden und unterscheidet sich durch diese Empfindlichkeit gegen Hitze ganz wesentlich von Petri ’s Choleratoxopepton. Zugleich fand sich Choleratoxoglobulin, er- wies sich jedoch als ein unwesentlicher, in der Wahl des Nährbodens beruhender Körper. Auf todtem Eiweiss in einer Pepton-Bouillon- lösung entwickelten sich auch toxische Eiweisskörper, deren einer mit dem Petri’ sehen Choleratoxopepton identisch sich erwies, während der andere dem erst gefundenen Choleratoxopepton analog war. Auch bei Aerobiose bildet sich auf lebendem Eiweiss Choleratoxopepton, jedoch nur in den ersten 5 Tagen und in geringer Menge, weil nach Hueppe der Sauerstoff der Luft eine weiter- 728 Flecktyphus. gehende Spaltung der gebildeten toxischen Eiweisskörper in Stoffe bewirkt, die zwar auch noch giftig sein könneu, aber doch nicht spezifische Choleratoxine darstellen. Das Choleratoxopepton Scholl ist hiernach als der spezifischste toxische Körper auzusehen. Die Untersuchungen bei faulendem Material sind noch zu wenig zahlreich, um von bleibendem VYerthe zu sein. Sie zeigen namentlich, dass die Methode des Verf.’s, die jede Hitzewirkung und Säuie aus- schliesst und nur aut dem Ausfällen mit absolutem Alkohol beruht, von wesentlicher Bedeutung für derartige Untersuchungen sein dürfte. Lewaseheff, Prof. S. W., Die Parasiten des Flecktyphus. Zwei vorläufige Mittheilungen. (Wratsch. 1892. No. 11 u. 17.) [Russisch.] In der Litteratur konnte L. keinen Anhaltspunkt für die von ilim im Blute von Flecktyphuskranken entdeckten Gebilde finden. Bei Gelegenheit einer in Kasan aufgetretenen Epidemie untersuchte er mit den üblichen Vorsichtsmassregeln Blut, welches er tlieils der Fingerkuppe, theils der Milz per Spritze entnahm. Ausserdem legte er aus dem Blute Kulturen an. Beides ergab positive Resultate. Wenn man einen Blutstropfen, besonders aus der Milz, bei einer Vergrösserung von 2000 bis 2500 mit Zeiss’schem Apochromat System 2 mm Kompensationsokular 18 untersucht, so sieht man neben enormen rothen Blutscheibeu kleine, helle, stark lichtbrecheude Mikrokokken, die alle in ungemein rascher Bewegung begriffen sind. Ihr Glanz ist sehr intensiv und bei gewisser Stellung grünlich nüan- cirt. Forscht man weiter nach der Ursache der Bewegung, so be- merkt man unschwer, dass jeder Mikrokokke einen langen, leicht wellig gekrümmten Schweif besitzt, welcher alle diese Bewegungen Milzblut, beim Ende der Krankheit ent- Am besten gelingen die Blutprä- nommen. Zeiss, Apochr. 2 mm, Oc. 18, parate, wenn der Tropfen nur 1/2 Vergr. 2250. Abbe’sche Beleuchtung. 3/^ der Deckglasfläche ein- nimmt, und wenn bei recht klarem, sonnigem Wetter die Blende möglichst eng gewählt wird. Spener (Berlin;. ausführt und den Coccus nach sich zieht. Die Bewegung des Schweifes erinnert an das Spiel der Spirochaete Obermeieri. Seine Länge erreicht ungefähr den Durchmesser eines rothen Blut- körperchens, kann ihn auch über- treffen. Ausser diesen Gebilden trifft man auch die Schweife, sowie die Mikrokokken allein im Blute. Manche Kokken besitzen zwei Schweife; den Ansatzstellen der letzteren entspricht eine bim- förmige Verlängerung am C o c c u s. Manche Schweife besitzen kleine, helle, auch grünlich schimmernde Verdickungen (s. die Zeichnung). Flecktyphus. — Abdominaltyphus. 729 Die Kulturen gedeihen blos in Serum hominis (Punktionsflüssig- keit) mit 1 °/0 Agar (1 V2 °/0 weniger gut) bei 36 — 37 ° C, F. P. G. und Zimmertemperatur bleiben resultatlos. Die Kultur entwickelt sich nur im Stich, nicht auf der Oberfläche, und zwar nur im unteren Theil des Stiches als zarte, weissgraue Wolke — Trübung — , ist also anaerob. Bereits nach 24 Stunden ist die Trübung da und ver- grössert sich später nur äusserst wenig. Die Form ist bald rund, haselnussgross, bald cylindrisch oder kegelförmig. Das Mikroskop ergibt dieselben Kokken, doch meist ungeschwänzt, mit grünlichem Schimmer, meist einzeln, selten zu 2 oder kettenförmig. Bei jungen Kulturen sind die geschwänzten Kokken — in Bouillon oder physio- logische NaCl-Eösung übergeführt — äusserst beweglich, was ein iibei'aus zierliches Bild ergibt. Nach Lo eff ler, und hierauf mit Karbolfuchsin gefärbt, sind alle morphologischen Verhältnisse klar zu übersehen. Der Faden erscheint dann etwa 6 — 10 mal so lang als der Coccus. L. beobachtete noch folgende interessante Erscheinung: Wenn der mit Stich infizirte Agar 24 Stunden bei Zimmertemperatur ver- blieb und hierauf in 36 — 37 0 übergeführt wurde, so blieb die Kultur steril. 1 — 2 -ständiges Verweilen bei Zimmertemperatur hinderte jedoch das spätere Aufkeimen nicht. Hierin sieht Verf. die Er- klärung der Thatsache, dass das Flecktyphusgift durch leblose Gegen- stände oder durch eine dritte gesunde Person in einem gewissen Zeiträume Infektionen und Erkrankungen hervorrufen kann. Die Menge des im Blute zirkulirenden Micrococcus exan- thematicus scheint mit der Krankheit zu progressiren. Vor der Krisis scheinen Iuvolutionsformen aufzutreten: Der Coccus wird grösser und auf dem Schweife treten Anschwellungen bis zur Grösse des Coccus auf. Ueberhaupt ist der Coccus sehr zart und vergänglich. Stunden- lauge Beobachtung erweist ein allmähliches Zerfallen desselben, Anilin- färbung vernichtet die meisten. Am besten gelingen die Präparate, wenn man dieselben mit 2 — 3 °/0 Osmiumsäure behandelt. L. nennt seinen Parasiten: Micrococcus exanthematicus. L. Heydenreich (Wilna). Grawitz, E., Ueber die Bedeutung des Typhusbacillen- nachweises für die klinische Diagnose des Abdomi- naltyphus. (Charitd-Annalen. Jahrgang XVII. 1892.) Verf. hat seit längerer Zeit alle auf der Gerh ar d t’schen Kliuik beobachteten Fälle von Abdominaltyphus bakteriologisch unter- sucht; die Resultate sind im Wesentlichen bereits in einer Dissertation von Menzer (Berlin 1892) veröffentlicht. Abgesehen von wenigen, fast ausschliesslich resultatlosen Kulturversuchen mit Roseolenblut wurden stets die Stuhlgänge der Kranken untersucht. Verf. hebt die bekannten Schwierigkeiten hervor, welche sich der Auffindung von Typhusbacillen in den Faeces entgegenstellen. Er benutzte ein Verfahren, welches bezweckte, eine möglichst grosse Zahl der gewöhnlichen Faecesbakterien am Wachsthum auf der Nährplatte zu verhindern. Zu diesem Zwecke liess er zunächst die 49 XU. iid. 730 Abdominaltyphus. — Bacterium coli commune. Stuhlgänge durchfrieren, da nach den Untersuchungen von Prudden und Janowsky, welche Verf. bestätigen konnte, die Typhusbacillen eine grosse Widerstandsfähigkeit gegen Kälte besitzen. Von dem zu untersuchenden Stuhl wurde so viel in Reagenzgläser mit sterilem Wasser gebracht, dass starke Trübung eintrat, und dann die Gläser in einer Kältemischung im Eisschrank oder im Winter in Schnee vor dem Fenster dem Gefrieren ausgesetzt. (Erniedrigung der Tem- peratur nur auf 0U sckieu keine besondere Wirkung zu haben.) Nach 12 — 24 Stunden wurden die Gläser aufgethaut und Proben ihres Inhaltes mittelst des Plattenverfahrens untersucht. Hierbei benutzte Verf. die von Holz empfohlene Kartoffelgelatine mit Karbolsäurezusatz. Mit dieser Methode erhielt er zufriedenstellende Resultate. Zur Identifizirung der Typhusbacillen benutzte Grawitz ausser den bekannten, sämmtlich nicht eindi uiigen Kriterien (Wachs- thum auf Kartoffeln, negative Indolreaktion etc.) den neuerdings von verschiedenen französischen Autoren angegebenen Gährungs-Ver- such: Während das von dem Typhusbacillus so schwer zu unter- scheidende Bacterium coli commune Milchzucker vergährt, soll der Typhusbacillus hierzu nicht im Stande sein. Verf. konnte diese Angabe bestätigen. Ausser 19 bereits in der oben erwähnten Dissertation veröffent- lichten Fällen hat Verf. noch drei weitere Typhusfälle und einen zweifelhaften Fall bakteriologisch untersucht. Bei den ersteren — die übrigens der klinischen Diagnose keine erheblichen Schwierig- keiten boten — gelang es, Typhusbacillen in den Stuhlgängen zu finden; in einem Falle allerdings erst nach oftmaliger Untersuchung in den zu Beginn der Periode der Fieberremissionen entleerten Stühlen. In dem vierten, von vornherein zweifelhaften Falle gelang es trotz mehrfacher Kulturversuche nicht, Typhusbacillen zu finden. Der weitere, klinische Verlauf ergab auch keinerlei Anhaltspunkte für die Annahme eines Typhus. Zum Schluss betont Grawitz, dass, da zur Deutung der Stuhl- kulturen bei der Untersuchung auf Typhusbacillen eine ganz spezielle Beschäftigung mit diesen Bakterien nothwendig sei, da ferner das hierzu erforderliche Verfahren ziemlich umständlich und zeitraubend sei, die bakteriologische Diagnose des Abdominaltyphus bezüglich ihrer praktischen Durchfühlbarkeit und Verwerthbarkeit weit hinter derjenigen der Tuberculose zurückstehe. In Kliniken und Kranken- häusern dagegen könne ein zweifellos positiver Befund zuweilen von diagnostischer Bedeutung sein, während einem negativen Untersuchungs- ergebniss keine Beweiskraft zukomme. R. Stern (Breslau). Cliantemesse et Widal, Differenciation du bacille typhi- que et du bacterium coli commune. (La Semaine m6d. 1891. No. 55. p. 451.) Gegenüber den Angaben von Dubief, dass das Gährungsver- mögen des Typhusbacillus und des Kolonbakteriums ein gleich hohes sei und sich nur durch geringe quantitative Differenzen der gebildeten Fermentationsprodukte unterscheide , sowie dass der Typhusb aci llus bei längerer Einwirkungsdauer die Milch zu Bacterium coli commune. 731 koaguliren vermag, halten Verff. auf Grund ihrer früheren1) und seither in derselben Richtung fortgeführten Untersuchungen aufrecht, dass der Typhusbacillus weder eine Alkohol- noch eine Milch- säuregährung in den betreffenden Nährflüssigkeiten hervorbringt. Eine Koagulation der Milch trat selbst dann nicht ein , als eine Typhusmilchkultur länger als zwei Monate bei 37° C gehalten wurde. Auch die von Rodet uud G. Roux erhobenen Einwände finden ihre Widerlegung. Verff. beliessen das B. coli zwei Monate hin- durch im Brütofen bis zur nahezu vollständigen Austrocknung. Trotzdem hatte das Koloribakterium nichts von seinen charak- teristischen Eigenschaften und seinem Koagulationsvermögen einge- büsst. Colikulturen in Nährmedien mit einem Zusatze von 1 : 800 Phenylsäure oder 1 : 400 Weinsäure weisen, 6 Wochen bei 37 0 ge- halten, gleich viele Mikroben auf, die wiederum morphologisch und biologisch dem B. coli vollkommen entsprechen. Dass das B. coli durch die Einwirkung einer Temperatur von 80° schon nach einigen Sekunden abgetödtet wird, konnten Verff. neuerdings an von Esche- ri c h: erhaltenen Kulturen feststellen. Rodet und G. Roux sehen den Typhusbacillus für eine im Organismus des Typhuskranken erzeugte Varietät des B. coli an. Nun findet sich aber das B. coli, wenn es für den Menschen pathogen geworden ist und eine lokale oder Allgemeininfektion ver- ursacht hat, in den Geweben immer mit den ihm eigentümlichen Merkmalen vor und nicht mit jenen des Typhusbacillus. Bei Typhus kommen durch das Col ibakterium bewirkte sekundäre Infektionen häufig vor, die sich durch gewisse Symptome manife- stiren. In solchen Fällen ist auch das B. coli mit allen seinen Cha- rakteren nachweisbar. Die Passage durch den Körper empfänglicher Thiere (Kaninchen und Meerschweinchen) lässt die typischen Eigen- schaften des B. coli unverändert, Kral (Prag). Cliantemesse , Widal et Legry, Des infections par le coli- bacille. (Le Bulletin m6d. 1891. No. 99. p. 1139.) Ein Greis starb einige Stunden nach seiner Aufnahme in das Höpital Necker unter allen klinischen Symptomen von Cholera nostras. Die unteren Theile des Dünn- und des Dickdarmes horten- siafarben, Ecchymosirung einiger Peyer’scher Plaques. Milz, Leber und Nieren ohne pathologische Veränderungen. Kulturen aus letzteren Organen blieben steril. Hingegen war in dem Darminhalte, den Darmwandungen , im Peritoneum und in der Galle das Bact. coli mit allen seinen charakteristischen Eigenschaften vorhanden. Es er- wies sich als sehr virulent gegen Versuchsthiere. Bei einer Frau im 4. Schwangerschaftsmouate Darmverschluss durch Retroversio uteri. Erbrechen und Peritonitis mit Fieber. Zwei Tage nach der Reponirung Abortus. Die bei der Curettage des Uterus entfernten fötiden Fetzchen geben Reinkulturen des B. coli. Letaler Ausgang. Bei der Autopsie wird Adhärenz des Darmes am Uterus mit peritonealem Abscess konstatirt. Keine Läsionen der 1) Cf. Ref. i. d. Centralbl. I5d. XII. p. 337. 49* 7B2 Bacterium coli commune. — Schweineseuche. Peyer’schen Plaques. Im Abscesseiter , im Herzblut etc. ist das R. coli in Reinkultur vorhanden. Dieser Fall ist ein Beispiel von durch das B. coli verursachtem Pseudopuerperalfieber. Man hätte also in Hinkunft auch mit der, zufolge Druckes des graviden Uterus, entzündeten Darmmucosa als möglicher Eintrittspforte für das B. coli in das Peritoneum zu rechnen. Die weiteren Ausführungen der Verff. betreffen die Lokalisatio- nen des B. coli und die differenzial -diagnostischen Eigenschaften des Typhus- und des Kolonbacillus. Kral (Prag). Achard et Renault, J. , Sur les rapports du Bacterium coli commune et du Bacterium pyogenes des infec- tions uriuaires. (Le Bulletin m6d. 1891. No. 100. p. 1155.) Bei der Autopsie eines Falles von Schwangerschaftsnephritis fanden Verff. in der Niere einen Bacill us unter solchen Umständen vor, die das Eindringen des Mikroorganismus post mortem aus- schlossen. Derselbe besass alle Charaktere des B. coli commune. Dies veranlasste Verff., vergleichende morphologische, kulturelle und experimentelle Untersuchungen mit dem B. coli und dem B. pyo- genes, welch’ letzterer als der Erreger der meisten Fälle von in- fektiösen Nephritiden betrachtet wird, anzustellen. Aus den erhal- tenen Resultaten schliessen Verff., dass zwischen dem B. coli und dem B. pyogenes differenzial-diagnostische Merkmale nicht bestehen. Hieraus Hessen sich die bekannten klinischen Analogieen jener Infek- tionen erklären , welche von der Galle und von der Niere aus ihren Ursprung nehmen. Kral (Prag). Smith, Theobald, Special report on the cause and pre- vention of swine plague. Washington 1891. Nach ausgedehnten Beobachtungen glaubt Smith annehmeu zu müssen, dass swine plague und hog cholera zwei ätiologisch diffe- rente Krankheiten sind. Die Bakterien der swine plague sind iden- tisch mit denen der Schweineseuche. Die durch sie erregte Erkran- kung ist hauptsächlich auf die Lungen beschränkt, doch ist auch oft der Darm mitergriffen. Die Virulenz der Bakterien in den einzelnen Fällen ist ausserordentlich wechselnd. In den oberen Luft- wegen von gesunden Schweinen, Hunden, Katzen und Rindern finden sich oft Organismen von geringer Virulenz, die ihnen gleichen und die unter günstigen Verhältnissen Erkrankungen hervorrufen mögen. Jedenfalls sind die Erreger der Wild- und Rinderseuche, der barbone bufalino, der Hühnercholera und Kaninchenseptikämie den Bakterien der swine plague sehr ähnlich und können bei Uebertragung auf die betreffenden Wirthe eine Erkrankung je nach ihrer Virulenz hervor- rufen oder nicht. In Boden oder Wasser gehen die Bacillen sehr schnell zu Grunde, die Infektion erfolgt also wahrscheinlich von Thier zu Thier. Abel (Greifswald). Moore, V. A., Mouse septicaemia bacilli in a pig’s spieen, with so me observations on their pathogenic properties. [From the pathological laboratory of the Bureau Schweineseuche. — Coccidienkrankheit der Kaninchen. 733 of Animal Industry.] (Journ. Compar. Med. and Vet. Archives. 1892. June.) Verl land im Jahre 1888, unter Leitung des Ref. arbeitend, in Kulturen aus der Milz eines Schweines neben Hogcholera- auch Mäuseseptikämiebacillen. Dieses ist das zweite Mal, dass diese Ba- cillen im hiesigen Laboratorium als Mischinlektion in Thierleichen gefunden worden sind. Im Jahre 1885 fand sie Ref. in Mäusen, die mit einem Stückchen Niere aus einem Hogcholerafall geimpft worden waren. [Damals wurden sie nicht rein kultivirt, aber die ziemlich breite, bürsteuförmige (aber unreine) Stichkultur in Gelatine ebenso wie die Form der Bacillen und ihr Einschluss in den Gewebezellen und Leukocyten der geimpften Mäuse liessen kaum einen Zweifel über ihre Natur aufkommen. Die Mischinfektion war in diesem Falle wohl durch die ausgebreiteten Nekrosen des Dickdarmes ermöglicht worden.] Die Bacillen, von M. rein kultivirt, zeigten die morphologischen und kulturellen Eigenschaften der von Koch, Loeffler und Anderen früher studirten Mäuseseptikämiebacillen. Die nebeligen Kolonieen in Gelatine zeigen manchmal einen zentralen „Kern“, sind viel ausge- breiteter, als diejenigen der verwandten Rothlaufbacillen und er- reichen einen Durchmesser von 4 — 7 mm. Auf Agar bleiben die Kolonieen ziemlich klein und durchscheinend. Bouillon wird leicht getrübt, Milch makroskopisch nicht verändert. Auf Kartoffeln kein sichtbares Wachsthum, im Gährungskölbchen, enthaltend Glukose- bouillon, leichte Trübung ohne Gasbildung. Mause starben nach subkutaner Impfung in 3 — 4 Tagen. Die Krankheitserscheinungen waren die von Koch hervorgehobeneu. Auch Tauben gegenüber waren diese Bacillen pathogen. Eine Serie von sechs, die erste mit Bouillonkultur, die anderen mit dem Blute der vorhergehenden geimpft, starben alle in einem Zeiträume von 2 J/2 bis 31/2 Tagen nach der Impfung. Der Einschluss der Bacillen in Zellen war bei diesen Versuchstieren leicht zu demonstriren. Ein Kaninchen und ein Meerschweinchen, mit V2 ccm Bouiilonkultur ge- impft, blieben gesund. Ein Schwein , welches 10 ccm subkutan er- hielt, reagirte mit einer eintägig erhöhten Temperatur. Nach zwei Jahren war die pathogene Kraft der Kultur beinahe erloschen. M. versuchte auch die Mäuseseptikämie durch faulendes Blut hervorzu- rufen, aber ohne Erfolg. Theobald Smith (W ashington). Pfeiffer, R., Beiträge zur Protozoen-Forschung. Heft 1. Die Coccidien-Krankheit der Kaninchen. 8°. 24p. mit 12 mikrophotograph. Tafeln. Berlin (Hirschwald) 1892. In den neueren Mittheilungen von Ludwig Pfeiffer (Weimar) über parasitische Protozoen, speziell in der 2. Aufl. seines Buches: „Die Protozoen als Krankheitserrege r“, tritt von den als neu mitgetheilten Thatsachen ganz besonders die Beobachtung hervor, dass bei dem Coccidium oviforme des Kaninchens, ausser der früher schon bekannten Eutwickelung von Sporen und Sichelkeimeu, noch eine zweite Art der Vermehrung sich vorfinde, die der Autor als „Vermehrung durch Schwärmercysten“ bezeichnete. Bei jungen 734 Coccidienkrankheit der Kaninchen. Kaninchen insbesondere werde letztere Art der Vermehrung haupt- sächlich angetroffen , und sie bestehe in einer direkten Bildung vieler Sichelkeime aus dem reifen Coccidienkörper, ohne dass eine Entwickelung einer bestimmten Anzahl von Sporen, von denen jede wieder eine bestimmte Zahl von Sichelkeimen erzeuge, vorangehe. Das Verdienst, diese Parasitenform zuerst aufgefuuden zu ha- ben, gebührt nun dem bekannten Vorsteher der wissenschaft- lichen Abtheilung im K o c h ’schen Institut für Infektionskrankheiten, R. Pfeiffer (Berlin). Bereits im Winter 1889/90 hatte er die meisten diesbezüglichen Untersuchungen abgeschlossen , die er erst jetzt ausführlicher mittheilt. Mittlerweile hat allerdings L. Pfeif- fer, angeregt durch die Entdeckung R. Pfeiffer’s, schon mehrfach Beobachtungen über den gleichen Gegenstand veröffentlichte und auch im Anschluss daran bereits verschiedenerlei Betrachtungen angestellt. Trotzdem sind die Mittheilungen R. Pfeiffer’s — der ja ausser- dem das Recht der Priorität1) für sich in Anspruch nehmen kann — nicht überflüssig, da sie immerhin noch einiges Neue darbieten. R. Pfeiffer schildert den im Wesentlichen schon aus früheren Untersuchungen anderer Autoren bekannten Vorgang der „exogenen Sporulation“ des Coccidium oviforme, worunter er die Vermehrung innerhalb der Cysten versteht, die, vermittelst der Sporenbildung, ausserhalb des Wirthsthieres vor sich geht („Dauer- cysten“ L. Pfeiffer’s); ebenso erfahrt durch ihn die „endogene Sporulation“ („Schwärmercysten“ L. P f e i f f e r ’s) eine ziemlich ausführliche Darstellung, die mit den Angaben L. Pfeiffer’s im Wesentlichen übereinstimmt. Beide Vermehrungsarten zeigen eine grosse Aehnlichkeit mit den entsprechenden Entwickelungsvorgängen der Coccidien des Mäusedarmes, welche Ref. kürzlich selbst zu beob- achten Gelegenheit gefunden hatte 2). Die spezifische Zusammenge- hörigkeit beider Sporulationsformen, die kürzlich vom Ref. als zwar wahrscheinlich , indessen als noch nicht völlig bewiesen hingestellt wurde 3), suchte der Verf. durch Verbitterung der reifen, sichelkeim- haltigen, exogenen Sporencysten an junge Kaninchen experimentell zu beweisen; da ihm indessen keine jungen Kaninchen zur Verfügung standen, bei denen jede Spontaninfektion ausgeschlossen gewesen wäre, sind, nach seiner eigenen Ansicht, auch diese Versuche noch nicht absolut beweisend; dagegen spricht die beobachtete Aufquellung der sichelkeimhaltigeu Cysten in Magen- und Darmsaft wohl dafür, dass die darinnen enthaltenen Sichelkeime die Infektion vermitteln, in- dem sie bei Aufnahme der Cysten in den Darmkaual eines Wirths- 1) L. Pfeiffer bat übrigens bei Gelegenheit seiner eigenen Mittbeilungen dieses Keeht der Priorität der ersten Entdeckung durch R. Pfeiffer stets in gebüh- render Weise anerkannt und hervorgehoben 2) Sitz. -Her. Phys. Med Ges. Würzburg. 1892. VII. Sitz. v. 18. März 1892. — Die in dieser Mittheilung gemachten Angaben über vermuthliche „Richtungskörperbildung“ sind hinfällig geworden, da es Ref. seitdem gelungen ist, nachzuweisen, dass die als Richtungskörper gedeuteten „glänzenden Körperchen“ mit den Stieda’schen Körperchen des Coccidium oviforme identisch sind. Hierüber, wie über weitere Vergleichun- gen des C. oviforme mit den Coccidien des Mäusedarmes wird in den demnächst erscheinenden Mittheilungen des Ref. Genaueres angegeben werden. 3) 1. c. Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 735 thieres ihre Umhüllung verlassen und in die Epithelzellen des Darmes und der Leber eindringen , um dort ihre weitere Entwickelung zu durchlaufen und ihr Zerstörungswerk zu vollbringen. Eine „Eigen- bewegung“ der Sichelkeime, wie sie L. Pfeiffer beobachtete, konnte Verf. nicht wahrnehmen J). Wie Balbiani, L. Pfeiffer und Ref. spricht sich auch Verf. gegen eine spezifische Trennung der Coccidien des Kaninchens in zwei Arten (C. oviforme in der Leber und C. perforans im Darme) aus. Am Schlüsse des Aufsatzes wird noch auf die allerdings nicht zu unterschätzenden Konsequenzen hingewiesen , die aus einer dop- pelten Vermehrungsart der Coccidien speziell für die medizinische Forschung sich ergeben. Speziell wendet sich Verf. gegen die Hypo- these Grassi’s über die Erreger der Malaria, „wonach weitver- breitete, im Sumpfwasser lebende Amöben, wenn sie in das mensch- liche Blut gelangen, sich in den Malariaparasiten umformen und durch Anpassung an die Existenzbedingungen des lebenden Körpers die Fähigkeit, frei zu leben, verlieren sollen“. An Stelle dieser wohl mit Recht zurückgewiesenen Hypothese wird, mit aller Vorsicht, eine andere zur Erwägung anheimgegeben, die, nach dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse von den Coccidien (und in deren Nähe, wenn nicht zu ihnen selbst, gehören auch nach des Ref. Ansicht die Malariaparasiten) gar Manches für sich hat: „Es wäre möglich“, so schliesst Verf. seinen Aufsatz, „dass auch bei den Malariaparasiten exogene Zustände existiren , EntwickeluDgscyklen , die ausserhalb des menschlichen Körpers, vielleicht im Leibe niederer Thiere (gewisser Insekten z. B.), vielleicht auch zum Theil mindestens im Boden sich abspielten. Diese exogenen Malariakeime können daun durch die Luft, durch das Wasser oder, worauf Robert Koch mich auf- merksam machte, durch den Stich blutsaugender Insekten auf den Menschen übertragen werden.“ Schub erg (Würzburg). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Braatz, Egbert, Dr. G. Beck’s aseptische Spritze. (Deutsche med. Wochenschr. 1892. No. 40.) Von den vielen Konstruktionen aseptischer Spritzen, die sich im Gegensatz zu den gewöhnlichen leicht reinigen lassen, empfiehlt Dr. Br a atz besonders die von Dr. G. Beck in Bern in seiner „Illustrirtcn Monatsschrift der ärztlichen Poliklinik“ im April d. J. beschriebene. Sie beruht auf dem Prinzip, dass die zu injizirende oder aspirirte Flüssigkeit mit dem Kolben nicht in Berührung kommt. Der die- selbe aufnehmende Glastheil ist leicht auszuwechseln oder selbst- 1) Bei der Maus konnte sich Ref. von diesen Eigenbewegungen , die schon Eimer gut beschrieben hat, mehrfach aufs Deutlichste überzeugen. 736 Untersuehungsmethoden, Instrumente etc. ständig zu stenlisiren. Der Preis der Spritze ist einstweilen noch ziemlich hoch, 8 Mk. pro Stück. Bezugsquelle: Klopfer in Bern. von Düngern (Frei bürg). Nuttall, Bestimmung der absoluten Anzahl der Tuber- kelbacillen im tuberculösen Sputum. (Zeitschrift für klinische Medicin. Bd. XXI. S. 241.) Um die absolute Zahl der Tuberkelbacillen in einem Sputum zu bestimmen, besass man bisher keine zuverlässige Methode. Die Hauptschwierigkeit, die darin bestand, die Bacillen möglichst gleicli- mässig zu vertheilen, damit man nach einigen Proben auf die ganze Masse schliessen könnte, liess sich durch die Biedert’sche Methode bedeutend herabsetzen. Da man aber die Ausstriche auf Deckgläsern nie in gleicher Dicke machen kann, so ist es nicht zuverlässig, aus der Menge von Bacillen in einem Präparate oder gar in ein paar Gesichtsfeldern Schlüsse auf die Gesammtzahl derselben zu machen. Nuttall arbeitete ein Verfahren aus, um möglichst genau die Bacillenzahl zu berechnen. Das gemessene, mit Kalilauge von x/6 Vo- lumen bis zu gleichen Theilen versetzte Sputum wird mit feinem Kies und gestossenem Glas in einer Flasche auf der Schüttelmaschine tüchtig geschüttelt. Nachdem dann der Kalilauge Zeit zur Ein- wirkung gegeben war, wird das gleiche Volumen Wasser zugesetzt, wieder geschüttelt und nach mehrstündigem Stehen dies noch einmai wiederholt. Dann wird das Sputum in eine Bürette gesogen, die nach dem Saugeansatz zu mit einem Glashahn verschlossen ist. An der Seite der Hahnöffnung desselben wird mit der Feile eine kleine Grube angebracht, die es möglich macht, dass möglichst gleich- massige und kleine Tropfen aus der Burettenspitze austreten. Diese wurden auf Deckgläschen aufgefangen und mittels Platinnadel und Drehtisch so gleichmässig wie angängig vertheilt, dann mit einem Russringe (Lampenruss, Serum und Wasser) umzogen und mit Serum bepinselt, damit bei den folgenden Prozeduren keine Partikel ver- loren gehen. Die Färbung geschieht in heissem Karbolfuchsin, die Entfärbung in Alkohol und schwacher Schwefelsäure abwechselnd. Der Russring bezeichnet die Grenze des Präparates. Eine viereckige Blende im Okular bewirkt, dass man immer eine leicht zu über- sehende, gleich grosse Fläche zu untersuchen hat. An einer Schraube des verschiebbaren Objekttisches wird mittels Korkringes eine Nadel angebracht, die an einer Scheibe vorbei passirt und auf dieser anzeigt, wie weit man drehen muss, um das Gesichtsfeld gerade um eine Breite zu verschieben. So kann man die Feldermenge eines Tropfens berechnen und aus einer Anzahl Gesichtsfeldern die Zahl der Bacillen in demselben finden; über die Grösse der Tropfen gibt die Bürette Auskunft, so dass man die absolute Bacillenzahl in 'dem Sputum leicht feststellen kanu. Leider ist die Zahl der mit dieser Methode angestellten Be- obachtungen eine sehr geringe, sie genügt nicht, um zu entscheiden, ob bei der Injektion von Tuberculin die Bacillenzahl im Sputum wächst ; sie scheint im längere Zeit aufbewahrten Sputum grösser zu Schutzimpfung, küu:>tl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 737 werden. Die grösste Menge von Bacillen im Sputum belief sich auf über 4 Milliarden in 24 Stunden. Kontrollen mit anderen Organismen ergaben, dass in Kulturen von einem Tropfen annähernd ebenso viele Kolonieen wuchsen, als Bacillen in Präparaten gezählt wurden. Demnach liesse sich das Verfahren auch anwenden, um eine bestimmte Verdünnung von Kul- turen zu erreichen. Wenn Verf. auch meint, dass seine Methode in praxi eine sehr einfache sei, so gehört doch ein derartig grosser Apparat dazu — ein Theil der Vorkehrungen ist absichtlich gar nicht erwähnt — dass ihre Anwendung sich doch wohl auf vereinzelte Fälle be- schränken wird, in denen mehr als eine annähernde Abschätzung er- wünscht ist. Abel (Greifswald). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Bechner, W. , Zur Choleraverschleppung. (Dtsch. medic. Wochenschr. 1892. No. 37.) Verf. weist auf die Gefahr der Choleraverschleppung hin, welche aus der Einrichtung der Aborte in den Eisenbahnwagen erwächst. Da dieselben nämlich unten offen ausmünden, so fallen die Dejek- tionen von Cholerakranken, die sich etwa im Zuge befinden und den Abort dann häufig benutzen, direkt auf den Fahrdamm. ‘Hier können sie, wenn feuchtes Wetter das Austrocknen verhindert, verhältniss- mässig lange virulent bleiben und unter Umständen sogar ins Wasser gelangen, was besonders in der Nähe von Ortschaften gefährlich ist. Bechner glaubt, dass diese Art der Uebertragung vielleicht bei jenen plötzlich auftretenden örtlichen Epidemieen in Frage kommt, wo ein Zusammenhang mit anderen oft sehr entfernt liegenden Seucheherden sich nicht nachweisen lässt. Er empfiehlt deshalb, an den Ausmündungen der Aborte Kübel anzuhängen, die auf jeder grösseren Station ausgewechselt und desinfizirt werden sollen. von Düngern (Freiburg). Neisser, A., Jodoform und Cholerabehandlung. (Deutsche med. Wochenschr. 1892. No. 40.) Prof. Neisser macht auf die starke Wirkung des Jodoforms Choleravibrionen gegenüber aufmerksam, welche durch Büchner (Münchener med. Wochenschr. 1887. No. 25) und ihn selbst ( V i r - chow’s Archiv. Bd. CX. 1887) festgestellt worden ist. Während nämlich andere Mikroorganismen im Reagenzglase durch Jodoform höchstens in ihrem Wachstum gehemmt werden, so hat dasselbe auf Choleravibrionen eine geradezu abtödtende Wirkung, und selbst die geringen Mengen, wie sie in Dampfform in den Nährboden eindringen können, sind genügend, um das Wachsthum hemmend zu beeinflussen. Auf Grund dieser Thatsachen glaubt der Vortragende, dass wenig- stens in den leichteren Fällen von Cholera der krankhafte Prozess 738 Schutzimpfung, künstl Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. zum Stillstände gebracht werden kann, wenn man Jodoform in den offizineilen Dosen, die ja vollständig ungefährlich sind, einverleibt. von Düngern (Freiburg). Haasis, Mittheilungen aus dem Gebiete der Desinfek- tion. (Deutsche med. Wochenschr. 1892. No. 38.) Angesichts der Choleraepidemie im Norden Deutschlands wirft der Vortragende die Frage auf, ob nicht der Desinfektion mit heisser trockener Luft vor der gewöhnlich gebrauchten mittels erhitzten Wasserdampfes der Vorzug gebühre, da bei dieser die der Desin- fektion unterworfenen Gegenstände weniger litten und die Herstellung der dazu nöthigen Apparate eine viel leichtere und billigere sei. Er stützt sich dabei auf seine Erfahrungen im Kriege 1870/71, wo er die Kleidungsstücke von Krätze- und Pockenkranken nach dieser Methode desinfizirte und die Fournituren der Kasernen von Rheims durch Behandlung mit heisser Luft von 80° R von einer Unzahl von Kleiderläusen befreien konnte. Er bediente sich dabei eines ein- fachen Apparates, der im wesentlichen aus einem viereckigen, all- seitig geschlossenen Kasten bestand, dessen hintere uud seitliche Wände von Backsteinen aufgeführt waren, während die vordere aus zwei verschiebbaren Thüren bestand, deren eine mit einer durch eine Glasscheibe verschlossenen Oeflhung versehen war, hinter welcher ein Thermometer angebracht war, um die Temperatur des Ofens zu kontrolliren. Als Wärmequelle wurde ein Schienenherd benutzt, auf dessen Eisenplatte der Apparat, durch eine Lage von Sand abge- trennt, gestellt wurde. von Düngern (Freiburg). Bornträger, Desinfektion bei Cholera. (Dtsch. med. Wchschr. 1892. No.' 40.) Im Anschluss an die Abhandlung von Haasis in No. 38 der Dtsch. med. Wochenschr. spricht auch Bornträger über seine Erfahrungen auf diesem Gebiete. Im Allgemeinen ist die Des- infektion mittels heisser Luft von der Hygiene als unzureichend ver- worfen worden. Zur Abtödtung der widerstandsfähigsten, Sporen erzeugenden Bakterien ist eine trockene Hitze von 150 ö C noth- wendig. Diese kann von den Gegenständen nicht ertragen werden und ausserdem herrscht sie nur an der Oberfläche der Sachen. So kann bei einer Aussentemperatur von 120—130° selbst nach Stunden im Innern gar nicht einmal sehr grosser Ballen erst 60° erreicht sein. Trotzdem kanu bei gewissen Infektionskrankheiten, wie bei Cholera, die trockene Desinfektion wenigstens provisorisch in Frage kommen. Cholerabacillen gehen schon durch einfache Eintrocknung in 2 Stunden, durch Erwärmung auf 80° C in wenigen Minuten zu Grunde; durch trockene Hitze von 80 — 100° C sterben sie sicher in wenigen Augenblicken ab. Durchdämpfungsapparate lassen sich aber schwer improvisiren und funktioniren nicht immer zuverlässig; besonders auf dem platten Lande, wo wirkliche Sachverständige gänzlich fehlen. So hat auch der Vortragende, als Flüchtlinge aus Hamburg und Bremen in seinen Kreis kamen, beim Mangel eines Durchdämpfungsapparates provi- Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, EnUvickeluugskeiumung etc. 739 sorisch einen einfachen Apparat für trockene Erhitzung herstellen lassen. Derselbe wurde nach dem Muster eines gewöhnlichen Back- ofens konstruirt und war nach 4 Tagen gebrauchsfähig. Zwei Vor- sichtsmassregeln sind bei der Benutzung zu berücksichtigen: 1) das Zeug darf die Steine nicht berühren; 2) es darf nicht zu viel Des- infektionsmaterial auf einmal in den Raum gebracht werden, sonst ist die Abkühlung zu gross. Nachdem das Thermometer 100° C zeigt, werden diese Gegenstände 1 — 2 Stunden im Apparate gelassen. Dieser Backofen hat den Nachtheil, dass er zu jeder Desinfektion neu geheizt werden muss, und dass die Temperatur nach einiger Zeit sinkt. Bornträger empfiehlt deshalb noch mehr eine Kom- bination mit dem Apparate von Haasis. Der Unterbau des Back- ofens wird hohl zur Aufnahme der Feuerung konstruirt und oben nicht mit Ziegelsteinen, sondern mit einer eisernen Platte verschlossen. Dann kann der Ofen im Freien stehen und doch dauernd geheizt werden. von Düngern (Freiburg). Gerlacli, Val., Ueber Lysol. (Separat-Abdruck a. d. Zeitschrift f. Hygiene. X. 1891.) Die hohe desinfizirende Kraft des Lysols beruht darauf, dass das einzige wirksame Prinzip der Steinkohlendestillate, die freien Kresole, nicht an das zu ihrer Verseifung verwendete Alkali gebunden, son- dern nur „aufgeschlossen“, d. h. in einen wasserlöslichen Zustand übergeführt sind. Nach E n g 1 e r können aus dem Lysol die darin gelösten Theeröle durch einfachen Destillationsprozess wieder gewonnen werden. Hauptsächlich auf diesen Umstand sind die günstigen Re- sultate der zahlreichen vom Verf. angestellten Versuche, welche sich in folgende Sätze zusammenfassen lassen, zurückzuführen : 1) Das Lysol ist nicht allein in Reinkulturen, sondern auch in Bakteriengemischen wirksamer, als Karbolsäure und Kreolin. 2) Die Desinfektion der Hände gelingt bei ausschliesslicher Ver- wendung einer 1-proz. Lysollösung ohne Anwendung von Seife. 3) Zum Keimfreimachen infektiöser Sputa und Stühle leistet es bei weitem mehr, als alle übrigen Desinfektionsmittel (tuberculöses Sputum ist mit Hülfe einer 5-proz. Lysollösung nach 3 Stunden, typhöse Stühle schon nach 3 Minuten vollkommen desinfizirt, ohne dass irgendwelche mechanische Manipulationen, wie Umrühren, er- forderlich wären). 4) Chirurgische Instrumente werden schon durch die Einwirkung einer 1/i- proz. Lysollösung keimfrei. Das Mittel greift die Instru- mente nicht im geringsten an. 5) Durch Besprayen der Wände mittelst 3-proz. Lysollösung werden dieselben keimfrei gemacht. 6) Das Lysol ist von den Antisepticis , welche sich bezüglich ihrer Wirksamkeit mit demselben vergleichen lassen (insbesondere Karbolsäure, Kreolin, Sublimat) das bei weitem ungiftigste (ist zweimal weniger giftig als Kreolin und achtmal weniger giftig als Karbolsäure). Der Verf. schliesst seinen Aufsatz mit folgenden Worten: „Ganz besonders wird es sich aber als Desinfektionsmittel eig- 740 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmungetc. nen, das man dem Publikum zu Desinfektions- und Reinigungs- zwecken in die Hand geben kann, ohne dasselbe Gefahren auszu- setzen, wie dies bei den ausgesprochen giftigen Antisepticis (z. B. Sublimat, Karbolsäure u. s. w.) der Fall ist.“ Kamen (Czernowitz). Neue Litteratur zusammengestfillt von Dr. Arthur Würzburg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines Uber Bakterien und Parasiten. Boutroux, L., Revue des travaux sur les bacteries et les fermentations. 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Centralblatt M~ xn für Bakteriologie und Parasitenkunde, -.«.t Farbstoffe & Reagentien für Mikroskopie und Bakteriologie4 gewissenhaft nach Angabe der Autoren. Dr. G. Grübler, Leipzig, Bayrische str. Physiolog.-chem. Laboratorium. Preislisten gratis und franko. :.. — — -A . se u. «erate zur haKtenosKopie fertigen und liefern Warmbrunn, Quilitz & Co., > Berlin C., Rosenthalerstr. 40. Niederlage eig. Glashüttenwerke "■ und -Dampfschleifereien, mechan. Werkstätten, Schriftmalefei und Emailliranstalt. Sterilisimngs - Apparate für Instrumente, Verbandstoffe und Catgut. Einsätze zur Steril, yoü Catgut undNahtseide. Chloroform-Masken sämmtl. nach Dr. Braatz. Brutöfen und Thermostaten für baktcriol. Arbeiten mit vorzüil. fiel Memtrau-Wärme-ßegnlator. Th. Schmucker, Heidelberg (Baden). Verlag von Gustav Fischer in Jena. TU 3 Soeben erschien : Dr. F. von Tavel, Docent der Botanik am Eidgen. Polytechnikum in Zürich. Vergleichende Morphologie der Pilze. Mit 90 Holzschnitten. — Preis : 6 Mark. 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Jährlich erscheinen zwei Bände. — >8 Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten, Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- künde “ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Ueber einen gasbildenden Bacillus im Harn bei Cystitis. [Aus der medizinischen Klinik zu Kiel.] Von Dr. med. W. Schow, Assistenten der Klinik. Ein eigentümlicher , etwas schwefelartiger Geruch des Harnes eines Kranken, der in Folge von Kompressionsmyelitis eine Inkonti- nenz der Blase und eine hierdurch entstandene Cystitis hatte, gab die Veranlassung dazu, den Harn des Kranken genauer bakteriolo- logisch zu untersuchen. XII. Bd. 50 746 W. Scho v, Der Harn reagirte schwach sauer, war massig stark getrübt und zeigte ein nicht sehr erhebliches Sediment, das mikroskopisch aus Blasenepithelien , weissen Blutkörperchen und einer massigen Menge von Bakterien bestand. Die letzteren schienen zum grössten Theile Kokken zu sein, indessen wurden auch ziemlich reichliche kleine, ziemlich plumpe Stäbchen gesehen. Um die in dem Harn enthaltenen Mikroorganismen nun genauer untersuchen zu können , wurden einige Kubikcentimeter steril aufge- fangenen Harns mit gewöhnlicher Fleischwasserpeptongelatine ver- mengt und Platten gegossen. Von den verschiedenen gewachsenen Bakterienarten wurden Reinkulturen angelegt; es waren dies nur drei Arten, von denen sich später zwei noch als die gleichen erwiesen. Bei der einen von diesen zeigte sich schon nach einigen Tagen eine ganz ausserordentlich lebhafte Gasproduktion in der Stichkul- tur, und es schien deshalb nicht uninteressant, zumal ich einen ähnlichen Mikroorganismus in der einschlägigen Litteratur noch nicht beschrieben gefunden habe, die gefundene Bakterienart etwas genauer zu untersuchen und zu beschreiben. Es handelte sich um ziemlich plumpe, kurze Bacillen, die, sehr häufig zu zweien an einander gelagert, längere Bacillen vortäuschten; sie sind nur wenig mehr lang als breit und sehen häufig, nament- lich wenn sie in grösseren Haufen dicht an einander liegen , so aus, als wenn es grosse Staphylokokken wären. Die Untersuchung im hängenden Tropfen zeigte indessen zur Evidenz, dass das Kurzstäbchen die eigentliche Form des Mikroorganismus ist. Vielleicht könnte man auch diesen Bacillus nach dem Vorgänge von Gamale'ia1) und Rovsing2) zutreffend als Coccobacillus bezeichnen, da die Mikroorganismen thatsächlich auf der Grenze zwischen Kokken und Bacillen stehen und man das eine Mal die eine, das andere Mal die andere Bakteriengattung vor sich zu haben glaubt. Im hängenden Tropfen zeigte sich ferner eine geringe Eigenbewegung der Bacillen, die niemals zu längeren Fäden auswuchsen. Eine Sporenbildung konnte nicht beobachtet werden. — Die Bacillen erwiesen sich den gewöhnlichen Anilinfarb- stoffen ohne weiteres zugänglich, wurden auch nach der Gram ’schen Methode nicht entfärbt. In der Gelatineplatte wuchsen die Bacillen in den tieferen Schichten als kleine, runde, gelbliche Kolonieen; an der Oberfläche dehnten sich die Kolonieen rasch weiter aus; sie imponirten hier als flache, leicht gelbweisse, glänzende Auflagerungen mit unregel- mässig gezackten Rändern. Sie verflüssigten die Gelatine auch nach langer Zeit nicht. Nach 48 Stunden hatten die oberflächlichen Kolonieen etwa Hirsekorngrösse erreicht, während die tieferliegenden nur stecknadel- kopfgross waren, auch intensiver gelb gefärbt erschienen. In Folge dessen wurden sie zunächst für verschiedene Arten angesehen, und 1) Gamal eia, Zur Aetiologie der Hühnercholera. (Centralbl. f. Bakteriol. 1888.) 2) Rovsing, Die Blasenentzündungen , ihre Aetiologie, Pathologie und Be- handlung. 1890. Ueber einen gasbildenden Bacillus im Harn bei Cystitis. 747 erst die genauere mikroskopische Untersuchung und der Umstand, dass eine mit der Reinkultur der einen Art beschickte Gelatineplatte wiederum beide Wachsthumsformen der Bacillen aufwies, bewies die Identität der Arten. In der Gelatinestichkultur zeigte sich auch in hoher Schicht ein kräftiges Wachsthum längs des ganzen Impfstichs; kleine, runde, weisse Häufchen zeigten sich an ihm in seiner ganzen LäDge. Nach 24 Stunden und bei etwas höherer Temperatur schon nach 12 Stun- den zeigten sich dann, von dem Impfstich ausgehend, die ersten Gasblasen, die sich sehr rasch vermehrten und bisweilen sogar Thei- lung der Gelatine in querer Richtung zur Folge hatten. An der Oberfläche der Gelatine breitete sich die Kultur in einer dem Ver- halten der oberflächlichen Kolonie in der Platte entsprechenden Weise aus. Auf schräg erstarrter Gelatine bildete sich längs des Impfstriches eine ziemlich breite Auflagerung von weissem, glänzendem, wachsartigem Aussehen mit gelappten Rändern aus. Auch Stichkulturen in Agar-Agar zeigten, namentlich im Brüt- schrank, eine sehr beträchtliche Gasentwickelung , die schon nach 12 Stunden sehr deutlich war und sehr bald so stark wurde, dass sie die Nährsubstanz in querer Richtung theilte und in die Höhe trieb. Im übrigen boten die Agarkulturen kein besonderes Verhal- ten dar. Ganz besonders üppig war das Wachsthum der Bacillen auf der Kartoffel ; sie bildeten hier sehr dicke, blassgelbe Auflagerungen, die eine duffe, körnige Oberfläche hatten, im Gegensatz zu den Strichkul- turen auf anderen Nährboden. Das Wachsthum war so üppig, dass die Auflagerungen in einigen Tagen eine Höhe von 3 — 4 mm er- reichten. Auch auf schräg erstarrtem Hühnereiweiss zeigten die Bacillen ein gutes Fortkommen in Gestalt eines blassgelben, im übrigen dem auf der schräg erstarrten Gelatine ziemlich gleichenden Striches. In Bouillon bewirkten die Bacillen im Brütschrank schon nach 12 Stunden, bei Zimmertemperatur nach 24 Stunden, eine diffuse Trübung; nach längerer Zeit lagen die Bacillen als weissgrauer, zum Theil kohärenter Niederschlag am Boden des Röhrchens, während die darüberstehende Bouillon sich wieder geklärt hatte. In sterilem Harn verursachten die Bacillen ebenfalls und in der- selben Zeit , wie bei der Bouillon , eine Trübung. Die Reaktion des Harns war schwach alkalisch nach der Einwirkung der Ba- cillen. Es entwickelte sich nun bei den Harnkulturen allerdings ein eigenthümlicher Geruch , der indessen nicht mit dem am Harn des Kranken beobachteten identisch war; es war dies ein etwas aromatischer, dabei aber unangenehmer, etwas strenger Geruch, der jedoch nicht ammoniakalisch war. Ein ähnlicher Geruch wurde auch bei den meisten Kulturen auf anderen Nährböden, am deut- lichsten bei den Agar- und Kartoffelkulturen konstatirt, so dass es zweifellos ist, dass diese unter sich allerdings etwas variirendeu Ge- rüche doch durch die Thätigkeit des Bacillus bedingt sind, und die Verschiedenheiten von den bei den einzelnen Nährböden verschie- 50* 748 W. S c h o w , denen zersetzten Substanzen abhängen. Im Harn zersetzten die Bacillen den Harnstoff wohl nicht, da ein typisch ammoniakalischer Geruch niemals beobachtet wurde; die Bacillen bildeten aber jeden- falls Alkali, was aus der nur sehr schwach sauren Reaktion des Harns des Kranken und der Alkalescenz der Harnkulturen hervor- geht. Die Bacillen sammelten sich später am Boden des Röhrchens als dicker, grauer, stark schleimiger Niederschlag. Die gasproduzi- rende Thätigkeit der Bacillen zeigte sich auch in der Harnkultur in Gestalt kleinster Bläschen, die sich theilweise an der Wand des Glases festsetzten, theilweise nach oben stiegen und an der Ober- fläche der Flüssigkeit bisweilen liegen blieben ; sie zeigte sich ferner sehr deutlich, wenn man ein Gährungsröhrchen, das mit sterilem Harn gefüllt war, mit den Bacillen impfte. Es entwickelte sich dann Gas, das etwa den 15. — 20. Theil des Röhrchens ausfüllte; nach einigen Wochen sistirte die Gasentwickelung. Es wurde nun ein Versuch gemacht, das entwickelte Gas zu analysiren. Zu diesem Zweck wurde ein grösserer Kolben mit ste- rilem Harn gefüllt, eine grössere Quantität der Bacillen hineinge- impft und derselbe mit sterilisirtem, doppelt durchbohrtem Gummi- pfropfen versehen. Durch die eine Oeffnung des Pfropfens ging ein winkelig gebogenes Glasrohr, das bis an den Boden des Kolbens reichte und an dessen äusserem Ende ein mit Quetschhahn ver- sehener Gummischlauch befestigt war; durch die andere Oeffnung ging ebenfalls ein gebogenes Glasrohr, das den Abfluss der verdräng- ten Flüssigkeit vermitteln sollte. Der ganze Kolben wurde umge- kehrt in den Brütschrank gestellt. Nach einigen Wochen hatte sich Gas am oberen Theile des Kolbens angesammelt. Bei der Analyse desselben zeigte sich, dass dasselbe zum grössten Theil aus N bestand, so dass man eine Verunreinigung mit Luft, die durch eine undichte Stelle am Korke vermuthlich ihren Eingang gefunden batte, annebmen musste; etwa der 15. Theil des Gases war jedoch C02, so dass die Annahme berechtigt erscheint, dass das von den Mikroorganismen produzirte Gas C02 ist. Dass es sich um CO2 handelt, wurde auch durch folgenden Versuch bewiesen: Eine schmal ausgezogene Glaspipette wurde mit Kalilauge gefüllt und dann in eine in der Stichkultur entwickelte Gasblase eingestossen. Die Kalilauge füllte die Blase, ohne dass dieselbe nach oben entwich, aus, so dass also das in der Blase vorhandene Gas von ihr absorbirt, also COg sein musste. Eine Wiederholung des ersten Versuchs ergab leider ein negatives Resultat, da die Bacillen die Fähigkeit, Gas zu produziren, mit der Zeit verloren hatten; im Harn zeigten sich später keine Bläschen mehr; in neu angelegten Gelatinestichkulturen wuchsen die Bacillen noch sehr kräftig, es wurden jedoch auch hier nur ganz vereinzelte Gasblasen entwickelt, die mit den anfänglich produzirten Mengen gar nicht verglichen werden konnten. Die Cystitis des Patienten hatte sich im Laufe der Behandlung (anfangs Salol innerlich, dann Blasenspülungen mit Borwasser, Eingiessen von Jodoformemulsion) bedeutend gebessert; der Harn war sauer, nur wenig getrübt, der Gehalt an Zellen ein sehr viel geringerer. Der eigenthümliche Geruch hatte sich verloren , oder Ueber einen gasbildenden Bacillus im Harn bei Cystitis. 749 jedenfalls verdeckte das eingefükrte Jodoform den Geruch vollständig. Ein später noch einmal angestellter Versuch, die Bacillen aus dem Harn zu isoliren , fiel negativ aus. Die Bacillen waren also augen- scheinlich in Folge der Behandlung aus der Blase verschwunden. Der Kranke starb dann an allgemeiner Schwäche; bei der Sektion fand sich noch eine mässige Cystitis. Dass die bestehende Cystitis und die gefundenen Bacillen in ursächlichem Zusammenhänge standen, war von vornherein wahrschein- lich, da ausser dem beschriebenen Mikroorganismus nur noch ein anderer gefunden wurde. Dieser aber war offenbar ein indifferenter, denn er wuchs ganz erheblich langsamer und bewirkte in sterilisirtem Harn erst nach 6—8 Tagen eine ganz leichte diffuse Trübung; den eigenthümlichen Geruch entwickelte er nicht; es handelte sich um Kokken von massiger Grösse, die meist in grossen Haufen lagen. Weiterhin wurde diese Vermuthung durch die Uebertragung einer Aufschwemmung der Bacillen in die Blase eines Huudes bestätigt. Eine frische Bouillonkultur wurde mit sterilisirtem Wasser zu 20 ccm verdünnt und mittelst steriler Spritze in die Blase injizirt. Die Harnröhre wurde sodann unterbunden. Nach 6 Stunden wurde die Ligatur gelöst. Der am nächsten Tage aufgefangene Harn des- Hun- des war mässig trübe, alkalisch, enthielt grosse Mengen von Krystal- len von Tripelphosphat und oxalsaurem Kalk, sehr wenig Epithelien und wenig Leukocyten, ausserdem die Bacillen in geringer Menge. Der Harn roch strenge, nicht ammoniakalisch. Der Hund befand sich im übrigen wohl. Nach einigen Tagen schwanden die erwähnten Bestandtheile des Harns. Eine subkutane Applikation einer Bouillonkultur der Bacillen brachten beim Hunde keine Eiterung hervor, weshalb wohl angenom- men werden darf, dass die Bacillen nicht pyogener Natur waren, wohl aber im Stande sind, bei Anwesenheit der sonstigen Vorbedin- gungen für Bildung von Cystitis (Retention) in der Blase eine katarrhalische Cystitis (Rovsing, 1. c.) zu entwickeln. Als Bezeichnung für die Mikroorganismen möchte ich den Namen Coccobacillus aerogenes vesicae vorschlagen. Ganz selten scheint der Bacillus im Harn nicht vorzukommen, da der eigenthümliche Geruch Herrn Professor Quincke schon bei verschiedenen Kranken aufgefallen war; in einem solchen Falle war früher bei einem nicht zu Ende geführten Kulturversuche ebenfalls Gasproduktion im Gelatineröhrchen beobachtet worden. Kiel, 1. November 1892. 750 Claudio Fermi und Tommaso Salsano, Ueber die Prädisposition für Tuberculose. Experimentelle Untersuchungen von Dr. Claudio Fermi und Tommaso Salsano. [Aus dem Institut für experimentelle Hygiene der k. Universität in Rom, Direktor: Prof. A. Celli.] Trotz den äusserst werthvollen Versuchen von Charrin und Roger, von A. Celli und Guarnieri, Bujwid, Hans Leo, Canalis und Morpurgo etc., sowie Anderer, wie Chauveau, Monti, Martinotti etc., bei Mikroben Virulenz zu erzeugen oder zu vermehren, ist dieses so umfangreiche Gebiet noch lange nicht erschöpft. Experimentelle Untersuchungen in dieser Richtung über Tuber- culose fehlen sogar gänzlich. Aus diesem Grunde und wegen der Wichtigkeit der Sache hielten wir es für angezeigt, in diesem Sinne einige Forschungen anzustellen. Ein Theil der Untersuchungen hatte zum Ziele, Thiere, welche für Tuberculose sich wenig aufnahmsfähig zeigen, dazu zu veranlagen ; ein anderer Theil hingegen, die Tuberkelbacillen virulenter zu machen. Um die Ergebnisse stets deutlich und prägnant zu erhalten, experi- mentirteu wir mit Thieren, die für Tuberculose immun oder wenig prädisponirt erscheinen. Da die Kontrollthiere in diesem Falle voll- ständig gesund bleiben, erweist sich auch eine leichte tuberculose Infektion bei deu Versuchsthieren von grosser Bedeutung. Die Meerschweinchen sind bekanntlich für derartige Versuche am besten zu brauchen. Da sie sich für menschliche Tuberculose sehr aufnahmsfähig erweisen, so beschlossen wir, an ihnen mit der Geflügeltuberculose Versuche anzustellen. Zu gutem Glück fanden wir im Laboratorium eine alte Kultur dieser Tuberculose, die sich für unsere Zwecke vortrefflich eignete. Meerschweinchen eines jeden Alters, mit dieser Kultur unter die Rückenhaut geimpft, zeigten niemals Tuberculose in den Organen, auch keinen einzigen Bacil- lus in den Achsel-, Mesenterial- und Inguinaldrüsen. Aus diesem Grunde führten wir den grössten Theil unserer Versuche mit der Kultur der Geflügeltuberculose aus. Die Injektionen geschahen aus- schliesslich unter die Rückenhaut. Die ausführliche Darlegung hierüber wird baldmöglichst in den „Annali dell’ Istituto d’igiene della R. Universitä di Roma“ publizirt werden. Hier beschränken wir uns bloss auf ein kurzes schema- tisches Resum6. A. A n ge w and te M ittel , u m die Thiere prädisponibel zu machen, und erhaltene Resultate: 1) Starke Abkühlung. Meerschweinchen wurden während einiger Tage in einer Temperatur von 30—33° C gehalten und dann der Einwirkung eines kalten Luftstromes ausgesetzt. Ueber die Prädisposition für Tuberculose. 751 Ergebnisse bis zur Stunde negativ. 2) Auf gewisse Körpertheile (Kopf, Rücken, Bauch) beschränkte Erwärmung. Die Temperatur nächst der Haut auf 45 — 50 0 C gebracht. Ergebnisse bisher negativ. 3) Allgemeine Erwärmung. Die Thiere wurden geimpft und ungefähr einen Monat hindurch im Brütofen bei 33 — 35° C ge- halten. Als Versuchsthiere dienten Meerschweinchen und Mäuse. An letzteren wurden auch mit Menschentuberculose Versuche an- gestellt. Resultate bei beiden Thierarten positiv. Es fanden sich zahlreiche Bacillen (bis zu 100—150 in einem mikroskopischen Felde) in den Inguinaldrüsen; niemals dagegen solche bei den Kontrollthieren. Bei den mit Menschentuberculose geimpften Mäusen fanden sich speziell in den Inguinaldrüsen ca. 8mal soviel Bacillen, als bei den Kontrollthieren. Bei den anderen Mäusen , die mit Geflügel- tuberculose geimpft waren, war die Zahl der Bacillen 20mal so gross, als bei den nicht geimpften und sogar 35mal so gross, wenn sie zwar in derselben Temperatur wie die übrigen, aber gleichzeitig in einer mit Wasserdampf gesättigten Atmosphäre gehalten wurden. Hierbei ist noch zu erwähnen, dass auch bei den Kontrollmäusen, wie bei den im Wärmeapparat gehaltenen, sich an der Impfungsstelle ausgebreitete Abscesse bildeten , was nicht wenig beigetragen haben wird, die Thiere für die in Rede stehende Infektion prädisponibel zu machen. 4) Fortgesetzte Einwirkung der Dextrose und der Milchsäure, auf hypodermatischem Wege zu gleicher Zeit ein- geführt. Positive Resultate bei Meerschweinchen. Die zahlreichen Kontrollthiere zeigen, wie gewöhnlich, keinerlei auffallende Erschei- nungen. B. Angewandte Mittel, um die Bacillen der Geflügel- tuberculose für die M e e rsch w ei nchen virulent zu machen, und erhaltene Resultate: 1) Bacillen von Geflügeltuberculose wurden während einer ge- wissen Zeit mit Organen oder Organextrakten von Meerschweinchen- embryonen in Berührung gelassen, u. z. um sie allmählich dem leben- den Organismus anzupassen. Resultate bis jetzt negativ. 2) In derselben Absicht wurde Meerschweinchen, welche durch Traubenzucker und Milchsäure prädisponirt gemacht worden waren, sowie Kaninchen (in die Testikeln) Tuberculose eingeimpft. Die aus diesen Thieren erhaltenen Kulturen wurden wieder auf andere prädisponirte überimpft, und indem wir so diese Operation einigemal wiederholten, wurden die Kulturen nach einer bestimmten Zeit virulent. Ergebniss positiv. In nicht prädisponirten , mit den erwähn- ten Kulturen geimpften Meerschweinchen fanden sich Bacillen in grosser Menge. 752 Otto Zacharias, Das Vorkommen von Distomencysten betreffend. 3) Es wurde auch die Einwirkung der Produkte verschiedener pathogener wie nicht pathogener Mikroben untersucht (Bac. tetani, Bac. anthracis, Typhusbacillus, Bac. subtilis, Bac. ramosus etc.). Die Ergebnisse sind bis jetzt negativ. 4) Endlich wurden über die länger dauernde Einwirkung von sterilisirter Erde auf die Geflügeltuberculose sowohl unter verschie- denen Temperatur- als Feuchtigkeitsgraden Versuche angestellt. Nach 2 oder 3 Wochen wurden Meerschweinchen mit den ver- schiedenen Proben dieser Erde, welche die eben erwähnten Bacillen in grosser Zahl enthielt, geimpft. Die Ergebnisse sind bislang negativ. Der Boden resp. die Erde übt übrigens eine abschwächende Einwirkung auf die Mikroben aus. Sonst hätte sie das Thier an der Einimpfungsstelle sehr leicht empfänglich machen können. 5) Es ist auch noch zu erwähnen, dass zahlreiche Kulturen von Geflügeltuberculose, auch wenn sie in den verschiedenen Fällen von Thieren der gleichen Art erhalten wurden und in ganz gleicher Weise behandelt waren, sich oft von ganz verschiedenem Aussehen untereinander zeigten ; einige von ihnen glichen mehr der Menschen- ais der Hühnertuberculose. Zum Schlüsse können wir also sagen, dass durch eine mehr- wöchentliche Erhöhung der Temperatur bis 33 — 35 °, insbesondere wenn die Luft mit Feuchtigkeit gesät- tigt ist, ferner durch Injektion von Traubenzucker und Milchsäure Meerschweinchen und Mäuse für die Geflügeltuberculose, letztere auch für die Tubercu- lose der Säugethiere empfänglich (prädisponirt) ge- macht werden können. Hühnertuberculose, zu wiederholten Malen prä- disponirten Meerschweinchen eingeimpft, kann mit der Zeit für diese Thiere virulent werden. Rom, im Oktober 1892. Das Vorkommen von Distomencysten betreffend. Von Dr. Otto Zacharias in Plön. Bei einem am 25. Septbr. im Plöner See gefangenen Exemplar der grossen Maräne (Coregonus maraena) fand ich bei der Sektion das Herz über und über mit weissen Pünktchen besäet. Dies war sowohl an der hinteren wie an der vorderen Kammer der Fall, und von letzterer setzte sich dieselbe Erscheinung in verstärktem Masse auf den Arterienstiel fort, wo manchmal 50 — 60 solcher Pünktchen Gäbrung. 753 dicht bei einander lagen. Bei der mikroskopischen Untersuchung erwiesen sich diese kleinen Gebilde als ziemlich dickwandige Cysten eines Trematoden. Bei etwas Druck auf das Deckglas be- wegten sich die Insassen. Das ganze Herz des Fisches (inkl. Ar- terienbulbus) trug wohl 2 — 300 solcher Cysten. Bei zahlreichen von mir ausgeführten Fischsektionen ist mir dieser Befund zum ersten Male vor die Augen gekommen, und ich bringe ihn deshalb zu allgemeinerer Kenntniss. Plön, 29. Oktober 1892. Referate. Gfrönlund, C., Eine neue Torula-Art und zwei neue Sac- charomyces-Arten, im Neu-Carlsberger Laborato- rium untersucht. (Vidensk. Meddelelser fra den naturh. For- ening i Kjöbenhavn. 1892. — Zeitschrift f. das ges. Brauwesen. 1892. No. 30, 31 u. 32.) Der Verf. gibt eine Beschreibung und Abbildungen von drei neuen Hefeformen. Torula Novae Carlsbergiae. Diese Torula fand Verf. früher in grösserer Menge in den Gährbottichen am Ende der Haupt- gährung in der Brauerei „Neu-Carlsberg“, ehe die Hefereinzucht ein- geführt war. Später gelang es, dieselbe wieder in dem Raume, in welchem die Hefe entwässert wird, zu sammeln. Verf. beschreibt diese Torula als theils aus kleinen, theils aus langen oder sehr langen Zellen bestehend. An der Oberfläche der Nährflüssigkeit fand er hauptsächlich die langen Zellen, besonders in der Haut. In Würze kultivirt, ruft sie Gährung hervor, besonders bei höherer Temperatur, und die Würze wird hierdurch dunkler ge- färbt. Es wird hierbei höchstens 4,68 vol. Proz. Alkohol gebildet und die vergohrene Flüssigkeit weist dann einen bitteren, unan- genehmen Geschmack auf. Diese Torula kann Maltose, Trauben- und Rohrzucker vergähren, jedoch letzteren nur nach vorhergegangener Inversion, die nur in geringem Grade vor sich geht. In Traubenzuckerlösung entsteht die grösste Menge Alkohol, weniger in Rohrzucker und die geringste in Maltose. In Trauben- und Rohrzucker bildet diese Hefe eine grös- sere Säuremenge als in Maltose. Ob diese Torula Schaden in den Brauereien verursacht, hat Verf. nicht beobachtet. Saccharomyces ilicis. Diese Spezies fand Verf. nur einmal auf den Früchten von Ilex aquifolium. Sie besteht besonders aus runden Zellen, aber in den Häuten finden sich auch lange Wuchs- formen. Die Maximumtemperatur für die Sporenbildung, welche sehr leicht eintritt, liegt bei 36 — 37° C, die Minimumtemperatur bei 754 Gährung. 9 1/2 0 C uud die Optimumtemperatur bei 32° C, wo die Sporen- anlagen nach 18 Stunden gebildet werden. Die Sporen haben keine Vakuolen. Sacch. ilicis tritt öfters als eine Unterhefeform auf und bildet dann sehr langsam eine Haut; nur bei einer ziemlich hohen Tem- peratur und starkem gleichzeitigen Luftzutritt gibt sie Obergährungs- erscheinungen und dann auch sehr schnell Hautbildung. Die Würze wird durch die Vergährung dunkler gefärbt und bekommt einen sehr unangenehmen Geschmack. Auf Gelatine kultivirt, weisen ihre Kolo- nieen ein mehliges Aussehen auf. Trauben- und Rohrzucker werden leichter und schneller vergohren (letzterer nur nach Inversion), als die Maltose. Sie erzeugt die grösste Alkoholmenge in Rohrzucker, weniger in Traubenzucker und die geringste in Maltose. Die gebil- dete Säuremenge ist die grösste in Trauben- und Rohrzucker, die geringste in Maltose. In Würze bildet sie nur 2,78 vol. Proz. Alkohol. Saccharomyces aquifolii. Wurde ebenso wie die vorher erwähnte Spezies nur einmal auf den Früchten von Ilex aqui- folium gefunden. Sie bildet sowohl in den Häuten als in dem Boden- sätze nur runde Zellen und auf Gipsblöcken viel weniger Sporen, als Sacch. ilicis. Die Maximumtemperatur für die Sporenbildung liegt bei 271/2 — 2872 ° C, die Minimuratemperatur bei 10 — 1072 0 C und die Optimumtemperatur bei 27 0 C, bei welch letzterer die An- lagen nach 28 Stunden sich zeigen. Die Sporen haben Vakuolen. Sacch. aquifolii ist eine Oberhefeform, die erst nach langer Züchtung in Würze eine Haut bildet; die vergohrene Würze wird dunkler gefärbt und bekommt einen unangenehmen Geschmack. Diese Hefe vergährt vorzüglich den Traubenzucker und die Maltose, die letztere weniger stark; in Rohrzucker gibt sie eine nur schwache Gährung nach vorhergegangener Inversion. Alkohol- und Säure- bildung ist wie bei Sacch. ilicis. In Würze wird 3,71 vol. Proz. Alkohol gebildet. K locker (Kopenhagen). Delbrück, M., Ueber Schn ellgähru ng und das Arbeiten mit gefesselter Hefe. Vortrag. (Wochenschrift f. Brauerei. Bd. IX. 1892. Heft 25. p. 695.) Der Vortragende bespricht einige Versuche der Berliner Station für Brauerei, dahin zielend, die Gährdauer von Würzen durch reich- lichen Hefenzusatz, ununterbrochenes Einblasen von Luft und hohe Gährtemperatur (30° C) abzukürzen. Der benützte Bottich hatte 8000 1 Fassungsraum und wurde mit 3—4000 1 Würze von ca. 14 0 Balling beschickt. Die Menge der Hefengabe betrug 2,5 bezw. 5,0 und 10,0 Proz. des Würzequantums (in der Brauindustrie hingegen in der Regel nur 0,5 Proz.). Hierauf wurde sofort, unter Einschal- tung eines Möller’schen Keimfilters, ein heftiger Luftstrom in die Flüssigkeit eingeblasen, welche bereits 3 Stunden später bei 2,5 Proz. Hefezusatz eine Saccharometeranzeige von 7,5 Proz. Balling und ,, 10,0 „ „ 99 99 9» 9, 99 aufwies. In einem anderen Falle gelang es sogar, eine 14 -proz. Würze in 2 Stunden bis auf ca. 5 Proz. zu vergähren. Der Vor- Gährung. — Cholera. 