CENTRALBLATT für Bakteriologie und Parasitenkunde. XV. Band. Digitized by the Internet Archive in 2016 with funding from BHL-SIL-FEDLINK https://archive.org/details/centralblattfrba1518unse CENTRALBLATT für Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Geh. Hofrath Professor Dr. Leuckart in Leipzig und Professor Dr. LoefFler in Greifswald herausgegebeu von L!3RARY N2W YORK gdtanical, Garden Dr. Oscar UMworm in Cassel. XV. Band. Mit 3 lithogr. Tafeln und 28 Abbildungen im Texte. Jena, Verlag von Gustav Fischer. 1894. xz - 19 13 Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit fiel. Holt. Prof. Dr. Leitet m Professor Dr. Loofler ln Leipzig ln Greifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. XV. Band. -o- Jena, den 3. Januar 1894. No. 1. -~dt, Zu Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände, beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten • künde” richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze enttveder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Ein neuer gasbildender Bacillus. [Aus dem hygienischen Institute der Universität Heidelberg.] Von Dr. F. Gärtner. (Mit 6 Figuren.) Zwei Meerschweinchen, welche zur Prüfung der Virulenz einer Staphylokokken- und Diplokokkenreinkultur mit 1 ccm des einen und des anderen Coccus intraperitoneal infiziert wurden, starben beide 2 Tage nach der Injektion. Bei vorgenommener Sektion zeigte sich bei beiden Milztumor, eine eigentümliche, dunkelblutrote, leicht brüchige Leber, Hydrops cystis felleae, etwas aufgetriebene Därme und leichte Peritonitis mit mäßigem Exsudate, ohne fibrinöse Verklebungen. XV. Bd. 1 2 F. Gärtner, Von Leber, Milz, Blut und serösem Exsudate der Bauchhöhle wurden Platten gegossen, doch wuchs auf dem dazu benutzten Agar-Agar weder ein erwarteter Staphylo- noch Diplococcus, sondern ein Kurzstäbchen als Reinkultur auf allen Platten. Von einer daraus hergestellten Bouillonkultur wurde einem Meerschweinchen 1 ccmi in die Bauchhöhle injiziert. Dasselbe verendete nach circa 20 Stunden. Die Sektion ergab den gleichen Befund, wie bei den oben erwähnten Meerschweinchen. Auch im Blute, Milz und Peritonealflüssigkeit konnte dasselbe Kurzstäbchen als Reinkultur mittelst Plattenverfahrens nachgewiesen werden. Zur Sicherstellung der bakteriellen Diagnose wurden die bio- logischen und toxischen Eigenschaften dieses Bacillus nun weiter verfolgt. Doch ergab sich im Laufe der Untersuchung, daß derselbe mit keinem der bis jetzt gefundenen identisch sei. Das Resultat der Untersuchung ist folgendes: Die Form des Bacillus ist die eines Kurzstäbchens mit abge- rundeten Enden. Seine Breite ist annäherd konstant, während die Länge sehr variabel ist und zwischen dem 4 — 12 fachen seiner Breite schwankt. Gelatine wird durch den Bacillus nicht verflüssigt. Sein Wachstum auf Gelatineplatten ist ein langsames. Nach 3 Tagen haben die Keime ihre größte Oberflächenausdehnung erreicht, welche jedoch nicht die Größe eines Stecknadelkopfes übersteigt. Bei Fig. 1. Fig. 2. schwacher Vergrößerung unter dem Mikroskope betrachtet, erhalten wir die in Figur 1 und 2 wiedergegebenen Bilder: Der annähernd runde Keimstock besitzt auf seiner Oberfläche eine Menge größerer und kleinerer runder und eckiger Wärzchen, welche dem Ganzen beiläufig das Aussehen einer Maulbeere geben. Manche Keime weisen an einzelnen Stellen der Keim- peripherie größere Mengen von übereinander geschich- teten Wärzchen auf. Wieder andere Keime sind von einem helleren, peripher scharf abgegrenzten Streifen umgeben, in welchem hier und da einige ausspros- sende Warzen des Grundstockes hineinragen. Die Gelatinestichkultur (Fig. 3) besteht längs des Impfstiches aus einer Menge graulich-weißer Perlen, welche im ersten Drittel verschwindend klein sind und dicht bei einander stehen, im zweiten Drittel größer werden und weitere Zwischenräume zwischen sich lassen. Im letzten Drittel des Stiches sind die- Fig. 3. selben ganz vereinzelt und erreichen die Größe eines Ein neuer gasbildender Bacillus. 3 Stecknadelkopfes. Der Kopf des Impfstiches hat nach circa 3 Tagen seine größte Oberflächenausbreitung gewonnen, ist klein, linsengroß, unregelmäßig gezackt, feucht glänzend und wenig über das Niveau der Gelatine hervorragend. Auf Agarplatten entwickeln sich die einzelnen Keime ähnlich wie auf Gelatineplatten, jedoch ohne jene Figuren im mikroskopischen Bilde aufzuweisen, wie auf letzterem. Die Agarstrichkultur (Fig. 4) hat nach 24-stün- digem Wachstume das Aussehen wie ein schmaler Gebirgszug mit Hochplateau und sanft abfallenden und häufig gebuchteten Abhängen. Die Kultur ist ebenfalls feucht glänzend, von grauweißer Farbe, welche je nach dem Auffallen des Lichtes bald in das Gelbliche, bald in das hellste Blau spielt. Auf Kartoffeln wächst der Bacillus je nach der Temperatur verschieden. Bei 37° C beschränkt sich sein Wachstum nur auf den Impfstich, welcher hellbraun erscheint, während bei 24° C sich das Wachstum des Bacillus mehr auf der Kartoffel ausbreitet und eine hellschwefelgelbe Farbe annimmt. Die Beweglichkeit des Bacillus ist eine nicht sehr lebhafte. Nur einzelne Bakterien scheinen mehr Bewegungsenergie zu zeigen und ziehen schlangenartig durch das Gesichtsfeld des hängenden Tropfens. War derselbe 24 Stunden in einer konstanten Temperatur von 24° C, so ist die Beweglichkeit eine etwas leb- haftere. Die Temperatur von 37° C des Brütofens scheint seine Bewegungsenergie etwas zu erschlaffen, während die- selbe, wie wir oben gesehen, im Gegenteil das Wachstum auf Agar befördert. Der Bacillus weist somit eine deutliche Differenz in der Wachstumsschnelligkeit auf: Wachstum auf Kartoffeloptimum bei 24° C; Wachstum auf Agaroptimum bei 37° C. Die oberste Grenze, bei welcher die Kulturen noch gedeihen, liegt bei 50° C. Darüber hinaus sistiert die Entwickelung und ein 10 Minuten langes Verweilen einer Bouillonkultur in einer Temperatur von 60° C läßt den Bacillus absterben. Veranlaßt durch die Beweglichkeit des Bacillus, forschte ich nach Geißeln und es gelang mir, dieselben nach der Loeffler’ sehen Färbemethode nachzuweisen. Jeder Bacillus besitzt eine lange, polare Geißel. Die Geißelfärbung gelingt am besten bei neutraler Reaktion der Beizflüssigkeit. Die Vermehrung findet durch Auswachsen des Bacillus nach einer Seite und Abschnürung in der Mitte statt. Sehr schön sind diese Teilungsvorgänge durch die Geißelfärbung nachzuweisen, indem hier die verschiedenen Stadien der Vermehrung besonders genau ver- folgt werden können. Dadurch, daß nämlich an einem Ende des Bacillus die Geißel als Orientierungspunkt bleibt, kann das An- wachsen des anderen geißelfreien Endes leicht verfolgt werden. Erst wenn der Bacillus ungefähr seine doppelte Länge erreicht hat, fängt er an, sich abzuschnüren und nach der Abschnürung erst i* Fig. 4. 4 F. Gärtner scheint dem sozusagen jungen Bacillus das Bewegungsorgan, die Geißel, zu wachsen; denn aus keinem Präparate konnte eruiert werden, daß der kurz abgeschnürte, immer noch in derselben Längs- achse wie der Mutterbacillus stehende neue Bacillus an irgend einem Pole schon eine Geißel trüge- Ob der schon einmal zur Ver- mehrung, d. h. Abschnürung benützte Bacillus nochmals imstande ist, auszuwachsen und von neuem sich zu teilen, bleibt dahingestellt. Sporenbildung ist nicht beobachtet. Das Luftbedürfnis des Bacillus ist fakultativ aerob. In Traubenzuckeragar sowohl als auch bei Luftabschluß unter Wasser- stoff findet sein Wachstum ungeschmälert statt. Auch in frischen Eiern wächst unser Bacillus und hat zugleich für das Eiweiß der- selben eine peptonisierende Wirkung, indem er dasselbe völlig ver- flüssigt. Die Biuretreaktion gab die charakteristische rotblaue Farbe. Die Gr am’ sehe und Loeffler’sche Methode für die isolierte Färbung des Bacillus im Gewebe gelingt nicht; nur mit der Pfeiffer’ sehen Universalmethode (Ziehl’sche Lösung — Ent- färben mit Essigsäure — Alkohol. S. Zeitschr. f. Hygiene. Bd. XIII. 1893. Heft 3) läßt sich der Bacillus in Gewebsschnitten nach- w eisen. Die Gasproduktion des Bacillus ist eine außerordentlich leb- hafte. 1 1/2 Proz. Traubenzuckeragar wird in hoher Schicht durch die Gasbildung des Bacillus nach Impfstich völlig auseinander- getrennt. Um die Art des produzierten Gases festzustellen, benutzte ich folgenden Apparat (Fig. 5). Ein Glaskolben a, welcher oben mit einem doppelt durchbohrten, festschließenden Kautschukpfropf armiert war und in welchem ein Scheidetrichter b und eine nur bis an das untere Ende des^ Stopfens eintauchende Glasröhre c steckten, wurde mit einer zur Gasbildung geeigneten Flüssigkeit in der Weise ge- füllt, daß alle Luftblasen aus Kolben und Glasröhre entfernt waren. Das untere Ende der Röhre c wurde mit einem Wattepfropf ver- Ein neuer gasbildender Bacillus. 5 schlossen und der ganze Apparat in dem Koch’ sehen Dampfkoch- topfe sterilisiert. Nach Erkalten der Flüssigkeit wurde die durch Sterilisation ausgetretene Flüssigkeit wieder ergänzt und nun der Kolben a durch den Scheidetrichter b mit einer Bouillonkultur unseres Bacillus infiziert, der Hahn des Scheidetrichters geschlossen und der Kautschukpfropf mit seinen Röhren paraffiniert. Nach Entfernung des Wattepropfes an dem unteren Ende de Röhre c wurde dasselbe unter eine sorgfältig mit Quecksilber ge füllte, in einem Quecksilberbade stehende Röhre a gebracht und der ganze Apparat in den Thermostaten gestellt. Die erste Gasentwickelung war nach 6 Stunden zu bemerken. Nach 12 Stunden hatte sie ihren Höhepunkt erreicht, um jetzt all- mählich abzunehmen und nach 48 Stunden ganz zu sistieren. Das hierbei erhaltene Gas wurde in der Bunte’ sehen Gasbürette untersucht, und zwar wurde Kohlensäure mit Natronlauge, Sauerstoff mit Pyrogallussäure und der Wasserstoff durch Verbrennung über Palladium absorbiert. Die hierbei erhaltenen Gase wurden sämtlich auf einen Barometerstand von 760 mm und eine Temperatur von 0° umgerechnet. Anschließende Tabelle giebt die von verschiedenen Flüssigkeiten erhaltenen Gasmengen wieder: Nähr- flüssigkeit % Vorherige Reaktion Ent- nommene Proben Gesamte Gasmenge C02 O/o H O/o Unbe- stimm- barer Rest ,200 ccm Trauben- zuckerbouillon i1/. sauer 1 52,8 U 91,5 144,3 31,7 39,2 57,8 43,6 10,5 17,2 »V i7. neutr. I 90,0 11 76,7 166,7 39.5 43.06 43,9 45,7 16,6 11,24 11 3 sauer I 60,8 II 85,2 156,0 29,6 42,4 63,4 47,6 7,0 10,0 ' V! F 3 neutr. I 112,5 II 86,5 199,0 42,2 58,07 33.6 35.7 24,2 6,43 n 3 neutr. I 104,9 II 82,4 187,2 27,48 33,009 53,43 54,9 19,09 12,1 500 ccm Peptonbouillon 1 neutr. 28,8 11,1 59,4 29,5 11 1 neutr. 27,3 9,9 63,2 26,9 Aus den Zahlen dieser Tabelle entnehmen wir folgendes: Eine 3-proz. Traubenzuckerbouillon giebt eine größere Gasmenge als eine 1 1/2-prozentige. Eine bei Beginn der Gärung saure Reaktion der Traubenzucker- bouillon hemmt die Gasentwickelung und liefert eine geringere Gesamt- gasmenge, als eine gleichprozentige neutrale Traubenzuckerbouillon. Die Energie der Gasentwickelung ist bei sauerer Reaktion der Nährflüssigkeit anfänglich ziemlich herabgesetzt, während dieselbe gegen Schluß der Gärung zunimmt. Das Umgekehrte ist der Fall bei neutraler Reaktion der Trauben- 6 F. Gärtner zuckerbouillon. Hier ist die Menge der in gleichen Zeitabschnitten entnommenen Proben anfangs größer, als die gegen Schluß ent- nommenen. Suchen wir eine Erklärung hierfür, so mag hauptsächlich in Be- tracht kommen, wie wir später genauer sehen werden, daß der Säure- grad der bei Beginn der Gärung schon saueren Nährflüssigkeiten am Schlüsse der Gärung nicht die Höhe erreicht, wie die vor der Gärung neutrale Traubenzuckerbouillon : deshalb auch (vergl. Virulenz- tabelle) die Energie der Bacillen als Gärungserreger bei einem schließ- lichen Säuregrade von 0,25 — 0,35 Proz. eine größere ist, als bei einem von 0,4 — 0,75-prozentigen (s. Aciditätstabelle). Schon hier könnten wir deshalb die Behauptung aufstellen, welche sich bei der Virulenzprüfung noch mehr bestätigen wird, daß, je sauerer die Nährflüssigkeit, in welche der Bacillus gebracht wird, desto geringer die Energie und Wirkung desselben ist. Ein weiterer Unterschied in der Vergärung vorher neutraler und sauerer Traubenzuckerbouillon besteht darin, daß, während bei ersterer die C02- und H-Produktion gegen Schluß der Gärung zunimmt, bei letzterer die H-Produktion abnimmt, die COs-Produktion sich jedoch gleich verhält, wie die bei neutraler Gärflüssigkeit. Größere Gesetzmäßigkeit in den gewonnenen Zahlenwerteu wäre jedenfalls erzielt worden, wenn ich zu allen Versuchen Bouillon von völlig gleicher Zusammensetzung verwendet hätte. Da die einzelnen Versuche jedoch in verschiedenen Zeiten angestellt wurden, so war es nicht möglich, Bouillon derselben Art vorrätig zu halten. Ehe ich zur Pathogenese unseres Bacillus übergehe, muß ich notwendigerweise einiges über seine Reaktionsveränderungen voraus- schicken, da dieselben, wie schon oben angedeutet, wichtig zum Ver- ständnis der Virulenzdifferenz des Bacillus sind. Die Reaktion von Bouillonkulturen unseres Bacillus ist eine schwach alkalische. Ob diese Alkalescenz jedoch durch Stoffwechsel- produkte bedingt ist, ist nicht zu entscheiden. Die Bacillenmasse an und für sich, von Agarkulturen entnommen, reagiert ebenfalls alka- lisch. Doch auch hier kann die Reaktion von Stoffwechselprodukten, welche zwischen die einzelnen Bacillen eingedrungen sind, beeinflußt sein. Sobald jedoch der B a c i 11 u s in Gärungsthätigkeit ist, verliert die Nährflüssigkeit ihre alkalische Reaktion und wird ausgesprochen sauer. Der Säuregrad nimmt zu gegen die Höhe der Gaseutwickelung, per- sistiert nach der Ausgärung 3 — 4 Tage, um dann allmählich wieder abzunehmen, ohne jedoch je wieder zur neutralen Reaktion zurückzu- kehren. Die hier einschlägigen Versuche wurden mit einem von Herrn Privatdozenten Dr. Cr am er konstruierten Apparate (Fig. 6) angestellt. Derselbe besteht aus 3 Erl en me yer’ sehen Kölbchen, welche alle mit doppelt durchbohrten Gummistöpselu verschlossen sind. An dem mittleren Kölbchen a ist unten direkt über dem Boden ein Tubulus ausgeblasen, welcher durch einen Gummistopf mit Glashahn ver- schlossen ist. In b ragt ein Scheidetrichter d, welcher mit seiner Spitze gerade die Oberfläche vom Quecksilber berührt und denselben hierdurch nach oben luftdicht abschließt. Von b nach a führt eine Ein neuar gasbildender Bacillus. 7 zweimal rechtwinklig gebogene Glasröhre e, welche in b nur bis an das untere Ende des Kautschukpfropfs, in a jedoch tief in die Bouillon eintaucht. Die a und c verbindende Röhre f taucht in c 2—3 cm tief in die Paraffinlösung, während sie in a ebenfalls nur bis an das untere Ende des Kautschukpfropfs reicht. Aus c führt ferner noch die rechtwinklig gebogene, mit einem Wattepfropf ver- schlossene Glasröhre g. Ist der Apparat nun in dieser Weise zusammengesetzt und beschickt, mit Ausnahme der Flüssigkeiten in b und c, so wird er behufs Sterilisation 1/2 Stunde in den Koch’schen Dampfkochtopf gebracht. Nach dem Erkalten der Flüssigkeiten wird die Trauben- zuckerbouillon in a mit dem Bacillus infiziert und in b und c in angegebener Weise Quecksilber und Paraffin eingefüllt. Nun wird der Scheidetrichter d mit einem einfach durchbohrten Kautschuk- pfropfen, welcher mit einer Glasröhre armiert ist, verschlossen, letz- tere mit dem Kipp’schen Wasserstoffapparate in Verbindung gebracht und etwa 3/4 Stunden Wasserstoff durch den ganzen Apparat hin- durchgeleitet. Nach Schließung des Hahnes am Scheidetrichter wird das Wasserstoffdurchleiten unterbrochen, da der Apparat nun völlig mit Wasserstoff gefüllt ist. Die Kautschukpfropfen werden paraffiniert, in den Scheidetrichter wird Pyrogallussäure eingefüllt, der Hahn des- selben geöffnet und eine gewisse Menge dieser Flüssigkeit in das Kölbchen b gebracht, um auch den letzten Rest von Sauerstoff durch Resorption auszuschließen. Den Apparat bringt man am besten auf eine Glasplatte und stellt das Ganze in den Brutofen. Nach circa 4 Stunden beginnt die Gasentwickelung. Will man nun nach einer gewissen Anzahl von Stunden eine bestimmte Menge von der Bouillon in a ablassen, so hat man vor allem, um den Druck in dem Apparate positiv zu machen, Quecksilber durch den Scheidetrichter in das Kölbchen b einfließen zu lassen. Jetzt kann man, ohne zu riskieren, daß durch das Ablassen der Bouillon bei g Luft einströmt, den Hahn am Kölbchen a öffnen und so viel Flüssigkeit herauslaufen lassen als der positive Druck im Apparate reicht. Hat man zu wenig Bouillon 8 F. Gärtner, erhalten, so läßt mau wiederholt durch den Scheidetrichter Queck- silber einfließen, um von neuem positiven Druck zu erzeugen. Am besten taucht man Dach Verschluß des Hahnes die nach abwärts ge- bogene Spitze desselben in vorher sterilisiertes Quecksilber, um eine Verunreinigung der Bouillonmenge im Hahne durch Luft zu ver- meiden. Man ist somit imstande, in beliebiger Zeit beliebige Mengen von UntersuchuDgsflüssigkeit zu gewinnen. Anschließende Tabelle soll den Aciditätsgrad verschiedener Gärungsflüssigkeiten veranschaulichen. Versuch 7 (s. Tabelle) wurde mit eben beschriebenem Apparate untersucht, und es ist daraus außer- ordentlich deutlich zu sehen, iu welcher Zeit sich allmählich der Aciditätsgrad derselben Flüssigkeit bei Vergärung steigert, m nach erreichtem Maximum langsam wieder abzunehmen. Zu bemerken ist noch, wie aus der Tabelle ersichtlich, daß die zur Gärung verwandte Flüssigkeit nie einen solch hohen Aciditätsgrad erreichte, wenn sie vorher nicht neutralisiert war. Aciditätstabelle. Alter der inf. Bouillon nach be- gonnener Gährung O/o der Trauben- zuckerbouillon u. vorh. Reaktion GäruDg Barytlösung- zusatz auf 50 ccm bis zur Neutralität Säuregrad auf Buttersäure übertragen 1. 6 Wochen 1 XL neutral ausgegoren 6,2 0,4 O/o 2. 48 Stunden l'/j neutral unterbrochen 11,6 0,75 O/o 3. 4 Wochen 3 sauer ausgegoren 5,4 0,35 O/o 4. 4 Wochen 3 neutral ausgegoren 10,6 0,68 O/o 5. 5 Wochen 1V2 sauer ausgegoren 4,0 0,25 O/o 6. 3 Wochen 3 neutral ausgegoren 9,6 0,62 O/o 7. 22 Stunden l1/, neutral unterbrochen 6,6 0,42 O/o 8. 31 Stunden dieselbe 7,0 0,45 O/o 9. 48 Stunden 9,1 0,58 O/o 10. 62 Stunden 1» ausgegoren 9,8 0,62 O/o 11. 5 Tage >> 8,5 0,54 O/o Wie eingangs erwähnt, starben die Tiere 14 — 18 Stunden nach intraperitonealer Injektion von 1 ccm einer Bouillonkultur dieses Bacillus. Derselbe Versuch wurde bei weiteren 8 Meerschweinchen wieder- holt. Auch hier trat nach intraperitonealer Injektion — jeweils 1 ccm auf 500 g des Tiergewichts — der Tod in 14—18 Stunden ein, der Sektionsbefund war derselbe wie bei eingangs erwähnten Versuchs- tieren. Ebenso konnte nach erfolgtem Tode in allen Fällen und aus allen Organen unser Bacillus als Reinkultur wieder gezüchtet werden. Von Interesse ist ein ziemlich bedeutender Zuckergehalt des Urins der infizierten Tiere, welcher sofort nach dem Tode derselben, in eiuigen Fällen noch im Agone, aus der fast immer prall gefüllten Blase steril entnommen wurde; ebenso konnte in der hydropischen Gallenblase jeweils Zucker nachgewiesen werden. Auch das Blut der Tiere, dem Herzen entnommen, wies Spuren von Zucker auf. Bei nicht infizierten Meerschweinchen konnte kein Zucker nach- gewiesen werden. Ein neuer gasbildender Bacillus. 9 Wurde unser Bacillus subkutan eingespritzt, so bildete sich nach 2 — 3 Tagen eine Anschwellung an der betreffenden Injektions- stelle, welche am 4. oder 5. Tage nach außen aufbrach. Der Tod des Tieres erfolgte nach 5 — 7 Tagen. In dem Herzblute, der Milz und der geschwürartigen Injektionsstelle wurden dieselben Bacillen durch Mikroskop und Platten nachgewiesen. Auf dem Durchschnitte hatte die Injektionsstelle das Aussehen eines grauen, diphtherischen Belags. Der Urin dieses subkutan getöteten Meerschweinchens ent- hielt gleichfalls Zucker. Die ausgegorenen l1^- und 3-proz. Traubenzuckerbouillonkulturen wurden gleichfalls zur Injektion in die Bauchhöhle bei weiteren 10 Meerschweinchen benutzt. Es ergaben sich hierbei überraschende Resultate. Die vor der Gärung saueren Kulturflüssigkeiten töteten die Meerschweinchen nach 36—75 Stunden, während die vor der Gärung neutralen erst nach 96 — 216 Stunden den Tod herbeiführten. Der Grund für diese Virulenzdifferenz liegt in dem verschiedenen Säuregrade der zur Injektion verwendeten Injektionsflüssigkeiten. Es dies ohne weiteres aus obiger Aciditätstabelle zu beweisen: Die vor der Gärung saure Traubenzuckerbouillon erreichte keinen solch hohen Säuregrad nach der Gärung als die vorher neutrale. Da, wie wir wissen, die Höhe der Infektionswirkung bei schwach alkalischer oder neutraler Reaktion der Infektionsflüssigkeit liegt, so ist leicht verständlich, daß diejenige Infektionsflüssigkeit, deren Säuregrad am weitesten von der neutralen Reaktion entfernt liegt, auf die tötliche Wirkung am längsten warten läßt. Den direkten Beweis hierfür lieferte ich durch Injektion von künstlich sauer gemachten Bouillonkulturen. Die verschiedenen Aciditätsgrade, wie sie in obiger Tabelle ver- zeichnet sind, wurden in der Weise bei Bouillonkulturen unseres Ba- cillus gewonnen, daß ich Milch- und Buttersäure in bestimmter Menge, ihrem Säuregrade entsprechend, zusetzte. Hierdurch erhielt ich die gleichen Injektionsresultate bei Meerschweinchen wie oben, indem dieselben, je sauerer die Infektionsflüssigkeit, desto länger am Leben blieben (s. Tabelle). Die Frage, warum diese saure Reaktion von Bouillonkulturen unseres Bacillus den Tod der Versuchstiere einige Zeit hintanhält, ist unschwer zu beantworten. Obiger Säuregehalt tötet den Ba- cillus nicht, sondern wirkt nur hemmend auf seine Entwickelung und Virulenz. Sobald der Bacillus aus der saueren in neutrale Nährflüssigkeit gebracht wird, zeigt er wieder seine angestammte, rasch tötliche Wirkung. Ebenso verhält es sich mit Injektion von ausgegoren oder künstlich sauer gemachten Kulturen unseres Ba- cillus in die Bauchhöhle von Versuchstieren. Sobald die Säure durch den Körper derselben eliminiert und die Energie des Bacillus wiedergekehrt ist, was je nach dem Säuregrade einen bis mehrere Tage dauert, nimmt derselbe seine alte vernichtende Thätigkeit wieder auf. Kaninchen unterlagen ebenfalls der intraperitonealen Injektion. Es wurden entsprechend ihrem höheren Gewicht größere Injektions- 10 M. W. Beyerinck, mengen genommen; so zwar, daß wie bei den Meerschweinchen auf 500 g je X ccm zur Verwendung kam. Als wesentlich blieb endlich noch zu untersuchen, ob in den Aus- scheidungen des Bacillus die tötlich wirkende Substanz enthalten oder im Bacillus selbst? Um hierüber Aufschluß zu bekommen, filtrierte ich große Mengen infizierter Bouillonkulturen durch das B e r k e fei d’ sehe Thonfilter. Das völlig bakterienfreie Filtrat ließ ich nun in großer, flacher, steri- lisierter Schüssel, welche in eine verdeckte, mit Chlorkalium beschickte, sterilisierte Glasschale gestellt wurde, bei 37° allmählich auf l/& des Volums verdunsten. Bis zu 5 ccm dieses konzentrierten Filtrates in- jizierte ich nun circa 1-pfündigen Meerschweinchen ohne jeden Erfolg. Versuchstiere Art der Impfung Art d. injiz. Kultur Tod nach ? Stunden 8 Meerschweinchen intraperiton. Bouillonkultur 00 rH 1 vH 3 Meerschweinchen subkutan Bouillonkultur 120 — 168 4 Meerschweinchen intraperiton. (vorher saure) ausgegorene 1V2- bis 3 - proz. Trauben- zuckerbouillon 36—72 6 Meerschweinchen intraperiton. (vorher neutrale) ausge- gorene 1 1li - und 3 - proz. Traubenzuckerbouillon 96—216 2 Kaninchen intraperiton. Bouillonkultur 16—18 Heidelberg, 28. November 1893. Notiz über den Nachweis von Protozoen und Spirillen in Trinkwasser. Von Dr. M. W. Beyerinck in Delft. Die Lebensbedingungen der meisten Protozoen und Spirillen weichen so sehr von denjenigen der Bakterien, Hefen und Schimmel- arten ab, daß man dieselben bei den gewöhnlichen bakteriologischen Versuchen nur selten zur Ansicht bekommt. Durch meine Methode der „Bakterienniveaus“1) werden nicht nur die Spirillen-, sondern auch die Protozoenkeime in die Lage versetzt, sich zu entwickeln, denn es ist eben das Eigentümliche dieser Methode, daß in der Kultur- flüssigkeit, in einem einzelnen Versuche, sozusagen alle möglichen Be- dingungen in Bezug auf Konzentration der Nährstoffe und des Sauer- stoffes realisiert sind, und überdies der großen Mehrheit der uns hier 1) Centralblatt für Bakteriologie. Bd. XIV. 1893. p. 827. Noti« über den Nachweis von Protozoen und Spirillen in Trinkwasser. zunächst interessierenden Formen, nämlich den „Bakterienfressern“, geeignete Nahrung dargeboten wird. Ich habe meine Versuche mit Leitungswasser zu Delft angestellt. Dieses Wasser stammt aus den Dünen zu Loosduinen, wo es durch Drains gesammelt wird. Wegen der Gegenwart von Humuskörpern, welche aus der Moorschicht der Dünen herrühren, findet Klärung mit Aluminiumsulfat statt. Danach verweilt das Wasser in Absatz- bassins, worin ein brauner Lack sich absetzt, und dann findet ge- wöhnliche Sandfiltration statt. Schließlich strömt das Wasser durch eine Röhrenleitung von 14 Kilometer Länge und 25,4 cm Weite, um Delft zu erreichen, und auf diesem Wege verliert es, unter dem Ein- flüsse der Mikrobien und des Eisens, die Hälfte des gelösten Sauer- stoffes. Die Bakterienanzahl ist in meinem Hause sehr ungleich und wechselt mit dem Sauerstoffgehalte. Ist dieser Gehalt hoch, wie im Sommer bei großer Hitze und viel Verbrauch, so ist die Anzahl der Keime unzählbar; im Winter und Frühjahr bei einem Gehalte an Sauerstoff von ca. 3,5 cm3, oder weniger pro Liter, finden sich in 1 cm3 70 bis 200 Keime1 2). Diese Angaben beruhen auf Unter- suchung nach dem gewöhnlichen Plattenverfahren, wobei allerdings viele interessante Formen, wie Nitrit- und Nitratfermente, Wasser- bakterien aus den Gattungen Cladothrix und Crenothrix, die meisten Spirillen, anaerobe Arten, thermophile Formen u. a., nicht zur Beobachtung gelangen *). Ich hatte geglaubt, daß sich in diesem Wasser keine Infusorien und Monaden in merklicher Anzahl vorfinden würden. Darin habe ich mich jedoch geirrt; aus 25 cm3 erhalte ich immer einige Monaden- arten und bisweilen auch eine Infusorie. Aus viel weniger, die untere Grenze kenne ich noch nicht, jedenfalls aus weniger wie 3 cm3, kommen ausnahmslos Monaden zur Entwickelung. Auch Spirillen von ver- schiedener Art fehlen niemals. Zum Auffinden dieser Organismen verfahre ich wie folgt: Es werden, wie für einen Reinkulturniveauversuch, einige Tropfen einer geeigneten Nährgelatine oder Agar am Boden einer sterilisierten Reagenzröhre erstarrt. Anstatt aber mit sterilisiertem Wasser zu über- gießen, wird mit der zu untersuchenden Wasserprobe überschichtet. Wenn ich Fleischwassergelatine verwandte, entstand innerhalb 24 Stun- den, oberhalb Würzegelatine nach 36 bis 48 Stunden ein scharfes Niveau. Aus welchen Bakterien dieses Niveau besteht, interessiert hier zu- nächst nicht, Bacillus liquefaciens vulgaris kann darin Vor- kommen, B. perlibratus jedenfalls nur selten. Was hier aber wohl die Untersuchung verdient, ist die Vegetation, welche sich sehr bald in dem oberhalb des Niveaus befindlichen Wasser entwickelt. Es versteht sich, daß der Gehalt an organischen Stoffen dort sehr gering sein muß, da der von unten herkommende Diffusionsstrom derselben durch das Niveau sozusagen filtriert wird und dort das eigent- 1) So war es wenigstens im Jahre 1892 — 93, ob immer, vermag ich noch nicht zu beurteilen. 2) Auch Alkoholhefen werden bei dem gewöhnlichen Gelatineverfahren nicht ge- funden, und zwar infolge ihrer Seltenheit; verwendet man aber Wasserproben von 50 cm8 oder mehr, so läßt sich darin gewöhnlich eine bestimmte Art nachweisen. 12 M. W. Beyerinck, lieh Nahrhafte wohl größtenteils zurückläßt. Jedoch werden die Stoffwechselprodukte der im Niveau und sich unterhalb desselben befindlichen Bakterien die Vegetation wenig anspruchsvoller Arten ermöglichen. Es treffen deshalb drei Umstände im oberen Teile der Wassersäule zusammen, welche für die Entwickelung von Proto- zoen (sowie von Cladothrix und Crenothrix) günstig sind, nämlich, eine geringe Konzentration organischer Stoffe, ein relativ hoher Bakteriengehalt und Sauerstoffspannungen, welche zwischen sehr weiten Grenzen abwechseln. Die Folge davon ist denn auch bald bemerkbar; aus nicht zu kleinen Leitungswasserproben ent- wickeln sich, zunächst im Meniskus, massenhaft kleine Monaden verschiedener Arten , welche teilweise vollständig übereinstimmen mit Oikomonas termo Ehrenberg, nach Bütschli’s Be- schreibung1). Bei meinen Kulturen bildet Oikomonas termo eine äußerst feine, bläulich schimmernde Haut auf der Wasserober- fläche. Sie lebt dort in Gesellschaft mehrerer Bakterien, wovon sie sich auch ernährt. In Bezug auf die Atmungsfigur gehört sie offenbar zu dem Aerobientypus. Die Länge dieser Monade beträgt ca. 7 ^ 2), abgesehen von der einzigen Geißel, welche 8 bis 10 /.i lang ist. Sie bewegt sich sehr lebhaft, setzt sich aber oft mit dem Hinterende fest. Ihr Körper ist formveränderlich und nicht immer leicht von dem einer Amöbe zu unterscheiden. Die Ernährung findet statt durch das Verschlin- gen kleiner Bakterien. Die Nährmasse ist in einer Ernährungs- vakuole enthalten, welche schließlich einen scharf sichtbaren, seitlichen Ballen im mittleren Teile des Körpers erzeugt. Ueberdies sind im Körper eine kleine kontraktile Vakuole und ein Kern sichtbar. Die Vermehrung geschieht durch Längstheilung, Mundöffnung und Schlund konnte ich nicht erkennen. Nachdem die Oberfläche des Wassers durch eine dichte Bak- terien- und Monadenschicht den Zutritt des Sauerstoffes nach der Tiefe erschwert, fangen die Spirillen sich zu vermehren an. Es scheint, daß davon stets mehrere Arten im Leitungswasser Vorkommen. Ueber Fleischwasserpeptongelatine fand ich oft eine ziemlich statt- liche Art, welche ich für identisch mit Spirillum Undula O. F. Müller, Ehrenberg und Cohn halte und deren Anwesen- heit im Trinkwasser ich nicht vermutet hatte. Diese Art gehört, wie alle bisher bekannten Spirillen, in Bezug auf ihre Atmungsfigur zu dem „Spirillentypus‘;. Bei reichhaltiger Entwickelung in den Röhren entsteht infolge dieser Eigenschaft ein scharf ausgebildetes, liniendünnes Niveau ungefähr einen Centimeter tief unterhalb des freien Spiegels, diejenige Stelle bezeichnend, wo der gelöste Sauerstoff in zwar sehr geringer, doch für die Spirillen in optimaler Spannung vorhanden ist. Saugt man mit einem feinen Röhrchen etwas Material aus diesem Niveau, so bekommt man gewöhnlich ein Präparat, worin sich mikroskopisch nur die genannte Spirillenart nachweisen läßt. Nach Spirochaeten habe ich ohne Erfolg gesucht. 1) Protozoa. Abt. II. p. 813. Tat. 40. Fig. 2. 2) Bütsch li sagt bei Oikomonas: „LäDge bis 0,015 mm“, das ist aber sicher za laag. Notiz über den Nachweis von Protozoen und Spirillen in Trinkwasser. J3 Etwas anders wird das Resultat, wenn, anstatt Fleischpepton- gelatine, einige Tropfen Würzegelatine auf dem Boden der Reagenz- röhre liegen. Die daraus nach oben diffundierenden Nährstoffe sind für die Bakterienentwickelung außerordentlich günstig , be- sonders für das Wachstum vieler Schleimbakterien. Natürlich finden auch die etwa vorhandenen Gärungsbakterien, — und auch diese fehlen im Leitungswasser niemals, — ausgezeichnete Ent- wickelungsbedingungen, wodurch bei günstiger Temperatur schon sobald Gasbildung stattfinden kann, daß Niveaus, infolge der Strö- mungen, kaum sichtbar werden. Unter solchen Verhältnissen ist der Sauerstoff bald über die größte Länge der Röhre verschwunden und die Oberfläche schließt sich ab mit einer weichen, breiartigen Bakterienschicht, welche bekanntlich der beliebte Tummelplatz für Flagellaten und Infusorien ist. Bei meinen Versuchen mit Leitungs- wasser sind unter diesen Bedingungen außer Oikomonas termo, welche nie fehlte, dann und wann noch drei andere Arten dieser Gruppen aufgetreten, nämlich ein kleines Infusorium, wahrscheinlich Cjolpoda cucullus, eine zweite Oikomonas art und eine Amöbe. Ich will ferner hervorheben, daß sich in diesem Gemisch auch Cladothrix dichotoma, eine eigentümlich gekrümmte Clado thrixart, eine Crenothrix und zwei sehr kenntliche, dicke, kurze Spirillenarten, welche noch nicht beschrieben sind, in profuser Vegetation vorfanden. Es lag nicht im Zwecke dieser Unter- suchung, das Bakteriengemisch an sich zu entwirren; daß dasselbe vollständig verschieden ist von dem ursprünglich im Wasser vor- kommenden lehrt schon eine einfache mikroskopische Betrachtung. Die mehrfach gefundene Infusorie halte ich, wie gesagt, für Colpoda cucullus1). Die zweite Oikomonas art sowie die Amöbe konnte ich nicht weiter determinieren. Die Monade hat aber eine Eigenschaft, wodurch sie sich sofort kennbar machte, nämlich ihre niedere Sauerstoffstimmung, wodurch sie veranlaßt wird, wenn sie sich unter einem freien, nicht durch eine Bakteriendecke abgeschlossenen Wassermeniskus findet, sich nahezu ll/2 cm tief unter dem Meniskus anzuhäufen. Sie gehört deshalb zum „Spirillentypus“, ist jedoch auf eine noch niedrigere Sauerstoffspannung gestimmt, wie die gewöhn- lichen Spirillen. Sie besitzt eine ellipsoide Gestalt, ist ungefähr so groß wie 0. termo, nämlich 8 (x lang. Sie ist scharf konturiert und stärker gekörnt wie jene Art. Es kann nicht mein Zweck sein, die Beschreibung der aufge- fundenen Protozoen hier weiter auszuführen. Ich wünsche hier eben- sowenig auf den Spirillenfund, sowie auf die Wachstumsverhältnisse von Cladothrix und Crenothrix weiter einzugehen und be- schränke mich nur darauf, hinzuweisen, daß diese Organismen in der üppigsten Ausbildung in den Reagenzröhrchen auftreten können. Was mir jedoch notwendig erscheint, ist näher zu betrachten, woher die beobachteten Protozoen herstammen. Ist es vielleicht möglich, daß sie, während der Versuchsanstellung, aus der Luft in meine Röhren 1) BUtschli, ProtozoeD. Abt. III. p. 1707. Taf 62. Fig. 7. 1889 14 M. W. Beyerinck, Notiz über den Nachweis von Protozoen etc. gekommen sind? Zur Erledigung dieser Frage habe ich folgende Versuche angestellt: Erster Versuch. Sechs große Bechergläser wurden zur Hälfte mit einem Gemische von gleichen Teilen Grabenwasser und destil- liertem Wasser angefüllt und jedem derselben eine Spur Kalium- phosphat zugegeben. Ins erste Glas wurde dazu 1/s Proz. Glukose, ins zweite x/io Proz- Stärke, ins dritte ‘/4 Proz. Rohrzucker, ins vierte gar nichts, ins fünfte 1 Proz. Pepton siccum, ins sechste einige frische Luzernestengel und -blätter gebracht. Dann wurden alle Gläser aufgekocht. Dadurch müssen Protozoen wohl ausnahmslos abgetötet sein 1). Ich stellte die Gläser nun auf den Tisch im Laboratorium offen auf und beobachtete dann und wann den Zustand der Haut, welche sich an der Oberfläche bildete. Ich erwartete darin, wenigstens im Luzerneglase, bald Oikomonas und Infuso- rien zu finden, jedoch fand ich mich darin vom 20. Sept. bis 10. Dez. 1893, das heißt während der ganzen Versuchsdauer, ge- täuscht: keine einzige Monade, kein einziges Infusorium konnte ich auffinden 2). Spirillen fehlten ebenfalls. Ich brachte dann ins Luzerne-, ins Rohrzucker- und in das Glukoseglas ein wenig Leitungswasser und fand nach einigen Tagen darin zahllose Monaden, so daß die Natur der Nährflüssigkeit, wenigstens in den genannten Gläsern, eine entsprechende war. Ich muß deshalb schließen, daß während mehr als zehn Wochen keine Protozoencysten 3) aus der Luft gefallen waren. Natürlich bin ich völlig überzeugt, daß dieses nur Zufall war und daß in anderen Lokalitäten Protozoen würden aufgetreten sein, allein ich habe damit erwiesen, wie äußerst gering die Chance ist, während eines Versuches aus der Luft mit Protozoen zu infizieren. Ich will noch hinzufügen, daß ich meine Niveauversuche mit Bohnen (dieses Centralbl. Bd. XIV. 1893. p. 827) oft in offenen Reagenzröhrchen ausgeführt habe, welche viele Monate aufbewahrt wurden, jedoch eben- falls ohne daß darin jemals Protozoen zu finden waren, wenn ich anfangs nur gekochtes oder destilliertes Wasser verwendet hatte. Zweiter Versuch. Da mir der beschriebene Versuch bei aller Einfachheit doch nicht unwichtig erscheint, habe ich denselben noch auf andere Weise ausgeführt. In zwei sterilisierte weite Bechergläser wurde zu Boden des einen eine papierdünne Schicht Fleischpeptongelatine, ins andere eine solche Schicht von Würzegelatine gegossen. Nach dem Erstarren wurden die Gelatineschichten mit gekochtem, destilliertem Wasser über- schichtet, welches die offen auf den Tisch gestellten Gläser zu 3/4 anfüllte. Es konnten nun wieder alle möglichen Nahrungskonzeutrationen entstehen und auch in Bezug auf den Sauerstoff war freie Wahl er- möglicht. Aus der Zimmerluft des Laboratoriums konnten die ver- 1) Zwar wird von Dallinger und D r y s d a 1 e angegeben, daß O i k o m o n a s und Cercomonas „Sporen“ erzeugen, welche in Nährflüssigkeit erst bei 131 0 C und 114° C absterben, das gehört aber ins Gebiet der Traumbilder. 2) Die letzten mikroskopischen Untersuchungen hatten während des Druckes dieses Aufsatzes stattgefunden. 3) Ob Oikomonas sich encystiert und getrocknet lebendig bleiben kann, weiß ich nicht, doch vermute ich es. Are ns, Eine Methode zur Plattenkultur der Anaeroben. 15 schiedenartigsten Keime immerfort hineinfallen. Eine während der Monate Oktober und November wöchentlich wiederholte mikrosko- pische Untersuchung des Inhaltes gab dasselbe Resultat wie beim vorigen Versuche: Schimmel, Sproßhefen und Bakterien in Ueberfluß, von Infusorien und Protozoen dagegen keine Spur. Auch Spirillen fehlten vollständig und natürlich auch Crenothrix und Clado- thrix. Aus diesen Versuchen geht jedenfalls klar hervor, daß die in den Niveauröhren gefundenen Spirillen, Monaden und Infusorien nur aus dem Leitungswasser und nicht aus der Luft herkünftig gewesen sind, und daß die Dauerzustände dieser Organismen in der Atmosphäre eines Laboratoriumzimmers zweifellos äußerst selten sein müssen, wenn dieselben überhaupt darin vorhanden sind. Ich glaube im Vorhergehenden einen Schritt vorwärts gethan zu haben auf dem Wege einer allgemeinen biologischen Analyse von Wasser und anderen Flüssigkeiten, sowie von Luft. Die Methode der Niveaus ist für eine weitere Ausdehnung geeignet. Durch eine bessere Form der Glasgefäße, wodurch sich die verschiedenen Schichten leichter werden trennen lassen, ferner durch die Ersetzung der Nährstoffe durch andere, z. B. durch pathogene Materialien, durch Ueberschichtung mit be- stimmten anderen Flüssigkeiten wie Wasser, — dadurch werden ge- wisse Fragen betreffs der Lebensbedingungen und der Morphologie bisher nicht isolierter oder kultivierter Mikrobien sich beantworten lassen. Auch für die Luftuntersuchung ergeben sich Anhaltspunkte, welche gewisse, sich auf Protozoen beziehende Fragen, wobei ich z. B. an die Fieber- und Malariaparasiten denke, von anderer Seite wie bisher in Angriff zu nehmen gestatten. Aus diesen und anderen Gründen scheint es mir von Wert, den Beweis erbracht zu haben, daß es möglich ist, auf einfache und klare Weise die Gegenwart von Monaden und Infusorien in Wasserproben nachzuweisen. Delft, 2. Dezember 1893. Eine Methode zur Plattenkultur der Anaeroben. [Aus dem hygienischen Institute Würzburg.] Von Dr. Aiens. Zu den mannigfachen Methoden, besonders aber Apparaten, die zu obigem Zwecke angegeben worden sind, möchte ich, veranlaßt durch die neueste Veröffentlichung vonNovy1) noch einen hinzufügen, der mir schon lange vorzügliche Dienste geleistet hat und der an Ein- fachheit in der Behandlung sicherlich keinem der bis jetzt bekannten nachsteht. Einen der gewöhnlichen kleinen Exsiccatoren mit aufgeschliflfenem 1) Centralblatt für Bakteriologie. Bd. XIV. No. 18. 16 Arens, Eine Methode zur Plattenkultur der Anaeroben. Deckel, wie sie in jedem Laboratorium in mehreren Exemplaren vor- rätig und in Gebrauch sind, füllt man mit nicht zu feinkörnigem Quarzsaude, dem beliebige Menge trockener Pyrogallussäure beigemengt ist, soweit, daß noch je nach Bedarf für ein oder mehrere kleine Petri ’sche Schalen übereinander Platz bleibt. Das Gießen der Platten geschieht in der gewöhnlichen Weise, jedoch ziehe ich vor, statt einer dünnen Schicht, wie sie durch das Ausgießen eines Reagenzgläschens mit infiziertem Nährboden entsteht, sogleich noch 2 Gläschen mit verflüssigtem Nährboden nachzugießen, um eine dicke Schicht zu erzielen. Nachdem man mit nicht zu geringer Menge 10-proz. Kalilauge den Quarzsand in der Ausdehnung der Oberfläche begossen hat, stellt man die Schalen geöffnet auf den Sand und schließt mit dem gut eingefetteten Deckel durch Rotieren. Zur Erleichterung der Beobachtung etwaigen Wachstums auf der Platte empfiehlt es sich, die Quarzsandoberfläche mit schwarzem Glanzpapier zu bedecken, ehe man die Schalen einbringt. Auf diesem dunklen Untergründe lassen sich zur Entwickelung kommende Kolo- nieen besser beobachten, als auf der sonst braunen Oberfläche. Der Quarzsand erfüllt einen doppelten Zweck ; erstens verdrängt er einen großen Teil der atmosphärischen Luft und zweitens wird die noch im geschlossenen Apparate befindliche Luft durch die mit der Pyrogallol - Kalilösuug benetzten Flächen der Quarzstücke aus- giebiger mit der Absorptionsflüssigkeit in Berührung gebracht. Um die Absorption des Sauerstoffs noch zu beschleunigen, kann man die im Gefäß ruhende Luft durch Neigen des Exsiccators in Bewegung setzen, nachdem die Platten erstarrt sind. Da gewöhnlich Brüttem- peratur erforderlich und hierzu Agar am Platze ist, so geschieht das Erstarren sehr schnell. Wegen der Kleinheit des Apparates kann man denselben bequem im Brütschranke halten und mit demselben umgehen. Auch ein vorübergehendes Oeffnen desselben und mikro- skopische Kontrolle der Platten ist sehr gut möglich. Ein Austrocknen der Platten, wie es Blücher1) beim Anwen- den des B u ch ner’schen Absorptionsmittels beobachtet haben will, ist mir selbst bei einem Belassen der Platten von 4 Wochen im Apparate nicht aufgefallen und scheint mir auch nicht erklärlich. Haben wir es doch nur mit Absorption des freien O zu thun, wäh- rend eine Verminderung der Feuchtigkeit im Apparate nicht eintritt. Da der Sauerstoff außerordentlich schnell beim Befolgen der obi- gen Winke absorbiert wird, so ist eine Täuschung, d. h. ein Wachs- tum anaerober Bakterien , vor der vollständigen Absorption des Sauerstoffs nicht zu erwarten. Ebensowenig läuft ein anaerober Pilz Gefahr, durch zu langes Ein- wirken des im Exsiccator vorhandenen Sauerstofles seine Lebenskraft einzubüßen. Um die vollständige und schnelle Absorption des Sauerstoffes darzuthun, setzte ich mit Agar beschickte Platten geöffnet der Luft des Laboratoriums aus und verbrachte sie teils in den Exsiccator, teils überließ ich sie geschlossen der atmosphärischen Luft. Auf 1) Zeitschrift für Hygiene. Bd. VIII. Allgemeine Infektionskrankheiten. 17 ersteren kam nie weder eine Schimmel-] noch eine Spaltpilzkolonie zur Beobachtung, auf letzteren zahlreiche beider Arten. Um die Leistungsfähigkeit dieser Methode zu prüfen, habe ich die bekannten pathogenen Anaeroben (Tetanus, Rauschbrand und malignes Oedem) sowohl aus Reinkulturen, als aus Mischungen mit verschie- denen Aerobeuarten zur Entwickelung bringen und isolieren können, besonders das maligne Oedem habe ich aus mit Erde infizierten und verendeten Tieren für meinen Bedarf häufig gezüchtet. Sterilisation des ganzen Apparates ist nicht notwendig. Im hiesigen hygienischen Institute ist der Apparat zu verschiedenen Arbeiten mit Erfolg benutzt worden, ich selbst wende seit über 2 Jahren zur Züchtung von Anaeroben und zur Prüfung auf Anae- robiose denselben ausschließlich an. Würzburg, den 6. Dezember 1893. Referate. Kirchner, Martin, Grundriß der Militärgesundheits- pflege. Lieferung 2 — 8. Braunschweig (Harald Bruhn) 1891 — 1893. Ref. hatte vor 2 Jahren Gelegenheit genommen, Kirchner’s Grundriß der Militärgesundheitspflege in dieser Zeitschrift einige Worte der Begrüßung zu widmen und eine kurze Inhaltsangabe der ersten Lieferung anzuschließen (s. Band X. p. 670). Seitdem sind 7 weitere Lieferungen erschienen, welche nach Inhalt und Form die durch die Anfangsabschnitte hervorgerufenen hochgespannten Erwartungen im vollsten Maße rechtfertigen, und es kann schon jetzt kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß Kirchner’s Werk unter den zur Zeit vorhandenen Handbüchern der Hygiene an bevorzugter Stelle genannt werden muß. In der zweiten und dritten Lieferung wurde zunächst das Wasser zu Ende besprochen. An die Beschreibung der Zusammen- setzung und die Kritik der verschiedenen Arten desselben schloß sich eine Uebersicht seiner mikroskopischen Bewohner. Für die hygienische Beurteilung des Wassers legt Verf. dem Bakteriengehalt entschieden maßgebende Bedeutung bei, indem er sich auf zahlreiche Belege aus der Litteratur bezieht. Mit großer Sorgfalt ist die W asseruntersuchung geschildert ; neben den bakteriologischen Methoden sind auch die chemischen Verfahren entsprechend den an den Militär- arzt in dieser Beziehung gestellten Anforderungen ausführlich wieder- gegeben. Es folgen dann Abschnitte über Wasserversorgung und Reinigung des Wassers. Die Kleinfilter, deren Anwendung zur Trinkwasserbeschaffung Verf., wie den Lesern dieser Zeitschrift be- kannt ist, auf Grund eigener Beobachtungen und älterer Versuche Anderer nicht empfiehlt, sind gleichwohl in klarer Schilderung und zahlreichen Abbildungen zur Darstellung gebracht. XV. Bd. 2 18 Allgemeine Infektionskrankheiten. Das dritte Kapitel ist der Luft gewidmet. Die Bestandteile derselben und die Methode ihres Nachweises sind ausführlich abge- handelt, ebenso die physikalischen Eigenschaften der Atmosphäre. Im Anhänge werden die Begriffe des Klimas und der Acclimatisation besprochen. Das vierte Kapitel handelt vom Boden, und zwar werden nach einander die Bestandteile desselben, seine chemischen und physika- lischen Eigenschaften, seine Mikroorganismen und seine Untersuchung in einzelnen Abschnitten geschildert. Auf die verschiedenen An- schauungen über die hygienischen und epidemiologischen Einflüsse des Bodens, des Grundwassers und der Grundluft ist mit Sorgfalt eingegangen; bei der kritischen Beleuchtung der einzelnen Standpunkte vertritt Verf. Koch’s Lehren mit Nachdruck. Das fünfte Kapitel bildet eine klassische Darstellung der In- fektionskrankheiten. Mit bewunderungswertem Fleiße hat sich Verf. die umfangsreiche Litteratur auf diesem viel umstrittenen Gebiete zu eigen gemacht; er hat es auch nicht verschmäht, aus den Quellen des Altertums und Mittelalters selbst zu schöpfen, und dennoch ist er dadurch nicht verleitet worden, in der Darstellung zu breit zu werden. Daß er in Bezug auf Aetiologie und Prophylaxe einen bestimmten Standpunkt einnimmt, trägt wesentlich zur Belebung der Darstellung bei; die Thatsachen, welche anderen Anschauungen zu Grunde liegen, sind indessen keineswegs mangelhaft berücksichtigt, und so ermöglicht es die Lektüre der 12 Druckbogen, welche dieses Kapitel umfaßt, sich in kurzer Zeit auf angenehme Weise alles Wesentliche auf jenem Gebiete zu vergegenwärtigen. Nach einer kurzen geschichtlichen Einleitung wird zunächst die Entstehung und Verbreitung der Infektionskrankheiten im allgemeinen abgehandelt. Die einzelnen Abschnitte dieses Teiles betreffen Begriff und Ein- teilung der Infektionskrankheiten, Eigenschaften der Infektionsstoffe, Verbreitungsweise der Infektionskrankheiten (Arten des Auftretens, individuelle Disposition und Immunität, örtliche und zeitliche Dis- position, Einfallspforten der Krankheitskeime). Demnächst folgt die Verhütung und Bekämpfung der Infektionskrankheiten mit den Unter- abschnitten: Verhütung der Einschleppung von Infektionskrankheiten (internationale, staatliche, örtliche, persönliche und militärische Schutz- maßregeln), Beschränkung der Krankheitsherde (rechtzeitige Erkennung der ersten Fälle, Krankenabsonderung u. s. w.), Seuchenvernichtung (Begriff der Desinfektion, Prüfung, Einteilung der Desinfektionsmittel, Anforderungen an dieselben, mechanische, chemische und physikalische Desinfektionsmittel im einzelnen, zahlreiche Abbildungen von Des- infektionsapparaten, Ausführung der Desinfektion). Endlich werden von einzelnen hierher gehörigen Krankheiten eingehend abgehandelt: der Flecktyphus, das Rückfalltieber, der Unterleibstyphus, die Ruhr, die asiatische Cholera (mit Berücksichtigung der Erfahrungen aus der Epidemie von 1892), die Malaria, die Tuberkulose, die epide- mische Genickstarre, Pocken, Scharlach, Masern, Diphtherie, Influenza, venerische Krankheiten, ansteckende Augenkrankheiten, Pest, Gelb- fieber, Wundinfektionskrankheiten, Milzbrand, Rotz und Tollwut. Die beiden demnächst folgenden Kapitel Kleidung und Aus- Sepsis. — Cholera. 19 rüstung nebst Hautpflege und Wohnung, von denen das erstere bereits vollkommen, das andere teilweise vorliegt, bilden die ersten Abschnitte des zweiten Buches des Werkes, welches „Künstliche Hygiene“ überschrieben ist. In beiden findet sich nun stellenweise Gelegenheit zu Mitteilungen aus dem bakteriologischen Gebiete. Wie die bisher erschienenen Teile des Buches durchweg nach Inhalt und Darstellung als Musterleistungen bezeichnet werden müssen, so verdient auch ihre äußere Ausstattung volle Anerkennung. Im besonderen gilt dies für die große Zahl der vorzüglich ausgeführten Abbildungen. K ü b 1 e r (Berlin). Canon, Bakteriologische Blutuntersuchungen bei Sep- sis. (Deutsche medizinische Wochenschrift. 1893. No. 43.) Seit fast 3 Jahren untersuchte Verf. das Blut von zahlreichen Patienten, sowohl intra vitam als post mortem. In Untersuchung nahm er gewöhnlich das aseptisch aus der Fingerkuppe gewonnene Blut. In Leichenblut fand er bei Diphtherie Streptokokken llmal. Staphylococcus aureus lmal (5mal negativ). Wenige Diphtheriebacillen neben Streptokokken lmal. Bei Scharlach 2mal Streptokokken. Bei Phthisis pulmonum 2mal Streptokokken. Bei Sepsis : Streptokokken 8mal. Staphylococcus albus 2mal. „ aureus 6mal. Pneumokokken fanden sich lmal bei Peritonitis nach Carcinoma uteri, einmal bei Oophoritis suppurativa nach Partus. Bacterium coli commune fand sich 2mal bei Peritonitis. Der Friedländer’sche Bacillus fand sich lmal bei Ab- scessen der Galle infolge von Gallensteinen. Wichtiger sind die Befunde am Lebenden. Staphylococcus aureus fand sich im Blute 2mal bei Osteo- myelitis acuta. Streptokokken, am frühesten 4 Tage vor dem Tode nachgewiesen, fanden sich in 7 Fällen, wo lokale Eiterungen bestanden, lmal bei Scharlach-Sepsis. Pneumokokken fanden sich bei Gallenabscessen im Blute bei jedem eingetretenen Schüttelfröste. In einem Falle von eiteriger Menin- gitis mit unsicherer Diagnose fand sich ein dem Friedländer- schen Bacillus ähnliches Bakterium. Gegenüber diesen positiven Fällen waren viele Untersuchungen des Blutes negativ, namentlich zahlreiche schwere Fälle von Phleg- mone und einige geheilte Fälle von Pyämie. In 2 Fällen schwerer Sepsis wurde der Schweiß mit negativem Resultate untersucht. O. Voges (Danzig). Palmirski, W., Notatki z epidemii cholery w Odessie i okolicach. [Beobachtungen aus der Choleraepidemie in Odessa und Umgebungen.] (Medycyna. 1892. November.) [Polnisch.] 2* 20 Cholera. — Abwässer in Wien. In der Odessaer bakteriologischen Station haben Palmirski und D i atrop t o w den ersten Cholerafall bakteriologisch festgestellt. Die Kulturen ergaben einen nicht wesentlichen Unterschied von den alten Kulturen aus Valenzia und Annam und waren identisch mit den frischen von Bujwid aus Lublin stammenden. Es wurde ziem- lich schwer, während der großen Hitze in Odessa Ende August, zur Zeit der ersten Cholerafälle, die Gelatinekulturen zu bekommen. Man mußte daher im Eisschranke operieren. Ferner beschreibt P. ver- schiedene morpho- und biologische Reaktionen, welche keinen wesent- lichen Unterschied gegenüber den typischen Koch’schen Bacillen darbieten. In Odessa war die Epidemie eine ziemlich begrenzte, dank den energischen und sehr rationellen Maßnahmen, welche von der Stadt- verwaltung getroflen worden sind, wogegen in der Umgebung der Stadt eine ziemlich starke Epidemie herrschte. In einigen Dörfern erreichte die Mortalität bis 40 Fälle täglich. Es ist zu bemerken, daß es nicht möglich war, festzustellen, woher die ersten Fälle gekommen sind. Es erkrankten solche Personen, welche beständig in Odessa gewohnt haben und in keiner Beziehung, wie es scheiut, zu den erkrankten Personen standen. Mau muß bemerken , daß Erkrankungen nur®;bei sehr ärmlich lebenden Personen beobachtet wurden. Bujwid (Krakau). Heider, A., Untersuchungen über die Verunreinigung der Donau durch die Abwässer der Stadt Wien. (Das österr. Sanitätswesen. 1893. Beilage zu No. 31.) Verf. hat auf Anregung Gruber’s in der angegebenen Rich- tung ansgedehnte Untersuchungen augestellt und vorläufig den beschrei- benden Teil seiner Arbeit dem obersten Sanitätsrate, der sich mit der Frage der Ableitung der Wiener Abwässer befaßte, vorgelegt. Die Donau führt durchschnittlich (1879—1884) in der Sekunde 1600 m3 Wasser an Wien vorüber, und zwar 1400 m3 im Strome und 200 m3 im Donaukanale. Letzterer zweigt an der Nordgrenze des erweiterten Stadtgebietes (Nußiorf) am rechten Ufer des Stromes ab, durchzieht in geschlängeltem Laufe die Stadt und mündet unter- halb derselben wieder in die Donau ein. Seine Länge beträgt 16,8 km, der entsprechende Teil des fast geradlinigen Stromes 13,8 km. Das Wasser der Donau kommt in einem Zustande befriedigender Reinheit nach Wien; sein fester Rückstand beträgt durchschnittlich 181 mg, der Chlorgehalt 3,4 mg, die Oxydierbarkeit 7,6 mg. Cha- mäleon p. 1 1, enthält Spuren von Salpetersäure, zeitweise Spuren von Ammon, keine salpetrige Säure; die Keimzahl beträgt rund 2000 p. 1 c3. Auf seinem Wege durch die Stadt nimmt der Donaukanal den größten Teil der Wieuer Kanäle — über 120 — vorwiegend rechts, und zwar direkt ohne zwischengebaute Sammelkanäle auf. Der In- halt dieser ist meistens 2 — 3 mal konzentrierter, als der regulärer Schwemmsysteme, fällt bei Niederwasser in Form ekelhafter Kas- kaden in den Donaukanal und bildet darin Schmutzstreifen, die sich nur langsam verwischen. Abwässer in WieD, 21 Das Wasser des Donaukanals, das im oberen Teile ein vorwie- gend sandiges, helles, im unteren ein schlammiges Sediment absetzt, nimmt in seinem Verlaufe mehr und mehr der gröbsten Sediment- stoffe auf und regelmäßig können darin Kotbestandteile in Form gallig gefärbter, quergestreifter Muskelfasern gefunden werden. Die Verunreinigung ist des Morgens relativ am geringsten, nimmt gegen Mittag und Abend zu und ist am rechten Ufer größer als am linken. Gleichwohl ist nach Einmündung des letzten Sammelkanals die chemisch nachweisbare Verunreinigung des Donaukanalwassers nur mittelgradig und drückt sich gegenüber dem Donauwasser oberhalb Wien durch eine mittlere Vermehrung der Oxydierbarkeit um 4,7 mg Chamäleon, 2 mg Chlor, 1,4 mg Ammon und 12,5 mg des festen Rückstandes aus. Auch der O-Gehalt des Donaukanalwassers ist nur unbedeutend herabgesetzt, so daß derselbe nicht als ein empfind- liches Kennzeichen stattgehabter Verunreinigung angesehen werden kann. Dagegen zeigen die bakteriologischen Daten überaus prägnante Unterschiede zwischen dem reinen Donauwasser und jenem des Donau- kanales nahe seinem Ende, indem hier die Keimzahl 21000 — 120000 p. 1 cs, also das 10 — 60fache des Donaustromes beträgt, ja es zeigt sieb, daß trotzdem der letzte Sammelkanal 4 km oberhalb des Donau- kanalendes einraündet, das Wasser hier noch nicht gleichmäßig gemischt erscheint, indem der Keimgehalt am rechten Ufer stets größer ist, als am linken. Die enorme Ueberlegenheit der bakterio- logischen Untersuchungsmethode gegenüber der chemischen in Bezug auf die Größe der Ausschläge ist bei derartigen Untersuchungen demnach nicht zu verkennen. Im weiteren Verfolge der durch den Zufluß des Donaukanales dem Donaustrome zugeführten Verunreinigungen ist in erster Linie zu beachten, daß durch die Vermischung mit der 7fachen Wasser- menge eine außerordentliche Verdünnung geschaffen wird, die hin- reicht, die chemische Verunreinigung bis zur Grenze der Nachweis- barkeit zu verwischen. Anders verhält es sich auch hier mit der bakteriellen Verun- reinigung. Wohl ist stromabwärts eine stetige Abnahme der Keim- zahlen zu erkennen, allein selbst noch 40 km unterhalb der Einmün- dungsstelle des Donaukanales, bei Hainburg, enthält das Donauwasser durchschnittlich um 4200 Keime mehr, als oberhalb Wien, und da die Stromufer auf der Strecke überaus schwach besiedelt sind, darf man annehmen, daß 3/5 aller hier vorhandenen Keime dem Donau- kanale entstammen. Der aus den Keimzahlen des Donaukaualwassers berechnete durchschnittliche Zuwachs würde allerdings 7400 Keime betragen und eine gewisse bakterielle Selbstreinigung ist ohne Zweifel vorhanden, allein es läßt sich doch erkennen, wie langsam dieselbe erfolgt und auf wie weite Strecken sich die einmal geschehene bak- terielle Verunreinigung eines Stromes geltend macht. Bei der Donau kommt hierbei allerdings die große Stromgeschwindigkeit (1 — 2 m p. Sek.), vielleicht auch die Dampfschiffahrt in Betracht. Die geschilderten Verhältnisse können bei Berücksichtigung des Verhaltens der pathogenen Keime unter der Konkurrenz der Sapro- 22 Pocken und Impfkrankheiten. phyten nicht als bedeutungslos angesehen werden. Gr über und v. Kerner haben nachgewiesen, daß Cholerakeime in nicht sterilisier- tem Hochquell wasser 5, 6 und selbst 7 Tage lebensfähig und virulent bleiben, der Einfluß der Bewegung ist nach Schmidt (Arch. f. Hyg. Bd. XIII) keinesfalls sehr wesentlich und jener des Lichtes , dem Büchner (Centralbl. f. Bakt. Bd. XI) für das Absterben von Typhus- und Cholerakeimen große Bedeutung beilegt, käme für die genannte Strecke gar nicht in Betracht, da die Nachtstunden für den Trans- port der pathogenen Keime genügen, ganz abgesehen davon, daß die- selben, in Substraten eingeschlossen, in das Wasser gelangen und so gewissermaßen konserviert sein können. Schöfer (Wien). Porter , Notes and queries on small-pox. (The Lancet. 1893. 11. Nov. p. 1179.) Von den Beobachtungen P.’s über Pocken sind einige von all- gemeinerem Interesse. Er fand verschiedentlich, daß der schützende Einfluß einer Revaccination aufgehoben wurde durch eine schwere Allgemeininfektion (z. B. Typhus, akuter Gelenkrheumatismus), eine Wiederimpfung hatte in solchen Fällen fast immer Erfolg. Ferner wies P. nach, daß der von einigen Autoren aufgestellte Satz, daß während einer Pockeneruption eine Vaccination stets erfolglos sei und daher in zweifelhaften Fällen zur Differentialdiagnose verwandt werden könne, nicht richtig ist. Interessant ist die Beobachtung eines eigenartigen Infektionsweges für das Pockenvirus. In einem Scharlach- pavillon, der vom nächsten Pockenpavillon ziemlich weit entfernt war, traten kurz nacheinander 2 Pockenfälle auf, trotzdem jeder Verkehr zwischen den beiden Pavillons aufgehoben war. Es fand sich jedoch, daß ein für die Heißwasserleitung bestimmter Kanal die zwei Pavil- lons verband und daß z. B. Rauch nach einiger Zeit aus dem kälteren Pockenzimmer in das wärmere Scharlachzimmer übertrat. Nach Ab- stellung dieses Mißstandes kam eine Pockeninfektion in dem betr. Scharlachpavillon nicht mehr vor. W. Petersen (Zürich). Epstein, E., Beiträge zu den Impfkrankheiten. [Mitteilung aus der pädiatrischen Abteilung der allgemeinen Poliklinik in Buda- pest.] (Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XXXV. 1893. p. 442.) 1) 2 Fälle von hämorrhagischer Diathese nach Vaccination. Von 430 im Jahre 1892 mit Kälberlymphe geimpften Kindern erkrankten 2 an Hämorrhagieen. Das eine derselben zeigte eine regelrechte Pockenbildung, am 4. Tage aber wurde es unruhig, fieberte und zeigte am ganzen Körper zerstreute, besonders dicht an der Impfungsstelle sitzende blaßrote, auf Druck verschwindende Flecke („Erythema vaccinosum“) und an den Streckseiten der linken oberen Extremität bis zum Fingerdorsum hin eine große Menge hirsekorn- bis bohnengroßer, unregelmäßiger dunkelroter Flecke, die auf Finger- druck nicht weichen. Diese beiden Hautaffektionen blassen allmäh- lich ab und das Kind ist am 8. Tage nach der Impfung fieberfrei. Am 9. Tage neue Unruhe, die als Prodromalstadium einer am 12. Tage einsetzenden typischen Masernerkrankung angesehen werden muß; dieselbe war frei von hämorrhagischem Charakter. Verf. nimmt Perniciöse Anämie. 23 an, daß das Kind schon mit Masern infiziert war, als die Impfung vollzogen wurde; er bringt die Hämorrhagieen jedoch nicht mit den Masern, sondern mit der Impfung in Beziehung, einmal wegen des Ausbruches vor dem eigentlichen Masernausschlage und dann wegen der Begrenzung auf den linken Arm. — Der zweite Fall betraf ein viermonatliches Kind ; es begann am 6. Tage nach der erfolg- reichen Impfung zu fiebern und zeigte am 8. Tage beinahe über die ganze Körperoberfläche verbreitet, auf Brust, Bauch und Rücken spärliche, auf den Extremitäten, besonders der Vorderseite des rechten Unterschenkels reichliche, linsen- bis bohnengroße, karminrote Flecke, die auf Fingerdruck nicht abblaßten (Hämorrhagieen). Die- selben verfärbten sich vom nächsten Tage an in typischer Weise und waren am 8. Tage verschwunden. Die Schleimhäute waren frei, die Impfpusteln ohne blutige Färbung. Da das Kind nicht aus einer Bluterfamilie stammte, so kann sich Verf. zunächst das Zustaude- kommen dieser Erscheinung nicht erklären. 2) 14 Fälle von Erythema vaccinosum. Unter 430 Impfungen trat 14mal das Erythem auf, meist erst am 7. Tage nach der Impfung, jedenfalls nicht vor dem 4. Tage, also in der Zeit der Blüte der Vaccinationserscheinungen überhaupt. Es lokalisiert sich nicht konstant; meist findet es sich zuerst an der Impfstelle, der Streckseite des Oberarmes. Zugleich tritt es auch an der Streckseite des Unterarmes, besonders an der Ulnarseite auf; dann zeigt es sich am Beine, vorzugsweise an Außen- und Hinter- fläche des Oberschenkels, sowie am Thorax. Die Form ist sehr dem Masernexanthem ähnlich; die hirsekorn- bis thalergroßen Flecke von wechselnder Gestalt. Die Farbe schwankt zwischen Blaßrosa bis Dunkelkarminrot, heller, als die der Masernflecke. Meist war Fieber vorhanden. Die Dauer betrug 3 — 6 Tage. Spener (Berlin). Perles, Max, Beobachtungen über perniciö se Anämie. (Berliner klinische Wochenschrift. 1893. No. 40.) Verf. hatte Gelegenheit, der Berliner medizinischen Gesellschaft bemerkenswerte Befunde im Blute von 3 an sogenannter essentieller oder progressiver perniciöser Anämie leidender Patienten vortragen und demonstrieren zu können. Nachdem er kurz auf die diesen Gegenstand bereits behandelnde Litteratur eingegangen, giebt er einen Auszug aus den Krankengeschichten. Zum Zwecke der Blutunter- suchung nimmt er unter den sorgfältigsten Vorsichtsmaßregeln einen hängenden Tropfen von dem etwa aus der Fingerkuppe oder dem Ohrläppchen aseptisch gewonnenen Blute und beobachtet ihn im Wärme- mikroskope oder wenigstens nach vorheriger vorsichtiger Erwärmung der feuchten Kammer auf Körpertemperatur. Er stellte dann mit Oel- immersion den Rand des hängenden Tropfens ein. Er fand dann eigenartige Gebilde an Stellen, wo die Blutkörperchen weniger dicht lagen, welche mit unverkennbarer aktiver Beweglichkeit ausgestattet waren. Die Menge derselben war verschieden, am größten jedoch in dem am weitesten vorgeschrittenen Falle. Diese Bildungsformen boten sich dar als länglich-elliptische, sehr dünne und schmale, bieg- same, farblose und stark lichtbrechende Blättchen, die je nach der 24 Perniciö:>e Anämie. augenblicklichen Stellung und Biegung ihrer Achsen verschieden von oben aussehen können. Auf der Kante stehend, erscheinen sie fast linienförmig, ihre größte Länge betrug ca. 3 //, die Breite unter 1 /.i. Größe und Gestalt schienen, soviel man beobachten konnte, konstant und rührten die Formverschiedenheiten nur von der verschiedenen Lagerung her, da bei Umlagerung wieder die alten Formen zum Aus- drucke kamen. Besondere Neigung bestand zur winkelförmigen Ab- weichung mit nachfolgender, oft plötzlicher, ruckweiser Streckung. Der Ablauf der Bewegung ist ein unregelmäßiger, oft von Pausen unterbrochener, in welchen das Körperchen in völliger Ruhe verharrt. Diese Bewegungsvorgänge unterscheiden sich von allen sonst an ein- zelnen Blutteilen beobachteten Bewegungsarten. Bewegungsorgane resp. Geißeln konnten nicht wahrgenommen werden, derartige Gebilde durch Färbung oder durch das Kulturverfahren näher zu beobachten, mißlang stets. Verf. hat sich den Eindruck nicht vorenthalten können, daß es sich um lebende Organismen, vermutlich Protozoen, handelt, doch will er in dieser Hinsicht vorläufig noch kein definitives Urteil fällen. Er schlägt vor der Hand für diese Gebilde den Namen Anämiekörperchen vor. Er bezeichnet es als wahrscheinlich, daß in diesen Fällen primärer Anämie im Blute ein hämoglobinlösendes, vermutlich von Parasiten erzeugtes Gift kreist. Außer diesen drei auf primärer Anämie beruhenden Erkrankungen wurde zur Kontrolle eine große Anzahl sekundärer Anämieen untersucht, welche durch Tuberkulose, Tabes, Carcinom, schwere Magenblutungen, Nephritis, lange dauernde Chlorose u. s. w. entstanden waren. Auch in diesen Fällen war der Hämoglobingehalt des Blutes manchmal nicht über 30 Proz. In keinem Falle fand sich aber eine Andeutung der be- schriebenen charakteristischen Körperchen, so daß auch dieser nega- tive Befund eine Bestätigung des positiven bildet. Verf. betont aber selbst, daß von den Koch’ sehen Forderungen für die Bezeichnung eines Mikroorganismus als spezifischen Krank- heitserregers nur die erste erfüllt scheine, während die Isolierung und Ueberimpfung noch nicht gelungen sei, ein Fehler, den sie mit vielen Protozoen teilen, die sich weder züchten noch färben lassen. 0. Voges (Danzig). Fischei und Adler, Zur Kenntnis der pernieiösen Anä- mie. (Zeitschr. für Heilkunde. Bd. XIV. Heft IV. S. 263 ff.) Bei einem Falle von Anämie, dessen Krankengeschichte wie Ob- duktionsbefund weitschweifig erörtert werden, wurden Streptokokken ge- funden, die ihrem morphologischen und histologischen Verhalten nach als Streptococcus pyogenes angesprochen wurden. Der Patient hatte sich eine Verletzung am Fuße zugezogen, die Wunde war ge- heilt. Wegen zunehmender Schwäche wurde ärztliche Hilfe in An- spruch genommen. Es trat dann Fieber auf, welches dem der per- nieiösen Anämie nicht ganz entsprach, sondern mehr dem der Sepsis glich. Im Blute wurde eine starke Abnahme der roten Blutkörper- chen konstatiert. Der Obduktionsbefund ergab universelle Anämie. Kulturen des Streptococcus in Bouillon wurden abgetötet und Kaninchen injiziert. Dabei ergab sich, daß die Stoffwechselprodukte Dysenterie. 25 und abgetöteten Bakterienleiber die Zahl der roten Blutkörperchen erheblich herabsetzten, so hatte ein Tier vor der Injektion 6 Millionen, nach derselben, ante mortem 1,3 Millionen rote Blutkörperchen. Der Obduktionsbefund ergab hochgradige Anämie und Eisen in der Leber. Ein weiterer Versuch ergab, daß, wenn das Tier sich wieder erholte,' die! Menge der roten Blutkörperchen zunahm. Fand jedoch eine neue Injektion von sterilisierter Streptokokkenbouillon statt, so trat eine !erneute Erniedrigung der Zahl der roten Blutkörperchen ein. Es war demnach ersichtlich, daß die Stoffwechselprodukte des Streptococcus einen perniciösen Einfluß auf die roten Blutkör- perchen hatten. O. Voges (Danzig). Wesener, Unsere gegenwärtigen Kenntnisse über Dys- enterie in anatomischer und ätiologischer Hin- sicht. (Centralbl. für Allgemeine Pathol. und Pathologische Ana- tomie. Bd. III. 1892. p. 484.) Wesen er hat die Litteratur über Dysenterie einem sorgfältigen Studium unterworfen. Betreffs der Anatomie des Prozesses stellt er fest, daß die allgemein angenommene Meinung heutzutage dahin geht, daß sowohl bei der Ruhr — im klinischen Sinne — wie bei der Dysenterie — im pathologisch-anatomischen Sinne — einerseits ein- fache katarrhalische, andererseits diphtherische Schleimhauterkran- kung seltener allein, meistens kombiniert sich vorfinden. Das Wesen beider Arten der Darmentzündung ist im Grunde das gleiche und beruht in der mehr oder weniger verschiedenen Kombination von Koagulationsnekrose und eiteriger Infiltration resp. Schmelzung. Fast alle Autoren betrachten die Entzündung als das Primäre, die Nekrose der Schleimhaut und Submucosa als das Sekundäre. Die gerade umgekehrte Ansicht von Kiener und Ke 1 sch muß so lange als willkürlich angesehen werden, als nicht die nekrotischen Stellen als erste Angriffspunkte des Ruhrvirus demonstriert sind. Die Anschau- ung von Councilm an und Lafleur, daß den ätiologisch verschie- denen Formen der Dysenterie auch verschiedene histologische Ver- änderungen zu vindizieren seien, ist, wenn auch nicht als unmöglich, doch noch als unerwiesen anzusehen. Ueber die Dysenteriefrage in ätiologischer Hinsicht läßt sich der Verfasser, der klinischen Einteilung in epidemische, endemische und sporadische Ruhr folgend, derart aus: Die sogenannte epidemische (Lager-, Feldzugs- etc.) Ruhr wird wohl ganz sicher durch spezifische pflanzliche Parasiten hervorgerufen. Welcher Art dieselben sind und ob es sich jedesmal um ein und die- selbe Art handelt, oder ob wie bei der Pneumonie verschiedene Spalt- pilze Ruhr in epidemischer Verbreitung erzeugen können, ist noch fraglich, ebenso ob eine der bisher beschriebenen Arten ein epide- misches Auftreten der Ruhr verursachen kann; wahrscheinlich ist letzteres bei der von Ogata beschriebenen Bacillenspecies der Fall. Die endemische (Tropen-) Ruhr wird höchstwahrscheinlich durch tierische Parasiten (Amöben) hervorgerufen, ist nicht kontagiös, findet sich jedoch nicht auf die Tropen beschränkt, sondern weiter ver- breitet vor. Anscheinend sind die Amöben nur die primären Krank- 26 Dysenterie. heitserreger und werden die Veränderungen zum Teil durch Bakterien, die entweder primär einwandern oder durch die Amöben verschleppt werden, bedingt. Ob es sich ferner dabei stets um dieselben Amö- ben handelt, ist noch nicht ganz sicher festgestellt, jedoch nach den bisherigen Untersuchungen ziemlich zweifellos.. Für die sporadische Ruhr ist einmal eine Entstehung aus me- chanischer (z. B. Druck durch Kotmassen) oder toxischer (Reizung durch zersetzten Darminhalt) Ursache zur Zeit wenigstens nicht von der Hand zu weisen. Wahrscheinlich jedoch spielen auch hierbei Schizomyceten eine Rolle, sei es dadurch, daß sie sekundär in das mechanisch oder toxisch lädierte Gewebe, einwandern und so den Prozeß verschärfen, sei es, daß sie von Anfang an die alleinige Ur- sache der Darmveränderung darstellen. Welches diese Spaltpilze sind, ist noch fast gänzlich unbekannt, nur sind sie sicher von denen der epidemischen Ruhr verschieden; wahrscheinlich handelt es sich um mehrere Arten und gehört vielleicht das Bacterium coli commune zu denselben. Abel (Greifswald). Laveran, fitiologie de la dysenterie. (La Semaine m6d. 1893. 8. Nov. p. 508.) L. fand bei 10 Fällen von Dysenterie nur einmal Amöben, welche sich als völlig identisch mit der Amoeba coli erwiesen. Er glaubt daraus den Schluß ziehen zu können, daß Amöben nur bei der tropischen Dysenterie eine Rolle spielen. Bacillen fanden sich in allen Fällen in sehr großer Anzahl; sie waren jedoch vom Bact. coli commune nicht scharf zu trennen. L. hält es nach dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse für unmöglich, ein ab- schließendes Urteil über die Ursachen der europäischen Dysenterie abzugeben. W. Petersen (Zürich). Quincke und Roos, A möb en-Enteritis. (Berliner klin. Wchschr. 1893. No. 45. p. 1089.) Die Ansichten über die pathogene Natur der bei Dysenterie gefundenen Amöben sind noch sehr widersprechend. Q u. u. R. beobachteten 2 Fälle, in welchen der pathogene Charakter derselben nicht zweifelhaft war. Bei dem ersten Falle schienen die Amöben mit den von Lösch gefundenen identisch zu sein. Sie waren in ruhendem Zustande rundlich, maßen 20 — 25 /x im Durchmesser, waren scharf, aber einfach konturiert und zeigten ein grobkörniges Protoplasma. Im Innern waren meist Vakuolen nachweisbar, von Fremdkörpern nur rote Blutkörper. Daneben fanden sich encystierte Formen, und zwar bemerkenswerter Weise besonders reichlich nach einer Kalomelkur des Patienten (dasselbe Verhalten wurde bei dem zweiten Patienten beobachtet). Die encystierten Amöben waren bedeutend kleiner, 10 — 12 /x im Durchmesser, sie zeigten eine sehr scharfe, wenn auch nicht deutlich doppelte Kontur. Klystiere von amöbenhaltigem Stuhle führten bei Katzen zu starker Dysenterie und nach 2 — 3 Wochen zum Tode; es fand sich in der Dickdarm- schleimhaut ausgesprochene ulcerative Entzündung. Per os ließ sich Untersucliungsmethoden, Instrumente etc. 27 eine Infektion nur dann hervorrufen, wenn der Stuhl encystierte Amöben enthielt. Während der erste Patient sich in Palermo infiziert hatte, war der zweite Fall in Kiel autochthon entstanden. Der viel mildere Lauf der Erkrankung sowie verschiedene, allerdings geringe morpho- logische Unterschiede der hier Vorgefundenen Amöben legten die Vermutung nahe, daß es sich um eine andere Amöbenart handele. Diese Vermutung wurde dadurch bestätigt, daß diese Art bei Katzen nur leichten Durchfall erregte. Die Verff. schlagen für die beiden Arten die Benennungen Amoeba coli Lösch (A. coli felis) und Amoeba coli mitis vor. Bei 24 daraufhin untersuchten, nicht an Dysenterie erkrankten Personen fanden sich im Stuhle 9mal eine spärliche, 3mal eine reich- lichere Anzahl von ähnlichen Amöben; dieselben erwiesen sich als nicht pathogen für Katzen (Amoeba intestini vulgaris). — Die Amöben ließen sich meist ohne weitere Präparation im Stuhle nachweisen ; Farbstoffe nahmen sie weniger stark auf, als die übrigen Fäkalmassen oder das Darmgewebe. Die Therapie vermochte eine dauernde Entfernung aus dem Darme nicht zu erreichen; am besten wirkte Kalomel. W. Petersen (Zürich). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Pouiklo, S., Ueber eine die Nachweisung von Cholera- vibrionen im Wasser erleichternde Untersuchungs- methode. (Wiener klinische Wochenschrift. 1893. No. 14.) Verf. wendet auf Grund zahlreicher Laboratoriumsversuche foL gendes Verfahren zur Untersuchung von verdächtigem Fluß- oder Brunnenwasser an : Er füllt in einen sterilisierten Kolben 1 Liter Wasser aus den oberflächlichen Schichten des Flußwassers, setzt diesem hierauf 10 °/0 sterilisierte Bouillon hinzu und bringt den Kolben in den Thermostaten. Nach Verlauf von 24 Stunden wird dann das an der Oberfläche der Flüssigkeit entstandene Häutchen nach dem ge- wöhnlichen Plattenverfahren untersucht. Man kann auch zwei oder mehr Liter Wasser verwenden, wenn die dazu notwendigen umfang- reicheren Apparate zur Verfügung stehen. Verf. verwertet also die ursprünglich von G ruber und Schottelius konstatierte Tendenz der Kommabacillen, sich wegen des Sauerstoffbedürfnisses an der Oberfläche der Nährflüssigkeit zu entwickeln und ermöglicht mit seiner Methode die Anwendung beliebiger Quantitäten Wasser zur Unter- suchung, wodurch die Chancen der Entdeckung der etwa im Wasser vorhandenen Kommabacillen wesentlich erhöht werden *). Dieudonnö (Berlin). 1) Das Verfahren ist nahezu identisch mit dem von mir in dem Greifswalder medizinischen Vereine am 3. Dezember 1892 mitgeteilten. (S. d. Centralbl. ßd. XIII. No. 11/12. p. 384.) Loeffler. 28 Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwickeluugshemmung etc. Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Sawtschenko, J. und Sobolotny, D.. Versuch einer Immun i- sation des Menschen gegen Cholera. (Centralblatt für Allgem. Pathologie. Bd. IV. 1893. No. 16.) Um vergleichbare Resultate bei Immunisierungsversucheu gegen die Infektion mit Cholera zu erzielen, haben es sich die Verff. zu- nächst angelegen sein lasseu, eine Vaccine herzustellen, welche eine genaue Dosierung ermöglicht. Zu dem Zwecke wurden 24 St. alte Agarkulturen mit 0,5-proz. Kochsalzlösung abgespült, die Emulsion an zwei aufeinanderfolgenden Tagen durch je einstündiges Erhitzen auf 60 bez. 60—70° C sterilisiert, dann auf dem Wasserbade eine bestimmte Menge davon eiugedampft und aus dem Rückstände nach Abzug des CINa die in 1 g der Vaccine enthaltene Menge an Cholera- bakterien berechnet. Mit dieser Vaccine, der noch soviel Karbolsäure zugesetzt wurde, daß die ganze Lösung eine 0,5-proz. war, wurden im wesentlichen zwei Versuchsreihen angestellt. In der ersten der- selben nahmen die Versuchspersonen — die Verff. u. A. — mit der Vaccine im Verlaufe von 29 Tagen im ganzen 1,393 oder 0,838 oder 1,08 g Cholerabakterien ein. 25 Tage nach der letzten Dosis wurden Meerschweinchen mit dem Blutserum der Versuchspersonen immuni- siert, und es zeigte sich, daß in einer Versuchsreihe als geringste Menge 0,01 g Serum genügte, um ein Meerschweinchen gegen eine Menge von 0,006 g Cholerabakterien unempfänglich zu machen, sowie daß ein gewisses Verhältnis zwischen der Dosis des immunisierenden Serums und der injizierten Bakterienmenge bestand. — In der zweiten Versuchsreihe, bei welcher der Karbolsäurezusatz fortgelassen wurde, nahmen die Versuchspersonen in 8 Tagen mit der Vaccine im ganzen 0,92 oder 0,92 oder 0,24 g Bakterien zu sich und tranken darauf, nach Neutralisierung des Magensaftes, auf nüchternen Magen 0,1 ccm einer 24 St. alten Bouillonkultur virulenter Choleravibrionen, ohne daß krankhafte Erscheinungen sich eingestellt hätten. In den ganz normalen Ausleerungen ließen sich schon am folgenden Tage Cholera- bakterien konstatieren, die sich im Tierexperimente als virulent erwiesen. Die Verff. glauben damit den experimentellen Nachweis erbracht zu haben, daß auch anscheinend gesunde Personen, welche Cholerabakterien in ihrem Darme beherbergen, zur Weiterverbreitung der Krankheit beitragen können, da die Virulenz der Mikroben durch das Passieren des Orgauismus nicht herabgesetzt zu werden braucht. Aehnliche Beobachtungen (Rumpel) aus den letzten Epidemieen scheineu eiue Bestätigung des Experimentes zu liefern. K. Hintze (Rostock). Neue Litteratur. 29 Neue Litteratur zusammengestellt von De. Akthur Würzbukg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamt« in Berlin. Morphologie und Systematik. Davis, J. J., A supplementary list of parasitic fungi of Wisconsin. (Transact. of the Wisconsin Acad. 1893. p. 153 — 188.) Janczewski, E. , Otocznie Cladosporium herbarum. Les perithfeces du Cladosporium herbaruin. 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Neue Litteratur, p. 29. t'ronmiannscho iSuciidruclcerci (ilcrnuum A'olilc) in Jcuu» Centralblatt 81 — — - für Bakteriologie und Parasitenkunde. Farbstoffe Reagentien für Mikroskopie und Bakteriologie gewissenhaft nach Angabe der Autoren. Dr. G. Grübler, Leipzig, PliysiolosM-clm Laboratorium. Preislisten gratis und franko. Sterilisirungs - Apparate für Instrumente, Verbandstoffe nnd Catgut. Einsätze zur Steril, yoü Catgut undNahtseide. Chloroform-Masken sämmtl. nach Dr. Braatz. Brutofen und Thermostaten für bakteriol. Arbeiten mit vorzil. fnnct. leibran-W ärae-Replator. Th. Schmucker, Heidelberg (Baden). Vogel-Obernetter’s farbenempfindliche Eosinsilberplatten werden von hervorragenden Autoritäten als die besten zu mikrophotographischen Aufnahmen empfohlen. Preisverzeichniss wie illustrirter Preiscourant photogr. Apparate und photographischer Bedarfsartikel durch den alleinigen Fabrikanten Otto Perutz, München. Höchste Auszeichnung: Photogr. Jubiläums- Ausstellung, Berlin. 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I Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Geb. Hflfr. Prof. Dr. LenOart nm Professor Dr. Loeler ln Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. Ulilworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. XV. Band. -o- Jena, den 16. Januar 1894. -o- No. 2/3. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. •$*— Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- künde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Ueber die praktische Verwertbarkeit des Bacillus der Mäuseseuche-Laser. Von Dr. Hugo Laser, Assistenten am hygienischen Institute zu Königsberg i. Pr. In Bd. XIII. No. 20 dieses Blattes publizierte ich eine Reihe von Fütterungsversuchen mit dem von mir entdeckten Bacillus der Mäuseseuche. Durch das bereitwillige Entgegenkommen des Herrn Korpsroßarztes Pilz, dem mein besonderer Dank hiermit ausge- sprochen sei, war es mir möglich, meine Versuche noch weiter fort- zuführen, und sollen die dabei gefundenen Resultate im Nachstehenden mitgeteilt werden. Zunächst erhielt eine Gans Brot, das mit bacillen- XV. Bd. 3 34 Hago Laser haltiger Bouillon durchtränkt war, deren Virulenz an Mäusen selbst- verständlich vorher erprobt worden war, und eine zweite Gans direkt 5 ccm Bouillon eingeflößt; ebenso bekam ein Huhn 5 g Bouillon; diese drei Tiere wurden ca. 1 V2 Monate beobachtet und zeigten während dieser Zeit keinerlei ErkraDkungserscheinungen. Ein Hammel dagegen, welcher 20 ccm Bouillon mit einem Male schlucken mußte, käute zwei Tage später nicht mehr wieder; er hatte Atembeschwerden, Nasenausfluß und entleerte breiige Faeces. Sowohl von dem Nasensekrete als von den Faeces wurden Agarplatten angelegt und in den Brütschrank gestellt, obwohl in den mikro- skopischen Präparaten beider Substanzen keine beweglichen Bacillen nachzuweisen gewesen waren. Auf diesen Agarkulturen wuchsen nur unbewegliche Bacillen, die so plump aussahen, daß man sie bei- nahe für Kokken hätte halten können. Der Hammel erholte sich dann in den zwei folgenden Tagen , hatte wieder mehr gefärbte Faeces. Am dritten Tage nach der überstandenen Krankheit stellten sich wieder Atembeschwerden ein ; der Hammel erhielt Kreolin inner- lich, verendete aber am nächsten Tage. Bei der Sektion zeigte sich, daß nirgends Drüsen angeschwollen waren. Die Milz war stark verkleinert und ganz trocken; Lungen waren normal; nur die Schleim- haut im vierten Magen und im Dünndarme zeigte eine geringe entzünd- liche Injektion. Mikroskopisch ließen sich in den Lungen und in der Milz keine Mikroorganismen nachweisen, in dem Darminhalte Bak- terien, die dem Bacterium coli commune glichen. Es wurden Agarplatten von der Milz, Lunge, vom Inhalt des vierten Magens und des Dünndarmes angelegt. Auf allen Platten wuchsen kurze, plumpe Bacillen, die sich durch eine außerordentlich starke Molekularbe- wegung auszeichneten. Von diesen Mikroorganismen wurde eine Bouillonkultur angelegt und dann davon x/2 ccm einer weißen Maus in die Bauchhöhle injiziert, welche 2 Tage später starb. In der Milz fanden sich die injizierten Bakterien wieder, wie das Kultur- verfahren ergab, aber nicht unser Bacillus. Es war mir nun daran gelegen, noch zu erforschen, wie das Schwein und Rindvieh eine Infektion per os vertragen würden, und auch nochmals einen Hammel zu füttern. Von einer Bouillon , deren Virulenz zuerst wiederum durch Fütterung einer Feldmaus erprobt wurde, erhielt ein ca. 3/4 Jahr altes Schwein 20 g, auf Brot ge- gossen, welches das Tier sofort verzehrte. Ebenso fraß eine ca. 13 Jahre alte Kuh Brot, das mit 30 g Bouillon getränkt war, sogleich auf. Beide Tiere blieben völlig gesund, die Kuh gab sogar, wohl infolge des guten Futters, mehr Milch, als vorher, die Menge stieg von 5 bis auf 7 1 pro Tag — so daß diese Tiere nach 6 — 7-tägiger Beobachtung aus der Tierklinik entlassen werden konnten. Ein Schaf hingegen, welches 10 g Bouillon auf Brot erhielt, wurde wieder 3 Tage später krank, es fraß weniger, hatte Nasenausfluß und Durchfall und käute nicht wieder. Der Durchfall konnte durch innerliche Anwendung von Salicylsäure und Tannin nicht gehoben werden. Am 4. und 5. Tage erholte es sich ein wenig, abortierte dann am Abend des 5. Tages, war darauf am 6. Tage munterer, am 7. jedoch wieder krank und starb am Mittag des 7. Tages. Die Ueber die praktische Verwertbarkeit des Bacillus der Mäuseseuche-Laser. 35 Obduktion ergab Auflockerung der Schleimhaut des Labmagens und Entzündung der Schleimhaut des Dünndarmes. Die Milz war normal, die Leber zeigte eine geringe Schwellung, außerdem bestand Bron- chitis. Wie früher wurden auch in diesem Falle von dem Nasen- sekret und den Faeces, die mikroskopisch nur plumpe Bacillen ent- hielten, Agarkulturen angelegt, auf denen jedoch unser Bacillus wiederum nicht wuchs. Nach der Sektion wurden Kulturen vom Darminhalte, vom Inhalte des ersten und vierten Magens, von der Leber und von der Milz angelegt. In allen Kulturen wuchs ein ziemlich plumper, unbeweglicher Bacillus, der unserm Bacillus in keiner Be- ziehung glich, jedoch identisch zu sein schien mit dem beim ersten Hammel gefundenen Bacillus. Außerdem wurde je eine weiße Maus mit 1/2 ccm Bouillon, in welcher Aufschwemmungen oben bezeichneter fünf Untersuchungsobjekte gemacht waren, intraperitoneal geimpft und eine sechste Maus zur Kontrolle mit ccm Aufschwemmung unseres Bacillus. Letztere wurde bereits am nächsten Tage tot aufgefunden, und zeigten Agarkulturen, von der Milz dieser Maus angelegt, unseren Bacillus wieder. Die übrigen Mäuse starben ebenso wie solche, welche von aus den Untersuchungsobjekten angelegten Agarkulturen aus mit je J/s ccm Aufschwemmung intraperitoneal geimpft waren, in der Zeit von 3 — 10 Tagen ; einige blieben gesund ; aus der Milz aller ver- endeten Tiere ließ sich derselbe unbewegliche Bacillus reinzüchten, der auch auf der Gelatineplatte ganz anders wächst als unser Bacillus. Die einzelnen Berichte über die 10 geimpften Mäuse hier anzuführen, würde zu weit führen; ich behalte mir vor, den so gefundenen Bacillus weiterhin nach seinen biologischen und pathogenen Eigenschaften zu untersuchen und die Resultate eventuell besonders zu publizieren. Woran es nun lag, daß die Hammel eine besondere Empfäng- lichkeit für unseren Bacillus zeigten, der weder intra vitam noch post mortem vorgefunden werden konnte, ist noch eine offene Frage. Möglich ist es, daß ein sonst harmloser Bewohner des Verdauungs- kanals durch Symbiose mit unserem Bacillus pathogene Eigen- schaften angenommen hat, möglich auch, daß schon die von dem Bacillus in der Bouillon gebildeten Stoffwechselprodukte eine deletäre Wirkung hervorrufen. Wie dem auch sei, der Umstand, daß unser Bacillus für den Hammel nicht unbedenklich ist, könnte im ersten Augenblicke die praktische Verwendbarkeit desselben in Frage stellen. Allein weitere Untersuchungen beseitigten jedes Bedenken. Es handelte sich bei diesen darum, zu entscheiden, wie lange unser Bacillus auf Brot in der Erde am Leben bleibe. Es wurden zu diesem Zwecke 8 würfel- förmige Stücke Brot mit bacillenhaltender Bouillon durchtränkt und in einer mit Erde gefüllten Kiste in ausgegrabene Gänge gelegt Jeden Tag wurde alsdann ein Stück herausgenommen und zu Platten verarbeitet. Vom 4. Tage an war unser Bacillus nicht mehr durch das Plattenkulturverfahren nachzuweisen ; vom 5. Tage an trat auf und in dem Brote lebhafte Schimmelpilzvegetation ein. Bedenkt man nun, daß die Brotstücke bei einem praktischen 36 Hugo Laser, Ueber die praktische Verwertbarkeit etc. Mäusetilgungsversuche tief in die Mäuselöcher hineingesteckt werden und daß der Hammel zu denjenigen Tieren gehört, welche nicht wühlen, dann ist eine Infektion dieser Tiere wohl als sehr ausge- schlossen zu betrachten; im übrigen wäre es ja nur nötig, um ganz sicher zu gehen, zu veranlassen, daß auf das betreffende Feldstück innerhalb von 4 — 5 Tagen keine Schafherde getrieben wird. Ich habe mich daher auch entschlossen, auf zwei Besitzungen praktische Versuche durchzuführen, einmal in Mednicken in Ost- preußen und dann in Bud wisch in Westpreußen. Die Resultate waren zufriedenstellend, und zwar gestalteten sie sich folgender- maßen : Es wurden würfelförmige Brotstücke, die mit bacillenhaltender Bouillon durchtränkt waren, tief in die Mäuselöcher hineingesteckt; aufgepflanzte Zweige bezeichneten zum leichteren Wiederauffinden die beschickten Stellen. Nach 6 Tagen wurden in meiner Gegenwart die Löcher aufgegraben und da zeigte sich, daß nur vereinzelt tote Mäuse zu finden waren; auffallend war es, daß weder in noch vor den beschickten Löchern frisches Getreide oder sonstiges Futter vor- handen war. In anderen Löchern dagegen, die zur Kontrolle auf- gegraben wurden, lebten die Mäuse und in ihren Bauen war frisches Futter in mehr oder minder größerer Menge aufgespeichert. Eine ähnliche Beobachtung hat Loeffler seiner Zeit auch in Thessalien gemacht. Mit seiner Erklärung dieses Befundes kann ich nur ganz übereinstimmen. Sobald Mäuse erkranken, scheinen sie ein großes Bedürfnis nach frischer Luft zu haben ; sie kommen daher aus ihren Löchern heraus und werden dann von den mäusevertilgenden Vögeln aufgefressen. Bei uns kommt in dieser Beziehung wohl hauptsäch- lich die Krähe in Betracht. Und in der That ist, wie mir berichtet wurde, besonders in Budwisch das Erscheinen von unzähligen Krähen auf den Feldern 3 Tage, nachdem ich das Brot ausgelegt hatte, auf- gefallen. Nach alledem kann ich wohl mit Recht behaupten, daß der praktischen Anwendung meines Bacillus nichts im Wege steht und hoffe ich, daß die Erfolge überall günstige sein werden, wenn die Arbeit in sachkundiger Weise angestellt wird. Darunter ver- stehe ich, daß wirklich nur virulente Bacillen in Anwendung kommen und dann, daß die Brotstücke sorgfältig tief in die Löcher hineinge- schoben werden. Königsberg i. Pr., 15. Dezember 1893. H. Kerez, Ueber den Einfluß des Tabaks auf den Tuberkelbacillus. 37 Ueber den Einfluss des Tabaks auf den Tuberkelbacillus. [Aus dem hygienischen Institute Zürich.] Von Dr. H. Kerez in Rom. Untersuchungen über das Verhalten von Mikroorganismen unter dem Einflüsse des Tabaks liegen nur in spärlicher Zahl vor und da- tieren aus den letzten Jahren. Wernicke (Hygien. Rundschau vom 1. Nov. 1892) hat insbesondere den Einfluß des Tabaks auf die Cholerabacillen während der Choleraepidemie in Hamburg eingehend studiert und überzeugend dargethan, daß an letzterem Orte ver- fertigte und lagernde Cigarren bei ihrer Versendung keine Gefahr der Verschleppung von Cholerabacillen in sich bergen, indem diese in Berührung mit den Tabakblättern in kürzester Frist zu Grunde gehen. Der Cholerabacillus ist aber wenig resistent und es ist daher nicht ausgeschlossen, daß ein so starker Konsumartikel, wie der Tabak, bei Uebertragung resistenterer pathogener Mikroorganis- men gelegentlich eine Rolle als Zwischenträger spielen könnte, wozu die Gelegenheit um so eher geboten sein dürfte, als die Bearbeitung des Tabaks meistens nicht unter den besten Verhältnissen und mit geringsten hygienischen Kautelen geschieht. Untersuchungen über die Wirkung des Tabakrauches auf Mikroorganismen, wie sie namentlich von T a s s i n a r i (Centralblatt f. Bakteriol. u. Parasitenkunde. 1888 u. 1891) vorgenommen und in Bezug auf den Cholera bacillus von Wernicke (1. c.) wiederholt wurden, berühren diese Frage nicht direkt. Jetzt, wo der Kampf gegen die Tuberkulose von allen Seiten mit Eifer aufge- nommen wird, lag es daher nahe, nachzuforschen, ob der Tabak und seine Produkte bei der Verbreitung der Tuberkulose vielleicht eine Rolle spielen und ob daher die öffentliche Gesundheitspflege auch in diesem Gewerbe den Hebel anzusetzen habe, um prophylaktisch zu wirken. Es ist ja eine bekannte Thatsache, daß die hygienischen Ver- hältnisse in den Cigarrenfabriken meistens sehr zu wünschen übrig lassen, nicht weniger auch der Gesundheitszustand der in solchen bethätigten Arbeiter. Der geringen Anforderung an ihre Leistungsfähig- keit wegen strömen in diesen Etablissements konstitutionell bereits ge- schädigte Leute zusammen, welche dann unter den ungünstigen Ver- hältnissen relativ bald mannigfaltigen Leiden zum Opfer fallen. Unter diesen spielen nach Roehs (Vierteljahresschr. f. gerichtl. Medizin. 1889) Krankheiten der Respirationsorgane eine bedeutende Rolle und nicht am wenigsten Lungentuberkulose, wie dies auch die deutschen Fabrikinspektoren in ihrem amtlichen Berichte pro 1885 betonen. Kaiser (Ueber den Einfluß des Berufs auf Sterblichkeit und Lebensdauer, Eulenburg’s Vierteljahresschrift f. gerichtl. Medizin. 38 H. Kerei Bd. XXXIII) hat denn auch die mittelbare Lebensdauer der Tabak- arbeiter auf nur 38 Jahre berechnet. Wie aus Gesagtem erhellt, ist somit tuberkulöses Material un- zweifelhaft meistens in Cigarrenfabriken vorhanden und sind die Arbeiter selbst dessen Träger. Daß solches nur allzu leicht von letzteren direkt auf den Tabak und mit diesem in die Cigarren übertragen werden kann, geht aus der üblichen Darstellungsweise der Cigarren hervor. Es werden vorerst die kleineren Tabakblätter, welche als Füllung der Cigarren dienen, in Wasser eingelegt und die großen, Material für Umhüllungs- und Deckblätter ergebenden Tabakblätter durch Wasser gezogen. Nachdem erstere von den Stielen befreit, werden sie mit den Fingern in eine längliche, der Cigarre annähernd ent- sprechende Form zusammengedrückt und möglichst glatt gerollt. Schon bei dieser Prozedur bedient sich oft der Arbeiter des Be- leckens seiner Finger, weil der zähe Mundschleim ein besseres Bindemittel abgiebt, als reines Wasser. Weit häufiger und an vielen Orten wohl regelmäßig geschieht dies beim folgenden und beim letzten Akte der Darstellung von Cigarren, beim Einrollen der Füllungs- masse in das Umhüllungsblatt und beim Umhüllen des Ganzen mit dem Deckblatt. Ersteres sollte mit Wasser, letzteres mit einer ganz dünnen Schicht von Kleister befeuchtet werden. Auch hier werden, wo die Befeuchtung eine geringe ist oder Blattteile sich nicht gut anlegen, beleckte Finger zu Hilfe genommen oder gar die Cigarre behufs Befeuchtung an Lippen und Zunge gebracht; hernach kommen die Cigarren in eine Form und aus dieser, in Kistchen gepreßt, in einen Trocknungs- und Lagerungsraum, wo sie bei einer Temperatur von ca. 30° C meistens bis zu ihrer Spedition verbleiben. So kann tuberkulöses Sputum direkt auf die Cigarren gelangen, aber auch die Möglichkeit indirekter Uebertragung durch die mit Staub vermengte Luft ist dadurch gegeben, daß tuberkulöse Arbeiter ihr Sputum auf den Boden entleeren, wo solches eintrocknet. Es hängt von der Erhaltuug der Virulenz der Tuberkelbacillen auf Tabak ab, ob auf solche Weise Raucher durch Cigarren gefährdet sind oder nicht. Um diese praktisch wichtige Frage zu entscheiden, habe ich daher der sehr dankenswerten Anregung des Herrn Dr. 0. Roth, Vorstand der bakteriologischen Abteilung des hygienischen Institutes in Zürich, den Einfluß des Tabaks speziell auf tuber- kulöses Sputum zu erforschen, gerne Folge geleistet. Der Gang der Untersuchung lehnte sich möglichst an die Praxis an, damit das Resultat derselben auch ohne weiteres für die Praxis Geltung haben könnte, denn die Erfahrungen der Desinfektionspraxis haben ja zur Genüge gezeigt, daß Reinkulturen von Tuberkelbacillen und tuberkulöses Material sich gegenüber den auf sie einwirkenden Agentien verschieden verhalten. Es wurden Cigarren in der oben geschilderten Weise hergestellt und, wie dies in der deutschen Schweiz gewöhnlich geschieht, für die Füllung kleine Brasilblätter, für das Umhüllungs- und Deckblatt große Javablätter verwendet. Um die Infizierung des Tabaks seitens tuber- Ueber den Einfluß des Tabaks auf den Tuberkelbacillus. 39 kulöser Arbeiter durch Belecken der Finger oder Anfeuchten der Cigarren mit Lippen oder Zunge nachzuahmen, wurde vor dem Ein- hüllen in das Deckblatt tuberkulöses Sputum an die Finger gebracht oder solches in geringer Menge mittels Pincette an der Spitze der Cigarre zwischen Umhüllungs- und Deckblatt aufgetragen. Gleiches Sputum wurde jeweilen auf Papier äufgestrichen, in sterilen Reagenzröhrchen neben den mit infizierten Cigarren be- schickten Kistchen aufbewahrt, um festzustellen, ob die Beein- flussung der Virulenz der Tuberkelbacillen einer spezifischen Wirkung des Tabaks oder nur dem Eintrocknen zuzuschreiben sei. Nach Angabe de Toma’s (ref. in Baumgarten’s Jahresbericht über pathog. Mikroorganismen. Jahrg. 1888. p. 173) und solcher Szawitz- ky’s (ref. in Baumgarten’s Jahresbericht. Jahrg. 1891. p. 777) schwankt die Virulenzdauer dem Eintrocknen unterworfenen Sputums zwischen 14 Tagen und 21/ 2 Monaten. Offenbar ist solche von Temperatur und Feuchtigkeitsgrad und hierdurch bedingter Schnellig- keit des Eintrocknens abhängig. Im vorliegenden Falle war das Sputum einer Temperatur von 28—30° C ausgesetzt und der Zutritt der Luft nur durch den das Reagenzglas lose abschließenden Wattepfropf gehemmt. Es wurde nur Sputum von reichlichem Bacillengehalte verwendet, nachdem solcher vorerst durch Deckglaspräparate festgestellt war, und das gleiche Sputum jeweilen in sterilem Wasser aufgeschwemmt Kontrolltieren intraperitoneal injiziert behufs Prüfung der Virulenz der im betreffenden Sputum enthaltenen Tuberkelbacillen. Es erschien mir wichtig, im ferneren die Reaktion der Meer- schweinchen auf Tabakinfus festzustellen, weshalb eine Menge von 4 — 5 ccm (das Infus von i/4 eines mittelgroßen Javablattes) solchen Tieren in die Bauchhöhle injiziert wurde. Das Tabakinfus wurde reaktionslos ertragen, insofern ihm nicht Blätterteile beigemischt waren, in welchem Falle unter Kollapserscheinungen rapid Exitus eintrat, ohne daß die Sektion greifbare Veränderungen ergab. Nachdem die in obiger Weise infizierten und hernach in Kistchen gepreßten Cigarren, sowie das mit Sputum beschickte Papier ver- schieden lange Zeit über dem Brütschranke bei einer Temperatur von 28 — 30° C gelagert hatten, wie dies in den Fabriken vor der Abgabe geschieht, wurden einerseits die Deckblätter über einer Petri’schen Schale abgerollt, mit sterilem Wasser abgespült und mit dem Spatel abgeschabt, um das infektiöse Material von den Blättern ohne deren Bestandteile zu erhalten, andererseits wurde das in- fizierte Papier in gleicher Weise abgewaschen. Sodann wurde das erhaltene Tabakwaschwasser je zwei, das Waschwasser vom Papier jeweilen einem Meerschweinchen intraperitoneal injiziert. Stets wurde ein Rest der beiden Waschwasser sedimentiert und durch Färbung auf den Gehalt an Tuberkelbacillen untersucht. Die Impfung der Versuchstiere erfolgte nach einer Lagerung der infizierten Cigarren und des infizierten Papiers von 10 Tagen, 2, 3, 4 und 5 Wochen. Der Gehalt an Tuberkelbacillen des zur Injektion verwendeten Tabakwaschwassers war nur nach 10 Tagen Einwirkung reichlich, 40 H. Ke r e z, bei längerer Einwirkung äußerst gering, bei dem vom Papier stammenden Waschwasser dagegen ein mittlerer bis reichlicher. Die vom Papier stammenden Bacillen zeigten gut erhaltene und gefärbte Formen, die von den Cigarren stammenden aber meist schlecht ge- färbte Involutionsformen. Von den Konfrontieren verendeten zwei, das eine nach 18 Tagen, das andere nach 23 Tagen infolge von Tuberkulose. Von den Tabaktieren machte eines 5 Tage nach der Injektion Exitus an Peritonitis, ein anderes, nach einer Einwirkung des Tabaks auf das Sputum von 4 Wochen geimpft, ging nach l2/s Monaten an Kachexie zu Grunde; das zweite, unter gleichen Bedingungen ge- impfte Tabaktier verfiel ebenfalls fortschreitender Kachexie und wurde zu gleicher Zeit in bereits moribundem Zustande getötet, ohne daß die Sektion eine andere Todesursache ergab. Alle übrigen nicht spontan verendeten Tiere wurden nach 2 Monaten getötet. In allen Fällen, auch denen, wo die Sektion weder positiv noch irgendwie suspekt ausfiel, wurde der Befund nicht nur makroskopisch festgestellt, sondern auch mikroskopisch in Aus- strich- und in Schnittpräparaten die An- oder Abwesenheit von Tuberkelbacillen in den Organen erforscht. Bei der Sektion lagen im Uterus eines nach 10 Tagen von in- fizierten Cigarren, sowie eines nach 2 Wochen von letzteren geimpften Meerschweinchens je 3 gut entwickelte Früchte vor, ebenso 2 solcher in einem von Papier nach 5 Wochen geimpften Tiere. Sämtliche jeweilen mit dem nämlichen tuberkulösen Sputum ge- impften Kontrolltiere erwiesen sich als tuberkulös. Tuberkulose wurde ferner nachgewiesen bei den beiden nach 10 Tagen von infizierten Cigarren geimpften Tieren, wovon das eine, trächtige, auf der Innenseite der Placenta vereinzelte miliare Knötchen zeigte, in welchen durch Färbung Tuberkelbacillen nachweisbar waren. Bei den nach 10 Tagen, 2 und 3 Wochen von infiziertem Papier geimpften Tieren lag ebenfalls durch Färbung erhärtete Tuberkulose vor, bei allen übrigen Versuchstieren war der Befund negativ, ebenso bei sämtlichen Früchten, auch bei denen, welche in jenem Muttertiere lagen, dessen Placenta miliare Tuberkulose zeigte. Eine Uebersicht über die Resultate der im Vorhergehenden ge- schilderten Untersuchungen giebt folgende Tabelle (s. p. 41): Aus obiger Zusammenstellung geht hervor, daß nur, wenn die mit tuberkulösem Sputum infizierten Cigarren bloß 10 Tage gelagert hatten, deren Waschwasser Tuber- kulose bei Meerschweinchen zu erzeugen imstande war; bei längerer Lagerung infizierter Cigarren verloren letztere ihre virulenten Eigenschaften. Dagegen vermochte die bloße Eintrocknung des gleichen tuber- kulösen Sputums auf Papier unter ähnlichen äußeren Verhältnissen die Virulenz desselben erst in der 4. Woche zu zerstören. Mit Waschwasser von mit tuberkulösem Sputum infizierten Cigarren angestellte Kulturversuche auf Glycerinagar und Glyceriubouillon zeigten baldige und üppige Entwickelung von Bakteriengemischen, worunter Hefearten eine hervorragende Rolle spielten, so daß aus diesen Ueber den Einfluß des Tabaks auf den Tuberkelbacillus 41 £ ® | ® u e’O :S -O Eb S w H O o ® o 3 'g-C ® ^ a« « -o S C .o e 's ^ 3 o g> Fi ► fcac _ ec - q C/5 ^ H • ^ g © £ ° o* — -c j= > a + + + + CO £ © •| ® J a w I I I I tx *0 + + + + bc bc o oo co + + © b£ M -2 s © © a ^ Mittheilungen. Versuche über die Widerstandsfähigkeit der Typhus- bacillen gegen Trocknung und über die Möglichkeit ihrer Verschleppung durch die Luft. Von Prof. Dr. I. Uffelmann. Untersuchungen über die Widerstandsfähigkeit der Typhusbacillen gegen Trocknung, sowie experimentelle Studien über die Möglichkeit ihrer Verschleppung und Uebertragung durch die Luft, insbesondere durch den Staub des Bodens, des Haus- und Straßenkehrichts oder der Kleidung sind bislang in nur sparsamer Zahl angestellt worden. Es muß dies Jedem auffällig erscheinen, da die Beobachtung XV. Bd. 9 134 I. Uffelma n n , der Typhusepidemieen auf die Möglichkeit, selbst auf die Wahrschein- lichkeit hinweist, daß wenigstens in einer Reihe von Krankheitsfällen die Uebertragung des Erregers nicht durch Wasser, oder irgend welche Nahrungsmittel, oder durch direkte Berührung mit den Fingern, sondern durch die Lu ft stattfand. Ich erinnere nur an den Bericht Yersi ns *) über die Epidemie von M e ir i n gen, welche er auf die in diesem Orte vorgenommenen Ausgrabungen zurück- führte, an die Mitteilung von Froidbise1 2), welcher die Epidemie in der Kaserne zu Antwerpen daraus erklärte, daß Typhuserreger von einem frisch aufgeschütteten Scheldedamm durch den Wind transportiert seien, und an den kürzlich publizierten Aufsatz Pfuhls3) über die Typhusepidemie zu Landsberg a. W., deren erste Fälle nach seiner Ansicht durch den Staub der infizierten oberen Boden- schicht entstanden waren. Auch die sehr zahlreichen Fälle von Typhus, welche man mit der Einatmung fauliger Gase in ursäch- lichen Zusammenhang brachte , mußten zu einer experimentellen Untersuchung darüber auffordern, ob die Luft lebensfähige Typhus- bacilleu in sich führen kann. Dies ist, wie schon vorhin gesagt wurde, bislang nur von wenigen Forschern geschehen. Chantemesse und Widal4) vermochten in der Luft keine Typhusbacillen nachzu- weisen, dagegen kam Lassime5) zu dem Ergebnis, daß diese Mikroben von trockenen, verstäubenden Medien lebensfähig sich in die Luft erheben können, und Sicard6) behauptete sogar, sie in der Ausatmungsluft von Typhuskranken fast konstant ge- funden zu haben. Da zumal die Sicard sehen Untersuchungen durchaus nicht einwandfrei erscheinen, so habe ich eine größere Reihe von Versuchen angestellt, die den Zweck verfolgten, zu er- mitteln, wie lange Zeit die Typhusbacillen der Trock- nung widerstehen, und ob sie in lebensfähigem Zu- stande durch Staub und mit demselben verschleppt werden können. Zu diesen Versuchen benutzte ich zweifellos ächte Typhusbacillen. Sie waren in Gelatine von einer Kultur fortgezüchtet, welche aus der Milz eines an Unterleibstyphus gestorbenen Individuums ge- wonnen war. Mit ihnen stellte ich eine Aufschwemmung in sterili- siertem Wasser, sowie eine Bouillonkultur her und verwandte die- selben, aber auch dünne typhöse, sterilisierte und nicht sterilisierte Fäces, welche mit jener Aufschwemmung vermischt worden waren, zur Infektion 1) von Gartenerde, 2) von weißem Sand der Ostseeküste, welcher hier als Filtersand benutzt wird, 3) von Haus- und von Straßenkehricht, 4) von Kleidungs- stoffen, nämlich von Leinen und Buckskin, endlich 5) von Holz. Die Gartenerde, der weiße Sand, der Kehricht, die Klei- 1) Yersin: L’epidemie de fifevre typhoide ä Meiringen. Geneve. 1888. 2) Froidbise: Semaiue m6dicale. 1893. Nr. 29. 3) Pfuhl: Zeitschr. für Hygiene. XIV. 1. 4) Chantemesse und Widal nach Brouardels Vortrag auf dem Wiener Kongreß für Hygiene 1889. 5) Lassime: Propagation de la fievre typhoide par l’air. Thfese. Paris 1890. 6) Sicard: Sernaine medicale 1892. Nr. 4. Versuche über die Widerstandsfähigkeit der Typhusbacillen etc. 135 dungsstoffe waren vorher sterilisiert, das Holz jedoch nicht. Alle diese Materialien blieben nach der Infektion in offenen Behältern, welche in einem Zimmerschrank bei 14 — 16° R aufgestellt und da- mit gegen Sonnenlicht geschützt waren. Der Nachweis der Typhusbacillen hatte nach dieser Versuchsanordnung nur da Schwierigkeit, wo nichtsterilisierte Fäces verwandt wurden. Er geschah 1) durch die Feststellung des Aussehens der Kolonieen bei etwa 100-facher Vergrößerung; 2) durch diejenige der Gestalt und der Beweglichkeit der Bacillen ; 3) durch die Art des Wachstums in Methylviolettgelatine; 4) durch das Verhalten in 2-proz. Milchzucker-Gelatine (Nicht- Auftreten von Gährung); 5) durch das Verhalten einer mit den betr. Bazillen geimpften Milch (Nichtgerinnung). Wenn man in Fällen, wo verdächtige Kolonieen gefunden wer- den, diese fünf Proben unter Vergleich mit notorisch echten Typhus- bacillen und Typhusbacillen-Kolonieen anwendet, darf man wohl einen Irrtum als ausgeschlossen betrachten, wenigstens nach dem derzeitigen Stande unseres Wissens. An der Benutzung der Methylviole^tt-Gelatine zum Nachweis von Typhusbacillen in Gemischen von Bakterien halte ich noch immer fest. Nur setze ich statt der Citronensäure jetzt Kar- bolsäure zu. Der genau neutralisierten gewöhnlichen Nährgelatine wird zunächst auf 100 Cbcm 0,1 Cbcm reine Karbolsäure und da- rauf 0,002 gr Methylviolett beigemischt, nachdem letzteres in 1 Cbcm Alkohol und 2 Cbcm Aqua destillata gelöst worden war. Das Wachstum der Typhusbacillen in dieser bläulichen Gelatine vollzieht sich in derselben charakteristischen Weise, wie in der citronensauren Methylviolettgelatine. (Siehe darüber meinen Aufsatz in der Berl. Klin. Wochenschrift. 1891. Nr. 35). Zwar wachsen darin auch andere Bakterien, insbesondere das B. coli, in ganz ähnlicher Weise. Aber die Zahl der ähnlich wachsenden ist, wenn mau nur scharf beobachtet und sie stets mit Kolonieen von echten Typhusbacillen vergleicht, die am nämlichen Tage in blaue Gelatine verimpft und bei derselben Temperatur gehalten wurden, nicht groß. Deshalb erleichtert die Verwendung der Methylviolettgelatine den Nachweis unter allen Um- ständen. Es versteht sich ganz von selbst und ist auch bereits vor- hin, sowie an der eben zitierten Stelle hervorgehoben worden, daß man sich niemals mit dieser einen Probe begnügen darf, daß man in jedem Falle zugleich die anderen oben genannten vier Proben an- zuwenden hat. Für die Unterscheidung der Typhusbacillus-Kolo- nieen von denen des B. coli wird insbesondere die Verimpfung in Milchzuckergelatine und in sterile Milch unerläßlich sein. Wie man eingestehen kann, daß diese Methode der Anwendung von Methylviolettgelatine — auch der früher von mir benutzten citronensauren — eine Reihe von Bakterien aus den Bakterien- gemischen ausschaltet, und zugleich behaupten kann, daß sie den Nachweis der Typhusbacillen erschwert, ist zu verwundern. Aber ich vermag schlechterdings nicht einzusehen, weshalb von einzelnen 9* 136 I. Uffelmanu, Autoren ganz ignoriert wird, daß diese Methode unter allen Um- ständen durch ihr negatives Ergebnis sehr wertvoll wird. Hat man eine Methylviolettgelatine bereitet, auch festgestellt, daß in und auf ihr Typhusbacillen gut wachsen, und findet mau, daß beispielsweise nach Impfung dieser Gelatine mit einer Probe verdächtigen Wassers gar keine oder doch keine den Typhuskolonieen in Methylviolettgelatine ähnliche Kolonieen wachsen, so ist man imstande, mit voller Sicher- heit das Vorhandensein von Typhusbacillen auszuschließen. Nach allem diesem halte ich, wie gesagt, an der Verwendung der Probe mit Methylviolettgelatine fest, wenn es sich um den Nachweis von Typbusbacillen in Bakteriengemischen handelte. 1) Versuche mit Gartenerde. Die Erde wurde der obersten Bodenschicht des Gartens beim hygienischen Institute zu Rostock entnommen, in einer Porzellan- schale durch Hitze von 140° sterilisiert, fein pulverisiert, darauf in etwa 4 mm hoher Schicht mit der wässerigen Aufschwemmung der Typhusbacillen gleichmäßig angefeuchtet und nunmehr in den Zimmer- schrank gestellt. Nach 24 Stunden war die Erdmasse völlig luft- trocken. Sie wurde jetzt mit sterilem Pistill noch einmal fein ver- rieben. Aus dieser, also 1 Tag nach der Infektion entnommenen Probe (3 Platinlöffelchen, ä 0,001 g, voll) entwickelten sich in Nähr- gelatine sehr zahlreiche Kolonieen echter Typhusbacillen, ebenso aus einer 3 Tage und 6 Tage nach der Infektion entnommenen gleich- großen Probe. Aus einer am 10. Tage entnommenen Probe von 3 Löffelchen voll entwickelten sich Typhuskolonieen in mäßiger Menge, aus einer am 16. uud 21. Tage entnommenen nur wenige. Später konnten sie nicht mehr nachgewiesen werden. Am 6. Tage nach der Infektion blies ich in einem separaten Zimmer mittelst eines Kautschukballons Staub aus der Schale mit pulverisierter, trockener Gartenerde über vier hintereinander auf Papier aufgestellte, mit noch nicht ganz erstarrter Nährgelatine erfüllte Glasschälchen und stellte letztere nach Bedeckung bei 23 0 hin. In ihnen allen entwickelten sich Kolonieen von Typhusbacillen in nicht unbedeutender Menge. An demselben Tage blies ich Staub aus der mit pulverisierter Gartenerde erfüllten Schale über eine andere, in etwa 20 cm Entfernung stehende, mit sterilisierter Milch erfüllte Schale und stellte sie bei 23° C hin, nachdem letztere mit einem Deckel geschlossen war. Nach Ablauf von 2 Tagen entnahm ich 3 Proben, brachte sie in Nähr- gelatine, rollte diese aus und sah aus allen Proben sich Kolonieen echter Typhusbacillen in erheblicher Zahl entwickeln. Die Milch war nicht geronnen. 2. Versuche mit weißem Sande. Der Sand, welcher dem für das Rost ocker Wasserwerk be- nutzten eigentlichen Filtersande (der obersten Schicht) völlig gleich- kam, wurde, wie die Gartenerde, bei 140° sterilisiert, mit einem sterilen Pistill verrieben, dann mit der wässerigen Aufschwemmung von Typhusbacillen (in einer ebenfalls etwa 4 mm hohen Schicht) an- Versuche über die Widerstandsfähigkeit der Typhusbacillen etc. 137 gefeuchtet und darauf in den Zimmerschrank gestellt. Nach 36 Stunden war die Sandmasse völlig lufttrocken und wurde jetzt noch einmal verrieben. Es entwickelten sich aus der Probe von 3 Löffelchen voll, 1 */, Tag nach der Infektion entnommen, sehr zahlreiche Typhuskolonieen, 8 Tage 55 55 59 99 sehr zahlreiche 55 15 „ 55 59 95 59 sehr zahlreiche 99 25 „ 55 99 95 ziemlich zahlr. )) 31 „ 55 55 55 99 ziemlich zahlr. 55 45 „ 59 55 55 99 ziemlich zahlr. 59 60 „ 55 59 59 >9 wenige 55 70 „ 99 59 >9 99 wenige 99 82 „ » 59 59 55 ganz vereinzelte 59 später keine 59 3. Versuche mit Haus- und Straßenkehricht. Es wurde Kehricht aus meinem Schlafzimmer innerhalb einer Porzellanschale in heißem Wasserdampf sterilisiert, getrocknet, mit sterilem Pistill möglichst zerkleinert, darauf mit wässeriger Auf- schwemmung von Typhusbacillen angefeuchtet und in den Zimmer- schrank gestellt. Die etwa 2 mm hohe Schicht war nach 16 Stunden lufttrocken. Ich verrieb noch einmal mit dem sterilen Pistill und stellte die Schale wieder in den Schrank. Es entwickelten sich aus der Probe von 3 Löffelchen voll, 1 Tag nach der Infektion entnommen, zahlreiche Typhuskolonieen, 7 Tage 55 95 59 59 zahlreiche 59 10 95 55 55 55 55 zahlreiche 59 16 55 59 95 55 9* zahlreiche 55 22 55 99 59 55 55 mäßig zahlreiche 95 30 99 55 55 59 95 mäßig zahlreiche 55 36 55 55 55 55 55 vereinzelte 55 Ebenso wurde Straßenkehricht behandelt. Es gelang, in ihm mit Bestimmtheit noch am 32. Tage nach der Infektion Typhus- bacillen nachzuweisen, wenn schon in nur sparsamer Anzahl. Spätere Versuche sind nicht angestellt worden. 4 Versuche mit Kleidungsstoffen. Versuche mit Kleidungsstoffen anzustellen, schien mir mit Rück- sicht auf die Praxis sehr wichtig. Es kommt ja ungemein häufig vor, daß die Leibwäsche der Typhuskranken mit den Entleerungen der- selben besudelt wird; und vielfach legt man solche Wäsche ohne vor- herige Desinfektion weg. Es besteht dann die Möglichkeit, daß nach Trocknung der Verunreinigungen durch Hantierung mit der Wäsche Staub aufwirbelt und Typhusbacillen in die Luft gelangen, von dem- jenigen aber, welcher mit der Wäsche zu thun hat, direkt eingeatmet werden. Auch kommt es vor, daß andere Kleidungsstücke, insbesondere Beinkleider, in den ersten Tagen der Krankheit, wenn der Patient noch nicht bettlägerig ist, oder von Individuen mit ambulantem Typhus durch eben entleerte Faecalmassen besudelt werden. Die in diesen befindlichen Krankheitserreger können, wenn sie nach der Trocknung am Leben bleiben, beim Reinigen der Stoffe, insbe- sondere beim Ausklopfen und Bürsten, in die Luft ge- 138 I. Uffelmann langen. Vielleicht sind viele der Krankheitsfälle in der von Gel au beschriebenen Typhusepidemie, welche das 2. hannoversche Artillerie- Regiment befallen hatte und welche erst nach gründlicher Des- infektion der Uniformstücke aufhörte, durch Einatmen des Staubes beim Reinigen derselben entstanden. (Deutsche militärärztliche Zeit- schrift. Jahrgang 1887. Heft 6.) Meine Versuche stellte ich in folgender Weise an : Es wurden mehrere Stücke Leinwand und Buckskin von je etwa 16 qcm Fläche in heißem Dampfe sterilisiert, darauf getrocknet, nunmehr mit sterilisierten, typhösen Faeces, denen die Typhusbacillen- Aufschwemmung im Verhältnis von 1 : 3 Faeces zugesetzt worden war, auf beiden Flächen bestrichen und dann in den Zimmerschrank gelegt. Als nach einigen Stunden die Flächen völlig trocken er- schienen, bestrich ich sie noch einmal mit derselben Masse und legte sie dann wieder in den Schrank. Aus der Leinwand und dem Bucks- kin wurden nun an den nachfolgend bezeichneten Tagen mit einem sterilisierten Locheisen Stückchen von 3 mm Durchmesser heraus- geschnitten, auf steriler Glimmerplatte fein zerfasert, in Nähr- gelatine gebracht, in dieser möglichst gut verteilt und die Gelatine ausgerollt. Es entwickelten sich aus der 1 Tag nach der Infektion entnommenen Leinwandprobe zahlreiche Typhuskolonieen, 4 Tage „ „ „ „ „ zahlreiche „ 8 „ „ „ „ „ „ zahlreiche „ 20 „ ,, ,, ,, „ „ ziemlich zahlreiche „ 30 ,, „ ,, ,, ,, „ ziemlich zahlreiche ,, 60 „ „ „ „ „ „ vereinzelte „ 90 „ „ „ „ „ „ keine 1 Tag nach der Infektion entnommenen Buckskinprobe sehr zahlreiche Typhuskolonieen, 10 Tage 5» zahlreiche 20 15 r> zahlreiche 30 >1 » zahlreiche >> 60 wenige 70 >> wenige >> 80 >> >> wenige 100 V >> >> » keine » Es wurden ferner ebenso große Stücke Leinwand und Buckskin mit nicht sterilisierten typhösen Faeces, denen eine wässerige Typhusbacillenaufschwemmung im Verhältnis von 1 : 3 Faeces zugesetzt worden war, auf beiden Flächen zweimal hinter- einander bestrichen, in den Schrank gelegt und nach erfolgter Trock- nung mit dem Locheisen 3 mm im Durchmesser große runde Stück- chen herausgeschnitten, diese zerfasert, in Methylviolettgelatine gebracht, in ihr möglichst gut verteilt und die Gelatine ausgerollt. Kolonieen von Typhusbacillen vermochte ich in den Leinwandproben bis zum 72. Tage, in den Buckskinproben bis zum 85. Tage nach- zuweisen. Ich habe auch ein Stück sterilisierten Buckskins auf beiden Flächen mit dünnen, typhösen, sterilisierten Faeces bestrichen, denen eine Bouillonkultur von Typhusbacillen zugesetzt wurde, dann trocknen lassen und nunmehr an einer Reihe von Tagen mit sterilen Fingern so gerieben, daß der niederfallende Staub in ein mit nicht erstarrter Versuche über die Widerstandsfähigkeit der Typhusbacillen etc. 139 Gelatine gefülltes Schälchen fiel. Letzteres wurde bedeckt und bei 23° C hingestellt. Noch am 16., 19. und 40. Tage nach der In- fektion des Zeuges enthielt dasselbe lebensfähige Typhusbacillen. Denn es entwickelten sich aus dem Staube in den Schalenkulturen ziemlich zahlreiche Kolonieen, von denen die meisten sich durch die oben bezeichneten Proben als solche von echten Typhusbacillen er- wiesen. Ebenso wurde ein Stück Leinen auf beiden Flächen mit sterili- sierten typhösen Faeces, denen eine Bouillonkultur von Typhusbacillen zugesetzt war, bestrichen, im Schranke getrocknet und an einer Reihe von Tagen mit sterilen Fingern über einem Schälchen gerieben, welches nicht erstarrte Gelatine erhielt. Auch hier vermochte ich mit Bestimmtheit .festzustellen, daß in dem durch Reibung des Stoffes entstandenen Staube noch am 16., 19. und 40. Tage nach der In- fektion lebensfähige Typhusbacillen vorhanden waren. Spätere Ver- suche sind nicht angestellt worden. Endlich habe ich ein 100 qcm großes Stück gröberen Buckskins an beiden Flächen mit sterilen typhösen Faeces bestrichen, denen die wässerige Aufschwemmung von Typhusbacillen zugesetzt war, und dann im Schranke getrocknet. Ara 16. Tage nach der Infektion brachte ich das Stück Buckskin in einem separierten Zimmer auf einen Bogen weißen Papieres, fixierte es mit einer Pincette und und klopfte es stark mit einem eisernen sterilisierten Stabe. Der auf dem Papiere sichtbar werdende Staub wurde mit angefeuchteter Platinöse möglichst vollständig aufgenommen und in Nährgelatine verteilt, diese aber ausgerollt. Es entwickelten sich zahlreiche Kolonieen, welche zu etwa zwei Dritteilen als solche von Typhus- bacillen sich erwiesen. 5. Versuche mit Holz. Nach Abschluß der Versuche mit den bisher genannten Ma- terialien habe ich noch solche mit Holz angestellt. Es erschien nicht ohne Interesse, zu ermitteln, wie lange die in Faekalmasse ver- teilten Typhusbacillen sich lebend erhalten, wenn jene in dünner Schiebt, etwa wie nach Besudelung mit dünnen Typhusfaeces, auf der Oberfläche von Holz antrocknet. Durch Abreiben solcher trocknen Massen mit dem Schuhwerk, mit dem Kehrbesen u. s. w. können ja die Erreger in die Luft gelangen. Ich bestrich ein gehobeltes Tannenholzbrett an einer seiner Flächen mit sterilisierten typhösen Faeces, denen auf 3 Teile 1 Teil der wässerigen Aufschwemmung von Typhusbacillen zugesetzt worden war, und legte es zum Trocknen in den Schrank. Der Aufstrich war nach noch nicht einer halben Stunde völlig lufttrocken. Einen Tag darauf kratzte ich mit der Spitze eines sterilisierten Messers etwas von dem Aufstrich ab, brachte ihn in Nährgelatine, verteilte ihn und rollte aus. Es entwickelten sich recht zahlreiche Kolonieen von Typhusbacillen. Auch noch am 10., am 15., am 21., am 32. Tage nach der Infektion entwickelten sich aus dem Abgekratzten Typhus- kolonieen, wenn schon in allmählich abnehmender Zahl. 140 1- Uffelmann, Versuche über die Widerstandsfähigkeit der Typhusbacillen etc. Also hielten sich die Typhusbacillen trotz Trocknung lebensfähig 1) in Gartenerde mit Bestimmtheit 21 Tage, 2) in weißem Filtersand mit Bestimmtheit 82 Tage, 3) in Kehricht mehr als 30 Tage, 4) auf Leinewand mit Bestimmtheit 60, resp. 72 Tage, 5) auf Buckskin „ „ 80, „ 85 „ 6) auf Holz „ „ 32 Tage. Dabei muß bemerkt werden, daß die Unter- suchungen des Kehrichts und des Holzes nicht bis zum völligen Verschwinden der Typhusbacillen fort- gesetzt sind. Selbstverständlich schließen die obigen Ergebnisse es keineswegs aus, daß diese Bacillen unter anderen Verhältnissen, z. B. in dickerer Schicht oder in etwas feuchterer Luft der Trocknung ausgesetzt, noch länger am Leben bleiben, als von mir gefunden wurde. Worauf es beruht, daß in der fein pulverisierten Gartenerde die Typhusbacillen um so viel rascher zu Grunde gingen, als in dem Filtersande, kann ich nicht sagen und verzichte auch darauf, einen Versuch der Erklärung zu machen. Ebenso weiß ich nicht, ob die etwas längere Persistenz auf Buckskin gegenüber der Leinwand mehr als zufällig ist. Unter allen Umständen lehren die eben beschriebenen Experi- mente, daß die Typhusbacillen einer stetigen, nicht durch Anfeuchtungen unterbrochenen Trockn ung.bei Abschluß des Sonnenlichts verhältnismäßig lange, insbesondere um Vieles länger widerstehen, als die Cholerabacillen. Sie lehren aber auch, daß lebensfähige Typhus;bac5illen mit dem Staube des Bodens, des Haus- und Straßen- kehrichts, der Kleidungsstoffe, der Verunreinigungen des Fußbodens in die Luft sich erheben und dabei Lebensmittel, wie Milch, infizieren können. Deshalb muß die Möglichkeit einer Verschleppung und Ueber- tragung der bezeichneten Krankheitserreger idurch die Luft bedingungslos zugegeben werden. Fraglich bleibt nur, ob sie, wenn eingeatraet, von den Respirationsorganen aus, was nicht sehr wahrscheinlich, oder durch Verschlucken des Mund- und Rachenschleimes, in welchen sie beim Atmen gelangten, krankmachend wirken. Rostock, 5. Januar 1894. Jakob Bernheim, Ueber Invasion von Hautkokken bei Ekzem. 141 Ueber Invasion von Hautkokken bei Ekzem. [Aus dem Züricher Kinderspital.] Von Dr. Jakob Bernheim. (Hierzu 1 Tafel) Das Ekzem wird in den Lehrbüchern allgemein als eine unge- fährliche Erkrankung beschrieben. Kaposi1) hebt geradezu hervor, daß die Prognose dieser Krankheit insofern günstig sei, als durch sie niemals Gefahr für das Leben drohe. Im Widerspruche zu dieser Lehre stehen eine Anzahl Beobachtungen, welche Professor Oscar Wyß seit einer langen Reihe von Jahren bei an Ekzem leiden- den Kindern gemacht hat. Es handelte sich in den betreffenden Fällen immer um Säuglinge, bei welchen im Verlauf eines aus- gebreiteten Ekzems entweder plötzlich der Tod eintrat , ohne daß irgend ein schweres Symptom einen so unglücklichen Ausgang vor- hersehen ließ , oder aber nachdem kurze Zeit schwere centrale Symptome vorausgegangen waren. Ebenso auffallend wie der plötz- liche Exitus waren die stets geringfügigen pathologischen Befunde bei der Sektion. Da während meiner Assistentenzeit wiederum ein solcher „Ekzemtod“ bei einem Säugling eintrat, machte ich mich auf Veranlassung des Herrn Prof. Dr. Wyß an die mikroskopische und bakteriologische Untersuchung der Organe. Ueber die übrigen Fälle soll in einer Dissertation von anderer Seite berichtet werden. Ara 24. Februar 1893 wurde in das Züricher Kinderspital der vier Monate alte Knabe Ernst Derrer wegen ausgedehnten Ekzemes aufgenommen. Der sofort festgestellte Status praesens konstatiert ein hochgradiges, nässendes und crustöses Ekzem der behaarten Kopfhaut, des Gesichtes und der Brust, in geringerem Grade auch an den obern Extremitäten. An beiden Händen finden sich große Pusteln. Die Nackendrüsen sind beiderseits hart und geschwollen. Im Harn schwache, aber deutliche Eiweißreaktion ; außer Vergrößerung der Milz ist an den innern Organen nichts Abnormes zu finden. — Therapeutisch wurde vor der Hand nicht eingeschritten. Anam- nestisch ist bemerkenswert, daß das Kind seit Dezember 1891 an Ekzem leidet, welches sich trotz Behandlung mit Krüschbädern, Zink- salbe und Carboiglycerinseife nicht besserte. Seit der Geburt huste Patient etwas; abends soll er öfters leicht fiebern. Im übrigen sei das Kind immer munter gewesen und habe stets guten Appetit ge- habt. Auch im Spital trank der Knabe die ihm gebotene Milch gerne, zeigte in seinem Verhalten überhaupt nichts Auffälliges. Die Temperaturmessung ergab nur 36,8° (?). — Um so größer war der Schrecken der Wärterin, wie sie in der Nacht nach der Aufnahme das Kind tot im Bette findet. — Eine Erklärung für den plötzlichen Todesfall ließ sich nicht geben; auch die Sektion, welche etwa 6 1) Kaposi, Pathologie und Therapie der Hautkrankheiten. Wien und Leipzig 1887. 142 Jakob Bernheim, Stunden post mortem von Herrn Prof. W y ß ausgeführt wurde , er- gab zunächst keinen hinreichenden Aufschluß. Sektionsprotokoll. Starke und sehr hochgradige Totenflecke auf dem Rücken und den abhängenden Teilen der Gliedmaßen; hochgradige Blässe der übrigen Teile, fehlende Starre. Die ekzematösen Stellen erscheinen blaß, nur am behaarten Kopf, da, wo die Krusten fehlen, starke Füllung der Ge- fäße. Am Halse zeigt die Haut flache, von rechts nach links verlaufende, streifenförmige Epidermislücken. Die Gehirnoberfläche ist ziemlich blutreich. Die Substanz der Centralorgane an der Basis ist derb und fest, im übrigen ist das Gehirn blutreich, aber ohne sonstige, makroskopische Veränderung. An den Hirnhäuten ebenfalls nichts Besonderes. Muskulatur an Brust und Bauch sehr schlaff, mit einem Stich ins Gelbliche. Lymphdrüsen am Halse rechts geschwellt, namentlich in der Unterkiefergegend und über dem Schlüsselbein. Unter der Pleura beider Lungen zahlreiche, punkt- förmige Ekchymosen. Die Pleurahöhlen leer. Im Herzbeutel 2 — 3 ccm Serum; auch unter dem Epikard finden sich einzelne, kleine Ekchy- mosen. Im rechten Herzen ziemlich reichliche Gasblasen. Das rechte Herz nicht ausgedehnt, schlaff, enthält wenig schaumiges, flüssiges Blut; auch der linke Ventrikel ist schlaff. Im rechten Vorhof ein kleines Blutgerinnsel. Das linke Herz ist leer, nur wenig dunkles Blut und gar keine Gerinnsel enthaltend, im linken Vorhof ein kleines Gerinnsel. Die Muskulatur des linken Herzens ist blaß mit deutlichem Stich ins Gelb- liche und trüber, mattglänzender Schnittfläche ; noch blasser und mehr ins Gelbliche spielend ist die Muskulatur des rechten Herzens. Die Mandeln sind unverändert, die linke enthält mehrere weiße punktförmige Pfropfe. Speiseröhre im oberen Teile bläulich, sonst un- verändert. Untere Kehldeckelfläche und Schleimhaut über den Stimm- bändern blutreich, kleine, weiße, punktförmige Prominenzen zeigend. Namentlich der unterste Teil der Luftröhre und die Anfänge der großen Verzweigungen sehr blutreich, mit reichlichem, ziemlich dünn- flüssigem Schleim belegt ; in sämtlichen Bronchien reichlich solcher Schleim. Beide Lungen blutreich, überall lufthaltig, überall ausge- breitetes, sehr starkes Oedem. Die Drüsen an der Teilungsstelle der Luftröhre sind etwas geschwellt, zeigen an der Oberfläche weiße, durch- schimmernde Follikel. Leber außerordentlich blaß, der linke Lappen vollständig anämisch, der rechte zeigt nach außen und hinten in geringer Zahl kleine, punktförmige Ekchymosen unter der Gl is so n’ sehen Kapsel. Auch die Schnittfläche der Leber zeigt sehr bedeutende Blässe, sehr stark verwischte Läppchenzeichnung, an zahlreichen Stellen gelbe, über 1 qcm große Verfärbungen. Galle flüssig, sparsam. Die Thymus ist noch sehr groß und dick, auf der Schnittfläche von normaler Beschaffenheit. Milz ist sehr um- fangreich; Länge: 8 cm; Breite: 4 cm; Dicke: 1 1/2 cm. Oberfläche glatt, gespannt. Gewebe der Milz blaß, sehr weich, zeigt zahlreiche, ungleich große Follikel, welche auf Druck eine weiße, eiterähnliche Flüssigkeit entleeren. Magen von normaler Größe, enthält reichlichen, mindestens 50 ccm, sauer reagierenden Inhalt. Schleimhaut blaß, schlaff, Ueber Invasion von Hautkokken bei Ekzem. 143 makroskopisch ohne jede Veränderung. Die M e s e n t er i a 1 d r ü s e n auffallend stark weiß, nicht geschwellt, schlaff, enthalten anscheinend viel Chylus. Zwölffingerdarm normal, blaß; aus der Papille entleert sich gallig gefärbter Schleim. Schleimhaut des Jejunum und des Ile um sehr blaß, sonst nicht verändert, nur selten gallige Beimengung. Nach oben, weniger nach unten Schwellung der Pey er 'sehen Platten, sowie der solitären Follikel. In den untersten zwei Dezimetern des Dünndarms sehr starke Schwellung der solitären und zusammengruppierten Follikel; noch viel stärker ist die Schwellung der isolierten Follikel im Dick- darm, sowohl im Blinddarm, als auch weiter nach unten, namentlich im Colon transversum und desceudens. Wurmfortsatz 8 cm lang, auch hier sehr starke Schwellung der Follikel vorhanden. Würmer fehlen. Bechte Niere 6,8 cm lang, 2,5 cm breit, 1,4 cm dick. Keine Lappung an der Oberfläche. Nach unten ist eine Partie an der Oberfläche stark mit Blut überfüllt und zeigt auf der Schnittfläche sehr starke Füllung der Gefäße zwischen den Markstrahlen. Linke Niere 6,5 cm lang, 2,5 cm breit, 1,7 cm dick. Nierenbecken beiderseits normal. Rinden- substanz ziemlich blaß. Die Blase ist leer, nur 2 — 3 ccm trüben, blassen Urins enthaltend. Diagnose: Akute Enteritis im Dünndarm und Dickdarm. Milzschwellung. Parenchymatöse Leberveränderung. Lungenödem. Bakteriologische Untersuchung1). 1) Der Perikardialflüssigkeit. Nach Eröffnung der Brusthöhle wird mit einer Pincette das Perikard gefaßt, in die Höhe gezogen und hierauf mit ausgeglühter Schere ein Einschnitt in die erhobene Falte gemacht. Mit der Pla- tinöse wird sodann mit sorgfältiger Vermeidung der Schnittränder aus dem am Grunde des Herzbeutels befindlichen Serum ein Tropfen auf einer schiefen Agarfläche verstrichen. 2) Der Hirnventrikelflüssigkeit. Nachdem das Hirn aus der Schädelhöhle genommen, wird mit einem ausgeglühten Messer die Hirnsubstanz bis zur oberen Wand des einen Seitenventrikels durchgeschnitten und hierauf aus dem am Bodeu des Ventrikels angesammelten Liquor cerebro-spinalis eine Oese voll auf Agar verstrichen. Auf dieselbe Weise wird auch aus dem N. Ventrikel eine Oese voll Liquor entnommen und auf Agar verimpft. 3) Des Blutes. Nachdem die Herzspitze mit einem glühenden Platindraht ver- schorft, wird mit ausgeglühtem Messer das Herz an dieser Stelle er- öffnet. Sodann wird ein Tropfen Blut mit der Platinöse aus dem Herzen entnommen und auf Agar gestrichen. 4) Des Leber - und Milzsaftes. Verschorfung der Oberfläche und Einschnitt mit ausgeglühtem Messer. Verimpfung auf schiefen Agar. Es werden mit jeder der untersuchten Flüssigkeiten jeweilen 1) Dieselbe wurde im Hygienischen Institute der Universität Zürich ausgeführt. 144 Jakob Bernheim, zwei Agarröhren beschickt. Sämtliche Röhrchen bleiben 24 Stunden im Brütschrank bei 37 0 C. In den mit Liquor cerebro-spinalis und Perikardialflüssigkeit geimpften Agarröhrchen schießen sehr zahlreiche Kolonieen auf. Die mit Leberblut geimpften zeigen mäßiges Wachs- tum, diejenigen mit Herzblut je nur eine Kolonie, die mit Milzsaft bestrichenen Röhrchen bleiben steril. Aus den gezüchteten Kulturen ließen sich drei Bakterienarten isolieren: ein weißerund ein citronengelber Staphylococcus und ein Diplococcus. Sämtliche drei Arten fanden sich in der Peri- kardial- und Hirnventrikelflüssigkeit; im Herzblut der weiße, in der Leber der weiße und der gelbe Staphylococcus. A. Der weiße Coccus kennzeichnete sich durch sein Wachs- tum auf Gelatine, Agar, Bouillon und Kartoffel, sowie durch seine morphologischen Eigenschaften und sein Verhalten zu Anilinfarben als Staphylococcus pyogenes albus. Seine Pathogenität wurde an Mäusen und Kaninchenhornhäuten geprüft. Zwei mit je 1/2 ccbm trüber Bouillonaufschwemmung einer 4 Tage und einer 8 Tage alten Agarstrichkultur geimpfte weiße Mäuse blieben am Leben und zeigten keine krankhaften Erscheinungen. Dagegen entstand an zwei Kanin- chenhornhäuten, in welche je eine kleine Menge einer 7 Tage alten Agarstrichkultur gebracht wurde, eine schwere Keratitis mit Ausgang in Ulcus corneae und Hypopyon. B. Der citronengelbe Coccus. Wachstum im Gelatinestich. Nach 24 Stunden finden sich feine grauweiße Punkte längs des ganzen Impfstiches. Vom zweiten Tage an beginnt sich die Gelatine von der Oberfläche her trichterförmig zu verflüssigen. Die Verflüssigung schreitet rascher in die Tiefe, als in die Breite fort. Die verflüssigte Gelatine ist dicht wolkig getrübt, am Boden des Trichters gelbweißer Satz. Nach 5 — 6 Tagen nimmt der Ver- flüssigungstrichter die ganze Länge des Impfstiches ein. Nach 10 Tagen ist die Gelatine in 4/5 ihrer Länge durch die ganze Breite des Reagenzglases verflüssigt. Auf der Oberfläche schwimmt eine dünne, gelbe Haut. Wachstum auf der Gelatineplatte. Nach 24 Stunden zeigen sich feine weiße Pünktchen, die unter dem Mikroskope sich darstellen als gelbe, granulierte, scharf kreis- förmig begrenzte Scheiben mit etwas dunklerem Centrum. In den nächsten Tagen wird die Gelatine flach trichterförmig verflüssigt, am Boden des Trichters liegt als gelber Punkt die Kolonie. Wachstum auf Agar (Strichkultur). Am zweiten Tage findet sich längs des Impfstriches ein opak- graues, feucht glänzendes Band, welches den Impfstrich 1 — 2 mm überschreitet. Nach einigen Tagen sind die medianen Partieeu gelb gefärbt, die periphere Zone bleibt grau. Die Bouillon ist nach 24 Stunden dicht grauweiß getrübt. Am Boden des Reagenzglases weißer Satz, der später gelbliche Farbe annimmt. Auf der Kartoffel entsteht eine schmutziggelbe, dünne, glän- Ueber Invasion von Hautkokken bei Ekzem. 145 zende Auflagerung, die nach und nach saftiger und citronengelb wird. Pathogenität. Der Coccus ist für Mäuse nicht pathogen. Auf 2 Kaninchenhornhäuten verursacht eine 5 Tage alte Agarstrich- kultur eine Pustel ohne Hypopyon. Größe: 0,7— 0,9 /x. Die meist in Haufen gelagerten Kokken färben sich nach Gram und mit Fuchsin. Diagnose: Sta phylococcus pyogenes citreus (?). C. Der Diplococcus entspricht dem von Unna und Tom- masoli1) beschriebenen Diplococcus albicans tardus. Wachstum im Gelatinestich. Nach 2 Tagen zeigen sich längs des ganzen Impfstiches feine grauweiße Punkte. Vom 5. — 6. Tage an bemerkt man an der Ober- fläche eine punktförmige Auflagerung, die nach weiteren 2 — 3 Tagen etwa 2 mm im Durchmesser mißt, sehr dünn ist und leicht gezackten Rand und glänzende Oberfläche zeigt. Der Rasen vergrößert sich in der Folge nur noch wenig, die Gelatine wird nicht verflüssigt. Wachstum auf der Gelatineplatte. Nach 2 — 3 Tagen bemerkt man feinste graue Pünktchen in der Gelatine, welche in den nächsten Tagen etwas größer werden, wobei diejenigen an der Oberfläche graue, glänzende Tröpfchen darstellen; diejenigen in der Tiefe erscheinen als graugelbe Punkte. Unter dem Mikroskope bilden die kleinsten Kolonieen grünliche, runde Scheiben ; die größeren sind granuliert, scharfrandig, dunkelgelb, in der Peri- pherie etwas heller, als im Centrum. Die Kolonieen an der Ober- fläche sind grau und zeigen erhabenes Centrum. Wachstum auf Agar (Strichkultur). Nach 24 Stunden findet man längs des Impfstriches eine durch- scheinende, grauweiße, glänzende Auflagerung, welche den Impfstrich nur um 1/2 mm überschreitet. Nach einigen Tagen sind die medianen Partieen weißgrau gefärbt und etwas prominenter, als die peripheren, welche durchscheinend , opakgrau bleiben. Die Ränder der Auf- lagerung sind gekerbt. Die Bouillon ist nach 24 Stunden stark getrübt und zeigt am Boden des Reagenzglases grauweißen Satz. Auf der Kartoffel entsteht eine dünne graue, feuchtglänzende Auflagerung. Pathogenität. Eine mit x/2 ccm Bouillonaufschwemmung einer 9 Tage alten Agarstrichkultur infizierte Maus stirbt 1 J/2 Tage nach der Infektion. Eine zweite Maus, mit derselben Menge einer 10 Tage alten Kultur geimpft, stirbt nach 2 Tagen. Beide Tiere zeigen im Leber- und Herzblute nicht zahlreiche (5 — 7 auf 1 Oese) Kolonieen des Diplococcus. Die Größe der Kokken schwankt von 0,7 — 0,9 /x. Sie sind meist als Diplokokken, häufig in kurzen Ketten gelagert und färben sich mit Fuchsin und nach der Gram’schen Methode. Die mikroskopische Untersuchung der Organe erfolgte 1) Eisenberg, Bakteriologische Diagnostik. Hamburg n. Leipzig (Voß) 1891. 146 Jakob Bernheim, nach Fixierung in 4-proz. Sublimatlösung, Härtung in absolutem Alkohol, Einbettung in Celloidin. Die Schnitte wurden teils mit Hämatoxylin und Eosin, teils mit Eosin und Loef fler’schem Methylenblau gefärbt. Bei letzterer Methode wurde mit Essigsäure- wasser (1 — 2 Tropfen Essigsäure auf etwa 10 ccm destilliertes Wasser) entfärbt. In einer Anzahl von Schnitten der Lunge fällt die starke Füllung der Kapillaren auf. In denselben findet man verhältnismäßig häufig eosinophile Leukocyten. Um einzelne der kleineren Arterien sind Anhäufungen von Rundzellen zu treffen. Trotzdem bei der Sektion die Lungen überall lufthaltig erschienen, zeigen sich in den erwähnten Präparaten deutliche pneumonische Herde. Die Alveolen sind mit zelligem und fibrinösem Inhalte zum größten Teile erfüllt. Die Zellen sind meist abgestoßene Alveolarepithelien, teils mit homogenem, teils mit körnigem Plasma. Die Kerne lassen sich nicht in allen diesen Zellen mehr färben. Rundzellen sind nur wenige in den Alveolen vorhanden, noch seltener trifft man rote Blutkörperchen an. Durch die Färbung mit Eosin und Methylenblau lassen sich sowohl in den Alveolen, wie auch im interstitiellen Binde- gewebe Diplokokken nach weisen, die bald in kurzen Ketten, bald in Haufen angeordnet sind. Daneben finden sich noch größere, schwächer färbbare Diplokokken, die häufig Degenerationsformen zeigen. Beide Arten von Diplokokken besitzen keine sichtbare Kapsel. In den Blutgefäßen sind nirgends Bakterien zu finden. In der Milz sind nirgends Kokken zu finden, entsprechend dem bakteriologischen Befunde. Die Leberzellen zeigen stellenweise trübe Schwellung und fettige Degeneration. Mikroorganismen ließen sich auf einer größeren Anzahl von Schnitten nicht finden. In der Niere fällt an einzelnen Stellen starke Hyperämie der Gefäße zwischen Mark und Rinde auf, sowie der von ihnen ab- zweigenden Arteriae und Venae interlobulares mit dem um die gewundenen Harnkanälchen gelegenen Kapillarnetze. Die Gefäße der entsprechenden Glomeruli sind im Gegensätze hierzu nur selten stark mit Blut gefüllt. Die Harnkanälchenepithelien der hyperämischen Partieen sind zum Teil trüb geschwellt mit nur schwach sich färben- dem Kerne, teils nekrotisch. In einzelnen der Glomeruli liegen zwischen Gefäßschlingen und Kapselwand geringe Mengen eines körnigen, mit Eosin sich färbenden Exsudates. Endlich fallen nament- lich in den mit Hämatoxylin, weniger in den mit Methylenblau gefärbten Schnitten sich teils sehr intensiv, teils weniger stark färbende, runde und ovale Körner auf, welche verschiedene Größe zeigen (etwa 0,5 — 1,0 /<) und welche sicher keine Kokken sind. Sie liegen am häufigsten in den Kapillaren der gewundenen Harnkanäl- chen, seltener in den Glomerulusschlingen, ganz vereinzelt in den Harnkanälchen. Manchmal scheinen sie den Nierenepithelien auf- zuliegen, nie sind sie jedoch im Innern derselben. In den Dünndarmschnitten ist bemerkenswert die Größe und der außerordentliche Zellreichtum der Follikel. Ferner finden sich an einzelnen Stellen Rundzellenanhäufuugeu im submucösen Ge- Ueber Invasion von Hautkokken bei Ekzem. 147 webe und circumscripte Nekrosen der Mucosa, an welchen sowohl die Lieberkühn’schen Drüsen als auch dasinterglanduläre Gewebe beteiligt sind. In den nekrotischen Partieen finden sich feine, oft als Diplobakterien gelagerte Stäbchen, seltener Diplokokken und dicke Stäbchen angesiedelt. Auch imDickdarm zeigen sich die Follikel vergrößert und sehr zellreich. Desgleichen findet man umschriebene Nekrosen der Mucosa, in welchen ebenfalls Bacillen, jedoch plumpere Stäbchen als im Dünndarm liegen. — Daß bei Ekzem, wo an vielen Stellen die Haut der schützenden Epitheldecke beraubt ist, Mikroorganismen in den Körper eindringen können, ist leicht verständlich und gewiß auch nicht zu selten der Fall. Allerdings ist darüber noch sehr wenig bekannt geworden. Ich habe in der Litteratur nur einen Fall ausfindig machen können, — der von Elsenberg1) beschrieben worden ist, — wo das Ein- dringen von Staphylokokken bei Ekzem wahrscheinlich gemacht wird. Es handelte sich um einen 30-jährigen Mann, der infolge einer Schmierkur einen nässenden und pustulösen Ausschlag am Bauch bekam, welcher sich auch auf Oberschenkel, Penis, Scrotum, Glu- täen und Lendengegeud erstreckte. Die Inguinaldrüsen sind stark vergrößert. Temperaturen bis 40,5°. Kein Husten. Milz vergrößert. Bevor Heilung eingetreten, Kollaps und Exitus. Die Sektion er- giebt in der rechten Pleurahöhle 100 g eitriges Exsudat. Pleura costalis et pulmonalis verdickt , stark hyperämisch , mit viel kleinen Hämorrhagieen. Der rechte Lappen oben emphysematos, unten zu- sammeugedrückt, mit Knötchen. Trachea und Bronchien hyperä- misch. Linke Lunge emphysematos, hinten ödematös. Im Perikard 20 g Serum. Herz schlaff, leicht zerreißbar. Milz groß, weich. Leber- und Nierenschnitte zeigen trübe Schwellung. In den Organen keine Parasiten, dagegen in den Knötchen und im Pleuraexsudat viele Kokken, welche sich alsStaphylococcus albus charakteri- sieren. Ob diese von der Haut stammen, und die Luugenveränderungen uüd das Pleuraexsudat somit eine Folge des Ekzems sind, hat Elsen- berg jedoch nicht bewiesen. Daß in unserem Falle die Mikroorganismen von der Haut her- stammen, dafür spricht der Umstand, daß die eine der drei Bakterien- arten bis jetzt nur als Bewohner der menschlichen Haut gefunden wurde. Daß sie aber auch wirklich von der Haut aus einge- drungen sind, ist damit noch nicht bewiesen. Es könnte immer- hin der Einwurf gemacht werden, daß eine Verunreinigung beim Ab- impfen nicht ausgeschlossen ist. Einen schwerwiegenden Beleg für die Kokkeninvasion von der Haut her liefern nun aber Schnitte der ekzematös erkrankten Hautpartieen , von denen ich drei Stellen abgebildet habe (Fig. 1, 2 und 3). Fig. 1 stellt ein durch das Ekzem hochgradig verändertes Stück der Epidermis dar. Das Epithel fehlt bei c völlig, so daß das Corium frei zu Tage liegt. Die Ränder der noch erhaltenen Epithelpartieen sind unregelmäßig 1) Elsenberg, Ueber einen Fall von Ekzema madidans compliciert mit sep- tischer Infektion. (Vierteljahrsschr. f. Derm. u. Syph. S. 383. 1888. Citiert nach den Jahresberichten von Virchow und Hirsch.) 148 Jakob Bernbeim, gebuchtet, wie ausgefressen; einzelne Epithelien und kleine Epithel- zellengruppen sind vollständig vom Mutterboden getrennt, andere hängen nur noch durch eine dünne Brücke mit ihm zusammen. Durch diese Lücke im Epithel dringen Züge von Kokken und Diplo- kokken weit in das Stratum papillare des Corium ein. — In Fig. 2 wandern die Mikroorganismen durch eine schmale, spaltenförmige Oeff- nung des Epithels in eine der Epidermisdecke beraubte Papille ein. Das Epithellager selbst vermochten die Kokken nicht zu durch- wachsen. Wo sie im Corium zu finden sind, läßt sich immer ihr Eindringen durch eine Epithellücke konstatieren. Ist die Epidermis unversehrt, so beobachtet man Mikroorganismen nur auf der Ober- fläche und in den obersten Lagen der Epithelzellen (Fig. 1 f). Ob die erwähnten Spaltpilze, namentlich der Diplococcus albicans tardus die Zerstörung des Epithels, ob sie den ekze- matösen Prozeß verursachen, kann diese vereinzelte Untersuchung nicht entscheiden. Für mich ist es vorläufig wahrscheinlicher, daß die betreffenden Organismen erst dann in die Tiefe einzudringen und sich zu entwickeln vermögen, wenn durch den spezifischen, ekzema- tösen Prozeß das Epithel mehr oder weniger verändert worden ist. Beide Faktoren zusammen führen dann vielleicht erst zu den hoch- gradigen Erkrankungen der Haut, wie sie in Fig. 1 abgebildet, und wie sie namentlich beim Ekzema pustulosum und madidans zu be- obachten sind. Vom Papillarkörper aus dringen die Kokken weiter in die Tiefe. So findet man in dem Zellgewebe, welches zwischen und unterhalb den Fettträubchen des Stratum subcutaneum der Cutis liegt, die Mikroorganismen wieder; hier überwiegen die Diplokokken. Endlich sieht man einzelne Lymphgefäße ( b ) dicht mit Kokkenhaufeu erfüllt (Fig. 3), so daß sich nun der Weg überblicken läßt, auf welchem die Mikroben in den Körper eingedrungen sind. — Von den Lymph- gefäßen der Haut wurden sie sodann, ohne von den Lymphdrüsen aufgehalten zu werden, in den Lymphkreislauf geschwemmt, in wel- chem sie durch die bakteriologische Untersuchung konstatiert worden sind. In das Blut können die Spaltpilze entweder von diesem aus gelangen oder sie dringen direkt in die Blutgefäße der Haut, welche beim Ekzem ja häufig genug lädiert werden. Intra vitam habe ich leider das Blut nicht mehr bakteriologisch untersuchen können, da der betreffende Patient eben zu bald nach seiner Aufnahme schon verstarb. Dagegen gelang es mir bei einem 1 1 /2 Jahre alten Knaben, welcher an ausgedehntem, nässendem und krustösem Ekzem mit Al- buminurie litt, während einer Fieberattaque im Blute den Staphylo- coccus pyogenes aureus nacbzuweisen. Die betreffenden Sta- phylokokken waren sehr virulent; eine kleine Menge, in die Kanin- chenhornhaut gebracht, führte zu einer großen Hornhautpustel mit starkem Oedem der Lider und der Konjunktiven. Der Knabe erholte sich wieder. Nach Ablauf des Fiebers wurden bei einer zweiten Ab- impfung keine Mikroorganismen mehr gefunden. Dieser Nachweis ge- lingt jedoch nicht immer. Bei zwei anderen Fällen von Ekzem, welche allerdings nicht so hochgradig waren und beide ebenfalls zur Heilung Ueber Invasion von Hautkokken bei Ekzem. 149 gelangten, konnte ich während solcher Fieberanfälle keine Mikroben im Blute finden. Eine weitere Aufklärung haben subkutane Impfungen mit den drei beschriebenen Bakterienarten an weißen Mäusen ergeben. Der Staphylococcus albus und citreus riefen, in Bouillonauf- schwemmung unter die Rückenhaut eingeimpft, keine sichtbare Re- aktion hervor. Die mit dem Diplococcus albicans tardus infizierten Mäuse starben nach VU und 2 Tagen, wobei in der Leber und im Herzblut die Diplokokkeu in geringer Anzahl durch die bak- teriologische Untersuchung nachweisbar waren. Mikroskopisch konnten sie in den Organeu, außer in der Leber, nicht konstatiert werden. Histologisch waren bemerkenswert die starke Hyperämie der Leber und vereinzelte Harucylinder und Nekrosen der Harnepithelien in den Nieren. — Wurden nun mit Aufschwemmungen sämtlicher drei Arten Mäuse infiziert — der Versuch wurde zweimal wiederholt — so starben die Tiere schon nach 10 und 16 Stunden. Dabei konnte im Herz- und im Leberblut bakteriologisch neben dem Diplococcus nun auch der Staph. pyog. alb. in größerer Menge nachgewiesen werden. Mikroskopisch fanden sich in den Capillaren der Leber und Milz vereinzelte Kokken und Diplokokken. Histologisch konnte, außer starker Hyperämie in der Leber, nichts Besonderes konstatiert werden. Durch diese Versuche wird es also sehr wahrscheinlich, daß bei un- serem Patienten wohl auch die gemeinsame, vielleicht gleichzeitige Infektion mit den drei Kokkenarten von besonderer Bedeutung für den bösartigen Verlauf war. Es erinnert derselbe an gewisse Fälle von foudroyanter septischer Intoxikation, bei welchen es ebenfalls nicht zu sehr auffallenden anatomischen Veränderungen der Organe kommt. Auch in unserem Falle wird wohl die Intoxikation mit den Stoffwechselprodukten der in den Körper eingedrungenen Mikroben eine Rolle gespielt haben. Dafür sprechen namentlich die Befunde an Leber und Milz. Trotzdem die Leber (vgl. Sektion) ziemlich aus- gedehnte, wenn auch nicht hochgradige Verfettung zeigte, fanden sich nur wenige Spaltpilze. Auch der Milztumor, in welchem weder bakteriologisch noch mikroskopisch Kokken gefunden werden konnten, ist wohl eine Folge der Intoxikation, ebenso wie die Veränderungen des Herzmuskels — leider wurde derselbe mikroskopisch nicht unter- sucht — welche letztere wohl als die unmittelbare Ursache des plötz- lichen Kollapses angesehen werden müssen. Ob die im interstitiellen Gewebe und in den Alveolen der Lunge mikroskopisch nachgewiesenen kleineren Diplokokken mit dem Diplococcus albicans identisch sind, bleibt dahingestellt, da versäumt wurde, die Lunge bakterio- logisch zu untersuchen. Therapeutisch ist in Anbetracht solcher Kokkeninvasionen anzuraten, namentlich bei nässenden Ekzemen vor der Salbenbehand- lung leichte Antiseptica (z. B. 2 °/0 Borsäureumschläge) zu verordnen. Zürich, 4. XII. 1893. Bd. XV. 10 150 D. S&bolotny, Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. a Epithel, b Corium , c Lücke in der Epidermis, d Mastzellen, e vom. Mutterboden abgelöste Epithelien , / in das Epithel eingedrungeue Kokken, g Binde- gewebs- nnd Rundzellen. Fig. 2 stellt ein Stadium dar, wo die durch das Ekzem zerstörte Epidermis sich zum größten Teil wieder regeneriert hat. Es führt nur noch eine schmale Spalte (e) in das Corium. Fig. 3. Aus dem Unterhautzellgewebe. e mit Kokken dicht erfülltes Lymph- gefäß, h Kokken in den Bindegewebsmaschen. Infektions- und Immunisierungsversuche am Ziesel (Spermophilus guttatus) gegen den Choleravibrio. [Aus der bakteriologischen Station in Odessa.] Vorläufige Mitteilung. Von D. Sabolotny. Wenn es den Erreger von irgend einer Krankheit zu finden und in reiner Kultur zu erhalten gelingt, versucht man gewöhnlich, ihn auf Tiere zu übertragen, um ein ähnliches Bild der Erkrankung zu erhalten. Dasselbe ist auch mit dem Choleravibrio geschehen. Nachdem Robert Koch ihn in Reinkultur erhalten hatte, versuchte er, denselben Tieren einzuimpfen behufs Erzielung einer cholera- ähnlichen Erkrankung. Nachdem R. Koch an vielen verschiedenen Tieren Versuche gemacht hatte, kam er zu dem Schlüsse, daß, obwohl der Choleravibrio bei unmittelbarer Impfung für Tiere sehr giftig sei, eine Ansteckung per os, wie beim Menschen, nur nach einer vorhergehenden Soda-Opiumbehandlung gelinge. Später beschäftigten sich viele Forscher mit der Frage über die Ansteckung von Tieren mit dem Choleravibrio (Nicati und Rietsch, van Ermenghem), indem sie allein die Impfungs- methoden sehr verschiedenartig gestalteten. Nicati und Rietsch eröflneten die Bauchhöhle und spritzten eine kleine Menge der Kultur ins Duodenum. Andere versuchten die Tiere unter die Haut, ins Peritoneum, ins Blut zu impfen. Am prägnantesten erwies sich das klinische Bild bei dem Hunde (Gamal eia) Bei anderen Tieren tritt gewöhnlich irgend eins von den folgenden Symptomen auf: Beim Kaninchen beobachtet man eine charakteristische Diarrhöe; beim Meerschweinchen Krämpfe und ein charakteristisches Sinken der Temperatur; bei Hunden erschienen Erbrechen, Diarrhöe, Krämpfe, Temperatursinken, Erkalten der Extremitäten, Cyanose. Bei Infektion per os muß man eine beträchtliche Menge der Kultur einführen, um dieses Bild zu erhalten; für Meerschweinchen z. B. 3 — 5 ccm der eintägigen Bouillonkultur (Pfeiffer, Wasser- mann, Klemperer, Sobernheim u. a.). So stand die Frage, als ich meine Untersuchungen anstellte, welche in dem bakterio- logischen Institut zu Odessa ausgeführt wurden. Dem Direktor des Institutes, Herrn Dr. P. N. Diatroptoff, sowie dem wm, v f / ' * ’T'. '* 9 *'• /* Centmlbl f. Baktenol u Parasiterik Bd X\ T. Figl. •C Tafl. Fig.2. o< • 'S Fig.3. •M Bemheim del Verl. v Gustav Fischer, Jena. Lith Anst.v.A.Giltsch, Jena Infektions- und Immunisierungsversuche am Ziesel gegen Choleravibrio. J51 Vorstände des Institutes für allgemeine Pathologie zu Kiew, Herrn Prof. W. W. Podwyssozky, sage ich meinen verbindlichsten Dank für die Anregung zur Arbeit, sowie für gütige Anweisung und Beihilfe. I. Infektionsversuche. In Südrußland kommt in großer Menge ein Tier vor aus der Ordnung der Nagetiere, Spermophilus guttatus (Zieselmaus, Süslik). Dieses Tier ist sehr empfindlich gegen viele Infektions- krankheiten, wie Hühnercholera (Metschnikoff, Gamalei'a), Rotz (Metschnikoff, Kranzfeld), Vibrio Metschnikowi (Palmirsky), Tuberkulose (Metschnikoff). Auch wurde die Infektion mit Hühnercholera und Vibrio Metschnikowi zur Vernichtung — nach Pasteur’s Methode — dieser für Getreide- felder so schädlichen Tierspecies vorgeschlagen; zu dem Bacillus typhi murium sind Spermophilen wenig empfindlich (Diatrop- toff). Deshalb war die Uebertragung des Choleravibrio auf dieses Tier sehr interessant. Die Resultate meiner mehr als 80 Versuche an diesem Tiere sind folgende: Bei den Versuchen benutzte ich hauptsächlich dieselbe Kultur, mit welcher ich zusammen mit Herrn Dr. J. Sawtschenko im Institute von Prof. Podwyssozky gearbeitet hatte und welche von ihm ausführlicher beschrieben worden ist1). Um die minimale tötliche Dose festzustellen, wurden einigen Paaren Spermophilen ins Peritoneum verschiedene Mengen einer eintägigen Peptonbouillonkultur von V2 bis 1/20 ccm geimpft. Alle Tiere, welchen 0,5 — 0,2 — 0,1 ccm geimpft wurde, starben im Laufe eines Tages (12 — 18 Stunden); diejenigen aber, welche 3/20 ccm erhalten hatten, blieben lebendig. Auf diese Weise erwies sich als die kleinste absolut tötliche Dose für Spermophilen bei der intraperitonealen Impfung 0,1— 0,2 ccm einer eintägigen, bei 37° C erwachsenen Kultur. Zur Erläuterung bringe ich einen Auszug aus dem Protokolle bei : Tabelle I. Dosis Infektion Erfolg Bemerkungen 24. VI. 1 2 3 4 5 6 */2 ccm eintäg, Bouillonkultur » 0,2 7,o n intraperiton. i 1 i» *> subkutan } f nach 10 — 12 [ Stunden 1 t nach 12 — 18 j Stunden \ blieben leben- J dig Vibrionen im Blute »> j» 27. VII. 7 8 0,2 0,1 intraperiton. ” 1 innerhalb 24 J Stunden Vibrionen im Blute ” 1) J. Sawtschenko und D. Sabolotny, Versuch einer Immunisation des Menschen gegen Cholera. (Wratsch. 1893. No. 20, 21. — Centralbl. f. allg. Path. und path. Anatomie. Bd. IV.) 10* 152 D. Sabolotny, Dosis Infektion Erfolg Bemerkungen 25. VIII. 1 0,5 ccm Bouil- intraperiton. f nachts 26- VIII. Sektion: Vibrio- 2 lonkultur vom 21. VIII. (1 Tag im Brütofen) 0,2 »7 nen im Blute und im Peritoneum 3 0,2 subkutan 4 0,1 5 0.1 fl ” Nachdem ich also die Infektion subkutan und intraperitoneal ver- sucht und mich von der großen Empfindlichkeit der Spermuphilen gegenüber dem Choleravibrio überzeugt hatte, ging ich zur Infektion per os über. Die Resultate übertrafen die Erwartungen. Zur Infektion per os wurden die Spermophilen mit einigen Tropfen einer eintägigen Kultur getränkt oder durch mit Kulturen begossenes Futter genährt. Bei dieser Art der Fütterung stirbt gewöhnlich die Hälfte der Spermophilen; von der übrigen Hälfte zeigt ein Teil keine merkbare Erkrankung, ein Teil aber wird immun, nachdem er eine schwere Erkrankung überstanden hat. Hier legen wir die Tabelle II bei: Tabelle H. Infektion per os mit Futter (ohne Soda). No. Data Infektion Erfolg Bemerkungen 11 28. VI. per os , mit in- fiziertem Hafer t 1. VII. 12 blieb lebendig 15 1. VII. per os, mit Agar- aufschwemmung infizierter Hafer t 3. VII 16 t 3. VII. Vibrionen im Blute 17 »» + 4. VII. 19 14. VII. per os, mit 2-täg. Kulturen benetzter Hafer f 16. VII. abends 20 14. VII. J» blieb lebendig 16. VII. sehr krank. Nach eine Woche ganz munter. Die nach folgenden Fütterungen mit Kn! turen in sehr großen Dosen m einer SodaneutralisieruDg d« Magens hatten keine Wirkunf Der Spermophilus blieb fa einen Monat lebendig, wurde zwi sehr mager, blieb aber imm< munter. Er starb am 10. VII aus einer unbekannten Ursacb 21 „ »» + 17. VII. morgens Infektions* und Immunisierungsversuche am Ziesel gegen Choleravibrio. J53 No. Data Infektion Erfolg Bemerkungen 7 . Reihe 1 14. VIII. per os, mit einer 15. VIII. sehr krank, 16. VIII. Sektion : Blut-, Leber-, 6 Uhr 1-täg. Kultur be- t 16. VIII. morgeDS Peritoneumvibrionen netzter Hafer 2 >> t» blieb lebendig 3 „ 15. VIII. sehr krank 16. VIII. Sektion : Blut-, Leber- f 16. VIII. morgens Vibrionen 4 , 15. VIII. krank, blieb lebendig Um die Infektion sicher zu machen,, fügte ich den jKulturen oder dem infizierten Futter nach dem Rate Herrn Prof. Pod- wyssozky’s eine kleine Menge Sodalösung hinzu. Tabelle III. Infektion per os mit infiziertem Futter unjd Sodalösung (29. VIII.). No. und Gewicht Gang der Erkrankung Erfolg Bemerkungen No. 1 160 g 2. VIII. neue Fütterung mit Soda 4. VIII. Erkrankung 6. VIII. Fütterung 12. VIII. „ 13. VIII. erhielt 0,2 ccm 24-stündig. bei 37° er- wachsener Bouillonkultur intraperitoneal blieb lebendig blieb lebendig Das Kon- trolltier No. 2 175 g 3. VIII. sehr krank, T. 36°, Krämpfe, flüssige Stühle 4. VIII. ganz munter 13. VIII. erhielt 0,2 ccm 24-stündig. bei 37° er- wachsener Bouillonkultur intraperitoneal f nach 12 — 15 Stunden blieb lebendig Das Kon- trollier + nach 15 — 18 Stunden No. 3 100 g 31. VIII. sehr krank + nach 48 Stunden Blut 1 . , • , t eine andere Leber ( Bakterie Peritonealexsudat j K er e' No. 4 185 g 30. VIII. „ „ f nach 36 Stunden Blut 1 Perito- neum J keine Darm- | Vibrio- — inhalt, ! nen Magen J eine große Menge von Vibrionen. No. 5 120 g 30. VIII. „ f nach 24 Stunden Leber j yibrioneu. Peritoneum J Blut — keine Vibrionen. Darminhalt — eine Menge von Vibrionen. No. 6 100 g 30. VIII. „ t nach 36 Stunden Blut j Perito- neum J keine Darm- 1 Vibrio- — inhalt, [ nen Magen j Vibrionen. 154 D. Sftbolotny, ÜJ Was das Erkrankungsbild betrifft, so ist es fast stets folgendes : Erstes Stadium. Das Tier wird schläferig, sitzt zusaramen- geknickt, sträubt sich und bemüht sich immer, die frühere Stellung anzunehmen, wenn man es auf den Rücken legt. Die Temperatur bleibt immer subnormal (normal = 38 0 C). Das Tier frißt weder, noch trinkt es. Das zweite Stadium wird dadurch charakterisiert, daß die Kräfte viel mehr gesunken sind. Auf den Rücken geworfen, ist das Tier nicht imstande, die frühere Lagerung anzunehrnen, und sträubt sich nicht. Die Ausleerungen sind oft flüssig. Die Temperatur sinkt sehr (bis 35 — 32 0 C), was man schon durch Betasten bemerkt. Nicht selten werden klonische Krämpfe in den Extremitäten und Cyanose der Nase und der Zunge beobachtet. Bei solchen Symptomen stirbt das Tier. Nach dem Tode tritt zuerst eine starke Injektion des Darm- tractus auf. Manchmal auch eine hämorrhagische Peritonitis. Die erstere ist besonders scharf ausgeprägt bei der Infektion per os, die letztere bei der Impfung ins Peritoneum. Der Darmkanal ist meistenteils ausgedehnt. Der Darminhalt ist stets flüssig, mit einem Zusatze von weißlichen Flocken und manchmal von Blut. Bei der intraperitonealen oder subkutanen Impfung findet man Vibrionen in allen Fällen, ohne Ausnahme, indem Blute, in den Bauchorganen (Leber, Milz), sowie auch i n d e r Peritonealflüssigkeit. Bei der Infektion per os finden sich die Vibrionen stets in großer Menge in dem Magen und im Darm- inhalte (sogar bei mikroskopischer Untersuchung), oft in den Bauchorganen, im Peritoneum und nicht selten im Blute. II. Im munisie rungs versu che. Die Frage hinsichtlich der Immunität gegen Cholera war in der letzten Zeit Objekt vieler Forschungen. Die wichtigste Unvoll- kommenheit vieler von diesen Arbeiten liegt darin, daß Immunität gegen eine solche Infektion, die beim Menschen nicht vorkommt, erzielt wurde. Als Ausnahme sind die Arbeiten von Ferran, Vincenci, Klemperer und Metschnikoff zu nennen. Die letztbenannten Autoren ziehen die Infektion und Immunisierung per os besonders in Betracht. Klemperer meint, daß die Immunisierung per os vollständig erreichbar ist. Metschnikoff kommt zu dem Schlüsse, daß die Immunisierung per os am meisten wirksam ist. Klemperer’ s Untersuchungen sind an Meerschweinchen, Metsch nikoff’s Ver- suche an — Menschen ausgeführt worden. Da das Meerschweinchen gegen Cholerainfektion nicht besonders empfindlich ist, die Versuche am Menschen andere Unbequemlichkeiten darbieten, so benutzten wir für unsere Versuche das neue Tier, welches sich sehr empfindlich gegen die Cholerainfektion erwies. Die Resultate sind folgende: l)Die Spermophilen wurden per os mit bei 60 — Infektions- und Immunisierungsversuche am Ziesel gegen Choleravibrio. )55 70 0 C innerhalb 2Stunden getötetenKulturen immuni- siert Die mit solchen Vaccinen vorbehandelten Tiere wurden gegen die intraperitoneale oder intrastomachale Infektion geschützt. Z u diesemZwecke braucht man 5 — 7 Vaccineeinführungen per os zu machen. Hier legen wir die Tabelle (IV) bei: Tabelle IV. Vorbehandlung per os mit bei 60 — 70° C innerhalb 2 Stunden abgetöteten Kulturen. No. und Gewicht Vorbehandlung Infektion Erfolg No. 1 250 g 1. VIII., 2. VIII., 3. VIII , 3 Tage nach einander, 10 VIII. 14. VIII. 0,2 ccm 24- stiindiger bei 37 0 C gewachsener Bouillon- kultur intraperitoneal. blieb lebendig No. 2 170 g 7, 11 „ No. 3 130 g 13 VIII. 0,2 ccm 24- stündiger bei 37 0 C gewachsener virulenter Bouillonkultur intra- peritoneal No. 4 170 g (Kontrolltier zu No 1, 2) nicht vorbehandelt wie bei No. 1, 2 f nach 15 — 18 St. (Vibrionen i. Blute) No. 5 150 g (Kontrolltier zu No. 3) nicht vorbebaudelt wie bei No. 3 •j- innerhalb 24 St. (Vibrionen i Blute) No. 1, 2, 3 (nach der Impfung von 0,2 ccm) überlebten auch die tötliche Dosis per os und erkrankten nicht. 2) Eine sichere Immunität kann man durch die Vorbehandlung per os mit abgeschwächten Kulturen erzielen. Auf solche Weise vorbehandelte Spermophilen überstehen die tötliche Dosis, sei sie intraperitoneal oder per os eingeführt (auch mit Soda). Tabelle V. Vorbehandlung per os mit abgeschwächten und alten Kulturen. No. Vorbehandlung Infektion per os 1 3. VIII,. 5. VIII., 10. VIII 13. VIII. mit Agarauf- sebwemmung einer 24-stündigen viru- lenten Kultur (mit Soda) * 11 11 3 M 11 4 »♦ Kontroll- nicht vorbe- keine tier handelt Intraperitoneale Infektion Erfolg 3. IX. 0,2 ccm 24- stündiger bei 37° C gewachsener viru- lenter Bouillonkul- tur intraperitoneal. blieb lebendig n f innerhalb 24 Standen (Vibrionen im Blate) 156 D. Sabolotny, 3) Die subkutane und intraperitoneale Vorbehand- lung mit abgetöteten Kulturen schützt nicht vor der tötlichen intrastomachalen Dosis: Tabelle VI. Vorbehandlung mit den bei 60 — 70° abgetöteten Kulturen (intraperitoneal). No. und Gewicht Vorbehandlung Infektion Erfolg No. 1 150 g 10. VIII. 3 ccm der bei 60—70° ste- rilisierten Agar- aufschwemmung intraperitoneal 13. VIII. 0,2 ccm der 24-stiindigen bei 37 0 C gewachsenen virulenten Bouillonkultur blieb lebendig No. 2 140 g 7» 11 No. 3 180 g »» 13. VIII. tötliche Dosis der 24-stündigen bei 37 0 C gewachs. virul. Kultur per os t 14 VIII. No. 4 130 g >1 »7 t nach 12 Stdn. No. 5 170 g Kontrolltier nicht vorbe- handelt 13. VIII. 0,2 ccm der 24-stündigen bei 37 0 C gewachsenen virulenten Bouillonkultur. f innerhalb 24 St. No. 6 160 g Kontrolltier V 7» 7» Zu ähnlichen Ergebnissen kam Prof. Metschnikoff in seinen ..Recherches sur le Cholera“. 4) Die vorhergehende Impfung frischer Spermo- philen mit 0,1 — 0,2ccm verschiedener Kulturen der Cho- lera, uuter anderem von aus frischen Fällen gezüch- teter Kulturen, schützt nicht vollständig vor der nachfolgenden Einführung von 0,1 — 0,2 ccm des Virus (Kultur aus Kiew) unter die Haut oder ins Peritoneum. Diese Beobachtung kann durch den großen Unterschied der Giftigkeit von verschiedenen Kulturen erklärt werden (worauf schon verschiedene Forscher ihre Aufmerksamkeit gerichtet hatten). Tabelle VII. Vorbehandlung mit verschiedenen lebenden Kulturen. No. Vorbehandlung 25. VIII. Infektion 31. VIII. Erfolg Bemerkungen a) mit Berliner Kultur mit virulenter Kultur Vibrionen im- (Kiew) mer gezüchtet 1 0,2 ccm intraperit. 0,2 ccm intraperit. blieb lebendig aus dem Blute, 2 0,2 ., subkutan 0,2 „ subkutan t 3. IX. Leber, Perito- 3 0,1 „ 0,1 ,, ,» blieb lebendig ueum In i ek tions- und Immunisierungsversuche am Ziesel gegen Choleravibrio. 157 No. Vorbehandlung 25. VIII. Infektion 31. VIII. Erfolg Bemerkungen b) mit Odessaer Kultur mit virulenter Kultur aus des vorigen Jahres Kiew 4 0,2 ccm intraperit. 0,2 ccm intraperit. f 2. IX. a 5 0,2 ,, subkutan 0,2 ,, subkutan a 6 0,1 „ 0,1 „ © S 3 — . © c) mit frisch. Kultur dieses (idem) ca j cl Jahres aus Tiraspol 7 0,2 ccm intraperit. 0,2 ccm intraperit. ?f S 8 0,2 „ subkutan 0,2 „ subkutan blieb lebendig © 9 0,1 „ t 3. IX. f „ > Die beschriebenen Versuche gestatten uns folgende Schlüsse: 1) Der Spermophilus guttatus stellt die empfind- lichste Tierart gegen die Cholerainfektion vor. 2) Bei der subkutanen und intraperitonealen Impfung, wie bei Infektion per os durch das Futter oder Getränk genügt eine sehr kleine Quantität auch ohne S oda- 0 piu m b ehan dlun g. 3) Die an Spermophilus ausgeführten Infektions- versuche liefern noch einen weiteren Beweis für die ätiologische Bedeutung des Choleravibrio. 4) Bei der Impfung gelingt es, die Vibrionen im Blute, inden inneren Organen und im Peritoneum zu finden. 5) Die Immunisierung durch den Magen schützt mehrvorder gewöh nlichen Infektion als andere Methoden. Kiew, den 22. Dezember 1893. 158 N. Sacharoff, Ueber den Einfluss der Kälte auf die Lebensfähigkeit der Malariaparasiten. Von N. Sacharoff aas Tiflis. In einem in Virchow’s Archiv (Bd. 129) publizierten Artikel be- richtet Dr. Plehn, daß er meine Beobachtungen nicht bestätigen könne, denen zufolge es möglich ist, die Malariaplasmodien in einge- frorenen Blutegeln während einer Woche lebend zu erhalten1), und nimmt an, daß ich mich habe täuschen lassen durch die postmortalen Pigmentbewegungen in den Plasmodien , welche Bewegungen ich als vitale Erscheinung angesehen habe. Die nämliche Erklärung läßt er noch für die Beobachtungen von Rosenbach gelten, der gefunden hat, daß die Plasmodien sich in Blutegeln im Laufe von 48 Stunden lebend erhalten können 2). Dr. Plehn meint, daß es zur Lösung der Streitfrage nötig ist, die Präparate mit dem Gemisch von Methylenblau und Eosin nach dem Verfahren von Dr. Romanow ski zu färben, wobei sich be- kanntlich die Kerne der Plasmodien gut tingieren lassen. Nur im Falle des nach diesem Verfahren bewiesenen Vorhandenseins eines Kernes dürfe man die Plasmodien als lebend betrachten. Wenn auch die Richtigkeit der von mir auf Grund meiner Be- obachtungen gezogenen Schlußfolgerungen keinem Zweifel unterliegt, indem ich bei Beurteilung der Vitalität der Plasmodien nicht von den Bewegungen der Pigmentkörnchen ausgegangen war, sondern von den amöboiden Bewegungen der Parasiten selbst, was als nicht minder sicheres Zeichen der Vitalität des Parasiten gelten kann, wie das Vorhandensein eines Kernes, hielt ich es doch für nütz- lich, eine neue Versuchsreihe in dieser Richtung anzustellen. Ich wollte einerseits die Ursache der verschiedenen von mir, Rosen- bach und Plehn aufgefundenen Resultate ergründen und anderer- seits den Einfluß der Kälte auf die verschiedenen Plasmodienarten näher studieren. Die überall erzielten negativen Ergebnisse bei den Züchtungsversuchen der Plasmodien, denen ich meine nach der Methode von Coronado3) auch mit negativem Ergebnis angestellten Ver- suche anschließen kann, scheinen auf die Notwendigkeit neuer Ver- suche gerade in dieser Richtung hinzuweisen. Ich habe zum Teil an den Malariaparasiten der Vögel, zum Teil an den verschiedenen Arten der Malariaparasiten des Menschen experimentiert. Bei ersteren amputierte ich die rohen unterbundenen Gliedmaßen, welche ich dann sofort gefrieren ließ, bei den malaria- 1) Wratsch, 1890. Nr. 29 2) Deutsche med. Wochenschrift. 1892. 3) Coronado, Centralbl. f. Bakt u. Parasitenk. Bd. XIII. 1893. (Referat). Uober den EinSaS der Kälte auf die Lebensfähigkeit der Malariaparasiten. J59 kranken Menschen wurde das Blut mit Hilfe von Blutegeln ge- wonnen, welche danach in Gefäße mit Eis übertragen und im Eis- keller aufbe wahrt wurden. Ich werde hier einige Versuche an den Malariaparasiten des Menschen beschreiben. Am 30. September, als ich im Blute des Arbeiters S. mit Febris perniciosa comatosa eine enorme Anzahl von pigmentlosen Plasmodien antraf, ließ ich dem Kranken drei Blutegel setzen, wo- rauf letztere, wie oben angegeben, auf Eis aufbewahrt wurden und dann täglich im Laufe einer Woche zur Untersuchung kamen. Zu diesem Zwecke wurde aus dem Blutegel ein Tropfen Blut ausgepreßt und der Blutegel wiederum in das Gefäß mit Eis zurückgebracht. Das Ergebnis war immer das gleiche: Nicht nur hatten die pigment- losen Plasmodien ihre amöboiden Bewegungen konserviert, sondern es waren diese Bewegungen noch lebhafter geworden. Ich habe in Ge- meinschaft mit Dr. Rechtsamer zehn Abbildungen eines solchen Plasmodiums — in 4 Tage auf Eis aufbewahrtem Blute — gezeichnet : Die Abbildungen wurden in Zwischenräumen von ungefähr je 3 Min. gezeichnet. Ein Zweifel an der Richtigkeit dieser Beobachtung ist unmög- lich. Das Blutkörperchen mit dem Plasmodium befand sich während der ganzen Beobachtungszeit unbeweglich abseits von anderen Blut- körperchen und war von seiten letzterer einem Druck nicht ausge- setzt, womit man auch die Veränderungen in der Konfiguration des Plasmodiums erklären möchte. Die Verwechselung mit einer Vakuole kann ich nicht zugeben , da ich doch hinreichend vertraut bin mit den Plasmodien der Malaria. Als ich die getrockneten Präparate eines solchen Blutes nach dem Verfahren von Romanowski tingierte, erhielt ich stets eine deutliche Färbung des Parasitenkernes. Das Protoplasma des Para- siten färbte sich aber sehr schlecht in einem schwachblauen Farben- tone. Meistenteils blieb dasselbe sogar ganz ungefärbt und der Parasit erschien in Form eines Ringes resp. eines Körpers mit un- regelmäßigen Fortsätzen von weißer Farbe, welche sich deutlich auf dem rosigen Grunde des Blutkörperchens abhoben. Bloß durch das Vor- handensein eines intensiv violett gefärbten Kernes von runder resp. länglicher Gestalt kounte man beweisen, daß wir es mit einem Plas- modium zu thun haben. Das Blut aus einem der drei erwähnten Blutegel habe ich zu Impfungen benutzt. Am 4. Oktober spritzte ich mir l/i ccm Blut unter die Haut, welches aus diesem Blutegel ausgepreßt wurde, also am vierten Tage der Konservierung des letzteren auf Eis. Etwa einen Monat vor dem Versuche und im Verlaufe desselben befand ich mich dauernd in Tiflis unter den besten hygienischen Ver- hältnissen. An Malaria hatte ich während der letzten sieben Jahre gar nicht gelitten. Am 16. Oktober bekam ich Frost und darauf Fieber bis 38,7°, welches gegen Morgen mit Schweiß und Abfall der Temperatur auf 37° sein Ende nahm. 160 N. Sacharoff, Am 17. Oktober wiederum Frost und Fieber mit einer Tempe- ratur von 39,8°. Im Blute ist es nach längerem Suchen gelungen, eiue sehr ge- ringe Anzahl von unzweifelhaften Malariaplasmodien aufzufinden — ohne Pigment, von ringförmiger Gestalt, mit einem Kern, ähnlich jenen Formen, die im Blute von S. augetroffeu waren. Ich will bei dieser Gelegenheit erwähnen, daß das Aufsuchen von Plasmodien, falls dieselben in geringer Anzahl vorhanden sind, erleichtert wird durch Anwendung einer Färbung der Präparate mit wässeriger Lösung von Gentianaviolett, welche bloß die Konturen der roten Blutkörperchen tingiert und daher das in letzteren enthaltene Plasmodium sehr deut- lich hervortreten läßt1). Ich betrachtete also, auf Grund der Identität der bei mir und bei S. gefundenen Parasiten und auf Grund der Inkubationsperiode von 12 Tagen, den Ausgang der Malariainokulation als gelungen und begann vom 18. Oktober an je 15 Gran Chinin einzunehmen, worauf bei mir im Laufe einiger Tage Genesung eintrat. Einen weiteren Impfversuch habe ich mit 7 Tage in Eis auf- bewahrtem Blute gemacht. Obwohl in demselben die Plasmodien noch lebend erschienen, hat der Versuch zu einer Infektion nicht geführt. Es ist zu bemerken, daß in letzterem Falle das Blut be- reits stark verändert war. Die roten Blutkörperchen hatten ihr Hämoglobin größtenteils eingebüßt und dieses war ins Plasma über- getreten. Ich glaube, daß die beigebrachten Thatsachen unzweifelhaft be- weisen, daß die Plasmodien im Darmkanal des Blutegels bei 0° bis zu einer Woche lebend sich erhalten können. Es ist aber zu be- merken, daß ich es mit denjenigen Parasiten zu thun hatte, welche die sogenannten unregelmäßigen Malariafieber hervorrufen (ae- stivo-autumnale nach Mar ch iafava), die im gemäßigten Klima nicht vorzukommen scheinen. Diese Parasiten zeichnen sich durch ihre größere Resistenz gegen Chinin aus im Vergleich zu den Para- siten der regelmäßigen Malariafieber. Indem ich daher auf die Ver- mutung kam, daß ein Mangel an Uebereinstimmung zwischen meinen Beobachtungen und denjenigen von Dr. Plehn dadurch zu erklären wäre, daß vielleicht Letzterer seine Beobachtungen an Parasiten der regelmäßigen Malariafieber angestellt hätte, machte ich den Versuch mit Konservierung von Parasiten der Febris tertiana. Ich konservierte in Blutegeln, nach der nämlichen Methode, das Blut eines Kranken mit Tertiana duplex, in welchem alle mög- lichen Entwickelungsstadien der Parasiten, von den amöboiden pig- mentlosen Formen an bis zu den großen pigmentierten Körpern hinauf, aufgefunden wurden. Das Ergebnis dieses Versuches ge- staltete sich etwas anders, als das vorhin beschriebene. Es erwies sich, daß die jungen amöboiden, pigmentlosen Plasmodien nach Ver- lauf von 48 Stunden ihre Bewegungen beibehalten hatten, daß aber die großen Formen abgestorben waren, indem hier weder 1) Siehe meine Artikel „Recherches sur le parasite des fievres paludeennes irre- gulieres“. (Annales de l’Institut Pasteur. 1891.) Ueber den Einfluß der Kälte auf die Lebensfähigkeit der Malariaparasiten. 161 Bewegungen sich beobachten ließen, noch eine Kernfärbung nach Romano wski zu erzielen war, während doch die Kerne der jungen Formen eine deutliche Färbung annahmen. Leider konnte ich das Aufbewahren dieses Blutes nicht über 2 Tage fortsetzen: es kam zu einer Auflösung des Hämoglobins im Plasma des Blutes und Zerstörung der roten Blutkörperchen. Die angeführten Versuche beweisen, daß die Frage nach dem Einfluß der Kälte auf die Malariaparasiten eine ziemlich komplizierte sein muß und mit Bezug auf verschiedene Parasiteuarten, sogar auf verschiedene Entwickelungsstadien derselben Art, verschieden zu lösen ist. Jedoch darf man wohl im allgemeinen annehmen, daß die Pa- rasiten, je jünger sie sind, sich um so resistenter gegen- über der Kälte verhalten. Diese Schlußfolgerung wird durch die Beobachtung bei dem in Blutegeln durchgeführten Aufbewahren der halbmondförmigen Körper, welche ein späteres Ent- wicklungsstadium darstellen, erhärtet. Die mehrfach von verschiedenen Beobachtern angestellten Ver- suche haben ergeben, daß unter dem Einfluß einer kurzdauernden Abkühlung die halbmondförmigen Körper in runde und darauf in geißeltragende sich umzuwandeln befähigt sind. Indem ich letztere nach der Methode von Romanowski färbte, habe ich mich nuu überzeugt, daß der Bildungsprozeß der geißeltragenden Körper in einer Störung der karyo- kinetischen Kernteilung besteht, in einem Zerfall des Kernes in Chromatinfäden und einem Heraustreten derselben aus den Parasiten, wobei eben diese Fäden, die in einer lebhaften Bewegung sich befinden , die Geißeln vorstellen1). Weil dieser Prozeß zweifellos den Tod des Parasiten herbeiführt, so ist es klar, daß die halbmondförmigen Körper, welche zu geißeltragenden sich umwandeln, eine längere Abkühlung nicht vertragen können, ohne zu Grunde zu gehen. Die gleichen Schlußfolgerungen gelten auch für die auf karyo- kinetischem Wege sich teilenden Parasiten der chronischen Malaria bei den Vögeln sowie für die älteren Entwickelungsstadien der Para- siten der Febris tertiana, bei welchen Romanowski während der Teilung karyokinetische Figuren beobachtet hatte. Die ersteren so- wohl als die letzteren verwandeln sich unter dem Einfluß der Ab- kühlung in geißeltragende Körper, gehen also zu Grunde. Gestützt auf die angeführten Erwägungen und auf die oben kurz beschriebenen Versuche, darf ich wohl als allgemeine Regel aufstellen, daß gegen Abkühlung der Kern des Plasmodiums sich am empfind- lichsten erweist, wobei der Grad dieser Empfindlichkeit von der Kompliziertheit der Kernstruktur, und zwar der Chromatinsubstanz des Kernes, abhängig ist. Weil letztere mit der Entwickelung der Plasmodien einen immer komplizierteren Bau darbietet, indem bei juugen Formen das Chro- matin zu einem kompakten Körperchen zusammengedrängt ist, wäh- 1) Protokolle der Kaukas. raed. Gesellschaft, 1833, 16. XI: „Ueber die Identität der sog. Geißeln und Chromatinfäden bei Malaria-Parasiten“. 162 K. Ilkewitseh, rend bei erwachsenen die karyokinetischen Figuren hervortreten, so muß auch die Resistenz der verschiedenen Entwickelungsstadien gegen Kälte eine verschiedene sein und in den oben angegebenen Grenzen sich bewegen (eine Woche für die jungen amöboiden Formen und 1li Stunde für die halbmondförmigen Körper). Dem Mitgeteilten möchte ich einige Worte über eine andere Art von Bewegung hinzufügen, welche ich bei Beobachtung der auf Eis konservierten Plasmodien gesehen habe und welche darin bestand, daß die Konturen des Plasmodiums unverändert blieben, der Parasit aber sich hin und her drehend bewegte oder auch mit seiner Längs- achse wandernd (gegen das Gesichtsfeld des Mikroskops) aus der horizontalen in die vertikale Lage überging. Besonders häufig habe ich diese Bewegung bei Plasmodien mit biskuitförmiger Gestalt beobachtet. Bewegungen solcher Art erkläre ich dadurch, daß diese Plasmodien außerhalb des Blutkörperchens sich befanden und mit dem- selben bloß durch einen Stiel verbunden waren. Es läßt sich hier die von Laveran für alle Malariaplasmodien gebrauchte Bezeich- nung „accolös“ anwenden. Daß solche Plasmodien Vorkommen, beweist die Beobachtung am Malariablut der Vögel, in welchem zu sehen ist, wie zwischen den Blutkörperchen sich bewegende Parasiten von flaschenförmiger Gestalt (die sog. D a n il e w s k i’ sehen Würmchen), indem sie an einem Blutkörperchen vorbeikommen, welches ein mit allen Charakteren des endoglobulären erscheinendes Plasmodium auf- weist, an letzteres nicht selten anstoßen, es mit sich reißen und so das Blutkörperchen vom Parasiten befreien. Diese Erscheinung läßt sich nur durch die Annahme erklären, daß das Plasmodium bloß am Blutkörperchen fixiert und nicht in demselben enthalten gewesen ist. Tiflis, im Dezember 1893. Eine neue Methode zur Entdeckung von Tuberkel- bacillen im Sputum Schwindsüchtiger. [Aus dem Hygienischen Institute der Kaiserl. Universität zu Moskau.] Von K. Ilkewitseh in Moskau. (Mit 3 Figuren.) Mit Recht betrachtet man gegenwärtig die mikroskopische Unter- suchung des Sputums auf Tuberkelbacillen als ein wichtiges Hilfs- mittel bei der klinischen Untersuchung von Kranken, bei welchen mau Tuberkulose vermutet. Alles, was uns bis vor kurzer Zeit in dieser Richtung die bak- teriologische Technik bot, bezieht sich auf die verschiedenen Bereitungs- arten mikroskopischer Präparate auf Objektgläsern und auf die Eine neue Methode zur Entdeckung von Tuberkelbacillen etc. i6a Untersuchung derselben ohne Deckglas mit Hilfe homogener Immer- sionssysteme. Der Vorzug einer derartigen Zubereitung und Unter- suchung mikroskopischer Präparate besteht erstens darin, daß man hierbei größere Mengen des zu untersuchenden Materials zu dem Präparate verwenden kann, als bei der Zubereitung der Präparate auf Deckgläsern, und zweitens darin, daß die Herstellung der Prä- parate selbst bedeutend einfacher ist und schneller vor sich geht. Die erfolgreiche Anwendung der Centrifugalkraft zur Sedimen- tierung und leichteren Aulfindung der tuberkulösen Mikroben in|der Milch, wie sie von mir vor beinahe zwei Jahren in der Münchener medizinischen Wochenschrift (1892. No. 5) beschrieben wurde, veran- laßte mich, den Versuch zu machen, die Centrifugalkraft auch zur Auffindung tuberkulöser Mikroben im Sputum zu utilisieren. Die von mir in dieser Richtung angestellten Untersuchungen gaben in der That derartig befriedigende Resultate, daß ich es für möglich halte, die Centrifugalkraft als Mittel zu empfehlen, Tuberkelbacillen aus dem Sputum abzusondern und somit deren Auffindung sogar in dem Falle möglich zu machen, wo die Zahl derselben eine sehr geringe ist. Aber die Centrifugalkraft selbst genügt noch nicht zur sicheren Ausscheidung der tuberkulösen Mikroben aus dem Sputum; es ge- hört hierzu erstens noch eine besondere vorläufige Bearbeitung des Sputums und zweitens eine besondere Einrichtung der Centrifuge resp. der Cylinder, in welchen das bearbeitete und zu erforschende Sputum centrifugiert werden soll. Zu der Untersuchung versetze ich ca. J/2 ccm Sputum in einem Porzellannäpfchen mit 20 ccm destillierten Wassers und einigen Tropfen (8 — 12) einer 30-proz. Lösung von KHO; unter fortwähren- dem Umrühren mit einem Glasstabe erwärme ich die Lösung bis zur Dampfbildung. Nachdem sich das Sputum unter dem Einflüsse des KHO, des Erwärmens und des Umrübrens gänzlich aufgelöst hat (d. h. wenn die Sputumflöckchen vollständig verschwunden sind), füge ich zu der erhaltenen durchsichtigen Flüssigkeit etwas Kasein liinzu, welches sich unter der Wirkung des Erwärmens, Umrührens und bei Zusatz von 1 — 2 Tropfen KHO ebenfalls auflöst und die vorher durchsichtige Flüssigkeit in eine milchfarbene verwandelt. Alsdann gieße ich die Mischung aus dem Porzellannäpfchen iu ein Probierglas und füge einige Tropfen Essigsäure — bis zu den ersten Anzeichen der Gerinnung des Eiweißstoffes — hinzu. Das auf diese Weise bearbeitete Sputum gieße ich in einen kleinen, im Innern gut polierten Messingcylinder von 20 ccm Rauminhalt mit düunen Wänden (Fig. I a), dessen unteres Ende aus einem gut an- geschliffenen, konischen Messingnäpfchen (Fig. I b) besteht, welches dazu bestimmt ist, den niedersinkenden Bodensatz nebst den von demselben mitgerissenen Mikroben aufzunehmen. Dann stelle ich den Cylinder mit der in demselben befindlichen zu untersuchenden Flüssig- keit in eine messingene Hülse (Fig. II); diese wird vermittelst der Stange E (Fig. III) an einem messingenen Diskus (Fig. III d) be- festigt, welcher an der drehbaren vertikalen Walze der Centrifuge anzubringen ist. 164 K. Ilkewitsch, Eine neue Methode »ur Entdeckung von Tuberkelbacillen etc. Wenn nach einer 5 — 10 Minuten langen Aktion der Centrifuge sich der Bodensatz in dem Näpfchen (Fig. I b) angesammelt hat, be- decke ich denselben mit einem messingenen, nicht bis auf den Boden des Näpfchens reichenden Kügelchen (Fig. Ic, Abstand ca. 3 mm), welches ich an einem Faden in den Cylinder herablasse, trenne das Näpfchen (Fig. I b) von dem Cylinder (Fig. Ia) und gieße endlich alle über dem Kügelchen befindliche Flüssigkeit ab. Bei den er- wähnten Vorsichtsmaßregeln bleibt der unter dem Kügelchen befind- liche Bodensatz gänzlich unverletzt. a b Fig. 2. Fig. 3. Darauf entferne ich diesen Bodensatz aus dem Näpfchen, lege ihn sofort auf ein Objektivglas, bedecke dasselbe mit einem anderen Objektivglase und verteile ihn durch reibende Bewegungen auf beiden Objektivgläsern. Sobald die derartig bestrichenen Objektivgläser trocken sind, fixiere ich die Präparate vorsichtig über der Flamme, färbe sie nach der Z i eh 1’ sehen Methode und untersuche sie mit homogener Immersion ohne Deckglas. Auf diese Weise geraten alle in dem zu untersuchenden Sputum vorhandenen Mikroben — mitgerissen von dem geronnenen Kasein und mit ihm zusammen unter dem Einflüsse der Centrifugalkraft auf den Boden des Näpfchens niedersinkend — schließlich auf zwei mikroskopische Präparate. Was die vorläufige Bearbeitung des Sputums anbetrifft, so gründe ich die Versetzung desselben mit Kasein auf folgende Betrachtung: Es ist bekannt, daß von allen Eiweißstoffen des Tierorganismus das in der Milch befindliche Kasein (Laktoglobin) sich durch die größte Empfänglichkeit für die Wirkung der Essigsäure auszeichnet. Hieraus folgt, daß, wenn wir eine Mischung von aufgelöstem Kasein und Sputum mit Essigsäure bis zum Erscheinen der ersten Zeichen von Fig. 1. Max Gruber, Antwort an Herrn Dr. Martin Kirchner etc. 165 Gerinnung versetzen, das Kasein (Laktoglobin) zuerst gerinnt und wir nach der Centrifugierung ebensoviel Bodensatz erhalten, als wir Kasein dem zu untersuchenden Sputum hinzugefügt haben. Diese einfache Bearbeitung des Sputums und Anwendung schwacher Centrifugalkraft gestatten mir, Tuberkelbacillen im Sputum sogar solcher Kranken zu entdecken, bei welchen der tuberkulöse Prozeß sich erst im Beginne befinde und klinisch nicht mit Bestimmtheit diagnostiziert werden kann. Als Beispiel führe ich die Untersuchung des Sputums einer Kranken an, welche nach der Diagnose eines der hervorragendsten Moskauer Klinikers nur die ersten Anzeichen der beginnenden Lungen- tuberkulose darbot. Ein Mädchen von kräftigem Körperbau, 23 Jahre alt, aus dem Tambow’schen Gouvernement gebürtig, wandte sich an ärztliche Hilfe unter Klagen über Kopfschmerzen , Ohrensausen, Schmerzen in der linken Brusthälfte (vorn, hinten und an der Seite), Schwäche und etwas Husten. Die Untersuchung ergab: t. = 37,2°; Atem = 18 in der Minute; Puls = 85, mittlerer Spannung ; Sputum in sehr geringer Quantität und nicht charakteristisch. Der Vater der Patientin ist schwindsüchtig. Die Perkussion ergiebt nichts Anormales. An der oberen Ecke des linken Schulterblattes läßt sich an einer begrenzten Stelle unregelmäßiges, kaum zu vernehmendes, feuchtes Rasseln konstatieren, welches denn auch Veranlassung zur Diagnose auf beginnende Tuberkulose gab. Doch ergab die auf ge- wöhnliche Weise in der Klinik vorgenommene, wiederholte mikrosko- pische Untersuchung des Sputums immer negative Resultate. Mich für die Kranke interessierend, sammelte ich das von ihr im Verlaufe von 24 Stunden abgesonderte Sputum (welches mit dem Speichel zu- sammen nur 1 ccm betrug), bearbeitete dasselbe nach der oben er- wähnten Methode, centrifugierte und erhielt zwei mikroskopische Präparate (auf Objektgläsern), in welchen sich in der That einige Tuberkelbacillen vorfanden. Wiederholte Untersuchungen des Spu- tum ähnlicher Kranken gaben dasselbe Resultat. Moskau, 7. Dezember 1893. Antwort an Herrn Dr. Martin Kirchner in Sachen der Prüfung von Wasserfiltern. Von Prof. Max Gruber in Wien. Die inzwischen in diesem Blatte erfolgte Veröffentlichung von Reg.-Arzt Dr. H. Schöfer *), in welcher experimentell bewiesen wird, daß Typhusbakterien auch unter den günstigsten Bedingungen durch ein von Anfang an keimdichtes Kieselgurfilter nicht durchwachsen 1) Dieses Centralblatt. Bd. XIV. No. 21. XV. Bd. 11 166 Max Grober, Antwort an Herrn Dr. Martin Kirchner etc. können, wenn ihnen nicht gute Nährstoffe in ausreichender Menge dargeboten werden, enthebt mich der Notwendigkeit, auf die sachlichen Einwendungen in der Entgegnung Herrn M. Kirchner’ s1) zu er- widern. Dagegen muß ich wohl die Motive, die mich zur Abwehr ver- anlaßt haben, mit einigen Worten klarlegen, da Herr Kirchner angiebt, gar nicht zu begreifen, warum ich denn so „gereizt“ gegen ihn sei. Herr Kirchner stellt neuerdings in Abrede, daß er je im Sinne gehabt habe, Herrn Prochnik’s Vertrauenswürdigkeit zu bezweifeln, ihn oder mich zu kränken. Ich darf und will an seiner Versicherung nicht zweifeln. Dann kann ich aber nicht umhin, ihm den Vorwurf zu machen, daß er seine Worte nicht genügend abwägt. Herr Kirchner hat bei seiner Kritik der bisherigen Arbeiten über die Kieselgurfilter die Untersuchungen Prochnik’s mit wenigen Worten abgethan 2). Wenn man über eine experimentelle Arbeit, die zahlreiche Versuche umfaßt, ohne sie zu diskutieren, hinweggeht, muß man einen triftigen Grund dafür haben. Diesen Grund gab denn Herr Kirchner auch an: „Die Arbeit Prochnik’s könne nicht als maßgebend anerkannt werden, da er die Möglichkeit des Durchwachsens der Bakterien durch die Filter in Abrede stellt, die doch von allen anderen Beobachtern, zuerst von Nordtmeyer, ausdrücklich zuge- geben wird.“ Ich kann nicht umhin, anzuerkennen, daß dieser Grund sehr triftig wäre, wenn P roc h n ik die ihm zugeschriebene Aeußerung gethan hätte. Wenigstens würde ich, wenn ich von jemandem eine solche, längst feststehenden Thatsachen ins Gesicht schlagende Be- hauptung in einer solchen Angelegenheit der Industrie lesen würde, seine Abhandlung sicher ohne weiteres zuklappen, da sie mir nicht „maßgebend“ sein könnte. Etwas ganz Anderes wäre es aber, wenn ich lesen würde, daß der Betreffende bei seinen Versuchen zu einem den bisherigen widersprechenden Ergebnisse gekommen sei. In diesem Falle würde ich näher zusehen, um die Fehlerquelle oder die abweichende Versuchsbedingung herauszufinden, auf welche dieses Ergebnis zurückzuführen sei. Also, ob Jemand sagt: „Ein Durch- wachsen der Bakterien durch dieses oder jenes Filter ist nicht mög- lich“; oder : „In meinen Versuchen hat das Durchwachsen nicht stattgefunden“, hat einen gänzlich verschiedenen Sinn. Im ersteren Falle wird mir die Vertrauenswürdigkeit des Autors in höchstem Maße verdächtig sein ; im zweiten Falle werde ich nur allenfalls zweifeln können, ob er nicht irrt. Die unrichtige Wiedergabe der Aeußerungen Prochnik’s durch Kirchner war also durchaus geeignet, jenen und damit auch mich und mein Institut zu diskreditieren und deshalb mußte ich das Wort ergreifen. Daß Kirchner dies nicht einsieht, ist einer der Gründe für meinen oben ausgesprochenen Vorwurf. In meinem Briefe an Herrn Kirchner, für dessen nunmehrige Veröffentlichung ich ihm sehr dankbar bin, habe ich ihn in einer, 1) Dieses Centralblatt. Bd. XIV. No. 16. 2) Zeitschr. f. Hygiene u. Infektionskrankb. Bd. XIV. S. 310. G Wolffhügel, Zur Frag# der Gelatinebereitung. 167 wie ich glaube, nicht mißzuverstehenden Weise, auf den einzigen Punkt hingewiesen, dessen Berichtigung ich von ihm verlangt habe, nämlich die Berichtigung seines unrichtigen Citates. Nur nebenbei habe ich ihn auch darauf aufmerksam gemacht, daß seine und Prochnik’s Versuchsbedingungen verschieden waren und daher auch verschiedene Resultate liefern konnten. Ich dachte mir: viel- leicht sieht es K. selber ein und korrigiert seine Ansichten selbst. Man vergleiche nun mit diesem Briefe die Darstellung in Herrn Kirchner’s Nachtrag1), den Anfang: „Ich hätte ihn ersucht, seine Aeußerungen über diese Arbeit nochmals zu prüfen und eventuell zu berichtigen“, und den Schluß: „Amicus Plato, amicus Socrates, sed magis amica veritas“. Damit lehnte Herr Kirchner mein angebliches Er- suchen ab. Spricht man so, wenn man thatsächlich, wenn auch unabsichtlich, etwas Unrichtiges behauptet hat und aufgefordert worden ist, das Richtige an dessen Stelle zu setzen? Das war allerdings eine sehr großartige Redewendung. Aber in dem Leser mußte sie die falsche Vorstellung erwecken, als hätte ich Herrn Kirchner gebeten, Gnade statt Recht ergeben zu lassen und Prochnik’s Arbeit günstiger zu beurteilen, als sie vielleicht verdient. Da er mich nicht verletzen wollte, hat er also abermals den Sinn seiner Aeußerung nicht genügend bedacht gehabt. Noch eine Bemerkung. Herr Kirchner wundert sich, daß ich mich für Herrn Prochnik ereifere. Es könne ja mir als Instituts- vorstand gleicbgiltig sein, wenn Prochnik’s Arbeit nicht richtig sei. Dem gegenüber folgendes: 1) Herr Prochnik weilt längst wieder im fernen Indien und konnte sich daher nicht selbst recht- zeitig verteidigen. 2) Jeder Institutsvorstand mag es halten, wie er will. Ich aber lasse aus meinem Institute nichts hinausgehen, von dessen Richtigkeit ich mich nicht persönlich so sicher als möglich überzeugt habe. Ich bin also durchaus für solche Arbeiten ver- antwortlich, und Angriffe auf dieselben treffen auch mich; falls es sich nicht etwa um einen Autor handelt, der bereits seinen selb- ständigen wissenschaftlichen Ruf besitzt. Zur Frage der Gelatinebereitung. Von Prof. Dr. GL Wolffhügel. Im Centralblatte für Bakteriologie und Parasitenkunde (Bd. XIV. 1893. No. 25. p. 845) hat Herr Dr. Hermann Timpe eine Ab- handlung „Ueber den Einfluß der Eiweißkörper auf die Reaktion der Nährböden“ veröffentlicht. Da diese Arbeit, aus Essen a. d. R. vom 29. November 1893 datiert, ohne jede Angabe des Entstehungs- 1) Zeitscbr. f. Hygiene. Bd. XV. Heft 1. S. 179. 11* 168 G. Wolffhügel, Zur Frage der Gelatinebereitung. ortes mitgeteilt ist, sehe ich mich, zur Wahrung der Rechte unserer Arbeitsstätte, veranlaßt, bekannt zu geben, daß die experi- mentellen Unterlagen, soweit dieselben sich auf das Verfahren der Gelatinebereitung beziehen, zu gutem Teil im Institute für medizinische Chemie und Hygiene der Universität Göttingen entstanden und in meinem Aufträge sowie untermeiner Leitung erarbeitet sind. Herr Timpe war in derZeit vom Mai 1891 bis Juli 1893 (mit wiederholten, zum Teil längeren Unterbrechungen) im Institute auf meine Kosten als Privatassistent angenommen, um mit uns die Frage der Verbesserung der Zubereitungsvorschriften für bakteriologische Nährböden (durch chemische Analyse der Bestandteile, Versuche über die Beseitigung der Schwierigkeit des Neutralisierens bezw. des Her- stellens einer Nährgelatine von bestimmter Reaktion und bestimmtem chemischen Bestände, Feststellung der von den verschiedenen patho- genen Bakterien an die Beschaffenheit des Nährbodens gestellten An- sprüche u. dgl. mehr) zu bearbeiten. Aus diesen Ermittelungen ist u. a. auch ein Verfahren der Gelatinebereitung unter Neutralisierung mit Phenolphtalein und nachträg- lichem Zusatz einer abgewogenen Menge von Mono- phosphat hervorgegangen, das wir im Institute, wie Herr Timpe weiß, schon seit lange gebrauchen. Zu der eigenmächtig und unter Verschweigung der Herkunft be- wirkten Veröffentlichung ist Herr Timpe um so weniger berechtigt gewesen, als laut brieflicher Vereinbarung bei seiner Indienstnahme für die unter Mitwirkung des Privatassistenten entstehenden Arbeiten mir das alleinige Veröffentlichungsrecht Vorbehalten war. Wenn nun der Verf. im Gegensätze zu der Entstehungsgeschichte unseres Ver- fahrens der Gelatinebereitung die Reaktion der Eiweißkörper zum Ausgangspunkte seiner Abhandlung nimmt, wenn derselbe die im In- stitute erarbeiteten zahlreichen ziffernmäßigen Beweise für den Wert der neuen Nährgelatine unbenutzt läßt, bezw. an deren Stelle einige andere Zahlen setzt oder das Rezept für die Zubereitung der Gela- tine etwas modifiziert1), so ändert dieses nichts an der Thatsache, daß Dr. phil. Hermann Timpe sich zum wenigsten eines unver- zeihlichen Vertrauensmißbrauches schuldig gemacht hat. Es ist nicht das erste Mal, daß Herr Timpe die Beziehungen seiner Arbeit zu unserem Institute absichtlich verschweigt. Auch die wiederholt erwähnte Inauguraldissertation (Leipzig 1892 und Archiv für Hygiene. Bd. XVIII. 1893. p. 1) ist sowohl in ihrem bakterio- logischen Inhalte als auch in der Redaktion zu gutem Teil unter unserer wirksamen Beihilfe entstanden, ohne daß der Verf. es mit seinen Interessen vereinbar gefunden hätte, diese Thatsache zu erwähnen. Ich behalte mir vor, demnächst über unsere Vorschriften zur Herstellung von Nährböden zu berichten. Göttingen, den 31. Dezember 1893. 1) Zufolge einer von uns vorgenommenen Nachprüfung ist übrigens die gedachte Abänderung nichts weniger als eine Verbesserung des Verfahrens. Bakterien und Pflanzen. 169 Referate. Russell, H. L., Bacteria in their relation to vegetable tissue. (A dissertation presented to the Board of University Studies of the Johns Hopkins University for the Degree of Doctor of Philosophy. 41 p. Baltimore 1892.) Während in der älteren Litteratur (einschließlich der Arbeiten von De Bary) wenige oder gar keine Bakterienkraokheiten leben- der Planzen erwähnt werden und man die Meinung hegte, daß die lebende Pflanze durch die sauere Reaktion ihrer Zellsäfte u. s. w. ein ungenügendes Nährsubstrat für die Bakterien bildete, fördert bekannt- lich die neuere Bakteriologie fortgesetzt neue Bakterienkrankheiten der höheren Pflanzen zu Tage (vgl. auch Ludwig, Lehrbuch der nied. Kryptog. Stuttgart 1892). Verf. führt in einem Anhänge zur vorliegenden Arbeit, unter näherer Angabe der Wirtspflanzen, Impf- versuche, Litteratur u. s. w., bereits 22 durch Bakterien verursachte Planzenkrankheiten auf, welche inzwischen durch die Entdeckungen von Krüger, Went, Noack u. a. um eine Anzahl neuer Arten vermehrt worden sind. Aber auch nach einer anderen Richtung hin hat sich die Meinung jener älteren Mykologen als nicht stich- haltig erwiesen. Lominsky hat zunächst 1890 (gl. Ref. im Central- blatt für Bakt. u. Parasitenkunde. Bd. VIII. p. 325 — 329) für eine Reihe von besonders bei Tieren pathogenen Bakterienarten (Milz- brand, Typhus, Staphylococcus pyogenes aureus u. s. w.) durch ca. 800 Versuche nachgewiesen, daß sie unter Um- ständen in den Geweben höherer Pflanzen die Bedingungen zu ihrer Weiterentwickelung finden, daß die betreffenden Blattpartieen oft schon makroskopisch durch hellere Flecke (vgl. auch Savastano, Ann. R. Scuola sup. d. Agr. in Portici. Vol. V. 1887) erkennbar sind. Verf. hat weiter in der vorliegenden Arbeit das Verhalten der ver- schiedensten — nicht nur der zoopathogenen — Bakterienarten in den Pflanzengeweben untersucht und ist zu folgenden Hauptresultaten gekommen: Die künstliche Ueberimpfung von Bakterien, die bisher als nicht pathogen für Pflanzen galten, auf lebende Pflanzen ergab, daß eine ganze Anzahl unterschiedener Bakterienspecies befähigt ist, lange Zeit im pflanzlichen Organismus zu leben und sich zu vermehren. Unter ihnen überwiegen besonders die bisher als Saprophyten bekannten Arten (B. fluorescens, B. acid. lact. , B. butyri- cus u. s. w.), doch vermögen wohl alle Saprophyten in den pflanz- lichen Geweben zu gedeihen. Unter den als fakultative Tierparasiten bekannten Arten sind nur wenige, wie der Bacillus pyocyaneus und der Schweine seuchebacillus, imstande, länger in pflanzlichen Ge- weben fortzukommen. Die meisten vermindern sich bald an Zahl und sterben schließlich ab. Bei Impfung von Pflanzen, welche den natürlichen Wirtspflanzen pflanzenschmarotzender Bakterien systematisch fernstehen, 170 Bakterien und Pflanzen. vermögen sich die letzteren zwar nicht weiter aaszubreiten, aber sie vermögen an der Impfstelle in reichlicher Menge weiter zu leben. Viele Bakterienspecies lebten in den pflauzlichen Geweben noch nach 40 — 80 und mehr Tagen, manche (besonders Saprophyten) verbreiteten sich auch von der Impfstelle 20 — 50 mm und weiter in dem Gewebe. Die örtliche Ausbreitung geschah immer nach oben zu, und die Bakterien fanden sich allgemein intracellulär (nicht intercellulär). Die vorstehend genannten Ergebnisse bezüglich der Fähigkeit, besonders der saprophytischen Bakterien, in Pflanzengeweben zu ge- deihen, werfen einiges Licht auf die Frage nach dem normalen Vor- kommen von Bakterien in gesunden Pflanzen. (Ueber das normale Vor- kommen von Bakterien in lebenden Geweben schrieben : B e r n h e i m und Büchner [Münch, med. Wochenschr. 1888], Lehmann [1. c. 1889. No. 7], deVestea, Fernbach [Ann. de l’Inst. Pasteur. 1888], Fazio [vgl. Centralbl. f. Bakt. Bd. VII. p. 798], Groucher und Deschamps [Arch. Med. Exp. 1893. p. 53], Galippe [C. R. Soc. Biol. 1887], Laurent [Bull, de l’Ac. roy. de Belg. T. X. p. 38, T. XIX. 1890. p. 468], Ralph [Trans. Roy. Soc. Victoria. Vol. XX. 1884], van Tieghem [Bull. Soc. Bot. de France. Vol. XXXI. 1884. p. 283.]) Eine Anzahl von Kulturen, die von inneren Geweben ge- sunder Pflanzenstengel gemacht wurden, enthielten keine Bak- terien, nur wenn die Stengel vorher verwundet waren, wenn auch noch so wenig, konnten Bakterien ins Innere gelangen, und da sie daselbst mehrere Monate lang leben können, ist es mög- lich, daß auch nach Vernarbung der Wunden im Innern lebende Bakterien gefunden werden. Bakterien, die nicht dem Parasitismus in der Pflanze angepaßt sind, können, wie es nach den Versuchen des Verf. scheint, durch die unverletzte Epidermis nicht ins Innere der Gewebe gelangen, während dies bei parasitären Arten möglich ist. Einige der besonderen Ergebnisse des Verf.’s zeigen die folgenden Tabellen. Saprophytische Arten. Datum der Schluß- Inkuba- Name d. Bakterienspecies Impfung termin tionstage Wirtspflanze Ergebnis l) Bacillus prodigiosus 20. X. 17. XI. 27 Tradescantia *» 99 20. X. 1. II. 103 i» — 99 26. XI. ö. XII. 10 Geranium * 99 20. XII. 2. II. 42 i> *# B. butyricus 20. XII. 2. II. 42 i) ** 9» 28. XI. 10. XII. 13 Limabohne # B. luteus 20. XII. 28. I. 40 Geranium ## B. Megaterium 19. XI. 30. XI. 11 Limahohne * 99 19. XI. 30. XI. 11 ti — ft 12. I. 25. II. 44 Geranium * B. coli commune 1. XII. 20. XII. 19 i» *# » 1. XII. 30. XII. 29 9» ** B. ac. lactici 12. I. 16. II. 35 99 #* B. fluorescens 12. I. 24. II. 43 »9 ** B. lactis aerogenes 4. I. 14. II. 10 99 « 1) * wenige, ** zahlreiche Bakterien vorhanden, — keine Bakterien vorhanden. Zahlen bedeuten die Zahlen der Kolonieen, die in der Kultur aus dem infizierten Ge- webe erwuchsen. Gärung. 171 Zoopathogene Arten. Datum der Schluß- Inkuba- Name d. Bakterienspecies Impfung termin tionstage Wirtspflanze Ergebnis B. pyocyaneus 27. XI. 4. II. 69 Begonia ** 7t 28. XI. 30. XII. 32 Geranium #* ft 27. XI. 2. I. 36 Penthorum ** B. anthracis 20. XI. 26. I. 38 Geranium — ff 19. XI. 30. XI. 11 Limabohne (0 f) 20. XI. 25. XI. 5 Echmocactus (2) Staph. epid. alb. 20. XI. 28. I. 40 Geranium Staph. pyog. aur. 12. I. 23. II. 42 if — ff ff ff 10. XII. 23. XII. 13 Limabohne (3) Mic. cer. flav. 12. I. 19. II. 38 Geranium (4) Cholera gallinarum 20. II. 10. III. 18 it * Schweineseuche 8. III. 25. III. 17 9t ** Mic. tetragenus • 22. 'UI. 15. IV. 25 99 — Bac. diphtheriae 8. III. 18. III. 10 ff “ Phytopathogene Arten. B. amylovorus in Begonia (30 Tage), Phaseolus vulgaris (30 Tage), Ph. lunatus (16 Tage) Tradescantia alba (60 Tage) B. avenae in Begonia, Allium, Weizen u. s. w. (30 Tage) Kultur vom Impfstich Kultur vom Nachbargewebe Bacillus luteus in Geranium 40 Tage 1850 Kolonieen 10 mm oben 1764 Kolonieen B. fluorescens fi ff 43 „ 4200 ff 5 ft tt 3850 ff 19 ff ff 43 ,, 4200 tf 3 ft unten 350 ft B. butyricus ft ff 48 „ 104 ff 5 tt oben 45 ff ff ff ff 48 „ 104 ff 10 tf tf 20 tf B. acidi lacti ff ff 35 „ 6500 ff 5 tf tt 4200 tt » V ff ff 35 „ 6500 ff 25 ft tt 2250 f? ff tf ff ff 35 „ 6500 ft 3 tt unten 2000 ff Die Abhandlung enthält noch eine Reihe wichtiger Untersuchungen und Erörterungen über die Art der Verbreitung der Bakterien in den pflanzlichen Geweben, über deren Beeinflussung dieser durch erstere, über den Widerstand („Resistance“) und die Immunität („immunity“) der Pflanzen gegen die Bakterien (die vegetabilischen Zellsäfte be- sitzen an sich keine keimtötenden Eigenschaften wie im Tierkörper z. B. das Blutserum u. s. w.), welche allgemeines Interesse bean- spruchen, bezüglich deren wir jedoch wie in Bezug auf die Unter- suchungsmethode selbst hier auf das Original verweisen wollen. Ludwig (Greiz). Beijerinck, M. W., Ueber die Butylalkoholgärung und das Butylferment. (Verhandl. der Koninklijke Akademie vau Wetenschappen te Amsterdam. Sect. II. Deel I. No. 10.) 51 p. Amsterdam (Johannes Müller) 1893. Die behandelte Gärung hat als Produkt den normalen Butyl- alkohol, der bei 117° C siedet und in 12 Teilen Wasser löslich ist, woraus er durch Chlorcalcium abgeschieden werden kann. Durch Oxydation wird er in normale Buttersäure übergeführt. Der Alkohol ist nicht nur das Produkt des vom Verf. alsGranulobacter buty- licum bezeichneten Fermentes, sondern tritt auch in kleinen Quanti- 172 Gärung. täten bei der Buttersäuregärung von Glukose, Rohrzucker, Glycerin, Mannit durch Granulobactersaccharobutyricum,in Maltose- würzen durch einen im Gartenboden verbreiteten Streptococcus und durch ein mit Erde vom Senegal eingeführtes Clostridium auf, vermutlich ein ziemlich verbreitetes Produkt des Bakterienlebens. Verf. hat zuerst 1886 beobachtet, daß bei der Einmaischung ver- schiedener Getreidemehl- und Gerstenmalzvarietäten und nachfolgen- der 24-stündiger Aufbewahrung der Maische bei Brüttemperatur eine Butylalkoholgärung unter reichlicher Wasserstoff- und Kohlensäure- produktion zustande kommt, während aus anderen Mehlmusteru bei gleicher Behandlung neben den genannten Gasen und sehr wenig Butylalkohol der Hauptsache nach Buttersäure entstand. Die hierbei und in der Folge vom Verf. beobachteten Bakterien, die bisher mit den Namen Bacillus Amylobacter und Clostridium buty- ricum bezeichnet, aber nicht geuügend unterschieden worden sind, ferner das Buttersäureferment des Calciumlactates und den bisher als Bacillus Polymyxa bezeichneten Spaltpilz stellt Verf. zu der neuen Gattung Granulobacter , für die er folgende Diagnose giebt: „Obligat oder temporär anaerobe Gärungsbakterien, welche bei vollständiger Anaerobiose sich teilweise oder ganz mit Granulöse anfüllen und dann Clostridiumform annehmen. Bei Gegenwart von Sauerstoffspuren entstehen schnell bewegliche Stäbchen, welche mit Jod gelb werden. Sporen entstehen in den Clostridien und können einige Sekunden oder Minuten auf 95 — 100 0 C in den Nährflüssigkeiten erhitzt werden, wodurch die Entfernung von verunreinigenden Bakterien möglich ist. Unter den Gärungsprodukten finden sich immer Kohlensäure und gewöhnlich auch Wasserstoff, während Methan vollständig fehlt.“ Granulobacter butylicum (? Gruber’s Bacillus Amylobacter I) ist das Butylferment vieler Getreidemehlvarietäten, besonders häufig auf Hordeum distichura nudum, H. vul- gare himalayense. Es ist anaerobisch, erzeugt aus Maltose normalen Butylalkohol, Wasserstoff und Kohlensäure, aber keine Buttersäure. Während der Gäruug entsteht viel Diastase, die ein- heitlich ist und auch keine Glukase enthält. (Verf. gebraucht das Wort „Amylase“ als Gattungsnamen für die amylolytisch wirkenden Enzyme: 1. Maltase, II. Dextrinase, die beide die „Malzdiastase“ dar- stellen, III. Ptyalin und Pankreasdiastase, IV. Diastase sensu strict., umfassend Maismalzdiastase, Butyldiastase, Buchweizendiastase, Nycta- gineendiastase, V. Glukase.) Sporen groß, Clostridien dick und kurz. Die Kolonieen in Malzwürzgelatine sind milchweiß, zähschleimig, verflüssigen nicht. Granulobacter saccharobuty ricu m (= Bacillus bu- tylicus Fitz, De Bary’s Abbild, von Bacillus Amylobacter) ist das echte Buttersäureferment des Zuckers. Kommt stets vor auf Getreidemehl und in Erde von Gartenboden und ist auch in Graben- schlamm sehr verbreitet; das anaerobe Ferment der gewöhnlichen Buttersäuregärung aus Glukose und (schwieriger) aus Maltose. Es erzeugt neben Gärungsbuttersäure in wechselnder Menge normalen Butylalkohol, Kohlensäure und Wasserstoff. Während der Gärung Gärung. 173 entsteht Diastase. Die Clostridien sind schmaler, Sporen und Gra- nuloseorgan kleiner, als bei voriger Spezies. Die Kolonieen wachsen in Malzwürzegelatine langsamer, bleiben kleiner und werden nicht so zähe, wie bei Gr. butylicum. Verflüssigt die Gelatine nicht. Granulobacter lactobutyricum (cf. Pasteur, fitudes sur la biere. 1876. p. 282), das Buttersäureferment des Calcium- lactates, aus dem es als anaerobe Clostridiumform Calcium- butyrat, Wasserstoff und Kohlensäure mit unbekannten Neben- produkten, aber kein Methan erzeugt. Es verliert sehr leicht die Gärkraft und wird dann zu einer Stäbchenbakterie, die Bacillus subtilis ähnelt, jedoch anfangs Calciumlactat energisch zersetzt unter Bildung von Calciumkarbonat ohne Buttersäurebildung. Diese aerobe Form verflüssigt die Gelatine schwach, verwandelt sich nicht in die vorigen Arten und wächst nicht in deren Nährlösungen. Die Clostridien sind gewöhnlich sehr kurz und dick, nur langsam beweg- lich, die Endosporen klein, mehr rund, als beim Butylferment. Die Granulöse färbt sich mit Jod nicht rein blau, sondern violettblau. Die aerobe Form enthält in den in Reihen angeordneten Sporen keine Granulöse und wird mit Jod gelblich. Das dadurch aus dem Lactat erzeugte Calciumkarbonat besteht aus großen Spbäriten. Nach einigen Ueberimpfungen hört das Wachstum bei Luftzutritt gänzlich auf. Auch die anaerobe Form veranlaßt nur einzelne Gärungen, um dann bei fortgesetzter Ueberimpfung einzugehen. In den spontanen Buttersäuregärungen des Calciumlactates. Granulobacter Polymyxa (Praimowski 1880). Tem- porär anaerobe Gärungsbakterie der Malzwürze, am besten wachsend bei völligem Luftzutritt, aber nur bei beschränkter Lüftung gärend. Die Luftform besteht nur aus beweglichen Stäbchen, die Gär- form aus Clostridien mit wenig Granulöse und meist mit Sporen. Sie erzeugt einen weichen, massigen Schleim. Bei der Gärung ent- steht nur Kohlensäure und spurenweise Butylalkohol, kein Wasserstoff und keine Buttersäure. Die Nährgelatine wird langsam, aber völlig vergoren. Der Spaltpilz, der etwas Diastase erzeugt, ist ein kon- stanter Bewohner der Butylansätze und sicherlich auf Getreidekörnern heimisch. Uebergangsform von Granulobacter zu den „Heu- bacillen“. Zwei weitere Granulobakterien aus Grabenmoder und von Getreide- körnern ließen sich nicht kultivieren. Wahrscheinlich gehört auch Leptothrix buccalis aus dem Zahnschleime zu den Granulo- bakterien. Im Staube orientalischen Getreides fand Verf. noch Neben- arten zu Gr. Polymyxa, deren eine aerobe Art sehr zähe Zooglöen bildet und Glykogen anstatt Granulöse enthält. Systematisch stehen die Granulobakterien neben den Heu- und Kartoflelbacillen, andererseits dürften systematisch Bienstock’s Bacillus putrefaciens coli und die übrigen sporenbildenden Fäulnisbakterien der Eiweißkörper damit Zusammenhängen. Granulobacter butylicum, wie Gr. saccharobutyri- cum besitzen noch mehrere Formvarietäten (z. T. von Zwischen- stellung). Die vorliegende Abhandlung beschäftigt sich aber nur mit dem scharf charakterisierten Butylferment, obwohl Gr. saccharo- butyricum allgemeiner verbreitet ist Letzteres verdrängt Gr. 174 Gärung. butylicum leicht in den Getreidemaischen, indem es aus Glukose die für das Butylferment verderbliche Buttersäure erzeugt. Die glukosehaltigen Maischen von Mais, Sorgho, Reis und Buchweizen, auch das Johannisbrot, sind dadurch sehr gut für G. saccharo- butyricum, aber nicht für G. butylicum geeignet. Verf. behandelt in besonderen Kapiteln, bezüglich deren wir auf die wichtige Abhandlung selbst verweisen: Den Butylansatz. — Die Gärungsflüssigkeit. — Reinkultur des Butylfermentes in Nährgelatine. Methodisches. — Den Butylgärungs- kolben und die Hauptgärung. — Den Verlauf einer Butylgärung. — Form Verhältnisse und Beweglichkeit des Butylfermentes. — Das Vor- kommen von gebundenem Sauerstoff in den Gärungswürzen. Aus- gang und Ende der Butylgärung. — Die Butylgärungsgase und den Butylalkohol. — Die Gewinnung der Butylbakterien und deren Stick- stoffgehalt. — Die Granulobactergranulose und die Granulobacter- diastase. — Die biologische Bedeutung der Gärungen. — Reduk- tionsfunktion des Butylfermentes. — Allgemeines über Anaerobiose, Reduktionsfunktion und Gärung. Von besonderer Bedeutung sind die Ergebnisse, zu denen der Verf. über Gärung, Anaerobiose und Reduktionsfunktion gelangt, und die er in den folgenden Thesen ausspricht: 1) Es giebt drei verschiedene Formen der Anaerobiose, nämlich: die wahre fakultative, die scheinbar fakultative oder temporäre und die obligate. 