Digitized by the Internet Archive in 2016 with funding from BHL-SIL-FEDLINK https://archive.org/details/centralblattfrba6188unse CENTRALBLATT für Bakteriologie nncl Parasitenkunde. VI. Band. CENTRALBLATT für Bakteriologie und Parasitenkunde In Verbindung mit Geh. Hofrath Professor Dr. Leuckart in Leipzig und Professor Dr. Loeffler in Greifswald ( .VFANICAL, herausgegeben von Dr. Oscar UTilworm in Cassel. VI. Band. Mit 5 Tafeln und 9 Abbildungen im Texte. Jena, Verlag von Gustav Fischer. 1889. XI /$?<) £L6l -8 93J ^TRALß^^, Bakteriologie und Parasitenknnde. In Verbindung mit Gei, Hofr. Prof. Dr, Lenctart m Proftssor Dr. Loeffler in Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. VI. Rand. Jena, den 28. Juni 1889. -o- No. 1. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Hark. Jährlich erscheinen zwei Bände. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. )gf— Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkunde “ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte , etwaige Wünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direkt an den Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Ueber die bakterientödtende Wirkung des zellenfreien Blutserums. (Nach einem Vortrag in der morphologisch-physiologischen Gesell- schaft zu München am 7. Mai 1889.) Von H. Büchner in München. (Schluss.) Um dies zu beweisen, braucht man das Blut nur gefrieren zu lassen, wobei ein grosser ;Theil der Körperchen nach dem A.uf- thauen in Lösung geht. Ein solches Blut hat seine bakterien- VJ. Bd. ’ l 2 Büchner, tödtenden Eigenschaften, die es vorher besass, völlig verloren, wie folgender Versuch mit Aussaat von Typhusbacillen beweist. No. 35. Substrat Kolonieenzahl Platte I sofort nach Impfung Platte II nach 2*/4 Stunden Platte III nach 5*/4 Stunden 11 520 356 233 Blut intakt 14 000 700 491 14 175 3 200 1 464 Blut gefroren, 16 090 43 360 1 620 000 wieder aufgethaut 17 325 36 540 | 1 260 000 9 240 20 948 837 000 Beweisend wird dieser Versuch allerdings erst durch die später zu konstatirende Thatsache, dass zellenfreies Serum durch Gefrieren und Wiederaufthauen nicht das Mindeste von seiner bakterien freien Wirksamkeit einbüsst. In dem gefrornen und aufgethauten Blute muss demnach die tödtende Wirkung vorhanden sein, aber sie ist verdeckt durch die gut nährende Wirkung der gelösten Zellenbestandtheile. Welcher Stoff aus den rothen Körperchen diese besonders nährende Wirkung aus- übt, kann bis jetzt nicht näher angegeben werden. Versuche mit reinem, mehrfach umkrystallisirtem Hämoglobin hatten kein Er- gebniss. Das eine Präparat zeigte keine nährende Wirkung, viel- leicht wegen zufälliger Beimengung schädlicher Substanzen; das andere Präparat erwies sich als von vornherein mit grösseren Mengen von Bakterienkeimen verunreinigt, was bei der Unmöglich- keit des Sterilisirens die Verwendung ausschloss. Gleichviel, welcher Bestandtheil der rothen Körperchen es sei, dem die besondere Nährwirkung zukommt, so ist die Thatsache, dass solche Stoffe in den Blutzellen Vorkommen und aus diesen bei der Zerstörung und Lösung frei werden, während sie im intakten Blute nicht frei sind, von Bedeutung. Jeder Untergang von rothen Blutzellen bedeutet somit, bei Anwesenheit von Bakterien, einen gefahrdrohenden Vorgang. Die deletäre Wirkung intensiver Ver- brennungen, Erfrierungen und anderer Processe, wobei viel Blut- körperchen zu Grunde gehen, dürfte sich zum Theil hieraus mit erklären. Für unsere Versuche ergibt sich, dass in jenen Fällen, wo das Serum gelöste rothe Blutzellen enthielt, dessen tödtende Wirkung verringert, eventuell aufgehoben sein musste. Das nämliche gilt für das Gesammtblut, wenn in Folge ungünstiger Einwirkungen Körperchen in Lösung übergegangen waren. Eine gewisse Varia- bilität der Versuchsergebnisse bei verschiedenem Alter und un- gleicher Behandlung der Blutproben wird hieraus leicht verständlich. Trotz dieser Schwierigkeit haben wir indes vollkommen ein- deutige und konstante Resultate erhalten, seitdem wir unsere Auf- '>fTI96 Tßn t Dir» » ilfjT ' ’ ' " lieber die bakterientödtonde Wirkung des zellenfreien Blutserums, 3 merksamkeit nur auf die Gewinnung eines möglichst reinen Serums richteten. Es gelingt dies, wenn man das Blut nicht defibrinirt (was wir Anfangs immer thaten, um den körperchenhaltigen An- theil flüssig zu bekommen), sondern nach bekannter Methode in cylindrischen sterilen Gefässen gerinnen lässt, in Eiswasser auf- bewahrt, und das vom Cruor ausgepresste Serum mit sterilen Pi- petten abhebt. Auf diese Weise konnten wir die bakterien- tödtende Wirksamkeit des zellenfreien Blutserums vom Kaninchen und Hunde als konstante Thatsachc darthun. Der Grad dieser tödtenden Wirkung schien bei den einzelnen Thieren ziemlich der nämliche zu sein, derselbe ist beim Hund stärker als beim Kaninchen. Ferner ist die tödtende Wir- kung des frischen Gesammtblutes derjenigen des zellenfreien Se- rums noch überlegen. Wir werden am Schlüsse sehen, wie diese Erscheinung zu erklären ist. Zunächst möge es gestattet sein, die näheren Bedingungen der bakterientödtenden Wirksamkeit des Serums anzugeben. Am besten illustrirt dies folgender Versuch. Das Carotisblut eines Kaninchens wurde direkt in eine sterile weite Röhre einfliessen gelassen. Nach 24 Stunden wurde das aus dem Cruor ausgepresste Serum abgehoben und für weitere 24 Stunden an kühlem Ort stehen gelassen. Die zelligen Elemente hatten sich dann völlig abgesetzt, das Serum war klar und blass- gelb. Ein Theil dieses Serums wurde unverändert verwendet, ein anderer nach vorherigem Gefrieren und Wiederaufthauen, der dritte nach vorheriger lstündiger Erwärmung auf 55° C. Alle drei Por- tionen wurden mit Typhusbacillen besät. Die Resultate waren folgende : No. 53. v | Kolonieenzahl Substrat Serum unverändert Serutn gefroren, wieder aufgethaut Serum , 1 Stunde bei 55° C erwärmt Platte I sofort Platte II nach nach Impfung 2 Stunden 5 270 | 7 4 950 | 6 5 625 | 5 5 963 I 12 8 835 7 8 100 11 9 678 | 9 750 3 500 , 9 700 6 930 j 7 560 Platte III nach 24 Stunden 0 0 0 0 0 0 | Sehr starke Ver- mehrung der Ty- phusbacillen , mi- kroskopisch nach- weisbar, so dass Plattenkulturen unnöthig. Dieser Versuch zeigt nicht nur die mächtig tödtende Wirkung des klaren Serums auf Typhusbacillen, sondern er lehrt auch, dass 1* 4 B ucliner, das Gefrieren ohne Einfluss auf diese Wirkung ist, im strikten Gegensatz zum Gesammtblute, welches seine Wirksamkeit, wie wir sahen, durch Gefrieren einbüsst. Des Weiteren ergibt sich die merkwürdige Thatsache, dass das Serum, wie dies vom Gesammt- blute bereits bekannt ist, durch Erwärmen auf 55° C seine bak- terientödtende Wirkung ganz verliert. Die Erwärmung kann aber hier nicht indirekt, durch Lösung zelliger Elemente und dadurch gesteigerte Ernährungstüchtigkeit wirken, sondern es muss eine chemische Veränderung im Serum vor sich gehen , welche die tödtende Wirkung aufliebt. Die Temperaturgreuze , bei der diese chemische Veränderung stattfindet, scheint ziemlich genau bei einer halbstündigen Ein- wirkung von 55 0 C zu liegen. Einmal zeigte sich allerdings schon bei halbstündiger Erwärmung auf 50° C die Wirkung des Serums beinahe erloschen; das betreffende Serum war aber ohnehin ein weuiger wirksames. Bei völlig wirksamem Kaninchenserum da- gegen erwies sich halbstündige Erwärmung auf 52° C noch nicht als genügend. Es sei gestattet, einen Versuch mit Typhusbacillen als Beispiel anzuführen. No. 61. Substrat Kolonieenzahl Platte I sofort nach Impfung Platte II nach 2 Stunden Platte III nach 5 Stunden Serum unverändert 261 307 3 4 0 0 Serum b Stunde 271 4 0 erwärmt auf 52° 286 13 0 Serum ^ Stunde 259 634 1845 erwärmt auf 55° 222 564 1872 Serum gefroren und 197 0 0 wieder aufgethaut 189 0 0 Es entsteht nun die Frage, welchem Bestandtheile des Serums die bakterientödtende Wirkung zugeschrieben werden muss. Diese Frage kann bis jetzt nur per exclusionem beantwortet werden ; es scheint unmöglich, einen Stoff zu isoliren, dem die tödtende Wirkung au sich zukäme. Zunächst sei hier nochmals auf die Frage der eventuellen Be- theiligung von Phagocyten zurückgekommen. Wir haben drei Gründe, um diese Frage unbedingt zu verneinen. Erstens haben wir prompte Wirkung von absolut klarem Serum erhalten, in dem weder makroskopisch noch miskroskopisch zellige Elemente zu ent- decken waren. Zweitens zeigte sich Serum, das durch doppeltes Filtrirpapier filtrirt war, wobei eine Verminderung der Zeilenzahl unvermeidlich wäre, ebenso wirksam wie unfiltrirtes. Drittens aber, und dies ist der sicherste Beweis, ergab das gefrorene, ja sogar das mehrmals gefrorene und wieder aufgethaute Serum genau die nämliche tödtende Wirksamkeit wie das unveränderte, wäh- Üeber die bakterientödtende Wirkung des zellenfreien Blutserums. 5 rend die Leukocyten des Kaninchens durch Gefrieren getödtet werden. Wir verschafften uns Leukocyten durch Verbringen eines sterilen Wattebausches in die Bauchhöhle eines Kaninchens für 24 Stunden. Das ausgepresste Peritonealserum enthielt reichlich Leukocyten, die auf geheiztem Objekttisch die normalen Bewegungen zeigten, nach einmaligem Gefrieren aber völlig bewegungslos blieben. Sie waren also getödtet, was übrigens ausser dem Mangel der Be- wegungsfähigkeit auch durch das veränderte mikroskopische Aus- sehen, die Kontraktion des plasmatischen Inhaltes, der eine stärkere Lichtbrechung als im normalen Zustande zeigt, und die Abrundung des Zellenkontour genügend bewiesen wird. Somit muss die bakterientödtende Wirkung dem zellenfreien Serum zugeschrieben werden. Dies halten wir für eine der allgemeinsten und fundamentalsten Thatsachen der Infektionslehre. Es erscheint uns zweifellos, dass der Widerstand, welchen der normale gesunde Organismus der bakteriellen Infektion gegenüber leistet, durch diese chemische Eigenschaft des Blutserums wesentlich mitbedingt ist. Nebenbei bemerkt, konstatirten wir auch, dass der Humor aqueus von Kaninchen und Hunden auf Typhus- bacillen tödtend einwirkt, eine Thatsache, die bereits von Nuttall für Milzbrandbacillen nachgewiesen wurde. Hierdurch wird es sehr wahrscheinlich, dass alle eiweisshaltigen normalen Körperflüssigkeiten bakterientödtende Eigenschaften besitzen. Es ist hier der Ort, zu bemerken, dass bereits in einer 1884 erschienenen, unter A. Schmidt’s Leitung verfassten Dissertation von G rohmann x) der Nachweis einer schädigenden Wirkung des zellenfreien Blutplasmas auf pflanzliche Mikroorganismen geführt wurde. Die eigentliche Absicht Grohmann’s, dessen Arbeit uns erst nach Abschluss unserer Untersuchungen bekannt wurde, war allerdings nur die, den gerinnungsfördernden Einfluss pflanzlicher Mikroorganismen auf abgekühltes, filtrirtes Plasma zu studiren. Ausser dieser Wirkung der Pflanzenzellen auf das Plasma fand er aber auch umgekehrt eine Rückwirkung auf die dem Gerinnungs- vorgang ausgesetzten Schimmel-, Spross- und Spaltpilze und kon- statirte eine verzögerte Entwickelung, wenn dieselben nachher im Vergleich mit unveränderten Zellen auf gutes Nährmaterial aus- gesät wurden. Eine Tödtung konnte, vielleicht wegen der unzu- reichenden Versuchsmethode, nicht konstatirt werden. Dagegen er- gaben einige Versuche, dass Milzbrandbacillen nach der Einwirkung des gerinnenden Plasmas in ihrer Wirksamkeit auf Kaninchen wesentlich geschwächt waren. Grohmann gebührt somit un- zweifelhaft das Verdienst, in dieser Frage zuerst experimentell gearbeitet zu haben. Die gefundenen Wirkungen auf Bakterien hatte derselbe dem Gerinnungsvorgang an sich zugeschrieben. Dies ist nach unseren Versuchen, wie wir gesehen haben, nicht richtig. Immerhin bedarf die Frage der Erwähnung, ob nicht die fibrinogene Substanz 1) lieber die Einwirkung des zellenfreien Blutplasmas auf einige pflanzliche Mikroorganismen. Dorpat 1884. 6 Büchner, als wirksam für die Tödtung zu betrachten sei. Unsere Versuche mit Peptonblut und Peptonplasma vom Hund ergaben in der That tödteude Wirkung auf Typhusbacillen, wie folgendes Beispiel zeigt. Einem Hunde von 10 Kilo Gewicht wurden 3 g Pepton (von Grübler) in 10# Lösung in die Vena jugularis injicirt, und einige Minuten darauf das Blut aus der Carotis in sterile Cylinder auf- gesammelt. Dasselbe gerann spontan erst in 4 — 5 Tagen ; am 3. Tage hatte dasselbe ein fast klares Plasma abgeschieden, welches ebenfalls nach 2 weiteren Tagen spontan gerann. Blut und Plasma dienten zu einem weiteren Versuche mit Typhusbacillen. No. 52. Substrat Kolonieenzahl Platte I sofort Platte 11 nach Platte III nach nach Impfung 2 Stunden 5 J Stunden 5038 159 0 Peptonplasma 3250 58 0 3738 84 0 1253 129 0 Peptonblut 4340 13G 1 4510 68 2 Die tödtende Wirkung ist in diesem Falle iudes keine be- sonders starke, eher geringgradiger, als sie durch zelleufreies Kaniuchenserum auf Typhusbacillen geübt wird, und das nämliche Resultat ergaben auch Versuche mit Peptonblut bei Aussaat von anderen, schwerer zu tödtenden Bakterienarten. Somit scheint die fibrinogene Substanz keine hervorragende Rolle bei der Tödtung zu spielen. Wir haben ferner direkt fibrinogene Substanz hergestellt aus Thymusdrüse vom Kalbe nach dem Verfahren von Woold ridge und haben diese Fibrinogenlösung zu Versuchen mit Typhusba- cillen verwendet. Dieselbe enthielt reichlich durch Kochen nicht, durch Essigsäure leicht fällbares Fibrinogen, zeigte jedoch bei Aus- saat von Typhusbacillen gar keine tödtende Wirkung auf dieselben ; vielmehr begann sofort die Vermehrung. Sonach müssen wir schliessen, dass der fibrinogenen Substanz ein irgend wesentlicher Einfluss auf die bakterientödtende Wirkung des Blutes uud des Plasmas nicht zuzuschreiben sei. Vielmehr liegt die Wirkung aus- schliesslich oder wenigstens ganz vorwiegend im Serum. Zur Frage nach der eigentlichen Ursache und den näheren Bedingungen dieser bakterientödtenden Wirkung des Serums seien noch folgende Thatsachen angeführt. Neutralisiren des von vornherein ziemlich stark alkalischen Kaninchenserums mit Essig- oder Schwefelsäure bis zu spurenweise saurer Reaktion beeinträchtigt die tödtende Wirkung nicht im Geringsten. Ebensowenig schadet, wie bereits früher erwähnt, Ver- dünnung mit dem 4 fachen Volum Wasser. Eine interessante Beobachtung ist ferner folgende: Lässt man Serum in Röhren in einer Kältemischung gefrieren und langsam üeber die bakterientödtende Wirkung des zellenfreien Blutserums. 7 wieder aufthauen, und wiederholt diese Procedur, unter Vermeidung von Erschütterung der Röhren mehrmals, so tritt eine Schichtung des Serums ein, indem die festen Bestandtheile mehr und mehr in den tieferen Schichten sich anhäufen. Das obere Drittel wird wasserhell, während die gelbröthliche Färbung der unteren Partieen sich immer mehr verstärkt 1). Eine Trockenbestimmung des oberen Drittels ergab bei Kaninchenserum in einem Falle 1,1 °/0, des mittleren Drittels 6,1 °/0 und des unteren Drittels 8,9 °/0 feste Be- standtheile. In einem anderen Falle mit noch stärker ausge- gesprochener Schichtung betrugen die entsprechenden Zahlen 0,5 °/0 für die oberste, 4,9 °/0 für die mittlere und 20,1 °/0 für die unterste Schichte. In der obersten Schichte sind voraussichtlich mit der Ab- nahme des Gesammtrückstands auch die nährenden Stoffe für Bakterien, welche der Tödtung entgegenarbeiten, wesentlich ver- dünnt, und war es daher von vornherein fraglich, welche Schichte die stärkste tödtende Wirkung besitze. Die Versuche ergaben, dass ausschliesslich oder fast ausschliesslich den tieferen Schichten diese Wirksamkeit zukommt. Folgender Versuch mit Hundeserum zeigt deutlich dieses Verhalten. Serum von Blut eines jungen Hundes (durch freiwillige Aus- scheidung aus Cruor erhalten) wurde durch mehrmaliges Gefrieren und langsames Wiederaufthauen zur Schichtung gebracht. Das unveränderte Serum und dann eine Portion der untersten und der obersten Schicht wurden mit Typhusbacillen besät. No. 70. Substrat Kolonieenzahl Platte I sofort Platte II nach Platte III nach nach Impfung 2 Stunden 5 Stunden Unverändertes 1908 1 0 0 Serum 1634 0 Gefrorenes Serum 2457 2146 0 unterste Schicht 2091 o Gefrorenes Serum 1958 j 2240 4356 oberste Schicht 2880 5800 Das nämliche Verhalten zeigt folgender Versuch mit Kaninchen- serum (durch freiwillige Ausscheidung aus Cruor erhalten), welches durch mehrmaliges Gefrieren und Wiederaufthauen in drei Schichten zerlegt wurde. Jede Schichte wurde gesondert abgehoben und alle drei mit Typhusbacillen besät. 1) Die nämliche Erscheinung der Schielitenbildung zeigt sich auch hei Lösungen krystalloider Körper, indess, wie es scheint, in geringerem Grade. 8 Büchner,, No. 72. Substrat Kolonieenzahl Platte I sofort Platte II nach Platte 111 nach nach Impfung 2 Stunden 5 Stunden Gefrorenes Serum 278G j 4875 ca. 500 000 oberste Schicht 6200 ca. 500 000 Gefrorenes Serum 5058 | 15 8 mittlere Schicht 26 9 Gefrorenes Serum unterste Schicht 3160 | 30 35 ? 1 Es spricht dieses Verhalten dafür, die bakterientödtende Wirkung des Serums an die Eiweisskörper desselben gebunden an- zunehmen, da diese voraussichtlich in höherem Grade der Schichtung beim wiederholten Gefrieren unterliegen, als dies bei einer krystalloiden Verbindung, etwa einem Alkaloid, der Fall wäre. Ueberhaupt ist die Annahme, dass es sich um einen neuen, noch unbekannten Bestandteil des Serums handle, wenig wahrscheinlich. Die leichte Zerstörbarkeit der Wirkung durch J/2 ständiges Er- wärmen auf 55° C scheint direkt gegen diese Annahme zu sprechen. Am ehesten wird man zu der Vermutung geführt, dass es sich um einen eigenthümlichen, fermentartigen Zustand des einen oder beider Eiweisskörper des Serums handle. Damit soll keine nähere Analogie mit den Verdauungsfermenten gemeint sein, denn diese besitzen, wie es den Anschein hat, keine Wirkung gegenüber Bakterien. Eher könnte man an das im Serum enthaltene, von A. Schmidt aufgefundene Fibrinferment denken, welches auf Magnesiumsulfat-Plasma und Peptonplasma gerinuungserzeugend ein- wirkt. Aber auch dieser Stoff hat mit der bakterientödtenden Wirkung des Serums nichts zu schaffen, da bei Sedimentirung des Blutes der stark körperchenhaltige Bodensatz im Gegensätze zum Serum (nach A. Schmidt) keine Ausbeute an Fibrinferment liefert, während die bakterientödtende Wirkung gerade beim körperchen- haltigen Antheil, so lange die Zellen intakt erhalten sind, noch stärker ausfällt als beim zellenfreien Serum. Uebrigens haben wir uns auch wirksames Fibrinferment verschafft und dessen Unwirk- samkeit auf Bakterien konstatirt. Somit kann vorläufig nur an eine eigenthümliche Modifikation der Eiweisskörper des Serums gedacht werden. Der Versuch, mit unseren bisherigen chemischen Hilfsmitteln hierüber Näheres zu ermitteln, blieb, wie vorauszusehen, erfolglos. Das auf 55° erwärmte Serum, das seine Wirkung auf Bakterien vollständig verloren hat, sieht nicht nur unverändert aus und zeigt die nämliche chemische Reaktion, sondern verhält sich auch gegen Fällungsmittel in gleicher Weise. Der successive Zusatz von gesättigter Lösung von Ammon- sulfat nach Hofmeister erweist den nämlichen Gehalt an Serum- globulin und die nämliche Menge von Serumalbumin wie beim intakten Serum. Ebenso gelang es nicht, durch Wasserstoffsuperoxyd einen Unterschied der katalytischen Wirkung zwischen erwärmtem und tJeber die bakterientödtende Wirkung des zellenfreien Blutserums. 9 nicht erwärmtem Serum nachzuweisen. In gewöhnlichem chemischem Sinne sind daher beide identisch und doch muss eine Veränderung stattgefunden haben. Man wird nicht fehlgehen, wenn man diese eigenthümliche Modifikation mit dem lebenden Zustand des Blutes, der sich im Serum für eine gewisse Zeit forterhält, in Beziehung bringt. Hieraus erklärt sich wohl ohne Schwierigkeit, weshalb das Gesammtblut stärkere tödtende Wirkungen besitzt als das blosse Serum; in Berührung mit zahlreichen lebenden Zellen wird jener Zustand besser und länger erhalten bleiben können. Uebrigens scheint es, dass manche Serumarten die bakterien- tödtende Wirksamkeit überhaupt viel leichter verlieren als andere. Zu unserem Erstaunen erhielten wir von möglichst frisch ge- wonnenem klarem Rinder - und Pferde serum nicht die Spur einer bakterientödtenden Wirkung, während Hunde- und Kaninchenserum, nachdem wir einmal das richtige Verfahren festgestellt hatten, stets und ohne Ausnahme sich als wirksam erwiesen. Die betreffenden Sorten von Rinderserum enthielten 8,89 °/0 resp. 9,03 °/0 feste Substanz, .Kaninchenserum etwas weniger, meist 6—7 °/ö feste Theile. Möglicherweise enthalten Rinder- und Pferdeserum be- sonders gut nährende Stoffe, durch deren Einfluss die bakterien- tödtende Wirkung verdeckt wird. Wahrscheinlicher aber ist, wie oben bemerkt, die Annahme einer grösseren Labilität in den chemischen Zuständen dieser Serumarten. Schliesslich möge noch darauf hingewiesen sein, dass man sich die bakterientödtende Wirkung des Serums nicht als eine unbe- grenzte vorstellen darf. Einmal gibt es manche, besonders lebens- kräftige Bakterienarten, denen gegenüber das Serum überhaupt nur schwach oder gar nicht wirkt. Ferner ist auch bei leicht zu tödtenden Arten, z. B. Typhusbacillen, die Wirkung bei steigender Aussaat eine begrenzte. Eine Portion Serum vermag nur eine be- stimmte Menge von Bakterien zu bewältigen. Dies wird durch folgenden Versuch veranschaulicht, bei dem von 9 gleichmässig mit klarem Serum beschickten Röhren 3 mit einer grossen, 3 mit einer mitt- leren und 3 mit einer kleinen Menge von Typhusbacillen besät wurden. No. 58. Aussaat Kolonieenzahl Platte I sofort nach Impfung Platte II nach 3 Stunden Platte III nach 6 */9 Stunden 14273 50 10 Gross 12398 49 4 18938 52 7 530 11 6 Mittel 539 12 1 525 11 3 78 C C Klein 82 13 2 62 9 10 Büchner, Ueber die batte rientiidtende Wirkung etc. Obwohl die tödtende Wirkung in allen Röhren ziemlich die gleiche scheint, zeigte sich bei weiterer Beobachtung doch ein grosser Unterschied. Nach 3tägigem Aufenthalt im Brutkasten waren nämlich in den Röhren mit mittlerer und kleiner Aussaat die Typhusbacillen definitiv zu Grunde gegangen. Das Serum dieser Röhren blieb dauernd hell und erwies sich bei Probeaussaat als steril. Die 3 Röhren mit grosser Aussaat dagegen waren trüb geworden und enthielten eine reichliche Menge von Typhusbacillen. Hier war keine Tödtung aller Keime, nur vorübergehende Ver- minderung der Keimzahl erreicht worden. Nach unseren Versuchen vermag Kaninchenserum etwa 1000 Typhuskeime pro Kubikmillimeter zu vernichten. Bei grösserem Zusatz ist die Tödtung keine vollständige. Man könnte hier das Bedenken hegen, ob es sich überhaupt um Tödtung handelt, ob nicht eine bloss vorübergehende Schwächung eintritt, wobei die Keime in einen Zustand versetzt werden, der sie ihrer Vermehrungsfähigkeit in Gelatine beraubt. Dem muss jedoch widersprochen werden auf Grund wiederholter Versuche, die im Serum zu Grunde gegangenen Keime durch Uebertragen in möglichst gutes Nährmaterial, Fleischpeptonlösung bei 37°, wieder zum Wachsthum zu bringen. Diese Versuche blieben erfolglos; die Keime sind also getödtet. Sie sind aber nicht verschwunden oder mikroskopisch unsichtbar geworden. Das mikroskopische Ver- halten bei Einwirkung von tödtendem Serum lässt sich an Milz- brandbacillen studieren. Man beobachtet eine entschiedene Ab- nahme der Lichtbrechung und eine Aufhebung des normalen glatten Contours. Die seitliche Begrenzung der Stäbchen und Fäden wird unregelmässig und höckerig, und es werden die Scheidewände der einzelnen Zellen, deren Inhalt körnige Beschaffenheit zeigt, erkennbar. Bei gehöriger Aufmerksamkeit kann man einen solchen getödteten Bacillus von einem lebenden deutlich unterscheiden. Die tödtende Wirkung des Serums erstreckt sich nur auf vegetative Zustände von Spaltpilzen, voraussichtlich nicht auf echte endogene Sporen. Wir haben allerdings letzteres als aussichtslos gar nicht versucht. Aber schon die Tödtung der vegetativen Zu- stände beansprucht eine energische Wirkung. Wir haben gesucht, uns durch einige Versuche hierüber zu orientiren. Beispielsweise die Erhöhung der Koncentratiou des Substrats vermag Bakterienzellen nur dann zu tödten, wenn es sich um krystalloide Substanzen handelt, welche diosmotisch wirken. Uebertragung von Typhus- bacillen in 6°/0 wässerige Magnesiumsulfatlösung tödtet dieselben rasch, aber in 4 °/0 Lösung können sie stundenlang unbeschadet ver- weilen. Von Rohrzucker wirkt eine 20 °/0 Lösung sehr schädlich auf Milzbrand- und Cholerabakterien, und meist zeigt sich eine nach- theilige Wirkung auch bei Lösung von 10 °/0 Rohrzucker. Ganz anders verhält sich die Sache bei colloiden Substanzen, wohin die Eiweisskörper gehören, mit denen wir im Serum zu thun haben. In 20 °/0 Peptonlösung beginnen Choleravibrionen sofort ihre Ver- mehrung und ebenso in auf Körpertemperatur erwärmter Fleisch- peptongelatine mit einem Gehalt von 40°/0 Gelatine. Als blosse Sab es, Einige Bemerkungen zu bakteriologischen Mittheilungen. Ü Kouzentrationswirkung kann somit der nachtkeilige Einfluss des Serums auf Bakterien nickt aufgefasst werden; es muss sick um etwas Specifisckes kandeln. Die kier mitgetkeilten Tkatsacken steken in Beziekung zur Phagocytentkeorie von M ets ck n i k off. Das Vorkandensein bakterienfeindlicker Wirkungen durch flüssige Bestandtheile der Körpersäfte lässt die überall nachweisbare Thätigkeit der Phago- cyten als weniger ausschlaggebend erkennen. Immerhin erscheint die Lehre von Metschnikoff nach unserer Ueberzeugung that- sächlich und theoretisch zu wohl begründet, um aus den darge- legten Ergebnissen mehr zu entnehmen, als eine Warnung vor ein- seitiger Auffassung jener Theorie und eine Beschränkung ihrer allgemeinen Gültigkeit. München, 18. Mai 1889. Einige erklärende Bemerkungen zu bakteriologischen Mittheilungen. Von Dr. V. Babes in Bukarest. In den Besprechungen meiner in letzterer Zeit veröffentlichten Arbeiten in diesem Centralblatte wurden mehrere meiner Angaben missverständlich gedeutet, so dass es mir in Folge dessen nöthig erscheint, dieselben mit einigen Worten zu interpretiren. 1) Zunächst behauptet H. Di tt rieh in einer Mittheilung über Rkinosklerom (dieses Centralbl. Bd. V. 1889. No. 5), ich halte die „Rhinosklerombacillen“ für identisch mit dem Fri e d 1 än der’schen Pneumoniebacillus. Nun habe ich dies aber nie behauptet und hatte auch keine Kultur des Rhinosklerombacillus zur Verfügung, um dieselbe darauf hin zu untersuchen. Wohl aber sah ich mich seinerzeit veranlasst zu erklären, dass, obwohl es ganz gut mög- lich ist, dass es sich um 2 verschiedene Bakterien handle, die hier- für von H. Di tt rieh beigebrachten Gründe nicht genügend seien. Neuerdings haben verschiedene Forscher und auch H. Dittrich noch andere Merkmale, so die schon von Cornil, Alvarez und mir beobachtete Gruppirung derselben in den Kapseln, sowie das Ver- halten zur Gram’schen Färbungsmethode geltend gemacht, um die Sonderstellung der beiden Bakterien zu begründen, und neige ich in Anbetracht derselben ebenfalls zur Ansicht hin, dass die bei Rkinosklerom und die in manchen Fällen bei Pneumonie gefundenen Bacillen verschieden seien. Es wäre offenbar für die Entscheidung der Frage nach der Bedeutung der im Rhinoskleromgewebe ge- fundenen Bakterien von Interesse, die im Nasenschleim, namentlich bei Ozaena gefundenen Kapselbacillen auf die angegebenen differen- 12 Baben, ziehen Merkmale hin zu untersuchen. Bis zur Erledigung dieser Frage können wir nicht vorsichtig genug in der Interpretirung des Bacillenfundes bei Rhinosklerom sein. 2) In No. 14 desselben Bandes in einer bemerkenswerthen Arbeit von Fr. M. Raskin über Secundärinfection bei Scharlach, ebenso in einer Kritik meiner Broschüre über septische Processe des Kindesalters in der Wiener med. Wochenschrift von H. W eichsel- baum wird behauptet, ich hielte den bei Scharlach und seinen Folgekrankheiten gefundenen Streptococcus für den Erreger des Scharlachs. Nun entspricht auch diese Behauptung weder dem Texte noch meiner Auffassung. Es war mir in der erwähnten Broschüre nicht nur darum zu tliuu, das fast konstante Vorkommen des Streptococcus bei sep- tischen Processen nach Scharlach und namentlich bei Scharlach- nephritis, sowie den ziemlich häufigen Befund desselben in der Haut und in der Rachenschleimhaut bei Scharlach selbst zu kon- statiren, sondern ich musste auch betonen, dass es verfrüht ist zu behaupten, Streptokokken seien nicht die Erreger des Scharlach- processes, sondern bloss die Erreger der Secundärinfektion. Die Frage nach dem Scharlachvirus ist eben noch eine offene und es ist noch nicht gelungen, die Möglich- keit einer wesentlichen Betheiligung eines Strepto- coccus an dem Scharlachprocesse auszuschliessen; auch dieser Möglichkeit steht bisher kein triftiger Grund entgegen. Ich glaube eben, dass wir im Aus- schlüssen von Möglichkeiten ebenso vorsichtig sein müssen als im Interpretiren von Thatsachen. Eine ungenügende Beweiskette kann in beiden Fällen die freie Forschung beirren. Unser Stand- punkt in dieser Frage ist folgender: Streptokokken von verschiedener Virulenz verursachen offenbar einen grossen Theil der Secundär- erkrankungen bei Scharlach; das eigentliche Virus des Scharlachs ist noch nicht bekannt, indessen lenkt das Vorkommen gewisser Streptokokken nicht nur bei Secundärerkrankungen, sondern auch in den Produkten des Scharlachs selbst unsere Aufmerksamkeit auf dieselben, und es ist gerechtfertigt, diese Streptokokken auf ihre Bedeutung im Scharlachprocesse näher zu studieren. 3) Die Schlussworte einer Besprechung meiner Mittheilung „Recherches sur les associations bactöriennes du bacille de la tu- berculose“ (Progr. möd. rom. 1889) von H. Kirchner beruhen offenbar auf einem Missverständniss. Sonst könnte derselbe doch zu meiner Arbeit nicht bemerken: „Dass Kinder, die den Keim der Tuberculosein sich tragen, an intercurrenten, durch andere Mikroorganismen erzeugten Krankheiten zu Grunde gehen können, ist ja ohne Weiteres klar.“ Auch aus dem Referate selbst geht hervor, dass Ref. der Meinung ist, ich hätte verschiedene Krankheiten der Kinder beschrieben, bei welchen nebenbei tuberculöse Lymphdrüsen gefunden wurden. Im Gegentheil habe ich nur solche Fälle im Auge, welche allgemein als Tuberculöse bezeichnet werden, „oü la tu- berculose dominait la scene.“ Nur in 10 Fällen fanden sich die Tub^rkelbacillen allein in den erkrankten Organen, während in Einige erklärende Bemerkungen zu bakteriologischen Mittheilungen, 13 anderen 42 Fällen auch Tuberculose die Todesursache war oder wenigstens ausgebreitete Organerkrankungen verursacht hatte, doch neben den Tuberkelbacillen auch andere pathogene Bakterien in den tuberculös erkrankten Organen gefunden wurden. Die 10 er- wähnten Fälle, in welchen bloss die Tuberkelbacillen gefunden wur- den, machten natürlich auch die folgende unbestrittene Bemerkung H. Kirchner’s überflüssig, „dass der Tuberkelbacillus doch auch für sich allein den Organismus zu Grunde richten kann“, während der Befund vou Eiterkokken, von Pneumoniebakterien und von anderen pathogenen Mikroorganismen eben in Organen, in welchen die begleitenden Bakterien auch selbständige Erkrankungen verur- sachen, und in Herden, welche die durch diese Bakterien erzeugten Veränderungen zugleich mit tuberculösen Veränderungen aufweisen, sowie die Analyse der einzelnen Fälle offenbar beweisen , dass es sich zwar in bestimmten, von mir angegebenen Fällen um „zu- fällige Verunreinigungen, die vielleicht höchstens eine gewisse Be- schleunigung des Verfalls bedingen“, in vielen Fällen aber in der That um eine aktive Mitwirkung derselben im Zerstörungswerke, besonders bei der Eiterung und Exsudatbildung, so namentlich bei der akuten tuberculösen Basilarmeningitis sowie bei tuberculösen akuten Entzündungen der Lungen und der serösen Häute handelt. Es liegt mir natürlich fern, die Bedeutung des Tuberkelbacillus in meinen Fällen irgendwie unterschätzen zu wollen , und war es ja hauptsächlich die von Koch selbst angegebene Richtung, in welcher ich meine Untersuchungen ausführte. Ebensowenig will ich durch meine Arbeit „den Einfluss der begleitenden Bakterien auf den tuberculösen Krankheitsprocess über- schätzen“, einstweilen wird aber die Kritik sich wohl darauf be- schränken müssen, zu beurtheilen, ob die Richtung meiner Unter- suchungen und die Veröffentlichung des Befundes der so häufigen Anwesenheit von bestimmten pathogenen Bakterien bei bestimmten tuberculösen Veränderungen, bei welchen bisher die alleinige Wir- kung des Tuberkelbacillus vorausgesetzt wurde, nützlich ist oder nicht, und es bleibt Nachuntersuchungen überlassen, zu beurtheilen, ob ich Grund hatte zu behaupten, dass wir im Verlaufe und in den Complikatiouen der Tuberculose besonders bei Kindern auch mit der Wirkung von bestimmten pathogenen Bakterien zu rechnen haben, welche sich den Tuberkelbacillen häufig zugesellen. Pfeiffer, Uebcr einen neuen Kapselbacillus. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. VI. Seite 145.) Bei der Sektion eines spontan gestorbenen Meerschweinchens fand sich in der Bauchhöhle ein zähes, eiterartiges Exsudat, welches jedoch, wie die mikroskopische Untersuchung ergab, nicht Eiter war, sondern eine Reinkultur von Bacillen bildete, welch letztere sich in reichlicher Menge auch im Blute des Thieres vorfanden. Die Bacillen sind plump, an den Enden abgerundet und oft in Form von kürzeren oder längeren Fäden aneinander gereiht. 14 Bacillus capsulatus. — Schwefelwasserstoff durch Batterien. Sie besitzen schön ausgebildete Kapseln, aus welchem Grunde der Autor diese Mikroorganismen mit dem Namen Bacillus capsu- latus bezeichnet. Nach der Gram’schen Methode entfärben sie sich. Eigenbewegungen zeigen sie nicht. In Gelatine, Agar, Bouillon sowie auf Kartoffeln wachsen diese Mikroorganismen sehr leicht und üppig. In Gelatinestichkultureu zeigen sie die typische Nagelform. Niemals tritt eine Verflüssigung oder Verfärbung der Gelatine ein. Der Kapselbacillus ist sehr pathogen für weisse Mäuse und Hausmäuse. Nach subkutaner Impfung starben diese Thiere binnen zwei bis drei Tagen. Die Section ergab starke venöse Hyperämie in der Haut und in den inneren Organen, Lymphdrüsen- und Milzschwellung, eine sulzige Durchtränkung des Gewebes au der Impfstelle, eine glasige, faden- ziehende Masse in den Pleurahöhlen und in der Peritonealhöhle. Das Blut zeigte in den meisten Fällen eine fadenzieheude Be- schaffenheit. Mikroskopisch konnte man in sämmtlichen Orgauen und Ge- wcbssäften grosse Mengen der Kapselbacillen nachweisen. Bei Meerschweinchen und Tauben gelang die Infection nur vom Peritoneum, bei Kaninchen nur von der Blutbahn aus. Hervorzuheben ist die bei den verendeten Versuchsthieren äusserst rasch eintretende Zersetzung, wobei sich ein eigenthüm- licher, unangehmer, jedoch von dem specifischen Fäulnissgeruche verschiedener Geruch kundgibt. Versuche, Meerschweinchen zu immunisiren, blieben erfolglos. (In welcher Weise diese Versuche vorgenommen wurden, ist nicht erwähnt.) Vom F rie dl än der’schen Pneumoniebacillus und vom P asset- schen Pseudopneumoniebacillus unterscheidet sich der in Rede stehende Kapselbacillus deutlich. Hervorzuheben sind die ausge- zeichneten Photogramme, welche Pfeiffer der Beschreibung des Bacillus beigefügt hat. Dittrich (Prag). Holscliewuikoff, Ueber die Bildung von Schwefelwasser- stoff durch Bakterien. (Fortschr. d. Med. 1889. No. 6.) Verf. hat im Hueppe’scheu Laboratorium an zwei Schwefel- wasserstoff bildenden Bakterienarten Untersuchungen über die Ver- hältnisse angestellt, unter denen dieselben die genannte Funktion auszuüben im Stande waren. Der eine dieser beiden Mikroorganismen, vom Verf., wegen seiner Aehnlichkeit mit dem Hauser’schen Proteus vulgaris, Proteus sulfureus genannt, zeigte sich auf unseren gewöhnlichen Nähr- böden als überwiegend aerobes Bacterium; der andere dagegen, aus dem Schlamme der Wiesbadener Kläranlage gewonnen, vom Verf. als Bact. sulfureum bezeichnet, besass unter denselben Ver- hältnissen eine entschiedene Neigung zur anaeroben Entwickelung. Von zweifellosem Einflüsse auf die Schwefelwasserstoffproduktiou war nun, wie sich durch die Prüfung mit Bleipapier im einzelnen Falle leicht feststellen liess, die wechselnde Beschaffenheit des S-haltigen Nährbodens. Beide Bakterien bildeten beispielsweise Bildung von Schwefelwasserstoff durch Batterien. J.5 auf rohem Eiweiss sehr wenig, auf rohem Eigelb sehr viel, um- gekehrt auf gekochtem Eiweiss viel, auf gekochtem Eigelb wenig H2S, und man wird es verstehen, wenn der Verf. dieser bemerkens- werthen Differenz gegenüber die Ansicht vertritt, man müsse über- haupt für das Studium der Stoffwechselprodukte der Bakterien in Zukunft mehr, als dies bisher geschehen, auch die unveränderten eiweisshaltigen Nährsubstrate verwenden. Neben der Beschaffenheit des Nährbodens als solcher waren dann von erheblichster Bedeutung für den Umfang und das Auf- treten der H2S-Bilduug die atmosphäris chen V erhältnisse, unter denen" die Entwickelung der Bakterien erfolgte. Wie wir erwähnten, hatte sich der Proteus sulfureus bei den Vorversuchen als ein wesentlich aerobes, der andere Mikroorganismus als ein wesentlich auaerobes Bacterium gezeigt. Mau hätte darnach auch hinsichtlich der H2S-Produktion hervortretende Unterschiede nach dieser Richtung hin erwarten sollen. Doch, wie die Experi- mente bei Luftzutritt, deren Resultate schon angeführt sind, so lieferten auch diejenigen bei Luftabschluss zunächst auffällig gleichlautende Ergebnisse. Auf rohem Eiweiss bildete sich bei bei- den überhaupt kein, auf rohem Eigelb sehr viel H2S, während auf gekochtem Eiweiss und Eigelb der eine wie der andere reichliche Mengen von H2S erzeugten. In gewöhnlicher peptonhaltiger Nähr- bouillon veranlassten beide bei Luftzutritt und Luftabschluss intensive Schwefelwasserstoffbildung, die in peptonfreier Bouillon ausblieb etc. Der an und für sich aerob veranlagte Proteus vermag also unter Umständen, nämlich wenn er Gelegenheit findet, eine „ad- äquate Spaltung auszuüben“, auch bei Luftabschluss vortrefflich zu gedeihen, während umgekehrt das mehr anaerobe Bacterium sul- fureum unter den gleichen Bedingungen auch eine aerobe Existenz zu führen im Stande ist. Aerobes und anaerobes Wachsthum sind also nicht als unveränderlich feststehende Lebensbedingungen für diese Mikroorganismen, sondern eher als wechselnde, in dem von Fall zu Fall verschiedenen, beispielsweise von den Er- nährungsverhältuissen abhängigen Verhalten des Protoplasmas be- gründete Aeusserungen der lebenden Zelle anzusehen. Ausser den genannten eiweisshaltigen Substanzen zog Verf. nun auch noch einige andere Körper in den Bereich seiner Unter- suchungen und prüfte die beiden Bakterien auf die Fähigkeit, aus denselben H2S zu bilden. Aus sterilisirtem Harn vermochte nur das Bacterium sulfureum und zwar bei Luftabschluss etwas grössere Mengen von H.2S zu erzeugen, am reichlichsten dann, wenn der Urin mit Natriumsulfat oder Natriumhyposulfit versetzt war. Der Schwefelwasserstoff konnte hierbei entweder durch Zer- spaltung von Albuminaten bez. deren S-haltigen Abkömm- lingen (z. B. Cystin), also durch Zerlegung komplexer Moleküle, oder durch Reduktion von Sulfaten entstanden sein. Einen direkten sicheren Beweis für die letztere Möglichkeit vermochte Verf. bei seinen Versuchen mit Sulfaten nicht zu erbringen. Doch neigt er im Hinblick auf die Thatsachc, dass der künstlich mit derartigen Salzen versetzte Urin regelmässig mehr II2S von sich gab als der 16 Milclikothbakterien. — Typhus. unveränderte, doch der Ansicht zu, dass eine Umformung des oxydirten Schwefels wenigstens als Theilerscheinung hier Platz gefunden habe. Auch gelang es ihm, aus Lösungen von myron- saurem Kalium (einem Körper aus der Senfölgruppe), sowie bei Verwendung von Na2S03 positive Ergebnisse zu erlangen. Proteus sulfureus reducirte in saurer Lösung bei Luftzutritt, Bacterium sulfureum bei Luftabschluss den S im unterschwefligsaurem Na zu H2S. Doch ist hierbei zu bemerken, dass das Natriumhyposulfit überhaupt ausserordentlich leicht HäS abgibt und dies in sauren Lösungen auch ganz ohne die Beihülfe von Mikroorganismen zu thun vermag, so dass etwaige Schlüsse auf die specifische Thätig- keit bestimmter Bakterien aus diesen Resultaten doch nur mit Vorsicht gezogen werden dürfen. Carl Frankel (Berlin). Baginsky, A., Zur Biologie der normalen Milch koth- bakterien. II. Mittheiluug. Aus der chemischen Abtheilung des physiologischen Institutes in Berlin. (Zeitschrift f. physio- logische Chemie. Bd. XIII. Heft 4.) Das Bacterium coli commune, dessen biologische Eigenschaften Gegenstand dieser Studie sind, ist in den Fäces von Kindern, welche an der Mutterbrust genährt werden, ausserordentlich ver- breitet. Die Untersuchung der von demselben auf Milch und Milch- zuckerlösungen gebildeten Säuren ergab Milchsäure und Essigsäure vermengt mit einer stark reducirenden Substanz, die sich durch Reaktionen und die Krystallform des Bleisalzes als Ameisensäure cha- rakterisirte. Ferner scheinen noch geringe Mengen anderer Fett- säuren (Propion-, Buttersäure) zu entstehen, die dann im Harn ausgeschieden und vielleicht als Quelle der von v. Jaksch näher studirten Lipociclurie betrachtet werden können. Auch Aceton wurde in ganz geringer Menge nachgewiesen. Im Gegensatz zu den Angaben des Referenten konstatirte B., dass das Bacterium coli commune sich auch ohne Luftzutritt auf Milchzuckerlösungen entwickelt und Gase produiert. (Die Verschie- denheit dürfte vielleicht darauf zurückzuführen sein, dass Ref. die Gährkolben nur bei Zimmertemperatur aufstellte.) Der Unterschied in der Wirkungsweise der beiden im Säuglingsdarm vorkommen- den Bakterienarten gegenüber dem Milchzucker liegt demnach nur darin, dass B. lactis aerogenes vorzugsweise Essigsäure bildet, während Bacterium coli neben der Essigsäure noch erhebliche Mengen von Milchsäure und Ameisensäure bei der Vergährung entstehen lässt. Einige Versuche, ob B. coli aus N-haltigen Sub- stanzen Toxine zu bilden im Stande sei, haben zu negativen Re- sultaten geführt; ja auch die einfachsten Produkte der Eiweiss- zersetzung, wie Phenol und Indol, waren in den inficirten Nähr- lösungen nach tagelangem Aufenthalt im Brütofen nicht nach- weisbar. Escherich (München). Valentini, Beitrag zur Pathogenese des Typhusbacillus. (Berliner klinische Wochenschrift. 1889. No. 17.) Die vorliegende Mittheilung soll einen Beitrag über die Be- Typhus und Eiterung. 17 Ziehungen des Typhusbacillus zu den Recidiven und complicirenden Erkrankungen des Unterleibstyphus lieferu. Der zuerst beobachtete Fall, Typhus durch Recidive und Abscess am Schienbein komplicirt, war nicht als Beweis für die eitererregende Eigenschaft des Typhusbacillus verwerthbar. Die Untersuchung des aus dem Abscess entleerten Eiters ergab näm- lich im mit Gentianaviolett gefärbten Trockenpräparate keine Mikro- organismen. Sterilisirte Kartoffeln damit geimpft, erwiesen sich nach einigen Tagen bei der mikroskopischen Untersuchung mit Bacillen bedeckt, die auf Kartoffeln und Gelatine weitergeimpft, alle Characteristica der Typhusbacillen zeigten (Baumgarten bestätigte solches). — Auch Gelatineplatten wurden gegossen, wobei nur ein rother, Gelatine und Agar nicht verflüssigender, Coccus gewachsen war, der, zumal er auch für Kaninchen sich nicht pathogen erwies, gewiss mit Recht von Valentini selbst als Verunreinigung augesprochen wird. Das Auftreten des Abscesses sei schon mit Rücksicht darauf, dass die grössere Anzahl bakteriologischer Untersuchungen der Krankheitsprodukte bei Komplicationen des Unterleibstyphus nur die gewöhnlichen pyogenen Kokken ergeben habe, wahrscheinlich nicht durch dieTyphusbacillen veranlasst worden. — Nur A. F r ä n k e 1 (Ueber die pathogenen Eigenschaften des Typhusbacillus, Verhand- lungen des VI. Kongresses f. innere Medicin. Wiesbaden 1887. S. 173) habe bis jetzt in einem noch 4 x/2 Monate nach Beginn des Unter- leibstyphus auftretenden, abgekapselten, peritonitischen Exsudate nur Typhusbacillen gefunden. Dem kann nun V. auch einen Fall anreihen, der sehr zu Gunsten einer eitererregenden Eigenschaft des Bacillus spricht. Bei einem Patienten, der 9 Wochen vorher während einer Epidemie an Typhus abdominalis erkrankt war, bildeten sich linksseitige eiterige Exsudate, die durch Thoracocentese entleert wurden (das Nähere hierüber cf. Original). Bei der mikroskopischen Untersuchung gefärbter Trocken- präparate des Eiters fanden sich einige Bacillen, die der Grösse nach Typhusbacillen sein konnten. Kartoffeln waren nach 48 Stunden unsichtbar mit diesen Bacillen bedeckt. Auf Gelatineplatten, ebenso auf schräg erstarrten Gelatinereagensgläschen wuchsen förmliche Reinkulturen der Bacillen, die vermöge ihrer Eigenbewegungen in hängenden Tropfen, ihres Wachsthums auf Kartoffeln und Gelatine nur Typhusbacillen sein konnten. Die hier beobachteten zahlreichen Typhusbacillen, ohne jede Beimischung pyogener Kokken, seien sicherlich als Erreger des Empyems anzusehen. Eine ursprüngliche Infektion mit A. F rä n k e l’s Pneumoniekokken, wie sie Baum garten beiFoa undBordoni- Uffreduzzi’s Fall annehme (Jahresbericht über die Fortschritte in der Lehre von den pathogenen Mikroorganismen. Dritter Jahr- gang. 1887. S. 145 Anmerkung), der dann abgestorben und erst secundär von einer Einwanderung von Typhusbacillen gefolgt sei, scheine aus folgenden Gründen unhaltbar: Einmal lebeFränkel’s Pneumoniecoccus mehrere Wochen im Exsudate und es sei nicht vi, Bd. 2 18 Typhus. — Pelada. wahrscheinlich, dass ihn die Einwanderung des Typhusbacillus zum Absterben bringe. Ferner sei der Typhus doch schon seit einigen Wochen abgelaufen gewesen, so dass beim Zustandekommen des eiterigen Exsudates durch die Pneumonickokken zufällig noch einige Typhusbacillen hätten entwickelungsfähig bleiben müssen, die nach- träglich stark im pneumonischen Eiter zu wuchern begonnen hätten. Dann sei es durchaus nicht der Pneumoniekokkeneiter ge- wesen, sondern ein sehr ähnlicher, wie in dem A. F rän kel’schen Falle von peritouitischem Exsudat. Danach nehme er an, dass der Typhusbacillus die Eiterung erregt habe, und zwar erzeuge dieser Mikroorganismus, soweit in dieser Hinsicht 2 Fälle einen Schluss gestatteten, vielleicht einen ganz bestimmten Eiter, wie er von ihm und Frankel geschildert sei. Abgesehen von der schon mikroskopisch wesentlichen Ver- schiedenheit der durch Staphylococcus, Tuberkelbacillus, Pneumonie- coccus und Typhusbacillus hervorgerufenen Eiterung entfalte die- selbe auf die Organismen sehr differente Wirkungen, und die chemische Analyse ergebe vielleicht noch weitere Unterscheidungs- merkmale, die ihre giftigen Eigenschaften erklären. Nach alledem scheine es gewisse Fälle zu geben, in denen die an den Verlauf des Unterleibstyphus sich anschliessenden Eiterungen mit dem Typhusbacillus im Zusammenhänge stehen. Nachdem diese Mittheilung druckfertig war, berichtete E b e r - maier (Deutsches Archiv. Rand XLIV. Heft 2. u. 3. S. 140) über 2 Fälle von Periostitis nach Typhus abdominalis, in denen nur Typhus- bacillen im periostitischen Eiter gefunden wurden. Max Bender (Düsseldorf). Besnier, C., Sur 1 a Pe lade. 8°. 48 S. Paris 1888. Die Pariser Academie de M6decine beauftragte Ende 1887 eine Kommission, bestehend aus H a r d y , B e r g e r o n , F o u r n i e r , Cornil, Besnier, Bucquoi, Ollivier, Roy deMöricourt, V all in und Vidal mit dem Studium der Massregeln, welche be- züglich der von Pelada befallenen Personen zu ergreifen seien. Der von Besnier verfasste Kommissionsbericht bespricht im ersten Theile die Natur, die Uebertragbarkeit und die Diagnose, im zweiten die öffentlichen und privaten Vorbeugungsmassregeln. Die Aetiologie der Krankheit hat durch die Kommission keine Aufklärung erfahren. Bazin, Graby u. A. haben bekanntlich die parasitäre Natur des Haarschwundes behauptet, während andere, wie Robin, Hebra, von einem Mikrosporon der Tinea Pelada nichts wissen wollten und, unter ihnen am energischsten Ny ström, die bislang bei Pelada gefundenen Pilze für harmlose Schmarotzer erklärten, welche dem Haare selbst nichts anhaben. Die Kommis- sion tritt zwar der letzteren Ansicht bei, glaubt aber die bekannten Erscheinungen an den Haaren selbst — Schwinden des Glanzes und der Fülle, Auftreibungen und Abbrechen des Schaftes dicht oberhalb der Wurzel u. s. w. — auf eine Nekrobiose des Haares zurückführen zu sollen, welche nicht nervöser Natur, sondern die Wir- kung eines bis jetzt noch unbekannten specifischen Krankheitserregers Pelada. — Pleuritis. 10 sei. Die verschiedene Häufigkeit des Leidens an verschiedenen Orten, das zuweilen epidemische Auftreten, besonders in Internaten, Schulen, Kasernen , und die wiederholt konstatirte Uebertragbarkeit werden als Beweise für diese Ansicht ins Feld geführt. Zu bedauern ist, dass die Kommission hierbei stehen blieb und sich nicht den experi- mentellen Nachweis dieses Mikroorganismus zur Aufgabe gemacht hat. Für die verschiedene lokale Verbreitung werden einige Bei- spiele angeführt. So beträgt die Frequenz der Pelada in Ham- burg nach Unna 0,5 °/0, in Lyon 0,6 °/0, in Wien nach Kaposi und Hebra 0,8 — 1,5 °/0, in Leipzig nach Lesser 0,7 — 2,0 °/0, in Berlin nach Schweninger und Lassar 1,0 — 2,05 °/0, in Lille und Paris nach Leloir und Besnier ca. 3 °/0 aller zur Beobachtung kommenden Hautkrankheiten. Statistische Erhebun- gen in der französischen Armee haben ergeben, dass die Krank- heit auf gewisse Garnisonen beschränkt ist und in diesen nicht die Truppentheile gleichmässig befällt. Für die Uebertragbarkeit der Pelada werden mehrere völlig überzeugende Beispiele angeführt. Meist handelt es sich dabei um Mitbenutzung von Kopfpolstern, Haarbürsten, Kämmen und anderen Gebrauchsgegenständen der Erkrankten seitens deren Angehörigen oder Stubengenossen, nicht um direkte Ansteckung von Person zu Person. Dabei warnt Verf. mit Recht vor den Kämmen und Bürsten der Friseure, die wohl häufig genug die Gelegenheit zur Ver- schleppung von Haarkrankheiten geben mögen. Auch die Mög- lichkeit der Uebertragung der Krankheit von Hausthieren auf Menschen wird durch Beispiele erhärtet. Die sehr praktischen, wenn auch theilweite etwas weitgehen- den Vorbeugungsmassregeln , welche im Anschluss au die Schilde- rung der Ansteckungswege gegeben werden , möge man im Origi- nale nachlesen. M. Kirchner (Berlin). Netter, De la pleuresie purulente m6tapneumonique et de la pleuresie purulente pneumococcique pri- mitive. (Bulletins et Memoires de la Societ6 medicale des Höpitaux de Paris. 3. Serie. Sixieme anu6e.) Verf. fand, dass unter 46 von ihm beobachteten Pleuritiden 40 durch den Diplococcus pueumoniae verursacht waren. Er unterscheidet hierbei 2 Arten von Pleuritis. Die erste Art ist jene, welche nach einer Pneumonie auftritt (la pleuresie metapneumonique). Sic ist gewöhnlich eiterigen Cha- rakters und tendirt zur Heilung, führt aber häufig zur Perforation iu die Lunge und zum Pneumothorax. Sie tritt oft gehäuft auf und zwar in den Monaten, in denen die Pneumonie ihre höchste Frequenz erreicht. Bei jüngeren Leuten kommt sie öfter vor, als bei älteren. Als Unterschied von anderen Pleuritiden führt Verf. an, dass bei ihr das Exsudat rahmig ist und sich nicht leicht in Plasma und Serum scheidet. Sehr oft kommt es zur Absackung des Exsudates und zu einem chronischen Verlaufe. Verf. konnte in 5 Fällen dieser Art von Pleuritis durch die Plattenmethodc den Diplococcus pneumoniae nachweisen. 3* Tetanus. — Bindegewebsneubildungen. öo Die zweite Art von eiteriger, durch den Diplococcus pneumo- niae bedingter Pleuritis ist jene, welche selbständig, d. i. ohne Pneumonie auftritt. Verf. hatte ihre Existenz schon im Jahre 1886 behauptet und bisher 10 solcher Fälle beobachtet. Er erwähnt auch der vom Ref. und von Serafini über diese Art von Pleu- ritis gemachten Beobachtungen. In 8 von seinen Fällen stellte er bakteriologische Untersuchungen und Thierexperimente an und fand hierbei 4mal den Diplococcus pneumoniae allein, in 4 anderen Fällen aber in Gemeinschaft mit dem Staphylococcus und Strepto- coccus pyogenes. Auf Grund seiner Beobachtungen glaubt Verf., dass der grösste Theil der bei Kindern vorkommenden eiterigen Pleuritiden durch den Diplococcus pneumoniae verursacht sei. Weich sei bäum (Wien). Lampiasi, J., Ricer che sull’ etiologia del tetano. (Gior- nale Intern, delle Scienze Mediche. Anno X.) Verf. hatte in einem Falle eines sogenannten spontanen Te- tanus bei einem Menschen und in 2 Fällen von Tetanus bei Maul- eseln mit dem Blute von verschiedenen Organen Kulturversuche angestellt und will hierbei Reinkulturen eines sporenbildenden Ba- cillus erhalten und durch Verimpfung derselben bei verschiedenen Thieren Tetanus erzeugt haben. Er glaubt aus seinen Untersuchun- gen folgende Schlüsse ziehen zu sollen : 1) Das Bacterium des Tetanus ist ein specifisches und ist sowohl bei dem Tetanus des Menschen als dem des Pferdegeschlechts von gleicher Form. 2) Aus dem Blute von tetanischen Menschen und Thieren kann man Rein- kulturen dieses Bacteriums erhalten. 3) Der spontane Tetanus wird durch das gleiche Bacterium erzeugt wie der experimentelle Te- tanus. 4) Der Tetanus traumaticus wird wahrscheinlich durch das- selbe Bacterium hervorgerufen. Ref. will nur bemerken, dass das von Lampiasi abgebildete Bacterium mit dem bekannten Nicolaier-Rosenbach’schcn Tetanusbacillus gar keine Aehnlichkeit hat, und dass es anderen Autoren bisher nicht glückte, eine Reinkultur des den Tetanus verur- sachenden Bacteriums zu erhalten1). Weichsel bäum (Wien). Zanda, L., Osservazionianatomo-patologiche su di- alcun e neoformazioni connettive dovute al pneu- mococco. (Riforma Medica. Ottobre 1888.) Verf. hatte in 2 Fällen von croupöser Pneumonie, an welche sich eine beginnende Bindegewebsneubildung in den Alveolen an- geschlossen hatte, in dem neugebildeten Bindegewebe durch Fär- bung nach Gram Kokken nachgewiesen, welche in Form und An- ordnung dem Diplococcus pneumoniae glichen, weshalb er geneigt ist, anzunehmen, dass die Bindegewebsneubildung durch die An- wesenheit dieser Kokken verursacht sei. Er fand ferner in einem 3. Falle in derben Bindegewebsknötchen der Milzkapsel und in 1) An m. d. Red. In neuester Zeit ist es Kitasato gelungen, den Tetanus- Bacillus rein zu kultiviren und mit diesen Kulturen typischen Tetanus bei Thieren zu erzeugen. Kitasato“hat seine'Untersuchungen vorgetragen und demonstrirt auf dem letzten Chirurgen-Kongresse in Berlin, Mycosis fongoides. — Distomum, 21 einem 4. Falle in knorpelähnlichen, zum Theil verkalkten Binde- gewebsneubildungen der Pleura ähnliche Kokken, die auch von einer Kapsel umschlossen waren. In einem dieser beiden letzten Fälle war überdies eine frische Pleuritis und in dem anderen eine Pleuropneumonie vorhanden. Auf Grund dieser Befunde kommt er zur Ansicht, dass auch die alten Bindegewebsneubildungen auf der Milzkapsel resp. der Pleura eine Folge des in seiner Virulenz abgeschwächten Pneu- moniecoccus waren und dass von diesen Orten aus eine neue In- fektion ausging, welche zur Pleuritis resp. Pneumonie führte. Die Beweiskraft der eben erwähnten Beobachtungen wird, wie Ref. meint, dadurch etwas abgeschwächt, dass neben den älteren Veränderungen der Milzkapsel resp. der Pleura stets noch eine frische, auf den Diplococcus pneumoniae zu beziehende Affektion bestand und daher auch vermuthet werden kann, dass die in den alten Bindegewebsneubildungen der Pleura und der Milzkapsel ge- fundenen Kokken nicht schon früher vorhanden waren, sondern erst durch die frische Infektion dahin gelangten. Verf., der selbst das Unzureichende seiner bisherigen Beobachtungen einsieht, verspricht noch weitere und genauere Untersuchungen über diesen Gegenstand. Weichselbaum (Wien). Dönitz , W. und Lassar , 0., Ueber Mycosis fungoides. (Virchow’s Archiv. Bd. CXVI. Heft 2.) Verff. berichten über einen Fall der seltenen, von ihrem Ent- decker Alibert als Mycosis fungoides bezeichneten Haut- atfektion. Da es bisher nicht gelungen war, die Ursache dieser eigenthümlichen Erkrankung mit Sicherheit festzustellen, die An- gaben der Beobachter namentlich über das Vorkommen von be- sonderen Mikroorganismen vielmehr zum Theil in direktem Widerspruch mit einander stehen, so wurde von den Verff. eine sorgfältige bakteriologische Untersuchung des hier vorliegenden Materials vorgenommen. Das Ergebniss derselben war ein durchaus negatives. Weder vermittelst des Mikroskops und der ver- schiedenen Färbemethoden, noch auf dem Wege des Kulturver- fahrens, noch endlich durch Uebertragungen auf Thiere gelang es, in den Hautknoten, die dem lebenden Kranken excidirt und später auch nach dem Tode von der Leiche entnommen wurden, Mikro- organismen nachzuweisen. Carl Fränkel (Berlin). Brandes, Gr., Helminthologisches. (Archiv f. Naturgeschichte. Jahrgang 1888. Bd. I. p. 247—251. Taf. XVII.) Der Autor beschreibt kurz ein neues, 0,3— 0,4 mm lang wer- dendes Doppelloch als Distomum claviforme, welches im Rectum des Alpenstrandläufers, Tringa alpina lebt und keulenför- mige Gestalt besitzt. Im hinteren, kugelig erweiterten Theile, der auch den Bauchsaugnapf trägt , liegt das Ovarium , und vor wie seitlich vom Saugnapf die Hoden, während den übrigen Theil die Schlingen des Uterus einnehmen. Der vordere, lange Körpertheil ist etwa doppelt so lang als der hintere und wird vom Darmkanal 22 •Distomum. — Olpidiella Üredinis. durchzogen, der, wie es scheint, ausser dem Pharynx noch eine kugelige Erweiterung am unpaaren Theile, dem sogenannten Oeso- phagus erkennen lässt. Die beiden Darmschenkel sind kurz und entspringen an der Grenze der beiden Körpertheile, treten aber kaum in den hinteren ein. Es wird vermuthet, dass eine von M’l n t o s h bereits 1865 beschriebene Trematodenlarve , die einge- kapselt in Carcinus maenas beobachtet wurde, zu Distoma claviforme gehört, da sie in Körpergestalt, Lage der Geschlechtsorgane und Verhalten des Darmes mit dieser Art übereinstimmt. Des Weiteren wird als neue Art Distomum turgidum be- schrieben, das im Dünndarm des Wasserfrosches (bei Leipzig) wie- derholt gefunden wurde. Von Gestalt bimförmig, wird diese Form 2,5 mm lang ; das dicke Ende ist das vordere, es trägt den bauch- ständigen (nicht terminalen) sehr grossen Mundsaugnapf, dem ein sehr kurzer, kaum £ der Körperlänge einnehmender Darm folgt. Der Bauchsaugnapf ist klein, bauchständig, aber dem Hinterende ge- nähert. Der Genitalporus liegt seitlich, am Beginn des letzten Körperdrittels und zwar hinter den Hoden Weit vorn, neben dem Mundsaugnapf, liegen die auffallend kleinen, nicht traubigen Dotter- stöcke, deren lange Ausführgänge nach hinten ziehen, um nach Vereinigung mit dem Oviduct den Uterus entstehen zu lassen. Auch dieser ist durch seinen Verlauf ausgezeichnet, da er nämlieh bald nach seinem Ursprünge nach vorn strebt und in grossem Bogen vor dem Mundsaugnapf vorbei dahinzieht, um nach dem Ge- nitalporus sich hinzuwenden. Endlich wird Distomum heteroporum Duj. aus dem Darm von Vespertilio pipistrellus genau beschrieben und die Mei- nung begründet, dass die Bemerkungen van Beneden’s gegen die Aufstellung dieser Art von Seiten Dujardin’s ungerechtfertigt sind; für eine van Beneden’sche Art (D. ascidia) wird, weil dieser Name schon lange von Rudolphi an ein Distomum aus Sparus boops vergeben ist, der Name D. lagena vorgeschlagen. M. Braun (Rostock). Lagerlieim, Gr., Sur un genre nouveau de Chy tridiac6es parasite des Uredospores de certaines Ur6din6es. (Journal de Botanique. 1888. 16. Dec. av. pl. X.) Auf Uredo Airae, einem neuen, vermuthlich keine Teleuto- sporen bildenden Rostpilze, dessen Uredolager auf der Oberseite der Blätter von Aira caespitosa Vorkommen, sowie auf Puccinia Violae und P. Rhamni beobachtete Verf. einen bisher nicht be- schriebenen Schmarotzer, der zu den Chytridiaceen, Familie Olpi- diaceae, zu stellen ist und den ersten Vertreter dieser Gruppe darstellt, dessen Wirthe Rostpilz0 sind, zugleich ein weiteres Bei- spiel für das Vorkommen eines Schmarotzers auf einem Wirthe, der selbst Schmarotzer ist. Der Parasit bildet in den Uredosporen ein oder mehrere bis höchstens sechs Zoosporangien von 26 Durchmesser mit dünner, durchsichtiger, glatter Membran, die, wenn sie gereift sind und in Wasser gebracht werden, durch eine einzige Oeffnung, welche auch die OlpidieUa Uredinis. — Physalospora. 23 Sporenmembran durchsetzt, farblose, 3—4 {.i grosse Schwärmer ent- leeren. Diese haben an ihrem Hinterende eine gerade Cilie und unterscheiden sich dadurch von denen der sonst nächst verwandten Gattung Olpidium A. Braun, welche die Cilie vorn haben. Verl, erhebt den Pilz deshalb zum Vertreter einer neuen Gattung Olpi- diella und nennt ihn 0. Uredinis. Die Schwärmer bewegen sich schnell im Wasser umher, um womöglich eine neue Uredospore zu finden, in welche sie, die Cilie abwerfend und eine dünne Membran um sich bildend, eindringen, worauf sie zu einem neuen Sporangium heranwachsen. Dabei, verschwindet der gelbe Farbstoff der Sporen, während der rothe zurückbleibt1). Mitunter, nament- lich in jüngeren Uredosporen, bilden sich auch Ruhesporen (Cysten) mit dicker, aber glatter und farbloser Membran und von 16 f.t Durch- messer, die wahrscheinlich erst nach längerer Ruhe keimen; ihre Weiterentwickelung wurde noch nicht beobachtet. Einzelne grössere, 2 — 4 Cilien tragende Schwärmer sind nicht durch Copulation ent- standen, sondern das Produkt unvollständiger Theilung. Zum Schlüsse schlägt Verf. vor, die Olpidiaceen-Gattungen folgender- massen anzuordnen: 1. Sphaerita Dangeard. (Bull. soc. bot. France. 1886.): Das Sporangium entleert die Zoosporen durch Platzen; Cilie an dem stark umgebogenen Vordertheil der Schwärmer. S. endogena Dangeard. 2. Olpidium A. Braun. (Abh. k.Akad. Berlin. 1855): Sporangium durch eine Oeffnung entleert. Cilie vorn, gerade. 0. L e m n a e Schroeter. 3. Olpidiella Lager heim: Sporangium durch eine Oeffnung entleert. Cilie hinten, gerade. 0. Uredinis Lagerheim; 0. endo- gena (A. Braun), 0. decipiens (A. Braun), 0. Diplochy- trium (Tomaschek, Schroeter). 4. Plaeotrachelus Zopf. (Nova acta. 1884): kugelige Sporan- gien durch mehrere Oeffnungen entleert. Cilie hinten. P. fulgens Zopf. 5. Ectrogella Zopf. (Nova acta. 1884) : wurmförmige Sporangien durch mehrere Oeffnungen entleert. Cilie gerade (vorn oder hinten ?). E. Bacillariaeearum Zopf. 6. Olpidiopsis Fischer. (Pringsh. Jahrb. 1882): Sporangien durch eine Oeffnung entleert. Zwei Cilien. 0. Saprolegniae Coruu, etc. Iu Bezug auf einige Einzelheiten sei auf das Original ver- wiesen. K 1 e b a h n (Bremen). Prillieux, Ed., Production de pörithöces de Physalo- spora Bidwellii au printemps sur les grains de raisins attaquös Fannie pr6c6dente par le Black Rot. (Societ6 mycologique de France. T. IV. p. 59—61. Poligny 1888.) Verf. beschreibt die Schlauchform des den „Black Rot“ des 1) cf. J. Müller, Kostpilze der Rosa- und Rubusarteu. (Laudwirtbsehaftl, Jahrb. 1886.) 24 M ueppö, Weinstockes verursachenden Pyrenomyceten, Physalospora Bidwellii Sacc., der von Fr6chou um Nerac in Frankreich gefunden wurde. Bis vor Kurzem kannte man von diesem Pilz nur die als Nemaspora ampelicida, Phoma uvicola, Phyllosticta viticola bekannten Spermo- gonien und Pyknidenformen. Die Schlauchform ist zuvor nur durch B i d w e 1 1 in Amerika (New Jersy) gefunden worden. Ludwig (Greiz). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Ueber die zymotechnische Wasseranalyse. Von Ferdinand Hueppe in Wiesbaden. In Bd. V. No. 22 dieser Zeitschrift macht mir Jörgensen den Vorwurf, dass ich gegen H a n s e n ’s Arbeiten über die praktische Seite der Zymotechnik einen „Angriff“ gerichtet habe. In meinen Methoden habe ich die von Hausen für Brauereizwecke beliebte Verwendung von Würze oder Bier statt Bouillon, von Würzegelatine statt Bouillongelatine als eine selbstverständliche Anpassung an einen kon- kreten Fall bezeichnet und ihr den Werth einer „eigenen Methode“ abgesprochen, den Hansen hierfür beanspruchte. Ich bitte jeden, der dies zuviel findet, nur die grundlegenden Abhandlungen von B r e f e 1 d und Koch über die Anpassung der Nährsubstrate an die konkreten Fälle zu lesen, um sich zu über- zeugen, dass thatsächlich von Hansen hierbei weder etwas „Neues“ noch etwas „Eigenes“ geleistet wurde, soweit die „Methode“ in Betracht kommt, um die es sich allein handelt. Ich selbst habe in jeder Auflage meiner Methoden den motivirten Rath von Bre- feld und Koch über die Anpassung der Nährsubstrate hervor- gehoben und in meinem Laboratorium weiss jeder Praktikant, dass die einzelnen Gährungsindustrieen verschiedenartige Anforderungen stellen und sie sind gewöhnt, dementsprechend zu handeln. Auch anderwärts geschieht dies. Wenn diese bewährte Lehre nicht stets und überall beherzigt wird, so trifft dieser Vorwurf doch Koch und seine Schule nicht unmittelbar und ich selbst habe im Molkerei- wesen durch Beherzigung dieser Seite der Wasseranalyse bereits viele praktische Erfolge erreichen können, bevor die „eigene Methode“ von Hansen mitgetheilt war. Dass Hansen diese praktische Seite nach ihrem Werthe würdigt, hat ihm doch Niemand zum Vorwurfe gemacht und Koch und seine Schule gehören doch wohl ausnahmslos nicht zu Jörgen- sen ’s „gewissen wissenschaftlichen Kreisen“, welche mit „Gering- schätzung“ auf Arbeiten sehen, „welche direkte Bedeutung für das Üeber die zymotechnische Wasseranalyse. 25 praktische Leben haben“. Die Erfolge für die hygienische Praxis seitens der ganzen Koch’schen Schule, meine eigenen ausserdem für das Molkereiwesen beweisen das direkte Gegentheil. Unsere Forschungen haben ebensogut wie die von Hansen eine wissen- schaftliche und eine praktische Seite. Aus Hansen’s Abhandlungen und einem Satze von Jör- gensen über die zymotechnische Wasseranalyse kann man mit viel mehr Recht entnehmen, dass diese praktische Seite der hygie- nischen Forschung und speciell der hygienischen Wasseranalyse von ihm und Jörgensen sehr wenig beachtet worden ist, da sonst einige Ausfälle kaum zu verstehen sind. In meinen Methoden hatte ich nicht die geringste Veranlassung, auf die Resultate der Wasseranalysen Hansen’s zu Brauerei- zwecken einzugehen; ich habe dieselben dort weder gelobt noch herabgesetzt, sondern ich habe nur seine „eigene Methode“ be- sprochen und gezeigt, dass ihr als „Methode“ die Stellung nicht zukommt, welche Hansen und Jörgensen ihr zuweisen. Bei einer anderen Gelegenheit, in einem Vortrage über die Bedeutung der Mikrobiologie für die Praxis des Molkereiwesens, den ich im Februar in Berlin gehalten habe und der bald im Druck erscheint, habe ich auch, soweit dies für meine Zwecke nöthig war, die „Resultate“ der Versuche von Hansen berücksichtigt und zwar in einer Form der Anerkennung, welche mir die Angaben von Jörgensen ganz merkwürdig erscheinen lässt. Ich sollte denken, dass diese Resultate eine Sache für sich sind. Eine berechtigte Kritik einer Methode und eine Richtigstellung des Werthes einer solchen ist eine Sache für sich , welche als solche den Leser wohl nicht gut zu „unrichtigen Vorstellungen“ über die Resultate führen kann, wie Jörgensen für die Arbeiten Hansen’s fürchtet. Dies ist um so weniger möglich, als die von Hansen angewandte Methode an sich gut ist und ich ihr nur den Werth einer „eigenen“ und neuen bestreiten musste und muss. Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Di Vestea e Zagari , Nuove ricerche sulla rabbia. La trasmissione per i nervi di fronte a quella per i vasi. [Neue Untersuchungen über die Wuth. Die Ueber- tragung durch die Nerven gegenüber jener durch die Gefässe.] (Giornale internazionale per le scienze mediche. 