755 tragende meint, dass die bisher geübte Methode, die Gährung kühl za führen, in dem Bestreben ihre Begründung finde, die wilden Gäh- rungen zu unterdrücken; die Kulturhefe werde durch eine niedrige Temperatur verhältnissmässig weniger beeinträchtigt, als die übrigen Gährungsorganismen. Da man gegenwärtig, gestützt auf die Han- sen’schen Forschungsresultate, mit Reinhefe arbeite, könne man es auch wagen, die Gährung wärmer zu führen. Vortragender kennt eine Brauerei, deren untergähriges Bier vortrefflich sei und allseitig gerühmt werde und die in ihren Gährkellern die Temperatur bis 15 0 C kommen lasse. Zu obengenannten Versuchen habe nicht gekochte, also sterilisirte Würze gedient, sondern solche, welche nur eine Temperatur von 65 — 67 ö C durchgemacht hatte. Trotzdem sei der Säuregehalt darin während der Gährung nicht gestiegen und die gewonnene Hefe sei frei von Spaltpilzen gewesen und habe sich wochenlang unverändert gehalten. In den Brauereibetrieb der Station eingeführt, habe dieselbe zwar nicht den gewohnten schönen Bruch geliefert, jedoch der Vergährungsgrad sei gestiegen. Im Gegensatz zu dieser Schnellgährung könne man das Arbeiten mit gefesselter Hefe als Langsamgährung be- zeichnen. Diese Methode, welche von Rh eilen und von Ganter in der Weinbereitung (besonders Champagnererzeugung) in Anwen- dung gebracht worden ist, bezweckt, die durch suspendirte Hefe verursachte Trübung vergohrener Flüssigkeiten dadurch hintanzu- halten, dass man die Hefe „fesselt“, z. B. derart, dass man dieselbe in ein cylindrisches Thondiaphragma bringt, das dann in die zu ver- gährende Würze eingesetzt wird. Die Gährung verläuft sehr langsam und es ist daher diese Methode für die Bierbrauerei nicht tauglich. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Ueber das Verhalten der Cholerabacillen auf fri- schen Früchten, einigen Genuss- und Nahrungs- mitteln. (Sonderabdruck aus den Veröffentlichungen des Kaiser- lichen Gesundheitsamtes. 1892. No. 42 vom 19. Oktober.) Berlin (Verlag von Julius Springer) 1892. ii. In früheren Epidemieen, wie auch besonders in der gegenwärtigen, hat die Ansicht vielfach Vertreter gefunden, dass unsere Nahrungs- und Genussmittel eine hervorragende Rolle bei der Verbreitung der Cholera spielen. In choleraverseuchten Orten können diese Gegen- stände auf die mannigfachste Weise mit den Erregern der Cholera infizirt werden, sei es durch unreine Hände, Instrumente u. dergl., sei es durch die Ausleerungen Cholerakranker selbst. Im Kaiser- lichen Gesundheitsamte werden schon seit längerer Zeit Versuche be- sonders darüber angestellt, wie sich die Cholerabacillen auf der Oberfläche und dem Fleische frischer Früchte, ferner in Getränken, auf verschiedenen Nahrungs- und Genussmitteln verhalten. Eine ausführliche Darlegung dieser Versuche wird demnächst in den „Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte“ gegeben werden. Nachstehend ist eine kurze tabellarische Uebersicht über die wich- tigsten Ergebnisse derselben mitgetheilt: 756 Cholera. I. Früchte. a) Verhalten der Cholerabacillen auf dem Fleische derselben bei Zimmertemperatur. Fruchtsorte 1. Süsse Herzkirschen . 2. Saure Kirschen . . 3. Erdbeeren . . . . 4. Johannisbeeren, weiss 5. Johannisbeeren, roth 6. Himbeeren . 7. Stachelbeeren . 8. Italien. Pfirsiche 9. Reineclauden . 10. Aprikosen . 11. Birnen I 12. Birnen II 13. Birnen III 15. Birnen IV (nach 4 Tagen verfault) 15. Pflaumen . 16. Pflaumen, sehr grosse Sorte . 17. Heidelbeeren . 18. Preisselbeeren 19. Aepfel . 20. Gurke I . 21. Gurke II . 22. Gurke III . . Säuregehalt derselben in °/0 Apfelsäure 0,38 0,67 1,2 2,48 2,65 1,38 1,89 0,89 1.03 1.4 0,13 0,32 0,31 0,25 1,24—1,29 0,86 0,94 2,33 0,83 sehr schwach sauer Die Cholera- bacillen sind abgestorben innerhalb Stunden, Tagen 3 — 7 Tagen 3 Stunden 1 Tage 1 Stunde 1 ,, 1 ,» 1 Tage 5 Stunden 1 Tage 20 Stunden 4 Tagen 2 ,, 5 „ 5 „ 6 Sdt. — 4 Tagen Stunden Tagen b) Verhalten der Cholerabacillen auf dem Fleische der Früchte bei 37 0 C_ Fruchtsorte Säuregehalt derselben in °/0 Apfelsäure Die Cholera- bacillen sind abgestorben innerhalb Stunden, Tagen 1. Süsse Herzkirschen . 0,45 6 Stunden 2. Saure Kirschen , 0,67 3 „ 3. Erdbeeren . 1,2 1 Tage1) 4. Johannisbeeren, weiss 2,48 1 Stunde 5. Johannisbeeren, roth 2,65 1 „ 6. Himbeeren .... 1,38 1 „ 7. Stachelbeeren . . . 1,89 1 Tage 8. Italien. Pfirsiche . 0,91 5 Stunden 9. Reineclauden . 1,01 20 10. Aprikosen .... 1,3 1 Tage 11. Birnen I . 0,17 2 Tagen 12. Birnen II. 0,40 5 Stunden 13. Birnen III\2 . . . 14. Birnen IVJ ' . 0,27 4 Tagen 0,15 4 „ 15. Pflaumen .... 1,24—1,30 6 Std. — 2 Tagen 16 Pflaumen, sehr grosse Sorte . 0,87 6 Stunden 1) 3 Stunden nach der Impfung noch lebensfähig. 2) Birnen nach 3 Tagen verfault. Cholera. 757 Fruchtsorte Säuregehalt derselben in °/0 Apfelsäure Die Cholera- bacillen sind abgestorben innerhalb Stunden, Tagen 17. Heidelbeeren . . . 18. Preisselbeeren 19. Aepfel .... 20. Gurke I . . . . 21. Gurke II . 22. Gurke III ... . 0,94 2,33 1,20 1 sehr schwach j sauer ^ » 2 6 4 Tagen } 3 „ «) Verhalten der Cholerabacillen auf der Oberfläche der Früchte im getrockneten Zustande. Fruchtsorte Die Cholerabacillen sind abgestorben innerhalb Stunden, Tagen 1. Kirschen 1 Tage 2. Stachelbeeren .... 1 „ 3. Aprikosen 1 „ 4. Pfirsiche 2 Tagen 5. Grosse Pflaumen . . 1 Tage 6. Weisse Johannisbeeren . 1 „ » 5. Aprikosen 5 6. Pflaumen 2 V e) Verhalten der Cholerabacillen auf der Oberfläche von Früchten in feuchtem Zustande. Fruchtsorte Die Cholerabacillen sind abgestorben innerhalb Tagen, Stunden 1. Aprikosen 1 Tage 2. Kirschen 5 Tagen 3. Weisse Johannisbeeren . 7 „ 4. Rothe Johannisbeeren 5 „ 5. Pfirsiche 2 »» €. Grosse Pflaumen . . . 1 Tage 7. Gurken 6 Tagen 758 Cholera. II. Verhalten der Cholerabacillen in Getr’änken. Sorte des Getränks Die Cholerab noch lebend nach wieviel Stunden, Tagen ? acillen waren abgestorben nach wieviel Stunden, _ Tagen ? 1. Pilsener Bier .... 1 Stunde 3 Stunden 2. Patzenhofer Bier . . 1 „ Q 0 11 3. Münchener Bier . 2 Stunden 3 11 4. Berliner Weissbier . . IV, .. 2 5. Weisswein - 5 Minuten 6. Rothwein 10 Minuten 15 7. Apfelwein 8. Gekochter und erkalteter 15 20 Kaffee (6 #/0 Aufguss) . 9. desgl. mit Zusatz von 1 Stunde 2 Stunden Roggen und Cichorien 2 Stunden 5 10. Nicht sterilisirte Milch — 24 11. Milch, 1 Stunde gekocht 12. Thee, chinesischer, als 1 O/o Aufguss, erkaltet 9 Tage 8 „ 10 Tagen als 2 0/0 Aufguss, erkaltet 2 Stunden 4 Tagen »* 3 n »> »» — 1 Tage »1 4 »> I. M 13. Kakao, als 1 und 2 °/0 Aufguss, erkaltet . 7 Tagen 1 Stunde III. Verhalten de r Choler aba cillen auf verschiedenem Ta b akso rten. Die Cholerabacillen noch lebend abgestorben Tabaksorte nach wieviel nach wieviel Stunden, Stunden, Tagen ? Tagen ? 1. Cigarren am angefeuchte- ten Mundende infizirt . 4 Stunden 7 Stunden 2. Gut trockener Rollentabak — l1 2/. 3. Kautabak — 1 Stunde1) 4. Schnupftabak .... 4 Stunden 1 Tage IV. Verhalten der Cholerabacillen auf verschiedenen Kon fektsorten. Konfektsorte Die Cholerabacillen waren abgestorben innerhalb Tagen, Stunden 1. Zuckerkonfekt .... 24 Stunden *) 2. Mandelkonfekt .... 24 „ 3) 3. Chokoladenkonfekt . . 24 4. Bisquitkonfekt .... 24 Stunden bis 4 Tagen 1) In einem Versuche nach 1 Stunde noch lebende Cholerabacillen nachge wiesen. 2) In 3 Versuchen waren die Kommabacillen schon l Stunde nach der Impfung vernichtet. 3) In 4 Versuchen waren die Cholerakeime schon nach 1 Stunde abgestorben. Allgemeines über Bakterien. — Syphilis. 759 Y. Verhalten der Cholera b acillen auf frischen, gesalzenen und geräucherten Fischen. Fischsorte Die Cholerabacillen waren abgestorben in weniger ais Tagen, Stunden 1. frischer Flunder . . . 2 Tagen 2. ,, Schellfisch . . . 2 „ 3. „ Karpfen . . . 2 „ 4. Salzhering 24 Stunden 5. Geräucherter Hering . 24 „ Zu 4 und 5. Diese Fischsorten enthielten auf ihrer Oberfläche sehr zahlreiche, die Gelatine rasch verflüssigende Bakterienarten, so dass der Nachweis der Cholera- keime schon 34 Stunden nach der Impfung nicht mehr gelang. Günther, C., Einführung in das Studium der Bakterio- logie mit besonderer Berücksichtigung der mikro- skopischen Technik. Zweite vermehrte und verbesserte Auf- lage. Leipzig (Verlag von Georg Thieme) 1891. Klare und einfache, auch dem Anfänger leicht verständliche Darstellung sind die Hauptvorzüge dieses Werkes, welches Jedem, der sich mit dem Studium der Bakteriologie näher befassen will, bestens empfohlen werden kann. Druck und Ausstattung des Buches, dessen Schluss 72 tadellos aufgenommene und reproduzirte Photo- gramme bilden, ist vorzüglich. Kamen (Czernowitz). Ward, On the pathology of Syphilis. A theory founded on a consideration of Colles’ law and other pheno- mena of the hereditary disease. (The Lancet. 1892. 10. Sept.) Nach Analogie der Erfahrungen, welche man in letzter Zeit bei verschiedenen Infektionskrankheiten über die Wirkungsweise der Erreger auf den Organismus gemacht hat, stellt Ward folgende Hypothesen für die Syphilis auf : 1) Die Syphilisbacillen produziren ein Toxin, welches wahr- scheinlich eine Albumose von gleicher Natur, wie die Toxine der Tuberkel- und Milzbrandbacillen ist. 2) Findet sich dieses Toxin im menschlichen Körper in kleinen, langsam steigenden Dosen, so tritt Gewöhnung an dasselbe und Im- munität gegen seine Wirkungen ein. 3) Dieses Toxin ist die Ursache, welche die Erscheinungen der Syphilis hervorruft. Mittels diesen Hypothesen lässt sich eine Reihe von bisher schwer erklärlichen Thatsachen im Auftreten der Syphilis unstreitig gut erläutern. Hierher gehört z. B. das Colles’sche Gesetz, dass die Mutter eines luetischen Kindes, obschon sie selbst keinerlei Zeichen von Syphilis aufweist, durch direkte Berührung mit dem Kinde nicht infizirt wird, dass eine Amme dagegen angesteckt wird. Es muss in diesen Fällen das Kind von einem syphilitischen Vater gezeugt sein; die erste Anlage des Fötus beherbergt bereits die 760 Syphilis. — Milzbrand. Bacillen, die sich allmählich vermehren und folglich ihre Stoffwechsel- produkte in immer grösserer Menge in den Kreislauf der Mutter senden, während sie selbst in den Geweben des Fötus Zurückbleiben. Die Menge des gebildeten Toxins ist nicht gross genug, um Symptome von Lues bei der Mutter hervorzurufen, wohl aber um dieselbe all- mählich zu immunisiren, so dass sie weder bei der Geburt noch nachher von dem Kinde infizirt werden kann. Die auffallende Erscheinung, dass bei der Geburt scheinbar ganz gesunde Kinder nach kurzer Zeit Zeichen von Lues darbieten, löst sich nach Ward so, dass im intrauterinen Leben die Toxine der Syphilisbacillen schnell in den Kreislauf der Mutter übergeführt werden ; im extrauterinen Leben, wo diese Möglichkeit der Giftabgabe abgeschnitten ist, treten bald Vergiftungssymptome zu Tage. Die Fälle, in denen das Kind einer luetischen Mutter in utero abstirbt, lassen annehmen, dass das Kind, selbst Toxine produzirend, auch von der Mutter her noch solche zugeführt bekommt und sich der seinigen nicht entledigen kann. Das Auftreten von Placentitis gummosa und Placentaldegenera- tionen und Hämorrhagieen, die nur bei Syphilis des Fötus Vorkommen sollen (Fraenkel), lässt sich leicht der beständigen Reizung der Gewebe der Mutter durch die Passage der Toxine vom Kinde her zuschreiben. Abel (Greifswald). Martin, Sidney, On the Chemical pathology of Anthrax. (Supplement to XXth Annual Report of the Local Government Board. 1890—91. p. 255—266.) In dieser Arbeit finden wir eine Fortsetzung der Untersuchungen des Verf.’s über die Stoffwechselprodukte des Bacillus anthra- cis1). Während er früher mit attenuirten Milzbrandbacillen (tödt- lich für Mäuse und Meerschweinchen, aber nicht für Hammel) arbeitete, hat er jetzt mit virulentem Material die chemischen Pro- zesse wiederholt. Die Bacillen wurden in derselben 2) künstlichen Serumlösung ausgesät. Die chemischen Stoffe waren die gleichen: Albumosen sind die ersten Produkte, die sich zeigen, und erst später erscheint die basische Substanz. Je grösser die Mengen dieses letzteren Körpers, um so geringer sind die Albumosen, und schliesslich erhält man Kulturen, in denen die albuminoiden Stoffe fast gänzlich ver- schwunden und durch die alkaloide Substanz verdrängt sind. In sehr alten Kulturen findet endlich jedoch auch eine Abnahme des alkaloiden Körpers statt. Konzentration der filtrirten Kulturflüssigkeit mittelst Hitze (100° C) oder unter der Luftpumpe entkräftigt die chemischen Stoffe nicht. Da die Siedehitze die Albumosen zerstört, so muss man an- nehmen , dass die toxischen Wirkungen von dem alkaloiden Körper abhängen. Dieselbe Flüssigkeit, mag sie vorher in vacuo oder durch Evaporation (100° C) konzentrirt sein, Meerschweinchen subkutan injizirt, erzeugt in diesen eine markirte Temperatursteigerung, die 1) cf. früheres Referat in diesem Centralblatt. 2) cf. früheres Referat. Milzbrand. 761 gewöhnlich 2—3 Stunden nach der Injektion sich zeigt. Die Tempe- raturerhöhung hängt fast ausschliesslich von den Albutnoseu ab, während der basische Körper mehr für das Oedem und Coma ver- antwortlich ist. Dies beweist Verf., indem er einigen Meerschwein- chen die Albumosen verabreichte, während er andere mit der Anthrax- base behandelte. Schliesslich untersuchte Verf. noch die Organe und das Blut von Thieren (Meerschweinchen und einem Schaf), welche am Milzbrand verendet waren, auf die spezifischen chemischen Produkte hin. Er benutzte hierzu das Blut, die Milz und Leber und das Gewebe in der Nähe der Injektionsstelle. Mittels wiederholter Alkoholfällung in der üblichen Weise gewann Verf. bei Meerschweinchen 1) aus der Infektionsstelle: ausser den gewöhnlichen, leicht koa- gulirenden Proteiden noch zwei Albumosen, nämlich Hetero- und Deuteroalbumose; 2) aus der Milz: Proto- und Deuteroalbumose ; 3) in der Leber und dem Blute wurden keine Albumosen ge- funden. Die basische Substanz fand sich überall, jedoch in der Leber in nur sehr geringer Menge. Dieser alkaloide Körper stimmte in allen chemischen Reaktionen , in seinen physischen Eigenschaften und physiologischen Wirkungen mit dem früher beschriebenen Anthrax- alkaloid, aus Kulturen gewonnen, überein. Aus dem Blute, der Milz und Injektionsstelle eines an Milzbrand zu Grunde gegangenen Hammels gewann Verf. ebenfalls Proto- und Deuteroalbumosen und auch, jedoch in weit grösserer Menge, die al- kaloide Substanz. 0,273 g der Albumosen einer Maus (Körpergewicht 19 g) injizirt, tödtete dieselbe nach 2 ij4 Stunden. Der basische Kör- per glich in seinen Reaktionen, in seiner Wirkungsweise den Al- kaloiden, aus den Kulturflüssigkeiten und den Organen des Meer- schweinchens bereitet. Verf. schliesst aus seinen Ergebnissen , dass die chemischen Stoffe, welche die Milzbrandbacillen im Thierkörper hervorbringen, mit denen in vitro gebildet, identisch sind. Diese Stoffe sind a) An- thraxproto- und Deuteroalbumosen, und b) eine spezifische basische Substanz, die er provisorisch ein Alkaloid nennen möchte. Die Al- bumosen sind die Vorläufer des Alkaloids und die eigentlichen fieber- erregenden Stoffe, während das Alkaloid für das Oedem und den Exitus letalis verantwortlich ist. Verf. erwähnt endlich noch, dass eine Mischung von 18 mg Albumosen und 28 mg des Alkaloids eine für Mäuse tödtliche Dosis ist. A. A. Kanthack (Liverpool). Kondorski, M. K. , Fall von Milzbrandinfektion durch die unverletzte Haut. (Wratsch. 1891. No. 31.) [Russisch.] Ein Hirt in Kleinrussland häutet einige an Milzbrand gefallene Schafe, deren Todesursache ihm unbekannt ist. Nach 3 Tagen enorme Schwellung des rechten Armes, der rechten Brust und rechten Hals- hälfte. Glandula cubitalis taubenei-, Glandula axillaris hühnereigross. Nirgends auf der ganzen Haut des Armes das geringste Zeichen einer Abschürfung, Kratzes oder sonstigen kleinen Verwundung. Auf dem XII. Ud. 51 762 Milzbrand. — Scharlach; linken Daumen dagegen eine kleine verheilende Wunde. Es gelang, den Kranken durch fortgesetzte Karboleinspritzungen in 13 Tagen ■wiederherzustellen. Was den Modus der Infektion anlangt, so er- klärt K. den Prozess des Häutens. Nach dem Medianschnitt auf dem Bauche des Schafes zieht die linke Hand das Fell ab, während die geballte rechte Faust sich mit Gewalt zwischen Haut und Fleisch hin und herschiebt, und so das Häuten befördert. Bei dieser letzteren Arbeit nun werden die Gewebsflüssigkeiten und mit ihnen die Ba- cillen gewaltsam eingerieben, wobei denn auch ausserdem leicht eine unmerkbare Abschilferung der Haut stattfinden konnte. L. Heyden reich (Wilna). Grande Rossi, F. , La bacteridia de Davaine en Cuba. (Crönica mödico-quirürgica de la Habana. 1892. No. 14.) In der Gesellschaft für klinische Studien am 12. Juli d. J. ge- haltener Vortrag, in welchem Verf. nach einer kurzen Uebersicht über die Entdeckungsgeschichte des Bacillus anthracis und einer längeren über die in Cuba selbst herausgekommenen Veröffent- lichungen über den Milzbrand , seine Kulturversuche mit dem von Dr. Coronado erhaltenen Materiale und die mit den gewonnenen Kulturen vorgenommenen Impfversuche an Meerschweinchen ausein- andersetzt. Es geht daraus hervor, dass die in Cuba Cangrina genannte Krankheit auch bakteriologisch mit dem Milzbrand iden- tisch ist. “JSentinon (Barcelona). Coronado, Tomäs, Recon firmaciön experimental de la bacteridia patögena de la püstula observada en la isla de Cuba. (Crönica mödico-quirürgica de la Habana. 1892. No. 14.) Um die in dem Maihefte des „El Progreso mödico“ gegen die Richtigkeit seiner Mittheilung über den Milzbrand in Cuba (s. S. 563 dieses Bandes des Centralblatts) erhobenen Zweifel zu widerlegen, hat Verf. mit dem seiner Patientin entnommenen Blute Kulturen in Gelatine und Agar angelegt und damit prächtige Kolonieen des Ba- cillus anthracis erhalten, von denen er 4 Präparate (zwei unter Leitz, Okular 3, Obj. 7 und die anderen unter Okular 5 und Immer- sion 1/lg) abbildet. Die mit so erhaltenen Reinkulturen vorgenom- menen Impfungen in Meerschweinchen hatten vollständigen Erfolg, wie aus 4 wiedergegebenen Blutpräparaten (2 in natürlichem Zustande und zwei gefärbt) unwiderleglich hervorgeht. Da also auch in Cuba der Anthrax von Milzbrand herrührt und beide leider häufig sind, sollten von der Regierung die geeigneten Massnahmen zur Verhütung getroffen werden. Sentinon (Barcelona). D’ Espine et de Marignac, Note sur uneespöceparticuliöre de streptocoque retire du sang d’un homme atteint de scarlatine. (Archives de möd. expörimentale. 1892. 1. Juillet. No. 4.) Ausgang der Untersuchung war der Fund eines Streptococcus in dem Fingerblute eines Erwachsenen, der wegen einer Operation Streptokokken bei Scharlach und Variola. — Infusorien bei Lungengangrän. 763 am Beine im Spitale sich befand und dort im Anschluss an eine Aus- kratzung der Wunde an Scharlach, dem sog. chirurgischen Scharlach von Sir James Paget, erkrankte. Derselbe verlief ohne Kom- plikation, es folgte typische Schuppung, und die Wunde heilte rasch. — Verff. verglichen denselben mit 10 aus anderen Fundorten stammen- den Streptokokkenarten, darunter zwei aus Erysipel, zwei aus Ab- scessen, einem aus Diphtherie, je einer aus Pleuritis, Bronchopneu- monie und Angina catarrhalis, einem aus dem Speichel eines Ge- sunden stammend. Die drei letzten gehörten der Gruppe des Strepto- coccus brevis, die übrigen den langen Streptokokken an. Doch stellen die Verff. die Möglichkeit einer scharfen Trennung dieser beiden Gruppen, wie sie Lingelsheim annimmt, in Abrede. Es gelang ihnen, den aus Scharlach kultivirten von allen anderen Streptokokken- arten^zu differenziren, und zwar, da sie dem Grade der Virulenz dabei keine Bedeutung beimessen, rein durch kulturelle Merkmale, die im Wesentlichen mit den von Klein angegebenen Eigenschaften seiner Scharlachkokken übereinstimmen. Auf Blutserum ist die Kettenbil- bildung weniger ausgesprochen, die Kokken kleiner, 0,7 fx, und nie- mals halbirt, wie beim Streptococcus longus. Auf Bouillon verhält er sich wie die langen Streptokokken , jedoch sind auch hier die einzelnen Glieder rund und kleiner, die Ketten selbst stark ge- wunden. Auf Kartoffel bildet er lange, gewundene Ketten, ohne dass makroskopisch eine Kultur sichtbar wäre. Die Kokken stellen häufig Involutionsformen dar. Die Milch bringt er in 2 — 3 Tagen unter Säurebildung zur Gerinnung. Auf Gelatine zeigt sein Wachsthum keine besonderen Merkmale. In welcher Beziehung er zum Schar- lachprozesse selbst steht, wagen Verff. nicht zu entscheiden. Escherich (Graz). Le Dantec, Infection par le streptocoquedans la variole. (Le Bulletin m6d. 1892. No. 48. p. 970.) Nach Verf. scheint bei Variola der letale Ausgang häufig durch eine Invasion des ganzen Organismus durch den Streptococcus herbeigeführt zu werden. Der Streptococcus ist in den inneren Organen manchmal in Reinkultur, manchmal in Gesellschaft weniger anderer Keime, am häufigsten des Staphylococcus pyogenes albus, vorhanden. Unter der Einwirkung der Variola nimmt der Streptococcus einen hohen Virulenzgrad an. Selbst die leichten Formen von Variola werden immer zu sehr schweren, wenn sie sich auf einem Boden entwickeln, welcher schon vom Streptococcus invadirt ist. Kräl (Prag). Streng, Infusorien im Sputum bei Lungengangrän. (Fortschritte der Medicin. Bd. X. 1892. No. 19.) In zwei Fällen von Lungengangrän wurden in den fötid riechen- den, gelblichen Pfropfen des Sputums ausser massenhaften Bakterien jeder Form Infusorien gefunden ; es waren ovale, scheinbar struktur- lose Zellen, etwa von der Grösse einer farblosen Blutzelle und dar- unter. An dem einen Ende dieser Zellen sassen mehrere ebenso lange Geisselfäden, die in lebhaft schlagender Bewegung die Zellen 51* 704 Infusorien bei Lungengangrän. — Icterus. — Goldregenkrankbeit. unter dem Gesichtsfelde weiter trieben. Die Zellen selbst vermochten ihre Gestalt verschiedenartig zu verändern. Auf Gelatine, Agar und Blutserum vermehrten sich die Infusorien nicht, dagegen in Bouillon, die bei Brüttemperatur gehalten wurde; nach 4 — 5 Tagen waren sie hier in grossen Mengen vorhanden, nach 10 — 11 Tagen starben sie ab und verschwanden. Kannenberg hatte vorgeschlagen, die Infusorien mit wässe- rigem Methylviolett zu färben und in konzentrirtem essigsauren Kali zu untersuchen. Besser als diese Methode, bei der die Geisselu nicht sichtbar wurden, bewährte sich Lugol’sche Lösung als Färbemittel, die mit etwas alkoholischer Jodlösuug bis zur dunkelbraunen Färbung versetzt war. Ausser Kannenberg, der in 1 1 von 14 beobachteten Fällen von Lungengangrän Monaden nach weisen konnte, hat noch Litten über das Vorkommen von Infusorien in der menschlichen Lunge be- richtet : In einem Falle von Hydropneumothorax, der nach der Punk- tion eines Pleuraexsudates spontan aufgetreten war, enthielt das Ex- sudat, das ganz frei von Fäulniss war, zahlreiche lebende Monaden ; das Vorkommen derselben ist also nicht absolut an gangränöse Pro- zesse gebunden. Abel (Greifswald). Nepveu et Bourdillon, B acte ries dans l’ictere grave. (Ga- zette medicale de Paris. 1892. No. 41.) In den Leberkapillaren eines an Icterus gravis verstorbenen Mannes fanden sich Streptokokkeuketten. Kulturversuche wurden nicht gemacht. Abel (Greifswald). Kostrup, L., PeronosporaCytisi n. sp. (Zeitschrift für Pflanzen- krankheiten. Bd. II. 1892. Heft 1. p. 1 u. 2. Mit 1 Fig.) Magnus, P., Eine neue Blattkraukheit des Goldregens, Cytisus Laburnum. (Hedwigia. 1892. Heft 4. p. 149 — 151. Mit Taf. VIII.) Beide Verff. haben unabhängig von einander den Urheber einer neuen Blattkrankheit des Goldregens beschrieben, abgebildet und Perono- spora Cytisi benannt (da die Diagnose von Rostrup aber bereits in dem 1. Heft dieses Jahres in der Zeitschrift für Pflanzenkrankh. ge- geben wurde, die von Magnus erst im 4. Heft der Hedwigia, so dürfte die Benennung Perouospora Cytisi Rostrup die Priorität haben). Rostrup erhielt im August 1890 Keimpflanzen von Cytisus Laburnum von einem Saatbeete bei Roshilde in Seeland, die von dem Pilze befallen waren, und die Nachricht von einem noch schiimmereu Angriffe des Pilzes im Jahre 1888, wo an derselben Stelle 10 Arten von Cytisus von derselben Krankheit befallen waren und mehrere Tausend Pflänzchen in wenigen Tagen zu Grunde gingen. Die Blätter waren brauDfleckig und trugen in Form eines aschgrauen Schimmels an der unteren Seite die 4 — 5-gabeligen Frucht- hyphen mit ellipsoidischen hellbraunen Conidien, 20—28 15 — 20. Im Zellgewebe der Blätter waren, zahlreiche Oosporen eingebettet von 35—38 /u Durchmesser und mit 7 — 8 (.i dicker Wandung. Magnus fand die Krankheit im August und Anfang September 1891 Goldregenkrankheit. — Champignonkrankheit. 765 an einem Strauche von Cytisus Laburnum in Bad Kissingen. Die letzten Verzweigungen der ca. 6 mal verzweigten Conidienträger sind nach seiner Beschreibung ziemlich sparrig abstehend, etwas gekrümmt, die Conidien haben keine Papille am Scheitel, sind durch- schnittlich 23,35 « 17,55, mit seitlichem Keimschlauche keimend. Die Oosporen sind unregelmässig eckig, mit dickem Epispor und von einem Durchmesser von 28,2 (doch wurden nur an 3 Blättern Oosporen gefunden und nur 10 derselben gemessen. Peronospora Cytisi gehört zu den Effusae De By. und weicht hierdurch von der zu den Calothecae gehörigen Peronospora Viciae Berk, ab, wie von der zu den Parasticae De By. gehörigen T. T r i f o 1 i o r u m De By. Auf Holzgewächsen waren bisher nur wenige Peronosporeen bekannt, so Peronospora viticola (Berk, et Curt) De By., P. sparsa Berk, (auf Rosen), P. Rubi Rbh., P. ribicola Schrot, und die amerikanische Art Peronospora Celtidis Warte. Ludwig (Greiz). Costantin, Julien, Le chanci, maladie du blanc de Cham- pignon. (Bull. Soc. Myc. France. T. VIII. Fase. 3. 1892. p. 153-160. PI. XIII.) Die Gewinnung der Champignonbrut (le blanc de Champignon, Champignonmycel) ist den Gärtnern schon lange bekannt; Verf. beschreibt die Methode, die nach Tournefort (1707) unter Ludwig XIV. die Gemüsegärtner (maraichers) von Paris an- wendeten, um mit voller Sicherheit das Champignonmycel zu erhalten. Seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts fing man an, die Champignon- kultur, die bis dahin in den Gärten und Feldern betrieben wurde, in den unterirdischen Steinbrüchen um Paris zu treiben , wo sie be- kanntlich einen grossen Umfang erreicht hat. Hier hat man aber die Erfahrung gemacht, dass in diesen forcirten Kulturen das Mycel sich bald erschöpfte , die Champignonbrut wenigstens nach 3 Kulturen erneuert werden muss (Verf. vermuthet, dass die Hypomyces- krankheit, „la mole“, wie auch der Mangel des Lichtes die Abnahme der Fruchtbarkeit herbeiführt). Man kauft daun frische Brut bei den „maraichers“, die sie besonders während des Winters, wo sie weniger zu thun haben , fabrikmässig herstellen. Dieselben werfen Gräben aus, die sie mit abwechselnden Schichten von Spreu (glumes de bl6) und Pferdedünger ausfüllen , zuletzt mit Erde bewerfen und mit Streu bedecken. Die Champignonbrut kann sich in diesen Beeten spontan entwickeln , da die Sporen im frischen Pferdemist sehr verbreitet sind (besonders um Paris), oft befruchtet man aber die Masse (la meule) durch noch nicht geschwächtes Champignon- weiss aus den unterirdischen Kulturen. Beete, die im September angelegt worden sind, erreichen ihre Reife im Dezember bis Februar. Die Masse kann dann herausgenommen werden, und wird in Plaquetts getheilt, die an der Luft getrocknet, meist aber frisch von den Champignonzüchtern gekauft werden (die Toise zu 10 Francs), da sich nur so erkennen lässt, ob die Brut noch brauchbar und von „Chanci“ und anderen Krankheiten frei ist. — Die von dem Verf. bereits 766 Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. früher beschriebene Krankheit „Chanci“ war diesem bisher allein in der Mycelform bekannt; wie bei einer Reihe anderer Pilze ist es ihm aber auch hier gelungen, in Reinkulturen die Fruchtkörper zu züchten, und er hat gefunden, dass das „Chanci“ durch das Mycel einer Clitocybe (eine der Clitocybe candicans nahe- stehende oder mit ihr identische Art) erzeugt wird. Das Aussehen des von dem Chanci befallenen Düngers ist von dem vom Champignonmycel durchwucherten wenig unterschieden. Ein sicheres Kennzeichen für die Anwesenheit der Krankheit ist aber der Geruch. Während das Mycel der Psalliota campestris einen angenehmen, feinen Wohlgeruch hat, besitzt eine Brut, welche von dem Chanci befallen ist, einen unangenehmen, starken, scharfen, durchdringenden Geruch. Die Entdeckung des Verf.’s, dass das Chanci das Mycel einer Clitocybe ist, legt die Frage nahe, ob nicht betrügerischerweise chancihaltige Brut (meule) zuweilen anstatt der Champignonbrnt ver- kauft werde (Michel hat oft beobachtet', dass der Pferdedünger, welcher zur Herstellung der Champignonbrut gedient hatte, nachträglich das Mycel der Clicotybe dealbata und reichliche Fruchtkörper der letzteren entwickelte). Ein Fall, den Roumeguere nach Mit- theilung von La motte 1879 in der Revue Mycologique (p. 150) berichtet, ist in dieser Beziehung bemerkenswert!!: Ein Industrieller aus der Umgegend von Clermont-Ferrand hatte sich, um einen Stein- bruch zur Champignonzucht auszunutzen, von einem „renommirten Pariser Hause“ Champignonbrut kommen lassen. Seine Champignon- beete trugen aber an Stelle der Champignons eine Clitocybe (die Roumeguere unter No. 501 des VI. Cent, seiner Fungi selecti als Agaricus caninus forma a 1 b a ausgegeben hatte). Zum Schluss seiner Mittheilungen erinnert Verf. daran, dass auf dem Pferdedünger ausser dem „Champignon de couche“ und den Cli- tocy b e arten besonders auch Cop rin us arten (C. ep h e m e r o ides, fimetarius, comatus etc.) spontan auftreten, deren Kultur (bis zum reifen Fruchtkörper) gleichfalls nicht schwer fällt und Brefeld u. A. gelungen ist. Er selbst fand auf einer „meule“ die Peziza vesiculosa mit Oedocephalum, dessen Zugehörigkeit zu erste- rer bereits von Tulas ne vermuthet, von Brefeld auf kulturellem Wege neuerdings bestätigt worden ist. Ludwig (Greiz). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Davälos, J. N., Contribuciön al estudio del agua de coco como medio de cultivo de diferentes görmenes pato- genos. (Cröuica m6dico-quirürgica de la Habana. 1892. No. 11.) Verf. hat untersuchen wollen, ob die durch Sternberg in die Bakteriologie eingeführte Kokosmilch sich zur Unterscheidung ver- schiedener Bakterien verwenden lasse. Das S ter n b er g ’sche Gewinnungsverfahren als unzweckmässig aufgebend, öfinet Verf. die Nuss auf die gewöhnliche Art, giesst die Flüssigkeit in ein Gefäss und vertheilt sie danach auf Kölbchen oder Reagenzgläser, die er dann diskontin uirlich im Dampfofen sterilisirt. Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 767 Die Kokosmilch reagirt neutral , so lange die Nuss noch unreif ist; später wird die Reaktion sauer. Wenn man die Flüssigkeit mit einer Natron-, Kali- oder Ammoniaklösung alkalisch macht, bildet sich auf derselben ein krümeliges Gerinnsel, das sich klar abfiltriren lässt. Wenn man die mit Kalilauge alkalisch gemachte und filtrirte Flüssigkeit im Dampfapparate einem Druck von l1/2 Atmosphären aussetzt, bleibt dieselbe zwar klar, nimmt aber Mahagonifarbe an, was der Einwirkung der Hitze auf die Glykose zuzuschreiben ist. Die Versuche, mit Kokosmilch, statt Fleischbrühe, Agarnährböden zu bereiten, sind unbefriedigend ausgefallen, indem auf denselben die Keimung langsam und spärlich vor sich ging. Die Versuche mit reiner Kokosmilch wurden im Sommer bei der gewöhnlichen Aussentemperatur von 30 0 und bei 37 0 im Brutofen vorgenommen und zwar theils mit direkt von Krauken entnommenen Keimen, theils mit von Dr. Santos Fernandez aus Europa mit- gebrachten Kulturen. Die bisher geprüften Mikrobien waren folgende: Bacillus mallei. Der Rotzbacillus keimt rasch bei ge- wöhnlicher Temperatur (30°) in 48 Stunden, wobei die Flüssigkeit sich milchig trübt, jedoch ohne Gerinnsel- noch Schwartenbildung. Erst nach 4—5 Tagen bildet sich ein mattweisses Häutchen, das sich beim Schütteln wolkig zu Boden senkt und dort einen reich- lichen, weisslichen Niederschlag bildet. Diese Hautbildung wiederholt sich solange, als noch Nährstoffe in der Flüssigkeit vorhanden sind; nach Erschöpfen derselben wird die Flüssigkeit wieder klar über dem aus todten Bacillen bestehenden Bodensätze. Die Bacillen ent- wickeln sich meist in Form langer Spirillen mit 1 — 2 Windungen und lassen beim Färben deutlich ungefärbte Zwischenräume er- kennen. Die Kokosmilch ist aber für die Züchtung des Rotzba- cillus ein weit geeigneteres Mittel, als die Rindfleischbrühe. Bacillus diphtheriae. 48 Stunden nach der Aussaat er- scheinen in der klargebliebenen Flüssigkeit mattweisse Flöckchen, welche sich nach Färbung unter dem Mikroskop als Anhäufungen des Bacillus in seiner gewöhnlichen Form ausweisen. Bacillus pyocyaneus. Schon 4 Stunden nach der Aussaat, sowohl bei Lufttemperatur, als bei 35 0 im Ofen, trübt sich die Flüs- sigkeit weisslich, jedoch ohne Membran- noch Klumpenbildung; beim Schütteln bemerkt man aber gleichsam die Ablösung eines weissen Pulvers von den Wänden des Reagenzglases; nach 24 Stunden ist die Flüssigkeit opaker geworden und beim Schütteln steigen feine Bläschen wie bei Gährung auf, die sich an der Oberfläche vergrös- sern und dann platzen. Nach 48 Stunden lässt die bei Lufttempe- ratur entwickelte Kultur noch keine Farbbildung erkennen, während die im Ofen bei 35° angelegte an der Oberfläche schon grün ist und es dann immer mehr wird. Das Mikrobium bildet kurze Stäb- chen mit abgerundeten Enden und einem hellen Fleck in der Mitte. Streptococcus pyogenes. Entwickelt sich langsam; nach einigen Tagen bemerkt man im unteren Theile des Röhrchens ein leichtes Wölkchen, das beim Schütteln aufsteigt und aus Ketten und Haufen von Mikrokokken besteht. Die Flüssigkeit bleibt klar. Staphylococcus pyogenes. Alle drei Arten (aureus, 768 Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. albus und cereus) entwickeln sich schnell; nach 24 Stunden ist die Flüssigkeit gleichförmig milchig getrübt, ohne Klümpchen oder Häutchen zu bilden. Bacillus cholerae Koch. Dieser Keim entwickelt sich in der Kokosmilch nicht, weder hei Lufttemperatur noch bei 37 °, einer- lei, ob die Flüssigkeit sauer oder neutral reagirt. Diplococcus cholerae gallinarum. Entwickelt sich eben- falls nicht. Bacillus cholerae suum. Dieser B a c i 1 1 u s entwickelt sich dagegen so üppig, dass man die Kokosmilch als einen der besten Nährböden für dieses Bakterium ansehen kann. Schon 24 Stun- den nach der Aussaat ist die Flüssigkeit vollständig und gleich- mässig trübe, ohne Klümpchen oder Ueberhäutung ; mit der Zeit setzt sich dann ein Niederschlag auf dem Boden ab. Bacillus anthracis. Für dieses Mikrobium gibt die Kokos- milch einen schlechten Nährboden ab; im Brütofen bei mehr als 30° findet man erst nach mehreren Tagen in der Flüssigkeit matt- weisse Flöckchen schwimmen, die den Bacillus im Involutions- stadium darstellen. Bacillus typhi abdominalis. Entwickelt sich gut bei einer Lufttemperatur von 29 0 ; nach 24 Stunden ist die Flüssigkeit gleichmässig milchig getrübt, ohne Ueberhäutung und Klumpenbil- dung, aber beim Schütteln sieht man von oben herab ein feines, weisses Pulver sich niedersenken. Nach weiteren 24 Stunden hat sich am Boden schmutzig- weisser Satz gebildet, der den grössten Theil der Konkavität wie mit einer dünnen Schicht überzieht, die beim Schütteln spiralig aufsteigt. Die Karbolfuchsinfärbuug zeigt vereinzelte Stäbchen mit abgerundeten Enden und hellen Zwischen- räumen an beiden oder nur an einem Ende. Wenn man das Präparat aus dem Niederschlage entnommen hat, findet man auch längere Fäden, meist gekrümmt, mit hellen Zwischenräumen so durchsetzt, dass man Streptokokken vor sich zu haben glauben könnte. Die mittlere Länge der Stäbchen ist 3,9 ju bei einer Dicke von 1,08 //, wogegen die Filamente bei gleicher Dicke 15, 20 und mehr /.i lang sind. Bis zur 10. Generation hat man diesen Bacillus in der Kokosmilch unverändert fortgezüchtet. Bacillus coli communis. Keimt mit derselben Leichtig- keit wie der Typhusbacillus und bietet im Allgemeinen das- selbe Aussehen, dagegen ist der Bodensatz klein, linsengross, scharf- randig, etwas strohgelb, erst 48 Stunden nach der Aussaat bemerk- bar, wirbelt beim Schütteln spiralig auf und bildet ein gleichförmiges, feines, wenig kompaktes Pulver. Im mit Karbolfuchsin gefärbten wässerigen Präparat zeigt sich der Bacillus von verschiedener Länge, bald als länglicher Micrococcus, bald als 2,3 /ti langes und 1,6 f.i breites Stäbchen, mit einem hellen Fleck in der Mitte oder an dem Ende. Wenn man den Niederschlag erst 3 — 4 Tage nach der Aussaat untersucht, findet man gleichförmiger die Gestalt kurzer Stäbchen mit einem hellen Punkt in der Mitte, fast wie ein Diplococcus, während längere Formen, wie kurze Fädchen, nur spärlich auftreten. Für die Unterscheidung dieses Bacillus von dem des Ty- Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickeluugshemmung etc. 769 phoids bietet also die Kokosmilch ein ausgezeichnetes flüssiges Nährmittel. Die Menge und Form des Bodensatzes, der sich nach 48 Stunden gebildet hat, sowie die Gestalt und Grössenverhältnisse der beiden Mikroorganismen bilden hinreichende Anhaltspunkte zu deren Untersuchung. Vibrio Metschnikowii. Dieser V ogelcholerapilz gedeiht in der Kokosmilch ebensowenig, als der Kommabacillus der asiatischen Cholera. Gonococcus. Die mehrfachen Aussaaten dieses Diplococ- cus sind immer steril geblieben. Die Veröffentlichung seiner weiteren Versuche mit Kokosmilch verspricht Verf. bald folgen zu lassen. Sentinon (Barcelona). Herz , Ein Behelf bei der mikroskopischen Unter- suchung der Faeces. (Centralblatt f. klinische Medizin. 1892. No. 42.) Um die verschiedenen Bestandtheile der Faeces zu trennen, be- nutzte Herz die Centrifuge. In den mit Wasser verdünnten Stühlen schichtet sich nach dem Centrifugiren oben eine trübe, von Bakterien wimmelnde Flüssigkeit, dann folgen Massen unverdauter Cellulose, ein Bing quergestreifter Muskelfasern und endlich unten in geson- derten Schichten Ruudzellen, Clostridien, Stärke u. s. w. Abel (Greifswald Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Bentzen, Medde leise om en tilfäldig Vakcination fra en Koppepatient. (Hosp. Tidende. Bd. IX. 1891. p. 786.) [Schwedisch.] B. vaccinirte 20 Personen mit Vaccine, die von einem ^-jäh- rigen Kinde genommen wurde. Am folgenden Tage trat beim Kinde ein Variola-Exanthem auf, doch wurde keine der geimpften Personen von der Variola befallen, die Hälfte derselben bekam gewöhnliche Vaccinen. S j ö b r i n g (Stockholm). Büchner, H., Ueber die Schutzstoffe des Serums. (Ver- handlungen des XI. Kongresses für innere Medizin 1892, ausserdem auch publizirt: Berliner klinische Wochenschrift. 1892. No. 19.) Blutserum verliert, wenn es mit dem mehrfachen Volumen destillirten Wassers verdünnt wird, seine bakterientödtende Kraft, während dieselbe bei Verdünnung mit 0,7 °/ö Kochsalzlösung (oder mit Lösungen anderer Chloride der fixen Alkalien oder auch Am- moniumchlorid in gleicher Konzentration) erhalten bleibt. Ein mit Wasser verdünntes und dadurch „inaktiv“ gewordenes Serum lässt sich (wie Verf. bereits in einer früheren Veröffentlichung mitgetheilt hat) durch nachträglichen Zusatz der normalen Kochsalzmenge — selbst noch nach 24 Stunden — „reaktiviren“. 770 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. Verf. weist auf die mannigfachen Analogien zwischen der globuli- ciden und der keimtödtenden Wirkung des Serums hin, und glaubt, dass es sich dabei um eine allgemeine Wirkung auf fremdartige Zellen überhaupt handle, „um eine Art von genereller, antiparasitärer Schutzeinrichtung, die beispielsweise eventuell auch gegen thierische Parasiten in Wirksamkeit treten könnte,“ Aus verschiedenen Beobachtungen glaubt Verf. mit Sicherheit schliessen zu dürfen, dass die wirksamen Substanzen des Blutserums zu den Eiweisskörpern gehören und hat für sie bereits früher die Bezeichnung „Alexine“ vorgeschlagen. Von der Vermuthung ausgehend , dass nicht nur das Proto- plasma von Bakterien, von rothen und weissen Blutkörperchen, sondern auch andere, empfindliche, labile Eiweisskörper, die nicht gerade in Zellen eingeschlossen sind, von diesen Alexinen beeinflusst werden könnten, mischte Büchner zwei verschiedene Seruraarten, z. B. Bunde- und Kaninchenserum in verschiedenen Verhältnissen mit einander und gelangte bei der Prüfung der bakterientödtenden Kraft dieser verschiedenen Mischungen sowie des unvermischten Hunde- und Kaninchenserums zu dem interessanten Resultate, dass die bakterientödtende Kraft der beiden Serumarten durch ihre Ver- mischung bedeutend verringert wird. Ebenso verhält es sich auch mit der globuliciden Wirkung. Verf. glaubt, dass in ähnlicher Weise wie hier die Alexine auf extracelluläre, labile Eiweisskörper zerstörend einwirkten, so auch die Antitoxine die labilen Toxalbumine von Bak- terien vernichten könnten; bakterientödtende, globulicide und anti- toxische Wirkung des Serums seien wesentlich gleichartige Vorgänge. R. Stern (Breslau). Falk, F., und Otto, R., Zur Kenntniss entgiftender Vor- gänge im Erdboden. (Vierteljahrsschrift f. gerichtl. Medizin und öffentliches Sanitätswesen. 3. Folge. IV. p. 165—170.) In Fortsetzung ihrer Untersuchungen über die entgiftende Kraft des Erdbodens haben die Verff. zunächst die schon in ihrer letzten Abhandlung (vergl. Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Med. u. s. w. 3. Folge. III. 2. p. 280) gestreifte Frage, ob nicht vielleicht die bisher beobach- tete Entgiftung von Alkaloiden im Erdboden, speziell die des Strych- nins und Nikotins auf Reduktions-, bezw. Oxydationsvorgänge zurück- zuführen sei, näher geprüft, da die früheren Untersuchungen (s. oben) der Verff. gezeigt hatten, dass bei diesen Erscheinungen den Mikro- organismen in erster Linie keine entscheidende Rolle bei- zumessen sei. Nach den jetzt vorliegenden Untersuchungen ist es, wenigstens für das Strychnin, wenig wahrscheinlich, dass die durch den Boden vollzogenen Entgiftungen, die in kurzer Zeit vor sich gehen und bei welchen verhältnissmässig grosse Mengen von Alkaloiden in Betracht kommen, lediglich auf Reduktions- wirkungen zurückzuführen sind. Vielmehr ist aus anderen Versuchen der Verff. mit sehr niedrigen Bodenschichten, bei denen gleichfalls in der denkbar kürzesten Zeit, nach sofortigem Auf- giessen, eine vollständige Entgiftung der Alkaloidlösungen eintritt, Schutzimpfung, künsti. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 771 der Schluss gerechtfertigt , dass hier zunächst eine reine Absorption des Alkaloides im Erdboden vorliegt. Die weiteren Untersuchungen der Verff. ergaben dann u. a., dass, während schon 27 ccm eines Humusbodens genügten, um in einer bestimmten Zeit 0,35 gr Strychninsulfat aufzunehmen, von einem Sandboden zur Entgiftung der gleichen Menge des Alkaloids min- destens ein Volumen von 56,5 ccm, also über das Doppelte von dem des Humus, nöthig war. Ein neuer Beweis für die bedeutend stär- kere Entgiftungskraft des Humus im Vergleich zum Sande. Otto (Berlin). Jung, C. , Zur Asepsis zahnärztlicher Instrumente. (Verh. d. deutsch, odontol. Ges. Bd. III. 1892. p. 246 — 273.) Verf. beschäftigte sich, im Anschluss an die bereits besprochenen Untersuchungen von Miller, eingehend mit der Frage der Desin- fektion der Mundspiegel. Die gewöhnlichen Reinigungsmethoden (Abspülen oder Herumschwenken in schwachem Karbol, mechanisches Reinigen etc.) genügen nicht. Er empfiehlt, „den benutzten Spiegel mit warmem Wasser, Seife und Bürste gründlich zu reinigen, dann in Alkohol zu tauchen und nun für 6 — 10 Minuten am besten in konzentrirte Karbolsäure einzustellen. Nach Abspülen in Wasser oder Alkohol und Abtrocknen mit einem reinen Tuch ist dann der Spiegel zu erneutem Gebrauch vorbereitet.“ Könnte man das Vor- handensein von spezifischen Infektionsträgern in der Mundhöhle ver- muthen, so wäre es angebracht, den Spiegel nach der Benutzung auf 1 — 2 Minuten in 1 — 2-proz. kochende Sodalösung zu legen , unbe- schadet, dass auf diese Weise ein Spiegel mitunter sofort unbrauch- bar werden kann. Die Gefahr einer Infektion der zahnärztlichen Instrumente durch Keime der Luft ist eine so entfernte, dass damit gar nicht gerechnet zu werden braucht. Nöthig ist selbstverständlich, die Instrumente nach genügendem Desinfiziren bis zur weiteren Verwendung an einem reinlichen Orte aufzubewahren. Verf. unterzog sich der Mühe, in einer Reihe Ton Versuchen den Keimgehalt der Luft in den verschie- denen Räumlichkeiten des zahnärztlichen Institus zu Berlin, und zwar unter verschiedenen Verhältnissen, quantitativ und qualitativ, nach den üblichen Methoden festzustellen. Auf den ausgestellten Nähragarplatten — 16 an der Zahl — fanden sich im Ganzen 1475 Kolonieen vor; darunter 5 verschiedene von pathogenen Pilzen (die auch wohl durch mehr als jene 5 Kolonieen vertreten sein konnten). Nach Aussage des Verf.’s könnte „einem derselben nur bedingungsweise eine pathogene Wirkung (auf Mäuse) zugeschrieben werden ; aller Wahrscheinlichkeit nach war der betreffende Pilz ein plumper Diplo- coc.cus oder ein kurzes Stäbchen, doch blieben die Versuche, ihn genauer kennen zu lernen, erfolglos. Von den restirenden vier übrigen Hessen (sich zwei unzweifelhaft mit dem Bacillus pyaemicus identifiziren; von den letzten beiden endlich war einer wohl ein Diplococcus, während über den anderen positive Resultate nicht erzielt werden konnten.“ Die Versuche werden ausführlich mitge- theilt. 0. Katz (Berlin). 772 Neue Litteratur. Neue Litteratur zusammenjestellt von De. Akthur Würzbubg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Jourual of pathology and bacteriology by G. S. Woodhead. Vol. I. 1892 May. gr. 8°. 122 p London (Pentland) 1892. Biologie. (Gähruug, Fäulnis», Stoffwechselprodukte usw.) Berlese, A. 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Jährlich erscheinen zwei Bände. — rr£ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. %*— Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten • künde “ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Rischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original - Mittheilungen. Ueber den Ursprung und Vorkommen von Alexinen im Organismus. [Aus dem Pathological Laboratory, Cambridge.] Von E. H. ITaiikin. Chemical Examiner analyst and bacteriologist to the Government of the North West Provinces, Agra, India. (Mit 6 Abbildungen.) I. lieber den Zusammenhang zwischen bakterientödten- der Kraft des Blutserums und der Leukocyten. Die Entdeckung der bakterientödtenden Kraft der thierischen 211. Bd. 52 778 E. H. Hankin, Flüssigkeiten verdanken wir Nuttal 1, der sich die Aufgabe gestellt hatte, die Richtigkeit der Phagocytentheorie näher zu prüfen. Durch die spätere Entwickelung unserer Kenntnisse über diese Gegenstände sind die Bakteriologen in zwei Schulen getheilt worden , wovon die eine in der Phagocytenlehre eine Erklärung der Immunität zu finden sucht, während die andere den Phagocyten nur eine unter- geordnete Rolle zugesteht und die Körperflüssigkeiten für die be- deutendsten Schutzmittel gegen das Eindringen von Mikroben in den Organismus erklärt. Schon vor einem Jahre habe ich den Mittelweg angedeutet, durch welchen diese zwei entgegengesetzten Meinungen vereinigt werden könnten x). Nach dieser Idee sind die Alexine (deren Gegenwart das Serum seine bakterienvernichtende Eigenschatt verdankt) wäh- rend des normalen Lebens in den Zellen vorhanden und gehen nur nach dem Tode oder auf einen geeigneten Reiz hin in die Flüssig- keiten über. Ich möchte diese Anschauung jetzt kritisch beleuchten. Nach dieser Theorie besitzt z. B. das zirkulirende Plasma kein oder nur ein unbedeutendes bakterientödtendes Vermögen. Sobald aber diese Flüssigkeit sich in Serum umgewandelt hat , besitzt sie, wie bekannt, die Eigenschaft, Bakterien zu vernichten. Es fragt sich nun, wenn meine Theorie wahr ist, wie diese Veränderung statt- findet? Die einfachste Erklärung ist die, dass die Alexine frei ge- macht werden durch den Zerfall der Leukocyten , der nach der Ge- rinnung des Blutes stattfindet. Ist es aber wirklich wahr, dass die Leukocyten durch die Gerinnung zerfallen ? In den Lehrbüchern der Physiologie findet man darüber viele widersprechende Behaup- tungen, jedoch nur sehr wenige Beweise über diese Sache. Ich habe deshalb Versuche angestellt, um Klarheit über diesen wichtigen Punkt zu schaffen. Um die Experimente zu erleichtern, habe ich mit verschiedenen Mitteln eine Leukocytose bei Kaninchen erzeugt. Einen Tropfen ihres Blutes liess ich darauf als dünne Schicht zwischen zwei Deckgläsern, direkt von der Ohrvene aus, fliessen. Solche Präparate wurden sowohl im frischen Zustande, als auch als gefärbte Trockenpräparate untersucht, und zwar nach verschiedenen Zeitinter- vallen. Es war auf diese Weise absolut keine Verminderung der Leu- kocytenzahl zu konstatiren. Bei einer anderen Reihe von Beob- achtungen wurde das Blut in Gefässe gesammelt, nachdem seine Gerinnungstendenz 1 2) durch eine Blutegelextrakteinspritzung beseitigt war, und hierauf wurde es nach verschiedenen Zeitintervallen unter- sucht und mit dem frischen, direkt von der Ohrvene entnommenen Blute verglichen. Im Anfang glaubte ich, dass eine Verminderung der Leukocytenzahl unter diesen Bedingungen stattfindet, später aber habe ich gefunden , dass diese Anschauung eine irrthümliche war. Sobald das Blut die Gefässe verlassen hat, werden nämlich die Leukocyten ausserordentlich klebrig und haften an den Wänden 1) „On Immunity“. (Vortrag auf dem Internationalen Kongress für Hygiene und Demographie. London 1892.) 2) Solches Blutplasma besitzt ein bakterientödtendes Vermögen , und zwar genau dasselbe, wie man es gewöhnlich im Serum findet. Ausnahmen siehe unten. Ueber den Ursprung und Vorkommen von Alexinen im Organismus. 779 der Gefässe an. Steckt man einen dünnen Glasstab in ein Gefäss, in welchem solches Blut gesammelt ist, so bedeckt er sich mit Leu- kocyten und lässt, wenn herausgenommen, schon innerhalb einiger Minuten die Leukocytenmassen mit unbewaffnetem Auge erkennen. Wird nun aber ein Tropfen Blut mit einem zweiten Glasstabe heraus- genommen und untersucht, so findet man an ihm keine oder fast keine Leukocyten. Diese Zellen haben sich nämlich mit fast myste- riöser Geschwindigkeit bereits an den Wänden der Gefässe ange- heftet. Konsequenterweise liefern solche Präparate keinen Beweis für eine Verminderung der Leukocytenzahl. Eine lange Reihe von diesbezüglichen Beobachtungen hat auf mich entschieden den Eindruck gemacht, dass im Kaninchenblute kein nennenswerther postmortaler Leukocytenzerfall stattfindet, und doch besitzt, wie bekannt, das Blutserum dieses Thieres ein ausge- sprochenes bakterientödtendes Vermögen x). Noch eine andere Methode, um einen Zusammenhang zwischen bakterientödtender Kraft des Serums und den Leukocyten zu prüfen, ist zu suchen, nämlich ob die erstere mit den letztgenannten variirt, d. h. mit anderen Worten, ob Blut, das viele Leukocyten enthält, ein Serum liefert, welches ein grosses bakterientödtendes Vermögen besitzt, und ob Blut, das nur wenige davon enthält, ein Serum gibt, welches den Bakterien nur sehr wenig schadet? Die betreffenden Versuche habe ich in Gemeinschaft mit Herrn Dr. Kant hack ausgeführt2) nach folgender Methode: Wenn 1/i bis 1 cc einer 14 Tage alten sterilisirten Kultur von Vibrio Metschnikovi inKalbsfussbouillon in die Ohrvene eines Kaninchens eingespritzt wird, so entwickeln sich die folgenden Phänomene: Einige Minuten nach der Einspritzung wird das Thier schläfrig, die Temperatur steigt rasch und erreicht innerhalb einer Stunde zuweilen schon 2 Grad über die Norm. Die Maximaltemperatur wird gewöhnlich lx/2 — 2 1I2 Stunden nach der Einspritzung erreicht. Nach dieser Zeit fängt sie allmählich zu sinken an, um nach 4 bis 6 Stunden wieder die Norm zu erreichen. Während der Zeit der Temperaturerhöhung findet eine Verminderung der Leukocytenzahl statt. Doch betrifft dies nur die grösseren Leukocyten, während die Zahl der kleineren Leukocyten (Lymphocyten) fast keine Veränderung auf- weist, wogegen die grösseren Leukocyten oft während dieses Stadiums ganz verschwunden sind. Ungefahr 2 — 4 Stunden nach dem Tem- peraturmaximum tritt eine reichliche Leukocytose auf, die öfters ganz plötzlich anfängt. Zuweilen habe ich ein Trockenpräparat durchsucht, ohne auch nur ein einziges Exemplar der grösseren Leukocyten zu finden, wogegen ich x/4 Stunde später in einem weiteren Präparate in jedem Gesichtsfeld 50 bis 100 der grösseren Leukocyten gesehen habe. Zu dieser Zeit bemerkt man gewöhnlich 1) Es ist immerhin möglich, dass ein sehr schneller Zerfall einer andern Art von Leukocyten schon stattgefundcu hatte, bevor ich meine ersten Trockenpräparate ge- macht habe, d. h. einige Sekunden nachdem das Blut die Gefässe verlassen hatte. Aber ein solcher unbewiesener Zerfall kann niemals als Erklärung für meine Sache gelten. 2) ,,0n the fever produced by injection of sterilized cultures of Vibrio Metsch- nikovi“. (Proceedings of the Cambridge Philosophical Society. 1892. Mars.) 52* 780 E. H. Hankin, eine Veränderung in dem Aussehen und Verhalten des Kaninchens. Es ist nicht mehr schläfrig, sondern munter, läuft herum und entleert öfters viel Urin. Aehnliche Beobachtungen habe ich ge- macht nach Einspritzungen anderer Mittel, welche die Leukocytose nach vorübergehender Abnahme der Leukocytenzahl erzeugen. Ein- mal hatte ich z. B. eine Einspritzung vou Blutegelextrakt gemacht. Schon x/4 Stunde nach derselben bemerkte ich, dass das Thier wieder munter geworden war. Sofort untersuchte ich das Blut, und fand, dass die Leukocytose bereits eingetreten war, also nach einer sehr ungewöhnlich kurzen Frist. Nach grösseren Gaben von sterilisirten V. M e tschniko vi -Kulturen erscheint das Fieber und die Leuko- cytose erst nach einer längeren Frist. Immer dauert die Leuko- cytose einige Tage, ja ich habe sie noch nach einer Woche fast un- verändert gesehen. Wie verhält sich nun aber das bakterientödtende Vermögen des Serums während dieser verschiedenen Stadien? Wir haben gefunden, dass zu der Zeit, wo die Leukocyten aus dem Blute verschwunden sind, eine beträchtliche Verminderung der bakterientödtenden Eigenschaft eintritt, wogegen zur Zeit der Leuko- cytose eine grössere bakterientödtende Kraft des Serums vorhanden ist. Letztere kann bis 3mal so stark werden , als die des normalen Serums. Die Zunahme der bakterientödtenden Kraft ist aber durchaus nicht proportional der Zunahme der Leukocytenzahl. Wenn man aber Serum von einem Kaninchen 48 Stunden nach dem ersten Auftreten der Leukocytose nimmt, so findet man eine bedeutende Zunahme der bakterientödtenden Kraft, die wohl pro- portional der Zunahme der Leukocytenzahl sein kann. Zum Bei- spiel haben wir in einem Versuche gefunden, dass das 48 Stunden nach der Leukocytose entnommene Serum 60mal so viele Bakterien (V. Metschniko vi) tödten konnte, als das Serum eines normalen Kaninchens. Diese Thatsachen beweisen, dass die bakterienvernichtende Eigenschaft des Serums nicht einfach durch einen Zerfall der Leuko- cyten erklärt werden kann. Es ist aber möglich, dass dieselbe durch ein Absonderungsvermögen der Zellen bedingt sei, dass sie auf einen geeigneten Reiz (Berührung mit einem Gegenstände) eine drüsen- artige Aktivität entfalten, mit anderen Worten, dass sie Alexine ab- sondern. Die oben geschilderten Thatsachen geben Gelegenheit, diese Theorie zu prüfen, da, wenn dieselbe wahr ist, die Zellen bei der ersten Erscheinung der Leukocytose und 48 Stunden später eine sehr verschiedene Aktivität besitzen müssten. Man könnte wohl erwarten, ein Anzeichen davon unter dem Mikroskop sehen zu können. Bevor wir diese Idee näher erörtern, werden wir erstens unter- suchen, welche Zellen es im normalen Kaninchenblute gibt. Wenn man ein Trockenpräparat davon in möglichst dünner Schicht zu- nächst mit Eosin, dann mit Methylenblau färbt, so sieht man ge- wöhnlich drei Arten von Leukocyten darin. Erstens die Lympho- cyten , deren tief gefärbte Kerne nur mit einer Spur von Proto- plasma umgeben sind, zweitens etwas grössere Zellen, mit einem Zell- Ueber den Ursprung und Vorkommen von Alexinen im Organismus. 781 kern und Protoplasma ohne Körnchen, die an eine kleine Makrophage erinnern. Drittens die wohlbekannten Eosinophilkörnchen-haltigen Zellen von Ehrlich. Diese Zellen sind gewöhnlich in überwiegender Zahl vorhanden, und nur diese verschwinden während des oben geschil- derten Abnahmestadiurns (der Leukocytenzahl) aus dem Blute, während bei Leukocytose fast ausschliesslich nur diese Zellen und an Zahl Zunahmen. Es liegt nahe , daraus zu schliessen , dass nur diese Zellen mit der hypothetischen Alexinabsonderung zu thun haben können. Ehrlich, der zuerst diese Zellen und ihre Körnchen ent- deckte, hat gesagt, dass diese Leukocyten das Aussehen von ein- zelligen Drüsen besitzen ; über die Natur dieses Sekretes aber äussert er sich nicht. Die oben geschilderten Thatsachen brachten mich auf die Idee, dass vielleicht die eosinophilen Körnchen nichts anderes als die Muttersubstanz der Alexine seien , dass also diese körnchen- haltigen Zellen Alexine absondern, ähnlich wie die Zellen der Magen- schleimhaut Pepsin erzeugen, und ferner, dass die eosinophilen Körnchen mit den erstereu, die letzteren mit den Zymogenkörnchen zu vergleichen seien. Wenn diese Theorie richtig ist, so könnte man erwarten, dass die Alexinabsonderung sich durch Verminderung der Körnchenzahl innerhalb der Leukocyten äussern müsste, ähnlich wie eine Verminderung der Körnchenzahl während der Absonderung in den Zellen der Speicheldrüse oder Pankreas stattfindet. Weiter könnte man erwarten, dass bei Thieren, deren Serum ein unbedeuten- des bakterienverminderndes Vermögen besitzt, nur eine kleine extra- vasculäre Absonderung stattfinden sollte, während bei Thieren, deren Serum eine starke YVirkung auf Bakterien ausübt, man eine be- deutende Abnahme der Körnchenzahl in den Leukocyten nach der Gerinnung finden müsste. Bei der Prüfung dieser Theorie stiess ich auf viele unerwartete Schwierigkeiten. Nichtsdestoweniger glaube ich, dass die Summe der Beobachtungen, die ich gemacht habe, den Beweis liefert, dass die Ehrlich’ sehen eosinophilen Zellen als Quelle des bakterienzerstörenden Vermögens des Blut- serums zu betrachten seien. Meine Beobachtungen lassen sich in zwei Reihen anordnen: 1) Versuche, die natürliche Absonderung durch Verminderung der Körnchenzahl zu beweisen. 2) Versuche, diese Absonderung künstlich zu vermehren. II. Versuche, die natürliche Absonderung der Alexine bei eosinophilen Leukocyten durch Verminderung der Körnerzahl während der Absonderung zu beweisen. a) Beobachtungen bei Kauinchen. Ich benutzte folgende Methoden: Erstens Hess ich, wie oben geschildert, Tropfen von Kaninchenblut zwischen zwei Deckgläser fiiessen und stellte dieselben in einen Thermostaten bei 37,6°. Nach verschiedenen Intervallen wurden die Deckgläser von jedem Paar ge- trennt und die Blutschicht bei gewöhnlicher Temperatur getrocknet. 782 E- H. Hankin, Ueber den Ursprung und Vorkommen von Alexinen etc. Um die eosinophilen Körnchen zu zeigen, wurden sie folgendermassen gefärbt: Das Präparat wurde während einiger Minuten in eine ge- sättigte alkoholische Eosinlösung gesetzt bei einer Temperatur von ungefähr 60 °, dann mit Brunnenwasser schnell gewaschen und mit Fliesspapier getrocknet. Hierauf wurde es auf einer Metallplatte wäh- rend einiger Sekunden (ca. 120°) erhitzt und dann in einer halbge- sättigten Lösung von Methylenblau ungefähr eine halbe Minute lang gefärbt, hierauf in fliessendera Wasser schuell gewaschen, getrocknet und in Kanadabalsam auf den Objektträger gesetzt. Diese Methode, die als Modifikation der Ehrlich’schen zu betrachten ist, hat mein Freund, Herr Dr. Kanthack, entdeckt. Man kann ganz leicht mit ihr die eklatantesten Resultate erzielen. Für diese Versuche habe ich nicht nur normale Kaninchen be- nutzt, sondern auch Kaninchen, bei welchen eine Leukocytose durch sterilisirte V. Metschnikovi - Einspritzungen hervorgerufen worden war. Auch habe ich möglichst schnell Blutpräparate gemacht vou direkt aus der Ohrvene genommenem Blute. In diesen Präparaten sieht man fast immer die eosinophilen Körnchen in den Zellen um die Kerne herum gelagert. Nur ausnahmsweise erblickt man in einigen Zellen die Körnchen in eine Gruppe dicht neben einander auf einer Seite der Zelle zusammengepresst. Gewöhnlich sind auch die Zellen dicht mit Körnchen gefüllt und nur in einigen mehr oder minder patholo- gischen Zuständen des Thieres sind in einigen Zellen nur etwa ein halbes Dutzend Körnchen zu sehen. Macht man das Präparat auf andere Weise, trocknet es erst eine Viertelstunde, nachdem das Blut aus der Ohrvene genommen war, so sieht man dieselben Erschei- nungen. Die Zellen sind mit Körnchen erfüllt, die dasselbe Aus- sehen besitzen, von denen aber einige in Fibrinfäden eingelagert sind. Nimmt man aber ein solches Präparat erst nach einer halben Stunde aus dem Thermostaten heraus und trocknet es, so sieht man nicht etwa als Ausnahme, sondern als Regel die Körnchen an einer Stelle am Rande der Zelle gelagert. Zuweilen ist die Mehrzahl der Körn- chen in einem Pseudopodium-ähnlichen Ansatz des Zellprotoplasmas enthalten. Eine Abnahme der Körnchenzahl aber ist nur schwer unter diesen Umständen zu beweisen. Diese Erscheinungen findet man im Blute, in welchem die Leukocytose erst kürzlich hervorge- rufen worden war, und zwar am besten in solchen Zellen, welche von dem Deckglase am innigsten berührt werden, wogegen die Zellen, welche in der Mitte eines Fibrinfadens gebettet sind, kaum verändert erscheinen, wie ebenfalls die Zellen am Rande des Präparates, die wahrscheinlich im Thermostaten schon etwas getrocknet sind, keine solchen Veränderungen zeigen. Wenn man aber ähnliche Präparate darstellt aus Kaninchenblut, in welchem die Leukocytose schon 48 Stunden gedauert hat, so sieht man diese Veränderungen viel besser ausgesprochen und klarer. Nach einer viertel bis halben Stunde findet man die Körnchen nicht nur an einer Stelle gelagert, sondern auch nur in einer ganz kleinen Zahl und zu einer kleinen Gruppe zusammengepresst. Viele Körnchen sind geschwunden, wahrscheinlich gelöst, und man hat hier die Anzeichen einer erhöhten extravasculären Absonderung. Natürlich zeigen ähnliche N. N. Wnukow, Zur Bakteriologie der Lepra. 783 Präparate frisch angefertigt (das heisst mit direkt aus der Ohrvene genommenem Blut) keine solche Absonderung, vielmehr ist jede Zelle mit Körnchen wie im normalen Zustande erfüllt. Resume: In Kaninchenblut, das Leukocytose enthält, beobachtet man Folgendes : 1) Bei frisch erzeugter Leukocytose ist nur eine Spur von Absonderung der eosinophilen Körnchen zu sehen und das Serum besitzt nur ein mässiges bakterientödtendes Vermögen. 