2) Die fakultative Anaerobiose, wie z. B. bei den in- dustriellen Milchsäurefermenten, ist charakterisiert durch Unabhängig- keit vom freien Sauerstoff, wenn reduktionsfähiges Nährmaterial ge- boten ist. Die temporäre Anaerobiose, wie z. B. bei Mucor race- mosus, den Alkoholhefen und einigen Gärungsbakterien, wie Photo- bacterium phosphorescens, beruht auf der Gegenwart einer gebundenen Sauerstoffreserve in den Zellen, welche bei den aktiven Alkoholhefen einzelne (20 — 30) Zellteilungen erlaubt, ehe aufs neue Sauerstoffzutritt nötig wird. Findet letzterer dann nicht statt, so sterben die Zellen allmählich ab, auch bei der Gegenwart günstiger, reduktionsfähiger, lose gebundenen Sauerstoff enthaltender Nahrung. Die obligate Anaerobiose, wie bei dem Butylfermente, er- heischt vollständige Abwesenheit von freiem Sauerstoff und Gegen- wart von reduktionsfähigem Nährmaterial. 3) Gärungs- und Reduktionsfuuktion sind von einander unabhängig. Dies erhellt daraus, daß die temporär anaerobe Alkoholhefe gärt, ohne zu reduzieren, während die temporär anaerobe Leuchtbakterie Photo - bacterium phosphorescens gärt und zu gleicher Zeit reduziert. 4) Gärung kann mit allen drei Formen der Anaerobiose kombiniert Vorkommen und fehlt nur bei den vollständig aeroben Organismen. 5) Wahre fakultative und obligate Auaerobiose sind unzertrenn- lich an reduktionsfähiges Nährmaterial gebunden. 6) Die Reduktionsfunktion kann mit allen Formen der Anaerobiose, sowie mit der vollständigen Aerobiose kombiniert Vorkommen. 7) Die Fakultativanaerobien sowie die Obligatanaerobien können Harntoxine. 175 bei Abwesenheit von Substanzen, welche zugleich assimilations- und reduktionsfähig sind, oder auch bei Gegenwart wohl reduktions-, allein nicht assimilationsfähiger Stoffe und bei sonst geeigneten Ernährungs- bedingungen scheinbar als Aerobien leben und wachsen, d. h. die- selben erheischen dann freien Sauerstoff, wenn auch von niedrigerer Spannung. Die letzte These ist für die Erklärung der biologischen Bedeutung der Gärungen besonders wichtig. 8) Die Gärfunktion ist notwendigerweise von Gas- bildung begleitet (nur dann ist das Wort Gärung zulässig). Die Gärung bezweckt durch die Gasbildung, die zu einer der drei Klassen der Anaerobien gehörigen Urheber durch das Gas dem freien Sauerstoff entgegeuzuführen. Das Funktionsoptimum des dafür er- wünschten Sauerstoffdruckes liegt bei den Obligatanaerobien, bei Gegen- wart reduktionsfähiger Nahrung, bei 0, bei Abwesenheit reduktions- fähiger Nahrung oberhalb 0, allein niedriger, als es der Löslichkeit dieses Gases unter dem gewöhnlichen Luftdrucke entspricht. Ludwig (Greiz). Jawein, Zur Frage von den Toxinen des tierischen Harns bei akuten Infektionskrankheiten. (Wratsch. 1893. No. 7 — 8.) [Russisch.] Verf. machte eine ganze Reihe von Versuchen an Kaninchen und Meerschweinchen, um auf experimentellem Wege die Anwesenheit und die pathogenen Eigenschaften der Toxine, welche in den Harn infi- zierter Tiere übergehen können, zu prüfen. Er arbeitete mit Tieren, welche einer Infektion mit dem F raenkel’schen Diplococcus, Bac. pyocyaneus, Streptococcus erysipelatosus, Bac. anthracis, Vibrio cholerae asiaticae, Bac. Hogcholerae unterworfen waren ; ihren Harn führte er in die Bauchhöhle anderer Tiere ein, um die Wirkung desselben zu prüfen. Verf. kam sehr bald zur Ueberzeugung, daß alle diese pathogenen Bakterien recht schnell in den Harn übergehen — er erhielt immer Reinkulturen derselben aus dem Harne — und da ihre pathogenen Eigenschaften in keiner Weise geschmälert werden, so ergaben die erhaltenen Reinkulturen, auf Tiere verimpft, das gewöhnliche Bild der entsprechenden Infektion. Daß jedoch gewisse Toxine im Harne infizierter Tiere anwesend sind, bewiesen die Versuche mit Fraenkel’s Diplokokken, Strept. erysip. , Bac. anthrac. und Bac. pyo- cyaneus, bei welchen die Bakterien des Harns vorläufig mittels Chloroform resp. 1-stündiger Erwärmung bis auf + 58° C getötet waren. Die Tiere, welchen der auf diese Weise sterilisierte Harn in die Bauchhöhle eingeführt war, gingen in kurzer Zeit wegen Kachexie zu Grunde. Bei den Versuchen mit Choleravibrionen au Meerschweinchen kam es wohl vor, daß der Harn keine Vibrionen enthielt, besonders wenn die Infektion durch die Bauchhöhle geschah, doch gelang es in diesen Fällen nicht, eine genügende Quantität Harn zu sammeln, um ihn auf den Gehalt von Toxinen prüfen zu können. Bei subkutaner Impfung von Choleravibrionen (an Kaninchen) gehen die Bakterien sehr bald zu Grunde, gelangen daher auch nicht in den Harn. Verf. 176 Infektion der Schußwunden. wandte diesen bakterienlosen Harn zur Einführung in die Bauchhöhle von Meerschweinchen an und überzeugte sich, daß er auch toxin- frei ist. Bei der Infektion mit Hogcholera gehen die Bakterien zu- meist auch in den Harn über. Dem Verf. gelang es jedoch, aus einer großen Versuchsreihe ein gewisses Quantum Harn zu erlangen, welcher bakterienfrei war, und ihn 3 Kaninchen in die Ohrvene, resp. in die Bauchhöhle einzuführen. Die Kaninchen fieberten den ganzen Tag, genasen jedoch vollständig und dienten dann, gleichzeitig mit einem Kontrolliere, zum Versuche mit der Hogcholerabakterien- infektion. Das Kontrollier ging nach 3 Tagen zu Grunde, das eine der Versuchstiere nach 7 Tagen, die übrigen zwei Versuchstiere blieben anscheinend gesund am Leben. Der Harn von mit Hogcholerabakterien infizierten Kaninchen ent- hält also Substanzen, welche, anderen Kaninchen eingeführt, dieselben bis zu einem gewissen Grade gegen eine tötliche Infektion mit den- selben Bakterien immunisieren. Daß diese Substanzen nicht Hog- choleratoxine waren, sondern ausschließlich immunisierende Körper, beweist die Abwesenheit der typischen Vergiftungserscheinungen, welche für die Hogcholeratoxinvergiftung charakteristisch sind. Aus allen diesen Versuchen schließt der Verf., daß man heutzu- tage noch nicht über spezifische, durch die Nieren secernierte Toxine sprechen darf, da nur in den Fällen Toxine im Harne nachgewiesen werden können, wenn der Harn die betreffenden Bakterien enthält. Die Frage, ob die Toxine im Harne durch Lebensthätigkeit der Bakterien erzeugt oder von den Nieren secerniert werden, bleibt noch offen. Sind im Harne keine Bakterien nachzuweisen, so fehlen darin auch Toxine, dagegen können (wie bei Hogcholerainfektion) immunisierende Substanzen vorhanden sein. Steinhaus (Warschau). Pfuhl, Ueber die Infektion der Schußwunden durch mit- gerissene Kleiderfetzen. (Zeitschr. f. Hyg. u. Infektions- krankh. XIII. Heft 3.) Dem Vorschläge Langenbeck’s, bei Schuß Verletzungen sofort durch Naht oder Heftpflaster die Wunde zu schließen und dann den Verwundeten dem nächsten Lazarett zuzuführen, haben in der Dis- kussion Bruns und König widersprochen mit der Motivierung, daß die mitgerissenen und in den Wundkanal eindringenden Fremd- körper, namentlich Kleiderfetzen, eine Infektion der Wunde bewirken würden. Pf. hat nun einige Versuche angestellt, um zu prüfen, ob die in die WundeD mitgerissenen Kleiderfetzen thatsächlich für die Wundinfektion die Bedeutung haben, die man ihnen bisher allgemein zuschrieb. Als Erreger der Infektion kommen besonders die Strepto- kokken und die weniger gefährlichen Staphylokokken in Betracht. Die Versuche wurden an weißen Mäusen und Kaninchen in der Weise vorgenommen, daß kleine Zeugstückchen von 3 — 4 mm Durch- messer in die Haut, in die Muskulatur, in Pleura- oder Peritoneal- höhle gebracht wurden. Die Zeugstücken waren den verschiedensten Teilen der Bekleidung von 5 Soldaten, 1 Dienstmann, 1 Arbeiter Pneumonie. 177 und 6 anderen Personen entnommen , wobei besonders die am stärksten bestaubten und beschmutzten Stellen ausgesucht wurden. Es wurden 26 Mäuse geimpft — erfolglos, keine Wundreaktion er- folgte, während bei Kontrollieren die Impfung mit staphylokokken- haltigen Zeugstücken Hautnekrose an der Impfstelle hervorrief. Weiterhin wurden 10 Kaninchen in derselben Weise an den Ohren mit 26 Zeugstücken geimpft. Hier zeigten sich stets Stauungs- erscheinungeu, während die Stücke einheilten, aber es trat das gleiche auch bei der Impfung mit sterilen Tuchstücken ein. Nur an drei Impfstellen bildeten sich kleine „grützbeutelartige Cysten“, deren Inhalt aber bakterienfrei erschien. Nie entstand eine Entzündung, auch nicht in den 4 Fällen, wo ein Heftpflasterstreifen um die Basis des Ohres zur Erzielung von venöser Stase gelegt war. Bei 2 Ka- ninchen wurden 2 — 3 cm lange, 1/3 — 1/2 cm breite Tuchstreifen in die Pleura- resp. in die Peritonealhöhle gebracht, auch hier trat glatte Heilung ein. Ein mit monatealtem Staub bedeckter Tuch- streifen bewirkte ferner, in die Pleura eines Kaninchens gebracht, nur eine leichte Störung des Allgemeinbefindens, während zwei weitere mit Staphylokokken, bezw. Streptokokken geimpfte Tuch- streifen dem Versuchstiere schwere Krankheit, resp. Tod brachte. Demnach waren in 51 Zeugproben keine virulenten Wundinfektions- erreger enthalten ; wenn dieselben überhaupt vorhanden waren, so war ihre Virulenz stark vermindert, wie sich ja auch aus den ungünstigen Lebensbedingungen, denen die Kokken au den Kleidern unterworfen sind, zur Genüge erklärt. Pf. schließt aus diesen Versuchen, daß die Gefahr der Wund- infektion durch mitgerissene Kleiderfetzen bisher überschätzt sei. Spener (Berlin). Wassermann, Ueber differentielle Diagnostik von ent- zündlichen Lungenaffektionen. [Aus dem Institut f. In- fektionskrankh. in Berlin.] (Deutsche medizin. Wochenschr. 1893. No. 47.) Wenn bisher die akute krupöse Lungenentzündung allgemein als eine bestimmte Infektionskrankheit betrachtet wird, so wird ebenso übereinstimmend zugegeben, daß es sich bei den lobulären und Bronchopneumonieen nicht um einheitliche Vorgänge handelt. Man hat versucht, Krankheitsprozesse dieser Art nach klinischen, oder pathologisch- anatomischen Gesichtspunkten zu beurteilen und von einander zu trennen; das einzig sichere Unterscheidungsmittel gewährt indessen die Aetiologie. Es darf als sicher gelten, daß Tuberkel- bacillen, Fraenkel’sche Diplobacillen, Pfeiffer’ sehe Influenza- bacillen, Fri edländer’sche Bacillen, Staphylokokken und Strepto- kokken entzündliche Vorgänge in den Lungen hervorrufen können, und je nach Art des Krankheitserregers pflegen die einzelnen Krank- heitsbilder von einander abzuweichen. Verf. hat im besonderen die durch Streptokokken und Influenzabacillen erzeugten Lungenent- zündungen zum Gegenstand eingehender Beobachtungen gemacht. Streptokokkenpneumonieen sind bisher von Weichselbaum (diese Zeitschr. Bd. I. p. 589), Naumann (ebenda p. 591) und 178 Pneumonie. Finkler (ebenda Bd. XI. p. 208 ff.) beschrieben und von den letzt- bezeichneten Forschern mit den von französischen Autoren als pneu- monie infectieuse bezeichneten schweren Aflfektionen identifiziert worden. In den von Wassermann beobachteten Fällen fehlten die schweren Allgemeinerscheinungen. Jene Erkrankungen, von denen zwei als Beispiele von dem Verf. ausführlich mitgeteilt werden, er- innerten in ihren äußeren Erscheinungen sehr an Tuberkulose. All- mähliche Entstehung des Leidens, Abmagerung der Patienten, Schweiße, Lokalisation und physikalische Symptome der Krankheits- vorgänge sprachen durchaus für deren Vorhandensein. Während einige Male die Abwesenheit der Koch’ sehen Bacillen in dem reich- lichen eiterigen Sputum zu Zweifeln an jener Diagnose berechtigte, war in anderen Fällen die Erfolglosigkeit einer bezüglichen Unter- suchung durch die Spärlichkeit des Auswurfes genügend erklärt. Sichere Merkmale für die Unterscheidung gewährten indessen das Ausbleiben der Reaktion nach Tuberkulininjektionen und der Nach- weis von Streptokokken im Auswurf in Reinkultur oder doch in großen Massen. Fälle dieser Art zeichneten sich auch durch einen eigentüm- lichen Fieberverlauf aus. Die charakteristische „Streptokokkenkurve“ war entsprechend den zahlreichen Intermissionen und Remissionen des Fiebers reich an spitzen Zacken. Die Temperaturerhöhungen traten immer ganz plötzlich ein und waren zuweilen, aber keineswegs regel- mäßig von Frost begleitet. Die Krankheit nahm in den vom Verf. beobachteten Fällen einen langsamen Verlauf, endete jedoch stets in Genesung. Therapeutisch wurden nach R. Koch’s Rat Inhalationen von ätherischen Oelen oder konzentierter Aetherkampherlösung ange- wendet, da diese Mittel die Streptokokken zu schädigen geeignet sind. In allen Fällen handelte es sich um einen Streptococcus longus; derselbe bildet auf Agar feingranulierte, bräunliche Ko- lonien, an deren Rande bei stärkerer Vergrößerung ranken- und schlingenförmige Ketten zu bemerken sind. In Bouillon, noch besser in 1-proz. Traubenzuckerbouillon, bildet sich nach 24 Stunden ein feinflockiger Niederschlag in der Kuppe des Reagenzglases, während die übrige Flüssigkeit klar bleibt. Die Virulenz für Tiere war verschieden, doch waren die Streptokokken stets pathogen für Kaninchen. Meistens genügte 0,2 ccm einer 24-stündigen Bouillonkultur in die Ohrvenen injiziert, um ein solches Tier innerhalb 3 — 4 Tagen zu töten. Die Streptokokken waren alsdann im Blute und allen Organen nach- zuweisen. Ein entsprechender Zusammenhang zwischen der Schwere des Erkrankungsfalles und der Virulenz der von demselben ge- wonnenen Streptokokken für Tiere ließ sich nicht konstant auffinden.“ Der Mitteilung seiner Beobachtungen über Influenzapneu- monie schickt Verf. einige Bemerkungen über die Bedeutung der Pf e i ff e r’ sehen Influenzabacillen voraus. Diese Mikroorganismen sind im Institut für Infektionskrankheiten gelegentlich der Unter- suchungen, welche sich auf viele Hunderte Sputa erstreckten, zur Zeit der Epidemie massenhaft, beim Ablauf derselben seltener ge- funden worden. In der epidemiefreien Zeit wurden sie hin und wieder in den Sekreten einzelner Patienten massenweise nachgewiesen; Pneumonie. 179 stets konnten dann die betreffenden Erkrankungen bis in die Influenza- epidemie zurückverfolgt werden. Die klinisch- bakteriologischen Untersuchungen des Verf. hin- sichtlich der Influenzapneumonie erstrecken sich auf 40 Fälle. Die betreffenden Lungenentzündungen unterschieden sich regelmäßig durch ihren Verlauf von den gewöhnlichen krupösen Pneumonieen ent- sprechend der bereits von Beck in den Charit6-Annalen 1892 ge- gebenen Schilderung. Der Auswurf war nie rubiginös, sondern stets schaumig eitrig, das Fieber zeigte unregelmäßigen Verlauf und endete immer durch Lyse, die Resolution vollzog sich weit langsamer als bei krupöser Pneumonie. So bildete die Lungenentzündung der In- fluenza, welche als solche durch den Nachweis der Mikroorganismen festgestellt wurde, eine von der Diplokokken-Pneumonie wesentlich verschiedene Krankheit. Eine Kombination beider Prozesse wurde nur in einem Falle beobachtet. Derselbe betraf ein junges Mädchen, bei welchem sich im Laufe einer typischen Influenzaepidemie unter Schüttelfrost und erhöhtem Fieber ein ganz anderes Krankheitsbild entwickelte. In dem nun rubiginös gewordenen Sputum erschienen die vorher nicht gefundenen Fränkel’ sehen Diplokokken; eine nur wenig protrahirte Krise und die rasche Vollendung der Resolution bestätigten die Annahme, daß es sich um eine Sekundärinfektion ge- handelt hatte. Da indessen dieser Fall der einzige seiner Art unter 40 bezüglichen Krankenbeobachtungen blieb, so hält sich der Verf. zu dem Schluß berechtigt, daß die reine Influenzapneumonie zur Zeit einer wirklichen Influenzaepidemie bei weitem die Mehrzahl aller vor- kommenden Lungenentzündungen bildet. K übler (Berlin). Capobianco, F., La pneumonite da tir oidectom i a e quella da recisione del vago nei conigli. (La Rif. med. 1893. No. 166.) Kaninchen überdauern nur ausnahmsweise die Thyroidektomie und gehen zumeist an einer Lungenaffektion zu Grunde, welche so ziemlich die Mitte hält zwischen der lobulären und lobären Pneu- monie des Menschen. Bei 10 von 27 so eingegangenen Tieren konnte C. bakteriologische Untersuchungen anstellen, welche in allen diesen Fällen zur Isolierung eines in die Gruppe der typhusähnlichen gehörigen, den Traubenzucker vergärenden Bakteriums führten. Die Injektion von 2 ccm einer Bouillonkultur dieses Bakteriums tötete Kaninchen in 24 — 30 Stunden mit dem Befunde einer hämorrhagi- schen Pleuritis. In die Bauchhöhle injiziert, rief es eine diffuse fibrinöse Peritonitis hervor. Denselben Befund konnte der Verf. auch bei Pneumonieen nach Durchschneidung der Vagus machen. Wenn nun berücksichtigt wird, daß die Operationen vollkommen aseptisch verliefen, bleibt zur Erklärung des Entstehens dieser Pneu- monieen nur die Annahme übrig, daß durch die nach Thyroidektomie und Vagusdurchschneidung auftretende Veränderung des Central- nervensystems eine lokale Disposition zu einer bakteriellen Erkrankung gesetzt werde, was den längst vermuteten Einfluß des Nerven- 180 Tetanus. Systems auf die Acquirierung von Infektionskrankheiten zu bestätigen scheint. Kamen (Czernowitz). Yulpius, Ueber einen Fall von Wundstarrkrampf mit Tierversuchen. [Aus der chirurgischen Universitätsklinik des Prof. Lorenz in Heidelberg.] (Deutsche med. Wochenschr. 1893. No. 41.) Ein Knabe, welcher sich durch Sturz von einem Baume eine komplizierte Fraktur des rechten Oberarmes zugezogen hatte, er- krankte 41/2 Tage nach der Verletzung an Tetanus. Nach 18-stündiger Krankheit trat der Tod ein. Eiter aus der Stelle der Verletzung, Bestandteile eines in der Wunde gefundenen Tuchfetzens und Proben des mißfarbigen Knochenmarkes von der Frakturstelle erwiesen sich für Mäuse virulent. Die Tiere erkrankten 24 bis 40 Stunden nach der Impfung und starben nach 12- bis 60-stündiger Krankheit. In dem Wundsekrete der Impfstelle wurden die Tetanusbacillen stets nachgewiesen. Der Urin des Kranken, welcher 9 Stunden nach dem Einsetzen der ersten Tetanussymptome gelassen war, wurde 2 Kaninchen in Gaben von 5 bezw. 28 ccm subkutan injiziert, ohne daß hierauf bei den Tieren tetanische Erscheinungen hervortraten. Undeutliche Symptome dieser Art bildeten sich bei einem anderen Kaninchen nach Injektion von 20 ccm des 13 Stunden nach Beginn der Erkrankung gelasseneu Urins aus. Dagegen reichten schon 2 ccm des nach dem Tode der Blase des Kranken entnommenen Harns hin, um bereits nach 8 Stunden bei einem Meerschweinchen einen innerhalb 5 Stunden tötlich verlaufenen Wundstarrkrampf hervorzurufen. Die Toxine des Tetanus scheinen demnach allmählich in den Urin überzugehen, so daß dessen Giftigkeit mit der Dauer der Krankheit zunimmt. Das Serum des aus den Venen der Leiche des Knaben unter den erforderlichen Vorsichtsmaßregeln entnommenen Blutes war giftig für Mäuse (0,5 bezw. 2 ccm), Meerschweinchen (2 bezw. 4 ccm) uud Kaninchen (10 bezw. 20 ccm). An der Impfstelle der Versuchs- tiere wurden Bacillen ebenso wenig wie nach der Infektion mit Urin gefunden. Es handelte sich demnach augenscheinlich um eine Toxin- wirkung, welche bei Mäusen frühestens 12, bei Meerschweinchen 6 bis 16 Stunden, bei Kaninchen 20 Stunden nach der Injektion in die Erscheinung trat. Die Versuche des Verf. bestätigen demnach die Ergebnisse früherer Beobachtungen, indem sie zeigen, daß die Inkubationszeit eine kürzere Zeitdauer beansprucht, wenn die Toxine dem Organismus unmittelbar zugeführt werden, als nach Verimpfung bacilleuhaltigen Materials. Kübler (Berlin). Kartulis, Stamatios, Untersuchungen über das Verhalten des Tetanusgiftes im Körper. [Inaug.- Diss.] 8°. 30 p. Berlin 1893. Die im Institute für Infektionskrankheiten ausgeführte Arbeit beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Nachweise des Tetanusgiftes im Blute und mit der Frage, ob das Tetanusgift durch die Harn- Tetanus; — Leukämie. 181 Sekretion ausgeschieden wird. Kaninchen, Meerschweinchen, Mäuse bildeten die üblichen Versuchstiere. Es wurde nachgewiesen, daß das Blut von künstlich tetanisierten Tieren, wie auch das Blut von an Tetanus erkrankten Menschen in jedem untersuchten Falle das Tetanusgift enthielten und daß dieses bereits im Blute mit den ersten tetanischen Symptomen auftritt. Das Tetanusgift geht nur unter gewissen Bedingungen in den Harn über, d. h. wenn man das Tier mit großen Mengen von Tetanus- kulturen vergiftet. Im Harne der Tiere, die in einer den natürlichen Verhältnissen entsprechenden Weise infiziert wurden, war experimen- tell das Gift nicht nachweisbar. Ebenso ließ sich im Harne von Menschen, welche an Tetanus erkrankt waren, das Tetanusgift nicht nachweisen. Der Harn an Tetanus erkrankter oder verstorbener Menschen kann also für die Diagnose und für die Prognose der Erkrankung nicht benutzt werden. E. Roth (Halle a. S.). Hibler, E. yoü, Mitteilung über zwei Tetanusfälle nebst Demonstrationen. (Sonderabdruck des Berichtes über die WanderversammluBg des Vereines der Aerzte Deutsch-Tirols in Imst am 22. Juli 1893.) Bericht über 2 Fälle von Tetanus, der eine nach einer Schuß- verletzung; bei dem anderen waren die Eingangspforte für die In- fektion syphilitische Geschwüre des Unterschenkels. Die Patientin hatte ihren Zimmerboden gereinigt und darauf sehr ermüdet sich ins Gras gelegt. In der darauffolgenden Nacht Schlaflosigkeit und Fieber, am anderen Tage Schlingbeschwerden, am 5. Tage Nackenstarre und am 7. Opisthotonus, am 10. Tage Exitus. In beiden Fällen konnte durch Impfung Tetanus erzeugt werden, im 2. Falle nur durch das aus den Unterschenkelgeschwüren gewonnene Material Dieudonne (Berlin). Koväcs, Zur Frage der Beeinflussung des leukämischen Krankheitsbildes durch komplizierende Infektions- krankheiten. (Wiener klinische Wochenschrift. 1893. No. 40.) Verf. bereichert die Kasuistik der Beobachtungen, wo in Fällen von Leukämie, lienal-medullärer Form sowohl, als lymphatischer, in- folge infektiöser Erkrankungen eigentümliche Veränderungen so- wohl an den hyperplastischen, blutbereitenden Organen, als auch im Blutbefunde beobachtet wurden, um einen neuen Fall. Ein Influenzakranker zeigte bei der Aufnahme durch einen großen Milztumor und die charakteristische Blut Veränderung (be- trächtliche Vermehrung der Leukocyten, Polymorphie und Mitosen, Anwesenheit sehr zahlreicher Markzellen, weniger Lymphocyten, zahl- reicher kernhaltiger, roter Blutkörperchen) das Bild der lienal- medullären Leukämie. Während der Erkrankung an Influenza nun und auch noch in der ersten Zeit der Rekonvalesceuz besserten sich alle diese Erscheinungen; der Milztumor verkleinerte sich be- trächtlich, die Polymorphie der Leukocyten nahm durch das Schwinden der großen, mononukleären Zellen beträchtlich ab, die Mitosen und kernhaltigen roten Blutkörperchen verloren sich. Gleichzeitig wuchs XV. Bd. 12 182 Leukämie. die Zahl der polynukleären Leukocyten, die schon im Beginn der Er- krankung leichte Vermehrung gezeigt hatten. Mit Eintritt völliger Genesung trat der Milztumor und die Blutveränderung wieder wie vorher auf. Die roten Blutkörperchen zeigten nie große Schwankungen. Alle bisher bekannten Fälle — Verf. referiert solche von Eisen- lohr, Heuck, Quincke, Stintzing, Müller, Fröhlich — haben das Gemeinsame, daß sich während verschiedener Infektions- krankheiten (typhusähnliche Erkrankungen, eitrige Pleuritis, Miliar- tuberkulose, chronische Lungenphthise, Sepsis) zunächst Aenderungen des leukämischen Krankheitsbildes durch rasche Größenabnahme des Milztumors und der Drüsenschwellungen zeigten. Auch die leukämi- schen Neubildungen in anderen Organen folgen dieser Regel (Leber, Quincke). Nach Eintritt der Genesung schwellen die Organe wieder zum früheren Umfang an. Nicht so übereinstimmend sind die Angaben über den Blutbefund. Meist nehmen die Leukocyten ab; in einem Falle von Müller ver- mehrten sie sich. Auch die roten Blutkörperchen sollen sich im all- gemeinen vermindern. Augenscheinlich ist die Verkleinerung der leukämischen Milz und der Drüsenschwelluugen und die Veränderung des Blutbefundes Folge einer direkten besonderen Beeinflussung des leukämischen Prozesses durch das infizierende Agens. Wahrschein- lich wirkt, wie auch Müller annimmt, das Virus als „Reiz“ um- stimmend auf die pathologisch affizierten Bildungsstätten und dadurch auch auf die Produktion der roten und weißen Blutkörperchen. Die von Müller und Verf. beobachtete mit dem Zurückgehen der Leuko- cytenzahl auftretende Vermehrung der polynukleären weißen Blutzellen hat man als Ausdruck einer infektiösen Leukocytose aufzufassen. (Der beobachtete Grippefall war mit Pneumonie kompliziert.) Kurt Müller (Halle). Traversa, F., Un caso acutissimo di pseudoleucemia linfatica. (La Rif. med. 1893. p. 153.) Aus dem Blute und einer in vivo excidierten Lymphdrüse wurde ein Streptococcus in Reinkultur gezüchtet. Kaninchen reagierten auf subkutane Injektionen, je nach der Injektionsstelle, teils mit Erysipel (am Ohre), teils mit Absceßbildung (am Rücken). Die nach 4 Monaten getödteten Tiere zeigten keine Spur einer an Pseudo- leukämie erinnernden Affektion. Der Zusammenhang zwischem dem bakteriologischen Befunde und Krankheit bleibt also trotzdem dunkel, daß der Verf. bei dem Umstande, daß die bakteriologische Unter- suchung zu einer Zeit gemacht wurde, wo sich der Patient in einem noch ziemlich guten Zustaude befand, eine (in diesem Falle dennoch höchst wahrscheinliche — Ref.) Sekuudäraffektion zur Erklärung des gemachten Befundes nicht heranziehen möchte. Kamen (Czernowitz). Gfrossi, C., Su di un caso raro di pseudoleucemia acuta. (La Rif. med. 1893. p. 156, 157.) Verf. untersuchte einen Fall dieser seltenen Krankheit, bei welchem die Diagnose durch die Sektion und histologische Unter- Gonorrhöe. 183 suchung bestätigt wurde, bakteriologisch mit gänzlich negativem Re- sultate. Weder mikroskopisch konnte im Blute, im Drüsensafte und in Organschnitten irgendwelche Mikroorganismen nachgewiesen wer- den, noch zeigten die mit Blut, Drüsensaft und Oedemtiüssigkeit beschickten Nährböden irgend eine Spur von Pilzvegetation. Kamen (Czernowitz). Kollniann. ZurDiagnostik und Therapie der männlichen Gonorrhöe. (Dtsch. med. Wochenschr. 1893. No. 47.) Unter voller Anerkennung des Werts der bakteriologisch - mikro- skopischen Methode für die Diagnostik der gonorrhoischen Erkrankungen hebt der Yerf. gleichwohl hervor, daß ein sicheres Urteil in vielen Fällen nur durch Zuhilfenahme anderer ergänzender Untersuchungs- mittel, vor Allem der Endoskopie möglich ist. Wenn letzteres Ver- fahren einer größeren Verbreitung sich immer noch nicht erfreut, so liegt dies zum Teil an den Mängeln der bisherigen Apparate. Da- gegen ist die Untersuchung neuerdings durch die Ni tze- Ober- land er’ sehe Methode wesentlich erleichtert und zuverlässiger ge- staltet worden. Die Endoskopie ermöglicht die Diagnose in Fällen , wo die bakteriologische Untersuchung im Stich läßt, weil die Gonokokken nur in der Tiefe der Schleimhaut wuchern und mit den Oberflächen- Sekreten daher nicht herausgespült werden. Denn nach den Aus- führungen des Verf., welche sich vornehmlich gegen die vonNeißer vertretenen Anschauungen richten, erfährt die Schleimhaut bei Gonor- rhöe bestimmte Veränderungen, und diese können mittels des Endo- skops ohne Schwierigkeit festgestellt werden. Es sind dies Infiltrate der Mucosa, Sichtbarwerden massenhafter Drüsenmündungen und Drüsenabscesse. Die Fälle, in denen nach Neiße r die Diagnose chronischer Falle, deren endoskopische Veränderungen nur minimal sind, allein durch den Nachweis der Gonokokken zu stellen ist, kommen nur ausnahmsweise vor. Andererseits bilden Drüsenkatarrhe mit spärlichem Sekret, welche durch die endoskopische Methode leicht, durch die bakteriologische Untersuchung nur mit Schwierigkeiten und hinsichtlich ihrer Lokalisation überhaupt nicht nachgewiesen werden können, nicht selten die anatomische Grundlage der chronischen, den gewöhnlichen Behandlungsarten trotzenden Fälle. Die Heilung, jener in der Tiefe der Schleimhaut sich abspielender krankhaften Vor- gänge gelingt begreiflicherweise mit Ausspritzungen, Ausspülungen und Aetzungen nicht; sie kann aber auf endoskopischem Wege durch Behandlung der einzelnen Drüse mittels intraglandulärer Ein- spritzungen, Incisionen, Galvanokaustik oder Elektrolyse erreicht werden. Uebrigens wendet Verf. die Endoskopie nur in subchronischen oder chronischen Fällen, also etwa 8 Wochen nach Beginn der Er- krankung an ; im akuten Stadium verzichtet er auf dieselbe. Auch wird anfangs nur die Pars cavernosa einschließlich des Bulbus endo- skopiert. Finden sich bei der Untersuchung Infiltrate, so werden dieselben durch Dilatationen nach Oberländer mit Irrigationen (3 Proz. 12* 184 Gonorrhöe. Borsäurelösung, 0,03 — 0,2 Proz. Höllensteinlösung) der Resorption eutgegengeführt. Man verhindert auf diese Weise nach Ueberzeugung des Verf. ,,die Entstehung gröberer chronischer Infiltrate und somit auch die Striktur in fast allen Fällen.“ Kübler (Berlin). Koplik, Urogenital Blennorrhoea in children. (Journal of cutaneous and genito-urinary diseases. 1893. Juni, Juli.) Der Verf. hält die Urogenitalblennorrhöe bei Kindern — Knaben wie Mädchen — für häufig genug, um sie unter die gewöhnlichen Kinderkrankheiten einzureihen. Er selbst hat innerhalb der letzten 6 Jahre mehr als 200 Fälle gesehen. Die Urogenitalblennorrhöe der Mädchen: Der Verf. wirft den anderen Autoren, außer Epstein, vor, daß sie sich zu wenig mit den normalen anatomischen und physiologischen Verhältnissen des kindlichen Urogenitaltractus beschäftigt hätten. So hat erst dieser auf den desquamativen Katarrh der Neugeborenen als einen physiologischen Prozeß hingewiesen. Es handelt sich hierbei um einen Ausfluß, in dem sich Epithelien und allerhand Mikro- organismen, aber keine Leukocyten finden , und der nach 2 Wochen von selbst cessiert. K. unterscheidet bei den kleinen Mädchen 3 Arten von Uro- genitalkatarrh : 1) (Katarrh) Ausfluß; heftige Schmerzen beim Wasser lassen. Der Introitus vagin. ist gerötet, geschwollen und um das Hymen und Oritic. urethrae herum kleine Erosionen. Ursache: Unsauberkeit. 2) Einfacher Katarrh: einhergehend mit profusem gelben Aus- fluß aus Urethra und Vagina, klinisch mit allen Symptomen der Gonorrhöe; infektiös. 3) Die echte Gonorrhöe : profuser gelber oder gelbgrüner Ausfluß mehr oder weniger dick aus Urethra und Vagina mit Schwellung der Schleimhäute. Nur die mikroskopische resp. bakteriologische Unter- suchung ermöglicht zwischen 2 und 3 die Differentialdiagnose. Der Ausfluß beim einfachen Katarrh zeigt desquamierte Epithelien, Eiter- körperchen und allerhand Bakterien in Form von Stäbchen, Kokken, Diplokokken. Dieselben können in Leukocyten Vorkommen oder auf den Epithelzellen und mau kann in demselben Eiterkörperchen. Stäbchen, Kokken und Diplokokken zugleich finden. Im Ausflusse bei der echten Gonorrhöe finden sich in dem profusen gelben Sekrete in den Eiterkörperchen Diplokokken, die an Form, Größe u. s. w. vollkommen den Gonokokken beim Tripper des erwachsenen Mannes gleichen. Bei der Besprechung der Aetiologie erörtert der Verf. ziemlich ausführlich die Polemik zwischen Neißer, Steinschneider einer- seits und Lustgarten und Mannaberg und Bokhard anderer- seits, wobei er sich vollkommen auf den von Neißer vertretenen Standpunkt stellt. Er meint, daß die von Steinschneider in 4,6 Proz. der Fälle gefundenen Diplokokken, welche sich nach Gram entfärben — die sogenannten Pseudogouokokken — , wohl von jedem Geübteren leicht von den Gonokokken unterschieden würden. Gonorrhöe. 185 K. hat nun versucht, aus dem Sekrete kleiner, an gonorrhoischer Vulvovaginitis leidender Mädchen die Gonokokken zu isolieren. Er fand dabei in der normalen Vagina kleiner Mädchen 1) einen Diplococcus, der gefärbt dem Lustgarten’schen voll- kommen gleicht und der auf Blutserum in kleinen, weißen, kugeligen Kolonieen wächst. Die Stichkultur im Gelatineröhr- chen ergiebt ein nicht charakteristisches weißes Wachstum; auf Gelatineplatten erhält man kleine, runde, gekörnte, bei durch- fallendem Lichte olivenfarbene, bei reflektiertem gelbe Kolonieen. Die mehr oberflächlich gelegenen Kolonieen sehen bei durch - fallendem Lichte goldgelb, bei reflektiertem weiß aus. K. be- zeichnet diesen Diplococcus, welcher die Gram ’sche Reaktion giebt, als Diplococcus albus; 2) macht der Verf. auf einen Diplococcus aufmerksam, den er in 2 Fällen von nicht gonorrhoischer, aber nach seiner Ueberzeugung infektiöser Vulvovaginitis fast wie in einer Reinkultur isoliert gefunden hat. Derselbe entfärbt sich nicht nach Gram, ist im allgemeinen ebenso groß, als der Gonococcus, ist jedoch sowohl etwas kleiner, als auch etwas größer bisweilen zu beobachten. In Agarplatten sind die Kolonieen nicht charakteristisch; auf Gelatineplatten wächst er in Kolonieen, die bei durchfallendem Lichte strohgelb, bei reflektiertem weiß sind. Im Stiche im Gelatineröhrchen wächst er weiß und verflüssigt nach 48 Stunden u. m. die Gelatine in geringem Maße. In Bouillon ruft er nach 24 Stunden Trübung hervor und nach einigen Tagen bildet sich eine Membran; auf der Kartoffel hat er ein ziemlich üppiges Wachstum von weißlicher Farbe ohne die Neigung, sich sehr nach den Seiten hin auszudehnen; 3) fand K. einen gelben Diplococcus, von dem er annimmt, daß er ganz besonders oft für den Gonococcus Neißer gehalten worden ist. Er traf diesen Diplococcus ganz besonders häufig bei der Vulvovaginitis jeder Art der kleinen Mädchen und dessen üppigem Wachstume schiebt er das Mißlingen seiner Versuche, den Gonococcus zu isolieren, zu. Im übrigen ist das Wachstum auf Agar nicht sehr charakteristisch, erst mit weißer, allmählich ins Gelbe übergehender Färbung. Der Verf. macht seine Kulturversuche seit 1889, aber nie mit Menschenblutserum, sondern stets mit Rinderblutserum, er glaubt, wiederholt Gonokokkenwachstum erreicht zu haben, aber es war nie möglich, dieselben zu isolieren und sie vor dem Ueberwuchertwerden durch die anderen Mikroben der kindlichen Vagina zu schützen. K. rekapituliert seine Befunde bei kleinen Mädchen folgender- maßen : 1) Es giebt in der normalen weiblicheu Urethra einen weißen Diplococcus, der nicht nach Gram entfärbt wird. 2) Beim einfachen Katarrh findet sich ein weißer Diplococcus, der nicht nach Gram entfärbt wird. 3) Bei der gonorrhoischen Vulvovaginitis begegnet man a) einem weißen Diplococcus, der sich Dach Gram entfärbt, b) einem gelben Diplococcus (Diplococcus flavus Bumm). 186 Gonorrhöe. Peinlich genau ausgeführte Messungen haben ergeben, daß durch- schnittlich der Gonococcus im Längen-, wie im Breitendurchmesser kleiner ist, als die sogenannten Pseudogonokokken, allerdings ist die Differenz besonders mit dem in der normalen Urethra vorkommenden weißen Diplococcus eine sehr geringe, und es kommt sehr wohl vor, daß ein einzelnes Exemplar kleiner ist, als die Gonokokken. Die Urogenitalblennorrhöe der kleinen Knaben : 1) Eine nicht spezifische Entzündung der Harnröhre, die sich in Rötung und Schwellung der Schleimhaut, kleinen Erosionen am Orificium und düuueitrigem Sekrete manifestiert, in dem sich Eiter- körperchen finden, welche den Gonokokken nicht sehr ähnliche Diplo- kokken enthalten. Die Aetiologie ist unklar. 2) Die echte Gonorrhöe der Knaben, die sich von der der Erwachsenen in nichts fast unterscheidet, als in den geringeren Störungen des Allgemeinbefindens. Die mikroskopische Untersuchung des Sekretes zeigt in den Eiterkörperchen Gonokokken, die den bei erwachsenen Männern vorkommenden in Lage, Form, Verhalten u. s. w. vollkommen gleichen. Was die Uebertragung anlangt, so kommt sie bei Knaben wie Mädchen zu stände a) indirekt: durch gemeinsam gebrauchte Gegenstände (Schwamm, Wäsche u. s. w.), b) direkt: durch unmittelbare Berührung der Geschlechtsteile der Kinder mit infizierten Erwachsenen oder Kindern (Benutzung gemeinsamer Lagerstätten — Stuprum). Ref. muß es sich au dieser Stelle versagen, auf die interessanten Ausführungen des Verf.’s in der recht ausführlichen Arbeit in kli- nischer und pathologisch - anatomischer und therapeutischer Hinsicht einzugehen und möchte nur noch zum Schlüsse einige Worte über die Zeitdauer des Aufenthaltes der Gonokokken im kindlichen Organismus referieren. K. spricht von einer Zeit von 8 — 10 Wochen bis 6 Monate; es ist aber natürlich, daß bei der eiuer Behandlung überaus schwer zugänglichen kindlichen Vagina und Cervix uteri sich die Krankheit viel länger hinzieht. Oft auch kommt es vor, daß die Gonokokken anscheinend verschwunden sind , um erst später wieder aus ihren Schlupfwinkeln, den Falten und Fältchen von Urethra und Vagina, zur Ueberraschung von Arzt und Patienten zum Vorschein kommen. Lasch (Breslau). Councilmau, W. T., Gonorrhoeal myocarditis. (The American Journal of the medical Sciences. Vol. CVI. 1898. No. 3. p. 277.) Seit der Beschreibung der Gonokokken durch Neißer 1881 wurde dieser Organismus bei allen Fällen akuter Gonorrhöe in dem Ausfluß gefunden. B u m m kultivierte den Pilz als Erster und studierte seine Patho- genese auf der Conjunctiva. Die Versuche, welche Bokhard am lebenden Menschen anstellte, sind nicht beweisend, da es sich jeden- falls um gewöhnliche Eiterpilze handelte. Außer dieser nicht stich- Gonorrhöe. 187 haltigen Veröffentlichung giebt es keine, in welcher genauer die Lä- sionen bei der akuten Gonorrhöe studiert sind, speziell welche Rolle die Gonokokken bei ihrer Erzeugung spielen. Ebenso spärlich sind Berichte über die sekundären Affektionen beim Tripper. Sie bestehen in purulenter Entzündung der mit der Urethra oder der Vagina in Beziehung stehenden Hohlräume, akuter Schwellung der Lymphdrüsen, akuter Entzündung der Gelenke und synovialen Ueberzüge und in Pericarditis. Man erklärt diese Komplikationen auf zwei Arten ; die Einen sehen sie als eine entfernte Gonokokkeninfektion au, die Anderen als Folge einer Mischinfektion mit anderen, besonders den eitererregenden Mikroorganismen. Die gewöhnlichste Komplikation ist der Tripper- rheumatismus. Fournier rechnet auf 64 Fälle, Besnier auf 50, Grisolle auf 35 Fälle von Gonorrhöe einen mit Gelenkaffektionen komplizierten; Loeb hält sie für viel häufiger. Rheumatismus wird nach Ansicht der meisten Autoren nur beobachtet, wenn der gonor- rhoische Prozeß den hinteren Teil der Harnröhre einnimmt; er ist viel häufiger bei Männern, als bei Frauen und kann ganz ohne Fieber verlaufen; wenn es vorhanden ist, so ist es meist kurz und ver- schwindet trotz Weiterbestehens der Affektion; doch kommen auch Fälle mit hoher Temperatur vor. Meist ist das Kniegelenk affiziert; wogegen die Gelenke der oberen Extremitäten frei zu sein scheinen. In 118 Fällen von Nolen war das Handgelenk 26mal, in 119 Fällen von Fournier nur 14mal befallen. Die Gelenkaflektion unterscheidet sich von der gewöhnlichen rheumatischen dadurch, daß sie auf Sali- cylate nicht reagiert und selten zu Zerstörung der Gelenke führt. Affektionen des Peri- und Eudocardiums sind als Komplikationen der Gonorrhöe seltener. Man sieht sie für gewöhnlich zusammen mit dem Rheumatismus. Nolan faud in 116 Fällen von Tripper- rheumatismus lömal das Herz affiziert. Währeud man diese sekundären Erscheinungen meist als Misch- infektionen auffäßte, wurden in einer Anzahl von Fällen Organismen gefunden, welche man als Gonokokken ansprach. Petrona hat ähnliche Organismen wie in der Urethra in den Gelenken und gleichzeitig im Blut gefunden; Kramer in den Ge- lenken in einem Fall, in einem anderen keine, Hahn fand Kokken in Gelenkaffektionen, sieht diese aber als Eiterorganismen an. Sie finden sich aber nur in frischen und stürmischen Prozessen und fehlen in chronischeren. Haslund hält den Tripperrheumatismus für eine spezifische Infektion, fand aber keine Gonokokken. Leistikow fand weder in Gelenken noch im Blut Gonokken. Hartley hält die Gelenkaffektionen für Komplikation durch andere Keime. Die Herzaffektionen scheinen sich gewöhnlich als Peri - oder Endocarditis zu zeigen. Glusincki beschreibt 31 Fälle, bei denen Komplikationen im Gefäßsystem eintraten, und fand einmal in Vegetationen der Aortenklappen bei einer Affektion, die mehrere Wochen nach einer Gonorrhöe eintrat, Organismen, welche wahr- scheinlich Gonokokken waren. Mehrere Autoren fanden Gonokokken in peri- und parurethralen 188 Gonorrhöe«' Abscessen, Buboneu und verschiedenen anderen lokalen Pro- zessen, welche der Gonorrhöe folgten. Es folgt nun die Mitteilung eines komplizierten, selbstbeobach- teten Falles von Gonorrhöe, bei dem sich augenscheinlich in den se- kundären Herden Gonokokken fanden. Bei diesem Fall trat 10 Tage nach Erscheinen von gonorrhoischem Ausfluß Schwellung des linken Ivniees, später der Fingergelenke, der Schultern und der Knöchel ohne Temperatursteigerung und eine Woche später plötzlicher Tod ein, ohne daß sich vorher hätten größere Ver- änderungen am Herzen nachweisen lassen. Die nach 28 Stunden ge- machte Sektion ergab außer Lungenhypostase eine exsudative Peri- carditis und eine eigentümliche, bei gewöhnlichen Eiterpilzen nicht beobachtete Form von Endocarditis. Das Herzfleisch war blaß, wachs- artig. Im Myokard sowohl als im Endocard fanden sich weiterhin eigentümlich gelatinös erweichte Partieen. Auch in den Kniegelenken besonders rechts ergab sich ein merkwürdiger Befund. Auf der ge- schwollenen Synovialmembran fanden sich von Eiter bedeckt granula- tionsartige Massen, ähnlich tuberkulösen Granulationen, deren Durch- schnitt opak aussah und die einem ödematös gelatinösen Gewebe auf- sitzen. In allen diesen Läsionen, die sich besonders durch das Fehlen jeder fibrinösen Art von Exsudation und in der Produktion mannig- faltiger Art von Degeneration des Gewebes, in Nekrose mit purulenter Infiltration und Bildung einer Art von Granulationsgewebe mit schlei- miger Degeneration der Zellen kundgeben und dadurch sich von den, durch die gewöhnlichen Eiterpilze erzeugten Veränderungen unter- scheiden, fanden sich in den Schnittpräparaten Diplokokken, welche morphologisch und durch Färbungsversuche sich als Gonokokken erwiesen. Kulturen aber wurden nicht angelegt. Trotz- dem aber glaubt Verf. sowohl in Rücksicht auf den Krankheitsverlauf, als auf den pathologischen Befund zur Annahme berechtigt zu sein, daß es sich hier nicht um eine sekundäre Infektion, sondern um Wirkung der Gonokokken handelt. [Bei dem Fehlen von Kulturen wird Verf. schwerlich überall Uebereiustimmung mit seiner Ansicht finden. Anm. des Ref.] Kurt Müller (Halle). Hasse, Carl, Der Gonococcus Neißer, sein Vorkommen bei Urethritis und Bartholinitis. [Inaug.-Diss.] 8°. 45p. Straßburg i. E. 1893. Verf. machte mit vielen Farbstoffen Versuche und kommt zur Empfehlung folgenden Verfahrens, um die Kokken sichtbar zu machen : 1) Das Deckglaspräparat wird leicht einmal durch die Flamme gezogen ; 2) Färben 1 /2 Minute lang in gesättigter 5-proz. Kalium hyper- manganicum- Methylenblaulösung ; 3) Abwaschen in Wasser und Entfärben in beliebig hergestellter dünner Essigsäure, bis die blaue Farbe verschwindet und ein Violett erscheint; 4) Entsäuren in Wasser; Gonorrhöe. 189 5) Färben in vorzüglichster Pikrokarminlösung , bis auf weißem Grunde rosarote Färbung eintritt, was nach 5—8 Minuten der Fall ist, ev. auch leichtes Erwärmen; 6) Abwaschen in Wasser nur ganz knapp; 7) Trocknen, Untersuchen in Glycerin oder Kanadabalsam, wobei die Kokken leicht blau erscheinen, Zellkerne rot sind, das Plasma ganz schwach lachsfarben ist, und das der Epithelien deutlicher und mit einem leichten Stiche ins Gelbe gesehen wird. In den untersuchten 625 Präparaten des Sekretes der Urethra und der Bartholin’schen Drüse fand Hasse 19mal Bacillen allein, 27mal Kokken allein und 147mal beide nebeneinander. Im Sekrete der Bartholin’schen Drüse fanden sich Kokken und Bacillen stets vereint, und zwar bei 142 Präparaten 17mal, davon 14mal bei negativem Gonokokkenbefunde. Im allgemeinen war die deutliche Beobachtung zu machen, daß bei akuter Gonorrhöe keine anderen Bakterien zu sehen waren, daß aber mit dem Verschwinden der Gonokokken und der Zunahme des Epithels Bacillen und Kokken oft in überraschender Anzahl erschienen, worauf sehr bald die Gono- kokken gauz zu verschwinden pflegteu. Hin und wieder fand Hasse auch Saprophyten in laugen Ketten bis zu 20 und 25 Gliedern. Mit der Zunahme der Dauer des bestehenden Krankheitsprozesses geht also eine Abnahme der Gonokokken Hand in Hand. E. Roth (Halle a. S.). Löwenhardt, Wann dürfen Gonorrhöiker heiraten. (Sep.- Abdr. aus der „Zeitschrift für ärztliche Landpraxis“ 1893. No. 5.) Der Verf. giebt in knapper, gedrängter Form sehr anschaulich und treffend die Verhaltungsmaßregeln an, welche die Aerzte beobachten sollen, wenn ein ehemals gonorrhoisches Individuum sich den medizinischen Eheconsens holt. Da die Virulenz des Urethral- sekretes nur allein durch die Anwesenheit des Gonococcus bedingt wird, so ist der Heiratskandidat wiederholt daraufhin zu untersuchen, und zwar ist das Sekret der pars anterior und pars posterior — ge- trennt — nach der Jadassohn’schen Methode — genauer mikro- skopischer Untersuchung zu unterwerfen. Man darf sich jedoch mit dem gewöhnlich meist sehr spärlich vorhandenen Sekret nicht be- gnügen , sondern suche durch Reizung der Urethralschleimhaut die Sekretion zu vermehren und auf diese Weise dieselben Verhältnisse sich zu verschaffen, wie sie später bei einer Exacerbation des schon torpiden Prozesses (durch Excesse in Baccho oder in venere) zu- stande kommen können. Mau erreicht das am besten durch Injektion einiger Tropfen einer 1 — 5-proz. Arg. nitr. Lösung. Wenn auch nun das Sekret gonokokkenfrei ist, so ist besonders bei schleimig-epithelialer Beschaffenheit desselben die Ehe zu erlauben, während das Vor- handensein zahlreicher Eiterkörperchen zu immer erneuter Unter- suchung und therapeutischer Beeinflussung dieser Pseudogonorrhöe ermahnt. Löwenhardt hebt auch zum Schlüsse noch einmal hervor, daß für die Virulenz des Sekretes und jenen ganzen schweren Komplex 190 Gonorrhöe. — Syphilis. der Erkrankungen des weiblichen Genitaltraktus nur der Gono- coccus verantwortlich zu machen ist. Lasch (Breslau). Dock, Gonorrhea of the rectum. (The Medical News. 1893. March 25.) Der Verf. berichtet einen Fall von Rektalgonorrhöe, dessen Diagnose über jeden Zweifel erhaben ist. Der betr. Patient wurde wegen einer angeblichen Spermatorrhoe mit Rektalsuppositorien behandelt. Wäh- rend dieser Behandlungsweise kam eine Urethralgouorrhöe mit reich- lichen Gonokokken zum Ausbruch. Der Pat. bemerkte eines Tages vor dem Stuhlgange den Ausfluß einiger Tropfen einer wässerigen Flüssig- keit aus dem Rectum, die er dem Verf. zur Untersuchung brachte. Da Dock in diesem Sekrete zahlreiche Gonokokken fand, untersuchte er das Rectum mittelst eines Speculums und fand eine intensive Rötung und Schwellung der Schleimhaut ohne Ulcerationen oder Erosionen. Im Sekrete zeigten sich viele polynucleäre mit sehr wenigen eosinophilen Leukocyten und eine große Zahl von Diplokokken, die in Form und Größe den Urethralgonokokken vollkommen glichen. Dock erklärt sich das Zustaudekommen der Rectalgonorrhöe in diesem Falle durch die Uebertragung der Gonokokken mittelst der Suppositorien und schließt eine direkte Iufektion aus. Er glaubt, daß auch bei den Frauen die Rectalgonorrhöe zumeist auf indirektem Wege zustande komme. Der Therapie war der Fall wenig zugänglich. Jodoformsuppo- sitorien, 1-proz. Kreolininjektion verminderten zwar die Rötung und Schwellung, aber es war doch noch nach einigen Wochen gelbes, eitriges, gonokokkenhaltiges Sekret vorhandeu. Wenn auch die Be- schwerden des Patienten äußerst geringe waren, so hält der Verf. diese chronisch verlaufenden Fälle für ungünstig, weil die Gefahr einer Strictur ihm keineswegs ausgeschlossen erscheine. Lasch (Breslau). Binz, Die Einschleppung der Syphilis in Europa. (Dtsch. med. Wochenschr. 1893. No. 44.) Während es von allen Forschern als feststehend betrachtet wird, daß die Lues venerea zum erstenmal auf europäischem Gebiete in Neapel und Umgebung 1495 als Aufsehen erregende Epidemie erschien, sind die Meinungen noch darüber geteilt, ob die Seuche schon vorher in Europa und den auderen Ländern der alten Welt bestanden hat, ohne in ihrem Charakter erkannt zu werden, oder ob sie erst aus Amerika eingeschleppt worden ist. Auf Grund eingehender ge- schichtlicher Untersuchungen neigt Verf. der letzteren Annahme zu. Man hat Stellen aus der Bibel (3. Moses 15, 2 und 3, sowie 22, 4 und Buch Hiob 30, 17) und aus dem Papyrus Ebers als Beweis dafür angesehen, daß die Syphilis schon bei den Israeliten uud Aegyptern vorgekommen sei, doch ist die Krankheitsbeschreibung jener Mitteilungen viel zu unbestimmt, als daß sie zu irgend welchen Folgerungen berechtigte. Eine indische Schrift aus den ersten Jahrhunderten v. Chr., Kämacästra genannt, schildert aus- führlich alle möglichen Folgen übermäßigen Geschlechtsgenusses, ohne eine der Syphilis ähnliche Krankheit dabei zu erwähnen. In den Syphilis. 191 griechischen und römischen ärztlichen Schriften findet sich ebenso- wenig wie in den satirischen Geißelungen des lüderlichen Lebens der römischen Kaiserzeit, welche Martial, Properz undJuvenal hinterlassen haben, eine Krankheitsbeschreibuug, welche auf Syphilis ge- deutet werden könnte, während die Gonorrhöe und das Ulcus molle von den letztgenannten drei Dichtern genau geschildert wird. Ebenso- wenig ist aus den Ueberlieferungen der Araber und aus den mittel- alterlichen Schriften zu entnehmen, daß die Lues vor der oben er- wähnten Neapeler Epidemie in der alten Welt vorgekommen ist. Die Erkrankungen des Bischofs Johann von Speyer und des Königs Wenzel von Böhmen, welche nach den Berichten geschlechtlicher Natur waren und letal verliefen, können der Beschreibung zufolge sehr wohl in phagedänischen Schankergeschwüren bestanden haben. Für die Einsclileppung der Lues aus Amerika sprechen mehrere Berichte von Aerzten und anderen Schriftstellern aus dem Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts. RodrigoRuiz Diaz de Isla, welcher zur Zeit der Rückkehr des Columbus aus Amerika in Barcelona Arzt war, erzählt ausführlich, wie die Krankheit in jener Stadt durch die Mannschaften des Entdeckers von Amerika verbreitet wurde. Gonzalo Hernandez aus Oviedo hatte 1513 Gelegenheit, die Seuche in Haiti zu studieren. Er beobachtete, daß die Krankheit unter den Eingeborenen, welchen sie von alters her schon bekannt war, in weit milderer Form auftrat, als unter den Spaniern, die sie hier zuerst erwarben, und ist der festen Ueber- zeugung, daß das Leiden aus der neuen Welt in die alte gelangt sei. Ebenso spricht sich der Priester Las Casas aus, welcher gleichfalls jene Zeit erlebte und vom Jahre 1502 ab in Amerika als Missionar thätig war. Daß die Krankheit gelegentlich der zwischen Karl VIII. von Frankreich und spanischen Truppen 1495 in Süditalien geführten Kämpfe dort eingeschleppt wurde und jene Epi- demie in Neapel erzeugte, welche den Ausgangspunkt einer nach und nach sich vollziehenden Verseuchung ganz Europas bildete, wird von allen Zeitgenossen anerkannt, so weit die Ansichten auch über die Natur und teilweise sogar über die Verb reitungs weise der Seuche noch auseinandergingen. Kübler (Berlin). Gold, L., Sechs Fälle von extragenitaler Sypbilisin- fektion. (Archiv für Dermatol, u. Syphilis. 25. Jahrg. 1893. Heft 5. S. 791.) Nach russischen Autoren kommt eine extragenitale Infektion mit Syphilis namentlich bei der Landbevölkerung nicht selten und zwar in 3—4 °/0 aller Infektionsfälle vor. Gold beobachtete in Odessa bei 4 Personen einer Familie nacheinander extragenitale Ansteckung. Ein l1/2-jähriges Kind bekam einen weißen Belag an den Lippen und bald darauf Hautausschlag; es hatte mit einem Jungen gespielt, der an den Lippen eine wunde Stelle besaß, hatte also wohl durch Küssen den Infektionsstoff erhalten. Die Mutter, welche das Kind noch stillte, be- kam einen Primäraffect an der Brustwarze. Von ihr infizierte sich der Mann, der einen harten Schanker an der Lippe bekam, und 192 Beri-Beri. schließlich erkrankte eine ältere Tochter, bei der Plaques mu- queuses an den Lippen und im Munde gefunden wurden. Fall 5 und 6 betreffen einen Mann, der gleichzeitig an Sulcus retro-glandularis, Mons veneris und Lippe sklerotische Geschwüre be- kam und seinen Sohn infizierte, bei welchem ein Ulcus auf der Ton- sille entstand. Abel (Greifswald). Glogner, M., Die Stellung der Beri-Beri unter den In- fektionskrankheiten. (Yirchow’s Archiv. Bd. CXXXII. p. 50.) Zu den hervorstechendsten Symptomen der Beri-Beri gehört im Anfänge außer einer gewissen Müdigkeit und Schmerzhaftigkeit der Unterextremitäten der abnormale Zustand der Herzthätigkeit und der Atmung. Heute hat der Kranke 100 Pulsschläge in der Minute und 32 Atemzüge, morgen und übermorgen ist der Puls und die Respira- tion normal, um dann wieder zuzunehmen. Die Pulskurve zeigt gewöhnlich in Zwischräumen von 2 — 3 Tagen Elevationen, mit denen Hand in Hand eine Verschlimmerung aller Krankheitssymptome — Unruhe, Appetitlosigkeit, Schmerzen besonders in den Unterschenkeln — geht. In der Zwischenzeit sinkt die Pulszahl entweder zur Norm — intermittierender Typus — oder bleibt etwas über derselben. Diese periodischen Ausbrüche stärkerer Krankheitserscheinungen er- innern lebhaft an die Malariaanfälle. Eine zweite Uebereinstimmung besteht in dem schädlichen Einfluß, welchen die Malaria und die Beri-Beri auf das Blut ausüben. Nach Glogner’s Untersuchungen sinkt bei der letzteren der Gehalt des Blutes an roten Körperchen und an Hämoglobin beträchtlich unter die Norm herab. Eine weitere Analogie zwischen beiden Krankheiten wird durch die Be- obachtung geschaffen, daß die Beri-Beri an bestimmte Orte gebunden ist, z. B. im Wirkungskreise des Verf.’s an Atjeh auf Sumatra, wo die Kraukheit seit der Zeit erschienen ist, als riesige Erdbauten unternommen wurden. Auch eine zeitliche Disposition zeigt sich hier, indem die Erkraukungsziffer in der Regenzeit von Oktober bis April steigt, dann in der regenarmen Zeit fällt. Wie bei der Malaria wird auch bei der Beri-Beri oft ein überraschender Erfolg bemerkt, wenn die Kranken in gesunde Gegenden verbracht werden. Die Versuche, Aufklärung über die Aetiologie der Beri-Beri zu schaffen, haben bisher entweder zur Annahme von Bakterien, von denen verschiedene Arten beschrieben sind, als Krankheitserreger geführt oder man hat die Krankheit als Intoxikation aufgefaßt, deren Ent- wickelung und Zunahme im menschlichen Körper abhängig ist von dem Entwickelungsgange eines außerhalb des menschlichen Organis- mus lebenden Parasiten. Beide Hypothesen sind nicht imstande, die periodischen Schwankungen im Krankheitsverlaufe zu erklären, wenn man nicht eine wiederholte Neuinfektion oder Intoxikation voraus- setzt; wird aber diese auch angenommen, so ist nicht ersichtlich, warum dann Kranke eines Saales zu ganz verschiedenen Zeiten , aber in gleichmäßigen Zwischenräumen einen neuen Angriff von außen erfahren sollten. Von den Analogieen zwischen Malaria und Beri-Beri geleitet, Lepra. — Hydrops. 193 untersuchte Verf. bei dieser das Blut der Patienten. Es gelang ihm, in den allermeisten Fällen in den roten Blutkörperchen Plasmodien zu finden, deren nähere Beschreibung er sich noch vorbehält. Mit demselben Mittel, das besonders Laveran als kräftiges Gift für die Malariaplasmodien erwiesen hat, dem Chinin, gelang es ihm, gute Erfolge in der Behandlung der Beri-Beri zu erzielen. Die Anfälle, an der Pulskurve verfolgt, wurden geringer, verschwanden ganz und die Mortalität sank von 46,8 Proz. auf 13,1 Proz. — Die Beri-Beri sieht der Verf. nach allem diesem für eine Protozoenkrankheit an. Abel (Greifswald). Joelsohn, B., Ueber die Erkrankung des Gefäßsystems bei der Lepra. [Inaug.-Diss.] 8°. 68 p. 1 Taf. Dorpat (Jurjew) 1893. Das gesamte Gefäßsystem erleidet bei der Lepra keine typischen Veränderungen, wohl aber giebt es eine spezifisch-lepröse Erkrankung derjenigen Gefäßabschnitte, welche in räumlicher Beziehung zur Lokalisation der leprösen Neubildung stehen. Die Periphlebitis leprosa ist bei leprös erkrankter Cutis und Unterhautzellgewebe eine konstante Erscheinung an den subkutanen Venen. Die Media erkrankt sekundär durch Einwanderung des leprösen Gewebes aus der Adventitia. Ihre Erkrankung äußert sich in lepröser Infiltration der Zwischenräume und Atrophie mit körnigem Zerfall der Muskelelemente im späteren Stadium. Die Periphlebitis leprosa ist regelmäßig begleitet von einer Intimawucherung nicht bacillärer Natur. Die Endophlebitis leprosa setzt sich aus zwei Prozessen zu- sammen: einer anfänglichen Wucherung der Intima und einer Ein- wanderung von leprösem Gewebe aus der Adventitia. In selteneren Fällen tritt Verschluß der erkrankten Venen durch Thrombose ein. Die Periarteritis leprosa ist wegen des anatomischen Baues der arteriellen Adventitia selten. Die Endarteritis leprosa hat dieselbe Entstehungsweise wie die Endophlebitis leprosa. Eine Ablagerung von Bacillen im Endothel der Gefäße findet häufig statt, es kann sich aber von hier aus kein Leprom in der Intima entwickeln. E. Roth (Halle a. S.). Hamburger, Hydrops von bakteriellem Ursprung. (Dtsche med. Wochenschr. 1893. No. 42.) Der Verf. nimmt auf Grund früherer Untersuchungen, welche sowohl von ihm selbst1), als auch von Heide nhain2) ausgeführt worden sind, an, „daß die Capillaren im allgemeinen nicht als Filter betrachtet werden können, sondern daß denselben sekretorische Eigen- schaften beigelegt werden müssen“. Hierdurch zu der Vermutung 1) Zeitschr. f. Biologie. Bd. XXVII. 1890. p. 259 und Verhandelingen der Koninkl. Akad. v. Wetenschappan. Dl. III. 1893. No. 3.) 2) Pflüger ’s Archiv. Bd. XLIX. 1891. p. 209. 194 Hydrops geführt, daß der pathologische Hydrops unter Umständen durch Stoffe verursacht wird, welche in der Blutbahn kreisen und das Capillarendothel zur erhöhten Lymphproduktion anregen, beschloß er, „zu untersuchen, ob sich in Transsudaten sogenannte Lymphagoga befanden, Stoffe, welche imstande waren, den Lymphstrom zu be- schleunigen“. Er bediente sich eines gelbgrünlichen, etwas trüben Transsudates, welches sich in der Haut und der Bauchhöhle eines Knaben angesammelt hatte. Von der Flüssigkeit wurden 30 ccm nach Reinigung mittelst eines Chamberlandfilters einem Kälb- chen in die Jugularvene gespritzt. Es trat hierauf eine Beschleu- nigung des Lymphstromes ein, deren Nachweis durch Messung der Lymphmenge gesucht wurde, welche aus dem biosgelegten Ductus thoracicus in Zeiträumen von je 5 Minuten ausfloß. Vor der Injek- tion betrugen die aufgefangenen Lymphmeugen 4 1/2, 5, 41/2, 5, 4, 41/*, uach der Einspritzung 6 l/a, 7, 7 1 /2, 6, 5 Viertel-Cubikcenti- meter. Die Beschleunigung des Lymphstromes trat nicht ein, wenn die Injektionsflüssigkeit vorher 2 Stunden auf 56° erhitzt war. Da die trübe Beschaffenheit des unfiltrierten Transsudates durch darin befindliche Mikrokokken verursacht war, nahm der Verf. an, daß die vermeintliche lymphtreibende Substanz möglicherweise durch die Bakterien erzeugt worden sei. Er stellte daher zu weiteren Ver- suchen eine Kultur der Kokken her, indem er die filtrierte und durch Erhitzen ihrer lymphtreibenden Eigenschaften beraubte Flüssigkeit mit denselben impfte und 2 Tage im Brutofen beließ. Nach Ein- verleibung von 15 ccm dieser Kultur in die Vena saphena trat dann auch eine Beschleunigung des Lymphstromes ein, welche diesmal von längerer Dauer war, als nach Injektion des filtrierten Trans- sudates. Die aus dem Ductus thoracicus aufgefangenen Lymph- mengen betrugen vor der Injektion 3, 3, 3^, 4, 31/,, 3, 3 1/8, nach- her 5V2, 5, 6, 5, 4 V2, 6, 6 1 /2, 4, 4V2, 6, 7, 7, 8, 7l/2, 8, 8, 8V2, 8, 9 Viertel-Cubikcentimeter. Zugleich wurde Nasenausfluß und Ab- scheidung mikrokokkenhaltiger Flüssigkeit in die Bauchhöhle, nach dem Versuche Hydrops des interstitiellen Bindegewebes der Lunge, bei dem Versuchstiere beobachtet. Verf. glaubt daher, in den Mikrokokken ein „Bacterium lymphagogum“ gefunden zu haben. Die Kokken besitzen nach der Beschreibung des Verf.’s mäßige Beweglichkeit, färben sich in Anilinfarben und nach Gram, sind streng aerob, sterben ab in Rinder-, Kalbs-, Pferdebouillon und Serum, wachsen dagegen reichlich im flüssigen Serum des Menschen und in der fraktioniert-sterilisierten Ascitesflüssigkeit. Da die den Kokken feind- liche Substanz des Rinder-, Kalbs- uud Pterdeserums durch große Quantitäten Sauerstoff unwirksam gemacht werden kann, gelingt die Kultur auf der Oberfläche erstarrten Serums dieser Art (bezw. im lebenden, Sauerstoff führenden Blute, sonst hätte der vorher ge- schilderte Versuch mit dem Kalbe mißlingen müssen. Ref.). Auch auf Agar und Gelatine läßt sich der Coccus züchten, nicht aber aut Kartoffeln. Form der Kolonieen und Verflüssigungsvermögen für Gelatine wird durch die Konsistenz des Nährbodens bedingt. Feste Gelatine wird nicht verflüssigt. Kühler (Berlin). Pflanzenkrankheiten. 195 Tubeuf, C. t., Mitteilungen über einige Pflanzenkrank- heiten. (Ztschr. f. Pflanzenkrankheiten. III. 1893. H. 3. p. 140 — 143; H. 4. p. 201-205.) Die in vorliegender Mitteilung behandelten phytopathologischen Studien wurden vom Verf. im August 1892 hauptsächlich bei St. Anton am Arlberge gemacht. I. Cryptorh y n ch us lapathi Tr. und Valsa oxystoma Rehm, zwei Feinde der Alpenerl e. Die Larven des Rüsselkäfers Cr. lap. bohren Gänge in Holz und Rinde der von ihnen befallenen Erlenzweige und bringen auf diese Weise die Zweige und Aeste zum Absterben. Das braune Laub der vertrockneten Aeste und das an den Eingangsstellen der Gänge sichtbare, rotbraune Bohrmehl lassen die Anwesenheit der Parasiten erkennen. Viel weniger schädlich als die Larven ist der Käfer selbst, welcher Blätter und Zweige benagt. Cr. lap. befällt auch Weißerlen, Schwarzerlen, Birken und Weiden und soll besonders am Arlberg sehr verbreitet sein. Der Pilz Valsa oxystoma galt bisher als harmlos, da sich seine Peritbecien erst auf vollkommen abgestorbenen Zweigen ent- wickeln. Das Mycel wuchert in der Rinde der befallenen Zweige und dringt auch in die Gefäße ein; die hier verursachte Störung der Wasserleitung läßt schließlich den ganzen Zweig vertrocknen. Später treten durch die Epidermis schwarze, linsenförmige Stromata hervor, welche ziemlich gleichmäßig über die Zweige verteilt sind und schließ- lich von den in der Rinde gebildeten Perithecien durchbrochen werden. II. Erkrankung der Weißerlen durch Polyporus igniarius in Tirol. Verf. fand in den Weißerlenbeständen zwischen St. Anton und P i a n s zahlreiche Bäume , deren obere Partie abgestorben war. Polyporus igniarius hatte die bekannte Zersetzung des Holz- körpers verursacht, infolge deren den oberen Partieen nicht mehr genügende Wassermengen zugeführt werden konnten. III. Erkrankung der Preißelbeeren durch Gibbera vaccinii. Häufig an feuchten Stellen im Fichtenwalde bei St. Anton. Schon an lebenden grünen Trieben der Preißelbeeren zeigen sich kohlig schwarze Polster und zahlreiche Perithecien ; die darüber liegen- den Partieen der Zweige sterben alsbald ab. Verf. versuchte im Herbste Sporen von G. vacc. zum Keimen zu bringen, doch ohne Erfolg. IV. Krankheiten der Alpenrosen. In der Nähe von St. Anton konnte Verf. davon eine ganze Reihe beobachten. Sehr gemein Exobasi di um rhodode n dri und die Milbenkrankheit, welche ein festes Einrollen der Blatt- ränder nach innen hervorruft. Die Gallen von Exobas. und die Milbenkran keit kommen auch gemeinschaftlich auf den Blättern vor. Ferner Sclerotinia Rhod., Chrysomyxa Rhod. und an den 196 Pflanzenkrankheilen Kapseln Cenangell a Rh od. Chrysomyxa trat in allen Höhen- lagen bis herab zur Fichtenregion massenhaft in der Uredoform auf, so daß zur Zeit des Stäubens der Fichtenäcidien die Alpenrosen einer doppelten Infektion ausgesetzt waren. Teleutosporen konnte Verf. nicht finden. V. Die nadelbewohnende Form von Gymnosporangium j uniperin um. Ueber diese selten beobachtete Form hat Verf. schon früher an dieser Stelle berichtet1 2); neuerdings (1892) fand Verf. sie zahlreich auf Junip. comm. am Tegernsee und auf Junip. nana bei St. Anton neben hochgradig infizierten Exemplaren von Sorbus aucuparia. Infektionsversuche mit dieser Form gelangen Verf. nur auf Sorbus aucup.*), mit der stammbewohnenden Form nur auf Amelanchier vulgaris. Ferner wird über einen erfolgreichen Infektionsversuch mit Gymnosp. clavariaeforme auf Crataegus oxyacantha berichtet; es gelang mit den Aecidiosporen von Crataegus wiederum Junip. comm. zu infizieren, an welchem sich dann im folgenden Mai die Gy m nosporangi u m - Zäpfchen zeigten. VI. Außer den genannten fand Verf. noch sehr häufig die folgenden Parasiten : Herpotrichia nigra, in der Umgebung des Arlberg auf Fichten, Latschen, Junip. communis und nana; Exo- basidium Vaccinii auf Vacc. vitis idaea und massenhaft auf Vacc. uliginosum, auch auf Vacc. Myrtillus; Uro- myces Primulae auf Prim, villosa; Puccinia Solda- nellae; Rhytismasalicinum auf Salix reticulata; eine nicht näher bekannte Erkrankung von Empetrum nigrum; Cronartium asclepiadeum auf Cynanchum vincetoxi- cum; Ustilago Jensenii auf Gerste; Ustilago Maidis, verbreitet in den Maisfeldern bei Pi ans; anknüpfend an die letzte Beobachtung, giebt Verf. eine Reihe von Vorschlägen für die Be- kämpfung des Maisbrandes, auf welche hier nur hingewiesen werden kann. VII. Notizen über Pilze aus dem Bayrischen Walde. Bei Bise h of f s r e ut fand sich auf Acer pseudoplatanus neben Rhytisma acerinum auch Rhyt. punctatum Pers. Daselbst konnte Verf. auch eine neue Krankheit der Rot- buche beobachten, welche in feuchtem Mischwalde an jungen Buchen- stauden häufig auftritt. Große Astpartieeu erkrankter Stauden zeigen graue, weiche, abgestorbene Blätter oder grüne Blätter mit grauen Flecken. Besonders die Nervatur der Unterseite und vor allem die Blattstiele sind von einem zarten, weißen, flockigen Mycel bekleidet, welches auch häufig Zweigpartieen und Knospen überzieht. Zwischen den einzelnen Knospenschuppen bildet das Mycel dickere Polster und dringt dann in das Gewebe der Blätter ein. 1) cf. dieses Centralblatt. Bd. IX. p. 89 — 98, 167—171. 2) 1. c. Untersuchnngsmethoden, Instrumente etc. 197 Verf. beschließt seine Mitteilungen mit einigen Angaben über das Vorkommen des Polyporus fomentarius in den alten Be- ständen des Bayrischen Waldes. Busse (Berlin). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Schrank, Anleitung zur Ausführung bakteriologischer Untersuchungen. Zum Gebrauch für Aerzte, Tierärzte, Nah- rungsmittel-, Agrikultur- und Gärungschemiker, Apotheker und Bautechniker. Mit 137 Abbildungen. 8°. 253 p. Leipzig und Wien (F. Deuticke) 1893. In der That ein weiter Interessentenkreis, auf welchen Verf. rechnet. Nach Ansicht des Verf.’s „fehlt bis jetzt in der Litteratur ein Werk, das in gedrängter, leicht faßlicher und übersichtlicher Weise den in bakteriologischen Arbeiten minder Geübten eine Anleitung zur Aus- führung bakteriologischer Untersuchungen giebt“. Für Aerzte ist sicher an Anleitungen zur Ausführung bakteriologischer Unter- suchungen kein Mangel, für die anderen obengenannten Interessenten aber darf ein auf ihre Bedürfnisse Rücksicht nehmender Leitfaden willkommen geheißen werden. Das Buch unterscheidet sich von anderen Anleitungen zu bak- teriologischen Untersuchungen wesentlich durch zwei Dinge, durch die vollständige Aufzählung aller Bakteriennährböden und durch die ausführliche Schilderung der bakteriologischen Untersuchung von Nahrungsmitteln und Gebrauchsgegenständen, Medikamenten und Arzneistoffen, Verbandstoffen, Desinfektionsmitteln, Wasserfiltern sowie der bakteriologischen Untersuchungen für Zwecke der Brauerei, Land- wirtschaft, Zuckerfabrikation, Gerberei und Bauhygiene. Das Werk ist mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der oben- genannten Interessenten zweckentsprechend abgefaßt und wird seinen Zweck sehr wohl erfüllen. Für eine Neuauflage möchten wir dem Verf. Rücksicht auf korrekte Diktion (Beisp.: „Zusatz . . . wird zu- gegeben“, „Gärber statt Gerber“, „entnimmt die Durchschnittszahl“ statt „aus der Durchschnittszahl“), besonders aber die Richtigstellung einiger kleiner Irrtümer empfehlen. So beginnt (p. 98) die Ver- flüssigung des Agars nicht schon bei 50°, sondern erst nahe dem Siedepunkte; der Erfinder des Alkali- Albuminats heißt nicht (p. 94 u. 105) Taschanoff, sondern Tarchanoff; auch dürfte durch Einlegen der Eier (p. 94) in Kalihydrat kaum Natronalbuminat entstehen; warum diese Eier nach dem Herausnehmeu aus dem Alkali noch einmal mit Sublimatlösung, statt sofort mit sterilisiertem Wasser, gewaschen werden sollen, ist schwer verständlich; unter den flüssigen Nährböden ist (p. 94) aufgeführt Glycerinbouillon mit Zusatz von 3 Proz. Gelatine; Kochen des Agars ira Dampfapparate (p. 101) unter fleißigem Umrühren wird sich kaum bewerkstelligen lassen, ebenso dürfte das Melken in Gefäße, die mit sterilisierten Wattepfropfen verschließbar sind, also enge Oeffnungen haben, sich schwierig ge- XV. Bd. 13 198 Dntersuchungsmethoden, Instrumente etc. stalteu ; zu Liebig’s Fleischextrakt (p. 98) ist nicht die für das Bakterien- wachstum nützliche Menge Kochsalz bereits bei der Bereitung des Extrakts zugesetzt; Hueppe’s Fleischextraktgelatine muß nicht deshalb lange sterilisiert werden (p. 98), weil das Fleischextrakt viele, son- dern (gleich dem Milchzucker) schwer zu vernichtende Keime ent- hält; daß man eine Pipette dadurch sterilisiren kann, daß man sie (p. 107) 3 — 4 Tage im Thermostaten der Brüttemperatur aussetzt, ist dem Ref. neu; p. 121 muß es Babes statt Baber heißen u. a. m. Doch das sind nur kleine Versehen, welche den Wert des Buches nicht wesentlich beeinträchtigen. Schill (Dresden). Weinricli, Max, Die bakteriologischen Untersuchungs- methoden bei chronischer Gonorrhöe des Mannes. 8°. 31 p. Inaug.-Diss. Berlin 1893. 25 Patienten bildeten das der Arbeit zu Grunde liegende Material. Von diesen litten an chronischer Gonorrhöe diejenigen, bei denen im Sekrete die Gonokokken nachzuweisen waren. Auch bei denen, bei welchen trotz wiederholter, durchschnittlich 4 Wochen lang fortgesetzter mikroskopischer Untersuchung Gonokokken nicht gefunden wurden, schließt W. aus den Symptomen und dem ganzen klinischen Verlaufe der Krankheit auf chronische Gonorrhöe. Zwar fanden sich hin und wieder den Gonokokken sehr formäbnliche Diplokokken, aber mit Sicherheit war nicht zu entscheiden, waren es Gonokokken, Diplococcus Bumm’s oder Pseudogonokokken Mann ab er g’s oder Lustgarten ’s. Leider liefert auch die Ro ux-Gram’sche Methode keine Sicher- heit, da sich zwar der Gonococcus Neißer stets entfärbt, aber auch andere Diplokokken sich ebenso verhalten. Auch die haufenweise Lagerung im Inneren der Zellen um den Kern herum soll dem Diplococcus Neißer wohl allein zukommen, aber absolut sicher ist es auch noch nicht nachgewiesen. Das Reinkulturverfahren führt ebenfalls nicht zum sicheren Ziele, da nach Verf. über keine der die Gonorrhöe betreffenden Unter- suchungsmethoden so viel Unklarheiten herrschen und sich so viel einander direkt widersprechende Angaben der namhaftesten Autoren gegenüberstehen, wie gerade in Bezug auf die Reinkulturen. Kurz, die bakteriologischen Untersuchungsmethoden sind noch nicht zu solch einem Grade der Vollendung gebracht, daß sie in allen Fällen zu praktischen Zwecken verwertbar sind und vor allem in den zweifelhaften Fällen keine sichere Klarheit ergeben. Diese ist bei dem heutigen Stande der Wissenschaft nur aus dem klinischen Verlaufe, der Endoskopie und der bakteriologischen Untersuchung im Vereine zu finden, wenn auch feststeht, daß der Gonococcus Neißer ganz unzweifelhaft der pathogene Mikroorganismus des Trippers ist, der demnach durch Excesse in venere oder baccho, durch körperliche Ueberanstrengung, durch Berührung des Penis mit Menstrualblut, durch einfachen Fluor albus ebenso wenig entstehen kann, wie durch Gegendenwindpissen. E. Roth (Halle a. S.). Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 199 Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Kruse, W., Bemerkungen über Infektion, Immunität und Heilung. [Aus dem bakteriolog. Laboratorium der Zoolo- gischen Station zu Neapel.] (Beitr. z. pathol. Anat. u. allg. Pathol., Bd. XII. No. 3.) Verf. giebt uns eine sehr anregend geschriebene kritische Zu- sammenfassung unserer derzeitigen Anschauungen über Infektion, Immunität und Heilung. Folgendes sind seine eingehend begründeten Hauptsätze: Wir haben allen Organismen Substanzen zuschreiben müssen, die bakterienfeindlich wirken: Abwehrstoffe oder Al ex ine. Die- selben werden durch die Zellen regelmäßig produziert und sind viel- fach auch in den Säften nachzuweisen. Die Bakterien sind nicht imstande, in tierischem Gewebe zu wachsen, wenn nicht diese Alexine neutralisiert werden; das geschieht durch lytische Stoffe, zu denen die den infektiösen Bakterien spezifischen Angriffsstoffe oder Lysine gehören. Die Wirkung der letzteren kann wieder durch andere antilytische Substanzen aufgehoben werden; die virulenten Mikroorganismen erzeugen dieselben indirekt selbst als spezifische Körper: Impfstoffe oder Antilysine. Neben den Lysinen sind direkte Bakterienprodukte solche, die örtliche Wirkung hervorbringen (z. B. chemotaktische Substanzen) und solche, die allgemeine Symptome erzeugen: Gifte oder Toxine. Einige, nicht alle infektiösen Bakterien können indirekt giftzerstörende Substanzen bilden: Gegengifte oder Antitoxine. Die natürliche Heilung der Infektion beruht wesentlich auf dem Vorhandensein von Alexinen im Körper, die den Lysinen der angreifenden Bakterien zu trotzen vermögen. Unterstützt kann sie werden durch die im Laufe der Krankheit erfolgende natürliche Bildung von Antilysinen, in geringerem Grade durch lokale Reaktionen oder die gewöhnlichen Sekretionsmechanismen, die zur Elimination von Krankheitserregern führen können. Der künstliche Schutz gegen Infektion und die künstliche Heilung derselben erfolgt durch: 1) verstärkte Produktion von Abwehrstoffen; 2) Einführung von Antiseptica zur Unterstützung der Alexine; 3) Einführung antilytisch wirkender Substanzen ; 4) Einverleibung von Stoffen, die zugleich antitoxisch und anti- lytisch wirken. Kr. verhehlt sich nicht, daß seine Aufstellungen in manchen Be- ziehungen noch rein hypothetischer Natur sind. So giebt er als möglich oder sogar wahrscheinlich zu, daß sich lokale und All- gemeinwirkungen der Bakterien zum Teil auf identische Produkte derselben werden zurückführen lassen. Besonderen Wert legt er auf die Trennung der Angriffs- und Giftstoffe, die vielfach auch dort noch zusammengeworfen würden, wo ihre Verschiedenheit schlagend er- wiesen sei. Gerade der unterschiedslose Gebrauch des Wortes „Gift“ 13* 200 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. für alle Bakterienprodukte habe bisher ein klares Verständnis dieser Verhältnisse gehindert. Kr. kann sich, wie bereits aus obigem her- vorgeht, der Ansicht von Brieger, Kitasato und Wasser- mann, daß der Impfschutz allein auf einer Festigung des Organis- mus gegen die von den Bakterien gebildeten Gifte beruhe, nicht an- schließeu; er glaubt vielmehr, daß derselbe zugleich auf einer Wachs- tumsbehinderung der Bakterien beruhe, daß mit der Giftfestigung in diesen Fällen auch eine wirkliche Immunität einhergehe, daß neben den Antitoxinen in den geimpften Tieren auch Antilysine gebildet seien; denn nirgends sei von obigen Autoren der Nachweis erbracht, daß die Entwickelung der betreffenden Bakterien in den geimpften Tieren ebenso reichlich erfolgt sei als in den nicht geimpften. W. Petersen (Zürich). Janet, Traitement abortifdela blennorrhagie parle permanganate de potasse, mode d’action de ce pro- duit. (Annales de Dermatologie et de Syphiligraphie. 1893. No. 10.) Bevor der Verf. seine abortive Behandlungsmethode der Gonor- rhöe und die damit erzielten Erfolge mitteilt, giebt er einen historischen Ueberblick über die bisher übliche Art und Weise der Abortiv- methodeu und setzt in scharf kritischer Weise deren Fehler aus- einander. Zuerst wendet er sich scharf gegen Di d a g g und diejenigen Aerzte, welche, ohne die Untersuchung auf Gonokokken zu machen, sofort ihre abortive Behandlung anfangen, sowie sich ein Tropfen Eiter in der Urethra zeigt. Dadurch wird eine Anzahl nicht gonorrhoischer Urethritiden mit in die Statistik hineingezogen, deren Heilung für den Wert der Methode ohne Bedeutung ist. Nur die Fälle, bei denen mittelst des Mikroskops Gonokokken gefunden werden, sind als echte Gonorrhöen zu zählen und für eine Statistik, die die Vorteile einer Behandlungsmethode beweisen soll, zu verwerten. Dann spricht Janet über die Schnelligkeit, mit der die Gono- kokken sich in den meisten Fällen über die Schleimhaut der ganzen Urethra verbreiten und in die tieferen Schichten des Gewebes ein- dringen. Nach seiner Statistik war in 40 Proz. der Fälle bereits 4 Tage und in 26 Proz. bereits 24 Stunden nach dem Auftreten des ersten Eitertropfes eine Gonorrhoea posterior vorhanden — er führt zum Vergleiche die Ro na’ sehe Statistik an, der in 82,9 Proz. der Fälle in der ersten Woche das Vorhandensein einer Infektion der Urethra posterior angiebt. Ebenso dringen nach J. die Gonokokken mit großer Schnelligkeit in die tieferen Epithelschichten, erfüllen die Krypten der Harnröhre und dringen in die Lakunen und die Aus- führgänge der Drüsen und in diese selbst ein. Demgemäß muß jede Abortivbehandlung erfolglos bleiben, welche, mit geringen Flüssigkeits- mengen von großer Konzentration ausgeführt, nur die Urethra anterior berücksichtigt und nur die oberflächlichen Epithellagen zerstört und zur Desquamation bringt. Dagegen ist kräftigen Auspritzungen und noch besser Ausspülungen der Urethra mit größeren Mengen von Flüssigkeiten in schwächerer — aber noch bakterientötender Kon- zentration ein gewisser Wert nicht abzusprechen, und wenn diese Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 201 Methode keine besseren Erfolge aufzuweisen hat, so liegt es nach Ja net nur daran, daß sie nicht richtig und exakt ausgeführt worden ist. Jan et giebt dann eine sehr ausführliche Beschreibung seiner abortiven Behandlungsweise, die sich naturgemäß nur auf die ganz frischen Fälle — aber nur auf solche ohne allzu stürmische Begleiterscheinungen (stärkeres Oedem, sehr lebhafte Schmerzen beim Urinieren und den Erektionen und beträchtliche Schwellung des meatus u. s. w.) anwenden läßt. Es handelt sich um Aus- spülungen mit Kal. permang. l/s oo — 1Uoooi je nach dem vor- liegenden Falle. Die genauere Mitteilung dieses Teiles der Arbeit gehört nicht hierher; nur so viel will ich hervorheben, daß der Verf. angiebt, schon nach der ersten Ausspülung mit Kal. permang. in keinem Falle mehr Gonokokken gefunden zu haben. Es folgen dann die Krankengeschichten von 15 von ihm auf diese Weise behandelten Gonorrhöen mit ausgezeichnetem Resultate. Im Anschluß hieran erörtert er die Frage, wodurch das Kal. permang. trotz einer viel geringeren desinfizierenden Kraft als Argent. nitr. und Sublimat so viel besser wirkt; er kommt zu dem Schlüsse, daß nach dem Kal. bei richtiger Anwendung (d. h. nicht zu lange hinter- einander, noch zu schnell hintereinander, noch in zu großer Konzen- tration, dürfen die Eingießungen vorgenommen werden) nicht wie nach den erwähnten Desinficientien eine reichliche Eiterung einige Stunden nach der Spülung eintritt, sondern daß das Kalium eine sehr geringe Menge seröse Sekretion hervorbringe, die lange anhalte und während deren Dauer keine Gonokokken zu findea wären, weil sie in diesem Nährsubstrate nicht gediehen. Ebenso verändere das durch das Kalium hervorgerufene leichte Oedem der Urethra den Nährboden für die tiefer eingedrungenen Gonokokken so, daß sie nicht zu existieren vermöchten. Ein weiterer Vorzug der Methode ist ihre Schmerzlosigkeit. Lasch (Breslau). Mauriac, Ce que devraient etre le traitement sp6ci- fique et la prophylaxie de la Syphilis. (LaSemaine ra6d. 1893. No. 72.) Als die idealste Behandlungsmethode der Syphilis denkt sich Mauriac diejenige, die das Virus im Augenblicke nach der In- vasion an der Infektionsstelle zu vernichten vermöchte, bevor es im- stande ist, sich auch nur im Geringsten weiter zu verbreiten. Wollte man erst in späterer Zeit — wenn das Gift den Organismus bereits durchseucht hat — eingreifen, so müßte man versuchen, das einge- wanderte Virus vernichtende und seine Toxine neutralisierende Sub- stanzen dem Organismus einzuverleiben resp. in ihm zu erzeugen, die aber demselben sonst in keiner Beziehung schädlich sein können. Stets wird uns der Erfolg in diesen Fällen ein ungewisser bleiben, da uns der Maßstab dafür fehlt, ob wir bei den für uns unsichtbar sich abspielenden Vorgängen wirklich eine radikale Heilung der Krank- heit oder nur die Beseitigung der momentanen Manifestationen er- zielt haben, wie wir es bei den „äußeren Dermatomykosen sehr wohl zu beurteilen imstande sind. Bisher sind wir nach M a u ri a c’ s An- sicht noch nicht im Besitze von Mitteln, die das Krankheitsagens wirklich zu beseitigen vermögen ; Quecksilber und Jod sind nach ihm 202 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. nur eigentlich palliative Mittel ; sonst müßte heute die Syphilis zu den allerseltensten Erkrankungen gehören, nachdem sie seit Jahr- hunderten mit dem Quecksilber bekämpft wird. Der Verf. hofft einen größeren Erfolg von der künstlichen Syphilisation. Freilich bleibt, so lauge das Virus der Syphilis uns unbekannt und die Uebertragung auf Tiere unausführbar ist, diese Hoffnung eiu Traumbild für die Zukunft, das dem Verf. selbst des- wegen leichter zu verwirklichen erscheint, weil wir in der natürlichen Immuuisation der Mutter durch vom Vater her syphilitische Kinder bereits eine Art Analogon zur Immunisierung durch Vaccination be- sitzen. Es ist ferner anzunehmen, daßdie Impfung mit dem abgeschwächten Virus nichts ganz gleichgültiges ist und es bleibt immerhin fraglich, wie viele bereit sein würden, sich derselben zu unterziehen, als Prophylaxe gegen eine Krankheit, gegen welche sie sich selbst schützen zu können glauben. Zum Schlüsse streift M. das Kapitel der Prophylaxe der Aus- breitung der venerischen Krankheiten und betont die große Unge- rechtigkeit und den schweren Fehler, der dadurch geschieht, daß nur die Frauen, nicht auch die Männer ärztlich untersucht werden. Durch Unterlassung der Untersuchung der Männer bleibt die Maßregel nur eine halbe, da es am wichtigsten wäre, die prostituierten Puellae vor der Infektion zu schützen. Lasch (Breslau). Centanni, Die spezifische Immunisation der Elemente der Gewebe. [Ein Beitrag zur Kenntnis der Immunität und der Serumtherapie bei Rabies.] (Deutsche medizinische Wochenschrift. 1893. No. 44. p. 1061 ff., No. 45. p. 1115 ff.). Mit dem vom Verf. entdeckten Bacillus aerogenes me- ningitidis vermochte derselbe Kaninchen zu immunisieren, so daß sie einer nachfolgenden subduralen Inokulation virulenter Kulturen erfolgreich widerstanden. Das Blut der immunisierten Tiere hatte in vitro nicht nur keine baktericide Eigenschaften, sondern es war der Bacillus sogar noch virulenter geworden, wenn er auf Blut- fleischbrühe gewachsen war. Auch für die immunisierten Kaninchen war dieselbe Dose, in den Kreislauf injiziert, ebenso tödlich wie für die nicht immunisierten. Auch wurde keine immunisierende Wirkung beobachtet bei Uebertragung des immunisierten Blutes eines Tieres auf ein anderes Tier. Das Blut hatte also an der Immunisierung keinen Anteil und wurden Versuche angestellt, ob irgend welche Ge- webselemente das immunisierende Prinzip enthielten. I. Experimente über das vergleichende Immuuisationsvermögen der Gewebe. Von den nach der italienischen Methode vaccinierten Kaninchen wurden Serum wie auch Nervensystem anderen Tieren injiziert, und zwar im Verhältnis von 1 Nerveusubstanz auf 300 Teile Tier und 1 Serum auf 150 Tier. Die Infektion wurde auf subduralem Wege bewirkt, und zwar 3 Arten von Immunisation aufgestellt: erstens eine schützende Immunität, 5 Tage vor der Infektion, dann eine gleichzeitige, gleichzeitig mit derselben, drittens eine heilende, 5 Tage nach der Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 203 Infektion. Außer dem Nervensystem wurde 7raal ein anderes Gewebe untersucht, doch mit stets negativem Erfolg. II. Die Stadien des Vaccinationsprozesses. Bei der Infektion mit Nervensubstanz handelt es sich um passive Immunität, wobei dem zu immunisierenden Organismus die Immunisierungsstoffe fertig in bestimmter Menge zugeführt werden, ohne daß der Organismus an dem Mengenverhältnis etwas ändern kann. Gegenüber dieser passiven Immunisierung, die für das Tier reaktionslos verläuft, sprechen wir von aktiver, wenn der Organismus auf die Einführung virulenter oder toxischer Stoffe durch Selbst- produktion immunisierender Substanz antwortet. Die Injektion im Nervensystem bewirkt eine passive Immuni- sierung. Es ergab sich, daß eine allmählich ansteigende Immuni- sierungskraft im Blut vorhanden ist, welche proportional der Re- sorption des Nervensystems wuchs, am 25. — 30. Tage ein Maximum mit einer Immunitätskraft von 1 : 500 erreichte, nach l1/2 Monaten auf 1 : 150 herabsank, um schließlich ganz zu erlöschen. Nach Ein- führung neuen Nervenmarkes unter die Haut wurde derselbe Vorgang noch einmal wiederholt. Auf anderem Wege ließ sich auch durch chemische Reaktion die immunisierende Substanz aus dem Nerven- system darstellen und diese dem Tier injizieren. Das immunisierende Prinzip kann dann so wirken, daß es entweder im ganzen Organismus kreisend das später eindringende Gift aufsucht und vernichtet, oder daß es sich an bestimmten Stellen ablagert, welche für das später eindringende Gift den Angriffspunkt bilden. Die Beobachtung hat ergeben, daß ein gewisser Zeitpunkt eintreten kann, wo das Tier im Kreislauf eine mehr als hinreichende Menge immunisierender Substanz besitzt, welche jedoch das Tier selbst nicht vor der Erkrankung zu schützen vermag. Zudem ergaben weitere Versuche und Ueberlegungen, daß die erste Hypothese unhaltbar wurde. Es erwies sich nun, daß im gleichen Verhältnis, wie die Imraunisierungskraft des Blutes ab- nahm, die des Nervensystems zunimmt, woraus das Gesetz abgeleitet wird, daß dieselben Elemente, welche vorzugsweise die spezifische Wirkung des Virus erfahren, auch vorzugsweise die betreffende immuni- sierende Substanz in sich aufnehraen. Oder anders ausgedrückt : die Assimilation des immunisierenden Prinzips durch die dasselbe auf- nehmenden Elemente sättigt die Anziehungskraft des nervösen Mole- küls zu dem Rabiesvirus, so daß die spätere Berührung mit diesem Virus unwirksam bleibt. IH. Allgemeiner Begriff der Serumtherapie. Bei der Immunisation kommt es zunächst darauf an, das Tier, welches das immunisierende Serum liefern soll, für sich selbst immun zu machen. Dann muß dem Serum eine möglichst hohe Immuni- sierungskraft verschafft werden, was am besten durch die italienische Methode erreicht wird. Der Einfluß des so erhaltenen Serums ist ein indirekter durch Vermittelung der Zellen und können bei be- gonnener Krankheit nur die Zellenkomplexe mit den immunisierenden Stoffen gesättigt werden, welche noch nicht von dem Gifte ergriffen sind. 0. Voges (Danzig). 204 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Lazarus, A. und Weyl, Th., Weitere Beiträge zur Theorie der I mm u n ität g e gen Milzbrand. [Aus dem Laboratorium des städtischen Krankenhauses Moabit.] (Berl. klin. Wochenschr. 1892. No. 45.) Nachdem Weyl früher nachgewiesen hatte, daß die unter die Brusthaut des Huhns gebrachten Sporen des virulenten Milzbrandes schon nach 2 — 4 Tagen ihre Virulenz vollkommen verloren hatten, suchten nun die Verff. festzustellen, ob diese sporentötende Kraft des lebenden Huhnes sich erst im Laufe des extraovulären Lebens ent- wickele oder bereits kurz nach dem Auskriechen aus dem Ei vor- handen sei. Sie impften zu dem Zwecke Hühnchen der gleichen Race, welche von derselben Henne zu gleicher Zeit angebrütet waren und alle im Verlaufe vou 12 Stunden das Ei verlassen hatten, also gleichalterig waren, verschiedene Zeit nach der Geburt mit virulenten Milzbrandsporen, und zwar 2 am 1. Tage, 2 am 2., 2 am 5. und 2 am 12. Tage nach der Geburt. Von diesen 8 Tieren starb nur ein einziges am Tage nach der Impfung an einem kleinen, dem Loeffl er’ sehen B. typhi murium sehr ähnlichen Bacillus, also nicht am Milzbrand. Hiermit ist bewiesen, daß die Immuni- tät gegen Milzbrand den Hühnern angeboren ist, oder wenigstens sich im Verlaufe der 24 Stunden entwickelt haben muß, welche vou dem Auskriechen bis zur Impfung verstrichen waren. Um zu prüfen ob das Serum des jungen Huhns als Heilmittel gegen Milz- brand dienen könne, wurde weißen Mäusen eine Milzbrandsporen- emulsion und Serum sowohl von den bei dem früheren Versuche be- nützten als noch nicht mit Milzbrand geimpften Hühnchen injiziert. Die so behandelten Mäuse sind niemals am Leben geblieben, vielmehr wenig später als die Kontrollmäuse eingegangen. Da vielleicht das Serum des Hühnchens so schwache sporentötende Kraft besaß, daß dieselbe sich erst nach längerer Einwirkung auf die Sporen äußern konnte, wurde das Gemisch von Sporenemulsion uud Serum 24 — 48 Stunden im Eisschranke stehen gelassen und dann injiziert; doch starben die Tiere ebenso schnell als die Mäuse, welchen die frische Mischung von Serum und Sporen injiziert worden war. Auch das Serum des ausgewachsenen Huhnes war kein Heilmittel gegen Milzbrand, wie durch eine Reihe von Versuchen nachge- wiesen werden konnte. Demnach vermag das Blutserum eines Tieres, welches eine angeborene Immunität gegen Milzbrand besitzt, ein zweites, gegen Milzbrand nicht immunes Tier vor Milzbrand nicht zu schützen. Dieudonn6 (Berlin). Pansini, Sergio, Weitere Untersuchungen über das Ver- halten des Serums gegenüber den Mikroorganismen, insbesondere über seine Heilkraft bei der Pneu- moniekokken-Infektion. (Beitr. z. pathol. Anat. u. allg. Pathol. Bd. XII. H. 3. S. 372.) Die Untersuchungen P.’s erstreckten sich auf 3 Punkte. Es wurde zunächst an einer großen Anzahl verschiedener Bakterienarten die keimtötende Kraft des menschlichen Serums geprüft. Das Blut- serum zeigte eine enorme keimtötende Kraft gegenüber allen Sapro- Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten. Entwickelungshemmung etc. 205 phyten; recht bedeutend war dieselbe auch gegen solche pathogenen Bakterien, welche keine Septikämie erzeugen (Rotz, Diphtherie, Cho- lera). Die Sterblichkeitsziffer der Bakterien war in den ersten Mo- menten nach der Einführung in das Serum besonders groß; es schienen alle schwächeren Individuen sofort abzusterben. Von einem gewissen Zeitpunkt an jedoch (kritischer Zeitpunkt des Wachstums) begann wieder eine Vermehrung der Bakterien (also ein Auslöschen oder eine Neutralisation der keimtötenden Kraft). Es ist diese Erschei- nung entweder als eine Wirkung der toten Bazillen aufzufassen (Bo- naduce) oder auf ein lytisches Vermögen der weiterwachsenden zu beziehen. Auffallend war die Thatsache, daß in verschiedenen Fällen viru- lente Varietäten eines Mikroorganismus abgetötet wurden, während weniger virulente Formen desselben Mikroorganismus in demselben Serum weiterwuchsen. Die keimtötende Kraft der verschiedenen Sera gegen dasselbe Bakterium war sehr verschieden groß; die Bakterien erwiesen sich also als lebendige Reagentien zum Nachweis qualitativer Unterschiede in der Zusammensetzung unserer Körpersäfte. Es ließ sich ferner bei den meisten Bakterien eine gewisse Beziehung zwi- schen der Immunität einer Tierart und der keimtötenden Kraft seines Blutserums nachweisen; diese Beziehung war jedoch nicht konstant genug, um zur Erklärung der Immunität zu genügen. In einer zweiten Versuchsreihe wies P. für den Diplococcus der Pneumonie und den Streptococcus pyogenes die Mög- lichkeit nach, in menschlichem Blutserum abgeschwächte Formen wieder in vollvirulente umzuzüchten. Keines der Sera, welches dem abgeschwächten Diplococcus seine Virulenz wieder verliehen hatte, erwies sich bei Impfversuchen mit dem virulenten Diplococcus für Kaninchen heilkräftig. Bei dem 3. Thema, der Heilung der Pneumokokkeninfektion durch das Blutserum immuner Tiere kommt P. zu folgenden Ergeb- nissen: Bei der Pneuraokokkeninfektion kann in vielen Fällen Heilung durch Einimpfung von Blutserum natürlich immuner Tiere (Hund) er- reicht werden; in manchen Fällen bleibt jedoch die Heilwirkung aus und in einzelnen tritt sogar eine Verstärkung der Infektion ein. Da das menschliche Serum dem Hundeserum in seiner Heilwirkung fast gleicbsteht, so ist der Mensch als natürlich immun gegen Pneumonie anzusehen; die Immunität wird nur bei einzelnen Individuen und zeitweise aufgehoben. Das Blutserum bewahrte (in Tuben einge- schlossen) seine Heilkraft bis zu 45 Tagen, einmal sogar 4 Monate lang. Bei vielen Kaninchen war mit der Heilung zugleich Immunität eingetreten. Beziehungen zwischen therapeutischer und immunisirender Kraft waren beim Menschenserum nur in gewissen Grenzen, beim Hundeserum überhaupt nicht nachweisbar. Was die Heilung der menschlichen Pneumonie betrifft, so hält P. die Heilversuche mit dem Serum von Menschen oder Tieren, welche Immunität erworben haben, für durchaus berechtigt; das Serum natürlich immuner Menschen oder Tiere kann er dagegen nicht empfehlen, da von diesem zu große Mengen erforderlich sein würden. W. Petersen (Zürich). 206 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Foä, P., Sur l’iufection par le Diplococcus lanceolatus. (Archives Ital. de Biologie. Vol. XX. Fsc. I. p. 14.) Die Ergebnisse der eingehenden Untersuchungen Foä’s weichen von den durch Klemperer, Emmerich u. A. gefundenen sehr wesentlich ab und stehen zum Teil in direktem Gegensätze zu diesen. Zur Immunisierung von Kaninchen gegen den Diplococcus lan- c e o 1 a t u s (s. pneumoniae) erwies sich F. weitaus am geeignetsten ein wässeriger Glycerinextrakt der Diplokokkenkulturen; derselbe wirkte bedeutend zuverlässiger und sicherer als der durch Alkohol und Schwefelammonium ausgefällte Stoff oder als sterilisierte Kulturen. Die bisher vielfach angegebene Beobachtung, daß die einmal erzielte Immunität durch wiederholte nachtolgeude Infektionen gesteigert werde, fand F. nicht bestätigt. Das bemerkenswerteste Resultat der ersten Versuchsreihen F.’s ist die Thatsache, daß das Blutserum der immunisierten Kaninchen gegen die Diplokokken- infektion anderer Kaninchen nicht die geringste therapeutische oder präventive Wirkung zeigte. Den schroffen Gegensatz, welchen dieser Befund zu früheren Beobachtungen (Klemperer, Emmerich und Fowitzki) bildet, glaubt F. nur dadurch erklären zu können, daß bei den verschiedenen Unter- suchungen ganz verschiedene Diplokokkenarten Vorgelegen haben. Um nun für spätere Untersuchungen ein gleichartiges Material zu schaffen, stellt er' zunächst einen „konstanten Laboratorientypus“ auf. Zu dessen Gewinnung empfiehlt er, die aus pneumonischem Sputum stammenden Diplokokken zunächst durch 2 Ratten, alsdann durch mehrere Kaninchen hindurchzuschicken, da nur so eine voll- virulente Form erhalten werden könne. Die Virulenz erhielt sich am längsten (ca. 60 Tage), wenn die Kokken nicht in künstlichem Nähr- materiale, sondern im Tierblute selbst in sterilisierten Gläsern, vor Licht geschützt, aufbewahrt wurden. Aber auch dieser „konstante Typus“ zeigte bei genauerer Untersuchung verschiedene Varietäten mit erheblichen Unterschieden. Besonders scharf ließen sich zwei Formen trennen, welche F. nach ihrem häufigsten Fundorte „Pneumo- coccus“ und „Men in go co c cu s“ benennt. Der erstere rief beim Kaninchen starke lokale, seröse Entzündung, mäßige Septikämie mit geringer weicher Milzschwellung hervor; der letztere dagegen keine lokale Reaktion, eine starke Septikämie und hochgradige harte Milz- schwellung. Zwischen diesen beiden extremen Formen fand sich eine Reihe von Uebergängen ; alle Varietäten aber ließen wieder stark- virulente und schwachvirulente Unterarten erkennen. Die oben er- wähnten Immunisierungsversuche wurden mit dem „Pneumococcus“ angestellt. Die mit dem „Meningococcus“ durchgeführten Unter- suchungen gaben wesentlich andere Resultate. Zunächst gelang es nicht, aus diesem einen immunisierenden Stoff von ebenso zuver- lässiger Wirkung zu isolieren, wie beim „Pneumococcus“. Das Serum immunisierter Kaninchen konnte, wenn es gleichzeitig mit dem infizierenden Material in ein anderes Kaninchen eiugeführt wurde, dasselbe niemals retten. Wurde das Serum vor der Iufektion angewandt, so starben die Kaninchen zwar auch, jedoch erst nach 8 Tagen statt nach 24 Stunden, wie die Kontrolltiere. Eine noch Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 207 frühere Anwendung des Serums oder eine Steigerung seines Quantums konnte dies Resultat nicht verbessern. Ganz auffallenderweise war der Unterschied zwischen dem Pneumococcus und Meningococcus so groß, daß Kaninchen, welche gegen einen derselben immunisiert waren, der Infektion durch den anderen unterlagen ! ' ’ Bei manchen Kaninchen trat während ihrer Immunisierung mit dem Glycerinextrakt ein akuter Marasmus auf; allgemeine Atrophie und starke Blutzersetzung, welche zum Tode führten. Mit dem Serum eines .solchen Kaninchens konnte der gleiche tötliche Maras- mus auf ein zweites Tier übertragen werden, während dessen Serum bei einem dritten Tiere zwar noch starke Atrophie, aber nicht den Tod verursachte. Die Versuche, Kaninchen durch das Serum von Tieren, welche eine natürliche Immunität gegen den Diplococcus besitzen (z. B. Hund) oder durch das Serum, welches pneumoniekranken Menschen in den verschiedensten Stadien der Erkrankung entnommen war, schlugen gleichfalls fehl. Ferner zeigte die Injektion von dem Glycerin- extrakt, welcher Kaninchen sicher immunisierte, weder auf den Ver- lauf von menschlichen Pneumonieen noch von Kaninchenpneumonieen (trotzdem mildere Formen ausgesucht wurden) die allergeringste Ein- wirkung. F. glaubt, aus diesen Versuchen einen scharfen Gegensatz zwischen septischen Infektionen (wie Pneumonie) und rein toxischen (z. B. Diphtherie, Tetanus) konstruieren zu können und warnt dringend da- vor, die bei den einen gefundenen Resultate ohne weiteres auf die anderen zu übertragen. W. Petersen (Zürich). Rosin , Einfluß von Chinin und Methylenblau auf lebende Malariaplasmodien. (Deutsche medizin. Wochen- schrift. No. 44. 1893.) Verf. untersuchte auf dem Objektträger unter dem Mikroskop den Einfluß des Chinins und des Methylenblau auf lebende Malaria- parasiten. Um die Vorgänge im Körper nachzuahmen, verwandte er eine Chininlösung von 1 : 5000, da das Chinin in nicht stärkerer Kon- zentration im Blut vorkommt. Unter Einwirkung einer solchen Lösung von Chinin blieb die Bewegung der Plasmodien noch 10 Stunden er- halten, zu einer Zeit, wo die roten Blutkörperchen schon erhebliche Veränderungen erlitten hatten. Methylenblaulösung wurde verwandt im Verhältnis von 1 : 20000 physiol. Kochsalzlösung. Diese Lösung war in dünner Schicht noch schwach blau, dagegen unter dem Mikro- skop farblos. Sofort nach Zusatz dieser dünnen Methylenblaulösung hörte die Bewegung der Körnchen in den Plasmodien auf. Nach einer halben Stunde waren die meisten Plasmodien intensiv blau, die Kerne der weißen Blutkörperchen nur blaßblau, während die roten Blutkörperchen ihre Farbe, Gestalt und Form behalten hatten. R. em- pfiehlt daher diese Färbung der lebenden, frischen Plasmodien, da sie eine viel größere Verwandtschaft zur Farbe haben wie die durch Erhitzen auf 120° durch Härten in Alkohol abgetöteten. Verf. schließt von diesen Experimenten nicht auf den Menschen, zumal das Methylenblau im Blutstrom als farbloses Leukoprodukt 208 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. kreist, zu welchem es durch die alkalische Reaktion und stark redu- zierende Kraft wird. 0. V o g e s (Danzig). Kollmann, Ueber Lammbluttransfusion bei Syphilis. (Sekt. f. Dermatol, der 65. Naturforschervers. 1893. — Monatsh. f. prakt. Dermatol. Bd. XVII. p. 382.) K. konnte günstige Erfolge von Larambluttransfusion bei Syphilis im Gegensätze zu Tommasoli nicht beobachten. Von 8 bereits früher mit Quecksilber behandelten Luetischen mußten 4 wegen schwerer Erscheinungen bald wieder vom Lammblute zum Queck- silber zurückkehren; bei den übrigen 4 traten nach kurzer Zeit wieder neue Erscheinungen auf. Von vorher unbehandelten Syphi- litikern zeigte nur einer nach Lammbluttransfusionen deutliche Besserung, bei den andern erfolgte dieselbe erst bei nachträglicher Quecksilberkur. W. Petersen (Zürich). Richards, Presidential address on infectious diseases with especial reference.to th eir tre atment by vac- cine. (Brit. med. Journ. 1893. 4. Nov. p. 985.) Eine kurze historische Uebersicht unserer derzeitigen Kenntnisse über die Heilung und Verhütung von Infektionskrankheiten (speziell Pocken, Cholera, Lepra, Tetanus, Diphtherie, Tuberkulose) durch Impfung. Hervorzuheben ist, daß R. auf Grund seiner Erfahrungen die Kuhpocken für übertragene Menschenpocken hält. Den in neuerer Zeit so außerordentlich starken Rückgang der Kuhpocken erklärt er vor allem dadurch, daß heutzutage das Vieh nicht mehr so leicht von frisch geimpften Menschen besorgt wird, als dies früher der Fall war. W. Petersen (Zürich). Verpflichtung zur Anzeige von ansteckenden Krankheiten in Frankreich. In ihrer Sitzung vom 17. Oktober hat die academie de m^decine beschlossen, dem Minister des Innern eine Liste epidemischer Krank- heiten zu überreichen, an deren Anzeige die Aerzte nicht durch das Berufsgeheimnis gehindert werden sollten. Die in diese Liste auf- genommenen Krankheiten sind Cholera und choleraähnliche Affektionen. Gelbfieber, Pest, Variola und Variolois, Scharlach, Schweißfrieseln (Suette miliaire), Diphtherie, Typhus, Fleckfieber, Ruhr, Puerperal- fieber und Augenentzündung der Neugeborenen. (Semaine medicale. p. 467 u. 468.) K übler (Berlin). Pfuhl,!., Zur Wirkung des Saprols. (Zeitschrift für Hygiene u. Infektionskrankheiten. Bd. XV. H. 2. p. 142 ff.) Es wird über Untersuchungen über die Desinfektionswirkung des Saprol A und des Saprol B berichtet, und zwar wurden die Unter- suchungen angestellt auf Urin, Fäkalien, Schmutzwässern, tuberkulösem Sputum und Reinkulturen von Milzbrandsporen und frisch gezüchtetem Staphylococcus aureus. Die Versuche ergaben, daß Saprol A wie B ein starkes Antiseptikum waren, welches in 1-proz. Lösung zersetzungsfähige Flüssigkeiten keimfreizu machen vermögen. Bei festen und fest-weichen Fäulnisstoffen reicht es auch bei weit höherem prozentuarischen Zusatz nicht aus. Milzbrandsporen werden nur in Substanz getötet, nicht aber von der Oberfläche von Flüssigkeiten Neue Litteratur. 209 aus. Bei letzter Art der Anwendung wurden nur die Vegetations- formen pathogener Bakterien innerhalb weniger Stunden bis Tage vernichtet. Saprol besitzt eine ausgesprochene desodorierende Wirkung, und zwar Saprol B noch weit mehr wie A. Doch hält die Wirkung nur 8 — 14 Tage an und bedarf dann der Erneuerung. Zur völligen Desinfektion von Senkgruben, Tonnen u. s. w. ist Saprol ungeeignet und besitzt keinen größeren Wert wie alle anderen zu diesem Zwecke benutzten Antiseptica. Ungünstige Nebenwirkungen, besondere Gift- wirkung, Aetzwirkung und dergl. wurden nicht beobachtet. Besondere Feuergefährlichkeit wurde nicht gefunden, doch ist die Gefahr ent- schieden größer als bei anderen brennbaren Desinfizientien, die wegen ihres höheren spezifischen Gewichtes in die Tiefe sinken. Bei Versuchen im großen — Tonnenabfuhr — entfaltete das Saprol nur dann seine wichtigste Fäulnisgerücbe beseitigende Eigen- schaft, wenn es die seiner Wirkung unterworfenen Massen in einer gleichmäßigen Schicht bedeckt. Voges (Danzig). Neue Litteratur znsammengestellt von De. Arthur Würzburg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesnndheitsamte in Berlin. Biologie. (Gärung, Fäulnis, Stoffwechselprodukte usw.) Griffiths, A. B. et Ladell, B. S , Sur une ptomai'ne extraite de l’urine dans la grippe. (Compt. rend. 1893. T. CXVII. 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Soeben erschien: Dr. Th. Weyl, Schriftführer der deutschen Gesellschaft für öffentliche Gesundheitspflege, Die Einwirkung hygienischer Werke auf die Gesundheit der Städte mit besonderer Rücksicht auf Berlin. Preis 2 Mark. Dr. Martin B. Schmidt, Privatdocent, und Dr. Ludwig AschofF, Assistenten am pathologischen Institut zu Strassburg, Die Pyelonephritis in anatomischer und bakteriologischer Beziehung und die ursächliche Bedeutung des Bacterium coli commune für die Erkrankung der Harnwege. Mit 1 lithographischen Tafel und 1 Tafel in Lichtdruck. — 1893. — Preis: 4 M. 50 Pf. Professor Dr. Julius Glax, k. k. Regierungsrath und dirigirender Arzt in Abbazia. lieber die Wasserretention im Fieber. Ein Beitrag zur Frage über die Bedeutung der Wasserzufuhr und der Auswaschung des menschlichen Organismus in Infectionskrankheiten. Mit 53 Abbildungen im Text. Preis : 4 Mark. Dr. med. A. R. von Beider, Die Zoologie in der Medicin. Preis : 1 Mark 50 Pf. • Klemensiewicz, Rudolf; o. ö. Professor der allgemeinen und experimentellen Pathologie und Therapie in Graz. Ueber Entzündung und Eiterung. Histologische Untersuchungen in der Amphibienliornhaut. Mit 4 lithographischen Tafeln. Preis : 6 Mark 50 Pf. Dr. Oskar Zoth, Zwei Methoden zur Untersuchung der Herzbewegung an Kaltblütern. Mit einer lithographischen und einer Lichtdruck-Tafel. Preis : 3 Mark 60 Pf. Krummauusche Huchdruckerei (Her manu Hohle; in Jena. Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Gell. Hofr. Prof. Dr. Leuckart m Professor Dr. Loefller ln Leipzig ln Greifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. XY. Band. -o- Jena, den 15. Februar 1894. No. 7. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — -7$, Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. )§e— Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original • Mittheiiungen. Ueber das Vorkommen feiner Spirillen in Dejektionen Cholerakranker. [Aus dem hygienischen Institute der Universität Greifswald.] Von Dr. Rudolf Abel, Privatdozenten und Assistenten des Instituts. In No. 49 der Wiener klinischen Wochenschrift vom 7. Dezember 1893 findet sich ein Referat über einen Vortrag, welchen Kowalski in der Gesellschaft der Aerzte in Wien gehalten hat. Kowalski beschreibt in seinem Vortrage eine Art von feinen Spirillen, welche er elfmal im Stahle Cholerakranker nachgewiesen hat. Dieselben ähneln nach der Darstellung Ko walski’s den Zahnspirochäten oder XV. Bd. 14 214 R u d o 1 ( O W i f Recurrensspirillen, besitzen eine bis drei, seltener mehr Windungen, sind lebhatt beweglich und wachsen auf keinem der üblichen Nähr- böden. Mit Anilinfarben färben sich die Spirillen nur schwach, beim Abspülen der Präparate verlieren sie ihre Farbe leicht wieder. Im Darminhalte, wie in Entleerungen, gehen die Organismen schon nach drei bis vier Tagen zu Grunde, im Wasser, welches mit Dejekten geimpft ist, bleiben sie noch einen Tag länger nachweisbar. Kowalski erscheint es auffällig, daß bei den zahllosen Unter- suchungen von Cholerafaeces in den beiden letzten Jahren von keiner Seite über ähnliche Befunde berichtet worden ist; er fordert auf, entsprechende Beobachtungen zu veröffentlichen. Bei einer Reihe von Cholerafällen, deren Faeces im hygienischen Institute zu Greifswald untersucht wurden, sind nun Befunde ganz entsprechend denjenigen von Kowalski erhoben worden. Es handelt sich um fünf Patienten aus Swinemünde und Wollin, von denen Entleerungen zwischen dem 27. Oktober und 6. November 1893 dem Institute eingesaudt worden waren; bei allen wurde durch das Kulturverfahren asiatische Cholera festgesteilt. Im Stuhle des ersten Patienten fielen neben den sehr zahlreichen Kommabacillen große Mengen ganz feiner Spirillen ins Auge. Dieselben erinnerten beim ersten Anblicke lebhaft au losgerissene Bakteriengeißeln , wie man sie in den nach Loeffler’s Methode gefärbten Präparaten mancher Organismen- arten häufig sieht. Sie besaßen meistenteils zwei bis drei, seltener vier gleichmäßige Windungen, bisweilen wiesen die Krümmungen aber eine verschiedene Gestalt und Größe auf. Beide Enden waren scharf zugespitzt. Die Spirillen lagen unregelmäßig im Gesichtsfelde verteilt, bald einzeln, bald in kleineren oder größeren Haufen durch- einander gewirrt. Eine Eigenbewegung kam den Gebilden zu, docü sind leider genaue Untersuchungen über diesen Punkt nicht vorge- nommen worden. Mit Methylenblau und Fuchsin war eine Färbung der Spirillen leicht zu erreichen, dieselbe blieb an Intensität aber weit hinter der Tinktion der Cboleravibrioneu zurück. Das braucht nicht auf irgend einer geringeren Färbbarkeit der Spirillen zu be- ruhen, sondern erklärt sich daraus, daß die Spirillen im Verhältnis zu den Cholerabacillen nur eine sehr geringe Dicke besitzen, also auch bei Aufnahme großer Farbstoffmengen heller als jene erscheinen müssen. Die besten Resultate gab die Färbung mit Aniliuwa^ser- fuchsin. Bei der weiteren Verarbeitung der Faeces zur Stellung der > Choleradiagnose wurden Kulturen in Peptonwasser, Bouillon, Gelatine i und Agar hergestellt. In keinem dieser Nährböden war bei der ) fortgesetzten Untersuchung eine Spur von den Spirillen aufzufinden, dagegen waren sie in dem Stuhle noch mehrere Tage nachweisbar. In ganz analoger Weise, nur in geringeren Mengen, fanden sich die Spirillen in den anderen vier Fällen. \\ as die Deutung und die Bedeutung dieses Befundes anbetrifft, ' so ist zunächst die Annahme von der Hand zu weisen, daß wir etwa Geißeln der Choleraspirillen vor uns gehabt haben, welche durch eine i eigentümliche Zusammensetzung des Darminhaltes eine Art Beizung di vofcre* Ueber das Vorkommen feinei ° illen in Oejektionen Cholerakranker. 215 erfahren hatten. Dagegen spricht der Umstand, daß die feinen Spirillen fast stets isoliert, entfernt von den Bacillen lagen. Nur in vereinzelten Fällen haben wir bei sorgfältigem Suchen ein Aueinander- liegen der Kommabacillen und Spirillen nachweisen können. Auch dabei war nur die Möglichkeit, durchaus nicht die Sicherheit eines wirklichen Zusammenhanges gegeben. Außerdem entsprach die Form der Spirillen nicht derjenigen der Cholerageißeln, auch waren die Spirillen im hängenden Tropfen sichtbar, was bei Geißelfäden sicherlich nicht der Fall gewesen wäre. Man mußte danach annehmen, daß man es mit einer Mikro- organismenart zu thun hatte. Nach dem ersten Auffinden der Spirillen wurde natürlich sorgfältig in allen Fällen von Cholera auf das Vor- handensein derselben in den Faeces geachtet. In den Stühlen von drei Fällen aus Wohin, welche am 2. und 7. November zur Unter- suchung gelangten, also zu derselben Zeit, wie die fünf ein positives Ergebnis liefernden Fälle, waren keine Spirillen zu sehen. Ebenso- wenig waren sie ir Cholerafaeces zweier Kranken aus Stettin vom 23. Oktober enthalten, welche nachträglich noch auf Spirillen unter- sucht wurden. Auch die mikroskopischen Präparate von Cholerafäkalien mehrerer Patienten aus dem Jahre 1892, welche teils gefärbt, teils ungefärbt aufbewahrt worden waren, wurden vergeblich nach den Spirillen durchforscht. Die Spirillen bilden mithin keinen regelmäßigen Befund in den Choleradejektionen und haben also mit der Aetiologie der Cholera nichts zu thun. Im Stuhlgange gesunder oder an Cholera nostras erkrankter Leute sind sie hier nie bemerkt worden, womit nicht ge- sagt sein soll, daß sie sich nicht doch in gewöhnlichen Fäkalien finden könnten. In der Diskussion über den Vortrag Kowalski ’s bemerkt Paltauf, daß Escherich und er selbst wiederholt in normalen Faeces ganz ähnliche Gebilde gesehen hätten. Kowalski erwähnt in seinem Vortrage zwei Fälle mit choleraähnlichen Er- scheinungen, bei welchen keine Choleraspirillen, wohl aber die in Rede stehenden Organismen gefunden wurden. Daß die Spirillen vielleicht in geringer Zahl gewöhnliche Be- wohner des menschlichen Darmes sind und daß sie an dem chemisch veränderten Darminhalte bei der Cholerainfektiou ein besonders gutes Subitrat finden, in dem sie sich stark vermehren, ist möglich, ent- behrt aber des Beweises. Auffallend ist immerhin, daß bisher in der Litteratur sich keine Notiz über das Auftreten der kleinen Spirillen bei der Cholera findet. Kowalski hat elf Fälle in Hamburg und in Ungarn, wir fünf in Pommern beobachtet, so daß anzunehmen ist, die Gebilde müßten, wenn sie schon in so verschiedenen Gegenden Vorkommen, überall sich finden lassen, falls erst einmal die Aufmerk- samkeit auf ihr Vorhandensein gerichtet ist. Nicht unwahrscheinlich ist es, daß auch Klein (Zur Kenntnis der Geißelfärbung der Choleravibrionen, dieses Centralblatt. Bd. XIV. No. 19. p. 618) in England bereits die Spirillen gesehen hat. Er hat dieselben aber als Geißeln der Cholerabacillen gedeutet, welche durch den Darminhalt gebeizt worden seien. Diese seine Anschauung 216 Z. Dmochowski und W. Janowski, wird zweifelhaft dadurch, daß nach seiner Beobachtung die Mehr- zahl der Geißeln abgerissen, also frei ist, was bei Geißelfärbungen der Choleraspirillen doch nicht das Gewöhnliche darstellt. Ferner sollen die Bacillen mehr als eine Geißel tragen können, zwei an einem Pole, was nach Beobachtungen von Loeffler und Anderen bei den aus Kulturen entnommenen Vibrionen niemals der Fall ist, oder an jedem Pole eine, was nach anderen Untersuchern als Keim nur ausnahmsweise vorkommt. Außerdem ist es uns nicht gelungen, nach der K 1 e in ’schen Vorschrift (Färbung mit Anilin wassergentiana- violett und absolutem Alkohol ää, Auswaschen in Wasser) Geißeln an den Kommabacillen in Fäkalien darzustellen. Greifswald, den 15. Januar 1894. Beitrag zur Lehre von den pyogenen Eigenschaften des Typhusbacilius. [Aus dem pathologisch-anatomischen Institut des Prof. W. Brodowski in Warschau.] Von Dr. Z. Dmochowski, und Dr. W. Janowski, Geh. des Pros, für path. Anat. Assist, in der Abteil, f. inn. Krankl). und städtisch. Bakteriologen in Warschau. Vorliegender Artikel bildet nur einen kleinen Auszug aus unserer gemeinschaftlichen Arbeit über die pyogene Wirkung des Typhus- bacillus. Die ganze Arbeit wird hoffentlich im Laufe des nächsten Jahres zur Veröffentlichung kommen. Wir behalten es uns deshalb vor, erst dann den historischen Grundriß der uns hier beschäftigenden Frage, eine detaillierte Beschreibung der Technik der verschiedenen Serien von Experimenten, die Beschreibung unserer Kontrollmethoden und die endgiltigen Resultate unserer Forschungen anzuführen, wie auch unsere Ansicht über das Verhältnis des Typhusbacillus zu eiterigen Prozessen im allgemeinen. Vorliegende Arbeit soll nur zeigen, ob der Typhusbacillus die Eigenschaft besitzt, im Subkutangewebe eiterige Vorgänge hervor- zurufen. Behufs Aufklärung dieser Frage teilen wir hier die Resultate unserer an Hunden und Kaninchen angeführten Experimente mit. Bei allen unseren Experimenten wurde auf die Weise zu Werke gegangen, daß wir den Tieren mittelst Glasröhrchen, deren scharfes Ende erst nach Einführung unter die Haut subkutan abgebrochen wurde, wässerige Aufschwemmungen der Typhusbacillen einverleibten. Zu diesem Zwecke wurde einer Gelatinestrichkultur 1 ccm steri- lisiertes destilliertes Wasser beigemischt und von der auf diese Weise entstandenen Aufschwemmung zu einem Experiment die Hälfte ge- nommen. Anfänglich berücksichtigten wir das Alter der Kulturen nur wenig. Als aber eine ganze Reihe solcher an Hunden und an Beitrag znr Lehre von den pyogenen Eigenschaften des Typhusbacillus. 217 Kaninchen gemachter Experimente nur negative Resultate ergab, führten wir eine Aenderung ein, indem wir Hunden eine Reinkultur des Typhusbacillus subkutan oder in die Muskeln injizierten, die Tiere nach 24 — 48 Stunden töteten, aus der Injektionsstelle (ohne Rücksicht auf den Zustand derselben) wieder Typhusbacillen züchteten und erst die auf diese Weise erhaltene erste oder zweite Generation dieses Parasiten auf oben angegebene Weise Tieren unter die Haut eiuführten. Wir fanden hierbei, was uns übrigens hinsichtlich anderer Mikroorganismen aus unseren Nachforschungen in der einschlägigen Litteratur bekannt war, daß solche frisch aus dem Tierkörper kulti- vierten Parasiten weit virulenter sind als schon oft verimpfte Kulturen. Dieser Unterschied hinsichtlich der Wirkung von Parasiten ver- schiedenen Alters trat am deutlichsten in den an Kaninchen ausge- führten Experimenten zu Tage. Es erwies sich nämlich, daß schon öfter von Tier zu Tier verimpfte Typhusbacillen bei ihnen nur in Ausnahmefällen Eiterung verursachen , während dieselben Mikro- organismen, wenn sie aus dem Subkutangewebe des damit geimpften Hundes kultiviert werden, bei Kaninchen fast immer Eiterung hervor- rufen. Wir kommen nun zu der Beschreibung unserer Experimente und zur kurzgefaßten Angabe der dabei erhaltenen Resultate. Wir be- ginnen mit den Experimenten an Hunden. Experiment 1. 23. Juli 1892 wurde einem Hunde die Hälfte einer Typhusbacillenkultur auf Gelatineplatten injiziert. 24. Juli. An der Injektionsstelle ist eine etwa 4 ccm große, nicht fluktuierende, wenig schmerzhafte Geschwulst. 26. Juli ist die Geschwulst kleiner. 1. Aug. hatte sich die Geschwulst ganz verloren. Nach 20-tägiger Observation blieb der Hund vollständig gesund. Experiment 2. 23. Aug. Genau wie bei No. 1. Nach 48 Stunden starb der Hund. An der Injektionsstelle waren keine Veränderungen zu entdecken. Nach der Incision fand man un- bedeutende Hyperämie des Subkutangewebes und der anliegenden Muskeln vor. Mikroskopische Untersuchungen wurden nicht ange- stellt. Experiment 3. 25. Juli. Wie No. 1. Der Hund wurde 20 Tage lang beobachtet; es wurden jedoch au der Injektionsstelle keine Veränderungen wahrgenommen. Experiment 4. 24. Juli. Ausgeführt wie No. 1. Der Hund war 14 Tage lang unter Beobachtung; an der In- jektionsstelle waren keinerlei Veränderungen wahrzunehmen. Experiment 5. 28. Aug. Ausgeführt wie No. 1. 1. Sept. An der Injektionsstelle ist ein kleines, wenig schmerz- haftes Infiltrat. 3. Sept. Das Infiltrat ist resorbiert. Der Hund wurde noch 14 Tage lang beobachtet und blieb ganz gesund. Experiment 6. 28. Aug. Ausgeführt wie No. 1. Der Hund wurde 14 Tage lang beobachtet; an der Injektions- stelle traten keine Veränderungen auf. 21. S Z D in o c h'o w s k i und W. J » n o w s k i , Experiment 7. 28. Aug. Ausgeführt wie No. 1. Der Hund starb in der Nacht; starke Hyperämie an der In- jektionsstelle. Nähere Untersuchungen wurden nicht angestellt. Experiment 8. 14. Sept. Ausgeführt wie No. 1. Der Hund blieb 26 Tage unter Beobachtung; es wurden dabei keine Veränderungen gefunden. Experiment 9. 13. Sept. Ausgeführt wie No. 1. 15. Sept. An der Injektionsstelle wurde intensive Schwellung und Infiltration konstatiert. Diese Infiltration nahm 6 Tage lang immer zu. Endlich bildete sich eine Geschwulst, die ungefähr von der Größe eines kleinen Hühnereies war. Sehr undeutliche Fluktuation. Da am 7. Tage die Hautspannung und die Elasticität der Geschwulst im Abnehmeu begriffen war, wurde am 21. Sept. der Hund getötet. Nach der Incision erwies sich das Subkutangewebe stark infiltriert, verdickt, etwas durchscheinend, hart und gleichsam geschwollen. Aus der Schnittfläche fließt etwas durch- sichtige, leicht blutig gefärbte, dicke Flüssigkeit heraus, die ziemlich lange Faden zieht. Diese Flüssigkeit wurde von der Schnittfläche abgekratzt und auf Gelatineplatten gegossen, nach 3 Tagen erwiesen sich die Gelatineplatten noch immer steril. Die sich entleerende Flüssigkeit wurde auf Deckgläschen gestrichen und unter dem Mikro- skop untersucht. Es wurden nur wenig Blut- und sehr wenig Eiter- körperchen gefunden. Typhusbacillen wurden nicht entdeckt. In gleicher Weise wurden auch excidierte Gewebsstückchen mikroskopisch untersucht. Es ließ sich dabei weder intensive Infiltration, uoch Nekrotisierung, noch die Anwesenheit von Mikroorganismen in den Lymphzwischen- räumen nachweisen; letztere waren nur an vielen Stellen ziemlich stark erweitert. Ihren Inhalt bildete eine strukturlose, einige Körn- chen und hier und da ein farbloses Blutkörperchen enthaltende Masse. In obigen Experimenten kamen ausschließlich schon oft verimpfte Kulturen des Typhusbacillus zur Anwendung. Es wurde nur darauf geachtet, daß die Kulturen nicht über 6—8 Tage alt waren. Die negativen Resultate dieser Experimente veranlaßten uns, an Hunden Experimente mit auf obige Weise durch den Hundeorganismus ge- führten Kulturen anzustellen. Die Resultate dieser Fixperimeute waren folgende : Experiment 10. Am 18. Dez. wurde einem Hunde die wässerige Aufschwemmung der Hälfte einer Gelatineplattenkultur von Typhusbacillen subkutan injiziert. Die Parasiten stammten aus zweiter Generation. Der Hund wurde 4 Tage lang beobachtet ; hierbei traten an der Injektionsstelle keine Veränderungen auf. Am 5. Tage wurde der Hund durch Chloroform getötet. An der Injektionsstelle war un- bedeutende Hyperämie zu bemerken. Die Achseldrüsen war auf dieser Seite intensiv geschwollen ; von der Schnittfläche wurde mit einem Scbäufelchen ein kleiner Teil dieser Flüssigkeit entnommen und Gelatiueplatten damit beschickt. Dieselben blieben steril. Beitrag zur Lehre von den pyogenen Eigenschaften des Typhusbacillus. 219 Experiment 11. 15. Dez. Wie No. 10. Der Hund wurde nach 10 Tagen durch Chloroform getötet. Vorher waren keine Veränderungen zu Tage getreten. Der Befund ist mit dem bei No. 10 erhaltenen identisch. Experiment 12. 18. Dez. Wie Nq. 10. Nach 12 Tagen wurde der Hund durch Chloroform getötet. An der Injektionsstelle ließen sich Veränderungen nicht nachweisen. Der Befund war dem in No. 10 gleich. Experiment 13. 18. Dez. Wie No. 10. Auch die Resultate waren identisch. Es sind also im ganzen 13mal subkutane Injektionen mit Typhus- bacillen an Hunden gemacht worden. Eiterung wurde dabei kein einziges Mal erzielt. Im ganzen sind von den 13 geimpften Hunden 6 genesen, 2 ge- storben, 5 getötet worden. Unter den 6 gesund gebliebenen Hunden wurden bei 2 am 2. oder 3. Tage unbedeutende Schwellungen beobachtet, die sich bald wieder zerteilten. Bei 4 Hunden traten gar keine Veränderungen auf. Von den 2 zu Grunde gegangenen Hunden starb der erste am 3., der zweite am 2. Tage. An der Injektionsstelle war nur Hyperämie zu konstatieren. Weitere Untersuchungen wurden nicht ancestellt. Die 5 übrigen Hunde wurden am 5., 6., 10., 12. und 20. Tage getötet. Nur in einem Falle, und zwar bei dem am 6. Tage getöteten Tiere, fand man intensive serös-exsudative Entzündung des Unterhaut- zellgewebes. Bei den übrigen 4 zeigte sich an der Injektionsstelle nur Hyperämie. In allen 5 Fällen wurden bakteriologische Unter- suchungen angestellt. Allein es gelang uns nicht, aus der mit einem sterilisierten Platin- schäufelchen von der Schnittfläche des Subkutangewebes abgekratzten Flüssigkeit Parasiten zu züchten. Ebensowenig fanden wir dieselben bei der mikroskopischen Untersuchung des die bei Lebzeiten des Tieres auftretende Geschwulst bildenden Gewebes. Allem Anscheine nach werden also bei Hunden die Typhusbacillen aus dem Gewebe, in welches sie injiziert worden sind, ziemlich rasch resorbiert, denn bereits nach 5 Tagen ist es mit Anwendung aller uns zu Gebote stehenden Mittel nicht möglich, auch nur noch eine Spur derselben zu entdecken. Dies ist eine der Ursachen, weshalb die Typhusbacillen im Subkutangewebe bei Hunden keine Eiterung hervorrufen. Damit nämlich Parasiten ihre Wirkung auf irgend ein Gewebe geltend machen können, ist es erforderlich, daß sie längere Zeit darauf einwirken können. Die übrigen Ursachen, weshalb die Typhusbacillen in unseren Fällen ihre pyogene Eigenschaft nicht geltend gemacht haben, sollen hier nicht erörtert werden, wir behalten uns dies bis zur Veröffent- lichung unserer ganzen Arbeit vor. Nur auf einen Punkt muß hier noch hingewiesen werden. Die Hunde scheinen zu den Tiergattungen zu gehören, deren Gewebe unter Einwirkung der Typhusbacillen nicht so leicht zur Eiterung kommt, wie das anderer Tiere. Aus diesem Grunde darf man keinesfalls, von [den negativen Resultaten der an ihnen angestellten Experimente ausgehend, behaupten, der 220 Z Dmochonski und W. Janowski, Typhusbacillus könne im allgemeinen im Subkutaugewebe nicht Eiterung erzeugen. Dies wird u. a. auch durch die Resultate unserer mit Typhusbacillen derselben Abstammung an Kaninchen augestellten Versuche bewiesen. Anfangs injizierten wir den Kaninchen auch Kulturen schon viel- fach verimpft gewesener Typhusbacillen unter die Haut, indem wir unser Augenmerk nur auf das Alter der verwandten Kultur richteten, das zwischen 5—9 Tagen schwankte. Die Resultate der 10 von uns in dieser Weise gemachten Experi- mente waren folgende: 2 Kaninchen starben am Tage nach der Impfung, 7 Kaninchen blieben vollständig gesund, obgleich sie 20—32 Tage unter strikter Aufsicht waren. Nach dieser Zeit wurden sie chloro- formiert, und die alsdann erfolgte Sektion zeigte nirgends weder eine Ansammlung von Eiter, noch überhaupt irgend einen anderen ent- zündlichen Prozeß. Folglich war der Befund in 9 Fällen ein ganz negativer. Erst das 10. Experiment ergab folgendes Resultat. Experiment 10. 25. Nov. 1892 wurde das Experiment ange- stellt. 26. Nov. | 27. Nov. An der Iujektionsstelle keine Veränderungen. 28. Nov. J 29. Nov. Mau fühlt an der Injektionsstelle eine kleine Verdickung des Subkutangewebes. 30. Nov. Unverändert. 31. Nov. Die Verdickung (ist etwas größer, ^'weniger elastisch, gleichsam teigartig. 1. Dez. Unverändert. Das Kaninchen wurde getötet. DerSektious- befund war folgender: In einer Ausdehnung von circa 12 qcm um das abgebrochene Röhrchen herum befindet sich im Subkutangewebe Eiter. Er ist dickflüssig, fast quarkartig, sehr schwach gelb gefärbt. Das Subkutangewebe um den Absceß herum und die Muskeln, auf denen der Absceß lag, waren hyperämisch, aber nur sehr wenig infiltriert. Im allgemeinen war der Absceß genau umschrieben. Der Eiter wurde auf Gläschen gestrichen und mit Loeffler- scher Flüssigkeit gefärbt, wobei darin keine Parasiten gefunden wurden. Gelatineplatten wurden ebenfalls mit dem Eiter beschickt; nach 5 Tagen waren sie noch steril. Ein Teil der Absceßwand wurde in Paraffin eingeschlossen und mikroskopisch untersucht. Es zeigte sich hierbei, daß das den Absceß umgebende Gewebe sehr stark mit Eiterkörper- chen infiltriert ist, die Saftkanälchen sind bedeutend erweitert. In ihnen befinden sich eben die das Gewebe infiltrierenden Leukocyten. Neben ihnen sieht man an einigen Stellen rothe Blutkörperchen in geringer Anzahl. Parasiten konnten wir im Gewebe nirgends ent- decken. Nachdem wir bei subkutaner Injektion bereits mehrfach verimpfter Kulturen des Typhusbacillus an Kaninchen obiges Resultat er- halten hatten, beschlossen wir die Wirkung des Typhusbacillus derselben Abstammung nach vorhergehendem Durchführen durch den Tierkörper zu prüfen. Zu diesem Behufe wurde einem Hunde subkutan Vu ccm der wässerigen Aufschwemmung einer Agar- oder Gelatine- Beitrag zur Lehre von den pyogenen Eigenschaften des Typhusbacillus. 221 kultur des Typhusbacillus injiziert, das Tier nach 24 — 48 Stunden getötet und die alsdann aus dem injizierten Gewebe erhaltenen Kulturen nach nur einmaliger Verimpfung Kaninchen auf dieselbe Art und Weise unter die Haut eingeführt, wie wir dies in allen übrigen Experi- menten gethan. Die Resultate dieser Experimente waren folgende: Experiment 11. 21. Nov. Ausführung des Experimentes. Es wurde subkutan l/2 ccm einer wässerigen Aufschwemmung einer leben- den Agarkultur 2. Generation injiziert. 22. Nov. An der Injektionsstelle ist eine kleine elastische, nicht fluktuierende Geschwulst. 24. Nov. Die verdickte Stelle ist weniger elastisch ; sie ist etwas teigartig. 25. Nov. Unverändert. Das Kaninchen wurde getötet. Nach Eröffnung der Geschwulst sieht man, daß das ganze Sub- kutangewebe um das Glasröhrchen herum geschwollen, intensiv hyper- ämisch ist; an vielen Stellen nimmt man kleine Blutergüsse wahr. Das abgebrochene Ende des Röhrchens ist von kleinen, blaßgelben, körnigen Massen von käsiger Konsistenz umgeben. Im anliegenden Gewebe sieht man einige kleine, hellgelbe Herde, aus denen sich aber nichts ausdrücken läßt. Die um das Röhrchen herum gefundenen körnigen Massen wurden auf Gläschen verrieben und mikroskopisch untersucht. Es erwies sich, daß es typischer Eiter war; allein Mikroorganismen wurden nicht darin gefunden. Dieselben körnigen Massen wurden mit Gelatine vermischt und auf Platten gegossen. Nach 3 Tagen entwickelten sich mehrere Kolonieen von Typhusbacillen. Andere Mikroorganismen fehlten ganz. Das Gewebe wurde mikroskopisch untersucht. Es wurde dabei reich- liche kleinzellige Infiltration, bedeutende Erweiterung der Saftkanäl- chen und einige nekrotische Herde gefunden. An solchen Stellen und um dieselben herum war die Infiltration am intensivsten. Trotz sorg- fältigster Nachforschungen konnten wir in der Absceßwand nirgends Bacillen entdecken. Experiment 12. 21. Nov. Injektion, wie bei No. 11. 22. Nov. An der Injektionsstelle ist in einem Umkreise von etwa 16 qcm eine Erhöhung zu fühlen. 23. Nov. Die Erhöhung ist geringer geworden. 24. Nov. An der Injektionsstelle fühlte man eine haselnußgroße, elastische Geschwulst heraus. 26. Nov. Die Erhöhung ist härter, weniger elastisch, etwas teigartig. 27. Nov. Unverändert. Das Kaninchen wurde getötet. Nach Eröffnung der Geschwulst erwies es sich, daß sie mit blaßgelbem, sehr dickflüssigem Eiter in geringer Quantität angefüllt war. Es waren etwa 3 ccm Eiter darin enthalten. Das umgebende Gewebe war wenig geschwollen, intensiv infiltriert. Im Eiter fand man bei der Untersuchung auf Gläschen Typhusstäbchen in großer Anzahl. Er wurde in Gelatine auf Platten gegossen. Nach 3 Tagen ent- wickelten sich zahlreiche Kolonieen von Typhusbacillen. Das den Absceß umgebende Gewebe wurde in Paraffin gebettet und mikro- skopisch untersucht. In dem nekrotisch gewordenen Gewebe nahm 222 Z. Dmochowski und W. Jauowski, man intensive Infiltration mit Eiterkörperchen wahr. An vielen Stellen sah mau Typhusbacillen in den Saftkanälchen liegen. Es muh hierbei betont werden, daß an den Stellen, wo die Eiterung vollständig entwickelt war, d. h. wo das Gewebe ganz aufgelöst war, keine oder doch nur sehr wenige Parasiten gefunden wurden. Die Hauptmasse derselben befand sich in dem noch schwach infiltrierten Gewebe. Experiment 13. 21. Nov. Injektion, wie bei No. 11. 22. Nov. An der Injektionsstelle ist eine geringe Schwellung bemerkbar. 25. Nov. An der Iujektionsstelle ist eine walnußgroße, harte Geschwulst. 27. Nov. Die Geschwulst ist noch härter. 28. Nov. Derselbe Zustand. 29. Nov. Das Kaninchen starb. Nachdem die Haut aufge- schnitten worden war, fand man einen etwa 3 ccm dickflüssigen, blaßgelbeu Eiter enthaltenden Absceß. Durch die mikroskopische Untersuchung wurden ziemlich viel Stäbchen darin nachgewieseu. Es wurden Gelatineplatten gegossen. Nach 3 Tagen hatten sich ausschließlich Kolonieen des T y p h u s b a c i 1 1 u s entwickelt. Das Ge- webe wurde ebenfalls mikroskopisch untersucht. Die darin Vorge- fundenen Veränderungen waren den in No. 12 beschriebenen identisch. Ex p e r l m en t 14. 21. Nov. Injektion wie bei No. 11. Am darauf folgenden Tage bildete sich au der Iojektionsstelle eine Ge- schwulst; nach 3 Tagen war sie schon recht groß, die Haut aber noch sehr gespannt. In den darauf folgenden Tagen wurde die Ge- schwulst weicher, und nach einer Woche war sie teigartig. Am 10. Tage, d. h. d. 2. Dez., wurde das Kauinchen getötet. Au der Iujektionsstelle war eine etwa thalergroße, etwa l1/2 cm hohe Geschwulst zu fühlen. Nach der Eröffnung fand mau inmitten des intensiv hyperamischeu, aber nicht geschwollenen Gewebes einen haselnußgroßen, hellgrauen Erweichungsherd. Eiter floß jedoch nicht heraus. Mit einem Platinschaufelcheu wurde ein kleiner Teil der trüben, dicken Flüssigkeit aufgeuommen. Dieselbe wurde mikro- skopisch untersucht und in Gelatineplatten gegossen. Es stellte sich heraus, daß diese Flüssigkeit Eiter war, in dem jedoch unter dem Mikroskop keine Typhusbacillen gefunden wurden. Auf den Gelatine- platten aber entwickelten sich Kolonieen des Typhusbacillus. Das Gewebe wurde ebenfalls zur mikroskopischen Untersuchung herangezogen. In dem nekrotisierteu, sehr stark infiltrierten Ge- webe wurde eine große Anzahl Typhusbacillen gefunden. Experiment 15. 21. Nov. Injektion, wie bei No. 11. In den ersten Tagen waren die auftreteudeu Veränderungen den bei den vorhergehenden Experimenten gefundenen identisch. Am 11. Tage wurde die Geschwulst, die bis dahin teigartig gewesen war, etwas größer. Am 13. Tage war deutliche Fluktuation zu fühlen. Am 14. Tage, d. h. am 6. Dez. wurde das Kaninchen ge- tötet. Nachdem der Hauteinschnitt ausgeführt war, fanden wir einen 7 cm langen, 5 cm breiten Absceß, aus dem (gegen 15 ccm) blaß- gelber, sehr heller, dickflüssiger Eiter herausfloß. Die Untersuchuugs- Beitrag zur Lehre von den pyogenen Eigenschaften des Typhusbacillus. 223 metbode war dieselbe, wie in *den früheren Experimenten. Unter dem Mikroskop wurden im Eiter keine Mikroorganismen gefunden. Aut den Gelatineplatten entwickelten sich nach 3 Tagen sehr zahl- reiche Typhuskolonieen. Im Gewebe wurden dieselben Veränderungen konstatiert, wie in den vorhergehenden Fällen. Es wurden Bacillen in großer Anzahl gefunden. Experiment 16. 21. Nov. Injektion, wie bei No. 11. Dieselben Veränderungen, wie in den früheren Experimenten. Am 9. Tage wurde die walnußgroße Geschwulst teigartig und wuchs bis zum 20. Tage nicht mehr. Alsdann, d. h. den 11. Dez. wurde das Kaninchen getötet. Man fand ganz dickflüssigen, blassen Eiter, der aber keine Mikroorganismen enthielt. Auf den Gelatineplatten keimte nichts. Im Gewebe waren dieselben Veränderungen wahrzu- nehmen, wie in den vorhergehenden Fällen. Mikroorganismen waren darin spärlich vertreten. Experiment 17. 21. Nov. Injektion, wie in No. 11. Dieselben Veränderungen, wie in den vorhergehenden Fällen; nach 5 Tagen hatte sich eine kleine Erhöhung gebildet, die sich am 7. Tage teigig anfühlte. Das Kaninchen wurde am Leben gelassen. Die Geschwulst nahm allmählich ab, uud am 25. Tage waren keine Veränderungen mehr zu bemerken. Experiment 18. 21. Nov. Injektion, wie in No.^11. 22. Nov. Sehr starke Schwellung in einem Umkreise von 20 cm. 23. Nov. Das Kaninchen starb in der Nacht. An der Injektions- stelle war sehr starke Hyperämie und unbedeutende Schwellung des Subcutis wahrzunehmen. Die sich entlehrende Flüssigkeit wurde auf Gelatineplatten gegossen, um frische Kulturen zum Experimen- tieren zu erhalten. Es entwickelten sich auch auf den Platten sehr zahlreiche Typhusbacillenkolonieen. Experiment 19. 21. Nov. Injektion, wie in No. 11. Dieselben Veränderungen, wie in den vorhergehenden Experi- menten. Schon am 5. Tage wurde die Geschwulst teigartig. Am 6. Tage, d. h. den 27. Nov. starb das Kaninchen. An der Injektions- stelle war ein flacher, haselnußgroßer Absceß. Nach der Incision floß der Eiter nicht heraus und ließ sich nicht herausbefördern, da er nicht frei war, sondern nur das Subkutangewebe infiltrierte. Das umgebende Gewebe war leicht hyperämisch, nicht geschwollen. Aus dem infiltrierten Gewebe wurde ein wenig eiterige Flüssigkeit abge- kratzt, dieselbe auf Gläschen gestrichen und mikroskopisch unter- sucht. Unter den sehr zahlreichen Eiterkörperchen wurden keine Mikroorganismen gefunden. Dieselbe Masse wurde in Gelatine auf Platten gegossen. Die Platten waren nach 4 Tagen noch steril. Das Gewebe wurde in Paraffin eingebettet. Bei der Untersuchung wurden ebensolche Veränderungen entdeckt, wie in den früheren hallen. Typhusbacillen waren im Gewebe in beträchtlicher Anzahl vorhanden. Experiment 20. 21. Nov. Injektion, wie in No. 11. Dieselben Veränderungen, wie in den vorhergehenden Experi- menten. Nach 4 Tagen bildete sich eine Geschwulst, die am 8. Tage 224 Dmochowski u. Jmowsk!, Beitrag zur Lehre über den Typhusbacillus. teigartig wurde. Das Kaninchen wurde am Leben gelassen, um zu sehen, ob diese Geschwulst von selbst wieder zurückgehen werde; in der That wurde sie nach und nach immer geringer, und nach 30 Tagen war keine Spur davon mehr zu fühlen. Aus obigen Beschreibungen geht hervor, daß auf 20 subkutane an Kaninchen vorgenommenen Injektionen von Typhusbacillen im ganzen bei 10 Eiterung entstand ; bei 9 davon waren Tvphusbacillen- kulturen verwandt worden, die durch den Hundeorganismus geführt worden waren , bei einem nur eine alte Kultur desselben Mikro- organismus. In einem Falle ging das mit einer aufs neue aus dem Tierorganismus erhaltenen Kultur des Typhusbacillus injizierte Kaninchen zu Grunde, ehe es zu einem lokalen eiterigen Prozeß ge- kommen war. Abscesse wurden bei Tieren konstatiert, die am 4., 6., 9., 10., 14. uud 20. Tage nach der Injektion getötet worden waren. In allen diesen Fällen war der Eiter hellgelb, dickflüssig, fast käsig. In der Mehrzahl der Fälle konnten, wie ersichtlich, durch die mikroskopische Untersuchung keine Bacillen im Eiter nachgewiesen werden. Die bakteriologische Untersuchung dagegen zeigte sie stets, wenn auch in ganz verschiedener Anzahl. Die mikroskopische Untersuchung des den Absceß umgebenden Gewebes wies in allen Fällen, mit Ausnahme eines einzigen (No. 11), das Vorhandensein von Typhusbacillen in verschiedener Anzahl nach. Nie wurden durch die bakteriologische Untersuchung des Eiters andere Parasiten außer den Typhusbacilien entdeckt. Auch war das Verhalten der im Gewebe Vorgefundenen Bacillen gegen die Gram’sche Flüssigkeit und bei der Weigert- schen Färbungsmethode ein für die Typhusbacillen charakteristisches. In Anbetracht dessen müssen wir zugeben, daß diese Mikro- organismen imstande sind, ganz selbständig bei Kaninchen im Sub- kutangewebe Eiterung hervorzurufen. Die Abscesse entstehen, wie wir gesehen, nicht immer zu gleicher Zeit nach der Injektion, und zwar vom 4. — 8. — 10. Tage. Wenn die Abscesse bei den Kaninchen einen gewissen Höhepunkt ihres Wachstums erreicht haben, können sie resorbiert werden. Hiervon überzeugten uns die zu diesem Be- hufe aDgestellten Experimente No. 17 und 20, in denen am 26. (im ersten Falle) und am 30. Tage (im 2. Falle) nach der Injektion au der Injektionsstelle keine Spur einer Geschwulst mehr zu finden war, während hier vorher im Laufe von 4 Tagen deutlich ein Absceß herauszufühlen gewesen war. Dies stimmt mit den Beobachtungen überein, die man auch bei Abscessen anderen Ursprungs an Kanin- chen anstellen kann. Einer von uns überzeugte sich schon vor 5 Jahren durch den Augenschein davon , daß bei Kaninchen durch Terpentinöl hervorgerufene Abscesse einen ebenso milden, unbemerk- baren Verlauf nehmen. Die Abscesse zeichnen sich nämlich bei Kaninchen durch eine sehr schwache Reaktion des umgebenden Ge- webes aus, so daß sie bei der gewöhnlichen Palpation der Tiere durch die Haut leicht übersehen werden können, wenn nicht ganz besondere Aufmerksamkeit darauf verwandt wird ; außerdem können sei zweifel- los langsam resorbiert werden. Damit der Typhusbacillus im Subkutangewebe bei Kaninchen M Askanazy, Zur Lehre von der Trichinosis. 225 Eiterung hervorrufen könne, ist ein gewisser Grad von Virulenz er- forderlich; ist derselbe nicht vorhanden, so kann die Injektion ganz erfolglos bleiben oder nur seröse Entzündung bewirken, wie dies aus den früher angeführten 9 Experimenten zu ersehen ist, die mit alten, abgeschwächten Bacillenkulturen an Kaninchen gemacht worden waren. Ist jedoch die Virulenz stärker, als dies zur Hervorrufung einer örtlichen pyogenen Wirkung notwendig ist, so tritt, abgesehen von den örtlichen Abscessen, allgemeine Infektion des Tieres mit töt- lichem Ausgange ein (Exper. 13 und 10). Wenn die Allgemein- wirkung überwiegt, kann der Tod eintreten, ehe es zur örtlichen Eiterung kommt (Exper. 18). Ziehen wir nun die Resultate der hier angeführten Experimente zusammen, so kommen wir zu folgenden Schlüssen: 1) Die Typhusbacillen können zweifellos allein bei Kaninchen Eiterung hervorrufen. 2) Diese Eiterung entsteht nur selten unter Einwirkung oft ver- impft gewesener Mikroorganismen, aber fast konstant unter Ein- wirkung frisch durch den Tierkörper geführter Bacillen. 3) Der durch den Typhusbacillus bei Kaninchen hervor- gerufene Eiter ist dem unter Einwirkung anderer pyogener Momente bei ihnen entstehenden gleich. 4) Bei Hunden bewirkt der Typhusbacillus an und für sich sogar nach Durchführung durch den Tierkörper keine Eiterung. Hieraus läßt sich aber noch nicht folgern, daß dieser Mikro- organismus im allgemeinen bei diesen Tieren keine pyogenen Eigen- schaften haben könne. Vielleicht kann unter gewissen, seine Wirkung erleichternden Umständen der Typhusbacillus auch bei Hunden Eiterung herbeiführen. Dies soll die Aufgabe unserer weiteren Forschungen bilden. Es war hier nur unsere Absicht, auf die unserer Ansicht nach vom theoretischen Standpunkte wichtige That- sache hinzuweisen, daß der Typhusbacillus im allgemeinen imstande ist für sich allein, ohne irgend welche örtliche Reizung anderen Ursprungs, bei einigen Tieren Eiterung hervorzurufen, daß also einzelne Autoren dies mit Unrecht schon im Prinzip in Abrede stellen. Warschau, 2. Januar 1894. Zur Lehre von der Trichinosis. [Referat eines in der biologischen Gesellschaft zu Königsberg i. Pr. gehaltenen Vortrages mit Demonstration als vorläufige Mitteilung.] Von Dr. M. Askanazy, Assistenten am patholog. Institute. In dem trichinösen Infektionsprozesse harrten bisher besonders zwei Fragen ihrer Lösung: 1) Wie passieren die nach der allgemeinen 226 M. Askanazy. Zur Lehre von der Trichinosis. Ansicht nur im Darmlumen geborenen Embryonen die Darmwand? und 2) Auf welchen Wegen bewegen die Embryonen sich weiter, bis sie ihr Endziel, die quergestreifte Muskelfaser, erreichen? — Die Fortschritte der histologischen Technik lassen heute von entsprechen- den Studien sicherere Resultate erwarten, als sie vor 30 Jahren von Leuckart, Yirchow und Zenker, den Meistern der Trichinen- lehre, gewonnen werden konnten. Untersuchungen der Darmwände konnten neben der ersten Frage auch für die Entscheidung der zweiten von Wichtigkeit sein. Mußte die Lage der Parasiten in der Darmwand doch zugleich den Weg verraten, den sie in erster Linie bei ihrer Propagation innehielten. Sehr stark infizierte Kaninchen wurden nach 7, 8 und 10 Tagen in der Weise verwandt, daß ganze, unaufgeschnittene Darmstückchen in Flem mi n g’sche Lösung hinein- fallen gelassen, nach bekannter Weiterbehandlung in Celloidin ein- gebettet, geschnitten und mit Saffranin gefärbt wurden. Es ergab sich: 1) Die weiblichen Darmtrichinen bohren sich selbst in die Zotten und Schleimhaut des Darmes ein. Sie liegen dann im Gewebe der Mucosa oder im Lumen der oft beträchtlich erweiterten Chylusgefäße. Man findet sie in den oberflächlichsten Schichten bis zur Muscularis mucosae herab, nie unterhalb derselben. 2) Freie, in dem Gewebe der Darmwand oder in den Blutgefäßen derselben liegende Embryonen wurden nicht gesehen. 3) Dagegen fanden sich in zwei Schnitten einer Serie zwei freie Embryonen im Lumen des Chylusgefäßes einer Zotte. Seitlich stülpte sich eine mit Embryonen erfüllte Darmtrichine in die Zotte ein. Es muß als sehr wahrscheinlich gelten, daß diese Darmtrichine ihre Embryonen in das Chylusgefäß deponiert hat, zumal die schräge Lage des einen Embryo nach der Richtung der Darmtrichine hinwies. Die Darmtrichinen bergen ihre Jungen also in der Darmschleim- haut, indem sie sich selbst in dieselbe einbohren. Der Lymphstrom ist es, welcher die Embryonen aus dem Darme fortführt, denn die Darmtrichinen gebären die junge Brut in den, bezw. in die Chylus- gefäße. In Uebereinstimmung damit konstatierten Virchow und Ger lach Embryonen in den Mesenterialdrüsen. Daß die alte Anschauung, wonach die im Darmlumen geborenen Embryonen die Darmwand aktiv durchbohren, nebenbei zu Recht besteht, ist bisher nicht mit Sicherheit bewiesen. Gegen die Geburt in der Darmhöhle als regelmäßigen Vorgang lassen sich folgende Bedenken erheben: 1) Die Litteratur zeigt, wie unsicher die Befunde von Embryonen im Darmlumen sind. 2) In zahlreichen eigenen, frischen Präparaten gelang es nie, wenn man die Darmtrichinen im Darmschleime untersuchte, ohne sie zu quetschen, einen einzigen freien Embryo zu sehen, selbst wenn die Muttertiere zum Bersten mit Jungen gefüllt waren. 3) Unter unzähligen Schnitten wurden nur 2mal Embryonen neben Darmtrichinen im Darmkanale beobachtet. Auch hierbei spielten vielleicht noch artefizielle Momente mit. Darunter befanden sich Präparate, deren jedes 1 — 3 Durchschnitte einer Darmtrichine aufwies. 4) Wenn man durch starkes Erwärmen des Objektträgers die Nicolaier. Bemerkung zu der Arbeit von Prof. G. P. Novv etc. 227 auf demselben im Darmschleime gelegene Darmtrichine bisweilen zur künstlichen Geburt veranlassen kann, so folgt daraus noch nicht, daß die Embryonen gewöhnlich im Darmschleime geboren werden. 5) Wie zahlreich müßten die Embryonen im Darminhalte sein, wenn wirklich jede weibliche Darmtrichine ihre 1V2 Tausend Jungen im Darmlumen absetzte ! Die gleiche Erwägung spricht dagegen, daß die aktive Wanderung der Embryonen durch die Darmwand ein gewöhnliches Ereignis ist. Bisher hat noch niemand einen Embryo frei in der Darmwand angetroffen. Daß ich sie auch in den Lymphgefäßen nicht reichlich antraf, erklärt sich leicht. Der Lymphstrom in den erweiterten Gefäßen treibt die Embryonen — unter Beihilfe ihrer aktiven Be- weglichkeit und der Darmkontraktionen — rasch aus der dünnen Darmwand fort. (Ausführlichere Darstellung erfolgt in nächster Zeit.) Königsberg i. Pr., 13. Januar 1894. Bemerkung zu der Arbeit von Prof. F. G. Novy „Die Kultur anaerober Bakterien“. (Centralbl. f. Bakteriologie u. Parasitenkunde. Bd. XIV. 1893. No. 18.) Von Privatdocent Dr. Nicolaier in Göttingen. Novy beschreibt in seiner Arbeit einen Apparat, der es ermög- licht, die Züchtung einer größeren Anzahl von Reagenzglaskulturen anaerober Mikroorganismen in einer Gasatmosphäre zu bewerkstelligen. Er benutzt dazu eine weithalsige, starke Flasche, die mit einem Glas- bezw. doppelt durchbohrten Gummistopfen verschlossen ist, und bei der die Durchleitung des Gases durch zwei an den Hals der Flasche und den Glasstopfen angeschmolzene, bezw. durch die Bohrungen des Gummistopfens gesteckte, durch Glashähne verschließbare Glasröhren bewirkt wird. Es ist Novy entgangen, daß ich denselben Apparat, nur mit der kleinen Abweichung, daß der Verschluß der durch den Gummistopfen gesteckten Glasröhren durch kurze Enden von dick- wandigem Gummischlauche geschieht, der durch Schraubenquetsch- hähne zusammengepreßt wird, schon im Jahre 1892 in meiner Arbeit „Zur Aetiologie des Kopftetanus (Rose)“ (Virchow’s Archiv. Bd. CXXVIII. p. 10) zur Züchtung von Kulturen anaerober Mikroorganismen (Tetanusbacillen) empfohlen habe. Ich benutze diesen Apparat, wie aus dieser Arbeit hervorgeht, schon seit einer Reihe von Jahren mit gutem Erfolge und nicht bloß, wie Novy, zur Züchtung von Reagenzglaskulturen, sondern auch für Plattenkulturen anaerober Bakterien. 228 Original-Referate ans bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten, Laboratorien etc. Aus dem Hygienischen Institute der kgl. Universität zu Rom. (Direktor Prof. Dr. Celli.) Ueber Fänloisgase als prädisponierende Ursache zur Typhusinfektion. Von Dr. Giuseppe Alessi. Die Experimente wurden gemacht mit Ratten, Meerschweinchen, Kaninchen. Die Ratten wurden in einen Kasten eingeschlossen, dessen Boden aus einem Metallnetze bestand, welches die Oeffnung eines Abtrittes verschloß. Die Meerschweinchen und die Kaninchen wurden in einem Kasten gehalten, dessen Boden gleichfalls von einem Metall- netze gebildet wurde und einen Recipienten verschloß, welcher die Auswurfstoffe der betr. Tiere enthielt. Die Tiere, welche die Fäulnis- ausdünstung einatmeten, verloren nach einer gewissen Zeit ihre gewöhnliche Lebhaftigkeit und siechten dahin, trotzdem sie gierig fraßen. Injiziert mit einer relativ kleinen Quantität des Typhus- bacillus (0,25— 0,50), unterlagen sie nach 12 — 36 Stunden. Von den Kontrollieren, die mit derselben Quantität von Kultur injiziert wurden, fühlte keines schädliche Wirkungen; wenige bewiesen sich etwas deprimiert, nur eines starb. Aus diesen Experimenten schloß man, daß die Tiere, welche Fäulnisausdünstungen einatmen, sehr empfänglich werden auch für den abgeschwächten Typhusbacillus. Die makroskopische Untersuchung ergab Anzeichen von einer hämorrhagischen Enteritis, Zunahme des Volumens der P eye r 'sehen Drüsen und der Milz. Die Bacillen fanden sich im Blute, in der Leber und in der Milz. Bei den Meerschweinchen und Kaninchen bewies sich uns die Veränderung der typhösen Infektion viel hervortretender und charakte- ristischer, als bei den Ratten. Als man die Experimente mit dem Bacterium coli wieder- holte, erlangte man den Tod des Tieres circa in demselben Zeiträume. Der mikroskopische Befund war jener einer akuten Entzündung, die sich über alle Unterleibsorgane verbreitete und einigemal auch auf die Lunge. Das Bacterium coli wurde in allen Organen immer im Zustande der Reinheit angetroffen. Die dazu notwendige Zeit, daß die Tiere die Prädisposition für die typhöse Infektion erwarben, variierte von 5 — 72 Tagen bei den Ratten, von 7 — 58 bei den Meerschweinchen, von 3—18 bei den Kaninchen. Es ist be- merkenswert, daß die Tiere die Prädisposition für die Infektion viel leichter erwarben in den zwei ersten Wochen, als nach dieser Zeit, eine Tbatsache, die in gewisser Weise uns erklären könnte, wie einige Individuen, welche gewohnheitsmäßig Kloakenluft einatmen, sich schließlich daran gewöhnen und nicht von Eingeweideinfektionen betroffen werden. Man suchte die Einzelwirkung der verschiedenen Gase, welche Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. 229 sich bei den Fäulnisprozessen erzeugen, zu studieren, um zu sehen, ob eines von ihnen für sich allein fähig wäre, einen prädisponierenden Einfluß auf den Organismus auszuüben. Die gebrauchten Substanzen waren Skatol, Ammoniak, Schwefelwasserstoff, Kohlenwasserstoffsäure, Kohlenoxyd, Schwefelammonium. Man ließ die Tiere die Gase einatmen innerhalb einer großen Glasglocke, welche derart geschlossen war, daß auch der Luftwechsel möglich war, und man injizierte ihnen die Typhusbacillen in der- selben Art, wie bei den anderen Experimenten. — Das Resultat war beständig negativ. Die genannten Gase und Dämpfe also, isoliert eingenommen, prädisponieren die Tiere nicht für die typhöse Infek- tion. Dasselbe gilt für einige Mischungen derselben Substanzen. Würde die Prädisposition für die typhöse Infektion von den Tieren nach der Einatmung der Fäulnisausdünstungen erworben, so ist sie anderen Substanzen zuzuschreiben, welche sich unseren gegenwärtigen Isolierungsmethoden entziehen. Autoreferat. Aus dem Hygienischen Institute der kgl. Universität zu Rom. (Direktor Prof. Dr. Celli.) Ueber die Enzyme. Vergleichende Studien von Claudio Fermi und Leone Pernossi. Einleitung. Obwohl man die Enzyme vielfach studierte, blieb dessenungeachtet noch sehr viel bezüglich der Eigentümlichkeiten derselben zu thun, und sodann geradezu alles, um über ihre chemische Natur ins Klare zu kommen. Da wir jedoch glaubten, diesem letzteren Probleme besser, als auf direktem chemischen Wege, durch das Studium der Eigentümlich- keiten der Enzyme begegnen zu können, so wird sich die vorliegende Arbeit eigens mit diesem Studium befassen. Die vollständige Arbeit wird in Bälde erscheinen. Wir geben hier daher nur die Zusammenfassung der erlangten Resultate. I. Wirkung der Temperatur. 1) Das Trypsin, x/2 Stunde lang bei 130° C erwärmt, verliert ca. 1/3 seiner Wirksamkeit. Erwärmt bei 140° C, verliert es ca. die Hälfte, bei 155° C 5/6 derselben und wird bei 160° C völlig zerstört. 2) Pepsin und Trypsin unter den oben dargelegten Bedingungen widerstanden bei 80° C für 1 Stunde in Chloroform, in Amylalkohol und in Benzol und wurden beide zerstört in Aether. Nur in Amyl- alkohol widerstanden die beiden für dieselbe Zeit auch bei 100° C. II. A. Wirkung des Sonnenlichtes auf Trypsin und Pepsin in Gegenwart verschiedener Säuren und einiger Salze. 1) Sowohl das Trypsin wie das Pepsin, sei es in Gegenwart von Bd. XV. lg 230 Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologiscben Instituten etc. Säuren oder Salzen, wie von einfachem Wasser, werden viel mehr abgeschwächt, wenn sie dem Sonnenlichte ausgesetzt, als wenn sie im Dunkeln gehalten werden. Die Abschwächung ist größer bei der Sounenlichttemperatur von 44 — 56° C, als bei der von 37 — 47° C. Auch bei den im Dunkeln gehaltenen Proben ist die Abschwächung bei der Temperatur von 40 — 42° C größer, als bei der von 25 — 28° C. 2) Die Abschwächung des Trypsins ist größer in Gegenwart von Säuren, als in der von kohlensaurem Natron und Chlornatrium. 3) Unter den Säuren üben Chlorwasserstoff-, Phosphor-, Milch-, Oxal- und Weinsäure eine viel abschwächendere Wirkung auf das Trypsin aus, als es Propion-, Essig-, Butter- und besonders Baldrian- säure thun. 4) Von den Salzen bewahrt Chlornatrium besser die Wirksamkeit des Trypsins, als kohleusaures Natron. 5) In Wasser schwächt sich das Trypsin viel mehr ab, als in Gegenwart der beiden obengenannten Salze und sogar auch der Butter- und Baldriausäure. 6) Das Pepsin verliert viel schneller seine proteolytische Kraft über die Gelatine und über das Fibrin, wenn es der Chlorwasserstoff- säure und vielleicht auch der Baldriansäure ausgesetzt, als wenn es der Phosphor-, Wein-, Milch- und Essigsäure ausgesetzt ist. 7) Das Pepsin, der Oxalsäure ausgesetzt und in Gegenwart der- selben, entwickelte eine größere verflüssigende Energie auf die Gela- tine, als wenn es anderen Säuren ausgesetzt wurde oder sich in Gegenwart derselben befand. Das Gegenteil geschah bei seiner Wirkung auf Fibrin, wo es dasselbe in Gegenwart jener Säure fast gar nicht löste. 8) Während das Pepsin, wenn es der Chlorwasserstoff-, der Propion-, der Butter- und Baldriausäure ausgesetzt wird, sich un- wirksam auf die Gelatine erweist, bewahrt es statt dessen noch seine Wirksamkeit auf das Fibrin , auch wenn es direktem Sonnenlichte ausgesetzt wird. ß. Wirkung des Sonnenlichtes auf die Enzyme im Zustande völliger Trockenheit. 1) Das Pepsin, Ptyalin, die Diastase und das Emulsin, im Zu- stande völliger Trockenheit dem Sonnenlichte ausgesetzt, erhalten ihre Wirksamkeit unverändert auch für 3 Monate. Das Trypsin hin- gegen bewies sich etwas geschwächt. 2) Die obengenannten Enzyme, im Zustande völliger Trocken- heit direktem Sonnenlichte ausgesetzt, bewahren in Chloroform, in Aether, Amylalkohol und in Benzol ihre Wirksamkeit auch über 200 Stunden. 3) Die proteolytischen Euzyme der Bakterien in Lösung, aus- gesetzt für 200 Stunden direktem Sonnenlichte, werden zerstört oder um vieles geschwächt. Das Ferment des Bac. prodigiosus und jenes des Bac. Kiel sind die empfindlichsten, jenes des Bac. indicus und der Staphylokokken sind die resistentesten. Original-ßeferate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. 231 III. Wirkung der Gase. 1) Das Pepsin, Ptyalin, die Diastase und das Emulsin in Lösung, ausgesetzt für 15 Stunden der Wirkung eines Schwefelwasserstoff- stromes, bewahren beinahe unverändert ihre Wirksamkeit. Etwas abgeschwächt hingegen beweist sich das Trypsin. 2) Von den bakterischen Enzymen bewiesen sich am empfind- lichsten jene des Bac. prodigiosus, des Proteus vulgaris und des Bac. indicus, welche völlig ihre Wirksamkeit verloren. Dagegen sind resistenter: Das Enzym des Bac. pyocyaneus, des Tetanusbacillus, des Milzbrandbacillus, des Vibrio Metschnikowi und des Vibrio Miller. Die Enzyme des Vibrio Metschnikowi und des Vibrio Miller sind resistenter, als jene des Vibrio Finkler-Prior und jene des Choleravibrio. 3) Das proteolytische Enzym des Vibrio der Cholera Massaua, des Bac. Miller und jenes des Vibrio Deneke ertrugen, fast ohne sich zu verändern, einen auf 15 Stunden verlängerten Strom von kohlensaurem Gase. IV. Wirkung verschiedener chemischer Substanzen auf Pepsin und Trypsin. 1) Es zerstörten das Trypsin völlig in 48 Stunden die folgenden Substanzen : {Phosphorsäure 5 Proz., Chromsäure 5 Proz., Pikrinsäure, Phosphorwolframsäure, Salicylsäure. Salze Sublimat 2,5 Proz., Zinkchlorür 5 Proz., Kadmiumchlorür 5 Proz., Kupfersulfat 5 Proz., Zinksulfat 10 Proz., Aluminiumsulfat 10 Proz., Silbernitrat, Wismutnitrat, Hypermangansaures Kali 5 Proz. f Jod (alkohol. Lös.) 5 Proz., { Barythydrat. (Aseptol 10 Proz., Kresilol 5 Proz., * Lysol 5 Proz., j Kresol 5 Proz., I Karbolsäure (alkohol. Lös.) 5 Proz. 2) Alkohol und Calciumchlorür würden eine erhaltende Wirkung auf das Trypsin ausüben. 3) Das Trypsin schlugen nieder die folgenden Substanzen: Alkohol, Chromsäure, Pikrinsäure, 15* 232 Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. Phosphormolybdänsäure, Phosphorwolframsäure (stark), Tanninsäure, Sublimat (stark), Kobaltchlorür, Kadmiumchlorür (schwach), Eisenchlorür (schwach), Bleiacetat (stark), Kupfersulfat, Kupferacetat (stark), Silbernitrat, Wismutnitrat (schwach), Eisencyansaures Kali, Jod, Jodkali (schwach). 4) Es machten die Gelatine unflüssigbar durch die Enzyme die folgenden Substanzen: Phosphorwolframsäure, Tanniusäure, Sublimat, Zinkchlorür, Kadmiumchlorür, Eisenchlorür, Bleiacetat, Kupferacetat, Kupfersulfat, Zinksulfat, Aluminiumsulfat, Wismutnitrat, Hypermangansaures Kali, Barythydrat, Kalkwasser und^ besonders Kalichromat und Aetzkali würden die Gelatine leichter flüssig machen. 5) Es zerstörten das Pepsin völlig in 48 Stuudeu die folgenden Substanzen : Chromsäure, Pikrinsäure, Kalichromat, » Eisencyansaures Kali, Barythydrat. Es schwächten das Pepsin: Kobaltchlorür, Kadmiumchlorür, Phosphorwolframsäure, Bleiacetat, Kupferacetat, Wismutnitrat, Jod (alkohol. Lös.) Aseptol, Kresylol, Kreolin. Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. 233 Es verminderten die Lösbarkeit des Fibrins die folgenden Sub- stanzen : Chromsäure (1 : 4000), Pikrinsäure (1 : 100), Phosphorwolframsäure (2 : 100), Kobaltchlorür (2 : 100), Kadmiumchlorür (2 : 100), Bleiacetat (2 : 100), Kupferacetat (1 : 100), Wismutnitrat, Eisen cyansau res Kali (1 : 400), Aseptol (1 : 200), Kresylol (1 : 200), Kreolin (1 : 100). Keine der verschiedenen geprüften Substanzen, mit Ausnahme vielleicht der alkoholischen Jodlösung, schlug das Pepsin nieder. Die Zerstörung des Pepsins von seiten der verschiedenen chemischen Agentien geschah ohne Niederschlagung derselben. Das Pepton konnte man nur nachweisen in jenen Fällen, in welchen man das Fibrin gelöst hatte. 6) Sowohl das Pepsin, wie auch das Trypsin ertragen die Wirkung des kohlensauren Natrons zu 30 Proz. auch über 5 Tage hinaus, ohne ihre Wirksamkeit zu verlieren. Das Trypsin, für 24 Stunden in einer gesättigten Lösung von kohlensaurem Natron gehalten, würde circa 4/5 seiner Wirksamkeit verlieren. Die beiden obengenannten Enzyme werden zerstört von Kali und Aetzkali schon in der Konzentration von 1 Proz. in 24 Stunden und widerstehen hingegen für verschiedene Tage jener von 0,25 Proz. Das Pepsin ist daher gegen die Alkalien nicht viel empfindlicher, als das Trypsin. V. Verhalten der Enzyme gegen das Porzellan- filter. 1) Das Trypsin wird von dem Porzellanfilter aufgehalten. Eine Trypsinlösung von 1 : 200 verliert circa die Hälfte ihrer Wirksamkeit. Das Trypsin wird auch aufgehalten, wenn die Lösung vollkommen ist und keine ungelösten Teilchen des genannten Enzyms mehr enthält. Nach wiederholter Filtrierung derselben Lösungen gelangte man nach 5 oder 6 Malen an einen Punkt, wo das ganze Trypsin von dem Filter aufgehalten wurde. 2) Das Pepsin passiert viel leichter als die andern Enzyme das Porzellanfilter. VI. Verhalten der Enzyme gegen die Tiermem- branen. 1) Das Pepsin, sei es in einfacher wässeriger Lösung, wie in Gegenwart von Säuren, Chlornatrium und Glycerin — Substanzen, von denen die beiden letzten die Dialyse erleichtern — passiert nicht durch gutes und dickes Pergament, während es in allen Fällen durch Papier de la Rue passiert. 234 Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. Die mit Bleiacetat und mit Tanninacetat behandelte Lösung hält auch vor dieser letzten Membran an. 2) Das Trypsin verhielt sich ungefähr wie das Pepsiu; auch es passiert nur das Papier de la Rue. Chlornatrium und Glycerin erleichtern die Dialyse desselben. 3) Die beiden obengenannten Enzyme verhalten sich zur Dialyse wie die anderen Albuminoidsubstanzen und das Peptou. VII. Wechselwirkung der proteolitischen Enzyme auf einander. 1) Das Pepsin löst und peptonisiert das Fibrin in Gegenwart von Ameisen-, Apfel-, Milch-, Oxal-, Wein-, Essigsäure und auch, ob- wohl mit geringerer Leichtigkeit, in Gegenwart von Propionsäure. Mit Butter-, Baldrian-, Bernstein- und Borsäure hingegen bleibt es fast völlig unwirksam. 2) Das Pepsin übt keine nachweisbare Wirkung auf das Tryp- sin aus. VIII. Schicksal der Enzyme im Organismus. 1) Das Trypsin findet sich nicht weder in dem Urin des Menschen, noch der Pflanzenfresser, weder bei gesunden, noch bei kranken Nieren. 2) Der Urin zerstört nicht das Trypsin. 3) Das Trypsin, subkutan injiziert, ist nach 15 Minuten noch in den Luugen, im Herzen, in der Leber, in der Milz, in den Nieren und in den Muskeln nachweisbar, nach einer Stunde aber und sogar früher nicht mehr. 4) Das Trypsin mit der Milz, mit der Leber, mit den Nieren, mit den Muskeln, fein gehackt, vermischt, ist nach einiger Zeit nicht mehr nachweisbar. Dies ist nicht der Fall, wenn diese Präparate vorher gekocht worden sind. 5) Der Versuch, das Trypsin von den genannten Organen zu isolieren, gab ein negatives Resultat. 6) Das Trypsin und das Pepsin, injiziert in starker Dosis (2 — 5 g), gehen, wenn auch in Spuren, sicher in den Urin über. Dasselbe ge- schieht bei der Diastase, bei Ptyalin und Emulsin. IX. Giftigkeit der Enzyme. 1) Die Enzyme, gegen die Meinung von Bechamp, Baltus, Nencki, Sahli, Bergmann, Angerer, Hildebrand u. s. w., sind ungiftig, auch wenn sie in großer Quantität zu 2 g täglich für eine Woche subkutan injiziert worden. 2) Die von den genannten Autoren behauptete Giftigkeit der Enzyme ist den Mikroben, die in den Fermentpräparaten reichlich enthalten waren, zuzuschreiben. Autoreferat. Bakterien in Milch und Wasser. 235 Referate. Montefusco, II latte in Napoli. (Anoali dell’ Istituto d’Igiene della R. Universitä di Roma. Yol. III.) Bericht über die Beschaffenheit der Milch in Neapel, aus dem die Beschreibung der Art und Weise, wie die Milch in die Häuser geliefert wird, interessant ist. Die Kühe und Ziegen^werden morgens und abends durch die Straßen getrieben und direkt in die.Gefäße der Abnehmer gemolken. Auf diese Weise werden Milchpanschereien aus- geschlossen und die Bakterienzahl der so bezogenen Milch;, war natür- lich geringer, als die Zahl der aus einer Molkerei entnommenen. Doch stieg die Bakterienzahl bei der im Hause aufbewahrten, dort gemolkenen Milch in wenigen Stunden ebenso hoch, wie die der Molkereimilch war. Abel (Greifswald). Blachstein, Contribution ä l’ötude microbique de l’eau. (Annales de l’Institut Pasteur. 1893. Oct. p. 689.) Bl. ersetzte bei seinen Wasseruntersuchungen die gewöhnliche quantitative und qualitative Bacillenuntersuchung durch eine mehr biologische, indem er die Wirkung des betreffenden Wassers auf Tiere studierte. Er fand dabei, daß im allgemeinen hygienisch gutes Wasser unschädlich für Tiere war, schlechtes dagegen pathogen. Wasser, welches 8 Tage dem Lichte ausgesetzt wurde, ging fast immer seiner pathogenen Eigenschaften verlustig, trotzdem sich noch eine große Menge Bacillen darin nachweisen ließ; bemerkenswert war jedoch, daß unter diesen sich kommaförmige Arten, die in pathogenem Wasser sehr zahlreich waren, nur selten fanden. Es gelang Bl., einen Kommabacillus zu isolieren, der dem Cholerabacillus in manchen Beziehungen ähnlich war, sich aber durch die feinere Granulierung und das opakere Aussehen seiner Kulturen scharf von jenem trennen ließ, — dagegen zeigte er die größte Uebereinstimmung mit dem Cholera vi brio von Netter. — Das Seinewasser, welches direkt unterhalb von Paris stark pathogene Eigenschaften zeigte, ver- lor dieselben nach Bl.’s Untersuchungen zwischen Billancourt und St. Cloud, wohin Bl. daher den Punkt der vollendeten Seinereinigung legt. W. P et er sen (Zürich). Edel, Untersuchungen über den Bakteriengehalt des Badewassers. (Archiv f. Hygiene. Bd. XXIX. 1893. No. 3.) Edel stellte Untersuchungen darüber an, den Grad der Verun- reinigung des Badewassers durch das Baden in bakteriologischer Hinsicht festzustellen. Es geht daraus hervor, daß durch das Baden in größeren Schwimmbassins eine recht erhebliche Keimvermeh- rung erfolgen kann. Dieselbe rührt nicht allein von den dem Körper anhaftenden Keimen her; vielmehr ist der in das Bassin fallende Staub, die Bakterien der Badekleidung, der Staub an den Füßen und der beim Auskleiden sich entwickelnde Staub zu berücksichtigen; ferner werden durch das Schwimmen am Boden und den Wänden 236 Typhus. haftende Bakterien freigemacht, welche zur Verunreinigung beitragen. Nach dem Baden in gut gereinigten Wannen ist aus den letzteren Gründen deshalb der Keimgehalt ein geringerer. Was die Badeschwämme anbetrifft, so enthalten dieselben Substanzen, welche imstande sind, einer stärkeren Vermehrung der Keime Vorschub zu leisten. Wahrscheinlich sind dies geringe Mengen organischer Substanz. Die Zahl der Bakterien im Wasser steigt ja stets mit der Zunahme der organischen Substanz. Gebrauchte Schwämme soll man deshalb stets ausdrücken, damit die desinfizie- rende Wirkung der Austrocknung in Kraft tritt. Kurt Müller (Halle). Loewy, Die Typhusepidemie in Fünfkirchen, verursacht durch Infektion der Wasserleitung. (Klin. Zeit- und Streitfragen. Bd. VII. Heft 9.) Wien (A. Holder) 1893. In Fünfkirchen herrschte vom 1. November 1890 bis 31. März 1891 eine hochgradige Typhusepidemie; es erkrankten 1220 Personen, davon ziemlich die Hälfte Männer und Frauen bei einer Einwohner- zahl von 35000; es erkrankten somit 3,5 Proz der Einwohner. Die Epidemie bot zwei heftige Ausbrüche, von denen der eine in den Anfang November, der andere Ende Februar fällt. Sehr interessant ist die Darstellung des Verf.’s über die Entstehung dieser beiden umfänglichen Massenerkrankungen bez. der ganzen Epidemie. Die Stadt Fünfkirchen wird zum größten Teile durch eine Leitung aus mehreren Quellen versorgt. Im Sommer 1890 herrschte anhaltende hohe Hitze und Trockenheit; am 18. Oktober war starker Gewitter- regen, gegen Ende des Monats 4 Tage und Nächte andauerndes Regenwetter. Nach jedem Regenwetter nahmen die Wassermengen der Quellen in enormer Menge zu, von 2000 bis 15000, ja 20000 cbm. Diese Wassermassen überschwemmten ein kleines Thal und in dem- selben Senkgruben und Aborte, u. a. auch solche, in welche Dejekte von Typhuskranken, die im Laufe des Sommers vereinzelt in Be- handlung kamen, gelangt waren, und ergossen sich zum Teil durch durchlässiges Erdreich in die Bischofsquelle. In dieser gelang es dem Verf., Typhusbacillen durch Kultur nachzuweisen, deren Echtheit durch Prof. Loeffler anerkannt wurde. Die ersten Fälle in größerer Zahl traten in der Nähe dieser Quelle und am Endpunkte der Wasserleitung auf. Unter den Erkrankten herrschten anfangs vor Kinder und Frauen, weil diese nach Ansicht L.’s mehr Wasser trinken, als die Männer. Der behördlichen Warnung, das Wasser ungekocht zu genießen und zu gebrauchen, war ein rasches Nachlassen der Epidemie Ende November zu danken. Die Bevölkerung ließ jedoch, trotzdem im Januar täglich noch 2 — 3 Erkrankungen vorkamen, die Vorsichtsmaßregeln bald außer acht. Da mit einemmal erfolgte am 17. Februar ein neuer heftiger Ausbruch der Epidemie, welche, wie Verf. später ermittelte, dadurch veranlaßt wurde, daß, als infolge des lange anhaltenden harten Winters großer Wassermangel in der Wasserleitung eintrat, der Brunnenmeister, um dem erwähnten Uebel- stande abzuhelfen, das Wasser der bisher ausgeschalteten Bischofs- quelle, in welcher im November die Typhusbacillen nachgewiesen Typhus. 237 worden waren, der Wasserleitung wieder zufließen ließ. Dies geschah gegen Mitte Februar. Mit erneutem Schließen der Bischofsquelle hörte die Epidemie im wesentlichen auf; vom 27. März an kamen nur noch vereinzelte Typhuserkrankungen vor. Nach Ausbruch der zweiten Epidemie konnten in der Bischofsquelle Typhusbacillen nicht nachgewiesen werden. Erklären die plötzliche Ausbreitung im Beginne der Epidemie, vornehmlich in der Nähe der genannten Wasserleitung, das Freibleiben von Bewohnern anderer Stadtteile, welche ihr Wasser aus Pumpbrunnen bezogen, ebenso das Freibleiben der 2000 Mann starken Garnison, des bischöflichen Seminars und Gefangenenhauses von je 200 Einwohnern die Epidemie nur dann un- gezwungen, wenn man eine Wasserleitungsepidemie annimmt, so wird durch die Auffindung des Typhusbacillus in der Bischofsquelle, durch das nachgewiesene Hineingelangen von Inhalt von Aborten, in welchen Typhusstühle deponiert worden waren, in die genannte Quelle und durch den unverkennbaren Zusammenhang zwischen Oeff- nung und Schließung der Bischofsquelle mit dem An- und Abschwellen der Epidemie der sichere Beweis erbracht, daß die Typhusepidemie in Fünfkirchen durch Infektion der Wasserleitung bedingt war. (Eine ganz ähnliche Entstehung hatte eine von Ramdohr beschriebene Typhusepidemie im 1. Kgl. Sächs. Ulanenregiment No. 17 zu Oschatz im Herbste 1882 (Ramdohr, Die Typhusepidemie im 1. Kgl. Sächs. Ulanenregiment No. 17. Leipzig 1884). Die infolge großer Trockenheit auftretende Unergiebigkeit des Kasernenbrunnens veranlaßte einen untergeordneten Beamten, dadurch Abhilfe zu schaffen, daß er aus dem nahe an der Kaserne vorbeifließenden Bache durch ein Rohr Wasser in den Brunnenschacht leitete. Dies Rohr mündete unter der Bachsohle und war nur mit einer Schicht groben Kieses überschichtet, welche filtrierend wirken sollte. In dem nächsten, oberhalb der Kaserne am Bache gelegenen Hause kamen einige Typhuserkrankungen vor. Die Stühle der Typhuskranken wurden in den Bach gegossen und gelangten so in den Kasernenbrunnen, dessen Benutzung alsbald eine heftige Epidemie der Kaserneneinwohner hervorrief. Ein Nachweis des Typhusbacillus wurde im Herbste 1882 nicht versucht; unter Berücksichtigung aller Verhältnisse aber erschien die oben angegebene Aetiologie der Epidemie die einzig mögliche.) Schill (Dresden). Klemm, Die Knochenerkrankungen im Typhus. (Archiv für klinische Chirurgie. Bd. XLVI. 1893. No. 4.) Knochenerkrankungen im Gefolge von Typhus sind nicht so seltene Komplikationen dieser Krankheit. Bei einem bereits in der Rekonvalescenz befindlichen Kranken pflegt unter Temperatur- steigerung und heftigen Schmerzen eine Schwellung an einem Knochen aufzutreten. Besonders gern werden Extremitäten- knochen und die Uebergangsstellen der knöchernen in die knorpeligen Rippen befallen, doch sind auch andere Skeletteile nicht immun. Die Schwellung ist meist nicht sehr bedeutend und geht später in der Mehrzahl der Fälle unter Zurücklassung einer harten Knochenauf- treibung zurück. Diese Knochenprozesse können solitär und multipel 238 Typhus. auftreten. Statt dieser periostischen Auflagerung, welche in den meisten Fällen zurückbleibt, kann auch eine Verkäsung oder eine Verflüssigung der primären Schwellung eintreten. Man findet dann das Periost oft in weiter Ausdehnung durch ein mehr oder weniger ausgedehntes Exsudat von eigentümlicher Beschaffenheit ab- gehoben und den Knochen meist nur cirkumskript angegriffen. Verf. spricht sich im folgenden dann weiter über die Qualität dieser Exsudatbildungen aus und versucht die Frage zu beantworten, ob diese Exsudate als Produkte seröser oder eiteriger Entzün- dung, oder als solche der regressiven Metamorphose aufzu- fassen sind. Er kommt zu dem Schlüsse, daß in den Fällen korti- kaler Osteomyelitis, in denen nicht Resorption eintritt, sondern Fistelbildung und Exsudation beobachtet wurden, wir es mit den Folgen regressiver Metamorphose zu thun haben, der die in der Corticalis des Knochens abgesetzten und gewucherten Massen ver- fallen. Die Typhuspilze sind Organismen, denen hauptsächlich eine nekrotisierende Wirkung zukommt. Die nicht zu leugnende Beobachtung, daß bei Typhuskranken oftmals Eiterungen auftreten, glaubt Verf. dahin deuten zu dürfen, daß es sich in diesen Fällen um Mischinfektionen mit Eiter- erregern handelt, wie es auch bakteriologisch schon nachgewiesen ist, indem Anton und Fütterer in einem Parotisabsceß bei Typhus neben den Typhusbacillen Staphylokokken fanden. Für die Typhus- osteomyelitis fehlte bisher der Nachweis beider Keiraarten. Verf. füllt diese Lücke durch Beobachtung eines diesbezüglichen Falles bei einem 39-jährigen Manne aus. In dem subperiostalen Abscesse so- wohl, als im Mark fanden sich nebenein mder der St aphylococcus pyogenes aureus und der Typhusbacillus. Verf. sucht dann weiterhin die Frage nach der Mischinfektion experimentell zu erklären, indem er versucht, durch vorhergehende Durchseuchung des Tierkörpers mit Typhusbacillen den Boden für die \nsiedelung der Eiterpilze günstig zu gestalten. Zur Kontrolle injizierte er zunächst Tieren (Kaninchen) Typhus- kulturaufschwemmung in die Blutbahn und konstatiert, daß 1) bei Injektion einer solchen Aufschwemmung in die Blutbahn eine Alteration des Befindens des Tieres eintritt, die sich bis zum Tode steigern kann ; 2) daß eine Vermehrung der eingeführten Keime im Knochen- marke stattfinden kann; 3) daß in anderen Fällen die Mikroben dagegen absterben ; 4) daß nie Eiterbildung eintritt und 5) daß das Mark oft gewisse Veränderungen zeigt, die sich in Erweichung und bräunlich-roter Verfärbung äußern. Nachdem so die Vorfrage entschieden war, wurden nach’vorher- gegangener Typhusdurchseuchung des Körpers virulente Staphylo- kokkenkulturen (aureus) injiziert. Es bekamen jetzt von 1 1 Versuchs- tieren 4 eine eiterige Osteomyelitis, eins davon mit Epiphysenlösung. In den Exsudaten konnte kulturell stets nur der Staphylococcus pyogenes aureus nachgewiesen werden. Aus seinen Versuchen Typhus. 239 glaubt Kl. auf eine Prädisponierung der Versuchstiere für die Eiterung durch die Typhusinjektion schließen zu dürfen. Zum Schlüsse stellt er folgende Typen der Knochenerkrankung im Typhus auf: I. Spezifisch typhöse Knochenerkrankung: 1) Kortikale Osteomyelitis mit Neigung zu spontaner Re- sorption. 2) Kortikale Osteomyelitis mit Neigung zu Verkäsung. 3) Kortikale Osteomyelitis mit Neigung zu Verflüssigung, die jedoch in keiner Weise mit Eiterung konfundiert werden darf. 4) Centrale Osteomyelitis mit Ausgang in Sequesterbildung. II Eiterung des Knochenmarkes im Sinne der gewöhnlichen in- fektiösen Osteomyelitis, als Ausdruck einer Mischinfektion durch Ansiedelung zweier Mikrobenspecies im Knochenmarke. iVerf. stellt damit in seiner Arbeit, wie es auch des Referenten Ansicht ist, die typischen, osteomyelitischen Erkrankungen, welche bei Typhus Vorkommen, als eine Sekundärinfektion, d. h. eine spezifische Infektion mit den Osteomyelitiserregern, den Staphylokokken, hin. Er ist jedoch nicht abgeneigt, dem Typhusbacillus selbst die Fähigkeit, typische Osteomyelitis zu erzeugen, zuzusprechen. Die letzte Ansicht steht in lebhaftem Widerspruche mit seiner eigenen, kurz hinterher verfochtenen Anschauung, wonach dem Typhus- bacillus eitererregende Eigenschaften nicht zukommen. Da wir aber unter der Osteomyelitis acuta einen eiterigen oder in selteneren Fällen schweren serös-entzündlichen Vorgang im Knochenmarke ver- stehen, so würde dem Typhusbacillus, der phlogogene oder pyogene Fähigkeiten nach Ansicht des Verf. nicht besitzt, die Er- zeugung einer typischen Knochenmarkeiterung gar nicht möglich sein. Dieser Widerspruch ist jedoch leicht zu überbrücken. Der Fall, den Verf. p. 873 als „echte Osteomyelitis“, erzeugt einzig durch Typhusbacillen, ansieht, kann kaum als eine solche aufgefaßt werden. Es fehlte jeder Eiter, vor allem aber entzündliche Erscheinungen, welche man bei keiner nekrotisierenden Form der akuten Osteomyelitis ver- mißt; es fehlte jede Temperaturdifferenz zwischen gesundem und krankem Gliede und jedeSpur einer Schmerzhaftigkeit; auch schei it der Patient kein Fieber gehabt zu haben ; wenigstens ist nichts da- von bemerkt. Dies alles sind Punkte genug, um eine typische, in- fektiöse Osteomyelitis auszuschließen. Es liegt bei diesem Falle in der That eine bisher in dieser Mächtigkeit durch die Typhusbacillen noch nicht beobachtete Nekrotisierung des Knochens vor. Daß aber solche Nekrosen auf Grund mannigfaltiger Ver- anlassungen Vorkommen, das zeigen uns die Tuberkulose, die Lues und die Phosphornekrosen. Wir dürfen deshalb nicht ohne weiteres solche Prozesse unter die spezifisch osteomyelitischen rechnen. Ref. möchte also auch dieser Beobachtung gegenüber, wie er es schon mehrfach gethan hat, betonen, daß kein Grund vorliegt, von der ätiologischen Einheit der akuten infektiösen Osteomyelitis abzuweichen, sie ist ein spezifisches Werk der Staphylokokken.] Kurt Müller (Halle). 240 Cholera. Sanarelli, Les vibrions des eaux et 1’ Ätiologie du Cho- lera. (Annales de l’Institut Pasteur. 1893. Oct. p. 693.) Die Schlußfolgerungen der ausgedehnten Untersuchungen S.’s, betr. deren Einzelheiten auf das Original verwiesen werden muß, weichen von den herrschenden Anschauungen in manchen Punkten stark ah. 1) Die einheitliche morphologische Auffassung der Cholera- vibrionon muß verlassen werden ; es giebt verschiedene morphologisch scharf bestimmte Varietäten der Vibrionen, welche alle beim Menschen und beim Tiere das gleiche Krankheitsbild hervorrufen können. Die bakteriologische Diagnose der Cholera, wie sie kürzlich von Robert Koch festgestellt wurde, entspricht weder der Idee eines bestimmten Monomorphismus, noch der Annahme eines Polymorphismus. 2) Man kann in durchseuchtem Wasser, woher es auch immer stammt, pathogene Vibrionen nachweisen, welche alle Eigenschaften besitzen, die man als charakteristisch für die Cholerabacillen ansieht. 3) Außer diesen pathogenen Vibrionen , die den Vibrionen in- testinaler Herkunft durchaus analog sind, giebt es im Wasser eine ziemlich große Anzahl von Vibrionenarten, welche mit jenen so viele Berührungspunkte haben, daß man sie als Varietäten der pathogenen Art ansehen muß und daher als fähig, unter bestimmten Umständen ihre verlorenen Eigenschaften wieder zu gewinnen. 4) Die konstante Gegenwart der pathogenen Vibrionen in allen verseuchten Gewässern zeigt die große Wichtigkeit, welche dem Wasser für den Ursprung und die Verbreitung der Cholera zu- kommt. 5) Zwischen den aus Dejektionen Cholerakranker stammenden Vibrionen und den im Wasser gefundenen besteht in jeder Beziehung eine so enge Verwandtschaft, daß ihr gemeinsamer Ursprung sicher oder doch höchstwahrscheinlich ist. 6) Die virulenten Vibrionen behalten im Wasser ihre Virulenz nicht lange, nach und nach verschwindet dieselbe ebenso wie andere Eigentümlichkeiten, z. B. ihre Fähigkeit, Nitrate zu reduzieren oder die Indolreaktion zu geben. Die Vibrionen passen sich allmählich an das Wasser an, in welchem sie als Saprophyten weiter leben. 7) Der Ursprung der Vibrionen, welche man im Wasser findet, ist nicht mit Sicherheit nachweisbar. Die Gegenwart von Vibrionen im Wasser, welches mit Ueberresten tierischen Lebens verunreinigt wurde, sowie in dem Darminhalte gesunder Menschen zeigt uns zwei Möglichkeiten ihrer Herkunft. W. Petersen (Zürich). Gamaleia, Ueber das Leben der Cholerabacillen im Wasser, unter dem Einflüsse des Ei ntrocknens und der Feuchtigkeit. [Aus dem Laboratorium für chirurgische Pathologie des Herrn Prof. Dr. A. D. Pawlowsky zu Kiew.] (Dtsche med. Wochenschr. 1893. No. 51.) Nach den bisher veröffentlichten Versuchen Anderer sieht es Verf. als erwiesen an, daß die Cholerabacillen im Wasser gut gedeihen können. Er prüfte nun, in welcher Weise diese Lebensfähigkeit der Cholera. 241 Bakterien durch Zusatz einer bestimmten Menge teils bakterieu- feindlicher, teils mehr indifferenter Chemikalien, teils gewisser Pro- dukte des tierischen Daseins beeinträchtigt werden könnte. Die mit Wasser unter Zusatz der betreffenden Stoffe beschickten Reagenz- gläschen wurden mit Cholerabakterien geimpft. Ob ein Wachstum erfolgt oder ausgeblieben war, ergab sich danu später aus einer etwa eingetretenen Trübung der Flüssigkeit und aus der Untersuchung des hängenden Tropfens oder gefärbter Präparate, in zweifelhaften Fällen auch durch das Plattenverfahren. Die nach 3 — 6 Tagen vor- genommene Untersuchung zeigte, daß kein Wachstum eingetreten war, bei Zusatz von Salol, Naphthalin, Ammonium salicylicum, Men- thol, Thymol, Acidum muriaticum, Acidum nitricum, Acidum phos- phoricum, Aqua calcis, Kalium causticum, Natrium phosphoricum, Natrium nitricum, Natrium nitrosum, Saccharum amyli, Ammonium tartaricum (jedesmal 1 : 100 H.,0) und Lackmustinktur (2 Tropfen). Bei Zusatz von Phosphormolybdän (1 : 100) erfolgte in den ersten Tagen schwaches Wachstum; nach 5 Tagen fanden sich auf den Platten dagegen keine Kolonieen. Kein Wachstum erfolgte bei Zusatz von 0,02:10,0 Allantoin, Harnstoff, Kreatin, Glycocholl, Taurin, Taurocholsäure, Leucin und Asparagin. Bei entsprechendem Zusatze von Tyrosin entwickelten sich dagegen uach 4 Tagen auf den Platten große Kolonieen , und der Zusatz von Pankreatin hatte starkes Wachstum zur Folge. Es weist das auf die Möglichkeit der Ver- mehrung der Kommabacillen im Wasser in Gegenwart von pankrea- tischem Saft (Fäkalmassen) hin. In anderen Versuchen impfte der Verf. je 10 ccm Wasser mit je 1 Oese von Agarkulturen des B. prodigiosus, butyricus, pyocyaneus, capsularis, anthracis, tussis convulsivae, Diplococcus Friedlaenderi, Proteus vulgaris. Die hier- auf sterilisierten Gläschen wurden mit Cholerabacillen infiziert. In gefärbten Präparaten des Wassers aus den Gläschen mit Zusatz von prodigiosus, proteus, anthracis, capsularis und buty- ricus wurden dann später Kommabacillen überhaupt nicht, in den übrigen drei Proben zu je 2 — 4 Exemplaren gefunden. In dem filtrierten und hierauf sterilisierten Wasser aus einem Brunnen, welcher der Verunreinigung mit Küchen- und Stallabgängen ausgesetzt ist und daher Nitrate enthielt, wurde in den ersten 3 Tagen reichliches Wachstum der Cholerabacillen beobachtet. Dagegen gingen die Bakterien innerhalb von 5 Tagen zu Grunde in dem gleich behandelten Wasser aus zwei Teicheu, einem Brunnen, zwei Quellen und zwei Flüssen, in einer mit Pferdemist verunreinigten Wasserprobe und in einem Heuaufgusse. Bis zum siebenten Tage blieben sie in Dnjeprwasser lebensfähig. Auf Leinwandstückchen, welche mit Cholerakulturen durchtränkt waren, fanden sich nach 40 Stunden lebende Bakterien nicht mehr, wenn jene unter einer Glasglocke, nach 17 Stunden, wenn sie unter dem Exsiccator getrocknet wurden. Auf feuchtgehaltenen Leinwand- stückchen blieben die Cholerabacillen dagegen länger als 33 Tage lebensfähig. K ü b 1 e r (Berlin). 242 Cholera. — Rotz. Cacace, E. , Dell’ azione dei prodotti di ricambio del bacterium coli commune sullo sviluppo del bacillo del colera e di quello del bacillo del colera sullo sviluppo del bacterium coli. (La Ref. med. 1893. p. 196.) Die im Glase in der Art angelegten Versuche, daß frische Bouillonkulturen von Bacterium coli in durch einstündige Er- warmung auf 55° C durch 5 Tage sterilisierten Bouillonkulturen des Cholerabacillus und umgekehrt gezüchtet und aus diesem Nähr- medium sodann weiter auf die üblichen Nährböden übertragen wurden, hatten den Zweck, zu ermittelu, ob die Stoffwechselprodukte des einen Bakteriums nicht das Wachstum des anderen beeinträchtigen und ob die biologischen Eigenschaften der zu diesen Versuchen verwendeten Arten bei diesem Züchtungsmodus keine Veränderung erfahren. Es ergab sich hierbei, daß 1) sowohl das Bacterium coli, als auch die Choleravibrionen in sterilen Bouillonkulturen der anderen Bakterienart gut ge- deihen; 2) daß nur die Choleravibriouen insofern eine Aenderung ihrer biologischen Eigenschaften erfahren, als sie nach Züchtung in sterilen Bouillonkulturen des Bacterium cohi eine kaum wahrnehmbare Indolreaktion geben. Kamen (Czernowitz). Tedeschi, A. , Untersuchungen über die Wirkung der Einimpfung des Rotzes auf die Nervencentra. (Zieg- ler’s Beiträge z. patholog. Anat. Bd. XIII. 1893. Heft 2.) Die Arbeit bringt eine ausführliche Darstellung der zahlreichen Experimente und Untersuchungen, welche T. über die Wirkung des Rotzes auf das Ceutralnervensystem und die dabei auftretenden Veränderungen im tierischen Organismus angestellt hat. Die haupt- sächlichsten Ergebnisse dieser Untersuchungen hat der Verf. bereits in einer vorläufigen Veröffentlichung in Bd. XII. 1892. No. 4/5 dieses Blattes mitgeteilt, in betreff der reichen Fälle von Einzelbeobach- tungen muß auf das Original verwieseu werden. Das Resultat seiner Experimente faßt der Autor am Schlüsse der Arbeit im wesentlichen dahin zusammen, daß 1) die Inoculatiou des Rotzes in die Nervencentra empfängliche Tiere schneller tötet, als andere gebräuchliche Inokulations- methoden; 2) für unempfänglich geltende Tiere (Hunde, Ratten) mehr oder weniger schnell sterben, wenn sie in das Nervensystem inokuliert werden ; 3) alle so geimpften Tiere Zeichen schwerer Allgemeininfektion zeigen ; 4) das Rotzvirus durch den Durchgang durch das Centralnerven- system empfänglicher und unempfänglicher Tiere virulenter wird und die damit angelegten Kulturen ihre Virulenz lange Zeit behalten ; 5) iu dem inokulierten Nervensystem sich Substanzen bilden, welche für gesunde sowie für rotzkranke Tiere pyrogen sind und eine Maligne Tumoren. 243 Substanz, welche bei infizierten [Tieren eine örtliche und all- gemeine Reaktion hervorruft, ähnlich dem Tuberkulin bei Tu- berkulose ; 6) die Rotzinoculation in die Nervencentra starke, kleinzellige In- filtration, Bildung von Rotzknötchen und schwere Degeneration der Nervenzellen hervorruft. K. Hintze (Rostock). Reinbach, Gr., Ueber das Yerhalteu der Leukocyten bei malignen Tumoren. [Aus der Königl. chirurgischen Klinik des Prof. Mikulicz zu Breslau.] (Archiv f. klinische Chirurgie. Bd. XLVI. 1893. No. 3.) Um den Einfluß von malignen Tumoren auf die Blutbeschaffen- heit festzustellen, untersuchte Verf. das Blut von Sarkom- und Car- cinomkranken (40 Fälle). Es wurden nur solche Kranke herange- zogen, bei denen Zweifel in der Diagnose nicht bestanden. Gezählt wurden die Blutkörperchen mittelst der Thoma-Zeiß- schen Zählkammer ; der Hämoglobingehalt wurde mittelst des F 1 e i s c h 1 - sehen Apparates bestimmt, die Deckglastrockenpräparate nach der Ehr lich’schen Methode angefertigt (penible Reinigung der Deck- plättchen, Anfertigung ganz dünner Präparate, Erhitzung auf 120°, Färbung nach Chenzinski oder Ehrlich’sche Triacidfärbung). Nach dieser Methodik zeigte sich, daß der Hämoglobin- gehalt des Blutes stets, zum Teil sehr erheblich herabgesetzt ist; die roten Blutkörperchen verhalten sich meist normal, so daß nur 5mal Poikilocy tose sich fand. Was die Leukocyten anbetrifft, so ergab sich, daß in einer Zahl von Fällen das quantitative Verhältnis der einzelnen Arten von Leukocyten ganz oder fast ganz ungestört ist (11 Fälle), daß in der größeren Mehrzahl aber erhebliche Verschiebungen eintraten, derart, daß in der größeren Zahl der Fälle die polynucleären Zellen vermehrt und die Lymphocyten vermindert sind, wahrend in anderen allerdings das Gegenteil eintritt. Ganz unzweifelhaft geht ferner aus den Tabellen hervor, daß diese Aenderungen im Blutbefunde mit viel größerer Regelmäßigkeit bei Sarkom- als bei Carcinomkranken eintreten. Während bei Car- cinomen im allgemeinen die Blutveränderung mit der Schwere der Fälle zu wachsen scheint, geht bei der Sarkomatose die Blutbeschaffen- heit nicht parallel mit derselben, sondern auch bei relativ leichten Fällen lassen sich schwere Blutveränderungea konstatieren ; jedenfalls alterieren also die Sarkome spezifisch die BlutbeschaÖenheit. Ge- schwulstelemente ließen sich im Blute niemals nachweisen. Kurt Müller (Halle). Snow, The so-called „parasitic protozoa“ of mammary Carcinoma. (The Lancet. 1893. 11. Nov. p. 1182.) S. wendet sich in seinen Ausführungen hauptsächlich gegen die Arbeiten Ruffer’s, welcher die Carciuomparasiten als sicher nach- gewiesen ansieht. S. hebt hervor, daß Ruff er ebensowenig wie einer seiner Vorgänger an den fraglichen Zelleinschlüssen eine Eigen- schaft nachgewiesen habe, welche nicht durch Degenerationsvorgänge 244 Carcinom. am Zellprotoplasma oder Kern völlig erklärt werden könne. Die mehrfach beobachtete Spalte zwischen „Parasit“ und Zellprotoplasma, sowie die radiäre Streifung des „Parasiten“ seien durch das Härtungs- verfahren bedingt; die Färbungsdifferenzen seien zum Teil sehr gering, zum Teil durch die von Ruffer angewandte Ueberfärbung verursacht. Weiterhin begründet S. seineu prinzipiell ablehnenden Stand- punkt gegenüber der parasitären Carciuomtheorie. Er betont sehr entschieden die großen Unterschiede zwischen dem Verlaufe des Car- cinoms und der bisher bekannten Infektionskrankheiten. Das Carcinom sei weder kontagiös, noch epidemisch ; noch nie sei bei einem bis dahin carcinomfreien Volke ein epidemischer Ausbruch beobachtet worden ; Lebensweise und Klima seien fast ganz ohne Einfluß. Be- sonderen Nachdruck legt S. auf den Umstand, daß sich in den Carcinonunetastasen stets die Zellform des primären Herdes wieder- findet, während alle bisher bekannten Parasiten auch in den Metastasen eine Wucherung des betreffenden Gewebes hervorrufen, in welches sie eindringen. W. Petersen (Zürich). Nöggerath, Beiträge zur Struktur und Entwickelung des Carcinoms. Wiesbaden (J. F. Bergmann) 1892. Ein großer Teil der N ögg er ath’schen Arbeit beschäftigt sich mit der Frage der Carcinomparasiten und ist daher auch für die Leser dieser Zeitschrift von Interesse. N. beschreibt zunächst die- jenigen Zelleinschlüsse, welche von verschiedenen Autoren als „Karyo- phagus carcinomatosus“ gedeutet wurden. Dieselben traten am deutlichsten hervor bei der Färbung mit Alaunkarmin und Pikrin- säure. Es ließen sich dann leicht drei Stadien der Entwickelung des „Protozoon“ beobachten. In dem Anfangsstadium fand sich der Zellkern geschrumpft, plattgedrückt und es lag ihm ein runder Körper, der „Karyophagus“, an, welcher allmählich weiter in den Kern vordraug. Diesem Eindringen folgte eine Aufnahme von chemisch veränderter Kernmasse in das „Protozoon“; dieses verdrängte schließ- lich den Kern vollständig, indem dessen Substanz teilweise in den „Karyophagus“, teilweise in den Zellleib überging. Das zweite Stadium war gekennzeichnet durch bedeutendes Anwachsen des „Karyophagus“ zu einer großen hyalinen Blase, so daß die so verwandelte Kernmasse den ganzen, jetzt auch vergrößerten Zellleib anfüllte und nuu beide zusammen eine hyaline Metamorphose eingingen. Im dritten Stadium fand sich eine Einkapseluug mit Bildung von kleinsten Sporeu. Diese anscheinend so eindeutigen Bilder erhielten jedoch ein ganz anderes Ansehen bei der Anwendung von Anilinfarben; hierbei zeigte sich, daß der „Karyophagus“ nichts anderes war, als ein veränderter Teil des Kernes selbst; während die Alaunkarmin-Pikrinsäurefärbung den modifizierten Keruanteil derartig darstellte, daß derselbe als hetero- gene Masse, dem ursprünglichen Kerne gegenüber, in Erscheinung trat, ließ die Anwendung von Anilinfarben diesen Gegensatz nicht so scharf hervortreten und infolgedessen kein selbständiges „Protozoon“ mehr unterscheiden. Der Kernzerfall konnte auf doppelte Weise vor sich gehen. Entweder wurde der Kern in unzählige kleinere oder größere Frag- Carciuom. 245 mente zersprengt, welche mobil zu werden schienen und sich nicht nur in die Zelle verteilten, sondern sich auch im Gewebe außerhalb derselben auffinden ließen. Oder aber das Fortschaffen der zer- pulverten Kernsubstanz erfolgte auf verwickeltere Weise; „es erscheinen Zellformen, welche unter anderen Verhältnissen nicht zu Tage treten. Dieselben zeichnen sich dadurch aus, daß sie in schmale, röhren- artige, kurze, oder wenn der Schnitt günstig ausgefallen, längere pseudopodienartige Ausläufer münden, in welche der Kernbrei sich ergießt. Ich habe diese mit feinstem Kerndetritus gefüllten Schläuche nur bei Behandlung mit Anilinfarben zur Anschauung bringen können.“ Dicht bei solchen Zellhaufen fanden sich häufig im Gewebe lang- gestreckte, intensiv gefärbte Röhren, deren Natur auf andere Weise nicht zu erklären war. [Vielleicht ist auch Korotneff’s „Rho- palocephalus“ ähnlich zu deuten. Ref.] Auch die eigenartigen, von Sjöbring als Sporencysten beschriebenen Gebilde des Carcinoms führt N. auf Zelldegeneration zurück. Er fand alle erdenklichen Uebergänge zwischen diesen „Sporencysten“ und zwischen Zellanhäufungen, welche sich anschickten, zu einer gemeinsamen Masse zu verschmelzen. Schließlich zeigten sich auch die von Russell beschriebenen „Fuchsin-Corpuscles“ einer ähnlichen Erklärungsweise zugänglich; dieselben wurden von Russell als Sproßpilze angesehen ; von Sjöbring wurden ähnliche Körper, die zum Teil eine langgestreckte und gewundene Form annahmen, als „Sarkoden“ bezeichnet. N. weist nun aus der Form, der Lagerung und dem Färbbarkeits- vermögen dieser Gebilde nach, daß es sich um Kernsubstanzderivate handelt; er zeigt, daß in einem gewissen Stadium der Entwickelung des Carcinoms die chromophile Substanz des Kernes sich in eine chlorophile und fuchsinophile oder auch eosinophile und hämatoxino- phile Substanz spaltet, und zwar in einer so prägnanten Weise, wie man es bei keiner anderen Geschwulstform findet. „Indessen be- schränkt sich dieser Prozeß nicht immer auf den Kern, sondern greift auch auf die Zelle über, es tritt eosinophile Körnchenbildung in der Kernsubstanz selbst auf. Wahrscheinlich geschieht es auch hier, daß Kernsubstanz in das Zellprotoplasma einwandert.“ Diese fuchsino- philen Kernbestandteile, die auch in die Umgebung der Zelle aus- wandern können, geben bei ihren verschiedenen Umwandlungen Rus- sell’s Fuchsinkörper und Sjöbring’s Sarkoden. „In manchen Fällen sind die Fuchsinkörperchen evident nichts Anderes, als zwar chemisch, nicht aber der Form nach veränderte Nucleoli.“ Nachdem N. dann noch auf die großen Unterschiede zwischen den verschiedenen Formen der „Krebsparasiten“ und den Entwicke- lungsstadien eines wirklichen Protozoons, des „Coccidium ovi- forme“, hingewiesen hat, kommt er zu der Schlußfolgerung, daß es gelingt, all die mysteriösen Krebsbefunde einfach auf pathologische Veränderungen der Krebszellen, vor allem ihrer Kerne, zurückzuführen, und daß es dringend nötig sei, um weiteren Irrungen vorzubeugen, „den in Frage stehenden Parasiten so tot wie möglich zu machen“. Der Arbeit sind auf 3 Tafeln 108 in Farbendruck vorzüglich ausgeführte Abbildungen beigegeben, W. Petersen (Zürich). XV. Bd. 16 246 Carcinom. — Brustseuche. Unna, Zur Kenntnis der hyalinen Degeneration der Carcinomepithelien. (Dermatolog. Zeitschrift. Bd. I. 1894. Heft 1.) In der vorliegenden Arbeit bringt Unna einen Beitrag zum Studium des Epithelhyalins bei Hautcarcinomen ; nach seiner Ansicht hat die ungenügende Kenntnis der Formen des hyalin entarteten Epithels dazu geführt, irrtümlich die zooparasitäre Natur für eine Anzahl von Krankheiten zu behaupten. Für die Untersuchung sehr erleichternd ist die Eigenschaft des hyalin entarteten Epithels, saure Farbstoffe intensiv in sich aufzunehmen und bei der Entfärbung des Epithelprotoplasmas festzuhalten. Unter den verschiedenen Formen des Hyalins sind zwei von prinzipieller Verschiedenheit. In dem einen Falle handelt es sich um frei in den interepithelialen Saftspalten vorkommende Kugeln — wie sie sich bei vielen infektiösen Prozessen finden und weder von Leukocyten noch von Epithelien herstammen; im anderen Falle sind diese hyalinen Gebilde epitheliale Abkömmlinge, wie entweder ihre Lagerung im Innern der Epithelien oder ihr kontinuierlicher Zusammenhang mit denselben beweist. Diese letzteren Gebilde zerfallen wiederum in zwei Gruppen — in diffuse, hyaline Infiltration der Epi- thelien und in geformte, scharf umschriebene hyaline Gebilde. Auf die 8 verschiedenen Formen der letzteren und die Deutung, die Unna ihnen giebt und durch Abbildungen erläutert, kann hier im Referate nicht näher eingegangen werden. Einzelne Gebilde sind — wie Unna selbst angiebt — gewissen tierischen Schmarotzern im eingekapselten Zustande nicht unähnlich. Lasch (Breslau). Beck, M., Der Bacillus der Brustseuch e beim Kaninchen. (Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten. Bd. XV. 1893. H. 2. p. 363 ff.) Die Kaninchen im Institute für Infektionskrankheiten waren an einer influenzaähnlichen Infektionskrankheit im Winter 1891 — 1892 erkrankt. Der Obduktionsbefund der eingegangenen Tiere zeigte grau- weißliche, fibrinöse Auflagerungen auf den Lungen, die letzteren waren hyperämisch, besonders in den unteren Partieen stark infiltriert und atelektatisch. Die Milz war mäßig gerötet, ohne erhebliche Schwellung. Die Leber war hyperämisch und dunkelbraunrot verfärbt. An den übrigen Organen nichts Besonderes. In Lungen und Pleura fanden sich kleine, feine, unbewegliche Stäbchen, etwa doppelt so lang und dick wie die Bacillen der Influenza. Auf allen gebräuchlichen Nähr- böden mit Ausnahme der Kartoffel fand Wachstum statt. Gelatine- platten zeigten nach 48 Stunden kleine, glasartige, feingekörnte, cirkum- skripte Kolonieen, ältere Kolonieen waren hellbraun. Verflüssigung tritt nicht ein. Der Gelatineimfstich zeigt fein gekörntes Wachstum von weißer Farbe. Bouillon zeigt anfangs leichte Trübung, später weißlichen Bodensatz, aus Fäden und Flocken bestehend. Anaerob fand kein Wachstum statt. Auf der Agarplatte ist die Kolonie grau- gelb, der Rand fein gekörnt und scharf umschrieben. Beim Abheben mit der Platinnadel waren die Kolonieen zäh schleimig und faden- ziehend. Eine Schleimhülle um die Bacillen wurde nicht beobachtet. Tierische Parasiten. 247 Nach Gram trat Entfärbung auf. Sporenbildung wurde nicht beobachtet, doch war die Lebensdauer ziemlich bedeutend. Kaninchen und Meerschweinchen erkrankten nach Infektion der Kulturen, welches am besten intraperitoneal geschah. 5 — 6 Stunden nach der Impfung stieg die Temperatur, blieb dann einige Tage auf der Höhe, um dann rapid zu fallen, bis zum Tode, der nach 3 — 5 Tagen eintrat. Die Tiere zeigten Husten, feuchte Nase, frequenten Atem, der Tod trat durch Dyspnoe ein. Gleiche Erscheinungen traten auf, wenn die Kulturen durch die Nase eingespritzt oder in einem Kasten einem Spray von Bouillonkulturen längere Zeit ausgesetzt waren. Bei der Obduktion fanden sich die Bacillen im Pleuraexsudate und im Blute. Weiße wie graue Mäuse erlagen der Infektion in die Bauchhöhle innerhalb 2 — 3 Tagen. Ratten, Hühner und Tauben waren gegen subkutane und intra- peritoneale Impfung refraktär. Weitere Untersuchungen über diese Mikrobie werden in Aussicht gestellt. 0. Voges (Danzig). Leuckart, Rudolf, Die Parasiten des Menschen und die von ihnen herrührenden Krankheiten. Ein Hand- und Lehrbuch für Naturforscher und Aerzte. Zweite völlig umgearbeitete Auflage. Bd. I. Lieferg. 5. Mit 118 Holzschnitten. Leipzig (C. F. Winter) 1894. Wiederum sind 20 Bogen des klassischen Werkes unseres Alt- meisters fertiggestellt. Mancher der Subskribenten wird ungeduldig und unwillig die jahrelangen Pausen über sich ergehen lassen. Wer aber dann eine solche Lieferung sorgfältig durchsieht, muß notwendig versöhnt sein. Denn es springt in die Augen, daß sich der Autor niemals begnügt, die Untersuchungen über das gerade vorliegende Material sorgfältig zusammenzutragen und kritisch zu verarbeiten, sondern er liefert fast in allen Punkten neue Originalarbeiten. So haben wir auch in der vorliegenden Lieferung eigentlich wieder zwei Monosraphieen, Bilharzia und die H i r u d in e e n , die eine Fülle des Neuen bringen. Leuckart hat neue Untersuchungen an Bilharzia haematobia und crassa gemacht und kann die früheren Darstellungen in vielen Punkten berichtigen, so z. B. gestaltet sich der Bau des männlichen Genitalapparates einfacher, das von Fritsch als Schalendrüse gedeutete Gebilde ist eine kolbige Ver- dickung des Uterus (Ootyp), während die Schalendrüsen diffus sind und unterhalb dieser Verdickung liegen. Vor allem interessiert uns hier aber der Abschnitt: „Zur Entwickelungsgeschichte der Bil- harzia“. Erst jüngst berichtete Prof. Braun in dieser Zeitschrift (Bd. XIV. No. 14. p. 466) über eine vorläufige Mitteilung Sonsino’s, nach der die Entwickelung der Bilharzia ohne Generationswechsel geschehen solle, indem sich der Embryo in einem kleinen Krebse zu einem jungen Distomum metamorphosiere. Leuckart äußert hiergegen mehrere Bedenken und giebt in einer vorläufigen Mit- teilung seines Assistenten, Herrn Dr. Looss, der sich zw Zeit gerade in Alexandrien zum Studium der Entwickelungsgeschichte von Bilharzia aufhält, eine sehr exakte Beschreibung des Embryos, dessen Bau die von Sonsino behauptete einfache Entwickelung durch Metamorphose sehr zweifelhaft erscheinen läßt. Nach Looss 16* 248 Empusa Aulicae. enthält der Embryo nämlich eine große Menge von Keimballen, die doch darauf hinweisen, daß ein Sporocystenzustand zu erwarten ist. Leuckart giebt der Vermutung Raum, der im Wasser sehr bald freiwerdende Embryo selbst bilde vielleicht für Menschen und Tiere die Infektionsquelle und mache seinen Sporocystenzustand dann in demselben Körper durch, ähnlich wie es nach den Untersuchungen von Grassi bei Taenia murina der Fall ist. Hierdurch würde das massenhafte Vorkommen in einem Körper seine Erklärung finden. Auf die Monographie der Hirudineen einzugehen, ist hier nicht der Ort, ich will aber nicht zu erwähnen unterlassen, daß besonders das Studium der Speicheldrüsen und der Exkretionsorgane außerordentlich interessante Resultate ergeben hat. Die Behandlung der Geschlechtsorgane und der Entwickelungsgeschichte ist für die nächste Lieferung Vorbehalten. Außer diesen großen Originalarbeiten finden sich am Anfänge der Lieferung die kritischen Schilderungen der zum Teil dubiösen, zum Teil nur unvollkommen beschriebenen Arten : Distomum ophtalmobium, Monostomum lentis und Amphistomum hominis. Brandes (Halle). Tubeuf, C. v., Empusa Aulicae Reich, und die durch diesen Pilz verursachte Krankheit der Kiefer n - eulenraupe. Mit 7 Abbildgn. (Forstl.-naturwissensch. Zeitschr. 1893. Heft 1. p. 31—47.) Verf. giebt zunächst einen ausführlichen geschichtlichen Ueberblick über die größeren durch Empusa Aulicae Reich, veranlaßten Epidemieen der Kieferneule (T rach e a piniperda), wie sie seit dem Beginne des 18. Jahrhunderts beobachtet wurden; die Einzelheiten desselben sind auf p. 31 — 40 des Originales nach- zusehen. Es ergiebt sich aus demselben, daß aller Wahrscheinlich- keit nach jene plötzliche und allgemeine, mit dem Tode endende Erkrankung der Tiere stets durch die Empusa herbeigeführt wurde, wobei jedoch zu beachten, daß solches immer erst, nachdem die Raupen bereits ganz erheblichen Schaden angerichtet hatten, geschah. Die künstliche Einführung des Pilzes in Bestände, welche für das nächste Jahr von einem starken Fräße bedroht werden, dürfte im ganzen wenig Erfolg haben. Für die Ueber- winterung kommen Dauersporen in Betracht, während die rapide Ausbreitung durch massenhaft gebildete Conidien geschieht, diese besitzen jedoch eine relativ kurze Keimfähigkeit. In dem zweiten, der Biologie und Entwickelung des Parasiten gewidmeten Abschnitte teilt Verf. eine Reihe bezüglicher Beobachtungen mit, deren Einzelheiten mehrfach an die von E. muscae bekannten Thatsachen erinnern. Die fortgeschleuderten Conidien können ihrerseits — wie auch schon von R. Hartig beobachtet — wieder Sekundärconidien bilden, und diese weiterhin Tertiärconidien fortspritzen; der Vorgang kann selbst bis zur Formierung solcher vierten und vielleicht auch fünften Grades sich wiederholen, wobei naturgemäß eine successive Größenabnahme stattfindet. Runde, derbwandige, als Dauersporen gedeutete Untersuchungsmetlioden, Instrumente etc. 249 Gebilde kommen gegen Ende des Sommers zur Ausbildung, eine Keimung derselben hat Verf. nicht gesehen. Im übrigen hält der- selbe diese Species für nicht identisch mit Entomophthora Goylli, wie solches von Thaxter auf Grund der ersten Angaben Bail’s angenommen wurde, ßail selbst, wie auch Schröter in der Cohn’schen Kryptogamenflora, sprach sich späterhin jedoch für eine Trennung der zwei Species aus. Unstreitig sind aber Aehnlich- keiten vorhanden. Ein Versuch der Infektion von Heuschrecken durch den Raupen- pilz mißlang, ebenso waren Raupen des B ucep h al us immun gegen denselben, während Gemüseeulen und andere mit Erfolg infiziert wurden. W e hmer (Hannover). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Terni, Camillo, La diagnosi diff erenziale del bacillo del tifo. (Annali dell’ Istituto d’Igiene sperimentale della R. Universitä di Roma. Vol. III. N. S. Fase. 3.) Terni kommt bei seinen sorgfältigen Studien über die Typhus- bacillengruppe zu dem Resultate, daß er meint, es gäbe jetzt genügend charakteristische Merkmale, um in jedem Falle eine Differentialdiagnose stellen zu können; der Ansicht, daßBacterium coli uud Typhus- bacillen Modifikationen einer Urform sind und daß die Typhusähnlichen den Uebergang zwischen beiden vermitteln, will er nicht direkt wider- sprechen, ohne sich für sie zu entscheiden. Er hält es für nötig, zur Sicherung der Diagnose auf Typhusbacillen stets eine Reinkultur dieses Organismus zur Kontrolle herbeizuziehen. Die Untersuchungen Terni’s beschäftigen sich hauptsächlich mit der Gärungsfähigkeit und der Beweglichkeit der Bakterien aus der Typhusgruppe. Das verschiedene Gärungsvermögen des Typhus- bacillus und desBacterium coli bildet ein wesentliches Unter- scheidungsmerkmal beider. Es ändert sich nicht bemerkbar unter dem Einflüsse des diffusen Lichtes und des Sauerstoffes, ebensowenig in reinem oder verunreinigtem Boden und Wasser und in Faeces, also unter Bedingungen, wie sie die Organismen in der Natur finden. Das Gärungsvermögeu vermag aber im allgemeinen nicht zur Trennung der Typhusähnlichen vom Typhusbacillus auszureichen. Weiter kommt man hier bei Beachtung der Besonderheiten, welche der Typhusbacillus in seiner Beweglichkeit zeigt. Das Optimum für diese liefert ein Nährboden, welcher aus peptonfreier Bouillon mit 3 Proz. Glycerin besteht und entsprechend 0,01 Proz. HCl natursauer ist. In diesem Substrate erhält der Typhus- bacillus seine Motilität acht Tage und länger. In 1-proz. Pepton- bouillon hört er nach 72 Stunden auf, sich zu bewegen , während dieser Zeit aber ist er sehr lebhaft beweglich, wenn der Nährboden neutral oder leicht sauer ist. Die Bacillen ziehen schnell in langen 250 Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Reihen parallel dem Rande des Tropfens hin und erinnern in ihrer Bewegung lebhalt an die Züge der Ameisen ; die Temperatur darf nicht unter 12° sinken, wenn Bewegung beobachtet werden soll. Kein anderer Organismus zeigt solch eine charakteristische Bewegung. Einflüsse, welche die Motilität des Typhusbacillus bis zur Vernichtung herabsetzen können, sind, was das Substrat angeht: Zu langes Kochen der Bouillon, wodurch die gelösten albuminoiden Sub- stanzen verändert werden; Gehalt an Pepton über 3 Proz., an Gly- kose, Laktose, Liebig’s und Kemmerich’s Fleischextrakt; Ver- wandlung der Zuckersubstanzen der Bouillon in Karamel; höhere Grade natürlicher Säure als 1 Proz., auf Milchsäure bezogen; von Mineralsäuren HCl mehr als 0,1, H2S04 mehr als 0,03, HN03 mehr als 0,07 Proz.; stärkere Alkalescenz als KHO 0,01, Ca(OHa) 0,1, Na2C03 0,09 Proz. in KHO; Ammoniaksalze in Mengen von 10 Proz. für NH4C1, 0,8 Proz. für (NH4)2C03 und 4,5 Proz. für NH4N03; Kloakenjauche, wenn sie dem Medium eine Alkalescenz über 0,6 Proz. KHO hinaus verleiht. In klarem Quell-, Fluß- und Meerwasser ist der Typhus- bacillus unbeweglich; er wird beweglich, wenn die Menge der or- ganischen Substanz mindestens einer Oxydierbarkeit des Wassers von 0,01 Proz. 0 entspricht. Wenn er seine Beweglichkeit verloren hat, erlangt er sie in charakteristischer Weise unter günstigen Bedingungen sofort wieder. Das Bacteri u m coli und die vonTerni studierten typhusähnlichen Organismen sind in sauren Nährböden unbeweglich und besitzen überhaupt einen anderen Bewegungsmodus, als der Typhusbacillus. Abel (Greifswald). Zabolotny, Zur Frage der raschen Bakteriendiagnose der Cholera. (Dtsch. med. Wochenschr. 