1889. Heft 2.) Bereits in einer früher erschienenen Arbeit über denselben Gegenstand hatten die Verff. die alte Theorie der Uebertragung des Wuthgifts vom Ort des Bisses nach den Nervencentren, den peripherischen Nerven entlang, mit neuen experimentellen That- sachen gestützt. Sie hatten gefunden, dass die Einimpfuug von 26 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. Wuthgift in Nerven an Kaninchen von ebenso sicherer Wirkung ist wie die endocraniale , und dass ferner die daraus resultirende klinische Krankheitsform, je nach den anatomischen Beziehungen der betreffenden Nerven zu der Cerebrospinalachse, eine verschiedene ist. Dieses Gesetz soll sich so bewähren, dass, wenn das Wuthgift in den Hiiftnerv eines Kaninchens geimpft wird , die Krankheits- symptome sich in einer bestimmten chronologischen Reihenfolge entwickeln, welche einen progressiv aufsteigenden Process andeutet, wohingegen man das Umgekehrte beobachtet, wenn in einen Nerv der vorderen Gliedmassen, z. B. in den Mediannerv, geimpft wird. Dieser Art der Aufeinanderfolge der Krankheitssymptome soll auch das Vorschreiten der Infektion in der Cerebrospinalachse ent- sprechen, nämlich von Station zu Station und in einem bestimmten Sinne. In der That , werden die geimpften Thiere vor der Zeit getödtet, so kann man einen Augenblick treffen, in welchem die Lendenanschwellung virulent und der Bulbus es noch nicht ist (Impfuug in den Hüftnerv) oder umgekehrt, wo der Bulbus eher virulent ist als der Pferdeschweif (Impfung in den Mediannerv oder direkt ins Gehirn). Zur Bestätigung ihrer Idee, dass auch in Fällen des Bisses beim Menschen das Wuthgift die Wege der Nerven denen des Blutes oder der Lymphe vorzieht, führen die Verff. einige Fälle von Wuth beim Menschen an, in denen man Symptome einer vor- wiegend cortico-bulbären oder auch einfach spinalen Affektion wahr- nahm, je nachdem die Wunde in den oberen Gliedmassen, oder im Gesicht, oder in den unteren Gliedmassen ihren Sitz hatte. Diese Folgerungen sind von späteren Forschungen in manchem Punkte abgeschwächt worden. So hat Gamal eia eine be- deutende Zahl Fälle von sogenannter „paralytischer Wuth“ beim Menschen veröffentlicht (spinale Form), bei denen die Bisswunden im Gesicht oder an den oberen Gliedmassen waren, während Roux und Nocard gezeigt haben, dass durch Einimpfen von Wuthgift in den Schwanz eines Hundes sowohl die cortico-bul- bäre als die spinale Form der Krankheit veranlasst werden könne. Die Verff. geben deshalb einen Ueberblick über die verschie- denen neueren Arbeiten, die diesen Gegenstand berühren und suchen auch die von Anderen erhaltenen experimentellen Resultate in Uebereinstimmung mit ihren Ansichten zu erklären. Die neuen Experimente, deren Resultate sie darlegen, wurden in derselben Richtung gemacht wie die ersten, mit einigen Modi- fikationen in der Operationstechnik. Bei einer ersten Reihe von Experimenten wiederholten sie die Einimpfung in Nerven an einer grösseren Zahl Kaninchen als vor- her und fanden stets die Thatsache bestätigt, dass diese Impfweise bei jenen Thieren von ebenso sicherer Wirkung ist, wie die Impfung direkt ins Gehirn. Sodann machten sie dieselben Experimente an Hunden und Meerschweinchen und fanden, dass bei diesen hingegen die Ein- impfung in Nerven nicht immer positive Resultate im Gefolge hat. Bei Meerschweinchen hat sich das Impfen in kleine Nerven als Schutzimpfang, künstL Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 27 von zuverlässigerer Wirkung erwiesen, und zwar verfuhr man in der Weise, dass man einen peripherischen Nervenfaden freilegte, durchschnitt und daun in einen Tropfen Virus getaucht hielt. Verfährt man beim Impfen auf diese Weise, so kann man nie sicher sein, dass der Virus wirklich den Weg der Nerven einge- schlagen habe, denn in der Wunde, in die er gebracht wurde, können ihn auch die Lymph- und Blutgefässe gebracht haben (Ref.). Die Verbreitung des Wuthgifts den Nerven entlang und in den Substanzen der Nervencentren geschieht entweder Schritt für Schritt, nach Art einer Kultur in der Nervensubstanz, oder (was wahrscheinlicher ist) auf dem Wege des besonderen Lymphgefäss- systems, welches die peripherischen Nerven mit den Nervencentren verbindet. — Um zu beweisen, dass der in die Nerven gedrungene Virus nicht mehr zurückgezogen und auf anderen Wegen nach den Centren geleitet werden könne, haben die Verff. die Konti- nuität der Nervenwege zu unterbrechen gesucht, indem sie das Rückenmark bei den geimpften Thieren durchschnitten. Bei 17 Experimenten von Durchschneidung des Rückenmarks konnte man an vier Thieren darthun, dass der Virus jenseits der durchschnittenen Stelle nicht in den Nervencentren existirte. Doch konnte man die Thiere (Kaninchen und Meerschweinchen) nicht länger als 15 Tage am Leben erhalten. Von grossem Interesse sind die Resultate, welche die Verff. beim Wiederholen des Pas teur’schen Experimentes der Ein- impfung des Virus in Venen erhielten ; denn auf diesem Wege hat man gesehen, dass nicht nur die Infektion ganz sicher erzeugt wird, sondern dass der Virus ausserdem sich auch primitiv bald an der einen, bald an der anderen Stelle des Centralnervensystems absetzen kann (dass man bald den Bulbus früher als den Pferde- schweif virulent findet, bald umgekehrt). Dieselben Thatsachen finden sich auch bei der Einimpfung des Virus ins Bauchfell. Die Experimente der Verff. bezüglich der Einimpfung in Nerven können also dazu dienen, der alten Ansicht der Pathologen, dass das Wuthgift sich von der Peripherie auf dem Wege der Nerven nach den Centren verbreiten könne, eine experimentelle Stütze zu geben. Da nun aber auch die Absorption durch die gewöhnlichen Lymph- und durch die Blutgefässe die Krankheit hervorrufen kann, so lässt sich von derselben nicht folgern, dass auch in Fällen des Bisses eher die Nerven als die Blut- und Lymphgefässe zur Ver- breitung des Virus dienen. Bordoni-Uffreduzzi (Turin). l)e Blasi, L. e Russo-Travali, GL, R e n d i c o n t o delle vacci- nazioni profilattiche ed esperimenti eseguiti nell’ istituto antirabbico e di microscopia clinica della citta di Palermo 1889. Palermo 1889. Das für Sicilien errichtete Institut zur Heilung der Wuth durch die Pasteur ’sche Impfung hat seinen zweiten Jahres- bericht veröffentlicht. (Ueber Inhalt des ersten Berichts ist im 4. Band dieser Zeitschrift Seite 409 referirt worden.) Das Institut ist im zweiteu Jahre seines Bestehens mit neuen Attributen aus- 28 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung efcfi. gestattet worden und erhielt mit dem Titel „Istituto di microscopia e bacteriologia clinica e di vaecinazioni antirabbiche“ definitiven Bestand. In einem Circular an die Syndicusse der Insel wurden Erhebungen über das Vorkommen von Wutherkrankungen beim Menschen gepflogen. Von 357 Gemeinden schenkten 66 den ge- stellten Fragen keine Beantwortung und aus den Mittheilungen der übrigen kamen 16 Erkrankungsfälle nicht geimpfter Personen wäh- rend eines Jahres zur Kenntniss. In einer Tabelle sind diese 16 Fälle nach örtlichem Vorkommen, nach den Daten der Infektions-, Erkrankungs- und Todeszeit und die Namen der Gebissenen auf- geführt. Die längste Incubationsfrist betrug 95 Tage, die kürzeste 17 Tage (letztere betraf ein Kind, welches ins Gesicht gebissen war und an welchem schon 6 Tage die Heilung inscenirt wurde). Wie im Vorjahre, so sind wieder verschiedene Impfungscyclen unter- nommen worden, begonnen mit 14tägigem Marke, beendigt mit dreitägigem in täglich 2maliger Injektion auf 17 — 19 Tage aus- gedehnt. Bei schweren Verletzungen und spätem Anfang der Kur wurden in den ersten Tagen 3 Inoculationen und rascher Ueber- gang zu virulentem Materiale vorgenommen. Die 4- und 3tägigen Markstücke erwiesen sich bei Probeimpfungen noch virulent, die 6- und 5tägigen inaktiv. Vom 1. März 1888 bis Ende Februar 1889 wurden an der Station geimpft 161 Personen (120 männliche, 41 weibliche), von diesen waren 80 von 'filieren gebissen, deren Wuth sicher konsta- tirt war (sie wurde nämlich von 70 Thieren durch Experimente eruirt, von 10 Hunden dadurch, dass die von ihnen gebissenen Personen starben). Eine Person wurde von einem wuthkranken Maulesel, eine von einem Esel, 16 von wüthenden Katzen, 143 von Hunden gebissen. Von den geimpften Personen sind 2 gestorben. Der Bericht enthält diesbezügliche statistische Tabellen mit An- gabe der Bissstellen, der Art der Vorbehandlung (Cauterisation etc.) und eine nähere Beschreibung der beiden Fälle, bei welchen die Impfung erfolglos sich erwies. Es erscheint bemerkenswert!!, dass hier die Impfung nicht etwa zu spät, sondern gleich am nächsten Tage nach geschehenem Bisse inscenirt wurde und doch nichts nützte. De Blas i und Russo-Travali unternahmen ferner eine Serie von Untersuchungen über die Tenacität des Wuthcontagiums. Sie brachten 1 cm lange Markstückchen in sterile Gläser, ebenso 1 gr der Emulsion und Messen diese Stücke verschiedene Zeit bei Temperaturen von 35 — 55° bei zerstreutem Tageslicht und im Dun- keln. Die Virulenz für Kaninchen war erloschen bei 35° und Tages- licht in 60 Stunden, im Dunkeln nach 96 Stunden, bei 55° und Tageslicht in 20 Minuten, im Dunkeln nach 1,20 und 1,30 Stunden. Seite 16—19 des Berichts verzeichnet die Details weiterer solcher Experimente. Sodann kamen Impfungen an Kaninchen zur Ausführung, bei welchen verschiedene Nerven als Eintrittspforte der Inoculation gewählt wurden und deren Piesultate so ausfielen, dass sie die Schutzimpfung, künstl, Infektionskrankheiten. Entwicklungshemmung etc, 29 Behauptung und aus klinischer Beobachtung gemachte Folgerung, es sei die Incubationsfrist von der Länge und Kürze der Nerven- bahn, welche das Wuthgift zu passiren habe, ehe es in das Cen- tralnervensystem gelange, abhängig, zu bestätigen scheinen. Auch enthält die Abhandlung die Schilderung von Versuchen, welche zeigen, dass das Wuthgift von einer Impfstelle an Nerven aus auch nach der Peripherie der Nerven sich ausbreite und dass die In- cubationsfrist sich verlängere , wenn man einen Tag nach der Im- pfung den betreffenden Nerven durchschneidet. Die Verzögerung des Wuthausbruchs ist um so grösser, je kürzere Zeit nach der Inoculation die Durchschneidung vorgenommen wurde. Am Schlüsse des Berichts sind noch Mittheilungen gegeben, welche die Ver- muthung für Existenz einer toxischen Substanz in der Gehirn- masse wuthkranker Thiere der Wahrscheinlichkeit näher rücken. Th. Kitt (München). Bouchard, Ch,, Influence qu’exerce sur la maladie charbonneuse l’inoculation dubacille pyocyanique. (Comptes rendus de PAcadömie des Sciences de Paris. Tome CVIII. 1889. p. 713 ff.) Verf. untersuchte, welchen Einfluss die Einimpfung des Bacillus pyocyaneus auf die Entwickelung und Wirkung des Milzbrand- bacillus habe, wenn diese Impfung einige Stunden nach Verimpfung des letzteren vorgenommen wurde. Er führte 26 Impfungen mit dem Milzbrandbacillus und darauf folgender Impfung des Bacillus pyocyaneus an Kaninchen aus. Bei 17 Impfungen entnahm er das Milzbrandbacterium einer Kultur: es wurden 5 Thiere milz- brandkrank, 2 starben ohne Milzbrand und 10 wurden wieder ge- sund, während die 11 Kontrolthiere, welche mit derselben Milz- brandkultur geimpft worden waren, sämmtlich an Milzbrand zu Grunde gingen. Von 9 Kaninchen, die mit dem Blute eines au Milzbrand gefallenen Thieres geimpft worden waren, starben nach Einimpfung des B. pyocyaneus 1 an Milzbrand, 6 ohne Milz- brand, 2 wurden gesund. Die 9 mit demselben Blute geimpften Kontrolthiere starben sämmtlich. In Summa waren also in den 26 Fällen 6 Todesfälle durch Milzbrand, 8 solche ohne Milzbrand und 12 Heilungen zu verzeichnen. Weiter wurden in derselben M eise 6 Versuche mit Meerschweinchen gemacht. Von den 3 mit einer Milzbrandkultur geimpften starben eins an Milzbrand, 2 ohne solchen; von den 3 mit Blut geimpften starben 2 an Milzbrand, 1 ohne solchen. In beiden Fällen trat demnach eine Genesung nicht ein: sämmtliche Thiere starben, 3 an Milzbrand, 3 ohne solchen. Die Kontrolthiere verendeten sämmtlich an Milzbrand. Bei den Thieren, die als nicht durch Milzbrand zu Grunde ge- gangen bezeichnet werden, wurde konstatirt, dass die Milz nicht geschwollen war, dass das Mikroskop im Blute keine Milzbrand- stäbchen nachwies, dass eine Aussaat von Blut nicht die charak- teristische Milzbrandkultur hervorrief und dass das Blut, gesunden Thieren verimpft, Milzbrand nicht erzeugte. Bemerkt wird noch, dass die genesenen Thiere nicht immun geworden seien, denn als 30 Neue Litteratur. sie später mit Milzbrandblut ohne Verbindung mit dem Bacillus pyocyaneus geimpft wurden, gingen sie an Milzbrand zu Grunde. O. E. R. Zimm ermann (Chemnitz). Neue Litteratur zusammengestellt von Db. Arthub Wübzbubg, Bibliothekar Im Kaiserlichen ßesundheitsamte In Berlin. Morphologie und Systematik. Metchnikoff, E., Note sur le pl4omorphisme des bactöries. (Annal. de l’Institut Pasteur. 1889. No. 5. p. 265—267.) Winogradsky , S.. Sur le plöomorpliisme des bactöries. (Annal. de l’Institut Pasteur. 1889. No. 5. p. 249— 264.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebton Natur. Nahrungs- und Genussmittel, Gehrauchsgegenstände. Beckers, H., Ueber trichinenähnliche Gebilde im Schweinefleisch. (Dtsch. Ztschr. f. Thiermed. Bd. XV. 1889. No. 1/2. p. 57-67.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. Harmlose Bakterien und Parasiten. Moniez, K.. 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Neue Litteratur, p. 30. Froramannsche Ruehdruckerei (Hermann Pohle) in Jena» Bakteriologie und Parasiteukunde. In Verbindung mit Gel. Hofr. Prof. Dr. Lerntet m Professor Dr. Loeffler in Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. TThilworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. VI. Band. -0- Jena, den 8. Juli 1889. -0- No. 2. -Hi Z« Preis beziehen für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände, durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkunde “ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von Separat ab drücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Eigenbewegung bei Mikrokokken. Von Dr. Cli. H. Ali-Cohen, Privatdocenten an der Universität in Groningen (Holland). Bekanntlich ist bis jetzt bei Bakterien, welche auf den ver- schiedenen gebräuchlichen Nährmedien nur in Kugelform auftreten und welche man seit Cohn zu der Gattung der Mikrokokken zu vereinigen pflegt, Eigenbewegung niemals wahrgenommen worden. Man hat geglaubt annehmen zu dürfen, dass es überhaupt keine Kokken gibt, denen die Fähigkeit spontaner Bewegung zukommt, in Anbetracht der überaus grossen Anzahl von Kokken, welche unter» VI. Bd. q 34 Ali-Cohen, sucht wurden, ohne dass sog. spontane Bewegungserscheinungen beobachtet wurden. Seit längerer Zeit habe ich nun eine sehr grosse Anzahl von Kokken in dieser Beziehung besonders geprüft. Es schien mir nämlich immer noch eine offene Frage, ob wirklich ein solcher fundamenteller Unterschied zwischen Bakterien, welche als Mikro- kokken und denjenigen, welche in anderen Wuchsformen vorzu- kommen pflegen, angenommen werden muss. Da es keinen Grund gab zu der Annahme, dass die Kugelform Eigenbewegung aus- schliessen muss, so würde ja nur eine zufällige Coincidenz erklären, dass die Gruppe der Kokken, welche der Form nach von den übrigen Spaltpilzen abgesondert wurden, sich auch durch eine biologische Eigenschaft von den letzteren unterscheiden würde. Die Frage scheint mir auch von Interesse, weil sonst zwischen den Kokken und den übrigen Spaltpilzen ausser der Form kein durchgreifender Unterschied angenommen wird, und die morpho- logischen Untersuchungen gezeigt haben, dass man die Kokken und die übrigen Spaltpilzformen nicht als grundverschieden betrachten darf. Welche Bedeutung aber auch die Beweglichkeit in natur- historischer Hinsicht haben mag, so erfordert doch auch schon die Systematik, welche zu einer differentiellen Diagnostik der Bak- terien nicht entbehrt werden kann, eine endgültige Lösung der Frage, ob es wirklich unter den Spaltpilzen, welche Eigenbewegung zeigen, keine Kokken gibt. Bekanntlich wird bis jetzt ein Spaltpilz, welcher der Form nach ebensowohl zu den Kokken als zu den kürzeren Bacillen gerechnet werden kann, unter den Bacillen eingereiht, wenn Eigenbewegung beobachtet wird. Es ist einleuchtend, dass in diesen Fällen an Stelle des morphologischen Kriteriums ein biologisches Merkmal tritt und dass das entscheidende und ur- sprüngliche morphologische Kennzeichen der Kokkengruppe in den Hintergrund gedrängt wird. Aber abgesehen von der Verwirrung welche auf diese Weise in der Systematik nicht ausbleiben wird, hoffe ich zu zeigen, dass überdies die Annahme, dass es keine Kokken gibt, welche Eigenbewegung zeigen, unberechtigt ist. Es ist mir nämlich gelungen, Kokken aus Trinkwasser zu züchten, denen sog. spontane Bewegung in hohem Grade zukommt. Diese Kokken kommen fast immer als Diplokokken, theils als kurze Streptokokken und bisweilen als Tetraden zur Beobachtung. Der Durchmesser beträgt 1 [i\ die zwei Kokken sind durch einen Spalt deutlich ge- schieden, und, wie bei anderen Diplokokken, an der einander zu- gekehrten Seite etwas abgeplattet. Sowohl in ungefärbten als in Präparaten mit Fuchsin etc. oder nach Gram gefärbt ist die Kokkenform unbestreitbar. Es sei erwähnt, dass dies auch der Fall ist beim Gebrauch von Apochrom. Obj. Zeiss 3 mm, Comp, oc. 18, also bei einer Vergrösserung von 2250mal. Es handelt sich hier um einen Spaltpilz, welcher von jedem Beobachter den Kokken zugerechnet werden wird, und keineswegs, wie ich betonen will, um einen zweifelhaften ovalen oder länglichen Coccus. Er lässt sich bei Zimmertemperatur leicht züchten auf Nährgelatine, Agar, Kartoffeln, Kleister etc., wächst aber nicht bei Körpertemperatur. Nährgelatine Eigenbewegung bei Mikrokokken. 35 wird zwar langsam aber doch verflüssigt; oft wird die Verflüssigung bei Stichkulturen erst nach 3 bis 4 Wochen deutlich wahrgeuommen; bisweilen geht sie so langsam vor sich, dass nur ein trockener, hohler Trichter entsteht. Auf allen genannten Substraten wird ein rosen- rothes Pigment gebildet. Die Kokken selbst scheinen farblos zu sein. Wenn man nun eine junge Gelatinekolonie oder eine junge Agar- oder Kartoffelkultur im hängenden Tropfen untersucht, so wird neben der Brown ’schen Molekularbewegung eine wahre Schwimmbewegung beobachtet. Am schönsten tritt die Erscheinung auf in Stichkulturen in 5°/0 Milchzucker-Nähragar, bei denen die Eigenbewegung während mehreren Tagen fortbestehen bleibt. Den Kokken von älteren Kulturen ist die Fähigkeit spontaner Be- wegung abgegangen. Auf Milchzucker- Agar überimpft, selbst nach 3 Monaten, tritt die Eigenbewegung wieder prompt auf. Schon die Art der Bewegung, eine wahre Schwimmbewegung durch das ganze Feld, in verschiedener Richtung und mit einer Schnelligkeit von ca. 10 Mikron pro Secunde macht es klar, dass die Erscheinung nur als sog. spontane Bewegung gedeutet werden kann. Es lässt sich aber auch leicht nachweisen, dass die Be- wegung eine Lebenserscheinung ist. Durch alle diejenigen Mittel, welche die Lebensfähigkeit der Kokken bedrohen oder dieselben tödten, wird die Erscheinung beeinträchtigt. So hört sie ganz auf, wenn die Kokken in 1 °/00 HgCl2, 5 °/0 Carbolsäure, Acid. sulph. dilut» etc. untersucht werden, oder nachdem diese durch Hitze ge- tödtet worden sind, während die Molekularbewegung fortbesteht, wie bei anorganischen oder leblosen Partikeln. Mittelst einer neuen Methode gelingt es auch, Molekular- und Eigenbewegung zu trennen, und zwar so, dass jetzt die Molekular- bewegung aufgehoben, die Eigenbewegung aber nicht beein- trächtigt wird. Es ist seit Exner (1867) eine bekannte That- sache, dass die Molekularbewegung um so mehr abnimmt, je grösser die Viscosität der suspendirenden Flüssigkeit ist. Wenn man nun die Kokken in einem Tropfen flüssig gemachter 5 °/0 Gelatine beob- achtet, so sieht man anfangs Schwimmbewegung neben Molekular- bewegung. Je mehr aber der Tropfen abgekühlt wird und die Viscosität also zunimmt, um so mehr wird die Brown’schen Be- wegung beeinträchtigt und hört endlich ganz auf. Auf diesem Zeitpunkt aber ist die mehr kräftige Eigenbeweguug noch immer nor- mal, nimmt dann aber allmählich ab, und hört erst gänzlich auf, wenn der Tropfen fest geworden ist. Durch diese Thatsachen steht es also fest, dass es unzweifel- haft Kokken gibt, welche Eigenbewegung zeigen, und ist also das biologische Merkmal der Beweglichkeit als differentiell-diagnostisches Hülfsmittel zwischen der Gruppe der Kokken und den Bacillen hinfällig geworden. In Anbetracht der Thatsache, dass niemals ein beweglicher Coccus beschrieben wurde, scheint es mir überflüssig,, zu betonen, dass der meinige mit keinem der bekannten Kokken identificirt 3* 36 Klein, werden konnte, obwohl es einen sog. rosenrothen Coccus gibt, der sich nur durch das Fehlen der Beweglichkeit von dem beschriebenen unterscheidet. Für den von mir beschriebenen Spaltpilz schlage ich den Namen Micrococcus agilis vor. Es sei mir erlaubt hinzuzufügen, dass Prof. Baumgarten, damals in Königsberg, so gütig war, eine ihm zugesandte Kultur auf ihre Beweglichkeit zu prüfen und meine Beobachtung als richtig anerkannt hat, und dass die Erscheinung von mir auf dem zweiten Kongress für Natur- und Heilkunde in Leiden demonstrirt wurde. Ueber eine akute infektiöse Krankheit des schottischen Moorhuhnes (Lagopus scoticus). Von E. Klein in London. Unter den Moorhühnern (Grouse angl.) auf den Hochmooren im nördlichen England und in Schottland herrscht epidemisch eine Krankheit, die schon seit vielen Jahren während des Sommers grosse Verheerungen unter diesen Wildhühnern verursacht, wobei es sich zeigt, dass die Epidemieen die verschiedenen Provinzen un- gleich befallen. Während nämlich in manchen Jahren kaum ein Landstrich von der Epidemie verschont bleibt, ist in anderen Jahren die Epidemie bloss auf die eine oder die andere Provinz be- schränkt. Beispielsweise blieben vor zwei Jahren die meisten Provinzen Schottlands, mit Ausnahme zweier, von der Epidemie frei, während im abgelaufenen und, wie ich in Erfahrung gebracht, auch im heurigen Jahre kaum eine der Provinzen im Norden Eng- lands und in ganz Schottland verschont blieb. Die Seuche be- ginnt gewöhnlich um die Mitte April, und rafft, wo sie sich fest- setzt, während des Sommers viele Tausende von Moorhühnern dahin. Obgleich diese Vögel auf den Hochmooren im wilden Zustande leben, werden sie dennoch insofern besonderer Aufsicht unter- worfen, als die Bebrütung von den auf Hochmooren eigens Be- diensteten überwacht wird, da der am 12. August beginnende und während der Monate August und September andauernde Sport dieser Hühner von nationaler Bedeutung ist. Abgesehen davon, dass diese Epidemieen einem der meist ge- suchten Sommersporte grossen Eintrag thun, auch versuchen die- Ueber eine akute infektiöse Krankheit des schottischen Moorhuhnes. 37 selben einen ganz enormen finanziellen Schaden, denn viele Hoch- moorbesitzer in Schottland beziehen einen Haupttheil ihrer Jahres- einkünfte aus der Yermiethung der Hochmoore, und da der in Aussicht gestellte Sport der Moorhühner den hauptsäch- lichsten Faktor in der Vermiethung der Hochmoore darstellt, so ist es klar, dass eine Epidemie der Hühner einen solchen Hoch- moor für das Jahr fast werthlos macht. Der materielle Schaden, den diese Epidemieen im vorigen und heurigen Jahre in gewissen Bezirken Englands und Schottlands verursachen , lässt sich auf Hunderttausende von Pfunden Sterling berechnen. Die Krankheit ist in England und Schottland seit vielen Jahren als Grouse-disease bekannt und gefürchtet; sie tritt zuerst, wie oben gesagt, um die Mitte April auf, in manchen Orten etwas früher, in anderen etwas später. Wie in anderen Epidemieen sind auch hier die Fälle anfangs vereinzelt, häufen sich allmählich und erreichen ihr Maximum Anfangs oder Mitte Juni und werden dann immer geringer. Nach den übereinstimmenden Aussagen nimmt die Krankheit in der Regel einen tödtlichen Ausgang. Ich kenne gewisse Distrikte im Norden Englands und im Süden Schottlands, wo auf 10 — 20 Tausend Morgen Hochmoor- lands Ende Juni kaum einige Dutzend Hühner übriggeblieben sind, während in Jahren, in denen dieselben Distrikte von der Seuche verschont blieben, die Zahl der während des August und September daselbst im Sport erlegten Moorhühner sich auf viele Tausende belief. Die ersten Anzeichen, dass die Hühner krank sind (Grouse- disease), erkennt man daran, dass ihr Flug nicht scharf, nicht ge- rade und nicht andauernd ist : die kranken Thiere fliegen im Zick- zack, nicht mit der normalen Schärfe und auch nur auf kurze Strecken. Ferner ist ihre Stimme etwas heiser, namentlich bei den Hähnen ist dies ausgesprochen, deren Ruf während und vor der Brütezeit im gesunden Zustande klar und charakteristisch ist. Weiter bemerkt man, dass das Gefieder der Thiere, namentlich am Rücken, nicht so glatt und glänzend ist wie in der Norm, sondern dunkel aussieht und auch mehr oder weniger struppig ist. An den Beinen fallen die Federn aus, so dass der untere Theil der Extre- mitäten fast von Federn frei ist. Das Augenlid ist in der Norm scharlachroth, bei kranken Thieren aber ist es mattroth. Die Krank- heit dauert angeblich mehrere Tage, während welcher Zeit die Thiere allmählich schwächer werden, ihr Flug hört dann fast ganz auf und man kann sie dann leicht einfangen. In diesem Zustande suchen sie gewöhnlich das Wasser auf; überall, wo ein Bach, Teich oder Kanal Wasser enthält, findet man an derenStrande die kranken Thiere, und auch die todten Thiere findet man fast immer in der Nähe des Wassers. Bei der Sektion findet man die Thiere meistens bedeutend abgemagert, der Darm zeigt fleckige Röthung in seiner serösen Ueberkleidung, auch die Schleimhaut ist an solchen Partieen inji- cirt. Die Milz ist klein und dunkel; die Nieren sind hochgradig 38 Klein, hyperämiscli, ebenso die Leber. In diesem letzteren Organe be- merkt man zuweilen auf der Oberfläche graulich-weisse feine Netze von nekrotischem Lebergewebe. Beide Lungen sind hochgradig entzündet und in der That sind die Veränderungen dieser Organe und der Leber von konstantem Vorkommen. Das Herz ist mit koagulirtem Blute erfüllt. Im Kropfe findet sich gewöhnlich un- verdautes Futter. Die bakteriologische Untersuchung , mit dem Safte und dem Gewebe der entzündeten Lungenpartieen und der Leber ausge- führt, lehren, dass in diesen Organen eine bestimmte Bakterien- species sehr zahlreich vorhanden ist. Das Kulturverfahren mit dem Safte und Gewebe der erkrankten Lungen liefert ohne Weiteres unzählige Kolonieen einer und derselben Bakterienspecies. Bei zwölf Hühnern, die der Seuche erlegen waren, wurden die Lungen durch Deckglaspräparate und durch das Kulturverfahren untersucht; die Thiere kamen innerhalb 16 Stunden nach dem Tode zur Unter- suchung. Bei zweien fiel das Kulturverfahren negativ aus, bei einem lieferte es zwei verschiedene Species, bei den neun anderen aber wurde eine bestimmte Bakterienspecies in Reinkultur nachgewiesen. Ein Tröpfchen des Lungensaftes mittelst der Platinöse über die mit schiefer Oberfläche in Eprouvetten erstarrte Nährgelatine ver- rieben, lieferte mindestens 50—100 Kolonieen, in vielen Eprou- vetten waren sie unzählbar. Aufstrichpräparate auf Deckgläser nach der üblichen Methode getrocknet und in Gentianaviolettanilinwasser oder Methylenblauanilinwasser gefärbt, bestätigten die Gegenwart der Bakterien in zahlreichen Exemplaren. Im Herzblute der an der Seuche erlegenen Thiere konnte ich die Bakterien nicht nach- weisen. In der Leber sind sie ebenfalls vorhanden, durch das Kultur- verfahren jedoch nicht so zahlreich nachweisbar wie in der Lunge. Die Kolonieen dieser Bakterien, von der Lunge obiger neun Thiere gezüchtet, sind bereits nach 24 Stunden (bei 20° C) unter der Lupe als kleine, eckige, durchsichtige Schüppchen wahrnehm- bar, mit dem blossen Auge kann man sie kaum vor 36 Stunden erkennen. Nach 3 — 4 Tagen sind sie bereits zu 3 — 5 mm breiten flachen Plättchen herangewachsen ; ihre Gestalt ist mehr oder we- niger unregelmässig, ihr Rand gezackt und etwas verdünnt. Im auffallenden Lichte erscheinen sie grau, glänzend, im durchfallenden Lichte durchscheinend. Gegen den 6. oder 7. Tag erreichen sie das Maximum des Wachsthums, und sind um diese Zeit an einer schmalen Randzone etwas verdickt und eigentümlich gefaltet, im durchfallenden Lichte hier mehr oder weniger opak. Wo die Kolonieen anfangs schon näher bei einander liegen, verschmelzen sie mit einander und bilden eine ganz charakteristische, trockene, schuppenartige Schichte, die im durchfallenden Lichte durchscheinend ist und bei auffallendem Licht einen eigentüm- lichen Fettglanz zeigt. In der Strichkultur auf Gelatine wachsen sie zu einem sich allmählich verbreiternden dünnen Bande aus, das gezackte Ränder hat ; diese letzteren sind während der ersten 2 oder 3 Tage ver- Ueber eine aknte infektiöse Krankheit des schottischen Moorhuhnes. 39 dünnt, weiterhin werden sie auch etwas dicker als der Rest und erscheinen gefaltet und opak gegenüber den durchscheinenden übrigen Theil. Auch hier ist das Maximum des Wachsthums gegen das Ende der ersten Woche erreicht. Im auffallenden Lichte betrachtet, ist das Band fettglänzend, trocken und schuppenförmig. Auf dem Agar wachsen die Bakterien bei 36—37° C in zwei bis drei Tagen zu einer weisslich- grauen, dünnen, trockenen Schichte aus. In der alkalischen Fleischbrühe bilden sie bereits nach 24 Stunden eine gleichmässige leichte Trübung, die sich während der nächsten Tage etwas steigert, dabei bildet sich ein grauer, pulve- riger, leichter Bodensatz. Zur Häutchenbildung kommt es nicht, auch ist das Maximum bereits nach 3 — 4 Tagen erreicht. In der Stichkultur in der Nährgelatine bemerkt man bereits nach 24 Stunden eine graue Linie, die unter der Lupe betrachtet, von kleinsten eng aneinander liegenden Tröpfchen gebildet ist; in den folgenden Tagen verdickt und verbreitert sich die Linie, doch bleiben die Tröpfchen klein und erscheinen bei durchfallen- dem Lichte leicht gelblich-braun gefärbt; an dem oberen freien Ende des Stichkanals bemerkt man ein unregelmässiges, durch- scheinendes, graues, trockenes Plättchen, dessen Rand sehr gezackt ist und dessen grösster Breitendurchmesser auch nach 5 — 6 Tagen nur 3 — 5 mm beträgt. In der Plattenkultur ist das rasche Wachsthum der an der freien Oberfläche der Gelatine liegenden Kolonieen gegenüber den in der Tiefe wachsenden kleinsten punktförmigen Kolonieen sehr ausgesprochen. Unter dem Mikroskop betrachtet, zeigt sich einmal, dass die Bakterien keine Eigenbewegung besitzen. Sowohl die direkt von der Lunge und der Leber des Moorhuhnes als auch die von der Ge- latine oder Agarkultur entnommenen Bakterien gehören zu den Kok- ken; die meisten sind rundlich, doch sind viele auch oval. Ebenso gestaltet sind die der weiteren Kulturen sowohl der jungen (24 Stunden alten) als auch der alten (1 — 2 Wochen alten), doch kann man hier und da — im Ganzen aber selten — ein oder das andere Exemplar auffinden, das bestimmt die Stäbchenform besitzt. Diese Stäbchenformen sind bedeutend zahlreicher in Fleisch- brühekulturen, die letzteren Formen erscheinen als Einzelstäbchen oder als Doppelstäbchen oder selbst als Ketten von 3 oder 4 Stäb- chen; die Stäbchen besitzen abgerundete Enden. Man findet in solchen Bouillonkulturen zahlreiche Uebergangsformen zwischen den runden Kokken und den cylindrischen Stäbchen, doch beweist das Plattenkulturverfahren auf das Entschiedenste, dass Kokken, Stäb- chen und Uebergangsformen einer und derselben Species ange- hören. Ich habe diesem Punkte meine besondere Aufmerksamkeit gewidmet und habe durch sehr zahlreiche Plattenkulturen mich ganz bestimmt von der Einheit dieser verschiedenen Formen über- zeugt. 40 Klein, Eine akute infektiöse Krankheit d. schottischen Moorhuhnes. Messungen an getrockneten und gefärbten Deckglaspräparaten ergaben : Dicke der Kokken 0,4 /u, Länge der ovalen Kokken 0,6 fi. Länge der Stäbchen 0,8 (.i bis 1,6 /.i. Zahlreiche Thierexperimente habe ich mit dem Lungensafte und den Kulturen aus der entzündeten Lunge der Moorhühner angestellt. Die Inoculationsversuche an Haushühneru, Tauben und Kaninchen fielen negativ aus. Auf weisse Mäuse und Meerschweinchen wirken unsere Bakterien virulent. Von 8 Mäusen, die unter die Rückenhaut mit ein bis zwei Tropfen einer Bouillonkultur oder einer in steriler Salzlösung bereiteten Aufschwemmung einer Gelatinekultur inoculirt waren, starben vier in 30 Stunden, zwei in 48 Stunden und zwei blieben am Leben. Von acht Meerschweinchen, die ebenso in das subkutane Gewebe der Leiste inoculirt waren, starben zwei in 36, zwei in 48 Stunden, und vier blieben am Leben, diese letzteren zeigten jedoch durch mehrere Tage einen harten Strang in der Inoculationslinie. Bei der Sektion der verstorbenen Mäuse sowie der verstorbenen Meerschweinchen findet man beide Lungen hochgradig hyperämisch, theilweise dunkel gefärbt und entzündet; das rechte Herz ist mit coagulirtem Blute erfüllt, das linke Herz kontrahirt. Die Milz ist nicht vergrössert, die Leber und Nebennieren sind stark hyperämisch. Das Peri- toneum im Allgemeinen und die Darmserosa ist stellenweise injicirt. Im Herzblute und im Lungensafte sind obige Bakterien in sehr grosser Menge vorhanden , wie Deckglasaufstrichpräparate und besonders das Kulturverfahren aufs deutlichste beweisen. In Herz- blutpräparaten sind diese Bakterien in manchem Gesichtsfelde zahl- reicher als die Blutkörperchen, in Deckglaspräparaten aus dem Lungensafte besonders hyperämischer Partieen in ganz erstaun- licher Menge vorhanden. Im Blute der Maus und des Meerschweinchens finden sie sich als runde oder leicht ovale Kokken, aber die Zahl der Stäbchen — Einzel- und Doppelstäbchen — ist relativ bedeutend. Hier und da findet man sie in kleinen Klümpchen, sowie auch im durch- sichtigen Protoplasma geschwellter weisser Blutkörperchen einge- schlossen. Kulturen aus dem Herzblute und dem Lungensafte der ver- verstorbenen Mäuse und Meerschweinchen liefern zahlreiche Ko- lonieen einer und derselben Species, die mit den obigen aus der Lunge des Moorhuhnes erhaltenen und zur Inoculation dieser Mäuse und Meerschweinchen verwendeten in jeder Beziehung identisch sind. Ein Unterschied lässt sich jedoch unter dem Mikroskope an Deckglaspräparaten zwischen den ersteren (von der Lunge des Moorhuhnes angefertigten) und den letzteren (von dem Herzblute oder dem Lungensafte der verstorbenen Mäuse oder Meerschwein- chen) erkennen; nämlich der: während in den ersteren mit wenigen Ausnahmen die Kokken rund oder leicht oval sind, findet man in den letzteren die Stäbchenformen als Einzel- und Doppelstäbchen nicht selten; dass wir es aber auch hier mit nur einer einzigen Species zu thun haben, geht aus den Plattenkulturen mit Bestimmtheit hervor. Podwyssozki, Die Bedeutung d. Coccidien in d. Leber d. Menschen. 41 Die Gelatinekulturen des Mäuseblutes wurden auch auf ihre Virulenz geprüft, und da zeigte es sich, dass Impfungen auf Mäuse und Meerschweinchen giftig wirken und den Tod unter denselben pathologischen Erscheinungen bedingen. Impfungen der Gelatine mit dem Herzblute und dem Lungen- safte bringen auch hier zahlreiche Kolonieen unserer Bakterien in Reinkultur hervor. Diese Bakterien lassen sich in den Schnitten der gehärteten Lunge des Moorhuhnes am besten mit Weigert’s Methylenblauanilinwasser färben, doch muss man hier die Färbung auf Stunden einwirken lassen. In den mit Methylenblauanilinwasser durch viele Stunden gefärbten Schnitten durch die Leber der an der Krankheit verstorbenen Moorhühner findet man zahlreiche ca- pillare Blutgefässe mit unseren Bakterien wie mit Embolien ver- stopft, von hier aus erstrecken sie sich auch hie und da in das umgebenda Gewebe ; in den grossen Gefässstämmen der Leber sind sie nur selten zu finden. Wegen der grossen Schwierigkeit, lebende Moorhühner in ge- sundem Zustande zu erhalten, habe ich bis jetzt keine Inoculations- versuche an diesen Thieren mit unseren Kulturen ausführen können, hoffe jedoch im nächsten Frühjahre mittelst gewöhnlicher Haus- hühner aus den Eiern mir junge Moorhühner heranzuzüchten. London, im Juni 1889. TJeber die Bedeutung der Coccidien in der Pathologie der Leber des Menschen. Vorläufige Mittheilung VOIl Prof. W. Podwyssozki (jun.) in Kiew. Zu den am wenigsten erforschten Parasiten der niederen sowie der höheren Thiere gehört diejenige Art der einfachsten lebenden Wesen (Protozoa), welche von Leuckart zu den soge- nannten Sporenthieren (Sporozoa) hinzugezählt werden. Von den Sporozoen finden sich bei den Wirbelthieren fast ausschliesslich nur die Coccidien vor. Trotzdem letztere verhältnissmässig oft bei manchen Thieren , zumal in der Leber der Kaninchen und bei einigen Amphibien, Fischen und Vögeln in der Darmschleim- haut, gefunden werden, und trotz eines verhältnissmässig grossen Umfangs der Litteratur über diesen Gegenstand, ist die Bedeutung der Coccidien in der Pathologie und deren Entwickelungsgeschichte 42 Podwy ssozki, noch lange nicht genug ergründet und lässt noch Vieles zu wünschen übrig. — Zwar wurde in neuester Zeit betreffs der Ent- wickelungsgeschichte der Coccidien in den Darmepithelzellkernen des Salamauders von Steinhaus1) und betreffs der Sporenbildung bei den Gregarinen von Henneguy2) ein wichtiger Schritt vor- wärts gethan; jedoch betreffs der Bedeutung der Coccidien in der Pathologie hauptsächlich beim Menschen fehlt es, wie Klebs3) richtig bemerkt, noch gänzlich an einer genaueren Erkenntniss der Störungen, welche der Parasit beim Menschen hervorbringen kann. Indess nimmt die Zahl der veröffentlichten Fälle von dem Vor- handensein der Coccidien in den verschiedenen Theilen des mensch- lichen Körpers fortwährend zu. — Bisher wurden die Coccidien resp. Psorospermien beim Menschen in der Leber, in den Gallen- gängen, im Pleuraexsudat, in der Tunica albuginea der Nieren, in den Hautepithelzellen, an den Haaren, in der Darmschleimhaut, im Herzmuskel, im Epithel der Schweiss- und Milchdrüsen, end- lich auch in den Epitheliomen gefunden. Aus manchen der be- schriebenen Fälle kann man mit grosser Wahrscheinlichkeit folgern, dass die Coccidien die unmittelbare Ursache eines chro- nischen Entzündungsprocesses sind , und in letzterer Zeit bringt Darrier4) die Psorospermien in Zusammenhang mit einem chroni- schen Leiden der Haut der Brustwarze, das unter dem Namen der Brustwarzenkrankheit Paget’s bekannt ist. Dass die Coccidien weit öfter beim Menschen Vorkommen, als es bisher in der Pathologie ange- nommen wurde, bringt ein sehr überzeugender Fall Eimer’s5) zur Anschauung. Letztererfand beim Durcbsehen der Präparate des Darm- kanals im pathologisch-anatomischen Institute der Berliner Universität die Coccidien zweimal, wie im Inhalte des Kanals, so auch in der Schleimhaut. Die Thatsachen, welche ich unten berichten werde, bestätigen diese Ansicht. Wenn die pathologische Bedeutung der Coccidien in den Ge- webetheilen des Menschen sich bisher im Stadium einer jugend- lichen Entwickelung befindet, so liegt die Ursache meiner Meinung nach hauptsächlich in der Schwierigkeit, auf die man stösst beim Unterscheiden dieser Parasiten von normalen Zellentheilen durch die täuschende Aehnlichkeit, welche manche Coccidienstadien mit den Epithelzellkernen und mit den lymphoiden Elementen besitzen. . Durch diesen letztem Umstand lässt sich die eine Zeitlang be- hauptete Ansicht (Roloff, Lang) erklären, dass nämlich die Coccidien und Psorospermien keine Parasiten, sondern pathologische Bildungen der Zellen selbst seien. Durch die Aehnlichkeit der Coccidien mit den Lymphoidenelementen kann man andererseits \ 1) J. Steinhaus, Karyophagus Salamandrae, eine in den Darmepithelzell- kernen parasitisch lebende Coccidie. (Virch. Arch. Bd. CXV. Heft 1.) 2) Formation des spores de la gregarine du Lombries. (Annales de micrograpbie. 1888. No. 3.) 3) Allg. Path. Bd. I. p. 430. 4) Bullet, medic. 1889. No. 17. April. 5) Th. Eimer, Ueber die ei- oder kugelförmigen sog. Psorospermien der Wirbelthiere. Würzburg 1871. Die Bedeutung der Coccidien in der Leber des Menschen. 43 auch für die einige Einschränkung fordernde Meinung Eimer’s, dass die Mehrzahl der sogenannten Eiterzellen, welche in manchen Fällen in den Epithelzellen sich finden, nichts Anderes als Coccidien seien, Erklärung finden. Es hat nichts Unwahrscheinliches an sich, dass auch manche der sogenannten Nebenkerne, Plasmomen u. a., welche als normale Bestandtheile der Zellen beschrieben werden, zu gewissen Entwickelungsstadien von Coccidien gehören. Bei Untersuchung einer besonderen Degenerationsart der Kerne, welcher ich den Namen „Vacuolendegeneration“ gegeben habe, und worüber ich bereits auf dem dritten Kongress der russischen Aerzte Mittheilung gemacht, traf ich in einem Falle auf Coc- cidien in den Leberzellen des Menschen. Bereits damals habe ich die Ansicht ausgesprochen, dass die im höchsten Grade einer Vacuolendegeneration sich befindlichen Kerne eine grosse Aehn- lichkeit mit den in den Zellen parasitisch lebenden Coccidien hätten 1). Weitere Nachforschungen, welche ich an der Leber des Men- schen unternahm, hatten einen vollständigen Erfolg. Vor dem Er- scheinen eines ausführlicheren Artikels in den „Beiträgen Zi egler’s“ (nebst Tafeln), welchen ich zum Drucke bereite, halte ich es jedoch für zweckmässig, wenn auch nur in kurzen Worten, diejenigen Thatsachen, welche ich bisher erhalten und mit welchen sich ein neuer Gesichtspunkt für die Bedeutung der Coccidien in der Pathologie, zumal in der Lebercirrhose beim Menschen eröffnet, mitzutheilen: 1) In allen bisher beschriebenen Fällen (Gu b 1 er, Dressier, Virchow) eines Vorhandenseins von Coccidien in der Leber des Menschen stellten diese Parasiten Knoten von verschiedener Grösse dar. 2) Ausser dem Vorkommen der Coccidien in der Leber in Form cystenartiger Knoten finden sich dieselben aber auch über das ganze Organ verbreitet. In diesem Zustande aber sind dieselben einem unbewaffneten, oder ungeübten, wenn auch einem mit einem Mikroskop bewaffneten Auge, gleichwie einem Auge, welches dieselben nicht besonders in Augenschein nimmt, ganz unbemerkbar. 3) Das Vorhandensein diffus zerstreuter Coccidien in der Leber des Menschen gehört zu den nicht seltenen Erscheinungen; ich habe in meiner Collektion der zur Pathologie der Leber ge- hörenden Präparate 4 Fälle davon gefunden. 4) Die Coccidien leben gewöhnlich parasitisch in der Leber- zellen, öfter jedoch in dem Kerne derselben. Sie erreichen die Grössen eines bedeutenden ovalen, mit dicker Membran versehenen Körpers, welcher in sich eine Spore oder deren einige enthält und ver- ursachen eine übermässige Hypertrophie des Kernes, Verun- staltungen und endlich eine völlige Zerstörung desselben nebst Pigment-Atrophie und Schwund der ganzen Zelle. 5) Die Zerstörung der Leberzellen und die Reizung, welche durch die Coccidien auf das interlobuläre und intralobuläre Binde- 1) Verhandl. des III. Kongresses der russischen Aerzte. 1889. p. 81. 44 Beyerin ck, gewebe ausgeübt wird, können eine Wucherung des letzteren, Cyrrhosis der Leber und Icterus zur Folge haben. 6) Analog der von Steinhaus in den Darmepithelzellkernen des Salamanders beschriebenen Coccidie, welche er Karyophagus Salamandrae benannt hat, finde ich es am passendsten, die von mir in den Leberzellenkerueu entdeckte Coccidie „Karyophagus homi- nis“ zu nennen, bis ihre Stelle in der zoologischen Classification auf Grund ihrer Entwickelungsgeschichte sich wird feststellen lassen. 7) Die ersten Entwickelungsstadien der Coccidien im Kerne, welche als ein homogenes Bläschen erscheinen, sind dermassen der Vacuolendegeneration der Kernsubstanz ähnlich, dass es oft unmöglich ist, den Parasiten von einer Vacuole zu unterscheiden; in den späteren Entwickelungsstadien dienen als entscheidende Kennzeichen ihre doppelt-conturirten Membran und die Anwesenheit einer oder mehrerer kugelförmiger Sporen im Innern der Coccidien. Kiew, den 18./30. Mai 1889. Die Lactase, ein neues Enzym. Von M. W. Beyerinck in Delft. Mit 2 Figuren. Die Lactase ist das Enzym, welches durch diejenigen Hefe- arten, welche Milchzucker vergähren, erzeugt wird. Aus eigener Erfahrung sind mir zwei solche Hefen bekannt, welche ich Saccharomyces Kefyr und S. Tyrocola ge- nannt habe. Zwar finden sich in der Litteratur noch zwei Angaben über Milchzuckerhefen, nämlich diejenigen von Duclaux1) über eine kleinere und von Adametz2) über eine grössere Art, und es ist wahrscheinlich, dass auch dadurch Lactase erzeugt wird, allein die genannten Autoren sprechen nur von der Vergährung und nicht von den Inversion des Milchzuckers. Möglicherweise wird die weitere Untersuchung ergeben, dass mein S. Tyrocola identisch ist mit Duclaux’s Hefe, während S. Kefyr ziemlich genau der Beschreibung von Adametz’s S. lactis entspricht. Ergibt sich S. 1 a c t i s als identisch mit S. Kefyr, so muss dieser von mir gebrauchte Name aufgegeben werden. 1) Ann. d. l’Inst. Pasteur. T. I. 1887. pg. 573. und T. III. 1889. pg. 201. 2) Centralblatt f. Bakteriologie u. Parasitenk. Bd. V. 1889. pg. 116. Die Lactase, ein neues Enzym. 45 DieKefyrhefe. Bekanntlich1) bestehen die Kefyrkörner der Hauptsache nach aus einem stäbchenförmigen Milchsäure- ferment, welches nach dem Vorgänge von Klein Bacillus caucasicus2) genannt werden kann, und aus einer Hefeart. Letztere wird von Klein und anderen Autoren nach ihm Saccha- romyces cerevisiae genannt. Diese Auffassung beruht jedoch auf Irrthum, denn die Bierhefe vergährt Milchzucker nicht, die Kefyrhefe wohl — die Bierhefe vergährt Maltose wohl, die Kefyrhefe nicht — , das Wachsthum der Kefyrhefe wird durch Bernsteinsäure und Aethylalkohol gefördert, dasjenige der Bierhefe nicht, — und die Form, die Grösse und der Zellinhalt beider Arten sind gänzlich Fig. 1. verschieden, bei grosser Konstanz ihrer Artmerkmale. Der Unter- schied zwischen den beiden Arten ist viel grösser, wie z. B. der- jenige zwischen S. ellipsoideus und S. cerevisiae. S. Kefyr nähert sich durch Grösse und Gestalt der Sammelart S. Pasteu- rianus, ja, gewisse unter diesem Namen beschriebene Hefen dürften mit S. Kefyr identisch sein. Die Kefyrhefe bildet auf Nährgelatine — als solche verwende ich koncentrirte Malzextrakte mit 7°/0 Gelatine oder Milchserum- gelatine — wenig charakteristische Kolonieen 3). Dieselben sind am Rande etwas buchtig, ohne die eigenthümliche Mycelbildung, woran die echten Pasteurianusformen so leicht kenntlich sind. 1) E. Klein, Ueber ein -neues Milchferment aus dem Kaukasus. (Bullet, de la Soc. imp. d. nat. d. Moscou. Ann. 1881. pag. 141. m. 2 Tfl.). — W. Pod- wyssozki, Kefyr, Kaukasisches Gährungsferment und Getränk aus Kuhmilch. St. Petersburg 1884. 2) Dieser Bacillus invertirt den Milchzucker nicht, sondern bildet daraus direkt Milchsäure. 3) Viele Hefearten erzeugen sehr charakteristische Kolonieen. Man muss die- selben dazu aus Einzelzellen auf dicken, nährstoffreichen Gelatineschichten wachsen lassen. Selbst in Impfstrichen sind manche Formen sofort kenntlich. Meine viel- fachen Erfahrungen in dieser Beziehung werde ich später mittheilen. 46 ßeyerinck, Man erhält die Kolonieen am leichtesten durch das Ausgiessen von mit Wasser verdünnter Kefyrmilch (Flaschenkefyr oder Sak- waska) auf die Oberfläche des oben genannten Nährbodens. Einzelne Fremdlinge, wie Oidium lactis, Saccharomyces Myco- derma, Essigbakterien und gewöhnliches Milchsäureferment, D i p 1 o- coccus lactis, werden dabei sofort kenntlich. Die Form der Zellen ist sehr verschieden, im Allgemeinen entschieden länglich. Die Grösse ist ebenfalls äusserst inkonstant, im Mittel messen die Zellen 5 bis 6 /n, das ist nahezu die Hälfte der Bierhefezellen. Das Protoplasma bleibt ziemlich lange ho- mogen und hyalin. Der Zellkern ist deutlich, gewöhnlich in Ein- zahl und in den verschiedenen Zellen von gleicher Grösse. Asco- sporenbildung konnte ich bisher nicht beobachten. Dagegen sah ich in alten Agarkulturen, worauf einzelne Kolonieen nach mehreren Monaten 2 — 3 cm Mittellinie erreicht und stark gebuchtet worden waren, wahre Riesenzellen von 20 ^ und mehr, mit sonder- baren Einschlüssen. Viele Zellen in solchen Kolonieen zeigen nach langem Aufbewahren eine duukelschwarze Farbe der Zellwand und dürften dadurch ihre Verwandtschaft zu den Dermatien kund- geben 1 2 * * ). Auf die Haupteigenschaft unserer Hefe, Lactase zu erzeugen, komme ich unten zurück. Die Käsehefe, Saccharomyces Tyrocola, ist ein regelmässiger Bewohner des berühmten „Edamer Käses“. Ob die Eigenschaften dieses ausgezeichneten Produktes durch die Hefe be- einflusst werden, weiss ich nicht, ich halte das aber für sehr wahr- scheinlich, da der Säuregehalt dieses Käses sehr essentiell für den Geschmack ist 8), und die Säure aus dem Milchzucker entsteht, 1) Die schwarze Farbe der Zellwand kommt auch bei anderen Hefen vor, am regelmässigsten lässt dieselbe sich beobachten bei einer Essigätherbefe , welche ich Mycoderma acetaethylica genannt habe. Erschöpfung der Nährlösung is bei dieser Art Ursache der Färbung. 2) Die Praktiker sagen, der saure Geschmack sei nicht gewünscht. Genauere Untersuchungen scheinen zu fehlen, obschon die Frage für die Praxis nicht unwichtig und leicht zu beantworten ist. Fig. 2. Die Lactase, ein neues Enzym. 47 welcher durch unsere Hefe vergohren werden kann. Ich habe eine Dreizahl Käse untersucht und in jedem Impfstiche mit einer Nadel- spitze, woran ein wenig aus dem Käseinnern haftete, auf Milch- serum sowie auf Malzgelatine eine nicht geringe Zahl Einzelkolonieen zwischen den noch viel zahlreicheren Käsebakterienkolonieen hervor- sprossen sehen. Die Kolonieen sowie die Hefezellen an sich ähneln dem Saccha- romyces minor. Die Farbe der Kolonien ist schneeweiss, wäh- rend S. Kefyr (sowie S. cerevisiae und S. ellipsoideus) gelblich gefärbt sind. Das Wachsthum ist üppiger, wie bei S. Kefyr. Rand und Oberfläche der Kolonie sind wie bei letzterer Art. Die Zellen sind rundlich, messen 3 bis 4 f i und gehören deshalb zu den kleineren Hefen. Die Kerne sind sehr deutlich, unregelmässiger wie bei S. Kefyr. Ascosporenbildung sah ich bei einigen ge- legentlichen Versuchen nicht. Die Gährkraft ist grösser wie bei S. Kefyr, so dass bei nahezu 28° C in gleicher Zeit mehr Alkohol und Kohlensäure durch S. Tyrocola wie durch S. Kefyr ent- stehen. Auch hier findet sich die Lactase als invertirendes Enzym, worüber ich nun einige Erfahrungen mitzutheilen wünsche. Der Leuchtboden als Mittel zur Entdeckung en- zymatischer Körper1). Mischt man Fleisch wasserpepton- gelatine oder Fischpeptongelatine, nachdem diese Nährraassen mit 3 °/0 Kochsalz versetzt sind, mit einer nicht zu geringen Quantität leuchtenden Schleimes einer Gelatinekultur der gewöhnlichen, nicht verflüssigenden Leuchtbakterien, Photobacterium phospho- rescens2), so entsteht nach dem Erstarren eine gleichmässig schön grün leuchtende Schicht, deren Leuchtkraft während zwei bis drei Tagen fortwährend wächst, in Folge der Kolonieenbildung aus den Einzelkeimen. Nach dieser Zeit eignet sich der Leuchtboden für vielfache physiologische Versuche. Hier will ich angeben, wie ich damit die Lactase entdeckt habe. Die Nährgelatine der Leuchtbakterien ward dazu mit 3 °/0 Milchzucker versetzt, wovon die vollständige Wirkungslosigkeit auf Ph. phosphorescens durch Vorversuche festgestellt war. Dagegen hatte sich ergeben, dass Glucose und Galactose, auf den Leuchtboden gebracht, die Leuchtkraft sowie das Wachsthum unserer Bakterien stark erhöhen. Zieht man nun neben einander drei Impfstriche resp. von Kefyrhefe, Käsehefe und Weinhefe (S. ellipsoideus) auf die Oberfläche dieses Milchzuckerleuchtbodens, so bemerkt man in der Nachbarschaft derselben nach einigen Tagen einen sehr grossen Unterschied. Denn während die Leuchtkraft und das Wachsthum der Phosphorescenskolonieen in der Nähe der Weinhefe vollständig ungeändert bleibt, bilden sich rings um die Käse- und Kefyrhefe schon mit unbewaffnetem Auge bemerkbare Wachsthumsfelder, welche, im Dunkeln betrachtet, sich durch sehr hohe Leuchtkraft von dem Boden unterscheiden. Da es leicht 1) Vergl. meine Mittheilung in Botan. Zeitung. 1888. pg. 763. 2) Näheres über die Leuchtbakterien findet man in „Maandbiad v. Natuurwet- schappen. 1889. Juni“. 48 Ursprung, Polymorphismus und Heteröcie der Bakterien. aus Versuchen hervorgeht, dass der Aethylalkohol ohne Einfluss auf diePh. phosphorescens ist, so geht aus dem beschriebenen Thatbestand Folgendes hervor: Erstens, dass das Invertin der Weinhefe den Milchzucker nicht invertirt — dieses war übrigens schon längst bekannt — und zweitens, dass die Kefyr- und Käse- hefe ein Enzym erzeugen, welches, indem es Milchzucker wohl in- vertirt, von Invertin verschieden sein muss. Dieses neue Enzym habe ich Lactase genannt. Dass die Weinhefe unter diesen Bedingungen thatsächlich Invertin aussondert, geht daraus hervor, dass ein Körnchen Rohrzucker (an sich kein Leuchtstofl) in die Nachbar- schaft des Impfstriches dieser Hefe auf den Leuchtboden gebracht, bald in Folge der Invertzuckerbildung zu leuchten anfängt, während diese Erscheinung auf dem enzymfreien Leuchtboden ausbleibt. Indem ich eine 5 °/0 ige Milchzuckerlösung mit Salzen und 3/4 °/ö Asparagin vermittels Kefyrhefe vergähren liess, abfiltrirte und das Filtrat mit Alkohol von 85 °/0 versetzte, präcipitirte daraus Roh-Lactase, welche ich für folgenden Versuch verwendete. Ein Leuchtboden war auf genau die nämliche Weise ange- fertigt, wie oben beschrieben, nur mit dem Unterschied, dass ich 5 u/0 Rohrzucker anstatt Milchzucker zugefügt hatte. Auf diesen Boden wurden nun neben einander Weinhefe, Käsehefe, Kefyrhefe, Invertin und Lactase alle in ganz kleinen Prisen nieder- gelegt. Nach kurzer Zeit hatten sich rings um alle diese Körper Leuchtfelder gebildet von grosser und gleicher Leuchtkraft. Hieraus geht also ganz sicher hervor, dass die Lactase auch den Rohrzucker zu invertiren vermag, und, wie deshalb zu erwarten war, wird dieser Körper durch Kefyr- und Käsehefe wie durch Milchzucker zu Alkohol und Kohlensäure vergohren. Während wir also einerseits finden, dass Invertin den Milch- zucker nicht zu spalten vermag, kann die Lactase nicht nur diesen Zucker, sondern auch den Rohrzucker invertiren. Die Maltose wird weder durch die Lactase noch durch das Invertin in Glucose oder Invertzucker übergeführt und durch unsere beiden Hefen auch nicht vergohren. Ferrän, J., Origen, polimo rfismo y heteroecia de las bacteriäceas en sus relacioues con la higiene y la patogenia. (Barcelonaer Aerzte- Kongress vom 9. — 15. Sept. 1888. Sektion für Hygiene und Demographie.) Nach einigen allgemeinen Bemerkungen über den Ursprung, die Polymorphie und Heteroecie der Bakterien beschreibt Ferrän die Experimente, auf die er seine Ansichten über die Form Veränderung stützt, die er in der von ihm 1887 über die Morphologie des Kom- mabacillus herausgegebenen Arbeit ausgesprochen hatte. Der ex- perimentelle Beweis ist folgender: Einen von einem ganz gesunden Pferde frisch ausgestossenen Kothballen bringt man sofort unter eine Glasglocke, um die Verunreinigung mit Luftkeimen zu verhüten. Sodann fährt man mit der Spitze eines sterilisirten Stäbchens leicht über den Kothballen hin, um möglichst wenig von dem Schleim- Ursprung, Polymorphismus und Heteröcie der Bakterien. 49 Überzug desselben abzuheben und aufNährböden aus Glycerin-Gelatine oder Agar-Agar zu übertragen. Durch solche Aussaat erhält man fast konstant Reinkulturen einer aeroben Bakterie, welche die Gal- lerte verflüssigt und lebhafte Bewegung zeigt (Mucorbacillus). Andererseits bringe man Stückchen des frischen Pferdekoths in Reagensgläser, verschliesse die Oeffnung luftdicht mit dem Löth- rohr und sterilisire im Autoklave bei 125 0 eine Stunde lang. Nachher ölfne man die Gläser unter den gehörigen Cautelen, um deren Inhalt auf die obige Weise zu besäen, und schliesse sie daun wieder luftdicht ab. Zur Kontrolle berühre man den Inhalt eini- ger Röhrchen nur mit einem sterilen Stäbchen; in solchen Kontroll- gläsern entwickelt sich nie etwas, während in den wirklich be- säten sich auf den Kothklümpchen anstatt Bakterien Schimmel (Mu- cor Mucedo) entwickelt. Derselbe Keim, der auf Gallerte einen Spaltpilz erzeugt, bringt also auf Koth eine Mucorinee hervor. Gegen diese Versuche könnte man nun einwenden, dass jedes- mal zwei verschiedene Species übertragen worden seien, wovon jedoch immer nur die eine den geeigneten Nährboden zu ihrer Entwickelung fand, während die andere steril blieb. Dieser Ein- wand widerlegt sich durch die Beobachtung, dass der Spaltpliz und die Schimmelsporen ganz vortrefflich neben einander gedeihen und ebenso auf umgekehrten Nährböden, d. h. der Schimmel auf Gallerte und der Spaltpilz auf Kothklümpchen. Eigenthümlich ist nur, dass der erst auf Gallerte gezüchtete Bacillus beträchtliche Zeit braucht, um sich auf Koth in Schimmel zu verwandeln; nach vielen Wochen erst wird die Entwickelung fertig, während das Experiment sonst in 8 Tagen zu Ende ist. Dass der Schimmelpilz als solcher in frischem Pferdekoth nicht existirt, glaubt Ferrän annehmen zu müssen, weil er nie mikroskopisch Luftsporen noch Mycelien hat nachweisen können und es ihm auch nie gelungen ist, eine Plattenkultur zu erzielen, obschon doch Mucor Mucedo ganz gut auf Gallerte und auf Agar-Agar wächst. Der Umstand, dass der Pferdekothballen sich so schnell mit einer gleichförmigen Schicht von Schimmelbildung überzieht, beweist, dass die Keime dazu reichlich vorhanden sein müssen, da sich ja sonst nur vereinzelte Kolonieen entwickeln würden. Nun lassen aber sowohl die mikroskopische Untersuchung als auch die Züch- tungsversuche nur das reichliche Vorhandensein von Bakterien fest- stellen; also müssen diese auch die Ursache der Schimmelbildung sein. (? Red.) Da Ferrän ähnliche Veränderungen auch bei andern Bacillen beobachtet hat, so sieht er auch die bekannten abweichenden Ge- staltungen der Cholera- und Milzbrandbakterien nicht als Involu- tionsformen an, sondern betrachtet dieselben als wegen Mangels an geeigneten Entwickelungsbedingungen fehlgeschlagene Evolu- tionsbestrebungen. Nur systematische, mit vieler Geduld aus- geführte Untersuchungen können einen definitiven Aufschluss über diese Fragen bringen. Sentinon (Barcelona). 4 VI. Bd. 50 Parasitische Pilze hei sapropbytischer Ernährung. — Khinosklerom. Meyer, Bernhard, Untersuchungen über die Entwicke- lung einiger parasitischer Pilze bei saprophy- tischer Ernährung. (Erlanger Dissertation.) 8°. 35 S. 4 Taf. (S.-A. der landwirtschaftlichen Jahrbücher. Berlin 1888.) Für einige bekannte Schmarotzer, die bisher für obligate Parasiten gehalten wurden, Polystigma rubrum Tul., den bekannten schädlichen Pilz auf Pflaumenblättern und Claviceps purpurea Tul., den Pilz des Mutterkorns des Roggens und einiger wilden Gräser hat Verf. facultativen Saprophytismus nachgewiesen. Es ge- lang ihm, die Ascosporen von Polystigma (allerdings nur in einem einzigen Falle) und die Conidien von Claviceps (=Sphacelia segetum), den sop. Honigthau, zu kräftiger Schimmelbildung, verbunden mit reichlicher Produktion ungeschlechtlicher Sporen (Conidien), zu bringen und zwar unter Bedingungen, die den Pilzen recht wohl im Freien geboten werden können. Da diese Pilze in Form von Schimmelvegetationen sich eine beliebige Reihe von Generationen fortpflanzen können, so scheint dies Ref. ein neues Licht auf die Verbreitungsweise der durch sie hervorgerufenen Krankheiten zu werfen. Speciell von Polystigma war es bisher unerklärt, wie der Pilz bis in die höchsten Wipfel der Pflaumenbäume gelangt. Frank gibt (Ber. d. Deutsch, bot. Gesellsch. 1886. pag. 204) nur an, dass man Polystigma „mit unfehlbarer Sicherheit auf den Pflaumen- bäumen bekommt, wenn man pilzbehaftetes Herbstlaub unter den Pflanzen auf dem Boden auslegt“. Ist nun Polystigma befähigt, als Schimmel mit leicht verstäubenden und leicht wieder neuen Schimmelgenerationen den Ursprung gebenden Sporen zu vegetiren, so ist die Erklärung für obiges Verhalten sehr naheliegend. Ref. möchte aber dabei betonen, dass die Sache sich so verhalten kann, nicht aber muss. Die übrigen Resultate der Arbeit gehören nicht mehr in den Rahmen dieser Zeitschrift. L. Klein (Freiburg i./Br.) Wolkowitscli, N., Das Rhinosklerom. Eine klinische, mikroskopischeund bakteriologische Studie. (Archiv für klinische Chirurgie. Band XXXVIII. 1889. Heft 2 und 3.) Nach einer genauen Zusammenstellung der bisherigen klinischen, anatomischen und bakteriologischen Untersuchungen über das Rhino- sklerom gibt Verfasser zunächst einen Ueberblick über die geogra- phische Verbreitung dieser Krankheit, aus welchem hervorgeht, dass das Rhinosklerom in Europa hauptsächlich in den östlichen Provinzen Oesterreichs und in den südwestlichen Provinzen Russ- lands vorkommt; in Amerika ist es bis jetzt bloss in Central- amerika beobachtet worden. Wol ko witsch entwirft sodann ein ausführliches klinisches Bild über 11 Fälle von Rhinosklerom eigener Beobachtung und stellt ausserdem 76 Fälle anderer Autoren tabellarisch zusammen, unter welchen jedoch nur diejenigen verzeichnet sind, in denen ge- nauere Angaben über das Alter, das Geschlecht und die Be- schäftigung der betreffenden Individuen, sowie über den Ausgangs- Rhinosklerom. 51 punkt des Processes, seine Verbreitung im Organismus u. s. w. vor- liegen. Hinsichtlich der Ausführungen des Autors über die klinischen und pathologisch-anatomischen Befunde muss auf die Originalmit- theilung verwiesen werden. Die histologischen Verhältnisse können hier nur insofern Berücksichtigung finden, als dieselben in einem gewissen Zusammenhänge mit den Mikroorganismen des Rhino- skleroms stehen oder ein bestimmter Grund für deren Erwähnung vorliegt. In dieser Beziehung ist vorerst zu erwähnen, dass auch Wolkowitsch eine der Dauer des Processes proportionirte Zu- nahme der Mikuli cz’schen Zellen beobachtet hat, auf welche Referent bereits früher hingewiesen hatte. Gewebsstücke, in welchen Neubildung von Bindegewebe überwog, hatte Referent niemals zu untersuchen Gelegenheit. Doch kann Referent mit Rücksicht auf die verschiedenen Stadien des Krankheitsprocesses, in denen er seine Untersuchungen anstellte, die Angaben des Autors, dass die Mik ul i cz ’schen Zellen in jenen spätei’en Krankheitsstadien, in welchen das neugebildete Bindegewebe überhand genommen hatte, spärlicher werden, bestätigen, da er an solchen Stellen, wo es, wenn auch in geringerer Ausdehnung, zur Bindegewebswucherung ge- kommen war, Mikulicz’sche Zellen überhaupt vermisste. Es hat den Anschein, als ob diese Zellen im weiteren Ver- laufe des Processes nekrotisch würden und durch Resorption aus dem Gewebe verschwinden. Referent konnte wenigstens in einem Falle, allerdings nur an einer ganz vereinzeltön Zelle, deutlichen nekrotischen Zerfall direkt unter dem Mikroskope nachweisen. Auch Wolkowitsch’s Befunde legen es klar, dass die regressiven Metamorphosen, wie wir sie in den Mikuli cz’schen Zellen antreffen, Folgezustände der Einwirkung der Rhinosklerom- bakterien sind. Den Angaben des Autors über die hyaline Zellendegeneration beim Rhinosklerom möchte Referent nur hinzufügen, dass er in seinen Fällen allerdings weder innerhalb der Granulationszellen noch in den Zelleninterstitien Bildungen vorgefunden hat, welche er als Hyalinkügelchen hätte ansprechen können, wobei jedoch nicht unerwähnt bleiben darf, dass, wenn es sich auch in den vom Referenten untersuchten Fällen von Rhinosklerom um Fälle mit längerer Krankheitsdauer gehandelt hat, doch gerade die zur Unter- suchung gelangten Gewebsstückchen stets von verhältnissmässig jüngeren Rhiuoskleromwucherungen herrührten. Immerhin war jedoch auch in diesen jüngeren Knoten der Process bereits so weit vorgeschritten, dass, wenn die Hyalinbildung in der Form, wie sie von Wolkowitsch und anderen Autoren angegeben wird, einen integrirenden Bestaudtheil der anatomischen Veränderungen beim Rhinosklerom bilden würde, sie nach der Ansicht des Referenten jedenfalls auch schon in den relativ frischeren Knoten hätte ge- gefunden werden müssen. Bakterien fand Verfasser in allen seinen Fällen, ganz besonders und zwar konstant in den Mikuli cz’schen Zellen, sechsmal ausser- 4* 52 Rhinosklerom. dem im Schleimhautsekrete der Nase und des Rachens. Dieselben entsprachen morphologisch vollständig den Rhinosklerombacillen. Hinsichtlich der Kulturen der Rhinosklerombacillen stimmen die Angaben Wolkowitsch’s mit denjenigen der übrigen Autoren überein. Leider fehlt auf den der Arbeit beigegebenen, sehr sorg- fältig ausgeführten Tafeln die Abbildung einer Agarplattenkultur, auf welche Verfasser im Texte hinweist. Als irrig muss die Auffassung des Autors bezeichnet werden, dass Referent bloss mit Rücksicht auf die mikroskopischen Unter- suchungen es als Möglichkeit hingestellt hätte, es könnte sich beim Rhinosklerom vielleicht um eine Mischinfektion handeln. Vielmehr musste diese Möglichkeit mit Rücksicht auf den Umstand, dass einerseits bei den ersten Untersuchungen des Referenten in den Kulturen sich neben den eigentlichen Rhinosklerombacillen auch andere Arten von Mikroorganismen in grösserer Menge entwickelt hatten und andererseits die an Thieren vorgenommenen Impfver- suche vollständig negative Resultate ergeben hatten, offengehalten werden. Inzwischen ist jedoch auch Referent zu der Ueberzeugung gelangt, dass es sich damals nur um eine sekundäre Invasion von Mikroorganismen oder um fremdartige Bakterien — vielleicht aus dem Nasensekrete — gehandelt haben mochte, da er in einem späteren Falle in den meisten Kulturen ausschliesslich die den Rhinosklerombacillen entsprechenden Mikroorganismen in Rein- kultur erhielt (vergl. dieses Centralblatt. Band V. No. 5). Auch Wolkowitsch fand in einem Falle neben den Rhinosklerom- bacillen auch noch andere Arten von Mikroorganismen, legt den- selben jedoch bezüglich des Rhinoskleromprocesses mit Recht keine Bedeutung bei. Wie der Autor angibt, erwiesen sich die Rhinosklerombacillen auf Thiere überimpft, in mehreren Fällen als pathogen, ohne jedoch Veränderungen hervorzurufen, welche histologisch denjenigen beim Rhinosklerom an die Seite gestellt werden könnten. Trotzdem stimmt Referent der Ansicht des Autors bei, dass die Rhinosklerom- bacillen mit Rücksicht auf ihr konstantes Vorkommen bei diesem Kaukheitsprocesse als die eigentlichen Krankheitserreger anzu- sehen sind. Referent hat bereits gelegentlich seiner ersten Publikation über diesen Gegenstand darauf hingewiesen, dass sich die Rhino- sklerombacillen von den Friedländer’schen Pneumoniebacillen unterscheiden und war auch später in der Lage, mehrere Unterschei- dungsmerkmale dieser beiden Arten von Mikroorganismen festzu- stellen. Hierin befindet sich Referent sonach nicht im Wider- spruche zum Autor, wie dieser irrthümlich annimmt. Da die in Rede stehende Erkrankung ausschliesslich vom Respirationstraktus ausgeht und sich vorzugsweise innerhalb des- selben verbreitet, so empfiehlt Wolkowitsch die Annahme der von Bornhaupt für dieselbe vorgeschlagenen Bezeichnung „Scleroma respiratorium“. Ob die als Chorditis vocalis inferior hypertrophica bezeichnete Larynxaffektion in anatomischer Hinsicht identisch mit dem Rhino- Trismus und Tetanus. 