2) Bei älterer Leukocytose findet die extravasculäre Absonderung schuell und kräftig statt und ein sehr starkes bakterientödtendes Ver- mögen ist ZU finden. (Schluss folgt.) Zur Bakteriologie der Lepra» Von Dr. N. N. Wnukow. [Aus dem pathologisch -anatomischen Institut der Universität zu Kasan.] Nachdem die Leprabacillen entdeckt worden waren, haben einige Forscher dieselben auf verschiedenen künstlichen Substraten zu kultiviren versucht. Die ersten Versuche in dieser Richtung machte Armauer Hansen1). Er brachte in eine Mischung von Gelatine und Blut- serum kleine Stückchen Lepraknoten, und bemerkte bei 36 — 39° C schon nach 4 Tagen eine bedeutende Wucherung der Stäbchen. Wie aus der Beschreibung und aus den Zeichnungen des Autors zu sehen ist, bestanden seine Kulturen aus der Grösse und Form nach ver- schiedenen Stäbchen; unter ihnen kamen auch Körnchengruppen vor. Alle diese Stäbchen hält Armauer Hansen für lepröse und die Körnchen für ihre Sporen. Die gewonnenen Mikroben verflüssigten das Blutserum nach 7 Tagen und Hessen sich leicht von einer wässerigen Lösung von Methylenblau färben. Der nächste Forscher, A. Neisser2), hält die Arbeit seines Vorgängers wegen ungenügen- der Genauigkeit der Untersuchungsmethoden, deren sich derselbe be- diente, für nicht beweisend. Auf Grund seiner Untersuchungen be- streitet Neisser, dass die Leprastäbchen die Methylenblaufärbung anzunehmen im Stande sind, und weist darauf hin, dass seine Ver- suche, Leprastäbchen zu kultiviren , weit erfolgreicher waren. Er bestreute gekochte Hühner- und Enteneier und geronnenes Blutserum mit Stückchen von Lepraknoten und erhielt nach 3 Wochen Kulturen in der Form von sehr schmalen Ränderchen rings um die bestreuten Stückchen. Da er sich einer vollkommeneren Untersuchungsmethode bedient hatte, so konnte er sich überzeugen, dass diese Kulturen in der That aus Leprabacillen bestanden. Blutserum wurde von den- 1) Virchow’s Arch. Bd. XC. 1882. p. 542. 2) Virchow’s Arch. Bd. CIII. 1886. p. 355. 784 N. N. Wnukow, selben nicht verflüssigt. Eine weitere Uebertragung dieser Kulturen auf Nährsubstrate gelang ihm nicht. Bordoni-Uffreduzzi1) erklärt den scheinbaren Erfolg A. Ne iss er ’s nicht durch das Wachsen der Stäbchen, sondern durch ihr Hinabgleiten von den erweichten Stückchen in Folge des langen Stehens im Thermostaten. Er behauptet , dass man Kulturen aus den Hautknoten Lepröser nicht erhalten kann, da sich andere Mikroben entwickeln, z. B. der Staphylococcus pyogenes albus. Erst als Bordoni-Uffreduzzi zur Im- pfung das Knochenmark eines an der Lepra Gestorbenen benutzte, erhielt er eine reine Kultur der Leprastäbchen. Die erste Kultur wurde auf einem festen Glycerinpeptonblutserum nach 7 Tagen bei 33 — 35° C gewonnen. Sie hatte das Aussehen knotenartiger Kolonieeu, die längs der Impfungslinie gelagert waren. Diese Kolonieen hatten unregelmässige Konturen und eine leicht gelbliche Farbe. Auf Glyceriu-Agar-Agar übertragene Theilchen dieser Kultur entwickelten sich ähnlich denen auf Blutserum. Zur Färbung der Stäbchen aus den Kulturen bediente sich Bordoni-Uffreduzzi des Fuchsins, einer Gentianalösung in Anilinwasser mit Entfärbung durch Alkohol, des Koch -Eh rlich’schen und des Gram’schen Verfahrens mit Entfärbung durch ungesäuerten Alkohol, und gelangte zu dem Schlüsse, dass die von ihm kultivirten Leprastäbchen zu den Farbstoffen sich gleich den Tuberkelstäbchen verhalten. Letztere können von Lepra- stäbchen nach Bordoni-Uffreduzzi nur dadurch unterschieden werden, dass die Leprastäbchen an einem oder beiden Enden ver- dickt sind. An den meisten Stäbchen seiner Kulturen war nämlich eine solche Verdickung der Enden zu sehen. Beaven Racke2) endlich erhielt bei seinen zahlreichen Aus- saatversuchen mit Stückchen aus verschiedenen Organen Lepröser auf den Nährsubstraten entweder weisse oder gelbe Kulturen. Bei mikroskopischer Untersuchung fanden sich entweder Mikrokokken oder Stäbchen, jedoch nicht lepröse vor. Dieser Autor benutzte ferner die Leprastäbchen enthaltende Erde aus den Gräbern Lepröser. Bei Bestreuen künstlicher Nährsubstrate mit dieser Erde erhielt er keine Vermehrung der Leprastäbchen. Noch vor dem Erscheinen der Arbeit Beaven Racke’s begann ich, Kulturversuche mit Leprastäbchen anzustellen. Meine Versuche dauerten vom Dezember 1890 bis zum April 1891. Zur Impfung dienten als Nährsubstrate: Fleischpepton-Agar-Agar , Glycerinfleisch- pepton-Agar-Agar, Fleischpeptongelatine, Fleischbouillon, festes Blut- serum vom Menschen und öfters von Ochsen. Letzteres wurde ent- weder im reinen Zustande oder mit Glycerin oder mit Glycerinpepton, Traubenzucker und Kochsalz oder endlich ohne Glycerin, jedoch mit Pepton, Traubenzucker und Kochsalz verwandt. Das in Probirgläs- chen gegossene Blutserum wurde gewöhnlich täglich einer Temperatur von + 58° C im Verlaufe von 6 Tagen ausgesetzt, hierauf geronn es in geneigter Lage bei + 70° C und wurde auf 3 Tage in einen 1) Zeitschrift für Hygiene. 1888. Bd. III. 2) Berl. klin. Wochenschr. 1891. p. 25 u. 26. Zur Bakteriologie der Lepra. 785 Thermostaten gestellt. Die Probirgläser, in denen man unter solchen Bedingungen keine Kolouieen von Mikroben wahrnahm , wurden zur Aussaat benutzt. Die Impfungen auf die genannten Substrate wurden mit den noth wendigen antiseptischen Vorsichtsmassregeln ausgeführt. Zur Impfung dienten frisch ausgeschnittene Stückchen aus Lepra- knoten der Haut von Kranken, der Inhalt dieser Knoten, der Inhalt des Pemphigus leprosus und nach dem Tode eines der Kranken das Knochenmark und Milzgewebe. Die nach der Impfung zurück- gebliebenen Gewebe wurden bakteriologisch untersucht, wobei bei ihnen stets nur Leprastäbchen vorgefunden wurden. Nach der Impfung wurden die Probirgläser im Thermostaten bei + 37,5° C ge- halten; nur die, welche Gelatine enthielten, blieben bei gewöhnlicher Zimmertemperatur. Um Kulturen auf anaerobem Wege zu erhalten, bediente ich mich nur zweier Verfahren: des Buchner’schen mit Pyrogallolsäure und des Fraen kel’schen mit Wasserstoff. Die be- säten Probirgläser wurden einige Tage bis 2 Monate im Ther- mostaten gehalten. Meistentheils entwickelte sich auf Blutserum eine weisse Kultur, welche bei mikroskopischer Untersuchung sich als Staphylococcus pyogenes albus erwies, oder aber eine bei durchfallendem Lichte durchsichtige und beim auffallenden Lichte leicht gelblich -grauliche. Diese letztere Kultur bestand aus sehr dünnen und kurzen Stäbchen, die bei spezifischer Färbung der Lepra- stäbchen eine Entfärbung nicht zuliessen. Auf Agar-Agar verliert sie ihre Durchsichtigkeit und nimmt eine vollständig hellgelbe Farbe an. In einigen Probirgläsern entwickelten sich ungeachtet des grossen Zeitraums keine Mikroben. Bei Anwendung der spezifischen Färbung für Leprabacillen fand ich sie zwar in genannten Kulturen mitten unter fremden Mikroben , doch immer in geringer Zahl und dabei ausschliesslich nur dann, wenn ich zur Untersuchung ein dem besäten Material naheliegendes Stückchen der Kultur nahm. Doch als ich auf ein frisches Substrat einen Theil der Kultur, in dem auch Lepra- stäbchen gefunden wurden, übertrug, konnte ich in der neu er- haltenen Kultur von fremden Mikroben keinmal die Anwesenheit von Leprastäbchen nachweisen. Dieser Umstand zwingt mich, anzunehmen, dass die von mir in den Kulturen mitten unter anderen Mikroben angetroffenen Leprastäbchen einfach aus den leprösen Knoten- stückchen in Folge ihrer Erweichung frei geworden waren und dass sie auf den aufgezählten künstlichen Nährsubstraten ausserhalb des menschlichen Organismus nicht wucherungsfähig sind, trotzdem J. Eisen berg1) die Kulturen der Leprabacillen als schon erhaltene beschreibt. Eine ausführliche Mittheilung meiner Versuche mit Kultivirung der Leprastäbchen wird gleichzeitig mit den Resultaten der Impfung von Lepra auf Thiere und der Untersuchung der Lokali- sation der Leprastäbchen in den Geweben des Menschen in einer be- sonderen Arbeit erscheinen. Kasan, 2. Oktober 1892. 1) Bakteriologische Diagnostik. Hamburg und Leipzig 1891. p 241. 786 Altmann, Neue Mikrogaslampeu als Sicherheitsbrenner. Neue Mikrogaslampen als Sicherheitsbrenner. D. R. Pat. No. 61 760 (Patent Porges). Von P. Altmann in Berli u. Vorliegende Erfindung bezweckt in erster Linie einen billigen und doch sicheren Ersatz für die bekannten Koch’schen Sicherheits- lampen zu liefern. Sie sollte eigentlich ausnahmslos überall im Ge- brauch sein, wo es gilt, Thermostate, Wärmeschränke etc. andauernd auf einer bestimmten niedrigen Temperatur zu erhalten. Die Gefahren, welche entstehen können, wenn durch irgend einen Zufall die Flamme erlischt und dann unverbranntes Gas ausströmt, wie Explosionen, Vergiftung etc., sind hinlänglich bekannt, als dass sie noch beson- ders hervorgehoben werden müssten. Die Lampen, welche bis dahin zum automatischen Abschluss dienten, waren sehr theuer und auch nicht absolut verlässlich, weil sowohl die Spiralfeder, als auch der Metallhahn, welche den Abschluss bewirken, zuweilen den Dienst versagen können, wenn sie nicht immer sehr sauber behandelt werden. Die neuen Patentmikrogaslampen haben beide erwähnten Nachtheile nicht. Der Abschluss des Gases nach dem Erlöschen der Flamme wird hier in wenigen Sekunden erzielt, ein Versagen ist ausgeschlos- sen, weil der Abschluss direkt innerhalb des Brenners bewirkt wird. Fig. L Fig. II. Sommaruga, Erwiderung betr. Ueber Stoffwechselprodukte etc. 787 Fig. I zeigt einen einfiammigen Mikrobrenner, wie er für ganz kleine Thermostate, und Fig. II einen zweiflammigen Brenner, wie er für gewöhnliche Brutschränke ausreichend ist. Um den Brenner zu entzünden, erwärmt man mit einem Streich- holz oder dergl. den untersten Theil der Schleife bei A einige Sekunden lang, worauf die Entzündung des Brenners augenblicklich erfolgt. Durch die Erwärmung des schleifenartigen Rohres entsteht nämlich eine Dampfspannung, welche sich mit hydraulischem Druck auf eine Metallmembran überträgt, die den Gaszutritt öffnet und so lange offen erhält, bis die Flamme er- lischt. Sobald die Flamme nun durch irgend einen Zufall erlischt, lässt auch die Temperatur des metal- lenen schleifenartigen Rohres nach, der hydraulische Druck wird aufgehoben und der Gaszutritt ist wieder- verschlossen. Die Brenner werden von der Firma Dr. Rob. Muencke, Berlin NW., gefertigt; eine ein- flammige Heizvorrichtung kostet 9 M., eine zweiflammige 17,50 M. Berlin, 9. November 1892. Erwiderung auf die Anmerkungen Petruschky’s zu meiner Arbeit Ueber Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen. Von Professor von Sommaruga in Wien. Wie ich aus der mir gestern zugekommenen No. 17 dieses Cen- tralblattes ersehe, hat Petruschky gelegentlich eines Referates über meine in der Zeitschrift f. Hygiene u. Infektionskr. (Bd. XII. 1892. Heft 3) veröffentlichte I. Mittheilung über Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen „einige nicht unerhebliche Fehler“ in gewissen von mir gezogenen Schlüssen gefunden, und sehe ich mich genöthigt, auf die „Anmerkung“ des Herrn Referenten einige Worte zu er- widern. Dass Petruschky’s Resultate bezüglich Alkali- resp. Säure- produktion von Mikroorganismen nur für den von ihm gewählten und für keinen andern Nährboden giltig sind, habe ich nie in Zweifel ge- zogen, vielmehr p. 280 ausdrücklich betont ; ebenso hätte Petruschky es nicht nöthig gehabt, mich auf die Bedeutung des Milchzuckers in seiner Lackmusmolke zu verweisen, da ich dieselbe p. 282 selbst eingehend erörtert habe. Charakteristische Unterschiede in den Stoff- wechselprodukten zum Zwecke der Differentialdiagnose einander ähnlicher Mikroorganismen zu suchen, wie Petruschky solche zu finden bestrebt war, lag mir ferne; Beweis dafür die Einleitung in 788 Sommaruga, Erwiderung betr. Ueber Stoffwechselprodukte etc. meiner Arbeit. Hätte Petruschky seine Resultate über Stoff- wechselprodukte in den gewöhnlichen Nährböden veröffentlicht, so hätte ich natürlich keine Ursache gehabt, die vielen diesbezüg- lichen Versuche anzustellen; nachdem er dies aber aus nicht mit- getheilten Gründen unterlassen hat, sind die von mir gefundenen Werthe eine Vermehrung unserer diesbezüglichen Kenntnisse und für die Beurtheilung gewisser Fragen auch von einiger Bedeutuug. Wenn Petruschky eine Nebeneiuanderstellung seiner und meiner Resul- tate für einen „Fehler“ meinerseits hält, so kann ich mich über diesen Vorwurf ruhig hinaussetzen. — Was den möglichen Zusam- menhang zwischen den von Petruschky in Molke beobachteten Stoffwechselprodukten und den bei der Geisselfärbung nach Loeff- ler erforderlichen Zusätzen von Alkali resp. -Säure zu den Beizen angeht, so genüge Folgendes: Typhusbacillen produziren in Molke Säure, offenbar durch Spaltung des Milchzuckers; auf Agar Alkali, weil kein Zucker zugegen. Ist nun Alkali zur Beize erforderlich, so könnte dies nur zur Neutralisation gebildeter Säure, nicht aber zur Neutralisation der Fähi gkei t, Säure zu bilden, nothwendig sein; ein gebildetes Produkt kann neutralisirt werden, die Neutrali- sation der ererbten Fähigkeit, Säure zu bilden, ist mir unverständ- lich. — Den Vorwurf, damit eineu „erheblichen Fehler“ begangen zu haben, dass ich die alkalischen Stoffwechselprodukte schlechtweg als „Ptomaine“ bezeichnet habe, kann ich auch ruhig hinuehmeu, da für mich „Ptomaine“ in richtiger etymologischer Bedeutung des Wortes ein Kollektivname für auf todtem Nährsubstrate gebildete Produkte ist. So lange für die so ungemein schwer zu fassenden Eiweiss- körper, inklusive der diesen z. Th. so nahestehenden Stoffwechsel- produkte von Mikroorganismen bald mehr Bezeichnungen in Gang gebracht werden, als individualisirte Verbindungen rein gewonnen werden können, ist es sicher besser, von einer Systematik dieser ganzen Klasse von Körpern abzusehen; der Nauie „Ptomaine“ hat somit derzeit noch keine schärfere Definition, als viele ähnliche. Brieger’s rein dargestellte, theils giftige, theils ungiftige Ammoniak- abkömmlinge werden allgemein als „Ptomaine“ bezeichnet; warum soll es somit ein so „erheblicher Fehler“ sein, derzeit noch nicht rein dargestellte Zerfallsprodukte des Eiweises vorläufig wenigstens nicht ebenso zu nennen? Schliesslich nur die eine Bemerkung noch. Ich werde auf etwaige Erwiderungen Petruschky’s jetzt wenigstens keinenfalls antworten, da ich es für viel wichtiger halte, Versuche, und zwar viele Versuche zu machen und dann erst wieder über die einschlä- gigen Fragen zu diskutiren ; das ist der Sache an sich gewiss förder- licher. Dazu gehören aber günstigere Arbeitsverhältnisse und mehr Zeit, als mir gegenwärtig zu Gebote stehen; es wird somit noch eine Weile dauern, bis ich auf dieses Thema werde zurückkommen können. Wien, 15. November 1892. Geschichte der Systematik der Schizomyceten. 789 Referate. Ward, Marshall H. , On the characters, or marks, em- ployed for classifying the Schizomycetes. (Annals of ßotany. 1892. April.) Bei der schnellen Entwickelung, welche die Bakterienkunde in den letzten Jahren genommen hat, ist es ausserordentlich verdienst- voll, einmal einen Rückblick über die erlangten Resultate zu geben, und zu zeigen, welche Bahnen die Wissenschaft eingeschlagen hat. Dadurch werden nicht blos die Ziele vorgesteckt, welche in der nächsten Zeit als erreichbar zu bezeichnen sind, sondern es werden auch manche Bestrebungen, die sich geltend gemacht haben, als ver- fehlt und schädlich erwiesen. Ward unternimmt es in der vor- liegenden Arbeit, uns eine Geschichte der Systematik der Schizo- mycetenkunde vorzuführen, er zeigt, was man bisher in der Erkenntniss des natürlichen Zusammenhanges dieser kleinsten Lebewesen geleistet hat und deutet zugleich an, wie wir auf Grund exakter Unter- suchungen und Beobachtungen weiter kommen können. Bis vor etwa 25 Jahren war die Bakteriologie nur für Botaniker ein Gegenstand des Interesses, die angewandte Methodik ging nui darauf aus, die Morphologie zu erforschen und kümmerte sich wenig um das physiologische Verhalten dieser Pilze. Diese Art der Be- handlung hat vollständig Schiffbruch gelitten, seitdem sich in bota- nischen Kreisen immer mehr die Meinung geltend gemacht hat, dass mit einer einseitigen morphologischen Behandlung nicht weiter zu kommen sei. Seit der Einführung der Gelatinekulturen und der Er- kenntniss der grossen Wichtigkeit der Bakterien für die Medizin ist das gerade Gegentheil eingetreten; das Hauptgewicht, eine Spezies zu erkennen, beruht jetzt auf ihrem Verhalten gegen das Nähr- substrat, gegen Färbungen u. s. w. Dass diese rein physiologische Methode an grossen Mängeln leidet, ist von Botanikern längst anerkannt; daher die Sterilität auf dem Felde der Bakterienkunde auf rein botanischem Gebiete. Ehe nicht beide Arten der Forschung mit einander verquickt werden, wird kaum an ein erspriessliches Resultat zu denken sein. So stehen sich denn auch auf dem Gebiete der Systematik Systeme gegenüber, welche auf rein morphologischer Grundlage be- ruhen und solche, welche die physiologischen Momente in den Vorder- grund treten lassen. Cohn war der erste, der es unternahm, auf Grund seiner For- schungen über die Schizophyten ein System (1875) aufzustellen, das die gesammteu Spaltalgen und Spaltpilze umfasste. Dieser erste bedeutende Versuch, der allerdings jetzt nur historisches Interesse bietet, gründete sich lediglich auf morphologische Momente. Als eine Fortbildung dieses Systems kann die tabellarische Uebersicht angesehen werden, welche Winter (1881) in der Rabenhorst- 790 Geschichte der Systematik der Schizomyceten. sehen Kryptogamenflora gegeben hat. Bedeutender ist der Versuch van Tieghems 1884; die Hauptein theilung ergibt sich daraus, ob die Zellen sich in einer, zwei oder drei Richtungen theilen. Das System mag hier Platz finden: 1) Theilung nur in einer Richtung. Fäden oder Anhäufungen von Theilstücken. a) Einfache Formen. A. Ohne Scheiden. I. Kleine, kugelige Zellen, frei oder in schleimiger Masse eingebettet: Mi crococcus. II. Zellen in einer Richtung verlängert, frei. * Stäbchen kurz und alle frei : Bacterium. ** Stäbchen länger, häufig reihenweise : Bacillus. *** Fäden: Leptothrix. III. Zellen spiralig. * Kurze, kommaartig gebogene Stäbchen: Vibrio. ** Längere und spiralig gekrümmte Stäbchen: Spirillum. *** Noch länger und mit zahlreichen Windungen: Spirochaete. B. Mit Scheide. I. Ohne Verzweigungen: Crenothrix. II. Mit falschen Verzweigungen: Cladothrix. b) Kolonieen irgend welcher Art bildend. A. Ohne Scheide. I. Micrococcus-artige Zellen: Punctula. II. Stäbchenförmige Zellen: Polybacteria. B. Mit Scheide. I. Micrococcus-artige Zellen: Ascococcus. II. Stäbchenförmige Zellen : Ascobacteria. III. Spiralige Zellen : Myconostoc. 2) Theilung in zwei Richtungen: Merista. 3) Theilung in drei Richtungen: Sarcina. Etwas abweichend ist das System von Flügge 1886, der die Form der Zellen als Haupteintheilung nimmt. Aehnlich, nur mehr durchgearbeitet ist dasjenige von Hueppe 1886 mit späteren Ver- besserungen. Hier ist ausser auf die Form der Zellen ein Gewicht auf die Art des Wachsthums, ob einzeln oder in Kolonieen etc., gelegt. Den Abschluss nach der rein morphologischen Seite hin bringen endlich die Systeme von Zopf 1885 und de Toni und Trevisan 1889. Beide Systeme berücksichtigen, um die Stellung einer Gattung zu entscheiden, alle Entwickelungszustände, sowohl vegetative wie fruktifikative, und nähern sich dadurch am ehesten den Ansprüchen, die an ein sogenanntes natürliches System zu stellen sind. Der Fehler allerdings, dass das physiologische und patho- logische Verhalten, das bei den Schizomyceten so charakteristisch ist, nicht genügend berücksichtigt worden ist, zeigt sich hier am deut- lichsten. Namentlich bei letzterem System sind in Folge mangelnder Kenntniss der Entwickelungsgeschichte eine solche Menge „fauler“ Gattungen untergebracht, dass dadurch der Faden des Systems fast ganz verloren geht. Die letzten Systeme, die aufgestellt worden sind, gehen von praktischen Gesichtspunkten aus. Da das schnelle Erkennen der Bakterien für den Mediziner von grosser Wichtigkeit ist, so sollen sie hauptsächlich dem Zwecke dienen, auf Grund unserer heutigen Methodik der Züchtungen ein leichtes und sicheres Bestimmen der Bakterien zu ermöglichen. Es liegt auf der Hand, dass ein natür- liches System und ein solches System zum Bestimmen strikte Gegen- Geschichte der Systematik der Schizomyceten. 791 Sätze sind. Derartige Systeme sind deshalb bequem, aber wissen- schaftlich, wenn wir den streng botanischen Massstab anlegen, sind sie nicht. Da es wünschenswerth ist, wenn eine solche Tabelle auch weiteren Kreisen, die sich mit praktischer Bakteriologie beschäftigen, zugänglich gemacht wird, so mögen hier beide Systeme Platz finden: System von Miquel 1891. I Aerobische Formen, wachsend bei 20° C Sectio A nur bei über 20° C . . . „ B .. ,, „ 40° C . . . „ C II. Anaerobische Formen, wachsend bei 20° C Sectio D nur bei über 20° C . . . „ E „ „ „ 40» C . . . „ F Jede einzelne Sektion tbeilt sich nun in folgende Tribus: z. B. Sektio A, aerobisch bei 20° C wachsend Also : Pathogen Tribus I a) Kokken . . . < Zymogen . . . ,, II . Saprogen „ III Pathogen . „ iv b) Fäden . . . . • Zymogen . . . .. V 1 Saprogen . .. VI Pathogen . . „ vn c) Spirillen . . . Zymogen „vhi l Saprogen . . . „ IX Pathogen . . . .. x d) andere Zellformen ■ Zymogen „ XI Saprogen . . . „ XII 2 Tribus werden nun jeder in gleicher Weise weiter A Tribus I: * In gewöhnlicher Nährgelatine wachsend f Kolonieen weiss oder grau § Gelatine verflüssigend .... Gruppe 1 §§ Gelatine nicht verflüssigend . . „ 2 ff Kolonieen gelb oder grüngelb § Verflüssigend „ 3 §§ Nicht verflüssigend . .... „ 4 fff Kolonieen rotb oder röthlich § Verflüssigend „ 5 §§ Nicht verflüssigend .. 6 ** Nicht in gewöhnlicher Nährgelatine wachsend f In alkalischer Gelatine wachsend § Kolonieen weiss oder grau a) Verflüssigend Gruppe 7 ß) Nicht verflüssigend . . . 8 Die übrigen Gruppen 9 — 12 wie 3 — 6. ff In saurer Gelatine wachsend Gruppen 13 — 18 wie 1 — 6. fff In Blutserum wachsend .... „ 19 ffff In Fleischbrühe wachsend § Trübung erregend .. 20 §§ Niederschlag erregend .... » 21 §§§ Hautbildend » 22 ftttt animalischen, nicht durch Hitze sterilisirten Dekokten wachsend Gruppe 23 — 25 wie 20 — 22. ff ff ff ^ vegetabilischen, nicht durch Hitze sterilisirten Dekokten wachsend Gruppe 26 — 28 wie 20 — 22. fffffff 1° mineralischen Lösungen wachsend Gruppe 29 — 31 wie 20 — 22. 792 Geschichte der Systematik der Schizomyceten. Nachdem bisher für jede einzelne Sektion, Tribus und Gruppe nur physiologische Momente zur Eintheilung benutzt waren, wird jetzt jede einzelne von den 31 Gruppeu wie folgt weiter getheilt nach mikroskopischen Charakteren: 0 Monococcus Kolonieen weiss „ grau „ irisirend ou Diplococcus Kolonieen kugelig „ scheibenförmig . „ lamellenartig 0,10 Streptococcus Kolonieen punktförmig „ mit Verlängerungen ,, unregelmässig oooo Tetracoccus Kolonieen strahlenförmig „ beweglich „ amoeboid 00000 Sarcina Kolonieen ganz undurchsichtig „ durchscheinend ,, konzentrisch gezont Man sieht, dass dieses System in bewundernswerther Weise als rein schematische Bestimmungstabelle dienen kann. Es wird deshalb für die Praxis von grosser Bedeutung werden. Endlich sei noch das letzte System von Woodhead 1891 an- geführt. Nicht so schematisch wie das Miquel’sche, trägt es doch ebenfalls den Fehler der physiologischen Einseitigkeit an sich. I. Micrococcus A. Auf Gelatine wachsend, sie nicht verflüssigend a) Kolonieen weiss * Kolonieen klein, nicht zusaramenfliessend, kümmerlich wachsend Streptococcus pyogenes, e r y s i p e 1 a t o su s , pyogenes m a 1 i g n u s etc. *'* Kolonieen zusammenfliessend, üppig wachsend § Kokken unregelmässig angeordnet Micrococcus candicans, ureae S t a p h y 1 o c o c c u s cereus albus §§ Kokken zu 2 (Diplococcus) Diplococcus lacteus faviformis, albicans a m - p 1 u s etc. §§§ Kokken Sarcina-artig angeordnet Micrococcus tetragenus b) Kolonieen gelb * Kolonieen oberflächliche Tropfen bildend Staphylococcus cereus flavus Sarcina lutea ** Kolonieen in Form niederschlagsart igor Massen Micrococcus versicolor c) Kolonieen roth Micrococcus cinnabarinus roseus etc. d) Kolonieen schwarz Schwarze „Torula“ (kein Schizomycet !) B. Gelatine verflüssigend a) Kolonieen weiss Staphylococcus pyogenes albus Micrococcus ureae liquefaciens Sarcina alba etc. Geschichte der Systematik der Schizomyceten. 793 b) Kolonieen gelb * Verflüssigung langsam und unvollständig Micrococcus flavus dissidens ** Verflüssigung vollständig § Kolonieen nur in der Mitte des verflüssigten Theils Staphylococcus pyogenes aurens §§ Kolonieen in der Mitte und an der Peripherie des verflüssigten Theils Micrococcus radiatus, flavus liquefaciens etc. C. Wachsthum bei 22 0 C in Gelatine nicht sichtbar Diplococcus i n t r a c e 1 1 u 1 a r i s meningitidis Micrococcus pyogenes tenuis etc. II. Bacillus Nährgelatine nicht verflüssigt a) Kolonieen weiss, die Gelatine in der Nähe nicht färbend * Kolonieen kleine, durchscheinende Tröpfchen auf Plattenkulturen Bacillus cholerae gallinarum, septicusagrige- n u s etc. ** Kolonieen farblos, diinne Fädchen auf Plattenkulturen bildend § Geruchlos Bacillus acidi lactici, typhosus (Eberth) Bacterium coli commune etc. §§ Deutlich riechend Bacillus ureae, pyogenes foetidus etc. *** Kolonieen weisse fingernagelartige Vorsprünge auf Plattenkulturen bildend § Kolonieen mikroskopisch klein, mit granulirtem Rand Bacterium pneumoniae etc. §§ Kolonieen mit glatten Rändern Bacterium lactis aerogenes etc. **** Kolonieen unregelmässig verzweigt, nicht scharf umschrieben Bacterium Zopfii. b) Kolonieen farblos, Nährgelatine in der Nähe gefärbt * Färbung grünlich Bacillus ery throsporus etc. ** Färbung blau oder graubraun Bacilius cyanogenus *** Färbung violett Bacillus janthinus c) Kolonieen weissgelb Bacillus der septischen Pneumonie d) Kolonieen gelb Bacillus luteus, fuscus etc. B. Nährgelatine verflüssigend a) Kolonieen weiss, Substrat ungefärbt * Kolonieen verzweigt oder mit Fortsätzen § Kolonieen unbeweglich Bacillus anthracis, ramosus liquefac t i 1 i s etc. §§ Kolonieen beweglich und schwärmend, Gelatine flüssigend Proteus vulgaris etc. '*'* Kolonieen begrenzt, ohne Verzweigungen § Stäbchen breit bis 2,5 p. Bacillus Megaterium §§ Stäbchen höchstens 1 p. breit 0 Clostridiumformen vor der Sporenbildung entwickelnd Clostridium butyraceum etc 00 Keine Clostridiumformen entwickelnd Bacillus mesentericus vulgatus etc. b) Kolonieen oder Substrat gefärbt * Roth Bacillus prodigiosus etc- i e n s , sub- schnell ver- XII. Bd. 53 794 Geschichte der Systematik der Schizomyceten. ** Grün Bacillus fluorescens-liquefaciens etc. *** Violett Bacillus violaceus C. Nicht in Nährgelatine und nur bei höherer Temperatur in Gegenwart von Luft wachsend Bacillus tuberculosis, mallei etc. D. Anaerobisch Bacillus tetani, butyricus etc. E. Auf das Wachsthum in den Geweben beschränkt , nicht unter künstlicher Ernährung wachsend Bacillus leprae etc. III. S p i r i 1 1 u m A. Gelatine verflüssigend Spirillum cholerae asiaticae etc. B. Nicht verflüssigend Spirillum rubrum etc. C. Nicht auf künstlichen Nährmedien wachsend Spirillum Obermeieri Woodhead’s System ist auch nichts weiter als eine Bestim- mungstabelle, von einer sogenannten natürlichen Anordnung ist keine Spur zu finden; nur nach den Bedürfnissen der Praxis und nach Gesichtspunkten der leichteren Bestimmbarkeit sind die Arten zu- sammengestellt. Mit diesen Versuchen hat die rein physiologische Betrachtungsweise der Bakterien gezeigt, dass sie zu einem für die wissenschaftliche Botanik nützlichen System völlig unfähig ist; erst eine Verquickung der morphologischen und physiologischen Betrach- tungsweise wird uns ein wirkliches, botanisches Bakteriensystem bringen. Zum Schluss seines Artikels bringt Ward noch eine Zusammen- stellung deijenigen Punkte, auf welche hauptsächlich bei der Auf- stellung von neuen Arten zu achten ist. Bei der Hast, mitder heut zu Tage bakteriologisch gearbeitet wird, und dann neue Arten in die Welt gesetzt werden, ist eine derartige eindringliche Mahnung zum vorsichtigen, ruhigen Arbeiten wohl am Platz. Um eine neue Art als solche zu charakterisiren, ist auf folgende Punkte zu achten : 1) Natürlicher Wohnort (wie Luft, Boden), Wasser (von Sümpfen, Quellen, Seen etc.), Milch, Faeces, Thiere etc. 2) Nährmedium. Hier ist anzugeben, auf welchen künst- lichen Nährböden (Kartoffeln, Gelatine, Brod etc.) der Organismus am besten gedeiht, ob das Nährmedium neutral, alkalisch oder sauer sein muss, auf welche Weise am besten Reinkulturen und Isolirungen gemacht werden etc. 3) Verhalten gegen Gase. Ist der Organismus aerobisch oder anaerobisch, wächst er bei Anwesenheit von Wasserstoff, Kohlen- säure im Vakuum etc. 4) Temperatur. Anzugeben ist die Optimum-, Maximum- und Minimumtemperatur etc. 5) Morphologie und Entwickelungsgeschichte. Hier ist auf Art des Wachsthums (ob Zoogloeen etc.), der Theilung, der Sporenbildung, der Involutionsformen, kurz auf alles, was mit Gährung. — Fäulniss. 795 der äusseren Formgestaltung und Fortpflanzung zusammenhängt, zu achten. 6) Spezielles Verhalten. Hier handelt es sich um mehr physiologische Wachsthumsfragen, um das Verhalten bei Gelatine- platten- und Stichkulturen, um Farbenänderungen, Niederschläge im Medium etc. 7) Endlich ist zu bestimmen, ob der Organismus patholo- gisch wirkt oder nicht, ob er Fermentationen, Nitrifikation oder Re- duktionen verursacht, ob er Schwefel oder Eisen speichert, wie die Sporen sich gegen hohe Hitzegrade, gegen Austrocknen, gegen Anti- septika etc. verhalten. Ist ein Organismus in all den angegebenen Beziehungen genau erforscht, so dürfte es leicht sein, eine genaue und zuverlässige Be- schreibung seiner Entwickelungsgeschichte und seines physiologischen Verhaltens zu geben uud dadurch die Wiedererkennung der Art zu erleichtern. Lindau (Berlin). Jörgensen , A., Die Mikroorganismen der Gäh rungs- in dustrie. Dritte vermehrte und verbesserte Auflage. 8°. 230 p. Mit 56 Textabbildungen. Berlin (Parey) 1892. Die glückliche Verbindung von Praxis und Wissenschaft, welche gleich in der ersten Auflage zum Ausdruck kam, sowie das Erscheinen in einer Zeit, welche den Gährungserscheinungen ein höchst lebhaftes Interesse entgegenbrachte, sicherten dem Jörgensen ’schen Buche von vornherein eine weitere Verbreitung, nicht bloss in den Kreisen der Gährungspraktiker, sondern auch unter den Botanikern, Che- mikern und Medizinern. Eine passende Umgestaltung der ersten Auflage sowie die Morris’sche Uebersetzung ins Englische begünstig- ten diese Verbreitung noch. Jetzt liegt nun bereits die dritte neu bearbeitete und ver- mehrte Auflage vor, welcher selbstverständlich auch die wichtigsten Er- gebnisse der neuesten gährungsphysiologischen und zymotechnischen Litteratur, in erster Linie die jüngsten Forschungsresultate E. Ch. Hansen’s einverleibt wurden. Auch eine Vermehrung der Zahl der Holzschnitte (von 41 auf 56) sowie des Litteraturverzeichnisses hat stattgefunden. Die Darstellung ist wie früher klar und ansprechend, die äussere Ausstattung vorzüglich. Möge das nützliche Buch, auf desseu frühere Besprechung in diesem Centralblatt Bd. III. p. 182 Ref. verweist, bald eine vierte Auflage erleben. W. Zopf (Halle). Ottolenghi, Ueber die Fäulnissbakterien im Blute des menschlichen Leichnams. (Vierteljahrsschrift für gerichtl. Med. Bd. IV.) ln menschlichen Leichen im Zustande beginnender Fäulniss in Fällen von plötzlichem Tode fand O. im Blute des rechten Herz- rohres folgende Mikroorganismen absolut vorherrschen : Den B a c i 1 lus mesentericusvulgatus, fuscus und ruber, den Bacillus subtilis, einige Abarten dieser Organismen und den Micro- 63* 796 Fäulniss. — Pneumonie. coccus albus liq uefa ciens. Im Herzblute faulender Hunde und Kaninchen wurden dieselben Organismen vorherrschend und ausser denselben der Bac. candicans, der Micrococcus can- dicans, der sternförmige Coccus, der Micrococcus luteus und aurantiacus, beim Hunde auch der Bac. albus cada- veris gefunden. Diese Bakterien erwiesen sich, ihrem Verhalten zu den eiweisshaltigen Substanzen (Fleisch, Polenta etc.) nach, als mehr oder weniger starke Fäulnisserreger : alle veränderten das Nährsubstrat derart, dass dieses auf Thiere toxisch wirkte. Die Thatsache, dass in verschiedenen Fällen von plötzlichem Tode, in einem gegebenen Stadium der Fäulniss, unter bestimmten Bedingungen der Zeit und Temperatur, im Blute einer und derselben Stelle der menschlichen Leiche beständig die gleichen Mikroorga- nismen getroffen wurden, macht es wahrscheinlich, dass eine wirkliche bakteriologische Chronologie der Fäulniss durch weitere Unter- suchungen festgestellt werden kann, welche auch für die gerichtliche Medizin praktischen Nutzen haben würde. Abel (Greifswald). Mareliiafava, E., e Bignami, A., Note sull’ infezione pneu- monica. (La Riforma med. 1891. No. 251, 252. pp. 301, 313.) Der klinische Verlauf der Wanderpneumonieen lässt auf eine spezielle Eigenschaft des sie erzeugenden Virus schliessen, wofür auch die Thatsache zu sprechen scheint, dass mitunter wahre Epide- mien von Wanderpneumonieu zur Beobachtung gelangen. Ob der Diplococcus pneumoniae im gegebenen Falle thatsächlich eine spezielle pathogene Wirkung entfalte, suchen Verff. in der vor- liegenden Arbeit festzustellen. Sputum vom 18. Krankheitstage, von einem Falle von bilateraler Wanderpneumonie mit Pericarditis (letaler Ausgang nach 18-tägiger Krankheitsdauer) stammend, wurde einem kräftigen Kaninchen verimpft. Es verendete den nächstfolgenden Tag an typischer Sputumseptikämie. Aus Herzblut und Milz des- selben wurden Reinkulturen des Diplococcus gewonnen, die man 24 Stunden im Brütofen sich entwickeln liess und dann bei Zimmer- temperatur aufbewahrte. Diese Kulturen konservirten 25 Tage hin- durch ihre ursprüngliche Virulenz und lösten bei den Versuchsthieren immer die typische Speichelseptikämie aus. Dasselbe gelang auch mit anscheinend durch mehrfache Uebertragung auf andere Nähr- böden erschöpften Kulturen, die bei neuerlicher Aussaat nicht mehr angingen; nur lebten die Thiere entsprechend der Virulenzabnahme im Allgemeinen länger nach der Impfung und bei den länger über- lebenden waren auch die Lokalisationen des Diplococcus zahl- reicher. Mit älteren abgeschwächten Kulturen erhielten Verff. die reichlichsten ödematösen Infiltrationen an der Impfstelle, mit Kulturen mittlerer Virulenz die grössten Milztumoren. Foä leitet diese differirende pathogene Wirkung des Diplococcus von der ver- schiedenen Provenienz desselben her. Verff. weisen darauf hin, dass sie ähnliche Verschiedenheiten der Pathogenität bei Kulturen der- selben Herkunft, jedoch verschiedenen Alters und daher auch ver- schiedenen Virulenzgrades beobachtet hatten. Verff. sind geneigt, den besonderen klinischen Verlauf der Wanderpneumonieen in Be- Pneumonie. — Diphtherie. 797 Ziehung zu bringen mit dieser eigentümlichen Widerstandsfähigkeit der Virulenz des Diplococcus. Der Virulenzkonservirungsfähig- keit des Parasiten in der erkraukten Lunge über die gewöhnliche Zeitgrenze hinaus entspricht auch das lange Persistiren der Virulenz in den Kulturen. Fälle, bei welchen intra vitam eine reichliche Entwickelung des Diplococcus im Blute stattfindet und die demnach wirkliche pneumonische Septikämieen mit oder ohne Pneumonie und anderen Lokalisationen darstellen, sind ziemlich selten. Verif. hatten Gelegen- heit, zwei Fälle einer solchen Diplokokkenseptikämie mit multiplen Lokalisationen zu studiren, und berichten ein- gehend über den einen Fall, einen 36-jährigen Mann betreffend. Sektionsbefund: Chronische dysenterische Enterocolitis, phlegmonöse Colitis, Peritonitis, rechtsseitige Pleuritis, bilaterale suppurative Periorchitis, embolische Meningitis. Unmittelbar nach dem Tode wurden aus dem Blute der V. femoralis Agarplattenkulturen ange- legt, desgleichen bei der Autopsie aus den Exsudaten der Peritonitis, Meningitis und der Periorchitis. In allen Platten entwickelten sich zahlreiche Kolonieen des Diplococcus, die, an Kaninchen verimpft, typische Septikämie erzeugten. Die Kolonieen blieben ohne weitere Uebertragung 8 Tage lang virulent. Ein Kaninchen, mit einer solchen 8 Tage alten Kultur geimpft, ging nach 4 Tagen zu Grunde und wies dem erwähnten Falle ähnliche pathologische Veränderungen auf: Mächtige Infiltration der Impfstelle, beträchtlichen Milztumor, fibrinöse Peritonitis, Kolon enorm oedematös und mit kleinen Abscessen und punktförmigen Haemorrhagieen bedeckt, die Oedemflüssigkeit mit reichem Diplokokkengehalt. Die von diesen Fällen von Diplo- kokkenseptikämie gezüchteten Kulturen1 brachten verschiedene pathogene Wirkungen hervor, was vorwiegend auf den jeweiligen Grad ihrer Abschwächung zurückzuführen ist. Es scheint auch kein konstanter Antagonismus zwischen den verschiedenen experimentell erzeugten Läsionen in dem Sinne zu bestehen, dass das Auslösen der einen Läsion das Auftreten der anderen ausschliesse. Kral (Prag). Abbott, A., C., F u r t h e r s t u d i e s u p o n t h e r e 1 a t i o n o f t h e pseudo -diphtheritic bacillus to the diphtheritic bacillus. (John Hopkins Hospital Bulletin. 1891. No. 17.) Die Meinungen gehen iu der Frage des Vorkommens und der Stellung des Pseudodiphtheriebacillus noch erheblich auseinander. Während Loeffler und die Mehrzahl der deutschen Autoren auf Grund der mangelnden Virulenz und gewisser kultureller und morpho- logischer Unterschiede denselben als eine selten vorkommende und von dem echten Diphtheriebacilius verschiedene Spezies auffassen, ver- treten Hoffmann, namentlich aber Roux und Y er sin die An- sicht, dass diese Unterschiede inkonstant und der sogenannte Pseudo- diphtheriebacillus in vielen Fällen nichts Anderes als ein ab- geschwächter, nicht virulenter Abkömmling des Loeffler’schen Bacillus sei, der häufig im Munde gesunder wie kranker Personen gefunden wird und unter gewissen Umständen seine früheren patho- genen Eigenschaften wieder annehmen kann. 798 Diphtherie. — Osteomyelitis. Zur Entscheidung dieser Fragen hat Verfasser bei 53 theils ge- sunden, theils an entzündlichen Racbenerkrankungen leidenden Patien- ten bakteriologische Untersuchungen des Rachenschleims resp. Be- lages mittels der Loeffler’scheu Blutserumkultur angestellt. Nur bei vier derselben fauden sich Kolonieen, die mit denen der Diphtherie- bacillen so sehr übereinstimmten, dass sie einer näheren Untersuchung unterzogen wurden. Sie stammten: Fall I: von einem 59 Jahre alten Mann mit Schwellung und Hyperämie der Rachenschleimhaut, auf denen ein grauweisser Belag haftete. Fall II: ebenfalls heftige An- gina mit Auflagerungen bei einem Erwachsenen. Fall III: ein 11- jähriges Mädchen mit follikulärer Tonsillitis. Fall IV : syphi- litische Pharyngitis, keine Beläge. Sämmtliche Fälle heilten in we- nigen Tagen. Die Kulturen ergaben ganz ähnliches Aussehen wie bei echter Diphtherie. Die Kolonieen unterschieden sich weder makro- skopisch, noch bei der mikroskopischen Untersuchung der Bacillen von den Loe ffl e r’schen. In drei Fällen ergab auch die Züchtung auf den anderen Nährböden keine Unterschiede; nur der aus Fall II isolirte Bacillus bildet auf Kartoffel eine trockene, über die ganze Fläche sich ausbreitende, schmutzig-braune Auflagerung, die sich von dem kaum sichtbaren Wachsthum des Lo eff 1 e r’schen Bacillus leicht unterscheidet. Alle vier Kulturen erwiesen sich bei Verimpfung auf Meerschweinchen als nicht virulent. Verfasser ist geneigt, die aus Fall I, III und IV isolirten Stäbchen als nicht virulente Diphtheriebacillen im Sinne von Roux, die aus Fall II jedoch als eine davon verschiedene Spezies zu betrachten. Impfung von empfänglichen Thieren mit denselben hatte keine Immunisirung gegen Diphtheriebacillen zur Folge. Escherich (Graz). Gfarr£, C., Einige seltene Erscheinungsformen der akuten infektiösen Osteomyelitis. (Sep. -Abdr. aus der „Festschrift, herausgegeben zu Ehren des Professors Kocher zu Bern“. 1891.) Manche, von dem Typus der akuten Osteomyelitis beträchtlich abweichende Formen dieser Erkrankung sind mitunter von den ihnen ähnlichen tuberculösen Prozessen sehr schwer zu unterscheiden und sind wir dies nur auf Grund einer genauen bakteriologischen Unter- suchung im Stande. In allen vom Verf. so untersuchten Fällen von Periostitis albuminosa, bei der subakuten und rezidiven Form der Osteomyelitis wurde stets nur der Staphylococcus pyogenes aureus und albus entweder in Reinkultur oder in Gemeinschaft miteinander aus der Punktionsflüssigkeit gewonnen. Dass trotzdem der Inhalt der Abscesse* bei Periostitis albug minosa in der Mehrzahl der Fälle kein eitriger, sondern schleimi- oder serös zu sein pflegt, erklärt der Verf. in Uebereinstimmung mit Vollert durch eine schleimige Degeneration des Eiters. Thatsäch- lich fand sich bei der bei einem Patienten ausgeführten Spaltung eines Oberschenkelabscesses eine ganz klare schleimige Flüssigkeit vor, während die 8 Wochen vorher vorgenommene Probepunktion ein serös-eitriges Sekret ergeben hatte. Kamen (Czernowitz). Psorospermien. — Impfung. 799 Török, Ludwig, Die neueren Arbeiten über die Psoro- spermien der Haut. (Monatshefte f. prakt. Dermatol. Bd. XV. 1392. S. 1.) Verf. lässt alle diejenigen histologischen Arbeiten über patho- logische Veränderungen der Haut Revue passiren, in welchen für oder gegen die Lehre von der Psorospermien -Natur bestimmter mikro- skopischer Befunde Stellung genommen wird. Derartige Befunde sind bei folgenden Affektionen gemacht worden: Epithelioma contagiosum, Darier’sche Dermatose, Carcinom und Paget’s Disease, Krankheiten, von denen besonders das Carcinom die Streit- objecte geliefert hat, und ferner die hauptsächlich von Pfeiffer be- arbeiteten „Blatternkrankheiten“. Verf. sammelt die von den einzelnen Autoren gefundenen Thatsachen und beurtheilt dieselben vom cellular- pathologischen Standpunkte aus. Er unterzieht des Weiteren die aus jenen Daten gezogenen Schlussfolgerungen einer strengen Kritik und weist die Unhaltbarkeit der für die Parasitennatur jener eigen thümlichen Gebilde sprechen sollenden Gründe nach. Nachdrücklich weist Verf. darauf hin, dass bis jetzt „einzig und allein die morphologische Aehnlichkeit gewisser Zelleinschlüsse mit einzelnen Entwickelungs- formen der Protozoen die einzige Stütze der parasitären Auffassung ausmacht“. Zu einer solchen Auffassung wären wir erst dann ge- zwungen, wenn die cellularpathologische Deutung nicht mehr aus- reichte und eine sich von selbst aufdrängende Congruenz zwischen den verschiedenen Zelleinschlüssen und den Entwickelungsstadien be- kannter Protozoen sich herausstellte. L. Philippson (Hamburg). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Metschnikoff, E., Zur Immunitätslehre. (Verhandlungen des XI. Kongresses für innere Medizin. Wiesbaden 1892.) Nach einem kurzen Ueberblick über den gegenwärtignn Stand der Imraunitätslehre, bei welchem — entsprechend dem bekannten Standpunkt des Schöpfers der Phagocytentheorie — die bakterien- tödtende Eigenschaft des Blutserums für ganz unwesentlich erklärt wird, wendet sich der Verf. zunächst zu der antitoxischen Wirkung des Blutserums, welche, wie er sagt, zum Schlagwort der heutigen Hu- moralpathologie geworden sei. Er glaubt, dass es „ganz ausserordent- lich schwer“ sei, zu entscheiden, ob toxische Produkte von Bakterien wirksam oder unwirksam sind. (? Ref.) Die beiden Krankheiten, die von Behring und Kitasato mit so viel Erfolg untersucht wurden, Tetanus und Diphtherie, stellten „Beispiele von ganz be- sonderen Krankheiten“ vor. Metschnikoff bemühte sich, eine Bakterienart ausfindig zu machen, bei der man „die toxischen Eigen- 800 Schutzimpfung, kUnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung ect. schäften und die Eigenschaften der Bakterien selbst von einander trennen konnte“ und gegen die eine Immunisirung der Versuchsthiere (Kaninchen) leicht möglich ist. Das Bakterium der Hog-Cholera fand Metschnikoff für seine Zwecke am meisten geeignet. Das- selbe ist für Kaninchen sehr pathogen ; stenlisirt man das Blut, welches diese Bakterien enthält, so bewirkt dasselbe eine starke In- toxikation; impft man dagegen mit lebenden Bakterien in ganz ge- ringer Quantität, so bekommen die Versuchsthiere eine richtige In- fektion. Es ist leicht, Kaninchen gegen die Bacillen der Hog- Cholera zu immuuisiren ; diese Thiere sind dann aber durchaus nicht „giftfest“. V,, ccm von dem Serum eines immunisirten Kaninchens genügt, um ein anderes Thier zu immunisiren; trotzdem hat dieses „Heilserum“ keine antitoxische Wirkung. Dieses Serum tödtet auch uicht die Bacillen, noch schwächt es die Virulenz der in ihm ge- züchteten Bacillen ab. Worauf beruht nun in diesem Falle die Immunität? Nach Metschnikoff’ s Ansicht wiederum auf der Phagocytose. Auch beim nicht immunen Thier entsteht an der Invasionsstätte der Bacilleu starke Entzündung, jedoch nur sehr geringe Leukocytenansammlung. Injizirt man die Bakterien mit Heilserum zusammen, so bildet sich bald Eiter und die Phagocyten vernichten dann allmählich die Bakterien. Die heilenden Substanzen des Serums sind also, wie Verf. bewiesen zu haben glaubt, in diesem Falle nicht bakterient dtend, nicht giftzerstörend, sondern sie sind „stimulirende Substanzen, welche die Heilkräfte und namentlich die Phagocyten stimuliren“. R. Stern (Breslau). Abbott, A. C., A reviewof someofthemore important contr i butions to our knowledge upon immunity and infection. (Med. News. No. 982. 1891. p. 534.) Eine lesenswerthe Besprechung der wichtigsten neueren experi- mentellen Arbeiten auf den Gebieten der Infektions- und der Immu- nitätsfrage. Das Schlussresum6 bringt in konciser Form die aus den experimentell gewonnenen Erfahrungen resultirenden Theo- rieen und Hypothesen, wie sie dem gegenwärtigen Stande der beiden Forschungsgebiete entsprechen. Kral (Prag). Dixon and Zuill, Reaction of the amidogroup upon the wasting animal economy. Philadelphia (The amer. med. press comp.) 1891. Bei Versuchen , das wirksame Prinzip aus dem Tuberculin dar- zustellen, erhielt Dixon eine krystallinische Substanz, deren Zusam- mensetzung ihm den Gedanken nahe legte, dass die Amidogruppe: Allantoin, Glykosin , Tyrosin, Kreatin und Kreatinin, Taurin und Cystin etc., die wirksamen Körper in sich enthalte. Injektionsver- suche mit kleinen Kreatindosen, von Zuill aDgestellt, und zwar subkutan an tuberculösen Kühen, führten zu dem Resultate, dass die Reaktion der Thiere der Tuberculin Wirkung so ähnlich war, dass eine Differenz klinisch nicht wahrgenommen werden konnte. Der Einfluss des Kreatins auf tuberculöses Gewebe ist ausserordentlich Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 801 energisch, indem es eine schnelle Nekrose desselben veranlasst und den Anschein erweckt, als hätte das Gewebe eine cystische Degene- ration erlitten. Die käsige Entartung verschwindet scheinbar, statt des erkrankten Gewebes treten serumgefüllte Höhlen auf, in denen Gewebsfetzen flottiren. Gesunde Rinder zeigten keinerlei Reaktion. Nach einigen Versuchen , die mit Taurin angestellt wurden, scheint auch dieser Körper eine ähnliche Reaktion im tuberculösen Organismus hervorzurufen wie das Tuberculin; doch genügt die Zahl der Versuche und der zweifelhafte Zustand des Thiermateriales nicht, um ein endgültiges Urtheil zu fällen. Abel (Greifswald). Finotti, E., Ottavo caso di tetano traumatico curato con 1 ’antitossin a Tiz zoni-Cattani. Guarigione. (La Rif. med. 1892. No. 148.) F. berichtet abermals über einen Fall von traumatischem Teta- nus (nach komplizirter Fraktur des liDken Vorderarmes), welcher durch ausschliesslichen Gebrauch des Tetanusantitoxins, und zwar nach Darreichung von 4,80 g Antitoxin in 23 Injektionen zur Heilung gebracht wurde. Der Nachweis von Tetanusbacillen aus dem Wund- eiter gelang nicht und auch die mit dem letzteren, sowie mit dem Blutserum und Harne des Erkrankten vorgenommenen Tbierversuche fielen negativ aus, was der Verf. der geringen Quantität des zur Injektion verwendeten Materials zuschreibt. Das aus dem Blute des Pat. 8 Tage nach dem Verschwinden der tetanischen Erscheinungen gewonnene Serum übte auf das teta- nische Gift (filtrirte Tetanuskultur) keinen Einfluss mehr, woraus geschlossen werden kann, dass die durch das Antitoxin erzeugte Immunität nur eiue flüchtige sei. Kamen (Czernowitz). Tizzoni, Guido, Quinto caso di tetano traumatico cu- rato col sangue di animale immune (coniglio); gua- rigione. (La Rif. med. 1892. No. 160.) Rissquetschwunde des linken Mittelfingers, starke Verunreinigung mit Erde. Zwölf Tage nach der Verletzung das Auftreten der ersten tetanischen Erscheinungen. Um den Herd der Krankheit zu entfer- nen und die weitere Diffusion des tetanischen Giftes zu verhindern, ordnet T. die Amputation des gequetschten Fingers an. Diese wird ausgeführt und alsogleich mit den Injektionen von Blutserum tetanus- immuner Kaninchen begonnen. Im Ganzen werden 16 Injektionen zu 21/s — 5 ccm Serum und 6 Injektionen mit zusammen 1,35 g aus Kaninchenserum gewonnenen Antitoxins. Heilung. Der Verbrauch an injizirtem Serum betrug im Ganzen 40 ccm. Ein Unterschied in der Wirkungsweise des Kaninchen- und Hundeserums wurde nicht wahrgenommen. Kamen (Czernowitz). Bonome, A., und Vivaldi, M., Ueber die spezifische Wirkung einiger Substanzen auf die Entwickelung und die pathogene Eigenschaft des Rotzbacillus. Ein Bei- trag zur Immunitäts frage. [Aus dem path. Inst. d. K. Uni- versität zu Padua.] (Deutsche med. Wochenschr. 1891. No. 44.) 302 Schutzimpfung, kiinstl Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Die Verff. haben sich die Aufgabe gestellt, Substanzen zu erforschen, die im Stande sind, die Entwickelung der Rotzinfektion zu hemmen. Sie wählten zu diesen Versuchen das Penta- methylendiamin (Kadaverin), das Thymusex trakt und das N e u r i n. Die Versuche mit Kadaverin wurden in der Weise ausgeführt, dass Glycerin-Zucker-Bouillon mit verschiedenen, ganz geringen Men- gen (2—8 mmg) Ivadaveriu versetzt wurde und nach Impfung mit virulentem Rotz und 35-stündiger BebrütuDg untersucht und auf empfängliche Thiere verimpft wurde. Die Bouillon zeigte um so ge- ringere Trübung , die Bacillen um so grössere Degenerations- erscheinungen, je mehr Kadaverin zugesetzt war. Meerschweinchen, Kaninchen und Katzen blieben, abgesehen von hier und dort auf- tretenden ganz geringen lokalen Verhärtungen, gesund. 35 Tage post infectionem wurden zwei Katzen mit virulentem Rotz nach- geimpft und starben schleunigst. Weiter wurden 24 Stunden alte virulente Rotzkulturen mit den- selben Mengen Kadaverin versetzt und nach der Vermischung sofort auf Meerschweinchen und Kaninchen verimpft. Sämmtliche geimpften Thiere, mit Ausuahme der Kontrollthiere, blieben gesund. Die Versuche mit Thymusextrakt wurden in der Weise angestellt, dass Mischungen dieses wässerigen Auszuges mit Wasser und mit Bouillon, mit Rotz geimpft, dem Thermostaten auf 24 Stunden über- geben und dann auf Thiere verimpft wurden. Die Mischungen blieben klar, die Bacillen zeigten jedoch viel geringere Degenerations- erscheinungen als bei den Kadaverinversuchen. Von den geimpften Thieren starben nur die Kontrollthiere und die mit den Thymusextrakt- Bouillonmischungen infizirten, diese jedoch erheblich später. Endlich wiederholten die Verff. dieselben Versuche mit Neurin, das der Bouillon wie vorher das Kadaverin zugesetzt wurde. In vitro wurden die Form und Entwickelung der Bacillen erheblich modifizirt, dagegen starben alle Thiere unter den Erscheinungen der akuten Rotzinfektion. Die Verff'. ziehen aus ihren Untersuchungen den berechtigten Schluss, „dass sich sowohl in den Zellen einiger Organe des thierischen Körpers, als in den isolirten vegetabilen Zellen, welche die Bakterien darstellen, Substanzen bilden, die, indem sie auf einige Bakterien wirken, deren Degeneration veranlassen und deren Ent- wickelung sowohl in vitro als im Innern des thierischen Organismus hemmen“. Weiter folgt aus den Untersuchungen, dass Thiere, welche mit Rotzbacillen, die auf mit Thymusextrakt oder Kadaverin versetzten Nährböden gezüchtet worden sind, geimpft werden, am Leben bleiben. Wenn nun aber die Verff. wörtlich weiter schliessen, „dass diese Thiere vorübergehend refraktär für die Wirkung des Rotzbacillus werden, und dass diese Immunität durch neuerliche Einführung von mit Thymusextrakt oder Kadaverin versetzten Rotzkulturen verstärkt werden kann“, so scheinen dem Ref. doch die mitgetheilten Untersuchungen zu so weitgehenden Schlussfolgerungen nicht zu berechtigen. Dass das Kadaverin durch einen kurz dauernden Kontakt voll virulenten Rotz seiner Pathogenität berauben kann, ist dargethan ; dass aber die da- Schutzimpfung, kÜDstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 803 mit geimpfteD Thiere nun auch wirklich eine, wenn auch nur vor- übergehende, Rotzfestigkeit erlangt haben, was doch nur durch Nach- impfungen hätte bewiesen werdeu können, ist aus den Mittheilungen nicht ersichtlich; und daraus, dass die einzige nachgeimpfte Katze an dieser neuen Infektion starb, zu schliessen, dass hier früher doch Immunität bestanden habe, dürfte wohl mindestens gewagt sein und auch nicht im Sinne der Verff. liegen. Vollends ist der Schluss, dass die erlangte Immunität durch neuerliche Einführung ebenso beinflusster Rotzkulturen verstärkt werden kann, vor der Hand ins Reich der Vermuthung zu verweisen. Es ist wohl mehr der Aus- druck eines Wunsches, dem wir uns nur anschliessen können. Foth (Leobschütz, O.-Schl.). Buttersack, Beiträge zur Desinfectionslehre und zur Kenntniss der Kresole. (Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesund- heitsamte. Band VIII. Heft 2. pag. 357 — 376.) Nachdem Verf. sich im Allgemeinen über die Desinfektionsbe- strebungen verbreitet und hierbei hervorgehoben hat, dass Reinlich- keit immer das beste Desinfektionsmittel sei, bespricht er mehrere Versuche, die er über die Desiufektionskraft verschiedener Kresole angestellt hat. Um ein recht widerstandsfähiges Material für diese Versuche zu beschaffen, liess sich Verf. aus Gegenden, die häufig von Milzbrand heimgesucht werden , Stücke der Milz und Leber von an Milzbrand frisch gefallenen Thieren übersenden, aus welchen in Verbindung mit zwei älteren Kulturen sehr widerstandsfähiges Sporen material erhalten wurde. Die Widerstandsfähigkeit dieser Sporen wurde im strömenden Dampfe mit den Apparaten von Koch, Petri und den von Ohlmüller geprüft, wobei sich herausstellte, dass in dem von Ohlmüller angegebenen Apparate die Abtödtung der Sporen viel schneller, als in den beiden anderen erfolgte. Bei letzteren beiden Apparaten kann der Gang der Desinfektion leicht ein unregelmässiger sein, was diese Apparate zur Prüfung der Sporeu nicht geeignet macht. Verf. versuchte hierauf auch die Widerstands- fähigkeit der Milzbrandsporen gegen kochendes Wasser, uud fand hier einen bedeutend höheren Grad von Widerstandsfähigkeit als gegen strömenden Dampf; er schliesst hieraus, „dass ein Universal- massstab für die Widerstandsfähigkeit der Sporen im Allgemeinen nicht aufzustellen sei“. Für die in Frage kommenden Untersuchungen über die Des- infektionskraft der Kresole bot sich Verf. die nahe verwandte Karbol- säure als Vergleichsmittel. Eine 5-proz. Lösung derselben konnte die Sporen verschiedener Herkunft auch nach 50-tägiger Einwirkung noch nicht abtödten. Um ein Hineingelangen der Desinfektionsmittel in die Impfung zu verhindern, trocknet Verf. die Sporen nicht an Seidenfäden, sondern an fein gesponnene und zu einer Schleife verknüpfte Glasfäserchen an, welche durch einfaches Abspülen ein vollständiges Entfernen der Reste des Desinfektionsmittels gestatteten. Die zur Untersuchung gelangten Desinfektionsmittel waren 9 Arten Kresole der Firma Dr. F. von Heyden in Radebeul bei Dresden, 804 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. sowie zwei Präparate von Dr. G. Krämer (Kresol [33 Proz.] in neutralen Sulfonsalzen gelöst und ein anderes, Kresolin genannt). Die Präparate von Heyden blieben bei Verdünnung auf 10 Proz. klar, trübten sich aber, ausser zweien, bei einer Verdünnung auf 5 resp. 1 Proz. durch Ausscheidung kleiner, öliger Tröpfchen, die am Boden zu einer braunen, öligen Masse, welcher eine bedeutende Desinfektionskraft zukain, Zusammenflüssen. Die Versuche wurden ausser mit Milzbrandsporen mit Staphylo coccus aureus und mit tuberculösem Auswurf angestellt. Die Versuche mit dem Sta- phylococcus aureus ergaben, dass in mit 1 Proz. des Des- infektionsmittels versetzten Bouillonkulturen die Abtödtung bei 6 Kresolarten nach einer Minute, bei 3 Arten sowie bei Lysol nach 3 Minuten und bei einer Art nach 5 Minuten erfolgte, während eine Kresolart, sowie eine gleichprozentige Karbolsäure auch nach 10 Minuten langer Einwirkung noch keine Abtödtung der Staphylo- kokken bewirkte. Bei den Versuchen mit Milzbrandsporen zeigte sich, dass 2 Kre- solarten als 10-proz. Lösungen die Sporen innerhalb 4 Tagen zu tödten vermochten ; die anderen 9 Arten, sowie 5-proz. kresolhaltige Lysollösung und 5-proz. Karbolsäure erreichten dies Resultat in der ersten Woche nicht. Ein Desinfektionsmittel nützt nichts, wenn es erst nach so und so vielen Tagen wirkt, und verlangt die Praxis gründliche und schnelle Desinfektion; diese wurde aber, mit Aus- nahme eines einzigen Präparates von Heyden (Rohkresol in Roh- kresolnatrium), mit keinem der Präparate erreicht. Die Resultate mit Tuberkelbacillen waren günstiger. Frisches, viele Tuberkelbacilleu enthaltendes Sputum wurde mit 10-proz. Lö- sungen zweier Kresolarten von Heyden im Ueberschuss versetzt, und zeigte sich, dass das Sputum schon nach 6 Stunden nicht mehr infektiös war. Auch gelang es Verf., Sputum, welches an Holz und Glasplatten angetrocknet war, durch 1 — 2 Minuten langes Ueber- giessen mit den betreffenden Kresolen völlig zu desinfiziren. Die- selbe Wirkung wurde auch durch siedendes Wasser erzielt, in welches dick mit Sputum bestrichene Glasplatten x/2 — 2 Minuten eingetaucht wurden. 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No. 23. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die. Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekt/urabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Ueber den Ursprung und Vorkommen von Alexinen im Organismus. Von E. H. Hankin, Chemical Examiner analyst and bacteriologist to the Government of the North West Provinces, Angra, India. [Aus dem Pathological Laboratory Cambridge.] (Mit 6 Abbildungen.) (Schluss.) b) Beobachtungen an Hunden. Ich habe kaum von einem Dutzend Hunden Blut oder Lymphe beobachtet. Deshalb kann ich nur ganz vorläufig über diese Sache in. Bd 54 810 E. H. Hankin, berichten. Bekanntlich besitzt das Hundeserum im Allgemeinen keine so ausgesprochene bakterientödtende Kraft, wie das von Kaninchen, und im allgemeinen habe ich auch keine Zeichen einer extravascu- lären Absonderung der eosinophilen Körnchen bei Hunden gesehen. Als Beweis hierfür sei das folgende Experiment erwähnt : Einem morphinisirten Hunde wurde Blut in zwei Centrifugenröhren ent- nommen, in deren jeder sich etwa 5 ccm eines Blutegelextraktes in altem Kaninchenserum befanden i), um die Gerinnung zu vermeiden. Ein Rohr wurde sofort centrifugalisirt und das zellenfreie Plasma mit einer Pipette in ein sterilisirtes Reagenzglas in einen Eisschrank gesetzt. Das andere Rohr aber wurde bei 38° zwei Stunden lang gehalten, hierauf wurde es centrifugalisirt und das Plasma ebenfalls in ein Reagenzrohr gebracht. Trockenpräparate sowohl des frischen Blutes als auch des zwei Stunden bei 38 0 gehalteneu zeigten die Zellen mit eosinophilen Körnchen gefüllt. Am nächsten Tage wurde das bakterientödtende Vermögen mit Hilfe der Plattenkulturmethode untersucht, und zwar wurden hierzu Milzbrandbacillen benutzt mit folgendem Ergebnisse: Kontrollplatte nach Vs, Std. nach 1 Std. 1) Blut sofort centrifugalisirt 100 101 616 2) Blut centrifu- galisirt nach 2 Std. bei 38° 111 92 181 Es war also in diesem Falle nur eine unbedeutende bakterieu- tödtende Wirkung zu ersehen. Zuweilen aber besitzt bekanntlich das Hundeserum ein ausge- sprochenes bakterientödtendes Vermögen, und in solchen Fällen habe ich immer Zeichen von Absonderung der eosinophilen Körnchen ge- sehen. Zum Beispiel diene der folgende Versuch: Eine grosse Hündin wurde zwei Stunden, nachdem sie ein halbes Kilo Fleisch gefressen hatte, unter Chloroform gesetzt. Nach einer halben Stunde wurden ungefähr 50 ccm ihres Blutes in ein Centri- fugenrohr genommen und mit Blutegelauszug (ungefähr 3 Blutegel- köpfe in 10 ccm Serum) gemischt. Die Mischung wurde in zwei Theile getrennt, wovon der eine sofort centrifugalisirt (= A), der zweite aber bei 38° während einer Stunde gehalten und dann erst centrifugalisirt (= B) wurde. Ferner wurde auch Blut ohne Blutegel- auszug benutzt, von dem das Serum abpipettirt wurde (= C). Diese 1) Iu diesem Versuche habe ich das Blutegelextrakt wie folgt dargestellt: Der vor- dere Körpertheil der Blutegel wird abgeschuitten und in Alkohol während einiger Tage gesetzt. Dann werden die Blutegelköpfe in vacuo getrocknet. Zum Gebrauche wurden 2 — 4 davon mit einem scharfen Messer fein zerschnitten und die Bruchstücke in ungefähr 10 ccm sterilen Serums, das vorher 1 Stunde lang bis 57° erhitzt wurde, gesetzt. Das Serum habe ich dann bei 42° während einiger Tage gelassen, um die Blutegelschuitte extrahiren zu lassen. Eventuell habe ich dasselbe bis 56° in Intervallen erhitzt, um es zu sterilisiren. Ich habe Serum statt Wasser benutzt, um eine etwaige Wirkung auf die Zellen (durch Veränderung der Konsistenz des Mediums etc.) zu vermeiden. Ueber den Ursprung und Vorkommen von Alexinen im Organismus. gJJ zwei Plasmaproben sowohl wie auch das Serum wurden nun auf ihr bakterientödtendes Vermögen hin untersucht mit folgendem Resultate : Eine frische Kultur von Vibrio Metschnikovi wurde dazu benutzt. Kon- trolle V, Std- 1 Std. 1% std. Aussehen der Röhren nach 48 Stunden A 1824 1 2 0 Wachsthum B 3052 0 l 0 Wachsthum c 2102 0 0 0 Steril. Wir haben es hier also mit einer starken bakterientödtenden Wirkung zu thun. Trockenpräparate wurden sowohl von direkt aus der Vene genommenem Blute, als auch mit solchem Blute gemacht, das eine Stuude lang bei 38° gehalten worden war. In allen wurden Zeichen einer ausgesprochenen Absonderung der Körnchen gefunden. Das Zellprotoplasma war wie gewöhnlich entweder farblos oder mit Eosin diffus gefärbt, und in einer langen Reihe von Präparaten konnte ich nur eine einzige Zelle finden, die die eosinophilen Körnchen deut- lich zeigte, aber hier war das Protoplasma mit Eosin etwas gefärbt. Zuweilen habe ich klare Vakuolen im gefärbten Protoplasma gesehen. Leider sind diese Experimente nicht direkt vergleichbar, da ich in dem einen Milzbrand, in dem anderen Vibrio Metschnikovi zur Prüfung des bakterienvernichtenden Vermögens benutzt habe. Nichts- destoweniger kann man aber aus ihnen schliessen, dass es hier einen grossen Unterschied in der bakterientödtenden Wirkung in diesen zwei Fällen gibt. In einem Falle gibt es keine Körnchenabsonderung, im anderen Falle, wo die Körnchen meistens verschwunden sind, sehen wir eine ausgesprochene bakterientödtende Wirkung. In anderen Fällen habe ich auch bemerkt, dass beim chloro- formirten Hunde ähnliche Veränderungen in den Blutzellen zu sehen sind und dass eine anständige Wirkung auf Bakterien vorhanden ist. Doch habe ich bei Hunden nach Morphiumeinspritzung die Körnchen zwar intakt, aber nur ein unbedeutendes bakterientödtendes Vermögen gefunden. Leider sind meine Beobachtungen nicht zahlreich genug, um ein solches Verhalten definitiv erklären zu können. Im Zusammenhang hiermit möchte ich noch eine interessante physiologische Beobachtung vorführen. Erstens sieht man eine ähn- liche Differenz zwischen morphinisirten und chloroformirten Hunden, was intravenöse Peptoneinspritzungeu betrifft. Beim ersteren nämlich lässt sich das nicht gerinnbare Peptonplasma darstellen, während es bei chloroformirten Hunden im Gegentheil sehr schwer ist, nicht ge- rinnbares Plasma dadurch zu erhalten. Ungeheuere Dosen Peptons sind dazu nöthig *). Man sieht also, dass man mit intakten Zellkörnchen leicht nicht . gerinnbares Peptonplasma bekommt. Mit gelösten Zellkörnchen besitzt das Blut eine grössere Gerinnungstendenz. An anderer Stelle habe ich betont, dass die in normalen Thieren vorkommenden Alexine Fibrin- 6) Siehe J. R. Green, Journal of Physiology. 