1833. No. 51.) Auf der bakteriologischen Station zu Odessa wurden während der verflossenen beiden Cholerajahre verschiedene Verfahren der Bakterien- diagnose zur Anwendung gezogen. Soweit nicht typische Reiswasser- stühle zur Untersuchung gelangten, bewährte sich die Kultur auf Eiweißplatten am besten, da sie schon nach 5—6 Stunden im Brüt- ofeu charakteristische Kolouieen lieferte. Das Hühnereiweiß wurde nach Rosenthal oder nach Tarchanoff und Kolesnikoff be- handelt, mit oder ohne Gelatine und Bouillonzusatz, demnächst in Petrischalen ausgegossen und im Dampf koch topfe oder in gleicher Weise wie Blutserum zur Gerinnung gebracht. Die vollkommen durchsichtigen Platten hatten vor der Gelatine den Vorzug, im Brüt- schranke aufbewahrt werden zu können und vor dem Agar den Vor- teil, daß die auf ihm entstehenden Cholerakolonieen ein sehr charak- teristisches Aussehen zeigten. Sie wurden mit Aufschwemmungen der Dejektionen, bezw. der von solchen Aufschwemmungen angelegteu Verdünnungen benetzt und im Brütschranke schräg gestellt; die im tieferen Teile sich ansammelnde Flüssigkeit verhinderte dann das Austrockuen der Oberfläche. Kübler (Berlin). Freymutli und Lickfett, Nochmals zur Diagnose der Cholera mittelst Agarplatten. (Dtsch. med. Wochenschr. 1893. No. 52.) Untersttchuagsmethoden, Instrumente etc. 251 Die Verff. verteidigen das von ihnen angegebene Verfahren zur Schnelldiaguose der Choierabakterien (vgl. Bd. XIV. p. 80) gegen die Ein wände Sc hi 11er ’s (vgl. ßd. XIV. p. 292). Wenn sich bei Anwendung des Verfahrens auf der Oberfläche des Nährbodens ein der Trennung der einzelnen Kolonieen unzuträglicher ßakterienschleier bildet, so kann das au einer zu reichlichen Aussaat liegen. Der Be- netzung der Plattenfläche mit Kondenswasser ist ein derartiger Uebelstand zuzuschreibeu, wenn der Nährboden in Petrischalen ausgegossen war, innerhalb deren das Kondenswasser nicht abfließen kann. Trägt mau ihn dagegen nach dem Vorgänge der Vertf. auf Objektträger auf, und setzt mau diese demnächst innerhalb einer Doppelschale, deren Deckel an seiner Innenfläche mit Fließpapier be- kleidet ist, der Brutwärme aus, so fließt das Kondenswasser nach unten ab und das Fließpapier hindert das Herabtropfen auf die Oberfläche des Nährbodens. Bei der mikroskopischen Untersuchung der ge- wachsenen Kolonie ist die Anwendung eines Deckglases nicht ratsam, da dessen leichter Druck genügt, um die Flüssigkeit aus dem Nähr- boden hervortreten zu lassen und die Oberflächenkolonie zu zer- drücken. Das Fischen mit der Bakterienharpune ist weniger zeit- raubend, als das von Schiller empfohlene zweizeitige Verfahren und führt sicher und bequem zum Ziele. Kübler (Berlin). Maalsen, A., Zur bakteriologischen Diagnose der asia- tischen Cholera. Ein neues Anr ei cheruugsver fahren für Spirillen und Vibrionen. (Arbeiten a. d. Kaiserl. Ge- suudheitsamte. 1894. p. 122 — 126.) Während man sich bei den bisher gebräuchlichen Anreicherungs- Verfahren ausschließlich flüssiger Nährmedien bedient, grüudet sich die neue Methode des Verf.’s auf die Eigentümlichkeit der Choleravibrionen, auf festem Blutserum üppig zu gedeihen, in die Tiefe zu wuchern und diesen Nährboden durch Peptonisieren kräftig zu verflüssigen, eine Eigenschaft, welche die Cholerabakterien vor vielen in Choleraobjekten — Darm- iuhalt, Faeces — vorkommenden Bakterien auszeichuet. Die Ausführung des neuen Verfahrens, welches sich in erster Linie für den schnellen Nachweis der Choleravibrioneu in Darm- entleerucgen und im Darminhalte von Leichen vorteilhaft verwerten läßt, ist sehr einfach. „Breiige oder salbenweiche Massen werden mit einem dicken Platiudrahte oder kleinen Platinspatel auf die Serumtiäche ausgestrichen; mau beschickt einige Röhrchen mit mehr, andere mit weniger Material. Dünnflüssige Massen bringt man ent- weder in Form von Tupfen mit der Oese oder mit einem sterilen Glasröhrchen auf das Serum oder man verreibt sie gleichmäßig. Sind Flocken vorhanden, so fischt mau eine Anzahl heraus und breitet sie auf dem Serum aus. Geformte oder breiige Stühle rührt mau zweckmäßig zur Auffindung der Schleimfiockeu mit Pepton- wasser an.“ Bei Anwesenheit von Choleravibrionen erscheinen die besäeten Stellen nach 6 — 12, spätestens nach 20 Stunden wie angefressen; es bilden sich Löcher und Rinnen, aus deren Tiefe man die Vibrionen 252 Schutzimpfung, kÜDstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. meist fast in Reinkultur herausholen kann. Oft ist die Anreicherung der Vibrionen schon vor sichtlicher Erweichung und Verflüssigung des Serums (nach 3 — 4 Stunden) nachzuweisen. In manchen Fällen läßt mau zweckmäßig auf die erste Blutserumanreicherung eine zweite auf Serum oder in Pepton-Kochsalzlösung folgen. „Für den Nachweis der Cholera im Wasser kann man das Blutserum als zweite Vorkultur aus der ersten Pepton-Kochsalz- anreicherung verwerten. Bei solchen Versuchen hat es sich gezeigt, daß das Blutserum in gewisser Beziehung als eine Spirillen- oder Vibrionenfalle wirkt. Formen, die mau auf anderen Nährsubstraten nicht zum Wachsen bringt, gedeihen auf dem festen Serum und können durch zweckentsprechendes Verfahren auf diesem Nährboden in Reinkultur gezüchtet werden.“ Die Vorteile des schräg erstarrten Blutserums als Anreicherungs- kultur, welches neben dem Peptonwasser bei zahlreichen, während des letzten Jahres im Kaiserl. Gesundheitsamte ausgeführten Unter- suchungen von Choleraobjekten vorzügliche Resultate geliefert hat, werden vom Verf. in folgenden Sätzen präzisiert: „1) Man kann, insbesondere von nicht diarrhöischen Stühlen, die voraussichtlich nur wenige Kommabacillen enthalten, mehr Material zur Aussaat bringen, als in Peptonröbrchen. 2) Die Verflüssigung des Serums innerhalb 24 Stuudeu ist ein makroskopisches Zeichen für die Wahrscheinlichkeit der Anwesenheit von Choleravibrionen. 3) Fehlt dieses Zeichen nach Ablauf von 24 Stunden, so sind Choleravibrionen nicht vorhanden. 4) Ein Ueberwuchern der Choleravibrionen durch andere Bak- terien findet auf dem Serum innerhalb 24 Stunden nicht so leicht statt, wie in flüssigen Nährsubstraten. Mithin kann man sich die ängstliche Ueberwachung der Anreicherungskultur ersparen.“ Busse (Berlin). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. ßomträger, Desinfektion oder Verhütung und Vertrei- bung ansteckender Krankheiten. Für Aerzte, Verwal- tungsbeamte und Gebildete jedes Berufes. Leipzig (H. Hartung & Sohn) 1893. Preis 2,40 M. Verf. hat sich, wie er im Vorworte seines Buches ausführt, die Aufgabe gestellt, den durch die Choleragefahr und ihre Bekämpfung angeregten Wissensdurst der Bevölkerung in hygienisch -epidemio- logischen Fragen zu befriedigen. Er beginnt mit einer gemein- verständlichen Schilderung der Bakterien, ihrer Bedeutung und ihrer Bekämpfung und bespricht im einzelnen die Maßregeln zur Verhütung der Einschleppung, der Verbreitung und der Ansiedelung pathogener Schutsimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 253 Bakterien. Hierbei werden Sperren und Quarantänen, Kranken- absonderung, Beaufsichtigung verdächtiger Personen, Verkehrskontrolle und Beschränkungen, öffentliche Belehrungen, Maßnahmen auf dem Gebiete des Leichenwesens, der Wasserversorgung, Wohnungshygiene und anderes erörtert und gewürdigt. Der letzte Abschnitt enthält unter dem zusammenfassenden Titel Desinfektion einerseits that- sächlich Erklärungen über den Wert und die Anwendungsweise der Desinfektion im allgemeinen, wie ihrer einzelnen Verfahren ; anderer- seits eine Kritik des gegenwärtigen Standes der öffentlichen Gesund- heitspflege, der Stellung der Medizinalbeamten, der Aerzte, der höheren Gesundheitsbehörden u. s. w. Es kann nur anerkanut werden , daß der Verf. den Versuch gemacht hat, das Dunkel, in welchem sich der weitaus größte Teil der „gebildeten“ Bevölkerung unseres Vaterlandes hinsichtlich aller die menschliche Gesundheit und ihre Gefahren betreffenden Fragen befindet, etwas zu erhellen und gegenüber den wunderlichen An- schauungen und Entstellungen, welche ungenannte Verfasser in den politischen Zeitungen, Naturheilkundige und mehr oder weniger angesehene wirkliche Aerzte in Volksversammlungen, Belehrungs- schriften, Pamphleten während der letzten beiden Jahre verbreitet haben, aufklärend zu wirken. Die besondere Bestimmung dieser Zeitschrift verbietet es jedoch, im einzelnen zu erläutern, in welcher Weise der Verf. seine Aufgabe gelöst hat. Ref. möchte nur folgende Punkte hervorheben: Obwohl es unbestreitbar als ein Vorzug des Buches bezeichnet werden kann, daß die Darstellung klar ist und dem Standpunkte eines nichtwisseuden Lesers in zweckmäßiger Weise sich anpaßt, so dürfte der beabsichtigte nützliche Zweck noch besser erreicht worden sein, wenn der Stoff strenger gesichtet und demgemäß der Umfang des Buches beschränkt worden wäre. Auch unter den wirklich nach Belehrung verlangenden Laien wird die Mehrzahl sich, wie Ref. fürchtet, begnügen, die ersten Seiten zu lesen, dann aber das Buch, durch seinen Umfang (164 Seiten) abgeschreckt, aus der Hand legen. Dasselbe wird dann auch den Zweck eines Nachschlagebuches nicht leicht erfüllen, weil ein alphabetisches Register fehlt. Zum Nachteile kann es dem Buche ferner gereichen, daß der Verf. in den Fragen der Quarantäne und Absperrungsmaßregeln sowie andererer Verkehrs- beschränkungen einen Standpunkt einnimmt, welcher von den gegen- wärtig an leitender Stelle befindlichen Hygienikern der verschiedenen Schulen nicht geteilt wird. So weitgehende Maßregeln, wie der Verf. für nützlich hält, werden zur Durchführung in Deutschland jedenfalls in sachverständigen Kreisen nur wenige befürwortende Stimmen finden. Immerhin aber handelt es sich bei dem besprochenen Buche im ganzen doch um ein nützliches Unternehmen, dessen Förderung empfohlen werden muß, und im besonderen gewährt es eine Genug- tuung, daß nach den vielfachen Entstellungen und gehässigen An- feindungen nun doch auch einmal eine wohlwollende Erklärung und Begründung der zur Seuchenbekämpfung bei uns zur Anwendung gelangten Maßnahmen in die Bevölkerung getragen wird. K übler (Berlin). 254 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Kubier, Die Gesetzgebung zur Bekämpfung gemein- gefährlicher Krankheiten in einigen Staaten des Auslandes. (Deutsche med. Wochenschr. 1893. No. 14.) Eine kurze, übersichtliche Zusammenstellung der in verschiedenen europäischen Staaten bereits herrschenden Gesetze zur Bekämpfung infektiöser Krankheiten, welche beweist, daß Deutschland mit der Vor- lage eines Seuchengesetzes keineswegs den Anfang gemacht hat und daß viele Bestimmungen des deutschen Entwurfes, welche bei uns als zu weitgehend verurteilt werden, in anderen Ländern seit Jahren zu Recht bestehen, ohne Klagen der Bevölkerung hervorzurufen. Abel (Greifswald). Montefusco, Azione delle basse temperature sullaviru- lenza degli spirilli del colera. (Annali dell’ Istituto d’Igiene sperimentale della R. Universitä di Roma. Vol. III. N. S. Fase. 1. p. 31.) Die Versuche des Verf.’s sollen zeigen, daß Cholerabouillonkulturen bei Temperaturen von 0 bis — 5° während einer halben Stunde eine Herabsetzung ihrer Virulenz erfahren, bei — 10 bis — 15° ihre Virulenz in derselben Zeit ganz verlieren. M. hat diese Thatsache allerdings nur für die stomachale Infektion von Meerschweinchen bewiesen; in dem einzigen Versuche, in welchem er Meerschweinchen intraperitoneal infiziert, bringt er fünf Tieren eine Dosis, welche bei nicht abgekühlten Kulturen sicher tätlich wirkt, von einer Bouillon bei, die 2 Stunden lang — 15° ausgesetzt gewesen ist; alle fünf Tiere sterben, so daß die Virulenz der Choleraspirillen doch nicht ganz verschwunden ge- wesen zu sein scheint. Bekanntlich wirkt die intraperitoneale In- jektion von Choleravibrionen sicherer letal, als die stomachale, auch von M.’s Konfrontieren überlebten bei dem letzteren Infektionsmodus mehrere. Die Cholerakulturen, welche unter der Einwirkung der Kälte ihre Virulenz verloren haben, erlangen dieselbe bei Umzüchtung und Kul- tivierung bei 37° wüeder. Werden bei 50° abgetötete Kulturen niedrigen Temperaturen ausgesetzt, so macht sich keine Abnahme der darin enthaltenen Giftstoffe bemerkbar. Das Ueberstehen einer Impfung mit abgekühlten Kulturen schützt Meerschweinchen gegen eine nachfolgende Infektion mit Cholera- spirillen oder Intoxikation mit Choleragiften. Abel (Greifswald). Witkowski, Stanislaus von, Ueber Cholerabehandlung. (Wiener medizinische Presse. 1893. No. 41.) Bei der asiatischen Cholera handelt es sich um eine Vergiftung, die vorzugsweise das Herz und die Cirkulationsbahnen lähmt; der Wasserverlust des Körpers ist nur von untergeordneter Bedeutung; die subkutanen Salzwasserinfusionen haben demgemäß nur einen geringen Wert. Bei der Cholerabehandlung sind vielmehr 3 Indikationen zu erfüllen und danach die Mittel zu wählen. Die erste bezweckt d i e Ausscheidung der Giftstoffe (Erbrechen und Durchfälle sind durch lindernde Mittel zu beeinflussen); die zweite die Herzthätig- keit zu heben (subkutane Kampferinjektionen), die dritte hat zur Schutzimpfung, künatl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 255 Aufgabe, den Darm zu desinfizieren. Die letzte Indikation wird im Stadium alleiniger Durchfälle durch Salol mit Bismuthum salicylicum erfüllt; sind Brechdurchfälle oder Erbrechen vorhanden, so ist Cocain am Platze, dem man zweckmäßig Kreosot zusetzt. Auch Ichthyol wirkt besonders im Stadium typhoideum günstig. Nachdem das Erbrechen nachgelassen hat, hat man stets dafür Sorge zn tragen, daß der Magen nicht ganz leer ist. In der Rekonvalescenz sind schwer verdauliche Speisen zu vermeiden. Kurt Müller (Halle). Busclike, Ueber die Immunisierung eines Menschen gegen Tetanus. (Dtsch. med. Wochenschr. 1893. No. 50.) In der chirurgischen Universitätsklinik zu Greifswald war ein Kranker an Tetanus verstorben. Das Blutserum desselben besaß, wie Tierversuche zeigten, eine toxische Wirkung nicht. Um zu prüfen, ob es immunisierende oder heilende Kraft gegenüber der experimentell bei Tieren erzeugten Krankheit besaß, unternahm der Verf. damit Impfversuche bei Mäuseu. Bei einem derartigen Versuche verletzte er sich die Volarfläche des kleinen Fingers mit der Kanülenspitze der Spritze, welche vorher behufs Einverleibung des Serums einer Maus in der Gegend der mit Tetanusbouillon geimpften Stelle unter die Rückenhaut eingeführt worden worden war. 5 Tage darauf ließ sich der Verf. 5 ccm Behrin g’sches Heilserum, d. h. das 30- fache derjenigen Menge, welche nach Behring zur Immunisierung vor der Impfung hingereicht haben würde (das Serum hatte einen Immunisierungswert von 1 : 100000), in das Unterhaut- gewebe der Streckseite des linken Oberschenkels injizieren. Etwa am vierten Tage nach dieser Injektion begannen sich leise rheuma- tische Schmerzen in der Körpermuskulatur zu zeigen, gleichzeitig bildete sich eine schmerzhafte Anschwellung einer linksseitigen Leistendrüse. Zwei Tage später entstand ein urticariaähnliches Exanthem in der Gegend der Injektionsstelle, welches sich fernerhin noch weiter am Oberschenkel ausbreitete. Zugleich nahm die Schwellung und Schmerzhaftigkeit der Leistendrüse zu. Fieber stellte sich ein, ein großes Hinfälligkeitsgefühl bemächtigte sich des Kranken. Die Muskelschmerzen steigerten sich mehr und mehr und gewannen in den folgenden Tagen einen eigentümlichen Charakter. Sie durch- zuckten blitzartig die Gliedmaßen und die Rumpfmuskulatur ein- schließlich der Atemmuskeln und wurden durch ganz leichte Be- wegungen plötzlich ausgelöst. Zu Krämpfen kam es dagegen nicht. Dieser Zustand währte etwa 2 Tage. Dann gingen alle Erscheinungen allmählich zurück, bis der Kranke wenige Tage darauf sich als ge- nesen betrachten konnte. Die Epikrise der vorstehenden Krankengeschichte läßt sich nicht in Form eines kurzen Referates wiedergeben und muß daher im Originale nachgelesen werden. Sie führt den Verf. zu der Folgerung, daß es sich wahrscheinlich um einen durch das Behring’sche Mittel abgeschwächten Tetanus gehandelt hat. Um diese Annahme voll- giltig zu beweisen, sei es indessen notwendig, auszuschließen, daß alle Symptome entweder als Nebenwirkungen des sterilen Pferde- 256 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. serums oder als Immunisierungserscheinungen unmittelbare Folgen der Einverleibung des ß ehr ing’ sehen Mittels gewesen seien. Der letzt- bezeichnete Beweis würde sich jedoch nur durch neue, am Menschen anzustellende Versuche erbringen lassen. K üb ler (Berlin). Maiselis, Issai, Ueber die erworbene Immunität nach menschlichen Infektionskrankheiten. [Inaug. - Diss.] 8°. 29 p. Berlin 1893. Während die Immunität auf der Fähigkeit der zellenfreien Blut- flüssigkeit beruht, die toxischen Substanzen, welche die Bakterien produzieren, unschädlich zu machen, ist es noch nicht als feststehend zu erachten, wie es sich mit der durch das Ueberstehen einer Infek- tionskrankheit erworbenen Immunität des Menschen verhält. Verf. stellte deshalb die in der Litteratur ihm zugänglichen Fälle wieder- holter Erkrankungen an Infektionskrankheiten zusammen, d. h. nur solche, bei welchen die Intervalle zwischen den Erkrankungen von größerer Zeit waren und unzweifelhaft wiederholte Erkrankungen darstellen. Es bestätigt sich, daß auch für den Immunisierungs- bez. Heilungsvorgang der Natur quantitative Verhältnisse maßgebend sind; je intensiver die Produktion der Immunisierungsstoffe, desto dauern- der die Immunität. Bei den Pocken sind zweimalige Erkrankungen oftmals beob- achtet, dreimalige sind neunmal angegeben, Centanni berichtet von einer siebenmaligen. Zweimalige Scharlacherkrankungen sind im allgemeinen selten, doch giebt Maiselis deren 29 an; dreimalige 4, achtmalige 1 (Scarlatina habitualis). Dasselbe gilt von den Masern, deren zweimaliges Auftreten bei demselben Individuum sogar von Aerzten geleugnet wird. 36 Fälle zweimaliger, 1 Fall dreimaliger Erkrankung. Typhus abdominalis pflegt nach klinischer Erfahrung nur einmal den Menschen zu befallen, doch beweiseu zahlreiche Angaben, daß Fälle zwei-, drei- und selbst viermaliger Erkrankung bei ein und demselben Individuum Vorkommen. Auch die Cholera asiatica gewährt durch das einmalige Ueber- stehen eine Immunität, ohne sicher zu schützen. Im ganzen vermochte Verf. folgende Zusammenstellung zu liefern : Erkrankung zwei- drei- viermalig Summe Pocken 505 9 — 514 Scharlach 29 4 — 33 Masern 36 1 — 37 Typhus abdominalis 202 5 i 208 Cholera asiatica 29 3 2 34 E. Roth (Halle a. S.). Bark, J., Aural Catheter Steam Sterilizer. (Journ. of Laryng., Rhinol, and Otol. Vol. VI. No. 7.) Eine Hohlkugel aus Metall von etwa 2 cm Durchmesser, die am oberen Pole mittelst Schraube und Mutter mit einer zur Horizontalen abgebogenen Metallröhre verbunden ist. Letztere ist an ihrem freien Neue Litteratur. 257 Ende mit einem konischen Gummiring versehen. Außerdem trägt die Kugel eine kleine Drahtöse in der Nähe der Schraubenmutter. Die Kugel wird zur Hälfte mit Wasser gefüllt, die Röhre dicht auf- geschraubt, das breite Ende des Katheters auf den Gummikonus aufgeschoben und die Kugel nun mittelst Zange oder eines durch die Oese gesteckten Stäbchens (Zündhölzchen) über eine Weingeist- oder andere Flamme gehalten. Nach kurzer Zeit wird ein kräftiger Dampfstrahl durch den Katheter getrieben, der das Instrument gründlich reinigt, worauf es bis zum Gebrauche in einer antiseptischen Flüssigkeit aufbewahrt wird. Krdl (Prag). Neue Litteratur zusammengestellt von De. Abthub Wübzbueg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Morphologie und Systematik. Johne, Notwendige Ergänzung zu meinem Artikel „Zur Kenntnis der Morphologie der Milzbrandbacillen“. (Dtscbe Ztschr. f. Tiermed. 1894. Bd. XX. No. 1. p. 73 — 74.) Biologie. (Gärung, Fäulnis, Stoffwccbselprodukte u. s. w.) Gamaleia, P. N.. Ueber das Leben der Cholerabacillen im Wasser unter dem Einflüsse des Eintrocknens und der Feuchtigkeit. (Dtsche med. Wchscbr. 1893. No. 51. p. 1350 — 1353.) Kuprianow, J., Beiträge zur Biologie der Vibrionen. (Arch. f. Hygiene. 1894. Bd. XIX. No. 3. p. 282—294.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. Nahrungs- und Genussmittel, Gehrauchsgegenstände. Edel, M , Untersuchungen über den Bakteriengehalt des Badewassers. (Arch. f. Hygiene. 1894. Bd. XIX. No. 3. p. 225—247.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen. A. Infektiöse AUgemeinkrankheiten. Mecklenburg-Schwerin. Verordnung, betr. die Anzeige epidemischer Krankheiten. Vom 30. Oktober 1893. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesundheits-A. 1893. No. 51. p. 994.) Exan thematische Krankheiten. (Pocken [Impfung], Flecktyphus, Masern, Rötbein, Scharlach, Friesei, Windpocken.) Barrault, Le typhus exanthömatique ä la prison de la sante. (Gaz. d. höpit. 1893. p. 755—757.) Catrin, Le typhus exanthematique. (Gaz. d. höpit. 1893- p. 735, 741.) Hope, E. W., Recent outbreaks of small-pox in Liverpool and the action in connectiou tberewith. (Liverpool med.-chir. Journ. 1893 p. 311 — 318.) Netter, Etiologie et prophylaxie du typhus exanthematique. (Bullet, et memoir. de la soc. mdd. d. höpit. de Paris. 1893 p 555 — 561.) 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D., Vorstand der Gesellschaft für Markt- und Kühlhallen in Herliu. Anlagen für die Versorgung der Städte mit Lebensmitteln. Markthallen, Schlachthöfe und Viehmärkte. Mit 22 Abbildungen Preis im Abonnement Mk. 1.50 — apart Mk 2 — . Soeben erschien : Dr. Th. Weyl, Schriftführer der deutschen Gesellschaft für Öffentliche Gesundheitspflege, Die Einwirkung hygienischer Werke auf die Gesundheit der Städte mit besonderer Rücksicht auf Berlin. Preis 2 Mark. Dr. Martin B. Schmidt, Privatdocent, und Dr. Ludwig AschoflT, Assistenten am pathologischen Institut zu Strassburg, Die Pyelonephritis ln anatomischer und bakteriologischer Beziehung und die ursächliche Bedeutung des Iiacterium coli commune für die Erkrankung der Harnwege. Mit 1 lithographischen Tafel und 1 Tafel in Lichtdruck. — 1893. — Preis: 4 M. 50 Pf. Professor Dr. Julius Grlax, k. k. Regierungsrath und dirigirender Arzt in Abbazia. lieber die Wasserretention im Fieber. Ein Beitrag zur Frage über die Bedeutung der Wasserzufuhr und der Auswaschung des menschlichen Organismus in Infectionskrankheiten. Mit 53 Abbildungen im Text. Preis: 4 Mark. FromiDauuKobe buchdruckerei (Hermann Fohle) in Jena. Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Gel Hott. Prof. Dr. Leitet m Professor Dr. Loefler ln Leipzig In Greifiwald herausgegeben von Dr. O. DlxlTsrorm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. XY. Band. -O- Jena, den 2. März 1894. No. 8/9. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. %*— Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original- Mittheilungen. Ueber die Kerne der Milzbrandsporen. [Aus dem hygienischen Institute der kaiserl. Universität in Moskau.] Von TV. Ukewicz. Mit 1 Figur. Obgleich gegenwärtig schon viele Arbeiten über den Bau der Mikroorganismen im allgemeinen und einzelner Mikroben im be- sonderen existieren, so ist doch die Frage über die Sporen- kerne noch so wenig bearbeitet, daß man sie als gänzlich offen betrachten kann. Die Unzulänglichkeit der uns zur Verfügung stehenden optischen Hilfsmittel bei dem Betrachten so kleiner Ob- jekte, wie die Sporenkerne der Bakterien, und der Mangel an Färbe- XV. Bd. 17 262 W. Ilkewicz, methoden, welche uns gestatten würden, diese kleinen Objekte sicht- bar zu machen, haben bis auf die jüngste Zeit die Forscher bewogen, die Entscheidung dieser Fragen der Zukunft zu überlassen. Am frühesten ist denselben nahe getreten Herr Nil Sjöbring, dessen Arbeiten ich, wenn auch nur in kurzen Worten, am Ende meiner Mitteilung Erwähnung thun werde. Mit Hilfe einer von mir für mikrophotographische Zwecke empfohlenen Färbemethode, welche ich in einem der Redaktion des „Wratsch“ (russisch) bereits einge- sandten Artikel: „Methode zum Färben der Bakterien vermittelst Ueberosmiumsäure zu Zwecken der Mikrophotographie, und einige Worte über das Färben der WTimperhaare (Geißeln) bei den Bakterien nach der Lo effle r’ sehen Methode“ beschrieben habe, gelang es mir, bei den Milzbrandsporen u. a. solche Gebilde zu entdecken, welche man meiner Meinung nach für Kerne ansehen muß. Mit Rücksicht auf das Interesse, welches die beim Färben der Milzbrandbacillen nach der erwähnten Methode erhaltenen Gebilde darbieten, erlaube ich mir vorläufig kurz zu beschreiben, was mir in den Milzbrandsporen zu sehen gelang und auf welche Weise es mir glückte, diese Gebilde zu färben. Ich gebe keine Beschreibung der chemischen Seite meiner Färbemethode, da eine solche ziemlich detailliert in dem oben erwähnten Artikel enthalten ist, und wende mich direkt zur Beschreibung der Methode, mit deren Hilfe ich bei verschiedenen Mikroorganismen höchst interessante Bilder erhielt und die es mir ermöglichte, unter anderem in den Milzbrandsporen die Gegenwart von Kernen zu konstatieren und den Teilungsprozeß der Spore selbst zu beobachten. Das Prinzip der Methode, welche ich zur Färbung der Einzel- heiten des Bakterienbaues empfehle, ist von mir einer histologischen Arbeit des Herrn Dr. K o 1 o s s o w entnommen, welcher zur Aufklärung der Struktur des Pleuroperitoneal- und Gefäßepithels (Endothels) die Fähigkeit der Ueberosmiumsäurelösung benutzt, sich bei der Be- rührung mit Tanninlösung oder Pyrogallussäure zu desoxydieren und sich im ersten Falle schwarz, im zweiten aber bläulich - schwarz zu färben x). Diese äußerst empfindliche Reaktion bildet auch die Grund- lage der vonKolossow gefundenen und ausgearbeiteten neuen Me- thode der Bearbeitung der Gewebe, vermittelst welcher er im Bau nicht nur des archiblastischen Pleuroperitonealendothels, sondern auch des paroblastischen Gefäßendothels Einzelheiten entdeckte, welche bis jetzt unbekannt geblieben waren *). Die Färbungsmethode, mit deren Hilfe er diese Resultate erzielte, besteht in folgendem: Die zum Färben bestimmten Präparate werden vorerst in einer Mischung von Ueberosmiumsäure, Spiritus, Wasser und Salpetersäure fixiert und sodann in eine Flüssigkeit getaucht, welche von Kolossow „Reduktionsflüssigkeit“ benannt worden ist und auf folgende Weise präpariert wird: 30 g Tannin werden in 100 ccm destillierten W'assers aufgelöst und auf 24 Stunden in einem offenen Gefäße stehen gelassen; der sich am Boden bildende Niederschlag wird ab- 1) Zeitschrift für wiss. Mikroskopie u. f. mikr. Technik. Bd. IX. H. 1. p. 38 — 43. 2) A. Kolossow, Archiv für mikroskop. Anatomie. Bd. XLII. p. 318 — 383. Ueber die Kerne der Milzbrandsporen. 263 filtriert, das Filtrat aber wird mit einer Lösung von 30 g Pyrogallus- säure in 100 ccm destillierten Wassers gemischt. Zu dieser Mischung werden dann noch 250 ccm destilliertes Wasser, 100 ccm 85-proz. Spiritus und 50 g Glycerin hinzugefügt. Beim Studium der Arbeit Kolossow’s fiel mir ein, seine Me- thode zum Färben der Bakterien behufs Photographierens derselben anzuwenden. Zu gleicher Zeit hegte ich die Erwartung, diese Methode könnte zur Aufkläruug des Baues der Bewegungsorgane (Wimperhaare) der Bacillen und der Struktur der Bakterien selbst beitragen. Der Versuch ergab insofern negative Resultate, als sich die Bakterien entweder gar nicht oder doch nur so schwach färbten, daß man unter dem Mikroskope kaum ihre Umrisse unterscheiden konnte. Es war also nötig, die Intensität des Färbens zu erhöhen, und da ich den Mißerfolg zu erklären wünschte, bemühte ich mich, soweit es mir möglich erschien, einerseits die Eigenschaften der Ueberosmiumsäure an und für sich (behufs Begünstigung ihres Einsaugens in den Mi- krobenleib), und andererseits die Eigenschaften der Bestandteile der Kolossow’schen Reduktionsflüssigkeit (behufs Erhöhung der desoxy- dierenden Fähigkeit dieses Reagens) zu studieren. Die Aufklärung der bei dieser Färbemethode vor sich gehenden chemischen Prozesse, sowie auch experimentelle Untersuchungen ermöglichten es mir, den Grund des Mißerfolges zu finden. Es zeigte sich nämlich, daß die negativen Resultate beim Färben der Bakterien nach der Methode Kolos so w nicht davon abhängen, daß der „Entwickler“ die 0s04 in dem von ihr durchtränkten Gewebe ungenügend reduziert, sondern davon, daß die 0s04 nicht in das Innere der Gewebe eindringt, da sie schon auf der Oberfläche der Bacillen zur Entstehung einer dichten, undurchdringlichen Hülle von Albuminaten der 0s04 Veranlassung giebt. Um die Bildung dieser Hülle zu verhindern, versuchte ich 0s04- Lösungen verschiedener Konzentration verschiedene Quantitäten von Oxalsäure, Propionsäure, Milchsäure, Essigsäure, Salpetersäure u. dgl. hinzuzufügen; doch blieben die Resultate ebenso negativ wie früher. Positive Resultate erhielt ich erst dann, als ich der 1/2- proz. 0s04- Lösung Ameisensäure hinzufügte und das Präparat in dieser Lösung erwärmte; jetzt konnte ich die Mikroorganismen sogar in ein ge- sättigtes Schwarz färben. Das Studium der einzelnen Bestandteile der Kolossow’schen Reduktionsflüssigkeit sowie auch der Mischung selbst veranlaßte mich, dieser Flüssigkeit schwefligsaures Natron (in weiter unten angegebener Quantität) hinzuzufügen, wodurch die Energie der bei dieser Färbungsmethode entstehenden chemischen Prozesse be- deutend erhöht wird. Ich muß bemerken, daß ich die Kolo ssow’sche Flüssigkeit nie in großen Quantitäten bereitet habe, weil dieselbe durch Sauerstoff- aufnahme ihre ursprüngliche Fähigkeit, die 0s04 schnell zu reduzieren, in hohem Maße einbüßt. Es ist deshalb weit besser, diese Mischung in kleineren Quantitäten, aber öfter zuzubereiten. — Bei meinen Unter- suchungen bediente ich mich Kulturen von Bac. anthracis, die bei einer Temperatur von 37° in Glycerin - Agar - Agar gewachsen waren, nach 3— 4maliger (je einmal im Tage) Umimpfung. Nach vielen Versuchen, ein für die Mikrophotographie geeignetes, gefärbtes 17* 264 W. II k e w ic z , Präparat zu erhalten, blieb ich bei folgender Färbungsmethode stehen : Die beste fixierende Flüssigkeit erhält man, wenn man zu 7 ccm einer :/ s-proz. wässerigen Lösung von Ueberosmiumsäure 3 ccm Ameisen- säure hinzufügt. Als Reduktionsflüssigkeit benutzte ich sowohl Dr. Kolossow’s Mischung (nur nahm ich nicht 85-proz., sondern 95-proz. Spiritus, jedoch in derselben Quantität), als auch folgende zwei Reduktionsflüssigkeiten, von denen die eine aus gleichen Teilen der Kolossow’schen Flüssigkeit (mit Spiritus von 95 Proz.) und einer Mischung von 8,0 Pyrogallussäure, 3,0 Citronensäure, 17,0 Natri sulfurosi und aus 150,0 destillierten Wassers bestand, während die andere aus 10 ccm der genannten Mischung, 3 ccm Spiritus, 2 ccm Tannin (20 Theile Tannin auf 80 Theile Wasser) und 1 ccm Glycerin zusammengesetzt war. Wenn die eine dieser Reduktionsflüssigkeiten kein positives Resultat gab, so erhielt ich dasselbe mit Hilfe der anderen. Das Färben bewerkstelligte ich auf folgende Weise : Indem ich vorsichtig mit einer Platinöse etwas von der zu untersuchenden Kultur wegnahm — mich bemühend, dabei keinen Nährboden mit- zufassen (da der letztere ebenfalls durch 0s04 gefärbt wird, giebt er auf dem Präparate schwarze Niederschläge) — schwemmte ich dieselbe in einem Tropfen destillierten Wassers auf; wenn es aber aus irgend einem Grunde nicht möglich war, das Mitreißen eines Teiles des Nährbodens zu vermeiden (z. B. bei Gelatinekulturen mit Verflüssigung der Gelatine), so wusch ich die Kultur mit einigen Tropfen Wasser und bestrich die Deckgläser erst mit dem letzten Tropfen. Die über der Flamme fixierten Deckglaspräparate (ich hielt das Glas zwischen den Fingern und führte es einmal durch die Flamme) legte ich mit der bestrichenen Seite nach oben in ein Uhrglas, begoß sie mit der oben beschriebenen Mischung von 1/2- proz. wässeriger Lösung der 0s04 mit Ameisensäure und erwärmte 1 — 2 Minuten bis zu schwacher Dampfbildung. Ich fixierte die Kultur auf den Deckgläsern vermittelst Durchführen durch die Flamme deshalb, weil vergleichende Untersuchungen über das Fixieren der Kulturen 1) auf Deckgläsern, welche an der Luft getrocknet und dann in die Ueber- osmiumlösung eingelegt wurden, 2) auf Deckgläsern, welche sofort nach ihrem Bestreichen in die Lösung von 0s04 eingelegt wurden und 3) auf Deckgläsern, die vor dem Einlegen in Ueberosmiumsäure durch die Flamme gezogen wurden, mich davon überzeugten, daß bei allen diesen Manipulationen sowohl die Gestalt der Bacillen, als auch ihre Färbung überall gleich blieben und daß Deckglaspräparate, welche nicht über der Flamme fixiert, sondern direkt in die 0s04 gelegt werden, ebenso gut gelingen, wie die durch die Flamme fixierten, nur mit dem Unterschiede, daß die ersteren einer wenigstens 4-stündigen Fixation in 0s04 bedürfen. Um also die Arbeit zu beschleunigen, fixierte ich die Kultur immer vorerst dadurch, daß ich die Deck- gläser vor dem Eintauchen in die 0s04 einmal durch die Flamme führte. Darauf wurden die Präparate entweder in Kolossow’s Mischung oder in eine der von mir modifizierten Reduktionsflüssig- keitne gelegt und ebenfalls 1 — 2 Minuten bis zur Dampfbildung er- wärmt. Sodann wurde das Präparat in destilliertem Wasser abge- Ueber die Kerne der Milzbrandsporen. 265 waschen, noch einmal in das Uhrglas mit der 0s04 eingelegt und erwärmt, dann wiederum in der Reduktionsflüssigkeit erwärmt u. s. f. Diese Prozedur wiederholte ich meist zweimal, spülte zum Schluß das Präparat im Wasser ab, trocknete und betrachtete es entweder in Glycerin oder in Kanadabalsam. Zweimaliges Uebertragen des Präparates aus einer Flüssigkeit in die andere gab immer eine ziem- lich intensive Färbung ; ein dreimaliges Uebertragen und dreimaliger Wechsel der Reagentien giebt oft eine zu große Intensität der Farbe. Bei dieser Methode färben sich die verschiedenen Teile des B a c. anthracis verschiedenartig. Das Protoplasma färbt sich in ein dunkles Grau und hat, wie es scheint, eine körnige Struktur. Die Sporen färben sich entweder gar nicht oder nehmen eine mehr blaß- graue Farbe an, wobei man in solchen Präparaten Sporen von drei verschiedenen Größen bemerken kann — große, mittlere und kleine. Auf der beiliegenden Zeichnung befinden sich keine kleinen Sporen, sondern nur große und mittelgroße. Einige Sporen mittlerer Größe erscheinen als vollständig gleichartige, stark lichtbrechende Maße (wie 266 W. 1 1 k e w i c z , das auf der Zeichnung bei a, a, a zu sehen ist) oder sie stellen sich dem Auge als leicht gekörnt dar, oder aber sie besitzen ein im Centrum liegendes, schwarz gefärbtes Körnchen ( b , ö, b). In den Sporen vom kleinsten Kaliber habe ich niemals derartige Gebilde bemerken können; in den großen, meist ovalen Sporen jedoch traf ich sowohl ein einzelnes , als auch zwei solche schwarzgefärbte Körnchen an. Diese letzteren liegen zuweilen quer zur Längsachse des Stäbchens (c, c, c), meist aber parallel derselben ( d , d, d). Im letzteren Falle kann man hin und wieder in einigen Sporen einen äußerst feinen Strich bemerken, der von einem Rande der Hülle zum gegenüberliegenden reicht und die Spore in zwei gleiche Teile teilt, von denen jeder ein schwarzes Pünktchen im Centrum besitzt. Ge- bilde solcher Art lassen die Vermutung zu, daß es sich hier nicht um zufällige Körnchen handelt, sondern um Sporenkerne. Und ich denke, daß diejenigen Sporen, welche einen Kern haben, voll- ständig ausgewachsene reife und sich im Dauerzustände befindende sind ; diejenigen Sporen aber, welche keinen Kern besitzen und körnig erscheinen, stellen das Stadium der beginnenden Teilung dar, wo der Kern aufhört, als ein Punkt zu erscheinen, die dritten, seltener vor- kommenden Sporen (die großen) mit zwei Kernen und einer Scheide- wand zwischen ihnen, stellen geradezu den Moment dar, wo sich die Teilung des Kernes in der Mutterspore eben erst vollzogen hat, das Protoplasma aber sich im Stadium der Teilung der Mutterspore in zwei gleiche Tochtersporen, mit Kernen in den Centren, befindet. Was nun die in unserer Zeichnung ebenfalls sichtbaren schwarzen Punkte anbetrifft, welche auf der inneren Seite der das Zellenproto- plasma des Milzbrandfadens umgebenden Hülle liegen und schon von Herrn N. Sjöbring beschrieben wurden1), so habe auch ich die- selben in meinen Präparaten erhalten; doch kann man ihnen kaum eine besondere Bedeutung beilegen, wenn man erwägt, daß der Faden des Bac. anthracis selbst, wie meine Beobachtungen an verhält- nismäßig alten Kulturen bewiesen haben, oft die Gestalt einer leeren, zerrissenen, an vielen Stellen durchlöcherten, grauschwarzen Haut annimmt. Was nun die Frage anbetriflt, ob die Kerne auch in den Dauer- sporen zu sehen sind, bei Abwesenheit von vegetativen Formen, wie sie sich iu 2 — 3 Monate alten Kulturen finden, so ist zu bemerken, daß bei den geringen Dimensionen dieser Sporen die zur Verfügung stehenden optischen Mittel mir nicht die Möglichkeit boten, etwas anderes zu sehen als die Spore selbst in Gestalt grauer Punkte. Präparate jedoch aus verhältnismäßig jüngeren Kulturen (einmonat- lichen), in welchen neben den freien Sporen auch noch Fäden vor- handen waren, ermöglichten es mir, außer den kleinsten Sporen in den Fäden noch eine geringe Zahl kleiner und mittlerer Sporen zu erblicken ; hierbei gelang es, iu einigen Sporen mittlerer Größe einen central liegenden Kern oder sogar zwei Kerne mit einer Scheidewand zwischen ihnen zu erkennen. In keinem Falle aber gelang es mir, 1) Siehe seine Arbeit: „Ueber Kerne und Teilungen bei den Bakterien.“ (Centr. f. Bakteriol. u. Parasitenk. Bd. XI. No. 3/4. p. 68. Fig. 10.) Ueber die Kerne der Milzbrandsporen. 267 in Anthraxsporen solche Gebilde zu sehen, wie sie Herr N. S j ö b r i n g in seiner vorläufigen Mitteilung1) beschrieb, obgleich ich mehrere Male versuchte die Präparate sowohl nach meiner Methode, als auch nach der Methode des genannten Forschers zu färben. Es scheint mir, daß seine gedrängte, zuweilen sogar unverständliche und ver- wickelte Beschreibung der von ihm erwähnten Thatsachen, welche offenbar der Arbeit des Prof. Bütschli „Ueber den Bau der Bak- terien und verwandter Organismen“ entnommen sind2), wenig zur wahren Sachlage paßt. Die Kürze der Schilderung, die Abwesenheit genauer Angaben über die Methode des Färbens, mit deren Hilfe er seine seltsamen Gebilde erhielt, machen seine Folgerungen noch zweifelhafter. Ja, noch mehr, es ist mir unbegreiflich, wie Herr Sjöbring dazu kommt, das Wort „Spore“ durch die Benennung „Kern“ zu ersetzen und die Existenz von Kernen sogar bei denjeni- gen Bakterien anzunehmen, bei welchen noch nicht einmal die Sporen entdeckt sind, indem er — es fragt sich warum? — die Zelle der Bakterien mit den Zellen höherer Tiere identifiziert. Meine Untersuchungen sind mit den Oelapochromaten von Zeiss (von 2 und 1,5 mm Brennweite) und mit Kompensationsokularen 6 und 8 ausgeführt. Die beiliegende Zeichnung stellt eine etwa zweifach vergrößerte, bei öOOfacher Vergrößerung erhaltene photo- graphische Aufnahme dar. Zum Schlüsse möchte ich erwähnen, daß bei der hier beschriebenen Färbungsmethode viele Bacillen aus einzelnen, schwach gefärbten, stark lichtbrechenden Kokken zu bestehen scheinen, welche von eini- gen Verfassern für Sporen angesehen werden, und zwischen welchen sich größere oder kleinere, dunkelgefärbte Zwischenräume befinden. Bac. tuberculosis, Bac. diphtheriae, Bac. pyocyaneus, Koch’s Commabacillus, Bac. typhi abdo minalis , Bac. coli communis, Bac. mallei u. a. — sie alle erscheinen bei dieser Art der Färbung entweder paternosterförmig oder aber sie ähneln den kurzen Fäden des Bac. anthracis. 13 Moskau, den ~ Dezember 1893. 2o. Erklärung der Zeichnung. Milzbrandfäden 1000 mal vergrößert. a, a, a — Sporen mittlerer Größe, welche keinen Kern besitzen. b, b, b — Sporen ebensolcher Größe, welche einen central liegenden Kern besitzen. c, c, c — Sporen großen Umfangs, welche zwei senkrecht auf der Längsachse des Fädchens liegende Kerne besitzen. d, d, d — Sporen größeren Umfangs , welche zwei parallel der Längsachse des Fadens liegende Kerne, mit einer Scheidewand zwischen ihnen, besitzen. e, e, e — An der Wand liegende schwarze Körnchen, welche sich in der Hülle jedes Fadens zerstreut vorfinden. 1) Loco cit. 2) Vortrag, gehalten am 6. Dezember 1889 im Naturhist.-med. Verein zu Heidel- berg. Leipzig 1890. 268 J. de Haan und A. C. Huysse, Die Koagulation der Milch durch Cholerabakterien. von J. de Haan, Stabsarzt und A. C. Huysse, Militärapotheker der 2. Klasse der Königl. Niederl. Armee in Utrecht. Koch1) fand bei seinen Untersuchungen über die Cholera in Aegypten 1883, daß die Cholerabakterien auch in der Milch sich sehr schnell und reichlich vermehren, ohne dabei Gerinnung oder sonstige makroskopisch sichtbare Veränderung hervorzubringen. Auch noch 1887 wurde von Hu epp e2) dieses Factum bestätigt. Als nun im Jahre 1892 während des Herrschens der Choleraepidemie in Ham- burg auch bei uns zu Lande sporadische Fälle dieser Krankheit vor- kamen und eine Anzahl Dejektionen auf die Anwesenheit des Koch’schen Vibrio im bakteriologischen Laboratorium des Militär- spitals in Utrecht untersucht wurden, fiel uns die Erscheinung auf, daß in allen Fällen, in welchen der Choleravibrio gefunden wurde, dieser stets in 2 X 24 Stunden sterilisierte Milch zur Gerinnung brachte und sehr stark sauer machte. Dies wurde zuerst von Netter3) bei den Fällen, welche in der Banlieue Ouest de Paris vorkamen, beschrieben und nachher von mehreren Beobachtern be- stätigt. In der Absicht, diese Wirkung des Choleravibrio auf die Milch zu studieren, wurden eine Anzahl Kölbchen mit Milch gefüllt, intermittierend bei 100° im strömenden Wasserdampftopfe und bei 115° in dem Autoklaven sterilisiert. Die Milch reagierte nach der Sterilisation ganz schwach sauer oder amphoter. In einem Teile der Kölbchen wurde die Milch durch Zufügung von sterilisiertem Na2C03 stark alkalisch gemacht, andere wurden mit pulverisierter steriler Kreide beteilt. Nach der Infektion mit frisch gezüchteten Cholerabacillen wurden die Kölbchen bei 37 0 im Brütschranke gehalten. In allen Fällen war die Milch nach 2 X 24 Stunden koaguliert, während die leicht gelbe Flüssigkeit, welche über dem voluminösen Kaseinpräcipitate stand, sehr kräftig sauer reagierte. Das präcipitierte Kasein war löslich in Alkalien und konnte nach der Filtration durch Asbest wieder durch Säuren als eine flockige Masse niedergeschlagen werden. 1) Koch, Bericht über die Thätigkeit der zur Erforschung der Cholera im Jahre 1883 nach Aegypten und Indien entsandten Kommission, p. 163. 2) H u e p p e , Ueber Fortschritte in der Kenntnis der Ursachen der Cholera asiatica. (Berl. klin. Wochenschr. 1887. No. 9.) 3) Netter, Recherches bactSriologiques sur les cas de cholera ou de diarrh^e choleriforme observes dans la banlieue Ouest de Paris. (La Semaine mldicale. 1892. No. 37.) Die Koagulation der Milch durch Cholerabakterien. 269 Die Löslichkeit in Alkalien macht es schon nicht wahrscheinlich, daß die Gerinnung des Kaseins die Folge der Anwesenheit eines durch die Cholerabacillen geformten Labfermentes sei, indem das iu dieser Weise gebildete Kasein (Hammarsten’s Käse)1) nicht in Alkalien, sondern in Säuren löslich ist. Milchzucker bouillon, mit sterilisiertem NaC203 stark alkalisch ge- macht und mit dem Koch’schen Vibrio infiziert, reagierte eben- falls nach 2X24 Stunden kräftig sauer. Sowohl aus der sauren Molke als aus der sauren Milchzucker- bouillon konnten die Cholerabakterien in Reinkultur gezüchtet werden und lebten noch während langer Zeit darin fort. Nach diesen Untersuchungen schien es uns am wahrscheinlichsten, daß durch den Choleravibrio Milchzucker in Milchsäure umge- setzt und durch diese Säure das Kasein präcipitiert sei. Im November des abgelaufenen Jahres wurde mit von frischen Krankheitsfällen gezüchteten Choleravibrionen diese Untersuchung neu aufgenommen und konnten wir die oben mitgeteilten Thatsachen in jedem neuen Falle durchaus bestätigen. Zur Entscheidung der Frage, ob hier eine Enzymwirkung oder Säurebildung vorlag, wurde eine große Quantität sterilisierter Milch mit dem Koch’schen Vibrio infiziert und im Brütschranke bei 37° gehalten. Nachdem die Milch koaguliert war, wurde sie mittelst einer Wasserluftpumpe durch ein Chamberlandfilter filtriert. Die filtrierte Flüssigkeit hatte eine braungelbe Farbe und reagierte stark sauer. Aus drei Säurebestimmungen ging als Mittelzahl hervor, daß 4,3 ccm normal Na2C03 genügten zur Neutralisierung von 10 ccm der Flüssigkeit. Als Indikator wurde Phenolphtalein angewendet. Ein Teil der Flüssigkeit wurde mit Kalkmilch erwärmt, filtriert, bis zur Syrupdicke eingedampft und einigemal mit heißem , sehr starkem Spiritus ausgeschüttet. In dieser Weise wurde bei Abkühlung des heißen Alkohols ein gelblich gefärbtes, schön krystallisiertes Salz dargestellt. Ebenso durch Zufügung von Aether zu der abgekühlten spirituösen Flüssigkeit. Die Krystalle wurden vom Alkohol befreit durch Lösung in Wasser, völlige Abdampfung auf dem Wasserbade und Trocknung im Exsiccator während 2 — 3 Tagen. Im Schälchen waren hiernach einige kleine Kügelchen mit strahligem Bau zurück- geblieben, höchst wahrscheinlich bestehend aus Ca-Laktat. Das Salz war leicht löslich in Wasser und war selbst hygroskopisch. Als Me- talle wurden Ca und Na darin aufgefundeu. Es hatte den Geruch nach flüchtigen Fettsäuren. Auf mikroskopischem Wege konnte keine Milchsäure angezeigt werden. Die diversen Reaktionen auf Fett- und Oxysäuren waren kombiniert vorhanden. Durch Destillation nach Oxydation mit K2Cr2C7 und H2S04 gelang es jedoch, mit entfärbter Fuchsinlösung die Gegenwart von Aldehyd darzuthun. Auch hatte das Destillat Aldehydgeruch. Das Aldehyd konnte schwerlich von etwas anderem als von Milchsäure herrühren. Mit einem anderen Teile der Flüssigkeit wurde versucht, ein möglicherweise darin anwesendes Enzym aufzufinden. Mit absolutem 1) Hammarsten, Jahresbesicht der Tierchemie. 1874. p. 145 u. 1877. p. 150. 270 Julius Schnitzler, Alkohol, welcher langsam zugefügt wurde, entstand ein flockiger Niederschlag. Dieser Niederschlag wurde gesammelt und hatte sauere Reaktion. Zur Neutralisierung wurde das im Exsiccator getrocknete und in Wasser wieder gelöste Präcipitat mit sterilisierter Kreide ge- schüttelt. Nach Filtration wurde aufs neue mit Alkohol präcipitiert, filtriert und getrocknet. Alles geschah mit vorher sterilisierten Utensilien. Die in dieser Weise dargestellte leicht gelbe Masse war ein Eiweißkörper. Sie zeigte die Biuret- und die Tyrosinreaktion. Ein Teil der in einem sterilen Mörser fein pulverisierten Masse wurde in Wasser gelöst und einem Kölbchen steriler Milch zugesetzt, mit Zu- fügung einiger Tropfen Chloralchloroform. Diese Milch blieb wochen- lang unverändert. Doch war in dieser Weise ein Enzym dargestellt, nur nicht ein Enzym, das die Milch zur Gerinnung bringen konnte, sondern ein die Gelatine verflüssigendes. Wenn dieses Enzym auf eine Gelatineplatte ausgestreut wurde, bildete sich schon innerhalb zwei Stunden ein Hof verflüssigter Gelatine um die mikroskopisch kleinen Kügelchen herum, ohne daß nur eine einzige Bakterienkolonie sich entwickelt hätte. Dieser ganze Versuch wurde zweimal mit durchaus gleichem Resultate von uns wiederholt. In der Deutschen medizinischen Wochenschrift. 1893. No. 7 ist durch Fokker1) mitgeteilt, daß er in einer verflüssigten Cholera- gelatinekultur ein Enzym aufgefunden habe, welches imstande sei, Milch zur Gerinnung zu bringen. Damit ist aber offenbar die Ursache der Milchgerinnung nicht gegeben. Möge auch ein die Milch ge- rinnendes Enzym in der Gelatine entstehen, in der Milch ward es nicht gebildet. Unserem Versuche zufolge meinen wir den Satz auf- stellen zu können, daß die durch Cholerabakterien verursachte Ge- rinnung der Milch nicht die Folge der Wirkung eines durch die Choleravibrionen gebildeten Labfermentes ist, sondern einer Zerlegung des Milchzuckers, wobei Milchsäure frei wird. Utrecht, den 24. Januar 1894. Ueber den Befund virulenter Staphylokokken in einem seit 35 Jahren geschlossenen osteomyelitischen Herde. [Aus Hofrat Alber t’s chirurgischer Klinik.] Von Dr. Julius Schnitzler, Assistenten der Klinik. Im Nachfolgenden will ich zunächst einen Fall von nach 35 Jahren recidivierender Osteomyelitis referieren und dann einige Bemerkungen über das Ergebnis der bakteriologischen Untersuchung anfügen. 1) Fokker, Ueber einen dem Cholerabacillus ähnlichen Pilz. (Deutsche med. Wochenschr. 1893. No. 7.) lieber den Befund virulenter Staphylokokken etc. 271 F. Z., 42 Jahre alter Wirt, aufgenommen am 6. XII. 1893. Keine hereditäre Belastung. Im 7. Lebensjahre erlitt Pat. eine schwere Con- tusion durch Auffallen einer Stange auf die rechte untere Extremität. Zwei Tage später traten heftige Schmerzen im rechten Schienbein, Schüttelfröste und starke Schwellung der schmerzhaften Gegend auf. Nach ca. 5 Wochen, welche Pat. bettlägerig verbrachte, erfolgte Auf- bruch der Schwellung, Entleerung von Eiter, später von mehreren Knochenstückchen. Die Eitersekretion nahm bald ab und ca. ein halbes Jahr nach Beginn der Erkrankung war Heilung, d. h. Abschlufs der Fisteln und völliges Verschwinden aller Beschwerden eingetreten. Pat. fühlte sich nun vollkommen gesund bis zum August 1892, zu welcher Zeit plötzlich wieder heftige Schmerzen im rechten Schienbeine und Fieberbewegungen sich einstellten. Seitdem bestehen diese Schmerzen, häufige Fieberanfälle und eine an Intensität schwankende Anschwellung in der Gegend des rechten Sohienbeines. Doch bestehen diese Be- schwerden nicht fortwährend, sondern cessieren oft für mehrere Wochen fast vollständig. In den letzten Wochen haben jedoch die Schmerzen ununterbrochen angehalten und liefs Pat. sich deshalb in die Klinik aufnehmen. Die Untersuchung des sehr kräftigen Pat. ergab eine Verlänge- rung der rechten Tibia von 2 cm mit konsecutiver Valgusstellung des r. Fufses, Verdickung der unteren Tibiahälfte. Dieser entsprechend mäfsig starkes Oedem, geringe Rötung der Haut. Starke Druckempfindlichkeit des unteren Tibiadritteiles ; eine ca. 4 cm lange, an der inneren Tibiafläche fixierte Narbe. Temperatur normal. 6 Tage hindurch vor der Operation gemessen, stieg die Temperatur nur einmal auf 37,8, blieb sonst immer unter 37,5. Operation am 12. XII. Schnitt durch die alte Narbe. Abheben des verdickten Periostes mit dem Raspatorium. Knochen verdickt, die um- gebenden Weichteile ödematös. Nirgend Andeutung einer Fistelöffnung. Der sklerosierte Knochen wird eingemeifselt und nach Ueberwindung einer mindestens 2l/2 cm dicken Knochenschicht gelangt man in einen wallnufsgrofsen, von sklerosiertem Knochen allenthalben umgebenen, mit Granulationen, sehr wenig Knochensand und einer geringen Menge Eiter erfüllten Hohlraum. Breite Eröffnung mit dem Meifsel. Ausräumung mit dem scharfen Löffel. Jodoformgazeverband. Aus dem weiteren Verlaufe sei erwähnt, dafs die Sekretion sehr rasch abnahm und Pat. schon am 8. Januar mit fast vollkommen geschlossener Wunde entlassen werden konnte. Die mit dem ausgekochten scharfen Löffel entnommenen Granu- lationen mit dem anhaftenden Eiter wurden in sterilisierten Eprouvetten aufgefangen und bakteriologisch untersucht. Es ergab sich als einzig vorhandener Mikroorganismus der Staphylococcus aureus und zwar wie Versuche am Kaninchen ergaben, in virulentem Zustande. (Subkutane Injektion von 0,3 ccm einer BRC. erzeugte einen hasel- nußgroßen Absceß. Intrapleurale Injektion von 0,5 ccm einer BRC. tötete Kaninchen innerhalb 36 Stunden unter Erregung einer fibrinös-eiterigen Pleuritis und Perikarditis. Aus den Exsudaten der inneren Organe und dem Herzblute ließ sich derStaph. aureus wieder in Reinkultur gewinnen.) In dem kurz skizzierten Falle hatte also 272 Julius Schnitzler, vor 35 Jahren eine zur Nekrose und Sequesterbildung führende Osteomyelitis bestanden. Rasch war damals eine scheinbare Aus- heilung eingetreten. Nach einem sehr langen Intervall, innerhalb dessen nichts mehr auf das Vorhandensein infektionsfähiger Keime hingewiesen hatte, trat ohne ersichtlichen Aulaß ein nicht akut verlaufendes Recidiv ein. Einen ähnlichen Fall hat Krause beobachtet. Krause1) teilt einen Fall mit, in dem fast 30 Jahre nach der scheinbaren Heilung — Vernarbung — einer zur Sequesterbildung führenden Osteomyelitis ein Knochenabsceß sich an derselben Stelle der Tibia entwickelte, an der die erste osteomyelitische Attaque ab- gelaufen war. Aus dem Eiter züchtete Krause den Staphylo- coccus pyogenes aureus. Tierversuche bewiesen, daß die Kul- turen der Osteomyelitiskokken aus allen Fällen — den frischesten und dem eben citierten ältesten — gleich virulent waren. Ressemann2) berichtet über einen ganz analogen Fall — Entwickelung eines Knochenabscesses in der Tibia an derselben Stelle, an der 30 Jahre früher eine mit Sequesterbildung einhergehende Osteomyelitis abgelaufen war. Doch wird in diesem Falle über keine bakteriologische Untersuchung berichtet. In allerjüngster Zeit teilt Müller3) mit, daß er aus einem vier Jahre lang bestehenden Knochenabsceß bei einem 11-jährigen Knaben den St aphyl. aureus in virulentem Zustande züchten konnte. Es hatten niemals akute Erscheinungen bestanden. Müller meint, „man habe nach dieser Beobachtung das Recht, die recidivierenden Formen und die Osteomyelitis der Erwachsenen als das Werk latent gebliebener Kokken aufzufassen, welche den Knochen der Erwachse- nen, der eigentlich an und für sich gegen Osteomyelitis immun erscheint, durch jahrelange unbemerkte Arbeit in eine solche Konstitution über- führten, daß er nun empfänglich werde. Dann genügt eine oft nur geringfügige Ursache, sie zu erwecken“. Es nehmen jedoch nicht alle Autoren für die Entstehung der recidivierenden Osteomyelitis ein Liegenbleiben der Kokken in den erkrankten Knochen an, sondern manche halten eine erneute Infektion der früher einmal erkrankt gewesenen Knochenpartie für wahrschein- licher. Eine vermittelnde Stellung nimmt Kraske4) ein. Er glaubt allerdings, daß für die Mehrzahl der Fälle von recidivierender Osteomyelitis die Auffassung die richtige sei, daß die bei der Aus- heilung der ersten Erkrankung eingeschlossenen Keime später durch irgend eine Gelegenheitsursacbe „zu neuem Leben und neuer Thätig- keit“ angeregt werden. Insbesondere acceptiert Kraske diese Auffassung für die wenig stürmisch, meist als cirkumskripte Ent- zündungen mit Bildung kleiner Sequester verlaufenden oder zu typischen Knochenabscessen führenden sog. recidivierenden Osteomye- litiden. Für die unter foudroyanten Symptomen verlaufenden Atta- quen hingegen nimmt er eine neue Infektion als wahrscheinlicher 1) Fortschr. d Med. Bd. II Nr. 7 u. 8 2) Ein Fall von recidiv. Osteomyelitis. [Inaug.-Diss.] Greifswald 1885. 3) Münchener med. Wochenschr. 1893. No. 47. 4) Langenbeck’s Archiv. Bd. XXXIV. Ueber den Befund virulenter Staphylokokken etc. 273 an. In diesen Fällen sei nur der früher schon einmal erkrankt ge- wesene Knochen prädisponiert für die Ansiedelung der Kokken. Haben wir nun den oben geschilderten Fall als Reinfektion oder als Recidive der vor 35 Jahren erfolgten Infektion aufzufassen ? In letzterem Falle sind wir gezwungen, eine fast 35-jährige Latenz des Staphyl. aureus in jener Knochenhöhle anzunehmen, und es fragt sich, ob eine solche Annahme mit unseren Kenntnissen über die Biologie der Eiterkokken vereinbar ist. Aber diese Frage löst sich in zwei verschiedene auf, von denen die eine sich daraufhin richtet, ob diese Mikroorganismen so lange Zeit im mensch- lichen Körper fortpfianzungsfähig (und geeignet, unter Umständen wieder pathogene Wirkung zu entfalten) sich erhalten können, wäh- rend die zweite dahin lautet, ob die Eiterkokken im Innern eines menschlichen Gewebes leben können, ohne eine sichtliche, d. h. klinisch nachweisbare Reaktion hervorzurufen. Was zunächst die letztere Frage betrifft, so ist sie wohl sicher in bejahendem Sinne entschieden. Wissen wir doch gerade von den Eiterkokken, daß sie in per primam heilenden Wunden ziemlich häufig finden und daß trotz der Anwesenheit der virulenten Eiterkokken die Wund- heilung oft absolut ungestört verläuft. Nicht im gleichen Sinne zu verwerten sind die Befunde virulenter Pneumokokken im Speichel und im Bronchialsekrte gesunder Menschen oder der einmal erhobene Befund von Tuberkelbacillen im Bronchialsekrete eines nicht tuber- kulösen Menschen *) oder die mehrmals gemachte Beobachtung vom Vorhandensein virulenter Diphtheriebacillen auf nicht diphtheritisch erkrankten Schleimhäuten. Hier handelte es sich immer um das Vegetieren der betreffenden Bakterien an der Oberfläche und nicht im Innern eines Gewebes. Wir wissen aber auch, daß im Innern eines Gewebes die Existenz von Bakterien in der Regel nicht lange geduldet wird. Es gehen entweder die Bakterien, ohne eine Reaktion veranlaßt zu haben, zu Grundeoder es kommt zu einer mehr oder weniger heftigen Reaktion des Gewebes, und dann kann sich das weitere Schicksal der betreffen- den Bakterien sehr verschieden gestalten. Es ist auch das Leben der Eiterkokken in den heilenden Wunden kein lange dauerndes. Ist die Heilung vollendet, so fehlen auch die Bakterien (im Innern des Gewebes), und die Narbe ist ebenso bakterienfrei wie ein normales Gewebe. Ganz anders aber liegen, wie vielfache Erfahrungen gezeigt haben, die Verhältnisse, wenn keine primäre Verklebung der Wunde oder kein narbiger Ersatz des Substanzverlustes erfolgt, sondern irgendwo eine Höhle, ein „toter Raum“ zurückbleibt. Da ist es nicht mehr lebendes Gewebe, mit dem die Bakterien um ihre Existenz kämpfen müssen, sondern da herrschen Verhältnisse, die mehr den auf toten Nährböden vor- liegenden gleichen. Gerade im Knochen kann es durch ungünstige Formverhältnisse relativ leicht zur Bildung derartiger toter Räume kommen. Ist ein osteomyelitischer Sequester ausgestoßen oder hat sich ein Knochenabsceß nach außen geöffnet, so kann auf zweierlei 1) Langerhans, Berliner klin. Wochenschr. 1891. No. 41. 274 Julius Schnitzler Weise die Ausheilung erfolgen. Entweder (und dies wird insbesondere dann der Fall sein, wenn die Oeffnung der Knochenhöhle eine sehr breite ist) zieht sich von den Wundrändern aus Epidermis in die Knochenhöhle hinein, die Wand der Knochenhöhle wird dann in die Körperoberfläche einbezogen und es besteht keine Höhle mehr oder aber es tritt Ausheilung durch Neubildung von Knochen ein, und auch in diesem Falle kann natürlich eine Höhle nicht mehr vorliegen. In manchen Fällen jedoch, und der oben beschriebene ist wohl ein solcher, kann eine solche wirkliche Ausheilung ausbleiben. Es kommt wohl zu einem Verschluß der Knochenfistel (wahrscheinlich vom um- gebenden Periost her), in der Tiefe bleibt jedoch eine von Granu- lationen, Eiter und Knochensand erfüllte Höhle zurück, ein Schlupf- winkel für die Eiterkokken, die hier wohl unter viel günstigeren Existenzbedingungen stehen, als in einer per primam heilenden Wunde. Wie lange können sich nun Eiterkokken in einer solchen Höhle fortpflanzungsfähig erhalten? Der von mir geschilderte Fall soll eben beweisen, daß dies durch mehr als drei Jahrzehnte möglich ist, und ich muß daher die Gründe anführen, die es mir wahrschein- lich machen, daß es sich in diesem Falle nicht um eine Reinfektion, sondern um ein Recidiv gehandelt hat. Ziemlich genaue Kenntnis haben wir zunächst von der Lebens- dauer der pathogenen Mikroorganismen auf unseren künstlichen Nähr- böden. Wir wissen aber auch, daß die Existenzbedingungen auf diesen durchaus nicht die günstigsten für die pathogenen Bakterien sind. Wissen wir doch, daß der Weichselba um’sche Pneumo- coccus, der in unseren künstlichen Nährmedien oft nach Tagen schon seine Virulenz und Lebensfähigkeit verliert, im Eiter meta- pneumonischer Empyeme oft durch Wochen und Monate in virulentem Zustande anzutreffen ist. Und doch haben wir allen Grund zu der Annahme, daß der von einer Mikroorganismenart gebildete Eiter durchaus keinen günstigen Nährboden für diese Art repräsentiert. Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, daß eine im Körper gelegene, nicht ganz mit Eiter erfüllte Höhle bessere Existenz- bedingungen für die Eiterkokken darbietet. Ein großenteils mit Granulationsgewebe erfüllter, nur wenig Eiter enthaltender Hohlraum, wie er sich in meinem Falle fand und wie er sich in den meisten Fällen von Knochenabsceß vorfand, dürfte wohl für eine lange dauernde Existenz von Mikroorganismen besonders gute Chancen darbieten. Was nun den uns zunächst interessierenden Mikroorganismus, den gelben Eitercoccus, betrifft, so wissen wir, daß er sich auf künstlichen Nährböden sehr lange — bis zu 1 Jahre — fortpflanzungsfähig und virulent erhalten kann. Levy1) berichtet über einen Fall, in welchem ein in das Ellenbogengelenk einer 55-jährigen Frau ein- gedrungener Heckendorn eine chronische Entzündung erzeugt hatte. 2 Jahre später wurde das Gelenk eröffnet, der Fremdkörper extrahiert. Es fand sich Granulationsgewebe und ein im ganzen dem tuberku- lösen Fungus ähnelndes Bild. Die weitere Untersuchung ergab jedoch, daß es sich nicht um Tuberkulose handelte, sondern daß als 1) Archiv f. exper. Pathologie. Bd. XXIX. Ueber den Befund virulenter Staphylokokken etc. 275 einziger Mikroorganismus der Staphylococcus pyog. albus nachweisbar war, der offenbar (2 Jahre früher) mit dem Fremdkörper in das Gelenk eingedrungen war. Eine vierjährige Lebensdauer von Eiterkokken in einem Knochenabsceß beweist der oben citierte Fall Müller’s. Ist es nun wahrscheinlicher, daß in dem erwähnten Falle Krause’s die Kokken 30, in meinem Falle 35 Jahre lang in der Knochenhöhle fortpflanzungsfähig blieben oder daß eine neue Aufnahme von Eiter- kokken in die Blutbahn mit Lokalisation an der schon einmal erkrankten Stelle, also eine Reinfektion im Sinne der oben erwähnten Ausführungen K ras ke’s stattfand? Gegen eine 30 Jahre und länger erhaltene Fortpflanzungsfähigkeit der Eiterkokken unter den ge- schilderten Existenzbedingungen scheint mir gar nichts zu sprechen. Auf den künstlichen Nährböden gehen die Mikroorganismen teils durch Erschöpfung des Nährbodens, teils infolge von Ansammlung ihrer Stoffwechselprodukte zu Grunde, im Eiter wahrscheinlich durch letzteren Umstand in erster Linie. In einer von Granulationen ausgekleideten Höhle liegen die Ver- hältnisse wohl anders. Hier werden immer neue Nährstoffe zu- geführt, andererseits können die entwickelten Stoffwechselprodukte resorbiert oder in irgend einer Weise durch die aktive Rolle des Granulationsgewebes unschädlich gemacht werden. Es erscheint mir gezwungen, hier der möglichen Existenzdauer der Kokken irgend eine willkürliche Grenze zu setzen. Noch viel unnatürlicher erscheint mir jedoch die Annahme, daß eine Knochenhöhle von der geschil- derten Beschaffenheit „prädisponiert“ für eine Reinfektion sei im Sinne K ras ke’s. Zunächst erscheint mir ein allseits von sklero- siertem Knochen umgebener Hohlraum durchaus nicht so geeignet für die Ablagerung irgendwelcher corpusculärer Elemente aus der Blutbahn, wie etwa das normale Knochenmark. Und dann ist es wohl noch sehr fraglich, ob an jener Stelle, die schon einmal der Sitz einer akuten Eiterung gewesen ist, die Eiterkokken ein zweites Mal leichter haften und sich vermehren oder weniger leicht. Daß ein Hämatom, eine frische Fraktur für in der Blutbahn kreisende Mikroorganismen einen willkommenen Aufenthaltsort bietet, daß hier wirkliche Prädilektionsstellen für hämatogene Eiterungen bestehen, das steht wohl — trotz mancher gegensätzlicher experimenteller Beweisversuche — auf Grund zahlreicher klinischer Erfahrungen zweifellos fest. Daß aber an Orten, die einmal der Sitz von Eite- rungen waren, später eine neue Infektion leichter haftet, daß etwa ausgeheilte Abscesse, obliterierte Sequesterladen für eine Reinfektion „prädisponiert“ seien, wie manche Autoren noch immer anzunehmen scheinen, ist eine völlig unbewiesene und durchaus unwahrscheinliche Vermutung. Wenn wir aber die Annahme einer Reinfektion als durchaus unglaubwürdig verwerfen, so müssen wir eine Erklärung für das durch seine Häufigkeit nicht weniger interessante Phänomen suchen, daß in einem solchen ruhenden alten Eiterherde plötzlich akute Er- scheinungen auftreten, daß das Gleichgewichtsverhältnis, das zwischen Kokken und Gewebe lange Zeit bestanden hat, plötzlich gestört wird. 276 E. Klein, Seit langer Zeit weiß man, daß Traumen hier eine große Rolle spielen, und es liegt hier die Erklärung in dem Sinne sehr nahe, daß kleine Blutungen, mechanische Läsionen des Gewebes die Gleichgewichtsstörungen zur Folge gehabt haben. Ich kann es aber nicht unterlassen, hier auf eine schon von Büchner erwähnte, von Klein1) in einer experimentellen Arbeit erwiesene Thatsache hin- zuweisen, die für das Verständnis des Recidivirens eiteriger Prozesse von großer Bedeutung zu sein scheint. Es gelingt nämlich durch Injektion von Bakterienprotei'nen (Tuberkulin), sowohl beim Menschen, als beim Versuchstiere, im Erlöschen begriffene und selbst — klinisch — abgelaufene akute Entzündungsprozesse (z. B. Erysipel) neuerdings zum Vorschein zu bringen. Die lokalen und die allgemeinen Er- scheinungen (Fieber) des scheinbar erloschenen Prozesses treten wieder mit der Intensität des ersten Prozesses auf und klingen nach und nach wieder ab. Wenn wir nun wissen, daß experimentell durch die Aufnahme bestimmter chemischer Substanzen in die Blutbahn eine Reacerbation akut entzündlicher Prozesse erfolgen kann, liegt es da nicht nahe, an die Möglichkeit zu denken, daß Stoffwechsel- alterationen einen latenten Eiterherd wieder in Erscheinung treten lassen, indem sie den Kokken vermehrte Virulenz verleihen? So sehen wir, daß auf Grund unserer derzeitigen Kenntnisse von der Biologie der Eiterkokken manche Möglichkeit besteht, eine lange Latenz im menschlichen Körper und eine plötzlich eintretende Virulenz- zunahme dieser Mikroorganismen anzuerkennen und daß wir uns wohl mit der Annahme abfinden müssen, daß unter Umständen die in den menschlichen Körper eingebrochenen Eiterkokken sich in diesem länger als ein Menschenalter hindurch fortpflanzungsfähig und stets gefahrdrohend erhalten können. Wien, 15. Januar 1894. Ueber den von Gärtner beschriebenen neuen gas- bildenden Bacillus. Von E. Klein in London. In Bd. XV. No. 1 dieser Zeitschrift beschreibt Gärtner einen gasbildenden pathogenen Bacillus, den er zufällig nach intraperi- tonealer Injektion von Kokkenkultur in dem peritonealen Exsudate, im Blute und in den Organen der verstorbenen Meerschweinchen aufgefunden hat. Ich erlaube mir über eine ähnliche Erfahrung zu berichten, mit dem Zusatze jedoch, daß es sich meiner Ansicht nach 1) Ursachen der Tuberkulinwirkung. Wien u. Leipzig 1893. üeber den von Gärtner beschriebenen neuen gasbildenden Bacillus. 277 höchst wahrscheinlich um einen virulenten Bacillus coli handelt. Während der Experimente über intraperitoneale Injektion von Agar- kulturen verschiedener Bakterienspecies (diese Zeitschrift. Bd. XIII. No. 13, siehe auch die Bestätigung dieser Beobachtungen durch Sobernheim in der Hygienischen Rundschau. III.) ereignete es sich einmal, daß ein nach intraperitonealer Injektion mit Bacillus prodigiosus eiugegangenes Meerschweinchen von seinem peri- tonealen Exsudate Kulturen lieferte, in denen neben dem Bacillus prodigiosus ein farbloser, aus beweglichen Kurzstäbchen be- stehender Mikrobe auftrat, aus dem Herzblute jedoch nur der letztere gezüchtet wurde. Bei weiterer Uebertragung des peritonealen Ex- sudates oder der Mischkultur in die Peritonealhöhle neuer Meer- schweinchen wurden aus dem Herzblute und aus der peritonealen Flüssigkeit (Tod biunen 24 Stunden) schließlich nur die beweg- lichen Kurzstäbchen gezüchtet. Subkutane und intraperitoneale Impfungen an Meerschweinchen bewiesen, daß diese Bacillen einen hohen Grad von Virulenz besitzen, und waren die Symptome den von Gärtner beobachteten analog. Nur sei noch hinzugefügt, daß nach subkutaner Injektion des peritonealen Exsudates ein aus- gebreitetes subkutanes, übelriechendes, blutiges Oedem sich ent- wickelte; die Oedemflüssigkeit, das blutige, peritoneale Exsudat sowie das Herzblut waren mit den beweglichen Kurzstäbchen erfüllt. Die Details dieser Beobachtungen habe ich in dem in Kürze zu erschei- nenden Report of the Med. Off. of the Local Gov. Board 1892 — 1893 beschrieben, und erlaube ich mir hier noch auf das Faktum auf- merksam zu machen, daß in dem peritonealen Exsudate wiederholt große angeschwollene Leukocyten mit den Kurzstäbchen ganz erfüllt angetroffen wurden. Was die Morphologie und das kulturelle Ver- halten der Stäbchen anlangt, so finde ich zwischen ihnen und denen des Bacillus coli keinen wesentlichen Unterschied, es sei denn, daß die ersteren etwas mehr gleichförmig cylindrisch sind, als die des letzteren. In Bezug auf Beweglichkeit, das Aussehen und Wachs- tum der Kolonieen auf der Platte, in der Gelatinestich- und Strich- kultur, in der Schüttelkultur (reichliche Gasbildung in den tieferen Schichten), in der Milch (rasche Koagulation), in der Bouillonpepton- kultur (Indolreaktion), auf dem Agar und der Kartoffel scheint eine so große Aehnlichkeit mit Bacillus coli zu bestehen, daß die beiden Mikroben, wenn nicht identisch, doch gewiß sehr nahe ver- wandt sind. Wie oben erwähnt, sind die Stäbchen nur in einem Falle im peritonealen Exsudate eines iutraperitoneal mit Bacillus prodigiosus infizierten Meerschweinchens angetroffen worden, und obgleich ich eine Reihe von weiteren Experimenten absichtlich in dieser Richtung mit lebenden und auch sterilen Kulturen von Ba- cillus prodigiosus vorgenommen, habe ich vergeblich nach den obigen beweglichen Stäbchen im peritonealen Exsudate und dem Herzblute der verstorbenen Tiere gesucht. Die Erklärung des in dem einen Falle nachgewiesenen Vorhandenseins der beweglichen Stäbchen schien mir damals sowie auch heute noch nach Gärtner ’s Erfahrungen die zu sein, daß bei der intraperitonealen Injektion zufällig eine Läsion des Darmes stattfand, die, obgleich nicht zur XV. Bd. 18 278 Lorenz, Perforation führend, dennoch dem Bacillus coli das Durchwachsen in die Peritonealhöhle gestattete; einmal hatte sich dieser durch rasches Wachstum des Terrains ganz bemächtigt. Sowohl im Gärt- ner’schen Falle, als auch in dem meinigen kann es sich doch nur um einen aus dem Körper des Meerscheincbens selbst und nicht aus der primär angewendeten Kultur — Kokkenkultur (Gärtner), Ba- cillus prodigiosus (selbst) — stammenden Bacillus handeln, und ist wegen der Nähe des Darmes und wegen der im Peritoneum etablierten Krankheit (intensive Peritonitis erzeugt durch Injektion der Primärkultur) ein Verdacht auf Bacillus coli gerechtfertigt. Dazu kommt noch, daß die beiden Mikroben in den meisten Cha- rakteren eine auffallende Aehnlichkeit darbieten. Doch muß hinzu- gefügt werden, daß bei der intraperitonealen Injektion von Meer- schweinchen mit Agarkulturen des Bacillus coli die aus dem peritonealen Exsudate sowie aus dem Blute der verstorbenen Meer- schweinchen gezüchteten Kulturen des Bacillus coli eine geringere Virulenz, namentlich bei der subkutanen Injektion, aufweisen, als die obigen Kulturen der fraglichen Kurzstäbchen. London, 18. Januar 1894. Schutzimpfungs versuche gegen Schweinerotlauf mit Anwendung eines aus Blutserum immunisierter Tiere hergestellten Impfpräparats. Von Obermedizinalrat Dr. Lorenz in Darmstadt. Das I. Heft des XX. Bandes der Deutschen Zeitschrift für Tier- medizin und vergleichende Pathologie enthält eine Beschreibung der Schutzimpfungsversuche gegen Schweinerotlauf, welche nach dem von mir empfohlenen Verfahren und mit Anwendung der von mir herge- stellten Impfpräparate bis jetzt angestellt worden sind. Um den Verlauf und den Ausgang der Versuche in möglichster Ausführlichkeit zu behandeln, habe ich in der erwähnten Arbeit, soweit erforderlich, die Korrespondenz derjenigen Herren zum Abdruck bringen lassen, welche die Versuche ausgeführt und beobachtet haben. Die Versuche fielen in die Zeit von Dezember 1891 bis Herbst 1893 und sind in 18 einzelnen Abschnitten beschrieben. Der erste an Schweinen angestellte Versuch fand Anfang Dezember 1891 an zwei 4 Wochen alten Ferkeln statt. Ein Kontrollferkel, das ohne Heilserumbehandlung dieselben Kulturinjektionen wie die beiden Versuchsferkel erhalten hatte, zeigte hierauf anfangs keine Reaktion, erkrankte aber später an Rotlaufendocarditis und ging Anfangs März 1892 daran ein. Die mit Heilserum behandelten Ferkel entwickelten Schutzimpflingsversuche gegen Schweinerotlauf etc. 279 sich gut und wurden im Herbst 1892 geschlachtet. Von dem einen derselben wurden 300 g Blut zur Bereitung von Heilserumpräparat verwendet. Diesem Schwein waren 8 und 4 Tage vor der Schlach- tung jedesmal 10 ccm Rotlaufkultur, in Fleischwasserpepton gezüchtet, zur Hälfte intravenös, zur Hälfte subkutan injiziert worden. Von den gewonnenen 30 ccm Präparat waren 0,025 ccm nötig, um eine graue Hausmaus eine gleichzeitig vorgenommene Rotlaufinfektion überstehen zu lassen. Die zweite Schutzimpfung wurde von Bezirkstierarzt Welz in dem Orte D. im Bezirke Buchen in Baden an 19 Schweinen im Juni 1892 vorgenommen. Abgesehen von Knotenbildungen an den Impfstellen bei einzelnen der geimpften Schweine ist die Impfung nach der von Welz erhaltenen Mitteilung ohne jede Reaktion ver- laufen. Auch ist nachträglich keines der geimpften Schweine an Rotlauf erkrankt. Welz hatte mit übriggebliebenem Impfpräparate den Versuch gemacht, rotlaufkranke Schweine zu heilen und hatte damit in vier Fällen einen günstigen Erfolg beobachtet. Hierauf wurde das Mittel zunächst zu weiteren Versuchen als Heilmittel gegen Schweinerotlauf im Großherzogtum Baden verwandt. Die aus Kaninchenblut herge- stellten Präparatmengen wurden für diese Versuche in Anspruch ge- nommen, so daß vorerst weitere Schutzimpfungsversuche unterblieben. Im ganzen wurde an sieben badische Bezirkstierärzte 253 g Heil- serumpräparat abgegeben. Vier dieser Bezirkstierärzte haben im Herbste 1892 mitgeteilt, daß sie keine Gelegenheit gefunden hätten, das Präparat anzuwenden. Nur drei, die Bezirkstierärzte in Tauber- bischofsheim, Wolfach und Buchen, haben zusammen über 12 be- handelte rotlaufkranke Schweine Mitteilung gemacht. Von diesen 12 Schweinen sind 2 notgeschlachtet worden, 2 sind krepiert, 2 sind an chronischem Rotlaufe erkrankt und 6 sind genesen. Dieses zweifel- hafte Ergebnis, namentlich aber ein später beobachteter Fall, haben mich zu der Ueberzeugung geführt, daß die Heilung rotlaufkranker Schweine überhaupt mit Sicherheit nicht erzielt werden kann, da, wenn auch durch Anwendung des fragl. Serumpräparates Giftfestigkeit, d. h. Widerstandsfähigkeit des Tieres gegen die durch die Krankheits- keime im Tierkörper erzeugten schädlichen Stoffe erreicht wird, ein Absterben der in bestimmten Krankheitsherden, namentlich in endokar- ditischen Auflagerungen enthaltenen Krankheitskeirae nicht herbei- geführt und diese Auflagerungen selbst nicht entfernt werden können. Ein erst vor kurzem beobachtetes Sektionsergebnis hat in mir wieder die Ueberzeugung bestärkt, daß eine Heilung des Rotlaufs bei Schweinen nicht in allen Fällen möglich ist. Ein an akutem Rotlaufe krepiertes Schwein von etwa 75 kg Körpergewicht zeigte am ganzen Körper, namentlich am Bauche, an der Brust und am Halse, die be- kannten Rötungen sehr intensiv; in der Bauchhöhle zeigten sich die Erscheinungen des Darmrotlaufs und Milzvergrößerung; im Herzen fanden sich in beiden Herzkammern die V. mitrales und semi- lunares mit nicht leicht ablösbaren Gerinnseln von faseriger Be- schaffenheit bedeckt. Es war mithin schon im akuten Stadium des Rot- laufs eine Endocarditis eingetreten, die, wenn sie auch nicht momentan 18* 280 Lorenz, den Tod des Tieres verursacht hatte, da dieser wohl in Folge der Giftwirkung eingetreten sein mag, eine vollständige Heilung des Tieres mindestens als unwahrscheinlich, wenn nicht als unmöglich erscheinen ließ. Um die Verwendung des aus dem Blute für Rotlauf immunisierter Tiere zu gewinnenden, immerhin eine bedeutende immunisierende Wirkung zeigenden Präparates zu Schutzimpfungszwecken anzubahnen, veröffentlichte ich in No. 8 der „Deutschen tierärztlichen Wochen- schrift. 1893“ und in No. 11 und 12 des „Centralblattes für Bakterio- logie und Parasitenkunde. 1893“ einen Artikel, überschrieben: „Ein Schutzimpfungsverfahren gegeu Schweinerotlauf“. Im Januar 1893 hat Regierungsrat Beißwänger auf meinen Wunsch einen Schutz- impfungsversuch an 4 Schweinen im Gewichte von 44 — 56 kg ange- stellt und mir das günstige Resultat dieses Versuches mitgeteilt, wonach bei einem an zwei der geimpften Schweine angestellten Kontrollversuche diese auf je 3 ccm intravenös injizierter Rotlaufkultur gar nicht reagierten, während ein nicht schutzgeimpftes Schwein bei derselben Behandlung an Rotlauf zu Grunde ging. Dieser Versuch ist als dritter Schutzimpfungsversuch in dem eingangs erwähnten Aufsatze in der „Deutschen Zeitschrift für Tiermedizin“ angeführt. Der vierte Schutzimpfungsversuch wurde ebenfalls von Regierungs- rat Beißwänger ausgeführt. Derselbe impfte nach meinem Verfahren im April 1893 fünf Schweine im Gewichte von 32—42 kg mit günstigem Erfolge. Der fünfte Schutzimpfungsversuch wurde von dem Großherzgl. badischen Bezirkstierarzte Schuemacher von Wertheim in dem Orte H. an 10 Schweinen von verschiedenem Alter und Gewichte aus- geführt. Die Schweine hatten ein Gewicht von 10 — 150 kg. Reaktionen wurden an zwei Tieren wahrgenommen. Eines derselben bekam einen Absceß an der Injektionsstelle, das andere, ein 60 kg schwerer Zuchteber, zeigte kurz nach der Seruminjektion (vor der Kulturinjektion) einen urticariaähnlichen Hautausschlag mit ganz leichtem Verlaufe. Die als sechster bis neunter beschriebenen Schutzimpfungs- versuche waren diejenigen, welche ich an Mastschweinen anstellte, um aus deren Blute nach der Schlachtung frische Mengen Heilserum- präparat zu gewinnen. Bis dahin sind die Versuche mit aus Kaninchen- blut im Sommer 1892 hergestelltem Präparate ausgeführt worden. Auf die Veröffentlichung des Aufsatzes in No. 8 der „Deutschen tierärztlicheu Wochenschrift“ und in No. 11 und 12 des „Central- blattes für Bakteriologie und Parasitenkunde“ mußte ich erwarten, daß, wenn auch nicht in großer Zahl, so doch immerhin einige Auf- forderungen wegen Abgabe von Impfstoff an mich ergehen würden. Ich mußte daher, wenn ich mich nicht ablehnend denselben gegenüber zeigen wollte, für Impfstoff sorgen. Da Kaninchen zu wenig Blut liefern , schritt ich zur Impfung von Schweinen. Die Großherzoglich hessische Regierung stellte mir bereitwillig die nötigen Mittel zur Verfügung. Die Aufgabe, der ich mich unterzogen, war keine leichte ; denn es war schwer, Schweine zum Impfen zu be- kommen. Da ich nun zunächst dazu auch schon nahezu schiacht- Schutzimpfungsversuche gegen Schweinerotlauf etc. 281 reife Schweine suchte, welche demnächst zur Schlachtung gelangten, um aus dem Blute Impfstoff zu bereiten, hielt es doppelt schwer, einen Anfang zu machen. Ich kaufte deshalb zunächst zwei Schlacht- schweine und gab sie einem hiesigen Bäckermeister in Fütterung. Mühlenbesitzer Hilde brand hier stellte mir ferner zwei Schweine in der Wiesenmühle bei Eberstedt, Pachter Simon in Neuhof bei Neu- Isenburg eins und die Molkerei Nierstein sechs Schweine zur Ver- fügung. Diese vierzehn Schweine impfte ich sämtlich mit altem, aus Kaninchenblut hergestelltem Impfstoffe in den letzten Tagen des Monats März und Anfangs April. Dreizehn Tiere ertrugen die Impfung ohne sichtbare Reaktion. Eines von den Niersteiner Schweinen, welches zu wenig Serumpräparat erhalten hatte, erkrankte leicht an den sogenannten Backsteinblattern. Dreizehn von den Schweinen wurden Ende April bis Ende Mai im hiesigen Schlachthause ge- schlachtet. Ein Schwein von den vieren des Pachters Simon war auf dem Transporte verunglückt. Daß die Impfung und weitere Vorbereitung der Schweine zur Gewinnung eines wirksamen Giftstoffes für die Tiere nicht nachteilig ist, dafür spricht die beträchtliche Gewichtszunahme der Impflinge nach der Impfung. Die beiden Schweine, welche ich zum Zwecke des Impfens gekauft, wogen am Tage der Uebernahme (24. März) 106 und 95 kg, zusammen also 201 kg. Am 30. März erhielten sie die nötige Menge Serumpräparat, dann wurden ihnen am 1. April je 1,0 ccm, am 13. April je 3,5 ccm, am 23. April je 20 ccm und am 28. April je 40 ccm Kultur injiziert. Am 2. Mai sind die Schweine vor der Schlachtung lebend gewogen worden, wobei sich ergab, daß das eine 111,5, das andere 124,5, beide zusammen also 236 kg wogen. Sie hatten demnach in 38 Tagen zusammen 35 kg zugenommen, so daß auf das Schwein eine tägliche Gewichtszunahme von 0,5 kg kommt. Beide Schweine hatten ein Schlachtgewicht von 89 und 102 kg, = 191 kg. Es kamen also nicht ganz 20 Proz. Schlacht- abgang in Abzug, was ebenfalls für ein gutes Mastergebnis spricht. Bei den anderen zur Gewinnung des Impfstoffes vorbereiteten Schweinen wurde die Gewichtszunahme nicht kontrolliert, doch haben die Eigentümer zugegeben, daß die Schweine nach der Impfung noch gut zugenommen hätten. Der zehnte Versuch wurde von Kreisveterinärarzt Schmidt von Nidda in dem Orte Wolf, im Kreise Büdingen, am 18. Mai 1893 an 17 Schweinen vorgenommen. Dieselben gehörten sieben verschie- denen Besitzern und hatten ein Gewicht von 10—100 kg. Ein 80 kg schwerer Zuchteber reagierte auf die Heilseruminjektion nach 24 Stunden durch vorübergehende Flockenbildung auf die Haut (vergl. Verf.’s V). Ein Schwein war am Tage der Seruminjektion mit Rotlauf behaftet und zwei Tage danach vollständig gesund. Der elfte Schutzimpfungsversuch wurde an 33 Schweinen der Arbeiterkolonie Neu-Ulrichstein, im Kreise Alsfeld, am 3. Juni 1893 von Kreisveterinärarzt Kolb vorgenommen, nachdem kurz vorher auf diesem Gute 26 Schweine an der Rotlaufseuche eingegangen waren. Die geimpften Schweine hatten ein Gewicht von 6 — 250 kg. Einem 13 kg schweren Ferkel wurde bei der Seruminjektion eine Arterie 282 Lorenz verletzt, so daß es noch längere Zeit blutete und wahrscheinlich das dicht neben der verletzten Arterie injizierte Präparat größtenteils ausgeflossen ist. Es erkrankte zwei Tage nach der ersten Kultur- injektion an Rotlauf und ging zwei Tage später daran ein. Ein anderes Ferkel von demselben Gewichte hatte zur Zeit der Serum- injektion Backsteinblattern. Es genas anscheinend, wurde aber später siech, so daß es die Verwaltung schlachten ließ. Der zwölfte Schutzimpfungsversuch wurde auf dem Rbeinfelder Hof, im Kreise Groß-Gerau, an 10 Ferkeln und 4 jungen Mutter- schweinen am 8. Juli 1893 vorgenommen. Erstere hatten ein Gewicht von je 10, letztere von je 30 kg. Eine Reaktion ist nicht eingetreten. Den dreizehnten Schutzimpfungsversuch nahm Kreisveterinär- arzt Kolb von Alsfeld auf dem Hofgute Dotzelrod, im Kreise Als- feld, an 38 Schweinen im Gewichte von 10 — 180 kg am 21. Juli 1893 vor. Vom 17. bis 21. Juli waren auf dem Gute 6 Schweine an Rotlauf krepiert und eines wegen Erkrankung daran notgeschlachtet worden. Ein 10 kg schweres Ferkel war zur Zeit der Seruminjektion hochgradig rotlaufkrank. Es verendete 2 Tage später an Rotlanf. Etwa 8 Läuferschweine bekamen an den Injektionsstellen Eiterknoten. Der vierzehnte Schutzimpfungsversuch wurde in dem nahe bei Dotzelrod gelegenen Eudorf, im Kreise Alsfeld, an 25 Schweinen am 3. August 1893 vnn Kreisveterinärarzt Kolb vorgenommen. Die 25 Schweine gehörten 11 Besitzern und hatten ein Gewicht von 30 bis 100 kg. 4 bekamen Anschwellungen an den Impfstellen. Der fünfzehnte Versuch fand in Bindsachsen, im Kreise Bü- dingen, statt. Kreisveterinärarzt Schmidt impfte daselbst am 1. September 1893 in meinem Beisein 27 Schweine im Gewichte von 20 — 100 kg. Die Schweine gehörten 15 Besitzern an. In Bind- sachsen herrschte damals die Rotlaufseuche. In einem Gehöfte, in dem die Schweine geimpft wurden, war kurz zuvor ein Schwein an Rotlauf eingegangen und ein rotlaufkrankes notgeschlachtet worden. Einer der Impflinge zeigte zur Zeit der Seruminjektion Fleckenbildung auf der Haut und fraß nicht. Am Tage der Kulturinjektion war der- selbe wieder gesund. Zwei andere Schweine sollen kurz nach der Seruminjektion vorübergehende Fleckenbildung gezeigt haben. Als sechzehnter Versuch sind eine Reihe von Impfungen auf- geführt, welche Tierarzt Graffunder in Landsberg a. W. in Branden- burg in der Zeit von Ende Mai bis September 1893 vorgenommen hat. Graffunder hat im ganzen 38 Schweine geimpft, darunter 2 an Rotlauf erkrankte Mutterschweine von je 200 kg. Gewicht zum Zwecke der Heilung. Eines derselben ist genesen, das andere krepiert, Die 36 schutzgeimpften Schweine hatten ein Gewicht von 15 — 150 kg. 8 davon waren zur Zeit der Seruminjektion rotlaufkrank. Davon ist 1 krepiert, 3 sind notgeschlachtet worden und 4 genasen. In ver- schiedenen der geimpften Bestände war die Rotlaufseuche vor der Impfung aufgetreten. Siebzehnter Schutzimpfungsversuch. Marinestabsarzt Dr. Sander, Assistent am hygienischen Institute der Universität Berlin, hat 7 Schweine auf dem Gute seines Vaters bei Lissa in Posen in den Schutzimpfungsversuche gegen Schweinerotlauf etc. 283 Monaten Juli und August 1893 nach meinem Verfahren geimpft. Die Schweine hatten ein Gewicht von 45 — 90 kg. 2 haben geringe lokale Reaktion nach der Kulturinjektion gezeigt. Als achtzehnten Schutzimpfungsversuch habe ich die an 43 Einlegeschweinen in der Molkerei Guntersblum a. Rh. zum Zwecke der Heilserumgewinnung vorgenommenen Impfungen aufgeführt. Die Impfungen wurden zuerst am 18. August 1893 von Tierarzt Men ge r in Guntersblum an 15 Schweinen in meinem Beisein begonnen. Am 19. September wurden 28 Schweine geimpft. In der Molkerei Gunters- blum werden jährlich 400 — 500 Schweine gemästet und da dort ein Tierarzt wohnt, der die Injektionen besorgen konnte, erschien mir der Schweinebestand gerade dieser Molkerei geeignet für die Gewinnung von Heilserum. Ich kann hier anführen, daß der Molkereivorstand schon wiederholt die Ueberzeugung ausgesprochen hat, daß die Impfung und weitere Vorbereitung der Schweine für die Heilserum- gewinnung ohne allen Nachteil für die Schweine verlaufen sei. Was den Verlauf der angeführten Impfversuche anlangt, so bin ich in der Lage, zu erklären, daß sie alle nach den erhaltenen Mit- teilungen zur Befriedigung der Besitzer ausgefallen sind. Mit Aus- nahme des einen in Neu-Ulrichstein infolge eines bei der Injektion begangenen Fehlers eingegangenen Ferkels ist nur ein Schwein nach der Impfung an Backsteinblattern leicht und ohne Nachteil erkrankt. Von den 12 bei der Schutzimpfung bereits rotlaufkranken Schweinen sind 6 genesen, 3 notgeschlachtet worden, 1 ist siech geworden und 3 sind krepiert. Im ganzen ist die Schutzimpfung nach meinem Ver- fahren bis jetzt an 294 Schweinen ausgeführt worden. Von denselben hatten 37 ein Gewicht von bis 10 kg, 63 von 11 — 20 kg, 39 von 21—40 kg, 94 von 41 — 60 kg, 37 von 67 — 80 kg, 12 von 81 — 100 kg, 6 von 101 — 150 kg, 3 von 151 — 200 kg und 2 von 201 — 250 kg. Spätere Erkrankungen in den schutzgeimpften Beständen sind nach den erhaltenen Mitteilungen nicht beobachtet worden, auch in denen nicht, in welchen kurz vor der Impfung die Rotlaufseuche aufge- treten war. Durch vorstehende Versuche dürfte der Nachweis geliefert sein, daß das von mir empfohlene Verfahren ohne Gefahr für die Impflinge angewandt werden kann und einen genügenden Impfschutz gewährt. Was die Ausführung der Impfung anlangt, so mag dieselbe manchem vielleicht etwas umständlich erscheinen, namentlich wenn drei Einspritzungen gemacht werden sollen. Es mag deshalb gleich hier angeführt werden, daß die späteren, zur Erreichung eines Impf- schutzes an 221 Schweinen verschiedenen Alters ausgeführten Impfungen (Versuch 13, 14, 15 und größtenteils 16) nur in 2 In- jektionen, einer von Heilserumpräparat und einer 5 — 7 Tage später erfolgten Kulturinjektion bestanden haben, ohne daß sich ein Nachteil oder ein Mangel an Impfschutz gezeigt hätte. Was die Schwierig- keit der Technik betrifft, so bin ich bei den von mir selbst ausge- führten Impfungen auf einige Erleichterungen gekommen Zunächst habe ich mir eine leichter zu gebrauchende Spritze konstruiert. Die- selbe besteht in einer gewöhnlichen Infektionsspritze von 5—10 ccm 284 Lorenz, Inhalt mit graduierter Kolbenstange. Anstatt die Impfnadel nun direkt auf die Spritze zu stecken, schiebe ich an dieselbe einen dickwandigen, mit feiner Oeffnung versehenen Gummischlauch von 10 cm Länge auf. Am anderen Ende des Schlauches wird ein kleiner, mit feiner Oeffnung durchbohrter Metallzapfen angefügt, auf welchen sich die Impfnadel luftdicht aufstecken läßt. Diese Vorrichtung gewährt eine wesentliche Erleichterung bei der Injektion, indem die einmal einge- stochene Nadel nicht festgehalten zu werden braucht und die Ein- spritzung auch bei einiger Unruhe des Impflings ausgeführt werden kann, ohne daß die Nadel wieder herausgezogen und frisch einge- stochen werden muß oder gar abbricht. Die Nadel wählt man für die Seruminjektion stärker, für die KulturiDjektion feiner. Als Impf- stelle eignet sich am besten die Haut zwischen den Schenkeln oder hinter den Ohren. Letztere zu wählen empfiehlt sich namentlich bei Schweinen, die ein schmutziges Lager haben, da von demselben aus leicht die Impfstiche eiterig infiziert werden. Als Aseptik beim Impfen empfiehlt sich außer einer guten Reinigung der Impfspritze mit gekochtem und wieder abgekühltem Wasser ein Abwaschen der Impfstelle mit 4-proz. Karbollösung direkt vor der Einspritzung. Bei der Kulturinjektion muß jedoch die desinfizierte Stelle wieder mit reiner, trockener Watte abgetupft werden, damit keine Karbollösung mit der Kultur injiziert wird oder in die Impfnadel gelangt. Ein Fesseln der Impflinge ist kaum nötig. Kleine Schweine läßt man von zwei Leuten an den Beinen halten, größere injiziert man, indem man sie am Schwänze durch einen Gehilfen läßt, während ein anderer sie am Ohre hält. Sehr unruhige Schweine läßt man durch eine kleine Bordwand, eine ausgehobene Schweinestalltüre oder dergleichen gegen die Wand drücken. Für meine Impfungen in der Molkerei Gunters- blum habe ich mir einen besonderen Verschlag, einem Transportkasten für Schweine ähnlich, machen lassen, der hinten und vorn eine Fall- thür und seitlich nur Latten hat, durch deren Zwischenräume man mit der Spritze hineinreichen kann. Die Schweine werden zu der einen Kastenthüre hineingeschoben und nach erfolgter Einspritzung durch die andere hinausgelassen. Mit dieser Einrichtung kann bei einiger Uebung der Impfende unter Hilfe zweier Leute, welche die Schweine in den Kasten schieben, in einer Stunde 30—40 größere Schweine injizieren. Es soll hier auch erwähnt werden, daß die Impfstoffbereitung selbst keine besonderen Schwierigkeiten veranlaßt. Eine komplete Einrichtung für die Herstellung größerer Mengen wird sich allerdings nahezu auf 500 M. stellen. Die Herstellung des Impfstoffes selbst kostet verhältnismäßig nur wenig; dagegen fand ich bis jetzt noch einige Schwierigkeiten in der Gewinnung von wirksamem Blutserum. Sobald nämlich die Metzger merken, daß für gedachten Zweck be- stimmte Schweine in einem Orte geschlachtet werden sollen, machen sie Schwierigkeiten beim Ankäufe, während die Besitzer der Schweine, bei denen die Impfungen mit größeren Kulturmengen behufs Vor- bereitung zur Serumgewinnung vorgenommen wurden, die aller- höchsten Preise forderten. Mit solchen Umständen ist natürlich vor- erst zu rechnen, namentlich so lange, bis die Sache mittelst Hilfe der Schutzimpfungsversuche gegen Schweinerotlauf etc. 285 Verwaltungsbehörden und der landwirtschaftlichen Vertretungen all- gemeiner zur Einführung gebracht werden kann. Die Umstände aber kosten verhältnismäßig viel, vielleicht das Sechsfache der eigentlichen Impfstoffbereitung. Um diese Kosten einigermaßen zu decken, müßte zunächst für den ccm Serumpräparat 5 Pfg. erhoben werden. Ich habe aber, wenigstens für das Großherzogtum Hessen, einen anderen Modus in Vorschlag gebracht. Die Besitzer der zu impfenden Schweine sollen dafür einen Ersatz in Form einer Impfgebühr leisten. Für Schweine unter 25 kg Körpergewicht sollen 50 Pfg., für solche über 25 kg 1 M. pro Stück entrichtet werden. Der höhere Betrag für die Impfung größerer Schweine ist gerechtfertigt durch den größeren Verbrauch an Impfpräparat und die schwierigere Ausführung der Impfung. Es würde durch diese Verschiedenheit in der Höhe der Impfgebühr den Schweinebesitzern Veranlassung gegeben, ihre Schweine schon früher impfen zu lassen, bevor sie ein größeres Körpergewicht erreichen, wodurch eine allgemeine Durchführung der Impfung in den verseuchten Bezirken wesentlich erleichtert werden könnte. Damit aber die Schweinebesitzer auch einen greifbaren Vorteil von der Impfung vor Augen sähen, wäre denselben eine nach dem Körpergewichte zu bemessende Entschädigung für die nach der Impfung etwa an Rotlauf eingehenden Schweine zuzusichern. Zu diesem Zwecke müßten die geimpften Schweine ein dauerndes Impf- zeichen erhalten, das mittelst einer Tätowierzange bei der Impfung am Ohre anzubringen wäre. Selbstverständlich könnte von einer Entschädigung der Schweine, die schon bei der Impfung seuchenkrank sind, nicht die Rede sein, und in bereits verseuchten Beständen müßte eine gewisse Zeit abgewartet werden , nach der die Ent- schädigungspflicht erst einzutreten hätte. Etwaige Wünsche wegen Abgabe von Impfstoff bitte ich mög- lichst frühzeitig an mich gelangen zu lassen, da ich die Menge, die von mir gefordert werden wird, keineswegs ermessen kann und des- halb auch nicht in der Lage bin, dafür zeitig zu sorgen. In den mir zugehenden Gesuchen um Abgabe von Impfstoff bitte ich gleich die Anzahl der zu impfenden Schweine und deren Gesamtkörper- gewicht (für die Zeit der geplanten Impfung taxiert) anzugeben. Das Serumpräparat nebst Impfkultur kostet pro 10 kg Körpergewicht der zu impfenden Schweine 5 Pfg. Die Verschickung erfolgt durch die Firma Ehrhardt & Metzger zu Darmstadt, welche außerdem für Glas und Verpackung einen billigen Satz in Rechnung bringt. Geeignete Impfspritzen sind ebenfalls bei genannter Firma zum Preise von 5,25 M. zu erhalten. Darmstadt. 29. Dezember 1893. 286 H. W e i g m a n n und G g. Z i r n Ueber das Verhalten der Cholerabakterien in Milch und Molkereiprodukten. Von Dr. H. Weigmann (Ref.) und Gg. Zirn. I. Ueber das Verhalten der Cholerabakterien im Käse. Die nachfolgenden, noch nicht abgeschlossenen Versuche sind ver- anlaßt worden durch die während der Choleraepidemie in Hamburg im Jahre 1892 seitens des Reichsgesundheitsamtes ausgegebenen Ver- haltungsmaßregeln in Bezug auf den Genuß verschiedener Nahrungs- mittel, wobei Butter und Käse, namentlich Weichkäse, als infektions- gefährlich aufgeführt wurden, sie wurden aber weiter veranlaßt durch die Stellungnahme des (deutschen) milchwirthschaftlichen Vereins gegenüber diesen Verdachtsaussprüchen, welche eine ungemein schwere Schädigung sowohl des Butter- wie des Käsehandels und damit des ganzen Molkereigewerbes zur Folge hatten. Mau sagte sich von Seite dieses Vereins, daß eine Verbannung von Butter und Käse vom Markte, wenn auch nur auf wenige Monate, eine wohlbegründete sein müsse, daß man nicht ohne Vorbedacht einen bedeutenden Handel und eine dahinterstehende, sehr bedeutende und sehr ausgedehnte Fabri- kation der Schädigung aussetzen würde. Es mußten doch wohl Er- fahrungen gemacht worden sein, welche die Molkereiprodukte zu epidemischen Zeiten als besonders zu fürchtende Krankheitsträger verdächtig machen oder es mußten wissenschaftliche Versuche zu diesem Verdachte berechtigen. Was die Erfahrungen bezüglich der Gefährlichkeit von Butter und Käse zu Cholerazeiten anlangen, so scheinen diese, soweit dem Ref. die Litteratur zur Verfügung steht, in nicht allzu reichlichem Maße vorzuliegen. Dagegen sind bereits mehrere Versuche über das Verhalten von Cholerabakterien nament- lich in Milch, weniger in Butter und Käse, ausgeführt und mitgeteilt worden. Diese Versuche müssen also den Grund für die vom Reichs- gesundheitsamte ausgehenden Warnungen vor dem Genüsse von Butter und Käse abgegeben haben und gerade diese Versuche sind es, welche der Ref. bereits in einem im (deutschen) milchwirthschaftlichen Vereine gehaltenen Vortrage einer Kritik zu unterziehen sich erlaubte und welche dem Ref. keineswegs geeignet erscheinen, daß sie zu den ge- machten Schlußfolgerungen und den für das Molkereigewerbe so ver- hängnisvollsn Warnungen vor dem Genüsse der Moikereiprodukte be- rechtigen konnten. Um diese Behauptung zu rechtfertigen, möge auch hier nochmals auf eine Betrachtung dieser Versuche eingegangen werden. Die hauptsächlichsten Versuche sind beinahe gleichzeitig von Kitasato, Hesse und Heim angestellt worden. Kitasato fügte einer Menge von 10 — 15 ccm frischgemolkener, nicht sterilisirter Milch eine Platinöse einer Agarkultur von Cholera- bakterien hinzu und fand, daß die Cholerabakterien erst dann zu Grunde gingen, wenn die Milch sauer geworden war. Wenn man be- Ueber das Verhalten der Cholerabakterien in Milch und Molkereiprodukten. 287 denkt, daß frisch gemolkene Milch, wenn die betreflende Kuh rein war, recht wenig Bakterien enthalten kann und daß dem gegenüber eine Platinöse von einer Agarkultur ganz ungeheure Mengen Cholera- bakterien enthält, so muß man wohl annehmen, daß in dem Versuche das Verhältnis der Cholerabakterien zu den Milchbakterien sehr zu Gunsten der ersteren ausfallen mußte. Es giebt sich dies auch in dem Verhalten der Milch kund, die bei 22 — 25° C erst nach 28 Stunden und bei 15 — 18° C erst nach 45 Stunden gut sauer wurde. Ein Ver- such mit 10 ccm Milch, die durch 1 ccm einer 10-proz. Sodalösung alkalisch gemacht worden war, ergab begreiflicherweise eine längere Lebensdauer der Cholerabakterien. Hesse prüft nur sterilisirte Milch, die ja selbstverständlich ein sehr guter Nährboden für Cholera- wie für alle Bakterien ist. Ferner impfte Hesse sterilisierte Kuhkäse und fand nach 1 Monate keine Cholerabakterien mehr. Eingehendere Versuche stellte Heim an. Heim gab zu 100 ccm Milch „die ganze in 4 Röhren auf der Oberfläche von schräg erstarrtem Agar nach eintägigem Stehen im Brütschranke zur Ent- wickelung gekommene Bakterienmenge“ und fand, daß diese trotz Gerinnung noch nach 6 Tagen Cholerabakterien enthielt. In einem anderen Versuche, zu dem „ganz frisch gemolkene Milch“ verwendet und zu der „keine so grossen Mengen Cholerabakterien zugesetzt wurden“, findet Heim die Cholerabakterien bei der im Zimmer ge- haltenen Milch noch nach 1 Tage, wenn er zu 50 ccm Milch 1 ccm einer Verreibung von 2 vier Tage alten Agarkulturen in 10 ccm Milch hinzugefügt, noch nach 2 Tagen, wenn er zu 50 ccm Milch 2 ccm einer Kultur in steriler Milch setzt, dann wieder schon nach 1 Tage nicht mehr, wenn er zu 50 ccm Milch 3 ccm einer 3 Tage alten Kultur in steriler Milch zusetzte (wobei die Milch noch nicht sauer !) und ferner noch wieder nach 2 Tagen, wenn er zu 50 ccm Milch 1 ccm einer Verreibung von 2 Agarkulturen, 3 Tage bei 37,5° C gestanden, mit 5 ccm Milch hinzugefügt. Diese Versuche geben, wie ersichtlich, recht verschiedene Resultate aus dem leicht begreiflichen Grunde, weil entweder die Zahl der Milchbakterien oder auch der Cholerabakterien eine sehr verschiedene war oder beides zugleich. Es ist bedauerlich, daß auf diese Verhältnisse nicht näher eingegangen ist. Doch wichtiger für unseren Zweck sind die Versuche Heim’s mit Käse, die Versuche mit Butter mögen später zum Vergleiche mit den von uns anzustellenden herangezogen werden. Der erste Versuch Heim’s mit Käse war derart, daß dem Käse zuerst Cholerabakterien einverleibt wurden. Es wurde zu je 50 Gramm Quark die Aufschwemmung von einer 3 Tage und einer 12 Tage alten Agarkultur in Wasser zusammengemengt. — Die Cholera- bakterien konnten am Tage darauf schon nicht mehr gefunden werden. Dann wurden 90 ccm Milch mit den Cholerabakterien, die auf 5 Agarröhrchen nach 2-tägigem Stehen im Brütschranke gewachsen waren, infiziert. Die Milch war während und nach dem Laben schwach alkalisch und die Molke war noch am nächsten Tage schwach alkalisch und enthielt Cholerabakterien. Der Käse selbst war schwach sauer und enthielt am nächsten Tage noch Cholerabakterien, am übernächsten 288 H. Weigmann und G g. Zirn, Tage aber nicht mehr. Bei einem zweiten Versuche wurden 120 ccm Milch mit 10 einen Tag alten Choleraagarkulturen geimpft, — die Cholerabakterien fanden sich nur noch am ersten Tage. Während also der Quark die Cholerabakterien gar nicht aufkommen ließ, wurden in selbstverfertigten, aus Cholerabakterien haltender Milch hergestellten Käsen die Cholerabakterien noch nach 1 und 2 Tagen ge- funden. Man wird sich darüber kaum wundern, wenn man die Mengen Milch und die Mengen Cholerabakterien in Betracht zieht, die dieser einverleibt wurden. Heim sagt selbst in der Einleitung seiner Abhand- lung, daß er darauf Bedacht genommen habe, eine große Zahl Krank- heitskeime in die zu untersuchenden Nahrungsmittel einzuführen, um möglichst sicher zu sein, daß die verhältnismäßig kleinen Proben, welche behufs der in kürzeren oder längeren Zeiträumen angestellten Untersuchung entnommen wurden, die Keime, sei es im lebendem oder abgestorbenem Zustande, enthalten mußten. Freilich meint Heim, daß man nicht einwenden könne, daß ein Einbringen so vieler Keime den thatsächlichen Verhältnissen nicht entspreche, da unzweifel- haft unter Umständen große Mengen von Krankheitskeimen in die Milch u. s. w. gelangen können. Ref. der folgenden Versuche möchte dem gegenüber doch die Behauptung aussprechen, daß die von Heim angestellten Versuche mit Käse an und für sich und mit Bezug auf die angewendeten Mengen Bakterien nicht den thatsächlichen Ver- hältnissen entsprechen. Abgesehen von der direkten Einverleibung von Cholerabakterien in Käse, die in praxi nur die äußersten Partieen der Käse betreffen kann, weil dem Käse, auch dem Quark, kein mög- licherweise Cholerabakterien haltendes Wasser einverleibt wird, ist eine Infektion von Milch, die zum Käsen verwendet wird, im allge- meinen nur möglich entweder beim Melken, wenn die melkende Person cholerakranke Personen behandelt oder bei der weiteren Verarbeitung der Milch durch ebenfalls infizierte Hände oder durch infiziertes Wasser, eventuell auch Luft. Bei solchen Gelegenheiten werden, selbst wenn die Milch nur weniger Kühe zur Verarbeitung kommt, doch wohl niemals so große Mengen Cholerabakterien, wie sie zu so winzig kleinen Mengen Milch hinzugefügt wurden, in diese gelangen. Es müssen schon ganz außergewöhnliche Fälle herangezogen werden — und ich wüßte nicht welche — , wenn solche Verhältnisse, wie sie Heim zu seinen Versuchen benutzt hat, der Wirklichkeit entsprechen sollen. In cholerainfiziertem Wasser hat man mittelst des gewöhn- lichen Gelatineverfahrens die Cholerabakterien nur in besonderen Fällen, dann nur in geringer Zahl nachweisen können — ein Beweis, daß ihre Zahl in W asser meist gering und daß auch mit cholerainfiziertem Wasser, wenn solches zum Reinigen der Gefäße oder auch zum Ab- spülen der Butter verwendet wird, nicht sehr viele Cholerabakterien in Milch und Butter gelangen. Und selbst wenn man außergewöhn- liche Fälle annehmen wollte, würden sie, eben weil sie außergewöhn- lich und deshalb sehr selten sind, nie die Berechtigung geben, sie zur Begründung eines quasi Verbotes eines Nahrungsmittels heranzuziehen, eines Verbotes resp. einer Warnung, die so schwerwiegende Kon- sequenzen nach sich zieht. Man darf solche außergewöhnliche Fälle nicht zu den allgemeinen oder auch nur häufigen stempeln, wie dies Ueber das Verhalten der Cholerabakterien in Milch und Molkereiprodukten. 289 leider oft und nach vielen Richtungen hin, in denen die Hygiene eine Rolle mitspielt, geschieht. Aber selbst wenn man die von Heim eingehaltenen Verhältnisse als geltende ansehen wollte, kann man mit Bezug auf Käse die Be- rechtigung einer solchen Warnung nicht einsehen, weil diese erwiesen haben, daß mindestens nach 2 Tagen der Käse keine Cholerabakterien enthält und der Käse, — wenn man nicht gerade Quark essen will, der aber auch nur in den seltensten Fällen vor 24 Stunden nach seiner Herstellung in der Käsewanne zum Genüsse kommt — jedoch eine viel längere Reifezeit durchmacht, auch Weichkäse, der für besonders verdächtig erklärt wurde. Weitere Versuche sind von Uffelmann und Friedrich an- gestellt worden — die von Hugo Laser wollen wir vorläufig übergehen, weil sie das Verhalten der Cholerabakterien in Butter betreffen. Uffelmann machte Versuche mit Milch und fand, daß die Cholerabacillen in derselben anfänglich zu-, dann aber mit der wachsenden Säuremenge und der wachsenden Anzahl der übrigen Bakterien abnahmen, so daß solche nach 30 1 /2 Stunden noch vor- handen waren, nicht mehr aber nach 40 Stunden. Das Original der Arbeit steht mir nicht zur Verfügung, doch möchte man annehmen dürfen, daß der Zusatz von Cholerabakterien sehr reichlich war und zwar auf Grund des weiteren von Uffelmann angestellten Versuches. Er infizierte Flußwasser künstlich mit Cholerabakterien, spülte eine Porzellanschale mit dem Wasser aus und gab in diese Schale 25 ccm Milch — in dieser Milch waren bereits nach 6 Stunden keine Cholera- bakterien mehr zu finden. Derselbe Versuch, mit sterilisierter Milch wiederholt, ergab fast dasselbe Resultat, von Cholerabacillen waren nach 6V2 Stunden nur wenige vorhanden. Dieser Versuch ist einer der wenigen, der thatsächlichen Verhältnissen entspricht. Friedrich nahm Berliner Marktmilch und Rahm, versetzte sie mit einer frischen Choleraagarkultur und fand nach 24 Stunden keine Cholerabakterien mehr (mit Ausnahme zweier Röhrchen Magermilch, die im Eisschranke gestanden hatten). Bei den angezogenen Versuchen sind also meistens unverhältnis- mäßig viel Cholerabakterien zur Anwendung gekommen, Mengen, wie sie bei einer wirklichen Infektion nicht Vorkommen werden, auch sind die Verhältnisse bei Herstellung von Käse und noch mehr bei Butter, wie wir ein andermal sehen werden, so gewählt, daß sie zum Ver- gleiche mit den thatsächlich statthabenden Fabrikationsweisen und den dabei obwaltenden Verhältnissen nicht dienen können. Es war also wünschenswert, zunächst einmal wirklichen Käse, und zwar den be- sonders gefährlich gehaltenen Weichkäse aus cholerainfizierter Milch unter möglichst genauer Einhaltung der Fabrikationsweise herzustellen und dabei die wahrscheinlicheren Mengen von Cholerakeimen anzu- wenden. Wenn Ref. sich nicht früher schon zu solchen Versuchen, die ja für das Molkereigewerbe von weitgehendster Bedeutung sind, entschloß, so lag der Grund dafür zunächst darin, daß niemand vermuten konnte, daß man solche Produkte wie speziell Käse für cholerainfektions- 290 H. Weigmann und G g. Zirn verdächtig erklären werde uDd weiter lag der Grund in der Gefahr, solche Versuche in einem Institute anzustellen, mit dem eine Meierei verbunden ist. Erst nach Beseitigung der möglichen Infektionswege konnte an die Vornahme der Versuche gedacht werden. Versuch I. Die von uns zu den nachfolgenden Versuchen be- nutzte Cholerakultur war frisch und stammte von einer in Hamburg an Cholera gestorbenen Person. Die Prüfung der Kultur ergab eine völlige morphologische Uebereinstimmung mit Cholera asiatica und da sie ganz frisch war, konnte an ihrer Virulenz nicht gezweifelt werden. Der erste von uns am 25. September 1893 angestellte Versuch sollte mehr ein Vorversuch sein. 3 Röhrchen mit steriler Milch wurden mit Cholerabakterien geimpft, 2 Tage im Brütschranke ge- lassen und sodann in 1 Liter sterilisierter Milch gegeben. Diese Kultur blieb zuerst 2 Tage im Brütschranke und dann noch 1 Tag bei Zimmertemperatur stehen und zeigte bei einer Prüfung mittelst Färbepräparat sowie beim Gießen von Platten eine ungeheuere Zahl Cholerabakterien. Von dieser Kultur wurde je 1/2 Liter zu je 10 Liter Milch ge- geben, um damit je 1 Käse herzustellen. Der dazu gebrauchte Apparat sowie die angewendete Methode sind ganz und gar den Verhältnissen in der Praxis nach geahmt. Der Apparat besteht aus 2 gleich großen Kupferkesseln, die nebeneinander in ein Wasserbad eingesetzt werden, so daß auf die Milch sowie den Käsebruch ganz gleiche Temperaturen einwirken und die Käse somit unter möglichst gleichen Verhältnissen hergestellt werden können, was speziell bei vergleichenden Versuchen, für welche der Apparat bestimmt ist, von Wichtigkeit ist. Die Herstellung der Käse geschah auf folgende Weise. Die Milch, je 10 Liter, wurde erst auf 30° C erwärmt, dann je 1/2 Liter der Cholerakultur zugesetzt und unter fortwährendem Umrühren noch 1I2 Stunde auf der Temperatur von 30° C gehalten. Sodann wurde die Milch mit Lab versetzt, umgerührt, die Milch zum Stillstand ge- bracht, die Kessel bedeckt und der Labprozeß abgewartet. Derselbe trat bereits nach 20 Minuten ein, während er zwischen 30 — 40 Minuten eintreten soll, doch trat das eigentliche Festwerden des Bruches erst nach 30 Minuten ein. Nachdem der Bruch den Grad der Festigkeit erreicht hatte, daß er sich über dem Finger scharf brach, wurden die oberen Partieen desselben mit der Käsekelle abgehoben und an die Seite gelegt und darauf der Bruch mittelst eines selbstgefertigten Käsesäbels in viereckige Stücke geschnitten. Nachdem wurde der Bruch 2 — 3mal „verzogen“, d. h. die unteren Partieen des Bruches nach oben gebracht und umgekehrt und bei dieser Gelegenheit auch gleichzeitig bis zu Wallnußgröße zerkleinert. Nach dem Absetzen des Bruches wurde derselbe mit der Kelle herausgeholt und in die Form eingebracht. Diese besteht aus einem länglichen Holzkasten, der mehrfach durchlöchert ist, um der Molke das Ablaufen zu ge- statten, die Käsemasse wird durch Bleche geschnitten und abgeteilt. In der Praxis kommt der Käse sodann in den sogenannten Spanntisch, unsere Cholerabakterien enthaltenden Käse konnten nicht Ueber das Verhalten der Cholerabakterien in Milch und Molkereiprodukten. 291 so behandelt werden, weil wir die Gefahr der Infektion nicht außer Augen lassen durften. Auch die bei diesem Versuche benutzte Käseform wurde später durch eine andere ersetzt, weil die erstere sich für solche nicht ganz ungefährliche Versuche als zu unhandlich erwies und Teile der Molke nicht in den Käsekessel zurückliefen, sondern auf den Fußboden des Laboratoriums gelangten, was uns zwang, mit großen Mengen Sublimat der Möglichkeit einer Infektion entgegenzuarbeiten. Aus der Form, in der die Käse länger als gewöhnlich belassen wurden, kamen sie in eine weite Glasschale, die in einem nicht be- schickten Eisschranke aufbewahrt wurde. Die sich in der Glasschale noch fortwährend ansammelnde Molke wurde von Zeit zu Zeit abge- gossen. Die Proben für die Untersuchung auf Cholerabacillen wurden zuerst in der Weise genommen, daß man nach dem Beispiele Duclaux’s mittelst eines mehrfach eingefeilten und auf diese Weise rauh gemachten Platinstabes an den verschiedensten Stellen des Käses kleine Partieen herausholte und in dem Gelatineröhrchen durch Reiben vermischte. Da die Cholerabakterien bekanntlich eine gut alkalische Nähr- gelatine lieben und auf dieser, wenn sie nicht gut alkalisch ist, bei Gegenwart anderer Bakterien im Wachstume leicht behindert werden, so benutzten wir zu unseren Versuchen immer eine besonders gut alkalisch gemachte Nährgelatine. Mit dem Probenehmen wurde bei dem ersten Versuche 9 Stunden nach dem Zusatze des Labes zur Milch begonnen, es wurden je 4 Stiche an 4 verschiedenen Stellen entnommen, in der Gelatine verteilt und diese nach vorgenommenen Verdünnungen auf Platten ausgegossen. Nach 3 Tagen wurden sämtliche choleraähnliche Kolonieen mittelst Färbepräparat untersucht — es erwies sich keine derselben als Cholerakolonie. Dasselbe Resultat wurde erhalten mit der 24 Stunden nach dem Labzusatze genommenen Probe. Dieses gegenüber den Resultaten anderer Forscher als abnorm zu bezeichnende Resultat veranlaßte uns, sowohl die Art der Probe- nahme wie der Untersuchungsmethode zu ändern. Die erstere sollte von nun an in der Weise geschehen, daß ein etwa wallnußgroßes Stück des Käses in einer Reibschale mit sterilisiertem Wasser ganz zu einem sehr feinen, dünnflüssigem Brei verrieben wurde, der dann zur Entnahme von Proben diente. Die Methode der Aufsuchung sollte namentlich in den späteren Stunden nach der Fabrikation, resp. nach dem Labzusatze nach der zuerst von Schottelius angegebenen und auch von Heim bei seinen Versuchen über das Verhalten der Cholerabakterien in Milch, Butter und Käse eingehaltenen Methode ausgeführt werden. Die Peptonbouillon wurde nach dem von Arens (Centralbl. f. Bakteriol. u. Parasitenkunde. Bd. XIV. p. 256) ange- gebenen Verfahren hergestellt. Von der Brauchbarkeit dieser Methode überzeugten wir uns durch mehrfache Versuche mit durch Cholera- bakterien infizierter Milch, wobei sich erwies, daß die Methode die Auffindung sehr weniger, selbst einzelner Cholerabakterien gestattet 292 H. Weigmann und G g. Zirn, Der Lickfett’sche Nährboden erwies sich für unseren Zweck nicht als geeignet. Versuch II. 91 Magermilch wurden auf 30° C erwärmt und dazu 1^2 1 einer Choleramilchkultur gegeben, die aus 4 1 Mager- milch bestehend , mit 3 Choleramilchröhrchen geimpft und sodann ca. 14 Tage bei gewöhnlicher Temperatur gestanden hatte. Diese Choleramilchkultur war infolge der nicht beabsichtigten längeren Dauer der Aufbewahrung bereits sehr stark fortgeschritten, es konnte daher fraglich erscheinen, ob die in ihr enthaltenen Cholerabakterien noch kräftig genug waren. Es wurde daher ein mit gewöhnlicher, nicht sterilisierter Magermilch gefülltes Röhrchen mit etwa J/3 ihres Volumens von dieser Kultur versetzt und mit dem Gemische einige Röhrchen mit Peptonlösung geimpft und bei 35—37 0 C im Brüt- schranke 6 Stunden lang aufbewahrt. Nach dieser Zeit wurden einige Oesen von der oberen Schicht der Peptonlösung abgenommen und in Gelatine übergeimpft, die dann zu Platten ausgegossen wurden. Die Kulturen erwiesen sich beinahe als Reinkulturen von Cholera- bakterien. Daraus muß geschlossen werden, daß die Cholerabakterien der 14 Tage alten Milchkultur ebenso lebenskräftig waren, als die Bakterien der Magermilch, sowie daß die Kultur für den vorliegenden Zweck brauchbar war. Nach dieser Prüfung der Kultur wurden 9 1 Magermilch von 30° C mit 1 x/2 1 dieser Kultur versetzt, gut ge- mischt und gelabt. Der Käse wurde diesmal und bei den folgenden Ver- suchen nicht wie bei Versuch I in die gebräuchliche Käseform gebracht, sondern wir ließen den für die Sterilisierung von Röhrchen üblichen Drahtkorb innen mit Holz auskleiden, also in den Drahtkorb einen Kasten hineinstellen, der wie eine Form stark mit Löchern durch- setzt worden war, damit die Molke leicht abfließen konnte. Dieser Korb war viel handlicher und konnte, da jetzt nur je 1 Käse her- gestellt wurde, immer in den zweiten Käsekessel gestellt werden, so daß ein Abtropfen der Molke in das Zimmer unmöglich und damit die Infektionsgefahr beseitigt war. Von dem Käse, der, wie oben beschrieben, gewonnen wurde, wurde bei jedesmaliger Probenahme ein größeres Eckstück abgeschnitten und von der inneren Masse des Käses selbst mittelst eines sterilen Spatels ein etwa wallnußgroßes Stück herausgenommen. Nachdem dieses in der Reibschale mittelst Pistill und mit nur ganz wenig sterilem Wasser zu feinem Brei zer- rieben und dann weiter mit etwas Wasser verdünnt und zu einer milchigen, schwach breiigen Flüssigkeit verarbeitet war, in der sich keine größeren Stücke der Käsemasse befanden, wurden davon die Proben zur Auffindung der Cholerabakterien entnommen. Auf ein Peptonröhrchen wurden 3 Tropfen, auf ein zweites 2 Tropfen der milchigen Flüssigkeit gegeben und dann dem ersten Peptonröhrchen nach gehörigem Mischen x/2 ccm zur Impfung für ein drittes Pepton- röhrchen entnommen. Die Röhrchen wurden sodann frühestens nach 6 Stunden, meist nach 6 — 9 Stunden zur Impfung von Nährgelatine- röhrchen und zum Plattengießen verwendet. Die erste dieser Probenahmen geschah 2 Stunden nach erfolgtem Labprozeß, zu einer Zeit, wo der Käse noch recht viel Molke enthielt. Ueber das Verhalten der Cbolerabakterien in Milch und Molkereiprodukten. 293 Die Plattenkulturen von dieser Probe enthielten neben vielen anderen Bakterien mehrere Cholerakolonieen, deren Identität mittelst Färbepräparaten und Stichkulturen nachgewiesen wurde. Ferner fand sich in etwas größerer Zahl eine Kolonie vor, welche Aehn- lichkeit mit den Cholerakolonieen hatte, die sich aber als aus einem Streptococcus gebildet erwies. Ferner wurden nach 24 Stunden Proben und zwar aus der Mitte des Käses genommen — die Platten enthielten aber keine einzige Cholerakolonie, sondern nur Milchbakterien, und zwar war der ver- flüssigende Coccus sehr stark vertreten. Dasselbe Resultat wurde erhalten bei den Probenahmen nach 56, 72 und 96 Stunden. Sämtliche Platten wurden einer genauen mikroskopischen Prüfung unterworfen und in zweifelhaften Fällen die choleraverdächtigen Kolonieen abgestochen und Färbepräparate an- gefertigt, doch war Cholera in keinem Falle mehr nachweisbar. Bei dieser Gelegenheit konnte auch eine sehr bemerkenswerte Veränderung in der bakteriologischen Zusammensetzung des Käses beobachtet werden. Während nämlich nach 24 Stunden der oben erwähnte verflüssigende Coccus recht zahlreich vertreten war, kam er nach 56 Stunden weniger vor und hatte sich bei den Proben nach 72 und 96 Stunden ganz und gar verloren. In diesen letzten Proben entwickelten sich auf den Platten hauptsächlich ganz kleine, weiße Kolonieen, die wir als Säuerungsbakterien sehr wohl kennen. Die Erklärung für diese Erscheinung dürfte wohl die folgende sein: Es ist eine uns Bakteriologen, die wir im Dienste der Milchwirtschaft und des Molkereiwesens stehen, wohlbekannte Thatsache, daß der erste, im reifenden Käse vor sich gehende Prozeß eine Säuerung ist, sowie daß beim Eintreten dieser Säuerung — sowohl beim Käse wie beim Rahm — eine ganze Reihe verschiedener Bakterienarten ver- schwinden. So auch hier, der verflüssigende Coccus ist offenbar eine Bakterie, die alkalische oder wenigstens neutrale Reaktion liebt, da sie bei den Kulturen in der alkalischen Peptonbouillon sehr gut wächst und mit den Cholerabakterien zusammen die Oberfläche der Bouillon bewohnt. Sobald die Säuerung beginnt, die in dem Käse durch die Zugabe von lJ/2 1 alkalischer Choleramilchkultur etwas verzögert worden ist, verschwindet der Coccus und macht den Säuerungsbakterien, die sich nunmehr mit voller Energie entwickeln, Platz. Versuch III. Die aus dem vorhergehenden Versuche sich ergebende Thatsache, daß selbst bei Zugabe von 1 x/2 1 einer un- geheuer viel Cholerabakterien enthaltenden Milchkultur zu 9 1 einer bereits etwas älteren Magermilch schon nach 24 Stunden in dem daraus hergestellten Käse keine Cholerabakterien mehr enthalten waren, konnte trotz der oben angeführten Prüfung auf die Virulenz der Cholerabakterien die Vermutung aufkommen lassen, daß die- selben, weil einer 14 Tage alten Kultur entstammend, zu schwach gewesen waren, um den Kampf mit den Milchbakterien zu bestehen. Der Versuch wurde deshalb wiederholt, und es sollte, weil sich an- nehmen ließ, als ob Vollmilchkäse die Cholerabakterien länger zurück- halte, als Magermilchkäse, jetzt Vollmilch verwendet. XV. Bd. 19 294 H. Weigmann und G g. Zirn, Es wurden zu 8 1 Vollmilch 1 1 einer 31/2 Tage alten Cholera- railchkultur zugesetzt, 10 Minuten lang umgerührt und darauf gelabt. Von der Choleramilchkultur wurde 1 Oese in ein Gelatineröhrchen gegeben und davon eine Platte gegossen, die Platte enthielt außer- ordentlich zahlreiche Cholerakeime, so daß die Zahl der zur Milch zugesetzten Cholerabakterien ebenfalls eine ganz außerordentlich große sein mußte. Die Molke lief, weil der Käse Vollmilchkäse war, nicht so rasch ab, wie sonst, so daß der Käse sich nur langsam setzte und noch nach 6 Stunden recht viel Molke enthielt, ein Umstand, der vermuten ließ, daß diesmal die Cholerabakterien längere Zeit aus- dauern würden resp. noch längere Zeit nach dem Labprozeß zu finden sein möchten. Es wurden wie in der früheren Weise Proben genommen 9, 15 und 22 Stunden nach dem eingeleiteten Labprozesse resp. des Zu- satzes der Cholerakultur, die Käseprobe wurde wieder möglichst fein verrieben, was hier etwas schwieriger war, als bei den Magerkäsen, und 3 und 1 Tropfen der Aufschwemmung in je 1 Peptonröhrchen gegeben und von dem ersteren 1/2 ccm in ein drittes Peptonröhrchen übergeführt. Die Peptonröhrchen standen 6 — 9 Stunden im Brüt- schranke und darauf wurden von der Oberfläche einige Oesen ab- genommen und in Gelatine übergepflanzt, darauf Platten gegossen. Auf den Gelatineplattenkulturen, welche die nach 9 Stunden nach der Zugabe genommene Probe enthielten, waren mehrfach choleraähnliche Kolonieen gewachsen , aber alle die von diesen choleraähnlichen Kolonieen abgestochenen und eingehender unter- suchten enthielten entweder den obenerwähnten Co ccus oder gerade Stäbchen. Selbst diejenigen Kolonieen, die wir bei der mikro- skopischen Durchsuchung zweifellos für Cholerabakterien hielten, und auch die davon angelegten Stichkulturen ergaben ein negatives Resultat. Die Kulturen von der 15 Stunden nach der Zufügung der Cholerakultur entnommenen Käseprobe enthielten ebenfalls cholera- ähnliche Kolonieen, die sich bei näherer Untersuchung wieder nicht als solche erwiesen. Ebenso verhielten sich die Kulturen mit der Probe nach 22 Stunden. Es ist also nach diesem Versuche mindestens zweifelhaft, ob unter den Mischungsverhältnissen 1 1 Choleramilchkultur zu 8 1 Vollmilch die Cholerabakterien den Milchbakterien im Kampfe ums Dasein länger als 9 Stunden widerstehen können. Daß die Cholera- milchkultur ganz ungemein viel Cholerakeime enthielt, ist durch den oben angeführten Versuch ja nachgewiesen. — Man muß also, da eine starke Säuerung im Käse nicht nachzuweisen war und die Cholerabakterien durch die Säuerung allein somit nicht abgetötet sein konnten, annehmen, daß die Milch so sehr viel Bakterien ent- hielt, daß diese die Cholerabakterien leicht überwucherten. Wir nahmen uns daher vor, bei einem nächsten Versuche das gegenseitige Verhältnis der Cholerabakterien zu den Milchbakterien festzustellen. Bevor wir aber zu der Beschreibung des nächsten Versuches über- gehen, möge noch einer Erscheinung Erwähnung gethan werden, deren Beobachtung uns wichtiger wurde infolge der zu derselben Ueber das Verhalten der Cholerabakterien in Milch und Molkereiprodukten. 295 Zeit mitgeteilten Beobachtungen Dahmen’s über die verschiedenen Formen der Cholerakolonieen. D ahmen unterscheidet nämlich zwischen a- und ß- Cholera- vibrionen, die sich sowohl in der Form der einzelnen Bakterien, als auch in der Form der Gelatineplattenkolonieen und Gelatinestich- kulturen unterscheiden. Auch wir konnten bei dem vorbeschriebenen Versuche III auf der aus der angewendeten Choleramilchkultur her- gestellten Gelatineplatte stark in die Augen springende Differenzie- rungen entdecken und fanden ebenfalls, daß vielfach zwei verschieden gestaltete Kolonieen einander entgegen- und auch ineinander wuchsen, so daß die Form von Hutpilzen nicht selten gesehen wurde. Der eine Teil der Kolonieen zeigte eine scharf berandete, flache Ver- flüssigungsschale, in der eine unscharf berandete bis gelappte Kolonie von grobkörnigem, „glasbröckchenartigem“ Inhalte, wie Friedrich sich ausdrückt, sich befand, die andere, an der Oberfläche wachsende resp. von der Oberfläche der Gelatine aus wachsende Form hatte einen sehr steilen und tiefen Verflüssigungstrichter, auf dessen Grunde die Kolonie lag. Wir glaubten anfangs noch eine dritte und zwar am häufigsten auftretende Form unterscheiden zu müssen — es waren dies in der Gelatine oder dicht unter der Oberfläche derselben liegende Kolonieen, die scharfrandig, sehr hell und feinkörnig und mit einem oder mehreren konzentrischen Kreisen versehen waren. Diese konzentrischen Kreise wuchsen häufig, wenn die Kolonieen einander nahe lagen, einander entgegen und nahmen dann Eiform an. Die zwischen den Kreisen liegenden Ringe zeigten deutlich eine Differenzierung der Beschaffenheit des Inhaltes. Später überzeugten wir uns, daß diese anfänglich für eine dritte Modifikation gehaltene Cholerakolonie mit der erst beschriebenen, von D ahmen mit a bezeichneten identisch war. Es blieb leider nicht die Zeit, diese Erscheinungen genauer zu verfolgen und auf den Grund derselben näher einzugehen. Als merkwürdig darf hervorgehoben werden, daß wir diese Differenzierung bei den früheren und auch den nachherigen Versuchen, wenigstens bei Versuch V, nicht mehr beobachteten, während bei Versuch IV auf der Platte mit der Choleramilchkultur noch vereinzelte Differenzierungen gefunden wurden. Versuch IV. Bei diesem und dem folgenden Versuche sollte zunächst auf das gegenseitige Verhältnis der Milchbakterien zu den Cholerabakterien besondere Aufmerksamkeit verwendet werden. Dann aber sollte auch eine andere Möglichkeit der Infektion, wie sie in der Praxis Vorkommen kann, ins Auge gefaßt werden. Während nämlich bei den ersten Versuchen die Möglichkeit ins Auge gefaßt war, daß zu gewöhnlicher Milch solche hinzugefügt wird, die unter ausnahmsweise ganz ungemein günstigen Bedingungen mit Cholera- bakterien infiziert ist und daher sehr viel Cholerabakterien enthält, sollte hier die Infektion der Milch gleich beim Melken gewissermaßen nachgeahmt werden. Zu dem Zwecke wurde die frisch gemolkene Milch von 1 — 2 Kühen direkt nach dem Melken in das Laboratorium gebracht und davon eine bestimmte Menge mit dem Inhalte dreier Milchröhrchen (je etwa 15 ccm) versehen, die nach der Impfung mit Cholerabakterien aus einer frischen Gelatinekultur Tage im gut geheizten Zimmer 19* 296 H. Weigmann und Gg. Zirn, gestanden hatten. Die Menge der der Milch zugefügten Cholera- bakterien darf als eine sehr große angesehen werden und man darf wohl annehmen, daß solche Mengen Cholerabakterien in der Wirk- lichkeit, also wenn das Melken von einer Person ausgeübt wird, die einen Cholerakranken behandelt oder dessen Wäsche u. s. w. gereinigt hat, niemals in die Milch gelangen werden. Um die Ver- hältnisse, wie sie in der Praxis des Gewerbes liegen, möglichst getreu nachzuahmen, wurde die infizierte Milch gekühlt, allerdings nicht in vorschriftsmäßiger Weise, mittelst Kühler, sondern indem die Milch in dem für die Käserei bestimmten Kessel, also im Käsekessel, in kaltes Wasser gestellt wurde. Von einem der zu gleicher Zeit und in gleicher Weise geimpften sowie unter denselben Verhältnissen gehaltenen Milchröhrchen wurde wieder eine Plattenkuitur angelegt, um zu prüfen, ob die Cholera- milchkultur auch genügend Bakterien enthalte. Eine Oese dieser Milchkultur gab, mit Nährgelatine gemischt und ausgegossen, eine ungemein große Zahl von Cholerakolonieen, die nicht gezählt werden konnten, auch nicht in der Weise, daß man die Zahl der auf ein Gesichtsfeld fallenden Kolonieen feststellte und die Größe des Ge- sichtsfeldes ausmaß. Natürlich war die Platte nur so lange einer Be- sichtigung unterziehbar, als die Kolonieen noch ganz jung waren, später verflüssigte sie vollständig. Die Zahl der in 1 Oese Milch enthaltenen Keime betrug 464. Die Zahl der verschiedenen Arten konnte bei der allerdings nicht eingehenden Prüfung auf 8 festgestellt werden. Es wäre wohl richtiger gewesen und man hätte einen besseren Vergleich mit der Bakterienzahl in anderen Milchproben gehabt, wenn wir die Anzahl der Milchbakterien in der Weise festgestellt hätten, daß wir etwa 1 ccm Milch auf 500 oder 1000 ccm Wasser verdünnt und dann mit 1, */ 2 u. s. w. ccm dieser Verdünnung Platten gegossen hätten, aber dieses Verfahren hätte uns zu sehr in der Ausführung der anderen Probenahmen gehindert und zudem kam es ja nicht auf die genaue Feststellung der Bakterienzahl in der Milch an — um so weniger, als die Zahl der in 1 Oese enthaltenen Cholerabakterien eine unzählbare war — sondern es handelte sich um die Feststellung des Verhältnisses der Milchbakterien zu den Cholerabacillen. Die Zahl der in 1 Oese enthaltenen Milchbakterien gewährt namentlich im Vergleiche mit dem Versuche V einen An- haltspunkt und eine Kontrolle für dieses Verhältnis. Sofort nach dem Zusatze der drei Choleraknlturen zur Milch (6 kg Vollmilch) und nach gründlichem Durchmischen der beiden (morgens 6 Uhr) wurde ein Gelatineröhrchen mit einer Oese des Gemisches geimpft und eine Platte gegossen. Nach 3-tägigem Stehen im warmen Zimmer wurde die Platte untersucht und das Verhältnis der Cholera- bakterien, die sich sehr deutlich unterscheiden ließen, zu den Milch- bakterien in der Weise festgestellt, daß man in etwa 30 Gesichts- feldern an den verschiedensten Stellen der Platte die Zahl der Cholera- bakterien und der Milchbakterien auszählte. Das Mittel aus diesen Auszählungen ergab das Verhältnis von 5 Milchbakterien zu 2 Cholera- bakterien. Von mehreren der für Cholerakolonieen gehaltenen Ueber das Verhalten der Cholerabakterien in Milch und Molkereiprodukten. 297 Kolonieen wurden Ausstrichfärbpräparate gemacht und festgestellt, daß es sich um Cholerabakterien handelte, auch wurde ein Pepton- röhrchen mit 5 Oesen von der infizierten Milch angesetzt und 6 Stunden bei 36 0 C gehalten und dann Platte gegossen, — die Plattenkultur war fast eine Reinkultur von Cholerabakterien. 4 Stunden nach der Infektion der Milch wurde der Labprozeß vorgenommen. Unmittelbar nach dem Zusatze des Labes und Umrühren der Milch wurde wieder eine Probe, 1 Oese, von der Milch entnommen, in Nährgelatine ge- geben und Platte gegossen, zugleich wurden auch 5 Oesen von der mit Lab versetzten Milch in ein Peptonröhrchen gegeben und wie sonst verfahren. Während nun die Gelatineplatte, welche mit 1 Oese der Milch direkt geimpft worden war, keine Cholerabakterien erkennen ließ, fanden sich auf der Gelatineplatte, welche aus dem Peptonröhrchen geimpft worden war, zahlreiche Cholerakolonieen, ein Beweis für die Vorzüglichkeit des Peptonverfahrens, welche sich noch besser durch die folgenden Resultate kundgiebt: 11 Uhr vormittags, also 5 Stunden nach der Infektion der Milch, wurden von der Molke, die von dem inzwischen, wie üblich, herge- stellten Käse abtropfte, Proben genommen, und zwar 2 Tropfen in Gelatineröhrchen, davon 5 Oesen zur Verdünnung abgeimpft und beide Röhrchen ausgegossen — auf keiner der beiden Platten konnten Cholerakolonieen gefunden werden, alle einigermaßen ähnlich ver- flüssigende Kolonieen wurden geprüft und ihre Verschiedenheit von Cholerabakterien festgestellt. Gleichzeitig wurden auch 2 Tropfen von der abtropfenden Molke in ein Peptonröhrchen gegeben und wie sonst verfahren — diese Platte zeigte sehr viele Cholerakolonieen. Bei der Herstellung des Käses in diesem und im folgenden Ver- suche wurde der Ablauf der Molke etwas rascher ermöglicht, in dem wir den Käsebruch nicht direkt in die Form gaben, sondern diese erst mit einem Käsetuche auskleideten, wodurch verhindert wurde, daß sich die Abtropflöcher teilweise verstopften und so den Abfluß der Molke etwas hinderten. Auch wurde die Labtemperatnr etwas höher genommen, damit der Bruch fester werde. Um 4 Uhr nachmittags, 6 Stunden nach dem Zusatze des Labes und 10 Stunden nach der Infektion der Milch, wurde wieder eine Probe des Käses genommen und wie früher verarbeitet, sowie Pepton- röhrchen in der angegebenen Weise geimpft. Die Platten aus den Peptonröhrchen wurden nachts 12 Uhr gegossen — sie zeigten nach 3 Tagen und später keine Cholerakolonieen. Um 1 Uhr nachts, also 15 Stunden nach dem Labzusatze und 19 Stunden nach der Infektion der Milch wurde wieder Probe vom Käse genommen und Pepton- röhrchen geimpft — auch die Platten von diesen Röhrchen zeigten keine Cholerakolonieen. Ferner waren noch Proben genommen worden um 10 Uhr vormittags, 4 Uhr nachmittags, 1 Uhr nachts des nächsten Tages und um 1 Uhr mittags am übernächsten Tage, also 28, 34, 40 und 55 Stunden nach der Infektion der Milch. Alle Proben wurden wieder in Peptonröhrchen gegeben und dann nach 6 — 9 Stunden Gelatineplatten gegossen — alle Platten waren frei von Cholerakolonieen. 298 H. Weigmann und G g. Z i r n , Versuch V. Dieser Versuch ist eine Wiederholung des Ver- suches IV nur sollten die Proben in den ersten Stunden nach der Herstellung des Käses, die also für das Verschwinden der Cholera- bakterien die kritischen waren, öfter genommen werden. Wie unten ersichtlich, hat sich diese kritische Zeit ziemlich hinausgeschoben, weil das Verhältnis der Milchbakterien zu den Cholerabakterien für die letzteren ein günstigeres geworden war, in Folge des geringen Bakteriengehaltes der frisch gemolkenen Milch. Diese enthielt in 1 Oese (die gleiche wie in Versuch IV) nur 280 Keime. Die 3 Cholera- milchröhrchen hatten wieder l1/* Tage im Zimmer gestanden und die davon angesetzte Gelatineplatte hatte wieder unzähliche Cholera- kolonieen entstehen lassen. Die Vermischung der 3 Choleramilch- röhrchen mit 6 kg Vollmilch erfolgte um 6 Uhr 30 Minuten morgens, sogleich nach der Probenahme aus Milch nnd Choleramilchkultur. Das Verhältnis der Milchbakterien zu den Cholerabakterien erwies sich gleich 5:3 — die Zahl der Cholerabakterien betrug also mehr als die Hälfte der Zahl der Milchbakterien. Um 10 Uhr, vor dem Labzusatze, wurde Probe in ein Gelatine- röhrchen und 5 Oesen in ein Peptonröhrchen gegeben, die Gelatine- plattenkultur der ersteren Probe ließ Cholera'kolonieen mit Sicherheit nicht erkennen, während die aus dem Peptonröhrchen viele Cholera- kolonieen aufwies. Um 11 Uhr wurde wieder Probe genommen und zwar von dem Käsebruch und der Molke zusammen, a) in Gelatine, b) in Pepton- röhrchen, a ließ wieder keine, b dagegen ziemlich viele Cholera- kolonieen zum Wachstum gelangen. Um 12 Uhr, also 5V2 Stunden nach der Infektion der Milch, wurde Probe vom Käse genommen und wieder in Gelatine und in 3 Peptonröhrchen gegeben — die direkt angesetzte Gelatineplatten- kultur ließ wieder keine Cholerabakterien, die aus dem Peptonröhrchen angesetzte dagegen viele erkennen. Ebenso verhielt es sich mit einer um 1 Uhr genommenen Käseprobe. Eine um 3 l/8 Uhr nach- mittags angesetzte Probe der abtropfenden Molke, bestehend aus 7 Tropfen, in ein Peptonröhrchen geimpft, ließ noch Cholera er- kennen, während eine vorher, um 1 Uhr, genommene Probe mit 1 Tropfen direkt in Gelatine angesetzt keine Cholerakolonieen mehr erkennen ließ. Ferner wurden Käseproben genommen um 5 Uhr nachmittags, um 2 Uhr morgens und um 10 Uhr vormittags des anderen Tages, also nach 10 A/2 , nahezu 20 und nahezu 28 Stunden seit der Ver- mischung der Cholerakultur mit der frischen Milch und nach circa 6, 16 und 24 Stunden nach Ausscheidnng des Käsebruches. Die Proben wurden jedesmal in Peptonröhrchen gegeben und zwar 5 Tropfen und 1 Tropfen, sowie aus dem mit 5 Tropfen be- schickten Röhrchen 1/s ccm in ein drittes Röhrchen. Während es nun gelang, in den Gelatineplattenkulturen von den um 5 Uhr nachmittags und um 2 Uhr morgens genommenen Proben noch Cholerakolonieen aufzufinden, in letzterer Probe allerdings nur ganz vereinzelte, fanden sich in den Proben, die um 10 Uhr vor- Ueber das Verhalten der Cholerabakterien in Milch und Molkereiprodukten. 299 mittags, also 24 Stunden nach Herstellung des Käses genommen worden waren, Cholerabakterien nicht mehr vor. Aus diesem Versuche ist wieder die Exactheit der Peptonmethode so recht ersichtlich. Wenn wir nun die Resultate der 5 Versuche mit Käse in’s Auge fassen, so sehen wir, daß die Cholerabakterien sehr rasch zu Grunde gegangen sind. In 2 Fällen waren sie schon nach 9 Stunden nicht mehr zu finden, in 1 Falle (wenn die Milch mehrere Stunden vorher infiziert worden war) schon sogar 6 Stunden nach Herstellung des Käses nicht mehr, in keinem Falle aber, selbst nicht in dem letzten Versuche, wo das Verhältnis der Cholerabakterien gegenüber den Milchbakterien ein sehr günstiges war, konnte eine Lebensdauer der Cholerabakterien über 24 Stunden in Käse konstatiert werden. Das Ergebnis unserer Versuche stimmt also vollständig mit dem Ver- suche Hei m’s überein, soweit Heim nicht allzuviel Cholerabakterien zu seinen Versuchen anwandte. Da, wo dies der Fall, findet Heim auch eine längere Lebensdauer der Cholerabakterien — aber solche Mengen Cholerabakterien werden im praktischen Leben wohl niemals in den Käse gelangen, es müßte denn sein, daß Choleradejektionen direkt in die Milch gelangten. Daß die Ausdauer der Cholerabakterien gegenüber den Milch- bakterien sehr von ihrer Zahl resp. dem Verhältnisse ihrer Menge gegenüber der der Milchbakterien abhängig ist, geht zur Evidenz auch aus dem Versuch V hervor. Ref. möchte glauben, daß dieses Verhältnis ausschlaggebender ist, als die Säuerung der Milch, jeden- falls ist es ausschlaggebend bevor eine Säuerung in der Milch statthat. Um uns über die Berechtigung dieser Ansicht Aufklärung zu verschaffen, sollten noch Versuche über das Verhalten der Cholera- bakterien in nicht sterilisierter süßer Milch gemacht werden und zwar wieder unter genauer Berücksichtigung des gegenseitigen Ver- hältnisses der Menge der Cholerabakterien zu den anderen. Der erste dieser Versuche ist leider mißglückt, weil wir an der Aussaat der Choleramilchkultur erkennen mußten, daß dieselbe nicht rein war. Die Gelatineplatte dieser Milchkultur zeigte neben Cholera- bakterien eine sehr große Zahl kleiner Kolonieen. Diese stammten offenbar von einer Milchbakterie her, für die die Nährgelatine ein sehr schlechter Nährboden ist, wie dies überhaupt bei vielen spezi- fischen Milchbakterien, z. B. schon den Milchsäurebakterien, der Fall ist. Dieser, sowie der nächstfolgende Versuch, wurden in der Weise ausgeführt, daß wir je 50 ccm einer gut gemischten und oft ge- schüttelten Vollmilch in Arzneigläser von 150 ccm Inhalt gaben und zu diesen verschiedene Mengen einer Choleramilchkultur hinzu- fügten. Von diesen Gemischen wurden möglichst von Stunde zu Stunde nach starkem Umschütteln von der Menge 1 Oese genommen und in den ersten Stunden direkt in Gelatine übertragen und sogleich zu Plattenkulturen ausgegossen, in den späteren Stunden wurden, um das Vorhandensein von Cholerabakterien überhaupt noch festzu- stellen, wieder Peptonkulturen, 3 Tropfen des Gemisches in je 1 Röhrchen, angelegt. Das Verhältnis der Mengen wurde so ge- 300 H. Weigmann und G g. Zirn wählt, daß Gemisch I 0,2 ccm, Gemisch II 1 ccm und Gemisch III 5 ccm der Cholerakultur erhielt. War die Wiederstandsfähigkeit der Cholerabakterien gegenüber den Milchbakterien, abgesehen von der Säuerung, von der numerischen Ueberlegenheit der ersteren ab- hängig, so mußte bereits in den ersten Stunden nach der Hinzu- fügung der Cholerabakterien die Zahl der letzteren allmählich, aber in deutlich hervortretender Weise abnehmen. Bei dem ersten Versuche, zu dem eine 5 Stunden alte Vollmilch verwendet wurde, war, wie gesagt, eine Verunreinigung der Cholera- kultur eingetreten, es wurde dadurch das Verhältnis für die Cholera- bakterien ein sehr ungünstiges. Die Unterschiede in den der Milch zugefügten Mengen Cholerabakterien waren somit gering, es waren deshalb auch keine deutlich sichtbaren Abnahmen in dem Verhältnis der Cholerabakterien zu den Milchbakterien zu erwarten. Zeit Nach 1 Stunde „ 2 Stunden >> 37j » 4 „ Gemisch I Gemisch II ? Cholera Cholera vereinzelt Cholera weniger häufig als nach 1 Stunde 1 choleraähnliche keine Cholera Kolonie, zweifelhaft ob Cholera Gemisch III viel Cholerakolonieen keine Cholera (Platten zu dicht) keine Cholera keine Cholerakolonieen mehr. Dies Bild ist offenbar kein deutliches, zumal bei Gemisch III nach 2 Stunden schon keine Cholerabakterien mehr zu erkennen waren, obwohl 1 Stunde vorher noch sehr viele davon gefunden wurden. Es steht dies wohl im Zusammenhänge mit der von Re fa- st ein er gemachten Beobachtung, daß bei der Kultur auf Nähr- gelatine das Wachstum der Cholerabakterien unterdrückt wird, wenn zugleich viele andere Bakterien eingesät sind. Zum zweiten Versuche wurde eine 4 Stunden alte Milch ver- wendet und wieder in der beschriebenen Weise verfahren. Von der Choleramilchkultur wurde 1 ccm auf 1000 ccm ver- dünnt und von dieser Verdünnung 1 ccm zur Gelatineplattenkultur verwendet. Die Platte enthielt 100 Cholerakolonieen. Milch in der- selben Weise auf ihren Bakteriengehalt geprüft, enthielt makro- skopisch 42 Kolonieen, bei Anwendung einer schwachen Vergrößerung zeigten sich jedoch in der Gelatine wieder eine ganze Anzahl sehr kleiner Körper, die sich bei näherer Untersuchung zweifellos als Bakterienkolonieen erwiesen. Die Zahl dieser Kolonieen wurde bei der mikroskopischen Auszählung in Rücksicht gezogen. Sogleich nachdem die Gemische I, II und III hergestellt worden waren, sowie nach verschiedenen Zeiten wurden wieder direkt Platten- kulturen aus Nährgelatine mit je 1 Oese des Gemisches gegossen und nach Verlauf von ca. 3 Tagen das Verhältnis der Milchbakterien zu den Cholerabakterien sowohl makroskopisch wie mikroskopisch auf das Sorgfältigste festgestellt, in den späteren Stunden wurden Pepton- kulturen angelegt. Um das Bild nicht zu trüben, möge von der Mitteilung der Ueber das Verhalten der Cbolerabakterien in Milch und Molkereiproduktcn. 301 Einzelzählungen abgesehen werden und das Resultat in folgender Tabelle zusammengestellt sein: Nach der makroskopischen Auszählung: Zeit Art der Kultur Gemisch I Gemisch 11 Gemisch III Milch- Cholera- Milch- Cholera- Milch- Cholera- bakt. bakt. bakt. bakt. bakt. bakt. direkte Gelatine- sogleich plattenkultur 1 : 8 1 : 38 1 : sehr viel nach l1/, Std. 11 1 : 5 1 : 30 1 : 150 i> 21/* »» 11 3 : 1 1 : 2,5 1 : 12 >. *7, >» 11 32 : 1 10 : 1 1 : 2 „ 77z ff 11 300 s 1 — — » 7 V2 11 Peptonkultur — 15 : 1 2,5 : 1 Nach der mikroskopischen Auszählung : Zeit Art der Kultur Gemisch I Gemisch II Gemisch III Milch- Cholera- Milch- Cholera- Milch- Cholera- bakt. bakt. bakt. bakt. bakt. bakt. direkte Gelatine- sogleich plattenkultur 54 : l 9 : 1 — nach 1 1L Std. 11 100 : 1 50 : 1 20 : 1 ,, 21/, 11 2000 : 1 1000 : 1 27 : 1 „ H ,, 11 20000 : 1 2240 : 1 320 : 1 „ 77z 11 120000 : 1 — — , 7 72 Peptonkultur 3200 : 1 450 : 1 „ 137, ,, 11 Cholera noch nachweisbar ,1 22 Cholera nicht mehr zu finden „ 25 7» ,, »» ,, 30 11 ,, 37 ,, 11 11 „ 48 11 11 11 Diese Verhältniszahlen sind natürlich etwas abgerundet und sollen nur das ungefähre Verhältnis angeben, obwohl auf die Zählungen die größte Sorgfalt verwendet wurde. Ein besseres Bild von dem gegenseitigen Verhalten der Milch- und Cholerabakterien erhält man, wenn man die Zahl der ersteren gleich 1 setzt und das Verhältnis der Zahl der Cholerabakterien dazu berechnet, aus diesen Zahlen dann die Abnahme der Zahl der Cholerabakterien festsetzt und diese Abnahme in Prozenten der je- weilig vorhandenen Menge Cholerabakterien ausdrückt und schließlich diese Zahlen auf 1 Stunde als Zeiteinheit umrechnet. Aus den bei der mikroskopischen Zählung erhaltenen Angaben berechnen sich dann folgende Zahlen: Verhältnis der Milch- Verlust der Cholera- Verlust der Cholera- Zeit bakterien zu den bakterien in Proz. der bakterien in Proz. und Cholerabakterien jeweilig vorhand. Menge auf 1 St. Zeit berechnet Gemisch I sogleich 1 : : 0,0185 45,9 nach 17 3 Std. 1 : : 0,01 11 27, 11 1 : : 0,0005 95,0 » 47* 11 1 : : 0,00005 90,0 83,4 ■>* 77» » 1 ; : 0,0000083 33.0 95.0 45.0 27,8 302 H* W ei g mann und Gg. Zirn, Ueber das Verhalten der Cholerabakterien etc. Zeit Verhältnis der Milch- Verlust der Cholera- Verlust der Cholera- bakterien zu den bakterien in Proz. der bakterien in Proz. nnd Cholerabakterien jeweilig vorhand. Menge auf 1 St. Zeit berechnet Gemisch II sogleich 1 : 0,111 nach l‘/j Std. 1 : 0,02 „ 21/, „ 1 : 0,001 „ 47, „ 1 : 0,00044 82,0 95.0 56.0 29,5 54,7 95.0 28.0 9,8 „ 77, „ 1 : 0,00031 Gemisch III sogleich 18,0 92,4 29,0 18,0 46,2 9,7 Aus diesen Zahlen geht ohne Frage folgendes hervor: 1) Die größten Verluste fallen in die ersten 4 Stunden und von da ab, teilweise auch schon früher, nehmen die Verlustzahlen ab. 2) Die Verlustzahlen sind bei Gemisch II und III und nament- lich in den letzten Stunden nicht so groß wie bei Gemisch I, d. h. die Cholerabakterien sind um so widerstandsfähiger, je zahlreicher sie sind. Aus diesen Folgerungen muß weiter geschlossen werden, daß die Abnahme der Cholerabakterien in der Milch nicht allein der fort- schreitenden Säuerung zugeschrieben werden darf, sondern auch und in viel höherem Maße von der Konkurrenz der Milchbakterien ab- hängig ist; ferner, daß die Cholerabakterien um so länger in der Milch sich aufhalten werden, je zahlreicher sie sind. Diese letztere Schlußfolgerung ist gewissermaßen selbstverständlich, sie ist jedoch von Wichtigkeit mit Bezug auf unsere Behauptung, daß die Versuche Heim’s u. s. w. nur deshalb eine so bedeutende Langlebigkeit der Cholerabakterien in Milch, Butter und Käse ergeben haben, weil bei denselben diesen Objekten unverhältnismäßig große Mengen Cholera- bakterien einverleibt worden sind. Unsere Versuche über das Verhalten der Cholerabakterien in Milch halten wir damit noch nicht für abgeschlossen, auch werden wir noch weitere Studien über das Verhalten der Cholerabakterien in Sauer- und Süßrahmbutter anstellen. Bakteriologische Abteilung der landwirtschaftlichen Versuchsstation Kiel, 6. Februar 1894. Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. 303 Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten, Laboratorien etc. [Istituto d’Igiene sperimentale della ft. Universitä dl Roma.] Ueber das Tetanusgift. Vergleichende Studien mit Berücksichtigung anderer Gifte und der Enzyme. Von Dr. Claudio Fermi, Assistent, und Dr. Leone Pernossi. Zusammenfassung der erlangten Resultate. I. 1) Die Agarkulturen des Te tan u sba eil lus sind die giftig- sten; nach diesen kommen jene in Gelatine und alsdann jene in Bouillon. II. 2) Immun gegen das Tetanusgift sind das Huhn, die Kröten, die Tritonen, die Schlangen und die Schildkröten. 3) Das Tetanusgift bleibt nachweisbar wirksam in den oben genannten Tieren bis zum dritten oder bis zum siebenten Tage nach der Injektion. III. 4) Das Tetanusfiltrat von Kulturen in Agar und in Gelatine ist etwas resistenter gegen die Wärme, als das in Bouillonkulturen erlangte. Wie bei den Enzymen, so ist es auch bei dem Tetanus- gift: daß, je reiner es ist, und wenn es sich in Gegenwart von Wasser befindet, desto geringer seine Stabilität ist. 5) Das Tetanusgift, wenn es in Gegenwart der dissociierenden Wirkung des Wassers schon nach einer Stunde bei 55 0 C zerstört wird, widersteht hingegen für dieselbe Zeit auch der Temperatur von 120 0 im Zustande vollkommener Trockenheit. Bei 150 0 C wird es übrigens völlig zerstört. 6) Das Tetanusgift, getrocknet und eine Stunde hindurch bei 80° C erwärmt, wird zerstört, wenn es mit Aether oder mit Chloro- form gemischt ist, und widersteht dagegen in Gegenwart von Amyl- alkohol und Benzol. Bei der Temperatur von 100 0 C und in Gegen- wart einer der obengenannten Flüssigkeiten verliert es völlig seine Wirksamkeit. Die zerstörende Wirkung dieser Flüssigkeit auf das in Rede stehende Gift nimmt also zu mit dem Steigen der Temperatur. IV. 7) Das Tetanusgift wird in Gegenwart von Wasser zerstört nach circa 8 — 10 Stunden nach der direkten Sonnenwirkung (höchste Temperatur am schwarzen Thermometer 56 0 C) , und in 15 Stunden, wenn für die in Wasser eingetauchten Röhrchen die Temperatur 37 0 C nicht überschreitet; bei der Wirkung der Sonnenwärme (Temperatur zwischen 38 bis 41 0 C) bleibt es wirksam auch nach mehreren Tagen. 8) Das Tetanusgift im Zustande völliger Trockenheit widersteht der direkten Wirkung der Sonne durch gute 100 Stunden hindurch. 9) Dasselbe geschieht auch, wenn sich das getrocknete Tetanus- gift in Amylalkohol, in Chloroform und in Benzol befindet. 304 Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. V. 10) Das Tetanusgift, durch 2 Stunden einem elektrischen Strome von 0,5 Ampere ausgesetzt, verliert völlig seine Giftigkeit. VI. 11) Das Tetanusgift wird von den folgenden Substanzen zerstört: Hypermangansaures Kali (5 Proz. l) 48 Stunden), Phosphor- Wolframsäure (gesättigt 24 Stunden), Kalkwasser (gesättigt 24 Stunden), Aether mit Wasser (4 Tage), Aseptol (konz. 24 Stunden), Kresylol (konz. 24 Stunden), Lysol (konz. 24 Stunden), Chlorwasserstoffsäure (0,25 Proz. 24 Stunden), Buttersäure (25 Proz. 24 Stunden), Phosphor- säure (25 Proz. 24 Stunden), Oxalsäure (4 Proz. 24 Stunden), Propion- säure (4 Proz. 24 Stunden), Weinsäure (1 Proz. 24 Stunden) und ge- winnt seine Giftigkeit nicht wieder nach der Neutralisierung der Säure. Es widersteht der Wirkung folgender anderen Substanzen: Tartarus stybiat. (5 Proz. 24 Stunden), Bleiacetat (gesättigt 4 Tage), Magnesia- oxyd (48 Stunden), Chloroform (4 Tage), Essigsäure (25 Proz. 24 Stunden). Nach Kitasato würden das Tetanusgift nach 24 Stunden zer- stören : Tannin (1,5 Proz. der Lösung), Paraphenolschwefelsäure (2,5), Aetzkalk (0,08), Ammoniak (6,9), Soda (8,2), Bariumhydrat (1,0), Platinchlorür (0,4). Nach einer Stunde: Goldchlorür (0,5), Aethyl- alkohol (60,0), Methylalkohol (50,0), Amylalkohol (77,0), Karbol- säure (1,5), Natronlauge (0,4), Jodtrichlorür (0,5), Kresol (1,0). Wirkungslos hingegen wären: Bleiacetat, Kupferacetat, Kalomelan, Jodoform, Cyansilber, Isobutyrat, Propionat und Aethylformiat. VII. 12) Die Schwefelwasserstoffsäure, das Oxygen, Kohlensäure- anhydrid, Kohlenoxyd, Kohlenwasserstoff und Wasserstoff üben auch nach 10 — 15 Stunden keine nachweisbar schädliche Wirkung auf das Tetanusgift aus. 13) Das sauerstoffhaltige Wasser übt auch nach 2 Stunden nur eine abschwächende Wirkung auf das Tetanusgift aus. VIII. 14) Der Magensaft zerstört das Tetanusgift allein kraft der Wirkung der Chlorwasserstoffsäure und nicht durch das Pepsin. 15) Ptyalin, die Diastase und das Emulsin üben keine Wirkung auf das Tetanusgift aus. Für das Trypsinpräparat, wie auch für den Pankreasinfus ist die Wirkung noch zweifelhaft. IX. 16) Das Tetanusgift widersteht der zersetzenden Wirkung der Mikroben (Bac. prodigiosus, Bac. indicus, Bac. sub- tilis, Bac. pyocyaneus, Bac. Megaterium, Bac. ramosus, Bac. Fitzii, Proteus vulgaris, Aspergillus niger, Peni- cillium glaucum u.s. w.). Das würde auf die Vermutung bringen, daß das genannte Gift nicht zu den Reihen jener Substanzen gehört, welche von den Mikroorganismen zersetzt werden. X. 17) Der Meerschweinchendarm, wie jener der lebenden Katze, besitzt eine starke zerstörende Kraft auf das Tetanin. Diese Kraft fehlt wahrscheinlich dem toten Darme völlig. 18) Der Hundedarm, auch lebend, zum Unterschiede der oben- genannten Tiere, ist dieser Fähigkeit bar. Der Darm der verschie- denen Tiere verhält sich also nicht gleichartig gegen gegebene Sub- stanzen, mit denen er in Kontakt gebracht wird. 19) Diese zerstörende Macht über das Tetanusgift, welche dem 1) Prozente der Lösung. Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. 305 lebenden Darme eigentümlich und fast Null ist im Darme post mortem, ist zuzuschreiben weder den Mikroben, noch den Fermenten, noch der Galle, noch dem Darminhalte, noch den Drüsen Brunner’s oder jenen Lieberkühn’s, sondern dem Epithel, welches den wirksamen Teil des Absorbierungsapparates ausmacht. 20) Das Tetanusgift wird wahrscheinlich vom Huhndarme, von dem es übrigens, wie wir wissen, nicht zerstört wird, nicht absorbiert. XI. 21) Das Passieren des Tetanusgiftes durch die Nieren ist keine Thatsache, welche uns ohne weiteres berechtigt, die Meinung von der colloiden Natur des genannten Körpers zurückzuweisen. Diese Thatsache würde höchstens dann Wert gewinnen, wenn ein tetaninhaltiger Urin absolut frei wäre von Albumin und von anderen colloiden Substanzen, oder wenn nach völliger Entfernung jeder colloiden Substanz der Urin selbst noch unverändert seine tetanigene Kraft bewahrte. 22) Der Urin übt keine besonders zerstörende Gewalt auf das Tetanusgift aus. XII. 23) Das Tetanusgift ist kein Ferment und hat nichts mit den Enzymen zu thun. Das Gift des Tetanusbacillus und das entsprechende pro- teolytische Enzym sind zwei verschiedene Substanzen. 24) Die Enzyme sind nicht giftig. XIII. 25) Das Tetanusgift passiert leicht das Porzellanfilter. Die colloiden Substanzen, die morphologischen Elemente und im allgemeinen suspendierten Substanzen, sei es, daß sie an sich das Gift aktivieren, sei es, daß sie die Poren des Filters schließen, hindern die völlige Filtrierung desselben. XIV. 26) Das Tetanusgift löst sich, weder im Zustande der Trockenheit, noch in sauerer, noch in neutraler, noch in alkalischer Lösung, in keiner der gewöhnlichen Solvenzen der Alkaloide, welche sind: Chloroform, Aether, Amylalkohol, Benzol und absoluter Alkohol, sei es, daß man sie vorher mit Filtrat von Agentien behandle, welche die colloiden Substanzen (Tannin, Bleiacetat, Phosphor- Wolframsäure) niederschlagen, sei es, daß man sie mit jenen behandle, welche die Alkaloide niederschlagen. Das einzige Lösungsmittel des Tetanus ist bis jetzt das Wasser, sei es gesäuert oder alkalisiert. XV. 27) Der Versuch, das Tetanusgift auf eiweißfreien Substraten oder auf anderen Colloiden zu erzeugen, mißglückte völlig. Der Tetanusbacillus entwickelt sich in keinem der geprüften zahlreichen und sehr verschiedenen Substrate. XVI. 28) Das Tetanusgift dialysiert, sei es in sauerer, in alka- lischer oder in neutraler Lösung, auch nach 5 Tagen nicht, wenn der Dialysator gut gemacht und von echtem und dickem Pergament ist, und passiert nur äußerst langsam durch Papier de la Rue. In Gegenwart von Chloroform, Aether, absolutem Alkokol, Amyl- alkohol oder Benzol dialysiert es keineswegs. Das Tetanusgift verhält sich also zur Dialyse wie die Albumine und das Pepton. 29) Die Alkaloide im natürlichen Zustande passieren leicht die Tiermembranen. 306 Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. Hygienisches Gegenüberstellung der Eigentümlichkeiten des Tetanus- Dr. Claudio Fermi Eigenschaften Tetanusgift Diphtheritis- gift Gift der Naja tripudians Gift der Lachesis rhombeata Gift der Krotalen Wärme In Lösung: Zer- In Lösung : Zerst. In Lösung : Zerst. In Lösung ; Crotalus ada- stört bei 60 0 C b. 100° C in 30 zw. 97— 98«; b. Widersteht manteus. In in 30 Min. (Tiz- Min. Nach 2 St. 90° C verliert es es der Er- Lös. : Zer- zoni). Im trockn. bei 58° C nicht nur seine irri- hitzune (!) störtb.76° Zustande wider- mehr paralys. tierende Wirk. (Lacerda). C. Trocken steht es für 1 St. Im trockn. Zust. auf die Schleim- widerst, es bei 120° u. wird widerst es bei haut (Calmette). b. 115* C zerstört b. 150° 100° auch über (Mitchell). C. (Fermi und 20 Min. (Roux- Pernossi). Yersin). Sonnen- Direktes Sonnen- Direktes Sonnen- Direktes Sonnen- Schädlich. Schädlich. licht licht : Höchste licht : Nach 5 St. licht: Nach 2 Temperatur des verliert es seine Wochen ist es schwarzen Ther- paralys. Wirk., zerstört (Cal- mometers 54 — aber produziert mette). 56 0 C. Zerstört noch Oedemas in 8 — 10 Stdn (Roux-Yersin). Chemische Zerstört v. hyper- Empfindlich gegen Zerst. : Von hyper- Zerst.: Von Zerstört von A ge n t i e n mangans. Kali, Säuren (Roux- mangans. Kali, hyperman- hyperman- von Sublimat, Yersin). von Sublimat, v. gaus. Kali gansaurem von Silbernitrat, Goldchlorür, v. 5 Proz., v. Kali, von von Jod u. von den Säuren und Kalcium- Sublimat, Brom, von den von d. Alkalien chlorür Silbernitr., Säuren und von (Norris Wolffen- 2 Prozent Jod, Brom, den Alkalien ; den, Calmette). (Aron) v. Säuren von Aseptol und u Alkalien Kresitol u. s. w., (Mitchell- von Gold- und Platinchlorür, von Phosphor- wolframsäure. Widersteht dem Blei- u. Kupfer- acetat, d. Kalo- melan u. s. w. Reichert). (Kitasato, Fermi und Pernossi). Nieder- Schlägt nieder mit Schlägt nieder mit Schlägt nicht nied. Werden sich Werden sich schlag Ammonium- Kalciumphosphat m. Kalciumphos- sehr wahr- sehr wahr- Sulfat, Kalcium- u. nicht mit Alu- phat (!). Schlägt scbeinlich scheinlich sulfat u. unvoll- miniumchlorür nied. m. Alkoh., verh.wie d. verh.wie d. kommen mit und Ammoniak Aeth., Tann., Jod Gift d. Naja Gift d.Naja Aluminiumbydr. (Roux-Yersin). etc. (Calmette). tripudians tripudians. Lösbarkeit Lösbar in Wasser Lösbar in Wasser, Lösb. in Wasser u Lösbar in Lösbar in Unlösbar in Al- unlösbar in AI- in Glycerin. Un- Wass., un- Wass., un- kohol, in Aether, kobol. lösbar in Alko- lösbar in lösbar in Chloroform, bol, Aether und Alkohol, Alkohol, Amylalkohol n. Chloroform Aether u. Aether u. Benzol. (Calmette). Chlorofrm. Chlorofrm. Filtrierung Filtr. leicht schon Filtriert. Filtriert mäßig bei Wird s.wahr- — durch das bei einer Atmo- 4 Athmospbären. scheinlich Porzellan- Sphäre. verh. w. d. f i lt er Gift d. Crota- lusu.d.Cobra Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. 307 Institut zu Rom. und des Diphtheritisgiftes und jener anderer Gifte von (Assistent). Ichthyotoxi- cum Mossos Gift des Treto- don rubripes u. d. T. inermis (Fugü) Gift d. Mytilus edulis Vegetabilische sehr stabile Alkaloide wenig stabile Enzyme In Lös. : Zer- In Lösung : In Lösung : In Lösung er- Das Aconitin In Lösung: Werden stört b. 70° C Widerst, der Widerst, bei tragen Tem- ändert sich zerst.zw. 55 — 70°C (U. Mosso). verlängerten Erhitzung (Takahaski). 110 0 durch 7 Min. (Sal- kowski). peraturen über 150° C. schon bei einer Tem- peratur unt. 100° C. in 1 St. Trocken widerstehen sie bei 130—150® C. — — — Widerstehen. Nikotin, Conin, Spartein, Muskarin, Colin u. Er- gotin s. ver- änderlich (Flückiger). In Lös. nach 100 St. werd. viele geschw., andere zerstört. Im trockenen Zustande bewahren sie ihre Giftigk. auch üb. 5 Monate (Fermi). Zerstört von d. Widersteht der Sensibel eeeen Widerstehend. Das Aconitin Das Trypsin wird zer- Säuren und Wirkung der kohlens. Na- Wirkung d. ist sensibel stört von hyper- Alkal. (Soda, Säuren (Ta- tron b. Hitze. konzentrier- geg. d.Wirk. mangansaurem K ali, Kalilauge, kahaski). Be- Widerst, d. ten Säuren der Säuren Sublimat , Silber- Ammoniak). wahrt seine verdünnten a. b. Hitze. und der ver- nitrat etc., dann von Widersteht Giftigkeit i. Säuren (Sal- Bilden Kom- dünnten Al- den Säuren u. ver- C04 und den neutr. Salz. (U. Mosso). Alkoh. auch durch 6 Mon. (Knoch). kowski). posita mit versch. Me- tallen. kalien auch bei Kälte. dünnten Alkalien, von Jod, Aseptol, Lysol. Das Pepsin wird zerstört von hypermangans.Kali, Chromsäure, Pikrin- säure, chromsaurem Kali, eisencyansaur. Kali, Barythydrat. Schlägt nieder mit Ammo- niaksulfat (U. Mosso). Schlägt nicht nieder mit Blei- u. mit Kupferacetat (Takahashi). — — — Schlagen nied. mit all. Subst., welche die Albuminoide nieder- schlag. E. Ausnahm, würde i. einig. Fäll, das Pepsin machen. Lösb. L Wass., Lösb. i. Wass., Lösb. in Alko- Oie Alkaloide in freiem Zust. Löslich in Wasser u. unlösbar in unlösbar in hol (!) (Sal- sind unlösl. in Wasser u. in Glycerin (!). Un- Alkohol (U. Mosso). Alkohol, Aeth., Chlo- roform etc. kowski). lösl. in Aether, Chloroform, Amylalkohol, Substanzen, i. denen d. neutr. Salze u. d. Alkalien ders. unlösl. sind. löslich in Alkohol, Aether u. s. w. Filtrieren leicht. Filtrieren alle m. Aus- nahme einiger in- versiven Enzyme (Aspergillus). 308 Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. Hygienisches Gegenüberstellung der Eigentümlichkeiten des Tetanus- Dr. Claudio Fermi Eigenschaften Tetanusgift Diphtheritis- gift Gift der Naja tripudians Gift d. Lachesis rhombeata Gift der Krotalen Dialyse. Verhält sich zur Dialysiert nach Dialysiert langsam Wird s. wahr- Dialys. (Hei- Dialyse wie die Albuminoidsub- stanzen und das Pepton (Fermi u. Pernossi). Wassermann und Roux- Yersin; nach Brieger und Fraenkel nicht. (Calmette). scheinl. ver- halten wie das Gift der Krotalen u. der Cobra. denschild). Wirkung d. Enzyme. Widersteht d. pro- teolitischen En- zymen ; w. zerst. v. Chlorwasser- stoffsäure, nicht v. Pepsin (Fermi u. Pernossi). Wird zerstört vom Magen- saft. N. Gautier wider- steht es 48 St. dem Magensaft ; nach Calmette, entgeg. Fayrer, wäre es, in den Mund genomm., unwirksam. desgl. Wirkung d. Darmes. Zerstört von den Darmwänden. — Unwirks. i. Darme (Calmette). desgl. — A b s o r- Es wirkt nicht Langsame Schnelle Wirkng : Tötet in einigen Stunden, bierungs- Schnellig- keit. sichtb. vor 8 — 10 Stunden. Wirkung. Kann in 15 Min. einen Menschen töten u. i. 1 Min. einen Vogel. aber auch nach mehreren Tagen. Klein st e Die kleinste Dosis Kleinste Dosis Dosis impondera- - Dosis. ist impondera- bei. imponderab. bei. Empfang- Maus und Meer- Taube u. Ka- Affen und Hunde Alle Tiere sind mehr oder 1 i c h k e i t schweinch. sind nincben sind sind viel em- weniger empfindlich mit der ver- schiedenen Tiere. am empfindlich- sten ; Kröten , Tritone, Schild- kröten und Schlangen sind widerstandsfähig (Fermi u. Per- nossi), wie auch das Huhn. empfänglich wie auch das Meerschw. Maus und Ratte sind fast immun. pfindlicher als Frösche. Ausnahme der Schlangen. Wirkung Tetanus, Paralyse, Oedema, respi- Wirkt a.d. Rücken- Wirken ungefähr wie das Gift auf den Organis- mus. Asphyxie. rator. Para- lyse. mark , erzeugt tetanische Kon- traktionen und Paralyse ; irri- tiert d. Schleim- häute. der Naja tripudians. Chemische Toxalbum. (Brie- Serumalbumin Ist keine Base Wird s. wahr- Ist keine Base Natur nach ger u. Fraenkel). (Brieger und (Gautier - Cal- scheinl. von (Mitchell, v e r s c h. — Nucleoalbu- Fraenkel). mette). Ist ein ders. Natur Armstrong, Autoren. min (Gamaleia). — Es ist kein Albuminoid (Brieger-Cohn). — Ist ein Albu- minoid (Uscbins- ky). Acidalbumin od. ein Pepton. sein wie das Gift d. Naja u. der Kro- talen. Brunton).Ist e. Globul. Ist ein Pepton oder ein Se- rumalbum. (Mitcbell- Reichert). Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. 309 Institut zu Rom. und des Diphtheritisgiftes (Assistent). undjener anderer Gifte vo n Ichthyotoxi- cum Mosso’s Gift des Tetro- don rubripes u. d. T. inermis (Fugü) Gift d. Mytilus edulis. Vegetabilische Alkaloide sehr wenig stabile stabile Enzyme Dialysiert nicht (U. Mosso). Dialysiert (Ta- kahaski). Dialysieren auch in natürlich. Zustande (Fermi u. Pernossi). Dialysieren nicht. Wird zerstört vom Magensafte und von der Verwesung. Widerst, sehr gut dem Ma- gensafte. Widersteht d. Magensafte. Widerstehen sehr gut. Mit Ausnahme des Pepsins werden sie v. Magensafte zer- stört (von Chlor- wasserstofifsäure) (Fermi). Injiziert in die Jugul.v tötet in 1 — 5 Min. Nicht zerstört Nicht zerstört Tötet in 1 — 5 Nicht zerst. vielleicht m Ausnah. v. einig. Schnelle Absorbie- rung; schnelle Wir- Nicht zerstört. Subkutan injiziert sinr einige nachweisbad Wirkt gleichartig subkutan injiziert (A. Mosso). Tötet in 8 — 10 Min. od. in 2 St. (Sawt- Min.; 1 — 2 ccm alkohol. Extr. töt. ein kung i. den Organen nach einigen Stunden. Die tödliche Dosis be- trägt 0,5 ccm Serum (A. Mosso). schenko). Kaninch.(E Salkowski). Die tötlichen Dosis sind immer wägbar. Die Absorb. d. Pepsins scheint schnell, zu gesch. a. j. d. Tryps. Hund und Kaninchen sind unempfindl. als das Meerschwein- chen, die Taube u. Frösche (A. Mosso). Der Mensch u. d. Hund sind empfindlich. Der Mensch, d. Hund, d. Ka- ninchen und die Frösche s. empfindl Mensch u. Hund sind am empfindlichsten. Die Vögel sind ge- gen das Morphium widerstandsfäh.; die Tauben u Schneck, gegen das Atropin ; der Esel gegen die Datura stramonium. Konvulsion., Paralyse, Asphyxie. Irrit. die Schleimh. u. nimmt d. Blute d. koagul. Eigensch. Wirkt w. d. Gift d. Schlangen (A. Mosso). Wirkt wie Opium und wie Chloral- hydrat. Verschieden nach dem Alkaloid. Giftig(Baltus,Wencki, Bergmann , Hilde- brand u. s. w. Nicht giftig (Fermi). Ist weder ein Salz noch ein Pepton, denn es dialysiert nicht (!). Es ist ein Serumalbum. (D. Mosso). XV. Bd. Ist keine Base (!). Sind Basen. Viele sind krystallisierb. We- nige sind amorph, flüssig od gasartig. Kolloide Substanzen, welche sich den Al- buminoiden nähern. 20 310 Allgemeines über Bakterien und Infektionskrankheiten. Aus der gegebenen Tabelle ist ersichtlich, wie das Tetanusgift, wie jenes der Diphtheritis, nach der Art des Verhaltens gegen die Wärme, gegen das Licht, gegen die chemischen Agentien und die Dialyse, wie auch mit Rücksicht auf das geeignete Lösungsmittel, auf die Agentien, die es niederschlagen, sowie in Beziehung auf seine Wirkung auf den Organismus, sich überaus nähert den Giften der Schlangen (Naja tripudians, der Krotalen u. s. w.), demjenigen der Aale, der Muränen und der Gonger, wie auch der Schar der Enzyme1). Ueber die chemische Natur dieser Gruppe von Substanzen kann man für jetzt nichts Anderes sagen, als daß sie mehr die Kennzeichen der colloiden Substanzen haben, als jene der nicht colloiden, daß sie sich vielmehr den Albuminoidsubstanzen als den Basen annähern. Hiermit wird nicht im geringsten beabsichtigt, die immer wahrscheinliche Hypothese zu verwerfen, daß diese Gifte Säuren seien, Basen oder andere sehr instabile besondere Substanzen, die mit Colloidsubstanzen innig vereint sind, wie es z. B. der Fall ist für die Alkalien und Acidalbumine und so viele andere Albuminate. Rom, 18. Januar 1894. Referate. Weyl, Handbuch der Hygiene. Jena (Gustav Fischer) 1893. Aus der Ankündigung des in der Entstehung begriffenen Sammel- werkes, welche die Verlagsbuchhandlung den Lesern des Central- blattes mit einer der letzten Nummern dieser Zeitschrift hat zugehen lassen, geht hervor, daß sich der Herr Herausgeber mit einer größeren Zahl hervorragender Fachleute zusammengethan hat, um den gegen- wärtigen Standpunkt der hygienischen Wissenschaft in einem nach einheitlichen Gesichtspunkten durchgearbeiteten Handbuche zusammen- zufassen. Es sollte dabei ein möglichst unparteiischer Standpunkt erstrebt werden, indem die Vertreter der verschiedensten Schulen zur Mitarbeit herangezogen wurden. In der That sind unter den Mit- arbeitern Forscher wie Fodor, Loeffler, Weichselbaum und Emmerich neben einander verzeichnet, von denen es bekannt ist, daß jeder das gemeinsame hohe Ziel der Erkenntnis anf seinem eigenen, besonderen Wege sucht. Das Unternehmen Weyl’s darf wohl der allgemeinen Sympathie gewiß sein und verdient eine rege Förderung. Die großen Fortschritte der hygienischen Wissenschaft haben in den verschiedenen Hand- büchern und Lehrbüchern der jüngsten Zeit nicht allenthalben aus- führliche Berücksichtigung finden können. Es verbot sich das in der Regel schon deshalb, weil die Verfif. das große Material in einen verhältnismäßig engen Raum zusammendrängen mußten. In Weyl’s Buch ist nun jedes Kapitel einem bestimmten Fachmann übertragen, 1) Ohne daraus je den Schluß zu ziehen, daß das Tetanusgift, das Gift der Diph- theritis, der Schlangen und das Ichthyotoxicum Diastasen seien. Allgemeines über Bakterien und Infektionskrankheiten. 311 in dessen Hand es liegt, das gesamte Gebiet des ihm zugewiesenen Stoffes für die Bearbeitung zu verwerten und in Gestalt einer in sich abgeschlossenen Monographie in übersichtlicher Form allen Hygienikern zugänglich zu machen. Von dem Werke liegen bereits 4 Sonderabhandlungen vor, welche verschiedenen Kapiteln des Handbuches angehören. Alle zeichnen sich durch anziehende Darstellung aus, deren Vorzüge vor allen in der klaren Ausdrucksweise und in der knappen Form liegen ; zugleich bietet ihr reicher Inhalt eine Fülle von Anregung und Belehrung. Die erste Lieferung handelt von der geschichtlichen Ent- wickelung und Organisation der öffentlichen Gesund- heitspflege in den Kulturstaaten und stammt aus der be- währten Feder Finkelnburg’s. Wie der Verf. einst durch seine kritischen Studien der Gesundheitsverwaltung Englands Aufsehen erregt hat, so hat er bei der Abfassung des vorliegenden Abrisses die sanitäre Organisation jenes Landes mit besonderer Liebe be- handelt und in fesselnder Beschreibung veranschaulicht. Die jüngsten Gesetze, infectious diseases notification und prevention acts, public healtli London act, sind nicht berücksichtigt, vermutlich, weil sie ihrem Inhalte nach bei dem Kapitel Infektionskrankheiten besprochen werden sollen. Neben Englands Gesundheitswesen sind auch die bezüglichen Verhältnisse in den Staaten des Altertums und Mittel- alters, und in einigen europäischen Ländern der Gegenwart, Deutsch- land, Oesterreich, Frankreich, Italien berücksichtigt, und besonders dankenswert ist die Schilderung der internationalen, auf Abwehr der Seuchen gerichteten Maßnahmen, in welcher der Inhalt der Verein- barungen zu Venedig (1892) und Dresden (1893) ausführlich er- örtert wird. Der den sogenannten „kontagionistischen“ Anschauungen abholde Standpunkt des Verf.’s ist aus seinen in der letzten Zeit erschienenen und auch in den politischen Blättern vielfach besprochenen Veröffent- lichungen allgemein bekannt. Es war daher nicht anders zu erwarten, als daß diese Auffassungen auch in der vorliegenden Monographie ver- treten sein würden, und in der That wird nicht jeder Hygieniker mit Finkelnburg übereinstimmen, wenn er z. B. die Benachteiligungen, welche der deutsche Handel durch oft geradezu drakonische Maßregeln gegen unsere Herkünfte im Auslande während des Jahres 1892 erlitten hat, als folgerechte Repressalien gegen die 1883 zwischen den deutschen Bundesseestaaten vereinbarten „Vorschriften über die gesundheits- polizeiliche Ueberwachung der Seeschiffe“ hinstellt. Indessen werden sich auch die „Kontagionisten“ gern aus der vom Verf. gegebenen Uebersicht über viele einschlägige Thatsachen und Verhältnisse orien- tieren und vor Allem mit ihm übereinstimmen in der günstigen Be- urteilung der Ergebnisse der Dresdener Konferenz, welche nicht zum geringsten Teile R. Koch zu danken sind. Die zweite Lieferung besteht in einer Abhandlung von Munk über Einzelernährung und Massenernährung. Was im Eingänge dieses Referates über Inhalt und Form der bisher er- schienenen Teile des Wey Eschen Handbuchs gesagt war, trifft in Bezug auf diesen Abschnitt in vollem Masse zu. Die Monographie 20* 312 Allgemeines Uber Bakterien und Infektionskrankheiten. ist in 4 Hauptteile gesondert, welche dem Stoffverbrauch des Menschen, der Bedeutung der Nahrungsstoffe, der Nahrung des Menschen und der Massenernährung gewidmet sind. Eine ausführlichere Bespre- chung erscheint an dieser Stelle nicht angezeigt, da bakteriologische Gebiete in den bezüglichen Abschnitten nicht berührt werden. In der dritten Lieferung haben Wernich das Leichenwesen einschließlich der Feuerbestattung und Wehmer das Abdeckereiwesen bearbeitet. In dem Wernich’schen Teile wird nach einem geschichtlichen Ueberblick über die verschiedenen Verfahren der Bestattung zunächst die Totenschau besprochen. Der Verf. hebt im Besonderen die Wichtigkeit derselben für die Medizinal- statistik hervor, trägt aber in unparteiischer Weise auch den großen Schwierigkeiten Rechnung, welche einer allgemeinen Einführung der allein in dieser Beziehung w irklich wertvollen ärztlichen Leichen - besichtigung entgegenstehen. Es folgt dann eine Schilderung der verschiedenen Verfahren mit Leichen in der Zeit von der Todesfest- stellung bis zur endgiltigen Bestattung. Wernich tritt hier mit Lebhaftigkeit für die allgemeiue Einführung der Leichenhallen ein ; die bezüglichen bisher in dieser Beziehung gütigen Bestimmungen werden eingehend verwertet, wie dies auch betreffs der Abschnitte über Totenschau und Leichentransport besonders anzuerkennen ist. Ein Bericht über Forschungen und Feststellungen an Leichen bringt u. A. Mitteilungen der bekannten Untersuchungen Petri’s über die Lebensdauer pathogener Keime in Tierleichen und die Forschun- gen Brieger’s u. a. über Leichenalkaloide. Hinsichtlich der end- giltigen Bestattung der Leichen ist der Verf. den auf Einführung der Feuerbestattung gerichteten Bestrebungen freundlich gesinnt, er verurteilt jedoch alle agitatorischen Uebertreibungen , welche in dieser Bewegung hervorgetreten sind, mit Nachdruck. Die einzelnen Arten der Bestattung werden ausführlich besprochen, ihre Bedeutung in hygienischer Beziehung gebührend hervorgehoben. Besonders gefällig liest sich u. a. die Schilderung der Vorgänge der Fäulnis und Verwesung. In dem von Wehmer bearbeiteten Teil wird zunächst die Zu- sammenstellung der einschlägigen deutschen und österreichischen Gesetzgebung allgemein willkommen sein. Die weiteren Abschnitte, welche von der Ausübung des Abdeckereigewerbes, den an dieses Gewerbe zu stellenden Anforderungen und dem durch Abdeckerei zu beseitigenden Material handeln, verdienen in jeder Weise volle An- erkennung. Einige wohlgelungene Abbildungen, in denen u. a. der H enneberg’sche Kafill-Desiufektor, eine Anlage zur Verarbeitung von Tierleichen nach Podewils und ein Kos i ’scher Verbrennungs- ofen für Tierleichen dargestellt sind, tragen wesentlich zur Veran- schaulichung des Inhalts bei. Eine Besprechung der 4. Lieferung, welche die Hygiene des Bodens behandelt und von Fodor verfaßt ist, behält sich Ref. für eine spätere Nummer dieser Zeitschrift vor. Der Verlagsbuchhandlung gebührt für die angemessene Aus- stattung der bisher erschienenen Teile des Werkes besonderer Dank. K übler (Berlin). Bakterien in Milch. 313 Knochenstierna, Hugo, Ueber den Keimgehalt der Dor- pater Marktmilch nebst einigen bakteriologischen Untersuchungen von Frauenmilch. [Inaug.-Diss.] 8°. 51 p. Dorpat 1893. Die Arbeit bringt im ersten Teile nicht viel Anderes, wie die von Gernhardt; erwähnt möge sein, daß Verf. eine deutliche Beziehung zwischen Keimgehalt und Rahmgehalt nicht zu entdecken vermochte, auch einen merklichen Einfluß der kälteren Jahreszeit auf die Höhe der Keime nicht fand. Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit der Frauenmilch. — Während man früher die Muttermilch gesunder Frauen für voll- ständig keimfrei erachtete, haben neuere Untersuchungen ergeben, daß stets Keime vorhanden sind, deren Zahl sich einesteils nach der Zeitdauer richtet, welche seit dem letzten Saugakte verflossen ist, und zweitens von der Größe des Milchquantums abhängt, welches unmittel- bar vor der zur Untersuchung benutzten Milchprobe entleert wurde. Von Keimarten fanden sich in 4/5 der Fälle der Staphylo- coccus pyogenes albus, seltener der pyogenes aureus und der Streptococcus pyogenes. Unter 44 Proben wiesen 31 Eiterkokken ausschließlich auf, 9 dieselben mit anderen Bakterien vermischt, aber selbst überwiegend, und nur 4 zeigten andere Bak- terien ohne Eiterkokken. Ob diese Keime nun durch den Blutstrom nach der Drüse hin- getragen sind oder von außen einwandern, ist selbst nach den neuesten Untersuchungen von A. Palleske unentschieden geblieben. Knochenstierna untersuchte die Milch von 8 vollständig ge- sunden Frauen, 7 Wöchnerinnen und 1 Amme, welche vor 4 Wochen geboren hatte, und stellte 48 Untersuchungen an. Eine Konstanz des Keimgehaltes vermochte Verf. nicht festzustellen und faßt seine Behauptungen folgendermaßen zusammen: Die nach Reinigung der Warze mit Sublimat und Alkohol bez. Alkohol allein aus der ge- sunden Brust einer gesunden Frau entleerte Milch enthält oft Keime, unter denen der Staphylococcus pyogenes albus am häufig- sten vorkommt. Er scheint von außen in die Milchsinus eingewandert zu sein, entfaltet aber dort keine pathogenen Eigenschaften. Außer- dem kommen noch mehrere Arten von anderen Kokken und einige Arten Bakterien vor; jede einzelne Art ist aber im Vergleiche mit dem gesamten Mikroorganismus viel seltener. Einmal wurde weiße Hefe gefunden. E. Roth (Halle a. S.). Gernhardt, Eugen, QuantitativeSpaltpilzuntersuchungen der Milch. [Inaug.-Diss.] 8°. 78 p. Dorpat (Jurjew) 1893. Bereits 1840 erkannte Fuchs in der Milch Vibrionen, ihm folgte dann Pasteur, welcher fand, daß sie weit schwerer als irgend eine andere Flüssigkeit von ihren Keimen zu befreien sei. Verf. nahm das Zählen der Kolonieen am dritten Tage nach der Impfung vor und erhielt folgende Tabelle für die Dorpater Ver- hältnisse: 314 Bakterien in Milch. — Fleischvergiftung. Niedrigster Höchster 7 535 150 15 139 338 20 303 000 26 056 500 Mittlerer Keimgehalt Gutsmeiereien 402 046 Städtische 1 294 649 Dorfmilch I 1 749 930 2 322 103 5 506 601 9 670 873 11 274 703 39 990 850 „ II 2 120 968 Marktmilch 2 093 181 116 817 200 Als Gegensatz seien andere Städte angeführt: nach Renk in Halle 6 — 30,7 Mille in 1 ccm, nach Lehmann in Würzburg 1,9 bis 7,2 Mille, in Müncheu nach Es eher ich 1 — 4 Mille, in Gießen nach Uhl 83100—169 632000. Gernhardt wandte dann seine Aufmerksamkeit den Keimen zu, die nicht als Milchbakterien bezeichnet sind. Am häufigsten fand er den Radiciformis, welcher ja auch ein fast regelmäßiger Be- fund des Fluß- und Brunnenwassers ist und durch die Wasserspülung der Gefäße an die Wandungen derselben gelangen dürfte. Sonst Vorgefundene Schimmelarten stammen wahrscheinlich so- wohl aus dem Staube der Luft, als auch aus den oft schimmelhaltigen Kellerräumen. Proteusarten dürften ebenfalls durch Wasser in die Milch gelangt sein. Es wurde darauf versucht, nach Möglichkeit keimfreie Milch auf den Gütern der UmgegeDd selbst zu gewinnen, wobei Verf. zu dem Resultate kommt, es sei dieses ein Ding der Unmöglichkeit. Die Hauptschuld ist den Ausführungsgängen der Drüse selbst beizumessen, da die Keimzahl in dieser von vornherein in einem sich fast stets gleichbleibenden «Durchschnitte 15000 pro 1 ccm ausmacht. Die Milch gelangt ferner erst etwa 6, 12 oder 18 Stunden nach dem Melken zum Verkauf, was der Entwickelung der Keime ungemein förderlich ist. Die Ueberzahl der Keime stammt aber aus der Außen- welt und wird durch den Melkakt wie die Gefäße und Art der Be- handlung der Ware in dieselbe hineingebracht; namentlich in den Wirtschaften mit täglicher Stallreinigung will Gern hardt, wahr- scheinlich durch das Bewegen des Mistes, eine erheblich größere Anzahl von Keimen angetrofi'en haben. — Centrifugierte Milch weist die niedrigste Zahl von Bakterien auf und ist hygienisch am meisten zu empfehlen. E. Roth (Halle a. S.). Schroeder, Die Fleisch- und Wurstvergiftung inU. und Umgegend des Kreises Weißenfels im Jahre 189 2. (Vierteljahrsschrift für gerichtliche Medizin und öffentliches Sani- tätswesen. 1893.) 29 Familien mit insgesamt über 100 Personen erkrankten nach dem Genüsse von Kuhfleisch von einem Tiere, welches infolge von Maul- und Klauenseuche ein Panaritium bekommen hatte. Der Tier- arzt hatte das Fleisch für gesund und als Nahrungsmittel verwendbar erklärt. Die Krankheitssymptome trafen vorwiegend den Magendarm- kanal und bestanden in Leibschmerz, Durchfall, Kollern, Erbrechen, daneben war Kopfschmerz und Schwindel beobachtet. Ein Fall endete letal und wird das bezügliche gerichtliche Obduktiousprotokoll mit- geteilt. In den Wurstteilen, die zur bakteriologischen Untersuchung kamen, fanden sich der Proteus, prodigiosus und subtilis. Septikopyämie. — Grüner Eiter. 315 Wurstgifte uud Fäulnisgifte waren in den Leichenteilen, Würsten und Schinken nicht nachweisbar. Im Anschlüsse an diesen Fall giebt Verf. eine Uebersicht aller bis dato bekannt gewordenen Fleischvergiftungen und teilt die Fälle eiu 1) in solche, in denen unzweifelhafte Ptomainsymptome vorhanden waren, 2) in solche, in denen mehr die Symptome der Intestinal- mykose vorherrschen. In der Uebersicht werden in toto 48 Fälle besprochen, und zwar geben die Tabellen an: Litterarische Notizen, Bezeichnung der Epidemie nach Art, Ort und Zeit des Auftretens, die Ursache des- selben, das Inkubationsstadium, die Zahl der Erkrankungen, Zahl der Todesfälle, die Krankheitserscheinungen, Obduktionsbefunde, Gifte und Gifte produzierende Organismen sowie sonstige Bemerkungen. Mit Recht beklagt sich der Verf. über den schleppenden Geschäfts- gang, der verhinderte, daß das verdächtige Material sofort an einer geeigneten Stelle bakteriologisch verarbeitet würde, weil die fraglichen Objekte erst durch der Hände lange Kette der Justizbeamten wandern muß. Er verlangt, daß der Staat obligatorisch chemisch-bakteriolo- gische Institute mit der Untersuchung beauftrage und daß das erste Amtsgericht, dem Anzeige von dem Falle gemacht werden, sogleich die Senduugen an diese Institute verabfolge, ähnlich wie es jetzt ja auch mit dem choleraverdächtigen Materiale geschieht. Prophylaktisch fordert er ein staatliches Verbot des Verkaufes von Fleisch kranker Tiere, dann eine durchgreifende tierärztliche Kontrolle, und um den Besitzer vor Schaden zu schützen, eine von Zeit zu Zeit wiederholte öffentliche Mahnung zur Viehversicherung und eventuelle staatliche Unterstützung im Falle des Betroffenwerdens eines Viehzüchters. — Gewiß läßt sich manches Unglück durch diese Maßregeln vermeiden. 0. Voges (Danzig). Arloing et Cliantrc, fitude sur l’origine microbienne de l’infection purulente chirurgicale. (Arch. genör. de med. 1893. Oct. p. 497.) Die Verff. kommen zu folgenden Resultaten: 1) Die „Infection purulente chirurgicale“ (die deutsche Septiko- Pyämie) wird verursacht durch die gewöhnlichen Eiterstreptokokken. 2) Eine Mischinfektion ist häufig, aber nicht notwendig. 3) Der Streptococcus hat dabei die gleiche Virulenz wie bei der schweren Form des Puerperalfiebers. 4) Die Ursache der Umwandlung seiner pathogenen Eigenschaften ist noch unklar. W. Petersen (Zürich). Schimmelbusch, Ueber grünen Eiter und die pathogene Bedeutung des Bacillus pyocyaneus. (Sammlung kli- nischer Vorträge von Volkmann. Serie 3. Heft II. No. 62. p. 303 ff.) Im Anschluß an eine Krankenvorstellung berichtet Verf. über die durch den Bacillus pyocyaneus hervorgerufenen Erschei- nungen. Er schildert die Grünfärbung der Verbände, das Aussehen der Wunde, beschreibt die Theorieen, welche vor der Entdeckung des 316 Grüner Eiter. — Septikopyämie. Bakteriums in betreff der Grün- und Blaufärbung der Verbandstoffe herrschten, wobei besonders die Ansicht von Longuet auffällt, welcher diese Erscheinung meist nach Gewittern beobachtet haben will, wo dann unter dem Einflüsse der ozonreicheren Luft das Jod der in Hospitälern stets in der Luit vorhandenen Tinct. Jodi die Stärke- verbände bläue. Jetzt weiß man, daß das Pyocyanin, welches durch Ausschütteln der Verbandstoffe mit Chloroform gewonnen wird, die Ursache der Verfärbung ist. Ebenso wie der Farbstoff wird aber auch ein charakteristischer Geruch durch den Pyocyaneus hervor- gerufen. Aber nicht nur grünen Farbstoff sehen wir, sondern bisweilen auf anderen Nährböden auch blauen, ja sogar braunen und vermag man eine ganze Farbenskala zwischen Grün und Braun herzustellen. Die Produktion der chromogenen Substanz erweist sich dabei abhängig von genügender Luftzufuhr, vom passenden Nährsubstrate und von der Beschaffenheit der Bacillen selbst. Was die Frage anbelangt, wie der Bacillus pyocyaneus auf und in die Wunden gelangt, so waren frühere Autoren der An- sicht, daß es sich um eine Infektion aus der Luft handelt. Doch ergaben neuere Untersuchungen, daß der Organismus ein Parasit an unserem gesunden Leibe ist. Mühsam fand, daß er beim Gesunden in der Achselhöhle, der Anal- und Inguinalfalte in 50 Proz. der unter- suchten Fälle vorkam. Dieser Bacillus bewirkt nun weder Eiterung noch Sepsis, doch produziert er ein Protein, welches, sub- kutan oder intravenös injiziert, heftige Wirkungen hat. Ein Arzt injizierte sich 0,5 ccm bei 100° im Dampfe sterilisierter Bouillon- kultur in den Vorderarm. Nach wenigen Stunden stieg unter leichtem Frösteln die Temperatur an, in circa 12 Stunden erreichte sie 38,8 °, um dann langsam abzufallen. Von der Injektionsstelle aus verbreitete sich eine erysipelasähnliche Anschwellung über den Unterarm ohne Eiterung, die Drüsen der Achsel waren geschwollen und sehr schmerz- haft. Büchner berichtet von einem ähnlichen Falle. In der Praxis wurden derartige Einwirkungen nie beobachtet. Dennoch aber ist die Infektion nicht so harmlos. Der Geruch ist lästig und widerwärtig, die Sekretion der Wunde ist enorm und oft mit den gewaltigsten Verbandmassen nicht zu bewältigen. Die Granulationen werden in ihrer Konsolidation gestört. Transplantationen werden oft gänzlich ver- hindert. Auf den Wunden liegen Aetzschorfe, wie diphtherische Beläge, welche sich ohne Blutung kaum entfernen lassen; sie bestehen aus Massen von Pyocyaneusbacillen. Ist die Intoxikation auch keine plötzliche, wie bei der Subkutaninjektion der Kulturmassen, se handelt es sich um langsam schleichende Vergiftung. Kaninchen siechten hin, zeigten parenchymatöse Degenerationen der inneren Organe, chronische Nephritis und Amyloid. — Aus allen Beobachtungen geht bis jetzt hervor, daß der Bacillus pyocyaneus zwar giftige locale und allgemeine Wirkungen zu Stande bringt, daß ihm aber die Eigenschaften eines invasiven pathogenen Organismus abgehen. — Ueber eine wirksame Bekämpfung und einzuschlagende Therapie schweigt leider der Artikel. O. Voges (Danzig). Siebourg, Leonhard, ZurCasuistikderkryptogene tischen Septicopyämie. [Inaug.-Diss.] 8°. 32 p. Bonn 1893. Meningitis. — Streptococcus. 317 Wohl keine Krankheit weist so mannigfaltige und dem An- scheine nach so weit auseinanderliegende Formen auf, wie die septische Infektion. Zahlreiche Untersuchungen der Neuzeit haben ergeben , daß die Septikopyämie durch die verschiedenen Arten der die gewöhnliche Wundeiterung bedingenden Mikroben hervorgerufen wird. Diese bilden, wenn sie im Körper günstige Lebensbedingungen antreffen, Kolonieen, welche ihrerseits wieder zum Ausgangspunkte spezifischer Embolien in entfernten Organen werden können. Diese Mikroorganis- men sind vorzugsweise Streptococcus pyogenes, ferner pyo- gene Staphylokokken und zuweilen kommen auch wohl noch andere Bakterienarten in Betracht. Als Eingangspforte für die Mikroorganismen ist in den meisten Fällen die traumatische Läsion zu bezeichnen, vielfach auch die Schleimhäute des Digestions- und Respirationstraktus oder des Urogenitalapparates, wie denn ferner alte, irgendwie früher ent- stehende Eiterherde in Betracht kommen. Temperatur ist meist hoch, zeigt sprungweisen Verlauf und ist meist von Frost begleitet. Atmungshäufigkeit in der Regel bedeutend gesteigert und andere Begleiterscheinungen, welche deu Kliniker an- gehen. Alle untersuchten pathogenen Bakterien sind hier gewöhnlich auf Zufuhr von Sauerstoff angewiesen , weshalb sie sich im linken Herzen vorzugsweise entwickeln. Verwechselungen können zunächst eintreten mit Malaria, durch Anwendung von Chinin leicht zu bemerken, Variola, Scharlach, Milz- brand, Rotz, Pemphigus u. s. w. E. Roth (Halle a. S.). Beck, M., Ueber eine durch Streptokokken hervor- gerufene Meningitis. (Zeitschr. für Hygiene und Infektions- krankheiten. Bd. XV. 1893. H. 2. p. 359 ff.) Im Anschlüsse an eine Angina und einen Tonsillarabsceß war eine eiterige Meningitis entstanden, die in kurzer Zeit zum Tode führte. Der Krankheitsvorgang war durch Streptokokken, welche sich durch große Virulenz gegenüber Kaninchen und Mäusen aus- zeichneten, ausgelöst. Zwei Wege, auf denen von der Tonsille aus die Kokken in die Schädelhöhle, gelangen konnten, stehen offen, entweder direkt oder auf dem Wege der Allgemeininfektion. Im Blute und anderen Or- ganen (mit Ausnahme der Leber) ließen sich keine Bakterien nach- weisen, so daß wohl eine direkte Infektion stattgefunden haben mag, wobei die Kokken durch die Siebbeinzellen nach der Gehirnoberfläche vorgedrungen sind und hier zu einer Eiteransammlung Veranlassung gegeben haben. 0. Voges (Danzig). Marot, Felix, Sur un Streptocoque. [These.] (Soci6t6 d’edi- tions scientifiques. Paris 1893.) In einer längeren, sehr lesenswerten Arbeit berichtet Marot über die Resultate seiner Streptokokkenstudien. Da er eine Diffe- renzierung der Streptokokken nach dem Grade ihrer Virulenz als zu trügerisch aufgab, sah er sich nach neuen Differenzierungsmitteln um 318 Streptococcus. und glaubt ein solches in dem Ausfälle der Kartoffelkultur gefunden zu haben. Er teilt danach die Streptokokken in 2 große Gruppen, 1) in solche, welche kein sichtbares Wachstum auf Kartoffeln zeigen und 2) in solche, welche ein sichtbares Wachstum auf Kartoffeln deutlich erkennen lassen. Bei der ersten Gruppe sagt er mit Absicht nur, „welche kein sichtbares Wachstum auf Kartoffeln zeigen“, um mit diesem nichts weiter präjudizierenden Ausdrucke sich weiter in gar keine Diskussion darüber einzulasseu, ob sie sich nicht viel- leicht doch auf der Kartoffel trotzdem vermehren. Zu dieser ersten Gruppe rechnet er den Erysipelcoccus und verwandte Arten, Streptokokken bei puerperalen Affektionen, Streptococcus pyo- genes, Str. murisepticus, die Streptokokken a und ß und den Diplostreptococcus von Barbier, den Str. scarlatinosus von d’Espine und Marignac, die Streptokokken bei Angina phlegmonosa und crouposa. Wahrscheinlich gehören nach ihm dazu auch die Streptokokken bei Bronchopneumonieen, welche nach Mosny mit dem Erysipelstreptococcus identisch sind; ferner der von Beck bei einem choleraähnlichen Falle beobachtete Streptococcus; desgleichen die Streptokokken bei Pleuritiden (Vignaion) und Peri- tonitiden, welche dem Str. pyogenes gleichen u. s. w. und schließ- lich der Pneumococcus. Zu der zweiten Gruppe mit sichtbarem Wachstume auf Kartoffeln zählt er einige von v. Lingelsheim beschriebene Streptokokken, ferner drei von d’Espine und Ma- rignac und dann die von ihm selbst aus Fällen von Angina, ferner bei gesunden Individuen , aus Phlegmoneneiter, Bronchopneumonie, Stomatitis „ulcero-membraneuse“ gezüchtete Streptokokken, deren kulturelles Verhalten er genauer augiebt. Darauf giebtMarot sehr genaue Beschreibungen des Erysipelstreptococcus und eines durch seine Kartoffelkultur ausgezeichneten Streptococcus1), welchen er aus dem Munde von Gesunden und — sehr reichlich — bei gewissen „angines pultac6es“ fand. Im folgenden schließt er daran Protokolle von 18 mehr oder weniger genau analysierten Strepto- kokkenfällen an. Seine Resultate faßt er in folgenden Schlüssen zusammen: I. Bei der wichtigen Rolle, welche den Streptokokken in der menschlichen Pathologie zukommt, schien es von Interesse, die- selben in gewisse Kategorieen zu gruppieren. II. Bei der Gruppie- rung schien nach den angestellteu Versuchen ein Merkmal speziell als Basis zu Grunde gelegt werden zu können: die Art des Wachs- tums auf Kartoffeln. III. Abgesehen von dem theoretischen Interesse und ohne daraus etwas für seme Spezificität präjudizieren zu wollen, erschien ihm dies Merkmal für die bakteriologische Differential- diaguose verwertbar, und zwar überlegen in letzterer Hinsicht IV. sowohl der Prüfung auf die so schwankende Virulenz, als auch gegenüber den von v. Lingelsheim empfohlenen morphologischen Charakteren, da die Kettenlänge wegen ihrer großen Variabilität für die Differentialdiagnose nicht verwertbar erschiene. Danach teile er V. die Streptokokken in 2 große Klassen, in die, welche kein sicht- bares Wachstum auf Kartoffelu zeigen, und in solche, welche deutlich 1) Note sur un caractere differeutiel d'uue streptocoque de la bou.'he. (Societe de biologie. 1892. 5. novembre ) Streptococcus. 319 sichtbares Wachstum darauf erkennen lassen. Zu der ersten Klasse gehörten VI. der Erysipelstreptoceccus mit seinen Verwandten und der Pneumococcus, während sich VII. die Streptokokken der zweiten Klasse den von v. Lingelsheim als Streptococcus brevis beschriebenen Streptokokken zu nähern schienen. VIII. — X. Der eine vom Verf. genauer studierte, hierher gehörige Streptococcus, welcher im Munde ziemlich häufig zu sein schien, wurde in beson- derer Reichlichkeit in gewissen Fällen von Angine pultacöe beobachtet, so daß es nahe lag, ihn — bis zu einem gewissen Grade — in diesen Fällen verantwortlich zu machen. Ref. möchte hieran einige Bemerkungen knüpfen. Ob der Erysipelstreptococcus auf Kartoffeln kein Wachstum zeigt, ist ein strittiger Punkt. Bekanntlich hatte sein Entdecker, Fehl- eisen selbst, angegeben, daß derselbe auf Kartoffeln, und zwar schon bei Zimmertemperatur wächst. Demnach ist also Mar ot’s Annahme (p. 16), daß v. Lingelsheim wohl der erste gewesen sei, welcher Streptokokken mit sichtbarem Wachstume auf Kartoffeln beschrieben, hinfällig. Was des weiteren den Wert des von Marot vorgeschla- genen Kartoffelwachstums der Streptokokken für die Differential- diagnose anlangt, so werden darüber weitere Erfahrungen entscheiden müssen. Ref. steht diesem Beginnen nach seinen eigenen früheren Versuchen ziemlich skeptisch gegenüber. Zunächst ist die Kartoffel, wie das neuerdings wieder die Krannhals’schen Versuche für Choleravibrionen erwiesen, doch ein recht difficiler, mit Vorsicht zu beurteilender Nährboden. Man kann sich ja nun bis zu einem gewissen Grade durch Alkalisieren der Kartoffeln, wie das Krann- hals für Choleravibrionen durchführte, zu helfen suchen. Bei gleichen unveröffentlichten Versuchen, die Ref. im Frühjahre 1891 in Görbers- dorf anstellte, zeigte sich nun, daß auf alkalisierten Kartoffeln jetzt auch das Wachstum von Streptokokken deutlich sichtbar wurde, die auf den unbehandelten Kartoffeln kein sichtbares Wachstum gezeigt hatten. Daß auf diesen das Wachstum aber durchaus nicht ganz ausgeblieben, sondern nur ähnlich wie bei Typhuskartoffelkulturen unsichtbar geblieben war, konnte Ref. auf folgende Weise de- monstrieren: Die nicht alkalisierten, in Glo big- Ro u x’schen Röhren sterilisierten Kartoffeln wurden strichförmig mit einer ganz frischen Streptokokkenkultur (am besten Bouillonkultur) geimpft und bei 37 0 2 Tage gehalten. Diese Röhrchen wurden dann mit einem verdünuteu Loef fler’schen Methylenblau (so daß die Flüssig- keit im Reagenzglase eben ziemlich dunkelblau durchsichtig war) gefüllt und 1/2 — 1 — 2 Tage stehen gelassen. Durch spezifische Elektion zeigte sich dann die Streptokokkenkultur nach Abgießen der Methylenblaulösung und vorsichtigem Spülen mit Aqua destillata stärker gefärbt, als die Kartoffel, in zierlichen charakteristischen, dunkelblauen Figuren auf lichter blauem Grunde. Bei Impfung mit älteren Kulturen blieb das Wachstum oft ganz aus. Diese Figuren entsprechen dem Bilde von Strichkulturen auf anderen Nährböden, nur waren sie weniger üppig. Bei der Untersuchung zeigten sie sich aus mehr oder weniger intensiv gefärbten Streptokokken zusammen- gesetzt. Ref. ist nach seinen eigenen Versuchen der Ansicht, daß es auch hier keine strengen Gegensätze zwischen sichtbarem und nicht 320 EiteruDg. sichtbarem Wachstume giebt, sondern vielfache allmähliche Ueber- gänge, welche zum Teil von der Kartoffelsorte und ihrer Reaktion, zum Teil aber wohl auch von der größeren oder geringeren Wachs- tumsenergie der Streptokokken selbst abhängeu dürften. Czaplewski (Königsberg i. Pr.). Singer, Karl, Beitrag zur Lehre von der Streptokokken - Infektion. [Inaug-Diss.] 8°. 34 p. Würzburg 1893. Ueber den W eg, welchen die Streptokokken machen, ist folgen- des sicher. An der Injektionsstelle sind im Unterhautzellgewebe massenhaft Bakterien vorhanden. Die Muskulatur scheint nur insofern betroffen zu werden , als sie mechanisch bei der Impfung irritiert wurde, tiefer in sie hinein wandern die Bakterien nicht. Die Ver- mehrung der eingeimpften Keime findet sehr rasch statt, denn bereits binnen wenigen Stunden hat sich unter der Haut ein Eiterherd ge- bildet, der nach Zurückpräparieren der Haut in seinem Aussehen au ein diphtherisches Geschwür erinnert und dessen mechanische Be- seitigung (Abwaschen und Abreiben mit einem Desinfektionsmittel und W7atte) die Streptokokkeninfektion des Körpers nicht mehr auf- halten kann. Vom primären Eiterherde aus geht die Infektion durch Weiter- wuchern der Bakterien ins Gewebe auf die Nachbarschaft und iu entferntere Bezirke über. Die Hauptverbreitungswege bilden die Lymphgänge. In den nächstgelegenen größeren Lymphknoten ist das erste größte Depot der Streptokokken, welche die Drüse in Entzündung und Schwellung versetzen und schießlich der Koagu- lationsnekrose zuführen. Die Entzündung setzt sich in das lockere Bindegewebe, welches den Anus und die Harn- und Geschlechtsorgane umgiebt, leichter fort, als in das derbe, weniger saftreiche Gewebe im Rücken. Man sieht längs der Wirbelsäule aufwärts die Eiterung bald sich begren- zen , während sie nach den Harn- und Geschlechtsorganen zu mit- unter in florider Weise fortschreitet. Die Leukocyten haben an der Verschleppung des infektiösen Materials einen großen Anteil. Dafür sprechen Bakterienplaques, wie sie in den Lymphspalten des Gewebes so häufig gefunden werden, und die ihren Ausgang von Zellen nehmen, welche an solchen Orteu liegen geblieben sind. Auch in den Blutgefäßen begegnet man im Körper wandständig liegenden Leukocyten, welche Träger von Strepto- kokken sind. Ara meisten aber sind die Bakterienplaques in der Milz vorhanden, wo ja eine Hauptstelle für Leukocytenansammlung ist. Abgesehen von einer beträchtlichen Schwellung ist die Milz bald weniger, bald mehr von kleineren und größeren, dem Kernschwunde anheim gefallenen Bezirken durchsetzt, die als gelbe Stellen sich präsentieren und von der ursprünglichen braunroten Farbe der Milz fast nichts mehr erkennen lassen. Bei der Frage, ob die Bakterien von den Zellen aufgenommen und gefressen werden oder ob diese Erscheinung sich anders er- klären lasse, glaubt Verf. behaupten zu können, daß die Leukocyten an der ersten Infektionsstelle von den wachsenden Streptokokken befallen, wieder iu den Kreislauf, und zwar zunächst in die Lymphwege ge- Paralysis ascendens acuta. 321 langen, von hier aus nach den verschiedenen Organen, am meisten in die benachbarten verschleppt werden, wo sie an irgend einer Stelle liegen bleiben, den an ihnen haftenden Bakterien als Nährsubstrat dienen und so zu einer weiteren Infektion des Gewebes Veranlassung geben. Die weiter in den Körper hineingeführten bakterienhaltigen Leuko- cyten gelangen in der Folge in das Blut und sind dann im ganzen Gefäßsysteme meist wandständig gelagert. Im allgemeinen nimmt mit der Entfernung von der Impfstelle die Massenhaftigkeit der Bakterien ab, so daß man von keinem Organe sprechen kann, in wel- chem sich die Bakterien mit Vorliebe ansiedelten. Auch das starke Befallensein der Milz rührt nicht primär von den Bakterien her, sondern von der Eigenschaft der Milz als Blut bildendes Organ, in welchem die bakterienhaltigen Leukocyten in größter Menge deponiert werden. Ob und wie sich die Ausscheidung der Streptokokken aus dem Mäusekörper vollzieht, darüber vermochte Singer keine positiven Anhaltspunkte zu gewinnen, wenn sich auch der Harn als strepto- kokkenhaltig erwies. Verf. nimmt einen Durchtritt der Bakterien nach Zerreißung der Blutgefäße und Verletzung der normalen Scheide- wände nach den Nieren an und hält eine Ausscheidung der Bakte- rien durch die Blutgefäße nur auf indirektem Wege für möglich, wenn nämlich die Gefäßwand selbst erkrankt und ihre Widerstands- fähigkeit hinfällig geworden ist. Durch die Magen- und Darmdrüsen wurde kein Uebertritt der Bakterien in das Lumen dieser Orgaue beobachtet, ebensowenig war in der Lunge eine Auswanderung von Bakterien oder eine Ausschwitzung von Zellen in die Alveolen wahr- zunehmen. E. Roth (Halle a. S.). Albu, A., Zur Aetiologie der Paralysis ascendens acuta, nebst Bemerkungen zur Theorie der infektiösen Er- krankungen des Centralnervensystems. (Zeitschrift f. klin. Medizin. Bd. XXIII. 1893. Heft 5 u 6. p. 385 ff.) A. hatte Gelegenheit, einen Fall von Landry’scher Paralyse, sowie auch dessen Obduktion zu beobachten. Blut, Milz, Rücken- mark wurden postmortal auf Bakterien untersucht durch Aussaaten auf Glycerinagar. Außerdem wurden frische Zupf- und Quetsch- präparate des Rückenmarks mit Fuchsin und Loeffler’s Kali- methylenblau gefärbt. Das Resultat war absolut negativ, ebensowenig erfolgreich waren nach Gram und nach Sahli gefärbte Schnitte. Verf. neigt nun der Ansicht zu, daß es sich bei besagter Krank- heit um eine Intoxikation durch Bakteriengifte handelt, ähnlich, wie diese Thatsache bereits für Tetanus feststeht. Es wird daher in Vorschlag gebracht, bei künftigen Fällen Blut, Harn, Schweiß sowie frisch entnommenes Rückenmark auf seine event. toxischen Eigen- schaften hin am Tiere zu prüfen. Diese Toxine werden gedacht als chemisch wirkend, und zwar entweder reizend oder lähmend auf das vasomotorische Centrum. Hierdurch werden dann die Symptome aus- gelöst, welche wir intra vitam zu sehen gewohnt sind. Würde es sich um eine Infektion handeln, so müßten doch, wie bei jeder anderen infektiösen Erkrankung, anatomische Veränderungen in den 322 Pneumaturie. erkrankten Organen nachweisbar sein. Ob sich diese Anschauungen des Verf.’s bewahrheiten werden, bleibt abzuwarten, jedenfalls müssen aber Versuche in besagter Richtung angestellt werden, um auf diesem Wege der Aetiologie dieser und ähnlicher, noch völlig dunkler Nerven- krankheiten auf die Spur zu kommen. 0. Voges (Danzig). Heyse, Ueber Pneumaturie, hervorgerufen durch Bacte- rium lactis aerogenes, und über pathologische Gas- bildung im tierischen Organismus. (Zeitschrift f. klin. Medizin. Bd. XXIV. Heft 1 u. 2. p. 130 ff.) In einer breit angelegten Arbeit bespricht Verf. zunächst die Geschichte der Pneumaturie und die Befunde gasbildender Bakterien im Harne und den Harnorganen. Veranlassung zu diesen Unter- suchungen bot sich durch einen Fall von Pneumaturie dar, welche auf der I. med. Klinik in Berlin als Komplikation einer Rücken- markserkrankung beobachtet wurde. Die Krankengeschichte wird, soweit sie sich auf das Blasenleiden bezieht, ausführlich mitgeteilt. Es konnte als die Ursache der Gasansammlung in der Blase ein Bacillus isoliert werden, dessen morphologische und biologische Eigenschaften mitgeteilt sind, der sich alsBacterium aerogenes lactis Escherich präsentierte. Es ließ sich feststellen, daß derselbe infolge des reichlichen Milchgenusses in den Darm und von hier aus in die Vagina und von letzterer durch Katheterismus in die Harn- wege gelangt war. Das von diesem Bakterium produzierte Gas wurde einer genauen Analyse (z. T. von Zuntz ausgeführt) unterworfen, es bestand aus 50,8 Proz. C02 und 49,2 Proz. H in Bouillonröhrchen. Um zu erforschen, woher das Gas stamme, ob aus Zucker oder aus Eiweiß oder einem Abkömmling des letzteren, wurden zahlreiche Versuche angestellt. Dabei mußte jedoch die Frage, wie in dem zuckerfreien Urin der Patientin das Gas entstanden sei, ungelöst bleiben, denn in zuckerfreiem Urin bildete sich kein Gas. H. ist geneigt, anzunehmen, daß der dem Urin beigemengte Blutgehalt viel- leicht die Gasbildung habe eintreten lassen. Es wurde dann unter- sucht, ob der Bacillus in tierischen Gewebsflüssigkeiten Gas bilden könne. Es stellte sich heraus , daß in nach H u e p p e angelegten Eikulturen Gasbildung statthatte, ebenso entwickelte sich bei Fröschen, welche bei 35° gehalten wurden, so ungeheuer viel Gas, daß sie erstickten, dick aufgeblasen waren und tot auf dem Wasser schwammen. Auch bei Warmblütern kam es zur Gasentwickelung, unter anderen konnte durch Injektion der Bacillenemulsion in die Knie- gelenkshöhle eine Gasbildung beobachtet werden. Injektion in die Blase war erfolglos, trotzdem der Inhalt alkalisiert war. Impfung in die Bauchhöhle bewirkte eiterige Peritonitis, die in die Pleura erzeugte einen Pyopneumothorax. Von zwei Fütterungsversuchen war der eine erfolgreich, da das Kaninchen einging, ohne jedoch irgendwo Gasbildung zu zeigen, während der Bacillus wieder gezüchtet werden konnte. Im Anschlüsse an diesen Fall werden noch die bisherigen Be- obachtungen über pathologische Gasbildung im Körper besprochen. Skorbut. 323 Den hier gesammelten Beobachtungen kann Ref. noch einige in der Werth’schen Klinik in Kiel gemachte und von Härting in seiner Dissertation beschriebene „Beiträge zur Kasuistik und Aetiologie des Auftretens von Gasgehalt in cystischen Geschwülsten der Unter- bauchgegend“ anreihen. Meist ließ sich eine Kommunikation der Cyste mit der Darmwand nachweisen. ln einem dieser Fälle konnte Ref. in einer parametranen Cyste eine Reinkultur von Bacterium coli commune Escherich nachweisen und wurde angenommen, daß dieses, welches wahrscheinlich im Anschlüsse an ein Puerperium die Er- scheinungen gemacht, auch die Gasbildung verursacht haben mußte. 0. Voges (Danzig). Bornträger, J., Skorbut auf Schiffen. (Vierteljahrsschrift für gerichtliche Medizin und öffentliches Sanitätswesen. Bd. VI. H. 4 und Supplement.) Verf., dessen Schriften durch eine glänzende Darstellungsgabe schon an sich sehr lesenswert sind, bespricht in diesem Aufsatze den Skorbut. Es hat mit großem Fleiße und vieler Mühe aus allen Ecken und Winkeln Beiträge zu den vorliegenden Fragen herbeigetragen, erörtert das Für und Wider der einzelnen Arbeiten und kommt am Schlüsse zu folgenden Ergebnissen: 1) Wenn auch 1795, wo Großbritannien sich zum erstenmal der Gesundheit seiner Kriegsmarine annahm, die Grenze zwischen skor- butischer und antiskorbutischer Zeit bezeichnet, so kommt doch auch in der Gegenwart Skorbut in beachtenswerter Weise noch auf Schiffen vor. 2) Man muß den Skorbut nicht als eine Konstitutionsanomalie auffassen, sondern als eine bakterielle Erkrankung, wobei die Keime stets oder meist durch den Darm in den menschlichen Körper ge- langen. [Babes fand allerdings kürzlich, daß ein Skorbut- bacillus vom Zahnfleische aus wirksam ist. Ref.] 3) Lange Verpflegung mit der gleichförmigen, schwer verdaulichen, aus konservierten Nahrungsmitteln bestehenden Seemannskost, sowie Genuß verdorbener Nahrung und verdorbenen Trinkwassers begünstigen oder bewirken ganz besonders die Entstehung des Skorbuts, sei es, daß durch sie spezifische Skorbutkeime eingeführt werden — so beobachtete Verf. bei einem Falle von Skorbut Kokken, ohne aber diese nun schlechthin als Krankheitserreger dieser Krankheit hin- stellen zu wollen — sei es, daß durch die Atonie oder sonstige Ver- änderung des Darmes die Aufnahme von Fäulniskeimen ins Blut ge- stattet wird, welche in der Norm mit dem Unrate abgehen, oder daß sonst abnorme Fäulnis im Darme stattfindet (Darmfäulnis) — einer Meinung, der sich auch Brieger anschließt. 4) Wie weit hygienische Mißstände anderer Art begünstigend auf die Entstehung des Skorbutes einwirken, ist nicht klar festge- stellt. 5) In Bezug auf die Prophylaxe des Scorbutes auf Schiffen sind zwei Punkte besonders wichtig: einmal Verbesserung der Ver- pflegung, welche noch in mancher Weise erreichbar ist, und giebt gerade hierfür Verf. eine ganze Reihe praktischer und brauchbarer 324 Kahlköpfigkeit. — Dermatitis. Vorschläge an, dann Berücksichtigung der bakteriellen Natur der Krankheit durch richtiges Verhalten in skorbutverseuchten Häfen bezüglich des Wassers und der Nahrungsmittel, durch Desinfektion der Bilge und Aborte und durch allgemeine, auf die Verhütung der Bakterieninvasion gerichtete Maßnahmen. — Letztere Bemühungen würden wohl weniger aussichtsvoll sein , wenn es sich bewahrheiten sollte, daß der B ab es’ sehe Organismus der Erreger des Skorbutes sei und dieser schon in der Mundhöhle Gesunder sich findet, wobei ihm nur erst durch die ungünstigen hygienischen Verhältnisse Ge- legenheit gegeben würde, seine ganze verderbliche Thätigkeit zu ent- falten. 0. Voges (Danzig). Glaenz, Emil, Ueber die Kahlköpfigkeit mit besonderer Berücksichtigung der frühzeitigen, idiopathischen Form. [Inaug-Diss.] 8°. 36 p. Freiburg i. B. 1893. Verf. führt zunächst die verschiedenen Theorieen für die Ent- stehung der Kahlköpfigkeit an und stellt als neue auf, daß selbst Störungen, welche auf den Gesamtorgauismus nicht einmal zum Aus- druck kommen, eine schädliche Beeinträchtigung der Haarpapillen hervorrufen können; namentlich psychische Alterationen wie geistige Ueberanstrengung sollen diese Wirkung hervorbringen. Die dann vielfach augewaudten Maßregeln haben dann jedenfalls den Erfolg, statt haarerzeugend enthaarend zu wirken und bereiten das Feld für allerhand noch nicht klassifizierte und anonyme Bakterien, welche das begonnene Werk dann fortsetzen mögen, unterstützt durch vielfach verorduete Waschungen mit kaltem Wasser, die den Kopf- haarpapillen nur äußerst nachteilig sein können. Daß Männer, die über einigermaßen stärkere Körper- und be- sonders aber Bartbehaarung verfügen, das weitaus größte Kontingent zu den Kahlköpfigen stellen, ist allgemein bekannt und hat mit des Verf.’s „neuer“ Theorie gar nichts zu thun. Wenn auch örtlich ge- steigerte Ernährung übermäßiges Sprießen von Haaren veranlassen kann, so fehlt doch der logische Zusammenhang, warum das Barthaar bei diesen Männern stärker ernährt wird, wie das Kopfhaar, da das letztere doch das früher bestehende ist. Anders klingt das Heran- ziehen der Neger mit dichterem und standhaftigerem Haupthaar- wuchse und geringerer sonstiger Körperbehaarung. Der namentlich von Lassar verfochtenen Meinung, die Kahl- köpfigkeit beruhe auf einem lokalinfektiösen und übertragbaren Leiden, will Pionski nicht beistimmen, obwohl es z. B. gelungen ist, durch Uebertragung der Haarabfälle von Kahlköpfigen bei zahlreichen Tieren und bei einem jungen Manne ausgebreitete Kahlheit innerhalb weniger Wochen zu erzeugen. E. Roth (Halle a. S.). Russell, The bacteriology of epidemic exfoliative der- ma titis. (British Journal of Dermatology. 