53 sklerom ist, muss wohl vorläufig dahingestellt bleiben. Auch Referent hatte Gelegenheit, einen derartigen Fall histologisch und bakteriologisch zu untersuchen, ohne dass es ihm gelungen wäre, in dem Gewebe Rhinosklerombacillen nachzuweisen oder dem Rhino- skleromprocesse entsprechende anatomische Veränderungen des Gewebes aufzufinden. Dittrich (Prag). Seydel, Komplicirte Komminutivfraktur beider Ober- schenkel. (Trismus und Tetanus.) [Mittheilungen aus der Chirurg. Abth. des Kgl. Garnisonlaz. München.] (Deutsche mili- tärärztliche Zeitschr. 18. Jahrg. 1889. Heft 4.) Ein zwei Stockwerk hoch auf lockeres Erdreich herabgestürzter Mann hatte einen doppelseitigen komplicirten Oberschenkelbruch erlitten. Dabei hatten sich die Knochenenden in das Erdreich gebohrt, so dass Sand und Steine in der Markhöhle sich vorfanden. Die Knochenenden wurden mit Silberdraht zusammengefügt, nach Voraufgang gründlicher antiseptischer Reinigung. Am 5. Tage nach der Verletzung trat bei Vorhandensein septischen Wund- sekrets vom linken Oberschenkel ausgehend Tetanus und Trismus ein, dem der Patient, obgleich am selben Tage die Amputation des Gliedes vorgenommen wurde, nach weiteren drei Tagen erlag. In dem am 5. Tage entnommenen Eiter sowie in davon angelegten Stichkulturen in Rinderblutserum wurde das Vorhandensein der charakteristischen stecknadelförmigen Tetanusbacillen neben anderen Bakterienformen von Dr. Büchner festgestellt. Kaninchen, welche mit dieser Kultur oder mit Erde von der Unglücksstelle geimpft wurden, starben stets an Tetanus. Im Anschluss an diese Mittheilungen bespricht Verf. die Frage von der Zweckmässigkeit der Amputation in Fällen von beginnen- dem Tetanus, wobei er, zugleich auf Grund der vielfachen in der Litteratur mitgetheilten günstigen Resultate, zu der Anschauung gelangt, dass die Wunde die Hauptbrutstätte sei, aus der der Körper von Stunde zu Stunde mehr Gift entnehme, und das sie deshalb womöglich ganz und gar entfernt werden müsse. Zum Schlüsse weist S. daraufhin, dass immerhin noch eine grosse Reihe von Fällen des traumatischen Tetanus übrig bleiben, welche durch die Infektionstheorie nicht erklärt werden, so insbesondere diejenigen, wo der Tetanus nach Entfernung eines Fremdkörpers mit einem Schlage verschwand. Ferner bleibt auffällig das häufige Auftreten des Tetanus nach bestimmten Operationen, z. B. der Kastration , nach langen Eisenbahntransporten , bei Erkältungen, ferner das Ausgehen desselben von alten Narben. Es sei fast zweifellos, dass neben den durch die Bakterienentwickelung beding- ten chemischen Stoffen , sowie den schon bekannten chemischen Giften Strychnin, Brucin etc. auch mechanische und thermische Reizung peripherer Nerven den Tetanus erzeugen könne. Kurth (Berlin). 54 Schweineseuche auf Schafe übertragen. Galtier, V., Pneumo-entörite au porc. Sa transmission du mouton. (Comptes rendus d. l’Acad. d. Sciences de Paris, söance du 25 mars 1889. — Journ. d. Möd. vötör. 1889. p. 57, 113). Im December des letzten Jahres kam eine bis dahin unbe- kannte Seuche in den Schafheerden von vier Gehöften des süd- lichen Frankreichs zur Beobachtung. Die Krankheit gab sich durch Meteorismus und Durchfall oder Verstopfung zu erkennen. Zu diesen Symptomen gesellte sich in den schweren Fällen eine, wie wir später sehen werden, mehr zufällige Perforation der Bauch- wand und des Darmes. Der tödtliche Ausgang trat sehr häufig schon am ersten Tage ein. Von 94 Thieren blieben nur 21 verschont, 45 gingen zu Grunde und 28 erholten sich, nachdem sie mehrere Wochen hindurch starke Abmagerung und eine intensive Bron- chitis gezeigt hatten. Die Kadaver gingen rasch in Fäulniss über und Hessen die Erscheinungen einer kongestiven, serös-fibrinösen oder eiterigen Entzündung des Magens, Darmes und Bauchfelles erkennen. Bei den langsamer verlaufenden Fällen enthielten die Lungen multiple pneumonische Herde. Die Perforationswunde der Flanke erwies sich als eine Verletzung durch das breite und zu- gescbärfte Ende der Hörner, welche unter gewöhnlichen Ver- hältnissen einen ungefährlichen Kopfschmuck dieser Thiere dar- stellten, in Folge des hochgradigen Meteorismus und der durch das Leiden bedingten Abgeschlagenheit jedoch schwere Verletzungen zu veranlassen im Stande waren. Die Krankheit war durch Schweine, welche an der Schweine- seuche (Septikämie des Bacillus cuniculicida — Varietät der Septicaemia haemorrhagica von Hüppe) litten, in die Gehöfte ge- bracht worden und die Uebertragung des Virus auf die Schafe geschah in verschiedener Weise, an zwei Orten zum Beispiel da- durch, dass die Streu der Schweine den Schafen unterbreitet wurde, so dass diese Thiere Tage lang auf derselben herumtraten. Ein anderes Mal weideten die Schafe auf einem Grundstücke, in dem ein Schweinekadaver sorglos verscharrt worden war. Durch die mikroskopische Untersuchung der Säfte und Gewebe wurden sehr kurze, ovale Stäbchen erkannt, deren Kulturen in jeder Beziehung mit denjenigen der Schweineseuche überein- stimmten. Dieselben tödteten Kaninchen und Meerschweinchen. Die Rückimpfung vom Meerschweinchen auf zwei Schweine ver- ursachte Husten, Auswurf aus der Nase, Fieber, Verminderung der Fresslust, Kolik und bei einem Thiere einige rothe Flecken an den Ohren und am Halse, kurz das Krankheitsbild entsprach dem- jenigen einer milderen Form der Schweineseuche. Von einem später durch den Autor in Lyon untersuchtem Schweine, welches sich im Heilungsstadium der Schweineseuche befand, wurden aus den Bronchialdrüsen Präparate und Kulturen dargestellt und mit dem Safte des Organes Injektionen gemacht. Die Ergebnisse dieser Versuche unterschieden sich in nichts von den oben erwähnten. Die Virulenz beider Kontagien, sowohl desjenigen des Schafes als desjenigen primär vom Schweine entnommenen , steigerte sich Bothriocephalus. 55 in Folge des Durchganges durch mehrere Meerschweinchen, so dass die Verimpfungen derselben auf Schafe nicht nur Symptome her- vorriefen, welche ähnlich der in Südfrankreich beobachteten waren, sondern auch einen raschen Tod veranlassten. Die Verimpfungen der Exsudate dieser Thiere auf andere Schafe tödteten dieselben wiederum in kürzester Zeit. Guillebeau (Bern). Ijima and Mnrasa, Some new cases of the occurrence of Bothriocephalus liguloi'des Lt. 4°. 14 pp. mit Tafel. Tokyo (Journal Coli, sc.) 1888. Diese Cestodenlarve wurde bisher nur zweimal beim Menschen gesehen (cfr. Leuckart, Parasiten. 2. Aufl. p. 941 fi.). Verfasser hat sieben neue Fälle beobachtet, welche bisher nur in japanesischen Journalen publicirt wurden. 1. Fall. Knabe von neun Jahren, entleerte nach zweitägiger Dysurie ein Exemplar von 20 cm; im Spiritus war die Länge nur 8 cm; Breite bis 10 mm; übrigens schlecht erhalten, so dass vorderes und hinteres Ende nicht mehr zu unterscheiden waren. Farbe weisslich, leicht durchscheinend. Rand mit vielen Runzeln. 2. Fall. Farmer von 25 Jahren ; vorher Gonorrhöe. Nach verschiedenen Beschwerden entleert er im Oktober 1887 ein 2 Fuss (feet) langes Stück Wurm; grösste Breite 6 mm; beim Ausziehen riss es ab, so dass ein Stück zurückblieb. Das Spirituspräparat war 245 mm lang; das Kopfende fand sich vor. 3. Fall. Einwohner von Osaka, 42 Jahr alt (Beobachtung von Mr. Toyoda, „a specialist in helminthiasis“ in Kyoto). Das vollständige Thier war 364 mm lang und 12 mm breit und wurde nach Abgang von Blut aus der Harnröhre gezogen; in ein Gefäss (mit Wasser?) gebracht, bewegte es sich zwei Stunden lang. Ver- fasser untersuchte das in Glycerin aufbewahrte Exemplar; Länge 105 mm , Breite 6,50 mm (Abbildung Fig. 3). Die eine Fläche zeigte eine Längsrinne, die andere war in drei Längsfelder getheilt von etwa gleicher Breite. Viele Querfalten. 4. Fall. Einem Mann von 17 Jahren wurde ein 25 mm (Spiritus) langes Stück aus dem inneren Augenwinkel über der Caruncula ausgezogen. 5. Fall. Mädchen von 15 Jahren aus Kyoto. Ein Bläschen bildete sich zwischen Cornea und dem äusseren Winkel, aus dem sich ein breiter weisser Wurm hervorziehen liess. Länge (in Spiritus) 120 mm, Breite 3 — 6 mm, Hinterende abgerissen. 6 Fall. Bewohner der Provinz Etchin, junger Soldat, litt neun Jahre an Anschwellungen des Oberschenkels, bis sich aus einem Abscesse des inneren mittleren Drittels ein Wurm entleerte, welcher 88 mm lang und 3,5 — 6,5 mm breit war. 7. Fall. Mädchen von 11 Jahren (Provinz KozukA). Der Wurm entleerte sich aus dem Fornix des oberen Augenlides. Das Spiritus- exemplar war 25 mm lang, nicht ganz unversehrt; Kopf erhalten. Neue anatomische Thatsachen hat der Autor nicht zu be- richten und verweist in dieser Hinsicht auf R. Leuckart’ s 56 Bothriocephalus. — Filaria. Untersuchungen. Auch bei Ziegen und Eselu haftete das Conta- giura. J. Ch. Huber (Memmingen). Ijima, Isao, The source of Bothriocephalus in Japan. 4°. 8 pp. Tokyo (Journal. Coli, sc.) 1888. B. latus ist der gemeinste Cestode in Japan. Ueber die Identi- tät mit der europäischen Species besteht kein Zweifel. Viel seltener ist Taenia saginata, sehr selten T. solium. Die Japanesen essen mehr Fische als Rindfleisch. Die Fische, in denen in Europa das Plerocercoid gefunden wurde, kommen in Japan uicht vor. Die Ansicht, dass das Fischessen Ursache des Bothriocephalus sei, ist in Japan volksthümlich. — Verfasser fand die Larven in Oncho- rhynchus Perryi (Salmonidae), ihre Länge betrug 8—30 mm, die Breite 1 — 3 mm. Am 10. Mai 1886 wurden von I. zwei Larven verschluckt, worauf sich am 1. Juni ein 22,50 cm langes Stück von Bothriocephalus in den Exkrementen zeigte. Die Symptome waren leichter Schmerz in der Duodenalregion und etwas Diarrhöe. Die Lebenszähigkeit der Larven gegen Temperatur, Salz etc. soll erheblich sein. Uebrigens wird der Onchorhynchus in Japan auch roh gegessen. — In Onchorhynchus Haberi fand sich die Larve nicht. J. Ch. Huber (Memmingen). Railliet, A., De l’occurence de la filaire de M6dine chez les auimaux. (Extrait du Bulletin de la soci6t6 zoolo- gique de France. 1889. pag. 73. S6ance du 9 avril.) In älteren Schriften geschieht bereits dessen Erwähnung, dass die Filaria medinensis nicht bloss beim Menschen , sondern auch bei Hausthieren als Schmarotzer auftreten solle, beispielsweise berichten Avenzoar (1490) und Marchais (1725 — 1727) von dem Vorkommen der Filaria medinensis beim Rind, Clark son erwähnt (1837) einen in Indien gemachten Fund beim Pferde, Dössel sah die Filaria (1771) in Buenos- Ayres und Curacao beim Hunde, Smyttan (1825), Forbes (1859) bei eben diesem Thier in Indien und Clo-Bey in Aegypten (1830). V al en- den n es traf den Wurm (1856) unter der Haut eines Gepard (Cynailurus guttatus) in Cordofan und beschrieb ihn unter dem Namen Filaria aethiopica Val. oder Dracunculus aethiopicus Diesing. Nach Clot-Bey ist der Medinawurm in Aegypten vor 1820 nahezu unbekannt gewesen, aber von dem Zeitpunkt ab, als die Nubier den ägyptischen Regimentern einverleibt wurden, zur Verbreitung gekommen, weit häufiger soll aber der Wurm die Carnivoren Unter- ägyptens befallen. Während beim Menschen der Wurm meist ein- zeln schmarotzt und die Fälle selten sind, wo zwei und mehr als zwei auf einem Kranken angetroffen werden, beobachteten Piot und Walter Innes bei sechs untersuchten Carnivoren in der Zahlfolge von 5, 4, 3, 1, 1, 1 die Filarien. Auch bei den Thieren ist der Sitz der Filarien das Unterhaut- zellgewebe der Extremitäten und sind die anatomischen Läsionen dieselben wie beim Menschen, doch ist zu bemerken, dass die Zer- reissung des Wurmleibes nicht die furchtbaren Komplikationen nach Filaria medinensis. — Heuschrecken. 57 sich zieht, welche man beim Menschen in gleichen Fällen zu be- obachten pflegt. Der Parasit zieht sich einfach in die Haut zurück, ohne besondere Schmerzen oder Schwellungen zu veranlassen. Zur Heilung genügt es, eine Incision in die Haut in der Ausdehnung der Wurmknoten zu machen und mit einem einzigen Schnitt die ganze Wurmmasse heraus zu holen. Die neueren Beobachtungen von Piot galten einem europäischen Hunde, zwei Haushunden (chien mätinbs) und einem Schakal, die von W; alter Inn es betrafen einen Hund und Canis lupaster, die Details darüber sind berichtet in den Bulletins de la soci6td centr. de m6d. vöter. 1889. Der Schakal war 450 Kilometer südlich von Kairo getödtet und beherbergte 3 Filarien. Rai 11 i et erhielt diese Exemplare von Piot und liefert in seinem Berichte die Zeich- nung eines derselben, woran der WTurm in situ, d. h. theilweise noch eingeschlossen von einer Schicht Unterhautzellgewebe, ersichtlich ist. Das Eigenthümliche, dass der Wurm hier in 8terförmigen Strähnen gebettet ist, erklärt gut die Möglichkeit, dass er nach sudanesischer Methode extrahirt werden kann, indem man ihn um einen Stock aufwickelt. Th. Kitt (München.) Künckel d’Herculais, J., Les Acridiens et leurs inva- sionsen Alg6rie. (Comptes rendus de PAcad^mie des Sciences de Paris. Tome CVIII. 1889. p. 275 ff.) Verf. war als Director der Unterrichtsverwaltung in Algier vom Ministerium des öffentlichen Unterrichts beauftragt worden, Mittel ausfindig zu machen, der Heuschreckenplage zu steuern. Er bemerkt zunächst, dass eine grosse Confusion bez. der Arten herrsche, welche die Verwüstungen in der Kolonie herbeiführen. Nach der allgemeinen Annahme würden die grosseu Heuschreckeneinfälle in den Jahren 1845, 1866, 1874 dem Acridium peregrinum zugeschrieben, das von Zeit zu Zeit in grösseren Schwärmen aus Innerafrika bis nach Algier vordringe. Seit 1884 sei aber die Ursache in einer anderen Species, dem Staurotonus maroccanus Ehrenberg, zu suchen. Jedenfalls hätten in den erwähnten Jahren traurigen Andenkens in der Geschichte der Kolonie Einfälle von beiden Arten gleichzeitig stattgefunden. St. maroccanus habe eine sehr grosse Verbreitung, er finde sich in ganz Nordafrika von der Mittelmeerküste bis zur Sahara, also in Marokko, Algier und Tunis — theils permanent, theils fast permanent, theils vorübergehend. Ausserdem habe er auch in Spanien, auf Cypern, in Kleinasien, im südlichem Russland und neuerdings in Ungarn grosse Verwüstungen angerichtet. Verf. liess zunächst eine genaue Karte über das Terrain der Eiablage herstellen, das 150000 Hektaren umfasste. Bez. der natürlichen Feinde der Heuschrecken beobachtete er, dass Staare und Lerchen bedeutende Mengen Eier verzehren. Dann fand er, dass die Larve einer Fliege aus der Familie der Bombyliden die Eier bewohne und dadurch oft 10, 20, 30, ja bis 50 °/0 dem Untergange weihe. Andere Dipteren aus der Familie der Musciden wurden den Heu- schrecken selbst verderblich. Auch erkannte er Cantharidenlarven 58 Heuschrecken. — Herpotrickia nigra. als Vertilger der Eier. Weiter gelangte die zerstörende Wirksam- keit verschiedener Pilze zur Beobachtung; an verschiedenen Orten wurden 70 — 100 °/0 Eier vernichtet gefunden. Der grossen Menge gegenüber zeigte sich aber das Eintreten der natürlichen Feinde noch als unzureichend. Es wurden deshalb vom August bis Ende December v. J. die Eier abgelesen und dadurch 10666 mc zusammen- gebracht. Viel verspricht sich Verf. ferner von dem Umpflügen des Bodens, weil dadurch die natürliche Lage des Eies verändert und die junge Heuschrecke in die Unmöglichkeit versetzt werde, das Deckelchen abzustossen, durch das sie das Ei nur verlassen kann. Alle Kräfte sollen aber auf die Vernichtung der in diesem Jahre erscheinenden Larven concentrirt werden, und man will ihre Züge mit 50 m laugen, 0,85 m hohen und ausserdem mit einem Saume gekräuselten Stoffes von 0,10 m versehenen Leinwandstreifen auf- halten und hat 6000 solcher Streifen zur Herstellung aufgegeben. Es soll auf diese Weise eine bewegliche Barriere von 300 km Länge aufgerichtet werden, die für die Heuschrecken wegen der glatten Ober- fläche unübersteiglich ist. O. E. R. Zimmer mann (Chemnitz). Hartig, R., Herpotrichia nigra n. sp. Mit 1 Lichtdr.-Tfl. (Allg. Forst- und Jagdzeitung. 1888. p. 15 — 17.) H. entdeckte den Pilz, einen nahen Verwandten derTrichospliaeria parasitica 1), zuerst im Jahre 1884 südlich vom Chiemsee an ein- zelnen Zweigen älterer Fichten, welche in feuchten Thaleinschnitten standen. In grösster Ausdehnung fand er sich dann 1885 im Bayerischen Walde, wo er in den höheren Lagen fast überall an jungen Fichten bis zu Meterhöhe zu finden ist. Auch im Alpen- gebiet, besonders in den Hochlagen , ist er sehr verbreitet an der Fichte. An Pinus montana fand ihn Verf. am Wendelstein und Hochkampen, und zwar um so kräftiger, je näher der Spitze. Dort wurde er auch an Wachholder gefunden und Tubeuf konnte ihn an Wachholder im Bayerischen Walde, sowie an Fichte und Krumm- holz im Schwarzwalde etc. beobachten. Die Erkrankung tritt bei jüngeren und älteren Bäumen und zwar bei alten Fichten mehr in den unteren und mittleren Theilen der Baumkrone auf, an jüngeren Fichten sind oft alle, oder es sind nur einzelne Zweige verpilzt. Es ist zweifellos, dass die Höhe der verpilzten Zweige mit der Höhe im Zusammenhang steht, in welcher der Schnee längere Zeit im Frühjahr liegen bleibt. In Saat- und Pflanzenbeeten der Fichte im Bayerischen Walde und in den Alpen tritt der Pilz in der Form verheerend auf, dass die im Herbst noch völlig gesunden Pflanzen unter der Schneedecke bis zum Frühjahr ganz zu Grunde gehen. In der Knieholzregion tritt er örtlich so intensiv an den Krummholzkiefern auf, dass stellenweise auch grosse, sehr alte Pflanzen ganz getödtet werden. Im Hoch- gebirge ist man der Ansicht, dass das Lagern des Schnees auf den Zweigen der Latschen die Ursache des Absterbens sei. Beim ersten Auftreten der Krankheit sieht man an einem oder einigen Zweigen ein schwarzbraunes Mycel die Nadeln über- 1) S. Allg. Forst- und Jagdzeitung. 1884. Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 59 ziehen und tödten. Wenn auch ein Theil derselben nach dem Tode abfällt, so bleibt doch der grösste Theil, von dem Mycelfilz ein- gehüllt, am Zweige sitzen. Das Mycel wächst nur bei feuchtem Wetter und zwar direkt auf benachbarte Zweige, die mit dem kranken in Beziehung stehen. Es überwuchert die grünen Nadeln vollständig, wobei es aber, wie bei Trichosphaeria parasitica, der Oberfläche der Zweige und Nadeln nicht dicht anliegt und auf der Unterseite der letzteren gelbweisse Polster bildet, sondern nach allen Richtungen hin locker absteht. Aus den die Nadeln überwachsenden Pilzhyphen ent- wickeln sich über den Vorhöfen der Spaltöffnungen regellos ge- körnelte Mycelknollen , welche nach aussen schwarz gefärbt sind. Die Nadelüberzüge senden nun in die Aussenwand der Epidermis zahlreiche feine, stabförmige Haustorien ; ausnahmsweise durch- wächst ein solches Haustorium die ganze Aussenwand und wächst als Pilzhyphe im Innern der Nadel weiter. Zweifellos wachsen auch durch die Spaltöffnungen einzelne Hyphen ins Innere der Nadeln, welche dann intercellular das Gewebe bald völlig tödten und bräunen. Auf den getödteten Nadeln entstehen, regellos zer- streut, die schwarzen Perithecien. Diese erreichen einen Durch- messer von 0,3 mm und erscheinen, da sie meist von Mycel be- deckt sind, glanzlos. Das Perithecium ist unten abgeplattet, oben rund und mit einer rundlichen Oeffnung versehen. Von der Oberfläche entspringen duukle krause Haare, die nach unten gerichtet sind und der Oberfläche der Nadeln sich an- schmiegen. Im Innern der Kugel finden sich die Asci mit faden- förmigen Paraphysen. Erstere sind 75—100 f.i lang und 12 /x breit und führen in zwei Reihen neben einander 8 Sporen. Schon im unreifen Zustande erkennt man in der Mitte eine deutliche Einschnürung mit Scheidewand und in jeder Hälfte bilden sich dann 2 Oeltropfen. Bei der Keimung der Sporen tritt die Vierzelligkeit derselben scharf hervor, indem bei der der Keimung vorausgehen- den Quellung der Sporen eine Ausbauchung der Wand jeder Kam- mer eintritt. Zur Bekämpfung des Pilzes empfiehlt Verf. Abschneiden und Abhauen der Zweige bezw. der getödteten Pflanzen, um die Weiter- verbreitung der Krankheit zu verhindern, doch dürfte in der Praxis schwerlich mit Erfolg gegen den Pilz vorgegangen werden können, da in den Regionen, wo er vorzugsweise auftritt, eine geregelte Forstkultur aufhört. Uhlitzsch (Leipzig). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Krasiltscliik, J., Nouvelle 6tuve, chaufföe au pütrole, ä temp6rature röglable ä volontA (Annal. de l’Institut Pasteur. 1889. No. 4. S. 166.) Die Aufgabe war zunächst, eine Petroleumflamme regulirbar 60 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. zu machen, und erreichte Verf. dies dadurch, dass er dicht über der breiten Oeffnung eines Flachbrenners ein quer verlaufendes, horizontal bewegliches Stäbchen anbringt, durch dessen Verschie- bung ein beliebiger Bruchtheil der Flamme ausgelöscht werden kann. Der Vegetationskasten selbst ist nach dem Princip von d’Arsonval konstruirt, und wird die Ausdehnung des Gesammt- wasservolums mittelst Kautschukmembran auf einen Hebel über- tragen, der mit dem Flammenregulator in Verbindung steht. Eine Reihe zugehöriger Konstruktionsdetails und weiterer Vorschläge wolle in dem mit Abbildungen ausgestatteten Original eingesehen werden. B u chn er (München). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Lauenstein, Zur Behandlung des Erysipels nach Kraske- Riedel. (Dtsch. med. Wochenschr. 1889. No. 11.) Nachdem die von Hüter zur Bekämpfung des Erysipels empfohlenen Karbolinjektionen sich als ein sehr unsicheres Heil- mittel jener Krankheit erwiesen hatten, veröffentlichten Kraske im Jahre 1886 und ein Jahr später auch Riedel einige Fälle, in welchen sie unter Anwendung eines neuen Heilverfahrens günstige Erfolge erzielt hatten. Sie hatten die erysipelatösen Hautbezirke mit einer Barriere von feinen Incisionen umgeben und von diesen Einschnitten aus durch häufig erneute Karbol- bez. Sublimat-Um- schläge die Kokken bekämpft. In den meisten Fällen war sofort Stillstand der Krankheit und Fieberabfall erfolgt. Lauenstein hat das Kraske-Riedel’sche Verfahren bei schwerer erysipelatöser Infektion sowohl an sich als in 4 anderen Fällen angewandt und zwar, wie er meint, mit sehr günstigem Er- folge. Denn abgesehen von dem letzten Kranken, welcher in extremis operirt wurde und bald nach der Operation verstarb, genasen alle anderen trotz des besonders ernsten Charakters ihrer Krankheit anscheinend unter dem Einfluss und meist unmittelbar nach der Ausführung der Incisionen. Der Verf. fügt seinen Mittheilungen den gewiss berechtigten Vorschlag hinzu, das Verfahren, wie er es selbst bereits in einigen seiner Fälle gethan hat, dahin zu modificiren, dass die Einschnitte nur in das Gesunde gelegt werden, um einer Uebertragung der Kokken von den kranken auf gesunde Hautstellen durch das Operationsmesser selbst vorzubeugen. Das Erysipel trifft dann erst später im Fortschreiten die mit antiseptischer Flüssigkeit er- füllten Hautöffnungen und kommt dort zum Stillstand, „wie ein Haidebrand, der an einem Wasserlaufe angelangt ist“. Neue Litteratur. 61 Dem Referenten scheinen gerade die Lauen st eiu’schen Fälle nicht nur keinen Beweis für die Heilwirkung des Verfahrens zu liefern, sondern nur die Unsicherheit derselben zu veranschau- lichen. Wenn in 3 Fällen fast unmittelbar nach der Operation das Fieber abfiel, so ist der späte Zeitpunkt dieser Operationen nicht ausser Acht zu lassen. In einem Falle wurde am 5., in einem anderen am 10., in einem dritten ungefähr am 10. Krankheitstage incidirt. In einem 4. Falle dagegen, wo die Operation bereits am 3. Krankheitstage stattfand, verliefen fast 2 Tage, ehe der Fieber- abfall eintrat. Muss es hiernach nicht mindestens zweifelhaft er- scheinen, ob das günstige Resultat der Operation oder dem Um- stande zuzuschreiben ist, dass die Krankheit bereits abgelaufen war? Dass ferner die von antiseptischer Flüssigkeit erfüllte Zone der Incisionen kein für die Kokken unüberschreitbares Hinderniss bildet, zeigt Lauenstein’s „4. Fall“, wo das Erysipel, wenn auch in geringer Intensität, an 2 Stellen die ihm vom Chirurgen gesteckte Grenze überschritt. Endlich hebt der Verf selbst hervor, dass die häufig mit dem Erysipel verbundenen entzündlichen Processe im subkutanen Gewebe und in den tieferen Theileu durch das Verfahren nicht beeinflusst werden. So traten in zwei der mit- getheilten Fälle nachträglich noch Abscedirungen auf, welche in einem derselben eine Neuinfektion der Haut mit Erysipel veran- lassten. Immerhin ist der über alles Erwarten günstige Ausgang im 4. Falle bemerkenswerth. Es handelte sich um eine Schwangere, welche 8 Tage vor ihrer Entbindung mit einem Erysipel des Ge- sichts erkrankte. Die Krankheit verlief unter sehr schweren All- gemeinerscheinungen und wanderte stetig abwärts. Sie hatte bereits die oberen Theile der Brust und des Rückens ergriffen, als Lau enstein am 10. Krankheitstage zur Operation schritt. Un- mittelbar nach derselben fiel das Fieber, worauf nach einiger Zeit die volle Genesung folgte, wenn auch die erysipelatöse Röthe noch an 2 Stellen die Zone der Einschnitte überschritt, wie bereits vor- hin hervorgehoben wurde. „Hier“, meint der Verf., „war ent- schieden Periculum in mora, und ein Fortschritt des Erysipels bis an und über die Beckengegend hätte der Kranken wohl sicher das Leben gekostet.“ Kübler (Berlin). Neue Litteratur zusammengestellt von Da. Abthub Wübzbubg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Persyn, J. , Streifzüge auf dem Gebiete der Bakteriologie. (Milch-Zeitg. 1889. No. 22. p. 421-423.) 62 Neue Litteratur. Thoinot, L. H., et Masselin, E. J., Pr6cis de microbie m^dicale et vötörinaire. 16°. Avec 75 fig. Paris (Masson) 1889. 6 fr. Morphologie und Systematik. 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Prof. Dr. Lenctart mt Professor Dr. Loelller in Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. VI. Band. — Jena, den 12. Juli 1889. -0- No. 3. -Mi Zu Preis beziehen für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände, durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkunde “ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte , etwaige Wünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuskript schreiben zu wollen oder direkt an den Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Untersuchungen über das Verhalten der Typhus- bacillen in typhösen Dejektionen. Von Dr. Justyn Karliriski in S to 1 a c (Herzegowina). Die Frage nach dem Vorkommen und der Nachweisbarkeit der specifischen Typhusbacillen in den Dejektionen der Typhuskranken wurde seit dem von A. Pfeifer zuerst gelieferten Nachweise mehrmals durch verschiedene spätere Beobachter wie Frankel, Simmonds, Seitz, Vilchour, Lepidi-Chioti, Chante- messe-Widal, Merkel, Goldschmidt etc. bejahend beant- VI. Bd. 5 66 K a r 1 i i'i s k i , wortet, es fehlten jedoch bis jetzt eingehende Untersuchungen über die Zeit des Auftretens der in Frage stehenden Bacillen im Kothe der Erkrankten, über deren eventuellen diagnostischen Werth, end- lich nach deren Lebensfähigkeit inmitten der Dejekte. In letzterer Zeit veröffentlichte Prof. Uffelmann1) aus Rostock eine Reihe von Untersuchungen über das Verhalten von Typhusbacillen in den Fäkalmassen, Untersuchungen, die, obwohl theoretisch ganz richtig und für die Biologie der Typhusbacillen nicht ohne Interesse, dennoch vermöge ihrer Anordnung der Wirk- lichkeit nicht ganz entsprechen. Uffelmann versetzte normale menschliche Fäces mit verschiedenen Mengen Typhuskulturen in Bouillon, verdünnte die ganze Masse mit Urin und beobachtete durch das Plattenverfahren, wie lange sich die zugesetzten Bakte- rien in so präparirtem Kothe nachweisen lassen. Wenn aus diesen Untersuchungen hervorgeht, dass die Typhus- bacillen, bei verschiedener Temperatur gehalten , dennoch bis zu 5 1/s Monat nachweisbar sind, so sind dies schöne Resultate in der Frage nach der Tenacität überhaupt, nicht ganz stichhaltig jedoch, wenn man sie ins Praktische übersetzt, da voraussichtlich im ge- gebenen Falle die Menge der eingeführten resp. aus dem Organis- mus ausgeführten Bacillen nie der durch Zugiessen einer Bouillon- kultur (selbst in „mässiger Menge“ derselben) gleich sein kann, und die Verhältnisse, in der Natur sich anders als in einem La- boratoriumsversuch gestaltend, ihren Einfluss ausüben können. Seit längerer Zeit mit den obenerwähnten Fragen beschäftigt, bin ich zu gewissen Resultaten gelangt, deren Veröffentlichung mir Angesichts der Publikation Prof. Uffelmann’s angezeigt er- scheint; der Uebersicht halber will ich dieselben in nachstehende Beantwortungen der Fragen eintheilen. I. In welcher Zeit lassen sich specifische Ty- phusbacillen in den Dejekten der Erkrankten nach- weisen? II. Kann der eventuelle Nachweis von Typhus- bacillen in den Fäces als diagnostisches Merkmal angesehen werden? III. Wie lange dauert die Lebensfähigkeit der in typhösen Dejekten vorhandenen Bacillen? IV. Wie lange bewahren die in typhösen Stühlen vorhandenen Bacillen im Senkgrubeninhalte ihre Lebensfähigkeit? Meine Untersuchungen basiren auf 21 Krankheitsfällen, in wel- chen meistens vom 4. Krankheitstage an (n. b. vom Auftreten des Schüttelfrostes gerechnet), nachdem die klinische Diagnose „Typhus abdominalis“ durch das Auftreten von Schmerzhaftigkeit und Gurren in der Blinddarmgegend, erbsensuppenartiger Stühle, Temperatur- verlauf und endlich durch das Auftreten der Roseola festgestellt wurde, die Fäces einerseits auf das Vorhandensein der Typhus- 1) Die Dauer der Lebensfähigkeit von Typhus- und Cholerabacillen in Fäkal- massen. (Centralbl. f. Bakteriologie. Bd. V. 1889. No. 15 — 16.) Das Verhalten der Typhusbacillen in typhösen Dejektionen. 67 bacillen untersucht wurden, andererseits die Lebensfähigkeit der- selben durch längere Beobachtung geprüft wurde. Die Untersuchung geschah auf die Weise, dass aus den in gereinigte Glasgefässe entleerten Fäces mittelst einer sterilisirten Pipette eine 1 — 2 ccm haltende Probe entnommen wurde und nachdem dieselbe mit 50 ccm sterilen destillirten Wassers durch Schütteln innigst vermengt war, wurde das Gemisch zu Plattenkulturen mit 10 °/0 Nährgela- tine, unter Anwendung von 0,1 — 0,001 ccm der Mischung verwendet. Als Ergebniss der auf diese Weise untersuchten Fäces von 21 Kranken erhielt ich, dass die Typhusbacillen nicht ein einziges Mal vor dem 9. Tage nach dem Schüttelfröste nach gewiesen wer- den konnten. Es gelang mir nur 2mal am 9. Krankheitstage, eben- falls 2mal am 10., 4mal am 12., 9mal am 14., 2mal erst am 17. und 3mal erst am 21. Krankheitstage, charakteristische Typhusbacillen- kolonieen auf den Platten zu bekommen. Es wurden zu jeder solchen Untersuchung 6 — 10 Platten- kulturen gemacht, wobei sämmtliche Arten, deren Aussehen den gesuchten Typhusbacillenkolonieen ähnlich war , abgeimpft und mittelst Kartolfelkulturen auf die Identität geprüft. Die Beobach- tung geschah in Zimmertemperatur. Dem anatomischen Bilde der typhösen Darmveränderung ge- mäss lassen sich also die specifischen Typhusbacillen im Stuhle nie vor Anfang der 2. Krankheitswoche nachweisen, ihr Auftreten entspricht mehr oder weniger jener Zeit, wo die markige Infiltra- tion der afficirten Peyer’schen Drüsen der Verschorfung und Nekrose Platz macht. Durch die Ungleichmässigkeit des Vor- schreitens des Krankheitsprocesses in verschiedenen Drüsenpartieen lässt sich die Unregelmässigkeit des zeitlichen Auftretens aller Wahrscheinlichkeit nach erklären. Was die Anzahl der im Stuhl vorkommenden Typhusbacillen anbelangt, so muss dieselbe in den ersten Tagen ihres Vorkommens als eine sehr spärliche bezeichnet werden, denn vorausgesetzt, dass die Mischung von 1 ccm Koth mit 50 ccm Wasser eine innige war, gelang es mir niemals, in den ersten Tagen des Vorkommens der Typhusbacillen im Koth auf deu mit 0,1 der Mischung ge- gossenen Platten mehr als 5 aufzufinden. Die Darmentleerungen jener Zeit beherbergten verhältnissmässig wenig sonstige Keime, sehr wenig die Gelatine verflüssigende, unverhältnissmässig im Ver- gleich mit den sonstigen diarrhöischen Entleerungen. Die Anzahl der vorhandenen Typhuskeime, wie dies durch tägliche Platten- oder Rollkulturen konstatirt wurde, steigt fast kontinuirlich ; beim Auftreten von Darmblutungen , welche als Zeichen einer tief greifenden Geschwürbildung und des Fortschrei- tens des typhösen Processes aufzufassen sind, wird deren Zahl viel grösser, da es nur unter 470 Platten- und Rollkulturen, die bei derlei Untersuchungen angefertigt wurden, 7mal gelang, Platten mit über 100 unzweifelhafter Typhuskolonieen auf 0,1 ccm der oben- erwähnten Kothmischung aufzufinden. Jene 7 Platten stammten von 2 Patienten, die sich im 15. resp. 17. Krankheitstage befanden, bei denen Darmblutungen mässigen Grades vorkamen. 5* 68 Karli cski, Von dem Moment an, wo das Sinken der Temperatur und das Festerwerden der Darmentleerungen sich einzustellen beginnt, nimmt auch der Bacillengehalt der typhösen Stühle sehr schnell ab. Bei einem Patienten , bei dem am 10. Krankheitstage die Typhus- bacillen im Stuhl nachweisbar waren , und bei welchen am 16. Krankheitstage die Zahl der Typhuskolonieen auf Platten mit 0,1 der obenerwähnten Koth wassermischung 32 betrug, konnte trotz 11 Plattenkulturen, die mit verschiedenen Kothmengen hergestellt wurden, am 24. Krankheitstage absolut keine eiuzige nachgewiesen werden. Derlei Fälle konnte ich unter den obenerwähnten 21 noch 7 anführen , in allen konnte ich den 23. Krankheitstag als den letzten Termin des Auftretens der Typhusbacillen im Kothe an- sehen. Nur in einem einzigen Falle konnte ich am 50. Krankheits- tage noch Typhusbacillen nachweisen , bei diesem Patienten konnte ich aber ein im 36. Krankheitstage aufgetretenes Recidiv nach- weisen und zwar nachdem die Körpertemperatur vom 16. — 33. Krankheitstage 38,6 nicht überschritt und die Stuhlentleerungen bereits brockenartig wurden , stieg die Temperatur am 34. Krank- heitstage auf 39,6, am 35. auf 40,1, am 36. auf 40,5, an welchem Tage ein neuerlich aufgetretenes Vorkommen von Typhusbacillen, die ich schon seit dem 22. Krankheitstage trotz täglicher Unter- suchung nicht mehr auffinden konnte, zu konstatiren war. Bekanntermassen pflegt sich der typhöse flüssige Stuhl, im Glascylinder aufgehoben, schichtenweise zu legen; trotz genauer und oftmals wiederholter Untersuchung konnte ich namhafte Unter- schiede im Bacillengehalt der verschiedenen Schichten nicht auf- finden. Die specifischen Bacillen wurden sowohl in der wässrigen Schichte wie in den untersten gallig gefärbten Bodenschichten auf- gefunden. Vorsichtshalber habe ich immer vor Entnahme einer Kothprobe die ganze Masse ordentlich umgeschüttelt. Dass das Auffinden der Typhusbacillen im Koth als dia- gnostisches Merkmal doch einigen Werth hat, kann ich auf Grund meiner Untersuchungen nur bestätigen. In Typhusfällen bei Kindern, weiter in den äusserst atypischen Fällen, die man in Bosnien und Herzegowina zu beobachten Gelegenheit hat, leistet die bakterio- logische Untersuchung der Stühle vorzügliche Dienste. In manchen Bezirken Südbosniens und der Herzegowina pflegt in der Zeit des raschen Ueberganges vom Frühjahr zum Hoch- sommer und auch in letzterem eine Krankheitsform endemisch auf- zutreten, welche einen ortsüblichen Namen „Hundskrankheit“ be- sitzt und in ihrem Verlaufe äusserst wenig Aehnlichkeit mit den klinischen Bildern des Abdominal typhus besitzend, trotzdem nichts anderes als Abdominaltyphus ist. Es sei mir gestattet, an dieser Stelle einige Worte der soge- nannten Hundskrankheit zu widmen: Nach kurzem, meist 2 — 3 Tage andauerndem Prodromalstadium, wie Stuhlverstopfung, Eingenommen- heit des Kopfes und Gefühl des allgemeinen Unbehagens, stellt sich plötzlich ohne jeden Schüttelfrost eine Temperatursteigerung von über 40° C mit starker Injektion der Konjunktiven, nicht selten mit deutlicher Karotidenpulsation, Milzschwellung und 1 bis Das Verhalten der Typhusbacillen in typhösen Dejektionen. 69 3 Tage andauernder Stuhlverstopfung ein. Die Temperatur zeigt in den ersten 4 — 5 Tagen selten Remissionen über 2° C. Am 3. Tage stellt sich gewöhnlich Diarrhöe ein, nicht selten Blutungen aus der Nase und dem Darm. Das Fieber pflegt vom 6. Tage ab zu fallen, die Diarrhöen, die Schmerzhaftigkeit der ganzen Bauch- gegend wie auch Milzschwellung dauern weiter, die Patienten klagen über grossen Kräfteverfall und genesen meist erst nach 3 — 4 Wochen. Merkwürdig ist die während des Fiebers andauernde Verlangsamung des Pulses, der oft bis 50 Schläge in der Minute zurückfällt. Die Krankheitsbilder zeigen ungemein grosse Variation, ja man kann nur das Fehlen des Schüttelfrostes, das rasche Auftreten hoher Temperatur und Milzschwellung, wie auch den meist kritischen Ab- fall der Temperatur am 6. Tage als charakteristisch ansehen. Denn es ist mir in meiner mehrjährigen Praxis in Bosnien und der Herzegowina sehr oft vorgekommen, dass die Stuhlverstopfung hart- näckig 2 Wochen lang anhielt, wobei die künstlich entleerten harten, brockenartigen Stühle stark mit Blut belegt waren; auch sind mir Fälle vorgekommen, wo die Temperaturerhöhung kaum 2 Tage anhielt. In einigen Fällen konnte ich in der 2. Krankheitswoche eine neuerdings auftretende Temperaturerhöhung konstatiren, dies- mal aber schon mit charakteristischen, erbssuppenartigen Stühlen. Das Verdienst, auf die merkwürdige Krankheitsform die Auf- merksamkeit des Publikums zu lenken, gebührt Herrn Regiraents- arzt Dr. A. Pick, der seine langjährigen Beobachtungen im Jahre 1886 1) publicirt hat; nach dessen Dafürhalten aber soll diese endemisch auftretende Krankheit absolut keine Aehnlichkeit mit Abdominaltyphus besitzen, obwohl dieselbe in seinem von ihm publi- cirten Sektionsprotokoll deutliche Aehnlichkeit mit dem anatomischen Bilde eines Abdominaltyphus besitzt. Auf Grund einiger Ob- duktionen, die ich in Südbosnien auszuführen Gelegenheit hatte, zögerte ich nicht, diese auch in Südbosnien sporadisch auftretende Krankheit schon im vorigen Jahre2) als protrahirten Abdominal- typhus anzusprechen, und die bakteriologische Untersuchung der Fäces belehrte mich, dass es sich hier ausnahmslos um atypisch verlaufenden Abdominaltyphus handelte. Durch täglich vorge- genommene bakteriologische Untersuchung der Darmentleerungen von 28 Kranken konnte ich ausnahmslos, sobald nur die Unter- suchunggenügend lange ausgeführt wurde, Typhusbacillen nachweisen, und somit den Charakter dieser im Bezirk Trebinje, Bilek, Ljubinje und Stolac in der Herzegowina endemisch herrschenden Krank- heit feststellen. Ich behalte mir vor, in einer anderen Publikation weitere Bei- träge zur Kenntniss dieser Krankheit zu liefern, kann aber schon an dieser Stelle meiner Vermuthung, dass ein einmal überstandenes Wechselfieber (in sämmtlichen obgenannten Bezirken herrscht eben- 1) Zur Pathologie und Therapie einer eigentümlichen endemischen Krankheit. (Wiener med. Wochenschrift. 1886. Nr. 33 — 34.) 2) Eine seltene Darmtyphuskomplikation. (Berliner klin. Wochenschrift. 1888. No. 46.) 70 Karli riski, falls Malaria endemisch) an dem atypischen Verlaufe des Abdo- minaltyphus Schuld trägt, Raum geben. In sämmtlichen bis jetzt beobachteten 28 Fällen von Hundskrankheit gelang es mir, durch Anamnese auszuforschen, dass die Erkrankten schwere Malaria- infektion durchgemacht hatten, ja es ist mir gelungen, Hausepidemieen zu finden, wo gleichzeitig neben ausgesprochenem Abdominaltyphus bei sonstigen Mitgliedern Hundskrankheit zu konstatiren war, wo zugleich unzweifelhaft der vom Typhus Ergriffene kein, die sonstigen Erkrankten positiv Wechselfieber durchgemacht haben. Meine Vermuthung, dass die Malaria auf den Verlauf der sonstigen Infektionskrankheiten einen grossen Einfluss ausübt, wurde durch die Ergebnisse der Untersuchung über Rückfalltyphus, welcher ebenfalls in der Herzegowina aufzufinden ist, wesentlich unter- stützt. Ohne einer ausführlichen Publikation vorzugreifen, kann ich an dieser Stelle bemerken, dass man in der Südherzegowina sehr oft einer endemischen, fieberhaften und mit Gelbsucht verbundenen Krankheit begegnet, die trotz ihrem proteusartigen Verlaufe nichts anderes als Rückfalltyphus ist. In allen Fällen, wo es mir gelang, durch Ausfragen das Ueber- stehen der „groznica“, d. h. Fieber, auszuforschen, war der Spirillenbefund ein sehr abweichender von dem, welchen man in klinischen Bildern eines Recurrens zu konstatiren vermag. Nicht nur, dass in solchen Fällen der Verlauf ein äusserst wechselnder war, auch das Aussehen der Blutspirillen war ein ganz anderes. Sie waren kleiner, zeigten meist 1 — 2 Windungen, erlangten nie die Grösse eines Blutkörperchens, kamen in den ersten 3 Tagen massenhaft im Blute vor, büssten aber ihre Lebensfähigkeit selbst unter den günstigsten Verhältnissen nach 1 1/2 Stunden nach der Blutentnahme ein. Es gelang mir nie, die comaartigen Pilze in ihrem Auswachsen zur Grösse einer normalen Recurrensspirille zu beob- achten. Indem ich auf das ursprüngliche Thema zurückkomme, muss ich bemerken, dass mir die bakteriologische Fäcesuntersuchung jener atypischen Typhusfälle sehr werthvolle Dienste leistete. Wie schon oben erwähnt, liessen sich die Typhusbacillen in sämmtlichen, sowohl typischen wie atypischen Fällen, jedesmal nachweisen. Um die Lebensfähigkeit der in Typhusstühlen vorhandenen Typhus- bacillen zu studiren, wurden die entleerten Typhusstühle in sterilen Gläsern aufgefangen, und nachdem dieselben theils bei Zimmer- temperatur (16 — 32° C) wie auch in niedriger Kellertemperatur (8 — 12° C) durch verschieden lange Zeit gehalten und durch Plattenverfahren je 48 Stunden geprüft, wobei bemerkt sein muss, dass absichtlich jede Zugabe von Harn vermieden wurde. Durch bakteriologische Untersuchung solcher Kothproben er- hielt ich: 1) dass die Typhusbacillen innerhalb der typhösen Stühle ihre Lebensfähigkeit nicht über 3 Monate erhalten; 2) dass das Aufbewahren in verschiedener Temperatur keinen nennenswerthen Einfluss auf die Dauer ihrer Lebensfähigkeit ausübt; Das Verhalten der Typhusbacillen in typhösen Dejektionen. 71 3) dass aber das Vorhandensein von Gelatine verflüssigenden proteusartigen Stäbchenbakterien im Koth sehr störend auf die Lebensfähigkeit einwirkt, indem bei deren Anwesenheit die im Koth enthaltenen Typhusbacillen schon nach 10 — 16 Tagen sämmtlich zu Grunde gingen. Die Reaktion der untersuchten typhösen Stühle war ausnahms- los alkalisch und veränderte sich während der Beobachtungszeit niemals. Die Anzahl der vorhandenen Typhuskeime pflegt sich bei günstiger Temperatur (16—32° C) bei Anwesenheit proteus- artiger Bakterien wesentlich zu vermehren, indem es mir gelang, aus manchen Stühlen, die Anfangs sehr spärliche Typhuskolonieen enthielten, nach Verlauf eines Monats Platten zu bekommen, die bei Abwesenheit sonstiger Gelatine verflüssigender Arten und spär- licher Anwesenheit leicht differenzirbarer festwachsender Arten sehr grosse Mengen (1800 Kolonieen auf 0,1 ccm Stuhlmenge) von Typhusbacillenkolonieeu enthielten. Innerhalb der typhösen Stühle steigt die Vermehrung der Typhusbakterien durch nicht zu lange Zeit, indem schon in denselben Stühlen nach Verlauf von weiteren 4 Wochen die Anzahl sehr gering wurde. Behufs Feststellung, ob die bei Untersuchung typhöser Stühle gewonnenen Ergebnisse sich auf natürliche Verhältnisse übertragen lassen, habe ich nachfolgende Experimente ausgeführt: I. Es wurde in ein Blechgefäss von 1 Liter Inhalt Kanaljauche eines Abortes hineingethan. Nachdem die Reaktion durch Probe- entnahme aus verschiedenen Schichten sich als schwach sauer erwies und nachgewiesen war, dass die Jauche fast keine festen Bestandtheile enthielt, wurden zu der ganzen Menge 200 ccm frisch entleerte Typhusfäces hineingethan. Der Bakteriengehalt der Jauche, durch Plattenkulturen untersucht, erwies sich als ein sehr grosser, in- dem auf 1 ccm derselben mehr als 1500000 Kolonieen entfielen. Es herrschten hier vorwiegend Gelatine verflüssigende Arten vor, darunter war der Proteus vulgaris zahlreich vertreten. Der Bakteriengehalt des hinzugethanen Typhusstuhles, durch 21 Plattenkulturen unter- sucht, war verhältnissmässig ein geringer, indem auf circa 410 son- stiger Keime 22 — 25 Typhuskolonieen entfielen. Schon nach 48 Stun- den nach Verbleib in Zimmertemperatur konnten auf zahlreichen Platten, die sowohl von mir als von Herrn Militärthierarzt Pelzer untersucht wurden, absolut keine Typhuskeime vorgefunden werden, obwohl zur Anfertigung der Kulturen zahlreiche Proben sowohl aus der Bodenschicht wie aus der Flüssigkeit entnommen wurden. Der- selbe Versuch mit vollkommen gleichem Resultate wurde von mir bis jetzt 4mal ausgefübrt und scheint darauf hinzuweisen, dass die in den typhösen Entleerungen enthaltenen Typhusbacillen in der Kanaljauche sehr bald zu Grunde gehen. Die grosse Anzahl der angefertigten Plattenkulturen gab mir gewissermassen Garantie, dass es sich hier um wirkliches Absterben und nicht etwa um zufälliges Uebersehen etwa vorhandener Keime handelte. Um mir dennoch Sicherheit zu verschaffen, habe ich 2 ccm der mit typhösen Dejektionen gemengten Kanaljauche nach 48stündigem Stehen mit 300 cm steriler Nährgelatine gemengt und zu 31 Platten- 72 Karliriski, kulturen verwendet. Es gelang mir auf diese Weise, fast sämmt- liche Platten im brauchbaren Zustande zu bekommen, aber auch dies- mal konnte ich keine einzige Kolonie als Typhuskolonie ansprechen. Das Faktum des Absterbens der eingeführten Typhuskeime könnte einerseits in der Einwirkung der vorhandenen Bakterien, andererseits in der Einwirkuug von deren Stoffwechselprodukten oder endlich in der schwach sauren Reaktion seine Erklärung finden. Ich sterilisirte durch 4 Tage eine 200 ccm grosse Menge Kanal- jauche, und nachdem, wie dies die angefertigten Plattenkulturen zeigten, die fraktionelle Sterilisation eine vollkommene war, brachte ich zu der Jauche 10 ccm eines typhusbacillenreichen Kothes hinzu. Durch einmonatliches Beobachten konnte ich zu jeder Zeit Typhusbakterien nachweisen, im Vergleich aber mit der Anzahl der Typhuskolonieen, welche aus denselben Fäces, die ohne Jauche- zusatz aufbewahrt wurden, genommen wurden, war ihre Anzahl eine spärliche. Um mich zu überzeugen, inwiefern die schwach saure Reaktion der Kanaljauche entwickelungshemmend eiuwirkt, habe ich gleich- zeitig mit dem obigen Versuch einen mit durch Natron alkalisirter Kanaljauche angestellt und erhielt als Resultat, dass diesmal sowohl die Anzahl der Typhuskolonieen wie auch die Anzahl der in den Fäces sonst vorhandenen Mikroorganismen eine viel grössere war, die Anzahl der letzteren war etwa 4mal so gross wie die der aus eben so alten Dejekten gewonnenen. Ein ebenfalls gleichzeitig ange- stellter Versuch, in dem zur sterilisirten, schwach sauren Kanal- jauche eine Oese einer Typhusbacillenreinkultur eingeführt wurde, belehrte mich, dass die Typhusbacillen in derselben in 3 Wochen vollkommen zu Grunde gingen. Ich bin mir wohl bewusst, dass die soeben besprochenen Versuche zur Lösung der Frage, ob die Stoff- wechselprodukte allein, die Einwirkung der Organismen, oder die chemische Zusammensetzung der Jauche das Absterben der in Ty- phusstühlen vorhandenen specifischen Bacillen bewirken, noch viel zu unzureichend sind ; ich konstatire eben nur die Thatsache, dass die Typhusbacillen schnell darin zu Grunde gehen. Gelegentlich einer sanitätspolizeilichen Begehung der Stadt Stolac habe ich etwa 60 mal Gelegenheit gehabt, die Reaktion der Kanaljauche und des in den äusserst mangelhaft konstruirten und zugedeckten Senk- gruben stagnirenden Wassers zu prüfen. Ich habe sie ausnahmslos als sauer befunden und zwar stärker in den offenen als in den geschlossenen Senkgruben, dagegen zeigten die aus der Tiefe ent- nommenen Proben fast durchweg schwach alkalische Reaktion. Dieser Umstand bewog mich, eine zweite Reihe von Untersuchungen anzustellen und zwar zur Beantwortung der Frage, wie lange die in typhösen Dejekten enthaltenen Typhusbacillen, gemengt mit dem in den Senkgruben enthaltenen Ivothe, ihre Lebensfähigkeit behalten? a) 50 ccm alkalisch reagirender Senkgrubenfäces unbestimmten Alters wurden mit 50 ccm typhösen Stuhles eines im 17. Krank- heitstage sich befindenden Patienten, welcher wie dies die diesbezüg- lichen Platten lehrten, über 2000 Typhuskolonieen per ccm des Kothes enthielt, gemengt. Nachdem das Ganze sorgfältig gemischt Das Verhalten der Typhusbacillen in typhösen Dejektionen. 73 war, konnte ich auf den Platten mit aller Bestimmtheit eine Typhuskolonie auf 460 fremde Kolouieen nackweiseu. Nach 5 Tagen zeigten die mit derselben Kothmenge ausgeführten Platten kaum 1 auf 900, nach 10 Tagen 1 : 3000, nach 30 Tagen 1 : 9000, nach 45 Tagen konnte ich unter der Unmasse fremder Kolonieen keine einzige als Typhuskolonie ansprechen. Die Identität der auf- gefundenen Typhuskolonieen wurde durch Abimpfen sämmtlicher typhusähnlichen Kolonieen und nachherige Züchtung auf Kartoffeln festgestellt. Ich muss hier bemerken, dass mir bei dieser Unter- suchung sehr oft eine Kurzstäbchenart unterlaufen ist, deren Diffe- renzirung vom typischen Typhusbacillus ungemein schwer war, da die- selbe auf Gelatineplatten vollkommen wie der Eberth’sche Typhus- bacillus wuchs und auf Kartoffelscheiben einen zarten, fast unsicht- baren Belag bildete , doch war der Pilzrasen , welchen derselbe auf schwach an gesäuerten Kartoffelscheiben bildete, ein üppiger und bläulich -weisser. b) Dieselbe Menge von Senkgrubenfäces wurde unter Zugabe von 50 ccm Kanaljauche mit 50 ccm derselben Typhusfäces wie bei Versuch a gemengt und bei Zimmertemperatur belassen. Nach 10 Tagen konnte ich auf 31 Platten keine einzige echte Typhus- kolonie nachweisen. c) Derselbe Versuch wie b, nur mit doppelter Menge Kanal- jauche ausgeführt, belehrte mich, dass die Typhusbacillen bereits nach 8 Tagen dem Einfluss der zahlreich vorkommenden fremden Kolonieen erlegen sind. d) 50 ccm typhösen Stuhles eines im 19. Krankheitstage sich befindenden Patienten, in dem auf jeder Platte zahlreiche Typhus- kolonieen nachweisbar waren, wurden mit 1 Liter Flusswasser, welches in 1 ccm über 900 Kolouieen beherbergte, gemengt und das Ganze in einem grossen Glasgefäss bei einer Temperatur von 11,6 — 16,6 0 C innerhalb des Flussbettes belassen. Die nach 24 Stunden entnom- menen Proben enthielten noch ziemlich viele typische Typhuskolo- nieen, durchschnittlich 160 auf 1 ccm des Gemenges. Nach 48 Stunden konnte ich deren noch 100 auf 1 ccm nachweisen, da- gegen konnte ich nach 96 Stunden auf 21 mit verschiedenen Mengen und aus verschiedenen Tiefen entnommenen Proben absolut keine Typhuskolonieen nachweisen, welchen Befund ich die nachfolgenden Tage hindurch konstatiren konnte. e) Derselbe Versuch wie d wurde mit Regenwasser, welches neben Flusswasser das einzige Trinkwasser der Stadt Stolac bildet, und welches in frisch entnommenem Zustande etwa 360 Keime per ccm enthält, wiederholt. Er ergab als Resultat, dass die im typhösen Stuhl enthaltenen Typhusbacillen, nachdem das Ganze bei einer Durchschnittstemperatur von 14° C (Durchschnittstemperatur des Ci- sternenwassers in Stolac im Monat April) aufbewahrt wurde, nach 72 Stunden nicht mehr nachweisbar waren. Die Ursache des etwas rascheren Absterbens muss ich lediglich in dem Umstande suchen, dass in dem Cisternenwasser eine grosse Menge Gelatine verflüssi- gender Arten, speciell Proteusarten vorhanden war, welche im Fluss- wasser beim Versuch d nur in sehr spärlicher Anzahl vertreten waren, 74 Karlinski, Das Verhalten d. Typhusbacillen in typhösen Dejektionen. Wurde die gleiche Menge desselben Typhusstuhles mit einer hundert- fachen Menge Cisternenwassers verdünnt, so konnte ich bereits nach 60 Stunden das Absterben der Typhusbacillen konstatiren, da ich aut 26 Platten, welche mit 0,01—0,1 der Originalmischung hergestellt wurden, keine einzige Typhuskolonie erhielt, obwohl deren An- zahl in den ersten 24 Stunden noch 21 auf 0,1 ccm der Original- mischung betrug. f) 150 ccm eines Stuhles von einem im 20. Krankheitstage sich befindenden Patienten wurden durch eine dicke Lage von Filtrirpapier abfiltrirt, die festen Bestandtheile mit gleicher Menge eines frisch gelassenen harten Stuhles und 22 ccm sterilen Wassers verrieben, das Ganze wurde in einem Glascylinder unter Watteverschluss in Zim- mertemperatur belassen. Auf Platten , welche aus Kothproben nach 30tägigem Stehen hergestellt wurden, konnte die Anwesenheit von Typhusbacillen positiv nachgewiesen werden, derselbe Befund mit Kothproben nach 55- und 70 tägigem Bestehen; nach 100 Tagen konnten kaum 2 Kolonieen auf 20 mit verschiedenen Mengen Koth- masse hergestcllten Platten gefunden werden. Dieser Versuch musste leider an diesem Tage unterbrochen werden. g) 100 gr Gartenerde wurden durch Ausglühen möglichst keimfrei gemacht, nach Abkühlung unter einer Glasglocke mit 50 ccm eines typhösen Stuhles gemengt und in einem Glascylinder in der Temperatur eines Kellers aufgehoben. Auf Platten, zu denen dieses Gemenge nach lOtägigem Stehen verwendet wurde, wuchsen zahlreiche Typhuskolonieen , durchschnittlich 1 auf 400 fremde Kolonieen. Auf Platten, die nach 25 tägigem Stehen hergestellt wurden, konstatirte ich eine Zunahme von fremden Kolonieen, die Typhuskolonieen waren noch vorhanden und zwar 1 auf 760 fremde. Noch nach dreimonatlichem Bestehen, während welcher Zeit die Temperatur, bei welcher dies Gemenge aufbewahrt wurde, ziemlich stark variirte, waren Typhusbacillen in dem ganz trockenen und staubartigen Bodeu nachweisbar, ein Resultat, welches mich keineswegs befremdete, da schon durch Grancher und Des- champs1) nachgewiesen wurde, dass die Typhusbacillen noch nach 5 Monaten im Boden in lebensfähigem Zustande nachzu- weisen sind. h) Derselbe Versuch wie der vorherige wurde mit der Modi- fikation wiederholt, dass das Gemenge je 5 Tage durch Regen- wasser reichlich besprengt wurde ; hier konnte ich die Typhusbacillen nur bis zum 31. Beobachtungstage nachweisen , nach welcher Zeit absolut keine mehr auf den zahlreichen Platten und Rollkulturen nachweisbar waren. i) Im bakterienrdchen Flussschlamm hielten sich die mit typhösem Stuhl zugesetzten Typhusbacillen nicht über 3 Wochen, was durch 4 mal wiederholtes Experiment mit demselben Resultat konstatirt wurde. 1) Recherches sur le bacille typhique dans le sol. (Archives de medecine es- j>erimentale et d’anatomie pathologique. Serie I. Paris 1889 ) Arustamoff, Zur Frage über die Entstehung der typhösen Pneumonie. 75 k) Zu 50 ccm typhösen Stuhles wurden etwa 100 g uormalen Stuhles, weiter 300 ccm frisch gelassenen Harnes und 20 g frisch gebrannten, pulverisirten Kalkes zugesetzt. Das Ganze bei Zimmer- temperatur belassen, zeigte Dach 48 Stunden absolut keine Typhus- bacillen, obwohl in den ursprünglich typhösen Dejekten deren Anzahl eine ziemlich bedeutende war, auch war die Anzahl der sonst im Koth vorkommenden Bakterien eine ungemein spärliche. b) Ein typhöser Stuhl von etwa 150 ccm wurde durch Abfil- triren der wässerigen Bestandtheile an der Sonne durch 10 Tage getrocknet und auf diese Weise in eine staubartige braune Masse verwandelt. Nach dieser Zeit wurde etwa eine Messerspitze voll in eine sterile Bouillonlösung gethan und nach 24stündigem Stehen bei Zimmertemperatur zu Plattenkulturen mit 10# Nährgelatine ver- wendet. Auf sämmtlichen auf diese Weise hergestellten Platten wuch- sen charakteristische Typhuskolonieen. Derselbe Versuch wurde in 5 tägigen Zeitabschnitten bis zum 50. Beobachtungstage wiederholt und auf die Weise ermittelt, dass in der getrockneten Kothmasse die vorhandenen Typhusbacillen über 1 Monat ihre Lebensfähigkeit behalten. Nach 2 Monaten waren aber positiv in der trockenen Masse keine Typhusbacillen mehr nachweisbar. Sollte es überhaupt erlaubt sein, irgend welche Schlüsse aus diesen Versuchsergebnissen zu ziehen, so wären wohl nur die zwei berechtigt: je mehr Kanaljauche und Wasser, je grösser die Anzahl von Fäulnissorganismen, desto schneller gehen die sonst widerstands- fähigen Typhusbacillen, die mit den Dejekten in die Senkgruben gelangen, zu Grunde und: dass die Lebensfähigkeit der mit den Dejekten aus dem Darminhalte ausgeführten und dem Senkgruben- inhalte beigemengten Typhusbacillen wesentlich kürzer ist als dies bei den Untersuchungen Prof. Uffelmann’s der Fall war. S t ol ac, im Juni 1889. Zur Frage über die Entstehung der typhösen Pneumonie. (Aus dem klinisch-bakteriologischen Laboratorium des Herrn Prof. M. J. Affanassiew an dem klinischen Institut der Grossfürstin Helene Pawlowna in St. Petersburg.) Von M. J. ArustamofL Unter dem Ausdruck „typhöse Pneumonie“ kann man dreierlei Arten von Erkrankungen verstehen : 1) die typhoide Pneumonie (asthenische, adynamische, nervöse u. s. w.), wenn im Beginne der croupösen Pneumonie sich Anfälle von Seiten des Centralnerven- systems einstellen, wobei die Hepatisation sich langsam entwickelt oder sich in kleinen Herden im Centrum der Lungen lokalisirt, wodurch die physikalischen Erscheinungen nicht klar hervortreten : weder Husten noch der charakteristische Auswurf oder Seiten- 76 Ar us fca m o ff , Stiche sind vorhanden , und die Diagnose schwankt gewöhnlich zwischen croupöser Pneumonie und Typhus; 2) die Pneumonie, welche gleich im Anfänge einer Typhuserkrankung als Complikation auftritt, so dass eine genaue Diagnose in der ersten Zeit sich recht schwierig stellen lässt, doch ist es immer leichter, die Pneumonie als den Typhus zu diagnosticiren. Solche Fälle von Pneumonie durch Typhus complicirt sind auch unter der Bezeichnung Pneumo- typhus bekannt. Endlich 3) versteht man auch unter derselben Benennung die Fälle von Typhuserkrankung, in deren weiterer Entwickelung oder Ausgange, wenn die Temperatur schon merk- lich sinkt, eine croupöse Pneumonie sich hinzugesellt. Eine der- artige Pneumonie ist gewöhnlich sehr scharf ausgeprägt. Im ersten Falle handelt es sich um einen einzigen Infektions- stoff, d. h. um den der croupösen Pneumonie, welche gewöhnlich die oberen Lungenlappen bei erschöpften Kranken oder bei Kindern befällt; im 2. und 3. um zwei verschiedenartige Infektionsstoft'e. Bei der 1. Form der typhösen Pneumonie könnte schon a priori der Schluss gezogen werden, dass bei einer bakteriologischen Unter- suchung der erkrankten Lungen sich nur eine Bakterienart nach weisen liesse, nämlich Pneumokokken , bei der 2. und 3. Form hingegen zwei Bakterienarten, Pneumokokken und Typhusbacillen. Zur 3. Form der typhösen Pneumonie, wo zum bereits entwickelten Typhus in seinem weiteren Fortschreiten oder in dem Stadium defervescen- tiae sich plötzlich die croupöse Pneumonie mit allen ihren cha- rakteristischen Erscheinungen — Schüttelfrost im Anfänge der Erkrankung, starkes Steigen der Temperatur, Nichtübereintimmung der Respiration und des Pulses, schnelle Hepatisation einiger Par- tieen der Lunge, Seitenstiche, Dyspnoe u. s. w hinzugesellt, — gehört ein Fall, den ich beobachtet habe und den ich ausführlicher besprechen werde. Vom klinischen Standpunkte aus bieten solche Fälle wenig Interesse, doch sind sie in klinisch-bakteriologischer Beziehung sehr wichtig. Gegenwärtig ist die Frage über die Entstehung der croupösen Pneu- monie noch verwickelter als in der ersten Zeit, nach dem Erscheinen der Friedländer ’schen Arbeit. Obgleich genannter Autor 1 ) die Möglichkeit der Entstehung der croupösen Pneumonie auch durch andere Mikroorganismen zuliess, so hielt er doch für den Haupt- erreger derselben den von ihm gefundenen charakteristischen Diplo- coccus, der jetzt als Bacillus bezeichnet wird (Bacillus pneumoniae Friedländer). A. Fränkel2) vertritt in allen seinen Arbeiten über die croupöse Pneumonie die Ansicht, dass dieselbe durch verschieden- artige Mikroorganismen hervorgerufen werden kann. Nur in seinem letzten Beitrage zur Lehre über die croupöse Pneumonie im Jahre 1886 3) trat er für die Einheitlichkeit des pneumonischen Virus (Diplococcus pneumoniae Fränkel) auf. 1) Friedländer, Fortschritte der Medicin. 1883. 2) A. Fränkel, Verhandl. d III, Kongresses f. innere Med. 1884; Zeitschrift f klin. Med Bd X. 1886 3) A Fränkel, Zeitschrift f. klin Med. Bd XI 1886 Zur Frage über die Entstehung der typhösen Pneumonie. 77 Weich sei bäum endlich1), dessen Arbeiten über die Ent- stehung der croupösen Pneumonie sich als die ausführlichsten und gründlichsten in dieser Frage erweisen , gibt das Vorhandensein von 3 oder selbst 4 Mikroorganismen zu, die im Stande sind, eine croupöse Pneumonie zu erzeugen. Ich übergehe hier andere Autoren, welche als Erreger der croupösen Pneumonie eigene, sich von den obigen unterscheidende Mikrobien anerkennen. Zur weiteren Begriffsverwirrung dieser Frage haben neuerdings noch Mittheilungen über die Möglichkeit der Entstehung der genuinen croupösen Pneumonie unter der Einwirkung von Typhusbacillen, also ohne Betheiligung der Pneumokokken, das ihrige beigetragen. Was die Möglichkeit der Entstehung einer typischen croupösen Pneumonie anbetrifft, so gibt es nur wenigeiitterarische Angaben über diese Frage, die noch obendrein meistentheils im Widerspruch zu einander stehen. Einige Forscher behaupten die Möglichkeit der Ent- stehung einer Pneumonie unter dem Einfluss von Typhusbacillen, andere behaupten im Gegentheile, dass die Pneumokokken in den Lungen entweder allein oder zugleich mit den Typhusbacillen vor- handen sein müssen. Da diese sich widersprechendenAugaben nur auf einzelne Thatsachen begründet sind, so verdient jeder neue Fall, welcher für oder gegen diese oder jene Annahme spricht und die Möglichkeit einer kritischen Besprechung und Sichtung zu- lässt, einer besonderen Untersuchung unterworfen zu werden. Daher bin ich der Aufforderung des Herrn Professors M. J. Affanassiew, eine Untersuchung des oben erwähnten Falles, welcher für die Ent- scheidung der früher aufgeworfenen Frage von Belang sein könnte, auszuführen, nachgekommen. Nach einer kurzen diesbezüglichen literarischen Üebersicht will ich zur Mittheilung meiner eigenen Beobachtungen übergehen. Neu mann2) war der Erste, welcher 1885 einen Fall von croupöser Pneumonie, welche sich im Verlauf einer Typhuser- krankung eines Knaben hinzugesellte, untersucht hatte. Der Typhus begann im Juli, der Tod trat im September ein, als, wie Neumann behauptet, die Typhuserkrankung abgelaufen war. Die bakteriologische Untersuchung der Milz und Leber ergab keine Typhusbacillen. Die croupöse Pneumonie hatte sich erst später hinzugesellt und war bei der Sektion der Leiche noch in den An- fangsstadien. Auf den gefärbten Präparaten aus dem Lungensafte erhielt Neumann runde Kokken , die sich einzeln, gruppenweise oder in Ketten gelagert hatten, aber gleichzeitig auch eine Menge ovaler Diplokokken. Auf den Schnittpräparaten hatten sich die Kokken ebenfalls paarweise, iu 3— Ögliedrigen Ketten oder in 20 — 30gliedrigen Gruppen gelagert. Plattenkulturen aus dem Lun- gensafte waren auf Gelatine gemacht und bei Zimmertempe- ratur gehalten. Nach drei Tagen hatten sich kleine, fein koutou- rirte, rundliche, hellbraune Kolonieen gebildet, auf dem Boden der 1) A. Weichselbaum( Wiener medicinische Jahrbücher. 1886. S. 483. 2) Neumann, Berliner klinische Wochenschrift. 1886. 78 Reifen der Käse. mit Bouillon gefüllten Reagensgläsehen hellbraune Flocken, oben eine klare Flüssigkeit. In allen Kulturen fand Neu mann Ketten, die aus paarweise gereihten Kokken zusammengesetzt waren. Die Grösse der Kokken schwankte zwischen 0,5 bis 0,75 /i. Zuweilen bildete sich auf der Agaroberfläche ein zarter, runder, ausgebuchteter Belag. Die Impfversuche der Kulturen auf Thiere wurden mehr als zwei Monate nach dem Tode des Kranken ausgeführt. Mäuse verhielten sich diesen Kulturen gegenüber vollständig refraktär; von den einer Impfung unterworfenen Kaninchen starben einige ; in den Organen fand man die Kokken gruppenweise, einzeln, paarweise, oder auch in Reihen gelagert. Auf Grund seiner Beobachtung sprach Neumann seine An- sicht dahin aus, dass die Pneumonie im erwähnten Falle durch den Streptococcus bedingt worden sei. Schon nach der Beschreibung des mikroskopischen Aussehens der von ihm gefundenen Mikrobien zu urtheilen , scheint die An- nahme gerechtfertigt zu sein , dass Neumann in seinen Präpa- raten auch den F r än k e 1 - W ei chs el b a u m’schen Diplococcus gehabt hat’; doch waren aus dem Lungensafte nur Gelatinekulturen angefertigt und bei Zimmertemperatur gehalten, bei welcher bekannt- lich die Diplokokken nicht wachsen können. (Schluss folgt.) Adametz, L.. Bakteriologisch e Untersuchungen über den Reifungsprocess der Käse. Hierzu 2 Taf. (Land- wirthschaftliche Jahrbücher. Zeitschrift für wissenschaftliche Landwirthschaft. Herausgegeben von H. Thiel. 1889. p. 227 bis 270.) Nachdem Verf. die Litteratur, die bisher über den Gegenstand erschienen ist, besprochen und das Unzulängliche der betreffenden Untersuchungen nachgewiesen hat, formulirt er die Fragen, die zu lösen sind: 1) Finden sich in den Käsesorten (die Untersuchung beschränkte sich von den Hartkäsen auf den Emmenthaler und von den Weichkäsen auf den sogenannten Hauskäse) stets und unter allen Umständen Bakterien? 2) Wie gross ist die ungefähre Menge der in der Gewichtseinheit enthaltenen Spaltpilze und in welcher Weise wird deren Anzahl von den verschiedenen Stadien des Reifungsprocesses beeinflusst? 3) Welche Species sind vor- handen : a) in verschiedenen reifen Käsen einer Sorte ? b) in Käsen der beiden verschiedenen Sorten? c) in Käsen, welche sich auf verschiedenen Stufen der Reife befinden ? 4) Welche Veränderungen und Umsetzungen bringen die verschiedenen rein gezüchteten Spalt- pilzarten speciell in sterilisirter Milch hervor? 