1888. 54* 812 E. H. Hankin, ferment-ähnliche Körper sind x). Nun finden wir in diesem chloro- formirten Hundeblute ein erhöhtes bakterientödtendes Vermögen und eine erhöhte Gerinnungstendenz. Diese beiden Phänomene lassen sich leicht durch einen Absonderungsvorgang seitens der eosinophilen Zellen erklären und davon haben wir schon im Ver- schwinden der Körnchen ein Zeichen gesehen. c) bei Ratten. Das Serum dieser Tniere besitzt, wie bekannt, ein ausgesprochenes bakterientödtendes Vermögen, und ich habe hier nur sehr schwer die eosinophilen Körnchen gefunden. Zuweilen gelingt dieses zwar ganz leicht, aber gewöhnlich sieht man nur einige Zellen in einem Präpa- rate, die die eosinophilen Körnchen enthalten. Die übrigen Zellen (mit demselben Aussehen) sind entweder nicht mit Eosin gefärbt oder nur diffus. Das Aussehen erinnert an das Blut eines chlorofor- mirten Hundes. Die Präparate , in welchen ich die eosinophilen Körnchen am besten gesehen habe , stammen von einer Ratte , die mit Opium und Cocain vergiftet war. Natürlich liefern diese Beobachtungen beim Kaninchen und Hunde keinen sicheren Beweis dafür, dass die eosinophilen Körnchen als Muttersubstanz der Alexine zu betrachten sind. Dies kann erst dann geschehen, wenn die extravasculäre Absonderung künstlich erhöht wird, um den Einfluss etwaiger intravasculärer Veränderungen zu ver- meiden. Solche Versuche werde ich in der nächsten Abtheilung vor- führen. Die oben geschilderten Anschauungen stellen eine leichte Erklä- rung der interessanten Beobachtung von Fodor’s1 2) dar, dass arterielles Blut ein Serum liefert mit grösserem bakterientödtenden Vermögen, als venöses. Bei letzteren kann man denken, dass das Leben der Zellen (durch Mangel an Sauerstoff etc.) rasch beein- trächtigt wird und dass deshalb die extravasculäre Absonderung seitens der eosinophilen Zellen schnell gehemmt wird. III. Versuche, die Alexin absonderung der eosinophilen Leukocyten künstlich zu vermehren. In der vorhergehenden Abtheilung habe ich gezeigt, dass unter verschiedenen Verhältnissen die eosinophilen Leukocyten eine Ab- nahme ihrer Körnchenzahl zeigen können, welche ich für ein Zeichen einer Alexinabsonderung halte, weil sie immer (soweit meine Beob- achtungen gehen) von einer Zunahme der bakterientödtenden Kraft des Blutes begleitet ist. Die bis jetzt geschilderten Versuche' geben aber keineswegs einen schlagenden Beweis für diese Anschauung, weil es immerhin möglich wäre, dass diese Absonderung nicht die Ursache, sondern das Resultat einer Veränderung der bakterien- vermindernden Kraft des Blutes ist, ja es könnte ein ganz unab- hängiges Phänomen sein. Um nun einen definitiven Beweis zu erbringen, dass die eosino- 1) „On the conflict between tbe organism and the raicrobe“. (British Medical Joarnal. 1890. July 30.) 2) Dieses Centralblatt. Ueber den Ursprung und Vorkommen von Alexinen im Organismus. 813 philen Körnchen die Muttersubstanz der Alexine sind, muss man diese Absonderung extravasculär beobachten und dabei ein grösseres bakterientödtendes Vermögen vor als nach der Absonderung finden. Zu diesem Zwecke habe ich Blutegelextraktplasma benutzt. Die Carotis eines Kaninchens wurde eingeschnitten und das Blut in ein Gefäss fliessen gelassen, das Blutegelextrakt enthielt. Wie die Experimente in der vorigen Abtheilung zeigen , übt das Blutegel- extrakt keinen nennenswerthen Einfluss auf die bakterientödtende Wirkung des Blutes aus. Man braucht das Extrakt von fast einem Blutegelkopf, um die Gerinnung von 10 ccm Kaninchenbiut (wenn Leukocytose vorhanden ist) völlig zu hemmen. In vorliegendem Versuche wurde das Blutegelextraktblutplasma sofort in zwei Theile getheilt, deren einer sofort centrifugalisirt wurde, um zellenfreies Plasma zu erhalten, welch letzteres zur Kon- trolle dienen sollte. Der andere Theil des Blutes wurde eine be- stimmte Zeit bei einer Temperatur von 38 — 40° gehalten, und von ihm wurden sofort sowie nach verschiedenen Intervallen Trocken- präparate gemacht unter streng aseptischen Kautelen. Ich habe eine lange Reihe von Mitteln geprüft, von denen ich glaubte, dass durch ihre Einwirkung auf die Zellen ein Verschwinden der Körnchen erzeugt werden würde. Verschiedene mechanische Reizmittel habe ich er- folglos dazu benutzt, ja ich habe sogar die wohlbekannten „Prinz Rupertschen Tropfen“ benutzt , welche unter der Oberfläche des Blutes explodiren, ohne aber den gewünschten Krfolg zu erzielen. In solchem Blute sah ich zwar, dass viele rothe und weisse Blutkörperchen in unregelmässige Bruchstücke zerfallen waren, auch sah ich zu- weilen kleine Stücke eosinophiler Leukocyten, die noch die eigen- tümlichen Körnchen enthielten , doch war kein Zeichen einer Ab- sonderung zu sehen. Ausser den erwähnten mechanischen habe ich ferner eine lange Reihe anderer Reizmittel für diese Zwecke benutzt, ohne aber mein Ziel zu erreichen. Verschiedene Salzlösungen, Alkaloide, Bakterien- produkte und Eiweisskörper haben mir keine guten Resultate ge- liefert, obwohl ich zu diesen vergeblichen Versuchen fast ein halbes Kilo Deckgläser benutzt habe. Nur eine Lösung von Liebig’schem Fleischextrakt und Wooldridge’s Gewebsfibrinogen (in alkalischer gekochter Lösung) haben ein Verschwinden der Körnchen bis zu einem gewissen Grade hervorgerufen. Diese letzteren Beobachtungen aber habe ich nicht sehr weit verfolgt , weil ich endlich eine ein- fachere Methode gefunden habe. Ich werde hier nur ein paar Ex- perimente mit Gewebsfibrinogen vorführen. Wie bekannt, hat W o o 1 - dridge *) vor einigen Jahren die interessante Entdeckung gemacht, dass durch eine Gewebsfibrinogenlösung (resp. ein wässeriges Ex- trakt von Kälberthymus) es möglich ist, Kaninchen gegen Milzbrand zu schützen. Wooldridge ist der Meinung, dass das Gewebs- fibrinogen in seinem Versuche als Gift gewirkt hat1 2). Das Thier 1) Versuche über Schutzimpfung auf chemischem Wege. (Arch. f. Anat. u. Phys. Abth. Bd. III. 1888. S. 527.) 2) Siehe Wooldridge, Die Gerinnung des Blutes. S. 32. (Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben von M. v. Frey. Leipzig [Veit & Co] 1891.) 814 E. H. Hankin hat Immunität gegen dieses Gift bekommen und gelegentlich auch Immunität gegen das ähnliche Gift, welches von Milzbrandbacillen erzeugt war. Einige Forscher haben diese Anschauungen von Wooldridge völlig missverstanden und geglaubt, dass er es mit einem Alexin zu thun gehabt habe. Meine Beobachtungen, dass das Gewebsfibrinogen auf die Leukocyten wirkt, dienen aber zur Ver- theidigung der Vermuthungen Wooldridge’s und geben auch eine Erklärung für seine Versuche. Einem Kaninchen habe ich gekochte Gewebsfibrinogenlösung intravenös eingespritzt; es zeigte am nächsten Tage eine ausgesprochene Leukocytose, aber die grosse Mehrzahl der eosinophilen Zellen enthielt nur einige oder gar keine Körn- chen , was als Zeichen einer aktiven Absonderung seitens der Zellen zu betrachten ist. Das Thier wurde dann getödtet und das Blut in einem Centrifugenrohre gesammelt. Sobald es geronnen, wurde der Blutkuchen von der Wand des Rohres getrennt und centrifugalisirt, um ein rasches Auspressen des Serums zu erzielen. Das Serum wurde dann in kleine Reagenzgläser unter aseptischen Kautelen ver- theilt, und zwar kam in jedes Röhrchen genau 1 ccm Serum. Die Röhrchen wurden dann mit einer successiv zunehmenden Menge einer verdünnten V. M e ts c h n ikovi - Kultur geimpft. Eine feine Pipette, bis 0,001 eines ccm graduirt, wurde hierzu benutzt1). Die Röhr- chen wurden im Thermostaten bei 37° gehalten. Am nächsten Tage fand ich , dass die Röhrchen , welche mehr als 0,05 ccm der Kultur bekommen hatten, ein typisches Wachsthum zeigten , während die Röhrchen , welche mit weniger als 0,05 ccm geimpft worden waren, steril geblieben waren. Beim Blute eines normalen Kaninchens war dagegen 0,001 ccm die kritische Ziffer. Diese zwei Röhrchen, welche mit resp. 0,05 und 0,001 ccm geimpft waren, haben nur Spuren von Wachsthura gezeigt, woraus sich ergibt, dass das Blut der Versuchs- thiere ungefähr 50mal so viele Bakterien tödten konnte, als das Kontrollblut. Ein ähnlicher Unterschied besteht zwischen den reinen Alexinlösungen, die aus ihrer Milz dargestellt sind, und zwar nach der Methode, die ich an anderer Stelle geschildert habe. Die Platten- kulturmethode wurde hier benutzt, um die bakterientödtende Kraft in zwei Fällen zu vergleichen; sie ergab Folgendes: 1 Kontrollplatte Platte nach 1/i Stunde gegossen Platte nach 1 Stunde gegossen Alexinlösung vom Kanin- 1 chen , das früher mit f Gewebsfibrinogen ge- f impft war 1530 17 11 Alexinlösung eines norma- 1 len Kontrollkaninchens J 1512 1542 1361 1) Diese Pipette wird nur von Dr. H. Rohrbeck, Berlin NW., Karlstrasse 24 I, angefertigt. Ich habe eine solche immer benutzt für das Plattenkulturverfahren bei der Prüfung der bakterienvermindernden Eigenschaften der Alexinlösungen , für welche Zwecke diese Pipette viel genauer ist, wie die Plattennadel. Dadurch sind die Grenzen der Fehlerquellen sehr herabgesetzt. Siehe Hankin, ,,On the method of testing the bacteria killing power of alexin-solutions“. (Journal of Pathology and Bacteriology. 1892. September.) Ueber den Ursprung und Vorkommen von Alexinen im Organismus. 815 Die Kontroll- Alexinlösung stellt eine Ausnahme dar, weil nach einer halben Stunde keine Tödtung der Bakterien stattgefunden hat; die andere aber wirkt mehr bakterientödtend, als es bei einem normalen Kaninchen gewöhnlich der Fall ist. In einem anderen ähnlichen Versuch wurden 2 ccm einer gewebs- tibrinogenen Lösung einem Kaninchen intravenös eingespritzt, hierauf nach 15 Minuten nochmals 5 ccm. Vor den Einspritzungen besassen die eosinophilen Leukocyten ein normales Aussehen, wogegen nach der zweiten Einspritzung fast alle ihre Körnchen verloren hatten. Innerhalb 5 Minuten nach der zweiten Einspritzung wurde die Carotis zerschnitten, das Blut gesammelt und sein Serum geprüft, wie im vorigen Versuch. In diesem Fall hatte 1 ccm des Serums, das mit 0,2 ccm einer 24 Stunden alten (nicht verdünnten) Kultur von V. Metschnikovi geimpft war, nur eineSpur von Wachsthum er- zeugt, das nach 24 Stunden nur mikroskopisch nachweisbar war, wo- gegen alle übrigen Röhrchen, die mit 0,05, 0,03, 0,02 ccm. etc. geimpft waren, steril geblieben sind. Dieses Serum könnte also unvergleichbaren, mehr Bakterien zerstören, wie das Serum eines normalen Thieres. Wenn das Serum dieses Kaninchens mit 0,75 NaCl-Lösung verdünnt und geimpft wurde, war ein Wachsthum leicht zu bekommen. Die Gewebsfibrinogenlösung selbst besass kein bakterientödtendes Ver- mögen. Bekanntlich erzeugt das nicht gekochte Gewebsfibrinogen sehr schnell intravasculäre Gerinnung, und Halliburton hat die Ver- muthung geäussert, dass möglicherweise dasselbe so wirkt, weil es die Leukocyten reizt, Fibrinferment auszuscheiden *). Wenn man sich an die engen Beziehungen erinnert, die zweifellos zwischen dem Fibrin- ferment und den Alexinen, die im normalen Thiere Vorkommen, be- steht, so gewinnt diese Anschauung von Halliburton erneutes Interesse. Um in dieser Sache zu entscheiden, wird es aber nöthig sein, an Stelle von Kaninchen Hunde zu gebrauchen, weil die ersteren sehr leicht durch Einspritzung von gekochtem Gewebsfibrinogen ge- tödtet werden. Diese Versuche mit dem Gewebsfibrinogen hätten wohl an eine frühere Stelle meiner Mittheilung gehört, doch habe ich dieselben erst hierher gesetzt, weil ich diese Beobachtungen erst während meiner Bestrebungen, ein die Zellen reizendes Mittel zu finden, gemacht habe. Wegen seines Gerinnung befördernden Einflusses ist es sehr schwer, die Wirkung von Gewebsfibrinogen auf Blut in vitro zu verfolgen. Nachdem ich eine lange Reihe von Stoffen ohne Erfolg versucht hatte, um eine Ausscheidung der eosinophilen Körnchen zu erzeugen, fand ich, dass diese Ausscheidung gewöhnlich leicht gelingt, wenn das Blutegelextrakt-Blut einfach bei einer Temperatur von 38 bis 40 0 während 4 bis 7 Stunden gehalten wird. Macht man zum Bei- spiel alle halbe Stunden ein Trockenpräparat davon und färbt mit Eosiu und Methylenblau, so sieht man Folgendes: In den früheren Präparaten sind die Körnchen in der Mehrzahl der eosinophilen Leuko- cyten überall in der Zelle zerstreut (siehe Fig. 1), später aber sieht 1) ,,On the nature of fibrin ferment“. (Journal of Physiology Bd. IX. 1888. p. 229. Siehe p. 295 und 286 ) Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 1. Eosinophiler Leukocyt aus normalem Blut. Färbung mit Methylenblau und Eosin. Fig. 2. Erstes Stadium der Absonderung der eosinophilen Körnchen. Diese sind nur an einer Seite der Zelle gelagert. Färbung mit Eosin und Methylenblau. Fig. 3. Zwei Zellen, in welchen die Mehrzahl der eosinophilen Körnchen ver- schwunden ist, aus Blut, das 6 Stunden bei 39° nach Entnahme vom Kaninchen und Mischung mit Blutegelextrakt verweilt hat. Färbung mit Eosin und Methylenblau. Fig. 4. Weitvorgeschrittene Absonderung. 6 Stunden nach Entnahme vom Thier Färbung mit Eosin und Methylenblau. mau die Körnchen in einem Häufchen am Rande der Zelle gelagert (siehe Fig. 2) und noch später ist eine deutliche Abnahme der Körn- chen zu sehen. Zuletzt enthält die Mehrzahl der Zellen entweder gar keine oder nur noch zwei oder drei Körnchen (Fig. 3 u. 4.) Gewöhnlich habe ich alle diese Stadien in einem einzigen Präparat gesehen, doch ist zu betonen, dass nicht alle Zellen mit derselben Geschwindigkeit an dieser Veränderung Theil nehmen. Der Unterschied zwischen den früheren und späteren Präparaten ist auflallend genug und klar. Unter gewissen Bedingungen färben sich die eosinophilen Leukocyten nur sehr schwach mit dem Methylenblau, und wenn sie zur selben Zeit keine roth gefärbten eosinophilen Körnchen enthalten, so sind sie äusserst schwer zu sehen. Zuweilen findet man eine Masse von Leuko- cyten in einer granulirten Grundsubstanz (? Blutplättchen) eingebettet, doch verlieren solche Leukocyten nur selten ihre Körnchen. Wenn das Blut nicht bei 39 °, sondern bei Zimmertemperatur gehalten war, so werden die Körnchen nicht gelöst, sondern sind sogar nach 24 oder 48 Stunden so deutlich in den Zellen zu sehen, wie in ganz frisch gemachten Präparaten. Wie verhält sich nun das bakterientödtende Vermögen des Blutes, nachdem diese Veränderungen in den Zellen stattgefunden haben? Um diese Frage zu beantworten, habe ich folgende Versuche gemacht : Die Carotis eines Kaninchens wurde unter aseptischen Kautelen zer- schnitten, das Blut in einem sterilisirten Centrifugenrohre gesammelt, in welches früher 5 bis 10 ccm eines Blutegelextraktes gesetzt worden waren. Hierauf wurde sofort die eine Hälfte des Blutes in ein zweites Centrifugenrohr gegossen und centrifugalisirt, während das erste Centrifugenrohr in ein Wasserbad bei einer Temperatur von 38 bis Ueber den Ursprung und Vorkommen von Alexinen im Organismus. 817 40° gesetzt und darin stehen gelassen wurde, bis die eosinophilen Körnchen geschwunden waren. Innerhalb 10 Minuten wurde dann das völlig zellfreie Plasma vom centrifugalisirten Rohr abpipettirt und in ein sterilisirtes Reagenzrohr gebracht, welches nun auch in ein Wasserbad gesetzt wurde, also unter denselben Bedingungen, wie der noch Zellen enthaltende Rest des Blutes. Sobald im nicht centri- fugalisirten Blut die Körnchen aus einem Theile der Zellen geschwun- den waren, wurde dasselbe centrifugalisirt und das Plasma ebenfalls abpipettirt. Gewöhnlich wurden die beiden Reagenzröhrchen mit dem Plasma bis zum nächsten Tage im Eisschrank stehen gelassen und hierauf ihre bakterienzerstörende Thätigkeit durch die Plattenkultur geprüft, wie im folgenden Beispiele: Versuch I. Mittelgrosses Kaninchen. Bakterientödtendes Ver- mögen der Blutproben durch frische Kulturen von V. Metschni- kovi in Bouillon geprüft, mit folgendem Resultate: Kontrollplatte Platte nach »/, Stunde gegossen Platte nach 1 Stunde gegossen Blut sofort centrifuga- lisirt 1260 1010 670 Blut nach 2 Stunden cen- trifugalisirt 1889 557 461 Das heisst, während im Blute, welches sofort centrifugalisirt, nur 19,65 Prozent der Bakterien nach einer halben Stunde getödtet waren, sind im Blute nach Ausscheidung der eosinophilen Körnchen 70,5 Prozent der Bakterien untergegangen. In diesem Falle war vor dem Tode keine Leukocytose hervorgerufen worden, das Blut also im normalen Zustande. Versuch II. Zwei kleine Kaninchen. Jedes hat 1/g ccm einer 14-tägigen, sterilisirten, filtrirten V. Metschnikovi-Kultur intravenös eingespritzt bekommen. Sobald die Leukocytose aufge- treten war, wurden beide getödtet und ihr Blut in demselben Gefässe gesammelt; die Gerinnung wurde wie gewöhnlich durch Blutegelex- trakt beseitigt. Bakterientödtendes Vermögen mit V. Metschni- k o v i geprüft : Kontrollplatte Platte nach V4 Stunde gegossen Platte nach 1 Stunde gegossen Blut sofort centrifuga- lisirt 336 584 ? überwuchert Blut nach 5% Stunden centrifugalisirt 342 198 88 Hier zeigte das sofort centrifugalisirte Blut überhaupt kein bak- terientödtendes Vermögen, während das nach bll2 Stunden centrifuga- 818 E. H. Hankin, lisirte, in dem die Mehrzahl der Zellen ihre Körnchen gelöst hatte, nach 1 Stunde 74,5 Proz. der eingesäten Bakterien zerstörte. Versuch III. Grosse Kaninchen. Blut wie im obigen Ver- suche behandelt. Hier ergab die Plattenkulturmethode keine deut- liche Differenz bei zwei Blutproben, wie folgende Tabelle zeigt: Kontrollplattc Platte nach V2 Stunde gegossen Platte nach 1 Stunde gegossen Blut sofort centrifuga- lisirt 1 G 1 2 408 116 Blut nach 4 Stunden cen- trifugalisirt 1080 526 130 Während die erste Plasmaprobe nach 24 Stunden ein üppiges Wachsthum zeigt, ist im zweiten Rohre nur ein kümmerliches von sich nicht bewegenden Bakterien sichtbar. Derartige bewegungslose Kulturen von V. Met sehn ikovi habe ich öfters in Kaniuchen- serum, welches nach einer 24 Stunden alten Leukocytose gesammelt war, u. s. f., beobachtet. In anderen Versuchen habe ich ähnliche Resultate bekommen. Wie kann man nun aber sagen, dass dieses Verschwinden der eosinophilen Körnchen eine Absonderung sei? Soweit diese Expe- rimente ergeben, kann das Verschwinden nur eine postmortale Ver- änderung sein, das erste Zeichen des Zerfalls der Zellen. Zufällig habe ich nun aber Gelegenheit gehabt, einen Beweis dafür zu be- kommen, dass die Zellen während und nach dem Verschwinden der Körnchen noch leben. In einem Versuche war nämlich das Blutegel- extrakt zufällig nicht gut sterilisirt worden und daher eine kleine Menge eines ziemlich grossen Bacillus vorhanden. Während in früheren Präparaten, wo das Blut bei 38° gehalten worden war, die Bacillen nur zerstreut zwischen den mit Körnchen er- füllten Zellen gesehen wurden, hat nach 3 Stunden eine Zunahme der Zahl der Bacillen stattgefunden und die eosinophilen Körnchen waren theilweise verschwunden. Nach 4 Stunden und noch mehr nach 6 Stunden habe ich (im Trockenpräparate!) sehr oft die Bacillen auf oder innerhalb der Zellen gesehen. Nach ß1/^ Stunden schienen Fig. 5. • Fig. 6. Fig. 5 und 6. Leukocyten, die nur einige eosinophile Körnchen enthalten , mit Bacillenfärbung mit Eosin und Methylenblau. Ueber den Ursprung und Vorkommen von Alexinen im Organismus. 819 noch mehr Bacillen innerhalb der Zellen zu sein. Die bacillenhaltigen Zellen enthalten zuweilen keine, zuweilen aber noch einige eosino- phile Körnchen (Fig. 5 u. 6). Einige Zellen waren ganz vollgepfropft mit Bacillen. Das Blut wurde nun centrifugalisirt und seine Wir- kung auf Bakterien mit V. Metschnikovi geprüft. lu diesen Versuchen wurde das Plasma in beiden Fällen mit seinem halben Volum Kalbsfussbouillon gemischt. Das Resultat war folgendes: Kontrollplatte Platte nach */2 Stunde gegossen Platte nach l Stunde gegossen Platte nach 2'/ä Stunden gegossen lilut sofort centrifugali- sirt ca. 4000 994 998 2652 Blut nach 61/, Stunden centrifugalisirt 4312 71 G 620 1336 71/2 Stunden nach der Impfung wurden die beiden Plasma- proben untersucht. Die erstere (= Kontroll) zeigte sich schon für das unbewaffnete Auge etwas getrübt, und unter dem Mikroskope wurden sehr viele Bakterien (V. Metschnikovi) sichtbar, wogegen der zweite vollkommen klar war und bei mikroskopischer Untersuchung nur sehr wenige Bakterien zeigte. In einem anderen Versuche habe ich ziemlich ähnliche Resultate erhalten. In diesem Falle wurde die Leukocytose durch eine Ein- spritzung von nicht sterilem Blutegelextrakt erzeugt, welches einen nicht beweglichen Bacillus enthielt. Einige Minuten nach der Einspritzung waren sowohl die Bacillen als auch die Leukocyten aus dem Blute verschwunden, und nach einigen Stunden trat eine reich- liche Leukocytose von eosinophilen Zellen auf. Doch enthielten diese Zellen nur ein halbes Dutzend Körnchen, ja einige (die sonst das Aussehen von eosinophilen Zellen besassen) zeigten sogar gar keine Körnchen. Einige der körnchenarmen Zellen enthielten Ba- cillen. Wie nach diesen Zeichen von intravasculärer Absonderung seitens der Zellen zu erwarten war, übte also sowohl die Kontroll- als auch die nach 21/2 Stunden centrifugalisirte Blutprobe eine starke bakterientödtende Wirkung aus. Die extravasculäre Absonderung der Körnchen war nur schwer zu konstatiren, doch enthielten zuletzt nach 2V2 Stunden fast alle Zellen keine Körnchen mehr. Kontrollplatte Platte nach V2 Stunde gegossen Platte nach 1 Stunde gegossen Blut sofort centrifuga- lisirt 1028 768 352 Blut nach 2 J/2 Stunden centrifugalisirt 1654 526 402 820 E. H. Hankin, Nach 48 Stunden waren beide Plasmaproben steril. Zwei neue Plasmaproben wurden hierauf mit grösseren Mengen von V. Metsch- nikovi geimpft. Nach 48 Stunden zeigte die eine (= Kontroll) ein üppiges Wachsthum, während die andere (= Plasma aus Blut, welches 2 1I2 Stunden bei 38° gehalten worden war) steril geblieben war. Wenn das Blutegelextrakt zufällig nicht stark genug ist, so zeigt das Blut eine Tendenz zur Gerinnung. Immer aber habe ich be- merkt, dass dieses um so leichter gerinnt, wenn die eosinophilen Körnchen gelöst sind. Oft war z. B. dasselbe (sowohl die geimpfte wie die nicht geimpfte Probe) nach 24 Stunden geronnen, weil das Kontrollblut (sofort centrifugalisirt , sonst aber unter denselben Be- dingungen gehalten) flüssig geblieben war. Wenn man Blutegelextrakt in die Ohrvene eines Kaninchens einspritzt, so verschwinden innerhalb einiger Minuten die eosino- philen Leukocyten ganz aus dem Blute. Dadurch kann man eine Kontrolle der oben geschilderten Experimente üben, wie folgendes Beispiel lehrt : Ein kräftiges Kaninchen wurde auf einen C y o n ’schen Halter befestigt , etwas Blut aus seiner Carotis genommen und hiervon Serum abgesondert mittelst der Centrifuge. Das Blut dieses Kaninchens enthielt eine ungemein grosse Zahl von Leukocyten, deren einige Zeichen von Körnchenabsonderung zeigten. Nachdem die normale Blutprobe entnommen war, wurde Blutegelextrakt (aus zwei Blutegelköpfen) intravenös eingespritzt, worauf nach 3 Minuten die eosinophilen Leukocyten fast aus dem Blute verschwunden waren. Hierauf wurden zwei Blutproben genommen , die nicht gerannen. Eine von diesen wurde bei 39° gehalten, die andere aber sofort centrifugalisirt. Nach einigen Stunden wurde die erstere ebenfalls centrifugalisirt und dann wurden die Serumprobe sowie die beiden Plasmaproben mit V. Metschnikovi auf ihre Wirkung auf Bak- terien geprüft. Kontrollplatte Platte nach V2 Stunde gegossen Platte nach 1 Stunde gegossen Aussehen der Blutprobe nach 24 Stunden Normales Serum 253 7 21 steril Plasma aus Blut nach Ver- schwinden der eosinophilen Leukocyten, sofort centri- fugalisirt 284 77 33 üppiges Wachsthnm Plasma aus Blut nach Ver- schwinden der eosinophilen Leukocyten, nach 2 Stun- den centrifugalisirt 298 81 34 34 (zwei Platten gegossen) üppiges Wachsthum In zwei Plasmaproben war das bakterientödtende Vermögen identisch (72,8 Proz. der Bakterien waren nach x/2 Stunde getödtet) und geringer, als das von Serum aus normale Zellen enthaltendem Blut (97,2 Proz. der Bakterien waren innerhalb a/2 Stunde getödtet). Ein ähnliches Experiment hat mir dasselbe Resultat gegeben. Das heisst, wenn Blut, welches rothe und weisse Blutkörperchen, nicht Ueber den Ursprung und Vorkommen von Alexinen im Organismus. 821 aber eosinophile Leukocyten enthält, nach Zusetzung des Blutegel- extraktes bei 39° während einiger Stunden gehalten wird, so findet keine Zunahme des bakterientödtenden Vermögens statt. Nur wenn eosinophile Leukocyten vorhanden sind, kann eine solche Behandlung diese Zunahme erzeugen. Die Versuche, welche ich in dieser Mittheilung vorgebracht habe, liefern also einen Beweis dafür, dass die eosinophilen Körnchen der Leukocyten die Quelle der Alexine sind. Gegen diese Anschauung könnte nur ein auf folgende Thatsachen gegründeter Einwurf vor- gebracht werden, nämlich dass die Kaninchenmilz viele eosinophile Zellen enthält. Ich habe davon Alexinlösungen dargestellt, die Bak- terien tödten. Die bakterientödtende Wirkung ist zwar schwach, aber unzweifelhaft. Die Milz von einem Kaninchen, das an Milz- brand gestorben ist, enthielt auch eosinophile Leukocyten, doch ge- lang es mir nicht, davon eine die Milzbrandbacillen tödtende Alexin- lösung zu bekommen. Wie kann man nun aber diesen Misserfolg erklären? Ich habe an anderer Stelle die Vermuthung geäussert, dass vielleicht im Kampfe zwischen dem Organismus und dem Mi- kroben die Alexine des ersteren durch die giftigen Produkte des letzteren zerstört werden , doch haben mich viele Experimente nun- mehr überzeugt, dass dieser Satz nur theilweise wahr ist, denn wahrscheinlich sind die Alexine nicht zerstört, sondern es ist nur ihr bakterientödtendes Vermögen durch die Gegenwart der Bakterien- produkte gehemmt. Als Beispiel möge folgender Versuch dienen : Vom Serum eines normalen Kaninchens wurde in kleine Reagenz- röhrchen je 1 ccm gethan, und dann wurden 10 von diesen Reagenz- gläsern mit einer 24stündigen Kultur von V. Metschnikovi ge- impft, und zwar, wie folgt, in genau gemessenen Quantitäten: Rohr No. 1 wurde mit 0,1 ccm % der Kultur geimpft Erfolg Wachsthum n n 2 n » 0,15 n der verdünnten Kultur geimpft steril » » 3 n Yi 0,1 n (= der 0,01 ccm Kultur + 10 ccm 0,75-proz. NaCl-Lösung) verdünnten Kultur geimpft geblieben steril n n 4 n Y) 0,07 Yi n n n n Yi n n 5 n n 0,05 Yi Yi yi n n Yi n n G n i) 0,04 Yi n Yi Yi Yi Yi n n 7 n n 0,03 Yi n n n n Yi r> n 8 a Yi 0,02 n » n » Yi Yi n n 9 n 1) 0,01 Yi Yi n Yi n Yi n n 10 Yi Yi 0,005 Yi V n n n n Drei Röhrchen (No. 11, 12 und 13) haben jedes ungefähr 0,0001 ccm einer alten, sterilisirten und filtrirten Kultur von V. Metschni- kovi bekommen und wurden dann geimpft, wie folgt: Resultat Rohr No. 11 wurde mit 0,01 ccm der verdünnten Kultur geimpft Wachsthum n n 12 „ „ 0,005 „ „ „ n n n n n 13 „ „ 0,002 „ n n n n » Drei weitere Röhren (No. 14, 15, 16) haben noch kleinere Mengen der alten V. Metschnikovi-Kultur bekommen, indem ungefähr a/4 cm einer feinen Platinnadel in dieselben gebracht und dann im Serum des Rohres herumbewegt wurden , sodass jedes Re- 822 E. H. H a u k i n , ageuzglas mit dem Serum nur eiue unermesslich kleine Quantität der alten Kultur bekommen hat. Dann wurden sie geimpft, wie folgt: Resultat Rohr No. 14 wurde mit 0,01 ccm der verdünnten Kultur geimpft Wachsthum n n 15 » * 0,005 „ „ „ „ ? steril n n 10 » n 0,001 „ „ „ „ „ steril Aus diesem Versuch erhellt, dass durch Zusetzen von 0,0001 ccm einer alten sterilisirten Kultur zu 1 ccm Serum dessen bakterien- tödtendes Vermögen mindestens 75mal verringert wurde, während durch die kleinere, mit der Spitze einer feinen Platiuuadel einge- brachte Quantität das bakterientödtende Vermögen mindestens 15mal herabgesetzt worden war. Es ist also möglich, dass die Ursache von dem Fehlen eines bakterientödtendeu Vermögens in der Alexiulösuug von einem an Milzbrand gestorbenen Kaninchen in der Gegenwart von Milzbrand- bacillenprodukten zu suchen ist. Wenn diese Vermuthung richtig war, so musste mau erwarten, dass es möglich sein müsste, eine aktive Alexinlösung aus der Milz von an Milzbrandbacillen gestorbenen Kaninchen zu erhalten, wenn mau die Bakterienprodukte durch Waschen der Zelle mit einer indifferenten Flüssigkeit beseitigt und dann die Zellen extrahirt , um die Alexinlösung darzustellen. Dies ist mir denn auch gelungen, wie das folgende Beispiel lehrt: Die Milz eines an Milzbrand gestorbenen Kaninchens wurde mit Glaspulver in einem Mörser zernebeu und mit 50 ccm sterili- sirter, 75-proz. NaCl-Lösung gut gemischt, hierauf centrifugali- sirt mit einer Geschwindigkeit von 1000 Umdrehungen pro Minute. Nach einer Viertelstunde habe ich gefunden, dass die grösseren Zellen, Makrophagen, Bindegewebsstückchen etc. als feste Schicht auf den Boden des Röhrchens sedimentirt waren, wogegen die eosinophilen Zellen noch in der Flüssigkeit suspendirt blieben. Hierauf goss ich die Flüssigkeit in ein anderes Rohr und centrifugalisirte nun dieselbe bei einer Geschwindigkeit von 2000 Umdrehungen pro Minute. Hier- durch wurden nach 20 Minuten die eosinophilen Zellen auf den Boden abgesetzt, und zwar fast frei von anderen Zellen, die noch in der Flüssigkeit herumschwebten. Diese Flüs- sigkeit habe ich dann abgegossen und darauf nochmals ungefähr 60 ccm 0, 75-proz. NaCl-Lösung eingegossen. Das aus den eosino- philen Zellen bestehende Sediment wurde dann mit der Flüssigkeit gut gemischt und nochmals centrifugalisirt bei hoher Geschwindigkeit. Dann wurde das Sediment der eosinophilen Zellen (die im Trocken- präparate noch nach Eosinbehandlung ihre charakteristische Reaktion gaben) von der NaCl-Lösung getrennt und mit 10 ccm einer 1/l0 gesättigten Na2S04-Lösung extrahirt, natürlich unter antiseptischen Massregeln. Nach einigen Stunden wurde das Na2S04-Extrakt fil- trirt und mit Alkohol niedergeschlagen. Der Niederschlag wurde mit der Centrifuge gesondert und mit Aether gewaschen, dann mit 10 ccm 0, 75-proz. Na2S04-Lösung extrahirt und die so erhaltene Lösung durch Asbest filtrirt, dialysirt und behandelt wie es in meinen schon veröffentlichten Mittheilungen der Fall war. Das bakterientödtende Vermögen wurde mit Milzbrandbacillen, wie a) in folgender Tabelle erzielt, untersucht. Ueber den Ursprung und Vorkommen von Alexinen im Organismus. 823 1. Alexinlösungen aus Milzen von an Milzbrand gestorbenen Kaninchen Koutrollplatte Platte nach J/2 Stunde gegossen Platte nach 1 Stunde gegossen a) uach zweimaliger Centrifugalisirung der Zellen extrahirt 2644 231 323 b) nach gewöhnlicher Methode gemacht = Control 478 631 738 c) nach gewöhnlicher Methode gemacht — Control 727 782 974 d) nach gewöhnlicher Methode gemacht = Control 144 290 408 II. Alexinlösungen aus gesunden Kaninchen- milzen hergestellt e) 566 339 504 0 ca. 600 290 676 K) 435 289 689 *>{ 113 69 79 105 80 89 Zur Kontrolle habe ich die Resultate vou siebeu anderen Ver- suchen mit auf dieselbe Tabelle gebracht. In drei davon (b, c und’d) wurde die Alexinlösung genau nach derselben Methode gemacht, wie im oben geschilderten Experiment, nur wurde die ganze Milz mit Na SO 4 -Lösung extrahirt, und nicht allein die mit der Centri- fuge gesonderten eosinophilen Zellen. In Versuch a haben wir also eine Alexinlösung wahrscheinlich ohne Bakterienprodukte, die eine treffliche Wirkung ausübt, wogegen wir in den Versuchen b, c,d Alexin- lösungen haben, die ohne Zweifel Bakterienprodukte enthalten und keine Spur einer entwickelungshemmenden Wirkung auf Milzbrand- bacillen ausüben. Die Versuche e, f, g, h sind mit Alexinlösungen von normalen Kaninchenmilzen ausgeführt und zeigen die vorübergehende Wirkung, welche solche Alexinlösungen auf Milzbrandbacillen gewöhnlich aus- üben. Die Versuchsanordnung war bis zum kleinsten Detail immer dieselbe 1). . 1) Bitter hat neulich meine Versuche über Alexine aus Kaninchenmilzen nach- gemacht („Ueber die bakterienfeindlichen Stoffe thierischer Organe“. [Zeitschr. f Hygiene u. Infektionskrankheiten. Bd. XII. 1892. p. 328]), ohne aber meine Resultate zu erzielen. Die Ursache dieser Verschiedenheit ist ganz einfach. Wie die oben gegebenen Beispiele zeigen, ist gewöhnlich die bakterientödtende Wirkung meiner Alexinlösungen schon 824 B. W asmutk, Schlussfolgerungen. Meine Schlussfolgerungen sind einfach und nicht ganz neu. Die Zellen des Körpers kämpfen nicht allein durch ihre Fresst hätigkeit gegen das Eindringen von Mikroorganismen, sondern es gibt noch andere Zellen, durch die Gegenwart von eosinophilen Körnchen aus- gezeichnet, die bakterientödtende Stoffe absondern * 1). Cambridge, Septbr. 1892. Ueber Durchgängigkeit der Haut für Mikroben. Von Dr. B. Wasmutli. Die äussere Haut und die Schleimhäute sind die Eingangspforten für die Krankheitserreger. Es ist nun von grossem Interesse, die Bedingungen, unter denen die pathogenen Keime eindringen, zu studiren. Bezüglich der Schleimhäute steht es ausser allem Zweifel, dass sie auch ohne Alteration ihrer Struktur Eindringlinge passiren lassen. Wir wissen dies namentlich aus den Versuchen Buchner’s und müssen es auch auf Grund der Erfahrungsthatsache annehmen, dass Eiuathmung der Erreger der akuten Exantheme bei bisher völlig gesunden Individuen die Krankheit hervorruft. Was aber die Haut betrifft, so ist hinsichtlich ihrer das Urtheil nicht ganz so sicher; zwar unterliegt es keinem Zweifel, dass auch ganz unbedeutende Verletzungen der Haut, blosse Exkoriationen, die Invasion sehr er- leichtern; ob. aber eine wirklich intakte, d. h. mit völlig unversehrter Epidermis bedeckte Haut, Bakterien eindringen lässt, und ob ein präformirter Weg von denselben eingeschlagen wird, darüber gehen die Ansichten noch auseinander. Escherich2) war der Erste, welcher dieser Frage näher trat. Ihm war es gelungen, in allen von ihm untersuchten Fällen von multiplen Abscessen der Haut, wie sie im frühen Kindesalter so häufig sind, den Staphylococcus pyogenes albus und aureus nachzuweisen. Es fehlten Wunden und Abschürfungen, und so glaubte er in den Oeffuungen der Schweissdrüsen die Ein- gangspforten für die Mikroben suchen zu müssen. Zu derselben Ansicht kam auch Bockhart3), welcher exzidirte nach einer halben Stunde erschöpft. Nur selten kommt es vor , dass die Platte, nach 1 Stunde ausgegossen , eine weitere Abnahme der Bakterienzahl aufweist. Nun hat Bitter seine zweite Platte 2 bis 4 Stunden nach der Impfung der Alexinlösung ge- gossen, zu einer Zeit also, wo der bakterienfeindliche Einfluss schon vorbei ist und die Bakterien sich zu vermehren angefangen haben. Siehe meine Schrift „On the method of testing the activity of alexin Solutions“. (Journal of Pathology and Bacteriology Vol. I. 1892. September.) 1) Vielleicht könnte der Name „Alexocyt“ für diese Zellen gut sein. 2) Münchener medizinische Wochenschrift. No. 51 u. 52. 3) Monatshefte für praktische Dermatologie. 1887. No. 10. Ueber Durchgängigkeit der Haut für Mikroben 825 Hautstückchen von Furunkeln mikroskopisch untersuchte und die Meinung vertrat, dass sich aus einer oberflächlichen Pustel eiu Furunkel nur entwickeln könne, wenn auf dem Wege der Sehweiss- drüsen oder der Talgdrüsen die Eiterbakterien in die Tiefe gelangt wären und wenn durch ihre Vermehrung das umliegende Gewebe in Entzündung versetzt wäre. Auf dem Wege der experimentellen Untersuchung wurde die Entscheidung der Frage, wie sich die unversehrte Haut der Bakterien- invasion gegenüber verhält, weitergeführt durch Garrö1), welcher in einem Artikel „Zur Aetiologie akut-eiteriger Entzündungen“ Ver- suche veröffentlichte, welche er an sich selbst angestellt hatte, und welche auf die Aetiologie der akut-eiterigen Osteomyelitis, des Pana- ritiums und der Furunculose Bezug hatten. Er hatte bei allen drei Erkrankungen aus dem entleerten Eiter nach dem Plattenisolir- verfahren stets als Erreger der Entzündung den Staphylococcus pyogenes aureus und albus gefunden; seine Absicht war nun, durch Einverleibung genannter Bakterien ähnliche Entzündungen an sich hervorzurufen und dadurch die Aetiologie genannter Krankheiten festzustellen. Er stellte die Versuche in folgender Weise an: Zuerst machte er durch eine mit Staphylococcus pyogenes aureus infizirte Lancette einen Impfschnitt in der Nähe eines Nagelbettes mit dem Erfolge einer leichten, durch 24 Stunden an- haltenden Entzündung. Auch der zweite Versuch, bei welchem drei Impfschnitte, in welche Staphylokokken eingedrückt wurden, hatte nur den Erfolg einer oberflächlichen Eiterung. Bei einem dritten Versuche jedoch rieb Garr6 frottirend auf dem Vorderarm eine grosse Menge einer Reinkultur von Staphylo- coccus pyog. aureus, wie man eine Salbe verreibt, ein. Die Haut blieb dabei vollkommen intakt. Schon nach 6 Stunden trat Brennen ein , wie nach Berührung mit Nesseln. Etwa zwanzig Pusteln waren aufgegangen, aus denen sich innerhalb vier Tagen ein tüchtiger Karbunkel entwickelte, welcher aus 17 Oefifnungen Eiter entleerte, die Achseldrüsen waren geschwollen. Es war also gelungen, die Furunculose, über deren Aetiologie die Ansichten bis dahin sehr verschieden waren, der Reihe der akuten Infektionskrankheiten ein- zuverleiben, und festzustellen, dass die unversehrte Haut kein absolut sicherer Schutz gegen die Invasion von Bakterien sei. Aehnliche Versuche sind von anderen Autoren wiederholt worden. Schimmelbusch2) wollte durch mikroskopische Untersuchungen feststellen, wie die in Furunkeln stets vorhandenen Staphylokokken in die Haut gelangen, ob durch kleine Wunden oder von den durch die Talgdrüsen präformirten Oefifnungen der Haut aus. Er rieb deshalb zwei an Pyämie erkrankten Individuen grosse Mengen einer Reinkultur von Staphylococcus pyog. aureus in die Haut des Oberschenkels ein, worauf sich Pusteln, die sich zu Furunkeln entwickelten, zeigten. Bei der kurz nach dem Tode der betreffenden Individuen vorgenommenen mikroskopischen Unter- 1) Fortschritte der Medizin. Bd. III. 1885. No. 6. p. 165. 2) Archiv für Ohrenheilkunde 1889. (27.) Heft 4. p. 252. XU. Bd. 55 826 B. Wasmuth, suchung wurde nachgewiesen, dass keinerlei Ilautverletzung statt- gefundeu hatte, und dass die Kokken längs der Haarschäfte ein- gedrungen waren. Niemals fand Schimmelbusch Bakterien in den Schweiss- drüsen. Aehnlich war der mikroskopische Befund bei Hautstückchen, welche aus der Gegend spontau entstandener Furunkel bei sonst gesunden Individuen excidirt worden waren. Auch Roth1), welcher in der Zeitschrift für Hygiene Versuche über die Durchgängigkeit der Schleimhaut für das Bacterium der Kaninchendarmdiphtherie veröffentlichte, kam nach Experimenten, welche er an Thieren angestellt hatte, zur Ueberzeugung, dass auch die unverletzte Epidermis, wenn schon schwer, so doch sicher für Mikroben durchgängig sei. Er brachte virulente Kulturen von Milzbrand, mit Lanolin ver- mischt, auf das vorher geschorene Ohr eines Meerschweinchens und rieb sie ein. Nach eingetretenem Tode konnte er Milzbrandbacillen im Innern des Thieres nach weisen. Roth fand nie Mikroben in den Talgdrüsen, wohl aber in dem Rete Malpighi und seinen Kapillaren und in deu Haarscheiden. Nach leichtem Verreiben konnte keine Infektion konstatirt werden. Zu einem ähnlichen Resultat kam M ach n off2), welcher alle Versuchstiere an Milzbrand, mit dem er seine Versuche angestellt hatte, sterben sah. Er verwendete vollvirulente Milzbrandkulturen, die er theils mit, theils ohne Lanolin Thieren in die vorher ge- schorene Rückenhant unter leichtem Druck einrieb. Die nachher untersuchte Haut ergab, dass die Stäbchen längs der Haarbälge ein- gedrungen und durch die Hautkapillaren sich weiter verbreitet hatten ; nirgends zeigte die Haut Verletzungen und Defekte. Genannter Ver- fasser kam deshalb zum Schluss, dass nur das wirkliche Einreiben unter Druck eine Infektion zur Folge haben könne; gegen Berüh- rungen und Bestreichen mit infektiösem Material biete die unver- letzte Haut einen sicheren Schutz. Es sind also nach dem bisher Gesagten über die Art des Ein- dringens der Bakterien in die unversehrte Haut zwei Ansichten von den verschiedenen Forschern geäussert worden : nach der einen stellen die Knäueldrüsen, nach der anderen die Haarscheiden die Eingangs- pforten dar. Welche von beiden Ansichten die richtige ist, lässt sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit schon aus dem ausschliess- lichen Vorkommen der Furunkel an behaarten Körpertheilen ent- scheiden, doch auch mit Sicherheit experimentell nachweisen. Im Folgenden sei eine Versuchsreihe wiedergegeben, die unter Aufsicht und gütiger Unterstützung des Herrn Professor Uffel- mann von mir unter folgenden Gesichtspunkten angestellt wurde: 1) Ist die wirklich vollständig unverletzte Haut durchgängig für Bakterien? 2) Ist die Durchgängigkeit gleich für die verschiedenen Bakterien bei verschiedenen Thieren? 1) Zeitschrift für Hygiene. IV. p. 151. 2) Centralblatt für Bakteriologie. VII. 1890. p. 441. Cholera. 827 3) Gibt es für die von der Haut ausgehende Infektion begün- stigende Momente? (Schluss folgt.) Referate. Frankel, Eng., Zur Biologie des Ko m m a bac il 1 us. (Demon- stration im Hamburger ärztlichen Vereine am 1. Novbr. 1892. — Dtsch. med. Wochenscbr. 1892. No. 46.) Verf. hatte die Beobachtung gemacht, dass die Schnelligkeit des Eintritts der Verflüssigung unter sonst gleichen Bedingungen bei Benutzung von Gelatine verschiedener Abkochung nicht unerheblich variirte, und glaubte, dass der wechselnde Gehalt an Alkali für dieses Schwanken der Verflüssigungsschnelligkeit verantwortlich ge- macht werden müsse. Fr. stellte fest, dass es gelingt, durch Steige- rung der Alkalescenz der Nährgelatine das Zustandekommen der Verflüssigung nicht unerheblich zu beschleunigen, ohne dass die charakteristische Art der Verflüssigung irgendwie beeinträchtigt wird. Verf. bemerkt hier, Ref. sei zu demselben Ergebniss gelangt, wie er (Verf.) aus einer Mittheilung in der bei Niederschreiben jener Zeilen zur Ausgabe gelangten No. 18 (nicht 48) Bd. XII dieses Centralblattes vom 5. Novbr. ersehen habe, und fährt dann weiter fort, dass er vorläufig nicht in der Lage sei, anzugeben, welcher Gehalt an Alkali als Optimum anzusehen sei. Es dürfte diese Frage in dem vom 13. Oktober datirten, eben vom Verf. erwähnten Auf- sätze des Ref., der als Wachsthumsoptimum 0,5 — 1,5 Proz. Soda, im Mittel 1 Proz. Soda angibt, beantwortet sein. Das abwechselnde Fehlen und Auftreten des trüben Häutchens auf Bouillon- und verflüssigten Gelatinekulturen glaubt F r. auch Besonderheiten in der Zusammensetzung der Gelatine zuschreiben zu müssen. Eine rosige Färbung der Kulturen hat Verf. nicht immer, Milch- gerinnung häufig innerhalb 24 Stunden bis 11 Tagen, jedoch stets nach Impfung von Partikelchen der Oberflächenhaut konstatiren können. Verf. theilt in seiner Arbeit mit, dass er die verschiedenen Alkalescenzgrade durch Zusatz einer gesättigten Natriumkarbonat- lösung hervorgerufen habe. Wenn man nun wohl stillschweigend annehmen kann, dass eine Sodalösung gemeint ist, welche bei 15° 38,5 Proz. Soda enthält, so dürfte diese Angabe für den Interessenten wohl nicht ausreichen, weil nicht angegeben ist, wieviel von dieser Lösung Verwandt wurde und ob das Nährmaterial, von welchem ausgegangen wurde, sauer oder neutral war. Besonders bei Beschreibung der Biologie eines Mikroorganismus sollte jeder relative Ausdruck nach Möglichkeit vermieden werden, da, wie Ref. früher nachgewiesen hat, z. B. einige Hundertstel 55* 828 Cholera. Proz. Alkali Untersuchungsergebnisse erheblich beeinflussen können. Auch alle jene Ausdrücke, wie schwach, deutlich oder entschieden alkalisch und dergl. , wie sie heute in der Bakteriologie gang und gäbe sind, können bei wichtigen Veröffentlichungen als wissenschaft- lich nicht anerkaunt werden. D ahmen (Crefeld). Pettenkofer, M. y., Ueber Cholera, mit Berücksichtigung der jüngsten Choleraepidemie in Hamburg. (Münch, med. Wochenschrift. Jahrg. XXXIX. 1892. No. 46.) Nachdem Robert Koch aus Indien zurückgekehrt war, wo es ihm gelungen, den sicher erwarteten und lange vergebens gesuchten Erreger der Krankheit zu entdecken, legte er am 26. 7. 1884 einem gewählten Kreise hervorragender Berliner Aerzte die Einzelnheiten seiner Ergebnisse unter der ungetheilten Zustimmung seiner Zuhörer dar. Die Veröffentlichung des Sitzungsprotokolles brachte die Ver- handlungen zur Kenntniss der weitesten Kreise und erwirkte den Koch’schen Darlegungen viele Anhänger, aber auch nicht wenige Gegner, unter denen, wie man von vorn herein erwarten durfte, Max von Pettenkofer, der um die Epidemiologie der Cholera so hochverdiente Altmeister der Hygiene, einer der erbittertsten war. Die Hoffnung, dass die zweite Konferenz zur Erörterung der Cho- lerafrage, welche Anfang Mai 1885 in Berlin stattfand und an der auch Pettenkofer theilnahm, diese Gegnerschaft beseitigen würde, ging nicht in Erfüllung, vielmehr lehnte der Münchener Hygieniker die Annahme der neuen Lehre mit der Begründung ab : „Ich lebe jetzt so lange in diesen Choleraideen, ich bin wirklich damit alt geworden, dass mich gewisse Gedanken absolut beherrschen. Ich kann nicht anders denken und stütze mich immer auf meine ge- machten Erfahrungen und auf Thatsachen.“ Nach diesen Erfahrungen durften Koch und seine Schüler auch nicht erwarten, dass die jüngste Choleraepidemie eine Wandlung in Pettenkofer’s An- schauungen hervorgebracht haben werde. Wie berechtigt diese Mei- nung war, hat der Vortrag bewiesen, welchen Pettenkofer „Ueber Cholera, unter Berücksichtigung der jüngsten Cho- leraepidemie in Hamburg“ in der Sitzung des Münchener Aerztlichen Vereins vom 12. November d. J. gehalten hat. Wer die früheren Schriften Pettenkofer’s gelesen und nament- lich seine Ausführungen in der oben erwähnten Berliner Cholera- konferenz im Gedächtniss hat, erfuhr durch diesen Vortrag nichts Neues und kann sich nicht genug darüber wundern, dass nicht nur Laien, sondern auch Aerzte durch die Ausführungen von Petten- kofer’s stutzig geworden zu sein scheinen. Sein Kampf gegen die „Kontagionisten“ und „Trinkwassertheoretiker“, seine Erklärung, dass unser „Bacillenfang“, unsere „Cholerabai'acken, Isolirungen, Des- infektionen, Einfuhr- und Durchfuhrverbote und unsere Quaran- tänen“, kurz alle auch neuerdings getroffenen Vorbeugungsmass- regeln gegen die Verbreitung der Seuche nichts nützen, sondern nur Geld kosten, seine ausschliessliche Betonung der „örtlich zeitlichen Disposition“ traten in altbekannter Weise zu Tage, theils sogar mit denselben Worten, wie 1885 in Berlin. Nur in einem scheint der Cholera. 829 berühmte Choleraforscher eine kleine Wandlung durchgemacht zu haben, nämlich in der Beurtheilung der individuellen Disposition. In der Sitzung des Münchener Aerztlichen Vereins vom 6. 3. 1872 hatte Wolfs teiner das Schwanken der Typhusmortalität in Mün- chen durch ein Schwanken der individuellen Disposition der Be- wohner von München zu erklären gesucht. In der Sitzung vom 3. 4. 1872 griff ihn Pettenkofer deswegen energisch an und gab zwar zu, „dass die individuelle Disposition eine wichtige Rolle auch bei der Frequenz des Typhus spielt, gerade so wie bei allen Krank- heiten“, bestritt aber entschieden, dass sie einen Einfluss auf den zeitlichen Verlauf der Typhusepidemieen habe. Auch in der Berliner Cholerakonferenz sprach sich Pettenkofer gegen die Bedeutung der individuellen Disposition und Immunität aus und sagte: „Ich beziehe überhaupt das, was man gewöhnlich als Wirkung der per- sönlichen Durchsuchung auffasst, stets auf die Oertlichkeit.“ In seiner neuesten Auslassung nimmt die individuelle Disposition da- gegen eine bedeutende Stelle ein, und die bezeichneten drei Un- bekannten erschienen jetzt in einer anderen Gruppirung. Früher erzeugte das x (der vermuthete Krankheitskeim) zusammen mit y (der örtlich zeitlichen Disposition) die dritte Unbekannte z (das eigentliche Krankheitsgift); jetzt versteht Pettenkofer unter x den Krankheitskeim, unter y die örtlich zeitliche und unter z die individuelle Disposition, die in ihrem Zusammenwirken erst das Choleragift, die nun eiugeführte vierte Unbekannte, erzeugen. Wir wollen darauf kein besonderes Gewicht legen, begrüssen es jedoch immerhin als eine erfreuliche Konzession an die neueren Anschau- ungen. Hierbei dürfen wir gleich seine Aeusserung, dass die Schüler Ivoch’s die Bedeutung der örtlich zeitlichen Disposition leugnen und nur mit dem x und z auskommen wollen, als unberechtigt zurück- weisen. Die Ausführungen Koch’s über die Bodenverhältnisse Cal- cuttas und Niederbengalens, über den Einfluss der Regenzeit in Indien auf den Verlauf der Choleraepidemieen, seine Erklärung, dass die Cholera in der Wüste keinen gedeihlichen Boden findet u. s. w., zeigen zur Genüge, dass er den Einfluss der Luft- und Bodenfeuchtig- keit und -wärme und damit auch der Jahreszeit voll anerkennt. Aber er sieht darin nicht etwas Eigenartiges, sondern berücksichtigt es nur, insoweit es für das Leben des Cholerabacillus von Bedeu- tung ist, und lässt neben diesen Faktoren dem Verkehr, Trinkwasser, der Nahrung, Wäsche und den Gebrauchsgegenständen ihr Recht, während Pettenkofer den Einfluss nicht nur dieser Momente zum grössten Theile leugnet, sondern auch den Einfluss der Temperatur bestreitet und die örtlich zeitliche Disposition ausschliesslich auf die verschiedene Porosität, Feuchtigkeit und Verunreinigung des Bodens mit organischen Abfallstoffen zurückführt. Dass er auch die Choleraepidemie in Hamburg auf den Boden zurückführen würde, war zu erwarten ; er that es in einem Athem mit der Anerkennung, dass Hamburg „bezüglich der Durchführung eines rationellen Sielsystems bisher als Muster galt“. Trotz dieses guten Sielsystems, das allen Unrath in die Elbe abführt, war Ham- burg nach Pettenkofer disponirt, weil es eine mangelhafte Wasser- 830 Cholera. leitung besitzt, welche unfiltrirtes Elbwasser über die ganze Stadt vertheilt, während die zeitliche Disposition durch die ungewöhnliche Hitze des diesjährigen Spätsommers erklärt wird. Allein wie will Pettenkofer z. B. erklären, dass die Kaserne des 76. Regiments in Hamburg, in der mehr als 500 Personen wohnten, verschont blieb, während rings umher alles au Cholera erkrankte? War der Boden, auf dem sie stand, etwa weniger disponirt, als der des übrigen Hamburg? Wenn irgend eine, so spricht die diesjährige Hamburger Cho- leraepidemie für den Einfluss des Trinkwassers, den Pettenkofer übrigens vorsichtiger Weise nicht leugnet, sondern nur dahingestellt sein lässt: „Ich lasse unentschieden, ob 1892 das Hamburger Wasser als Trinkwasser direkt oder als Schmutzwasser indirekt auf die Menschen gewirkt hat.“ Dass die ersten und meisten Erkrankungen in den Stadttheilen zunächst dem Hafen vorgekommen sind, dass Hamburg, welches unfiltrirtes Elbwasser verabfolgt, eine schwere Epidemie, Altona dagegen, das filtrirtes Elbwasser trinkt, verhältniss- mässig wenig Erkrankungen hatte, von denen noch dazu die Mehr- zahl nachweislich aus Hamburg stammten; dass die Kaserne des 76. Regiments, welche sich immun erwies, ihr Wasser aus guten Brunnen bezieht; dass die Erkrankungen in Familien, deren Wohl- stand gestattete, das Trinkwasser zu entbehren, so gut wie verschont blieben, alles das spricht zu Gunsten der Annahme, dass die Cholera in Hamburg, hauptsächlich auf Rechnung des Trinkwassers zu setzen ist. Oder soll man die relative Immunität Altonas etwa durch Mangel der örtlichen Disposition erklären? Hamburg und Altona sind räumlich eine, nur politisch zwei Städte, ihr Untergrund ist derselbe, Altona ist nur insofern ungünstiger daran, uls es strom- abwärts von Hamburg liegt und allen Unrath von Hamburg an sich vorüberfliessen lassen muss. Wird der Hamburger Untergrund durch das oberhalb Hamburgs der Elbe entnommene Leitungswasser ver- seucht, welches Pettenkofer mit Recht Schmutzwasser nennt, so muss es der Altonaer Untergrund durch das unterhalb Hamburgs und Altonas entnommene Elbwasser erst recht werden, denn die in Altona vorhandene und in Hamburg fehlende Reinigung des Elb- wassers durch Sandfiltration vermag wohl die bakteriologische, nicht aber, oder wenigstens nur wenig, die chemische Beschaffenheit eines Oberflächenwassers zu verbessern. Da also die zeitlichen und ört- lichen Verhältnisse bis auf die Beschaffenheit des Trinkwassers in Hamburg und Altona dieselben waren, so müssen wir allein das gute Altonaer und das schlechte Hamburger Trinkwasser als Erklärung der verschiedenen Choleramorbidität beider Städte anerkennen. Pettenkofer weist, wie zu erwarten war, auf den auffälligen Umstand hin, dass man trotz eifrigsten Suchens die Cholerakeime in der als Krankheitsvermittler angeschuldigten Elbe nicht gefunden habe. Zwar waren sie, als er seinen Vortrag hielt, in der That bereits in zwei Fällen gefunden worden, einmal in Ludwigslust durch Lubarsch und das andere Mal in Altona, und wenn auch dieser letzte Fund noch nicht bekannt gegeben ist, so war der erstere doch schon vor Wochen veröffentlicht wordeu (es handelte sich um den Cholera. 831 Nachweis der Bacillen im Bilgewasser eines aus Hamburg gekommenen Schilfes) und Pettenkofer hätte ihn billig erwähnen sollen, ebenso wie er den Nachweis der Bacillen im Rhein von C. Fraenkel an- führt. Dass die Bacillen im Elbwasser gewesen sind, unterliegt also keinem Zweifel. Aber auffallend bleibt es allerdings, dass sie nicht früher und öfter gefunden worden sind. Dies liegt wohl nicht nur an ihrer schnellen Ueberwucherung durch Saprophyten, sondern mehr noch an einer gewissen Mangelhaftigkeit der Methode der bakterio- logischen Wasseruutersuchuug, deren Verbesserung hoffentlich nicht mehr lauge auf sich warten lassen wird. Zugegeben aber, Hamburgs schwere Heimsuchung wäre lediglich eine Folge seiner örtlichen Disposition gewesen, wie soll man dann die Thatsache erklären, dass die Cholera in keinem einzigen der übrigen 300 Orte, in welche sie ausserdem laut amtlicher Meldung in diesem Hochsommer in Deutschland verschleppt wurde, festen Fuss gefasst, sondern überall sich auf die eingeschleppten Fälle be- schränkt oder nur einige wenige Erkrankungen verursacht hat? Hat in allen diesen Orten die örtliche Disposition — die zeitlichen Ver- hältnisse waren ja dieselben wie in Hamburg — gefehlt? Diese Annahme würde dringend des Beweises bedürfen. Die amtlichen Mittheilungen, welche vermuthtlich nicht lange auf sich warten lassen werden, dürften darthun, dass sich unter jenen 300 Orten eine er- kleckliche Anzahl befunden hat, in denen es au niedrigem Grund- wasserstand, porösem und siechhaftem Untergrund, schlechten Ab- fuhr- und Entwässerungsverhältnissen u. s. w., kurz au der örtlichen Choleradisposition nicht fehlte. Trotz seiner Glossen über den „Bacillenfang“ wird jedoch Pettenkofer niemals die Thatsache hinwegzudeuteln im Stande sein, dass, wie R. Koch selbst in wärmster Weise anerkannt hat, lediglich die Aufmerksamkeit der betheiligten Behörden und Sach- verständigen, in Folge deren aller Orten die Erkennung und Isolirung der ersten Fälle von Cholera ermöglicht wurde, Deutschland vor einer allgemeinen und schweren Epidemie bewahrt hat. Die Möglich- keit dazu gewährt zu haben, ist ein neues Blatt in dem Ruhmes- kranze, der Robert Koch gebührt. Dem gegenüber kann die ironische Art und Weise, in welcher Pettenkofer über die prophylaktischen Massregelu spricht, welche seitens der staatlichen und Ortsbehörden gegen die Cholera ergriffen worden sind, in keiner Weise gebilligt werden. Die eine Erfahrung aus dem Jahre 1836, wo die Cholera in Bayern trotz Unterlassung aller Schutzmassregeln nur eine geringe Ausbreitung erlangte, kann, wie schon Virchow 1885 Herrn Pettenkofer entgegenhielt, in keiner Weise gegen die Wirksamkeit der Schutzmassregeln überhaupt verwerthet werden, denn eine einzelne _ Erfahrung kann zufällig sein. Vielmehr folgt gerade aus Pettenkofers eigenen Anschauungen die Nothwendig- keit der Schutzmassregeln. Wenn nämlich in der That der Cholerabacillus nur das x und nicht das Krankheitsgift als solches ist, wenn wirklich der Schwerpunkt in y liegt, so müssen wir, da y und z ohne x keine Cholera machen können, die Eiu- schleppung des x zu verhüten suchen, und das um so mehr, als eine 832 Cholera. gewissenhafte Behörde es nicht darauf ankommen lassen darf, ob y im einzelnen Orte getilgt und wie weit z im einzelnen Menschen vorhanden ist. Auch Koch und seine Schüler plädiren warm für die Hebung der hygienischen Verhältnisse in Stadt und Land und sind von der begünstigenden Einwirkung unhygienischer Einrichtungen auf Infektionskrankheiten durchdrungen, aber sie legen trotzdem den Schwerpunkt auf die Verhütung der Einschleppung der Kraukheits- keime, weil sie wissen, wie weit an den meisten Orten das Erreichte in hygienischer Beziehung hinter dem Erstrebten zurückzubleiben pflegt. Das x aber gänzlich zu vernachlässigen und sich nur auf die Immunität eines Ortes zu verlassen oder gar im Voraus zu prophezeihen, dass dieser oder jener Ort voraussichtlich nicht befallen werden wird, weil die örtliche Disposition mangele, wie Petten- kofer es bezüglich Münchens gethan hat, erscheint doch in hohem Grade gewagt, und können solche Prophezeihungen gelegentlich arg zu Schanden werden. Aber, wie gesagt, mag man über die örtliche Disposition denken, wie man will, und den Cholerabacillus nur als x anerkennen, so wird man dennoch diesen in erster Linie bekämpfen und sich also mit uns auf den „Bacillenfang“ begeben müssen. Mit dem Augenblicke, wo man die Gefahr der Einschleppung durch Kranke, Wäsche, Effekten u. s. w. zwar nicht allgemein, aber doch für Orte, welche eine örtliche Disposition haben, anerkennt, muss man auch die Verhütung der Einschleppung als wichtig und wirksam zugeben. Die Behauptung, dass alle gegen diese Einschleppung ergriffenen Vorbeugungsmassregeln ebenso unwirksam seien, als sie kostspielig sind, und „dass man mit dem vielen Gelde besseres thun könnte, was einen bleibenden Werth für die öffentliche Gesundheit hätte“, diese Behauptung ist zwar blendend, aber unbewiesen und widerspricht Pettenkofer’s eigenen Anschauungen. Ausserdem ist sie geeignet, dem Publikum das Vertrauen zu benehmen und uns dahin zu führen, den Verheerungen der Cholera mit verschränkten Armen zuzusehen und die Dinge gehen zu lassen, „wie Gott gefällt“. Die Ansicht, dass die diesjährige Cholera in Hamburg und in Deutschland genau ebenso verlaufen wäre, wenn nichts gegen ihre Verbreitung ge- sehen wäre, sollte ein Gelehrter von der wissenschaftlichen Bedeutung und der angesehenen Stellung Pettenkofer’s in dieser Schärfe nicht äussern, er sollte nichts aussagen, was er nicht strenge be- weisen kann. Wenn hier aber etwas bewiesen werden kann, so ist es genau das Gegentheil von dem, was Pettenkofer vertreten hat. Ueber die Undurchführbarkeit der Absperrung zu Lande herrscht eine Stimme, und Koch ist der letzte, der von Landquarantänen etwas wissen will. Die Wirksamkeit der Seequarantänen und der Ueberwachung des Eisenbahn- und Binnenschiffahrtsverkehrs da- gegen ist, wie auch die Verhandlungen auf dem VII. internationalen Kongress für Hygiene in London ergeben haben, so gut wie allseitig anerkannt. Durch die Ueberwachung des Eisenbahnverkehrs kann, wie schon 1885 in Berlin zugegeben wurde, die Verschleppung aller- dings nicht absolut verhindert werden, da sich mancher Leichtkranke mit Choleradiarrhöe der Entdeckung entziehen wird, und der Verkehr Cholera. 