1892. No. 42 und Hersley-Boyce, The report of the department of Pathology of University College London.) R. konnte in einer Reihe von Fällen von epidemischer exfoliativer Dermatitis. — Prostatitis. 325 Dermatitis sowohl mikroskopisch als durch Kultur einen Mikro- organismus nachweisen, den er wegen der Konstanz seines Vorkom- mens für den wahrscheinlichen Erreger der Krankheit hält. Es handelte sich um einen Diplococcus von runder oder elliptischer Gestalt, ohne Kapsel, der in seinen Größenverhältnissen ungefähr dem Friedländer’schen entsprach, sich jedoch nach Gram nicht färbte. Derselbe fand sich in allen Schnitten der erkrankten Haut sowie in den Kulturen, die durch Abimpfung von der Unterfläche der abgehobenen Epidermisteile gewonnen wurden. In einem tötlich ver- laufenen Falle konnte er aus dem Herzblute gezüchtet werden. Der- selbe wuchs auf den verschiedensten Nährböden; am besten bei 20 — 25° C und bei reichlichem Sauerstoffzutritte. Gelatine wurde nicht verflüssigt. In der Gelatinestichkultur wuchs er entlang dem Stiche in kleinen, weißen Kolonieen, ähnlich wie der Erysipelcoccus; auf der Oberfläche bildet sich schnell ein weißbläuliches Häutchen. Auf der Kartoffel entfaltete er ein sehr üppiges Wachstum und bil- dete einen gelben, dicken Ueberzug. Bei der Ueberimpfung auf Tiere erwies er sich in zahlreichen Experimenten als völlig unschädlich, außer in einem Falle, wo er bei einem Kaninchen eine Septikämie erzeugte und sich aus dem Blute wieder züchten ließ. W. Petersen (Zürich). t. Sehlen, Zur Diagnostik und Therapie der Prostatitis chronica. (Internat. Centralbl. f. Physiol. u. Pathol. der Harn- und Sexualorgane. 1893. Heft 6 — 8.) Eiterige Prostatitiden gehen in der großen Mehrzahl der Fälle in direkter Fortleitung aus gonorrhoischen Entzündungen bezw. aus Mischinfektionen der hinteren Harnröhre hervor. Obwohl Zahlen, welche über die Häufigkeit einer gonorrhoischen Prostataerkrankung Aufschluß geben, bisher nicht existieren, so ist doch kein Zweifel darüber, daß die Prostata bei chronischer Gonorrhöe ein beliebter Schlupfwinkel für die Gonokokken ist und daher bei der Behandlung der Erkrankung berücksichtigt werden muß. Als diagnostisches Hilfsmittel für die Mitbeteiligung der Prostata an der Gonorrhöe und überhaupt für die Erkrankung derselben empfiehlt v. Sehlen nuu die von ihm angewendete Methode der 3-Gläserprobe. Der Patient muß zunächst einen Teil seines Blaseninhaltes in 2 Gläser entleeren, dann wird die Prostata vom Rectum aus massiert, und dann uriniert der Kranke in ein drittes Glas. Die dritte Urinportion enthält dann das Prostatasekret, aus dessen makroskopischem und mikroskopischem Aussehen die Diagnose der vorliegenden Prostata- erkrankung gestellt werden kann. Bei gleichzeitig bestehender Blasenerkrankung muß vor der Massage der Prostata eine Ausspülung der Pars anterior und posterior und der Blase erfolgen — ein Ver- fahren, welches in der Breslauer dermatologischen Klinik in den meisten Fällen von Prostatauntersuchung geübt wird. Ist man verhindert, die mikroskopische Untersuchung sofort vor- zunehmen, so empfiehlt der Verf. den Zusatz einer Bor-Boraxlösung, die 10 Proz. Borsäure enthält, zu dem Urin zu gleichen Teilen ; der- XV. Bd. 2 1 326 Tierische Parasiten. selbe genügt, um die Urinproben auf Wochen und Monate vor jeder Zersetzung zu schützen. Der übrige Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Therapie. Bei dieser Gelegenheit betont der Verf. die unbedingte Notwendigkeit der Asepsis der in die Blase einzuführenden Instrumente und der Anti- sepsis bei ihrer Einführung und empfiehlt die Verabreichung von Salol per os, um einen antiseptischen, salicylhaltigen Urin zu erzielen, in dem ev. mitgeschleppte Keime nicht aufkommen und sich nicht vermehren können. Lasch (Breslau). Heisig, Oswald, Beitrag zur Statistik menschlicher Entozoen. [Inaug.-Diss.] 8°. 26 p. Greifswald 1893. Heisig’s Untersuchungen erstrecken sich auf 230 lebende Personen aus Greifswald und Umgegend ohne Unterschied des Alters, meist aber den niederen Ständen angehörend ; die Dejektionen wurden auf die Eier der Parasiten mittelst des Mikroskopes untersucht und von dem Vorkommen solcher auf die Anwesenheit der zugehörigen Tiere im Darme der betreffenden Individuen geschlossen. Von jedem Falle wurden 3 — 4 Präparate angefertigt, welche in der Mehrzahl dasselbe Resultat ergaben. Von Wurmeiern wurden die des Trichocephalus dispar, des Ascaris lumbricoides und je einmal die von Taenia solium und T. saginata angetroffen. Oxyuriseier wurden gar nicht beobachtet. Der weitaus häufigste der hier in Betracht kommenden Rund- würmer ist der Trichocephalus dispar, 104mal gefunden. Bei Kindern treten die Helminthen häufiger auf, als bei Er- wachsenen, am häufigsten bei Kindern von 5—10—15 Jahren. Während der Trichocephalus sich bei allen Altersstufen vorfand, wurde der Ascaris lumbricoides ausschließlich bei jugendlichen Individuen konstatiert, nämlich 34mal. Kinder unter 1 Jahre waren sämtlich helminthenfrei. Meist waren alle Kinder einer Familie mit Ausnahme der bis zu 1 Jahre alten im Besitze von Helminthen. Beide Bandwurmarten bewohnen nicht selten gleichzeitig den- selben Darm: 26 Fälle = 22,8 Proz. der Untersuchten. Dem weiblichen Geschlechte ist von seiten der Schmarotzer dem männlichen gegenüber kein besonderer Vorzug gegeben. Unter den 230 Individuen waren 119 oder 49,5 Proz. Parasiten- wirte, 129 männlichen Geschlechts 60 = 46,0 Proz., von 101 weib- lichen Individuen 54 = 53,4 Proz. Die Häufigkeit der Helminthen verteilt sich folgendermaßen: Untersucht Parasitenwirte — 1 Jahr 6 0 = 0 Proz. 1— 5 „ 53 14 = 28,3 „ 5—10 „ 59 47 = 79,6 „ 10—16 44 34 = 77,2 „ 15 — 30 ,. 17 7 = 41,5 ,, 30—50 ,. 28 9 = 32,1 „ 50—80 ., 23 3 = 13,0 ,. Tierische Parasiten. 327 Trichocephalus dispar fand sich: Ascaris — 1 Jahr 1— 5 „ 5-10 „ 10—15 „ 15—30 „ 30—50 „ 50—80 „ Untersucht 6 53 59 44 17 28 23 Parasitenwirte 0 = 0 Proz. 14 = 28,3 „ 41 = 69,4 „ 34 = 77,2 „ 4 = 23,5 „ 8 = 28,5 „ 3 = 14,0 „ lumbricoides Parasit 0 = 0 Proz 4 = 7,5 „ 10 = 32,2 „ 9 = 20,4 „ 2 = 11,7 „ 0=0 „ 0=0 „ Daß die Untersuchung der Faeces kein Oxyurisei kenntlich werden ließ, steht in Uebereinstimmung mit den Beobachtungen von Leichten stern, der als Autorität den Satz aufstellt: Die mikro- skopische Untersuchung der Faeces hat für die Diagnose der Oxyu- riasis so gut wie keine Bedeutung, da sie, solange sie im Darm- kanale verweilen und leben, dort keine Eier legen, wohin bereits Wunderlich vor 40 Jahren gelangt war. Als Ursache der häufigeren Erkrankung der Kinder will Heisig allein die Unreinlichkeit angesehen wissen. Für T richoceph alus dispar wie Ascaris lumbricoides lauten die statistischen Ergebnisse anderer Beobachter für Ascaris ungefähr gleich , während für den ersteren Parasiten erheblich niedriger. Als Grund macht Heisig in dieser Hinsicht darauf aufmerksam, daß ein Spulwurm wegen seiner Größe nicht so leicht übersehen wird, während die Kleinheit des Peitschenwurmes ein Ent- gehen unschwer gestattet. E. Roth (Halle a. S.). Chiari, H., Ueber einen in Prag sezierten Fall von An- cylostomiasis bei einem Kruneger. (Prag. med. Wochen- schrift. 1893. No. 44.) Ein 15 Jahre alter Kruneger, der im März 1892 nach Hamburg gekommen war und schließlich in Prag eine Stellung als Diener ge- funden hatte, erkrankte im März 1893 an Lungentuberkulose und Pericarditis; bei der Untersuchung der Faeces wurden Eier von Ancylostoma duodenale gefunden. Der Patient starb am 5. April d. J. und die am 6. vorgenommene Sektion, über welche ein sehr ausführliches Protokoll veröffentlicht wird, bestätigte die klinische Diagnose in allen Stücken. Im Jejunum fanden sich 18 vollkommen ausgebildete Exemplare von Ancylostoma duodenale, teils Weibchen, teils Männchen; ihr Darm war mit Blut erfüllt, wodurch die Würmer rot erschienen ; in erwärmter Kochsalzlösung zeigten die Parasiten lebhafte Eigenbewegung. Die Mucosa des Jejunum war hier und da mit einzelnen, halbkugelig vorspringenden, wie miliare Blutaustritte sich darstellenden Knötchen versehen, in deren Mitte des öfteren eine punktförmige Vertiefung wahrzunehmen ist. Die Zahl der Knötchen übertrifft die Zahl der gefundenen Ankylostomen um das Mehrfache; im Darmschleime Eier von Ancylostoma. Aus den im Originale mitgeteilten Umständen dürfte es keinem Zweifel unterliegen, daß die Infektion nicht in Europa, sondern in 21* 328 Tierische Parasiten. der Heimat des Negers (Republik Liberia) stattgefunden hat, von wo Ancylostoma bisher noch nicht konstatiert ist. Die oben erwähnten Knötchen des Jejunums zeigten auf Schnitten eine die Mucosa perforierende Oeffnung, die sich nach innen in einen unregelmäßig begrenzten Kanal fortsetzte. Das diesen Kanal be- grenzende Gewebe der Mucosa zeigte nur geringe leukocytäre In- filtration, dagegen fand sich im Bereiche der Submucosa neben sehr starker Füllung der Blutgefäße hochgradige Infiltration mit Leuko- cyten und Infiltration mit roten Blutkörperchen um den Wundkanal. In der unmittelbaren Umgebung des letzteren überwog die leuko- cytäre Infiltration, nach außen die mit roten Blutkörperchen. Als Folge der Infiltration ist das Prominieren der Bißstellen zu be- trachten. M. Braun (Königsberg i. Pr.). Schmidt, Ferdinand, Ueber Echinococcus im weiblichen Becken. Im Anschlüsse an einen in der hiesigen gynäkologischen Klinik beobachteten Fall. [Inaug.- Diss.] 8°. 33 p. Halle a. S. 1893. Selbst einem Neißer sind Irrtümer bei den Aufzählungen von Echinococcus erkrankungen passiert, so daß die Meier-Sontag- sche Liste nunmehr nur sicher nachgewiesene Fälle enthält, welche sich folgendermaßen gruppieren: 1) Echinococcus des Beckenbindegewebes 47 Fälle 2) „ des Uterus, der Blase, der Becken- knochen 6 „ 3) „ der Bauchdecke, des Netzes, der Leber, Nieren, Milz 14 „ 4) Echinococcus als Geburtshindernis 13 „ Diese Statistik wird nun durch Schmidt um einen Fall be- reichert, dessen ausführliche Krankengeschichte angegeben ist und Verf. Gelegenheit giebt, das Bekannte zusammenzustellen. Danach scheint der Schafereichtum eines Landes bestimmend zu sein, inso- fern den Hunden auf den Weideplätzen eine immerwährende Gelegen- heit gegeben ist, sich mit Echinococcus blasen dieser Tiere zu infizieren, während wiederum die Schafe Gelegenheit haben, die im Hundekote entleerten Tänien sich einzuverleiben. Daher die große Häufigkeit der Echinokokkenkrankheiten in Island, Australien, Mecklen- burg, Pommern und Schlesien. Dabei scheint das weibliche Ge- schlecht von den Schmarotzern bevorzugt zu werden, wie denn die Fälle multipler Echinokokken fast ausnahmslos dieses betreffen. Ob nun der Embryo mittelst seines Haarkranzes sich aktiv durch die Darmwandung hindurchbohrt, in die Blut- und Lymphgefäße so ge- langt und von da aus in die Organe passiv weggeschwemmt wird oder durch kleine Lumina des Darmes passiv hindurchgelange, steht noch nicht fest. Sicher ist wiederum, daß das Ovarium das einzige Beckenorgan ist, in dem eine primäre Echinokokkenentwickelung bisher noch nicht erwiesen ist. Leicht ergeben sich Verwechselungen zwischen einem Ovarialtumor, Echinococcus und anderen Krank- heiten oder Extrauterinschwangerschaft, was Verf. veranlaßte, folgende Sätze aufzustellen: Tierische Parasiten. — Pflanzenkrankheiten. 329 1) Man darf in der Beckenhöhle einen Echinococcus ver- muten, wenn man in derselben einen oder mehrere glatte, prall elastische, wenig verschiebbare, auf Druck nicht schmerzhafte Tumoren findet, neben denen man die Ovarien gesondert nachzuweisen vermag, und wenn sich diese Tumoren langsam und allmählich ohne Fieber und charakteristische Schmerzen entwickeln und trotz ihrer relativen Größe nicht zur Kachexie geführt haben. 2) Wahrscheinlieh ist dieser Tumor ein Echinococcus, wenn er zwischen Uterus und Rectum liegt, wenn dabei die geschlecht- lichen Funktionen wenig oder gar nicht gestört sind, wenn in anderen Organen, wo erfahrungsmäßig Echinokokken häufig sind, sich gleiche Tumoren finden, wenn die Patientin bereits früher an Echino- coccus gelitten hat und wenn ein intimer Umgang mit Hunden zugestanden wird. 3) Zur Gewißheit wird die Vermutung, wenn es gelingt, deut- liches Hydatidenzittern zu finden. 4) Eine definitive Entscheidung kann nur eine durch Spontan- durchbruch nach außen oder durch die Punktion gewonnene Flüssig- keit, weiche die charakteristischen Bestandteile aufweist, herbeiführen. jE. Roth (Halle a. S.). Cattle und Miliar, On certain gregarinidae and the possible connexion of allied forms with tissue- changes (cancer) in man. (The Lancet. 1893. 18. Nov. p. 1236.) Die Verff. beobachteten bei verschiedenen Sporozoen die Ver- mehrungsvorgänge in Schnitten, welche in Wasser eingelegt waren. In Schnitten, welche aus Krebsgewebe entnommen waren, gelang ein solcher Nachweis nicht. Trotzdem glauben die Verff. die meisten der Zelleinschlüsse des Carcinoms als Sporozoen ansehen zu müssen. Im Gegensätze zu anderen Beobachtern fanden sie dieselben besonders reichlich an den Stellen des stärksten Wachstums; es zeigten die „Sporozoen“ nach ihren Untersuchungen einen unverkennbaren Ein- fluß auf die Zellvermehrung. Ferner fanden sie verschiedentlich Ein- schlüsse, deren Kern sich von außen nach innen teilte und sich in eine Gruppe stark lichtbrechender Körner umwandelte; noch ehe dieser Teilungsvorgang ganz zum Abschlüsse gelangt war, wanderten einzelne Körner (Sporen?) durch das Protoplasma und durch die Kapsel in die Umgebung der Zelle aus, wo ein weiteres Wachstum und Eindringen in andere Epithelzellen zu beobachten war. In anderen Fällen teilte sich der Kern nur in wenige größere Stücke. W. Petersen (Zürich). Cavara, F., Ueber einige parasitische Pilze auf dem Getreide. Mit 1 Tafel. (Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten. Bd. III. 1893. Heft 1. p. 16—26.) 1) Gib eil in a cerealis Pass, bewirkte im Jahre 1891 bei Florenz ernste Erkrankung der Felder und ist nach der Art des Auf- tretens wirklicher Parasit, obschon künstliche Impfversuche noch nicht vorliegen. Die Schimmelform auf den Blattscheiden hat nur begrenzte Dauer. Die Perithecien entstehen im Gewebe der Scheide und er- 330 Pflaozenkrankheiten. scheinen dem Auge als schwarze Pünktchen; ihr Inneres ist von Schläuchen und Paraphysen ganz angefüllt. Erstere gelatinieren zeitig, so daß reife Früchte nur noch freie Sporen enthalten; letztere sind anfangs einzellig, bei der Reife jedoch zweifächerig und messen 22-32 X 7,5—9 /li. Keimungsversuche mit denselben verliefen resultatlos; die Weiter- verbreitung der Erkrankung erfolgt nach Ansicht des Verf.’s durch die rosenkranzförmig gestellten Conidien, welche den zuerst auf- tretenden grauweißen Schimmelanflug bilden. Im Jahre 1892 war die Krankheit an den 1891 infiziert gewesenen Oertlichkeiten nicht wieder aufgetreten, was nach Verf. auf die an- gewendeten Vorbeugungsmaßregeln — möglichst frühe Fortnahme und Vernichtung der kranken Halme — zurückzuführen ist. 2) Septoria graminum Desm. ist gleichfalls ein parasitischer Pilz, dessen Ausbreitung in Italien in steter Zunahme begriffen ist. Auf kranken Pflanzen fand Verf. neben dieser Species auch die S. tritici Desm., ausgezeichnet durch die größeren Perithecien, und auf Grund einer Revision der authentischen Exemplare von Des- mazieres sowie einer Prüfung der Exsiccaten von Rabenhorst, T hü men u. A. gelangt Verf. zu der Wahrscheinlichkeit, daß S. graminum und S. tritici samt den hierher gezogenen Varietäten nur Formen einer einzigen mykologischen Art sind. 3) Phoma lophiostomoides Sacc. Perithecien dieser fanden sich mit der vorhergehenden auf Blatt, Scheide und Stengel verge- sellschaftet, ohne nach Ansicht des Verf.’s die Rolle eines Parasiten zu spielen, doch unstreitig zum Verderben des Getreides beitragend. Die Perithecien messen nur 60 — 80 ,« im Durchmesser und sind ganz im Gewebe verborgen. Die fadenförmigen, bis 10 /i langen, gebogenen Sporen sind sehr beweglich. Eine sehr ähnliche Form wurde von Morin i beobachtet und als Septoria Briosiana beschrieben. 4) A c rem o nie 11a occulta n. sp. auf den gleichen Getreide- feldern vom Verf. gefunden und sich in der Markhöhle der Halme ansiedelnd, doch als Parasit noch zweifelhaft. Die Diagnose ist im Originale (p. 24) nachzusehen; Gleiches gilt für die der folgenden Species. 5) Ophiocladium Hordei nov. gen. et spec. wurde vor 2 Jahren vom Verf. auf Gerstenblättern beobachtet und ist dem Oidium an gu i n eu m Fresen., welches von Bonorden im übrigen mit Unrecht als besondere Art nicht angesehen wurde, sehr ähnlich, vielleicht mit ihm identisch. Er bildet schmale graue Flecke in den Blättern, auf denen kleine, weiße Büschel von geschlängelten Hyphen erscheinen, welche endständig je eine einzellige, farblose Conidie tragen. Auch hier läßt Verf., da er die Art neben der Puccinia graminis fand, die Frage nach dem etwaigen Parasitismus noch offen. W ehm er (Hannover). Untersuchungsmethoden, Instrumente ete. 331 Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Lafar, Franz, Eine neue Zählvorr ichtnng -für Platten- kulturen in Petrischalen. (Zeitschrift für Nahrungsmittel- untersuchung u. s. w. Wien 1893. No. 24. p. 429.) Keine andere Arbeit hat der praktisch thätige Bakteriologe öfter auszuführen, als die Ermittelung des Keimgehaltes einer Probe. Die Zählvorrichtung, deren man sich hierbei bedient, ist meist die von Wolffhügel angegebene. Sie ist zu einer Zeit konstruiert worden, in der man als Unterlage für die Gelatineschicht ausnahmslos ebene Glasplatten verwendete. Nun benutzen aber heutzutage viele, wenn nicht die meisten der bakteriologischen Laboratorien nicht mehr ebene Glasplatten, sondern die allgemein als Petrischalen bezeichneten niedrigen Glasschalen. Wer sich die Mühe nimmt, eine Anzahl solcher Schalen genauer zu untersuchen, wird bald finden, daß die innere Seite des Boden- teiles derselben schwach gewellt ist. Wellenberge und Wellenthäler sind abwechelnd in ziemlich konzentrischen Kreisen um den Mittel- punkt angeordnet. Die Glasfabrikanten versichern, daß diese uner- wünschten Unebenheiten in der Art der Herstellung begründet sind und sich daher nicht völlig vermeiden lassen. Man kann sie durch Schleifen beseitigen, jedoch erhöht diese Verfeinerung den Verkaufs- preis ganz beträchtlich. Man kommt daher gar bald von der Ver- wendung dieser kostspieligen Schalen ab und greift zu den billigeren ungeschliffenen. Die in eine derartige Schale eingegossene Gelatine wird, der Gestalt der Bodenoberfläche folgend, in wulstförmigen, konzentrischen Ringen von abwechselnd größerer und geringerer Dicke erstarren. Setzt man nun gleichmäßige Verteilung der Keime in der verflüssigten Gelatine voraus, so werden die in den Wellenthälern liegenden Schichten der zählreifen Platte pro qcm mehr Kolonieen aufweisen, als die den Wellenbergen auflagernden. Es ist klar, daß für eine so geartete Platte die W ol f f h üg e 1’ sehe Zählvorrichtung nicht ver- wendbar ist. Man darf nicht nach Qnadratcentimetern, sondern muß innerhalb von Sektoren auszählen. Nur letztere geben ein verkleinertes Bild des Zustandes der ganzen Platte. Es sind bisher zwei Zählvorrichtungen bekannt geworden, die Sektorenteilung aufweisen, nämlich die von Petri und die von Heyroth, doch keine derselben hat eine weitere Verbreitung ge- funden ; die erstere insbesondere wegen ihres ziemlich hohen Preises, die letztere hauptsächlich deshalb, weil ihre Sektorenplatte keine Unterabteilungen enthält und nur dann zu verwenden ist, wenn man alle Kolonieen einer dünn besäten Platte zählen will. Aus diesem Grunde hat der Verf. eine neue Vorrichtung ange- geben, deren Gebrauch, wie er hoflt, bequemer und deren Anschaffungs- preis niedriger ist, als der der beiden zuvor genannten Hilfsapparate. Die verbessernde Abänderung der Einteilung dieser neuen Zählplatte besteht darin, die Sektoren in Felder von je 1 qcm Inhalt zu zerlegen. Dies wird manchem willkommen sein, der an den 332 L'ntersuchungsmethoden, Instrumente etc. Gebrauch der Wolf f hü gel’ sehen Platte gewöhnt ist. Es empfiehlt sich, mindestens einen Sektor von 60° auszuzählen. Der dabei be- gangene Fehler wird dann beim Umrechnen versechsfacht. Eine Aus- rechnung der Oberfläche der Gelatineschicht vorzunehmen, wie dies bei Verwendung der Wolff h ügel’schen Platte stets geschehen muß, ist hier selbstredend nicht nötig. Es wird manchmal Vorkommen, daß die Platte so dicht besät ist, daß es Tätlich scheinen mag, bei der Auszählung innerhalb einer engeren Grenze (als 60°) zu verbleiben. Um auch für diesen Fall vorzusorgen, wurden neben den sechs radiären Hauptstrahlen noch weitere zwölf Nebenstrahlen aufgenommen, durch welche die 60-grädigen Hauptsektoren in je drei Ausschnitte von 20°, also in je den acht- zehnten Teil der Gesamtfläche der Gelatineschicht, zerlegt werden, wie die Fig. 1 zeigt 1). Für die Radien der eingeschriebenen Kreise wurden folgende Zahlen berechnet: 1) Für die liebenswürdige leihweise Ueberlassung des Cliche sei dem Herausgeber der „Z. f. N.-U.“, Herrn Dr. Hans Heger, auch an dieser Stelle verbindlichst gedankt. Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 333 r: = 13,8 mm r3 — 36,6 mm r2 — 27,6 mm r4 = 43,7 mm. Von den ausnahmslos je 1 qcm Inhalt besitzenden Feldern, welche durch diese beiden Liniensysteme gebildet werden, sind die sechs mittleren Kreissektoren, alle übrigen jedoch Vierecke. Drei von einander um je 120° abstehende, radiäre Reihen derselben sind noch überdies durch geradlinige, dünner gehaltene Diagonalen in kleinere Feldchen geteilt, wie die Figur erkennen läßt. Diese drei Sektoren (von je 20°) sind, wie oben erwähnt, für das Auszählen sehr dicht besäter Platten bestimmt. In diesem Falle hat man, um auch die Spitze des Sektors auszählen zu können, die denselben einschließen- den Radienstücke mittelst Feder und Tinte bis zum Mittelpunkte zu verlängern. Das beschriebene Liuiendoppelsystem wird mittelst Aetzung auf eine blasenfreie, geschliffene Glasplatte von 10 cm Durchmesser auf- getragen. Man läßt diese dann in einen ca. 8 mm hohen Reifen aus gedrechseltem Holze oder Messingguß fassen. Sein Durchmesser im Lichten betrage ca. 9,5 cm. Die mit der Teilung versehene Fläche wird nach innen zu gerichtet. Schalen, deren äußerer Durchmesser erheblich geringer ist, als 9,5 cm, überzieht man, bevor man die Zählvorrichtung aufsetzt, am Rande mit einem hinreichend dicken, ringförmigen Gummibande. Der Deckel einer auszuzählenden Platte wird stets abgenommen. Darf dieselbe wegen ihres Gehaltes an verflüssigenden Kolonieen nicht umgewendet werden, so setzt man sie in die Zählvorrichtung hinein ; deren geätzte Seite ist in diesem Falle nach oben gerichtet. Hingegen wird eine Kultur, die ohne Gefahr gewendet werden darf, so ausgezählt, daß man die Zählvorrichtung auf den nach oben gerichteten Boden der Petrischale hutartig darauf stülpt. Im einen wie auch im anderen Falle liegt die die Einteilung tragende Seite der Zählplatte unmittelbar der Bodenfläche der Schale an, wodurch die Parallaxe auf ein Minimum reduziert und infolge hiervon nicht nur die Genauigkeit, sondern auch die Bequem- lichkeit des Auszählens erhöht wird. Die Ausführung der Zählplatte ist dem technischen Institute von F. Mollenkopf, 10, Thorstr., Stuttgart, übertragen worden, wohin auch Bestellungen zu richten sind. Preis 8 — 9,50 M. Lafar (Hohenheim b. Stuttgart). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Boretius, Die Beseitigung der Ansteckungsstoffe, ins- besondere der flüssigen, bei Infektionskrankheiten. (Dtsche militärärztl. Ztschr. 1893. p. 425.) Boretius befürwortet warm die Anwendung des Torfmulls zur Beseitigung der Ansteckungsstoffe, insbesondere der flüssigen, bei 334 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Infektionskrankheiten. Nicht die antiseptischen Eigenschaften des Torfes sind es, welche Verf. zu der Empfehlung veranlassen, sondern die Fähigkeit des Torfmulls, Flüssigkeiten zu verdichten, d. h. in sich aufzunehmen und so gleichsam in den festen Zustand über- zuführen, und die leichte Verbrennbarkeit des verdichteten Materials. Torfmull würde sich vorzüglich eignen zum Bestreuen des Er- brochenen und der Stühle von Cholera-, Typhus- und Dysenterie- kranken, welche auf dem Fußboden verschüttet worden sind (Verf. macht darauf aufmerksam, daß durch Zugießen flüssiger Desinfektions- mittel das Entleerte über einen größeren Teil der Dielen und in diese verbreitet wird), zum Einfüllen in die Nachtstühle bez. Unterschieber bei den vorgenannten Krankheiten und zum gefahrlosen Entfernen des Inhaltes der Unterschieber, zum Einfüllen in die Spuckgläser von Phthisikern und Pneumoniekranken, zur Aufnahme der bei Diphtherie und Scharlachepidemie beim Pinseln und Gurgeln aus der Mundhöhle herausbeförderten Krankheitskeime, zum Aufstreuen auf den Fußboden um das Bett von Scharlach- und anderen akuten Hautausschlagskranken zum Aufnehmen der Hautschuppen, zum Auf- saugen des Urins Tetanuskranker, der Stühle bei Abtreibung von Darmparasiten, des Verbandmaterials und Spülwassers bei Wund- eiterung, der Leichenflüssigkeiten bei Sektionen, endlich zum Auf- saugen der Sputa in Spuckschalen. Die „so mit Torfmull versetzten und verbrennbar gemachten Flüssigkeiten“ oder vielmehr der mit letzteren imprägnierte Torfmull kann in jeder Feuerstelle verbrannt werden, doch hält es Verf. für praktischer, dies in besonderen, ganz einfachen, nur aus Ziegelsteinen erbauten Oefen mit Schlot, welche auf dem Hofe von Krankenhäusern errichtet werden, zu thun. Diese Oefen, für welche Verf. eine kleine Skizze giebt , haben die Eigen- tümlichkeit, daß der Mull von oben her auf ein kräftiges Steinkohlen- feuer bez. auf eine darüber rostartig gelegte Holzschicht geschüttet wird. 3 — 4 mit Kalkmich versetzte Stuhlentleerungen sind in 18 Minuten so weit verkohlt, daß neue Aufschüttung erfolgen kann. Die Reinigung der Spuckgläser soll sich folgendermaßen ge- stalten: In jedes Glas wird etwas recht warme Kaliseifenlösung (20 g : 10 1) gegossen, mit einem Holzstabe umgerührt (die zähen Sputa lösen sich so leicht von der Wand), der Inhalt des Glases nun in einen Eimer mit Mull entleert, hier verrührt und nebst dem Holzstabe später verbrannt. Die entleerten Gläser kommen einige Minuten in heiße Kaliseifenlösung und werden dann erst abgetrocknet. So vorteilhaft die Verbrennung der Sputa mit dem Torfmull erscheint, müßte der Nachweis der Abtötung aller Tuberkelbacillen an den Gläsern, welche „einige Minuten“ in der „recht warmen Kaliseifen- lösung“ gelegen haben, erst erbracht werden. — Die zum gleichen Zwecke empfohlenen Sägespähne sind nach Verf. teuerer als Torfmull und saugen schlechter auf. Schill (Dresden). Zappert, J., Ueber das Vorkommen der eosinophilen Zellen im menschlichen Blute. [Aus der II. medizinischen Klinik in Wien.] (Zeitschrift für klinische Medizin. Bd. XXIII. Heft 3 u. 4.) Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 335 Verf. machte eine große Anzahl Blutuntersuchungen in Bezug auf das Vorkommen der eosinophilen Zellen im menschlichen Blute bei gesunden Menschen und bei einer großen Anzahl von Krankheiten. So fand er u. a. bei afebriler Lungentuberkulose häufig Verminderung der eosinophilen Zellen, dagegen bei einem großen Teile der Haut- krankheiten oft hochgradige Vermehrung derselben, bei den meisten fieberhaften Krankheiten wurde während der febrilen Intoxikation eine Verminderung der eosinophilen Zellen beobachtet, doch kehrten dieselben nach Ablauf des Fiebers rasch wieder zurück. Bei Tuberkulininjektionen war nur bei starker Reaktion mit höherer Temperatursteigerung eine Verminderung und hierauf eine postfebrile Vermehrung nachzuweisen. Dieudonn6 (Berlin). Stern, Ueber einige Beziehungen zwischen mensch- lichem Blutserum und pathogenen Bakterien. (Sep.- Abdruck aus den Verhandlungen des XII. Kongresses für innere Medizin.) Das menschliche Blutserum läßt bei Infektionskrankheiten einer- seits toxische Wirkungen erkennen, andererseits gewinnt es im Verlaufe derselben schützende, immunisierende und hei- lende Wirkung. So konnte Verf. in einigen Fällen von Erysipel auf der Höhe der Krankheit durch Blutserum in der Menge von 0,5 — 1 ccm weiße Mäuse töten, während normales Blutserum erst in weit größeren Mengen (3 ccm und mehr) für diese Tiere tötlich ist. Die bakteriologische Untersuchung des Blutes selbst und der veren- deten Mäuse ergab keinerlei Mikroorganismen, so daß es sich also sicher um Giftwirkung gehandelt hat. Der Inhalt einer Blase bei Erysipelas bullosum wirkte schon in der Menge von x/2 ccm auf Mäuse tötlich, wobei die bakteriologische Untersuchung sowohl der Flüssigkeit als der verendeten Mäuse ebenfalls negatives Resultat er- gab. Die imm unisieren d e Wirkung des Blutserums zeigte sich bei Untersuchungen über den Abdominaltyphus. Es wurde das Blut- serum von 14 Personen, welche Abdominaltyphus überstanden hatten, untersucht; in 7 Fällen erfolgte die Untersuchung zwischen dem 2. und 8. Tage nach der Entfieberung; das Serum zeigte bei 5 dieser Fälle im Tierexperimente deutliche schützende Wirkung, während in 2 Fällen das Resultat negativ blieb. Bei 7 anderen Personen lag die Krankheit zwischen 1 und 17 1/2 Jahren zurück, in dieser Gruppe zeigten nur 3 ein positives, 4 ein negatives Resultat. Endlich wurde das Blutserum von 14 Personen untersucht, welche nie an Typhus gelitten hatten ; von diesen zeigten 2 eine schützende Wirkung, ein Befund, welchen Verf. nicht zu deuten vermag. Verf. glaubt, daß es sich bei der schützenden Wirkung des Serums, wenigstens bei Typhus, nicht um einen außerhalb des Organismus nachweisbaren, gift- zerstörenden Einfluß desselben handeln kann, sondern daß das Serum auf den infizierten Organismus selbst wirken, in diesem Veränderungen hervorrufen muß, durch welche die eingeführten Bacillen am Wachs- tum gehindert werden. Dieudonnö (Berlin). 236 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Bighi, J., L’immunitä nei suoi rapporti con la funzione della milza. (La Rif. med. 1893. p. 170, 171.) Yerf. verfolgte bei seinen Versuchen einen doppelten Zweck; erstens, um zu eruieren, ob entmilzte Tiere immunisiert werden können, und zweitens, ob immunisierte Tiere nach Abtragung der Milz diese Eigenschaft verlieren oder nicht. Experimentiert wurde mit Cholera, Typhus und Tetanus an Meerschweinchen, Mäusen und Kaninchen. Bei Cholera und Typhus zeigte sich, daß die Entfernung der Milz einen Einfluß ausübt weder auf die Erlangung der Immunität, noch daß die vorher immuni- sierten Tiere ihre Immunität einbüßen, wenn sie nachträglich entmilzt werden. Bei den Versuchen mit Tetanus zeigte sich hingegen, daß entmilzte Kaninchen einen höheren Grad von Immunität erlangen können, als normale und daß man die Immunität normaler Tiere ertöten könne, wenn man sie nachträglich entmilzt. Mit Rücksicht auf die wenigen in dieser Richtung durchgeführten Versuche möchte jedoch der Verf. dieses Ergebnis nur im Sinne einer vorläufigen Mitteilung bekannt gegeben haben. Derselbe bemerkt ganz richtig zum Schlüsse, daß auch seine Versuche keinen Aufschluß über die Funktion der Milz bei der Immunisierung geben und daß wir noch immer sehr weit entfernt sind von der Lösung mehrere Punkte der Immunitätsfrage. Kamen (Czernowitz). Tizzoni, GL e Cattani, Gl., Sulla importanza della milza neli’ immunizzazione sperimentale del coniglio contro il tetano. (La Rif. med. 1893. p. 189.) In Fortsetzung ihrer im Jahre 1892 publizierten einschlägigen Versuche kommen die Verff. zu dem Ergebnise, daß „die Milz als solche keinen direkten Anteil am Immunisierungsprozesse selbst nimmt und daß, wenn die immunisierende Substanz ein Produkt des Tierkörpers ist (was übrigens wenig Wahrscheinlichkeit für sich hat), deren Bildung nicht in der Milz oder wenigstens nicht allein in der Milz stattfindet“. Kamen (Czernowitz). Corrigendum. In dem Artikel „Ueber den Einfluß der Kälte auf die Lebensfähigkeit der Malaria- parasiten“ von N. Sacharoff in No. 5/6 dieses Centralbl. p. 158 Z. 11 von oben ist statt „daß ich mich habe täuschen lassen“ zu lesen „daß ich mich vielleicht habe täuschen lassen“; Z. 14 von oben derselben Seite ist „auch“ statt „noch“, Z. 5 von unten „vorher“ statt „rohen“ und p. 160 Z. 18 von oben „zweiten“ statt „weiteren“ zu setzen. Neue Litteratur. 237 Neue Litteratur znsammengestellt von De. Arthub Würzburg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Geilsler, T. K., Grundriß der klinischen Bakteriologie für Aerzte und Studierende. 8°. 127 p. St. Petersburg (Ricker) 1893. [Russisch.] Jahresbericht über die Fortschritte in der Lehre von den pathogenen Mikroorganismen, umfassend Bakterien. Pilze und Protozoen. Bearb. u. hrsg. v. P. Baumgarten. 8. Jahrg. 1892. Abt. 1. gr. 8°. 320 p. Braunschweig (Harald Bruhn) 1893. 8 M. Biologie. (Gärung, Fäulnis, Stoffwechselprodukte usw.) 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Sehlen, Zur Diagnostik und Therapie der Prostatitis chronica, p. 325. Siebourg, Leonh., Zur Casuistik der krypto- genetischen Septicopyämie, p. 316. Singer, Karl, Beitrag zur Lehre von der Streptokokken-Infektion, p. 320. Weyl, Handbuch der Hygiene, p. 310. Finkelnburg, Geschichtliche Entwicke- lung und Organisation der öffentlichen Gesundheitspflege in den Kulturstaaten, p. 311. Munk , Einzelernährung und Massen- ernährung, p. 311. Wernich, Leichen wesen einschließlich der Feuerbestattung, p. 312. Wehmer, Abdeckereiwesen, p. 312. Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Lafar, Franz, Eine neue Zählvorrichtung für Plattenkulturen in Petrischalen, p. 331. Schutzimpfung, künstliche Infektions- krankheiten, Entwickelungshemmung etc. Boretius, Die Beseitigung der Ansteckungs- stoffe , insbesondere der flüssigen , bei Infektionskrankheiten, p. 333. Righi, J., L’immunitä nei suoi rapporti con la funzione della milza, p. 336. 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Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original - Mittheilungen. Zur Lehre von den Carcinomparasiten. Von M. Kurloff, Prof, der spec. Pathol. u. Therapie an der Kaiserl. Universität zu Tomsk. •1 >1 „Mix. 8) „ „ „ Adametz-Winkler. Gerade diesen letzten Mikroorganismen kann ich nun meinen Hefepilz kinzufügeu , den ich im fraglichen Käse gcfuudeu und dessen Eigenschaften ich in dem bakteriologischen Laboratorium der Universität Bern studiert habe. Ich lasse nun die bakteriologische Diagnose desselben folgen: Dieser Mikroorganismus zersetzt bei günstigen Lebensbedingungen sehr schnell verschiedene Zuckerarten, hauptsächlich Milchzucker, wobei hauptsächlich gasförmige Produkte entstehen, und er kann somit die so unangenehmen Käseblähungen hervorbringen. Er ent- wickelt sich mit größter Leichtigkeit auf jeglichem Nährboden, selbst wenn diese bereits von anderen Mikroben zersetzt worden sind, auch vermischt mit anderen Bakterien, und lebt sogar in destilliertem und sterilisiertem Wasser und auf Gipsblöcken. Bei oberflächlichen Kul- turen bildet er schöne, runde, mit glatten Rändern versehene, die Gelatine nicht verflüssigende, sehr fein granulierte und weißliche Kolonieen, welche oft einen Durchmesser von einigen Millimetern erreichen. Meistens erscheint er als mehr oder weniger längliche, elliptische oder eirunde, selten kugelrunde oder stäbchenartige Hefe- zellen, mit deutlich bemerkbarer Membran und bisweilen mit Kern- körpern oder Vakuolen. Diese Zellen haben im Mittel eine Länge von 5 p und eine Breite von 3 «, sind leicht zu färben und entfärben sich nicht nach der Gram’schen Methode. XV. Bd. 36 550 Nicola U o c li i c c li i o , Auf zuckerhaltigen Nährböden, speziell milchzuckerhaltigen, er- reicht er bei Luftzutritt und bei ziemlich hoher Temperatur (zwischen 20° und 30°, ja 40°) die höchste Entwickelung, wobei ein Geruch nach gärendem Moste bemerkbar wird unter lebhafter Schaumbildung auf flüssigen Nährböden. Er koaguliert die sterilisierte Milch schon nach einigen Tagen und bringt auch eine partielle Verflüssigung des Koagulums hervor ohne deutliche Säurebildung. Die Zellen besitzen eine merkbare Molekularbewegung (Brown’sche Bewegung) und sie vermehren sich durch einseitige Sprossung. Bis jetzt habe ich weder Sporen- noch Kapselbildung beobachten können. Bei einer Temperatur unter 20° C ist seine Entwickelung sehr langsam und beinahe unmerklich, bei 40° C sehr rasch, aber bei 45° C nimmt sie sofort ab und bei 50 — 60° stirbt der Pilz unfehlbar nach 15 Minuten ab. Sublimatlösungen von */ 2 — 1 pro mille und Phenollösungen von 2,5 — 5 Proz. töten ihn binnen wenigen Augen- blicken oder spätestens in einigen Minuten. Er widersteht jedoch der Einwirkung von gesättigter Salzlösung während 30 — 40 Minuten, von 3-proz. Natronlösung während höchstens 10—15 Minuten, ln Bouillon mit bis höchstens 1 — 2 Proz. Milchsäure kann er noch vegetieren. In diesen Fällen jedoch, sowie unter anderen ungünstigen Lebensbedingungen zeigt die Kultur einen gewissen Rückgang und viele Degenerations- oder Involutionsformen, jedoch nicht ästige; die Gasentwickelung und mit ihr auch die Vitalität des Pilzes erfahren dadurch eine merkbare Schwächung. Die Eintrocknung bei 35° C vernichtet ihn in wenigen Tagen (höchstens in 1 Woche). Eine zwei- monatliche Kultur zeigt noch keine Abschwächung seiner Lebenskraft. In Gefäßen bildet er einen Niederschlag und möglicherweise findet er sich in den tieferen Lagen der Luft, im Wasser u. s. w. der Molkereien, sowie in der Milch und in der frischen Käsemasse. Impft man ihn in frische und normale Milch und macht man aus derselben einen Hartkäse, so bringt er, auch bei einer Temperatur unter 20° C, eine merkbare Blähung mit großen Löchern besonders in den oberflächlichen Teilen des Käses hervor. Er verwandelt die Molke in ein schäumendes und nicht unangenehm schmeckendes Ge- tränk. Die infizierte Molke hat weder bei Hunden noch bei mir selbst irgendwelche Magenstörungen hervorgebracht. Die Tierversuche haben bis jetzt keine pathologischen Erscheinungen verursacht. Alles in allem unterscheidet sich dieser Hefepilz merklich von den Hefepilzen des Bieres und des Weines von den bis jetzt von Adametz (5), Freudenreich (2), Kayser (3) und anderen in Fällen von Käseblähuugen beschriebenen und studierten Mikro- organismen. Ich schlage deshalb vor, ihn Lactomyces inflans casei- grana (Milchzucker vergärender, Blähungen verursachender Hefepilz des Granakäses) zu nennen im Hinblick auf den von ihm hauptsäch- lich veränderten Stoff, seine verderbliche Wirkung und seine Her- kunft; auch habe ich die Absicht, in nächster Zeit eingehendere chemisch-physiologische Untersuchungen über diesen Hefepilz aus- zuführen. t’eber einen Milchzucker vergärenden etc neuen Hefepilz. 551 Aus dem bisher Gesagten und aus vielen anderen Beobachtungen folgt, daß dieser Pilz schädlich und nützlich zugleich sein kann, indem er einerseits Käseblähungen verursacht, andererseits aus der Molke ein angenehmes, erfrischendes und billiges Getränk machen kann. Fig. 2. Schnitt durch einen Kontroll- Fig. 3. Schnitt durch einen mit der Hefe käse. geimpften Käse. (Vergr. 3fach.) Gestützt auf diese Angaben, sei es mir gestattet, folgende Schlüsse zu ziehen: 1) Dieser Pilz ist eine saprophyte, nicht pathogene, nicht chromo- gene, fakultativ aerobe, unbewegliche, elliptische, durch einseitige Sprossung sich auszeichnende, die Milch zum Gerinnen bringende, hauptsächlich aber Milchzucker vergärende, Kohlensäure und Alkohol bildende Hefeart, die wahrscheinlich in dem Wasser, in dem Lab, in der Luft der Molkereien, ferner in der Milch und in der frischen Käsemasse Vorkommen kann. 2) Er kann die Blähung, auch der harten Käse, verursachen, hauptsächlich im Sommer, in warmen Lokalen, bei gewärmter und längere Zeit stehen gebliebener Milch. 3) Durch Anwendung einer nicht allzuhohen Temperatur ist man leicht imstaude, ihn zu vernichten, indem z. B. der Bruch während 10 — 15 Minuten auf 55 — 60° erwärmt wird. Infizierte Geräte, Boden und Wände lassen sich daher durch siedendes Wasser leicht des- infizieren. 552 N. Cholodkowsky, 4) Dieser Pilz kann zur Vergärung von Molke gebraucht werden, die er in ein angenehm schmeckendes, alkoholisches Getränk ver- wandelt. Zu diesem Zwecke könnte man ihn mit einer Hefeart des Weines vermischen und der Molke einen kleinen Zucker- und Wein- säurezusatz beifügen. Es bleibt mir noch meinen hochgeehrten Lehrern, Herrn Prof. Dr. Tavel, und seinem Assistenten, Herrn Dr. Krumbein, sowie Herrn Dr. von Freudenreich, Direktor des bakteriologischen Laboratoriums der Molkereischule der Rütti bei Bern, die mir mit Rat und That zur Seite standen, meinen Dank auszusprechen. Bakteriologisches Laboratorium der Universität Bern, März 1894. Litteratur. 1) Die Bakteriologie in der Milchwirtschaft Basel 1893. p. 36—43. 2) Landw. Jahrbuch der Schweiz. Bd. IV. 1890. p. 17 — 26. Ueber einen neuen im geblähten Käse gefundenen Bacillus. (Annales de Micrographie. T. 111. 1890 — 91. p. 161.) 3) Annales de Micrographie. T. II. p. 353 und Milchindustrie. 1890. No. 8. 4) Ueber die Ursachen und Erreger der abnormalen Reitungsvorgänge beim Käse (Erweiterter Separat-Abdruck aus der „Milchzeitung“. Bremen 1893. p. 54 — 55.) 5) Die Aufzählung der einzelnen Arten innerhalb der verschiedenen (iruppen gebt in der Arbeit von Adam et z nach der Zeitfolge ihrer Auffindung vor sich. Ueber eine neue Species von Taenia, Von Dr. N. Cholodkowsky, Professor der Zoologie au der kais. Militär-Medizinischen Akademie zu St. Petersburg. Mit 2 Figuren. Im Dezember 1893 und im Januar 1894 habe ich vom St. Peters- burger Schlachthofe 8 Exemplare von Tänien bekommen, nämlich 3 Exemplare aus dem Darme vom Schweine und 5 vom Rinde. Sämtliche Exemplare gehörten zu einer und derselben Art, die sich bei näherer Untersuchung als eine neue Species erwies, welche ich zu Ehren meines verstorbenen Lehrers und Vorgängers im Amte, Prof. Dr. Ed. Brandt, Taenia Brand ti nenne. Diese Tänie ist ca. 3 m lang und in ihrem hintersten Teile 10 mm breit. Der Kopf ist rundlich-viereckig, ohne Haken, mit vier starken Saugnäpfen und einem kurzen, stumpfen Rostellum versehen, 1 mm breit. Der Hals ist etwa um ein Drittel enger als der Kopf und ca. 7 mm lang. Die ersten Proglottiden sind sehr kurz, einen Meter hinter dem Kopfe sind dieselben etwa 5 mm breit und 1,25 mm lang, die hintersten sind 2,50 mm lang bei einer Breite von 10 mm. Die Geschlechtsöffnungen liegen randständig, unregelmäßig alternie- rend, bald an der rechten, bald an der linken Seite der Glieder. Der Uterus hat die Gestalt eines langen, geschlängelten Kanales, welcher quer von rechts nach links durch die Proglottis verläuft und Ueber eine neue Species von Taenia. 553 zahlreiche, ebenfalls geschlängelte Aeste nach vorn und nach hinten abgiebt; die vorderen Aeste sind notwendigerweise viel kürzer als die hinteren, da der Hauptstamm des Uterus nahe dem Vorderrande der Proglottis liegt (vgl. Fig. 1). Die Hoden liegen im Randfelde, nach außen von den großen Wassergefäßstämmen, bestehen aus zahl- reichen rundlichen oder ovalen Bläschen und sind nur in unreifen Proglottiden, d. h. wo der Uterus noch nicht die volle Ausbildung erreicht, komplett zu beobachten, während in reiferen Proglottiden der größte Teil der Hodenbläschen (wenn nicht alle) reduziert oder ver- schwunden ist- Außer den genannten, für alle Tänieu typischen Hodenbläschen giebt es bei unserer Tänie noch eine Anzahl läng- lich-ovaler Drüsenfollikel, die eine kompakte, sich mit Karmin stark Fig 2. Zwei fast reife Proglottiden von Taenia Brandt! sp. n. ; ut Uterus, ov ■ Ovarium, vt Dottorstoek, cb Cirrusbeutel, c Cirrus, vg Vagina, w^WassergefäRstamm, ac accessorische männliche Geschlechtsdrüse. färbende, dem Cirrusbeutel aufsitzende Drüsenmasse bilden (Fig. 1 u. 2 ac). Diese Drüsenraasse, die vielleicht nur eine besondere Portion der Hoden bildet oder wohl eine accessorische männliche Geschlechts- drüse ist, erscheint sehr früh, noch ehe die ersten Spuren des Uterus aufgetreten sind und bleibt fortbestehen, wenn der Uterus vollkommen entwickelt und die typischen Hodenbläschen schon verschwunden sind. Sie wiederholt sich also im Randfelde, unregelmäßig alternierend, bald auf der linken, bald auf der rechten Seite der Glieder. Die Cirri (Penes) ragen sehr oft aus der Geschlechtsöffnung heraus. Die Ovarien und Dotterstöcke liegen ebenfalls alternierend, bald rechts, bald links, dicht neben dem Randfelde, nach innen von den Wasser- gefäßstämmen. Die Eier sind klein, rundlich-oval (0,02 mm im größten Durchmesser), sehr düunschalig und zu 4—6 oder mehr Stück von besonderer Kapsel umgeben. Die beschalteu Eier befinden sich nur in den hintersten Proglottiden, wo der stark entwickelte Uterus fast die ganze Proglottis ausfüllt und seine zahlreichen, sehr breit ge- 554 N. C h o 1 o d k o W5 k )■ , Uebpr eine neue Species von Taenia. wordene» Aeste dicht aneinander liegen. Im einem 240 cm langen Exemplare von unserer Tänie enthielten die hintersten Proglottiden noch keine beschälten Eier. Daß die soeben beschriebene Tänie im Darme vom Schweine lebt, ist sehr interessant, und das ist, meines Wissens, überhaupt der erste bekannt gewordene Fall des Vorhandenseins einer ausgebildeten Tänie im Darmkanale des Schweines. Vergleicht man unsere Tänie mit den übrigen bis jetzt beschriebenen Tänien der Säuge- tiere, so steht dieselbe unzweifelhaft der Taenia ovilla Rivolta am nächsten 1). Die Aehulichkeit springt besonders in die Augen, wenn man eine reife Proglottis von T. ovilla mit einer unreifen Fig. 2. Eine unreife Proglottis von Taenia Brand ti sp. n. ; t Hudenhläschen ; die übrigen Buchstaben wie in Fig. 1. Proglottis der Taenia Brand ti (Fig. 2) vergleicht. Die Taenia Brand ti unterscheidet sich aber von der Taenia ovilla durch folgende Merkmale: 1) durch größere Dimensionen, 2) durch die stark verzweigte Form des Uterus, der bei T. ovilla im reifen Zu- stande einen einfachen, beschälte Eier enthaltenden Gang bildet, 3) durch die besonderen, oben beschriebenen Verhältnisse der Hodeu- bläschen, 4) durch die Anwesenheit der oben beschriebenen acces- sorischen männlichen Geschlechtsdrüse. Eine ausführlichere Beschreibung und Abbildungen der Taenia Brand ti werde ich an einem anderen Orte publizieren. o . T-) . , 26. Februar 1on. St. Petersburg, - -.j.:-- 1894. ° 10. Marz 1) Vgl. Rivolta, Giornale die anatomia , fisiologia e patologia degli animali. 1878. p. 302; R. Moniez, Comptes rendus Ac.. Sc Paris T. JjXXXVIÜ. 1879 p. 1094; PerroDcito, I parassiti dell’ uomo c degli animali utili. p. 246. Milano 1882; Neu mann, Trait4 des maladies parasitaires de l’hommc ct des animaux dome- stiques. p. 408 — 409. Paris 1892 Neumann hat Präparate von Rivolta, Moniez und Perron cito gesehen und behauptet, daß die von Rivolta unter dem Namen ,, ovilla“ beschriebene Tänie mit der Moniez 'scheu Species ,,Giardi“ und Perron cito ’s „aculeata“ identisch sei. Moniez sagt aber von seiner Taenia Giardi, daß dieselbe an beiden Enden des quer verlaufenden Uterus Ovarien besitzt, was bei T. ovilla, nach der Abbildung Neumann ’s (Präparat von Ri- volta) zu urteilen, nicht der Fall ist. Zettnow, Reinigung verschmutzter Objektträger und Deckgläser. 555 Reinigung verschmutzter Objektträger und Deckgläser. Von Prof. Dr. Zettnow in Berlin. Folgende Flüssigkeit gestattet, mit Del oder Kanadabalsam ver- schmutzte Objektträger und Deckgläser ohne erhebliche Mühe zu reinigen , und reichen 2 Liter der Flüssigkeit aus , um 5 — 6mal hintereinander, jedesmal 150 — 200 Stück Objektträger und etwa 300 Deckgläser zu reinigen: 200 g rotes chromsaures Kali übergießt man mit 2 Liter heißen Wassers und setzt hierauf allmählich und unter stetem Umrühreri 200 ccm konzentrierte rohe Schwefelsäure hinzu. Die in Freiheit gesetzte Chromsäure oxydiert das Harz und verwandelt es in eine am Glase nicht oder nur wenig adhärierende Masse. Da die Flüssig- keit ihre Wirkung nur an denjenigen Stellen ausüben kann, an welchen sie das Harz berührt, so ist es notwendig, die Deckgläser von den Objektträgern abzukitten. Man hält zu diesem Zwecke den Objektträger, das Deckglas nach unten gekehrt, 2 — 3 Sekunden lang über eine kleine, etwa 2 cm hohe Bunsenflamme; alsdann läßt sich auch bei jahrelang aufbewahrten Präparaten das Deckglas leicht mit dem Fingernagel vom Objektträger herunterschieben und in etwa 300 ccm Reinigungsflüssigkeit werfen, während der Objektträger in den Rest der Flüssigkeit eingelegt wird. Hat die Reinigung keine Eile, so läßt man die Objektträger 2 — 3 Tage bei gewöhnlicher Temperatur in der Flüssigkeit liegen und hat hierauf nur nötig, sie von den nicht mehr schmierenden oxydierten Substanzen durch Ab- spülen mit kaltem Wasser resp. Abreiben mit einem Lappen zu befreien und abzutrocknen. 2 — 4 Proz. der Objektträger pflegen an einzelnen Stellen, an welchen besonders viel Harz sich befand, noch nicht völlig sauber zu sein ; bei diesen vollendet man die Reinigung durch Abwischen mit Hilfe eines durch Alkohol angefeuchteten Tuches. Bei den Deckgläsern verbietet sich eine mechanische Reinigung der leichten Zerbrechlichkeit wegen und kann man bei ihnen ein zweimaliges Abkochen nicht umgehen. Sind sämmtliche Deckgläser nach dem Abkitten in die in einer Porzellanschale oder einem Becherglase befindliche Flüssigkeit geworfen, so setzt man dieselbe in einen Topf mit kochendem Wasser, resp. erhitzt sie über der freien Flamme etwa 10 Minuten lang, indem man ab und zu durch Um- schwenken dafür Sorge trägt, daß die Flüssigkeit überall zwischen die Deckgläser dringt Das geschmolzene Harz kommt als grünliche Masse an die Oberfläche und läßt sich mit steifem oder 4fach zu- sammengelegtem gewöhnlichen Papier leicht entfernen. Man unter- lasse nicht gut umzuschwenken und mit einem Glasstabe die Deck- gläser vorsichtig umzurühreu, damit auch alle Teile derselben in 556 Säuregehalt des Brotes. innige Berührung mit der Reinigungsflüssigkeit kommen. Hierauf wird die Flüssigkeit abgegossen, die Deckgläser einige Male mit kaltem Wasser abgespült, und ein wenig verdünnte Natronlauge auf dieselben gegossen. Diese löst beim Erwärmen und Umschwenken die Hauptmasse des noch adhärierenden Harzes auf, so daß die Mehr- zahl der Deckgläser bereits sauber erscheint. Man läßt die Natron- lauge etwa 5 Minuten einwirken, gießt sie fort, kocht die Deckgläser nach dem Abspülen mit Wasser zum zweiten Male mit der Reini- gungsflüssigkeit etwa 5 Minuten lang, spielt von neuem mit Natron- lauge, Wasser und schließlich 2mal mit etwas Alkohol ab; der letztere erleichtert in hohem Maße das Putzen der Deckgläser. Um letztere Operation schnell und möglichst ohne Bruch zu vollziehen, legt man eine Anzahl Deckgläser aus dem Alkohol auf eine Glas- platte, schiebt mit den Fingern der rechten Hand ein Deckglas bis an den Rand der Platte, faßt es mit dem Daumen und Zeigefinger der rechten Hand, welche auf diese Weise durch etwas Alkohol ge- feuchtet werden, nimmt es hierauf in die linke Hand und trocknet es mit der rechten Hand unter Verwendung eines feinen, möglichst abgewascheneu Tuches. 200 Deckgläser putzt man in etwa 1 Stunde. Nach dem Ausglühen auf einem Eisenbleche sind dieselben tadellos rein. — Sollen Objektträger schnell gereinigt werden, so genügt bei diesen einmaliges Erhitzen mit der Reinigungsflüssigkeit und Ah- spülen mit kaltem Wasser. Zum Abkitten von 200 Objektragern sind etwa lQj Stunden erforderlich; zum Abkochen der Deckgläser 30 — 40 Minuten. Berlin, 16. März 1894. Referate. Lehmann, K. B., Qualitative und quantitative Unter- suchungen über den Säuregehalt des Brotes. (Archiv für Hygiene. Bd. XIX. 1893. Heft 4.) Die Untersuchungen Leb mann ’s befassen sich mit der Natur der Brotsäuren, ihrer qualitativen und quantitativen Bestimmung einerseits, mit dem Säuregehalte des deutscheu Brotes andererseits. Die saure Reaktion des Brotes ist mindestens durch zwei verschiedene Substanzen bedingt, erstens durch freie organische Säure, die mau riecht und abdestillieren kann, und zweitens durch saures phosphor- saures Kali, entstanden durch chemische Umsetzung von bei der Gärung neu entstandener organischer Säure mit den im Mehl präexi- sticrenden neutralen Phosphaten. Die quantitative Bestimmung der Brotsäure kann einfach durch Titrierung des zu Brei erweichten Brotes gemacht werden, und ergiebt, daß ein Brot so viel Säuregrade enthält, als Kubikcentimeter Normalnatronlauge zur Titrierung von 100 g frischer Krume unter Anwendung von Phenolphthalein als Indikator notwendig sind. Säuregehalt des Brotes 557 Die in den verschiedenen Brotsorten enthaltene Acidität setzt sich in der Regel etwa zu gleichen Teilen aus freien ätherlöslichen Säuren und sauren Phosphaten zusammen, in selteneren Fällen können die freien Säuren auf 1/3 der Gesamtacidität sinken und auf a/3 steigen. Was die Frage der Art der im Brote enthaltenen Säuren anlangt, so enthält jedes mittelstark saure Brot Essigsäure und Milchsäure in so reichlichen Mengen, daß der Nachweis sicher er- bracht werden kann. Daneben fehlt nie eine geringe Menge einer höheren Fettsäure, auch Ameisensäure und Aldehyd scheinen bis- weilen spurenweise vorhanden. Dagegen konnte Buttersäure bisher in keinem Brote nachgewiesen werden, dürfte aber auch zuweilen Vorkommen. Von diesen Säuren nimmt die Essigsäure in fast allen Broten weitaus die wichtigste Stelle ein; ihr Prozentsatz beträgt fast nie unter 50 Proz., meist aber nahezu zwei Drittel der Gesamt- säure. In den Rest teilen sich die nichtflüchtigen Säuren in ziemlich unregelmäßiger Weise. Den größeren Teil hicrvou nimmt die Milch- säure für sich in Anspruch, während der übrige Teil durch eine der Oelsäurc nahestehende Säure gebildet wird, die vermutlich in einem Gemische höherer Fettsäuren besteht und wahrscheinlich aus dem Fette tles Getreides bei der Teig- oder Brotbereitung abgespalten wird. Endlich wurde in einigen Versuchen auch der Nachweis geführt, daß neben den freien organischen Säuren auch organische saure Salze vorhandeu sind, deren quantitative Bestimmung jedoch ganz besonders umständlich ist, da der Aether nur sehr langsam aus wässeriger Lösung die organischen Säuren auszuschütteln gestattet. Bei der Prüfung der einzelnen Brotsorten mit dem Geschmacks- sinne läßt sich nach einiger Uebung der Säuregehalt sehr gut ab- sebätzen. Auf Grund vielfacher Versuche des Verf.’s und einer für die einzelnen Brotsorten aufgestellten Tabelle bezüglich ihrer Acidität zeigte sich, daß bei den Schrotbroten, d. h. Broten aus grob- gemahlenem Getreide (fast ausschließlich Roggen) ohne Absonderung der Kleie, Brote mit starkem Säuregehalte viel häufiger Vorkommen, als bei den übrigen Roggen- und Weizenbroten, und daß bei den Weißbroten die hohen Säuregehalte ganz fehlen. Als eine Hauptursache des hohen Säuregehaltes der ländlichen Schrot-, Schwarz- und Graubrote muß nach diesbezüglichen Versuchen die zu lange dauernde Gärung unter Anwendung von Sauerteig an- gesehen werden. Ebenso ergiebt sich, daß man aus jeder Art Mehl annähernd säurefreie Gebäcke bereiten kann, indem alle mit reiner Hefe bereiteten Brote einen niederen oder sehr niederen Säure- gehalt haben. Um sich endlich noch über die Säuregärung von Mehl- und Wassermischungen bei verschiedenen Temperaturen zu orientieren, stellte Verf. noch eine Reihe von Versuchen an, welche ergaben, daß Schrotmehlteige viel rascher und intensiver gären, als Feinmehlteige. Warum dies der Fall ist, wird der Gegenstand weiterer Unter- suchungen sein, wie auch die Fragen, welche Säuregehalte vom hygienischen Standpunkte wünschenswert seien, in späteren Mitteilungen erörtert werden. Maaß (Freiburg i. B.), 558 Bakterienflora des Atlantischen Ocean. Russell, H. L., The bacterial flora of the Atlantic Ocean in the vicinity of Woods Holl, Mass. (The Botanical Ga- zette. 1893. Vol. XVIII. p. 383, 411, 439.) Vor kurzer Zeit veröffentlichte der Verf. seine „Untersuchungen über im Golfe von Neapel lebende Bakterien“ (Zeitschrift f. Hygiene. Bd. XI. p. 165), und seither hat er seine Studien auf die itn atlan- tischen Ozean in der Umgegend von Woods Holl, Mass., U. S. A., gefundenen Bakterien ausgedehnt. Die angewandten Methoden sind wesentlich dieselben, wie in Neapel. Das Studium der Tiefsee- bakterien wie in Neapel war an diesem Orte unmöglich infolge der Seichtigkeit des Ozeans, dessen Tiefe innerhalb des Arbeitskreises des Laboratoriums 65 Fuß nicht überstieg. Seine Untersuchungen zeigen, daß die numerische Verteilung von Bakterien im Seewasser in verschiedenen Tiefen zwischen der Ober- fläche und der Bodenschicht und zwischen der Küstenlinie und einer Entfernung von 20 Meilen zwischen weiten Grenzen variiert, jedoch weniger als in Süßwassern. Die wirkliche Anzahl Bakterien auf den ccm variierte von einigen Keimen bis zu etwa 120. Die tieferen Schichten des Seewassers waren an Bakterien ebenso reich, wie die Oberflächenschichten. Ueber hundert Prüfungen des Meeresbodens zeigten, daß die Durchschnittszahl der Bakterien auf den ccm etwa 17 000 betrug und die Grenzen des Unterschiedes sehr weit waren. Diese Zahl ist weit geringer, als die in Neapel gefundene, wo der Schlamm in Tiefen von 150 Fuß oder weniger gewöhnlich 200 — 300000 Keime auf den ccm enthielt. Dieser große Unterschied rührt nicht von einem Unter- schiede in der Temperatur des Wassers an diesen Orten her, da die- selbe an beiden Plätzen annähernd die gleiche war. Der große Unterschied zwischen der Anzahl der auf dem Meeres- boden und der in dem darüber liegenden Wasser gefundenen Bakterien ist großenteils bestimmten Arten von Bakterien zuzuschreiben, die sich nur im Schlamme finden. So zeigte es sich in Neapel, daß drei Arten, die ausschließlich Schlammbakterien waren, wenigstens 35 Proz. aller im Schlamme gefundenen Bakterien ausmachten. Ebenso ver- hält sich das in Woods Holl, wo verschiedene Arten gefunden wurden, die ausschließlich Schlammbewohner waren. Außer diesen enthält der Meeresboden lebhaft wuchernde Bakterien, die vom überliegenden Wasser abgeleitet sind. Wie in Neapel, so wurden auch hier Bak- terien im Sporenzustande in verschiedenen Tiefen des Wassers und im Schlamme vom Meeresboden aufgefunden. Die Mehrheit der in Woods Holl isolierten Bakterien verflüssigen Gelatine, und keine derselben besitzen pathogene Eigenschaften. Sie sind alle entschieden aerob und besitzen deutliche reduzierende Eigen- schaften, indem sie Nitrate in Nitrite verwandeln. Im vegetativen Zustande werden sie leicht vom direkten Sonnenlichte zerstört. In dem in einer Tiefe von 450 Fuß und bei einer Entfernung von 100 Meilen vom Festlande erhaltenen Schlamme fanden sich zwei Arten Schlammbakterien, die nahe beim Ufer sehr zahlreich waren, was zeigt, daß die im Schlamme gefundenen Formen über eine beträchtliche Ausdehnung des Meeresbodens sich erstrecken. Der Bacillus pyocyaneus pericarrtitidis. — Bacterium coli commune. 559 Bacillus limosus, eine Art, der gewöhnlichen Schlarambakterien, die in Neapel bei einer Tiefe von 3500 Fuß isoliert worden war, fand sich als ein gewöhnlicher Bewohner des Seeschlammes bei Woods Holl, nahe der Küste sowohl wie in einer Entfernung von 100 Meilen vom Lande. Die Anzahl der in dem Wasser und dem Schlamme des Meeres gefundenen Arten ist nicht sehr groß. Die gewöhnlichsten Formen sind die folgenden 4 neuen Arten : Bacillus limicola, Bacillus pelagicus, Bacillus litorosus, Bacillus maritimus, die alle im Originale ausführlich beschrieben werden. No vy (Aun Arbor). Harold, C. Ernst, The Bacillus pyocyaneus pericardi- tidis. (The American journal of the medical Sciences. 1893. October. No. 258.) Der Herzbeutel eines an exsudativer Pericarditis erkrankten 47- jährigen Arbeiters wurde mehrfach aseptisch punktiert und daraus große Mengen einer klaren, bernsteingelben, leicht alkalischen, wenig absetzenden Flüssigkeit gewonnen. Sie koagulierte bei Hitze und wurde sterilisiert ein guter Nährboden für einen in ihr neben dem Tuberkclbacillus gefundenen Keim. Dieser letztere lag meist in Zellen und ließ sich kulturell als eine bisher nicht beschriebene Abart des Bacillus pyocyaneus, den Verf. mit dem Epitheton „P e r i- carditidis“ belegt, erkennen. Von dem B. pyocyaneus Gessard und B. pyocyaneus ß (Ernst) unterscheidet er sich: 1) Durch die blau-grüne Farbe der Gelatine platten- kultur bei reflektiertem Lichte, welche von der gelbgrünen der anderen Arten wesentlich abweicht. 2) Frische Agar kulturell sind trocken und haben einen metal- lischen Schimmer bei ihrem blaugrünen Charakter. Alte Agarkulturen sind feucht, erhaben und nußbraun. 3) Die Kultureu in Peptonlösungen verschiedener Stärke sind mehr grün, die der anderen Arten mehr blau. 4) Die Kulturen in Gelatine und Bouillon reagieren viel heftiger auf Säureu und Alkalien, als die anderer Arten. Bei Zufügen von Säuren, sowohl organischer, als anorganischer, werden sie rot; bei Zufügung von Alkalien erscheint ein leuchtendes Grasgrün. Mikroskopisch sind von Gelatinekulturen gefertigte Prä- parate von anderen Arten nicht zu differenzieren, dagegen kontra- stieren die in Pep ton lös ungen gezogenen schlanken, langen Stäbcheu stark zu den kurzen, ovalen der anderen Arten. Kurt Müller (Halle). Kiefsling, Das Bacterium coli commune. (Hygieu. Rund- schau. 1893. No. 16.) K. giebt ein sehr ausführliches zusammenfassendes Referat über die bisherigen Arbeiten, welche sich mit dem Bact, coli com- 560 Bocter'ium coli commune. mune befassen. Für ein eingehendes Studium muß auf das Original verwiesen werden ; hier müssen wir uns auf die Wiedergabe der wichtigsten Thatsachen beschränken. Das Bact. coli commune ist ein sehr polymorpher Bacillus, durchschnittlich 2 — 3 /< und 0,4— 0,6 [i breit; je nach dem Nährboden und den übrigen Wachs- tumsbedinguugen verschieben sich diese Zahlen etwas. Sporenbildung ist nie beobachtet worden. Das Bact. nimmt alle Anilinfarben — z. T. etwas langsam — auf, wird durch die Gram’sche Methode entfärbt. Eigenbeweguug mittelst vorhandener Geißelfäden (4 — 6, nach Anderen 2—3) ist beobachtet. In Nährgelatine gedeiht das Bact. coli comm. gut, ohne dieselbe zu verflüssigen. Die Kolonieen sehen milchglasähnlich aus, in der Mitte am dicksten; sie haben bei durchfallendem Lichte einen iri- sierenden Glanz. Die tieferen Kolonieen der Platten entwickeln sich — Dach Büchner wegen Sauerstoffmangels — weniger kräftig. Der Geruch der Platten ist smegmaartig. Im Gelatineimpfstich entwickelt sich ein gelblich-weißer Faden, der aus kleinen Kugeln besteht. Schwach alkalische Fleischwasserbouillon wird vom Bact. coli comm. in 1 — 2 Tagen getrübt; nach einigen Tagen scheidet sich die Bouillon in eine obere klare, fast keimfreie und in eine untere getrübte, bakterienreiche Schicht. 25 Tage nach der Impfung be- ginnt Schwefelwasserstoffoildung. Auf Kartoffeln entwickelt sich bei Zimmertemperatur ein dicker, bräunlich-gelber Rasen, der sich sehr schnell ausbreitet. Doch spielen hier Reaktion und Alter des Nähr- bodens eine große Rolle. In steriler Milch gedeiht das Bact. gut; es koaguliert dieselbe bei Brühofentemperatur in 2 — 3 Tagen unter Säurebildung. Die zu- meist feinen Gerinnsel schließen sich zu einem festen Klumpen zu- sammen, der in dem klaren Serum zu Boden sinkt und die gesamte Kulturmasse enthält. Beifügung von Eiweißkörpern befördert das Wachstum und beschleunigt die Gerinnung. In frischer Milch zer- setzt das Bact. ein Drittel des ursprünglich vorhandenen Kaseins und ein Sechstel des Zuckers, während es auf die Fette fast ohne Einfluß ist. Bei Anwesenheit peptonartiger Verbindungen bewirkt es nach Büchner Gas- und Säurebildung in Fleischextraktlösungen, denen Rohr-, Milch- oder Traubenzucker beigemischt ist. Sein Re- duktionsvermögen wurde zuerst von Soramaruga sichergestellt, der der Bouillon Rosolsäure zusetzte. Auch im Rosolsäureagar zeigte sich das Reduktionsvermögen des Bact., nicht so in Rosolsäuregela- tiue. Was die Bildung eines diastatischen Fermentes anlangt, so wurde dieselbe von Baginski iu Abrede gestellt; dagegen fand Ferni ein diastatisches Ferment, das zwischen 4° und 50° die Wirkung behält, bei 37° sein Optimum hat, durch Erwärmung auf 70° oder Zusatz von 5 Proz. Salzsäure oder 3 Proz. Karbolsäure zerstört wird. Die Indolreaktion ist positiv bei Anwesenheit von Pepton oder von Eiweiß und Fermenten, die dieses in Pepton umzuwaudeln ver- mögen. Ferner wächst das Bact. coli gut in Jequirity-Nährböden in Kokosmilch, in Galle, im sterilem Urin, in welchem es langsam den Harnstoff in kohlensaures Ammoniak umsetzt. Iu Mischkulturen wächst es ßacterium coli cotnmune. 561 neben Cholera- und Typhusbacillen ungestört weiter, ebenso wächst es gut in faulenden Faeces. Unter Einwirkung künstlichen Magen- saftes haben Keime und gut entwickelte Kulturen schon nach 4 Mi- nuten ihre Lebensfähigkeit verloren. Direktes Sonnenlicht wirkt sehr schnell abtötend, weniger intensiv diffuses Tageslicht. Die An- gaben über die Temperatur, die das Bact. verträgt, zeigen große Differenzen. Nach Roux kann es bis +80° erwärmt, und nach Büchner bis — 20 — 24° abgekühlt werden, ohne abzusterben. Ebenso zeigt es gegen Austrocknung große Widerstandsfähigkeit. Escherich fand bei Luftabschluß eine Einwirkung auf das Bact. nur in Nährböden, die Pepton oder Traubenzucker enthielten. Was die pathogene Bedeutung des Bact. coli comm. für Tiere anlangt, so sind überaus zahlreiche Impfungen vorgenommen worden. Emmerich erhielt fast immer ein choleraähnliches Bild; in anderen Fällen kam es zur Entwickelung von Peritonitis oder Septikämie oder nur zur lokalen Abceßbildung. Guyon rief durch Einbringung des Bact. in die Blase bei Ligatur der Urethra Cystitis hervor. Zahl- reiche Versuche lehren, daß sowohl das Bact. selbst wie seine Stoff- wechselprodukte die Erkrankungen hervorrufen können. Da über fand, daß Meerschweinchen, welche eine einmalige In- fektion mit dem Bact. überstanden hatten, sich viel resistenter zeigten und größere Mengen ohne Schaden vertrugen. Was die pathogene Bedeutung des Bact. für den Menschen be- trifft, so ist zwischen pathogener und pyogener Wirkung zu unter- scheiden. Von den Krankheiten des Verdauungstraktus wurde das Bact. als Erreger des infektiösen Darmkatarrhs, der Dysenterie und der Cholera angesehen; während die Rolle, die es für die beiden ersten Krankheiten spielt, keine ganz sichere ist, ist die Behauptung Emmerich’ s, daß es der Erreger der Cholera asiat. sei, wohl als definitiv widerlegt anzusehen. Dagegen sind einzelne Forscher ge- neigt, die Symptome des Typboidstadiums der Cholera auf eine se- cundäre Infektion mit dem Bact. coli comm. zurückzufübren. Bei Peritonitis wurde das Bact. wiederholt im Exsudate gefunden und war bei der Uebertragung auf Tiere pathogen. Es stammt zumeist aus dem Darme, den es normalerweise nicht verlassen kann; ist da- gegen die Schleimhaut pathologisch verändert, so vermag es durch die Wandungen hindurch wohl auf den Lymphwegen in die Peri- tonealhöhle einzudringen. In einzelnen Fällen von septischer Allge- meininfektion und schwerer Pyämie wurde es im eiterigen Exsudate der Hirnhäute gefunden. Ebenso ist es bei Pericarditis, ferner in der Leber bei eiteriger Entzündung der Gallen wege und bei Leber- abscessen gefunden worden; über seine Bedeutung als Cystitiserreger sind die Untersuchungen bisher noch nicht eindeutig genug; von Lungenaffektionen fand es sich bei sekundären Bronchopneumonieen ; ferner im entzündeten Endometrium , endlich bei Strumitis und Scharlachangina in Fällen, in denen gleichzeitig noch eine Darmer- krankung bestand. Der wichtige Streitpunkt: Sind Typhusbacillen uud Bact. coli comm. zwei gauz verschiedene Mikroben oder sind sie nur zwei 562 Neue Kommabacillen. Varietäten, von denen die eine sich in die andere um wandeln läßt? ist noch nicht entschieden. Außer geringen morphologischen uud kul- turellen Differenzen ist hervorzuheben, daß der Bac. typh. ab- dom. Eberth Milch nicht zur Gerinnung bringt, ein sehr geringes Reduktionsvermögen besitzt, weder Gas in zuckerhaltigen noch Indol in peptonhaltigen Lösungen produziert, gegen Säure und Alkalien weniger widerstandsfähig ist, als das Bact. coli comm, Die zum Nachweise dieser Differenzen angegebenen Untersuchungsmethoden sind von K. ausführlich wiedergegeben; die Mehrzahl der Forscher neigt der Ansicht zu, daß diese beiden Bakterien nicht nur Varie- täten, sondern vollkommen von einander zu trennen sind. In Leichen ist im unversehrten Darme das Bact. coli nicht au- zutretfen, dagegen begünstigen Darmgeschwüre die Ansiedlung. Unter normalen Verhältnissen fehlt das Bact. fast nie im Darm- kanale. Nach Escherich gelangen seine Keime schon vor der ersten Nahrungsaufnahme in den Darmkanal, indem sie mit der Luft und dem Speichel verschluckt werden. Der Hauptsitz ist das Kolon und Coecum, wo das Bact. bei der Zersetzung des Fettes und Ver- gärung des Mucins eine gewisse Rolle spielt. Es ist nicht imstande, die Darmepithelien zu zerstören. Wie beim Menschen findet es sich sehr häufig auch beim Tiere, ebenso kommt es oft im Wasser vor und ist nach Escherieh der in der Natur meist verbreitete Fäul- niserreger. Neben dem Bact. coli bestehen noch zahlreiche Spalt- pilze, die vielleicht als Varietäten aufzufassen sind; es sind einige von Brieger und Fraenkel beschrieben worden. Der Begriff' des Bact. coli comm. ist noch kein vollkommen einheitlicher und fest definierter, sondern dieselben charakteristischen Eigenschaften kommen einer Anzahl von einander ähnlichen Spalt- pilzen vor, zwischen denen eine weitere Unterscheidung noch nicht möglich ist. Lasch (Breslau). Roiihoff, üeber zwei neue in Wasser gefundene Komma- ba c i 1 1 e n arte n. (Archiv für Hygiene. Bd. XIX. 1893. Heft 3.) Die bakteriologische Untersuchung eines aus Stolp in Pommern zur Prüfung an das hygienische Institut zu Berlin eingesandten Wassers ließ neben anderen zahllosen ßakterienarten — in 1 ccm des Wassers fanden sich 80000 Keime — Kolonieen erkennen, die eine so auffallende Aehnlichkeit mit Cholerakolonieen hatten, wenig- stens bei der Untersuchung nach 24-stündigera Wachstume, daß jeder, der sie sah, sie für typische Cholerakolonieen erklärte. Dieser Um- stand wurde die Veranlassung zu einer genauen Durchmusterung der Platten dieses Wassers und einer eingehenden mikroskopischen Unter- suchung der irgendwie auffälligen Kolonieen. Dabei wurde eine zweite, wie gleich erwähnt sei, die Gelatine nicht verflüssigende, deutlich ausgesprochene Kommaform gefunden und reingezüchtet, deren genaue Untersuchung sich der Verf. zur Aufgabe machte. Der Form nach unterscheidet sich dieses gekrümmte Stäbchen an gefärbten Präparaten von 24-stündigen Agarkulturen kaum von den Koch’schen Vibrionen. Nur ist die Krümmung des neu ge- fundenen Stäbchens eine etwas geringere, S-Formen sind entschieden Neue Kommabacillen. 563 spärlicher vorhanden, als bei jungen Cholerakulturen, neben diesen findet man aber immer noch zu zweien zusammenhängende kleinere Kui-zstäbchen, die wie jene sich in der Mitte dick, an den freien Enden spitzlaufend darstellen. Anilinfarben nehmen sie ebenso gut au wie die ausgeprägten Kommaformen; nur zeigen sie bei der Färbung helle, farblose Stellen in ihrem Innern. Zu den geeignetsten Farben gehören Gentianaviolett und die bläuliche Nuance des Jod- violetts; auch mit saueren Anilinfarben, z. B. Eosin, ließ sich eine gute Färbung der Vibrionen erzielen; die Gram’sche Methode ließ eine Entfärbung eintreten. Gegen schwächste Säuren waren die Präparate überaus empfindlich. Im hängenden Tropfen zeigen die Vibrionen eine lebhafte Eigenbewegung, bei der sich jedoch zum Unterschiede von der schießenden Bewegung der Cholerabakterien sehr häufig rotierende, einen Kreis beschreibende Bewegungen ein- stellen, welche ausgelöst werden durch einen am Ende des Kommas sitzenden gewundenen Geißelfaden, der völlig dem des Chol er a- vibrio analog gebildet und nach dem Lo ef fl er’schen Geißel- färbungsverfahren gut darzustellen ist. — Was nun die künstlichen Nährböden anlangt, auf welchen der Vibrio wachsen soll, so müssen dieselben erstens feucht und zweitens frei von Säuren sein. Am besten wächst er bei Brüttemperatur; schon bei Zimmertemperatur tritt eine erhebliche Verzögerung des Wachstumes ein, bei 15° C ist dieselbe noch stärker und bei Temperaturen unter 10° C wächst er überhaupt nicht mehr. Die obere Wärmegrenze liegt jedenfalls über 40° C. Agarplatten zeigen nach 24 Stunden Stecknadelknopf- bis erbsen- große, an der Oberfläche liegende Kolonieen, deren größter Teil aus einer über die Agarfläche sich fortschiebenden zarten Haut besteht. Diese wächst nach allen Seiten fort und erst das Trockenwerden des Agars oder Verunreinigungen aus der Luft behindern schließlich das Wachstum. In alkalischer Bouillon ließ sich nach 24 Stunden in allen Fällen ein üppiges Wachstum erkennen. Die Obex-fläche zeigte ein feines graues Häutchen, weißer und nicht so glänzend wie bei Cholerabakterien. Die Bouillon selbst war getrübt und von einer Ansammlung von Bakterien am Boden des Glases nichts zu erkennen. Es gelang niemals, weder durch Zusatz von Schwefel- noch von Salzsäure eine Rotfärbung der Bouillon zu erzielen. Wenn man von einer Reinkultur dieser Kommaformen Gelatineplatten gießt und bei 22° C aufbewahrt, so sieht man erst nach 48 Stunden kleinste, stecknadelspitzgroße Punkte in grauweißer Farbe, die sich unter dem Mikroskope als kreisrunde, silbergraue, mit scharfem Rande versehene Kolonieen darstellen, in deren Innern sich einzelne, nicht sehr helle, glänzende Bröckchen erkennen lassen. Im Laufe der nächsten Tage wachsen die Kolonieen beträchtlich und schieben eine graugelbe, feuchtglänzende Haut gleichmäßig nach allen Seiten über die Gelatine fort, so daß es zu recht beträchtlichen, bis Zwanzigpfennigstück-großen Ausbreitungen auf der Gelatine kommt. Die Haut ist wesentlich dicker als die vomBacterium coli commune. Im Gelatinestich ist in den ersten Tagen kaum eine Fortpflanzung zu sehen. Erst vom dritten Tage au beginnt das Oberüächeuwachstum, die Aus- 564 Neue Kommabacillen. breitung der schon bei den älteren Kolonieen beschriebenen Haut über die freie Fläche der Gelatine, während in den oberen Teilen des Impfstiches noch eine geringere, in den unteren gar keine Vermehrung mehr stattfindet. Bei der Kartoffel blieb das Wachstum auf den Impfstich beschränkt. Ein Einfluß der Reaktion ließ sich nicht fest- stellen. Die S- Formen kamen auf den schrägen Kartoffelflächen be- sonders schön zur Entwickelung. Auf Rinderblutserum bildet sich nach 24 Stunden ein feines, durchsichtiges, silberweißes Häutchen, in welchem sich die schönsten Kommaformen erkennen lassen, ebenfalls mit dem Auftreten eines feinen Häutchens über dem Kondensraume. Dieselbe Erscheinung zeigte sich in flüssigem Menschenserum. Am- photere Milch, mit Kommabacillen geimpft, ließ in den ersten 14 Tagen eine Veränderung nicht erkennen; dann aber sah man an der Oberfläche gelbe Fetttropfen angesammelt. Die darunter befind- liche Milch veränderte im Laufe der nächsten Tage ihre Farbe derart, daß sie schließlich ein bernsteingelbes Aussehen gewann. Zugleich hatte sich am Boden des Gefäßes eine weiße Masse angesammelt, die aus Laktalbuminen und phosphorsauren Salzen bestand. Trotz des entschiedenen Vorhandenseins von freiem Alkali ließ sich Ammoniak nicht nachweisen. Kochsalzzusatz zur Gelatine ließ weder Ver- besserung noch Verschlechterung des Wachstums im Vergleich zur gewöhnlichen Gelatine erkennen. Im sterilen destillierten Wasser kam es niemals zu einer Vermehrung der Vibrionen, während im gewöhn- lichen Leitungswasser eine Zunahme derselben beobachtet wurde; außerdem war lauf sämtlichen vom Leitungswasser geimpften Röhr- chen üppigste Bakterienentwickelung, während auf den vom destil- lierten Wasser abgeimpften Röhrchen nirgends eine Kolonie zu sehen war. Von den Veränderungen in den künstlichen Nährlösungen ist die interessanteste das Auftreten einer Rotfärbung in 1-proz. Pepton- lösung auf Zusatz von Salz- oder Schwefelsäure. Die Reaktion läuft ebenso ab wie jene bei Cholera asiatica, und so darf man wohl an- nehmen, daß es sich um Nitrosoindol handelt. Von Interesse ist ferner, daß in den Bouilloukulturen im Brütschranke sich eine schwache SchwefelwasserstoffäusscheiduDg nachweisen ließ: Bleizucker war am zweiten Tage am unteren Rande 1 mm geschwärzt. Die Versuche betreffs des Verhaltens des Vibrio gegen Säuren ergaben durchweg, daß seine Widerstandsfähigkeit gegen dieselben eine äußerst geringe ist. Endlich ist noch über die Ergebnisse einiger vom Verf. vor- genommenen Tierversuche zu berichten. Ein gleichmäßiges Resultat ist aus diesen Versuchen nicht erzielt worden. Mäuse verhielten sich im allgemeinen reaktiouslos, während Meerschweinchen, wenn mau ihnen nach Art der iutrastomachalen Cholerainfektion Sodalösung und darauf nach einiger Zeit die Bouillonkultur in den Magen brachte, deutlich eine Herabsetzung der Temperatur zeigten, die noch deutlicher bei intraperitonealer Infektion erfolgte; außerdem zeigte sich in manchen Fällen Gewichtsverlust. Nach wenigen Tagen jedoch hatten die Tiere ihr Anfangsgewicht und normale Temperatur wieder erreicht und zeigten sich völlig munter, so daß Diphtherie. — Angina ulcerosa benigna. — Pneumonomycosis. 565 also auch für Meerschweinchen der Vibrio auf keinen Fall hoch- gradig pathogen ist. Auch Vögel, Hühner, Tauben und Kanarien- vögel zeigten keine bemerkenswerten Reaktionen. Nur einige Kanarien- vögel gingen zu Grunde, zeigten bei der Sektion aber einen völlig negativen Befund. Dagegen ließen sich in allen Organen, im Herz- blute und Darminhalte durch Kultur und Strichpräparat Reinkulturen des Vibrio nach weisen. Maaß (Freiburg i. B.). Elsclmig, Ein Fall von Diphtherie der Bindehaut. (Wiener med. Wochenschrift. 1893. No. 32. p. 1526.) E. behandelte ein 8 Monate altes Kind, welches seit 3 Tagen an anscheinend leichter katarrhalischer Entzündung des linken Auges erkrankt war. Die Uebergangsfalte sowie die Bindehaut des unteren Lides war aber bedeckt von einer ziemlich konsistenten, aber leicht ablösbaren Kruppmembran. Das obere Augenlid, Augapfelbindehaut und Cornea waren normal. Mund und Rachen zeigten nichts Ab- normes. Allgemeinbefinden gut, ebenso das nicht ergriffene Auge. In der Kruppmembran fanden sich echte Loeffler’sche Diphtherie- bacillen. Die Membranen wurden zweimal täglich entfernt, die blos- gelegte Bindehaut mit 1 °/0o Sublimatlösung bepinselt, Cornea und Bulbus mit l°/00o Sublimatlösung berieselt. Ohne weitere Kompli- kationen heilte der Fall in 5 Tagen. Die Bindehaut kehrte zur Norm zurück, war aber auf die Hälfte ihrer Flächenausdehnung reduziert. 0. Voges (Danzig). Sedzcak, J., Ein Fall der sogenannten Angina ulcerosa benigna (Heryng). (Monatsschr. f. Ohrenheilkunde, Kehl- kopf-, Nasen- und Rachenkrankheiten. Jahrgang XXVI. No. 7. p. 199. Ein poliklinischer Patient batte an beiden hinteren Gaumen- bögen zwei sich an beiden Seiten des Zäpfchens in der Entfernung 1 cm von seiner Basis symmetrisch befindliche Geschwüre. Die Ulcera waren oval, die Ränder scharf abgegrenzt gegen das gesunde, nur wenig gerötete und geschwollene Gewebe. Die Oberfläche war mit grünlichweißem Sekret bedeckt, welches sich nur schwer ent- fernen ließ. Bakteriologische Untersuchungen ließen erkennen, daß es sich um eine Infektion mit dem von Bujwid beschriebenen Streptococcus monomorphus et variegatus handelte. Tierversuche mit diesem Organismus verliefen im wesentlichen ohne Ergebnis. Verf. glaubt diesen Fall auf Grund der bakteriologischen Unter- suchungen wie auch bezüglich vieler klinischen Symptome als eine Angina ulcerosa benigna, wie sie Heryng seinerzeit be- schrieb, betrachten zu sollen, obwohl der Sitz nicht wie bei letzterem Krankheitsbilde auf den vorderen, sondern auf den hinteren Gaumen- bögen zu finden waren. Als prädisponierend für die Erkrankung wird starkes Rauchen angesehen. 0. Voges (Danzig). Kolm, Ein Fall von Pneumonomycosis aspergillina. (Dtsch. med. Wochenschr. 1893. No. 50.) XV. Bd. 36 566 Pneumonomykose. — Aktinomykose. Ein 58-jähriger Mann machte im Januar 1893 eine Hämoptoe durch. Er litt bereits seit Jahren an Stockschnupfen. Einmal ge- lang es ihm. eine lange, bandwurmartige Membran aus der Nase zu ziehen. Anfang Juni wurde er wegen Husten, bräunlichem Auswurfe und anderen Brustbeschwerden in das Krankenhaus am Urban zu Berlin aufgenommen. Im Auswurfe fanden sich Tuberkelbacillen nicht, die Untersuchung der Brust ergab Lungenemphysem, Katarrh, Ver- dichtung der linken Lungenspitze und Retraktion des Thorax über derselben. Kurze Zeit darauf hatte Verf. Gelegenheit, die Obduktion auszuführen. Es fand sich Emphysem und Oedem beider Lungen, in der linken Spitze und im linken Mittellappen je ein Herd, in welchem das Lungengewebe stark zu Grunde gegangen war. In der linken Spitze war der bezügliche Herd durch ein derbes Infiltrat von einem gelblich-grauen Hofe getrennt und von mehreren thrombosierten Gefäßen durchzogen. Die Alveolen enthielten verschieden große mehr- kernige Leukocyten in geringer Zahl. Der Hof bestand ausschließlich aus einem dichten Walle sehr kleiner, anscheinend in Schrumpfungs- nekrose befindlicher Leukocyten. Außerdem fanden sich in den Al- veolen des Herds zahlreiche von dem Verfasser als dem Aspergillus fumigatus zugehörig angesprochene Fadenpilze, bald in Form schlan- ker, mehr oder weniger verfilzter Fäden, bald von kurzer, dicker und knorriger Gestalt, bald in Drusen, von denen nach allen Seiten Fäden ausliefen. In den kleinsten Bronchien lagen die Pilze in dichteren Haufen, hier waren auch Fruchthyphen vorhanden: „bräunlich-grüne Hyphen, welche nach oben keulenförmig anschwellen und mit kurzen, cylindrischen , unverzweigten Sterigmen besetzt sind , die an einigen seltenen Stellen noch die kleinen, glatten, runden, blaßbräunlichen Sporen tragen. Auskeimende Sporen sind vielfach zu sehen.“ An einzelnen Stellen waren die Pilzfäden durch die Gefäßwand hindurch gesproßt, so daß sie frei in das Blut hineinragten. Verf. hält es für möglich, daß der Verstorbene sich gelegentlich der von ihm betriebenen Kanarienvögelzucht infiziert hatte, da diese Vögel besonders häufig an Aspergillusmykosen leiden. Er nimmt an, daß der Stockschnupfen den Pilzen seine Entstehung verdankt hatte und daß die Erkrankung dann von der Nase aus auf die Lunge übergegangen sei. Kübler (Berlin). Netter, De l’actinomycose pulmonaire. (La Semaine möd. 1893. 8. Nov. p. 509.) Die Aktinomykose des Menschen ist in Frankreich außerordent- lich selten; N. konnte aus der Litteratur nur 12 Fälle zusammen- stellen. Er selbst beobachtete 3 Fälle, von welchen einer den Pleura- raum, ein zweiter das hintere Mediastinum betraf ; beide Male waren die Lungen frei. N. nimmt an, daß hier die Infektion vom Oeso- phagus aus erfolgt sei. Gestützt wird diese Annahme dadurch, daß bei der Sektion des zweiten Falles sich eine Fistel des Oesophagus fand, die in das eiterig infiltrierte, zahlreiche Actinom yces pilze aufweisende prävertebrale Gewebe führte. Der dritte Fall konnte nicht genauer verfolgt werden. Zur Therapie empfiehlt N. dringend Jodkalium (2—5 g täglich), welches sich bei der Tieraktinomykose Aktinomykose. — Lepra. 567 vorzüglich bewährt hat. Im ersten Falle wurde ohne operativen Eingriff mit Jodkalium Heilung erzielt. W. Petersen (Zürich). Redtenbacher, Leo, Ein Fall von Actinomycosis abdomi- nalis. (Wiener klinische Wochenschrift. 1893. No. 41. p. 738.) Eine 19-jährige Magd war bis Frühjahr 1892 gesund. Damals bemerkte sie eine Geschwulst im Bauche, die sich zunächst wieder verkleinerte, um vom Herbst an wieder stark zu wachsen. Im April 1893 fand sich am Abdomen eine handtellergrosse Vorwölbung der Bauchdecken vom linken Hypogastrium bis in das Mesogastrium ; die Haut über der Geschwulst war von normalem Aussehen, verschieblich. Nach innen von dieser Geschwulst fühlt man eine kleinere, apfelgroße, die mit der ersteren in Verbindung steht. Die Oberfläche dieser derb sich anfühlenden Tumoren ist glatt; sie sind druckempfindlich und lassen sich nicht deutlich von den Ovarien abgrenzen. Sie wuchsen noch zusehends, so daß am 16./IV. incidiert wurde; es entleerte sich jedoch nur Blut und kein Eiter. Der Fall wurde deshalb als in- operabel angesehen und starb 8 Wochen später. Bei der Sektion zeigte es sich nun, daß es sich um Aktinomykose gehandelt hatte. An der beschriebenen Stelle ist das subcutane, inter- musculäre und das Muskelgewebe von zahlreichen fistulösen Gängen durchsetzt; die darunter liegenden Darmschlingen sind verwachsen, wodurch kleine Hohlräume gebildet werden. Auch im Douglas findet sich eine eitergefüllte Höhle, welche nach vorn der hinteren Blasen- wand anliegt und diese perforiert hat. Nur diese Hohlräume ent- halten eiterige Massen, in denen sich reichlich Actinomyceskörner finden; ebensolche sind im Urin zahlreich suspendiert. Desgleichen sind die Ovarien, weniger der Uterus und die Tuben erkrankt. Auch die Rectalwand ist mit zahlreichen Gängen durchsetzt. Es handelt sich zweifellos um eine primäre aktinomykotische Erkrankung der Darmschleimhaut. Kurt Müller (Halle). Fisichella, V., Sulla tossicitä d e 1 1 ’ urina dei lebbrosi. (La Rif. med. 1893. p. 180, 181.) Ueber die Giftigkeit des Harns Lepröser fehlten bis jetzt jeg- liche Angaben. Verf. benutzte daher die sich ihm an 2 Fällen dar- gebotene Gelegenheit, um zu prüfen, ob der Harn Lepröser giftiger sei als der normale, ferner ob die Giftigkeit auf irgendwelche cha- rakteristische WTeise sich äußere und zum Schlüsse, ob der Grad der Toxicität im Verhältnisse stehe zum Grade der Krankheit. Da die zwei Kranken der von Ferrari mit Erfolg angewendeten Behand- lungsmethode (Kauterisation der Knoten und Darreichung von Kreosot wein und Oleum gynocardiae) unterzogen wurden, wurde der Harn sowohl vor der Einleitung der Behandlung als auch nach ein- getretener Besserung auf seine Giftigkeit mittelst intravenöser In- jektionen (Kaninchen) geprüft. Das Resultat dieser Versuche lautet dahin, daß 1) der Harn Lepröser giftiger ist als der normale; 2) der Grad der Giftigkeit direkt abhängig ist von der Schwere des Falles und dessen Dauer; 36* 568 Cystitis. — Bacterium Zopfii. 3) die nach den Injektionen auftretenden Erscheinungen sind bis auf ein gewisses Vorwiegen von Konvulsionen und Hypothermie dieselben wie bei Injektion größerer Mengen normalen Harnes; 4) nach beendeter Kur nach Ferrari’s Methode kehrt die Giftig- keit des Harnes zur normalen zurück. Kamen (Czernowitz). Bary, Des cystites par infection descendante. (Annales des maladies des Organes genito-urinaires. 1893. November.) Der Verf. teilt in der vorliegenden Arbeit seine Ansichten über das Zustandekommen von Cystitiden mit bei Individuen, die niemals bougiert worden sind, noch irgend eine Urethralerkrankung gehabt haben. Um jedem Einwande zu begegnen, hat Bary weder Frauen, deren Urethra leicht der Sitz und Weg für Infektionserreger ist, noch Männer, welche jemals eine Gonorrhöe gehabt haben — da nach seinen eigenen Erfahrungen anscheineud geheilte Gonorrhöen öfter noch nach 10—15 Jahren eine Cystitis hervorgerufen haben — in den Kreis seiner Beobachtungen gezogen. Bary selbst hat im Jahre 1892 in der Soci6t6 de biologie die Mitteilung gemacht, daß Injektionen einer Bacter. coli comm.- Kultur in die Ohrvene eines Kaninchens oder in die Pfote eines Hundes bei dem betreffenden Tiere eine Cystitis hervorgerufen hätten ohne Mitbeteiligung der Niere. Die Abbindung der Urethra (ohne diese kommt nie eine Cystitis zustande) braucht nicht länger als 6 Stunden zu dauern, um eine ödematöse Schwellung und Hyperämie besonders am Blasenhalse zu erzeugen. Im Urin finden sich natür- lich Bact. coli- Bacillen. Bemerkenswert ist die überaus schnelle Heilung dieser Cysti- tiden, die der Verf. daraus erklärt, daß die Bacillen keine Zeit haben, stärkere Veränderungen des Epithels und des darunter liegenden Gewebes hervorzurufen. In einem von ihm selbst beobachteten Falle trat bei einem kräftigen jungen Manne, der bis auf geringe Verdauungsstörungen mit leichten Diarrhöen und zeitweiliger Harnverhaltung vollkommen gesund war, im Anschlüsse an eine Erkältung eine Cystitis mit heftigen subjektiven Beschwerden auf. Der Urin hatte ein dickes gelbes Sediment — bisweilen war den letzten Tropfen Blut bei- gemischt — ; die bakteriologische Untersuchung ergab eine Rein- kultur des Staphylococcus aureus. Die Heilung verlief etwas langsamer. Dafür ist die oben erwähnte Retention verantwortlich zu machen; denn da, wo die Bakterien eine infolge der Retention etwas gereizte Blase antreffen, führen sie zu tieferen Zerstörungen und können wegen der unvollständigen Entleerung länger in der Blase sich aufhalten, um ihr Zerstörungswerk fortzusetzen. Sehr oft können pathogene Bakterien unbemerkt die Harnwege passieren, wenn es ihnen selbst an der genügenden Virulenz fehlt, wenn die Zahl zu gering oder die Krankheitserscheinungen zu unbedeutend sind. Lasch (Breslau). Boyce and Evans, Upon the action of gravity on Bac- terium Zopfii. Communication made to the Royal Society, Februar 1893. Bacterium Zopfii. — Laboulbeniaceen. 569 Bacterium Zopfii, von Kurth im Hiitmerdarm, von C r o o k- shank in der Luft gefunden, wurde von den Verff. aus einem Falle von Mittelohreiterung bei der Katze kultiviert. Auf Gelatine bildete dasselbe im Stiche ein federartiges Wachstum auf der Oberfläche und in der Tiefe, dort wuchsen die federähnlichen Fasern etwa in einem Winkel von 45° nach oben, hier waren sie annähernd hori- zontal. Symmetrisches federartiges Wachstum kam nicht zustande, wenn die Gelatineröhrchen horizontal gehalten wurden, während es sich in entsprechenden vertikal gehaltenen Röhrchen entwickelte. Durch Aufstellen der Kulturen in verschiedenen Winkeln von der Horizontalen bis zur Vertikalen ließ sich eine Reihenfolge von Asym- metrie bis zur Symmetrie der Federbildung erreichen. Wurde ein vertikal gehaltenes Röhrchen, in dem federartige Entwickelung statt- gefunden hatte, umgekehrt, so entstand wieder eine Federbildung, welche die andere durchkreuzte. Wurde die Einwirkung der Schwer- kraft auf das Wachstum des Bakteriums dadurch variiert, daß die senkrecht aufgestellten Röhrchen langsam, d. h. von einem Male pro Minute bis zu einem Male pro Stunde um eine horizontale Achse ge- dreht wurden, so entstand keine Federentwickelung. Der Organismus wurde also augenscheinlich von der Schwerkraft in seinem Wachs- tume beeinflußt, und zwar schien er negativen Geotropismus zu be- sitzen. War dies der Fall, so mußte er in der Centrifuge centripetal wachsen und thatsächlich that er das , denn horizontal liegende centrifugierte Kulturen gaben bei 3 bis 5 Umdrehungen pro Sekunde ebenso vollkommenes Federwachstum wie senkrecht stehende Kulturen. Der Widerstand der Gelatine verhindert, daß das Wachstum des Organismus genau entgegen der Wirkung der Schwerkraft, also senkrecht vor sich geht. So erklärt sich auch die schon erwähnte Erscheinung, daß die Kulturfasern an der Oberfläche stärker von der horizontalen abweichen als in der Tiefe, wo die dickere Gela- tineschicht größeren Widerstand leistet. Am besten bildet sich das Federwachstum bei 20—21° und in dickeren Gelatineschichten, also in Röhrchen, nicht in Platten und Schälchen. Abel (Greifswald). Thaxter, Roland, New Species of Laboulbeniaceae from various localities. (Proceedings of the American Academy of Arts and Sciences. 1893. X. — Contributions from the Cryptogamic Laboratory of the Harvard University. p. 156 — 188.) Verf. hat in 4 verschiedenen Abhandlungen (1890, 1891, 1892, 1893), deren letzte uns vorliegt, von den auf Fledermausläusen (Nycteribien), Fliegen und Käfern schmarotzenden Laboul- beniaceen, von denen man bisher nur 15 Arten kannte (12 europäische, den Gattungen Laboulbenia, Stigmatomyces, Helmintho- phana, Chitomyces, Heimatomyces angehörig, 2 südameri- kanischen und 1 nordamerikanischen Art) über 100 neue Arten und 16 neue Gattungen beschrieben, und zwar von Peyritschiella 3 Arten, Cantharomyces 2 Arten, La- boulbenia 55 Arten, Zodiomyces 1 Art, Hesperomyces 1 Art, Heimatomyces 12 Arten, Ceratomyces 7 Arten, Core- 570 Laboulbeniaceen. — Kartoffelkrankheit. thromyces 4 Arten, Acanthomyces 6 Arten, Dimorphomyces 1 Art, Amorphomyces 2 Arten, Haplomyces 3 Arten, Can- tharomyces 1 Art, Idiomyces 1 Art, Chaetomyces 1 Art, Ehadinomyces 2 Arten, Teratomyces 1 Art, Dichomyces 1 Art. Die Mehrzahl dieser neuen Arten stammt aus Amerika. Für das Gebiet der Rab enhorst’schen Kryptogamenflora (Deutschland, Oesterreich, Schweiz) sind neu: Idiomyces Peyritschii Thaxt. auf Deleaster dichrous Gray. ; Laboulbenia subterranea Thaxt. auf Anophthalmus; L. Europaea Thaxt. auf Chlaenius und Calistus; L. cristata Thaxt. auf Paederus arten, L. a n c e p s Peyr. auf Platynus arten, Acanthomyces hypergaeus Thaxt. auf Anoph- thalmus; A. furcatus Thaxt. auf Othius, A. breyipes Thaxt. auf Lathrobium; Ehadinomyces pallidus Thaxt. auf Lathrobium. Weiter findet sich Laboulbenia proliferans Thaxt. in Japan und Syrien, L. Pheropsophi Thaxt. und L. zanzibarina Thaxt. in Zanzibar, L. Australiensis Thaxt. in Australien. Als Wirte der neu aufgefundenen Laboulbeniaceen werden vom Verf. aufgeführt Arten von Platynus, Sunius, Bledius, Patrobus, Harpalus, Hydrocombus, Chilocorus, Casnonia, Bembidium, Lac- cophilus, Haliplus, Cnemidotus, Hydroporus, Tropister- nus, Cryptobium, Atranus, Omophron, Chlaenius, Ne- bria, P t e r o s t i c h u s , Galerita, Gyrinus, Brachinus, S c hi z o g e niu s , Falagria, Deleaster, Anophthalmus, Ani- sodactylus,01isthopu8, Stenolophus,Badister, Aptinus, Quedius, Eudema, Coptodera, Morio, Clivina, Phero- psophus, Panagaeus, Acrogenys, Pachyteles, Paederus, Philonthus, C r e p i d o g as ter , Calleida, Colpodes, Othius, Lathrobium, Pinophilus, Acylophorus, Bidessus, Be- rosus, Hydrocombus, Philhydrus. Yerf. ist gegenwärtig mit der Bearbeitung einer illustrierten Monographie der Laboulbeniaceen beschäftigt. Ludwig (Greiz). Sorauer. P., Einige Beobachtungen bei der Anwendung von Kupfermitteln gegen die Kartoffelkrankheit. (Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten. Bd. III. 1893. Heft 1. p. 32 —38.) Ein sorgfältig überwachter Anbauversuch mit zwei verschiedenen Kartoffelsorten führte zu einigen bemerkenswerten Ergebnissen über die Wirkung zweier Kupfermittel (Sulfost6atite cuprique und Bouillie bordelaise) auf gesunde und kranke Kartoffelpflanzen. Die Anwen- dung derselben erfolgte in der Weise, daß in mehrfacher Wieder- holung innerhalb derselben Sorte je eine Reihe das Specksteinmehl eine zweite Kupfervitriolkalkmischung erhielt, während die dritte un- Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 571 bespritzt blieb. In betreff der Einzelheiten auf das Original ver- weisend sei hier nur bemerkt, daß als Unterlage für die Folgerungen die bei der Ernte konstatierte Größe, Zahl und Gewicht der Knollen dienten. Es ergab sich, daß die Kupfersalze zunächst einen nachweisbar störenden Einfluß auf die Krautentwickelung wie den Knollenansatz ausüben, indem beides bei unbesprengten gesunden Pflanzen sich günstiger gestaltete. Tritt aber nunmehr [die in we- nigen Tagen sich rasch ausbreitende Krankheit hinzu, so ändert sich das Resultat alsbald zu Gunsten der mit den Kupfermitteln behandelten Pflanzen, denn nunmehr wird der geringe, durch diese bewirkte Nach- teil durch die pilzhemmende Wirkung derselben reichlich ausge- glichen, indem jetzt Laub- und Knollenentwickelung gerade an Kupferpflanzen die günstigste war und hier insbesondere die massen- hafte Erkrankung der Knollen fortfiel. Es wurde also faktisch eineErhöhung derErnte erreicht, weil der durch die Phytoph- thora herbeigeführte unvermeidliche Verlust bedeutend vermindert wurde. Die oft wiederholte Bestäubung in dem Sommer des Be- obachtungsjahres hatte weiterhin eine partielle oder auch totale leichte Bräunung der Blattflächen zur Folge, der aber eine praktische Bedeutung nicht beizumessen ist; solche verdient aber nach Verf. ein gewisses wissenschaftliches Interesse, weil durch sie eine eigen- tümliche Veränderung (Intumescentia) des Blattkörpers begünstigt zu werden scheint, die bei unbesprengten Pflanzen in minderem Grade und zumal erst zu einer späteren Zeit auftritt. Näheres hierüber ist im Originale einzusehen und sei hier nur noch bemerkt, daß Verf. das Erscheinen derartiger Intumescenzen als Zeichen einer verminderten Assimilationsfähigkeit auffaßt. W e h m e r (Hannover). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Solbrig, Ueber die Prophylaxis der Diphtheritis vom sanitätspolizeilichen Standpunkte. (Vierteljahrsschrift für gerichtliche Medizin und öffentliches Sanitätswesen. Dritte Folge Band VII. 1894. Heft 1. p. 145-161.) Als epidemische Krankheit scheint die Diphtheritis erst seit wenigen Jahrzehnten zu erscheinen, wenn auch ihr Vorhandensein in den frühesten Jahrhunderten feststeht. Die Zunahme der Sterblich- keit in Preußen zeigt sich z. B. an folgender Liste, wo von 100000 Lebenden starben: 1879 145,6 1880 132,9 1881 146 1882 180,5 572 Schutzimpfung, küustl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 1883 164,2 1884 175,9 1885 181,1 1886 194,1 Genau gezählt ergiebt sich, daß fast ein Fünftel der Kinder zwischen 0 und 10 Jahren iu den Jahren 1875 bis 1885 in Preußen an Diphtheritis und Bronchitis starb. Loeffler wies 1890 nach, daß der von Klebs 1881 und von ihm 1884 gefundene Bacillus der Krankheitserreger sei. Bekannt ist, daß der Bacillus bei Kindern eine weitaus größere Sterblichkeit als bei Erwachsenen hervorruft, daß er bei der ärmeren und dichter wohnenden Bevölkerung häufiger wie in wohlhabenden Kreisen auftritt, daß das Land eine größere Sterblichkeit wie die Städte aufweist und daß die kältere Jahreszeit mehr Opfer fordert wie die wärmeren. Da die Bacillen nach den Loeffler’schen Untersuchungen nur in den lokalen Krankheitsprodukten lebens- und entwickelungsfähig bleiben, kommt Uebertragung vor 1) direkt durch Berührung mit den Kranken, z. B. durch Küsse, 2) indirekt durch alles, was mit den Kranken in Berührung war, und zwar sowohl die umgebende Luft, wie alle nur erdenk- lichen Gegenstände. Nachgewiesen ist z. B., daß Diphtheriebacillen in Milch gut ge- deihen. Butter und Käse ist oft der Verbreiter der Krankheit, wie auch an Brot die Keime haften bleiben. E. Roth (Halle a. S.). Fedoroff, Zur Blutserumtherapie der Cholera asiatica. (Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankh. Bd. XV. Heft 3. p. 423 ff.) Verf. immunisierte mit dem in Bd. XIII der Zeitschrift für Hygiene näher beschriebenen Choleraantitoxiu 6 Kaninchen. Nach 3 Tagen überstanden die Tiere je 5 ccm hochvirulente Cholera- mischung. Nach weiteren 4 Tagen erhielten die Tiere ein ganzes Kulturröhrchen von dem aus Paste ur’s Institute stammenden Haff- kin’schen „Virus fort“, von dem */4 Kultur ein Kontrollier tötete. Nach 5 Tagen wurde einem Tiere Blut entnommen, dessen Serum erwies sich aber noch von geringer Schutzkraft (nicht einmal 1 : 200). Es wurde noch einmal 10 ccm 3-tägiger Bouillonkultur injiziert, nach weiteren 19 Tagen erhielten die Tiere 5 ccm Bouillonkultur und 2 Agarkulturen, 9 Tage später 15 ccm Bouillon und 3 Agar- röhrchen. Diese letzte Dosis überstand nur 1 Tier. 0,01 ccm seines Serums waren nun imstande, eine Maus von 20 g gegen eine sicher tödliche Choleraimpfung zu schützen. Durch Alkoholzusatz und Trocknung über Schwefelsäure wurde aus dem Reste des Serums ein braunes, in Wasser schwer, leichter in 0,1-proz. Kalilauge oder 7-promill. Kochsalzlösung lösliches Pulver gewonnen, welches in der Dosis von 2 dg ein Meerschwein von 230 g vor der tödlichen Cholera- dosis schützte. Hunde, welche nach intraperitonealer Infektion mit Cholera- Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 573 kulturen ein ähnliches Bild darboten wie Kaninchen, werden für weitere Versuche benutzt. Die erste Injektion geschah mit Thymus- cholerabouillon, die nachfolgenden mit von Choleraagarkulturen mit Cholerabouillon. Das von dem Hunde, welcher in 54 Tagen 100 ccm Cholera- bouillon und 17 Agarröhrchen Cholera bekommen hatte, gelieferte Serum hatte einen Schutzwert von 1 : 7000, d. h. 0,003 ccm schützten eine Maus von 20 g. Weitere 3 Kaninchen erhielten in 4 Monaten je 200 ccm Cholerabouillon und 15 Agarröhrchen. Die Schutzkraft war bis auf 1 : 100000 angewachsen. Die mit diesem Serum angestellten Versuche ergaben, daß eine Immunität erzielt werden konnte, wenn die Tiere etwa 2 Stunden vor der Cholerainfektion das Serum bekommen hatten. Waren die Symptome der Krankheit ausgebrochen, so nützten selbst große Serummengen nichts, während des sogenannten Inkubationsstadiums glaubt er jedoch einen immunisierenden Einfluß des Serums noch fixieren zu müssen. O. Voges (Danzig). Wolkowitsch, Ueber den therapeutischen Wert des Salols bei der Choleradiarrhöe. (Terapeutische Monats- hefte. Jahrgang VII. 1893. Heft 9. p. 457 ff.) Verf. versprach sich von der Anwendung des Salols bei Cholera asiatica Erfolge und wandte in circa 100 Fällen dasselbe an. Leider entbehrt diese Arbeit der Grundlage und scheint dem Verf. Diarrhöe und Cholera identisch zu sein. Zwar hatte die mikroskopische Untersuchung Cholerabacillen ergeben, in wie viel Fällen dieselbe aber gemacht, wird nicht verraten und scheint es dem Verf. unbekannt zu sein, daß gerade in Cholerazeiten Diarrhöen, welche nicht Cholera sind, häufiger auftreten, so daß bei Beurteilnng der Erfolge seiner Kur eine exakte Sicherstellung der Diagnose in jedem Falle notwendig gewesen wäre, wenn man auf Grund derselben ein Mittel empfehlen will. Einige dieser verdächtigen Krankenge- schichten werden mitgeteilt. Die erste Dosis betrug 2 g, dann wurde 3-stündlich 1 g verabfolgt. Tägliche Dosis 8 — 10 g. Nachdem Besserung eingetreten, wurde die Dosis allmählich stufenweise herab- gesetzt. Außerdem wurde Bettruhe, heißer Thee mit Citrone em- pfohlen. Eine Karbolvergiftung wurde nicht beobachtet. Schwindel und Ohrensausen auf Rechnung des salicylsauren Natrons gesetzt, der Urin selbstverständlich nicht untersucht. Verf. beobachtete einen durchaus günstigen Verlauf der von ihm beobachteten Fälle. Zum Schluß fordert Verf., daß die nächste Hilfeleistung so zu organisieren sei, daß die Kranken jederzeit den Arzt und die entsprechenden Arzneimittel erhalten können , denn „in Fällen wirklicher Cholera- diarrhöen“ ist die Zeit wertvoll und der Kranke sollte nicht einige Stunden auf die entsprechende Arznei — wahrscheinlich das Salol gemeint — zu warten brauchen. Für W. scheint somit die goldene Zeit gekommen, wo der Zaubertrank Salol den Menschen vom Cholera- tode errettet. Schade nur, daß andere Autoren dem nicht bei- stimmen können. 0. Voges (Danzig). 574 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Goldschmidt, J. (Madeira), Die Behandlung und Heilung der Lepra tuberosa mit Europhen. ( Therapeutische Monatshefte. 1893. p. 153 ff.) Verf. versuchte, von der Idee ausgehend, daß die Lepra ein ur- sprünglich rein lokales Leiden sei , welches erst allmählich die enorme Verbreitung über den ganzen menschlichen Organismus er- reicht, diese Erkrankung lokal zu behandeln, nachdem auch von ihm das Tuberkulin mit negativem Erfolge angewandt war. Er suchte analog der Behandlung der Tuberkulose mit Jodoform auch eine lokale Jodbehandlung einzuführen und verwandte das Europhen, welches er in 3-proz. und allmählich steigend bis 5-proz. Lösung in einer Menge von 1 ccm in die leprösen Knoten injizierte. Die Injektion dieser Masse konnte nur sehr allmählich stattfinden, da die Gewebe nur schwer die Flüssigkeit aufnahmen. Fälle, welche schon sehr weit vorgeschritten waren, verliefen ohne merkliches Resultat, doch war in leichteren Fällen der Erfolg eklatant und in einem Falle trat nach 15-monatlicher Behandlung völlige Heilung ein, ein Ver- halten, welches G. bei seiner 25-jährigen Leprabehandlung sonst nie beobachten konnte. Auch durch Einreibungen des Europhens ließen sich Heilerfolge verzeichnen, doch ist die Injektionsmethode vorzu- ziehen. — Andere Fälle wurden mit Pyoktanin in 1-proz. Lösung behandelt, da man annahm, daß durch die Färbung der Bacillen in vivo die Abtötung erfolgte. Die Färbung gelang zwar vortrefflich, aber der Patient starb trotzdem, wenn seine Zeit gekommen war. 0. Voges (Danzig). Ostertag , Zur Jodtherapie der Aktinomykose. (Monats- hefte für prakt. Tierheilkunde. Bd. IV.) Ostertag bezeichnet das von Thomasseri 1885 für die Be- handlung der Rinderaktinomykose empfohlene Jod als ein Spezifikum gegen dieselbe. Die Geschwülste werden mit Jodtinktur, welche besser als Lugol’sche Lösung wirkt, eingepinselt. Innerlich wird Jod- kali verabreicht. Heilung in wenigen Wochen. Abel (Greifswald). Cazeneuve, P., Rollet, Et. et Nicolas, Sur l’action micro- bicide du Gallano 1. (Lyon mödical. 1893. No. 45.) Die Verff. haben den Einfluß des Gallanols auf die Lebensfähigkeit und die Pathogenität der Bakterien an Milzbrandbacillen, Staphylo- coccus aureus, Pyocyaneus, Typhusbacillen unddemBacte- rium coli commune geprüft. Sie setzten zu Nährbouillon Gallanol in verschieden starken Dosen, und zwar 5—10 Proz., 0,1 Proz. und 0,02 Proz. Kulturen der genannten Bakterienarten wurden in der 5-10- proz. Gallanolbouillon in kurzer Zeit sämtlich abgetötet, in 0, 1-proz. wur- den Typhusbacillen getötet, Milzbrandbacillen und Staphylococcus aureus im Wachstume geschwächt, Pyocyaneus und dasBacte- rium coli aber blieben unbeeinflußt. Die 0,02-proz. Gallanolbouillon war in keiner Weise mehr wachstumshemmend. Versuche an Meer- schweinchen und Kaninchen, die mit Kulturen in 5 — 10-proz. Gallanol- bouillon geimpft wurden, aber vollkommen gesund blieben, bestätigten die Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemtnung etc. 575 Abtötung der genannten Bakterienarten und ließen die Ungiftigkeit des Mittels erkennen. Bei Impfung von Kaninchen und Meerschweinchen mit Kulturen in 0,02-proz. Gallanolbouillon zeigte sich , daß die Lebensfähigkeit der Bakterien nicht beeinflußt, dagegen ihre Patho- genität für Tiere fast bei allen Arten geschwächt war. Verff. em- pfehlen das Mittel wegen seiner Ungiftigkeit in nicht zu hohen Dosen — ein Hund von 10 kg Gewicht überlebte eine subkutane Ein- spritzung von 5 g in Wasser gelösten Gallanols — bei parasitären Hautkrankheiten und berichten über gute Erfolge bei Favus, Tricho- phytieen und anderen Hautkrankheiten. Lösener (Berlin). Radcliffe, Ichtyol as a remedy for facial erysipelas. (The Therapeutic Gzaette. 16. V. 1892.) Der Verf. hatte Gelegenheit, bei einer großen Anzahl von Fällen von Erysipelas , die sich an eine Imfluenzaepidemie anschlossen , die Wirksamkeit der verschiedenen Heilmethoden auszuproben. Das Er- gebnis seiner Erfahrungen legt er mit einer einleitenden Bemerkung über das Wesen des Erysipels in der vorliegenden Mitteilung nieder. Nicht wie in früherer Zeit, als man den Grund für das Erysipel in schlechter Blutbeschaffenheit suchte, seien „blutreinigende“ Mittel zu verordnen, sondern die Erkenntnis, daß die Krankheit durch Strepto- kokken veranlaßt würde, bedinge die Anwendung parasitärer Mittel. Die Mitteilungen, die der Verf. in der Litteratur fand, nach denen das Ichthyol fast ein Spezifikum gegen das Erysipel sei und das Wachs- tum der Streptokokken verhindere, veranlaßten ihn, dasselbe anzu- wenden. Der Erfolg war stets ein ausgezeichneter. Das Fieber ver- schwand am 2. oder 3. Tage vollständig und am 5. oder 6. Tage war in allen Fällen vollkommene Heilung erzielt. Lasch (Breslau). Berichtigung Centralblatt für Bakteriologie. Bd. XV. No. 12. p. 438. Zeile 12 von unten lies anstatt „Verf. bestätigte dann ferner die Angaben von Buschke“ „V e r f. ’s Angaben bestätigte dann ferner Buschke“. 576 Neue Litteratur. Neue Litteratur zusammengestellt von De. Arthub Würzbueg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesnndbeitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Annales de l’Institut de pathologie et de bacteriologie de Bucarest publ. par V. Babes. II. annee. 1890. 4°. 504 p. Bucuresci 1893. [Rumänisch und französisch.] Arbeiten auf dem Gebiete der pathologischen Anatomie und Bakteriologie aus dem pathologisch-anatomischen Institut zu Tübingen, hrsg. von P. Baumgarten. Bd. II. Heft 1. gr. 8°. III, 170 p. Braunschweig (Harald BruhD) 1894. 5 M. Kellermann, Kleine bakteriologische Studien. (Aerztl. Mitteil. a. und f. Baden. 1893. No. 24. p. 188—191.) Küthe , F. Ph. , De ontwikkeling en het tegenwoordig standpunt der bakteriologie. Eerste stuk. 8°. 153 p. Haarlem 1893. 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Zettnow, Reinigung verschmutzter Objekt- träger und Deckgläser. (Orig ), p. 555. Referate. Bary, Des cystites par infection descen- dante, p. 568. Bonhoff, Ueber zwei neue in Wasser ge- fundene Kommabacillenarten, p. 562. Boyce and Evans. Upon the action of gravity on Bacterium Zopfii, p. 568. Elschnig , Ein Fall von Diphtherie der Bindehaut, p. 565. Fisichella, V , Sulla tossicitä dell’ urina dei lebbrosi, p. 567. Harold, C. Ernst, The Bacillus pyocyaneus pericarditidis, p. 559. Kiefsling, Das Bacterium coli commune, p. 559. Kohn, Fin Fall von Pneumonomycosis aspergillina, p. 565 Lehmann, K. B., Qualitative und quanti- tative Untersuchungen über den Säure- gehalt des Brotes, p. 556. Netter , De l’actinomycose pulmonaire. p. 566. Redtenbacher, Leo, Ein Fall von Actino- mycosis abdominalis, p. 567. RusseU, H. L., The bacterial flora of the Atlantic Ocean in the vicinity of Woods Holl, Mass, p. 558. Sedzcak, J., Ein Fall der sogenannten An- gina ulcerosa benigna (Heryng), p. 565. Sorauer, P., Einige Beobachtungen bei der Anwendung von Kupfermitteln gegen die Kartoffelkrankheit, p. 570. Thaxter, Roland, New species of Laboul- beniaceae from various localities, p. 569. Schutzimpfung, künstliche Infektions- krankheiten, Entwickelungshemmung etc. Cazeneuve, P., Rollet, Nicolas, C., Sur l’action microbicide du Gallanol, p. 574. Fedoroff, Zur Blutserumtherapie der Cho- lera asiatica, p. 572. Goldschmidt, J., Die Behandlung und Hei- lung der Lepra tuberosa mit Europhen, p. 574. Ostertag, Zur Jodtherapie der Aktinomy- kose, p. 574. Radcliffe, Ichtyol as a remedy for facial erysipelas, p. 575. Solbrig, Ueber die Prophylaxis der Diph- theritis vom sanitätspolizeilichen Stand- punkte, p. 571. Wolkowitsch, Ueber den therapeutischen Wert des Salols bei der Choleradiarrhöe, p. 573. Berichtigung, p. 575. Neue Litteratur, p. 576. fc'rommannsche Bachdruckerei (Hermanu i^olile) in Jena. Centralblatt Bd- xv- No- 15 für Bakteriologie und Parasitenkunde. 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Ausg., 1892 (P. Parey, Berlin). E. Chr. Hansen s „Untersuchungen aus der Praxis der Gärungs- industrie (Beiträge zur Lebensgeschichte der Mikroorganismen)“, Heft I— II, 1890 — 92 (R. Oldenbourg, München). Weitere Auskunft erteilt der Direktor. Df. ROBERT MUENCKE Luisen-Strasse 58, BERLIN NW. Luisen-Strasse 58, neben dem Kaiserlichen Gesundheitsamte. Fabrik chemischer und bakteriologischer Apparate. Neueste Thermostaten — Sterilisirungsapparate. Neue Patent-Thermoregulatoren — Mikroskopische Uteusilieu, Vollslämli® EiBricütnugen niiä Enämueu Mterioloeisober, cbemiseher Mil physiologischer Laboratorien, sowie Kraukeutianser. Lager von Glasgefässen, Präparatengläser für naturwissenschaftliche Museen, anatomische Institute und Sammlungen. Harn-Centrifuge für klinische Zwecke. Bakterienfilter zur Herstellung der Stoffwechselprodukte. Neue Dampf-Desinfektionsapparate. 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In Verbindung mit Gel, Holt. Prof. Dr, Lenctart ui Professor Br. Loetler ln Leipzig In Greifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. XV. Band. -o- Jena, den 27. April 1894. -o- No. 16. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — rrjf, Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. £e— Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Eischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Beitrag zur Lehre über die pathogenen Eigenschaften des Friedländer’schen Pneumococcus. [Aus dem pathologisch-anatomischen Institute von Prof. W. Brodowski in Warschau.] Von Dr. Z. Dmocliowäki, Geh. des Pros, für pathol. Anat. an der Universität Warschau. Die vorliegende Mitteilung ist nur ein kurzer Auszug aus einer größeren, ein anderes Thema behandelnden Arbeit. Ich beeile mich indessen, dieselbe zu veröffentlichen, einerseits auf Grund der Seltenheit eines derartigen Falles im allgemeinen und dann infolge einer neuen Beobachtung, welche die eitererregenden Eigenschaften des Fried- XV. Bd. 37 582 Z. Dmochowski, 1 ä n d e r ’ sehen Pneumococcus bestätigt, über welche bis jetzt nur spärliche Andeutungen existieren. Unter den wenigen derartigen, nicht direkt zur Sache gehörenden Arbeiten sollen hier nur drei Er- wähnung finden, in denen die Autoren durch den Friedländer’ sehen Pneumococcus hervorgerufene, dem von mir beobachteten ähnliche Prozesse geschildert haben. Bei der Sektion eines an akuter Pneumonie verstorbenen Indi- viduums fand Mills1) eiterige Meningitis vor. Aus dem Eiter züchtete er den Pneumococcus Friedländeri, der sich nach Gram nicht färbte und unter 20° C wuchs. Netter 2) fand unter 28 untersuchten Meningitiden 16 mal den W e i c h s e 1 b a u m ’ sehen Pneumococcus, 4 mal Streptococcus pyogenes, 2 mal Diplococcus intracellularis und nur 1 mal den Pneumococcus Friedländeri. Er weist daraufhin, daß der Eiter in diesem Falle sehr zähe, gleichsam schleimig war. Weichselbaum3) beschrieb einen Fall, in welchem bei eiuer 57-jährigen Frau 4 Wochen vor dem Tode eine Otitis media puru- lenta konstatiert wurde. Kurz vor dem Tode wurde die Patientin nicht beobachtet. Bei der Sektion wurde gefunden: Akuter Nasen- katarrh, eiterige Entzündung des mittleren Ohres und des Processus mastoideus, Phlegmone um den M. sterno-cleidomastoideus und akute Pneumonie. Der gefundene Eiter wurde sofort bakteriologisch untersucht. Ueberall, sogar in den Lungen, will der Autor den Friedländer ’scheu Pneumococcus entdeckt, denselben daraus gezüchtet und seine Identität nach den letzten Anforderungen der Bakteriologie festge- stellt haben. In den Schlußfolgerungen bestätigt der Autor die von Z a u f a 1 1 schon früher ausgesprochene Ansicht, daß Otitis media unter dem Einflüsse des Pneumococcus entstehen kann, und daß eine eiterige Entzündung des Unterhautzellgewebes durch den letzten bedingt werden kann. Mein Fall betrifft einen 54-jährigen, mit der Diagnose Pneumonia cruposa, Phlegmona colli et faciei verstorbenen Mann. An der gut gewachsenen und gut genährten Leiche mit blasser, dünner und weicher Haut sieht man, daß die rechte Wange stark ödematös ist; der Parotisbezirk ist ebenfalls ödematös. Nach außen und etwas nach unten vom äußeren Winkel der Augenhöhle sieht man in der Haut eine nicht chirurgische, steckuadelkopfgroße Oeffnung. Beim Andrücken der rechten Wange fließt aus dieser Oeffnung dicker, gelblich-grüner, zäher, nicht übel riechender Eiter aus. Die Sektion wurde vom Schädel begonnen. Der Befund war folgender: Die Schädelform und -Größe normal; die Knochen mäßig dick. Diploe mäßig entwickelt; die Dura mater auf der Konvexität des Schädels stark gespannt, von normaler Dicke; ihre Außen- und 1) Mills, M^ningite ä pneumocoques (Journal de med. de Bruxelles. 1892. No. 29. Ref. im Centralbl. für Bakt. Bd. XII. 1892. No. 13.) 2) Netter, Recherches sur les m^ningites suppur^es. (France med. 1889. No. 64.) 3) Weichselbaum, Ueber eine von Otitis media suppurativa ausgehende und durch den Bac. pneumoniae (Friedländer) bedingte Allgemeininfektion. (Monatschr. f. Ohrenheilkunde. 1888. No. 8, 9.) Beitrag aur Lehre über die pathogenen Eigenschaften etc. 583 Innenfläche glatt. Pia mater etwas hyperämisch. Auf der Hirn- konvexität sieht man unter der Pia mater längs den Venen eine eiterige Infiltration. Auf der Hirnbasis ist diese Infiltration sehr in- tensiv und dabei füllt der Eiter hier den ganzen Raum zwischen der harten und weichen Hirnhülle aus. Die Hirnsubstanz ist auf dem Durchschnitte feucht, etwas hyperämisch. Im vorderen Theile des rechten Lobus frontalis wurde ein wallnußgroßer Hirnabsceß mit glatten Wänden gefunden. Der Eiterherd war mit grünlich-gelbem, nicht übelriechendem, sich stark ziehendem Eiter ausgefüllt. Der Eiter wurde einer bakteriologischen Untersuchung unterworfen. Nach sorgfältigem Ausspülen der Hirnbasis, zur Entfernung des dort vor- handenen Eiters, wurde konstatiert, daß die Dura mater besonders an der rechten Seite neben der Sella turcica stark verdickt, eiterig infiltriert und durchlöchert ist. Die Oeffnung war bohnengroß, durch- bohrte die Knochen und führte in den Sinus sphenoidalis. Es erwies sich nun, daß der ganze Sinus sphenoidalis mit Eiter desselben Aussehens, wie wir es im Hirnabsceß gesehen hatten, aus- gefüllt war. Mittelst einer sterilisierten Kanüle wurde vom Sinus ein wenig Eiter zur bakteriologischen Untersuchung ausgezogen. Es wurde ein Querschnitt der Haut durch den Schädel gemacht, der für gewöhnlich an der Seite auf der Höhe der Ohröffnung endet, in diesem Falle aber noch bis zur Mitte des Halses, hinter dem Ohre durchgehend, weiter geführt. Ferner wurde die Haut von der Stirn und Wange getrennt, wobei man den Augapfel enukleierte und nach unten herunterzog. Es wurde dabei bemerkt, daß an der rechten Seite des Stirnbeins, 5 cm über dem Auge, an der ganzen Schläfen- gegend und an der rechten Wange das Unterhautgewebe ödematös und sehr stark hyperämisch war; an mehreren Stellen waren darin einzelne oder zusammenfließende Eiterherde entstanden. Der ausge- dehnteste Herd war an dem Stirnbein. In der Augenhöhle hinter dem Augapfel fand man ebenfalls Eiter. Die Parotisdrüse war stark infiltriert, hyperämisch, Eiterherde waren darin jedoch nicht zu finden. Nachdem die Augenhöhle ausgespült war, erblickte man an der unteren Wand, 1/2 cm nach innen vom Canalis infraorbitalis, eine bohnengroße Oeffnung, durch welche mau in das Antrum Highmori gelangte. Um diese Oeffnung herum ist der Knochen total vom Periost entblößt und seine Oberfläche uneben. Diese Bloßlegung des Knochens geht in Form eines schmalen Streifens immer mehr nach unten, reicht bis an den Augenhöhlenrand und geht von da auf die Außenwand des Oberkiefers über. Hier breitet sich der Prozeß etwas mehr aus, so daß er einen 2 cm langen und 3 cm breiten Raum umfaßt und geht daun, immer schmaler werdend, auf das Jochbein über. Von da aus schreitet er weiter um die Augenhöhle herum und geht auf das Stirnbein über, wo er die größte Ausdehnung erreicht, da der hier entstandene Herd 7 cm lang und 4 cm breit ist. An den bloßgelegten Stellen ist der Knochen überall 1 — 2 mm tief zerstört, uneben, hyperämisch und an sehr vielen Stellen, be- sonders am Joch- und Stirnbein, eiterig infiltriert. Durch die Oeffnung, durch welche die Augenhöhle mit dem Antrum Highmori kommuni- ziert, wurde in das letztere eine sterilisierte Kanüle eingeführt und 37* 584 Z. Dmochowski, daraus ein wenig Eiter zu bakteriologischen Zwecken herausgezogen. Ferner wurde die Schädelbasis in der Mittellinie in zwei Teile zer- sägt, und zwar in der Weise, daß der Schnitt durch den Sinus fron- talis, sphenoidalis und genau durch die Mitte (den Zwischenraum) der Nase und zwischen den mittleren Schneidezähnen führte. Der zweite Schnitt wurde senkrecht zum ersten geführt und lief dicht hinter der äußeren Ohröffnung vorbei. Auf diese Weise wurde der ganze Oberkiefer samt der Hälfte des Stirnbeins, dem ganzen Ohr und der Hälfte der Nase entfernt. Die Nasenschleimhaut war an der rechten Seite stark gerötet, etwas ödematös und mit eiterigem Schleim in geringer Menge bedeckt. Die Nasenmuscheln waren etwas verdickt, jedoch wenig hypertrophiert. An der linken Seite war sowohl die Nasenschleimhaut wie auch die Muscheln vollkommen normal. Nach Abtragen der rechtseitigen Muschel bemerkte man, daß aus der etwas erweiterten, in das Antrum Highmori führenden Oetfnung dicker, gelb- grüner, zäher Eiter herausfloß. Die die Außenwand der Nase be- deckende Schleimhaut, welche die oben geschilderten Veränderungen dar- bot, wurde abpräpariert. Der entblößte, die Innenwand des Antrum Highmori bildende Knochen war gewissermaßen hyperämisch. An demselben fand man an drei Stellen gelbe, hirsekorngroße Pünktchen. Beim Betasten mit der Sonde fühlten sich diese Stellen ganz weich an, der Knochen war zerstört und durch die Oeffnung konnte man in das Antrum Highmori gelangen. Die ganze Knochenwand wurde herausgenommen und die die Außenfläche des Knochens bekleidende Schleimhaut durchgeschnitten. Die ganze Höhle war mit dickem, zähem, nicht übelriechendem Eiter von gelblich-grüner Farbe ausge- füllt. Nach Abspülen des Eiters zeigte es sich, daß die ganze Höhle iu allen Dimensionen etwas verkleinert ist. Die sie auskleidende Schleimhaut ist stark verdickt und gerötet; an der Außenwand und in dem oberen inneren Winkel war sie mit Blutextravasateu besät; an der Innenwand war sie, wie gesagt, an drei Stellen zerstört und durchlöchert. Die Ränder der Ulceratiouen sind dick, wulstförmig, weich. Eine derartige Zerstörung ist auch oben an der Hinterwaud, in dem Winkel zwischen der Hinter-, Ober- und Außenwand wahr- zunehmen. Auch hier ist es zur Bildung einer Oeffnung gekommen, durch welche die in das Antrum Highmori eingeführte Sonde in den Sinus sphenoidalis gelaugt. Die beiden Höhlen kommunizieren mit einander durch einen mit Eiter ausgefüllten und unebene Wände be- sitzenden Kanal; in den spongiösen Teilen des Knochens ist eine An- zahl kleiner Eiterherde sichtbar. Eine Kommunikation mit dem Antrum Highmori ist noch an einer dritten Stelle zustande gekom- men, nämlich durch die obere Wand mit der Augenhöhle. Die Sinus frontalis et ethmoidalis sind vollkommen normal ; die sie auskleidende Schleimhaut ist nur wenig gerötet. Im subkutanen Gewebe des Halses und zwischen den Muskeln sind keinerlei Veränderungen zu beobachten. Der Kehlkopf und Rachen sind vollkommen normal. Die linke Lunge weist keine aus- gesprochenen Veränderungen auf; im unteren Lappen der rechten Lunge wurde ein harter, faustgroßer Herd gefunden, der auf dem Duchschnitte rot und leicht zerreißlich war, und von der Oberfläche Beitrag zur Lehre über die pathogenen Eigenschaften etc. 585 des Durchschnittes floß eine trübe, blutige, leicht schaumige Flüssigkeit heraus. — In den anderen Organen wurden keine Veränderungen wahr- genommen, außer einer geringen Vergrößerung der Milz und einer trüben Schwellung der Leber und Milz. Die Diagnose lautete dem entsprechend : Empyema Antri High- mori et sinus sphenoidalis, Caries ossis sphenoidei, maxillae superioris, ossis zygomatici et ossis temporalis. Phlegmone subcutaneum faciei et frontis. Rhinitis acuta purulenta. Leptomeningitis purulenta. Pachymeningitis purulenta. Abscessus meningum. Pneumonia cachec- ticorum. Den Verlauf des Prozesses stelle ich mir folgendermaßen vor: Aller Wahrscheinlichkeit nach begann der Prozeß in Form eines Katarrhs in der Nase, von wo er auf das Antrum Highmori und den Sinus sphenoidalis überging. Ob die beiden Sinus gleichzeitig affi- ziert worden sind oder nicht, müssen wir dahingestellt sein lassen, da wir keine Andeutungen weder für das Eine, noch für das Andere besitzen. In diesen beiden Höhlen brach somit der eiterige Prozeß aus, der schließlich zu Ulcerationen der Schleimhaut und an mehreren Orten zur Knochenzerstörung führte. Vom Antrum Highmori ging der Prozeß durch die obere Wand in die Augenhöhle über, von da- hin auf die Wange herunter, umschritt die Augenhöhle und griff auf die Stirn herüber. Ein gleicher Prozeß tritt, wenn auch viel später, auf der Innenwand auf, da es hier zur schließlichen Perforation der Nase nicht gekommen ist. Vom Sinus sphenoidalis ging der Prozeß durch die Oeffnung in der oberen Wand auf den Schädel über, in welchem er die Lepto- et Pachymeningitis purulenta und einen metastatischen Absceß im Gehirn hervorgerufen hat, was aller Wahr- scheinlichkeit nach den Tod direkt verursacht hat. Außerdem hat sich noch eine Kommunikation zwischen dem Sinus sphenoidalis et frontalis gebildet. Die Eiterung der Seitensinus der Nase, die zur Knochencaries führt, ist zweifellos keine Seltenheit und ein einzelner derartiger Fall wäre kaum einer Veröffentlichung wert, wenn hier nicht als Ur- heber dieses Prozesses ein Mikroorganismus zu betrachten wäre, der bis dahin in derartigen Fällen der Urheberschaft kaum beschuldigt wurde. Wie schon früher bemerkt, hatte man zur bakteriologischen Untersuchung den Eiter aus drei Stellen genommen, nämlich vom Hirnabsceß, Sinus frontalis und Antrum Highmori. Der Eiter wurde auf Deckgläschen zerrieben und nach der üblichen Methode gefärbt (wässerige Gentianaviolettlösung), wie auch nach Gram und W eigert. Es zeigte sich nun bei der Untersuchung, daß der Eiter sehr wenige Leukocyten, dafür aber viel Schleim enthält. In dem aus dem Hirn stammenden Eiter wurde nur eine Art Mikroorganismen aufgefunden, und zwar in geringer Anzahl. Es waren vornehmlich kürzere und längere Stäbchen, mitunter von ovaler Kokkenform ; die spezifische Färbung wies keine Kapsel um dieselben herum aus. Diese Mikroorganismen waren, wie gesagt, sehr spärlich. Nach Weigert ließen sie sich gar nicht färben. Der aus dem Sinus frontalis und Antrum Highmori stammende Eiter 586 Z. Dmochowski, präsentierte sich ebenso, nur war die Zahl der darin aufgefundenen Mikroorganismen beträchtlich. Es waren vornehmlich Stäbchen, in- dessen häufig auch einzelne oder je zwei in einer charakteristischen Kapsel eingeschlossene Kokken. Die Kapsel war besonders an den- jenigen Gläschen deutlich, die ich in einer sauren Gentianaviolett- lösung gefärbt und in angesäuertem Wasser ausgewaschen habe. Nach Weigert färbten sich diese Mikroorganismen nicht. Den Eiter aus allen diesen drei Herden habe ich auf Gelatine- platten, Agar-Agar und Agar mit Glycerin ausgegossen. Schon am nächsten Tage waren besonders auf den Agarplatten, die im Thermo- staten blieben, feine und weiße Kolonieen sichtbar, die ich jedoch nicht weiter verimpft habe. Am dritten Tage wuchsen die isolierten Kolonieen sehr beträchtlich sowohl auf Gelatine wie auf Agar-Agar und präsentierten sich in Form von grauweißen, etwas über die Oberfläche hervorragenden Pünktchen. Unter dem Mikroskope waren die Plattenkolonieen leicht nußbraun gefärbt mit vollkommen glatten Rändern und außerordentlich feinkörnig. Die Zahl der Kolonieen war sehr groß. Außer den soeben besprochenen entwickelte sich noch eine andere Mikroorganismenart. Sie präsentierte sich als sehr spärliche, beträchtlich größere, weißere nnd an der Oberfläche trockenere Kolonieen. Unter dem Mikroskope waren die Platten- kolonieen durchsichtig weiß, an den Rändern sehr grobkörnig. Von diesen letzten Kolonieen waren kaum einige auf jeder Platte wahr- zunehmen. Ich untersuchte sie sofort auf den Deckgläschen und konnte mich überzeugen, daß es sehr große Kokken waren, die sich nach Weigert färbten. Auf Grund ihrer Dimensionen und der trockenen Oberfläche, ferner auf Grund ihrer geringen Anzahl habe ich dieselben als Verunreinigung angesehen und ihre nähere Unter- suchung nicht weitergeführt. Die erste Kolonieenart übertrug ich auf Gelatine und machte Stichkulturen und auch einige Strichkulturen. Auf Deckgläschen zerrieben und gefärbt, zeigten sich diese Mikro- organismen mit denjenigen, die ich im Eiter gesehen habe, ganz identisch; der Unterschied bestand nur in einer geringeren Anzahl der Stäbchen und in dem vollkommenen Fehlen der Kapsel. Auf Gelatineplatten entwickelte sich nach einigen Tagen ein reichlicher, dicker, grauweißer, fast durchsichtiger Belag mit charakteristischem, porzellanartigem Glanz. In den Stichkulturen entwickelten sich typische Nagelformen, deren Stiele feinkörnig waren und deren Kopf glänzend und stark über die Oberfläche prominent war. Die Gelatine war nirgends aufgelöst. Dies waren schon fast vollkommen genügende Merkmale, um die Bestimmung des in Frage stehenden Mikroorganismus festzustellen. Der Genauigkeit halber habe ich mit demselben aber noch folgende Experimente gemacht: 1) Eine wässerige Emulsion mit einer 5 Tage alten Gelatine- stichkultur injizierte ich zwei Hunden subkutan. Am nächsten Tage trat an der Injektionsstelle ein leichtes Oedem auf, das am dritten Tage geringer wurde und am vierten vollständig verschwand. Die Hunde blieben gesund. 2) Die gleiche Menge von Mikroorganismen injizierte ich auch zwei Kaninchen subkutan. Beitrag zur Lehre über die pathogenen Eigenschaften etc. 587 3) Dasselbe Experiment führte ich auch an zwei Meerschweinchen durch, nur injizierte ich hier nur die Hälfte der Kultur. Eins der- selben ging in der Nacht zu Grunde, weshalb es mir auch nicht genau bekannt ist, wieviel Stunden nach der Injektion der Tod eintrat. Bei der Sektion habe ich außer einer Hyperämie an der Injektionsstelle keine deutlicheren Veränderungen finden können. Das andere Meer- schweinchen blieb am Leben. 4) Zwei Hunden injizierte ich die gleiche Menge von Mikro- organismen in die Pleura. Die beiden Hunde blieben am Leben und ich konnte bei denselben keine krankhaften Symptome wahr- nehmen. 5) Das Nämliche wiederholte ich an zwei Kaninchen. Eines derselben ging um 8 Uhr morgens zu Grunde, also nach 20 Stunden. Bei der Sektion fand ich eine Rötung der Pleura, wo ich die Kultur injiziert hatte, leichte Trübung der Pleura visceralis und Hyperämie der Lunge selbst. Die Milz war unbedeutend vergrößert. Das zweite Kaninchen genas. 6) Zwei Meerschweinchen injizierte ich in die Pleura eine wässe- rige Aufschwemmung der Hälfte einer 5-tägigen Gelatinekultur. Ein Meerschweinchen starb nach 7 Stunden. Bei der Sektion fand ich in der Pleura nur eine leichte Rötung. Das andere starb am nächsten Tage abends, folglich nach etwa 30 Stunden. Bei der Sektion wurde in der Pleura etwas trübe, blutige Flüssigkeit gefunden, wobei die Pleura getrübt und mit geringer Menge Fibrin bedeckt war. Die aus der Pleura gewonnene Flüssigkeit wurde auf Gelatineplatten ausge- gossen und nach 3 Tagen aus derselben die gleichen Mikroorganismen gezüchtet. Ich möchte noch hinzufügen, daß ich die das Antrum Highmori und den Sinus frontalis auskleidende Schleimhaut abpräparierte und einer mikroskopischen Untersuchung unterwarf. An den Präparaten konnte ich konstatieren, daß das sie bedeckende Flimmerepithel fast überall unversehrt war, mit Ausnahme derjenigen Stellen, welche den Ulcerationen anlagen; hier war es total zerstört oder auch in- tensiv infiltriert. Das Bindegewebe, aus welchem die Schleimhaut des Antrum Highmori fast ausschließlich bestand, war sehr beträchtlich und ungleichmäßig verdickt. An manchen Stellen war es bis 7 mm dick, an anderen dagegen bedeutend weniger, da der Querdurchmesser kaum 1 —2 mm betrug. Das Bindegewebe war fast überall beträcht- lich sklerosiert. Die Blutgefäße präsentierten sich wie in eine harte Umhüllung eingeschlossen, und an den Präparaten waren sie weit offen geblieben. Zwischen dem Bindegewebe waren sehr viele Schleimdrüsen, ihre Alveolen waren indessen vornehmlich auseinander gedrängt und komprimiert; unter denselben waren überall breite, mit Leukocyten infiltrierte Bindegewebsstreifen sichtbar. An manchen direkt unter dem Epithel befindlichen Stellen konnten wir ziemlich intensive Blut- extravasate sehen; an anderen dagegen war das Bindegewebe in- filtriert. Die Infiltration war auf einen beschränkten Raum lokalisiert ; ähnliche Stellen beobachteten wir meistenteils dicht unter der Ober- fläche. Um die Ulcerationen herum war die ganze Schleimhaut sehr 588 Max Oker-Blom, intensiv und gleichmäßig infiltriert. An diesen Stellen sahen wir massenhaft isolierte, schon oben beschriebene Mikroorganismen. Die Kapsel zu Gesichte zu bekommen, ist uns jedoch nicht gelungen. Ich möchte noch nebenbei andeuten, daß in der Schleimhaut zwischen dem Bindegewebe in der Nachbarschaft der Schleimdrüsen gewöhn- lich einige mit schleimiger Masse ausgefüllte Dermoidcysten gefunden wurden. Diese Cysten waren mit Flimmerepithel ausgekleidet. Auf diese Frage will ich indessen heute nicht näher eingehen, da sie nicht zu dem vorliegenden Thema gehört. Die den Sinus sphenoidales auskleidende Schleimhaut war weit weniger verdickt und die unter dem Mikroskope hervortretenden Veränderungen präsentierten sich in gleicher Weise. Das nach Untersuchung des vorliegenden Falles erhaltene Resum6 läßt sich folgendermaßen definieren : 1) Die gezüchteten Mikroorganismen sehe ich für F r i e d 1 ä n d e r - sehe Pneumokokken an, auf Grund ihrer morphologisch charakteri- stischen, auf den Nährböden erhaltenen Merkmale und auf Grund ihrer Virulenz für Tiere. Im gegebenen Falle ist, meiner Ansicht nach, der Pneumococcus als Erreger des ganzen Prozesses deshalb anzusehen, weil ich erstens im Eiter unter dem Mikroskope ausschließlich denselben gesehen habe und dann, weil ich daraus eine fast reine Kultur dieses Mikroorganismus erhielt. Die geringe Anzahl von Kolonieen, die schon morphologisch als nicht pathogene angesehen werden müssen, kann hier nicht in Frage kommen. 2) Der Fri ed 1 än d er ’sche Pneumococcus kann nicht bloß als Erreger der Pneumonie, der Entzündung der Schleimhaut der Nase und des mittleren Ohres angesehen werden, sondern auch als der der eiterigen Entzündung des Unterhautgewebes, der Meningitis, der Hirnabscesse und sogar der Knochencaries. Warschau, den 10. März 1894. Beitrag zur Kenntnis des Eindringens des Bacterium coli commune in die Darmwand in pathologischen Zuständen. Von Dr. Max Oker-Blom, Stadtarzt in Willmanstrand, Finnland. Im Jahre 1883 brachte Nepveu die Frage über das Eindringen der Darmbakterien in die Darmwand zur Sprache durch die Mit- teilung, daß er in 8 Fällen von incarcerierten Brüchen stets Bakterien in der Bruchflüssigkeit fand, auch wenn die Einklemmung nur einige Stunden gewährt hatte und der Darm noch normal erschien. Die Wahrscheinlichkeit dieser Behauptung wird jedoch von Friedländer, der die Mitteilung Nepveu’s in Fortschr. d. Med. Bd. I. p. 642 referiert, bezweifelt. Beitrag zur Kenntnis des Eindringens des Bacterium coli commune etc. 589 Zu ganz entgegengesetzten Resultaten kam Garr6, welcher gleichfalls über 8 Fälle von Hernia incarcerata disponierte und wo die Bruchflüssigkeit von 8 Stunden bis 8 Tagen nach Eintritt der Incarceration untersucht wurde. Garrö erhielt nämlich nur in einem einzigen dieser 8 Fälle eine Bakterienkultur, und zwar in einem Falle, wo die Darmeinklemmung nur 8 Stunden gedauert hatte. Auch Bönnecken hat die Bruchflüssigkeit von 8 eingeklemmten Hernien untersucht und kam zu dem Resultate, „daß es keiner schwereren Veränderung in der Textur der Darmwand bedarf, um letztere für Mikroorganismen durchgängig zu machen, daß vielmehr eine stärkere venöse Stase, eine stärkere seröse Durchtränkung des Gewebes genügt, um das Eindringen von Bakterien in die Darmwand und den Durchtritt durch dieselbe zu ermöglichen“. Im Mai 1892 teilte Thorild Rovsing das Ergebnis seiner bakteriologischen Untersuchungen der Bruchflüssigkeit von 5 Hernien mit, deren Incarcerationszeit von 24 — 72 Stunden variierte und woraus hervorgeht, daß nie Bakterien in der Bruchflüssigkeit entdeckt werden konnten, auch wenn diese fäkalen Geruch hatte und die Darmwand stark mißfarbig war. Rovsing schließt sich daher der schon von Garr6 aus- gesprochenen Ansicht an, daß die eingeklemmte Darmwand undurch- dringlich für Bakterien ist, solange ihre Serosa unbeschädigt bleibt und hält vom bakteriologischen Gesichtspunkte aus sowohl Nepveu’s als auch Bönnecken’s Untersuchungsmethoden für weniger zuver- lässig. Um seine Resultate zu prüfen, hat Bönnecken eine Serie künstlicher Darmeinklemmungen an Kaninchen angestellt und auch dabei stets in der Bruchflüssigkeit mehrere verschiedene Arten von Mikroben gefunden, darunter in 11 Fällen von 15 das Bacterium coli commune. Bei der mikroskopischen Untersuchung von Schnitten incarce- rierter Darmstücke findet Bönnecken Mikroben hier und da in der Mucosa verstreut, betont aber dabei, „mit auffälliger Konstanz finden sich größere Mengen Mikroorganismen nur in den großen Lymph- gefäßen, die unter und parallel der Serosa laufen“. Andere experimentelle Forscher wie Kraft und Grawitz (nach Rovsing) sprechen sich gegen ein so schnelles Hinauswandern der Bakterien in die Peritonealhöhle aus, und Waterhouse äußert darüber, „daß Tiere (Kaninchen und Katzen), welche eine Darm- unterbindung bis zu 6 Stunden Dauer erlitten hatten, sich ohne jede Störung erhalten, ja daß es gelingt, nach 14- und selbst 20-stündiger Unterbindungsdauer durch sorgfältiges Auswaschen der Bauchhöhle, Resektion des hyperämischen Darmstückes und Anlegung eines künst- lichen Afters oder Darmnaht die Tiere vor Peritonitis zu bewahren. Erst als eine Dickdarmschlinge 23 Stunden lang abgebunden war, starb das Tier 30 Stunden nach der Lösung der Ligatur an Peri- tonitis. Der Darm war nekrotisch, im Exsudat fanden sich Kokken und Darmbacillen“. M. Macaigne hat in seiner Arbeit „Bacterium coli com- mune son röle dans la pathologie“ im Abschnitte über incarcerierte 590 Max Oker-Blotn, Brüche nichts Wesentliches zur Lösung der Frage beizutragen, hebt aber beim Besprechen der Infektion durch das Bacterium coli hervor, „que l’absorption se lait non pas seulement dans le sac her- niaire ou dans le p6ritoine oü sa pr6sence est secondaire, mais bien sur toute l’ötendue de la muqueuse intestinale enflamm6e, comme cela se passe pour le chol6ra“. Neulich hat Arnd in seinen Experimenten eine Stütze für Bönnecken’s Behauptung gefunden, daß Bakterien leicht die Darm- wand durchwandern können. Dabei ist zu bemerken, daß Arnd mit Bakterien experimentierte, die dem Darmkanale in normalem Zustande fremd sind und dem Tiere teils per os, teils durch Injektionen in die eingeklemmte Schlinge zugeführt wurden. Die Ansichten über die Rolle der Darmbakterien bei incarce- rierten Brüchen sind also sehr geteilt und, was speziell das Bac- terium coli commune betrifft, noch ganz unentschieden ; hierbei ist von den Angaben über das Vorkommen des Bakterium coli commune im Peritoneum oder in der Darm wand, wo dasselbe nach dem Tode, wie z. B. Malvoz konstatiert, abgesehen. Wir erwähnen hier noch den lange bekannten Umstand, daß Mikroben bei gesunden Kaninchen einigermaßen konstant iH der Darmwand am Proc. vermiformis und Sacculus rotundus Vorkommen. Bizzozero findet regelmäßig Bakterien in den Lymphfollikeln an diesen Stellen, und zwar am dichtesten in dem zur Muscularis ge- richteten Teile des Follikels. Betreffend die Art ihrer Einwanderung und ihres Vorkommens im übrigen sagt Bizzozero: „Die Bak- terien sind zum größten Teile im Protoplasma von Zellen enthalten, die an der Zusammensetzung des Follikelparenchyms teilnehmen und “ „In jedem Falle handelt es sich um eine Einschließung von Bakterien durch Zellelemente, und wir haben jene Elemente vor uns, die kürzlich mit dem Namen Phagocyten bezeichnet wurden.“ Die Wanderung der Bakterien wäre leicht zu konstatieren, sie gingen durch die Stöhr’schen Stigmata, wenn auch in der den Leukocyten entgegengesetzten Richtung. Ribbert, der dasselbe gefunden, hat jedoch eine andere Auf- fassung über den Durchgang der Mikroben, welcher nach ihm durch aktive Einwirkung der Epithelzellen vermittelt wird. Auch Ruf fer hat dieses Verhältnis untersucht und schreibt den Transport der Bakterien ausschließlich Wanderzellen oder Mikro- phagen zu, welche an der inneren Fläche des Darmes die Mikroben aufnehmen und sich dann in die Darmwand zurückzögen, wo sie mit ihrer Beute stehen blieben, die also ihrem Untergange in irgend einem Mikrophagen entgegen ginge. Dieses will Ruf fer auch in anderen Darmgebieten als den oben erwähnten beobachtet haben. Vor einem Jahre veröffentlichte S u n d b e r g eine Abhandlung, worin auch er das konstante Vorkommen von Bakterien, u. a. bei Kaninchen, in der Darmwand des Sacculus rotundus und Processus vermiformis hervorhebt. Ihr Durchgang wird nach Ruffer durch Wanderzellen vermittelt, doch teilt er zugleich Bizzozero ’s Ansicht über freie Wanderung der Mikroben längs Beitrag zur Kenntnis des Eindringens des Bacterium coli commünc etc. 591 den Bahnen der Mikrophagen, wo sie jedoch nach und nach von den- selben aufgenommen werden, so daß man etwas weiter in der Darm- wand nie freie Bakterien beobachtet. Wenn sie auch in ihrer Auffassung über die Vermittelung der Mikroben Wanderung von einander abweichen, so sind doch alle diese vier Forscher darin einig, daß in der Regel Mikroben frei nur in dem am Epithel haftenden Darmschleime, hier und da zwischen den Epithelzellen und, wo zahlreichere Mikrophagen sich vorfinden, zwischen ihnen ein Stück in die Darmwand hinein Vorkommen ; wo aber noch tiefer Mikroben zu finden sind, sind sie stets von Mikro- oder Makro- phagen aufgenommen. Bis in die Submucosa haben Bakterien nicht entdeckt werden können. Darüber äußert sich Sundberg: „Det hör tili sällsynthe- terua att finna nägra mikroberi denna och när de nägongäng anträffas, sä ligga de alltid inora celler, rundceller eller fria bindväfsceller.“ („Es gehört zu den Seltenheiten, in der Submucosa Mikroben zu finden, und wenn sie einmal angetroffen werden, so liegen sie stets in Zellen, Rundzellen oder freien Bindegewebszellen einge- schlossen.“) Andere Teile des Darmkanals betreffend, betont Suudberg „det aldrig svikande fyndet, att mikroberna kunua ligga i stora mäugder i tarmslemmet tätt inpä epitelierna, men öfverallt framstär kutikularskifvan som en tydlig och väl tecknad barriere.“ („den nie trügenden Fund, daß die Mikroben in großen Mengen im Darm- schleime, dicht an den Epithelien liegen können, aber immer erweist sich die Cuticularscheibe als deutliche und scharf gezeichnete Barriere.“) Da mir wissentlich speziell über das Vermögen des Bacterium c ol i c o in m u n e in die Darmwand einzudringen, keine experimentellen Untersuchungen vorliegen, habe ich mich veranlaßt gesehen, folgende Mittheilungen zu veröffentlichen. Obgleich das der Mitteilung zu Grunde liegende Material zu knapp ist, um sichere Schlüsse zu ge- statten, schreite ich doch zur Veröffentlichung, da ich zur Zeit außer stände bin, die Versuche zu weiterer Prüfung aufzunehmen. In Anbetracht der bedeutenden Rolle, welche in letzter Zeit den Darmbakterien, und besonders dem Bacterium coli commune ganz allgemein bei Darminfektionen und dergleichen zuerkannt wird, unternahm ich im Herbste 1892 eine Reihe von Laparotomieen an Kaninchen, wobei eine Darmschlinge während kürzerer oder längerer Zeit in einen künstlichen pathologischen Zustand versetzt wurde, um bei Untersuchung einer eventuellen Bakterieninvasion in die Darm- wand als Material zu dienen. Zunächst galt es zu ergründen, ob und unter welchen Verhält- nissen das Bacterium coli commune bei einer Incarceration des Darmes in die Darmwand eindringe oder dieselbe durchdringe. Ich versuchte daher verschiedene Momente pathologischen Zu- standes, denen der Darm bei einer Incarceration unterworfen ist, sei es in einem Bruch oder bei Volvulus, nachzuahmeu. 592 Max Oker-Blom, Die Versuche zerfallen also in drei Abteilungen: 1) den freien Durchgang der Darmcontenta zu verhindern, 2) eine Blutstauung hervorzurufen oder die Blutcirculation in der Darmwand ganz und gar aufzuheben und 3) einen Darmteil diesen beiden Momenten gleichzeitig zu unterwerfen. Bei der Operation wurde im allgemeinen so vorgegangen, daß der Bauch des Kaninchens erst rasiert und dann mit schwacher Lysollösung abgewaschen wurde. Die Bauchwunde wurde mit carbo- lisierter Seide vernäht. Einige Zeit — 2 — 72 Stunden — nach der Operation wurde das Versuchstier geköpft oder zu Tode chlorofomiert ; hernach wurde, wie weiterhin beschrieben wird, der Peritonealhöhle das sich etwa gebildete Exsudat, sowie ein die operierte Stelle um- fassendes und auch einige cm oberhalb und unterhalb desselben be- findliches Darmstück nebst dazu gehörendem Mesenterium , ent- nommen. In Anbetracht dessen, daß die Peritonealhöhle so sehr der Mög- lichkeit einer Verunreinigung durch herumfliegende Kaninchenhaare u. dergl. ausgesetzt sein kann, wurde weniger Gewicht auf die bak- teriologische Untersuchung des Peritonealexsudates gelegt; doch sei hier die Methode, welche zum Auffangen des Materials hierzu in Anwendung kam, erwähnt: Aus einem weichen, feinporigen Schwamme wurden erbsengroße Würfel geschnitten, durch Kochen sterilisiert und jedes für sich in ein mit circa 5 ccm sterilisierter Nährbouillon gefülltes Proberöhrchen gesenkt, welches mit einem Wattestöpsel versehen noch zwei Tage nacheinander während einer halben Stunde bis zur Siedehitze erwärmt wurde. Auf diese Art präpariert, wurden die Proberöhrchen, in denen sich die Bouillon, als Beweis für vollständige Sterilisation, klar erhielt, für den Bedarf bereit ge- halten. Mit frisch geglühter Pinzette wurde ein derartiger Bouillon- schwamm erfaßt und die Stelle des Peritoneums oder Darmes, welche Gegenstand der Operation gewesen, damit bestrichen, wonach er wieder in seine Bouillon zurückversenkt wurde, welche nunmehr das Untersuchungsmaterial einschloß. Die Darmstücke wurden auf gewöhnliche Weise in Spiritus ge- härtet und in Celloidin eingebettet, worauf mit dem Mikrotom Serienschnitte gemacht wurden. Betreffs der Färbungsmethode konnte Gram selbstverständlich nicht in Frage kommen, da sich bekanntlich das Bacterium coli commune nach derselben nicht färbt. Dagegen erwies sich Weigert’s Färbungsmethode mit Loeffler’s Methylenblau und Entfärbung durch Essigsäure 1 : 1000 am vorteilhaftesten und beziehen sich sämtliche hier mitgeteilte An- gaben auf diese Methode. Die Anmerkung sei noch vorausgeschickt, daß in Fällen, wo nach dieser Färbungsmethode Stäbchenbakterien in der Darmwand nachzuweisen waren, Kontrollfärbung der Schnitte nach Gram stets ein negatives Resultat ergab. I. Doppelligatur des Darmes. Exp. I. Ein beinahe zwei Monate altes Kaninchen, Laparotomie. Ohne Einklemmung von Mesenterialgefäßen wurde das Ueum 4 und 6 cm oberhalb der Valvula Bauhini unterbunden, — jedoch entstand an Beitrag zur Kenntnis des Eindringens des Bacterium coli commune etc. 593 der unteren Ligatur eine kleine Blutung. Getötet mittelst Chloro- form nach 41/2 Stunden. Das Peritoneum glatt, nicht injiziert. Das Darmstück ist weder zwischen noch oberhalb der Ligatur merkbar aufgetrieben. Kein Peritonealexsudat sichtbar, ebenso kein Bacterium colicommune in der Schwammbouillon. Mikroskopische Untersuchung der Darmwand : An dem Darm- stück zwischen den Ligaturen sieht man hier und da, am freien Ende der Zotten, Stäbchenbakterien haften, besonders an solchen Zotten, wo Mikrophagen in reichlicherer Menge Vorkommen. Teils befinden sich die Bakterien dann zu ein, zwei oder drei zusammen in einem oberflächlichen Mikrophagen, teils sieht man sie frei neben oder dicht hinter einem Mikrophagen wandern, den von diesem eben eröffneten Eingang zwischen den Epithelzellen benutzend, genau wie Sundberg dasselbe Verhältnis bei Kaninchen im Processus vermiformis und Sacculus rotundus als sehr konstant vorkommend beschreibt. Die Bakterien in den Mikrophagen färben sich nicht immer so gut und gleichmäßig wie die frei wandernden, erbieten also bisweilen Degenerationsformen. Mit Ausnahme an der freien Spitze der Zotten konnten im Gewebe der Darmwand nirgends Bakterien nachgewiesen werden. In den L ieberkühn ’schen Schläuchen fanden sich hier und da eine geringere Anzahl freier Bakterien. Obenstehende Beschreibung ist auch für das Darmstück gleich oberhalb der oberen Ligatur geltend. In der Darmwand unterhalb der unteren Ligatur wurden gar keine Bakterien gefunden. Exp. II. Altes weißes Kaninchen. Laparotomie. Der untere Teil des Ueums wurde durch zwei, ungefähr 5 cm von einander ent- fernte, um den Darm gelegte Seidenligaturen abgeschlossen, doch so, daß keine Mesenterialgefäße mit unterbunden wurden. Am nächsten Morgen, 23 Stunden nach der Operation, war das Kaninchen tot. Der Magen und der Darm oberhalb des Verschlusses stark ausge- dehnt, das Peritoneum überall, besonders in der Gegend des unter- bundenen Darmstückes, stark injiziert, hier und da an den Därmen subseröse Ecchymosen. Kein Peritonealexsudat sichtbar. Die Schwammbouillonkultur gab auf Gelatineplatten beinahe eine Reinkultur von Bacterium coli commune. Mikroskopische Untersuchung der Darmwand: An dem Darm- stücke zwischen den Ligaturen haftet an der Schleimhaut stellen- weise Darminhalt, der reichlich mit Stäbchenbakterien vermengt ist. Ferner finden sich Bakterien in großen Mengen in den Lieberkühn- schen Drüsen und besonders zahlreich am Peritoneum. In der Mucosa kommen sie auch zahlreich vor, aber ganz unregelmäßig ver- streut, weniger reichlich dagegen in der Submucosa, wo ihre Rich- tung hauptsächlich sowohl in longitudinaler als cirkulärer Hinsicht, den Fasern der Muscularis parallell ist. Gleich oberhalb der oberen Ligatur ergiebt sich dasselbe Verhältnis, wie zwischen den Ligaturen. Auch zeigt der Darm unterhalb der unteren Ligatur dasselbe Bild, doch kommen die Bacillen hier nicht so zahlreich vor, auch scheinen sie nur ausnahmsweise die Submucosa erreicht zu haben. Im Mesenterium des zwischen den Ligaturen befindlichen Darmstückes 594 Max Oker-Blotn und noch mehr im Mesenterium oberhalb der oberen Ligatur finden sich zahlreiche Stäbchenbakterien in der Nähe der Blutgefäße vor, ja es scheint, daß sie bisweilen in das Lumen des Gefäßes einge- drungen sind, wo man neben den Blutkörperchen vereinzelte Bacillen beobachten kann. Im Mesenterium unterhalb der unteren Ligatur sind keine Bacillen zu entdecken. Es sei hinzugefügt, daß die Bakterien meist frei waren, nur ausnahmsweise konnte man in einem in der Nähe des Darmlumens befindlichen Mikrophagen Bacillen entdecken. Dieser Fall ist sonst von geringerem Interesse, da der größere Teil der Bakterien in der Darmwand ziemlich sicher einer postmortalen Invasion zuzuschreiben ist; doch kann nicht geleugnet werden, daß das geringere und weniger tiefe Vorkommen von Bakterien unterhalb der unteren Ligatur dafür spricht, daß Mikroben schon vor dem Tode des Tieres in gewissem Grade in die Darmwand zwischen und oberhalb der Ligatur eingedrungen waren. Als Todesursache ist Peritonitis anzunehen ; unentschieden bleibt die Zeit und der Ort des Eindringens des Bacterium coli commune in die Bauchhöhle. II. Gehemmte Blutcirkulation in einem Darmstücke. Exp. III. Altes weißes Kaninchen. Laparotomie. Ein größeres Blutgefäß am Mesoileum wird mit Karbolseide unterbunden. Nach 7 Stunden wurde das Kaninchen geköpft. Das dem unter- bundenen Gefäßgebiet entsprechende Darmstück ist etwas höckerig zusammengezogen, von geringerem Lumen, als der übrige Darm. Das Peritoneum überall normal. In der Peritonealhöhle kein Bacterium coli commune nachzuweisen. Exp. IV. Erwachsenes weißes Kaninchen. Laparotomie. Li- gatur eines Mesenterialblutgefäßes mit Karbolseide ungefähr 120 cm vom Pylorus. Nach 24 Stunden wurde das Kaninchen getötet. Der Teil des Ileums (ungefähr 6 cm), dessen Blutcirkulation gehemmt wurde, ist mäßig injiziert und wie im vorigen Exp. etwas zusammengeschrumpft. Das Peritoneum normal. Keine Bakterien in der Peritonealhöhle. Exp. V. Großes graues Kaninchen. Laparotomie. Ein Mesen- terialblutgefäß, dessen Gebiet ungefähr 10 cm des Dünndarmes um- faßt, mit Karbolseide ligaturiert. Nach 72 Stunden wurde das Kaninchen mit Chloroform getötet. Die Därme durchgehend injiziert, in geringerem Maße im Gebiete des unterbundenen Blutgefäßes; im übrigen ist dieser Teil höckerig zusammengeschrumpft, wie in den beiden vorhergehenden Fällen. Kein Bacterium coli commune in der Bauchhöhle. Exp. VI. Junges weißes Kaninchen. Laparotomie. Das Mesen- terium mit den drei darin laufenden Blutgefäßen wird mit rot- glühendem Messer in einer Ausdehnung von ungefähr 5 cm abge- schnitten. Nach 24 Stunden wurde das Kaninchen getötet. Peritoneum normal, außer an der operierten Stelle des Mesenteriums, wo sich Beitrag zur Kenntnis des Eindringens des Bacterium coli commune etc. 595 eine lokale adhäsive Peritonitis entwickelt hatte; das entsprechende Darmstück etwas schlaff. In der Peritonealhöhle eine Reinkultur von Bacterium coli commune. Mikroskopische Untersuchung. Charakteristisch und auffallend ist für III, IV und V ein oft stark ausgeprägtes gekerbtes oder wellenförmiges Aussehen des Peritoneums und der Submucosa, hervor- gerufeu durch einen Kontraktionszustand der Muscularis, welcher deutlich darauf beruht, daß die Ligatur des Blutgefäßes auch die dasselbe begleitenden Darmnerven komprimiert, die mit einer Kon- traktion der Muscularis reagierten. In VI, wo mit den Blutgefäßen auch die Nerven durchschnitten wurden, fehlt diese höckerige Be- schaffenheit. In keinem dieser vier Experimente konnten Bakterien in der Darmwand oder dem dazu gehörenden Mesenterium entdeckt werden ; sie hafteten nicht einmal in bemerkbarem Grade am Epithel. Eine Ausnahme bildet jedoch VI, wo Stäbchenbakterien an der Serosa des Mesenteriums in der Nähe der durchschnittenen Stelle hafteten. In diesem Versuche war das Bacterium coli commune der Peri- tonealhöhle offenbar bei der Operation zugeführt worden und hatte dann in der Blutung oder Transsudation, welche nach dem Abschnei- den des Mesenteriums eintrat, guten Boden gefunden. Die aufge- zählten Experimente III — VI sind insofern nicht rein, da bei der Unterbindung oder dem Abschnitte eines Mesenterialgefäßes gleichzeitig Nerveneinfluß hervorgerufen wurde, welcher sich in III, IV und V zu einer Kontraktur und in VI zu einer leichten Parese der Muscularis entwickelte. III. Künstliche Incarceration einer Darmschlinge. Exp. VII. Junges, weißes Kaninchen. Künstliche Incarceration einer ungefähr 5 cm langen Schlinge des Colon ascendens wurde da- durch erzeugt, daß ein gut sterilisierter Gummihandschuhfinger über die Darmschlinge gezogen und an seinem Ausgange mit Gummischnur umbunden wurde. Nach 2 Stunden wurde das Kaninchen geköpft. Die incarcerierte Schlinge stark injiziert, bläulich, nicht besonders aufgetrieben. Serosa glatt. Der Darm oberhalb unbedeutend ausgedehnt, sonst normal. Keine Bruchflüssigkeit im Handschuhfinger sichtbar; keine Kul- turen von Bacterium coli commune auf Gelatineplatten. Exp. VIII. Graues, junges Kaninchen. Laparotomie. Einelleum- schlinge wurde ungefähr 5 cm oberhalb der Valvula Bauhini nebst ihrem Mesenterium mit sterilisierter Seide umbunden. Tod durch Chloroform nach 4x/2 Stunden. Die abgebundene Darmschlinge stark injiziert und etwas aufgetrieben. Der Darm ober- halb nicht wesentlich ausgedehnt. Peritoneum überall normal. Bac- terium coli commune in der Bauchhöhle nicht nachzuweisen. Die mikroskopische Untersuchung der Darmwand gab in diesen beiden Versuchen, sowohl innerhalb, oberhalb, wie natürlich auch unterhalb der Incarceration ein durchaus negatives Resultat. 596 Max Oker-Blom, Exp. IX. Junges, schwarzes Kaninchen. Laparotomie. Künst- lich incarcerierter Bruch einer ca. 6 cm langen Dünndarmschlinge, 15 cm vom Pylorus, auf dieselbe Weise wie in Exp. VII. Nach 10 Stunden wurde das Kaninchen geköpft. Die einge- klemmte Schlinge fast schwarz, doch mit glatter Serosa. Der Darm oberhalb stark ausgedehnt, blutigen Schleim enthaltend. Im Hand- schuhfinger ungefähr 1.5 cm blutgefärbte Bruchflüssigkeit, nicht fäkal, enthält nicht Bacterium coli commune. Die mikroskopische Untersuchung des incarcerierten Darmstückes erwies, daß stäbchenförmige Bakterien in dem am Epithelium haften- den Schleime, so wie in den Lieb er kühn’ sehen Schläuchen, pa- rallel neben- und hintereinander in großen Mengen wandernd, Vor- kommen. Ungefähr auf 2/s der Tiefe der Schläuche sieht man schon einen Teil der Bacillen von der Richtung des Hauptheeres abweichend, sich direkt gegen die Epithelschicht wenden, welche sie hier und da durchdrungen haben, so daß man bisweilen zwei, drei Stäbchen zu- sammen zwischen den Epithelzellen und dem darunterliegenden Ge- webe liegend findet. In höherem Grade findet dieses Eindringen in die Darmwand erst am Boden der Drüse statt, wo sich mitunter das Epithel geradezu ablöst, weil sich Bakterien unter die Epithelzellen drängen. Durch die Epithelschicht gelangt, wandern die Bacillen meist vereinzelt in verschiedenen Richtungen der Submucosa zu, wo sie sich gewöhnlich parallel mit den verschiedenen Muscularisfasern ordnen. Meist sieht man sie in den Lymphwegen um die hier lau- fenden Blutgefäße, in welche sie niemals einzudringen scheinen. Eine Bakterieninvasion findet aber auch — obgleich im geringeren Grade — aus den freien Enden der Zotten statt. Noch dicht unter der Serosa sieht man hier und da ein vereinzeltes Stäbchen, welches mit- unter senkrecht gegen das Peritoneum gewandt ist ; dieses selbst habe ich nie von ihnen durchdrungen gesehen. Ueberall waren die Bak- terien, wo sie in der Darmwand vorkamen, frei wandernd ; in Mikro- phagen habe ich sie gar nicht gefunden. Am Mesenterium findet man in mehreren Schnitten freie Stäb- chenbakterien in der Nähe der Blutgefäße, aber nie in denselben. Im Darmstück oberhalb der Incarceration kommen, in der oben erwähnten Ordnung, die Bacillen nur am Mesenterium vor. Exp. X. Junges, gelbes Kaninchen. Laparotomie. Künstliche Incarceratiou einer 6 cm langen Schlinge des Colon descendens wie in Exp. VII und IX. 13 Stunden nachdem wurde das Kaninchen ge- köpft. Die eingeklemmte Schlinge dunkelgrün ; Serosa glatt ; Peritoneum im übrigen normal. Ungefähr 1 ccm mißfarbene und fäkale Bruch- flüssigkeit enthält nahezu eine Reinkultur tvon Bacterium coli commune. Leider wurde das betreffende Darmstück durch ein Mißverständnis zerstört, so daß die mikroskopische Untersuchung fehlt. Ob die von mir in einigen der beschriebenen Versuche in der Darmwand beobachteten Bakterien wirklich Bacterium coli com- mune sind, ist unmöglich zu entscheiden. Für diese Annahme spricht indessen außer dem Verhalten der betreffenden Bakterien zur Gram- Beitrag zur Kenntnis des Eindringens des Bacterium coli commune etc. sehen Färbungsmethode der Umstand, daß in den Fällen, wo die Stäbcheubakterien am tiefsten in die Darmwand eingedrungen waren, das Bacterium coli commune auch in der Peritonealhöhle bei- nahe in Reinkultur nachzuweisen war. Dieses war der Fall im Exp. II, wenn auch unentschieden bleiben muß, ob sich die Infektion des Peritoneums mit Bacterium coli co rn m une wirklich vom Darme herleitet. Exp. IX und X vereint scheinen mir auch in gewissem Grade für die obige Annahme zu sprechen ; in Exp. IX war es den Stäbcheubakterien schon gelungen, bis dicht unter die Serosa, aber nicht durch dieselbe zu dringen ; und in Exp. X , wo die Incarce- ration 3 Stunden länger gedauert hatte, fand sich Bacterium coli commune in der Bruchflüssigkeit in Reinkultur. Bei dem Exp. VI wurde es schon bemerkt, daß das Vorkommen von Bacterium coli commune im Peritoneum wahrscheinlich auf Verunreinigung beruhte. Aus so geringem Materiale wie das vorliegende dürften sich keine sicheren Schlüsse ziehen lassen , doch sprechen die Versuche dafür : 1) daß eine venöse Stase in der Dauer von 2 bis 72 Stunden nicht hinreichend ist, um das Eindringen des Bacterium coli commune in die Darmwand, noch wenigerden Durchtritt derselben in die Peritonealhöhle zu ermöglichen ; 2) daß ein vollständiges Hindernis des Durchganges der Darm- contenta eine Invasion des Bacterium coli commune in die Darmwand auf dieselbe Weise, wie sie normal (nicht speziell Bac- terium coli comm une) innerhalb des Proc. vermiformis vorkommt, hervorrufen kann; 3) daß bei heftiger Incarceration Bacterium coli commune nach 2 bis 10 Stunden die Darmwand nicht durchdringt, auch wenn sie, gleich der Bruchflüssigkeit, recht mißfarben ist ; nach 10-stün- diger Incarceration dagegen wandert es in großen Mengen frei (nie in Mikrophagen) in die Darmwand ein , in deren Submucosa es bald in die Lymphwege gelangt und längs diesen ins Mesenterium. Die Serosa scheint den Durchtritt der Bakterien am längsten Widerstand zu leisten. Im Beginne einer Incarceration scheint in der Wand des einge- klemmten Darmstückes ein Kontraktionszustand einzutreten, der viel- leicht für kürzere Zeit ein Hindernis für die Bakterieninvasion bilden kann, bis der Meteorismus überhand nimmt und die Kontraktur der Muscularis erschlafft. Wie wir sehen, kann auch eine Infektion des Organismus ohne Vermittelung des Bruchsackes, resp. des Peritoneums durch die In- carceration eines Darmstückes entstehen, da das Bacterium coli commune nicht nur im Mesenterium des eingeklemmten Darmstückes, sondern auch oberhalb desselben gefunden wurde. Die Wanderung des Bacteriums wird dabei nicht durch die starke Kompression, die die Darm wand mit deren Mesenterium in einer engen Bruchpforte unterworfen ist, gehindert. Die Frage von der Undurchdringlichkeit der Serosa für Bakterien bei einer Incarceration verliert also an praktischer Bedeutung und XV. Bd. 38 598 E. Klein, muß eine Infektion vom Darme aus durch die Mucosa und Lymph- gefäße zustande kommen können, wie es sich auch Macaigne ge- dacht hat. Außer Bacterium coli commune habe ich bei meinen Ex- perimenten in der Peritonealhöhle hier uud da verschiedene Kokken in geringer Zahl angetroffen. Schließlich muß ich darauf hinweisen, welchen Irrtümern man bei bakteriologischen Untersuchungen, bei Auffangen des Unter- suchungsmateriales durch Anwendung der üblichen Pipette, leicht ausgesetzt ist. Ein oder einige Tropfen Flüssigkeit in der Pipette können beim Zusammenschmelzen der Spitze sehr leicht sterilisiert werden und die Untersuchung giebt ein negatives Resultat, welches man im allgemeinen mehr geneigt ist als richtig, anzunehmen als ein positives, ohne zu bedenken, daß das Resultat ein Kunstprodukt sein kann. Um diese Ungelegenheit zu vermeiden, verfertigte ich mir die oben beschriebenen Bouillonschwämme, welche mit Vorteil auch zum Auffangen des Materiales bei Operationen am lebenden Menschen angewandt werden können. Dezember 1893. Litteratur. 1) Nepven, Ref. in Fortschr. d. Med. Bd. I. p. 642. 2) Garre, nach Rovsing, Hospitaltidende. 1892. p. 490. 3) Bönnecken, Virchow’s Arch. Bd. CXX. p. 10 u. 11. 4) Rovsing, Hospitaltidende. 1892. p. 489. 5) Waterhouse, Virchow’s Arch. Bd. CXIX. p. 357. 6) Bizzozero, G., Centralblatt f. d. med. Wissensch. 1885. No. 45. p. 802. 7) Ru ff er und Ribbert nach Sundberg. 8) Sundberg, Undersökningar öfver möjligheten af mikrobers inträngande genom den oskadade tarmslemhinnansyta Upsala 1892. 9) Macaigne, M., Le Bacterium coli commune. Son role dans la pathologie. Paris 1892. 10) Arnd, Ueber die Durchgängigkeil der Darmwand eingeklemmter Brüche für Mikro- organismen. (Centralbl. f. Bakteriol. 1893.) Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der intracellulären Bakteriengifte. Von E. Klein in London. In Bd. XIII. No. 13 dieser Zeitschrift wurde über Experimente berichtet, durch die dargethan wurde, daß eine Reihe von Bakterien- species: Choleravibrio, Vibrio Finkler, Bacillus pro- digiosus, coli und typhosus sowie Proteus vulgaris in ihrer Zellsubstanz ein Gift enthalten, das für alle diese Species von derselben physiologischen Natur ist, indem gezeigt wurde: Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der intracellulären Bakteriengifte. 599 1) daß es, in genügender Dosis in die Peritonealhöhle des Meer- schweinchens injiziert, dasselbe Krankheitsbild und dieselben patho- logischen Veränderungen hervorruft, und 2) daß eine vorherige Injektion mit genügender Menge der lebenden oder sterilisierten Zell- substanzen irgend eines dieser Species gegen eine weitere intra- peritoneale Injektion mit lebender Kultur derselben oder der anderen Species schützend wirkt. Sobernheim (Hygienische Rundschau. 1893. No. 22) hat diese Beobachtungen im wesentlichen bestätigt und sie auch auf den Heubacillus ausgedehnt. R. Pfeiffer (Zeitschr. f. Hygiene u. Infektionskrankh. Bd. XVI. Heft 2. p. 268) läßt die von mir und Sobernheim gegebene Er- klärung nicht gelten (1. c. p. 284), nimmt dagegen an, daß es sich in unseren Experimenten nicht um eine wahre Immunisierung der Meer- schweinchen gegen den Choleravibrio gehandelt hat, sondern um eine vorübergehende Resistenzverleihung, ähnlich wie sie durch seinen Schüler Issaeff (Ibidem, p. 287) mittelst normalen Serums, Bouillon, Kochsalzlösung, mit Nucleinsäurelösung u. s. w. erzielt wurde. Pfeiffer hält ferner an seiner früheren Auffassung (Zeit- schrift f. Hygiene u. Infektionskrankh. Bd. XI. No. 3) über das „primäre“, d. h. den Choleravibrionen selbst innewohnende Gift, fest und vindiziert demnach der Intracellularsubstanz dieser Vibrionen ein spezifisches, von anderen Bakterien gründlich verschiedenes Gift. Es ist nicht meine Absicht, dieser mit Scharfsinn entwickelten An- nahme Pfeiffer’s hier entgegenzutreten, doch möchte ich mir erlauben, darauf hinzuweisen, daß, soweit das thatsächliche Experiment am Meerschweinchen einen Schluß erlaubt, dieser der Pfeiffer- schen Lehre nicht günstig ist. Fürs Erste läßt es sich leicht kon- statieren, daß die intraperitoneale Injektion des Meerschweinchens — es handelt sich in allen Experimenten der verschiedenen Beobachter nur um solche — mit Choleravibrionen selbst, ohne deren Stoff- wechselprodukte, genau dieselbe Krankheit, klinisch und pathologisch, hervorruft, wie die mit anderen von mir benutzten Species: Vibrio Finkler, Bacillus prodigiosus, coli und typhosus und Proteus vulgaris. Das ganze Krankheitsbild, der rasche Tod durch intensive Peritonitis, die postmortalen Veränderungen, die Ver- breitung der injizierten Bakterien im peritonealen Exsudate und im Blute sind in allen Fällen genau dieselben; daraus kann man doch unmöglich auf eine spezifische Verschiedenheit zwischen der Intra- cellularsubstanz der Choleravibrionen und der der anderen Species schließen. Daß die Menge der letalen Dosis der Intracellularsubstanzen bei den verschiedenen Species verschieden ist, ändert doch wenig an der Natur der Sache, thatsächlich ist in dieser Richtung der Bacillus prodigiosus, coli und typhosus, worin auch Sobernheim beistimmt, giftiger als der Choleravibrio oder der Vibrio Finkler. Nebenbei sei hier bemerkt, daß die hohe Giftigkeit der Pfeif fer’schen Cholerakulturen (1. c. p. 281) mit der bei meinen Cholerakulturen gefundenen durchaus nicht übereinstimmt. Die meisten meiner von typischen tödlichen Cholerafällen in England 38* 600 E. Klein, abstammenden Kulturen (Zeitschr. f. Hygiene u. Infektionskrankh. ßd. XVI. No. 2. p. 255) sowie die von einem Hamburger Falle in 1892 gezüchteten (diese Zeitschr. Bd. XIII. No. 13. p. 428) hatten eine ganz bedeutend niedrigere Giftigkeit, als die von Pfeiffer benutzten. Fürs Zweite steht die Annahme von Pfeiffer, daß es sich in meinen Anticholeravaccinationen mit den Intracellularsubstauzen der verschiedenen nichtpathogenen Bakterien nur um eine vorübergehende, wenige Tage (4 — 5) andauernde Resistenz der Meerschweinchen ge- handelt, nicht im Einklänge mit den Thatsachen. Die Meerschwein- chen, die ich mit Bacillus prodigiosus oder Bacillus coli vorbehandelt, zeigten sich noch nach 2, 3, 4 und selbst 5 Wochen gegen sonst letale Dosen der Choleravibrionen „giftfest“. Im Anschlüsse an die in meinem ersten Aufsatze (diese Zeitschr. Bd. XIII. No. 13) besprochenen Bakterienspecies habe ich ähnliche Experimente mit typischen pathogenen Bakterien ausgeführt, und will ich hier deren Resultate beschreiben. Die Species, die zu diesen Experimenten gewählt wurden, sind: 1) Bacillus anthracis, 1) Bacillus diphtheriae und 3) Bacillus der Hühnercholera. In den früheren Experimenten (diese Zeitschr. Bd. XIII. No. 13) wurde konstatiert, daß die Intracellularsubstanzen der oben erwähnten 6 Species, in Form von abgetöteten Bakterien, intraperitoneal injiziert, ebenso letal wirken, wie die der lebenden Bakterien, nur muß die Dosis der ersteren etwas größer sein, um letal zu wirken. Da bei der Untersuchung über die Wirkung der Intracellularsubstanzen der spezifisch pathogenen Bakterien nur abgetötete Bakterien benutzt werden können — die lebenden Bakterieu, in die Peritonealhöhle injiziert, bewirken an und für sich Infektion mit letalem Ausgange — , so müssen die eben erwähnten Bakterien vor der Injektion erst sterilisiert werden. 1) Bacillus anthracis. Wie in den früheren Experimenten wurden auch jetzt Agarkulturen auf schiefer Oberfläche (6 Zoll lang, 2 Zoll breit) angelegt; nach 48 Stunden, bei 37° C gewachsen, ist die Oberfläche des Agars mit gleichmäßiger Schicht der Anthrax- bacillen bedeckt; diese wird dann in 5 ccm steriler Bouillon ab- gekratzt, in eine sterile Eprouvette abgegossen und durch Schütteln gleichmäßig verteilt. Um die etwa vorhandenen Sporen abzutöten, wird die Bouillonaufschwemmung durch 5 Minuten im kochenden Wasser gehalten, wodurch vollkommene Sterilisierung bezweckt wird. Mit dieser Aufschwemmung werden nun Meerschweinchen intraperi- toneal injiziert, je ein Tier erhält */s einer Kultur. Die Tiere sind am nächsten Tage und weiter ganz normal. Nach mehreren Tagen werden sie wieder mit sterilisierter Agarkultur intraperitoneal injiziert, jedes Tier wiederum mit 2/s einer Kultur. Die Tiere bleiben gesund. Nach 4 — 5 Tagen werden sie nun mit kleinen Dosen lebender Agar- kultur intraperitoneal oder subkutan injiziert; sie sterben an typischem Milzbrände binnen 48 Stunden. 2) Bacillus diphtheriae. Von Agar- oder Gelatinekulturen, auf deren schiefer Oberfläche im ganzen Umfange gutes Wachstum stattgehabt, wird ebenso wie sub 1 in steriler Bouillon eine Auf- schwemmung bereitet, diese wird bei 70° C durch 10 Minuten voll- Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der intracellulären Bakteriengifte. 601 kommen sterilisiert. Hierauf werden Meerschweinchen intraperitoneal injiziert, jedes Tier erhält 2/s bis eine ganze Kultur. Die Tiere bleiben gesund. Dann werden sie nach 4 — 5 Tagen subkutan oder intraperitoneal mit lebender Kultur inokuliert, ebenso Kontroll- iere; alle sterben innerhalb 40 — 48 Stunden unter den typischen Symptomen. 3) Bacillus der Hühnercholera. Die Bouillonaufschwem- mung wird ebenso wie in dem vorigen Experimente bereitet und sterilisiert1) und damit werden Kaninchen intraperitoneal injiziert, jedes Tier erhält 2/3 — 1, selbst 2 Kulturen. Die Tiere bleiben gesund. Nach mehreren (4—5) Tagen werden sie subkutan oder intraperi- toneal mit kleinen Dosen lebender Agar- oder Gelatinekultur inoku- liert; alle sterben binnen 48 Stunden an typischer Hühnercholera. Es folgt somit aus diesen Experimenten, daß große Mengen dieser spezifisch pathogenen Mikroben, als tote Zellsubstanz intraperitoneal injiziert, keine Krankheit hervorrufen und den Tieren keinerlei Re- sistenz gegen eine nachherige Infektion mit lebender Kultur verleihen. Wenn solch große Mengen der sterilisierten Mikroben, wie sie in diesen Experimenten angewendet wurden, von den nicht pathogenen Bakterien (Bacillus prodigiosus oder Bacillus coli) in die Peritonealhöhle injiziert werden, so rufen sie stets Vergiftung und Tod durch akute intensive Peritonitis hervor, und wenn die Dosis nicht letal ist, verleihen sie dem Tiere Resistenz gegen eine weitere sonst letale Dosis. Hierin zeigt sich ein fundamentaler Unterschied zwischen dem Choleravibrio, Vibrio Finkler, Bacillus prodigiosus, coli und typhosus und Proteus vulgaris einerseits und dem Bacillus anthracis, Bacillus diphthe- riae und Bacillus der Hühnercholera andererseits. Will man, wie dies Pfeiffer thut, dem Choleravibrio, dem Vibrio Finkler, dem Bacillus prodigiosus, coli und typhosus u. s. w. ein „primäres“ spezifisches Gift vindizieren, so muß man nach den obigen Experimenten dem spezifisch pathogenen Bacillus anthracis, Bacillus diphtheriae und Bacillus der Hühner- cholera ein solches absprechen, wird vielmehr, wie dies bisher auch allgemein angenommen wurde, die spezifisch pathogene Wirkung dieser Mikroben auf die bei ihrer Vermehrung im infizierten Organismus entstehenden Stoffwechselprodukte einzig und allein zurückführen. London, 31. März 1894. 1) Die Bouillonaufschwemmung wird durch das 10 Minuten lange Erhitzen auf 70° C in charakteristischer Weise dicklich, fast wie halberstarrte Gelatine. 602 M. Braun Ueber ein für den Menschen neues Distomum aus der Leber, Von M. Braun. Durch ein Referat des Herrn Kollegen Lu kj an ow *) über eine Distom um- Art aus der Leber des Menschen (Distomum sibi- ricum Winogradoff) war ich auf zwei in russischer Sprache ge- schriebene Arbeiten des Herrn Kollegen K. Winogradoff in Tomsk aufmerksam geworden, in welchen die eben erwähnte Art zweimal beim Menschen konstatiert wurde. Wegen des in dem Referate ent- haltenen Hinweises auf Dist. choledochum v. Linst, und Di st. longissimum v. Linst, aus der Leber von Anas und Ardea, Distomen, welche mit dem von mir untersuchten Distomum feli- ne um Riv. verwandt erscheinen, kam mir der Gedanke, daß viel- leicht diese oder eine nahe verwandte Art vorliege. Herr Kollege Lukjanow war so liebenswürdig, mir auf meine Bitte diejenigen Arbeiten Wi n ogr a do f f ’s 1 2), die sich mit dem Distomum si- b i r i c u m beschäftigen, zu übersenden. Diese Mitteilungen verdienen in der That volle Beachtung; han- delt es sich doch um einen Parasiten, der bis jetzt aus dem Menschen unbekannt war, der in Sibirien häufig ist, recht schwere Störungen hervorruft und der, wie sich ergeben wird, auch in Europa, in Deutschland, Italien etc. vorkommt, wenn auch hier noch nicht beim Menschen beobachtet ist. Diese Umstände rechtfertigen es wohl, wenn ich in Anbetracht der Sprache des Originales 3) einen etwas ausführlicheren Bericht gebe, in welchem ich alle drei Arbeiten ver- einige. W in ogr adof f hat Dist. sibiricum bei 124 Sektionen 8 mal, und zwar nur bei Männern beobachtet = 6,45 Proz. Dem gegenüber ist Taenia sagin ata beobachtet 4mal (3,2 Proz.), Echino- coccus multilocularis und veterinorum 3 (2,4 Proz.), Ascaris lumbricoides 2 (1,6 Proz.) und Oxyuris vermicu- laris lmal (0,8 Proz.) — demnach ist Distomum sibiricum unter dem Materiale, das in Tomsk zur Obduktion kommt, der weit- aus häufigste Parasit des Menschen. Im ganzen verfügt der Verf. über 9 Beobachtungen; der eine Fall mehr stammt von 1) In: Centralbl. f. allgem. Pathol. und pathol. Anat. Bd. III. 1892. p. 910. 2) Winogradoff, K., Ueber eine neue Distomnm-Art in der Leber des Menschen. (Nachricht, v. d. Kais. Univ. Tomsk. Bd. IV. Tomsk 1892. Abt. II. No. XIII. p. 116 — 130- 1 Taf.) — Winogradoff, Ein zweiter Fall von Distomum sibi- ricum in der Leber des Menschen (ibid. No. IX. p. 131 — 136). — Winogradoff, K., Ueber die Eingeweidewürmer des Menschen nach den Ergebnissen der pathol. -anat. Universität Tomsk. (Abdruck aus den Nachr. d. Kais. Univ. Tomsk für d. Jahr 1892.) 8°. 13 p. Tomsk 1892. 3) Herr Stud. Cohn hat mir eine fast wörtliche Uebersetzung der drei Arbeiten geliefert, wofür ich ihm auch an dieser Stelle danke. Ueber ein für den Menschen neues Distomum der Leber. 603 einer gerichtlichen Obduktion und ist unter die obigen 8 nicht auf- genommen. Der Tod der Patienten war verursacht durch Lungentuberkulose 2 mal, Gastroenteritis, resp. Cholera nostras, kruppöse Lungenentzün- dung, Aortenaneurysma, Pericarditis, Epilepsie, Vitium cordis je 1- mal und 1 mal war die direkte Todesursache unbekannt, doch bestand chronische Tuberkulose der Lungen und des Darmes und Hydro- thorax. Bei allen Fällen fanden sich mehr oder weniger weitgehende Veränderungen in der Leber, resp. auf solche zurückzuführende Er- scheinungen: Ikterus 5 mal, Verkleinerung der Leber 5, Abdominal- wassersucht 3, Vergrößerung der Leber 2, Cholestearinkonkretionen 2, Eiterherde in den Gallengängen 1 mal und nur 1 mal hatte die Leber normale Größe. Die Veränderungen, welche in der Leber selbst auftreten, lernen wir am besten aus einem Befunde, dem ersten, kennen: Der betreffende Patient war im September 1890 beim Fischfang am Ob beschäftigt, wo er erkrankte; am 30. Oktober trat er mit Ikterus in das Spital ein; man fand die Leber um 3 Finger breit vergrößert, die Exkremente meist farblos; Temperatur war normal. Der Tod trat infolge von Lungentuberkulose ein. Bei der Sektion erwies sich die Leber als verkleinert, höckerig; ihre Kapsel war stellenweise mit dünnen fibrinösen Häuten bedeckt, ihr Gewebe erweicht und in nuß- bis faustgroßen Partieen dunkelgrün ge- färbt; die zwischenliegenden Teile waren bleich mit bräunlichem An- flug. Innerhalb der grünen Stellen ist das Gewebe der Leber gequollen, die Grenzen der Lobuli sind verwischt und die Gallengänge sind hier wie an anderen Stellen mit dickflüssiger, dunkler Galle und mit Schleim gefüllt; Gallenblase von der Größe eines Gänseeies mit gelbgrünem, schleimigem Inhalte und kleinen Konkrementen. Ductus choledochus und cysticus normal. In der Leibeshöhle eine große Menge gelber, seröser Flüssigkeit; Milz stark vergrößert, erweicht, rot; Nieren etwas vergrößert; in ihrer Rindenschicht starke ikterische Färbung etc. Bei der Untersuchung des Inhaltes eines Gallenganges wurden Di- stomeneier und schließlich die Distomen selbst gefunden. Die weiteren Veränderungen in der menschlichen Leber waren folgende: Die Wan- dungen der großen wie kleinen Gallengänge waren an vielen Stellen ent- zündet, hyperämisch und von Leukocyten durchsetzt; diese fanden sich auch in dem interlobulären Bindegewebe und in den Lobulis selbst. Be- sonders an den grünen Stellen zeigten sich weitere Stadien einer fort- geschrittenen Cirrhosis ; die Lobuli waren oft in ihrer ganzen Dicke von Granulationsgewebe durchsetzt, während die Leberzellen selbst einzeln oder in Gruppen lagen, oder auch zerfallen waren. Die Gallen kapillaren erschienen an vielen Stellen als ein dunkelgrünes Netzwerk zwischen mehr oder weniger veränderten Leberzellen. Zum größten Teile befand sich hier das Leberparenchym im Zustande der braunen Atrophie. In einem anderen Falle wurden in der Leber zahlreiche hirse- korn- bis erbsengroße, gelbliche Knötchen beobachtet, die sich als mehr oder weniger erweiterte Strecken der Gallengänge erwiesen, wobei das umgebende Bindegewebe sehr stark von vielkernigen Rund- zellen durchsetzt war; in einigen dieser Knötchen war völlige Ver- 604 M. Braun, eiterung eingetreten. In keinem dieser Knötchen waren übrigens Eier von Distomeu oder Distomen selbst nachzuweisen, doch fandeu sich solche an anderen Stellen. Wir haben demnach das Bild einer Cirrhosis parasitaria vor uns, wie sieZwaardemaker1) vom Hunde schildert, hier ebenfalls ver- anlaßt durch ein Distomum. Man wird zugeben müssen, daß auch beim Menschen die ge- fundenen Veränderungen in der Leber auf Rechnung der Distomen zu setzen sind, die in verschiedener Anzahl, einige wenige, 50 — 60 — 100 — 200 und darüber in den dilatierten Gallengängen, gelegent- lich auch im Darme gesammelt wurden; es ist das um so sicherer, als wir wissen, daß andere Arten ebenfalls Entzündungen in der Leber verursachen. Beschreibung der Distomen aus der Leber des Menschen. Winogradoff hat, wie wir gleich vorweg nehmen wollen, zwei verschiedene Arten beobachtet, ein 2,5 mm langes, 1 mm breites und ganz bestacheltes Distomum, das nur einmal in Fall VIII neben 50 größeren Distomen, wie solche in allen 9 Fällen gesammelt sind, beob- achtet wurde; die zweite größere Art mit ganz glatter Hautschicht wird bis 13,5 mm lang und bis 3 mm breit; sie ist das Distomum sibiri- cum und ähnelt in ihrer ganzen Form sehr dem bekannten Distomum lanceolatum, unterscheidet sich aber sofort von diesem dadurch, daß die Geschlechtsorgane hinter dem Uterus im hinteren Körperteile liegen. Vorderer, kugeliger Saugnapf 0,328 mm im Durchmesser. 2,129 mm weiter nach hinten liegt der 0,308 mm große Bauchsaugnapf; der Pharynx (0,388 mm lang, 0,320 mm breit) folgt dicht dem Mundsaug- napfe; Oesophagus 0,161 mm lang; Darmschenkel ziehen bis ans hintere Körperende, sind unverästelt und von dunkelbrauner, körniger Masse er- füllt, so daß man sie mit bloßem Auge erkennen kann. Nach außen von ihnen sieht der Verf. je einen hellen Streifen; diese lassen sich nach vorn bis zum Pharynx verfolgen, wo sie durch eine Querkommissur sich verbinden; hinten ziehen die Streifen bis ans Ende des Körpers zum Exkretionsporus ; zu diesem tritt dann noch von vorn her ein dritter, medianer Streifen, der sich zwischen den Geschlechts- organen verliert. Der Verf. betrachtet alle drei Streifen oder Kanäle als Exkretionsgefäße, doch sind zweifellos die seitlichen hellen Streifen die Seitennerven, welche vorn dicht hinter dem Pharynx in die Cerebral- kommissur eintreten, und der mediane Kanal, den der Autor nach vorn bis zwischen die Genitalien verfolgen kounte, ist die langgestreckte Ex- kretionsblase; die eigentlichen Exkretionsgefäße scheint Winogradoff nicht gesehen zu haben. Im hinteren Körperteile sieht man voreinander zwei gelappte Körper, die Hoden; der vordere ist vierlappig, der hintere fünflappig. Vor dem vorderen Hoden liegt das 0,75 mm lange, 0,2 mm breite Re- ceptaculum seminis, das durch einen Gang mit dem rundlichen Keim- stocke (0,45 mm') verbunden ist, während andererseits nach hinten der t) Virchow’s Arch. f. path. Anat. Bd. CXX. 1890. p. 197 — 203. 1 Tal'. Ueber ein für den Menschen neues Distomum der Leber. 605 etwas gebogen verlaufende und dorsal ausmündende L a u r e r 'sehe Kanal zu erkennen ist. Vom Vorderraude des Keimstockes beginnt der Uterus, dessen enge Windungen zwischen den Darmschenkeln bis zum Bauch- saugnapfe emporsteigen und links neben demselben hinziehen, um dicht vor demselben auszumünden. Rechts neben dem Bauchsaugnapfe liegt eine breite, schlingenbildende und mit Sperma gefüllte Röhre, die neben dem Uterus ausmündet. Der Verf. hält diese Röhre für die Vesicula seminalis, offenbar ist sie aber der Endabschnitt des Vas deferens ; ein Cirrus fehlt. Neben dem Keimstocke ist dann noch die Schalendrüse gesehen worden. Nach außen von den Darmschenkeln liegen die Dotterstöcke, aus zahlreichen kleinen Acinis bestehend; sie enden vorn etwas hinter dem Bauchsaugnapfe, hinten kurz vor dem vorderen Hoden. Aus ihnen ent- springen, und zwar am Beginne ihres letzten Viertels, die queren Dotter- gänge, die sich nach dem Keimstocke zu begeben. Die gedeckelten Eier sind 0,026 — 0,038 mm lang, 0,010 — 0,022 mm breit. Bei dem Vergleich mit Distomum lanceolatum, con- junctum und sinense werden die Unterschiede der sibirischen Art hervorgehoben, ebenso die gegen Dist. choledochum und D. longissimum und schließlich, da keine völlige Uebereinstim- mung mit einer dieser Arten gefunden wird , die sibirische Form Distomum sibiricum n. sp. genannt. Dank der sorgfältigen Beschreibung dieser Art von Seiten Wino- gradoff’s ist man imstande, auch ohne die dem Original beige- gebene Abbildung zu sehen, sich ein klares Bild von diesem Parasiten zu machen ; dem Leser des Centralblattes für Bakteriologie, dem unser Artikel über „Die Leberdistomen der Hauskatze (Felis catus do- rn estica) und verwandte Arten“, speziell die darin gegebene Be- schreibung des Distomum felineum Riv. *) bekannt ist, wird die große Uebereinstimmung des Distomum sibiricum mit Dist. felineum auffallen; dieselbe geht so weit, daß ich nicht anstehe, zu behaupten: die beiden Formen sind identisch. Gewiß finden sich einige Unterschiede in den Maßen, z. B. der Saugnäpfe, aber diese Differenzen sind irrelevant, da es sich um Organe handelt, die vor- zugsweise aus kontraktilen Fasern bestehen und infolgedessen je nach der Kontraktion ein wenig im Durchmesser differieren werden ; mög- licherweise sind aber diese Differenzen zum Teil auch auf Fehler in den Messungen, resp. der zum Messen benutzten Apparate zurückzu- führen. Jedenfalls können sie bei allen sonstigen Uebereinstimmungen nicht ausschlaggebend sein. Meine Behauptung, Distomum sibiricum sei identisch mit Dist. felineum wird aber sehr wesentlich durch den Umstand gestützt, daß Winogradoff das Dist. sibiricum in der Leber von Katze und Hund selbst beobachtet hat und die Uebereinstimmung im Baue zwischen den Katzen- resp. Hundedistomen und denen des Menschen hervorhebt. Differenzen bestehen nur in der Größe: die Leberdistomen der Katze sind (konserviert) 5 — 8 mm lang und 1,2 mm breit; der Mundsaugnapf dieser hielt bei den großen Exemplaren 0,250, der Bauchsaugnapf 0,225 mm im Durchmesser ; die Eier 0,024 1) Dieses Centralblatt Bd. XIV. 1893. No. 12 u. 13. 6Q6 M. Braun, Ueber ein für den Menschen nenes Distomum der Leber. bis 0,030mm lang, 0,014 — 0,020mm breit. Die Distomen aus der Leber eines Hundes (293 Exemplare) waren 4 — 8 mm lang, 1 — 2 mm breit, im übrigen „mit denen aus dem Menschen identisch“. Ferner kommt noch hinzu, daß Winogradoff auch die von ihm beobach- teten Miracidien aus den Distomen des Hundes so schildert, wie sich die Miracidien der Leberdistomen hiesiger Katzen verhalten, und daß die Gestalt der Eischale — abgestutzter spitzer Pol — bei der si- birischen und hiesigen Form ganz gleich ist. Durch die wichtigen Beobachtungen Winogradoff’ s, die nichts dadurch einbüßen, daß die Species verkannt worden ist, gewinnt das Distomum feline um Riv. eine besondere Bedeutung, da es auch im Menschen vorkommt und hier nicht zu den unschuldigen Para- siten zählt, übrigens auch für Katze und Hund nicht ganz gleich- giltig ist. Bei der großen Häufigkeit des Distomum felineum in Katzen aus Königsberg, wobei also auch der Zwischenträger häufig sein muß, ist es nicht ausgeschlossen, daß diese Art nicht einmal auch beim Menschen in Europa, am ehesten noch hier gefunden wer- den wird, nachdem man auf sie durch Winogradoff aufmerksam geworden ist; sicher aber wird sie in Europa wie andere Distomen nur sehr selten beim Menschen Vorkommen. Bedauerlich bleibt es, daß wir noch nicht in der Lage sind, den Zwischenträger zu nennen. Was nun die oben erwähnte zweite Species von Leberdistomen des Menschen anlangt, so ist es zunächst sicher, daß eine besondere Art vorliegt, da sie ganz bestachelt ist, während Dist. felineum keine Spur von Stacheln, auch nicht in den Jugendstadien, die ich wiederholt untersucht habe, aufweist. Ob nun aber Dist, trun- catum (Rud.) oder Dist. albidum Braun oder eine andere Art vor- liegt, ist zur Zeit nicht zu entscheiden; ich möchte einstweilen an- nehmen, daß es sich um Distomum truncatum (Rud.) handelt, weil bei dieser Art die Bestachelung gleichmäßig über den ganzen Körper entwickelt ist und die Stacheln leichter zu sehen sind. Ge- wißheit können nur weitere Untersuchungen bringen, die voraussicht- lich nicht ausbleiben werden. Zum Schlüsse noch ein Wort über die spontane Heilung der Cirrhosis parasitaria beim Menschen; eine solche nimmt W i n ogra- doff mit Recht an. Er stützt sich dabei auf das Vorkommen von Veränderungen in der Leber, die mit den oben geschilderten überein- stimmen, wobei aber in der Leber selbst keine Distomen gefunden worden sind, sowie auf den Umstand, daß er die Distomen im Darme fand, wohin sie ja nur aus der Leber gelangt sein können ; der Autor deutet diesen Fund als ein spontanes Verlassen der Leber, womit, da die Ursache des Leidens fortgeschafft ist, die Möglichkeit zu einer Ausheilung gegeben ist. Es kommt noch hinzu, daß in keinem der 9 Fälle der Tod direkt auf das Leberleiden zurückzuführen ist, sondern auf andere interkurrierende Krankheiten. Wir wissen, daß auch bei den Schafen die durch Distomum hepaticum und lan- ceolatum bedingte Erkrankung der Leber spontan ausheilt, da die Distomen die Leber verlassen. Königsberg, den 20. Febr. 1894. Bacillus Hydrophilus fuscus. 607 Referate. Trambusti, A., Ueber die physiologische Wirkung der Stoffwechselprodukte des Hydrophilus fuscus. (Bei- träge zur pathologischen Anatomie und allgemeinen Pathologie. XIV. 1893. 2.) Von Mikroorganismen, welche für Frösche pathogen sind, kennen wir zwei, den Bacillus ranicida (Ernst) und Bacillus hydrophilusfuscus(Sanarelli). Der letztere, ein dem Typhus- keime ähnlicher Bacillus, der sich mit Anilinfarben leicht, nach Gram dagegen nicht färbt, auf allen Nährböden wächst, Gelatine nicht verflüssigt, im Gegensätze zu dem ähnlichen Bacillus rani- cida bei Körpertemperatur gut gedeiht und für Frösche, Kröten, Tritonen, Eidechsen, Barben und Aale, sowie von Warmblütern für Meerschweinchen, Kaninchen, Hunde, Katzen, Ratten, Fleder- mäuse, Igel, Hühner und Tauben, wenn auch weniger als für Poikilo- thermen, pathogen ist, bildet den Ausgang nachfolgender physiologischer Untersuchungen über seine Stoffwechselprodukte. Untersuchungen über die physiologische Wirkung von Stoffwechsel- produkten der Mikroorganismen existieren im ganzen erst wenige, nämlich nur über die Hühnercholera (Pasteur), Cholera (Bouchard), Diphtherie (Loeffler, Roux und Yersin), Streptokokken (Traversa und Manfredi), Pneumonie und Erysipel (Sciolla und Trovati), über den Bacillus pyocyaneus (Charrin und Gley), über Staphylococcus pyogenes (Rodet und Courmont) und endlich über den Bacillus septicus putridus (Roger). Zur Isolierung der Stoffwechselprodukte ist die beste Methode die Fällung mit absolutem Alkohol; dadurch kann man die ver- schiedenen Gruppen von Substanzen trennen, indem die einen aus- fallen, die anderen in Lösung bleiben. Als Produkte des Stoff- wechsels findet man so oft genug Substanzen, welche verschiedene, ja entgegengesetzte Wirkung haben. Die Untersuchungen über die physiologische Wirkung der löslichen Produkte des Hydrophilus fuscus zerfallen in drei Reihen: 1) Physiologische Wirkung der reinen Kulturen, 2) „ „ „ durch Alkohol niedergeschlagenen, 3) „ „ ,, in Alkohol löslichen Produkte. Zur Kontrolle wurde die Untersuchung der physiologischen Wirkung der reinen (zur Kultur benutzten) Fleischbrühe, des alko- holischen Niederschlages derselben und ihres Extraktes vorgenommen. Aus den Versuchen, welche die Wirkung auf Nerven, Muskelu und auf das Herz, sowie die chemische Reaktion derselben Organe, des Gehirns und des Rückenmarkes betrachten, geht hervor, daß sich die Pro- dukte des Stoffwechsels des Hydrophilus fuscus in zwei Gruppen teilen lassen, erstens in eine alkoholische Gruppe, welche allge- mein lähmend wirkt und zweitens eine durch Alkohol fallende, welche eine erregende Wirkung auf Nerven, Muskeln und das 608 Bacillus pyocyaneus. — Staphylokokken. Herz ausübt und in ihrer Wirkung der des Koffein und Veratrin ähnelt. Es finden sich also auch hier wieder zwei Körper von ent- gegengesetzt physiologischer Wirkung, eine Beobachtung, welche vielleicht die Erklärung für gewisse Unterschiede liefern kann, die sich bisweilen bei der klinischen Erscheinung mancher Infektionen zeigen. Kurt Müller (Halle). Ernst, H. C., The Bacillus pyocyaneus pericarditis. (American Journal of Medical Sciences. CVI. 1893. p. 396.) Der Verf. isolierte aus der Pericardialflüssigkeit eines Patienten einen neuen Mikroorganismus, ähnlich dem Bacillus pyocya- neus von Gessard und dem von P. Ernst. Derselbe war be- gleitet von dem Tuberkelbacillus und eingeschlossen in den Zellen der Flüssigkeit. An Gestalt ist er ein kleiner, gerader Ba- cillus mit abgerundeten Enden, drei- oder viermal so lang als breit und in der Regel ein klein wenig größer als der B. pyocyaneus. Er ist lebhaft beweglich. Die Plattenkulturen unterscheiden sich von denen des B. pyocyaneus durch eine bläulich-grüne Farbe. Die Gelatine wird langsam verflüssigt. In seiner Kulturbeschaffenheit hat der Bacillus große Aehnlichkeit mit dem von Gessard und gleich diesem läßt er sich leicht mit Anilinfarben und nach Gram’s Methode färben. Intraperitoneale Einspritzungen von Bouillonkulturen, 1/2 ccm, führten bei Kaninchen und Meerschweinchen in 50 Proz. binnen 24—36 Stunden den Tod herbei. Novy (Ann Arbor). Charrin et Teissier, Modification de la pression arterielle sous l’infl uence d e s t o x i n e s p y ocy a n i ques. (Comptes rendus. 1893. Janvier 23.) Die subkutane Injektion von Pyocyaneus toxinen beim Menschen erhöht den arteriellen Druck. Die Größe der Steigerung ist direkt proportional dem Alter der Kultur, dem Gehalte der Bouillon an Eiweißkörpern und der injizierten Menge; sie ist ausgesprochener, wenn die Bacillenleiber mit injiziert werden. In wenigen Stunden geht die Wirkung vorüber. Als Versuchspersonen dienten Tuberkulöse und Typhuskranke, Kontrollinjektionen mit destilliertem Wasser waren erfolglos. Abel (Greifswald). Terni , Camillo , Le fermentazioni dei micrococchi piogeni. Contributo allo Studio della suppurazione. (Rivista d’Igiene. Anno IV.) Die löslichen Produkte in Kulturen des Staphylococcus aureus vermögen nicht Meerschweinchen und Kaninchen gegen die Infektion mit diesem Organismus zu schützen. Exemplare derselben Tierspecies, welche gegen Milzbrand, Pyocyaneus und Pneumo- c occ us vacciniert sind, besitzen keine erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen die pyogenen Mikrokokken. Die pyogenen Staphylokokken besitzen ein sehr bedeutendes Gärungsvermögen, welches nicht von ihrer pathogenen Kraft ab- hängt. Sie produzieren Säuren, welche den im Eiter gefundenen analog sind. Es sind dies Buttersäure, Baldrian-, Propion- und Mikroorganismen aus Sputum. — Gonorrhöe. 609 Milchsäure, betreffs der Einzelheiten muß auf das Original hinge- wiesen werden. Die Inokulation der sauren Produkte der Staphylo- kokken aus Kulturen oder Kauiucheneiter bringt alle Erscheinungen einer Infektion bis zum Auftreten von Eiterung hervor und begün- stigt das Eindringen der Organismen. Terni schließt, daß die pathogene Eigenschaft der pyogenen Staphylokokken nicht von spezifischen Toxinen sich herleitet, sondern durch die Produkte der Säuregärung bedingt wird, welche im Gewebe ebenso wie in Kulturen gebildet werden. Viele interessante Einzelheiten der fleißigen Arbeit lassen sich im Referate nicht wiedergeben. Abel (Greifswald). Bunzl-Federn, Ueber einen fürTiere pathogenen Mikro- organismus aus dem Sputum eines Pneumonie- kranken. (Archiv für Hygiene. XXIX. 1893. 3.) Aus dem Sputum eines kurz nachher verstorbenen Pneumonie- kranken züchtete Verf. einen Pilz, der sich mit keinem bekannten identifizieren läßt. Er besitzt bei den verschiedenen Tierarten, für die er pathogen ist, keine einheitliche konstante Form, die auch ebenso mit der Art der Nährböden wechselt. In Gelatine, welche er nicht verflüssigt, findet man ihn in Diplokokkenformen und als kurzes Stäbchen; in Bouillon als kleine Diplokokken und kurze Stäb- chen; auf schiefem Agar bilden sich bei Brüttemperatur feuchte glänzende Ueberzüge, die aus feinem, in auffallendem Lichte farb- losen, in durchfallendem grauweißen Tropfen bestehen; hier über- wiegen im mikroskopischen Bilde die feinen Stäbchen von der Länge und Dicke der Tuberkelbacillen über alle anderen Formen. Sporen bildet der Keim nicht ; Eigenbewegung fehlt ihm. Er ist patho- gen für Kaninchen, Meerschweinchen, weiße Mäuse und Tauben, welche er unter dem Bilde einer akuten Septikämie tötet. Die Keime, welche sich am besten mit Karbolfuchsin färben, nach Gram entfärben, finden sich im Blute, den Transsudaten und inneren Organen. Kurt Müller (Halle). Veit, Frische Gonorrhöe bei Frauen. (Dermatolog. Zeit- schrift. Bd. I. 1894. Heit 2.) Die vorliegende Arbeit Veit’s beschäftigt sich mit der Sympto- matologie und Therapie der akuten Gonorrhöe der Frauen. Obwohl Veit die Ueberzeugung hat, daß die Gonorrhöe durch die Gono- kokken hervorgerufen wird, ist er ein Gegner der bakteriologischen Untersuchung. Er hält das klinische Bild für ein so charakteristi- sches, daß er folgendes schreibt: „Die bakterielle Untersuchung über- gehe ich hier, sie ist für die Diagnose und Behandlung der akuten Gonorrhöe nicht notwendig. Ich bin überzeugt, daß, so sehr selbst der Praktiker für die Diagnose z. B. von Cholera und Phthise die bakteriologischen Untersuchungen beherrschen muß, er hier zur Ver- meidung von Irrtümern besser thut, ohne Bakteriologie auszukoramen. Sie führt schwer zum sicheren Resultate, ist außerordentlich mühsam und bringt bei einigermaßen ausgedehnter klinischer Erfahrung die 610 Gonorrhoe. — Infusoriendiarrhöe. Diagnose nicht weiter.“ Die Hauptstücke für die Diagnose sieht der Verf. in den charakteristischen Veränderungen der Schleimhaut von Vulva, Vagina, Cervix und Urethra und speziell in der Kombination akuter Erkrankung der Harnwege mit solchen des Genitalapparates. Veit hält die akute Gonorrhöe des Weibes, die, durch einmalige Infektion entstanden, sofort zur Behandlung kommt, für eine wenig gefährliche Affektion. Meist pflegen derartige akute Gonorrhöen ohne Behandlung spontan auszuheilen und die hauptsächlich zu betreibende Therapie ist die Behandlung des Mannes, um weitere Infektionen auszuschließen. Nur für die Fälle, in denen es infolge fortgesetzter Infektionen zur chronischen Erkrankung kommt, sind prognostisch ungünstig; für die einmalige Infektion gilt die infaustere Prognose nur dann, wenn die Infektion kurz vor oder kurz nach der Entbin- dung erfolgt, weil der puerperale, aufgelockerte Zustand der weib- lichen Genitalien die anatomische Grundlage für die schwereren Er- krankungen bildet. Bei frischen Fällen hält der Verf. die Behandlung nicht nur für überflüssig, sondern eventuell für schädlich. Er warnt dringend vor der Behandlung des Uteruskörpers, weil er glaubt, daß der innere Muttermund eine sichere Grenze ist, die die Gonokokken nicht leicht überschreiten, daß aber eine Verletzung desselben, wie sie bei der Behandlung leicht Vorkommen kann, diese Sicherheit gefährdet; ferner ist er der Ansicht, daß der Uteruskörper, falls er erkrankt, imstande ist, die akute gonorrhoische Erkrankung zu überwinden. Für die Behandlung der Vagiua. und Vulva empfiehlt er nur austrocknende Tampons, da auf diese Weise die Lebensbedingungen für die Gono- kokken sehr ungünstige würden; erst nach der Ausheilung der Vagina soll man mit milden Mitteln den Cervix behandeln. Auch bei der Urethra kommt es nach Veit zu einer spontanen Ausheilung, falls es sich um eine akute Erkrankung nach einmaliger Infektion handelt; er geht so weit, daß er anderenfalls nicht glaubt, daß es sich um eine akute Erkrankung, sondern um die Exacerbation einer chronischen handle. Die Möglichkeit, durch die Behandlung der Urethra Infektionskeime in die Blase zu befördern, veranlaßt ihn, von einer Behandlung der akuten Urethritis bei Frauen ab- zusehen. Als Resum6 seiner Betrachtung fügt Veit seiner Arbeit folgende Worte an: „Einmalige gonorrhoische Infektion beim Manne kann selbst bei rechtzeitiger Behandlung dauernde nachteilige Folgen haben. Die Frau ist bei einmaliger frischer Infektion ungleich besser daran, sie kann dauernd geheilt werden. Ihr schadet nur die mehrfach in kurzen oder längeren Pausen immer wieder erneute Infektion.“ Lasch (Breslau). ßoos, E., Ueber Infusoriendiarrhöe. (Zeitschrift für klin. Medizin. 1892.) Verf. fand Gelegenheit, einige chronische Diarrhöen zu beobachten, bei denen sich verschiedene Formen von Infusorien fanden. Im ersten Falle — die Krankengeschichten werden mitgeteilt — fand sich die von Grassi als Megastoma entericum be- Tierische Parasiten. 611 schriebene Flagellate und die von Marchand beschriebene Tri- chomonas intestinalis, sowie auch die encystierten Formen des ersteren. Eine ausführliche Beschreibung dieser Gebilde wird ge- geben. Therapeutisch gelang es, nachdem die verschiedensten Me- dikamente fehlgeschlagen, durch Darreichung von 3 mal täglich 0,1 Kalomel die Infusorien aus dem Darme verschwinden zu machen und der Diarrhöe Herr zu werden. Außer den erwähnten Gebilden treten noch zwei andere unter einander, sowie von anderen Bekannten wohl unterscheidbare Tierchen auf, welche durch Bild und Beschrei- bung fixiert werden. Die eine Form ähnelt der von Nothnagel bereits beschriebenen. In einem zweiten Falle fand sich das von Leuckart und Ort mann beschriebene Balantidium coli, auch hier erwies sich das Kalomel als sehr wirksam. Es war wahrscheinlich, daß die Infektion durch das Reinigen von Schweineställen aus erfolgt war. In Fall 3 fand sich das von Davaine beschriebene Cerco- monas hominis. Durch Ruhe und Diät trat Besserung ein. In einem vierten Falle von Ikterus fanden sich in dem dick- breiigen Stuhle große pfriemenförmige Infusorien, 14—16 (i lang, 3 — 4 /x breit, lebhaft beweglich, mit mondartiger Einbuchtung, auf deren Höhe eine feine Geißel sichtbar. Der sonst homogene Körper zeigte in einer kolbigen Anschwellung einen Kern. In Fall 6 fand sich in einem von einer Lungencaverne aus ent- standenen Empyem die von Kannenberg beschriebene Cerco- monade. In einem weiteren Falle wurde das Cercomonas coli May gefunden und dessen morphologische und biologische Eigenschaften aufgeführt. Diesen beschriebenen Fällen reiht Yerf. dann die in der Litte- ratur bekannt gewordenen an und fordert auf, auch für die Zukunft sein Augenmerk mehr auf die Stuhlentleerungen und deren Infusorien zu richten. Zum Zwecke der Untersuchung empfiehlt er, den frisch gelassenen Stuhl in einen Topf mit heißem Wasser aufzustellen, damit das durch die Kälte hervorgerufene Absterben der Infusorien verhindert werde, da letztere alsdann völlig unkenntlich geworden sind. Auch sonst ist es notwendig, die Stühle möglichst frühzeitig zu untersuchen, da auch der Umschlag der chemischen Reaktion infusorientötend wirkt. O. Voges (Danzig). Stiles, C. W., Notes on parasites. — 18: On the presence of Sarcosporidia in birds. (U. S. Departement of agri- culture. Bur. of anim. industry. Bull. No. 3. Wash. 1893. p. 79 — 85. with 2 pl.) Die vom Verf. beobachteten Sarcosporidien aus der Muskulatur der Vögel werden unter folgenden Namen beschrieben: 1) Balbiania Rileyi n. sp. aus dem intermuskulären Binde- gewebe von Anas boschas und Anas (Spatula) clypeata Nordamerikas; spindelförmige Körper von 1,6 mm Länge und 0,48 mm Breite, deren Cuticula nicht gestreift erscheint. Die Maschen sind 612 Tierische Parasiten. unregelmäßig, doch meist langgestreckt und radiär gestellt; die Sporeu sind 0,012—0,014 mm lang, au einem Ende etwas verdickt und abgerundet, an dem anderen zugespitzt; ein Kern ist deutlich. 2) Balbiania falcatula n. sp. aus dem intermuskulären Bindegewebe der Habia ludoviciana Nordamerikas; Gestalt spindelförmig, Länge 1,3— 3,2 mm, Breite 0,4 mm, Cuticula nicht gestreift; im ganzen der vorigen Art ähnlich, doch von dieser schon durch geringere Größe der Sporen (0,005 — 0,006 mm) unterschieden. 3) Sarcocystis falcatula n. sp. aus den Muskelfasern der Habia ludoviciana Nordamerikas. Gestalt spindelförmig, Länge 2,4 mm, Dicke 0,152 mm, Cuticula fein gestreift; sichelförmige Körper 0,006 mm lang. M. Braun (Königsberg i. Pr.). v. Linsto w, Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Tänien. (Arch. f. mikr. Anat. Bd. XLI1. 1893. p. 442 — 459. 2 Tat.) 1) Taenia ursina n. sp., gesammelt von Krabbe in einem aus Rußland stammenden und in Kopenhagen gestorbenen Bären (Ursus arctos) die erste Tänie aus dem genannten Wirte. Kopf 1,106 mm breit, mit 4 halbkugelförmigen Saugnäpfen und einem doppelten Kranze von 26 Haken. Kalkkörperchen fehlen (was viel- leicht auf Rechnung der Behandlung mit Reagentien zu setzen ist? Ref.); die Geschlechtsöffnuugen sind randständig und unregelmäßig alternierend; ein Cirrus soll fehlen, der Cirrusbeutel vielmehr nur von einem einfachen geraden Kanäle durchsetzt werden; derselbe ist außen von Drüsenzellen bedeckt, während sein Lumen nach außen gerichtete Härchen trägt (man wird doch wohl diesen Endteil des Vas deferens als Cirrus bezeichnen dürfen, Ref.). Die Vagina ver- läuft geradlinig nach der Mitte der Proglottis und geht hier in ein großes Receptaculum seminis über; auch ihre Innenfläche ist mit nach außen sehenden Borsten besetzt. Die kugelförmigen, von dicker Schale umgebenen „Eier“ halten 0,416 mm im Durchmesser. 2) Taenia struthionis Houtt., ebenfalls von Krabbe im Darme von Struthio molybdophanes gesammelt, bis 620 mm lang, mit 164 Haken auf dem Scheitel des Kopfes; Kalkkörperchen finden sich nur in den letzten Proglottiden; die Geschlechtsöffnungen randständig, auf einer Seite. Der Keimstock in 0,13 mm großen Zellgruppen durch die Markschicht verteilt, die alle von dem großen Receptaculum seminis vaginae Aeste erhalten. Der Dotterstock ist klein, Schalendrüse fehlt; ebenso Uterus; reife „Eier“ wurden nicht beobachtet. 3) Taenia serpentulus Schrank aus Corvus corone; ohne Hals und ohne Kalkkörperchen; die Finne dieser Art hat v. Linstow in einem der häufigsten unserer Mistkäfer, die mau allenthalben in Wäldern auf den Wegen bei den Pferdeexkrementen findet, in Geotrupes silvaticus entdeckt; auch hier handelt es sich um ein geschwänztes Cy sticer coid, wie solche in den letzten Jahren von zahlreichen Vogeltänien beobachtet worden sind. M. Braun (Königsberg i. Pr.). Tierische Parasiten. — Untersuchungsmethoden etc. 613 Ashmead, W. H., Monographie der nordamerikanischen Proctotrypiden. (Bull. No. 45. U. S. Nat. Mus. 1893. 472 p. 18 Tafeln.) In diesem ausgezeichneten Werke beginnt Ashmead mit einer kurzen, aber genauen Darstellung der äußeren Morphologie der Insekten, welche zu der Familie der Proctotrypiden gehören, nebst Bemerkungen über ihre Biologie. Auf eine historische Uebersicht der von Haliday, Westwood und Thomson vorgeschlagenen Klassifikation folgt ein Umriß der neuen, von Ashmead angegebenen Einteilung, worin die Familie in 10 Unterfamilien und zahlreiche Genera und Species geteilt wird, von denen viele neu sind. Zahl- reiche analytische Tafeln für Unterfamilien, Genera und Species mit genauen Darstellungen jeder Abteilung machen den Hauptteil des Werkes aus. Obgleich das Buch sich nur für eine Monographie der amerikanischen Arten ausgiebt, so hat der Verf. doch alle Genera der Welt in seine Arbeit aufgenommen, worin viele amerikanische Autoren seinem Beispiele folgen sollten. Am Ende der Monographie wird eine Uebersicht der Species nach ihren Wirten gegeben, soweit diese Wirte bekannt sind, und auf 18 Tafeln wird wenigstens eine Species von jedem Genus abgebildet. Das ganze Werk ist höchst befriedigend und enthält die Resultate jahrelanger geduldiger Arbeit, welche von einem der tüchtigsten Entomologen Amerikas teils in Washington, D. C., teils in Berlin (Deutschland) ausgeführt wurde. Stiles (Washington, D. C.). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Williams, F. H., Diphtheria and other membranous af- fections of the throat. (American Journal of Medical Sciences. CVI. 1893. p. 519.) Als Mittel zur Diagnose von Diphtherie greift der Verf. zur Prüfung von Kulturen aus dem verdächtigen Rachen. Zu diesem Zwecke wird der Hals mit einem sterilisierten Baumwollwischer aus- gerieben und von dem so gewonnenen Materiale werden Deckglas- präparate und Kulturen hergestellt. Derartig vorgenommene Prü- fungen dienen nicht nur dazu, die Diagnose von Diphtherie festzustellen, sondern zeigen auch, daß die letztere Krankheit mit Scharlachfieber, Masern und Typhus zusammenfallen kann. So waren in 97 Fällen von Scharlachfieber 35 mit membranösem Rachen verbunden und von diesen [zeigten 12 durch die Anwesenheit des Klebs-Loef fl er- sehen Bacillus Diphtherie und 23 Pseudodiphtherie. Novy (Ann Arbor). XV. Bd. 39 614 Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Bernabeo, Gaetano, L’autodifesa d e 1 1 ’ organismo contro i germi infettivi i u rapporto colle suppurazioni. (Anuali dell’ Istituto d’Igiene Speriuientale di Roma. Vol. III. Fase. 4.) Verf. erinnert daran, daß in der Schutzwehr des Körpers die Leukocyten eine wichtige Rolle spielen, lokal und allgemein; die hauptsächlichste Aeußerung der lokal schützenden Eigenschaften ist der Phagocytismus. Die biologischen Eigenschaften der Leukocyten, auf denen letzterer beruht, finden eine weitgehende Deutung in dem so häufigen und wichtigen Suppurationsprozesse, was Verf. weiter aus- führt, die bekannten Thatsachen der Phagocytose aufzählend. Er stellt die Frage, welchen Einfluß auf das allgemeine Schutzvermögen des Organismus diese lokale Reaktion gegenüber den die Suppuratiou erregenden Momenten auszuüben vermöge. Er stellte sich die Auf- gabe, zu untersuchen: 1) den Einfluß der Suppuration auf die physio- und chemotaktischen Eigenschaften der Leukocyten; 2) ob die purulente Exsudation Modifikationen in der Leukocytose Blutes herbeiführe; 3) welche Modifikationen die eiternden Oberflächen in dem bakterieu- tötenden Vermögen des Blutes hervorrufen. Es wurden ausschließlich Kaninchen als Versuchstiere verwendet und eiternde Hautflächen durch Inokulation einer Agarkultur von Staphylococcus pyogenes aureus auf wund gemachte Haut- stelleu (8 — 10 cm) des Abdomens erzielt. Für die chemotaktischen Untersuchungen lehnte sich B. au die erst von Pfeiffer, dann von Leber, Massard und Bordet, Gabritschewsky und Anderen verwendeten Methoden der Capillar- röhrchen an. Um aber ausgedehnte, die Resultate event. störende Verletzungen zu vermeiden, konstruierte Verf. aus einer kapillaren, auf einen dünnen Glasstab aufgelöteten Platinhülse einen Träger, mittelst dessen er die mit sterilisierter Kultur von Staphylo c. pyog. aur. gefüllte Glaskapillarröhre unter aseptischen Kautelen in eine möglichst kleine Hauttasche einführte. Die Kapillarröhren wurden je 2, 4 und 5 cm vom Rande der eiternden Fläche, sowie am Rücken subkutan appliziert und nach je 24, 18 und 6 Stunden entfernt. In gleicher Weise wurde an einem Koutrolltiere ohne eiternde Fläche verfahren. Es zeigte sich, daß bei einem eiternden Kaninchen in der Nähe der Eiterfläche positive Chemo taxis besteht, welche mit der Entfernung von letzterer abnimmt. Der Einfluß der Dauer der Implantation der Kapillar- röhrchen ist ein geringer. Die einwandernden Leukocyten sind meistens mono- und polynucleäre; sie waren mit Eiterkokken erfüllt, insofern sie aus der Nabe der eiternden Fläche stammten. Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 615 Diese Resultate ließen Verf. vermuten: 1) daß bei einem mit eiternder Fläche versehenen Kaninchen eine gleich große eiternde Fläche an einem von ersterer entfernten Punkte sich langsamer und weniger intensiv entwickeln müsse; 2) daß in letzterem Falle die zweite Eiterung sich normal ent- wickeln müßte, wenn sie auf einer größeren Fläche hervorgerufen würde; 3) daß ein Mikroorganismus mit positiver Chemotaxis, einem eitern- den Kaninchen inokuliert, an einer von der Eiterung entfernten Stelle unter gleichen Bedingungen sich schädlicher erweisen sollte, als auf einem gesunden Tiere. Die vorstehende Fragen verfolgenden Untersuchungen ergaben das erwartete Resultat, und es zeigte sich in einem Falle, wo der Verband abfiel, das Versuchstier die eiternde Fläche am Ab- domen beleckte und infolgedessen letztere sich mit einem trockenen Schorfe bedeckte, daß in der Intensität der Exsudation zweier gleich großer, voneinander entfernter eitern- der Flächen ein Antagonismus besteht, indem im vor- liegenden Falle die Eiterung am Rücken bedeutend zunahm, als die am Abdomen verschwand. Für die Entscheidung der dritten vor- stehenden Frage benutzte Verf. Bouillonkulturen von Bacterium coli commune, welche bei intraperitonealer Injektion eiternde Tiere töteten, während die mit gleicher Dose behandelten Kontrolliere nicht oder später eingingen. Verf. weist darauf hin, daß obige experi- mentell erhärteten Erscheinungen der Chemotaxis die Erfolge mancher althergebrachter therapeutischer Maßnahmen, wie der Fontanellen, Haar- seile, Vesikantien u. s. w. wissenschaftlich zu erklären imstande seien, und glaubt schließen zu dürfen, daß in Fällen, wo Entzündung das für den Körper schädlichste bemerkbare Moment ist, durch Erzeugung einer heftigeren Entzündung (von größerem chemotaktischem Ver- mögen) an mehr oder weniger entfernter Körperstelle die Leukocyten veranlaßt werden, von dem Orte geringerer Anziehungskraft gegen denjenigen größerer Anziehungskraft hin sich zu bewegen. Die oben erwähnten mikroskopischen Befunde des Inhaltes der Kapillarröhrchen — zahlreiche mono- und polynukleäre, spärliche eosinophile und lymphoide Zellen — bestätigten von neuem die hohen physiotaktischen und phagocytischen Eigenschaften der ersteren Zellenarten, die ge- ringen dagegen der zweiten. Bei der Erörterung der Frage, welche Modifikationen lokale Suppuration in der Leukocytose des Blutes herbeiführe, erwähnt Verf. die Untersuchungen über entzündliche Leukocytose von Tumas, Beckmann, Kalla, Jaksch, Limbeck und P ee, dann aus der römischen inneren Klinik und der von Genua, welche in den exsu- dativen Prozessen, wie namentlich der krupösen Pneumonie, deut- liche Leukocytose konstatierten, während namentlich Limbeck und Pee solche bei Typhus, Malaria und Tuberkulose leugneten. Verf. stellte Untersuchungen darüber an, welches die Modifi- kationen der Zahl der Leukocyten im Blute eines mit Eiterung be- hafteten Kaninchens sind und welche Varietät von Leukocyten in der Zahl Alterationen erfährt. Die Zählung der Leukocyten am dritten bis 39» 616 Schutzimpfang, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmnng etc. zehnten Tage der Eiterung ergab eine Vermehrung von 12500 auf 18000 bis 19000 pro cmm Blut. Mit der Heilung unter Schorf nach Abnahme des Verbandes verschwand diese Leukocytose nach und nach. Verf. möchte in diesem Falle die Theorie von Löwit zur Er- klärung der Leukocytose heranziehen, wonach zum Ausgleiche des Ver- lustes des Blutes an Leukocyten ein um so höherer Zufluß an solchen vor- übergehend aus den blutbildenden Organen stattfindet; er betont aber nochmals, daß dieses Ersatzmaterial vermindertes chemotaktisches Vermögen besitze und deshalb den Körper gegen eiue Infektion an einer von der eiternden Fläche mehr oder weniger entfernten Stelle weniger schütze. Färbungen der Leukocyten vor und während der durch Eiterung erzeugten Leukocytose ließen erkennen, daß die Leukocytose auf Rechnung der mono- und polynukleären Elemente stattfindet. Durch die Angabe von Hankin, daß zwischen Veränderungen der Leukocytose und dem baktericiden Vermögen des Blutes ein inniger Zusammenhang stattfinde und daß die von den eosinophilen Zellen stammenden Alexine Büchner’ s dem Blute diese Eigenschaft verleihen, sah sich Verf. veranlaßt, das mikrobicide Verhalten des Blutes von Kaninchen mit Eiterung zu prüfen, um so mehr, als seine Untersuchungen die eosinophilen Zellen bei der Leukocytose hatten spärlich erscheinen lassen. Er verwendete die von Giaxa und Guarneri modifizierte Buchner’sche Methode zur Prüfung der baktericiden Kraft des Blutes von Kaninchen, die er 5 und 15 Tage einer lokalen Eiterung unterworfen hatte. Es ergab sich keine merkliche Differenz für das Blutserum der Versuchstiere im Vergleiche mit dem gesunder Tiere. Verf. nimmt daher an, daß bei vorhandener Eiterung der Organismus gegen eine Allgemeininfektion in höherem Grade reagieren könne nur durch das phagocy tische Vermögen des Blutes mittelst Ver- mehrung der mono- und polynukleären Leukocyten im Kreisläufe, in- sofern wenigstens deren chemotaktisches Vermögen nicht vermin- dert sei. Die Resultate des Verf.’s würden also die Hypothese von Hankin nicht stützen. Er erinnert daran, daß auch andere Autoren, wie Ehrlich, nicht mit Hankin übereinstimmen. Das Resultat seiner Arbeit faßt Verf. in folgenden Sätzen zu- sammen : Eine eiternde Fläche vermindert in einer gewissen Distanz von ihren Rändern die physiochemotaktischen Eigenschaften der Leuko- cyten. Die Eiterung kann die Widerstandskraft des Organismus gegenüber einem anderen infektiösen Mikroorganismus vermindern, welch letzterer den Körper an einem mehr oder weniger von der Eiterung entfernten Punkte bedroht. Der Körper versieht sich bei stärkerem Bedarfe an Leukocyten und daheriger relativer Verarmung des Blutes an solchen durch Er- höhung der Leukocytose. Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungsliemmung etc, ß!7 Diese Leukocytose übt keinerlei Einfluß aus auf die bakterien- tötende Kraft des Blutes außerhalb des Organismus. H. Kerez (Rom). de Griaxa, V. e Lenti, P., Sulla virulenza, sul contenuto d’azota e sul reciproco potere immunizzante del bacillo del colera a seconcta della varia provenienz a. [Hygien. Institut zu Neapel.] (Annali dell’ Istituto d’Igiene speri- mentale di Roma. Vol. III. Fase. 4.) In der Einleitung erinnert Verf. an den Standpunkt Douglas - Cunninghara’s, welcher die Spezifität des Koch ’schen Bacillus bestreitet und annimmt, daß verschiedene, jedoch manche Ueberein- stiinmung zeigende Species von Vibrionen imstande seien, asiatische Cholera zu erzeugen. Verf. möchte aber auf Grund alles heutigen Wissens über Spezifität und Biologie der bekannten infektiösen Mikro- organismen und die Identität sowie Variabilität der von letzteren erzeugten Krankheiten, die Möglichkeit nicht von der Hand weisen, daß ein Keim, ohne seine Spezifität einzubüßen, sich modifizieren und seine pathologischen Wirkungen mildern könne. Das Studium der Bedingungen, unter denen dies geschieht, ist für Hygiene und Pathologie von großer Bedeutung, namentlich mit Bezug auf den Cholerabacillus, den Erreger so variabler Epidemieen. Nachdem nach Cunningham eine Reihe anderer Forscher, die Verf. anführt, die Verschiedenheit des Cholerabacillus in seiner Morphologie und Virulenz je nach Provenienz und Kultur konstatiert hatten, hat kürzlich Metschnikoff, nachdem er hervorgehoben, daß beim gegenwärtigen Stande der Bakteriologie die Vibrionen nicht als eine gut definierte Species erscheinen, die Verschiedenheit dreier Cholerabacillen verschiedener Provenienz beschrieben. Die Wichtigkeit dieser Thatsache veranlaßte Verf., welcher im Besitze von 5 Cholerakulturen verschiedenen Ursprungs war, den Gründen dieser Erscheinung nachzugehen, und er stellte Unter- suchungen an, um folgende Momente festzustellen: 1) Die Virulenz der einzelnen Kulturen auf Versuchstieren. 2) Das Verhältnis der Virulenz und des Stickstoffgehaltes der nämlichen Bakterien. 3) Die Grenze und die Intensität des Stoffwechsels der einzelnen Bakterien in Beziehung zu ihrer Virulenz. 4) Der Verbrauch an Stickstoff in Beziehung zur Intensität des Stoffwechsels und der Virulenz. 5) Das gegenseitige immunisierende Vermögen der verschiedenen Kulturen. Die verschiedenen Kulturen stammten von Massaua, Hamburg (1892), Paris (1892) und Neapel, wovon eine von einer im Okto- ber 1892 in der Stadt (A), die andere von einer auf einem Schiffe im Hafen von Neapel im November 1892 vorgekommenen Cholera- erkrankung stammte (B). Die morphologischen Eigentümlichkeiten der verschiedenen Bacillen bei Züchtung auf künstlichem Nährboden betreffend, be- merkten Verff. ein schnelleres Wachstum beim Bacillus von (J18 Schutzimpfung, kiinsti. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Massaua, als bei den anderen und unter letzteren entwickelte sich der von Paris stammende am langsamsten, ebenso waren Trübung und Kahmhautbildung am promptesten und intensivesten bei den Bouilloukulturen des Massauabacillus, dann bei deueu von Hamburg, am wenigsten beim Pariser, wo oft die Kahmhautbilduug ausblieb. Bei den Agarkulturen konnten keine bemerkenswerten Differenzen konstatiert werden außer die bereits von Hammerl beobachtete Eigentümlichkeit der Agarkultur des Hamburger Bacillus. Verff. können aber die Angabe Hamme rl’s nicht be- stätigen, daß nämlich die Ueberimpfung von solchen Kulturen meistens mißlinge. Auftreten und Intensität der Indolreaktion hielten Schritt mit der Schnelligkeit der Entwickelung der flüssigeu Kulturen; beim Massauabacillus war sie nach 2—3 Tagen in- tensiv, bei den Kulturen von Hamburg und den beiden von Neapel am 3. — 4. Tage, bei der Pariser Kultur nach 5—6 Tagen. In einzelnen Fällen, besonders von dem Falle aus der Stadt Neapel (A) stam- menden , blieb die Reaktion auch in mehr als 8 Tage alten Kulturen aus. Konstant zeigte es sich, daß die Indolreaktion um so prompter und intensiver auftrat, je mehr die Kulturen mit dem Sauerstoffe der Luft in Berührung waren. Es bestätigte sich die Angabe Sei avo’s, daß eine nicht so hohe Temperatur, jedenfalls unter 30° C, die Re- aktion begünstigt. Die Bacillen von Bouillon- und Agarkultureu von Hamburg und Neapel zeigten gebogene und zugleich feinere, zier- lichere Formen, diejenigen von Massaua und Paris waren dicker und mehr gerade. Bei Bacillen von Agarkulturen waren diese Unter- schiede nicht so ausgesprochen. In den Kulturen des Massaua- bacillus herrschte die Neigung, lange Fäden zu bilden, sehr vor uud in gefärbten Präparaten zeigte derselbe fast immer in seinem Centrum einen ungefärbten Punkt. Behufs Prüfung der Virulenz wurden 3-tägige Kulturen in Bouillon (aus 1 Teil Färsenfleisch und 2 Teilen Wasser unter Zusatz nach der Neutralisation von 1 Proz. Pepton, V2 Proz. Kochsalz uud 0,3 Proz. Soda genommen) verwendet, welche von den Originalagar- kulturen durch Gelatinekulturen hindurch überimpft worden waren und bei einer Temperatur von 25—30° C gehalten wurden. Verff. verfolgten dieses Verfahren, weil ihnen die genaue Dosierung leichter erschien, als bei Injektion von Aufschwemmungen von Agarkultureu in Wasser oder Bouillon, wie sie Pfeiffer und Koch empfahlen. Die Injektionsmenge richtete sich nach dem Gewichte des Tieres. Es wurden Meerschweinchen verwendet und die Injektion intraperitoneal gemacht. Mit einer Injektionsmenge von 1,5 Proz. des Körpergewichtes beginnend uud solche je nach den Resultaten modifizierend, stellten Verff. folgende Virulenzverhältnisse fest: Massaua 0,2— 0,3 Proz., Hamburg 1 — 1,5 Proz., Paris 2 — 3 Proz. Neapel A 1 — 1,5 Proz., Neapel B 1,2 — 1,5 Proz., wobei die ersten Zahlen die geringste Menge von Iujektionsflüssigkeit angeben, welche nötig war, um den Tod innerhalb 24 Stunden sicher herbeizuführen, während die Limite Schutzimpfung, kttnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. (ff9 zwischen beiden Zahlen wohl der individuell schwankenden Resistenz der verschiedenen Versuchstiere zuzuschreiben ist. Verff. stelten ferner Untersuchungen darüber an, ob die Kon- servierung von Kulturen durch in bestimmten Abständen stattfindeude Ueberimpfungen auf künstliche Nährböden deren Virulenz beträchtlich modifiziere. Zu diesem Zwecke wurden die einzelnen Kulturen je alle 5 Tage in Gelatine übergeimpft und nach 4 Monaten von der Gelatine in Bouillon abgeimpft, um wiederum die 3-tägigen Bouillonkulturen zur Injektion der Versuchstiere zu verwenden. Es stellte sich Er- höhung der Virulenz sämtlicher Kulturen außer der von Massauaheraus; die Differenzen der verschiedenen Kulturen verringerten sich dabei. Die Kultur von Massaua vermochte nur noch bei 0,6 Proz. des Körpergewichtes sicher das letale Ende her- beizuführen, während die Neapolitaner Kultur B dies jetzt schon bei 0,4 Proz. vermochte. Zum Studium des Verhältnisses zwischen Virulenz und Stick- stoffmenge übergehend, erinnern Verff. daran, daß die giftigen Stotfwechselprodukte oder Strukturbestandteile der Bakterien, welchen man die verschiedenen Virulenzgrade zuschreibt, von den meisten Autoren zu den stickstoffhaltigen, und zwar zu den Proteinsubstanzen gerechnet werden. Es könnte daher der Grad der Virulenz vom Stickstoffgehalte abhängig sein, wenn auch zugegeben werden muß, daß die Giftigkeit nicht nur von der Quantität, sondern auch von der molekularen Lagerung der stickstoffhaltigen Körper bedingt sein könnte, oder endlich durch eine besondere, im Verhältnis zu den gesamten Stickstoffverbindungen des Bakteriums nur in geringer Menge vorhandenen Substanz. Verff. bedienten sich nach dem Vorgänge von Cr am er der alkalischen Agarkultur (2 Proz.) zu diesen Versuchen, um die Bakterienkörper möglichst frei von ihren Produkten zu erhalten. Die schiefen Agarflächen wurden je mit 3 Tropfen 48-stündiger Bouillonkulturen geimpft und da vor der Impfung das Kondenswasser durch Einstellung in den Brütschrank bei 37° C während 48 Stunden möglichst entfernt war, dann während 48 Stunden bei 28 — 30° C horizontal aufbewahrt, daun wurden die Kulturen mit einer Platin- sonde von der Agarfläche abgekratzt, ohne letztere zu verletzen, und in Platinschälchen während 4 Stunden in ein Wasserbad von 100° C gebracht, dann für 11 Stunden in den Exsiccator. Hierauf wurden die Schälchen gewogen und der Stickstoff nach der von Gunning modifizierten Methode von Kjeldal bestimmt. Die gefundenen Zahlen zeigen, daß die Stickstoffmenge für die verschiedenen Bacillen variiert, daß kein Zusammen- hang zwischen solcher und der Virulenz besteht. Die virulenteren Massauabacillen zeigten einen mäßigen Stickstoffgehalt. Der Letztere wechselte bei zu verschiedenen Zeiten vorgenommenen Untersuchungen des nämlichen, unter gleichen Bedingungen gezüchteten und gehal- tenen Bacillus. Es erschien Verff. ferner wichtig, Grenzen und Intensität des Stoff- 620 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Wechsels der verschiedenen Cholerabacillen zu vergleichen, sie mußten sich darauf beschränken, den Zusammenhang zwischen dem Verbrauch fester Stoffe durch die verschiedenen Bacillen und ihrem Virulenz- grade zu erforschen, sowie in welcher Progression dieser Verbrauch zu verschiedenen Zeiten der Kultur sich halte. Es wurde der Trockeurückstaud der Bouillon von 4 Reagenzgläsern bestimmt und sodann je derjenige gleicher Menge von Bouillonkulturen der ver- schiedenen Cholerabacillen und zwar 60 Stunden, 8 Tage und 15 Tage nach Anlegung der Kulturen. Es ergaben si c h geri nge D if f e r e nz e n s o w o hl i n de m Verbrauche an Trockensubstanz durch die verschie- denen Bacillen, als auch in der Zunahme desKonsums mit der Zeit. Bei allen Bacillenarten nahm aber der Konsum direkt proportional mit dem Alter der Kultur zu. Ein Zusammenhang zwischen Größe des Konsums und dem Virulenzgrade konnte nicht festgestellt werden, durch weitere Untersuchungen zeigte es sich, daß mit der Abnahme der Trock en Substanz auch die S tic ks to f f m eng e abnimmt, jedoch ohne daß zwischen diesem Verbrauche von Stickstoffund dem Virulenz- grade ein Zusammenhangbestünde; solcherhängtauch nicht von dem Gehalte der einzelnen Bacillen an Prote'insubstanzen ab. Für die älteren Kulturen kann man den Schluß ziehen, daß das Verhältnis des Gesamtverbrauches und des Stickstoffkonsums sich in gewissen Grenzen erhalten, so daß die beiden Zahlen sich etwa wie 6 — 10 : 100 verhalten, während bei den jüngeren Kulturen von 60 Stunden der Stickstoffverbrauch relativ beträchtlicher ist. Um das gegenseitige Immunisierungsvermögen der verschiedenen Cholerabacillen festzustellen, wurden Meerschweinchen mit der 1 */2 — 2-fachen letalen Dose der Kultur einer der 5 Bacillenarten geimpft, nachdem 5 Tage zuvor die halbe tödliche Dose eines der anderen Bacillen behufs Immunisierung inokuliert worden war. Es zeigte sich, daß, wenn man ein der verschiedenen Virulenz entsprechendes konstantes Verhältnis zwischen den prozentualischen Dosen der behufs Immunisierung den Tieren injizierten verschiedenen Kulturen beibehält, ein beständiges gegenseitiges Immuni- sier ung s ver m ögen von Cholerabacillen verschiedener Provenienz innewohnt. Am Ende der Arbeit rekapitulieren die Verff. die Resultate ihrer Untersuchungen, wie sie sich bereits oben wiedergegeben finden. H. Kerez (Rom). Pannwitz, Der Desinfektionsapparat als Haushaltungs- gegenstand. (Deutsche med. Wochenschr. 1893. No. 51.) Verf. empfiehlt, die Durchführung einer Dampfdesinfektion auch in den Einzelhaushaltungen durch Beschaffung eines nur mit kleinen Abänderungen zu versehenden Kessels mit Brausevorrichtung (auto- matische Waschkessel) für die Wäsche zu ermöglichen. Solche Kessel haben einen doppelten Boden. Der untere Teil des Behälters nimmt das Wasser auf, der obere hat infolge doppelter Wandungen einen Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 621 besonderen Innenraum für die Wäsche; in seinem äußeren Raume steigen der Innenwand anliegend Röhren auf, welche in der Nähe des Deckels in den Innenraum münden und daher das beim Kochen in ihnen aus dem unteren Teile des Kessels empordringende Wasser von oben her auf die Wäsche ergießen; durch feine Oeffnungen an den unteren Teilen der Wandungen des Innenraumes fließt dann das Wasser, nachdem es die Wäsche durchdrungen hat, wieder in das untere Re- servoir zurück, um dort von neuem zum Sieden gebracht zu werden. Der letztbezeichneten Oeffnungen gegenüber befindet sich ein kleiner Hahn zum Ablassen überschüssigen Dampfes. Wird nun der Deckel eines solchen Kessels durch Filz oder dergleichen gut gedichtet und mit Schlußklammern versehen, so kann dieser Apparat auch zur Des- infektion verwendet werden. Das Wasserreservoir wird nur soweit ge- füllt, daß in die Röhren zwar Dampf, aber kein Wasser eintreten kann. Der Dampf strömt daher von oben in die Desinfektionskammer (den Innenraum) ein und verdrängt die Luft durch die Löcher bezw. den Dampfhahn nach außen. Seine Temperatur beträgt, wie der Verf. durch Versuche festgestellt hat, 100° C. Bei gutem Schluß des Deckels und teilweisem Schluß des Dampfhahnes, auch durch Ueberlegen feuchter Tücher auf den Deckel läßt sich ein Ueberdruck erzielen. Durch Umhüllung der Desinfektionsgegenstände und Ein- fügen einer Siebplatte im Innenraume wird die Durchfeuchtung der ersteren mit Kondenswasser vermieden. Kübler (Berlin). Lacour-Eymard, M., Exp6riences sur le filtre Chamber- land, Systeme Pasteur ä nettoyeur m^canique O. Andr6. (Revue d’Hygiene et de pol. san. 1893. No. 6.) Die Untersuchungen sind die Fortsetzung einer Arbeit desselben Autors: Recberches chimiques et bacteriologiques sur les boues des filtres Chamberland (Rev. d’Hyg. 1892. No. 6. p- 465) und erstrecken sich auf chemische und bakteriologische Prüfung des Chamberland- filters System Andr6, welcher bereits Rev. d’Hyg. 1892. No. 6. p. 535 genau beschrieben ist. Besonders wichtig ist bei diesem Systeme der Zusatz eines indifferenten Pulvers — poudre d’entretien — , welches vom oberen Teile des Filters aus einem Behälter dem Filterbassin zuläuft, die Oberfläche der Kerzen mit einer durchlässigen Schicht überzieht, eine Ansammlung von Schmutz an den Kerzen ver- hindert und so die Reinigung derselben mittelst des Reinigungsappa- rates — nettoyeur — erleichtert. Betreffs dieses „poudre d’entretien“ fand Verf., daß er in keiner Weise die chemische Zusammensetzung des Wassers verändert, nur etwa 1/,0 der im Wasser gelösten Gase absorbiert; auch wurde kein Einfluß des Pulvers auf den Bakterien- gehalt des Wassers nachgewiesen. Der ebenfalls von Andr6 ange- gebene Druckregulator ermöglicht die Lieferung keimfreien Wassers bis zu 10 Tagen, sobald nur der Druck — 1 oder 2 Atmosphären — der gleiche bleibt. Die Sterilisation des Filters" muß alle 10 Tage erfolgen, und zwar besser durch Alkohol und Alaun, als’durch Hitze, schon der geringeren Kosten wegen. Wenn auch die Filter ohne jede „Reinigung“ 10 Tage lang keimfreies Wasser lieferten, so wird doch durch häufiger vorgenommene Reinigungen die Leistungsfähigkeit des Filters erhöht. Lösener (Berlin). 622 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Kirchner, 0., Ueber die Behandlung des Saatgetreides mit warmem Wasser als Mittel gegen den Flug- und Steinbrand. (Zeitschrift f. Pflanzenkrankheiten. 1893. Heft 1. p. 2 — 15.) Verf. schildert einleitend den augenblicklichen Stand der an- gezogenen Frage, berichtet alsdann über eine Reihe eigener Versuche und zieht endlich die sich aus deren Resultate ergebenden Schlüsse. Von Jensen wurden im Jahre 1888 Untersuchungen über den Brand des Getreides veröffentlicht, in denen derselbe als Mittel gegen denselben an Stelle des bisher üblichen Einbeizens mit Kupfervitriol eine Behandlung des Saatgutes mit warmem Wasser empfahl. Durch das 5 Minuten dauernde Eintauchen in Wasser von 52 — 60° C waren die Brandsporen meist vollständig vernichtet und keinerlei nachteiliger Einfluß auf die Körner selbst ausgeübt, so daß auch einige Anbauversuche in freiem Lande ein günstiges Resultat lieferten. Dem gegenüber wurden von Kühn, welcher die Methode nicht als ganz zuverlässig betrachtet, Bedenken geäußert und insbesondere auf die Schädi gu n g der Keimfähigkeit des Saatgutes (Gerste) durch eine derartige Behandlung hingewiesen. Von dieser Seite wurde somit dem Einbeizen das Wort geredet, und das mag bewirkt haben, daß auch in Deutschland weitere Versuche mit jener nicht angestellt wurden, während solche in anderen Ländern (Dänemark, Schweden, Holland, den Vereinigten Staaten, Ungarn) mit günstigem Erfolge unternommen siud. Es ergeben das die Veröffentlichungen von Eriksson, Kellermann undSwingle sowie Li nhard und Mezey, die ausführlicher vom Verf. im Original herangezogen werden und in betreff deren Ergebnisse auf dieses zu verweisen ist. Die Herabsetzung der Keimfähigkeit des Kühn’schen Saat- materiales dürfte voraussichtlich auf die sehr lange Verquellung (12 statt 4 Stunden) desselben zurückzuführen und somit dessen Resultate nicht einwurfsfrei sein. Trotzdem erachtet es Verf. in Hinblick auf die in Deutschland wenig bekannt gewordenen Unter- suchungen der ausländischen Forscher für wünschenswert, die Frage der Warmwasserbehandlung des Saatgutes einer erneuten Prü- fung zu unterwerfen, und solche bezog sich alsdann einmal auf die Widerstandsfähigkeit der Sporen von Ustilago avenae Rostr. gegen die Wärme, weiterhin aber auf die Beeinflussung des Saatmateriales durch eine Temperatur in derselben Höhe. Versuchsanstellung wie andere Einzelheiten mögen hier über- gangen werden und nur die Resultate in den Hauptzügen Platz finden. Diese ergaben mit Sicherheit, daß eine 5 Minuten lange Ein- wirkung eines Wassers von 54,5 — 56° C zur Vernichtung der Keimfähigkeit der Flugbrandsporen des Hafers ausreicht, solche aber die Keimfähigkeit der Saat nur un merklich alteriert. Um ein geringes blieb solche allerdings beim Weizen und Roggen hinter jener der unbehandelten zurück, während aber andererseits Hafer und Gerste sogar eine günstige Beeinflussung derselben wie auch der Keimungsenergie aufwiesen. Wennschon auf letzteres ein besonderes Gewicht nicht zu legen ist, so sei doch darauf hingewiesen, daß die gleiche Erscheinung für Hafer bezw. Gerste bereits von Keller- Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 023 mann und Swingle, Linhard und Mezey sowie von Jensen beobachtet wurde. Für die Richtigkeit der theoretischen Grundlage des Jensen’schen Verfahrens war damit ein neuer Beweis geführt, und Verf. unternahm nunmehr noch einen Anbauversuch in kleinerem Maßstabe zwecks Feststellung des Einflusses jener Behand- lung — deren Dauer hier bis auf 15 Minuten verlängert wurde — auf das Verhältnis zwischen gesunden und kranken Pflanzen bei der Ernte. Es wurden dazu die stark mit Brandstaub (Tilletia Tritici Wint.) verunreinigten Körner einer im Vorjahre geernteten unbespelzten Getreideart (Weizen) benutzt und die im weiteren Verfolg erzielten Ergebnisse genau aufgezeichnet. Es geht daraus hervor, daß bezüglich der Unterdrückung des Brandes der Erfolg der Behandlung des Saatgutes mit warmem Wasser ein sehr guter war, da sowohl die Zahl der brandigen A ehren wie die der Stöcke dadurch auf ein sehr Geringes herab ging (von 5 bez. 10 Proz. auf Bruchteile von Prozenten) und der Erfolg dem des Einbeizens mit Kupfervitriol gleichkam. Auch auf die Gesamtentwickelung und den Ernteertrag der Pflanzen hatte die Warmwasserbehandlung keinen ungünstigen Einfluß, denn gerade das am längsten (15 Min.) derselben ausgesetzt gewesene Saatgut lieferte die besten Resultate. Eine genauere Untersuchung der Stöcke ergab noch, daß die Länge der brandigen Halme durchgehend bedeutend geringer war, während ihre Bestockung die der gesunden übertraf. Brandige und gesunde Aehren waren in verschiedenen Verhältnissen an demselben Stocke vorhanden, während die einzelne Aehre wenigstens doch vorwiegend kranke Körner enthielt. In Hinblick auf diese den günstigen Erfolg des Jensen’schen Verfahrens bestätigenden Versuche wirft Verf. zum Schlüsse die Frage auf, ob dasselbe der Kupfervitriolbeize nicht vorzuziehen und schildert dann des Wichtigste aus den Vorschriften, wie sie von den obengenannten Forschern gegeben wurden, unter gleichzeitigem Hin- weise auf einige Vereinfachungen auf Grund der neuerdings noch gemachten Beobachtungen. Wehm er (Hannover). Berichtigung In No. 10/11. Bd. XV dieses Centralbl. p. 362 Zeile 16 von unten lies „die von ihm gefundenen Exemplare“ statt „das von ihm gefundene Exemplar“, Zeile 10 von unten „Einige wurden präpariert und eine Schnittserie wurde nachher graphisch wieder rekonstruiert, so daß die grobe Anatomie außer Zweifel gesetzt wurde“ statt „Einige wurden präpariert und ein zerschnittener wurde graphisch wieder zusammengesetzt, so daß die grobe Anatomie der Form sehr deutlich war“, p. 363 Zeile 8 von oben „15,7 X ?,3 mm“ statt „15,7 X 7,7 mm“, Zeile 9 von oben „13,6 X 5,8 mm“ statt „13,6 X 8 mm“, Zeile 24 von oben „Stacheln fanden sich an der Cuticula nicht mehr“ statt „Die Stacheln fanden sich an der Cuticula“. Zeile 21 von unten „Exkretionsporus“ statt „Sekretionsporus“, Zeile 9 von unten „96 X 94 M-“ statt „96 X 98 n“, Zeile 5 von unten „einen Deckel besitzen“ statt „eine Hülle besitzen“, p. 364 Zeile 27 von oben „besonders unter den Menschen zu erlangen, da im letzteren Falle die Krankheit wohl einer falschen Diagnose unterworfen wird“ statt „selbst unter den Menschen zu erlangen, indem die Diagnose wahrscheinlich unsicher bleiben wird“. 624 Neue Litteratur. Neue Litteratur zusammengestellt von De. Arthur Würzburg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamt« in Berlin. Allgemeines Uber Bakterien and Parasiten. Dönitz, W , Ueber die Arbeiten der bakteriologischen Untersuchungsstation in Bonn im Jahre 1893. (Centralbl. f. allg. Gesundheitspfl. 1894. No. 1/2. p. 37 — 44.) Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Wesener, F., Die Bereitung eines festen, undurchsichtigen Nährbodens für Bakterien aus Hühnereiern. (Centralbl. f. allg. Pathol. u. pathol. Anat. 1894. No. 2. p. 57 —59.) Biologie. 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Prof. Dr. Lerntet m Professor Dr. Loeffler Id Leipzig In Greifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. XV. Band. -O- Jena, den I. Mai 1894. No. 17. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — Zu heziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. fr- Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- künde“ richtet an die. Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original- Mittheilungen. Weitere Mitteilungen über das Vorkommen lebender Parasiten im Blute und in den Geschwulstzellen bei Carcinomatösen *). Aus der II. chirurgischen Abteilung (Prof. v. Mosetig-Moorhof) des Wiener allgemeinen Krankenhauses.] Von Dr. Max Kahane. Die fortgesetzte Untersuchung frischen Geschwulstmateriales, owie des Blutes bei Carcinomfällen hat zu Ergebnissen geführt, welche teils die in der ersten Mitteilung gebrachten Angaben zu 1) S. Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. 1894. No. 12. XV. Bd. 40 630 Max Kahane, stützen geeignet sind, teils eine Richtigstellung derselben mit sich bringen. Wenn nun nach kurzer Zeit neuerdings die Resultate unse- rer Beobachtungen mitgeteilt werden, so liegt dies in dem Bestreben die anfänglich mit großer Reserve vertretene Anschauung über das Wesen der von uns beobachteten Gebilde womöglich mit beweis- kräftigeren Argumenten zu stützen und so den zur Nachprüfung ge neigten Beobachtern brauchbare Angaben vorzulegen. Maßgebeuc war uns auch der Umstand, daß auf dem gegenwärtig in Rom tagen- den internationalen Kongress die Frage des Carcinomparasitismus au der Tagesordnung stand und von einem auf diesem Gebiete hervor ragend thätigen Forscher zusammenfassend behandelt wurde. Die Grundsätze, die hierbei maßgebend wareu (Studium an ge- härteten und gefärbten Präparaten, Annahme der ätiologischen Be deutuug des supponierten Parasiten ohne biologische Beweise), sind unserer Auffassung nach nicht geeignet, die bisherigen Gegner dei Parasitentheorie zu überzeugen, so interessant auch die Befunde des Referenten an und für sich sein mochten. Es ist auch demnach nicht zu erwarten, daß die ersehnte Klä- rung der Anschauungen auch bei dieser so bedeutungsvollen Gelegen heit erreicht werden könnte. Beweiskräftig ist eben nur die Be obachtung lebender Parasiten , das direkte Studium ihrer vitaler Erscheinungen und schließlich der Uebertragungsversuch. In unserer ersten Mitteilung haben wir über eigenartige Be- wegungserscheinungen au Gebilden, die in den Geschwulstzellen und im Blute bei Carcmomatösen sich vorfanden, berichtet. Die Befundt im Blute legten den Gedanken nahe, ob es sich nicht um einen, den beim Menschen bereits genau bekannten Malariaparasiten nahe- stehenden Parasiten handelt. Diese Vermutung, die zunächst au! den Nachweis selbständiger Bewegung begründet war, hat nun in Verlaufe der weiteren Untersuchungen eine wesentliche Stütze er- halten. Es gelang uns nicht nur eine größere Reihe von Formet unseres Parasiten, die ihn den Malariaerregern immer näher brachte zu beobachten, sondern es war uns auch, worauf wir das größte Ge- wicht legen, wiederholt ermöglicht, den Sporulationsvorgan^ direkt unter dem Mikroskop zu verfolgen und so in Zusammenhang mit den bereits beschriebenen Bewegungserscheinuu gen die parasitäre Natur der von uns beschriebenen Gebilde mii nahezu absoluter Sicherheit nachzuweisen. Schließlich wurde aucl das Verhältnis der Parasiten zu den roten Blutkörperchen genaue) verfolgt und auch hier Vorgänge beobachtet, welche auf ein direktes Schmarotzertum dieser Gebilde hinweisen. Wenn man berücksichtigt 1 j ^ UbUliiCUWl^Ll CUlil TT Li U U1UU UWUtBOlVUllpV daß bisher meist an totem Materiale gearbeitet wurde, so ist leich einzusehen, daß dem Nachweise selbständiger Ernährung, Bewegung uud Fortpflanzung für die parasitäre Natur eines Gebildes gewil eine größere Beweiskraft zukommt, als gehärteten und gefärbte) Präparaten. Namentlich war es eine genügend lange Zeit hindurch und unte Kontrolle angestellte Beobachtung, welche geeignet war, die bishe gehegten Zweifel vollständig zu bannen. Es wurde nämlich in eine Carcinomzelle (aus einem recidivierenden Epitheliom der Orbit) Weitere Mitteilungen über das Vorkommen lebender Parasiten im Blute etc. 63 1 stammend) ein ziemlich großes, rundes, granuliertes Gebilde beobach- tet, welches die deutlichsten Erscheinungen aktiver Beweglichkeit zeigte. Das Gebilde wanderte zunächst gegen den seitlichen Rand der Epithelzellen, streckte Fortsätze aus, zog dieselben wieder ein und kehrte zunächst an seinen früheren Platz zurück. Nach kurzer Zeit stellten sich von neuem Bewegungen ein, bis das Gebilde gegen den oberen Pol (nach dem Gesichtsfelde orientiert) der Zelle wanderte und schließlich aus derselben völlig austrat. Die Zelle war dabei wesentlich kleiner geworden, ein Beweis, daß es sich um einen ersten Einschluß handelte. Das aus der Zelle ausgetretene Gebilde zeigte unregelmäßige Konturen und erschien stärker lichtbrechend als früher. Das Wichtigste war aber, daß in der denkbar deutlichsten Weise beobachtet werden konnte, wie das Gebilde kleine und größere Körperchen von sich abschnürte, welche sogleich Eigenbewegungen zeigten. Es waralsogelungen, denSporulationsvorgang eines Parasiten in der direktesten Weise zu beobach- ten. Der ganze Auswanderungs- und Sporulationsvorgang nahm ungefähr eine Stunde in Anspruch, so daß reichlich Gelegenheit war, eventuelle Täuschungen auszuschließen. Auch später gelang es uns — allerdings nur extracellulär — Sporulationsvorgänge direkt zu beobachten. Es hat sich im Verlaufe unserer Untersuchungen ergeben , daß die parasitären Gebilde nicht nur in den Carcinomzellen eingeschlossen waren, sondern auch frei zwischen denselben lagen und lebhafte Be- wegungen zeigten, daß ferner auch im cirkulierenden Blute (aus der Fingerbeere), sowie in dem aus den exstirpierten Geschwulststückchen stammenden Blute befindlichen Parasiten zwar zu wiederholten Malen in oder an den roten Blutkörperchen beobachtet wurde, daß aber die Mehrzahl derselben frei im Blute schwamm. Es konnte mit großer Wahrscheinlichkeit festgestellt werden, daß die scheinbar in den roten Blutkörperchen liegenden Parasiten in Wirklickeit nur auf denselben lagen, da man deutlich sehen konnte, wie sie das Blutkörperchen, in das sie scheinbar eingedrungen waren, wieder verließen. Da wir uns genauere Angaben für die spätere Publikation Vor- behalten, so sei nur kurz eine tabellarische Uebersicht der bisherigen Befunde gegeben. Tabelle. Größe und Gestalt des Parasiten Licht- brechungs- vermögen Struktur und Beweglichkeit Verhalten zu den Zellen und Blutkörperchen Fortpflanzung 1) Ganz kleine Formen, 1 {jl oder noch klein., rund. Sehr stark lichtbrechd. Uomogene Struktur, sehr lebhaft beweg- lich. Gelegentlich in der Ein- oder Zweizahl endoglobulär, meist die roten Blutkör- perchen umschwär- mend. ln den Geschwulst- zelleu nicht mit Sicherh. nachweisb. Mit Sicherheit nachgewies. als ein Spo- rulations- produkt der Form 5. 40* 632 Max Kahane Größe und Gestalt des Parasiten Licht- brechungs- vermögen Struktur und Beweglichkeit Verhalten zu den Zellen und Blutkörperchen Fortpflanzung 2) Kleine For-Sehr stark Homogen, ebenf. sehr men, 2 — 3 p kreisrund, leicht hut- förmig, bim- förmig. lichtbrechd. 3) Mittelgroß, Schwach licht- brechd., oft von ganz außerordent licher Zart- heit des Plasmas. Stärker licht- brechend als 3, schwach grünl. glänz. etwa 3 — 4 p, meist oval,l selten, kreis- rund. Kon- tur fein ge- zähnelt. 3a) Mittelgroße Formen , 4 — 5 p, längs- oval, gezäh- nelt. Kontur. 4) Mittelgroße Form, rund, oft kleeblatt- förmig, glat- ter Kontur. (Relat. seltene Form.) 5) Große Form, Meist gering. 8—10 p. Rund , längs- oval. beweglich. Fast homogen oder äußerst fein granu- liert. Lokomotion gering, leichte undulierende Bewegungen und Kontraktionen. Erdbeerartiges, fein- stacheliges Ausseh. Undulation, oft von einem sehr hellen Saum umgeben. Enthalten 1 — Plasma äußerst zart 3 sehr stark mit stark lieht- lichtbrechd , brechenden Körn zieml. große chen. In den Klee Körnchen. blattformen jedem Blatte ein Körnchen entsprechend. Lebhaft beweglich, oft intensivste Drehbe- wegungen. Plasma zart granu- liert, bald heller, bald dunkler. Be- weglicbk. minimal. Eigentümliche Undu- lation des Rand- saumes. Körnchen- strömungen. Manchmal endoglobu- lär, dabei eine un- regelmäßige Gestalt annehmend Oft durch einen dünnen Fortsatz den roten Blutkörperchen an- haftend, meist aber frei im Blute. Wiederholt als beweg- liche Einschlüsse d. Geschwulstzellen beobachtet. Im un- beweglich. Zustande den Blutplättchen gleichend. Meist frei im Blute schwimmend , ein zeln oder in Grup- pen. Intracellulär weder im Blute noch in Geschwulstzellen mit Sicherheit nach- gewiesen. Frei im Blute. Unbekannt, vielleicht m. 3a in Zu- sammenhang stehend. Meist frei im Blute. Ab und zu den roten Blutkörperch. direkt anliegend. Als sich.Sporu- lationsprod. von Form 5 beobachtet, gleichzeitig mit Form 1 auftretend. Unbekannt, vielleicbtwie Form 3. Unbekannt, vielleicht in Form 2 in Bezieh, steh Frei im Blute, docl. Mit Sicherheit ab und zu der Ein- als Mutter- druck, als ob es zelle d. Form sich um eine Sub- 1 u. 3 nacb- stitution des roten gewiesen. Blutkörperch. durch diese Parasit, han- deln würde. In Fällen schwerer Carcinom-Kachexie im Blute zahlreich. Einmal als Ein- schluß in einer Ge- schwulstzelle beob- achtet. Weitere Mitteilungen über das Vorkommen lebender Parasiten im Blute etc. 633 Es ist selbstverständlich, daß in der kurzen Tabelle nicht sämt- liche Befunde Platz finden konnten, denn es handelt sich beim Car- cinom um einen außerordentlichen Formenreichtum der zur Beobachtung gelangenden Gebilde, und zwar geht dieser Formenreichtum so weit, daß er die Sichtung und Ordnung der Befunde bedeutend erschwert. Es ist daher kein Zweifel, daß die in der Tabelle gegebenen Daten im weitesten Sinne einer Korrektur zugänglich sind, doch Eines geht wohl aus derselben hervor, daß es sich wohl kaum um Degenerations- produkte handelt. Die Erscheinungen der Bewegung, des fakultativen Zellparasitismus, der Sporulation dürften bei Degenerationsprodukten kaum anzunehmen sein. Was nun die in der ersten Mitteilung her- vorgehobene Analogie mit den Malariaparasiten betrifft, so ist die- selbe bis zu einem gewissen Grade wohl sicher vorhanden. Namentlich sind es die Formen 1, 3 und 5, die entschieden große Aehnlichkeit mit den Hämatozoen der Malaria zeigen und deren Abstammung von gemeinsamen Mutterzellen direkt beobachtet wer- den konnte, ebenso ist die Analogie in den Bewegungserscheinungen auffällig (Abnahme der Lokomotion mit der Reifung der Parasiten). Andererseits läßt es sich nicht in Abrede stellen, daß biologisch ziemlich beträchtliche Unterschiede vorhanden sind. Die beim Car- cinom angetroffenen Parasiten sind meist frei im Blute schwimmend, seltener — aber sicher — kommt es vor, daß sie endoglobulär er- scheinen. Die Pigmentbildung ist bei Carcinom1) wohl vorhanden, ist aber keineswegs so intensiv wie bei der Febris intermittens u. s. w. Die Rosettenformen, Halbmonde etc. gelangten in Carcinomen niemals zur Beobachtung, wiewohl unser Material noch keine Ent- scheidung gestattet. Pathologisch ist der Unterschied der beiden Parasitenformen leicht verständlich. Während bei der Malaria oft eine periodische Masseninvasion des Blutes stattfindet und sich daraus der ganze Symptomenkomplex erklären läßt, scheint es sich beim Carcinom um ein successives Hineingeraten der Parasiten aus dem wuchernden Ge- webe in die Blutbahn zu handeln. Es sind aber alle diese Fragen noch lange nicht spruchreif. Ueber die ätiologische Bedeutung dieser konstanten Parasiten- funde läßt sich — außer Vermutungen — noch nichts Vorbringen. So verlockend auch die Vorstellung ist, daß die Parasiten in die Epithelzellen eindringen, diese zur Wucherung anregen und schließ- lich ins Blut auswandern, wo sie die Erscheinungen der Anämie und fortschreitenden Kachexie erzeugen, so ist sie derzeit noch nicht ge- nügend gestützt, um irgendwelche Geltung beanspruchen zu dürfen. Die Thatsache, daß im Blute der Tumoren viel mehr Parasiten nach- weisbar sind, als im Blute aus entfernteren Körperstellen spricht illerdings für die Annahme, daß der Tumor selbst der erste An- siedelungsort der Parasiten ist und daß von dort aus die Infektion ies Blutes erfolgt. Es ist ferner zweifellos, daß ein derartiger Blut- parasitismus, wie er beim Carcinom vorkommt, nicht gleichgiltig ist 1) Bei schwerer Carcinomkachexie sind zahlreiche Rundzellen im Blute nachweisbar nit beweglichen Pigmentstäbchen und Körnchen. 634 Marpmann, und daß seine Heranziehung zur Erklärung der Anämie gewiß mehr gerechtfertigt ist, als die völlig hypothetischen Toxine. Doch es sei nochmals nachdrücklich hervorgehoben, daß die ätiologische Bedeu- dung nur auf Grund gelungener Iufektions- und Uebertragungsver- suche festgestellt werden kann. Es bleibt nur die Frage übrig, wieso unsere mit den einfachsten ja geradezu primitiven Methoden angestellten Beobachtungen nicht schon längst mit Sicherheit festgestellt wurden, da es sich doch um augenfällige konstante Befunde handelt. Die Antwort liegt wohl in dem Umstande, daß dem Carcinomblute bezüglich des Parasitismus geringere Aufmerksamkeit geschenkt wurde, daß ferner eventuell be- obachtete Formen eben wegen des Uebersehens der Bewegungs- und Sporulationsvorgänge mit Blutplättchen, Leukocyten, Produkten der Nekrobiose etc. zusammengeworfen wurden , wie es ja thatsächlich anfangs mit den heute absolut sichergestellten Malariaparasiten geschah. Es ist mit Recht ein gewisses Mißtrauen gegen neue Blut- befunde vorhanden, doch darf die Skepsis nicht so weit gehen, jeden Blutparasitismus außerhalb der Malaria zu leugnen. Es ist kein Zweifel, daß, wenu einmal diese in nichts begründete Schranke gefallen sein wird, der Blutparasitismus als verbreitetes und hoch- wichtiges pathologisches Moment die ihm gebührende Beachtung finden wird, wobei für die Pathogenese vieler — bis jetzt rätselhafter — Erkrankungen (man denke an die Leukämie, perniciöse Anämie etc.) bedeutungsvolle Ergebnisse zu erwarten sind. Wien, 4. April 1894. Mitteilungen aus Marpmann’s hygien. Laboratorium. Von Marpmann in Leipzig. Im Verlaufe der Ganglienfärbungen nach Golgi und anderen fand Fräul. Dr. med. Bclelier eine kleine Vorrichtung zum Aufbe- wahren der gesilberten Präparate, welche für weitere Kreise nicht wertlos bleiben dürfte. Die Präparate wurden in einem Tropfen dünnflüssigen Kauada- balsam auf Glimmerplättchen von 18 : 24 mm Größe befestigt und an der Luft, vor Staub geschützt, einige Tage getrocknet. Die Objektträger wurden in der Mitte bandförmig circa 1 — 1,5 mm tief ausgeschliffen, so daß eine Vertiefung entstand, welche circa 15 bis 18 mm Breite besaß. Die Glimraerplatte kam sodann auf den Hohl- raum, so daß das Präparat, nach unten liegend, frei in der Luft schwebte und wurde am Rande auf den Objektträger mit Kanada- balsam fixiert. Solche Präparate zeigten keine Verzerrungen der Silberniederschläge in den Ganglienzellen, sind dauerhaft, weil die Mitteilungen aus Marpmann's hygien. Laboratorium. 635 Glimmerplatte nicht zerbricht und lassen sich daher sehr gut als Dauerpräparat aufbewahren. Vor anderen Methoden zeichnen sich diese Präparate durch Sauberkeit und Eleganz aus. Die Objekt- träger dürften sich auch für andere Zwecke eignen, wo es darauf ankommt, das Präparat mit freiem Luftzutritte zu untersuchen oder aufzubewahren. Dieselbe Dame benutzte zum Färben der Schnittpräparate , welche mit Celloidinöl auf den Objektträger fixiert sind, geriefte Glasklötze von 8 — 10 cm Länge, 1 cm Dicke und 2 cm Höhe. Die Glasklötze sind auf beiden Seiten mit circa 10 Riefen versehen und können in größeren Glasschalen oder Glaskästen derart aufge- [stellt werden, daß zwischen zwei Glasklötze je 8 — 10 Objektträger festgestellt werden können. Vor Draht- oder Blechgestellen hat das Glas den Vorzug der Reinlichkeit und vor den bekannten fertigen Glaskisten haben diese Klötze den der Billigkeit voraus. Außerdem ist es leicht, jedes beliebige Objektträgerformat zwischen zwei Klötzen zu fixieren und Reihen von 40 — 60 und mehr Stück Objektträger hinter- und nebeneinander zu stellen, da man den Klotz von beiden Seiten benutzen kann. Zum Einsetzen eignen sich die Glaskasetten, welche zum Photographieren benutzt werden. Man gebraucht für viele Präparate daher verhältnismäßig wenig Farblösung, die Farb- stoffe werden nicht zersetzt und das Verdampfen des Wassers, eventuell Alkohols kann man durch Bedecken der Kassette mit einer ausgeschliffenen Glasplatte verhindern. Solche Glasklötze werden durch die Firma Marpmann & Sch urig in Leipzig zum Preise von 1 — 2 Mark, je nach Größe, hergestellt. Ueber das Vorkommen von Ptomaünen im Harne Influenzakranker arbeitete im Wintersemester 1893 Herr Dr. Hood. Nachdem ver- schiedene Ptomaine aus pathologischen Sekreten hergestellt waren, über welche die Arbeiten zur Zeit noch nicht abgeschlossen sind, kamen einige Fälle von Influenza vor und es interessierte uns, hier auf Ptomaine zu suchen. Es wurde jede Einwirkung starker chemischer Agentien, von Wärme, Licht und auch Selbstzersetzung der Flüssigkeiten durch längeres Stehen sorgfältig vermieden, da, wie bekannt, die Ptomaine an sich sehr leicht durch Bakterien weiter verändert, aber auch durch Kochen von in Zersetzung be- griffenen Eiweißstoffen mit Laugen etc. sehr leicht neu gebildet werden. Man erhält dann in Folge der chemischen Methoden alkaloidartige Körper, die sich analog den Ptomalnen verhalten, die jedoch niemals durch Bakterienprozesse entstanden sind. Auch die Abscheidung flüchtiger Ptomaine wurde in der Weise ausgeführt, daß die be- treffende Flüssigkeit mit Kalkwasser schwach alkalisiert und dann im Vakuum bei 40° C abdestilliert wurde. Die erste Methode wurde bereits früher angewandt. Nach Compt. rend. v. 27. November 1893 fandpn A. B. G riffi th s et R. S. Ladel ein Ptomain im Urin von Influenzakranken nach folgender Methode: 636 Marpmann, Der Urin wurde mit Natriumkarbonat alkalisch gemacht, wieder- holt mit Aether ausgeschüttelt und die ätherischen Auszüge nach dem Filtrieren mit weinsäurehaltigem Wasser geschüttelt. Nachdem dann die wässerige Lösung wieder alkalisiert und mit Aether be- handelt war, wurde durch Verdunsten des Aethers eine weiße Masse als Rückstand erhalten, welche aus Wasser krystallisiert in zarten prismatischen Krystallen. Die wässerige Lösung reagiert schwach alkalisch. Durch Phosphorwolframsäure entsteht ein brauner Niederschlag. Phosphormolybdänsäure „ „ gelblicher „ Pikrinsäure „ „ gelber „ Gerbsäure „ „ roter „ Quecksilberchlorid „ „ weißer „ Neßler’sches Reagens „ „ brauner „ Die Sulfat- und Chloridsalze krystallisieren gut. Der Körper ist sehr giftig und hat die chemische Formel C9H9N04. Herr Dr. H. konnte diese Resultate bestätigen. Es ist daher kein Zweifel, daß durch die Entwickelung der Influenzabakterien im kranken Körper das Ptomain gebildet und durch den uropoetischen Apparat secerniert wird. Daher lag der Gedanke nahe, ob es möglich sei, das Ptomain durch diuretische Antiseptika zu zerstören, eventuell die Bildung desselben zu ver- hindern und außerdem war es wahrscheinlich, daß die Erscheinungen der Krankheit durch die Anwesenheit des Ptomains im Kreisläufe verursacht wurden — gelänge es, die Entstehung des pathologischen Ptomains zu verhindern, daun müßten eventuell die krankhaften Er- scheinungen ganz oder teilweise aufhören. Die Versuche wurden mit einigen bekannten Kranken gemacht, die mit Chinin , Antipyrin , Naphthalin , Naphthol , Guayakol, carbon. Kreosot, Helenin, Terpinhydrat, Alantol, Salol und Natr. salicylic. be- handelt wurden. In dieser vorläufigen Mitteilung will ich nur be- merken, daß für die obigen Zwecke sich eine Mischung von Alantol mit Copaivabalsam bewährte, die Mischung wurde später in Gelatine- kapseln hergestellt und einigen Bekannten zum weiteren Versuche übergeben. Wir konnten hier konstatieren, daß nach Verbrauch von 6 bis 8 Kapseln pro die die Ptomainbildung fast aufhörte, und es ließ sich außerdem eine Besserung der Kranken konstatieren. Die weiteren Resultate wird Herr Dr. H. später in geeigneter Form veröffentlichen, für meine Mitteilung kam es nur darauf an, daß hier der Zusammenhang zwischen Krankheit und Bakterien- ptomain ziemlich sicher erwiesen ist. Zum Schlüsse habe ich noch über eine Arbeit des Herrn Dr. med. A. von Mielecki, prakt. Arzt in Leipzig, zu berichten, welche als Inaugural-Dissertation bearbeitet wurde. Herr Dr. v. M. fand in osteomyelitischem Kuochenmarke, von chronischer Osteomyelitis stammend, zwei bis jetzt nicht beschriebene Bakterien. Mitteilungen aus Marpmann’s hygien. Laboratorium. 637 I. Diplococcus septicus haematobius: Kleine Kokken von 0,6 — 1,0 /x Länge, ohne Eigenbewegung. Auf Gelatineplatten entstehen kleine Verflüssigungstrichter von weißer Farbe mit scharfem Rande und bräunlichen Bodensätze. Gelatinestichkultur in A. Alkalische Gelatine. Nach 3 Tagen Wachs- tum längs des Impfstichs, langsame Bildung eines Verflüssigungs- trichters, Anhäufung der Bacillen am Grunde des Stichkanals. B. Saure Gelatine, Wachstum nach 7 Tagen längs des Stichs in weißlichen Kugeln, später Verflüssigung, zuletzt wird die ganze Gelatine verflüssigt. Agar-Agar, die Kolonieen breiten sich längs des Strichs bei + 37° C als feiner grünlicher Belag aus. Lackmusgelatine, wird nicht gerötet und nicht entfärbt. Lackmusmilch, wird nicht gerötet, die Diplokokken sind nach 8 Tagen massenhaft vorhanden. Kartoffeln, unsichtbares Wachstum, die feuchte Oberfläche der Kartoffeln enthält massenhaft Diplokokken. Wachstum bei 20° und bei Blutwärme verhielt sich gleich. Färbung nach Gram gelingt. Mäuse verhielten sich nach der Impfung in die Schwanzwurzel weniger lebhaft, an der Impfstelle entstand ein Schorf, unter dem Schorfe und im Blute wurden nach 5 Tagen große Mengen des Diplococcus gefunden. Die Mäuse starben nach 18—22 Tagen, es fand sich bei einer Sektion die linke Niere zur Hälfte vereitert, Milz etwas vergrößert. Im Blute unter der Impfstelle im Eiter fanden sich massenhaft die Diplokokken in Reinkultur. II. Bacillus septicus limbatus: Bildet kleine Stäbchen von 0,3 — 1,0 /x Länge, welche in eine Kapsel eingeschlossen sind und mit der Kapsel 0,8 — 1,8 /x besitzen. Die Stäbchen sind oscillatorisch beweglich und färben sich schwach nach Gram. Auf Gelatinekapseln entstehen flache, punktförmige, weiße Kolonieen mit glattem Rande, ohne Ausbuchtungen, nicht gekörnt. Stichkulturen in A. Alkalische Gelatine: Oberflächliche schwache Auflagerung, erst nach 8 Tagen ist dem Impfstich entlang eine Entwickelung nachzuweisen. B. Saure Gelatine zeigt kein Oberflächenwachstum und sehr langsame Entwickelung längs des Impfstichs. Agar-Agar entwickelt bei -+- 37° C eine weiße trockene Auf- lagerung. In Lackmusgelatine und Lackmusmilch entsteht keine Ver- änderung. Säurebildung ist ausgeschlossen. Auf Kartoffeln entsteht unsichtbares Wachstum, jedoch sind auf den Kartoffeln reichliche Bacillen mit Kapsel zu finden. Mäuse werden nach der Impfung nach 4 Tagen somnolent, an der Impfstelle entsteht Schorf, unter dem Schorfe viele Bacillen. Die Mäuse starben nach 19 — 20 Tagen. 638 Z e tt n o w, Die inneren Organe der sezierten Mäuse waren nicht verändert, im Blute vereinzelte, dagegen im Knochenmarke massenhaft Bacillen zu finden. Diese Bacillen färbten sich nach Gram sehr schön, zeigten jedoch keine Kapsel. Herr Dr. v. M. vermutet, daß der letzte Bacillus in Zu- sammenhang mit der chronischen Osteomyelitis gestanden hat. Leipzig, März 1894. Ein Apparat zur Kultur anaerober Bacillen. Von Prof. Dr. Zettnow in Berlin. Mit 2 Figuren. Im Winter 1892/93 habe ich mir den unten beschriebenen Apparat konstruiert, einmal zu dem Zwecke, um anaerobe Bacillen vermittelst Gelatine- oder Agarplatten in ähnlicher Weise zu ziehen, wie dies bei den aeroben üblich ist, sowie um die Kolonieen derselben sowohl bei auf- wie bei durchfallendem Lichte ohne Störung für weiteres Wachstum betrachten zu können; zweitens in der Absicht, schöne, wohl ausgebildete Kolonieen behufs photographischer Aufnahme zu erhalten. Der Apparat hat den an ihn gestellten Anforderungen ge- nügt und ist von demjenigen, der die Kunst des Lötens versteht, aus Weiß- oder Zinkblech, Glas und Mennigekitt leicht selbst in vier- eckiger Form herzustellen, wie ich ihn mir angefertigt habe. Ueber- trägt man die Arbeit einem Klempner, so verdient die runde Form leichterer Herstellung wegen den Vorzug vor der viereckigen. Die einzelnen Teile des Apparates sind folgende: 1) Eine Blechschale mit schrägen Wänden, deren Boden zum größten Teile entfernt und durch eine aufgekittete Glasscheibe ersetzt ist, bildet den Behälter zur Aufnahme der übrigen Teile des Apparates. Durchmesser der Schale unten 16 cm, oben 18 cm. Höhe der Wände 5 cm. Oeffnung im Boden 12 cm. An der Außenseite der Wand trägt sie 2 kleine Haken, um die Glocke (siehe No. 3) vermittelst Bindfaden, welchen man 2 — 3mal umschlingt, fest auf den Boden drücken zu können. Behufs dichten Schlusses ist es zweckmäßig, die den Boden bedeckende Glasplatte bis an die Seitenwände der Schale gehen zu lassen. 2) Ein kleiner Tisch, 3 cm hoch, 13 cm im Durchmesser, dessen Seitenwände aus durchlöchertem Bleche, dessen Platte aus Glas be- steht, erlaubt, daß eine Doppelschale der üblichen Art und ein Be- hälter für alkalisches Pyrogallol auf ihm Platz finden. Die Glasplatte läßt sich leicht aus dem Falze des Tisches entfernen behufs bequemer Reinigung; den Behälter für Pyrogallol bildet ein 15 mm hohes, 10 mm Ein Apparat zur Kultur anaerober Bacillen. 039 breites, die Doppelschale außen zum größten Teile umgebendes Blech- gefäß. 3) Die Glocke, mit welcher man den Tisch bedeckt, besteht aus einer Blechschale, 14,5 cm im Durchmesser, mit geraden, 7 cm hohen Wänden und eingekitteter Glasplatte, 12 cm im Durchmesser wie bei No. 1. An der einen oberen Ecke trägt dieselbe einen eingelöteten Messinghahn behufs Zuleitung von Wasserstoff, an der entgegen- gesetzten unteren dagegen ein gläsernes, bewegliches Ableitungsrohr. Dasselbe besteht aus einem dünnen, im rechten Winkel gebogenen Glasrohre, dessen kürzerer Schenkel 2 cm lang ist, während der andere 7—8 cm Länge besitzt. Man setzt dieses Rohr mit Hilfe eines durch- bohrten und hierauf mit Paraffinum solidum getränkten Korkes fest in ein in der Wand der Glocke eingelötetes Messingrohr von 12 — 15 mm Länge und Durchmesser ein ; man kann alsdann dem Glas- röhre eine beliebige Stellung geben. 4) Als Teller, um bei Benutzung des Apparates die Glocken aus der Hand zu setzen, das von ihnen abtropfende Paraffin aufzufangen uud Schmutzereien nach Möglichkeit zu verhüten, benutzt mau eine Zinkplatte mit aufgebogenen, etwa 1 cm hohen Rändern, 30—35 cm im Durchmesser. Ehe man einen neuen Apparat zur Anlage von Kulturen benutzt, ist es notwendig, dem Mennigekitt an einem warmen Orte 8 Tage Zeit zum Trocknen zu lassen und hierauf eine Prüfung auf Dichtig- keit vorzunehmen. Dieselbe geschieht in folgender Weise: Auf den Boden der Schale gießt man soviel Paraffinum liquidum albissimum, daß die Schicht 15—18 mm hoch ist; stellt das Ableitungsrohr der Glocke senkrecht, setzt sie auf den Boden, bindet sie fest und leitet nun Wasserstoff durch. Ein über das Ableitungsrohr gestülptes Reagenzglas erlaubt ohne Gefahr die Prüfung auf Reinheit des Wasserstoffs vorzunehmen. Entzündet sich der Inhalt des Glases, dessen Oeffnung man nach unten hält, an einer Flamme, statt pfeifend mit einem schwachen Puffe, so dreht man das Ableitungs- rohr fast auf den Boden der Schale und leitet so lange Wasserstoff zu, bis das Paraffin außen 3 — 4 cm höher steht als innen, schließt hierauf den Zuleitungshahn und überläßt den Apparat 24 Std. sich selbst. Soll er brauchbar sein, so darf sich der Stand des Paraffins nach dieser Zeit nicht verändert haben. Zum Einfetten des Hahnes benutze ich Lanolinum anhydricum. Beim Beginne meiner Versuche hatte ich mir einen derartigen Apparat in größeren Dimensionen angefertigt, so daß auf dem Tische desselben bequem 4 Doppelschalen, von denen eine alkalisches Pyro- gallol enthielt, Platz fanden. Die Ungleichheit in der Entwickelung der Kolonieen bei den einzelnen Verdünnungen und der Uebelstand, daß man z. B. die Originalplatte nicht entfernen kann, ohne die zurück- bleibenden Schalen in der Entwickelung zu schädigen, resp. die Glocke von neuem mit Wasserstoff füllen zu müssen, haben mich veranlaßt, dem oben beschriebenen Apparate mit kleineren Dimensionen den Vor- zug zu geben, so daß jede Doppelschale ihren besonderen Apparat erhält und unabhängig von den anderen untersucht werden kann. 640 Z e t Cn o w , Die Anzahl der einzelnen Apparate wird sich daher nach der Anzahl der Verdünnungen richten und meist der Dreizahl entsprechen. Zur Entwickelung des Wasserstoffs benutze ich statt der üblichen Apparate nach Kipp & Mohr lieber eine gewöhnliche Gasentbindungs- flasche von 1,5 1 Inhalt, da dieselbe einen kräftigeren Gasstrom liefert. Das Trichterrohr derselben versieht mau mit Hilfe eines Stückchen Gummischlauch mit einer ausgezogenen Glasröhre; die Oeffnung der letzteren muß so eng sein, daß beim Eingießen von Flüssigkeit Luft nicht mit hinuntergerissen wird. Zur einmaligen Füllung eines aus drei Glocken bestehenden Apparates sind, wie mir viele Versuche gezeigt haben, 25 — 301 Wasserstoff vollkommen genügend; zu deren Herstellung sind 85 g Zink und 75 ccm konzentrierte, von Arsenik freie Schwefelsäure notwendig. Füllt man daher die Entwickelungs- flasche mit Abfällen von Zinkblech fast voll und stellt sich eine halbe Stunde vor Gebrauch des Apparates ein Gemisch von 500 ccm Wasser mit 75 ccm Schwefelsäure dar, so daß dasselbe noch warm zur Be- nutzung gelangt, so kann man in 30 — 40 Minuten die Luft aus dem Apparate verdrängen. Ferner bedarf man einiger Pyrogallolstücke, welche man sich im Vorräte herstellt, indem man 10 g Pyrogallol mit soviel Alkohol be- feuchtet, daß eine gerade knetbare Masse entsteht und diese in 18 — 20 Kugeln teilt. Zum Waschen des Wasserstoffs verwendet man zwei Flaschen, von denen die erste mit alkalischer Blei-, die zweite ebensolcher Pyrogallollösung beschickt ist. Soll der Apparat benutzt werden, so gießt man in gewöhnlicher Art die Platten, stellt alsdann während des Erstarrens der Gelatine die Glocken der Apparate auf das Abtropfblech, giebt den 3 Blech- schalen durch untergelegte, 1 cm hohe Leisten eine schiefe Stellung; beschickt die Pyrogallolkästchen an den höchsten Stellen mit je 2 Pyrogallolstücken, giebt hierauf an die tiefste Stelle 10 — 12 ccm verdünnte Natronlauge derartig, daß dieselbe das Pyrogallol vorläufig nicht berührt ; setzt alsdann die Doppelschalen aut den Glastisch und entfernt den Deckel derselben erst im letzten Augenblicke, wenn man die Glocke überdecken und festbinden will. Nun verbindet man durch Gummischläuche den mit der Hälfte der Schwefelsäure in Thätigkeit gesetzten Wasserstoflfapparat mit dem Zuleitungshahne des ersten Appa- rates; dessen gläsernes Ableitungsrohr mit demjenigen des zweiten u. s. f., während man über das letzte Ableitungsrohr ein Reagenzglas stürzt: Gelangt die verdünnte Schwefelsäure zu heiß zur Verwendung, so mäßigt man die allzu starke Entwickelung durch Einsetzen der Flasche in laues Wasser; ist sie zu kalt, so erhält man keinen leb- haften Strom von Wasserstoflfgas. Ist auch die zweite Hälfte der Schwefelsäure nach 15 — 20 Minuten vorsichtig nachgegossen und geht schließlich die Entwickelung ihrem Ende entgegen, so entfernt man die untergelegten Leisten, damit die Natronlauge das Pyrogallol auf- lösen kann; dreht das gläserne Ableitungsrohr des letzten Apparates unter die Oberfläche des Paraffins, beinahe bis auf den Boden, wartet, bis das zuströmende Gas durch das Rohr entweicht; schließt den Zu- leitungshahn und entfernt schnell den Gummischlauch vom Ableitungs- Ein Apparat zur Kultur anaerober Bacillen. 641 rohre des mittleren Apparates; senkt dieses unter das Paraffin u. s. w. In den Glocken befinden sich nun die Kulturen unter einem Drucke von etwa 3 cm Paraffin in einer reinen Atmosphäre von Wasserstoff. Selbst die geringsten Spuren von etwa noch vorhandenem Sauerstoffe Fig. 2. werden alsbald vom Pyrogallol absorbiert; von der außerordentlichen Energie, mit welcher Pyrogallol in alkalischer Lösung Sauerstoff absorbiert und sich zugleich braun färbt, kann man sich leicht durch folgenden Versuch überzeugen : Füllt man eine Flasche mit Gummi- verschluß von etwa 100 ccm Inhalt mit ausgekochtem Wasser an, 642 Zettnow, Ein Apparat zur Kultur anaerober Bacillen. setzt einige Kubikcentimeter Natronlauge hinzu und hierauf die Flasche während 30 — 40 Minuten in einen Topf mit kochendem Wasser, sorgt durch Nachfällen von kochendem Wasser, daß sie zum Ueberlaufen voll ist, wrirft hierauf ein Stückchen Pyrogallol hinein und verschließt augenblicklich die Flasche, so erhält man eine sehr wenig gefärbte Flüssigkeit, welche, guten Verschluß der Flasche vorausgesetzt, sich beliebig lange aufbewahren läßt, ohne daß die Färbung zunimmt. Sowie man jedoch den Verschluß für 1 Sekunde öffnet, so daß der beim Erkalten der Flüssigkeit gebildete leere Raum etwa 3 ccm sich mit Luft füllen kann, erhält man eine tief dunkelbraune Flüssigkeit nach dem Umschütteln. Das Gewicht des absorbierten Sauerstoffs beträgt etwa 3/4 Milligramm. Läßt man die Entwickelung der Kulturen bei höherer als Zimmer- temperatur vor sich gehen, so ist eine Bedeckung der Glockenober- fläche anzuraten, da sich sonst an ihr leicht Wasser kondensiert und die beschlagene Glasscheibe den Einblick hindert. Um die Platten bei durchfallendem Lichte zu betrachten, richtet man sich eine Holz- kiste derartig zu, daß man in der einen schmalen Seite eine Oeffuung von etwa 10 cm anbringt und die Kiste, nach Entfernung des Deckels, mit der nun offenen Seite einem Fenster gegenüber aufstellt. Setzt man nun den Apparat auf die obere kleine Oeffnung, so kann man durch einen schräg gestellten Spiegel das Hiramelslicht nach oben hin werfen. Bringt man zum Schutze für die Augen ein schwarzes Stück Pappe an der oberen Kante der offenen Seite an, so kann man die Platten in derselben Art bei durchfallendem Lichte betrachten, wie man dies bei den aeroben zu thun pflegt. Mit Verunreinigungen habe ich bei meinen Versuchen nicht zu kämpfen gehabt, trotzdem besondere Vorsichtsmaßregeln, wie z. B. Wattefilter zwischen den einzelnen Apparaten, zu ihrer Vermeidung nicht angewendet wurden. Ich verdanke meinem Apparate ausge- zeichnete Kolonieen der pathogenen anaeroben Bacillen, habe auch Klatschpräparate derselben angefertigt, sowie lebende Tetanusstäbchen mit Sporen photographiert. Denjenigen, welche sich für mikrophoto- graphische Aufnahmen interessieren, bin ich gern bereit, gegen Er- stattung der Kopierkosten von 75 Pf. pro Stück, Abzüge von meinen Aufnahmen zu senden. Von den beiden Skizzen deutet die eine den Apparat im Quer- schnitt, die andere die Glocke, das Pyrogallolgefaß und die Schale in der Aufsicht schematisch gezeichnet au. Berlin, d. 16. März 1894. Ed v. Freudenreich, Ueber eine Verbesserung des Plattenverfahrens. 643 Ueber eine Verbesserung des Plattenverfahrens, Von Dr. Ed. v. Freudenreich, Leiter des bakteriol. Laboratoriums der Molkereischule Rütti bei Bern. In No. 12 dieser Zeitschrift, p. 419 hat Dr. W. Kruse ein modi- fiziertes Plattenverfahren beschrieben, dessen Vorteile darin bestehen, daß nur oberflächliche Kolonieen entstehen, was die Diagnose be- deutend erleichtert. Dieses wird dadurch erreicht, daß die Platte vor dem Impfen in Petri’sche Schalen (Gelatine oder Agar) gegossen wird und nach dem Erkalten mit einem in die zu untersuchende Flüssigkeit (Wasser u. s. w.) eingetauchten Pinsel bepinselt wird. Mit dem gleichen Pinsel kann man nach einander 2 oder 3 Platten be- pinseln und auf diese Weise Platten von verschiedenen Verdünnungen erhalten. Aus eigener Erfahrung kann ich, da ich dieses Verfahren meiner- seits auch früher angewandt habe, die Vorteile der Kruse’schen Methode vollauf bestätigen. Seit beinahe einem Jahre indessen gebe ich einem anderen Verfahren den Vorzug, der den gleichen Zweck erreicht und mir noch bequemer zu sein scheint. Es mag mir daher erlaubt werden, dasselbe hier kurz zu beschreiben : Nähr-Agar oder Gelatine werden in Petri’sche Schalen ge- gossen und zum Erstarren gebracht. Während letzteres statttindet, bereitet man die nötigen Verdünnungen der zu untersuchenden Flüssig- keit mit sterilem Wasser, etwa in Reagenzgläsern, mit Hilfe einer sterilisierten Pipette oder der Platinöse. Darauf gießt man einfach den Inhalt des Reagenzglases auf die Agar- resp. Gelatineschicht und läßt die Flüssigkeit von der Platte abfließen, indem man den Deckel ein wenig lüftet und die Platte in vertikaler Stellung hält, bis die letzten Tropfen abgeflossen sind. Man legt den Deckel wieder auf und stellt die Platte in den Brutofen, mit dem Deckel nach unten gerichtet. Man vermeidet auf diese Weise, daß zu viel Flüssig- keit auf der Agarschicht bleibe. Hat man es mit einer wenig keim- reichen Flüssigkeit zu thun, so kann man sie selbstverständlich un- verdünnt gebrauchen. Wie ich mich durch unzählige Platten überzeugen konnte, sind zufällige Verunreinigungen, wenn man etwas schnell operiert, sehr selten, viel seltener, als bei der Bepinselung der Agarfläche, auch erspart man sich dabei eine Anzahl Pinsel, die bei der Sterilisierung im Autoklaven ziemlich rasch leiden. Je nach dem Verdünnungsgrade hat man mehr oder weniger Kolonieen auf der Platte; auf den Platten dritter und vierter Ver- dünnung z. B. habe ich meistens 20—30 Kolonieen, die die Ober- fläche gleichmäßig bedecken. Diese Oberflächenplatten sind auch deswegen sehr praktisch, weil die Nährsubstanz nicht mehr durchsichtig zu sein braucht. So wende ich z. B. vielfach Milchnährböden an, die indessen einer besonderen Bereitung bedürfen, denn wenn man Milch direkt mit Agar oder 644 H. T i m p e , Gelatine im Autoklaven sterilisiert, so tritt regelmäßig eine Aus- scheidung des Kaseins ein. Ich bereite mir daher 2-proz. Agar oder 20-proz. Gelatine (mit Wasser) und verteile diese in Portionen von ca. 5 ccm in Reagenzgläser. Gleiche Portionen Milch (centrifugierte Milch) werden ebenfalls in Reagenzgläsern sterilisiert. Will man nun Plattenkulturen anlegen, so erwärmt man einige Reagenzgläser, bis das Agar oder die Gelatine flüssig sind, und gießt sie mit der eben- falls erwärmten Milch in Petri’ sehe Schalen aus. Man bewegt die Schale hin und her, bis beide Flüssigkeiten gut durcheinandergemischt sind, läßt sie erstarren und behandelt die Platten, wie oben beschrieben wurde. Solche Platten sehen ganz gleichmäßig milchigweiß aus und sind unbedingt der Milchserumgelatine vorzuziehen, da das Kasein nicht wie bei der letzteren ausgefällt worden ist. Bern, den 7. April 1894. Zur Frage der Gelatinebereitung. Von Dr. H. Timpe. In No. 12 dieser Zeitschrift vom 24 März d. J. glaubt Herr Wolffhügel für seine früheren von mir bereits genügend beleuch- teten Angaben über den obigen Gegenstand weitere Momente Vor- bringen zu müssen, und sehe ich mich deshalb ebenfalls veranlaßt, nochmals auf dieses Thema zurückzukommen. Vorab will ich nur darauf hinweisen, daß Herr Wolffhügel, der in seinem in No. 5 und 6 dieses Blattes enthaltenen Angriffe mein Verfahren zur Neutralisation der Nährgelatine für sich in An- spruch nehmen möchte, in No. 12 des Blattes bereits nur noch von Versuchen redet, die mit der nach meinem Verfahren neutralisierten Gelatine angestellt sind, und zwar klammert er sich dabei wieder- holt an eine angebliche Abmachung, die ich schon in meiner Erwide- rung in No. 10/11 einer eingehenden Betrachtung unterzogen habe. Wenn nun aber Herr Wolffhügel zugleich behauptet, daß er durch meine Widerlegungen eines Besseren nicht belehrt worden sei, so ist dieses einer von den vielen Widersprüchen, die sich in seiner neuesten Darlegung bemerkbar machen, denn hier tritt Herr Wolff- hügel offenbar bereits den Rückzug an. Beweise vermag Herr Wolffhügel aber auch für diejenigen Behauptungen, welche er gern aufrecht erhalten möchte, nicht zu er- bringen, und sucht er deshalb sein ganzes Heil in der Behauptung, daß meine frühere Arbeit über die Milchsäuregärung, auf welcher die Methode zur Neutralisierung der Gelatine beruht, im hygienischen Institute zu Göttingen entstanden sei. Recht auffällig ist es schon, daß Herr Wolffhügel sagt: „Wenn ich die Dissertation als Gegenstück mit in Erörterung ge- zogen habe, so ist das in der Voraussicht geschehen, daß Herr T. Zur Frage der Gelatinebereitung. 645 unberechtigterweise einen Zusammenhang mit dieser für das Ver- fahren zur Gelatinebereitung in Anspruch nehmen würde.“ Warum setzte denn Herr Wolffhügel solches voraus? Mich will es be- dünken, daß Herr Wolffhügel besser getban hätte, diese Rede- wendung beiseite zu lassen, denn sie wird jedem denkenden Leser zu mancherlei Schlußfolgerungen Veranlassung geben, die nicht im Interesse des Genannten liegen. Viel näher liegt die Vermutung, daß Herr Wolffhügel in gerechter Würdigung des Zusammen- hanges einen Bezug auf diese meine Arbeit, die er scheinbar nicht ohne Grund mit Vorliebe als Dissertation bezeichnet, nur deshalb ge- nommen hat, weil er einige mit etlichen Höflichkeitsphrasen ausge- stattete Briefe später für seine Zwecke glaubte ausnützen zu können. Sollte sich aber jemand die Mühe machen , diese von Herrn Wolffhügel in so zarter Weise veröffentlichten Briefe auf ihren Inhalt zu prüfen, so wird er kaum etwas finden, was einem Beweise für die Wolffhügel’schen Behauptungen ähnlich sieht. Daß ein Chemiker in einem hygienischen Institute in bakteriologischer Hin- sicht manches lernen kann, was ihm bis dahin fremd war, hätte man Herrn Wolffhügel vielleichtauch ohne diese Briefe geglaubt, und daß auch ich die Gelegenheit, in einem vom Staate mit schweren Mitteln ausgestatteten Laboratorium mein Wissen zu vervollkommnen, nicht unbenutzt gelassen habe, habe ich in besagten Briefen in an- erkennenden Worten konstatiert. Recht wunderbar aber muß es an- muten, wenn Herr Wolffhügel deren Inhalt auf seine Weise zu deuten und auszunutzen versucht, denn ein jeder wird Höflichkeits- phrasen, die gelegentlich einer Bewerbung um eine Stelle gemacht werden, auf ihren reellen Wert zurückzuführen wissen. Ich würde diesem Versuche des Herrn Wolffhügel daher kaum etwas hinzuzufügen haben. Da derselbe mir nun aber einmal mit gutem Beispiele vorangegangen ist, so will ich nicht unterlassen, auch die Antworten auf meine Briefe der Oeflentlichkeit zu über- geben, denn diese geben den besten Aufschluß über die Urteilskraft des Herrn Wolffhügel, charakterisieren seine Kenntnisse in chemischen Dingen und sind deshalb besser als alles andere geeignet, seine Stellung zu meiner fast rein chemischen Arbeit zu kenn- zeichnen. Auf meinen Brief vom 17. Jan. 1892 antwortet Herr Wolff- hügel: „Göttingen, 14. Febr. 1892. Lieber H. T. Erst heute habe ich für Sie und die Durchsicht Ihrer unterm 17. v. M. mir vorgelegten Arbeit eine ruhige Stunde finden können Auch heute, nachdem ich die Arbeit erst einer flüchtigen, mehr orientierenden Durchsicht unterzogen habe, bin ich noch nicht imstande, sie ohne weiteres als druckfertig zu bezeichnen, aber so viel weifs ich doch darüber zu berichten, dafs ich mit grofser Freude davon Kenntnis genommen und den Eindruck daraus erhalten habe, dafs Sie in Ehren damit sich zum Doktor- examen melden können. Im weiteren ...wollte ichsieauch H. Tollens ... zu lesen geben. XV. Bd. 41 646 H. Timpe Bei uns werden Sie eine Verzögerung in der Erfüllung des Wun- sches einer baldigen Promotion nicht zu gewärtigen haben, denn im Laufe dieser Woche können wir Ihnen die Arbeit (wenn Sie wollen, wie sie geht und steht, oder auch mit Vorschlägen zu Korrekturen versehen — Sie dürfen nur befehlen) zurück- senden. . . . Hoffentlich bleibt Ihnen neben der dienstlichen Thätigkeit auch Zeit für die Fortsetzung der eigenen Arbeiten. Ich erwarte dies um so mehr, weil Sie jetzt sich in das Geleise des selbstän- digen Arbeitens einrangiert haben, so dafs letzteres Ihnen selbst nicht mehr sauer werden kann (trotz aller Milchsäure) “ Fünf Tage später schreibt Herr Wolffhügel über denselben Gegenstand: Göttingen, den 19. Febr. 1892. Lieber Herr Timpe! Auf Ihren freundl. Brief vom 15. d. M. bedauere ich Ihnen nichts Erfreuliches berichten zu können. Herr Tollen s hat zwar auch die von Ihnen erarbeiteten Materialien als ausreichend für eine .Doktorarbeit erachtet, sich aber über die Behandlung des Stoffes in der Abhandlung so wenig günstig geäufsert, dafs ich Sie ersuchen mufs, Ihre Heise nach Leipzig zu verschieben. Nachdem ich infolge dieser ungünstigen Becension die Arbeit neuerdings in Augenschein genommen, mufs ich die Auffassung des Herrn T o 1 1 e n s teilen. . . . etc. Warum hat Herr Wolffhügel nun nicht gleich der Voll- ständigkeit halber auch diese seine Briefe zur Veröffentlichung ge- bracht und den verfänglichen Inhalt derselben zu erklären versucht? Wie ist es möglich, daß Herr Wolffhügel, wenn er den Inhalt meiner Arbeit begriffen hatte und wirklich zu der in seinem Briefe vom 14. Februar 1892 ausgesprochenen Ansicht gelangt war, 5 Tage später eine Ansicht entwickeln konnte, die beim Vergleiche mit der ersteren bei jedermann ein Lächeln hervorrufen wird? Sollte Herr Wollffhügel in der That nicht fühlen, welche Blöße er sich da- mit gegeben hat, oder hoffte er vielleicht, daß diese Zeugen seiner Urteilsfähigkeit inzwischen der Vernichtung anheim gefallen seien? Herr Wolffhügel hat offenbar den durchweg chemischen Inhalt meiner Arbeit gar nicht begriffen, und weil ihm derselbe ganz fremd war, weil er nur die am Schlüsse zusammengestellten Ergebnisse zu schätzen verstand, so war er ebenso maßlos in seinen Lobeserhebungen, als er es 5 Tage später in seinen Schmähungen meiner Arbeit war. Herr Wolffhügel hatte inzwischen die Arbeit dem Vorstande des agrikultur che mischen Laboratoriums, Herrn Prof. Toi lens, über- geben und die im Briefe vom 19. Februar 1892 ausgesprochene An- sicht ist nicht die des Herrn Wolffhügel, sondern die des Herrn Prof. Tollens. Der übrige Inhalt spricht für sich selbst. Wenn Herr Wolffhügel noch weiterhin zur Stütze seiner An- gaben behauptet, daß der Grund zu meinem Gelatineneutralisations- verfahren im Sommer 1891 durch einen Meinungsaustausch gelegt sei, der auch meiner Doktorarbeit zu gute gekommen sei, so beweist er damit nur, daß er, falls er diese Behauptung bona fide nieder- Zur Frage der Gelatinebereitung. 647 geschrieben haben sollte, selbst nicht mehr weiß, welcher Art die von mir im Sommer 1891 für ihn ausgeführten Arbeiten gewesen sind oder was er damit bezweckt hat. Mir dagegen ist noch recht genau bekannt, daß Herr Wolffhügel den Wunsch hatte, einen Nährboden zu besitzen, der möglichst frei von den schädlichen Bei- mischungen der einzelnen Bestandteile war, besonders hatte er die zum Bleichen der Gelatine benutzte schweflige Säure im Auge, wo- bei er indessen gänzlich außer acht ließ, daß S02 wegen seiner Un- beständigkeit gar nicht in den gelatinierenden Zusätzen enthalten sein konnte. Ich hatte demnach während meiner sechswöchentlichen Thätigkeit in Göttingen die Aufgabe, eine Reihe gelatinierender Sub- stanzen auf mineralische Bestandteile zu untersuchen, wie Herr C. v. Uslar, welcher die Arbeit fortsetzte, zu bezeugen bereit ist. Wenn also Jemanden das Gedächtnis im Stiche läßt, so scheint dieser Jemand einzig Herr Wolffhügel zu sein. Ganz ebenso verhält es sich mit den übrigen Behauptungen dieses Herrn, auf die ich einzeln wegen Mangel an Raum nicht ein- gehen kann, doch bin ich jederzeit bereit, durch Zeugen nachzuweisen, daß die Angaben desselben in recht bedenklicher Weise von den Thatsachen ab weichen. Besonders ist dieses der Fall mit der Be- hauptung des Herrn Wolffhügel in betreff der Aufnahme meiner Arbeit in das Archiv für Hygiene, wozu, wie ich nochmals behaupte, Herr Wolffhügel mich mit nicht besonders ansprechenden Mitteln veranlaßt hat und zu der ich mich nur widerstrebend erst dann ver- standen habe, nachdem ich die Herren Professoren Toi lens und Li eb scher unter Darlegung des Sachverhaltes um Rat befragt hatte. Mag daher Herr Wolffhügel zu noch so sonderbaren Mitteln seine Zuflucht nehmen, die Thatsache bleibt bestehen, daß seine Be- hauptungen nichts weiter sind, als ein Versuch, sich fremdes geistiges Eigentum anzueignen und sein ganzes Vorgehen in dieser Angelegen- heit kann nur als ein weiterer Beweis dafür dienen, denn wenn Herr Wolffhügel sich durch die Veröffentlichung meiner Arbeit wirklich beeinträchtigt fühlte, warum wählte er dann nicht den würdigeren Weg, durch persönliche Verhandlungen zu seinem angeblichen Rechte zu gelangen?! Daß Herr Wolffhügel nicht allein nicht von meinen Privat- arbeiten, sondern selbst nicht einmal von den von mir für das hygienische Institut ausgeführten Arbeiten Kenntnis hatte, beweist derselbe durch 2 Karten des Herrn Dr. Reichenbach, in welchen er mich nach Niederlegung meiner Stellung bitten läßt, zur Besprechung meiner Versuche zu ihm zu kommen. W'enn nun endlich Herr Wolffhügel die Erwähnung einer Angelegenheit, die er längst vergessen und begraben wähnte, kurzer Hand mit der Bemerkung abfertigen zu können glaubt, daß solches auf Verleumdung beruhe, so kann man ihm dieses nicht verdenken, nur will ich Herrn Wolffhügel noch bemerken, daß ich Verleum- dungen ihm allein überlasse, und daß er von dieser Erlaubnis bereits früher den ausgiebigsten Gebrauch gemacht hat, bin ich bereit, ihm auf Wunsch an dieser Stelle durch schriftliche Belege nachzuweisen. Göttingen, den 29. März 1894. 41 048 Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. Bakteriologische und parasitologische Kongresse. Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. Referent: Dr. Gc. Sanarelli, Privatdozent in Rom. Chiari , H. (Prag) , Ueber das Vorkommen von Typhus- bacillen in der Gallenblase bei Typhus abdominalis. Angeregt durch einen Fall von durch Typhusbacillen bedingter schwerer, nekrosierender Cholecystitis, der im April 1893 zur Be- obachtung gelangte, unternahm Chiari an einem größeren Sektions- materiale das systematische Studium der Frage des Vorkommens von Typhusbacillen in der Gallenblase bei an Typhus abdominalis ver- storbenen Menschen. Es erschien das deswegen von Interesse, weil zwar mehrfache Angaben über das Vorkommen schwerer Cholecystitis bei Typhus abdominalis vorliegen, so namentlich bei Hölscher, Typhusbacillen in den Gallenwegen bisher aber nur selten (Gilbert et Girode, L6tienne, Dupr6, Guarnieri und Chiari) nachgewieseu wurden. Chiari untersuchte im ganzen 22 Fälle von Typhus abdomi- nalis, und zwar 2 Fälle aus dem Stadium infiltrationis, 7 Fälle aus dem Stadium necroseos, 6 Fälle aus dem Stadium ulcerationis, 4 Fälle aus dem Stadium separationis und 3 Fälle von Typhus recidivus. Die Diagnose der Typhusbacillen stützte sich stets auf verschie- dene Momente, i. e. auf die Kulturen in Agarplatten, im Agarstriche, im hohen Agar, im Gelatinestiche, auf Kartoffeln uud in Milch, auf die negative Indolreaktion in Bouillon, auf die Beweglichkeit, die Geißeln und die Entfärbung der Bacillen nach Gram. Die Virulenz der Typhusbacillen wurde durch intraperitoueale Injektion bei Meer- schweinchen geprüft. In den 22 Fällen wurden 19mal Typhusbacillen aus dem Inhalte der Gallenblase kultiviert. Nur 3 Fälle waren negativ, und zwar 1 Fall aus dem Stadium infiltrationis uud 2 Fälle aus dem Stadium necroseos. Die Typhusbacillen waren meist die einzigen Bakterien, die sich aus dem Inhalte der Gallenblase züchten ließen. Nur 4mal fanden sich daneben noch andere Bakterien. Die Typhusbacillen waren meist in großer Zahl in der Gallen- blase vorhanden, wie aus der Untersuchung der Deckglaspräparate hervorging. Zu wiederholten Malen fand sich Entzündung in der Gallenblase, und zwar I3mal unter den 19 positiven Fällen. Meist betraf die Entzündung nur die Mucosa, in 1 Falle aber sämtliche Wandschichten der Gallenblase. Chiari zieht aus seiner systematischen Untersuchung den Schluß, daß beim Typhus abdominalis überhaupt das Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. 649 H i n ei ngelan ge n von Typhusbacillen in die Gallen- blase keineswegs zur Ausnahme, sondern im Gegen- teile zur Regel gehört. Der Weg, den die Typhusbacillen einschlagen, um in die Gallen- blase zu gelangen, könnte ein doppelter sein ; entweder ascendieren sie vom Darme aus, wie das bei anderen Bakterien bestimmt vor- kommt, oder sie kommen durch die Blutbahn in die Gallenblase, wofür namentlich die Experimente von Blachstein und auch eigene Experimente Ch i ar i’s sprechen. Eine definitive Entscheidung darüber kann aber noch nicht getroffen werden. Die Typhusbacillen können sich in der Gallenblase vermehren, da die Galle nach Corrado für sie indifferent ist. Für die Ver- mehrung spricht die oft sehr große Zahl der Typhusbacillen in der Gallenblase. Bezüglich der klinischen Bedeutung des Hineingelangens der Typhusbacillen in die Gallenblase kann gesagt werden, daß sie Cholecystitis erzeugen können, welche mitunter geradezu zur Todes- ursache wird. Weiter ist es wahrscheinlich, daß sie Cholelithiasis anzuregen vermögen und endlich, daß sie die Veranlassung zu einem Recidive des Typhusprozesses im Darme abgeben können, indem sie bei stärkerem Einfließen der Galle in den Darm aus der Gallenblase in diesen gelangen und denselben neuerdings infizieren können. Tsuboi, Jiro, Die Cholera asiatica als eine Nitrit- vergiftung. Verf. erörtert zuerst alle Gründe, welche bei Gegenwart von Kommabacillus und Nitrat im menschlichen Darme eine akute Nitritvergiftung veranlassen können. Als Beweise dafür giebt derselbe die Resultate der Tierexperimente an, die er gemeinschaftlich mit Prof. Emmerich ausgeführt hat. Wenn die asiatische Cholera eine Nitritvergiftung ist, so müßte man bei Cholerakranken jedesmal Methämoglobin finden. Dies scheint aber nach ihm voraussichtlich nicht der Fall zu sein. Durch Versuche an seinem eigenen Blute im Vergleiche mit Meerschweinchenblut hat er gefunden, daß zur spektroskopisch nachweisbaren Methämoglobinbildung bei Menschen fast 1 g Nitrit notwendig ist. Bevor 1 g Nitrit im menschlichen Darme gebildet wird, tritt schon der Tod ein. Daher wird man im Cholerablute nur bei gewissen Fällen Methämoglobin zu finden sein. Nannotti, A., Ueber die Wirkung der sterilisierten Eitersubstanzen bei Impfungen. Verf. hat durch seine Versuche über die pathogene Wirkung der Absonderungsprodukte des Staphylococcus pyogenes zu- erst bewiesen, daß der Marasmus, welchem die an chronischer Eiterung leidenden Individuen entgegen gehen, hauptsächlich von einer Vergiftung durch die Absonderungsprodukte jenes Pyogenes her- rührt. Verf. berichtet nun über die bei der Impfung der sterilisierten Eiterungsprodukte erhaltenen Resultate. Dieselben sind die folgenden : 650 Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. 1) Die Impfungen der sterilisierten Eiterungsprodukte haben unge- fähr eine identische Wirkung wie die Absonderungsprodukte des Staphylococcus pyogenes. 2) Die Hauptwirkung der fraktionierten Impfungen ist der Ma- rasmus. 3) Die toxische Wirkung der Impfungen von Eiterungsprodukten in das subkutane Bindegewebe ist stärker als diejenige, welche bei der Impfung in dem Blutkreisläufe veranlaßt wird. Nannotti und Baciocchi, Ueber den Mechanismus und über den Genesu ngsprozeß der tuberk ulösen Peri tonitis durch die Laparotomie. Verff., welche zum erstenmale die Frage experimentell zu beant- worten suchen, kommen nach einer großen Reihe von Versuchen zu den folgenden Schlüssen: 1) Die Laparotomie übt unzweifelhaft einen wohlthätigen Einfluß auf die tuberkulöse Peritonitis auch bei den niederen Tieren aus. 2) Bei Kaninchen erhält man fast immer eine mehr oder weniger anzuerkennende Verbesserung, aber nie Genesung. 3) Bei Hunden bringt nur ausnahmsweise die Laparotomie keine Verbesserung hervor, sondern im allgemeinen hat sie ein voll- ständiges oder fast vollständiges Verschwinden der tuberkulösen Peritonitis zur Folge. 4) Das Verschwinden der Peritoneumtuberkulose vollzieht sich durch Reabsorption und Umwandlung im Bindegewebe. 5) Die Reabsorption der Tuberkel findet statt infolge der Zer- störung des Tuberkelerregers (Phagocytose) und der Neugefäß- bildung. Die Neugefäßbildung trat sehr deutlich bei den Ver- suchen mit Hunden hervor. 6) Infolge der Umwandlung im Bindegewebe hat man nachher viel- seitige Berührungspunkte unter den Unterleibsorganen und in den Därmen untereinander. Diese Berührungspunkte können im weiteren Verlaufe derartige Verletzungen hervorbringen, daß durch dieselben ebenso viele morböse Erscheinungen entstehen. 7) Die Wirksamkeit der Laparotomie bei der tuberkulösen Peritonitis zeigt sich manchmal nur nach wiederholten Operationen. 8) Die Zurückbildung der Tuberkel nach der Laparotomie geht rasch vor sich, aber im allgemeinen bleiben immer einige In- fektionsherde zurück, welche schwer verschwinden, so daß man nur mit größter Vorsicht von Genesung sprechen darf, auch wenn die klinischen Erscheinungen dieselbe als vollständig an- zusehen erlauben möchten. 9) Der wohlthätige Einfluß der Laparotomie scheint nicht erhöht zu werden durch das Waschen der Bauchhöhle. 10) Die physio-pathologische Wirkung der Laparotomie bei gesunden Tieren besteht in einer Entzündung des Peritoneums, welche von einer wesentlichen Steigerung der Reabsorptionskraft desselben begleitet ist. 11) Es würde also scheinen, als ob die wohlthätigen Einflüsse der Laparotomie bei der Peritoneumtuberkulose an eine Entzündung Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. ß51 gebunden wären, so daß außer einer Steigerung der Reab- sorptionskraft des Peritoneums die Zerstörung des Tuberkel- erregers sowie die Gefäßbildung der Tuberkel und ihre darauf- folgende Reasorption hervorgerufen würde. Roger (Paris), Die Leber in den Infektionskrankheiten. In der Leber können die verschiedensten Infektionskrankheiten anatomische Verletzungen oder Störungen in ihren Funktionen ver- ursachen. Die Verletzungen variieren nicht nur von einer Krankheit zur anderen, sondern auch im Verlaufe einer und derselben Krankheit, welche sich in Tieren von gleicher oder verschiedener Species ent- wickelt. So z. B. ruft die Tuberkulose in den Hühnern eine vitröse Degeneration, in den Fasanen eine amyloide Degeneration, in den Meerschweinchen Knoten oder einen eigentümlichen Marasmus (Typus Y er sin) hervor. Durch den Bacillus, welchen Verf. unter dem Namen Bacillus septicus puti dus beschrieben hatte, konnte er in der Leber Thrombose, hyalinische Degenerationen, embryonale Infiltrationen, systematische periportale Cyrrhosen hervorbringen. Alle diese Verletzungen hat er durch sterilisierte und filtrierte Kul- turen wiedererzeugen können, was beweist, daß alle von Thrombose bis zur Sklerose von einem toxischen Prozesse herrühren. Es genügt nicht bloß, die anatomischen Verletzungen der Leber zu kennen, sondern man muß auch den Zustand ihrer Funk- tionen studieren. Es ist bekannt, daß die Leber die Mehrzahl der Gifte, welche ihr von der Vena porta zugeführt werden und be- sonders die Bakteriengifte zurückhält und umwandelt. Diese Funktion, wie Verf. schon gezeigt hat, ist an der Anwesenheit des Glykogens innigst gebunden und deshalb wurde er veranlaßt, zu unter- suchen, wie sich das Glykogen im Verlaufe der Infektion ändert. Beim Studium des Milzbrandes und der Streptokokkeninfektion in den Kaninchen konnte Verf. nachweisen, daß im Verlaufe der ersten Periode dieser Infektionen die Menge des Glykogens, welches in den Zellen enthalten ist, normal bleibt; und trotz der thermischen Er- höhung, welche bis 41° und darüber steigt, die Menge des Zuckers, welche das Blut enthält, nicht variiert. Später, wenn schlimmere Phänomene eintreten und die Temperatur sinkt, ver- schwindet einerseits das Glykogen schnell, während andererseits der Zuckergehalt des Blutes bei Milzbrand bis 2 — 3 °/00 steigt, bei Strepto- kokkeninfektion dagegen bis zum Verschwinden sinkt. Man kann daraus schließen, daß die Leber trotz des Fiebers den Organismus gegen die Bakteriengifte oder andere weiter schützen kann. Diese Resultate erlauben zahlreiche klinische Anwendungen und erklären besonders die Schwere der Infektionskrankheiten bei solchen Leuten, welche schon vorher an einer Leberkrankheit litten. Roger (Paris), Ueber die Wirkung der Bakteriengifte aufs Herz. Verf. hat mittelst der graphischen Methode die Wirkung studiert, welche die Gifte folgender Bakterien, B. septicus putidus, B. coli, B. diphtheriae, Proteus vulgaris auf das Herz von Fröschen 652 Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. ausübt. Die Kulturen dieser vier Mikroben verlangsamen die Herz- schläge, steigern die Dauer der Systole, dessen Diagramm geradlinig wird und verlängern die Diastole. Die Weite der Kontraktionen ver- ringert sich unter dem Einflüsse der Gifte der Diphtheritis und Coli, sie bleibt dagegen normal oder nimmt zu unter jenem des Proteus und des B. septicus. Die faradische Reizbarkeit des Herzens wird durch diese Gifte nicht verändert, ausgenommen von jenen des B. septicus. Die durch diese Bakterien abgesonderten Gifte, oder genauer ausgedrückt, die Substanzen, welche man durch Alkohol aus den Kulturen ausfällen kann, machen das Herz voll- kommen unreizbar. Man kann es nicht mehr durch das Elektrisieren des Vagus zur Ruhe bringen, man kann nicht mehr durch einen nach den Herz- muskeln geleiteten Strom die Art und den Rhythmus der Kontraktionen ändern. Endlich ein letzter Charakterzug dieser Vergiftung besteht darin, daß das Herz in Diastolen zu schlagen aufhört, nachdem die Systolen, welche sehr energisch bleiben, aber immer seltener werden, bis zu einem Intervall von einer Minute, um nachher vollständig auszu- bleiben. Bouchard und Charrin, Ueber die Gründe der Unschäd- lichkeit einiger Parasiten. Die Parasiten des Menschen können schädlich, nützlich oder in- different sein. Einige Parasiten , welche in dem Menschen im saprophytischen Zustande leben, können sehr schädlich werden, wenn sie sich im Organismus anderer Tiere entwickeln. Im allgemeinen zeigen die Parasiten, welche in der Luft Vorkommen, keine große Virulenz. Verff. haben den Grund dieses Verhaltens studiert vermittelst einer mit der Oospora Guignardi ausgeführten Reihe von Ver- suchen ; einem Pilze, welcher in der Luft lebt uud gewöhulich nicht pathogen ist, wenn er auch mit den Luftröhrenschleimhäuten in Be- rührung gekommen ist. Diesen Pilz züchtet man gut auf Kartoffeln, in Gelatine , Bouillon, Milch etc. und besonders in den Bouillon- kulturen zeigt er viele Berührungspunkte mit dem Milzbrand- bacillus, da er weißliche, aus langen Fasern bestehende Flocken bildet, welche zahlreiche Sporen enthalten. Verff. haben die Kulturen in den verschiedensten Teilen des Körpers (Blutgefäße, Luftröhre, Rippenfell, Peritoneum, Verdauungskanal, Unterhautgewebe, Meningen, Auge, Sierosen etc.) von Kaninchen, Meerschweinchen, Vögeln, aber immer ohne Erfolg, ausgenommen 2 mal unter 23 Fällen eingeimpft. Wenn das Tier stirbt, findet man bei der Autopsie nur eine all- gemeine Kongestion der Organe. Wenn aus diesen Organen Kulturen angelegt werden, erhält man nur positive Kulturen während 2 — 5 Tagen nach der Injektion. Die Mikroben findet man in größerer Quantität in der Leber vor, vielleicht wegen des Glykogens, das darin ent- halten ist. Gegenüber den Antiseptika (Borsäure, Quecksilberchlorid, Naphtol) scheint die Oospora empfindlicher zu sein, als der B. pyocyaneus, Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. 653 dasselbe kann man sagen von dem Einflüsse des Druckes, der Wärme, der Kälte, des Ozons, des Sauerstoffes, der Elektricität, des Lichtes etc. Diese Agentien also, die uns umgeben, scheinen viel energischer auf Oospora Guignardi zu wirken, als auf B. pyocyaneus. Dar- aus schließen die Verth, daß dieser Pilz, wenn er in den Organismus eintritt, schon sehr geschwächt sein muß. Außerdem zieht die Oospora solche Medien vor, welche Zucker oder Kohlehydrate enthalten, während der B. pyocyaneus wie alle anderen patho- genen Mikroben die Peptone und die tierischen Gewebe vor- ziehen. Folglich findet der B. pyocyaneus im Organismus bessere Lebensbedingungen, als die Oospora, welche sich überhaupt im Serum nicht gut entwickelt. Wenn man die Oospora mit dem B. pyocyaneus einimpft, so stirbt erstere im Kampfe ums Leben, wenn man sie aber in solchen Verhältnissen einirapft, daß der letztere ohne Wirkung bleibt, so kann die erstere seine Aktivität erhöhen. Jedoch ist die Bildung giftiger Substanzen äußerst langsam ; die sterilisierten Kulturen haben keine giftige Wirkung, nur wenn sie drei Monate alt sind, können sie Hypothermieen verursachen. Aus dem Gesagten ziehen Verff. den Schluß, daß gewisse Para- siten, wenn sie auch in den Menschen eingeimpft werden, aus folgenden Gründen unschädlich bleiben: 1) Weil die physischen und chemischen Agentien sie mehr schwächen, als die anderen pathogenen Mikroben. 2) Weil sie im Organismus keine günstigen Lebens- und Entwicke- lungsbedingungen finden. 3) Weil sie ihre Gifte sehr langsam absondern. Bernheim, S. (Paris), Cow-Pox und Tuberkulose. Auf dem Pariser Kongresse für Tuberkulose hat Verf. gezeigt, daß sich der Koch’sche ißaci llus und die Pockenlymphe, ohne sich gegenseitig irgend zu beeinflussen, in derselben Bouillonkultur sehr gut entwickeln. In Anbetracht der Arbeiten von Toussaint und der eigenen erklärte Verf., daß ^nan berechtigt wäre, den Ver- dacht zu haben, daß die Schutzlymphe, welche von schwindsüchtigen Menschen oder Tieren stammte, die direkte Ursache der Tuberkulose sein könnte. In der That kommt die Tuberkulose in allen ihren Formen sehr häufig bei Kindern vor, oft nach einigen Tagen oder Wochen oder einigen Monaten nach der Impfung, und man kann da- für keinen anderen Grund finden, als die Pockenimpfung selbst. Bei der Autopsie einer sehr großen Anzahl von jungen Kühen, auf welche Verf. Cow-Pox gezüchtet hatte, entdeckte er tuberkulöse Verletzungen bei Tieren, welche das beste gesunde Aussehen hatten. Er hat eine junge Kuh geimpft, welche spontan schwindsüchtig ge- worden war, und nachher den größten Teil der erhaltenen Lymphe einer schönen gesunden Kuh eingeimpft. Die Impfung entwickelte sich normal, aber es trat auch ein starker kachektischer Zustand ein. Nach 75 Tagen wurde die Kuh geschlachtet und alle Organe waren mit zahlreichen Tuberkeln besät. Die aus dieser zweiten Kuh erhaltene Lymphe wurde in großer Menge 9 Kaninchen eingeimpft, 654 Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. von denen 4 schwindsüchtig starben. Verf. konnte weder in der Impfungslymphe der ersten Kuh, noch in der der zweiten Koch- sche Bacillen nachweisen. Verf. zieht den Schluß, daß es gefährlich ist, aus einer leben- digen Kuh direkt Menschen zu impfen, ohne zu versuchen, ob das Tier gegen Tuberkulin reagiert. Wenn man kein vollständiges Zu- trauen zu dieser Probe hat, ist es noch einfacher und sicherer, den Cow-Pox nur alsdann zu brauchen, wenn die Autopsie das Tier als gesund erwiesen hat. Diese Methode hat Verf. seit mehreren Jahren in Anwendung gebracht, sie ist äußerst einfach und bietet alle möglichen Garantieen. Bernheim, S., Die Behandlung der Tuberkulose mit immunisiertem Serum. Man kann, wenigstens für einige Zeit, den Tieren die Immuni- tät gegen Tuberkulose sichern. Um diese Immunität zu erhalten, hat sich Verf. auf die Versuche von Kitasato und Behring gegen Diphtheritis und Tetanus gestützt. Verf. hat anderthalb Stunden lang eine frische Kultur von Koch’schen Bacillen bei 80° erhitzt, am Chamberland filtriert und die filtrierten löslichen Produkte im Verhältnis von 1 ccm zu 5 Kilo Gewicht Tieren eingeimpft. Er hat diese Injektionen während 5 Tagen fünf- oder sechsmal an jedem Tiere wiederholt. Die gesunden Tiere, welche für die erste Injektion sehr empfindlich waren, sind für die anderen unempfindlich geblieben; im Gegensätze zu den sehr jungen und kränklichen Versuchstieren, welche an akuter Nephritis gestorben sind. Die überlebenden Tiere sind gegen Tuberkulose widerstandsfähig geworden; große Mengen von Koch’schen Bacillen, welche durch die Verdauungs - , Atmunes - oder Unterhautwege eingeführt waren, sind ohne schädliche Wirkung geblieben. War einmal dieser wider- standsfähige Zustand erhalten, so wurde das Tier seziert, das Serum mit allen möglichen Vorsichtsmaßregeln gesammelt, sterilisiert und in Röhrchen zu 2 — 5 ccm eingeschmolzen. Diese Zubereitung ist äußerst delikat, weil die organische Flüssigkeit sich sehr schnell zer- setzt. Es ist wichtig, das Tier zu sezieren, wenn es zum Maximum der Immunität gelangt ist. d. h. sofort nach der letzten Einimpfung löslicher Produkte. Die Erfahrung hat eben gezeigt, daß die anti- bakterische Wirkung des Serums mit der Zeit abnimmt, obschon das Tier seine Immunität vollständig behält. Verf. hat eine große Anzahl Schwindsüchtiger mittelst der Serumtherapie behandelt. Er hat in der Nähe der Schulterplatte und zwischen den Schultern zu Anfang jeden Tages, später alle zwei Tage 1—3 ccm immunisiertes Serum eingeimpft. Diese Impfung, welche nie schmerzhaft und auch nie gefährlich ist, sobald man die gewöhnlichen antiseptischen Vorsichtsmaßregeln trifft, soll bei den gewöhnlichen Fällen 3—4, bei den schwereren 5—6 Monate fortge- setzt werden. Verf. meint damit nicht, alle Arten von Tuberkulose zu heilen, die erzielten Resultate sind aber jedenfalls sehr ermutigend und um so besser, wenn das Uebel in seinem Beginne bekämpft wird und der allgemeine Zustand des Patienten befriedigend ist. Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. 655 Man kann sagen, daß dem immunisierten Serum eine impfende Wirkung gegen die Tuberkulose zukommt. Nach Yerf. ist diese Wirkung eine zweifache. In den Blutkreislauf eingeführt, zerstört das Serum die zahlreichen Gifte, welche den Organismus des Tu- berkulösen vergiften, Gifte, welche den Grund seines Fieberzustandes und seiner Depression bilden. Sind dann die löslichen Produkte neutralisiert, so gewinnt der Schwindsüchtige die verlorenen Kräfte wieder, die Kraft der Leukocyten nimmt zu und erhalten schließlich das Uebergewicht über die Bakterien. Verf. hat sich auch des Serums bedient, um die Abkömmlinge von Schwindsüchtigen zu impfen und jene Personen, welche während einiger Zeit mit solchen zusammengelebt haben und angesteckt sein konnten. Diese Schutzimpfung ist noch zu neu und die Versuche sind noch nicht so zahlreich, um eine definitive Schlußfolgerung zu erlauben. Bemheim, S., Vorgängige Diagnose der Tuberkulose. Verf. hat bemerkt, daß bei tuberkulösen Tieren die Lymphdrüsen, welche in Beziehung zu dem Impfungrsorte stehen, geschwollen waren, d. h. hier lokalisiert sich die erste Wirkung der Infektion. Verf. hat außerdem noch bei allen Versuchsobjekten bemerkt, daß die Milz stark hypertrophisch war, so daß sie das Volumen der Leber er- reichte oder sogar überschritt. In einer späteren Periode ist das ganze lymphatische System beteiligt, die Ganglien sind geschwollen und man entdeckt in ihrem Parenchym die Koch’schen Bacillen. Diesen Mikroorganismus findet man im Gegenteile sehr selten im Blute, wo er nicht zu leben liebt. Es geschieht dasselbe auch bei dem Menschen. Man findet selten die Bakterien in dem Blute eines Schwindsüchtigen auch in einem vorgeschrittenen Stadium, aber andererseits kann man manchmal die Tuberkulose durch Einimpfung des Blutes solcher Individuen erzeugen. Eine große Anzahl klinischer Symptome können dazu dienen, eine vorgängige Diagnose zu stellen. Die Depression des allgemeinen Zustandes, die Abschwächung der Nahrungsfunktionen, die eingetretene Abmagerung, das Steigen der Temperatur, gewisse gastrische und nervöse Störungen, welche die Aufmerksamkeit der Kliniker auf sich ziehen, sind ebenso viele Anzeichen der Tuberkulose. Aber zu diesen allgemeinen Merkmalen kann man andere präzisere hinzuzählen: 1) Die Untersuchung der physiologischen Flüssigkeiten. Der Harn zeigt eine Zunahme von Phosphaten und eine Abnahme von Harn- stoff, die gefärbten Elemente des Blutes sind nicht mehr normal, der Auswurf enthält manchmal (selten) Bakterien, welche auch im Harne Vorkommen können u. s. w. ; 2) die Einimpfung des Blutes des Kranken in ein Tier; 3) die Untersuchung des lymphatischen Systems (bei der Mehrzahl Schwindsüchtiger findet man schon im Anfänge eine Hypertrophie gewisser Lymphdrüsen); 4) vor allem der Zustand der Milz, welche bei Schwindsüchtigen immer geschwollen ist; 5) die Einimpfung des immunisierten Serums, welches für die Tuberkulösen ist, was Quecksilber für die Syphilitiker. Die ersteren sind für die Serumtherapie sehr empfindlich, diese verbessert ihren Zustand, während die anderen Kranken dieser Behandlung gegenüber unempfindlich bleiben. 656 Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. Ausgenommen die sehr vorgeschrittenen Fälle von Tuberkulose, bei welchen die Natur der Krankheit unzweifelhaft ist, muß man die Mehrzahl der angegebenen Merkmale verbinden, um die Diagnose sicherzustellen. Ein einziges ist fast immer ungenügend, um die völlige Sicherheit zu erlangen. Bernheim, S. (Paris), Erblichkeit und Ansteckung der Tuberkul ose. Verf. hat bei mehreren Generationen Kaninchen und Meer- schweinchen, welche von tuberkulösen Tieren abstammten, beobachtet, daß die Abkömmlinge, welche bei den tuberkulösen Eltern gelassen wurden, zum größten Teile ebenfalls tuberkulös geworden sind; da- gegen wenn die Neugeborenen sofort entfernt wurden, sind sie gesund geblieben. Diese Entfernung allein konnte die Ansteckung verhindern, ausgenommen jene Fälle, bei welchen auf der Placenta selbst Tuberkel vorkamen. In diesen Fällen wurden alle Tiere ohne Ausnahme tuber- kulös trotz der sofortigen Entfernung. Die subkutane und intravenöse Injektion von frisch kultiviertem Koch’ sehen Bacillus in trächtige Hunde, Kaninchen oder Meer- schweinchen hat Verf. zu demselben Resultate geführt. Er konnte sich überzeugen, daß die Jungen trotz der experimentellen Infektion während der Schwangerschaft nie tuberkulös wurden. Man kann deshalb sagen, daß die Bacillen die Placenta der Mutter nicht zu durchdringen vermögen, wenn dieses Organ selbst gesund bleibt. Mit Nocard glauben die Mehrzahl der Tierärzte, daß die Schwindsucht in dem Tierreiche eine seltene Krankheit bei den Neugeborenen ist, so daß dieselben wenig an die Erblichkeit der Phthisis glauben. Verf. konnte selbst beobachten, daß man die Kinder von schwind- süchtigen Eltern von der Tuberkulose retten konnte, wenn man die- selben sofort nach der Geburt vom Infektionsorte entfernte. Eine Ausnahme bilden nur diejenigen, welche von einer tuberkulösen Pla- centa oder von Tuberkeln des Uterus oder der Scheidenhaut ange- steckt worden waren. In diesem Falle sind die Neugeborenen immer unter zwei Jahren gestorben. Verf. hatte Gelegenheit, drei Fälle von schwindsüchtigen Frauen, welche Zwillinge geboren hatten, zu beobachten. Er konnte jedesmal eines der Kinder im Vaterhause durch eine gesunde Amme ernähren lassen, während die anderen aufs Land geschickt und mit dem Biberon aufgezogen wurden. Die drei ersten, welche in der Familie geblieben sind, starben ; der eine an Lungenschwindsucht, die zwei anderen an tuberkulöser Meningitis, und außerdem starben auch zwei von den Ammen an der Tuberkulose. Die entfernten Kinder dagegen, welche auf dem Lande unter gesunden hygienischen Umständen auf- gezogen wurden, sind alle drei noch am Leben und gesund. Verf. glaubt zu der Schlußfolgerung berechtigt zu sein, daß eine wirkliche Erblichkeit der Tuberkulose nicht existiert, daß alle Phthisis- formen durch Ansteckung verursacht werden, und daß alle Kinder, welche von schwindsüchtigen Eltern stammen, sofort nach der Ge- burt vom Infektionsorte entfernt werden müssen. (Fortsetzung folgt.) Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. ß57 Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten, Laboratorien etc. Aus dem Hygienischen Institute in Kiel. Die Bakterien des Meeres nach den Untersuchungen der Planktonexpedition unter gleichzeitiger Berücksichtigung einiger älterer und neuerer Untersuchungen1). Von Dr. Bernhard Fischer. Verf. hat die Untersuchungen über die Meeresbakterien, die er bereits im Herbst 1885 aut' einer Reise nach Westindien begonnen hatte , größtenteils im Sommer 1889 auf der PlanktoDexpedition ausgeführt. Dieselben wurden vervollständigt durch zahlreiche, im hygienischen Institute zu Kiel seit 1887 angestellte Untersuchungen. Eine willkommene Ergänzung bildeten schließlich Meerwasserunter- suchungen, die der Marinestabsarzt Dr. R. Bassenge im vergangenen Jahre auf Kreuztouren in den heimischen Gewässern, sowie auf einer Fahrt nach Trinidad nach Anleitung des Verf. ’s ausgeführt hat. Die Arbeiten beziehen sich auf den Atlantischen Ocean, den eng- lischen Kanal, die Nord- und die Ostsee. Unter regelmäßiger Ent- nahme von Wasserproben und unter alsbaldiger Untersuchung der- selben wurde der Ocean von etwa 60° Nord- bis etwa 8° Südbreite nach verschiedenen Richtungen und auch zu verschiedenen Jahres- zeiten durchkreuzt. Alle wichtigeren Strömungen des Oceans wurden dabei durchfahren und der Ocean nicht weniger als 6mal auf ver- schiedenen Breiten durchquert. Zum erstenmal fand eine derartige Durchquerung des Oceans auf der Heimreise von Westindien (Januar bis April 1886) statt. Nachdem das Schiff von La Guayra (Venezuela) durch das Karai- bische Meer nach den Virginischen Inseln, Santa Cruz und S. Thomas gesegelt war, erfolgte von hier aus die Fahrt durch den Ocean erst in fast nördlicher Richtung bis in die Nähe der Ber- mudainseln , worauf Kurs auf die Azoren genommen und nach einem Besuche der Insel Fayal der englische Kanal angesteuert wurde. Auf der Weiterreise nach Kiel wurden im Kanäle Plymouth und in der Nordsee Wilhelmshaven angelaufeu. Im ganzen gelangten 31 Meerwasserproben zur Untersuchung, 5 von den Ankerplätzen, 2 aus dem Karaibischen Meere, 18 aus dem Ocean (Antillenstrom, Sargassosee, Golfstrom), davon 1 aus 190 m Tiefe und 5 aus dem Kanal bezw. der Nordsee und dem Großen Belt. Bei der Planktonexpedition, welche Mitte Juli 1889 von Kiel aus ging, wurde die Nordsee auf dem direkten Wege von Skagen nach dem Pentland Firth (Straße zwischen den Orkneiinseln und 1) Ergebnisse der Plankton-Expedition der Humboldt-Stiftung. Bd. IV. M. g. Kiel u. Leipzig (Lipsius & Tischer) 1S94. 658 Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologiscben Instituten etc. Schottland) durchschnitten, sodann der Ocean auf etwa 60° Nord- breite von der Nordspitze von Schottland bis in die Nähe der Süd- spitze von Grönland durchfahren, worauf nach Südwesten abgeschwenkt und die Reise über die Neufundlandbank nach den Bermudainseln fortgesetzt wurde. Hierbei wurden Wasserproben aus dem Golfstrome, der irminger See, dem Nordgrönland-, Westgrönland-, Labrador- und Floridastrome, sowie aus der Sargassosee entnommen. Von den Bermudainseln fand die Weiterreise im August erst in östlicher Richtung durch die Sargassosee und weiterhin durch den Kanarien- strom nach den Cap Verdeninseln statt, von denen S. Vincent und S. Jago angelaufen wurden. Von hier ging es anfangs September durch den Nordäquatorial-, Guinea- und Südäquatorialstrom bis zur Insel Ascencion, wobei auch die vom Süden kommende kalte Strö- mung, der sog. südatlantische Strom, gestreift wurde, und fand von hier aus die Fahrt über den Ocean nach Para in Brasilien in ziem- lich gerader Richtung, südlich vom Aequator, im Südäquatorialstrome statt. Anfangs Oktober erfolgte von hier die Rückreise über die Azoren, von denen Ponta Delgada auf S. Miguel angelaufen wurde, durch den englischen Kanal und die Nordsee nach Kiel, welches anfangs November erreicht wurde. Dieses Mal konnten bei der Fahrt durch den Ocean Wasserproben aus dem Südäquatorial-, Guinea- und Nordäquatorialstrome, aus der Sargassosee und aus dem Golfstrome für die Untersuchung gewonnen werden. Die Gesamtzahl der auf der Planktonfahrt untersuchten Meerwasserproben betrug 126, wovon nur 10 auf die heimischen Gewässer entfallen und allein 29 aus z. T. beträchtlichen Meerestiefen entnommen waren. Auch zur Untersuchung von Proben des Meeresgrundes aus oceanischen Tiefen bot sich einige Male Gelegenheit, ohne daß indes in den 4 aus 1523, 2406, 5250 bezw. 4099 m Tiefe entnommenen Grundproben durch die mikroskopische Untersuchung oder durch die Kultur Mikro- organismen nachgewiesen werden konnten. Uebrigens wurden gelegent- lich auf der Planktonexpedition auch lebende und tote Fische und andere Seetiere auf Bakterien untersucht. Von Dr. Bassenge wurden auf den Kreuztouren (Sommer 1893) in den heimischen Gewässern 28 Meerwasserproben, auf der Reise nach Trinidad (Oktober und November 1893) sowie auf einer sich anschließenden Fahrt durch das Karaibische Meer (Dezember 1893) 39 Wasserproben, davon 14 aus 10 und 1 aus 6 m Tiefe untersucht. Die Fahrt ging vom englischen Kanal über Madeira und Teneriffa, westlich an den Cap Verdeninseln vorbei, worauf im Bereiche des Nordäquatorialstromes, etwa in derselben Gegend, in welcher vom Verl, bereits im Herbste 1885 Untersuchungen ausgeführt worden waren, die Ueberfahrt über den Ocean stattfand. Die Untersuchungen im hygienischen Institute zu Kiel bestanden einmal in der weiteren Beobachtung und Bearbeitung der von den transatlantischen Reisen mitgebrachteu , bezw. von Dr. Bassenge eingesandten Kulturen, sie bezogen sich aber andererseits auf Wasser, Sand, Fische und andere Seetiere, sowie auch auf Pflanzen aus der Nord- und der Ostsee. Bei einer größeren Zahl der Wasserunter- suchungen aus dem Kieler Hafen und den angrenzenden Teilen der Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. 659 Ostsee war auch die Menge der Bakterien bestimmt, im übrigen dienten die Untersuchungen zur Feststellung der in den heimischen Gewässern vorkommenden Bakterien, von denen insbesondere die Leuchtbakterien eine eingehende Berücksichtigung fanden. Die Entnahme der Wasserproben erfolgte mit Hilfe von keim- frei gemachten Gefäßen unter thunlichster Vermeidung einer Ver- unreinigung. Zur Erlangung von Wasser aus der Tiefe dienten der Tiefwasserschöpfer von Sigsbee, sowie der ähnliche, vom Verf. für diesen Zweck konstruierte Apparat, der sich zur Entnahme von Proben aus beliebiger Tiefe für die bakteriologische Untersuchung besonders geeignet erwies, und von dem der Verf. auch schon in Bd. XIII der Zeitschr. f. Hygiene u. Infektionskrankh. eine ausführ- liche Beschreibung und zugleich auf Tafel III eine Abbildung ge- geben hat. Zu den Aussaaten wurde auf der westindischen Reise die gewöhnliche Nährgelatine — in wärmeren Gegenden eine mit 2 Proz. Agar versetzte — benutzt, und zwar wurden teils Platten gegossen, teils die flüssig gemachte Gelatine in möglichst weiten Reagenz- gläsern nach Einbringen der Wasserprobe und nach genügender Ver- mischung in thunlichst schräger und daher möglichst dünner Schicht zum Erstarren gebracht. Bei den weiteren Untersuchungen konnte von den inzwischen eingeführten Schälchen- bezw. Rollröhrchenkulturen Gebrauch gemacht und dadurch die Untersuchung an Bord wesentlich erleichtert werden. Auf der Planktonexpedition wurden regel- mäßig neben der Nährgelatine bezw. der Nähragargelatine, bei den späteren Untersuchungen aber überhaupt ausschließlich Fischseewasser- pepton-Gelatine bezw. -Agargelatine verwandt. Diese Fischseewasser- näürböden waren ähnlich wie die gewöhnliche Nährgelatine hergestellt, nur fand statt Rindfleisch dasjenige grüner Heringe und statt Wasser mit V 2 Proz. Kochsalz Seewasser aus der Nordsee bezw. aus dem Atlantischen Oceane Verwendung. Es zeigte sich, daß manche Meeres- bakterien nur auf diesen Seewassernährböden wuchsen oder sich daselbst wenigstens besser entwickelten, als auf den Nährböden mit dem gewöhnlichen Salzgehalte. Statt der auf der westindischen Reise gewöhnlich zu den einzelnen Aussaaten verwendeten Wasser- mengen von 0,5 und 0,05 ccm, die sich als zu klein herausgestellt hatten, wurden später gewöhnlich 1,0 und 0,25 ccm, ja mehrfach sogar 2 — 4 ccm genommen. Durch die weitere Untersuchung und Beobachtung der Kulturen wurde die Zahl sowie das makroskopische und mikro- skopische Verhalten der gewachsenen Kolonieen festgestellt. Stets wurde auf das Vorkommen von die Gelatine verflüssigenden Arten, von makroskopisch erkennbaren Schimmelpilzen und von im Dunkeln leuchtenden Kolonieen geachtet. Bei der ebenfalls regelmäßig aus- geführten Untersuchung mit schwacher Vergrößerung wurde das Aus- sehen der Kolonieen festgestellt. Auf der westindischen Reise, sowie auf der Planktonfahrt schloß sich hieran in der Regel die Unter- suchung in Färbepräparaten und im hängenden Tropfen, soweit das nicht durch zu starke Bewegungen des Schilfes bei stürmischem Wetter u. s. w. unmöglich gemacht wurde. Von allen bei dieser 660 Original-Referate aus bakteriologischeu und parasitologischen Instituten etc. vorläufigen Untersuchung an Bord als verschieden erkannten Kolo- nieen jeder einzelnen Wasserprobe wurden Reinkulturen zur weiteren Untersuchung angelegt. Leider blieb aber infolge einer laugdauern- den schweren Malariaerkrankung, welche sich der Verf. auf der Planktonreise zugezogen hatte, die Untersuchung der zahlreichen, von dieser Expedition mitgebrachten Reinkulturen eine unvollständige. Verf. macht im ersten Kapitel seiner Abhandlung eingehendere Angaben über die Entnahme der Proben von der Meeresoberfläche und aus der Tiefe, über die Aussaat sowie über die weitere Unter- suchung der Kulturen und teilt zum Schlüsse seine Erfahrungen in Betreff der Wahl, Einrichtung uud Ausrüstung des Arbeitsraumes au Bord mit. Das zweite Kapitel enthält die Einzelergebnisse der auf den transatlantischen Reisen, sowie auf den Kreuztouren in den hei- mischen Gewässern ausgeführten Meerwasseruntersuchungen. Von 224 Einzelproben sind in Tabellen Auszüge aus den Untersuchungs- protokollen gegeben. Dieselben enthalten Angaben über das Datum, die Tageszeit, die geographische Lage, über die Entfernung der Ent- nahmestellen vom nächsten Lande, über die Tiefe, aus welcher die Proben entnommen, über die Temperatur der Luft und des Wassers, über die Meeresströmungen und das Verhalten der Meeresober- fläche, über die Witterung etc. Außer dem jedesmaligen Keimgehalte finden sich in den Tabelleu noch Aufzeichnungen über besondere Vorkommnisse, Versuchsstörungeu etc., sowie vor allen Dingen über das mikroskopische und kulturelle Verhalten der im Meerwasser nachgewieseuen Mikroorganismen. Die mehrfach im Meerwasser an- getrotfenen, bezw. die eingehender untersu chten Mikroorganismen, die fast durchweg bisher noch nicht bekannt waren, sind der besseren Uebersichtlichkeit halber mit Kamen belegt und meist in Aumerkungeu kurz beschrieben. Bei den aus dem Meere reingezüchteten Leucht- bakterienarten beschränkt sich die Beschreibung auf diejenigen Merkmale, welche eine rasche, bezw. sichere Unterscheidung der einzelnen gefundenen Arten von einander bezw. von früher be- schriebenen gestatten ; eine eingehendere Beschreibung derselben soll demnächst in dieser Zeitschrift erfolgen. Zu den wiederholt beobachteten, bezw. eingehender untersuchten Meeresbakterien gehörten auf der westindischen Reise Hai ib acte - rium pellucidum, roseum und liquefaciens, sowie der damals aus dem Karaibischen Meere gezüchtete „westindische Leuch tb acil 1 us“, von welchem bereits in Band II. der Zeit- schrift für Hygiene eine eingehende Beschreibung gegeben ist. Auf der Plauktonreise zeigte wieder Halibacterium pellucidum die größte Verbreitung, häufiger angetroffen, bezw. eingehender unter- sucht wurden noch: Halibacterium polymorphum, auran- tiacum, rubrofuscum und purpureum, sowie 4 lichtent- wickelnde Meeresbakterien, von denen Photobacterium delga- dense im Hafen von Ponta Delgada, Photobacterium phos- phorescens, degenerans und tuberosum aber in der Kordsee gefunden waren. Photobacterium phosphorescens war bereits von Fischen der Nord- und Ostsee bekannt, die 3 auderen Arten Original-Refsrate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. 60 ^ sind bisher noch nicht beschrieben. Auf den Kreuztouren in der Ostsee wurde von Dr. Bassenge die vom Verf. als „einheimischer Leuchtbacillus“ in Band III. dieser Zeitschrift beschrie- bene Leuchtbakterienart (= Photobacterium Fischeri, Beyerinck) angetroffen, und in der Nordsee fanden sich hei den Kreuztouren im Sommer 1893 wieder Photobacterium de- generans und tuberosum. Auf der Ausreise nach Trinidad wurden dann aus der Nordsee noch 2 Leuchtbakterien isoliert, die bei den weiteren Untersuchungen im hygienischen Institute zu Kiel als zwei neue Arten erkannt und als Photobacterium papillare und glutinosum bezeichnet wurden. Von 3 aus dem englischen Kanäle isolierten und dem Institute eingeschickten Leuchtbakterien stimmte das eine mit Photobacterium glutinosum aus der Nordsee überein, die anderen beiden, als Photobacterium annu- lare und corona tum bezeichneten Arten waren neu. Auch das im Dezember 1893 aus dem Karaibischen Meere gezüchtete Leucht- bacterium erwies sich als von den bisher bekannten verschieden. Dasselbe wurde nach seinem Fundorte Photobacterium cara- ibicum genannt. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem Keimgehalte des Meeres. Nur in besonders großen Tiefen sowie außerdem an ganz vereinzelten Stellen der Oberfläche des Oceans konnten in den unter- suchten Wassermengen Mikroorganismen nicht gefunden werden. Bei 175 untersuchten Proben von der Meeresoberfläche betrug der höchste Keimgehalt 29400, der niedrigste 0, der durchschnitt- liche 1083. Letzterer wurde nur 26 mal überschritten. 7 mal fanden sich gar keine, 57 mal 1—25, 17 mal 26—50 und 14 mal 51 bis 100 Keime. Bei 54 Proz. der Wasserproben von der Meeresober- fläche betrug der Keimgehalt höchstens 100, bei 66 Proz. höchstens 250 Keime pro ccm. In nächster Nähe des Landes wurde oft ein außerordentlich hoher Keimgehalt im Meerwasser angetroffen, derselbe verminderte sich indes, wie namentlich durch die Untersuchungen im Kieler Hafen festgestellt wurde, mit der Entfernung vom Lande rasch, und war vor der Kieler bezw. Flensburger Föhrde schon in 5 km Abstand vom Lande der Einfluß desselben auf den Bakteriengehalt nicht mehr wahrzunehmen. Zu ganz ähnlichen Resultaten waren De Giaxa, sowie Russell bei ihren in der Zeitschrift f. Hygiene. Bd. VI. bezw. Bd. XI mitgeteilten Untersuchungen im Golf von Neapel gekommen. Die Untersuchungen von Russell bilden übrigens die einzigen bis- her bekannt gewordenen systematischen Arbeiten über die Meeres- bakterien. Auch bei den überseeischen Reisen wurde in weniger als 3 See- meilen Abstand vom Lande gewöhnlich ein höherer Keimgehalt be- obachtet, so daß derselbe bei 14 derartigen Proben bspw. nur 1 mal, also in 7 Proz., weniger als 250 betrug, während bei 158 in größerem Abstande vom Lande geschöpften Proben 110 mal, also in 69 Proz., weniger als 250 Keime im ccm gezählt wurden. Während der Ebbe war auf den Ankerplätzen der Keimgehalt XV. bi. 42 662 Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. 2 mal höher, 1 mal (allerdings bei sehr geringem Abstande vom Lande) dagegen niedriger als bei Flut. In den Binnenmeeren wurde ein höherer Keimgehalt häufiger angetroffen als im Ocean. Bei 56 Proz. der 39 Binnenmeerproben wurdeu mehr als 100 und bei 41 Proz. sogar mehr als 250 Keime im ccm gezählt, während sich unter 121 ebenfalls in mehr als 3 See- meilen Entfernung vom Lande geschöpften Oceanproben nur bei 38 Proz. über 100 und nur bei 28 Proz. über 250 Keime im ccm fanden. Die Ostsee zeigte hierbei i. A. einen höheren Keimgehalt als die Nordsee. Einige besonders niedrige Werte, wie sie für den Keimgehalt in der Nordsee und im Kattegat gerade zur Sommerszeit gefunden wurden, sowie den niedrigen Keimgehalt im Karaibischen Meere wird man nach den bei den Oceanuntersuchungen gemachten Erfahrungen wohl auf die bakterienschädigende Wirkung des Sonnen- lichtes zurückzuführen haben. Im Ocean wurden unter den erwähnten 121 Oberflächenproben 7 mal 0, 49 mal 1 — 25, 12 mal 26—50, 8 mal 51 — 500, 13 mal 101 — 250, 7 mal 251 — 500, 13 mal 501—1000, 6 mal 1001 — 5000, 4 mal 5001 — 10000 und 2 mal über 10000, nämlich 18900 bezw. 28000 Keime pro ccm nachgewiesen. Der Keimgebalt an der Oberfläche des Oceans war demnach meist ein niedriger und nur an einigen Stellen ein besonders hoher. (Nur bei etwa 20 Proz. der Proben von der Oberfläche betrug der Keimgehalt mehr als 500.) Für dieses auffallende Verhalten des Keimgehaltes an der Ober- fläche des Oceans ließ sich anfangs eine genügende Erklärung nicht geben. Erst bei weiterem Zusehen wurde festgestellt, daß die Mehr- zahl der Entnahmestellen mit hohem Keimgehalte auf die Ränder der Meeresströmungen bezw. auf das Grenzgebiet zwischen 2 Strömun- gen fiel. Die der Abhandlung beigegebene Karte, bei welcher auf den Fahrtlinien der jedesmalige Keimgehalt der Meeresoberfläche graphisch dargestellt ist, gleichzeitig aber auch die Meeresströmungen ersichtlich gemacht sind, läßt das Vorkommen der hohen Werte für den Keimgehalt an den Stromgrenzen bezw. Randpartieen der Strömungen deutlich erkennen. Die an den Strömungsgrenzen vor- kommenden Stromkabbelungen, die man gewöhnlich auf aufwärts ge- richtete Strömungen zurückführt und die mehrfach an den Entnahme- stellen mit hohem Keimgehalte auch wirklich beobachtet waren, führten zu einer befriedigenden Erklärung der auffallenden Ver- schiedenheiten im Keimgehalte der Oceanoberfläche. An den Stellen mit besonders hohem Keimgehalte der Meeresoberfläche muß eine Zufuhr keimreichen Wassers aus der Tiefe stattfinden. Daß unter- halb der meist keimarmen Oberfläche keimreichere Wasserschichten Vorkommen, ergaben die Untersuchungen von Wasserproben aus der T ie f e. Während in den 4 dem Meeresgründe aus Tiefen von 1523 —5250 Metern entnommenen Proben, wie bereits erwähnt, Bakterien mit Sicherheit nicht nachgewiesen werden konnten, wurden im Wasser bis zu 1100 Meter Tiefe Bakterien angetroffen, ja sie fanden sich bis zu 400 Meter Tiefe regelmäßig und sogar meist in größerer Zahl. Nach den bei Untersuchung von Wasser aus der Tiefe ge- Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. ßß3 machten Erfahrungen ist es übrigens nicht unwahrscheinlich, daß auch noch in größeren Tiefen vereinzelte entwickelungsfähige Keime angetroffen werden. Wenn der Meeresgrund im Oceane Bakterien nicht enthielt, so- mit ein wesentlich anderes Verhalten zeigte, als der Meeresgrund im Mittelmeere bezw. im Golfe von Neapel, woselbst Russell selbst noch in der aus 1100 Meter Tiefe heraufgeholten Schlammprobe 24000 Keime pro ccm nachzuweisen vermochte, so wird man das in erster Linie auf die weit niedrigere Temperatur in den oceanischen Tiefen zurückzuführen haben. Mehrfach wurden in 200 bezw. 400 Meter Tiefe weit mehr Bakterien gefunden, als in der an derselben Stelle von der Oberfläche geschöpften Probe. Eine derartige Verteilung der Bakterien in senkrechter Richtung mußte die Vermutung nahe legen, daß die bei der Mehrzahl der Proben von der Oberfläche beobachtete Keimarmut unter dem Ein- flüsse des Sonnenlichtes zustande komme. Kulturen verschiedener aus dem Meere isolierter Bakterien ließen in der That, wenn sie im August in Kiel nur kurze Zeit der Mittagssonne ausgesetzt waren, die bakterienvernichtende Wirkung der Sonne deutlich erkennen, selbst dann noch, wenn die Sonnenstrahlen erst eine 1/2 Meter dicke Schicht von Seewasser zu durchdringen hatten, ehe sie auf die Kul- turen trafen. Dafür, daß die Sonne auf die Bakterien der Meeres- oberfläche schädigend einzuwirken vermag, sprach auch die wieder- holt gemachte Beobachtung, daß die Entwickelung der Kolonieen in den Aussaaten der Oberfläcbenproben weit langsamer und schwächer erfolgte, als in den gleichzeitig angefertigten Aussaaten von Wasser aus der Tiefe. Alle etwa vorhandenen Zweifel an der Richtigkeit obiger Vermutung mußten aber verschwinden, als bei den vergleichen- den Untersuchungen auf der Fahrt von Kap Verden nach Trinidad kurz nach Sonnenaufgang regelmäßig ein weit höherer Keimgehalt gefunden wurde, als in den jedesmal erst am Nachmittage geschöpften Oberflächenproben, und daß ferner in den zu gleicher Zeit aus 10 Meter Tiefe entnommenen Proben meist mehr als 2000 (zum , mindesten aber 790) Keime gefunden wurden, während in den ent- sprechenden Obei flächenproben nur ein einziges Mal 126, sonst aber nur 14 — 53 Keime pro ccm gezählt wurden. Hiernach wird man überall da, wo die Sonne eine genügende Kraft entfaltet, wo sie hoch genug steht, wo sie lange genug ein- wirkt, wo ihre Wirkung nicht durch Wolken, Nebel u. s. w. abge- schwächt oder aufgehoben wird, an der Meeresoberfläche einen niedrigen Keimgehalt antreffen, falls nicht, wie das gerade an den Stromgrenzen bezw. Stromrändern vorzukommen scheint, durch fortwährendes Auf- steigen von Wasser aus tiefen, keimreicheren Wasserschichten ein höherer Keimgehalt der Oberfläche zustande kommt. Die Tiefe, bis zu welcher sich die bakterienschädigende Wirkung des Sonnenlichtes bemerkbar macht, wird abhängig sein von der Stärke und Dauer der Sonnenwirkung, sowie auch von dem Verhalten (Klarheit) des Wassers. Für gewöhnlich scheint dieselbe nach den bisherigen Erfahrungen nur einige Meter tief zu reichen, so daß es keine besonderen Schwierig- keiten zu machen scheint, auch bei in Fahrt befindlichem Schiffe 42* 004 Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. Wasserproben für die Untersuchung aus Schichten zu gewinnen, bis zu welchen die Sonne ihre bakterienschädigende Wirkung noch nicht entfaltet hat. Solange diese unterhalb der keimärmeren Oberfläche befind- lichen, an Keimen reicheren Schichten noch nicht genauer untersucht sind, kann man sich von der Menge der im Meere vorkommenden Bakterien noch keine richtige Vorstellung machen. Bei einer Be- rechnung, bei welcher angenommen wurde, daß das Mittel des Keim- gehaltes an der Oberfläche und in 200 m Tiefe annähernd dem mittleren Keimgehalte in der oberen, 200 in tiefen Wasserschicht ent- spricht, wurde gefunden, daß die am westlichen Rande der Sargasso- see in einer Wassersäule von 200 m Höhe und 0,1 qm Querschnitt vorhandenen Bakterien den Raum von nicht ganz */ 64 ccm ein- nehmen, während die Menge der in derselben Wassersäule schweben- den, durch die Planktonnetze herausgefischten Tiere und Pflanzen an denselben Stellen des Ozeans etwa 4,1 ccm, also etwa das 260- fache betrug. Das letzte Kapitel handelt von der Art und Beschaffenheit, sowie von der Verbreitung und Bedeutung der durch bakteriologische Unter- suchung im Meere nachgewiesenen Mikroorganismen. Schimmelpilze fanden sich mit einer einzigen Ausnahme nur in Entfernungen vom Lande, bis zu welchen sie durch die Luft oder Wasserströmungen vom Lande aus sehr wohl getragen sein konnten. Dagegen wurden Sproßpilze wiederholt besonders auf der Strecke Schottland-Grönland-Neufundlandbank, sowie in dem nach Südosten umbiegenden Teile des Golfstromes in so großen Entfernungen vom Lande und in so großer Zahl angetroffen, daß sie dahin unmög- lich vom Lande aus gelangt sein können, daß man vielmehr eine Entwickelung von Sproßpilzen im Meere annehmen muß. Nach Laboratoriumsversuchen vermehren sie sich im Meerwasser, auch können sie sich in demselben längere Zeit schwebend erhalten. Durch das Sonnenlicht werden sie ähnlich wie die Bakterien abgetötet. Meist handelte es sich um die sogenannten Tor u la arten, 1 Mal wurde die sog. „schwarze Hefe“, und einige Male wurden Mycod ermaarten gefunden, worüber demnächst in dieser Zeit- schrift weitere Mitteilungen gemacht werden sollen. Am häufigsten und zahlreichsten von allen Mikroorganismen wurden in den Aussaaten Bakterien angetroffen, die sich aber morphologisch und biologisch von den am Lande vorkommenden unterschieden. Typische „Kokken und „Bacillen“ wurden auf hoher See so gut wie stets vermißt. Die Meeresbakterien = Halibakterien, von welchen die lichtentwickelnden, aus dem Meere gezüchteten, nach Beyerinckals Photobakterien bezeichneten eine Unterabteilung bilden, sind durch die Mannigfaltigkeit in der Form und Größe sowie da- durch gekennzeichnet, daß bei den einzelnen Arten regelmäßig schraubig gekrümmte Formen Vorkommen. Letztere sind zuweilen so überwiegend, daß die Bakterien von Kommabacillen auf den ersten Blick nicht zu unterscheiden sind. Bei anderen Arten und zu anderen Zeiten beherrschen die kugeligen und stäbchenartigen, nicht gekrümmten Formen das Bild, und finden sich die letzteren teils als Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologiscben Instituten etc. 665 Kurz-, teils als Langstäbchen, teils als gegliederte oder ungegliederte Fäden. Auch anderweitige Anordnung sowie Vereinigung durch Zooglöamassen wird vielfach beobachtet. Häufig sind involutions- artige Formen. Die gefärbten Bakterien zeigen oft Lücken. Sporen wurdeu bisher nicht gefunden, obwohl einige der Meeresbakterien in Agarkulturen nach 21/a Jahren noch nicht abgestorben waren. Bei allen Meeresbakterien wurde, wenigstens zeitweise, Eigen- bewegung beobachtet, die oft eine außerordentlich lebhafte war. Die Darstellung der Bewegungsorgane ist bis jetzt noch nicht in be- friedigender Weise gelungen, bei einigen wurden von dem einen Pole ausgehende Büschel längerer, wellig gebogener Geißelfäden ge- sehen. Die Meeresbakterien eignen sich nicht für die Färbung nach Gram. Auch in den Kulturen findet sich oft eine weitgehende Aehn- lichkeit zwischen den Meeresbakterien und den Kommabacillen (Vibrionen), sie unterscheiden sich aber von den letzteren durch ihre Vorliebe für die Seewassernährböden, auf denen die Kommabacillen, darunter auch die in letzter Zeit mehrfach aus Flußwasser sowie aus menschlichen Darmausleerungeu isolierten lichtentwickeln- den Vibrionen (Dunbar-Kutscher), nicht so kräftig wachsen wie auf den Nährböden mit gewöhnlichem Salzgehalte. Eine Ausnahme hier- von machen nur die in Seewasser gekochten Kartoffeln, auf denen die Kommabacillen durchweg besser gedeihen, als auf gewöhnlichen Kartoffeln. Die Meeresbakterien können schon im gewöhnlichen Meerwasser eine Vermehrung erfahren, sie gedeihen üppig in mit 1 Proz. Pepton versetztem Seewasser sowie in Peptonkochsalzlösungeu. In Seewasser gekochte Kartoffelstücke sowie gekochte Fische bilden gute Nährböden für dieselben. Sie gedeihen nicht auf sauren Nähr- böden, einige wachsen auch bei Sauerstoffabschluß. Aus ihrem Vorkommen in großen Meerestiefen darf man schließen, daß es unter ihnen solche giebt, die einen sehr hohen Druck (z. B. mehr als 100 Atmosphären) unbeschadet längere Zeit ertragen können. Unter den Leuchtbakterien wurden allein 5 Arten gefunden, die schon bei 0° C wachsen, andere zeigten noch bei 46° C Wachstum. Die Veränderungen, welche einige der lichtentwickelnden Meeres- bakterien an den Nährlösungen hervorriefen und die durch Rötung, Bläuung bezw. Entfärbung des zugefügten Lackmusfarbstoffs, bezw. durch Rotfärbung auf Schwefelsäurezusatz (Nitrosoindolreaktion), bezw. durch Gasbildung in zuckerhaltigen Nährlösungen angezeigt wurden, blieben einige Male trotz anscheinend gleicher Versuchsbedingungen aus. Mehrfach wurde bei den Meeresbakterien auch eine Farbstoff- bildung beobachtet, dieselbe wurde zum Teil zur Benennung der einzelnen Arten verwertet. Die Lichtentwickelung, die bei vielen Meeresbakterien beobachtet wurde, findet sich nach den erwähnten neueren Beobachtungen auch bei Süßwasserbakterien, ist also nicht, wie man früher glauben konnte, auf die halophilen Bakterien beschränkt. Manche Leuchtbakterien verlieren bei der Züchtung rasch ihr Leuchtvermögen oder erfahren hierbei bezw. durch künstliche Eingriffe eine Abschwächung desselben. 666 Bakterien und Fleisch Auch unter natürlichen Verhältnissen scheint nach einer Be- obachtung eine solche Abschwächung des Leuchtvermögens stattzufinden. Bei Uebertragung größerer Mengen von Leuchtbakterien der ver- schiedenen Arten in das Peritoneum von Meerschweinchen oder Mäusen starben die Tiere, und konnte bei eiuigen Arten auch eine Vermehrung der Bakterien im lebenden Tierkörper nachgewiesen werden. Mit den uichtleuchtenden Meeresbakterien, von denen allerdings keine frisch aus dem Meere isolierten Kulturen zur Verfügung standen, gelang es auf diese Weise nicht, die Tiere krank zu machen oder zu töten. Im ganzen schien die Zahl der im Ocean vorhandenen Arten eine geringe, einige Meeresbakterien hatten eine sehr große Ver- breitung im Ocean. Während der Nachweis von Leuchtbakterien in den Küsten- regionen und Binnenmeeren vielfach gelang und dieselben dort auch durch eine größere Zahl von Arten vertreten waren, so daß z. B. in der Nordsee allein 8 Arten nachgewiesen sind, konnten sie bisher im Wasser auf hoher See nicht gefunden werden. Daß sie daselbst nicht völlig fehlen, geht schon daraus hervor, daß sie einmal auf einem mitten im Ocean gefangenen „fliegenden Fische“ angetroffen wurden. Jedenfalls sind sie auf hoher See für gewöhnlich in weit geringerer Zahl vorhanden, als in der Nähe des Landes. Nach den in betreff der Meeresbakterien gemachten Beobachtungen darf man annehmen, daß sie als Zersetzungserreger im Ocean eine ähnliche Rolle spielen wie die Bakterien auf dem Festlande, d. h. sie führen die abgestorbene organische Substanz in die einfachen an- organischen Verbindungen über, deren die Pflanzen zu ihrem Aufbau bedürfen, und helfen somit die Nahrung für die übrige Lebewelt des Oceans bereiten. Zu der letzteren scheinen sie aber auch noch in anderen Beziehungen zu stehen, da sie bei Fischen und anderen See- tieren sowohl an der Körperoberfläche, als auch im Darmkanale mehrfach angetroffeu wurden. Ob sie den übrigen Lebewesen auch als Krankheitserreger verderblich werden können, muß zunächst noch dahingestellt bleiben. Autoreferat. Referate. Bordoni-Uffreduzzi, Ein Fall von fuchsin ähnlicher Bak- terienfärbung des Fleisches. (Hygienische Rundschau. 1894. Heft 1.) Verf. fand an den Ueberresten eines gebratenen Huhnes den Bacillus prodigiosus, welcher dieselben gleichmäßig mit roter Farbe überzogen hatte, so daß das Fleisch wegen Verdachts auf Vergiftung eingeliefert wurde. Gelegentlich dieses Fundes stellte Verf. einige Färbst offreaktioneu mit dem Bacillus an. Das Pig- ment ist in Wasser gut löslich und verleiht demselben eine fuchsin- Strumitis. — Pyonephrose. 667 rote Farbe, mit leichtem Stiche ins Gelbe. Noch deutlicher tritt die Gelbfärbung in der alkoholischen Lösung hervor. 1) Die wässerige Lösung in Berührung gebracht mit entfetteter weißer Wolle und gekocht, färbt den Faden gerade wie eine Fuchsin- lösung. Durch längeres Kochen wird die Farbe noch intensiver. 2) Gir a rd’sche Fuchsinprobe. Die wässerige Fuchsinlösung mit Ammoniak in Berührung gebracht, wird entfärbt, indem Rosanilin frei wird und Chlorammon auftritt. Zieht man mit Aether oder Amylalkohol das Rosanilin aus, so wird die neue Lösung durch einige Tropfen Essigsäure wieder rot (Rosanilinacetat). Die wässerige Pigmentlösung dagegen wird mit Ammoniak gelblich -blaß. Aether oder Amylalkoholextrakt läßt aber ebenfalls Rotfärbung auftreten nach Zusatz von einigen Tropfen Essigsäure. Verf. vermutet daher, daß die Farbe der Pigmentlösung des Prodi- giosus aus zwei verschiedenen Farbstoffen bestehe. 3) König’sche Probe. Ein entfetteter Wollfaden wird in der vor? her mit Ammoniak behandelten Fuchsin lösung gekocht, dann wird der ungefärbte Faden in konz. Aetzkalilösung gelöst und diese Lösung mit Amylalkohol und Aether zu gleichen Teilen verrührt, dann färbt sich die abgeklärte und filtrierte alkoholisch-ätherische Lösung durch Essigsäure rot. Diese Probe mit dem Farbstoffe des Prodigiosus angestellt, ergiebt : a) Die Wolle bleibt in der alkalischen Lösung rot. b) Die in der Aetzkalilösung vorhandenen Wollreste bewahren ihre rote Farbe, die Lösung ist aber ungefärbt. c) Die alkoholisch - ätherische Lösung zeigt bei Essigsäurezusatz ganz leichte Rotfärbung. 4) Die wässerige Fuchsinlösung, mit Salzsäure behandelt, verliert ihre rote Farbe und nimmt eine schmutzig-grüne Färbung an. Die des Bacillus prodigiosus verliert durch die Salzsäure ihren natür- lichen Reflex und nimmt eine glänzende fucbsinrote Farbe an. Aus diesen Proben geht hervor, daß die in den Pigmentschollen des Bacillus prodigiosus enthaltene chromogene Substanz zwar dem Fuchsin sehr ähnlich aber doch nicht mit ihm iden- tisch ist. 0. Voges (Danzig). Schnitzler, Julius, Chirurgisch-bakteriologische Mit- teilungen. [Aus Hofrat Albert’s Chirurg. Klinik in Wien.] (Internationale klinische Rundschau. 1893. No. 16, 17, 20, 21.) 1) Zur Aetiologie der Strumitis. Sch. konnte 5 Fälle von Strumitis bakteriologisch untersuchen. 3 mal fand er den Weichsel- baum’schen Diplococcus, 2mal blieb die Untersuchung erfolg- los, indem weder mikroskopisch noch kulturell Mikroorganismen nachweisbar waren. Sch. betont die relative Häufigkeit der Diplo- kokkenbefunde bei Strumitis und bringt sie in Beziehung zu der Lage der Schilddrüse zu den Athemwegen, in welch letzteren der genannte Mikroorganismus fast stets anzutreffeu ist. 2) Pyonephrose, dasBacterium coli commune enthaltend. Verf. berichtet über einen zunächst mit Nephrotomie behandelten 668 Peritonitis. Milzbrand. Fall, in welchem der eiterige Nierenbeckeninhalt das B. coli in großer Menge und ohne jede andere Beimengung enthielt. Als einige Monate später die erkraukte Niere exstirpiert wurde, wies dieselbe nur hydronephritische Veränderungen auf. Verf. hat nun Versuche über die Einwanderung des B. coli in die Niere in der Weise angestellt, daß er zunächst einen Ureter ligierte und daun den Darm des Tieres verschiedenen Schädlichkeiten aussetzte. Doch er- folgte niemals eine Infektion der derart erzeugten Hydronephrose durch Darmbakterien. Sch. hat diese Versuche unternommen, weil ihm das Hinaufwandern des B. coli aus der Blase in das Nieren- becken ohne Retentio urinae (und eine solche bestand in dem er- wähnten Falle nie) nicht wahrscheinlich war. 3) Zur Bakteriologie eiteriger Peritonitiden. In 3 Fällen von Perforatiousperitonitis, die vom Processus vermiformis ausge- gangen waren, fand sich das B. coli commune in Reinkultur. Alle 3 endeten tödlich. In einem Falle von Dünndarmperforations- peritonitis (bei der Taxis rupturirte Hernie) fand sich der Staph. pyog. in Reinkultur. Der Fall ging in Genesung aus. Endlich erwähnt Verf. einen Fall von abgesackter eiteriger Peritonitis, in welchem die bakteriologische Untersuchung des Eiters Staphylo- coccus in Reinkultur, die Untersuchung des verdickten Peritoueums, von dem ein Stück behufs Untersuchung exstirpiert worden war, Tuberkulose ergab. Die Sektion wies vom Genitale ausgehende Peritonealtuberkulose nach. 4) Abscesse, durch seltenere Eiterungserreger bedingt. In zwei Fällen wurde der Weichselbaum ’sche Diplococcus, im dritten der Staph. cereus albus als alleiniger Urheber gefunden. Mit letzterer Art stellte Sch. erfolglose Selbstimpfungsversuche an. 5) Zur Therapie der Pustula maligna. Einer 28-jährigen Bürsten- bindergattin, bei welcher die Exstirpation der über dem Handgelenke befindlichen Milzbrandpustel keine Besserung der Allgemeinsymptome bewirkt hatte, entfernte Sch. die geschwollenen, hämorhagisch in- farzierten Axillardrüsen. Sofortiger Temperaturabfall, Genesung. In den exstirpierten Drüsen fanden sich Milzbrandbacillen. Sch. tritt für die Exstirpation der infizierten regionären Drüsen bei Anthrax ein. Autoreferat. Roger, Sur les variations de laglycog6niedansl’in- fection charbouneuse. (Gazette m6dicale de Paris. 1893. No. 45.) Kultiviert man Milzbrand in Leberabkochungen, so konstatiert man schon nach weniger als 24 Stunden, daß alles Glykogen ver- schwunden und auch keine Spur von Zucker mehr vorhanden ist. Bei milzbrandinfizierten Kaninchen bleibt die glykogenbildende Funk- tion der Leber in den ersten Tagen unbeeinflußt; die Menge des Zuckers im Blute ist normal oder etwas verringert. Gegen Ende der Krankheit verschwindet das Glykogen aus der Leber und es entsteht ein deutlich vermehrter Glykosegehalt des Blutes. Abel (Greifswald). Schutzimpfung, klinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. ßgQ Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Tizzoni, Gr. e Cattäni, Gr., Ulteriori ricerche sperimentali sulla immunitä contro il tetano. (La Rif. med. 1893. p. 250—253.) Die Neuheit der Lehre über die Immunisierung und Serum- therapie läßt es sehr wünschenswert erscheinen, auch die eigenen Versuche unter günstigen Bedingungen zu wiederholen, welche nicht selten dazu beitragen, daß die ursprünglichen Resultate in mehr oder weniger wesentlicher Art richtiggestellt werden können. Auch die auf diesem Gebiete rühmlichst bekannten Verff. sahen sich veranlaßt, die in das Kapitel der Tetanusimmunisierung und Heilung ein- schlagenden Versuche neuerdings aufzunehmen und auf folgende vier Hauptfragen auszudehnen : 1) Haben die zoologischen Unterschiede der verschiedenen Tier- gattungen einen Einfluß auf den Grad des Immunisierungswertes des Blutserums? 2) Ist es möglich, auf irgend welche Weise den Immunisierungswert des Blutserums ad maximum zu steigern? 3) Wie wirkt das Blutserum kurativ? 4) Auf welche Weise gewinnt man aus dem Blutserum die darin enthaltene wirksame Substanz in möglichster Reinheit? In Bezug auf die erste Frage haben die dahin gerichteten Ver- suche ergeben, daß für eine bestimmte Tierart (Kaninchen) den größten Immunisierungswert das homogene (von derselben Tiergattung stammende) Blutserum besitzt. Was den zweiten Punkt anbelangt, so war schon durch frühere Forschungen sicher erwiesen, daß das Blutserum eines Tieres einen um so größeren Immunisierungswert besitzt, als das Tier größere Dosen virulenter Tetanuskulturen verträgt. Die erneuert an Pferden, Hunden und Kaninchen ausgeführten Versuche haben nun ergeben, daß bei einem Pferde der Immunisierungswert des Serums die Höhe von 1 : 2500000 erreichte, als die Menge der injizierten Tetanuskultur auf 100 ccm stieg ; bei dem zweiten Pferde stieg derselbe bei 200 ccm Kultur bis auf 1 : 100000000. Für den Hund fand sich bei 300 ccm injizierter Kultur ein Im- munisierungswert von 1 : 1000000, für das Kaninchen nach Injektion von 10 ccm Kultur ein Wert von 1 : 1000000. Führt man diese Zahlen auf das Körpergewicht der Tiere (Pferd: 400 kg, Hund: 20 kg, Kaninchen: 2 kg) zurück, so ergiebt sich, daß das Blutserum dieser Tiere in folgendem Verhältnisse einen höheren Immunisierungswert erlangt : Tier: Menge der auf 1 kg Tier Immunisierungs- injizierten Kultur: wert: Pferd 7, ccm 1 : 100 000 000 Hund 15 „ 1 : 1000 000 Kaninchen 5 „ 1 : 1000000 670 Schutzimpfung, künstl. Infektionskraukheiten, Eutwickelungshemmung etc. Das will so viel sagen, daß beim Pferde bei Injektion von lOmal, beziehungsweise 30 mal geringerer Quantität Kulturals beim Kaninchen und Hunde ein 100 mal so großer Immunisierungswert des Blutes er- zielt wurde. Es ist sehr wahrscheinlich, daß man durch Steigerung der in- jizierten Kulturmenge einen noch höheren Immunisierungswert erzielen könnte; doch glauben die Verff., daß dies für praktische Zwecke über- flüssig sei und für die Behandlung des Menschen ein Blutserum mit 1 : 1000000 Wert vollkommen genüge, wobei die Tiergattung keine Rolle spielt. Eine vielfach ventilierte und verschieden gedeutete Frage ist die dritte in Bezug auf die Wirkungsweise des Blutserums immunisierter Tiere. Die ursprünglich aufgestellte Ansicht, daß dasselbe auf die Weise wirke, daß eine darin enthaltene Substanz das Tetanusgift zer- störe, also antitoxisch wirke, ist gegenwärtig nicht mehr haltbar. Wäre dies der Fall, so müßte die Injektiou des Heilserums sofort wirken und nicht, wie es thatsächlich der Fall ist, erst im Verlaufe von einem und mehreren Tagen ; es müßte auch der Rückgang der tetanischen Erscheinungen ein rascher, nicht aber, wie durch vielfache Versuche erwiesen wurde, ein allmählicher mit mitunter wochen- und monatelanger Persistenz der lokalen tetauischen Symptome sein. Es müßte unter allen Verhältnissen, selbst im vorgeschrittenen Stadium des Tetanus, eiu Nachlaß der Symptome eiutreten, was aber in den meisten so weit vorgeschrittenen Formen nicht zutriflft. Es ist daher eher anzunehmen, daß das Heilserum keine antitoxische, sondern nur eine immunisierende Wirkung entfaltet, insofern, als es die bereits entwickelten tetanischen Kontrakturen nicht löst, sondern nur die noch nicht ergriffenen Partieen des Nervensystems immuni- siert und auf diese Weise den Tetanus lokalisiert. Nur auf diese Weise läßt sich eben erklären, warum das Heilserum, beziehungsweise die darin enthaltene wirksame Substanz die Heilung des Tetanus in der Regel nur dann bewirkt, wenn es im Beginne der Affektion an- gewendet wird und warum bei nur kurzer Dauer der immunisieren- den Wirkung eine Rückkehr der tetanischen Erscheinungen statt- findet. Es muß eben im letzteren Falle angenommen werden, daß die immunisierende Wirkung des Serums früher aufhört, noch bevor das ganze Tetanusgift aus dem Körper eliminiert wurde. Als Beweis für die Richtigkeit dieser Ansicht führen die Verff. mehrere Versuche an Kaninchen auf, welche sämtlich folgenden Verlauf nahmen: Es wurden den Tieren an der linken hinteren Extremität Quantitäten einer virulenten Kultur, welche in 5 — 6 Tagen den Tod der Tiere herbeizuführen pflegten, injiziert. Tags darauf, nachdem die ersten lokalen Erscheinungen sich ausgebildet hatten, Injektion einer die Tiere sonst immunisierenden Menge Pferdeheilserum. Im Laufe der nächsten Tage Steigerung der lokalen tetanischen Er- scheinungen ad maximum, sodann allmählicher Rückgang. Die Injektion des Serums hat somit wohl die tetanischen Sym- ptome lokalisiert, ihre volle Entwickelung konnte sie jedoch nicht ver- hindern. Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 071 Diese Annahme ist auch wohl imstande, jenes scheinbar wider- sinnige Versuchsergebnis Behring’ s zu erklären, nach welchem eine gleichzeitige oder zeitlich nahe aneinander gerückte Injektion von Tetanusgift und Heilserum die Entwickelung tetanischer Symptome nicht zn verhindern vermag. Es findet hier gewissermaßen ein Wett- lauf dieser zwei Substanzen statt; diejenige Substanz, welche früher am Ziele anlangt, d. h., welche früher das Nervensystem occupiert, dasselbe durchtränkt und unempfindlich gegen die andere macht, siegt. Die Wirkung des sogenannten Tetanusantitoxins ist demnach eine in- direkte und die Bezeichnung „Antitoxin“ im strengsten Sinne des Wortes unrichtig. Die Gewinnung dieser wirksamen Substanz aus dem Serum in möglichst reinem Zustande geschah nun auf zweifache Art. Nach der einen Methode wurde, nachdem vorausgegangene Ver- suche sichergestellt haben, daß das Antitoxin eine nicht dialysier- bare Substanz ist, eine wässerige filtrierte Lösung des alkoholischen Präcipitats mehrere Tage dialysiert, sodann wieder mit Alkohol ge- fällt, neuerdings in Wasser aufgelöst, filtriert und schließlich über Schwefelsäure getrocknet. Die auf diese Art gewonnene Substanz hatte dieselben Eigenschaften, wie die nach der folgenden zweiten Methode gewonnene. Eine bestimmte Quantität Serum wurde mittelst titrierter Essig- säurelösung neutralisiert und sodann daraus die Globuline mit 20 Volumen destillierten Wassers ausgefällt. Nach erfolgter Sedi- mentierung wurde die klare Flüssigkeit abpipettiert, das Präcipitat am Filter gesammelt und wiederholt mit Wasser gewaschen. Auf diese Weise erhielt man die Globuline und die Serine, die in der Flüssigkeit verblieben sind, voneinander getrennt und konnte mit beiden für sich experimentieren. Es stellte sich dabei heraus, daß das der Globuline beraubte Serum nahezu dieselbe Menge Antitoxin enthielt, wie das Originalserum, während die präcipitierten Globuline nur eine Spur dieser beim Ausfällen mechanisch mitgerissenen Sub- stanz enthielten. Diese wurde nun durch Fällung mit Alkohol und weiterer Behandlung nach der zuerst geschilderten Methode isoliert und stellte in getrocknetem Zustande ein goldgelbes Pulver dar. Dieser Körper quillt zunächst, in Wasser auf und löst sich sodann; die Lösung ist leicht opalisierend. Die Löslichkeit ist in leicht al- kalischem Wasser eine größere; zur Lösung dieser Substanz ist eine geringere Quantität Wasser nötig, als diejenige des Serums beträgt, aus welchem sie gewonnen wurde. Die physiologische Wirkung ist dieselbe wie die des Heilserums, und zwar genügt bei Mäusen eine minimale Menge, eine Nadelspitze voll, bei Kaninchen 1 cg, um die Tiere teils sicher zu immunisieren, teils bei Infektion mit tödtlichen Giftdosen zu heilen, und man kann annehmen, daß 40— 50 cg dieser Substanz genügen dürften, um beim Menschen auch Fälle von akutem Tetanus zur Heilung zu bringen. Camen (Czernowitz). 672 Neue Litteratur. Neue Litteratur zusammengestellt von De. Arthur Würzbürg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamt« in Berlin. Allgemeines Uber Bakterien und Parasiten. Capitan, L., Le röle des microbes dans la societe. (Rev. scientif. 1894. No. 10. p. 289 —294.) Fraenkel, C. u. Pfeiffer, R., Mikrophotograpbischer Atlas der Bakterienkuude. 2. Aufl. 7. u. 8. 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Weitere Mitteilungen über das Vorkommen lebender Parasiten im Blute und in den Geschwulstzellen bei Carcinomatösen. (Orig.), p. 629. Marpmann, Mitteilungen aus Marpmann’s hygien. Laboratorium. (Orig.), p. 634. Timpe, H , Zur Frage der Gelatineberei- tung. (Orig.), p. 644. Zettnow, Ein Apparat zur Kultur anaerober Bacillen. (Orig.), p. 638. Bakteriologische und parasitologische Kongresse. Bernheim, 8., Cow-Pox und Tuberkulose, p. 653. — — , Die Behandlung der Tuberkulose mit immunisiertem Serum, p. 654. — — , Vorgängige Diagnose der Tuber- kulose, p. 655. — — , Erblichkeit und Ansteckung der Tuberkulose, p. 656. Bouchard u. Charrin, Ueber die Gründe der Unschädlichkeit einiger Parasiten, p. 652. Chiari, H., Ueber das Vorkommen von Typhusbacillen in der Gallenblase bei Typhus abdominalis, p. 648. Nannotti, A., Ueber die Wirkung der sterilisierten Eitersubstanzen bei Im- pfungen, p. 649. — und Baciocchi, Ueber den Mechanis- mus und über den Genesungsprozeß der tuberkulösen Peritonitis durch die Laparotomie, p. 650. Roger, Die Leber in den Infektions- krankheiten, p. 651. , Ueber die Wirkung der Bakterien- gifte aufs Herz, p. 651. Sanarelli, G , Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. (Orig.), p. 648. Tsuboi, Jiro, Die Cholera asiatica als eine Nitritvergiftung, p. 649. Original-Referate aus bakteriologischen Instituten etc. Fischer , Bernhard , Die Bakterien des Meeres nach den Untersuchungen der Planktonexpedition unter gleichzeitiger Berücksichtigung einiger älterer und neuerer Untersuchungen. (Orig.), p. 657. Referate. Bordoni-Uffreduzzi, Ein Fall von fuchsin- ähnlicher Bakterienfärbung des Fleisches, p. 666. Roger, S., Sur les variations de la gly- cogenie dans l’infection cbarbonneuse, p. 668. Schnitzler , Julius , Chirurgisch-bakterio- logische Mitteilungen, p. 667. Schutzimpfung, künstliche Infektions- krankheiten, Entwickelungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Tizzoni, G. e Cattani, G., Ulteriori ricerche sperimentali sulla immunitä contro il tetano, p. 669. Neue Litteratur, p. 672. fc'rouunannache Buchdruck« re 1 (Hermann Bohl«) in J«ua* Centralblatt Bd- xv- Wo- 17~ für Bakteriologie und Parasitenkunde. Farbstoffe Reagentien für Mikroskopie und Bakteriologie gewissenhaft nach Angabe der Autoren. Dr. G. Grübler, Leipzig, Mikroskop. -cheiu. Institut. Preislisten gratis und franko. J. Klönne & G. Müller Luiselistrasse 49. Berlin NW., Luisenstrasse 49. Objektträger, feuchte Kammern, Glasklötze, Glaszellen, Deckgläschen etc. Preisverzeichnisse gratis. Verlag von (instar Fischer in Jena. Soeben erschien: Dr. Th. Weyb Schriftführer der deutschen Gesellschaft für öffentliche Gesundheitspflege, Die Einwirkung hygienischer Werke auf die Gesundheit der Städte mit besonderer Rücksicht auf Berlin. Preis 2 Mark. Dr. ROBERT MUENCKE Luisen-Strasse 58, BERLIN NW. Luisen-Strasse 58, neben dem Kaiserlichen Gesundheitsamte. Fabrik chemischer und bakteriologischer Apparate. Neueste Thermostaten — Sterilisirungsapparate. Neue Patent-Thermoregulatoren — Mikroskopische Utensilien. Vollständige EinMtiingen und Ergänzungen Mteriologisclier, cbeuiiscber nnd pliysiologisctier Latioratorien, sowie Kraukenliäüser. Lager von Glasgefässen, Präparatengläser für naturwissenschaftliche Museen, anatomische Institute und Sammlungen. Harn-Centrifuge für klinische Zwecke. Bakterienfilter zur Herstellung der Stoffwechselprodukte. Neue Dampf-Desinfektionsapparate. 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Jährlich erscheinen zwei Bände. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten, jfe- Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Horrekturabzüge direkt am den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original - Mittheilungen. Kurze Mitteilungen über einige Versuche zur Frage der fäulniswidrigen Eigenschaften der Kohlensäure. [Aus dem hygienischen Institut zu München.] Von Dr. C. Steinmetz in München. Die Einwirkung der Kohlensäure auf die Fäulnis ist von Kolbe *) und von Carl Fraenkel1 2) untersucht worden3). Beide verfuhren 1) Kolbe, Antiseptische Eigenschaften der Kohlensäure. (Journal f. prakt. Chemie. Neue Folge. Bd. XXVI. 1882. p. 249 ff.) 2) Carl Fraenkel, Die Einwirkung der Kohlensäure auf die Lebensthätigkeit der Mikroorganismen. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. V. p. 332 ff.) 3) Wie mir Herr Prof. T s u b o i mitteilte , sind über denselben Gegenstand auch XV. Bd. 43 678 C. Steinmetz, nach verschiedenen Methoden; beide kamen auch zu verschiedenen Resultaten. Kolbe hing Ochsenfleisch in CO 2- Atmosphäre auf und konnte nach 14 Tagen bis 3 Wochen durch Geruch, Gesicht und Geschmack das Ausbleiben von Fäulnis konstatieren. Er hält somit „d i e K o h 1 e n - säure für ein vorzügliches Mittel, Ochsenfleisch vor Fäulnis zu bewahren und ihm mehrere Wochen lang den Wohlgeschmack zu erhalten“. Am Schlüsse seiner Arbeit finden wir sogar den Satz: „Vielleicht ist die Kohlensäure bei chirurgischen Operationen als Antiseptikum verwendbar etc.“ F r a e n k e 1 infizierte mit Nährbouillon gefüllte Kolben mit faulen- den Substanzen und setzte sie dann dem C02-Strome aus. Es zeigte sich, daß „durch die C02 zwar der Eintritt der Fäulnis in der Regel verzögert und hinausgeschoben wurde, daß dieselbe aber in allen Fällen schließlich doch zur Entwickelung kam“. Nach Fraenkel „kann mit Bestimmtheit behauptet werden, daß die C02 als ein fäul nis wi d ri g es Mittel, als ein Antisepti- kum im engeren Sinne des Wortes, nicht verwertet werden kann und ihr höchstens die Fähigkeit zu- kommt, bestehende Fäulnis in geringem Maße einzu- schränken und beginnende in ihrer Entwickelung zu hem men“. Das sind zwei ziemlich entgegengesetzte Ansichten. Es wäre nun immerhin von einiger praktischer Bedeutung, zu wissen, ob wir in der C02 wirklich ein Mittel besitzen, Fleisch mehrere Wochen lang zu konservieren. In der Hoffnung, diese Frage zu entscheiden, habe ich auf Anregung von Herrn Prof. Emmerich Kolbe’s Versuche wiederholt, dabei aber das Fleisch vor und nach der Auf- bewahrung in CO 2 einer bakteriologischen Untersuchung unter- worfen. Zunächst konnte konstatiert werden, daß, wie auch schon Kolbe angiebt, wenn man das Fleisch auf dem Boden von mit C02 ge- füllten, luftdicht verschlossenen Glasflaschen aufbewahrt, von einer fäulniswidrigen Wirkung der C02 nichts zu bemerken ist. Es wurden nun je */4 Pfund frisch geschlachtetes Ochsenfleisch, teils in dem von Liborius zur Züchtung der Anaeroben angegebenen Apparate, teils in den von Kolbe angegebenen Blechbüchsen mit Glycerinverschluß frei aufgehängt und so lange aus einem Kipp ’schen Apparate C02 durchgeleitet, bis die Luft vollständig verdrängt war (Eintauchen des Luftaustrittsschlauchs in Kalilauge, bis keine Gas- blasen mehr aufsteigen). Alsdann wurden die Apparate verschlossen, Bei der Herausnahme des Fleisches nach 12 — 14 Tagen war in sämtlichen Versuchen nicht die Spur von Fäulnisgeruch wahrnehm- bar, während gleichzeitig in gleichen Apparaten in Luft aufbewahrtes Fleisch sich schon in hochgradiger Zersetzung befand. Das in C02 aufbewahrte Fleisch roch leicht säuerlich , sah an der Oberfläche graurötlich, an einzelnen Stellen mehr livid aus. Die Schnittfläche von Prof. Ogata in Tokio Versuche ausgeführt worden. Die Arbeit ist jedoch nur in japanischer Sprache erschienen. Mitteilungen über einige Versuche zur Frage fäulniswidriger Eigenschaften etc. 679 verhielt sich nach Aussehen und Geruch wie die von frischem Fleische. Die Reaktion des Fleisches und des meist nur in geringer Menge abgetropften Fleischsaftes war schwach, aber deutlich sauer. Also eine vollständige Uebereinstimmuug mit den Kolbe 'sehen Resultaten. Was lehrte aber nun die bakteriologische Untersuchung? In Präparaten von der Oberfläche, Schnittfläche und vom abgetropften Fleischsafte fanden sich stets massenhaft Bakterien. Erbsengroße Stücke, die von der Oberfläche und Schnittfläche mit sterilen Instru- menten entnommen und zu Gelatineplatten verarbeitet wurden, er- gaben im Vergleiche zu den vor der Aufbewahrung in C02 aus den- selben Fleischstücken in gleicher Weise hergestellten Platten, daß eine ganz bedeutende Vermehrung derBakterien statt- gefunden hatte; meist war die Gelatine schon nach 24 Std. vollständig verflüssigt, und es gelang erst, zählbare Platten zu be- kommen, wenn man die Fleischstückchen in 10 ccm Bouillon schüttelte und davon einige Oesen in die zur Platte bestimmte Gelatine über- trug. Zur Illustration mögen einige in folgender Tabelle zusammen- gestellte Versuche dienen: Frisch geschlacht. Ochsenfleisch ln C02 auf bewahrt d S öS Zahl der Keime auf den 2 M < g o S 08 Zahl der Keime auf den © sj t» 1 u Art Auss Gelatineplatten nach ©iW ^ -g ü U 5 - Art Auss Gelatineplatten nach > U © 4 Tagen 6 Tagen 7 Tagen IV > 2 3 © *~ e8 a U © 1 Tage 4 Tagen 1 M © I 0 28 * 5 TotaleV erflüssigung U © 0 19 14 Tage s 1 /1l| 0) © CO ec X) dto. J4 £3 13 © III * :d © *-> 23 ° 9 - -fl öfi © — — 20 ück der 10 ccm ; und dai tragen 4600 IV © CO -O u w 11 12 Tage Erbsengroßes St Schnittfläche in jillon geschüttelt 6 Oesen über 85 O 4526 | Um zu entscheiden, ob diepakterientötenden Eigenschaften des Serums bei der Konservierung in C0.2 in Betracht kämen, wurden in mehreren Versuchen die Fleischstücke vor der Aufbewahrung in C02 x/2 Stunde lang auf 60° erhitzt. Doch war bezüglich der Bakterienvermehrung und des sonstigen Verhaltens dieses Fleisches 43* 680 M. Braun, dem vorher nicht erhitzten Fleisch gegenüber kein wesentlicher Unterschied zu beobachten. Kochte man die der Schnittfläche des in C02 auf bewahrten Fleisches entnommenen Stückchen 20 Minuten lang vor der Ver- arbeitung zu den Platten, so wuchs auf den Platten nichts mehr. Es hatte demnach während des Aufenthaltes in CO, keine Sporen- bildung stattgefunden, d. h. es waren jedenfalls keine so wider- standsfähigen Sporen, wie die des Bacillus subtilis etc., ge- bildet worden. Was die Arten der auf den Platten zur Entwickelung gekom- menen Bakterien angeht, so waren es teils festwachsende Kurz- stäbchen und Kokken, teils verflüssigende Bacillen. Auf den Platten vom Rande fanden sich gewöhnlich die meisten, auf denen des vorher erhitzten Fleisches die wenigsten verflüssigenden Kolonieen. Ließ man das Fleisch nach der Aufbewahrung in C02 auf einem Teller an der Luft liegen, so zersetzte es sich sehr rasch an den Stellen, die infolge des Aufliegens auf den Teller feucht blieben, während es an der freien Oberfläche zu einer schwärzlichen Masse vertrocknete. Diese Beobachtung, im Verein mit den Resultaten der ersten Versuche, bei denen die im Fleischsafte am Boden der Gefässe liegenden Fleischstücke trotz Eindringens der C02 in den Fleisch- saft, was sich durch die entstehende schwärzliche Färbung kund gab, rasch faulten, scheinen darauf hinzuweisen, daß es für die Kon- servierung des Fleisches im Sinne Kolbe’s auf eine kombinierte Wirkung der Trockenheit und des C02 ankommt. Von einer wirklichen Konservierung des Fleisches in CO2 kann jedoch, da eine bedeutende Vermehrung der Fäulnis- i bakterien in der C02- Atmosphäre stattfindet, nicht die Rede sein. Dagegen scheint durch den kombi- nierten Einfluß der Trockenheit und der C02 der F äulnis p ro ze ß etwas verlangsamt, der Eintritt der stinkenden Fäulnis gehemmt zu werden. Dies stimmt auch mit den Fraen keTschen Ergebnissen. München, den 10. April 1894. Helminthologische Notizen. IV. Zur Entwickelungsgeschichte der Holostomiden. Von M. Braun. Unsere Kenntnisse über die Entwickelung der Holostomiden sind sehr dürftige : sie beschränken sich auf die Kenntnis des Miracidien- stadiums einer oder zweier Arten, sowie darauf, daß im Laufe der Zeit einige zwanzig Tetracotyle (i. S. Brandes) bekannt ge- worden sind, die man mit vollem Rechte als die Larven von Holo- stomiden in Anspruch nimmt — aber in keinem einzigen Falle ist Helminthologisehe Notizen. IV. 681 die Zugehörigkeit irgend einer dieser Tetra cotyl elarven zu Holo- stomidenarten gesichert. Denn der bekannte Fütterungsversuch Ercolani’s (1881) hat nur die Möglichkeit der Umwandlung einer Tetra cotyle in ein Holostomum statuiert, die Artfrage aber offen gelassen, während ein zweiter Versuch (Brandes, 1890) vom Autor selbst als nicht beweisend angesehen wird. Diese große Lücke sollte durch Versuche ausgefüllt werden, die ich den Herren A. und O. Ehrhardt, Kandidaten der Medizin an hiesiger Universität, vorgeschlagen hatte; ich will nur kurz die Resultate hier mitteilen, da eine ausführlichere Publikation für eine andere Stelle vorbereitet ist. Zuerst versuchten wir es, Holostomidenlarven (Diplostomum volvens und Tetracotyle ovata) in das Eiweiß zu bebrütender Hühnereier einzuführen, in der Erwartung, daß die Entwickelung der Larven so weit fortschreiten würde, daß man die Speciescharaktere würde erkennen können. Diese Erwartung ist getäuscht worden, zwar konnten wir 3 und 5 Tage nach der Bebrütung die eingeführten Tetracotylen im Eiweiße lebend wiederfinden, aber eine Entwickelung derselben hatte nicht stattgefunden. Wir wendeten uns daher zu Fütterungsversuchen: In der An- nahme, daß die zahlreichen Krähen, die sich an den Ufern der Haffe im Sommer herumtreiben, ihre Holostomiden (Holostomum sphaerula Duj.) sich aus den Augen von Fischen holen, die tot am Strande liegen, wurden zuerst einige Nebelkrähen (Corvus cornix) mit Diplostomum volvens v. Nordm., das in den Augen hiesiger Fische, besonders Cyprinoiden sehr häufig ist, gefüttert — jedoch ohne Erfolg, die Versuchstiere blieben frei von Holostomiden. Dagegen gelang es, Diplostomum volvens im Darme von jungen Lachmöwen (Larus ridibundus) in Hemistomum spa- thaceum überzuführen; die noch als Nestjunge zu uns gelangten Möwen wurden in einem Käfig längere Zeit gehalten, nur mit Pferde- fleisch und dann nach einigen Wochen mit Augen von Cypri- noiden gefüttert, welche D iplost om um volvens enthielten; es gelang, eine große Zahl von Uebergängen der Larve zum geschlechts- reifen Hemistomum bei den infizierten Tieren zu sammeln, ent- sprechende Stadien auch bei natürlich infizierten Möwen zu finden, so daß die Infektionsquelle als festgestellt angesehen werden kann. Eine zweite Versuchsreihe wurde mit Te tr aco tyle ovata, encystiert am Peritoneum und besonders am Herzen von Acerina cernua (Kaulbarsch), angestellt: Versuche an Passer domesticus (Sperling) und Corvus cornix (Nebelkrähe) ergaben kein Resul- tat; dagegen wurde Tetracotyle ovata in Holostomum variegatum Crepl. im Darme von Lachmöwen (Larus ridibun- dus) und Seeschwalben (Sterna hirundo) übergeführt. Die In- fektion gelang ganz sicher bei 5 von 6 Versuchstieren; das sechste bekam während der Versuchszeit eine sehr heftige Diarrhöe, auf deren Auftreten wir den Mißerfolg schieben dürfen. Denn abge- sehen von dem Erfolge in den anderen Fällen liegen so zahlreiche Uebergangsstadien von Tetracotyle ovata in Holostomum variegatum vor, daß dadurch die Richtigkeit des Resultates er- 682 Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. wiesen ist. Auch hier konnte durch das Auffinden von solchen Ueber- gangsstadien in erlegten Seeschwalben der Weg der natürlichen In- fektion erkannt werden. Zu einer dritten Versuchsreihe dienten Tetracotyle colubri v. Linst, (aus Ringelnattern und Kreuzottern) sowie zwei Waldkäuze (S t r i x a 1 u c o) und ein Bussard (B u t e o vulgaris), ebenfalls junge Tiere, die erst wochenlang mit Pferdefleisch gefüttert worden waren, ehe die Versuche begannen; die genannte Tetracotyle ging in H.olostomum variabile Nitzsch über. Endlich standen im Herbste 1893 noch zwei Störche (Ciconia alba) zur Verfügung, junge Tiere, die seit Monaten frei im Garten des Museums herumliefen und mit Pferdefleisch gefüttert wurden, freilich auch selbst Insekten, Landschuecken und Regen- würmer auflasen, Tiere, in denen jedoch Holostomidenlarven bisher nicht gefunden worden sind. Es war von vornherein wahrscheinlich, daß der Storch seine Holostomiden (Holostomum cornu Nitzsch und Hemistomum excavatum) sich aus Fröschen holt; daher erhielt der eine Storch im November 1893 eine Rana esculenta, die sehr stark mit dem großen Codonocephalus mutabilis durchsetzt war; bei der 8 Tage nach der Iufektion vorgenommenen Sektion fanden sich keine Holostomiden. Der andere Storch erhielt Mitte Oktober 15 Rana temporaria, die hierorts fast immer zahl- reiche Tetracotylen führen ; bei der 4 Wochen später vorgenommenen Sektion wurden im Darme etwa 100 Exemplare von Hemistomum excavatum (geschlechtsreif) und zwei jüngere (d. h. mit nicht entwickelten Genitalien) gesammelt; es ist sehr wahrscheinlich, daß hier die Infektion auf den Fütterungsversuch zurückzuführen ist. Dagegen gelang es nicht, Tetracotyle musculicola Wldbg. (aus Leuciscus rutilus) durch Verfütterung an Corvuscor- nix und Larus ridibundus zur Ansiedelung zu bringen. — In diesem Jahre sollen die Versuche fortgesetzt und namentlich die Ent- wickelung der Tetracotylen studiert werden. Königsberg i. Pr., den 1. April 1894. Bakteriologische und parasitologische Kongresse. Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Korn. Referent: Dr. G. Sanarelli, Privatdozent in Rom. (Fortsetzuug.) Mya, G. (Florenz), Ueber die Pathologie der Diphtherie- infektion. Verf. teilt das Resultat einiger auf die Diphtherieinfektion be- züglichen Untersuchungen mit. Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. 683 Im ersten Teile dieser Untersuchungen hat er den Dr. C. Gfiarrß zum Mitarbeiter gehabt. In demselben hat er sich mit dem Werte einiger bäuerischen Vereinigungen bei der Diphtherieinfektion be- schäftigt. Die Arten von Mikroorganismen, welche in ihren Bezie- hungen zum Diphtheriebacillus untersucht werden, sind der Streptococcus pyogenes, der Staphylococcus aureus und der Pneumococcus. Die bezüglichen Experimente wurden so aus- geführt, daß bei einer hinreichenden Anzahl von Tieren (Meerschweinchen) die Wirkung der alleinigen Einimpfung des Diphtheriebacillus, des Streptococcus und des Pneumococcus mit der der fol- genden Vereinigungen: Diphtheriebacillus mit Streptococ- cus; Diphtheriebacillus mit Staphylococcus und Diph- theriebacillus mit Pneumococcus verglichen wurde. Die Schlußfolgerungen des Verf.’s können in folgendem zusammen- gefaßt werden: 1) Bei den Einimpfungen des Diphtheriebacillus allein be- stätigten sich die von den früheren Beobachtern erhaltenen Resultate genau. 2) Bei den kombinierten Einimpfungen des Streptococcus und des Diphtheriebacillus zusammen, worüber schon einige Beobachtungen von Roux und Y er sin, sowie einige Experimente mit den filtrierten Kulturen von Schreiner vorliegen, stellte sich heraus, daß dieselben einen höheren Grad von Giftigkeit besitzen, als die des Diphtheriebacillus allein. Die allgemeine Verbreitung des Streptococcus wurde nie erzielt. 3) Beim Staphylococcus und Diphtheriebacillus zu- sammen ließ sich nur eine Zunahme des fibrinösen Exsudates be- merken. Die allgemeinen Erscheinungen waren jedoch nicht von in- tensiverer Natur. In zwei Fällen konnte man den Staphylococcus aus dem Herzblute nachweisen, was bei den Einimpfungen des Staphylococcus allein nie der Fall war. 4) Die Einimpfungen des Pneumococcus mit dem Diph- theriebacillus zusammen hatten, abgesehen von einer Zunahme des lokalen Exsudates, bei den Meerschweinen eine viel reichlichere Speichelseptikämie, als sie gewöhnlich bei diesen Tieren stattzufinden pflegt, zur Folge. Keines der mit dem P neumococcus allein ge- impften Tiere ist von selbst gestorben, und aus dem Herzblute der getöteten Tiere haben sich nur spärliche Kolonieen des Diplococcus ergeben. 5) Die Einimpfungen mit unreinen Kulturen, d. h. durch Ueber- tragung von Fragmenten der Pseudomembran in Bouillon ge- wonnenen, besitzen einen sehr hohen Grad von Virulenz und in einigen Fällen eine rapid kaustische Wirkung. Die Kulturen dieser Art enthielten gewöhnlich außer dem Diphtheriebacillus den Streptococcus und den Staphylococcus. 6) Wenn man den Staphylococcus zuerst einimpfte und später, nach verschiedenen Zeitabständen, den Diphtherie- bacillus, so erhielt man entweder einen langsameren Tod, als es in den Fällen, in welchen die Kontrollobjekte der Diphtherieinfektion allein ausgesetzt waren, stattfand, oder ein Ueberleben des Tieres, g34 Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. eine Thatsache, welche im Verlaufe aller bisher ausgeführten Experi- mente (mehr als fünfzig) ganz ausnahmsweise dasteht. 7) Der Einfluß dieser Vereinigungen ist also unzweifelhaft auch aus diesen Experimenten festgestellt und muß wahrscheinlich bei der Anwendung der Serumtherapie auf den Menschen, bei welcher Ver- einigungen dieser Art konstant sind, berücksichtigt werden. Gfasperini, Gr. (Pisa), Versuche über das Genus „Actino- myces“. Verf. ist auf Grund einer großen Reihe von Versuchen über das Genus Actinomyces imstande, ein vollständiges Verzeichnis der dazu gehörigen Mikroorganismen zu geben. Dieselben sind die folgenden : Name Beobachter Synonym Beobachter Act. bovis salphureus Rivolta Act. bovis (?) Act. Foersteri Cohn Streptothrix Foersteri — Act. canis Vachetta Act. pleuriticus canis fa- miliaris Act. canis Rivolta Rabe Act. bovis farcinicns Nocard Bacillus farcinicus — Act. cati Rivolta — — Act. bovis albus Gasperini Strept. 1, 2, 3 Strept. Albus Almquist Rossi-Doria Act. asteröides Eppinger Cladothrix asteröides Strept. asteröides Strept. Eppingerii Gasperini Rossi-Doria Act. chromogenus Gasperini Strept. chromogenus Strept. niger Oospora Metschnikowi (?) Oospora Guignardi (?) Rossi-Doria Saurageau und Radais Sauvageau und Radais Act. bovis luteo-rosens Gasperini — — Act. cuniculi Scbmorl Streptothrix cuniculi — Act. Hoffmanni Gruber Micromyces Hoffmanni — Act. albido-flavus Rossi-Doria Streptothrix albido-flava — Act. violaceus Rossi-Doria Streptothrix violacea — Act. carnens Rossi-Doria Streptothrix carnea — Act. citreus Gasperini — — Act. pluricolor (?) Terni — — Act. arborescens Edington — — Act. ferragineus Naunyn — — Diese Tabelle zeigt nicht nur , durch wieviel Arten und Varietäten das Genus „Actinomyces“ bereichert worden ist, sondern außerdem, wie viel noch zu thun bleibt, bis das Geschlecht selbst als definitiv geordnet betrachtet werden kann. Obschon also über die Mikromyceten dieser Gruppe noch viele Untersuchungen zu vervollständigen bleiben, kann man doch nach der Ansicht des Verf. ’s inzwischen folgende Schlüsse ziehen: 1) Daß die Arten des Geschlechtes „Actinomyces“ sich normal durch freie Luftsporen (Conidien) vervielfältigen und daß sich, wenn durch Mangel an Sauerstoff oder aus irgend einem anderen Grunde die Erzeugung von Luftfädchen behindert wird, in den Mycelien Conidien oder Sporen bilden. Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. 685 2) Daß Aktinomykosen des Rindviehes, welche klinisch sowie anatomisch und pathologisch nicht differenzierbar sind, durch ver- schiedene Varietäten des Actinomyces hervorgebracht werden können. 3) Daß der Actinomyces, der sich nicht direkt vom Rinde kultivieren läßt, einer üppigen Entwickelung in den gewöhnlichen Nährböden fähig wird, nachdem er im Hunde gewachsen ist. 4) Daß das Auftreten der Keulenformen an der Peripherie der Büschel in direkter Beziehung zu dem langsamen Verlaufe der Krank- heit und dem Vorwiegen des neoplastischen Typus steht, weil der für das Knochensarkom der Kinnlade charakteristische Actinomyces selbst sich entwickelt, indem er zu Abscessen ohne Spur von Keulen Veranlassung bietet. 5) Daß man je nach den Organen, in welchen sich der Actino- myces entwickelt, oder je nach den Tieren, in welche er eingeimpft wird, das Vorwiegen von vielmehr einer als von einer anderen der verschiedenen anatomisch-pathologischen Erscheinungen erhält, welche dieser Infektion (Pseudotuberkulose, Abscesse, neoplastische, den Sarkomen ähnliche Bildungen etc.) eigentümlich sind. 6) Daß die direkt von den Tieren isolierten Arten in den suces- siven Kulturen immer sauerstoffbedürftiger werden und mit dem Verluste der Fähigkeit, sich anaerobisch zu entwickeln, sich all- mählich schwächen, so daß sie schließlich ganz unschädlich werden. Es ist noch nicht bekannt, wie man ihnen die Virulenz wieder- geben kann. 7) Daß einige Fälle von Aktinomykose der Rinder von einer in dem Medium, wo sie sich im saprophytischen Zustande be- findet, sehr verbreiteten Art (Act. albus) herrühren, und daß daher die aktinomykotische Infektion im allgemeinen von der durch bis jetzt unbekannte Ursachen hervorgerufenen Anpassung dieser Mikro- myceten an den Parasitismus abhängt. 8) Daß diese gewöhnlich unschädlichen Mikromyceten, sobald sie einmal eine pathogene Kraft angenommen haben, in Bezug auf die Uebertragbarkeit der Krankheit mehr zu fürchten sind. Ihre Viru- lenz kaun sich mit sehr verschiedener Intensität zeigen, woher die Verschiedenheit, mit welcher die Gewebe reagieren ; und je nach dem Eintrittswege und der Virulenz entsteht der große klinische Poly- morphismus. 9) Daß die Arten dieser Gruppe als spontane Krankheitserreger gefunden worden sind sowohl bei den Pflanzenfressern und Omnivoren, als bei den Fleischfressern, unabhängig von der Ernährungsart. 10) Daß jede Ursache, welche die Kontinuität der Haut oder der Schleimhäute verletzt, den Eintrittsweg für den Actino- myces öffnen kann, dessen Sporen den Erdboden, das der Infektion ausgesetzte Wasser und die freie oder begrenzte Luft zum „Habitat“ haben. Die Gerstenschalen und die Splitter von Vege- tabilien anderer Natur haben also, außer daß sie ein Förderungs- mittel für den Keim bilden, eine ätiologische Bedeutung durch die Thatsache, daß sie die Kontinuität der Häute zerstören können. ß80 Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. 11) Daß die Arten oder Varietäten, welche diesem Genus angehören, vielfachen Variationen ausgesetzt sind in Bezug auf Form, Dicke und Kompaktheit der isolierten oder vereinigten Kolonieen oder Häutchen, auf ihre Fähigkeit, Luftsporen zu bilden oder nicht, und auf das Färbungsvermögen je nach den physisch-chemischen Bedingungen des Mediums, in welchem sie leben. Es sind zarte, gegenüber den geringsten Verschiedenheiten des Substrates äußerst empfindliche Wesen. Die schwach saure Reaktion, die Verf. für den Chro mögen us gezeigt hat, dient dazu, die Farben besser zu unter- scheiden, und diese treten mit den successiven Verpflanzungen in ge- wöhnliche Stärke oder auf Glycerinagar mehr hervor, unter der Voraussetzung, daß die an Sauerstoff reiche Luft freien Zutritt zu dem Schwamme hat. 12) Daß sich in dem Cyklus der jedem Actinomyces eigen- tümlichen Variationen Berührungspunkte zwischen einer und der anderen Art finden, ohne daß dies ein Hindernis für die Beurteilung der charakteristischen Verschiedenheiten einer jeden bildet. Bonoiue, A., Neue Beobachtungen über die diagnosti- sche und Heilwirksamkeit des Malleins gegen Rotz bei den Menschen und den Tieren. Verf. hat gefunden, daß die biologischen Eigenschaften des Rotz- bacillus je nach der Virulenz und dem Nährboden variieren. Bei den gegen Rotzinfektion empfindlichsten Tieren (Eseln und Katzen) verur- sacht das Mallein eine rasche Abmagerung, welche von katarrhalischen Entzündungen der Conjunctiva und der Nasenschleimhäute begleitet ist. Oft beobachtet man auch Pustelausschläge und eine Temperatur- erniedrigung. Bei Kaninchen ist die Reaktion eine stärkere und der Infektionsprozeß wird beschleunigt, auch wenn dieser seinen chronischen Verlauf nimmt. In diesen Fällen hat man es mit einer wirklichen akuten Rotzknoteneruption zu thun. Bei Meerschweinchen und bei den Hunden, welche experimentell rotzkrank gemacht wurden, ver- ursachen die Malle'ineinimpfungen die rasche Abmagerung und neue Viruslokalisationen. Verf. hat die Wirkung der Malle'ininjektionen auf 32 Pferde untersucht, indem er eine von 1 — 1,5 ccm variierende Dosis unter die Haut einimpfte. Von diesen Pferden haben nur 24 reagiert, 18 wurden geschlachtet und bei 17 hat man bei der Autopsie rotzige Verletzungen beobachtet. Die 6 anderen, welche nicht getötet wurden, sind gesund geblieben und die Impfungen der Produkte ihres Stoff- wechsels in Meerschweinchen und Hunde sind ohne Wirkung ge- blieben. Betreffend die Fieberreaktion, welche man nach den Impfungen von Mallein beobachtet, meint der Verf., daß alle rotzkranken Pferde eine Temperaturerhöhung zeigen, aber daß diese nicht immer die Krankheit anzeigt. Verf. bat außerdem noch die Wirkung des Malleins in den chro- nischen Fällen von Rotz bei den Menschen untersucht und erklärt, daß das Mallein nicht nur ein wertvolles diagnostisches, sondern auch Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. 687 ein gutes therapeutisches Mittel ist. Sieben Stunden nach der Ein- impfung von V lg — */20 ccm beobachtet man eine Temperaturer- höhung, welche von einer Beschleunigung des Pulses, von einer Polyurie, von einer Kopfbeschwerung und Anschwellung der kranken Schleimhaut begleitet ist. Die Reaktion hat nach 6 — 80 Stunden nachgelassen. Wenn die Injektionen nach einer Pause von 2—3 Tagen wiederholt werden, beobachtet man bei dem Kranken eine deutliche Verbesserung. Verf. hat, indem er von dem Gedanken ausgeht, daß der Rotz- bacillus bei seinem Durchgänge durch den Organismus der Katzen geschwächt wird, mit dem Blute und den Organen dieser Tiere ein Mallein dargestellt, mit welchem er den spontanen Pferderotz be- handelt hat. Durch 14 Einimpfungen an einem experimentell als rotzkrank erkannten Pferde hat er nach 45 Tagen das vollständige Verschwinden aller Rotzsymptome herbeigeführt. Dieses Pferd be- findet sich noch heute, d. h. nach einem Jahre, ganz gut und reagiert nicht mehr gegen das Mallein. Verf. hat auch durch die mitgeteilte Behandlung bei Hunden Genesungen von experimentellem Rotze er- halten. Die Meerschweinchen können dagegen durch das Maliern nicht geheilt werden. Wenn man aber während 15 Tagen Rotz- bacillen mit Ochsenserum in Berührung hält und nachher die Flüssig- keit filtriert, so erhält man eine Lymphe, mit welcher der Verf. rotz- kranke Meerschweinchen geheilt zu haben versichert. Verf. zieht also den Schluß, daß der Rotzbacillus Substanzen bildet, welche je nach den Bedingungen, unter welchen sie entstehen und je nach den Tieren, welchen sie eingeimpft werden, eine reelle Wirksamkeit besitzen, sowohl in diagnostischer als in therapeutischer Beziehung. Di Vestea, A. (Pisa), Einiges über die neuen Ansichten von Emmerich und Tsuboi, die Pathogenesis der Cholera betreffend. Die neue pathogenische Theorie der Cholera von Emmerich und Tsuboi, wie sie aufgestellt worden ist, kann nur den Wert einer Hypothese haben, trotzdem verdient sie die größte Beachtung. Die Harnuntersuchung und spektroskopischen Beobachtungen des Blutes, die Verf. an den Cholerakranken der letzten Epidemie in Livorno angestellt hat, bestätigen jene Hypothese nicht, wenn man sie in der Weise versteht, daß der allgemeine Cholerabefund das Resultat einer allgemeinen Nitritvergiftung sei. Sie bieten aber die Gelegenheit, weiter nachzuforschen, ob die Anwesenheit von Nitraten und Kohlehydraten (vegetabilische Ernährung) in dem Darme solcher der Infektion ausgesetzten Individuen nicht die Wahrscheinlichkeit des Erkrankens und die Intensität der Erkrankung bestimmen kann, da man in der Reduktion der Nitrate in einem sauren Medium, die Veranlassung zu der cholerischen Diarrhöe, das primum movens des Choleraanfalls erblicken könnte. Bei dem Mangel an Mitteln, die Cholerainfektion in den Tieren zu veranlassen, und da der Verf. den Einwendungen von Klemperer kein großes Gewicht beimessen ß88 Mitteilungen aus dem XI internationalen medizinischen Kongresse in Rom. will, bleiben als einziges positives üntersuchungsfeld nur die klini- schen und epidemiologischen Beobachtungen, wenn die letzteren durch die nötigen Laboratoriumuntersuchungen vervollständigt werden. Grley und Charrin (Paris), Die Wirkung der Bakteriengifte auf die vasomotorischen Organe und diejenigen des Blutkreislaufs. Verff. berichten über die erzielten Resultate ihrer seit Jahren angefangenen und fortgesetzten Untersuchungen. Sie haben beobachtet, daß die Einimpfung der Produkte des Stoffwechsels des B. pyocyaneus die Paralysis der vasodilatatori- schen Zentren veranlaßt. Der Sn eilen -Sc hi ff’ sehe Reflex ist lang- samer und braucht eine stärkere Reizung. Sie haben außerdem nachweisen können, daß zwischen den eingeimpften und normalen Tieren kein Unterschied im Verhalten vorliegt, und schließen daraus, daß die Immunität nicht von Accoutumance der Zelle an die Bak- teriengifte bedingt wird. Die flüchtigen Bestandteile dieser Gifte wirken auf die vasodilatatorischen Centren und erschweren die Aus- schwitzungen und die Diapedesis, indem sie einen Zustand von In- feriorität gegenüber den Infektionen bilden, weil die die Bakterien zerstörenden Säfte und die Leukocyten nicht wirken können. Anderer- seits erlauben diese flüchtigen Substanzen, welche aus den Kulturen oder aus den Lungen angesteckter Menschen abgesondert werden können, gewisse Wirkungen der Luft von Räumen, wo sich Kranke befinden, zu erklären. Schon im Jahre 1889 haben Verff. nachgewiesen, daß die Bak- teriengifte auf das Rückenmark einwirken. Später haben sie auch seine Wirkung auf das Herzgewebe, auf das von seinen Nerven- centren getrennte Herz, auf die Nasen und auf den Druck gezeigt. Diese Resultate sind insofern wertvoll, als sie die Anämieen, die Oedeme, die Kongestionen und die Entzündungen erklären können. Inghilleri (Rom), Ueber das Verhalten einiger Mikro- organismen in Bouillonkulturen, welche die Bujwid- sche Reaktion geben. Verf. teilt mit, daß einige Mikroorganismen fähig sind, in solchen Bouillons weiter zu leben, in welchen vorher der C hol e r ab aci 1 1 us gezüchtet wurde und welche sehr deutlich die Nitrosoindolreaktion geben. Ihr Verhalten ist indessen nicht das gleiche, weil sie auf die anorganischen Verbindungen des Stickstoffs verschieden einwirken. So z. B. während einige sich entwickeln, ohne die Bujwid’sche Reaktion zu modifizieren, wird sie dagegen von anderen zerstört, und zwar hauptsächlich von den Bacillen des Verdaungskanals, speziell dem B. coli communis, indem diese die salpetrigsauren Salze zu Ammoniak und anderen Stickstoffverbindungen reduzieren. Das Indol bleibt aber unzersetzt, es scheint sogar in den Kulturen des B. coli communis zuzunehmen, so daß es immer möglich ist, seine An- wesenheit durch die Reaktion von Ivitasato nachzuweisen. Außerdem wenn einige dieser Bacillen, wie z. B. der B. coli oder der Typhusbacillus mit dem Cholerabacillus in Typhus. 689 einer Lösung von Fleischpepton gezüchtet werden, so zeigt die Flüssig- keit statt der Bujwid’schen Reaktion nur die von Kitasato. Auf diese Art verliert der Cholerabacillus eine seiner wich- tigeren Differentialeigenschaften. Diese Thatsachen müssen jedenfalls bei der bakteriologischen Prüfung jedes choleraverdächtigen Materials berücksichtigt werden, weil trotz der Anwesenheit des Cholera- bacillus die Nitrosoindolreaktion versagen kann, wenn, wie dies bei Stühlen der Fall ist, andere die salpetrigsauren Salze zerstörenden Mikroben anwesend sind. (Fortsetzung folgt.) Referate. D6hu, Paul, Etüde sur le role du bacille d’Eberth dans les complications de la fievre typhoide. [These.] 4°. 196 p. Paris 1893. Verf. stellt 42 Fälle zusammen, in denen allein der Bacillus Eberth nachgewiesen wurde und somit als der ausschließliche Er- zeuger der Entzündung anzusehen ist. Aus der Reihe geht hervor, daß es sich am meisten um Eiter- verletzungen handelt. Es handelt sich unter Beibehaltung der französischen Bezeich- nungen um Pöritonite purulente encapsul^e, Suppuration d’un ganglion m^sentürique, Abces de la rate, Pneumonie typhique, Pleurösie puru- lente , s^rofibrineuse, h^morrhagique, Angiome orbitaire suppuree, Endocardite verruqueuse, Affection spinale aigue, Crises 6clamptiques, M6ningite purulente, s6ro-purulente, suppur6e, ceiAbro-spinale, Orchite suppuree, Epididymite suppur6e, Strumite, P6riostite suppur6e du tibia, d’un mötatarsien, costale, Exostoses du tibia, Abces osseux et musculaires multiples, Synovite suppuree du cou-de-pi6d , Abces musculaire de la jambe, de la paroi abdominale, Otite suppuree, Angiocholite suppur6e zum Teil in verschiedenen Beobachtungen. Die Schlußfolgerungen aus dieser Liste nehmen allein drei Seiten 4° in Anspruch, die Mitteilung der Fälle erstreckt sich von Seite 125-196. E. Roth (Halle a. S.). Quincke, H. und Stühlen, Zur Pathologie des Abdominal- typhus. [Aus der medizinischen Klinik in Kiel.] (Berliner klin. Wochenschrift. 1894. No. 15.) I. Typhusbacillen im Knochenmark. Von H. Quincke. Im Jahre 1889 beschrieb Ebermaier (Arch. f. klin. Medizin. Bd.XLIV. 1889) 8 Fälle von Entzündungen der verschiedensten Knochen des Skeletts bei Typhus, und bei zweien derselben gelang ihm der Nachweis von Typhusbacillen. Verf. hat 9 Typhusleichen zur Fort- setzung dieser Untersuchungen benutzt und bei allen aus dem Marke einer Rippe, zweimal aus dem Sternum und außerdem, abgesehen von einem Falle, aus der Milzpulpa Kulturen angelegt. In 8 von 690 Typhus. diesen Fällen wuchsen Typhuskolonieen in der Platte, deren Zahl bei den Impfungen aus der Milz anscheinend größer war, als bei den Impfungen aus dem Knochenmarke. Von den 8 Fällen waren 3 in der 3. Krankheitswoche, 4 in der 4. Woche, 1 in der 6. bis 7. Woche gestorben. In letzterem Falle war die Anzahl der Kolonieen am kleinsten und in dem 9. Falle, welcher ebenfalls in der 6. bis 7. Woche starb und bei welchem Milz- wie Markplatten frei blieben, zeigte die Sektion vollkommen gereinigte Darmgeschwüre. Die erhaltenen Typhuskolonieen wurden diagnostiziert auf Grund ihres Aussehens, der Beweglichkeit der Stäbchen im hängenden Tropfen, nach ihrer Gestalt im gefärbten Präparate und dem Befunde bei der Kartoffel- kultur. In einigen Fällen wurde auch die Säurebildung in Bouillon- kulturen zur Sicherung der Diagnose herangezogen. Nach diesen Befunden ist die Behauptung gerechtfertigt, daß sich im roten Knochen marke Typhuskranker der Typhusbacillus mit derselben Konstanz findet, wie in der Milz. Fraenkel und Baumgarten suchen die Aetiologie bei den zur Eiterung führenden Fällen in dem Hinzutreten von pyogenen Kokken. Wenn sich in der Nähe eines Herdes von Typhusbacillen sich eine solche Eiterung entwickelt, dann mag es ja bei dem gleich- zeitigen Befunde beider Bakterienarten fraglich sein, welchen Anteil jede derselben an dem Auftreten der Eiterung genommen hat. Aber wo aus dem Eiterherde ausschließlich Typhusbacillen gezüchtet werden, ist man nach Verf. nicht berechtigt, deren Eiterung erregende Eigenschaft deswegen zu leugnen, weil sie gewöhnlich keine Eiterung erzeugen. H. Ueber typhöse Meningitis. Von A. Stühlen. Als Erreger der eiterigen Meningitis sind bis jetzt bekannt : der Staphylococcus pyogenes aureus, der Strepto- coccus pyogenes, der Fraenkel’sche Pneumococcus, so- wie in vereinzelten Fällen der Diplococcus intracellularis von Weichselbaum und der Bacillus meningitidis von Neumann und Schäffer. Verf. beschreibt nun einen eigentüm- lich verlaufenen Fall von Abdominaltyphus, bei welchem sich bei der Sektion eiterige Cerebrospinalmeuingitis und Pachymeningitis fand. Von dem Eiter der Hirnhäute wurden Plattenkulturen auf Gelatine angelegt, auf welchen sich nach 2 Tagen Kolonieen ent- wickelt hatten, die aus Typhusbacillen bestanden und von Prof. Fischer als solche diagnostiziert wurden. Leider wurden von der bereits in Fäulnis übergegangenen Milz keine Kulturen angelegt. Der Typhusbacillus war der einzige Mikroorganismus, welcher aus dem Entzündungsherde gezüchtet werden konnte, und somit liegt kein Grund vor, dem Typhusbacillus die Eigenschaft, unter — allerdings nicht näher bekannten — Umständen Eiterung zu er- regen abzusprechen. Gerl ach (Wiesbaden). Moreau, Auguste Charles Joseph, Contributiou a l’dtude de l’etiologie de la fievre typhoide et de la v i t a 1 i 1 6 dans le sol du bacille d’Eberth. [These.] 45 p. Bor- deaux 1893. Typhus. 691 Verf. beschäftigt sich mit der Epidemie in Boussay in dem Loire-Infdrieure-Departement während des Februars 1891. Nach Moreau sind die Fragen des unterirdischen Verweilens des Typhus- erregers noch vollständig unaufgeklärt, ebenso wie die Art und Weise, wie das ansteckende Agens in den Erdboden hineingelangt. Ruhen nur die Sporen in dem Erdreiche, vermehren sie sich, Alles sind offene Fragen ! Die Epidemie in dem genannten Orte vermochte zur Auf- klärung der Mikroorganismen nur beizusteuern, daß letztere jahre- lang unter unbestimmten Bedingungen in dem Boden und Unter- wässern existirt haben, ohne Gelegenheit gefunden zu haben, wirk- sam zu werden. Weshalb der Ausbruch der Epidemie plötzlich er- folgte, ist unaufgeklärt geblieben, wenn auch dem Wasser die Schuld zweifellos beizumessen ist. So trank ein drei Kilometer von dem Orte wohnender 12-jähriger Junge bei einem Besuche von dem Wasser und hatte ein Typhusfieber zu überstehen. Auch andere Erkrankungen wiesen stets auf den kommunalen Ziehbrunnen als Infektionstätte hin. Dieser war etwa 6 Jahre vor Ausbruch der Seuche als Fontaine mit wenig Tiefe errichtet worden, welcher ein natürlicher Zufluß von Quellwasser fehlte; man hatte es also nur mit einer Art von Cysterne zu thun. Erschwerend tritt der Umstand hinzu, daß sich diese Fontaine auf einem alten Friedhofe erhebt, welcher auf einem etwas erhöhten Terrain um die Kirche angelegt war. Halten sich Typhus- keime schon lange Zeit — diesen Ausdruck als ganz unzureichend definiert, bemängelt Moreau besonders — im gewöhnlichen Boden, wie viel mehr in dem von organischen Nährstoffen durchsetzten Terrain eines alten Kirchhofes! E. Roth (Halle a. S.). Radiguet, Henri Edouard Michel, Contribution äl’6tude de l’origine hydrique de la fievre typhoide. Fievre typhoide et eau de Seine dans les prisons de Paris. [These.] 4°. 120 p. Paris 1893. Von 1883—1889 betrachtete man den Bacillus Eberth als das spezifische Agens des typhischen Fiebers und das Wasser wurde als der gewöhnlichste Träger desselben angesehen. Im letztgenannten Jahre wurde dem B acill u s Eb er t h der zweite Platz zuerteilt und die Hauptrolle dem Coli ba eil lus zugemessen; ersterer sei erst die Folge des letzteren. Ueber die Gewässer der Seine liegen zahlreiche Veröffent- lichungen vor, welche übereinstimmend bekunden, daß scheinbar die Pariser Gefängnisse von dem typhuserregenden Wasser der Seine unberücksichtigt geblieben sind. Besonders tritt dieser Fall in der Santd auf, welches Krankenhaus jahraus jahrein Seinewasser ver- wendet. Ob dieses Unschädlichwerden des sonst so zahlreiche Fälle von typhösem Fieber hervorrufenden Seinewassers der Gewöhnung oder den Filtern zuzuschreiben ist, läßt Verf. dahingestellt. E. Roth (Halle a. S.). Schäfer, Die Typhusepidemie des Jahres 1891 im Kreise Niederbarnim. (Berliner klinische Wochenschrift. 1894. No. 12. p. 289 ff.) 692 Typhus. Yerf. bespricht in seiner Abhandlung die vorjährige Typhusepidemie bei Berlin, welche angeblich auf den Genuß von Drainwasser von den Rieselfeldern zurückgeführt wurde. Y i r c h o w hatte gegen diese Auffassung verschiedene Bedenken geäußert. Zunächst hatte er be- tont, daß im Kreise Niederbarnim auch sonst Fälle von Typhus auf- getreten seien. Es kamen im ganzen 48 Fälle in Betracht, von denen 10 aus verschiedenen Gründen ausgeschlossen werden mußten. Von den übrigen 38 betrafen 14 Rüdersdorf und müssen als eine Epidemie für sich bestehend angesehen werden. Ihre Entstehungsursache bleibt unbekannt. Bei den 8 Fällen in Malchow nahm Virchow an, daß durch einen Brunnen die Infektion stattgehabt hätte. Verf. weist nach, daß die ersten Fälle hier durch 2 Rieselarbeiter bedingt ge- wesen seien, welche Drainwasser getrunken hatten, ein dritter hatte dasselbe bald darauf wieder ausgebrochen und blieb gesund. Nur durch falsche Mitteilungen sei der eine Fall als erst später entstanden aufgeführt. Daher setzt Verf. die Malchower Epidemie mit einem sehr hohen Grade von Wahrscheinlichkeit auf das Conto der Riesel- felder. Die Epidemie von Alt-Weißensee soll nach den Ermittelungen des Verf. ’s von Malchow, also indirekt auch von den Rieselfeldern aus entstanden sein, sie betraf 4 Personen. Wenn Virchow behauptet, daß bislang unter den städtischen Arbeitern kein Fall von Typhus vorgekommen, der auf eine Infektion durch die Rieselfelder zurückzuführen sei, so betont Sch., daß die Zahl der städtischen Arbeiter nur einen verschwindenden Bruchteil der durch die Pächter der Rieselfelder beschäftigten Arbeiter aus- macht und daß erstere angewiesen werden, nicht das Wasser zu trinken u. s. w., letzteren dagegen keinerlei Maßnahmen vorgeschrie- ben werden, so daß dieselben viel leichter einer Infektion ausgesetzt seien. 0. Voges (Danzig). Schild, Eine Typhusepidemie mit nachweisbarer Ent- stehungsursache und die Diagnose des Typhus- bacillus mittelst Formal in. (Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankh. Bd. XVI. 1894.) In Seehausen bei Magdeburg konnte Verf. gelegentlich einer dort im Herbste vorigen Jahres ausgebrochenen Typhusepidemie in 2 Brunnen den Typhusbacillus finden und konnte den Nachweis liefern, wie die einzelnen an Typhus erkrankten Personen durch diese beiden Brunnen infiziert waren. Da diese Brunnen mit einem zum Teile unterirdisch fließenden Wasserlaufe kommunizierten, so war es anzunehmen, daß von diesem aus die Typhuskeime in die Brunnen gelangt waren. In einem anderen, nicht mit dem Wasserlaufe in Ver- bindung stehenden Brunnen konuten keine Typhuskeime gefunden werden. Die gefundenen Typhusbacillen entsprachen auf Kartoffeln dem beschriebenen unsichtbaren Belag, brachten Milch nicht zur Ge- rinnung und bildeten in Bouillon kein Gas. In dem zweiten Teile seiner Arbeit berichtet Verf. über Resul- tate, die er mit Formalindämpfen an Typhus- und typhusähnlichen Bakterien anstellte. Er machte die Beobachtung, daß der Typhus - bacillus gegen die Formalindämpfe viel empfindlicher ist, als das Typhus. — Bacterium coli commune. 693 Bacterium coli und ein typhusähnlicher Wasserbacillus. Verf. glaubt diese Beobachtung für die Typhusdiagnose verwerten zu können. Er stellte sich eine Formalingelatine 1 : 13000 her, doch muß man das Formalin nach der Sterilisation zusetzen, da es sonst verdampft, in derselben wachsen Bacterium coli und typhusähn- liche Wasserbakterien, aber nicht Typhusbacillen; in derselben Weise trat Wachstum ein in Formalinbouillon. Stammt daher die zu prüfende Reinkultur aus Dejektionen Typhuskranker, so ist ein wieder- holtes Klarbleiben solcher Bouillon entscheidend für Typhus, eine Trübung für Bacterium coli. Stammt die Kultur aus dem Wasser, so ist zwar das Klarbleiben nicht für Typhus entscheidend, weil viel- leicht andere ähnliche Wasserbakterien ebenfalls nicht darin gedeihen, wohl aber ist eine Trübung entscheidend gegen Typhus. Die Formalinbouillon stellt Sch. nach folgender Formel her: 9» 1 : ^ = x : c. Hierin ist a die gewünschte Konzentration der Formalinbouillon, b die Konzentration der zuzusetzenden Formalin- lösung, x die zuzusetzende Menge der letzteren und c die Menge der in jedem Glase vorhandenen Nährbouillon. Eine beigegebene Tabelle überhebt uns der Mühe der Berechnung. Diese Formalinnährböden sind nur frisch zu verwenden, da das flüssige Formalin mit der Zeit entweicht. Verunreinigungen der so hergestellten Nährböden beob- achtete Verf. höchstens durch leicht erkennbare Schimmelpilze. 0. Voges (Danzig). Bruch, Alfred, De la fievre typhoide chez les Arabes en Alg6rie. [These.] 4°. 58 p. Montpellier 1893. Merkwürdigerweise findet sich typhöses Fieber nur ganz aus- nahmsweise bei den Arabern. Die angeblichen Beobachtungen über diese Erkrankung in Algier stellten sich als Malaria heraus mit typhösen Anklängen. Ein Grund für diese Unempfindlichkeit ist ebensowenig bekannt, wie die der Neger gegen Malaria und gelbes Fieber, aber die Thatsache, daß fast alle gänzlich immun gegen typhöses Gift sind, ist unbestreitbar. E. Roth (Halle S.). Fremlin, Vergleichende Studien an Bact. coli commune verschiedener Provenienz. (Archiv für Hygiene. XIX. 1893. 3.) Verf. machte es sich zur Aufgabe, Bacterium coli des Menschen und verschiedener Tiergattungen bezüglich seiner morpho- logischen, kulturellen und pathogenen Eigenschaften mit einander und mit dem Typhusbacillus zu vergleichen. Er kommt zu folgen- den Schlußsätzen: Das Bacterium coli tritt auf Gelatine in zwei Variationen auf, einmal, indem es Häutchen und dann, indem es Pünktchen ohne Verflüssigung des Nährbodens bildet. In zuckerhaltigen Nährböden wird Gas erzeugt; Milch gerinnt. Sporen scheint das Bacterium coli nicht zu besitzen; es läßt sich leicht mit Anilinfarben, aber nicht nach Gram färben. Von verschiedenen Tieren gezüchtet, gleichen die einzelnen Arten sich XV. Bd. 44 694 Bacterium coli commune. sehr; die Größe ist bei allen gleich; in der Eigenbewegung ist das heftigste das Bacterium coli des Menschen, während das des Kaninchens gar keine oder geringe Beweglichkeit zeigt. Etwas größere Mannigfaltigkeit zeigen die einzelnen Arten beim Wachstum auf der Kartoffel; Geißeln sind schwer darstellbar, bei dem des Kaninchens überhaupt nicht. Was den Unterschied zwischen Bacterium coli und Typhusbacillus anbetrifft, so ist 1) der Typhusbacillus viel beweglicher, als der Kolon - bacillus. 2) Der Ty phusb acillus bildet gern lange Fäden, der Kolon - bacillus fast nie. 3) Auf den Gelatineplatten wächst der Typhuskeim viel lang- samer, als das Bacterium coli. 4) Der Typhuskeim wächst auf Kartoffeln fast unsichtbar, im Gegensätze zum Kolonbacillus, der stets etwas Färbung zeigt. 5) Der Typhusbacillus hat keine gärungserregende Kraft, die dem Kolonbacillus zukommt. 6) Während Milch durch das Bacterium coli gerinnt, bleibt sie, mit Typhus infiziert, flüssig. 7) Die Typhuskeime haben sehr zahlreiche Geißeln; das Bac- terium coli hat meist nur einen Geißelfaden, der sich im Gegensätze zum Typ husb acillus sehr schwer darstellen läßt. 8) Das Bacterium coli giebt die Indolreaktion mit Kalium- nitrit, der Typhusbacillus nicht. Zahlreiche Einzelheiten, besonders über die morphologischen und kulturellen Eigenschaften der einzelnen Arten des Bacterium coli, müssen im Originale eingesehen werden. Kurt Müller (Halle). Sittinann und Barnow, Ueber einen Befund von Bac- terium coli commune im lebenden Blute. (Dtsch. Arch. für klin. Med. Band LII. Heft 4.) In der medizinischen Klinik des Geheimrat von Ziemssen in München wurde im Mai dieses Jahres ein Fall beobachtet, in welchem es sich um eine vom Urogenitalapparate ausgehende, durch das Bacterium coli commune bedingte, allgemeine Infektion han- delte und in dem es gelang, das Bacterium coli schon während des Lebens im Blute nachzuweisen. Die klinische Diagnose lautete: Sepsis, strictura urethrae, Cystitis, Pneumonie des rechten Unter- lappens. Die Sektion ergab das Bestehen einer eiterigen jauchigen Cystitis, Pyelitis, eiterigen parenchymatösen Nephritis, eiterigen Peri- nephritis, verrucösen Endocarditis der Aorta und Mitralis, Hyper- ämie beider Unterlappen, Gastritis granulosa, allgemeinen Ikterus und Sepsis. Elf Stunden vor dem Tode wurden aus dem durch Punktion der Vena mediana genommenen Blute Agar- und Gelatineplatten angelegt. Auf sämtlichen Platten wuchs in Reinkultur ein stäbchen- förmiger Mikroorganismus, dessen morphologisches Verhalten in jeder Beziehung mit dem Bacterium coli commune Escherich Bacterium coli commune. 695 übereinstimmte. Dasselbe Bacterium gelang den Verff. auch aus dem Urin des Kranken zu züchten. Zu Tierversuchen wurden Kaninchen verwandt, die teils subkutan, teils in die Ohrvene mit einer 24 Stunden alten Agarkultur geimpft wurden ; teils wurden sie durch Injektion einer wässerigen Bakterienemulsion in die Blase in- fiziert. Es ergab sich, daß nur das Hineingelangen des Bakteriums in das Blut irgend welche Wirkung hatte, daß aber sonstige Infektions- methoden fehlschlugen. Besonders merkwürdig ist das Ausbleiben der Infektion des Urogenitalapparates (der im allgemeinen leicht durch Colibacillen infiziert wird,) zumal man nach dem Verhalten im menschlichen Organismus das Gegenteil erwarten dürfte. Gerade dieser Umstand spricht für das Vorhandensein des Bacterium Escherich, von dem bekannt ist, daß seine Virulenz ungemein variabel ist. Wenn also auch zugegeben werden muß, daß die Tier- versuche einen Beweis dafür nicht liefern , daß das im vorliegenden Falle gefundene B a c t e r i u m die Ursache der menschlichen Erkrankung ausmachte, so darf man doch andererseits nicht vergessen, daß bei einem so variablen Bacterium wie Bacterium Escherich nicht ohne weiteres aus den Tierversuchen auf den Menschen geschlossen werden darf, und es ist daher sehr dankenswert von den Verff. die Aufmerksamkeit bei Blutuntersuchungen in Urethralfiebern und sonstigen septischen Prozessen auf das eventuelle Vorkommen von Bacterium coli commune hingelenkt zu haben. Maaß (Freiburg i. B.). Neisser, Untersuchungen über den Typhusbacillus und das Bacterium coli commune. (Zeitschrift für klinische Medizin. Bd. XXIII. 1893. p. 93 ff.) Manche, besonders französische Autoren, sind der Meinung, daß das Bacterium coli commune Escherich und der Erreger des Abdominaltyphus identisch seien, eine Anschauung, die durch die vielen beiden gemeinsamen Merkmale und ihr schwieriges Unter- scheidungsvermögen entstanden ist. Verf. bringt einen nicht uninteressanten Beitrag zu dieser Frage. Er suchte zu entscheiden, ob die zu gleicher Zeit aus dem Darme eines Typhuskranken gezüchteten Kolonbacillen dieselben Virulenz- grade für Mäuse haben, wie die durch Punktion der Milz gewonnenen Typhusbacillen derselben Person. Es zeigte sich nun die bemerkenswerte Thatsache, daß der Typhusbacillus die stärkste Virulenz im Beginne der Krankheit aufwies, während die der Kolonbacillen ganz unbekannten Schwankungen unterworfen waren. (Gegen diese interessanten Versuche läßt sich jedoch einwenden, daß die aus der Milz gezüchteten Bakterien ganz andere Vitalitätsbedingungen darbieten konnten, als die in dem völlig anders beschaffenen Darme und Darminhalte gewachsenen, so daß dieser Unterschied der Virulenz allein durch die Art des Nährstoffes be- dingt sein konnte.) — Ein weiterer Unterschied beider Bakterien wurde dadurch konstatiert, daß das Kolonbacterium Gas bildete, die Typhusbakterie dagegen nie. Einen weiteren Beweis für die Verschieden- 44* 696 Bacterium coli commune. — Periostitis albuminosa. artigkeit beider Organismen sieht Verf. dann darin, daß die mit dem Bacillus coli commune vorbehandelten Tiere keinen Impfschutz gegen eine nachfolgende letale Injektion mit Typhusbacillen erlangt hatten und umgekehrt. Auf Grund dieser 3 Resultate ist Verf. geneigt, den Bacillus coli commune, obwohl auch er krankheitsauslösend wirken kann, als ein vom Bacillus des Abdominaltyphus verschiedenes Wesen anzusprechen. 0. Voges (Danzig). Renault, Jules, Du bacterium coli commune dans l’in- fection urinair e. [These.] 4°. 80 p. Paris 1893. Die nicht verflüssigenden Urinbacillen bilden einen Teil derselben natürlichen Gruppe wie die verflüssigenden Verwandten und der ganzen Abteilung kommt die Bezeichung Bacterium coli zu; weder morphologische Gestalt, noch die Kulturen auf den gewöhn- lichen Nährsubstraten, noch die pathogenen Eigenschaften lassen die einen in Unterschied von den anderen treten. Wohl kann man aber in der großen zusammenhängenden und zusammengehörenden Gruppe mehrere Typen unterscheiden und auseinanderhalten; zu diesem Zwecke muß man auf demselben Sub- strate dieselben Keime nach einander säen, wodurch sie verschiedene biologische Eigenschaften offenbaren. Der Urin dient nicht zur Ernährung dieser Bacillen, er wird nicht von ihnen zersetzt, wohl aber übt er ihnen gegenüber eine ge- wisse antiseptische Eigenschaft aus, er stört ihre Entwickelung und hemmt dieselbe in beträchtlicher Weise. E. Roth (Halle S.). Schrank, W., Zwei Fälle von „Periostitis albuminosa“ (O liier). (Archiv für klinische Chirurgie. XL VI. 1893. No. 4.) Verf. bereichert die Kasuistik des seltenen Krankheitsbildes der Periostitis albuminosa um 2 neue Beobachtungen. Beide Fälle be- trafen den Unterschenkel wachsender Individuen, bei denen die Krankheit subakut eingesetzt hatte. Während bei dem ersten Falle der Knochen nur oberflächlich angegriffen erschien, zeigten sich im zweiten die Zeichen einer Osteomyelitis mit Sequesterbildung. Bei beiden Fällen fanden sich die für osteomyelitische Prozesse typischen ockergelben Granulationen, aber statt des Eiters ein seröses Exsudat. Was den zweiten Fall zu einem ganz besonders lehrreichen macht, ist der Umstand, daß sich subperiostal sitzend ein seröses Exsudat vorfand; als man jedoch die Markhöhle freilegte, war sie mit Eiter erfüllt; es handelte sich also um eine Kombination von typischer eiteriger Osteomyelitis mit sogenannter Periostitis albuminosa. Der Fall gewinnt noch dadurch ganz besonders an Interesse, als sich so- wohl in dem serösen oberhalb der Corticalis, als in dem eiterigen unterhalb derselben in der Markhöhle sitzenden Erguß dieselben Mikro- organismen vorfanden, nämlich Staphylokokken und Streptokokken. Die beiden Erreger hatten also an ein und demselben Individuum au verschiedenen Stellen verschiedene Grade der Entzündung her- vorgerufen. Periostitis. — Pyelonephritis. 697 In dem ersten Falle fand sich der Staphylococcus pyo- genes albus in Reinkultur. Verf. ist der Ansicht, daß besonders der zweite Fall — die Kombination von eiteriger Osteomyelitis mit Periostitis albuminosa — geeignet ist, die von Schlange, Garre und Anderen ange- nommene Zusammengehörigkeit der Osteomyelitis infectiosa acuta und der Periostitis albuminosa zu beweisen. Im übrigen glaubt er, daß unter dem Namen Periostitis albuminosa eine ganze Zahl von Krankheitsprozessen zusammengefaßt worden sind und daß sich ein einheitliches Krankheitsbild der Periostitis albuminosa nicht auf- stellen lasse. [Die Arbeit bringt eine neue Bestätigung der von Garre, Jordan und Referenten vertretenen Ansicht, daß die sogenannten „pyogenen Kokken“ nicht stets und ausschließlich pyogen wirken, sondern zur Erzeugung jeden Grades der Entzündung befähigt sind. In einem Punkte ist Ref. aber anderer Ansicht als Verf. Wenn man die Osteomyelitis acuta als eine spezifische, lediglich durch Staphylokokken erzeugte Erkrankung ansieht, eine Ansicht, welche Ref. neuerdings gegen die Anhänger einer Lehre der Nicht- spezifität der Osteomyelitis acuta zu beweisen versucht hat, so wird es stets gelingen, das von Schlange gezeichnete Krankheitsbild der Periostitis albuminosa aufrecht zu erhalten. Das Entscheidende ist jedesmal die Anwesenheit von Staphylokokken bei bestimmten Knochenerkrankungen.] Kurt Müller (Halle a. S.). Schmidt, Martin B. und AscliofF, Ludwig, Die Pyelone- phritis in anatomischer und bakteriologischer Be- ziehung und die ursächliche Bedeutung des Bacte- rium coli commune für die Erkrankung der Harn- organe. 