5) Welches sind die Infektionsquellen beim Käse resp. bei der Milch? Um dem Einwande zu begegnen, dass die Veränderungen der Käsemasse aus anderen Ursachen erfolgen könnten und die Spalt- pilze nur eine Folge dieser Veränderungen seien, galt es aber auch, weiter zu beobachten , welche Veränderungen die Käsemasse er- Reifen der Käse. 79 leidet, wenn sie unter sonst ganz normalen Umständen gehalten wird, die Spaltpilze aber verhindert werden, von diesem sonst so vor- trefflich für sie geeigneten Nährboden Besitz zu ergreifen. Zu diesem Zwecke liess Verf. Versuchskäse hersteilen, bei deren Be- reitung Desinfektionsmittel in Anwendung kamen, die keinerlei Veränderung der Eiweisstoffe bewirkten, aber doch im Stande waren, die Entwickelung der Bakterien in der ganzen Käsemasse in wirk- samster Weise hintanzuhalten. Denn konnte die vor Spaltpilz- invasion geschützte, sonst aber unveränderte Käsemasse nach Ver- lauf einer entsprechend langen Zeit noch nicht die charakteristischen Eigenschaften des Käses aunehmen, so war damit ja die wesent- liche Bedeutung der Spaltpilze für den Reifeprocess nachge- wieseu. Zunächst beschreibt Verf. die aus verschiedenen Käsen rein- kultivirten wesentlichen Bakterienspecies und zwar nach Form und Anordnung, nach dem makroskopischen Verhalten der Pepton» Gelatine-Plattenkultur, nach dem mikroskopischen Aussehen der Pepton-Gelatine-Plattenkultur, nach der Beschaffenheit der Pepton- Gelatine- und Agar-Agar-Stichkultur, sowie nach ihrem Verhalten in sterilisirter Milch resp. in anderen Nährflüssigkeiten. Es sind 19 Arten, wozu sich noch drei Hefen gesellen. Unter ihnen finden sich 6 Mikrokokken, 5 Sarcinen, 6 die Gelatine verflüssigende und 2 dieselbe nicht verflüssigende Bacillen. Die Zahl der Bakterien an- langend, so zeigt sich dieselbe im Hauskäse weit grösser, als im Emmenthaler. Der Zahl von 850000 in einem gr Emmenthaler, stehen 5600000 in der speckigen äusseren Schicht des Hauskäses gegenüber. Ferner befinden sich im Hauskäse mehr Bakterienarten, als im Emmenthaler. Die grössten in dieser Beziehung ermittelten Zahlen waren 11 und 7. Ein weiterer Unterschied wird endlich durch das Verbältniss der die Gelatine verflüssigenden Bakterien zu den nicht verflüssigenden hervorgerufen. Während dasselbe beim reifen Emmenthaler 1 : 300—1 : 600 beträgt, stellt sichs beim reifen Hauskäse wie 1 : 90 — 1 : 150 in den äusseren speckigen Schichten und wie 1 : 160 — 1 : 200 in dem mittleren Theile dar. Vor allem waren im Hauskäse stets mehrere Sarcine-Arten zu fin- den, von denen einige die Gelatine verflüssigen, während dieselben im Emmenthaler fehlten. Von letzterem kamen 8 auf verschiede- nen Stufen des Reifungsprocesses befindliche Proben zur Unter- suchung. Die frisch gefällte, auf der Presse geformte und der überschüssigen Molkenflüssigkeit beraubte, aus Paracasein und Fett bestehende Käsemasse enthält pro gr 90000 — 140000 Bakterien, darunter viele .die Gelatine verflüssigende Arten, auch eine Sarcinaform in be- deutender Zahl. Im Laufe der nächsten Woche erfolgt eine langsame Vermehrung der Bakterien, an welcher hauptsächlich die die Gelatine nicht verflüssigenden Arten, besonders die charakteristische, als Bacillus XIX beschriebene , nur Mikrokolonieen bildende Species theiluehinen, während von den ursprünglich in der frischen Käse- masse enthaltenen verflüssigenden ein Theil abstirbt. Nach 8—10 Tagen sind beispielsweise die Sarcina-Arten zum grössten Theile 80 Reifen der Käse. aus dem Käse verschwunden und das Verbältniss der verflüssigen- den zu den nicht verflüssigenden steigt (von 1 : 16 — 1 : 40 in der frischen Käsemasse) auf 1 : 450— 1 : 800. Im weiteren Verlaufe des Reifungsvorganges nimmt die Zahl der Spaltpilze im Käse immer noch zu und erreicht am Ende desselben etwa 850000 pro Gramm. Zu dieser Zeit wächst auch, wenn schon geringer, die Zahl der verflüssigenden Arten wieder , denn das Verhält- niss derselben zu den nicht verflüssigenden beträgt jetzt 1 : 300 bis 1 : 600, ja geht bei altem , überreifem Käse sogar bis 1 : 150 herab. Abgesehen von dem in allen Käsen in absolut grösster Zahl vorhandenen Bacillus XIX überwiegt je nach der Käseprobe bald diese, bald jene Bakterienspecies die anderen an Zahl. Wie gelangen nun aber die Bakterienspecies in den Käse, resp. bereits in die Milch? Die Infektion der Milch erfolgt beim Melken durch die Milchgefässe, beim Stehen an der Luft und am Milchkühler. Bei Bereitung der festen Emmenthaler Käse treten selbst durch den 4 — 5°/0 Wasserzusatz zur Milch beträchtliche Bakterienmengen zu. Endlich bedingt der Labzusatz eine Infektion der Milch mit Bak terien. Ist auch die Menge der auf solche Weise in die Milch gelangenden Bakterien nicht allzugross , so erfahren sie doch in derselben eine bedeutende Vermehrung, zunächst in der Abend- milch, die über Nacht bei 10° C aufbewahrt wird. Dann ermög- lichen die Temperaturen, die beim Einlaben (26 — 28° R), Nach- wärmen (42 — 45° R) und Ausrühren eingehalten werden, schon in der relativ kurzen Zeit von 1 — 2 Stunden eine ganz beträchtliche Vermehrung der in der Milch bereits vorhandenen. Ferner sind Temperatur und Feuchtigkeitsgehalt der Luft im Käsekeller so günstig beschaflen, dass bei dem vorzüglichen Nährmateriale eine weitere Vermehrung stattfinden muss. Von verschiedenen Seiten hat man den Zusammenhang ver- schiedener Käsesorten mit verschiedenen Bakterienspecies behauptet, so beispielsweise Be necke und Cohn. Das scheint aber nicht richtig. Verf. fand die meisten Bakterienspecies sowohl im Hart- käse, als auch im Weichkäse. Eine Ausnahme machten nur die Sarcina-Arten, die in der frisch geformten Käsemasse vorhanden, aus dem reifen Emmenthaler Käse aber verschwunden waren. In beiden Käsesorten war immer die Species, welche ihrem biologischen Verhalten nach eine wichtige Rolle beim Käsereifungsprocess zu spielen scheint, in grosser Zahl vorhanden, nämlich Bacillus No. XIX. Er bildete öfter 80—90 °/0 aller Kolonieen. In 2. Linie sind die Bacillen No. XHI — XVII beachtungswert, die die Eigenschaft be- sitzen, das Casein der Milch zu fällen und es unter Bildung pep- tonartiger Verbindungen entweder zu lösen oder doch in einen, eigenthümlichen, weich gallertigen Zustand zu versetzen. Bei reifen Hauskäsen zeigt der äussere „speckige“ Theil eine ähnliche Be- schaffenheit. Dieselbe kommt die durch mit No. XI — XVII bezeich- neten Bakterien zu Stande, welche peptonisirende Substanzen in her- vorragendem Masse abscheiden. Um aber so bedeutende Mengen davon zu produciren, dass die Käsemasse in dicken Schichten durch- drungen wird, ist nicht nur die Gegenwart einer grossen Menge Seifen der Käse. — Bakterien und Wasser. 81 von Spaltpilzen nöthig, sondern es müssen auch günstige Ent- wickelungsbedingungen für dieselben vorhanden sein. Dazu gehört vor allem die Gegenwart von Luft, da mit Ausnahme von XIX fast alle Aerobien sind. Die Oberfläche des dem Emmenthaler gegenüber wasserreicheren und dem Luftzutritt besser ausgesetzten Hauskäses bietet diesen Aerobien günstigere Daseinsbedingungen, weshalb sieb dieselben in der Speckschicht rasch vermehren und durch energischen Stoffwechsel bald jenen eigenthiimlichen Quel- lungszustand des Paracaseins hervorrufen. Im Emmenthaler Käse kommt diese Bakteriengruppe im 1. Stadium des Reifungsprocesses seltner vor. Erst wenn der Käse durch Lochbildung luftzügiger geworden, beginnt ihre Vermehrung, da sie vor dem Zugrunde- gehen durch vorhandene Sporen gesichert waren. Aber auch die Mehrzahl jener Spaltpilze (Micrococcus I — IV, Sarcina VII— VIII und Bacillus XVIII), für welche Milch als Nährmaterial nicht günstig ist, spielen beim Reifungsprocess eine wichtige Rolle, wie schon die Häufigkeit ihres Auftretens andeutet. Sie verwenden die von den Spaltpilzen der ersten Gruppe erzeugten Stoffe zu ihrem Unter- halt, hindern die schädliche Anhäufung derselben und nehmen wahr- scheinlich an der Produktion gewisser, den Geruch und Geschmack bestimmter Käsesorten bedingenden Stoffe Theil. Rein zufällig scheinen der rothe Micrococcus No. VI und die beiden Sarcina-Arten No. IX und X. Der sogenannte Heubacillus spielt keine Rolle im Käsereifungsprocess, ebensowenig das Pra, z m owsk i’sche Clostri- dium butyricum. Doch wurde beobachtet, dass Bacillus XVI und XVII, in Milch kultivirt, während des Caseinlösungsprocesses geringe Mengen Buttersäure erzeugen , dass aber in noch höherem Grade Bacillus XV diese Eigenschaft besitzt. Von besonderem Interesse ist, dass auch eine Sarcina, nämlich No. XI, Buttersäure bildet. Die Hefearten nehmen am Reifungsprocess des Käses im engeren Sinne nicht Theil, jedoch können gewisse Arten durch ihre Fähigkeit, Milchzucker zu vergähren, auf die Lochbildung von Einfluss werden. Noch geringeren Einfluss haben die Schimmelpilze, da die feste kompakte Masse der Käseoberfläche unter normalen Verhältnissen ihnen jede Möglichkeit zur Entwickelung vorenthält. Was nun die mit den hergestellten Versuchskäsen erzielten Re- sultate anlangt, so ergab sich, dass kleine Mengen solcher Desin- fektionsmittel der Käsemasse einverleibt, die wie Kreolin oder Thymol die Eiweisskörper nicht verändern, aber doch energisch jede Spalt- pilzenwiekelung verhindern, auch den Reifungsprocess vollständig unterdrücken, und dass der Reifungsprocess auch dann nicht eintritt, wenn ganz normal bereitete Hauskäse in einer Luft aufbewahrt werden, welche Schwefelkohlenstoftdampf enthält. — Eine Arbeit, die den Bakteriologen in demselben Masse wie den Chemiker und den gebildeten Landwirth interessiren muss! O. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Fränkel, Carl, Untersuchungen über Brunnendesin- fektion und den Keimgehalt des Grundwassers. (Zeitschrift für Hygiene. Band VI. 1889. S. 23.) VI. Bd. 6 82 Bakterien und Wasser. Frankel hat sich der Aufgabe unterzogen, auf experimen- tellem Wege die vom praktischen Standpunkte äusserst wichtige Frage zu iösen, ob es möglich sei, Infektionsstoffe, welche in einen Brunnen gelangt sind, mit Sicherheit aus demselben zu entfernen. Dabei musste einerseits den Eigentümlichkeiten der verschiedenen Brunnenkonstruktionen Rechnung getragen und ausserdem das Grundwasser auf seinen eventuellen Bakteriengehalt hin geprüft werden. Der letztere Punkt war noch aus dem speciellen Grunde von wesentlicher Bedeutung, weil ja auch heutzutage noch von vielen Seiten gewisse Infektionskrankheiten in ätiologischen Zu- sammenhang mit dem Grundwasser gebracht werden. Die Infektionsgefahr für das Wasser ist bei den Kesselbrunnen unverhältnissmässig grösser, als bei den Röhrenbrunnen, denn es können dort Verunreinigungen von oben her, aber auch von den seitlich den Brunnen begrenzenden Bodenschichten aus erfolgen, da iu dem Mauerwerke fast immer, wenn auch unscheinbare Spalten uud Risse sich vorfinden. Gerade diese Infektionsmöglichkeit von der Seite her ist diejenige, welche am meisten in die Wagschale fällt und welche bei den Röhrenbrunnen ganz unmöglich ist. Hierin liegt ein grosser Werth der Röhrenbrunnen. Einer Infektion vom Grundwassergebiete her wären natürlich beide Arten von Brun- nen in gleichem Masse zugänglich. Die Frage nach dem Keimgehalte des Grundwassers ist bisher noch nicht endgültig gelöst und doch ist gerade dieser Punkt für die Beurtheilung des Werthes einer wirksamen Brunnendesinfektion von grosser Bedeutung. Fränkel hat zunächst bakteriologische Untersuchungen des Gruudwassers vorgeuommen. Er entnahm dasselbe aus zwei längere Zeit fast gänzlich ausser Gebrauch stehenden Röhrenbrunnen im Hofe des hygienischen Institutes zu Berlin. Die Untersuchung ergab einen sehr beträchtlichen Bakterien- gehalt des beim Auspumpen zuerst erhaltenen Wassers, während derselbe später rasch abnahm, eine Erscheinung, welche darauf hinwies, dass die erhebliche Keimzahl des anfangs ausfliessenden Wassers einer lebhafteren Entwickelung der Mikroorganismen inner- halb des Brunnens ihre Entstehung verdankte und deshalb beim Zuströmen neuen Wassers von unten her eine entsprechende Ver- minderung erfahren musste. Allmählich stieg aber die Zahl der Keime immer wieder be- trächtlich an. Der Grund hierfür lag darin, dass sich an der Innenfläche des Brunnenrohres Bakterienkolonieen angesammelt hat- ten, welche hier gleichsam eine Haut formirten, die aus reichlichen Zooglöen der hier gediehenen Mikroorganismen bestand. Um sonach ein richtiges Untersuchungsresultat hinsichtlich des eventuellen Bakteriengehaltes des Grundwassers zu bekommen, musste zunächst das Rohr keimfrei gemacht werden. Nunmehr erwiesen sich alle von verschiedenen Proben durch eine Woche angelegten Gelatineplatten als steril. Damit war der Beweis erbracht, dass das Grundwasser keimfrei war, nachdem Kontrolluntersuchungen ergeben hatten, dass die geringe Beimengung Bakterien und Wasser. 83 der Karbolsäure, welche behufs Desinfektion in das Rohr eingegossen worden war, die Fähigkeit des Wassers, als Nährmedium zu dienen, nicht beeinträchtigte. Das Fehlen von Keimen im Grundwasser ist ausschliesslich eine Folge der filtrirenden Kraft des Bodens, welche aber ausnahms- weise versagen kann. Dann kann auch das Grundwasser Bakterien enthalten und ebenso, wenn dasselbe mit inficirten Oertlichkeiteu in Verbindung steht. Röhrenbrunnen bedürfen nur selten der Desinfektion. Wenn dies aber der Fall ist, so geschieht es am zweckmässigsten mittelst mechanischer Reinigung und Entleerung des Brunnens, eventuell mit nachträglicher Desinfektion desselben. Die Desinfektion von Kesselbrunnen gelang in der angegebenen Weise nicht; denn selbst wenn noch deutlich nachweisbare Mengen von Karbolsäure in dem Wasser enthalten waren, fand man daneben auch grosse Mengen von Bakterien. In dem stagnirenden Inhalte der Kesselbrunneu kommt es zu einer Sedimentirung, welche zur Entstehung einer Schlammschichte führt, die sich am Boden und an den Wänden des Brunnens ab- setzt. Darin liegt auch der Grund, weshalb sich in dem aus Kessel- brunnen stammenden Wasser anfangs nur relativ wenige Keime vorfinden, während dieselben später, sobald die Schlammschichte aufgewühlt wird, bedeutend zunehmen. Die Desinfektion von Kesselbrunnen kanu daher nur dann von Erfolg begleitet sein, wenn sie sich auch auf den Bodensatz er- streckt. Da die Karbolsäure aus dem Wasser solcher Brunnen nur sehr langsam verschwindet, das Wasser somit längere Zeit ungeniessbar bleibt, so wurde auch Kalk auf seine Wirksamkeit geprüft. Wenn derselbe auch eine bedeutende Desinfektionskraft besitzt, so hat die Desinfektion von Kesselbrunnen überhaupt doch keinen wesentlichen Werth, da derartige Brunnen stets neuen Verunrei- nigungen ausgesetzt sind. Di tt rieh (Prag). Thoinot, L., Note sur l’examen microbiologiqued’une source de la region calcaire du Havre. (Annales de l’Institut Pasteur. 1889. No. 4. S. 145.) Verf. hatte gemeinschaftlich mit Brouardel die Aetiologie einer sehr heftigen, 1887 — 88 in Havre aufgetretenen Typhus- epidemie (697 Todesfälle) erforscht und war zu dem Schlüsse ge- kommen, dass die Verunreinigung der Quelle von Catilion als Ur- sache anzuschuldigen sei. Gegen Ende der Jahre 1886 und 1887 war nämlich zum ersten Male bei Bebauung des Plateaus von Gainneville, welches die wasserführende Schichte von Catillon über- deckt, Tonneninhalt aus Havre zur Düngung verwendet worden. Der Boden besteht aus Kreideformation mit thoniger Unterlage, auf welch letzterer das Wasser zu Tage tritt. Es fragte sich .jetzt, ob trotz einer Kreideschicht von circa 48 m Mächtigkeit Typhusbacillen, welche auf die Felder gebracht worden waren, hm- 6* 84 Bakterien und AVasaer. — Milzbrand und Fleisch. durch gelangen können. (Während der Epidemie selbst wurden keine bakteriologischen Wasseruntersuchungen ausgeführt.) Um diese Frage zu entscheiden, suchte Verf. festzustellen, ob das Quellwasser der gleichen Formation unmittelbar an seiner Aus- trittsstellc bereits Keime enthält oder nicht, in der Voraussetzung, dass etwa vorhandene Keime nur von der Oberfläche des Plateaus von den dort befindlichen Kulturländereien u. s. w. herrühren könnten. Dem entsprechend wurde das Wasser der Quelle von Sanvic, die in einem 80 m tiefen, gemauerten, von aussen verschlossenen Tunnel, also gesichert gegen äussere Verunreinigung zu Tage tritt, unter allen Vorsichtsmassregeln in sterile Gefässe gesammelt und dieses untersucht. Keine der 3 entnommenen Proben erwies sich als keimfrei; in zweien derselben bestimmte Verf. den Keimgehalt approximativ auf 42 resp. 470 Keime pro ccm. Diese Keime ge- hörten 4 verschiedenen, sämmtlich ebenso gut aerobisch als anae- robisch wachsenden Arten an. Verf. schliesst hieraus, dass eine Quelle, die aus Kreideformatiou entspringt, wie sie bei Havre vorkommt, bereits an ihrem Ursprung verunreinigt sein könne. Eine Höhe der überlagernden Kreide- schichte von 20 — 25 m, wie bei der Quelle von Sanvic, gewährt keinen genügenden Schutz durch Filtration, was auf die Zer- klüftung des Gesteins zurückzuführen ist. Verf. weist darauf hin, wie gefährlich es für Städte in solchen Gegenden sei, die Fäkal- massen zur Düngung der Felder zu verwenden. Büchner (München). Schmidt-Mühlheim , Ueber Sporenbildung auf Fleisch von milzbrandkranken Thier en. [Aus dem hyg. Insti- tut des Dr. Schmidt in Wiesbaden.] (Arch. f. animal. Nah- rungsmittelkunde. 1889. No. 7 und 8.) Die Frage, ob das ausgeschlachtete Fleisch von milzbrand- kranken Thieren bei den gewöhnlichen Aufbewahrungs weisen eine Sporenbildung begünstigt, ist von grossem Interesse , da im Be- jahungsfälle die Gefahr der Infektion durch solches Fleisch be- sonders gross ist, während sonst Fleisch mit sporenfreien Bacillen durch das Kochen seine Infektionsfähigkeit verliert. Dazu kommt ferner, dass Bacillen die intakte Darmschleimhaut gewöhnlich nicht passiren können, während deren Sporen auch die unverletzte Schleim- haut durchdringen und so eine Infektion bewirken können. Diese Frage wurde nur einmal von Johne behandelt, der nachwies, dass im Fleisch eines milzbrandkranken Thieres, wenn dieses enthäutet und ausgeschlachtet an der Luft hoher Temperatur ausgesetzt wird, die Milzbrandbacillen weder in Fäden auswachsen, noch auch Sporen bilden können. Die Johne’schen Versuche waren jedoch nicht einwandsfrei, weil er nicht auf dem Fleische, sondern in demselben nach Sporen suchte und weil auf der Oberfläche des Fleisches die einstrahlende Wärme und Austrocknung es gerade unmöglich machte, dass sich hier unter dem Einfluss von reich- licher Sauerstoffzufuhr Milzbrandsporen entwickelten. Milzbrand und Fleisch. — Scharlach. — Tuberculose. 85 Verf. impfte ein Meerschweinchen mit einer Milzbrandkultur, so dass dieses an Milzbrand starb; die Schenkel wurden enthäutet (sie zeigten auf ihrer Oberfläche Milzbrandbacillen), in den Brüt- eten bei 39° gebracht und vor Austrocknung geschützt. Nach 18 Stunden sind die Schenkel mit einem schmierig glänzen- den Belag versehen, der massenhafte Milzbrandbacillen enthält, die zu langen Fäden auswachseu und in ihrem Innern auch Sporen enthalten ; auch freie Sporen fanden sich bereits vor. Nach weiteren 24 Stunden hat sich die Entwickelung der Milzbrandkultur auf der Oberfläche der Schenkel noch fortgesetzt und die jetzt kürzeren Bacillen enthalten zahlreiche Sporen neben freien Sporen. Im Innern des Fleisches findet eine Vermehrung der Milzbrandbacillen nicht statt. Eine Vermehrung und Sporenbildung der Bacillen findet auch statt, wenn man das Fleisch milzbrandkranker Meerschwein- chen einer Temperatur von 20 — 25° aussetzt, aber auch hier nur an den feucht gebliebenen Stellen der Oberfläche. Goldschmidt (Nürnberg). Whitelegge, The period of infection in scarlet fever. (Lancet. 1889. Vol. I. p. 14 — 15.) Ausgehend von der Annahme, dass die Ansteckung beim Schar- lach einmal in den frühen Stadien der Krankheit durch die Athem- 1 n ft und den Auswurf, und später durch die Abschuppung bedingt ist, glaubt W., dass demgemäss am Eude der ersten Woche ein vorübergehender Nachlass der Ansteckungsfähigkeit eintreten müsse, und suchte dieses aus der Statistik darzuthun. Er hat unter 1700 von ihm beobachteten Fällen 288 Paare von Erkrankungen zusam- mengestellt, welche jedesmal in ein und demselben Hause nach einander aufgetreten sind, wobei nachträglich eintretende dritte oder weitere Fälle nicht berücksichtigt wurden. In einer Tabelle zeigt er nun die relative Häufigkeit der Zwischenräume zwischen dem Auftreten des ersten und zweiten Falles, woraus in der That erhelle, dass die durchschnittliche Ansteckungsfähigkeit gegen den 6. Tag plötzlich abnimmt und am 12. wieder zunimmt. Leider hat Verf. über die muthmassliche Dauer der Incubation keine sicheren Angaben gemacht, wodurch der Werth der angeführten Zahlentabelle sehr zweifelhaft wird. Kurth (Berlin). Malvoz, E. et Brouwier, L. , Deux cas de tuberculose bacillaire congenitale. (Annales de l’Institut Pasteur. 1889. No. 4. S. 153.) Als Beitrag zur vielumstrittenen Frage der kongenitalen Ueber- tragung der Tuberculose berichten die Verff. über zwei Fälle beim Rinde, unter genauer Schilderung des makro- und mikroskopischen Befundes und Beigabe der Abbildung eines Leberschnittes, der nach dem neuen beschleunigten Verfahren von Martin Herman ge- färbt ist x). 1) S. Referat in Bd V. 1889 S 843 dieser Zeitschrift. Daselbst ist irrthümlich als Verfasser Hermann Martin gedruckt worden. 86 Tuberculose. Der erste Fall bezieht sieh auf eiueu 8monatlicheu Fötus mit typischer Tuberculose, herstammend von einer an generalisirter Tuberculose zu Grunde gegangenen Kuh. Der Hauptsitz der Ver- änderungen war in der Leber, wie es dem Transport der Bacillen von der Placenta her durch die Umbilicalvene entspricht. Von hier aus wurden die Lymphdrüseu der Leber ergriffen , dann jene der Lungenwurzel. Die Lungen selbst blieben frei. Die Verff. bestreiten entschieden die Möglichkeit einer Uebertragung durch Ei oder Sperma, hauptsächlich auf Grund der Vorgefundenen Leber- localisation. Der zweite Fall bezieht sich auf ein 6wöchentliches Kalb. Die Veränderungen zeigten den nämlichen Sitz und waren so ausge- bildet, dass man auf eine schon auf vor der Geburt stattgehabte Infektion schliessen musste. Tuberculose Veränderungen der Lunge oder der Eingeweide fehlten dagegen vollständig, weshalb die Verff. auch in diesem Falle die intrauterine Uebertragung von der Mutter her für sicher halten. Schliesslich wird bemerkt, dass die neue Färbungsmethode für Tuberkelbacillen von Herrn an (Präparator am Laboratorium von Li6ge, s. o.) sehr schnelle und mühelose Resultate gebe und viel mehr Bacillen zur Anschauung bringe, als die gewöhnlichen Ver- fahren. Nur bewirkt die dabei vorkommende Erwärmung eine Fragmentirung der Stäbchen. Büchner (München). Tcliistovitcli , N., Contribution ä l’etude de la tuber- culose intestinale chez l’homme. (Annales de lTnstitut Pasteur. 1889. No. 5. S. 209.) Auf Grund von Untersuchungen an 10 Fällen von intestinaler Tuberculose gelangt Verf., der seine Arbeit im pathologisch-ana- tomischen Laboratorium von Cornil ausgeführt hat, zu folgenden Schlüssen : 1) Die Darmtuberkel beginnen, falls die Infektion vom Darm- inhalt herrührt, ihre Entwickelung in der Mucosa und Submucosa. In solchen Fällen trifft man am häufigsten Ulcerationen. Bei all- gemeiner Miliartuberculose localisirt sich der Process im subserösen Bindegewebe. 2) Im ersteren Falle wird das wesentlichste Hinderniss der Ausbreitung des tuberculösen Processes in die Tiefe, gegen die Subserosa hin, von der Muskelschichte gebildet. Noch ausge- sprochener ist diese schützende Rolle der Muskelschichte in den Fällen der zweiten Kategorie, wenn der tuberculose Process in der Subserosa seinen Ausgang genommen hat. Es erklärt sich diese Differenz aus der geringen Zahl von Tuberkelbacillen, die sich von vornherein in der Subserosa entwickeln. 3) Die Leukocyten spielen eine wichtige Rolle beim Durch- tritt der Tuberkelbacillen durch die Epithelschicht. 4) Bei der Entwickelung der Darmtuberkel scheinen die epi- thelialen Elemente und die Drüsen unbetheiligt zu sein; erst se- kundär zeigen dieselben Veränderungen. Erysipel und Lymphangitis. — Frettchenseuche. 87 5) Die Ausbreitung des tuberculösen Processes durch die Darmwand hindurch erfolgt vorzugsweise auf dem Lymphwege. 6) Die käsige Metamorphose der Tuberkel hängt nicht aus- schliesslich von der Menge der Bacillen ab; dieselbe kann auch eintreten, wenn nur sehr wenig Bacillen zugegen sind. Büchner (München). Vernenil et Clado, De l’identit6 de l’6rysipele et de la lymphangite aigue. (Comptes rendus de l’Acadömie de Sciences de Paris. Tome CVIII. p. 714 — 719.) Verff. hatten mit vielen anderen Klinikern schon längst ange- nommen, dass Lymphangitis und Erysipel 2 Formen einer und derselben Krankkeit seien, 1) weil beide in gleicher Weise die Lymphgefässe befallen, die eine die stärkeren Stämme, die andere die feineren Verzweigungen ; 2) weil der Verlauf der pathologischen Vorgänge der gleiche ist, da beide Affektionen, wo sie auftreten, die hauptsächlichsten Erscheinungen einer reinen Entzündung dar- stellen : Röthe, Hitze, Schmerz, Schwellung mit Neigung zur Eite- rung; 3) weil sie bei Trennung des Zusammenhangs der Haut- decken den gleichen Ausgangspunkt wahrnehmen lassen; 4) weil sie dieselben Symptome: Frost, Frbrechen, schnelle Temperatur- erhöhung etc. zeigen ; 5) weil in sehr vielen Fällen gar nicht zu entscheiden ist, ob Lymphangitis, Erysipel oder eine Verbindung von beiden vorliegt, da das Uebel bald in der einen, bald in der andern Form begonnen hat. Es fehlte ihnen, um zur völligen Ge- wissheit zu gelangen, nur noch das überzeugende Experiment. Da kamen ihnen 4 Fälle von Lymphangitis suppurativa unter die Hände, welche, unter einander nicht ähnlich, auch mit dem Erysipel nichts Uebereinstimmendes zeigten, von denen aber Kulturen und Impfun- gen ergaben, dass sie trotz der klinischen Verschiedenheiten unter einander und mit dem Erysipel völlig identisch seien. Sie kommen daher am Ende ihrer Mittheilung zu folgenden Schlüssen: 1) Das Erysipel und die akute Lymphangitis sind 2 Formen einer und derselben kontagiösen, ansteckenden, parasitären Krank- heit. 2) Die Krankheitsursache ist ein besonderes, leicht zu er- kennendes, leicht zu isolirendes und zu kultivirendes , leicht auf Thiere übertragbares Mikrob. 3) Das Mikrob, das anfangs nur im Erysipel entdeckt und darin beschrieben worden ist, findet sich mit allen seinen Merkmalen und Eigenschaften bei Lymphangitis wieder. 4) Es erscheint dadurch definitiv die absolute Identität der Ursache und des Wesens beider Affektionen festgestellt , die bisher durch eine grosse Zahl von Autoren als verschieden von einander angesehen wurden. 0. E. R. Zimmer mann (Chemnitz). Ebertb, C. J. und Schimmel basch, C», Ein weiterer Bei- trag zur Kenntniss der Frettchenseuche. (Virchow’s Archiv. Bd. 116. Heft. 2.) In Anschluss an ihre früheren, den gleichen Gegenstand betref- fenden Untersuchungen (vergl das Referat in diesem Bl. Bd. V. 1889, 88 Frettchenseuche. — Parasitenfauua von Trutta saiar. p. 454) berichten die Verff. über eine neue Epidemie von Frett- chen s e u c h e , die sie zu beobachten Gelegenheit hatten. Bei zwei von den 10 erkrankten Thieren konnten sie die Obduktion machen und eine bakteriologische Untersuchung anschliessen; in beiden Fällen Hess sich wieder der von den Verff. entdeckte und als Ursache dieser Infektionskrankheit festgestellte Bacillus nachweisen. Carl Frankel (Berlin). Zscliokke, F., Erster Beitrag zur Parasitenfauna von Trutta saiar. (Verhandl. d. naturforsch. Ges. Basel. Th. VIII. Hft. 3. Basel 1889. pg. 761—795. 1 Tat.) Ausgehend von dem Satze, dass die Parasitenfauua eines Thieres im engsten Zusammenhänge mit der Lebensweise des be- treflenden Wirthes und in erster Linie mit der Natur der Nahrung steht, sowie ferner von der Thatsache, dass diese Nahrung von den Wanderthieren in mehr oder weniger regelmässigen Zwischenräumen gewechselt wird, untersuchte Z. die Parasiten eines Wandertisches, des Rheinlachses. Von diesem war durch Miesch er nachgewiesen, dass er vom Aufsteigen aus dem Meere bis nach der Laichablage niemals Nahrung zu sich nimmt und nachher bei der Rückwanderung in der Regel auch nicht. Man musste also erwarten, dass der Rheinlachs keine aus Süsswasserthieren stammenden Parasiten beherberge, sondern nur marine. 45 Fische konnten untersucht werden, 3 waren ganz frei, 24 wiesen nur eine Parasitenart, 11 je 2, 5 je 3 und 3 je 4 verschiedene Schmarotzer auf und zwar folgende Arten : Agamonema capsularia Dies. 35mal, Ascaris clavata Rud. 2mal, Echinorhynchus sp. 2mal, Distomum varicum Zed. 5mal, D. reflexum Crepl. lmal, D. Miescheri n. sp. lmal, Bothriocephalus infundibuliformis Rud. 9mal, Bothriocephalus sp. (larva) lmal, Tetrarhynchus solidus Drum, lmal, T. grossus Rud. lmal und Rhynchobothrium paleaceum Rud. 13mal — im Ganzen also 11 Arten, die, wie der Autor näher begründet, fast alle marine Formen sind. Das Gleiche gilt von 9 Arten Schma- rotzern des Lachses, welche Z. bisher noch nicht hat finden können, welche aber nach anderen Autoren im Lachs leben — damit wird also bestätigt, dass der Rheinlachs im süssen Wasser keine Nahrung zu sich nimmt. Mit „besonderer Aufmerksamkeit“ wurde in den Lachsen mit Rücksicht auf die bekannte (ganz unbegründete, Ref.) Behauptung Küchenmeister^, der Mensch hole sich Bothriocephalus latus aus dem Lachs, nach Bothriocephalenlarven gesucht, jedoch nur einmal eine solche gefunden, die sich auf den ersten Blick als ver- schieden von B. latus erwies. Unter den 11 gefundenen Parasitenarten lebten nur 4 im Darm, die übrigen eingekapselt in verschiedenen Organen; jenseits der Appendices pyloricae wurden nie Helminthen im Darm gefunden, was auch wieder für den Mangel der Nahrungsaufnahme spricht, ferner aber dafür, dass ein Theil der Darmparasiten eine kurze Lebensdauer hat, da er bei mangelnder Infektion im süssen Wasser aus dem Darm des Wirthes verschwindet. Chinch Bug-Krankheiten. — Peronospora und Regen. 89 Vergleichsweise wird noch die Helminthenfauna 8 anderer Wander- fische herangezogen und dann werden Bemerkungen über die beim Rheinlachs gefundenen Parasiten gegeben , so besonders eine Be- schreibung der Trematoden und der Tetrarhynchen. Der Autor beginnt mit diesem Beitrag die Untersuchung sehr interessanter, faunistischer Fragen, welche die Beherrschung zahl- reicher Details voraussetzen , zweifellos aber zu bemerkenswerthen Resultaten führen werden. M. Braun (Rostock). Gilette, C. P., Chinch Bug Diseases. (Iowa Agricultural College. Experiment Station. Bulletin No. 3. Arnes, Iowa. 1888. Nov. p. 57—62.) Verfasser berichtet über die durch Pilze verursachten Krank- heiten der echten „Chinch bug“, Blissus leucopterus (nicht zu verwechseln mit der gleichfalls so benannten Wanze (Nysius angu status). 1887 hatte Stirn er zuerst eiDe Epizootie dieses Insektes beobachtet, welche nach Prof. Forbes durch eine Empusa erzeugt wird. 1883 hat letzterer, der Staatsentomologe von Illinois, eingehender über eine zweite ansteckende, der „Chinch Bug“ sehr verhängnisvolle Krankheit berichtet, die durch Bakterien, Micrococcus insectorum Forb., verursacht wird. Verf. hat letzten Sommer die Empusakrankheit in verschiedenen Theilen von Illinois, Minnesota, Ohio und Jowa verbreitet gefunden und die Lebensgeschichte des Pilzes, Empusa Blissi, näher be- schrieben. Forbes hat noch eine dritte, durch eine Botrytis bewirkte Krankheit beobachtet und dürften nach Lugger die Landwirthe in den genannten Staaten bei der grossen Verheerung, welcher diese Wanzen durch die genannten' Krankheiten ausge- setzt sind, bald nichts mehr von ihnen zu fürchten haben. Verf. empfiehlt die Krankheitspilze zur Vertilgung des Insektes in Gegenden, wo sie bisher noch nicht Vorkommen. Ludwig (Greiz). Halsted, Byron D., Peronosporeae and rain fall. (Gal- loway Journ. of Mycology. Vol. V. 1889. No. 1. p. 6 bis 11.) Verf. führt den Nachweis, dass das Auftreten und die Ver- breitung der Peronosporeen in hohem Masse von der gefallenen Regenmenge abhängig ist, indem er einmal die in den einzelnen Monaten mehrerer Jahre gefallenen Regenmengen und dann das Vor- kommen jener Pilze während derselben vergleicht. Seine Beobach- tungen beziehen sich auf folgende Parasiten: Phytophthora infestans , Peronospora viticola , Peronospora Halstedii , P. obducens, P. Geranii, P. pygmaea, P. gangliformis, P. parasitica, P. Potentillae, P. Arthuri, P. etfusa, P. Polygoni, P. alta, P. Trifoliorum, P. Euphorbiae, P. leptosperma, P. sordida, P. Lophanthi, P. graminicola, P. calotheca, Cystopus candidus, C. cubicus, C. Bliti, C. Portulacae. Ludwig (Greiz). 90 Aelia als Getreideschädling. Porncl, A., Sur les ravages exercßs par un H6miptere du gen re Aelia sur les c6realesalg6rienn es. (Comptes rendus de l’Acad6mie des Sciences de Paris. Tome CVIII. 1889. p. 575 ff.) Yerf. veröffentlicht zunächst eine Zuschrift des General Poizat, Commandanten der in Algier gelegenen Truppen, worin derselbe mittheilt, dass ein Insekt grossen Schaden in den dasigen Getreide- feldern anrichte. Dasselbe erscheine im Sommer, sei aber im Larvenzustande noch nicht bekannt. Des Nachts verkrieche sichs schaarenweise unter die Bündel von Haifa de Haicha und de Semagh, am Tage aber flattere es auf Gersten- und Weizenfeldern, vor allem auf den letzteren herum. Hier klettere es den Halm bis zur Aehre hinan, durchbohre mit dem Rüssel die Schale des Korns und leere dasselbe fast vollständig aus. Die äusserlich fast un- versehrt erscheinenden Körner nähmen darauf einen ekelhaften Geruch an, der sie für menschliche Nahrung, ja selbst zum Futter fürs Vieh untauglich mache; als Saatgut seien sie natürlich auch nicht zu verwenden. Im Umkreis von Djelfa habe man sie seit 3 Jahren beobachtet, ohne grösseren Schaden zu konstatiren, im Jahre 1888 seien aber die Verwüstungen gross gewesen. Das Studium des die Zuschrift begleitenden Materials ergab folgendes: Das Insekt ist eine Schildwanze aus der Abtheilung der Pentatomen und gehört zur Gattung Aelia. Am nächsten stehe es der Aelia acuminata, aber es sei grösser (11 mm anstatt 9 mm) und verhält- nissmässig ein wenig breiter, auch sei die Zeichnung des Rücken- schildes und der Verlauf der Nerven an dem lederartigen Theile der Flügeldecken etwas verschieden. Wahrscheinlich stelle das Thier eine noch unbeschriebene Art vor, die man als Aelia triticiperda bezeichnen könne. Es sei weder in der Arbeit von Lucas (Com- mission scientifique de l’Alg6rie), noch in der neuerdings von der tunesischen Kommission veröffentlichen Liste erwähnt. Die Aehren der mitgesandten angegriffenen Pflanzen (Bartweizen) erschienen sehr leicht, waren in die Höhe gerichtet, zeigten aber sonst äusserlich nichts, was ihren krankhaften Zustand zu verrathen geeignet war. Die Körner erschienen missgestaltet, waren ungleich zusammen- geschrumpft, hatten aber grösstentheils den Keimling noch unver- sehrt. Das Eiweiss zeigte sich bald hornig wie beim glasigen Weizen, bald mehlig wie beim weichen und war manchmal nur auf auf der feinen Seite vorhanden. Jedenfalls wird solches theilweise wieder gebildet, nachdem es von dem Thier im milchigen Zu- stande aufgezehrt worden ist. Eine der entwickeltsten Aehren, aus 19 dreiblüthigen Aestchen bestehend, besass 41 Körner anstatt 57, und diese wogen nur 1,1 g, gerade die Hälfte von dem, was 41 normale Körner der algerischen Weizeuvarietät wiegen. Vom befallenen Weizen wiegt das Hektoliter 53 kg, während der gesunde 80 kg wiegt. Viele Aehrchen enthielten im Mittel nur 1 x/2 Korn, die anderen Blüthen hatten infolge des von Insekten ausgeübten Reizes abortirt. Von 10 der schlechtesten Körner keimten 7, aber nur 5 hatten genug Eiweiss, um bis zur Entwickelung des 4. Blattes vorzuhalten. Von 30 durch Zufall entnommenen Körnern Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 91 keimten 23. Von ihnen war aber ein Drittel sehr dürftig, und nur 3—4 gediehen ziemlich kräftig. Das Studium des Insektes soll weiter verfolgt werden, um auch Aufschlüsse über das Larven- leben zu gewinnen. 0. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Dubief, H. et Brühl, J., liecherches bacteriologiques sur la desinfection des locaux par les substances gazeuses, et en particulier par l’aci d e sulfureux. (Comptes rendus de l’Acadömie des Sciences de Paris. Tome CVIII. p. 824 ff.) Verff. arbeiteten zunächst mit schwefliger Säure. Sie nahmen sich vor, 3 Fragen zu lösen: 1) Uebt die schweflige Säure im gas- förmigen Zustande überhaupt eine Wirkung auf Bakterienkeime aus? 2) Uebt sie eine Wirkung auf pathogene Keime aus? 3) Wie ist sie praktisch zu verwenden? In der ersten Mittheilung beschäftigen sie sich nur mit der ersten Frage. Zunächst untersuchten sie die Wirkung der schwefligen Säure auf Bakterienkulturen. Eine Anzahl Kulturröhrchen wurden bei 18° unter eine Glocke gebracht, unter welcher ein sanfter Luftstrom circulirte, der durch einen Recipienten ging, in dem eine graduirte Schwefelstange (um die Menge der producirten schwefligen Säure zu bestimmen) angebrannt ward. Auf diese Weise wurden bei Anwendung einer genügenden Menge schwefliger Säure die Kulturen immer zerstört. Die Methode erschien den Verff. aber als eine schlechte, weil sich die schweflige Säure in dem wasserhaltigen Nährboden auflöste und diesen dadurch für die Kulturen über- haupt ungeeignet machte. Weiter wurde die Wirkung der schwefligen Säure auf die in der Luft befindlichen Keime untersucht. Hierbei wendete man die Miquel’sche Methode an. Zunächst sammelte man in einem Miquel’schen Verdünnungsballon die Keime aus einem Liter Luft und vertheilte dieselben in 50 Kulturgefässe mit Rinderbouillon. Hierauf wurden beträchtliche Schwefelmengen im Zimmer ver- brannt. Nach 24 Stunden wurden die Keime der gleichen Luft- menge gesammelt und in der gleichen Weise ausgesät. Dabei zeigte sich, dass die Zahl der lebensfähigen Keime nach der Schwefelung immer geringer war, als vorher und zwar um so geringer, je mehr Feuchtigkeit die Zimmerluft enthielt. In Betreff der Wirkung der schwefligen Säure auf die Art der Luftkeime zeigte sich, dass im normalen Zustande (vor der Schwefelung) in der Luft die Bakterien, besonders aber die Mikro- kokken am zahlreichsten vorhanden waren, die Schimmelpilze erst in zweiter Linie standen, dass nach der Schwefelung aber das Verhältniss 92 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. sich umkehrte. Um endlich festzustellen, wie die schweflige Säure auf die an den Wänden haftenden trocknen Keime wirke, wurden mittelst eines kleinen Wattebausches, der in einer Glasröhre bei 200° sterilisirt worden war, die Keime aus einer gegebenen Luft- menge gesammelt und derselbe nachher in 2 gleiche Theile ge- theilt. Der eine Theil wurde unmittelbar darauf in eine kleine Menge in einer flachen und breiten Krystallisirschale befindlicher Nährgelatine gebracht, die audere aber 48 Stunden einem Strome reiner und trockener schwefliger Säure ausgesetzt. Die Menge der ausgewachsenen Keime war hier ebenfalls schwächer vor der Schwefelung, als nach derselben. Verfl'. ziehen aus ihren Beobachtungen folgende Schlüsse: 1) Die schweflige Säure übt im gasförmigen Zustande eine ausgesprochene mikrobienvernichtende Wirkung aus. 2) Diese Wirkung tritt be- sonders hervor, wenn das Mittel mit Wasserdampf gesättigt ist. 3) Sie wirkt vor allem auf die Bakterienkeime. 4) Im reinen Zu- stande zerstört sie bei längerer Einwirkung selbst Keime, die sich im trockenen Zustande befinden. 0. E. R. Zimmer mann (Chemnitz). Csokor, Rotz bei einem Schafe als Ergebniss eines Impf Versuches mit Kulturen von Rotzbacillen. (Oesterreichische Zeitschrift für wissenschaftliche Veterinärkunde. Band II. 1888. Seite 49.) Csokor ist es gelungen, durch subkutane Ueberimpfung einer von einem rotzigen Pferde auf das Meerschweinchen und aus dem letzteren auf Kartoffeln gezogenen Kultur von Rotzbacillen typischen Nasenrotz bei einem Schafe zu erzeugen. Auch die Kehlgangs- lymphdrüsen und die tiefen Halslymphdrüsen , ferner die Lungen und die Milz waren von dem Krankheitsprocesse ergriffen. In sämmtlichen erkrankten Organen konnte Csokor die Loeffler-Sch ütz’schen Rotzbacillen in grosser Menge mikro- skopisch nachweisen, während solche in Produkten des Rotz- processes bei dem Pferde, von welchem die Rotzkulturen stammten, bei der mikroskopischen Untersuchung nicht vorgefunden worden waren. Von den Rotzknoten des Schafes sind keine Kulturen ange- legt und keine weiteren Uebertragungen auf Thiere vorgenommen worden. Dittrich (Prag). Bnjwid, 0., La mdthode Pasteur ä Varsovie. (Annales de l’Institut Pasteur. 1889. No. 4. S. 177.) Verf. gibt eine Uebersicht der seit 1886 in Warschau nach Pasteur’scher Methode ausgeführten Schutzimpfungen gegen die Wuth, unter Mittheilung casuistischer und methodischer Einzel- heiten. Aus der Statistik ist zu entnehmen, dass im Jahre 1886 die Schutzimpfung an 104 Personen, 1887 an 255 und 1888 an 317, insgesammt also an 676 Personen vollzogen wurde. Hiervon starben im Ganzen 9 Personen (= 1,3 °/0 Mortalität). Von den Gestorbenen waren 5 am Kopfe gebissen worden (Gesammtzahl der am Kopfe Neue Litteratur. 93 Verletzten = 48); 4 an unbedeckten Körperstellen (Gesammtzahl der betreffenden Kategorie 423) ; von 205 Personen endlich, welche durch die Kleider gebissen waren, starb keine. Statistische Tabellen erläutern die Herkunft und nähere Art der Fälle, die stattgehabte Behandlung, Cauterisation etc. Büchner (München). Neue Litteratur zusammengestellt von Da. Abthub Wübzbubg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Fraenkel, C., u. Pfeiffer, R., Mikrophotographischer Atlas der Bakterienkunde. Liefg. 3. gr. 8°. 5 Taf. m. 7 Blatt Text. Berlin (August Hirschwald) 1889. 4 M. 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Dubief, H. et Brühl, J., Recherches bac- teriologiques sur la desinfection des lo- caux par les substances gazeuses , et en particulier par l'acide sulfureux, p. 91. Neue Litteratur, p. 93. Frommann8che Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Geh. Hofr. Prof. Br. Lenclart ui Professor Dr. Loefller in Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. TJhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. TT. Band. — Jena, den 19. Juli 1889. -0- No. 4. -Hi Zu Preis beziehen für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. )|f~- Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Ritte, etwaige Wünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder au) das Manuscript schreiben zu wollen oder direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Zur Kenntniss des Moschuspilzes. (Aus dem Laboratorium der Dr. Lassar’schen Klinik.) Von Dr. med. Julius Heller in Charlottenburg. Mit 3 Figuren. Im December 1888 fand ich in der pathologischen Sammlung des jüdischen Krankenhauses einen rothen, in Streifen und Strichen angeordneten Belag auf einem anatomischen Präparate, dessen Konservirungsflüssigkeit eingetrocknet war. Mit Erlaubniss des Assistenzarztes Herrn Dr. A. Rosen stein untersuchte ich die VI. Bd. 7 98 Holler, Auflagerung und sah in ihr neben vielen Bakterien sichelförmige, bei 300facher Vergrösserung etwa 1 cm lange Gebilde, die nur als Be- standtheile einer Schimmelpilzkolonie aufgefasst werden konnten. Mit Hülfe des Plattenverfahrens gelang es leicht, die Pilze rein zu züchten. Durch das Entgegenkommen des Herrn Prof. Dr. Magnus konnte ich den fraglichen Organismus als ein Fusisporium be- stimmen. In morphologischer Beziehung hat dasselbe grosse Aehn- lichkeit mit dem Fusisporium roseum (Link). Fig. 1. Fusisporium moschatum. Reinkultur auf Gelatine, 8 Tage alt. Natür- liche Grösse. Im März 1889 hat Kitasato Untersuchungen überden Moschus- pilz, Fusisporium moschatum, im Centralblatt für Bakteriologie ver- öffentlicht. Zur Zeit des Erscheinens der Publikation waren meine eigenen Untersuchungen über denselben Mikroorganismus zu einem gewissen Abschluss gelangt. Die Spore des Fusisporium moschatum hat eine etwa halbmond- oder sichelförmige Gestalt (conf. Abbildung). Ihre Länge beträgt (Ocularmikrometer Seibert) durchnittlich 20 f.i, ihre Breite 1 — 3 fi. Jede Spore zeigt gewöhnlich 3, oft aber auch 4 Querwände, die jedoch nicht immer mit gleicher Deutlichkeit erkennbar sind. Die Fig. 2. Fusisporium moschatum. Gelatineplattenkultur. Vergr. 100. Aufge- nommen mit Zeiss AA. Ablagerung des rothen Farbstoffes. In Abschnürung begriffene Eeimsch Zur Kenntniss des Moschuspilzes. 99 auf Kartoffel gezüchteten Sporen zeigen im Gegensatz zu den Gelatinekulturen auffallend viele Vacuolen, die entweder als Lücken oder als verdünnte Stellen des Protoplasmas aufzufassen sind. Farbstoffe geben ihnen eine schwache Tingirung. Ausser den Vacuolen finden sich in den Sporen auch stark lichtbrechende, als Fetttröpfchen anzusprechende Körperchen. Obwohl eine Sporen- membran optisch nicht nachweisbar ist, spricht die regelmässige Form der Sporen sowie der Umstand, dass die bei Wasserverlust stark geschrumpften „Halbmonde“ bei Flüssigkeitszusatz die alte Form sofort wieder annehmen, für ihr Vorhandensein. Die Mem- Septa Fig. 3. Fusisporium moschatum. Gelatinekultur. Glycerinpräparat. Vergr. 300. Aufgenommen mit Zeiss DD. bran unterscheidet sich jedoch in ihrem chemischen und physika- lischen Verhalten wesentlich von den Membranen der übrigen Sporen sowohl der Schimmel- als auch der Spaltpilze. Die Spore des Fusisporium färbt sich ohne irgendwelche Schwierigkeit mit wässe- rigen Lösungen der Anilinfarben, die Sporen der Bakterien je- doch sowie die Sporen des bekannten Schimmelpilzes Penicillium glaucum nehmen den Farbstoff nur in Anilinwasser nach Ueberer- hitzung an , halten ihn jedoch auch bei Entfärbungsversuchen mit Salzsäurealkohol fest, während das Fusisporium jede Tinktion bei dieser Behandlung verliert. Das Auskeimen der Sporen kann unmittelbar unter dem Mikro- skop im hängenden Gelatinetropfen beobachtet werden. Schon nach 24 Stunden ist ein Wachsthum der Spore erkennbar: die beiden zugespitzten Enden des „Halbmondes“ haben sich verlängert; den Septen entsprechend sind Einschnürungen entstanden; kleine, wie Fett optisch sich verhaltende Tröpfchen liegen gerade an den Einschnürungsstellen. Während ursprünglich nur drei solche Ein- schnürungen vorhanden waren, zeigt die oft schon nach 2 — 3 Tagen zum Keimschlauch herangewachsene Spore häufig so viele, dass sie in ihrer Form etwas an die „varicöse Nerfenfaser“ erinnert. Ist ein solcher Keimschlauch jedoch ausgewachsen, so finden sich keine deutlichen Quertheilungen mehr in ihm. Die Keimschläuche sind doppelt kontourirte, schwach lichtbrechende Fäden, die schon nach etwa 10 Tagen Seitenzweige zu treiben beginnen. Eine eigentliche Struktur ist in ihnen nicht zu erkennen. In ganz unregelmässiger 7* 100 Heller, Weise vertheilt finden sich in ihnen hell glänzende Tröpfchen. Da, wo von dem Hauptfäden ein Zweig abgeht, sieht man oft, durchaus aber nicht regelmässig, kleine knopfähnliche Anschwellun- gen. Die Zweige des Keimschlauches verflechten sich mit einander und bilden so das mit fortschreitender Entwickelung immer dichter werdende Mycel. Aehnlieh entstehen die Sporen. An irgend einer Stelle eines Mycelfadens bildet sich eine kleine, seitliche Ausbuchtung, die bis zur Grösse der Spore herangewachsen sich wahrscheinlich durch einen Verflüssigungsvox-gang in dem Spore und Keimschlauch verbindenden Mittelstück loslöst, um dann gesondert von der Mutterzelle die fernere Entwickelung (Septirung, Vacuolenbildung u. s. w.) durchzumachen. Nur in der Kontinuität, nie jedoch am Ende, d. h. an der Spitze eines Mycelfadens, werden die Sporen abgeschnürt. Makroskopisch ist die Entwickelung der Fusisporiumkolonie nach der Art des Nährbodens verschieden. In der Bouillon wach- sen die Pilze zu flockig -häutigen Massen von schmutzig - grauer Färbung aus, welche meist auf dem Boden des Reagensglases liegen. (Gegensatz zu dem Kahmhäutchen!) Auf der Kartoffel bildet das Fusisporium eine zunächst weisse Auflagerung, welche in feinen Fäden sternförmig von einem Mittelpunkte auszugehen scheint. Mit dem Wachsthum der Kolonie wird die Auflagerung grösser und dicker, die Pilzwucherung erhebt sich allmählich in zierlichen, büschelartigen Ausläufern über die Nährsubstanz. Je älter die Kultur wird, desto mehr tritt an Stelle der weissen eine zart rosa und schliesslich eine zinnoberrothe Färbung. In der Gelatine charakterisirt sich die beginnende Mycelbildung 3 — 4 Tage nach der Anlegung der Kultur durch eine die durchsichtige Nährsubstanz trübende Einlagerung, die aus einem Geflecht feinster Fäden besteht. Während am Rande der Kolonie diese Fäden immer deutlich von einander unterscheidbar bleiben, wird der centrale Theil mehr und mehr undurchsichtig, nimmt einen weissen, dann einen gelblichen und schliesslich einen rothen Farbenton an. Durch einen leichten Verflüssigungsvorgang sinkt die Kolonie etwas in der Nährsubstanz ein. Abgesehen von der fehlenden Verflüssigung ist das Wachs- thum des Fusisporium auf Agar-Agar dem auf Gelatine analog. Die Entwickelung des Fusisporium ist wie die aller Lebewesen nur innerhalb gewisser Temperaturgrenzen möglich. Die Pilze ge- deihen am besten bei Zimmertemperatur (15° C), während ihr Wachsthum bei etwa -j- 3° C verlangsamt, bei — 5° C anscheinend aufgehoben ist. In einer im Freien bei durchschnittlich — 5° C Lufttemperatur gehaltenen Gelatinekultur gelangten die Sporen nicht zum Auskeimen, in Bouillonreinkulturen, die in gleicher Weise bei einer Durchschnittslufttemperatur von + 3° C mehrere Tage lang gehalten wurden, blieb die Pilzwucherung in ihrer Massen- haftigkeit beträchtlich hinter gleich alten, bei Zimmertemperatur gezüchteten Kulturen zurück. Die Pilze selbst, die bei niedriger Temperatur gezüchtet waren, zeigten starke Fetttröpfchenbildung. Das Fusisporium verträgt keine höheren Wärmegrade. Schon eine Temperatur von 38° C (Brütofen) hemmt nicht nur die Entwiche- Zur Kenntniss des Moschuspilzee. 101 lung, sondern vernichtet sogar die Lebensfähigkeit der Dauer- sporen. Ist eine Agarkultur 48 Stunden ira Brütschrank gehalten worden, so kommt, falls man die Kultur bei Zimmertemperatur weiter hält, keine Pilzentwickelung mehr zu Stande. Das Fusisporium ist, wie die meisten Schimmelpilze, ein exqui- siter Aerobe: es braucht für seine Entwickelung Sauerstoff. Bedeckt man eine im Wachsthum begriffene Fusisporiumkolonie theilweis mit einer sterilisirten Glimmerplatte, so hört in dem bedeckten, d. h. von dem Sauerstoff der Luft abgeschlossenen Abschnitte jede Pilzentwickelung völlig auf. An Stellen, an denen die Glimmerplatte der Nährsubstanz (Gelatine) nicht ganz fest aufliegt, wo also noch eine geringe Sauerstofl'zufuhr stattfinden kann, kommen noch einige Keime zur Entwickelung. Das Fusisporium bezieht seinen Sauer- stoff nicht nur aus der Luft, sondern auch aus der Nährsubstanz. Das Methylenblau wird durch Sauerstoffentziehung (Reduktion) in eine farblose Verbindung verwandelt. Eine mit Methylenblau intensiv gefärbte, mit Fusisporiumkeimen inficirte Nährbouillon wird mit dem fortschreitenden Wachsthum der Pilzkultur mehr und mehr entfärbt. Da, wie erwähnt, die Pilzmassen in der Bouillon ihrer Schwere gemäss meist auf dem Boden des Reagensglases liegen, so beginnt die Flüssigkeitssäule zuerst in ihrem unteren Theile die blaue Färbung zu verlieren. Es ist ersichtlich, dass der einfache Versuch den Nachweis liefert, dass der Schimmelpilz seinen Sauerstoff nicht nur aus der Luft, sondern auch aus dem Nährboden bezieht. Die Nährsubstanz liefert zweifellos auch den zum Aufbau der Pflanze nöthigen Stick- stoff, da der in der Luft vorhandene als indifferentes Gas aufzu- fassen ist. Wenn freilich Züchtungen des Fusisporium in Lösun- gen von Zucker in destillirtem Wasser sowie in zusatzfreiem destillirten Wasser (Kitasato) möglich sind, so können nur etwaige Verunreinigungen als Stickstotfquelle angesehen werden. Für die Entwickelung des Pilzes ist Wasser unentbehrlich. Bei Wasserentziehung treten deutliche Schrumpfungserscheinungen auf, die bei Flüssigkeitszusatz wieder verschwinden. Die Keimfähigkeit der Dauersporen wird durch die Austrocknung nicht aufgehoben. Theile einer Fusisporiumkultur , die auf ein steriles Deckglas ge- strichen, vor Verunreinigungen geschützt, aufbewahrt wurden, er- gaben nach 8 Tagen auf geeignetem Nährboden eine sich normal entwickelnde Reinkultur. Kitasato konnte noch eine Keimfähig- keit der Sporen nach 5 Monate dauernder Austrocknung kon- statiren. In den Mycelfäden, in den Sporen, aber auch frei in der Nähr- substanz liegend finden sich kleine und grössere, stark licht- brechende Körperchen , die in ihrem optischen Verhalten an Fett erinnern. Ihre Resistenz gegen Kalilauge würde, da ja auch die Pilzsporen diese Widerstandsfähigkeit besitzen, ebensowenig wie ihr chemisches Verhalten zum Aether ihre Zusammensetzung sicher nachweisen. Dass jene Tröpfchen wirklich Fett oder wenigstens dem Fett ähnlich zusammengesetzt sind, geht aus dem positiven Er- gebnis der Osmiumsäurereaktion (Reduktion von Säure und konsen- 102 Heller, cutives Schwarzwerden der reducirenden Substanzen) hervor. Viel- leicht ist dies einfache Verfahren zu weiterem Studium der Bedin- gungen, unter denen die Schimmelpilze Fett produciren, verwendbar. Anscheinend bildet das Fusisporium unter ungünstigen Wachsthums- verhältnissen besonders reichlich Fett; wenigstens war die Fett- produktion in Kulturen, die bei niedriger Temperatur der Gelatine und bei Zimmerwärme in Zuckerlösung gezüchtet waren, erhöht. Sie fehlt ganz, sobald die Pilze in saurer Nährlösung gewachsen sind, obwohl das Fusisporium im Gegensätze zu den meisten anderen Schimmelpilzen in alkalischer Lösung besser gedeiht, als in saurer. Iu einer 8 Tage alten, durch Essigsäurezusatz schwach sauer reagi- rend gemachten Bouillonkultur zeigten sich weniger Pilzmassen als in einer gleich alten alkalischen. Fettkörperchen fanden sich gar nicht, dagegen auffällig starke Vacuolenbildung. Das Wachsthum des Fusisporiums hat eine Veränderung der Nährsubstanz zur Folge. In der Gelatine sinken die Kulturen allmählich ein, sie bedingen eine Peptonisirung und damit eine Verflüssigung der Nährsubstanz. Die Verflüssigung geht sehr langsam vor sich und erstreckt sich nur auf die von den Pilzen bedeckten Theile der Gelatine sowie auf die allernächste Umgebung. Eine Weiterverbreitung des Verflüssigungsprocesses findet nicht statt. In Zuckerlösung ruft die Entwickelung des Fusisporiums eine intensiv saure Reaktion hervor, die bei der mikroskopisch nachgewiesenen Abwesenheit anderer Mikroorganismen als eine Folge der Pilzwucherung aufgefasst werden muss. Die in der Nährsubstanz aufgeführten Anilinfarben werden von dem Fusisporium nicht aufgenommen, gleichviel ob man Versuche mit sauren (Eosin) oder basischen (Methylenblau, Fuchsin) Farb- stoffen anstellt. Im Trockenpräparat färben sich sowohl die Pilz- fäden als auch die Sporen mit wässerigen Lösungen der Anilin- farben sowie nach dem Gram’schen Verfahren. Die Sporen stehen, wie erwähnt, in ihrer Tinktionsfähigkeit zu den Sporen der Bakterien im Gegensatz. Das Fusisporium moschatum bildet einen rothen Farbstoff. Nach de Bary gibt es zwei verschiedene Farbstoffarten als Produkte der Pilze : Die eine, in Alkohol und Aether löslich, in Wasser un- löslich, zu den Fetten oder harzartigen Körpern gehörig, findet sich in grossen Tropfen in dem sonst farblosen Protoplasma. Die andere, in Wasser löslich, ist ziemlich gleichmässig im Pilzgewebe vertheilt. Hierher scheint das Produkt des Fusisporiums zu ge- hören. Der Farbstoff findet sich diffus in den Mycelfäden und haupt- sächlich in den sichelförmigen Sporen. Je älter dieselben werden, desto mehr nehmen sie eine beim durchfallenden Licht grünlich erscheinende Färbung an; sie erinnern in ihrem Dichroismus an das Verhalten der rothen Blutkörperchen. Jede Kultur des Fusi- sporiums muss eine gewisse Höhe der Entwickelung erreicht haben, bis eine makroskopisch wahrnehmbare Farbstoffproduktion stattge- funden hat. Dieselbe tritt zuerst in dem ältesten Theile der Kolonie, d. h. in den centralen Partieen, gewöhnlich nach 8 — 10 Tagen auf. Zur Kenntniss des Moschuspilzes. 103 Die Färbung wird besonders intensiv* wenn man die oberflächlichen Schichten der Pilzwucherung einer Kartoffelkultur wiederholt vor- sichtig abträgt und das übrige ruhig dem weiteren Wachsthum über- lässt. Nach etwa 9 Wochen kann so die Farbe der Pilzwucherung intensiv zinnoberroth geworden sein. Der Farbstoff wird von dem Fusisporium auf und aus allen Nährsubstanzen producirt, am reichlich- sten auf der Kartoffel, am wenigsten in der Bouillon. Der Versuch der Extraktion des Farbstoffes mit Alkohol und Aether ergab negative Resultate. Wenn es allerdings auch nicht möglich war, den Farbstoff mit Wasser auszuziehen, so gelang es doch, eine charakteristische rothe Färbung des Filtrirpapieres zu erzielen, nachdem zu einem Brei zerkochte Kartoffelkulturen wiederholt heiss filtrirt waren. Unter dem Einflüsse von Luft und Licht verschwand die Farbe nach einigen Tagen wieder von dem Papier. Die bemerkenswertheste Eigenschaft des Fusisporium moschatum ist die Produktion eines charakteristischen Riechstoffes. De Bary erwähnt in seiner Morphologie und Biologie der Pilze das Vor- kommen von Riechstoff bildenden Pilzen überhaupt nicht. Die von dem Fusisposium producirte Substanz erinnerte sowohl Kitasato als mich in ihrem Geruch an Moschus. K. wurde durch den Moschusgeruch, den er in einzelnen Heuinfusen zufällig entdeckte, zur Nachforschung nach dem betreffenden Mikroorganismus ange- regt, während ich selbst den Geruch erst als Eigenthümlichkeit der Fusisporiumreinkulturen lange vor der Publikation K.’s wahrnahm. Der Riechstoff wird von den Pilzen auf allen untersuchten Nähr- böden gebildet. Der Stärke der Vegetation entsprechend wird er auf der Kartoffel in grösster Menge und Intensität producirt. Die Riechstoffbildung beginnt erst dann, wenn die Kulturen eine ge- wisse Höhe der Entwickelung (8 — 10 Tage analog der Farbstoff- bildung) erreicht haben, sie hört auf, wenn die Nährsubstanz ein- trocknet (Gelatine) und wenn das Fusisporium von anderen Mikro- organismen überwuchert wird. Die Versuche, den Riechstoff rein darzustellen, haben mir bisher nur geringe Resultate ergeben. Eine Extraktion desselben mit Alkohol oder Aether ist mir, im Gegen- satz zu Kitasato, nicht gelungen. Dagegen konnte ich nach Auf- schwemmung der Pilzrasen in Wasser und wiederholter Destillation des Breies im Destillat den charakteristischen Geruch erkennen l). Ich habe noch das Verhalten des Fusisporium zum lebenden Thierkörper zu betrachten. Da der Pilz bei einer Temperatur von 38° abstirbt, so ist der Versuch, ihn im Körper des Warmblüters zu züchten, von vornherein aussichtslos. Dagegen ist die Möglich- keit nicht ausgeschlossen, auf einem thierischen Nährboden von geringerer Temperatur, z. B. auf dem Kaninchenohr, welches bei seiner grossen Oberfläche und geringen Dicke der Abkühlung durch die Luft stark ausgesetzt ist, positive Resultate zu erzielen. Impft 1) Ich glaubte cs nicht unterlassen zu dürfen, den im Handel vorkommenden Moschus auf seinen Pilzgehalt zu untersuchen, zumal da mikroskopisch in ihm Pilz- fäden wahrnehmbar waren. Auf den mit Moschus beschickten Platten wuchsen jedoch nur Kolonieen des Penicillium glaucum. 104 Heller, Zur Kenntniss des Moschuspilzes. man jedoch Reinkulturen und bleibt die gesetzte Wunde sekretions- los, so findet man nach 24 Stunden keine Fusisporien mehr. Da- gegen gelingt es, bei Herstellung oberflächlicher Verletzungen und Inficirung derselben mit einer unreinen, d. h. von Bakterien durch- setzten Fusisporienkultur, die halbmondförmigen Sporeu noch 2 — 3 Tage lang in dem nun abgesonderten Wundsekret nachzuweisen. Ein Auskeimen der Sporen fiudet nicht statt; dieselben zeigen nach zwei Tagen Degenerationserscheinungen, indem sie nach Ver- lust ihrer charakteristischen Gestalt eigenthümliche, vielleicht durch Quellungsvorgänge hervorgerufene Formen annehmen. Nicht auf dem thierischen Körper, sondern im WTundsekrete haben sich dem- nach die Pilze einige Tage lang halten können. Trotzdem ist ein Wachsthum der Pilze auf dem thierischen Körper möglich, sobald derselbe die geeigneten Temperaturbedin- gungen darbietet. Benutzt man zum Versuch einen Kaltblüter, bringt man einem Frosch kleine oberflächliche Hautverletzungen bei, inficirt dieselben mit Theilen einer Fusisporiumreinkultur und setzt das Thier so in ein Gefäss, dass das in demselben vorhandene Wasser die aufgetragenen Pilze nicht abspült, so sieht man nach einigen Tagen den Frosch von einer grauen Masse überzogen werden. Diese Massen bestehen aus den vom Frosch gewöhnlich abgestossenen Epithelmembranen, die jedoch völlig von den Sporen und Mycel- fäden des Fusisporiums durchsetzt sind. Der ganze Entwickelungs- vorgang des Pilzes, Auskeimung der Spore, Mycelbildung, Ab- schnürung neuer Sporen spielt sich auf dem thierischen Nährboden, der Froschhaut, ab. Als Beweis, dass der Vorgang für das Gewebe nicht gleichgültig ist, dient das regelmässige Vorkommen von weissen und rothen Blutkörperchen in jenen Auflagerungen. So lange das Fusisporium nur als Epiphyt auf dem Thiere vegetirt, scheint es keine grosse Schädigung des Organismus zur Folge zu haben. Ganz anders jedoch ist die Wirkung des Pilzes bei subkutaner Injektion des Pilzes. Spritzt man einem Frosche 1 ccm steriler Nährbouillon unter die Rückenhaut, so hat der Ein- griff keine nachweisbare Wirkung im Gefolge. Injicirt man dagegen dieselbe Menge einer Bouillon, in der eine Wucherung des Fusi- sporiums stattgefunden hatte, so tritt nach Beobachtungen an drei Fröschen schon nach 24 Stunden eine starke Aufblähung der Rückenhaut ein. Schneidet man den so entstandenen Sack an, so entleert sich nur wenig schaumige Flüssigkeit, ohne dass die Wände der Höhle zusammensinken. Mit dem Tode des Thieres ver- schwindet die Aufblähung sofort. Ein Frosch, dem am 12. Januar 1 ccm Fusisporiumbouillon injicirt war, ging am 6. Februar zu Grunde. Bei der Sektion fand sich unter jener Aufblähung eiue blutig salzige Masse. In dieser sowohl wie in dem Blute der Leber, der Milz, der Niere, des Herzens waren sichelförmige Sporen zahlreich nachzuweisen. In Schnittpräparaten jedoch waren keine Pilzelemente zu finden. Ein anderer Frosch, der Mitte Februar auf dieselbe Weise inficirt wurde, starb nach etwa 4 Wochen. Eine Sektion desselben konnte nicht vorgenommen werden. Es ist mög- lich, dass die Pilze durch Produktion irgend eines schädlichen Arustamoff, Zur Frage über die Entstehung d. typhösen Pneumonie. 105 Stoffes oder vielleicht auch durch chemische Umsetzung, die ein Theil von ihnen beim Absterben einging, den Tod der Thiere herbei- geführt haben; als bewiesen kann jedoch ein direkter Zusammen- hang der Fusisporieninjektion mit dem Tode der Thiere nicht an- sehen werden. Jedenfalls aber genügen die angeführten Versuche, um zu zeigen, dass der von Kitasato für einen Saprophyten gehaltene Schimmelpilz, unter die für seine Entwickelung geeigneten Bedin- gungen gebracht, ein Parasit werden kann. Zur Lösung mancher bakteriologischen Fragen ist es vielleicht zweckmässig, weitere Versuche über die Pathogenität des Fusi- sporium moschatum anzustellen, weil die relativ grossen, wohlcharak- terisirten, ohne weiteres leicht erkennbaren Schimmelpilze in ihrem Verhalten im Thierkörper weit leichter der Beobachtung zugänglich sind als die viel kleineren, nur nach mehr oder weniger kompli- cirten Färbungen sichtbaren Spaltpilze. Schliesslich habe ich ausser Herrn Dr. Lassar noch dem speciellen Leiter des Laboratoriums, Herrn Dr. C. Günther, für seine Unterstützung meinen besten Dank auszusprechen. Auch hat Herr Dr. Günther die den Holzschnitten zu Grunde liegenden Mikrophotogramme hergestellt. Zur Frage über die Entstehung der typhösen Pneumonie. (Aus dem klinisch-bakteriologischen Laboratorium des Herrn Prof. M. J. Affanassiew an dem klinischen Institut der Grossfürstin Helene Pawlowna in St. Petersburg.) Von M. J. Arustamoff. (Schluss.) Leicht möglich, dass Neumann bei dem soeben beschrie- benen Kulturverfahren (bei niedriger Temperatur) den eigentlichen Erreger der croupösen Pneumonie übersehen hat. Es ist heut- zutage bekannt, dass der Fränkel’sche Diplococcus durch seine geringe Lebensfähigkeit gekennzeichnet wird und gewöhnlich schon nach einer Woche in den Nährgläschen , selbst bei Uebertragung auf frische Nährsubstanzen, nach 20 Tagen abstirbt. Da nun Neumann seine Thierversuche erst nach zwei Monaten vor- nahm, so konnte er in keinem Falle den echten Diplococcus 'der Pneu- monie in seinen Kulturen gehabt haben. Im Jahre 1886 beschrieben E. Fränkel und Simmonds1) zwei Fälle von Pneumonie, die eine Typhuserkrankung komplicirt hatten, wobei in einem Falle nach dem Tode aus der Milz und 1) E. Fränkel und Simmonds, Die ätiologische Bedeutung des Typhus- bacillus. 1886. 106 Arustamoff, der Leber Reinkulturen von Typhusbacillen erhalten wurden, im anderen Falle aber durch ein Versehen der Autoren nicht aufge- funden wurden. Was die von croupöser Pneumonie befallenen Lungen betrifft, so erhielten sie aus denselben Diplokokken in Reinkulturen, ohne Beimengung von Typhusbacillen. Auf den ge- färbten Präparaten aus dem Lungensafte fanden sich ebenfalls Diplokokken vor. Plattenkulturen wurden nur auf Gelatine be- reitet und zwar aus demselben Grunde, wie bei Neu mann, d. h. also wegen Unkenntniss der charakteristischen Eigenschaften des Fr än kel- W eich sei baum’schen Diplococcus pneumoniae. Auf den Plattenkulturen aus dem Lungensafte sollen ebenfalls nur Kolonieen von Kokken, hauptsächlich Diplokokken ohne Kapseln erhalten worden sein, doch ist nicht gesagt, ob Friedlän- der ’sche oder Fränkel-Weichselbaum ’sche. Bestanden diese Kulturen aus den Friedländer’schen Diplokokken (Stäb- chen), was, nach den Resultaten des Kulturverfahrens zu urtheilen, sehr wahrscheinlich ist, so verlieren die Beobachtungen E. Frän- kel’s und Simmonds in der uns interessirenden Richtung viel von ihrer Beweiskraft. Im Jahre 1887 untersuchten Foä und Bordoni-Uffre- duzzi1) den Leichnam eines typhösen Pneumonikers, und aus dem Safte der befallenen Lungenabschnitte erhielten sie sowohl auf den gefärbten Präparaten wie auch in Reinkulturen nur Typhus- bacillen ohne jegliche Kokken oder Diplokokken. Daraus haben sie den Schluss gezogen, dass im erwähnten Falle die typische croupöse Entzündung der Lungen durch Typhusbacillen bedingt worden war, eine allerdings etwas voreilige Schlussfolgerung, da sie keinerlei Thierversuche angestellt hatten. Aus dem Referat, dessen ich mich leider bedienen muss, ist nicht zu ersehen, von welcher Zeit die Pneumonie herdatirte, was für die Untersuchung des Diplococcus der croupösen Pneumonie von grosser Wichtig- keit ist, wie mein Fall es beweisen wird. Im selben Jahre (1887) untersuchten Chantemesse und Widal2) 12 Fälle von Bronchitis, Bronchopneumonie und Typhus- pneumonie (sie geben nicht speciell an, wie viele von jeder ein- zelnen Krankheitsform), wobei sie in Kulturen Typhusbacillen vor- fanden, angeblich 3mal bei Bronchitis Typhuskranker, 2mal bei Bron- chopneumonieen , die sich zu einem Typhusfall gesellt hatten, und lmal bei einer typhösen Pneumonie. Chantemesse und Widal erwähnen gar keiner Diplokokken bei dem Fall von Typhus- pneumonie, auch nicht, ob sie sie gesucht oder ihr Vorhandensein überhaupt gar nicht vorausgesetzt hatten — wenigstens ist nicht gesagt, ob sie ihre Kulturen in einem Thermostat (bei 27 — 37 0 C) gehalten hatten, da ja ohnedem das Wachsthum der Fränkel- W eich sei baum’schen Diplokokkenkolonieen nicht möglich ist. Soviel mir bekannt, ist mit diesen Angaben die Litteratur dieser Frage erschöpft. Werfen wir einen Rückblick auf dieselbe, 1) Foä und B o r d o n i - U f f re du z z i , Riforma medica. 1887. No. 1. 2) Chantemesse et Widal, Archives de Physiologie normale et patho- logique. 1887. Zur Frage über die Entstehung der typhösen Pneumonie. 107 so lässt sich daraus entnehmen, dass einige Beobachter in den ergriffenen Lungen Reinkulturen von Pneumokokken, andere Rein- kulturen von Typhusbacillen, andere wiederum anders geartete Mikrobien aufgefunden haben. Auf Grund dieser Untersuchungen ist es demnach nicht möglich, eine Entscheidung über den eigent- lichen Ursprung der Pneumonie zu fällen. Nach dem oben ange- führten kritisch-litterarischen Ueberblick der diesbezüglichen Be- funde anderer Beobachter will ich nun zur Beschreibung des von mir untersuchten und beobachteten Falles schreiten. Vorerst möchte ich einen kurzen Auszug aus der Krankengeschichte und dem Sek- tionsprotokoll anführen. Dw., 76 Jahre alt. Die Temperaturschwankungen vor der Auf- nahme des Kranken in die Klinik wurden erst seit dem 23. April beobachtet. An diesem Tage betrug die Temperatur 39,8° C; die- selbe verblieb auf dieser Höhe bis zum 27., darauf begann sie zu sinken. Der Kranke wurde am 30. April in die therapeutische Ab- theilung des klinischen Instituts aufgenommen; die t° betrug 39° C. Puls voll. Arteriosclerosis. Lungen normal. Herztöne dumpf, nicht ganz rein. Die Bauchdecken gespannt, schmerzhaft; Stühle dünn, flüssig. Milz vergrössert. Meteorismus. Am 2./V. zweimaliger dünner Stuhlgang. Heftige Kreuzschmerzen. Urin dunkelroth, eiweiss- haltig. Am 3./V. Hessen die Schmerzen nach; Urin unverändert. t° 37,2°, 38,2°. Im Zustand des Patienten war eine Besserung eingetreten. Die subfebrile Temperatur betrug am Abend etwas mehr als 38°. Ein solcher Zustand währte bis zum 9./V. ; an diesem Tage war in der Krankenliste verzeichnet: Nachts Delirien. Puls schwächer. Zunge trocken. An der Basis der rechten Lunge deutlich hörbares Expirium; t° abends 38,6°. 