833 nicht pilzdicht zu gestalten ist, aber sie führt zur Beschränkung der thörichten Choleraflucht und zur Sistirung manches mittelschweren Falles. Die Ueberwachung des Binnenschiöährtsverkehrs aber ist unendlich viel wirksamer, wie die Erhebungen aus der diesjährigen Epidemie unzweifelhaft ergeben werden. Dass kurz nach dem Be- kanntwerden des Seuchenausbruches in Hamburg von manchen Seiten in Bezug auf die Verkehrsbeschränkungen und die Desinfektion zu viel geschehen ist, dass namentlich mit Desinfektionsmitteln eine kaum begreifliche Verschwendung stattgefunden hat, soll gern zuge- geben werden. Dergleichen durch die Cholerafurcht geborene Aus- wüchse sind indessen durch ruhige Belehrung überall bald zu beseitigen. Aber weil hier und da mehr geschehen, als nothwendig oder auch nur heilsam gewesen, nun gleich alles für überflüssig erklären, ist nicht richtig, sondern ein Unrecht gegen die Gesammtheit. Es erübrigt nun noch, einen Infektionsversuch zu besprechen, den Pettenkofer und Emmerich an sich selbstgemacht haben. Ausgehend von der Annahme, dass die drei Unbekannten nur zusammen die Cholera erzeugen können, und überzeugt, dass München im Oktober dieses Jahres nicht choleradisponirt sei , liess sich Pettenkofer von Gaffky aus Hamburg eine frische Cholera- kultur senden und nahm am 7. Oktober eine damit hergestellte frische Bouillonkultur zu sich. Diesen Versuch an der eigenen Person müssen wir als Beweis hohen persönlichen Muthes und feu- riger Begeisterung für die Wissenschaft bewundern, auch müssen wir es als Zeichen gewaltigen Vertrauens zu seinem Lehrer aner- kennen, dass Emmerieh dem von diesem gegebenen Beispiele folgte. Freilich haben Pettenkofer und Emmerich damit nicht bewiesen, was sie beabsichtigten, dass nämlich der Cholera- bacillus nur das x sei, welcher ohne das y keine Cholera machen könne, vielmehr sind Beide, wenn auch leicht, an Cholera erkrankt. Auch bedurfte es des Beweises, dass man nach dem Genuss von Cholerabacillen erkrankt, nicht mehr, da dieser Beweis, wie Koch 1885 in der 2. Cholerakonferenz mittheilte, bereits durch Macnamara in Indien und ausserdem durch einen in einem Cholerakursus erkrankten Kreisphysikus erbracht war. Endlich wäre, wenn Pettenkofer und Emmerich nach ihrem Versuche nicht erkrankt wären, gar nichts gegen die aetiologische Bedeutung des Cholerabacillus bewiesen wor- den, da jene beiden provitiven Beweise völlig genügt hätten. Pettenkofer nahm am 7. Oktober 1 ccm, Emmerich am 17. Oktober 1I10 ccm einer 24 Stunden alten Bouillonkultur in 100 ccm Lösung von Natrium bicarbonicum, letzteres um die Magensäure abzustumpfen und die Infektion zu erleichtern. Beide erkrankten 46 bezw. 36 Stunden darauf an ziemlich heftigem Durchfall, der bei P e 1 1 e n- kofer 5, bei Emmerich nur 4 Tage anhielt und bei letzterem von grossem Durst, Abnahme des Appetits, heiserer Stimme, mässiger Abnahme der Harnabsonderung und einem gewissen Schwächegefühl begleitet war. Schwerere Erscheinungen und auch Erbrechen fehlten bei Beiden, dagegen konnten bei Pettenkofer vom 9. — 15., bei Emmerich vom 18. — 28. Oktober die Bacillen in den Ausleerungen nachgewiesen werden. Diese beiden Choleraerkrankungen, denn als 834 Cholera. solche müssen, wie Pettenkofer selbst voraussieht, wir sie deuten, zeigen, dass bei geringer individueller Disposition selbst sehr grosse Mengen der Bacillen nur geringe Störungen erzeugen können; sie lassen die Zeitdauer der Inkubation genau feststellen und beweisen, dass sich noch mehrere — bei Pettenkofer 2, bei Emmerich sogar 6 — Tage nach dem Aufhören der Durchfälle die Choleraba- cillen im Darminhalt finden können. Wenn aber Pettenkofer schliesst: „Der Komma bacillus kann wohl Durchfall ver- ursachen, aber keinen Brechdurchfall, weder einen europäischen, noch einen asiatischen“, und weiter an- nimmt: „in Hamburg wäre mein Experiment vielleicht tödtlich ausgegangeu, weil dort am 7. Oktober 1892 neben dem asiatischen x auch noch genügend von dem Hamburger y vor- handen und in mir gewesen sein könnte, um selbst bei einer viel geringeren Menge x noch einen schweren Brechdurchfall entstehen zu lassen“ — so vermögen wir ihm weder in dieser transscenden- talen Annahme, noch in jenem , auf einer Statistik von 2 Fällen be- ruhenden Schlüsse zu folgen. Vielmehr würde unseres Erachtens der umgekehrte Schluss, dass ein Bacillus, von dem V10 ccm Reinkultur schon genügte, um Emmerich schwerkrank zu machen — er hatte vom 19. Oktober früh 6 bis zum 20. Abends 7 Uhr 15—20 farblose wässrige Entleerungen von je 100 — 200 ccm, grossen Durst, trockenen Schlund, heisere Stimme und Schwächegefühl — , doch ein höchst gefährliches Ding und für sich allein zur Erzeugung der Cholera im Stande sei, viel näher gelegen haben. Dass übrigens sowohl Pettenkofer als Emmerich ihre an Cholerabacillen reichen Stühle indesinfizirt in die Closets entleerten und sich dessen noch besonderen rühmten, darf man füglich als völlig unverständlich bezeichnen. Im Anschluss an den mit grossem Beifall aufgenommenen Vor- trag Pettenkofer’s ging Emmerich auf ihren Infektionsver- such näher ein, und führte aus, derselbe habe gezeigt, dass der Cholerabacillus vom Magen aus „nur eine choleraähn- liche Diarrhöe mit ihren physiologischen Konsequenzen zu er- zeugen vermag“, dass aber „bei diesem Infektionsmodus absolut keine Giftwirkungen, auch nicht die anderen bei klinisch wohlausge- prägter Cholera vorhandenen Symptome zu Stande kommen.“ Seines Erachtens müsse daher in der Natur die Infektion in anderer Weise erfolgen, vielleicht von den Lungen oder vielleicht von den Lungen und dem Magen aus; die schweren Erscheinungen (Muskel- krämpfe, Myosis, Anurie, Uebelkeit, Erbrechen etc. kämen vielleicht dadurch zu Stande , dass die Bacillen von den Lungen aus in das Blut übergingen und theils dort zu Grunde, theils von dort in den Darm übergingen. Bedingung für die Möglichkeit einer derartigen Infektion sei die örtliche und zeitliche Disposition. Diese Ansichten Emmerich’s widersprechen nun freilich dem, was wir über das Leben der Cholerabacillen wissen. Gegen die Möglichkeit der In- fektion durch die Luft hat sich Koch gleich anfangs ausführlich ausgesprochen wegen der Schnelligkeit, mit der dieBacillen durch dem Ref. Austrocknen zu Grunde gehen. Auch ist dem Ref. nicht bekannt ge- Cholera. 835 worden, dass es irgend Jemand gelungen wäre, Thiere durch Ein- athmung von Cholerakulturen zu infiziren, was bekanntlich bei Meer- schweinchen vom Magen aus leicht gelingt. Endlich ist festgestellt, dass die Cholerabakterien im Blute schnell zu Grunde gehen und also vom Blutstrome aus niemals infizirend, sondern lediglich, wenn in grossen Mengen eingespritzt, toxisch wirken. Wie wenig der P ett en k of er -E m m er i ch’sche Infektionsversuch aber gegen die Kontagiosität der Cholera und für die Lehre von der örtlich -zeit- lichen Disposition zu verwerthen ist, wurde schon weiter oben betont. Emmerich schloss seine Ausführungen mit einem warmen Aus- druck seiner Bewunderung der Ruhe und wissenschaftlichen Ueber- zeugungstreue Pettenkofer’s, der nicht nur als grosser unsterb- licher Forscher, sondern nunmehr auch als ein Heroe der Wissen- schaft zu feiern sei. Zuletzt ergriff H. Büchner das Wort, um auszuführen, dass auch seiner Ansicht nach der Cholerabacillus nur das x, dass aber das y, die örtlich-zeitliche Disposition, nicht ein unbegreifbares Etwas, sondern ein unter dem Mikroskop nachweisbares Wesen sein müsse, das noch zu entdecken und vermuthlich am ehesten im Kranken selbst, und zwar im Darm zu finden sei. Pettenkofer und Emmerich seien nur deshalb nicht an Cholera erkrankt, weil das unbekannte y gefehlt habe. Diese Anschauung ist uns noch weniger verständlich, als die Emmerich’sche Annahme von der Cholerainfektion von der Lunge aus. Oder sollte Büchner etwa gar die „d iblastische Theorie“ wieder aufleben lassen und mitNägeli neben dem „Kontagienpi lz“ (dem Choleraba- cillus) einen noch zu entdeckenden „Miasmenpilz“ (das y) annehmen wollen? Zum Schluss gab Pettenkofer seiner Hoffnung Ausdruck, dass, nachdem nun das x bekannt sei, „auch die beiden anderen unbekannten Grössen seiner Gleichung bald von den Bakteriologen gefunden würden“, und schloss unter lang andauerndem Beifall mit dem Ausspruch, „dass man dann sich vielleicht wirklich mit Sicher- heit vor der Cholera schützeu könne“. Der Vortrag Pettenkofer’s und die sich an denselben an- schliessende Besprechung haben für uns etwas Betrübendes. Petten- kofer selbst hatte bekanntlich einen belebten Cholerakeim postulirt; man hätte daher erwarten dürfen, dass er die Entdeckung desselben mit Freude begrüsst hätte. Hat doch der Cholerabacillus in der kurzen Zeit, seit der wir ihn kennen, so viel erklärt, und haben sich doch gerade in der diesjährigen Epidemie die Massregeln, welche auf Grund unserer Kenntnisse von seinen Lebenseigenschaften gegen die Cholera ergriffen worden sind, in so unerhört glänzender Weise bewährt, dass man allen Grund hat, mit dem Errungenen zufrieden zu sein. Es ist wahr, es ist noch nicht alles erklärt, gewisse Ver- schiedenheiten im Verlauf der Epidemieen zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten sind noch heute in ein gewisses Dunkel gehüllt. Allein anstatt sich mit dem Gefundenen zu begnügen, an- statt von da aus fröhlich an der Weitererforschung mit zu arbeiten, versteift sich Pettenkofer auf jene Dunkelheiten und verweigert 836 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmungetc. dem Cholerabacillus seine Anerkennung, als wenn seine örtlich zeitliche Disposition auch nur ein Räthsel zu lösen vermöchte und nicht vielmehr nur eine Umschreibung für etwas gleichfalls Un- bekanntes wäre. Allein auch jene Dunkelheiten in der Cholera-Aetiologie werden über kurz oder lang aufgeklärt werden; vielleicht tragen schon die Erhebungen wesentlich dazu bei, welche von berufenen Forschern während der diesjährigen Epidemie nach einheitlichem Plane an- gestellt worden sind. Wir würden uns freuen, wenn es Petten- kofer vergönnt wäre, die Erzielung völliger Klarheit in der Cholera- frage noch zu erleben. Er hat eine derartige Genugthuung um die Wissenschaft verdient. Aber er wird sie nicht erleben ohne das Eingeständniss, dass „errare humanum est“. M. Kirchner (Hannover). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Kotljar, E., Zur Frage über den Einfluss des Lichtes auf Bakterien. (Wratsch. 1892. Nr. 39 u. 40.) Verf. untersuchte im botanischen Laboratorium des Professor B a t a 1 i n - St. Petersburg den Einfluss des Lichtes auf B a c. p s e u d o - anthracis (Warlich), Sarcinaaurantiaca, Micrococcus prodigiosus und einen himbeerrothen C o c c u s. Farbige Strahlen werden in der Weise erhalten, dass Verf. das Licht durch gefärbte Gelatine, aus der er Umhüllungen für entsprechende Reagenzgläser verfertigte, passiren liess. Als Nährboden dienten nur Agar-Agar und Kartoffeln. Einen hemmenden Einfluss der begleitenden Wärme konnte Verf. nicht bemerkeu. Die Wirkung der Wärmestrahlen wurde vom Verf. nicht untersucht. Das Sonnenlicht hemmte das Wachsthum dieser nicht pathogenen Bakterien, aber doch nicht in dem Grade, wie dies von anderen Forschern in Betreff pathogener Arten beschrieben worden ist. Von den farbigen Strahlen sind die rothen dem Wachsthum günstig, die violetten aber hemmen dasselbe; doch allerdings weniger, als das weisse Sonnenlicht. Die Differenzen in der Farbstoffproduktion der pigmentbildenden Bakterien entsprach vollständig der Ueppigkeit ihres Wachsthums. Ausserdem machte Verf. ganz zufällig eine sehr interessante Beobachtung, dass nämlich die violetten Strahlen die Sporulation des Bac. pseudoanthracis begünstigen. Theodor Geisler (St. Petersburg). Neue Litteratur. 837 Neue Litteratur zusammengestellt von De. Abthur Wübzbubg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamt« in Berlin. Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselprodukte u. s. w.) Hankin, E., et Wesbrook, E. F., Sur les albumoses et les toxalbumines secretees par )e bacille charbonneux. (Annal. de l’Inst. 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Neue Litteratur p 837. c romniiiniischu Uuciuuuckerei xHermanu * ohlc) in Jena. Centralblatt BJ- xn Wo~ 23 für Bakteriologie und Parasitenkunde. Verlag yoii R. Freese, Kötzschenbroda. Schmarotzertum io der Tierwelt von Dr. Arthur Looss, Privatdocent an der Universität Leipzig. Preis 4 Mark. Der Herr Verfasser, Assistent des Herrn Geheimrat Rudolf Leuckart, unseres hervorragendsten Parasitologen, hat durch frühere eigene Untersuchungen über Eingeweidewürmer dargethan, dass er würdig in die Fusstapfen seines grossen Lehrers tritt. Farbstoffe & Reagentien für Mikroskopie und Bakteriologie gewissenhaft nach Angabe der Autoren. Or. G. Grübler, Leipzig, Bayrische str. Physiolog.-chem. Laboratorium. Preislisten gratis und franko. HIB Befasse u. Berate zur Bakterioskopie I fertigen und liefern Warmbrunn, Quilitz & Co., Berlin C., Rosenthalerstr. 40. Niederlage eig. Glashüttenwerke und -Dampfschleifereien, mechan. Werkstätten, Schriftmalerei und Emailliranstalt. 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Verlag von Gustav Fischer in Jena. XJI. Band. -o- Jena, den 28. Dezember 1892. -o- No. 24-, Preis für den Band (26 Nnmmera) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — t£ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten, ft*— {,(' Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- künde " richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustaf) Bischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Zur Aetiologie der Rhinitis fibrinosa. Von Dr. Rudolf Abel, Assistenten am hygienischen Institute der Universität Greifswald. Nachdem Hartmann (1) im Jahre 1887 zuerst das Krankheits- bild der Rhinitis fibrinosa auf Grund mehrerer Beobachtungen fest- gelcgt hatte, sind eine beträchtliche Anzahl von Fällen dieser ziem- lich seltenen Affektion beschrieben worden. Ich konnte etwa 45 aus der Litteratur zusammenstellen. Den Verlauf des Leidens schildern alle Beobachter in den wesentlichen Punkten überstimmend. Die Patienten, meist Kinder, erkranken unter den Firscheinungen eines heftigen Schnupfens, der in der Regel ohne Temperaturer- höhung und ohne Störung des Allgemeinbefindens verläuft. Nach xu. ud. 56 842 Rudolf Abel, kurzer Zeit tritt Stenose oder völlige Verstopfung der Nasenhöhle durch Entstehung membranöser Gebilde ein, welche der stark ge- schwollenen Schleimhaut anhaften. Diese Membranen werden bis- weilen von den Patienten selbst durch einen kräftigen Schnaubeakt entfernt, bisweilen lassen sie sich nur stückweise mit der Pinzette herausreissen. Dabei blutet die Schleimhaut leicht, obgleich die Membranen auf dem unverletzten Epithel ruhen sollen. Die ent- fernten Auflagerungen regeneriren sich schnell wieder. Nach 8 bis 14 Tagen werden sie allmählich spontan abgestossen und es tritt Heilung ein. Bei der Gutartigkeit des Leidens ist eine Therapie fast überflüssig, manche Fälle kommen vielleicht nicht einmal zu ärztlicher Behandlung. Die Krankheit tritt primär auf und pflanzt sich nicht über die Choanen hinaus in den Rachen fort; gelegentlich ist sie mit Ton- sillitis kombinirt oder schliesst sich an Masern, Pneumonie und Pleuritis an. Niemals handelt es sich bei der reinen Form um ein Fortschreiten diphtherischer Prozesse vom Pharynx aus, um einen aufsteigenden Kroup also. Die Mehrzahl der Beobachter hat sich damit begnügt, zu betonen, dass die fibrinöse Rhinitis klinisch nichts mit der Rachendiphtherie zu thun hat, sondern ein Prozess sui generis ist, ohne sich um Aufklärung der Aetiologie desselben zu bemühen. Ueber die Bakterien, welche sich in den Membranen finden, geben Moldenhauer (2) und Seifert (8) kurze Notizen, indem sie „Mikroorganismen gewöhnlicher Art“ und „Haufen von Kokken“ bemerkten. Raul in (9) fand mikroskopisch keine Organismen, die Diphtheriebacillen ähnlich ge- wesen wären. Auf dem Wege des Kulturverfahrens die in den Membranen vorhandenen Organismen zu bestimmen, haben bisher nur Stamm (15), Concetti (16), Park (18) und von Starck (17) unternommen. Stamm konnte in drei Fällen zweifellos Diphtheriebacillen nach- weisen, Concetti in zwei von fünf Fällen chronischen Verlaufes, während bei einem dritten Patienten postdiphtherische Lähmungen sich anschlossen. Park kultivirte in sechs Fällen aus den Mem- branen Diphtheriebacillen , die mit diesen verschwanden und sich als schwach virulent erwiesen. Bei einem der Patienten Stamm’s war allerdings gleichzeitig eine Tonsillitis tibrinosa vorhanden, so dass dieser Fall nicht als eigentliche reine Rhinitis fibrinosa gelten kann. Indessen zeigen die anderen Beobachtungen, dass die Krankheit eine leichte Erscheinungsform der Diphtherie darstellen kann; besonders verdächtig müssen diejenigen Fälle sein, in denen sie mit Erkran- kungen des Rachens einhergeht. In deu drei Fällen, die von Starck untersuchte, konnten Diphtheriebacillen in den Kulturen nicht aufgefunden werden; auf das Vorhandensein anderer Organismen und die Identifizirung derselben wurde leider keine Aufmerksamkeit gerichtet. In Parallele zu den fibrinösen Rhiniten hat man die Membran- bildungen gestellt, die häufig nach Aetzungen der Nasenschleim- haut zu Stande kommen. In diesen Auflagerungen haben Mag- giora und Gradenigo (19) den Stap hylococcus pyog. Zur Aetiologie der Rhinitis fibrinosa. 843 aureus gefunden. Lieven (20) beobachtete einen diesem ähn- lichen, aber sicher verschiedenen Staphylococcus, und gibt an, durch Einlegen von Tampons, die mit Kulturen desselben durch- tränkt waren, mehrfach bei Aetzwunden der Nase und Schnupfen Membranbildung veranlasst zu haben. — Erwähnt sei, dass II aj e k (21) aus den Auflagerungen bei Pharyngitis fibrinosa den Staphylo- coccus aureus, den Streptococcus pyogenes und den Pneumococcus kultivirte. Durch die Liebenswürdigkeit des Herrn Professor S t r ü b i n g wurde ich in die Lage versetzt, die Membranen in einem Falle von fibrinöser Rhiuitis untersuchen zu können. Der 13-jährige Patient bot seit mehreren Jahren Erscheinungen chronischen Katarrhes der Nase dar mit Schwellung der Muscheln, die galvanokaustisch beseitigt wurde. Bei der letzten Untersuchung Anfang Juli d. J. waren die katarrhalischen Erscheinungen fast voll- ständig geschwunden; das Volumen der Muscheln war normal, da- gegen war an der Schleimhaut des Septums noch geringe Schwellung und Röthung zu bemerken. Am 30. September trat ohne nachweisbare Ursache reichliche Sekretion, namentlich der rechten Nase ein, die sich in den nächsten Tagen noch verstärkte. Gleichzeitig entwickelte sich, rechts wieder am intensivsten, eine immer mehr zunehmende Stenose der Nasen- gänge, die mit völliger Verstopfung der rechten Nase endete; hier ist nur nach starkem Schnauben und bei kräftigem expiratorischem Pressen Luftdurchtritt möglich. Die Schleimhaut der Nase ist rechts in ihrer ganzen Ausdeh- nung, soweit bei der vorderen Rhinoskopie sichtbar, mit Fibrinmassen bedeckt; nach deren Entfernung blutet die Schleimhaut, die Mem- bran bildet sich wieder. Auf der linken Seite herrscht der gleiche Prozess, hat hier jedoch noch einige Stellen am Septum und am Nasenboden freigelassen. Die Rhinoscopia posterior ergibt Röthung und Schwellung der Schleimhaut am Rachendache und an beiden Tubenwülsten; keine Erkrankungen iu Rachen, Kehlkopf und Athmungsorganen sind nachzuweisen. Fieber oder Störungen des Allgemeinbefindens sind nicht vorhanden. Die Therapie bestand im Einlegen von Kreolintampons. Nach 14 Tagen waren die letzten Membranmassen spontan entfernt. Auf dem Höhepunkte der Erkrankung entnommene Membrauen bestanden aus dicken Fibrinmassen, in die zahlreiche Eiterkörperchen eingebettet waren. Von Organismen fänden sich in sehr grosser Menge Kapseldiplokokken, die in ihrer Form lebhaft an Pneumo- kokken erinnerten. Dieselben schienen nirgends innerhalb der Zellen zu liegen. Der Gram’schen Färbung erwiesen sie sich zugänglich. Neben ihnen zeigten sich iu sehr geringer Menge grosse Kokken, kleinere und grössere Stäbchen, keine den Diphtheriebacillen ähn- liche Gebilde. Aus den sorgfältig in Wasser abgespülten Membranfetzen wurden Platten von Agar und Gelatine angelegt. Aul den letzteren ent- wickelten sich nur einige homogene, braune, glattrandigv, nicht ver- 56* 844 Rudolf Abel, flüssigende Kolonieen, die aus grossen Kokkenformen bestanden. Das Agar enthielt wenige dicke, braungelbe Kolonieen, die sich später als identisch mit denen auf Gelatine und als eine Streptokokkenart er- wiesen. Ausserdem aber fanden sich zahlreiche thautropfenähnliche Kolonieen, aus Kokken zusammengesetzt. Die weitere Untersuchung derselben ergab, dass sie im Wachsthum auf verschiedenen Nähr- böden und in Färbeeigenthümlichkeiten mit dem Fr aen keTschen Pneumococcus identisch waren. Eine weisse Maus, die mit diesen Kokken subkutan infizirt wurde, starb nach 48 Stunden. Die Milz war stark geschwollen, Verände- rungen in den anderen Organen nicht vorhanden. In Präparaten aus dem Blute wurden ganz vereinzelte Kapselkokken gefunden, dagegen wuchsen dieselben reichlich auf Agarausstrichen aus der Milz, Pneumo- kokken gleich. Ein in das Ohr geimpftes Kaninchen erkrankte nicht, ebensowenig ein zweites, dem 1 ccm Bouillonkultur (2. Generation) subkutan injizirt war. Zwei weisse Mäuse, welche mit Kulturen aus der Milz der ersten Maus subkutan infizirt waren, und eine vierte Maus, mit den Originalkokken in dritter Generation geimpft, er- krankten leicht, erholten sich indessen wieder. Von einer Agarkultur der grossen Kokken in erster Generation wurde eine Maus subkutan geimpft, ohne zu erkranken. Ein zweites Thier, mit den grossen Kokken und den Pneumo- kokken ähnlichen gleichzeitig subkutan infizirt, erlag nach 2 Tagen mit etwas geschwollener Milz ohne andere Organveränderungen. In Präparaten aus den Organen waren keine Mikroben zu entdecken. In Agarkulturen aus dem Blute wuchsen spärliche Kolonieen der Pneumokokken, aus den Leistendrüsen die grossen Kokken in ziem- licher Zahl. Drei Kaninchen, denen der Pneumococcus oder Gemische beider Organismen auf die leicht zerkratzte Naseuschleimhaut ge- rieben wurden, blieben völlig unangefochten. Diese Thierversuche zeigen, dass die als Pneumokokken ange- sprochenen Organismen erster Generation zwei Mäuse bei subkutaner Injektion unter dem Bilde der Septikämie getödtet hatten. Ist damit also der letzte Zweifel gehoben betreffs der Identität derselben mit Pneumokokken, so beweisen eine Anzahl von Erscheinungen, dass eine Rasse von sehr geringer Virulenz vorlag. Die Vermehrung der Kokken im Mäusekörper war eine auffallend geringe. Kaninchen, mit frisch gewonnenen Kulturen infizirt, erkrankten nicht. Schon die dritte Generation vermochte auch Mäuse nur noch leicht zu affiziren. Selbst der Durchgang durch den Thierkörper war nicht im Stande, den Kokken eine höhere Virulenz zu verschaffen. Dass im vorbeschriebenen Falle die Pneumokokken die Erreger der Erkrankung gewesen sind, halte ich für zweifellos. In den spe- zifischen Produkten der Krankheit wurden dieselben in grosser Menge gefunden, ungleich viel häufiger, als alle anderen Organismen, unter denen keine bekannten Krankheitserreger, vor allem keine Diphtherie- bacillen bemerkt werden konnten. In den Kulturen gelangte neben ihnen nur noch ein anderer C o c c u s in kleiner Zahl von Kolonieen zur Entwickelung, der mit keinem der bekannten Mikroorganismen Zur Aetiologie der Rhinitis fibrinosa. 845 identisch ist, auch nicht mit dem von Lieven (20) beschriebenen, und sich für die zwei versuchten Thierspezies als nichtpathogen erwies. Dass der Verlauf der Erkrankung an das Vorhandensein von Bakterien gebunden ist, stellen die Fälle mit Befund von Di- phtheriebacillen sicher; hier bewies es eine weitere Beobachtung. Gegen Ende des Krankheitsprozesses nämlich wurden noch eiumal Membranstückchen mikroskopisch und mittels des Kulturverfahrens untersucht. Die Zusammensetzung der Membranen war anscheinend dieselbe geblieben, Organismen aber fanden sich in denselben nicht mehr vor. Die Thatsache, dass bei Impfungen auf die Nasenschleimhaut von Kaninchen der Pneumococcus keine merabranöse Entzündung erregte, kann nicht als Beweis gegen seine ätiologische Bedeutung bei der Erkrankung des Patienten angesehen werden. Am Menschen selbst zu experimentiren, hielt ich nicht für angemessen, da wir noch zu wenig darüber wissen, unter welchen Umständen die Virulenz des Pneumococcus zunimmt, da derselbe also unter Umständen schwere Erkrankungen der Versuchspersonen hätte bedingen können. Zur Genüge bekannt ist schliesslich, dass der Pneumococcus die Fähigkeit besitzt, an verschiedenen Stellen des menschlichen Körpers eiterig -fibrinöse Entzündungen zu erzeugen; es ist kein Grund, einzusehen, weshalb er es auf der Nasenschleimhaut nicht vermögen soll. Es beweist dieser Fall also, dass gelegentlich Pneumokokken als Erreger der Rhinitis fibrinosa auftreten können. Ob ausser ihnen und den Diphtheriebacillen noch andere Organismen dazu im Stande sind, müssen weitere Untersuchungen ergeben. Litteratur: Fälle von Rhinitis fibrinosa beschrieben: 1) Hartmann, Dtsche med. Wchschr. 1887. p. 641. 2) Moldenhauer, Monatsschr. f. Ohrenheilk. 1887. p. 262. 3) Major, New York Med.-Journal. 1886. 4) Chapin, ebenda 1890. 5) Newcomb, ebda. 1891. 6) Ryerson, Med. Record. 1887. 7) Gluck, ebda. 8) Seifert, Münch, med. Wchschr. 1887. No. 38. 8) Kongress f. innere Med. 1889. 9) Raulin, Revue de laryngologie. 1890. 10) Glücksmann, Dissert. Würzburg 1889. 11) Potter, Journal of Laryngology. 1889. März (behauptet, die Krankheit fände sich in 20 °/0 aller Fälle von akuter Rhinitis). 12) Baumgarten, Wiener med. Wchschr. 1889. No. 52. 13) Bischofswerder, Archiv f. Kinderheilk. Bd. 10. 14) Leemans, Annales de la soc. de mdd. de Gand. 1891. Oct. Bakteriologische Untersuchungen von Rhinitis fibrinosa oder ähnlichen Erkrankungen (s. Text) stellten an : 15) Stamm, Archiv f. Kinderheilk. Bd. XIII. Heft 3. 16) Concetti, Archivio Ital. di Laring. 1892. 17) v. Starck, Berl. klin. Wchschr. 1892. No. 42. 18) Park, Medical Record. 1892. 19) Maggiora und Gradenigo, Centralbl. f. Bakteriol. 1890. 20) Lieven, Münch, med. Wchschr. 1891. 21) Hajek, Internat, klin. Rundschau. 1891. Greifswald, 12. Nov. 1892. 846 B. Wasmuth, Heber Durchgängigkeit der Haut für Mikroben. Von Dr. B. Wasmuth. (Schluss.) Eine Reihe von Versuchen habe ich an mir selbst angcstellt und /war ausschliesslich mit Reinkulturen von Staphylococcus pyogenes albus und aureus, die ich aus frischem Eiter ge- züchtet habe und die ich abwechselnd mit dem Mittelfinger der freien Hand am linken und rechten Vorderarm einrieb. Mit Sta- phylokokken und Erysipelaskokken experimentirte ich am Kaninchen, Meerschweinchen und der weissen Maus, mit virulentem Milzbrand am Meerschweinchen. Bei Thierversuchen habe ich jedes Mal die zur Einreibung benutzten und behaarten Stellen mit der flachen Scheere in vorsichtiger Weise, um eine Verletzung zu vermeiden, geschoren, von einer Desinfektion der Haut aber Abstand genommen. Versuch 1. Auf dem linken Vorderarm wird unter leichtem Druck eine ge- ringe Menge einer Reinkultur von Staphylococcus pyogenes albus verrieben und die Stelle der Einreibung durch einige Biuden- touren vor reizender Einwirkung der Kleidungsstücke geschützt. Die Einreibnng wird mit der Kuppe des Mittelfingers der rechten Hand in einer Dauer von zwei Minuten gemacht. Auf den rechten Vorderarm wird eine grosse Menge von Sta- phylokokken derselben Kultur aufgetragen und leicht ohne Reibung ausgebreitet und die Stelle durch eine Binde geschützt. Von derselben Kultur wird ein Stich in Fleischpeptougelatiue gemacht, um die Lebensfähigkeit der benutzten Staphylokokken zu beweisen. Nach 24 Stunden zeigen sich auf dem linken Vorderarm kleine rothe Fleckchen, deren Färbung innerhalb der nächsten Tage zu- nimmt; die Zahl derselben beträgt zwanzig. Am rechten Arm zeigt sich keinerlei Veränderung. Die angelegte Stichkultur der Staphylokokken zeigt deutliches Wachsthum der eingeimpften Keime. Nach 4 Tagen sind die Veränderungen am linken Arm zurück- gegangen. Versuch 2. Eine grosse Menge einer Reinkultur von Staphylococcus pyogenes albus wird auf den Daumenballen der linken Hand aufgetragen und mit dem Dauinenballeu der anderen Hand unter Druck eingerieben. Dauer der Einreibung 5 Minuten. Es wurde diese Stelle der Haut gewählt, weil sich hier keine Haare, wohl aber eine sehr grosse Menge Schweissdrüsen vorfinden. Ueber Durchgängigkeit der Haut für Mikroben. 847 Es tritt keine sichtbare Veränderung au den beiden Daurneu- balleu ein; es verläuft also dieser Versuch resultatlos. Versuch 3. Eine Stelle der Haut des linken Vorderarmes wird mit einem rauhen Stoff bis zur Röthuug gescheuert und darauf eine 5 Minuten dauernde Einreibung mit einem Stückchen Leinen, welches mit Sta- phylococcus pyogenes aureus infizirt ist, gemacht. Nach 6 Stunden ist die Haut des Vorderarmes deutlich geröthet, schon nach 12 Stunden tritt unter heftigem Jucken und Brennen deut- liches Bläschenekzem auf, welches in der folgenden Zeit sich immer weiter ausbreitet, so dass man schon nach 24 Stunden gegen hundert kleine Bläschen mit trübem Inhalte zählen kann. Alle sind von einem Haare durchbohrt. Von dem Inhalte der Pusteln wird eine Stichkultur in Nähr- gelatine angelegt. Nach 36 Stunden ist auch die Haut in der Umgebung stark geröthet und ödematös geschwellt; viele der Bläschen sind geplatzt uud ihres Inhaltes beraubt. Nach weiteren 24 Stunden wird die Epidermis in einzelnen Fetzen abgestosseu, das Oedem der Haut ist geringer geworden. Aus der grossen Anzahl der Bläschen entwickeln sich drei grössere und einige kleinere typische Furunkel, welche auf Druck nekrotische Gewebspfröpfe entleeren. Nach 10 Tagen ist die Entzündung vorüber und die Heilung der Furunkel beendet. — Die aus dem Inhalte der Pusteln angelegte Stichkultur zeigt das typische Wachsthum des Staphylococcus pyogenes aureus mit schöner gelber Farbe; das mikroskopische Präparat die deutliche Anordnung der Kokken in unregelmässiger Gruppirung. Versuch 4. Ein Lederstückchen wird mit der ganzen Menge einer Strich - kultur von Staphylococcus pyogenes albus infizirt und mit demselben auf der Beugeseite des rechten Armes eine 5 Minuten dauernde Einreibung gemacht. Nach 12 Stunden sind 12 — 15 Bläs- chen, jedes von einem Haare durchbohrt, hervorgewachsen; die ein- zelnen Bläschen bilden zusammen Gruppen wie bei Herpes labia- lis. Die Entzündung wird keine sehr starke; die Röthuug blasst nach 5 Tagen ab und die Bläschen trocknen, ohne weitere Erschei- nungen gemacht zu haben, wieder ein. Versuch 5. Auf der Streckseite des rechten Vorderarmes hat eine mit der Kuppe des linken Mittelfingers gemachte Einreibung von Staphylo- coccus pyogenes aureus nur geringen Erfolg. Es entstehen nur einige wenige Papeln mit geröthetem Hof, die jedoch bald ohne besondere Erscheinungen wieder verschwinden. 848 B. Wasmuth, Versuch 6. Auf der Streckseite des liuken Vorderarmes wird eine ungefähr 5 cm lange und 3 cm breite Hautstelle mit Aether eutfettet und eine mit Lanolin vermischte Kultur von Staphylococcus pyo- genes aureus während drei Minuten mit dem Mittelfinger der anderen Hand eingerieben. Nach 24 Stunden sind ungefähr 40 blass- rothe flache Papeln entstanden, die sich in Bläschen umwandeln. Zwei derselben entwickeln sich zu typischen Furunkeln. Versuch 7. Auf dem linken Vorderarm wird eine 5 Minuten dauernde Einreibung einer Reinkultur von Staphylococcus pyogenes albus unter mässigem Druck und Verschieben der Haut auf der Fascie gemacht, die betreffende Stelle durch eine Binde vor weiteren Insulten geschützt. Bei anhaltend hoher Aussentemperatur ent- wickeln sich nach wenigen Stunden etwa 12 Bläschen, die von stark entzündetem Hofe umgeben sind. Schon nach 24 Stunden ist der Inhalt derselben deutlich eiterig; sie werden mit steriler Lancette geöffnet, mit schwacher Karbolsäurelösuug energisch ausgewaschen und auf diese Weise an der Weiterentwickelung gehindert. Die aus dem Inhalte der Bläschen in Fleischpeptongelatine angelegte Stich- kultur zeigt das typische Wachsthum des Staphylococcus pyo- genes albus in schöner Reinkultur. Versuch 8. Versuch 7 wird auf dem rechten Arm wiederholt; die Dauer der Einreibung jedoch nur auf 3 Minuten bemessen. Der Erfolg ist ungefähr der gleiche wie in Versuch 7 : es entwickeln sich schnell 12—15 Bläschen mit serösem Inhalt, welcher sich deutlich nach 24 Stunden trübt. Durch Anstechen der Bläschen und Desinfizirung mit Karbollösung wird weiteres Wachsthum derselben verhindert. Versuch 9. Es wird Versuch 2 ergänzt. Auf dem linken Daumenballen wird die Haut bis zur Röthung gescheuert und dann diese Stelle mit einem Leinenläppchen, auf welches eine grosse Menge einer Rein- kultur von Staphylococcus pyogenes aureus aufgetragen ist, gerieben. Es verläuft dieser Versuch resultatlos; nirgends ist die Spur einer Entzündung zu entdecken. Versuch 10. Eine reichliche Menge einer Reinkultur von Staphylococcus pyogenes aureus wird auf das eine Ohr eines Meerschweinchens aufgetragen und mit sterilem Spatel leicht ausgestrichen. — Zur Feststellung der Lebensfähigkeit der Kultur wird von derselben in Nährgelatine abgeimpft. Am Ohre des Thieres zeigen sich innerhalb der Dauer einer Woche keinerlei Veränderungen, die Stichkultur ist schnell gewachsen Ueber Durchgängigkeit der Haut für Mikroben. 849 und zeigt die gelbe Farbe der Kulturen des Staphylococcus pyogenes aureus. Versuch 11. Auf das vorher mit flacher Scheere in vorsichtigster Weise ge- schorene Ohr eines Meerschweinchens wird mit steriler Nadel eine geringe Menge der aus Versuch 10 erhaltenen Kultur aufgetragen und mit dem Finger durch Reiben unter leichtem Druck ausgebreitet. Der Versuch verläuft resultatlos. Versuch 12. Der vorige Versuch wird in beschriebener Weise wiederholt, doch statt der dort verwendeten Reinkultur von Staphylococcus pyogenes albus benutzt. Der Versuch verläuft ebenso resultatlos. Versuch 13. Nach Reizung der Epidermis durch schabende Bewegung mit dem Fingernagel bis zur Röthung des Ohres des Meerschweinchens wird unter Druck in die betrefl'onde Stelle eine geringe Menge einer Reinkultur von Staphylococcus pyogenes a 1 b u s eingerieben, und die Reibung 3 Minuten lang fortgesetzt. Auch dieser Versuch verläuft ohne den Erfolg einer Entzündung oder Eiterung. Versuch 14. Der letzterwähnte Versuch wird wiederholt, doch die Zeit der Einreibung auf 5 Minuten bemessen und eine Reinkultur von Staphylococcus pyogenes aureus verwendet. Der Erfolg ist ein negativer. V e rsu ch 15. Die Rückenhaut eines Meerschweinchens wird mit der flachen Scheere in vorsichtigster Weise geschoren und in die unverletzte Haut eine Einreibung einer Kultur von Staphylococcus pyo- genes aureus unter starkem Druck gemacht. — Während einer Woche sind keinerlei Veränderungen der Haut zu konstatiren. Versuch 16. Versuch 15 wird wiederholt, die zu verwendende Reinkultur von Staphylococcus pyogenes aureus jedoch vorher mit einer geringen Menge von Lanolin vermischt. Der Versuch wird in oben beschriebener Weise ausgeführt und zeigt dasselbe negative Resultat. Versuch 17. Das eine Ohr eines Meerschweinchens wird mit einem Leder tüchtig gerieben und darauf in diese Stelle eine grosse Menge einer Reinkultur von Staphylococcus pyogenes albus mit ‘der Mittelfingerkuppe unter starkem Druck eiugerieben. Keine Entzün- dung. 850 B. Wasmutb, Versuch 18. Durch Reibung mit Leder wird das eine Ohr eines Meerschwein- chens in oben beschriebener Weise bis zur starken Röthung gereizt, und darauf das Leder mit einer grossen Menge einer Reinkultur von St.aphylococcus pyogenes aureus infizirt. Mit diesem Lederläppchen wird die Reibung 3 Minuten lang fortgesetzt. Beide letzterwähnten Versuche verlaufen resultatlos. Versuch 19. Die innere Seite des Ohres eines Kaninchens wird mit der flachen Scheere vorsichtig geschoren; darauf eine geringe Menge einer Reinkultur von Staphylococcus pyogenes albus auf- getragen und in die so präparirte Stelle mit der Mittelfingerkuppe eingerieben. Während einer Woche zeigt das Ohr keinerlei Veränderungen. Versuch 20. Eine tiefer gelegene Stelle desselben Ohres wird in gewöhnlicher Weise geschoren und unter starkem Druck eine grössere Menge der oben benutzten Kultur von Staphylococcus pyogenes albus mit der Kuppe des rechten Mittelfingers eingerieben. Die Dauer der Einreibung wird auf 5 Minuten bemessen. Nach 10 Tagen zeigen sich ungefähr 15 kleine Bläschen mit serösem Inhalt ohne jede entzündliche Umgebung. Aus dem Inhalt der Bläschen wird als Stichkultur in Nährge- latine geimpft; bald zeigt die wachsende Kultur eine feine, weisse Farbe, nachher Verflüssigung und ein mikroskopisches Präparat die Anordnung der Kokken in Traubenform. Ausser den hier beschriebenen Versuchen sind noch viele andere ausgelührt, welche, da sie nur als Kontrollversuche angestellt wurden und dasselbe Ergebniss zeigten, also eine Wiederholung bedeuten wurden, hier nicht mehr wiedergegeben sind. Offenbar genügt aber auch die Reihe der Versuche, wie sie im Vorhergehenden ausgeführt wurde, um bei Vergleichung ihrer Ergeb- nisse an der menschlichen und thierischen Haut ein deutlich ver- schiedenes Verhalten derselben erkennen zu lassen. Während jede einzelne der Einreibungen, die ich an behaarten Stellen meiner Ober- haut anstellte, einen positiven Erfolg hatte, verliefen sämmtliche unter denselben Massnahmen und mit denselben Kulturen am Meer- schweinchen angestellten Versuche resultatlos. Dass auch die Oberhaut verschiedener Thiere sich der Invasion der Bakterien gegenüber nicht gleich verhält, lehrt Versuch No. 20. Dieser beweist, dass die Oberhaut des Kaninchens sicher, wenn auch bedeutend langsamer, als beim Menschen, für den Staphylococcus pyogenes albus durchgängig ist, während keiner der am Meer- schweinchen angestellten Versuche einen solchen Schluss gestattet. Es entsteht die Frage, ob die Haut der Meerschweinchen überhaupt durchlässig sei für Bakterien? Zur Beantwortung dieser Frage setzte ich die Einreibungver- Ueber Durchgängigkeit der Haut für Mikroben. 851 suche am Meerschweinchen mit vollvirulentem Milzbrand fort. Blieb die Haut unversehrt und trat Allgemeininfektion und Tod an Milz- brand ein, so war die Durchgängigkeit der Haut bewiesen. Von Interesse blieb dann noch, zu studiren, welchen Weg die Mikroben eingeschlagen. Zur Einreibungsstelle bei diesen Versuchen wählte ich die Stirn - haut, welche leicht ohne Gefahr einer Verletzung geschoren werden kann. Sie eignet sich aber besonders zu Einreibungsversuchen, weil die Schädelknochen eine glatte, feste Unterlage bieten, auf welcher sich die Haut leicht verschieben lässt. Auf diese Weise ist man im Stande, die zur Verwendung gelangenden pathogenen Keime ohne Reibung, allein durch den Druck in die Haut einzupressen, so dass die Epidermis mit Sicherheit unversehrt erhalten werden kann. Die Einreibungen wurden mit dem rechten, durch eine Gummi- kappe geschützten Zeigefinger gemacht und der Gummifinger vor und nach jedem Versuch durch längeres Kochen sterilisirt. Von einer Sterilmachung durch Sublimatlösung, welche ja sonst leichter zu bewerkstelligen ist, wurde abgesehen, weil zwei Einreibungsver- suche mit Milzbrand, welche nach einer Sterilisirung des Gummifin- gers mit Sublimatlösung gemacht worden waren, resultatlos verliefen, so dass die Annahme nahe lag, zurückbleibendes Sublimat habe die Virulenz der Milzbrandkeime aufgehoben. Versuch 21. In die vorher auf die vorsichtigste Weise geschorene Haut eines Meerschweinchens wird mit dem durch eine steril gemachte Gummi- kappe geschützten Zeigefinger der rechten Hand eine 5 Minuten dauernde Einreibung einer ganz frischen Reinkultur von Milzbrand gemacht. Der Tod des Thieres tritt schon nach 40 Stunden ein; mikro- skopische Präparate lassen deutlich im Unterhautzellgewebe der Stirn und im Leber- und Milzblute die Milzbrandbacillen erkennen. Eine in Nährgelatine aus Milzblut angelegte Strichkultur zeigt in Kürze das charakteristische Wachsthum des Milzbrandes in schönen und charakteristischen Kolonieen. Versuch 22. Es wird der vorige Versuch in oben beschriebener Weise wieder- holt, doch statt einer ganz frischen Kultur eine ältere, sporenhaltige verwendet und die Dauer der Einreibung auf 3 Minuten bemessen. Der Tod des Thieres tritt nach 5 Tagen ein; im Blute in inneren Organen, besonders in Leber und Milz, sind die Milzbrand- stäbchen in grosser Menge und leicht durch gefärbte Deckglasprä- parate nachzuweisen. Eine aus dem Leberblute in Fleischpeptongela- tiue angelegte Rollkultur zeigt bald überall Wachsthum in der für Milzbrand charakteristischen Form der Kolonieen mit langsamer Verflüssigung. Versuch 23. Die Nackenhaut eines Meerschweinchens wird in vorsichtigster 852 B. Wasmuth, Weise mit der flachen Scheere geschoren und darauf in diese Haut- stelle eine ziemlich grosse Menge einer gauz frischen, sporenfreien Reinkultur von Milzbrand, welche vorher mit Lanolin vermischt war, eingerieben. Die Dauer der Einreibung wird auf 5 Minuten bemessen. Versuch 24. Einem Meerschweinchen wird vorsichtig die Rückenhaut geschoren und derselben eine grosse Menge einer deutlich Sporen enthaltenden älteren Milzbrandreiukultur unter Druck eiuverleibt. Die Einreibung dauert drei Minuten. In beiden Fällen tritt der Tod durch Allgemeininfektion ein; einmal nach zwei, das andere Mal nach vier Tagen. Leicht lassen sich in der Leber und der Milzpulpa die charakteristischen Milz- brandstäbchen nachweisen. Versuch 25. In die vorher vorsichtig geschorene Stirnhaut eines Meerschwein- chens wird eine drei Minuten lang dauernde Einreibung einer grossen Menge einer sporenhaltigen Reinkultur von Milzbrand gemacht und die Hautstelle nach dem Tode des Thieres, welcher nach 4 Tagen eintrat, ausgeschnitten. Bei Vornahme der Sektion zeigen sich in der Leber uud Milz multiple Abscesse und Infarktbildungen, über deren Natur die später vorgenommene mikroskopische Untersuchung Aufschluss gibt. Die Stirnhaut und die Milz werden in Sublimat gehärtet, in Paraffin eingebettet und sodann in Serienschnitte zerlegt. Die Hautquerschnitte und ein Theil der Milzschnitte werden nach der von Wreigert angegebenen Weise, der andere Theil der Milzschnitte auf Tuberkelbacillen mit Fuchsin gefärbt. Durch das Mikroskop wird zunächst das Unverletztsein der Epi- dermis und das massenhafte Vorkommen von Milzbraudbacillen im Unterhautzellgewebe festgestellt. Vielfach finden sich die Stäbchen auch in der unmittelbaren Nähe der Haarfollikel, auf keinem der Schnitte jedoch gelingt es, dieselben innerhalb der Haarscheiden, wie es Maschnoff, gestützt auf seine mikroskopischen Befunde, be- hauptet hatte, nachzuweisen. In der Milz finden sich neben den massenhaft verschiedenen Milzbrandstäbchen noch viele Tuberkelbacillen. Durch Versehen des Dieners im hygienischen Institute war mir zum Versuche ein Thierchen überwiesen worden, welches ca. 3 Wochen zuvor mit dem tuberkelhaltigen Sputum eines Phthisikers geimpft war. Es gelingt mit Leichtigkeit, die interessante, aber nicht beab- sichtigte Doppelinfektion nachzuweisen. Versuch 26. In gewohnter Weise wird die Stirnhaut eines Meerschweinchens vorsichtig geschoren und fast die ganze Menge einer 5 Tage alteu Reinkultur von Anthrax mit dem durch die steril gemachte Gummi- Ueber Durchgängigkeit der Haut für Mikroben. 853 kappe geschützten Zeigefinger der rechten Hand durch Druck einge- presst. Das Eindrücken wird 5 Minuten lang fortgesetzt. Als zweite Einreibungsstelle bei demselben Thiere wählte ich das rechte Ohr, dessen wenige Haare ich mit der flachen Scheere entfernte. In diese Stelle rieb ich den Rest der oben benutzten Kultur ein. Nach 24 Stunden entnahm ich dem Ohre das Stückchen , auf welches ich den Druck hatte am stärksten einwirken lassen , um zu sehen , ob um diese Zeit überhaupt schon Stäbcheu nachzuweisen seien und in welchen Theilen der Haut. Ungefähr 36 Stunden später trat der Tod des Thieres ein. Durch Deckglaspräparate werden unter dem Mikroskope die Milz- brandbacillen im Milz- und Leberblute in grosser Menge und leicht nachgewiesen, so dass die Allgemeininfektion und der Tod an Milz- brand ausser allem Zweifel steht. Es wird darauf dem Kadaver die Stirnhaut, dessen Unterhaut- zellgewebe stark ödematös ist, entnommen und mit dem Ohrstückchen in Alkohol gehärtet. Zwei Tage später werden beide in Paraffin eingebettet und in sehr feine Serienschnitte zerlegt, die nach der bekannten Weiger t’schen Methode gefärbt werden. Während die aus dem nach 24 Stunden excidirten Ohrstückchen hergestellten Schnitte nur ganz sporadisch im Unterhautzellgewebe Milzbrandbacillen erkennen lassen, zeigen die aus der Stirnhaut her- gestellten Präparate deren auf jedem Schnitte eine sehr grosse An- zahl. Und schon in der ersten Schnittserie glückt es, einige Haar- bälge so zu treffen, dass das Vorhandensein der Milzbrandbacillen innerhalb der Haarscheiden ausser allem Zweifel steht. Man sieht sie in wirrem Durcheinander neben dem Haarschafte liegen und auch rankenförmig zwischen den Epithelien der Haar- scheiden wachsen, ganz wie man das Wachsthum derselben auf einem guten Nährboden beobachtet. Es bilden also offenbar die Durchtrittsstellen der Haarschäfte durch die Epidermis bei unverletzter Haut Eingangspforten für die Mikroorganismen. Diese werden neben den Haarschäften durch Druck in die Haut eingepresst, finden hier einen für ihre Vermehrung gün- stigen Nährboden vor und gelangen, nachdem sie die Epithelien der Haarscheide durchwuchert haben, durch die Kapillaren in den Blut- kreislauf und rufen auf diese Weise Allgemeininfektion hervor. Es deckt sich dieses Resultat so genau mit den mikroskopischen Befunden, welche Machnoff bei seinen Einreibungsversuchen mit Milzbrand an Meerschweinchen machte, dass man wohl nicht mehr an der Richtigkeit der Beobachtung zweifeln kann; besonders da ein gleiches Verhältniss durch Schiramelbusch bei Einreibungen von Staphylokokken in die menschliche Haut mit dem Mikroskop konstatirt wurde. Wenn wir nun am Schlüsse noch einen Blick über die ganze Arbeit zurückwerfen und das Ergebniss derselben kurz zusammen- fassen, so ist es Folgendes: 1) Auch die gesunde, unverletzte Haut des Menschen und der Thiere ist durchgängig für Mikroorganismen. 854 Nikolaus Mari, Ueber die Lippenaktinomykose. 2) Es besteht in Hinsicht auf diese Durchgängigkeit ein Unter- schied zwischen der Haut des Menschen und der Thiere. 3) Die Eingangspforte für die Mikroben bildet der Raum zwischen Haarschaft und Haarscheide. 4) Die Haarbalgdrüsen und die Schweissdrüsen vermitteln die Infektion nicht. 5) Das Einreiben der Mikroben nach Vermischung mit Lanolin macht keinen ersichtlichen Unterschied in der Art und der Schnellig- keit des Eintrittes der Infektion. Zum Schlüsse erlaube ich mir, vor allem Herrn Professor Dr. Uffelraann für die Anregung zu dieser Arbeit und für die freund- liche Förderung derselben, sowie Herrn Dr. Lu barsch für gütige Unterstützung beim Anfertigen der Mikrotomschnitte meinen besten Dank auszusprechen. München, im Oktober 1892. Ueber die Lippenaktinomykose. Von Docent Nikolaus Mari in Warschau. Im Juli des Jahres 1889 untersuchte K. Klepzow, Thierarzt der Moskauer Stadtschlachthäuser, die Schleimhaut der unteren Lippe geschlachteter Ochsen, und bemerkte, dass sich bei manchen Indivi- duen unter der Schleimhaut kleine, ungefähr die Grösse eines Erbsen- korns oder einer kleiner Nuss habende Geschwülste befanden, die sehr hart und beweglich waren. Nachdem K. Klepzow eine dieser Geschwülste ausgeschnitten und ihren eiterigen Inhalt unter dem Mikroskop untersucht hatte, fand er eine Menge von Actino- myces, und konstatirte auf solche Art das Faktum ihrer aktinomyko- tischen Abkunft. Diese Entdeckung hatte die Thierärzte ganz ausser- gewöhDlich interessirt, und sie veranstalteten eine ganze Reihe von Untersuchungen auf Aktinomykose. Bei vielen Thieren bemerkten sie kleine Geschwülste, die sich unter der Schleimhaut der Lippe und des Zahnfleisches befanden. Wie man nach den makro- und mikroskopischen Untersuchungen urtheilen kann , sind diese Ge- schwülste ohne Zweifel aktinomykotischer Natur. In meinem Werke1) habe ich bereits die Resultate der erwähn- ten Untersuchungen publizirt. Unter 2000 Stück Vieh, das zu jener Zeit untersucht worden war, sah man 112 Fälle von Lippenaktinomy- kose, d. h. 5,6 Proz. Im laufenden Jahre war es möglich, da in den Schlachthauskammern die gehörigen Einrichtungen eingeführt 1) N. N. Mari, Zur Kenntniss der Aktinomykose. Kasan 1890. (Sep.-Abdr. aus Mitth. aus dem Kasaner Veterinärinstitut. 1890.) H. Büchner, Ueber die bakterientödtende Wirkung des Blutserums. 855 worden waren, das Vieh auf Lippenaktinomykose genau zu unter- suchen. Als Resultat erhielt man kolossale Zahlen , welche aufs Neue das Faktum der schrecklichen Verbreitung der Aktinomykose unter den Schlachtthieren in Russland beweisen. In 4 Monaten wurden bei einer systematischen Viehuntersuchung auf Aktinomykose folgende Zahlen gefunden: Die Monate (1892) Die absolute Zahl des ge- schlachteten Viehs (Stück) Die absolute Zahl der ent- deckten Akti- nomykose (Stück) Die Zahl der Lippenaktino- mykose März 4 863 140 94 April 11 299 353 229 Mai 15 040 341 193 Juni 11 028 196 105 Summa 42 230 1030 621 Auf solche Art wurden unter den 42230 Stücken Vieh, die wäh- rend der 4 Monate des Jahres 1892 in den Stadtschlachthäusern von Moskau geschlachtet worden waren, 1030 Fälle von Aktinomykose entdeckt, worunter 621 auf die Lippen fallen. Die makroskopische Lippenaktinomykose zeichnet sich dadurch aus, dass wir unter der Schleimhaut harte, bewegliche, die Grösse von einem Erbsenkorn bis zu einer Wallnuss habende Geschwülste finden. Nach dem Zerschneiden solcher Geschwülste sehen wir eine dichte, gelb-graue Stelle, oft mit centraler, eiteriger Zerstörung des Gewebes, oder auch Abscessen. In dem Eiter solcher Stellen, wie auch der Abscesse befinden sich immer typische , sternartige Pilze (Actinomyces bovis). Ich bezeichne hier als Faktum die Lokalisation der Aktinomy- kose auf die Lippen, um dadurch meine Kameraden darauf auf- merksam zu machen und in Folge dessen zum raschen Erkenuen dieser höchst interessanten Form der aktinomykotischen Erkrankungen beizutragen. Warschau, den 22. Oktober 1892. Ueber die bakterientödtende Wirkung des Blutserums. Von Prof. H. Büchner in München. Normales Blutserum verliert durch kurzdauerndes Erwärmen auf 55 0 C bekanntlich seine bakterienfeindliche Wirkung , es wird inaktiv. Ueber die dabei eintretende Veränderung der wirksamen 856 H. Büchner, Stoffe des Serums, der sog. Alexine, sind drei Vorstellungen möglich : Entweder handelt es sich um eine Störung in der micellaren Anordnung bei unveränderten chemischen Molekülen, oder es handelt sich bei gleicher micellarer Anordnung um eine bloss innerhalb der chemischen Moleküle eintretende Aenderung , oder endlich wir haben eine gleichzeitige Aenderung in beiden Beziehungen. Sieht man von letzterer Eventualität zunächst ab, so ist es von den anderen beiden Möglichkeiten die erstgenannte , für welche bis jetzt allein thatsächliche Anhaltspunkte vorliegeu. Die von mir schon früher erwiesene Abhängigkeit der Alexinwirkung vom nor- malen Salzgehalte des Serums spricht dafür, diese Wirkung an einen komplizirtereu micellaren Aufbau gebunden zu denken. Ganz be- sonders haben mich jedoch in dieser Auffassung meine neueren, be- reits abgeschlossenen, in der Sitzung der morphologisch -physiologi- schen Gesellschaft zu München vom 29. November 1. J. mitgetheilten Untersuchungen über den Einfluss der Salze auf die Serumwirkung bestärkt x). Dem gegenüber haben die Herren Emmerich, Tsuboi und Steinmetz in No. 11 — 14 des gegenwärtigen Bandes dieses Central- blattes eine Reihe von Aufsätzen über die bakterientödtende Eigen- schaft des Blutserums, nebst Bemerkungen von O. L ö w veröffentlicht, in denen sie auf Grund ihrer Versuche sich für eine rein che- mische Verschiedenheit zwischen aktiven und inaktiven Serum- stoffen aussprechen. Bei diesen Versuchen wurden zunächst die Eiweisskörper aus Hundeserum , namentlich die Serumalbumine aus- gefällt, dann wieder gelöst, und es wurde dann gezeigt, dass diesen Lösungen bakterienfeindliche Wirkungen zukommen, offenbar in der Voraussetzung, dass beim Fällen die etwa vorhandeue, von mir ange- nommene micellare Struktur nothwendig verloren gehen müsse. Diese Nothwendigkeit kann ich nun aber absolut nicht zugeben, nachdem wir doch wissen, dass alle möglichen organisirten Gebilde, Stärkekörner, Pilze, niedere Thiere, in denen eine noch viel höhere Struktur angenommen werden muss, durch Austrocknung, solange sie einen gewissen Grad nicht übersteigt, keinen Schaden leiden. Im übrigen ist mir das Resultat dieser Versuche um so weniger unerwartet , als ich mich selbst von dem Erhaltenbleiben der bak- terienfeindlichen Wirkung bei den gefällten und wieder gelösten Eiweissstoffen des Serums durch eigene Versuche schon früher über- zeugt habe1 2). Dagegen sind es andere Versuche von Emmerich und seinen Mitarbeitern, die mein Interesse in hohem Grade erweckten und die ich gerade deshalb, weil sie eine rein chemische Deutung zu fordern schienen, nachgeprüft habe. Durch Zusatz geringer Kali- mengen soll es nämlich möglich sein , das durch 1 -ständige E r- h i t z u n g bei 55 — 64 0 C inaktiv gewordene Hundeserum wieder zu reaktiviren3). Offenbar wäre eine derartige Rekonstruktion 1) Dieselben sollen im Archiv für Hygiene publizirt werden. 21 Vortrag beim XI. Kongress für innere Medizin zu Leipzig. (Berl. klin. Woch. 1892. No. 19.) 3) A. a. O. p. 424. Ueber die bakterientödtende Wirkung des Blutserums. 857 eines durch Erhitzen inaktiv gewordenen Eiweissstoffes theoretisch, möglicherweise sogar praktisch von grösster Bedeutung. Emme- rich und seine Mitarbeiter waren sich dieser Wichtigkeit auch bewusst, wie aus dem gesperrt gedruckten Satze auf p. 426 und ferner aus den der Abhandlung beigegebenen chemischen Betrach- tungen hervorgeht. Bei Nachprüfung dieser Versuche habe ich mich jedoch über- zeugt, dass die Deutung des Resultats auf einem Irrthum beruht. Bei meinen bezüglichen Versuchen wurden von vornherein die Be- dingungen für Eintritt einer eventuellen Reaktivirung so günstig als möglich gewählt, indem ich auf das von den erwähnten Forschern angewendete, in diesem Falle mindestens überflüssige, die Leistungsfähigkeit jedenfalls herabsetzende Ausfällen und Wie- derauflösen der Eiweisskörper des inaktivirten Serums verzichtete. Frisches Hundeserum wurde also durch J/2-stündiges Erhitzen auf 55° inaktivirt — Emmerich und seine Mitarbeiter erhitzten 1 Stunde lang, theilweise bis 64° — dann mit der vorgeschrie- benen Menge von Kalihydrat versetzt, bei 37 0 C 1 Stunde lang digerirt, hierauf zur Entfernung des überschüssigen Kali 24 Stun- den im laufenden Wasser dialysirt. Die chemische Reaktion erwies sich nachher nur schwach alkalisch , jedenfalls nicht bakterienschäd- lich. Die so behandelten Serumproben wurden dann zugleich mit anderen erforderlich scheinenden Kontrollproben mit gleichen Bak- terienmengen besät, bei 37 0 C gehalten, und es wurden von Zeit zu Zeit Plattenkulturen angelegt, um den Keimgehalt zu erfahren. Ich habe ein paar derartige Versuche angestellt, und gebe hier die Zahlen eines derselben: 11. XI. 1892. Hundeserum. Bacillus coli. 37° C. Zeit nach der Aussaat Aktives Serum a Inaktives Serum b Inaktives Serum , nach Be- handlung mit Kali und Dialyse unverändert auf 60° erhitzt c d 0 Stunden 26 680 26 940 20 600 12 720 3 9480 85 340 9360 10 060 3 „ 68 352 000 12 300 14 500 Eine Bakterienabnahme in dem nach Emmerich und seinen Mitarbeitern mit Kali und Dialyse behandelten Serum habe ich allerdings auch gefunden ; das Resultat der Probe c nach 3 Stunden stimmt völlig mit den Angaben dieser Forscher. Allein auf eine „Aktivität“ des Serums kann das keineswegs bezogen werden. Selbstverständlich darf eine beobachtete Bakterienabnahme im Serum nur dann im Sinne aktiver Alexinwirkung gedeutet werden, wenn jede andere Möglichkeit eines schädlichen Einflus- ses, namentlich Mangel an geeigneten Nahrungsstof- fen, absolut ausgeschlossen ist. Erst wenn bewiesen wäre, dass ein mit Kalizusatz und nachfolgender Dialyse behandeltes Serum die gleiche Ernährungsfähigkeit für Bakterien besitzt, wie 57 XJI. Bd. 858 H. Büchner, Ueber die bakterientödtende Wirkung des Blutserums. ein normales, könnte die beobachtete Bakterienabnahme als Folge von Aktivität gedeutet werden. Von einem derartigen Nachweis findet sich jedoch in den Mittheilungen von Emmerich und seinen Mitarbeitern nichts ; es fehlt überhaupt an den nöthigen Kontroll- versuchen, und ferner waren die Beobachtungen viel zu kurzdauernd, sie erstreckten sich nur auf die Zeit von 3 Stunden. In meinem Versuche aber zeigt die Probe c schon nach 5 Stun- den wieder Zunahme der Bakterien, im schroffen Gegensätze zur Kontrollprobe a, die aus wirklich aktivem Serum bestand. Es liegt demnach bei c keine Aktivität vor, nur vorübergehende Abnahme der Bakterienzahl in Folge ungünstiger Ernährungsbedin- gungen. Der absolute Gegenbeweis aber gegen die Annahme einer Reaktivirung lässt sich dadurch gewinnen, dass man einen Theil des angeblich reaktivirten Serums vor der Bakterienaussaat 10 Minuten bei 60° erhitzt. Nachdem ja das Kali durch Dialyse entfernt ist, müsste hierbei das reaktivirte Serum seine Aktivität wie ein nor- males wieder verlieren ; denn eine unbegrenzte Widerstandsfähigkeit wird man der künstlich erzeugten Aktivität doch kaum zuschreiben wollen. Die so behandelte Probe d müsste sich daher ganz anders wie c verhalten, sie müsste einen analogen Unterschied erkennen lassen, wie zwischen den Kontrollproben b und a, bei denen die Differenz des Bakteriengehaltes nach 5 Stunden etwa das 5000-fache beträgt. Dem gegenüber zeigen sich jedoch die Unterschiede zwischen c und d fast gleich Null, was die Annahme einer Aktivität bei c endgültig ausschliesst. Der Grund, weshalb ein mit Kali behandeltes und dialysirtes Serum schlechter ernährt, dürfte vermuthlich in dem Verluste der sog. Extraktivstoffe des Serums bei längerer Dialyse zu erblicken sein. Dass thatsächlich schlechtere Ernährungsbedingungen Vorlagen, davon habe ich mich, ausser allem Vorhergehenden, noch durch weitere Beobachtung und vergleichende Untersuchung der dialysirten Serum- proben nach 24- und 48-stündigem Verweilen bei 37 0 sicher über- zeugt. Schliesslich sei noch bemerkt, dass auch den Versuchen Emme- rich’s und seiner Mitarbeiter mit angesäuertem Blutserum durchaus keine Beweiskraft im fraglichen Sinne zuerkannt werden kann. Wichtig in dieser Richtung sind nur meine früheren, von Emmerich und seinen Mitarbeitern bestätigten Angaben über die unveränderte Wirkung des mit Schwefelsäure neutralisirten Serums, weil sie darthun, dass die alkalische Reaktion bei der Aktivität keine Rolle spielt. Den inaktivirenden Einfluss der freien Schwefelsäure dagegen lediglich auf Veränderungen der moleku- laren Struktur zu beziehen, ist durchaus willkürlich, um so mehr, als der Einfluss der sauren Reaktion auf das Verhalten gelöster Eiweiss- körper überhaupt genügend bekannt ist. München, 4. Dezember 1892. Robert Wernicke, Ueber eineu Protozoenbefund bei Mycosis fungoides. 859 Ueber einen Protozoenbefund bei Mycosis fungoides (?) Von Dr. Robert Wernicke, Professor der allgemeinen Pathologie in Buenos A y res. Mit 1 Tafel in Lichtdruck. Bei der Untersuchung von Hautstücken, welche einem Men- schen entnommen waren, der laut Diagnose von anerkannten Spe- zialisten an Mycosis fungoides litt, fand einer meiner Schüler, Herr A. Posada, eigenthümliche Körper, die er, meiner Ansicht nach mit Recht, als Sporozoen klassifizirte und mit der vorliegenden Krankheit in ursächlichem Zusammenhänge betrachtete. Ueber Protozoen als Krankheitserreger und speziell als Ursache von Geschwülsten wird z. Z. viel diskutirt, weshalb ich es für an- gemessen halte, die in meinem Laboratorium gemachte Entdeckung einem grösseren Kreise bekannt zu geben. Wie aus meiner Beschreibung und den beiliegenden Abbildungen hervorgehen dürfte, handelt es sich bei unserem Befunde um Proto- zoen oder besser gesagt Coccidien, deren Natur nicht so leicht anzu- zweifeln ist, als die von den Zelleinschlüssen in Carcinomen. Wenn einzelne oder viele von den Bildern, welche nur Zelleinschlüsse in Krebszellen darstellen wollen, nicht dazu geeignet sind, alle Zweifel über die Coccidiennatur dieser Einschlüsse zu beseitigen, so handelt es sich in unserem Falle um Bildungen, deren Form und Masse kaum einen berechtigten Zweifel mehr aufkommen lassen, und .glaube ich nicht zu weit zu gehen, wenn ich behaupte, dass wir heute in der Lage sind, zu beweisen, dass Coccidien in den Geschwülsten ge- funden worden sind und dass diese Coccidien wahrscheinlich die Ursache der Neubildung darstellen. Unser Patient ist ein Eingeborener, Soldat, der sich an ver- schiedenen Orten des Landes aufgehalten hat, er stammt von gesun- den Eltern ab, glaubt nie Jemanden gesehen zu haben, der ein dem seinigen ähnliches Leiden habe; über etwa überstandene Lues lässt sich nichts Sicheres aussagen. Vor 4 Jahren fing er an, an seinem Körper einzelne erhabene Flecken der Haut zu bemerken ; z. Z. hat er eine durch vielfache höckerige Wucherungen entstellte Nase, ein Fleck auf der rechten Wange, welches aus vielen konfluirenden, höckerigen, glänzenden und wenig juckenden, bis erbsengrossen Tumoren besteht. Am Rumpfe finden sich einzelne rundliche, wenig höckerige, mit der Haut ver- schiebliche Knoten und eine grosse Zahl derselben an dem linken Oberschenkel, in der linken Leistenbeuge ein grosses Drüsenpacket. Eine genauere Beschreibung des Falles in klinischer Beziehung erspare ich mir; die Hautaffektion imponirt jedem, der sie sieht, als Mycosis fungoides und stimmt mit den von den Autoren angegebenen Charakteren überein. 67* 860 Robert Wern icke, Bei Untersuchung von dem Patienten entnommenen Hautstücken fand sich , dass die Geschwülste alle im Corium sitzen , dass keine derselben in des Unterhautbindegewebe hineingewuchert war. Der mikroskopische Bau der Geschwülste ist der einer Granu- lationsgeschwulst, durch mehr oder weniger erhaltenes Coriumgewebe getrennte Anhäufungen von Rundzellen. In diesen Rundzellennodulis linden sich im zuweilen erweichten Centrum, dessen Kerne nicht mehr färbbar sind, eine oder mehrere, bis 30 Kerne führende Riesenzellen. In diesen Riesenzellen fanden wir die von uns als Coccidien angesehenen Einschlüsse in Form von runden Körpern von leicht gelblicher Farbe, an denen man leicht eine äussere hyaline Hülle und eine innere granulöse, keine Kernfärbung anuehmende Masse unterscheiden kann. In einer Riesenzelle haben wir bis zu 10 eingeschlossene Körper gesehen. Die einzelnen in den Zellen liegenden Körper messen von 3 bis 30 Mikromillimeter. Erwähnenswerth ist, dass es in vielen Fällen den Anschein hat, als ob die Einschlüsse (ähnlich wie es Koch für den Tuberkel- bacillus nach wies) die Kerne der Riesenzellen aus ihrer nächsten Umgebung verscheuchten. Die hyaline Hülle der Einschlüsse halten wir für eine dem Chitin ähnliche Hülle, den Inhalt dieser Cysten aber für einen neuen Parasiten. In keiner der Cysten haben wir einen deutlichen Kern nachweisen können. Der Cysteninhalt stellt sich als ein fein granulirtes Protoplasma dar, welches unter Einwirkung der Reagentien sich zusammenzieht und auf Schnitten von gehärteten Hautstücken die Cyste nicht mehr ganz ausfüllt. Der Cysteninhalt ist nicht immer bloss einfach granulirt, und haben wir (wie die Figur zeigt) gefunden, dass in einzelnen Cysten deutlich segmentirte Protoplasmahaufen liegen, in anderen Präparaten fanden wir, dass in einer Cyste sich eine grosse Zahl von Tochtercysten entwickelt hatten, und wir nehmen daher an, dass die gebildeten ur- sprünglich nackten Protoplasmamassen sich mit einer Membran um- geben haben. Durch weiteres Wachsthum der Tochtercysten kommt schliess- lich die Muttercyste zum Platzen, und erhält der Beobachter dann Bilder, wie Fig. IV. Ich darf nicht verschweigen , dass es mir wiederholt vorge- kommen, dass ich die beschriebenen Bildungen auch ausserhalb von Zellen habe nachweisen können, ohne dass es mir gelungen wäre, zu beobachten, dass es sich um durch den Untergang von Riesenzellen freigewordene Parasiten handle. Ueber den vollständigen Entwickelungsgang des Parasiten kann ich bisher noch keinerlei bestimmte Angaben machen, und nur Vermuthung ist es, wenn ich glaube, dass in einem Falle ohne Cystenbildung gebliebene Protoplasmamassen durch amöboide Wanderung in das Cirkulationssystem gelangen und auf diese Weise zur Allgemeininfektion resp. zu Metastasen führen. Bei unserem Patienten wurden wir durch ein in Folge von Centralblatt für Bacteriologie und Parasitenkunde Bd. XII. Fig I Fiß. II Dr. Wern icke phot. Verlag Tafel VI. Fig. III Fig. IV Reprod. von J. B. Ob ern e tt er , München stav Fischer Jena. Ueber einen Protozoenbefund bei Mycosis fuugoides. 