101 pp. Mit 1 lithographischen Tafel und 1 Tafel in Lichtdruck. Jena 1893. Verff. geben zunächst eine ausführliche Beschreibung des Sektions- befundes und der mikroskopischen Untersuchung von 16 Fällen von Pyolenephritis ; 14 Fälle wurden bakteriologisch genau untersucht und dabei zwölfmal eine die Gelatine nicht verflüssigende Stäbchenart gefunden, und zwar neunmal sicher in Reinkultur. Auf Grund der gefundenen morphologischen und biologischen Eigenschaften konnte die- selbe mit Escherich’s Bacterium coli commune identifiziert werden. In einem Falle wurde neben B. coli Proteus Hauseri und einmal letzterer in Reinkultur gefunden. Entsprechend dem differenten Wachstum auf der Gelatine werden 3 Typen des B. coli unterschieden: 1) die transparente Form, 2) die opake und 3) die lei s ten bil de n d e Form. Sämtliche untersuchten Fälle bis auf einen zeigten einen dieser drei Typen in scharf begrenzter Weise, doch konnte bei der Weiterimpfung der ursprünglich gewonnenen Kulturen eine vollständig geschlossene Reihe von Uebergangsbildern zwischen den drei Formen gewonnen werden. Ferner gelang es, aus der typischen E scher i ch’ sehen Form des B. coli die anderen Arten hervorgehen zu lassen. In einem Falle 698 Pyelonephritis. — Lepra. züchteten Verff. einen Bacillus aus den Nieren, welcher sich dem B. coli ebenfalls eng anschließt, aber eine abweichende Form der Bouillonkultur zeigt. Während nämlich B. coli eine gleichmäßige Trübung der Bouillon bedingt, blieb hier die Flüssigkeit ganz oder fast ganz klar, nur am Boden bildete sich ein dickes, flockiges oder krümliges Sediment. Im hängenden Tropfen zeigten sich völlig un- bewegliche, ziemlich dicke und plumpe, kurze oder längere Stäbchen, welche auch vielfach ineinander verschlungene Fäden und Ketten bildeten. Oft waren die Einzelindividuen so kurz, daß Streptokokken - formen entstanden. Wegen dieses Verhaltens der Bouillonkultur können Verff. den gefundenen Bacillus nicht mit dem B. coli für identisch erklären. Kaninchen versuche wurden im ganzen 17 gemacht; dabei wurde der linke Ureter freigelegt, in seiner Mitte aseptisch zuge- bunden und oberhalb der Ligatur nach dem Nierenbecken zu mit sterilisierter Spritze injiziert. Dazu wurden verdünnte Bouillon- oder abgeschabte und in Bouillon suspendierte Gelatinekulturen benutzt; 13 mal wurden die aus den verschiedenen Fällen isolierten Arten von B. coli, einmal Proteus, einmal zum Vergleich Staphylo- coccus aureus verwendet, endlich wurde zweimal die aseptische einfache Unterbindung des Ureters vorgenommen. Die durch Ein- spritzung des B. co li erzielten pathologischen Veränderungen stimmten mit den an den menschlichen Nieren beobachteten im wesentlichen überein, die eingespritzten Bacillen hatten sich außerordentlich rasch durch die Harnkanälchen verbreitet. Auch die Versuche mit Pro- teus hatten positiven Erfolg, das Parenchym zeigte reichliche und ausgedehnte Erkrankungsherde; bei der Injektion von Staphyl. aureus war dagegen nichts von Nekrosen zu bemerken. Die beiden Tiere, denen der Ureter aseptisch unterbunden war, überstanden den Eingriff und die Untersuchung der Nieren 7 resp. 9 Tage nach der Operation zeigte keine Erscheinungen von Entzündung im Nieren- becken. Zum Schlüsse geben Verff. eine ausführliche Litteraturübersicht über die bakteriologischen Befunde bei Pyelonephritis und Cystitis mit besonderer Berücksichtigung des B. coli. Der sehr eingehenden Arbeit ist eine Tafel in Lichtdruck, welche die verschiedenen Typen des B. coli zeigt und eine lithographische Tafel beigegeben. Dieudonn e (Berlin). Armaner Hansen, On the report of theLeprosy-Commis- sion in India 1830 — 1831; a criticisra. (The Lancet. 1893. 28. Oct. p. 1053.) Die Hauptpunkte des Berichtes der Indischen Leprakommission waren folgende : 1) Die Lepra wird nicht durch Erblichkeit übertragen. 2) Die Lepra muß, rein wissenschaftlich genommen, als kontagiös und inokulierbar angesehen werdeD, jedoch erfolgt auf diesem Wege ihre Ausbreitung nur in sehr geringem Maße. Lepra. — Rotz. 699 3) Die Lepra wird nicht direkt verursacht durch irgend welche Nahrung, noch auch durch klimatische, tellurische oder soziale Ein- flüsse ; sie bevorzugt keine Rasse und keine Kaste. 4) Die Leprainfektion wird indirekt beeinflußt durch ungesunde Umgebung, schlechte Nahrung, Wohnung etc., indem diese eine individuelle Disposition schaffen. 5) Die Lepra entsteht in der großen Mehrzahl der Fälle de novo (d. h. miasmatisch), unter Bedingungen, welche uns noch un- bekannt sind. Hansen verficht diesen Ausführungen gegenüber seinen be- kannten kontagionistischen Standpunkt. Wenn die Kontagiosität einmal theoretisch zugegeben sei, so sei der Schluß, daß diese doch nur selten im Spiele sein könne, da sie sich so selten nachweisen lasse, zum mindesten voreilig; ein solcher Nachweis müsse in einem Lande, wo die Lepra endemisch sei, immer außerordentlich schwierig sein. Jeder Mensch sei disponiert für Lepra; jeder Mensch er- kranke, in dessen Körper die Bacillen am günstigen Orte und in günstiger Weise eindrängen. Wenn die indische Kommission zwar die Errichtung von Asylen, aber nicht die gesetzliche Isolation em- pfehle, so weise er auf die Erfolge hin, welche mit der Isolation in Norwegen erzielt seien, wo die Zahl der Leprakranken in den letzten 25 Jahren von 2833 auf circa 700 gesunken sei. Daß die Lepra unter den nach Amerika ausgewanderten Norwegern sobald verschwinde, beruhe einzig darauf, daß das erste, was der norwe- gische Bauer in Amerika lerne, die Reinlichkeit sei; diese aber sei in den meisten Fällen ein völlig genügender Schutz gegen die Lepra. W. Petersen (Zürich). Sittmann, Gr., Ein Fall akuter Rotzinfektion beim Menschen. (Annalen der städtischen allgemeinen Kranken- häuser in München. 1890/92. München 1894. p. 84 — 91.) Verwechselungen mit anderen Infektionskrankheiten finden auch heute noch nach dem Bekanntsein des spezifischen Krankheitser- regers statt, namentlich kommt akuter Gelenkrheumatismus hier in Frage, sonst Typhus exanthematicus, Purpura haemorrhagica, Perio- stitis traumatica und traumatische Phlegmone. Auch in dem von Sittmann beobachteten Falle waren die Gelenke mitergriffen. Aus Pusteleiter und Blut angelegte Agar- und Kartoffelkulturen zeigten bald die charakteristischen Wachstums- erscheinungen der Rotzbacillen. Meerschweinchen gingen unter den Folgen der Impfungen mit dieser Kultur bald ein, weiße Mäuse blieben am Leben. — Die Krankheitsdauer — ausschließlich des Inkubationsstadiums — überschritt die von Bollinger für akuten Rotz berechnete Durchschnittsdauer um 2 Tage. Eine Infektionspforte ließ sich mit Sicherheit nicht feststellen, doch glaubt Sittmann den Vorgang so auffassen zu dürfen, daß hochgradig virulente Rotzbacillen von rotzkranken Pferden durch eine später mit Bestimmtheit nicht mehr nachweisbare Pforte in das menschliche Blut gelangten, zu einer primären Blutinfektion 700 Texasfieber. — Tierische Parasiten. — Krebs der Eichen. führten und nimmt an, daß die Erscheinungen von seiten der äußeren Bedeckung u. s. w. sekundärer Natur waren. E. Roth (Halle a. S.). Billings, Frank S., Southern Cattle Plague (Texas fever). 3. Aufl Lincoln, Nebraska. 1893. Unter Beibringung neuen Materiales verficht B. seine Ansicht, daß der von ihm beschriebene Bacillus der Erreger der genannten Krankheit ist. Besonders heftig wendet er sich gegen die Ansicht, daß die Seuche auf Infektion durch Protozoen beruht, und daß auf den erkrankten Tieren schmarotzende Zecken bei der Uebertragung eine Rolle spielen. Im Körper der Zecken will er ebenfalls seinen Bacillus gefunden haben. Abel (Greifswald). Billings, Frank S., The Com Fodder Disease in Cattle and other Farm Animais etc. Lincoln, Nebrasca, 1892. Eine neue, durch weitere Beobachtungen bereicherte Auflage des Buches, in dem B. die im Titel angeführte für eine Septikämie erklärt, bei der erst sekundär Erscheinungen von Entzündung in der Lunge auitreten. Der Erreger soll ein Organismus aus der Gruppe der Wildseuchebacillen sein. Abel (Greifswald). de Magalhäes, P. S., Notes d’ heim int hologie br^silienne. II. (Boll. soc. zoolog. de France. T. XVII. 1892. p. 219—221. Avec fig.) Beschreibt Heterakis brasiliensis n. sp. aus dem Darme des Haushuhnes in Brasilien ; die Art, die bisher nur in männlichen Exemplaren beobachtet ist, erreicht eine Länge von 24 mm bei einer Breite von 0,6 mm und unterscheidet sich durch Zahl und Stellung der Kaudalpapillen von den anderen 4, bisher aus Hühnern bekannt gewordenen H eteraki sarten. M. Braun (Königsberg i. Pr.). Hartig, B., EinekrebsartigeRindenkrankheitderEiche, erzeugt durch Aglaospora Talola. (Forstlich-naturw. Zeitschrift. 1893. 1. p. 1—6. Mit 4 Fig.) Nach einer die krebsartigen Erkrankungen der Holzgewächse kurz berührenden Einleitung wendet sich Verf. zu einer genaueren Schilderung der krebsartigen Erscheinungen, welche an Stämmen eines 35 -jährigen Eichenbestandes beobachtet wurden. Fast alle Stämme waren mehr oder weniger erkrankt und ein hoher Prozent- satz bereits zu Grunde gegangen; jüngere Bestände waren eigen- artigerweise jedoch nicht in Mitleidenschaft gezogen. Die Krankheit äußerte sich in der Weise, daß au den von Borke noch nicht be- kleideten Stämmchen die Rinde an einzelnen Stellen sich bräunt und abstirbt, welcher Vorgang eine sehr erhebliche Ausdehnung an- nehmen kanu und nicht selten sich mehrere Meter in der Längs- richtung des Stammes ausbreitet. Auch der jüngere Teil des Holzes wird davon ergriffen und nur im Kernholze vermißt man Pflanzenkrankheiten. — Untersuchungsmethoden etc. 701 die an den anderen Orten zahlreichen Mycelfäden des Parasiten. Die durch Abstoßung der toten Partieen entstandenen nackten Stellen werden vom Rande aus früher oder später durch einen Ueber- wallungsprozeß geschlossen, welcher bei schwächlichen Bäumen jedoch wenig ergiebig sein kann. Die Infektionen selbst dürften in vielen Fällen von kleinen Rindenverletzungen, durch welche die Kork- haut beschädigt wurde, ihren Ausgang nehmen. Von dem Pilze selbst giebt Verf. Beschreibung und Abbildung der Perithecien, Schlauchsporen und Conidien, welch erstere im zweiten Jahre, und zwar in der Mehrzahl innerhalb kleiner, die Korkhaut sprengender höckerartiger Fruchtpolster entstehen und in der Regel gemeinschaftliche Ausführöffnung besitzen. Ihre Ge- stalt ist flaschenförmig; innerhalb sind sie rundum mit Ascis be- setzt, welche gewöhnlich 8 in einer Reihe angeordnete und durch fadenförmige Fortsätze ausgezeichnete zweizeilige Sporen enthalten. Die Conidien sind sichelförmig und entstehen unterhalb des Periderms an denjenigen Stellen, wo solches von den Perithecienhälsen durch- brochen wird; nach außen hervorgestoßen, bilden sie das jene um- gebende und schon mit unbewaffnetem Auge kenntliche weiße Pulver. Wehmer (Hannover). Tubeuf, C. y., Hexenbesen der Lärche. (Forstlich-Naturw. Zeitschr. 1893. Heft 1. p. 48.) Notiz des Verf.’s über Auffinden einiger Hexenbesen auf Lar ix mit Abbildung eines solchen (nach Photographie). Außer oberfläch- lichen Kolonieen saprophytischer Pilze konnte parasitisches Mycel im lebenden Gewebe nicht nachgewiesen werden. W e h m e r (Hannover). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Unna, P. G., Natürliche Reinkulturen der Oberhaut- pilze. (Monatshefte für prakt. Dermat. 1894. No. 6.) Unna giebt in der vorliegenden Arbeit eine neue Färbemethode für Mikroorganismen in Schuppen und Krusten und überhaupt im hornigen Gewebe an. Durch beigegebene Tafeln, welche halb auf photo- graphischem Wege halb durch Handzeichnung angefertigt sind, giebt er einen Ueberblick über die Resultate seiner Methode ; sie zeigen die Pilze der Pityriasis versicolor, Trichophytosis und u. a. auch die von dem Verf. als mutmaßliche Erreger des Ekzem seborrh. angesprochenen Morokokken und Flaschenbacillen. Die zu untersuchenden Schuppen und Krusten verschaflt sich Unna dadurch, daß er auf die erkrankten mit Schuppen bedeckten Hautpartieen Zinkpflastermull für einige Minuten aufdrückt, so daß beim Abnehmen die Schuppen auf dem Pflastermull kleben. Sie 702 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. werden zuerst in Benzin gebracht, dann in salzsauren absoluten Alko- hol. Wenn nicht schon durch das Benzin, so sind sie jetzt pflaster- frei. Dann werden die Stücken behufs Färbung auf den Objektträger gebracht, 15 Minuten mit starker Anilinwassergentianaviolettlösung gefärbt, getrocknet und 2—3 Minuten mit einer Jodlösung (5 °/0 Jod- kaliumlösung und Wasserstoffsuperoxydlösung ää) bedeckt, wieder ge- trocknet und für mindestens 2—12 Stunden in Pikro- oder Eosinani- lin gebracht. Nähere Details über die Färbemethode und die damit erzielten Resultate sind im Original nachzulesen. Lasch (Breslau). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Pagano, L’azione tossica della linfa e del sangue. (Archivio per le Scienze med. XVI. Fase. III. p. 221.) Die Untersuchungen P.’s über die giftigen Eigenschaften der Lymphe und des Blutes einer Tierart für eine andere sind in unserer Zeit der Serumtherapie auch von bakteriologischem Interesse. P. fand, daß die Lymphe die gleichen schädlichen Wirkungen entfalten kann wie das Blut, nur in geringerem Grade. Diese Wirkung konnte nicht bezogen werden auf eine Zerstörung der roten Blutkörperchen, welche von der Lymphe nicht geschädigt werden. Es ist wahrschein- lich, daß sich unter pathologischen Verhältnissen die Giftwirkung steigern kann. Die toxischen Substanzen des Blutes stammen nach P.’s Beobachtungen zum Teil aus dem Blute selbst; die tödliche Wirkung des übertragenen Blutes beruhte (wenigstens bei Experi- menten mit Hund und Kaninchen) nicht auf einem Untergange roter Blutkörperchen, sondern auf einer Gerinnung des Blutes und dadurch bedingter Asphyxie. W. Peter sen (Zürich). Spina, Einige Versuche über die Wirkung von intra- parenchymatösen Injektionen von Giften in die ver- kästen Knoten bei der Impftuberkulose der Meer- schweinchen. (Allg. W'iener med. Zeitung. 1893.) Daß in krankhaft veränderten Geweben Stoffe erzeugt werden können, welche, in den Kreislauf gelangt, nach Art von Giften wirken können, ist durch klinische und experimentelle Erfahrungen, besonders klar für Tetanus und Diphtherie, erwiesen worden. Es ist jetzt üblich geworden, von Toxinen und von Toxinvergiftungen bei vielen pathologischen Vorgängen auch dann zu sprechen, wenn der Beweis, daß das erkrankte Gewebe Gift enthält, nicht geführt worden ist. Aber auch der Nachweis von der Gegenwart solchen Giftes reicht noch nicht hin, jene Verallgemeinerung für berechtigt zu halten, es Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 703 muß des weiteren dargethan werden, daß das Gewebe befähigt ist, das Gift an das Blut oder die Lymphe thatsächlich abzugeben, und zwar in so großer Menge, daß daraus eine Vergiftung resultieren kann. Ein pathologisches Gewebe, welches nicht dazu imstande ist, stellen nach Spina’s Versuchen die verkästen Knoten dar, wie sie nach subkutaner Impfung von Meerschweinchen mit tuberkulösem Materiale sich bilden. Injiziert man gesunden, erwachsenen Meerschweinchen subkutan 0,5 ccm einer 1-proz. Sublimatlösung, so erliegen die Tiere der Ver- giftung nach drei Tagen, beträgt die Dosis aber 1,0 ccm, so sterben sie oft noch vor Ablauf eines Tages. Ebenso verhalten sich mit Tuberkulose infizierte Tiere, wenn die Injektion entfernt von der Impfstelle oder in die noch nicht verkästen Knoten erfolgt. Wird aber das Sublimat in verkäste Knoten injiziert, dann zeigen die Tiere keine Symptome von Vergiftungen und bleiben so lange am Leben, bis sie den Folgen der Impfung erliegen. Auch bei der Injektion von Strychnin in verkäste Knoten kommt keine Vergiftung bei Anwendung sonst tödlicher Dosen zustande. Auf Injektion von 0,1 ccm einer 3-proz. Lösung von Strychninum nitricum bei normalen Meerschweinchen brechen die ersten Anzeichen der Vergiftung nach 6 Minuten aus und im Verlaufe von 20 bis 40 Minuten erfolgt der Tod. Bei der Injektion derselben Menge in verkäste Knoten treten keine Zeichen von Giftwirkung auf, wenn man die Vorsicht gebraucht, die Injektionsspritze etwa 10 Minuten mit der Hand in ihrer Lage zu fixieren. Auf diese Weise verhindert man, daß während der kritischen Zeit der ersten Minuten geringe Mengen der Giftlösung aus dem Knoten in das umgebende Gewebe aussickern und leichte Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Nach Entfernung der Spritze können dieselben natürlich auftreten, weil Gift aus der Wunde austritt, aber die Erscheinungen werden schwächer sein, als bei normalen Tieren, da weniger Gift zur Wir- kung gelangt. Bei seinem Verbleiben im Knoten kann das Gift entweder eine chemische Veränderung erleiden oder es kann den Knoten successive in unwirksamen Mengen verlassen. Wenn man einen mit 0,1 ccm Strychnin injizierten Knoten nach etwa 20 Stunden zerdrückt, so daß sich sein Inhalt unter die Haut verbreitet, dann sterben die Tiere nicht, sondern geben nur eine vermehrte Reflexerregbarkeit zu erkennen. Abel (Greifswald). 704 Neue Litteratur. Neue Litteratur zusammengestellt von De. Arthüb Würzbubg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamt« in Berlin. Morphologie und Systematik. Dietel, P., Ueber Uredo Polypodii Pers. (Oesterr. botan. Ztschr. 1894. p. 46.) Johne, Zur Morphologie des Milzbrandbacillus. (Dtsche tierärztl. Wchschr. 1894. No. 10. p. 73.) Klett, R., Zur Frage von der Morphologie des Milzbrandbacillus. (Dtsche tierärztl. Wchschr. 1894. No. 9. p. 67—68.) Biologie. (Gärung, Fäulnis, Stoffwechselprodnkte u. s. w.) Babes, A. et Motoc, A. M., Sur les substances chimiques produites par le baeille de la morve. (Annal. de l’Instit. de pathol. et de bacter. de Bucarest. II. ann£e 1890, 1893. p. 63—93.) 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(Extracts from the Jowa Agricultur. experim. Station. Bullet. No. 21. 1894. p. 1 — 5.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten hei Menschen. A. Infektiöse Aügemeinkrankheiten. Charrin, A., Les agents atmosph^riques et les maladies infectieuses. (Rev. d’hygiene. 1894. No. 2. p. 97—104.) Mittermaier, Zur Abwehr gegen durch Infektion entstehende Krankheiten. (Gesundheit. 1894. No. 4. p. 51—52.) Zahn, Ueber die neueren prophylaktischen Bestrebungen auf dem Gebiete der akuten Infektionskrankheiten. (Vereinsbl. d. pfälz. Aerzte. 1894. Febr. p. 21 — 28.) Malariakrankheiten. Buchanan, R. M., The haematozoa of malaria. (Glasgow med. Journ. 1894. Jan.) Larin, E. A., Ueber die intermittierenden Fieber in Kars. (Med. sbornik. 1893. p. 21 — 54.) [Russisch.] Neue Litteratur. 705 Timoff, G. M., Ueber den Malariaparasiten der sog. halbmondförmigen Varietät. (Med. sbornik. 1893. p. 80 — 113.) [Russisch.] Eianthematische Krankheiten. (Pocken [Impfung], Flecktyphus, Masern, Rötheln, Scharlach, Friesei, Windpocken.) Bezy et Beziat, Quelques reflexions sur une petite dpid^mie de rougeole. (Midi mdd. 1893. Vol. II. p. 439—441.) Buttersack, Zur Kenntnis der Vaccine. (Berl. klin. Wchschr. 1894. No. 9. p. 213 —216.) Giefsler, Bericht über den Betrieb der kgl. Impfanstalt zu Kassel. (Korrspdzbl. f. d. Aerzte d. Prov. Hessen-Nassau. 1894. No. 1. p. 6 — 12.) Ischboldin, L. G., Inkubationsdauer bei Windpocken. (Bolnitsch. Gaz. Botkina 1893. p. 724, 756.) [Russisch.] Kadkin, P. K. , Bericht über Flecktyphus nach den Beobachtungen im Piatigorsker Ortsspital während der Jahre 1886 — 1890. (Med. sbornik. 1892. p. 75 — 126.) [Russisch.] Schrevens, Sur l’etiologie et la prophylaxie de la variole. (Bullet, de l’acad. royale de mdd. de Belgique. 1894. No. 1. p. 39 — 86.) Thätigkeit, die, der im Deutschen Reiche errichteten staatlichen Anstalten zur Gewin- nung von Tierlymphe während des Jahres 1892. (Mediz. -Statist. 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Spina, Einige Versuche über die Wirkung von intraparenchymatösen Injektionen von Giften in die verkästen Knoten bei der Impftuberkulose der Meerschwein- chen, p. 702. Neue Litteratur, p. 704. fc'ronmia mische Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena, K ALB£^ pp Bakteriologie und Parasitenkunde. In Yerbindung mit Geb. flott. Prof. Dr. Lenctart m Professor Dr. Loefler in Leipzig In Greifiwald herausgegeben von Dr. O. DJilworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. XV. Band. Jena, den 19. Mai 1894. No. 19/20. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — »K Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. %*— Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um, Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Ueber das Vorkommen von Trichomonas im Harne eines Mannes, nebst Bemerkungen über Trichomonas vaginalis. Von F. Marcliand in Marburg. Mit 1 Tafel. Am 12. März d. J. wurde dem pathologischen Institute durch Herrn Dr. A b 6 e ein trüber, schmutzig-rötlicher Harn zur Unter- suchung gesandt, welcher viel Eiweiß enthielt und beim Stehen einen reichlichen schmutzig-gelblichen Bodensatz aus Eiterkörperchen lie- IV. BdL 45 710 F. Marchand, ferte. Die Reaktion war sauer. In dem Bodensatz fanden sich zahlreiche weißliche Flöckchen aus Plattenepithelien von der Be- schaffenheit verhornter Epidermiszellen, dazwischen mehr vereinzelte gequollene, hyaline Epithelzellen mit noch erkennbaren Kernen, ein- zelne hyaline Cylinder, ziemlich zahlreiche rote Blutkörperchen. Zwischen den Epithelzellen, welche häufig eine netzförmige An- ordnung mit Bildung rundlicher Lücken und konzentrischer Schichtung zeigten, fanden sich eigentümliche hyaline Körperchen, etwas größer als Leukocyten, welche stellenweise deutliche Eigenbewegung zeigten und sich bei näherer Beobachtung, besonders im P feiffe r ’ sehen Wärmekasten, als Flagellaten erwiesen. Infolge dieses sehr eigen- tümlichen Fundes wurde die Untersuchung des Harnes bis Anfang April fast täglich fortgesetzt, doch war das Vorkommen und der Er- haltungszustand der Infusorien sehr wechselnd, so daß ziemlich viel Mühe aufgewendet werden mußte, um über die Natur derselben ins Klare zu kommen. Der Harn stammte von einem etwa 60-jährigen Manne, welcher bereits seit längerer Zeit (17 Jahren) an einer für tuberkulös gehaltenen Becken ei terung mit fistulösem Durchbruch neben dem After litt und wegen dieser Affektion im Jahre 1893 in chirur- gischer Behandlung gewesen war. Das Auftreten von Eiter im Harne ist damals nach freundlicher Mitteilung durch Herrn Dr. Volkmann auf einen Durchbruch in die Blase bezogen worden, da die übrigen Erscheinungen einer Cystitis fehlten. Diese sollen auch zu der Zeit, während der Kranke sich in Behandlung der Herren Dr. Aböe und Sardemann befand, nicht vorhanden gewesen sein. Der anfangr sehr mangelhafte Kräftezustand besserte sich allmählich. Der Harn blieb während dieser Zeit stets trübe, wurde aber allmählich wieder gelb, und der Bodensatz wurde immer geringer. Darin fanden sich meistens eigentümliche gelbliche Klümpchen von Stecknadelknopf- bis Hanfkorngröße, welche an Smegma erinnerten und bei Druck unter dem Deckglase eine Zusammensetzung aus Epithelzellen, Fettsäurenadeln und Eiterkörperchen erkennen ließen. Daneben kamen die bereits erwähnten kleinen Epidermisschüppchen oder -flöckchen in wechselnder Zahl vor, außerdem kleine weiche Flöckchen aus zusammenhängenden Eiter- körperchen und Schleim. Stets enthielt der Harn — auch der frisch gelassene — sehr zahlreiche Bacillen, in den erwähnten Klümpchen auch Mikrokokken- massen. Tuberkel-Bacillen waren nicht nachzuweisen. Die Infusorien fanden sich fast ausschließlich in den lockeren Epithelflöckchen, welche mehr oder weniger reichlich mit Eiterkörperchen durchsetzt waren. Häufig genügte es, ein solches Flöckchen unter das Mikroskop zu bringen, um eine ganze Anzahl der Tiere zu Gesicht zu bekommen; bei der Beobachtung im Wärmekasten, bei ca. 30° C gelang das Auffinden und die weitere Untersuchung viel leichter, besonders wenn der Harn nicht mehr ganz frisch war. Nach mehrstündigem Stehen war es in der Regel nicht mehr möglich, gut erhaltene Infusorien zu entdecken. Zum Aufsuchen benutzte ich meist Hartnack, Syst. 7, zur genauen Untersuchung Zeiß, homogene Immersion J/l2 oder Aprochromat 2 mm, Komp. Ok. 4. Ueber das Vorkommen von Trichomonas im Harne eines Mannes etc. 711 Ich lasse zunächst eine Beschreibung der Tiere hier folgen: Die typischen, gut erhaltenen Individuen, wie ich sie erst ziem- lich spät zu Gesicht bekam, haben eine spindelförmige, länglich-runde oder ovoide Gestalt; die Größe schwankt zwischen ziemlich weiten Grenzen, von 0,012 — 0,03 mm Länge und 0,010 — 0,015 mm Breite. Das Hinterende ist entweder zugespitzt oder abgerundet, in letzterem Fall ist es indes nicht selten mit einem kurzen, geraden, feinen, schwanzartigen Anhang versehen (Fig. la — f). An dem etwas vor- springenden oder abgerundeten Vorderende finden sich vier faden- förmige Geißeln, welche von einem Punkte entspringen und nicht selten an der Basis so vereinigt sind, daß sie von einem gemeinschaftlichen kurzen Stiele auszugehen scheinen. Die Länge der Geißeln kommt in den kürzeren rundlichen Formen der Körper- länge ziemlich gleich. Die Geißeln befinden sich bei gut erhaltenen Tieren in beständiger schlagender Bewegung nach einer Seite und zurück; in der Wärme wird die Bewegung meist lebhafter. Nicht selten sind die Geißelfäden zu zweien miteinander ganz oder teilweise verklebt, so daß sehr häufig der Anschein entsteht, daß nur zwei oder drei vorhanden sind. Von der Basis der Geißeln ver- läuft an der einen Seite des Tierchens in der Längsrichtung ein feiner undulierender Saum (eine durch eine äußerst feine, durchsichtige Membran mit dem Körper verbundene Geißel), welcher sich in be- ständiger schneller Bewegung befindet, und zwar in der Weise, daß eine Welle von vorn nach hinten verläuft; die Bewegung der Geißeln ist stets gegen diesen Saum gerichtet. Der Saum erstreckt sich über die vordere Hälfte oder über die vorderen zwei Drittel des Körpers. Sind die Geißeln zur Ruhe gekommen oder, was nicht selten der Fall ist, überhaupt nicht sichtbar, so kann man häufig die lebhafte zuckende oder flimmernde Bewegung des Saumes erkennen. Endlich kann auch diese ganz fehlen oder unsichtbar werden. Das Proto- plasma des Körpers ist entweder ganz homogen und hyalin, glänzend, oder in der Regel mit einer großen Anzahl kleiner Vakuolen und kleinster Körnchen durchsetzt, besonders im Bereiche des hinteren Endes. Einzelne Vakuolen können durch etwas beträchtlichere Größe hervor treten und enthalten dann nicht selten glänzende Körnchen. Eine kontraktile Vakuole ist nicht vorhanden, auch den Kern kann man im frischen Zustande nicht erkennen. Eine Mundöffnung oder Mundspalte vermochte ich nicht mit Sicherheit zu konstatieren, doch fand ich zuweilen eine kleine Einkerbung in der nächsten Nähe der Geißelbasis. Einmal sah ich in der Gegend des flimmernden Saumes, ziemlich am Ende desselben eine grubige Vertiefung entstehen, zu welcher die Wellenbewegung des Saumes hinführte (Fig. 1 h i). Die Tierchen machten vermittelst der Geißeln und des undulierenden Saumes schwingende und rotierende Bewegungen an Ort und Stelle, konnten aber auch den Ort wechseln. Dabei zeigten sie eine sehr große Ver- änderlichkeit der Form, indem sie sich zwischen Eiterkörperchen und Epithelien langsam hindurchdrängten, hier und da Ausbuchtungen und Anschwellungen zeigend, wodurch der Körper flaschenförmig, langge- streckt, kurz, sehr verschieden gestaltet wurde. Die in Ruhe befindlichen Tiere sind meist eiförmig, bimförmig oder kugelig, einige augenscheinlich 45* 712 F. Marchand, in Degeneration begriffene stark vakuolär (Fig. 1 1). Einige Male be- obachtete ich an den im Wärmekasten befindlichen Tieren (bei 30 — 40 °C) plötzlich eintretende Kontraktionen des ganzen Körpers, wodurch dieser sehr viel kleiner und an der ganzen Oberfläche stark runzelig wurde (Fig. 6); zuweilen traten diese Kontraktionen langsamer ein. Am auffälligsten war diese Erscheinung einige Male bei Zusatz eines Tröpfchens frischen, nicht erwärmten Harnes an den Rand des Deckglases, vermutlich also wohl Folge der plötzlichen Temperatur- ditferenz. Allmählich quoll der Körper wieder zu der ursprünglichen Form auf. Die Geißelbewegung sistierte während der Kontraktion. Eine andere sehr auffällige Erscheinung, welche besonders deut- lich an einzelnen Tagen beobachtet wurde, bestand in dem Auftreten von amöboiden Bewegungen mit Gestaltveränderungen des ganzen Körpers und von feinen Pseudopodien an verschiedenen Stellen. Die ersteren bestanden in der Bildung von rundlichen hyalinen Vorsprüngen an dem vorher kugeligen Körper, welcher durch Cilien oder undulierenden Saum in zitternder Bewegung erhalten wurde. Während diese Bewegung aufhörte (und weder Cilien noch Saum sichtbar waren), traten weitere Gestaltveränderungen des ganzen Körpers ein, welcher schließlich in eine flache, sarkoileähnliche Masse (mit zahlreichen Vakuolen am Rande) auseinanderfloß, sich dann wieder kugelig gestaltete, neue hyaline Ausläufer bildete und mit Hilfe der- selben einen in der Nähe liegenden Leukocytenkern vollständig um- schloß, welcher nachher wieder zum Vorschein kam ; endlich nahm der Körper wieder bimförmige Gestalt an und zeigte hin und her schwingende Bewegung. (Diese fortwährende Gestaltveränderung konnte ich in einem Falle zusammen mit Herrn Dr. Saxer 21/2 St. hindurch beobachten, worauf dann keine weiteren Veränderungen mehr eintraten ; einige der verschiedenen Bewegungsphasen sind in Fig. 4 a, b. c abgebildet.) Bei anderen Exemplaren war das Hinterende bei erhaltener Geißelbewegung in ein langes Pseudopodium von wechseln- der Form ausgezogen, während an einer anderen Stelle des Körpers sich ein fadenförmiges Pseudopodium bildete (Fig. 5); die Pseudo- podien fixierten sich nicht selten am Deckglas, an Leukocyten und konnten an Länge den übrigen Körper übertreffen. Die amöboiden Bewegungen, sowie die Bildung feiner Pseudopodien habe ich nur bei Erwärmung beobachtet; ob diese Erscheinungen mit der Nahrungsaufnahme in Beziehung zu bringen sind, vermag ich nicht anzugeben. Durch Zusatz von wässeriger Methylenblaulösung ließen sich die Tiere färben, nachdem sie in der Farbstofflösung abgestorben waren (anfangs waren sie als hellglänzende Kugeln in der blauen Flüssig- keit sichtbar) ; das Protoplasma nahm dabei eine mehr oder weniger deutlich körnige blaue Färbung an 1), während in der Nähe der Geißelbasis ein Kern von runder oder länglich-runder Form zum Vorschein kam. Der gefärbte Inhalt des Kernes bildete meist mehrere dunkle Körner, Nukleolen (Fig. 3). Nach vorheriger Abtötung durch 1) Das Protoplasma retrahiert sich stellenweise, so daß eine feine Cuticula an der Oberfläche zum Vorschein kommt (Fig. 2). Ueber das Vorkommen von Trichomonas im Harne eines Mannes etc. 713 Osmiumsäure erschien der Inhalt des Kernes als eine mehr kompakte Masse (Fig. 2); durch Zusatz von Essigsäure und nachträgliche Färbung durch Methylenblau wurde das Protoplasma feingranuliert, bläulich; an einzelnen Exemplaren war eine feine Längslinie zu er- kennen, doch konnten die Einzelheiten wegen der geringen Zahl ge- eigneter, hinreichend freiliegender Exemplare nur unvollkommen fest- gestellt werden (siehe unten). Nach den geschilderten Charakteren gehören die im Harn beob- achteten Flagellaten der Gattung Trichomonas (Cimaeno- monas Grass i) an; zur genaueren Feststellung war eine Ver- gleichung mit Tr. vaginalis erforderlich, welche zugleich Veran- lassung zu einer etwas genaueren Untersuchung dieses Parasiten gab. Obwohl Trichomonas vaginalis zu den häufigsten para- sitischen Protozoen gehören dürfte, ist doch seine Naturgeschichte noch wenig bekannt. Selbst wenn wir von den älteren Beschrei- bungen absehen, welche infolge der Mangelhaftigkeit der damaligen optischen Hilfsmittel ungenügend waren , sind auch die aus den letzten Jahrzehnten stammenden Angaben von Blochmann, Künstler und Bütschli nicht übereinstimmend. Ziemlich tref- fend schildert Künstler1) den Parasiten, indem er zunächst die sehr wechselnde Form desselben hervorhebt ; die Formveränderungen erfolgen ziemlich schnell unter den Augen des Beobachters. Oft sieht man Pseudopodien an der ganzen Oberfläche des Körpers, oder häufiger am hinteren Körperende. Das vordere Körperende trägt vier Geißeln, welche unter sich an der Basis in wechselnder Ausdehnung verklebt sind, wodurch sie sehr schwer von einander zu unterscheiden sind. Von der Insertionsstelle der Geißeln geht eine gezähnelte Membran aus, welche gegen das hintere Ende sich richtet und von einer sehr schnellen undulierenden Bewegung be- lebt ist. Diese Membran ist in ihrer ganzen Ausdehnung auf einer „Längsrippe“ fixiert, welche sich vom vorderen bis zum hinteren Ende des Körpers erstreckt und sich oft noch hinten in einen mehr oder weniger langen, zugespitzten Schwanz verlängert. An der Basis der Cilien fiudet sich die Mundöffnung, welche in ein Schlundrohr von rauhem Aussehen und ziemlicher Länge führt. Neben diesem Gang, oder richtiger neben seinem unteren Ende, ist ein Kern vor- handen, manchmal rund, häufiger abgeplattet und verlängert. Das ganze Protoplasma der Trichomonas zeigt eine vakuoläre Struk- tur; die Vakuolen enthalten häufig sehr deutliche Körnchen. Blochmann2), dessen Untersuchung noch vor dem Bekannt- werden der vorstehenden Angaben stattfand, nennt das Protoplasma feingranuliert, häufig gröbere, rundliche Körperchen (Mikrokokken ?) einschließend. Fast bei allen Exemplaren beobachtete B. zwei nach* hinten konvergierende Reihen feiner Körnchen. Dem Vorderende näher liegt der Kern. Am Vorderende finden sich drei Geißeln, von deren Ursprungsstelle aus eine undulierende Membran sich bis 1) Recherches sur les infusoires parasites. (Comptes rendus. Vol. 97. Oct. 1883. p. 755.) 2) Bemerkungen über einige Flagellaten. (Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. Bd. XL. 1884. p. 42 ) 714 F. Mtrchand, ungefähr zur Mitte des Körpers erstreckt. Eine kontraktile Vakuole fehlt. Die „Längsrippe“ erwähnt B. nicht, bildet sie auch nicht ab. Auch nach Bütschli1) ist bei Trichomonas vaginalis hiervon (im Gegensatz zu Trichomastix undTrichom. batra- chorum) nichts Deutliches zu erkennen. Bütschli2) schreibt der Gattung Trichomonas drei Geißeln zu, während Leuckart3 4) vermutete, daß nur zwei Geißeln vorhanden seien. Grassi, welcher auffallenderweise Trichomonas vagi- nalis als große Rarität in Italien bezeichnet und es daher selbst nie zu sehen bekommen hat, ist der Ansicht, daß der sog. Kiel am Rücken bei Trichomonas thatsächlich ein Stäbchen im Innern sei, ein inneres Skelett, möglicherweise ein Umwandelungsprodukt aus der Kernmembran, ähnlich dem „Achsenfaden“ vieler Spermatozoeu. Die Mundöffnung macht bei Tr. den Eindruck einer Spalte oder Grube in der Nähe der Insertion der Geißeln. Die sie begrenzenden Lippen können voneinander abstehen oder zusammenfallen, und in letzterem Falle konnte der Mund Blochmann, Bütschli und Künstler (siehe dagegen des letzteren Angaben) entgehen. Gr. glaubt, daß die Spalte durch Vermittelung einer Vakuole bei der Nahrungsaufnahme klaffend wird 5). Diese Schilderung scheint haupt- sächlich von Trichomonas hominis (intestinalis) (Cimaeno- monas Grassi) hergenommen zu sein, wo die Verhältnisse indes doch noch anders zu sein scheinen als bei Tr. vaginalis. Nach meinen eigenen Beobachtungen an Trichomonas vagi- nalis, welche ich durch freundliche Vermittelung der Herren Prof. Ahlfeld und Dr. Kühne machen konnte, kann ich die Angaben Künstler’s bezüglich des allgemeinen Habitus nur bestätigen. Die normale Zahl der Geißeln ist zweifellos vier, allerdings sind die- selben sehr häufig auch in der Ruhe nicht zu unterscheiden 6). Der Kern schimmert meist schon am lebenden Tiere als hellerer Fleck durch; er ist erheblich größer als auf der Abbildung bei Bloch- mann, meist länglich und seitlich abgeplattet. Das Protoplasma ist sehr zart, durchscheinend und mit sehr zahlreichen runden Körperchen (Vakuolen?) durchsetzt, welche häufig eine gewisse Anordnung er- kennen lassen. Dadurch kann ein Bild entstehen, welches an die beiden Köruerreihen von Bloch mann erinnert. In manchen Fällen geht ein aus aneinandergereihten Körnern gebildeter Streifen in der Längsrichtung durch die Mitte des Körpers, in anderen nimmt ein Teil der verstreuten Körner eine reihenförmige Anordnung an, oder es bilden sich zwei Reihen zu beiden Seiten des Kernes. Das Hinterleibsende ist nicht selten zugespitzt, häufig pseudo- podienartig verlängert und fixiert, während der Körper hin und her 1) Bronn ’s Klassen und Ordnungen. Bd. I. Protozoa. 2 Abt. p. 666. 2) 1. c. p. 842. 3) Die Parasiten des Menschen. Bd. I. Abt. 1. 1874 — 1886. p. 313. 4) Significatio patologica dei protozoi parassiti dell’ uomo. (Atti della Reale accad dei Lincei. Rendiconti. Vol. IV. 1. Roma 1888. p. 83.) 5) Morfologia sistematica di alcuni protozoi parassiti. (Ebenda, p. 11.) 6) Ob die Minderzahl der Geiseln, welche man oft zu sehen bekommt, eine that- sächliche oder immer nur scheinbare ist, läßt sich nicht feststellen. Ueber das Vorkommen von Trichomonas im Harne eines Mannes etc. 715 schwingt ; je mehr die Tiere zur Ruhe kommen, desto mehr nimmt der Körper die Kugelgestalt an; meist ist am Hinterende ein feiner, gerader Schwanzfaden von wechselnder Länge sichtbar. Bei Zusatz von verdünnter Essigsäure wird das Protoplasma sehr feinkörnig und trübe ; der Kern tritt deutlich hervor und außerdem eine feine Längslinie, welche unmittelbar an der Insertionsstelle der Geißeln beginnt und im Bogen nach hinten verläuft, wo sie in den Schwanzfaden übergeht. Beim Rollen des Körpers um die Längs- achse schien es mir, als ob die Linie besonders vorn thatsächlich an der Oberfläche verliefe, andererseits steht sie aber in ganz bestimmter Beziehung zum Kerne, welcher dem vorderen Teile der gekrümmten Linie eng anliegt und sogar mit ihr verbunden zu sein scheint. (Fig. 8, 9). Dies würde für die Ansicht von Grassi sprechen. Jedenfalls entspricht die Linie nicht der Insertion der undulierenden Membran, wohl aber scheint die Anordnung der Körner, welche das Bild oberflächlicher Körnerreihen Vortäuschen kann, mit der Längs- linie zusammenzuhängen (Fig. 10 — 15). Nicht selten sieht man auch zwei Längslinien, welche in verschiedener Weise zu einander ange- ordnet sind, zuweilen eine langgestreckte, spindelförmige Figur be- grenzend, in deren vorderem Teile der Kern eingeschlossen ist, zu- weilen vorn weiter auseinanderweichend und nicht in derselben Ebene gelegen (Fig. 9a). Ich muß mich begnügen, diese verschiedene Anordnung hier zu erwähnen, ohne den Versuch einer Deutung der- selben machen zu können. Ich möchte nur noch hinzufügen, daß ich manchmal Bilder fand, welche darauf hinwiesen, daß vom Kerne aus verschiedene Streifen durch den Körper nach hinten ausstrahlen. In der Regel findet sich nur ein centraler Faden. Am deutlichsten lassen sich diese Einzelheiten nach Färbung mit schwacher wässeriger Methylenblaulösung (nach vorgängiger Essig- säurebehandlung) erkennen. Derartige Präparate vertragen auch Glycerinzusatz; die Färbung des Kernes und der erwähnten Linien tritt darin nach einiger Zeit deutlicher hervor, häufig erkennt man auch die ungefärbten Vakuolen in der blaßbläulichen Substanz, hier und da auch eingeschlossene, dunkelblau gefärbte Bakterien. Auch Präparate, welche durch Osmiumdämpfe fixiert waren, nehmen die Färbung gut an. (Zuweilen fand ich in solchen auch die Geißeln blau gefärbt, in der Regel aber farblos.) Am vollkommensten wird die Körperform fixiert durch Zusatz von konzentrierter Sublimatlösung, welche auch die Geißeln und den Schwanzfaden gut zur Anschauung bringt. (Zur Färbung benutzte ich eine Mischung von Pikrinsäure und Säurefuchsin, doch werden sich wahrscheinlich andere Färbungsmittel noch besser eignen.) Die Ein- schlüsse des Protoplasmas erscheinen dabei als stark glänzende runde Körner; besonders deutlich tritt infolgedessen das eigentümliche centrale Gebilde hervor, welches sich vom Kerne bis zum Schwanz- faden erstreckt und aus reihenweise angeordneten Körnern besteht ; der centrale Faden wird dadurch mehr verdeckt. Bei einigen Exem- plaren fand ich den undulierenden Saum in seiner ganzen Ausdehnung fixiert und flügelförmig vom Körper abstehend (Fig. 10, 11). Die 716 F. Marchand, Geißeln sind gegen das Ende zugespitzt1); der Scbwanzfaden ist bei vielen Exemplaren deutlich konisch gestaltet und gerade, an einzelnen endete derselbe aber mit einem dünnen, peitschenähnlichen Anhänge (Ende des centralen Fadens? Fig. 10) 2) .Es macht den Eindruck, als könne der Schwanzfaden eine mehr oder weniger reichliche proto- plasmatische Umhüllung erhalten, wodurch die Uebergänge zu den Formen mit zugespitztem Hinterleibsende sich erklären würden (wie Fig. 1 a b). Die scharfe Grenzlinie an der Oberfläche scheint für das Vorhandensein einer Cuticula zu sprechen, welche an den Pseudo- podien nicht sichtbar ist. Der Kern ist von verschiedener Form und Größe, länglich-rund, plattgedrückt, mehr oder weniger langgestreckt, flaschenförmig, mit halsförmiger Verlängerung, welche stets dem vorderen)* Ende ent- spricht und sich bis unmittelbar an die Insertion der Geißeln erstreckt» Bei manchen Individuen ragt diese Stelle etwas schnabelförmig her- vor. Der Kern ist deutlich bläschenförmig und enthält entweder einen rundlichen Nucleolus oder eine je nach der Kernform unregel- mäßiger gestaltete, dunkler gefärbte, körnige Masse, welche sich nicht selten wie ein kompakter Körper von der Wand retrahiert (Essig- säurewirkung). Von dem Vorhandensein einer Mund Öffnung habe ich mich an den lebenden Tieren nicht überzeugen können. An fixierten und gefärbten Exemplaren ist zuweilen ein farbloser Spalt oder Hohlraum zu erkennen, welcher sich von der Geißelbasis aus an der Seite des Kernes hinab erstreckt. In einem Falle sah ich auch, daß die Basis der Geißeln in diesen Spalt hinabreichte, da aber die Form dieses Tieres durch Kontraktion verändert schien, so möchte ich das nicht für beweisend ansehen. Einen Ursprung der Geißeln im Inneren glaube ich aber annehmen zu müssen. An einigen in Sublimat fixierten Exemplaren glaube ich auch ein kurzes, röhrenartiges Gebilde gesehen zu haben, welches sich von der Spitze des Vorderendes zum Kerne erstreckte (Fig. 13) und bei einem Tiere etwas herauszuragen schien (Fig. 12). Teilungsformen habe ich an den fixierten und gefärbten Objekten in ziemlich großer Zahl gefunden, erstens Individuen mit zwei Kernen, welche mehr oder weniger einander genähert waren, außerdem un- regelmäßige, zum Teil sehr große Formen mit weiter auseinander- gerückten Kernen, welche hier und da deutlich durch eine ebenfalls färbbare Linie von der gleichen Beschaffenheit wie die Längslinie oder der centrale Faden miteinander in Verbindung standen. (Die Linie war stets in derselben Einstellung sichtbar, wie die Kerne, mußte also in derselben Ebene liegen.) Was das Verhalten der Geißeln bei der Teilung anlangt, so habe ich mich mehrfach von dem Vorhandensein derselben an der jedem einzelnen Kerne entsprechen- den Stelle überzeugen können, doch waren sie manchmal nur undeut- lich erkennbar und ihre Zahl nicht bestimmbar (Fig. 16, 17, 18). 1) Vergl. dagegen die Anmerkung bei Blochmann (1. c. p. 43) und Bütscbli (p. 673.) 2) Einmal beobachtete ich auch eine dichotomische Teilung am Ende des Schwanz- fadens (Fig. 2). Ueber das Vorkommen von Trichomonas im Harne eines Mannes etc. 717 An den lebenden Tieren sieht man nicht ganz selten ein kleineres Individuum in Verbindung mit einem größeren, gewissermaßen als Anhang, möglicherweise handelt es sich dabei um abgeschnürte, aus der Teilung hervorgegangene Individuen. Die Bewegungsvorgänge der Trichomonaden sind von früheren Beobachtern hinreichend geschildert; sie entsprechen im ganzen den oben beschriebenen, doch habe ich vollständig amöboid gewordene Exemplare bei Tr. vaginalis bisher vermißt. Kleinere und größere Pseudopodien können an verschiedenen Stellen des Körpers, abgesehen vom Hinterleibsende, zum Vorscheine kommen, dagegen habe ich das Auftreten zahlreicher Pseudopodien an der ganzen Körperober- fläche, welches Künstler erwähnt, hier nicht beobachtet. Wohl aber findet man nicht selten Formen, welche durch Kontraktion an der ganzen Oberfläche uneben, runzelig und höckerig erscheinen Was es mit der von H e n n i g *) und Haussmann 1 2) beschriebenen Form, welche an der ganzen Körperoberfläche mit starren Härchen besetzt sein soll, für eine Bewandtnis hat, vermag ich nicht anzugeben. Vielleicht handelt es sich nur um anhängende Fremdkörperchen (Bakterien?), welche bei geringerer Vergrößerung Härchen Vor- täuschen können. Die Größe der Tr. vaginalis wechselt in ziemlich weiten Grenzen, die Länge beträgt durchschnittlich 0,02, die Breite 0,012 — 0,018 mm, erstere kann sich aber auf 0,03 mm und mehr steigern. Ein Vergleich der im Harn gefundenen Flagellaten mit der Trichom. vaginalis ergiebt mindestens eine sehr große Aehnlich- keit, wenn nicht Uebereinstimmung beider. Die ersteren zeichnen sich aus durch eine mehr hyaline, weniger deutlich vakuoläre Beschaffen- heit des Protoplasmas, meist geringere Größe, Uebergang in voll- ständig amöboide Form; ich möchte aber bezweifeln, ob diese Eigentümlichkeiten ausreichen als Artunterschiede, und ob sie nicht vielleicht nur von der verschiedenen Beschaffenheit des Mediums abhängen, in welchem die Tiere leben. Immerhin ist das Vorkommen der Trichomonaden im Harn von einigem Interesse, auch wenn nicht anzunehmen ist, daß dieselben irgend welche Bedeutung als Krankheitserreger besitzen. Sie finden aller Wahrscheinlichkeit nach ihre Existenzbedingungen lediglich auf einer bereits pathologischen veränderten Schleimhaut in dem gelocker- ten, in Abstoßung begriffenen Epithelüberzug und zwischen Eiterkörper- chen, ähnlich wie in der Vagina. Aus welchem Teil der Harnwege die Parasiten in unserem Falle stammen, ist nicht anzugeben. Die nahe liegende Möglichkeit, daß dieselben überhaupt nicht aus den Harnwegen selbst, sondern aus dem Präputialsack bei etwa vorhan- dener Balanitis herrühren könnten, worauf die Form der Platten- epithelien hinweisen konnte, ist auszuschließen, da bei dem Patienten zwar eine geringe Phimose, aber keine Balanitis bestand; es waren nur einige feste, trockene Smegmakrusten vorhanden. Eine epi- 1) Der Katarrh der weiblichen Geschlechtsorgane. Leipzig 1870. 2) Die Parasiten der weiblichen Geschlechtsorgane des Menschen und einiger Tiere. Berlin 1870. p. 41. 718 F. Marchand, dermisähnliche Umwandlung des Epithel kommt nun bekanntlich in verschiedenen Abschnitten der Harnwege, sowohl der Harnröhre als der Blase, als auch des Nierenbeckens vor, und zwar in letzterem besonders bei chronisch entzündlichen, z. B. tuberkulösen Prozessen. Ob dabei an ein Eindringen der Parasiten von außen oder von einer anderen Stelle aus (bei etwaiger Kommunikation mit einem Absceß im Becken) zu denken ist, ist nicht zu entscheiden. Bis jetzt sind die Angaben über das Vorkommen von Protozoen im menschlichen Harne sehr spärlich. Die älteste von Leuckart *) citierte Beobachtung von Hill Hassal lautet nach dem Referat in Schmidt’s Jahrbüchern*) folgendermaßen: „Eine zweite Art von im Harn vorkommenden Infusorien (sc. außer Vibrionen) bildet der Bodo urinarius. Die lebenden, sich bewegenden Individuen sind oval oder rund, 1 2/180 0" lang und Vsooo" breit (=0,013 und 0,008 mm), granuliert und den Schleimzellen ähnlich. Manchmal sind sie an einem Ende breiter und an verschiedenen Stellen mit 1, gewöhnlich 2, selbst 3 Fäden oder Cilien versehen, durch welche sie sich mit größter Schnelligkeit bewegen, und die am besten bei toten Individuen zu sehen sind. Sie vermehren sich durch Teilung (nach der Abbildung durch Längsteilung). Unter den beschriebenen In- fusorien haben sie die größte Aehnlichkeit mit Bodo intestinalis Ehrenberg. Sie entwickeln sich mit den Vibrionen, am besten in alka- lischen, eiweißhaltigen und der Luft ausgesetzten Harnen, sind jedoch nicht immer Begleiter der Vibrionen, kommen aber besonders häufig mit Indigo vor. Auch sie bilden, mit Indigo vermengt, eine schieferfarbige oder bläuliche Haut. In einzelnen Harnproben desselben Individuums fehlen sie manch- mal, während sie in anderen zugegen sind, ebenso entwickeln sie sich binnen 3 — 4 Tagen in einzelnen Proben von alkalischem Eiweiß- wasser, in anderen aber nicht.“ Aus diesen Angaben geht nicht hervor, ob die Infusorien über- haupt in frisch gelassenem Harn gefunden worden sind, oder — wie es den Anschein hat — nur nach längerem Stehen. Bei Bütschli3) findet sich eine hierauf bezügliche Stelle: „Wie eine Cercomonas erscheint auch der jüngst von Künstler (Soc. d’anat. et de physiologie de Bordeaux, 27. Nov. 1883) wieder aufgefundene sogenannte Bodo urinarius Hassal ’s aus dem menschlichen Urin gewisser Kranker. Derselbe besitzt jedoch zwei vordere Geißeln, und daher ist es zur Zeit fraglich, ob er sich mehr an Cercomonas oder die Amphimonadinen anschließt.“ Leider ist mir die Mitteilung Künstle r’s nicht zugängig ge- wesen, so daß ich über das Verhältnis der von ihm beobachteten Form zu der oben beschriebenen nicht urteilen kann. Nach Leuckart4) sind Monaden bei Tieren, deren Harn orga- nische Beimischungen häufiger enthält, als der des Menschen im 1) 1. c. p. 305. 2) Bd. CIX. p. 157. 1861. (Das Original war mir leider nicht zugänglich.) 3) 1. c. p. 813 4) 1. c. I. p. 305. Ueber das Vorkommen von Trichomonas im Harne eines Mannes etc. 719 Normalzustände, im frisch gelassenen Urine nichts weniger als selten (nach Leeuwenhoek z. ß. beim Pferde). Ich erwähne hier noch die Beobachtungen über das Vorkommen von Amöben im Harn resp. in der Blase von Baelz1) (Tokio), Jürgens2), Kartulis3) undPosner4). Während es sich in den Fällen von Baelz und von Pos n er um relativ große Formen und zweifellose Amöben handelt, waren die von Kartulis gefundenen Parasiten nur 12 — 20 /.i groß; sie bewegten sich etwas träge und stießen kurze Pseudopodien aus. Vakuolen und Kern wurden bei der Färbung mit Methylenblau sichtbar. Nach dem oben Mitgeteilten sind Verwechselungen zwischen kleinen Amöben und amöboiden Flagellaten nicht ganz ausge- schlossen. Endlich sei noch auf die große Aehnlichkeit der im Harn be- obachteten Trichomonaden mit der von R. May5) beschriebenen und neuerdings auch von Roos6) aufgefundenen Form hingewiesen, welche sich nur durch ihre sehr viel geringere Größe auszeichnet (7—9 jU lang, 3 — 6 breit). Auch diese ist jedenfalls eine Tricho- monas. Marburg, 9. April 1894. Erklärung der Abbildungen auf Taf. III. Fig, 1. a — e Verschiedene Formen der Trichomonas aus dem Harne, nach dem Leben gezeichnet (teils mit Zeiß 1/1J, Ok. 2, teils mit Apochr. 2 mm, Ok. 4; Vergr. ca. 600. a, b Ziemlich große Formen mit zugespitztem Hinterende, deutlichem undulierenden Saume, 0,03 mm lang, 0,01 mm breit. c, d Zwei Individuen mit kolbig angeschwollenem Hinterleibsende, ohne erkenn- baren Schwanzfaden. e, f Zwei kurz-eiförmige Individuen mit feinem Schwanzfaden, Ansicht von der Seite und von der ventralen Fläche; Länge 0,02 mm, Breite 0,012 mm; Länge des Schwanzfadens 0,004 mm. g Ein Individuum mit zugespitztem Hinterleibsende und Bildung eines feinen Pseudopodiums, welches am Deckglase fixiert war ( p ). Deutlicher Flimmersaum. h Dasselbe Tier, einige Zeit später; in der Gegend des undulierenden Saumes hat sich eine Einbuchtung gebildet. i Dasselbe, eine Stunde später. k Ein ziemlich großes, breites Exemplar mit dünnem Pseudopodium am Hinterende ; die Cilien scheinen zu einem einfachen Faden vereinigt, welcher am Ende fixiert zu sein schien. 1 Kugelige, augenscheinlich in Degeneration begriffene Form mit zahlreichen deut- lichen Vakuolen, von denen einige glänzende Körperchen einschließen; Cilien in Be- wegung; Saum nicht sichtbar. Durchm. 0,018 mm. Fig. 2. Zwei Individuen nach Abtötung durch Osmiumsäure und Färbung mit wässeriger Methylenblaulösung, a Der Kern (n) hat sich ziemlich intensiv und homogen gefärbt; die Wurzel der Geißeln scheint sich ins Innere fortzusetzen. Das gefärbte körnige Protoplasma hat sich etwas retrahiert, so daß eine Art Membran zum Vor- schein kommt, b Der Inhalt des Kernes hat sich von der Wand retrahiert. 1) Berliner klin. Wochenschr. 1883. No. 16. 2) Verhandlungen des Vereins f. innere Medizin. (Dtsche med. Wochenschr. 1892. p. 454.) 3) Zeitschrift für Hygiene. Bd. XIII. 1893. p. 1. 4) Berliner klin. Wochenschr. 1893. No. 28. 5) Ueber Cercomonas coli hominis. (Deutsches Archiv f. klin. Med. Bd. XLIX. 1892 p. 51.) 6) Ueber Infusoriendiarrhöe. (Daselbst. Bd. L. 1893. p. 505.) 720 F. Marchand, Ueber das Vorkommen von Trichomonas etc. Fig. 3. Zwei Individuen durch wässerige Methylenblaulösung gefärbt, ohne vor- herige Abtötung. Im Kerne kommen mehrere gefärbte Körner zum Vorschein. Fig. 4. Drei Stadien aus einer längeren Beobachtungsreihe eines Tieres, welches sehr lebhafte amöboide Bewegungen zeigte und zuletzt wieder ovoide Form annahm, wobei wieder Bewegung (Cilien oder undulierender Saum?) auftrat. Ein Leukocytenkern wird umschlossen. Fig. 5. Ein Tier aus demselben Harne von kugeliger Form, mit Geißeln in Be- wegung und drei feinen Pseudopodien , welche an benachbarten Leukocyten fixiert waren (p). Fig. 6. Plötzliche Kontraktion bei Zusatz von frischem Harne zu dem erwärmten Objekt ; a) vor, b) nach der Kontraktion ; Geißeln an letzteren nicht erkennbar ; nach einiger Zeit stellte sich das ursprüngliche Aussehen wieder her. Fig. 7. a — d Trichomonas vaginalis aus der Scheide bei Blennorrhoe, nach dem Leben; der Kern schimmert als heller Fleck durch; das Protoplasma ist mit kleinen Vakuolen und Körnchen durchsetzt. Bei a und b ist der undulierende Saum am Rande deutlich, bei b die reihenförmige Anordnung der Körner (Vakuolen); bei c Andeutung einer Doppelreihe; bei d ist das Hinterende in ein unregelmäßig gestaltetes, sehr zartes Pseudopodium ausgezogen und dadurch fixiert (Vorderende hin und her schwingend). Größe von a: 0,02 mm, Breite 0,012 mm. Fig. 8. a — c Mehrere Exemplare nach Behandlung mit Essigsäure und Färbung mit Methylenblau. Protoplasma fein granuliert Bei a ist neben der gebogenen Längs- leiste noch eine zweite feine Linie sichtbar ; Kern seitlich und etwas unregelmäßig. Fig. 9. a — c Drei ähnliche Formen mit verschiedener Lage der beiden Linien, welche den Kern im vorderen Teile zu umfassen scheinen. Bei a ist der undulierende Saum angedeutet. Fig. 10. Ein Exemplar nach der Behandlung mit Sublimat; der undulierende Saum sehr deutlich sichtbar, ebenso die Körnerreihen im hinteren Körperabschnitt; gerade gerichteter Schwanzfaden, welcher einen kleinen peitschenförmigen Anhang besitzt. (Fig 10 — 18 bei Zeiß Apochr. 2 mm, Ok. 8. Vergr. ca. 900.) Fig. 11. Ein großes Exemplar nach Behandlung mit Sublimat; der undulierende Saum in ausgebreitetem Zustande sichtbar. Geißeln nach abwärts umgeschlagen, nur zwei sichtbar. Fig. 12. Ein ebenso behandeltes Exemplar, an dessen Vorderende ein kleiner cylindrischer Fortsatz hervorragt, aus welchem die Cilien entspringen, und der sich ins Innere verfolgen läßt. Fig. 13. Ebenso behandelt; die Basis der Cilien läßt sich bis zum Kerne ver- folgen. Fig. 14. Ebenso behandelt; um den Kern ist ein spaltförmiger Hohlraum sichtbar. Fig. 15. Ein Exemplar nach Behandlung mit Essigsäure und Methylenblau; der Kern sehr groß, flaschenförmig, mit körnigem, kontrahiertem Inhalte; stark ausgeprägte Längslinie; die Vakuolen als helle Flecken sichtbar; in zwei größeren Vakuolen glänzende Einschlüsse. Fig. 16. Ein kugeliges Individuum mit zwei Kernen, welche durch einen Faden vereinigt sind ; an jeder Kernstelle einige lange Geißeln. (Essigs. Methylenblau.) Fig. 17. Ein ungewöhnlich großes, in Teilung begriffenes Exemplar mit zwei Kernen, welche durch einen längeren Faden verbunden sind. An der gegenüberliegenden Seite ein dunkel gefärbter Körper (Kern?), welcher ebenfalls durch einen Faden mit ersterem zusammenhängt. Fig. 18. Ein sehr großes, in Teilung begriffenes Exemplar mit 4 Kernen, von denen zwei durch einen Faden Zusammenhängen. Cilien an drei Stellen, z. T. undeut- lich. Länge 0,03 mm, Breite 0,016 mm. fiirßiiktaioftM/trüif. XL Tuf.m. MAisvdöfeser Jas f,,/. rr. Jüriur.l del GustavFjsdter Lustig und De Giaxa, Ueber das Vorkommen von feinen Spirillen etc. 721 lieber das Vorkommen von feinen Spirillen in den Ausleerungen von Cholerakranken. Note von A. Lustig (Florenz) und Y. De Giaxa (Neapel). Aus einer Mitteilung des Dr. Kowalski in der Gesellschaft der Aerzte in Wien, über welche in No. 49 der Wiener mediz. Wochen- schrift vom 7. Dez. 1893 berichtet wird, sehen wir, daß er in 11 Fällen in den Ausleerungen von Cholerakranken eine Art feiner Spirillen angetroffen hat, welche den Spirochäten der Zähne oder den Spirillen der Febris recurrens ähnlich sind, eine, zwei oder mehr Windungen besitzen, sich lebhaft bewegen und nicht auf den gewöhnlichen Nähr- böden wachsen. Mit Anilinfarben färben sie sich schwach; in wenig Tagen verschwinden sie aus dem Darminhalte. Kowalski bemerkt, er habe in der neueren Litteratur über die Cholera keine Beschrei- bung ähnlicher Formen gefunden und legt diesen Spirillen eine gewisse Wichtigkeit bei, welche bei der Diskussion von Pal tauf bestritten wird. R. Abel nimmt in No. 7 des Centralbl. f. Bakt. u. Parasitenk. Bd. XV. 1894 den Gegenstand wieder auf und beschreibt aus den Darmentleerungen der von ihm zwischen dem 27. Okt. und 6. Nov. 1893 untersuchten Cholerakranken außer dem Kommabacillus auch Spirillen, welche ihren Charakteren nach den von Kowalski gesehenen ähnlich sind. Er beweist mit kräftigen Gründen, daß diese Spirillen nicht als Cilien des Cholerabacillus betrachtet werden können, sondern eine eigene Bakterienart für sich bilden. Endlich teilt Dr. Aufrecht (Centralbl. f. Bakt. u. Parasitenk. Bd. XV. 1894. No. 12) uns mit, daß er im August 1893 in den Ent- leerungen einer unter Cholerasymptomen gestorbenen Frau, bei welcher alle anatomischen Kennzeichen der asiatischen Cholera gefunden wurden, Spirillen in außerordentlich großer Zahl gefunden habe, während in diesem Falle die Kommabacillen fehlten. Er legt diesen Spirillen Wichtigkeit bei und erklärt es für nötig, künftig auf deren Gegenwart bei Cholerakranken und in verdächtigen Fällen zu achten. Dies vorausgeschickt, scheint es uns zweckmäßig, daran zu erinnern, daß wir schon im Jahre 1886 in der Wiener mediz. Wochenschr. No. 10, 11 u. 12 eine Mitteilung „über die vier Cholerafälle in Triest“ publiziert haben, in welcher wir u. a. die Zeichnung eines makro- skopischen Präparates von mit Fuchsin gefärbten Mikroorganismen, von uns in den Entleerungen eines an Cholera gestorbenen Indivi- duums gefunden, gebracht haben. Diese Mikroorganismen wurden von uns als Kommabacillen, Vibrionen und Spirillen beschrieben. Die Spirillen, wie man aus der damals veröffentlichten Figur sieht, sind dünner und erscheinen darum blasser als die anderen Mikro- organismen ; sie bestehen aus einer wechselnden Zahl von Windungen, sind ganz isoliert und ihre Enden spitzen sich zu. Es scheint uns, 722 Claudio Fermi und Giuseppe Montesano, daß diese Spirillen sich von den von den genannten Autoren be- schriebenen in nichts unterscheiden. Später hatte der Eine von uns x) Gelegenheit, die mikrosko- pischen Präparate und die Kulturen aus den Darmentleerungen von mehr als 100 Cholerakranken zu untersuchen, und obgleich ihm die Existenz dieser Spirillen nicht unbekannt war, so fand er doch keine Gelegenheit, sie wiederzufinden. Es scheint uns daher, daß unsere Untersuchungen die Hypothese nicht bestätigen, daß diese Spirillen, welche von uns in den Choleraentleerungen früher als von anderen gesehen worden sind, in Beziehung zu der asiatischen Cholera stehen. Florenz, 10. April 1994. Ueber die Dekomposition des Amygdalins durch Mikro- organismen, [Aus dem Hygienischen Institute der kgl. Universität zu Rom.] Untersuchungen von Dr. Claudio Fermi, Assistenten, und Dr. Giuseppe Montesano. Durch die Untersuchungen eines von uns (Fermi) war bei vielen Mikroorganismen die Eigentümlichkeit nachgewiesen worden, Wirkungen hervorzubriugen, welche jenen einiger Fermente, die sich im tierischen Organismus und in den Pflanzen finden, analog sind, wie z. B. den Wirkungen des proteolytischen, des diastatischen, des inversiven , des milchgerinnenden Ferments u. s. w. Deshalb war es von Interesse, zu wissen, ob es irgend einen Mikroben gäbe, der eine Wirkung hätte, die jener des Emulsins analog wäre und also das Amygdalin zerlegte in Blausäure, Benzaldehyd und Zucker. Wir führten die betr. Untersuchung aus, indem wir eine Amyg- dalinlösung zu 3 Proz. in gewöhnlicher Bouillon präparierten. Nach- dem die Mischung in Proben (10 cmm für jede) verteilt und steri- lisiert worden, vereinigten wir mit jeder der Proben einen anderen Mikroben, siebzig im ganzen, unter welchen auch noch einige Schimmelpilze waren. Nach 15 Tagen und auch früher prüften wir nacheinander die verschiedenen Kulturen, um zu wissen, ob man in irgend einer von ihnen den charakteristischen Geruch des Benzaldehyd konstatieren könne. Die Prüfung wurde 5 mal wiederholt und ergab die folgenden Resultate : a) Mikroorganismen, welche konstant Benzaldehyd erzeugen in Bouillon mit Amygdalin zu 3 Proz. Von diesen ist nur Micrococcus pyogenes tenuis zu nennen, dessen Wirkung eine rapide ist und der schon am zweiten Tage der Impfung wirkt, wenn man die Proben bei einer Temperatur von ca. 30° hält. 1) A. Lustig, Untersuchungen über Cholera. (Ztschr. f. Hygiene. Bd. III. 1887.) üeber die Dekomposition des Amygdalins durch Mikroorganismen. 723 b) Mikroorganismen von inkonstanter Wirkung. Unter diesen haben wir zwei, und zwar Vibrio Metschnikoff und das Bacterium coli. Die Wirkung dieser Mikroben erlangt man insonderheit, wenn man die Impfung mit frischen Kulturen anstellt. Dies gilt mehr für den V. Metschnikoff als für das Bacterium coli, denn wir haben Veranlassung gehabt, zu be- merken, daß von mehreren Varietäten dieses letzteren Mikroben, wenn sie direkt um den Darm der verschiedenen Tiere und des Menschen isoliert worden waren, nur einige den charakteristischen Geruch gaben, andere hingegen niemals. c) Mikroorganismen von unsicherer Wirkung. Von diesen müssen wir notieren den Diphtheritisbacillus, den Bac. Megaterium, Sarcina aurantiaca. Bei ihnen konnte man nur einigemal die Wirkung von Benzaldehyd konstatieren, ohne daß man je die Inkonstanz des Phänomens mit dem Zu- stand der Mutterkulturen oder mit anderem in Verbindung bringen konnte. d) Mikroorganismen ohne irgend eine Wirkung: Bac. pyocyaneus, Bac. neapolitanus (Emmerich), Bac. rhinoscleromatis, Bac. Friedlaenderi,Bac. murisepticus, Bac. cuniculicida,Bac. cavicida(Brieger), Bac. cholerae gallinarum, Schweinerotlaufbacillus, Bac. Diph- theriae columbarum, Bac. anthracis, Bac. aliaceus (Vincenzi), Bac. Fitzii, Bac. luteus, Bac. indicus, Bac. Megaterium, Bac. radiciformis, Bac. subtilis, Bac. Odessae, Bac. acidi lactici, Bac. cyanogenus, Bac. ruber, Bac. fluorescens,Bac. fluorescens liquefaciens, Bac. prodigiosus, Proteusvulgaris, Proteus mirabilis, Proteus Zenkeri, Spirillum cholera asiaticae, Spiril- lum Finkler et Prior, Spirillum Deneke, Spirillum M i 1 - leri, Staphylococcus pyogenes aureus, Staphylococcus pyogenes albus, Staphylococcus pyogenes citreus, Staphylococcus pyogenes cereus flavus, Streptococcus erysipelatis, Streptococcus pyogenes, Micrococcus tetragenus, Micrococcus viscosus, Sarcina alba, Sar- cina rubra, Sarcina lutea, Micrococcus cinn abarius, Micrococcusmastitis(Kitt), Ferrnento roseo, Fermento bianco, Fermento nero, Streptothrix actinomyces, Streptothrix violacea, Streptothrix cornea, Strepto- thrix alba, Streptothrix albi d o-flava, Streptothrix Eppingeri (Cladothrix asteroides), Streptothrix nigra, Oidium albicans, Aspergillus niger, Aspergillus flavescens, Penicillium glaucum, Mucor rhizopodi- formis, Trichothecium roseum. Aus dieser Tabelle resultiert, daß recht wenige unter den be- kannten Mikroben das Amygdalin dekomponieren mit Erzeugung von Benzaldehyd , daß sogar von den konstanten dies nur ein einziger thut, der Micrococcus pyogenes tenuis. Wichtig auf jede Weise ist die, obwohl nicht konstante Erzeugung desselben Phäno- mens von seiten des Spirillum Metschnikoff und des Bac- 724 Claudio Fermi und Giuseppe Montesano, terium coli, welche mit anderen ähnlichen Mikroben als Krite- rium der Unterscheidung dienen kann. Wir haben über diesen Gegenstand zahlreiche Experimente gemacht, und konnten konstatieren, daß besonders für den V. Metschnikoff das genannte Kriterium großen Wert hat; denn man erhielt niemals die Erzeugung von Benz- aldehyd von seiten anderer Spirillen, wie von dem Cholera- spirillum, von welchem wir mehrere Varietäten (Massaua, Ham- burg, Rom u. a.) verwandten, oder von dem Spirillum Deneke oder Finkler. Weniger gut dient die genannte Methode für eine Differentialdiagnose zwischen dem Bacterium coli und dem Typhusbacillus und allen ihm ähnlichen. Von fünf Varietäten des Bacterium coli, die aus den Faeces verschiedener Tiere und des Menschen isoliert worden, gaben nur zwei allein konstant das Phänomen ; die übrigen drei keineswegs , und andererseits er- langten wir das Phänomen in einem Falle bei dem Typhusba- cillus. Bei den anderen, dem Typhusbacillus ähnlichen, je- doch — wir experimentierten mit fünf Varietäten — , erlangten wir nie das Phänomen, so daß dieses immer ein in gewisser Weise an- nehmbares Kriterium ist für die Differentialdiagnose zwischen dem Bacterium coli und dem Typhusbacillus und den ihm ähn- lichen Bacillen. Abgesehen von all diesen bekannten Mikroben, deren Kollek- tion wir im Laboratorium besaßen, suchten wir zu erfahren, ob sich in der Luft oder in der Erde andere befänden, welche dieselbe Eigen- tümlichkeit besäßen. Man wußte thatsächlich aus den Untersuchungen von H. Grisson (Jahresber. der Tierch. 1883), daß im Fäulnis- prozeß das Amygdalin zersetzt wird mit Erzeugung von Benzaldehyd. Wir setzten daher eine Mischung von Bouillon und Amygdalin der Luft aus, und nach einigen Tagen hatten auch wir Gelegenheit, die Erzeugung von Benzaldehyd zu konstatieren. Nachdem wir von der genannten Mischung Plattenkulturen ge- macht hatten, konnten wir einen Mikroorganismus isolieren, welcher bei wiederholten Impfungen auf sterilen, Amygdalin enthaltenden Bouillonbrühen konstant die Erzeugung des Benzaldehyd zwischen dem 3. und 4. Tage der Entwickelung ergab. Die Charakteristika dieser Mikroben sind die folgenden : Lange und subtile Bacillen, welche im hängenden Tropfen sehr beweglich sind und die Gelatine nicht flüssig machen. Auf den Platten bilden sie granulöse, blasse Kolonieen, die tief liegenden mit runden, glatten Rändern, die an der Oberfläche mit ausgezackten Rändern. In Röhrchen mit Gelatine erlangt man ein Wachstum längs der Impfung und viel mehr an der Oberfläche, wo sich ein schmutziggrauer Belag bildet. Auf Agar bildet sich ein ziemlich blasser Belag, der wenig sichtbar, gleichförmig ist und leicht fluoresziert. In Bouillon ist die Entwickelung spärlich, aber von gleich- mäßiger Trübung. Außer diesem Mikroben, den wir der Kürze halber Bac. emul si- nus nennen werden, hatten wir Gelegenheit, einen anderen von ana- loger Wirkung aus Erde zu isolieren, einen Mikroben, der sich ent- wickelt bei der Temperatur von circa 60°; er ist ein subtiler, langer, unbeweglicher Bacillus (wenigstens bei gewöhnlicher Temperatur), Ueber die Dekomposition des Amygdalins durch Mikroorganismen. 725 der die Gelatine nicht flüssig macht. Genauere Einzelheiten über diesen Mikroben werden in einer anderen Arbeit gegeben werden. Auch bei ihm ist die Wirkung auf das Amygdalin konstant in Bouillonkulturen, die bei einer Temperatur von 60° gehalten werden, bei welcher übrigens auch das gewöhnliche Emulsin ausgezeichnet seine Wirksamkeit manifestiert. Nachdem nun also konstatiert worden war, welche Mikroben eine sichere Wirkung auf die Dekomposition des Amygdalins ausüben, schien es uns interessant, zu studieren, ob diese Dekomposition in der That jener von dem Emulsin herrührenden ähnlich wäre und ob also bei ihr außer Benzaldehyd auch Zucker und Cyansäure erzeugt werde. Wir wiederholten zu diesem Zwecke die Kulturen von Mikroben konstanter Wirkung, wie von Micrococcus pyogenes tenuis, Bacterium coli (die Varietät von sicherer Wirkung), von Bacillus emulsinus, thermophilus und auch von dem Vibrio Metschnikoff, jedoch nicht mehr in Proben, sondern in Erl en m ey er’schen Kolben, welche wenigstens 300 ccm der ge- wöhnlichen Mischung enthielten. Wir machten ferner chemische Proben 15 Tage nach der Impfung, nachdem wir die völlige Ent- wickelung und die Erzeugung von Benzaldehyd konstatiert hatten. Die Untersuchung auf Zucker wurde mit den Ny 1 an de r ’schen Reaktionen gemacht, aber die Resultate waren beständig negativ in all den zahlreichen Proben, die wir anstellten. Für die Cyansäure wurde die qualitative Analyse mit Berlinerblau-Reaktion gemacht. Die Resultate waren hier jedoch kontradiktorisch, so sehr, daß wir uns Vorbehalten, noch andere Untersuchungen anzustellen, über welche wir in der Folge berichten werden. Auf jeden Fall interessant ist die Thatsache, daß wir niemals Zucker konstatieren konnten; wir werden Gelegenheit haben, hierauf in Bälde zurückzukommen. Eine andere Frage entstand für uns, nachdem wir die dekompo- nierende Wirkung der Mikroben auf Amygdalin festgestellt hatten, nämlich die Frage, ob diese Wirkung einem wirklichen Fermente, das von den Mikroben ausgeschieden wird, zu verdanken sei oder viel- mehr der Wirksamkeit des lebenden Protoplasmas. Es ist aus den Untersuchungen eines von uns (Fermi) ersicht- lich geworden, daß das proteolytische und das diastatische Ferment der Mikroben wirkliche Enzyme sind ; in einer anderen Arbeit werden wir Gelegenheit haben, dasselbe zu beweisen für das inversive Fer- ment. Um nun auf unsere eben gestellte Frage zu antworten, kulti- vierten wir dieselben Mikroben von konstanter oder fast konstanter Wirkung in Flaschen, deren jede ein Liter Bouillon enthielt, aber ohne Amygdalin. Wir verwandten jedoch nicht nur die einfache Bouillon, sondern auch jene mit Glycerin. Nach 15 und nach 30 Tagen filtrierten wir die Kulturen im Porzellanfilter und mischten die Filtrate mit Amygdalinlösungen, die auch Antiseptika enthielten, wie Karbolsäure zu 2 Proz. und Sublimat 1 : 2500. Die Mischung wurde zu gleichen Teilen gemacht derart, daß die Verdünnung der Karbolsäure auf 1 Proz. und die des Sublimats auf 1 : 5000 gebracht 46 XV. Bd. 726 Clandio Fermi und Giuseppe Montesano, wurde. Kontrollexperimente mit reinem Emulsin hatten uns be- wiesen, daß diese Antiseptika in der vorgenannten Verdünnung die Wirkung des Ferments nicht behindern, zum Unterschied von der Salicylsäure, welche schon in der Verdünnung von 1 : 500 die De- komposition des Amygdalins von seiten des Emulsins erschwert. Wir mischten also die Filtrate mit den genannten Lösungen von Antisepticis mit Amygdalin und hielten die Mischung im Brütofen bei der Temperatur von ca. 30° länger als einen Monat hindurch. In keinem Falle jedoch, und zwar auch nach längerer Zeit, konnten wir die geringste Spur von Erzeugung von Benzaldehyd konstatieren. Wir wiederholten dieselben Proben nicht mehr mit Filtraten, sondern geradezu an nicht filtrierten Kulturen. In der That konnte man denken, daß, auch wenn von den Mikroben ein Ferment aus- geschieden würde, dieses entweder von den Poren des Filters auf- gehalten werde, wie dies von einem von uns (Fermi) für die anderen Fermente, wenigstens zum größeren Teil, beobachtet worden war, oder daß das Ferment, ohne in die Kulturflüssigkeit überzugehen, geradezu von dem Protoplasma aufgehalten würde. In beiden Fällen hätte die Mischung der Kulturen mit den Lösungen von Amygdalin und den Antisepticis positive Resultate geben müssen, weil man die Wirkung des Filters ausschloß und das Ferment, indem die Mikroben starben, sich von ihrem Protoplasma befreite. Aber auch hier, anstatt positiv zu sein, waren die Resultate völlig negativ, sogar bei Kulturen, die mehr als einen Monat alt waren und nach 60 Tagen nach der Impfung. In einem Falle allerdings erlangte man einmal ein positives Resultat nach 30 und mehr Tagen nach der Impfung von einer Kul- tur des Micrococcus pyogenes tenuis, die 5 Tage alt war, und von Amygdalin zu 2 Proz. (zu gleichen Teilen). Da dieser Fall jedoch vereinzelt blieb, so konnten wir ihm keine Wichtigkeit bei- legen, obwohl wir unter den Dekompositionsprodukten außer Benzal- dehyd auch Zucker konstatiert hatten, ganz wie bei dem Emulsin. Aus diesen Resultaten kann man schließen, daß die Dekomposition des Amygdalins gerade durch die Wirksamkeit des lebenden Proto- plasmas geschieht und nicht durch jene eines löslichen, von dem Mikroben ausgeschiedenen Ferments. Dies konnte übrigens ohne weiteres vermutet werden, nachdem man unter den Dekompositions- produkten des Amygdalins das Fehlen von Zucker konstatiert hatte. Der Unterschied zwischen der Wirksamkeit der Enzyme und jener des lebenden Protoplasmas ist in der That der, daß, während die ersteren relativ leicht Umbildungen (Stärke in Zucker u. s. w.) hervor- rufen, die für eine weitere Zersetzung nicht empfänglich sind, das zweite hingegen bedeutende Modifikationen hervorruft, und zwar vom Albumin zum Ammoniak und von dem Kohlehydrate zu einfacher Kohlensäure. Nur verdankt man hier das Fehlen des Zuckers keines- wegs der weiteren Transformation, welche der Mikrobe macht für die Bedürfnisse seines Stoffwechsels. Wir wollten bei dieser Gelegenheit Nachforschungen anstellen, auch darüber, ob man die Dekomposition des Amgydalins nicht für eine teleologische Wirkung ansehen könnte, so daß also die Pro- duktion von Zucker nötig wäre für die Ernährung des Mikroben. lieber die Dekomposition des Amygdalins durch Mikroorganismen. 727 Wir wollten sehen, ob, wenn man zu den Erdkulturen mit Amyg- dalin auch Traubenzucker und Rohrzucker hinzufügt, die Erzeugung von Benzaldehyd fehlen würde , gleichsam wie wenn der Mikrobe kein Bedürfnis hätte, das Amygdalin zu zersetzen, indem er den Zucker direkt aus dem Nährsubstrate zöge. Die bei den gemachten Experimenten erlangten Resultate wür- den diese Art zu sehen bestätigen können. Von den vier unge- impften Mikroben erzeugten Benzaldehyd, sowohl in Nährsubstraten mit Rohzucker, wie in solchen mit Traubenzucker: Das Bacterium thermophilus und Bacterium coli; während der Bacillus emulsinus es nur in Substraten mit Rohzucker und nicht in jenen mit Traubenzucker erzeugte. Der Micrococcus pyogenes tenuis erzeugte das Benzaldehyd in keinem der beiden Fälle. Die Differenzen standen in gewisser Weise in Uebereinstimmung mit der Ueppigkeit der Entwickelung. Nachdem die Zuckerprobe in den Sub- straten gemacht worden waren, zu denen vor der Impfung Traubenzucker hinzugefügt worden war, erlangte man negative Resultate bei den Kulturen, wo man die Erzeugung von Benzaldehyd erreicht hatte, und positive bei den anderen. Dies würde beweisen, daß die Dekom- position des Amygdalins nicht vor sich geht in Gegenwart von Zucker, sondern nur dann, wenn der Zucker ganz verbraucht ist, würde der Mikroorganismus das Amygdalin zersetzen. Aus unseren Untersuchungen indes ergiebt sich das Folgende: 1) Es dekomponieren das Amygdalin konstant die folgenden Mikroben : Micrococcus pyogenes tenuis, ein Bacillus, der sich in der Luft findet und den wir emulsinus nennen möchten, und ein Bacillus thermophilus, der sich in der Erde befindet. In weniger konstanter Weise haben dieselbe Wirkung der Vibrio Metschnikoff und das Bacterium coli, einige Varietäten dieses letzteren jedoch keineswegs. Sehr unsicher findet man endlich die genannte Wirkung beim Diphtheritisbacillus, beim Ba- cillus Megaterium, bei der Sarcina aurantiaca. 2) Die Dekomposition geschieht nicht in jedem beliebigen Sub- strate, das Amygdalin enthält. Sie bleibt aus bei dem Micro- coccus pyogenes tenuis bei Gegenwart von Zucker; sie bleibt aus bei dem Bacillus emulsinus in Substraten, die Trauben- zucker enthalten, obwohl man in all diesen Fällen die Entwickelung üppig sehen kann. 3) Die genannte Dekomposition scheint übrigens von dem leben- den Protoplasma bewirkt zu werden und nicht von einem besonde- ren, von den Mikroben ausgescbiedenen Enzym. Rom, den 15. April 1894. 46* 728 M. W. Beyerinck, Ueber die Natur, der Fäden der Papilionaceenknöllcken. Von M. W. Beyerinck. Vor einigen Jahren habe ich mich vielfach mit der Kultur der Papilionaceenbakterien in Nährlösungen bemüht. Es hatte sich da- bei herausgestellt, daß verdünnte Extrakte von Papilionaceenblättern und Stengeln unter Zusatz von 1 bis 3 Proz. Rohrzucker sich dafür am besten eigneten und die sehr merkwürdigen morphologischen Ver- hältnisse der Wurzelbakterien schön zur Entwickelung brachten l 2). Als ich später mehrere solche Kulturen mit Alkohol fällte und von der sich dabei ziemlich gut ausscheidenden Bakterienmasse den Stick- stoff nach Kjeld ahl bestimmte, ergaben sich so außerordentlich ver- schiedene Zahlen, daß es klar wurde, es müßte der Bakterienkörper in manchen Fällen, neben Eiweiß, noch einen stickstofffreien Körper in beträchtlicher Menge enthalten können. Besonders bei den Bakterien von Vicia war der Stickstoffgehalt gering, während bei Lupinus und Cytisus Kulturen mit höherem Gehalte gefunden wurden * ). Ich will noch bemerken, daß ich dabei nur Material verwendete, wel- ches reich war an „Bakteriensternen“, weil darin ein sehr sicheres Merkmal für die Diagnose der Papilionaceenbakterien vorliegt, was bei Kulturen, welche, wie in diesem Falle, einige Monate dauern und im Dunkeln und in der Kälte aufbewahrt werden, so daß einige Ge- fahr für Infektion entsteht, alle Beachtung verdient. Natürlich lag die Vermutung nahe, daß die stickstofffreie Sub- stanz Bakterienschleim sein müßte. Als dieser Gesichtspunkt gewonnen war, überzeugte ich mich bald, daß die Schleimbildung in den Gelatinekulturen ebenfalls außerordentlich verschieden war. Während dieselbe in den Bakterien von Vicia und Trifolium eine gewal- tige ist, fehlt sie beinahe oder ganz beiOrnithopus, Lupinus und Phaseolus und nimmt eine Mittelstellung ein bei Ca rag an a und Robinia, obschon sie auch hier unter Umständen bedeutend werden kann. Es ist nun auffallend, daß sich aus dieser Angabe ein ziemlich genauer Parallelismus ergiebt zwischen der Ausbildung der „Schleimfäden“ in den Knöllchen und der Bildung des Bakterien - Schleimes bei den aus diesen Knöllchen gewonnenen Bakterien. Es ist nämlich bekannt, daß die Schleimfäden nur sehr wenig entwickelt sind oder auch ganz fehlen eben in den Knöllchen von Lupinus, Pha- seolus und Ornithopus und ganz besonders entwickelt sind bei Vicia und Trifolium und in mittlerer Ausbildung Vorkommen bei Robinia und Caragana. Daß die Coi'ncidenz nicht auf Zufall beruhen kann, ist deutlich. 1) Verslagen en Mededeelingen der Kon. Akad. v. Wetenschappen te Amsterdam. 3. Reeks. 1891. Deel 8. p. 460. 2) Von den Bakterien von Ornithopus sativus konnte ich bisher, trotz zahlreicher Versuche, keine guten Kulturen in Nährlösungen erhalten, wohl aber auf geeigneter Nährgelatine. Ueber die Natur der Fäden der Papilionaeeenknöllchen. 729 Zur vollständigen Gewißheit bezüglich der Natur der Fäden bin ich jedoch erst gekommen durch das Auffinden eines besonders günstigen Untersuchungsobjektes. Dieses ist die schon im März blühende Vicia lathyroides aus dem Dünensande. Es ist ein kleines, schon in der Mitte des Sommers absterbendes, annuelles Kraut. Als ich im April 1893 und 1894 die Knöllchen dieser Pflanze untersuchte, fand ich nur solche mit kleinen Bakteroiden, welche größtenteils „erschöpft“ waren und die früher von mir beschriebenen „Bläschenbakteroiden“ enthielten 1). Zwar zeigten die Knöllchen keine vollständige, allein doch eine ziemlich geförderte Bakterienüber- wucherung 2 3), und es war leicht, darin viele nicht in Bakteroiden ver- wandelte Bakterien, wenn auch ohne Bewegung, aufzufinden. In diesen Knöllchen sind die Schleimfäden zahlreich und treten beim Präparieren oft aus den Zellen. Oft sind sie mehr oder weniger zu- sammengezogen und nicht selten zu isolierten Kugeln zusammengeballt, welche ganz frei in den Zellen liegen. Bei einer genauen Unter- suchung der Fäden und Kugeln unter Mithilfe von Farbstoffen fand ich hier, wie das auch mit den meisten Präparaten anderer Papilio- naceenknöllchen gelingt, stellenweise eingeschlossene Bakterien. In anderen Fällen sind die Fäden dagegen ganz bakterienfrei. Da ich durch diese Erfahrungen die Ueberzeugung bekommen hatte, daß die Bakterien von Vicia lathyroides in dem vorliegen- den Materiale zu einer besonders stark schleimerzeugenden Form ge- hören müßten, interessierte es mich, dieselbe in Reinkultur zu bringen, was auch gut gelungen ist. Auch hier ergab sich, daß die Bakterien, wie gewöhnlich aus mehr oder weniger in Erschöpfung begriffenen Knöllchen, ziemlich rasch auf geeigneter Nährgelatine wachsen. Der beste Kulturboden ist, ähnlich wie ich früher für Vicia Faba undPisum angegeben habe , ein Dekokt von den grünen Teilen von Papiliouaceen mit 2 Proz. Rohrzucker und 7 — 8 Proz. Gelatine. Es ist empfehlens- wert, die Gelatine vor dem Gebrauche mit destilliertem Wasser zu extrahieren, um die löslichen Stickstoffverbindungen, wie Eiweiß und Peptone, daraus zu entfernen, weil die Knöllchenbakterien sehr empfindlich für diese Körper sind und schon bei geringer Anhäu- fung derselben in ihren Nährböden nicht mehr wachsen. Es scheint mir nicht überflüssig, dies noch besonders zu betonen, denn ich glaube, daß die Schwierigkeiten, welche gewisse Autoren bei ihren Kultur- versuchen begegneten, daraus hervorgegangen sind, daß die Nährböden zu stickstoffreich waren. Zwar darf der gebundene Stickstoff im Nährboden nicht ganz fehlen, weil bei vollständiger Abwesenheit davon überhaupt kein Wachstum stattfindet, doch muß dieser Gehalt 1) Es giebt noch immer Autoren, welche diese „Bläschen“ für „Sporen“ halten und glauben, daß die Bakterien der Papilionaceen „Dauerorgane“ erzeugen, was nicht zutrifft. Die Natur der „Bläschen“ ist noch nicht aufgeklärt. 2) Für diesen Ausdruck siehe Bot. Zeit. 1888. p. 727. 3) Da die Gelatine durch die Wurzelbakterien nicht verflüssigt wird, ist der Stick- stoff dieser Gelatine an sich für die Bakterien sozusagen nicht gegenwärtig. 730 M. W. Beyerinck, auf ein sehr geringes Minimum gehalten werden. Unsicheres und unregelmäßiges Wachstum sind bezeichnend für Stickstoffübermaß. Als ich Luzernedekokt mit 2 Proz. Rohrzucker und 7 Proz. Gelatine verwendete, wurden bei den Versuchen mit Vicia lathy- roides iu Impfstrichen am vierten oder am fünften Tage die kleinen durchsichtigen Bakterienkolonieen sichtbar. Für die Striche konnte ich im Anfang April alle reinen Teile des Bakteriengewebes der Knöllchen verwenden. Dieses hängt mit der teilweisen Bakterien- erschöpfung zusammen, wobei überall wachstumsfähige Bakterien Vor- kommen xj. Meine Hoffnung, daß ich hier eine sehr schleimige Bakterie finden sollte, wurde nicht getäuscht. Die Kolonieen waren zwar äußerlich ganz gewöhnlich, ergaben sich aber als derart zäh und schleimig, daß es schwierig war, dieselben von der Gelatine zu heben, wobei sie nur als lange Fäden zu entfernen waren. Eine so starke Schleimbildung hatte ich bei keiner anderen Papilionaceenbakterie beobachtet. Bei der Fortsetzung der Reihenkulturen ist die Schleim- bildung später zwar auf die für die Vi c iabakterien gewöhnliche Norm zurückgegangen, das ist aber für die vorliegende Untersuchung gleichgiltig. Schon das erste Präparat der Kolonieen, welches ich unter das Mikroskop brachte, überzeugte mich, daß die „Schleimfäden“ der Knöllchen hier wiedergefunden wurden, es war kein Zweifel mög- lich, daß der zähe Bakterienschleim mit jenen Fäden identisch sein müßte. Je genauer der Schleim untersucht wurde, je sicherer wurde die Ueberzeugung. Durch richtiges Schieben und Drücken des Deck- glases ließen sich alle möglichen Gestalten der Fäden, welche ich iu den Knöllchen gesehen hatte, künstlich aus den Schleimkolonieen meiner Bakterien hersteilen. Fäden und isolierte Ballen und Kugeln, entweder völlig durchsichtig oder durch noch hier und dort einge- schlossene Bakterien punktiert oder getrübt, konnten ebeuso leicht erhalten werden, wie bakterienfreie schleimige Häutchen. Hier- durch wurde der Beweis gebracht, daß die Bakterienkörper leicht aus ihrer schleimigen Hautschicht herausbefördert werden können. Das Wort „Hautschicht“ ist hier sicher erlaubt, denn daß der Schleim der Schleimbakterien überhaupt nur als stark gequollene Zellwand aufzufassen ist, ist schon längst bekannt. Mit Chlorzinkjod färben sich die Schleimbildungen blau, und dieses nicht, wie ich früher glaubte, nur oberflächlich, sondern durch die ganze Dicke, natürlich nur mit Ausnahme der noch eingeschlossenen Bakterien, welche gelbbraun werden. Die Fäden der Knöllchen verhalten sich ebenso, auch hier kann man sich überzeugen, daß auch das Innere aus Cellulose besteht. Wenn es schwierig ist, die Fäden der Knöllchen über ihre ganze Länge blau zu färben, so begegnet man einer ähnlichen Schwierigkeit beim Schleime der Bakterienkolonieen, worin auch gewisse Bakterien sich der Färbung durch Chlorzinkjod hartnäckig entziehen. Auch Anilinfarbstoffe, wovon ich besonders Gentianaviolett 1) In Knöllchen ohne Bakterienerschöpfung ist man für Bakterienkultur auf sehr junge Knöllchen oder auf junge Vegetationspunkte angewiesen und selbst damit gelingen nicht alle Versuche. Ueber die Natur der Fäden der Papilionaceenknöllchen. 731 und Methylenblau verwendete, verhalten sich gegenüber Bakterien- schleim und Schleimfäden identisch. Meine früher ausgesprochene Meinung, die Fäden beständen aus Chromatinsubstanz und Protoplasma, gründete ich auf das ziem- lich starke Färbungsvermögen, welches, verglichen mit dem relativ schwachen Färbuugsvermögen der Papilionaceeubakterien, auffallend ist. Damals war es mir jedoch nicht bekannt, daß Bakterienschleim im allgemeinen sich oft stark durch jene Reaktive färbt, während die protoplasmatischen Bakterienleiber mancher Schleimbakterien sich der Färbung oft mehr oder weniger entziehen, und ich glaube, daß eben auch die Einhüllung der Papilionaceenbakterien durch ihre dicke Schleimhülle ihr schwaches Färbungsvermögen wenigstens teil- weise bewirkt. Denn wenigstens einzelne anscheinend hüllenlose V i c i a bakterien sah ich intensiv Gentianaviolett und Methylenblau aufspeichern, unter der merkwürdigen, damit so oft verbundenen starken Anschwellung des Bakterienkörpers. Doch scheint es mir, daß diese Erklärung nicht ausreicht, die geringe Affinität der Papilio- naceenbakterien und der Bakteroiden in solchen Fällen , wie bei Lu p in us und Ornithopus, wo die Schleimhüllen jedenfalls sehr dünn sind, zu erklären. Für den vorliegenden Zweck brauche ich auf die ferneren Eigen- schaften der Wurzelbakterien von Yicia lathyroides nicht ein- zugehen. Fasse ich das Vorhergehende zusammen, so ergiebt sich : 1) Die Fäden der Papilionaceenknöllchen bestehen aus Bakterien- schleim. 2) Dieser Schleim , welcher die Zellwände der betreffenden Bakterien repräsentiert, hat bei der Fädenbildung die zugehörigen Bakterienkörper entweder vollständig ausgestoßen oder schließt noch manche davon ein. Es ist bemerkenswert, daß die in den Schleimfäden noch liegenden Bakterien keine Bakteroidengestalt annehmen, vielleicht bleiben die- selben auch besonders lange keimfähig, indem die Schleimhüllc eine mehroder weniger undurchdringliche Decke bildet, welche die Bakterien- körper schützt gegen den seitens des Zellprotoplasmas geübten meta- morphosierenden Einfluß, welcher zur Entstehung der Bakteroiden aus den Bakterien Veranlassung giebt. Da ich es als wichtig be- trachte, dies näher festzustellen, hoffe ich, darauf zurückkommen zu können. Ich habe früher die Scbleimfäden der Papilionaceenknöllchen für Ueberbleibsel der Kerntonnen erklärt, ohne über deren eigentliche Herkunft eine Ansicht auszusprechen. Ob dieselben zum Proto- plasma der Zellen gehören oder daran fremdartig sein sollten, darüber war ich ganz unsicher. Indem ich nun ihre Natur als^Bakterien- schleim festgestellt habe, muß ich doch noch ihre Beziehung zu den Kerntonnen aufs neue hervorheben. Es ist nämlich sicher, daß der Schleim beim Prozesse der Zellteilung passiv der Teilung mit unterliegt, so daß eine Schleimpartie, welche anfangs in einer Zelle lag, später in zwei oder mehreren, durch Teilung auseinander hervor- gegangenen Zellen gefunden wird. Ob hierbei Bakterienwachstum, das heißt Vermehrung dieses Schleims stattfindet, ist zunächst gleich- 732 Beyerinck, Ueber die Natur der Fäden der PapilionaceeDknöllchen. giltig, obschon das wohl im allgemeinen zutreffen dürfte. Es scheint mir nun, daß die mechanische Beeinflussung des Protoplasmas seitens des sich teilenden Zellkernes sich auch über den Bakterienschleim erstrecken muß und daß diese sich ebenso gut am Aufbau der Kerntonnen mit beteiligen kann, wie das Protoplasma. Es ist jeden- falls bemerkenswert, daß die Schleimfäden so außerordentlich oft auf die Zellkerne gerichtet sind, so daß sie die Kerne angrenzender Zellen sozusagen verbinden, wobei sie vielfach genau senkrecht von den Zellwänden geschnitten werden, und dieses scheint mir darauf hin- zudeuten, daß, wenigstens in solchen Fällen, die Schleimmasse während der Zellteilung in den Kerntonnen selbst vorkam. Ein weiteres Studium des Schleimes in Bezug auf das Verhalten desselben bei der Zellteilung wäre vielleicht interessant. Daß der Schleim in Wurzelhaaren oft solche besonders lange Fäden bildet, hängt in ähnlicher Weise mit dem Wachstume dieser Haare zusammen. Da dieses Wachstum besonders stark in die Längsrichtung stattfindet, muß auch ein ursprünglich etwa rund- licher in der jugendlichen Haaranlage gebildeter Schleimklumpen später sich als lang gereckter Faden vorthun. Im allgemeinen müssen auf Grund der Theorie die Fäden passiv durch das Längswachs- tura gedehnt werden, und die Erfahrung lehrt, daß ihre Richtung in den Knöllchen mit dieser Voraussetzung in Uebereinstimmung steht. Wird der Schleim beim Wachstume der Zellen nicht durch einen Haftpunkt zurückgehalten, so muß ei sich zu kugeligen Gebil- den zusammenziehen. Dieses findet z. B. statt in vielen Knöllchen von RobiniaPseudacacia und bisweilen bei Lotus corni- c ul ata, wobei dann meistens die Bakterien (welche sich bei diesen Pflanzen kaum von den Bakteroiden unterscheiden) in den Schleimballen eingeschlossen verbleiben. Ich will diese Mitteilung nicht schließen, ohne zu bemerken, daß Alfred Koch die wahre Natur der Schleimfäden der Knöllchen zwar nicht ausgesprochen, jedoch in klaren Worten die Möglichkeit angedeutet hat, dieselben könnten vielleicht aus Bakterienschleim be- stehen J). Delft, 16. April 1894. 1) Zur Kenntnis der Fäden in den Wurzelknöllchen der Leguminosen. (Boten. Zeitung. 1890. p. 614.) v. L instow, Hetcrakis Sonsinoi. 733 Heterakis Sonsinoi. Von Dr. v. Linstow in Göttin gen. Mit 3 Figuren. Herr Dr. P. Sonsino in Pisa, welcher helminthologische Forschungen in Nordafrika machte, ist der Erste, welcher parasitische Helminthen in Chamaeleo vulgaris gefunden hat; selber mit dem Studium von daselbst entdeckten Trematoden beschäftigt, hatte er die Freundlichkeit, mir im Darme des Chamäleons lebende Nematoden zu schicken, welche dem Genus Heterakis angehören. Stossich1) hat vor einigen Jahren eine schöne Monographie des Genus Heterakis veröffentlicht, in welcher er 45 Arten be- schreibt und abbildet; die Zahl hat sich inzwischen noch um 5 ver- mehrt, und von diesen 50 leben 8 in Säugetieren, 27 in Vögeln, 5 in Reptilien und 10 in Fischen, alle im Darme ihres Wirts; die Rep- tilien bewohnenden sind Heterakis annulata Molin aus Ophis s a u ro ceph al us, H. flexuosa Schneider aus Crotalus spec.?; H. g r a c i 1 i s v. Linst, aus Agama sanguinolenta, H. turgida Schneider aus Tej us monitor und H. Feae Parona aus Tes tudo spec. ? Das Genus Heterakis gehört zu den Polymyariern, in den Seitenlinien verläuft eine erhabene Leiste von dreieckigem Querschnitt, ähnlich wie bei Oxyuris und Oxysoma, mit welchen Gattungen Heterakis auch einen großen Bulbus mit Ventilzähnen am Ende des Oesophagus gemein hat; die Spicula sind gleich oder wenig an Größe verschieden, bald mit, bald ohne Stützapparat, am männlichen Schwanzende stehen 8 bis 30 Papillen, vor der Kloake steht ein der Gattung eigentümlicher runder oder ovaler Saugnapf, am Kopfende finden sich keine oder drei Lippen mit Papillen. Heterakis Sonsinoi wurde im Endteil des Darms von Cha- maeleo vulgaris bei Gabes und Gefsa in Nordafrika gefunden; in etwa der Hälfte der untersuchten Tiere kam der Parasit vor. Die Haut zeigt eine gröbere und eine feinere Querringelung, erstere steht in unregelmäßigen Zwischenräumen, letztere in Abständen von 0,0023 mm; in den Seitenlinien erheben sich Leisten von drei- eckigem Querschnitt (Fig. 1); die Cutis zieht unter ihnen hin, die Cuticula aber erhebt sich kammförmig und auf der First des Kammes legen sich die Lamellen von der Bauch- und Rückenseite an einander, ohne mit einander zu verschmelzen und die Enden sind hakenförmig zurückgebogen im Querschnitt; diese Seitenleisten be- ginnen ganz vorn am Kopfende und lassen sich bis ans Schwanz- 1) M. Stossich, II genere Heterakis Dujardin. (Societas historico-naturalis Croatica. Zagreb 1888.) 734 v. L instow, Heterakis Sonsinoi ende verfolgen; die Muskulatur ist in der Rücken-, der Bauch- uud den beiden Seitenlinien durch breite Wülste unterbrochen. Der Mund ist von 3 kleinen, halbkugelförmigen Lippen umstellt, die eiue Strecke weit zurückgezogen werden könneu, so daß vor ihnen eine napfförmige Einziehung entsteht, da die Haut und Muskulatur stehen bleibt; das Schwanzende ist spitz. Zwischen den Lippen und dem eigentlichen Oesophagus ist ein 0,052 mm langes Vestibulum eingeschaltet. Der Oesophagus selber ist schmal und schwillt am Ende zu einem kugelförmigen Bulbus an, der in seinem Innern Ventilzähne enthält; der darauf folgende Teil des Darms ist doppelt so breit wie der Bulbus, wird aber in seiuem Verlaufe nach hinten wieder schmäler; 0,014 mm vom Kopfende entfernt umgiebt den Oesophagus ein Nervenring, während 0,29 mm von demselben in der Bauchlinie die Exkretionsgefäßöffnung steht, in der man ein Chitingerüst bemerkt. Das Männchen ist lebend 4 mm lang und 0,30 mm breit; der Oesophagus nimmt 1/3,6 der Schwanz 1/9,5 der Gesamtlänge ein ; an der Bauchseite des Schwanzendes steht der für das Genus Heterakis charakteristische Saugnapf dicht vor der Kloake, hier finden sich jederseits 6 langgestielte Papillen neben und vor dem- selben (Fig. 2); postaDale Papillen zählt man jederseits 5, von denen, von hinten gezählt, die Fig. 1. Seitenkaote im Querschnitt. Fig. 2. Männl. Schwanz- ende, Bauchseite. Fig. 3. Ei bei der Geburt aus der Vulva. 2., 4. und 5. mehr median, die 1. und 3. mehr seitlich stehen; am Hinterrande des Saugnapfes steht noch eine unpaare; die Spicula, bei dem Genus Heterakis oft ungleich, sind hier gleich lang; sie sind sichelförmig gebogen und messen 0,33 mm; sowohl an der Bauch- wie an der Rückenseite werden sie von einem 0,117 mm großen Stütz- apparate umgeben. Kurt Müller, Der jetzige Staad der Eiterungsfrage etc. 735 Das Weibcheu wird 6 mm laug und 0,37 mm breit; der Oeso- phagus macht 1/5,5 und der Schwanz 1/6,9 der ganzen Körperlänge aus; die Vulva ist prominent und liegt etwas vor der Körpermitte, so daß sich der durch sie gebildete vordere Körperabschnitt zum hinteren verhält wie 11:17; sie bildet einen quer verlaufenden Spalt, und wenn ein Ei aus ihr geboren wird (Fig. 3), so tritt die orale und aborale Lippe von einander. Die Eier haben eine doppelte Schale, die äußere ist viel dünner als die innere; an der Innenseite der inneren bemerkt man ein glänzendes Richtungskörperchen; sie sind 0,091 mm lang und 0,065 mm breit und zeigen keine Furchungs- kugeln, die nach Sonsino bereits im Darme des Chamäleons sich zu bilden beginnen. Göttingen, 24. April 1894. Zusammenfassende Uebersicht. Der jetzige Stand der Eiterungsfrage von bakterio- logischem Standpunkte aus. Von Dr. Kurt Müller, Assistenten der chirurgischen Klinik zu Halle a. S. Wer bei dem heutigen Stande der Bakteriologie daran geht, von bakteriolgischem Standpunkte aus den Stand der einen oder der anderen Frage zu beleuchten, wie es die folgenden Zeilen für die Aetiologie der Entzündungs-, speziell der Eiterungsprozesse thun sollen, der hat eine ganze Anzahl von Vorbedingungen zu berücksichtigen, ehe er an die Beantwortung einer solchen viel dis- kutierten Frage gehen kann. Er muß sich in erster Linie des bewußt sein, daß wir heute die Lehre von der Spezifität der Mikroorganismen nicht mehr in dem Grade aufrecht erhalten können, als mau sie im Beginne unserer Wissenschaft statuiert hatte. Wir kennen ja allerdings eine ganze Zahl von Keimen, denen wir bis heute die Spezifität nicht absprechen können; ein Krankheitsbild wie die Cholera erregt nur der Koch’sche Kommabacillus; der Tetanus hat einen wohl isolierbaren Pilz zur Ursache, der Milz- brandbacillus erzeugt ein wie das andere Mal bei geeigneten Versuchstieren eine schnell verlaufende septikämische Erkrankung, oder beim Menschen entweder Karbunkel oder den einer akuten Vergiftung gleichenden internen Milzbrand. Diese drei genannten Pilze haben ganz typische Angriffsstellen, von denen aus sie den Organismus schädigen. Die Cholera vergiftet vom Darme aus den Körper, der Keim des Wundstarrkrampfes sendet seine am Orte der Verwundung erzeugten Giftstoffe durch die Blut- und Lymphbahnen in den Körper, der spontane Milzbrand ist be 736 Kurt Müller Tieren wie Menschen zunächst eine cirkumskripte Darmerkrankung, der lokale eine cirkumskripte Hauterkrankung; erst wenn die Zellen der Umgebung, durch die abgesonderten Stoffwechselprodukte vergiftet, ihre Fähigkeit als Kampforgane des Körpers eingebüßt haben, gestatten sie den Infektionserregern ein Eindringen in den gesamten Organismus. Während die ersteren vorwiegend vom Orte ihrer Wucherung durch Giftstoffe die Zusammensetzung entfernter Organe mehr oder weniger schädigen, kann sich der Anthrax- bacillus in den Organen selbst, in die er durch Blut- und Lymph- bahnen geführt wurde, ansiedeln und durch Entwickelung, von Stoff- wechselprodukten diese selbst zerstören. Aber trotz dieses verschiedenartigen Krankheitsbildes haben doch die drei angeführten Erreger etwas ganz Spezifisches an sich, welches zur Aufstellung dieser drei spezifischen Typen nach ihrer Aetiologie berechtigt. Ich brauche nicht noch andere Keime anzu- führen, bei denen wir trotz der Mannigfaltigkeit der Krankheitsbilder, welche sie erregen können, wohl für alle Zeiten an der Lehre von ihrer Spezifizität festhalten werden. Anders, wenn wir heute nach der Aetiologie der Eite- rung en fragen. Es ist noch nicht so lange her, daß man auch die Eiterungen für das spezifische Werk ganz bestimmter Keime ansah, die Befunde undVersuche von Ogston1), Rosenbach2), Passet3), Garre 4), Fehleisen5) und vieler Anderer schienen dies mit Sicherheit zu beweisen. Stets war es dieselbe kleine Zahl von Keimen, welche man beim Menschen in Eiterherden vorfand, stets konnte man mit ihnen weiterhin bei Tieren Eiterung erzeugen. Man wurde dadurch ganz naturgemäß zu der Ansicht geführt, daß besonders die der Staphylo- und der Streptokokkengruppe angehörigen Keime das spezifische Element zur Erzeugung von Eiterung seien, zumal es Klemperer6), Straus7), Scheuer len 8), Ruys9), Knapp9), Nathan10), Kronacher11) und Anderen nicht gelang, auf asep- tischem Wege durch irgendwelche Mittel Eiterung zu erzeugen. Auch der Punkt, daß die Eiterung sich von allen anderen Arten der Ent- zündung qualitativ unterscheidet, nämlich dadurch, daß trotz reich- 1) Ogston, Ueber Abscesse. (Archiv für klinische Chirurgie. XXV.) 2) Rosenbach, Die Mikroorganismen bei den Wundinfektionskrankheiten des Menschen. 1884. 3) Passet, Ueber Mikroorganismen der eiterigen Zellgewebsentzündung des Menschen. (Fortschritte der Medizin. 1885 ) 4) Garre, Zur Aetiologie akut-eiteriger Entzündungen. (Fortschritte der Medi- zin. 1885.) 5) Fehleisen, Zur Aetiologie der Eiterung. (Langenbeck’s Archiv für klin. Chirurg. XXXVI.) 6) Klemperer, Ueber die Beziehungen der Mikroorganismen zu der Eiterung. (Zeitschrift für klin. Mediz. Bd. X.) 7) Straus, Comptes rendus de la societe de Biologie. 1883. 8) Scheuerlen, Die Entstehung und Erzeugung der Eiterung durch chemische Reizmittel. (Archiv für klinische Chirurgie. Bd. XXXII. 1885.) 9) cf. Anm. No. 4 u. 5. p. 734. 10) Nathan. Zur Aetiologie der Eiterung. (Langenbeck’s Archiv. XXXVII.) 11) Kronacher, Die Aetiologie und das Wesen der eiterigen Entzündung. 1891. Der jetzige Stand der Eiterungsfrage von bakteriologischem Standpunkte aus. 737 licher Anwesenheit von weißen Blutzellen eine Gerinnung nicht ein- tritt (W eigert) '), schien für eine spezifische Ursache der Eiterungen zu sprechen. Erst allmählich machten sich gegen dieses Dogma Zweifel geltend und die Möglichkeit einer aseptischen Eiterung wurde experimentell durch Grawitz1 2), Grawitz und de Bary3), Kreibohm und Rosenbach4), Christmas5), Dubler6), Steinhaus7), Janowsky8 9), Leber f) und Andere bewiesen. Ich habe es nicht nötig, näher und mehr historisch auf die Entwickelung dieser Streitfrage einzugehen, da erst neuerdings uns Jordan10) eine mustergiltige Zusammenstellung geliefert hat. Auf Grund der litterarischen Angaben und eigener Beobachtungen kommt er zur Ansicht, daß einerseits die Eiterung nur eine bestimmte Stufe der akuten Entzündungen darstellt, daß sie ebenso, wie die akute Entzündung überhaupt, durch chemische Mittel allein sowohl, als durch Bakterien erzeugt werden kann und daß andererseits die eitererregenden Pilze nichts Spezi- fisches an sich haben, daß es vielmehr eine große Zahl solcher giebt, welche in gleicher Weise Eiterung zu erzeugen imstande sind. Da sich die Streitfrage im allgemeinen darauf hinspitzt, ob Eiterung ohne Bakterien möglich ist oder nicht, An- sichten, welche beide eine große Zahl bekannter Autoren zu Ver- fechtern haben, so legt Jordan in seiner Abhandlung den Nach- druck bei der Entscheidung dieser Frage darauf, ob thatsächlich die Erzeugung von Eiterung ohne Mithilfe von Bakterien oder Bakterienstoffwechselprodukten in einwandsfreier Weise gelungen ist, und muß auf Grund der experimentellen Untersuchungen, beson- ders von Grawitz und de Bary, von Kreibohm und Rosen- bach, Christmas, Steinhaus, Janowsky, diese Frage be- jahen, wie ich glaube, mit Recht, da eine kleine Zahl positiver Versuche eine große negativer auf- und über wiegen. Es kann wohl demgemäß keinem Zweifel mehr unterliegen, daß eine aseptische Eiterung existiert, eine immerhin wichtige Entscheidung, wenn auch beim Menschen aseptische Eiterungen niemals beobachtet sind 1) Weigert, lieber Entzündung. (Fortschritte der Medizin. 1889.) 2) Grawitz, Ueber die Bedeutung des Cadaverins für das Entstehen von Eite- rung. (Virchow’s Archiv. Bd. CX.) 3) Grawitz und de Bary, Ueber die Ursachen der subkutanen Entzündung und Eiterung. (Virchow’s Archiv. Bd. CVIII.) 4) Kreibohm und Rosenbach, Experimentelle Beiträge zur Frage : Kann Eiterung ohne Mitbeteiligung an Mikroben durch tote Stoffe entstehen? (Langen- becks Archiv. XXXVII.) 5) Christmas, Recherches experimentales sur la suppuration. (Annales de l'Institut Pasteur. 1888.) 6) Dubler, Ein Beitrag zur Lehre von der Eiterung. Basel 1890. 7) Steinhaus, Die Aetiologie der akuten Eiterungen. Leipzig 1889. 8) Janowsky, Ziegler ’s Beiträge zur patholog. Anatomie. 1889. 9) Leber, Die Entstehung der Entzündung und die Wirkung der entzündungs- erregenden Schädlichkeiten. Leipzig 1890. 10) Jordan, Die akute Osteomyelitis mit besonderer Berücksichtigung ihres Ver- hältnisses zu den pyogenen Infektionen auf Grund klinisch-bakteriologischer Beobach- tungen und des jetzigen Standes der Bakteriologie bearbeitet. (Beiträge zur klinischen Chirurgie. Bd. X. 1893. No. 3.) 738 Kurt Müller, und dieselben ein praktisches Interesse nicht beanspruchen. Es ist ja auch a priori gar nichts Unwahrscheinliches, daß man mit einigen einfachen chemischen Mitteln wird Eiterung erzeugen können. Nach- dem wir wissen, daß bei den bakteritischen Infektionen nicht [die Anwesenheit der Infektionserreger, sondern die Aeußerung ihrer Lebensthätigkeit, d. h. die Erzeugung von Stoffwechsel- produkten und das Freiwerden von bestimmten Eiweißkörpern, also bestimmte chemische Prozesse das schädigende Moment sind, so lag es auf der Hand, daß die Erregung mehr oder weniger ähn- licher chemischer Prozesse im Körper ohne Anwesenheit von Bak- terien würde das Gleiche hervorrufen können. Da es aber außer- ordentlich heterogene Körper sind, welche, wie diese experimentellen Untersuchungen beweisen, aseptische Eiterung erzeugen und anderer- seits die eitererregenden Pilze, wie ich später zeigen werde, nicht stets Eiterung hervorzurufen brauchen, sondern oftmals nur geringere Grade der Entzündung erregen, so muß außer der mittelbaren Ursache stets noch eine unmittelbare hinzukommen, durch deren Zusammenwirken erst der Symptomenkomplex entsteht, den wir als Eiterung bezeichnen. Daß wir diese unmittelbare Ursache im Körper des freiwilligen oder unfreiwilligen Versuchsobjektes zu suchen haben, ist nicht nur wahrscheinlich, sondern durch eine ge- nügende Zahl von Beobachtungen bestätigt, mit anderen Worten, die Spezifität der Gewebe ist zum Zustandekommen der Eiterung neben der mittelbaren Ursache der Hauptfaktor. Jedem, der mit Staphylokokken experimentiert hat, selbst solchen , welche von den akutesten Osteomyelitisfällen gewonnen wurden, welche die üppigsten Kulturen lieferten, werden oftmals Tier- versuche an Kaninchen und Meerschweinchen mißlungen sein; oft genug konnte ich für das Mißlingen dieser Versuche keinen anderen Grund finden, als daß das betreffende Versuchstier nicht empfänglich war; ganz ähnliches habe ich mehrfach bei Verwendung von Strepto- kokkenkulturen aus phlegmonösem und von periostitischem Eiter1) beobachtet. Dann wieder ist man erstaunt, da positive Resultate zu erhalten, wo man eher ein negatives erwartet hatte; so bekam ich2) bei der Verwendung des Eiters eines osteomyelitischen Knochenabscesses, der 4 Jabre bestanden hatte, ohne je akute Erscheinungen zu machen, ein positives Resultat, trotzdem man hätte annehmen sollen, daß der betreffende Pilz bei der langen latenten Anwesenheit im Körper außerordentlich abgeschwächt war. Noch interessanter in derselben Hinsicht ist der Versuch von Schnitzler3), welcher im Eiter eines 35 Jahre alten osteomyelitischen Abscesses vollvirulente Staphylo- kokken fand. Gr a witz und de Bary betonen diese Spezifität auch bei ihren Versuchstieren ganz ausdrücklich, ebenso Krei- 1) Kurt Müller, Ueber akute Osteomyelitis. (Münchener medizin. Wochenschr. 1893. No. 47 u. 48.) 2) 1. c. und Centralbl. f. Bakt. u. Parasitenk. Bd. XIV. 1893. p. 247. 3) Julius Schnitzler, Ueber den Befund virulenter Staphylokokken in einem seit 35 Jahren geschlossenen osteomyelitischen Herde. (Centralbl. f. Bakt. u. ParasiteDk. Bd. XV. 1894. No. 8 u. 9.) Der jetzige Stand der Eiterungsfrage von bakteriologischem Standpunkte aus. 739 bohm und Rosenbach, Christmas und Andere. Sie spricht sich auch ganz besonders unter anderen bei der Osteomyelitis acuta, bei der infektiösen Knochenmarkeiterung aus. Für das Zustandekommen dieser Erkrankung ist ein absolut spezifisches Ge- webe notwendig. Das Knochenmark wachsender Individuen oder ein ganz besonders vorbereitetes älterer gehört dazu, um sie zustande kommen zu lassen. Beim Typhus sehen wir nicht so selten auch Gelenk- und Knochenerkrankungen als Komplikation eintreten; trotzdem man in allen Lokalisationsherden die Typhusbacillen in Reinkultur nachgewiesen hat, so erzeugen die- selben doch an jeder Stelle ein ganz spezifisches Krankheitsbild. Im Darme sind es die parenchymatöse und nekrotisierende Form der Entzündung, in den Gelenkergüssen oftmals die seröse und bei den periostitischen Knochenerkrankungen, die allerdings immerhin nur seltener beobachtet worden sind (Ebermaier, Ullmann, Orloff, Achalme, Colzi, Klemm)1 2), ausschließlich die eiterige Form, welche auftritt. Noch mehr tritt die Spezifität der einzelnen Gewebe in den Vordergrund bei verschiedenen selteneren Arten der akuten Osteomyelitis, ein Hinweis, den wir besonders Garrö3) ver- danken. Wir finden Formen der Osteomyelitis, die ohne jede Eiterung verlaufen; die sog. Periostitis albuminosa ist trotz der An- wesenheit von Staphylokokken von einem serösen Exsudate begleitet. Die gleichfalls von Staphylokokken erzeugte sklerosierende Form ist eine parenchymatöse Entzündung des Knochens. Am alleraus- gesprochensten haben wir aber die Bedeutung der Spezifität der Gewebe bei denjenigen Formen der akuten Osteomyelitis, bei deuen der Prozeß multipel auftritt, und während er an der einen Stelle akut eiterig verläuft, sich an einer anderen nur als Verdickung, also in paren- chymatös entzündlicher Form oder als seröse albuminöse Periostitis kundgiebt. Fs wäre ein leichtes, die Bedeutung der Spezifität der Gewebe fast für jeden einzelnen Pilz zu beweisen; sie findet sich selbst da ausgesprochen, wo der Tod ganz akut einzusetzen pflegt, wie ich 3) es für die Milzbrandinfektion nachweisen konnte. Von ganz besonderer Wichtigkeit ist es, daß selbst bei dieser für geeignete Tiere so akuten Erkrankung die spezifische Bedeutung der Gewebe nachgewiesen ist. Während man früher kaum beobachtet hatte, daß der Milzbrandkeim schwere parenchymatös entzündliche Veränderungen in inneren Organen machte, gelang es Metschnikoff, Czaplewsky und mir, auch eine nekrotisierende Wirkung desselben nachzu weisen. Christmas beschreibt sogar Eiterungen in inneren Organen, die ich jedoch nur als Nekrosen ansprechen möchte. In den inneren Organen von Tieren, die der Krankheit erlegen waren, fand ich den Keimgehalt sehr verschieden, und zwar nicht etwa entsprechend der Blutverteilung, 1) Klemm, Die Knochenerkrankungen im Typhus. (Archiv für klin. Chirurgie. Bd. XL VI. 1893. No. 4.) 2) Garrfe, (Jeher besondere Formen und Folgezustände der akuten infektiösen Osteomyelitis. (Beiträge zur klinischen Chirurgie. Bd. X. 1893. No. 2.) 3) Kurt Müller, Der Milzbrand der Ratten. (Fortschritte der Medizin. 1893.) 740 Kurt Müller sondern infolge ganz spezifischer Einwirkung der Organzellen, wie es sich mikroskopisch nachweisen ließ. Es kann deshalb, nachdem so durch eine große Zahl von Be- obachtungen die Bedeutung der Spezifität der Gewebe bewiesen ist, nicht mehr wunder nehmen, wenn man Pilze, welche für gewöhnlich Eiterung erzeugen, bei anderen Stufen der Entzündung trifft oder solche, welche für gewöhnlich Eiterung nicht erzeugen, bei einer solchen findet, mit anderen Worten, spezifische Eiter- erreger nicht existieren. Für unsere gewöhnlichsten Eiterpilze, die Staphylococci aureus und albus, habe ich schon vorhin angeführt, daß dieselben nicht stets eiterige Entzündung, sondern auch die anderen Grade derselben hervorzurufen vermögen; die parenchymatöse Form der Entzündung finden wir bei der sklerosierenden Osteomyelitis, die seröse bei der Periostitis albuminosa; ferner hat Sahli1) neuer- dings für den akuten Gelenkrheumatismus ihre Bedeutung als Erreger festgestellt. Außerdem existieren zahlreiche Einzel- beobachtuugen, wo bei serösen Ergüssen Staphylokokken gefunden wurden (Levy2), Goldscheider3), Legiehn4), Garre5)). Auch die Streptokokken sind nicht ausschließlich pyogen. Nachdem durch Jordan die Identität zwischen dem Strepto- coccus erysipelatis und pyogenes nachgewiesen war 6 ), zeigte sich ja von vornherein die Bedeutung der Körperzellen für das Zu- standekommen der Krankheitsform. In nicht eiterigen Pleuraergüssen fanden ihn Weichselbau m 7), Goldscheider8). Jordan9) führt an, daß viele „subkutane oder subfasciale Phlegmonen“, welche einzig eine fibrinöse Entzündung darstellen und nie in wahre Eiterung übergehen, oft den Streptococcus in Reinkultur beherbergen. Als harmlosen Bewohner des Mundes fand in ö1^ Proz. bei gesunden Menschen Netter 10 11) Streptokokken (127 untersuchte Fälle). Im Duo- denum finden sich nach Geßner 1X) Streptokokken, welche sich durch nichts von denen des Erysipels unterscheiden, ohne irgend welche Störungen zu verursachen, sehr häufig. Auch v. Düngern l2) konnte 1) Sahli, Zur Aetiologie des akuten Gelenkrheumatismus. (Korrespondenzblatt für Schweizer Aerzte. Bd. XXII. 1892.) 2) Levy, Bakteriologisches und Klinisches über pleuritische Ergüsse. (Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. 1890. No. 27.) 3) Goldscheider, Zur Bakteriologie der akuten Pleuritis. (Zeitsehr. für klin. Medizin. 1892.) 4) Legiehn, Ceber die sogen. Periostitis und Ostitis albuminosa. [Inaug.-Diss.] Königsberg 1890. 5) Garrfe , cf. 1. c. 6) Jordan, Die Aetiologie des Erysipels. (Langenbeck’s Archiv. Bd. XL1I. Heft 2.) 7) Wiener medizinische Jahrbücher. 1886. 8) 1. c. 9) Jordan, Die akute Osteomyelitis u. s. w. p. 29. 10) Netter, Microbes pathogenes contenus dans la bouche des subjects saios. (Revue d’Hygifene. 1893.) 11) Geßner, Ueber die Bakterien im Duodenum des Menschen. (Archiv f. Hyg. Bd. IX. No. 2.) 12) v. Düngern, Ein Fall von Gasphlegmone unter Mitbeteiligung des Bacterium coli. (Münchener med. Wochenschrift. 1893. No. 40.) Der jetzige Stand der Eiterungsfrage von bakteriologischem Standpunkte aus. 741 in den Entleerungen eines Tuberkulösen, der keinerlei Eiterungen im Körper bei der Sektion hatte, Streptokokken im Stuhle nachweisen. Es folgt aus diesen Beobachtungen, daß von einer Spezifität der eitererregenden Pilze nicht gesprochen werden kann ; weder Staphylo- kokken noch Streptokokken dürfen als solche angesehen werden ; wir können nur sagen, daß diesen Pilzen die Fähigkeit innewohnt, bei bestimmten Organzusammensetzungen pyogen zu wirken. Eine ganz besondere Stütze für eine solche Auffassung, wonach die Spezifität der Gewebe es ist, welche die Eiterung bedingt, bilden solche Fälle, wo vorher seröse Entzündungen ohne irgend welche sekundäre Infektion in eine eiterige übergehen. Solche Fälle finden sich in der Litt.eratur kaum beschrieben, und es scheint mir deshalb wichtig, einen hierher gehörigen, in der chirurgischen Klinik des Herrn Professor von Bramann beobachteten Fall zu berichten: Ein Arbeiter, welcher 2 Wochen vor seiner jetzigen Erkrankung am Mittelfinger der rechten Hand eine kleine eiternde Wunde gehabt hat, erkrankt plötzlich mit einem Schüttelfröste, so dafs er sich sofort ins Bett legen mufs. Noch in derselben Nacht traten heftige, stechende Schmerzen in der rechten Achselhöhle hinzu; am Morgen war diese Gegend gerötet, doch schwoll sie angeblich erst nach weiteren 3 Tagen an. Die Schwellung ging schliefslich auf die Brust über; Patient suchte eine Klinik auf, von der aus er überwiesen wird. Sein Zustand ist der folgende : Patient bietet ein verfallenes Aussehen, die Lippen sind trocken, er ist absolut apathisch, der Puls klein und aussetzend. Die Haut über der rechten Schulter ist gerötet und geschwollen bis auf den Hals hin- auf; sie fühlt sich heifs an und ist auf Berührung scheinbar schmerz- haft. Diese Schwellung setzt sich über die hintere Seite des Schulter- gelenkes hinüber auf die rechte Thoraxhälfte in der Länge des ganzen Brustkorbes fort. Nach vorn reicht die Schwellung bis zur Mamillarlinie, nach hinten bis etwa handbreit von der hinteren Axillarlinie. Weiter abwärts vom Schultergelenk verliert sioh die Rötung der Haut allmäh- lich, welche letztere nur noch infiltriert erscheint. Während man sonst im Bereiche der recht beträchtlichen Schwellung nur das Gefühl einer teigigen Masse hat, glaubt man unterhalb und nach vorn von der Scapula Fluktuation zu fühlen. Nach dem Befunde konnte es sich um keine Phlegmone gewöhnlicher Art handeln ; das Ganze machte eher den Eindruck eines Milzbrandödems, eine Annahme, welche die Operation zu bestätigen schien. Ein Schnitt, in der hinteren Axillarlinie verlaufend, spaltet Haut und subkutanes Gewebe, welches in eine eigentümlich gallertartige Masse verwandelt ist, aus deren Spalten eine seröse Flüssigkeit quillt — ein Befund, wie man ihn bei Milzbrandödemen bei Tieren typisch vor sich findet. Die seröse Masse läfst sich mit Leichtigkeit in grofsen Mengen herausdrücken. Die Operation wurde bei dem Befunde beendet und die Wunde mit sterilen Verbandstoffen verbunden. In den Ausstrichpräparaten und in den Gewebsschnitten finden sich mit Anilinfarben und nach Gram färbbare Streptokokken, welche kul- turell besonders üppig bei Luftbeschränkung in hochgeschichtetem Agar XV. Bd. 47 742 Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. und bei Körpertemperatur, doch auch bei gewöhnlicher Temperatur und in niedrigen Nährböden gedeihen. Die Wunde wurde mit aseptischen Verbandstoffen verbunden und bis zu dem nach 3 Tagen unter septischen Erscheinungen erfolgenden Tode vor Infektion mit anderen Keimen ge- schützt. Bei der Sektion nun fand sich die ganze Gegend eiterig durch- setzt: die seröse Durchtränkung hatte einer eiterigen Platz gemacht. Die angelegten Kulturen, Platten sowohl von Agar bei Körpertemperatur, als auch von Gelatine, liefsen einzig Streptokokkenkolonieen wachsen, und auch in den Deckglaspräparaten fanden sich dieselben Organismen als einzige Erreger. Das Blut, welches schon iutra vitam (durch breiten Einschnitt auf die Eingerkniebel gewonnen und an verschiedenen Tagen untersucht) weder mikroskopisch noch kulturell Streptokokken oder andere fremde Beimengungen gezeigt hatte, war auch jetzt steril. Dafs es sich um eine Sekundärinfektion nicht handeln konnte, geht aus der Einzahl des Infektionserregers hervor. (Schluß folgt.) Bakteriologische und parasitologische Kongresse. Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom, Referent: Dr. 0. Sanarelli, Privatdozent in Rom. (Fortsetzung.) Bordoni-Uffreduzzi (Turin), Ueber die Lokalisation des Gonococcus im Innern des Organismus (Ueber die durch den Gonococcus hervorgerufene Pleuritis und A rthritis). Die Frage der Lokalisationen des Gonococcus im Innern des Organismus ist noch eine offene, da bis jetzt noch kein sicherer und unanfechtbarer Beweis dafür erbracht ist, daß die sich im Verlaufe der Blennorrhoe häufig, besonders in den serösen Häuten einstellen- den Entzündungsprozesse wirklich und ausschließlich durch den spe- zifischen Erreger dieser Krankheit hervorgebracht werden, welcher, wie nunmehr außer Zweifel steht, der N e i ß e r ’sche Gonococcus ist. In den bisher beschriebenen Fällen, in denen sich bei Individuen, die an Gonorrhöe litten, Arthritis, Peritonitis und Endocarditis ent- wickelt hatten, gründete sich die Diagnose der Gonokokkeninfektion meistens auf die mikroskopische Untersuchung der Krankheitsprodukte und somit auf die Formmerkmale, das Färbungsverhalten und den endocellularen Sitz der beobachteten Mikrokokken, und nur in einigen seltenen Fällen war der mikroskopische Befund auch durch die Rein- kulturen des Mikroorganismus erhärtet worden. Es sind deshalb zum großen Teil berechtigte Zweifel und Einwendungen bezüglich der Richtigkeit der Diagnose in jenen Fällen erhoben worden, und es giebt auch heute noch Viele, die der Meinung huldigen, daß die sich Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Kom. 743 im Verlaufe der Blennorrhoe entwickelnden inneren Krankheiten sekun- dären Infektionen zuzuschreiben und anderer Natur sind, oder sich auf die reizende Wirkung der chemischen Produkte des Gonococcus zurückführen lassen. Bei diesem Stande der Dinge kann als ein wichtiger Beitrag zum Studium dieser Frage der von Dr. Mazza, Assistenten am hygienischen Institute zu Turin, beobachtete und von ihm studierte Fall angesehen werden, in welchem sich bei einem elfjährigen Mädchen, welches von einem an spezifischer Harnröhrenentzündung leidenden Mann geschändet worden war (Beweggrund zu dieser Schändung war der ziemlich ver- breitete Aberglaube, daß ein Tripper durch Beischlaf mit einer Jungfrau geheilt werde), während des Verlaufs der Blennorrhoe eine Pleuritis entwickelte. Das Mädchen wurde wenige Tage nach der Schändung von Polyarthritis und bald darauf von bilateraler Pleuritis befallen. Nach Aussage des Arztes, der sie behandelte, hätten sich zu diesen Komplikationen auch noch Pericarditis und Endocarditis hinzugesellt, von denen noch jetzt klinische Symptome bestehen. Das mittelst Saughebers unter den erforderlichen Vorsichtsmaßregeln extrahierte Pleuraexsudat wurde von Dr. Mazza untersucht, der nicht nur durch die mikroskopische Untersuchung die Anwesenheit von in der Form und dem Färbungsverhalten dem Ne iß er’ sehen Gonococcus gleichenden Diplokokken in den Leukocyten und den Endothelzellen konstatierte, sondern auch durch Anwendung der Werth ei m’ sehen Methode (Reinzüchtung in einer Mischung von Agar und menschlichem Blutserum) die Abwesenheit jeder anderen Bakterienform im Exsudate nachweisen konnte, außer dem Gonococcus, der mit den ihm eigenen Merkmalen in den Kulturen wuchs. Dieser Fall ist interessant sowohl wegen der Lokalisation in der Pleura, die als Komplikation der Blennorrhoe noch nicht be- schrieben wurde, als auch deshalb, weil die alleinige Anwesenheit des Gonococcus nicht nur durch die mikroskopische Untersuchung, sondern auch durch die nach den genauesten der bis jetzt bekannten Methoden gemachten Kulturen nachgewiesen wurde. Noch größeres Interesse aber, nicht wegen der Neuheit des kli- nischen Befundes, sondern wegen der Resultate der bakteriologischen und experimentellen Untersuchungen , bietet ein anderer von mir studierter Fall. Es handelt sich in diesem Falle um eine junge Frau von besserem Stande, die an Blennorrhoe litt und die, weil sie ihre Krankheit geheim halten wollte, keinen Arzt zu Rate gezogen hatte. Kurze Zeit nach dieser Erkrankung wurde sie von Polyarthritis befallen. Der nun herbeigezogene Arzt konstatierte den spezifischen Fluß, und da die Gelenkentzündung am Fuße einen besonders ernsten Charakter angenommen hatte, beschloß er, eine Operation vorzunehmen und extrahierte zuerst, unter Anwendung aller bakteriologischen Vor- sichtsmaßregeln, eine gewisse Menge Exsudat. In diesem eiterartigen und fadenziehenden Exsudate konstatierte ich durch die mikroskopische Untersuchung die Anwesenheit von Mikrokokken, die in den Eiterzellen enthalten waren und in den Formmerkmalen sowie im Färbungsverhalten (Gram’sche Methode gänzlich negativ) den Mikrokokken glichen, die im Gonorrhöeeiter an- 47* 744 Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. getroffen werden. Durch Reinzüchtung in einer Mischung von Nähr- agar und menschlichem Blutserum erhielt ich die Entwickelung einer einzigen Mikroorganismenform, die die gleichen Merkmale aufwies, wie die in den Eiterzellen enthaltene. Mit diesem Resultate gab ich mich jedoch nicht zufrieden ; um jedem Einwande zu begegnen, der bezüglich der Richtigkeit der mikroskopisch und bakteriologisch ge- stützten Diagnose, daß nämlich der „Gonococcus“ der spezifische Erreger der Gelenkentzündung war, noch erhoben werden könnte, habe ich ein Experiment am Menschen gemacht, indem ich das Pro- dukt der zweiten Generation des von mir gezüchteten Micrococcus in die Harnröhre eines Mannes impfte. Das Individuum, das sich mir freiwillig zur Verfügung stellte, war zu einem derartigen Experimente ein besonders geeignetes Objekt. Es handelt sich um einen gesunden und kräftigen 23-jährigen Mann, der nie eine venerische Krankheit irgendwelcher Art gehabt hatte und außerdem im geschlechtlichen Verkehre mit dem weiblichen Ge- schlechte so enthaltsam war, daß in dem Augenblicke, in welchem das Experiment ausgeführt wurde, mehr als vier Monate seit dem letzten Coitus verflossen waren. Trotzdem untersuchte ich vorher sorgfältig seine Geschlechtsteile und machte auch mikroskopische Präparate die mir nur die Anwesenheit der gewöhnlichen Smegraabacillen dar- thaten; hierauf wusch ich die Eichel und die Harnröhrenöffnung mit sterilisiertem Wasser und brachte mit einer Platinnadel eine kleine Menge des der zweiten Generation meiner Kultur entnommenen Materials auf die Harnröhrenschleimhaut, die Harnröhrenöffnung kaum überschreitend, wobei ich auch sorgfältig vermied, die Schleim- haut irgendwie zu verletzen. Nach zwei Tagen entwickelte sich eine spezifische Harnröhren- entzündung mit allen Merkmalen des gewöhnlichen Trippers , und in den Eiterzellen fanden sich in reichlicher Menge Mikrokokken ein- geschlossen, die die gewöhnlichen Merkmale aufwiesen und von denen ich hier Präparate vorzeige. Patient hielt, meiner Anordnung gemäß, den Penis mit sterilisierter Watte umwickelt, und die am zweiten Krankheitstage mit dem Eiter gemachten Kulturen thaten die alleinige Anwesenheit der Gonokokken dar, wie man in diesfen Kulturröhren sehen kanu, von denen die eine eine Mischung von Nähragar und menschlichem Blutserum und die andere einfach solidifiziertes Kalbs- serum enthält und die beide mit dem am zweiten Krankheitstage entnommenen Eiter geimpft wurden. In der ersteren Röhre sieht man die kleinen halbdurchsichtigen Gonokokkenkolonieen , in der letzteren dagegen nimmt man gar keine Entwickelung wahr. Zum Schlüsse bemerke ich noch, daß die Impfung der Kultur in Gelatine, in Agar und in Kalbs-, in Esels und in Lammserum vollständig steril blieben , während die in Glycerinagar gemachten Kulturen nach 48 Stunden eine sehr beschränkte Entwickelung von ganz kleinen und halbdurchsichtigen Kolonieen aufwiesen, die nicht weiter fortschritt. Die Vitalität und die Virulenz dieses Mikroorganismus erlöschen bald in den Kulturen, wie ich dies ausführlicher darthun werde, wenn ich das biologische Studium desselben beendigt haben werde. Bakterien und Milch. — Typhus. 745 Inzwischen glaube ich durch diese meine Untersuchungen den unfehlbaren Beweis dafür geliefert zu haben, daß der Gonococcus sich auch im Innern des Organismus verbreiten und hier für sich allein die Entzündungserscheinungen hervorrufen kann, die er in den Geschlechtsorganen zu erzeugen vermag, da in meinem Falle die logische Kette der experimentellen Thatsachen die zum sichern und absoluten Nachweis des pathogenen Vermögens eines Mikroorganismus erforderlich sind, vollständig erbracht ist. Autorreferat. (Fortsetzung folgt.) Referate. Freudenreich, Ed. v., Die Bakteriologie in der Milch- wirtschaft. 8°. 78 p. Basel (Carl Sollmann) 1893. Preis kartonn. M. 1,20. Das Vorwort zum ersten Hefte seiner „Untersuchungen aus der Praxis der Gärungsindustrie“ beginnt Hansen mit dem Satze: „Experimentelle Studien über die Mikroorganismen führen leicht zu praktischen Aufgaben, auf der einen Seite im Dienste der Medizin, auf der anderen in dem der Industrie.“ Was nun diese letztere betrifft, so ist es keineswegs leicht, die Resultate der Studien auf die Praxis zu übertragen. Es mangelt bei dem Hilfspersonale an Verständnis der Lebensweise der in Betracht kommenden Mikroorganismen. Popularisierung der Mikrobiologie und Gärungsphysiologie ist es, was mit allen Kräften angestrebt werden muß. Vorliegendes Büchlein ist als ein gelungener Versuch in dieser Richtung zu bezeichnen. Wie sein Titel besagt, ist es bestimmt zum Gebrauche für Molkereischüler, Käser und Landwirte. Ref. meint, daß nebst den genannten noch ein weiterer Berufszweig hätte an- geführt werden sollen, nämlich der der Lehrer der Chemie und der Botanik an Molkerei- und an Haushaltungsschulen. Diese sind be- rufen, ihre Schüler über Wesen und Wirksamkeit der Mikroorganismen aufzuklären. Der vorliegende Grundriß wird ihnen diese Bemühungen sehr erleichtern. Das Werkchen ist mit Sorgfalt zusammengestellt und kann den obgenannten Interessenten bestens empfohlen werden. Lafar (Hohenheim bei Stuttgart). Agro, Eug., Dei rapporti patogeni fra il Bacillo del Tifo e il Bacterium coli commune. (Annali dell’ Istituto d’Igiene Sperimentale di Roma. Vol. III. Fase. 4.) Bacterium coli commune ist fast immer im Darme des Menschen und der meisten Tiere vorhanden, die Frage daher von Interesse, ob dieses Bacterium, bald saprophy tisch, bald patho- gen, entweder durch Modifikation des Darminhaltes, welcher den Nährboden anderer pathogenen Darmbakterien (Typhus, Cholera) 746 Typhusbacillus und Bacterium coli commune. bildet, oder durch seine Stoffwechselprodukte dazu beitragen kann, die Virulenz der anderen Bakterien oder die Giftigkeit der Produkte derselben zu erhöhen, oder ob endlich es selbst höhere Virulenz und Giftigkeit erlangen kann durch Gemeinschaft mit dem einen oder anderen dieser pathogenen Bakterien. Ueber die Wichtigkeit der Symbiose des Bact. coli mit den spezifischen Erregern im Darm- inhalte von Typhus- und Cholerakranken kann man sich kaum Rechenschaft geben. Von neueren Untersuchungen über Verwandtschaft des Bact. coli co mm. und des Eberth’schen Typhusbacillus erwähnt Verf. die von Sanarelli, welcher die abgeschwächte Virulenz des Typhusbacillus durch die Stoffwechselprodukte des Bact. coli im Versuchstiere erhöhen konnte. Cesaris und Orlandi kamen durch experimentelle Unter- suchungen zu folgendem Schlüsse: Die Stoffwechselprodukte des Bact. coli comm. und des Typhusbacillus sind biologisch gleichwertig, insofern sie gegen- seitig den Meerschweinchen Immunität gegen den einen oder anderen der beiden Mikroorganismen verleihen können. Verf. stellte sich für seine Untersuchungen folgende Fragen: 1) Ob die Virulenz des Typhusbacillus zum Teil und bis zu welchem Grade ersetzt werden könne durch die des Bact. coli comm. und umgekehrt; 2) ob gegenseitig sich ersetzende Virulenz zwischen den Kulturen des Bact. coli und jenen des Typhusbacillus vorhanden sei bei in verschiedenen Zeitperioden erfolgenden Infektionen und ob daraus gegenseitige Verleihung der Immunität resultieren könne ; 3) ob die gemeinsam gezüchteten Kulturen des Typhusbacillus und des Bact. coli einen höheren Grad der Virulenz aufweisen, als gleiche oder kleinere Mengen der beiden isoliert gezüchteten Bakterien ; 4) wie sich die kumulative Wirkung und die immunisierende Fähig- keit der Stoffwechselprodukte der beiden Bakterien gestalten. Verf. stellte erst den Grad der Virulenz der beiden Bakterien fest. Er setzte die letale Dosis einer durch mehr als 6 Monate durch Ueberimpfung virulent erhaltenen Kultur des Bact. coli comm. aus dem Stuhle eines Gesunden für Meerschweinchen auf 0,80 Proz. des Körpergewichtes fest. Verf. wollte den Typhusbacillus in Milchkulturen oder in Bouillonkulturen mit Milchzucker (5—10 Proz.) verwenden, sah sich aber veranlaßt, die Virulenz dieser Kulturen zu erhöhen. Dies gelang ihm nicht durch das oben angeführte Verfahren San arelli’s. Auch eine zweite Methode San arelli’s versagte, nämlich die wiederholte Ueberimpfung auf Meerschweinchen der Peritonealflüssigkeit eines an Typhusinfektion verendeten Meerschweinchens, weil die Menge der erhältlichen Peritonealflüssigkeit nach der dritten Ueberimpfung nicht mehr genügte. Er zog daher die Anlegung von Kulturen aus dem Tiere und successive Impfung von Kulturen auf andere Tiere vor. Typhusbaeillus und Bacterium coli commune. 747 Er gelangte so weit, daß 0,40 Proz. des Körpergewichtes von einer leicht alkalischen Typhusbouillonkultur genügte, Meerschweinchen zu töten. Es wurden immer Kulturen gleicher, jedesmal nachgeprüfter Virulenz verwendet und zur Lösung der ersten Frage je 2 Versuchs- tieren je die Hälfte der tödlichen Dosis der beiden einzelnen Kulturen injiziert, 2 weiteren ein Gemisch der halben tödlichen Dosis der Kulturen von Typhusbacillus und von Bact. coli, ebenso wurden Gemische von je x/3 und von je l/5 der tödlichen Dosis der beiden Kulturen verwendet. Die Mischung der beiden Kulturen erwies sich in geringeren Dosen tödlich, als der Toxicität der bei- den Komponenten entsprach, immerhin durfte die Dosis jeder einzelnen zur Injektion gelangenden Kultur nicht weniger als x/3 der letalen Dosis betragen. Behufs Beantwortung der zweiten Frage impfte Verf. Meer- schweinchen mit der halben letalen Dose des einen oder anderen der beiden Bakterien und nahm Nachimpfungen mit Kulturen des anderen, noch nicht inokulierten Bacteriums vor nach 24, 18, 12, 6 und 3 Stunden, und zwar mit 1/2, 3/4 und endlich der ganzen letalen Dose des zweiten Bacteriums. Es zeigte sich, daß die Injektion jedes der beiden Bakterien Immunität gegen die letale Dosis des anderen Bacteriums dem Kaninchen zu verleihen vermag, insofern die Zwischenzeit zwi- schen beiden Inokulationen nicht kürzer ist, als 6 Stunden. Die Tiere starben nach längerer Zeit an Kachexie. Gelatinekulturen aus Peritonealflüssigkeit solcher Tiere, welche der nach 3 Stunden vorgenommenen zweiten Impfung erlegen waren, zeigten nicht nur Entwickelung der Typhusbacillen , sondern auch des 3 Stunden früher injizierten Bacter. coli. Um den Grad der Virulenz gemeinsam gezüchteter Kulturen beider Bakterien zu prüfen, wurden Meerschweinchen mit solchen Kulturen in Bouillon geimpft. Da vom Gemisch getrennt gezüchteter Kulturen x/3 der letalen Dosis jedes der beiden Bakterien genügt, den Tod herbeizuführen und dies für den Typhusbacillus 0,13 °/0, für Bacter. coli 0,37 °/0 des Körpergewichts entspricht, so verwendete Verf. für diesen Versuch 0,50 °/0 des Körpergewichts. Die Virulenz erschien bedeutend erhöht durch die gemeinsame Kultur beider Bakterien, indem schon eine Dosis von 0,20 °/0 des Körpergewichtes letal wirkte. Zählungen vor der Impfung ergaben, daß das Verhältnis der beiden Bakterien in der Kultur ungefähr gleich war. Um zu entscheiden, ob das gefundene wechselseitige Verhältnis der beiden Bakterien auf die Wirkung der lebenden Bakterien oder die ihrer Stoffwechselprodukte zurückzuführen sei, impfte Verf. Versuchs- tiere mit sterilisierten Kulturen jedes einzelnen Bakteriums, andere mit einem Gemisch sterilisierter Kulturen beider Bakterien. Er hatte die letale Dose solcher Kulturen für Typhusbacillus auf 1,65 °/0, für Bacter. coli comm. auf 2,60 °/0 des Körpergewichtes für Meer- 748 Cholera. schweinchen festgesetzt. Es wurde für das Gemisch je die halbe letale Dosis der beiden Bakterien verwendet, wobei Exitus erfolgte. Die Gemische sterilisierter Kulturen haben also erhöhte Giftigkeit, aber es zeigte sich, daß geringe Herab- setzung der Dosis negativen Erfolg zur Folge hatte, wenn auch die Tiere später kachektisch endeten. Ferner untersuchte Verf. das reciproke Verhalten von in einem Intervall von 24 Stunden nacheinander vorgenommenen Injektionen der beiden sterilisierten Kulturen, etwas geringere Mengen als die letalen verwendend. Das Resultat war negativ. Verf. vermutet, daß die Schädigung des Tieres durch die erste Injektion entweder nicht genügend intensiv sei, um die Resistenz gegen die zweite Injektion herabzusetzen oder dann nicht 24 Stunden andauere. In seinen Schlußsätzen erinnert Verf. daran, daß das Bacter. coli im menschlichen und tierischen Darme vorhanden sei, ohne unter normalen Verhältnissen Schaden anzurichten, sei es wegen des Schutzes, den die intakte Darmwand bietet, sei es, weil die Stoff- wechselprodukte langsam und in richtigem Verhältnisse zur Elimination resorbiert worden. Dagegen gestalten sich die Verhältnisse schädlich für den Organismus, wenn daneben ein die Darmwand alterierendes Bacterium vorhanden ist. Gerade im Typhus abdominalis sind solche Bedingungen in hohem Grade gegeben, und es dauern solche lange Zeit. Dadurch werde die Absorption der Stoffwechselprodukte anderer Bakterien, worunter auch des Bacter. coli comm., be- günstigt und vielleicht zugleich die Produktion toxischer Stoffe ver- mehrt. Verf. glaubt, daß die von ihm erhaltenen Resultate geeignet seien, wenn auch nicht in vielen Fällen des Typhus abdominalis die Symptomatologie aufzuklären, so doch auf die Wichtigkeit der Rolle des Bacter. coli comm. hinzuweisen und ähnliche Fragen von großem Interesse auch bei anderen Infektionskrankheiten anzuregen. H. Kerez (Rom). Pfeiffer , B. , Studien zur Choleraätiologie. (Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten. Bd. XVI. Heft 2. p. 268 —286.) Die von vielen Seiten gegen die Anschauungen des Verf.’s in betreff der Choleragifte erhobenen Angriffe veranlaßten denselben zu einer erneuten Besprechung dieses Themas unter Berücksichtigung der Arbeiten von Issaeff, Zenthoefer und Kolle. Er betont, daß er nach wie vor den Standpunkt einnehmen muß, daß in den Leibern der Choleravibrionen Giftsubstanzen enthalten sind, welche, in den gewöhnlichen Kulturmedien fast unlöslich, im Körper der als Versuchstiere benutzten Meerschweinchen nach dem Zugrundegehen der injizierten Bakterien frei werden und dann auf die Centren der Cirkulations- und Temperaturregulieruug lähmend wirken. Diese Giftstoffe sind in ungewöhnlichem Grade labil. Nach ihrer Zerstö- rung durch thermische oder chemische Eingriffe bleiben sekundäre Giftkörper zurück, die in ihrer physiologischen Wirkung den primären Toxinen sehr ähnlich sich verhalten, aber erst in vielfach höherer Cholera. 749 Dosis denselben toxischen Effekt hervorzurufen vermögen. Diese sekundären Toxine sind relativ sehr resistente Substanzen, die sogar stundenlanges Kochen vertragen. Die von Wiener und Gr über, von Scholl und Hueppe und Hammerl, Klein und S obern - heim dieses Thema betreffenden Arbeiten werden kritisch be- sprochen und auf die Unrichtigkeiten in deren Ergebnis aufmerksam gemacht. Da man an Meerschweinchen, welche den Infektionen per os er- legen sind, stets das Epithel des Dünndarms nekrotisch findet, so nimmt Verf. an , daß dieser Schwund der Epitheldecke äußerst wichtig für das Zustandekommen der Cholerainfektion ist, da gerade hierdurch ein Kontakt großer Mengen lebender oder toter Bacillen mit dem Körpergewebe vermittelt wird, welche zur raschen Resorp- tion der giftigen Zellstoffe Veranlassung giebt. Einen ähnlichen Vorgang erblickt Verf. bei der Influenza. Von diesem Gesichtspunkte aus müssen auch die Versuche von Pe ttenkofer’s u. A. gedeutet werden. — Auf Emmerich’s Nitritvergiftuug eingehend, konnte er im Verein mit Proskauer in keinem Stadium der künstlichen Choleraintoxikation Nitrite nachweisen. Versuche mit frischen Cholera- kulturen an Meerschweinchen und Tauben ergaben als minimal letale intraperitoneale Dosis 1/5 — x/8 Oese für die Meerschweinchen, während die subkutan geimpften Meerschweinchen nur mit Fieber reagierten, Tauben blieben am Leben. Am Schlüsse seiner Arbeit bespricht Verf. die Arbeit von I s s a e f f und deutet die von anderen Autoren gemachten Befunde im Sinne dieser Arbeit, so daß wir durch Injektion vieler Stoffe eine vorüber- gehende Immunität, bedingt durch Phagocytose, aber keine dauernde, wie nach Vorbehandlung mit Cholerakulturen erlangen können. 0. Voges (Danzig). Kolle, Beiträgezu den experimentellen Cholerastudien an Meerschweinchen. (Zeitschrift für Hygiene und Infek- tionskrankheiten. Bd. XVI. H. 2. p. 329 — 362.) Verf. berichtet in seiner Arbeit zunächst über den Infektions- modus bei der intraperitonealen Cholerainfektion und hebt hervor, daß die Hauptfehlerquelle in einer Verletzung des Darmes beruht, welche bei einer gewissen Prozentzahl der Fälle stets auftreten. Er glaubt konstatieren zu können, daß nur dann die Cholerabakterien nach intraperitonealer Infektion im Meerschweinchendarme in größe- rer Menge vorhanden sein könnten , wenn der Darm verletzt ist. Er nimmt auf Grund seiner Versuche an, daß bei ca. 80 Proz. der Fälle dieses nicht der Fall war und in nur 20 Proz. waren sie vor- handen, doch meist in so geringer Menge, daß sie mikroskopisch gar nicht nachzuweisen waren. Ein gleiches Resultat erreichte Verf. bei der Infektion in die Pleura, das subkutane Gewebe in die Blut- bahn und in die laparotomierte Bauchhöhle. Die Vibrionen schienen dabei durch die Blutbahn in den Darm zu wandern, ob sie sich wirklich im Lumen des Darmes finden oder nur in den Blutkapillaren der Schleimhaut enthalten sind, konnte Verf. mit absoluter Sicher- 750 Cholera. heit nicht entscheiden. Damit ein Vorkommen der Cholerabacillen im Darme wie auch in der Blutbahn stattfinden konnte, mußte die Dosis der injizierten Bakterienmenge so groß sein, daß die bakterien- feindlichen Agentien im Meerschweinchenkörper nicht ausreichten, um die Bakterien abzutöten. Bei gradweiser Dosierung gelang es, Tiere zu finden, bei denen durch intraperitoneale Infektion mit Cholera- material dieselben getötet wurden, ohne daß außer im Peritoneum Choleravibrionen im Darme, Blute und inneren Organen gefunden werden konnten. Ist die Dosis noch etwas geringer gewählt, so ist auch das Peritoneum steril. Diesen Intoxikationsprozeß beim Meer- schweinchen hält K. für ein Analogon des Stadium algidum der Cholera beim Menschen. Wenn Hueppe annimmt, daß die An- siedelung der Cholerabakterien im Darme der Meerschweinchen nach intraperitonealer oder subkutaner Einverleibung zur Erzeugung des bekannten Krankheitsbildes nötig sei, so kann Verf. auf Grund seiner Beobachtungen diese Anschauung nicht teilen. Führte Verf. in die Carotis von Meerschweinchen lebende Choleravibrionen ein, so gingen dieselben im Blute rasch zu Grunde, wirkten aber durch eine rapide auftretende Intoxikation. In einem Teile der Fälle ließen sich dann die Bakterien im Darme auffinden, aber in stets relativ sehr geringer Menge, in einem anderen Teile konnten überhaupt keine Cholerakeime aus dem Darme nacbgewiesen werden. 0. Voges (Danzig). Büchner, H. , Ueber Choleratheorieen und die Not- wendigkeit weiterer Choleraforschungen. (Deutsche Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege. Bd. XXV. Heft 3. p. 432 ff.) In seiner Abhandlung berichtet Verf. zunächst über die Lehre Koch ’s von der Kontagiosität der Cholera, er betont, daß diese Lehre nicht imstande sei, das Cholerarätsel zu lösen. Dieses vermag aber die lokalistische Theorie, welche im zweiten Teil der Abhand- lung Gegenstand näherer Erörterung ist. Verf. führt in seinen Aus- führungen viel altes und neues Material für und gegen die beiden Theorieen an, regt dann ferner die Frage an, ob es ein ektogenes Stadium der Choleravibrionen giebt, führt aus, daß dasselbe überhaupt entbehrlich sei und daß somit auch keine Berechtigung vorhanden sei, dasselbe als wesentliche Hilfsursache für Choleraepidemieen anzu- nehmen. Weiter wird die zeitlich-örtliche Disposition für Cholera- epidemieen abgehaudelt. Einen großen Teil der Arbeit nimmt die vom Verf. aufgestellte diblastische Theorie in Anspruch. B. nimmt an, daß für das Zustandekommen der Cholera ein Epitheldefekt im Darmkanale notwendig sei, dieser aber werde nicht durch die Cholerabakterien, sondern durch ein anderes Etwas, vielleicht Amöben hervorgerufen. Eine Unzahl Beispiele werden in der Arbeit heran- gezogen, viele neue Fragen angeregt, doch ist es unmöglich, im ein- zelnen auf dieselben einzugehen und muß die Arbeit im Zusammen- hänge gelesen werden. Hier sei nur auf ihren Inhalt aufmerksam gemacht. O. Voges (Danzig). Cholera. 751 Karlinski, Kleine Beiträge zur Aetiologie der Cholera. Verf. bespricht einige auf der in der Hygienischen Rund- schau. 1894 schon geschilderten Reise nach Arabien gemachten Cholerastudien ; es handelt sich um Ergebnisse bakteriologischer Untersuchungen, bei denen entweder die Cholerabacillen intra vitam gar nicht nachgewiesen werden konnten, oder andere, in denen sie gefunden wurden, ohne daß Cholerasymptome je bestanden hatten. Fall I litt an Leberaffektion und erkrankte mit Cholerasym- ptomen. Die bakteriologische Untersuchung mit Peptonkultur wie Gelatineplatten verlief negativ. Tod nach 8 Stunden, im Blinddärme fanden sich massenhaft Cholerabacillen. Fall II. Im Stuhl 4 — 8 keine Cholerabacillen nachweisbar, erst 36 Stunden nach dem Beginne der Erkrankung gelang die Kultur. Fall III. Nach Ausbruch des Durchfalls wurden Choleraspirillen gefunden, 24 Stunden später nicht mehr, erst am fünften Tage, wo die Durchfälle stürmischer wurden , traten sie wieder massen- haft auf. Fall IV. 10 Tage im Reiswasserstuhl keine Cholerabacillen nachweisbar, erst nach Kalomel in halbfesten Stuhle wurden dieselben gefunden am 10. Tage, dieselben waren so virulent, daß sie Meerschweinchen in 7 Stunden töteten. Fall V — VII zeigten in der Rekonvalescenz nach längerem Aus- bleiben der Cholerabacillen plötzlich wieder solche. Fall IX. Bei einem Laboratoriumsdiener fanden sich zufällig bei völliger Gesundheit Cholerabacillen, welche 4 Tage lang nach- weisbar waren, später verschwanden, ohne irgend je eine Reaktion hervorzurufen. Schließlich berichtet Verf. noch über eine Selbstinfektion, ganz zufällig entdeckte er in seinem Stuhle Bacillen, welche weder in Stich- kulturen, noch bei der Indolreaktion, noch beim Tierexperimente irgendwelche Unterschiede von Cholerabacillen darboten, trotzdem bestanden, abgesehen von etwas größerer Dünnflüssigkeit des Stuhles, keinerlei Beschwerden. Vielleicht war Verf. bereits immun, da er 1892 einen Choleraanfall überstanden. Bei den 293 Untersuchungen fanden sich 81mal Cholerabacillen in Reinkultur, 97mal in Verbindung mit Bacteri u m coli allein und 110 mal in Verbindung mit diesem und dem Bacillus proteus Hauser, so daß die Theorie N e n c k i ’s , der die Wirkung des Cholerabacillus nur durch Symbiose mit 3 anderen Stäbchen- bakterien erklären will, nicht mehr stichhaltig ist. Die Lebensfähigkeit der Choleravibrionen in den Dejektionen betrug in einem Falle 52 Tage, während andere Proben bereits am 16. Tage keine lebendigen Cholerakeime mehr enthielten. Um die Wirkung der Desinfektionskraft der Sonne auf die Cholerabakterien zu erproben, legte Verf. mit Choleradejekten be- schmierte Leinwandstücke in die Sonne bei. einer Temperatur von 40,3 des Sandes und 46,4° C der Luft. Nach 2 Stunden waren keine lebensfähigen Cholerakeime mehr nachzuweisen. Das gleiche 752 Cholera. Ergebnis batten die in gleicher Weise mit den Reinkulturen ange- stellten Versuche. Die gleichen Versuche im Schatten bei 39 bis 40 0 C angestellt, ließen in den Choleradejekten keine lebenden Keime mehr erkennen, während die Reinkulturen nach 3 Stunden noch lebensfähige Kulturen ergaben. 17 Tage in einem Kasten einge- schlossene Leinwandstücke ließen sowohl aus den Choleradejekten wie aus den Reinkulturen keine Kulturen mehr aufgehen, die Maximaltemperatur des Kastens hatte 44° C betragen. Aehnliche Versuche werden für die nächste Zeit in Aussicht gestellt. O. Voges (Danzig). Zentliöfer, Ueber das Verhalten der Cholerakulturen in Hühnereiern. (Zeitschrift für Hygiene u. Infektionskrank- heiten. Bd. XVI. H. 2. p. 362 — 367.) Scholl und H u e p p e , in neuerer Zeit auch Hammerl, Wie- ner und Grub er, haben berichtet, daß die von Cholera infizierten Eier einen starken Geruch nach Schwefelwasserstoff haben und der Dotter eine schmierige Masse von gelber Farbe bildete. R. Pfeif- fer bestritt diese Anschauungen und hielt Verf. es für notwendig, diese Versuche nachzuprüfen. Die Eier wurden durch mehrstündiges Liegeulassen in Sublimat 1 : 1000 desinfiziert. Ref. hält diese Me- thode nicht gerade für sehr glücklich gewählt, da durch das stunden- lange Liegen in der Desinfektionsflüssigkeit immerhin, wenn auch ein geringer Teil derselben, in das Eiinnere dringen muß und bei der starken Konzentration diese Spuren, wenn auch nicht eine Unter- drückung, so doch eine Hemmung der Wachstumsfähigkeit der ein- geschlossenen Bakterien verursachen können. Jedenfalls wäre diese Vorfrage noch durch Versuche zu prüfen. Sodann haben wir uns längst gewöhnt, bei Tierversuchen Kontrollversuche zu machen, warum stellt man nicht auch Kontrolleier mit in den Brütofen? Verf. ver- meidet sehr glücklich einen Fehler anderer dadurch, daß er auch anaerobe Kulturen anlegte. Als Resultat seiner Beobachtungen teilt er mit, daß in denjenigen Hühnereiern, in welchen die Cholerabakterien thatsächlich in Reinkulturen durch die mikroskopische und kulturelle aerobe wie anaerobe Untersuchung nachweisbar waren, in keinem Falle so viel Schwefelwasserstoff entwickelt wurde, daß dieser durch Bildung von Schwefelquecksilber auf der Schale oder durch den Ge- ruchsinn sich verraten hätte. Das Eigelb hatte seine normale honig- gelbe Farbe bewahrt, das Eiweiß war leicht getrübt und verflüssigt. Ueberall aber, wo Schwefelwasserstoff in größeren Mengen im Eiinhalte vorhanden war, wies die genauere Untersuchung die Gegenwart ver- unreinigender Bakterienarten nach, die an Zahl auch die spärlichen Cholerabacillen überragten. Diese konnten einerseits durch die mikro- skopische Untersuchung nachgewiesen werden, andererseits wuchsen sie aber im Botkin’schen Apparate in einer Wasserstoflfatmosphäre, während die Gelatineplatten nur eine Reinkultur von Cholerabacillen ergaben. 0. Voges (Danzig). Die Choleraepidemie in der Türkei und speziell in Kon- stantin opel. (Deutsche med. Wochenschrift. 1894. No. 5 u. 6.) Cholera. 753 Chantemesse, L’ Epidemie chol6rique de Constantinople. (La Semaine mödicale. 1894. No. 6.) Der erste der beiden Aufsätze ist von einem anscheinend in Konstantinopel ansässigen Arzte geschrieben , welcher sich nur mit D. unterzeichnet. In seiner Schilderung des Verlaufs der vorjährigen Choleraepidemie in der Türkei und den gegen dieselben getroffenen Maßregeln hebt der Verf. schonungslos zahlreiche, io den der otto- manischen Regierung unterstellten Ländern vorhandene Mißstände hervor. Der Thätigkeit, welche Chantemesse im Aufträge der türkischen Regierung in Konstantinopel entfaltet hat, gedenkt er da- gegen nur mit wenigen Worten. Chantemesse berichtet, daß Konstantinopel bisher 4mal, nämlich in den Jahren 1831, 1847, 1865 und 1871 von Cholera- epidemieen heimgesucht worden ist. Die erste und dritte waren auf dem Seewege von Galatz bezw. aus dem Hedjaz , die zweite auf dem Landwege von Persien her eingeschleppt. Die bedeutendsten Verheerungen richtete die dritte Epidemie an; 30000 Personen fielen in ihr der Seuche zum Opfer. Der Ursprung der Epidemie des Jahres 1893 ist nach Chantemesse dunkel; bekannt sei ihm geworden, daß am 24. August ein Todesfall aus dem Viertel Has- keui, am 28. August 2 weitere aus Galata gemeldet wurden, daß am 29. August ein heftiger Ausbruch der Seuche in der Irrenanstalt zu Skutari erfolgte, und daß gleichzeitig im Gefängnis von Stambul ein kleinerer Herd sich entwickelte. Die Krankheit herrschte dann zunächst in den 3 Vierteln Galata, Stambul und Skutari, trat Mitte September in der Salimkaserne auf und wurde durch die kranken Soldaten in das Häi'dar-Pascha-Lazarett verschleppt. Später er- folgten Erkrankungen auch am asiatischen Ufer des Bosporus und am goldenen Horn. Der größte Teil von Stambul blieb indessen verschont. Auffällig war es, daß jedem während der Monate Sep- tember und Oktober eingetretenen Regengüsse eine Zunahme der Er- krankungsziffer folgte. Ende Oktober schien die Seuche erloschen zu sein, als sie plötzlich am 6. November nach einem am 3. Novem- ber erfolgten Gewitter in bedeutend vermehrter Heftigkeit auftrat. Die Gesamtzahl der Erkrankungen (und Todesfälle) berechnet Chantemesse auf ca. 2000 (1100), von denen 449 (ca. 300) in die Zeit bis zum 31. Oktober fielen. Der Verf. der anderen Arbeit ist der Ansicht, daß die Cholera von 2 verschiedenen Seiten aus nach Konstantinopel eingeschleppt worden sei. Einmal hätten türkische Arbeiter, welche nach Ausbruch der Seuche in Rumänien aus Sulina zurückkehrten, und unter denen thatsächlich Choleraerkrankungen vorgekommen sind, die Seuche zu- nächst nach dem Quarantänelazarett von Sinope und dann nach Kon- stantinopel gebracht; doch sei der auf diese Weise entstandene Herd bald wieder erloschen. Die hauptsächliche Ursache der vorjährigen Erkrankungen sei die vorausgegangene Epidemie in Hedjaz gewesen. Dorthin ist die Seuche nach Auffassung des Verf.’s durch türkische Truppen gekommen, welche bereits längere Zeit vorher zur Unter- drückung aufständischer Bewegungen in das Y6men geschickt waren, 754 Cholera. seit der Epidemie in Mekka vom Jahre 1891 ununterbrochen Cholera hatten und nach Aufhebung der Quarantäne gegen das Y6men im vorigen Jahre nach verschiedenen Orten verlegt wurden. Sie haben sowohl nach Smyrna als auch nach Mekka die Cholera gebracht. Die Zahl der Choleratodesfälle unter den dort ein getroffenen Pilgern, welche amtlich auf 10000 — 11000 angegeben wurde, ist in Wahrheit viel größer gewesen. Die den Pilgern auferlegten Quarantänen, deren Unzulänglichheit in einem von Karlin sky verfaßten Aufsatze „Unter der gelben Flagge“ kürzlich in der Hygienischen Rundschau beleuchtet worden ist, vermochten es nicht zu hindern, daß im Gefolge der Heimkehrenden die Seuche nach verschiedenen Oertlichkeiten gelangte. Am 20., 21. und 23. August kamen die ersten Pilger- schiflfe (Nime Huda, Sögütlü1) und Zeadet) in Konstantinopel an; am 29. August erfolgten die ersten Erkrankungen im Irrenhause von Skutari. „Wer den Glauben der Türken kennt an die Heilkraft, die von einem Hadji ausgeht — die Kranken legen sich auf die Erde und der Mekkapilger stellt sich auf sie — oder an die Wunder, die das heilige Wasser Zem-Zem thut — der wird sich über diesen Ausbruch nicht wundern.“ Zu betonen ist, „daß zuerst die türkische Bevölkerung — das Irrenhaus, die Kasernen, die Kriegsschiffe und die Marinesoldaten — das bedeutendste Kontingent zu den Erkrankungen stellte; erst später wurden auch jüdische Quartiere und die Stadt- gegend am Bosporus verseucht.“ Die Verbreitung der Cholera wurde durch die anfänglich er- griffenen ganz sinnlosen Absperrungsmaßregeln, welche sich nicht allein gegen die heimgesuchten Häuser mit ihren Insassen, sondern auch gegen die behandelnden Aerzte richteten, nicht aufgehalten. Die Hoffnung, der man sich Ende Oktober, als die Epidemie abzu- nehmen schien, hingab, war trügerisch. „Der November setzte mit heißem Wetter und schwülen Südwinden ein. Vom 5. November ab brach die Epidemie in verschiedenen Hafenquartieren mit großer Hef- tigkeit von neuem aus.“ Nun wurde die Maßregel der Hausab- sperrungen zunächst auf 3 Tage herabgesetzt, dann aufgehoben, dann wieder mit 5-tägiger Dauer eingeführt. „Seit Mitte Dezember hat man, unter Leitung eines aus Paris verschriebenen Sachverständigen Desinfektoren neueren Systems für die Hausdesinfektion etc. in Ge- brauch genommen. Für den Ernstfall genügen aber sowohl Ange- stellte wie Apparate kaum. Wenn die behördlichen Maßnahmen nicht rationeller betrieben, wenn besonders die zwecklosen Summen für Hausquarantänen nicht auf eine wirkliche Desinfektion der Häuser und Effekten verwandt werden“, schrieb der Verf. im Dezember, „so ist ein Erlöschen der Epidemie sicher nicht auf Conto der Regierungsmaßregeln zu setzen.“ Die Abnahme der Seuche im Januar hat der Verf. in der Nachschrift seines Aufsatzes dann auch mit dem seit Beginn des laufenden Jahres eingetretenen trockenen und kalten Wetter in Verbindung gebracht. Die Ausgang 1893 er- folgten Seuchenausbrüche in Adrianopel, Saloniki, Trapezunt, Tripolis 1) Durch diesen Dampfer war die Cholera in das Quarantänelager von El Tor ein- geschleppt worden. Cholera. 755 und Tunis sind nach seinen Mitteilungen auf Truppentransporte zu- rückzuführen. Nach Chantemesse sind die Ursachen der Ausbreitung der Cholera in Konstantinopel sowohl in unmittelbaren oder mittelbaren Uebertragungen des Ansteckungsstotfes von Person zu Person zu suchen, als auch in den mangelhaften Einrichtungen, welche für die Beseitigung der Abfallstoffe und für die Trinkwasserversorgung in der Hauptstadt der Türkei bestehen. Einwandfreies Trinkwasser steht nur den bemittelten Bewohnern Konstantinopels zur Verfügung. Die Choleravibrionen, welche Chantemesse aus Fällen in Konstantinopel züchtete, standen hinsichtlich ihrer Gestalt und ihres Wachstumes den von Koch seiner Zeit aus Indien mitgebrachten Bakterien der gleichen Gattung am nächsten. Die Indolreaktion gaben sie in Bouillonkulturen nur schwach, gut gelang dagegen die Blaureaktion nach Weyl-Legal. Sie standen in ihrer Virulenz Tauben und Meerschweinchen gegenüber den Bacillen aus Massauah und Nantes nach , kamen in dieser Beziehung denjenigen aus Paris 1892 ungefähr gleich und übertrafen die Hamburger Vibrionen darin. Vor seiner Ankunft in Konstantinopel hatte Chantemesse bereits brieflich einige Anordnungen, wie Desinfektionsmaßregeln und Verabreichung gekochten Wassers, für die Irrenanstalt in Skutari getroffen, welche in der That mit günstigem Erfolge zur Anwendung gelangten. Nach Eintreffen am Orte der Seuche vermochte der ge- nannte Hygieniker die Aufhebung der Hausabsperrungen nicht durch- zusetzen, dagegen erwirkte er die Einrichtung von 3 Desinfektions- anstalten in Skutari, Stambul und Pera, welche mit Dampfapparaten ohne Ueberdruck, Pulverisateuren (!) sowie geeigneten Wagen aus- gestattet werden sollten und als Personal 30 Pompiers erhielten, deren Ausbildung ein Angestellter der Stadtdesinfektionsanstalt in Paris übernahm. Als Desinfektionsmittel kamen Sublimat- lösung neben Kalkmilch und Chlorkalk zur Anwendung. In Er- mangelung der Dampfapparate wurden die verunreinigten Matratzen verbrannt, Wäschestücke für die Dauer einer Stunde in Desinfektions- flüssigkeiten eingelegt, Zimmerwände und Möbel mit Sublimatlösung besprengt(l). Wiederholt wurde öffentlich vor dem Genüsse unge- kochten Wassers gewarnt. Durch ärztliche Hausbesuche unter der ärmlichen Bevölkerung erstrebte man neben dem Zwecke der Belehrung auch eine Verbesserung des Nachrichtendienstes. Chantemesse glaubt, ohne sich ein Urteil über die Art der Ausführung einiger der prophylaktischen Maßregeln erlauben zu wollen, doch nicht ver- kennen zu dürfen, daß die von der Cholera angerichteten Verheerungen unter der Bevölkerung Konstantinopels verhältnismäßig gering waren, und daß dieses Resultat der Initiative und Energie des Sultans zu verdanken sei, da er selbst nur beraten durfte, Exekutivgewalt aber nicht hatte. Inwieweit die Vorschläge Chantemesse’s, welche sich auf Assanierung Konstantinopels beziehen und im wesentlichen Errichtung eines obersten hygienischen Rats, Ausbesserung der Drainage- Ein- richtungen, Sandfiltration des Trinkwassers, Beschaffung von Porzellan- 756 Cholera. — Diphtherie (Krupp). filtern für die Kasernen und Anlage einer Quellenwasserleitung vom Balkan zum Ziele haben, auf Verwirklichung rechnen können, ist seinen Ausführungen nicht zu entnehmen. Ein Irade des Sultans hat zunächst genehmigt, daß der Schüler Pasteur’ s, Nicolle, und einige französische Aerzte an der medizinischen Schule in Konstanti- nopel in französischer Sprache Unterricht in Mikrobiologie, innerer Medizin und Chirurgie erteilen sollen. Kühler (Berlin). Klein, E., Beobachtungen über die Cholera in England. (Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten. Bd. XVI. Heft 2. p. 249-256.) Von August bis Oktober 1893 kamen in England eine Anzahl choleraartiger Erkrankungen zur Beobachtung; in 30 Fällen fanden sich die Koch’schen Cholerabacillen, in 25 Fällen war das Kultur- verfahren negativ, obwohl in mehreren die mikroskopische Unter- suchung des Darminhaltes Kommabacillen und freie Geißeln (!) ergab. 16 Fälle entstammten lokalen Epidemieen, 14 kamen vereinzelt vor. In 4 der letzten Fälle ließ sich eine Uebertragung der Bacillen ver- muten oder nachweisen, in 10 Fällen waren jedoch weder vor noch nach der Erkrankung irgend welche Anhaltspunkte zu erlangen, 5 derselben werden ausführlicher mitgeteilt. Am Schlüsse der Arbeit wird eine tabellarische Uebersicht der kulturellen Charaktere der von den 30 positiven Fällen in Reinkultur gezüchteten Vibrionen gegeben. In einem Falle wurde die Gelatine- stichkultur erst nach 14 Tagen etwas verflüssigt, während die Platten wie alles andere normal war. Milch war zum Teil geronnen, zum Teil nicht; auf Kartoffeln war das Wachstum unsicher. Indolreaktion wurde stets beobachtet. Um den Tod eines Tieres herbeizuführen, genügten 1/9 — ‘/4 einer 48-stündigen Brütofenagarstrichkultur. 0. Voges (Danzig). Booker, W. D., As to the aetiology of primary pseudo- membranous inflammation of the larynx and trachea etc. (Archives of Pediatrics. X. 1893. p. 642.) Der Verf. beschreibt einen Fall des sogenannten Krup, bei welchem der Rachen normal und frei von Diphtheriebacillen er- schien , der aber sonst den Charakter wirklicher Diphtherie des Kehlkopfes, der Luftröhre und der primären Bronchien zeigte. Die Schleimhäutchen dieser Teile waren bedeckt mit einer weißlich- grauen, bisweilen 1 mm dicken Pseudomembran, in welcher der Bacillus diphtheriae sehr zahlreich war und mikroskopisch sowohl wie durch Kulturen erkannt wurde. Milz, Submaxillardrüse und Pseudomembran gaben beinahe reine Kulturen des Klebs- Loeff ler’schen Bacillus. Einige Kolnonieen des Bacillus waren von der Lungenspitze und vom Herzblute isoliert. In einem anderen Beispiele, einem Falle von Masern mit ent- schiedener Krupatmung, war der Kehlkopf mit einer Pseudomem- bran überzogen, in welcher der Diphtheriebacillus sich nicht finden ließ, während Streptokokken überaus zahlreich waren. Novy (Ann Arbor). Diphtherie. 757 Martin (Sidney), Goulstonian lectures on the Chemical pathology of diphtheria, compared with that of anthrax, infective endocarditis and tetanus. (The British Medical Journal. 1892. March 26., April 2.) Die Wirkung der im Titel genannten Bakterien auf die Eiweiß- stoffe des Körpers oder des Nährmediums, in welchem sie sich ent- wickeln, läßt sich in Parallele stellen mit der Wirkungsweise des peptischen oder tryptischen Fermentes. Es entstehen zwei Reihen von Körpern, zunächst Albumosen, Proto- und Deuteroalbumosen, welche die Träger der spezifischen Giftwirkung sind und schließlich ein nicht mehr den Eiweißstoffen zugehöriger Körper, der bei dem An- thrax ein basisches Alkaloid, bei Diphtherie dagegen eine organische Säure ist. Verf. stellte diese Körper zunächst aus den Leichen von 8 an Diphtherie verstorbenen Kindern dar. Die Methode, deren er sich bediente, war folgende: Die zu untersuchenden Organteile wur- den in Spiritus geworfen und blieben darin, bis alle gewöhnlichen Eiweißkörper koaguliert sind. Hierauf wird filtriert, der Alkohol bei 35° verjagt, und der Rückstand in Wasser gelöst, neuerdings mit absolutem Alkohol gefüllt und diese Prozedur mehrmals wiederholt. Man erhält so schließlich ein helles, gelbbraunes Pulver, das im wesentlichen aus Deuteroalbumose besteht, in Wasser löslich ist und sämtliche Eiweißreaktionen giebt. Der alkoholische Extrakt aus den Geweben enthält außerdem eine geringe Menge freier Fettsäuren und den oben erwähnten sauren Körper, der sich durch seine Un- löslichkeit in Chloroform von jenen trennen läßt. Die Menge der auf diese Weise gewonnenen Produkte beträgt 0,1 — 0,8 an Albumosen, 0,2 — 0,45 an Alkoholextrakt. Die größte Quantität dieses Stoffes findet sich in Blute und Milz, welch letztere der eigentliche Stapelplatz (chief repositary) des diphtherischen Giftes zu sein scheint. Verf. hat auf die genauere chemische Analyse dieser jedenfalls noch unreinen Stoffe verzichtet und sich mit dem Studium der physiologischen Reaktion als der ungleich feineren Prüfungsmethode begnügt. Meerschweinchen und Kaninchen in der Menge von 0,1 bis 0,25 per Kilo eingespritzt, erzeugen sie geringe unregelmäßige Temperatursteigerung und lokales Oedem ; bei Injektion der gleichen Dosis ins Blut bisweilen raschen Tod und Verlangsamung der Gerin- nungszeit des Blutes. Etwas kleinere Dosen wiederholt eingespritzt, rufen bei den Tieren unregelmäßige Temperaturschwankungen, fort- schreitende Muskelschwäche mit mehr oder weniger ausgesprochenen Lähmungserscheinungen, starkes Sinken des Körpergewichtes, wässe- rige Diarrhöen hervor. Bei der Sektion findet man die inneren Organe ganz normal, das Blut gerinnt entschieden langsamer, die einzig ausgesprochenen Veränderungen finden sich bei der genaueren Untersuchung des peripheren Nervensystems. Dieselbe geschah durch Einlegen in Osmiumsäure und Nachfärbung mit Carmin. Die Nerven zeigen sowohl in ihren feinen Muskelästen als in den großen Strängen Veränderungen, die sich zunächst auf die Markscheibe beziehen. Dieselbe verliert ihre Färbbarkeit, zeigt quere Sprünge und geht ganz oder bis auf kleine Reste verloren, so daß der ungefärbte XV. Bi 48 758 Diphtherie. Achsencylinder eine Strecke weit zu Tage tritt. Derselbe kann ent- weder intakt bleiben oder es erkrankt auch dieser. Er erscheint dann granuliert, verschmächtigt , in seiner Kontinuität unterbrochen. Bei denjenigen Fasern, wo dieses letztere der Fall ist, zeigt sich in den peripherwärts gelegenen Partieen die Wal 1 er ’sche Degeneration. An größeren Nervenbündeln greifen diese Veränderungen, an einer Stelle des Querschnittes beginnend, allmählich auf sämtliche Nerven- fasern über, können sich jedoch auch auf einen Teil der Fasern be- schränken. In den vorgeschrittensten Stadien trifft man dann an dieser Stelle überhaupt keine Markscheiden, sondern nur mehr ver- schmächtigte, von Sch wann’scber Scheide umhüllte Achsencylinder an. Der von solchen Nerven versorgte Muskel zeigt partielle, fettige Degeneration der Muskelfasern. Die histologischen Veränderungen der Nerven sind durch treffliche Photogramme illustriert. Der Herz- muskel war in allen Fällen fettig degeneriert, ohne daß der Nervus vagus erkrankt war. Auch in den sensiblen Nerven und dem Sym- pathicus fanden sich die gleichen Veränderungen. Stets waren mehrere Nerven und an den verschiedensten Stellen des Körpers er- griffen, die nervösen Centralorgane dagegen stets normal. Es handelt sich dabei um eine spezifische Wirkung der Diph- theritisalbumosen , welche gerade das periphere Nervensystem zum Angriffspunkte wählen. Die Veränderungen stimmen mit den von Gombault und Meyer beschriebenen Befunden bei den von den diphtherischen Lähmungen ergriffenen Nerven des Menschen über- ein : eine einfache, an der Markscheide beginnende, parenchymatöse Degeneration. Die Kernvermehrung und die knotenförmigen An- schwellungen, welche der letztere Autor erwähnt, gehören wahrschein- lich beginnenden Regenerationsvorgängen an. Die von D6jerine in den Vorderhörnern des Rückenmarkes gefundenen Veränderungen sind sekundär als Folgen der peripheren Neuritis entstanden. Die gleichen Experimente mit aus dem Alkoholextrakte isolierten sauren Körpern angestellt, ergeben ähnliche, jedoch sehr viel schwächere Wirkungen. Dagegen fanden sich in dem Extrakte der diphtherischen Membran selbst Eiweißstoflfe, welchen eine noch energischere Wirkung zukam, als den aus dem Körper isolierten Albumosen. Die Unter- suchung derjenigen Stoffe, welche in den peptonhaltigen Bouillon- kulturen der Diphtheriebacillen gefunden wurden, ergab folgende mit den Ergebnissen von Roux uud Y er sin übereinstimmenden Resultaten : 1) Der Diphtheriebacillus bildet in denselben Toxal- bumine von der gleichen chemischen Zusammensetzung wie diejenigen, welche aus dem Körper der an Diphtherie erkrankten Menschen ge- funden werden. 2) Es kommt denselben auch die gleiche Wirkung auf den Tier- körper zu: Temperatursteigerung, Diarrhöen, Gewichtverlust und eine fortschreitende Muskelschwäche, die von Veränderungen in den peripheren Nerven begleitet ist. 3) Der Diphtheriebacillus erzeugt dieselbe Veränderung durch die Wirkung eines von ihm produzierten Fermentes auf die Eiweißkörper des Nährmediums, resp. des Tierkörpers. Er ist dem- Diphtherie. 759 nach der primäre Infektionserreger (primary infective agent) der Diphtherie. Das Schema der durch dieses Ferment bewirkten Ver- änderungen, das ich im Wortlaute folgen lasse, lautet: Diphtheria digestian. Primary infective agent Bacillus diphtherie Secondary infective agent Diphtheria ferment (Roux and Yersin’s poison) in the membran Digestive products Hetero-albumose Proto-albumose Deutero-albumose Organic acid | in membrane | in body Die im Körper gefundenen Verdauuugsprodukte sind nicht oder nur zum kleineren Teile direkt aus der Membran resorbiert. Sie werden vielmehr durch das aus der Membran resorbierte Ferment im Körper selbst gebildet und es scheint, daß die in der Milz auf- gehäuften Zersetzungsprodukte des Eiweißes , wie Harnsäure, Xanthin etc., diesen fermentativen Vorgang begünstigen. In ähnlicher Weise hat der Verf. die Albumosen eines Falles von infektiöser Endocarditis, von Milzbrand und Tetanus studiert. Ihre Wirkungen verhielten sich mit Ausnahme der Veränderung an den Nerven ähnlich den bei Diphtherie gefundenen. Betreffs dieser muß auf das Original verwiesen werden. Verf. betont, daß man in dem Nachweise derartiger, durch ihre physiologischen Wirkungen wohl charakterisierter Körper ein neues und wertvolles Hilfsmittel zur Erkennung der infektiösen Erkrankungen im allgemeinen besitzt, auch dann, wenn der Bacillus bereits wieder verschwunden oder gar nicht gefunden ist. Escherich (Graz). Eigenbrodt, Ueber denEinfluß der Familien dis position auf die Verbreitung der Diphtherie. (Deutsche Vier- teljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege. Bd. XXV. H. 3. p. 517 ff.) Ueber die während einer langjährigen Praxis gewonnenen Er- fahrungen über den Infektionsmodus der Diphtherie giebt uns der Verf. einen Bericht. Er führt zunächst einige Fälle an, wo er auf das bestimmteste nachweisen konnte, daß die Inkubation 6 — 7 Tage währte; außer einigen Beobachtungen citiert er dann noch einige in der Litteratur verzeichnete Fälle. Weiter nimmt er an, daß das oft scheinbar- autochthone Entstehen von Diphtherie häufig durch leichte Fälle, die ohne Beschwerden verlaufen, seine Erklärung findet und führt in dieser Hinsicht mehrere Fälle an. Da diese Abortivformen auch bei Erwachsenen häufiger Vorkommen, so kann man sich der Ansicht nicht verschließen, daß gerade derartige Individuen häufig die Krankheit von einem zum andern vermitteln. Es kommen jedoch andererseits auch Fälle von Angina lacunaris vor, welche sich als ansteckend erweisen, ohne aber mit der Diphtherie in irgend einem ätiologischem Zusammenhänge zu stehen und werden in diesbezüg- licher Hinsicht eine ganze Reihe von Beispielen mitgeteilt. Die Frage einer zeitweisen individuellen Disposition betreffend, glaubt Verf., daß durch die Menstruation — wofür einige Beispiele beige- bracht werden — durch die vielen zeitweise vorkommenden Läsionen 48* 760 Diphtherie. der Schleimhaut durch Katarrhe eine erhöhte Disposition getroffen wird. Andererseits aber tritt er entschieden für die Annahme einer Familiendisposition ein und führt in dieser Hinsicht die Erkrankungen der großherzoglich hessischen Familie an. Die Aetiologie dieser Epidemie, deren einzelne Erkrankungen genauer mitgeteilt werden, ließ sich in keiner Weise trotz eifrigsten Nachforschens feststellen. Weder die hygienischen Verhältnisse des Schlosses, noch der Ver- kehr mit erkrankten Personen, noch der Genuß der Milch konnten zur Verantwortung herangezogen werden. Diese Familiendisposition scheint sogar erblich zu sein und führt Verf. für diese Hypothese einige wichtige Fälle ins Feld. Einen großen Unterschied in Beziehung auf die Erkrankungs- zahl und die Heftigkeit der Fälle findet Verf. in dem Orte der Er- krankung. Die Landbevölkerung stellt ein weit höheres Kontingent der Erkrankungen wie die Städter und werden hierfür teils eigene, teils Beobachtungen Anderer in Menge angeführt. Das erste Auf- treten der Diphtherie ruft zunächst in kleineren Ortschaften schwere Epidemieen hervor, während die größeren Städte erst später epidemisch ergriffen werden. Manche Volksstämme verhalten sich der Diphtherie gegenüber anders wie die übrige Bevölkerung ; so blieb die jüdische Bevölkerung in einigen Epidemieen auffallend verschont, während sie bei anderen Epidemieen gerade bevorzugt schien. In der eng- lischen Kolonie Victoria in Australien sind die Chinesen verschont geblieben, während in Pecking die Diphtherie eine alljährlich sich wiederholende Erscheinung ist. Verf. fordert zu weiteren Beobach- tungen in dieser Richtung auf. 0. V o g e s (Danzig). Councilman, W. T., The pathology and diagnosis of Diphtheria. (American Journal of Medical Sciences. CVI. 1893. p. 540.) Der Verfasser trägt in klarer und interessanter Weise die Haupt- punkte in der Pathologie der Diphtherie vor und beschreibt Methoden zur Entdeckung von Loeffler’s Bacillus. Auch hier gründet sich die Erkennung des Bacillus auf direkte Deckglaspräparate und auf Kulturen. Die letzteren werden auf bei Siedetemperatur sterilisiertem geschrägtem Rinderserum gemacht. Alkalische Methylen- blaulösung, wie sie Loeffler empfiehlt, ist am besten für die Färbung des Bacillus. Novy (Ann Arbor). Brunner, Eine weitere Beobachtung von Wunddiph- therie. (Berliner klin. Wochenschrift. No. 13.) Verf., welcher bereits vor einiger Zeit über 3 Fälle von Wund- diphtherie berichten konnte, hatte Gelegenheit, einen weiteren Fall zu beobachten, er betraf ein Kind, welches sich eine Fingerwunde zu- gezogen hatte. Die Wunde war ulcerös und überzogen mit schmutzig- grauem Belag. Bakteriologische Aussaaten von der Membran ergaben Staphylococcus aureus, Streptococcus pyogenes, Kolo- nieen von Loeffler’s Diphtheriebacillen, welche für Meerschweinchen pathogen waren. Eine an Prof. Loeffler in Greifswald geschickte Streptokokken. 761 Kultur dieser Bacillen wurde auf Grund eingehender Untersuchungen von Dr. Abel als echte Loef fl er’sche Diphtheriebacillenkultur er- kannt. Yerf. berichtet dann noch Angaben Abel’s, welcher in einem Falle wo, von einer Rachendiphtherie ausgehend, eine diphtherische Erkrankung eines Fingers stattgefunden, ebenfalls der Loeffler’sche Bacillus gefunden wurde; ebenso wird noch über einen von Ne iß er bereits beschriebenen Fall referiert. In B.’s Fall war das Kind nachweislich nie mit einem diphthe- ritisch erkrankten Individuum zusammengekommen. Nachdem die Fingerwunde bereits eine Zeitlang bestanden, soll ein vorübergehendes Schluckweh aufgetreten sein; dasselbe wurde nicht weiter beachtet. Wie aber die Infektion der Fingerwunde zu erklären ist, ist völlig dunkel. Der Fall endete mit Genesung. 0. Voges (Danzig). Pasqnale, Alessandro, Vergleichende Untersuchungen über Streptokokken. (Beiträge zur patholog. Anat. und zur allgem. Pathologie von Prof. Dr. Ziegler. Bd. XII. p. 433 — 493.) In außerordentlich sorgfältiger Arbeit und von unbefangenem Standpunkte ausgehend, hat der Verf. sich der Mühe unterzogen, unter Zugrundelegung der bereits zahlreich und umfangreich vor- liegenden Untersuchungsergebnisse anderer Autoren nochmals an einer großen Reihe von Streptokokkenkulturen verschiedener Her- kunft die bis jetzt zur Unterscheidung von Streptokokken- arten herangezogenen verschiedenen Merkmale durchzuprüfen. Eine jede Kultur wurde nach allen den verschiedenen Gesichtspunkten untersucht, welche bisher als bedeutsam bezeichnet sind, und das Ergebnis ist für den Verf. unzweifelhaft ein non liquet; eine Trennung der Streptokokken nach Arten sei nicht möglich. Zwar vermag Verf. die Auffälligkeit mancher Merkmale nicht in Abrede zu stellen; ja auf Grund eben jener, schon vordem zur Unterscheidung verwerteter, entwirft er folgende Grundlinien zu einer natürlichen Klassifikation der Streptokokken: I. Kurze saprophytische Streptokokken bei niederer Temperatur bei höherer Temperatur (Faeces und äußere Umgebung) (Mund und Respirationsschleimhäute) II. Lange, nicht virulente Streptokokken Faeces Mundschleimhaut z. B. Streptoc. coligracilis (Kruse und Pansini) III. Lange pathogene Streptokokken Erysipel, Eiter, Pneumonie, Sputum von Pneumonikern Diphtherie, Scharlach u. s. w. (Kruse und Pansini) IV. Kurze, höchst infektiöse Streptokokken Tuberkulose u. s. w. Pneumonie (Diplococcus pyogenes) (Diplococcus pneumoniae) aber diese Klassifikation soll nicht „scharfe Grenzen zwischen den verschiedenen Streptokokken ziehen, sondern im Gegenteil das natür- liche Band, welches zwischen ihnen existiert, mehr hervortreten lassen. In der That handle es sich allenthalben nur um Uebergänge von einer Form zur anderen.“ 762 Streptokokken. Daß man durch die wirklich wirren Verhältnisse bei den Strepto- kokken zu eben diesem Schlüsse gedrängt werden könne, haben die früheren Autoren betont. Gerade Ref. hat in seiner, vom Verf. ein- gehend berücksichtigten Arbeit wiederholt darauf hingewiesen, daß eine Entscheidung der Frage noch nicht angängig sei und selbst die Aufstellung des Strept. conglomeratus als eine versuchsweise bezeichnet, auch das zeitweilige Verschwinden des hautförmigen Wachstums bei älteren, aus Scharlachfällen stammenden Kulturen angegeben. Die Prüfung von Streptokokkenkulturen, welche als Begleiter ursächlich bereits erforschter Krankheits Vorgänge auftreten, insbesondere bei Diphtherie und Tuberkulose, ist nur ge- eignet, die Entscheidung eiuer so schwierigen Frage, wie die vor- liegende, noch zu erschweren. Am ersten ist immer noch ein Erfolg bei Berücksichtigung solcher Krankheiten zu erhoffen, deren Ursache einesteils noch nicht feststeht und bei denen andererseits die Strepto- kokken zur regelmäßigen Begleiterscheinung gehören ; und Ref. glaubt, daß der Verf., wenn ihm seine inzwischen veröffentlichten Unter- suchungen über die besonderen Merkmale der Streptokokken bei Impetigo contagiosa und bei Maul- und Klauenseuche bekannt ge- wesen wären, mit dem obigen Urteile noch zurückgehalten oder es doch nur auf die von ihm geprüften Merkmale bezogen hätte, um so mehr, da unter der Reihe seiner 38 Streptokokken sich auch die bei Maul- und Klauenseuche gezüchteten befanden. Sehr bedeutungsvoll ist die vom Verf. festgestellte Thatsache, daß die bei tuberkulösen Krankheitsformen erhaltenen Streptokokken fast durchweg hohe Virulenz besitzen. Von den 16 in Betracht gezogenen Merkmalen sind das mikro- skopische und makroskopische Verhalten von Kulturen in alkalischer Bouillon an die Spitze gestellt, denn „sowohl die morphologischen Eigenschaften als die bei der Kultur sich äußernden Charaktere der Streptokokken treten am deutlichsten in Bouillon zu Tage“ (p. 448 der Arbeit). Wiewohl der Verf. diesen eben angeführten Worten nach die Bedeutung jenes Merkmales nicht verkennt, ist er nicht geneigt, demselben bei seiner Einteilung der Streptokokken einen Platz einzuräumen. Nur die Betrachtung der Länge der Ketten entlehnt er den Beobachtungen in der Bouillonkultur. Zur Annahme dieses ablehnenden Standpunktes mag Verf. wohl z. T. durch die in der Litteratur anfänglich übertrieben aufgefaßte Bedeutung jenes Merkmales gedrängt sein. Der auf seiner Tabelle (p. 452 der Arbeit) dargestellte Wechsel der Erscheinungen in der Bouillon ist aber doch nicht so regellos, daß nicht schon aus eben jener Tabelle zu ent- nehmen wäre, daß die kurze, aber auch lange Ketten bildenden Streptokokken niemals mit flockigem Bodensätze wachsen. Sehr bedauerlich ist es, daß dem Verf. bei seinen Untersuchungen gerade die von Scharlachfällen stammenden Conglomeratuskulturen fehlten. (Auch von Lingelsheim, der das Merkmal des Conglomeratus nicht anerkennt, standen bei Abfassung seiner Arbeit keine solche zu Gebote.) Vielleicht würde Verf. alsdann, besonders bei jedes- maliger vergleichender Beobachtung der ersten aus dem Körper Streptokokken. 763 gezüchteten Generationen, dieses Merkmal nicht für unerheblich erklärt haben. Bei Kultur auf Gelatine, auf Agar und in Milch hat Yerf. das- selbe wie die früheren Beobachter festgestellt. Eine feste Beziehung zwischen Milchgerinnung und fehlender Virulenz ließ sich nicht er- mitteln. Die virulentesten Kulturen bewirkten keine Gerinnung, im Gegensätze zu den von Kruse und Pansini beschriebenen That- sachen. Auf Kartoffeln und Kartoffelgelatine wuchsen im all- gemeinen die kurzen Streptokokken am üppigsten und nur wenige Kulturen überhaupt nicht. Bei den Züchtungen in verschiedenen Serumarten ergab sich als bemerkenswerte Thatsache, daß in Kaninchenserum, je nach den verschiedenen Individuen, von denen das Serum stammte, derselbe Streptococcus sich gut, schlecht oder gar nicht entwickelt. Agar mit Zuckerzusatz wurde von allen kurzen Streptokokken getrübt. Verf. schiebt den Grund dieser Trübung auf Säurebildung. Neu und sehr bemerkenswert ist die Feststellung, daß die bei Kaninchen Septikämie hervorrufenden Streptokokken einen blut- roten Farbstoff erzeugen können. (Diese Thatsache kann Bef. nach eigener Erfahrung bestätigen.) Zum Auftreten desselben bilden die Beschaffenheit des Fleisches, welches zur Nährlösung verwendet wurde, und der Mangel an Sauerstoff zwei wesentliche Bedingungen; außerdem betrifft die Färbung in Plattenaussaaten einer Reinkultur durchaus nicht alle Individuen derselben; so gelingt es, durch Aus- wahl der Kolonieen gefärbte und ungefärbte Kulturen zu erhalten. Eine Unterscheidung der Streptokokken nach ihrem Reduk- tionsvermögen ist nicht möglich, ebenso nicht nach ihrer Fähig- keit, Säure zu bilden. Die Menge der gebildeten Säure steht im allgemeinen im Verhältnis zur Menge des Wachstums. Die Dauer der Lebensfähigkeit ist durchweg gering. Im allgemeinen gelang es Verf., in Bouillonkulturen bis zu 40 Tagen nach der Aussaat noch lebende Keime nachzuweisen. Nach 48 Stunden ist allemal das Maximum der Eutwickelung erreicht und der größte Teil der Keime stirbt alsdann schnell ab. Versuche über das pathogene Vermögen wurden an grauen Mäusen und Kaninchen angestellt. Bei sorgfältiger jedesmaliger Be- rechnung der zur Einspritzung (in das Bauchfell oder unter die Haut) verwendeten Mengen von frischer Bouillonkultur wurden 3 Gruppen von Streptokokken unterschieden, je nachdem bei An- wendung von 1 ccm und weniger Bouillonkultur 1) tödlicher Aus- gang mit Anwesenheit der Streptokokken im Blute, 2) tödlicher Aus- gang mit Anwesenheit der Streptokokken in den Organen, aber nicht im Blute eintrat oder 3) der Tod überhaupt nicht erfolgte. Die giftigsten Kulturen der ersten Gruppe stellen die kurzen, gelegentlich roten Farbstoff bildenden, von tuberkulösen Menschen stammenden Streptokokken dar. Von diesen genügt eine subkutane Impfung mit 0,004 ccm Bouillonkultur, d. i. höchstens 20000 Keimen, um Septi- kämie zu erzeugen. Die im letzten Abschnitte der Arbeit unter der 764 Streptokokken. Ueberschrift „Immunität“ aufgeführten Versuche waren haupt- sächlich zur Entscheidung der Frage bestimmt, ob für eine Strepto- kokkenkultur ein bestimmter Zusammenhang zwischen der Fähigkeit, im künstlich gewonnenen Blutserum eines Kaninchens sich zu ver- mehren, und der Fähigkeit, Septikämie an demselben lebenden Tiere zu erzeugen, sich würde ermitteln lassen. Dieses ist nach den erhaltenen Ergebnissen nicht der Fall. Im allgemeinen ging das Wachstum im Serum besser außerhalb als innerhalb der Blutgefäße vor sich; doch wurde auch das Umgekehrte beobachtet. Kurth (Bremen). Chatiii, Paul, Contribution ä la recherche des strepto- coques dans l’air atmospherique. [These.] 4°. 72 p. Lyon 1893. Verf. benutzte zu seinen Experimenten den Apparat von Strauß u. Wurtz und unterwarf Luftvolumina von mindestens 20 und 70 1 höchstens der Prüfung. Von 7 Luftentnahmen entwickelten sich bei zweien nur die stets in der Luft vorhandenen Mikroorganismen, ein Fall lieferte Strepto- kokken, doch erwiesen sich dieselben nicht als virulent, ein weiterer brachte sehr virulente Streptokokken hervor, welche Erysipelas er- zeugten; drei weitere ließen nur unreine Kulturen entstehen, doch brachte eines Oedem bei den Versuchstieren hervor. Eine weitere Versuchsreihe wurde an Orten aufgenommen, an denen man von vornherein Streptokokken voraussetzen durfte, so im Operationssaale des Hotel Dieu, in einem Saale des genannten Krankenhauses u. s. w. Hier wurden wohl Keime gefunden, aber sie erwiesen sich als nicht pathogen. Trotzdem ist die Ansteckungs- gefahr für Erysipelas und Puerperalfieber durch das Agens der Luft wohl nicht abzustreiten. Ein weiterer wichtiger Punkt der Arbeit besteht in der Nach- weisung des guten Gedeihens von Streptokokken in saueren Lösungen, ja die Kulturen waren größer und stärker als die gewöhnlichen, auf Bouillon gezüchteten; die Mikroorganismen waren gleichmäßig von einem größeren Umfange, während die Länge der Ketten andererseits stets an Ausdehnung einbüßten. E. Roth (Halle a. S.). Dornberger, Ueber das Vorkommen der Streptokokken in der normalen und kranken Mundhöhle desKindes. (Jahrbuch für Kinderheilkunde. Bd. XXXV. H. 4. p. 395 ff.) Nach Mitteilung der einschlägigen Litteratur berichtet Verf. über die Ergebnisse der Untersuchungen von 94 Fällen. Er giebt nur kurze Krankengeschichten. In 45 Proz. wurden bei gesunden Kindern Streptokokken gefunden. 7 Fälle diphtherischer, 19 lakunärer oder follikulärer Angina wurden verarbeitet. Einfluß von Jahreszeiten, gewisser Krankensäle und Betten, wie ihn Zeitlmann beobachtete, konnte nicht konstatiert werden, dagegen fand sich, daß in gewissen Häusern die Angina endemisch zu sein schien. Um den Ueber- tragungsmodus der diese ADginen verursachenden Streptokokken kennen zu lernen, inokulierte Verf. mit dem aseptisch entnommenen Sepsis. 765 Belage andere Kinder. Von 8 Versuchen verliefen 6 resultatlos. In 78,9 Proz. aller untersuchten Fälle fand sich der Streptococcus longus Lingelheim. Eine Reinkultur von Streptokokken fand sich jedoch nie. Bei Aphthen und Herpes der Mundhöhle wurden in den wenig untersuchten Fällen keine Streptokokken nachgewiesen, eben- sowenig in einem Falle von Stomacace. Bei Angina phlegmonosa fanden sich Streptococcus b re vis. In 7 Fällen von Angina catarrhalis fanden sich 5mal Streptokokken. Bei chronisch-katar- rhalischen Anginen wurden in der Hälfte aller Fälle Streptokokken nachgewiesen, in 2 Fällen von luetischer Tonsillenaffektion fanden sie sich ebenfalls. In kariösen Zähnen wurden von 8 in 7 Fällen lange Streptokokken konstatiert. Nachdem sich ein so häufiges Vorkommen von Kokken, die in ihrer Gestalt und Gruppierung mit den bekannten pathogenen Strepto- kokken übereinstimmten, nicht nur bei den verschiedenen Affektionen des Mundes und Rachens, sondern auch bei normalem Befunde ge- zeigt hatten, prüfte Verf., ob diese Mikroorganismen auch sonst in ihren Wachstums- und Lebensbedingungen dem Streptococcus pyogenes bezw. erysipelatos ähnlich oder gleich seien. Er berichtet zunächst über die einschlägige Litteratur, giebt hierauf eingehende Beschreibung von dem Wachstum auf den verschiedenen Nährmedien und über den Erfolg der Tierversuche. Am Schlüsse seiner Arbeit erwähnt Verf. dann noch die Unzulänglichkeit unserer Desinfektionsversuche, da trotz Anwendung stärkster Desinficientien stets noch lebende und virulente Streptokokken nachgewiesen werden konnten. O. Voges (Danzig). Fischl, R., Ueber septische Infektion des Säuglings mit gastrointestinalen resp. pulmonalen Symptomen. [Aus Prof. Chiari’s pathologisch-anatomischem Institute an der deutschen Universität in Prag.] (Zeitschr. f. Heilkunde. Bd. XVI. 1894. Heft 1.) Verf. beobachtete bei einer Reihe von Säuglingen aus den ersten Lebenswochen, welche in Gebär- und Findelanstalten interniert waren, daß die Infektion ihres Organismus mit eitererregenden Mi- kroben nicht selten unter den klinischen und anatomischen Er- scheinungen einer akuten oder subakuten Gastroenteritis oder einer kapillaren Bronchitis und Lobularpneumonie zum Ausdrucke gelangte. Als Grund, die vorstehend genannten Erkrankungen in die Gruppe der Septicopyämieen des Neugeborenen einzureihen, sieht Verf. die vollkommene Uebereinstimmung im histologischen und bakteriologi- schen Befunde mit jenen Affektionen, die sowohl klinisch als anato- misch als septicopyämische Infektionskrankheiten gelten. Der histo- logische Charakter der Organerkrankung gelangt in Nekrose der spezifischen Zellen, interstitieller Entzündung und Neigung zu Hämor- rhagie zum Ausdrucke; die mikroskopischen Veränderungen an der Schleimhaut des Magendarmkanals sind selbst bei heftigsten klinischen Symptomen von seiten desselben meist ganz unbedeutende oder können auch vollständig fehlen. 766 Sepsis. — Milzbrand. Bakteriologisch wurden im ganzen 14 Fälle untersucht und dabei aus den verschiedensten OrganeD, am häufigsten und regelmäßigsten aus den Lungen, welche gewissermaßen ein Depot der in den Kindes- körper eingedrungenen Mikroben darstellen, die pyogenen Strepto- und Staphylokokken erhalten. Staphyl. pyog. albus wurde neun- mal allein und zweimal mit Staphyl. aureus zusammen gefunden; Streptococcus pyog. in 3 Fällen, und zwar zweimal allein, ein- mal mit dem B. coli commune zusammen, welch letzteres sich nicht pathogen erwies. Die Pathogenität der gefundenen Eitererreger wurde durch das Tierexperiment festgestellt und erwies sich stets als sehr bedeutend. Die Leichendiagnose dieser Prozesse gründet sich auf die rela- tiv unbedeutenden Veränderungen an der Mucosa des Verdauungs- traktes, die parenchymatösen Degenerationszustände in den Unter- leibsdrüsen , Ekchymosen an den serösen Häuten, Vereiterung der Entzündungsherde in den Lungen, miliare Abscesse und besonders auf das Ergebnis der bakteriologischen Untersuchung. Die Quelle der Infektion ist mit größter Wahrscheinlichkeit in der Luft der Krankenzimmer zu suchen. Die Bahnen, auf welchen das Gift in den Körper gelangt, sind teils die Nabelwunde, teils dringt das organische Virus mit der Nahrung in den Körper ein, oder es wird mit dem Inspirationsstrome den Lungen zugeführt, was der häufigste Modus zu sein scheint. Auf Grund dieser Untersuchungen betrachtet Verf. solche Fälle von scheinbarer reiner Erkrankung des Magen- darmkanales und der Lungen als modifizierte Verlaufsweisen septi- copyämischer Infektion, für welche er den Namen „septische Infek- tion des Säuglings mit gastrointestionalen resp. pulmonalen Sym- ptomen in Vorschlag bringt. Daß daneben auch akute dyspeptische Erkrankungen, sowie genuine Pneumonieen mit spezifischem bakterio- logischem Befunde bei Anstaltskindern zur Beobachtung gelangen, ge- steht Verf. ohne weiteres zu, hält dieselben jedoch für entschieden seltenere und prognostisch günstigere Affektionen. Prophylaktisch kommt außer der wohl überall geübten strengen Asepsis die Hygiene der Anstaltsräume in Betracht. Dieudonnd (Berlin). Werigo, M., Developpement du charbon chez le lapin. D’apres les tableaux micr os copiques du foie et de la rate. (Annales de l’Institut Pasteur. 1894. No. 1.) Nachdem Verf. früher (Annales de PInstitut Pasteur. 1892. Referat : Centralbl. für Bakteriol. Bd. XIII. p. 241) gezeigt hatte, daß virulente Milzbrandbacillen, in das Blut des Kaninchens eingespritzt, ungemein rasch von den weißen Blutkörperchen aufgenommen wurden, wollte er nun erforschen, wie die eingeschlossenen Bakterien wieder frei würden. Zu dem Zwecke wurde die Entwickelung des Milzbrandes beim Kaninchen in allen Stadien verfolgt. Dazu hätten eigentlich alle Or- gane der zu verschiedenen Zeiten getöteten Tiere untersucht werden müssen, da aber dabei eine zu große Anzahl Tiere hätte geopfert werden müssen, beschränkte sich Verf. auf die möglichst genaue Milzbrand. 767 Untersuchung der Leber und der Milz und in einigen Fällen auch der Lunge. Um den Verlauf der Krankheit zu beschleunigen, wurde eine verhältnismäßig sehr große Menge Bakterien in die Ohrvene einge- spritzt; die Tiere wurden 2 1/2, 5, 7 l/2, 8, 10, 20 und 40 Minuten, von da ab stündlich bis zur 21. Stunde, endlich noch 25 1/2, 26 V2 und 27 a/2 Stunden nach der Injektion getötet, außerdem wurde noch ein Tier untersucht, welches nach 28 V2 Stunden der Krankheit erlegen war und eines, welches 19 1/2 Stunden nach der Infektion in Agone getötet wurde. Bei der Untersuchung wurde die Gesamtzahl der Bakterien, die Zahl der in den Leukocyten einge- schlossenen Bakterien und die Zahl der normalen und der degenerierten Bacillen möglichst genau bestimmt. In der Leber sind bereits 7 l/2 Minuten nach der Infektion charakteristische Erscheinungen zu beobachten : Die Endothelzellen der Kapillargefäße zeigen eigentümliche morphologische Veränderungen, welche als eine Reaktion den eingedrungenen Bakterien gegenüber aufzufassen ist. Diese so veränderten Zellen scheinen für den Kampf gegen die Bakterien geeigneter zu sein; Verf. bezeichnet dieselben als „macrophages hepatiques“. In diesen Zellen finden sich eine große Anzahl Bakterien eingeschlossen, welche bereits 7 1/2 Minuten nach der Infektion Degenerationserscheinungen darbieten, ein Beweis für die außerordentlich energische zerstörende Kraft dieser Zellen. Außer- dem ist in dieser Zeit auch in den Leukocyten ein gewisser Prozentsatz (20 — 30 Proz.) der Bakterien eingeschlossen, welche aber viel geringere Degenerationserscheinungen zeigen. Der Verlauf des Milzbrandes läßt sich entsprechend der Zahl der Bakterien in 3 Perioden einteilen: 1) in die der langsamen Abnahme der Bakterien (bis zur 4. Stunde nach der Infektion), 2) das Stadium, während dessen die Zahl gleich- bleibt (bis zur 16. Stunde) und 3) das Stadium der abermaligen Ver- mehrung bis zum eintretenden Tode. Während der zwei ersten Perioden sind alle Bakterien in den „Leberfreßzellen“ und in den weißen Blutkörperchen eingeschlossen , freiliegende Bacillen fehlen vollkommen; diese erscheinen erst im Anfänge der 3. Periode, und in der Agone sowie beim Tode sind alle frei. Im Anfänge der 3. Periode ist eine deutliche Vermehrung der Bakterien zu beobachten, indem diese zu langen Fäden auswachsen. Der Verlauf der Erkrankuug in der Leber ist also folgender: Die in die Blutbahn eingespritzten Bakterien werden von den veränderten Leberzelllen aufgenommen und rasch zerstört. Sämtliche Bakterien, welche in die Leber des Kaninchens kom- men, gehen ihrem unvermeidlichen Untergange ent- gegen. Doch dauert diese Vernichtung in der Leber nicht während der ganzen Krankheit an, schon am Ende der 2. und während der ganzen 3. Periode werden die angeschwemmten Bakterien nicht in dem Maße zerstört wie anfangs und die Bakterien vermehren sich nun im Innern der Zellen, letztere zerfallen, wodurch die Bakterien frei werden und nun die Leber überschwemmen. In der Milz können ebenfalls 3 Stadien im Verlaufe der Krank- heit unterschieden werden, doch geht die Abnahme der Bakterien viel 768 Milzbrand. langsamer vor sich und die Zahl derselben ist auch im 2. Stadium größer als in der Leber; in der 1. Periode sind auch hier sämtliche Bakterien in Zellen eingeschlossen, aber schon während der ganzen 2. Periode werden dieselben frei und in der 3. sind sämtliche frei. Die freien Bacillen sind stets normal, die eingeschlossenen zeigen ausschließlich Degenerationserscheinungen. Der Verlauf der Krankheit gestaltet sich demnach folgender- maßen : Die in die Blutbahn eingespritzten Bakterien werden in der Leber von den Leberfreßzellen aufgenommen und zer- stört, in der Milz geschieht dies viel weniger energisch. Nach kürzerer oder längerer Zeit beginnen einige der lebend ge- bliebenen Bakterien der Milz auszuwachsen und sich zu vermehren. Nun entspinnt sich ein Kampf zwischen den Bakterien und den weißen Blutkörperchen, welche sich massenhaft um die Bakterien sammeln, dieselben aufnehmen und entweder sofort fressen oder in die Leber zur endgiltigen Zerstörung schleppen. So geht es eine mehr oder weniger lange Zeit fort, während der sich stets die Bakterien in der Milz vermehren, von den weißen Blutkörperchen in die Leber verschleppt und hier zerstört werden. Allmählich be- ginnen die Leukocyten zu erlahmen, infolgedessen die Bakterien sich vermehren, frei werden, in das Blut und die Leber gelangen, welche nun auch nach kürzerem oder längerem Kampfe nicht mehr Widerstand genug leistet und von den massenhaft nachdrängenden Bakterien überschwemmt wird, worauf bald der Tod des Tieres eintritt. Vom Gesichtspunkte der Einwirkung der Zellen aus betrachtet, leisten im ersten Stadium alle 3 beschriebenen Arten (Milz- Leber- freßzellen und weiße Blutkörperchen) kräftigen Widerstand den Bak- terien gegenüber, welcher aber nur einige Stunden dauert. Zuerst werden die Zellen der Milz geschwächt, so daß sich die Bakterien in denselben vermehren können. In der 2. Periode wird der Kampf mit den Bakterien von den Lebermakrophagen und den Leukocyten geführt, wodurch die Bakterien auf eine relativ niedrige Zahl beschränkt werden. Im weiteren Verlaufe erlahmen auch die Leukocyten, so daß sich die Bakterien in der Milz und allen Organen vermehren können ; die Leberzellen, welche nun allein gegen die massenhaft andrängen- den Bakterien kämpfen müssen, können nur kürzere oder längere Zeit erfolgreichen Widerstand leisten und nun führen die auf allen Teilen des Schlachtfeldes siegreichen Bakterien rasch den Tod des Organismus herbei. Für diese allmähliche Abnahme der Widerstandsfähigkeit der verschiedenen Phagocytenarten können nun zwei Erklärungen mög- lich sein. Entweder wird dieselbe durch die sich bildenden Toxine der Bakterien hervorgerufen oder aber durch die allmählich größer werdende Virulenz der Bakterien auf dem Wege der natürlichen Auslese, welche eine Art derselben zustande bringt, die geeigneter für den Kampf mit den Phagocyten ist. Wahrscheinlich spielen diese beiden Faktoren zugleich eine Rolle. Dieser geschilderte Kampf spielt sich außer in den untersuchten Organen jedenfalls in sämtlichen anderen ähnlich ab, doch findet die wirksamste Zerstörung in der Leber statt. Baelz’sche Krankheit. — Panophtalmitis. 769 Die vorstehenden Untersuchungen sind nach der Ansicht des Verf’s. ein neuer Beweis für die Bedeutung der Phagocytose. Wenn von anderen Beobachtern keine Bakterien im Innern der weißen Blutkörperchen gefunden werden konnten, so komme dies daher, daß das cirkulierende Blut nur wenig Leukocyten mit eingeschlossenen Bakterien enthalte und dieselben nur ganz kurze Zeit darin gefunden werden ; bei der Untersuchung von Organstücken seien dagegen die- selben stets zu finden. Um dieselbe auch bei anderen Krankheiten nachzuweisen, sei es notwendig, nach der angewendeten Methode zu verfahren. Die Phagocytose genüge vollkommen für eine befriedigende Erklärung der Befunde, ohne daß die chemotaktische Wirkung der Leukocyten dabei eine Rolle spiele. Der eingehenden Arbeit, welche im Laboratorium von Metsch- nikoff begonnen und im „Institute für experimentelle Medizin“ in Petersburg im Laboratorium von Nencki ausgeführt wurde, liegen drei kolorierte Tafeln bei. Dieudonnö (Berlin). Broes van Dort, Ein Fall von Baelz’scher Krankheit. (Dermatolog. Zeitschrift. Bd. I. 1894. Heft 3.) Unter dem Namen der Baelz’ sehen Krankheit versteht der Verf., dem Beispiele Unna’s folgend, ein Krankheitsbild, welches in Ulcerationen der Mundschleimdrüsen besteht. Das Aussehen der Affektion, ihr Lieblingssitz an den Lippen, lassen eine Verwechselung mit syphilitischen Erkrankungen, Ulcus molle, Carcinom und Tuber- kulose sehr leicht erscheinen. Die Affektion ist durchaus gutartig und zeichnet sich aus durch das Fehlen jeder Drüsenschwellung und das Fehlen von Schmerz, sowie durch einen sehr chronischen Ver- lauf, da sie sich selbst überlassen, nach Unna’s Beschreibung von einer Drüse nach der andern übergreift. Van Dort glaubt die Atfektion einer besonderen Infektion zuschreiben zu müssen. In einem Falle trat sie im Rekonvalescenzstadium einer akuten, wohl infektiösen Krankheit auf. Ein sehr gutes Mittel scheint die Jodtinktur zu sein. Bei der mikroskopischen Untersuchung fand sich nur ein Netz von feinen Bindegewebsfasern mit weiten Zwischenräumen , in denen sich viele Leukocyten fanden. Lasch (Breslau). Randolpli, B. L., A case of Panophtalmitis, caused by the Bacillus coli communis. (American Journal of Medical Sciences. CVI. 1893. p. 440.) In einem von einer Verletzung herrührenden Falle von Panoph- thalmitis fand sich, daß der purulente Stoff im Augapfel einen augenscheinlich mit dem Bacillus coli communis identischen Organismus enthielt. Keine anderen Bakterien konnten entdeckt werden. Impfungen mit Reinkulturen in die vordere Augenkammer von Kaninchen erzeugte eine heftige Entzündung, welcher eine teil- weise Undurchsichtigkeit der Hornhaut folgte. Wenn die Impfungen in den Glaskörper gemacht wurden, so ergab sich eine zerstörende Panophthalmitis. Novy (Ann Arbor). 770 Bakterien in den Thränengängen. — Carcinom. Levin^on, J., Etüde cliniquebacteriologique etcritique sur les maladies des voies lacryraales produisant le larmoiement. [These.] 4°. 197 p. Paris 1893. Beschränken wir uns auf den bakteriologischen Teil, so sind nur wenige Arbeiten vorhanden, welche sich mit diesem Gegenstände beschäftigen. Man hat Streptokokken, Staphylokokken und selbst einen eigentümlichen Bacillus angetroffen, durch dessen Weiter- impfung dieselbe Krankheitserscheinung wieder hervorgebracht wurde; der Staphylococcus aureus findet sich stets in der Conjunc- tiva, Bacterium Termo wurde angetroffen. Die Krankheiten der Thränenwege und ihre pathogenen Erschei- nungen sind in zahlreichen Fällen nur Folgezustände von nasalen Affektionen. Leider erfährt man über den eigentümlichen Bacillus nur, daß er noch „indeterminö“ ist, vielleicht aber mit dem fluorescenten Mikroorganismus zusammenhängt, welcher die menschlichen Nasen zu bewohnen pflegt. E. Roth (Halle a. S.). Gribbes, H., On the parasitic na tu re of Cancer. (American Journal of Medical Sciences. Vol. CVI. 1893. p. 1.) Zur Vergleichung wählt der Verf. die Coc cidi u m krankheit der Kaninchen als eine typisch parasitische Krankheit, um daran die hervorgebrachten Veränderungen und das Verhältnis des Parasiten zu dem neugebildeten Gewebe zu studieren. Das Differenzieren des Parasiten von dem Gewebe geschieht vermittelst doppelter Färbung. Die folgenden Farblösungen werden benützt: No. 1 wird hergestellt durch Auflösung von 2 ccm Anilinöl in 10 ccm Alkohol, sodann Ver- dünnung mit destilliertem Wasser zu 100 ccm und Hinzufügung von 2 Proz. Rosanilinsulfat. No. 2 wird auf die gleiche Weise hergestellt, ausgenommen, daß statt des Rosanilinsulfats 1 Proz. Jodgrün zuge- setzt wird. Die in Alkohol gehärteten Schnitte werden etwa 10 Minuten lang in die filtrierte Farblösung No. 1 gestellt. Sie werden dann in Wasser, leicht in gewöhnlichem Alkohol gewaschen und in die Farb- lösung No. 2 gesetzt. Wenn die ursprünglich rote Farbe sich in ein mattes Purpur verwandelt, wasche man in destilliertem Wasser, in gewöhnlichem Alkohol, reinige in Nelkenöl und trage auf Xylol- balsam auf. Mit dieser Methode läßt sich nach dem Verf. zeigen, daß die Parasiten zwischen den Kolumnarzellen der Gallengänge eingekeilt und in keinem Falle innerhalb derselben enthalten sind. Die Er- weiterung des Gallenganges rührt demnach von dem chronischen Reize her, den die Vermehrung desCoccidium oviforme ausübt. Soweit die parasitische Natur des Krebses in Betracht kommt, zieht der Verf. den Schluß, daß die bei einem geringen Prozentsätze von glandulären Carcinomata gefundenen Erscheinungen durch endogene Zellenbildung verursacht werden; daß die große Mehrheit der glan- dulären Carcinome nichts zeigen, was als parasitisch betrachtet werden kann, wenn gehärtet nach irgend einer Methode, welche bei der Anwendung auf normales Gewebe einen typischen Schnitt ergeben wird. Novy (Ann Arbor). Carcinom. 771 Rossi, E., I corpuscoli-fucsina di W. Rüssel. (La Rif. med. 1893. p. 260.) Verf. fand diese von William Rüssel in Krebsgeschwülsten beschriebenen rundlichen, homogenen, 4 — 12 f.i im Durchmesser messenden und sich in einem Gemisch von Fuchsin und Jodgrün in 2 Proz. Karbolsäure rot färbenden Körper in 10 von 14 untersuchten Carcinomen, aber auch in 2 Fällen von Lungentuberkulose und in 1 Falle von Riesenzellensarkom. Er hält sie daher nicht für para- sitäre Gebilde, sondern für Zelldegenerationsprodukte vielleicht hyaliner Art. Kamen (Czernowitz). D’Arcy Power, Some effects of chronic irritation upon living tissues, being first steps in a rational study of cancer. (British med. Journal. 1893. Oct. 14.) Bei dem Studium der Aetiologie des Carcinoms suchte der Verf. zwischen den Veränderungen, welche auf Rechnung chronischen Reizes zu setzen sind, und denen, welche spezifische Eigentümlichkeiten des Krebses sind, zu unterscheiden. Wenn er Haut oder Knorpel von Tieren über Wochen und Monate hin in einem Reizzustande hielt, wozu er meist Jodpräparate benutzt zu haben scheint, so fand er Vakuolenbildung und Oedem der Zellen, Bildung von Zellnestern und Leukocytenansammlungen und bisweilen Schwellungen der benach- barten Lymphdrüsen mit manchen Zeichen wie von Endotheliom- bildung. In zwei Versuchen brachte Verf. Kaninchen Carcinomstückchen in die chronisch gereizte Vagina und fand dann in Epithelzellen ähn- liche Körperchen, wie sie von Ruff er und Anderen beschrieben sind; dieselben waren durchaus verschieden von den durch chronischen Reiz hervorgerufenen Bildungen. Gute Photographieen geben die Belege für die Ausführungen des Verfassers. Abel (Greifswald). Adamkiewicz, Zur Reaktion der Carcinome. (Wiener med. Wochenschrift. 1893. No. 30. p. 1292.) A. wendet sich gegen die Ausführungen Spiegler’s, welcher die Sätze aufstellte, daß die Reaktion der Carcinome stets auf AenderuDgen der Cirkulation beruhe und das Cancroin eine Schäd- lichkeit sei, ohne einen Heilwert zu besitzen. Gegen die erste Be- hauptung führt er an, daß die entzündlichen Reaktionen in den Carcinomen in verschiedenen Zeiten eintreten, also abhängig von dem variablen Verhalten der Herde, nicht von der konstanten Eigenschaft des Mittels sind. Dann aber verschwinde auch ein großer Teil der reagierenden Gebilde, besonders die Lymphdrüsen, ohne jede ent- zündliche Reaktion. Daß das Neurin die Krebszellen tötet und nicht eine Schädlichkeit im Körper, sondern in gewissen Fällen von Heilwirkung ist, dafür führt Verf. mehrere Beispiele an. In einem Falle verschwanden von 13 großen Metastasen 13 infolge des Mittels. Das primäre Lippencarcinom wurde operativ entfernt. Nach einem Jahre war der Zustand nicht verschlechtert. In einem weiteren Falle verschwand ein Drüsenpacket in der Schlüsselbeingrube bei einem operierten Mammacarcinom. Nach 4 Monaten zeigte die rechte Brust- 772 Carcinom und Tuberkulose. — Tierische Parasiten. drüse und Achselhöhle Carcinomknoten ; auch sie verschwanden nach Neurininjektionen. Nach fast Jahresfrist entstand eine Uterusmeta- stase mit Leistendrüsenanschwellung und Ascites. Die moribunde Kranke erholte sich soweit, daß sie umhergehen konnte. Daß die Metastasen nicht durch die Injektionen hervorgerufen seien, ist des- halb auszuschließen, weil die Zeiträume zwischen Injektion und Metustasenauftreten sehr groß waren und immer größer waren, als die Zeiträume der Injektionen bis zum Schwunde der Tumoren und weil zweitens die erste Metastase nach der Operation entstanden war. 0. Voges (Danzig). Strauer, Systematische Blutuntersuchungen bei Schwind- süchtigen und Krebskranken. (Ztschr. f. klin. Med. XXIV. Heft 3. u. 4.) Auf der Frauenabteilung der Gerhardt’schen Klinik zu Berlin unternahm Verf. in Gemeinschaft mit Grawitz Blutuntersuchungen bei Phthisikern und Carcinomatösen, die viel des Interessanten bieten. Es wurden möglichst alle in Frage kommenden Faktoren bei den einzelnen Fällen berücksichtigt, Fieber, Schweiße, ulceröser Zerfall tuberkulöser Produkte, Ernährung u. s. w. und außerdem gleichzeitig die Zahl der roten und weißen Blutkörperchen, der Trockengehalt des Gesamtblutes und des Serums und das spezifische Gewicht er- mittelt. Es ergab sich, daß im allgemeinen bei Tuberkulose, trotz vorgeschrittenen Stadiums und Nachweises von Kavernen die Werte für die Anzahl der roten Blutkörperchen, für den Eiweißgehalt und das spezifische Gewicht des Blutes denen bei gesunden Menschen nahe kommt. Nur wenn die Patienten beständig fiebern und ein Verfall der Kräfte eintritt, sind die entsprechenden Werte herab- gesetzt. Insbesondere nehmen die roten Blutkörperchen mit dem fortschreitenden Marasmus und wenn amyloide Degeneration der inneren Organe sich zur Lungentuberkulose zugesellt, ganz bedeutend ab. Bei Komplikation der Lungenphthise mit Larynstuberkulose macht sich, sobald Stenosenbildung eingetreten ist, wohl infolge venöser Stauung eine Eindickung des Blutes bemerkbar. Bei Carcinomkranken ist die Verschlechterung der Blutzusammen- setzung mit dem Fortschreiten der Cachexie sehr ausgesprochen. Zahl der roten Blutkörperchen, Eiweißgehalt und spezifisches Gewicht sind subnormal, womit eine Vermehrung der Leukocyten Hand in Hand zu gehen pflegt. Endlich ist noch zu erwähnen, daß die roten Blutkörperchen bei der Poikilocytose keine Veränderungen ihrer Form eingehen, während sie bei den späteren Stadien des Carcinoms alle Formen der Tuberkulose aufweisen. Maaß (Freiburg i. B.). v. Linstow, Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Tänien. Mit 2 Taf. (Arch. f. mikr. Anatom. Bd. XLII. p. 442—459.) Verf. beschreibt Taenia ursina n. sp. aus dem Darme von Ursus arctos, aus dem bisher noch keine Tänie bekannt war, sodann Taenia Struthionis Houttoyn, eine Form, die zu dem Subgenus Davainea gehört und im Darme von Struthio mo- Tierische Parasiten. 