10./V. morgens Schüttelfrost ohne sichtliche Ursache, t° 38°, Abendtemperatur 39,3°. Puls 112, weich, unregelmässig, Zunge trocken. ll./V. Morgentemperatur 39,5°. Abendtemperatur 39°. Auf einer ab- gegrenzten Stelle an der rechten Lungenwurzel gedämpft tym- panitischer Percussionsschall. Bronchialathmen. Unbedeutendes Knisterrasseln. Verstärkung der fremitus pectoralis. Sputum klebrig, Hepatisation verbreitet sich. Puls 106, unregelmässig, Resp. 32. Zunge trocken. Nachts schlief Patient unruhig, delirirte, schrie. 15./V. t° 37,7° und 38,2°. Puls 108. Resp. 32. Zunge trocken. In der Gegend der Hepatisation rechts ein deutliches Knister- rasseln. In den oberen Partieen der linken Lunge abgeschwächtes Athmen. 16./V. t° 38,2 und 38,3. Puls 120, sehr unregelmässig, weich. Zunge trocken. Delirium. Patient erkennt Niemanden. Das Knisterrasseln im Gebiet der rechten Lungenwurzel ist verschwun- den. Bronchialathmen dagegen stärker als früher. Links normales Vesicularathmen. 17./V. t° 38,6° und 38°. Puls unregelmässig, weich, Resp. unregelmässig, hört zuweilen ganz auf. Zunge trocken. Delirien. Die physikalischen Erscheinungen in den Lungen die- selben. Die Harnblase lässt sich durchfühlen, stark angefüllt. Sputum rostfarben. Herztöne rein. 12./V. t° 38° und 38°. Athmen weniger frequent. Puls voller, Zunge feucht. Im Gebiet der rechten 108 Pleomorphismus der Bakterien. Lungenwurzel Bronchialathmen. 13./V. t° 38 und 36. Puls 110, weich. Resp. 28. Das Gebiet der Dämpfung vergrössert. 14./V. 39,1° und 39. Urin wird mit Hülfe eines Katheders ausgeleert. Schüttelfrost. 18./V. t° 38°, 38,5° C. Puls schwach, unregelmässig. Cheyne- Stokes’sches Athrnen. Delirien. Patient schreit zuweilen auf, macht uncoordinirte Bewegungen mit den Händen. Bronchialathmen und feines Knisterrasseln im oberen und unteren Lappen der rechten Lunge. In der linken Lunge keine Rasselgeräusche vernehmbar, nur an der Wurzel geschwächtes Ausathmen. 19./V. um 7 Uhr morgens ist Patient gestorben. Die Sektion erfolgte 30 Stunden nach dem Tode. Fast der ganze obere Lappen der rechten Lunge hepatisirt, im Uebergang zum Stadium der Auflösung. Die Ränder des oberen und mittleren Lappens emphysematos. Im unteren Lappen oben und im Centrum graue Hepatisation, an den Seiten bald Oedem, bald Emphy- sem. Der obere Lappen der linken Lunge emphysematos , der untere ödematös. Auf der Oberfläche der krankhaft veränderten Stellen der rechten Lunge lockere Häutchen; im Pleuraraume unbedeutende Mengen einer serösen, bluthaltigen Flüssigkeit; Milz mässig ver- grössert, dreieckig. Pulpa vollblütig, nicht besonders weich; Leber mittelgross, etwas fettig degenerirt. Nieren hyperämisch ; die Cortialschichte stellenweise dünn, die Oberfläche uneben, auf derselben eine kleine Cyste und Ecchymosen. Im Ueum, auf einer grossen Ausdehnung von Coecum nach oben pigmentirte Vertiefun- gen von noch unvernarbten Geschwüren, welche den Peyer’schen Drüsen und Solitärfollikeln entsprachen. Die Serosa der den Geschwüren entsprechenden Stellen theilweise verwachsen mit den übrigen Gedärmen. Die Geschwüre stark pigmentirt, ihre Ober* fläche niedriger als die sie umringende Schleimhaut. Die Diagnose war zu Lebzeiten und nach dem Tode des Pa- tienten auf : Typhus abdominalis cum pneumonia crou- posa d extra et Arteriös clerosis gestellt worden. Winogradsky, S., Sur le pl6omorphisme des bact6ries. (Annales de l’Institut Pasteur. 1889. No. 5. S. 249.) Metsclmikoff, E., Note sur le p 16omorphisme des bac- t6ries. (Ebenda. S. 265.) Winogradsky hatte in seinen Untersuchungen „zur Morpho- logie der Schwefelbakterien“ geäussert, dass mit dem von ihm er- brachten Nachweis des Monomorphismus dieser Arten der Theorie des Pleomorphismus der Bakterien ihre letzte Stütze geraubt sei. Hiergegen hatte sich Metschnikoff gewendet anlässlich seiner Arbeit über den pleomorphen Spirobacillus Cienkowskii; er konstatirte, dass im Gegentheil die Mehrzahl der Bakteriologen von der Thatsache des Pleomorphismus jetzt überzeugt sei. In vorliegendem Aufsatz vertheidigt nun Winogradsky seinen Standpunkt, hauptsächlich indem er nachzuweisen sucht, dass die Theorieen von Nägeli und Zopf unhaltbar gewesen seien, Pleomorphismus der Bakterien. 109 während die Theorie von F. Cohn mit geringen Modifikationen auch jetzt noch zu Recht bestehe. Damit wäre nun freilich die gestellte These noch nicht erwiesen, denn man muss vor allem fragen, wie sich Verf. mit den offenkundig vor Augen liegenden, täglich im Laboratorium zu beobachtenden Aeusserungen des Pleomorphismus der Bakterien abfindet, die mit dem alten Cohn- schen System absolut unvereinbar sind. Dieses Räthsel erklärt sich durch die von Winogradsky aufgestellte Definition der Begriffe von „Formenkonstanz“ und „Form- variabilität“. „Dass die Form wechselt mit der Entwickelung, die in einer Reihenfolge von Formen besteht, versteht sich von selbst.“ Winogradsky stellt hier die Bakterien, unserer Ueberzeugung nach ganz irrthümlich, auf eine Stufe mit den höheren Organismen. Er meint, wie ein höherer Organismuss vom Ei an verschiedene Stadien und Formen durchläuft, ohne dass man von einer Form- variabilität sprechen kann, so sei auch bei den Bakterien ein Durch- laufen verschiedener Entwickelungsstadien mit verschiedenen Formen naturgemäss und könne dies nicht als Variabilität der Form be- zeichnet werden. Diese ganze Auffassung muss als verfehlt be- zeichnet werden. Es gibt bei den echten Bakterien überhaupt keineEntwickelungimSinnederhöherenOrganismen. Die Stäbchen, Fäden, Schraubenformen, die unter Umständen ge- bildet werden, sind keine höheren Entwickelungszustände, nur Aggregate der nämlichen, gleich werthigen, einfachen Zellen. Während bei den höheren Organismen die einzelnen Entwickelungs- zustände mit Nothwendigkeit auf einander folgen — oder der Organismus geht zu Grunde — ist bei den Bakterien keine Rede von einem noth wendigen Wechsel der verschiedenen Wuchsformen. Z. B. der Choleravibrio kann unbegrenzt lange in kurzen Komma- formen sich vermehren, ohne je in Schraubenfäden aufzutreten; es hängt das nur von den äusseren Existenzbedingungen ab. Ebenso kann jede Bakterienart in je einer oder einigen ihrer Wuchs- formen sich beliebig lange vermehren, z. B. Milzbrandbacillen in Stäbchenformen oder in Fadenformen, ohne jemals die anderen Formen oder Zustände ihres Formenkreises anzunehmen, solange die äusseren Bedingungen konstant bleiben. Mit dem, was Winogradsky als „d^veloppement“ bei den höheren Organismen bezeichnet, kann bei den Spaltpilzen höchstens die endogene Sporenbildung verglichen werden. In der That ist es noch niemand eingefallen, den Uebergaug der Milzbrandbacillen in Sporen als Formvariabilität zu bezeichnen. Aber die anderen, soeben angedeuteten Formveränderungen, denen wir täglich bei bakteriologischen Studien begegnen, sind richtige Formvariationen, für den Botaniker vielleicht weniger bedeutungsvoll — Wino- gradsky meint, dass die Zellen einmal etwas kürzer, einmal etwas länger sind, habe nichts zu sagen — für den Bakteriologen aber, der an so kleine Unterschiede, wie z. B. zwischen Kugel-, Stäbchen- und Fadenform, an die verschiedene Dicke und Endigung der Stäbchen u. s. w. gebunden ist, wichtig genug. Winogradsky betrachtet, wie gesagt, einen Theil dieser 110 Pleomorphismus der Bakterien. — Genius epidemicus. Formvariationen als zur „Entwickelung“ gehörig und darum selbst- verständlich, einen anderen Theil aber will er als abnormale, pathologische Veränderungen gedeutet wissen, die deshalb für die normale morphologische Betrachtung keinen Werth haben. Aber was sind dann überhaupt Form Variationen im Sinne Wino- gradsky’s? Das einzige Beispiel, das derselbe anführt, ist der Mucor racemosus in seinen beiden Entwickelungszuständen bei Wachsthum an der Oberfläche von Nährmedien und andererseits, wenn er gezwungen ist, untergetaucht zu vegetiren. Allein gerade bei diesem Beispiel könnte man mit Recht behaupten, dass die Sprossformen des untergetaucht vegetirenden Mucor racemosus als abnormale, pathologische Formzustände zu deuten seien. Man sieht demnach, eine Formvariation im Sinne Wino- gradsky’s gibt es überhaupt nicht. Die Antwort von Metschnikoff lautet wesentlich in dem hier angedeuteten Sinne. Der principielle Punkt sei nicht die Frage, ob die Theorieen von Ha liier, Nägeli, Cienkowski, Zopf u. A. richtig oder falsch seien, sondern ob unter den Bakterien Species existiren, die sich in der Form von Bacillen, Spirillen und Kokken darstellen oder ob diese Formen nur bei verschiedenen Arten existiren und daher als specifische Charaktere gelten können. Oder mit anderen Worten: Gibt es Bacillen, welche, anstatt die Form von kurzen oder verlängerten Fäden beizubehalten, in Spirillenformen bei normaler Entwickelung übergehen können? Gibt es Bacillen, welche die Wuchsform der Kokken annehmen können? Die Antwort auf diese Fragen könne nur bejahend ausfallen. Thatsächlich existiren ja Bacillen, die in Spirillen übergehen, wie in dem berühmten Fall der Cholerabakterien. Diese Bakterien, von Koch in die Cohn’sche Gattung Bacillus eingereiht, hätten sich dann als wahrhaftige Spirillen erwiesen. Als Beispiel eines Bacillus, der in Kugelformen auftreten kann, erwähnt Metschnikoff den Mikroben der Hühnercholera, der so variabel in seiner Form sei, dass man nicht wisse, wo der bacilläre Zustand beginne oder jener des Coccus endige. Ein anderes Beispiel ist der „Coccobacillus prodigiosus“, der durch Cohn als Micrococcus aufgefasst, durch Flügge aber unter die Bacillen eingereiht wurde. Und eine Menge anderer „Coccobacillus- Arten“ zeigen die nämlichen Erscheinungen des Pleomorphismus. Büchner (München). Heubner, 0., Ueber den Genius epidemicus. Rede, ge- halten zur Feier des 60jährigen Stiftungsfestes der medic. Ges. zu Leipzig. (Schmidt’s Jahrb. Bd. CCXXII. 1889. No. 4. p. 85 ff.) In allgemein gehaltener Darstellung führt H. seinen Zuhörern ein Bild dessen vor Augen, was unter dem von Sydenham vor 200 Jahren zuerst gebrauchten Namen des Genius epidemicus heute zu verstehen ist, wenn wir dabei gleichzeitig die neuge- wonnenen bakteriologischen Erfahrungen zur Vergleichung zu Grunde legen, und kommt zu dem Ergebniss, dass mit diesem Begriff auch heute noch recht wohl zu rechnen ist, wenn auch naturgemäss in Genius epidemicus. — Hefezellen der Vaginalsekrete. 111 etwas anderer Auffassung, als die Sydenham’s war. Wie dieser schon damals feststellte, dass die Krankheiten in den aufeinander- folgenden Jahren einem gewissen — wie ihm schien, gesetzmässi- gen — Wechsel unterliegen , wie er jedem einzelnen Jahre oder Zeitabschnitt seine bestimmte Konstitution, seinen Genius epidemi- cus zuschrieb, unter welcher Bezeichnung er eben das unbekannte ätiologische Moment verstand, durch welches die Krankheiten hervorgerufen würden, um wieder anderen Platz zu machen, wenn ein neuer Genius sich entwickelte, wie er endlich zeigte, dass die nämliche Erkrankung in verschiedenen Jahren einen sehr wechseln- den Charakter darbieten und von sehr von einander abweichenden Erscheinungen und Gefahren begleitet sein könnte, so sei auch in der neuesten Zeit wiederholt Gelegenheit gewesen, diese Beobach- tung bei den verschiedensten epidemischen Erkrankungen zu machen. H. führt nun ausführlicher die Verhältnisse bei der Diphtherie, Influenza, Dysenterie, dem Typhus, der Cholera, dem Scharlach, den Masern u. a. m. an. Zur Erklärung aller dieser Verschiedenheiten reichten die bis jetzt vorliegenden Kenntnisse der Parasiten des Menschen nicht aus. H. glaubt nicht, dass die Annahme einer wechselnden Be- schaffenheit des Krankheitsgiftes gerechtfertigt sei, so lange man wenigstens annehme, dass letzteres jedesmal eine bestimmte Art kleinster Lebewesen sei, denn solche würden ebensowenig wie die makroskopischen Pflanzenarten im Laufe weniger Jahrzehnte und selbst Jahrhunderte im Stande sein, ihre Eigenart zu verändern1). H. kommt deshalb zu dem Schlüsse, dass das, was den Wechsel in der Erscheinung der Epidemieen bedingt, was als das Wesen des Genius epidemicus anzusehen ist, der menschliche Körper selbst sei , welcher je nach den hygienischen Bedingungen , unter denen er sich befindet, grössere oder geringere Widerstandsfähigkeit bei epidemischen Krankheiten zeigt. Zum Schlüsse weist H. darauf hin, dass in Leipzig die An- zahl der Todesfälle an Tuberculose von Jahr zu Jahr geringer wird, entsprechend der zunehmenden Verbesserung der gesundheit- lichen Anlagen. Kurth (Berlin). Legrain, E., Sur les caracteres de culture d’une le- vure du mucus vaginal. (Comptes rendus hebdomadaires des seances de la soci6t6 de biologie. 1889. No. 4.) Legrain beschreibt die aus dem Vaginalsekrete gewonnenen Reinkulturen. Die Zellen selbst sind rund und besitzen einen Durchmesser von 6 bis 8 /n. In alten Kulturen findet man auch ovoide und spindelförmige Gebilde von 12 bis 15 (x Länge. Stichkulturen in Gelatine haben nach einer Woche grosse Aehnlichkeit mit denjenigen von Milzbrandbacillen. Im Inneren der Gelatine findet man weissliche Fäden im Stichkanale, welche 1) Bei dieser Behauptung berücksichtigt Verf. nicht die anders lautenden und nicht anzuzweifelnden Ergebnisse der experimentellen Bakterienforschung. Ref. 112 Hefezellen d. Vaginalsekrete. — Mikroorganismen d. Verdauungskanals. im oberen Abschnitte des letzteren dichter und länger, in den tie- feren Partieen vielfach verzweigt sind. Am Boden des Impfstiches bemerkt man nur sehr selten Flocken. An der Oberfläche der Gelatine entwickelt sich allmählich eine weisse, kreisförmige Kolonie von der Gestalt eines abgeplatteten Nagelkopfes; dieselbe erreicht nach einem Monate einen Durchmesser von 1 Centimeter. Sie glänzt ein wenig, ist dünn, im Centrum leicht gefaltet, an der Peripherie glatt, nicht zähe. Die Gelatine wird nicht verflüssigt und ändert unter dem Einflüsse der Kulturen auch ihre Farbe nicht. In späteren Generationen verlieren die Kulturen ihr charak- teristisches Aussehen. Man findet bloss an der -Oberfläche des Impfstiches Körnchen, die zu einem kleinen, unregelmässigen, 2 bis 3 mm dicken Herde sich vereinigen. Ein rasches Wachsthum zeigen die Kulturen bei einer Tem- peratur von 35 bis 36°. Nach einer Woche bilden sich in Agar- Agar reichliche, weissliche, gefaltete, feuchte Kulturen von leicht klebriger Beschaffenheit. In der Tiefe findet man zuweilen büschel- förmig angeordnete Fäden. Nach 3 Wochen tritt ein Stillstand im Wachsthume ein. In einer 3 °/0i gen Zuckerlösuug bei Zusatz einer geringen Menge von weinsaurem Ammoniak gedeihen die Kulturen ebenfalls gut. Bei einer Temperatur von 35 0 C bemerkt man schon nach 15 Stun- den eine weissliche Trübung. Nach 24 Stunden werden die Wölk- chen grösser, vereinigen sich am Boden des Glases und bilden hier bald eine graulichweisse, am Rande gezackte Masse. Dit trieb (Prag). Raczyriski, N., Zur Frage über die Mikroorganismen des Verdauungskanals. Eiweiss pepton isirende Bakterien im Magen von Hunden bei Fleischnah- rung. (Doctor-Dissertation der militär-medicinischen Akademie zu St. Petersburg.) 8°. 50 pp. Mit 2 Tfln. St. Petersburg 1888. [Russisch.] Die durch die Untersuchungen der neueren Zeit wahrschein- lich gewordene Annahme, dass die Bakterien, welche sich in grosser Zahl konstant in allen Theilen des Verdauungskanals vorfinden, durch Fermentausscheidung und Gährungserregung vielleicht eine wichtige Rolle bei der Verdauung spielen, verleiht den Unter- suchungen über diese Bakterien ein hervorragendes physiologisches Interesse. Während über die Bakterien der Mundhöhle und des Darmes bereits eine grössere Anzahl von physiologischen Unter- suchungen vorliegt, sind die Bakterien des Magens in dieser Hin- sicht noch so gut wie unbeachtet beblieben. Verf. unternahm die Frage zu lösen, ob sich aus dem Magen Bakterien isoliren lassen, welche die peptonisirende Thätigkeit des Magensaftes unterstützen könnten. Um für die Entwickelung solcher Bakterien den mög- lichst günstigen Boden zu schaffen, fütterte er Hunde 3 Tage lang ausschliesslich mit Fleisch. 5 Stunden nach der letzten Fütterung wurden die Hunde getödtet, secirt, der Magen am Ein- und Aus- Mikroorganismen des Verdauungskanals. 113 M a 2 © 33 +-*. -Ji * g •g S © -*[ > J als 3 U m N CO 9 fl 73 ü ® oj bß z; j-i c «s ® 0) -fl f* bß ® ® * t> o r© z ■3 «=1 § © f-i u.5 S . « C h t2 ß 2 ^ TZ j) ^ ^ 2 § tt K® oj -o ** S ► 0 u ^ ^ s © ä ^ bß fl c3 *3 H 3 «« |»x ■§ •- 2 a j= W 2 0 a 2 ® j 2 J 2 * ü Q S 0 5 - • = ■£ 3. ® * t b£ i! © fl ® bß « ~ S a |s||? £|Ä1.g -fl a 2 ®* ~ ä *© 2 H [2 z-^-S0" wr © ß “ A rjj -O ^ u •03 t» -*-< a js W S c fl 9 © OJ 32 J= 0? bß -fl ® .tä o s ~ S. * 7 ^ bß © g bß £ c ® :c3 © i S . -ScZ g s- I Jq ® •O eQ ^ VL/ • .«J ^ßflj- © ® bß m~ fl 1 ® 2 § £ I 5 « .£F " x x Q O a I« u •a fc ® u> ■W — Ul 2 -S ’S £ I ja so £ 5 -c • .9 ® "So £ © N *- ® Q <-rt C Z 05 fl r Q bß fi tc C©’^ •e £ ’S fl 9 1 a 'o #a ( — • *© © 'S ß © — > % ~ % « 2-|S fa - £ c -fl \S t/i Q) A o ^ c3 © •-« Ja © ^3 ® ^ -fl M ^ © - o S C J •; H3 o © © © r- g or.H 3»^ U . © c 3 ®2 ® Tß j£ 5 o ß c I a => 3 ö ö 1- -o -- l— ( 3 a ü © © *2 ^ 03 *fl -fl i= © fl cO O +i S S fl o © fl Q bß © 9 5 3 <3 TJ :fl ® ® ** «3 A4 bß u Oö a oe Eh ® ^ N ©~ Ph -fl , . cn=|| S o « | © s- © © — fl ^ . :c3 •- <» bß ffi 0 ’S fl © ^ fl © u ^ ,r> >-■ ffi> *** 'S -A 2 H c ^ *o • •• •• H H bß ß A4 ® S a a A — ^ — © o J! fl Bt, o © O © fl 33 © bß bß fl 13 :c3 o 5 9 bß fl fl ® K3 fl -ß -2 -fl ® Oj U» ‘fl *i oiä .9 ß Et, £ ® tE 'S o ö s. « bß © S = ^ CO fl J fl © z ß ® « fl -ü © C 1 • -H fl fl ~ « bß S . fl o e3 © CQ « © a cj « Ä s a, VI. Bd. 1) SporeDbildung bei keiner der drei Arten beobachtet. 114 Mikroorganismen des Vordauungskanals u. d. Duodenum. gang unterbunden und aus der Bauchhöhle isolirt. Aus zwei kleinen Einschnitten, je einer am Ein- und Ausgang des Magens, wurde mittelst Platinöse eine Probe des Inhalts entnommen und in Rea- gensgläser mit sterilisirtem Wasser übertragen; von diesen aus wurden Schalen mit FPA inficirt; die Isolirung der Formen ge- schah durch 3malige Uebertragung auf FPA. Auf diese Weise wurden aus 10 Mägen 34 Kulturen erhalten. Die weitere Kultur geschah in FPB. Um sicher zu sein, dass die Kulturen von im Magen lebensthätigen Bakterien und nicht etwa von erst in den künstlichen Medien keimenden Sporen herrühren, wurden sämmt- liche benutzten Nährmedien mittelst Salzsäure bis zur durchschnitt- lichen Acidität des Mageninhaltes angesäuert. Zur Prüfung des Peptonisationsvermögens wurden reichliche Mengen aus jeder Kultur in Reagensgläser übertragen, in denen sich in schwacher Fleischextraktlösung (theils saurer, theils neu- traler) verschiedene Eiweisssorten befanden, und zwar 1) frisches Ochsenblutfibrin, 2) in Würfel geschnittenes, gekochtes Hühner- eiweiss, 3) Kleber aus Weizenmehl. Nach 4 Tagen bei 38° wurden die inficirten Reagensgläser (sowie, zur Kontrole, entsprechende nicht inficirte) mittelst der Biuretreaktion auf Pepton untersucht. Während die Kontrolgläser stets ein negatives Resultat ergaben, liess sich bei 10 von den 34 untersuchten Kulturen Peptonisation nachweisen. Doch war dieselbe ziemlich schwach. Nur das Fibrin zeigte Anzeichen der Auflösung, oder löste sich sogar fast ganz auf; bei den Hühnereiweisswürfeln wurden im günstigsten Falle die Ecken und Kanten durchscheinend, beim Kleber war die Pepton- reaktion theilweise zweifelhaft. Ein Magen ergab zwei Kulturen peptonisirender Bakterien, einer keine, die übrigen 8 je eine. Eine Kultur peptonisirte nur in neutraler Lösung, die übrigen auch in mit Salzsäure angesäuerter Lösung. Diese 10 Kulturen untersuchte Verf. in verschiedener Hinsicht, um ihre diagnostischen Merkmale festzustellen. Er fand, dass die- selben sich auf 3 Arten zurückführen lassen, von denen er eine 5mal, die zweite 4mal, die dritte lmal erhalten hatte. Die erste dürfte mit Bacillus geniculatus W. de Bar y und mit B. mesentericus vulgaris Vignal identisch sein, die zweite nennt Verf. Bacillus ventriculi, die dritte Bacillus cara- biformis. Die diagnostischen Merkmale dieser 3 Arten stellt Verf. in folgender Tabelle zusammen. (Siehe Tabelle auf Seite 113). Roth er t (St. Petersburg). Gessner, C., Ueber die Bakterien im Duodenum des Menschen. [Aus dem hygienischen Institut zu München.] (Archiv für Hygiene. Band IX. Heft 2. p. 128.) In 18 Fällen, in denen die Sektion kurze Zeit nach dem Tode ausgeführt wurde, untersuchte Verf. den Inhalt des menschlichen Duodenums. (Darunter 5 Fälle von Verunglückungen bei sonst gesunden Personen, Leichen mit Magendarmaffektionen blieben ausgeschlossen.) Es fanden sich konstant oder wenigstens in meh- reren Fällen sehr zahlreich im Duodenum folgende 7 Bakterienarten: Mikroorganismen im Duodenum. — Blennorrhoea neonatorum. — Favus. H5 1. Bacterium tholoeideum, bildet Kuppen auf Gelatine, wächst in Gelatine nagelförmig; die Konsistenz der Kolonieen ist schleimig; mikroskopisch Kurzstäbchen und Ovalformen ; sterilisirte Milch ge- rinnt unter Säurebildung; bei Mäusen bei Einspritzung grösserer Mengen pathogen, vermehrt sich im Blute und zeigt dann Bildung eines hellen Hofes um die einzelnen Stäbchen. Die Pathogenität namentlich bildet einen Unterschied gegenüber dem sonst ähnlichen Bacterium lactis aerogenes. 2. Streptococcus pyogenes duodenalis, sehr ähnlich und nach Verf.’s Annahme wahrscheinlich identisch mit dem gewöhnlichen Streptococcus pyogenes; für Mäuse pathogen, aber mit verschiedener Wirkung, theils rothlaufartige Processe, theils Eiterung bewirkend. 3. Bacterium coli commune, im Duodenum noch spärlich gegen- über den unteren Darmabschnitten. 4. Ein Bacillus, übereinstimmend mit dem von Utpadel aus Zwischendecken gezüchteten. 5. Gelbverflüssigender und 6. Orangegelber, verflüssigender Staphylococcus. 7. Weisser verflüssigender Bacillus. Büchner (München). Lamhofer, Die Blennorrhoea neonatorum. Vortrag, geh. in der med. Ges. zu Leipzig am 27. Nov. 1888. (Schmidt’s Jahrb. Bd. CCXXII. 1889. No. 2. p. 201 ff.) In dem mit Rücksicht auf das Interesse der ärztlichen Praxis zusammengestellten Vortrage interessiren besonders die in der Ein- leitung enthaltenen Ausführungen über die Aetiologie. Auf der Grundlage fussend, dass die Krankheit durch den Neisser’schen Gonococcus bedingt ;wird, bespricht Verf. die verschiedenen Mög- lichkeiten der Infektion. In solchen Fällen, wo das Vorhandensein einer Tripperkrankheit bei den Eltern zur Zeit der Verehelichung nicht festzustellen war, ergab die Anamnese, dass vor 2, 4 und noch mehr Jahren der letzte Tripper bestanden hatte, und es ist dem Verf. nicht zweifelhaft, dass das Kontagium sich so lange in lebensfähigem Zustande in der Harnröhre des Mannes gehalten habe. Des Weiteren bestätigt L. aus eigener Erfahrung die fast absolut sichere Heilwirkung der Cr6d6’schen prophylaktischen Einträufelung von 2£iger Argentum nitricum-Lösung unmittelbar nach der Geburt. Für die Behandlung der ausgebrochenen Krank- heit erklärt er die übliche Aetzung mit Argentum nitricum für unzweckmässig und theilt seine eigene, an 150 Fällen mit stets völlig gutem Erfolg erprobte Methode mit, welche neben peinlich- ster Reinhaltung in 1 — 2 stündlich wiederholten und Tag und Nacht fortgesetzten Ausspülungen mit einer Lösung von Sublimat 1 : 5000 besteht. Kurth (Berlin). Elsenberg, Anton, Ueberden Favuspilz. (Archiv f. Dermato- logie und Syphilis. 1889. Heft 2. S. 179 ff.) Die bekannten Quincke’schen Untersuchungen haben sehr wenig Bestätigung gefunden: hier sei nur Pick genannt, der (Prager 8* 116 Favus. med. Wochenschrift. 1887) es nicht für möglich hält, dass 3 ver- schiedene Pilze ein und dieselbe Krankheitsform hervorrufen können. — Es ist deshalb sehr erfreulich, dass auch E. uns die Resultate, die er bei seinem so zahlreichen Materiale gewonnen, mit- theilt. Der Verf. fand bei allen untersuchten Fällen in den Scutulis zwei Pilzarten und zwar immer gleichzeitig: wahrscheinlich die von Quincke mit ß und y bezeichneten, während a nie erhalten wurde. Die 2 beobachteten Formen sind unter dem Mikroskope nicht zu unterscheiden, dagegen sind gewisse Verschiedenheiten der Kulturen nicht zu übersehen. Wie erwähnt, erhält man sie immer beisammen, erst in der entwickelten Kultur sieht man, dass es sich um 2 verschiedene Pilzarten handelt. Die Unterschiede der beiden Pilzgattungen lassen sich nur auf Kartoffel und Agar, oder Agarglycerin nachweisen. Es handelt sich wohl nur um 2 Abarten eines Pilzes, Varietät I und II. Varietät I des Favuspilzes entwickelt sich auf Kartoffel bei 35° vom 3. Tage an als graue kleine Knötchen, die am 4. Tage mit Lufthyphen bedeckt erscheinen. Nach 6 — 10 Tagen sind die Kolonieen, 4 — 5 Millimeter im Durchmesser, von erhabener, mehr oder weniger halbkugeliger Gestalt mit dichtem schneeweissen Be- lag. — Die ganze Kolonie erscheint ziemlich fest an die Kartoffel angeheftet. — Ganz ausgebildet, etwa am Eude der zweiten Woche, ist die dem Nährboden anliegende Oberfläche schwefelgelb, während die freie Seite der Kartoffel allmählich völlig braun wird. Nach Verlust einer Anzahl der Lufthyphen wird die Oberfläche am Ende des 3. oder 4. Monats weissgrau. Auch auf Agar-Agar oder Agargly cerin beginnt bei Blut- temperatur erst am 3. Tage das Wachsthum des Pilzes. Von einem dichten, weissflaumigen Belag bedeckt, wird das geimpfte Stückchen nach 5 Tagen doppelt so gross. Dabei wächst die Kolonie leicht gefaltet, von hellgelber Farbe, in die Tiefe des Agar so fest hinein, dass sie nur sammt dem Agar herausgehoben werden kann. Am Ende der Woche, etwa 1 cm im Durchmesser haltend, ist die Kolonie, abgesehen von dem primär geimpften Theile, flach: dabei treten entweder vom centralen Knötchen radienförmige, mit schnee- weissem Flaume bedeckte Furchen zur Peripherie, oder die Kolonie ist gleichmässig gestaltet. Eine wesentliche Veränderung erfolgt dann nach etwa weiteren zwei Monaten in Zimmertemperatur. Das centrale Knötchen wird leicht grau, überhaupt sind weniger Lufthyphen auf der ganzen Oberfläche zu finden. Nach einem Jahr ist sehr viel von der schiefen Fläche des Agar mit einem feinen weisslichen Flaum bedeckt, auf der Peripherie finden sich dicht gesäete, kleine, mit Lufthyphen bedeckte, gerstenkorngrosse Kolo- nieen. Auf erstarrtem Blutserum erscheinen erst am 4. oder 5. Tage Veränderungen: das Impfmaterial rundet sich ab, bildet eine voll- ständig gleichmässige Oberfläche. Nach 10— 15 Tage erheben sich die Knötchen, um die nach 2 Monaten spärliche Lufthyphen auf- Favus. 117 treten. Das Serum nimmt erst beim Austrocknen, bisweilen frei- lich schon im 5. Monate, eine gelbbraune Farbe an. Ein ähnliches Verhalten wie auf Agar zeigt der Pilz auf Bouillon, nur dass bedeutend längere Lufthyphen auftreten. Auch auf der Nährgelatine von neutraler oder schwach alkalischer Reaktion wächst Pilz I sehr gut, wenn auch hier die Entwickelung etwas retardirt ist. Nach einer Woche erscheinen um die Kolonie kurze, dichte Härchen, die am Orte des freien Luftzutrittes schneeweiss, in der Tiefe wie die Gelatine gefärbt sind. Später entstehen ähnliche Kolonieen wie auf Bouillon, die Gelatine wird immer mehr ver- flüssigt und nimmt eine gelbliche Farbe an. — Die Reaktion wird eine stärker alkalische. Wird von einer auf Kartoffel entwickelten Kolonie durch Stich auf Gelatine überimpft, so entsteht ein etwas verändertes Bild. Auf schwach sauer reagirender Gelatine erfolgt die gleiche Entwickelung, nur einige Tage später und nicht in solcher Grösse wie bei der neutralen oder alkalischen Gelatine. — Bei Zimmer- temperatur (18 — 20°) wird viel langsameres und schlechteres Wachs- thum, als auf anderen Nährböden bei derselben Temperatur beob- achtet. Varietät II des Favuspilzes entwickelt sich auch erst nach 2 Tagen. Auf der Kartoffel erscheinen zunächst kleine, gerstenkorn- grosse Knötchen mit dicken, grauen Hyphen: weissgrau, stellen die Kolonieen sehr bald mehr oder weniger halbkugelige unebene Knötchen dar. Später erfolgt noch ein langsames Wachsen, wobei ein un- angenehmer Modergeruch sich verbreitet. Auf Agar oder Agarglycerin erscheint am 3. Tage bei 35° ein weissgraues Wölkchen mit spärlichen Hyphen: die Peripherie der Kolonie ist von weissgrauen Radien umgeben, der Grund gelb- lich gefärbt. Ara Ende der ersten Woche überragen die Kolonieen bedeutend die Oberfläche des Agar: die Höhe beträgt 1 mm, der Durchmesser bis 0,5 cm, dabei bleibt die Farbe immer eine graue. — Die centrale Partie erhebt sich am meisten; die Peripherie be- steht am häufigsten aus einer dünnen Membran, die sich aus dichten Mycelhyphen zusammensetzt. Später wird die centrale Partie der Kolonie auf Kosten der peripherischen grösser. Das langsame Weiterwachsen der Kulturen ist manchmal noch nach einem Jahr und später zu konstatiren. — Die bisweilen ein- tretende Modifikation des Wachsthums braucht hier nicht berück- sichtigt zu werden. Am besten wird auch dieser Pilz auf Bouillon gezüchtet, wo er sich ebenso wie I verhält. Die mikroskopische Untersuchung der beiden Varietäten ergab also keine Unterschiede. Kolonieen vom 5. Tage (Agarglycerin) zeigen verschieden dicke Mycelhyphen, entweder sich gabelförmig theilend oder auch unter einem scharfen Winkel sich abzweigend. Anfangs ohne quer- liegende Septa, theilen sich die Hyphen erst später in rechtwinkelige Glieder (15 /* und länger); die nach dem Centrum zu gelegenen 118 Favus. sind kürzer und lassen eine gleichmässige Membran und körnigen Proteininhalt unterscheiden. Oft gewähren die von Kartoffel- und Agarkulturen herrührenden Hyphen das Aussehen einer Korallen- schnur. Auch bei ihnen ist eine Membran deutlich markirt. Von der Seite der Hyphen treten Sprossen in Gestalt einer Knospe auf, welch letztere nach 4—5 Tagen anschwillt und bim- förmige, ovale oder kolbige Produkte bildet. Dieselben ähneln, wenn 7— 10 /u im Durchmesser haltend, Säckchen, die mit körnigem Protoplasma erfüllt sind. Später platzen die Wände des Sackes, und der Sack selbst atrophirt schliesslich. Die beschriebenen kolbigen Bildungen finden sich zwar in jeder Kultur, am zahlreichsten werden sie jedoch in Kulturen auf Bouillon und Kartoffeln bei 35° beobachtet. Auch E. erklärt diesen Vorgang, wie Quincke, als unvollständige Sporangienbildung. Stetig in den Kulturen dieses Pilzes sich findende Produkte sind phosphorsaurer Ammoniak und Magnesia, sowie Krystalle von oxal- saurem Kalk. Die Sporen sind rund oder oval, ziemlich gross und stark lichtbrechend. Ihre Bildung wird am Besten im hängenden Tropfen beobachtet. Auffallend ist die lange Keimfähigkeit der Sporen. — Wirkung mässiger Hitze (35° etwa) verzögert nur die Sporenent- wickelung, während höhere Temperaturen die Keimfähigkeit voll- ständig vernichten. — Das Licht übt absolut keine Wirkung aus. Von chemischen Agentien verlangsamt ein unbedeutender Säuregehalt des Nährbodens das Wachsthum des Pilzes, und ein bedeutender hemmt es ganz. Das Gleiche gilt von Lösungen alkalischer Salze. 1 °/0 0 Soda- und Boraxlösungen, schwache Sublimat-Karbolsäurelösungen (Koncentrationsverhältniss nicht an- gegeben. Ref.), einprocentige Anthrarobinlösung vernichten die Sporen, während drei- bis vierprocentige Creolinlösung die Entwickelung des Faruspilzes nicht im geringsten stört. Die daraus gefolgerten praktischen Schlüsse bleiben hier un- berücksichtigt. Die vorgenommenen Impfungen der beiden Pilzvarietäten er- gaben sowohl bei Thieren, als auch bei Menschen negative Resul- tate. — Nur zuletzt seien bessere Resultate erzielt worden, die später publicirt werden sollen. Zum Schlüsse hebt E. noch einmal besonders die Unterschiede der Kulturen seiner beiden Varietäten des Pilzes von den Quincke- schen besonders hervor und betont, dass sein Pilz eher dem von Bo er bei der Maus beschriebenen (cf. Archiv f. Dermatologie und Syphilis. 1887. p. 429 ff.) gleiche. Wenn er auch das Vorhanden- sein des Quin cke’schen a-Pilzes nicht in Frage stellen wolle, so könne er doch auf Grund seiner zahlreichen Kulturen, die von Favus scutulis bei 27 Individuen entnommen wurden, behaupten, dass in den typischen Scutulis nur die beiden, des Näheren hier be- schriebenen Pilzvarietäten vorhanden seien. Dass der Verf., ent- gegen Quincke, nur einen Pilz für den Favus annimmt, kann mit Rücksicht auf den gleichen mikroskopischen Bau beider Varie- täten, ihre ausserordentliche Aehnlichkeit auf Gelatine, Bouillon Favus. — Tollwuth. 119 und Serum, ihre fast Null betragenden Unterschiede auf Agar bei Zimmertemperatur, sowie auch deshalb, weil man sie immer zu- sammen findet und sie keine Unterschiede in dem Bau der Favus- schildchen in dem äusseren Aussehen zu Tage treten lassen, nur rückhaltslos gebilligt werden. Max Bender (Düsseldorf). Quincke, H., Doppelinfektion mit Favus vulgaris und Favus herpeticus. (Monatshefte f. prakt. Dermatologie. Bd. VIII. 1889. No. 2.) Verf. veröffentlichte bereits 1886 im XXII. Bande des Archivs f. experiment. Pathol. und Pharjnakol. eine Mittheilung, nach wel- cher es ihm gelungen war, aus Favusborken verschiedene Pilze zu züchten, welche 6r a-, ß- und y-Pilz benannte. Weitere Unter- suchungen bestimmten ihn, den ß- und y- Pilz nicht als verschiedene Arten, sondern nur als Varietäten einer Pilzart aufzufassen. Der hiernach festgestellten Trennung der Favuskeime in einen a- und y-Pilz entsprechend vermochte der Verf. in der That auch klinisch 2 verschiedene Formen des Favus zu unterscheiden, welche er als Favus vulgaris und Favus herpeticus bezeichnete x). Als einen neuen Beweis für die Richtigkeit seiner Beobach- tungen theilt nun der Verf. einige Fälle mit, welche im Februar v. J. in der medicinischen Klinik in Kiel zur Behandlung kamen, und bei denen beide Formen des Favus gleichzeitig auftraten. Diese Fälle betreffen eine 27 Jahr alte Arbeiterfrau mit ihrem 6jährigen Sohne und ihrer 5jährigen Tochter. Bei sämmtlichen 3 Patienten wurden auf der behaarten Kopfhaut gelbe, aus konfluirenden Schild- chen bestehende Borken (F. vulgaris), auf unbehaarten Stellen des Gesichtes, des Rückens, der Arme und Beine rundliche oder ring- förmige, abschuppende röthliche Stellen (Favus herpeticus) gefun- den. Es gelang, aus den gelblichen Borken den y-, aus den kranken Stellen der unbehaarten Haut den a-Pilz zu züchten und hierdurch einen verschiedenen Ursprung der Krankheit wahrscheinlich zu machen. Für einen solchen sprach auch die Entstehungsgeschichte; denn während die Tochter mehrere Jahre hindurch nur an der Er- krankung der unbehaarten Haut gelitten hatte, ehe sich die gelb- lichen Borken unter dem Haupthaare zeigten, waren bei Mutter und Sohn anfangs lange Zeit nur die letzteren vorhanden gewesen. Der Verf. nimmt daher an, dass unter den Familienmitgliedern eine gegenseitige Ansteckung stattgefunden, welche schliesslich eine Mischinfektion herbeigeführt hat. Kübler (Berlin). Anrep, TV., Ueber das Ptomain der Tollwuth. (Dnewnik der dritten Versammlung der Aerzte in St. Petersburg. 1889. No. 4. p. 131.) [Russisch.] Dem Verfasser ist es gelungen, mit Hilfe der Methode von Brieger aus dem Gehirn von Kaninchen, welche an rasender Toll- wuth verendet waren, einen alcaloidähnlichen Stoff, ein Ptomain von sehr giftiger Beschaffenheit auszuscheiden. Es befinden sich 1) Monatsheft f. prakt. Dermatol. 1887. No. 21. 120 Tollwuth. — Trematoden. in 100 Gehirnen uugefähr 0,05 gr von letzterem. Sowohl das reine Ptomain als auch die Salze desselben kristallisiren im Wasser. Die chemische Zusammensetzung ist noch nicht bekannt. Kleine Dosen (0,00001—0,00003 g) rufen bei Thieren eine Steigerung der Temperatur, allgemeine Unruhe des Thieres, Beschleunigung des Athmens und Herzklopfen hervor; mittlere Dosen (0,00005 — 0,0002g) rufen neben den soeben erwähnten Erscheinungen Schwierig- keit des Athmens, nicht stark ausgesprochene Krämpfe, Abschwächung der Herzthätigkeit und allgemeine Kraftlosigkeit hervor; grosse Dosen (0,0003—0,0005 g) — Senkung der Temperatur, Paresen der Extremitäten, Speichelfluss und Tod unter Erscheinungen von Asphyxie. Auf solche Weise, sagt der Verf. , kann dieses Ptomain das ganze Bild von rasender Tollwuth bei Kaninchen hervorrufen, wobei der Einfluss kleiner Dosen der ersten Periode der Erkrankung entspricht, grosse Dosen aber die Erscheinungen der Endperiode der Erkrankung des Thieres hervorrufen. Leider hat Verf. keine weiteren Beweise für die Specifität des von ihm gefundenen Ptomains beigebracht, als das klinische Bild eines vergifteten Kaninchens, was nichts beweist. In jedem Falle kann von einer solchen Specifität, so lange mit Hülfe vorherge- gangener Impfungen mit diesem Ptomain Immunität für Tollwuth- gift, welches durch die Trepanation dem Thiere eingeführt wurde, nicht erhalten worden ist, auch nicht die Rede sein. Protopopoff (Prag). Monticelli, Fr. Sav., Saggio di una morfologia dei Tre- matodi. (Habilitationsschr.) 4°. 130 pg. Napoli 1888. Dieser Versuch einer Morphologie der Trematoden ist auf ausgedehnte Litteraturstudien basirt und der Vorläufer eigner Untersuchungen, die der Verf. in der zoologischen Station in Neapel anstellt. Die Schrift behandelt 1) die äussere Morphologie, 1) Ana- tomie und Histologie der einzelnen Organe, 3) die Embryologie und 4) die Systematik; eine reichhaltige Bibliographie bildet den Schluss. Wir beschränken uns auf die Wiedergabe des Systems, welches einige neue Gattungen einführt: 1. Unterord. Monogena. 1. Farn. Tristomeae Taschenb. 1. Subfam. Tristomidae v. Ben. 1. Gen. Nitzschia v. Baer. 2. — Epibdella Blainv. 3. — Phyllonella Hesse et v. Ben. 4. — Trochopus Dies. 5. — Placunella Hesse et v. Ben. 6. — Tristomum Cuv. 7. — Acanthocotylen. gen. 2. Subf. Encotyllabidae n. 8. Gen. Encotyllabe Dies. 3. Subfam. Monocotylidae Tasch. 9. Gen. Pseudocotyle Hesse et v. Ben. Trematoden. 121 Ben. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 10. — Callicotyle Dies. 11. — Monocotyle Taschenb. 4. Subfam. Udonellidae Hesse et y. 12. Gen. Udonella Johnst. 13. — Echinella Hesse et v. Ben. 14. — Pteronella „ „ „ „ 2. Fam. Temnocephaleae Hasw. 15. Gen. Temnocephala Blanch. 3. Fam. Polystomeae Taschenb. 1. Subf. Octocotylidae Hesse et yan Ben. 16. Gen. Octocotyle Dies, mit den Subgenera Octocotyle Dies.. Glossocotyle Hesse et v. Ben., Opbycotyle dto., Chori- cotyle dto., Dactycotyle dto. u. Pterocotyle dto. Pleurocotyle Gerv. et y. Ben. Diplozoon Nordm. Anthocotyle Hesse et v. Ben. Phyllocotyle „ „ „ „ Hexacotyle Blainv. Platycotyle Hesse et y. Ben. Plectanocotyle Dies. 2. Subf. Polystomidae y. Ben. 24. Gen. Polystomum Zed. 25. — Erpocotyle Hesse et y. Ben. 26. — Onchocotyle Dies. 27. — Diplobothrium Leuck. 28. — Sphyranura R. Wright. 3. Subf. Microcotylidae Tasch. 29. Gen. Microcotyle Hesse et v. Ben. 30. — Axine Abildg. 31. — Gastrocotyle Hesse et y. Ben. 4. Subf. Gyrodactylidae Hesse et v. Ben. 32. Gen. Calceostoma y. Ben. — Tetraonchus Dies. — Dactylogyrus Dies. — Gyrodactylus Nordm. — Diplectanum Dies. 2. Unterordn. Digena y. Ben. 1. Fam. Amphistomeae Montic. 1. Subf. Amphistomidae Montic. 37. Gen. Amphistomum Rud. Gastrothylax Poir. Diplodiscus Dies. Gastrodiscus Leuck. Homalogaster Poir. 2. Subf. Aspidobothridae Burm. 42. Gen. Aspidogaster Baer. Fam. Diplostomeae Montic. 1. Subf. Diplostomidae Poir. 43. Gen. Diplostomum Nordm. 44. — Holostommum Nitzsch. 33. 34. 35. 36. 38. 39. — 40. — 41. — 122 Trematoden. — Nematoden. 2. Subf. Polycotylidae Montic. 45. Gen. Polycotylo Willem.-Suhm. 3. Fam. Distomeae Mont. 1. Subf. Dietomidae Cobb. 46. Gen. Cephalogonimus Poir. 47. — Urogonimus n. gen. 48. — Distomum Rathke mit den Subgenera: Köllikeria, Apoblema, Cladocoelium, Brachylaimus, Brachycoelium, Dicrocoelium, Podocotyle, Echinostomum und Crosso- dera. 49. — Rhophalophorus Dies. 50. — Mesogonimus n. gen. 51. — Bilharzia Cobb. 2. Subf. Gasterostomidae Mont. 52. Gen. Gasterostomum Sieb. 4. Fam. Monostomeae Montic. 1. Subf. Monostomidae Mont. 53. Gen. Monostomum Zed. 54. — Notocotyle Dies. 55. — Opisthotrema Fisch. 2. Subf. Didymozoonidae Mont. 56. Gen. Didymizoon Taschb. 57. — Nematobothrium v. Ben. M. Braun (Rostock). Cobb, N. A., Beiträge zur Anatomie und Ontogenie der Nematoden. (Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaft. Bd. XXIII. Heft 1. pg. 41—76. Taf. III— V.) Veranlassung zur Arbeit gaben einige von Dr. Kükenthal in Thieren des nördlichen Eismeeres gesammelte Nematoden, welche sehr ausführlich beschrieben werden: 1) Ascaris Küken- thal ii n. sp., 8 cm lang, aus dem Magen von Beluga leucas, dem Weisswal; 2) Ascaris bulbosa n. sp., 7 — 8 cm lang, aus dem Magen von Phoca barbata und 3) Strongylus arcticus n. sp., etwa 20 mm lang, im Gehörorgan von Beluga leucas lebend. Im Anschluss hieran werden dann eine Anzahl freilebender Nematoden aus der Umgebung Jenas angeführt resp. genauer beschrieben: Dorylaimus mit 5 Arten (D. Langii n. sp. auf Algen und Moosen eines rasch fliessenden Brunnens), Tylenchus 5 Arten (T. gracilis n. sp. an Graswurzeln), Aphelenchus 1 Art, Monhystera 2 Arten, Spilophora impatiens n. sp. in feuchten Moosen neben Quellen, Cyatholaimus 1 Art, Monon- chus 2 Arten, Cephalobus 1 Art, Plectus 1 Art und Rhab- ditis mit einer Art. M. Braun (Rostock). Schutzimpfung, künstL Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 123 Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Henle, A., Ueber Creolin und seine wirksamen Be- standteile. [Aus dem hygienischen Institut der Universität Göttingen.] (Archiv für Hygiene. Bd. IX. Heft 2. S. 188.) Untersucht wurden das englische Creolin von Jeyes (Pearson u. Cie.) und das Artmann’sche in chemischer und bakterio- logischer Beziehung und in beiden Richtungen eine Reihe beachtens- werther Thatsachen ermittelt. Im englischen Präparat ergaben sich nach Analysen von Dr. A. Faust in Göttingen wesentlich die gleichen Bestandtheile, wie sie von den früheren Untersuchern ge- funden sind, nur wurde der Inhalt an Phenolen wesentlich niedriger, der an Pyridinbasen etwas höher gefunden, was auf ungleiche Zu- sammensetzung des Präparates hinweist. Beim A r t m a n n ’schen Creolin fand sich zunächst die Emulgir- fähigkeit geringer, was darauf hinweist, dass bei demselben nicht eine Seife, sondern ein gummiähnlicher Stoff als Emulgens ver- wendet wird. Absolut frei von Phenolen, wie behauptet wird, zeigte sich dasselbe nicht, aber sein Gehalt daran ist ein geringer. Pyri- dine sind ebenfalls vorhanden, und an Naphthalin ist es reicher als das englische Fabrikat. Die Desinfektions Wirkung fand Verf. beim englischen Fabrikat mindestens ebenso stark wie frühere Untersucher, dagegen ist sie beim Artmann’sch en Creolin eine höchst geringe. Nach einstündiger Einwirkung einer öproc. Emulsion dieses Creo- lins auf Typhuskulturen wuchs immer noch eine reichliche Menge von Kolonieen, während eine 1/2pr°c. Emulsion des Pearson ’schen Creolins schon in 5 Minuten Typhus sterilisirt hatte. Staphylo- coccus pyogenes aureus war in 3proc. Creolin Pearson nach 5 Mi- nuten vollkommen steril; dagegen wuchsen nach Anwendung des Creolin Artmann in lOproc. Emulsion von dem gleichen Mikro- organismus noch 6 Kolonieen. Verf. suchte nun zu ermitteln, welchen Bestandtheilen des eng- lischen Creolins — denn nur auf dieses beziehen sich die weiteren Untersuchungen — die Desinfektionswirkung zukomme. Geprüft wurden 4 Gruppen von Körpern : die Seife, das Creolinöl, die Pyri- dine und die Phenole. Diese Stoffe wurden theils einzeln ver- glichen, theils verschieden combinirt mit x/2 proc. Creolinemulsion. Das Resultat einer grösseren Reihe von Versuchen war, dass Phe- nole, indifferente aromatische Kohlenwasserstoffe und die Harzseife diejenigen Bestandtheile sind, welche dem Creolin seine antiseptischen Eigen- schaften verleihen. Das Fortlassen eines dieser Körper ge- nügt, die Desinfektionskraft wesentlich zu schwächen. Von Bedeutung erwies sich ferner das Emulgiren. Verf. konnte die interessante, allerdings leicht erklärliche Thatsache kon- statiren, dass Karbolöl, das an sich nach Koch’s Versuchen keine 124 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc antiseptische Wirkung besitzt, in wässriger Emulsion mit Zusatz von etwas arabischem Gummi eine beträchtliche Wirkung äussert. Es beruht dies auf Diffussion der Karbolsäure ins Wasser. Des- halb erhöht sich die Desinfektionskraft des Creolins wesentlich durch seine Fähigkeit zu feiner Emulgirung. Es wurde nun versucht, künstliche creolinartige Desinfektions- gemische herzustellen. Hierzu bestimmte theils der Wunsch, eine in ihrer Zusammensetzung genau gekannte Substanz zu haben, der nicht mehr der Vorwurf eines „Geheimmittels“ gemacht werden kann, theils die Ueberzeugung , dass gerade die im englischen Creolin gegebene Combination und Mischung verschiedener Des- inficientien eine besonders hochgradige Leistung garantire. Ueber die Summirung desinficirender Wirkungen zweier oder mehrerer Antiseptica handelt übrigens Verf. in einem besonderen Abschnitt. Bei der Herstellung eines creolinartigen Desinfektionsgemisches wird die Wirkung zunächst herabgedrückt, wenn man anstatt der stark wirkenden höheren Phenole die weniger stark wirkenden niederen benutzt. Immerhin leistet auch ein mit Karbolsäure bereitetes Creolin Ueberraschendes im Vergleich zu blosser Karbolsäure. Eine Creolinnachahmung, bestehend aus Karbolsäure 0,5, Creolinöl 2,5, Harzseife 1,5, wirkte in 1/2proc. Emulsion auf Typhusbacillen we- sentlich stärker als x/2 proc. Karbolsäure. Allgemein konstatirt Verf., dass das Creolin bezw. die Nachahmungen desselben stärker wirken als die zu ihrer Herstellung benutzten Phenole bei gleicher Koncentration. Kresol wirkte in diesen Zusammensetzungen stärker als Phenol. Bei steigendem Procentgehalt an Kresol wächst die Desinfektions- kraft bis zu dem Punkt, wo 60 °/0 des gesammten Creolins aus Kresol bestehen. Dann folgt ein plötzlicher Rückgang der Leistung, was Verf. durch die nunmehr eintretende Unmöglichkeit einer guten Emulgirung erklärt. Das Resultat aller dieser Versuche ist, dass sämmtliche Stoffe des englischen Creolins sich durch andere Stoffe ersetzen lassen, die diesem englischen Creolin nicht entstammen, die im Handel zu haben sind und die wir nach unserem Belieben selbst zusammen- setzen können. Die Mischung könnte dann je nach dem vorliegen- den Zweck gewählt werden, z. B. könnte nach einer Verminderung der bis jetzt offenbar vorhandenen Giftigkeit gestrebt werden. Wenn dagegen auf Giftwirkung keine Rücksicht zu nehmen ist, würde sich nach Verf. am meisten jene eben erwähnte Creolin- nachahmung mit einem Gehalt von 60 °/0 an Phenolen empfehlen. Büchner (München). Montada, A. , Katechismus der Desinfektion. 12°. XI, 79 p. 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RA ^££4 7y> Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Seil. Hofr. Prof. Dr. Lerntet uni Professor Dr. Loeller in Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. TJhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. VI. Band. Jena, den 27. Juli 1889. -o- No. 5. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. -»* Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Bie Redaktion des „ Centralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Ritte , etwaige Wünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direkt an den Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Ueber die Hauptursache der Abschwächung des Tollwuthgiftes. Von Dr. mcd. N. Protopopoff, Privatdocenten an der Universität zu Charkow. Wie bekannt, verliert das Rückenmark eines an Tollwuth ver- endeten Kaninchens, welches in trockener Luft bei 23—25° C auf- bewahrt ist (in einem sterilisirten Gefäss über einer Schiebt von Aetzkali) mehr oder weniger allmählich seine giftigen Eigenschaften. Pasteur glaubt, dass die trockene Luft uacli und nach die Menge pathogener Mikroben, welche sich im Rückenmarke von an Toll- wuth verendeten Kaninchen befinden, vermindert. Mit anderen Worten: die trockene Luft (Minimum der Feuchtigkeit hei den VI. Bd. 9 130 Protopopoff, gegebenen Bedingungen des Versuches) ist die Hauptursache der Abschwächung des Virus. Durch weitere Beobachtungen hat sich indessen herausgestellt, dass das Virus der Tollwuth desto schneller sich abschwächt, je höher die Temperatur ist, bei welcher die Austrocknung stattfindet. So hat Hel mann beobachtet1), dass das giftige Rückenmark seine giftigen Eigenschaften schon nach 24 Stunden verliert, wenn es bei 35—40° C getrocknet worden ist. Babes2) hat gezeigt, dass das Tollwuthgift desto mehr sich ab- schwächt, je länger dasselbe einer und derselben Temperatur aus- gesetzt gewesen ist. Alles dieses weist deutlich darauf hin, dass die Temperatur eine nicht unwichtige Rolle in Bezug auf die Abschwächung des Tollwuthgiftes nach der Methode Pasteur’s spielt. Es ist ersichtlich, dass es in vielen Beziehungen von Interesse ist, durch Experimente den Grad der Theilnahme der Temperatur bei dieser Abschwächung festzustellen. Bei meinen Untersuchungen über die Tollwuth habe ich fol- gende Erscheinung konstatirt. Das Virus der Tollwuth kann in seiner reinen Gestalt aufbewahrt werden, wenn man ein Stückchen des Rückenmarkes eines an Tollwuth verendeten Kaninchens in Glycerinbouillon, welche nach der gewöhnlichen Methode in dem Dampfapparat von Chamberland sterilisirt worden ist, legt. Als ich die Giftigkeit dieser Rückenmarke nach verschiedener Zeitdauer untersucht habe, fand ich in allen Fällen ohne Aus- nahme ein und dasselbe: sehr giftige Rückenmarke, welche einen erwachsenen Hund mit 6 — 8 tägig er In- cubationsperiod e bei der Impfung durch die Trepa- nation tödten können, verlieren ihre Giftigkeit nach 15 — 20 Tagen ganz, wenn s’ie in Glycerinbouillon bei gewöhnlicher Temperatur von 18—20° C aufbewahrt worden sind. Es ist klar, dass das Maximum von Feuchtigkeit des Mediums, in welchem die Stücke des Rückenmarks von an Tollwuth verendeten Kaninchen aufbewahrt worden sind, keineswegs der Abschwächung des Virus hinderlich ist. Versuche haben weiter ge- zeigt, dass das Tollwuthgift sehr schnell seine Giftigkeit selbst in Glycerinbouillon verliert , wenn man es bei höherer Temperatur aufbewahrt. Es ist klar, dass die Abschwächung des Virus bei der Methode der Aufbewahrung der Vaccine gegen Tollwuth in Glycerinbouillon in direkter Abhängigkeit von der Temperatur sich befindet und diese letztere ist die einzige Ursache der Abschwä- chung des Giftes nach der Methode Pasteur’s, wie wir dieses sogleich aus meinen Versuchen sehen werden. Versuch 1. Ich habe das Rückenmark eines an Tollwuth verendeten Kaninchens, welches 24 Stunden über Aetzkali nach der Methode Pasteur’s gehangen hatte, d. h. das sogenannte ein- 1) Helmann, Etüde sur les formes furieuse et paralitique de la rage cliez le lapin. (Ann. de l'Institut Pasteur. 1888. No. 5. p. 278.) 2) Babes, Studien über die Wuthkrankheit. (Virchow’s Archiv. Bd. CX. 1887. H 3). Ueber die Hauptursache der Abschwächung des Tollwuthgiftes. 131 tägige Rückenmark, in ein reines sterilisirtes Gefäss, auf dessen Boden kein Stück Aetzkali sich befand, gelegt und stellte es in ein Thermostat bei 34—35° C. Dieses eintägige Rückenmark tödtete ein Kaninchen bei der Impfung durch, die Trepanation mit 6tägiger Incubationsperiode. Nach 48 Stunden habe ich dieses Rückenmark aus dem sterilisirten Gefäss herausgenommen und ein Kaninchen mit demselben durch die Trepanation geimpft. Dieses Kaninchen erkrankte mit einer 11 tägigen Incubationsperiode, d. h. im gege- benen Falle erhielt ich denselben Grad der Abschwächung ohne Theilnahme von Aetzkali, welcher bei 5 tägigem Rückenmarke nach der Methode Pasteur’s gewöhnlich ist. Versuch 2. Einige Stücke von Rückenmark, dessen Giftig- keit eine und dieselbe wie in dem vorhergegangenen Versuche war, habe ich in gewöhnliche Probirgläser mit Glycerinbouillon gelegt und in ein Thermostat bei 35° C gestellt. Nach 48 Stunden habe ich mit von diesen Rückenmarkstücken bereiteter Emulsion ein Kaninchen durch die Trepanation geimpft. Das Kaninchen blieb am Leben. Versuch 3. Einige Stücke vom Rückenmarke eines durch virus fixe verendeten und bald nach dem Tode secirten Kaninchens wurden in Glycerinbouillon gelegt und in den Thermostat bei 35—36° C gestellt. Nach 44 Stunden habe ich ein Kaninchen mit einer aus diesen Stückchen von Rückenmark bereiteten Emulsion geimpft. Dieses Kaninchen blieb am Leben, während das Kontrol- kaninchen, welches mit dem frischen Virus einer und derselben Gattung geimpft war, in der gesetzmässigen Zeit unter den charak- teristischen Erscheinungen der paralytischen Tollwuth verendete. Versuch 4. Einige Stückchen 2 tägigen Rückenmarkes wur- den in ein sterilisirtes Glasgeschirr, auf dessen Boden kein Stück von Aetzkali sich befand, gelegt und bei gewöhnlicher Zimmer- temperatur hingestellt. Ein mit diesem 2 tägigen Rückenmarke ge- impftes Kaninchen erkrankte mit 7 tägiger Incubationsperiode und verendete am 4. Tage nach der Erkrankung. Nach 10 Tagen habe ich einige Stückchen Rückenmark aus dem sterilisirten Glas- geschirr herausgenommen und mit einer von diesen Stückchen bereiteten Emulsion ein Kaninchen geimpft. Dieses Kaninchen blieb am Leben. Versuch 5. Am 23. Februar habe ich ein Kaninchen, 1370 g schwer, mit 1 tägigem Rückenmarke geimpft. Einige Stückchen dieses Rückenmarkes wurden in einige gewöhnliche Probirgläser mit Glycerinbouillon gelegt; ein Theil derselben wurde in den Ther- mostat bei 35 0 C gestellt und ein anderer Theil bei gewöhnlicher Zimmertemperatur gelassen. Am 24. Febr. wurde ein Kaninchen, 1590 g schwer, mit einem Rückenraarke, welches in der Bouillon bei 35° sich befand, geimpft. Am 28. Febr. wurde ein Kaninchen, 1320 g schwer, mit dem Rückenmarke, welches sich bei gewöhnlicher Zimmertemperatur befand, geimpft. Das erste Kaninchen, welches am 23. Febr. trepanirt worden war, erkrankte am 28. Febr. und verendete am 3. März; das Kaninchen, welches am 24. Febr. geimpft war, erkrankte am 4. März 9* 132 Protopopoff, Die Hauptursache d. Abschwächung d. Tollwuthgiftes. und starb am 7.; das letzte Kaninchen erkrankte am 5. und ver- endete am 9. März. Aus dem letzten Versuche geht hervor, dass die Giftigkeit des Rückenmarkes, welches sich in Glycerinbouillon bei 35° C befand, sich schon ziemlich stark nach 24 Stunden verminderte, während dasselbe Rückenmark, welches bei gewöhnlicher Zimmertemperatur im Verlaufe von 5 Tagen in derselben Bouillon aufbewahrt worden war, nichts von seinen giftigen Eigenschaften verloren hatte, wie es das Kontrolkauinchen, welches am 23. Februar geimpft war, zeigte. Hierbei muss man noch bemerken, dass die Abschwächung des Giftes in Glycerinbouillon sowohl bei gewöhnlicher als auch bei erhöhter Temperatur im Allgemeinen desto langsamer erfolgt, je grösser die Stückchen vom Rückenmarke sind, welche in Bouillon gelegt wurden, und je dicker das Rückenmark selbst ist. Versuch 6. Am 5. April um 1 1 Uhr Nachts wurden in Glycerin- bouillon einige grosse, bis 1 cm lange Stückchen von Rückenmark gelegt, welches in trockener Luft über Aetzkali 12 Stunden lang sich befunden hatten. Am 8. April um 11 Uhr Vormittags wurden zwei Kaninchen, das eine 480 g, das andere 550 g schwer, mit einer Emul- sion, welche aus diesen Stückchen bereitet worden war, geimpft. Das erste Kaninchen erkrankte am 16. und verendete am 17. April; das zweite erkrankte am 16. und starb am 19. April. Das Resultat dieses Versuches zeigt, dass unter dem Einflüsse erhöhter Tempe- ratur im Verlaufe von 2| Tagen ziemlich starke, aber nicht voll- ständige Abschwächung des Tollwuthgiftes stattfand. Alle hier angeführten Versuche sprechen deutlich dafür, dass bei der Methode von Pasteur das wesentliche und einzige Agens der Abschwächung des Tollwuthgiftes die Temperatur ist. Wie der vierte Versuch zeigt, tritt die volle Abschwächung der giftigen Eigenschaften des Tollwuthgiftes auch ohne Anwendung von Aetzkali bei gewöhnlicher Zimmertemperatur und nach derselben Zeitdauer ein (10 tägige Rückenmarke von an Tollwuth verendeten Kaninchen nach Pasteur sind immer ungiftig). Die Abwesenheit des Aetzkali in dem vierten Versuche und das Maximum der Feuchtigkeit im dritten Versuche haben durchaus keinen Ein- fluss auf den Grad der Abschwächung des Virus gehabt. Das Rückenmark war in diesen beiden Versuchen ein und dasselbe, also im Anfänge von einer und derselben Giftigkeit. Folglich muss der vollständige Verlust der Giftigkeit unter den gegebenen Bedingungen des Versuches ausschliesslich von der Temperatur ab- hängen. Nach meiner Meinung spielt bei der Methode von Pasteur die trockene Luft die Desinfektionsrolle. Und in der » That, wie rein auch immer die Luft im Laboratorium während der Herausnahme des Rückenmarkes sein möge und wie kunstge- recht der Experimentator ist, so ist zur Herausnahme des Rücken- markes immer eine Zeit von 5 — 7 Minuten noth wendig. Während dieser Zeit können aus der Luft diese oder jene Bakterien auf die Oberfläche des Rückenmarkes fallen; diese letzteren finden, wenn sie zusammen mit dem Rückenmarke in trockene Luft gelangen, daselbst in der Mehrzahl der Fälle keine günstigen Bedingungen zu ihrer Ludwig, Ueber Alkoholgährung u. die Schleimflüsse lebender Bäume. 133 Entwickelung, da das Aetzkali vor allem zuerst die Feuchtigkeit von den oberen Schichten des Rückenmarkes aufsaugt. Nur auf diese Weise lässt sich erklären, warum die Rückenmarke nach Pasteur’s Methode nicht faulen, sondern immer beim Reiben einen angenehmen aromatischen Geruch verbreiten, wenn nur das Kaninchen bald nach dem Tode secirt worden war. Prag, 2. Juni 1889. Weitere Mittheilungen über Alkoholgährung und die Schleimflüsse lebender Bäume. Von Prof. Dr. F. Ludwig in Greiz. 1. „Apple blight“. In meinen ersten Mittheilungen über den Schleimfluss der Apfelbäume, welche den Zweck hatten, auf diese merkwürdige ver- breitete Krankheit hinzuweisen, hatte ich die Möglichkeit angedeutet, dass dieselbe mit der in Amerika gefürchteten Obstbaumkrankheit „Pear blight“ verwandt oder gar identisch sein könnte. Es werden bei dieser Krankheit wie auch bei den Schleimflüssen der Ka- stanien, Pappeln, Ulmen etc. ja erst genauere Untersuchungen über die Urheberpilze, verbunden mit Infektionsversuchen, nöthig sein, um des Näheren darzuthun, wie weit diese Krankheiten mit ein- ander und mit der in Amerika bekannten Bakterienkrankheit ver- wandt sind. Immerhin hat aber eine Mittheilung, welche aus Amerika kommt, bei dieser Frage ein grosses Interesse und ver- dient weiter bekannt zu werden. In dem Bulletin No. 3 der Ex- periment Station of the Iowa Agricultural College (Nov. 1888. p. 64 tf.) weist A. A. Crozier darauf hin, dass derselbe Pilz, welcher in dem östlichen Theil der Vereinigten Staaten eben jene Birnenkrankheit, die Pear blight, verursacht, der Micrococcus amylovorus Burr., im Staate Iowa ganz vorwiegend die Apfelbäume zu Grunde richtet. „Apple blight“ ist dieselbe Krankheit, wie „Pear blight“ im Osten, sie befällt dort nur selten die Apfelbäume, während sie in Iowa den Apfelbäumen nahezu denselben Schaden bringt, wie dort den Birnbäumen. Die Apfelbaumkrankheit nimmt nach Westen und besonders nordwärts vom Michigansee an Virulenz zu. 20 Meilen vom See verursacht sie in Wisconsin noch einen verhältnissmässig geringen Schaden, während sie von Baraboo mitten durch den Staat zunehmend gefährlich wird und häufiger die Bäume fast oder ganz zerstört. In Nord-Iowa und Süd -Minnesota tritt sie ganz vor- wiegend und gefährlich auf. Noch weiter nördlich bei Excelsior findet sie PeterM. Gideon sehr verderblich an Wildlingen, während sein Obstgarten von russischen Aepfeln gänzlich von ihr zerstört 134 Ludwig, worden ist. Die Krankheit tritt überwiegend in der heissen Jahres- zeit und dann besonders bei nassem oder feuchtem Wetter auf. 2. Die braunen etc. Schleimflüsse lebender Bäume. Der braune Schleimfluss, über den ich in diesem Centralblatt (Bd. VI. p. 323 u. p. 453) die ersten Mittheilungen gemacht habe, ist neuerdings mehrfach beobachtet worden und zwar an Ulmen, Pappeln, von mir einmal an einer Eiche und ganz besonders häu- fig an Apfelbäumen. So an 5 Apfelbäumen in einem Obstgarten in Nosswitz bei Elsterberg, in Mosen bei Berga a/E. , bei Tharandt und an zahlreichen Apfelbäumen bei Schmalkalden. Ich traf ihn bisher stets schon in vollem Gange, auch makroskopisch von den Eichenkraukheiten unterschieden durch die Farbe, den Mangel des gallertigen Leuconostoc und des Gährungsschaumes, durch den Geruch nach ranziger Butter, sowie durch die ungleiche Entwicke- lungszeit. Mikroskopisch ist die stete Anwesenheit freier (nicht in Gallerte gehüllter) Mikrokokken — die noch der Untersuchung bedürfen — und der Torula monilioides in der braunen Trocken- form wie in der hyalinen submersen Form (1. c. p. 453) charakte- ristisch. Andere Pilzelemente finden sich in den späteren Stadien ja zumeist, aber sie sind nur zufällige Beimengungen des Schleimes. Die Torula fand sich in Gesellschaft der Bakterien, denen ich die Hauptwirkung zuschreiben zu müssen glaube, stets in grosser Menge bei den früher in Thüringen untersuchten Apfelbäumen, Kastanien, wie auch neuerdings bei den 5 Apfelbäumen in Nosswitz, in Mosen, einer Schwarzpappel in Rotenthal bei Greiz und einer Pappel in Göppersgrün i. Sachsen, von der mir Herr Oberlehrer Dr. E. Bach- m a n n in Plauen Material zusandte. Alte, von den Urheberpilzen zerstörte Stellen der Stämme zeigen nicht das gefaserte Aussehen, welches die durch die Eichenpilze zerstörten Rindenstellen so leicht kenntlich macht. Schliesslich entbehren die erwähnten Schleimflüsse des reichen Insektenbesuches, der sich an den weissen Schaum- und weisslich gallertigen Schleim- massen der Eicheu etc. einstellt, die Gäste gehören ganz anderen Kreisen von Insekten etc. an x). 3. Die Eichengährung u n d d er E i c hen schl ei m fl u ss.J Auch die alkoholische Eichengährung und der Eichenschleim- fluss sind weit verbreitete Krankheiten, wie mir Mittheilungen und Zusendungen aus den verschiedensten Theilen Deutschlands und eigene Beobachtungen seit 5 Jahren beweisen ; sie sind ebenso ver- breitet in Mecklenburg wie in der Provinz Hessen, der Provinz und dem Königreich Sachsen und in Tyrol. Sie treten gleichfalls an anderen Bäumen auf und zwar, wie ich ausdrücklich hervorhebe, in ihrer völlig typischen Form — , so an Weiden und Pappeln (bei Leipzig mit dem weissen Gähruugsschaum und Schleim, deren ein- 1) Häufig traf ich au dem Apfelschleim die Milbe Glycyphagus hericeus Fum. et Rubin. Ueber Alkoholgährung und die Schleimflüsse lebender Bäume. 135 zige Bestandteile die für die Eiche charakteristischen sind); aber ihr Vorkommen an anderen Bäumen ist ein so sporadisches, wie das des braunen Schleimflusses an Eichen, so dass wir mit Recht die Namen Eic heu gährung und E ich e nschleimfluss beibehalten können. Auch hier treten in späteren Stadien selbstverständlich verschiedene Pilze, wie Mucor, Peuicillium hinzu, in ganz frischen Gährstellen fanden sich aber ausschliesslich bei dem Gährungsschaum Endomyces Magnusii Ludw. (in der Oidiumform) und oft Saccha- romyces Ludwigii Hansen, in dem fast regelmässig die Gährung be- gleitenden (oder derselben folgenden) Schleimfluss Leuconostoc Lagerheimii Ludw. (andere Bakterien erst bei späteren Zersetzungen). Die charakteristischen Merkmale dieser so typischen Eichenflüsse sind folgende — im Gegensatz zu denen anderer Schleimflüsse. 1. Dieselben dauern nicht — wie dies bei dem braunen Schleimfluss der Fall zu sein scheint und von Herrn Prof. Dr. E. C hr. Hansen in Kopenhagen beobachtet worden ist, — vom Früh- ling bis zum Winter, sondern treten mit phaenologischer Pünktlichkeit nach der ersten Blüte von Pirus aucuparia, fastgleichzeitig mitdererstenBlütevon Sambucus nigra auf. In den Jahren, in denen ich Gelegenheit hatte, die Eichenflüsse zu beobachten, traten dieselben zuerst auf (bei Greiz) 1884 im Juni, 1886 am 17. Juni, 1887 am 13. Juni, 1888 am 12. Juni, 1889 an einem einzigen Baume am 30. Mai, allgemein (gleichzeitig an 16 Eichen) am 12. Juni. In Leipzig — im Vergleich zu welchem Greiz eine Verspätung der Aprilphasen von ca. 6 Tagen aufzuweisen hat — wurden die Eichenflüsse zuerst beobachtet 1888 am 9. Juni, 1889 am 28. Mai. 2. Die Gährstellen haben (auch da, wo die Schaummassen noch nicht ausgebrochen oder bereits vertrocknet sind) deutlichen Geruch nach Bier (Bierfässern, Bierhefe), während die Schleimflussstellen der Apfelbäume einen Geruch nach ranziger Butter haben. Dieser Geruch ist in beiden Fällen so deutlich, dass mir mein I2jähriger Sohn, Max Werner, die kranken Bäume auch in solchen Fällen stets richtig bezeichnen konnte, wo nur noch feuchte Stellen bei oberflächlicher Betrachtung sichtbar waren. Die Produkte der Eichengährung riechen später nach Apfeläther und Essig (zur Zeit des häufigeren Auftretens des Eichenälcheus, Rhabditis dryophila). 3. Die charakteristischen Elemente des Gährungschaumes sind stets und allenthalben, wo dieselben in Deutschland untersucht worden sind, die Oidiumform des Endomyces Magnusii Ludw. und die von mir beschriebene charakteristische, nicht selten an den Ei- chen und in Kulturen Sporen bildende echte Hefe, welche Hansen, der die eigenthümlichen Gährwirkungen dieser Pilzformen einge- hender untersucht und beschrieben hat, Saccharomyces Ludwigii be- nannt hat. Im Schleimfluss der Eichen ist der Hauptbestand- theil der gallertige, froschlaichartige Leuconostoc Lagerheimii neben den Resten von Eudomyces und dem Saccharomyces. Die beiden Erscheinungen treten wohl immer nach oder noch häufiger mit ein- ander auf, so dass man die genannten Elemente meist zusammen 136 Ludwig, üeber Alkoholgährung u. die Schlcimfliisse lebender Bäume. vorfindet. Zuweilen treten neue Gährstellen neben den alten Schleimfluss zeigenden auf, welche nur den Endomyces enthalten, der zu allererst stets allein vorzukommen scheint; in der Leuco- nostocgallerte, wie in dem Schleime, fanden sich dagegen bei einigem Suchen stets Theile des Endomyces. Der durch seine Arbeiten über die Hefen etc. nicht nur unter den Botanikern, sondern auch (durch die Hebung des Brauerei- wesens) in weiteren Kreisen wohlbekannte Kopenhagener Physio- loge E. Chr. Hansen hat sich auch um die im Schleimflusse lebender Bäume vorkommeuden Mikroorganismen wesentliche Ver- dienste erworben, indem er dieselben seinen bewährten Kulturme- thoden unterworfen und ihre Gährwirkungen einer gründlichen Untersuchung unterzogen hat. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind Bd. V. No. 19 — 21 dieser Zeitschrift mitgetheilt. In Bezug auf die Verbreitung und die Häufigkeit der oben genannten Pilze weichen die Hansen’schen Beobachtungen in einigen Punkten von den meinigen ab, doch scheint es mir, dass Hansen die typische Eicliengährung, wie sie in Deutschland auf- tritt, in der Mehrzahl der Fälle überhaupt nicht, oder in einzelnen Fällen doch nur in späteren Stadien vor sich gehabt hat. Hansen hat im Sommer 1886 eine Eiche bei Kopenhagen mit Schleim fl uss beobachtet, welche aber (bereits) ausser dem Endomyces-Oidium, meinem Saccharomyces und Leuconostoc Lager- heimii noch zahlreiche andere Organismen (Penicillium, Torula- arten, Saccharomyces apiculatus) enthielt. Trotz vielen Suchens fand er nur noch 3 Eichen, welche dieselben Organismen im Schleime enthielten, aber ohne Endomyces und Saccharomyces Ludwigii. Die Krankheit schien wenig ansteckend zu sein. Ob Leuconostoc oder andere Bakterien darin vorkamen, ist mir unbekannt. Ziem- lich verbreitet fand dagegen Hansen den Schleimfluss an anderen Bäumen um Kopenhagen, nähmlich an 10 Ulmen, 2 Linden und 1 Rosskastanie. Der Schleimfluss dieser Bäume hatte aber gewöhnlich ein anderes Aussehen als bei den Eichen, war bräun lieh, dünnflüssig, ohne Gährungs- schaum und ohne knorpelartige und gelatinöse Bil- dungen. Der Schleimfluss trat jedes Jahr auf vom Frühling bis zum Eintritt des Frostes, bisweilen bis in den Dezember. Hansen glaubt hier wie dort dieselbe Krankheit vor sich zu haben. Offenbar handelt es sich aber in den letzten Fällen sicher nicht um die hier erörterte Art des Schleimflusses, sondern wahrscheinlich um unseren braunen Scbleimfluss (andere Bakterien, Entwickelung durchs ganze Jahr, Fehlen der typischen Eichenpilze). Die von in i r beschriebenen Eichenkrankheiten verbreiten sich von Baum zu Baum. Ich habe seit 1884 an einzelnen Orten, die ich genau überwachte, eine solche Verbreitung dieser Krank- heit vielfach beobachtet; an einer Stelle am Glohdenhammer, an welcher 1886 nur eine gährende Eiche aufzufinden war, sind seit- dem 5 benachbarte Bäume in gleicher Weise erkrankt. Im Krümm- thal bei Greiz finden sich gegenwärtig auf einer Strecke von etwa Jtsacillus der rothen Milch. 13 1 1 1 / 2 Kilometer 40 — 50 Eichbäume, welche bei feuchtem Wetter die charakteristischen Erscheinungen zeigen. Am 12 Juni 1889 fand ich hier 13 Eichen in frischer Gährung, wovon etwa 6 völlig neu erkrankt sind (häufig an Astbruchstellen, Frostrissen, Bohrlöchern des Weidenbohrers etc.). Die Verbreitung der Krankheit und dieArt ihrer Ausbreitung an ein und demselben Orte beweisen zweifellos die infektiöse N atur der- selben. Infektionsversuche, die bei der hohen Abhängigkeit der betheiligten Pilze von der Feuchtigkeit der Luft besondere Schwie- rigkeiten bieten, können dies nur beweisen. An allen von mir näher untersuchten Eichen, de- renZahl sich aufetwaöObeläuft, waren Leuconostoc, E n dom y ce s-0 i d i u m und Saccharomyces die vorwie- genden, z. T. die einzigen Pilzelemente. Die gleichen Befunde hat nach mir Herr Dr. Paul Dietel an den Greizer Eichen, wie an zahlreichen Eichen bei Leipzig gemacht. Auch in d i e s e m Jahre fand er bei Leipzig dieselben Elemente an 5 Weiden und (am 29. Mai) an 2 Eichen. Er schreibt mir darüber: „Gestern traf ich mehrfach gäh- rende Eichen. Von zweien habe ich Material untersucht. Ander einen fand ich Leuconostoc und Hefe und kurze Abgliederungen des Endomyces, an der anderen den Endomyces so schön, wie ich ihn noch nicht gefunden hatte, und Torula und Leuconostoc spär- lich . . . auch bei Leipzig habe ich das Endomyces - Oidium stets unter Verhältnissen vorgefunden, dass es mir scheint, dass es den Ausbruch der Gährung direkt veranlasst, in vorgeschritteneren Stadien kommt dasselbe oft nur noch spärlich in Leuconostoc- schleim eingehüllt vor, der in allen Fällen und gewöhnlich sehr reichlich hinzukommt.“ (Schluss folgt.) Baginsky, A., Zum Grotenfelt’schen Bacillus der ro- then Milch. (Dtsch. med. Wochenschr. 1889. No. 11.) Bei bakteriologischer Untersuchung der Fäces diarrhöisch er- krankter Kinder fand der Verf. einen Bacillus, welchen er mit dem Grotenfelt’schen Bacillus der rothen Milch (Fortschritte der der Medicin. 1889. 2) für identisch hält. Es sind sehr kleine, feine und schlanke Bacillen, deren Länge ihre Breite um das 3— öfache übertrifft. Sie kommen sowohl einzeln als in Haufen und kurzen Ketten vor, besitzen eine geringe Eigenbewegung, scheinen end- ständige Sporen zu bilden und färben sich leicht mit Fuchsin. Bei Kulturversuchen erscheinen in der Tiefe der Gelatine- platte grünliche Kolonieen mit rauh gekörnter Oberfläche und etwas ausgebuchteten, wie zerfressenen Rändern, deren Mitte wenig durch- sichtig, deren Randzone heller ist. Die oberflächlichen, bis mohn- korngrossen Kolonieen sind anfangs fast glashell und unscheinbar, erheben sich aber im weiteren Wachsthum über die Oberfläche. 138 Bacillus der rothen Milch. — Bakterien im Trinkwasser. Sie haben grünliche Farbe, sind durchscheinend und zeigen einen rundlichen Kern in der Mitte, von dem aus eine hellere, mit welliger, strahliger Oberfläche versehene Zone ausgeht. Der Rand ist auch hier unregelmässig. Die Gelatine wird sehr langsam verflüssigt und nimmt nach einigen Tagen ein unregelmässig feucht glänzen- des, grünliches Aussehen an. In Gelatinestichen entwickelt sich die Kultur sowohl im Stich- kanal als auch an der Oberfläche, hier ähnlich wie auf der Platte. Später zeigt sich eine langsame, trichter- oder „säckchen“förmig von oben nach unten fortschreitende Verflüssigung. Werden die Kulturgläschen im Dunkeln aufbewahrt , so entsteht im Stichkanal ein prachtvoll purpurrother Farbstoff, der eigenthümlich zu der grünen Farbe der Kolonie kontrastirt. Im Spektrum verursacht dieser Farbstoff einen schmaleren Absorptionsstreifen zwischen Gelb und Grün und einen breiteren im Blau. Auf der Oberfläche von Kartoffeln wachsen gelbliche Massen heran. In sterilisirter Milch entsteht durch den Bacillus keine Ge- rinnung, sondern höchstens eine minimale, kleinflockige Ausschei- dung. Die Reaktion bleibt unverändert; die Farbe wird rothbraun bis schmutzig-roth. Uebertragungsversuche auf Mäuse und Ratten, welche theils durch Impfung, theils durch Fütterung mit bacillenhaltiger Milch angestellt wurden, misslangen. Nur eine geimpfte Maus starb, ohne dass die Sektion einen bemerkenswerthen Befund ergeben hätte. Kübler (Berlin). Karlinski, Justyn, Ueber das Verhalten einiger patho- generBakterien im Trink wasser. [Aus dem pathologisch- anatomischen Institute der k. k. Universität in Innsbruck.] (Archiv für Hygiene. Bd. IX. Heft 2. S. 113.) Analog den Untersuchungen von Kraus1) wurden zunächst in 5 Wasserbezugsquellen von Innsbruck die normal vorkommen- den Bakterienarten und dann deren Vermehrungsgeschwindigkeit im Wasser bei 8° C bestimmt. Es fanden sich 7 wohl charakteri- sirte Arten, die sämmtlich eine, wenn auch geringe Vermehrung im Wasser bei angegebener Temperatur und 8tägiger Beobachtung aufwiesen. Es wurden nun zu nicht sterilisirten Proben der erwähnten 5 Wasserbezugsquellen in 3 Versuchen Typhusbacillen, in 3 weiteren Versuchen Choleravibrionen, in 3 weiteren Milzbrandbacillen resp. Milzbrandblut zugesetzt. Dann wurde sofort die Zahl der Wasser- bakterien und der ausgesäten pathogenen Bakterien mittelst Platten- verfahren gezählt, und die Wasserproben unter laufendem Wasser bei 8° C gehalten. Die weitere Beobachtung ergab bei Typhus in allen Proben eine rasche Verminderung der Keimzahl und ein völliges Verschwinden längstens am 6. Tage, bei Cholera ein noch rascheres Verschwinden, längstens am 3. Tage, bei Milzbrand eben- 1) Archiv für Hygiene. Bd. VI. Typhus. — Tetanus. 139 falls am 3. Tage. Gleichzeitig erfolgte, wie bei Kraus, eine be- trächtliche Zunahme der Wasserbakterien, die Yerf. von dem durch die zu Grunde gehenden pathogenen Bakterien gelieferten Nähr- material und von den miteingeführten Nährstoffen (z. B. Blut bei Milzbrand) ableitet. Ein Yersuchsfehler mit Rücksicht auf die zu ziehenden Schlüsse ist hierdurch nicht bedingt, da bei Verun- reinigung des Wassers mit pathogenen Bakterien, z. B. mit Typhus, stets auch Nahrungsstoffe in dasselbe hineingelangen werden. Das Resultat ist somit eine Bestätigung der Versuche von Kraus und eine Ausdehnung ihrer Gültigkeit für die Temperatur von 8° C. Büchner (München). Henrijean, F., Contribution ä l’ötude du röle ötiologi- que de l’eau potabledans les epidemies de typhus. (Annales de micrographie. Vol. II. 1889. p. 401.) Verf. beschreibt eine im Dorfe Sindrogne (Belgien) entstandene Typhusepidemie, bei welcher es ihm gelang, noch 10 Tage, nach- dem keine neuen Krankheitsfälle sich gezeigt hatten, Typhusbacillen im Trinkwasser nachzuweisen. Die Identität wurde durch Ver- gleich mit echten Typhuskulturen und besonders durch Kulturver- suche auf Kartoffeln, welche die bekannten typischen Merkmale aufwiesen, festgestellt. Eine Kontrole durch Thierversuche scheint dagegen ausgeblieben zu sein. von Freudenreich (Bern). Sormani, Azione dei succhi digerenti sul virus teta- nigeno. [Einwirkung der Verdauungssäfte auf den tetanigenen Virus.] (Riforma medica. 1889. Aprile). Um festzustellen, ob der tetanigene Virus ein Modifikation er- fährt, wenn er den Verdauungskanal der Thiere hindurchpassirt, gab Verf. das Fleisch von der Tetanusinfektion erlegenen Thieren einem Hunde zu fressen und führte mittelst einer Sonde eine ge- wisse Menge aktiver Kultur des Nicolaier’schen Bacillus in den Magen von Hunden und Kaninchen ein. Es konnte hierbei fest- gestellt werden, dass die Thiere durch Einführung jenes Materials nicht im geringsten litten und dass sie die Immunität durch sub- kutane Einimpfung desselben Virus nicht erlangten. Dieser geht mit dem Koth wieder ab, seine Virulenz unverändert bewahrend ; denn der Koth der Thiere, an denen die Einführung des Produkts des Nicolaier’schen Bacillus vorgenommen worden war, tödtete Kaninchen und Mäuse, die damit subkutan geimpft wurden, unter den Erscheinungen des Impftetanus. Dieses bestätigt sich in gleicher Weise, auch wenn die Säure des Magensaftes mittelst einer kohlensauren Natronlösung neutralisirt wird. Verf. schliesst seine vorläufige Mittheilung mit folgenden Schluss- folgerungen : 1) Das Fleisch von Schlachtthieren, die mit Tetanus behaftet sind, kann für den Konsum zugelassen werden. 2) Der tetanigene Mikroorganismus passirt den gastro-ente- rischen Kanal gesunder pflanzenfressender und fleischfressender 140 Tetanus. — Croup. Pneumonie. Thiere, ohne den Tod oder auch nur besondere krankhafte Er- scheinungen zu erzeugen. 3) Die Verdauungssäfte der Her'oivoren und ebenso die der Carnivoren vermögen den Tetanusbacillus weder zu tödten noch zu verändern. 4) Ein Thier kann auf dem Wege des Magens ungestraft eine viel grössere Menge tetanigenen Virus aufnehmen, als dazu gehören würde, um es durch subkutane Einimpfung zu tödten. 5) Die angeführten Thatsachen lassen manchen Zweifel zu be- treffs der Theorie, welche die Pathogenese und Symptomatologie des Tetanus durch die Absorption giftiger, vom Tetanusbacillus aus- geschiedener Alkaloide erklären möchte. 6) Der Koth der Thiere kann ein nicht unerhebliches Mittel zur Verbreitung des tetanigenen Virus sein. Betreffs der ersten Schlussfolgerung bemerkt Ref., dass die- selbe besonders aus der schon durch frühere Experimente bestä- tigten Thatsache gezogen wird, dass der specifische Bacillus sich im thierischen Organismus nicht verbreitet, sondern auf die Impf- stelle beschränkt bleibt. Demnach kann das Fleisch der an Te- tanus gestorbenen Thiere nicht inficirend wirken, auf welchem Wege man es auch in den Organismus einführen möge. Betreffs der fünften Schlussfolgerung bemerkt Ref., dass die hier berichteten Experimente nicht im geringsten danach ange- than sind, die Thatsache anzufechten, dass der Tetanusbacillus mittelst der Toxine wirkt, die er bei seiner Entwickelung erzeugt: 1) weil aus jenen Experimenten nicht hervorgeht, ob die Tetanus- bacillen bei ihrem Durchgang durch Magen und Darmkanal der Thiere sich doch nicht vermehren und also die Toxine erzeugen können ; 2) weil die Wirkung jener Produkte durch die Verdauungs- säfte zerstört werden könnte. Was nun endlich die sechste Schlussfolgerung anbetrifft, so be- merkt Ref., dass es unverständlich ist, wie der Koth der Verbrei- tung des tetanigenen Virus förderlich sein könne, wenn feststeht, dass dieser Virus sich in den Organismen, die er inficirt, nicht ver- breitet und, da er doch im Erdreich verbleibt, nicht gar häufig von den Thieren aufgenommen werden kann. Bordoni-Uffreduzzi (Turin). Sternberg, Geo. M., The etiology of croupous pneumonie. (Lancet. 1889. Vol. I. No. 8, 9, 10. S. 370—371, 420—422, 474 bis 475.) Die vorgenannte Arbeit ist im Wesentlichen eine Uebersicht der bisher über die muthmasslichen Ursachen der croupösen Pneu- monie veröffentlichten Arbeiten, speciell der bakteriologischen. St. stellt in der Einleitung fest, dass, wenn ein Pilz die Ursache der Krankheit ist, er ein weit verbreiteter sein muss , und ferner, dass anderen ursächlichen Momenten ein erheblicher Einfluss dabei zu- gestanden werden muss. Die Uebertragung durch Kontagien sei ausgeschlossen. Uebergehend auf die durch die bakteriologischen Untersuchungen gewonnenen Erfahrungen, hält pr es für bewiesen, Croup. Pneumonie. — Parotitis. 141 dass das lancettförmige, von Fränkel, Weichselbaum u. A. beschriebene Bacterium croupöse Pneumonie erzeuge. St. bespricht nun der Reihe nach die einschlägigen bisher veröffentlichten Ar- beiten, wobei er von vornherein mit grossem Nachdruck hervor- hebt, dass er bereits im Jahre 1880 den lanzettförmigen Coccus in seinem eigenen Speichel nachgewiesen und seine pathogene Wir- kung in Thierexperimenten gezeigt habe. Er gesteht allerdings zu, dass er früher, in denselben Irrthum wie andere Forscher ver- fallend, ihn für identisch mit dem Fried län de r’schen oder für eine Varietät desselben gehalten habe. Letzteren ist er, ebenso wie Gamal eia, geneigt, als Saprophyten anzusehen. Bezüglich der pathogenen Wirkung des lanzettförmigen Coccus, den St. mit Ga mal eia Micrococcus Pasteuri nennt, betont er, dass erstens verschiedene Grade der Virulenz zu unterscheiden sind, je nachdem das Alter der Kultur ist, und je nachdem sie durch Kaninchen hindurchgegangen ist oder nicht, und dass zwei- tens eine sehr verschiedene Empfänglichkeit der Warmblüter be- steht, dergestalt, dass bei der einen Art ein septikämischer Vor- gang erzeugt wird, während die andere in Gestalt einer lokalen Reaktion die Infektion überwindet. Den Menschen zählt St. zu den schlechter empfänglichen Arten, da bei ihm die Kokken sich nicht im Blute finden. Die Immunität vieler Menschen gegen den in ihrem eigenen Munde vorhandenen Krankheitserreger hält er für erklärt durch die Thatsache, dass in den im Sekret der Athem- wege oft reichlich enthaltenen Staubzellen die lanzettförmigen Kokken eingeschlossen zu sehen waren , wodurch er sie für un- schädlich gemacht hält. (Ein sehr zweifelhafter Beweis, da die Identität der in den Staubzellen enthaltenen Kokken mit dem F rän ke l’schen Coccus nur sehr schwer festzustellen sein dürfte. Ref.) Zum Schluss folgen Angaben über die Wirksamkeit anti- septischer Mittel gegen den lanzettförmigen Coccus , wobei er dieselben 2 Stunden lang auf Kulturen ein wirken liess. Kurth (Berlin). Hanau, Arthur, Ueber die Entstehung der eiterigen Entzündung der Speicheldrüsen. (Beiträge zur patho- logischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie. Redigirt von Ziegler und Nauwerck. Band IV. 1889. Seite 485.) An der Hand von 5 Fällen, in welchen eine secundäre, bei septischen Allgemeinerkrankungen aufgetretene eiterige Parotitis vorlag, hat Verf. auf Grund mikroskopischer Untersuchungen die Genese der Erkrankung studirt, wobei es sich ganz besonders darum handelte, zu entscheiden, ob dieselbe durch Einwanderung von Krankheitserregern von der Mundhöhle aus oder auf metasta- tischem Wege durch Ausscheidung von Mikroorganismen aus dem Blute entstanden sei. In sämmtlichen Fällen fand Hanau ausschliesslich Kokken, welche ihrer Anordnung nach als Staphylokokken angesprochen werden mussten. Dieselben lagen stets nur in den Drüsenausfüh- rungsgängen oder in den von denselben ausgegangenen Abscessen, 142 Parotitis. — Prostatitis bei Pyämie. während die Blutgefässe und Drüsenendbläschen ganz frei von Mikro Organismen waren. Der Process hatte sich sonach von den Aus- führungsgängen auf die Drüsensubstanz selbst ausgedehnt. Die Lage der Mikrokokken im Gewebe beweist, ganz abgesehen von manchen anderen Umständen, mit Sicherheit, dass dieselben von der Mundhöhle aus in die Speicbelgänge eingedrungen sind und andererseits zeigt das Fehlen von Mikroorganismen innerhalb des Circulationssystems, dass die vorliegenden Entzündungsprocesse nicht als metastatisch angesehen werden können. Dass eine Invasion von Mikrokokken auch auf dem Wege der Blut- und Lymphgefässe erfolgen könne, ist zwar nicht ausge- schlossen, aber keineswegs sicher erwiesen. Sind schon bei gesunden Individuen in der Mundhöhle selbst pathogene Mikroorganismen uachgewieseu worden, so können sich dieselben noch viel mehr bei Schwerkranken, zumal bei Fiebernden im Munde ansiedeln, falls nicht für eine regelmässige und gründ- liche Reinigung desselben gesorgt wird. Ebenso wird aber die Einwirkung der einmal eingedrungenen Bakterien auf die Ausfüh- rungsgänge und somit auch auf die Speicheldrüsen selbst durch Sistirung der Speichelsekretion gefördert. Ist somit einerseits durch die genauen Untersuchungen Ha- nau’s die Entstehung der eiterigen Entzündung der Parotis durch Eindringen der Bakterien vom Munde aus nachgewiesen worden in Fällen, in denen man apriorieher eine Entstehung derselben aufmetasta- tischem Wege von einem anderweitigen primären Infektionsherde aus anzunehmen geneigt wäre, so kommt denselben andererseits auch noch eine wesentliche praktische Bedeutung zu, insofern nämlich, als der Entstehungsmodus der Erkrankung der Speicheldrüse den Rückschluss auf die Wichtigkeit einer regelmässigen und sorgfäl- tigen Desinfektion der Mundhöhle sowohl bei ganz gesunden Indi- viduen, als auch insbesondere bei schwerkranken, zumal fiebernden Individuen gestattet. Di tt rieh (Prag). Hanau, Arthur, Ueber einen Fall von eiteriger Pro- statitis bei Pyämie als Beitrag zur Lehre von den Ausscheidungskrankheiten. (Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie. Redigirt von Ziegler und Nauwerck. Band IV. 1889. p. 505.) Hanau berichtet über einen Fall von Pyämie, in welchem bei einem 52jährigen Manne nach der Operation eines Panaritiuras entzündliches Oedem und eiterige Lymphangitis des Armes mit Thrombose der Hautvenen eingetreten ist. Die Prostata, welche der Autor mikroskopisch untersuchte, enthielt zahlreiche, bis erbsengrosse Abscesse, welche im Inneren der Drüsenbläschen entstanden waren. Hanau fand in den intraacinösen Abscessen grosse Mengen von Mikrokokken, die bald zerstreut und in kleinen Gruppen zwi- schen den Eiterzellen, bald als rundliche oder unregelmässige Bal- len inmitten der Eiterhöhle gelegen waren. Diese Kokkenhaufen lösten sich stellenweise am Rande auf, oft aber verliefen sie auch Otitis media. 143 streifenförmig in der Nähe der Abscesswand, hie und da in meh- reren zu derselben parallelen Schichten. An Acinis mit geringen entzündlichen Veränderungen fand man im Lumen derselben losgelöste Epithel- und Eiterzellen. Die Wand war noch mit Epithelzellen bedeckt, welche meistens in Des- quamation begriffen und von Eiterzellen durchwandert waren. In einer grossen Zahl solcher Acini fanden sich Kokken vor, welche theils zwischen Epithel und Stroma, theils innerhalb und zwischen den Epithelzellen lagerten. In dieser Lokalisation der Mikrokokken erblickt Hanau den Beweis dafür, dass die Vereiterung der Prostata bei Pyämie in Folge des Eindringens von Mikrokokken in das Lumen der Drüsen- bläschen auf dem Wege der Durchwanderung durch das Drüsen- epithel entstehe. Die mehrfachen koncentrisch und parallel zur Bläschenwand angeordneten und von einander durch Exsudatmassen getrennten Kokkenschichten deuten auf eine schubweise erfolgte Durchwanderung derselben durch die Alveolenwand. Dittrich (Prag). Zaufal, E., UeberdenBacillusFriedländeralsErreger der Otitis media acuta. (Prager medicinische Wochenschrift. 1888. No. 45.) Zaufal berichtete in der Sitzung des Vereins deutscher Aerzte in Prag vom 26. Oktober 1888 über mehrere an Meerschweinchen vorgenommene Versuche, welche beweisen, dass der Bacillus Fried- länder, in die Paukenhöhle eingeführt, regelmässig Mittelohrent- zündung erzeugt. Am 3. Tage war die Paukenhöhlenschleimhaut hochgradig injicirt, verdickt und mit serösem, klarem, zellenarmem Sekrete, am 4. Tage mit grauem, fadenziehendem Sekrete, am 5. und 6. Tage endlich mit gelblichem, mehr eiterigem, an Eiterzellen reichem Sekrete bedeckt. Einigemal war Rhinitis von der durch die Tuba abfliessenden Impfflüssigkeit aus entstanden. Bei einem Meerschweinchen, welches am 3. Tage nach der Impfung zu Grunde gegangen war, fand sich eine beiderseitige lobäre Pneumonie mit zahlreichen Ecchymosen unter der visceralen Pleura. Aus dem Pneumoniesafte erhielt Zaufal Reinkulturen des Bacillus Friedländer. Im Sekrete der Paukenhöhle wurden die Friedländer’sclien Bacillen stets durch mikroskopische Untersuchung und Kulturen nachgewiesen. Kontrolversuche, bestehend in einfacher Sprengung des Trommel- fells mit der Platinöse oder gleichzeitigem Einträufeln sterilisirter Bouillon ergaben keine Otitis media. Die experimentelle Infektion von der Tuba aus unterliegt bei den Thieren unüberwindlichen Schwierigkeiten. Man muss vielmehr eineu anderen Operationsmodus vornehmen. Man kann entweder durch eine Bohröflhung am Boden der Pauken- höhle die Impfflüssigkeit in die Paukenhöhle einträufeln, die Oeffnung mit einem glühenden Drahte ausbrennen und mit Jodoformcollodium 144 Otitis media. — Milzbrand. schliessen. Oder es wird die Ohrmuschel mit dem knorpeligen Gehör- gange an der Verbindung mit dem knöchernen Theile abgelöst, um das Trommelfell freizulegen ; das letztere wird mit einer glühenden Platinöse durchgebrannt und so die Impfung vorgenommen. Oder es wird endlich das Trommelfell mit der Spitze des Glasröhrchens durchbohrt, die Flüssigkeit gleich eingeblasen und dann erst werden die Ränder der Oeffnung im Trommelfelle mit der glühenden Platinöse angebrannt. Die Oeffnung wird gleichfalls mit Jodo- formcollodium geschlossen. Indem die Gefässe durch die Roth- glühhitze thrombosirt werden, wird die Resorption des Infektions- stoffes von der Wunde aus hintangehalten. Dittrich (Prag). Habermann, J., Zur Pathogenese der eiterigen Mittel- ohrentzündung. (Sonderabdruck aus dem Archiv für Ohren- heilkunde. 1889. Seite 219.) Habermann stellte in einem Falle von beiderseitiger eiteriger Mittelohrentzündung bei einem 10 Tage alten Kinde, welches an lobulärer Pneumonie gestorben war, anatomische und bakterio- logische Untersuchungen an. Aus dem eiterigen Sekrete des Mittelohres gewann er den Staphylococcus pyogenes aureus und einen mit dem Bacillus pyogenes foetidus identischen oder wenigstens sehr ähnlichen Bacillus in Reinkultur. Bei dem ersteren erfolgte die Bestimmung der Art auch durch die Ueberimpfung auf eine graue Maus. Bei dem letzteren unterblieb das Thierexperiment, weil nach dem Ergebnisse der histologischen Untersuchung der Gehörorgane den Bacillen keine pathogene Bedeutung beigelegt werden konnte. Mikroskopisch fand Verfasser eine hämorrhagisch eiterige Ent- zündung der Schleimhaut des Mittelohres mit von der Oberfläche her vorschreitender Nekrose derselben. Die Erkrankung ist durch den Staphylococcus pyogenes aureus hervorgerufen worden, während der Bacillus foetidus nachHaber- mann’s Ansicht erst secundär, vielleicht erst nach dem Tode ein- gedrungen war. Mit Rücksicht darauf, dass die Schleimhaut des Cavum pharyngonasal ein gleicher Weise erkrankt war, wie jene des Mittel- ohres und dass daselbst derselbe Bakterienbefund konstatirt werden konnte wie in dem letzteren, spricht sich Verfasser dahin aus, dass der Staphylococcus in diesem Falle auf dem Wege der Tuba Eustachii, welche mikrospopisch auch die Zeichen einer Entzündung darbot, in die Paukenhöhle eingedrungen sei. Dittrich (Prag). Enderlen, E., Ueber den Durchtritt von Milzbrand- sporen durch die intakte Lungenoberfläche des Schafes. [Aus dem pathologischen Institut der Universität München.] (Deutsche Zeitschrift für Thiermedicin und ver- gleichende Pathologie. Bd. XV. 1889. S. 50.) Milzbrand. — Rauschbrand. 145 Verf. hat nach der Methode von Büchner1) Einathmungsver- suche mit auf nassem Wege zerstäubten Milzbrandsporen bei Schafen ausgeführt, unter gleichzeitiger Vornahme entsprechender Kontrol- fütterungsversuche. Zerstäubt wurden pro Versuchsthier je 100 ccm einer schwach trüblichen Aufschwemmung von Milzbrandsporen (von einer schief erstarrten Agarröhre herrührend), wovon jedoch nur 1 / 2 Procent, also 0,5 ccm in den Athemraum des Thieres ge- langen konnte. Die gleiche Menge, ebenfalls 0,5 ccm der gleichen Suspension, wurde jedesmal, mit gut gesalzenem Weissbrod ver- mischt, dem Kontrolthiere verfüttert. Das Resultat der ausgeführten drei Versuche war, dass die Einathmungsthiere nach 7, resp. 4 und 3 Tagen post inhalationem an Milzbrand erlagen, während die Fütterungsthiere bei mehr- wöchentlicher Beobachtung dauernd gesund blieben. Anatomisch fand sich in den Lungen der Inhalationsthiere, mit Ausnahme kleinerer hämorrhagischer Stellen, in der Regel kein Be- fund. Nur bei dem später, erst nach 7 Tagen erlegenen Thiere zeigte sich der grösste Theil des Oberlappens stark hyperämisch und fühlte sich auch etwas resistenter an als das normale Gewebe. Mikroskopisch fand sich in Schnitten dieser Partie (Abbildung) ein spärlicher Alveolarinhalt, bestehend aus rothen und wenig weissen Blutkörperchen, sehr wenig Milzbrandstäbchen. Letztere fanden sich dagegen reichlich in allen Capillarbezirken der intakten Lungen- partieen sämmtlicher Inhalationsthiere. Es war also nur bei dem später erlegenen Thiere zur Ausbil- dung einer nach Bölling er karbunkelähnlichen Localisation in der Lunge gekommen. Alle übrigen Organe der Inhalationsthiere zeigten wesentlich negativen Befund. Auch bei diesen grösseren Thieren kann somit, wie dies bei den kleineren Versuchsthieren nach Büchner die Regel ist, die Eintrittspforte des Infektions- erregers bei Inhalation nicht nachgewiesen werden. Da sich bei den Versuchen von Enderl en wiederum die Einathmung von Milzbrandsporen als viel gefährlicher erwies, wie die Fütterung, so zieht derselbe den Schluss, dass manche Fälle von spontanem Milzbrand bei Weidethieren durch Einathmung zu erklären sind. Jedenfalls werde diese Auffassung dann zulässig sein, wenn bei der Sektion weder Darm- herde noch Hautkarbunkel gefunden werden. Büchner (München). Hess, E., Ueber Rausch brand. (Thiermedicinischo Vorträge, herausgegeben von G. Schneidemühl. Band I. 1888. Heft 4.) Nach einem kurzen Ueberblicke über die Geschichte des Rausch- brandes gibt Verfasser eine gute, übersichtliche Zusammenstellung der bisherigen Erfahrungen über die Verbreitung, die Häufigkeit, die Aetiologie, den Infektionsmodus, den Verlauf, den pathologisch- anatomischen Befund, die Therapie und die Schutzimpfungen gegen 1) Archiv für Hygiene. Bd. VIII. S. 193. Fig. 3. VI. Bd. 10 146 Helminthen. diese Erkrankung. Die Ausführungen des Autors entsprechen im allgemeinen jenen der früheren Autoren. Die veterinär-polizeilichen Massregeln, welche Hess behufs Hintanhaltung einer Verschleppung des Krankheitsvirus empfiehlt, sollten gewiss strengstens befolgt und deren Ausführung behörd- lich überwacht werden; leider kann man sich jedoch nicht ver- hehlen, dass das vom Autor angegebene Verfahren gerade bei den niederen Volksschichten wohl schwerlich allgemein die ihm ge- bührende Stellung sich verschaffen dürfte. Dittricli (Prag). Linstow, von, Helminthologi sches. (Archiv für Naturge- schichte. Jahrg. 1888. Bd. I. S. 235-246. Taf. XVI.) Die vorliegende Arbeit betrifft: 1) Pseudalius minor Kuhn aus dem Bronchien, dem Cavum tympani, dem Herzen und Venen vom Tümmler, Phocaepa com- munis. Aus der Darstellung der Anatomie dieses interessanten Nematoden entnehmen wir, dass die massige Musculatur in 4 sym- metrischen Längswülsten angeordnet ist, die aber in Bauch und Rückenlinie durch eine prismatische Leiste getrennt werden. Wegen der eigentümlichen Anordnung der Fasern bleibt ein im Quer- schnitt kreuzförmiger Hohlrauin, die Leibeshöhle frei, in deren Centrum der Darm verläuft und wie die Geschlechtsorgane von Fasern umsponnen und fixirt wird. Zwischen den Muskeln liegen an den Seiten des Körpers Züge von grossen, flaschenförmigen Drüsen(?)-Zellen. Die Eier sind dünnhäutig, 0,072 mm lang, 0,033 mm breit und enthalten den 0,19 mm langen Embryo. 2) Physaloptera praeputialis n. sp. aus brasilischen Hauskatzen, Männchen 21 mm, Weibchen 30 mm lang. 3) Trichocephalus campanula n. sp. eben daher; Weibchen 31 mm lang. 4) Echinorhynchus dipsadis n. sp., eingekapselt in Dipsas Blaudingii, einer Baumschlange aus Kamerun, lebend. 5) Cercaria terricola n. sp. in Keimschläuchen algierischer Schnecken, welche der Gruppe der Helix vermiculata angehören, lebend. 6) Cercaria terrestris n. sp., in der Leber von Helix lens (in Griechenland) lebend, zwei weitere, interessante Fälle des Vor- kommens von geschwänzten Cercarien in Landschnecken. 7) Bothriocephalus rugosus Rud. aus den Appendices pyloricae verschiedener Dorsch (Gadus-) und Quappen (Lota)-Arten. Seit Olsson (1868) ist bekannt, dass diese Art merkwürdiger Weise seitliche Geschlechtsöffnungen besitzt, wie man neuerdings mehrere Tänien mit flächenständigen Genitalöffnungen kennen ge- lernt habt. Linstow bestätigt die Angabe Olss on’s und findet, dass die Geschlechtsorgane vielmehr an diejenigen der Vogeltänien als an die der Bothriocephalen erinnern; auch soll der Uterus hier keine äussere Mündung besitzen. Die einzelnen Proglottiden stehen in innigen Zusammenhänge, viel mehr als es sonst bei Bothrio- cephaleu der Fall ist. Wenn alle diese Angaben, sowie die über den Bau der Cuticula, Subcuticula und die Anordnung der Muskeln Acanthocephalen. 147 ihre Richtigkeit haben, so muss für die in Rede stehende Art eine neue Gattung creirt werden, was schon allein der so abweichende Bau der Geschlechtsorgane rechtfertigen würde ; doch bedarf hierin noch mancher Punkt der Nachuntersuchung, da der Autor z. B. sicher die Hoden und Dotterstöcke verwechselt hat; erstere ver- legt derselbe in die Peripherie, letztere ins Centrum, während es gerade umgekehrt ist. Was der Autor als Parenchymkerne deutet, sind wohl Myoblasten, während die vermissten Spindelzellen der Subcuti- cula wenigstens in der einen Abbildung (20) so gezeichnet sind, wie sie bei schwacher Vergrösserung erscheinen. M. Braun (Rostock). Knüpffer, Paul , Beitrag zur Anatomie des Ausfüh- rungsganges der weiblichen Geschlechtsprodukte einigerAcanthocephalen. (Mömoires de l’Acadöm. impör. des scienc. de St. Petersbourg. Sör. VII. Tom. XXXVI. No. 12. 4°. 17 pg. mit 2 Taf. St. Petersb. 1888). Die Untersuchungen beziehen sich auf den weiblichen Leitungs- apparat von Echinorhynchus haeruca Rud., E. polymorphus Brems., E. globulosus Rud., E. strumosus Rud. und Ech. pseu- dosegmentatusn. sp. aus dem Dünndarm von Spermophilus citillus, dem Ziesel Südrusslands, und bestätigen das schon 1884 durch Saefftigen bekannt gewordene Verhalten, dass ein Abschnitt des Ausführganges der Weibchen doppelt ist. Letzterer besteht bekanntlich aus einem direkt mit der Leibeshöhle in Verbindung stehenden, muskulösen Schluckapparat (Glocke), an deren Grunde sich eine Anzahl grosser Zellen finden (Glockenschlundzellen), welche das Lumen des Kanales in bestimmter Weise einengen; darauf folgt der gesammte Uterus, besser Eileiter, und endlich die nach aussen mündende, mit besonderen Drüsen versehene Scheide. Es handelt sich um dem zweiten Abschnitt, der nach den bisheri- gen Angaben ein einfaches Lumen haben sollte, welches nach vorn direkt mit der Glocke, nach hinten mit dem Eileiter communiciren sollte; die Untersuchungen haben nun ergeben, dass dieser Ab- schnitt zwei parallele Gänge (Glockenschlundgänge) führt, von de- nen jeder ausser der schon erwähnten Verbindung zur Glocke und zum Eileiter sich in die Leibeshöhle öffnet. Diese Oeffnung dient bekanntlich dazu, unreife Eier, welche mit den reifen von der Glocke aus der Leibeshöhle aufgenommen werden, aus den Leituugs- wegen wieder der Leibeshöhle zurückzugeben. Die neue Art gehört zu den grossen Formen (bis 14 cm lang) und zeichnet sich durch eine schon äusserlich auffallende Ringe- lung aus, die sie allerdings mit einigen Arten aus verwandten Na- gethieren theilt und die durch eine bestimmte Anordnung des Hautmuskelschlauches bedingt ist. Auch der weibliche Leitungs- apparat bietet einige Besonderheiten, so ist die fast 2 mm lange Glocke wenig abgesetzt von den Fasern der Längsmuskulatur ; auch setzen sich diese Fasern ziemlich über den ganzen Apparat fort und umspinnen ihn. Ferner liegen auf der Höhe jedes Segmentes in einem stark ausgeweiteten Abschnitte eines der die Subcuticu- 10* 148 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. larschicht durchziehenden Kanäle grosse, unregelmässig gestaltete Körper, jederseits einer ; sie bestehen aus einer feinkörnigen, vacuo- lisirten Masse ohne Kerne, in deren Hohlräume krystalloide Bil- dungen liegen. Die Bedeutung dieser Organe ist ganz räthselhaft. M. Braun (Rostock). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Parisi, N. P., Die Cocosnuss als Band wurm mittel. (ralrjvog. 1889. No. 3.) Verf. wiederholt auf Grund neuer bestätigender Beobachtungen eine schon im vorigen Jahre in derselben Wochenschrift (No 21 vom 21. Mai 1888) gemachte Empfehlung, die Cocosnuss (Cocos nucifera L.) als sicheres Bandwurmmittel zu versuchen, das vor andern den Vorzug des angenehmen Geschmacks und gänzlicher Unschädlichkeit hat. Prof. Parisi entdeckte die ihm und allen Abyssiniern unbekannte Wirkung der Cocosnuss zufällig an sich selbst im August 1886 in Massawa, auf der Rückreise von einem 2jährigen Aufenthalt in Abyssinien (worüber er ein Buch „Tä ^4i&iomyux“ veröffentlicht hat). Er verzehrte nämlich eines Morgens eine ganze Nuss (Milch und Fleisch) statt andern Frühstücks und am folgenden Tage ging ihm eine todte Taenia inermis ganz, d. h. mit dem Kopf ab. In Athen angekommen, versuchte Verf. das Mittel an 5 Bandwurmleidenden mit dem Erfolge, dass in 3 Fällen nach 5 Stunden und in den 2 andern am folgenden Tage der Wurm (immer Taenia inermis) ohne Beschwerden spontan abging. Seine Gebrauchsanweisung ist, Morgens nüchtern statt des Frühstücks die Milch einer Cocosnuss zu trinken und das weisse Fleisch (das be- kanntlich wie Haselnuss schmeckt) zu essen und den weiteren Verlauf sich selbst zu überlassen. Sentinon (Barcelona). Gerlöczy, S. von, Versuche über die praktische Desinfektion von Abfallstoffen. (Deutsche Vierteljahrsschr. f. ö. Gesundheitspfl. 1889. No. 3. p. 433—443.) Neue Litteratur. 149 Neue Litteratur zusammengestellt von Db. Abthüb Wübzbübo, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Bernheim, H., Taschenbüchlein für den bakteriologischen Praktikanten. 12°. 36 p. Würzburg (Adalbert Stüber) 1889, 1,20 M. Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselproducte usw.) Madenf, F., De l’action du froid avcc ou sans pression sur les ötros införieurs (These). 38 p. Paris (impr. Reiff) 1889. Weed, C. M., Contribution to a knowledge of tbe automn life-history of certain little-known aphididae. 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Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Geh. Hofr. Prof. Dr. Leuchart uni Professor Dr. Loeffler in Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. VI. Band. -0- Jena, den 2. August 1889. -0- No. 6. -»* Zu Preis beziehen für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. )ge— Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkunde “ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte , etwaige Wünsche um Lieferung von Separat ab drücken entweder au) das Manuscript schreiben zu wollen oder direkt an den Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Zur Kenntniss des Diphtheriebacillus. (Aus der medicinischeu Klinik zu Kiel.) Von Dr. C. Zarniko in * Gumbinnen. Durch die grundlegenden Untersuchungen Loeffler’s1) war der Kleb s-Lo eff ler’sche Diphtheriebacillus als Erreger der menschlichen Diphtherie zwar höchst wahrscheinlich gemacht, jedoch, 1) Loeffler, Untersuchungen über die Bedeutung der Mikroorganismen für die Entstehung der Diphtherie beim Menschen, bei der Taube und beim Kalbe. (Mitth. a. d. kaiserl. Gesundheitsamte. Bd. II. 1884. S. 421 ff.) VI. Bd. 11 154 Zarniko, wie Loeffler selbst ausdrücklich betont hat, nicht mit Sicherheit erwiesen worden. Seither ist eine nicht geringe Anzahl von Arbeiten 2) erschie- nen, welche sich mit diesem Bacillus beschäftigen. Durch dieselben sind einestheils die Ermittelungen Loeffler’s bestätigt und er- weitert, andererseits indessen auch Resultate gewonnen, welche die Schlussfolgerungen dieses Autors ernstlich in Frage zu stellen drohten. So kommt es, dass wir gegenwärtig mehr als je über die Be- deutung des Dij)htheriebacillus im Unklaren sind. Deshalb erscheint mir die Veröffentlichung einer Reihe von Untersuchungen über dieses Mikrobion wohl am Platze. Dieselben sind im Laufe des verflossenen Wintersemesters im bakteriologischen Laboratorium der Kieler medicinischen Klinik ausgeführt worden. Ich beabsichtigte, zuvörderst festzustellen: Wird der Diph- theriebacillus in allen oder wenigstens in einer so grossen Anzahl von Fällen epidemischer Diphtherie aufgefunden, dass seine Konstanz bei derselben als erwiesen angesehen werden darf? Zu diesem Zwecke ging ich folgendermassen vor: Von der blutigen Fläche diphtheritischer Pseudomembranen, welche frisch ausgehustet oder mit geglühter Pincette beim Lebenden oder bei der Sektion abgezogen waren, wurden mit geglühter Platinnadel Proben entnommen und in 10$ige Nährgelatine gebracht. Bei nicht zu dünnen Membranen wurden ausserdem von der blutigen Fläche her oberflächliche Einschnitte gemacht und aus der Mitte Proben in andere Gläschen verimpft. Ich verflüssigte darauf die Gelatine und vertheilte das verimpfte Material sorgfältig in der üblichen Weise. Von jedem Gläschen wurden sodann 1—3 Oesen auf L o eff le r ’sches Blutserum3) ausgestrichen, mehrere Oesen 2) Babes, M., Les spores des bacilles de la diphtherie humaine. (Progr. med. 14. annee. 2. sdrie. T. III. No. 8. 1886 B a u m g a r t e n ’s Jahresber. pro 1886. S. 273.) — Baumgarten, Lebrb. d. pathol. Mykologie. 2. Hälfte. 1888. S. 694 — 710. — Flügge, Die Mikroorganismen. 2. Aufl. 1886. S. 228 f. — G. v. Hofmann, Untersuchungen über den L o e f f 1 e r 'sehen Bacillus der Diphtherie und seine Be- deutung. (Tagebl. d 60. Versamml. deutsch. Naturf. u. Aerzte in Wiesbaden. 1886. p. 119 und Wiener med. Wochenscbr. 1888. No. 3u 4. — Baumgarten ’s Jahresber. pro 1887. S. 245 f.) — Klebs, Die allgemeine Pathologie. 1887. — Kolisko und P a 1 1 a u f , Zum Wesen des Croups und der Diphtherie. (Wiener klin. Wochenschr. 1889. No. 8.) — Loeffler, Die Ergebnisse weiterer Untersuchungen über die Diphtherie- bacillen. (Vortr. i. d. Berl. militärärztl. Ges. 21. April 1887 ; dieses Centralb. Bd. II. 1887. No. 4.) -r Oertel, Die Pathogenese der epidem. Diphtherie. 1887. — Ort- mann, Vortrag im Verein f. wissenschaftl. Heilkunde zu Königsberg i. Pr. (Ref. i. d. Berl. klin. Wochenschr. 1889. No. 10.) — Roux et Y er sin, Contribution k l’etude de la diphtherie. (Annales de l’Institut Pasteur. 1888. No. 12. S. 629. Ref. i. diesem Centralbl. Bd. V. 1889. No. 10 [Buchne r]). — Sörensen, S., Om Krup og Tracheo- tomi. (Nordiskt medicinskt Arkiv. Bd. XVIII. 1886. No. 25. Baumgarten ’s Jahresber. pro 1886. S. 273 f.) — Die vorstehenden Untersuchungen finden sich kri- tisch verwerthet bei Baumgarten 1. c. und Zarniko, Beitrag zur Kenntniss des Diphtheriebacillus. Inaug.-Diss. Kiel 1889. 3) Drei Theile Hammelblutserum mit 1 Theile einer Bouillon von der unten angegebenen Zusammensetzung gehörig vermischt und darauf erstarren gelassen. Loeffler a. d. sub 1) cit. O. Zur Kenntniss des Diphtheriebacillus. 155 in verflüssigtem Agar und ebensoviele in 10 giger Gelatine vertheilt und endlich alle verflüssigten Röhrchen auf Platten ausgegossen. Die Gelatineplatten wurden bei 24° C, die übrigen Kulturen bei 35° C gehalten. Waren Diphtheriebacillen in den verimpften Proben vorhanden, so zeigten sich schon innerhalb der ersten 24 Stunden auf den Loeffler -Serum-Röhrchen die von Loeffler beschriebenen cha- rakteristischen Kolonieen ; dieselben kamen auch an den Agar- und Gelatineplatten im Laufe der nächsten Tage zur Entwickelung. Sie konnten daher von jedem der an gewendeten Nähr- medien durch weitere Plattenkulturen mit Sicherheit rein ge- wonnen werden. Ausserdem vermochte ich einen guten Ueber- blick über etwaige mitverimpfte anderweitige Mikroorganismen zu gewinnen, soweit sie auf den genannten Nährböden gedeihen. In dieser Weise habe ich untersucht zunächst eine Gruppe von Erkrankungen jüngerer Individuen, derselben sehr schweren Epidemie entstammend, welche auf der medicinischen Klinik zur Behandlung kamen und letal endigten. — Bei einem Vergleich der Krankengeschichten dieser Fälle ergibt sich eine so grosse Ueber- einstimmung des klinischen Verlaufs, dass ich auf eine genauere Wiedergabe aller füglich verzichten kann. Ich halte es vielmehr für zweckmässiger, den Krankheitstypus durch eine in extenso mitgetheilte Krankengeschichte (Herr Dr. GeorgHoppe-Seyler). zu charakterisiren und die übrigen Fälle tabellarisch zusammen zu stellen. Fall 12: Waldemar H., 4-| J., Schlächterssohn , erkrankte am 18. /II. 89 mit Belägen im Pharynx. Dieselben wurden in den näch- sten Tagen kleiner. Am 2./III. Husten, laryngealer Stridor, am 3./III. Athemnoth. Die Behandlung bestand anfangs in Gurgeln mit Kali chloric. ; Pilocarpin. Seit dem 2./I1I. Inhalat, von Bromdämpfen; Apomorphin. 3./III. Inhalation von Wasserdämpfen. — Am 4./III. Nachm. 5 Uhr wurde der Knabe in die medicinische Klinik gebracht. Es bestand geringe Cyanose, belegte Stimme, lauter laryngealer Stridor, starke inspir. Einziehung der unteren Thoraxhälfte. Auf den Tonsillen ziemlich starke, gelblichweisse Beläge. Böthung der Gaumenbögen. Foetorexore. Halslymphdrüsen geschwollen. Lungenlebergrenze ver- läuft am Rippenbogen. Ueber den Lungen überall voller Schall. H. U. einige feuchte Rasselgeräusche. Puls Inspirator, aussetzend, Herztöne rein. Milz nicht deutlich abgrenzbar. — Es wurde sofort die Tracheo- tomia inferior gemacht. Nach Eröffnung der Trachea Entleerung von Schleim und dünnen Membranen. Nach Einlegen der Kanüle Athmung frei. Cyanose verschwindet, Puls wird aequal. Lungenlebergrenze an der 6. Rippe. Weitere Ordination: Eispillen permanent im Munde. 01. tereb. 5 ccm, Portwein stdl. 5 ccm, Apomorphin 2stdl. 0,001. Per- manenter Spray von Aqua dest. — Abends 6 Uhr: Temp. 37,6° C 4). Puls 124, regelmässig, kräftig. Später werden einige kleine Membranen ausgehustet. — 5. /III. Morgens 6 Uhr Temp. 39,0. Vorm.: Athmung wieder etwas behindert, besonders Inspiration erschwert. Lungenleber- 4) Sämmtliche Temperaturen sind im After gemessen. 11* 156 Zarniko grenze wieder etwas tiefer, als gestern. Ueber den Lungen Pfeifen, Schnurren und Giemen. Im Urin etwas Eiweiss. Ord. : Eisblase um den Hals. Chloralhydratspray 10$ auf die Beläge. Campher 0,1 2stdl. Weiter wächst die Dyspnoe. Cyanose. Inspiratorisch: Einziehung der Hypochondrien, Aussetzen des Pulses. Mittags werden einige dicke Membranen aus der Trachea heraufgeholt, ohne dass Aenderung des Zustandes einträte. — Abends 6 Uhr Temp. 38,5° C. Es gelingt, mit einem kleinen stumpfen Haken durch die Kanüle aus den grossen Bronchen einige mächtige Membranen zu entfernen. Respiration be- deutend freier. — 6./I1I. : 2f- Uhr früh Exitus letalis. Vorm. 11^ Uhr Sektion (Herr Dr. Döhle). Wesentlicher Befund: Diphthe- ritis der Mandeln, Croup von Kehlkopf und Luftwegen bis in die kleinen Bronchen. Tracheotomiewunde. Starke eitrige Bronchitis, Infiltrate besonders rechts. Vicariirendes Emphysem. Sehr starke Schwellung und Lockerung der Bronchialdrüsen. Anämie des Herzens. Dilatation des linken Ventrikels. Starker Magendarmkatarrh. Tricho- cephalus. Hyperämie und Oedem des Gehirns. Derbheit von Lunge, Leber, Milz, Nieren, Pankreas, Hoden. Bei der Sektion wurden Kehl- kopf und oberer Theil der Trachea vor allem andern herausgenommen und von mir sogleich zur Untersuchung benutzt. Im Ausstrich: zahl- reiche dem Diphtheriebacillus entsprechende Stäbchen neben vielen z. Th. in Ketten liegenden Kokken. Kulturergebniss: reiche Menge von Kolonieen des Diphtheriebacillus, Staphylokokken, Streptokokken. (Siehe nebenstehende Tabelle.) In diese Kategorie gehört ferner: 16. ein etwa 3 jähriger Knabe, Paul B., Bruder der Anna B. (Fall 5), welcher aus poliklin. Behand- lung im patholog. Institut zur Sektion kam (16./XII. 88). Auch bei ihm fanden sich Diphtheriebacillen in grosser Menge. In einer zweiten Reihe von Fällen ging die Erkrankung in Genesung aus: die Patienten waren älter als in der ersten Gruppe. 17. Heinrich P., Buchdruckerlehrling, 20 J., erkrankte am 20./XII. 88 mit Schluckbeschwerden. Dazu gesellten sich Kopfschmerzen, Krank- heitsgefühl. Die 5 jährige Schwester war vor 4 Wochen an Diphtherie erkrankt, seit 14 Tagen genesen. Am 23./XII. zeigte der kräftig ge- baute junge Mann bei seiner Aufnahme in die Klinik starke, schmerz- hafte Schwellung der 1. Unterkiefergegend. Die stark geschwollene 1. Tonsille mit grauem , festanhaftendem Belage bedeckt. Ebenso die angrenzende Gaumenschleimhaut und die nicht vergrösserte r. Tonsille. Starke Röthung der gesammten Gaumen- und Rachen Schleimhaut. — Im Urin geringe Menge Albumen. Temp. 38,4° C, Puls 84, kräftig, regel- mässig. Ord. : Eisbeutel um den Hals ! Eispillen ! Kali chloric. als Gurgelwasser. Chloralhydratspray 10$ig täglich 2 mal auf die Beläge. Ol. terebinth. 3 X 2 ccm. 27./XII. Belag auf die Uvula fortge- schritten. Starker Schnupfen. Temp. 38° C. In den folgenden Tagen gehen die Beläge zurück. S. d. l./I. 89 Temp. normal. Am 10. /I. konnte Pat. als geheilt entlassen werden. — Am 26./X11. entfernte ich mit der Löffelpincette von jeder Tonsille ein kleines Stück des Belages zur Untersuchung. Im Ausstrich : neben sehr verschiedenartigen ander- weitigen Mikroorganismen eine Anzahl von Stäbchen vom Aussehn Zur Kenntniss des Diphtheriebacillus. 157 Tabelle I. o* Name des Patienten Datum der Er- krankg. Datum der Auf- nahme Tracheo- tomie Datum des Todes Sektion Impfung Erfolg der Impfung Bemerkungen i Hans St. 12 J. 25.X. 88 28. X. 88 31. X. 88 1. XI. 88 1. XI. 88 b. d. Sektion- + *) Reinkultur 2 Willy D. 4 J. 5. XH. 10. XII. 11. XII. 15. XII. 16. XII. ( 1) 12. XII. ) 2) 13. XII. j 3) 16. XII. ' b. d. Sektion - + 4- sehr zahlr. Diphth.-Bac. 3 C. Sch. — — — 15. XII. 16. XII. JJ + Krank. -Gesch. verlegt 4 Fritz K. 4 J. 17. XII. 19. XII. 19. XII. 21. XII. 21. XII. " — Im Ausstrich : Stäbchen 5 Anna B. 4 J. 16. XII. 21. XII. 22. XII. 23. XII. 24. XII. + 6 Willy S. 12 J. 23. XII. 31. XU. 31. XII. 2. I. 89 2. 1. »> + 7 Helene C. 2f J. 5. I. 89 9. I. 13. I. 14. I. 15. I. + 8 Amande V. 3 J. 12. I. 16. I. 16. I. 21. I. 21. I. / 16. I. \ b. d. Sektion + + 9 Frieda Sch. H J. 8. II. 12. H. — 13. II. 13. II. »» + 10 Alma Sch. 3i J. 6. II. 13. II. 16. II. 20. II. 21. II. 19. II. + 11 Curt 0. 11 J. 18. II. 24. II. 25 II. 1. III. 2. III. / 1) 28. II. ^ 2) Sektion + 12 Wäldern. H. H J. 18. II. 4. III. 4. III. 6. III. 6. III. b. d. Sektion + cf. ausführl. Krank.-Gesch. 13 Heinr. Fr. 5 J. 4. III. 6. III. 6. III. 8. III. 9. III. t 1) 7. IV. j 2) Sektion + 14 Dora B. 6 J. 2. III. 7. III. 7. III. 8. III. 9. III. 8. III. + 15 Arthur St. 9 J. 28. III. 4. IV. 5. IV. 10. IV. 11. IV. 5. IV. + Reinkultur des Diphtheriebacillus. Von letzterem fanden sich auch auf den Kulturen mehrere Kolonieen. 18. Johanna W., Kindermädchen, 15 J. Am 15. /I. Kopfschmerzen, Frösteln. Am 16./I. weisse Beläge. Pat. ist am 13./I. bei ihren Eltern mit einer an Diphtherie erkrankten Schwester zusammengekommen. 19./I. Aufnahme. — Auf beiden Tonsillen dicke, weisse Beläge, 1. auf den Gaumenbogen übergreifend. R. Schwellung der maxillaren Drüsen. Temp. 38,2° C, Puls 100. Ord. : wie bei Fall 17. Schon am 22./I. Temp. normal. Am 23./I. Beläge verschwunden; am 30. /I. Pat. geheilt *) In dieser Rubrik bedeutet der Diphtheriebacillus war vorhanden, — : der- selbe fehlte. 158 Z arn i k o, entlassen. — Am 20./I. versuchte ich mit der Löffelpincette einen Theil der Membran von der r. Tonsille abzuziehen. Es blieb nur ein sehr kleines Stück zwischen den Branchen hängen. Auf den Kulturen war keine D i ph t heri e b a ci 1 1 en k o 1 o n i e aufzufinden. Ueber das Ausstrichpräparat, habe ich damals leider keine Notiz gemacht. 19. Heinrich St., Sattlerlehrling, 17 J. Am 27./I. 89 Schmerzen im Halse, Hitzegefühl, Schnupfen, Appetitlosigkeit und Mattigkeit. 29./I. Aufnahme. Beide Tonsillen stark geschwollen, mit einem weissen, zum Theil graulichen bis schwärzlichen Belag überzogen, der nach vorn auf den stark gerötheten Gaumenbogen übergreift. Halslymph- drüseu geschwolleu. An den übrigen Organen nichts Besonderes. Temp. 37,8° C. Ord. wie bei Fall 17. Die Temperatur hielt sich am 30./I. über 38° C, fiel am 31./I. zur Norm und blieb weiterhin normal. Am 5 ./II. Beläge verschwunden. Halslymphdrüsen noch ganz wenig vergrössert. Am 8 ./II. Pat. als geheilt entlassen. Am 30./I. von der 1. Tonsille Membran abgezogen. In Ausstrich und Kultur lediglich Diphtheriebacillen. Ausser den bis jetzt aufgeführten habe ich noch einen Fall sicher konstatirter Diphtherie untersucht: 20. Eggert W., Bevierjäger, 43 J., wurde am 2./XII. 88 in die med. Klinik aufgenommen. Er litt an Kopfschmerzen , Schlaflosigkeit und zuweilen auftretenden Angstgefühlen : alles Folgen sehr starken Potatoriums. Im letzten Drittel des December wurden beim Pat. Zeichen beginnender Demenz bemerkt, verbunden mit Wahnvorstellungen. Es konnte nicht verhindert werden, dass Pat. in der Nacht zuweilen aufstand, sich auch wohl einmal im Nebensaal, in welchem Typhus- krauke lagen, zu schaffen machte. Am 2./I. 89 und die folgenden Tage staffelförmiges Ansteigen der Temp. bis auf 39 — 40° C. Milz- schwellung. 9./I. Boseoien. Der Typhus nahm anfangs einen nor- malen Verlauf. Am 14./I. Heiserkeit, bald Stimmlosigkeit. Laryngo- skop. Bild (Einblick durch Hufeisenform der Epiglottis erschwert) : katarrhal. Laryngitis. Seit dem 15./I. starke Dyspnoe. Am 16./I. Zeichen von Pneumonie im 1. Unterlappen. 17./I. Nm. Exitus. 18./I. Sektion (Herr Prof. Heller). Wesentlicher Befund : Typhöse Schwel- lung und geringe Geschwürsbildung im untersten Ileumstück. Hyper- ämie und Schwellung einzelner Mesenterialdrüsen. Milzschwellung. Hyperämie von Leber, Nieren und Dickdarmschleimhaut. Ausgedehnte Pneumonie der r., geringere der linken Lunge. Frische links-, alte rechtsseitige Pleuritis. Geringe Diphtheritis der Tonsillen und des Schlundes, starker Croup der Luftwege. Beginnende Endocarditis der Aortenklappen. — Bei der Sektion impfte ich 1) von einer diphtheri- tischen Membran der Trachea, 2) aus der Lunge, 3) von der linken Pleura (fibrinöser Belag). Aus der Trachea wuchsen lediglich Kolonieeu des Diphtheriebacillus und des gelben Staphylococcus pyogenes, aus der Pleura der gelbe Staphylococcus allein. Die Lungenplatten blieben steril. Indes wurden in mikroskopischen Schnitten der pneumonisch infiltrirten Partieen eine Anzahl von Staphylokokkenherden gefunden. Dieser Fall scheint mir danach folgendermassen zu deuten : Auf dem Boden der durch Potatorium und Typhus geschwächten Bespirationsschleimhaut entsteht Diphtherie (durch den Diphtherie- Zur Kenntniss des Diphtheriebacillus. 159 bacillus?). Sekundär wuchern in den diphtheritischen Erkrankungs- herden und -produkten die pyogenen Staphylokokken : sie führen zu pneumonischer Infiltration der Lungen und Pleuritis (auch Endo- carditis ? 5). An die bisher aufgeführten Fälle, bei denen echte Diphtherie sicher konstatirt war, schliesst sich ein Fall mit nicht zweifel- loser Diagnose. 21. Alexander Br., 18 J., Haudlungslehrling, am 19. /II. mit Kopf- schmerzen, Schluckbeschwerden, Frösteln erkraukt, wurde am 20./II. in die medicinische Klinik aufgenommen. Gaumen und Tonsillen des kräftigen, wohlgenährten jungen Mannes waren damals stark geröthet und geschwollen ; auf den Tonsillen starke, weisse Beläge, die sich grössten- theils ohne Blutung abstreifen Hessen. Einzelne in der Tiefe sitzende waren indes nicht abzuziehen. Submaxillare Drüsen etwas geschwollen. Zunge belegt. Im Urin etwas Albumen. Ord. : wie bei Fall 17. Temp. am Abend des 20./I. 38° C, steigt am 21. /II. auf 39,2° C; am 22./III. 38,4° C. Darauf mit Ausnahme einer geringen Steigerung am 2 5 ./III. (38,8° C) zwischen 37° und 38° C. Seit dem 1 ./III. normal. Seit dem 26./II. Beläge verschwunden. Manches schien in diesem Falle gegen die Diagnose „Diphtherie“ zu sprechen: insbesondere der Umstand, dass die Affektion auf die Tonsillen beschränkt blieb, sowie ferner die hohe Temperatursteigerung am 2. Tage des Spitalaufenthalts. Ich impfte am 21. /II. von einer abgelösten Pseudomembran. Auf dem L o e f fl er -Serumröhrchen wuchs keine Diphtheriebacillenkolonie. Dagegen erwies sich eine von einer Gelatineplatte abgeimpfte Kolonie später als solche. Es waren also doch unsere Bacillen in geringer Zahl neben zahlreichen anderen Mikrobien vorhanden gewesen. Daraufhin zog ich bei dem inzwischen genesenen Pat. und dem Hausarzt seines Principals nähere Erkundigungen ein uud erfuhr Fol- gendes: 2 jüngere Knaben, deren Bruder an epidemischer Diphtherie gestorben war, waren wegen Ansteckungsgefahr in das Haus ihres Onkels, des Principals unseres Pat., gegeben worden. Hier erkrankten dieselben an zweifelloser Diphtherie, genasen später. Pat., welcher um dieselbe Zeit erkrankt ist, ist mit den Knaben täglich zusammen- gekommen. Es dürfte sich danach auch in unserm Falle um echte Diphtherie, freilich mit etwas abweichendem klinischem Verlauf, gehandelt haben. 5) Ueber 2 ähnliche Fälle berichtet A. Fränkel (Zeitschr. f. klin. Med. Bd. X. 1886. Heft 5 und 6. p. 37 ff. Baumgarten’s Jahresber. pro 1886.) — Dort war der S tr e p t o coccus pyogenes vom diphtheritiseh afficirten Larynx aus in verschiedene innere Organe (Lunge, Pleura, Endocard, Myocard) eingedrungen. — Der Diphtherie- bacillus mag, auch auf den Larynxplatten, gefehlt haben. Allein es ist zu bedenken, dass die Kolonieen des Bacillus auf der Gelatine- und Agarplatte unter Umständen von Streptokokkenkolonieen nicht zu unterscheiden sind. Dieselben können daher bei Anwendung lediglich des Plattenverfahrens leicht übersehen werden , besonders wenn sie in der Minderzahl vorhanden sind und wenn nicht eigens auf sie hin unter- sucht wird. Baumgarten führt F r ä n k e 1 ’s Fälle als Sätze für seine Behaup- tung an , dass der Streptococcus pyogenes der muthmassliche Erreger der epidemi- schen Diphtherie sei ! 160 Zarniko, Wie sich aus dem soeben Mitgetheilten ergibt, wurde der Diphtheriebacillus in 20 Fällen sicher konstatirter epidemischer Diphtherie I8mal durch die Kultur nachgewiesen. Ferner in einem Falle, in welchem die Diagnose „Diphtherie“ höchst wahrscheinlich war. Zieht man in Betracht, dass aus dem Fehlschlagen einer Kultur keines- wegs auf das Fehlen des gesuchten Bacteriums geschlossen werden darf ; dass in einem der Fehlfälle (No. 18) die Untersuchung nur mangelhaft möglich war ; dass endlich in dem anderen Falle (No. 4) in den Ausstrichpräparaten dem Diphtheriebacillus durchaus ent- sprechende Stäbchen gefunden wurden: so wird man die Behaup- tung der Konstanz des Diphtheriebacillus bei der epidemischen Diphtherie auch durch diese Unter- suchungen gestützt finden. Bei der vergleichenden Beobachtung der gewonnenen Kulturen zwecks ihrer Identificirung hatte ich Gelegenheit, den Bacillus in seinem morphologischen und biologischen Verhalten zu studiren. Es sei mir erlaubt, einige Resultate mitzutheilen, welche noch nicht erwähnte oder strittige Punkte betreffen oder sich im Widerspruch mit anderweitigen Angaben befinden6). Zur Morphologie. Entnimmt man von einer und derselben Kultur des Diphtherie- bacillus zu verschiedenen Zeiten Proben zur mikroskopischen Unter- suchung, so findet man in der Regel, dass fast kein Präparat dem andern gleicht. In noch höherem Grade ist dies der Fall, wenn man Kolonieen prüft, welche auf verschiedenen Nährböden und unter verschiedenen Bedingungen gewachsen sind. — Die Unter- schiede sind oft so bedeutend, dass man zunächst an Verunreini- gungen denkt. Indessen lehrt eine Prüfung der Kultur durch neu angefertigte Platten alsbald, dass dieselbe lediglich Diphtherie- bacillen enthält. Wie mir scheint, lassen sich die verschiedenen Gebilde, welche sich in solchen Kulturen vorfinden, in folgende Gruppen unter- bringen: 1) reine Form des Bacillus: Ungleich (1,5 fi — 2,5 /t) lange, annähernd gleich (0,3 f.i ) dicke, vollkommen gleichmässig sich färbende Stäbchen. Die meisten sind leicht nach der Fläche gebogen und in der Mitte etwas dicker als an den stets abgerundeten Enden. — Manche Indivi- duen erscheinen länger als oben angegeben. Benutzt man jedoch schärfste Vergrösser ungen, so bemerkt man in der Mitte eine feine ungefärbte Linie : wir haben es also nicht mehr mit einem, sondern mit zwei Stäbchen zu thuu, welche offenbar eben aus der Theilung hervorgegangen sind. Weiterhin gewahren wir, dass an andern Stellen dieselben Stäbchen in stumpfen, andere, die in spitzem 6) Manches kann hier aus Rücksicht auf den Raum nur kurz abgehandelt werden. Eine eingehendere systematische Darstellung meiner Beobachtung findet sich in mei- ner sub 2) cit. Dissertation. Zur Kenntniss des Diphtheriebacillus. 161 Winkeln zusammenliegen, stets so, dass die dickem Enden an der Spitze des Winkels zusammenstossen. Endlich sieht- man gleich- gestaltete Individuen getrennt vom zugehörigen Paarling frei liegen. — Es ist wohl anzunehmen, dass wir in dem beschriebenen Ver- halten Entwickelungsphasen des Bacillus vor uns haben. — Gerade die Winkelstellung der gestreckt-keilförmigen Stäbchen zusammen mit den geringen Differenzen in Gestalt und Dimensionen ruft ein ganz charakteristisches Bild des Deckglaspräparates hervor. Man trifft zuweilen Kolonieen an, welche ausschliesslich diese Formen zu beherbergen scheinen. Nach meiner Erfahrung sind dies jedoch nur junge, unter den günstigsten Ver- hältnissen gewachsene Kolonieen: z. B. 12 — 14 Stunden alte, gut auseinanderliegende Loeff ler -Serumkolonieen jüngste Kolonieen von Gelatine- und Agarplatten. Bei Klatschpräparaten von letzteren allein auch sind Schlüsse aus der gegenseitigen Lage- rung der Stäbchen erlaubt. In allen andern Fällen bemerken wir Abweichungen von dem eben beschriebenen Aussehn, und zwar nach zwei Richtungen hin. Es kann nämlich sowohl die Gestalt wie auch das Ver- halten zur Farbe verändert sein. — Daraus ergeben sich zwei fernere Gruppen. 2) Veränderungen der Gestalt allein. Entnimmt man von einer Agarkultur, die bei 35° C gehalten wird, in kurzen Zwischenräumen Proben zur mikroskopischen Unter- suchung, so wird man in den meisten Fällen zu einem gewissen Zeitpunkte die Form der Stäbchen stark verändert finden. Alle zeigen sich im Profil nach einer oder beiden Dimensionen ver- grössert. Wir finden kolben- und keulenförmige Individuen von der 3- und 4 fachen Länge und auf die 3- bis 4fache Dicke der normalen Stäbchen angesch wollen. Die meisten sind durch feine gerade Querlinien in kurze Segmente getheilt, deren Dicke oft die Länge übertrifft. Zuweilen sind die Ecken dieser Segmente ab- gerundet, sodass sie Kugel- und Eiform zeigen. Vielfach liegen dieselben ausserhalb des ursprünglichen Verbandes. Alle die ge- nannten Formen sind durchweg gleichmässig und intensiv tingirt. 3) Abweichendes Verhalten zur Farbe allein. Untersucht man eine Loeffler-Serumkultur, die zwischen 19 und 20° C gehalten wird, in kurzen Zwischenräumen, so findet man in den meisten Fällen zu einem gewissen Zeitpunkt folgendes eigenartige Verhalten: An den Polen der normal geformten Stäb- chen liegt je ein intensiv gefärbtes rundes oder ovales Korn. Der zwischenliegende Zellleib erscheint sehr blass. Die Körner selbst sind zuweilen um ein Geringes dicker als die Stäbchen, zuwei- len erreicht ihr Durchmesser den der Stäbchen nicht. Oft liegen Körner von derselben Beschaffenheit mehr nach der Mitte zu, wäh- rend sie an den Polen fehlen. Im ungefärbten Präparat erscheinen die Körner als stark lichtbrechende, scharf contourirte Körper. 162 Ludwig, Beide Arten der Abweichung kann man unter den verschie- densten Verhältnissen antreffen: am reinsten habe ich sie unter den genannten Bedingungen gefunden. (Fortsetzung folgt). Weitere Mittheilungen über Alkoholgährung und die Schleimflüsse lebender Bäume. Von Prof. Dr. F. Ludwig in Greiz. (Schluss.) Ich denke, nach dem Erörterten kann über die Urheber der erwähnten Eichenkrankheiten kein Zweifel mehr bestehen. Nur die Art der Symbiose und die Entwickelungsgeschichte fordern zu ein- gehenderen Studien auf. Die chemischen Wirkungen des Leuconostoc Lagerheimii sind in gleicher Weise zu untersuchen, wie dies be- züglich des Endomyces und des Saccharomyces von Seiten Han- sen’s geschehen ist. Nur das eine möchte ich hier zu den Han- se n’schen Erörterungen bemerken, dass ich als Urheber des Schleimflusses von jeher den Leuconostoc, also einen Spaltpilz bezeichnet habe, wie ich die anderen genannten Pilze als Urheber der Alkoholgährung bezeichnete. Hansen sagt 1. c. p. 633: „Der Urheber des Schleimflusses und der diesen begleitenden Gährung sollte demnach der Endomyces Magnusii sein“ und weist dann (wie ich es selbst gethan habe bei Be- sprechung des braunen Schleimflusses) p. 635 auf die „pear blight“ und den Micrococcus amylovorus hin und dass man am ehesten erwarten dürfte, „ein positives Resultat zu erreichen, wenn wir un- seren Ausgangspunkt von den Bakterien nehmen“. Ich habe in früheren Abhandlungen und zuletzt in einem Aufsatz „Die Spalt- pilze als Erreger ansteckender Pflanzenkrankheiten“ (Wiss. Rund- schau der Münchner N. N. 1889. No. 102) deutlich ausgesprochen, dass ich den Leuconostoc als den Urheber des Schleimflusses be- trachte. Es heisst am letzten Orte: „Auf eine in Deutschland sehr verbreitete Bakterienkrankheit, den Schleimfluss der Eichen, habe ich selbst zuerst aufmerksam gemacht. Die Krankheit tritt fast stets zusammen mit einer anderen, einer Alkoholgährung der Eichen- rinde, auf, welche durch einen Fadenpilz, Endomyces Magnusii und dessen Hefeformen verursacht wird. Letzterer bildet oft fausthohe Schaummassen, welche die zerriebene Rinde bedecken. Der Schleim fl uss wird durch den symbion tischen Spalt- pilz Leuconostoc Lagerheimii gebildet, dessen weiss- liche froschlaichähnliche Massen sehr üppig gleichfalls aus der Riude hervorquellen und mit dem Element der Alkoholgährung oft literweise an den Eichenstämmen herabfliessen.“ Ueber Alkoholgährung und die Schleimflüsse lebender Bäume. 163 4. Zur Entwickelungsgeschichte des Endomyces Magnusii Ludw. In seiner Arbeit (p. 696) geht Hansen bezüglich der Zugehörig- keit der Ascusfruktifikation und des Saccharomyces in seinen Schlüssen offenbar zu weit. Er hat an der einzigen Eiche, an der er mein durch charakteristische Gestalt und Gährwirkung ausgezeichnetes Oidium beobachtet hat und in künstlichen Nährlösungen die Ascusfruktifikation und den Saccharomyces aus dem Oidum nicht erhalten und schliesst daraus, dass sie nicht dazu ge- hören. Dass dieser Schluss daraus nicht gezogen werden darf, das beweisen klar und deutlich die neueren exakten Arbeiten Bre- feld’s, der wohl aus den Basidien- und Ascusporen der Pilze Oidien und Sprossformen gezüchtet, dagegen gezeigt hat, dass der um- gekehrte Weg nur in ganz vereinzelten Fällen, im Allgemeinen aber nicht zum Ziele führt. Der Schluss wäre also verkehrt, dass ge- wisse Oidien nicht zu Collybia etc. gehören, weil es nicht gelingt, sie daraus zu ziehen, während umgekehrt doch eben jene Oidien aus Collybia etc. gezogen wurden. — Bezüglich der Zugehörigkeit der Ascusfruktifikation — die Hefefrage wird, denke ich, in Kürze ihre Lösung finden — liegt nun aber die Sache klar. Ich habe im Freien an den gährenden Eichen selbst, nach Ablauf der Gäh- rung, an verschiedenen Orten an 3 oder 4 verschiedenen Eichen die Ascusfruktifikation an demselben Mycel gefunden, an dem die Oidien gebildet werden, so klar und deutlich, dass weder für mich noch für P. Dietel, welcher das Material z. Th. gleichfalls unter- sucht hat, ein Zweifel der Zugehörigkeit bestehen kann. Ich wieder- hole, dass die Asci zahlreich an demselben Mycel gebildet werden, das auch Hansen so charakteristisch und treffend von mir beschrieben fand, dass er allein auf diese Be- schreibung hin den Kopenhagener Pilz mit dem meinen iden- tifiziren konnte. In meiner ersten Abhandlung ist leider nur eine dürftige Abbildung des fruktificirenden Mycels gegeben, meine Un- geschicklichkeit im Zeichnen und Mangel an Zeit hinderten damals, grössere Theile des Mycels abzubilden, sonst hätte H. beim Anblick des charakteristischen Mycels jeder Zweifel schwinden müssen. Offenbar kommt die Ascusgeneration häufiger vor, wenn auch bei der Abhängigkeit der ganzen Erscheinung von der Witterung nicht so häufig, dass sie an jeder Eiche zu finden wäre1). Ich hatte keine Veranlassung weiter, danach zu suchen, da andere Fragen meine Aufmerksamkeit forderten. Das von allen bekannten Pilzen abweichende Verhalten des Endomyces resp. seiner Oidiumgeneration in den verschiedensten Substraten hat Hansen in erschöpfender Weise untersucht, so dass mir eine Schilderung meiner diesbezüglichen weit spärlicheren Untersuchungen erspart bleibt. Die Monilia candida Hansen, von 1) Ob die Ascusfructification nur in dem Leuconostocschleim vor sich geht, so wie nach Zopf (Pilobolus) und B r e f e 1 d andere Pilze nur dann Dauersporen bilden, wenn ihre Conidiengeneration durch Parasiten etc. in der Entwicklung gehemmt wird, bedarf noch weiterer Untersuchung. 164 Ludwig, welcher ich aus Hansen ’schem Material wie auch von einem soor- kranken Kinde durch die Freundlichkeit des Herrn Dr. Hugo Plaut Kulturen zu weiteren Versuchen erhielt, wie auch der ge- wöhnliche Milchschimmel, Oidium lactis (nach Brefeld vielleicht zu den verschiedensten höheren Pilzen, besonders zu Collybiaarten gehörig), habe ich längere Zeit zum Vergleich kultivirt, sie lassen sich in den Gelatinekulturen etc. schon makroskopisch leicht unter- scheiden. So entwickelte sich das Endomyces-Oidium auf Milch etwas langsamer als das des gewöhnlichen Milchschimmels (Oidium lactis der Autoren), es bildete gelblich-weisse oder doch nicht rein weisse Rasen, während das des Milchschimmels rein weisse mehlige Rasen bildet. Die Sporen und Fäden des Oidium lactis sind viel kleiner (die Fäden des Oidium etwa 4 — 5 /n dick, die des Endomyces 8 — 10 /.i ), haben weniger Zellwände und eine spärlichere und anders- artige Verzweigung. Die keimenden Sporen des Endomyces-Oidiums sind regelmässig am Ende verjüngt oder bilden retortenartige und andere barocke Gestalten; die des untersuchten Milchschimmels waren wenig oder kaum verjüngt. Noch dünnfädiger als Oidium lactis ist die Monilia can- dida Hansen. Sie verhält sich in Gelatinekulturen wesent- lich anders als Endomyces. Die Monilia verbreitet sich vom Stichkanal aus nur wenig in die Gelatine hinein, im Stich- kanal Hefesprossungen, in der Gelatine Mycelfäden (von nur etwa 2 (.i Durchmesser) bildend. Der Endomyces dagegen wächst strah- lig vom Stichkanal senkrecht in die Gelatine (Fleischpeptonnähr- gelatine wie Würzgelatine) hinein; er erleidet dabei eine durch- gehende Zergliederung und nach einiger Zeit findet man von My- celfäden überhaupt nichts mehr, wohl aber lauter Oidiumsporeu, welche durch ihre Anordnung makroskopisch verzweigte, breitere (aus mehreren neben einander fortwachsenden Reihen entstandene) oder schmale, oft schraubenzieherartig gewundene, fädige Aeste zu bilden scheinen. 