861 Kompression der grossen Schenkelgefässe aufgetretenes Oedem dazu veranlasst, die Leistendrüsen zu exstirpiren, und es landen sich in diesen Drüsen in grosser Anzahl und zwar wieder im Inneren von vielkernigen und sehr grossen Riesenzellen Unmengen der beschrie- benen Körper. Mehrfache ßlutuntersuchungen haben es nicht ermöglicht , die Parasiten im Blutstrome nachzuweisen. Um eine Idee von der Anzahl der vorhandenen Coccidien zu geben, genügt die Mittheilung, dass wir in einem Gesichtsfelde (Apochromat vonZeiss, 8 mm, Okular 4) bis an 70 Coccidien haben zählen können. Bei der Grösse des Parasiten hält es nicht schwer, denselben an frischen Hautstücken ohne jegliche weitere Präparatiou zu sehen, an geschnittenen Hautstücken lassen sich ebenso wie in den Lymphdrüseu die Coccidien ohne jegliche Zuthat leicht deraonstriren. Bei Tinktionsversuchen haben wir gefunden, dass sich die Coccidien am besten mit Vesuvglycerin färben, andere Anilin- farben werden von denselben auch aufgenommen. Färbungsditierenzen der einzelnen Körper dürften auf die mehr oder weniger voll- kommene Erhaltung der chitinöseu (?) Cysten wand zurückzuführen sein, welche meiner Ansicht nach die Tmktion, wenn sie voll- kommen ist, erschwert. Bis heutigen Tags ist es mir nicht bekannt, dass irgendwer irgendwo einen Befund, welcher dem uusern annähernd gleicht, publizirt hätte, und glaube ich, dass wir es zum ersten Male be- wiesen , dass unbestreitbare Protozoen beim Menschen mit Neu- bildungsprozesseu einhergehen und zwar so einhergehen, dass man mit gewisser Berechtigung annehmeu kaun, dass diese Protozoen mit der Krankheit in ursächlichem Zusammenhänge stehen. Der Kranke, auf den wir uns beziehen, steht noch in unserer Beob- achtung und wird es wohl noch auf einige Zeit bleiben ; über den weiteren Verlauf der Krankheit und über den Erfolg von inscenirteu Inokulationsversucheu bei Thieren werden wir eventuell später be- richten. Buenos Ayres, 4. Oktober 1892. Tafelerklärung. Fig. I. Hautschnitt X 80. Ein Follikel mit einer grossen Zahl von Cysten. Fig. II. liautschnitt X 100. Vier grosse Cysten im Coriura. Fig. III. Eine grosse Cyste und fünf kleinere; die grosse zeigt deutlich Tochter- cysten. x ^00. Fig. IV. Lymphdrüse X 200. Zwei Haufen von Cysten, wahrscheinlich durch Kuptur einer grossen freige worden, der kleine Haufen links im Innern einer Zelle, neben deren Kernmassen. 862 Allgemeines über Bakterien. Referate. Zukal, H., Ueber den Zellinhalt der Sch izophyten. (Be- richte der deutschen botanischen Gesellschaft. Bd. X. 1892. p. 51 — 55.) Bei den Cyanophyceen, den chlorophyllführenden Scbizophyten, beobachtete Verf. eine Zertheilung des bisher nur als Nucleolus be- trachteten Zellkerns in die sogenannten Körner, und fand, dass diese Körner 1) eine indifferente durch das ganze Zelllumen gleichmässig zerstreute, 2) eine polare, d. h. in zwei Gruppen au den beiden Querwänden der Zelle, oder 3) eine äquatoriale Anordnung in der Mittellinie der Zelle zeigen können, und dass die Zellen ein distinktes, vou einem spezifischen Farbstoff' durchtränktes Rindenplasma (Chro- matophor) und ein farbloses Cytoplasma, in welchem die gewöhn- lich in der Vielzahl vorhandenen Zellkerne (Körner) liegen, besitzen. In Analogie hierzu glaubt derselbe die von Ernst zuerst behauptete Auffassung der bei den Bakterien vorkommenden Körner als Zell- kerne , welche von B ü t s c h 1 i als rothe Körner beschrieben, aber nicht als Zellkerne angesprochen worden waren, bestätigen zu können. Jeder Bakterie, auch den flexilen uud vegetativen Formen, muss ein Zellkern, wenn auch meist nur ein sehr kleiner, zugeschrieben werden. Die Zellkerne können bei den Bakterien leicht in Sporen übergehen, gezwungen z. B. durch ihre eigenen Stoffwechselprodukte, indem sie sich mit einer bestimmten Menge Protoplasma umgeben, und dieses sodann die Sporenmembran ausscheidet. Von den Sporen kann man also auf die Kerne rückschliesseu. Sämtliche Bakterien mit mittel- ständigen Sporen sind daher einkernig, diejenigen mit endständigen Sporen zweikernig in der Annahme, dass die Kerne in der polaren Stellung sich befanden, und bei nur einer endständigen Spore nur eine der beiden gebildeten, nackten Tochterzellen zur Spore wird. Demgemäss kann man die Bakterien in drei Gruppen eintheilen: 1) vielkernige (alle grösseren Formen , Desmobakterien und ein Theil der Eubakterien S c h röte r’s), 2) zweikernige (Bacillen, deren beide Enden sich stärker tingiren, als die Mitte, und Bakterien mit end- ständigen Sporen) und 3) einkernige (Bakterien mit mittelständigen Sporen und die kleinsten Formen). Br ick (Hamburg). Beyerinek, M. W., Die Lebensgeschichte einer Pigment- bakterie. (Botan. Zeitung. 1891. No. 43 if. c. tab.) Bacillus cyaneo-fuscus, der den Gegenstand der vorliegen- den Untersuchung bildet, ist vom Verf. vielfach in fauligen Infusen, in Graben wässern und auch in der Erde aufgefunden worden. Die Iso- lirung in Gelatine gelang verhältnissmässig leicüt, aber schon nach einigen Ueberimpfungen bei sommerlicher Zimmertemperatur stellte der Organismus sein Wachsthum ein und starb ab. Diese eigenthüm- liche Erscheinung veranlasste eine genaue Verfolgung der Lebensbe- dingungen des merkwürdigen Organismus. Wenn der Bacillus bei etwa 6° C auf reiner Gelatine aus- Allgemeines über Bakterien. 863 gesäet wird , so findet eine starke Verflüssigung des Nährmediums statt; in dem Flüssigkeitstropfen schwärmt suspendirt die schwarz- braune Bakterienmasse, während auf eine kurze Strecke ein blauer Farbstoff in die Gelatine hineindiffundirt. Mehr als 1 Proz. Pepton- gehalt kann die Verflüssigung aufheben. Die Bakterienmasse besteht aus lebenden, farblosen, sehr dünnen Stäbchen, abgestorbenen, braun gefärbten Bakterienkörpern und Pigmentkörpern. Um das Verhältniss dieses Organismus zu den übrigen farbstoff- absondernden Bakterien zu präzisiren, betrachtet Verf. die chromo- genen Bakterien etwas näher. Er unterscheidet Chromophore, welche den Farbstoff als integrirenden Bestandteil ihres Körpers besitzen; chromopare, welche den Farbstoff als Exkrement ab- sondern und selbst, solange sie leben, farblos sind; endlich para- chromophore, bei denen der Farbstoff zwar Exkretionsprodukt ist, aber dem Bakterienkörper fest auhaftet. Unser Bacillus ge- hört zur 2. Abtheilung. Der Farbstoff wird in Sphaerokrystallen abgesondert, welche sich durch Oxydation von Grün zu Blau und endlich zu Braun färben und durch Reduktionsmittel leicht wieder entfärbt werden. Die Sphaerokrystalle sind das Krystallisationspro- dukt eines blauen Farbstoffes; die Krystallnadeln werden durch ein Skelett eines Proteinkörpers getragen. Der Farbstoff ist Indigblau oder eine damit sehr nahe verwandte Substanz. Der Bacillus braucht zu seiner Ernährung nur eiweissartige Körper ausser den Salzen; er ist ausserdem streng aerob. Wie schon oben angedeutet, wird das Wachsthum bei längeren Kultur- reiheu bei etwa 20° C sehr geschwächt und endlich sistirt. Diese Erscheinungen traten bei niederer Temperatur nicht ein. Verf. erklärt diese Schwächung aus einer Einwirkung der eigenen Exkretionspro- dukte bei höherer Temperatur. Die Aktivität erhielt sich in flüs- sigen Lösungen etwas länger und konnte bei Reihenkulturen bei niederer Temperatur allmählich wieder hergestellt werden , so dass ein Wachsthum in 10-proz. Gelatinelösung wieder möglich wurde. Von besonderem luteresse ist nun dieser Bacillus in der Käsefabrikation. Hier erzeugt er die blauen Flecke und verdirbt auf diese Weise den Käse. Die Flecke im Käse beruhen auf der Gegenwart dunkelblauer und dunkelbrauner Farbstofftheilchen, die besonders in den Tyrosinsphäriten aufgehäuft sind; Stäbchen des Bacillus sind nicht mehr zu erkennen. Bei dem Abschluss von Sauerstoff gehen die anfangs noch lebensfähigen Bakterien einem schnellen Verderben entgegen und kommen vielfach nicht ganz bis zur Bildung eines intensiven Farbstoffes; der Organismus ist also im Käse ausserordentlich geschwächt. Das allmähliche Absterben er- folgt besonders noch durch das Ueberhandnelimen der Milchsäure. Während sich aus ganz jungem, nur wenig Säure enthaltendem Käse die Bakterien noch isoliren und weiter züchten Hessen, war dies aus altem Käse nicht mehr der Fall. Da gekochte oder ungekochte Milch bei niederer Temperatur ein guter Nährboden ist, so ist durch Verunreinigungen das Auftreteu des Bacillus im Käse leicht er- klärbar. Als ein besonders gutes Prohibitionsmittel gegen die Fleckenkrankheit empfiehlt sich die „lauge Wei“, wo durch Hinzufü- 864 Denitrifikation. gung eiues Milchsäurecoccus in die Molken dieselbe faden- ziehend wird. Die Einwirkung dieses Orgauismus auf den Bacil- lus cyaueo-fuscus erklärt sich durch die reiche Milchsäure- produktiou und die Abhaltung des Sauerstoffes von der schleimigen Masse. Lindau (Berlin). (xiltay, E., et Aberson, J. H., Recherches sur un mode de dönitnf ication et sur le schizomycete qui la produit. (Extrait des Archives N'6erlandaises. T. XXV.) Schon im Jahre 1868 hat Reiset die Aufmerksamkeit auf die Entwickelung salpetriger Dämpfe bei der alkoholischen Gährung des Ruukelrübeusaftes gelenkt. Nach ihm befassten sich noch Schloe- sing, Meusel, Deheraiu und Maqueune und Warington mit dem Phänomen der Denitrifikation ; die eingehendsten und wich- tigsten Studien veröffentlichten hierüber jedoch Gayon und Du- petit, welche die Denitrifikation mit Bildung gasförmiger Produkte au zwei Mikroorganismen, dem Bacterium denitrificans a und ß einer geuauen Beobachtung unterzogen. Von diesen zwei übt das erstere eine viel kräftigere dekompouireude Wirkung auf die in den Nährflüssigkeiten enthaltenen Nitrate aus, indem es die ge- sammteu darin enthaltenen Salze zu Nitriten, beziehungsweise zu Stickoxyd und Stickstoff zu reduziren im Staude ist, während das letztere stets einen Theil der Nitrate unzersetzt lässt. Weitere Untersuchungen veröffentlichten noch Heraeus, welcher 4, und Frankland, welcher 32 denitrifizirende Arten beschrieb, dereu Wirkung aber nicht weiter, als bis zur Reduktion der Salpeter- zu salpetriger Säure reichte. Die eigenen Untersuchungen der Verff. betreffen nun einen Ba- cillus, welchen sie in ihrer Umgebung, sowohl in der Luft, als im Boden verbreitet vorgelundeu haben. Zur Gewinnung von dessen Reinkulturen bedienten sich die Verff. entweder der 10-proz. Nähr- gelatine oder eiues gelatinisirten (10-proz.) Erdinfuses. Auf beiden wuchs der Bacillus in gleicher Art. Derselbe stellt zumeist ein Doppelstäbcheu dar, dessen Länge zwischen 1,5 — 3 /x schwankt. Die Glieder sind in der Regel zu einauder im Winkel gestellt. Die Dicke des sehr lebhaft beweglichen Stäbchens ist ca. 0,5 /x. Von den denitrifizirenden Bakterien von Gayon und Du petit unterscheidet er sich durch seine grössere Kürze. Um den Grad seines denitrifizirenden Vermögens zu studiren, benützten die Verff. theils eine salpeterhaltige Bouillon, theils einen künstlichen, von den letzterwähnten Autoren angegebenen Nährboden. Eine Reihe zahlreicher Versuche ergab nuu, dass die von diesen Bakterien bewirkte Zersetzung der salpetersauren Verbindung mit den bei andereu Mikroorganismen beschriebenen analogen chemischen Prozessen nicht identisch sei, weil sie die letzteren dadurch an Kraft übertrifft, dass aus den gesammten in der Nährflüssigkeit enthaltenen Nitraten ausschliesslich als gasförmiges Produkt der Stickstoff ge- bildet wird. Der Bacillus unserer Verff. unterscheidet sich daher von dem Bacterium denitrificans u und ß auch noch dadurch, dass Nitrifikation (Osteomalacie). — Gährung. 865 das Bacterium denitrificans a sämmtliche Nitrate unter Bildung von Stickstoff und Stickoxyd zersetzt; das Bacterium denitrificans ß einen grossen Theil der Nitrate unberührt lässt, stets Nitrite und als gasförmiges Produkt nur Stickstoff liefert, während der Bacillus denitrificans sämmtliche Nitrate zersetzt und als gasförmiges Produkt ausschliesslich Stickstoff bildet. Was die physiologische Deutung dieses Phänomens anbelangt, so scheint dasselbe die Aeusserung eines Prozesses zu sein, durch wel- chen sich der Bacillus bei mangelhaftem Zutritte von Sauerstoff die nöthige Energie verschafft. Er kann daher mittels des Salpeters die organischen Substanzen zersetzen unter gleichzeitiger Bildung von Stickstoff als Nebenprodukt. Kamen (Czernowitz). Petrone, M. , II microorganismo della nitrificazione el’osteomalacia. Parte III.: La cura specifica e razionale dell’ osteomalacia. (La Rif. med. 1892. No. 163.) Schlösing und Müntz sowie Warington fanden, dass Chloroformdämpfe eine rasch tödtende Wirkung auf die Mikroor- ganismen der Nitrifikation ausüben. Diese von P. durch zahlreiche Versuche auch mit anderen chemisch verwandten Verbindungen gleichfalls erwiesene Thatsache weist darauf hin, dass die von nam- haften Gynäkologen gemeldeten glänzenden Resultate der Ovarien- exstirpation und des Kaiserschnittes bei Osteomalacie nicht auf die Operation selbst, sondern auf das zur Narkose der Operirten verwendete Chloroform zurückzuführen seien. In der That gelang es dem Verf. in einem Falle hochgradiger Osteomalacie durch Darreichung von 2 g Chloralhydrat in täglicher Dosis schon nach 15 Tagen vollständige Heilung zu erzielen. Kamen (Czernowitz). Koch, A., Jahresbericht über die Fortschritte in der Lehre von den G äh ru n g sorg ani sm en. Jahrgang II. 1891. 8°. VIII, 271 p. Braunschweig (H. Bruhn) 1892. Preis geh. M. 8,60. Die Zahl Jener, welche sich mit den zymogenen Mikroorganismen beschäftigen, wächst von Jahr zu Jahr. Nur wenige derselben sind jedoch in der glücklichen Lage, alle Fachschriften auf dem Gebiete der Brauerei, Brennerei, Molkerei u. s. f., welche mehr oder minder häufig gährungsphysiologische Abhandlungen bringen , regelmässig lesen zu können. Die meisten sind vielmehr mit der Befriedigung ihres Verlangens, auf allen Zweigen der Gährungsphysiologie sich auf dem Laufenden zu erhalten, auf die Referate angewiesen, welche die ihnen eben zugänglichen Fachzeitungen, oft in ungenügender Kürze, darüber bringen. Es wurde daher das Erscheinen des ersten Jahrganges dieses Berichtes von allen Seiten als ein sehr dankens- werthes Unternehmen begrüsst. Die wohlverdiente Anerkennung1), 1) Vergl. das Referat hierüber in diesem Centralblatt. Bd. X. 1891. p. 801. Gährung, 866 die seinem Verfasser damals zu Theil wurde, kaun man erfreulicher- weise auch bezüglich des ebeu erschienenen zweiten Jahrganges (für 1891) ausdrückeu. Auch dieser kommt der Anforderung nach, die be- sprochenen Arbeiten zwar in gedrängter Kürze, jedoch so zu referireu, dass man nöthigenfalls die bez. Originalabhandluug entbehren könne. Für das keineswegs geringe Mass mühsamer Arbeit und eingehenden Studiums, welche ein derart verfasstes Werk erfordert, wird jeder Leser dem Autor gewiss wohlverdienten Dank zollen. Bei Abfassung des zweiten Jahrganges wurden im Wesentlichen dieselben Grenzen eingehalten, wie im Vorjahre. Wenn nun trotz- dem der Umfang des Buches um 83 Seiten (von VI u. 190 auf VIII u. 271) zugenommeu hat, so entspricht dieses Mehr der Steigerung der Zahl der besprochenen Arbeiten (von 251 auf 368). Der reiche Inhalt ist in sieben Hauptkapitel abgetheilt: I. Lehr- bücher, zusammenfassende Darstellungen etc. (7 p.). — II. Arbeits- verfahren, Apparate etc. (23 p.): Verschiedenes; Bakterienfilter; Nährsubstrate; Sterilisirapparate; Thennoregulatoren. — III. Mor- phologie der Bakterien und Hefen (20 p). — IV. Allgemeine Physio- logie der Bakterien und Hefen (61 p.): Verbreitung und Vertheiluug der Bakterien; physikalische Physiologie; chemische Physiologie; Mittel zur Hemmung der Entwickelung von Bakterien und Hefen ; Bildung von Varietäten. — V. Gähruugen im Besonderen (130 p.), u. zw. a) Alkoholgährung (55 p.): Spezielle Physiologie der alkohol- bildenden Hefen; Milchzucker vergährende Hefen; Benutzung der Hefen als Reagentien; Hefereinzucht, Verunreinigung des Bieres durch andere Organismen ; Anwendung von Fluorwasserstoff, schwefel- sauren Salzen etc. in der Spiritusfabrikation; Verschiedenes, b) Milch- säuregährung, Käsegährungen und andere Gährungen in Milch (25 p.): Milchsäuregährung; Bakterien in Milch und Butter; Milchsterilisation; Käsegährungen. c) Wurzelknöllchen der Leguminosen, Nitrifikation (22 p.). d) Verschiedene Gährungen (26 p.): Schleimbildende Bak- terien ; Bakterien in der Zuckerfabrikation ; Verschiedenes. — VI. Fer- mente (16 p.): Allgemeines; Diastase und Glukase; Pepsin und Trypsin; Labferment; Harnstoff-Ferment. — VII. Leuchtende Bak- terien. Autorenregister. Sachregister. Die Leser werden von dem Gebotenen befriedigt sein. Viele derselben werden diesbezüglich nur noch den einen lebhaften Wunsch hegen, dieses praktische und verlässliche Nachschlagebuch künftighin jedes Jahr schon im Frühling erwartungsvoll begrüssen zu köuuen. Einer Empfehlung bedarf, dem bisher Gesagten zufolge, dieses Werk uicht mehr, es genügt auf dessen Erscheinen aufmerksam gemacht zu haben. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Richet, Ch., De l’action de quelques sels metalliques sur la fermen tation lactique. (Comptes rendus. T. CXIV. 1892. p. 1494.) Verf. hat den Einfluss von Metallsalzen auf die Milchsäuregäh- rung studirt und dazu die Reinkultur eines ..Milchsäurefermentes“ benützt, dessen Gewinnung und Eigenschaften er jedoch nicht be- Gährung. — Bakterien auf Banknoten. — Allg. Infektionskrankheiten. gß7 schreibt. Was die Grösse des Zusatzes an Metallgiften anbelangt, so unterscheidet der Verf. eine wirkungslose, dann eine begünsti- gende, weiter eine schwächende und endlich eine verhin- dernde Dosis; im Folgenden stets auf ein Liter Versuchsflüssigkeit bezogen, als welche Milch diente, durch Erhitzen mit Essigsäure von Kasein befreit und mit Kaliumbikarbonat neutralisirt. Die wirkungslose Dosis, welche also die gen. Gährung nicht beeinträchtigt, ist dem Verf. zufolge geringer, als 0,25 mg für Kupfer- sulfat und Quecksilberchlorid. Die begünstigende (beschleunigende) Dosis ist für gen. Salze 0,5 mg , für Goldchlorid und Platinchlorid 5 mg, für Eisenchlorid 0,5 g, Magnesiumchlorid 20 g. Die beein- trächtigende (verzögernde) Dosis ist für Kupfersulfat und Sublimat 1 mg. Zinksulfat in der Menge von 1 g pro 1 1 verhinderte nicht die Milchsäuregährung, hingegen wurde dieselbe durch 0,15 g Kadmium- sulfat eingestellt. Um eine gleich grosse Schwächung zu bewirken, verbrauchte man 0,5 g Zinksulfat, hingegen nur 0,075 g Kadmium- sulfat. Mithin ist ein Molekül eines Kadmiumsalzes hundertmal giftiger, als ein Molekül eines Zinksalzes1). Das von dem Verf. weiter aufgestellte biologische Gesetz, dass die grössere oder geringere Giftigkeit chemisch ähnlicher Metalle (z. B. Zink und Kadmium) im reziproken Verhältniss stehe zu der grösseren oder geringeren Häufigkeit des Vorkommens dieser Elemente, erachtet Ref. damit noch lange nicht hinreichend begrün- det, wenn Verf. meint, dass die Fermente an ein seltenes Metall nicht gewöhnt seien, weshalb davon schon eine geringere Dosis Stö- rung verursachen werde. Ein Hinweis auf die gewiss nicht geringe Giftigkeit des durchaus nicht seltenen Arsens wird, von anderen Rücksichten zu schweigen, den Zweifel rechtfertigen. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Acosta, E., y Grande Rossi, F., Anälisis b acteriolögico de los billetes del banco espanol de la Habana. (Crönica medico-quin'irgica de la Habana. 1892. No. 11.) Verff. fanden in 2 Stück der in Habana meist in Umlauf be- findlichen kleinen Banknoten (im Werthe von 20 und 40 Pfennig), die durch den Gebrauch das doppelte Gewicht der neuen erlangt hatten, nicht weniger als 19147 Mikrobien, von denen eine Art sep- tisch war und Meerschweinchen rasch tödtete. Solche Banknoten können leicht Kindern gefährlich werden, die alles in den Mund nehmen, da ja wohl auch Diphtherie- und Tuberkelbacillen leicht an dem schmutzigen Papier haften bleiben. Sentinon (Barcelona). Boucliard, Action des toxines microbiennes sur les vaisseaux. (La Semaine med. 1891. No. 53. p. 435.) 1) Dieses Verhältniss stimmt mit den gemachten Zahlenangaben nicht überein. Molekulargewicht von Jr Zinksulfat ] (ZnS04 -|- 7aq) — 287 , von Kudmiumsulfat (CdS04 -f- 3 a ^ Q Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3 u. 4. Fig. 5. <$ % § (§) § #- Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. <£> \ < * f (§ (g£> 0 § Fig. 9. Fig. 10. Fig. 11. % % a i 3 i § 4$ $ Fig. 12. Fig. 18. Cholera. 913 Ich füge hier nur einige Abbildungen der häufigeren Formen von Pockenproto- zoen in Fig. 1 — 8 und Syphilisprotozoen Fig. 9 — 13 zur leichteren Veranschaulichung bei. Dieselben sind nach lebenden Präparaten gezeichnet. Fig. 1 und 2. Im Blute vorkommende Formen, solche mit Geissei, mit Doppel- kern und grössere amöboide Form. Fig. 3 — 8. Protozoen aus dem Pustelinhalte. Fig. 3. Glänzendes Korn, solches mit Hof, solches mit Hof und Geissei (Sporen in Entwickelung [?]). Fig. 4. Kapsel mit 3 glänzenden Körnern (Sporen ?). Fig. 5 und 6. Zwei grössere Protozoen in verschiedenen Bewegungsstadien. Fig. 7. Protozoen mit Sporenbildung. Fig. 8. Spore mit Protoplasmarest. Fig. 9. Kapsel mit 1, 2 und 3 glänzenden Körnern (Sporen). Fig. 10. Einfache Kugelformen mit Geissei. Fig. 11 und 12. Grössere Formen in Bewegung. Fig. 13. Kapsel mit glänzenden Körnern in Bewegung Kiel, 17. November 1892. 1 bei unveränderter Einstel- J lung des Mikroskops. Referate. Uffelmann , J. , Beiträge zur Biologie des Cholera- bacillus. (Berliner klin. Wochenschrift. 1892. No. 48. p. 1209.) Prof. Uffelmann verbreitet sich in einem längeren Aufsatze auf Grund einer grossen Anzahl von Versuchen, ähnlich denjenigen des Kaiserl. Gesundheitsamtes, über die Lebensfähigkeit der Cholera- bacillen auf verschiedenen Nährsubstanzen und die Widerstands- fähigkeit gegen Trocknung und organische Säuren. Bei Angabe der verschiedenen angewandten Arten des Kultur- verfahrens theilt Verf. mit, dass verschiedentlich sich noch Cholera- bacillen mittelst des bekannten Verfahrens von Schottelius nach- weisen Hessen, während Kolonieen auf der Gelatineplatte vermisst wurden. Es ist nun wohl die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass auch hier die Schuld einem ungenügenden Alkalescenzgrade der Gelatine beizumessen ist. Verf. theilt dann Folgendes mit: Die Cholerabacillen waren im Wasser des Rostocker Hafens bei ca. 20 0 (ohne Zusatz von Nährmaterial) nach 60 Stunden, bei Brütschranktemperatur schon nach 48 Stunden nicht mehr nachweis- bar. In einer anderen Wasserprobe des Hafens hielten sich die Choleraerreger bei 19 — 22 0 C 48 Stunden lang in lebendem Zustande, bei 10 — 11,5° sogar 5 Tage lang. In dem Wasser der Oberwarnow, welches an Bakterien — auch an verflüssigenden Arten — bedeutend ärmer war, wie das Hafen- wasser, lebten die Cholerabacillen bei Zimmertemperatur 2 Tage lang, bei ca. 10° C 6 Tage lang. Bei einem Versuche mit ungekochter Milch nahmen die Cholera- bacillen anfänglich zu, verminderten sich aber mit dem wachsenden gäuregrade und der wachsenden Anzahl der übrigen Bakterien, so 914 Cholera. dass bei eingetretener Gerinnung nach 40 Stunden die geimpften Choleraorganismen gänzlich fehlten. In einer kurz aufgekochten Milch liessen sich erst nach 60 Stunden Choleravibrionen in der alsdann ebenfalls geronnenen Milch nicht mehr nachweisen. Verf. bemerkt, dass 0,1 Proz. und nach Helm 0,2 Proz. Milchsäure noch ein Wachsthum dieser Vibrionen zulassen. Nicht sterilisirte Milch mit cholerainfizirtem Flusswasser gab bereits nach 6 Stunden ein negatives Untersuchungsresultat. Die folgende Tabelle veranschaulicht die Ergebnisse weiterer Versuche : Infizirter Gegenstand Die Cbolerabacillen sind noch nachweisbar nach 1 Scheiben von Mittelfeinbrot 1 Tage „ ,, ,, in Papier gehüllt 3 Tagen ,, „ „ unter einer Glasglocke aufbewahrt 1 Woche Schwarzbrot 1 Tage Schwachsaure Butter auf der Oberfläche 4 — 6 Tagen ,, „ im Innern 1-2 „ Bratenfleisch unter einer Glasglocke 8 „ Geräucherter Hering 4 „ Obst auf der Oberfläche 24 — 30 Stunden „ unter einer Glasglocke 4 Tagen Frischer Blumenkohl, am Grunde eines Blattes 1-2 „ „ ,, innerhalb eines gefalteten Blattes 3 4 )y Druckseite eines Buches. Die Bacillen waren vor dem 23 Stunden Zuklappen des Buches eingetrocknet Briefpapier, getrocknet und mit einem Couvert umhüllt 231/, „ Postkarte (ohne Umhüllung) 20 Kupfermünze weniger als 17 Minuten Silbermünze » » 23 „ Messingmarke „ „ 1 Stunde Platinblech 1 Stunde Blauer Buckskin 1 — 2 Tagen Trockenes Hemdleinen 2 „ Hemdleinen mit Bouillon getränkt 4 „ Feuchte Lcinewand 7 „ ,, ,, unter einer Glasglocke 12 „ alsdann getrocknet 2 » Fliegen 3 Stunden Menschliche Hand 1 Stunde, nicht mehr nach 2 Stunden Im Hinblick auf diese Ergebnisse weist der Verf. darauf hin, dass die Cholerabacillen, wie auch aus anderen Versuchen hervor- gehe, viel widerstandsfähiger seien, wie man vielfach geglaubt habe, dass organische Säuren in mässiger Konzentration in Milch, Fleisch und Butter sogar vielleicht noch ein Wachsthum zuliessen. D ahmen (Crefeld). Fraenkel, C., Nachweis derCholerabakterien im Fluss- wasser. (Deutsche med. Wochenschr. 1892. No. 41.) Die Bedeutung des Wassers bei Verbreitung der Cholera hat sich auch bei der diesjährigen Epidemie klar gezeigt. Die That- sachen, welche das Flusswasser als den hauptsächlichsten Träger Cholera. 915 des Ansteckungsstoffes erkennen liessen, waren so eindeutige, dass der Reihe nach die wichtigsten norddeutschen Ströme für „verseucht“ erklärt werden mussten. Nur der Nachweis der Cholerabacillen wollte trotz genauester bakteriologischer Analyse des Elb- und Spree- wassers nicht gelingen, was bei den geringen Mengen, die zur Unter- suchung herangezogen werden können , und der grossen Zahl von saprophytischen Bakterien, die im Oberflächen wasser sich aufhalten, leicht verständlich ist. Dem Vortragenden nun ist es geglückt, die Choleravibrionen im Wasser aufzufinden. Am 27. September wurde ihm von Dr. Cossmann in Duisburg ein Stück Dünndarm eines in Duisburg unter choleraähnlichen Erscheinungen gestorbenen Men- schen zur bakteriologischen Untersuchung zugeschickt. Am folgenden Tage liessen sich auf den angefertigten Gelatineplatten sehr zahl- reiche Cholerakolonieen nac'hweisen. Am 29. September erhielt er ferner 5 Flaschen zur bakteriolo- gischen Analyse, die zwei Tage vorher mit Proben aus den ver- schiedenen Duisburger Wasserläufen gefüllt waren. Von jeder der 5 Proben wurden Gelatineplatten mit 1 und */2 ccm angelegt. Bei der Besichtigung nach etwa 40 Stunden zeigten sich auf der mit 1/i ccm der Probe „Zollhafen wasser“ bereiteten Platte etwa 12 — 15 Kolonieen, die vollständig wie echte Cholerakolonieen aussahen. Die mit 1 ccm des gleichen Wassers angelegte Platte war schon ver- flüssigt, auf allen übrigen Platten waren ähnliche Kolonieen nicht aufzufinden. Reinkulturen, die wegen der grossen Zahl anderer Mikroorganismen nur mit grosser Mühe darzustellen waren, ergaben, dass es sich um zweifellose Cholerabakterien handelte. Allerdings gaben sie die Cholerareaktion nicht und bildeten das charakteristische Häutchen in Bouillonkultur nur in sehr geringem Umfange. Aber auch in anderen Fällen wie dem erwähnten Duisburger verhielten sich die Koch’schen Kommabacillen ebenso. Der Verf. glaubt, dass beide Eigenschaften von den Choleravibrionen erst all- mählich auf den künstlichen Nährböden erworben werden, da eine Kultur, die ihm im Juli des Jahres von Roux aus Paris übersandt wurde, zunächst weder Cholerareaktion gab, noch Häutchenbildung aufwies, jetzt aber, wenn die betreffende Kultur 8 Tage alt geworden ist, Oberflächenwachsthum und Rothfärbung mit Schwefelsäure zeigt. [Nach Weyl wird Cholerareaktion vermisst, wenn die Kultur nicht die nöthige Alkalescenz besitzt. Ref.] Es muss demnach angenommen werden , dass es sich wirklich um echte Cholerabacillen handelt. Es frägt sich nun, ob dieselben auch in der übersandten Wasserprobe im Augenblick der Entnahme enthalten gewesen sind. Eine sekundäre Infektion im Laboratorium glaubt Verf. mit Bestimmtheit ausschliessen zu können, und dass die Flaschen sonst irgendwie mit Choleramaterial in Beziehung gekommen sind, stellt Dr. Cossmann mit Sicherheit in Abrede. Es ist deshalb weitaus das Wahrscheinlichste, dass die gefundenen Cholerakeime wirklich dem Wasser des Duisburger Zollhafens ent- stammten. Hier hinein sind sie wohl durch das Schiff „Hugo Grotius“ gelangt, das im Zollhafen vor Anker gegangen war. Von diesem Schiff aus hat der Schiffer Kock, der am 24. September an 916 Chdlera. bakteriologisch bestätigter Cholera asiatica gestorben ist, nach den Angaben des Hafenmeisters K u 1 m s seine Dejektionen in das Hafen- vvasser entleert. Auffallend ist nur, dass die Choleravibrionen noch am 29. September in der am 27. entnommenen Wasserprobe noch lebend in grosser Zahl gefuudeu wurden. Aber auch im Inhalte des schon in Fäuluiss übergegangenen Dünndarmstückes des Schiffers Kock konnten durch die Plattenmethode noch am 27. September lebende Kommabacillen nachgewiesen werden. Es spricht dies gegen die gangbare Meinung der geringen Widerstandsfähigkeit der Cholera- vibnonen Fäulnissbakterien gegenüber. Am 1. Oktober waren in der Wasserprobe keine Spirillen mehr nachzuweisen, ebensowenig in dem am 3. Oktober entnommenen und am 5. Oktober untersuchten Wasser des Duisburger Zollhafens, der unterdessen desintizirt worden war. Die Temperatur des Ruinwassers betrug in jener Zeit 13x/2 bis 15 0 C, die des Zollhafenwassers wird wegen der zahlreichen warmen Zuflüsse höher geschätzt. von Düngern (Freiburg). Wernicke, Bemerkungen über das Verhalten der Kom- mabacillen der Cholera asiatica in Berührung mit Tabakblättern und Cigarren. (Hygien. Rundschau. Bd. II. No. 21.) Verf. stellte sich die Aufgabe, zu prüfen, ob der Tabak und die daraus hergestellten Erzeugnisse eine gefährliche Quelle für die Verbreitung der Kommabacillen siud. Es ergab sich, dass dem nicht so ist. Im angetrockneten Zustande sterben die Kommabacillen noch schneller darauf ab, als auf Deckgläschen. Verf. erklärt dies durch die Porosität der Blätter, welche das Austrocknen begünstigt, und ferner durch ihre meist leicht saure Reaktion. Auf den schwach alkalisch reagirenden Havannablättern hielten sich die Bacillen ver- hältnissmässig länger lebend. Im feuchten Zustande nach 24-stün- digem Verweilen in einer feuchten Kammer bei 37° waren sie an dem Tabak von Cigarren nicht mehr nachzuweisen ; dagegen waren sie an feuchten Leinwandstückchen, welche in diese Cigarren ver- suchshalber eingewickelt waren, um dieselbe Zeit noch lebend, aber nach weiteren 4 Tagen nicht mehr nachzuweisen. Cigarren, welche in Hamburg zur Zeit der Höhe der Epidemie angefertigt worden waren und sich noch Mitte September ziemlich feucht zeigten , erwiesen sich als frei von Kommabacillen , hatten dagegen im übrigen hohen Bakteriengehalt. In 5-proz. Abkochungen von Tabaksblättern halten sich die Kommabacillen über 10 Tage lebend ; ein 50-proz. Extrakt tödtet sie in der Zeit zwischen 2 und 24 Stunden. Bei dem schnellen Absterben auf feuchten Blättern spielt auch die Anwesenheit anderer Bakterien eine Rolle. Werden nun Komma- bacillen auf sterile feuchte Tabaksblätter übertragen, so sind sie bis zu 4 Tagen darauf nachweisbar. Die von Tassinari und Miller gemachten Angaben über die abtödtende Kraft des Tabaksrauches auf Cholerabacillen konnte Verf. bestätigen. Kurth (Berlin). Cholera. 917 B6non, L., fitude sur quatre cas de chol^ra. (Annales de 1’ Institut Pasteur. 1892. No. 9. p. 621.) Die vier Cholerafälle kamen in der Zeit vom 25. Mai bis zum 2. Juni zur Beobachtung. Die beiden ersten binnen 3 Tagen ge- heilten Kranken hatten nur choleriforme Diarrhöen, sie boten zwar die klinischen Symptome der Cholera dar, aber in ihren Entleerungen liess sich bakteriologisch nur Bact. coli commune in Begleitung einiger anderer Arten nachweisen. Bei einem dritten nach 12 Tagen zur Genesung gekommenen Patienten fanden sich die Koch’schen Vibrionen, ebenso auch (mikroskopisch, kulturell und unter Heran- ziehung einer aus Asien stammenden authentischen Kultur zum Vergleich mittels des Thierversuches festgestellt) bei der vierten Kranken, die 2 Tage nach der Aufnahme ins Spital und 4 Tage nach dem Auftreten der ersten Erscheinungen am 2. Juni verstarb; diesmal .waren sie vergesellschaftet mit Bact. coli commune. Vielleicht waren sie, meint Verf., auch bei den zwei ersten Cholera- bakterien in den Stühlen gewesen, aber zur Zeit der Untersuchung bereits daraus verschwunden. Hinsichtlich des Infektionsmodus Hessen sich ausser beim letzten Fall bestimmte Anhaltspunkte nicht gewinnen. Charakteristisch genug ist es, dass Verf., der sich über die Entstehungsgeschichte in gewundenen Erörterungen mancherlei Kopf- zerbrechen macht, der auch die rhetorische Frage aufwirft, ob viel- leicht die Cholerakeime seit dem Jahre 1885 im Boden sich kon- servirt haben, nicht auf den Gedanken kommen wollte, ob die von ihm gesehenen Fälle doch nicht die allerersten gewesen sein könnten. Dass die Kommabacillen in einer Leiche des Zuchthauses von Nanterre bereits am 5. April nachgewiesen wurden, dass dort die Seuche begann und seitdem in der Bannmeile von Paris viele Opfer forderte, scheint Herrn Rönon nicht zu Ohren gekommen zu sein. Er begnügt sich mit der Angabe, dass seine Kranken Paris oder die Bannmeile der Stadt nicht verlassen hätten. Voraus aber wird mitgetheilt, dass der dritte Kranke sich nur vom 17.— 26. April in seiner Wohnung in Paris aufgehalten habe, wo er aber vor dem 17. und nach dem 26. April bis zu seiner Erkrankung am 28. Mai war, darüber „weiss man nichts“. Auch die vierte Patientin war ausserhalb von Paris; sie besuchte am 28. Mai ihre Eltern in Billancourt und infizirte sich wahrscheinlich durch den Genuss schlechten Wassers; ein kleines Mädchen, dem sie davon zu trinken gab, erkrankte in der folgenden Nacht an Diarrhöe und starb 8 Tage später. Zwei andere Personen ihrer Familie, die nur Wasser aus der ganz nahe dem Brunnen gelegenen Seine getrunken hatten, er- krankten ebenfalls an Diarrhöe, genasen aber wieder. Als von da ab blos gekochtes Seinewasser zur Verwendung kam, hörten die Er- krankungen auf. Die Mittheilung Renon’s (wirft indessen noch eigentümliche Streiflichter auf die Pariser Verhältnisse überhaupt. R. führte seine zur definitiven Sicherstellung der aus den Dejektionen der beiden letzten Kranken gezüchteten Kommabacillen unternommenen Ver- suche im Laboratorium von Roux im Institut Pasteur 's aus 918 Mening. cer. sp. — Neurosen. und kam am 13. Juni 1892 zur Gewissheit, dass es sich um asiatische Cholera handle. Dessen ungeachtet konnte Proust in der am 5. September zu Paris stattgehabten Sitzung des Comit6 consultatif d’hygiene publique de France laut einer Mittheilung der Gazette mödicale vom 10. September (s. deutsche med. Wochschr. v. 15. Sept. 1892. p. 840) erklären, dass der erste Todesfall in Paris am 4. August sich ereignete! Heim (Würzburg). Mircoli, S. , Nuove conoscenze sulla etiologia delle meningiti c ereb r o - s pi n ali. (Estr. dalla Gazz. degli Ospit. 1891. No. 88.) Verf. hatte Gelegenheit, zwei Fälle dieser Krankheit bakteriolo- gisch zu untersuchen. In einer gewann er aus der Ventrikelflüssig- keit einen Staphylococcus mit analogem Verhalten, wie der Staph. pyog., nebst einem Bacillus, welcher sich aus den moto- rischen Gehirnpartieen und dem verlängerten Marke ausserordentlich reichlich entwickelte und welchen der Verf. mit dem Bacillus pyog. foetidus Passet identifiziren konnte. Im zweiten Falle erhielt er aus Gehirn und Rückenmark einen noch nicht beschriebenen Bacillus, welcher in seinen ersten Ge- nerationen die Gelatine unter ausserordentlich reichlicher Gasbildung verflüssigt, später aber dieses Vermögen einbüsst. Die Gasbildung geht indessen nicht verloren. Solche Gelatinekulturen zeigen später einen grossen , die Hälfte des Nährbodens einnehmenden Hohlraum. Die gemeinsam mit Dr. C e n t a n n i vorgenommenen Thier- versuche haben ergeben, dass dieser Bacillus, Kaninchen in das Rückenmark eingebracht, diese in 24—36 Stunden tödte. Bei sub- kutaner Impfung erzeugt er Eiterung. Dieser Mikroorganismus wurde Bacillus aerogenes meningitidis benannt. Es scheint demnach das die Meningitis erzeugende Gift kein einheitliches zu sein, und es ist fraglich, ob nicht zu den bis jetzt als Erreger derselben nachgewiesenen Mikroorganismen in der Folge noch weitere hinzukommen werden. Kamen (Czernowitz). Mircoli, S., Piogeni in malattie nervöse. (Estratto dalla Riv. clin. — Archiv, ital. di clin. med. Anno XXXI. 1892.) Verf. untersuchte mehrere Fälle von Neurosen mit letalem Aus- gange, und zwar je einen Fall von Ischias mit Myelitis ascendens, Chorea, Pachymeningitis cervicalis hypertrophica und Meningitis acu- tissima sporadica, sämmtlich sogenannten rheumatischen Ursprunges, bakteriologisch und konnte in allen diesen Fällen aus den patholo- gisch veränderten Organtheilen ausschliesslich pyogene Mikroorga- nismen durch mikroskopische Untersuchung und Kultur nachweisen. Es waren dies im 1. und 2. Falle: Staphylococcus und Streptococcus pyogenes, „ 3. „ 4. „ : Vorwiegend Staphylokokken neben spärlich vorhandenem Bacillus pyogenes foe- tidus Passet. Verf. betrachtet die ursächlichen Beziehungen dieser pyogenen 'Rhachitis. — Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 919 Bakterien zu den genannten Krankheitsformen als ausser jeden Zweifel gestellt, wenngleich er zugibt, dass auch andere pathogene Mikroorganismen im Stande sein dürften, identische klinische Krank- heitsformen hervorzurufen. Kamen (Czernowitz). Mircoli, S., Süll’ esistenza di m ic roor gan i s m i piogeni in alcuni casi di rachitismo. (Estr. dal Giorn. della R. Accad. di Medicina. Anno 1892. Num. 2.) Die Rhachitis , welche nunmehr nur sporadisch auftritt , verur- sachte in früheren Zeiten, so z. B. im Jahre 1620 in England, aus- gebreitete Epidemieen. Dieser Umstand schien von Haus aus darauf hinzudeuten, dass auch dieser Krankheit, welche wir als eine kon- stitutionelle zu bezeichnen pflegen, ein spezifischer Keim zu Grunde liege. Verf. untersuchte daher drei Fälle echter Rhachitis (Hydroce- phalus, Auftreibung und Erweichung der Knochen) bakteriologisch, und konnte in allen Fällen das Vorhandensein von pyogenen Mikro- organismen in den krankhaft veränderten Organen nachweisen und den pyogenen Charakter der reingezüchteten Bakterien durch Thier- versuche bestätigen. Verf. gewann auf diese Weise: im 1. Falle aus Gehirn , Rückenmark und der pulpösen Substanz der rhachitischen Knochenanschwellungen den Staphylococcus pyogenes; im 2. Falle aus Ventrikelflüssigkeit, Gehirn, Schädelknochen und den chondrocostalen Anschwellungen den Staphylococcus pyo- genes; und im 3. Falle aus Ventrikelflüssigkeit, Gehirn und Rückenmark den Staphylococcus in Gemeinschaft mit dem Streptococcus pyogenes. Die verschiedenen Tinktionen der Staphyloco ccu skulturen hält Verf. nicht für charakteristisch. Auch in einem 4., während des Druckes seiner Mittheilung untersuchten Falle konnte aus den rhachitischen Knochen eines 2 Jahre alten Kindes der Staphylo- coccus pyog. nebst dem Bac. pyog. foet i du s gezüchtet werden. Es ist allerdings eine recht merkwürdige und schwer zu erklärende Erscheinung, dass pyogene Mikroorganismen das Bild der Rhachitis hervorrufen sollten, umsomehr, als es dem Verf. bis nun nicht gelun- gen ist, Thiere rhachitisch zu machen; dass aber diese Krankheit vorwiegend Individuen im zartesten Kindesalter befällt, Hesse sich vielleicht daraus erklären, dass die im Verlaufe der späteren Lebens- jahre von erwachsenen Individuen acquirirten kleinen lokalen Eite- rungen eine Art unfreiwilliger Schutzimpfung darstellen, welche die Erwachsenen vor so mancher allgemeinen Infektion bewahrt. Kamen (Czernowitz). 920 Neue Litteratur. Neue Litteratur znsammengestellt von De. 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(Eiterung, Phlegmone, Erysipel, acutes purulentes Oedem, Pyämie, Septikämie, Tetanus, Hospitalbrand, Puerperalkrankheiten, Wundfäulniss.) Black, W., Puerperal fever and septic poisoning. (Transact. of the obstetr. soc. London [1891] 1892. p. 76—105.) Infektionsgeschwülste. (Lepra, Tuherculose [Lupus, Skrophulose], Syphilis [und die anderen venerischen Krankheiten.]) Griffin, E. H., Chancre of the mouth. With statistics and a report of twelve cases, three occurring in children in one family. (Med. Record. 1892. Vol. II. No. 14. p. 393-395.) Jaccoud, L’auto-infection tuberculeuse. (Gaz. d. höp. 1892. p. 699.) Nuttall, G. H. F., Eine Methode zur Bestimmung der absoluten Anzahl der Tuberkel- bacillen in tuberkulösem Sputum. (Ztschr. f. klin. Med. 1892. Bd. XXI. No. 3/4. p. 241—263.) Parsons, A. R., Human and fowl tuberculosis. (Dublin Joum. of med. Science. 1892. Oct. p. 324—331.) WolfF, F. , Ueber Infektionsgefahr und Erkranken bei Tuberculose. (Münch, med. Wchschr 1892. 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Jährlich erscheinen zwei Bände. -~r£ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. -Je— Zur Vermeidung von Störungen in der Zusendung des „Centralblattes“ werden die geehrten Abonnenten gebeten, die Erneuerung ihres Abonnements gef. baldmöglichst be- wirken zu wollen. Jena. Die Verlagsbuchhandlung Gustav Fischer. Systematisches Inhaltsverzeichniss. I. Original-Mittheilungen. Abel, Zur Aetiologie der Rhinitis fibrinosa. 841 Altmann , Ein neuer Thermoregulator für Petroleumheizung bei Thermostaten. 654 — , Neue Mikrogaslampen als Sicherheits- brenner. 786 Babes, Ueber ein Verfahren, keimfreies Wasser zu gewinnen. 132 Behring, Ueber die Prioritätsansprüche des Herrn Prof. Emmerich (München) in Fragen der Blutserumtherapie. 74 — , Untersuchungsergebnisse betreffend den Streptococcus longus. 192 in. Bd. Beyerinck , Notiz über die Choleraroth reaktion. 715 Blochmann, Ueber Sommer’s sog. „plas- matische Läugsgefässe“ bei Taenia sagi- nata Göze und Taenia solium L. 373 — , Ueber die Entwickelung von Cerca- riaeum aus Helix horteusis zum ge- schiechtsreifen Distomum. 649 Brandes, Revision der Monostomiden. 504 Büchner, Ueber den Einfluss des Lichtes auf Bakterien. 217 — , Ueber die bakterientödtende Wirkung des Blutserums. 855 62 926 Regimen JBujwid, Eiue neue histologische Reaktion für die Cholerabakterien. 595 Casali , Siebenter mit dem Antitoxin von Tizzoni - Cattani behandelter Fall von Tetanus traumaticus. Heilung. 56 Conn, Isolirung eines ,,Lab“-Fermentes aus Bakterienkulturen. 223 Lahmen, Die feuchten Kammern. 466 — , Die Nährgelatine als Ursache des ne- gativen Befundes bei Untersuchung der Faeces auf Cholerabacillen. 620 Latvson, Eine Methode, Dauerkulturen von Bakterien hermetisch zu verschliessen. 720 Doehle , Zur Aetiologie von Masern, Pocken, Scharlach, Syphilis. 906 Drossbach, Aus der bakteriologischen Praxis. 653 Emmerich, Tsuboi, Steinmetz und Low, Ist die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums eine Lebensäusserung oder ein rein chemischer Vorgang ? 364. 417. 449 Fermi und Celli , Beitrag zur KenntDiss des Tetanusgiftes. 617 — , Beitrag zum Studium der von den Mikroorganismen abgesonderten diasta- tischen und Inversionsfermente. 713 — und Salsano, Ueber die Prädisposition für Tuberculose. 750 Fob,, Ueber die Krebsparasiten. 186 Förster , Ueber die Entwickelung von Bakterien bei niederen Temperaturen. 431 Fraeukel , Die Cholera in Hamburg. 623 o. Freudenreich, Ueber die Durchlässigkeit der Chamberland’scheu Fiiter für Bak- terien. 240 Germano , Der Bacillus membranaeeus amethystinus mobilis. 516 Giltay und Aberson, Methode zur Prüfung von Filtereinrichtungen wie die Cham- berland-Bougies. 92 Hankin, Ueber den Ursprung und das Vor- kommen von Alexinen im Organismus. 777. 809 Heim , Zur Technik des Nachweises der Choleravibrionen. 353 dolles, Untersuchung über die F'iltrations- fähigkeit des patentirten Wasserfilters „Puritas“. 596 Kamen , Eine einfache Kulturschale für Auaeroben. 296 Kanthack , Ist die Milz von Wichtigkeit bei der experimentellen Immunisirung des Kaninchens gegen den Bacillus pyocyaneus ? 227 Karlin ski, Zur Kenntniss der Vertheilung der Wasserbakterien in grossen Wasser- becken. 220 Kaufmann, Ein einfaches Verfahren zum Nachweis der Tuberkelbacillen im Aus- wurf. 142 Kionka, Versuche über die bakterientödtende Wirkung des Blutes. 321 Klein, Zur Geschichte des Pleomorphismus des Tuberculoseerregers. 905 Kubier , Erwiderung betr. Fraenkel , die Cholera in Hamburg. 721 Kühne, Anisöl als Einbettungsmittel beim Gebrauche des Gefriermikrotoms. 28 — . Erwiderung. 556 Laser, Untersuchungen über Saprol, ein neues Desinfektionsmittel für Fäkalien. 229 Lewy , Anisöl als Einbettungsmittel beim Gebrauche des Gefrier-Mikrotoms. 554 von Linstow , Ueber Filaria Bancrofti Cobbold. 88 — , Beobachtungen au Vogeltänieu. 501 Loefler, Die Feldmausplage in Thessalien und ihre erfolgreiche Bekämpfung mittelst des Bacillus typhi murium. 1 Loew , Ueber einen Bacillus , welcher Ameisensäure und Formaldehyd assimi- liren kann. 462 — , Ein Beitrag zur Kenntniss der che- mischen Fähigkeiten der Bakterien. 361 Looss, Phagocyten und Phagocytose , ein Wort der Abwehr gegen Herrn Prof. Metschnikoff. 81 — , Nochmals über Phagocytose. 514 Luksch , Zur Dififerentialdiagnose des Ba- cillus typhi abdominalis (Eberth) und des Bacterium coli commune (Escherich). 427 Magalhäes, Die Filaria Bancrofti Cobbold und die Filaria immitis Leidy. 51 1 Mari , Ueber die Lippenaktinomykose. 854 Menge, Ueber einen Micrococcus mit Eigen- bewegung. Micrococcus agilis citreus. 49 Metschnikoff, Ueber Muskelphagocytose. 294 Moeller , Ueber den Zellkern und die Sporen der Hefe. 537 v. Pettenkofer, M. Kirchner, Ueber Cholera mit Berücksichtigung der jüngsten Choleraepidemie in Hamburg. 898 Pick, Ueber den Einfluss des Weines auf die Entwickelung der Typhus- und Cho- lerabacillen. 293 Plaut, Zur Technik. 203 Podwyssozlci, Berichtigung, die „Carcinom- Einschlüsse“ und die „Krebs-Parasiten“ betreffend. 551 von Ratz, Von der aktiven Wanderung des Pentastomum denticulatum. 329 Reinsch , Auf kaltem Wege sterilisirte ei- weisshaltige Nährböden. 30 Rembold, Ein Besteck zur Untersuchung auf Cholerabakterien. 592 Register. 927 Bohrer , Versuche über die desinfizirende Wirkung des ,, Dermatol“. 625 Bossi-Boria, Ueber einige durch das Bac- terium coli commune 1) an Kindern hervorgerufene Diarrhöen mit epidemi- schem Charakter. 458 Sawtschenko, Weitere Untersuchungen über schmarotzende Sporozoen in den Krebs- geschwülsten. 17 — , Die Beziehung der Fliegen zur Ver- breitung der Cholera. 893 Schoio , Ueber einen gasbildenden Bacillus im Harn bei Cystitis. 745 v. Schreider, Ueber Mischkulturen von Strep- tokokken und den Diphtheriebacillen. 289 Smith und Moore, Zur Prüfung der Pasteur- Chamberland-Filter. 628 von Sommaruga , Ueber Stoffwechselpro- dukte von Mikroorganismen. 787 Spiegler , Ueber das bakteriologische Ver- halten des Thiophendijodid. 196 Stemberg , Micrococcus pneumoniae cru- posae. 53 Swiatecki, Eine praktische Färbungsme- thode der mikroskopischen Präparate. 247 vcm Szekely und Szana , Experimentelle Untersuchungen über die Veränderungen der sogenannten mikrobiciden Kraft des Blutes während und nach der Infektion des Organismus. 61. 139 Tavel und Quervain , Zwei Fälle von hä- morrhagischer Bakteriämie des Neuge- borenen. 577 Tedeschi , Ueber die Wirkungen der Ino- kulation des Rotzes in die Nervenzentra. 127 Tobiesen , Ueber das Vorhandensein des Loeffler’schen Bacillus im Schlunde bei Individuen , welche eine diphtherische Angina durchgemacht haben. 587 Tr oester , Zur bakteriologischen Technik. 627 Trombetta , Die Mischinfektion in den akuten Eiterungen. 121 van Senus , Zur Kenntniss der Kultur anaerober Bakterien. 144 Walthard, Ueber die Einwirkung der atmo- sphärischen Luft auf die normale Serosa. 372 Wasmuth, Uober Durchgängigkeit der Haut für Mikroben. 824. 846 Wemicke, Ueber einen Protozoenbefund bei Mycosis fungoides (?) 859 Wnukow, Zur Bakteriologie der Lepra. 783 Zacharias , Ein infusorieller Hautparasit bei Süsswasserfischen. 718 — , Das Vorkommen von Distomencysten betreffend. 752 Zschokke, Seltene Parasiten des Menschen. 497 II. Pflanzliche Mikroorganismen. Allgemeines über Bakterien und andere pflanzliche Mikro- organismen. Baumgarten, Ueber Wandlungen in den pathologisch-anatomischen Anschauungen seit Erscheinen der Bakteriologie. 379 Förster, Ueber die Entwickelung von Bak- terien bei niederen Temperaturen. (Orig.) 431 Fraenkel und Pfeiffer, Mikrophotographi- scher Atlas der Bakterienkunde. (Schluss.) 249 Oünther , Einführung in das Studium der Bakteriologie mit besonderer Berück- sichtigung der mikroskopischen Technik. 759 Miltner , Ueber die Beziehungen verschie- dener Bakterien- und Schimmelpilzarten zu Futtermitteln und Samen. 481 Hueppe , Die Methoden der Bakterienfor- schung. Handbuch der gesammten Me- thoden der Mikrobiologie. 5. Aufl. 569 Karlinski, Zur Kenntniss der Verkeilung der Wasserbakterien in grossen Wasser- becken (Orig) 220 KotJjar, Zur Frage über den Einfluss des Lichtes auf Bakterien. 836 Schnirer, Mikroben. 629 von Sommaruga , Ueber Stoff'wechselpro- dukte von Mikroorganismen. (Orig.) 787 Ward, On the characters, or marks, employed for classifying the Schizomy- cetes. 789 Wasmuth, Ueber Durchgängigkeit der Haut für Mikroben. (Orig.) 824 Weichselbaum, Grundriss der pathologischen Histologie mit besonderer Berücksichti- gung der Untersuchungsmethodik. 255 Weyl, Lehrbuch der organischen Chemie für Mediziner. 468 Schriften zur Systematik und Bio- logie der Bakterien und anderer pflanzlicher Mikroorganismen. Abbott, The relation of the pseudo-diph- theritie bacillus to the diphtheritic bacillus. 305 ) Further studies upon the relation of the pseudo-diphtheritic bacillus to the diphtheritic bacillus. 797 62* 928 Register. Achalme , Examen bacteriologique d’un cas de rhumatisme articulaire aigu. 342 Achard et Benaxdt , Sur les rapports du Bacterium coli commune et du Bacterium pyogenes des infections urinaires. 732 Arloing, Les virus. 254 Babes, Ueber die bei Influenza gefundenen feinen Bakterien. 666 Bang, Ueber Rothlaufendokarditis bei Schweinen. 519 Barbacci, Bacterium coli cummune e le peritoniti da perforazione. 257 Beck , Ueber einen durch Streptokokken hervorgerufenen „choleraverdächtigen“ Pall. 632 Behring, UntersuchuDgsergebnisse betreffend den Streptococcus longus. (Orig.) 192 Beyerinck , Over ophooping van atmo- spheriscbe stikstof in culturen van Ba- cillus radicicola. 687 — , Notiz über die Cholerarothreaktion. (Orig.) 715 — , Die Lebensgeschichte einer Pigment- bakterie. 862 Blanchard, Sur les vegetaux parasites non microbiens transmissibles des animaux ä l’homme et reciproquement. 681 — , Sur une remarquable dermatose causee cbez le lezard vert par un Champignon du genre Selenosporium. 682 Bombicci, Sulla diffusione dell’ influenza per messo dell’ aria. 870 ßonome und Vivaldi, Ueber die spezifische Wirkung einiger Substanzen auf die Entwickelung und die pathogene Eigen- schaft des Rotzbacillus. 801 Boutroux , Sur la fermentation panaire. 158 Breal, De la presence, dans la paille, d’un ferment aerobic, reducteur des nitrates. 300 Brieger und Wassermann, Beobachtungen über das Auftreten von Toxalbuminen beim Menschen. 725 Brown, Influence of oxygen and eoncen- tration on alcoholic fermentation. 148 Brnschettini , Sui caratteri morfologici e culturali del bacillo dell’ influenza. 34 Büchner, Ueber den Einfluss des Lichtes auf Bakterien. (Orig.) 217 Bujwid, Eine neue biologische Reaktion für die Cholerabakterien. (Orig.) 595 Burci e Frascani, Contributo allo Studio dell’ azione battericido della coriente continua. 492 Carraroli, Di alcune ricerche sul grano turco guasto. 259 Ohantemesse et Widal, Diflerenciation du bacille typhique et du bacterium coli commune. 337. 730 Ohantemesse , Widal et Legry , Des infec- tions par le coli bacille. 731 Chmelewsky, Zur Frage über die Wirkung des Sonnen- und elektrischen Lichtes auf die Eiterbakterien. 174 Charrin et Langlois, Deuxiäme note sur les variations de la thermogenfese dans la maladie pyocyanique. 869 Conn, Isolirung eines „Lab“-Fermentes aus Bakterienkulturen (Orig.) 223 Costantin, Le chanci, maladie du blanc de Champignon. 765 Czajkowshi, O drobnoustrojach w krioi wydzielinie nosa chorych na odre. 559 D ahmen , Die bakteriologische Wasser- untersuchung. 302 — , Die Nährgelatine als Ursache des ne- gativen Befundes bei Untersuchung der Faeces auf Cholerabacillen. (Orig.) 620 Davalos, El bacillus coli communis y su virulencia en el agua de la Zanja. 871 — , Contribuciön al estudio del agua de coco como medio de cultivo de dife- rentes germenes patogenos. 766 Delbrück, Die Erzielung reiner Gährungen unter Verwendung spaltpilzfreier, reiner Hefenrassen und Pilzgifte. 333 — , Ist der Milchsäurepilz ein Hefenfeind? 334 d’Espine et de Marignac, Sur une espece par- ticulifere de streptocoque retire du sang d’un homme atteint de scarlatiue. 157 — , Note sur une espece particulifere de streptocoque retire du sang d’un homme atteint de scarlatine. 762 Dixon and ZuiU, Reaction of the amido- group upon the wasting animal economy. 800 Itoehle, Vorläufige Mittheilung über Blut- befunde bei Masern. 304 Dufour , Einige Versuche mit Botrytis tenella zur Bekämpfung der Maikäfer- larven. 530 Eijkmann , Lichtgevende Bacterien. 656 Emmerich, Tsuboi, Steinmetz und Löw, Ist die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums eine Lebensäusserung oder ein rein chemischer Vorgang? (Orig.) 364. 417. 449 Fasching , Ueber einen neuen Kapselba- cillus (Bac. capsulatus mucosus). 304 Fermi und Celli, Beitrag zur Kenntniss des Tetanusgiftes. (Orig.) 617 — , Beitrag zum Studium der von den Mikroorganismen abgesonderten diasta- tiscben u. Inversionsfermente. (Orig.) 713 Ferrän , Una nueva funcion quimica del bacillus virgula del cölera asiätico. 630 Fischer und Levy , Zwei Fälle von incar- Register. 929 cerirter gangränöser Hernie mit compli- cirender Bronchopneumonie. 478 Förster , Ueber die Entwickelung von Bak- terien bei niederen Temperaturen. {Orig.) 431 Fraerücel und Pfeiffer, Mikrophotographischer Atlas der Bakterienkunde. (Schluss.) 249 — , Zur Biologie des Kommabacillus. 827 Frank , Die Assimilation des freien Stick- stoffes bei den Pflanzen in ihrer Ab- hängigkeit von Spezies, von Ernährungs- verhältnissen und von Bodenarten. 269 — , Ueber die auf Verdauung von Pilzen abzielende Symbiose der mit endotrophen Mykorhizeu begabten Pflanzen , sowie der Leguminosen und Erlen. 270 — , Ueber den Dimorphismus der Wurzel- knöllchen der Erbse. 271 — , Mittheilung betreffs in einem Roh- zucker-Nachprodukt Vorgefundener ge- färbter Pilze. 661 Frankland und Frew, A pure fermentation of mannitol and dulcitol. 252 — , The fermentation of calcium glycerate by the „Bacillus ethaeeticus“. 724 — , An optically active glyceric acid. 724 — , Decomposition of mannitol and dextrose by the Bacillus ethaeeticus. 436 — and Mac Gregor , Fermentation of arabinose with the Bacillus ethaeeticus. . 725 Fromme , Ueber die Beziehung des metal- lischen Eisens zu den Bakterien und über den Werth des Eisens zur Wasser- reinigung. 274 Gaffky , Erkrankungen au infektiöser En- teritis in Folge des Genusses ungekoch- ter Milch. 389 Gerdes , Ueber den Eklampsiebacillus und seine Beziehungen zur Pathogenese der puerperalen Eklampsie. 565 Germano , Der Bacillus membranaceus amethystinus mobilis. {Orig.) 516 Gilbert , Results of experiments of Rotham- sted on the fixation of free nitrogeu. 298 Gütay et Aberson, Recherches sur uu mode de dönitrification et sur le schizomycöte qui la produit. 864 Giura , SulT azioue antisettica dell’ olio rettifieato di terebentina. 314 Grigorjeff, Zur Frage der Mikroorganismen bei Dysenterie. 876 Gorini, Studi sperimentali sul latte. 666 Grönlund, Eiue neue Torula-Art und zwei neue Saccharomyces - Arten, im Neu- Carlsberger Laboratorium untersucht. 753 G'uinochet , Sur la toxine du baeille de la diphtherie. 255 Guinochet , Contributiou ä l’etude de la toxine du baeille de la diphtherie. 672 Hankin , Ueber den Ursprung und Vor- kommen von Alexinen im Organismus. {Orig.) 777. 809 Hansen , Kritische Untersuchungen über einige von Ludwig und Brefeld be- schriebene O'idium- und Hefenformen. 145 — , Neue Untersuchungen über den Ein- fluss , welchen eine Behandlung mit Weinsäure auf die Brauereihefe ausübt. 146 Hartig , Niedere Organismen im Raupen- blute. 269 Hauser, Ueber das Vorkommen von Proteus vulgaris bei einer jauchig-phlegmonösen Eiterung nebst einigen Bemerkungen zur Biologie des Proteus. 629 Hayduck , Ueber den Einfluss der Hopfen- harze auf die Biergährung. 663 Heim , Zur Technik des Nachweises der Choleravibrionen. {Orig.) 353 Henriiean, Note sur le baeille du tetanos. 609 Hertwig , Ueber die physiologische Grund- lage der Tuherculinwirkung. Eine Theo- rie der Wirkungsweise bacillärer Stoff- wechselprodukte. 442 Herzfeld, Ueber das Auftreten rothfärbender Pilze im Rohzucker. 661 Hesse, Ein neues Verfahren zur Züchtung anaerober Bakterien. 173 Hugounenq et Eraud, Sur une toxalbumine secretße par un microbe du pus blen- norrhagique. 161 Immerwahr, Ueber das Vorkommen von Toxalbuminen im menschlichen und thierischen Organismus. 102 Jordan, Die Aetiologie des Erysipels. 561 Jörgensen , Die Mikroorganismen der Gäh- rungsindustrie. 795 Kain , Zur Aetiologie der Conjunctivitis crouposa. 266 Karlinski, Zur Kenutniss der Vertheiluug der Wasserbakterien in grossen Wasser- becken. {Orig.) 220 Klein, On concurrent iuoculatiou of dif- ferent infections in the same animal body. 690 — , Further observatious on concurrent inoculation of different infections in the same animal body. 692 — , Zur Geschichte des Pleomorphismus des Tubercitloseerregers. (Orig.) 905 Kotljar, Zur Frage über den Einfluss des Lichtes auf Bakterien. 836 Koplick, Forms of true Diphtheria which simulato simple catarrhal angina. The so-called diphtheritic Angina sine mem- brana. 668 930 Register. Kroefting, Om den for Ulcus molle specifike Mikrobe. 875 Kruse und Pansini, Untersuchungen über den Diploeoceus pneumoniae und ver- wandte Streptokokken. 472 Krüger , Vorläufige Mittheilungen über die Serelikrankheit des Zuckerrohrs (Rotz, Bacteriosis). 310 La/ar , Bakteriologische Studien über Butter. 437 Lands , Sur les substances toxiques pro- duites par la bacteridie charbonneuse. 305 Lasche, Saccharomyces Joergensenii. 558 Lawes and Gilbert , The sources of the nitrogen of our Leguminous crops. 298 Lc Dantec , Recherches sur la symbiose des algues et des protozoaires. 95 Legrain, Sur uue pseudo-tuberculose ex- perimentale du lapin, produite par un bacille trouvd chez un phtisique. 873 Lesage et Macaigne, Contribution ä 1* etude du Bactdrium coli commune. 257 Lewasche ff, Die Parasiten des Flecktyphus. 728 — , Ueber die Mikroorganismen des Fleck- typhus. 635 Lieb s eher , Ueber einen 18 Proz. Alkohol ergebenden Gährungserreger. 467 Liesenberg und Zopf, Ueber den sogenann- ten Froschlaichpilz (Leuconostoc) der europäischen Rübenzucker- und der ja- vanischen Rohrzuckerfabriken. 659 Lindner , Ueber die Erkennung der Hefe- rassen und ihre photographische Dar- stellung. 250 Linossier et Roux, Recherehes biologiques sur le Champignon du muguet. 162 Loeto , Ein Beitrag zur Kenntniss der chemischen Fähigkeiten der Bakterien. (Orig.) 361 — , Ueber einen Bacillus, welcher Ameisen- säure und Formaldehyd assimiliren kann. (Orig.) 462 Luksch , Zur Differeutialdiagnose des Ba- cillus typhi abdominalis (Eberth) und des Bacterium coli commune (Escherich). (Orig.) 427 Ludwig, Ueber neue australische Rostkrank- heiten. 1) Die Roste des Schilfrohres und spanischen Rohres. 2) Ein neuer Umbelliferenrost aus Australien. 880 Liiplce, Zur Morphologie des Milzbrandba- cillus. 391 Mager stein , Koji , ein 18 Proz. Alkohol ergebendes Gäbrungsferment. 467 Magnus , Eine neue Blattkrankheit des Goldregens, Cytisus Laburnum. 764 Malvoz, Le Bacterium coli commune comme agent habituel des peritonites d’origine intestinale. 335 Martin, Ou the Chemical pathology of Diphtheria compared with that of An- thrax , infective Endocarditis and Te- tanus. 306 — , Preliminary report on the Chemical Products of the life processes of Bacil- lus anthracis. 391 — , On the Chemical pathology of Anthrax. 760 Martinand, Influence des rayons solaires sur les levüres que Ton rencontre k la surface des raisins. 558 Menge, Ueber einen Micrococcus mit Eigen- bewegung. Micrococcus agilis citreus. (Orig.) 49 Miller , The human mouth as a focus of infection. 380 Moeller, Ueber den Zellkern und die Sporen der Hefe. (Orig.) 537 Mohl, Ueber die Bildung des Lupulins und den Micrococcus Humuli Launensis. 32 Morck, Ueber die Formen der Bakteroiden bei den einzelnen Spezies der Legumi- nosen. 568 Nencki , Ueber die labilen Eiweissstoffe. 725 Nobbe, Schmid, Hiltner , Hotter, Versuche über die Stickstoffassimilation der Le- guminosen. 685 Netter, Recherches bacteriologiques sur les ca? de cholera ou de diarrhee choldri- forme observes dans la banlieue ouest de Paris. 386 Neumann, Zur Lehre von der Sepsis. 676 Ottolenghi, Ueber die Fäulnissbakterien im Blute des menschlichen Leichnams. 795 Ooerbeck, Zur Kenntniss der Fettfarbstoff- produktion bei Spaltpilzen. 557 Reck, Annual report of the state botanist of the state of New Yofk. 40 Peter, Le cholera indien. 386 PetruscKky , Ueber die Art der pathogenen Wirkung des Typhusbacillus auf Thiere und über dfe Verleihung des Impf- schutzes gegen dieselbe. 642 Pfeiffer und Beck, Weitere Mittheilungen über den Erreger der Influenza. 33 Phisalix, Regendration experimentale de la propriete sporogene chez le bacillus an- thracis rendu asporogene. 392 Pichi, Sopra l’azione dei sali di rame nel mosto di uva sul Saccharomyces ellipsoi- deus. 662 Pick, Ueber den Einfluss des Weines auf die Entwickelung der Typhus- und Cholera-Bacillen. (Orig.) 293 Prillieux et Delacroix, La gangrene de la tige de la Pomme de terre , maladie baeillaire. 394 Register 931 PriUieux, Maladie des Artichauts produite par le Ramularia Cynarae Sacc. 684 Raymann und Kruis, Chemisch-biologische Studien. 150 Richet,sT>e l’action de quelques sels metal- liques sur la fermentation lactique. 866 Rommier , Sur la diminutiou de la puis- sance fermentesoible de la levure ellip- soidale de vin, en presence des sels de cuivre. 662 Rossi-Doria, Ueber einige durch das Bac- terium coli commune 1) an Kindern hervorgerufene Diarrhöen mit epidemi- schem Charakter. (Orig.) 458 Rostrup, Peronospora Cytisi. 764 Scheibe , Ueber die Erreger der Kuochen- erkrankung des Warzeutheils bei der akuten genuinen Mittelohrentzündung, insbesondere den Diplococcus pneumo- niae. 677 — , Ueber die Induenzabacillen bei Otitis media. 677 Scholl, Untersuchungen über giftige Ei- weisskörper bei Cholera asiatica und einigen Fäulnissprozessen. 727 Schow, Ueber einen gasbildenden Bacillus im Harn bei Cystitis. 745 v. Schreider, Ueber Mischkulturen von Strep- tokokken und den Diphtheriebacillen. (Orig.) 289 Schrohe, Ueber einen 18 Proz. Alkohol ergebenden Gährungserreger. 467 Schwarz, Di un carattere morfologico del bacillo del tetano. 391 Siegel , Die Mundseuche des Menschen (Stomatitis epidemica) , deren Identität mit der Maul- und Klauenseuche der Hausthiere und beider Krankheiten ge- meinsamer Erreger. 566 Smith , Special report on the cause and prevention of swine plague. 732 von Sommaruga , Ueber Stoffwechselpro- dukte von Mikroorganismen. (Orig.) 605. 787 Strelitz, Zur Kenntniss der im Verlaufe der Diphtherien auftretenden Pneumo- nien. 339 Sternberg , Micrococcus pneumoniae crupo- sae. (Orig.) 53 Suchsland, Ueber Tabaksfermentation. 723 von Szikely u. Szana , Experimentelle Untersuchungen über die Veränderungen der sogenannten microbiciden Kraft des Blutes während und nach der Infektion des Organismus. (Orig.) 139 Symmers, Preliminary note on a new chromo- genic micro-organism found in the vesicles of Herpes labialis, „Bacillus viridans“. 