773 lybdophanes gefunden wurde. Endlich beschreibt v. Linstow die in Corvus corone häufige Taenia serpentulus und führt sie nach der Form der Haken auf eine geschwänzte cysticerkoide Larve in der Leibeshöhle von Geotrupes sylvaticus zurück. Brandes (Halle). Labb6, A., Sur les Coccidies des oiseaux. (Compt. rend. Ac. sc. Paris. T. CXVI. 1893. I. p. 1300—1303.) Die Darmcoccidien der Vögel gehören zu zwei Gruppen; die eine, dem Coccidium perforans der Kaninchen nahestehend, ist bei den Vögeln (Huhn) repräsentiert durch C. te ne 11 um Raill., neben dem noch C. truncatum Raill. und C. globosum n. sp. Vor- kommen — doch sind letztere beiden wahrscheinlich nur Varietäten des C. tenellum; die andere Gruppe ist durch kugelige Coccidien, die 2 gleiche Sporoblasten mit je 4 Sporozoiten bilden, vertreten: Diplospora n. g., während Coccidium bekanntlich 4 Sporen mit je 2 Sporozoiten bildet. Es werden 2 Arten unterschieden: Diplospora Lacazei n.sp. beim Stieglitz (Fringilla carduelis), der Lerche (Al au da arvensis oder arborea?) etc. und Diplo- spora Rivoltae n. sp. beim Fink (Fringilla coelebs), Bunt- specht, Meise u. a. Bei Diplospora Lacazei dauert die Entwicke- lung in der feuchten Kammer 4 — 5 Tage, bei der anderen Art etwa 15 Tage. Die Infektion der Vögel mit Coccidium oder Diplospora ist absolut chronisch und scheint die Tiere nicht zu belästigen ; doch kann man eine akute Erkrankung künstlich hervorrufen, wenn man dem Futter der Stieglitze und Finken bereits entwickelte Cysten von Diplospora beimengt; die Tiere sterben nach 2 — 3 Tagen und man findet massenhaft die jungen Parasiten in den Epithelzellen des Darmes, einige anscheinend in Teilung, andere im Beginne der Encystierung, andere im Zerfall, nirgends aber „Schwärmercysten“! M. Braun (Königsberg i. Pr.). Labb6, A., Dimorphisme dans le dövelop pement des h^mosporidies. (Compt. rend. Ac. sc. Paris. T. CXVI. 1893. I. p. 1209—1210.) Die Untersuchungen betreffen die bekannten endoglobulären Para- siten der Frösche (Drepanidium ranarum) und der Eidechsen (Drepanidium Danislewskyi), bei denen der Autor einen dop- pelten Modus der Reproduktion konstatiert hat, insofern doppelt, als es sich um Ausbildung von Makro- und Mikrosporen handelt. Die Drepa- nidien encystieren sich nicht, sondern der Rest des roten oder weißen Blutkörperchens, in denen diese auch als C y t o z o a oder Gaule ’sche Würmchen bekannten Parasiten leben, bildet eine Art Cystenhülle. Der Kern der Drepanidien teilt sich vielfach und darauf zerfällt das Drepanidium in Makro- und Mikrosporen. Die ersteren, von ver- schiedener Größe, trifft man oft in den Leukocyten der Milz, der Nieren, des Knochenmarkes und der Leber; die in der Zahl von 5—6, manchmal auch von 15 — 20 entstehenden Sporozoiten sind 0,005 — 0,007 mm lang und um ein oder zwei Restkörper gruppiert. XV. Bd. 49 774 Tierische Parasiten. — Pflanzenkrankheiten. Wo Mikrosporen gebildet werden, erreicht das abgerundete Drepa- nidium ranarum 0,020 — 0,025 mm Größe, Drep. Danilewskyi 0,020—0,030 mm, und die Zahl der 0,003—0,005 mm großen, bakterienähnlichen Sporozo'iten beträgt 50 — 60; auch sie sind stets um einen, manchmal um zwei Restkörper gruppiert. Der Autor giebt an, bei den beiden Drepanidienarten eine laterale Konjugation be- obachtet zu haben. Von Interesse ist es nun, daß Mikrosporen ebenso wohl im Frühjahr wie im Herbst, Mikrosporen besonders im Mai und Juni gebildet werden; zu dieser Zeit wird das Blut der infizierten Frösche mit großen Mengen von Sporen belastet und die Erkrankung eine akute. Trotz zahlreicher Untersuchungen auch beiakuterCoccidiose konnte der Autor den von R. und L. Pfeiffer angenommenen doppelten Entwickelungsgang („Schwärmer- und Dauercysten“) der Coccidien nicht finden. M. Braun (Königsberg i. Pr.). Brock, Sandison, Anatomy and physiology of the Bil- harzia comm. (The Lancet. 1893. 3. Sept.) B.’s wesentlichste Befunde sind folgende: Der im Ei liegende Embryo ist überall mit Cilien besetzt, die nur an den Körper- öffnungen fehlen. Die Kaudalöffnung ist wahrscheinlich rudimentär; die Exkretion wird besorgt durch 2 Reihen kranzförmig angeordneter lateraler Oeffnungen. Im Körper läßt sich deutlich ein Verdauungs- und ein Wassergefäßsystem nachweisen; in letzteres eingeschaltet fand B. vorn und hinten je 2 kugelige Organe, an denen er rhyth- mische Kontraktionen beobachten konnte. Die bimförmigen gestielten Massen zur Seite des Magens hält er für muskulöse Stützapparate des Kopfes. Etwa 2 Tage nach der Entleerung des Eies mit dem Urin stößt der Embryo aus den lateralen Oeffnungen eine mit Körn- chen vermischte Flüssigkeit aus, welche schließlich die Schale zum Platzen bringt. Der freie, normal walzenförmige Embryo nimmt in kaltem oder unreinem Wasser die verschiedensten unregelmäßigen Formen an. Seine weitere Entwickelungsgeschichte konnte nicht verfolgt werden. W. Petersen (Zürich). Sorauer, P., Populäre Anleitung für den Landwirt zur Unterscheidung der im Getreide vorkommenden Stein - und Staubbrandarten. (Zeitschr. f. Pflauzenkrankh. 1893. p. 271. 1 Tab.) Von vorwiegend praktischen Gesichtspunkten ausgehend, bespricht Verf. an der Hand von Abbildungen die charakteristischen Unter- scheidungsmerkmale der verschiedenen Stein- und Staubbrandkrank- heiten des Getreides, wobei er auf die anzuwendenden Mittel zur Verhütung der Krankheit genau eingeht. Aus allem geht hervor, daß dem Landwirt die geuauere Kenntnis der einzelnen Arten sehr notwendig ist, da die Gegenmittel recht verschiedene sind. Lindau (Berlin). Brick, C., Ueber Nectria cinnabarina (Tode) Fr. (Jahrbuch der Hamburgischen wissenschaftlichen Anstalten. X. 2. Arbeiten des Botanischen Museums. Hamburg 1893. 14 p.) Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 775 Dieser so außerordentlich schädliche, aber noch viel zu wenig beachtete Parasit verbreitet sich durch seine zahlreichen Sporen, welche in dreierlei Gestalt erzeugt werden: 1) durch einzellige Co- nidien, welche entweder auf Polstern in ungeheurer Zahl entwickelt werden (Tubercularia vulgaris Fr.) oder an den jungen Myce- lien sich bilden können oder durch Sprossung an den Ascosporen und den Conidien selbst entstehen, 2) durch die zumeist 6-zelligen Makroconidien von sichelförmiger Gestalt (Fusisporium Nectriae cinnabarinae), welche vor den einzelligen Conidien auf denselben Polstern ihren Ursprung nehmen und nur unter bestimmten, noch nicht näher bekannten Bedingungen erzeugt werden, und 3) durch die Ascosporen, deren Perithecien eine Anpassung dergestalt zeigen, daß die Sporen zu sehr verschiedenen Zeiten aus ihnen heraus- gelangen. Das Mycel ist im Innern des Holzkörpers den äußerlich sich zeigenden Krankheitssymptomen weit voraus. Beim Absterben der Rinde können ähnliche äußere Krankheitserscheinungen, wie sie bei Nectria cucurbitula (Tode) Fr. und N. d i t i s s i m a Tul. bekannt sind, auftreten, z. B. eingesunkene, abgestorbene Rindenpartieen und getötete Ueberwallungswülste, welche solche Stellen zu über- wachsen versuchten; es sind dies also die Anfänge krebsartiger Bildungen, deren Erzeugung auch durch Nectria cinnabarina bisher noch nicht beobachtet war. Wenn eine Rettung des Baumes oder Strauches versucht werden soll, muß ein sehr weit gehendes und frühzeitiges Zurückschneiden stattfinden. Sonst sind vorbeugende Maßregeln, wie Vermeidung von Wunden, regelrechte Wundbehandlung, Verbrennen der erkrankten Zweige event. Bekämpfungsmaßregeln. Br ick (Hamburg). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Drossbacli, GL P., Methode der bakteriologischen Wasser- untersuchung. (Chemikerzeitung. Bd. XVII. 1893. p. 1483.) Bei der Beurteilung des absoluten Wertes der Trink Wässer will Verf. in erster Linie die Bestimmung der bei Bluttemperatur ent- wickelungsfähigen Keime, insbesondere der fakultativen Anaerobionten, berücksichtigt wissen. Verf. ist bemüht gewesen, ein für den vorliegenden Zweck geeig- netes und bequemes Verfahren der Anaerobenzüchtung ausfindig zu machen und empfiehlt folgenden Modus der Absorptionsmethode: Petrischalen werden auf Drahtdreiecken unbedeckt übereinander ge- schichtet, in einen Dosenexsiccator gestellt, dessen Boden mit einem energisch Sauerstoff absorbierenden Körper bedeckt ist. Als solchen verwendet Verf. Eisenoxydul oder Chromacetat. Das erstere wird dargestellt, indem man auf den Boden des Ex- siccators eine 1—2 ccm hohe Schicht konzentrierter Natronlauge giebt, auf diese die konzentrierte Lösung einer äquivalenten Menge Eisen- 49* 776 Untersuchuugsmethoden. — Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten etc. chlorür vorsichtig schichtet, dann den gut gedichteten Deckel auf- setzt und nun erst die Flüssigkeiten durch stärkeres Umschwenken mischt. Das sich ausscheidende Eisenoxydul kleidet als steifer Brei die Innenwand des Exsiccators aus. Wird eine hinreichende Menge von Eisenchlorür verwendet und die Dose bei jedesmaligem Gebrauche nicht länger, als nötig, geöffnet, so soll die erzeugte Qualität Eisenoxydul für zahlreiche Bestimmun- gen genügen. Noch energischer und schneller als Eisenoxydul soll Chrom- acetat den Sauerstoff absorbieren. Zur Darstellung des letzteren wird statt der Natronlauge eine konzentrierte Lösung von Natriumacetat verwendet, auf welche eine unfiltrierte, vorher mit Zn + HCl bis zur rein blauen Färbung reduzierte, konzentrierte Lösung von rohem Chrom sesquichlorid geschichtet wird. Busse (Berlin). Lanz, Ein neues Verfahren der Gonokokkenfärbung. (Deutsch, med. Wochenschrift. 1894. No. 9.) Das zur Untersuchung bestimmte Sekret wird in der üblichen Weise am Deckglase angetrocknet. Letzteres kommt darauf für 1/g — 2 Minuten in 20-proz. Trichloressigsäure, wird demnächst in Wasser abgespült, mit der beschickten Fläche mit Methylenblau- lösung (30 ccm Wasser, 1 — 2 Tropfen 5-proz. KHO-Lösung, gesättigte alkoholische Farblösung bis zum Eintritte dunkelblauer Farbe) ge- legt, nach 3—5 Minuten wieder mit Wasser gespült, getrocknet und mit Kanadabalsam auf dem Objektträger befestigt. Die Gonokokken sollen bei diesem Verfahren besonders scharf hervortreten und sich von den Zellen deutlich abheben, da die letzteren durch die Ein- wirkung der Trichloressigsäure auffallend durchsichtig werden. Sehr schöne Ergebnisse soll nach Beendigung der Methylenblaufärbung eine Kontrastfärbung mit Bismarckbraun (x/4 — 1j3 Minute) liefern. Kübler (Berlin). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Pettenkofer, 31. v., Maßregeln gegen die Cholera hier, die sanitären Verhältnisse der Irrenanstalten, S i echenhä u s e r, A r bei t s h äu ser , Gef a n gen- und Straf- anstalten. Gutachten des k. Obermedizinal-Ausschusses. (Münch, med. Wochenschrift. 1894. No. 10.) Der von der Cholerakommission aufgestellte Fragebogen bezüg- lich der sanitären Verhältnisse obengenannter bayrischer Anstalten wurde von 42 derselben beantwortet. Das Ergebnis dieser Unter- suchung darf im ganzen als ein erfreuliches bezeichnet werden. Von großem Interesse ist das Auftreten von Erkrankungen an Cholera und Abdominaltyphus in den verschiedenen Anstalten. Von 42 waren Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 777 bloß 8 ein Schauplatz der Cholera, davon 5 in München. Die Zahl der von Ab dom in al typ h us frei geblienenen beträgt einige 20. Sehr lehrreich ist die relative Häufigkeit von Cholera- und Typhus- fällen in früherer und jetziger Zeit in diesen Anstalten, worin sich der Einfluß der Assanierung der Anstalten unwiderleglich ausspricht wie z. B. im Zuchthause Kaisheim. Hier zeigte die Frequenz der Typhusfälle eine große Abhängigkeit von der Jahreszeit; als Beleg dafür, daß die Typhusfrequenz hier ebensowenig wie die in München vom Trinkwasser abgeleitet werden darf, ist anzuführen, daß mit Einführung der Quellwasserleitung der Typhus nicht sofort ver- schwand, sondern das Aufhören desselben eine Nachwirkung der Assa- nierung des verseuchten Bodens war. Wie in Gefängnissen zeigt sich auch in Krankenhäusern, daß die während Cholera- und Typhusepidemieen vorkommenden Hausinfek- tionen nicht kontagionistisch aufzufassen und nicht vom Trinkwasser abzuleiten sind. Eines der schlagendsten Beispiele ist das Kranken- haus links der Isar in München. Bei allen Typhus- und Cholera- epidemieen, welche München gehabt, zeigte sich bis in die neuere Zeit das Krankenhaus als ein Infektionsherd für seine Krankenbe- völkerung und Krankenpfleger. Weder in München noch in einer der anderen Anstalten des Königreiches konnte eine Abhängigkeit der Typhus- und Cholera- bewegung vom Wasser im Sinne der kontagionistischen Trinkwasser- theorie nachgewiesen werden. Das Wasser kann Träger von Infek- tionskeimen sein, ohne daß sein Genuß infiziert, wenn solche Keime nicht in der nötigen Menge darin enthalten sind; da nun nach allen bisherigen Untersuchungen Typhus- und Chlolerakeime im Wasser nur in äußerst geringer Menge gefunden wurden, so ist anzunehmen, daß diese Keime, wenn sie auch durch Wasser ins Haus kommen, da immer noch eine Brutstätte finden müssen, auf welcher sie sich bis zum nötigen Grade der Konzentration und Virulenz vermehren können. Vom rein praktischen Standpunkte aus betrachtet, tritt deutlich hervor, daß die lokale Assanierung, wozu auch reines Wasser gehört, das beste Schutzmittel ist, und daß man kontagionistischer Maßregeln nicht bedarf. Man hat den Typhus aus München entfernt, ohne Typhuskranke zu isolieren, ohne zu desinfizieren. Zum Schlüsse spricht Verf. den Wunsch aus, daß man wie in England auch in Deutschland mehr der lokalistischen als der konta- gionistischen Lehre folge und nicht nutzlos die persönliche Freiheit, Handel und Wandel bedrücke. Dieudonn6 (Berlin). Issaeff, Un te r s uch u n ge n über die künstliche Immuni- tät gegen Cholera. (Zeitschrift für Hygiene und Infektions- krankheiten. Bd. XVI. H. 2. p. 287—328.) In dem Wirrwarr der sich überstürzenden Arbeiten über die Choleraimmunität der Meerschweinchen erscheint eine neue Arbeit Verf.’s welche uns über manche Punkte die einfachsten Aufklärungen giebt. Der Verf. geht ein auf die das gleiche Thema besprechenden Arbeiten anderer Autoren und kommt auf Grund zahlreicher Ver- 778 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungs hemmung etc. suche zu folgendem Ergebnis. Wir sind imstande, durch intraperi- toneale oder subkutane Injektion von Blutserum normaler Menschen, sowie auch durch Injektion der verschiedensten sauren, wie alkalischen, wie neutralen Flüssigkeiten Meerschweinchen gegen eine nachfolgende Injektion von Cholerabacillen resistenter zu machen. Diese Wider- standsfähigkeit ist aber äußerst schwach und vorübergehend, und ist nicht identisch mit der durch Behandlung mit lebenden Cholera- kulturen erzielten Immunität der Meerschweinchen. Die Meer- schweinchen, welche gegen Cholera vacciniert sind, erlangen trotz hoher Unempfänglichkeit gegen die Infektion mit lebenden Vibrionen- kulturen keinerlei Widerstandsfähigkeit gegen die toxischen Produkte der Choleravibrionen und besitzt demgemäß auch das Blut keine antitoxischen Eigenschaften. Die maximale Choleratoxindosis, welche die immunisierten Meerschweinchen vertragen können, ist um nichts größer, als die der Kontrolltiere und nur etwas größer als die Maximaldosis des von ihnen gerade noch vertragenen intraperitoneal injizierten lebenden Choleravirus. Die durch mehrfache Injektionen mit lebenden Cholerakulturen vorsichtig immunisierten Meerschwein- chen besitzen spezifische, sehr stark ausgesprochene immunisierende und in gewissem Sinne auch heilende Eigenschaften. In der näm- lichen Weise verhält sich auch das Blut von Menschen, welche sich in der Cholerarekonvalescenz befinden. In letzterem Falle treten diese Merkmale erst gegen Ende der 3. Woche nach der Erkrankung hervor und verschwinden wieder nach 2 — 3 Monaten vollständig. Untersucht wurde im ganzen das Blut von 8 Personen. Es stellte sich heraus, daß die Schutz Wirkung, die durch In- jektion von Bouillon, Kochsalzlösung, Nucleinsäure, Tuberkulin, mensch- lichem Blutserum, Harn etc. hervorgerufen wird, gegenüber einer nachfolgenden Cholerainfektion lediglich in der Einwanderung massen- hafter Leukocyten in die Bauchhöhle und demgemäß in der Phago- cytose ihre Ursache hat. Verf. konnte durch Entnahme der Perito- nealflüssigkeit mit einer feinen Glaskapillare diese Vorgänge genauer verfolgen. Läßt man jedoch den Leukocyten Zeit, nach gethaner Arbeit wieder in den Körper zurückzuwandern, so sind die Tiere gegen eine nachfolgende Cholerainfektion nicht mehr und nicht weniger geschützt, wie andere nicht vorbehandelte Kontrolltiere. Die Phagocytose ist — wenn auch vorhanden — so doch nicht der ausschließlich maßgebende Faktor bei der wirklichen, nur durch Cholerakultureninjektion hervorzurufenden Choleraimmunität, sondern es müssen andere Faktoren mit im Spiele sein, welche die immuni- sierten Tiere befähigen , auch nach Ablauf der Phagocytenreaktion sich wirksam gegen das Choleragift zu schützen. O. Voges (Danzig). Pfeiffer, R. und Issaeff, Ueber die Spezifizität der Cho- leraimmunisierung. [Vorläufige Mitteilung aus dem Institut für Infektionskrankheiten in Berlin.) (Deutsche med. Wochenschr. 1894. No. 13.) Nachdem in neuerer Zeit, insbesondere durch Klein, Hueppe und So b er n heim, Mitteilungen geworden sind, aus welchen hervor- Schutzimp fung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 779 geht, daß man mit vielen anderen Bakterienarten Meerschweinchen gegen intraperitoneale Cholerainfektion immunisieren kann, geben Verff. darauf eine kurze Zusammenstellung ihrer Versuchsresultate, indem sie sich die Publikation der ausführlichen experimentellen Belege Vorbehalten. 1) Es ist nicht möglich, einen dauernden Schutz gegen Cholera mit anderen als mit echten Choleravibrionen zu erzielen. Während Meerschweinchen nach Vorbehandlung mit echten Cholerakulturen noch 3 Monate später gegen die intraperitoneale Einverleibung der Koch’schen Bacillen geschützt sind, erliegen Meerschweinchen, welche mit Typhus, Proteus, Bacterium coli, Pyocyaneus immunisiert sind, 10 — 15 Tage nach der letzten Vorbehandlung, so- wie die dadurch bedingten peritonealen Reizungserscheinungen ab- gelaufen sind, der Wirkung der Choleravibrionen wie die Kontroll- tiere. Umgekehrt zeigen mit Cholera immunisierte Meerschweinchen keine Immunität gegen irgend eine der vorbenanDten Bakterienarten, wenn die Infektion 10 — 15 Tage nach der letzten Vorbehandlung mit Cholerabakterien ausgeführt wird. 2) Das Serum von Meerschweinchen, welche mit Cholerakulturen vorbehandelt sind, schützt, wenn es in kleinen Dosen (0,1 ccm) 24 Stunden vorher subkutan injiziert wird, gegen die intraperi- toneale Einspritzung einer für Kontrolliere absolut tödlichen Dosis von Cholerabakterien. Dagegen hat das Serum von Tieren, welche gegen Proteus, Typhus, Bact. coli, Pyocyaneus, Diphtherie und Tetanus immunisiert sind, selbst in erheblich größerer Dosis, nicht diese schützende Kraft gegenüber der Cholerainfektion. 3) In neuerer Zeit sind durch das Peptonverfahren aus dem Wasser sowie aus menschlichen Dejektionen vielfach Vibrionen ge- züchtet worden, welche mit den Cholerabakterien die Cholerarot- reaktion und die Tierpathogenität gemeinsam haben. Es ist den Verff. gelungen, unter diesen Vibrionen eine ganze Reihe von Arten durch ihr biologisches Verhalten bei der Immunisierung von den echten zu unterscheiden. So sind z. B. Meerschweinchen, welche gegen Cholera immunisiert sind, nicht geschützt gegen die krank- machenden Wirkungen des Vibrio Metschnikowi und verwandter Vibrionenarten, andererseits vermögen Meerschweinchen, welche eine starke Immunität gegen den Vibrio Metschnikowi erworben haben, der intraperitonealen Injektion der Choleraerreger nicht zu widerstehen. Sehr scharfe spezifische Unterschiede treten hervor, wenn man mit dem Serum von choleraimmunen Tieren gegen eine andere Bakterienart zu schützen versucht und umgekehrt. Auf diese Weise haben sich ganz sicher von der Cholera diffe- renzieren lassen alle diejenigen Vibrionen, welche durch ihre Patho- genität für Tauben schon längst verdächtig waren. Es gehört hier- her der Vibrio Metschnikowi selbst, eine den Verff. vor einem Jahre aus Paris zugesandte angebliche Cholerakultur, die von Weichselbaum gezüchtete Kultur (siehe R. Pfeiffer, Studien zur Choleraätiologie. Zeitschr. f. Hygiene. Bd. XVI. p. 282), der Vibrio danubicus und andere mehr. Nicht zur Cholera gehörig erwiesen sich ferner die von Dunbar aus dem Elbwasser gezüchteten 780 Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. leuchtenden Vibrionen. Dagegen verhielten sich nach jeder Richtung wie echte Cholerabakterien beispielsweise die in Nietleben aus der Wasserleitung während der bekannten Choleraepidemie gewonnenen Vibrionen, ferner Kulturen, die aus am 15. Oktober 1893 entnom- menen Proben des Rohwassers auf Filter C und D in Stettin ge- züchtet sind. Ger lach (Wiesbaden). Sobernlieim , Experimentelle Untersuchungen über Choleragift und Choleraschutz. [Aus d. hygien. Institut zu Marburg.] (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. XIV. p. 485.) Die Ergebnisse der Untersuchungen lassen sich nach Verf. etwa in folgenden Sätzen zusammenfassen: Gehen Meerschweinchen nach intraperitonealer Injektion von lebenden Cholerakulturen zu Grunde, so findet man bei der Sektion die Bakterien regelmäßig im peritonitischen Exsudate, fast ausnahms- los im Darminhalte, öfters, allerdings in sehr wechselnder Menge, im Blute. Es handelt sich hierbei nicht um einen rein infektiösen Pro- zeß, vielmehr spielt auch das toxische Moment eine wesentliche Rolle. Es gelingt mit abgetöteten Kulturen — in entsprechend größerer Menge — die Thiere unter gleichen Erscheinungen wie nach Injektion lebender Kulturen zu töten. Die hierbei in Frage kommenden Giftstoffe stehen, wie Pfeiffer gefunden, in enger Be- ziehung zu der Leibessubstanz der Bakterien und sind auch in den Filtraten älterer Bouillonkulturen nachweisbar. Sie werden durch mehrstündiges Einwirken höherer Temperaturen nicht zerstört. Bei intrastomacbaler Einführung erweisen sich erhitzte und lebende Cholerakulturen etwa gleich wirksam. Schutzimpfungen gegen den intraperitoneal erzeugten Choleraprozeß sind durch lebende, abge- tötete und filtrierte Cholerakulturen, sowie durch das Serum immuni- sierter Tiere erfolgreich durchzuführen. Gegenüber dem per os er- zeugten Prozesse erweisen sich alle diese Immunisierungsversuche als unzureichend. Der bei Meerschweinchen zu erzielende Choleraschutz beruht auf wahrer „Immunität“. „Giftfestigung“ ist dabei nicht vorhanden. In Uebereinstimmung hiermit steht die Thatsache, daß im Reagenzglase das Blutserum immunisierter Meerschweinchen den Cholerabakterien gegenüber hochgradig baktericide Eigenschaften äußert, welche dem normalen Meerschweinchenserum fast vollkommen abgehen. G e r 1 a c h (Wiesbaden). Abbott, A. C., The results of inoculations of milk cows with cultures of the Bacillus diphtheriae. (The Journal of Pathology and Bacteriology. Vol. II. 1893. p. 35.) Der Verf. wiederholte die Versuche Klein’s (s. diese Zeitschrift. Bd. VII. p. 788) betreffs der Impfung von Kühen mit dem Ba- cillus diphtheriae und kam zu etwas verschiedenen Ergebnissen. Zwei Kühe wurden benützt, jede mit 1 ccm einer Bouillonkultur des Bacillus. Eine derselben starb 16 Tage nach der Impfung und die andere wurde am 20. Tage getötet. Der nach Klein’s Be- schreibung an Euter und Zitzen nach den Impfungen erscheinende Ausbruch wurde an keinem der Tiere beobachtet, und zu keiner Zeit Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 781 Heß sich etwas Abnormales an diesen Organen bemerken. Die Milch beider Kühe zeigte trotz sorgfältiger Prüfung nicht die Anwesenheit des Bacillus diphtheriae. Bei der Autopsie fehlten die von Klein beschriebenen pathologischen Verletzungen der inneren Organe. Der Bacillus diphtheriae war in verhältnismäßig großer An- zahl in den Geweben vorhanden, doch fand sich die Klein’sche lädenartige Form nicht vor. Novy (Ann Arbor). Pane, N., Ripristinamento della virulenzadel diplo- bacillo pneumoniae mediante il virus carbonchioso. (La Rif. med. 1894. p. 238.) P. hatte gelegentlich zahlreicher Versuche die Wahrnehmung gemacht, daß, wenn man Kaninchen Milzbrand- und Pneumocccus- blut oder virulente Kulturen der beiden Mikroorganismen geichzeitig injiziert, die Tiere beiläufig in demselben Zeiträume wie an einfacher Milzbrand- oder Pneumcoccu sinfektion eingehen. Bei der Autopsie fanden sich jedoch nur Zeichen von Pneumococcus- septikämie; von Milzbrandbacillen konnte in den meisten Fällen entweder keine Spur oder nur einzelne degenerierte, keine Färbung mehr annehmende Exemplare gefunden werden. In einer zweiten Serie von Versuchen wurden teils avirulente, teils abgeschwächte Pneumococcus kulturen zu ähnlichen Im- pfungen wie in der ersten Reihe verwendet. Die Tiere gingen an Pneum o c o c c u s septikämie zu Grunde, wenn auch mit einer gewissen Verzögerung (in 3—5 Tagen). Doch konnte durch fortge- setzte Impfungen schon beim dritten Tiere derselbe Zeitpunkt des Todeseintrittes erzielt werden, wie bei Impfungen mit vollvirulenten Kulturen. Es läßt sich daher auf diese Weise dem Pneumococcus, welcher nach einem längeren sapropbytischen Wachstume seine Virulenz eingebüßt hat, dieselbe wieder rück verleihen. Kamen (Czernowitz). Bergmann, J., Ein neuer Vorschlag zur Prophylaxe gegen Diphtherie. (Allgemeine mediz. Centralzeitung. 1894. No. 1.) Verf. bespricht zunächst die Unzulänglichkeit der bisherigen Prophylaxe gegen Diphtherie, er weist die prophylaktische Tonsillo- tomie und die Gurgelwässer zurück und macht uns dann mit seinem neuen, von ihm entdeckten und mit dem stolzen Namen Diphtheri- cidium belegten Mittel bekannt. Dieses Mittel besteht aus Pastillen, welche 2 mg Thymol, 2 cg Natrium benzoicum und 0,015 Saccharin enthalten und sind diese 3 Mittel durch eine Verbindung von Gutta- percha und Damaraharz zu einer festen Masse verbunden. Die Kinder sollen diese Pastillen kauen und ist der Verf. der Meinung, daß gerade diese von ihm gefundene Methode in ganz hervorragender Weise wirken muß. In zwei Fällen von Angina ohne Belag konsta- tierte er einen entschieden günstigen Erfolg. Zum Schlüsse seiner Arbeit wendet sich Verf. noch gegen die Ausführungen von Szana, welcher das Desinfiziens in einer konsistenten, jedoch im Speichel sich lösenden Masse (Zucker) geben will und betont, daß seine 782 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. Methode eine ungleich bessere ist, obwohl er selber zugiebt, daß die von ihm angestellten bakteriologischen Untersuchungen wesentlich nur dasselbe ergaben, wie die von Szana. Im übrigen werden wir aber durch die Mitteilung dieser bakteriologischen Untersuchungen, welche allein ein Maßstab für die Beurteilung der Sache sein könnten, in keiner Weise belästigt. O. Voges (Danzig). Vulpius, Kritische Bemerkungen und praktische Er- fahrungen über das Antidiphtherin Klebs. [Aus der chirurgischen Universitätsklinik in Heidelberg.] (Dtsch. med. Wochen- schrift. 1894. No. 6.) In dem ersten Teile seiner Abhandlung unterzieht der Verf. die von Klebs über die Wirkung seines Antidiphtherins veröffentlichten Mitteilungen einer Prüfung. Wenn die Beeinflussung von Diphtherie- kulturen in vitro von Klebs als Beweis für die Heilkraft des Präparats verwertet worden ist, so vermißt Verf. eine Angabe der Umstände, welche es ermöglichten, auszuschließen, daß die Wirksamkeit des Mittels in diesem Falle seinem Gehalte an Orthokresol (0,2 °/0) zuzuschreiben war. Der Auffassung von Klebs, daß das Antidiphtherin vermöge seines feindlichen Verhaltens gegenüber den lebenden Bacillen Heilerfolge erziele, widerspricht es zudem, daß er als Beweis für die Wirk- samkeit Versuche an Tieren mitteilt, welche mit Diphtherietoxinen und demnächst mit subkutanen Injektionen des Antidiphtherins be- handelt worden waren. Die Bereitwilligkeit Anderer zu Versuchen mit dem Mittel wird durch den Mangel einer Mitteilung über dessen Einfluß auf Lunge und Magen herabgesetzt, da seine Anwendung unter Umständen durch intratracheales Einträufeln erfolgt oder sein Verschlucken in einer Dose von mehreren Grammen nach sich zieht. Die gewöhnliche Anwendungsweise durch Pinselung beruht auf der keineswegs erwiesenen Voraussetzung, daß Bacillen von virulenter Beschaffenheit nur auf den Pseudomembranen der Kranken vorhanden sind, in deren übrigen Körper aber fehlen. Der von Klebs be- sonders hervorgehobene Umstand, daß die Membranen sich bei An- wendung des Antidiphtherins nicht auflösen, sondern von ihrer Unter- lage abstoßen und dann eine glatte Schleimhaut zurücklassen, hat nichts Auffallendes, da der gleiche Erfolg vom Verf. auch nach Pinse- lung mit 10°/0iger Salzsäure erreicht wurde. Den Nachweis, daß die Bacillen in den gepinselten Membranen abgestorben waren, hat Klebs dagegen nicht geführt. Von den 13 von Klebs mit Antidiphtherin behandelten Fällen einer mittelschweren Epidemie, welche sämtlich geheilt wurden, waren nur 6 durch bakteriologische Untersuchung als Diphtherie diagnostiziert. Nur in einem der- selben trat eine prompte Entfieberung nach Anwendung des Mittels ein , „zweimal war der Temperaturabfall kein eklatanter , zweimal wurde bei fieberfreien Rekonvalescenten gepinselt , bei einem hoch- fiebernden Manne fehlte bedauerlicherweise eine Notiz über den weiteren Temperaturverlauf.“ Von den übrigen Fällen schließt Verf. 2, in denen es sich der von Klebs gegebenen Beschreibung nach um Angina follicularis gehandelt habe, und eine Scharlachdiphtherie von der Beurteilung aus ; es bleiben dann noch 4 Kranke, an denen Neue Litteratur. 783 nur 2 nach Einleitung der spezifischen Behandlung rasch entfiebert waren. Das ungünstige Urteil, welches Yerf. hinsichtlich der Klebs- schen Behandlungsart auf Grund der vorstehend wiedergegebenen Erwägungen fällte, fand eine Bestätigung in dem Ausfälle von Heilversuchen in 19 in der chirurgischen Universitätsklinik zu Heidelberg behandelten Fällen von Diphtherie Die Diagnose war auch hier nicht immer durch bakteriologische Untersuchungen ge- stützt worden, wurde indessen durch den schweren Verlauf der Er- krankungen und durch Sektionsbefunde gesichert. Das Anti- diphtherin wurde mit einem langen Haarpinsel zunächst auf die Tonsillen und den weichen Gaumen demnächst nach gründlicher Reinigung und Desinfektion des Instruments auf die Schleimhaut des Kehlkopfs aufgetragen, bezw. in schwächerer Lösung in die Tracheal- kanäle eingeträufelt. Bei Kindern machte die Anwendung des Ver- fahrens stets Schwierigkeiten; Würgbewegungen und Erbrechen haben vermutlich nicht selten Teile der eingebrachten Flüssigkeit wieder herausbefördert, ehe sie in die Membranen eingedrungen waren. Eine Aenderung des Fieberverlaufes wurde unter der Behandlung in der Regel nicht beobachtet; die Pseudomembranen blieben meistens unverändert und verschwanden nur selten ausnahmsweise rasch. Mehrmals wurde eine Neubildung oder Ausbreitung der Beläge be- obachtet. In wiederholt gründlich mit dem Antidiphtherin behandelten Membranen fanden sich später wachstumsfähige Diphtheriebacillen. Von den 19 Kranken starben 10, also mehr als 50 °/0, während von anderer Seite die Sterblichkeit bei Diphtherie überhaupt auf 48,7 °/0 berechnet worden ist. K übler (Berlin). Neue Litteratur zusammengestellt vou De. Aethue Wüezbueg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. 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Pilze und Schwämme 10. Das Stärkmehl. 11. Zucker und Honig. 12. Oel. 13. Konservierte Nahrungs- mittel vegetabilischen Ursprungs. 14. Kindermehle. — III. Die alkoholischen Getränke. 1. Der Wein. 2. Das Bier. 3. Der Obstwein. 4. Branntwein. 5. Schaumwein und Likör. — IV. Genussmittel, welche keinen Alkohol enthalten. 1. Das Kochsalz. 2. Der Essig. 3. Die Gewürze. 4. Der Tabak. 5. Thee. 6 Kaffee. 7. Kakao und Chokolade. 8. Koncentrierte Süssstoffe (Saccharin, Dulcin). — Begister. Frommannsche Hucndruciterei (Hermann Pohle) in Jena. (0^- ^kLBU Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit GA Holt. Prof. Dr. Leoctot m Professor Dr. Loefler ln Leipzig In Greifswald herausgegeben von Dr. O. TJhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. XY. Band. -O- Jena, den 25. Mai 1894. -<^ No. 21. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. -Je— Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Ueber eine transitorische Varietät vom Choleravibrio. [Aus dem hygienischen Institute der Universität Rom.] Von A. Celli und S. Santori. Während der sehr leichten Choleraepidemie im letzten Sommer und Herbste1) wurden 44 Fälle eingehend unter dem bakteriologischen Gesichtspunkte studiert, und 12mal fanden wir hierbei eine Vibrionen- art, die wir der Kürze halber Vibrio romanus2) nennen, und hier summarisch beschreiben. 1) In 128 Tagen, vom 3. VIII. bis zum 9. XII., hatte man 107 Fälle und 45 Choleratote. 2) Wir hielten es für nützlich, diesen Namen anzuwenden, um nicht beständig zur Bezeichnung dieses Vibrio Umschreibungen anwenden zu müssen. XV. Bd. 50 790 A. Celli und S. Santori, 1. Morphologische Merkmale. Die charakteristische Kommaform beobachtet man selten und fast nur in den Kolonieen auf Plattenkulturen. In diesen Fällen ist der Vibrio romanus durch Größe, Krümmung, Bewegung etc. vollkommen identisch mit jenem von Koch. Im allgemeinen jedoch ist die Form des Vibrio romanus ziemlich verschieden von letzterem; die Kommata sind lang, dick, wenig färbbar, mit ab- gerundeten Extremitäten und mit zahlreichen Vacuolen : mit großer Leichtigkeit geben sie lange Spirillen und Involutionsformen. 2. Verhalten auf den gewöhnlichsten Nährsubstraten und biologische Eigentümlichkeiten. Fleischgelatine. — Die Stichkulturen bieten keineswegs den charakteristischen Anblick der Cholerakulturen. Nach 48 Stunden, bei einer Temperatur von 18 — 24 °, erlangt man entweder gar keine Entwickelung oder nur eine lineare mit kleinen Körnchen, die längs der ganzen Strecke der Nadel verteilt sind, und ohne irgend ein Anzeichen zur Blasenbildung. Erst nach 4 — 5 Tagen beobachtet man eine sehr beschränkte Fluidifikation an den Oberflächen. Plattenkulturen. — Auf den mit Fleischgelatine gemachten Platten beobachtet man keine Entwickelung vor 36—48 Stunden. Manchmal, nach 8 — 10 Tagen, bemerkt man sehr kleine Kolonieen; oft jedoch sind schon am 3. Tage die Kolonieen vollkommen identisch mit jenen des Koch 'sehen Vibrio. Fleischbouillon. — Alle Kulturen sind immer steril ge- blieben, sowohl wenn sie im Thermostaten bei 37 0 gehalten werden, als wenn man sie bei der Zimmertemperatur von 19—24° beließ. Peptonisiertes Wasser 1 Proz. — Die Röhrchen, im Thermostaten bei 37 0 gehalten, bleiben steril : jene hingegen, die man bei der Zimmertemperatur von 18 — 24° beließ, beginnen nach 36 — 48 Stunden eine sehr leichte Trübung zu zeigen, welche sich von Tag zu Tag vermehrt. Nach 4 — 5 Tagen bemerkt man an den Oberflächen der Flüssigkeit hin und wieder ein ziemlich dickes, zackiges Häut- chen. Behandelt man diese Röhrchen mit Schwefelsäure, so erlangt man keinerlei Reaktion. Die Thatsache, daß einige Vibrionen sich weder in Fleischbouillon, noch bei der Temperatur von 37 0 entwickeln, ist schon von Anderen beobachtet worden (Sanarelli a. a. 0.). Peptonisiertes Agar mit Fleischbouillon. — Alle Strich- kulturen sind steril geblieben, sowohl wenn man sie im Thermostaten bei 37° hielt, als auch bei der Zimmertemperatur (18 — 24°). Peptonisiertes Agar ohne Fleischbouillon. — Die in den Thermostaten von 37° gebrachten Strichkulturen sind immer steril geblieben; jene, die in der Umgebungstemperatur verblieben (18 — 24°), bieten eine regelmäßige Entwickelung. Auch unter den von Sanarelli isolierten Vibrionen (a. a. 0.) sind einige, welche dieselbe Eigentümlichkeit haben; d. h., während sie sich in Agar mit Fleischbouillon keineswegs entwickeln, wachsen sie hingegen normal in Agar ohne Bouillon. Ueber eine transitorische Varietät vom Choleravibrio. 791 Alkalialbumine. — Deycke1 *) lobt dieses Nährsubstrat sehr, welches übrigens nichts anderes ist, als die gewöhnliche Gelatine, die das Alkalialbumin an Stelle des Fleiches besitzt. Deycke bediente sich dieses Substrates , um die Kolonieen des Cholera- vibrio von jenen anderer Mikroorganismen, die sich im Darme finden, zu unterscheiden. Der Vibrio romanus, in Alkalialbumin kulti- viert, entwickelt sich in derselben Weise wie in der gewöhnlichen Fleischgelatine. Kartoffeln. — Auf gewöhnlichen schwachsauren Kartoffeln erlangt man keine Entwickelung, weder bei der Temperatur von 37 °, noch bei der Umgebungstemperatur. Alkalinisiert man die Kartoffeln, indem man sie entweder eine Stunde hindurch in einer Lösung von Kalilauge (0,25 Proz.) kochen oder sie in einer Lösung von Kali- karbonat erkalten läßt, so erlangt man immer eine üppige Ent- wickelung von dem charakteristischen Aussehen des Koch ’schen Vibrio. Auch hier jedoch versteht es sich von selbst, daß die Kartoffeln nicht in den Thermostaten gebracht werden, sondern bei der Zimmer- temperatur zu belassen sind. Bei der mikroskopischen Prüfung be- obachtet man die gewöhnlichen involuten, dicken, langen und schlecht färbbaren Formen. Kuhmilch 2 Stunden hindurch bei Wasserdampf sterilisiert. — Man bemerkt keine Veränderung, kein Gerinnen. Die in den Thermostaten bei 37 0 gebrachten Röhrchen bleiben steril ; die anderen zeigen bei der Prüfung wenige Vibrionen. Säurebildendes Vermögen. — In allen in den oben- genannten Substraten erlangten Kulturen beobachtete man niemals die Bildung von Säuren: dies wird außer von den sensiblen Papieren, auch von dem Fehlen des Gerinnens der Milch bewiesen. Fügt man zu dem peptonisierten Wasser Laktose zu 1 Proz., so erlangt man eine Entwickelung wie in einfachem peptonisiertem Wasser, jedoch ohne Bildung von Milchsäure und auch von anderen Säuren. Reduzierendes Vermögen. — In den Kulturen, welche in Gelatine, die leicht mit Methylenblau gefärbt wurde, gemacht worden waren, erlangte man die Entwickelung, obgleich mit einer gewissen Schwierigkeit: die Färbung wird nicht im geringsten modifiziert. Diese Thatsache, wie jene des Fehlens des Häutchens, dient dazu, zu beweisen, wie diese Vibrio Varietät nicht jene große Begierde nach Sauerstoff hat, wie der Koch’sche Vibrio. Pathogenes Vermögen. — W7ir verwandten Meerschweinchen vom mittleren Gewichte von 350 — 400 g und tödteten sie nur, wenn wir ihnen in die Bauchhöhle 8 — 10 ccm einer Kultur in peptonisiertem Wasser, die 48 Stunden bei der Umgebungstemperatur verblieb, einführten. Diese Kulturmenge (8 — 10 ccm), die not- wendig ist, um ein Meerschweinchen zu töten ist sehr groß im Ver- gleich mit jener (U2 — 1 ccm) der Koch’schen Vibrionen, und giebt 1) Dey cke , Ueber einen neuen elektiven Nährboden für Cholerabacillen. (Deutsch, med. Wochenschr. 1893. 14. Sept.) 50* 792 A. Celli und S. Santori, uns ein gutes Recht, anzunehmen, daß in den Meerschweinchen das krankheitserregende Vermögen dieser Varietät fast Null ist. 3. Wirkung der gewöhnlichsten physikochemischen Agentien *). Wirkung der langsamen Austrocknung am Lichte und im Dunkeln. In eine Kultur in peptonisiertem Wasser, die man 48 Stunden hindurch bei der Zimmertemperatur sich entwickeln ließ, haben wir sterilisierte Seidenfäden eingeführt und sie darin 6 Stunden belassen. Alsdann, nachdem man diese Fäden auf zwei sterilisierte Platten gelegt, ward eine davon dem diffusen Lichte auf einem Fenster- brette ausgesetzt; die andere Platte hielt man im Dunkeln. Die Temperatur schwankte zwischen 12 — 24°. Um über den Tod der Mikroorganismen Gewißheit zu haben, führte man die Fäden in flüssige Gelatine ein, welche dann auf die Scheiben gegossen wurde. Wirkung der langsamen Austrocknung am Lichte. Dauer des Experiments 1 2* Tage 3** 4 5 Vibrio romanus .... + + 1 - — — Cholera vibrio + + + — — Wirkung der langsamen Austrocknung im Dunkeln. Dauer des Experiments 1* Tage 2* 3** 4 5 6 Vibrio romanus .... + + T — — — Choleravibrio • . . . . + + + + + — * Die Fäden sind noch feucht. ** Die Fäden sind anscheinend ausgetrocknet. Wirkung der rapiden Austrocknung. Die völlige Austrocknung der mit der Kultur eines Mikroorganis- mus getränkten Fäden erfordert immer eine gewisse Zeit, und es ist nicht leicht, genau den Moment zu kennen, in welchem der innere Teil des Fadens völlig getrocknet ist. Um deshalb die Wirkung der rapiden Austrocknung zu beobachten, haben wir eine Platinöse einer Kultur in peptonisiertem Wasser genommen, und nachdem sie sorg- fältig auf dem Boden einer Petri’ sehen Schalen verstreut worden, be- wegten wir sie schnell an der Luft. In einer Minute ist das Tröpfchen ausgetrocknet. Präpariert man auf diese Weise mehrere Schalen und bringt nach mehr oder weniger Zeit flüssige Gelatine hinein, so findet man, wie sehr die Mikroorganismen der Austrocknung widerstanden haben. 1) Um über den Wert dieser Experimente mit mehr Genauigkeit zu urteilen, hielten wir es für angebracht, vergleichsweise die Wirkung dieser physikochemischen Agentien auf den Vibrio romanus und auf einen der charakteristischsten Koch’ sehen cholera- erzeugenden Vibrionen, den Pasquale in Neapel isolierte, zu studieren. Ueber eine transitorische Varietät vom Choleravibrio. 793 Dauer des Experiments 15' 20' 25' 30' 45' Vibrio romanus .... + + | Choleravibrio + + + 1 + — Kombinierte Wirkung der Austrocknung und der hoben Temperaturen. Die wie oben präparierten Fäden auf sterilisierte Platten gelegt, sind in den Thermostaten eingeführt worden, der bei verschiedenen Temperaturen gehalten wurde. Die Austrocknung ist immer in den ersten 5 — 10 Minuten vor sich gegangen. Bei der Temperatur von 37°. Dauer des Experiments 15' 30' 45' 60' 75' 90' 2 Stunden Vibrio romanus + + + + + — — Choleravibrio + + + . + + + — Bei der Tempera tur von 37 °. Dauer des Experiments 15' 30' 45' 60' Vibrio romanus . + + — — Choleravibrio + + + — Bei der T em p e ratur von 38°. Dauer des Experiments 15' 30' 45' 60' Vibrio romanus . + — — — Cholera vibrio . . . + + — — Kombinierte Wirkung der Austrocknung und des Sonn enlicbtes. Die in derselben Weise präparierten und auf eine sterilisierte Platte gelegten Fäden sind dem direkten Sonnenlichte ausgesetzt worden (Temperatur 25 —34°). Dauer des Experiments 3' 5' 10' 15' 30' j 45' Vibrio romanns .... + + — — - 1 - Choleravibrio + + + + + 1 " Einfache Wirkung des Sonnenlichtes. Um die Fäden feucht zu halten, ließ man beständig peptonisiertes Wasser darauf tropfen (Temperatur 25 — 34°). 794 A. Celli und S. Santori, Ueber eine transitorische Varietät etc. Dauer des Experiments 15' 30' 45' 60' 75' Vibrio romanus .... + + — — — Choleravibrio + + — — — Wirkung der hohen Temperaturen auf Kulturen in peptonisiertem Wasser. Die Kulturen, welche man 48 Stunden hindurch bei der Zimmer- temperatur sich entwickeln ließ, sind im Warm wasserbade gehalten worden. Bei der Temperatur von 40°. Dauer des Stunden Experiments 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Vibrio romanus . + + + + + + — — — Choleravibrio . . + + + + + + + + + Wirkung der verwesten Substanzen. Da die Wirkung der verwesten Substanzen sich je nach den verschiedenen Perioden der Verwesung in sehr verschiedener Weise manifestiert, so ist die Resistenz der Vibrionen sowohl in den im Beginne der Verwesung sich befindenden Substanzen, als in jenen seit langer Zeit verwesten studiert worden. I. Man bringt die gewöhnlichen Fäden in Kölbchen, welche Wasser und Fleischstückchen enthielten, ließ dann das Ganze bei der Zimmertemperatur: Nach 7 — 9 Tagen beobachtet man das Ver- schwinden der Vibrionen. Dies gilt ohne Unterschied sowohl für den Vibrio romanus wie für den Vibrio Neapel. II. Bringt man statt dessen die Fäden in Kölbchen, welche seit 2—3 Wochen in Verwesung begriffenes Fleisch und Wasser ent- halten, so findet man den Vibrio romanus und den Vibrio Neapel bis nach 20 — 30 Tagen unterschiedslos wieder. Zusammenfassung der Resultate. Während der letzten Choleraepidemie in Rom isolierten wir unter 44 genau studierten Fällen 12mal einen Vibrionen (Vibrio ro- manus) mit den folgenden wichtigsten Kennzeichen : Er giebt nicht die Indolreaktion, wirkt bei den Tieren nicht pathogen, wächst nicht bei 37°, weder in Bouillon noch in Agar, noch macht er die Milch gerinnen. Er würde also fast all der notwendigen Charakteristika ermangeln, damit man ihn unter die choleragenen Bacillen einrechnen könnte, und wir würden ihn mit den Kriterien Koch’s1) gewiß nicht für choleragen halten können, wenn wir ihn nicht isoliert hätten, und manchmal fast in reiner Kultur, von den Faeces von 12 zweifellos cholerakranken Individuen, von denen 3 starben. Es handelt sich also um eine untypische Form des l) Der augenblickliche Stand der Choleradiagnose. (Zeitschrift für Hygiene etc. Band XIV. 1893.) M. Rechtsamer, Ueber die feinen Spirillen in Dejektionen Cholerakranker. 795 Cholerabacillus, welche analog ist jenen Formen, die in der Um- gebung von verschiedenen Beobachtern isoliert wurden, eine Form, die zum erstenmal, und zwar reichlich in den Cholerakranken ge- funden wurde. Es ist sodann wichtig, daß die Merkmale, welche unseren Vibrio vom typischen Chol er a vibrio unterscheiden, nicht alle permanent sind. Und in der That, obwohl auch heute (8 Monate, nachdem der Vibrio in unserem Institute kultiviert wurde) die obengenannten kulturellen Kennzeichen sich verloren haben, da der Vibrio sich in Bouillon und in Agar entwickelt und die Indolreaktion giebt, ist jedoch das pathogene Vermögen auch heute fast Null. Diese Rück- kehr der kulturellen Merkmale zum Typus , welche vom bak- teriologischen Gesichtspunkte interessant sein kann, beweist gleich- falls, daß es sich in unserem Falle um eine transitorische Varietät des Vibrio cholerae asiaticae (Koch) handelt. Im Vergleiche mit einem typischen Choleravibrio, der von Pasquale in Neapel isoliert wurde, widersteht er weniger der lang- samen Austrocknung bei diffusem Lichte und im Dunkeln, der rapiden Austrocknung, der Austrocknung bei erhöhter Temperatur, der Aus- trocknung bei direktem Sonnenlichte, bei der Temperatur von 40° C. Können diese Thatsachen zusammen mit der schon angeführten Ab- schwächung der Giftigkeit dazu beitragen , die spärliche Ver- breitung der Cholera in der letzten Epidemie zu erklären ? Natürlich kann man nur mit ähnlichen Beobachtungen bei anderen Epidemieen antworten ; und bis heute wissen wir nur, daß in den diarrhöischen Faeces eines Kranken während der letzten Cholera in Altona Vog- ler1) einen Vibrio gefunden hat, welcher auch die Indolreaktion nicht giebt und bei dem Tierversuche nicht pathogen ist. Auf jeden Fall resultiert auch aus unseren Beobachtungen, daß man die bakteriologische Diagnose der Cholera nicht immer stellen kann, wenn man sich zu streng an die von Koch aufgestellten Normen hält. Rom, 5. Mai 1894. Ueber die feinen Spirillen in Dejektionen Oholerakranker. Von M. Rechtsamer in Tiflis. In No. 7 (Bd. XV) dieses Centralblattes berichet Dr. Abel über den Befund feiner Spirillen in den Dejektionen von fünf Cholera- 1) Ueber einen neuen, im diarrhöischen Stuhle gefundenen Vibrio. (Deutsche med. Wochenschr. 1893. No. 33.) 796 M. Rechtsamer, kranken. Er weist hierbei auch auf die Befunde von Kowalski (Wiener klinische Wochenschrift. 1893. No. 49) welcher diese Spirillen in elf Fällen gesehen hatte, hin. Mit Recht nimmt der Yerf. an, daß schon Klein1) „nicht unwahrscheinlich“ denselben Gebilden begegnet ist, solche aber nur fälschlich als Geißeln der Cholerabacillen gedeutet hat. Leider ist mir eine Notiz über Kowalski’s Befunde nicht in die Hände gekommen und erst die Abel’ sehe Mitteilung veranlaßt mich, dasjenige weiteren Kreisen zugänglich zu machen, was hier im Kaukasus schon während der Choleraepidemie 1892 in betreff dieser Frage erhoben worden ist. Ich halte mich bei der folgenden Dar- stellung also zunächst daran, was gelegentlich kurzer Choleraberichte anfangs von mir in Gemeinschaft mit Dr. Haudeli n 2) und später von mir allein3) in der Kaukasischen medizinischen Gesellschaft im Jahre 1892 vorgetragen und demonstriert wurde. Anknüpfend ge- langen dann die diesbezüglichen, in der genannten Gesellschaft an- geregten Diskussionen zur Sprache, schließlich soll mit wenigen Worten der Erfahrungen aus der kleineren Epidemie des Jahres 1893 Erwähnung geschehen. Ich habe — während der Choleraepidemie 1892 — den Darm- inhalt von beinahe 200 Cholerakranken untersuchen müssen. Die mikroskopische Untersuchung wurde an mit Gentiana oder Fuchsin gefärbten Trockenpräparaten vorgenommen, und man konnte fast in jedem Falle neben Kommabacillen eine Menge blasser, feiner Spirillen beobachten, die teils einem S romanum ähnlich aussahen, teils längere Fäden mit größerer Anzahl von Windungen darstellten. Von den bekannten Spirillen des Vibrio cholerae asiaticae unter- schieden sich solche Fäden dadurch, daß sie, abgesehen von ihrer blässeren Färbung, ihrer zuweilen auffallenden Feinheit, ihrer häufig sehr bedeutenden Länge, niemals eine Spur von Gliederung zeigten und stets aus Windungen zusammengesetzt waren, deren jede einen viel größeren Bogen, dafür aber von geringerer Krümmung beschrieb, als man es bei den echten Choleraspirillen zu beobachten pflegt. In Reinkulturen waren die Gebilde nicht zu erhalten, wenigstens nicht auf unseren gewöhnlichen Nährböden, obgleich sie z. B. in Bouillon (nach Schottelius) noch im Laufe einiger Tage sich nach weisen ließen. In letzterem Falle fand man sie sowohl in Präparaten aus den oberen Schichten der Bouillon neben Kommabacillen, als in Prä- päraten aus den unteren Schichten neben anderen Mikroorganismen- arten. Die Mengen der eigentümlichen Spirillen in Präparaten, welche direkt aus Darminhalt angefertigt waren, schwankten in ziemlich weiten Grenzen, es stellte sich hierbei auch die merkwürdige That- sache heraus, daß diese Mengen dem Quantum der Kommabacillen in entgegengesetzter Richtung entsprachen: je mehr Spirillen, um so weniger Kommabacillen und umgekehrt. Im Beginn der Epidemie pflegte das Verhältnis wohl mehr zu Gunsten der Kommabacillen 1) Dieses Centralblatt. Bd. XIV. No. 19. 2) Protokoll der Kaukasischen medizinischen Gesellschaft vom 1. September 1892. 3) Protokoll vom 18. Dezember 1892. Ueber die feiuen Spirillen in Dejektionen Cholerakranker. 797 sich zu gestalten, zum Schlüsse aber bekam ich gerade die Spirillen zuweilen in enormen Mengen zu sehen, selbst quasi in Reinkultur. In einem der 44 von mir sezierten Fälle konnte ich folgendes kon- statieren : Im Dünndarme beinahe Reinkultur von Kommabacillen, im Dickdarme beinahe Reinkultur der Spirillen. Und dennoch ließen sich gerade diese Gebilde nicht weiter züchten! Auch im gefärbten Trockenpräparate entziehen sie sich viel schneller dem Auge des Be- obachters, als andere Mikroorganismenarten, weil sie mit der Zeit ziemlich schnell abblassen und nur bei erneuten Tinktionen sichtbar zu machen sind. Dies sind ungefähr die Angaben, die von m i r und Dr. H a u d e 1 i n , resp. von mir allein in zwei Sitzungen der Kaukasischen medizini- schen Gesellschaft (September und Dezember 1892) mit Bezug auf die eigentümlichen Spirillen im Darminhalte Cholerakranker mitgeteilt und durch Demonstrationen erhärtet wurden. In den Diskussionen, die sich hieran anschlossen, bestätigte Dr. S accharoff die von uns erhobenen Befunde aus seinen Erfahrungen, und Dr. Finkeistein, welcher die Spirillen in 28 von 29 Fällen gesehen zu haben erklärte (in Dejektionen sowie in Bouillon nach Schottelius), wies sogar darauf hin, daß er bei Anwesenheit unserer Spirillen immer auch Kommabacillen erwartete, was sich stets auch bewahrheitete. Dr. Rüden ko, der noch Fälle außerhalb des Kaukasus — in Trans- kaspien — zu untersuchen hatte, erklärte, auch dort diese Spirillen gesehen zu haben, nur sollen letztere nicht vom Beginne der Epidemie, sondern erst später aufgetreten sein und zwar dann schon in großer Anzahl in den betreffenden Fällen. Merkwürdigerweise hat aber Dr. Lunkewitsch, welcher um dieselbe Zeit in Transkaspien thätig gewesen ist, in 34 Fällen zweifelloser Cholera keine Spirillen auf- finden können. Dr. Mont will behauptet, in seinen eigenen Dejek- tionen sehr lange Spirillen mit circa 20 Windungen konstatiert zu haben und doch soll er nicht an Cholera gelitten haben. Einstimmig wird in den Diskussionen zugegeben, daß unsere Spirillen in der Litteratur beinahe gar nicht erwähnt sind, speziell mit Bezug auf ihr Vorkommen im Darminhalte Cholerakranker. So lasse sich z. B. van Ermengem (in seiner Monographie über die Cholera) nur mit wenigen Worten über diese Gebilde aus, und Fürbringer1) be- richtet gelegentlich der Mitteilung eines tödlichen Falles, den er aller- dings der Cholera nostras zurechnet, über Spirillenbefunde, ohne hierbei auch auf die kürzeste Beschreibung einzugehen. Was die Deutung und die Bedeutung unserer Befunde anlangt, so muß ich mit Dr. Abel zunächst die Annahme von der Hand weisen, daß wir es mit Geißeln der Cholerabacillen zu thun gehabt haben. Als diese Annahme während der Diskussion in der Kauka- sischen medizinischen Gesellschaft geäußert wurde, mit der Bemer- kung, daß die Geißeln, z. B. infolge der Einwirkung unserer Medi- kamente, gewisse Veränderungen erlitten haben könnten, hielt ich dem, abgesehen von den Abel’ sehen ähnlichen Erwägungen, die 1) Fürbringer, Tödlicher „choleraverdächtiger“ Fall etc. (Deutsche medizinische Wochenschrift. 1892. No. 34.) 798 M. Rechtsamer, Ueber die feinen Spirillen in Dejektionen Cholerakranker. Thatsache entgegen, daß die Spirillen von mir sowohl nach als vor der Verabreichung irgend welcher Medikamente beobachtet worden sind. Ob nun diese Spirillen aber dennoch kausal mit der Cholera etwas zu thun haben, wage ich auch gegenwärtig nicht auszusagen und wiederhole nur das, worauf schon 1892 nachdrücklich von mir hingewiesen wurde. Wir stehen hier jedenfalls vor einem sonderbaren Faktum, und, möge man zu dessen Erklärung die eine oder die andere Hypothese geltend machen, behaupten will ich für meinen Teil bloß die Angabe, daß solche Spirillenbefunde, soweit meine Erfahrungen sich erstrecken, lediglich bei Cholerakranken Vorkommen. Allerdings darf ich, be- sonders nach den während der kleineren Epidemie 1893 von mir ge- sammelten Beobachtungen, nicht auch die Behauptung aufstellen, daß diese Spirillenbefunde bei allen Cholerakranken Vorkommen. Ich habe nämlich im Jahre 1893 den Darminhalt von nur über ein Dutzend Fällen untersucht und bloß in der Minderzahl der letzteren die Spi- rillen sehen können. Andererseits muß ich aber hinzufügen, daß auch die Kommabacillen in Präparaten direkt aus Darminhalt nur selten mit Sicherheit zu diagnostizieren waren und dann lediglich durch die Koch’ sehe Peptonmethode schnell zum Vorschein zu bringen waren. Für unsere Spirillen besitzen wir nun eben gar keine Kultur- methode. Aus diesem Grunde sind wir nicht berechtigt, uns auch darüber strikte auszusprechen, inwiefern dieselben mit den im Munde (Spirochaete dentium) resp. mit ev. in normalen Fäces (nach Escherich) nachzuweisenden Gebilden zu identifizieren seien. Wir gelangen also zu folgenden Schlußsätzen: 1) Gleich Kowalski in Ungarn und Hamburg, Abel in Pom- mern und nicht unwahrscheinlich Klein in England hat man schon 1892 im Kaukasus (und in Transkaspien) bei Cholerakranken eigen- tümliche Spirillenfunde gemacht, die wenigstens mikroskopisch kaum von denjenigen der eben genannten Autoren zu unterscheiden sind. Im Gegensätze zu Abel hat man bloß hier diese Spirillen in Bouillon nach Schottelius sich einige Tage lang erhalten sehen. 2) Die Spirillenbefunde während der Epidemie 1892 waren bei uns sehr konstant (weniger im Jahre 1893) und kamen wohl nur bei Cholerakranken vor. 3) Man hatte es hierbei jedenfalls nicht mit losgerissenen Geißeln zu thun, sondern mit Mikroorganismen, deren Identifizierung — weil Kulturversuche bisher erfolglos waren — der Zukunft Vorbehalten bleibt. Aus demselben Grunde dürfte die Frage nach der Bedeutung dieser Gebilde beim Choleraprozesse vielleicht nicht so ohne weiteres zurückzusetzen sein. Immerhin handelt es sich um eine sehr merk- würdige Erscheinung, die gerade bei der Cholera in so auffallender Weise aufgetreten ist und noch gar keine plausible Erklärung er- fahren hat. Tiflis, im März 1894. M. W. Beyerin ck, Ueber Thermotaxis bei Bacterium Zopfii. 799 Ueber Thermotaxis bei Bacterium Zopfii. Von 31. W. Beyerinck. Das Resum6 von Herrn Abel in Greifswald eines Vortrages von den Herren Boyce und Evans1) über präsumierten Geotro- pismus bei Bacterium Zopfii veranlaßt mich, Folgendes mitzu- teilen : Im Februar des Jahres 1888 isolierte Professor Wysman in meinem Laboratorium Bacterium Zopfii aus einem Muster „schwarzen Leims“, welches eingesandt war durch die Gelatinefabrik zu Delft, um die Ursache der Färbung, welche eine Fabrikkalamität war, festzustellen2). Als wir B. Zopfii auf Fleischpeptongelatine kultivierten, bemerkten wir sofort das sonderbare federartige Wachs- tum, welches Herr Abel nach den Untersuchungen der englischen Forscher beschreibt. Zunächst war uns die .Ursache völlig uner- klärlich und auch wir dachten an Geotropismus. Eine genauere Forschung stellte jedoch heraus, daß es sich hier um eine außer- ordentlich große Empfindlichkeit für Wärmedifferenzen handelt. Das Wachstum wird dadurch derart beeinflußt, daß die „Strahlen“ genau auf diejenigen Stellen, welche am wärmsten sind, gerichtet sind und sich dorthin fortbewegen. Das Merkwürdige da- bei ist, daß die aus den eigentümlichen Bakterienkonglomeraten und -Bündeln bestehenden Strahlen in die Gelatine hineinwachsen, obschon B. Zopfii dieselbe nicht verflüssigt. Durch richtiges Anbringen von Wärmequellen kann man die Federstrahlrichtung innerhalb der Gelatine willkürlich abändern. Das Hineindringen von B. Zopfii in die Oeffn ungen des tierischen Körpers dürfte, nach meiner Ansicht, auf ihrer Thermotaxis beruhen. Seit dem Jahre 1888 habe ich das Bacterium in Reihenkulturen fortgezüchtet und noch immer besitzt es seine erstaunliche Empfind- lichkeit, wenn es auf Fleischwassergelatine gezüchtet wird. Das Bacterium ist geeignet, um kleine, aber konstante Tem- peraturdifferenzen, welche in einem Thermostaten herrschen, durch seine Wachstumsrichtung genau nachzuweisen, indem es, wie ein Bündel von Zeigefingern, die Stelle der höchsten Temperatur an- deutet. Delft, den 21. April 1894. 1) Dieses Centralblatt. Bd. XV. 1894. p. 568. 2) Man vergl. meinen Aufsatz : Lebensgeschichte einer Pigmentbakterie. (Botan. Zeitung. Bd. 1891. p. 705.) 800 E. Perroncito, Ueber die Entwickelung der Taenia mediocanellata. Ueber die Entwickelung der Taenia mediocanellata. [Kgl. medizin. Akademie zu Turin. Sitzung vom 9. Februar 1894.] Von Prof. E. Perroncito in Turin. Dieser Tage hatte ich Gelegenheit, eine wichtige Beobachtung zu machen, welche, wenn sie einerseits zur Bestätigung dessen dient, was ich bereits im Jahre 1877 *) und in meinem Buche über die Parasiten 1 2) gesagt habe, andererseits neue Daten zur progres- siven Entwickelung unserer Darmtänien bringt. Es handelt sich um eine Dame, welche mit Taenia medio- canellata behaftet war und am 6. Januar d. J. infolge ärztlicher Verschreibung irgend ein Elektuarium und hierauf ein Infusum von Kamala in Fenchelwasser und Cognac genommen hatte, wodurch sie einige Meter eines nach ihrer Erklärung nach vorn hin sich ver- jüngenden Str obilus entleerte. Es gelang jedoch nicht, auch den Kopf abzutöten; dieser blieb vielmehr mit den kleineren Ringen im Darm und erzeugte daselbst eine neue Portion von Taenia medio- canellata. Als die Dame gewahr wurde, daß sie noch nicht ge- heilt sei, wandte sie sich an einen anderen Arzt, welcher ihr ein Bandwurmmittel nach meiner Formel verschrieb. Diesmal entleerte sie den ganzen Parasiten in der Länge von 1,20 m, bestehend aus etwa 490 sämtlich unreifen Gliedern. Die ersten 170 nach dem Kopfe massen insgesamt 80 mm, die übrigen 1,12 m. Wenn man nun annimmt, daß das erste Mal an dem den Kopf tragenden Halbstück einige 60 Proglottiden von insgesamt kleinerer Länge als 3 cm haften blieben, so hätten wir 420 Proglottiden, ent- sprechend einer Länge von 117 cm, welche sich in beiläufig 32 Tagen gebildet hatten, was einer täglichen Bildung von etwa 36V2 mm in Länge oder einer Anzahl von rund 13 Proglottiden entsprechen würde. Ich halte es für angezeigt, hier zu bemerken, daß ich im Jahre 1877 nach genauen Beobachtungen ausgerechnet hatte, daß eine reife Taenia mediocanellata von 69 Tagen einen mittleren täglichen Zuwachs von 72 mm mit einer Bildung von Proglottiden 13,43 im Mittel und pro Tag aufwies. Wenn man diese Beobachtungen mit jenen der letzten Tage vergleicht, so hätte man die Bestätigung einer mittleren Entwicke- lung von 13 und einem Bruchteil von Proglottiden pro Tag, sowohl für die reife als für die unreife Taenia mediocanellata, während für letztere die Zunahme an Größe (Länge) fast weniger als die Hälfte wäre. Dies bewiese, was übrigens selbstverständlich 1) Esperimenti sulla produzione del cisticercus nelle carni dei bovini, e sullo sviluppo della tenia mediocanellata. Torino 1877. 2) I parassiti dell’ uomo e degli animali utili. Milano 1882. Einar Lönnberg, Ueber eine neue Tetrabothriumspecies etc. 801 ist, daß das Maximum des Längenwachstums und der allgemeinen Entwickelung in dem zweiten Monate fällt, d. h. in den Zeitraum, wo der Parasit seinen Organismus vollenden muß und zur Reife ge- langt, so daß, während man im ersten Monate einen täglichen mittleren Zuwachs von 3 cm Länge hat, im zweiten Monate eine fortschreitende Länge von 14 cm pro Tag und eine entsprechende und verhältnismässige Größenzunahme der Glieder beobachtet 1 ). Ueber eine neue Tetrabothriumspecies und die Ver- wandtschaftsverhältnisse der Ichthyotänien. Von Dr. Einar Lönnberg in Upsala. Im November 1892 gelang es mir, im Darme eines Trionyx ferox einige Cestoden zu finden, die einer kurzen Beschreibung wert sein dürften. Das Wirttier hatte ich in Lake Apopka in Orange County, Florida, gefangen, wo diese Schildkröte sehr zahlreich ist. Ueber die Cestoden, die in Schildkröten schmarotzen, ist außerordent- lich wenig bekannt und über diejenigen der Trionychiden , soviel ich mich erinnern kann, gar nichts. Da die Lederschildkröten für sich eine Gruppe altertümlicher Tiere vorstellen, war es natürlich von Interesse, zu untersuchen, ob auch ihre Parasiten ursprünglicher Gestalt sind oder nicht. Ich habe deshalb mit einer gewissen Spannung die Untersuchung vorgenommen. In meinem Tagebuche finde ich das Folgende aufgeschrieben: „Im Darme von einem Trionyx nicht wenige Cestoden, meist junge Strobilen. Sie haben einen quer abgestutzten Skolex mit vier rundlichen Sauggruben, kein Rostellum. Bei den jüngeren ist der Skolex von der Strobila wie bei einem Tetrabothrium wohl begrenzt, bei den älteren ist dies weniger der Fall. Zwischenform zwischen Taenia und Tetra b othrium (? !).“ Auf den konservierten Exemplaren ist aber der Skolex immer deutlich abgegrenzt und von flach kugelförmiger Gestalt. Die Oeffnung der Bothrien ist vorwärts und seitlich gerichtet. Der Durchmesser der vorderen Skolexfläche beträgt etwa x/2 mm. Die Gliederung der Strobila ist deutlich, aber nicht besonders scharf ausgeprägt. Die längsten Strobilen waren etwa 3 — 4 cm und ihre größte Breite ein wenig mehr als 1 mm. Da die Art sicher noch nicht beschrieben ist, schlage ich für sie den Namen Tetrabothrium trionychinum vor. Bezüglich des anatomischen Baues des Skolex finden wir sogleich, daß die Bothrien in ihren Strukturverhältnissen denjenigen von 1) Die Veröffentlichung obiger Mitteilung ist leider in unliebsamer Weise ver- zögert worden. Ked. 802 Einar Lönnberg, (Tetrabothrium) D ipl ob o thrium affine Lönnberg1) recht ähneln. Sie sind folglich vom umgebenden Gewebe wohl begrenzt und die kräftigen Radialfasern, zwischen welchen man Kerne und Zellen sieht, bilden ihre Hauptmasse. Es giebt aber auch andere Muskeln wie Ringmuskeln in den Lippen und peripherische Fasern an der Membrana limitaus u. s. w. Andere kräftige Muskel- systeme durchkreuzen den Skolex und verbinden die Botbrien unter sich und mit der Grenzmembran. Die Geschlechtsorgane dieser Art ähneln denjenigen bei den von mir früher untersuchten Diplo- bothrien (D. affine und simile). Die Zahl der querovalen Hoden- bläschen ist sehr groß. Sie nehmen die Mitte der Proglottis ein. Das Vas deferens ist wenigstens in späteren Stadien dicht zusammen- geknäuelt. Der Cirrusbeutel ist ziemlich groß, aber dünnwandig. Seine Gestalt ist beinahe cylindrisch, seine Lage transversal, nahe dem Vorderrande der Proglottis. Die Geschlechtsöffnungen sind un- regelmäßig alternierend. Der innere Teil des Penisrohres oder der Ductus ejaculatorius ist im Ruhestadium zusammengeknäuelt und recht dickwandig. Querschnitte durch dasselbe zeigen , daß seine innere Fläche mit kleinen Stachelchen bekleidet ist, die jedoch nicht auf allen Präparaten gleich gut sichtbar sind. Das Penisrohr ist auch von kräftigen Rings- und Längsfasern und außerhalb dieser von einer Zellenlage umgeben. Gegen die äußere Mündung erweitert es sich sehr beträchtlich und füllt das Lumen des Beutels aus, so daß es hier nicht gebogen sein kann. Seine Wand ist aber hier noch besser entwickelt und es giebt außerdem eine peripherische Zellenlage. Ich habe hier aber keine Stachelchen beobachtet. Die Vagina öffnet sich vor dem Penis. Ihr erster Teil ist mit dem Cirrusbeutel parallel und die Wand ist da innerhalb der Mündung mit kräftigen Rings- muskeln versehen. Von da biegt sie nach hinten ab und läuft mit zahlreichen, aber kurzen Windungen in der Mitte der Proglottis nach dem Hinterende der Proglottis, wo sie hinter dem großen Ovarium noch einige Windungen macht. Hier liegt auch eine nicht unbeträcht- liche Schalendrüse und hier treten gleichfalls die Dottergänge zu. Dagegen habe ich bei dieser Form den Pintner’schen „Schluck- apparat“ an der Insertion der Vagina in das Ovarium nicht be- obachten können. Die Dotterstöcke sind wie bei den übrigen Tetra- bothriden follikulär2) und peripherisch. Ich habe schon vorher die Frage aufgeworfen, ob diese Form phylogenetisch alt ist. Es scheint mir, als ob diese Frage mit einem „Ja“ beantwortet werden könnte, und ich glaube, daß sie zwei Gruppen von Cestoden verbindet, die bisher als weit getrennt aufgeführt wurden, ich meine die Ichthyotänien und die Tetrabothrien. Von eigenen Untersuchungen war es mir schon längst klar, daß die Ichthyotänien keine wahren Tänien darstellten. Die Untersuchungen 1) Vergl. Lönnberg, Anat. Stud. Skand. Cestod. II. (Kgl. Sv. Vet. Akad. Handl. Bd. XXIV.) 2) Dies ist natürlich ein primäres Verhältnis, da es bei den Trematoden gleichwie bei den einfacheren Cestoden wiedergefunden wird. Ueber eine neue Tetrabotbriumspecies etc. 803 von Kraemer1) haben dies vollkommen bestätigt. In Wahrheit haben die Fischtänien mit den anderen Tänien nicht viel mehr als die Form der Sauggruben gemeinsam. Dagegen sind so viele andere Merkmale da, die auf die Tetrabothrien hinzeigen, daß wir ohne Bedenken die Fischtänien in die Familie der Tetrabothrien unter dem Gattungsnamen Ichthyotaenia2) überführen können. Für ein solches Verfahren sprechen sehr viele Thatsachen, aber vor allem der Bau der Geschlechtsorgane. Bei Ichthyotaenia wie bei Tetra- bothrium öffnet sich die Vagina neben und vor dem Cirrusbeutel, die Organisation von diesem , wie die Windungen von jener ist in beiden diesen Gattungen übereinstimmend. Die peripherische Lage und die follikuläre Form der Dotterstöcke vereinigt gleichfalls die erwähnten Genera sehr nahe und trennt sie von den verschiedenen Gattungen der wahren Tänien. Daß die Proglottiden bei Ichthyo- taenia und Tetrabothrium (wie auch bei den Tetrabothriden im allgemeinen) nicht so scharf von einander getrennt sind, d. h., daß die Strobilation bei ihnen auswendig weniger ausgeprägt ist, im Gegensatz zu dem Verhältnisse bei den Tänien, muß auch nicht vergessen werden. Der große, stark entwickelte Skolex von Tetra- bothrium war bis jetzt die einzige scharfe Grenze zwischen ihm und der Ichthyotaenia. Hier aber vermittelt Tetrabothrium trionychinum (vergl. oben!) den Uebergang um so mehr, weil es in einem Süßwassertiere schmarotzt. Ich denke deshalb, daß wir in dieser Weise die Abstammung der Ichthyotaenia ganz klar haben. Diese Gattung repräsentiert in betreff des Skolex degenerirte Tetrabothrien, die Süß wassertiere bewohnen. Als Typen dieser Gattung Ichthyotaenia können die folgenden hervorgehoben werden: I. filicollis Rudolphi, I. ocellata Rudolphi, I. longicollis Rudolphi, I. torulosa Bätsch, I. coryphicephala Monticelli3). In der Zukunft werden aber wahrscheinlich viele andere Tänien aus Knochenfischen dahin geführt werden, wenn ihre Anatomie voll- ständiger bekannt wird. Upsala, im April 1894. 1) Kraemer, Beiträge zur Anat. und Hist, der Cest. der Süßwasserfische. (Zeit- schr. f. wiss. Zool. Bd. LHI. H. 4.) 2) Der Name Arhynchotaenia Diesing ist nicht gut, da es so viele ver- schiedene Formen umfaßt, die jetzt mit verschiedenen Gattungsnamen belegt sind. 3) Notizie su di alcune specie di Taenia. (Boll. Soc. Nat. Napoli, 1891.) 804 Kurt M fil 1er, Zusammenfassende Uebersicht. Der jetzige Stand der Eiterungsfrage von bakterio- logischem Standpunkte aus. Von Dr. Kurt Müller, Assistenten der chirurgischen Klinik za Halle a. S. (Schlafs.) Wie haben wir uns nun diesen Wechsel in den Graden der Ent- zündung ohne Hinzutreten einer Sekundärinfektion nach so wenigen Tagen zu erklären? Die Entzündung, welche zunächst einen serösen Charakter getragen hatte, war ohne Zweifel eine intensivere geworden und hatte zur Eiterung geführt. Wir haben in diesem Falle uns den Vorgang so vorzustellen, daß unter dem Einflüsse der Lebens- äußerung der Bakterien, dadurch, daß die erzeugten Stoffwechsel- produkte einerseits auf die Gewebszellen schädigend wirkten, anderer- seits durch das Absterben von Keimen freigewordene Proteine (Büch- ner) die Entzündung steigerten, die Gewebe in einen solchen Zustand versetzt wurden, daß sie jetzt auf den gleichen Reiz mit einer viel stärkeren Reaktion antworteten, als vorher. Während in solchen Fällen der Grund für die verschiedenartigen Formender Entzündung klar auf der Hand liegt, entzieht er sich in anderen unserer Beobachtung. Zweifellos ist eine solche durch die Keime selbst geschaffene Disposition, wie einzelne Autoren wollen, nicht notwendig. Jordan legt mit Recht großen Nachdruck auf die Versuche Büdinger’s, welcher mit Staphylokokken bei Versuchs- tieren nur eine geringe Wirkung erzielen, an seinem eigenen Arme dagegen mit derselben Kultur eine schwere Furunkulose erzeugen konnte. Hier konnte, wie Jordan bemerkt, von einer Vorbereitung der Gewebe durch chemische Stoffwechselprodukte kaum die Rede sein; hier hatten vielmehr ohne Mitwirkung prädis- ponierender Momente sehr kleine Mengen von Kokken zur Erzeugung von Eiterung genügt Trotzdem aber müssen wir bei der verschiedenen Wirkung ein und derselben Kultur den letzten Grund der Wirkung in den Geweben suchen, ein Grund, der sich bei der komplizierten Zusammensetzung des tierischen Organismus wohl auch noch für lange Zeit unserer Beobachtung entziehen wird. Daß natürlich neben der Spezifität der Gewebe auch ver- mehrte oder verminderte Virulenz der Erreger in Frage kommt, ist eine so viel besprochene Frage, daß ich sie hier nur zu erwähnen brauche ; daß sie aber allein zur Erklärung der That- sache, warum Krankheitserreger einmal so, das andere Mal so wirken, nicht ausreicht, das geht aus den angeführten Beispielen hervor: die Spezifität der Gewebe ist ein zum mindesten ebenso wichtiger Faktor. Viel weniger wichtig ist ohne Zweifel die Frage nach der Menge der Infektionserreger; bei einem disponierten Ge- Der jetzige Stand der Eiterungsfrage von bakteriologischem Standpunkte aus. 805 webe genügen jedenfalls schon sehr geringe Dosen, um Krankheit hervorzubringen. Eine ähnliche Beobachtung als die eben angeführte ist die folgende. Ein 16-jähriger Knabe war vor einigen Tagen an einer Osteomyelitis erkrankt und kam hochfiebernd mit einer mächtigen Anschwellung des linken Oberschenkels, der die Zeichen der akuten Entzündung bot, in die Klinik. Wegen des desolaten Zustandes mußte zunächst von jeder größeren Operation abgesehen und konnte nur durch einen dicken Troikart eine große Menge typischen osteo- myelitischen Eiters entleert werden. Nach zwei Tagen hatte er sich so weit erholt, daß ein größerer Eingriff gewagt werden konnte. Es wurde an der Außenseite des Oberschenkels, ober- halb des Kniegelenks beginnend, durch einen etwa 20 cm langen Schnitt der Knochen freigelegt. Das Periost war durch einen schwappenden Abscess in seiner ganzen Ausdehnung bis oben an das Hüftgelenk hin rings herum vom Knochen abgelöst, der frei in der Eiterhöhle lag. Man mußte sich darauf beschränken, die Mark- höhle oberhalb der unteren Epiphyse nur wenig zu eröffnen, und fand das Knochenmark vereitert. Nach Anlegung einer Kontra- incision an der inneren Seite des oberen Drittels des Oberschenkels wurde drainiert und tamponiert. Das Fieber fiel zunächst ab ; schon am folgenden Tage stieg es wieder über 40, und eine ge- ringe Rötung und Spannung deutete auf ein Ergriffensein des Knie- gelenks. Am folgenden Tage war der Erguß noch deutlicher nach- zuweisen und die entzündlichen Erscheinungen noch ausgesprochnere. Da man eine Vereiterung des Kniegelenkes anDehmen mußte, so wurde nach gründlicher Desinfektion punktiert. Es entleerte sich jedoch nur ein seröser Erguß, von dem sofort etwas in verflüssigten Agar verteilt und nach Anfertigung dreier Verdünnungen zu Platten ausgegossen wurde. Zur Kontrolle wurden drei solcher Versuche unternommen, so daß 3 Originalplatten und 9 Verdünnungen existierten. Die Platten wurden bei 37 0 gehalten und zeigten nach 36 Stunden deutliche und schön entwickelte Kolonieen des Staphylococcus aureus, wie durch Kontrollversuche in Gelatine und durch Färbe- methoden festgestellt wurde. Steril blieben nur einige der letzten Verdünnungen, während auf den Originalplatten sehr zahlreiche, aber noch zählbare Kolonieen vorhanden waren. Es hatten dieselben Staphylokken demgemäß im Knochenmarke eine eiterige, im Kniegelenke hingegen eine seröse Entzündung erzeugt. Da bei dem Kranken zwei Tage nach seiner Aufnahme kulturell im Blute der Finger Staphylokokken nachgewiesen werden konnten, ein Befund, der bereits am folgenden Tage nicht mehr erhoben werden konnte, so ist anzu- nehmen, daß durch den Uebergang der Staphylokokken ins Blut die- selben in dem erkrankten Kniegelenke aus ihm abgelagert wurden, daß es sich also um eine Blutinfektion handelt, um denselben Weg also, auf dem auch die Metastasen in anderen Knochen bei der akuten Osteomyelitis erzeugt werden. Sowohl von den Staphylokokkenkulturen aus dem eiterigen Er- güsse im Knochen, als auch von denen aus dem Kniegelenke wurden je 1 ccm einer 36-stündigen Bouillonkultur (bei 37°) je einem XV. Bd. 51 806 Kurt Müller, Kaninchen intramuskulös eingespritzt. Beide Tiere waren weiß, aus- gewachsen und waren ungefähr gleich groß und gleich schwer: beide überstanden die Impfung, ohne daß sie Krankheitserscheinungen ge- zeigt hätten; auch ein Absceß an der Impfstelle trat nicht auf; mit anderen Worten, auch die Staphylokokken des eitrigen Ergusses waren nicht imstande, schwerere Erscheinungen zu machen, als die des serösen, eine Beobachtung, welche die Bedeutung der Körper- gewebe für das Zustandekommen der Infektion so recht in klares Licht setzen kann. Während das Kniegelenk auch im Verlaufe der späteren Wochen von Eiter frei blieb, traten bei dem Kranken nach- einander eine große Zahl von Metastasen ein; bei allen fand sich Eiter, in dem die Staphylokokken massenhaft vorhanden waren. So entstand ein Herd an der hinteren Seite des Sternums, ein anderer im rechen Humerus und endlich eine große Zahl von Weichteil- abscessen an den verschiedensten Körperstellen. Besondere Prädi- lektion zeigten die Stellen, welche für gewöhnlich dem Decubitus ausgesetzt sind. Trotzdem Patient in Watte gehüllt auf einem Wasser- kissen lag, entwickelten sich nacheinander zahlreiche Dekubitalabscesse an den gedrückten Stellen, ohne daß die Haut perforiert wäre. Also die Stellen, welche infolge des Druckes eine behinderte Cirkulation hatten, wurden im Laufe der Krankheit wieder vorzugsweise befallen, eine Beobachtung, wie man sie bei septischen Kranken oft genug machen kann. Eine außerordentlich interessante Arbeit ist in derselben Hin- sicht die von Schrank1). Derselbe beschreibt einen Fall von sog. Periostitis albuminosa, wo sich zwischen Periost und Knochen ein seröses Exsudat, in dem Knochenmarke dagegen ein eiteriges fand ; in beiden so verschiedenartigen Exsudaten ließen sich aber dieselben Organismen nachweisen, Staphylokokken und Strepto- kokken. „Wir kämen demnach zu dem überraschenden Resultate“, sagt Verf., „eine im Blute kreisende Noxe, welche für gewöhnlich nur eiterige Entzündungen hervorzurufen pflegt, hat in diesem Falle einen eiterigen Prozeß im Knochen hervorgerufen, hat, wie das ja meist der Fall ist, auf das Periost übergegriffen, daselbst aber eine seröse Entzündung bewirkt.“ Das „überraschende Resultat“ ist nichts anderes, als die Folge der Spezifität der Gewebe. Das bedeutend mehr zu Eiterungsprozessen disponierte Knochenmark erkrankt schwerer, als das bedeutend widerstandsfähigere Periost. Um endlich noch ein Beispiel für die große Bedeutung der Spezifität der Gewebe anzuführen, möchte ich auf Experimentalunter- suchungen hinweisen, welche ich zur Klärung dieser Frage für den Milzbrand an Ratten vornahm. Ratten, welche in ihrer Jugend außerordentlich für die Anthraximpfung empfänglich sind, werden mit zunehmendem Alter resistenter. Bei Erwachsenen zeigt sich dann die merkwürdige 1) Schrank, Zwei Fälle von „Periostitis albuminosa“ Ollier. [Aus dem St. Joseph-Hospital zu Wiesbaden.] (La n g e nb ec k ’s Archiv. 1893. Bd. LXVI. No. 4.) Der jetzige Stand der Eiternngsfrage von bakteriologischem Standpunkte aus. 807 Thatsache, daß alle die Tiere, welche eine dunkle Hautfarbe haben, bedeutend größere Dosen vertragen, als alle die mit heller Haut. Erliegen sie der Impfung, so spricht sich dieser verschiedene Resistenzgrad sogar in dem Sektionsbefunde aus, der so different ist, daß er zur Aufstellung zweier Typen, des Milzbrandes der dunklen und des Milzbrandes der hellen Rasse berechtigt. Es besteht also eine völlige Rassendifferenz, die ja, um ein grobes Beispiel anzuführen, auch bei dem Menschengeschlechte vorhanden ist. Die weiße Rasse ist bedeutend empfänglicher für Malaria, als die dunkle, wenn natür- lich auch zur Erklärung dieser Thatsache eine ganze Zahl anderer Punkte mitsprechen. Aber noch mehr tritt die Bedeutung des tierischen Gewebes für das Zustandekommen der Infektion in den Vordergrund, wenn es gelingt, durch bestimmte chemische Mittel den Körper zu beeinflussen. Solche Versuche hat unter anderen Fodor gemacht, der sich bemühte, durch Sodalösung die Blut- alkalität und damit die Resistenz zu erhöhen. Ich versuchte der Lösung dieser Frage auf einem anderen Wege entgegen zutreten. Schon Fes er hatte Ratten, die ausschließlich mit Fleisch gefüttert waren, resistenter gegen Milzbrand gefunden, eine Beobachtung, die ich durch eine größere Reihe von Experimenten völlig bestätigen konnte. Indem ich nun, von der Ansicht ausgehend, daß für die Erhöhung der Resistenz durch Fleischfütterung zweierlei in Frage kommen könne, einmal die Zufuhr der Fleischeiweiß- stoffen und dann die von Fleischsalzen, behandelte ich Tiere mit Fleischextraktlösungen bestimmter Konzentration und konnte auch so ihre Resistenz zum Teil ganz beträchtlich erhöhen. Es hatte also die bestimmte Ernährung und Beeinflussung des Rattenorganismus mit den Fleischsalzen diesen so verändert, daß er nun resistenter wurde. Es würde mich zu weit führen, wollte ich noch mehr Beispiele von der Bedeutung des tierischen Organismus für das Zustande- kommen von Infektionen anführen; sie genügen völlig, um zu be- weisen, daß wir von ausschließlich pyogenen Kokken nicht sprechen können; Staphylokokken und Streptokokken sind vielmehr nur Organismen, welche mit bedeutenden pyogenen Eigen- schaften begabt, in der Mehrzahl ihrer Wirkungen pyogen werden. Sie stellen unter allen phlogogenen Organismen die dar, denen diese Eigenschaft für gewöhnlich im stärksten Grade zukommt. Betrachten wir nunmehr die Pilze, welche man bisher bei Eite- rungen nachgewiesen hat und denen damit gleichfalls unter Umständen pyogene Eigenschaften zukommen. In seiner sorgfältigen Zusammen- stellung hat Jordan außer den Staphylococci aureus, albus, citreus und dem S t r ep to coccus pyogenes den Staphylo- coccus cereus albus (Passet), den Streptococcus cereus flavus (Passet), den Micrococcus pyogenes tenuis (Rosenbach), den Micrococcus tetragenus (Gaffky), den Pneumococcus Fränkel-W eichselbaum, den Bacillus pyogenes foetidus (Passet), den Typhusbacillus, das 51* 808 Kurt Müller, Bacterium coli commune und den Bacillus pyocyaneus als unter Umständen Eiterung erregende Mikroorganismen aufgeführt. Ich bin der Ansicht, daß man noch einige Mikroorganismen hier aufzählen muß, denen hohe phlogogene uud unter Umständen pyogene Eigenschaften zukommen, nämlich den Tuberkel- bacillus, den Gonococcus und den Strahlenpilz. Auch dem Leprabacillus sind von verschiedener Seite eitererregende Fähigkeiten zugesprochen. Um zunächst mit dem Tuberkelbacillus zu beginnen, so hat zuerst Garre1) nachgewiesen, daß ohne Hinzutreten sogenannter Eiterkokken durch ihn im Knochensysteme Eiterung hervorgerufen werden kann, die chronische tuberkulöse Osteomyelitis. Auch für kalte Weichteil- oder Drüsenabscesse gelang ihn der- selbe Nachweis durch das Tierexperiment .stets, seltener mikro- skopisch. Diese Beobachtungen sind später von Hoffa, Steinhaus, Krause und Anderen bestätigt, von de Ruyter und Roth ange- zweifelt worden. Die Ansichten der letzten Autoren wurden jedoch durch Ta vel2) ausführlich widerlegt, so daß heute an der Richtig- keit der Auffassung Garre’s nicht gezweifelt werden kann, selbst wenn eine Autorität wie Billroth3) sich noch kurz vor seinem Tode dagegen ausgesprochen hat. Er sieht die Eiterung bei Tuber- kulose stets als ein Accidens an; bei tuberkulöser Meningitis, Pleuritis, Peritonitis und Synovitis findet sich, bemerkt er, fast stets ein seröses Exsudat; aber auch im Anschlüsse an tuberkulöse Knochenerkrankungen, so bei Coxitis, bei Wirbel- und Beckenkaries, beobachtet man, allerdings seltener, seröse Ergüsse, welche wohl deshalb vielfach übersehen werden, weil man sie als kalte Abscesse deutet. Wenn auch die reiche Erfahrung Billroth’s die höchste Be- achtung verdient, so ist nach den Befunden oben genannter Autoren, nach ihren exakten Versuchen, die Ansicht nicht mehr recht halt- bar. Auch der Punkt, daß man mit fast absoluter Sicherheit in den als kalte Abscesse gedeuteten Geschwülsten Eiter findet, spricht mit einiger Wahrscheinlichkeit gegen eine solche Auffassung. In der hiesigen chirurgischen Klinik hatte ich vielfach Gelegenheit, besonders aus tuberkulösen Knochenherden durch Punktion anläßlich folgen- der Jodoformglycerininjektion entleerten Eiter bakteriologisch zu untersuchen; indem ich die Frage der Anwesenheit von Tuberkel- bacillen in ihm als gelöst ansah, beschränkte ich mich darauf, den- selben in Glycerinagar auf Platten zu verteilen und bei Körper- temperatur zu halten ; auf diese Weise erhielt ich in jedem der etwa 25 untersuchten Fälle weder Kulturen von Eiterkokken, noch von 1) Garrfe, Zur Aetiologie der kalten Abscesse: Drüseneiterung, Weichteil- und Knochenabscesse (Senkungsabscesse) und der tuberkulösen Gelenkeiterungen. (Deutsche medizinische Wochenschrift. 1886. No. 34.) 2) Festschrift zum 25-jährigen Doktor- und Doc.- Jubiläum von Theodor Kocher. Wiesbaden (J. T. Bergmann) 1891. 3) Billroth, Th., Erlebtes und Gedachtes über Entzündung und Eiterung (Wiener klinische Wochenschrift. 1893. No. 1 und 2.) Der jetzige Stand der Eiterungsfrage von bakteriologischem Standpunkte aus. 809 Tuberkelbacillen, die Platten blieben steril. Daß Tuberkelbacillen nicht aufkeimten, kann bei der geringen Zahl der im Eiter ent- haltenen Keime und ihrer Modifikation als Sporen (Gar re) bei der Kleinheit der verwendeten Dosen (Platinöse von 1 mm Durchmesser) nicht wunder nehmen. Demgemäß müssen wir wohl zweifellos den Tuberkelbacillus zu den unter Umständen e i t er er reg e n den Pilzen rechnen, die Ausführungen Billroth’s können nichts anderes als die Be- deutung der Gewebe für das Zustandekommen der Intensität der Krankheitsprozesse beweisen. Dieselbe Anschauung, daß dem Tuberkelbacillus unter Umständen eitererregende Wirkungen zukommen, vertreten unter anderen auch Leyden1) und A. Fraenkel1). Leyden betont dort, daß es eine alte klinische Erfahrung sei, daß Tuberkulöse außerordentlich wenig zu anderen Infektionen, namentlich zu Eiterungsprozessen neigen. Die Empyeme, welche man bei Tuberkulose findet, enthalten in der Regel gar keine Mikroorganismen; wenigstens lassen sich, wie Ehrlich zeigte, nur mit großer Sorgfalt schließlich einige Tuberkelbacillen nachweisen. Ein weiteres Beispiel für die eiterer regende Fähigkeit des Tuberkel- bacillus ist, wie A. Fraenkel anführt, die käsige Pneu- monie. A. Fraenkel stellt geradezu den Satz auf, daß er Empyeme, in denen Mikroorganismen nicht zu finden sind, als tuber- kulöse ansieht, eine Anschauung, der sich im wesentlichen Leyden auch anschließt. Eine andere Frage ist es, ob man nicht die tuberkulösen Eite- rungen, wie es Klemm2) neuerdings für die typhösen gethan hat, als Produkte rein regressiver Gewebsmetamorphose auf- fassen und demgemäß aus dem Kapitel der Entzündungen ausscheiden soll. Es ist dazu nötig, uns über den Begriff und über das Wesen der Entzündung, besonders über die Grenzbestimmung gegen die regressive Metamorphose gegen die Nekrose, klar zu werden. Ein seit alter Zeit her stammender Ausdruck nennt den Inhalt der bei der Tuberkulose auftretenden fluktuierenden Geschwülste, „Eiter“ und diese selbst kalte Abscesse. Aeußerlich unterscheidet sich in der That dies Exsudat nicht wesentlich von Eiter, der auf andere Weise entstand und in anderen Abscessen gefunden wurde. Erst bei genauerer Betrachtung erweist sich der tuberkulöse Eiter meist flüssiger als der phlegmonöse; beim Stehen setzt sich eine kleine getrübte und eine mächtige, oft drei und mehrmals stärkere seröse Schicht ab ; doch kommt auch tuberkulöser Eiter vor, der sich ohne weiteres infolge seiner dicken rahmigen Beschaffenheit kaum von phlegmonösem unterscheiden läßt. Mikroskopisch zeichnet sich der phlegmonöse Eiter außer Anwesenheit von Eiterpilzen durch dicht nebeneinanderliegende, gut erhaltene Eiterkörperchen und geringe Detritusmassen aus; im tuberkulösen Eiter sieht man überall das Bild regressiver 1) Deutsche med. Wochenschrift. 1893. No. 57. p. 898. 2) Klemm, Die Knochenerkrankungen im Typhus. (Archiv für klinische Medizin. Bd. XLVI. 1893. No. 4.) 810 Kart Müller, Metamorphose, Detritus in großen Mengen, massenhaft fettig degenerierende Eiterzellen, nur selten eine gut erhaltene, und zahllose, von undefinierbaren Protoplasmasäumen und Fetttropfen umgebene, gerade noch färbbare Kerne. Während bei dem phleg- monösen Eiter also die ausgewanderten weißen Blutkörperchen der wesentliche Teil sind, ist der tuberkulöse Eiter, zum größten Teil aus nekrotischen Gewebsfetzen in größerer oder geringerer regressiver Metamorphose befindlich, gebildet, denen nur eine geringere Menge von Eiterzellen beigemischt sind. Die pyogenen Eigenschaften des Tuberkelbacillus sind also entschieden nur geringe, bedeutend stärker sind seine nekrotisierenden. Trotzdem aber glaube ich, können wir einer- seits dem Tuberkelbacillus die phlogogenen und pyogenen Eigen- schaften nicht absprechen, andererseits sind wir aber auch nicht be- rechtigt, ohne weiteres alle nekrotisierenden Prozesse aus dem Kapitel der Entzündungen zu streichen. Um auf den ersten Punkt zunächst zu kommen, so ist es ja be- kannt, daß die gelösten Stoffwechselprodukte des Tuberkelbacillus außerordentlich hohe Grade entzündlicher Erscheinungen erzeugen können; auch bei einzelnen klinischen Formen der Tuberkulose be- merkt man ausgesprochenere entzündliche Erscheinungen; es treten solche heftigere entzündliche Erscheinungen z. B. besonders gern bei der auch sonst prognostisch ungünstigen Tuberkulose des Atlanto- occipital-Gelenks auf; die Erscheinungen sind infolge der Lokalisation dort oft so stürmische, daß leicht eine akute Osteomyelitis vorgetäuscht werden kann. Dem Tuberkelbacillus kommen also in der That phlogogene Eigenschaften zu; andererseits ist aber, und damit komme ich auf den zweiten Punkt, die Entzündung nicht absolut von der Nekrose zu trennen. Es giebt Entzündungen, welche ihren Ausgang in Nekrose finden ; besonders die parenchymatösen Ent- zündungen innerer Organe, z. B. die der Leber- und Nierenepithelien, gehen oft in Nekrose aus ; auch solche von Muskelfasern zeigen regres- sive Vorgänge, indem sie in Verfettung übergehen. Obwohl wir uns zwar bewußt sein müssen, daß der Tuberkel- bacillus typische Eiterung nicht erzeugt, so ist es doch ein Punkt, welcher uns berechtigt, ihn zu den phlogogenen und ev. pyogenen Mikroorganismen zu rechnen, nämlich die Eigentümlichkeit, daß er imstande ist, eine fortgesetzt in die Umgebung fort- schreitende Auflösung der Umgebung zustande zu bringen, eine Eigenschaft, durch die sich gerade auch die klinischen Bilder der akuten Entzündung und Eiterung auszeichnen. Diese Eigenschaft aber, infolge ihres Wachstums einen stets fort- schreitenden Prozeß zu erzeugen, kommt nun gerade den Bakterien zu. Während z. B. bei Behandlung eines lebenden Gewebes mit konzentrierten Säuren eine Nekrose zustande kommt, welche sich da begrenzt, wo die Einwirkung aufhörte oder nicht mehr intensiv genug war, also nur ein cirkumskripter Prozeß, geht bei jeder durch Bakterieninvasion hervorgerufeneu Nekrose der Prozeß so lange weiter, als Stoffwechselprodukte gebildet werden, Der jetzige Stand der Eiterungsfrage von bakteriologischem Standpunkte aus. gl J d. h. als lebende Keime vorhanden sind. Wir sehen also einen ganz •wesentlichen Unterschied in diesen beiden Formen der Nekrose. Da nun ferner die Loslösung der Nekrosen stets nur unter Beteiligung von Leukocyten vor sich geht, deren Ansammlung mit der Länge und der Schwere des Prozesses fortgesetzt zu- nimmt, so wird das Bild makroskopisch dem der Eiterung um so identischer und mikroskopisch wenigstens um so ähnlicher, je inten- siver und je weiter in die Umgebung die Nekrose fortschreitet, Vor- gänge, die sich ausgesprochen nur bei bakteritischen Infektionen finden. Klinisch sind es aber dieselben Symptome und Folgen, welche beide Prozesse haben, so daß die Kliniker zwischen pro- gredienten Nekrosen undEiterungen überhaupt nicht scheiden. Die Gefahr beider Prozesse liegt in dem Verbrauch der Körpersubstanz einerseits durch das Fieber, andererseits in der Schwächung des Organismus durch den Säfteverlust. Nach diesen Gesichtspunkten möchte ich es nicht empfehlen, wie Klemm es will, die progredienten bakteritischen Ne- krosen von der Eiterung abzutrennen und dadurch den an und für sich schon nicht klaren Begriff „Eiterung“ noch mehr zu verwirren. Wir können und müssen alle progredienten Nekrosen zu den Eiterungsprozessen rechnen, mit denen sie die klinischen Symptome und das makroskopische Aus- sehen, aber auch zahlreiche mikroskopische Einzelheiten gemeinsam haben. Nun käme der Gonococcus zur Besprechung, dessen wirklich eitererregende Fähigkeiten nicht zu leugnen und nie bestritten sind. Die Blennorrhoe, wodurch sie auch erzeugt sein mag — ich kann hier nicht näher auf die noch nicht genauer bestätigten bakterio- logischen Befunde, welche meist Diplokokken betreffen, eingehen — und die Gonorrhöe scheiden sich von den sonstigen akut oder chronisch eiterigen Prozessen durch ihre Lokalisation auf der Schleim- haut. Entweder ist dabei die Schleimhaut selbst gar nicht verändert und es handelt sich nur um eine dauernde Eitersekretion (chronische Form), oder die geschwollene Schleimhaut ist mehr oder weniger mit Leukocyten durchsetzt (akute oder sub- akute Form). Was diese Art der Entzündungen wesentlich von den sonstigen trennt, ist das Fehlen von Gewebszerstörungen, ohne welche Eiterungen in anderen Geweben nicht vor sich gehen. Jedenfalls sind also die blennorrhoischen Eiterungen in ein eigenes Kapitel einzureihen. Daß die Gonokokken aber auch echte Eiterungen erzeugen können, beweisen die Gelenkergüsse und die erst in der letzten Zeit mitgeteilten Befunde von Leyden, der sie wie Councilman1) in Encocard fand, Beobachtungen, die allerdings nicht als ganz einwandsfrei anzusehen sind, da der kulturelle Nach- weis fehlt. In einwandsfreier Weise sind sie aber von Horwitz2) 1) Councilman, Arthritis and Peri- u. Myoearditis. (Associatiou of American Phy- sicians. Eighth annual meeting held at Washington, May 30, 31, and June 1, 1893. — Medical News. 10. VI. 93. LXII. No. 23. Whole No. 1065. p. 630.) 2) Horwitz, Ein Beitrag für Gonokokkenmetastase. (Wiener klin. Wochenschrift. 1894. Nr. 4.) 812 Kurt Müller, in einem Abscesse auf dem Dorsum des linken Mittelfingers nach- gewiesen worden. Der Strahlenpilz, Actinomyces, wird nicht so selten heut- zutage als Ursache chronischer Eiterungen aufgefunden, seit man sich gewöhnt hat, mehr auf die kleinen charakteristischen gelben Körnchen zu achten, als es früher geschah. Daß er allein imstande ist, eine oft kolossale Eiterung und Zerstörung ohne Beihilfe pyogener Mikro- organismen zu erzeugen, ist eine sicher bewiesene Thatsache. Gegen eine solche Mithilfe spricht allein schon in der Mehrzahl der Fälle die Temperaturkurve. Da eine große Zahl von Aktinomykosen von hohlen Zähnen und vom Darme ihren Ausgang nehmen, so kann es nicht wunder nehmen, daß man den aktinomykotischen Eiter in solchen Fällen von einer kleineren oder größeren Zahl indifferenter Keime verunreinigt findet. Andererseits giebt es aber eine ganze Zahl von aktinomykotischen Abscessen, in deren Inhalt man nur den Strahlenpilz und nichts anderes findet. Wenn vielleicht dem Strahlen- pilze auch nur geringe pyogene Eigenschaften zukoramen, so hat er eine ausgesprochene Neigung, einmal erzeugte Eiterung zu unterhalten; dafür spricht, daß aktinomykotische Herde, wenn sie nicht eröffnet werden, so gut wie nie heilen, daß dagegen ausgiebig ge- spaltene eine verhältnismäßig energische Tendenz zur Verheilung zeigen. Es liegt dies wohl daran, daß der Strahlenpilz die Granulations- bildung augenscheinlich mächtig anzuregen imstande ist; denn stets findet man die aktinomykotischen Rasen von einem granulations- artigen Gewebe umgeben. Die Frage, ob der Actino myces selbst, ohne Beihilfe anderer, Eiterung zu erregen imstande ist, laßt sich nur durch den Tierversuch entscheiden, ein Punkt, über den trotz der Untersuchungen von Israel und Wolff Klarheit noch nicht herrscht. Bei der menschlichen Aktinomykose hat man stets das zu berücksichtigen, daß die Infektion meist keine reine war; möglicher- weise konnten bei derselben Eitererreger mit hineingelangt und erst später in dem Eiter untergegangen sein. Nur die Impfung mit der Reinkultur kann diese Frage klären. Daß aber immerhin dem Acti- nomyces allein pyogene Eigenschaften zukommen müssen, das be- weist, wie schon bemerkt, der oftmals bei kolossalen Eiterungen ganz fieberlose Verlauf. Es bliebe hier noch zu erwähnen, daß als ein immerhin den menschlichen Körper nur selten angreifender, Eiterung erregender Pilz, der den Rotz erzeugende, angesehen werden muß. Kürzer kann ich mich mit der Besprechung der bereits von Jordan als Eitererreger gewürdigten Pilze des Pneumococcus, des Bacterium coli commune, des Bacillus pyocyaneus und des Typhusbacillus, um nur die gewöhnlichsten herauszu- greifen, fassen. Er hat die Litteratur der Fälle so genau zusammen- gestellt, daß es nur nötig ist, auf seine Zusammenstellung zu ver- weisen. Für das Bacterium coli liegen bereits sehr zahlreiche Beob- achtungen vor, welche seine pyogenen Fähigkeiten bestätigen; den Typhusbacillus fand neuestens, um Jordan’ s Statistik zu ver- Der jetzige Stand der Eiterungsfrage von bakteriologischem Standpunkte aus. 8l3 vollständigen, Guarnieri1) in dem Eiter eines Gallenblasen- empyems infolge SteinbilduDg und Weintraud2) in einem im An- schlüsse an Typhus aufgetretenen Empyem. Letzterer Autor spricht seine Meinung dahin aus, daß der Typhusbacillus unter die eitererregenden Pilze zu rechnen sei. Zampetti glaubt dem Typhusbacillus gleichfalls pyogene Eigenschalten zuschreiben zu müssen, die, wie schon bemerkt, sich besonders auch bei den mehrfach als Osteomyelitis beschriebenen, durch ihn erzeugten Periostitiden kundgiebt. Besonders sorgfältige Angaben haben über die durch diesen Pilz verursachte Eiterung Vidal und C h a n tem es s e gemacht3). Nach ihnen existieren etwa 40 Beobachtungen über spezifisch typhöse Eiterungen. Dieselben erscheinen mit Vorliebe am Ende der typhösen Erkrankung und bevor- zugen das Knochengewebe, dann die serösen Häute. Von besonderem Interesse ist es, daß sie in 14 Beobachtungen, welche spezifisch typhöse Erkrankungen des Knochensystems betrafen, n i e eine wahre Osteomyelitis sahen , wie sie einzelne Autoren und neuerdings auch Klemm beschreiben; alle von ihnen beobachteten Prozesse betrafen die Corticalis; es handelte sich um Periostitiden, ein Punkt, auf den ich mehrfach 4) aufmerksam gemacht habe. Für den Diplococcus pneumoniae (Fraenkel) liegen schon so zahlreiche Beobachtungen vor, daß es kaum nötig ist, aus der letzten Zeit solche von Zenker5), Tuffier6), Bacchiocchi7), und Anderen anzuführen. Schließlich sind endlich einige nicht näher definierte Pilze in eitrigen Ergüssen beschrieben worden, welche mangels einer Bestimmbarkeit hier nicht berücksichtigt werden können. Bald sind es Kokken, bald Stäbchen, welche einzeln oder in ihren charakte- ristischen Lagen zu einander als Diplo- und Streptoformen diese Prozesse erzeugen und die sich von den bekannten Formen der Mikro- organismen mehr oder weniger wesentlich unterscheiden. Außer diesen bei Menschen beobachteten Eitererregern könnte ich schließlich noch mehrere aus der Tierpathologie anführen. Um nicht zu weit abzuschweifen, sei es mir nur gestattet, zu erwähnen, daß solche Pilze unter Umständen auch beim Menschen beobachtet sind. Hierher gehört z. B. die Mitteilung von Hauser8), der Proteus vulgaris aus jauchigen phlegmonösen Eiterungen züchtete. Diese am Lebenden gewonnenen Resultate stehen immerhin vereinzelt da, während wir gerade diesen Pilz als einen schon sehr 1) Rivista generale italiana di clinica med. 1892. 2) Weintraud, Ein Fall von Typhusempyem. (Berliner klinische Wochen- schrift 1893. No. 15.) 3) SocietS medicale des bopitaux. Sitzung 24. XI. 1893. 4) cf. I. c. und Centralblatt für Bakteriologie. 1894. 5) Zenker, K. , Beitrag zur Lehre von der Abscedierung der fibrinösen Pleuro- pneumonie. (Deutsches Archiv für klinische Medizin. Bd. L. p. 531.) 6) Tuffier, Perinephrite ä pneumococques. (Le Bulletin med. 1892. No. 39.) 7) Bacchiocchi, Di un caso di setticemia acuta dovuta al pneumococco di Fraenkel. (Sperimentale. 1893. No. 16 u. 17.) 8) Hauser, G. , Ueber das Vorkommen von Proteus vulgaris bei einer jauchigen phlegmonösen Eiterung. (Münchener med. Wochenschrift. 1892. No. 7.) 814 Kurt Müller, Der jetzige Stand der Eiterungsfrage etc. rasch post mortem in menschlichen Leichen auftretenden seit lange kennen. Eine ähnliche vereinzelte Beobachtung stellt die von Jako wski x) dar, der aus zwei Fällen menschlicher Eiterung den Tetragenus, einen für gewisse Tierspecies außerordentlich pathogenen Pilz, gezüchtet haben will, eine Beobachtung, die er als eine nicht ein wandsfreie ansieht, da Kulturen nicht angelegt wurden. Durch die vorliegenden Zeilen ist das bewiesen worden, daß es spezifische Erreger der Eiterung nicht giebt. Eine große Zahl bekannter und eine ganze Reihe nicht näher definierbarer Pilze können sie hervorrufen; diese Pilze haben teils die Fähigkeit, für gewöhnlich Eiterung, nur selten geringere Grade der Entzündung zu erzeugen, teils wohnt ihnen zwar eine gewisse phlogogene Eigen- schaft inne, die sich aber nur unter bestimmten Umständen bis zur Eiterungsfähigkeit steigert. Die Eiterung stellt nur eine bestimmte Stufe in den Entzündungsprozessen dar ; eine unter verhältnismäßig gering- fügigen Symptomen verlaufende Eiterung ist die durch Bakterien hervorgerufene progrediente Nekrose, wie wir sie durch den Typhusbacillus, den T ub er k el b acil 1 u s und den Strahlen - pilz bewirkt finden. Wie die Bakterien diese Prozesse durch Erzeugung chemi- scher Produkte hervorrufen, so können auch nichtbakterielle chemische Körper Eiterung erzeugen. Während jedoch die klinisch zu beobachtenden Eiterungsprozesse einen mehr oder weniger energischen Charakter, sich in dieUmgebung zu verbreiten und diese einzuschmelzen zeigen, geht diese Fähigkeit den durch chemische oder durch bakteritische, von den Pilzen isolierte Produkte erzeugten Eiterungsprozessen ab. Während wir für die progredienten Nekrosen in dem klinischen Bilde und Ver- laufe die Berechtigung finden, sie den Eiterungen zuzuzählen, ver- missen wir in den letztangeführten Arten von Eiterung eine solche Zahl von Punkten, die für Eiterung charakteristisch sind, daß wir sie eher zu den Nekrosen zählen sollten. Ich glaube, daß gerade das Progrediente der Eiterung dazu dienen kann, eine scharfe Grenze gegen die Nekrose zu finden. Was diesen Charakter nicht zeigt, ist auszuschließen: wenn wir in diesem Gesichtspunkte den Stand der Eiterungsfrage ent- scheiden wollen, so lautet diese Entscheidung: Eiterung ist lediglich Werk von Bakterien; alle anderen als Eiterung angesprochenen Prozesse, welche außer von Pilzen durch chemische Stoffe oder Stoffwechselprodukte von Bakterien erzeugt worden, müssen ausgeschlossen werden; ihnen fehlt eins der Hauptsymptome, die Ausbreitung in dieUmgebung und damit der für das organische Leben schwer bedrohliche Charakter. Halle a. S., 14. April 1894. 1) cf. Ullmann, Beiträge zur Lehre der Osteomyelitis acuta. Wien (Holder) 1891. p. 30. Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. 815 Bakteriologische und parasitologische Kongresse. Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. Referent: Dr. Gr. Sanarelli, Privatdozent in Rom. (Fortsetzung.) Leoni, 0. (Rom), Ueber die Faktoren der spezifischen und pathogenen Aktivität der Pockenlymphe. Verf. sagt, daß bezüglich der aus den Wirkungen der Injektionen beobachteten Aktivität der Pockeniymphe hervorzuheben ist: 1) Das spezifische Vermögen , nach einer bestimmten Zeit von der Impfung an charakteristische und typische Pusteln zu bilden, welche die Immunität gegen Pocken bewirken. Diese charakteristischen Pusteln sind das Produkt der spezifischen Virulenz der Schutzlymphe. 2) Das eventuelle Auftreten verschiedener pathologischer Er- scheinungen, wie z. B. von Pseudovaccinationsausschlägen, vorzeitigen Eiterungen entsprechend den Impfungspunkten in der Präpustular- periode, phlegmonöse Entzündungen, Erysipel, Lymphangioiden, bis- weilen von wirklichen Formen von Septikämie. Diese Phänomene sind das Produkt der pathogenen Virulenz von Mikroorganis- men, von welchen der Impfstoff zufällig infiziert ist. In Bezug auf die spezifische Virulenz des Impfstoffes sind unsere Kenntnisse nach dem Verf. noch sehr unvollkommen, obwohl die Studien Guar- nieri’s in letzter Zeit darüber einiges Licht verbreitet haben. Dasselbe ist jedoch nicht der Fall in betreff der Faktoren der pathogenen Wirkung des Impfstoffes. Vermittelst bakteriologischer Beobachtungen experimenteller Einimpfungen hat Verf. schon seit 1889 erwiesen, daß dieselbe ausschließlich der Gegenwart fremder pathogener Keime zuzuschreiben ist. Die Anzahl dieser Keime stehe immer in umgekehrtem Verhältnisse zu dem Alter der der Unter- suchung unterzogenen Lymphe. Dieselben befinden sich immer in großer Anzahl im frischen Impfstoffe. In der mit Glycerin bereiteten und eine Zeit lang aufbewahrten Pockenlymphe verschwinden sie fast ganz, wie aus den Kulturen und Eiuimpfungen in Tiere her- vorgeht. Diese Ergebnisse wurden in der Folge auch von Saint- Yoy, Menard, Du Chambon und Strauß bestätigt. Hiernach glaubt Verf. folgende Schlußfolgerungen ziehen zu können : 1) Der frisch entnommene tierische Impfstoff ist eine infizierte Lymphe. 2) Die Urheber der Infektion (die Keime) verlieren ihre Kraft in dem eine Zeit lang in Glycerin aufbewahrten Impfstoffe. 3) Die 1 — 4 Monate nach der Abnahme und in Glycerin auf- bewahrte Pockenlymphe stellt das Ideal des reinen Impfschutzes dar. giß Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. 4) Man kann deshalb die direkte Uebertragung der Lymphe vom Tiere auf den Menschen nicht anraten. 5) Man muß schließlich in der Impfpraxis den Gebrauch der vorher von den Rindern abgelösten Pusteln mißbilligen. Pinna, G. (Cagliari), Ueber die Wirkung des Meerwassers auf die Virulenz der Milzbrandbacillen. Schon De Giaxa hatte bei seinen Untersuchungen über das Verhalten der verschiedenen pathogenen Mikroben in Meerwasser gefunden, daß der Milzbrandbacillus in Meerwasser zwar über 36 Stunden leben kann, aber daß er schon nach 4 — 10 Tagen seine Virulenz vollständig verloren hat. Verf. hat mehr im einzelnen die Entdeckung De Giaxa’s bestätigen wollen und gelangte zu fol- genden Schlüssen: 1) Die Milzbrandbacillen, mit Meerwasser gemischt, erfahren in den ersten Stunden keine Aenderung. 2) Das Meerwasser fängt erst nach 2—3 Stunden an, eine leichte Abschwächungswirkung auszuüben. 3) Die Abschwächungswirkung nimmt schwankend bis zum 10. und selbst bis zum 28. Tage zu. 4) Nach 28 — 33 Tagen ist die Virulenz der Milzbrandbacillen in Meerwasser vollständig aufgehoben, während die Bacillen weiter leben und sich noch ziemlich entwickeln können, wenn sie in einen geeigneten Nährboden gebracht werden. Foä, P. (Turin), Ueber die Aetiologie des Krebses. Verf. meint, daß die Hypothese über die parasitäre Natur des Krebses nicht a priori bekämpft werden kann, obschon bis jetzt die Versuche, die Existenz eines spezifischen Krebsparasiten unter den Schizomyceten nachzuweisen , keine positiven Resultate ergeben haben. In kaum fünf Jahren hat sich eine zahlreiche Litteratur über den Gegenstand gebildet, und Verf. untersucht jene Arbeiten, welche die Existenz eines Krebsparasiten von der Art der Protozoen zu beweisen oder zu bekämpfen suchen. Verf. beschreibt nachher im einzelnen jene in den Krebszellen eingeschlossenen Körper, welche nach seiner Ansicht als Parasiten zu betrachten sind. Er hebt her- vor, daß er zuerst dieselben schon im Jahre 1891 beschrieben hat und daß sie nichts Gemeinschaftliches haben mit den von früheren Forschern als Krebsparasiten angegebenen Organismen, während sie identisch sind mit denen, welche später Ruffer und zum Teil Soudakewitch beschrieben haben. Sie sind Elemente, welche aus einem von einer dünnen Schicht Protoplasma umgebenen und von einer doppelrandigen Kapsel be- grenzten Kern bestehen. Diese Kapsel ist manchmal fein und regel- mäßig gestreift und das Protoplasma so gefaltet, daß das ganze Körperchen das Aussehen einer Kokarde annimmt oder so in Seg- mente geteilt, daß das Körperchen rosettenförmig aussieht. Die Segmente aber können sich nicht von einander trennen und haben nicht etwa die Bedeutung von Sporen. Der Kern vergrößert sich, während das Protoplasma allmählich verschwindet, dann teilt sich Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. 817 der erstere in ebenso viele kleine Kugeln, welche die Sporen dar- stellen würden. Die von diesen Körperchen bewohnte Zelle unterliegt einer lang- samen Aenderung, welche sie bis zur Nekrose führt. Wo Parasiten Vorkommen, hat man gewöhnlich keine Zellenwucherung, diese ent- wickelt sich um die Geschwulstzone, welche die Parasiten enthält. Diese Spore würde in die jungen Epithelzellen eintreten und würde ihre ganze Entwickelung vervollständigen, d. h. bis sie ein neues Sporen enthaltendes cystisches Körperchen wird. Die Parasiten kommen im Stammherde und auch in den neuesten metastatischen Knoten vor. In zweifelhaften Fällen erleichtert die Anwesenheit des Parasiten die Krebsdiagnose. Die Einwendungen , welche man den früheren Forschern gemacht hat, können für die vom Verf. und von Anderen beschriebenen Körperchen keine Geltung haben, wonach die Hypothese ihrer parasitischen Natur am wahrscheinlichsten ist. Ob- schon man bis jetzt noch keine Kulturen haben hann und obschon die Krebseinimpfungen sich nur bei den Menschen, resp. bei den Tieren gleicher Species , wie das mit dem Krebs behafteten , ent- wickeln, so muß man doch berücksichtigen, daß die Tierparasiten für einen bestimmten Organismus und für ein bestimmtes Element dieses Organismus spezifisch sind, und daß niemand z. B. an der parasitischen Natur der Malariaplasmodien zweifelt, obschon man sie noch nicht hat kultivieren können und man sie nur durch Einimpfung in den Menschen weiterbilden kann. Denys, J. (Louvain), Widerstandsfähigkeit des Organis- mus gegen die Mikroben. Zwei Theorieen machen sich unter den Ansichten der Gelehrten über die Widerstandsfähigkeit des Organismus gegen die Mikroben den Rang streitig: die Lehre von der bakterientötenden Kraft der Säfte und diejenige der phagocytären Kraft der Zellen, namentlich der Leukocyten. Man muß den Einfluß beider Kräfte annehmen. 1) Die bakterientötende Kraft der Säfte kann nicht durch eine Aenderung des Mediums erklärt werden ; denn sie äußert sich, wenn man die Säfte (Blut oder Serum) mit Organismen, welche sich in denselben Säften entwickelt haben, besäet. 2) Die phagocytäre Kraft kann ebensowenig geleugnet werden, denn wenn man Hundeblut durch Löschpapier filtriert, so daß man die polymorphen Leukocyten davon trennt, so verliert dieses Blut den größten Teil seiner mikrobentötenden Wirkung. Die beim Hunde durch Injektion von positiven chemiotaxischen Substanzen hervorgerufenen Ausschwitzungen verlieren ihre bakterien- tötende Kraft fast gänzlich, wenn man die Leukocyten durch Filtrieren oder Centrifugieren entfernt. Das Blut und die Ausschwitzungen eines Hundes, welche ihre Kraft fast ganz verloren haben, gewinnen dieselbe wieder oder werden selbst mächtiger, wenn man ihnen die Leukocyten zurückgiebt. Die mikroskopische Untersuchung erlaubt, die Erscheinungen von Absorption und Entartung zu verfolgen. Das Hundeblut ist nament- 313 Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. lieh durch die Leukocyten, dasjenige des Kaninchens namentlich durch ein besonderes Verhalten des Serums bakterientötend. Denys, J. (Louvain), Diagnose der asiatischen Cholera vermittelst des Mikroskops. Bis jetzt ergiebt die mikroskopische Untersuchung der Er- brechungen und Stuhlgänge der an der asiatischen Cholera leidenden Kranken nur in einem Teile der Fälle ein Resultat. Koch selbst gesteht zu, daß die Vibrionen zahlreich sein müssen, um die Diagnose möglich zu machen. Nun wissen alle diejenigen, welche die Gelegen- heit gehabt haben, Untersuchungen über die Dejektionen von Cholerakranken anzustellen, daß dies bei weitem nicht immer der Fall ist. Im vergangenen Januar hat Verf. Gelegenheit gehabt, eine kleine, in St. Cloud ausgebrochene Choleraepidemie aus der Nähe zu beobachten. Er hat etwa fünfzehn Fälle von verschiedener Hef- tigkeit studieren und wiederholte Präparate von denselben machen können. Verf. hat dabei sich überzeugen könneu , daß man die Diagnose der asiatischen Cholera in fast allen Fällen vermittelst des Mikroskops machen kann, indem man jedoch nicht die Form der Bakterien , sondern ihre Bewegungen zur Grundlage der Be- obachtungen macht. Die Beweglichkeit des asiatischen Bacillus in den Kulturen ist schou beträchtlich, diejenige aber, welche er in dem Erbrochenen und Stuhlgängen besitzt, ist noch größer, so daß es fast immer unmöglich ist, die Form des Organismus zu erkennen. Diese Beweglichkeit ist der Art, daß es sozusagen unmöglich ist, den Bacillus an einem Punkte festzuhalten ; kaum tritt er zum Vor- scheine, so ist er schon wieder in einer niederen oder höheren Lage verschwunden. Er besitzt außerdem eine stark accentuierte Drehungs- beweglichkeit, infolgedessen, wenn die Bacillen zahlreich sind, ihr Gesamtbild mit einem Insektenschwarm verglichen werden kann, welcher an einem ruhigen Sommerabend in der Luft umherschwirrt. Wenn die Krankheit sich in ihrem akuten Stadium befand, haben wir die Bacillen jedesmal sofort erkennen können. Im Stadium der Genesung, d. h. wenn das Erbrechen aufgehört und die Stuhl- gänge eine gewisse Konsistenz erlangt haben, ist dem Verf. der Bacillus unter einer großen Anzahl von Versuchen nur zweimal entgangen, als die Kulturen in gesalzener Peptonbouillon positiv waren. In diesen beiden Fällen war der Bacillus an den vorher- gehenden Tagen in den schon konsistenten Stuhlgängen bemerkt worden und die Aussaaten ergaben am folgenden Tage mehr Bacillen. So befand man sich ganz am Ende der Krankheit. In allen anderen Untersuchungen von Konvalescenten hat Verf. den Bacillus gefun- den. Freilich wird er häufig sehr selten, so daß man das ganze Präparat sorgfältig prüfen muß, um einige zu entdecken, aber dank ihrer außerordentlichen Beweglichkeit kann man sie identifizieren. Verf. hat zahlreiche Stuhlgänge von gesunden oder mit verschiedenen Krankheiten behafteten Individuen untersucht, ohne Organismen, welche sich mit denen der asiatischen Cholera verwechseln ließen, zu begegnen. Kurz, statt zu einem festen und gefärbten Präparate Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. 819 für die Diagnose der asiatischen Cholera seine Zuflucht zu nehmen, ist es nützlicher, die Abgänge als solche, oder nachdem man sie mit einem Tropfen Bouillon verrührt hat, zu untersuchen. In allen Fällen kann man die Diagnose im akuten Stadium und fast immer während der Konvalescenz unmittelbar stellen. Natürlich steht nichts entgegen, zugleich die Aussaaten zu Hilfe zu nehmen. Dieses Verfahren kann den Anschein haben, als ob es sich auf eine wenig klare Unterscheidung, etwas mehr oder weniger Bewegung, gründet, aber Verf. ist der Ueberzeugung, daß der Skeptizismus bei den ersten Versuchen fallen wird. Verf. rät den Bakteriologen um so entschiedener die Befolgung dieser Methode, als sie eine der einfachsten ist. Ingliilleri e Eolando (Rom), Beitrag zur Kenntnis der Choleraspirillen. Verff. bemerken, daß, obschon man heute im allgemeinen der Meinung ist, daß die experimentelle Cholera der Tiere von jener des Menschen wesentlich verschieden ist, man doch über das Wesen des Mechanismus jener Krankheit nicht einig ist. Während nämlich einige von einer wahren Infektion reden, betrachten sie andere als eine wirkliche Vergiftung. Verff. haben, um einen Beitrag zur Beantwortung der Frage zu geben, 1) die Virulenz der Choleraspirillen in den Meerschweinchen und Tauben, 2) die Verteilung derselben in dem Organismus der mit ihnen inokulierten Tiere, 3) die Wirkung der aktiven Stoffe dieser Spirillen studiert. Für ihre Untersuchungen haben sich Verff. stets der Choleraspirillen Massaua-Ghinda bedient, deren Virulenz zuerst durch wiederholte Einimpfungen in Meerschweinchen und Tauben erhöht war. Die Schlußfolgerungen, zu welchen sie gelangen, sind die folgenden: 1) Die Choleraspirillen sind giftige Mikroorganismen. Ihre Wirkung wie jene der Gifte steht in direktem Verhältnisse zu der inokulierten Dosis und hängt von dem Inokulationsorte wie von der Species des Tieres ab. 2) Wenn sie unter der Haut, in die Muskelü, in das Peritoneum eiDgeimpft werden, so werden sie nur in der Nähe des Inokulations- ortes gefunden. Sie können vermöge deren Bewegungen in das Blut oder in die Organe eindringen, aber nie vor dem Tode. 3) In den Blutkreislauf eingeführt, verschwinden sie schon nach ca. zwei Stunden, je rascher sie verschwinden, desto rascher stellen sich die KraDkheitspbänomene ein und erfolgt der Tod. 4) Mag die Inokulationsart sein, welche sie will, so findet doch ein Uebergang von der Mutter zum Fötus nie statt. 5) Die Spirillen Massaua-Ghinda entwickeln sich in Blutserum und in dcfibriniertem Blute, in letzterem Medium aber mit merklicher Verminderung der toxischen Wirkung. 6) Das Gift besteht aus dem Protoplasma der lebenden oder toten Mikroorganismen selbst. Die Produkte des Stoffwechsels sind an sich wenig aktiv, sie begünstigen nur die Wirkung des lebendigen 820 Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. Cholerabacillus und der Proteine, indem sie vielleicht die Resistenzmittel des Organismus vermindern. 7) Die lebendig eingeimpften Cholerabacillen können im Orga- nismus auf zweierlei Arten wirken: a) Wenn sie in die Venen eingeimpft werden , sind sie nur in starker Dosis tödlich; wenn das Tier überlebt, verschwinden die Spirillen rasch aus dem Blute und können nicht mehr vor- gefunden werden. b) Wenn sie dagegen unter die Haut oder in das Peritoneum ein- geirapft werden, so verschwinden sie am Inokulationspunkte nur sehr spät und deshalb unterliegt das Tier für lange Zeit der Wirkung des abgesonderten Giftes. 8) Wenn die Mikroben schon tot eingeimpft werden, so wirken sie in direktem Verhältnisse der eingeimpften Dosis einfach wie ein Gift. Die tödliche Dosis ist ca. 0,004 g pro Kilo Meer- schweinchen. Ingliilleri (Rom), Ueber das Verhalten des Milzbrand- bacillus in u n steri 1 is i erter Milch. Verf. hat das Verhalten sowohl der Entwickelungs- wie der dauernden Formen des Milzbrandbacillus in nichtsterilisierter Milch ebensowohl bei Zimmertemperatur als bei 37 0 studiert. Im ersten Teile seiner Untersuchung hat er sich stets des Milzbrand- blutes bedient. Auf diese Weise konnte er mit einer wahren Ent- wickelungsform, deren Virulenz er kannte, arbeiten. In dem zweiten Teile operierte er mit Sporen gleicher Abstammung, deren patho- genes Vermögen vorher gemessen wurde. Er gelangt zu folgenden Ergebnissen : 1) Der Milzbrandbacillus ist wenig widerstandsfähig in einem Medium, wo er in den Kampf ums Leben mit anderen Mikro- organismen, welche die Kohlehydrate in Säuren umwaudeln können, eintreten muß. Die Abschwächung seines Entwickeluugsvermögens und seiner Virulenz und der darauf folgende Tod, wenn er in un- sterilisierter Milch gezüchtet wird, hängen eben vom Kampfe ums Leben mit den anderen Mikroorganismen ab. 2) Die Sporen können in starken Aciditätsgraden gut leben, aber sie können sieb nicht entwickeln. 3) Die Thatsache, daß man auf Platten auch zwei Tage nach der Iujizieruug seltene Milzbrandkolonieen beobachten kann und daß die Meerschweinchen nach 4 — 5 Tagen sterben können, wenn sie mit starker Dosis geimpft werden, ist dadurch bedingt, daß sich nicht alle Sporen in Folge der zunehmenden Acidität entwickelt haben, und folglich können sie, wenn sie rechtzeitig von dem sauren Medium entfernt und in günstige Umstände versetzt werden, noch ihre Virulenz zeigen. Ingliilleri (Rom), Ueber eine neue rasche Doppelfärbungs- methode bei den bakteriologischen Untersuchungen des Blutes und der anderen Gewebe. Verf. glaubt, daß seine Methode im Vergleich mit den anderen Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. 821 dieser Art den doppelten Vorzug der Raschheit der Ausführung und der Schärfe der Präparate besitzt. Verf. stützt sich auf die Eigen- schaft, welche absoluter Alkohol, Aether, Chloroform als Beiz- und FixiermittePbesitzen und wendet eben die letzte Substanz zu diesem Zwecke an. Das Präparat darf aber nicht länger als 30 Minuten in Chloroform (wie auch in Alkohol und Aether) bleiben, sonst wird die Sensibilität der histologischen Elemente gegenüber den verschie- denen Farbstoffen zerstört, so daß die ersteren sowohl die sauren wie die basischen Farbstoffe aufnehmen können. Verf. verfährt wie folgt: Das Deckglas- oder Durchschnittspräparat wird für 30 Minuten in Chloroform gestellt und nachher in eine Mischung von 40 Teilen 1-proz. Eosin in 70° Alkohol, 60 Teilen gesättigter wässeriger Methylenblaulösung gebracht und darin 2 — 3 Minuten lang warm gehalten. Diese Methode hat sich in Bezug auf Schärfe und Klarheit der Präparate sehr gut bewährt, besonders bei dem Studium der Phago- cytose und der Malariaparasiten. Inghilleri (Rom), Ueber das verschiedene Verhalten des B. coli und des Typhusbacillus in amygdalinhaltiger Bouillon. Seit 1889, als G. Roux und Rodet die Resultate ihrer Unter- suchungen über die Identität der beiden Bakterien veröffentlicht haben, ist eine große Reihe von Untersuchungen veröffentlicht worden, welche für und gegen die Lyoner Schule sind. Heute erkennt die Mehrzahl der Forscher an, daß zwischen den beiden Mikroorganismen wesentliche Unterschiede bestehen und obschon sie wahrscheinlich von demselben Typus abstammen, kann man doch nicht von ihrer Identität sprechen. Beide Mikroben verhalten sich nach Verf. auch in amygdalin- haltigen Nährböden verschieden. Während die Reaktion der Bouillonkulturen des B. coli sauer wird und man nach 36 Stunden den Bittermandelölgeruch bemerkt, bleibt bei Typhus die Reaktion alkalisch. Dies hat seinen Grund darin, daß der B. coli communis wie Emulsin wirkt, indem er das komplexe Molekül des Glykosids in die einfacheren des Trauben- zuckers, der Blausäure und des Benzaldehyds spaltet. Die saure Reaktion rührt davon her, daß der B. coli successive auf Glykose einwirkt und sein Molekül in Kohlensäure und Milchsäure etc. spaltet. Verf. hat sich der Gr über- Bercholtz ’ sehen Reaktion bedient, um Glykose nachzuweisen, die Blausäure wurde zuerst aus der Kultur ausgetrieben, in Kalihydrat aufgefangen und mittelst der Berlinerblaureaktion nachgewiesen. “In den Kulturen vom Typhusbacillus kommt nichts der Art vor. Auf die Frage, ob dieses Verhalten von einem von B. coli ab- gesonderten Fermente bedingt ist, glaubt Verf. geantwortet zu haben, indem er sagt, daß eine sterilisierte Kultur keine Wirkung hat, und er schließt daraus, daß dieses Verhalten mit dem Leben des Bacillus XV. Bd. 52 822 Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. verbunden ist. Verf. bebt außerdem die toxikologische Wichtigkeit dieser Eigenschaft des B. coli hervor, um jene Vergiftungsfälle von Blausäure nach Einnahme von Amygdalin zu erklären, bei welchen die Wirkung des Emulsins ausgeschlossen war. Diese Fälle wurden damals durch eine analoge Wirkung der gastroenterischen Säfte und der Zellen der Darmschleimhäute erklärt, heute können sie einfach durch diese Eigenschaft des B. coli erklärt werden. Colasanti. Gr. (Rom), Die bakterientötende Wirkung des Euforins. Verf. hat zwei Versuchsreihen ausgeführt. In der ersten hat er die Wirkung des Euforins auf die auf Fließpapier getrockneten Mikroorganismen, in der zweiten auf die Bouillonkulturen unter- sucht. Das Euforin wurde einerseits in 1-proz. und 2,5-proz. Lösung angewandt, andererseits wurde zu den Kulturen soviel Euforin hin- zugefügt, daß dieselben 1 Proz. davon enthielten. Die Resultate sind die folgenden: Verbrauchte Zeit zur Sterilisation Mikroorganismen Auf Fließpapier getrocknete Mikroorganismen 1 0/0 Lösung | 1 0/q Lösung Bouillonkulturen mit 1 0/q Euforin Micrococcus prodigiosus 15 — 20 Stunden 1 Stunde „ tetragenus 5—7 45 — 60 Minuten 45 — 60 Minuten V viscosus 3-8 1 Stunde 30—40 Staphylococcus pyog. aureus 45 — 60 Minuten 15 — 30 Minuten 30—45 „ „ ,, albus 45—60 „ 15—30 „ 30—45 „ ,, „ cereus 45—60 „ 15—30 „ 30—45 Bacillus anthracis inaktiv inaktiv (inaktiv „ typhi abd. 7 — 9 Tage 30 — 45 Minuten — ,, Megaterium 5 — 7 Stunden 30—45 „ 45 — 60 Minuten ,, subtilis 5 — 6 Tage 1—2 Tage 45—60 „ ,, acidi lact. 1 — 2 Tage — 30—45 ,, cyanogenus — — 30—45 „ „ pyocvaneus 12 — 15 Stunden 9 — 12 Stunden 45—60 ,, radiciformis 10 — 15 „ — 30—45 Vibrio cholerae as. — — 5—8 „ Finkleri — — 15—30 Deneke — — 25—30 Torula rosea 15 — 20 Minuten — 5—15 „ Oidinm albicans 5—15 — 5—15 „ PiJie + — + — + — (Fortsetzung folgt.) Bakterien im Meere. 823 Referate. Rüssel, H. L., Bacterial investigation of the sea and its floor. (Read before Section F, A. A. A. S., Rochester meeting, August 1892. From Botanical Gazette. Vol XVII.) Verf. hat im Frühjahre und Sommer 1891 auf der Zoologischen Station in Neapel und im Jahre 1892 in dem Marine Biological Laboratory in Wood’s Holl (Massachusetts) zahlreiche Versuche über den Bakteriengehalt des Meerwassers und des Meergrundes angestellt. Um bei der Entnahme von Wasserproben aus verschiedenen Tiefen die Bakterien der Wasseroberfläche, der Küste u. s. w. vollständig fernzuhalten , wandte er folgenden Apparat an. Eine weite , oben offene Glasflasche wird durch einen Pfropfen fest verschlossen ; durch ein Loch in der Mitte desselben wird etwa s/4 Zoll tief eine dünne Glasröhre hineingelassen, die über dem Korke rechtwinklig gebogen und so weit zur Kapillare ausgezogen ist, daß ein Zuschmelzen schnell möglich ist. Nach Sterilisierung des Apparates wird durch Erwärmen Luft aus demselben ausgetrieben und die Kapillare zugeschmo'zen. Das Herablasscn ins Wasser geschieht in einem Holzgestell, an dem ein Bleistück beweglich angebracht ist, welches an der gewünschten Entnahmestelle die Kapillare zerbricht, so daß Wasser in den Apparat eindringen kann, was gewöhnlich zu 2/3 oder 3/4 geschieht. Beim Herausziehen aus dem Wasser kann kein neues Wasser mehr in den Apparat treten. Der vom Verf. benutzte Apparat zur Entnahme von Proben des Meeresgrundes ist, wie Verf. selbst zugiebt, zwar theoretisch nicht einwandsfrei, doch hat sich beim Gebrauche ein Nachteil nicht ergeben. Dieser Apparat besteht aus einer unten offenen, etwas zu- gespitzten eisernen Röhre, die nach oben in einen durch ein Ventil verschlossenen „Aermel“ übergeht. Die Röhre, welche beim Herablassen von Wasser durchspült wird, senkt sich auf dem Meeresgründe durch seine Schwere in den Boden ein und saugt sich vollständig mit Schlamm voll. Bei der Herausnahme kann durch den Wasserdruck und durch die kohäsive Natur des Oceanschlarames kein Material entweichen. Verf. fand nun im Gegensätze zu Challenger, der nur in den oberflächlichen und tiefen Zonen des Meeres Keime angetroffen hatte, auf der Neapler Station das Meer in allen Schichten keimhaltig. Die gewöhnliche Keimzahl betrug 10 bis 150 im ccm. Bei weitem mehr Keime als im Wasser fanden sich am Meeresgründe. In einer Tiefe von 150 Fuß betrug die Keimzahl des Meeresgrundes 200000 — 300000, bei 700 Fuß nur noch 25000 im ccm. Von 700—3500 Fuß blieb die letzte Zahl konstant. Auf der Station in dem nördlicher gelegenen Wood’s Holl wurden nicht solche Tiefen erreicht; hier war die Keimzahl stets etwa 1/10 kleiner, als in den entsprechenden Tiefen des Mittelländischen Meeres. Bei Neapel wurden 3 Bakterienarten isoliert, die 35 Proz. der vorhandenen ausmachten und nur auf dem Meeresgründe vorkamen, während bei Wood’s Holl nur eine dem Grunde eigentümliche Art, die zu 30 bis 50 Proz. vorkam, gefunden wurde. Lösen er (Berlin). 55* 824 Pyelonephritis. — Pellagra. — Lepra. Saror, Rudolf, Zur Aetiologie der akuten Pyelonephritis. (Aus dem Institute für patholog. Anatomie in Wien. — Wien. klin. Wochenschr. 1894. No. 4 u. 5.) Verf. hat 19 Fälle von Pyelonephritis bakteriologisch untersucht. In 13 Fällen fand sich ein die Gelatine nicht verflüssigender Bacillus, der sich als zur Coli gruppe gehörig erwies. Er fand sich lOmal in Reinkultur, 3mal in Gemeinschaft mit dem Proteus Hauser; dieser fand sich außerdem 4mal in Reinkultur. Einmal war nur der Staphy lococcus pyog. aureus vorhanden. S. giebt eine genaue Beschreibung des nicht verflüssigenden Bacillus, konstatiert überein- stimmend mit anderen Autoren seinen Polymorphismus, die Varietäten der Plattenkulturen etc. Es gelang dem Verf., Bact. coli 4mal in der Urethra gesunder Männer (es wurden 20 Untersuchungen aus- geführt) und 4mal in der Urethra gesunder Frauen (12 Unter- suchungen) zu finden. Gesondert bespricht S. einen Fall von Cysto- pyelitis cruposa, als deren Erreger der Streptococcus pyogenes sich erwies. Verf. gelangt zu dem Schlüsse, daß die mit Cystitis kombinierte Pyelonephritis in der Mehrzahl der Fälle ausschließlich durch das Bacterium coli bedingt sei; in einer kleinen Reihe von Fällen sei der Proteus Hauser das pathogene Mikrobion. Meist ist, nach S., die Blase das zuerst erkrankte Organ, doch ist für eine große Anzahl von Fällen die primäre Infektion der Niere auf dem Wege der Blutbahn mit absteigender Erkrankung der Harn- wege möglich. Julius Schnitzler (Wien). Baduel, C., Nota clinica e batteriologica sopra un caso di Pielite bilaterale suppurativa. (Lo Sperimentale. 1893. No. 22—23.) Verf. fand in dem steril aufgefangenen Urine bei einem Falle von Pyelitis suppurativa einen Bacillus, welchen er wegen seiner morpho- logischen und biologischen Eigenschaften als eine Varietät (varietä urinaria) des Bact. coli erklärt. Dieudonnö (Berlin). Mircoli, Sülle alterazione spinali ed etiologia della Pellagra. (Gazzetta degli ospitali. 1893). Italienische Autoren haben eine parasitäre Ursache der Pellagra angenommen. Mircoli fand in drei Fällen in den pathalogischen Veränderungen des Rückenmarkes nichts von Organismen, einmal das Bacterium coli, dem er nur sekundäre Bedeutung beimißt. Abel (Greifswald). v. Düring, Lepra und Syringomyelie. (Dtsch. med. Wochen- schrift. 1894. No. 6.) Reiche, in Konstantinopel gesammelte eigene Beobachtungen über die Lepra haben den Verf. veranlaßt, die von Zambako Pascha angeregte Frage, ob die Syringomyelie, bezw. die Morvan’sche Krank- heit in zahlreichen Fällen oder überhaupt mit der Lepra mutilans zu identifizieren sei, einer Prüfung zu unterziehen. Er ist dabei zu einem Ergebnisse gelangt, welches im wesentlichen die Auffassung Tierische Parasiten. 825 Zambako’s bestätigt. Aus seinen Erörterungen hebt er selbst am Schlüsse nachstehende Punkte besonders hervor. 1) Krankheitsfälle, welche von mehreren Autoritäten in Paris als Paradigmen der Syringomyelie und Maladie de Morvan gehalten worden waren, sind durch Zamba ko später als Lepra erkannt worden. In Konstantinopel hat Verf. selbst Kranke gesehen, deren Symptome der Syringomyelie und Maladie de Morvan glichen, nichts- destoweniger aber auf lepröse Infiltration zurückgeführt werden mußten. 2) Die früher von Neurologen angegebene Möglichkeit einer Differentialdiagnose der Syringomyelie durch die nicht vorhanden ge- wesene Gelegenheit einer Leprainfektion besteht thatsächlich nicht, nachdem der Nachweis geführt ist, daß die Lepra in verschiedenen europäischen Ländern (Frankreich, Ostseeprovinzen, Ostpreußen) vor- kommt. 3) Der Nachweis der Leprabacillen gelingt in zweifellos als Lepra erkannten Krankheitsfällen zuweilen nicht und kann daher für die Differentialdiagnose nur im positiven Sinne verwertet werden. 4) Die Annahme, daß die nervösen Störungen bei Lepra lediglich auf periphere Erkrankungen zu beziehen sind, ist nicht begründet. Klinische Beobachtungen sprechen vielmehr häufig für Veränderungen des Centralorgans. Eine Differentialdiagnose zwischen Syringomyelie und Lepra ist demnach mit Sicherheit nicht zu stellen und man wird zu der An- nahme gedrängt, daß verschiedene Ursachen gleiche Wirkungen hervorbringen können, d. h. daß die Lepra im Centralorgane Ver- änderungen bewirkt, welche ein Aequivalent der Gliosis sind. Kübler (Berlin). Friedeberg, Ein Fall von Rückenmarkskompression durch Echinokokken im Wirbelkanal e. (Centralblatt f. klin. Med. 1893. No. 51. p. 1057.) Die Echinococcusblasen haben das Kreuzbein zerstört und reichen im Wirbelkanale bis zum 2. Brustwirbel, das Rückenmark komprimierend, nicht durchwachsend. Etwa 20 Fälle dieser seltenen Lokalisation sind in der Litteratur beschrieben. Abel (Greifswald). Houllier, G., Contribution ä l’6tude de la filariose et en particulier de l’h6m ato- chy 1 u r i e endömique des pays cbauds, une de ses principales manifestations. [These.] 4°. 129 p. Montpellier 1893. Verf. wurde in dieser Arbeit durch die siebenjährige Beobachtung eines typischen Falles geführt, welcher sich zum Teil in der heißen Zone abspielte, zum Teil in einem gemäßigten Klima verlief. Dabei stellte sich die notwendige Thatsache heraus, daß diese Krankheit in den englischen Kolonieen wohl bekannt und erkannt ist, während sie in denen Frankreichs kaum jemals diagnostiziert wurde. Was die Geschichte dieser Krankheit anbelangt, so wurde sie bis 1863 von den französischen Aerzten der Masturbation wie dem täglichen Genüsse scharf gewürzter Speisen zugeschrieben, obwohl 826 Tierische Parasiten. bereits 1861 Bilharz im Hospital Kasr-el-Ain als wahre Ursache die Trematode entdeckt hatte, welche nach ihm Bilharzia haema- tobia benannt ist. Dabei erinnert Verf. an die Thatsache, daß in Barbados, jener Antilleninsel, vor dem Bekanntwerden dieses Fadenwurmes daselbst die Einwohner dasselbe Leben wie später führten, die Elephantiasis aber daselbst unbekannt war. Als dann bei gleichen Existenzbedingungen die Trematode erst sich auszubreiten begann, die Moskitos die Eier von Ort zu Ort und von Wasser zu Wasser trugen, erschien diese Krankheit und nahm stetig zu, so daß das ganze Land jetzt als verseucht in dieser Beziehung bezeichnet werden muß. Doch wurde die Ursache erst sehr spät erkannt. Demarquay entdeckte darauf die Embryonen in der Flüssig- keit einer chylösen Hydrocele, denen 1872 Lewis in Kalkutta den Fund derselben im Blute eines Erkrankten anfügte. Griesinger wies dann die Eier von Distomum haematobium oder Bil- harzia haematobia im Urine Blutharnender nach, dem dann andere Forscher namentlich in den Tropen folgten. Die Infektion durch die Nematode erfolgt entweder durch die Haut beim Baden, häufiger aber durch das Trinkwasser wie sonstigen Küchengebrauch. Die Lebensgeschichte des Distomum wie seine Naturgeschichte dürfte bekannt sein. Die Krankheit, welche bei ihrer Endemie in heißen und tropischen Gegenden häufig erworben wird, läßt sich durch einen längeren Aufenthalt in einem temperierten Klima wieder heben, doch reichte hierzu z. B. in einem bestimmten Falle ein Aufenthalt von 6 Jahren nicht aus. Hydrotherapie und Jodtanniupräparate werden zur Heilung empfohlen. E. Roth (Halle a. S.). Lucas, Jean Alexis Marie, Des m anifestations pathologi- ques dues ä la presence de la Filaria sanguinis ho- minis dans l’organisme humain. [These.] 4°. 83 p. Bordeaux 1893. Demarquay wies als Erster die Anwesenheit von Embryonen der Filaria in dem milchweißen Inhalte einer Hydrocele nach. Später wurden wiederholt erwachsene wie geschlechtsreife Iudividuen dieser Nematode beim Menschen aufgefunden und man hat festgestellt, daß zum vollständigen Entwickelungsgange die Embryonen durch den Körper eines anderen Tieres wandern müssen, aber auch in Larven- gestalt durch Vermittelung des Wassers in den Menschen gelangen können. Es können durch diese Filariose zehn verschiedene Krankheits- bilder hervorgerufen werden: Die Hämatochylurie, die Elephantiasis, Chylocelen, Chylöse Ascites, Chylothorax, lymphatische Varices, Lymphoscrotum, Craw-craw, lymphatische Abscesse, Thrombose und lymphatische Oedeme. Die Filarianatur der Elephantiasis ist von manchen Autoren bestritten worden, so wiese die richtige Elephantiasis Arabum niemals Fadenwürmer auf. TierischeJParasiten. 827 Auch bei Craw-craw ist die Filariaerscheinung oftmals bestritten worden , doch erscheint sie nach brasilianischen Autoren glaubhaft. In allen den anderen Krankheiten ist die Anwesenheit der Filaria im Organismus wohl allgemein anerkannt und ihr Zusammenhang mit der Nematode festgestellt. Um die Anwesenheit der Fadenwürmer mit Sicherheit feststellen zu können, empfiehlt Verf. die Filtration der beargwöhnten Flüssig- keit, da sie auf diese Weise selbst bei geringer Zahl aufgefuuden werden müssen, natürlich mit Hilfe des Mikroskopes. Zu Dauerpräparaten hält Lucas das Verfahren von De Nabias und Sabrazes für am meisten geeignet, von dem sie in der Sitzung der Soci^te de biologie vom 27. Mai 1892 Mitteilung machten. Osmiumsäure, Boraxkarmin, Salzsäure, Methylenblau spielen mit Alkohol bekanntlich darin die Hauptsache. Die einzelnen Krankheitsbilder geben Veranlassung zu besonderen Kapiteln und führen zu 4 Tafeln. E. Roth (Halle a. S.). Burdin, Lucien, Phthiriase des paupieres. [These]. 4°. 62 p. Bordeaux 1893. Obwohl diese Krankheit seit geraumer Zeit bekannt ist, wurde sie bisher nur sehr unvollkommen studiert. Die Mehrzahl der Au- toren betrachtet sie als äußerst selten, während Burdin glaubt, sie als ziemlich verbreitet hinstellen zu sollen. Der Parasit ist der Phthirius inguinalis; zwischen der Laus der Pubes und der der Augenbrauen vermag Verf. nur kleine Unterschiede in den Größenverhältnissen anzugeben; die zweite Art ist bedeutend kleiner als erstere. Störungen in den Funktionen der Sinneswerkzeuge sind nur äußerst gering. Das Jucken ist nur als unerheblich zu be- zeichnen, ja derartig minimal in manchen Fällen, daß die Befallenen kar keinen Argwohn auf Parasiten hegen. Hieraus geht hervor, daß die Diagnose eine große Aufmerksamkeit erheischt. Die Behandlung ist sehr einfach und bewegt sich in drei Richtungen: 1) Vertilgung der Parasiten durch eine antiseptische Salbe, 2) Zerstörung der Eier durch Essigeinreibungen und 3) hinreichende Desinfektion. E. Roth (Halle a. S.). LabM, A., Coccidium Delagei, coccodie nouvelle para- site des tortues d’eau douce. (Arch. de. Zool. exp6r. et g6n. 3e S6r. T. I. 1893. No. 2. p 267— 280. Av. 1 pl.) Coccidium Delagei lebt in den Darmepithelzellen der Cistudo europaea; die ovale Cyste, wie sie mit den Faeces ent- leert wird, ist 0,020—0,022 mm lang und 0,016—0,017 mm breit; sie entwickelt sich in Thymolwasser oder Wasser, dem einige Tropfen Chromsäurelösung zugeführt smd, innerhalb weniger Tage. Dabei zeigt sich das interessante Faktum, daß der große, kernlose, aber eine Vacuole enthaltende Restkörper stets am spitzen Pole der Cyste und die vier Sporoplasten resp. Sporen stets nebeneinander am stumpfen Pole stehen. Die Sporen selbst sind wie bei Coccidium oviforme gebaut; sie enthalten 2 Sporozo'iten und einen Sporen- restkörper; die Sporozo’iten besitzen einen Kern und 1 oder 2 Vakuo- 828 Pflaazenkraukheiten . len auf jeder Seite des Kernes; die Gestalt der Sporozo'iten ist lang- gestreckt kolbenförmig, d. h. das eine Ende ist verdickt und ab- gerundet, das andere zugespitzt. Sie liegen bald mit den dickeren Enden neben einander in der Sporenhülle oder auch, wie bei Cocci- dium oviforme, mit den entgegengesetzten Enden , so daß ein gekrümmter hantelförmiger Körper von beiden Sporozo'iten gebildet wird. Diese neue Coccidienart besitzt in ihrem Plasma chromatoide Granula, welche sich von den Granula plastica (Th61ohan) unterscheiden ; sie färben sich intensiv mit Hämatoxylin, Methylenblau, Safranin, Karmin etc. und imponieren als Kern, doch läßt sich der unveränderte, bläschenförmige Kern mit seinem Chromatin kerne oder Chromatinbande immer nachweisen. Auch bei anderen Coccidien kommen diese Granula vor, aber auch bei Hämosporidien (Malaria- parasiten und Verwandte) und bei Sarkosporidien. Sie kommen be- sonders in den nicht encystierten Coccidien vor und sind wahrscheinlich albuminoide Reservestoffe. Bei der Bildung der Sporoplasten verschwindet der bläschenförmige Kern; das zurückbleibende Chromatin desselben rückt an die Peri- pherie und teilt sich unter Mitose in 2 und dann in 4 Stücke , um welche sich dann die Leibessubstanz nach Ausstoßung des Restkörpers in den 4 ovalen Sporoblasten absondert. Kleine chromatoide Granula sind auch in den Sporoblasten, im Restkörper der Cyste wie der Sporen und in den Sporozo'iten selbst nachweisbar. M. Braun (Königsberg i. Pr.). Müller, Julius, Zur Kenntnis des Runzelschorfes und der ihm ähnlichen Pilze. (Sep.-Abdr. aus Pringsheim’s Jahrbüchern für wiss. Bot. Bd. XXV. Heft 4. Berlin 1893. 215 p. Taf. XXVII— XXIX.) Als Runzelschorfe hat man Pilzkrankheiten bezeichnet, die nach dem heutigen Stande der Wissenschaft durch Pilze verschiedener Verwandtschaft verursacht werden. Verf. beschränkt diese Bezeich- nung auf die durch Rhytisma verursachten Krankheitserscheinungen höherer Pflanzen. De Candolle hatte 41 Arten der früheren Gattung Xyloma unterschieden, von denen Elias Fries 20 Arten in die Gattung Rhytisma hinübernahm. Fuckel unterscheidet nur 6 — 8 Species von Rhytisma und Winter hat in der Kryptogamenflora Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz 7, bezw. 10 Arten auf- geführt, nämlich: Rhytisma juncicolum Rehm auf Jun cus Hos ti i (Hoch- alpen des Oetzthales); Rh. acerinum (Pers.) auf Acer cam- pestre, platanoides und Pseudoplatanus; Rh. punctatum (Pers.) auf Acer Pseudoplatanus in Mitteldeutschland; Rh. sali ein um (Pers.) auf der Oberseite der Blätter der verschie- denen Weidenarten von der Ebene bis in die Hochalpen; Rh. Andromedae (Pers.) auf der Oberseite der Blätter von Andro- meda polifolia in den Mooren Nord- und Süddeutschlands; Rh. Em petri Fries auf Empetrum nigrum im Hochgebirge; Rh. Pflanzeukrankheiten. 829 Urticae (Walld.) an den Stengeln von Urtica dioica; ferner die „ganz zweifelhaften Arten“ Rhytisma Pedicularis (DC.) an Blättern von Pedicularis incarnata und Bartsia alpina am Mont Cenis; Rh. nervale Alb. et Schw. auf der unteren Seite der abgeworfenen Blätter von Birken und Erlen, Rh. Cotini Ces. (Klotzsch, Herb. myc. 1953) auf Blättern von Rhus Cotinus bei Brixen in Südtirol. [Rh. Rubiae Mont, auf den Blättern von Rubia tinctorum und Rh. monogramme Berk, et Curt. auf Vitis aestivalis in Nordamerika werden vom Yerf. nicht er- wähnt. Das frühere Rhytisma aquilinum stellt Rehm als Cryptomyces Pteridis (Rebent.) Rehm zu einer neuen Gattung. Es erzeugt in der „Spermogonienform“ Fusidium Pteridis Kalchbr. eine Krankheit des Adlerfarns.] Den von Frank, Sorauer u. A. als Rhytisma Onobrychidis be- zeichneten, bisher nur in der Spermogonienform bekannten Pilz hatte Saccardo alsPlacosphaeriaOnobrychidis bezeichnet. Verf. beschreibt letzteren Pilz als Diachora Onobrychidis (DC.) n. g., als „Doppelschorf1, beschreibt einen neuen Runzelschorf Rhytisma symmetricum auf der Purpurweide, einen wohl bisher mit Rh. acerinum verwechselten Pilz auf Acer als „falschen Runzelchorf“, Discomycopsis rhytismoides n. g. et n. sp. und teilt seine Ergebnisse einer Neuuntersuchung der bekannten Runzelschorfe des Ahorns und der Weiden mit. Der „falsche Runzelschorf“ der Ahorne läßt sich von den echten Ahornrunzelschorfen durch folgende Dif- ferentialdiagnose unterscheiden : Discomycopsis rhytismoides. Stroma auf der Oberseite der Blätter, später auch auf den Blattstielen und Rippen der Unterseite der Blätter von Acer Pseudoplatanus. Auf der Oberseite ver- schieden gestaltete, buchtig begrenzte, durch 2 cm und mehr lange pechschwarze Schorfe bildend, welche im Schnitte parallel zur Blatt- oberfläche netzartig erscheinen und oberhalb der von der Cuticula getrennten Epidermiszellen ihr Wachstum entfalten. Innerlich werden im zeitigen Sommer des nächsten Jahres Sporen in verschieden ge- stalteten Fruchtlagern intercalar gebildet. Dieselben sind im reifen Zustande gebräunt, meist isodiametrisch und bis 27 /ti dick, bisweilen mehr oblong oder in die Länge gezogen und dann 19 — 35 ^ 17 bis 25. Spermogonien sind zu gleicher Zeit mit den Sporen im Stroma vorhanden. In pathologischer Hinsicht gleicht der falsche Runzel- schorf dem echten in seiner Wirkung auf die Nährpflanze. Zwar sind die pathologischen Veränderungen, die er in den Mesophyllzellen der Ahornblätter hervorruft, geringer, er übertrifift aber in der Stö- rung des Assimilationsthätigkeit der Nährpflanze das Rhytisma trotzdem, da er bisweilen das Blatt in seiner ganzen Ausdehnung einnimmt. Ludwig (Greiz). Mer, E. , Recherches sur la maladie des branches de Sapin, caus6e par le Phoma abietina R. Hartig (Fusicoccum abietinum Prill. et D ela er.). (Journ. de Botan. 1893. p. 364.) 830 Schutzimpfung, küustl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmuog etc. Auf Grund eingehender Studien kann Verf. jetzt den Entwicke- lungsgang des gefährlichen Parasiten fogendermaßen zusammenfassen : Die Ausstreuung der Sporen erfolgt etwa im August bis Oktober; zu derselben Zeit fiudet die Keimung auf der Rinde der Tannenäste statt, das Mycel ergreift die Rinde, dann das Cambium. Dünnere Zweige zeigen bereits im folgenden Frühjahre Absterbungserschei- n ungen. Bei dickeren Aesten zeigt sich anfangs kein Unterschied gegenüber den gesunden, bis etwa im Mai oder Juni neue Triebe hervorbrechen, welche kümmerlicher und mit kleineren Nadeln versehen sind. Zugleich erscheinen am Rande der Infektionsstelle, soweit innen das Mycel bereits vorgedrungen ist, kleine Knötchen, die sehr harzreich sind. Etwa um dieselbe Zeit treten auch die Pykniden auf. Das Absterben der Zweige erfolgt unter ähnlichen Symptomen, wie sie das Ringeln hervorruft. Das in der Nähe des infizierten Cambiums liegende Meristem wird in seinen Funktionen gestört und bildet unregelmäßiges Holz aus. Als bestes Vertilgungsmittel hat sich das Abschneiden und Ver- nichten der befallenen Zweige bewährt, wenn es in einer Zeit ge- schieht, wo die Pykniden noch nicht reif sind. Lindau (Berlin). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Tizzoni, Gr. und Centamii, E., Serum gegen Rabies, von hoher, immunisierender Kraft, auf den Menschen anwendbar. (Berl. klin. Wochenschr. 1894. No. 8. p. 189 ff.) Die beiden Autoren berichten über weitere Experimente, welche sie mit Serum gegen Rabies angestellt haben. Um dieses Serum für den Menschen anwendbar zu machen, war es nötig, festzustellen, ob auch größere Tiere als die bisher verwandten Kaninchen den immu- nisierenden Stoff in hinreichender Menge lieferten. Es wurden daher Schafe und Hunde als Versuchstiere verwandt. Denselben wurden jeden zweiten Tag 0,33 g fixen Virus pro jedes Kilo Körpergewicht injiziert. In verschiedenen Zwischenräumen wurde das Serum dieser Tiere in verschiedener Dosis einer Reihe von Kaninchen injiziert, an denen nach 24 Stunden die Injektion unter die Dura mater mit Hundegift ausgeführt wurde, welches die Versuchstiere in 17—19 Tagen tötete. Die Versuche ergaben, daß das von diesen größeren Tieren herstammende Blut noch günstigere Verhältnisse bot, als das der Kaninchen, da verhältnismäßig geringe Dosen Vaccin genügten, um ein Serum von höherer Kraft zu erlangen. Es zeigte sich damit, daß auch das Serum eiues fremden Tieres für Kaninchen immunisierende Kraft erlangen kann und daß dasselbe trotz der lang dauernden In- kubation schützende Wirkung entfaltet. Bis jetzt gelang es, ein Serum von 1 : 50 000 herzustellen, wobei der Grad immer durch die Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. g31 Menge des Serums bestimmt wurde, welche bei den trepanierten Kaninchen auf dauernde Weise die Entwickelung jeder Krankheits- erscheinung zu verhindern vermag. Für einen Menschen von 70 kg wären somit 2,80 ccm erforderlich. Dieses Serum, in einen festen Zustand übergeführt, behält völlig seine Wirksamkeit. Die immuni- sierende Kraft steigt einige Zeit nach der Vaccination an, um dann später langsam zurückzugehen. Das Schaf besitzt am fünften Tage 1 : 1000 — 1 : 5000. Der Hund hatte etwas geringeren Wert. Am zehnten Tage haben Schaf wie Hund 1 : 10000, am zwanzigsten Tage 1 : 25000 — 1 : 50000. Von hier ab scheint die Kurve zu fallen, so daß der 25. Tag der günstigste sein dürfte. Als Vorteile gegenüber der Pasteur’schen Methode heben die Autoren hervor: Wirksamkeit in jeder Periode der Inkubation bis zum Erscheinen der ersten Symptome der Rabies. Die Wirkung tritt fast augenblicklich ein ; absoluter Mangel an Virulenz und an jeder sonstigen schädlichen Einwirkung; sehr schnelle Behandlung durch eine oder wenige Einspritzungen von sehr geringer Menge Materials; vollkommene Löslichkeit und daher schnelle Aufsaugung des letzteren und seine lange Haltbarkeit in trockenem Zustande, so daß es leicht überall angewandt werden kann. Für die nächste Zeit werden größere Mengen von Serum in Aussicht gestellt und sollen auch abgegeben werden, so daß Versuche am Menschen gemacht werden können. 0. Voges (Danzig). Grermano, E., e Colucei, C., Sull’azionedella cura Pasteur negli epilettici. (La Rif. med. 1993. p. 241, 242.) Die glänzenden Erfolge, welche Babes u. A. bei mit schweren nervösen Störungen belasteten Individuen mit der antirabischen Be- handlung erzielt haben wollen, veranlaßten die Verff., diese Be- handlungsmethode in einer Reihe von Fällen genuiner Epilepsie in Anwendung zu bringen und berichten in der vorliegenden Arbeit über 9 von 14 so behandelten Kranken. Das Ergebnis dieser Versuchsreihe ist ein recht klägliches und läßt sich folgendes zusammenfassen: In allen behandelten Fällen ließ sich während der Behandlung eine hochgradige Steigerung der Reflexe, der Anfälle selbst, deren Verlängerung und schwere komatöse Zustände im postepileptischen Stadium sowie Störungen der Herzaktion wahrnehmen; in keinem einzigen Falle konnte eine Besserung des Zustandes konstatiert werden. Wenn auch trotzdem die Autoren diese Versuche fortsetzen wollen, warnen sie dennoch vor der Anwendung dieses Verfahrens, da sie dessen Wirkung auf den epileptischen Organismus für außer- ordentlich schädlich halten. Kamen (Czernowitz). 832 Neue Litteratur. Neue Litteratur zusammengesteüt von De. Aethdk Wübzbueg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamt« in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Volpe, L., Microbi benefici e malefiei. (Almanacco d. giorn. d’agricolt. L’Italia agri- cola. 1894.) Biologie. (Gärung, Fäulnis, Stoffwechselprodukte u. s. w.) Dangeard, Sur la structure des levures et leur d4veloppement. (Botaniste. 1894. Fase. 6. p. 282.) Bobertson, W. G. A., Rate of fermentation of sugars. (Edinburgh med. Journ. 1894. March, p. 803 — 809.) Teissier, P. J , Etüde des propri£tes chromogenes permanentes ou facultatives des cer- tains microbes pathogfenes ou saprophytes, cultives sur l’albumine de l’oeuf coagule. (Arch. de med. experim. 1894. No. 2. p. 315 — 327.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur- Luft, Wasser, Boden. Diverneresse. Aseptisation des terres contaminees avant leur transport et leur mise en culture. (Rev. d’hygifene. 1894. No. 2. p. 118 — 137.) 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Nach 20 Tagen fand er in sämtlichen Eprouvetten Tuberkulbacillen bei der mikro- skopischen Untersuchung. Ob dieselben gewachsen waren, ob sie lebend oder tot waren, darüber findet sich in dem Kongreß- berichte keine Mitteilung. Den Angaben von Petrescu kann daher eine besondere Bedeutung nicht beigemessen werden. Andere unmittelbare Beobachtungen in Bezug auf die des- infizierenden Eigenschaften des Guajakols sind in der Litteratur nicht vorhanden. Dagegen aber finden sich doch einige indirekte Anzeichen für diese Wirkung des Guajakols und für die Möglichkeit der An- wendung desselben als Antiseptikum. Sahli, welcher mit Benzoyl- Guajakol oder Benzosol Untersuchungen angestellt hat, empfiehlt auf Grund der antituberkulösen Wirkung, die Verwendung des pulver- förmigen Benzosols auf Wunden und Geschwüre und auch als Darm- antiseptikum einer Prüfung zu unterziehen. Alle diese Versuche sind mit dem sogenannten reinen Guajakol der Pharmakopoe angestellt, das aber weit davon entfernt ist, rein zu sein. Erst im vorigen Jahre hat Prof. H. Griesbach1) zuerst das chemich reine Guajakol, das von der Fabrik für chemische Produkte in Tann und Mülhausen i. E. dargestellt wird, folgender- maßen beschrieben: „Chemisch ist Guajakol der reine Monomethyläther des Brenz- katechins: n jj /OCH3 Die Eigenschaften sind in Kürze folgende: Wasserhelle, farblose, am Lichte sich blaß rosa färbende, große rhombische Krystalle, von angenehmem Gerüche und süßlichem, nicht so brennendem Geschmacke, wie ihn Kreosot und gewöhnliches Guajakol bewirken. Das spezifische Gewicht beträgt 1,145 bei 17,5° C, während das Guajakol der Phar- mokopöe das spezifische Gewicht 1,117 hat. Der Schmelzpunkt liegt bei circa 35°, der Erstarrungspunkt bei 28,5° C. Taucht man in 1) Ueber chemischreines Guajakol und seine Verwendung bei Tuberkulose. (Deutsch, med. Wochenschr. 1893. No. 37.) 59* 936 J. Kuprianow, das geschmolzene Guajakol ein Thermometer und stellt das Gefäß in Eis, so bleibt das Guajakol zunächst flüssig. Beim Hinzufügen eines kleinen Splitters festen Guajakols krystallisiert das Ganze aus bekannten Gründen und das Thermometer steigt auf 28,5° C. Der Siedepunkt ist 202,4° bei 738 mm Druck. Das Präparat ist stark lichtbrechend, seine Löslichkeit im Wasser 1 : 50. In Alkohol ist es sehr ergiebig löslich. Das reine Präparat unterscheidet sich von solchem, welches Kresole etc. und wenn auch nur in Spuren enthält, dadurch, daß es mit konzentrierter Schwefelsäure ungefärbt bleibt. Während unreines Guajakol damit verschieden nuancierte, bald gelblichgrüne, bald rote Farbentöne annimmt.“ Mit diesem Guajakol hat H. Griesbach einige Tierversuche gemacht und darüber folgendes mitgeteilt : „Die Hunde erhielten während 14 Tagen von 6 — 10 g pro die innerlich und in allen Fällen konnte durchaus keine Beeinträchtigung des Wohlbefindens der Hunde bemerkt werden. Daraus ergiebt sich, daß das chemisch reine Guajakol in der genannten Quantität für den Organismus kein Gift ist und daß eine Reizwirkung auf die Schleim- haut des Verdauungskanales entweder nicht vorhanden ist oder doch keine üblen Folgen nach sich zieht.“ In der letzten Zeit hat auch eine andere Fabrik, die von Dr. F. Heyden Nachfolger in Radebeul bei Dresden, ein chemisch reines Präparat des Guajakols dargestellt. Mit diesem Präparate habe ich auf Anregung des Herrn Prof. Loeffler einige Versuche über die bisher noch mangelhaft studierte desinfizierende Kraft des Guajakols angestellt. Das Präparat der genannten Firma hat fast dieselben physi- kalischen Eigenschaften, wie das soeben von Prof. Griesbach be- schriebene, aber chemisch scheint es Spuren von Nebensubstanzen zu besitzen, weil die Reaktion mit konzentrierter Schwefelsäure unten schwach grüne und oben schwach rote Färbung ergiebt, was nach Griesbach auf nicht vollkommene Reinheit des Präparates hin- weist. Das spezifische Gewicht des Präparates beträgt bei 17,5° C 1,1337, der Schmelzpunkt liegt bei ungefähr 80° C, der Erstarrungs- punkt bei ca. 26,5° und der Siedepunkt bei 200° C. In dieser Be- ziehung unterscheidet es sich also etwas von dem von Prof. Gries- bach beschriebenen. Das Präparat krystallisiert sonst ebenfalls in großen, farblosen, durchsichtigen Krystallen, die am Lichte schwach rote Färbung zeigen. Es hat einen ziemlich starken, nicht un- angenehmen Geruch und einen süßlichen, schwach brennenden Ge- schmack. Seine Löslichkeit in Wasser ist 1 : 50, in Alkohol löst es sich sehr leicht. Wenn man das geschmolzene Guajakol rasch in Eis stellt, so kann man es im flüssigen Zustande bei viel niedrigerer Temperatur, als seinem Erstarrungspunkte entspricht, ziemlich lange Zeit aufbewahren; das Hinzufügen einiger Krystalle des Guajakols bringt jedoch die ganze Masse zum Krystallisieren , wobei die Temperatur bis auf 26,5° C steigt. Die Krystallisation tritt auch ein, wenn man rasch abgekühltes flüssiges Guajakol allmählich bis 26,5° C erwärmt oder geschmolzenes bis 26,5° C abkühlt. Ueber die desinfizierende Wirkung des Guajakols. 937 Zu meinen Versuchen habe ich folgende Mikroorganismen ge- nommen : Staphylococcus pyogenes aureus, Bacillus pyocyaneus, B acillus typhi abdominalis, Vibrio Cho- lera e asiaticae und Tuberkelbacillus, außerdem den Pilz des Mäusefavus und die Krätzmilbe. Die ersten beiden Organismen habe ich gewählt, weil sie als Typen der Eiterungs- erreger ein besonderes Interesse für die Desinfektion bei chirurgischen Operationen darbieten. Favus und Krätze repräsentieren Haut- krankheiten, bei welchen ev. die äußerliche Anwendung der Mittel in Frage kommen kann. Die Erreger des Typhus und der Cholera sind Bakterien, welche im Darme vegetieren. Eine Prüfung der Wirksamkeit des Guajakols auf diese Bakterien ist von besonderer Bedeutung deshalb, weil das Fehlen ätzender und giftiger Eigenschaften die innerliche Darreichung des Guajakols gegen dieselben als möglich erscheinen läßt. Eine Prüfung der Einwirkung des Guajakols auf Tuberkelbacillen hat ein gewisses Interesse, weil dasselbe in neuerer Zeit so vielfach gegen Tuberkulose in der verschiedensten Form in Anwendung gezogen worden ist. Als Vergleichspräparate für die Wirkungskraft des Guajakols habe ich Karbolsäure und Kresol genommen, bei den Tuberkelbacillen aber Kreosot, weil dieses bis jetzt hauptsächlich zur Behandlung von Tuberkulose angewendet worden ist. Die Versuchsanordnung war die gleiche, welche Prof. Loeffler1) bei seinen Untersuchungen über die Einwirkung von verschiedenen Chemikalienauf Diphtheriebacillen gewählt hat. Zunächst wurden Aus- saaten der Bakterien auf die schräge Oberfläche von Bouillonpeptonagar in Reagenzgläschen gemacht und diese mit bestimmten Lösungen der desinfizierenden Mittel übergossen. Nach einer gewissen Zeit wurde die Lösung abgegossen und die Reagenzgläschen einige Minuten umgekehrt hingestellt, um das desinfizierende Mittel vollständig ab- fließen zu lassen. Alsdann wurden die Reagenzgläschen einige Tage in den Brütschrank gestellt und das Wachstum der Bakterien be- obachtet. Diese Versuche wurden in der Weise wiederholt, daß dabei die Zeit, in der das desinfizierende Mittel sich auf den Bakterien befand, so lange gesteigert wurde, bis kein Wachstum auf den Agar- flächen mehr erkennbar war. In der zweiten Reihe der Versuche wurde die ein- bis zwei- tägige, kräftig entwickelte Kultur der Bakterien auf Agar in gleicher Weise eine bestimmte Zeit mit dem desinfizierenden Mittel über- gossen. Nach Ausgießung des letzteren wurde je eine Oese der Kultur mit der Platinnadel entnommen und auf Agar-Agar bezw. in Peptonbouillon ausgesät, und zwar wurde für die Bouillonaussaat die Probe von der dünneren oberen, für die Agar-Agaraussaat von der unteren dickeren Schicht der Kultur genommen. In einer dritten Reihe von Versuchen habe ich je 10 ccm ste- rilisierter Bouillon in Reagenzgläschen mit den verschiedenen Bak- 1) Loeffler, Zur Therapie der Diphtherie. (Dtsche med. Wochenschrift. 1891. No. 10.) 938 J. Kuprianow, terien besät und unmittelbar darauf eine bestimmte Menge der desinfizierenden Lösung zugesetzt. Die Reagenzgläschen wurden einige Tage in den Brutschrank gestellt und es wurde beobachtet, bei welcher Quantität des desinfizierenden Mittels die Entwickelung der Bakterien aufhörte. Bei allen diesen Versuchen wurden schwache und starke Lösungen des desinfizierenden Mittels angewendet. Da aber Guajakol nur im Verhältnis von 1 : 50 in Wasser löslich ist, so habe ich die stärkeren Lösungen mit Aikoholzusatz gemacht; die Wirkung dieser wässerig- alkoholischen Lösungen habe ich mit gleichprozentigen Lösungen von Alkohol in Wasser ohne Zusatz eines Desiuficiens verglichen. Einige Versuche habe ich außerdem noch aus einem später zu erörternden Grunde außer mit Agar und Bouillon auch mit Blutserum als Nährsubstrat gemacht. Die Wirkung der desinfizierenden Mittel auf Krätze wurde unter dem Mikroskope und durch Beobachtungen bei der Behandlung kranker Tiere festgestellt. Die Resultate meiner Untersuchungen habe ich in Tabellen zu- sammengestellt, um einen raschen Ueberblick zu ermöglichen. In denselben ist starkes Wachstum mit einem +, schwaches mit einem — und kein Wachstum mit 0 bezeichnet. Die ersten Versuche habe ich mit Staphylococcus pyo- genes aureus und Bacillus pyocyaneus gemacht und werde ich darüber auch an erster Stelle berichten. Tabelle I. Aus dieser Tabelle kann man sehen, daß die Wirkungskraft des Guajakols viel geringer ist, als die der Karbolsäure und des Kresols. 1-proz. Lösung Guajakol tötet Staph. aur. nach 31/, St., Pyoc. nach 45 Min. 1- ,, ,, Karbolsäure ,, ,, ,, ,, 4 Min., ,, ,, 1 ,, i» »» Kresol ,, ,, „ ,, 5 ,, ,, ,, 1 » Aus diesen Zahlen erhellt zugleich, daß die Widerstandsfähigkeit des Staphylococcus aureus viel größer ist, als die des Pyo- cyaueus. Außerdem erkennt man, daß die Wirkung der Karbol- säure und die des Kresols nahezu gleich sind, nur bei Staphylo- coccus aureus besteht ein Unterschied von 1 Minute. Dieser Unterschied ist aber ein sehr geringer. Ueber die desinfizierende Wirkung des Guajakols. 939 Tabelle II. Menge der Mittel, welche zur Aufhebung der Entwickelung der Bakterien in Bouillon nötig ist. Berechnet man nach der vorstehenden Tabelle die Menge des Desinficiens, welche nötig ist zur Aufhebung der Entwickelung, so findet man für Staphylococcus aureus von Guajakol 1 : 143, für Pyocyaneus 1 : 500 ,1 „ ,, ,, Karbolsäure 1 : 250, ,, ,, 1 : 2000 >, „ „ „ Kresol 1 : 250, „ „ 1 : 2000 Diese Zahlen bestätigen das oben gewonnene Resultat, daß näm- lich erstens die Wirkungskraft des Guajakols viel (2- bezw. 4mal) schwächer ist, als die der Karbolsäure und des Kresols, daß zweitens die Wirkungen des Kresols und der Karbolsäure ganz gleich sind und daß drittens die Widerstandsfähigkeit des Staphylococcus aureus viel größer ist, als die des Pyocyaneus. Tabelle III. Bei Vergleichung der mit 2-proz. Lösung gewonnenen Resultate mit denen der 1-proz. Lösung erweist sich die 2-proz. ungefähr doppelt so stark als die 1-proz., doch stimmt dies nicht genau. Die 2-proz. Guajakollösung wirkt etwas mehr als doppelt so stark wie die 1-proz., während hingegen die 2-proz. Lösung der Karbolsäure und des Kresols etwas weniger als doppelt so stark wirkt. 1-proz, Lösung Guajakol v n 11 ii ii ii Karbolsäure tötet Staphyl. ii ii ii ii ii n ii ii ii ii aur. nach 3x/2 St., Pyocyaneus nach 45 Min. i1/, 4 Min., 3 „ 3 )> 3 „ 20 1 ii 45 Sek. 1 Min. 45 Sek. Kresol 940 J. Kupriaaow, Bei seinen Versuchen über die Wirkung der Karbolsäure auf Staphylococus aureus hat auch Dr. John E. Weeks in New- York x) gefunden, daß Karbolsäurelösung 1:60 Staphylococcus aureus in 4 Minuten tötet; er ist also zu fast denselben Resultaten gekommen, wie ich. Tabelle IV. Wirkung 2-proz. wässeriger Lösung auf Kulturen von Staphylo- coccus aureus und Pyocyaneus. Mittel Bakterien Aussaat auf d IS d i d i d s sj d s 55 « & 55 « 02 ca CO ca ca CO CO Guajakol | Staph. aur. 1 Pyocyaneus •; Agar Bouillon Agar Bouillon + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + 0 0 + + + + + + -1- 0 0 Karbolsäure j Staph. aur. 1 Pyocyaneus | Agar Bouillon Agar Bouillon + + + + + + + + + 0 + + 0 — 0 0 Kresol j Staph. aur. j Agar Bouillon + + + + + + + + + 0 0 Pyocyaneus | Agar Bouillon + + — 0 0 Hier sehen wir, daß die Wirkung der Mittel auf Kulturen viel schwächer ist, als auf Aussaaten derselben Bakterien, nämlich: 2-proz. wäss. Lösung Guajakol tötet Aussaat von Staph. nach 1 1L St., Pyoc. nach 20 Min. 2- „ fy yy yy yy Kulturen yy yy yy 31/» i» >* yy 1 St. 2- „ yy yy Karbolsäure yy Aussaat yy yy yy 3 Min., ,, yy 45 Sek. 2- „ yy yy yy yy Kulturen yy yy >i 45 „ „ yy 18 Min. 2- fJ yy yy Kresol yy Aussaat yy yy yy 3 1» )! yy 45 Sek. 2- „ yy yy yy yy Kulturen yy yy yy 45 ,, ,, yy 15 Min. Da die Wirkungszeit der desinfizierenden Mittel bei Abimpfungen von den behandelten Kulturen in Agar-Agar einerseits und andererseits in Bouillon annähernd gleich gewesen ist, habe ich der Einfachheit halber aus den Zahlen, die diese Wirkungszeit angeben, die Durch- schnittszahl gezogen. Die Versuche über die Wirkung 1-proz. wässeriger Lösung auf Kulturen habe ich nicht ausführlich gemacht, weil sich bei einigen Probeversuchen diese Lösung zu schwach für Kulturen erwiesen hat. Die ferneren Versuche wurden mit stärkeren Lösungen gemacht. Ich beabsichtigte zuerst eine 5-proz. alkoholische Lösung mit 20-proz. Alkohol herzustellen, da sich aber das Guajakol in diesem Verhältnis nicht klar löste, so mußte ich, um eine vollständige Lösung zu erzielen, Alkohol bis zu einem Drittel der ganzen Flüssigkeit hinzu- setzen. Auf diese Weise bestand die Lösung, die ich erhalten habe, aus 80 Teilen Wasser, 40 Teilen absoluten Alkohols und 5 g Guajakol, enthielt also 4,166 Proz. Guajakol und 33,33 Proz. Alkohol. Um die 1) Archiv für Augenheilkunde. Bd. XIX. 1888. Heft 1. p. 107. Ueber die desinfizierende Wirkung des Guajakols. 941 gleichen Verhältnisse bei Karbolsäure und Kresol zu haben, habe ich die starken Lösungen dieser Mittel auf gleiche Weise hergestellt. Da sich aber auf Grund von praktischen Versuchen mit diesen starken Lösungen von Karbolsäure und Kresol stark reizende Wir- kungen herausstellten, habe ich die Versuche auch mit 2-proz alko- holischer Lösung gemacht, welche 33,33 Proz. absoluten Alkohols enthielt. Tabelle V. Wirkung 2-proz. alkoholischer Lösungen auf Aussaat von Staphylo coccus und Pyocyaneus. Mittel Bakterien CJ 72 O 10 Sek. ZT. iß 72 O CO 1 Min. 2 Min. CO o 10 Min. 20 Min. o CO 1 St. . Staph. aur. + + 4- 4- + + + + _ 0 Pyocyaneus + + 4- 4- + J- — 0 Karbolsäure Staph. aur. + 4- + 4- — 0 . Pyocyaneus -r + + 0 Staph. aur. r + + ~r — 0 Pyocyaneus + + + 0 Auf Kulturen derselben Bakterien. Mittel Bakterien Aussaat auf Min. c Ä s C S s .5 2 S £ cc Si 03 CO tß S § ■* - 03 1 Staph. aur. < Agar + 4- 4- + + 4- + 4- 4- 4- 0 Guajakol -j Bouillon + + + 4- 1 4- 4- 4- + 4- 4" 0 1' • Agar + -i- + + 4- + 4- 4- 4- 0 l Bouillon 4- + + _u 4- 4- + 4- — 0 f Staph. aur. < Agar 4- + + + 4- 4- 4- 4- 0 Karbolsäure ■/ Bouillon + + 4- + 4- “f“ -1- — 0 Pyocyaneus < Agar Bouillon 4- + + + 4- + + + 0 0 Kresol | Staph. aur. > ii 11 2 „ ii ii 30 11 2- „ wässer. 11 Kresol 11 11 ii ii 11 3 „ ii ii 45 11 2- „ alkohol. 11 ii 11 11 ii ii 11 2 „ ii ii 30 11 2- „ wässer. JJ Guajak. 11 Kulturen V 11 31/* St, ii ii 1 St. 2- alkohol. 11 ii 11 ji ii 19 11 2 „ ii ii 45 Min. 2- „ wässer. 11 Karbols. 11 ii ii 11 11 45 Min, ii ii 18 11 2- alkohol. 11 11 11 ii ii 11 30 „ ii ii 6 11 2- „ wässer. 11 Kresol 11 ii ii 11 11 45 ,, ii ' ii 15 11 2- „ alkohol. 11 11 „ ii 11 11 25 „ ii ii 5 11 942 J. Kuprianow, Demnach ist der Alkoholzusatz von großer Wichtigkeit für die Erhöhung der Wirkung der gelösten Desinficientien. Schon der Alkohol allein hat, wie die nachfolgende Tabelle VI ergiebt, nicht unbeträchtliche Wirkung. Tabelle VI. Wirkung 33-proz. alkoholischer Lösung auf Aussaat und Kulturen von Stsphylococcus und Pyocyaneus. I Bacterium 1 Wirkung auf Aussaat und Kultur 1 Min. 2 Min. 3 Min. 4 Min. 5 Min. | 15 Min. 30 Min. 1 St. 2 St. 3 St. 12 St. 24 St. 2 Tage 1 4 Tage || 7 Tago || U 2 Aussaat 4 + + + ■ + + — 0 a © 2 * 's | SW Agar + + + ~r + + + + + + + + + 4 + + f m 3 Aus von turei Bouillon + + 4- 4 4 + + - + + + + + + + 4 Aussaat + 4- — — 0 © C o e © a © u 2 08 2 2 05 ^ Cfl Ä _ Agar + + + + + + + 4 + 0 3 Aus von turei Bouillon + + + 4- + + + + 4 0 Eine 33, 33-proz. alkoholische Lösung tötet Aussaaten von Sta- phylococcus aureus nach 1 Stunde und von Pyocyaneus nach 5 Minuten, und sogar Kulturen von Pyocyaneus nach 4 1/g Stunden, die Kulturen von Staphylococcus ist sie aber selbst nach einer Woche zu vernichten nicht imstande. Absoluter Alkohol aber tötet schon nach 4 Stunden auch die Kulturen von Staphylococcus vollständig ab. (s. Tabelle VII. p. 943.) Bei allen bisher mitgeteilten Versuchen haben wir gesehen, daß Guajakol schwächer wirkt, als Karbolsäure und Kresol. Bei der Betrachtung der Versuche mit 4-proz. Lösung finden wir nun das merkwürdige Ergebnis, daß Guajakol auf Aussaat von Pyocyaneus ebenso stark wirkt, wie Karbolsäure und Kresol, daß nämlich eine 4-proz. alkoholische Lösung aller dieser Mittel Aussaaten von Pyo- cyaneus nach 5 Sekunden abtötet. Die Erklärung hierfür ist zu suchen in der sehr geringen Widerstandsfähigkeit der Aussaaten von Pyocyaneus, die so gering ist, daß ein im Verhältnis zur Karbol- säure und zum Kresol schwaches Mittel, wie das Guajakol, fast momentan dieselbe zu töten vermag. Unzweifelhaft wirken auch in diesem Falle Karbolsäure und Kresol viel stärker als das Guajakol, vielleicht töten diese schon in 1 Sekunde oder gar in einem Bruch- theil einer Sekunde die Aussaaten ab. Allein noch kürzere Zeiträume wie 5 Sek. lassen sich bei derartigen Versuchen kaum mit Sicher- heit beurteilen, da das Ein- und Ausgießen der Flüssigkeit in die Reagenzröhrchen nicht wohl in kürzerer Zeit als in 5 Sekunden zu bewerkstelligen ist. Bei den Aussaaten dagegen von Staphylo- coccus tritt der Unterschied wieder deutlich hervor. 4-proz. alkohl. Guajakol tötet Aussaat von Staphylococcus in 5 Min. 4-proz. „ Karbolsäure „ „ „ ,, ,, 30 Sek. 4-proz. „ Kresol „ „ „ „ „ 45 „ Tabelle VII. Wirkung 4-proz. alkoholischer Lösungen auf Staphylococcus aureus und Pyoeyaneus. Ueber die desinfizierende Wirkung des Guajakols. 943 c J» ~ »1 s* N C cn tß tuao £‘o O moo 9‘o 1 moo g‘o + s § tnoo tlO + ® ^ s cn ® <1> -c moa g‘0 + + S O 3 tiC — = 2 raaa g‘o + + ® ® © «-fl = 1 maa x‘0 + + + © -f O Kulturen 'um OS o o "a!K 01 1 1 ° a!K S + 1 1 O ‘n!K t + + II 'a!K 8 + + + + 0 0 0 'a!N Z + + + + © 1 +| •f!K I + ++ ++ + + + •^s et + +++++© ++ ® •n»s os + + + + + + 1° + + ® | Aussaat von Kulturen auf Agar Bouillon Agar Bouillon Agar Bouillon Agar Bouillon Agar Bouillon Agar Bouillon •um 9 N, V ^ ^ •«in e o Aussaat •um t 1 •um s + ■um s 4- •um i + •3jas Qt + ® •5|3S 08 + ° 1 •5|as ei + 1 + •^as 01 H- -r- + '^S q + ® + = + © Bakterien Staphyloc. aureus Pyoeyaneus Staphyloc. aureus Pyoeyaneus Staphyloc. aureus Pyoeyaneus ia»!K lorpsfenf) aint3S[oq.rey[ josojjj 944 J. Kuprianow, Bei der Wirkung der Mittel auf entwickelte Kulturen von Pyo- cyaneus kann man nicht dieselbe Gleichmäßigkeit der Wirkungs- kraft aller Mittel bemerken, wie bei der Einwirkung auf die Aussaat; wir sehen im Gegenteil bei der Wirkung der Lösungen auf die Kulturen die Unterschiede der Wirkungskraft der 3 Substanzen deutlich her- vortreten. 4-proz. alkohol. Guajakol tötet Kulturen von Pyocyaneus nach 7*^ Min. 4-proz. „ Karbolsäure „ ,, „ „ „ 37 Sek. 4-proz. „ Kresol „ „ „ „ „ 37 „ Interessant sind die nicht unerheblichen Unterschiede in der Zeitdauer der Einwirkung bis zur Abtötung auf Aussaaten und Kulturen. 4-proz. alkohol. Lös. Guajakol tötet Aussaat Staph. nach 5 Min., Pyoc. nach 5 Sek. 4- 11 n n Kulturen „ i> 20 „ „ » 77» Min. 4- j, i) n Karbolsäure ,, Aussaat ,, i> 30 Sek. n ii & Sek. 4 * ,, ,, »j ii Kulturen „ ii 2*/j Min. „ 37 11 4- „ „ Kresol „ Aussaat ,, >i 45 Sek. ii ii 3 11 4- „ }; 1» V Kulturen ,, ii 3 Min. i, „ 37 11 Wenn mau die Mengen der reinen Substanz berechnet, welche in alkoholischer Lösung die Entwickelung in Bouillon hemmt, so findet man, daß dieselbe ebenfalls geringer sind, als bei Anwendung rein wässeriger Lösungen. Bei Zusatz von 1 Proz. wässeriger Lösung wurde gebraucht von Guajakol für Stapbylococcus 1 : 143, für Pyocyaneus 1 : 250 „ Karbols. „ „ 1 : 250, „ „ 1 : 2000 ,, Kresol „ „ 1 : 250, „ „ 1 : 2000 bei Zusatz von 4-proz. alkoholischer Lösung Von Guajakol für Staphylococcus 1 : 343, für Pyocyaneus 1 : 600 ,, Karbols. „ „ 1 : 1200, „ „ 1 : 2400 „ Kresol „ „ 1 : 1200, „ „ 1 : 2400 Ich komme nun zu den Versuchen mit Typhusbacillen und Cholerabakterien. Diese habe ich nur mit 2-proz. wässeriger und alkoholischer Lösung gemacht, weil dies zur Bestimmung der Wir- kungskraft der Mittel auf diese Bakterien genügt, (s. Tab. VIII. p. 945.) Bei der Vergleichung dieser beiden Bakterien erweist sich der Typhusbacillus viel widerstandsfähiger als der Cholerabacil- lus, beide aber sind schwächer als Staphylococcus aureus und mit einigen Ausnahmen meist stärker als Pyocyaneus. 2-proz. wässerige Lösung von Guajakol tötet Aussaat Staphylococcus nach lJ/a St., Typhus nach 45 Min., Cholera nach 30 Min., Pyocyaneus nach 20 Min. 2-proz. wässerige Lösung von Guajakol tötet Kultur Staphylococcus nach 3'/g St., Typhus nach 2 St., Cholera nach 11/J St., Pyocyaneus nach 1 St. 2-proz. wässerige Lösung von Karbolsäure tötet Aussaat Staphylococcus nach 3 Min., Typhus nach 3 Min., Cholera nach 2 Min., Pyocyaneus nach 45 Sek. 2-proz. wässerige Lösung von Karbolsäure tötet Kultur Staphylococcus nach 45 Min., Typhus nach 30 Min., Cholera nach 15 Min., Pyocyaneus nach 18 Miu. 2-proz. wässerige Lösung des Kresols tötet Aussaat Staphylococcus nach 3 Min., Typhus nach 3 Min., Cholera nach 2 Min., Pyocyaneus nach 45 Sek. 2-proz. wässerige Lösung des Kresols tötet Kultur Stapbylococcus nach 45 Min., Typhus nach 30 Min., Cholera nach 12 ’/2 Min., Pyocyaneus nach 15 Min. 2-proz. alkoholische Lösung des Guajakols tötet Aussaat Staphylococcus nach 30 Min., Typhus nach 20 Min., Cholera nach 10 Min., Pyocyaneus nach 5 Min. 2-proz. alkoholische Lösung tötet Kultur Staphylococcus nach 2 St., Typhus nach 1 St., Cholera nach 30 Min., Pyocyaneus nach 45 Min. Tabelle VIII. Wirkung desinfizierender Mittel auf Typhusbacillus und Vibrio Cholera asiatica. Ueber die desinfizierende Wirkung des Guajakols. 945 1 CQOD £ moD g o • E? e o s-. — moo g‘x + UI30 X — j- - 3 — N § uioo 6 0 4- ujjo8‘( 4" o o c a« ca « UIDD l'Q 4- + 4- moo 9‘o 4- 4- 4- ® ® 3 ^ 3 uioo gko 4- 4- o o + 4- © <3 br maa f‘o + + + ® 4- o 4- 4- o fl « UJOD g‘o + 4- + + + + 4- 4- 1 4- tnaa ^‘0 + 4- 4- 4* 4- 4" 4- 4- 4- o 4- ® U200 1 40 + + + + + + 4- 4- 4- 4- 4- 4- IS 7. o o • •—— — — - •JS fl 1 + o o •IS T 4-4- 1 + o o •an« St + + + + + 1 a!IV OS 4-4- + 4- O o o o 4- 4- o ® •a'IttOZ 4-4- 4-4- i i 1 + + + + 1 O o o o © ■uijv ST 4-4- 4-4- 4- 4- ® O 4-4- © 4-4- 4-4- 4-4- 4” 4- 13 ■anv 01 + + 4-4- 4-4- 4- 1 4-4- 1 O 4-4- 4-4- 4-4- O o 4- 4- ® ® M UII« S 4-4- 4-4- 4-4- ++ +4- +f 4-4- 4-4- 4-4- + 1 4-4- 4-4- © * 3 fl fl fl fl a fl fl fl fl fl 3 3 a — ^ CA 3 — 2* % < a o > =3 =: < § « tä S “•= <1 § n Agai Bouillc Agai Bouillc Agar Bouillc Agai Bouillc Agai Bouillc Agai Bouillc « 2 WI-3 < t oa « 5 ^ o « Agai Bouillc Agai Bouillc •an« st o '~v— ' •«iw oe + O •ntj«03 + 1 o n!I« ST 4- + 1 'S uil« 01 + + 4- ® CA CA ■uijv S + 4- 4” *4* •< •an« t 4- + 4- 4- •an« s + + o o 4- 4- an« ?, 4- 4- 1 ® 4- ® 4- 4- o aif« *1 4- + + + 4- 4- 4- 4- O 1 an« I + + + + 4- 4- 4- 4- 4- o 4- ® fl © © 3 CA 3 JC Cu 38 )M -2 'S ca e8 3 u CU o 3 2 Ja ja CU o » 2 2 2 o. 2 CA 3 JS CU e8 u © o CA 05 a u Ja ® cu © H o — Eh o H ü Eh ü E- o H ü I»»!H [oajefeng aanusioqjBjj jossjjj lo^efsno aanBS(oqj«2 X0S3J3 aunsoq Sansoq eäuassBAi ’zojd-g Sunsqq aqasi[oqo^i« zoid-g 946 J- Kuprianow, Ueber die desinfizierende Wirkung des Guajakols. 2-proz. alkoholische Lösung von Karbolsäure tötet Aussaat Staphylococcus nach 2 Min., Typhus nach l'/2 Min., Cholera nach 1 Min., Pyocyaneus nach 30 Sek. 2-proz. alkoholische Lösung von Karbolsäure tötet Kultur Staphylococcus nach 30 Min., Typhus nach 20 Min., Cholera nach 10 Min., Pyocyaneus nach 6 Min. 2-proz. alkoholische Lösung des Kresols tötet Aussaat Staphylococcus nach 2 Min., Typhus nach 2 Min., Cholera nach 1 Min., Pyocyaneus nach 30 Sek. 2-proz alkoholische Lösung des Kresols tötet Kultur Staphylococcus nach 25 Min., Typhus nach 20 Min., Cholera nach 10 Min., Pyocyaneus nach 5 Min. Diese Zahlen zeigen zugleich, daß die alkoholischen Lösungen auch auf diese Bakterien viel stärker wirken als wässerige. Die Menge der Mittel in alkoholischer und in wässeriger Lösung, welche zur Aufhebung der Entwickelung der Bakterien nötig ist, ersieht man aus folgendem: Guajakol in wässeriger Lösung für Typh. 1 : 250, für Chol. 1 : 500 ,, alkoholischer ,, >1 •i 1 = 625, „ „ 1:833 Karbolsäure „ wässeriger „ 1» „ 1 : 1000, „ „ 1:1250 ti ,, alkoholischer ,, »J „ 1 : 1250, „ „ 1 : 2500 Kresol ,, wässeriger ,, „ 1 : 1000, „ „ 1 : 1250 ,. alkoholischer ,, >• .. 1=1250, „ „ 1 : 2500 Die Versuche mit Favus wurden mit 2-proz. alkoholischer und 4-proz. alkoholischer Lösung angestellt. Tabelle IX. Diese Tabelle zeigt uns, daß die Widerstandsfähigkeit der Aus- saat des Favuspilzes noch schwächer ist, als die von Pyo- cyaneus, denn eine 2-proz. alkoholische Lösung von Guajakol tötet die Aussaat schon nach 20 Sekunden und Guajakol in 4-proz. alko- holischer Lösung, sowie die anderen Mittel in 2-proz. ebenso wie in 4-proz., sogar schon nach 5 Sekunden. ischiuß folgt.) Heinrich Walliczek, Zur Technik bei Desinfektionsversuchen. Zur Technik bei Desinfektionsversuchen, Von Dr. Heinrich Walliczek, Magister der Pharmacie, in Wien. Als Substrat zum Fixieren des Bakterienmaterials für Des- infektionsversuche wurden früher bekanntlich Seidenfäden verwendet. Die Seide hält jedoch die betreffenden Desinfektionsmittel so fest, daß einfaches Auswaschen oft nicht genügt, um sicher zu sein, daß das Desinfektionsmittel beseitigt ist. Ein bakteriologisch unwirksames Mittel, welches das betreffende Desinfektionsmittel in eine bakterio- logisch gleichfalls indifferente Verbindung überführt, ist nicht immer bekannt. Es wurde aus diesen Gründen später zu mikroskopischen Deck- gläschen gegriffen, um darauf die Versuchsbakterien gleichmäßig zu verteilen. Die Deckgläschen haben den Nachteil des festen Zurück- haltens des Desinficiens zwar nicht, doch abgesehen vom Kosten- standpunkte haben sie den Nachteil, daß sie bei irgend einer zufälligen Verunreinigung (mit Fettspuren etc.) mit ganz ungleichmäßigen Mengen von Bakterienmaterial behaftet werden und daß diese Bak- terien bei der weiteren Behandlung auch viel leichter und ungleich- mäßiger abgespült werden. Spirig hat später gleichgroße Stückchen Filtrierpapier zu glei- chem Zwecke verwendet und einen guten Erfolg damit erzielt. Leider hat das Filtrierpapier fast denselben Nachteil wie Seiden- fäden, nämlich den des hartnäckigen Festhaltens des Desinfektions- mittels, wie ich bei den eben besprochenen Versuchen mit Tannin genau ersah. Die Filtrierpapierstückchen in den Kontrollröhrchen , welche also mit Tannin nicht behandelt waren, bfieben rein weiß. Die mit Tannin behandelten Papierstückchen wurden aus der Tanninlösung in steriles Wasser übertragen und dort fünf Minuten belassen. Sie erschienen dann gleichfalls weiß; doch einige Stunden, nachdem sie in die Gelatine eingebracht waren, zeigten sie eine mehr oder minder gelbe bis braune Färbung, herrührend von der Fällung des noch zurückgehaltenen Tannins durch die Gelatine. In diesem Falle war der gebildete unlösliche Gerbsäureleim jedenfalls bakteriologisch indifferent. Ich führe diese Ercheinung nur an, um zu zeigen, daß das Filtrierpapier ebenfalls die Nachteile des festen Zurückhaltens der imbibierten Lösung besitzt, ähnlich wie die Seide, wenn auch vielleicht nicht in so hohem Grade. Ein Substrat zum gleichmäßigen Verteilen der Bakterien müßte nach meiner Meinung ein Gewebe aus Glaswolle sein. Dies hätte den Vorteil der Deckgläschen, sich leicht vom Desinfektionsmittel abwaschen zu lassen, und den Vorteil der Seidenfäden oder des Filtrierpapiers, dem Bakterien- materiale eine geeignete Oberfläche zu bieten, auf welcher eine gleich- 948 Heinrich Walliczek, mäßige und fester anhaftende Infizierung, auch ohne Antrocknung, zu bewerkstelligen wäre; die Nachteile aller anderen angeführten Substrate waren bei einem Glaswollgewebe ausgeschlossen. Solange ein derartiges Glaswollgewebe für diese Zwecke in der bakteriologischen Technik nicht eingeführt ist, halte ich folgende Regeln für empfehlenswert: I. Sind die Bakterien gegen Eintrocknung resistent und a) ist kein indifferentes Mittel bekannt, welches die Wirkung des Desinficiens paralysiert, so sind Deckgläschen zum Verteilen der Bakterien zu verwenden und die Bakterien auf die Deckgläschen anzutrocknen. b) Ist ein indifferentes Mittel bekannt, welches die Wirkung des Desinficiens aufhebt, so ist es vorteilhaft, Filtrierpapier an- zuwenden, ohne die Bakterien durch Antrocknen fixieren zu müssen. Werden Deckgläschen verwendet, so soll vorheriges Antrock- nen des Bakterien materials stattfinden, um ein ungleich- mäßiges Abspülen zu verhindern. II. Sind die Bakterien gegen Eintrocknung nicht resistent und c) ist kein indifferentes Mittel im obigen Sinne bekannt, so wären Deckgläschen zu verwenden unter Vermeidung des An- trocknens, allerdings auf die Gefahr hin, eine nicht immer gleich- mäßige Verteilung zu erzielen. d) Ist ein Paralysationsmittel im obigen Sinne bekannt, so wäre Filtrierpapier unter Vermeidung von Antrocknen zu wählen. Eine öfters vorkommende Erscheinung bei Desinfektionsversuchen ist die, daß nach der Keimung der Bakterien sich einzelne Deck- gläschen oder Filtrierpapierstückchen finden, welche stellenweise mit dicht gedrängten Kolonieen besät sind. Es trifft dies nur in jenen Fällen ein, in welchen die Bakterien durch Antrocknen auf die Deckgläschen oder das Filtrierpapier fixiert wurden. In den von mir beobachteten Fällen wurden die infizierten und getrockneten Objekte in die verflüssigte Gelatine verbracht, welche sich in einem Glasröhrchen befand , und das Röhrchen wurde behufs Verteilung der Bakterien 30-mal auf und ab bewegt. Es fanden sich trotzdem Röhrchen, welche den eben erwähnten Mißstand zeigten, daß die Bakterien sich nicht gleichmäßig verteilt hatten, sondern lokal an- gehäuft blieben. Eine solche ungleichmäßige Verteilung erschwert oder vereitelt geradezu ein richtiges Abzählen der Kolonieen. Um diese ungleichmäßige Verteilung auszuschließen, versuchte ich, Gelatineblättchen an Stelle der Deckgläschen und Filtrierpapier- stückchen als Substrat zum Fixieren der Bakterien. Ich schlug zu diesem Zwecke mittels Locheisen gleichgroße Stückchen aus Blatt- gelatine, und zwar verwendete ich hierzu die rosa gefärbte Speise- gelatine, weil diese Blättchen sich ihrer Färbung wegen besser über- sehen lassen. Meine Voraussetzung war die, daß die erweichten Gelatine- blättchen sich iu dem lauwarmen, verflüssigten Gelatinenährboden t)ie Resistenz des B&cteriam coli commune gegen Eintrocknung. 949 lösen würden und dadurch eine gleichmäßige Verteilung der an- haftenden Bakterien zustande käme. Die Gelatinestückchen lösen sich jedoch erst, wenn sie eine bestimmte längere Zeit erweicht werden. Bei Desinfektionsversuchen, wo eine Eiuwirkungszeit von nur einer oder wenigen Minuten kon- trolliert wird, trifft dies nicht zu, und hat das Verwenden von Gelatinestückchen keine Vorteile. Bei einer Einwirkung des Des- infektionsmittels durch eine halbe bis mehrere Stunden ist die Gelatine so erweicht, daß sie sich dann sehr rasch in dem erwärmten Nähr- boden löst; für diese Fälle wäre demnach das Verwenden von Gelatine- stückchen als Substrat zum Verteilen von Bakterien vorteilhaft, vorausgesetzt, daß sich die Gelatine mit dem Desinfektionsmittel überhaupt verträgt. Trockene Gelatine läßt sich bei 160° ebensogut trocken steri- lisieren, wie Filtrierpapier oder Deckgläschen. Baden, 5. Mai 1894. Die Resistenz des Bacterium coli commune gegen Eintrocknung. Von Dr. Heinrich Walliczek, Magister der Pharmacie, in Wien. Gelegentlich der Desinfektionsversuche mit Tannin, welche ich früher mitgeteilt habe, machte ich die Bemerkung, daß alle infizierten Röhrchen mit Gelatine steril blieben, wenn ich das Bakterienmaterial durch Antrocknen auf Filtrierpapier unter der Luftstrahlpumpe fixierte. Selbst die zur Kontrolle angelegten und deshalb mit Tannin nicht behandelten Papierstückchen erzeugten keine Infektion. Ich mußte deshalb annehmen, daß die Bakterien durch diese Trocknungsart unter der Luftstrahlpumpe, also im Vakuum, getötet werden. Das Fixieren der Bakterien auf das Substrat, nämlich Seidenfäden, Deckgläschen oder Papierstücken, wird aber gewöhnlich durch Eintrocknen vorgenommen, um auszuschließen, daß die am Substrate verteilten Bakterien durch ein zufällig stärkeres Schwenken in der Desinfektionslösung oder im sterilen Waschwasser ungleich abgespült werden. Ueber die Resistenz des Bacterium coli commune gegen Eintrocknung fand ich keine Litteraturangaben. Ich versuchte nun die Eintrocknung auf verschiedene Arten zu bewirken, um zu sehen, unter welchen Umständen das Bact. coli commune am längsten lebensfähig bleibt. Hier die Versuchsreihen: XV. Bd. 60 950 Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. I. Zur Kontrolle wurden die aus der Bakterienaufschwemmung genommenen Filtrierpapierstückchen auf 5 Minuten in steriles Wasser verbracht und dann in die, in Röhrchen befindliche, flüssig gemachte Gelatine gesät: Es wuchsen viele Tausende Kolonieen. II. Die infizierten Papierstückchen wurden unter der Wasser- strahlluftpumpe, also im Vakuum, getrocknet, was eine Zeit von 30 Minuten beanspruchte. Sodann kamen sie auf 5 Minuten in steriles Wasser und nachher in die Gelatine, wie bei Versuch I. Es wuchsen in den einzelnen Röhrchen 6, 11, 17 und 58 Kolonieen. III. Die Papierstückchen wurden unter der Wasserstrahlluftpumpe getrocknet, jedoch bei offenem Hahne der Glasglocke, so daß immer neue Luft aspiriert wurde. Sie waren in 45 Minuten trocken. Die weitere Behandlung war wie bei Versuch II. Es wuchsen: 0, 28, 45, 78 und über 1000 Kolonieen. IV. Die Filtrierpapierstückchen wurden in steriler Schale ge- trocknet. Nach 18 Stunden (über Nacht) war alles trocken. Es wuchsen 0, 0, 0, 0, 0, 0 Kolonieen. V. Die inficierten Papierstückchen wurden im Exsiccator über Schwefelsäure getrocknet. Nach 17 Stunden (über Nacht) war alles getrocknet. Es wuchsen: 0, 0, 1, 10 und 25 Kolonieen. Es ergiebt sich aus diesen Versuchsreihen, daß Bacterium coli commune durch Eintrocknen, in welcher Form dies auch sein mag, getötet wird. Je länger der Trocknungsprozeß andauert, desto sicherer erfolgt die Abtötung. Wien, 5. Mai 1894. Bakteriologische und parasitologische Kongresse. Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. Referent: Dr. G. Sanarelli, Privatdozent in Rom. (Fortsetzuog.) Pernice, B. und Scagliosi, G. (Palermo), Beitrag zur Kenntnis der Pathogenie der Nieren veränderunge n bei der asiatischen Cholera. Die mitgeteilten Beobachtungen sind während und nach der letzten Choleraepidemie im Jahre 1893 in Palermo gemacht worden. Aus ihnen geht hervor, daß bei den Menschen in dem akuten Zu- stande der asiatischen Cholera die Nieren von einer mehr oder weniger verbreiteten und schweren Nephritis befallen sind. In den durch die Infektion von Choleravibrionen gestorbenen Meerschweinchen findet man die Nieren ebenfalls an Knäuelnephritis krank, wie man es in allen Fällen allgemeiner Experimentalinfektion infolge der Ent- Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. 951 fernung der Bacillen aus dem Organismus beobachtet. Die gleichen Veränderungen werden in den Nieren von Meerschweinchen, welche mit dem Filtrat einer Kultur des Kommabacillus oder des Darm- inhalts eines cholerakranken Meerschweinchens geimpft wurden, be- obachtet; Veränderungen, welche denen der Nieren eines Cholerakranken gleichen. Unter gleichen Umständen verursacht das Filtrat des Darminhalts eine schwerere Knäuelnephritis, als sie durch das Blut oder eine Kultur selbst hervorgebracht wird, was zu dem Glauben veranlaßt, daß die Vibrionen in dem Darme besonders günstige Umstände vorfinden, um die Produkte ihres Stoffwechsels in größerer Menge und giftigerer Intensität bilden zu können. Die experimen- tellen Beobachtungen bestätigen also die Ansicht, daß die Knäuel- nephritis bei Cholera einen toxischen Ursprung hat und durch die Absonderung der in den Blutkreislauf gelangten Gifte verursacht wird. Sirena, S. und Scagliosi, G. (Palermo), Aehnlichkeiten und Verschiedenheiten der in den verschiedenen Teilen Italiens während der letzten Choleraepidemie iso- lierten Vibrionen. Verff. haben die morphologischen und biologischen Verschieden- heiten studiert, welche der von ihnen während der letzten Cholera- epidemie in Palermo (1893) isolierte Bacillus gegenüber dem von Neapel und Rom und jenem von Kalkutta aufwies. Sie sind zu folgenden Schlüssen gelangt: 1) Der Koch’ sehe Kommabacillus wurde von ihnen stets in den Abfällen der Cholerakranken in dem akuten Zustande gefunden, aber selten in dem Darminhalte der Verstorbenen. 2) Alle vier oben erwähnten Vibrionen bilden in Bouillonkulturen ein mehr oder weniger dickes Häutchen, welches bei dem von Palermo erst nach zwei Monaten zum Vorschein gekommen ist. 3) In Gelatine entwickelt sich zuerst bei gewöhnlicher Temperatur der Bacillus von Palermo rascher und stärker, dann jener von Neapel, Rom und zuletzt der von Kalkutta. 4) Auf Kartoffeln bei Brüttemperatur bilden die Vibrionen von Kalkutta eine ziemlich mächtige, gelbbraune Schicht, die von Rom eine dünnere und dunkelgelbe, jene von Neapel und Palermo eine von Kartoffelfarbe kaum zu unterscheidende Schicht. 5) Die stark alkalische sterilisierte Milch wird durch alle vier Vibrionen in verschiedenen Zeiten zum Gerinnen gebracht. 6) Die Indolreaktion wird rascher erhalten mit den Kulturen der Vibrionen von Rom und Neapel, etwas später mit jener von Palermo und endlich nur angedeutet mit jener von Kalkutta. 7) Auf sauren Kartoffeln und manchmal auch in Bouillon nehmen die Bacillen degenerative Formen an, welche sich gewöhnlich am dritten Tage nach der Entwickelung einstellen. 8) Die Vibrionen von Palermo, Neapel und Rom sind sehr virulent, sie töteten die Tiere durchschnittlich nach 12 Stunden, die von Kalkutta weniger, die Tiere starben erst nach 15—20 Stunden. 60* 952 Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. Sirena, S. und Scagliosi, Gr. (Palermo), Lebensdauer des Milz- brandbacillus im Boden, im Trink- und Meerwasser und in den Abfall wässern. Verff. haben ihre Versuche mit dem oben genannten Materiale in sterilisiertem und unsterilisiertem Zustande bei Ruhe und Schüt- teln gemacht. Mit der Erde haben sie zwei Versuchsreihen ange- stellt, in einer haben sie in Glaskolben gestellte sterilisierte Erde, in der anderen Gartenerde angewandt. Die in dem Kolben befind- liche Erde war trocken oder kaum feucht oder ganz naß. Verff. kommen zu den Schlußfolgerungen, daß die Milzbrandsporen (die Bacillen sterben nach einer gewissen Zeit) lebten und ihre Virulenz behielten in sterilisiertem und geschütteltem destilliertem Wasser bis zu 20 Monaten und 16 Tagen; in der feuchten oder ganz trockenen oder mit Wasser bedeckten Erde bis zu 2 Jahren 9 Monaten und einigen Tagen ; in Meerwasser 1 Jahr 7 Monate und einige Tage ; in geschütteltem Trinkwasser 17 Monate, in sterilisiertem Meerwasser ebenfalls 17 Monate. In den letzten drei Fällen war das Virus noch aktiv. Endlich lebten noch die Bacillen in den Abfallwässern nach 15 Monaten und 25 Tagen und in einer verfaulten Milz, welche in eine Blechbüchse gestellt war, mehr als 2 Jahre. Nach der Lebensdauer der nachher inokulierten Versuchstiere (Meerschweinchen und Kaninchen) zu schließen, scheint den Verff., daß das Medium, in welchem der Milzbrandbacillus gelebt hatte, einen Einfluß auf seine Virulenz ausübt, sie haben beobachtet, daß in solchen von Mikroorganismen befreiten Medien die Virulenz immer am stärksten war. Babes, V. (Bukarest), Ueber Enterohepatitis suppurata endemica. Rumänien gehört einer pathologischen Zone an, welche besonders das Littoral des Mittelmeeres und des Schwarzen Meeres begreift. Gewisse Krankheiten, welche im westlichen Europa selten sind, er- strecken sich noch über Rumänien, namentlich bis zu den Karpathen. Hierher gehören unter anderem biliöse maligne Fieber, die Pellagra, die Lepra und namentlich die sogenannte tropische Dysenterie mit Leberneurose und -Abscess. Die letztere kann Babes nach reich- lichen Erfahrungen nicht als wirkliche Dysenterie betrachten, indem die Darmentzündung nicht als diffuse oberflächliche Rektose besonders des unteren Dickdarmteiles beginnt, sondern als ein tiefes entzünd- liches Oedem mit Geschwüren auf der verhältnismäßig intakten Schleimhaut, besonders des Beginnes des aufsteigenden Dickdarmes. Hier findet sich gewöhnlich ein den ersten Querfalten entsprechendes, ringförmig den Darm umgreifendes Geschwür mit hyperämischen oder hämorrhagischen Rändern und pulpöser, eiterig infiltrierter oder gan- gränöser Basis. Oft perforieren die Geschwüre und findet sich pheg- monöse Infiltration des benachbarten retroperitonealen Gewebes. Ganz selten gesellt sich zu dieser Form wahre Dysenterie. Diese Enteritis ist es, welche sich regelmäßig mit Leberabscessen kompliziert. Letz- tere unterscheiden sich von allen anderen Formen der Leberabscesse, indem es sich in der Regel um einen oder wenige große Herde Mitteilungen aus dem XI. internationalen medizinischen Kongresse in Rom. 953 mäßiger umschriebener Nekrose handelt, welche im Centrum zu er- weichen und zu vereitern beginnen. Erst später findet sich ein wahrer Absceß mit mehr oder minder scharfer Begrenzung. Dies ist nach den Beschreibungen von Koch, W. Kruse etc. die typische Form auch der ägyptischen „Dysenterie“. Außerdem kommen allerdings in den Tropen noch Fälle wirklicher Dysenterie vor. Bei unserer nekrotisch-eiterigen Enteritis findet man häufig im Stuhle Amöben, welche jenen von Lösch, Kartulis, Kruse u. A. beschriebenen entsprechen und manchmal selbst in großer Menge. Bei der Sektion und der histologischen Untersuchung hingegen finden sich solche nur ausnahmsweise im Niveau der Geschwüre. Nament- lich ist deren häufiges Fehlen im histologischen Präparate auffallend. Im Eiter der Leberabscesse wurden Amöben ebenfalls nur selten konstatiert, und auch die histologische Untersuchung von Schnitt- präparaten aus der Leber erwies nur in 3 unter 20 Fällen deren An- wesenheit, während in etwa 10 Fällen Bakterien, Eiterkokken, sapro- gene, dem Typhusbacillus ähnliche Formen und Protei in solcher Menge und Anordnung in den Geschwüren und Abscessen ge- funden wurden, daß denselben eine wesentliche Rolle bei der Eiterung zugesprochen werden muß. Außerdem wurden große Massen eines nicht züchtbaren Bacillus, dem Rotzbacillus ähnlich, in einer Anzahl von Fällen in der Tiefe des Gewebes der Geschwürs- und Absceßwand nachgewiesen. Babes hält infolge dieser Untersuchungen eine wesentliche Rolle der Amöben in der Mehrzahl seiner Fälle als nicht nachgewiesen. Wenn in tropischen Ländern die Amöben in derselben Krankheit häufiger sind, so spricht dies für einen nicht wesentlichen Zusammenhang der Krankheit mit derselben. Jedenfalls müssen weitere Untersuchungen abgewartet werden. Babes, V. (Bukarest), Ueber einen bei Skorbut gefundenen Bacillus. In einer Skorbutepidemie bei einem Reiterregimente konnte Verf. in jedem Falle aus dem nekrotischen Rande der Alveolenschleimhaut eigentümliche feine, gekrümmte und zugespitzte Bacillen (den Tuberkel- bacillen ähnlich, nach Gram nicht färbbar) nach weisen. Namentlich an exstirpierten Schleimhautstückchen wurde das Eindringen der Ba- cillen in großen kompakten Massen in die Tiefe der Schleimhaut, sowie eiue eigentümliche Nekrobiose des umgebenden Gewebes mit Entartung der Gefäßwände und Proliferation der Endothelien noch in beträchtlicher Entfernung von den Bacillenmassen nachgewiesen. Neben den Bacillen, aber bloß oberflächlich, finden sich noch Strepto- kokken. Die zerkleinerten und gewaschenen Gewebsstücke geben, auf Agar-Agar zerrieben, bei Körpertemperatur charakteristische Kulturen in Form kleiner, gelblicher, durchscheinender, erhabener, mit kleinsten Körnchen bedeckter Kolonieen. Anfangs wurden dieselben schwer und nur zugleich mit Streptokokkenkolonieen gewonnen. Sowohl Ge- websstückchen als Kulturen wurden verschiedenen Tieren unter die Haut oder in die Blutbahn geimpft und erzeugen dieselben anfangs oft bei Kaninchen Hämorrhagieen und den Tod der Tiere, wobei am Rande mancher hämorrhagischen Herde die beschriebenen Bacillen 954 Allgemeines über Infektionskrankheiten. angetroffen wurden. Auch die filtrierte Kultur erzeugt manchmal Hämorrhagieen. Besonders durch Hunger oder Krankheiten herab- gekommene Tiere reagieren deutlich auf die Infektion. Die älteren Kulturen verlieren allmählich ihre pathogene Wirksamkeit. Es ist unzweifelhaft, daß die beschriebenen Bacillen die Mundschleimhaut- affektion bei Skorbut in allen 6 untersuchten Fällen erzeugt hatten und daß dieselben in frischem Zustande bei Tieren Hämorrhagieen erzeugen können. Referate. Weyl, Handbuch der Hygiene. Jena (Gustav Fischer) 1893. [Fortsetzung des Referats auf S. 310.] 4. Lieferung: von Fodor, Hygiene des Bodens. Mit be- sonderer Rücksicht auf Epidemiologie undBauwesen. (246 Seiten. Preis einzeln 4,50 M., bei Abnahme des ganzen Hand- buches 3,60 M.) Die hygienische Bedeutung des Bodens ist in den letzten Jahr- zehnten Gegenstand so zahlreicher Erörterungen gewesen, daß gegen- wärtig eine auch nur oberflächliche Uebersicht über die entstandene Litteratur nicht ohne ein besonderes Studium erlangt werden kann. Es wird daher Vielen willkommen sein, wenn neuerdings von berufener Seite versucht worden ist, den zeitigen Stand der Frage zu fixieren und die gewonnenen Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung möglichst übersichtlich zusammenzustellen, umsomehr, als v. Fodor der übernommenen Aufgabe durchaus gerecht geworden ist. Ein ausführlicher Bericht über die treffliche Abhandlung verbietet sich an dieser Stelle mit Rücksicht auf die Reichhaltigkeit des darin ge- botenen Inhalts, doch mag es gestattet sein, die vom Verf. gewählte Einteilung seines Stoffes und die von ihm in einigen epidemiologischen Fragen vertretenen Anschauungen in der Kürze wiederzugeben. Nach einer geschichtlich-litterarischen Einleitung beschäftigt sich v. Fodor im ersten Kapitel mit der Struktur des Bodens. Es werden im Besonderen die einzelnen Bodenarten klassifiziert; ihre Verteilung in verschiedenen großen Städten, Budapest, London, Lyon, Wien, München, Berlin, Paris, bildet den Inhalt eines eigenen Ab- schnitts. Das zweite Kapitel ist den Temperaturverhält- nissen des Bodens gewidmet. Der Einfluß der Sonnenwärme auf die verschiedenen Erdschichten, die Wärmeschwankungen im Boden gleichfalls mit Berücksichtigung verschiedener Schichten bildet den Gegenstand ausführlicher Darstellungen, aus denen sich u. a. er- giebt, daß die Temperatur in einer Tiefe von 4 m und mehr Bak- terienarten von bescheidenen Wärmeansprüchen das ganze Jahr ein mäßiges W'achstum gestattet, ein solches hingegen anderen Arten, welche höhere Temperaturen beanspruchen, wie z. B. den Anthrax- bacillen, unmöglich macht. Der Besprechung der Wirkung der Allgemeines über Infektionskrankheiten. 955 Sonnenwärme schließt sich die Schilderung des Einflusses der inneren Erdwärme und der wärmeerzeugenden physiologisch-chemischen Pro- zesse im Boden an. Das dritte Kapitel handelt von Bodenfeuch- tigkeit und Grundwasser, als deren wesentlichste Ursache die atmosphärischen Niederschläge bezeichnet werden. Von den Eigen- schaften des Bodens, welche auf das Maß und die Dauer seiner Durchfeuchtung von Einfluß sind, werden Durchlässigkeit, wasser- bindende Kraft, Wasserfassungsvermögen, Kapillarität, Absorptions- und Kondensationsvermögen für Wasserdampf nacheinander eingehend gewürdigt. Die Austrocknung des Bodens durch Verdunstung schließt sich an. Das Grundwasser wird unter Benutzung eines Citats aus v. Pettenkofer’s Hauptbericht über die Choleraepidemieen des Jahres 1854 definiert. Sein Ursprung wird im Regen wasser und im versickerten Oberflächen wasser gefunden ; daneben wird auch die Er- gänzung des Grundwassers in tiefer gelegenen Becken und Mulden durch Abfluß von höheren, abwärts geneigten Gebieten (Drainage- wasser) erwähnt. Weitere Abschnitte beschäftigen sich mit den ver- schiedenen Eigenschaften des oberflächlichen und tiefen Grundwassers, dem Wasserreichtum, den Bewegungen (Strömungen, Schwankungen) des Grundwassers, den Ursachen und den zeitlichen Verhältnissen dieser Schwankungen. Zahlreiche skizzierte Abbildungen erleichtern hier in willkommener Weise das Verständnis des Textes. Die letzten Abschnitte des Kapitels handeln von der Befeuchtung des Bodens durch Ueberschwemmungen, Quellen und Gewerbebetriebe, sowie von den örtlichen und zeitlichen Schwankungen der Bodenfeuchtigkeit. Verf. gelangt dabei zu dem Ergebnisse, daß die Schwankungen des Grundwassers nur in den Fällen, wo der Spiegel desselben durch die örtlichen Regengüsse thatsächlich beeinflußt wird, als Ausdruck der Veränderungen in der Feuchtigkeit der darüber gelegenen Boden- schichten ausgesprochen werden können, daß aber auch in solchen Fällen zur Zeit der Sommer- und Herbstregen, welche bei der vorausgegangenen Austrocknung des Bodens oft gar nicht bis zum Grundwasserspiegel Vordringen , auch bei verhältnismäßig tiefem Grundwasserstande eine große Feuchtigkeit in den oberen Boden- schichten vorhanden sein kann. Das vierte Kapitel trägt die Ueberschrift „die Grundluft“. In seinen einzelnen Abschnitten wird der Luftgehalt des Bodens, die Permeabilität des Bodens für Luft, die Zusammensetzung der Grund- luft mit ihren zeitlichen und örtlichen Schwankungen und schließlich die Bewegung derselben besprochen. Das fünfte, gleichfalls in eine Anzahl von Unterabschnitten geteilte Kapitel handelt von den orga- nischen Substanzen, das sechste von den Bakterien im Boden. Hier ist ein Abschnitt der Rolle der Bakterien, ein weiterer deren Lebensprozesse im Boden gewidmet. Alsdann werden die pathogenen Bakterien, welche im Boden Vorkommen oder ver- mutet werden können, besprochen. Erwiesen ist nur das Vorhanden- sein der Bacillen des Milzbrands, des malignen Oedems und des Tetanus im Boden. Typhusbacillen können sich dort nach den Er- gebnissen von Versuchen längere Zeit lebensfähig halten. Wenn ihnen im Boden eine Rolle zukommt, so werden sie diese in den oberfläch- 956 Allgemeines über Infektionskrankheiten. liehen Schichten, deren Sauerstoffmangel, Feuchtigkeitsgrad und Wärme ihnen günstig sein kann, am meisten zur Geltung bringen können. Cholerabacillen kommen unterhalb der Bodenoberfläche nicht wohl fort, dagegen ist ihre Vermehrung auf derselben nicht ausge- schlossen. Bei Besprechung der Wege für eine Auswanderung der Bakterien aus dem Boden stellt der Verf. die Möglichkeit der Be- förderung mit der aufsteigenden Grundluft nicht in Abrede. Als wichtig wird das Aufgraben und das Aufwühlen des Bodens be- zeichnet. Hinsichtlich des Verhältnisses der Bodenbakterien zum Grundwasser und der Frage des Eindringens derselben in mensch- liche Wohnungen wird ein abschließendes Urteil zurückgehalten. In ähnlich vorsichtiger Weise bespricht der Verf. die Möglichkeiten des Vorkommens anderweitiger Infektionsstoffe (Ptomaine, flüssige toxische Substanzen, andere niedere Organismen) im Boden. Die Einwirkung der Bodenverhältnisse auf die öffentliche Gesundheit bildet den Inhalt des siebenten Ka- pitels. Im ersten Teil desselben, welcher die Beziehungen des Bodens zu epidemischen und endemischen Krankheiten umfaßt, werden zu- nächst im allgemeinen die Begriffe der örtlichen und zeitlichen Dis- position, der kontagiösen und miasmatischen Krankheiten u. a. er- läutert. Alsdann folgt eine ausführliche Besprechung der Beziehungen zwischen Boden und Malariafieber. „Man ist berechtigt“, so sagt der Verf. am Schlüsse dieses Abschnitts, „zu konstatieren, daß die Malariafieber Krankheiten sind, deren Infektionserreger nicht durch den Menschen erzeugt und verbreitet werden, sondern an gewissen Orten und zu bestimmten Zeiten außerhalb des menschlichen Körpers, namentlich vorwiegend, wenn nicht ausschließlich im Boden ent- stehen.“ Indessen bedarf es, „um das Verhältnis von Boden und Malaria zueinander in Zukunft gründlicher zu studieren und begreifen zu können, weiterer genauerer und eingehenderer Bodenunter- suchungen.“ Weniger bestimmt äußert sich der Verf. im nächstfol- genden Abschnitt über die Beziehungen zwischen Gelbfieber und Boden. Er stellt fest, daß das Gelbfieber eine verschleppbare mias- matische Krankheit ist, hält aber vor Bekanntwerden des Miasmas ein direktes Studium des Zusammenhangs der von demselben erzeugten Krankheit mit dem Boden nicht für thunlich. Mit großer Sorgfalt hat der Verf. die Frage erwogen, ob die Cholera zu den Bodenkrankheiten zu zählen ist. In dem mehr als 20 Seiten umfassenden Abschnitt wird die örtliche Verbreitung dieser Seuche geschildert, demnächst festzustellen gesucht, welche Boden- verhältnisse ihr günstig sind, der zeitlichen Schwankungen der Cho- leramorbidität gedacht und der Möglichkeit einer Beeinflussung der individuellen Disposition zur Erkrankung durch den Boden Erwäh- nung gethan. Der Verf. ist sichtlich bemüht, v. Pettenkofer in seinen Beobachtungen und Folgerungen nachzugehen; seine Dar- stellung verrät eine gründliche Kenntnis der Schriften jenes Alt- meisters der Hygiene und dennoch vermag er ihm nicht zuzustimmen. Er erachtet eine Beteiligung des Bodens an der Verbreitung der Cholera für wesentlich insoweit Verunreinigungen auf dessen Ober- fläche zur Verschleppung und im Zusammenwirken mit Feuchtigkeit Tuberkulose. 957 auch zum Gedeihen der Keime beitragen können, keineswegs aber für ausschlaggebend und noch weniger für ausschließlich und spezifisch. In entsprechender Weise äußert sich v. Fodor hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Typhus und Boden. Er bestreitet hier die von Pettenkofer behauptete Regelmäßigkeit des umgekehrten Verhaltens zwischen Typhusmorbidität und Grundwasserschwankungen auf Grund von in Budapest angestellten Beobachtungen und glaubt, daß der Boden wohl einen Anteil an der Förderung des Typhus be- sitzen mag, daß indessen andere Einflüsse (Wasserleitung, Reinlichkeit in Wohnungen, Abtritten, Sielen, auf dem Boden) bei der Verbreitung der Krankheit eine wichtigere Rolle spielen. In 3 weiteren Abschnitten werden die Beziehungen besprochen, welche zwischen Durchfall (Sommerdiarrhoe, Cholera infantum), bezw. Diphth erie, bezw. Tuberkulose und dem Boden gefunden worden sind. Das achte Kapitel handelt von der Verseuchung und Assa- nierung des Bodens. Seine Einzelabschnitte schildern 1) die Insalubrität des Bodens infolge von Wasser und Feuchtigkeit; 2) die Assanierung des feuchten Bodens (Gräben, Drainage, Schwind- brunnen, Bewirtschaftung u. s. w.); 3) die Assanierung dps durch Abfallstoffe verunreinigten Bodens (Ausgraben mit Abfuhr, Desinfek- tion, Ventilation); 4) die Erfolge der Bodenreinigungsmaßnahmen, die Asepsie des Bodens. Im neunten Kapitel endlich sind die Methoden der hygie- nischen Bodenuntersuchung besprochen. K übler (Berlin). Bruice, P. J. de, Ueber einen Fall von akuter Miliar- tuberkulose mit dem ausgeprägten Bilde des Ab- dominaltyphus. (Berliner klin. Wochenschrift. 1894. No. 13.) Ein 18-jähriges Mädchen erkrankte plötzlich mit Fieber, Milz- schwellung, Roseolen und dünnflüssigem Stuhl, so daß die Diagnose auf Abdominaltyphus gestellt wurde. Die Fieberkurve entsprach ganz der des Typhus. Erst nachdem das Fieber abfiel, traten Zahnfleisch- blutungen und Ekchymosen auf. Husten und Auswurf fehlten. Die Augenspiegeluntersuchung ergab Choriodealtuberkel. Bald darauf entstand in der Leistenbeuge ein Absceß und trat nun auch Auswurf auf. Sowohl im Absceßeiter wie im Sputum konnten nun bakterio- logisch Tuberkelbacillen nachgewiesen werden. Der Fall endete letal. Die Obduktion wurde nicht gestattet, so daß es immerhin in dubio bleiben mußte, ob nicht wirklich Typhus abdominalis vorherging und sich daran eine Miliartuberkulose anschloß. O. Voges (Danzig). Bahes, V., Sur les associations bact^riennes des bacilles de la tuberculose avec des microbes h^morrhagiques. (La Roumanie m6dicale. Fre Ann6e. 1893. No. 7 p. 193.) Im Anschluß an seine Mitteilungen auf den Tuberkulosekongressen von 1889 und 1893 über gewisse hämorrhagische Formen der Tuber- kulose, welche er auf bakterielle Associationen zurückführt und 958 Tuberkulose. von hämorrhagischen Zufällen, welche allein durch die destruktive Thätigkeit der Tuberkelbacillen selbst verursacht werden, scharf ge- trennt wissen will, veröffentlicht Babes drei weitere in dies Gebiet einschlägige Fälle. Bei der hämorrhagischen Form der Tuberkulose müsse man streng auseinander halten 1) Hämorrhagieen als mechanische Effekte der Tuberkulose an sich, wie z. B. in Kavernen, wo es sich um Arrosion und Dilatation von Arterien handelt, welche sich in tuber- kulösen Herden finden, oder um Hämorrhagieen infolge mehr oder weniger entfernter mechanischer Störungen oder Reizungen, 2) Hä- morrhagieen, welche als Ausgangspunkt einen tuberkulösen in putridem Zerfall begriffenen Herd haben und welche jeden neuen tuber- kulösen Herd begleiten, mit dem die Hämorrhagieen mehr oder weniger verknüpft sind. 3) Fälle, in denen eine mehr diffuse Zerstörung vorzüglich der Schleimhäute durch eine Tuberkeleruption, als Eingangspforte einer „hämorrhagischen Infektion“ dient, welche oft zum Tode durch eine hämorrhagische Infektion mit Purpura führt. Von den mitgeteilten 3 Fällen betrifft der erste einen 65-jährigen Mann, bei dem die klinische Diagnose auf Purpura haemorrhagica gestellt wurde. Die pathologisch-anatomische Diagnose lautete: Peribronchitis tuberculosa subacuta mit kleinen Kavernen; eitrige Einschmelzung des konfluierenden Tuberkel, Atelektasen mit De- squamativpneumonie der Unterlappen beider Lungen. Entzündliches Oedem des Mediastinum. Follikulärtuberkel mit beginnender Ulceration im Darm. Beginnende Tuberkelbildung in den Follikeln des Dünn- darms. Nephritis parenchymatosa subacuta. Pleuritis serofibrinosa haemorrhagica sinistra. Hämorrhagieen in den Lungen Purpura. Bei der bakteriologischen Analyse des Falles fand sich überall in den Organen ein ziemlich großer Streptococcus, welcher sich schwierig in der Tiefe der Gelatine entwickelte und bei subkutaner Impfung ein Kaninchen in 4 Tagen unter den Erscheinungen der Allgemein- infektion tötete. Babes spricht denselben als Erreger der hämor- rhagischen Allgemeininfektion an. Er weist darauf hin, daß derselbe in Reinkultur fast in allen affizierten Organen vorhanden war, nament- lich auch in den Bronchen, welche er als den wahrscheinlichen Ausgangspunkt für die septische und hämorrhagische Sekundär- infektion ansieht. In den Lungenabscessen fand sich übrigens außerdem noch ein mehr an den Pneumococcus erinnernder Mikrobion. Im zweiten Falle, welcher ein Mädchen von 10 Jahren betraf, ergab die Autopsie: Tuberculosis caseosa chronica mit eitriger Ein- schmelzung der bronchialen und mediastinalen Lymphdrüsen. Tu- berculosis miliaris und submiliaris von Lungen, Leber, Milz und Venen; lobuläre Desquamativpneumonie des linken Unterlappens. Hämorrhagische tuberkulöse Induration und Infiltration der rechten Lunge mit Bronchitis purulenta. Purpura haemorrhagica. Hämor- rhagieen in den Meningen; Meningo encephalitis incipiens auf der Unterseite des Lobus centralis und der hinteren Partieen der Stirn- windungen. Aus den vereiterten Mediastinaldrüsen und aus den Meningealhämorrhagieen wurden 2 verschiedene Bacillenarten isoliert, Tuberkulose. 