5. Die Gäste an den gährenden Eichen. Ein eingehenderes Studium der Besucherkreise unter den Thie- ren, welche in dem Gährungsschaum und dem Leuconostocschleim leben oder bei ihm zu Gaste gehen, dürfte für den Zoologen voraus- sichtlich manches Neue ergeben. So scheint bei einigen Insekten eine veränderte und neu ausgebildete Geschmacksrichtung sich zu ergeben. Es schreibt mir Fritz Müller über die Vanessaarten (V. Io, V. Atalanta, V. Antiopa, V. polychloros etc.), welche im Hochsommer häufig saugend an dem Gährungsschaum getroffen werden: „Be- sonders interessirte es mich zu erfahren, dass eine Anzahl deut- scher Vanessaarten dem gährenden Eichensafte nachgehen ; ich hatte dieselben für reine Blumenbesucher gehalten. Hier (in Bra- silien) haben wir eiDe Menge Tagfalter, die nie an Blumen gehen, sondern ausfliessende Baumsäfte, zu Boden gefallene Früchte u. dergl. aufsuchen, an denen bisweilen (wie z. B. bei überreifen Ba- nanen) der Geruch eine stattfindende Alkoholgährung verräth; so alle Morphinen, Brassolinen und eine grosse Zahl Nymphalinen- Ueber Alkoholgährung und die Schleimflüsee lebender Bäume. 165 gattungen. Unsere Distelfalter, Vanessa Myrinna, habe ich noch nicht bei solcher Kost getroffen.“ Ein bekannter Schmetterlings- sammler versicherte mir, schon früher häufig Bier und Zucker (wo- mit er die Rinde der Bäume bestrich) mit grossem Erfolg als Schmetterlingsköder verwendet zu haben. Von Käfern dürften die Hirschkäfer, die ja an Eichen leben, zuerst mit auf die neue Nahrungsquelle aufmerksam geworden sein. Ausser ihnen fanden sich von grösseren Käfern besonders häufig unsere Cetoniaarten ; auch von Dalla Torre theilt mit, dass er dieselben in Tyrol in ganzen Ketten an den gährenden Eichen gefunden habe. Regelmässig traf ich Silpha thoracica und in gros- ser Menge (oft zu Tausenden) kleine, 3 — 4 mm lange Staphylinen und winzige rundliche, braune oder schwärzliche, undeutlich hell gefleckte Clavicornia. Am regelmässigsten finden sich Hornissen ein, von denen ich an einzelnen isolirt stehenden Bäumen eine kleine bestimmte Anzahl tage- und wochenlang immer wiederkeh- ren sah. Eine Hornisse beobachtete ich in diesem Jahre mehrere Tage lang, bis ihr eine vorübergehende Gefangenschaft (sie ent- wischte mir) den Besuch verleidet zu haben schien. Auch Wespen finden sich häufig. Besonders zahlreich treffen Fliegen ein, darunter mit jener Hornissenpünktlichkeit Helomyza tigrina Meig. Ameisen sind regelmässige Gäste; ich habe aber noch nicht ermitteln kön- nen, ob sie nur dem Schleime oder auch den zahlreichen in ihm sich herum tummelnden Larven nachgehen. In den späteren Stadien der Fäulniss und der Essiggährung etc. findet sich ein anderer Besucherkreis. Am regelmässigsten findet sich neben anderen Würmchen ein Verwandter des Essigälchens, den ich in meiner ersten Abhandlung fälschlich als Essigälchen bezeichnete. Herr Geh. Rath Prof. Leuckart, dem ich denselben zur Untersuchung zusandte, fand, dass es eine neue, sehr interessante Art ist, über die er in dieser Zeitschrift nähere Mittheilung in Aussicht stellte. Ohne dieser Mittheilung vorgreifen zu wollen, möchte ich selbst die Vermuthung aussprechen, dass dieses — so häufig wie im Essig die Rhabditis oxyphila — in dem Eichenschleim auftretende Eichen- älchen, Rhabditis dryophila n. sp. Leuck., das von den Hornissen etc. regelmässig mit verzehrt wird, durch diese oder andere Eichen- gäste nicht nur von Baum zu Baum verschleppt, sondern auch im eigenen Körper wohnlich beherbergt wird. Die Untersuchungen Leuckarts über die Spaerulina bombi und die Aelchen des Kiefernrüsselkäfers deuten wenigstens darauf hin, dass solche ins Innere des Insektenkörpers gelangende Nematoden dort sich häuslich einrichten und — einen Generationswechsel er- fahrend — parasitisch weiter leben können. Die häufig an dem Eichenschleime wie an den (von Insekten weniger bevölkerten, mit Schleimfluss behafteten) Apfelbäumen vor- kommenden Milben seien zur Untersuchung den Milbenforschern besonders empfohlen. Eine der verbreitetsten an den Apfelbäumen ist noch der freundlichen Bestimmung des bekannten Ararologen Prof. Dr. Paul Kramer wie schon oben erwähnt wurde die bisher nur sehr selten gefundene Milbe Glycyphagus hericius Fum. et Rob. 166 Cholera asiatica. Mac Leo- Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkundeu richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte , etwaige Wünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direkt an den Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Zur Kenntniss des Diphtheriebacillus. (Aus der medicinischen Klinik zu Kiel.) Von Dr. C. Zarniko iu ** ' Gumbinnen. (Fortsetzung.) 4) Oft sind sie mit einander combinirt: Es resultiren daraus kolben-, keulen- und kugelförmige Elemente, blass gefärbt mit kleineren und grösseren, stark lichtbrechenden und sich intensiv färbenden Körnern, die an den verschiedensten Stellen eingelagert sein oder frei Vorkommen können. VI. Bd. 13 178 Z am iko, Manche Körner fallen durch ihre Grösse ( — 1 /ti), ovale Gestalt und endlich dadurch auf, dass sie in der Mitte schwächer gefärbt sind, als am Rande. Lässt man zum ungefärbten, in der gewöhnlichen Weise prä- parirten Deckglas unter dem Mikroskop vom Rande her die Farblösung zufliessen , so bemerkt man , dass sich blitzschnell zu allererst diejenigen Partieeu färben , welche auch späterhin am intensivsten gefärbt erscheinen , d. s. besonders die stark licht- brechenden Körner. Daraus geht hervor, dass keinem der- selben eine den Farbstoff auch nur im Geringsten hemmende Membran, nach Art der Sporenmembran, z u k o m m t. Von allen Bildungen, welche ich angetroffen habe, entsprechen den von Babes als Sporen beschriebenen Gebilden (2) nur die grossen, ovalen Körner in ungefärbtem Zustande. — Dass dieselben keine Sporenmembran besitzen, haben wir eben gesehen. Dennoch können sie nach Art der N e i s s e r 'sehen Sporenfärbung als „roth colorirte Bildungen in der Mitte oder an einem Ende des blau tingirten Leibes des Bacillus“ zur Darstellung gebracht werden. Entfärbt man nämlich das mit Anilinwasserfuchsin vorgefärbte Präparat nur kurz in einem schwachen Entfärbungsmittel, so behalten unsere Körner noch rothen Farbstoff zurück, während das Uebrige ' ent- färbt ist. Färben wir jetzt mit schwacher wässeriger Methylen- blaulösuug nach , so tingiren sich die entfärbten Theile schwach blau; die Körner erhalten zwar auch einen Stich ins Blaue, er- scheinen aber in der Hauptsache roth. — Dass eine solche Tinktion nicht beweisend für die Sporennatur eines Gebildes sein kann, be- darf keiner Erwähnung. Yermuthlich hat Babes andere Bildungen gesehen, welche für gewöhnlich ungefärbt bleiben. (In Baumgarten’s Bericht findet sich keine Angabe darüber.) Mir ist es trotz vielen Suchens nie gelungen, derartige Körner zu Gesicht zu bekommen. Ich bin in einer grossen Zahl von Versuchen bemüht gewesen, die Entstehungsbedingungen für die geschilderten Abweichungen festzustellen. Ich verpflanzte dazu den Bacillus auf die verschiedensten Nährböden, setzte dieselben den verschiedensten Temperaturen aus und prüfte in kurzen Zwischenräumen. Es ergab sich, dass beide Abweichungen entstehen, wenn die Ernährungsbe- dingungen beeinträchtigt sind. Ich war jedoch nicht im Stande, jedesmal mit Sicherheit diejenige Modifikation der Ernährungsstörungen hervorzurufen, welche zur Erzeugung der einen oder der anderen Form nothwendig sind. — Der Grund dafür liegt zum Theil in der erstaunlichen Empfindlichkeit, mit welcher derBacillus auf jede, auch die geringste Aenderung der Aussen bedingungen reagirt; Aende- rungen, welche wir bei der Komplicirtheit der angewandten Nähr- medien nicht immer übersehen können. Beispielsweise findet man am Rande einer grossen, isolirt wach- senden Kolonie stets andere Formen, als in der Mitte derselben. Zur Kenntniss des Diphtheriebacillus. 179 In demselben Impfstrich sehen wir in Proben, welche verschie- denen Stellen entnommen sind , oft ganz verschiedene Charaktere. Ich muss hervorheben , dass ich beide Arten von Anomalieen auf allen Nährböden gefunden habe, nicht allein auf der Gelatine. — Ich fand im Gegentheil, dass sich auf der Gelatine sehr häufig ein vollkommen normales Verhalten zeigt und jedenfalls länger währt, als auf Agar und L o e ffl e r -Serum. Ich muss daher die Gelatine innerhalb der ihr zuge- wiesenen Temperatur grenzen für einen der besten Nährböden des Diphtheriebacillus halten. Welche Bedeutung haben wir nun den soeben besprochenen Abweichungen beizulegen? Vergleichen wir die reinen Formanomalieen (Gruppe 2) unseres Bacillus mit den Involutionsformen, welche von anderen Bacillen beschrieben und abgebildet sind 7), so ist die grosse Aehn- lichkeit, ja Identität mit manchen derselben augenfällig. Ziehen wir ferner in Betracht, dass wir auch unsere Formen unter un- günstigen Ernährungsverhältnissen entstehen sahen, so wird es gewiss, dass wir dieselben als Involutionsformen anzusehen haben. Die Ungleichmässigkeit in der Färbung ist ein Aus- druck der ungleichmässigen Vertheilung des Protoplasmas innerhalb der Zelle: Verdichtung des Protoplasmas kennzeichnet sich durch stärkere Farbstoffaufnahme, Schwund desselben durch mangelhafte oder fehlende Färbung. Eine ungleichmässige Vertheilung des Zellprotoplasmas kennen wir als Zeichen degenerativer Vorgänge ; sie tritt ferner bei der Sporenbildung auf ; bei dem letzteren Process kommt jedoch noch als nothwendiges Accidens die das ver- dichtete Protoplasma einhüllende Sporenmembran hinzu. — Wir haben gesehen , dass wir eine solche bei den uns beschäftigenden Gebilden durchaus nicht annehmen dürfen. Es bleibt daher nur übrig, die ungleichmässig gefärbten Stäbchen als degenerirende Zellen anzusehen, welche ihrerseits wieder normal gestaltet (Gruppe 3) oder involvirt (Gruppe 4) sein können. Zur Biologie. Meine Kulturen zeigten sämmtlich das von Flügge (2) be- schriebene Wachsthum auf Agar platten (35° C). Da die Kolo- nieen schon nach 24 Stunden makroskopisch sichtbar sind und innerhalb 8 Tagen einen Durchmesser von 1 mm und mehr er- reichen, so kann ich G. v. Hofmann (2) nicht beistimmen, wenn er das Wachsthum des Diphtheriebacillus auf Agar ein kümmer- liches nennt. Ebenso wächst der Bacillus, wie inzwischen auch Ort mann (2) betont hat, vorzüglich auf Gelatine (10 $, 24° C.) 7) Vgl. Plügge (Mikroorg.) Involutionsf. d. Bac. aceticus, cyanogenus, Pasteu- rianus, Cholerabacillus, von Pink ler ’s Bacillus, d. Heubacillus, des Pro- teus mirabilis und vulgaris. J3* 180 Zarniko, Auf der gekochten Kartoffel (35° C) gewahrt man nach 8 bis 10 Tagen, dass der Glanz der Oberfläche an der Stelle des Strichs verschwunden ist. Einige Tage später findet man den glanzlosen Strich mit einem ganz zarten, weisslichen Flaum bedeckt, der besonders an den Rändern stärker entwickelt ist. Dieser Belag erweist sich mikroskopisch als aus stark difformirten Stäbchen bestehend. Auf Platten ausgesät gehen lediglich typische Diph- theriebacillenkulturen an. Die gekochte Kartoffel reagirt gewöhnlich sauer. Auf der alkalischen oder alkalisch gemachten Kartoffel ist das Wachsthum des Bacillus erheblich gesteigert. Oft schon nach 48 Stunden be- merkt man hier einen feinen, graulich-weissen, oft glänzenden Belag mit Randwülsten. — Alte Kulturen zeigen leichte Gelbfärbung. Da eine längere Beobachtung der Kartoffelkulturen nothwendig ist, so empfiehlt sich die Benutzung von G 1 o b i g röhrchen oder E s mar ch’schen Kapseln. — Nach Büchner ’s Vorschlag8) brachte ich zugeschnittene Kartoffelstücke 5, 10, 15, 20 Minuten in 5$ige resp. 10$ige Sodalösung. Von da wurden die Stücke direkt in sterilisirte Reagensröhrchen oder Glaskapseln gebracht und in strömendem Wasserdampfe sterilisirt. — Unter einer solchen Serie alkalisch gemachter Kartoffeln findet man stets einige , auf denen der Diphtheriebacillus gut fortkommt. L o e f f 1 er 1) hat in zahlreichen Kulturversuchen das Wachsthum auf der Kartoffel stets vermisst. — Ich kann nur annehmen, dass Loeffler seine Kartoffelkulturen nicht lange genug beobachtet hat. — Ich habe 12 Kulturen verschiedener Fälle auf Kartoffeln übertragen und das beschriebene Wachsthum stets gefunden. In der Bouillon9) (35° C) bemerken wir nach 18 Stunden weisse Klümpchen, welche zum Theil in der Kuppe liegen, zum Theil an der unteren Wand des schrägstehenden Glases haften. — Am gefärbten Deckglaspräparat können wir uns überzeugen, dass diese Klümpchen Einzelkolonieen sind , in welchen die Bacillen durch eine sich intensiv färbende Masse zusammengehalten werden. — Die Verbindung ist ziemlich fest; nur durch fortgesetztes leb- haftes Schütteln können wir eine vorübergehende Trübung der Bouillon und Verkleinerung der Klümpchen bewirken. Spontan trübt sich die Bouillon für gewöhnlich niemals. Die Klümpchen sind grösser, wenn wenig Einzelkeime, kleiner bis staubförmig, wenn deren eine grössere Anzahl der Bouillon einverleibt werden. Wenn se&r zahlreiche Bacillen üppig wuchern, kann es selbst zu einer ganz kurzdauernden spontanen Trübung der Bouillon kommen. Immer jedoch senken sich alsbald die Zellen zu Boden und lassen die vollkommen klare Flüssigkeit über sich stehen. 8) Büchner, Ueber die vermeintlichen Sporen der Typhusbacillen (dieses Centralbl. Bd. IV. No. 12/13). 9) Auf 100 Fleischsaft 1,0 Pepton, 1,0 Dextrose, 0,5 Kochsalz. (Ueber die Bereitung cf. Hüppe, Methoden etc. 3. Aufl. 1886. S. 114.) Zur Kenntniss des Diphtheriebacillus. 181 Meist schon im Laufe des 2. Tages tritt Säuerung der Bouillon ein (Roux und Yersin (2)). Kocht man eine solche Kultur, so bleibt die saure Reaktion unverändert: Die Säuerung ist also nicht, wie Büchner (2) meint, durch Kohlensäurebildung, wenigstens nicht allein durch diese, bewirkt. In der Milch vermehren sich die Bacillen sehr stark und bleiben lange lebensfähig, ohne dass gröbere Veränderungen ein- träten. Um mir ein Urtheil über die Vermehrungsintensität in der Milch zu verschaffen, verfuhr ich folgendermassen : Die ungefähre Anzahl der verimpften Keime wurde festgestellt, indem ich von dem nämlichen Original die gleiche Anzahl Oesen sowohl in Milch wie in Agar brachte und den letzteren auf eine Platte ausgoss. — Nach gewissen Zeiträumen wurden von der inficirten Milch einige Oesen in Agar gebracht und auf der Platte auswachsen gelassen. Es stellte sich stets heraus , dass die letzte Platte schon nach 24 Stunden ungleich dichter besät war, als die zuerst angefertigte. Waren in einem Gesichtsfeld der ersten Platte z. B. 3 — 5 Kolonieen sichtbar, so fanden sich auf der mit 3 Oesen beschickten 2. Platte in demselben Gesichtsfeld 25 — 27 Kolonieen. In diesen 3 Oesen war also ungefähr die 6fache Anzahl von Keimen enthalten, als bei der Ausgangsinfektion in der ganzen Milch- menge. — In einigen vergleichenden Versuchen dieser Art zeigte sich die Vermehrung in der Milch ungefähr gleich derjenigen in Bouillon. Gleich Roux und Yersin (2) fand ich das Wachsthum des Bacillus durch O-Abschluss etwas beeinträchtigt. Grossen Einfluss auf dasselbe hat ferner die Reaktion des Nährbodens. Wir haben gesehen, dass der Bacillus auf alka- lischer Kartoffel weit besser wächst, als auf sauerer. Auch für die Gelatine habe ich ähnliches in mehreren Versuchen erprobt: sowie dieselbe aufhörte, rothes Lacmuspapier zu bläuen, sistirte auch das Wachsthum des Bacillus. Der Bacillus ist von Loeffler (2) in einem Falle von Magen- diphtherie gefunden worden. Man muss annehmen, dass in diesem und ähnlichen Fällen der Mageninhalt alkalisch reagirt hat, oder dass der Bacillus in den tieferen , alkalisch reagirenden Schichten der Magenwand gewuchert ist. Der Diphtheriebacillus gedeiht bei T empp. von 19° C — 42° C. Das Optimum liegt zwischen 33° C und 37-9 C. Durch eine Temp. von 60° C wurden stets innerhalb 10 Min. sämtliche Keime abgetödtet, mochten sie nor m a 1 entwickelt oder nach den oben angegebenen Richtun- gen hin in verschiedenen Graden und Nuancen ver- ändert gewesen sein. Auch diese Versuche sprechen dagegen, die erwähnten K ör n e r bi 1 d u n ge n als Sporen anzusehen. Um sie als 182 Zarniko, Zur Kenntniss des Diphtheriebacillus. solche sicher auszuschliessen , wäre noch zu erweiseu , dass sie auch auderen schädigenden Einwirkungen, insbesondere der Eintrocknung gegenüber keine vermehrte Resistenz zeigen. Eine Anzahl von Ein- trocknungsversucheu hat mir bisher keine widerspruchsfreien Resultate geliefert. Sehr wichtig ist die Frage nach der Infektiosität des Ba- cillus gegenüber Meerschweinchen, welche von einigen (Loeffl er (2), Roux und Yersin (2) aufs Bestimmteste be- hauptet, von anderer Seite (G. v. Hof mann (2) in Abrede ge- stellt wird. Dieselbe ist nämlich nach Loeffler von ausschlag- gebender Bedeutung, wo es sich um die Unterscheidung des Diph- theriebacillus von dem ihm im Uebrigen sehr ähnlichen „Pseudo- diphtheriebacillus“ handelt. Diesen Bacillus fand Loeffler in einer diphth. Pseudomembran; G. v. Hofmann will ihn in sehr vielen Fällen auf der nicht diphtheritisch erkrankten Pharynx- schleimhaut konstatirt haben, und Ort mann (2) züchtete ihn aus einer eitrigen Meningitis, welche im Anschluss an einen verjauchten sarkomatösen Nasenpolypen entstanden war. Wenn nun jenes wichtigste Unterscheidungsmerkmal gegen- standslos wäre, so könnte man Baumgarten (2) die Berechtigung nicht bestreiten, beide Arten mit grosser Wahrscheinlichkeit für identisch zu erklären , und es ergäbe sich daraus der Schluss, dass „der Diphtheriebacillus ein häufiger, wenn nicht regelmässiger Be- wohner des Pharynx“ sei und auch in den diphtheritischen Pseudo- membranen lediglich die Rolle eines sekundären Einwanderes spiele (Baum garten). Bei der Bedeutung der Frage wird es gerechtfertigt erscheinen, wenn ich auf die von mir angestellten Infektionsversuche etwas näher eingehe. Ich injicirte meist 18 — 28stündige Bouillonkulturen unter die Bauchhaut ; bei kleinen Thieren (300 — 400 g) 0,5 ccm, bei grösseren (400—550 g) 1 ccm10). Das gleiche Quantum wurde bei Verwen- dung von Loeffler-Serumkulturen injicirt, welche in destillirtem Wasser aufgeschwemmt waren, sodass eine leichte Trübung vor- handen war. Der Krankheitsverlauf und Sektionsbefund stimmt in allen Fällen, bis auf einen unten näher zu besprechenden, so sehr mit dem von Loeffler (2) angegebenen überein, dass ich wohl darauf verweisen darf. 10) Dass bei dieser Infektion eine Intoxikation mit dem schon vorgebildeten Toxin (Roux und Yersin (2) kaum in Frage kommen kann, scheint sich mir aus dem bisher darüber Ermittelten zu ergeben. Uebrigens würde auch die entgegengesetzte Annahme an der Beweiskraft der Versuche nichts ändern. (Schluss folgt.) Scharlach. — Tuberculose. 183 Cooper, Scarlatina and its relation to Cow’smilk at Wimbledon and Merton. (Lancet. 1889. Vol. I. No. 1. pg. 20.) In den Vorstädten Wimbledon und Merton kamen in der letzten Woche des December 1886 und der ersten des Januar 1887 insge- sammt 592 Fälle von Scharlach und Halsentzündung vor. Als muth- massliche, in allen Fällen gemeinsame Ursache wurde die Versor- gung mit der Milch No. I aus ein und derselben Milchwirthschaft festgestellt. Die Kühe wurden untersucht und zunächst für gesund erklärt. Einige Tage darnach fand sich aber, dass eine Anzahl derselben augenscheinlich in der Reconvalescenz von einer Er- krankung der Haut und des Euters ergriffen waren , welche der von Dr. Klein an den Kühen der Hendon-Farm beobachteten sehr ähnlich sah. Im Anschluss an diese Fälle Hess sich zugleich ein Urtheil über die muthmassliche lncubationsdauer gewinnen, insofern als 2 Tage nach dem Verbot des Gebrauchs der genannten Milch die tägliche Zahl der neugemeldeten Erkrankungen um 74 Procent plötzlich sank. Dieser Zeitraum von 2 Tagen konnte auch in anderen Fällen festgestellt werden , z. B. bei Leuten , welche nur kurze Zeit die genannte Milch benutzt und jedesmal 2 Tage darauf erkrankt waren. — In der an diese Mittheilungen sich an- schliessenden Debatte wurde betont, dass solche übertragbare Uebel am Euter als ansteckende Krankheit im Sinne des Gesetzes ange- sehen werden müssten. Kurth (Berlin). Stcliastny, Sur la formation des cellules geantes et leur röle phagocytaire dans la tuberculose des amygdales et de l’öpiglotte. (Annales de lTnstitut Pasteur. 1889. No. 5. S. 224.) In einer kürzlich in Virchow’s Archiv publicirten Arbeit (Bd. CXV. S. 108: Ueber Beziehungen der Tuberkelbacillen zu den Zellen) war Verf. zu dem wesentlich mit Mets chnik off überein- stimmenden Schlüsse gelangt, dass den phagocytären Leukocyten eine wichtige Rolle bei der Bildung der tuberculösen Riesenzellen beizumessen sei. Es sollte nun festgestellt werden , wie sich die Verhältnisse in den Tonsillen gestalten, welche Rolle die Wander- leukocyten bei tuberculöser Affektion dieses Organes über- nehmen. Zur Untersuchung dienten die Tonsillen von 5 tuberculösen Leichen, die sofort nach der Sektion in Alkohol kamen. In zwei Fällen wurde auch die Region unter der Glottis untersucht. (Die Arbeit ist im Laboratorium von Cornil ausgeführt.) Die Resultate der Untersuchungen sind in Kurzem folgende: Verf. bestätigt die alte Theorie über die Bildung der Riesenzelleu durch Verschmelzung zeitiger Elemente (Langhaus, Lange, Schüppel etc.), hält indes diese Bildungsart nicht für die einzig mögliche, sondern glaubt, dass gewisse Riesenzellen, die er in den Mandeln fand, durch Proliferation von Endothelien der Lymph- räume und Spalten entstehen können ; andere könnten möglicher- weise aus Bindegewebszellen hervorgehen. 184 Tuberculose. — Pustula maligna. — Eklampsie. Bezüglich des Verhaltens der Bacillen zu den Zellen unter- stützt Verf. durchaus die Theorie von Metschnikoff und fasst die Riesenzellen als Phagocyten auf. Aus seinen Beobachtungen schliesst derselbe, dass die Phagocyten (Makrophagen und Mikro- phagen) und die Riesenzellen Widerstand leisten und nicht zu Grunde gehen, ungeachtet der fortwährenden Angriffe der Bacillen. Int Gegen theil sei es ihre Funktion, sich der Bacillen zu bemäch- tigen und dieselben aufzufressen. Diese Thätigkeit äussern die Phagocyten bereits vor ihrem Austritt aus den Gefässen, im Blute selbst ; hier bemächtigen sie sich bereits der Tuberkelbacillen und suchen dieselben zu vernichten; und nach ihrem Austritt aus den Gefässen setzen die Phagocyten ihre destruirende Thätigkeit in den tuberculösen Gebilden (Tuberkeln) fort, wo sie offenbar die Entwickelung und Ausbreitung der Tuberkelbacillen zu hindern bestrebt sind. Büchner (München). Woolmer, S. L., Indications for treatment of malig- na nt Pustule. (Lancet. 1889. Vol I. No. 19. pg. 931 — 932.) Vorwiegend chirurgisches Interesse bietende Notiz über die Behandlung der Pustula maligna. Verf. hat von dem gänzlichen Aus- brennen der P. m. mit dem Paquelin’schen Thermokauter bessere Erfolge gesehen, als von tiefen Incisionen in Kreuzschnittform, welche mit Sublimatpulver ausgewischt waren. Kurth (Berlin). Blanc, Emile, Action pathogene d’un microbe trouve dans les urines d’6clamptiques. (Archives de tocologie des maladies des femmes et des enfants nouveau-n6s. Vol. XVI. 1889. No. 3 et 4.) Verf. hat bereits früher in einem Falle von Eklampsie bakte- riologische Untersuchungen des Harns vorgenommen und dabei Reinkulturen von Bakterien erhalten, welche bei einem Kaninchen, unter die Meningen eingeimpft, Konvulsionen hervorriefen und den Tod des Versuchsthieres herbeiführten, bei einem anderen Kaninchen, bei welchem Kulturmaterial in die Jugularvene eingebracht wurde, eine leichte Nephritis erzeugten. Im Harne fanden sich Mikroorga- nismen, welche mit den injicirten Bakterien identisch waren. Ueber die morphologischen und biologischen Verhältnisse dieser Mikro- organismen macht Blanc leider gar keine Angaben. Erst in der letzten Zeit hat nun Verf. seine Untersuchungen in einem zweiten Falle von Eklampsie bei einer Primipara neuer- dings aufgenommen. Der Harn wurde unter allen nothwendigen Vorsichtsmassregeln entnommen und mit demselben Gelatiuekulturen nach derEsmarch- schen Rollmethode angelegt. Bereits nach 2 bis 3 Tagen waren reichliche Kolonieen aufgegangen, bei deren mikroskopischer Unter- suchung man bloss eine einzige Art von Mikroorganismen nachweiseu konnte. Es waren dies sehr zarte Bacillen mit abgerundeten Enden, welche eine Länge von 2 und eine Breite von 1 ix besassen. Dieselben zeigten lebhafte Bewegungen und waren zuweilen zu Eklampsie. 185 zweien an einander gereiht. Manche Exemplare , waren bisquitfor- mig, nur wenige waren leicht gekrümmt. Bei der Färbung mit Anilinfarben konnte man fast an allen Bacillen in deren Mitte, zuweilen auch an einem Pole ein stärker gefärbtes rundes Körperchen erkennen. An demselben nahm man ebenso wie an den Bacillen selbst nicht selten Quertheilung wahr; unter diesen Verhältnissen bekam man Diplokokkenformen zu sehen. Mikroorganismen, welche dieses Körperchen nicht enthielten, sahen wie atrophisch aus. In jungen Bouillonkulturen fand man bloss Bacillenformen, welche aber dünner und weniger lang erschienen. Das erwähnte Körperchen war hier weniger deutlich und erschien je nach der Stellung der Bacillen als dunkler Punkt oder als dunkle Linie. In Blutserum- und alten Bouillonkulturen bemerkte man auch einzelne Bacillen, welche um das Zwei- bis Dreifache länger waren. Der Kern war entweder gänzlich verschwunden oder erschien hie und da als Punkt an dem einen Ende der Bacillen. Die letzteren zeigten hier regelmässig cylindrische Form, ihre Enden waren ab- gerundet. Die Einwirkung einer Temperatur von 60° während \ Stunde hatte keinen Einfluss auf die Vitalität der Mikroorganismen. Das Wachsthum ging auf Gelatine, Agar, Kartoffeln und Bouillon gut von Statten, ohne dass sich jedoch eine charakteristische Form der Kulturen entwickelt hätte. In Fällen, in denen keine Albuminurie bestand, blieben die Röhrchen, welche mit Harn geimpft worden waren, steril. In 2 von 4 Fällen, in denen Albuminurie bestand, entwickelten sich nach einiger Zeit Kolonieen, welche in dem einen Falle aus ziemlich grossen Mikrokokken bestanden. Ueber die mikroskopische Untersuchung der Kulturen in dem anderen Falle gibt der Autor gar nichts an. Zwei Wochen nach der ersten Untersuchung entwickelten sich zwar in dem Falle von Eklampsie aus dem Harne dieselben Mikro- organismen wie das erste Mal, doch erschienen die Kolonieen nun- mehr blässer, zarter und weniger dicht. Blanc hat nun mehrere Impfversuche mit den von ihm rein- gezüchteten Bakterien und zwar bei Kaninchen, Meerschweinchen und Hunden vorgenommen. Intravenöse Injektionen von Bouillonkulturen der Bacillen riefen bei graviden Thieren fast regelmässig weitaus heftigere Erscheinungen hervor als bei nicht graviden Thieren. Jene bekamen einige Zeit nach der Impfung heftige Konvulsionen und gingen meistens dys- puoisch zu Grunde, nachdem sich vorher zuweilen Anurie eingestellt hatte. Die nicht graviden Thiere zeigten zwar häufig leichte Krankheitssymptome, erholten sich jedoch bald wieder vollständig. Im Blute und in dem fast immer eiweisshaltigen und reichlich sedimentirenden Harne der verendeten Thiere fanden sich reichliche Bacillen vor. Subkutane Injektionen bewirkten an der Impfstelle regelmässig Entzündung mit dem Ausgange in Eiterung. Der Eiter enthielt Stets reichliche Bacillen, 186 Eklampsie. — Otitis media. Bereits früher geimpfte Thiere, welche jedoch am Leben ge- blieben waren, verhielten sich späteren Impfungen auch mit starken Dosen gegenüber meistens vollständig immun. Intravenöse Injektionen sterilisirter Bouillonkulturen bewirkten zwar Albuminurie, riefen aber sonst gar keine weiteren Erscheinungen hervor. Die auffälligsten Veränderungen der inneren Organe bestanden in bedeutender Hyperämie der Nieren und der Leber und in dem häufigen Auftreten miliarer Abscesse in der letzteren. Mikroskopisch fand man in den Nieren entzündliche Infiltration des Gewebes, sowie parenchymatöse Degeneration, in der Leber trübe Schwellung der Leberzellen. Niemals gelang es dem Verf., die Bacillen auch in’ Schnittprä- paraten nachzuweisen. Wenn auch die von Blanc reingezüchteten Mikroorganismen, gerade auf gravide Thiere überimpft, Erscheinungen hervorriefen, welche an diejenigen bei der Eklampsie erinnern, so müssen wohl erst noch weitere diesbezügliche Untersuchungen abgewartet werden, bevor man die in Rede stehenden Mikroorganismen als die wirkliche Ursache der Eklampsie ansehen kann. Leider sind vom Verf. keine Blutuntersuchungen in morpholo- gischer Richtung vorgeuommen worden, so dass wir über etwaige Veränderungen des Blutes keine Aufklärungen erlangen. Ebenso wäre es auch wünschenswerth , dass genaue Untersuchungen und zwar insbesondere mikroskopische Untersuchungen des centralen Nervensystems vorgenommen würden, um womöglich über etwaige anatomische Grundlagen der beobachteten Krankheitssymptome Kenntuiss zu erlangen. In dieser Hinsicht scheinen dem Ref. die Angaben des Autors noch weiterer Untersuchungen zur Vollendung der von ihm aufgenommenen Arbeit zu bedürfen. D i 1 1 r i c h (Prag). Scheibe, A., Mikroorganismen bei akuten Mittelohrer- krankungen. — Inauguraldissertation, vorgelegt der medic. Facultät der kön. Universität zu München 1889. (Separatab- druck aus der Zeitschrift für Ohrenheilkunde. Band XIX.) Scheibe hat in 1 1 Fällen von akuter Mittelohrentzündung vor und in 2 Fällen nach dem Durchbruche des Trommelfelles das durch Paracentese gewonnene Sekret bakteriologisch untersucht. Durch Kulturen konnte er im ganzen 7 Arten von Mikroorganis- men isoliren. Er fand in den 11 Fällen ohne nachweisbaren vor- herigen Durchbruch des Trommelfelles je zweimal den Streptococ- cus pyogenes, den Staphylococcus pyogenes albus, den Staphylo- coccus pyogenes tenuis, je einmal den Diplococcus pneumoniae, den Streptococcus pyogenes mit dem Staphylococcus pyogenes albus, den Streptococcus pyogenes mit dem Diplococcus pneumoniae und endlich zweimal Stäbchen, neben welchen mikroskopisch auch Kok- ken vorgefuuden wurden, die aber in den Kulturen nicht aufgiugeu. Otitis media. — Actinomykose. — Pneumo-Enteritis. 187 In den Fällen, in denen das Trommelfell bereits perforirt war, wurde der Streptococcus pyogenes nacligewiesen. Diese Untersuchungen sind aus zwei Gründen nicht als voll- kommen einwandfrei anzusehen, und zwar deshalb, weil einerseits der Diplococcus pneumoniae in dem einen Falle bloss auf Grund der mikroskopischen Untersuchung als solcher bezeichnet wurde, und weil andererseits in einigen Fällen primär bloss Gelatine- platten, aber keine Agarplatten angelegt worden waren, ein Miss- stand, auf welchen gerade bei der Untersuchung des Sekretes bei der Otitis media in letzter Zeit Zaufal hingewiesen hat und wel- chem ganz besonders hinsichtlich des Nachweises des Diplococcus pneumoniae, welcher bekanntlich nur bei höherer Temperatur zur Entwickelung gelangt, eine wesentliche Bedeutung zukommt. Ein besonderer Werth für die Frage nach der Aetiologie der acuten Mittelohrentzündung kann wohl den Untersuchungen des Autors nicht beigelegt werden. In vier Fällen von Tuben affektion mit Ansammlung von rei- nem Serum konnten in dem letzteren durch Plattenkulturen keine Mikroorganismen nachgewiesen werden. Allerdings sind auch hier wieder in zwei Fällen bloss Gelatineplatten angelegt worden. Dittrich (Prag). Po well, Godlce und Taylor, Actinomycosis hominis. (Lan- cet. 1889. Vol. I. No. 7. pg. 320.) Ein junger, aus tuberculöser Familie stammender Milchmann erkrankte mit den Symptomen einer rechtsseitigen Rippenfellent- zündung. Allmählich bildete sich eine pralle Anschwellüng in der hinteren unteren Achselgegend. In dem durch Incision entleerten Eiter fanden sich die makroskopisch schon erkennbaren Actino- mycesdrusen, welche auch durch den mikroskopischen Nachweis als solche festgestellt wurden. Crookshank legte Reinkulturen desselben an. (Eine nähere Beschreibung derselben wird nicht gegeben. Ref.) In der an diese Mittheilungen anschliessenden Diskussion wurde über weitere Fälle berichtet. Kurth ( Berlin). Galtier, V., Determination des especes animales aptes ä contracter, par contagion spoutan6e et par inocu- lation, la pn eum o- en t£ ri te infectieuse, consid6r6e jusqu’ä präsent com me une maladie speciale du porc. (Comptes rendus de l’Academie des Sciences de Paris. Tome CVIII. 1889. p. 62 6 ff.) Verf. wurde vom Ackerbauminister beauftragt, eine in den Basses- Alpes unter den Hammeln wüthende Epizootie näher zu untersuchen. Schon am 12. und 13. Januar a. c. vermochte er festzustellen, daß es sich um Pneumo-Enteritis (Rothlauf) handle, welche bei 3 Gutsbesitzern nachweislich von kurz vorher gekauften kranken Schweinen auf die Hammel übertragen worden war. Bei dem einen war die Ansteckung dadurch erfolgt, dass die betreffenden Schweine in demselben Pferch mit den Hammeln zusammen lebten, 18S Pneumoenteritis. — Cysticercus im Auge. bei den beiden anderen dadurch, dass die Hammel entweder auf der Weide mit den Schweinen zusammentrafen oder den Ort häutig besuchten, an welchem die Kadaver der todten Schweine vergraben worden waren. Von sieben Schweinen war nur eins gefallen, dagegen waren 55 Hammel verendet. Als einer der noch lebenden kranken Hammel getödtet ward, fanden sich im Innern die gleichen Er- scheinungen wie bei Pneumo-Enteritis der Schweine. Mit dem dem untersuchten Thiere entnommenen Krankheitss tolle wurden Impfungen und Kulturen angestellt. Mochte derselbe unmittelbar auf Meer- schweinchen und Kaninchen und von diesen wieder zurück auf Schwein und Hammel übertragen werden, oder mochte man Kulturen zur Impfung benutzen, immer fanden sich die Erscheinungen der Pneumo-Enteritis. Man beobachtete an den erkrankten Thieren Husten, Nasenausfluss, Fieber, Apetitlosigkeit, Frost, Leibschmerzen, rothe Flecke am Körper. Später traf Verf. im Schlachthause zu Lyon auf ein in der Genesung von der Pneumo-Enteritis begriüenes Schwein. Er entnahm von demselben ein Stück Bronchialdrüse, um Impfungen und Kulturen zu machen. Die Kulturen zeigten dasselbe Bacterium wie aus dem in den Basses-Alpes benutzten Materiale und die Impfungen waren von denselben Erscheinungen wie dort begleitet. Dasselbe war auch der Fall bei einer dritten Virusquelle, einem aus dem Departement Loire stammenden, an Pneumo-Enteritis verendeten jungen Schweine entnommen. Da sich Meerschweinchen und Kaninchen, Hammel und Ziegen, Hunde und Tauben, ja vielleicht selbst Rinder für die Krankheit empfäng- lich erweisen, hält es Verf. für angezeigt, auf den Gütern, wo unter Schweinen Rothlauf herrscht, alle Verbindungen zwischen den Schweinen und den übrigen Thieren aufzuheben. 0. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Stölting, Entfernung eines eingekapselten Cysti- cercus aus dem Auge. (Arch. f. Ophthalm. Bd. XXXIV. 1888. Abth. 4. p. 139-144.) Im vorliegenden Falle handelt es sich bei einem 20jährigen Soldaten (Hannover) um einen subretinalen Cysticercus, der ü mm nach aussen und oben vom Sehnerveneintritt seinen Sitz hatte. Der erste Versuch , das Entozoon zu extrahiren, war vergeblich, dagegen gelang es beim zweiten Mal, jedoch platzte, da zur Herausbeförderung ein stärkerer Zug mit der Pincette nöthig war, sowohl die Kapsel als auch die Blase des Thieres. Die Kapsel erwies sich als aus degeuerirter Netzhaut bestehend. Die Grössenverhältnisse der Cysticercusblase konnten wegen der Läsion nicht festgestellt werden, die Länge von Kopf und Hals- theil zusammen, ohne die S-förmige Krümmung zu rechnen, betrug 2 mm. Saugnäpfe und Hakenkranz waren sichtbar, aber Angaben über die Anzahl derselben fehlen. Ebenso werden in der Mittheilung Angaben vermisst über die muthmassliche Zeit, die der Cysticercus zu seiner Entwickelung im Auge gebraucht hat, und namentlich darüber, ob Pat. Träger einer Taenia sol. war oder nicht. Letzterer Punkt dürfte bei allen einschlägigen Taenia. — Echinococcus. 189 Mittheilungen um so mehr Berücksichtigung verdienen, als er zur Klärung der von Virchow geleugneten (siehe die Dressel’sche Dissertation), aber von Leuckart vertheidigten Autoinfection bei- zutragen im Stande ist. Schlaefke (Cassel). Mensinga, Ein Fall von Taenia bei einem zehnwö- chentlichen Säugling. (Internationale klinische Rundschau. 1889. N. 17.) Mensinga hatte Gelegenheit, eine Taenia bei einem 10 Wo- chen alten Kinde zu beobachten. M. meint, der Keim der Taenia sei dadurch in den Körper des Kindes gelangt, dass demselben ungekochte Kuhmilch in der Flasche verabreicht wurde, wobei Gefässe, welche abwechselnd für die Schlachterei wie für die Milch gebraucht und nicht gehörig ge- reinigt wurden, als Transportmittel gedient haben mochten. Es stellte sich heraus, dass der Vater des Kindes, als letz- teres 14 Tage alt war, ein finniges Schwein geschlachtet hatte. Dittrich (Prag). Löbker, K., Ueber den subphrenischen Echinococcus. (Vortrag.) Brimu, y., Ueber einen Fall von Echinococcus der Lunge. (Dtsch. med. Wochenschr. 1889. No. 18.) In der ersten Arbeit wird der Mittheilung eines Krankheits- falles, in welchem eine zwischen Zwerchfell und Leber sitzende Echinococcusgeschwulst richtig als solche erkannt und mittelst La- parotomie glücklich entfernt wurde, eine kurze statistische Be- merkung über die Verbreitung der Echinokokken vorausgeschickt. Der Verf. berichtet, dass in den dem Tage seines Vortrags vor- ausgehenden 5 Wochen im Greifswalder Schlachthaus in 54 Lungen uud 21 Lebern von 120 geschlachteten Rindern, in 14 Lungen und 5 Lebern von 295 geschlachteten Schafen und in 8 Lungen und 17 Lebern von 569 Schweinen der Parasit gefunden wurde. Er erklärt dessen Häufigkeit bei Hunden dadurch, dass es Sitte sei, diesen die Eingeweide der Schlachtthiere als Futter zu geben. Die andere Arbeit beschreibt einen Fall von Echinococcus der Lungen, welcher durch Husten eliminirt wurde, nachdem er wieder- holt Ursache von Lungenentzündungen gewesen war. — Bei der Erwägung, auf welche Weise der Parasit in die Lunge gelangt sein könne, scliliesst der Verf. die Möglichkeit der Einatbmung eines Echinokokkeneies aus, da zu der Sprengung der derben und festen Eihüllcn, welche der Entwickelung des Wurms vorausgehen müsse, die chemische Einwirkung des Magensaftes unerlässlich sei. Für ebenso unwahrscheinlich hält er es, dass Echinokokkenembryonen, die Magen- oder Darmwand durchbohrend, schliesslich bis zu der Lunge gewandert seien; anstatt einen so weiten Weg zurückzulegen, wür- den sie schon vorher in Organen , welche dem Darmkanal näher liegen, Platz und Gelegenheit zur Ansiedelung und Entwickelung gefunden haben. Der Verf. nimmt dagegen eine Verschleppung der Parasiten durch die Lymphbahn an, in welche die Embryonen sehr 190 Filaria. — Trichine. — Krankheit der Pyramidenpappel. wohl von den Lymphendigungen der Magen- und Dannwand aus gelaugen können. Kühler (Berlin). Bowlby, M i 1 1 h e i 1 u n g über 2 Fälle von Filaria i m m i t i s beim Menschen. (Lancet. 1889. Vol. I. No. 16. pg. 786.) 1) Bei der Sektion eines Arabers, welcher an Blutharnen ge- litten hatte und dessen Blasenwand sich bei Lebzeiten schon ver- dickt anfühlte, fanden sich in der Vena portarum zahlreiche weib- liche Würmer. In der stark verdickten Blasenwand waren zahl- reiche Eier eingebettet. Auch in den Harnleitern und Nieren fanden sic sich, sowie, in geringer Zahl, in den etwas, derb anzufühlenden Lungen. — 2) Bei einem 17jährigen Knaben wurde ein Tumor im Rectum entfernt. Derselbe erwies sich als aus einem lockeren, reichlich zellenhaltigen, fasrigen Gewebe bestehend, in dessen Zwi- schenräumen zahlreiche Eier lagen. Kurth (Berlin). Turner, Dawson F. D., Trichinös is. (Lancet. 1889. Vol. I. No. 19. pg. 934.) Bei der Sektion eines an Krebs verstorbenen Mannes fanden sich in allen Muskeln, ausser am Herzen, zahllose Trichinen, welche, wie Fütterung einiger nach 3 Wochen getödteter Kaninchen be- wies, lebendig waren. Die Anamnese ergab als einzigen Anhalt für den Zeitpunkt der Infektion des Mannes eine vor 27 Jahren stattgehabte schwere Erkrankung an Muskelrhcumatismus , welche ihn Monate lang an das Bett gefesselt hatte. Turner glaubt, dass dieses die Infektion mit Trichinen gewesen sei. Die längste bisher bekannte Lebensdauer von Trichinen innerhalb des mensch- lichen Körpers ist die von Virchow in einem Falle auf 13 Jahre angegebene. Kurth (Berlin). Vuillemin, Paul, La maladie du Peuplier pyramidal. (Comptes rendus de l’Academie des Sciences de Paris. Tome CVIII. 1889. p. 632 ff.) Seit Jahren wird in der Lorraine und an anderen Orten die Pyramidenpappel (Populus pyramidalis) durch eine Krankheit heim- gesucht, die von einem parasitischen Pilz, dem Genus Didymo- sphaeria angehörig, herrührt. Im Frühjahr erscheint an den jungen Zweigen der unteren Aeste ein einseitiger, brauner Fleck, in Folge dessen sich später der darüber befindliche Zweigtheil schwärzt und krümmt. Die darunter befindlichen Knospen treiben aus, werden aber im nächsten Frühjahr, wenn sie die Höhe des kranken Theils erreicht haben, ebenfalls angesteckt. Indem der Pilz die Bildung neuer Zweige anregt, rückt er nach oben vor. Da in der er- krankten Gegend durch den Pilz sowohl, als auch durch die von ihm hervorgerufenen Adventivzweige alle Nährstoffe aufgebraucht werden, erschöpft sich der Baum nach und nach und geht schliess- lich zu Grunde, sobald die grössere Anzahl der Aeste erkrankt ist. Der Gipfel vertrocknet schon, ehe der Pilz ihn erreicht hat. Das Pilzmycel bildet unter der Epidermis dichte Verflech- tungen, aus denen Pykniden und Perithecien entstehen, welche die Krankheit der Pyramidenpappel. 191 Rinde emporheben und sich zwischen den schwarzen zusammen- gezogenen Zellen festsetzen. Vom Monat Mai ab zerreissen die Pykniden die Epidermis und lassen elliptische, wasserhelle, 5 — 6 /t lange, 2 — 2,5 breite, mit einer Sporidiole versehene Stylosporen hervortreten. Dieselben keimen unmittelbar in 1 oder 2 end- oder seitenständige, reich septirte Schläuche aus. Sie bilden die frühere „Phoma salicina“. Fast gleichzeitig mit den Pykniden treten auch die Perithecien auf. Anfangs sind dieselben mit den Pykniden, von denen sie sich durch ihren Inhalt sehr scharf unterscheiden, gemischt. Nach und nach gewinnen sie aber das Uebergewicht, und im Herbst und im ersten Frühjahr finden sie sich ganz allein noch vor. Anfangs ohne alle Ordnung über die befallene Fläche zerstreut, erscheinen sie schliesslich dicht gedrängt; manchmal stehen sie selbst paarweise beisammen; ein Stroma fehlt ihnen. Die jungen Asken beobachtet man in den ersten Tagen des Juni; Mitte Juli sind die Sporen schon ziemlich gut ausgebildet, und im September haben einige bereits ihr definitives Aussehen ge- wonnen. Es war aber nicht möglich, mit solchen schon jetzt eine Keimung zu erzielen. Die Perithecien sind kugelig, nicht über '/5 mm gross, haben häutige Wandungen und eine abgerundete, enge Mündung ohne Papille. Die aufrechten Asken mischen sich mit dünnen, unregelmässig verästelten Paraphysen , deren Wände ver- gallerten. Sie bestehen aus einem kurzen Stiele und einem am Grunde ausgebauchten Sporensacke von 85 /< Länge und 28 /t Durchmesser. Ihre Membran besteht aus einer äusseren starren Schicht, die am Stiele in eine feine und durchlässige Substanz übergeht, und aus einer inneren gallertartigen Schicht. Die Sporen werden von einem körnigen Epiplasma umgeben , sind in dem er- weiterten Theile unregelmässig in 2 Reihen angeordnet und er- reichen 22 /.i in der Länge bei 14 /x Breite. Sie sehen hellbraun aus, besitzen eine glatte, der Schleimhülle entbehrende Wand und bestehen aus zwei ungleichen, durch eine tiefe Einschnürung ge- trennten Zellen, von denen die grössere nach vorn gerichtet ist. In Wasser getaucht, nehmen die Schläuche durch ihren Stiel viel Flüssigkeit auf; gleichzeitig werden sie von den vergallerteten Paraphysen seitlich zusammengedrückt, so dass, wenn das Maxi- mum der Spannung erreicht ist, die vergallertete Schicht hervor- tritt und die starre Aussenschicht zu einem Cylinder zusammen- gepresst wird, in dem sich die Sporen in eine Reihe anordnen. Da nun diese Vorgänge in allen Schläuchen sich wiederholen, wird die Mündung des Peritheciums in übermässiger Weise erweitert, und dasselbe gewinnt das Aussehen der Cupula einer Ascobolee. Die Sporen werden Schlag auf Schlag aus den Schläuchen hervor- getrieben. Wenn die letzte ausgestossen ist, sinkt ihre Länge von 135 auf 85 /x herab, und die Ränder des Lochs, durch welches sie hervorgingen, rollen sich nach innen. Auf diese Weise werden im ersten Frühjahr die jungen Zweige mit Sporen übersät. Die Asko- sporen keimen sehr bald, indem sie an der Spitze oder seitlich aus der grossen Zelle einen Faden treiben. Nach diesen Befunden gehört der Parasit zu dem Fuckel’schen Genus Didymosphaeria. 192 Untersuchungsmpthoden , Instrumente etc. Mit Fuckel’s Otthia populina ist er nicht zu identificiren , denn die Verbreitung der Perithecien über die erkrankte Stelle, der Mangel der Papille an der Mündung des Peritheciunis, welche sich zur Zeit der Sporenausstossuug übermässig erweitert, die Verkei- lung der Askosporeu auf 2 Reihen am Gruude des Ascus sprechen dagegen; auch schreibt Fuckel seiner Otthia populina gefärbte zweizeilige Stylosporen zu. Der Pilz würde demnach als Didy- mosphaeria populina zu bezeichnen sein. Kupferlösungen und schwefelsaure Magnesia hemmen seine Entwickelung ; doch da seine Wirksamkeit immer nur au den in der Nähe des Bodens be- findlichen untersten Zweigen beginnt, ists wohlfeiler, ihn durch Be- seitigung der unteren Zweige zu vertilgen. O. E. R. Zimmer mann (Chemnitz). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Tiemann, F. und Gärtner A., Die chemische und mikro- skopisch-bakteriologische Untersuchung des Was- sers. Zum Gebrauch für Chemiker, Aerzte, Me- dicinalbeainte, Pharmaceuten, Fabrikanten und Techniker. Zugleich als dritte vollständig um- gearbeitete und vermehrte Auflage von Kubel- Tiemann’s Anleitung zur Untersuchung von Wasser u. s. w. Mit vielen Holzschnitten und 10 chromolithographischen Tafeln. Braunschweig (Friedrich Vieweg u. Sohn) 1889. Preis 22,5 M. Der erste Theil des Werkes (von Tiemann), welcher die rein chemische Untersuchung des Wassers eingehend behandelt, kann an dieser Stelle — ohne dass durch das Schweigen eine Kritik ausgeübt werden sollte — übergangen werden. Wir berücksichtigen den zweiten von Gärtner verfassten mikroskopisch-bakteriolo- gischen Theil. Er behandelt im I. Abschnitt unter Hinweis auf das Vorkommen von pathogenen Mikroorganismen die Nothwendigkeit der bakteriologischen Wasseruntersuchung, in II den mikroskopischen Nachweis anorganischer Stoffe, in III den Nachweis der orga- nischen Partikel im Wasser, besonders der geformten Stoffe des menschlichen Haushaltes; IV bringt er die lebenden niederen Wesen des Wassers und zwar nicht nur die Bakterien, sondern auch Pilze, Algen, Infusorien etc., V die allgemeinen Beziehungen dieser Organismen zum Wasser, VI die Organismen als Krankheitserreger, unter besonderer Betonung der Verbreitung von Krankheiten durch das Wasser, VII die Bakterien in ihrem Verhältniss zum Wasser, VIII die Menge der in verschiedenen Wässern gefundenen Bak- terien. In Abschnitt IX werden unter dem Titel „Herkunft der Mikroorganismen im Wasser“ die Bakterien des Bodens, Filter- anlagen im Grossen u. s. w. behandelt, in X die Vermehrung der Bakterien im Wasser, in XI die Lebens- und Verraehrungsbe- Üntersuchungsmethoden, Instrumente etc, 193 dingungen der Mikroorganismen im Wasser und zwar die allge- meinen Ernährungsbedingungen der Bakterien, ihre Menge in Wässern verschiedener Zusammensetzung, Einfluss des Lichts, der Temperatur, der Jahreszeit, der Strömungen etc. auf die Menge der Bakterien u. s. w. XII verschafft eine Uebersicht über die Schwankungen im Bakteriengehalt ein uud desselben Wassers, XIII erwähnt auf 2 Seiten, dass andere Forscher verschiedene Bakterien- arten unterschieden haben. XIV erörtert unter Beigabe einer diagnostischen Tabelle die bis jetzt im Wasser gefundenen patho- genen Bakterien und XV giebt schliesslich die Anleitung zur prak- tischen Ausführung der Wasseruntersuchung. Ein dritter, von beiden Autoren gemeinsam verfasster Theil handelt von der Beurtheilung der chemischen und bakteriologischen Befunde. Was nun die Behandlung betrifft, welche Verf. im Einzelnen dem oben aufgeführten Material zu Theil werden lässt, so verdient hervorgehoben zu werden, dass er alles bringt, was eventuell dem Untersucher aufstossen könnte. So richtig das im Allge- meinen ist, führt es den Verf. doch in den Cap. II, III, IV etwas zu weit. Wenn Cap. II die Krystalle behandelt, welche nach dem Verdunsten von Wasser auf dem Objektträger Zurückbleiben, so ist dem gewiss zuzustimmen, aber für überflüssig muss Ref. es z. B. halten, wenn Verf. in Cap. III Kohlenstückchen abbildet. Verf. denkt wohl etwas zu gering von dem Wissen und Können seiner Leser. Wer solche Dinge nicht von etwas anderem unter- scheiden kann, wird auch mit Hülfe des vorliegenden Buches zu keinen brauchbaren Resultaten kommen. Am wenigsten einver- standen ist Ref. mit Cap. IV. In diesem werden zuerst die allge- meinen morphologischen Verhältnisse der Bakterien behandelt. Sollten diese Punkte einmal berührt werden, so hätte schon eine präcisere Behandlung Platz greifen können; und wenn Verf. die Bakterien in Kokken, Bakterien, Bacillen, Spirillen scheidet, so ist das zwar in mancher Beziehung anschaulich, aber es hat doch schon einige Schwierigkeiten, Sarcina, Merismopedia u. a. bei den Kokken unterzubringen, ganz unrichtig indes scheint es dem Ref. zu sein, wenn Verf. seine Bacillen in endo- und arthrospore gliedert; de Bary hat die Unterscheidung in Endo- und Arthrosporen ganz generell getroffen, und es ist ja auch nicht einzusehen, warum ein Spirillum nicht endospor, Leuconostoc nicht arthrospor sein kann. Das Streben nach Vollständigkeit hat den Verf. des Weiteren dazu veranlasst, Algen und Pilze, welche im Wasser häufig an- getroffen werden, abzubilden und kurz zu besprechen. Nach dem Geschmack des Referenten wäre es, diesen Abschnitt ganz zu streichen. Ein Werk wie das vorliegende kann naturgemäss nur wenig in der angedeuteten Richtung bringen und dieses Wenige ist überflüssig für den, der die Sachen kennt und reicht nicht aus für den Unbewanderten, der in jedem einigermassen brauchbaren botanischen Buche bessere Belehrung finden wird. Wenig Beifall haben beim Ref. auch die zu diesem Capitel gehörigen Ab- bildungen gefunden. Zur Erläuterung des über die Bakterien und VI. Bd, 14 194 Untersuchungsmothoden, Instrumente etc. andere niedere Organismen Gesagten dienen vielfach Abbildungen gefärbter Präparate. So nützlich das Färben für viele Fälle un- zweifelhaft ist, hat es für das hier Behandelte doch nur beschränkte Bedeutung. Das zeigt sich besonders in der, Hefezellen in Gestalt einiger blauer Flecke darstellenden, Fig. 39, Taf. III, aus welcher nicht einmal der Fachmann etwas herauserkennt. Auch die an- deren nicht gefärbten Pflanzenabbildungen lassen manches zu wünschen übrig. Wollte Yerf. einmal Abbildungen geben, so wäre es wohl richtiger gewesen , die guten Abbildungen , welche in grosser Zahl vorhanden sind, in Holzschnitten zu copiren, statt selber neue anfertigen zu lassen. Dem Leser wäre dann auch ein gut Stücklein Geld erspart worden. In Cap. V — XIV behandelt Verf. das Verhalten der Bakterien im Wasser in ausführlicher Weise, unter eingehender Berücksich- tigung der Litteratur, z. Th. unter Prüfung durch eigene Versuche. Hier ist der Verf. voll und ganz zu Hause und demgemäss wird dieser Theil auch allseitig die verdiente Anerkennung finden. Dem damit gespendeten Lobe thut es keinen Abbruch, wenn Ref. glaubt, noch auf einige Punkte hinweisen zu sollen, mit welchen er persönlich nicht ganz einverstanden ist. Auf einem Gebiet, das noch so sehr der Durcharbeitung bedarf, wie das der Bakterien -W asserfrage, ist eine gewisse Breite der Behandlung nur zu loben, weil der Leser dadurch in die Lage versetzt wird, sich ein eigenes Urtheil zu bilden; aber an manchen Stellen hat Verf. doch des Guten etwas zu viel gethan, z. B. werden in Cap. XI B 13 Seiten Tabellen gebracht, um zu zeigen, dass bis- lang keine direkten Beziehungen zwischen der Anzahl der Bak- terien und den chemischen Eigenschaften des Wassers nachgewiesen werden konnten. Etwas zu kurz erscheint Cap. XI, hier wäre eine etwas eingehendere, präcise Schilderung der allgemeinen Lebensbedingungen wohl erwünscht gewesen. Cap. XIII würde, wenn sich auch nach der Lage der Dinge eine Aufzählung der im Wasser gefundenen Bakterienarten nicht geben liess, zweckmässig den Hinweis enthalten, dass man bislang immer mit Gemengen von Bakterien gearbeitet hat, dass aber viele Fragen weit klarer sich beantworten lassen werden, wenn man erst die verschiedenen Ar- ten isolirt hat. Cap. XV gibt die Anleitung zur praktischen Untersuchung, bringt ein Verzeichniss der zur mikroskopischen und bakterio- logischen Untersuchung nothwendigen Gegenstände sowie Anwei- sung für die Vorbereitung, dann für die Ausführung der Arbeit und erörtert schliesslich in ansprechender Weise die etwaigen Fehler der Methode. Auch dieses Capitel ist gut und zweckentsprechend behandelt; Ref. ist erfreut, in einem „Behelfe“ überschriebenen Ab- schnitt hervorgehoben zu sehen, dass und wie man viele complicirte Apparate entbehren kann, weil mancher, der sich mit solchen Ar- beiten befassen möchte, wegen des vielen, scheinbar unentbehrlichen Handwerkszeuges davor zurückschreckt. Andererseits wäre eine etwas gleichmässigere Behandlung der verschiedenen Apparate und Handgriffe zu wünschen. Da wird z. B. ein gewöhnlicher vier- Schutzimpfung, kflnstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 1 95 kantiger Blechkasten zur Aufbewahrung von Glasplatten, Glasstäben etc. von aussen abgebildet, dagegen der Heisswassertrichter bei allen Lesern als bekannt vorausgesetzt — wie ich glaube mit Unrecht. Die hier geübte Kritik sollte nur dazu dienen, auf Einzelheiten aufmerksam zu machen, die nach des Referenten Meinung bei einer neuen Auflage, die er dem Buch gern wünscht, zu verbessern wä- ren, herabsetzen sollte sie das Werk nicht, das für die bakterio- logische Wasseruntersuchung ein höchst willkommenes Handbuch sein wird. Oltmanns (Rostock). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Balizky, M., Ueber die Wirkung der Rotzbacillen bei Hunden. (Aus dem Laboratorium von Prof. Rajen sky, Di- rektor des Veterinär-Institutes in Charkow.) [Russisch.] In praktischer Hinsicht ist es sehr interessant, die Wirkung der Rotzbacillen bei Hunden zu kennen. Die Litteratur hierüber lehrt, dass man bei Hunden bereits zahlreiche Versuche von Im- pfungen mit Rotzbacillen gemacht hat, aber die Resultate dieser Untersuchungen stehen mit einander nicht in Uebereinstimmung, besonders was die Schlussfolgerungen der Verwendbarkeit der Hunde für diese Impfungen betrifft. Viele Autoren sind der An- sicht, dass Hunde für das Rotzcontagium empfänglich seien, während Renault und Bouley eezeigt haben, dass nicht alle Hunde in gleicher Weise dafür empfänglich sind, ebenso haben die Versuche von Prof. Gordejen in dieser Beziehung negative Re- sultate ergeben. Das wichtigste Symptom nach der Impfung mit Rotzcontagium bei Hunden ist das Auftreten von Geschwüren an der Impfstelle. Der Tod der Hunde nach Impfungen mit Rotz- contagium ist nur in sehr seltenen Fällen beobachtet worden, so dass man nur dem Auftreten oder Fehlen der obengenannten Geschwüre an der Impfstelle eine entscheidende Bedeutung für die Empfänglichkeit der Hunde für Rotz beimessen kann. Zu bemerken ist aber, dass diese Geschwüre keine charakteristischen Eigenschaften haben und ebenso wie andere Geschwüre auch zur Heilung kommen können. Ausserdem muss man des Oefteren mehr oder weniger lange Zeit, manchmal sogar einige Wochen warten, bis irgend welche Erscheinungen nach der Impfung mit Rotzcontagium auftreten. Bei seiner Untersuchung stellte sich der Verf. folgende Fragen : 1) Sind alle Hunde für Rotzcontagium empfänglich? 2) Welche Zeit nach der Impfung kann man das Rotzcontagium im Organis- mus mit Hülfe bakteriologischer Untersuchungen nachweisen und wie lange erhält sich dieses im Organismus? 3) Unter welchen Bedingungen lässt sich der Hund als ein für Rotzcontagium em- pfängliches Thier verwerthen? 4) Kann die Giftigkeit des Rotz- contagiums im Hundeorganismus abgeschwächt werden, wie es einige Beobachtungen von Galtier zeigen, oder nicht? 14* 196 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etd. Als Impfmaterial für die Hunde benutzte Verf. immer ent- weder den Schleim der Nase rotzkranker Pferde, oder den Inhalt der Rotzknoten. Sowohl bei der Impfung nls auch beim Anlegen von Kulturen hat der Verf. alle nothwendigen Vorsichtsmassregeln getroffen. Bei der Impfung der Hunde hat er das Rotzcontagium durch verschiedene Stellen eingeführt, so durch die Haut in die Gelenke, die vordere Augenkammer, Trachea, Lungen, Milz, in das Blut, die Nasen-, Brust- und Bauchhöhle. Die inficirten Thiere (Hunde) wurden verschiedene Zeit nach der Impfung durch einen Stich in die Medulla oblongata getödtet. Zu Kulturen von Rotzbacillen benutzte der Verf. immer die mehr oder weniger pa- thologisch veränderten Organe und zwar gleich nach dem Tode des Thieres. Bei seinen Untersuchungen ist Verf. zu dem Schlüsse gekommen, dass der beste Nährboden für die Kultur von Rotz- bacillen sterilisirte Kartoffel ist, obgleich sich auch Agar-Agar, Gelatine und Bouillon in gleicher Weise benutzen lassen. Was die zeitliche Entwickelung der Kulturen von Rotzbakterien betrifft, so hat Verf. die Beobachtung gemacht, dass die Kulturen von Hunden dann am schnellsten und energischsten sich entwickelt hatten, wenn dieselben mit dem Sekrete der Nasenschleimhaut von an akutem Rotz leidenden Pferden geimpft worden waren. Verf. hat im Ganzen bei seinen Untersuchungen 55 Versuche gemacht, welche er in seiner Arbeit auf 7 Gruppen vertheilt hatte. In der ersten Gruppe hat er 4 Hunde mit der Absonderung der Nasenschleimhaut eines an Rotz leidenden Pferdes geimpft; zweien von diesen Hunden hat er Rotzcontagium in das obere Sprung- gelenk injicirt, einem dritten unter die Haut derselben Gegend und einem vierten Hunde in das Milzparenchym. Den ersten Hund hat er 14 Tage, den zweiten 23, den dritten 15 und den vierten 13 Tage nach der Impfung getödtet. Die Erscheinungen intra vitam waren bei allen diesen Hunden beinahe ein und dieselben, ohne dass sie für die Diagnose der Krankheit charakteristisch ge- wesen wären. Die Diagnose auf Rotz konnte jedoch aus der pathologisch-anatomischen Untersuchung sowie auch aus der Mög- lichkeit, bei allen diesen Hunden die Rotzbakterien zu kultiviren, genügend sicher gestellt werden. Es ist noch zu bemerken, dass intra vitam bei allen diesen Hunden verschiedene Zeit nach der Impfung an verschiedenen Stellen der Haut der Füsse knotenähn- liche, haselnussgrosse Geschwüre sich entwickelt hatten. In die zweite Gruppe gehören 9 Hunde, die der Verf. auf folgende Weise impfte: Dreien von ihnen injicirte er Rotzcontagium in das Lungenparenchym, zweien anderen in das Milzparenchym, dreien unter die Haut und einem in das obere Sprunggelenk. Von den Hunden, welche in das Lungenparenchym geimpft worden waren, wurde einer 5 Tage, der zweite 8 Tage und der dritte 10 Monate nach der Impfung getödtet. Der eine von den in das Milzparenchym geimpften Hunden wurde nach 9, der zweite nach 29 Tagen getödtet. Von den unter die Haut geimpften Thieren wurde das eine 69 und das zweite 232 Tage nach der Impfung getödtet. Alle diese Hunde wurden mit Rotz aus der Nasenschleimhaut eines ohne Zweifel an Rotz leidenden Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 197 Pferdes unter Berücksichtigung aller Kautelen geimpft. Yerf. hat nur bei einem von diesen mit Rotzcontagium inficirten Hunden Abscessbilduug an der Stelle der Impfung gesehen; an derselben Stelle entwickelte sich später ein Geschwür. Als pathologisch- anatomische Veränderungen bei diesen Thieren fand man die Lymphdrüsen vergrössert, hyperplastisch angeschwollen ; im Lungen- parenchym sah mau mehr oder weniger zahlreiche, kleine, bis nantkorugrosse, weisse oder graue Knötchen , welche grösstenteils an der Oberfläche und besonders am Rande der vorderen Lap- pen ihren Sitz hatten. Von allen Hunden hat der Verf. die Milz, die Lymphdrüsen und die Luugen mit der nöthigen Vorsicht herausgeschnitten und aus ihnen charakteristische Kulturen von Rotzbacillen bekommen. Uabei liess sich konstatiren, dass die Kul- turen sich desto langsamer entwickelten, je später nach der Impfung der Hund ge tödtet worden war. Soz. B. hat der Verf. bei einem Hunde, welcher einen Monat nach der Impfung getödtet worden war, bereits in den ersten 2 — 3 Tagen Kulturen von Rotzbacillen erhalten ; bei einem anderen Hunde, welcher zwei Monate nach der Impfung getödtet worden war, fand die Kulturentwickelung erst nach 5 — 7 « Tagen statt. Aus den Organen, welche von dem im 8. Monate nach der Imptung getödteten Hunde stammten, konnte der Verf. nach 8 Tagen bloss eine einzige Kolonie erhalten. Von den nach 11 Monaten getödteten Thieren ist die Kulturentwickelung trotz sehr vieler Impfungen nicht mehr gelungen. Auf Grund dieser Beobachtungen kommt Verf. zu dem Schlüsse: das Rotzcon- tagium geht nach und nach zu Grunde; nur für die Dauer von 6 — 8 Monaten bewahrt es im Hunde noch seine Lebensfähigkeit. Für die dritte Gruppe seiner Versuche hat der Verf. das Rotzcontagium von einem sicher an Rotz leidenden Pferde genommen und zwar das Sekret der Nasenschleimhaut. Bei der Sektion dieses Pferdes hat man folgende Veränderungen gefunden: die Schleimhaut der rechten Seite des Septum nasi erscheint ulcerirt und auf jener der linken Seite, ebenso auch an den Choanen finden sich Geschwüre und Knoten von verschiedener Grösse; die Schleimhaut der rechten Stirnhöhle und die des Antrum Highmori dagegen ist mit Granu- lationswucherungen bedeckt. In den Lungen, sowohl auf ihrer Oberfläche als auch in ihrem Parenchym, konnte man eine grosse Menge tastbarer, harter Knoten konstatiren. Mit dem Nasensekrete dieses Pferdes hat Verf. 6 Hunde geimpft; einem von diesen war das Rotzcontagium in die Milz injicirt und derselbe 5 Tage nach der Impfung getödtet worden; zweien anderen in das Lungen- parenchym ; einer von diesen ist 6 Tage, der andere 14 Tage nach der Impfung getödtet worden; dem vierten Hunde in die Brust- höhle und wurde derselbe 9 Tage nach der Impfung getödtet. Bei dem fünften erfolgte die Impfung unter die Haut, beim sechsten in das obere Sprunggelenk. Diese beiden Hunde liess Verf. noch zwei Monate nach der Impfung am Leben. Sämmtliche Hunde zeigten nach der Impfung kein einziges Symptom, welches auf die llotz- erkrankung hindeuten konnte, ausgenommen eine geringfügige Tem- 198 Schutzimpfung, kiinstl. Infektionsk rankheiten, Entwicklungshemmung etc. peratursteigerung. Bei der Sektion fand Verf. auch nicht scharf ausgesprochene, auf Rotz zu beziehende Veränderungen in den ver- schiedenen Organen ; diese Veränderungen aber desto ausgesprochener, je länger das Versuchsthier am Leben gelassen worden war. Jedoch gelang es dem Verf., von allen 6 Hunden, aus den verschiedensten Organen derselben Reinkulturen von Rotzbacillen zu erhalten, von welchen zur Kontrole an einem Pferde, einem Hunde und einem Kaninchen Impfungen gemacht wurden. Alle diese Thiere erkrankten an Rotz, was man sowohl durch die Sektion als auch durch den Erhalt von Reinkulturen sicher constatiren konnte. Von der Kultur, welche er von einem GO Tage nach der Impfung getödteten Hunde erhalten hatte, hat Verf. einem Pferde in die Nasenschleimhaut injicirt. Bei diesem Pferde fand eine Temperatursteigerung erst am 8. Tage nach der Impfung statt (gewöhnlich erfolgt die Tem- peratursteigeruug am 2. — 3. Tage nach der Impfung) und konnte Verf. keine Veränderungen an der Impfstelle bemerken, wohl aber die gewöhnlichen Veränderungen im Lungenparenchym. Um dieses zu erklären, denkt Verf. au eine Abschwächung des Rotzcontagiums durch das lange Verbleiben desselben im Hundeorganismus und stellt sich vor, dass, als dieses abgeschwächte Contagium wieder in den Pferdeorganismus gebracht wurde, es erst allmählich seine Virulenz wieder bekommen und im Milz- und Lungengewebe, wo eben charakteristische Veränderungen bemerkt worden waren, einen günstigen Nährboden gefunden hat. [Man kann auch hier voraus- setzen, dass das Pferd schon früher an Rotz krank war, was für die Impfung immer eine grosse Rolle spielt. In jedem Falle muss man bei ähnlichen Versuchen sehr vorsichtig sein , bevor man diese oder jene Schlussfolgerung macht. Ref.] Das Rotzcontagium für 12 Hunde in der IV. Gruppe war der Schleim der Nase eines ohne Zweifel an Rotz leidenden Pferdes, bei welchem sowohl intra vitam als auch bei der Sektion ganz charakteristische Erscheinungen für Rotz gefunden worden waren. Zweien von diesen 12 Hunden hat der Verf. das Rotzcontagium in die Trachea eingeführt, einer von diesen Hunden wurde 5 Tage , der zweite 6 Tage nach der Impfung getödtet. Zwei andere impfte er in das Lungenparenchym; einer von ihnen wurde 6, der zweite 11 Tage nach der Impfung getödtet. Weitere zwei Hunde impfte er in die V. femoralis, von welchen der Verf. den einen 7, den andern 9 Tage nach der Im- pfung getödtet hat. Andere zwei wurden in die Bauchhöhle ge- impft; von ihnen wurde der eine 8, der zweite 12 Tage nach der Impfung getödtet. Ein Hund wurde unter die Haut geimpft und 13 Tage nach der Impfung getödtet. Einem nächsten Hunde wurde die Impfung in das obere Sprunggelenk, einem anderen in die vor- dere Augenkammer und dem letzten in die Nasenhöhle gemacht. Die drei letzteren Thiere sind einen Monat nach der Impfung ge- tödtet worden. Bei allen diesen Hunden war intra vitam nichts Charakteristisches für eine etwaige Rotzerkrankung zu bemerken. Bei der Sektion hat der Verf. nur grösstentheils hanfkorngrosse Knötchen im Lungenparenchym gefunden, bei den bakteriologischen Untersuchungen aber immer charakeristische Kulturen erhalten, Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 199 welche bei Kontrolimpfungen an anderen Thieren auch immer cha- rakteristische Veränderungen hervorriefen. In die drei nächsten Gruppen gehören 24 Hunde, welche auch auf ähnliche Weise, wie es oben beschrieben wurde, inficirt worden waren. Viele Hunde der fünften Gruppe, sowie einige Hunde der siebenten Gruppe wurden 18 — 36 Stunden, alle anderen 2 */2 — 9 Tage nach der Impfung getödtet. Sowohl aus den Organen von Hunden, welche 18 — 36 Stunden nach der Impfung getödtet worden waren, als auch aus verschiedenen Organen der später getödteten Thiere hat der Verf. ganz typische Kulturen von Rotzbakterien be- kommen, trotzdem intra vitam nichts Charakteristisches bei diesen Hunden zu bemerken gewesen war. Nur in sehr seltenen Fällen konnte er Abscessbildungen an der Stelle der Impfung beobachten. Von den Schlüssen, zu welchen der Verf. auf Grund sei- ner Untersuchungen gekommen ist, möchte Ref. nur folgende an- führen : 1) Alle Hunde erkranken an Rotz, auf welchem Wege auch die Einführung des Rotzcontagiums in ihren Organismus stattfindet. Die Erkrankung geht einher mit Temperatursteigerung und ziem- lich konstanten Veränderungen in den Lymphdrüsen, Lungen und dem Milzparenchym. 