165 Tatar off , Die Dorpater Wasserbakterien. 665 Tavel, Caractöres differentiels du ßacterium coli commune et du bacille typhique. 256 Tavel und Quervain , Zwei Fälle von hämorrhagischer Bakteriämie des Neu- geborenen. (Orig.) 577 Tizzoni e Centanni, Sul modo di guarire negli animali la rabbia sviluppata. 281 Trombetta , Die Mischinfektionen in den akuten Eiterungen. (Orig.) 121 v. Tubeuf , Die Krankheit der Nonne (Liparis monacha). 268 Tschirch, Ueber Sereb, die wichtigste aller Krankheiten des Zuckerrohrs in Java. 310 Uffelmann , Beiträge zur Biologie des Cholerabacillus. 913 Unna , Der Streptobacillus des weichen Schankers. 481 van Senus , Zur Kenntniss der Kultur anaerober Bakterien. (Orig.) 144 Verhoogen , Action du courant eleetrique constant sur les microorganismes patho- gönes. 492 Viola et Sauvageau , Sur la Maladie de Californie, maladie de la Vigne causee par le Plasmodiophora californica. 881 Ward, On the pathology of syphilis. A theory founded on a consideration of Colles’ law and other phenomena of the hereditary disease. 759 — , On the characters, or marks, em- ployed for classifying the Schizomycetes. 789 Wemicke, Bemerkungen über das Verhalten der Kommabacillen der Cholera asiatica in Berührung mit Tabakblättern und Cigarren. 916 Wertheim , Die ascendirende Gonorrhöe beim Weibe. Bakteriologische und klinische Studien zur Biologie des Gonococcus Neisser. 105 — , Reinzüchtung des Gonococcus Neisser mittelst des Plattenverfahrens. 484 Weyl , Können Cholera , Typhus , Milz- brand durch Bier übertragen werden. 667 Weyland, Zur Differenzirung der Typhus- bacillen von typhusähnlichen Bakterien. 338 Wladimir off , Osmotische Versuche an le- benden Bakterien. 96 Wnukow , Zur Bakteriologie der Lepra. (Orig.) 783 Wurtz , Bacille d’ Eberth et coli-bacille. 633 — et Hermann , De la presence frö- quente du Bacterium coli commune dans les cadavres. 388 Zukal, Ueber den Zellinhalt der Schizo- phyten. 862 Register. 932 Fäulnis«. Hauser , Ueber das Vorkommen von Proteus vulgaris bei einer jauchig-phlegmonösen Eiteruug nebst einigen Bemerkungen zur Biologie des Proteus. 629 Ottolenghi , Ueber die Fäulnissbakterien im Blute des menschlichen Leichnams. 795 Scholl, Untersuchungen über giftige Eiweiss- körper bei Cholera asiatica und einigen Fäulnissprozessen. 727 Gährung. Adametz und Wückens, Milchwirthscbaft- liche Untersuchungen des thierphysiolo- gischen Institutes der k. k. Hochschule für Bodenkultur in Wien. 98 Bauer, Gährungstechnische Untersuchungs- methoden für die Praxis der Spiritus- und Presshefenindustrie mit besonderer Berücksichtigung der Bestimmung stick- stoffhaltiger organischer Substanzen und der Kohlehydrate. 883 Boutroux , Sur la fermentation panaire. 153 Brial, De la presence, dans la paille, d’un ferment aerobic, reducteur des nitrates. 300 Broten, Influence of oxygen and concen- tration on alcoholic fermentation. 148 Conn , Isolirung eines ,,Lab“-Fermentes aus Bakterienkultureu. (Orig.) 223 Dävalos y Acosta, Nota sobre el fermento alcohölico de la pina. 559 Delbrück. Die Erzielung reiner Gährungen unter Verwendung spaltpilzfreier, reiner Hefenrassen und Pilzgifte. 333 — , Ist der Milchsäurepilz ein Hefenfeind ? 334 — , Ueber Schnellgäbrung und das Arbeiten mit gefesselter Hefe. 754 Fermi, Beitrag zum Studium der von den Mikroorganismen abgesonderten diasta- tischen und luversionsfermente. (Orig.) 713 Frank, Mittheilung betreffs in einem Rohr- zucker-Nachprodukt Vorgefundener ge- färbter Pilze. 661 Frankland and Frew, A pure fermentation of mannitol and dulcitol. 252 — -, The fermentation of calcium glycerate by the ,, Bacillus ethaceticus“. 724 — , Decomposition of mannitol and dextrose by the Bacillus aethaceticus. 436 — , An optically active glyceric acid. 724 — und Mac Gregor , Fermentation of arabiuose with the Bacillus ethaceticus. 725 v. Freudenreich , Bakteriol. Untersuchun- gen über den Reifungsprozess des Em- menthaler Käses. 334 Gilbert, Results of experiments of Rotham- sted on the fixation of free nitrogen. « 298 Giltay et Aberson, Rechercbes sur un mode de denitrification et sur le schizomycete qui la produit. ' 864 Gorini, Studi sperimentali sul latte. 666 Gränlund, Eine neue Torula-Art und zwei neue Saccharomyces-Arten , im Neu- Carlsberger Laboratorium untersucht. 753 Hansen, Kritische Untersuchungen über einige von Ludwig und Brefeld be- schriebene Oidium- und Hefenformen. 145 — , Neue Untersuchungen über den Ein- fluss , welchen eine Behandlung mit Weinsäure auf die Brauereihefe ausübt. 146 Hayduck, Ueber den Einfluss der Hopfen- harze auf die Biergährung. 663 Herzfeld, Ueber das Auftreten rothfärben- der Pilze im Rohzucker. 661 Jörgensen , Die Mikroorganismen der Gährungsindustrie. 795 Keim, Studien über das Reifen der Kirsch- frucht, über die Produkte des Kirsch- und Johannisbeersaftes und über den Farbstoff von Ribes nigrum und Ribes rubrum. 657 Koch, Jahresbericht über die Fortschritte in der Lehre von den Gährungsorganis- men. II. 865 Kosutany , Einfluss der verschiedenen Weinhefen auf den Charakter des Weines. 301 Lasche , Saccharomyces Joergensenii 558 Lawes and Gilbert, The sources of the nitrogen of our Leguminous crops. 298 Liebscher, Ueber {einen 18 Proz. Alkohol ergebenden Gährungserreger. 467 Liesenberg und Zopf , Ueber den soge- nannten Froschlaichpilz (Leuconostoc) der europäischen Rübenzucker- und der javanischen Rohrzuckerfabriken. 659 Lindner, Ueber die Erkennung der Hefe- rassen und ihre photographische Dar- stellung. 250 Loew , Ueber einen Bacillus , welcher Ameisensäure und Formaldehyd assimi- liren kann. [Orig.) 462 Magerstem , Koji, ein 18 Proz. Alkohol ergebendes Gährungsferment. 467 Martinand, Influence des rayons solaires sur les levüres que Ton rencontre ä la surface des raisins. 558 Mayer, Studien über die Milchsäuregährung. 99 Register. 933 Moeller, Ueber den Zellkern und die Sporen der Hefe. (Orig.) 537 Hohl , Ueber die Bildung des Lupulins und den Micrococcus Humuli Launensis. 32 Nathan, Die Bedeutung der Hefenreinzueht für die Obstweinbereitung. 97 Nencki , Ueber die labilen Eiweissstoffe. 725 Pech, Annual report of the state botanist of tbe state of New York. 40 Petrone, 11 microorganismo della nitrifica- zione e l’osteomalacia. 154 — , II microorganismo della nitrificazione e l’osteomalacia. Parte seconda : Ricerca dei nitriti delle orine osteomalariche e su di una nuova reazione dell’ acido nitroso. 267 — , II microorganismo della nitrificazione e l’osteomalacia. Parte III : La cura specifica e razionale dell’ osteomalacia. 865 Pichi, Sopra l’azione dei sali di rame nel mosto di uva sul Saccharomyces ellipsoi- deus. 662 Raymann und Kruis, Chemisch biologische Studien. 150 Richet, De l’action de quelques sels metal- liques sur la fermentation lactique. 866 Rommier , Sur la diminution de la puis- sance fermentescible de la levure ellip- so'idale de vin, en presence des sels de cuivre. 662 Schaßer, Ueber den Einfluss der Mycoderma vini, des Weinkahmes, auf die Zusammen- setzung des Weines. 254 Schrohe, Gährungstechuisches Jahrbuch. Bericht über die wissenschaftlichen und gewerblichen Fortschritte auf dem Ge- biete der Brauerei, Brennerei, Presshefe- fabrikation, Weinbereitung. Essigfabrika- tion, Molkerei, Kälteerzeugung, Stärke-, Dextrin- und Stärkezuckerfabrikation. 251 — , Ueber einen 18 Proz. Alkohol er- gebenden Gährungserreger. 467 Sebelien, Aeltere und neuere dänische Ver- suche über die Haltbarkeit der Milch und deren Vergrösseruug durch Pasteuri- siren. 99 Soncini, Ueber den Einfluss der Hefe auf den Geruch des Weines. 253 Suchaland, Ueber Tabaksfermentation. 723 Will, Untersuchungen über die Verun- reinigungen gebrauchter Trubsäcke. 148 Nitriti cation. Brial , De la prdsence , dans la paille, d’un ferment aörobic , r4ducteur des nitrates. 300 Gilbert, Results of experiments of Rotham- sted on the fixation of free nitrogen. 298 Giltay et Aberson, Recherches sur un mode de denitrification et sur le schizomycete qui la produit. 864 Lawes and Gilbert , The sources of the nitrogen of our Leguminous crops. 298 Petrone , 11 microorganismo della nitrifi- cazione e l’osteomalacia. 1 54 — , II microorganismo della nitrificazione e l’osteomalacia. Parte seconda : Ricerca dei nitriti delle orine osteomalariche e su di una nuova reazione dell’ acido nitroso. 267 — , II microorganismo della nitrificazione e l’osteomalacia. Parte III : La cura specifica e razionale dell’ osteomalacia. 865 Phosphorescenz. Eijkmann , Lichtgevende Bakterien. 656 Förster, Ueber die Entwickelung von Bak- terien bei niederen Temperaturen. (Orig.) 431 Beziehungen der Bakterien und anderer pflanzlicher Parasiten zur unbelebten Natur. Bakterien etc. und Wasser. Acosta und Grande Rossi, El filtro Chamber- land. 883 Arloing , De 1’ influence des filtres mineraux sur les liquides contenant des sub- stances d’origine microbienne. 882 Babes , Ueber ein Verfahren , keimfreies Wasser zu gewinnen. (Orig.) 132 Dahmen , Die bakteriologische Wasser- untersuchung. 302 Dävalos, El bacillus coli communis y su virulencia en el agua de la Zanja. 871 Förster, Ueber die Entwickelung von Bak- terien bei niederen Temperaturen. (Orig.) 431 Fraenkel, Nachweis der Cholerabakterien im Flusswasser. 914 v. Freudenreich , Ueber die Durchlässigkeit der Chamberland’schen Filter für Bak- terien. (Orig.) 240 Fromme , Ueber die Beziehung des metal- lischen Eisens zu den Bakterien und über den Werth des Eisens zur Wasser- reinigung. 274 Giltay und Aberson, Methode zur Prüfung von Filtereinrichtungen wie die Cham- berland-Bougies. (Orig.) 92 Jolles, Untersuchung über die Filtrations- fahigkeit des patentirten Wasserfilters „Puritas“. (Orig.) 596 934 Register. Karlinslei, Zur Kenntniss der Vertheilung der Wasserbakterien in grossen Wasser- becken. (Orig.) 220 Laser , Bericht über die bakteriologische Untersuchung des Königsberger Wasser- leitungswassers in derZeit vom Dezember 1890 bis Dezember 1891. 102 Proskauer , Die Reinigung von Schmutz- wasseru nach dem System Schwarzkopf ^Berlin). 179 Roux, L’analyse microbiologique des eaux. 343 Schömcerth, Ueber die Möglichkeit einer von Brunnenwasser ausgehenden Hühner- cholera-Epidemie. 677 Sormani, 11 bacillo tifogeuo uelle acque della eittä di Pisa duraute l’epidemia del 1890. 633 Tataroff , Die Dorpater Wasserbakterien. 665 Viron , Sur des pigments solubles secretes par des bacteriacees dans les eaux di- stillees medicinales. 303 Bakterien etc. und Luft. Cleves-Simmes , Untersuchungen über die aus der Luft sich absetzenden Keime. 664 Germano , Der Bacillus membranaceus amethystinus mobilis. (Orig.) 516 Bakterien etc. und Boden. Breal, De le presence, dans la paille, d’un ferment aerobic , reducteur des nitrates. 300 Falk und Otto, Zur Kenntniss entgiftender Vorgänge im Erdboden. 770 Frank , Die Assimilation des freien Stick- stofis bei den Pflanzen in ihrer Abhän- gigkeit von Spezies , von Ernährungs- verhältnissen und von Bodenarten. 269 — , Ueber den Dimorphismus der Wur- zelknöllchen der Erbse. 271 Sormani, Teoria fecale del tetano. 609 Bakterien etc. und Nahrungs- und Genussmittel. Adametz und Wilckens , Milchwirthschaft- liche Untersuchungen des thierphysiolo- gischen Institutes der k. k. Hochschule für Bodenkultur in Wien 98 Bauer, Gährungstechnische Uutersuchungs- methoden für die Praxis der Spiritus- lind Presshefenindustrie mit besonderer Berücksichtigung der Bestimmung stick- stoffhaltiger organischer Substanzen und der Kohlehydrate. 883 Beyerinck, Die Lebensgeschichte einer Pig- mentbakterie. 862 Boutroux, Sur la fermentation panaire. 153 Brieger und Ehrlich , Ueber die Uebertra- gung von Immunität durch Milch. 610 Carraroli, Di alcune ricerche sul grano turco guasto. 259 Conn , Isolirung eines „Lab“-Fermentes aus Bakterienkulturen. (Orig.) 223 Dävalos y Acosta, Nota sobre el fermento alcohölico de la pina. 559 Delbrück, Die Erzielung reiner Gährungen unter Verwendung spaltpilzfreier, reiner Hefenrassen und Pilzgifte. 333 — , Ist der Milchsäurepilz ein Hefenfeind ? 334 Förster, Ueber die Entwickelung von Bak- terien bei niederen Temperaturen. (Orig.) 431 Frank, Mittheilung betreffs in einem Roh- zucker-Nachprodukt Vorgefundener ge- färbter Pilze 661 v. Freudenreich, Bakteriol. Untersuchungen über den Reifungsprozess des Emmen- thaler Käses. 334 Gaffky , Erkrankungen an infektiöser En- teritis in Folge des Genusses ungekoch- ter Milch. 389 Gorini, Studi sperimentali sul latte. 666 Guillebeau , Studien über Milchfehler und Euterentzündungen bei Rindern und Ziegen. I. Ueber Ursachen der Euter- entzündung. 101 Hayduck, Ueber den Einfluss der Hopfen- harze auf die Biergährung. 663 Herzfeld, Ueber das Auftreten rothfärben- der Pilze im Rohzucker. 661 Hesse , Ueber Sterilisirung von Kinder- milch. 491 Hütner , Ueber die Beziehungen verschie- dener Bakterien- und Schimmelpilzarten zu Futtermitteln und Samen. 481 llkewitsch , Neue Methode zur Entdeckung von Tuberkelbacillen in der Milch mit der Centrifuge. 441 Jörgensen, Die Mikroorganismen der Gäh- rungsindustrie. 795 Koch, Jahresbericht über die Fortschritte in der Lehre von den Gährungsorganis- men. II. 865 Kosutany, Einfluss der verschiedenen Wein- hefen auf den Charakter des Weines. 301 Lafar , Bakteriologische Studien über Butter. 437 Liebscher, Ueber einen 18 Proz. Alkohol ergebenden Gährungserreger. 467 Liesenberg und Zopf, Ueber den sogenann- ten Froschlaichpilz (Leuconostoc) der europäischen Rübenzucker- und der ja- vanischen Rohrzuckerfabriken. 659 Magerstein, Koji , ein 18 Proz. Alkohol ergebendes Gährungsferment. 467 Mayer , Studien über die Milchsäuregäh- rung. 99 Register. 935 Muhl , üeber die Bildung des Lupulins und den Micrococcus Humuli Launensis. 32 Nathan. Die Bedeutung der Hefenreinzucht für die Obstweinbereitung. 97 Pictet und Weyl, Ueber die Herstellung von Dauermilch mit dem Apparate der Herren Neubaus , Gronwald und Oehl- mann. 491 Picht , Sopra l’azione dei sali di rame nel mosto di uva sul Saccharomyces ellip- soideus. 662 Pick , Ueber den Einfluss des Weines auf die Entwickelung der Typhus- und Cho- lerabacillen ( Orig ) 293 Raymann und Kruis , Chemisch-biologische Studien. 150 Richet, De l’action de quelques sels metal- liques sur la fermentation lactique. 866 Rommier , Sur la diminution de la puis- sance fermentescible de la levure ellip- soide de vin , en presence des sels de cuivre. 662 Schaffer, Ueber den Einfluss der Myco- derma vini , des Weinkahmes, auf die Zusammensetzung des Weines. 254 Schrohe, Gäbrungstechnisches Jahrbuch. Bericht über die wissenschaftlichen und gewerblichen Fortschritte auf dem Ge- biete der Brauerei, Brennerei, Presshefe- fabrikation , Weinbereitung , Essigfabri- kation, Molkerei, Kälteerzeugung, Stärke-, Dextrin- und Stärkezuckerfabrikation. 251 — , Ueber einen 18 Proz. Alkohol ergeben- den Gährungserreger. 467 Sebelien, Aeltere und neuere dänische Ver- suche über die Haltbarkeit der Milch und deren Vergrösseruug durch Pasteu- risiren. 99 Sior , Einige Untersuchungen über den Bakteriengehalt der Milch bei Anwen- dung einiger in der Kinderernährung zur Verwendung kommender Sterili- sationsverfahren. 344 Soncini , Ueber den Einfluss der Hefe auf den Geruch des Weines. 253 Suchsland , Ueber Tabaksfermentation. 723 Tower, Milk infection. 155 Ueber das Verhalten der Cholerabacillen auf frischen Früchten , einigen Genuss- und Nahrungsmitteln. 755 Wernicke , Bemerkungen über das Verhalten der Kommabacillen der Cholera asiatica in Berührung mit Tabakblättern und Cigarren. 916 Weyl, Können Cholera, Typhus, Milzbrand durch Bier übertragen werden? 667 Will , Untersuchungen über die Verunrei- nigungen gebrauchter Trubsäcke. 148 Bakterien etc. und Gebrauchs- gegenstände. Acosta y Grande Rosst, Anälisis bacterio- lögico de los billetes del banco espanol de la Habana. 867 Marinucci. Sulla sterilizzazione dei medi- cinali per uso ipodermico. 282 Nikolsky , Ueber die bakterielle Verunrei- nigung verschiedener Kleiderstoffe. 155 Pfuhl, Bakteriologische Prüfung der anti- septischen Wirksamkeit der für den Feldgebrauch bestimmten Sublimatver- bandstoffe. 693 III. Thierische Parasiten. Bercnger-Feraud , Sur l’augmentation de frequence du taenia en France depuis un demi-sifecle. 112 Blochmann , Ueber Sommer’s sog. „plas- matische Längsgefässe“ bei Taenia sagi- nata Göze und Taenia solium L. {Orig.) 373 — , Ueber die Entwickelung von Cerca- riaeum aus Helix hortensis zum ge- schlechtsreifen Distomum. {Orig.) 649 Brandes, Revision der Monostomideu. {Orig.) 504 Brunner, Ein Beitrag zur Behandlung des Echinococcus alveolaris. 283 Councüman and Lafleur, Araoebic Dysen- tery. 524 Curtice, Parasites. 523 Delepine, Protozoa and carcinoma. 880 Demme, Klinische Mittheilungen aus dem Gebiete der Kinderheilkunde. 410 Doehle, Zur Aetiologie von Masern, Pocken, Scharlach, Syphilis. {Orig.) 906 Ducrey ed Oro, Contribuzione all’ istologia patologica , etiologia e patogenesi del condiloma acuminato. 564 Eichberg, Hepatic abscess and the Amoeba coli. 267 Foä , Ueber die Krebsparasiten. {Orig.) 186 Frenzei, Untersuchungen über die mikro- skopische Fauna Argentiniens. 528 — , Leidyonella cordubensis nov. gen. nov. spec. — Eine neue Trichonym- phide. 529 Friis , Om forekomsten af trichinere i Danmark. 526 Howard, The biology of the hymenopte- rous Insects of the family Chalcididae. 527 Kinyoun , Echinococcus hominis of the kidneys, lirer and bladder. 567 936 Register. Krüger , Vorläufige Mittheilungen über die Serehkraukbeit des Zuckerrohrs (Rotz, Bacteriosis). 310 Laveran, Traitement du paludisme par le bleu de methylene. 177 Le Dantec , Recherches sur la Symbiose des algues et des protozoaires. 95 von Linttom , Ueber Filaria Bancrofti Cob- bold. (Orig) 88 May , Ueber Cercomonas coli hominis. 527 Mignin, Deuz maladies nouvelles du lifevre et du lapin. 204 Metschnikoff , Note au sujet du memoire de M. Soudakewitch. 39 Mitter, Beitrag zur Kenntniss des Balanti- diuin coli im menschlichen Darmkanale. 111 Mudd , Echinococcus multilocularis of the braiu. 526 de Nabias et Sabrazes, Sur les embryons de filaire du sang de l’homme. 171 Keumann, Observations sur les Tenias du mouton. 526 Pfeiffer , Vergleichende Untersuchungen über Schwärmsporen und Dauersporen bei den Coccidieninjektionen und bei Intermittens. 109 — , Ueber einige neue Formen von Miescber’schen Schläuchen mit Mikro-, Myxo- und Sarkosporidieninhalt. 110 — , Die Protozoen als Krankheitser- reger, sowie der Zellen- und Zellenkern- Parasitismus derselben bei nicht bakteri- ellen Infektionskrankheiten des Menschen. 2. Aufl. 168 — , Beiträge zur Protozoen-Forschung. 733 Podwyssozki, Berichtigung, die „Carcinom- Einschlüsse“ und die „Krebs-Parasiten“ betreffend. (Orig.) 551 Railliet et Lucet, Sur le Davainea pro- glottina. 530 von Ratz, Von der aktiven Wanderung des Pentastomum denticulatum. (Ortg.) 329 Ritzema Ros, Die minirende Ahornafter- raupe (Phyllotoma Aceris Kaltenbach) und die von ihr verursachte Beschä- digung. 532 Rüge, Ueber die Plasmodien bei Malaria- Erkrankungen. 525 Sawtschenko, Weitere Untersuchungen über schmarotzende Sporozoen in den Krebs- geschwülsten. (Orig.) 17 af Schulten u. Homen, Fall af eehinococcus i böckenet och bukhalan. 526 Severi , Gregarinosi polmonale in infante natomorto. 267 Sontino, Tre casi di tenia nana nei din- torni di Pisa. 683 — , Tre casi di malattia da Rabdonema intestinale o Rabdonemiasi. 683 Soudakeuntch , Recherches sur le parasi- tisme intracellulaire et intranucleaire chez l’homme. 39 Die Biologische Station zu Plön. 705 Streng, Infusorien im Sputum bei Lungen- gangrän. 763 Török, Die neueren Arbeiten über die Psorospermien der Haut. 799 Ttchirch, Ueber Sereh, die wichtigste aller Krankheiten des Zuckerrohrs in Java. 310 Wasserfuhr , Trichinose im Königreich Bayern. 525 Wemicke, Ueber einen Protozoenbefund bei Mycosis fungoides (?) (Orig) 859 Zacharias , Ein infusorieller Hautparasit bei Süsswasserfischen. (Orig.) 718 — , Das Vorkommen von Distomencysten betreffend. 752 Zschokke, Seltene Parasiten des Menschen. (Orig.) 497 IV. Bakterien und andere Parasiten als Krankheitserreger bei Menschen und Thieren. a. Infektiöse Krankheiten im Allgemeinen. Abbott, Review of some of the more im- portant contributions to our knowledge upon immunity and infection. 800 Acosta y Grande Rossi, Anälisis bacterio- lögico de los billetes del banco espanol de la Babana. 867 Adami , Recent studies upon immunity. 690 Arloing, Les virus. 254 Arloing, De T influence des filtres min^raux sur les liquides contenant des sub- stances d’origine microbienne. 882 Aronson, Ueber die antiseptischen Eigen- schaften des Formaldehydes. 406 Baumgarten , Ueber Wandlungen in den pathologisch-anatomischen Anschauungen seit Erscheinen der Bakteriologie. 379 Behring , Untersuchungsergebnisse be- treffend den Streptococcus longus. (Orig.) 192 Register. 937 Behring, Die Blutserumtherapie. 1. Die prak- tischen Ziele der Blutserumtherapie u. die Immuuisirungsmethoden zum Zweck der Gewinnung von Heilserum. 398 Bergtold, The mouth as a center of infection. 664 Bitter, Ueberdie bakterienfeindlichen Stoffe thierischer Organe. 638 Blanchard, Sur les vegdtaux parasites non microbieus transmissibles des ani- maux ü l’homme et röciproquement. 681 Bouchard, Action des toxines microbiennes sur les vaisseaux. 867 Braatz , Ein neuer Sterilisirungsapparat für den chirurgischen Gebrauch. 395 Brieger und Wassermann, Beobachtungen über das Auftreten von Toxalbuminen beim Menschen. 725 Büchner, Ueber den Einfluss des Lichtes auf Bakterien. {Orig.) 217 — , Ueber die Schutzstoffe des Serums. 769 — , Ueber die bakterientödtende Wirkung des Blutserums. {Orig.) 855 Buttersack, Beiträge zur Desinfektionslebre und zur Kenntniss der Kresole. 803 Chabrii, Sur uue nouvelle substance al- buminoide du serum sanguin de l’homme. 612 Oharrin, Toxines microbiennes : leur action sur la fievre. 868 Cleves-Symmes , Untersuchungen über die aus der Luft sich absetzenden Keime. 664 Dahmen, Die bakteriologische Wasserunter- suchung. 302 Ddvalos, Contribuciön al estudio del agua de coco como medio de cultivo de diferentes geratenes patogenos. 766 Dornblüth, Ueber Bakterien und praktische Hygiene. 344 Emmerich , Tsuboi , Steinmetz und Löw, Ist die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums eine Lebensäusserung oder ein rein chemischer Vorgang? (Orig.) 364. 417. 449 Emmerich u. Tsuboi, Die Schutz- und Heil- substanz des Blutes. 636 Förster, Ueber die Entwickelung von Bak- terien bei niederen Temperaturen. (Orig.) 431 Fraenkel und Pfeiffer, Mikrophotographi- scher Atlas der Bakterienkunde. (Schluss.) 249 Franke, Ueber Infektion und Desinfektion von Augentropfwässern. 114 Oerlach , Ueber Lysol. 739 Ilaasis, Mittheilungen aus dem Gebiete der Desinfektion. 738 Hankin, Ueber den Ursprung und Vor- kommen von Alexinen im Organismus. (Orig.) 777. 809 Herz, Ein Behelf bei der mikroskopischen Untersuchung der Faeces. 769 Hiller, Einige Erfahrungen über Solveol (neutrale wässerige Kresollösung) als Antiseptikum. 695 Jung , Zur Asepsis zahnärztlicher In- strumente. 771 Kanthack, Ist die Milz von Wichtigkeit bei der experimentellen Immunisirung des Kaninchens gegen den Bacillus pyocyaneus? (Orig.) 227 Kionka, Versuche über die bakterientödtende Wirkung des Blutes. (Orig.) 321 Klein, On concurrent inoculation of dif- ferent infections in the sarne animal body. 690 — , Furtber observations on concurrent inoculation of different infections in the same animal body. 692 Lajar, Bakteriologische Studien über Butter. 437 Laser, Untersuchungen über Saprol, ein neues Desinfektionsmittel für Fäkalien. (Orig.) 229 Latteux, Bakteriologische Untersuchungen, die antiseptischen Eigenschaften des Ichthyols betreffend. 704 Löffler, Eisenbahnhygiene in Bezug auf die Reisenden. 112 Looss, Phagocyten und Phagocytose, ein Wort der Abwehr gegen Herrn Prof. Metschnikoff. (Orig.) 81 Marchiafava e Bignami , Note sull’ in- fezione pneumonica. 796 Metschnikoff , Ueber Muskelphagocytose. (Orig.) 294 — , Zur Immunitätlehre. 799 Miller, Ueber die Schnelligkeit, mit welcher verschiedene Antiseptika in das Zahnbein eindringen , resp. dasselbe sterilisiren. 345 — , The human mouth as a focus of iu- fection. 380 — , Vergleichende Untersuchungen über den Werth verschiedener Antiseptika bei der Behandlung kranker Zähne. 407 — , Ueber die Desinfektion von zahnärzt- lichen und chirurgischen Instrumenten. 409 — , Die Mikroorganismen der Mund- höhle. Die örtlichen Erkrankungen, welche durch dieselben hervorgerufen werden. 2. Auf!. 868 Nikolsky , Ueber die bakterielle Verun- reinigung verschiedener Kleiderstoffe. 155 Pemice e Alessi , Sulla disposizione alle malattie infettive negli animali privati dell' acqua. 175 Pemice e Scagliosi, Sulla eliminazione dei batterie dali’ organismo. 275 Pfeiffer, Die Protozoen als Krankheitser- 938 Register. reger, sowie der Zellen- und Zellenkern- Parasitismus derselben bei nicht bak- teriellen Infektionskrankheiten des Menschen 2. Aufl. 168 Praiisnitz, Die Verwendung der Holzwolle (Packwolle) als Füllmaterial der Spuck- näpfe. 443 Proskauer, Die Reinigung von Schmutz- wässern nach dem System Schwarzkopf (Berlin). 179 Poemer , Darstellung und Wirkung pro- te'inhaltiger Bakterienextrakte. 639 liohr er , Versuche über die desinlizirende Wirkung des „Dermatol“. (Orig.) 625 Poux, L’aualyse microbiologique des eaux. 343 Schmidt-Pimpler , Aqua chlorata zur Des- infektion bei Augenoperationen und Augenverletzungen. 113 von Schreider , Ueber Mischkulturen von Streptokokken und den Diphtherieba- cillen (Orig.) 289 Sior , Ein. ge Untersuchungen über den Bakteriengehalt der Milch bei Anwen- dung einiger in der Kinderernährung zur Verwendung kommender Sterilisations- verfahren. 344 Spie gier , Ueber das bakteriologische Ver- halten des Thiophendijodid. (Orig.) 196 Stern , Ueber Desinfektion des Darmkanales. 402 Stemberg , The desinfection of exereta. 401 Stroschein, Ueber Sterilisirung von Atropin-, Eserin- und Cocainlösungen nebst Be- schreibung eines neueu Tropfglases. 704 von Szekely und Szana , Experimentelle Untersuchungen über die Veränderungen der sogenannten mikrobiciden Kraft des Blutes während und nach der Infektion des Organismus. (Orig.) 61. 139 Tower, Milk infection. 1 55 Traube , Zur Geschichte von der Lehre von den antiseptischen Eigenschaften der höheren Organismen. 273 Trombetta , Die Mischinfektionen in den akuten Eiterungen. (Orig.) 121 ValeiUini, Ueber die Wirksamkeit grosser Wasserzufuhr bei Infektionskrankheiten, vorzüglich bei Unterleibstyphus. 113 Vincent, Recherches bactöriologiques sur l’infection mixte par le bacille typhique et le streptocoque. 634 Viron , Sur les pigments solubles s^cretcs par des bact£riacdes dans les eaux di- stillees mödicinales. 303 Wasmuth , Ueber Durchgängigkeit der Haut für Mikroben. (Orig.) 824. 846 Wahncau, Zur Prophylaxe der Infektions- krankheiten auf Schiffen und ihrer Ein- schleppung in Hafenstädte. 315 Weichselbaum, Grundriss der pathologischen Histologie mit besonderer Berücksichti- gung der Untersuchungsmethodik. 255 b. Einzelne durch Bakterien und andere Parasiten hervorgerufene Krankheiten. Addison’sche Krankheit. Brauü et Peii-uchet , Maladie d’Addison sans lesions apparentes des eapsules surreuales ; tubercule accole au ganglion semi-lunaire droit. 259 Aktinomykose. Köttnitz , Zur Behandlung der Aktinomy- kose. 644 Kopfstein , Dva pripady aktinomykosy u cluveka. 342 Mari , Ueber die Lippenaktinomykose. (Orig.) 854 Angina. Oabbi, Sopra un caso di tonsillite follieo- lare acuta infettiva, contributo allo Studio delle rare localisazioni del virus pneumonico. 105 Koplick , Forms of true Diphtheria wbich simulate simple catarrhal Angina. The so-called diphtheritic Angina sine mem- brana. 668 Park , Diphtheria and allied pseudomem- branous inflammations, clinical and bac- teriological study. 670 Bakteriämie. Tavel und de Quervain, Zwei Fälle von hämorrhagischer Bakteriämie der Neuge- borenen. (Orig.) 577 Carcinom. Delepine, Protozoa and carcinoma. 880 Foä , Ueber die Krebsparasiten. (Orig.) 186 Metschnikof, Note au sujet du memoire de M. Soudakewitch. 39 Podwyssozki, Berichtigung, die „Carcinom- Einschlüsse“ und die „Krebs-Parasiten“ betreffend. (Orig.) 551 Register. 939 Ribbert, lieber Einschlüsse im Epithel der Carcinome. 523 Sawtschenko, Weitere Untersuchungen über schmarotzende Sporozoen in den Krebs- geschwülsten. (Orig.') 17 k 'oudakewitch , Recherches sur le parasi- tisme intracellulaire et intranucl6aire chez l’homme. 39 Cholelithiasis. Naunyn, Klinik der Cholelithiasis. 309 Cholera. Bayet, Analyse des dejections de malades suspects d’etre atteints de Cholera asiati- que. 631 Beehrter, Zur Choleraverschleppung. 737 Beck , Ueber einen durch Streptokokken hervorgerufenen „choleraverdächtigen“ Fall. 632 Beyerinck , Notiz über die Cholerarothre- aktion. (Orig.) 715 Bornträger, Desinfektion bei Cholera. 738 Bneger und Wassermann, Ueber künst- liche Schutzimpfung von Thieren gegen Cholera asiatica. 396 Büchner , Ueber den Einfluss des Lichtes auf Bakterien. (Orig.) 217 Bujv-Ad , Eine neue biologische Reaktion für die Cholerabakterien. (Orig.) 595 i) ahmen , Die Nährgelatine als Ursache des negativen Befundes bei Untersuchung der Faeces auf Cholerabacillen. (Orig.) 620 Dallemagne , Deux cas de cholera nostras ; infection par le coli-bacille. 631 Davalos, Coutribuciön al estudio del agua de coco como medio de cultivo de uife- rentes germenes patogenos. 766 Ferrän , U na nueva funcion quimica del bacillus virgula del cölera asiätico. 630 Fraenkel, Die Cholera in Hamburg. (Orig.) 468. 623 — , Zur Biologie des Kommabacillus. 827 — , Nachweis der Cholerabakterien im Flusswasser. 914 Gamaleia , Du choldra chez les chiens. 388 Gerlach, Ueber Lysol. 739 Guttmann , Tödtlicher Ablauf eines Falles von Cholera nostras. 633 Guttmann, Die Cholera in Frankreich. 668 Haasis, Mittheilungen aus dem Gebiete der Desinfektion. 738 Haffkine , Le cholera asiatique chez le cobaye. 258 — , Le cholera asiatique chez le lapin et le pigeon. 396 Haffkine, Inoculations de vaccins antichole- riques ä l’homme. 396 Heim , Zur Technik des Nachweises der Choleravibrionen. (Orig.) 353 Hitler, Einige Erfahrungen über Solveol (neutrale wässerige Kresollösung) als Antiseptikum. 695 Kubier , Erwiderung betr. Fraenkel, die Cholera in Hamburg. (Orig.) 721 Laser , Untersuchungen über Saprol , ein neues Desinfektionsmittel für Fäkalien. 229 Loeffler , Eisenbahnhygiene in Bezug auf die Reisenden. 112 Neisser, Jodoform und Cholerabehandlung. 737 Netter, Recherches bacteriologiques sur les cas de cholera ou de diarrhde choleri- forme observes dans la banlieue ouest de Paris. 386 Peter , Cholera indien ou choldra nostras. 155 — , Le cholera indien. 386 v. Pettenkofer, Ueber Cholera, mit Berück- sichtigung der jüngsten Choleraepidemie in Hamburg. 828 — — , M. Kirchner, Ueber Choleramit Be- rücksichtigung der jüngsten Cholera- epidemie in Hamburg. (Orig.) 898 Pfeiffer, Zur bakteriologischen Diagnostik der Cholera. 483 Pfuhl, Die Desinfektion der Cboleraus- leerungen mit Kalkmilch. 694 Pick, Ueber den Einfluss des Weines auf die Entwickelung der Typhus- und Cho- lerabacillen. (Orig.) 293 Rembold, Ein Besteck zur Untersuchung auf Cholerabakterien. (Orig.) 592 Renon, Etüde sur quatre cas de Chole’ra. 916 Rumpf, Die Diagnose der echten Cholera- fälle in den Staatskrankenanstalten in Hamburg. 468 Samter, Choleraiana nach Biermer und ein therapeutischer Vorschlag Tür die Fälle von Cholera fulminans. 692 Sawtschenko, Die Beziehung der Fliegen zur Verbreitung der Cholera. (Orig ) 893 Scholl , Untersuchungen über giftige Ei- weisskörper bei Cholera asiatica und einigen Fäulnissprozessei». 727 Schulz, Zur Therapie der Cholera 489 Spiegler , Ueber das bakteriologische Ver- halten des Thiopheudijodid. (Orig.) 196 v. Szekely u. Szana, Experimentelle Unter- suchungen über die Veränderungen der sogenannten mikrobiciden Kraft des Blutes während und nach der Infektion des Organismus. (Orig.) 61 Ueber das Verhalten der Cholerabacillen 940 Register. auf frischen Früchten , einigen Genuss- und Nahrungsmitteln. 755 UJfelmann , Beiträge zur Biologie des Choletabacillus. 913 Vincenzi, Ueber Cholera. 468 Wernicke, Bemerkungen über das Verhalten der Komraabacilen der Cholera asiatica in Berührung mit Tabakblättern und Cigarren. 916 Weyl, Können Cholera, Typhus, Milzbrand durch Bier übertragen werden. 667 Condylom. Üucrey et Ovo , Contribuzione all’ istologia patologica , etiologia e patogenesi del condiloma acuminato. 564 Conjunctivitis. Kain , Zur Aetiologie der Conjunctivitis crouposa. 266 Croup. Concetti , Sulla etiologia del croup primi- tivo. 672 Fraenkel , Zur Aetiologie der primären Larynxcroups. 872 Cystitis. Schow , Ueber einen gasbildenden Bacillus im Harn bei Cystitis. 745 Diarrhöe etc. Lesage et Macaigne , Contribution ä l’etude du Bacterium coli commune. 257 Netter, Recherches bacteriologiques sur les cas de Cholera ou de diarrhee choleri- forme observ^s dans la banliene ouest de Paris. 386 Bossi-Doria, Ueber einige durch das Bac- terium coli commune 1) an Kindern hervorgerufene Diarrhöen mit epidemi- schem Charakter. (Orig.) 458 Diphtherie. Abbott. The relation of the pseudo-diph- theritic bacillus to the diphtheritic ba- cillus. 305 — , Further studies upon the relation of the pseudo-diphtheritic bacillus to the diphtheritic bacillus. 797 Aronson , Ueber die antiseptischen Eigen- schaften des Formaldehydes. 406 Behring , Die Blutserumtherapie bei Diph- therie und Tetanus. 205 Behring , Die Blutserumtherapie. 1. Die prak- tischen Ziele der Blutserumtherapie und die Immuuisirungsmethoden zum Zweck der Gewinnung von Heilserum. 398 — und Wernicke , Ueber Immunisirung und Heilung von Versuchsthieren bei der Diphtherie. 206 Brieger und Wassermann , Beobachtungen über das Auftreten von Toxalbuminen beim Menschen. 725 Concetti, Sulla etilogia del croup primitivo. 672 — , Sulla difterite primitiva croniea della narici. 673 Davalos , Contribuciön al estudio del agua de coco como medio de cultivo de dife- rentes geratenes patogenos. 766 Fraenkel , Zur Aetiologie der primären Larynxcroups. 872 Giura, Süll’ azione antisettica dell’ olio rettificato di terebentina. 314 Godart et Kirschner , La diphterie en Belgique. 393 Guinochet, Sur la toxine du bacille de la diphthdrie. 255 — , Contribution ä l’etude de la toxine du bacille de la diphtherie. 672 Johnston, Notes on the bacteriological study of diphtheria. 392 Klein , Further observations on concurrent inoculation of different infections in the same animal body. 692 Koplick, Forms of true Diphtheria which simulate simple catarrhal angina. The so-called diphtheritic Angina sine mem- brana. , 668 Martin , On the Chemical pathology of Diphtheria compared with that of Au- thrax, infective Endocarditis and Tetanus. 306 Park, Diphtheria and allied pseudomembra- nous inflammations, a clinical and bac- teriological study. 670 Petersen, Ueber Kresoljodid. 178 Schlichter, Beitrag zur Aetiologie der Säug- lingsdiphtherie. 673 v. Schneider , Ueber Mischkulturen von Streptokokken u. den Diphtheriebacillen. 289 Särensen, Ueber Scharlachdiphtheritis 675 Spronck, Die Invasion des Klebs-Loeffler- schen Diphtheriebacillus in die Unterhaut des Menschen. 339 Stamm, Die Aetiologie der Rhinitis pseudo- membranacea. 673 Strelitz, Zur Kenntniss der im Verlaufe der Diphtherieen auftretenden Pneumo- nieen. 339 Striibing , Zur Therapie der Diphtherie. 404 v. Szoldrski, Ueber den Nutzen des Kresol- Register. 941 jodids bei Kehlkopf- und Nasenkrank- heiten. 178 Tobiesen , Ueber das Vorhandensein des Loeffler’schen Bacillus im Schlunde bei Individuen , welche eine diphtherische Angina durchgemacht haben [Orig.) 587 Welch, The causation of Diphtheria. The annual address before the Medical and Chirurgical State Paculty of Maryland. 673 — and Flexner, The histological changes in experimental Diphtheria. 871 Wilhelmy , Zur Behandlung der epidemischen infektiösen Diphtherie. 404 Zimmer, Untersuchungen über das Zustande- kommen der Diphtherie-Immunität bei Thieren. 699 Dysenterie. Councilman and Lafleur, Amoebic Dysentery. 524 Qrigorjeff, Zur Frage der Mikroorganismen bei Dysenterie. 876 Löffler, Eisenbahnhygiene in Bezug auf die Reisenden. 112 Eiterung. Accorimboni, Sulla etiologia di alcune com- plicazioni del tifo. 256 Aronson, Ueber die antiseptischen Eigen- schaften des Pormaldebydes. 406 Bouchard, Action des toxines microbiennes sur les vaisseaux. 867 Buttersack, Beiträge zur Desinfektionslehre und zur Kenntniss der Kresole. 803 Charrin, Toxines microbiennes ; leur action sur la fifevre. 868 — et Langlois , Des modiücations de la thermogenfese dans la maladie pyocyani- que. Calorimetrie. 104 — et Langlois , Deuxieme note sur les variations de la thermogenöse dans la maladie pyocyanique. 868 Chmelewsky, Zur Frage über die Wirkung des Sonnen - und elektrischen Lichtes auf die Eiterbakterien. 174 Combemale et Lamy, A propos d’un cas de bubon scarlatineux ; recherches bacterio- logiques. 104 Cristiani, Abcfes periurötral ä gonocoques. 340 Bdvalos, Contribuciön al estudio del agua de coco como medio de cultivo de di- ferentes gdrmenes patogenos. 766 Dubler, Ein Beitrag zur Lehre von der Eiterung. 103 Eichberg, Hepatic abscess and the Amoeba coli. 267 Klein, Further observations on coucurreut XII. Bd. inoculation of different infections in the same animal body. 692 Oabbi, Sopra un caso di tonsillite follicolare acuta infettiva , contributo allo studio delle rare localissazioni del virus pneu- monico. 105 Oarri, Einige seltene Erscheinungsformen der akuten infektiösen Osteomyelitis. 798 Hauser, Ueber das Vorkommen von Proteus vulgaris bei einer jauchig-phlegmonösen Eiterung nebst einigen Bemerkungen zur Biologie des Proteus. 629 Hiller, Einige Erfahrungen über Solveol (neutrale wässerige Kresollösung) als Antiseptikum. 695 Kanthack, Ist die Milz von Wichtigkeit bei der experimentellen Immunisirung des Kaninchens gegen den Bacillus pyo- cyaneus? 227 Kionka, Versuche über die bakterientödtende Wirkung des Blutes. [Orig.) 321 Le Gendre et Beaussenat, Infection staphylo - coccique : otite , m^ningite et artbrite suppure'e, bronchopneumonie. 563 Levy, Ueber einen Fall von Gasabscess. 308 Luc, Ein Fall von Empyem der Highmors- höhle durch Erysipelas-Streptococcus ver- ursacht. 160 Mir coli, Piogeni in malattie nervöse. 918 — , Süll’ esistenza di microorganismi piogeni in alcuni casi di rachitismo. 918 Muscatello, Sopra un caso di suppurazione prodotta dal bacillus coli communis. 203 Neumann, Weiterer Beitrag zur Kenntniss der hämorrhagischen Diathese Neugebo- rener. 636 Nissen, Ueber die toxische Wirkung des Blutes. 485 Pfuhl, Bakteriologische Prüfung der anti- septischen Wirksamkeit der für den Feld- gebrauch bestimmten Sublimatverband- stoffe. 693 Rodet et Courmont, De l’existence simultance dans les cultures du staphylocoque pyo- gene d’une substance vaccinante pre- cipitable par l’alcool et d’une substance prödisposente, soluble dans l’alcool. 313 Scheibe, Zur Pathogenese der Transsudat- bildung im Mittelohr bei Tubenverschluss. 875 Spiegler, Ueber das bakteriologische Ver- halten des Tiophendijodid. (Orig.) 196 v. Szikely u. Szana, Experimentelle Unter- suchungen über die Veränderungen der sogenannten mikrobiciden Kraft des Blu- tes während und nach der Infektion des Organismus. (Orig.) 61. 139 63 942 Register. Tavel, Beitrag zur Aetiologie der Eiterung bei Tuberculose. 479 — und de Quervain, Zwei Fälle von hämor- rhagischer Bakteriämie des Neugebore- nen. (Orig.) 577 Trombetta , Die Mischinfektionen in den akuten Eiterungen. (Orig.) 121 I l'althard, Lieber die Einwirkung der atmo- sphärischen Luft auf die normale Serosa. (Orig.) 372 Wasmuth, Ueber Durchgängigkeit der Haut für Mikroben. (Orig.) 824. 846 Witte, Gonokokken und Streptokokken im Pyosalpinxeiter. 265 — , Demonstration von Tubenpräparaten mit seltenen bakteriologischen Befunden. 266 Elephantiasis. Sabouraud, Microbiologie de l’elephantiasis nostras. 109 Eklampsie. Gerdei , Zur Aetiologie der Puerperal- eklampsie. 167 — , Ueber den Eklampsiebacillus und seine Beziehungen zur Pathogenese der puer- peralen Eklampsie. 565 Kaltenbach, Zur Pathogenese der puerpe- ralen Eklampsie. 167 Empyem. Spiegler, Ueber das bakteriologische Ver- halten des Thiophendijodid. (Orig.) 196 Endokarditis. Bang, Ueber Rothlaufendokarditis bei Schweinen. 519 Martin , On the Chemical pathology of Diphtheria compared with jthat of Anthrax, infective Endocarditis and Tetanus. 306 Enteritis. Gaffky, Erkrankungen an infektiöser En- teritis in Folge des Genusses ungekoch- ter Milch. 389 Lion et Marfan, Deux cas d’infection gene- rale apyretique par le bacillus coli com- munis dans le cours d’une enterite dy- sentäriforme. 336 Erysipel. Brieger und Wassermann, Beobachtungen über das Auftreten von Toxalbuminen beim Menschen. 725 Goldscheidei-, Klinische Vorstellung. 439 Jordan, Die Aetiologie des Erysipels. 561 Luc, Ein Fall von Empyem der Highmors- höhle durch Erysipelas-Streptococcus ver- ursacht. 160 Boger , Serum des animaux predisposes. 400 v. Schreider , Ueber Mischkulturen von Streptokokken uud den Diphtherie- bacillen. (Orig.) 289 Euterentzünduog. Guülebeau, Studien über Milchfehler und Euterentzündungen bei Rindern und Ziegen. I. Ueber Ursachen der Euter- entzündung. 101 Favus. Bossi, La tigna favosa della faccia. 567 Fibrosarkom. Eiseisberg, Ueber einen Fall von erfolg- reicher Transplantation eines Fibrosar- koms bei Ratten. 880 Filariose. von Linstoic , Ueber Filaria Bancrofti Cobbold. (Orig.) 88 Flecktyphus. Lewasche ff, Ueber die Mikroorganismen des Flecktyphus. 635 — , Die Parasiten des Flecktyphus. 728 Gangrän. Streng, Infusorien im Sputum bei Lungen - gangrän. 763 Gelbfieber. Freire , Sur les inoculations präventives de la fifevre jaune. 177 Gonorrhöe. Cristiani, Abces periuretral ä gonocoques. 340 Hugouneng et Eraud, Sur une toxalbumiue secretee par un microbe du pus blen- norrhagique. 161 Risso , Colture del gonococco a scopo clinico. 205 v. Rosthom , Ueber die Folgen der gonorrhoischen Infektion bei der Frau. 308 Register. 943 Slcutsch , Ueber Vulvovaginitis gonorrhoica bei kleinen Mädchen. 309 Wertheim , Die ascendirende Gonorrhöe beim Weibe. Bakteriologische und klinische Studien zur Biologie des Gonococcus Neisser. 105 — , Ein Beitrag zur Lehre von der Gono- kokkenperitonitis. 108 — , Reinzüchtung des Gonococcus Neisser mittelst des Plattenverfahrens. 484 Witte , Gonokokken und Streptokokken im Pyosalpinxeiter. 265 Hämorrhagie. Neumann, Weiterer Beitrag zur Kenntniss der hämorrhagischen Diathese Neuge- borener. 636 Tavel und de Quervain, Zwei Fälle von hämorrhagischer Bakteriämie des Neu» geborenen. (Orig.) 577 Hernien. Fischer und Levy , Zwei Fälle von in- carcerirter gangränöser Hernie mit com- plicirender Bronchopneumonie. 478 Herpes zoster. Pfeifer , Die Verbreitung des Herpes zoster längs der Hautgebiete der Arterien und dessen Stellung zu den akuten Exan- themen. 108 Symmers , Preliminary note on a new chromogenic micro-organism found in the vesicles of Herpes labialis. „ Bacillus viridans“. 165 Hog-Cholera. Metschnikoff, Zur Immunitätslehre. 799 Moore , Mouse septicaemia bacilli in a pig’s spieen , with some observations on their pathogenic properties. 732 Hühnercholera. Klein, On concurrent inoculation of dif- ferent iufections in the same animal body. 690 Kühne, Anisöl als Einbettungsmittel beim Gebrauche des Gefriermikrotoms. (Orig.) 28 Schönwerth, Ueber die Möglichkeit einer von Brunnenwasser ausgehenden Hiibner- cholera-Epidemie. 677 Hühnertuberculose. Baumgarten , Ueber experimentelle kon- genitale Tuberculose. 261 Pfänder, Beitrag zur Histologie der Hühner- tuberculose. 264 Icterus. Nepveu et Bourdülon , Bacteries dans l’ictfere grave. 764 Influenza. Babes, Ueber die bei Iüfluenza gefundenen feinen Bakterien. 666 Bombicci , Sulla diffusione dell’ influenza per mezzo dell’ aria. 870 Bruschettini , Sui caratteri morfologici e culturali del bacillo dell’ influenza. 34 Grenier, Note sur six cas d’impaludisme ancien reveillö par la grippe. 608 Neidhart, Die Influenzaepidemie vom Winter 1889/90 im Grossherzogthum Hessen. 36 Pfeifer und Beck, Weitere Mittheilungen über den Erreger der Influenza. 33 Scheibe, Ueber die Influeuzabacillen bei Otitis media. 677 Tizzoni, Sulla resistenza del bacillo dell’ influenza agli agenti fisici e chimici. 281 Keuchhusten. Cassel, Zur Behandlung des Keuchhustens mit Bromoform. 704 Griffiths , Les ptomai'nes dans quelques maladies infectieuses. 665 Leberrcirrhose. Hanot et Gilbert, Sur la cirrhose tuber- culeuse. 38 Lepra. Neumann, Ueber neue Lepraberde in Europa. 875 Kalindero, Beitrag zum Studium der Lepra. 875 Wnukow , Zur Bakteriologie der Lepra. (Orig.) 783 Lungenseuche. Schütz und Stefien , Die Lungenseuche- Impfung und ihre Antiseptik. 701 Lymphangitis. Sabouraud, Microbiologie de l’^ldphantiasis notras. 109 63 944 Register. Mäusetyphus. I.oeßler , Die Feldmausplage in Thessalien und ihre erfolgreiche Bekämpfung mittelst des Bacillus typhi murium. (Orig.) 1 Malaria. Grenier , Note sur six cas d’impaludismo ancien reveill£ par la grippe. 608 Laveran , Traitement du paludisme par le bleu de methylöne. 177 Buge, Ueber die Plasmodien bei Malaria- Erkrankungen. 525 Malignes Oedem. Nikäm, Az oedema malignumröl. 160 Witte, Demonstration von Tubenpräparaten mit seltenen bakteriologischen Befunden. 266 Masern. Czajkoicski , O drobnoustrojach w krioi wydzielinie nosa chorych na odre. 559 Doehle, Vorläufige Mittheilung über Blut- befunde bei Masern. 304 — , Zur Aetiologie von Masern, Pocken, Scharlach, Syphilis. (Orig.) 906 Wissing, Lidt kasuistik. 675 Maul- und Klauenseuche. Siegel, Die Mundseuche des Menschen (Stomatitis epidemica), deren Identität mit der Maul- und Klauenseuche der Hausthiere und beider Krankheiten ge- meinsamer Erreger. 566 Meningitis. Le Gendre et Beaussenat , Infection staphylo- coccique : otite , meningite et arthrite suppuree, bronchopneumonie. 563 Mills, Meningite ä pneumocoques. 440 Mircoli, Nuove conoscenze sulla etiologia delle meningiti cerebro-spinali. 918 Tedeschi, Beitrag zum Studium der Rotz- meningitis. 875 Milzbrand. Aronson, Ueber die antiseptischen Eigen- schaften des Formaldehydes. 406 Balcunin e Boccardi, Ricerche sulla pro- prietä batteriologica del sangue in diversi stati dell’ organismo. 211 Behring, Ueber die Prioritätsansprüche des Herrn Prof. Emmerich (München) in Fragen der Blutserumtherapie. (Orig.) 74 Bitter, Ueber die bakterienfeindlichen Stoffe thierischer Organe. 638 Bokenham , Influenza del virus carbon- chioso sullo sviluppo della tubercolosi. 43 Buttersack , Beiträge zur Desinfektions- lehre und zur Kenntniss der Kresole. 803 Coronado, Pustula maligna. Confirmaciön de la bacteridia patögena. 563 — , Reconfirmaciön experimental de la bacteridia patögena de la püstula obser- vada en la isla de Cuba. 762 Czaplewski, Weitere Untersuchungen über die Immunität der Tauben gegen Milz- brand. 700 Ddvalos, Contribuciön al estudio del agua de coco como medio de cultivo de diferentes geratenes patogenos. 766 Emmerich , Tsuboi , Steinmetz und Löw, Ist die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums eine Lebensäusserung oder ein rein chemischer Vorgang? (Orig.) 417 Grande Rossi, La bacteridia de Davaine en Cuba. 762 Jemma, Süll’ azione battericida del sangue di coniglio. 208 Kioiika, Versuche über die bakterien- tödtende Wirkung des Blutes. (Orig.) 321 Klein, Further observations on concurrent inoculation of different infections in the same animal body. 692 Kondor ski , Fall von Milzbrandiufektion durch die unverletzte Haut. 761 Landi, Sur les substances toxiques pro- duites par la bacteridie charbonneuse. 305 Laser, Untersuchungen über Saprol, ein neues Desinfektionsmittel für Fäkalien. (Orig.) 229 Lüpke , Zur Morphologie des Milzbrand- bacillus. 391 Martin , On the Chemical pathology of Diphtheria compared with that of An- thrax, infective Endocarditis and Tetanus. 306 — , Preliminary report on the Chemical products of the life processes of Bacillus anthracis. 391 — , On the Chemical pathology of Anthrax. 760 Pane, Süll’ azione del siero di sangue del coniglio, del cane e del colombo contro il bacillo del carbonchio. 209 — , Süll’ azione del bacillo del carbonchio nel cane, forma nodosa capsulata, che assume il bacillo carbonchioso nel siero di sangue del cane. 210 Pernice e Alessi , Sulla disposizione alle Register. 945 inalattie infettive negli animali privati dell’ acqua. 175 Phisalix, Regeneration experimentale de la propriete sporogfene cliez le bacillus an- tliraxis rendu asporogene. 392 Rohrer, Versuche über die desinfizirende Wirkung des „Dermatol“. ( Orig .) 625 Sirena ed Alessi, Azione della creolina di Pearson sui bacilli del carbonchio e del mal rosso dei suini. 173 Spiegler , Ueber das bakteriologische Ver- halten des Thiophendijodid. (Orig.) 196 v. Szekely u. Szana, Experimentelle Unter- suchungen über die Veränderungen der sogenannten mikrobiciden Kraft des Blu- tes während und nach der Infektion des Organismus. (Orig.) 61. 139 Traube, Zur Geschichte von der Lehre von den antiseptischen Eigenschaften der höheren Organismen. 273 Weyl, Können Cholera, Typhus, Milzbrand durch Bier übertragen werden ? 667 Mycosis fungoides. Wemicke, Ueber einen Protozoenbefund bei Mycosis fftngoides (?) (Orig.) 859 Nesselfieber. Jensen, Die Aetiologie des Nesselfiebers und der diffusen Hautnekrose des Schweines. 521 Neurose. Mircoli , Piogeni in inalattie nervöse. 918 Osteomalacie. Petrone, II microorganismo della nitrifica- zione e l’osteomalacia. 154 — , II microorganismo della nitrificazione e l’osteomalacia. Parte seconda : Ricerca dei nitriti delle orine osteomalariche e su di una nuova reazione dell’ acido nitroso. 267 — , II microorganismo della nitrificazione e l’osteomalacia. Parte III: La cura specifica e razionale dell’ osteomalacia. 865 Osteomyelitis. Garre , Einige seltene Erscheinungsformen der akuten infektiösen Osteomyelitis. 798 Otitis. Le Gendre et Beaussenat , Infection staphylo- coccique : otite , meningite et arthrite suppurde, bronchopneumonie. 563 Scheibe, Ueber die Erreger der Knochen- erkrankung des Warzentheils bei der akuten genuinen Mittelohrentzündung, insbesondere den Diplococcus pneumo- niae. 677 — , Ueber die Infiuenzabacillen bei Otitis media. 677 Zarniko, Ueber den Einfluss des Tuber- culins auf tuberculöse Mittelohrerkran- kungen. 887 Pellagra. Oarraroli, Di alcune ricerche sul grano turco guasto. 259 Paralyse. Gilbert et Laon, Des paralysies produites par le bacille d’Escherich 161 Pemphigus. Reale , Ricerche chimiche sul contenuto delle bolle di pemfigo. 341 Taeufert , Ueber Pemphigus. 166 Pericarditis. Claessen , Ueber die tuberculöse , käsig- schwielige Mediastino - Pericarditis und Tuberculöse des Herzfleisches. 440 Peritonitis. Barbacci , II Bacterium coli commune e le peritoniti da perforazione. 257 Ceccherelli, Contributo alla cura della peri- tonite tubercolare con la laparotomia. 887 Chantemesse, Widal et Legry, Des infections par le coli bacille. 731 Malvoz, Le Bacterium coli commune comme agent habituel des peritonitis d’origine intestinale. 335 Walthard, Ueber die Einwirkung der atmo- sphärischen Luft auf die normale Serosa. (Orig.) 372 Wertheim, Die ascendirende Gonorrhöe beim Weibe. Bakteriologische und klinische Studien zur Biologie des Gonococcus Neisser. 105 — , Ein Beitrag zur Lehre von der Gono- kokkenperitonitis. 108 Perniciöse Anämie. Dcmme, Klinische Mittheilungen aus dem Gebiete der Kinderheilkunde. 410 Register. 9-U> Phlegmone. Deichmann, Ueber einen merkwürdig ver- laufenen Pall von Infektion nach Ab- reissen der Nabelschnur. 166 Spiegler, Ueber das bakteriologische Ver- halten des Thiophendijodid. (Orig.) 196 Pleuritis. Goldscheider, Zur Bakteriologie der akuten Pleuritis. 874 Jakou-ski, W kwestyi etyologii zapalenia optucnej. 559 Kelsch, Pleuresie determin6e par le bacille de la fifevre typhoide. 256 Kionka, Versuche über die bakterientödtende Wirkung des Blutes. (Orig.) 321 Robin, Sur l’antisepsie interne ; mercure et bronchopneumonie. 115 Pneumonie. Abel, Zur Aetiologie der Rhinitis tibrinosa. (Orig.) 841 Barbacei, 11 Bacterium coli commune e le peritoniti da perforazione. 257 Belfanti, Sulla immunizzazione del coniglio per mezzo dei filtrati di sputo pneu- monico. 401 Emmerich und l'suboi, Die Schutz- und Heilsubstanz des Blutes. 636 Fischer und Levy, Zwei Fälle von incar- cerirter gangränöser Hernie mit com- plicirender Bronchopneumonie. 478 Fraenkel und Pfeiffer, Mikrophotographi- scher Atlas der Bakterienkunde. (Schl.) 249 Goldscheider, Klinische Vorstellung. 439 Jakou-ski, W kwestyi etyologii zapalenia optucnej. 559 Janson, Nagra fall af akut pneumoni, be- handlade med blodserum fran immuna djur. 42 Kruse und Pansini, Untersuchungen über den Diplococcus pneumoniae und ver- wandte Streptokokken. 472 Le Gendre et Beaussenat, Infection staphylo- coccique : otite , meningite et arthrite suppuree, bronchopneumonie. 563 Marchiafava e Bignami, Note sull' infezione pneumonica. 796 3IiUs, Meningite ä pneumocoques. 440 Netter, Etüde bacteriologique de la broncho- pneumonie chez l’adulte et cbez l’enfant. 104 Rendu, Pneumonie grippale avec plaques de gangrene au niveau des membres in- förieures. 105 Robin, Sur l’antisepsie interne ; mercure et bronchopneumonie. 115 Scheibe, Ueber die Erreger der Knochen- erkrankung des Warzentheils bei der akuten genuinen Mittelohrentzündung, insbesondere den Diplococcus pneumo- niae. 677 Stemberg, Micrococcus pneumoniae crupo- sae. (Orig.) 53 Strelitz, Zur Kenntniss der im Verlaufe der Diphtherien auftretenden Pneumonien. 339 Tavel und de Quervain, Zwei Fälle von hämorrhagischer Bakteriämie des Neu- geborenen. (Orig.) 577 Pneumonomycosis. Freyhan, Ueber Pneumonomycosis. 342 Pocken. Bentzen, Meddelelse om en tilfäldiug Vak- cination fra en Koppepatient. 769 Chauveau, Sur la transformation des virus ä propos des relations qui existent entre la vaccine et la variole. 486 Doehle, Zur Aetiologie von Masern, Pocken, Scharlach, Syphilis. (Orig.) 906 Fischer, Worin liegt die Schwierigkeit der Fortzüchtuug der rein animalen Lymphe von Thier zu Thier und wie lässt sich dieselbe beseitigen? 274 Le Dantec, Infection par le streptocoque dans la variole. 763 Schulz und Weyl , Zur Kenntniss der Lymphe. 345 Sternberg, Association of American Physi- cians. 401 Sympson , Notes of a case of accidental cow-pox. 676 Paeudotuberculose. Legrain , Sur une pseudo-tuherculose ex- perimentale du lapin, produite par un bacille trouvÄ chez un phtisique. 873 Puerperalfieber. Gördes, Ueber die innerliche Untersuchung Kreissender. 565 Frommei, Zur Prophylaxe der Wochenbetts- erkrankungen. 177 Hofmeier , Zur Prophylaxe der Wochen- betterkrankungen. 490 Pyämie. Jordan , Die Aetiologie des Erysipels. 561 Register 947 Pyelonephritis. Delpeuch et Netter , Pyelo - n^phritide pri- mitive ä staphylocoques. 564 Pyosalpinx. Witte , Gonokokken und Streptokokken im Pyosalpinxeiter. 265 — , Demonstration von Tubenpräparaten mit seltenen bakteriologischen Befunden. 266 Rauschbrand. Roger, Contribution ä l’etude de l’immunite acquise. 42 Rhachitis. Mircoli, Süll’ esistenza di microorganismi piogeni in alcuni casi di rachitismo. 918 Rheumatismus. Achalme, Examen bacteriologique d’un cas de rbumatisme articulaire aigu. 342 Rar, Essai sur Ies nodosites sous-cutan6es rhumatismales. 165 Rhinitis. Abel, Zur Aetiologie der Rhinitis fibrinosa. (Orig.) 841 Concetta , Sulla difterite primitiva cronica delle narici. 673 Petersen, Ueber Kresoljodid. 178 Stamm, Die Aetiologie der Rhinitis pseu- domembranacea. 673 Riga’sche Krankheiten. Pianese , Ricerche cliniche , anatomiche e batteriologiche sulla cosi detta malat- tia del Riga. 259 Rötheln. Grifftths , Les ptoma'ines dans quelques maladies infectieuses. 665 Rotz. bonome und Vivaldi, Ueber die Bedeutung des Malieiu bei der präventiv - diagno- stisch-therapeutischen Behandlung der Rotzkrankheit. 487 — und — , Ueber die spezifische Wirkung einiger Substanzen auf die Entwickelung und die pathogene Eigenschaft des Rotz- bacillus. 801 Ddvalos, Contribucidn al estudio del agua de coco como medio de cultivo de dife- rentes germenes patogenos. 766 Tedeschi , Ueber die Wirkungen der In- okulation des Rotzes in die Nervenzentra. (Orig.) 127 — , Beitrag zum Studium der Rotzmenin- gitis. 875 Schanker. Kroefting, Om den for Ulcus molle specifike. Mikrobe. 875 Quinquaud, Sur le bacile du chancremoul. 564 Unna , Der Streptobacillus des weichen Schankers. 481 Scharlach. Combemale et Lamy , A propos d'un cas de bubon scarlatineux ; recherchesbac- tdriologiques. 104 d’Espine et de Marignac , Sur une espfece particuliere de streptocoque retire du sang d’un homme atteint de scarlatine. 157 — et — , Note sur une espece particuliere de streptocoque retire du sang d’un homme atteint de scarlatine. 762 Doehle, Zur Aetiologie von Masern, Pocken, Scharlach, Syphilis. (Orig.) 906 Sörensen, Ueber Scharlachdiphtheritis. 675 Schweinerothlauf und Schweineseuche. Bang, Ueber Rothlaufendokarditis bei Schweinen. 519 Pensen , Die Aetiologie des Nesselfiebers und der diffusen Hautnekrose des Schweines. 521 Klein , On concurrent inoculation of dif- ferent infections in the same animal body. 690 Moore, Mouse septicaemia bacilli in a pig’s spieen, with some observations on their pathogenic properties. 732 Sirena ed Alessi, Azione della creolina di Pearson sui bacilli del carbonchio e del mal rosso dei suini. 178 Smith, Special report on the cause and preveution of swine plague. 732 Sepsis, Septikämie und Septikopyämie. Campbell, Zur Lehre von der kryptogene- tischen Septikopyämie. 308 Cantu, Setticopioemia criltogenetica. 562 94« Register Emmerich , Tsuboi , Steinmetz nnd Löte, Ist die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums eine Lebensäusserung oder ein rein chemischer Vorgang? (Orig.) 364 Marchiafava e Bignami, Note sull’ infezione pneumonica. 796 Müler, The human mouth as a focus of infection. 380 Neumann, Zur Lehre von der Sepsis. 676 Soor. Linossier et Roux, Recherches biologiques sur le Champignon du mouguet 162 Stomatitis. Siegel , Die Mundseuche des Menschen (Stomatitis epidemica) , deren Identität mit der Maul- und Klauenseuche der Hausthiere und beider Krankheiten ge- meinsamer Erreger. 566 Strumitis. Kummer und Favel, Zwei Fälle von Stru- mitis hämatogenen Ursprunges , deren Ursache und Behandlung. 340 Sycosis. Fabry , Zur Aetiologie der Sycosis simplex. 341 Syphilis. Doehle, Zur Aetiologie von Masern, Pocken, Scharlach, Syphilis. (Orig.) 906 Robin . Sur l’antisepsie interne ; mercure et bronchopneumonie. 115 Ward , On the pathology of syphilis. A theory founded on a consideration of Colles’ law and other phenomena of the hereditary disease. 759 Tetanus. Behring , Die Blutserumtherapie bei Diph- therie und Tetanus. 205 — , Ueber Immunisirung und Heilung von Versuchsthieren beim Tetanus. 207 — , Die Blutserumtherapie. I. Die prak- tischen Ziele der Blutserumtherapie und die Immunisirungsmethoden zum Zweck der Gewinnung von Heilserum 398 Behring und Frank , Experimentelle Bei- träge zur Lehre von der Bekämpfung der Infektionskrankheiten. Ueber einige Eigenschaften des Tetanusheilserums. 611 Brieger und Ehrlich, Ueber die Uebertra- gung von Immunität durch Milch. 610 Bruschettini, Sulla eliminazione del veleno dell’ tetano per mezzo della secrezione renale. 176 Casali , Siebenter mit dem Antitoxin von Tizzoni - Cattani behandelter Fall vou Tetanus traumaticus. Heilung. (Orig.) 56 Catterina, Sulla resistenza del virus teta- nico nelle carni tetaniche conservate in glicerina. 402 Carina e Venturoli , Due casi di tetano curati con l’antipirina e seguiti da gua- rigione. 887 Fermi und Celli, Beitrag zur Kenntniss des Tetanusgiftes. (Orig.) 617 linotti, Ottavo caso di tetano traumatico curato con l’antitossina Tizzoni-Cattani. Guarigione. 801 Gagliardi, Primo caso di tetano trauma- tico curato con l’antitossina Tizzoni- Cattani. Guarigione. 115 Henrijean, Note sur le bacille du tetanos. 609 Immerwahr. Ueber das Vorkommen von Toxalbuminen im menschlichen und thierischen Organismus. 102 Kamen , Eine einfache Kulturschale für Anaeroben. (Orig.) 296 Kitasato , Heilversuche an tetanuskranken Thieren. 639 Martin , On the Chemical pathology of Diphtheria compared with that of An- thrax, infective Endocarditis and Teta- nus. 306 Schwarz . Di un carattere morfologico del bacillo del tetano. 391 Schütz, Versuche zur Immunisirung von Pferden und Schafen gegen Tetanus. 402 Sormani, Teoria fecale del tetano. 609 Tizzoni, Quiuto caso di tetano traumatico curato col sangue di animale immune (coniglio) ; guarigione. 801 — und Cattani, Ueber die erbliche Ueber- lieferung der Immunität gegen Tetanus. 610 — und — , Alcune questioni relative all' immunitä del tetano. 640 Tomasini , Un caso di tetano traumatico guarito con la paraldeide. 176 VaiUard . Sur l’inocnlation aux animaux du bacille tetanique depourvu de toxine. 277 Register. 949 Tollwuth. Acosta, Notas sobre la rabia. 703 Bombicci, Sopra la trasmissione della rabbia dalla madre al feto. 869 — , Sul tempo della diffusione nell’ orga- nismo del virus rabido. 870 Centanni, II metodo italiano di vaccinazione antirabbica. 279 Evangdista, Sul modo di comportarsi del siero di sangue di fronte al virus rabico. Contributo allo Studio dei poteri micro- bici esistenti nell’ organismo sano. 212 Poppi, La cura antirabica con un vaccino non virulento. 703 v. Szekely und Szana , Experimentelle Unter- suchungen über die Veränderungen der sogenannten microbiciden Kraft des Blutes während und nach der Infektion des Organismus. {Orig.) 139 Tizzoni e Centanni, Sul modo di guarire negli animali la rabbia sviluppata. 281 Trichinose. Priis, Om forekomsten af trichinere i Dan- mark. 526 Wasserfuhr , Trichinose im Königreich Bayern. 525 Tuberculose. Baumgarten, Ueber experimentelle kongeni- tale Tuberculose. 261 - — , Ueber Wandlungen in den patholo- gisch - anatomischen Anschauungen seit Erscheinen der Bakteriologie. 379 Bodo, Significato della presenza del bacillo tubercolare nelle feci dei tisici. 873 Bokenham, Influenza del virus carbonchioso sullo sviluppo della tubercolosi. 43 Botkin , Hämatologische Untersuchungen bei Tuberculininjektionen. 697 Boucliard , Action des toxines microbiennes sur les vaisseaux. 867 Brault et Perruchet , Maladie d’Addison sans lesions apparentes des capsules surr^nales ; tubercule accolö au ganglion semi-lunaire droit. 259 Buttersack, Beiträge zur Desinfektionslehre und zur Kenntniss der Kresole. 803 Charrin, Toxines microbiennes ; leur action sur la fifevre. 868 Ceccheretti, Contributo alla cura della peri- tonite tubercolare con la laparotomia. 887 Cirincione , Metodo d’inclusione per la ri- cerca dei bacilli tubercolari nei tessuti. 173 Claessen , Ueber die tuberculose , käsig- schwielige Mediastino - Pericarditis und Tuberculose des Herzfleisches. 