959 während Kulturen aus allen übrigen Organteilen steril blieben. Babes nimmt an, daß sich bei diesem Fall im Anschluß an die tuberkulöse Zerstörung der mediastinalen Lymphdrüsen, welche wahrscheinlich in Beziehung steht zu überstandenen Morbillen, eine wahre Purpura mit Hämorrhagieen in den Meningen unter der Form einer Meningo-encephalitis haemorrhagica entwickelte. Den gefundenen Bacillenarten legt er selbst, namentlich wegen Fehlens von Tierversuchen und da in den meisten Organen keine Bakterien gefunden wurden keine große Wichtigkeit bei. Sie standen wahrscheinlich in Beziehung zu den akuteren Eiterungsprozessen der Regionen, in denen sie gefunden wurden. Die Hämorrhagieen seien anzusehen entweder als Effekt löslicher Substanzen oder chemischer Produkte der Tuberkelbacillen oder anderer an irgend einer Stelle des Organismus lokalisierter Mikrobien oder vielleicht als Effekt der Läsionen des Centralnerven- systems. Bei der dritten Beobachtung, bei welcher die klinische Diagnose auf Lungentuberkulose lautete, fand sich bei der Sektion Tuberculosis granulosa der Lymphdrüsen des Halses, des Mediastinum und des Mesenterium; hämorrhagische, verkäsende Tuberkulose der centralen Partieen der Lunge und gangränöse Kaverne der rechten Lungen- spitze; Gangrän der rechten Tonsille, der Bronchien, der Trachea des Larynx und Pharynx mit einigen oberflächlichen Ulcerationen. Tuberkulöse zum Teil hämorrhagische und gangränöse Ulcera des Darms mit Perforation und Verlöthung der Darmschlingen ; beginnende Peritonitis universalis; einige kleine Tuberkel in den Nieren. Dis- seminierte Hämorrhagieen auf der Oberfläche des Peritoneum und in den Mesenterialdrüsen. Nach dem Ausfall der nicht ganz klar gegebenen bakteriologischen Analyse faßt Babes den Fall auf als Repräsentanten einer großen Gruppe von Fällen, bei denen die Tuberkulose hämorrhagisch wird durch das Zwischenglied einer Gangrän. Er hält es für wahrscheinlich, daß sich die Mikrobien, welche diese Gangrän bedingten im Innern einer Kaverne entwickelten und dann die schon von Tuberkulose infizierte Schleimhaut und Lymph- drüsen des Respirationstrakts durchsetzten. (Als Eingangspforte wäre vielleicht, wie auch Babes weiterhin ausführt, die rechte Tonsille zu betrachten. Ref.) Er sieht es für unzweifelhaft an , daß die hämorrhagische Infektion dieselben Wege gegangen ist. Es fanden sich in den gangränösen Ulcerationen Bacillen, welche Diphtherie- bacillen ähnelten und andere Bacillen, welche an Typhusbacillen er- innerten, ferner eine besondere Art feiner Bacillen und endlich Strepto- und Staphylokokken. Die Wirksamkeit dieser Mikrobien stellt Babes sich folgendermaßen vor: Die Diphtheriebacillen ähn- lichen Bacillen, welche auch bei Tieren Pseudomembranen erzeugen, hatten wahrscheinlich beim Menchen die gleiche Wirkung, indem sie gleichzeitig gewisse besondere Toxine bildeten. Der saprogene typhus- bacillenähnliche B aci 1 lus wäre das saprogene Element der Gangrän und die wahrscheinliche Ursache der Hämorrhagie, weil er in allen hämorrhagischen Partieen nachweisbar war. Die anderen gefundenen Mikrobien, Streptokokken oder Staphylokokken allein für sich oder associiert können eine Art Pseudotuberkulose bei der Maus hervor- 960 Tuberkulose. rufen. Der Tuberkelbacillus wurde neben den genannten Mikro- bien nachgewiesen. Babes macht noch besonders auf den Befund des erwähnten Pseudodiphtheriebacillus aufmerksam, welcher selten bei gangränösen Komplikationen der Tuberkulose fehle. Be- merkenswert sei in diesem Falle noch die Pathogenität dieses Pseudo- diphtheriebacillus und die begrenzte Ausbreitung der Eiter- und Septikämiemikrobien. Man müßte annehmen, daß für gewöhnlich wenig virulente Mikrobien in den putriden Produkten der Tonsillen- krypten pathogene Eigenschaften erlangt und dadurch eine aus- gebreitete Gangrän und verbreitete Hämorrhagieen zu erzeugen im- stande waren, während die gemeinen Eiter- und Septikämiebakterien, welche in ihrem Gefolge in den Organismus eindrangen, nur eine sekundäre und begrenzte Rolle spielten. Czaplewski (Königsberg i. Pr.). Adenot, De l’origine osseuse de certaines ulc6rations tub er culeuses en apparence excl usivem ent cu- tan^es. (Fr^quence et obscurit6 de cette origine dans les affections lupoides des extr6mit6s des membres.) (Revue de Chirurgie. XIII. 1893. No. 10.) Verf. macht auf eine bisher kaum beobachtete Art von Haut- tuberkulose aufmerksam, deren Entstehung von einem Knochenherde herrührt und die nichts gemein hat mit den anderen Formen der Tuberkulose, wie sie als Lupus oder fortgeleitet auf die Haut von anderen Organen vorkoramt. Diese Art von Hauttuberkulose hat meist eine höckerige, pa- pillomatöse, weiche, mehr oder weniger elastische, leicht blutende, rötliche Oberfläche; die Affektion hat Aehnlichkeit mit gewissen Epi- theliomen und sarkomatösen Wucherungen der Haut, so daß bei Ver- kennung des tuberkulösen Knochenursprunges leicht ein maligner Hauttumor angenommen wird. Klinisch sind zwei Formen dieser T. zu unterscheiden : 1) Lupoide Ulcerationen in direkter Verbindung mit dem dar- unter liegenden Knochenherde — die zahlreicheren Fälle, welche so lange recidivieren , bis der oft schwer zu entdeckende Knochenherd gefunden ist. 2) Lupoide Ulcerationen ohne direkte Verbindung mit dem Knochenherde — eine geringere Zahl von Fällen, welche klinisch deshalb weniger Interesse beanspruchen, als hier der Knochenherd spontan ausgeheilt ist. Diese Art tuberkulöser Geschwüre befinden sich meist an den Extremitäten, und zwar mit Vorliebe an Hand und Fuß. Die Diagnose dieser Ulcerationen ist oft außerordentlich schwer, da die Fistelgänge unregelmäßig, gewunden und unerwartet lang sein können. Stets ist auch die Anamnese zu berücksichtigen, welche auf den Sitz der Knochenherde hinweisen kann. Heilung dieser Geschwüre läßt sich natürlich nur durch gleich- zeitige Behandlung der primären Herde erzielen. Kurt Müller (Halle). Tuberkulose. — Malaria. 961 Frankenberger, A., Beitrag zur Kasuistik uud Aetiologie der primären Genitaltuberkulose des Weibes. (Mün- chener med. Wochenschr. 1893. No. 17.) Verf. bereichert die Litteratur der primären Genitaltuberkulose des Weibes durch einen Fall. Die betreffende 26-jährige Patientin kam unter Erscheinungen, aus denen man nicht wußte, leidet sie au schwerem Typhus, Miliartuberkulose oder urämischer Nephritis, ins Spital zu Nürnberg. 7 Wochen vor der Aufnahme war sie zum zweitenmal entbunden, Wochenbett normal; später gearbeitet; seit drei Wochen wieder elend. Sie hatte bei der Aufnahme sehr konti- nuierliches Fieber, starken eiweißreichen Urin. Der Uterus ist kaum vergrößert, zu seinen beiden Seiten diffuse, auf Berührung sehr schmerz- hafte Resistenzen; im Douglas ein wallnußgroßer, harter, schmerz- hafter Tumor. 14 Tage später geht die Patientin, ohne daß intra vitam eine genaue Diagnose gestellt werden konnte, unter völliger Benommenheit zu Grunde. Auf den Lungen LHO war der Schall etwas verkürzt, schwaches Vesikuläratmen, kein Geräusch. RVO in der Fossa infraclavicularis etwas feines Rasseln. Das Resultat der Sektion und mikroskopischen Untersuchung war: Miliartuberkulose der Lungen, Milz und Nieren. Bei letzteren auch längere inter- stitielle Entzündung. Der Uterus war durchsetzt mit zahlreichen Tuberkeln, mit Riesenzellen und Bacillen. In der nächsten Umgebung des Endometriums und statt desselben fanden sich körnige Detritus- massen. Ebenso fanden sich an der Wand der Tube Spuren einer Tuberkulose älteren Datums. Verf. kommt daher zu dem Schlüsse, daß es sich um eine Miliartuberkulose handelt, die von einer schon älteren tuberkulösen Erkrankung der Genitalien ihren Ausgang ge- nommen. Die Lymphdrüsen sind nicht genauer untersucht worden. Verf. behandelt dann weiter die Frage nach der Infektion. Da das Peritoneum von tuberkulösen Veränderungen älteren Datums frei ist, so kann die Infektion nicht von dort aus, sondern von außen her direkt in den Geschlechtsapparat hineingelangt sein. Des weiteren führt Verf. aus, daß die Möglichkeit einer Infektion durch Coitus mit dem tuberkulösen Manne nicht von der Hand zu weisen ist. Knüppel (Berlin). Titoff, Ueber die Malariaparasiten der sog. halbmond- förmigen Varietät. (Sammlung medizinischer Arbeiten der Kaukasischen medizinischen Gesellschaft. 1893. No. 54.) Ein beträchtlicher Teil der P.’schen Arbeit ist einer Polemik gegen den Referenten gewidmet und bietet demnach kein wissen- schaftliches Interesse. Der Autor, welcher seine Beobachtungen in der Stadt Petrovsk (am Kaspischen Meere) angestellt hatte, gelangt zu folgenden Schlußsätzen: 1) Die Halbmonde bilden keine besondere Art von Malariaparasiten, 2) das Vorhandensein von zwei Ent- wickelungscyklen bei den Parasiten der halbmondförmigen Varietät, wie es von Canal is beschrieben wurde, ist zweifelhaft, 3) eine Sporulation läßt sich für einige erwachsene Halbmonde bis auf weiteres noch nicht in Abrede stellen, 4) geißeltragende Formen existieren wahrscheinlich auch in den Blutgefäßen, 5) abgesehen von 962 Malaria. — Krebs. großen geißeltragenden Körpern kommen im Blute auch kleinere vor (bis 1li und 1/5 des Durchmessers eines roten Blutkörperchens). Sacharoff (Tiflis). Saeliaroff, Zur Biologie derMalariaparasiten. (Protokolle der Kaukasischen medizinischen Gesellschaft. 1893/94. No. 7.) , Ueber die Struktur des Kernes bei den halb- mondförmigen Malariaparasiten des Menschen. (Ibidem. No. 12.) S. färbte das Blut von noch nicht befiederten Raben, welche in Malariagegenden aus ihren Nestern herausgeholt waren, mit dem Gemisch von Eosin und Methylenblau nach R o m an o w s k i und erhielt hierbei eine deutliche Kernfärbuug der Plasmodien. Der Kern erwies sich nun aus Fibrillen zusammengesetzt, die nicht selten karyokinetische Figuren darboten. Die geißelführenden Körper stellten bei dieser Färbung nichts anderes vor, als Parasiten, deren Kern in einzelne aus dem Protoplasma heraustretende Chromatin- fäden zerfallen ist. S. nimmt daher an, daß die Bildung der geißel- führenden Körper auf einem durch den Einfluß der Abkühlung ge- störten karyokinetischen Teilungsprozesse beruht. Wurden nach derselben Methode Blutpräparate von malaria- kranken Menschen, bei welchen reichlich Halbmonde zu finden waren, gefärbt, so erhielt S. die nämlichen Resultate, als er den Kranken das Blut mittelst Blutegel entnahm und erst x/4 Stunde nach der Entnahme antrocknen ließ, was eben notwendig ist, damit der Bil- dungsprozeß der geißelführenden Körper ausgelöst werde. M. Rechtsamer (Tiflis). Adamkiewicz , Zur Krebsparasitenfrage. (Deutsche med. Wocbenschr. 1894. No. 18.) Verf. wendet sich gegen die ihn betreffenden Ausführungen in der vorstehend referierten Arbeit von Ribbert. Er nimmt hinsicht- lich der Auffassung, daß die Krebszelle selbst ein Parasit sei, die Priorität L. Pfeiffer gegenüber für sich in Anspruch, besteht dar- auf, nachgewiesen zu haben, daß die Krebszellen abweichend von Epithelzellen wandern, Sporen bilden, Gift produzieren und durch Cancro'in getötet werden, und verwahrt sich dagegen, daß er in seinen Versuchen mit Carcinomgewebe Sepsiserreger auf die Tiere über- tragen habe. Er habe nur reines, kokkenfreies Krebsgewebe benutzt. Die übrigen Ausführungen des Verf.’s bestehen im wesentlichen in Bemerkungen persönlicher Art, welche teils gegen Ribbert, teils gegen Geißler und Klopfstein gerichtet sind. Kübler (Berlin). Ribbert, Die neueren Untersuchungen über Krebspara- siten. (Dtsch. med. Wochenschr. 1894. No. 15.) Anknüpfend an eine frühere Veröffentlichung über die Frage der parasitären Natur des Krebses1), unterzieht Verf. die seither er- 1) Vgl. Referat in dieser Zeitschrift. Bd. X. p. 287, Krebs. 963 schienenen Arbeiten über den gleichen Gegenstand einer kritischen Besprechung. Man hat, wie er ausführt, „in ermüdender Gleich- förmigkeit immer wieder dieselben Dinge besprochen und abgebildet“ und nur durch das Bemühen , mittels anderer Färbungsmethoden spezifische Eigenschaften der vermeintlichen Parasiten nachzuweisen, etwas Abwechslung in die Forschung gebracht“. Verf. selbst rät in- dessen bei der Untersuchung, mehr als es bisher geschehen, das frische Material zu verwenden; der in Wasser verteilte frische Zell- brei an der Schnittfläche eines Carcinoms liefere gute Bilder, auch '/ 2 — 1 Proz. Osmiumsäure können bei der Präparation frischen Ma- terials mit Vorteil verwendet werden, ferner sei das Einlegen in Glycerin, welches weniger aufhellt und daher vieles deutlicher her- vortreten läßt, ratsam. In ihrer Form zeigen die angeblichen Parasiten wirklichen Coc- cidien , wie z. B. den in der Kaninchenleber vorkommenden von R. Pfeiffer genau untersuchten Mikroorganismen gegenüber ein recht abweichendes Verhalten. Die Kaninchencoccidien bilden, wenn sie sich zum Zwecke der Vermehrung in einer doppeltkonturierten Membran eingekapselt haben, regelmäßig gleich zahlreiche, nämlich 4 ovale Körper ; in diesen Psorospermien entstehen stets gleichmäßig geformte, sichelförmige Gebilde, aus denen nach dem Freiwerden wieder Coccidien heranwachsen. An den Krebseinschlüssen ist ein ähnlich regelmäßiger Entwickelungsgang nicht nachgewiesen worden, und es ist besonders auffallend , daß die Angaben der einzelnen Forscher unter einander sehr verschieden sind. Korotneff hat in schematischen Abbildungen Körper darge- stellt, welche, zwischen den Epithelzellen liegend, sich von diesen durch intensivere Kernfärbung, dunkleres Protoplasma und zum Teil auch durch amöboide Fortsätze unterscheiden. Mit Steinhaus sieht der Verf. solche Elemente lediglich als degenerierte Epithel- zellen an, wie sie besonders in Hautcarcinomeu reichlich angetroffen werden. Von vielen Untersuchern, nämlich außer dem bereits erwähnten, Ko- rotneff, von Wickham, Borrel, Ruffer und Plimmer, Ruffer und Walker, Cattle und Miller sind innerhalb der Epi- thelzellen gelegene, meist von dem Zellprotoplasma durch einen Zwischenraum getrennte, also in Vakuolen eingeschlossene Gebilde be- schrieben worden. An den Vakuolen wurde einige Male eine Be- grenzung durch doppelt konturierte Membranen wahrgenommen, die intravakuolären Körper aber sahen höchst verschieden aus, bald er- schienen sie als homogene, glänzende Kugeln, bald als punktförmige Körper, bald als rundliche, protoplasmatische, körnige, oft unregel- mäßig zackig begrenzte, peripher gleichsam aufgelöste Massen, bald als „froschlarvenähnliche Körper“ (Sawtschenko). Der Verf. be- greift, daß jenen Gebilden bei ihrem auf den ersten Blick fremdartigen Aussehen von so vielen Beobachtern die Bedeutung von Parasiten beigelegt wurde, er hat indessen in jedem Carcinom zwischen den solche Körper enthaltenden Zellen und den wohl erhaltenen Epithel- zellen so mannigfache Uebergänge gefunden, daß er in jenen nur die durch Degenerationsvorgänge, sei es am Protoplasma, sei es am 964 Rotz. Kern bedingten Formen anerkennen kann. In dieser Auffassung be- irrt ihn auch das Verhalten der Zelleinschlüsse bei der Färbung und die Vakuoleubildung nicht. Degenerierende Zellen und Kerne färben sich naturgemäß anders als frische Zellen ; die Vakuolen sind 'oft färbbar (F o ä), also nur durch homogene Substanz vorgetäuscht, und bilden sich andererseits um die verschiedensten in das Protoplasma eingelagerten Körper, z. B. in Riesenzellen um eingedrungene Leuko- cyten. Die letzteren wandern, wie der Verf. und Claessen nach- gewiesen haben, thatsächlich in den Zellleib ein, quellen vakuolär auf und täuschen dadurch Parasitismus vor. Verwechslungen werden ferner leicht durch die zum Teil klumpig angehäuften Chromatin- körner entarteter Kerne oder größere, vom Hauptkern abgesprengte Bruchstücke desselben erzeugt. Vielfach hat man in einer gemeinsamen Zelle eine größere Anzahl von Einschlüssen gefunden und dann von Teilungsvorgängen im Parasiten (Ruffer, Plimmer, Sawtschenko) oder von Sporocysten (N e p v e u) gesprochen. Der letzteren Auf- fassung steht aber vor allem die oft höchst verschiedene Größe und Gestalt der in der gleichen Zelle befindlichen Gebilde entgegen. Die veröffentlichten Darstellungen oder Abbildungen stellen ferner nur die auffälligsten Formen dar, die weniger klaren Bilder werden nicht immer wiedergegeben. Verf. glaubt daher, daß solche multiplen Zell- einschlüsse entweder durch gleichzeitiges Auftreten vieler Degene- rationsvorgänge in einer Zelle entstehen oder der Ausdruck multipler vakuolärer Protoplasmaquellungen sind oder auch Kernentartungen ihre Entwickelung verdanken. Die von Podwyssozki und Sawtschenko1) beschrie- benen, als Sporozoen bezeichneten Körperchen haben stets verschie- dene Größe; die in ihrem Innern befindlichen sichelförmigen „Em- bryonen“ decken sich weder nach Form noch nach Größe und Zahl. Mit Cornil hält sie der Verf. für nichts anderes als modifizierte Kerne in Gruppen angeordneter Leukocyten. Wenn man versucht hat, die verschiedenen vermeintlich parasitären Formen zu einer Entwickelungsreihe zusammenzustelleu , so muß solches Beginnen als rein willkürlich bezeichnet werden, da der Entwickelungsvorgang selbst niemals verfolgt worden ist. Auch der von Korotneff dargestellte Rhopalocephalus, welcher bald als Amöbe, bald als Coccidie auftreten soll, ist „zweifellos nichts anderes, als eine homogene degenerierte Epithelzelle“. Hinsichtlich der den fraglichen Gebilden zugescbriebenen ätio- logischen Bedeutung muß es auffallend erscheinen, daß „wir Aehn- liches als Parasitenwirkung nicht kennen und bei den Coccidieu- wucherungen in der Kaninchenleber gerade im Gegenteil keinen Krebs entstehen sehen“. Auch hat man gar nicht einmal darüber nach- gedacht, warum die Krebsmetastasen im Gegensätze zu anderen infektiösen Metastasen nicht aus dem Organgewebe, sondern aus Wucherungen verschleppter Epithelzellen sich bilden. Endlich hat der Verf. auch in zweifellos nicht carcinomatösen Epithelwucherungen 1) Diese Zeitschrift Bd. XI. p. 493, 532, 559. Madurakrankheit. 965 viele der erwähnten Gebilde, in einer Hautelephantiasis, z. B. einen wohl ausgebildeten Rhopalocephalus gefunden. Von L. Pfeiffer1) und von Adamkiewicz ist in der Krebs- zelle selbst der Parasit erblickt worden. Letzterer habe diese Hypo- these durch den vermeintlich erbrachten Nachweis einer Giftbildung in Carcinomen zu begründen geglaubt, sie histologisch aber nicht gestützt. Die Giftwirkung sei aber nach Geißler und Klopf- st ein nur durch die nach Uebertraguug von Carcinomgewebe bei den Tieren entstandene Sepsis vorgetäuscht worden. Verf. gelangt zu dem Schlüsse, daß den bisher als Krebsparasiten beschriebenen Gebilden „alles Typische fehlt, und daß sie sehr wohl aus Zell- und Kerndegenerationen erklärt werden können , hält es jedoch andererseits auch noch nicht für feststehend, dass „bei der Entstehung des Krebses Parasiten überhaupt keine Rolle spielen“. Anhangsweise werden noch zwei neu erschienene Arbeiten von Jackson Clarke, welcher „Sporozoeu in Carcinomen und Sar- komen als Ursache dieser Geschwülste nachgewiesen zu haben glaubt, und von Keser erwähnt, welcher diese Gebilde für Degenerations- produkte epithelialer Zellen erklärt und dabei die Zustimmung des Verf.’s findet. K übler (Berlin). Vincent, Etüde sur le parasite du „pied de Ma dura“. (Annales de 1’ Institut Pasteur. 1894. No. 3.) Unter „pied de Madura“ versteht man eine Erkrankung, welche mit schmerzloser, diffuser Schwellung der Haut au den Füßen be- ginnt, und welche ausnahmslos auf der Sohle oder dem Rücken des Fußes Platz greift. Nach einiger Zeit treten an diesen erkrankten Stellen kleine abgegrenzte Geschwülste auf, welche die Größe einer Haselnuß erreichen, die zuerst hart sind, sich später aber erweichen und, in diesem Zustande beharrend, die schmerzhafte Form der Affektion darstellen, in anderen Fällen aber spontan aufbrechen und einen Eiter produzieren , welcher kleine graue, gelbliche oder schwarze Körnchen enthält. Der Fuß nimmt an Größe zu und bedeckt sich mit Beulen, die sich nach und nach öffnen und zahlreiche eiternde Fisteln entstehen lassen. Die Krankheit ist seit etwa 20 Jahren be- kannt, kommt aber nicht nur in Indien (Madura, Dehli, Bombay, Baratpur etc.) vor, vielmehr sind auch in Italien , in Algier und iu Amerika Fälle derselben beschrieben. Die bakteriologische Unter- suchung des vorliegenden, bei einem Marokkaner beobachteten Falles ließ sowohl in den Geweben wie auch in den Körnchen des Eiters denselben Mikroben erkennen. Die beschriebenen Körnchen im Eiter, etwa von dem Umfange von Grießmehlkörnchen, erinnern an den Be- fund bei Aktinomykose. Sie bestehen aus einem sehr dichten feinen Mycel, welches sich mit Loeffler’scher Lösung oder Fuchsin färbt und echte Verästelung zeigt. Dasselbe gehört demnach der Gattung Streptothrix an und wird vom Verf. Streptothrix madurae genannt. Die Aestchen sind schlank und etwa 1 bis 1,5 fx dick; sie 1) Diese Zeischrift. Bd. XIV. p. 118. XV. Bd. 61 966 Madurakrankheit. unterscheiden sich von Actinomyces durch das Fehlen der Keulen und kolbigen Anschwellungen. Das Protoplasma des Mycels erscheint manchmal unterbrochen, so daß im nach Gram gefärbten Präparate ungefärbte Stellen auftreten können, welche das Vorhandensein von Artbrosporen vortäuschen können. Das zur Herstellung von Kulturen verwendete Material wurde mit den entsprechenden Kautelen ent- nommen. In Bouillon zeigte sich nur sehr wenig Wachstum, dagegen eignen sich Infuse, mit Heu oder Stroh hergestellt (nicht neutra- lisiert, also von saurer Reaktion!), sehr gut als Nährboden. Das Gleiche gilt für Fleischbrühe, in welcher Rüben oder Kartoffeln (20 g auf 1 Liter Wasser) abgekocht wurden, nach vorhergegangener Filtration und Sterilisierung. Das Temperaturoptimum liegt bei 37° C, über 40° C sistiert das Wachstum. In den Kulturen er- scheinen vom 4. bis 5. Tage ab kleine graue Flöckchen von runder oder platter . Form , die sich an den Wänden und am Boden des Kolbens festsetzen und nach 20 — 30 Tagen den Umfang einer kleinen Erbse angenommen haben. Manche der Flöckchen zeigen eine braune Färbung im Centrum, andere, die der Oberfläche der Nährflüssigkeit nahe liegen, färben sich nach 1 — 2 Monaten rosa oder rot. Die Nährflüssigkeit wird niemals getrübt, da die meisten Flöck- chen am Boden liegen und dort eine Decke , die nicht über 1/2 — 1 cm dick wird, bilden. Die Nährflüssigkeit, vorher sauer, nimmt mit der Zeit alkalische Reaktion an und färbt sich schwach blau. Auf ihrer Oberfläche tritt sehr häufig eine zarte, aus Sporen bestehende Haut auf. In gewöhnlicher Gelatine zeigt die Strepto- thrix madurae längs des Impfstiches und an der Oberfläche nur schwaches Wachstum von weiß gefärbten Kolonieen. Als besten festen Nährboden empfiehlt Verf. 100 ccm einer Abkochung von Heu oder Kartoffel mit Zusatz von 9 g Gelatine, 4 g Glycerin und 4 g Glykose. Derselbe wird in gewöhnlicher Weise neutralisiert und sterilisiert. Nährgelatine wird durch die besprochene Streptothrix nicht verflüssigt. Haben sich auf dem festen Nährboden sehr viele Kolonieen entwickelt, so bleiben diese klein, während solche, wenn in geringer Anzahl vorhanden, die Größe einer Erbse fast erreichen. Sie haben dann Aehnlicbkeit mit einer Impfpustel, sind in der Mitte eingedrückt, von weißer Farbe, während die Randpartieen rote Fär- bung annehmen. Die Kolonieen sind von hornartiger Konsistenz und haften sehr fest am Nährboden. Die Streptothrix madurae wächst ziemlich gut in Milch, ohne diese gerinnen zu machen, jedoch sie langsam peptonisierend. Auf Eiern und in Serum gedeiht der Parasit nicht. Auf Kartoffeln sieht man vom 5. Tage ab (bei 37° C) kleine ungefärbte oder weißliche Prominenzen, die sich nach etwa einem Monate lebhaft rot färben. Dies tritt besonders lebhaft hervor, wenn die Kartoffel stärker sauer reagiert, während bei manchen Kartoffeln die Färbung ganz ausbleibt. Manche Kolonieen sind mit einem feinen Staube überdeckt, der aus Sporen besteht. Die Strepto- thrix madurae ist obligat aerob. In den Tumoren, welche eitrigen Zerfall zeigten, wurden außer dem beschriebenen Parasiten der Staphylococcus pyogenes Madurakrankheit. — Tierische Parasiten. 967 albus und aureus gefunden. — Zum Studium der Verästelung eignet sich am besten der hängende Tropfen. Gegen Eintrocknen sind die Kulturen sehr widerstandsfähig, noch nach 21 Monaten zeigten dieselben Entwickelungsfäbigkeit. Die Sporenbildung ge- schieht wie bei den übrigen Arten von Streptothrix, am besten da, wo das Mycel mit Luft in Berührung ist, sowohl in flüssigen Nährböden, als auch auf der Kartoffel. Die Sporen sind ca. 1,5 /n breit und ca. 2 /n lang; sie färben sich mit Anilinfarben und nach der Methode von Gram sehr gut. Ihre Widerstandsfähigkeit gegen Hitze ist nicht sehr groß, sie werden bei 85° C in 3 Minuten, bei 75° C in 5 Minuten abgetötet. Die nicht Sporen tragende Kultur stirbt bei 60° C in 3—5 Minuten ab. Für Tiere (Kaninchen, Meerschweinchen, Mäuse, Katzen) ist die Streptothrix madurae nicht pathogen. — In Schnittprä- paraten von den Knötchen erkennt man das erkrankte Gewebe bei schwacher Vergrößerung daran, daß es die Farbe weniger stark an- genommen hat nnd in dessen Mitte das Mycel, gut gefärbt, liegt. Die Knötchen selbst lassen sich mit echten Tuberkeln vergleichen ; Riesenzellen sind sehr selten. — Die Anschauung englischer Forscher, daß es sich bei der Affektion um Aktinomykose handelt, wird von Vincent durch unter genau denselben Bedingungen angelegte und gehaltene Parallelkulturen widerlegt. Gerl ach (Wiesbaden). Kanthack, Madura Disease (Mycetoma) and Actyno- mycosis. (Journal of Pathology and Bacteriology. 1892. Oktober.) Die Madurakrankheit befällt hauptsächlich Hände und Füße der Patienten. Dieselben sind stark geschwollen, auf ihnen bemerkt man zahlreiche Fistelöffnungen, aus' welchen entweder gelbe, Fischrogen ähnliche, oder schwarze, schuppenartige Körnchen entleert werden. Carter hat schon 1886 den Gedanken ausgesprochen, daß die Pilze, welche er in den gelben und schwarzen Körnchen gefunden hatte, Beziehungen zum Actinomyces hätten. Die Untersuchungen von Kanthack bestätigen diese Ansicht. Die gelben Körner enthalten sicher Actinomyceselemente, die schwarzen sind wahrscheinlich dieselben Pilze, aber in einem Degenerationszustande. Gelegentlich wurden Degenerationsformen in den gelben Körnern gefunden, welche den schwarzen ähnelten, also wahrscheinlich den Uebergang anbahnten. Abel (Greifswald). r. Linstow, Helmiuthologische Studien. (Jen. Zeitschr. f. Naturw. Bd. XXVIII. N. F. XXI. 1893. p. 328—352. Mit 2 Taf.) Zuerst schildert der Verf. den Bau der sogenannten Tetra - cotyle typ i ca, einer Larve von Holostomiden, und zwar in mehreren Entwickelungsstadien; das jüngste, die „bewegliche Form“, scheint uns ein sehr interessanter Fund zu sein, auch wenn es nicht allgemeine Regel sein sollte, daß die Miracidien der Holo- stomiden ihre ersten Entwickelungsphasen wie in diesem Falle als Ektoparasiten durchmachen und erst als Tetracotyle in den Zwischenträger eindringen, um schließlich in diesem sich einzukapseln. 61* 968 Tierische Parasiten. Der Autor fand die bewegliche Form auf dem Körper vou Süßwasser- hirudineen, niemals im Körper, ist aber der Meinung, daß alle auf Hirudineen lebenden Exemplare dem Untergange geweiht seien. Mit dieser Annahme kann ich mich nicht befreunden, denn in hiesigen Nephelis findet man in manchen Jahren Dutzende von eiDgekapselten Tetracotylen, deren Zugehörigkeit zu der Tetracotyle typica freilich dahingestellt sein mag, wie ich denn überhaupt glauben muß, daß unter diesem Namen spezifisch verschiedene Formen gehen. Jeden- falls kommen Tetracotylen im Innern des Körpers von Nephelis vor, wie dies schon Schomburg (Froriep’s Neue Notizen. XXX. No. 9. 1844. p. 136) wußte; es besteht kein Grund zu der Annahme, daß dieselben, in geeignete Tiere eingeführt, nicht geschlechtsreif werden sollten. Von inneren Organen sah v. Lin stow in dem jüngsten Stadium nur einen dunkleren Körper von Stimmgabelform, der an dem spitzen Pole der Larve ausmündete : unmöglich wäre es nun nicht, daß dieser Körper, wie der Autor annimmt, ein Exkretionsorgan ist — nach Allem aber, was wir über so jugendliche Stadien von Trematoden wissen, ist mir dies nicht wahrscheinlich, ich möchte hierin eher den Darm der Larve sehen, diese dann also umgekehrt orientieren. Auch mit der „Urniere“ der späteren Stadien verhält sich die Sache anders; was der Autor mit „Urniere“ bezeichnet, ist ein großer, hinter dem Bauchsaugnapf gelegener, zweilappiger Körper, den ich für die An- lage des Haftapparates halte, während die Exkretionsblase erst hinter diesem liegt, oft jedoch von demselben mehr oder weniger verdeckt wird. Des weiteren folgen Beschreibungen von neuen Arten oder Notizen zu bereits bekannten: so wird Distornum endolobum der Frösche encystiert auch in der Larve von Anabolia nervosa, Ephemer» vulgata und Chloeon di pt er um gefunden, Di- stomum echinatum encystiert in Bythinia ventricosa, Physa fontinalis, Valvata macrostoma und Limnaeus palustris; von neuen Arten werden beschrieben: Distornum (Echinost.) pungens — Darm von Podicepsminor, Dist. macrolaimus — Darm von Vesp e r ug o pipistrellus, Taenia spinosissima — Darm von Turdus merula, Filaria ochracea — Magen von Thymallus vulgaris, und Filaria pulicis, eine Larve in Gammarus pulex. Beschrieben werden ferner noch der bisher nur zweimal beobachtete Echinorhynchus clavula Duj. aus Thymallus vulgaris und Spiropterus crassicauda Crepl. zwischen den Magenhäuten von Colymbus arcticus. M. Braun (Königsberg i. Pr.). Untersueliungsmethodeu, Instrumente etc. 969 Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Ermengem, E. raii, Nouvelle m6thode de coloration des cils des b acte ries. [Travaux du Laboratoire d’ Hygiene et de Bact6riologie de 1’ Universit6 de Gand. Tome I. Fascicule 3.) (CommuDication iaite ä la Sociötö de Mddecine de Gand, le 2. mai 1893.) van Er men gern bestätigt, daß gewissenhafte Arbeiter mit der Loeffl er’schen Geißelfärbungsmethode sehr zufriedenstellende Re- sultate erhalten ; er hebt demgegenüber aber hervor, daß es oft vielen Probierens bedarf, namentlich wenn mau die Geißeln von Mikro- organismen färben will, von denen man den Aciditätsgrad der Beize, welchen sie zu einer guten Färbung verlangen, nicht kennt. Eine sichere, dabei leicht ausführbare und schnelle Geißelfärbungsmethode, die zudem für die Mehrzahl aller Bakterienarten ohne weiteres an- wendbar wäre, sei also noch ein Desiderat der bakteriologischen Technik. Er beschreibt nun im Folgenden eine neue, im wesentlichen auf photographischen Prinzipien beruhende, ziemlich einfache Geißel- färbungsmethode, welche im wesentlichen allen diesen Forderungen entspricht. Hauptbedingung sind reine Deckgläschen, da die geringsten Spuren fettiger Substanzen oder organische Verunreinigungen Schleierbildungen verursachen und das Präparat verderben. Er kocht die Deckgläschen zur Reinigung in einer Mischung von Kali bichromic. und Acid. sul- furic. conc. ää 60,0 g, Wasser 1000,0 g, spült mehrere Male mit Wasser, dann mit Alcohol absol. und läßt sie, ohne abzuwischen, in aufrechter Stellung unter einer Glocke trocknen. Zweitens verwendet er junge (10 — 18-stündige) Agarkulturen und verdünnt die Suspension sehr stark, um isolierte Bakterien und wenig Niederschläge zu erhalten. Das lufttrockene Präparat wird dreimal zwischen den Fingern durch die Flamme gezogen. Als „Bain fixateur“ dient ihm eine dunkel- schwarz-blaue Beize von Acid. osmic. (2-proz. Lösung) 1 Teil, Tannin, (10 — 25-proz. Lösung1) 2 Theile. Ein Tropfen dieser Mischung wird auf das Präparat gebracht und muß darauf in der Kälte eine halbe Stunde, bei 50 — 60° 5 Minuten lang wirken. Die so behandelten Deckgläschen werden sehr sorgfältig mit Wasser und Alkohol ge- spült, dann einige Sekunden in ein „Bain sensibilisateur“, eine 0,5 — 0,25-prozentige Silbernitratlösung, getaucht. Darauf kommt das Prä- parat ohne Abspülen in das „Bain r6ducteur et renforqateur“ aus Acid. gallic. 5,0 g; Tannin 3,0 g; Kal. acet. fus. 10,0 g; Aqu. dest. 350,0 g. Nach einigen Augenblicken bringt man die Präparate unter fortwährendem Bewegen des Bades in die schwache 0,5— 0, 25-proz. Siiberlösung zurück, bis sich dieses Silberbad zu schwärzen beginnt. Abspülen in viel Wasser, Abtrocknen zwischen Fließpapier und Mon- tieren in Balsam. 1) Diese Tanninlösung kann 4 — 5 Tropfen Eisessig pro 100 ccm erhalten. 970 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. Die Bakterien erscheinen, nach der oben beschriebenen Methode behandelt, dunkelbraun, die Geißeln dunkelschwarz, wohlerhalten und scharf. In wohlgelungenen Präparaten zeigt die Mehrzahl der Indi- viduen die Geißeln, frei von Niederschlägen und Schleierbildung. Die Färbung kann durch ein Goldbad oder Verstärkungen mit Queck- silber, Uran etc. beliebig modifiziert werden. Mit dieser einzigen Methode, ohne irgend welche Säure- etc. Zusätze, gelang ohne weiteres die Färbung von B. typhi, B. coli c o m m u n e (10 Varietäten), B. fluor. liquefac., B. der blauen Milch, Proteus mirabilis und Zenkeri, B. p se udotube r cu- losis, B. enteritidis, B. subtilis (verschiedene Varietäten), V. cholerae asiaticae, Finkler-Prior, Deneke, Spirill. concentricum (Colfontaine) spec. nov., undula, serpens, Micro c. agilis, B. prodigiosus. Die Methode bietet in der That Ausgezeichnetes, nur scheint eben auch zu ihr Uebung zu gehören. Mit ihr ist für dies Gebiet ein ganz neuer Weg eröffnet worden. Vielleicht läßt sich die Methode noch mehr vereinfachen. Czaplewski (Königsberg i. Pr.). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Borrel, Tuberculose experimentale du rein. [Travail du laboratoire de M. Metschnikoff ä l’Institut Pasteur.] (Ann. de l’Institut Pasteur. 1894. No. 2.) Nach Injektion von Tuberkelbacillen in die Ohrvene lassen sich an dem tuberkulösen Prozesse der Lunge zwei wohl verschiedene Stadien feststellen. Unmittelbar nach der Impfung liegen die Bacillen in mehrkernige Leukocyten eingeschlossen und in den Lungen- kapillaren. In einer zweiten Periode aber, anschließend an den Ver- käsungsprozeß der primären Tuberkel, wird das Lymphgefäßsystem ergriffen. Diese zweite Periode, welche beim Kaninchen etwa gegen den 20. Tag beginnt, zeigt sich histologisch durch das Auftreten einer Masse von jungen Tuberkeln in den Lymphwegen. In regel- mäßigen Intervallen vorgenommene Sektionen der geimpften Tiere zeigen schon vom 5. Tage ab in den Lungen mikroskopisch sichtbare Veränderungen, während die Leber und die Nieren noch ganz frei zu sein scheinen oder doch nur spärlich Knötchen zeigen. Die Lunge dient hier als Filter und hält die meisten Bacillen zurück. Durch Injektion in die Ohrvene ist man niemals sicher, eine In- fektion der Nieren zu erreichen oder vielmehr so früh die wenigen Bacillen aufzufinden, welche die Lunge passiert haben. Erst gegen den 20. Tag nach der Injektion in die Ohrvene tritt in der Niere Schutzimpfung, künstl. Infektionskraukheiten, Entwickelung^hemmuug etc. 971 eine Eruption von Tuberkeln auf ; diese entsprechen aber, wie die histologische Untersuchung zeigt, durchaus nicht der primären In- fektion, sie sind vielmehr den in dem Lymphgefäßsysteme der Lunge vorhandenen sekundären Bildungen ähnlich. Um also die primäre Bildung von Tuberkeln in der Niere zu studieren, muß man zu einer Methode der Impfung greifen, welche das durch die Lunge gebildete Filter umgeht. Verf. führt zu diesem Zweck eine Kanüle durch die Carotis bis in den Aortabogen und injizirt nun, indem er die andere Carotis komprimiert. Auf diese Weise erhielt jedes Kaninchen 2 Kubikcentimeter einer fein zerriebenen Aufschwemmung von Tuberkelbacillen. Auch bei Anwendung dieser Methode muß man oft viele Schnitte machen, um die Bacillen in der Niere anzu- treffen. Durch den Vergleich der auf arteriellem und der auf venösem Wege hergestellten Infektion gelingt es aber nach Borrel sehr gut, zwei verschiedene Arten der Tuberkulose zu konstatieren, und zwar 1) die primitive Tuberkulose, welche hauptsächlich in den Glomerulis oder der Kortikalsubstanz ihren Sitz hat, und 2) die disseminierte, perivaskuläre Form, welche über die ganze Niere aus- gebreitet ist. — Die histologischen Untersuchungen des Verf’s., welche durch sehr schöne Zeichnungen illustriert sind, gipfeln in einer Be- stätigung der Anschauungen Metschn ikoff’s über die Entstehung der tuberkulösen Bildungen. Gerl ach (Wiesbaden). Schmans und Uschinsky, Ueber den Verlauf der Impf- tuberkulose bei Einwirkung von A 1 ka 1 i a 1 b u m i n a t. (V ircho w’s Archiv f. path. Anatomie. Bd. CXXXVI. 1894. Heft 2.) Angeregt durch die Untersuchungen Prof. Büchner ’s über die neuen Gesichtspunkte in der Immunitätsfrage, welche die Ein- wirkung von Alkalialbuminat und Alkaliproteinen auf mit luberkulose infizierte Tiere zum Gegenstände hatten und wobei eine starke chronische Leukocytose, sowie eine eigentümliche, in Erweichungs- prozessen bestehende Umwandelung der tuberkulösen Herde gefunden wurde, unternahmen es die Verff., die histologisch-pathologisch-ana- tomischen Vorgänge genauer zu studieren. Als infektiöses Material wurde eine Emulsion von Perlknoten benutzt, von welcher Meer- schweinchen circa 1/2 ccm, Kaninchen ein paar ccm in die Muskulatur des Oberschenkels injiziert erhielten. Nach 8—14 Tagen wurde mit der Injektion von Thymusextrakt in der von Büchner (Die neuen Gesichtspunkte der Immunitätsfrage. Berlin 1893. p. 19) angegebenen Weise begonnen und dieselbe jeden zweiten Tag wiederholt. Die Untersuchungen der Verff. sind nicht allein von patho- logischem, sondern auch von nicht geringem bakteriologisch-histo- logischem Interesse. Dieselben sind zwar noch nicht abgeschlossen, doch könnten jetzt schon folgende Schlußsätze als die Resultate der Studien formuliert werden : 1) Die Erweichung der tuberkulösen Herde beruht zum Teil auf zelliger Wucherung der präexistierenden Tuberkelzellen, die dabei KernfragmentieruDgen aufweisen. 972 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 2) Ein anderer Teil der im Erweichungsherde enthaltenen Zellen entspricht ausgewanderten Leukocyten. 3) Das Verschwinden der Grundsubstanz, soweit dieselbe dem von Zellenausläufern gebildeten Reticulum entspricht, beruht darauf, daß jene Ausläufer bei der Zellteilung verloren gehen, indem die Zellen sich trennen und ihre Abkömmlinge eine rundliche Form an* nehmen. In diesem Sinne könnte man von einer zelligen Lösung der Grundsubstanz, von einer „zelligen Erweichung“ sprechen. 4) Die zellige Erweichung geht neben der hyalinen Umwandelung der tuberkulösen Massen einher, indem ihr nur die von ersterer frei gebliebenen centralen Teile auheimfallen, bezw. da, wo Neigung zu derselben besteht, eine hyaline Umwandlung nicht stattfindet. 5) Hyalin umgewandelte wie zellig erweichte Stellen können nachträglich einer käsigen Nekrose verfallen. 6) Die Erweichung der tuberkulösen Herde ist analog einer echten Eiterung. M a a ß (Freiburg i. B.). Winkler, Die antituberkulöse Wirkung des Guajakol- Jodoforms. (Deutsche med. Wochenschr. 1893. No. 32.) Im Jahre 1891 empfahl Picot zur Behandlung der Tuberkulose subkutane Einspritzungen eines Gemisches, welches im ccm neben Olivenöl und Vaseline 0,005 cg Guajakol und 0,01 cg Jodoform ent- hielt. Die Wirksamkeit des Verfahrens wurde von Grasset in Zweifel gezogen; dagegen riet auch Pignol zu Injektionen einer Mischung von 14 Teilen Eukalyptol, 1 Jodoform, 5 Kreosot auf 100 sterilisierten Olivenöls oder Mandelöls in die Gegend des Sulcus re- trotrochantericus; die Tagesgabe sollte 10 ccm betragen. Auch Peter hat nach Injektionen von jedesmal 50 g einer Lösung von 10 Teilen Guajakol und 1 Teil Jodoform in 100 Teilen Mandelöl bei Tuberkulose seinem Berichte nach günstige Erfolge gesehen. Verf. prüfte das Guajakol-Jodoform experimentell auf seine Wir- kung den Tuberkelbacillen gegenüber. Er benutzte dabei ein anderes öliges Lösungsmittel nicht, da das Jodoform sich unter Verschwinden des charakteristischen Geruches in Guajakol allein leicht und voll- kommen löst. Er ließ in einem Kulturgläschen über Glycerinagar, welcher mit reichlichem Materiale aus einer Tuberkelbacillenreinkultur geimpft worden war, die Dämpfe der Mischung streichen, indem er diese in ein am Boden des Gefäßes angebrachtes kleines Reservoir füllte. 8 Tage später an Meerschweinchen vorgenommene Impfungen zeigten, daß die Originalkultur stark virulent, die den Dämpfen ausgesetzte Kultur aber unwirksam war. Auf Glycerinagar, welches mit Material aus der letzteren geimpft wurde, fand eine neue Kulturentwickelung nicht statt. Injektionen mit einer aus Tuberkelbacillen und Guajakol- Jodoform unter Verreiben hergestellten Mischung blieben ebenfalls erfolglos. Auf einem vor dem Erstarren mit Guajakol-Jodoform ge- mischten oder nach dem Erstarren damit übergossenen Glycerin- agarmischboden gediehen Tuberkelbacillen nicht. Weniger günstig fielen Heilversuche an Tieren aus. Wurden die Versuchstiere mit Tuberkelbacillen infiziert und gleichzeitig mit Schutzimpfung, künstl. IniektionskrankheiteD, Entwickelungshemmuug etc. 973 Guajakol- Jodoform behandelt, so kam die Tuberkulose dennoch zur Entwickelung. Das Blutserum von Kaninchen , denen 1 Stunde vor der Entnahme Guajakol-Jodoform unter die Haut gespritzt war, er- wies sich bei der Üebertragung von Tuberkelbacillen nicht entwicke- lungshemmend. Diese negativen Versuchsergebnisse entmutigten den Verf. jedoch nicht, die Wirkung der Mischung bei örtlicher Tuberkulose zu prüfen, da er hier mit Rücksicht auf die Versuche mit Kulturen bessere Er- folge erwarten zu dürfen hoffte. In der That nahmen bei Gelenk- tuberkulose die Schwellungen nach von Mosetig-Moorhof aus- geführten Injektionen schnell ab. Die Sektion eines Patienten, der eine Stunde nach der Einspritzung verstarb , zeigte die „eminent austrockneude Wirkung des Guajakol -Jodoforms auf das fungös er- weichte Knochengewebe“. Zu den stets schmerzlos sich vollziehenden Injektionen waren je 20 g einer Mischung von Guajakol-Jodoform 5 : 1 verwendet worden. Kübler (Berlin). Kiseliensky, Experimentelle Untersuchungen über den Einfluß der Laparotomie auf die Bauchfelltuber- kulose der Tiere. (Centralbl. für allg. Pathol. u. pathol. Anat. 1893. Nov. p. 865.) K. suchte die Frage nach dem Einflüsse der Laparotomie auf die Bauchfelltuberkulose an Meerschweinchen und Kaninchen zu lösen ; die Infektion erfolgte durch Reinkultur oder durch Sputum. Die operierten Tiere lebten meist länger als die Kontrolliere: 4—5 Monate statt 1 — 3 Monate nach der Infektion. 3—6 Tage nach der Lapa- rotomie sah K. mäßige Rundzelleninfiltration in der Umgebung der Tuberkel; ferner fanden sich verhältnismäßig viele Bacillen innerhalb von Zellen. 10—60 Tage nach der Laparotomie hatte sich junges Bindegewebe in den Tuberkeln entwickelt, welches später an Menge noch zunahm. In den späteren Stadien fanden sich meist die Knöt- chen umgeben von einem Bindegewebswall. K. weist nach diesen Befunden den „Reaktionsprocessen“ [Rundzelleninfiltration, Phagocytose, aktive Bindegewebsentwickelung] eine Hauptrolle bei der Heilwirkung der Laparotomie zu [ebenso wie Zweifel, Bumm u. A.]. Die Bedeutung der antiseptischen Mittel, der Entfernung des Exsudates etc. schlägt er sehr gering an. W. Peters en (Zürich). Baas, Experimentell-anatomische Untersuchungen über den Einfluss des Tuberkulocidins und Tuberkulins auf die Impftuberkulose des Kaninchenauges. (Habili- tationsschrift.) Leipzig 1893. Hat das Tuberkulocidin oder das Tuberkulin heilende Eigen- schaften auf die Impftuberkulose des Auges, welche durch mikro- skopisch als rein erkannte, aus dem hygienischen Institute zu Freiburg stammende Tuberkelbacillenkulturen erzeugt war? Verf. infizirte meist nur ein Auge jedes Versuchstieres, indem er, nach gründ- licher Desinfektion der Umgebung desselben, sowie des Konjunktival- sackes, unterhalb des Ciliarrandes von oben her mit der Lanzette 974 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. einstach und Teile der Kultur in die vordere Kammer brachte. Hierauf mehrmaliges Abspülen der Lider mit Sublimatlösung und Vernähen der Lider. Wurde die Naht nach einem Tage geöffnet, so zeigte sich die Cornealwunde verklebt und niemals kam es zu einer eitrigen Infektion derselben. Nach etwa 10 Tagen waren kleine Tuberkel der Iris erkennbar und nun wurden kleine bis mittlere Dosen des Koch’schen bezw. Klebs’schen Mittels bei langsamem Ansteigen der Dosis injiziert, und zwar nach folgenden 3 Versuchs- reihen: 1) 6 Milligramm bis 5 Centigramm aufsteigend in 6 Dosen, zusammen 0,5 Gramm ; 2) 5 Milligramm bis 1 Decigramm aufsteigend in 16 Injektionen, zusammen 1,055 Gramm; 3) Injektionen von je 1 Decigramm und 7 Injektionen von je 2 Decigramm, aufsteigend in 10 Injektionen, zusammen 1,7 Gramm. Nach Abschluß der Ver- suchsreihen wurde der Bulbus unter Zuhilfenahme der Cocain-An- ästhesie enukleiert. Sämtliche Tiere lebten bei Abschluß der Arbeit noch. Die mikroskopische Untersuchung des gehärteten Bulbus zeigte in allen Fällen, daß Conjunctiva, Cornea, Iris und Ciliar- körper entzündlich infiltriert und von Tuberkelknötchen durchsetzt waren, während Sklera, Glaskörper, Choreoidea und Retina davon frei blieben. In dem Inhalte der vorderen Kammer zeigten sich fast stets Tuberkelbacillen, in der Cornea konnten dieselben einige Mal nachgewiesen werden, während sie in den anderen Geweben nicht zu finden waren. Verf. kommt zu folgenden Schlüssen: 1) Das Tuberkulocidin vermag ebensowenig wie das Tuberkulin die einmal ausgebrochene Impftuberkulose des Kaninchenauges auf- zuhalten, geschweige denn zu heilen. 2) Ein wesentlicher Unterschied in dem Verlaufe des tuber- kulösen Prozesses bezüglich langsameren oder rascheren Fortschreitens der Zerstörung bei Tuberkulin- oder Tuberkulocidin an Wendung be- steht nicht. 3) Die Zahl der Tuberkelbacillen scheint bei den behandelten Tieren größer gewesen zu sein, als bei den Kontrolltieren. 4) Eine besondere, auf Zugrundegehen der Bacillen hindeutende Erscheinung im Aussehen derselben konnte bei den mit Tuber- kulocidin behandelten Tieren nicht nachgewiesen werden. Ger lach (Wiesbaden). Binz, Ueber den Vorgang der Heilung des Malaria- fiebers durch Chinin. (Deutsche med. Wochenschr. 1894. No. 6.) Abdruck eines in der medizinischen Abteilung der Niederrhein. Gesellsch. f. Natur- und Heilkunde in Bonn gehaltenen Vortrages, in welchem Binz den Nachweis führt, daß durch die Ergebnisse der Arbeiten Mannaberg’s (vergl. diese Zeitschr. Band XIV. p. 18) der früher von ihm selbst aufgestellte Satz, nach welchem das Chinin das Malariafieber durch direktes Einwirken auf dessen Ursache heilt, bestätigt wird. K üb ler (Berlin). Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten etc. — Neue Litteratur. 975 Kesem-Beck, Ueber die Behandlung der Malaria mit Methylenblau und über dessen lokale Anwendung bei der Diphtherie. (Wratsch. 1893. No. 23, 24, 25,26 und 27.) Auf Grund der Anwendung von Methylenblau bei der Behandlung von 30 Malariafällen, in welchen aber die Diagnose ohne mikro- skopische Blutuntersuchungen gestellt wurde, gelangt K. zu folgenden Schlüssen: Das Methylenblau ist entschieden ein gutes Mittel gegen Malaria, besonders in den Fällen, in welchen Chinin nicht vertragen wird oder wirkungslos bleibt. K. empfiehlt nicht mehr als 0,5 g pro die (für Erwachsene, für Kinder von 4 bis 8 Jahren 0,25 bis 0.4 g) zu geben und diese Quantität in mehreren Dosen zu verteilen. Uebelkeit und Dysurie sind bei solcher Anwendungsweise sehr un- bedeutend. Indem K. in 14 Fällen von diphtheritischen Rachen affektionen Pinselungen mit wässeriger Methylenblaulösung (1:10) mittels Watte- bäuschchen bis 3mal täglich in Anwendung zog, beobachtete er bei allen seinen Patienten einen günstigen Verlauf der Krankheit, die auch in Genesung überging. Daher verdient nach K. das Methylen- blau den Vorzug vor auderen Mitteln und noch deshalb, weil es auch die Gewebe nicht im mindesten reizt. Sacharoff (Tiflis). Neue Litteratur zusammengestellt von De. Akthub Wübzbubg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Ball, M. V., Essentials of bacteriology. 2. ed. Illustr. 8°. London (Hirschfeld) 1894. 4 sh. Fraenkel, C. u. Pfeiffer, E., Mikrophotographischer Atlas der Bakterienkunde. 2. Aufl. 9. u. 10. Lfg. gr. 8°. 10 Lichtdr.-Taf. m. 10 Bl. Erklärgn. Berlin (August Hirsch- wald) 1894. ä 4 M. Heim, L., Lehrbuch der bakteriologischen Untersuchung und Diagnostik. Eine An- leitung zur Ausführung bakteriologischer Arbeiten und zur Einrichtung bakteriologischer Arbeitsstätten mit zahlreichen, vielfach nach Original-Photogrammen hergestellten Abbildungen u. 8 Tafeln in Lichtdr., enth. 50 Photogramme von Mikroorganismen. (Bibliothek des Arztes.) gr. 8°. XIX, 528 p. m. 8 Bl. Erklärgn. 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Entwickelungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Baas, Experimentell - anatomische Unter- suchungen über den Einfluß des Tuber - kulocidins und Tuberkulins auf die Impf- tuberkulose des Kaninchenauges, p. 973. Binz, Ueber den Vorgang der Heilung des Malariafiebers durch Chinin, p. 974. Borrel, Tuberculose experimentale du rein, p. 970. Kesem-Beck, Ueoer die Behandlung der Malaria mit Methylenblau und über des- sen lokale Anwendung bei der Diphthe- rie, p. 975. Kischensky, Experimentelle Untersuchun- gen über den Einfluß der Laparotomie auf die Bauchfelltuberkulose der Tiere, p. 973. Schmaus u. Uschinsky, Ueber den Verlauf der Impftuberkulose bei Einwirkung von Alkalialbuminat, p. 971. Winkler, Die antituberkulöse Wirkung des Guajakol-Jodoforms, p. 972. Neue Litteratur, p. 975. Prommaunsche Buchdruckerei (Hermann Bohle) in Jena, 1894. Centralblatt ■B1 xv- Na- 24- für Bakteriologie und Parasitenkunde. Farbstoffe Reagentien für Mikroskopie und Bakteriologie gewissenhaft nach Angabe der Autoren. Or. G. Grübler, Leipzig, Bayrische Strasse, Mikroskop.-chem. Institut. Preislisten gratis und franko. Rud. Siebert, k. und k. Hoflieferant, Wien YIII, Alsenstrasse 19 empfiehlt sämmtliche Apparate, Farbstoffe, Reagentien und Utensilien für Mikroskopie, Bakteriologie und Uroskopie, sowie für ärztliche und klinische Zwecke überhaupt. (Culturgläser nach Stabsarzt Lipez, Siebdosen aus Blas nach Dr. Steinach, modificirt und zu bedeutend reducirten Preisen.) Illustrirter Preiscourant 1893/4 (XIV. Jahrgang) gratis und franco. Gärungsphysiologisches Laboratorium Kopenhagen, V. (Frydendalsvei 30.) Director Alfred Jörgensen. Studienkurse in Gärun gsph y siol o gie und Gärungs- technik mit spez. Rücksicht auf Prof. Dr. Hansen’ s System für Analyse und Reinkultur der Hefe. Das Laboratorium besitzt eine zahlreiche Sammlung von Kultur- hefearten (Brauerei-, Brennerei-, Traubenwein- und Obstweinhefen), wilden Hefen (Krankheitshefen) und gärungserregenden Bakterien. Lehrbücher: Alfred Jörgensen’ s „Die Mikroorganismen der Gärungsindustrie“, 3. Ausg., 1892 (P. Parey, Berlin). E. Clir. Hansen’ s „Untersuchungen aus der Praxis der Gärungs- industrie (Beiträge zur Lebensgeschichte der Mikroorganismen)“, Heft I— H, 1890 — 92 (R. Oldenbourg, München). Weitere Auskunft erteilt der Direktor. Verlag von R. Friedländer & Sohn, Berlin X.W., Carlstr. n. Dr. Alexis Korotneff, Professor der Universität Kiew und Direktor des Zoologischen Laboratoriums in Villafranca. Sporozoen als Krankheitserreger. Heft 1. Untersuchungen über den Parasitismus des Carcinoms ( Rhopaloceplialus carcinomatosus). Mitf4ilithographischen Tafeln (50 Abbildungen) in Farbendruck. Preis 9 Mark. Inhalt: I. Historisches und Beschreibung des Parasiten. II. Entwickelung. III. Aetiologisches. Die Rolle des Parasiten. Metastasen. IV. Folgerungen und Schlüsse. Verlag von Ferdinand Enke in Stuttgart. Heim, Dr. L., Lehrbuch d. bakteriol. Untersuchung und Diagnostik. Eine Anleitung zur Ausführung bakteriolog. Arbeiten und zur Einrichtung bakteriolog. Arbeitstätten mit zahlreichen, vielfach nach Original- photogrammen hergestellten Abbildungen und mit 8 Tafeln in Lichtdruck, enthaltend 50 Photogramme von Mikroorganismen, gr 8. geh. 16 Mark. i^— 1 ■oeBMaat—EHsaa— aa— e— — — — Empfehlenswerte Bücher für die Hausbibliothek. _ Meyers Kleiner Hand-Atlas. Mit 100 Kartenbiättern und 9 Textbeilagen. In Haloleder gebunden 10 Mark oder in 30 Lieferungen zu je 30 Pfennig. „Endlich einmal ein wirklicher Handatlas, der den Anforderungen des praktischen Lebens entspricht.“ („ Der Bund “ Bern.) Brehms Tierlehen. Kleine Ausgabe für Volk u. Schule. Zweite, von R. Scbmidtlein neubearbeitete Auf- lage. 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Prof. Dr. Lerntet ui Professor Dr. Loeffler ln Leipzig In Greifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. XY. Band. Jena, den 25. Juni 1894. -o- No. 25. Preis für den Band (26 Nnmmern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um, IÄefei'ung von besonderen Abdrucken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Original -Mittheilungen. Ueber die desinfizierende Wirkung des Guajakols. [Aus dem hygienischen Institute der Universität zu Greifswald.] Von Dr. J. Knprianow. (Schluß.) Auffallend ist der große Unterschied der Wirkungszeit von Guajakol auf Aussaat und auf entwickelte Kulturen. 2-proz. Lösung des Guajakols tötet Aussaat nach 20 Sek., Kult, nach 1 Stunde 4-proz. „ „ „ >, „ » 5 „ n » 20 Min. Die Wirkung der 2-proz. Guajakollösung auf Kulturen ist nach der Zeit berechnet, demnach 180mal geringer als auf Aussaat und die der 4-proz. sogar 240mal. Bei Karbolsäure und Kresol ist der Unterschied nicht so bedeutend. XV. Bd. 62 982 J. Kuprianow, 2-proz. Lös. Karbols, tötet Aussaat in 5 Sek., Kult, in 3 Min., d. b. in 36mal kürzerer Zeit »» *> i» »> 5 „ „ }, 1 ,, ,, ,, 12 „ „ ,, »* Kresol ,, „ ,, 5 )f ,, ,, 5 ,, ,, ,, 60 ,, ,, ,, »i »» >» j* >» »» 5 ,, „ ,, 45 Sek., ,, ,, 9 ,, ,, ,, Zum Schluß stelle ich sämtliche erhaltene Versuchsergebnisse zur vergleichenden Uebersicht nochmals in einer Tabelle zusammen, (s. Tabelle X. p. 983.) Ein Blick auf diese Tabelle lehrt, daß mit der Zunahme des Prozentgehaltes der Lösungen an chemischer Substanz und an Al- kohol die Wirkungskraft der Lösung steigt, aber nicht in gerader Proportion, sondern in einem viel größeren Verhältnis, so werden z. B. Aussaaten des Staphylococcus aureus abgetötet: durch 1-proz. wässerige Lösung nach 3*/s Stdn. 11 ,, ,, ,, ,, 1 V2 1» „ 2- „ alkoholische „ „ 30 Min. i* *’ i» ii ii ii 5 ,, d. b. „ 2- ,, wässerige „ 2i/smal schneller „ 2- „ alkoholische „ 7mal „ ii 4 “ ii ii ,1 42mal ,, als durch die 1-proz. wässerige Lösung. Richtet man nun seine Aufmerksamkeit auf das quantitative Verhältnis zwischen der Wirkungskraft des Guajakols und der anderen Mittel, so sieht man, daß dasselbe nicht ein konstantes ist, sondern innerhalb weiter Grenzen schwankt. Es hängt dies ab von der Stärke der Lösung und der Widerstandsfähigkeit der Bakterien- art. Wenn wir dieses Verhältnis in Zahlen ausdrücken wollen, so erhalten wir folgendes Bild: Es wirkt Karbolsäure stärker als Guajakol in 1-proz. Lös. auf Aussaaten von Staph. 521/gtnal, Pyocyaneus 4ömal, in 2 proz Lös. auf Aussaaten von Staph. 30mal, Pyocyaneus 26*/amal, Typhus lömal, Cholera lömal, in 2-proz. alk. Lös. auf Aussaaten von Staph. lömal, Pyocyan. 6mal, Typhus 13*/Smal, Cholera lOmal, Favus 4mal, in 4-proz. alk Lös. auf Aussaaten von Staph. 62/smal, Pyocyan. lmal, Favus lmal, in 2-proz. wäss. Lös. auf Kulturen von Staph. 4*/amal, Pyocyaneus 3‘/3mal, Typhus 4mal, Cholera 6mal, in 2-proz alk. Lös. auf Kulturen von Staph. 4mal, Pyocyaneus 9mal, Typhus 3mal, Cholera 3mal, Favus 20mal, in 4-proz. alk. Lös. auf Kulturen von Staph. 8mal, Pyocyaneus 12I/6mal, Favus 26*/smal. Diese Zahlen lassen uns erkennen, daß, je stärker die Lösung und die Widerstandsfähigkeit der Bakerien ist, um so geringer der Unterschied wird zwischen Guajakol und den anderen Mitteln und daß die Unterschiede größer sind gegenüber den Aussaaten, geringer aber erscheinen gegenüber den Kulturen. Besonders deutlich wird dies Verhalten, wenn man aus den vorstehenden Zahlen einen Durch- schnitt berechnet. Es ergiebt sich dann, daß die Karbolsäure stärker wirkt als Guajakol. Auf Aussaat von Staphylococcus aureus 26mal, Pyocyaneus ^‘/„mal, Typhus 14mal, Cholera asiaticae 1 2*/smal, Favus 21/Jmal. Auf Kultur aber nur von Staphylococcus aureus 6mal, Pyocyaneus lOmal, Typhus 3*/smal, Cholera asiaticae 4i/2mal, Favus 23mal. Daß bei Typhusbacillus und V. cholera asiaticae, obwohl sie widerstandsfähiger als Pyocyaneus sind, doch der Unterschied zwischen Guajakol und Karbolsäure viel kleiner ist als Tabelle X. Zusammenstellung aller Versuche. Ueber die desinfizierende Wirkung des Guajakols. 983 K > Cl. naaniing jnu liazs3unq.n^ 1 St. 20 Min. 3 Min. 1 Min. 5 Min. 45 Sek. }«Bssny jns liazsSnnqj;^ 20 Sek. 5 Sek. 5 Sek. 5 Sek. 5 Sek. 5 Sek. Vibrio Cholera uo|[inoa i 'Smraaq -s3un[93)3iznng z SI911!N sap afiuan 1 ccm 0,6 ccm 0,4 ccm 0,2 ccm 0,4 ccm 0,2 ccm uajnjing jn« liazsfiunqjijVV .5 0 o fl .Sä s S SS s. S sf g 2 2 « 2 ■jBBSsn y jn« jiazsfiunqii^V 30 Min. 10 Min. 2 Min. 1 Min. 2 Min. 1 Min. Typhusbacillus uo||tnoa'! 'Sracuaq -sSuniaqaiiinag z siajillM sap afiuajq 2 ccm 0,8 ccm 0,5 ccm 0,4 ccm 0,5 ccm 0,4 ccm uajnjjn^ jn« tjazsSunqa;^ 2 St. 1 St. 30 Min. 20 Min. 30 Min. 20 Min. ^Bsssny jn« ■jiazsfiunq-ii^ 45 Min. 20 Min. 3 Min. 21/, Min. 3 Min 2 Min. . 3 © a flß © O Cm uoiimoa "äiumaq -s3un[aqoizijuj[ -z SI9U!W S9P aäaew 2 ccm 0,4 ccm 0,5 ccm 0,1 ccm 0,5 ccm 0,1 ccm uejnjpi^ jnra ^jazsäanjfji^ j««ssny jn« liazsSun^iiAV d .5 2 ä J4 d m « Jg CO SS gj CC -< m oo t- >n t- — 1 50 CO »H^CO 45 Min. 20 Min. 5 Min. 5 Sek. 1 Min. 45 Sek. 30 Sek. 5 Sek. 1 Min. 45 Sek. 30 Sek. 5 Sek. Staphylococcus aureus |i aoi[tnoa ! 'ämmaq -sSuniaqatAiiua z SI911!N S9P 92uai\[ 7 ccm 0,7 ccm 4 ccm 0,2 ccm 4 ccm 0,2 ccm ua-inunji jn« jiazsSunqji^ SS - .2 .2 .2 | .2 .2 a „ * s s ss 2 aag sTN2 5 g =f 3S« jBBSsny jn« liazsäunqjjAV 31/. St- IV, St. 30 Min. 5 Min. 4 Min. 3 Min. 2 Min. 30 Sek. 5 Min. 3 Min. 2 Min. 45 Sek. Sunsoq jap aq.i«lS :oS :o3 & as :oS & c6 c6 :3 a «S ®~ o~ =■ ® ®~ ®~ ° ° ®~ ®~ ° ° I9?1!W joqBfenf) ajnissioqj«a losaaj[ 62* 984 J. Eaprianow, bei Pyocyaneus, erklärt sich daraus, daß mit diesen beiden Bak- terien keine Versuche mit den ganz schwachen und ganz starken Lösungen gemacht sind. Die Erscheinung, daß der Unterschied in der Wirkung von Guajakol und Karbolsäure auf Aussaten von Favus viel kleiner ist als in der Wirkung auf Kulturen dieses Pilzes, wird man aber so deuten müssen, daß die Karbolsäure eigentlich nach theoretischer Berechnung auf Aussaat von Favus viel schneller hätte wirken müssen, als wir es bei unseren Versuchen gefunden haben; wäre man imstande, die Sekundenteile zu bestimmen, in denen wahr- scheinlich Karbolsäure die Aussaat von Favus tötet, so würde dieses Verhältnis sich vermutlich umgestaltet haben. Eine Vergleichung von Guajakol mit Kresol erscheint überflüssig, weil Karbolsäure und Kresol wie wir schon gesehen haben, nahezu gleiche Wirkung haben, was übrigens bereits früher auch von Behring festgestellt ist1). Um den praktischen Verhältnissen, wie sie sich bei Operationen finden, mit meinen Versuchen näher zu kommen, habe ich uun noch Versuche mit Stap hy lococcus aureus und Pyocyaneus auf flüssigem und erstarrtem Blutserum als Nährsubstanz angestellt, weil das Blutserum wesentlich anders zusammengesetzt ist, als die ge- brauchten Agarnährböden und weil dasselbe mehr den natürlichen Körpersäften entspricht. Diese Versuche wurden mit 4-proz. alko- holischer Lösung gemacht (s. Tabelle XI. p. 985). Bei Vergleichung der Resultate dieser Tabelle mit der ent- sprechenden der früheren Versuche erkennt man keinen oder nur ganz geringe Unterschiede zwischen der Widerstandsfähigkeit der Bakterien, welche auf gewöhnlichem Nährsubstrate und welche auf Blutserum ausgesät sind. Man kann im Gegenteil in einigen Fällen sehen, daß das Blutserum für die desinfizierende Wirkung der Mittel günstiger ist. Folgende Zahlen fassen diese Resultate zusammen. 4-proz. alkoholische Lösung tötet auf erstarrtem Blutserum von Guajakol Staph. -Aussaat nach 3 Min., Kult, nach 9*/s Min. „ Pyoc- u ft 5 Sek., ,, ff 6 Karbolsäure Staph. - tt ft 30 „ ff 3 „ Pyoc.- >» tt 3 ,i i» ft 30 Sek. Kresol Staph.- ff ff 1 Min., „ ff 4 Min. „ Pyoc.- „ „ Auf gewöhnlichem Nähragar: 5 Sek., „ ff 47 Sek. von Guajakol Staph. -Aussaat nach 5 Min., Kult. nach 20 Min. „ Pyoc.- ff ff 5 Sek , ,. „ 7 * /2 Min. Karbolsäure Staph.- ff ff 30 ,, ,, 21/, „ „ Pyoc.- ff ff 3 t> i> »» 37 Sek. Kresol Stapb.- ff ff 45 ,, )i ft 3 Min. „ Pyoc.- ff ff 5 ,, i, ft 37 Sek. Die Menge der desinfizierenden Mittel, welche Aufhebung der Entwickelung der Bakterien im flüssigen Blutserum bewirkt, ist auch fast gleich der für Bouillon benötigten. Bei den Versuchen mit Tuberkelbacillen habe ich nur die 4-proz. 1) Behring, Ueber Desinfektion u s. w. (Zeitschr. f Hygiene. 1891. IX. 3. p. 395.) Ueber die desinfizierende Wirkung des Guajakols. 985 t>c £ S 3 moD 8*0 O 2 «3 :© H 3 moo i‘o I s - OI3D 9‘o 1 » & tUOD Spada, D., Contributo allo Studio del Dochmius trigonocephalus-Duj. (Spallanzani. 1893. p. 58 — 62.) Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen und Tieren. Milzbrand. Le Roy des Barres, Note sur cinq cas de pustule maligne. (Rev. d’hygikne. 1894. No. 4 p. 344—354.) Neue Litteratur. 1027 Tollwut. Bybicki, S., O zapobiegawczem leczeniu wscieklizny u czlowieka z krytycznym pogladem na metode Pasteur’a. (Pam. towarz. lek., Warschau 1893. p. 395, 815.) Krankheitserregend« Bakterien und Parasiten bei Thieren Säugethiere. A. Infektiöse Allgemeinkrankheiten. Kapport general sur la police sanitaire des auimaux domestiques pendant l'annee 1892 (Bullet, de l’agriculture. 1893. T. IX. p. 137 147.) 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Ichthyol wird mit Erfolg angewandt: bei Frauenleiden und Chlorose, bei Gonorrhoe, bei Krankheiten der Haut, der Vordauungs- und Circulations-Organe, bei Hals- und Nasen- Leiden, sowie bei entzündlichen und rheu- matischen Affectionen aller Art, theils in Folge seiner durch ex- perimentelle und klinische Beobachtungen erwiesenen reducirciiden, sedativen und antiparasitären Eigenschaften, andemtheils durch seine die Resorption befördernden und den Stoffwechsel steigernden Wir- kungen. Dasselbe wird von Klinikern und vielen Aerzten aufs wärmste empfohlen und steht iu linivcrsitäts- sowie städtischen Krankenhäusern in ständigem lieb rauch. Wissenschaftliche Abhandlungen über Ichthyol nebst Receptformeln versendet gratis und franco die Ichthyol-Gesellschaft, Cordes Herum 6 Co„ Hamburg. Hrommaoosche liuchdruckerei (Hermann Hohle) in Jena. Lߣ4^ Bakteriologie und Parasitenkunde. In Yerbindung mit Geh, Hofl*. Prof. Dr. Lenckart m Professor Dr. Loeffler ln Leipzig ln Greifswald herausgegeben von Dr. O. TThlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. XY. Band. -o- Jena, den 30. Juni 1894. No. 26. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten, f«— Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- testens nach Empfang der ersten Korrekturabziige direkt an den Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später eingehende Wünsche berücksichtigen zu können. Systematisches Inhaltsverzeichniss. L Original-Mittheilungen. Abel, Ueber das Vorkommen feiner Spi- rillen in Dejektionen. 213 Aleisi, Ueber Fäulnisgase als prädisponie- rende Ursache der Tetanusinfektion. 228 Ar ent, Eine Methode zur Plattenkultur der Anaeroben. 15 Askanaxy, Zur Lehre von der Trichino- sis. 225 Aufrecht , Ueber den Befund feiner Spi- rillen in den Dejektionen einer unter Cholerasymptomen gestorbenen Frau. 405 Bentheim, Ueber Invasion von Hautkokken bei Ekzem. 141 Beyerinck, Notiz über den Nachweis von Pro- tozoen und Spirillen in Trinkwasser. 10 — , Ueber die Natur der Fäden der Papi- jionaceenknöllchen. 728 — ., Ueber Thermotaxis bei Bacterium Zopfii. 799 Bochicchio, Ueber einen Milchzucker ver- gährenden und Käseblähungen hervor- rufeuden neuen Hefepilz. 546 Braun, Helminthologische Notizen. 409. 680 — , Ueber ein für den Menschen neues Distomum der Leber. 602 Carasso, Neue Methode der Behandlung der Lungentuberkulose. 990 XV. Bd. 65 1030 Register. Celli u. Fiocca , Beiträge zur Amöben- forschung. 470 — u. Santori , Ueber eine transitorische Varietät vom Choleravibrio. 789 Cholodkowsky, Ueber eine neue Species von Taenia. 552 bmochowsky u. Janoicsky , Beitrag zur Lehre von den pyogenen Eigenschaften des Typhusbacillus. 216 — Beitrag zur Lehre über die pathogenen Eigenschaften des Friedländer’schen Pneumococcus. 581 Escherich , Notiz zu dem Vorkommen feiner Spirillen in diarrhöischen Dejek- tionen. 408 Fermi u. Mcmtesano , Ueber die Dekom- position des Amygdalins durch Mikro- organismen. 722 — u. Pemossi, Ueber die Enzyme. 229 — — , Ueber das Tetanusgift. 303 Frankland , Die Bakteriologie in eini- gen ihrer Beziehungen zur chemischen Wissenschaft. 101 v. Freudenreich , Ueber eine Verbesserung des Plattenverfahrens. 643 Gärtner, Ein neuer gasbildender Bacillus. 1 Gottstein, Eine historische Bemerkung zu dem Aufsatze von Fermi und Monte- sano ,, Ueber die Dekomposition des Amyg- dalins durch Mikroorganismen“. 896 Gruber, Antwort an Herrn Dr. Martin Kirchner in Sachen der Prüfung von Wasserfiltern. 165 de Haan u. Huysse, Die Koagulation der Milch durch Cbolerabakterien. 268 Ilkewitsch, Eine neue Methode zur Ent- deckung von Tuberkelbacillen iin Spu- tum Schwindsüchtiger. 162 — , Ueber die Kerne der Milzbrand- sporen. 261 Kahane, Ueber das Vorkommen lebender Parasiten im Blute und in Geschwulst- zellen bei Carcinomatösen. 413 — , Weitere Mitteilungen über das Vor- kommen lebender Parasiten im Blute und in den Geschwulstzellen bei Car- cinomatösen. 629 Eerez, Ueber den Einfluß des Tabaks auf den Tuberkelbacillus. 37 Klein, Ueber den von Gärtner beschriebe- nen neuen gasbildenden Bacillus. 276 — , Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der intracellulären Bakteriengifte. 598 v. Klecki , Ueber einige aus ranzi- ger Butter kultivierte Mikroorganis- men. 354 Krückmann, Eine Methode zur Herstellung bakteriologischer Museen und Konser- vierung von Bakterien. 851 Kruse, Eine allgemein anwendbare Ver- besserung des Plattenverfahrens. 419 Kuprianow, Zur Methodik der keimfreien Gewinnung des Blutserums. 458 — , Ueber die desinfizierende Wirkung des Guajakols. 933. 981 Kurloff, Zur Lehre von den Carciuom- parasiten. 341 Kutscher, Ein Beitrag zur Kenntnis der den Choleravibriouen ähnlichen Wasser- bakterien. 44 Laser, Ueber die praktische Verwertbarkeit des Bacillus der Mäuseseuche-Laser. 33 Lehmann, Ueber die Sauerteiggärung und die Beziehungen des Bacillus levans zum Bacillus coli communis. 350 v. Linstow, Heterakis Sonsiuoi. 733 Lönnberg, Ueber eine neue Tetrabothrium- species und die Verwandtschal tsverhält- nisse der Ichthyotänien. 801 Lorenz , Schutzimpfungsversuche gegen Schweinerotlauf mit Anwendung eines aus Blutserum immunisierter Tiere her- gestellten Impfpräparates. 278 Lunkewicz, Beitrag zur bakteriologischen Technik. 42 — , Beitrag zur Biologie des Bacillus typhi murium (Loeffler) und seine Virulenz gegen die Feld- und Hausmäuse. 845 Lustig u. De Giaxa, Ueber das Vorkommen von feinen Spirillen in den Ausleerungen von Cholerakranken. 721 Marchand, Ueber das Vorkommen von Trichomonas im Harne eines Mannes, nebst Bemerkungen über Trichomonas vaginalis. 709 Marek, Kleine Mitteilungen zur bakterio- logischen Technik. 112 Marpmann, Mitteilungen aus Marpmann’s hygien. Laboratorium. 634 Miller, Einige kurze Notizen in Bezug auf bakteriologische Untersucbungsmethoden. 894 Mühlmann, Zur Mischinfektionsfrage. 885 Müller, Der jetzige Stand der Eiterungs- frage von bakteriologischem Standpunkte aus. 735. 804 Nicolaier, Bemerkung zu der Arbeit von Prof. F. G. Novy „Die Kultur anaerober Bakterien“. 227 Oker-Blom, Beitrag zur Kenntnis des Ein- dringens des Bacterium coli commuue in die Darmwand in pathologischen Zu- ständen. 588 Perroncito , Ueber die Entwickelung der Taenia mediocanellata 800 Rechtsamer, Ueber die feinen Spirillen in Dejektionen Cholerakranker. 795 Reichenbach, Ueber eineu neuen Brütofen für beliebiges Heizmaterial. 847 Remesoff u .Fedoroff, Zwei Fälle von Tetanus traumaticus behandelt und der eine von ihnen geheilt durch das Blutserum immun gemachter Tiere (Hunde). 115 Register. 1031 Sabolotny , Infektions- und Immunisierungs- versuehe am Ziesel (Spermophilus gutta- tus) gegen den Cholera vibrio. 150 Sacharoff, Ueber den Einfluß der Kalte auf die Lebensfähigkeit der Malaria- parasiten. 158 Schewiakoff ', Ein abnorm gebauter weib- licher Genitalapparat von Ascaris lum- bricoides L. 473 Schnitzler , Ueber den Befund virulenter Staphylokokken in einem seit 35 Jahren geschlossenen osteomyelitischen Herde. 270 Steinmetz , Kurze Mitteilungen über einige Versuche zur Frage der fäulniswidrigen Eigenschaften der Kohlensäure. 677 Stiles, Bemerkungen über Parasiten. — Ueber die Erhaltung von Typen. 477 Tictin, Zur Frage über die Bedeutung der Milz bei Febris recurrens. 840 Timpe, Erklärung zur Frage der Gelatine- bereitung. 364 — , Zur Frage der Gelatinebereitung. 644 Ußelmann, Versuche über die Widerstands- fähigkeit der Typhusbacillen gegen Trocknung und über die Möglichkeit ihrer Verschleppung durch die Luft. 133 Voges, Ueber die Verwendung des Uschins- ky’schen Nährbodens zur Choleradia- gnose. 453 Waldvogel, Ueber das Wachstum des Strepto- coccus longus in Bouillon. 837 Walliczek, Die baktericiden Eigenschaften der Gerbsäure (Tannin der Apotheken.) 891 — , Zur Technik bei Desinfektionsversuchen. 947 — , Die Resistenz des Bacterium coli com- mune gegen Eintrocknung. 949 Ward , Ueber das Vorkommen von Distoma Westermanni in den Vereinigten Staaten. 362 Wehmer, Ueber die Beziehungen der Bak- teriologie zur allgemeinen Mykologie und Physiologie. 533 Weigmann u. Zim, Ueber das Verhalten der Cholerabakterien in Milch und Mol- kereiprodukten. 286 — , Ueber „seifige“ Milch. 463 Woljfhügel , Zur Frage der Gelatineberei- tung. 167. 421 Zctlnow, Reinigung verschmutzter Objekt- träger und Deckgläser. 555 — , Ein Apparat zur Kultur anaerober Bacillen. 638 II. Zusammenfassende Uebersichten. Müller, Der jetzige Stand der Eiterungsfrage von bakteriologischem Standpunkte aus. ( Orig .) 735. 804 III. Original-Referate aus bakteriologischen Instituten etc. Alessi, Ueber Fäulnisgase als prädispo- nierende Ursache zur Typhusinfektion. 228 Baumgarten, Arbeiten auf dem Gebiete der pathologischen Anatomie und Bakterio- logie aus dem pathologisch-anatomischen Institute zu Tübingen. 367 Fermi u. Pemossi, Ueber die Enzyme. Vergleichende Studien. 229 Fermi u. Pemossi, Ueber das Tetanusgift. 303 Fischer, Die Bakterien des Meeres nach den Untersuchungen der Planktonexpe- dition unter gleichzeitiger Berücksichti- gung einiger älterer und neuerer Unter- suchungen. 657 Kutscher, Ein Beitrag zur Kenntnis der den Choleravibrionen ähnlichen Wasser- bakterien. 44 IV. Pflanzliche Mikroorganismen. Allgemeines über Bakterien und andere pflanzliche Mikro- organismen. Frankland, Die Bakteriologie in einigen ihrer Beziehungen zur chemischen Wissenschaft. 101 Kirchner, Grundriß der Militärgesundheits- pflege. Lief. 2 — 8. 17 Rappin, Sur les microorganismes des voies digestives. 429 Russell, Bacteria in their relation to vege- table tissue. 169 Schrank, Anleitung zur Ausführung bak- teriologischer Untersuchungen. 197 Sclav o, Di un rapido processo per le colo- razione delle ciglie di alcuni microorga- nismi. 507 65 1032 Register. Wehmer, Ueber die Beziehungen der Bak- teriologie zur allgemeinen Mykologie und Physiologie. (Orig.) 633 Zinru> , Contributo allo Studio dei processi biochimici dei batteri con speciale rigu- ardo alla diagnosi differenziale fra varii microorganismi simiglianti. 428 Schriften zur Systematik und Biologie der Bakterien und anderer pflanzlicher Mikroorganismen. Abel, Ueber das Vorkommen feiner Spi- rillen in Dejektionen. (Orig.) 213 Agro, Dei rapporti patogeni fra il Bacillo dei Tifo e il Bacterium coli commune. 745 Almquist, Zur Biologie der Typhusbakterie und der Escherich’schen Bakterie. 63 Arloing und Chantre , Ueber chirurgische Eiterinfektion und über die morphologi- schen und pathologischen Veränderungen ihres Erregers. 901 Aufrecht, Ueber den Befund feiner Spirillen in den Dejektionen einer unter Cholera- symptomen gestorbenen Frau. (Orig.) 405 Babe t , Ueber einen die Gingivitis und Hämorrbagieen verursachenden Bacillus bei Skorbut. 72 Beck, Der Bacillus der Brustseuche beim Kaninchen. 246 Bernabeo, L’autodifesa dell’ organismo contro i germi infettivi in rapporto colle suppurazioni. 614 Bernheim , Ueber Invasion von Hautkokken bei Ekzem. 141 Beyerinck, Notiz über den Nachweis von Protozoen und Spirillen in Trinkwasser. (Orig.) 10 — , Ueber die Butylalkoholgärung und das Butylferment. 171 — , Ueber die Natur der Fäden der Papi- lionaceenknöllchen. (Orig.) 728 — , Ueber Tbermotaxis bei Bacterium Zopfii. (Orig.) 799 Biro, Untersuchungen über den Favuspilz. 69 Blachstein, Contribution ä l’6tude micro- bique de l’eau. 235 — , Ueber die Virulenz des Kommabacillus in ihrer Beziehung zum Nährboden. 915 Bochicchio, Ueber einen Milchzucker ver- gärenden und Käseblähungen hervorrufen- den neuen Hefepilz. (Orig.) 546 Bonhoff, Ueber zwei neue in Wasser ge- fundene Kommabacillenarten. 562 Bordoni- Uffreduzzi, Ein Fall von fuchsin- ähnlicher Bakterienfärbung des Fleisches. 666 — und Abba, Ueber eine aus dem Men- schen isolierte Varietät des Cholera- bacillus und über die bakteriologische Diagnose der Cholera. 863 Bouchard und Charrin, Ueber die Gründe der Unschädlichkeit einiger Parasiten. 652 Boyce and Evans, Upon the action of gra- vity on Bacterium Zopfii. 568 Brick , Ueber Nectria cinnabarina (Tode) Fr. 774 Bruce, On the etiology of Malta fever. 382 Büchner, Ueber den Einfluß des Lichtes auf Bakterien und über die Selbstreini- gung der Flüsse. 515 ßurri, Ueber einige zum Zwecke der Art- charakterisierung anzuwendende bakterio- logische Untersuchungsmethoden nebst Beschreibung von zwei neuen, aus Rhein- wasser isolierten Bakterien. 88 Cacace, Dell’ azione dei prodotti di ricam- bio dei bacterium coli commune sullo sviluppo dei bacillo dei colera e di quello dei bacillo dei colera sullo svi- luppo dei bacterium coli. 242 Cavara, Ueber einige parasitische Pilze auf dem Getreide. 329 Celli und Santori, Ueber eine transitorische Varietät vom Choleravibrio. (Orig.) 789 Cesaris-Demd und Orlandi, Sulla equiva- lenza biologica dei prodotti dei ,,B coli“ e dei „B. tiphi“. 62 Charrin, Einfluß der Atmosphärilien auf die Mikroorganismen. 859 — et Teissier, Modification de la pression arterielle sous l’influence des toxines pyocyaniques. 608 Cohn, Ueber thermogene Bakterien. 424 Dietel, Descriptions of new species of Ure- dineae and Ustilagiueae, witb remarks on some otber species. 88 Dixon , Involution form of the Tubercle Bacillus and the effect of subcutaneous injections of organic substances on in- flammations. 492 Dmochowski, Beitrag zur Lehre über die pathogenen Eigenschaften des Fried- länder’schen Pneumococcus. 581 Dömberger, Ueber das Vorkommen der Streptokokken in der normalen und kranken Mundhöhle des Kindes. 764 Donath, Ueber fiebererregende Bakterien- produkte. 898 Dreyfufs, Ueber das Vorkommen von Cellu- lose in Bacillen, Schimmel- und anderen Pilzen. 909 Emst, The Bacillus pyocyaneus pericarditis. 608 Escherich, Notiz zu dem Vorkommen feiner Spirillen in diarrhöischen Dejektionen. (Orig.) 408 v. Esmarch , Ueber Sonnendesinfektion 510 Register. 1033 Fermi u. Pernossi , Ueber die Enzyme. Vergleichende Studien. (Orig.) 229 — — , üeber das Tetanusgiftt. (Orig ) 303 — u. Montesano , Ueber die Dekomposition des Amygdalins durch Mikroorganismen. (Orig.) 722 Fischer, Die Bakterien des Meeres nach den Untersuchungen der Planktouexpe- dition unter gleichzeitiger Berücksichti- gung einiger älterer und neuerer Unter- suchungen. (Orig.) 657 Frank , Ueber ein parasitisches Clado- sporium auf Gurken. 440 — Ueber die Befallung des Getreides durch Cladosporium und Phoma. 440 Frankland, Die Bakteriologie in einigen ihrer Beziehungen zur chemischen Wissenschaft. 101 Fremlin , Vergleichende Studien an Bact. coli commune verschiedener Provenienz. 693 Friedrich, Vergleichende Untersuchungen über den Vibrio cholerae asiaticae mit besonderer Berücksichtigung der diagno- stischen Merkmale desselben. 434 Gärtner, Ein neuer gasbildender Bacillus. (Orig.) 1 — , Identischer Bakterienbefund bei zwei Melaenafällen Neugeborener. 865 Gamaleia, Ueber das Leben der Cholera- bacillen im Wasser, unter dem Einflüsse des Eintrocknens und der Feuchtigkeit. 240 Gasperini, Versuche über das Genus ,,Acti- nomyces“. 684 Germano und Maurea, Vergleichende Unter- suchungen über den Typhusbacillus und ähnliche Bakterien. 60 de Giaxa e Lenti, Studi sulla virulenza, sul contenuto d’ azota e sul reciproco potere immunizzante del baciilo del colera a seconda della varia provenienza. 617 Griffilths et Ladell , Sur une ptomaine extraite de l’urine dans la grippe. 999 Hartig, Eine krebsartige Rindenkrankheit der Eiche , erzeugt durch Aglaospora Talola 700 Heim, Ueber Streptococcus longus pyo- thoracus. 897 Heyse, Ueber Pneumaturie, hervorgerufen durch Bacterium lactis aerogenes , und über pathologische Gasbildung im tie- rischen Organismus. 322 Huber, Ueber den Influenzabacillus. 439 Ilkewicz, Ueber die Kerne der Milzbrand- sporen. (Orig.) 261 Inghüleri, Ueber das Verhalten einiger Mikro- organismen in Bouillonkulturen, welche die Bujwid’sche Reaktion geben. 688 — e Rolando . Beitrag zur Kenntnis der Choleraspirillen. 819 Inghüleri e Rolando, Ueber das Verhalten des Milzbrandbacillus in unsterilisierter Milch. 820 , Ueber das verschiedene Verhalten des B. coli und des Typhusbacillus in am- ygdalinhaltiger Bouillon. 821 Issaeff und Ivanoff, Untersuchungen über die Immunisierung der Meerschweinchen gegen den Vibrio Ivanoff. 1010 Iwänoß', Ueber eine neue choleraähnliche Vibrionenart. 433 Jaeger , Die Aetiologie des infektiösen fieber- haften Ikterus (Weil’sche Krankheit). Ein Beitrag zur Kenntnis septischer Er- krankungen und der Pathogenität der Proteusarten. 74 Jakowski, Beiträge zur Lehre von den Bakterien des blauen Eiters (Bacillus pyocyaneus). 431 Je/sner, Favusstudien. II. 71 Karlinski, Kleine Beiträge zur Aetiologie der Cholera. 751 Kiefsling, Das Bacterium coli commune. 559 v. Klecki, Ueber einige aus ranziger Butter kultivierte Mikroorganismen. ( Orig .) 354 Klein , Ueber den von Gärtner beschriebenen neuen gasbildenden Bacillus. (Orig.) 276 — , Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der intracellulären Bakteriengifte. 598 — , Beobachtungen über die Cholera in England. 756 Kohn , Ein Fall von Pneumonomycosis aspergillina. 565 Koplik , Urogenital Blennorrhoea in child- ren. 184 Krannhals , Ueber Pyocyaneusinfektionen. 431 Krilckmann, Eine Methode zur Herstellung bakteriologischer Museen und Konser- vierung von Bakterien. (Orig.) 851 Kuprianow, Beiträge zur Biologie der Vi- brionen. 489 Kurth, Bakteriologische Untersuchungen hei Maul- und Klauenseuche. 123 Kutscher , Ein Beitrag zur Kenntnis der den Choleravibrionen ähnlichen Wasser- bakterien. 44 Lehmann, Ueber die Sauerteiggärung und die Beziehungen des Bacillus levans zum Bacillus coli communis. (Orig.) 350 bunkevyitsch, Beitrag zur Biologie des Ba- cillus typhi murium (Loeflfler) und seine Virulenz gegen die Feld- und Haus- mäuse. (Orig.) 845 Lustig und De Giaxa, Ueber das Vor- kommen von feinen Spirillen in den Ausleerungen von Cholerakranken. (Orig.) 721 Maaf/en , Beiträge zur Differenzierung eini- ger dem Vibrio der asiatischen Cholera ver- 10B4 Register. wandter Vibrionen und kurze Angaben über eiweißfreie Nährböden von allge- meiner Anwendbarkeit. 922 Marchand , Ueber einen noch nicht näher bekannten Kapselbacillus. 428 Marianeüi , Sul Trichophyton tonsurans. 867 Marot, Sur un Streptocoque. 317 Marpmann , Mitteilungen aus Mnrpmann’s hygien. Laboratorium. [Orig.) 634 Martin. Goulstonian lectures on the Che- mical pathology of diphtheria, compared with that of anthrax, infective endocar- ditis and tetanus. 757 Mer , Recherches sur la maladie des bran- ches de Sapin , causee par le Phoma abietina R. Hartig (Fusicoccum abietinum Prill. et Delacr.). 829 Moreau , Coutributiou ä l’etude de l’ctio- logie de la fievre typhoide et de la vitalite dans le sol du bacille d’Eberth 690 Mühsam u. Schimmelbusch, Ueber die Farben- produktion des Bacillus pyocyaneus bei der Symbiose mit anderen Mikroorga- nismen. 430 Müller, Ueber akute Osteomyelitis. 78 — , Zur Kenntnis des Runzelschorfes und der ihm ähnlichen Pilze. 828 Neebe und Unna , Kritische Bemerkungen zum Pleochroismus der Achoriouarten. 68 Neifser, Untersuchungen über den Typhus- bacillus und das Bacterium coli com- mune. 695 Oker-Blom, Beitrag zur Kenntnis des Ein- dringens des Bacterium coli commune in die Darmwand in pathologischen Zu- ständen. 588 Pasquale , Vergleichende Untersuchungen über Streptokokken. 761 Petri und Maa/sen, Beiträge zur Biologie der krankheitserregenden Bakterien, ins- besondere über die Bildung von Schwefel- wasserstoff durch dieselben unter vernehm- licher Berücksichtigung des Schweinerot- laufs. 905 — , Weitere Beiträge zur Schwefelwasser- stoffbildung aerober Bakterien und kurze Angaben über Merkaptanbildung dersel- ben. 908 Rappin, Sur les microorganismes des voies digestives. 429 Rechtsamer, Ueber die feinen Spirillen in Dejektionen Cholerakranker. {Orig.) 795 Renault, Du Bacterium coli commune dans l’infection urinaire 696 Russell, Bacteria in their relation to vege- table tissue. 169 — , The bacterial flora of the Atlantic Ocean in the vicinity of Woods Holl, Mass. 558 Russell, Bacterial investigation of the sea and its flor. 823 Sabouraud, Sur une mycose innomin^e de l’homme. La teigne tondante speciale de Gruby, Microsporon Audouini. 868 Sadebeck, Die parasitischen Exoasceen. 503 Salus, Ueber das Verhalten der Cholera- vibrionen im Taubenkörper und ihre Beziehungen zum Vibrio Metschnikovi. 446 Salvioli, Ueber die physiologische Wirkung der löslichen Produkte einiger Bakterien und besonders der pyogenen Staphylo- kokken 1007 Sanarelli, Les vibrions des eaux et 1’ etio- logie du choldra. 240 Sanfelice , Untersuchungen über auaerobe Mikroorganismen. 488 Savor , Zur Aetiologie der akuten Pyelo- nephritis. 824 Schäfer, Die Typhusepidemie des Jahres 1891 im Kreise Niederbarnim. 691 Schickhardt, Ueber die Einwirkung des Sonnenlichtes auf den menschlichen Organismus und auf Mikroorganismen und die hygienische Bedeutung desselben. 1020 Schild, Eine Typhusepidemie mit nach- weisbarer Entstehnngsursache und die Diagnose des Typhusbacillus 692 Schimmelbusch, Ueber grünen Eiter und die pathogene Bedeutung des Bacillus pyo- cyaneus. 315 Schmidt, Ueber die Benutzung verschiedener Sputa als Nährböden und das Wachstum der Pneumokokken auf denselben. 90 — u. Aschoff, Die Pyelonephritis in ana- tomischer und bakteriologischer Bezieh- ung und die ursächliche Bedeutung des Bacterium coli commune für die Er- krankung der Harnorgane. 697 Seemann- Varel , Ueber den Einfluß des Ge- witterregens auf die Anzahl der Keime in abgeschlossenen Gewässern 52 Sirena und Scagliosi, Aehnlichkeiten und Verschiedenheiten der in den verschie- denen Teilen Italiens während der letz- ten Choleraepidemie isolierten Vibrionen. 951 — — , Lebensdauer des Milzbrandbacillus im Boden, im Trink- und Meerwasser und in den Abfallwässern. 952 Sittmann und Bamow, Ueber einen Befund von Bacterium coli im lebenden Blute. 694 Spronck, Over cholera-bacillen, onlangs io Nederland uit rivier-, vaart-, gracht- en slootwater gekweekt. 55 Stutzer und Burri, Untersuchungen über die Bakterien der Cholera asiatica. 53 Temi, La diagnosi differenziale del bacillo del tifo 249 Register. 1035 Temi, Le fermentazioni dei tnicrococchi pio- geni. 606 Thaxter, New species of Laboulbeuiaceac from various localities. 569 Timpe, Ueber die Beziehungen der Phos- phate und des Kaseins zur Milchsäure- gärung. 425 Trambusti, Ueber die physiologische Wir- kung der Stoffwechselprodukte des Hy- drophilus fuscus. 607 Uffelmann , Versuche über die Widerstands- fähigkeit der Typhusbacillen gegen Trock- nung und über die Möglichkeit ihrer Verschleppung durch die Luft (Orig.) 133 Unna, Natürliche Reinkulturen der Ober- bautpilze. 701 Vincent, Resultats experimentaux de l’as- sociation du streptocoque et du bacille typhique. 64 — , Etüde sur le parasite du „pied de Madura“. 965 Waldvogel, Ueber das Wachstum des Strepto- coccus longus in Bouillon. (Orig.) 837 Walliczek, Die Resistenz des Baeterium coli commune gegen Eintrocknung (Orig.) 949 Ward, Further experiments on the action of light on ,, Bacillus anthracis“. 1019 Wassermann, Ueber differentielle Diagnostik von entzündlichen Lungenaffektionen. 177 Wehmer, Ueber Citronensäuregärung. 426 — , Beiträge zur Kenntnis einheimischer Pilze. 1. Zwei neue Schimmelpilze als Erreger einer Citronensäuregärung. 427 — , Ueber die Beziehungen der Bakterio- logie zur allgemeinen Mykologie und Physiologie (Orig) 533 Weigmann u. Zirn. Ueber „seifige*“ Milch. (Orig.) 463 Wolffhügel. Zur Frage der Gelatineberei- tung. (Orig.) 167 Zenthöfer, Ueber das Verhalten der Cholera- kulturen in Hühnereiern. 752 Zeitnöte, Ein Apparat zur Kultur anaerober Bacillen. (Orig ) 638 Zimmermann. Die Bakterien unserer Trink- und Nutzwässer, insbesondere der Chem- nitzer Wasserleitung. II. 47 Zinno , Contributo allo Studio dei processi biochimici dei batteri con speciale riguardo alla diagnosi differenziale fra varii micro- organismi simiglianti. 428 Zopf, Zur Kenntnis der Färbungsursachen niederer Organismen (Vierte Mitteilung). Basidiom ycetenfärbungen. 875 Fäulnis. Alesti, Ueber Fäulnisgase als prädisponie- rende Ursache zur Typhusinfektion. (Orig ) 228 Steinmetz, Kurze Mitteilungen über einige Versuche zur Frage der fäulniswidrigen Eigenschaften der Kohlensäure. (Orig.) 677 Gärung. Beijerinck, Ueber die Butylalkoholgärung und das Butylferment. 171 Bochicchio, Ueber einen Milchzucker ver- gäreuden und Käseblähungen hervor- rufenden neuen Hefepilz. (Orig.) 546 Cohn, Ueber therinogene Bakterien. 424 Fermi u. Montesano, Ueber die Dekompo- sition des Amygdalins durch Mikro- orgauismen. (Orig.) 722 Frankland, Die Bakteriologie in einigeu ihrer Beziehungen zur chemischen Wis- senschaft. ioi Gärtner, Ein neuer gasbildender Bacillus. (Orig.) i Gottstein, Eine historische Bemerkung zu dem Aufsatze von Fermi und Monte- sano „Ueber die Dekomposition des Amygdalins durch Mikroorganismen“. (Orig.) 896 Greg, Fermentation in rum distilleries. 46 de Haan u. Huysse, Die Koagulation der Milch durch Cholerabakterien (Orig.) 268 v. Klecki, Ueber einige aus ranziger Butter kultivierte Mikroorgauismen. (Orig.) 354 Kuprianow, Beiträge zur Biologie der Vi- brionen. 489 Lehmann, Ueber die Sauerteiggäruug und die Beziehungen des Bacillus levans zum Bacillus coli communis. (Orig.) 350 — , Qualitative und quantitative Unter- suchungen über den Säuregehalt des Brotes. 556 Schardinger, Ueber das Vorkommen Gärung erregender Spaltpilze im Trinkwasser und ihre Bedeutung für die hygienische Beurteilung desselben. 48 Sigismund, Untersuchungen über die Ran- cidität der Butter unter Berücksichtigung der Marktverhältnisse in Halle a. S. 379. Temi, La diagnosi differenziale dei bacillo dei tifo. 249 — , Le fermentazioni dei micrococchi pio- geni. 608 Timpe, Ueber die Beziehungen der Phos- phate und des Kaseins zur Milchsäure- gärung. 425 Wehmer, Ueber Citronensäuregärung. 426 — , Beiträge zur Kenntnis einheimischer Pilze- I. Zwei neue Schimmelpilze als Erreger einer Citronensäuregärung. 427 — , Ueber die Beziehungen der Bakterio- loge zur allgemeinen Mykologie und Physiologie. (Orig.) 533 1036 Register. PhoBphorescenz. Kutscher, Ein Beitrag zur Kenntnis der den Choleravibrionen ähnlichen Wasser- bakterien. 44 Selbsterhitzung. Cohn , Ueber thermogene Bakterien 424 Luft. Chatin, Contribution ä la recherche des streptocoques dans l’air atmosph£rique. 764 Kirchner, Grundriß der Militärgesundheits- pflege. Lief. 2 — 8. 17 Tassinari, Ricerche sull’ aria di una fabrica di tessuti rispetto al contenuto in micro- organismi ed osservazioni sul numero loro in rapporto alle condizioni dell’ aria ambiente con speciale riguardo al bacillo della tuberculosi. 492 üffelmann. Versuche über die Widerstands- fähigkeit der Typhusbacillen gegen Trock- nung und über die Möglichkeit ihrer Verschleppung durch die Luft. (Orig.) 133 Boden. Almquist, Zur Biologie der Typhusbakterie und der Escherich’schen Bakterie. 63 Kirchner, Grundriß der Militärgesundheits- pflege. Lief. 2 — 8. 17 Moreau, Contribution ä l’etude de l’Ätio- logie de la fifevre typhoide et de la vitalite dans le sol du bacille d’Eberth. 690 Sirena und Scagliosi , Lebensdauer des Milzbrandbacillus im Boden, im Trink- und Meerwasser und in den Abfall- wässern. 952 üffelmann, Versuche über die Widerstands- fähigkeit der Typhusbacillen gegen Trock- nung und über die Möglichkeit ihrer Verschleppung durch die Luft. (Orig.) 133 Wcyl, Handbuch der Hygiene. 4. Liefe- rung : v. Fodor, Hygiene des Bodens. Mit besonderer Rücksicht auf Epide- miologie und Bauwesen. 954 Wasser. BeyerincJc, Notiz über den Nachweis von Protozoen und Spirillen in Trinkwasser. ( Orig.) 1 0 Blachstein, Contribution ä l’etude microbi- que de l’eau 235 Bogdan , Versuche über die Leistungs- fähigkeit der Freiherr von Kuhn’schen Asbestfilter 878 Bonhoß, Ueber zwei neue in Wasser ge- fundene Kommabacillenarten. 562 Büchner, Ueber den Einfluß des Lichtes auf Bakterien und über die Selbstreini- gung der Flüsse 515 Burri, Ueber einige zum Zwecke der Art- charakterisierung anzuwendende bakte- riologische Untersuchungsmethoden nebst Beschreibung von zwei neuen, aus Rhein- wasser isolierten Bakterien. 88 Chantemesse, L’4pid4mie cholerique de Con- stantinople. 753 Choleraepidemie, Die, in der Türkei und speziell in Konstantinopel. 752 Drotsbach, Methode der bakteriologischen Wasseruntersuchung. 775 Edel, Untersuchungen über den Bakterien- gehalt des Badewassers. 235 Eischer, Die Bakterien des Meeres nach den Untersuchungen der Planktonexpedi- tion unter gleichzeitiger Berücksichtigung einiger älterer und neuerer Untersuchun- gen. (Orig.) 657 ßamaleia , Ueber das Leben der Cholera- bacillen im Wasser, unter dem Einflüsse des Eintrocknens und der Feuchtigkeit. 240 Qruber , Antwort an Herrn Dr. Martin Kirchner in Sachen der Prüfung von Wasserfiltern. (Orig.) 165 Heerwagen, Die Cholera in Riga 1892. 59. 127 Heider, Untersuchungen über die Verun- reinigung der Donau durch die Abwässer der Stadt Wien. 20 Iwanoff, Versuche über die Desinfektion der städtischen Abwässer mit Schwefel- säure. 94 Jaeger, Die Aetiologie des infektiösen fieber- haften Ikterus (Weil’sche Krankheit). Ein Beitrag zur Kenntnis septischer Er- krankungen und der Pathogenität der Proteusarten. 74 Karlinski, Unter der gelben Flagge. Er- innerungen und Eindrücke von meiner Reise nach Arabien und Kleinasien. 436 Kirchner, Grundriß der Militärgesundheits- pflege. Lief. 2 — 8. 17 Kielt, Die Frage der Flußwasserreinigung. 51 Kutscher, Ein Beitrag zur Kenntnis der den Choleravibrionen ähnlichen Wasser- bakterien. 44 Lacour-Eymard, Experiences sur le filtre Chamberland, Systeme Pasteur ä netto- yeur m^canique O. Andre 621 Lindner, Beitrag zur Kenntnis parasitischer Vorticellen. 84 Loetcy, Die Typhusepidemie in Fünfkirchen, verursacht durch Infektion der Wasser- leitung. 236 Register. 1037 Mally, Combination hot filter and steam sterilizer ; a handy incubating cage. 877 Moreau, Contribution ä l'etude de l’6tio- logie de la fifevre typhoide et de la vi- talite daos le sol du bacille d’Eberth. 690 v. PettenJcofer, Maßregeln gegen die Cholera hier , die sanitären Verhältnisse der Irrenanstalten, Siechenhäuser, Arbeits- häuser, Gefangen- und Strafanstalten. 776 — , Choleraexplosionen und Trinkwasser. 910 Piefke, Ueber die Betriebsführung von Sandfiltern auf Grundlage der zur Zeit gütigen sanitätspolizeilichen Vorschriften. 878 Pinna, üeher die Wirkung des Meerwas- sers auf die Virulenz der Milzbrand- bacillen. 816 Pouiklo, Ueber eine die Nachweisung von Choleravibrionen im Wasser erleichternde Untersuchungsmethode. 27 Radiguet, Contribution ä l’etude de l’origine hydrique de la fievre typhoide. Fifevre typhoide et eau de Seine dans les pri- sons de Paris. 691 Renault, Du Bacterium coli commune dans l’infection urinaire. 696 Renvers , Die Choleraerkrankungen im städtischen Krankenhause Moabit. 434 Rutseil, The hacterial flora of the Atlantic Ocean in the vicinity of Woods Holl, Mass. 558 — , Bacterial investigation of the sea and its flor. 823 Sanarelli, Les vibrions des eaux et l'etio- logie du cholera. 240 Schäfer , Die Typhusepidemie des Jahres 1891 im Kreise Niederbarnim 691 Schardinger, Ueber das Vorkommen Gärung erregender Spaltpilze im Trinkwasser und ihre Bedeutung tür die hygienische Beurteilung derselben. 48 Schild, Eine Typhusepidemie mit nach- weisbarer Entstehungsursache und die Diagnose des Typhusbacillus. 692 Sclavo , Di un nuovo apparechio per la pressa dell’ acqua a profondith. 507 Seemann- Varel , Ueber den Einfluß des Gewitterregens auf die Anzahl der Keime in abgeschlossenen Gewässern. 52 Sirena und Scagliosi , Lebensdauer des Milzbrandbacillus im Boden, im Trink- und RIeerwasser und in den Abfall- wässern. 952 Spronck , Over cholera-bacillen , onlangs in Nederland uit rivier-, vaart-, gracht- en slootwater gekweekt. 55 Steuemagel, Untersuchungen über die Ver- unreinigung des Rheins durch die Kölner Kanalwässer , sowie die Selbstreinigung desselben. 49 Traube, Einfaches Verfahren, Wasser in großen Mengen keimfrei zu machen. 879 Zimmermann , Die Bakterien unserer Trink- und Nutzwässer, insbesondere der Chem- nitzer Wasserleitung. II. 47 Nahrungsmittel. Abbot, The results of inoculations of milk cows with cultures of the Bacillus diph- theriae. 780 Bochicchio, Ueber einen Milchzucker ver- gärenden und Käseblähungen hervor- rufenden neuen Hefepilz. (Orig.) 546 Bordoni- Ufreduzzi, Ein Fall von fuchsin- ähnlicher Bakterienfärbung des Fleisches. 666 Carstens, Ueber Fehlerquellen bei der Er- nährung der Säuglinge mit sterilisierter Milch. 526 v. Freudenreich, Die Bakteriologie in der Milchwirtschaft. 745 Oemhardt, Quantitative Spaltpilzunter- suchungen der Milch. 313 Greg, Fermentation in rum distilleries. 46 Haan und Huysse, Die Koagulation der Milch durch Cholerabakterien. (Orig.) 268 Hesse , Ueber die Beziehungen zwischen Kuhmilch und dem Cholerabacillus. 858 Inghilleri, Ueber das Verhalten des Milz- brandbacillus in unsterilisierter Milch. 820 Kerez, Ueber den Einfluß des Tabaks auf den Tuberkelbacillus. (Orig.) 37 v. Klecki, Ueber einige aus ranziger Butter kultivierte Mikroorganismen. (Orig) 353 Knochenstiema, Ueber den Keimgebalt der Dorpater Marktmilch nebst einigen bakte- riologischen Untersuchungen von Frauen- milch. 313 Kramsztyk, Sterilisation oder Pasteurisation. 880 Lehmann, Ueber die Sauerteiggärung und die Beziehungen des Bacillus levans zum Bacillus coli communis. (Orig.) 350 — , Qualitative und quantitative Unter- suchungen über den Säuregehalt des Brotes. 556 Hontefusco, 11 latte in Napoli. 235 Palleske, Ueber den Keimgehalt der Milch gesunder Wöchnerinnen. 120 1038 Register. Schmidt , Milch, die Quelle einer Typhus- epidemie. 63 Schneidemühl , Ueber die wissenschaftlichen Grundsätze und die praktische Regelung der Fleischbeschau. 396 Schroeder , Die Fleisch- und Wurstvergif- tung in U. und Umgegend des Kreises Weißenfels im Jahre 1892. 314 Sigismund , Untersuchungen über die Ran- cidität der Butter unter Berücksichtigung der Marktverhältnisse in Halle a. S. 379 Solbrig, Ueber die Prophylaxis der Diph- theritis vom sanitätspolizeilichen Stand- punkte. 571 Timpe, Ueber die Beziehungen der Phos- phate und des Kaseins zur Milchsäure- gärung. 425 Weigmann, Ueber „seifige Milch. (Orig.) 463 Weigmann, Die Methoden der Milchkonser- vierung, speziell das Pasteurisieren und Sterilisieren der Milch. 509 — und Zim, Ueber das Verhalten der Cholerabakterien in Milch und Molkerei- produkten. (Orig.) 286 Wemicke, Ueber das Verhalten der Komma- bacillen auf Tabaksblättern. 898 Zenthöfer, Ueber das Verhalten der Cholera- kulturen in Hühnereiern. 752 Gebrauchsgegenstände. XJffelmann, Versuche über die Widerstands- fähigkeit der Typhusbacillen gegen Trock- nung und über die Möglichkeit ihrer Verschleppung durch die Luft. (Orig.) 133 Pfuhl , Ueber die Infektion der Schußwun- den durch mitgerissene Kleiderfetzen. 176 V. Tierische Parasiten. Adamkiewicz, Zur Reaktion der Carcinome. 771 — , Zur Krebsparasitenfrage. 962 Amann, Notiz über einen Plasmodien-Be- fund in einem atypischen Falle von Malaria. 384 D' Arcy Power , Some eflfects of chronic irritation upon living tissues, being first steps in a rational study of cancer. 771 Ashmead , Monographie der nordamerika- nischen Proctotrypiden. 613 Askanazy, Zur Lehre von der Trichinosis. (Orig.) 225 Babes et Gheorghiu, Etüde sur les diffe- rentes formes du parasite de la Malaria en rapport avec les differentes mani- festations cliniques de la maladie et sur les modifications des elements figures du sang dans cette maladie. 81 Banti, Sui parassiti del carcinoma. 381 Beyerinek, Notiz über den Nachweis von Protozoen und Spirillen in Trinkwasser. (Orig) 10 Billings , Southern Cattle Plague (Texas fever). 700 Binz, Ueber den Vorgang der Heilung des Malariafiebers durch Chinin. 974 Bouzian , Recherches sur l’hematozoaire du paludisme faites ä l'höpital civil de Mustapha-Alger. 384 Braun, Helminthologische Notizen. (Orig.) 409. 680 — , Ueber ein für den Menschen neues Distomum der Leber. 602 Brock, Anatomy and physiology of the Bilharzia comm. 774 Büchner, Ueber Choleratheorieen und die Notwendigkeit weiterer Choleraforschun- gen. 750 Burdin, Phthiriase des paupieres. 827 Cattle und Mülar, On certain Gregarinidae and the possible connexion of allied forms with tissue-changes (cancer) in man. 329 Celli u. Fiocca, Beiträge zur Amöbenfrage. (Orig ) 470 Chiari. Ueber einen in Prag sezierten Fall von Ankylostomiasis bei einem Kruneger. 327 Cholodkowsky , Ueber eine neue Species von Taenia. (Orig.) 552 Claus, Eingeweidewürmer des Menschen. 394 Cucco, Ueber die Wirkung des Phenocollum hydrochloricum bei Malaria. 399 Danilewsky , Ueber die Hämatozoen bei Tieren , welche analog den Malaria- Hämatozoen beim Menschen sind. 480 Delepine and Cooper, A few facts concern- ing Psorospermosis or Gregarinosis. 123 Diamare , Le funzioni dell’ ovario nella Davainea tetragona Mol. 393 Felsenthal und Stamm, Die Veränderungen in Leber und Darm bei der Coccidien- kraukheit der Kaninchen. 82 Foä , Ueber die Aetiologie des Krebses. 816 Friedeberg, Ein Fall von Rückenmarks- kompression durch Echinokokken im Wirbelkanale. 825 Register. 1039 Giarrl, Grave infezione da ascaridi in bambina geofaga. 388 Gibbes, On the parasitic nature of Cancer. 770 Geelvink , Ein Fall von Echinococcus hypo- phrenicus. 392 Glogner , Die Stellung der Beri-Beri unter den Infektionskraukheiten. 192 Golgi, Sülle febbri malariche estivo-autun- nali di Roma. 384 Goltz, Ueber Schwarzfärbung des Rostel- lum und Fehlen des Hakenkranzes bei Cysticercus cellulosae. 392 Gurley, Ou the Classification of the Myxo- sporidia, a group of protozoan parasites infesting fishes. 86 Heisig, Beitrag zur Statistik menschlicher Entozoen. 326 Uoullier, Contribution ä l’etude de la filariose et en particulier de l’hemato-chylurie endemique des pays cbauds, une de ses principales mauifestations. 825 Jägerskiöld , Bidrag tili kännedomen om Nematoderna. 125 Janson, Die Krankheiten der Haustiere in Japan. 394 Kahane, Ueber das Vorkommen lebender Parasiten im Blute und in Geschwulst- zellen bei Carcinomatösen. (Orig.) 413 — , Weitere Mitteilungen über das Vor- kommen lebender Parasiten im Blute und in den Geschwulstzellen bei Carci- nomatösen. (Orig.) 629 Resem-Beck, Ueber die Behandlung der Malaria mit Methylenblau und über dessen lokale Anwendung bei der Diphtherie. 975 Küchel, Eine Drillingsmißbildung der Taenia saginata. 393 Kurloff, Zur Lehre von den Carcinom- parasiten. (Orig.) 341 Labbi, Sur les Coccidies des oiseaux. 773. — , Dimorphisme dans le developpement des h^mosporidies. 773 — , Coccidium Delagei, coccidie nouvelle parasite des tortues d’eau douce. 827 Laveran, Etiologie de la dysenterie. 26 Leuckart, Die Parasiten des Menschen und die von ihnen herrührenden Krankheiten. 247 Lindner, Beitrag zur Kenntnis parasitischer Vorticellen. 84 v. Linstow, Zur Anatomie und Entwicke- lungsgeschichte der Tänien. 612 — , Heterakis Sonsinoi. (Orig.) 733 — , Zur Anatomie und Entwickelungsge- schichte der Tänien. 772 — , Helminthologische Studien. 967 Lönnberg, Ueber eine neue Tetrabothrium- species und die Verwandtschaftsverhält- nisse der Ichthyotänien. (Orig.) 801 Lnicas , Des manifestations pathologiques dues ä la pr£sence de la Filaria sanguinis hominis dans l’organisme humain. 826 de Magalhaes, Notes d’helminthologie br6- silienne. II. 700 Marchand, Ueber das Vorkommen von Trichomonas im Harne eines Mannes, nebst Bemerkungen über Trichomonas vaginalis. (Orig.) 709 Miller, Ueber die Krebsparasiten bei Carci- noma Uteri. 487 MorUicelli, Studii sui Trematodi endo- parassiti ; primo contributo di osserva- zioni sui Distomidi. 872 Müller, Zur Kasuistik und Symptomato- logie der Muskelechinokokken. 389 Neumann, Sur un Echinocoque du Chat. 392 Nöggerath, Beiträge zur Struktur und Ent- wickelung des Carcinoms. 244 Perles, Beobachtungen über perniciöse Anä- mie. 23 Perroncito , Ueber die Entwickelung der Taenia mediocanellata. (Orig.) 800 Podxcyssozky, Entwickelungsgeschichte des Coccidium oviforme im Zusammenhänge mit der Lehre von den Krebsparasiten. 481 Quincke u. Roos, Amöben-Enteritis. 26 Railliet, Traite de Zoologie m^dicale et agricole. 871 Reinbach, Ueber das Verhalten der Leuko- cyten bei malignen Tumoren. 243 Ribbert, Die neueren Untersuchungen über Krebsparasiten. 962 Roos, Ueber Iufusoriendiarrhöe. 610 Rosin, Einfluß von Chinin und Methylen- blau auf lebende Malariaplasmodien. 207 Rossi, I corpuscoli-fucsina di W. Rüssel. 771 Sacharoff, Ueber den Einfluß der Kälte auf die Lebensfähigkeit der Malaria- parasiten. (Orig.) 158 — , Zur Biologie des Malariaparasiten. 962 — , Ueber die Struktur des Kernes bei den halbmondförmigen Malariaparasiten des Menschen. 962 Sajö, Das Getreidehähnchen (Leina meln- nopus L.). 126 Saictschenko, Weitere Untersuchungen über die Krebsparasiten (zur Entwickelungs- geschichte derselben). 485 Schewiakoß, Ein abnorm gebauter weiblicher Genitalapparat von Ascaris lumbricoides L. (Ore'p.) 473 Schmidt, Ueber Echinococcus im weiblichen Becken. Im Anschlüsse an einen in der 1040 Register. hiesigen gynäkologischen Klinik beob- achteten Fall. 328 Schwarz, Zur Unterscheidung des Cysti- cercus cellulosae von dem Cysticercus tenuicollis. 388 Smith, Preliminary notes on a Sporozoon in the intestinal vills of cattle. 388 Snow, The so-called „parasitic protozoa*1 of mammary carcinoma. 243 Steven and Brown, On the so-called para- sitic Protozoa of Cancer. 382 Stiles, Bemerkungen über Parasiten. — Ueber die Erhaltung von Typen. (Orig.) 477 — , On the presence of Sarcosporidia in birds. 611 — , Notes on parasites. 18 Storch , Echinococcusblase in der Herz- kammerscheidewand. 389 Titoff, Ueber die Malariaparasiten der sog. halbmondförmigen Varietät. 961 v. Tubeuf \ Mitteilungen über einige Pflanzen- krankheiten. 195 — , Empusa Aulicae Reich, und die durch diesen Pilz verursachte Krankheit der Kieferneulenraupe. 248 Unna , Zur Kenntnis der hyalinen Degene- ration der Carcinomepithelien. 246 Vayssüre, Etüde su le Temnocephala , pa- rasite de l’Astacoides madagascariensis. 389 Ward, Ueber das Vorkommen von Distoma Westermanni in den Vereinigten Staaten. (Orig.) 362 v. Wasieleicski, Herpes zoster und dessen Einreihung unter die Infektionskrank- h eiten. 79 Wesener, Unsere gegenwärtigen Kenntnisse über Dysenterie in anatomischer und ätiologischer Hinsicht. 25 Willach, Eine durch Infusorien verursachte Taubenepizootie. 83 — , Monostoma hepaticum suis. 874 VI. Bakterien und andere Parasiten als Krankheitserreger bei Menschen und Thieren. a. Infektiöse Krankheiten im Allgemeinen. Bazy, De l’absorption par les voies uri- naires. 1017 Bemabeo , L'autodifesa dell’ organismo contro i germi infettivi in rapporto colle suppurazioni. 614 Bonaduce, Ueber Beziehungen des Blut- serums von Tieren zur natürlichen Im- munität. 441 Boretius, Die Beseitigung der Ansteckungs- stoffe, insbesondere der flüssigen, bei Infektionskrankheiten. 333 Bomträger, Desinfektion oder Verhütung und Vertreibung ansteckender Krank- heiten. 252 Bouchard und Charrin, Ueber die Gründe der Unschädlichkeit einiger Parasiten. 652 Cazeneuve und Rollet, Zur l’action micro- bicide du Gallanol. 574 Centanni, Die specifische Immunisation der Elemente der Gewebe 202 Corzolino. La microcidina ed il cloruro di sodia per i processi microbici mas- sime piogeni dell’ orecchio, del naso e della gola. 441 Denys, Widerstandsfähigkeit des Organis- mus gegen die Mikroben. 817 — et JJavet, Sur la part des leucocytes dans le pouvoir bactericide du sang de chien. 1005 Donath, Ueber fiebererregende Stoffe. 857 — , Ueber fiebererregende Bakterienpro- dukte. 898 o. Esmarch, Ueber Sonnendesinfektion. 510 Finkelnburg, Geschichtliche Entwickelung und Organisation der öffentlichen Ge- sundheitspflege in den Kulturstaaten. 311 — , Der Entwickelungsgang und der heu- tige Stand der internationalen Gesund- heitspflege. 1002 Gärtner, Verhütung der Uebertragung und Verbreitung ansteckender Krankheiten. 1000 Gatti, Süll’ aumento del potere microbicida del sangue durante la infezione. 441 Gley und Charrin, Die Wirkung der Bak- teriengifte auf die vasomotorischen Or- gane und diejenigen des Blutkreislaufs. 688 Havet, Du rapport entre le pouvoir bac- tericide du sang de chien et sa richesse en leucocytes. 1006 Hüdebrandt , Ueber Immunisierungsver- suche mittels pharmakologischer Agen- den. 1006 Hobrecht, Sanitäre Untersuchungen in Ae- gypten. 1003 Register. 1041 Jatoein , Zur Frage von den Toxinen des tierischen Harns bei akuten Infektions- krankheiten. 175 Kirchner, Grundriß der Militärgesundheits- pflege. Lief. 2 — 8. 17 Klebs , Zur Beurteilung therapeutischer Maßnahmen. Ein Beitrag zur Antidiphthe- rinbehandlung. 1001 Kossel, Ueber die Einwirkung der Nucle'in- säure auf Bakterien. 1018 Kruse , Bemerkungen über Infektion, Im- munität und Heilung. 199 Kühler, Die Gesetzgebung zur Bekämpfung gemeingefährlicher Krankheiten in eini- gen Staaten des Auslandes. 254 Lenti, Dell’ influenza dell’ alcoole, della glicerina e dell’ olio d’oliva sull azione dei disinfettanti. 1023 Letnaschow, Die bakteriologischen Behand- lungsmethoden der Infektionskrankheiten beim Menschen im allgemeinen und die Serumbehandlung des Flecktyphus im besonderen. 1003 Maiselis, Ueber die erworbene Immunität nach menschlichen Infektionskrankheiten. 256 Me/sner, Experimentelle Studien über die Wundbehandlung bei infizierten Wunden. 1004 Mühlmann, Zur Mischinfektionsfrage. ( Orig .) 885 Pernice and Pollaci, Ueber den Einfluß der Absonderungen im Verlaufe der In- fektionskrankheiten. 860 Petri und Maafsen, Beiträge zur Biologie der krankheitserregenden Bakterien, ins- besondere über die Bildung von Schwe- felwasserstoff durch dieselben unter vornehmlicher Berücksichtigung des Schweinerotlaufs. 905 Petri und Maafsen, Weitere Beiträge zur Schwefelwasserstofifbildung aerober Bak- terien und kurze Angaben überMerkaptan- bildung derselben. 908 Biclcards, Presidential address on infec- tious diseases with especial reference to their treatment by vaccine. 208 Bighi, L’immunitä nei suoi rapporti con la funzione della milza. 336 Schickhardt, Ueber die Einwirkung des Sonnenlichtes auf den menschlichen Organismus und auf Mikroorganismen und die hygienische Bedeutung desselben. 1020 Sclavo, Della conservazione dei virus in glicerina. 507 Stern, Ueber einige Beziehungen zwischen menschlichem Blutserum und pathogenen Bakterien. 335 Vaughan, The principles of immunity and eure in the infectious diseases. 518 — and Mc. Clintock, The nature of the germicidal constituents of blood serum. 520 Verpflichtung zur Anzeige von anstecken- den Krankheiten in Frankreich. 208 Weyl, Handbuch der Hygiene. 310. 954 b. Einzelne durch Bakterien und andere Parasiten hervorgerufene Krankheiten. Aktinomykose. Gasperini, Versuche über das Genus „Acti- nomyces“. 864 Kanthack, Madura Disease (Mycetoma) and Actinomycosis. 967 Netter, De l’actinomycose pulmonaire. 566 Ostertag, Zur Jodtherapie der Aktinomy- kose. 574 Pawlowsky et Maksutoff, Sur la phago- cytose dans l’Actinomycose. 1007 Bedtenbacher, Ein Fall von Actinomycosis abdominalis. 567 Perniciöse ADämie. Fischei und Adler, Zur Kenntnis der per- nieiösen Anämie. 24 Perles, Beobachtungen über perniciöse Anämie. 93 Angina. Dornberger, Ueber das Vorkommen der Streptokokken in der normalen und kranken Mundhöhle des Kindes. 764 Sedzcak , Ein Fall der sogenannten An- gina ulcerosa benigna (Heryng). 565 Arthritis. Bordoni- Uffreduzzi, Ueber die Lokalisation des Gonococcus im Innern des Organis- mus (durch den Gonococcus hervorge- rufene Pleuritis und Arthritis). 742 Baelz’sche Krankheit. Broes van Dort, Ein Fall von Baelz’scher Krankheit. 769 1042 Register. Bartholinitis. Basse, Der Gonococcns Neißer, sein Vor- kommen bei Urethritis und Bartholinitis. 188 Beri-Beri. Glogner, Die Stellung der Beri-Beri unter den Infektionskrankheiten. 192 Blennorrhoe. Koplüc , Urogenital Blennorrhoea 'in child- ren. 184 Brustseuche der Kaninchen. Beck, Der Bacillus der Brutsseuche beim Kaninchen. 246 Carcinom. Adamkiewicz, Zur Reaktion der Carcinome. 771 — , Zur Krebsparasitenfrage. 962 D? Ar cy Power, Some effects of chronic irritation upon living tissues, being first steps in a rational study of cancer. 771 Banti, Sui parassiti del carcinoma. 381 Baumgarten, Ueber eiu Kehlkopfcarcinom kombiniert mit den histologischen Er- scheinungen der Tuberkulose. 37 7 Cattle und Miliar, On certain Gregarinidae and the possible connexion of allied forms with tissue-changes (cancer) in man. 329 Crone, Ein Beitrag zur Lehre vom Lupus- Carcinom (Tuberculo-Carcinom). 377 Foh, Ueber die Aetiologie des Krebses. 816 Oibbes, On the parasitic nature of Cancer. 770 Kahane, Ueber das Vorkommen lebender Parasiten im Blute und in Geschwulst- zellen bei Carcinomatösen. {Orig.) 413 — , Weitere Mitteilungen über das Vor- kommen lebender Parasiten im Blute und in den Geschwulstzellen bei Carci- nomatösen. ( Orig .) 629 Kurloff, Zur Lehre von den Carcinom- parasiten. {Orig.) 341 Miller, Ueber die Krebsparasiten bei Car- cinoma Uteri. 487 Nöggerath, Beiträge zur Struktur und Ent- wickelung des Carcinoms. 244 Podwyssozky, Entwicklungsgeschichte des Coccidium oviforme im Zusammenhänge mit der Lehre von den Krebsparasiten. 481 Reinbach , Verhalten der Leukocyten bei malignen Tumoren. 243 Ribbert, Die neueren Untersuchungen über Krebsparasiten. 962 Rossi, I corpuscoli fucsina di W. Rüssel. 771 Sawtschenko, Weitere Untersuchungen über die Krebsparasiten (zur Entwickelungs- geschichte derselben). 485 Snow, The so-called „parasitic protozoa11 of mammary carcinoma. 243 Steven and Brown, On the so-called para- sitic Protozoa of Cancer. 382 Strauer, Systematische Blutuntersuchungen bei Schwindsüchtigen und Krebskranken. 772 Unna, Zur Kenntnis der hyalinen Degene- ration der Carcinomepithelien. 246 Cholera. Abel, Ueber das Vorkommen feiner Spi- rillen in Dejektionen. {Orig.) 213 Aufrecht, Ueber den Befund feiner Spirillen in den Dejektionen einer unter Cholera- symptomen gestorbenen Frau. {Orig.) 405 Blachstein, Ueber die Virulenz des Komma- bacillus in ihrer Beziehung zum Nähr- boden. 915 Bordoni-Uffreduzzi und Abba, Ueber eine aus dem Menschen isolierte Varietät des Cholerabacillus und über die bakterio- logische Diagnose der Cholera. 863 Brouardel, La defense contre le chol6ra : valeur comparee du Systeme quarante- naire aucien et du Systeme adopt6 ä la Conference de Dresde pour la defense des divers pays contre le chol6ra. 95 Büchner, Ueber Choleratheorieen und die Notwendigkeit weiterer Choleraforschun- gen. 750 Cacace, Dell’ azione dei prodotti di ricam- bio del bacterium coli commune sullo sviluppo del bacillo del colera e di quello del bacillo del colera sullo svi- luppo del bacterium coli. 242 Celli und Santori, Ueber eine transitorische Varietät vom Choleravibrio. {Orig.) 789 Chantemesse, L’epidemie cholerique de Con- stantinople. 753 Choleraepidemie , Die, in der Türkei und speziell in Konstantiopel. 752 Denys, Diagnose der asiatischen Cholera vermittelst des Mikroskops. 818 — et Sluyts , Du mecanisme des sym- ptomes gastro-intestinaux dans le Cholera asiatique. 914 Elsner, Zur Plattendiagnose des Cholera- bacillus. 877 Register. 1043 Escherich, Notiz zu dem Vorkommen feiner Spirillen in diarrhöischen Dejek- tionen. (Orig.) 408 Fedoroff, Zur Blutserumtberapie der Cho- lera asiatica. 572 Friedrich , Vergleichende Untersuchungen über den Vibrio cholerae asiaticae mit besonderer Berücksichtigung der dia- gnostischen Merkmale desselben. 434 Fraenkel und Sobemheim , Versuche über das Zustandekommen der künstlichen Immunität. 511 Freymuth und Lickfett , Nochmals zur Dia- gnose der Cholera mittelst Agrarplatten. 250 Gamaleia, Ueber das Leben der Cholera- bacillen im Wasser, unter dem Einflüsse des Eintrocknens und der Feuchtigkeit. 240 de Oiaxa e Lenti, Studi sulla virulenza, sul contenuto d’azota e sul reciproco potere immunizzante del bacillo del colera a seconda della varia provenienza. 617 de Haan und Huysse, Die Koagulation der Milch durch Cholerabakterien. (Orig.) 268 Heerwagen, Die Cholera in Riga 1892. 59. 127 Hesse , Ueber die Beziehungen zwischen Kuhmilch und dem Cholerabacillus. 858 Hubencald, Zur Behandlung der Cholera. 924 Inghüleri , Ueber das Verhalten einiger Mikro- organismen in Bouillonkulturen, welche die Bujwid’sche Reaktion geben. 688 — , e Bolando, Beitrag zur Kenntnis der Choleraspirillen. 819 lssaeff, Untersuchungen über die künstliche Immunität gegen Cholera. 777 Iwanoff, Ueber eine neue choleraähnliche Vibrionenart. 433 Jawein, Zur Frage von den Toxinen des tierischen Harns bei akuten Infektions- krankheiten. 175 Jolles, Ueber die Desinfektionsfähigkeit von Seifenlösungen gegen Cholerakeime. 448 Karlinski, Unter der gelben Flagge. Er- innerungen nnd Eindrücke von meiner Reise nach Arabien und Kleinasien. 436 — , Kleine Beiträge zur Aetiologie der Cholera. 751 Klein , Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der intracellulären Bakteriengifte. 598 — . Beobachtungen über die Cholera in England. 756 Klippstein, Ueber das Verhaltender Cholera- und Typhusbakterien im Torfmull mit Säurezusätzen. 445 Kölle, Beiträge zu den experimentellen Cholerastudien an Meerschweinchen. 749 Kupiianow, Beiträge zur Biologie der Vi- brionen. 489 — , Ueber die desinfizierende Wirkung des Guajakols. (Orig.) 933. 981 Lustig und De Oiaxa , Ueber das Vor- kommen von feinen Spirillen in den Ausleerungen von Cholerakranken. 721 Haafsen, Zur bakteriologischen Diagnose der asiatischen Cholera. Ein neues An- reicherungsverfahren für Spirillen und Vibrionen. 251 — , Beiträge zur Differenzierung einiger dem Vibrio der asiatischen Cholera ver- wandter Vibrionen und kurze Angaben über eiweißfreie Nährböden von allge- meiner Anwendbarkeit. 922 Hontefusco, Azione delle basse temperature sulla virulenza degli spirilli del colera. 254 Hordtmann, Die Cholera in der Türkei und Konstantinopel im Jahre 1893. 911 Nanu, Notes sur le cholera de 1892 ob- servö ä l’hopita! Necker. 437 Palmirski, Notatki z. epidemii cholery w Odessie i okolicach. (Beobachtungen ans der Choleraepidemie in Odessa und Umgebungen.) 19 Pemice und Scagliosi, Beitrag zur Kennt- nis der Pathogenie der Nierenverände- rungen bei der asiatischen Cholera. 950 v. Pettenkofer, Maßregeln gegen die Cholera hier, die sanitären Verhältnisse der Irrenanstalten, Siechenhäuser, Arbeits- häuser , Gefangen- und Strafanstalten. 776 — , Choleraexplosionen und Trinkwasser. 910 Pfeifer, Studien zur Choleraätiologie. 748 — und lssaeff, Ueber die Spezifität der Choleraimmunisierung 778 Pouiklo, Ueber eine die Nachweisung von Choleravibrionen im Wasser erleichternde Untersuchungsmethode. 27 Prozorotnski, Ueber die Wirkung von Kaffee und von einigen Kaffeesurrogaten auf pathogene Mikroorganismen. 398 Rechtsamer , Ueber die feinen Spirillen in Dejektionen Cholerakranker. (Orig.) 795 Renvers , Die Choleraerkrankungen im städtischen Krankenhause Moabit. 434 Righi, L’immunitä nei suoi rapporti con la funzione della milza. 336 Sabolotny, Infektions- und Immunisierungs- versuche am Ziesel (Spermophilus gutta- tus) gegen den Choleravibrio. (Orig.) 150 Salus, Ueber das Verhalten der Cholera- vibrionen im Taubenkörper und ihre Beziehungen zum Vibrio Metschnikovi. 446 SanareUi, Les vibrions des eaux et l'etio- logie du cholera. 240 1044 Register. Sawtschenko und Sobolotny, Versuch einer Immunisation des Menschen gegen Cholera. 28 Sirena und Scagliosi, Aehnlichkeiten und Verschiedenheiten der in den verschie- denen Teilen Italiens während der letz- ten Choleraepidemie isolierten Vibrionen. 951 Sluyts, Etüde sur les proprietes du poison du Cholera asiatique. 913 Sormani , Ueber die den Cholerabacillus neutralisierenden Mittel. 861 Sobemheim, Experimentelle Untersuchungen über Choleragift uud Choleraschutz. 780 Spronck , Over cholera-bacillen , onlangs in Nederland uit rivier-, vaart-, gracht- en slootwater gekweekt. 55 Stutzer und Burri, Untersuchungen über die Bakterien der Cholera asiatica. 53 Thomas , Ueber die Erzeugung der Cholera von der Blutbahn aus und die prädis- ponierende Rolle des Alkohols. 55 Tsuboi , Die Cholera asiatica als eine Nitrit- vergiftung 649 Turrö Reacciön del indol en las deyeccio- nes colericas. 877 Di Vestea, Einiges über die neuen An- sichten von Emmerich und Tsuboi, die Pathogenesis der Cholera betreffend. 687 Vidguth , Vorschlag zur Choleradesinfektion. 923 Vülard, De quelques mesures prophylac- tiques prises pendant l’epidemie de cholera de 1892. 448 Voges, Ueber die Verwendung des Uschinsky- schen Nährbodens zur Choleradiagnose. (Orig ) 453 Weigmann und Zim, Ueber das Verhalten der Cbolerabakterien in Milch- und Molkereiprodukten (Orig.) 286 Wtmicke , Ueber das Verhalten der Komma- bacillen auf Tabaksblättern. 898 v. Witkowski , Ueber Cholerabehandlung. 254 WoBcowitsch , Ueber den therapeutischen Wert des Salols bei der Choleradiarrhöe. 573 Zabolotny, Zur Frage der raschen Bak- teriendiagnose der Cholera. 250 Zenthöfer , Ueber das Verhalten der Cholerakulturen in Hühnereiern. 752 CoccidieDkrankheit. Felsenthal und Stamm, Die Veränderungen in Leber und Darm bei der Coccidien- krankheit der Kaninchen. 82 Cystitie. Bary, Des cystites par infection descen- dante. 568 Casper, Ueber Cystitis colli gonorrhoica. 432 Escherieh, Das Bacterium coli als Cystitis- erreger. 901 Reymond, Cystites chez les malades non sondds. 121 Dermatitis. Russell, The bacteriology of epidemic ex- foliative dermatltis. 324 Diarrhöe. Boos, Ueber Infusoriendiarrhöe. 610 Diphtherie. Abbott, The result« of inoculations of milk cows with cultures of the Bacillus diphthe- riae. 780 Aronson, Zur Diphtberieheilungsfrage. Ent- gegnung auf den Artikel des Herrn Prof. Behring. 926 — , Weitere Untersuchungen über Diph- therie und das Diphtherie - Antitoxin, I. Ueber die Art und Weise der Anti- toxinwirkung. 926 Barbier, Sur une forme de septicdmie dans la diphtherie et en particulier dans le croup. 129 Behring, Zur Diphtheriebeilungsfrage. 926 — , Bemerkung zu vorstehender Entgeg- nung. 926 Bergmann, Ein neuer Vorschlag zur Pro- phylaxe gegen Diphtherie. 781 Booker , As to the aetiology of primary pseudomembranous inflammation of the larynx and trachea etc. 756 Brunner, Eine weitere Beobachtung von Wunddiphtherie. 760 Councilman, The pathology and diagnosis of Diphtheria. 760 Ehrlich, Rossel und Wassermann, Ueber Gewinnung und Verwendung des Diph- theriebeilserums. 924 Eigenbrodt , Ueber den Einfluß der Familien- disposition auf die Verbreitung der Diph- therie. 759 Elschnig, Ein Fall von Diphtherie der Bindehaut. 565 Escherich, Zur Pathogenese der Diphtherie. 900 v. Esmarch , Ueber Sonnendesinfektion. 510 Kesem-Beck , Ueber die Behandlung der Malaria mit Methylenblau und über dessen lokale Anwendung bei der Diphtherie. 975 Klebs , Zur Beurteilung therapeutischer Maßnahmen. Ein Beitrag zur Antidiphthe- rinbehandlung. 1001 Register. 1045 Klein, Ein weiterer Betrag zur Kenntnis der intracellulären Bakteriengifte. 598 Laser, Ueber den Einfluß der Citronensäure auf den Diphtheriebacillus. 524 Martin , Goulstonian lectures on the Chemi- cal pathology of diphtheria, compared with that of anthrax , infective endocar- ditis and tetanus. 757 Mya, Ueber die Pathologie der Diphtherie- infektion. 682 S ’olbrig, Ueber die Prophylaxis der Diph- theritis vom sanitätspolizeilichen Stand- punkte. 571 Sormani, Ueber die den Diphtheriebacillus neutralisierenden Mittel. 862 Vvipius, Kritische Bemerkungen und prak- tische Erfahrungen über das Antidiph- therin Klebs. 781 Wemicke, Beitrag zur Kenntnis des Loeffler- schen Dipbtheriebacillus und zur Blut- serumtherapie bei Diphtherie. 898 Williams, Diphtheria and other membranous affections of the throat. 613 Dochmienkrankheit. v. Ratz, Ueber die Dochmienkrankheit der Hunde. 387 Dysenterie. Laveran, Etiologie de la dysenterie. 26 Quincke u. Roos, Amöben-Enteritis. 26 Weiener, Unsere gegenwärtigen Kenntnisse über Dysenterie in anatomischer und ätiologischer Hinsicht. 25 Eiterung. Arloing und Chantre, Ueber chirurgische Eiterinfektion und über die morphologi- schen und pathologischen Veränderungen ihres Erregers. 901 Arribat, Des associations microbiennes de la tuberculose. 491 Bary , Des cystites par infection descen- dante. 568 Bernabeo, L’autodifesa dell’ organismo contro i germi infettivi in rapporto colle suppu- razioni. 614 Brots van Dort, Ein Fall von Baelz’scher Krankheit. 769 Canon, Bakteriologische Blutuntersuchungen bei Sepsis. 19 Cazeneuve, Rollet et Nicolas , Sur l’action microbicide du Gallanol. 574 Charrin et Teissier, Modification de la pres- sion arterielle sous l’iufluence des toxines pyocyaniques. 608 XV. Bd. Dihu, Etüde sur le röle du bacille d’Eberth dans les complications de la fifevre typhoide. 689 Dmochcncski, Beitrag zur Lehre über die pathogenen Eigenschaften des Friedlän- der’schen Pneumococcus. 581 — und Janowski, Beitrag zur Lehre von den pyogenen Eigenschaften des Ty- phusbacillus. {Orig.) 216 Donath, Ueber fiebererregende Stoffe. 857 — , Ueber fiebererregeode Bakterienpro- dukte. 898 Emst, The Bacillus pyocyaneus pericar- ditis. 608 Fischt, Ueber septische Infektion des Säug- lings mit gastrointestinalen resp. pul- monalen Symptomen. 765 Oley und Chanin , Die Wirkung der Bak- teriengifte auf die vasomotorischen Organe und diejenigen des Blutkreislaufs. 688 Oruber, Ueber die Löslichkeit der Kresole in Wasser und über die Verwendung ihrer wässerigen Lösungen zur Desin- fektion. 525 Harold, The Bacillus pyocyaneus pericar- ditidis. 559 Heim, Ueber Streptococcus longus pyo- thoracus. 897 Jakowski, Beiträge zur Lehre von den Bakterien des blauen Eiters (Bacillus pyocyaneus). 431 Krannhals , Ueber Pyocyaneusinfektionen. 431 Kuprianow, Ueber die desinfizierende Wir- kung des Guajakols. (Orig.) 933. 981 Leloir, Lupus et anthrax. Revue des cours et des cliniques. 499 Marot, Sur un Streptocoque. 317 Mefsner, Experimentelle Studien über die Wundbehandlung bei infizierten Wunden. 1004 Mühsam u. Schimmelbusch, Ueber die Far- benproduktion des Bacillus pyocyaneus bei der Symbiose mit anderen Mikro- organismen. 430 Müller, Ueber akute Osteomyelitis. 78 — , Der jetzige Stand der Eiterungsfrage von bakteriologischem Standpunkte aus. (Orig.) 735. 804 Nannotti, Ueber die Wirkung der sterili- sierten Eitersubstanzen bei Impfungen. 649 Pemice und Scagliosi, Experimentelle Ne- phritis bakterischen Ursprungs. 904 Pfuhl, Zur Wirkung des Saprols. 208 Posner u. Lewin, Farbenanalytische Unter- suchungen über gonorrhoischen Eiter 432 Quincke und Stühlen, Zur Pathologie des Abdominaltyphus. 689 Roger, Die Leber in den Infektionskrank- heiten. 651 66 1040 Register. Salvioli, Ueber die physiologische Wirkung der löslichen Produkte einiger Bakterien und besonders der pyogenen Staphylo- kokken. 1007 Schimmelbusch, Ueber grünen Eiter und die pathogene Bedeutung des Bacillus pyocya- neus. 315 Schmidt und Aschoff , Die Pyelonephritis in anatomischer und bakteriologischer Beziehung und die ursächliche Bedeu- tung des Bacterium coli commune für die Erkrankung der Harnorgane. 697 Schnitzler , Ueber den Befund virulenter Staphylokokken in einem seit 35 Jahren geschlossenen osteomyelitischen Herde. (Orig.) 270 — , Chirurgisch-bakteriologische Mitteilun- gen. 667 Schrank , Zwei Fälle von Periostitis albu- minosa“ (Ollier). 696 Scdzcak, Ein Fall der sogenannten Angina ulcerosa benigna (Heryng). 565 Singer, Beitrag zur Lehre von der Strepto- kokken-Infektion. 320 Ttrni, Le fermentazioni dei micrococchi piogeni. 608 Vincent , Resultats exp^rimentaux de l’asso- ciation du streptocoque et du bacille typhique. 64 Ekzem. Bemheim, Ueber Invasion von Hautkokken bei Ekzem. (Orig.) 141 Endocarditis. Martin, Goulstonian lectures on the Chemi- cal pathology of diphtheria, compared with that of anthrax, infective endocar- ditis and tetanus. 757 Enterohepatitis. Babes , Ueber Enterohepatitis suppurata endemica. 952 Erysipel. Hallopeau, Des treves dans les manifesta- tions cutanees de la tuberculose. 494 Marot, Sur un Streptocoque. 317 Radcltffe, Ichtyol as a remedy for facial erysipelas. 575 Stern, Ueber einige Beziehungen zwischen menschlichem Blutserum und pathogenen Bakterien. 335 Erythema vaecinosum. Epstein, Beiträge zu den Impfkrankheiten. 22 F avus. Biro, Untersuchungen über den Favuspilz. 69 Delassus , De Ja teigne faveuse dans le d£partement de l’Herauld et ä la clini- que des enfants ä l’hopital general de Montpellier. 870 Jefsner, Favusstudien. H. 71 Neebt und Unna, Kritische Bemerkungen zum Pleochroismus der Achorionarten.. 68 Febris recurrens. Tictin, Zur Frage über die Bedeutung der Milz bei Febris recurrens. (Orig.) 840 Gingivitis. Babes, Ueber einen die Gingivitis und Hämorrhagieen verursachenden Bacillus bei Skorbut. 72 Gonorrhöe. Bordoni-Uffreduzzi, Ueber die Lokalisation des Gonococcus im Innern des Organis- mus (durch den Gonococcus hervorge- rufene Pleuritis und Arthritis). 742 Casper, Ueber Cystitis colli gonorrhoica, 432 Councüman, Gonorrhoeal myocarditis. 186 Bock , Gonorrhea of the rectum. 190 Hasse, Der Gonococcus Neißer, sein Vor- kommen bei Urethritis und Bartholinitis. 188 Janet , Traitement abortif de la bleunor- rhagie par le permanganate de potasse, mode d’action de ce produit. 200 KoUmann, Zur Diagnostik und Therapie der männlichen Gonorrhöe. 183 Koplik , Urogenital Blennorrhoea in child- ren. 184 Lanz, Ein neues Verfahren der Gonokokken- färbung. 776 Löwenhardt, Wann dürfen Gonorrhöiker heiraten. 189 Posner u. Lewin, Farbenanalytische Unter- suchungen über gonorrhoischen Eiter. 432 v. Sehlen, Zur Diagnostik und Therapie der Prostatitis chronica. 325 Register. 1047 Veit, Frische Gonorrhöe bei Frauen. 609 Weinrich, Die bakteriologischen Unter- suchnngsmethoden bei chronischer Go- norrhöe des Mannes. 198 Gruby’sohe Krankheit. Sabouraud, Sur une mycose innominee de l’homme. La teigne tondante speciale de Gruby, Microsporon Audouini. 868 Hämorrhagie. Babel , Ueber einen die Gingivitis und Hämorrhagieen verursachenden Bacillus bei Skorbut. 72 — , Sur les associations bacteriennes des bacilles de la tuberculose avec des mi- crobes hdmorrhagiques. 957 — et Kalindero , Lesions tuberculeuses comme porte d’entree de lafifevre typhoide, l’entdro-h6patite suppuree et l’infection bdmorrhagique. 65 Epstein, Beiträge zu den Impfkrankheiten. 22 Herpes. Althausen, Ueber Verbreitung und Behand- lung des Herpes tonsurans. 81 MavianeUi, Sul Trichophyton tonsurans. 867 von Wasieletcski, Herpes zoster und dessen Einreihung unter die Infektionskrank- heiten. 79 Hogcholera. Jatcein, Zur Frage von den Toxinen des tierischen Harns bei akuten Infektions- krankheiten. 175 Hühnercholera. Klein, Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der intracellulären Bakteriengifte. 598 ßchönwerth, Abhängigkeit der erfolgreichen Infektion mit Hühnercholera von der Anzahl der dem Tiere einverleibten Ba- cillen , sowohl bei intramuskulärer In- jektion, als bei Fütterung. 503 Hühnertuberkulose. Kruse, Ueber das Vorkommen der sogen. Hühnertuberkulose beim Menschen und bei Säugetieren. 501 Hydrops. Hamburger, Hydrops von bakteriellem Ur- sprung. 193 Ikterus. Jaeger, Die Aetiologie des infektiösen fieber- haften Ikterus (Weil’sche Krankheit). Ein Beitrag zur Kenntnis septischer Er- krankungen und der Pathogenität der Proteusarten. 74 Influenza. Bruschettini, L’immunitä sperimentale nell' infiuenza. 448 Griffiths et LadeU , Sur une ptomaine extraite de l’urine dans la grippe. 999 Huber, Ueber den Influenzabacillus. 439 Harpmann, Mitteilungen aus Marpmann’s hygien. Laboratorium. (Orig.) 634 Wassermann, Ueber differentielle Diagno- stik von entzündlichen Lungenaffektionen. 177 Kahlköpfigkeit. Glaenz, Ueber die Kahlköpfigkeit mit be- sonderer Berücksichtigung der frühzei- zigen, idiopathischen Form. 324 Krupp. Barbier , Sur une forme de septicemie dans la dipbth6rie et en particulier dans le croup. 129 Booker, As to tbe aetiology of primary pseudomembranous inflammation of the larynx and trachea etc. 756 Leberentzündung. Scagliosi, Ueber die mikrobischen Leber- entzündungen. 861 Lepra. Armauer Hansen , On the report of the Leprosy-Commission in India 1830 — 1831 ; a criticism. 698 v. Düring, Lepra und Syringomyelie. 824 FisichtUa , Sulla tossicitä dell’ urina dei lebbrosi. 667 Goldschmidt, Die Behandlung und Heilung der Lepra tuberosa mit Europhen. 574 Joelsohn, Ueber die Erkrankung des Gefäß- systems bei der Lepra. 193 Pindikowski, Ueber eine in Deutschland bestehende Lepraendemie. 72 Leukämie. Grösst, Su di un caso raro die pseudo- leucemia acuta. 182 Koväcs, Zur Frage der Beeinflussung des leukämischen Krankheitsbildes durch kom- plizierende Infektionskrankheiten. 181 66* 1048 Register. Traversa, Un caso acutissimo di pseudo- leucemia linfatica. 182 Lupus. Leloir, Lupus et anthrax. Revue des cours et des cliniques. 499 Schütz , Zur Behandlung des Lupus vulga- ris. 522 Secchi, Di un caso di lupus eritematoso guarito con le injezioni ipodermiche di tubercolina Koch. 522 Madurafufs. Kanthack , Madura Disease (Mycetoma) and Actinomycosis. 967 Vincent , Etüde sur le parasite du ,,pied de Madura“. 965 Mäuseseuche. Lunkeicitsch, Beitrag zur Biologie des Ba- cillus typhi murium (Loeffler) und seine Virulenz gegen die Feld- und Hausmäuse. {Orig.) 845 Later , Ueber die praktische Verwertbar- keit des Bacillus der Mäuseseuche-Laser. {Orig.) 33 Malaria. Amann , Notiz über einen Plasmodien-Befund in einem atypischen Falle von Malaria. 384 Bähet et Gheorghiu, Etüde sur les diffe- rentes formes du parasite de la Malaria en rapport avec les differentes mani- festations cliniques de la maladie et sur les modifications des elements figures du sang dans cette maladie. 81 Binz , Ueber den Vorgang der Heilung des Malariafiebers durch Chinin. 974 Bouzian, Recherches sur l’hematozoaire du paludisme faites ä l’höpital civil de Mu- stapha-Alger. 384 Bruch , De la fifevre typhoide chez les Arabes en Algdrie. 693 Cucco, Ueber die Wirkung des Phenocollum hydrochloricum bei Malaria. 399 Danilewski , Ueber die Hämatozoen bei Tieren , welche analog den Malaria-Hä- matozoen beim Menschen sind. 480 Golgi, Sülle febbri malariche estivoautun- nali di Roma. 384 Inghilleri, Ueber eine neue rasche Doppel- färbungsmethode bei den bakteriologi- schen Untersuchungen des Blutes und der anderen Gewebe. 820 Kesem-Beck , Ueber die Behandlung der Malaria mit Methylenblau und Uber dessen lokale Anwendung bei der Diphtherie. 975 Rosin, Einfluß von Chinin und Methylen- blau auf lebende Malariaplasmodien. 207 Sacharoff , Ueber den Einfluß der Kälte auf die Lebensfähigkeit der Malaria- parasiten. {Orig.) 168 — , Zur Biologie der Malariaparasiten. 962 — , Ueber die Struktur des Kernes bei den halbmondförmigen Malariaparasiten des Menschen. 962 Titoff, Ueber die Malariaparasiten der sog. halbmondförmigen Varietät. 961 Maltafieber. Bruce , On the etiology of Malta fever. 382 Maul- und Klauenseuche. Kurth , Bakteriologische Untersuchungen bei Maul- und Klauenseuche. 123 Melaena. Gärtner , Identischer Bakterienbefund bei zwei Melaenafällen Neugeborener. 865 Meningitis. Beck, Ueber eine durch Streptokokken her- vorgerufene Meningitis. 317 Dmochotcski, Beitrag zur Lehre über die pathogenen Eigenschaften des Fried- länder’schen Pneumococcus. 581 Quincke und Stühlen , Zur Pathologie des Abdominaltyphus. 689 Milzbrand. Bonaduce, Ueber Beziehungen des Blut- serums von Tieren zur natürlichen Im- munität. 441 Bordoni-Uffreduzzi, Ueber den Wert eini- ger für die Desinfektion geschlossener Räume vorgeschlagenen gasförmigen Des- infektionsmittel. 862 Büchner, Ueber den Einfluß der Neutral- salze auf Serumalexine, Enzyme, Tox- albumine, Blutkörperchen und Milzbrand- sporen. 514 Cazeneuve , Rollet et Nicolas, Sur l’action microbicide du Gallonol. 574 Donath, Ueber fiebererregende Stoffe. 857 — , Ueber fiebererregende Bakterienpro- dukte. 898 Register. 1049 Frankland, Die Bakteriologie in einigen ihrer Beziehungen zur chemischen Wis- senschaft. (Orig.) 101 Qatti , Süll’ aumento del potere microbicida del sangue durante la infezione. 441 IPcetcicz, Deber die Kerne der Milzbrand- sporen. (Orig.) 261 InghMeri, Ueber das Verhalten des Milz- brandbacillns in unsterilisierter Milch. 820 Klein, Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der intracellulären Bakteriengifte. 598 Lazarus und Weyl, Weitere Beiträge zur Theorie der Immunität gegen Milzbrand. 204 Leloir, Lupus et anthrax. Revue des cours et des cliniqües. 499 Martin, Goulstonian lectures on the Chemi- cal pathology of dipbtberia , compared with that of anthrax , infective endocar- ditis and tetanus. 757 Mühlmann, Zur Mischinfektionsfrage. (Orig.) 885 Pane, Ripristinamento della virulenza del diplobacillo pneumoniae mediante il virus carbonchioso. 781 Pernice and Pollaci, Ueber den Einfluß der Absonderungen im Verlaufe der Infek- tionskrankheiten. 860 — und Scagliosi, Experimentelle Nephritis bakterischen Ursprungs. 904 Pfuhl, Zur Wirkung des Saprols. 208 Pinna , Ueber die Wirkung des Meerwassers auf die Virulenz der Miizbrandbacillen. 816 Prozorotcski , Ueber die Wirkung von Kaffee und von einigen Kaffeesurrogaten auf pathogene Mikroorganismen. 398 Roger, Die Leber in den Infektionskrank- heiten. 651 — , Sur les variations de la glycog^nie dans l’infection charbonneuse. 668 Sirena und Scagliosi, Lebensdauer des Milzbrandbacillus im Boden, im Trink- und Meerwasser und in den Abfall- wässern. 952 Temi, Das Serum der kaltblütigen Tiere bei der Milzbrandinfektion. 863 Vaughan and Mc Clintock , The nature of the germicidal constituents of blood serum. 520 Ward, Further experiments on the action of light on „Bacillus anthracis“. 1019 Werigo, Developpement du charbon chez le lapin. D’aprfes les tableaux micro- scopiques du foie et de la rate. 766 Myocarditis. Councilman, Gonorrhoeal myocarditis. 186 Nephritis. Pernice und Scagliosi, Experimentelle Ne- phritis bakterischen Ursprungs. 904 Otitis. Dmochowski, Beitrag zur Lehre über die pathogenen Eigenschaften des Fried- länder’schen Pneumococcus. 581 Malignes Oedem. Sanfelice, Untersuchungen über anaerobe Mikroorganismen. 488 Osteomyelitis. Marpmann, Mitteilungen aus Marpmann’s hygien. Laboratorium. (Orig.) 634 Müller, Ueber akute Osteomyelitis. 78 — , Der jetzige Stand der Eiterungsfrage von bakteriologischem Standpunkte aus. (Orig.) 735. 804 Schnitzler , Ueber den Befund virulenter Staphylokokken in einem seit 35 Jahren geschlossenen osteomyelitischen Herde. (Orig.) 270 Panophthalmitis. Randolph, A case of Panophthalmitis, caused by the Bacillus coli communis. 769 Paralysis ascendens acuta. Albu, Zur Aetiologie der Paralysis ascen- dens acuta , nebst Bemerkungen zur Theorie der infektiösen Erkrankungen des Centralnervensystems. 321 Pellagra. Mircoli , Sülle alterazione spinali ed etio- logia della Pellagra. 824 Periearditis. Emst , The Bacillus pyocyaneus periearditis. 608 Harold, The Bacillus pyocyaneus pericar- ditidis. 559 Oddo, Pericardite complication de colique hepatique. 429 Peritonitis. Adossides, Ueber den heutigen Stand der Therapie der Peritonitis tuberculosa. 523 1050 Register. Nannotti und Baciocchi, üeber den Mechanis- mus und über den Genesungsprozeä der tuberkulösen Peritonitis durch die Lapa- rotomie. 65U Schnitzler, Chirurgisch-bakteriologische Mit- teilungen. 667 Periostitis. Schrank , Zwei Fälle von ,, Periostitis albu* minosa“ (Ollier). 696 Schreier , Zur Aetiologie und Pathogenese der Periostitis dentalis. 440 Pleuritis. Bordoni-Üffreduzzi, Ueber die Lokalisation des Gonococcus im Innern des Organis- mus (durch den Gonococcus hervorge- rufene Pleuritis und Arthritis). 742 Prudden. A study on the aetiology of exsudative Pleuritis. 502 Schlenker , Beiträge zur Lehre von der menschlichen Tuberkulose. Ueber Tu- berkulose als Ursache pleuritischer Ad- häsionen. 493 Pneumaturie. Heyse, Ueber Pneumaturie , hervorgerufen durch Bacterium lactis aerogenes , und über pathologische Gasbildung im tie- rischen Organismus. 322 Pneumonie. Arribat, Des associations microbiennes de la tuberculose. 491 Bazy, De l’absorptiou par les voies uri- naires. 1017 Bunzl-Federn, Ueber einen für Tiere patho- genen Mikroorganismus aus dem Sputum. 609 Capobianco, La pneumonite da tiroidectomia e quella da recisione del vago nei conigli. 179 Dmochotcski , Beitrag zur Lehre über die pathogenen Eigenschaften des Friedlän- der’scben Pneumococcus. (Orig.) 581 Emmerich, Ueber die Infektion , Immuni- sierung und Heilung bei krupöser Pneu- monie. 1012 Foä , Sur l’infection par le Diplococcus lanceolatus. 206 Gatti, Süll’ aumento del potere microbicida del sangue durante la infezione. 441 Marchand, Ueber einen noch nicht näher bekannten Kapselbacillus. 428 Mühlmann, Zur Mischinfektionsfrage. (Orig ) 885 Ortner, Die Lungentuberkulose als Misch- infektion. 490 Pane , Ripristinamento della virulenza del diplobacillo pneumoniae mediante il virus carbonchioso. 781 Pansini, Weitere Untersuchungen über das Verhalten des Serums gegenüber den Mikroorganismen, insbesondere über seine Heilkraft bei der Pneumokokkeninfektion. 204 Schmidt, Ueber die Benutzung verschiedener Sputa als Nährboden und das Wachs- tum der Pneumokokken auf denselben. 90 Wassermann, Ueber differentielle Diagno- stik von entzündlichen Lungenaffektionen. 177 Pneumonomycosis. Kohn, Ein Fall von Pneumonomycosis aspergillina. 565 Pocken. Bemheim, Cow-Pox und Tuberkulose. 653 Buttenack, Ueber Vaccine. 91 Cramer and Boyce, The nature of vaccine immunity. 94 Gundolin , Zur Frage der Schutzpocken- impfung. 1015 Leoni, Ueber die Faktoren der spezifischen und pathogenen Aktivität der Pocken- lymphe. 815 Oettinger, De la specifite de la varicelle. 866 Porter, Notes and queries on small-pox. 22 Richards, Presidential address on infectious diseases with especial reference to their treatment by vaccine. 208 Sdavo, Della conservazione dei virus in glicerina. 507 Sobotka, Zur Kenntnis des Vaccinepro- zesses. 93 Prostatitis. v. Sehlen, Zur Diagnostik und Therapie der Prostatitis chronica. 325 Pseudoleukämie. Grossi, Su di un caso raro di pseudoleucemia acuta. 182 Traversa, Un caso acutissimo di pseudo- leucemia linfatica. 182 Pseudotuberkulose. Plancard , Des pseudotuberculoses micro- biennes. 501 Register. 1051 Psorospermose. Delipint and Cooptry A few' facts concer- niug psorospermosis or gregarinosis. 123 Puerperalfieber. Burekhardt, Ueber den Einfluß der Scheiden- bakterien auf den Verlauf des Wochen- bettes. 379 Pyelitis. Baduel , Nota clinica e batteriologica sopra un caso di Pielite bilaterale suppurativa. 824 Pyelonephritis. Savor, Zur Aetiologie der akuten Pyelo- nephritis. 824 Schmidt und Aschof , Die Pyelonephritis in anatomischer und bakteriologischer Beziehung und die ursächliche Bedeu- tung des Bacterium coli commune für die Erkrankung der Harnorgane. 697 Pyonephrose. Schnitzler, Chirurgisch-bakteriologische Mit- teilungen. 667 Babies. Bujuhd, üeber die antirabische Behand- lung nach der Pasteur’schen Methode und die Veränderungen der Nervenzellen bei der Tollwut. 863 Sclavo, Deila conservazione dei virus in glicerina. 507 Tizzoni und Centanni, Serum gegen Rabies, von hoher, immunisierender Kraft, auf den Menschen anwendbar. 830 Tedetchi , Untersuchungen über die Wir- kung der Einimpfung des Rotzes auf die Nervencentren. 242 Bhinosklerom. Patclowsky , Ueber die Behandlung des Rhinoskleroms mit Rhinosklerin. 1015 Schweinerotlauf. Donath , Ueber fiebererregende Bakterien- produkte. 898 Lorenz , Schutzimpfungsversuche gegen Schweinerotlauf mit Anwendung eines aus Blutserum immunisierter Tiere her- gestellten Impfpräparates. (Orig.) 278 Petri und Maaften, Beiträge zur Biologie der krankheitserregenden Bakterien, ins- besondere über die Bildung von Schwefel- wasserstoff durch dieselben unter vernehm- licher Berücksichtigung des Schweinerot- laufs. 905 Schneidemühl, Ueber die wissenschaftlichen Grundsätze und die praktische Regelung der Fleischbeschau. 396 Septikämie. Barbier, Sur une forme de septic^mie dans le croup. 129 Bunzl-Fedem, Ueber einen für Tiere patho- genen Mikroorganismus aus dem Sputum. 609 Palleike, Ueber den Keimgehalt der Milch gesunder Wöchnerinnen. 120 Canon, Bakteriologische Blutuntersuchungen bei Sepsis. 19 Fischl, Ueber septische Infektion des Säug- lings mit gastrointestinalen resp. pulmo- nalen Symptomen. 765 Bauschbrand. Banfeliee, Untersuchungen über anaerobe Mikroorganismen. 488 Botz. Bonome , Neue Beobachtungen über die diagnostische und Heilwirksamkeit des Malleins gegen Rotz bei den Menschen und den Tieren. 686 Ddvalos, El muermo en la Habana. 870 Semmer, Ueber gutartige heilbare Formen des Rotzes. 917 Sittmann , Ein Fall akuter Rotzinfektion beim Menschen. 699 Septico-Pyämie. Arloing et Chantre Etüde sur l’origine microbienne de l’infection purulente chi- rurgicale. 315 Siebourg , Zur Casuistik der krypte gene- tischen Septicopyämie. 316 8korbut. Babes, Ueber einen die Gingivitis und Hämorrhagieen verursachenden Bacillus bei Skorbut. 72 — , Ueber einen bei Skorbut gefundenen Bacillus. 953 Bomträger, Skorbut auf Schiffen. 323 1052 Register. Stomatitis. Foote , Report of a case of gangrenous Stomatitis, with a bacteriological exami- nation. 122 Strumitis. Schnitzler , Chirurgisch-bakteriologische Mit- teilungen. 667 Syphilis. Binz, Die Einschleppung der Syphilis in Europa, 190 Bonaduce, Betrachtungen über und Ver- suche mit einer neuen Behandlung der Syphilis. 1013 Gold, Sechs Fälle von extragenitaler Syphilis- infektion. 191 Kollmann, Ueber Lammbluttransfusion bei Syphilis. 208 Mauriac, Ce que devraient etre le traite- ment specifique et la prophylaxie de la Syphilis. 201 Schirren, Ceber Lungensyphilis. 867 Wolff, Die Syphilis unter den Urvölkern Amerikas mit besonderer Bezugnahme auf ihr Bestehen daselbst vor der Ent- deckung Amerikas durch Columbus. 866 Syringomyelie. v. Düring, Lepra und Syringomyelie. 824 Taubenseuche. Willach, Eine durch Infusorien verursachte Taubenepizootie. 83 Tetanus. Brieger u. Cohn, Beiträge zur Konzentrierung der gegen Wundstarrkrampf schützenden Substanz aus der Milch. 442 Brunner, Die bisherigen Resultate experi- menteller Untersuchungen über die Art der Wirkung des Tetanusgiftes auf das Nervensystem. 438 Büchner, Beruht die Wirkung des Behring- schen Heilserums auf Giftzerstörung? 517 Buschke, Ueber die Immunisierung eines Menschen gegen Tetanus. 255 Fermi und Pemossi, Ueber das Tetanusgift. (Orig.) 303 v. Hehler, Mitteilung über zwei Tetanus- fälle nebst Demonstrationen. 181 Kartuli» , Untersuchungen über das Ver- halten des Tetanusgiftes im Körper. 180 Martin, Goulstonian lectures on the Chemical pathology of diphtheria, compared with that of anthrax, infective endocarditis and tetanus. 757 Rtmetoff und Fedoroff, Zwei Fälle von Tetanus traumaticus behandelt und der eine von ihnen geheilt durch das Blut- serum immun gemachter Tiere (Hunde). 115 Righi, L’immunitk nei suoi rapporti con la funzione deila milza. 336 Roncali, Contributo allo Studio dell’ infe- zione tetanica sperimentale negli animali. 439 Rummo, Sulla immunitä alle infezioni per assuefacione farmacologica. (Mitrida- tismo.) Stricnina e tetano. 513 San/elice, Untersuchungen über anaerobe Mikroorganismen. 488 Tizzoni e Cattani, Sulla importanza deila milza nell’ immunizzazione sperimentale del coniglio contro il tetano. 236 — — , Ulteriori ricerche sperimentali sulla immunitä contro il tetano. 669 Vulpius, Ueber einen Fall von Wundstarr- krampf mit Tierversuchen. 180 Wemiclce, Ueber Behring’s Blutserumthera- pie bei Tetanus. 898 Wladimir off Ueber die antitoxinerzeugende und immunisierende Wirkung des Teta- nusgiftes bei Tieren. 444 Texasfieber. Billings , Southern Cattle Plague (Texas fever). 700 Trachom. Truc, Contagion du trachome (ophthalmie granulöse) 380 Trichinose. Aslcanazy , Zur Lehre von der Trichinosis. (Orig.) 225 Tuberculose. Adenot, De l’origine osseuse de certaines ulcerations tuberculeuses en apparence exclusivement cutan4es. (Frequence et obscuritd de cette origine dans les affections lupoides des extr6mit6s des membres.) 960 Adossides, Ueber den heutigen Stand der Therapie der Peritonitis tuberculosn. 523 Arribat, Des associations microbiennes de la tuberculose. 491 Baas, Experimentell-anatomische Unter- suchungen über den Einfluß des Tuber- kulocidins und Tuberkulins auf die Impf- tuberkulose des Kaninchenauges. 973 Register. 1053 Babes et Kalindero , Lesions tuberculeuses comme porte d’entree de ln fievre typhoide, l’entero-h£patite suppuree et l’infection hemorrhagique. $5 — , Sur les associations bacteriennes des bacilles de la tuberculose avec des mi- erobes hemorrhagiques. 957 Bärlund , 2 fall af medfödd tuberkulös. [Zwei Fälle von angeborener Tuberku- lose], 498 Baumgarten, Ueber recidivierende Tuber- kulose nach Behandlung mittelst Tuber- kulins. 373 — , Ueber ein Kehlkopfcarcinom kombi- niert mit den histologischen Erschei- nungen der Tuberkulose. 377 Bentheim, Cow-Pox und Tuberkulose. 653 — , Die Behandlung der Tuberkulose mit immunisiertem Serum. 654 — , Vorgängige Diagnose der Tuberkulose. 655 — , Erblichkeit und Ansteckung der Tuber- kulose. 656 Boüinger, Ueber die Infektiosität des Blutes tuberkulöser Rinder. 499 — , Ueber die Identität der Perlsucht der Rinder mit der menschlichen Tuberkulose. 500 Borrel, Tuberculose experimentale du rein. 970 de Bruice, Ueber einen Fall von akuter Miliartuberkulose mit dem ausgeprägten Bilde des Abdominaltyphus. 957 Carasso, Neue Methode der Behandlung der Lungentuberkulose. (Orig.) 990 Crone, Ein Beitrag zur Lehre vom Lupus- carcinom (Tuberculo-Carcinom). 377 Czaplewski u. Roloff, Ueber den Heilwert des Tuberkulins nach Experimenten an tuberkulös infizierten Meerschweinchen 367 Dixon , Involution form of the tubercle Bacillus and the effect of subcutaneous iDjections of organic substances on in- flammations 492 Ducamp, Les tuberculoses atypiques. 497 Frankenberger , Beitrag zur Kasuistik und Aetiologie der primären Genitaltuber- kulose des Weibes. 961 Gibney, Final results in tubercular ostitis of the knee in cbildren — commonly known as ,, white swelling'1. 496 Gockel, Zur Aetiologie des Leichentuberkels. 500 de Grazia e Cassaretti, I derivati del creosoto nella cura della tisi polmonare. (Ben- zoilguaiacolo , carbonato di guaiacolo, acido guaiacol-carbonico, carbonato di creosoto.) 522 Hallopeau, Des treves dans les manifesta- tions cutanees de la tuberculose. 494 Haupt, Die möglichen und erlaubten Gren- zen einer Prophylaxe der Tuberkulose vom Standpunkte der praktischen ärzt- lichen Erfahrung. 858 llkewitsch, Eine neue Methode zur Ent- deckung von Tuberkelbacillen im Spu- tum Schwindsüchtiger. (Orig.) 162 Kerez, Ueber den Einfluß des Tabaks auf den Tuberkelbacillus. (Orig.) 37 Küchensky, Experimentelle Untersuchungen über den Einfluß der Laparotomie auf die Bauchfelltuberkulose der Tiere. 973 Kotlar, Ueber Herzthrombentuberkulose. 498 Kruse, Ueber das Vorkommen der sogen. Hühnertuberkulose beim Menschen und bei Säugetieren. 501 Kuprianow, Ueber die desinfizierende Wir- kung des Guajakols. (Orig.) 933. 981 Malevot, De la tuberculose de la verge. 495 Nannotti und Baciocchi, Ueber den Mecha- nismus und über den Genesungsprozeß der tuberkulösen Peritonitis durch die Laparotomie. 650 Ortner, Die Lungentuberkulose als Misch- infektion. 490 Plancard, Des pseudotuberculoses micro- biennes. 501 Richter, Ueber neuere Behandlungsmethoden der Tuberkulose vom pathologisch-ana- tomischen Standpunkte. 521 Schlenker , Beiträge zur Lehre von der menschlichen Tuberkulose. Ueber Tu- berkulose als Ursache pleuritischer Ad- häsionen. 493 — , Beiträge zur Lehre von der mensch- lichen Tuberkulose. Ueber die Häufigkeit tuberkulöser Veränderungen in mensch- lichen Leichen. 493 Schmaus und Utchinsky, Ueber den Verlauf der Impftuberkulose bei Einwirkung von Alkalialbuminat. 971 Schneidemühl, Ueber die wissenschaftlichen Grundsätze und die praktische Regelung der Fleischbeschau 396 Schütz, Zur Behandlung des Lupus vulgaris. 522 Secchi, Di un caso di lupus eritematoso guarito con le injezioni ipodermiche di tubercolina Koch. 522 Spina, Einige Versuche über die Wirkung von intraparenchymatösen Injektionen von Giften in die verkästen Knoten bei der Impftuberkulose der Meerschwein- chen. 702 Strauer , Systematische Blutuntersuchungen bei Schwindsüchtigen und Krebskranken. 772 Tassinari, Ricerche sull’ aria di una fabrica di tessuti rispetto al contenuto in micro- organismi ed osservazioni sul numero 1054 Register. loro in rapporto alle condizioni dell’ aria ambiente con speciale riguardo al bacillo della tuberculosi. 492 Winkler, Die antituberkulöse Wirkung des Guajakol-Jodoforms. 972 Zappert , Ueber das Vorkommen der eosi- nophilen Zellen im menschlichen Blute. 334 Typhus. Agro, Dei rapporti patogeni fra il Bacillo del Tifo e il Bacterium coli commune. 745 Alessi, Ueber Fäuluisgase als prädisponie- rende Ursache zur Typhusinfektion. (Orig.) 228 Almquist, Zur Biologie der Typhusbakterie und der Escherich’schen Bakterie. 63 Babes et Ealindero, L6sions tuberculeuses comme porte d'entr6e de la fievre typhoide, l’entero-b6patite suppuröe et l’infection hemorrhagique. 65 Bruch , De la fievre typhoide chez les Arabes en Algerie. 693 de Bruice, Ueber einen Fall von akuter Miliartuberkulose mit dem ausgeprägten Bilde des Abdominaltyphus. 957 Cazeneuvt , Rollet et Nicolas, Sur l’action microbicide du Gallanol. 574 Cesarit-Demel und Orlandi , Sulla equiva- lenza biologica dei prodotti del „B. coli“ e del „B. tiphi“. 62 Chiari, Ueber das Vorkommen von Typhus- bacillen in der Gallenblase bei Typhus abdominalis. 648 Dihu, Etüde sur le röle du bacille d’Eberth dans les complications de la fievre typhoide. 689 Dmochowski u. Janowski, Beitrag zur Lehre von den pyogenen Eigenschaften des Typhusbacillus. (Orig.) 216 Fremlin, Vergleichende Studien an Bact. coli commune verschiedener Provenienz. 693 Germano und Maurea, Vergleichende Unter- suchungen über den Typhusbacillus und ähnliche Bakterien. 60 InghxUeri, Ueber das Verhalten einiger Mikroorganismen in Bouillonkulturen, welche die Bujwid’sche Reaktion geben. 688 — , Ueber das verschiedene Verhalten des B. coli und des Typbusbacillus in amyg- dalinhaltiger Bouillon. 821 Kiefsling, Das Bacterium coli commune. 559 Klemm , Die Knochenerkrankungen im Typhus. 237 Khpsttin , Ueber das Verhalten der Cholera- und Typhusbakterien im Torfmull mit Säurezuaätzen. 445 Lewaschow, Die bakteriologischen Behand- lungsmethoden der Infektionskrankheiten beim Menschen im allgemeinen und die Serumbehandlung des Flecktyphus im besonderen. 1003 Loewy, Die Typhusepidemie in Fünfkirchen, verursacht durch Infektion der Wasser- leitung. 236 Moreau, Contribution ä l’etude de l’6tio- logie de la fifevre typhoide et de la vitalite dans le sol du bacille d’Eberth. 690 Nei/ser, Untersuchungen über den Typhus- bacillus und das Bacterium coli com- mune. 695 v. Pettenkofer, Maßregeln gegen die Cholera hier, die sanitären Verhältnisse der Irrenanstalten, Siechenhäuser, Arbeits- häuser, Gefangen- und Strafanstalten. 776 Prozorowski, Ueber die Wirkung von Kaffee und von einigen Kafifeesurrogaten auf pathogene Mikroorganismen. 398 Quincke und Stühlen , Zur Pathologie des Abdominaltyphus. 689 Radiguet, Contribution ä l’6tude de l’origine hydrique de la fiövre typhoide. Fifevre typhoide et eau de Seine dans les prisons de Paris. 691 Righi, L'immunitä nei suoi rapporti con la funzione della milza. 336 Schäfer , Die Typhusepidemie des Jahres 1891 im Kreise Niederbarnim. 691 Schardinger, Ueber das Vorkommen Gärung erregender Spaltpilze im Trinkwasser und ihre Bedeutung für die hygienische Beurteilung derselben. 48 Schild, Eine Typhusepidemie mit nach- weisbarer Entstehungsursache und die Diagnose des Typhusbacillus. 692 Schmidt, Milch, die Quelle einer Typhus- epidemie. 63 Scholl, Bakteriologische und chemische Studien über das Hühnereiweiß. 511 Stern, Ueber einige Beziehungen zwischen menschlichem Blutserum und pathogenen Bakterien. 335 — , Ueber die Wirkung des menschlichen Blutserums auf die experimentelle Ty- phusinfektion. 1008 Temi, La diagnosi differenziale del bacillo del tifo. 249 ü\ felmann, Versuche über die Widerstands- fähigkeit der Typhusbacillen gegen Trock- nung und über die Möglichkeit ihrer Verschleppung durch die Luft. (Orig.) 133 Vincent, Resultats exp^rimentaux de l’asso- ciation du streptocoque et du bacille typhique 64 Zinno, Contributo allo Studio dei processi biochimici dei batteri con speciale riguardo alle diagnosi differenziale fra varii mi- croorganismi simiglianti. 428 Register. 1055 Urethritis. Haue, Der Gonococcas Neißer, sein Vor- kommen bei Urethritis und Bartholinitis. 188 Varicellen. Oettinger, De la specifite de la varicelle. 866 Weil’sche Krankheit. Jaeger, Die Aetiologie des infektiösen fieber- haften Ikterus (Weil’sche Krankheit). Ein Beitrag zur Kenntnis septischer Erkrankungen und der Pathogenität der Proteusarten. 74 W undinfektion. Pfuhl, Ueber die Infektion der Schußwunden durch mitgerissene Kleiderfetsen. 176 c. Durch Bakterien und andere Parasiten hervorgerufene Krankheiten einzelner Organe etc. Augen. Fisching, Ein Fall von Diphtherie der Bindehaut. 565 Franke, Untersuchungen über die Desin- fektion des Bindehautsackes nebst Be- merkungen zur Bakteriologie desselben. 128 Levingon , Etüde clinique, bacteriologique et critique sur les maladies des voies lacrymales produisant le larmoiement 770 Marttun, Experimentelle Untersuchungen über Antisepsis hei Augenoperationen und die Bakteriologie des Konjunktival- sackes 127 Randolph, A case of Panophthalmitis, cau- sed by the Bacillus coli communis. 769 Truc, Contagion du trachome (ophthalmie granuleuse). 380 Bauch. Redtenbacher, Ein Fall von Actinomycosis abdominalis. 567 Becken. Schmidt, Ueber Echinococcus im weiblichen Becken. Im Anschlüsse an einen in der hiesigen gynäkologischen Klinik beob- achteten Fall. 328 Blut. Canon , Bakteriologische Blutuntersuchungen bei Sepsis. 19 Koväcs, Zur Frage der Beeinflussung des leukämiscbenKrankbeitsbildes durch kom- plizierende Infektionskrankheiten. 181 Perles, Beobachtungen über perniciöse Anä- mie. 23 Straiur, Systematische Blutuntersuchungen bei Schwindsüchtigen und Krebskranken. 7T2 Darm. Dtnys et Sluyts , Du m4canisme des sym- ptömes gastro-intestinaux dans le Cholera asiatique. 914 Felsenthal und Stamm, Die Veränderungen in Leber und Darm bei der Coccidien- krankbeit der Kaninchen. 82 Eiefslmg , Das Bacterium coli commune. 559 Oker-Blom, Beitrag zur Kenntnis des Ein- dringens des Bacterium coli commune in die Darmwand in pathologischen Zu- ständen. 588 Sluyts, Etüde sur les proprieies du poison du Cholöra asiatique. 913 Galle. Chiari , Ueber das Vorkommen von Typhus- bacillen in der Gallenblase bei Typhus abdominalis. 648 Oddo, Pericardite complication de colique bepatique. 429 Geschlechtsorgane. Burckhardt, Ueber den Einfluß der Scheideu- bakterien auf den Verlauf des Wochen- bettes. 379 Frankenberger, Beitrag zur Kasuistik und Aetiologie der primären Genitaltuber- kulose des Weibes. 961 Henke, Ueber die Desinfektion infizierter Hände und die Notwendigkeit der geburts- hilflichen Abstinenz. 374 Koümann, Zur Diagnostik und Therapie der männlichen Gonorrhöe. 183 Koplik, Urogenital Blennorrhoea in child- ren. 184 MaUcot, De la tuberculose de la verge. 495 Beymond, Cystites chez les malades non sondes. 121 Schmidt und Aschoß , Die Pyelonephritis in anatomischer und bakteriologischer 1056 Register. Beziehung und die ursächliche Bedeu- tung des Bacterium coli commune für die Erkrankung der Harnorgane. 697 Harn. Bazy, De l’absorption par les voies uri- naires. 1017 Fisichella , Sulla tossicitä dell’ urina dei lebbrosi. 567 Jawein, Zur Frage von den Toxinen des tierischen Harns bei akuten Infektions- krankheiten. 175 Kartulis, Untersuchungen über das Ver- halten des Tetanusgiftes im Körper. 180 Marchand, Ueber das Vorkommen von Trichomonas im Harne eines Mannes, nebst Bemerkungen über Trichomonas vaginalis. (Orig.) 709 Marpmann , Mitteilungen aus Marpmann’s hygien. Laboratorium. (Orig.) 634 Renault, Du bacterium coli commune dans l’infection urinaire. 696 Haut. Althausen, Ueber Verbreitung und Behand- lung des Herpes tonsurans. 81 Bemheim, Ueber Invasion von Hautkokken bei Ekzem. (Orig.) 141 Biro, Untersuchungen über den Favuspilz. 69 Delassus , De la teigne faveuse dans le departement de l’Herault et ä la clinique des enfans ä l’hopital general de Mont- pellier. 870 Hallopeau, Des treves dans les manifesta- tions cutanees de la tuberculose. 494 Jefsner, Favusstudien. II. 71 Marianelli, Sul Trichophyton tonsurans. 857 Neebe und Unna , Kritische Bemerkungen zum Pleochroismus der Achorionarten. 68 Russell, Tbe bacteriology of epidemic ex- foliativa dermatitis. 324 Sabouraud, Sur une mycose innominee de l’homme. La teigne tondante spüciale de Gruby, Microsporon Audouini. 868 Unna, Natürliche Reinkulturen der Ober- hautpilze. 701 von Wasielewski, Herpes zoster und dessen Einreihung unter die Infektionskrank- heiten. 79 Herz. Kotlar, Ueber Herzthrombentuberkulose. 498 Roger, Ueber die Wirkung der Bakterien- gifte aufs Herz. 651 Knie. Oibney , Final results in tubercular ostitis of the knee in children — commonly known as „white swelling“. 496 Oockel, Zur Aetiologie des Leichentuberkels. 500 Knochen. Adenot, De l’origine osseuse de certaines ulcerations tuberculeuses en apparence exclusivement cutanöes. (Fr6quence et obscurite de cette orgine dans les affections lupoides des extr4mit4s des membres.) 960 Klemm, Die Kuochenerkrankungen im Ty- phus. 237 Müller, Ueber akute Osteomyelitis. 78 Quincke und Stühlen, Zur Pathologie des Abdominaltyphus. 689 Schnitzler , Ueber den Befund virulenter Staphylokokken in einem seit 35 Jahren geschlossenen osteomyelitischen Herde. (Orig.) 270 Schrank, Zwei Fälle von „Periostitis albu- minosa“ (Ollier). 696 Leber. Babes , Ueber Enterohepatitis suppurata endemica. 952 — et Kalindero , Lesions tuberculeuses comme porte d’entrde de la fifevre typhoide, l’entero-hepatite suppur6e et l’infection bemorrhagique. 65 Braun, Ueber ein für den Menschen neues Distomum der Leber. 602 Felsenthal und Stamm, Die Veränderungen in Leber und Darm bei der Coccidien- krankheit der Kaninchen. 82 Scagliosi, Ueber die mikrobischen Leber- entzündungen. 861 Lunge. Kohn, Ein Fall von Pneumonomycosis aspergillina. 565 Netter , De l’actinomycose pulmonaire. 566 Ortner, Die Lungentuberkulose als Misch- infektion. 490 Schirren, Ueber Lungensyphilis. 867 Wassermann, Ueber differentielle Diagno- stik von entzündlichen Lungenaffektionen. 177 Milz. Righi, L’immunitä nei suoi rapporti con la funzione della milza. 336 Tizzoni e C'attani, Sulla importanza della milza nell’ immunizzazione sperimentale del coniglio contro il tetano. 236 Register. 1057 Mund. Broes van Dort, Ein Fall von Baelz'scher Krankheit. 769 Dornberger, Ueber das Vorkommen der Streptokokken in der normalen und kranken Mundhöhle des Kindes. 764 Rappin, Sur les microorganismes des voies digestives. 429 Nase. Corzolino, La microcidina et il cloruro di sodia per i proeessi microbici massime piogeni dell’ orecchio, del naso e della gola. 441 Nerven. Brunner, Die bisherigen Resultate experi- menteller Untersuchungen über die Art der Wirkung des Tetanusgiftes auf das Nervensystem. 438 Bujwid , Ueber die antirabische Behand- lung nach der Pasteur’schen Methode und die Veränderungen der Nervenzellen bei der Tollwut. 863 Tedeschi, Untersuchungen über die Wir- kung der Einimpfuug des Rotzes auf die Nervencentra. 242 Nieren. Borrel, Tuberculose experimentale du rein. 970 Pernice und Scagliosi, Beitrag zur Kennt- nis der Pathogenie der Nierenver- änderungen bei der asiatischen Cholera. 950 Ohren. Corzolino, La microcidina ed il cloruro di sodia per i proeessi microbici massime piogeni dell’ orecchio, del naso e della gola. 441 Rectum. Dock, Gonorrhea of the rectum. 190 Zähne. Schreier, Zur Aetiologie und Pathogenese der Periostitis dentalis. 440 VII. Durch, pflanzliche und tierische Parasiten verursachte Krankheiten der Tiere. Abbot, The results of inoculations of milk cows with cultures of the bacillus diph- theriae. 780 Baas, Experimentell-anatomische Unter- suchungen über den Einfluß des Tuber- kulocidins und Tuberkulins auf die Impf- tuberkulose des Kauinchenauges. 973 Bärlund, 2 fall af medfödd tuberkulös. [Zwei Fälle von angeborener Tuberkulose], 498 Baumgarten, Ueber recidivierende Tuber- kulose nach Behandlung mittelst Tuber- kulins. 373 Beck , Der Bacillus der Brustseuche beim Kaninchen. 246 Bernheim, Cow-Pox und Tuberkulose. 653 Billings , Southern Cattle Plague (Texas fever). 700 — , The Com Fodder Disease in Cattle and other Farm Animais etc. 700 Bollinger, Ueber die Infektiosität des Blutes tuberkulöser Rinder. 499 — , Ueber die Identität der Perlsucht der Rinder mit der menschlichen Tuberku- lose. 500 Bonome , Neue Beobachtungen über die diagnostische und Heilwirksamkeit des Mallei'ns gegen Rotz bei den Menschen und den Tieren. 686 Braun, Helminthologische Notizen. (Orig.) 409. 680 Brieger und Cohn, Beiträge zur Konzen- trierung der gegen Wundstarrkrampf schützenden Substanz aus der Milch. 442 Brunner, Die bisherigen Resultate experi- menteller Untersuchungen über die Art der Wirkung des Tetanusgiftes auf das Nervensystem. 438 Bunzl-Fedem , Ueber einen für Tiere pa- thogenen Mikroorganismus aus dem Sputum. 609 Capobianco, La pneumonite da tiroidecto- mia e quella da recisione del vago nei conigli. 179 Cholodkowsky, Ueber eine neue Species von Taenia. (Orig.) 552 Czaplewski und Rolojf, Ueber den Heilwert des Tuberkulins nach Experimenten an tuberkulös infizierten Meerschweinchen. 367 Danilewsky, Ueber die Hämatozoen bei Tieren, welche analog den Malariahäma- tozoen beim Menschen sind. 480 Dmochowski und Janowski, Beitrag zur Lehre von den pyogenen Eigenschaften des Typhusbacillus. (Orig) 216 Donath , Ueber fiebererregende Stoffe. 857 1058 Register. Felsenthal und Stamm , Die Veränderungen in Leber und Darm bei der Coccidien- krankbeit der Kaninchen. 82 Gasperini, Versuche über das Genus ,,Ac- tinomyces“. 684 Goltz, Ueber Schwarzfärbung des Rostel- lum und Fehlen des Hakenkranzes bei Cysticercus cellulosae. 392 Gurley, On the Classification of the Myxo- sporidia, a group of protozoan parasites infesting fishes. 86 Issaeff, Untersuchungen über die künstliche Immunität gegen Cholera. 777 — und Ivanof, Untersuchungen über die Immunisierung der Meerschweinchen ge- gen den Vibrio Ivanoff. 1010 Jaeger , Die Aetiologie des infektiösen fieberhaften Ikterus (Weil’sche Krank- heit). Ein Beitrag zur Kenntnis septi- scher Erkrankungen und der Pathogeni- tät der Proteusarten. 74 Jägerskiöld, Bidrag tili kännedomen om Nematoderna. 125 Janson. Die Krankheiten der Haustiere in Japan. 394 Kischensky, Experimentelle Untersuchungen über den Einfluß der Laparotomie auf die Bauchfelltuberkulose der Tiere. 973 Kupriancnc , Ueber die desinfizierende Wir- kung des Guajakols. (Orig.) 933. 981 Kurth , Bakteriologische Untersuchungen bei Maul- und Klauenseuche. 123 Labbi, Sur les Coccidies des oiseaux. 773 — , Dimorphisme dans le depeloppement des hemosporidies. 773 — , Coccidium Delagei , coccidie nouvelle parasite des tortues d’eau douce. 827 Laser , Ueber die praktische Verwertbarkeit des Bacillus der Mäuseseuche-Laser. (Orig.) 33 Lazarus und Weyl , Weitere Beiträge zur Theorie der Immunität gegen Milzbrand. 204 v. Linstow, Zur Anatomie and Entwicke- lungsgeschichte der Tänien. 612. 772 — , Heterakis Sonsinoi. (Orig.) 733 — , Helminthologische Studien. 967 Lönnberg, Ueber eine neue Tetrabothrium- species und die Verwandtschaftsverhält- nisse der Ichthyotänien. (Ori<7.) 801 Lorenz , Schutzimpfungsversuche gegen Schweinerotlauf mit Anwendung eines aus Blutserum immunisierter Tiere her- gestellten Impfpräparates. (Orig.) 278 Lunkewitsch, Beitrag zur Biologie des Ba- cillus typhi murium (Loeffler) und seine Virulenz gegen die Feld- und Haus- mäuse (Orig.) 845 de Magalhaes, Notes d’helminthologie br6- silienne. II. 700 MontieeUi, Studii sui Trematodi endoparas- siti ; primo contributo di osservazioni sui Distomidi. 872 Neumann, Sur un Ecbinocoque du Chat. 392 Pfeifer und Istaef, Ueber die Spezifität der Choleraimmunisierung. 778 Raüliet, Traite de Zoologie mödicale et agricole. 871 v. Rdtz, Ueber die Dochmienkrankheit der Hunde. 387 Remesof und Fedoroß , Zwei Fälle von Tetanus traumaticus behandelt und der eine von ihnen geheilt durch das Blut- serum immun gemachter Tiere (Hunde). 115 Roncali, Contributo allo Studio dell’ infe- zione tetanica sperimentale negli animali. 439 Sabolotny, Infektions- und Immunisierungs- versuche am Ziesel (Spermophilus gutta- tus) gegen den Choleravibrio. (Orig.) 150 Sacharoß, Ueber den Einfluß der Kälte auf die Lebensfähigkeit der Malaria- parasiten. (Orig) 158 Schönwerth, Abhängigkeit der erfolgreichen Infektion mit Hühnercholera von der Anzahl der dem Tiere einverleibten Ba- cillen , sowohl bei intramuskulärer In- jektion, als bei Fütterung. 503 Semmer, Ueber gutartige heilbare Formen des Rotzes. 917 Smith, Preliminary notes on a Sporozoon in tbe intestinal vills of cattle. 388 Sobemheim, Experimentelle Untersuchungen über Choleragift und Choleraschutz. 780 Spina, Einige Versuche über die Wirkung von intraparenchymatösen Injektionen von Giften in die verkästen Knoten bei der Impftuberkulose der Meerschweinchen. 702 Stiles, Notes on parasites. — 18: On the presence of Sarcosporidia in birds. 611 Temi, Das Serum der kaltblütigen Tiere bei der Milzbrandinfektion. 863 Thaxter, New species of Laboulbeniaceae from various localities. 569 Tictin, Zur Frage über die Bedeutung der Milz bei Febris recurrens. (Orig.) 840 Tizzoni e Cattani, Sulla importanza della milza nell’ immunizzazione sperimentale del coniglio contro il tetano. 236 — — , Ulteriori ricerche sperimentali sulla immunitä contro il tetano. 669 Trambutti, Ueber die physiologische Wir- kung der Stoflwechselprodukte des Hydro- philus fuscus. 607 Register. 1059 Vayssilre, Etüde sur le Temnocephala, parasite de l’Astacoides madagascarien- sis. 389 Tulpius, Ueber einen Fall von Wundstarr- krampf mit Tierversuchen. 180 Ward, Ueber das Vorkommen von Distoma Westermanni in den Vereinigten Staaten. {Orig.) 362 VIII. Durch pflanzliche und Krankheiten Beyerinck, Ueber die Natur der Fäden der Papilionaceenknöllchen. (Orig.) 728 Brich , Ueber Nectria cinnabarina (Tode) Fr. 774 Cavara, Ueber einige parasitische Pilze auf dem Getreide. 329 Dietel, Descriptions of new species of Uredineae and Ustilagineae, with remarks on some otber species. 88 Frank, Ueber ein parasitisches Clado- sporium auf Gurken. 440 — , Ueber die Befallung des Getreides durch Cladosporium und Phoma 440 Hurtig, Eine krebsartige Rindenkrankheit der Eiche , erzeugt durch Aglaospora Talola. 700 Kirchner, Ueber die Behandlung des Saat- getreides mit warmem Wasser als Mittel gegen den Flug- und Steinbrand. 622 Lindau, Der Epheukrebs. 506 Mer, Recherches sur la maladie des bran- ches de Sapin , causee par le Phoma Werigo, Developpemeut du charbon chez le lapin. Däprfes les tableaux micro- scopiques du foie et de la rate. 766 Willach, Eine durch Infusorien verursachte Taubenepizootie. 83 — , Monostoma hepaticum suis. 874 Wladimiroff, Ueber die antitoxinerzeugende und immunisierende Wirkung des Teta- nusgiftes bei Tieren. 444 tierische Parasiten verursachte der Pflanzen. abietina R. Hartig (Fusicoccum abietinum Prill. et Delacr.) 829 Müller, Zur Kenntnis des Runzelschorfes und der ihm ähnlichen Pilze. 828 Russell, Bacteria in their relation to vege- table tissue. 169 Sadebeck, Die parasitischen Exoasceen. 503 Sajö, Das Getreidehähnchen (Lema mela- uopus L.) 126 Sorauer , Einige Beobachtungen bei der Anwendung von Kupfermitteln gegen die Kartoffelkrankheit. 57ff — , Populäre Anleitung für den Landwirt zur Unterscheidung der im Getreide vorkommenden Stein- und Staubbrand- arten. 774 v. Tubeuf, Mitteilungen über einige Pflan- zenkrankheiten. 195 — , Empusa Aulicae Reich, und die durch diesen Pilz verursachte Krankheit der Kieferneulenraupe. 248 — , Hexenbtsen der Lärche. 701 IX. Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Agosta y Grande Rossi, Tdcnica bacterio- lögica. 876 Aren 8, Eine Methode zur Plattenkultur der Anaeroben. (Orig.) 15 Bark, Aural catheter steam sterilizer. 256 Beyerinck, Notiz über den Nachweis von Protozoen und Spirillen in Trinkwasser. (Orig.) 10 — , Ueber die Natur der Fäden der Papi- lionaceenknöllchen. (Orig.) 728 — , Ueber Thermotaxis bei Bacterium Zopfii. (Orig.) 799 Biro, Untersuchungen über den Favuspilz. 69 Blachstein, Ueber die Virulenz des Komma- bacillus in ihrer Beziehung zum Nähr- boden. 915 Bogdan, Versuche über die Leistungsfähig- keit der Freiherr von Kuhn’scben Abest- filter. 878 Bordoni- Uffreduzzi, Ein Fall von fuchsin- ähnlicher Bakterienfärbung des Fleisches. 666- Bordoni- Uffreduzzi und Abba, Ueber eine aus dem Menschen isolierte Varietät des Cholerabacillus und über die bakterio- logische Diagnose der Cholera. 863 Boyce and Evans, Upon the action of gravity on Bacterium Zopfii. 568 Brieger und Cohn, Beiträge zur Konzen- trierung der gegen Wundstarrkrampf schützenden Substanz aus der Milch. 442 Bruschettini, L’immunitä sperimentale nell’ influenza. 445 1060 Register. Burri, Ueber einige zum Zwecke der Art- charakterisieruDg anzuwendende bakte- riologische Untersnchungsmetboden nebst Beschreibung von zwei neuen , aus Rheinwasser isolierten Bakterien. 88 Carasso , Neue Methode der Behandlung der Lungentuberkulose. (Orig.) 990 Chatin , Contribution k la recherche des streptocoques dans l’air atmospherique. 764 Councilman, The pathology and diagnosis of Diphtberia 760 Denyt , Diagnose der asiatischen Cholera vermittelst des Mikroskops. 818 Dräer , Ueber den Wert des Duncker’sehen Dampffeuchtigkeitsmessers. 508 Dreyfufs, Ueber das Vorkommen von Cellu- lose in Bacillen. Schimmel- und anderen Pilzen. 909 Drofsbach, Methode der bakteriologischen Wasseruntersuchung. 775 Ehrlich , Rossel und W assermann , Ueber Gewinnung und Verwendung des Diph- therieheilserums. 924 Elsner, Zur Plattendiagnose des Cholera- bacillus. 877 van Ermengem. Nouvelle methode de colo- ration des cils des bacteries. 969 Eermi und Montesano , Ueber die De- komposition des Amygdalins durch Mi- kroorganismen. (Orig.) 722 v. Freudenreich , Ueber eine Verbesserung des Plattenverfahrens. (Orig.) 643 Freymutk und Lickfett , Nochmals zur Diagnose der Cholera mittelst Agarplatten. 250 Friedrich , Vergleichende Untersuchungen über den Vibrio cholerae asiaticae mit besonderer Berücksichtigung der dia- gnostischen Merkmale desselben 434 Gärtner, Ein neuer gasbildender Bacillus. (Orig.) 1 Gibbes, On the parasitic nature of Cancer. 770 Gruber , Antwort an Herrn Dr. Martin Kirchner in Sachen der Prüfung von Wasserfiltern. (Orig.) 165 de Haan und Hvysse, Die Koagulation der Milch durch Cholerabakterien. (Orig.) 268 Huber, Ueber den Influenzabacillus. 439 Ilkeicitsch, Eine neue Methode zur Ent- deckung von Tuberkelbacillen im Spu- tum Schwindsüchtiger. (Orig.) 162 — , Ueber die Kerne der Milzbrand- sporen. (Orig.) 261 Inghilleri, Ueber eine neue rasche Doppel- farbungsmethode bei den bakteriologi- schen Untersuchungen des Blutes und der anderen Gewebe. 820 Kahane, Ueber das Vorkommen lebender Parasiten im Blute und in Geschwulst- zellen bei Carcinomatösen. (Orig.) 413 Kiefsling, Das Bacterium coli commune. 559 Korber, Studien über die Verteilung der Bakterienkolonieen in Esmarch’schen Rollröhrchen. 921 Krückmann, Eine Methode zur Herstellung bakteriologischer Museen und Konser- vierung von Bakterien. (Orig) 851 Kruse, Eine allgemein anwendbare Verbesse- rung des Plattenverfahrens. (Orig.) 419 Kuprianorc, Zur Methodik der keimfreien Gewinnung des Blutserums. (Orig.) 458 Kurloff, Zur Lehre von den Carcinompara- siten. (Orig.) 341 Lacour-Eymard, Experiences sur le filtre Chamberland, Systeme Pasteur k netto- veur mecanique O. Andre. 621 Lafar, Eine neue Zählvorrichtung für Plattenkulturen in Petrischalen. 331 Lanz, Ein neues Verfahren der Gonokokken- färbung. 776 Lunkeicicz, Beitrag zur bakteriologischen Technik. (Orig.) 42 Maafsen, Zur bakteriologischen Diagnose des asiatischen Cholera. Ein neues An- reicherungsverfahren für Spirillen und Vibrionen. 251 — , Beiträge zur Differenzierung einiger dem Vibrio der asiatischen Cholera ver- wandter Vibrionen und kurze Angaben über eiweißfreie Nährböden von allge- meiner Anwendbarkeit. 922 Mally, Combination hot filter and steam sterilizer; a handy incubating cage. 877 Marek. Kleine Mitteilungen zur bakterio- logischen Technik. 112 Marpmann. Mitteilungen aus Marpmann’s hygien. Laboratorium. (Orig.) 634 Mie, Eine Modifikation des WolfFhügel’scben Kolonieen-Zählapparates. 876 Miller, Einige kurze Notizen in Bezug auf bakteriologische Untersuchungsmethoden. (Orig) 894 Kicolaier, Bemerkung zu der Arbeit von Prof F. G. Novy ,,Die Kultur anaerober Bakterien“. (Ort<7.) 227 Panmcitz, Der Desinfektionsapparat als Haushaltungsgegenstand. 620 Pasquale, Vergleichende Untersuchungen über Streptokokken. 761 Petri und Maafsen, Beiträge zur Biologie der krankheitserregenden Bakterien, ins- besondere über die Bildung von Schwefel- wasserstoff durch dieselben unter vernehm- licher Berücksichtigung des Schweinerot- laufs. 905 Register. 1061 Piefke , Ueber die Betriebsführung von Sandfiltern auf Grundlage der zur Zeit gütigen sanitätspolizeiliehen Vorschriften. 878 Posner u. Lewin , Farbenanalytische Unter- suchungen über gonorrhoischen Eiter. 432 Pouiklo, Ueber eine die Nachweisung von Choleravibrionen im Wasser erleichternde Untersuchungsmethode. 27 Reichenbach , Ueber einen neuen Brütofen für beliebiges Heizmaterial. (Orig.) 847 Sabouraud, Sur une mycose innominee de l’bomme. La teigne tondante speciale de Gruby, Microsporon Audouini. 868 San/elice , Untersuchungen über auaerobe Mikroorganismen. 488 Sawtschenko, Weitere Untersuchungen über die Erebsparasiten (zur Entwickelungs- geschichte derselben). 485 Schild, Eine Typhusepidemie mit nachweis- barer Entstehungsursaehe und die Dia- gnose des Typhusbacillus. 692 Schmidt, Ueber die Benutzung verschiedener Sputa als Nährböden und das Wachs- tum der Pneumokokken auf denselben. 90 Schrank, Anleitung zur Ausführung bak- teriologischer Untersuchungen. 197 Sclavo, Deila conservazione dei virus in glicerina. 507 — , Die un nuovo apparechio per la presa dell’ acqua a profonditä. 507 — , Di un rapido processo per le colo- razione della ciglia di alcuni microorga- nismi. 507 Stutzer und Burri, Untersuchungen über die Bakterien der Cholera asiatiea. 53 Terni, La diagnosi differenziale del bacillo del tifo. 249 Timpe, Erklärung zur Frage der Gelatine- bereitung. (Orig.) 364. 644 Trambusti, Ueber die physiologische Wir- kung der Stoffwechselprodukte des Hydro- philus fuscus. 607 Traube, Einfaches Verfahren, Wasser in großen Mengen keimfrei zu machen. 879 Turrö, Reacciön del indol en las deyeccio- nes colericas. 877 Uffelmann, Versuche über die Widerstands- fähigkeit der Typhusbacillen gegen Trock- nung und über die Möglichkeit ihrer Verschleppung durch die Luft. (Orig.) 133 Unna, Natürliche Reinkulturen der Ober- hautpilze. 701 Vincent, Etüde sur le parasite du ,,pied de Madura“. 965 Voges, Ueber die Verwendung des Uschinsky- schen Nährbodens zur Cboleradiagnose. (Orig.) 453 11 alliczek, Zur Technik bei Desinfektions- versuchen. (Orig.) 947 Weigmann, Die Methoden der Milchkon- servierung, speziell das Pasteurisieren und Sterilisieren der Milch. 509 — und Zirn , Ueber das Verhalten der Cholerabakterien in Milch und Molke- reiprodukten. (Orig.) 286 Weinrich, Die bakteriologischen Unter- suchungsmethoden bei chronischer Go- norrhöe des Mannes. 198 Wolffhügel, Zur Frage der Gelatinebereitung. (Orig.) 167. 421 Zabolotng, Zur Frage der raschen Bakte- riendiagnose der Cholera. 250 Zettnoio, Reinigung verschmutzter Objekt- träger. (Orig.) 555 — , Ein Apparat zur Kultur anaerober Bacillen. (Orig.) 638 Zinno, Contributo allo Studio dei processi biochimici dei batteri con speciale riguardo alla diagnosi differenziale fra varii micro- organismi simiglianti. 428 Zopf, Zur Kenntnis der Färbungsursachen niederer Organismen. (Vierte Mitteilung.) Basidiomycetenfärbungen. 875 X. Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung und Vernichtung der Bakterien und anderer Parasiten. Abbott, The results of inoculations of milk cows with cultures of the Bacillus diph- theriae. 780 A coeta y Grande Rossi, Tecnic bacteriolögica. 876 Adamkiewicz, Zur Reaktion der Carcinome. 771 Adostides, Ueber den heutigen Stand der Therapie der Peritonitis tuberculosa. 523 Agro, Dei rapporti patogeni fra il Bacillo del Tifo e il Bacterium coli commune. 745 Aronaon, Zur Diphtherieheilungsfrage. Ent- gegnung auf den Artikel des Herrn Prof. Behring. 926 — , Weitere Untersuchungen über Diph- therie und das Diphtherie - Antitoxin, I. Ueber die Art und Weise der Anti- toxinwirkung. 926 XV. Bd. 67 1062 Register. Baas , Experimentell-anatomische Unter- suchungen über den Einfluß des Tuber- kulocidins und Tuberkulins auf die Impf- tuberkulose des Kaninchenauges. 973 Barle , Aural catheter steam sterilizer. 256 Baumgarten, Ueber recidivierende Tuber- kulose nach Behandlung mittelst Tuber- kulins. 373 Bazy, De l’absorption par les voies uri- naires. 1017 Behring, Zur Diphtherieheilungsfrage. 926 — , Bemerkung zu vorstehender Entgeg- nung. 926 Bergmann, Ein neuer Vorschlag zur Pro- phylaxe gegen Diphtherie. 781 Bemabeo , L’autodifesa dell’ organismo contro i germi infettivi in rapporto colle suppurazioni. 614 Bemheim, Die Behandlung der Tuberkulose mit immunisiertem Serum. 654 Binz, Ueber den Vorgang der Heilung des Malariafiebers durch Chinin. 974 Biro, Untersuchungen über den Favuspilz. 69 Bogdan, Versuche über die Leistungsfähig- keit der Freiherr von Kuhn’scheu Asbest- filter. 878 Bonaduce, Ueber Beziehungen des Blut- serums von Tieren zur natürlichen Im- munität. 441 — , Betrachtungen über und Versuche mit einer neuen Behandlung der Syphilis. 1013 Bonome , Neue Beobachtungen über die diagnostische und Heilwirksamkeit des Malleins gegen Rotz bei den Menschen und den Tieren. 686 Bordom-Üfreduzzi, Ueber den Wert einiger für die Desinfektion geschlossener Räume vorgeschlagenen gasförmigen Desinfek- tionsmittel. 862 Boretius, Die Beseitigung der Ansteckungs- stoffe , insbesondere der flüssigen , bei Infektionskrankheiten. 333 Bornträger, Desinfektion oder Verhütung und Vertreibung ansteckender Krank- heiten. 252 Briegero. Cohn, Beiträge zur Konzentrierung der gegen Wundstarrkrampf schützenden Substanz aus der Milch. 442 Brouardel, La defense contre le cholera: valeur comparee du Systeme quarante- naire ancien et du systfeme adopte ä la Conference de Dresde pour la defense des divers pays contre le cholera 95 Brunner, Die bisherigen Resultate experi- menteller Untersuchungen über die Art der Wirkung des Tetanusgiftes auf das Nervensystem. 438 Büchner, Ueber den Einfluß der Neutral- salze auf Serumalexine, Enzyme, Tox- albumine, Blutkörperchen und Milzbrand- sporen. 514 — , Ueber den Einfluß des Lichtes auf Bakterien und Uber die Selbstreinigung der Flüsse. 515 — , Beruht die Wirkung des Behring’schen Heilserums auf Giftzerstörung? 517 Bujwid, Ueber die antirabische Behandlung nach der Pasteur’schen Methode und die Veränderungen der Nervenzellen bei der Tollwut. 863 Bruschettini, L’immunitä sperimentale nell’ infiuenza. 445 Buschke, Ueber die Immunisierung eines Menschen gegen Tetanus. 255 Buttersack, Ueber Vaccine. 91 Carasso, Neue Methode der Behandlung der Lungentuberkulose. ( Orig .) 990 Carstens, Ueber Fehlerquellen bei der Er- nährung der Säuglinge mit sterilisierter Milch. 526 Cazeneuve, Rollet et Nicolas, Sur l’action microbicide du Gallanol. 574 Centanni, Die spezifische Immunisation der Elemente der Gewebe. 202 Cesaris-Demel und Orlandi, Sulla equiva- lenza biologica dei prodotti del ,,B. coli“ e del ,,B. typhi“. 62 Chantemesse, L’epidemie cholerique de Con- stantinople. 753 Charrin, Einfluß der Atmosphärilien auf die Mikroorganismen. 859 Christmas, Sur la valeur antiseptique de l’ozone. 1016 Colasanti, Die bakterientötende Wirkung des Euforins. 822 — , L’azione battericida dell’ euforina. 1023 Corzolino, La microcidina ed il cloruro di sodia per i processi microbici massime piogeni dell’ orecchio, del naso e della gola. 441 Cramer and Boyce, The nature of vaccine immunity. 94 Cucco, Ueber die Wirkung des Phenocollum hydrochloricum bei Malaria. 399 Czaplewski u. Roloff, Ueber den Heilwert des Tuberkulins nach Experimenten an tuberkulös infizierten Meerschweinchen. 367 Denys, Widerstandsfähigkeit des Organis- mus gegen die Mikroben. 817 — et Havet, Sur la part des leucocytes daus le pouvoir bactericide du sang de chien. 1005 Bixon , Involution form of the tubercle Bacillus and the effect of subcutaneous injections of organic substances on in- flammations. 492 Register. 1063 Dixon, Possibility of establishing tolerance for tbe tubercle Bacillus. 521 Dmochowski u. Janowski, Beitrag zur Lehre von den pyogenen Eigenschaften des Typhusbacillus. (Orig.) 216 Donath , Ueber fiebererregende Bakterien- produkte. 898 Ehrlich, Kossel und Wassermann, Ueber Gewinnung und Verwendung des Diph- therieheilserums. 924 Emmerich , Ueber die Infektion, Immuni- sierung und Heilung bei krupöser Pneu- monie. 1012 Epstein , Beiträge zu den Impfkrankheiten. 22 v. Esmarch, Ueber Sonnendesinfektion. 510 ledoroff, Zur Blutserumtherapie der Cho- lera asiatica. 572 Eermi , Claudi und Pemossi, Ueber das Tetanusgift. (Orig.) 303 Einlcelnburg , Geschichtliche Entwickelung und Organisation der öffentlichen Gesund- heitspflege in den Kulturstaaten. 311 — , Der Entwickelungsgang und der heu- tige Stand der internationalen Gesund- heitspflege. 1002 Foa, Sur l’infection par le Diplococcus lanceolatus. 206 Fraenkel und Sobemheim , Versuche über das Zustandekommen der künstlichen Immu- nität. 511 Franke, Untersuchungen über die Des- infektion des Bindehautsackes nebst Be- merkungen zur Bakteriologie desselben. 128 Frankland, Die Bakteriologie in einigen ihrer Beziehungen zur chemischen Wis- senschaft. 101 Gärtner, Verhütung der Uebertragung und Verbreitung ansteckender Krankheiten. 1000 Gamaleia, Ueber das Leben der Cholera- bacillen im Wasser, unter dem Einflüsse des Eintrocknens und der Feuchtigkeit. 240 Gatti, Süll’ aumento del potere raicro- bicida del sangue durante la infezione. 441 Germano e Colucci. Süll’ azione della cura Pasteur negli epilettici. 831 de Giaxa e Lenti , Studi sulla virulenza, sul contenuto d’azota e sul reciproco potere immunizzante del bacillo del colera a seconda della varia provenienza. 617 Gdmey , Final results in tubercular ostitis of the knee in children — commonly as „white swelling“. 496 Goldschmidt, Die Behandlung und Heilung der Lepra tuberosa mit Europhen. 574 de Grazia e CasareUi, I derivati del creosoto nella cura della tisi polmonare. (Benzoil- guaiacolo, carbonato di guaiacolo, acido guaiacol-carbonico, carbonato di creosoto. 522 Grober , Antwort an Herrn Dr. Martin Kirchner in Sachen der Prüfung von Wasserfiltern. (Orig) 165 — , Ueber die Löslichkeit der Kresole in Wasser und über die Verwendung ihrer wässerigen Lösungen zur Desinfektion 525 — , Gutachten des k. k. obersten Sanitäts- rates über neuere Desinfektionsmittel. 1021 Gundolin, Zur Frage der Schutzpocken- impfung. 1015 Hallopeau, Des treves dans les manifesta- tions cutan^es de la tuberculose. 494 Haupt , Die möglichen und erlaubten Gren- zen einer Prophylaxe der Tuberkulose vom Standpunkte der praktischen ärzt- lichen Erfahrung. 858 Havet, Du rapport entre le pouvoir bac- tericide du sang de chien et sa richesse en leucocytes. 1006 Heerwagen. Die Cholera in Riga 1892. 127 Henke, Ueber die Desinfektion infizierter Hände und die Notwendigkeit der geburts- hilflichen Abstinenz. 374 Hildebrandt , Ueber Immunisierungsver- suche mittels pharmakologischer Agen- tien. 1006 Hobrecht, Sanitäre Untersuchungen in Ae- gypten. 1003 Hubencald, Zur Behandlung der Cholera. 924 Inghilleri, Ueber das Verhalten des Milz- brandbacillus in unsterilisierter Milch. 820 — e Rolando, Beitrag zur Kenntnis der Choleraspirillen. 819 — , Ueber das verschiedene Verhal- ten des B. coli und des Typhusbacillus in amygdalinhaltiger Bouillon. 821 Issaeff, Untersuchungen über die künst- liche Immunität gegen Cholera. 777 — und Ivanoff, Untersuchungen über die Immunisierung der Meerschweinchen ge- gen den Vibrio Ivanoff. 1010 Iwanoff, Versuche über die Desinfektion der städtischen Abwässer mit Schwefel- säure. 94 Janet , Traitemeut abortif de la blennor- rhagie par le permanganate de potasse, mode d’aetion de ce produit. 200 Jawem, Zur Frage von den Toxinen des tierischen Harns bei akuten Infektions- krankheiten. 175 Jtfsner , Favusstudien. II. 71 67* 1064 Register. Jollet, Ueber die Desinfektionsfahigkeit von Seifenlösungen gegen Cholerakeime. 448 Karlinski, Kleine Beiträge zur Aetiologie der Cholera. 751 Kerez, Ueber den Einfluß des Tabaks auf den ruberkelbacillus. ( Orig .) 37 Kesem-Beck , Ueber die Behandlung der Malaria mit Methylenblau und über dessen lokale Anwendung bei der Diphtherie. 975 Kirchner, Grundriß der Militärgesundheits- pflege. Lief. 2 — 8. 17 — , Ueber die Behandlung des Saatge- treides mit warmem Wasser als Mittel gegen den Flug- und Steinbrand. 622 Kischenslcy , Experimentelle Untersuchungen über den Einfluß der Laparotomie auf die Bauchfelltuberkulose der Tiere. 973 Klebt , Zur Beurteilung therapeutischer Maßnahmen. Ein Beitrag zur Antidiphthe- rinbehandlung. 1001 Klein , Ueber das System Hermite. 1018 Kotsei, Ueber die Einwirkung der Nuclei'n- säure auf Bakterien. 1018 Klett , Die Frage der Flußwasserreinigung 51 Klipstein, Ueber das Verhalten derCbolera- und Typhusbakterien im Torfmull mit Säurezusätzen. 445 KoUmann, Zur Diagnostik und Therapie der männlichen Gonorrhöe. 183 — , Ueber Lammbluttransfusion bei Syphilis. 208 Kocäct, Zur Erage der Beeinflussung des leukämischen Krankheitsbildes durch komplizierende Infektionskrankheiten. 181 Kramsztylc, Sterilisation oder Pasteurisation ? 880 Krückmann, Eine Methode zur Herstellung bakteriologischer Museen und Konser- vierung von Bakterien. {Orig.) 851 Kruse, Bemerkungen über Infektion, Im- munität und Heilung. 199 Kühler, Die Gesetzgebung zur Bekämpfung gemeingefährlicher Krankheiten in eini- gen Staaten des Auslandes. 254 Kuprianow, Zur Methodik der keimfreien Gewinnung des Blutserums. (Orig) 458 — , Ueber die desinfizierende Wirkung des Guajakols. (Orig.) 933. 981 Lacour-Eymard, Experiences sur le filtre Chamberland, Systeme Pasteur h netto- yeur mecanique O. Andre. 621 Laser, Ueber die praktische Verwertbar- keit des Bacillus der Mäuseseuche-Laser. (Orig) 33 — , Ueber den Einfluß der Citronensäure auf den Diphtheriebacillus. 524 Lazarus und Weyl, Weitere Beiträge zur Theorie der Immunität gegen Milzbrand. 204 Lenti, Dell’ influenza delT alcoolo, della glicerina e dell’ olio d’oliva sull’ azione dei disinfettanti. 1023 Leoni, Ueber die Faktoren der spezifischen und pathogenen Aktivität der Pocken- lymphe. 815 Leicaschow, Die bakteriologischen Behand- lungsmethoden der Infektionskrankheiten beim Menschen im allgemeinen und die Serumbehandlung des Flecktyphus im besonderen. 1003 Lorenz , Schutzimpfungsversuche gegen Schweinerotlauf mit Anwendung eines aus Blutserum immunisierter Tiere her- gestellten Impfpräparates. (Orig.) 278 Lunkewitsch, Beitrag zur Biologie des Ba- cillus typhi murium (Loeffler) und seine Virulenz gegen die Feld- und Haus- mäuse. (Orig.) 845 Maiselis, Ueber die erworbene Immunität nach menschlichen Infektionskrankheiten. 256 Mally, Combination hot filter and steam sterilizer ; a handy incubating cage. 877 Marthen , Experimentelle Untersuchungen über Antisepsis bei Augenoperationen und die Bakteriologie des Konjunktival- sackes. 127 Mauriac, Ce que devraient etre le traite- ment specifique et la prophylaxie de la Syphilis. 201 Me/sner, Experimentelle Studien über die Wundbehandlung bei infizierten Wunden. 1004 Montefusco , Azione delle basse temperature sulla virulenza degli spirilli del colera. 254 Mühlmann, Zur Mischinfektionsfrage. (Orig.) 885 Mya, Ueber die Pathologie der Diphtherie- infektion. 682 Nannotti, Ueber die Wirkung der sterili- sierten Eitersubstanzen bei Impfungen. 649 Nei/ser, Untersuchungen über den Typhus- bacillus und das Bacterium coli commune. 695 Netter, De l’actinomycose pulmonaire. 566 Ostertag, Zur Jodtberapie der Aktinomy- kose. 574 Pagano, L’azione tossica della linfa e del sangue. 702 Pane, Ripristinamento della virulenza del diplobacillo pneumoniae mediante il vi- rus carbonchioso. 781 Pannwitz, Der Desinfektionsapparat als Haushaltungsgegenstand. 620 Register. 1065 Pansini, Weitere Untersuchungen über das Verhalten des Serums gegenüber den Mikroorganismen, insbesondere über seine Heilkraft bei der Pneumokokkeninfektion. 204 Pasquale, Vergleichende Untersuchungen über Streptokokken. 761 Pawlowsky et Maksutoff, Sur la phago- cytose dans l'Actinomycose. 1007 — , Ueber die Behandlung des Rhino- skleroms mit Rhinosklerin. 1015 Peinice and Pollaci , Ueber den Einfluß der Absonderungen im Verlaufe der In- fektionskrankheiten. 860 Pettenkofer, Maßregeln gegen die Cholera hier, die sanitären Verhältnisse der Irrenanstalten, Siechenhäuser, Arbeits- häuser, Gelängen- und Strafanstalten. 776 Pfeifer , Studien zur Choleraätiologie. 748 — und Pssaef, Ueber die Spezifität der Choleraimmunisierung. 778 Pfuhl, Zur Wirkung des Saprols. 208 Piefke , Ueber die Betriebsführung von Sand- filtern auf Grundlage der zur Zeit gü- tigen sanitätspolizeilichen Vorschriften. 878 Pinna, Ueber die Wirkung des Meerwassers auf die Virulenz der Milzbrandbacillen. 816 Porter, Notes and queries on small-pox. 22 Prozorowski, Ueber die Wirkung von Kaffee und von einigen Kaffeesurrogaten auf pathogene Mikroorganismen. 398 Radclife, Ichtyol as a remedy for facial erysipelas. 575 Reinbach, Ueber das Verhalten der Leuko- cyten bei malignen Tumoren. 243 Remesoff und Fedorof , Zwei Fälle von Tetauus traumaticus behandelt und der eine von ihnen geheilt durch das Blut- serum immun gemachter Tiere (Hunde). 115 Richter, Ueber neue Behandlungsmethoden der Tuberkulose vom pathologisch-ana- tomischen Standpunkte. 521 Richards, Presidential address on infectious diseases with especial reference to their treatment by vaccine. 208 Righi, L’immunitä nei suoi rapporti con la funzione della milza. 336 Roger, Die Leber in den Infektionskrank- heiten. 651 — , Ueber die Wirkung der Bakteriengifte aufs Herz. 651 Rosin, Einfluß von Chinin und Methylen- blau auf lebende Malariaplasmodien. 207 Rummo, Sulla immunitä alle infezioni per assuefazione farmacologica (Mitridatis- mo.) Stricnina e tetano. 513 Sabolotny, Infektions- und Immunisierungs- versuche am Ziesel (Spermophilus gutta- tus) gegen den Choleravibrio. (Orig.) 150 Salut, Ueber das Verhalten der Cholera- vibrionen im Taubeukörper und ihre Beziehungen zum Vibrio Metschnikovi. 446 Salvioli, Ueber die physiologische Wirkung der löslichen Produkte einiger Bakterien und besonders der pyogenen Staphylo- kokken 1007 Sawtschenko u. Sabolotny, Versuch einer Im- munisation des Menschen gegen Cholera. 28 Schickhardt, Ueber die Einwirkung des Sonnenlichtes auf den menschlichen Organismus und auf Mikroorganismen und die hygienische Bedeutung desselben. 1020 Schmaus und Uschinsky, Ueber den Verlauf der Impftuberkulose bei Einwirkung von Alkalialbuminat. 971 Schneidemühl, Ueber die wissenschaftlichen Grundsätze und die praktische Regelung der Fleischbeschau. 396 Scholl, Bakteriologische und chemische Studien über das Hühnereiweiß. 511 Schönwerth, Abhängigkeit der erfolgreichen Infektion mit Hühnercholera von der Anzahl der dem Tiere einverleibten Ba- cillen , sowohl bei intramuskulärer In- jektion, als bei Fütterung. 503 Schütz, Zur Behandlung des Lupus vulga- ris. 522 Sclavo, Deila conservazione dei virus in glicerina. 507 Secchi, Di un caso di lupus eritematoso guarito con le injezioni ipodermiche di tubercolina Koch. 522 Semmer, Ueber gutartige heilbare Formen des Rotzes. 917 Sobernheim, Experimentelle Untersuchungen über Choleragift und Choleraschutz. 780 Sobotka , Zur Kenntnis des Vaccinepro- zesses. 93 Solbrig, Ueber die Prophylaxis der Diph- theritis vom sanitätspolizeilichen Stand- punkte. 571 Sorauer, Einige Beobachtungen bei der Anwendung von Kupfermitteln gegen die KartofFelkrankheit. 570 Sormani, Ueber die den Cholerabacillus neutralisierenden Mittel. 861 — Ueber die den Diphtheriebacillus neu- tralisierenden Mittel. 862 Spina, Einige Versuche über die Wirkung von intraparenchymatösen Injektionen von Giften in die verkästen Knoten bei der Impftuberkulose der Meerschwein- chen. 702 1066 Register. Steinmetz , Kurze Mitteilungen über einige Versuche zur Frage der faulniswidrigen Eigenschaften der Kohlensäure. ( Orig ) 677 Stern, Ueber einige Beziehungen zwischen menschlichem Blutserum und pathogenen Bakterien. 335 — , Ueber die Wirkung des menschlichen Blutserums auf die experimentelle Typhus- infektion. 1008 Steuernagel, Untersuchungen über die Ver- unreinigung des Rheins durch die Kölner Kanalwässer, sowie die Selbstreinigung desselben. 49 Stutzer und Burri , Untersuchungen über die Bakterien der Cholera asiatica. 53 Temi, Das Serum der kaltblütigen Tiere bei der Milzbrandinfektion. 863 Tictin, Zur Frage über die Bedeutung der Milz bei Febris recurrens. [Orig.) 840 Tizzoni e Cattani, Sulla importanza della milza nell’ immunizzazione sperimentale del coniglio contro il tetano. 236 — — , Ulteriori ricerche sperimentali sulla immunitä contro il tetano. 669 — und Centanni , Serum gegen Rabies, von hoher, immunisierender Kraft , auf den Menschen anwendbar. 830 Traube, Einfaches Verfahren , Wasser in großen Mengen keimfrei zu machen. 879 Truc , Contagion du trachome (ophthalmie granuleuse). 380 Ufelmann, Versuche über die Widerstands- fähigkeit der Typhusbacillen gegen Trock- nung und über die Möglichkeit ihrer Verschleppung durch die Luft. (Orig.) 133 Vaughan, The principles of immunity and eure in the infectious diseases. 518 — and Clintock, The nature of the ger- micidal constituents of blood serum. 520 Veit, Frische Gonorrhöe bei Frauen. 609 Verpflichtung zur Anzeige von anstecken- den Krankheiten in Frankreich. 208 Vielguth, Vorschlag zur Choleradesinfek- tion. 923 Villard, De quelques mesures prophylacti- ques prises pendant l’epidemie de cholera de 1892. 448 Vulpius, Kritische Bemerkungen und prak- tische Erfahrungen über das Antidiph- therin Klebs. 781 Walliczek, Die baktericiden Eigenschaften der Gerbsäure. (Tannin der Apotheken.) (Orig.) 891 — , Zur Technik bei Desinfektionsversuchen. (Orig.) 947 — , Die Resistenz des Bacterium coli com- mune gegen Eintrocknung. (Orig.) 949 Ward , Further experiments on the action of light on „Bacillus antbracis“. 1019 Weigmann und Zim, Ueber „seifige“ Milch. (Orig.) 463 — , Die Methoden der Milchkonservierung, speziell das Pasteurisieren und Sterili- sieren der Milch. 509 Wehmer, Abdeckereiwesen. 312 Werigo, Developpement du charbon chez le Japin. D’apres les tableaux micro- scopiques du foie et de la rate. 766 Wernich, Leichenwesen einschließlich der Feuerbestattung. 312 Wemicke, Ueber das Verhalten der Komma- bacillen auf Tabaksblättern. 898 — , Ueber Behring’s Blutserumtherapie bei Tetanus. 898 — , Beitrag zur Kenntnis des Loeffler’schen Diphtheriebacillus und zur Blutserum- therapie bei Diphtherie. 898 Weiß, Handbuch der Hygiene. 310. 954 Winkler, Die antituberkulöse Wirkung des Guajakol- Jodoforms. 972 v. Witkoicski, Ueber Cholerabehandlung. 254 Wladimiroff, Ueber die antitoxinerzeugende und immunisierende Wirkung des Teta- nusgiftes bei Tieren. 444 Wolkowitsch , Ueber den therapeutischen Wert des Salols bei der Choleradiarrhöe. 573 Zappert, Ueber das Vorkommen der eosi- nophilen Zellen im menschlichen Blute. 334 XI. Bakteriologische und parasitologische Kongresse. Podicyssozky , Parasitologisches und Bak- teriologisches vom V. Pirogow’schen Kongresse der russischen Aerzte zu St. Petersburg, 27. Dezember 1893 bis 3. Januar 1894. (Orig.) 480 Sanarelli, Mitteilungen aus dem XI. inter- nationalen medizinischen Kongresse in Rom. (Orig.) 648. 682. 742. 815. 857. 897. 950 Corrigendum 336. 575. 623. Autorenverzeiclinis. 1067 XII. Sammlungen. Stiles, Bemerkungen über Parasiten. — Ueber die Erhaltung von Typen. (Orig.) 477 XIII. Neue Litteratur. 29. 95. 129. 209. 257. 337. 400. 449. 528. 576. 624. 672. 704. 783. 832. 880. 928. 975. 1024. XIV. Autorenverzeiehnis. Abba 863 Abbott, A. C. 780 Abel, Rudolf 213 Acosta 876 Adamkiewicz 771. 962 Adenot 960 Adler 24 Adossides, Alex 523 Agro, Eug. 745 Albu, A. 321 Alessi, Giuseppe 228 Almquist, E. 63 Althausen, Matthias Joseph 81 Amann 384 D’Arcy Power 771 Arens 15 Arloing 315. 901 Armauer Hansen 698 Aronson 926 Arribat, Manius 491 Aschoff, Ludwig 697 Ashmead, W. H. 613 Askanazy, M. 225 Aufrecht 405 Baas 973 Babes, V. 65. 72. 81. 952. 953. 957 Baciocchi 650 Baduel, C. 824 Bärlund, A. 498 Banti, G. 381 Bahr, Hans 391 Barbier 129 Bark, J. 256 Barnow 694 Bary 568 Baumgarten, P. 367. 373. 377 Bazy 1017 Beck, M. 246. 317 Behring 926 Bergmann, J. 781 Bernabeo, Gaetano 614 Bernheim, Jakob 141 Bernheim, S. 653. 654. 655. 656 Beyerinck, M. W. 10. 171. 728. 799. Billings, Frank S. 700 Binz 190. 974 Biro 69 Blachstein 235. 915 Bochicchio, Nicola 646 Bogdan 878 Bollinger, O. 499. 500 Bonaduce 441. 1013 Bonhoff 562 Bonome, A. 686 Booker, W. D. 756 Bordoni-Uftreduzzi, 666. 742 862. 863 Boretius 333 Bornträger 252. 323 Borrel 970 Bouchard 652 Bouzian, Abdel Kader Onlit 384 Boyce 94. 568 Braun, M. 409. 602. 680 Brick, C. 774 Brieger, L. 442 Brock, Sandison 774 Brofis van Dort 769 Brouardel 95 Brown, J. 382 Bruce 382 Bruch, Alfred 693 Bruice, P. J. de 957 Brunner 760 Brunner, C. 438 Bruschettini, A. 445 Büchner, H. 514. 515, 517. 750 Bujwid, O. 863 Bunzl-Federn 609 Burckhardt, Louis 379 Burdin, Lucien 827 Burri, R. 53. 88 Buschke 255 Buttersack 91 Cacace, E. 242 Canon 19 Capobianco, F. 179 Carasso, G. M. 990 Carstens, Andr. 526 Casaretti, V. 522 Casper 432 Cattani, G. 236. 669 Cattle 329 Cavara, F. 329 Cazeneuve, P. 574 1068 Autorenverzeichnis. Celli, A. 470. 789 Centanni 202. 830 Cesaris-Demel 62 Chantemesse 753 Chantre 315. 901 Charrin, 608. 652. 688. 859 Chatin, Paul 764 Chiari, H. 327. 648 Choleraepidemie 752 Cholodkowsky, N. 552 Christmas 1016 Claus, C. 394 Mc. Clintock, C. T. 520 Cohn, F. 424 Cohn, G. 442 Colasanti, G. 822. 1023 Colucci, C. 831 Cooper 123 Corzolino, V. 441 Councilman, W. 186. 760 Cramer 94 Crone, W. 377 Cucco, Giovanni 399 Czaplewski, E. 367 Danilowsky, W. 480 Dävalos, J. N. 870 Dühu, Paul 689 Delassus, P. 870 D6lüpine 123 Denys, J. 817. 818. 914. 1005 Diamare, V. 393 Dietel, P. 88 Dixon 492. 521 Dmochowski, Z. 216. 581 Dock, 190 Donath, J. 857. 898 Dörnberger 764 Dräer, Arthur 508 Dreyfufs, J. 909 Drossbach, G. P. 775 Ducamp 497 v. Düring 824 Edel 235 Ehrlich 924 Eigenbrodt 759 Elschnig 565 Elsner 877 Emmerich, R. 1012 Epstein, E. 22 Ermengem, E. van 969 Ernst, H. C. 608 Escherich, E. 408. 900. 901 v. Esmarch, E. 510 Evans 568 Fedoroff, 115. 572 Felsenthal 82 Fermi, Claudio 229. 303. 722 Finkelnburg 311. 1002 Fiocca, R. 470 Fischei 24 Fischer, Bernhard 657 Fischl, R. 765 Fisichella, V. 567 Foä, P. 206. 816 v. Fodor 954 Foote, Charles J. 122 Fraenkel, C. 511 Frank, B. 440. Franke, E. 128 Frankenberger, A. 961 Frankland, Percy 101 Fremlin 693 Freudenreich, Ed. v. 643. 745 Freymuth 250 Friedeberg 825 Friedrich 434 Gärtner 865 Gärtner, A. 1000 Gärtner, F. 1 Gamaleia 240 Gasperini, G. 684 Gatti, G. 441 Geelvink, Conrad Wilhelm 392 Germano, E. 60. 831 Gernhardt, Eugen 313 Gheorghiu, D. 81 Giarre, C. 388 Giaxa, V. de 617. 721 Gibbes, H. 770 Gibney, P. 496 Glaenz, Emil 324 Gley 688 Glogner, M. 192 Gockel, Mathieu 500 Gold, L. 191 Goldschmidt, J. 574 Golgi, C. 384 Goltz 392 Gottstein, A. 896 Grande Rossi 876 Grazia, F. de 522 Greg, Percival H. 46 Griffiths, A.-B. 999 Grossi, C. 182 Gruber, Max 165. 525. 1021 Gurley, R. R. 86 Gundolin 1015 Haan, J. de 268 Hallopeau 494 Hamburger 193 Harold, C. Ernst 559 Hartig, R. 700 Hasse, Carl 188 Haupt, A. 858 Havet, J. 1005. 1006 Heerwagen 59. 127 Heider, A. 20 Heim 897 Heisig, Oswald 326 Henke, F. 374 Hesse, W. 858 Autorenverzeichnis, 1069 Heyse 322 Hibler, E. von 181 Hildebrandt, H. 1006 Hobrecht, J. 1003 Houllier, G. 825 Huber 439 Huberwald 924 Huysse, A. C. 268 Hkewicz, W. 261 Hkewitsch, K. 162 Inghilleri 688. 819. 820. 821 Issaeff 777 778. 1010 Ivanoff 1010 Iwanoff 94 Iwänof£ M. 433 Jaeger, H. 74 Jägerskiöld, L. A. 125 Jakowski, M. 431 Janet 200 Janowski, W. 216 Janson 394 Jaweln 175 Jessner 71 Joelsohn, B. 193 Jolles, Maximilian 448 Kahane, Max 413 629 Kalindero, N. 65 Kanthack 967 Karlinski 436. 751 Kartulis, Stamatios 180 * Kerez, H. 371 Kesem Beck 975 Kiefsling 559 Kirchner, Martin 17 Kirchner, O. 622 Kischensky 973 Klebs 1001 Klecki, Valerian v. 354 Klein, C. 1018 Klein, E. 276. 598. 756 Klemm 237 Klett, Adolf 51 Klipstein, E. 445 Knochenstierna, Hugo 313 Körber, B. 921 Kohn 565 Kolle 749 Kollmann 183. 208 Koplik 184 Kossel 924 Kossel, H. 1018 Kotlar 498 Koväcs 181 Kramsztyk, J. 880 Krannhals 431 Krückmann, E. 851 Kruse, W. 199. 419. 501 Kübler 254 Küchel, B. 393 Kuprianow, J™458. 489. 933. 981 Kurlofi; M. 341 Kurth, H. 123 Kutscher 44 Labbö, A. 773. 827 Lacour-Eymard, M. 621 Ladell, R. S. 999 Lafar, Franz 331 Lanz 776 Laser, Hugo 33. 524 Laveran 26 Lazarus, A. 204 Lehmann, K. B. 350. 656 Leloir 499 Lenti, P. 617. 1023 Leoni, O. 815 Leuckart, Rudolf, 247 Levin?on, J. 770 Lewaschow 1003 Lewin 432 Lickfett 250 Lindau, G. 506 Lindner 84 v. Linstow 612. 733. 772. 967 Lönnberg, Einar 801 Löwenhardt 189 Loewy 236 Lorenz 278 Lucas, Jean Alexis Marie 826 Lunkewicz, M. 42. 845 Lustig, A. 721 Maafsen, A. 251. 906 908. 922 Hagalhäes, P. S. de 700 Maiselis, Issai 256 Maksutoff 1007 Mal^vot 495 Mally, F. W. 877 Marchand 428 Marchand, F. 709 Marek, J. 112 Marianelli, A. 867 Marot, Felix 317 Marpmann 634 Marthen 127 Martin 757 Maurea 60 Mauriac 201 Mer, E. 829 Meißner 1004 Mie, G. 876 Miliar 329 Miller 894 Miller, W. 487 Mircoh 824 Montefusco 235. 254 Montesano, Giuseppe 722 Moreau, Auguste Charles Joseph 690 Monticelli, Fr. Sav. 872 Mordtmann 911 Mühlmann, M. 885 Mühsam, R. 430 Müller, Julius 828 1070 Antorenverzeichnis. Müller, Kurt 78. 735. 804 Müller, Martin 389 Munk 311 Mya, G. 682 Nanu, Jean Georges 437 Nannotti, A. 649. 650 Neebe, C. H. 68 Neifser 695 Netter 566 Neumann, G. 392 Nicolaier 227 Nicolas, C. 574 Nöggerath 244 Oddo 429 Oettinger 866 Oker-Blom, Max 588 Orlandi 62 Ortner, N. 490 Ostertag 574 Pagano 702 Palleske, A. 120 Palmirski, W. 19 Pane, N. 781 Pannwitz 620 Pansini, Sergio 204 Pasquale, Alessandro 761 Pawlowsky 1007. 1015 Perles, Max 23 Pernice, B. 860. 904. 950 Pernossi, Leone 229. 303 Perroncito, E. 800 Pettenkofer, M. v. 776. 910 Petri, R. J. 905. 908 Pfeiffer, R. 748. 778 Pfuhl 176 Pfuhl, A. 208 Piefke, C. 878 Pindikowski 72 Pinna, G. 816 Plancard, Antonin 501 Podwyssozky 480. 481 Pollaci, G. 860 Porter 22 Posner 432 Pouiklo, S. 27 Prozorowski 398 Prudden, Mitchell 502 Quincke, H. 26. 689 Radcliffe 575 Radiguet, Henry Edouard Michel 691 Railliet, A. 871 Randolph, R. L. 769 Rappin 429 Ratz, St v. 387 Rochtsamer, M. 795 Redtenbacher, Leo 567 Reichenbach, Hans 847 Reinbach, G. 243 Remesoff TL 115 Renault, Jules 696 Renvers 434 Reymond 121 Ribbert 962 Richter, P. 521 Richards 208 Righi, J. 336 Roger, S. 651. 668 Roloff, F 367 Roncali, D. B. 439 Roos 26. 610 Rosin 207. 208 Rossi, E. 771 Rummo, G. 513 Russell, H. L. 169. 324. 558. 823 Sabolotny. D. 150 Sabouraud 868 Sacharoff N. 158. 962 Sadebeck, R. 503 Sajd, K. 126 Salus, H. 446 Salvioli, J. 1007 Sanarelli , G. 240. 648. 682. 742. 815. 857. 897. 950 Sanfelice 488 Santori, S. 789 Savor, Rudolf 824 Sawtschenko, J. 28. 485 Scagliosi, G. 861. 904. 950. 951. 952 Schäfer 691 Schardinger 48 Schewiakoff, W. 473 Schickhardt, Hermann 1020 Schild 692 Schimmelbusch 315. 430 Schirren 867 Schlenker 493 Schmaus 971 Schmidt, A. 90 Schmidt, Ferdinand 328 Schmidt, MartiD 697 Schmidt, Paul 63 Schneidemühl 396 Schnitzler, Julius 270. 66 Schönwerth 503 Scholl, H 511 Schrank 197 Schrank, W. 696 Schreier, E. 440 Schroeder 314 Schütz 522 Schwarz 388 Sclavo 507 Secchi, T. 522 Sedzcak, J 565 Seemann-Varel 52 v. Sehlen 325 Semmer, E. 917 Siebourg, Leonh. 316 Sigismund, Olaf 379 Singer, Karl 320 Autoren Verzeichnis. 1071 Sirena, S. 951. 952 Sittmann, G. 694. 699 Sluyts, Ch. 913. 914 Smith, Th. 388 Snow 243 Sobemheim 511. 780 Sobolotny, D. 28 Sobotka, J. 93 Solbrig 571 Sormani, G. 861. 862 Sorauer, P. 570. 774 Spina 702 Spronck, C. H. H. 55 Stamm 82 Steinmetz, C. 677 Stern 335 Stern, R. 1008 Steuernagel 49 Steven, J. 382 Stiles, C. W. 477. 611 Storch, A. 389 Strauer 772 Stutzer, A. 53 Stühlen 689 Tassinari 492 Tedeschi, A. 242 Teissier 608 Terni, C. 249. 608. 863 Thaxter, Roland 569 Thomas 55 Tictin, J. 840 Timpe, H. 364. 425. 644 Titoff 961 Tizzoni, G. 236. 669. 830 Trambusti, A. 607 Traube, Moritz 879 Traversa, F. 182 Truc 380 Tsuhoi, Jiro 649 Tubeuf, C. v. 195. 248. 701 Turrö, R. 877 Uffelmann, J. 133 Unna, P. G. 68. 246. 701 Uschinsky 971 Vaughan, V. G. 518. 520 Vayssiöre, A. 389 Veit 609 Di Yestea, A. 687 Vielguth, Ferd. 923 Villard, Fernand 448 Vincent 965 Vincent, H. 64 Voges, O. 453 Vulpius 180. 781 Waldvogel, R. 837 Walliczek, Heinrich 891. 947. 949 Ward, Henry B. 362 Ward, Marshall 1019 Wasielewski, von 79 Wassermann 177. 924 Webmer, C. 312. 426, 427. 533 Weigmann, H. 286. 463. 509 Weinrich, Max 198 Werigo. M. 766 Wernich 312 Wernicke 898 Wesener 25 Winkler 972 Weyl, Th. 204. 310. 954 Willach, P. 84. 874 Williams, F. H. 613 Witkowski, Stanislaus von 254 Wladimiroff 444 Wolff 866 Wolffhügel, G. 167. 421 Wolko witsch 573 Zabolotny 250 Zappert, J. 334 Zenthöfer 752 Zettnow 555. 638 Zimmermann, O. E. R. 47 Zinno, A. 428 Zirn, Gg. 286. 463 Zopf, W. 875 Fn-mmanusche buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. / *