440 Colin , La chevre n'est pas refractaire ä la tuberculose. 176 Cornet, Ueber Mischinfektion der Lungen- tuberculose. 157 Comil, Tuberculose oculaire. 440 Czaplewski, Die Untersuchung des Aus- wurfes auf Tuberkelbacillen. 569 Dahmen, Neues Verfahren zur Auffindung der Tuberkelbacillen im Sputum. 41 Dixon und Zuiü , Reaction of the amido- group upon the wasting animal economy. 800 Duplay, De la tuberculose vesicale. 37 Fabry , Zur Aetiologie der Sycosis Sim- plex. 341 Permi und Salsano , Ueber die Prädispo- sition für Tuberculose. (Orig.) 750 Gabritschewsky , Ueber die Untersuchung des Sputums in Schnitten und über das Vorkommen von Riesenzellen in dem- selben. 395 Giura , Süll’ azione antisettica dell’ olio rettifieato di terebentina. 314 Guida , Gli esperimenti eseguiti con la tubercolina di Koch nelle malattie dei bambini. 44 Banot et Gilbert, Sur la cirrhose tubercu- leuse. 38 Hertwig, Ueber die physiologische Grund- lage der Tuberculinwirkung. Eine Theo- rie der Wirkungsweise bacillärer Stoflf- weehselprodukte. 442 Ilkewitsch , Neue Methode zur Entdeckung von Tuberkelbacillen in der Milch mit der Centrifuge. 441 Jaccoud, Tubercules cerebraux. 38 Jvllien, Tuberculose primitive et isolee du pharynx. 160 Kaufmann , Ein einfaches Verfahren zum Nachweis der Tuberkelbacillen im Aus- wurf. (Orig.) 142 Klein, Further observations on concurrent inoculatiou of different infections in the same animal body. 692 Klein , Zur Geschichte des Pleomorphismus des ’Tuberculoseerregers. (Orig.) 905 Kustermann , Ueber das Vorkommen der Tuberkelbacillen ausserhalb des Körpers in Gefängnissen. 157 Legrain, Sur une pseudo-tuberculose ex- perimentale du lapin, produite par un bacille trouve chez un phtisique. 873 Letulie , Technique pour la coloration ra- pide des bacilles tuberculeux sur les pifeces ayant söjourne dans le liquide de Müller. 44 1 Lewaschoß , Materialien zur Frage über die therapeutische Wirkung des Tuher- culins bei der Lungen- und Larynx- tuberculose. 885 950 Register. Löffler, Eisenbahnbygieue in Bezug auf die Reisenden. 112 Jjortet et üespeignes, Les vers de terre et les bacilles de la tuberculose. 36 Xuttall, Bestimmung der absoluten Anzahl der Tuberkeilbacillen im tuberculösen Sputum. 736 Obolcnsky , Resultate der Tuberculosebe- bandlung mit dem Koch’scben Mittel. 698 Paiclowsky , Sur l'bistoire du developpe- ment et du mode de propagution de la tuberculose des articulations. 38 Pfänder , Beitrag zur Histologie der Hühner- tuberculose. 264 Pizzini , Tubcrkelbacillen in den Lymph- drüsen Nichttuberculöser. 872 Politik, Ueber Tuberculose des Herzmuskels. 873 Prautnüz, Die Verwendung der Holzwolle (Packwolle) als Füllmaterial der Spuck- näpfe 443 Ribbert , Die Wirkung des Tuberculins und die nach Anwendung desselben bisher eriiobenen pathologisch-anatomischen Be- funde. 696 Pichet et Hericourt , La vacciuation tuber- culeuse sur le cbien. 276 Römer, Tuberculinreaktion durch Bakterien- extrakte. 884 Schuchardt, Die Uebertragung der Tuber- culose auf dem Wege des geschlecht- lichen Verkehrs. 480 Spengler, Untersuchungen über Desinfek- tion tuberculösen Sputums. 44 — , Therapeutische und diagnostische Re- sultate der Tuberculinbehandlung bei '/ 41 Lungenkranken. 884 v. Szoldrski, Ueber den Nutzen des Kresol- jodids bei Kehlkopf- und Nasenkrank- heiten. 178 Tacel, Beitrag zur Aetiologie der Eiterung bei Tuberculose. 479 Troje, Ueber spontane und experimentelle Perlsucht. 675 Van Ketel, Beitrag zur Untersuchung auf Tuberkelbacillen. , 689 Vi ssmann , Wirkung todter Tuberkel- bacillen und des Tuberculins auf den thierischen Organismus. 487 v. Wünschheim, Zur Frage der Gewin- nung von Reinkulturen der Tuberkel- bacillen aus der menschlichen Leiche. 205 Ztcickh , Die Mortalität der Tuberculose nach Alter und Geschlecht. 37 Typhuß. Accorimboni, Sulla etiologia di alcune complicazioni del tifo. 256 Aronson, Ueber die antiseptischen Eigen- schaften des Formaldehydes. 406 Barbacci, II Bacterium coli commuue e le peritoniti da perforazione. 257 Bitter, Ueber Festigung von Versuchs- tieren gegen die Toxine der Typhus- bacillen. 313 — , Ueber die bakterienfeindlichen Stoffe thierischer Organe. 638 Blachstein , lntravenous inoculation of rabbits with Bacillus coli communis and Bacillus typhi abdominalis. 278 Brieger und Wassermann , Beobachtungen über das Auftreten von Toxalb uminen beim Menschen. 725 Büchner, Ueber den Einfluss des Lichtes auf Bakterien. (Orig.) 217 Chantemesse et Widal, Differenciatiou du bacille typhique et du bacterium coli commuue. 337. 730 Rahmen , Die feuchten Kammern. (Orig.) 466 Dävalos, Contribuciön al estudio del agua de coco como medio de cultivo de di- ferentes geratenes patogenos. 766 — , El bacillus coli communis y su viru- lencia en el agua de la Zanja. 871 Emmerich, Tsuboi, Steinmetz und Löw, Ist die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums eine Lebensäusserung oder ein rein chemischer Vorgang? (Orig.) 364. 417. 449 Fraehkel und Pfeiffer , Mikrophotographi- scher Atlas der Bakterienkunde. (Schl.) 249 ». Freudenreich, Ueber die Durchlässigkeit der Chamberland’schen Filter für Bak- terien. (Orig.) 240 Qiura, Süll’ azione antisettica dell’ olio retlificato di terebintina. 314 GrawUz, Ueber die Bedeutung des Typhus- bacillennachwoises für die klinische Diagnose des Abdominaltyphus. 729 Hiller , Einige Erfahrungen über Solveol (neutrale wässerige Kresollösung) als Antiseptikum. 695 Kelsch, Pleuresie determinee par le bacille de la fifevre typhoide. 256 Kionka, Versuche über die bakterientödtende Wirkung des Blutes. (Orig.) 321 Krofting, Bakteriologisk diagnose of feber. 635 Kummer und Favel, Zwei Fälle von Stru- mitis hämatogenen Ursprungs , deren Ursache und Behandlung. 340 Lambinon, Contribution ä l’etude de la fifevre typhoide ä Liege. 634 Laser , Untersuchungen über Saprol , ein neues Desinfektionsmittel für Fäkalien. (Orig.) 229 Loeffler , Eiseubahnhygiene in Bezug auf die Reisenden. 112 Register. 951 Luktch , Zur Differentialdiagnose des Ba- cillus typhi abdominalis (Eberth) und des Bacterium coli commune (Esche- rich). (Orig) 427 Malvoz, Le Bacterium coli commune comme agent habituel des peritonites d’origine intestinale. 335 Petruschky, Ueber die Art der pathogenen Wirkung des Typhusbacillus auf Thiere und über die Verleihung des Impf- schutzes gegen dieselbe. 642 Pick , Ueber den Einfluss des Weines auf die Entwickelung der Typhus- und Cholerabacillen. (Orig.) 293 Bossi-Boria, Ueber einige durch das Bac- terium coli commune 1) an Kindern hervorgerufene Diarrhöen mit epidemi- schem Charakter. (Orig.) 458 Sormani, II bacillo tifogeno nelle acque della cittä di Pisa durante l’epidemia del 1890. 633 Spiegler , Ueber das bakteriologische Ver- halten des Thiophendijodid. (Orig.) 196 Tavel, Caractöres differentiels du Bacterium coli commune et du bacille typhique. 256 Valentini, Ueber die Wirksamkeit grosser Wasserzufuhr bei Infektionskrankheiten, vorzüglich bei Unterleibstyphus. 113 Velich, Zjisteni bacillo typhovych ve vode studnicue. 339 Vincent , Recherches bacteriologiques sur l’infection mixte par le bacille typhique et le streptocoque. 634 Weyl, Können Cholera, Typhus, Milzbrand durch Bier übertragen werden? 667 Weyland , Zur Differenzirung der Typhus- bacillen von typhusähnlichen Bakterien. 338 Wurtz et Hermann , De la presence fre- quente du Bacterium coli commune dans les cadavres. 388 — , Bacille d’Eberth et coli-bacille. 633 Varicellen. Demme , Klinische Mittheilungen aus dem Gebiete der Kinderheilkunde. 410 c. Durch. Bakterien und andere Parasiten hervorgerufene Krankheiten einzelner Organe. Augen. Cornil, Tuberculose oculaire. 440 Franke, Ueber Infektion und Desinfektion von Augentropfwässern. 114 Kain, Zur Aetiologie der Conjunctivitis crouposa. 266 Santo s-Fernandez , Infecciön del ojo por los colirios. 564 Schmidt-Rimpler, Aqua chlorata zur Desin- fektion bei Augenoperationen und Augen- verletzungen. 113 Blut. Doehle , Vorläufige Mittheilung über Blut- befunde bei Masern. 304 von Linstow , Ueber Filaria Bancrofti Cobbold. (Orig.) 88 de Nabias et Sabrazes , Sur les embryons de filaire du sang de l’homme. 171 Darm. Achard et Renault , Sur les rapports du Bacterium coli commune et du Bacterium pyogenes des infections urinaires. 732 Barbacci, 11 Bacterium coli commune e le peritoniti da perforazione. 257 Bayet , Analyse des döjections de malades suspects d’etre atteints de cholera asiati- que. 631 Blackstein , Intravenous inoculation of rabbits with Bacillus coli communis and Bacillus typhi abdominalis. 278 Bodo, Significato della presenza del bacillo tubercolare nelle feci dei tisici. 873 Chantemesse et Legry , Des infections par le coli bacille. 731 Dallemagne, Deux cas de cholera nostras ; infection par le coli bacille. 63 1 Ddvalos, El bacillus coli communis y su virulencia en el ague de la Zanja. 871 Bemme , Klinische Mittheilungen aus dein Gebiete der Kinderheilkunde. 410 Gilbert et Lion , Des paralysies produites par le bacille d’Escherich. 161 Besage et Macaigne, Contribution ä l’etude du Bacterium coli commune. 257 Luksch , Zur Differentialdiagnose des Ba- cillus typhi abdominalis (Eberth) und des Bacterium coli commune (Esche- rich). (Orig.) 427 Malvoz, Le Bacterium coli comtnune comme agent habituel dos pöritonites d’origine intestinale. 335 May, Ueber Cercomonas coli hominis. 527 Mitter, Beitrag zur Kenntniss des Balanti- dium coli im menschlichen Darmkanale. 111 952 Register. Rossi-Doria , Ueber einige durch das Bac- terium coli commune 1) an Kindern hervorgerufene Diarrhöen mit epidemi- schem Charakter. {Orig.) 458 Stern, Ueber Desinfektion des Darmkanales. 402 Tavel, Caracteres differentiels du Bacterium coli commune et du bacille typhique. 256 Gehirn. Jaccoud, Tubercules cerebraux. 38 Gelenke. Paicloicsky, Sur l'histoire du developpement et du mode de propagation de la tuber- culose des articulations. 38 Galle. Naunyn, Klinik der Cholelithiasis. 309 Geschlechtsorgane. Duplay, De la tuberculose vesicale. 37 Gerdts, Zur Aetiologie der Puerperal- eklampsie. 167 Hofmeier, Zur Prophylaxis der Wochen- betterkrankungen. 490 Kaltenbach, Zur Pathogenese der puerpe- ralen Eklampsie. 167 v. Rosthom, Ueber die Folgen der gonor- rhoischen Infektion bei der Frau. 308 Skutsch, Ueber Vulvovaginitis gonorrhoica bei kleinen Mädchen. 309 Wüte, Gonokokken und Streptokokken im Pyosalpinxeiter. 265 — , Demonstration von Tubenpräparaten mit seltenen bakteriologischen Befunden. 266 Harn. Enriquez, Recherehes bacteriologiques sur Turine normale. 302 Schow, Ueber einen gasbildenden Bacillus im Harn bei Cystitis. 745 Haut. Blanchard, Sur les vegetaux parasites non microbiens transmissibles des animaux ä l’homme et reciproquement. 681 — , Sur une remarquable dermatose causee chez le lezard vert par un Champignon du genre Selenosporium. 682 Deichmann , Ueber einen merkwürdig ver- laufenen Fall von Infektion nach Ab- reissen der Nabelschnur. 166 Pfeiffer, Die Verbreitung des Herpes zoster längs der Hauptgebiete der Arterien und dessen Stellung zu den akuten Exanthemen. 108 Rossi. La tigna favosa della faccia. 567 Symmers , Preliminary note on a new chromogenic micro-organism found in the vesicles of Herpes labialis. „Bacil- lus viridans“. 165 Török , Die neueren Arbeiten über die Psorospermien der Haut. 799 Wasmuth, Ueber Durchgängigkeit der Haut für Mikroben. {Orig.) 824. 846 Herz. Claessen, Ueber die tuberculose, käsig- schwielige Mediastino - Pericarditis und Tuberculose des Herzfleisches. 440 Politik, Ueber Tuberculose des Herzmukels. 873 Kehlkopf. Fraenkel , Zur Aetiologie des primären Larynxcroups. 872 Jullien, Tuberculose primitive et isolee du pharynx. 160 v. Szoldrski, Ueber den Nutzen des Kresol- jodids bei Kehlkopf- und Nasenkrank- beiten. 178 Leber. Eichberg, Hepatic abscess and the Amoeba coli. 267 Hanot et Gilbert, Sur la cirrhose tubercu- leuse. 38 Lunge. Freyhan, Ueber Pneumonomycosis. 342 Severi , Gregarinosi polmonale in infante natomorto. 267 Lev-aschoff , Materialien zur Frage über die therapeutische Wirkung des Tuber- culins bei der Lungen- und Larynx- tuberculose. 885 Streng, Infusorien im Sputum bei Lungen - gangrän. 763 Mund. Bergtold, The mouth as a center of in- fection. 664 Miüer , The human mouth as a focus of infection. 380 — , Vergleichende Untersuchungen über den Werth verschiedener Antiseptika bei der Behandlung kranker Zähne. 407 — , Ueber die Desinfektion von zahnärzt- lichen und chirurgischen Instrumenten. 409 Register. 953 MiUer , Die Mikroorganismen der Mund- höhle. Die örtlichen Erkrankungen, welche durch dieselben hervorgerufen werden. 2. Aufl. 868 Siegel , Die Mundseuche des Menschen (Stomatitis epidemica) , deren Identität mit der Maul- und Klauenseuche der Hausthiere und beider Krankheiten ge- meinsamer Erreger. 566 Tobiesen, Ueber das Vorhandensein des Loeffler’schen Bacillus im Schlunde bei Individuen , welche eine diphtherische Angina durchgemacht haben. (Orig.) 587 Nabel. Deichmann , Ueber einen merkwürdig ver- laufenen Fall von Infektion nach Ab- reissen der Nabelschnur. 166 Nase. Fasching , Ueber einen neuen Kapselba- bacillus (Bac. capsulatus mucosus). 304 v. Szoldrski , Ueber den Nutzen des Kre- soljodids bei Kehlkopf- und Nasenkrank- heiten. 178 Nebennieren. JSrault et Perruchet, Maladie d’Addison saus lesions apparentes des capsules surre- nales ; tubercule accole au ganglion semi-lunaire droit. 259 Nerven. Mircoli, Piogeni in malattie nervöse. 918 Ohren. Scheibe , Ueber die Erreger der Knocbeu- erkrankung des Warzentheils bei der akuten genuinen Mittelohrentzündung, insbesondere den Diplococcus pneumo- niae. 677 — , Ueber die Influenzabacillen bei Otitis media. 677 — , Zur Pathogenes der Transsudatbildung im Mittelohr bei Tubenverschluss. 675 Zamiko, Ueber den Einfluss des Tuber- culins auf tuberculöse Mittelohrerkran- kungen. 887 Zähne. Jung, Zur Asepsis zahnärztlicher Instru- mente. 771 MiUer, Ueber die Schnelligkeit, mit welcher verschiedene Antiseptika in das Zahn- bein eindringen resp. dasselbe sterili- siren. 345 — , Vergleichende Untersuchungen über den Werth verschiedener Antiseptika bei der Behandlung kranker Zähne. 407 — , Ueber die Desinfektion von zahnärzt- lichen uud chirurgischen Instrumenten. 409 V. Durch pflanzliche und thierische Parasiten verursachte Krankheiten der Thiere. Bakunin e Boccardi , Ricerche sulla pro- prietk batteriologiea del sangue in diversi stati dell’ organismo. 211 Bang , Ueber Rothlaufendokarditis bei Schweinen. 519 Baumgarten, Ueber experimentelle kongeni- tale Tuberculöse. 261 Behring, Untersuchungsergebnisse betreffend den Streptococcus longus. (Orig.) 192 — , Die Blutserumtherapie bei Diphtherie und Tetanus. 205 — , Ueber Immunisirung und Heilung von Versuchsthieren beim Tetanus. 207 — , Die Blutserumtherapie. I. Die prak- tischen Ziele der Blutserumtherapie und die Immunisirungsmethoden zum Zweck der Gewinnung von Heilserum. 398 — und Frank , Experimentelle Beiträge zur Lehre von der Bekämpfung der Infektionskrankheiten. Ueber einige Eigenschaften des Tetauusheilseruins. 611 Behring und Werniclce, Ueber Immunisirung und Heilung von Versuchsthieren bei der Diphtherie. 206 Beljanti, Sulla immunizzazione del coniglio per mezzo dei ültrati di sputo pneu- monico 401 Bitter, Ueber die bakterienfeindlichen Stoffe thierischer Organe. 638 Blanchard, Sur les veg^taux parasites non microbiens transmissibles des aniinaux h l’homme et riüciproquement. 681 — , Sur une remarquable dermatose causee chez le lezard vert par un Champignon du genre Selenosporium. 682 Blochmann , Ueber die Entwickelung von Cercariaeum aus Helix hortensis zum geschlechtsreifen Distomum. (Orig.) 649 Bokenham, Influenza del virus carbonchioso sullo sviluppo della tubercolosi. 43 Bombicci, Sopra la trasmissione della rabbia dalla madre al feto. 869 954 Register. Bombicci , Sul tempo della diffusione nell’ organi-mo del virus rabido. 870 Bonome und Vivaldi , Ueber die Bedeutung des Mallein bei der präventiv - diagno- stisch - therapeutischen Behandlung der Rotzkrankheit. 487 — , Ueber die spezifische Wirkung einiger Substanzen auf die Entwickelung und die pathogene Eigenschaft des Rotzba- cillus. 801 Brandes, Revision der Monostomiden. ( Orig .) 504 Brieger und Wassermann, Ueber künstliche Schutzimpfung von Thieren gegen Cho- lera asiatica. 396 — und Ehrlich , Ueber die Uebertragung von Immunität durch Milch. 610 Bi-uhl, Note sur la vaccination du lapin conlre le vibrio avicide (Garaaleia) et sur l’action curative de serum de lapin immunisc coutre l’infection par le vibrio avicide. 700 Catterina, Sulla resistenza del virus teta- nico nelle carni tetaniche conservate in glicerina. 402 Colin, La chevre n’est pas refractaire ä la tuberculose. 176 Coronado, R -confirmaciön experimental de la bacteridia patögena de la püstula observada en la isla de Cuba 762 Chauveau , Sur la transformation des virus ä propos des relations qui existent entre la vaccine et la variole. 486 Curtice , Parasites. 523 C'zaplewski, Weitere Untersuchungen über die Immunität der Tauben gegen Milz- brand. 700 Lufour , Einige Versuche mil Botrytis tenella zur Bekämpfung der Maikäfer- larven. 530 Eiseisberg, Ueber einen Fall von erfolg- reicher Transplantation eines Fibrosar- koms bei Ratten. 880 Emmerich, Tsuboi, Steinmetz und Löte, Ist die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums eine Lebensäusserung oder ein rein chemischer Vorgang? (Orig.) 449 Eoangelista , Sul modo di comportarsi del siero di sangue di fronte al virus rabico. Coutributo allo Studio dei poteri micro- bici esistenti nell’ organismo sano. 212 Fermi und Salsano , Ueber die Prädispo- sition für Tuberculose. (Orig) 750 Frenzei, Untersuchungen über die mikro- skopische Fauna Argentiniens. 528 — , Leidyonella cordubensis nov. gen. nov. spec. — Eine neue Trichonymphide. 529 Gaß'ky, Erkrankungen an infektiöser En- teritis in Folge des Genusses ungekoch- ter Milch. 389 Gamaleia , Du cholera cliez les chiens. 388 Grande-Rossi , La bacteridia de Davaine eu Cuba. 762 Guillebeau , Studien über Milchfehler und Euterentzüudungen bei Rindern und Ziegen. I. Ueber Ursachen der Euter- entzündung. 101 Haftkine, Le cholera asiatique chez le co- baye. 258 — , Le cholera asiatique chez le lapin et le pigeon. 396 — ■, Inoculations de vaccins anticholeriques ä 1’homme. 396 Ilankin, Ueber den Ursprung und Vor- kommen von Alexinen im Organismus. (Orig.) 777. 809 Hanot et Gilbert, Sur la cirrhose tubercu- leuse. 38 Hartig , Niedere Organismen im Raupen- blute. 269 Howard, The biology of the hymeuopterous lusects of the family Chalcididae. 527 Immerwahr , Ueber das Vorkommen von Toxalbuminen im menschlichen und thierischen Organismus. 102 Janson, Nagra fall af akut pneumoui , be- handlade med blodserum frln immuna djour. 42 Jemma, Süll’ azione battericida del sangue di coniglio. 208 Jenscn , Die Aetiologie des Nesselfiebers und der diffusen Hautnekrose des Schweines. 521 Kanthack , Ist die Milz von Wichtigkeit bei der experimentellen Immunisirung des Kaninchens gegen den Bacillus pyocyaneus? (Orig.) 227 Kitasato , Heilversuche an tetanuskranken Thieren. 639 Klein , On concurrent inoculation of diffe- rent infections in the same animal body. 690 Kondorski, Fall von Milzbrandinfektion durch die unverletzte Haut. 761 Kruse und Pansini, Untersuchungen über den Diplococcus pneumoniae und ver- wandte Streptokokken. 472 Le Dantec , Recherches sur la symbiose des algues et des protozoaires. 95 v. Linstow, Beobachtungen an Vogel tänien. (Orig.) 501 Loeftler, Die Feldmausplage in Thessalien und ihre erfolgreiche Bekämpfung mittelst des Bacillus typhi murium. (Orig.) 1 Lortet et Despeignes, Les vers de terre et les bacilles de la tuberculose. 36 Mari, Ueber die Lippenaktinomykose. (Orig.) 854 Martin, On the chemical pathology of Anthrax. 760 Register. 955 Mignin, Deux maladies nouvelles du lievre et du lapin. 204 Müler , The human mouth as a focus of infection. 380 Moore, Mouse septicaemia bacilli in a pig’s spieen, with some observations on their pathogenic properties. 732 Neumann, Observations sur les Tenias du Mouton. 526 Pane , Süll’ azione del siero di sangue del coniglio, del cane e del colombo contro il bacillo del carbonchio. 209 — , Süll’ azione del bacillo del carbonchio nel cane , forma nodosa capsulata , che assume il bacillo carbonchioso nel siero di sangue del cane 210 Peck, Annual Report of the State Botanist of the State of New York. 40 Pemice e Alessi , Sulla disposizione alle inalattie infettive negli animali privati dell’ acqua. 175 Petruschky, Ueber die Art der pathogenen Wirkung des Typhusbacillus auf Thiere und über die Verleihung des Impf- schutzes gegen dieselbe. 642 Pfänder, Beitrag zur Histologie der Hiih- nertuberculose, 264 Pfeiffer, Vergleichende Untersuchungen über Scliwärmsporen und Dauersporen bei den Coceidieniujektionen und bei Intermittens. 109 — , Ueber einige neue Formen von Miescher’scben Schläuchen mit Mikro-, Myxo- und Sarkosporidieninhalt. 110 — , Beiträge zur Protozoen-For»chung. 733 Poppi , La cura antirabica con un vaccino non virulento. 703 Raüliet et hucet , Sur le Davainea proglot- tina. 530 von Ratz, Von der aktiven Wanderung des Pentastomum denticulatum. (Orig.) 329 Richet et Hericourt , La vaceination tuber- culeuse sur le chien. 276 Roger, Contribution ä l’etude de l’immu- nite acquise 42 Roger , Serum des animaux predisposes. 400 Schömcerth , Ueber die Möglichkeit einer von Brunnenwasser ausgehenden Hüh- nercholera-Epidemie. 677 Schütz , Versuche zur Immunisirung von Pferden und Schafeu gegen Tetanus 402 — und Steffen, Die Lungenscuche-Impfung und ihre Antiseptik. 701 Schulz und Weyl, Zur Kenntniss der Lymphe. 345 Sirena ed Alessi, Azione della creolina di Pearson sui bacilli del carbonchio e del mal rosso dei suini. 178 Smith , Special report on the cause and prevention of swine plague. 732 Sympson , Notes of a case of accidental cow-pox. 676 von Szekely und Szana , Experimentelle Untersuchungen über die Veränderungen der sogenannten mikrobiciden Kraft dos Blutes während und nach der Infektion des Organismus. (Orig.) 61. 139 Tedeschi, Ueber die Wirkungen der In- okulation des Rotzes in die Nervenzentra. (Orig.) 127 Tizzoni, Sulla resistenza del bacillo dell’ influenza agli agenti fisici e chimici. 281 — e Cattani, Alcune questioni relative all’ immunitä del tetano. 640 Troje, Ueber spontane und experimentelle Perlsucht. 675 v. Tuheuf, Die Krankheit der Nonne (Liparis monacha). 268 Vaillard, Sur l’inoculation aux animaux du bacille tetanique depourvu de toxine. 277 Zacharias , Ein infusorieller Hautparasit bei Süsswassei fischen. (Orig.) 718 — , Das Vorkommen von Distomencysten betreffend. 752 Zimmer, Untersuchungen über das Zu- standekommen der Diphtherie-Immunität bei Thieren. 699 VII. Durch pflanzliche und thierische Parasiten verursachte Krankheiten der Pflanzen. Benecke, De bestrijding der onder den naam ,,Sereh“ saagevatte ziekteverschijn- seelen van het Suikerriet. 311 Beyerivck, Over ophooping van atmosphe- rische stikstof in culturen van Bacillus radicicola. 687 Costantin, Le chanci, maladie du blaue de Champignon. 765 Cuboni , Sulla presenza di |bacteri ne- gli acervuli della Puccinia Hieracii Schum. 569 Cugini e Macchiati, La bacteriosi dei grap- poli della vite 568 Frank , Die Assimilation des freien Stick- stoffes bei den Pflanzen in ihrer Ab- hängigkeit von Spezies, von Ernährungs- verhältnissen und von Bodenarten. 269 — , Ueber die auf Verdauung von Pilzen 956 Register. abzielende Symbiose der mit endotrophen Mykorhizen licgabteu Pflanzen , sowie der Leguminosen und Erlen. 270 Frank, Lieber den Dimorphismus der Wurzel- knöllehen der Erbse. 271 — u. Sorauer, Pflanzenschutz. Anleitung für den praktischen Landwirth zur Er- kennung und Bekämpfung der Beschä- digungen der Kulturpflanzen. 171 Gilbert, Results of experiments of Rothain- sted on the flxation of free nitrogen 298 Krüger, Vorläufige Mittheilungen über die Serehkrankheit des Zuckerrohrs (Rotz, Bacteriosis). 310 Laioes and Gilbert , The sources of the nitrogen of our Leguminous crops. 298 Lotsy , Eine amerikanische Nematoden- krankheit der Gartennelke. 532 Ludwig, Ueber neue australische Rostkrank- heiten. 1) Die Roste des Schilfrohres und spanischeu Rohres. 2) Ein neuer Umbelliferenrost aus Australien. 880 Magnus , Eine neue Blattkraukheit des Goldregens , Cytisus Laburnum. 764 Morck, Ueber die Formen der Bakteroiden bei den einzelnen Spezies der Legumi- nosen. 568 Nobbe, Schrnid, Uiltner , Hotter, Versuche über die Stickstoffassimilation der Legu- minosen. 685 PriUieux et Delacroix, La gangrene de la tige de la Pomme de terre , maladie bacillaire. 394 — , Maladie des Artichauts produite par le Ramularia Cynarae Sacc. 684 Ritzema-Bos, Die minirende Aboruafterraupe (Phyllotoma Aceris Kaltenbach) und die von ihr verursachte Beschädigung. 532 Rostrup, Peronospora Cytisi. 764 Tschirch, Ueber Sereh, die wichtigste aller Krankheiten des Zuckerrohrs in Java. 310 v. Tubeuf, Die Krankheit der Nonne (Liparis monacha). 268 Viola et Sauvageau, Sur la Maladie de Californie, maladie de la Vigne causee par le Plasraodiophora californica. 881 VIII. Untersuchungamethoden, Instrumente etc. Acosta und Grande Rossi, El filtro Chamber- land. • 883 Altmann , Ein neuer Thermoregulator für Petroleumheizung bei Thermostaten. (Orig.) 654 — , Neue Mikrogaslampen als Sicherheits- brenner. (Orig.) 786 Arloing. De 1’ infiuence des filtres mineraux sur les liquides contenant des sub- stances d’origine microbienne. 882 Babes , Ueber ein Verfahren, keimfreies Wasser zu gewinnen. (Orig.) 132 Bauer, Gährungstechnische Untersuchungs- methoden für die Praxis der Spiritus- und Presshefenindustrie mit besonderer Berücksichtigung der Bestimmung stick- stoffhaltiger organischer Substanzen und der Kohlehydrate. 883 Behring , Die Blutserumtherapie I. Die praktischen Ziele der Blutserumtherapie und die Immunisirungsmethoden zum Zweck der Gewinnung von Heilserum. 398 Beyerinck, Notiz über die Cholerarothreak- tion. (Orig.) 715 Blachstein , Intravenous inoculation of rabbits with Bacillus coli communis and Bacillus typhi abdominalis. 278 Bonome und Vivaldi, Ueber die Bedeutung des Mallein bei der präventiv - dia- gnostisch-therapeutischen Behandlung der Rotzkrankheit. 487 Bornträger, Desinfektion bei Cholera. 738 Braatz, Ein neuer Sterilisirungsapparat für den chirurgischen Gebrauch. 395 — , Dr. G. Beck’s aseptische Spritze. 735 Bruschettini , Sui caratteri morfologici e culturali del bacillo dell’ influenza. 34 Büchner , Ueber den Einfluss des Lichtes auf Bakterien. (Orig.) 217 Bujwid, Eine neue biologische Reaktion für die Cholerabakterien. (Orig.) 595 Burci e Frascani, Contributo allo studio dell’ azione battericido della coriente continua. 492 Chantemesse et Widal , Differenciation du bacille typhique et du bacterium coli commune. 337. 730 Cirincione, Metodo d’inclusione perlaricerca dei bacilli tubercolari nei tessuti. 173 Conn, Isolirung eines „Lab“-Fermentes aus Bakterienkulturen. (Orig.) 223 Comet , Ueber Mischinfektion der Lungen- tuberculose. 157 Czaplewski , Die Untersuchung des Aus- wurfes auf Tuberkelbacillen. 569 Dahmen, Neues Verfahren zur Auffindung der Tuberkelbacillen im Sputum. 41 — , Die bakteriologische Wasserunter- suchnng. 302 — , Die feuchten Kammern. (Orig.) 466 — , Die Nährgelatine als Ursache des nega- Register. 957 tiven Befundes bei Untersuchung der Faeces auf Cholerabacillen. (Orig.) 620 Davalos, Contribucidn al estudio del agua de coco como medio de cultivo de differentes germenes patogenos. 766 Dawson, Eine Methode, Dauerkulturen von Bakterien hermetisch zu verscbliessen. (Orig.) 720 Doehle , Vorläufige Mittheilung über Blut- befunde bei Masern. 304 Drosslach , Aus der bakteriologischen Praxis. (Orig.) 653 Emmerich , Tsuboi, Steinmetz und Löw, Ist die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums eine Lebensäusserung oder ein rein chemischer Vorgang? (Orig.) 364 Fischer, Worin liegt die Schwierigkeit der Fortzüchtung der rein animalen Lymphe von Thier zu Thier und wie lässt sich dieselbe beseitigen? 274 Förster , Ueber die Entwickelung von Bakterien bei niederen Temperaturen. (Orig.) 431 Fränkel, Zur Biologie des Kommabacillus. 827 v. Freudenreich , Ueber die Durchlässig- keit der Chamberland’schen Filter für Bakterien. (Orig) 240 Gabritschetcsky , Ueber die Untersuchung des Sputums in Schnitten und über das Vorkommen von Riesenzellen in dem- selben. 395 Gerdts , Zur Aetiologie der Puerperal- eklampsie. 167 Giltay und Aberson, Methode zur Prüfung von Filtereinrichtungen wie die Chamber- land-Bougies. (Orig.) 92 Qrawiiz, Ueber die Bedeutung des Typhus- bacillennachweises für die klinische Dia- gnose des Abdominaltyphus. 729 Günther , Einführung in das Studium der Bakteriologie mit besonderer Berück- sichtigung der mikroskopischen Technik. 759 Haasis, Mittheilungen aus dem Gebiete der Desinfektion. 738 Hankin , Ueber den Ursprung und Vor- kommen von Alexinen im Organismus. (Orig.) 777 Hansen , Neue Untersuchungen über den Einfluss, welchen eine Behandlung mit Weinsäure auf die Brauereihefe ausübt 146 Heim , Zur Technik des Nachweises der Choleravibrionen. (Orig.) 353 Herz, Ein Behelf bei der mikroskopischen Untersuchung der Faeces. 769 Hesse, Ein neues Verfahren zur Züchtung anaerober Bakterien. 173 Hiltner, Ueber die Beziehungen verschie- dener Bakterien- und Schimmelpilzarten zu Futtermitteln und Samen. 481 Hueppe , Die Methoden der Bakterien- forschung. Handbuch der gesammten Methoden der Mikrobiologie. 5. Aufl. 569 Ilkewitsch, Neue Methode zur Entdeckung von Tuberkelbacillen in der Milch mit der Centrifuge. 441 Johne , Bakteriologisch-mikroskopische Vor- schriften. I — X. 312 Jolles, Untersuchung über die Filtrations- fähigkeit des patentirten Wasserfilters „Puritas“. (Orig.) 596 Kamen , Eine einfache Kulturschale für Anaeroben. (Orig.) 296 Karlinski, Zur Kenntniss der Vertheilung der Wasserbakterien in grossen Wasser- becken. (Orig) 220 Kaufmann, Ein einfaches Verfahren zum Nachweis der Tuberkelbacillen im Aus- wurf. (Orig.) 142 Kiorika, Versuche über die bakterientödtende Wirkung des Blutes. (Orig.) 321 Kruse und Pansini , Untersuchungen über den Diplococcus pneumoniae und ver- wandte Streptokokken. 472 Kühne, Anisöl als Einbettungsmittel beim Gebrauche des Gefriermikrotoms. (Orig.) 28 — , Erwiderung. 556 Kustermann, Ueber das Vorkommen der Tuberkelbacillen ausserhalb des Körpers in Gefängnissen. 157 Laser , Bericht über die bakteriologische Untersuchung des Königsberger Wasser- leitungswassers in der Zeit vom De» zember 1890 bis Dezember 1891. 102 — , Untersuchungen über Saprol, ein neues Desinfektionsmittel für Fäkalien. (Orig ) 229 Letulle, Technique pour la coloration ra- pide des bacilles tuberculeux sur les pieces ayant sejourne dans le liquide de Müller. 441 Lewy , Anisöl als Einbettungsmittel beiin Gebrauche des Gefrier-Mikrotoms. (Orig.) 554 Lindner , Ueber die Erkennung der Hefe- rassen und ihre photographische Dar- stellung. 250 IAnossier et Roux , Recherches biologiques sur le Champignon du muguet. 162 Lotffler , Die Feldmausplage in Thessalien und ihre erfolgreiche Bekämpfung mittelst des Bacillus typhi murium. (Orig.) 1 Luksch, Zur Ditferentialdiagno.se des Ba- cillus typhi abdominalis (Eberth) und des Bacterium coli commune (Escherich). (Orig.) 427 Martin, Prelimiuary report on the Chemical G4 XII. Bd. 958 Register. products of the life processes of Bacillus anthracis. 391 Miller, Ueber die Schnelligkeit, mit welcher verschiedene Antiseptika in das Zahn- bein eindringeu resp. dasselbe sterilisiren. 345 — , Vergleichende Untersuchungen über den Werth verschiedener Antiseptika bei der Behandlung kranker Zähne. 407 — , Ueber die Desinfektion von zahnärzt- lichen und chirurgischen Instrumenten. 409 Motller , Ueber den Zellkern und die Sporen der Hefe. ( Orig .) 537 Nekäm, Az oedema malignumröl. 160 KuttaU, Bestimmung der absoluten Anzahl der Tuherkelbacillen im tuberculöseu Sputum. 736 Parle , Diphtheria and allied pseudomem- branous inflammations , a clinical and bacteriological study. 670 Petri und Massen, Ueber die Bereitung von Nährbouillon für bakteriologische Zwecke. 484 Petrone , II microorganismo della nitri- ficazione e l’osteomalacia. Parte seconda : Ricerca dei nitriti delle orine osteoma- lariehe e su di una nuova reazione dell’ acido nitroso. 267 Pfeiffer, Zur bakteriologischen Diagnostik der Cholera. 483 — und Beck, Weitere Mittheilungen über den Erreger der Influenza. 33 Fielet und Weyl, Ueber die Herstellung von Dauermilch mit dem Apparate der Herren Neuhaus , Gronwald und Oehlmann. 491 Plaut, Zur Technik. (Orig.) 203 Frausnitz, Die Verwendung der Holzwolle (Packwolle) als Füllmaterial der Spuck- näpfe. 443 Quenu, Nouveau moyen pour connaitre la temperature dans l’^tuve ä Sterilisation. 40 Quinquaud, Sur le bacille du chancre mou. 564 Reinhardt, Neue aseptische Spritze zur In- jektion und Aspiration. 40 Reinsch , Auf kaltem Wege sterilisirte ei- weisshaltige Nährböden. (Orig) 30 Rembold , Ein Besteck zur Untersuchung auf Cholerabakterien. (Orig) 592 Risso, Colture del gonococco a scopo clinico. 205 Roemer, Darstellung und Wirkung protein- haltiger Bakterienextrakte. 639 Rossi-Doria, Ueber einige durch das Bac- terium coli commune 1) an Kindern hervorgerufene Diarrhöen mit epidemi- schem Charakter. (Orig.) 458 Roux L’analyse microbiologique des eaux. 343 Schow, Ueber einen gasbildenden Bacillus im Harn bei Cystins. 745 Schrank, Der Bakterienstechapparat. 312 Schwarz, Di un carattere morfologico del bacillo del tetano. 391 Smith und Moore, Zur Prüfung der Pasteur- Chamberlaud-Filter. (Orig.) 628 Sommaruga , Ueber StofFwechselprodukte von Mikroorganismen. 605 Soudakewitch, Recherches sur le parasitisme iutracellulaire et intranucleaire chez l’homme. 39 Stern , Ueber Desinfektion des Darm- kanales. 402 Streng, Infusorien im Sputum bei Lungen- gangrän. 763 Stroschem, Ueber Sterilisirung von Atropin-, Eserin- und Cocainlösungen nebst Be- schreibung eines neuen Tropfglases. 704 Swiatecki, Eine praktische Färbungsmethode der mikroskopischen Präparate. 247 Troester , Zur bakteriologischen Technik. (Orig.) 627 Fon Ketel, Beitrag zur Untersuchung auf Tuberkelbacillen. 689 van Senus , Zur Kenntniss der Kultur anaerober Bakterien. (Orig.) 144 I Veichselbaum , Grundriss der pathologischen Histologie mit besonderer Berücksich- tigung der Untersuchungsmethodik. 255 Wertheim, Die ascendirende Gonorrhöe beim Weibe. Bakteriologische und klinische Studien zur Biologie des Gonococcus Neisser. 105 — , Reinzüchtung des Gonococcus Neisser mittelst des Plattenverfahrens. 484 Weyland, Zur Dififerenzirung der Typhus- bacillen von typhusähnlichen Bakterien. 338 Wnukow , Zur Bakteriologie der Lepra. (Orig.) 783 v. Wvnschheim, Zur Frage der Gewinnung von Reinkulturen der Tuberkelbacillen aus der menschlichen Leiche. 205 Wurtz, Bacille d’Eberth et coli - bacille. 633 Register. 959 IX Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwiekelungshemmung und Vernichtung der Bakterien und anderer Parasiten. Abbott, Review of some of the more im- portant contributious tu our knowledge upon immunity and infection. 800 Acosta, Notas sobre la rabia. 703 — und Grande Bossi, EI filtro Chamber- land. 883 Adami r Recent studies upon immunity. 690 Arloing, Les virus. 254 — De 1’ influence des filtres mineraux sur les liquides contenant des sub- stances d’origine microbienne. 882 Aronson, Ueber die antiseptisehen Eigen- schaften des Formaldehydes. 406 Babes, Ueber ein Verfahren, keimfreies Wasser zu gewinnen. (Orig.) 132 Balcunin e Boccardi , Ricerche sulla pro- prietä batteriologica del sangue in diversi stati dell’ organismo. 211 Baumgarten, Ueber experimentelle kon- genitale Tuberculose. 261 — , Ueber Wandlungen in den pathologisch- anatomischen Anschauungen seit Erschei- nen der Bakteriologie. 379 Bechner, Zur Choleraverschleppung. 737 Behring, Ueber die Prioritätsansprüche des Herrn Prof. Emmerich (München) in Fragen der Blutserumtherapie. (Orig.) 74 — , Untersuchungsergebnisse betreffend den Streptococcus longus. (Orig.) 192 — , Die Blutserumtherapie bei Diphtherie und Tetanus. 205 — , Ueber Immunisirung und Heilung von Versuchsthieren beim Tetanus. 207 — , Die Blutserumtherapie. I. Die prak- tischen Ziele der Blutserumtherapie und die Immunisirungsmethoden zum Zweck der Gewinnung von Heilserum. 398 — und Frank , Experimentelle Bei- träge zur Lehre von der Bekämpfung der Infektionskrankheiten. Ueber einige Eigenschaften des Tetanusheilserums. 611 — und Wernicke, Ueber Immunisirung und Heilung von Versuchsthieren bei der Diphtherie. 206 Bdfanti, Sulla immunizzazione del coniglio per mezzo dei filtrati di sputo pneu- monico. 401 Bentzen, Meddelelse om en tilfälding Vak- cination fra en Koppepatient. 769 Bergtold, The mouth as a center of in- fection. 664 Bitter, Ueber Festigung von Versuchsthie- ren gegen die Toxine der Typhusbacillen. 313 Ritter, Ueber die bakterienfeindlichen Stoffe thierischer Organe 638 Blachstein, Intravenous inoculation of rab- bits with Bacillus coli communis and Bacillus typhi abdominalis. 278 Bokenham , Influenza del virus carbonchioso sullo sviluppo della tubercolosi. 43 Bombicci, Sopra la trasmissione della rabbia dalla madre al feto. 869 — , Sul tempo della diffusione nell’ orga- nismo del virus rabido. 870 — , Sulla diffusione dell’ influenza per mezzo dell’ aria. 860 Bonome und Vivaldi, Ueber die Bedeutung des Mallein bei der präventiv-diagnostisch- therapeutischen Behandlung der Rotz- krankheit. 487 — , Ueber die spezifische Wirkung einiger Substanzen auf die Entwickelung und die pathogene Eigenschaft des Rotz- bacillus. 801 Bornträger, Desinfektion bei Cholera. 738 Botkin, Hämatologisehe Untersuchungen bei Tuberculininjektionen. 697 Bouchard, Action des toxines microbiennes sur les vaisseaux. 867 Braatz, Ein neuer Sterilisirungsapparat fin- den chirurgischen Gebrauch. 395 — , Dr. G. Beck’s aseptische Spritze 735 Brieger und Ehrlich, Ueber die Uebertra- gung von Immunität durch Milch. 610 — und Wassermann, Ueber künstliche Schutzimpfung von Thieren gegen Cho- lera asiatica. 396 Bruhl, Note sur la vaccination du lapin contre le vibrio avicide (Gamaleia) et sur l’action curative de serum de lapin immunise contre l’infection par le vibrio avicide. 700 Bruschettini, Sulla eliminazione del veleno dell’ tetano per mezzo della secrezione renale. 176 Büchner, Ueber den Einfluss des Lichtes auf Bakterien. (Orig.) 217 — , Ueber die Schutzstoffe des Serums. 769 Brunner, Ein Beitrag zur Behandlung des Echinococcus alveolaris. 283 Büchner, Ueber die bakterientödtende Wir- kung des Blutserums. (Orig.) 855 Burci e Frascani, Contributo allo Studio dell’ azione battericido della coriente continua. 492 Buttersack, Beiträge zur Desinfektionslehre uud zur Kenntniss der Kresole. 803 Cassel, Zur Behandlung des Keuchhustens mit Bromoform. 704 960 Register. Casali, Siebenter mit dem Antitoxin von Tizzoni- Cattani behandelter Fall von Tetanus traumaticus. Heilung. (Orig.) 56 Catterina, Sulla resistenza del virus tetanico nelle carni tetanicbe conservate in gli- cerina. 402 Cavina e Venturoli , Due casi di tetano curnti con l’antipirina e seguiti da gua- rigione. 887 CecchereUi, Contributo alla cura della peri- tonite tubercolare con la laparotomia. 887 Centanni , II metodo italiano di vaccina- zione antirabbica. 279 Chabni, Sur une nouvelle substance al- bumiuoide du serum sanguin del’ homme. 612 Charrm, Toxines microbiennes; leur action sur la fievre. 868 Chauveau, Sur la trausformation des virus ä propos des relations qui existent entre la vaccine et la variole. 486 Chmelewsky, Zur Frage über die Wirkung des Sonnen- und elektrischen Lichtes auf die Eiterbakterien. 174 Colin , La cbevre n’est pas rdfractaire ä la tuberculose. 176 Coronado, Püstula maligna. Confirmaciön de la bacteridia patdgena. 563 Czapleuski , Weitere Untersuchungen über die Immunität der Tauben gegen Milz- brand. 700 Hemme , Klinische Mittheilungen aus dem Gebiete der Kinderheilkunde. 410 Hixon and Zuill , Reaction of the amido- group upon the wasting animal economy. 800 lJombliith , Ueber Bakterien und praktische Hygiene. 344 Emmerich , 'Tsuboi, Steinmetz und Löw, Ist die bakterientödtende Eigenschaft des Blutserums eine Lebensäusserung oder ein rein chemischer Vorgang? (Orig.) 364. 417 — und Tsuboi , Die Schutz- und Heil- substanz des Blutes. 636 Evangelista , Sul modo di comportarsi del siero di sangue di fronte al virus rabico. Contributo allo Studio dei poteri micro- bici esistenti nell’ organismo sano. 212 Eabry, Zur Aetiologie der Sycosis simplex. 341 Falle und Otto, Zur Kenntniss entgiftender Vorgänge im Erdboden. 770 Fermi und Celli , Beitrag zur Kenntniss des Tetanusgiftes. (Orig.) 617 — und Salsano, Ueber die Prädisposition für Tuberculose. (Orig.) 750 Finotti, Ottavo caso di tetano traumatica curato con l’antitossina Tizzoni-Cattaui. Guarigione. 801 Fischer, Worin liegt die Schwierigkeit der Fortzüchtung der rein animalen Lymphe von Thier zu Thier und wie lässt sieh dieselbe beseitigen? 274 Förster, Ueber die Entwickelung von Bak- terien bei niederen Temperaturen. (Orig.) 431 Franlc und Sorauer , Pflanzenschutz. An- leitung für den praktischen Landwivth zur Erkennung und Bekämpfung der Beschädigungen der Kulturpflanzen 171 Franke, Ueber Infektion und Desinfektion von Augentropfwässern. 114 Freire, Sur les inoculations preventives de la fifevre jaune. 177 v. Freudenreich, Ueber die Durchlässigkeit der Chamberland’schen Filter für Bak- terien. (Orig.) 240 Fromme , Ueber die Beziehung des metal- lischen Eisens zu den Bakterien und über den Werth des Eisens zur Wasser- reinigung. 274 Frommei , Zur Prophylaxe der Wochen- bettserkrankungen. 177 Oagliardi, Primo caso di tetano traumatico curato con l’antitossina Tizzoni-Cattani. Guarigione. 115 Oamaleia, Du cholera chez les chiens. 388 Gerlacli, Ueber Lysol. 739 Giura , Süll’ azione antisettica dell’ olio rettificato di terebintina. 314 Guida , Gli esperimenti eseguiti con la tubercolina di Koch nelle malattie dei bambini. 44 Haasis , Mittheilungen aus dem Gebiete der Desinfektion. 738 Uaffkine , Le cholera asiatique chez le cobaye. 258 — , Le cholera asiatique chez le lapin et le pigeon. 396 — , Inoculations de vaccins anticholcriques ä l’homme. 396 Hankin, Ueber den Ursprung und Vorkom- men von Alexinen im Organismus. (Orig.) 777. 809 Hayduck, Ueber den Einfluss der Hopfen- harze auf die Biergährung. 663 Henrijean, Note sur le bacille du tetanos. 609 Hertwig , Ueber die physiologische Grund- lage der Tuberculinwirkung. Eine Theo- rie der Wirkungsweise bacillärer Stofif- wechselprodukte. 442 Hesse, Ueber Steril isirung von Kindermilch. 491 Hüter , Einige Erfahrungen über Solveol (neutrale wässerige Kresollösung) als Antiseptikum. 695 Hofmeier , Zur Prophylaxe der Wochen- betterkrankungen. 490 Janson , Nagra fall af akut pneumonie, Register. 361 behandlade med blodserum fran immuna djur. 42 Jemma, Süll’ azione battericida del sangue di coniglio. 208 Jollen, Untersuchung über die Filtrations- fähigkeit des patentirten Wasserfilters „Puritas“. [Orig.) 596 Jung, Zur Asepsis zahnärztlicher Instru- mente. 771 Kanthack , Ist die Milz von Wichtigkeit bei der experimentellen Immunisirung des Kaninchens gegen den Bacillus pyocyaneus? (Orig.) 227 Kiorika , Versuche über die bakterien- tödtende Wirkung des Blutes. (Orig.) 321 Kitasato , Heilversuche an tetanuskranken Thieren. 639 Klein, On concurrent inoculation of dif- ferent infections in the same animal body. 690 — , Further observations on concurrent inoculation of different infections in tbe same animal body. 692 Kondorski, Fall von Milzbrandinfektion durch die unverletzte Haut. 761 Kotljar, Zur Frage über den Einfluss des Lichtes auf Bakterien. 836 Köttnüz , Zur Behandlung der Aktino- mykose. 644 Krv.se uud Pansini, Untersuchungen über den Diplococcus pneumoniae und ver- wandte Streptokokken. 472 Laser , Untersuchungen über Saprol , ein neues Desinfektionsmittel für Fäkalien. (Orig.) 229 Latteux, Bakteriologische Untersuchungen, die antiseptiscben Eigenschaften des Ichthyols betreffend. 704 Laveran, Traitement du paludisme par le bleu de methylfene. 177 Le Dantec, Infection par le streptocoque dans la variole. 763 Lewaschoß', Materialien zur Frage über die therapeutische Wirkung des Tuber- culins bei der Lungen- und Larynx- tuberculose. 885 Loeffler, Die Feldmausplage in Thessalien und ihre erfolgreiche Bekämpfung mittelst des Bacillus typhi murium. (Orig.) 1 — , Eisenbahnhygiene in Bezug auf die Reisenden. 112 Loew , Ein Beitrag zur Kenutniss der chemischen Fähigkeiten der Bakterien. (Orig.) 361 l.ooss, Phagocyten und Phagocytose. ein Wort der Abwehr gegen Herrn Prof. Metschnikofl. (Orig.) 81 — , Nochmals über Phagocytose. (Orig) 514 Marchiafava e Bignami, Note sull’ infezione pneumonica. 796 Marinucci, Sulla sterilizzazione dei medi- cinali per uso ipodermico. 282 Martin, Preliminary report on the Chemical products of the life processes of Bacillus anthracis. 391 — , On the chemical pathology of Anthrax. 760 Martinand, Influence des rayons solaires sur les levüres que Ton rencontre ä la surface des raisins. 558 Metschnikoff , Ueber Muskelphagocytose. (Orig.) ‘ 294 — , Zur Immunitätslehre. 799 Müler, Ueber die Schnelligkeit, mit welcher verschiedene Antiseptika in das Zahnbein eindringen, resp. dasselbe sterilisiren. 345 — , The human moutb as a focus of in- fection. 380 — , Vergleichende Untersuchuugen über den Werth verschiedener Antiseptika bei der Behandlung kranker Zähne. 407 — , Ueber die Desinfection von zahnärzt- lichen und chirurgischen Instrumenten. 409 Neisser, Jodoform und Cholerabehandlung. 737 Nissen, Ueber die toxische Wirkung des Blutes. 485 Obolensky , Resultate der Tubereulosebe- handlung mit dem Koch’schen Mittel. 698 Pane, Sull’ azione del siero di sangue del coniglio, del cane e del colombo contro il bacillo del carbonchio. 209 — , Sull’ azione del bacillo del carbonchio nel cane, forma nodosa capsulata, che assume il bacillo carbonchioso nel siero di sangue del cane. 210 Pernice e Alessi, Sulla disposizione alle malattie infettive negli animali privati dell’ acqua. 175 — e Scagliosi , Sulla eliminazione dei batterie dall’ organismo. 275 Petersen, Ueber Kresoljodid. 178 Petruschky, Ueber die Art der pathogenen Wirkung des Typhusbacillus auf Thiere und über die Verleihung des Impf- schutzes gegen dieselbe. 642 Pfuhl, Bakteriologische Prüfung der anti- septischen Wirksamkeit der für den Feld- gebrauch bestimmten Sublimatverband- stoffe. 693 — , Die Desinfektion der Choleraauslee- rungen mit Kalkmilch. 694 Pichi, Sopra l’azione dei sali di rame nel mosto di uva sul Saccharomyces ellip- soideus. 662 Pick, Ueber den Einfluss des Weines auf die Entwickelung der Typhus- und Cholerabacillen. (Orig.) 293 Pictet und Weyl , lieber die Herstellung von Dauermilch mit dem Apparate der Register. 962 Herren Neilhaus, Gronwald und Oehl- roann. 491 Poppi, La cura antirabica con un vaccino non virulento. 703 Prausnitz, Die Verwendung der Holzwolle (Packwolle) als Füllmaterial der Spuck- näpfe. 443 ProsJcauer , Die Reinigung von Schmutz- wässern nach dem System Schwarzkopf (Berlin). 179 Bibbert, Die Wirkung des Tuberculins und die nach Anwendung desselben bisher erhobenen pathologisch-anatomischen Be- funde. 696 Pichet et Hericourt, La vaccination tuber- culeuse sur le chien. 276 Robin , Sur l’antisepsie interne ; mercure et bronchopneumonie. 115 Rodet et Courmont, De l’existence siinultanee dans les cultures du staphylocoque pyo- gene d’une substance vaccinante pr6ci- pitable par l’alcool et d’une substance predisposante, soluble dans l’alcool. 313 Roemer, Darstellung und Wirkung protein- haltiger Bakterienextrakte. 639 — , Tuberculinreaktion durch Bakterien- extrakte. 884 Roger, Contribution ä l’etude de l’immunite acquise. 42 — , Serum des animaux predisposes. 400 Rohrer , Versuche über die desinfizirende Wirkung des „Dermatol“. (Orig.) 625 Rommier , Sur la diminution de la puis- sance fermentescible de la levure ellip- soidale de vin, en presence des sels de cuivre. 662 Samter, Choleraiana nach Biermer und ein therapeutischer Vorschlag für die Fälle von Cholera fulminans. 692 Santos Femandez , Infeccion del ojo por los colirios. 564 Schmidt-Rimpler , Aqua chlorata zur Des- infektion bei Augenoperationen und Augen Verletzungen. 113 v. Schreider , üeber Mischkulturen von Streptokokken und den Diphtherieba- cillen. (Orig.) 289 Schütz , Versuche zur Immunisirung von Pferden und Schafen gegen Tetanus. 402 — und Steffen, Die Lungenseuche-Impfung und ihre Antiseptik. 701 Schulz, Zur Therapie der Cholera. 489 — und Weyl, Zur Kenntniss der Lymphe. 345 Sebelien, Aeltere und neuere dänische Ver- suche über die Haltbarkeit der Milch und deren Vergrösserung durch Pasteuri- siren. 99 Sior, Einige Untersuchungen über den Bak- teriengehalt der Milch bei Anwendung einiger in der Kinderernährung zur Ver- wendung kommender Sterilisationsver- fahren. 344 Sirena ed Alessi, Azione della creolina di Pearson sui hacilli del carbouchio e del mal rosso dei suini. 178 Smith , Special report on the cause and prevention of swine plague. 732 Smith und Moore , Zur Prüfung der Pasteur- Chamberland-Filter. (Orig.) 628 Spengler, Untersuchungen über Desin- fektion tuberculösen Sputums. 44 — , Therapeutische und diagnostische Resul- tate der Tuberculinbehandlung bei 41 Lungenkranken. 884 Spiegler, Ueber das bakteriologische Ver- halten des Thiophendijodid. (Orig.) 196 Stern, Ueber Desinfektion des Darmkanales. 402 Sternberg, The disinfection of excreta. 401 — , Association of American Physicians. 401 Strcschein , Ueber Sterilisiruug von Atro- pin-, Eserin- und Cocainlösungen nebst Beschreibung eines neuen Tropfglases. 704 Strübing , Zur Therapie der Diphtherie. 404 von Szekely und Szana , Experimentelle Untersuchungen über die Veränderungen der sogenannten mikrobiciden Kraft des Blutes während und nach der Infektion des Organismus. (Orig.) 61. 139 vom. Szoldrski, Ueber den Nutzen des Kre- soljodids bei Kehlkopf- und Nasenkrank- heiten. 178 Tedeschi , Ueber die Wirkungen der In- okulation des Rotzes in die Nerveu- zentra. (Orig.) 127 Tizzoni e Centanni, Sul modo di guarire negli animali la rabbia sviluppata. 281 Tizzoni, Sulla resistenza del bacillo dell’ influenza agli agenti fisici e chimici. 281 — , Quinto caso di tetano traumatico curato col sangue di animale immune (coniglio); guarigione. 801 — und Cattani , Ueber die erbliche Ueberlieferung der Immunität gegen Tetanus. 610 — , Alcune questioni relative all’ immunitä del tetano. 640 Tobiesen , Ueber das Vorhandensein des Loeffler’schen Bacillus im Schlunde bei Individuen , welche eine diphtherische Angina durchgemacht haben. (Orig.) 587 Tornas ini , Un caso di tetano reumatico guarito con la paraldeide. 176 Traube , Zur Geschichte von der Lehre von den antiseptischen Eigenschaften der höheren Organismen. 273 Troge, Ueber spontane und experimentelle Perlsucht. 675 Register. — Autorenverzeichniss. 963 Ueber das Verhalten der Cholerabacilleu auf frischen Früchten , einigen Genuss- und Nahrungsmitteln. 755 üffelmann , Beiträge zur Biologie des Cholerabacillus. 913 Vaillard , Sur l’inoculation aus animaux du bacille tetanique d^pourvu de toxine 277 Valentini, Ueber die Wirksamkeit grosser Wasserzufuhr bei Infektionskrankheiten, vorzüglich bei Unterleibstyphus. 113 Verhoogen , Action du courant electrique constant sur les microorganismes patho- genes. 492 Vissmann, Wirkung todter Tuberkelba- cillen und des Tuberculins auf den thie- rischen Organismus. 487 Wahncau, Zur Prophylaxe der Infektions- krankheiten auf Schiffen und ihrer Ein- schleppung in Hafenstädte. 315 Walthard, Ueber die Einwirkung der atmo- sphärischen Luft auf die normale Serosa. (Orig.) 372 Welch and Flexner, The histological changes in experimental Diphtheria. 87 1 Welch and Flexner , The histological lesions produced by the tox-albumen of Diph- theria. 871 Wernicke, Bemerkungen über das Verhalten der Kommabacillen der Cholera asiatica in Berührung mit Tabakblättern und Cigarren. 916 Weyl, Können Cholera, Typhus, Milzbrand durch Bier übertragen werden? 667 Wilhelmy , Zur Behandlung der epidemi- schen infektiösen Diphtherie. 404 Will , Untersuchungen über die Verunrei- nigungen gebrauchter Trubsäcke. 148 Wladimiroff , Osmotische Versuche an le- benden Bakterien. 96 Wurtz et Hermann , De la presence fre- quente du Bacterium coli commune dans les cadavres. 388 Zamiko, Ueber den Einfluss des Tuber- culins auf tuberculöse Mittelolirerkran- kungen. 887 Zimmer , Untersuchungen über das Zu- standekommen der Diphtherie-Immunität bei Thieren. 699 X. Institute. Acosta. Notas sobre la rabia. 703 Die Biologische Station zu Plön. 705 Qrigorjeff, Zur Frage der Mikroorganismen bei Dysenterie. 876 XIII. Neue Litteratur. 44. 116. 180. 213. 283. 316. 348. 411. 444. 493. 533. 570. 612. 644. 707. 742. 772. 804. 837. 888. 920. Berichtigung 444. 612. 706. XIV. Autorenverzeichniss. Abbott, A. C. 305 797. 800 Abel, Kudolf 841 Aberson, J. H. 92 864 Accarimboni, P. 256 Achalme 342 Achard 732 Acosta, E. 867. 883. 703. 559 Adametz, L. 98 Adami, J. G. 690 Alessi, G. 175. 178 Altmann, P. 654. 786 Arloing, G. 254 882 Aronson, H. 406 Babes 132. 666 Bakunin, S. 211 Bang, B. 519 Bar, L. 165 Barbacci, 0. 257 Bauer, E. 883 Baumgarten, P. 261. 379 Bayet 631 Beaussenat 563 Bechner, W. 737 Beck 33 Beck, M. 632 Behring 74. 192. 205. 206. 207. 398. 161 964 Autoreu verzeichn iss. Beifan ti 401 Benecke, Fr. 311 Bentzen 769 Btirenger-Feraud 112 Bergtold, W. H. 664 Beyerinck, M. W. 687. 716. 862 Bignami, A. 796 Bitter, H. 313. 638 Blachstein, A. G. 278 Blanchard, R. 681. 682 Blochmann, F. 373. 649 Boccardi, G. 211 Bodo, L. 873 Bokenham, J. G. 43 Bombicci, G. 860. 869. 870 Bonome, A. 487. 801 Bornträger 738 Botkin 697 Bouchard 867 Bourdillon 764 Boutroux 163 Braatz, Egbert 395. 735 Brandes, Gust. 504 Brault, A. 259 Bröal, E. 300 Brieger, L. 396. 610. 725 Brown, A. J. 148 Brühl, M. J. 700 Brunner 283 Bruschettini, A. 34. 176 Büchner, H. 217. 769. 835. 855 Bujwid, Odo 595 Burci, E. 492 Buttersack 803 Campbell 308 Cantu, L. 562 Carraroli, A. 259 Casali, Giovanni 56 Cassel, J. 704 Cattani, G. 610. 640 Catterina, A. 402 Catterina, E. 402 Cavina, J. 887 Ceccherelli, A. 887 Celli, Felice 617 Centanni, E. 279. 281 Chabri6, C. 612 Chantemesse 337. 388. 730. 731 Charrin 104. 259. 868. 869 Chauveau, A. 486 Chmelewsky, P. 174 Claessen 440 Cleves-Symmes, H. 664 Cirincione, G. 173 Colin, G. 176 Combemale 104 Concetti, Luigi 672. 673 Conn, H. W. 223 Cornet, G- 157 Comil 440 Coronado, Tomäs 563. 762 Costantin, JuL 765 Councilman, W. F. 524 Courmont, J. 313 Cristiani, H. 340 Cuboni, G. 569 Cugini, G. 568 Curtice, Cooper 523 Czajkowski, M. 559 Czaplewski, E. 569. 700 Dahmen, Max 41. 302. 466. 620 Dallemagne 631 Dävalos, J. N. 559. 766. 871 Dawson, Charles F. 720 Deichmann 166 Delacroix 394 Delbrück, M. 333. 334. 754 D61üpine, Sheridan 880 Delpeuch 564 Demme, R. 410 Despeignes 36 D’Espine 157. 762 Dieulafoy 388 Dixon 800 Doehle, P. 304. 906 Domblüth, Fr. 344 Drossbach, Paul 653 Dubler, A. 103 Ducrey, A. 564 Dufour, J. 530 Duplay 37 Ehrlich 610 Eichherg, J. 267 Eijkmann, C. 656 Eiseisberg, Freih. v. 880 Emmerich, R. 364. 417. 449. 636. 834 Enriquez 302 Eraud 161 Evangelista, E. 212 Fabry 341 Falk, F. 770 Fasching, M. 304 Favel 340 Fermi, Claudio 617. 713. 750 Ferrän, J. 630 Finotti, E. 801 Fischer 274. 478 Flexner 871 Foä, P. 186 Förster, J. 431 Fraenkel, C. 249. 914 Fraenkel, Eug. 468. 623. 827. 872 Frank 611 Frank, A. B. 171. 661 Frank, B. 269. 270. 271 Franke 114 Frankland 724. 725 Frankland, P. 436 Autoren verzoichniss. 965 Frankland, P. F. 252 Frascani, V. 492 Freire, Domingos 177 Frenzei, Joh. 528. 529 Freudenreich, E. v. 240. 334 Frew, W. 252. 724 Freyhan 342 Friis, St. 526 Fromme, A. 274 Frommei 177 Gabbi, M. 105 Gabritschewsky 395 Gaffky 389 Gagliardi 115 Gamaleia 388 Garr6, C. 798 Gerdes, E. 167. 565 Gerlach, Yal. 739 Germano, Ed. 516 Gilbert, A. 38. 161 Gilbert, J. H. 298 Giltay, E. 92. 864 Giura, N. 314 Godaert 393 Gördes, M. 565 Goldscheider 439. 874 Gorini, C. 666 Grande Rossi, F. 762. 867. 883 Grawitz, E. 729 Grenier, Ren6 608 Griffiths, A. B. 665 Grigorjeff, A. W. 876 Grönlund, C. 753 Günther, C. 759 Guida, T. 44 Guillebeau, A. 101 Guinochet, E. 255. 672 Guttmann, Paul 633 Guttmann, S. 668 Haasis 738 Haffkine 258. 396 Hankin, E. H. 777. 809 Hanot, V. 38 Hansen, Em. Christ. 145. 146 Hartig, R. 269 Hauser 629 Hayduck, M. 663 Heim, L. 353 Henrijean, F. 609 Höricourt, J. 276 Hermann 388 Hertwig, O. 442 Herz 769 Herzfeld, A. 661 Hesse 173 Hesse, W. 491 Hiller, A. 695 Hiltner, L. 481. 685 Hofmeier 490 Homön, E. A. 526 Hotter, E. 685 Howard, L. O. 527 Hueppe, F. 569 Hugounenq 161 Ilkewitsch 441 Immerwahr 102 Jaccoud 38 Jakowski, M. 559 Janson, Carl 42 Jemma, R. 208 Jensen, C. O. 521 Joergensen, A. 795 Johne 312 Johnston 392 Jolles, Max 596 Jordan 561 Jullien 160 Jung, C. 771 Kain, E. 266 Kalindero 875 Kaltenbach, R. 167 Kamen, Ludw. 296 Kanthack, A. A. 227 Karlinski, Justyn 220 Kaufmann, P. 142 Keim, W. 657 Kelsch 256 Kinyoun, J. J. 567 Kionka, H. 321 Kirchner 393 Kitasato 639 Klein, E. 690. 692. 905 Koch, A. 865 Köttnitz 644 Kondorski, M. K. 761 Kopfstein, W. 342 Koplick, Henry 668 Kosutany, F. 301 Kotljar, E. 836 Kroefting, R. 635. 875 Krüger, W. 310 Kruis, Carl 150 Kruse, W. 472 Kübler 721 Kühne, H. 28. 556 Kummer 340 Kustermann 157 Lafar 437 Lafleur, H. A. 524 Lambinon 634 Lamy, A. 104 Landi, L. 305 Langlois 104. 869 Laschö, A. 558 Laser, Hugo 102. 229 966 Autoren Verzeichnis». Latteux 704 Laveran 177 Lawes, J. B. 298 Le Dantec 95. 763 Le Gendre 563 Legrain, E. 873 Legry 731 Lesage 257 Letulle 441 Levy 478 Levy, E. 308 Lewascheff, S. W. 635. 728. 885 Lewy, Benno 554 Liebscher, G. 467 Liesenberg, C. 659 Lindner, P. 250 Linossier, G. 162 Linstow, v. 88. 501 Lion 336 Lion, G. 161 Löffler, F. 1. 112 Loew, 0. 361. 364. 417. 449. 462 Looss, A. 81. 514 Lortet 36 Lotsy, J. P. 532 Luc 160 Lucet, A. 530 Ludwig, F. 880 Lüpke, F. 391 Luksch, Ludw. 427 Macaigne 257 Macchiati, L. 568 Mac Gregor, J. 725 Magalhäes, P. S. de 511 Magerstein, Y. 467 Magnus, P. 764 Marchiafava, E. 796 Marfan 336 Mari, Nicol. 854 Marignac, de 157. 762 Marinucci, D. 282 Malvoz 335 Martin, S. 306. 391. 760 Martmand, Y. 558 Massen 484 May, R. 527 Mayer, Ad. 99 M6gnin, M. P. 204 Menge, Karl 49 Metschnikoff Elias 39. 294. 799 Miller, W. 345. 407. 409 Müler, W. D. 380. 868 Mills 440 Mircoli, S. 918 Mitter, J. 111 Moeller, H. 537 Mohl, A. 32 Moore, V. A. 628. 732 Morck, D. 568 Mudd, H. H. 526 MuscateUo, G. 203 Nabias, M. de 171 Naunyn, B. 309 Nathan, E. 97 Neidhart, K. 36 Neisser, A. 737 Nökäm, L. 160 Nencki 725 Nepveu 764 Netter 104. 386. 563. 564 Neumann, H. 636. 676 Neumann, J. 875 Neumann, M. 526 Nikolsky, A. 155 Nissen 485 Nobbe, F. 685 Nuttall' 736 Obolensky, J. N. 698 Olshausen 167 Oro, M. 564 Otto, R. 770 Ottolenghi 795 Overbeck, A. 557 Pane, N. 209. 210 Pansini, S. 472 Park, William Halock 670 Pawlowsky 38 Peck, Charles H. 40 Pernice, B. 175 Pernice, P. 275 Perruchet, E. 259 Peter 155. 386 Petersen 178 Petri 484 Petrone, M. 154. 267. 865 Petruschky, J. 642 Pettenkofer, M. v. 828. 898 Pfänder, Carl, 264 Pfeiffer 33. 483 Pfeiffer, L. 108. 109. 110. 168 Pfeiffer, R. 249. 733 Pfuhl 693. 694 Phisalix 392 Pianese, G. 259 Pichi, P. 662 Pick, Alois 293 Pictet, Raoult 491 Pizzini 872 Plaut, H. C. 203 Podwyssozki, W. 551 Poüäk 873 Poppi, G. 703 Prausnitz 443 Prillieux 394. 684 Proskauer, B. 179 Qu^nu 40 Quervain, Fritz de 577 Quinquaud 564 Autoren velzeichhiss. 967 Railliet, A. 530 Ratz, Stefan v. 329 Raymann, Bohusl. 150 Reale, A. 341 Reinhardt 40 Reinsch, A. 30 Rembold, S. 592 Renault, J. 732 Rendu 105 Rönon, L. 916 Ribbert 523. 696 Richet, Ch. 276. 866 Risso, A. 205 Ritzema Bos 532 Robin, A. 115 Rodet, A. 313 Roemer, F. 639 Roemer, Fr. 884 Roger, G. H. 42. 400 Rohrer, F. 625 Rommier, A. 662 Rossi, A. 567 Rossi-Doria, Tullio 458 Rosthorn, A. v. 308 Rostrup, L. 764 Roux, G. 162. 343 Rüge 525 Rumpf 468 Sabouraud 109 Sabrazös 171 Salsano, Tommaso 750 Samter, Joseph 692 Santos Fernandez. Juan 564 Sauvageau, C. 881 Sawtschenko, J. 17. 893 Scagliosi, G. 275 Schaffer, E. 254 Scheibe, A. 677. 875 Schlichter, Felix 673 Schmid, E. 685 Schmidt-Rimpler 113 Schnirer, M. F. 629 Schönwerth, Arnulf 677 Scholl, H. 727 Schow, W. 745 Schrohe, A. 251. 467 Schrank 312 Schreider, M. v. 289 Schuchardt, K. 480 Schütz 402. 701 Schul tön, M. W. 526 Schulz, Hugo 489 Schulz, M. 345 Schwarz, R. 391 Sebelien, T. 99 Severi, A. 267 Siegel 566 Sior 344 Sirena, S. 178 Skutsch, R. 309 Smith, Theob/628. 732 Sörensen, S. F. 675 Sommaruga, E. v. 605. 787 Soncini. Gr. 253 Sonsino 683 Sorauer, P. 171 Sormani, G. 633. 609 Soudakewitsch 39 Spengler, C. 44. 884 Spiegler, Eduard 196 Spronck. C. H. 339 Stamm, C. 673 Steffen 701 Steinmetz 364. 417. 449 Stern 402 Sternberg, Georg M. 53. 401 Strelitz 339 Streng 763 Stroschein, E. 704 Strubing 404 Suchsland, E. 723 Swiatecki, Wladisl. 247 Symmers, Wm. St. Clair 165 Sympson, E. M. 676 Szana, Alexander 61. 139 Szökely, Aug. v. 61. 139 Szoldrski, v. 178 Taeufifert 166 Tataroff, D. 665 Tavel, E. 256. 479. 577 Tedeschi, A. 127. 875 Tizzoni, G. 281. 610. 640. 801 Tobiesen, Fr. 587 Török, Ludw. 799 Tomasini, S. 176 Tower, F. J. 155 Traube, Moritz 273 Troester, C. 627 Troje 675 Trombetta, Sergi 121 Tschirch. A. 310 Tsuboi, J. 364. 417. 449. 636 Tubeuf, C. v. 268 Ufifelmann, J. 913 Unna, P. G. 481 Vaillard 277 Yalentini 113 Van Ketel, B. A. 689 Van Senus, A. H. C. 144 Velich 339 Venturoli, A. 887 Verhoogen, R. 492 Viala, P. 881 Vincent 634 Vincenzi 468 Viron 303 Vissmann, Wm. 487 Vivaldi, M. 487. 801 Wahncau 315 968 Autoren verzeichn iss. Walthard 372 Ward, Marshall H. 735. 789 Wasmuth, B. 824. 846 Wasserfuhr 525 Wassermann, A. 396. 725 Weichselbaum, A. 255 Welch. Will. 673. 871 Wernicke 206. 859. 916 Wertheim, E. 105. 108. 484 Weyl, Theod. 345. 468. 491. 667 Weyland, J. 338 Widal 337. 730. 731 Wilckens, M. 98 Wilhelmy 404 Will, H. 148 Wissing 675 Witte 265. 266 Wladimiroff 96 Wnukoff, N. N. 783 Wünschheim, v. 205 Wurtz 388. 633 Zacharias, Otto 705. 718. 752 Zarniko, C. 887 Zimmer 699 Zopf, W. 659 Zschokke, F. 497 Zuill 800 Zukal, H. 862 Zwickh 37 ü’roumiannschc Buchdruckerei (Hermann Iroliie) iu Jena« Centralblatt BJ- xn w°:-2i für Bakteriologie und Parasitenkunde. F. & NI. Lautenschläger, Berlin N„ Oranienburgerstrasse 54. Specialfabrik zur Herstellung bakteriologischer Apparate und Utensilien. Grösstes Etablissement dieser Branche. Eigene Werkstättc zur Herstellung sämmtlicher Apparate uncl Instrumente in Metall und Glas. 1. Sterilisatoren bester Con- struction für Dampf und heisse Luft. 2. Sterilisatoren für Instru- mente und Verbandstoffe. 3. Autoclaven. 4. [Dampf-Trockenschränke mit Kühlvorrichtung. 5. Brutapparate in jeder Di- mension, anerkannt bestes Fabrikat. 6. Mikroskop-Brutschränke neuester Construction. 7. Thermaregulatoren. 8. Apparate und Utensilien zur Anaerobiose. 9. Vacuumapparate. io. Filter zur Erlangung von keimfreier Filtrate. 11. 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