2) Das Geschlecht und das Alter der Hunde haben keinen Einfluss auf die Empfänglichkeit. 3) Die Stelle der Einführung des Rotzcontagiums spielt für die Schnelligkeit und Intensität des Krankheitsprocesses keine Rolle. 4) Die Gechwürs- bildung an den Impfstellen hängt von der Qualität und vielleicht auch von der Quantität des eingeführten Contagiums ab. Diese Geschwüre sind jedoch weder konstant, noch typisch für die Er- krankung. 5) Bei den mit Rotzcontagium inficirten Hunden hat das Fieber grosse Aehnlichkeit mit dem Typus inversus. 6) Die Rotzbacillen finden sich nicht nur in Rotzknoten, sondern auch in verschiedenen Parenchymorganen, auch wenn dieselben keine ma- kroskopischen Veränderungen darbieten. 7) Aus dem Blute der mit Rotzcontagium inficirten Hunde gelang es dem Verf. nicht, die Rotz- bacillen zu kultiviren. 8) Die Versuche haben dem Verf. gezeigt, dass man mit Hülfe der bakteriologischen Untersuchungen das Rotzcontagium im Hundeorganismus schon 18 Stunden (und wahr- scheinlich auch noch früher) nach der Impfung finden kann ; nach mehr als 8 Monaten nach der Impfung kann es daselbst nicht mehr entdeckt werden. Aus dem Gesagten geht hervor, dass man Hunde für die Diagnose der Rotzkrankheit gut benutzen kann, weil das Rotzcontagium in ihrem Organismus schon sehr kurze Zeit nach der Impfung leicht zu eruiren ist. Es ist noch zu bemerken, dass, wenn man bei der Sektion von wenigstens 3—5 Hunden, die 1 — 7 Tage nach der Impfung (mit Sekreten von an Rotz verdäch- tigen Pferden) getödtet worden waren, ein und dieselben patholo- gisch-anatomischen Veränderungen findet, d. h. Hyperplasie der Lymphdrüsen und des Milzparenchyms und Knoten in den Lungen, man auf Grund schon dieses Befundes allein mit grosser Wahr- scheinlichkeit sagen kann, dass das Pferd an Rotz erkrankt ist; findet mau aber nicht bei sämmtlichen geimpften und getödteten 200 Schutzimpfang, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. Thieren den analogen Befand, so ist zur Sicherung der Diagnose die Anlegung von Kulturen aus den Organen der getödteten Thiere unbedingt erforderlich. N. Protopopoff (Prag). Squire, E., The prevention of Phthisis. (Lancet. 1889. Vol. I. Ko. 4. pg. 174—175.) Allgemeine, sehr kurz gehaltene Betrachtungen mit Rücksicht auf Feststellung hygienischer Massnahmen. S. unterscheidet 5 Möglichkeiten der pbthisischen Infektion beim Menschen. 1) Die Infektion durch Schnitt- oder Risswunden ; 2) auf dem Wege der Schleimhaut des Urogenitalapparates; 3) durch die Conception und die hereditäre Uebertragung ; 4) auf dem Wege der Schleimhäute der Verdauungs- und 5) der Respirationswege. Die prädisponirenden Momente theilt er in folgende Gruppen: 1) Heredität; 2) Zutritt von Luft und Sonnenlicht; 3) Alter und Geschlecht; 4) Gewerbe; 5) Localität, Wohnräume, Klima, Tempe- ratur etc. ; 6) besondere lokale und allgemeine Erkrankungen. Als Mittel zur Verhütung der Krankheit empfiehlt er beson- ders Massnahmen 1) für genügenden Zutritt frischer Luft zu den Wohnräumen; 2) für die Kräftigung der heranwachsenden Jugend. Kurth (Berlin). Weyl, Th., Ueber Creoline. (Berichte d. Deutsch. Chem. Gesellsch. 1889. pg. 138.) W. hat die seit einiger Zeit in den Handel gebrachten, in der Medicin vielfach verwandten Creoline von Jeyes (Pearson) und Artmann untersucht. Die Analysen ergaben folgende Werthe : A r t m a n n JJeyes (Pearson) Kohlenwasserstoffe 84,9 56,9 Phenole 3,4 22,6 Säuren 1,9 0,4 Natrium 0,8 2,4 W. warnt vor der Anwendung der beiden Creoline, welche nicht viel mehr als den Namen gemeinsam haben, von ungleicher Zusammensetzung sind und demgemäss auf den Organismus , wie Weyl auch nachgewiesen, ungleiche Wirkung ausüben. Die Darstellung der beiden Präparate wird von den Fabrikanten geheim gehalten. Prausnitz (München). Frünkel, C., Die desinficirenden Eigenschaften der Kresole, ein Beitrag zur Desinfektionsfrage. (Zeitschr. t Hygiene. Bd. VL 1889. Heft 3. p. 521 — 543.) Erster Kongress der deutschen dermatologischen Gesellschaft in Prag. 201 Originalberichte über Kongresse. Erster Kongress der deutschen dermatologischen Gesellschaft in Prag. In der Zeit vom 9. bis 12. Juni 1889 wurde in Prag unter dem Präsidium des Prof. Philipp Joseph Pick der erste Kongress der deutschen dermatologischen Gesellschaft abge- halten und erfreute sich derselbe einer äusserst zahlreichen Be- theiligung von Seite der Fachgenossen nicht nur Oesterreichs und Deutschlands, sondern es waren auch aus anderen Ländern, so aus Belgien, Russland, Japan und Nordamerika Vertreter der derma- tologischen Wissenschaft erschienen. Es kann an dieser Stelle einem Berichte über die Vorträge und wissenschaftlichen Discussionen nur insoweit Raum gegeben werden, als sich dieselben, sei es nun streng auf das Gebiet der Bakteriologie erstreckten oder dieselben doch wenigstens zu diesem Gebiete in naher Beziehung stehen. I. Sitzung. Montag, den 10. Juni, Vormittag. Nach der Begrüssung der Versammlung durch den Präsi- denten, ferner durch den Rektor der deutschen Universität in Prag, Prof. U 11 mann, Namens der Universität, sowie durch den Decau der medicinischen Fakultät in Prag, Prof. Hofmeister. Namens der letzteren, wurde sofort zur wissenschaftlichen Arbeit geschritten. Ariiing (Hamburg): Mittheilungen über Lepra. Arning berichtet über die erste gelungene Uebertragung von Lepra, welche er auf den Sandwichsinseln im Jahre 1884 bei einem zum Tode verurtheilten Mörder vorgenomraen hat. Derselbe war erblich nicht belastet und zur Zeit der Impfung frei von Lepra. Er wurde, um eine spätere zufällige Ansteckung auszuschliessen, von allen anderen Gefangenen vollständig separirt. Diesem Manne wurden nun an verschiedenen Körperstellen theils Hautstücke von einem mit Lepra tuberculosa behafteten Mädchen eingenäht, theils Leprariten in künstliche Blasen oder Impfstiche eingerieben. Die Impfungen in künstliche Blasen und Impfstiche blieben erfolglos, dagegen entwickelte sich 4 Wochen nach der Einnähung eines Hautstückes am linken Oberarm unter dem Bilde eines subakuten Gelenkrheumatismus eine Krankheit, welche zunächst das linke Ellbogengelenk betraf, später aber auch auf alle anderen Gelenke überging. Nach 4 Monaten gesellten sich Schwellungen des linken Nervus ulnaris und medianus hinzu, welche im Verlaufe von 6 Monaten zurückgingen. Mittlerweile hatte sich 202 Erster Kongress der deutschen dermatologischen Gesellschaft in Prag. an der Impfstelle ein typischer erbsengrosser Lepraknoten ent- wickelt, in welchem Arning auch noch nach 16 Monaten überaus reichliche Leprabacillen nachweisen konnte. Aus den ihm zugekommenen Berichten erwähnt Arni n g, dass die Lepra bei diesem Manne seit der Impfung weitere Fortschritte gemacht hat, so dass sich derselbe im März 1889 im Zustande des leprösen Marasmus befand. Arning betont, dass die Impfung in diesem Falle insofern nicht vollkommen einwurfsfrei war, als der vielleicht durch seine Rasse disponirte Mann in einem Lepralande lebte, erwähnt aber andererseits, dass vielleicht gerade die individuelle und klimatische Disposition für den Erfolg der Impfung von Bedeutung war. Bei Gelegenheit seines Vortrages demonstrirte Arning eine Anzahl seiner prachtvoll ausgeführten, äusserst instruktiven Gyps- abgüsse, welche hauptsächlich die Veränderungen des Gesichtes und der Hände in trefflicher Weise veranschaulichen. Petersen (St. Petersburg): Demonstration von Photogra- phieen von Leprakranken. Neisser (Breslau) : 1) Lieber dieStruktur der Lepra- und Tuberkelbacillen mit specieller Berücksichtigung der Rosanilin- und Pararosanilinfarbstoffe. — 2) Ueber Leprazellen. Gegenüber Unna und Lutz, welche die Lepra- und Tuberkel- bacillen auf Grund des Umstandes, dass dieselben eigentlich aus einer Reihe vou Kügelchen bestehen sollen, aus der Gruppe der Bacillen streichen wollen und dieselben als Coccothrix ansehen, weist Neisser auf einige Irrthümer von Seite der beiden genannten Autoren hin. Dieselben gaben nämlich au, dass das Bild der Coccothrix nur bei der Färbung mit Pararosanilinfarbstoffen auf- trete, während die Farbstoffe der Rosanilingruppe nur die Bacillen- form erkennen lassen. Der Vortragende hebt hervor, Unna hätte gar nicht mit reinen Rosaniiinfarbstoffen, welche sich nur sehr schwer rein dar- stellen lassen und meistens mit Farbstoffen der Pararosanilingruppe gemengt sind, gearbeitet. Neisser konnte als einzigen Unter- schied nur feststellen, dass die Pararosanilinfarbeu viel schärfer färben, als die Rosanilinfarben. Den V’ortheil der Lutz-Un na- schen Modifikation des Gram’schen Verfahrens gibt Neisser zu. Dieselbe liefert sehr scharfe Bilder und lässt die Kügelchen sehr deutlich hervortreten. Daneben bestehen nach Neisser neben den dunklen auch noch helle Stellen, welche schon Koch beschrieben und als Sporen gedeutet hat. Das Bestehen von Dauerformen bei den Leprabacillen hält Neisser für wahrscheinlich. Die Ansicht von Kühne und Unna, die Leprazellen seien nur durch Schleimhüllen zusammengehaltene Bacillenklumpen, er- scheinen widerlegt durch Präparate aus Flem ming’scher Lösung, welche Neisser untersucht hat und welche die Existenz vou Lepra- zellen über allen Zweifel erheben. Erster Kongress der deutschen dermatologischen Gesellschaft in Prag. 203 Kaposi (Wien): Bemerkungen über die jüngste Zoster- e pidemie. Der Umstand, dass der Herpes zoster häutig in epidemischer Form auftritt, sowie der Umstand, dass der epidemische primäre Herpes zoster nur einmal acquirirt wird, und dass endlich die einzelnen Epidemieen einen verschiedenen Charakter zeigen, sprechen für die infektiöse Natur des Processes. Kaposi hat die Zoster- formen in neuerer Zeit durch eine neue Form, den Zoster atypicus gangraenosus hystericus, bereichert, als dessen Ursache er eine zeit- weilige Erkrankung oder Labilität der spinalen oder vielleicht auch der cerebralen vasomotorischen Centren ansieht. Ries (Ulm): Ueber das Epidermophyton mit Demon- stration mikroskopischer Präparate. Ries hat Nachuntersuchungen der Lang’schen Arbeiten über den Psoriasis- „Pilz“ (Epidermophyton) angestellt. Allerdings kommt der Pilz konstant bei der Psoriasis vor, aber ebenso auch bei allen anderen schuppenden Hautkrankheiten, ja selbst in der normalen Haut. Die Veränderungen, welche der an- gebliche Pilz in Kalilauge erfährt, Veränderungen, welche mau auch künstlich aus Kalilauge und Fett hervorrufen kann, beweisen nach Ries, dass das Epidermophyton überhaupt kein Pilz ist. Aus welchem Stoffe der Haut sich das Epidermophyton entwickelt, muss bis zur Lösung der Keratohyalin- beziehungsweise der Eleidin- frage dahingestellt bleiben. Mit dem Epidermophyton fallen auch der Cepocolla repens, der pathogenetische Psoriasispilz Eklund’s, sowie auch mehrere andere von Cornil, RanvierundBizzozero angeführte Pilze. Behrend (Berlin) demonstrirt Haare von Alopecia areata. Michelson (Königsberg) :UeberTrichofolliculitis bacteri- tica. Michelson konstatirte in einem Falle von Alopecie, dass es am Wurzeltheile des Schaftes der ausgefallenen Haare zur Bildung stecknadelkopfgrosser, weisslicher, nisseartiger Knötchen gekommen war, welch letztere durch abnorme Verhornung der epithelialen Auskleidung des Haarbalges hervorgerufen wurden. In den Horn- massen fanden sich allenthalben, ganz besonders aber an den der Peripherie des Follicularabschnittes des Schaftes zunächst gelegenen Partieen derselben grosse Mengen verschiedener Bakterien vor. Ob die letzteren die Ursache oder die Folge der abnormen Ver- hornung waren, lässt der Vortragende dahingestellt. Die einge- leitete antimykotische Therapie hatte auf die Erkrankung keinen Einfluss. II. Sitzung. Montag, den 10. Juni, Nachmittag. Jadassohn (Breslau) : Demonstration von Favuskultureu. Jadassohn demonstrirt Kulturen, welche er von Favus vulgaris des Kopfes erhielt. Sein Kulturverfahren gestattete es, mit Sicher- 204 Erster Kongress der deutschen dermatologischen Gesellschaft in Prag. heit die aus der Schnittfläche des Haarschaftes herauswachsenden Mycelien zu isoliren, weshalb man den von ihm reingezüchteten Pilz als den pathogenen Pilz des Favus ansehen dürfe. Die Kulturen sind im Gegensätze zu den von Elsenberg aus Scutulis erhaltenen Kulturen unter einander identisch und entsprechen dem Pilze von Quincke. Der Vortragende weist auf die Schwierigkeit hin, aus Scutulis sichere Reinkulturen eines Mycelpilzes zu erhalten. Kral (Prag): Mittheilungen über Hautmik rophyten. Kral isolirte aus 2 Favusfällen 6 verschiedene Pilzarten. Dieselben wuchsen bei Zimmertemperatur langsam und mangelhaft, bei Körpertemperatur dagegen rasch und üppig. Da keine experi- mentellen Untersuchungen vorgenommen wurden, so muss es frag- lich bleiben, ob überhaupt einer dieser Pilze in einer näheren Be- ziehung zum Favus steht. In zwei Fällen von Eczema marginatum züchtete Kral zwei verschiedene Pilzarten, welche sich auf den benutzten Nähr- raedien nur kümmerlich entwickelten. Der eine dieser beiden Pilze zeigt eine den Brefeld’schen Chlamydosporen entsprechende Fructification. von Zeissl (Wien): Ein Beitrag zur Anatomie der Lymph- gefässe der männlichen Geschlechtsorgane. Cliiari, H. (Prag): Weitere Beiträge zur Kenntniss der Orchitis variolosa. Chiari fand neuerdings auf Grund der Untersuchung von 62 Variolafällen seine bereits früher aufgestellte Behauptung be- stätigt, dass bei der Variola der Hoden fast immer Sitz einer der Variola der Haut entsprechenden und dieser analogen Affektion sei, welche er bereits früher als Orchitis variolosa bezeichnet hatte. Unter den 62 Fällen war der Hoden 45mal erkrankt und zwar in 8 von 13 Fällen im Stadium eruptionis, in 22 von 28 Fällen im Stadium suppurationis, in 11 von 14 Fällen im Stadium exsicca- tionis et decrustationis und endlich in 4 von 7 Fällen von Variola sanata. Je länger der Process gedauert hatte, desto deutlicher waren mikroskopisch die 3 typischen Zonen entwickelt und zwar die centrale Zone der Nekrose, die mittlere Zone der entzünd- lichen Infiltration und die periphere Zone der Exsudation. Die Rückbildung dieser Herde erfolgt durch Resorption der nekro- tischen Massen, Zusammenfallen der Samenkanälchen und endlich vollständiges Verschwinden der letzteren in dem restirenden und schrumpfenden Bindegewebe. Mikrokokken fand Chiari theils innerhalb, theils ausserhalb der Nekroseherde in 2 Fällen aus dem Stadium eruptionis, in 3 Fällen aus dem Stadium suppurationis und in 2 Fällen aus dem Stadium exsiccationis et decrustationis. Herxlieiiner (Frankfurt a. M.): Demonstration eigenthüm- licher Fasern in der Epidermis des Menschen. (Schluss folgt.) Neue Iitteratur. 205 Aufruf. Hygienische Sektion der 62. Versammlung deutscher Natur- forscher und Aerzte zu Heidelberg. Die Unterzeichnete Commission ersucht die Herren Kollegen um möglichst frühzeitige Anmeldung von Vorträgen und Demonstra- tionen, damit schon bald ein vorläufiges Programm der Verhand- lungen der Sektion bekannt gegeben werden kann. Härtner, Knauff, Wernich, Jena. Heidelberg. Cöslin. Neue Litteratur zusammengestellt von Da. Abthub Wübzbubg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten. Braem, C. , Untersuchungen über die Degenerationserscheinungen pathogener Bakterien im destillirten Wasser, gr. 8°. 62 p. Königsberg (Koch) 1889. 1 M. Nissen, F., Zur Kenntniss der bakterienvernichtenden Eigenschaften des Blutes. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. YL 1889. Heft 8. p. 487—520.) Podwyssozki jun., W., Necrophagismns und Biophagismus. Zur Terminologie in der Phagocytenlehre nebst einigen Bemerkungen über die Riesenzellenbil- dung. (Fortschr. d. Med. 1889. No. 13. p. 487—493.) 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Dr, Lenctart dm Professor Dr. Loefller in Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. VI. Band. -o- Jena, den 18. August 1889. -o- No. 8/9. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkunde “ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Ritte , etwaige Wünsche uni Lieferung von Separat ab drücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direkt an den Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen . Eine neue Methode zum Färben der Mikroorganismen, im besonderen ihrer Wimperhaare und Geissein. Aus dem hygienischen Institut in Greifswald. Von Prof. F. Loeffler. Mit 8 Photogrammen. Die Bakteriologie verdankt der Färbungstechnik die Auffindung einer überaus grossen Zahl werthvoller Thatsacheu. Viele Forscher haben sich bemüht, die Färbungsmethoden mehr und mehr zu ver- vollkommnen in der richtigen Erkenntniss, dass mit jeder Ver- besserung der Methode eine Vermehrung unserer Kenntnisse Hand in Hand geht. Gleichwohl genügen aber die zahlreichen bisher VI. Bd, 15 210 Loeffler, aufgefundenen Färbungsmethoden keineswegs allen den Ansprüchen, welche wir an solche zu stellen berechtigt sind. Keine einzige derselben ist im Stande, die für die Morphologie der kleinsten Mikroorganismen zweifelsohne hochbedeutungsvollen Bewegungs- organe uns sichtbar zu machen. Nur an den grösseren beweglichen Bakterien ist es bisher möglich gewesen, nach den von Koch in seiner grundlegenden Arbeit (Beiträge zur Biologie der Pflanzen. Bd. II. Heit 3) im Jahre 1877 angegebenen Methoden (Eintrocknung; Behandlung mit Campecheholzextrakt und Nachbehandlung mit ver- dünnter Chromsäure oder M üll er’scher Flüssigkeit) Bewegungsor- gane mit Sicherheit nachzuweisen. In neuester Zeit hat Neuhauss (d. Centralbl. Bd. V. No. 3) 5 Minuten langes Kochen von Deckglas- Trockenpräparaten beweglicher Bakterien auf Kaisertinte, mit nach- folgendem, 15 Minuten langem Einlegen derselben in eine schwach erwärmte Lösung von neutralem chromsauren Natron und 2 bis 3malige Wiederholung des ganzen Vorganges zu dem gleichen Zwecke empfohlen. Eine Sichtbarmachung der Geissein an kleineren und kleinsten beweglichen Bakterien ist ihm jedoch mit diesem Verfahren nicht gelungen. Es blieb somit eine Lücke bestehen, welche wohl von allen Bakteriologen als sehr störend empfunden worden ist. Jetzt ist es mir gelungen, diese Lücke, wenn auch noch nicht vollständig, so doch zum grössten Theile auszufüllen und zwar durch dieEiu- führungeines neuen Principes in die Färbetechnik der Mikroorganismen — durch die Anwendung von Beizen. Es scheintauf den ersten Blick sehr merkwürdig, dass die gerade für die Färbung der Pflanzenfasern in der Färberei bereits seit langer Zeit gebrauchten und zu einer hohen Vollkommenheit aus- gebildeten Beizen zur Färbung der Mikroorganismen nicht heran- gezogen worden sind. Manche Bakterien, wie z. ß. die Typhus- bacilien, die Rotzbacillen u. a., nehmen die Anilinfarbstoffe sehr schlecht auf. Warum hat man nicht versucht, sie zunächst mit einer Beize zu behandeln und dann zu färben? Der Grund dafür scheint mir der zu sein, dass die Mehrzahl der Mikroorganismen, insbesondere die wichtigen pathogenen Arten derselben in eiweiss-, schleim- und salzreichen Medien sich vorfinden. Behandelt mau näm- lich ein Präparat aus der Milz oder aus einem anderen zellreichen Gewebe mit einer Beize, wie z. B. Gerbsäure und färbt dann das- selbe, so sieht man es mit Niederschlägen bedeckt und die Zellen in unförmige Massen verwandelt. Von der Erkennung irgend welcher Feinheiten kann in einem derartigen Präparate natürlich nicht die Rede sein. Ich bin überzeugt, dass viele Forscher solche Versuche angestellt haben, dass sie aber gleich durch den ersten Versuch veranlasst worden sind, von weiteren Versuchen Abstand zu nehmen. Und doch gelingt es mit Hülfe der Beizen, wie ich zeigen werde, die allerfeinsten Details, welche sich bisher der Wahrnehmung entzogen haben, in ausgezeichneter Weise zur An- schauung zu bringen und so intensiv und rein gefärbte Präparate herzustellen, wie sie ohne Beize mit den besten Färbungsmethoden kaum zu erzielen sind. Eine neue Methode zum Färben der Mikroorganismen. 211 Ich kam auf die Verwendung von Beizen in folgender Weise: Im Februar dieses Jahres mit Versuchen über die Färbung der Kapseln der Pneumoniebakterien beschäftigt, versuchte ich durch Anwendung von Tinte zum Ziele zu kommen. Ich fand , dass in der That durch die Tinte die Kapseln grau gefärbt wurden. Als ich nun versuchte, auch noch die Bakterien in den Kapseln mit Methylenblau zu färben , fand ich, dass die Kapseln deutlich blau gefärbt wurden, intensiver blau als alle übrigen Theile des Präparates, welches aus dem Herzblute eines mit diesen Bakterien geimpften Kaninchens hergestellt war. — Dieser Befund brachte mich auf den Gedanken, ob nicht vielleicht auch die möglicher- weise aus ähnlicher Substanz wie die Kapseln der Pneumonie- kokken bestehenden Bewegungsorgane der Bakterien zunächst mit Tinte behandelt und dann mit Anilinfarblösungen gefärbt werden könnten. Zufällig standen mir aullallend grosse, lebhaft beweg- liche Bakterien zur Verfügung. Dieselben hatten sich in einem zur Kultur von Beggiatoen aufgestellten Glascylinder entwickelt, dessen Inhalt aus Flusswasser bestand, in welches ich Wurzelstöcke von Sumpfpflanzen und Gypsstückchen eingebracht und Schwefelwasser- stoff eingeleitet hatte. — Ich brachte einen Tropfen des diese Bakterien enthaltenden Wassers auf ein Deckglas, breitete den- selben in dünner Schicht aus, trocknete an der Luft, zog dann das Deckglas dreimal durch die Flamme und behandelte es nun- mehr mit Tinte unter leichtem Erwärmen über der Flamme. Nach Abspülen der Tinte mit destillirtem Wasser gab ich von einer koncentrirten Methylenblaulösung einige Tropfen auf das Deck- glas, erwärmte leicht und spülte wiederum mit destillirtem Wasser ab. Zu meiner Ueberraschung waren sämmtliche in dem Präparate vorhandene Bakterien schön blau gefärbt. Die Färbung war ganz rein, namentlich fanden sich keine Niederschläge in dem Präparat. — Von den Geissein konnte ich jedoch nichts wahrnehmen. — Ich ver- suchte nun eine intensiver färbende Farbflüssigkeit: Anilinwasser- Methylviolett, welchem ich minimale Mengen von Alkali zugesetzt hatte, so dass der Farbstoff dicht vor dem Ausfallen sich befand. Bei meinen früheren Versuchen über die Färbung der Rotzbacillen (Arbeiten a. d. kais. Ges.- Amt. Bd. I. p. 171) hatte ich gefunden, dass solche ganz schwach alkalische Anilinwasserfarbstofflösungen an Färbkraft alle anderen Farblösungen übertrafen. Bei dem nächsten, zuerst mit Tinte und dann mit dieser Farblösung unter schwachem Erwärmen behandelten Präparate hatte ich die grosse Freude, fast sämmtliche grosse Bacillen mit intensiv violett gefärbten, langen, meist korkzieherartig gewundenen, von beiden Enden ab- gehenden Geissein ausgestattet zu sehen. Da, wo die Bacillen in etwas dichteren Haufen zusammenlagen, sah ich ein geradezu er- staunliches Gewirr von Geisselfäden. Vielfach lagen auch abge- rissene Geisselfäden zwischen den Bacillen. Ich versuchte nunmehr auch andere bewegliche Bakterien nach dieser Methode zu färben. In einem Ileuinfus fand ich zahlreiche Exemplare von Spirillum Undula. Ein Tropfen davon auf dem Deckglase ausgebreitet und in gleicher Weise gefärbt, zeigte sämint- 15* 212 Loeffler, liehe Spirillen mit prachtvoll gefärbten Geissein versehen. Was aber das Merkwürdigste war, zahlreiche Individuen hatten nicht eine Geissei an ihrem Ende, sondern erschienen mit ganzen Büscheln solcher Geissein ausgerüstet. Ein Färbungs versuch, welchen ich mit kleineren in einer Wasserplatte zur Entwickelung gelangten, lebhaft beweglichen, die Gelatine unter Erzeugung eines grünlichen Farbstoffes verflüssigenden Bakterien anstellte, gab gleichfalls ein positives Resultat. Doch machte sich hierbei ein Uebelstand geltend. Die Hauptmenge des Präparates war mit einem stö- renden Niederschlage bedeckt und für die Untersuchung nicht verwerthbar; nur am Rande des ausgestrichenen Tröpfchens, wo die Schicht sehr zart war, liessen sich vereinzelte Bacillen deutlich er- kennen. Diese aber waren mit ausserordentlich feinen, wellig ge- bogenen Geissein versehen. Weitere Versuche belehrten mich, dass die mit auf das Deckglas übertragene Nährgelatine Ursache der Niederschläge war. Brachte ich nämlich die Bacillen auf gekochte Kartoffeln und verrieb ich eine geringe Menge der zur Entwickelung gelangten Kultur mit destillirtem Wasser auf dem Deckgläschen, so traten Niederschläge nicht auf; sämmtliche Bakterien waren rein gefärbt. An einer grossen Zahl derselben konnte ich die überaus feinen Geissein mit Zeiss Oelimmersion Ap. 1,30 Ocul. 4 eben noch wahrnehmeu. — Ein Versuch mit einer Gelatinekultur von Cholerabakterien führte zu dem Ergebniss, dass auch diese kleinen Organismen, einzelne Exemplare wenigstens, mit allerfeinsten, gefärbten, fädigen Anhängen versehen erschienen. Freilich waren diese Fädcheu so fein, dass man sie erst bei längerer Beobachtung desselben Exemplares wahrnehmen konnte, und dass einzelne Be- obachter, welchen ich sie zeigte, noch an ihrer Existenz zweifelten. Dieses Ergebniss genügte daher noch nicht. So lange der gute Wille eines Beobachters bei der Beurtheilung der Realität eines wissenschaftlichen Befundes in Betracht kommt, so lange ist der Beweis nicht als sicher geführt zu erachten. Ich bemühte mich deshalb, die Färbung noch zu verbessern. Allein eine bessere Färbung der feinen Anhänge der Cholerabakterien wollte mir mit Tinte und schwach alkalischer Methylviolett-Anilinwasserlösung nicht gelingen. Wenn ich bessere Erfolge erzielen wollte, so musste ich vor allen Dingen über diejenigen Substanzen, welche die feinen Geissein zur Aufnahme der Farbstoffes befähigten, ins Klare kommen. Die von mir benutzte Tinte war eine tiefschwarze Gallustinte von Aug. Leonhardi in Dresden. Der wesentlichste Bestandtheil der Gallus- tinten ist die Gerbsäure und zwar deren schwarzgel’ärbte Ferro- bezw. Ferriverbindung. Ich stellte mir nun zunächst Lösungen von Tannin in möglichst konzentrirter Form (20 -f- 80 Wasser) her, sowie ferner Abkochungen von Galläpfeln, Campecheholz, Quercitron und anderen gerbstoffhaltigen Substanzen und behandelte mit diesen Deckglasprä- parate der beschriebenen grossen beweglichen Bacillen. — Es zeigte sich, dass das Tannin, namentlich aber die Campecheholzabkochung sich vortrefflich zur Beizung eigneten. Die Geissein färbten sich recht schön, nur nicht so intensiv, wie bei der Behandlung mit der Gallustinte. Ich ging jetzt weiter und stellte mir selbst eine Tinte Eine neue Methode zum Färben der Mikroorganismen. 213 her, indem ich zu 5 ccm der 20 °/0igen Tanninlösung einige Tropfen einer konzentrirten Ferrosulfatlösung hinzusetzte. Die Ferroverbin- dung des Tannins gab noch bessere Resultate bei den grösseren Bakterien wie das Tannin selbst. Als ich aber Versuche damit bei den kleinsten Organismen anstellte, hatte ich keinen Erfolg. Ich versuchte nun festzustellen, ob der Zusatz verschiedener bei der Tinteufabrikation angewendeter Substanzen die Beizung begün- stigte oder nicht: kleine Mengen von Traubenzucker, Glycerin, Na- triumsulfat, Kaliumbisulfit u. s. f. brachten keine wesentliche Ver- besserung; ein geringer Carboisäurezusatz schien mir bisweilen gün- stig zu wirken. Auch die Anwendung einiger bei der Tintenbe- reitung hänfig benutzter Farbstoffe, wie Nigrosin und Indulin, ver- besserte das Verfahren nicht. Das Ferritannat gab mir sehr viel schlechtere Resultate wie das Ferrotannat, mit und ohne Zusätze. Nach vielen vergeblichen Verbesserungsversuchen gelang es mir end- lich, folgende befriedigende Lösung des Problems zu finden : I. Die Beize: Zu 10 ccm einer 20 °/0igen wässerigen Tannin- lösung gab ich soviel Tropfen einer wässerigen Ferrosulfatlösung, dass die ganze Flüssigkeit schwarzviolett erschien. Hierzu fügte ich 3—4 ccm einer Campecheholzabkochung (1 Theil Holz auf 8 Theile Wasser). Die Flüssigkeit nahm dann einen schmutzig dunkelvioletten Farbenton an. Bei Zusatz einer grösseren Menge von Campecheholzabkochung tritt eine körnige Fällung ein, welche die Beize für Färbungszwecke unbrauchbar macht. Diese Lösung hält sich mehrere Tage und wird allmählich dunkelschwarz. Zu- gleich bildet sich an der Oberfläche ein kleines Häutchen, auch setzen sich an den Wänden des Gefässes schwarze Massen ab. Dessenungeachtet bleibt die Flüssigkeit brauchbar. Am besten thut man, sie in wohlverschlossenem Gefässe aufzubewahren. Ein Zusatz von 4 — 5 ccm einer 5 °/0 Carboisäurelösung macht die Lösung haltbarer, ohne die Beizkraft wesentlich zu beeinflussen. II. Die Farblösung: Zu 100 ccm einer gesättigten Anilin- wasserlösung wird 1 ccm einer 1 °/0 Natriumhydratlösung hinzu- gefügt. Das frische Anilinwasser reagirt neutral, nach dem Zu- satz deutlich alkalisch. Dieses alkalische Anilinwasser giesst man in ein Erlen meyer’sches Kölbchen, in welches man 4 — 5 g festes Methylviolett oder Methylenblau oder Fuchsin hineingegeben hat. Nachdem man einen gut schliesseuden Gummipfropfen aufgesetzt hat, schüttelt man tüchtig um. Man erhält alsdann ganz konzen- trirte Lösungen der betreffenden Farbstoffe, welche sich Wochen lang halten. Vor dem Gebrauche filtrirt man jedesmal 2 — 3 Tropfen auf das zu färbende Deckglas. Die so bereiteten schwach alkalischen Anilinwasserfarblösungen sind namentlich für Schnittfärbungen vortrefflich geeignet. Typhus- bacillen wie auch Rotzbacillen werden durch dieselben in Schnitten innerhalb weniger Minuten ganz intensiv gefärbt. Das ganze Verfahren bei der Färbung mit Vorbeizung gestaltet sich nun folgendermassen : Wässerige, an Eiweiss- und Schleimstoffen, sowie an Salzen arme, bakterienhaltige Flüssigkeiten werden ohne weiteres auf Deck- 214 Lop ffler, gläschen gebracht und auf denselben ausgestrichen. Von eiweiss- etc. haltigen Substanzen bringt man eine möglichst geringe Menge in ein Tröpfchen destillirten Wassers und vertheilt sie in demselben. Von diesem Tröpfchen überträgt man dann eine kleine Menge in ein zweites Tröpfchen destillirten Wassers, von diesem vielleicht noch ein Theilchen in ein drittes. Sämmtliche Tröpfchen werden dann auf den Deckgläschen ausgestrichen und an der Luft getrocknet. Das zweite und dritte Deckglaschen enthält dann natürlich nur verhältnissmässig wenige Bakterienindividuen. Dafür befinden diese sich aber auch gehörig isolirt in einem nahezu rein wässerigen Medium. Die lufttrockenen Deckgläschen werden wie üblich durch die Flamme gezogen, um die Organismen recht fest zu fixiren. Man fasst nun ein Deckgläschen mit einer Pincette, gibt soviel von der Beiz- flüssigkeit auf dasselbe, dass das ganze Gläschen davon bedeckt ist und hält es in einiger Entfernung über eine Flamme, bis die Flüssigkeit schwach zu rauchen beginnt. Dabei trägt man Sorge, die Flüssigkeit beständig hin und her zu bewegen. Nach kurzer Zeit giesst mau die Beizflüssigkeit ab und spült mit einem Strahle destillirten Wassers das Deckglas gründlich rein. Es erscheinen dann bei der Durchsicht die Stellen, an welchen die bakterienhaltige Flüssig- keit angetrocknet war, grauweisslich gefärbt. Das Deckgläschen muss sonst klar sein. Namentlich achte man darauf, dass auch der Rand desselben gut abgespült ist, weil etwa haften gebliebene Beize- theilchen mit dem Farbstolf Niederschläge geben, welche recht störend sein können. Nunmehr filtrirt man auf das Deckgläschen 2—3 Tropfen der schwach alkalischen Anilinwasserfuchsinlösung (ich habe zuletzt stets Fuchsinlösung angewandt, weil sich die mit Fuchsin gefärbten Präparate am besten für die Mikrophotographie eignen) und bewegt diese hin und her. Nach kurzer Zeit hält man dann das Deckgläschen wiederum über die Flamme und erwärmt vorsichtig. Es ist besser, eine weniger warme Flüssigkeit einige Minuten länger einwirken zu lassen, als kürzere Zeit zu stark zu erhitzen aus sogleich näher zu erörternden Gründen. Während des Erwärmens sieht man die gebeizten Stellen schnell dunkler werden. Sowie sie ganz intensiv schwarzroth geworden sind, spült man die Farbflüssigkeit mit einem Strahle destillirten Wassers ab. Das Präparat ist zur mikroskopischen Untersuchung fertig. Die ge- beizten Stellen zeigen bei schräg auffallendem Lichte den eigeuthüm- lichen grünlich-röthlichen Glanz des festen Fuchsins. Bei der Untersuchung eines in dieser Weise hergestellten Präparates sieht man die intensiv rotli gefärbten Organismen auf farblosem oder höchstens ganz zart rosa gefärbtem Grunde. War das Präparat mit Wasser hergestellt, so sieht man von dem Grunde nichts, waren aber Spuren von Eiweiss oder Gelatine oder Schleim vorhanden, so erkennt man, dass die Mikroorganismen in einer äusserst zarten, das Deckglas überziehenden Haut eingebettet sind. War etwas mehr von solchen organischen Materialien vorhanden, so ist die Haut dicker und stärker roth gefärbt. Namentlich bei stär- kerem Erhitzen entstehen dann Falten und Risse in der Haut, welche, Eine neue Methode zum Farben der Mikroorganismen. 215 zumal sie meist gerade von den Bakterien ausgehen, ein Erkennen feiner Details unmöglich machen. Will man daher gelatine- oder eiweisshaltige Substanzen unter Anwendung von Beizen färben, so muss man sie, wie oben dargelegt, in einer möglichst grossen Menge destillirten Wassers vertheilt auf den Deckgläschen ausbreiten und darf diese dann auch nicht zu stark erwärmen. Bei Beobachtung dieser Vorsichtsmassregeln gelingt es häufig, noch ganz brauchbare Präparate zu erzielen. Ist das Präparat probemässig, so treten in der farblosen Haut die stark gefärbten Bakterienkörper selbst, sowie auch alle von den Organismen ausgehenden feinen Anhänge, welche wie jene ganz intensiv gefärbt sind, sehr klar und deutlich hervor. Die Ergebnisse, welche ich mit meiner Färbung erzielt habe, sind nun folgende: 1. Sämmtliche Mikroorganismen, sowohl ihre vegetativen Formen als auch ihre Dauerformen (Sporen), welche in reinem Wasser suspendirt auf Deckgläschen angetrocknet werden, lassen sich mit Leichtigkeit nach Belieben roth, violett oder blau färben. Färbt man hach dem Beizen nicht zu lange und zu intensiv, so treten auch feine Details noch in den Organismen deutlich hervor. Für diesen Zweck genügen auch die einfachen wässerigen, wässerig- alkoholischen, anilin- und carboihaltigen, weniger iutensiv als die schwach alkalischen Aniliuwasserlösungen färbenden Lösungen der basischen Farbstoffe. Schwierigkeiten bei der Färbung der die Anilinfarben sonst schlecht oder erst nach längerer Einwirkung aufnehmenden Organismen treten in gebeizten Präparaten nicht hervor. Es färben sich gleichgut alle Bakterien, Pilze und Algen. Prachtvolle Bilder erhielt ich z. B. von Beggiatoen bezw. Thiothi ixrasen. Die eigenthümliche Körnung des Proto- plasmas, die Scheidewände und namentlich die Schwefelkörnchen treten deutlich in den Fäden hervor. Auch die Infusorien nehmen die Farbe ausgezeichnet an. Sämmtliche Wimpern und Geissein derselben erscheinen intensiv gefärbt. Photogramm 7 stellt ein Individium aus der Gattung der Holotricha dar. Das Photo- gramm gibt eine gute Vorstellung von der Intensität der Färbung der Wimpern. An den gefärbten Wimpern und Bewegungsorganen treten bei vielen Organismen Feinheiten hervor, welche man bisher noch nicht hat wahrnehmen können. So sah ich z. B. bei einer mit langen Wimpern ausgestatteten Infusorienart, welche beson- ders durch eine alle übrigen Wimpern an Länge etwa um das Doppelte überragende, vom hinteren Körperende ausgehende Ruder- geissel ausgezeichnet ist, eine ganz eigenthümliche Struktur dieser Gebilde. Die Wimpern haben nach ihrem freien Ende zu einen deutlichen Absatz, bis zu diesem ist die Wimper nahezu gleichmässig dick, dann wird sie plötzlich ausserordentlich fein, um in einem kleinen Knöpfchen zu enden. Rechts von dem Infusor auf Fig. 7 zwischen einem kleinen Spirillum und einem kleinen Vibrio liegt eine abgerissene Geissei, welche das geschilderte Verhalten deutlich er- kennen lässt. Ich besitze Präparate, in welchen zahlreiche Exem- plare des Infusors, von welchem jene Wimper herstammt, enthalten sind und sämmtliche Geissein das geschilderte Verhalten in exqui- 216 Ti o e f f 1 or, siter Weise zeigen. Die eigentümliche Struktur der Wimpern scheint mir die Erklärung zu gestatten, dass die dickeren bis- her allein gesehenen Wimperhaare eine Scheide darstellen , aus welcher feine protoplasmatische Fortsätze hervorragen , welche die knopfförmigen Endanschwellungen zeigen und darnach wohl als Tastorgane anzusehen sind. Bei einem anderen kugelförmigen Gebilde, einer Monasart (Fig. 8), welches durch einen hellen Fleck au dem einen Pole und eine kräftige kurze Geissei an dem anderen Pole ausgezeichnet ist, bemerkte ich zu meiner Ueber- raschung, dass die Geissei auf beiden Seiten mit ausserordentlich feinen, nahezu rechtwinkelig zur Achse stehenden Fiederhärcheu be- setzt ist. Die Fiederung ist ganz regelmässig. In dem Photogramm sind diese winzigen Härchen nicht so schön zu sehen, wie in den gefärbten Präparaten. Nur da, wo durch Aneinanderliegen mehrerer Härchen etwas dickere Härchen entstanden sind, erkennt man die Fiederung deutlich. Das Photographiren dieser überaus feinen, nicht sehr intensiv gefärbten Härchen machte mir grosse Schwierig- keiten. Es gelang nur durch Momentaufnahmen, sie zur Anschau- ung zu bringen ; belichtete ich etwas länger , so war von diesen Feinheiten überhaupt nichts mehr zu erkennen. Auch die Flimmer- haare auf den Flimmerepithelien werden kräftig gefärbt. Auf Flimmerzellen, welche ich der Rachenschleimhaut eines Frosches entnommen hatte, traten dieselben als dichte Büschel zu Tage. Ebenso Hessen sich die Schwänze von Spermatozoen sehr kräftig färben. Bei näherem Studium wird sich mit Hülfe der ange- gebenen oder passend modificirten Methode gewiss noch manches wertvolle Detail an den beweglichen thierischen und pflanzlichen Zellen nachweisen lassen. Ich habe mich mit den thierischen Ge- bilden nur insofern beschäftigt, als ich die Methode an ihnen prüfen wollte. Mein Hauptinteresse koncentrirt sich auf dieBakterien. A) Gekrümmte Bakterien. Zunächst habe ich die gekrümmten Bakterien, die Spirillen und Kommaformen, einer etwas genaueren Untersuchung unterworfen. Es ist mir gelungen, bei sämmtlichen gekrümmten beweglichen Bakterien, mit Ausnahme einer mir in Präparaten aus dem Kulturgefässe mehrfach vorgekommenen ausserordentlich feinen und langen Spirochäte, Geissein mit Sicherheit nachzuweisen. Von echten Spirillen, durch starke Schraube charakteri- sirt, sind näher bekannt das grosse Spirillum Undula, das Spirillum rubrum v. Esmarch’s und das Spirillum concentricum Kitasato’s, sowie das Spirillum endoparagogicum Metschnikoff’s. Letzteres stand mir nicht zur Verfügung. Sp. Undula hatte ich in Aufgüssen, rubrum und concentricum in Reinkultur zur Hand. Alle diese Spirillen sind durch kurze, haarförmige, nach der konvexen Seite des Schraubenganges zu gebogene Geissein ausgezeichnet. Die Geissein bilden gewissermassen eine Fortsetzung der Schraube: niemals zeigen sie mehr wie eine wellige Biegung. Sie sind wohl immer in grösserer Zahl vorhanden. Die einfachen Geissein, wechej man an Spirillum Undula gesehen hat, sind nichts anderes als ein Centralblatt für Bakteriologie Bd. VI. Taf. I Fig 1. Fig. 2. Verlag v. Gustav Fischer in Jena. Glac6druck v. J. B. Obernetter, München. mmbbbb ■■ühühbi HUI Centralblatt für Bakteriologie Bd. VI. Fig. 7. Taf. II • 9- & Fig. 8. Verlag v. Gustav Fischer in Jena. Glncddruek v. J. B. Obernot ter, München. Eine neue Methode zum Färben der Mikroorganismen. 217 Haarzopf, zu welchem sich die einzelnen feinen Geisselhärchen zusammengedreht haben. Am deutlichsten tritt die Erscheinung hervor bei Spirillum Undula (Fig. 2). Ich habe aber auch bei den .kleineren Spirillen mit Sicherheit eine Zusammensetzung der schein- bar einfachen Geissei aus mehreren feinsten Geisselhärchen fest- stellen können. Ebenso wie bei den genannten Spirillen verhielten sich die Geissein einiger noch sehr viel kleinerer Spirillen, welche sich zeitweilig in meinem Kulturcylinder entwickelten, deren Geissein ich aber erst nach Behandlung mit einer anderen, weiter unten be- schriebenen Beizflüssigkeit zu färben vermochte. Nur konnte ich bei diesen kleinsten Spirillen eine Zusammensetzung der sichtbaren Geissei aus mehreren Fädchen bei der ausserordentlichen Feinheit des Objektes mit Sicherheit nicht konstatiren. Besteht das In- dividuum aus einem Schraubengange so sieht man meist nur ein Geisselbüschel an einem Ende. Ich habe jedoch auch Präparate, in welchen solche halbkreisförmigen Individuen an beiden Seiten Geissein tragen. Bei Exemplaren mit zwei Schraubengän- gen sah ich nahezu regelmässig an jedem Ende ein Geissel- büschel, bei einem solchen Exemplare mit drei Schraubenwindungen sprosste sogar auf der Höhe des mittleren Schraubenganges ein dichtes Büschel von Geissein hervor. Ganz anders wie bei diesen echten Spirillen verhalten sich die Geissein bei den kom maförmig gekrümmten Bakterien. Die wichtigsten Repräsentanten derselben sind die Cholerabakterien (Photogramm 5 und 6). Es war ja in hohem Grade wahrschein- lich, dass diese lebhaft beweglichen Organismen mit Bewegungs- organen ausgestattet sein würden. Schon Watson Cheyue sprach in seinem Report on the Cholera-Bacillus (Brit. med. Journal. 1885. Yol. I. No. 1269—1273) sich dahin aus, dass höchstwahr- scheinlich jeder Bacillus beiderseits ein Flagellum besässe, doch lägen diese feinen, sich nicht färbenden Fädchen an der Grenze der Sichtbarkeit (YV Oelimmersion). Viele Forscher haben sich seitdem abgemüht, diese supponirten Geissein zu sehen, indessen vergebens. In neuester Zeit glaubt Neuhauss (Centralblatt f. Bakt. u. Paras. Bd. V. 1889. No. 3) die Geissein nachgewiesen zu haben. Alle seine Färbungsversuche waren vergebens gewesen ; er hatte deshalb den Kunstgriff angewandt, Kulturen von Cholerabakterien zur Unter- suchung heranzuziehen, in welchen „durch besonders günstige Verhältnisse die sonst so kleinen Bacillen ungewöhnlich gross werden“. Dazu, fand er, eigneten sich vortrefflich 4 Wochen alte Fleischbrühekulturen, die bei warmer Zimmertemperatur gehalten wurden. In ihnen fanden sich statt der winzigen Kommabacillen tlieils lange Spirillen, theils ungewöhnlich dicke und lange Bacillen. Freilich hatten sie beinahe alle ihre Beweglichkeit eingebüsst; doch entdeckte er noch vereinzelte Individuen mit Eigenbewegung. In schwarz gefärbten Deckglastrockenpräparaten liessen sich auch hier Geissein nicht nach weisen, ebensowenig in trocken untersuchten, ungefärbten Präparaten. Auch an unge- färbt in Wasser eingebetteten Bacillen konnte das Auge nichts entdecken. „Um so überraschender war es“, schreibt Neu- 218 Loeffler hauss dann weiter, „dass auf einem Negativ nach einem der- artigen Präparate an einem kurzen, stark gekrümmten Bacillus eine feine, korkzieherartig gewundene Geissei erschien, die eine andere Deutung schlechterdings nicht gestattete. Bei wiederholter Aufnahme desselben Gesichtsfeldes in etwas anderer Ebene zeigte es sich, dass auch noch ein anderer Bacillus mit einer Geissei versehen ist. Obgleich nunmehr durch das Photogramm sich die geisselt ragenden Bacillen ermitteln lassen, ist es doch dem Auge nicht möglich, die Geissein im Präparate wahrzunehmen; sie liegen für die Netzhaut jen- seits der Grenze des Erkennungsvermögeus. Ein schönerer Triumph lässt sich für die Photographie nicht denken.“ Es wäre in der That ein ganz ausserordentlicher Erfolg der Photographie, wenn es möglich wäre, an ungefärbten, in Wasser eingebetteten Organismen von so geringer Grösse, wie sie auch die „durch besonders günstige Verhältnisse“ ungewöhnlich gross gewordenen Cholerabakterien immer noch darbieten, die noch unendlich viel feineren Geissein, welche man nicht sehen, also auch nicht fein einstellen kann, welche ein dem Wasser nahezu gleiches Brechungsvermögen besitzen, auf der photographischen Platte wiederzugeben. Man würde dann natürlich auch bei allen anderen oder wenigstens doch bei den grösseren beweglichen Organismen mit Hülfe der Photographie die gleichen Organe unter denselben Bedingungen nachweisen können. Man musste freilich genau orientirt sein über die in diesem beson- deren Falle von Neuhauss benutzte Lichtquelle, über die Expo- sitionsdauer, das Lichtfilter u. s. w., worüber er sich leider nicht näher ausgesprochen hat. Vor der Hand scheint mir Neuhauss die Leistungsfähigkeit der Mikrophotographie bedeutend überschätzt zu haben. Ich würde ganz davon absehen, dass es ein ausser- ordentlich günstiger Zufall gewesen sein muss, wenn Neuhauss in einem fast nur unbewegliche Bacillen enthaltenden Präparate in dem ersten besten, bei der starken Vergrösserung jedenfalls nur ein winziges Theilchen des Präparates darstellenden Gesichtsfeld gleich zwei Bacillen mit Geissein durch die Photographie entdeckt hat — wenn die unscharfen, gewundenen Linien auf den Photo- grammen schlechterdings keine andere Deutung zuliessen als die — Geisselfäden zu sein. Die lassen sie aber meines Erachtens zu. Jedenfalls haben die Neuhauss’schen Photogramme, welche mir zu Gesicht kamen, lange bevor ich mich mit der Färbung der Geissein zu beschäftigen begonnen habe, mich von der Realität der Geissein an den ungewöhnlich grossen Cholerabakterien nicht zu überzeugen vermocht. Auch andere competente Beurtheiler sind, wie ich versichern kann, nicht davon überzeugt worden. Au den „gewöhnlichen“ Cholerabakterien hat Neuhauss bei den nach seiner Methode schwarz gefärbten Exemplaren kleine feine Anhängsel wahrgenommen, doch war ihm die Sache niemals völlig überzeugend „und es konnte der Einwand gemacht werden, dass es sich um zufällige, faserige Verunreinigungen des Präparates und nicht um wirkliche Geissein handele“. An diesen „gewöhnlichen“ Cholerabakterien nun lassen sich , wenn man sie einer 2 — 3 Tage Eine neue Methode zum Färben der Mikroorganismen. 219 alten Gelatinekultur entnimmt und nach der von mir geschilderten Methode färbt, sehr leicht und deutlich kleine, wellig gebogene Geisselchen sichtbar machen. In einem Präparate, in welchem bei der Betrachtung im hohen Objektträger alle oder doch fast alle Bakterien sich lebhaft bewegen, zeigt auch fast jeder Kommabacillus seine Geissei. Die Geissein sitzen fast ausschliesslich nur an einem Ende des Stäbchens. Sie sind im Gegensätze zu den Geissein der Spirillen deutlich wellig gebogen und zwar zeigen sie meist zwei wellige Biegungen. Ihre Länge beträgt das 1 — 1| fache des ganzen Stäbchens, ihre Dicke etwa \ der Stäbchendicke. Die Geissein bei den Prior-Finkler’schen und bei den Metschnikof f ’schen Kommabakterien haben genau dasselbe Aus- sehen, wie die der Cholerabakterien. Auf Grund der ganz konstanten Verschiedenheiten in der Form ihrer Geissein halte ich es für geboten, die Spirillen von den Komma- bacillen systematisch zu trennen und letztere entweder als beson- dere Familie aufzustellen oder aber den Vibrionen zuzurechnen. Bei mehreren, durch ihre verschiedene Grösse sich deutlich unter- scheidenden Arten von Vibrionen, welche in meinem Aufgussglase gelegentlich zur Beobachtung kamen , habe ich ebenfalls wellige Geissein gefuuden. Die Kommabakterien dürften daher den Vib- rionen näher stehen, als den Spirillen. B) Mikrokokken. In letzter Zeit hat Ali Cohen einen beweglichen Micrococcus beschrieben. Es ist dies der erste Micrococccus, dessen Beweglich- keit unzweifelhaft nicht durch Molecularbewegung bedingt ist. Durch die Güte des Herrn Ali Cohen gelangte ich in den Besitz dieses von ihm Micrococcus agilis genannten Organismus. Die Unter- suchung der Kultur ergab, dass dieselbe aus grossen, runden, häufig zu zweien an einander gelagerten Kokken bestand , welche im hohlen Objektträger untersucht, eine mässig lebhafte trans- latorische Eigenbewegung zeigten. Mit Hülfe meiner Färbungs- methode gelang es mir, bei ihnen sehr lange, den Durchmesser um das 4— öfache an Länge übertreffende, langgestreckte, äusserst feine Geissein nachzuweisen. C) Bacillen. Von der grossen Zahl der beweglichen Bacillen habe ich erst einige wenige Arten untersuchen können. Die oben beschriebenen grossen Bacillen, welche in dem Aufgusscylinder sich spontan ent- wickelt hatten , zeichneten sich vor allen anderen Bacillen durch ausserordentlich lange und dicke Geissein aus. Sie sind wellig gebogen (Fig. 1) (bei einzelnen konnte ich bis fünf Windungen zählen) und übertreffen vielfach die Länge der Bacillen um das Doppelte. Die Mehrzahl der Bacillen trug Geissein an beiden Enden. Häufig war die Geissei an einem Ende zu einem runden Kreise aufgerollt. Höchst wahrscheinlich sind diese grossen Bacillen dieselben, an welchen Koch zuerst die Geissein nach dem Ein- 220 Loeffler, trocknen gesehen, nach seiner Methode gefärbt und photographirt hat. Auch die geisseltragenden Bacillen in dem Atlas von Frankel und Pfeiffer (Tafel VIII. Fig. 15) sind höchst wahr- scheinlich mit den meinigen identisch: die Art näher zu bestimmen, ist mir nicht möglich, da ich bei ihrem ersten massenhaften Auf- treten in dem Aufgusse verabsäumt hatte, eine Reinkultur derselben zu gewinnen. In dem Aufguss kamen noch drei andere Arten von beweg- lichen Bacillen vor, welche alle mit deutlichen Geissein ausgestattet waren. Eine Art besonders, Stäbchen etwa zweimal so dick und halb so lang wie die vorerwähnten, hatte sehr kräftige Geissein, welche nicht wellig gebogen, sondern mehr peitschenförmig in einem kleinen Bogen von den Enden der Bacillen abgingen und sich meist um die Bacillen herumschlangen. Bei noch anderen war die Geissei mindestens fünf mal so lang, wie der in der Grösse etwa einem Typhusbacillus entsprechende Bacillus. In einem Heuinfus fand ich ferner sehr lebhaft bewegliche, ziemlich kurze und dicke, vielfach schwach gekrümmte Stäbchen, welche in der Mehrzahl eine sehr feine Geissei zeigten, l|mal so lang wie der Bacillus mit 2 — 3 regelmässigen Windungen (Fig. 3). Etwas kürzer waren die Geissein bei einem die Gelatine verflüssigenden Bacillus aus Wasser, bei dem Bacillus des grünen Eiters und einigen anderen , als zufällige Ansiedler auf Gelatine- platten aufgefundenen Bacillenarten. Von besonderem Interesse war es mir natürlich , bei den leb- haft beweglichen Typhusbacillen nach Geissein zu suchen. Allein, trotz überaus zahlreicher Versuche an lebhaft beweglichen Exem- plaren aus 3 — 4tägigen Gelatinekulturen ist es mir bisher nicht gelungen, Geissein mit solcher Sicherheit nachzuweisen, dass jeder Zweifel an der Ausstattung dieser Bacillen mit derartigen Bewe- gungsorganen ausgeschlossen gewesen wäre. Ebenso waren meine unendlich oft wiederholten diesbezüglichen Bemühungen bei mehre- ren Typhusbacillen ähnlichen Bacillen, sowie auch bei dem Kartoffel- bacillus (Bac. mesentericus vulgaris Flügge) erfolglos. Alle diese Bacillen besitzen eine schleimähnliche Umhüllung, welche beim Trocknen auf dem Deckglase fest fixirt wird, bei der Behandlung mit wässerigen Flüssigkeiten aber wieder aufquillt. Daher kommt es, dass die Bacillen sich von dem Glase loslösen und zu flottiren beginnen , eine Erscheinung, welche wohl jeder Beobachter beim Färben von Typhusbacillen aus Kulturen auf Nährgelatine wahrgenommen hat. Da nun bei der Behandlung mit einer Beize eine zarte, gleichmässige Schicht auf dem Deckglase sich an den Stellen bildet, an welchen die in Wasser vertheilten Bacillen angetrocknet sind, so bedingt die bei der Färbung auf- tretende Quellung jener Hüllsubstanz ein Loslösen der Bacillen aus der Deckschicht. Man sieht dann die übrigens stark gefärbten Bacillen in hellen Lücken jener Schicht liegen. Bei dem Loslösen der Bacillen von der Deckschicht treten häufig feine Risse auf, welche von den Bacillen auszugehen scheinen. Häufig haben diese Risse, in welchen Spuren von Farbstoff haften bleiben, ein welliges Eine neue Methode zum Färben der Mikroorganismen. 221 Aussehen, so dass man auf den ersten Blick Geissein zu sehen glaubt. Nur eine längere , sehr genaue Betrachtung bei stärksten Vergrösserungen (Zeiss, Imm. Ap. 1,30. Ocul. 8) und bei hellster Beleuchtung kann vor Irrthümern schützen. Wichtig für die Beur- teilung ist hierbei die Wahrnehmung, dass derartigen Geisselfäden ausserordentlich ähnliche, feine Linien von verschiedenen Punkten eines Bacillus und nicht bloss von den Enden desselben abgehen. Um diese Hüllsubstanz zu entfernen, behandelte ich die Deck- gläschen vor der Beizung mit 1 — lOjjigen Natriumsulfatlösungen, da mucinartige Substanzen von Lösungen dieses Salzes aufgelöst werden. In der That war dann die Hüllsubstanz verschwunden, von Geissein aber war gleichwohl nichts zu sehen. Ich versuchte die allerverschiedensten Substanzen als Beizen: Tinten aller Art, Pikrinsäure, Sublimat, Zinkchlorid, Platinchlorid, Alaun, Chromsäure, alkalisches Chromchlorid u. s. f., wenn sie einen Tanninzusatz gestatteten mit Tanninzusatz, ohne jedoch zum Ziele zu gelangen. Einzelne dieser Substanzen, wie z. B. Sublimat, Platin- chlorid, alkalisches Chromchlorid, zeigten sich brauchbar als Beizen, Vortheile vor der Ferrotannatbeize gewährten sie aber nicht. Dann versuchte ich geringe Zusätze von Essigsäure, Weinsäure, Citronensäure zu den Ferrotannat-Campecheholzlösungen, auch machte ich die Farb- lösungen durch Zusatz von schwachen i\ °/0 Essigsäure- resp. Wein- säurelösungen schwach sauer. Mit diesen Lösungen wurden die Typhus- bacillen sehr intensiv gefärbt, Geissein wurden jedoch nicht sichtbar. Bei Anwendung gewisser Beizen kamen in Präparaten von Typhus- und Kartoffelbacillen ganz eigenthümliche Gebilde zur Erscheinung. Farblose oder ganz schwach gefärbte spiralige Fä- den mit 2, 3 ja auch 4 nahezu gleichmässigen Windungen tra- ten hervor überall da, wo Bacillen lagen. An manchen Stellen gingen sie von den Bacillen aus, so dass man auf den ersten Blick an der Geisselnatur derselben kaum zu zweifeln wagte, an anderen Stellen aber sah man sie überall in grosser Menge regellos zwischen den Bacillen zerstreut. Sie verdanken zweifelsohne der Hüllsubstanz der Bacillen ihre Entstehung. Welcher Natur diese zierlichen Spiralen sind, vermag ich nicht anzugeben. Sie entstanden regelmässig bei Anwendung folgender Beizen und Farbflüssigkeiten : 1) Beize: Ferrotannat, Campecheholzdecoct, Essigsäure l1/* °/o aa- Farbflüssigkeit: alkalisches Anilinfuchsin 10 ccm + 4 Tropfen Essigsäure l1/2 °/0. 2) Beize: Ferrotannat, Campechedecoct + !/4 Carbol5°/0. Farbflüssigkeit: alkalisches Anilinfuchsin 1/i Carbol 5 °/o Essigsäure 1 */8 °/o aa- Bisher hatte ich Ferrotannat in wässeriger Lösung angewandt. Ich ging nun noch zu alkoholischen Lösungen über. Die ge- beizten Präparate wurden mit Alkohol abgespült. Ich erhielt sehr kräftige Färbungen der Bacillen, welche bei Zusatz geringer Platin- chloridmengen zur Beize und bei Nachfärbung mit schwachsaurer, essig- oder weinsaurer, Anilinfuchsinlösung noch intensiver wurden. Geissein waren nicht zu entdecken. 222 L o effl er, Da Ferrisalze mit Tannin ebenso wie Ferrosalze sehr schöne und zwar intensiv schwarze Tinten geben, machte ich auch damit einen Versuch. Ich benutzte anfänglich Eisenchlorid, fand aber, dass das ganz neutral reagirende Ferrum sulfuricum oxydatum ammo- niatum sich noch sehr viel besser eignet. Bei der Beizung mit Ferritannat und Färbung mit alkalischem Anilinfuchsin färbten sich die Typhus- und Kartoflelbacillen unzweifelhaft schneller und inten- siver, als mit der Ferrotannatbeize, während andere Bakterien, wie z. B. die Cholerabakterien bei dieser Färbung sich nur mangelhaft färbten. Auch hierbei traten die geisselähnlicheu Gebilde deutlich hervor. Wenn man zu 5 ccm einer 200/oigen Tanninlösung einige Tropfen Campecheholzlösung setzt und dann tropfenweisse von einer 1 °/0 igen Natronlösung hinzufliessen lässt, so tritt, sobald die Reaction anfängt alkalisch zu werden, was nach Zusatz von 1 ‘/2 ccm NaHO 1 °/0 der Fall ist, eine burgunderrothe Färbung ein. Diese ganz schwach alkalische Lösung verträgt einen minimalen Zusatz von Ferrisulfat, ohne dass ein Niederschlag eintritt. Sie stellt eine ausgezeichnete Beize dar für die Typhusbacillen bei der Färbung mit alkalischem Anilinfuchsin. Auch hierbei sieht man geissel- artige Fädchen erscheinen. Es würde zu weit führen, wenn ich alle die Versuche mit- theilen wollte, welche ich angestellt habe, um zum Ziele zu ge- langen. Ich will mich auf die Mittheilung einiger für manche Organismen vortrefflich sich eignender Beizen beschränken. Die basischen Anilinfarben lösen sich in nicht geringer Menge in Tanninlösuugen. Mit den Eisensalzen des Tannins geben die- selben Farblacke, welche im Ueberschuss von Tannin löslich sind. Auf der Bildung dieser Lacke beruht die Färbung der gebeizten Organismen. Es lag nun nahe, eine Tanninfarblösung als Beize zu versuchen. Wesentliche Vortheile traten indessen dabei nicht hervor. Dann versuchte ich eine Mischung einer Ferrotannatlösung mit einer Tanninfarbstofllösuug, um womöglich Beizung und Färbung mit einer Flüssigkeit zu erreichen. Zu einer Ferrotannatcampeche- lösung gab ich von einer Auflösung von Methylviolett in Tannin tropfenweise hinzu. Nach Zusatz eines gewissen Quantums ent- stand ein Niederschlag, welcher indessen durch einige Tropfen Alkohol leicht gelöst werden konnte. Mit dieser Mischung behandelte ich Deckglaspräparate unter leichtem Erwärmen. Mit dem Ver- dampfen des Alkohols begann sich wiederum ein Niederschlag zu bilden, welcher aber mit 50°/oigem Alkohol leicht abgewaschen werden konnte. Die Organismen zeigten sich nur schwach ge- färbt, der beabsichtigte Zweck, die Organismen mit einer Flüssig- keit zu beizen und zu färben, war also nicht erreicht. Ich fand aber, dass bei der Behandlung eines solchen Präparates mit der alkalischen Anilinfuchsinlösung die Geissein kleiner Spirillen, welche bei der gewöhnlichen Beize nur ausnahmsweise und dann nur sehr schwach gefärbt werden konnten, intensiv schwarzroth gefärbt sich darstellten. Ebensogut bewährte sich eine Mischung von Ferrotannat mit einer Indigotin-Tannin-Lösung. Erwähnen möchte ich ferner noch, dass ich auch einige Färb- Eino neue Methode zum Färben der Mikroorganismen. 223 Stoffe, welche aus dem Beuzidin hergestellt werden, als Beizen ver- sucht habe. Diese Farbstoffe sollen die Eigenschaft besitzen, die Pflanzenfaser direkt ohne Beizen seifenecht anzufärben (Julius, Die künstlichen organischen Farbstoffe. Berlin 1887. R. Gaertner’s Verlagsbuchhandlung) und einige unter ihnen sollen, wie Knecht gefunden hat, als Beize für andere Farbstoffe, für das Victoriablau, Fuchsin, Methylenblau, Alizarin, Methylviolett dienen. Ich habe das Chrysamin, einen Azofarbstoff aus Salicylsäure und Benzidin, das Benzopurpurin und das Azoblau für unsere Zwecke geprüft, ohne jedoch günstige Ergebnisse zu erhalten. Endlich habe ich noch einen von H. Koch 1 in durch Einwirkung von Nitrosodimethyl- anilin auf Tannin hergestellten Farbstoff, das Gallocyanin oder Violet solide versucht. Derselbe löst sich schwierig in Wasser, kann aber mit Natriumbisulfit löslich gemacht werden. Mit alkalischer Chromlösung gebeizte Baumwolle wird durch ihn schön blau ge- färbt, indem sich ein sehr widerstandsfähiger Chromoxydlack bildet. Meine diesbezüglichen Versuche lassen das Gallocyanin bei der ge- schilderten Anwendungsweise für die Färbung von Mikroorganismen nicht brauchbar erscheinen. Wenn ich aber diesen Körper in Tannin löste und diese Tanninlösung mit gleichen Theilen einer Ferri- oder Ferrotannat-Campecheholzlösung mischte, so erhielt ich eine Beize, welche namentlich die Wimperhaare und Geissein vieler Infusorien zur Aufnahme des alkalischen Anilinfuchsins vortrefflich vorbereitete. Meine Versuche über die Färbung der Bewegungsorgane der Bacillen aus der Gruppe der Typhus- bacillen mit den letztgenannten Beizen sind noch nicht zum Abschluss gediehen. Ich werde über dieselben später berichten. Man kann in der Beurtheilung dieser feinsten Gebilde nicht vorsichtig genug sein. Wenn man die Realität derartiger an der Grenze der Wahr- nehmbarkeit stehender Feinheiten der Struktur beweisen will, so genügt es nicht, so geuügt es nicht, Zeichnungen davon zu fertigen. Die Organismen müssen sich selbst aufzeichnen. Ich habe deshalb alle Objekte, welche mir wichtig genug schienen, photographirt und dieser Mittheilung einen kleinen Theil der Photogramme als Beleg beigegeben. Die Positive sind von J. Obernetter in München angefertigt, die Wiedergabe der feinsten Details ist Herrn Ober- netter in ganz vortrefflicher Weise gelungen, viel besser als ich zu hoffen gewagt hatte. Auch die feinsten Geissein sind so deut- lich herausgekommen, dass an der Realität derselben Niemand zweifeln kann. Erklärung der Pliotogxainme. Alle Photogramme sind mit direktem Sonnenlicht, Z e 1 1 n o w ’schem Kupferchrom- filter, Zeiss’schem Apochromat 2 mm, Ap. 1,40, offenem Condensor, Projektious- ocular und Schippang-W ehenkel 'sehen orthochromatischen Platten autgenommen. Fig. 1. Grosse bewegliche Bacillen aus einem Pflanzenaufguss mit langen, kräftigen Geissein. Beizung mit L e o n h a r d t 'scher Gallustinte, Färbung mit alka- lischem Anilinmethylviolett. Projektionsocular 4. lOOOfache Vergrösseruug. Fig. 2. Spirillum Undula mit Geissein. Beizung mit Ferrotannat-Campecheholz- lösung. Färbung mit alkalischem Anilinfuchsin. Projektionsocular 2. 800mal. Yergr. 224 Z arnik o Fig. 3. Bewegliche Bakterien aus einem Heuinfus. Beizung und Färbung wie 2. Projektionsocular 2. 800mal. Vergr. Fig. 4. Spirillum rubrum v. Esmarch’s mit Geissein an beiden Enden. Beizung und Färbung wie 1. Projektionsocular 2. lOOOmal. Vergr. Fig. 5. Cholerabakterien mit Geissein. Beizung und Färbung wie 2. Kupfer- chrom- und Pikrinsäurefilter. Projektionsocular 4. 900mal. Vergr. Fig. 6. Cholerabakterien mit Geissein. Beizung und Färbung wie 2. Kupfer- chrom- und Pikrinsäurefilter. Projektionsocular 2. 1200mal. Vergr. Fig. 7. Eiu Infusor mit Wimperhaaren. Beizung und Färbung wie 2. Projek- tionsocular 2. 800mal. Vergr. Fig. 8. Monaden mit gefiederten Geissein. Beizung und Färbung wie 2- Projektionsocular 2. 800mal. Vergr. Greifswald, den 20. Juli 1889. Zur Kenntniss des Diphtheriebacillus, (Aus der medicinischen Klinik zu Kiel.) Von Dr. C. Zarniko in Gumbinnen. (Schluss.) Bei der Sektion wurden ausser Ausstrichpräparaten von den innern Organen Kulturen aufLoeffl er- Serum oder Gelatine von der Infektionsstelle, Milz und einzelnen andern Organen und Flüssig- keiten angelegt. In drei Fällen sind mikroskopische Schnitte von Milz, Leber, Lunge, Nieren und Herzmuskel untersucht worden. In der folgenden Tabelle stelle ich die diesbezüglichen Ver- suche zusammen. (Siehe nebenstehende Tabelle.) Derselben habe ich nur betreffs des Meerschweinchens 6 nähere Daten hinzuzufügen. Dasselbe war am Tage nach der 1. Infektion vielleicht etwas traurig, erholte sich aber sehr bald. An der Infektionsstelle war ein nicht ganz haselnussgrosser derber Tumor fühlbar. Bei Druck auf denselben äusserte das Thier Schmerz. Im Uebrigen war es munter und gefrässig. — Am Tage nach der 2. Infektion war das Thier un- zweifelhaft krank; es erholte sich indessen auch jetzt wiederum und schien vom 3. Tage an vollkommen wiederhergestellt zu sein. Dass es sich spontan weniger agil zeigte als früher, musste auf die beider- seits an der Bauchhaut befindlichen, bei Bewegung schmerzenden Infiltrationen bezogen werden. Am 5. Tage nach der 2. Infektion änderte sich jedoch das Bild plötzlich und schnell. Das Thier wurde wieder struppig, der Gesichtsausdruck schläfrig; und nun stellten sich im weitern Verlauf genau die bei den frühem Meerschweinchen be- obachteten typischen Krankheitserscheinungen ein. Am 7. Tage Exitus- 12./V. früh Section: Massiges Oedem der Bauchdecken. Starke Hyperämie und Hämorrhagieen, besonders auf der 1. Seite. L. Axillar- drüse vergrössert, geröthet. An der 1. Einstichstelle (rechts) ein graugelblicher, circumscripter Knoten von Halbhaselnussgrösse, Zur Ivenntuiss des Diphtheriebacillus. 225 Tabelle II. Fall No. Meerschweinchen No. | Grösse Inf Datum e k t i o n Material Erfolg der Infektion Bemerkungen 1 1 gross 8. IV. Nm. XI. Gen., 1 ccm 28 Std. Bouillon + 12. IV. früh 2 l2 gross 3. IV. Mittags XI. Gen., 1 ccm 18 Std. Bouillon -f- 5 IV. Abends 1 3 320 g 19. IV. Aufschwemmung v. einer 4 Woeh. alten Loeffler-Serumkult. IX Gen., 1 ccm bleibt leben cf. Fall No. 9 7 4 mittelgross 30. III. Nm. Aufschwemm, v. e. Loeffler-Serumkult. von 24 Std. V. Gen., 1 ccm 1. IV. früh -f- gefunden 8 5 klein 11. IV. Nm. 3h V. Gen., 0,75 ccm 24 Std. Bouillon + 12. IV. 9h Abends 9 ( 310 g 26. IV. Aufschwemm, v. e. Loeffler-Serumkult. von 4 Wochen. VII. Gen. 1 ccm bleibt leben cf. Fall No 19 ) 7 375 g 29. IV. Nm. VIII. Gen., 0,5 ccm 24 Std. Bouillon 2. V. früh + gefunden { 3 s. oben „ + 1. V. Mitt. 2h cf. Fall No. 2 10 8 mittelgross 16. IV. Nm. VII. Gen., 0,5 ccm 24 Std. Bouillon + 19. IV. 93/ 4h Vorm. 11 9 klein 15. IV. Nm. V. Gen., 0,5 ccm 24 Std. Bouillon 17. IV. früh + gefunden 19 I6 s. das. 5. V. Abends 61' VII. Gen., 0,75 ccm 30 Std. Bouillon 12. V. früh + gefunden. cf. Fall 9 Genaueres s. u. *10 380 g ” 0,75 ccm ,, 8. V. Vm. 10h 4. Meerschw. 10 vorher m. Pseudo- bac. geimpft, s. u. 20 11 klein 11. IV. Nm. 3h VI. Gen., 0,75 ccm 24 Std. Bouillon + 12. IV. 6h Abends 21 12 klein 8.1V. „ „ V. Gen., 0,5 ccm. 28 Std. Bouillon 10 IV. lh Mitt. von Sugiliationen umsäumt. An der 2. Einstichstelle (links) ähnlich veränderte Partie, jedoch mehr der Fläche nach und unregel- mässiger ausgebreitet. Die Gewebsveränderung erstreckt sich nach der Tiefe bis zum Peritonaeum, welches hier etwa im Umfang einer Erbse graugelb verfärbt und mit der anliegenden, in gleicher Weise veränderten Aussenfläche des 1. Leberlappens sehr lose verlöthet ist. Die Serosa der Unterfläche dieses Lappens ist graulich getrübt, an einer kleinen umschriebenen Stelle gelb gefärbt. Im Uebrigen Leber unverändert. — In der Bauchhöhle keine Flüssigkeit. Milz etwas vergrössert und ebenso wie die Nieren stark hyperämisch. In beiden Pleuren reichliche seröse, etwas sanguinolente Flüssig- keit. Beide Lungen z. T. hepatisirt. — In Ausstrichpräparaten VI. Bd. 16 226 Zarniko, von der nekrotisirten Leberoberfläche sehr zahlreiche Diphtherie- bacillen, wenig difformirt, sich gut färbend. In den übrigen Aus- strichpräparaten (Milz, Leber, Pleura, Lunge, 1. Injektionsstelle) keine Mikroorganismen. Von den Kulturen zeigten die von der 2. Injektions- stelle und von der anliegenden Leberoberfläche Diphtheriestäbchen- kolonieen, letztere reichlioher als erstere. — Auf dem Milzröhrchen am 1. Tage kleine, weisse Kolonie. Am 2. Tage die Oberfläche des Serums mit einer grauweissen, runzlichen, trocknen Haut überzogen. Mikroskop: Grosse, regelmässig gestaltete, oft in Reihen liegende Stäbchen mit zahlreichen Sporen. — Da in Schnitten durch die Milz und im Ausstrich ähnliche Stäbchen durchaus vermisst wurden, so war diese Kolonie unzweifelhaft als Verunreinigung anzusehen. Kulturen von der 1. Injektionsstelle, Lunge, Pleuraexsudat blieben steril, Schnitte: 1. Injektionsstelle: Gewebsnekrose. Mikroorganismen nicht aufzu finden. — 2. Injektionsstelle und Leber: ln den tiefen Schichten und der nekrotisirten Serosa der Bauchdecken zahlreiche Haufen von Diphtheriebacillen. Im 1. Leberlappen keilförmiger nekrotischer Herd, welcher sich von der oben beschriebenen nekro- tischen Partie der Aussenfläche bis zur Unterseite des Lappens hin- durchzieht, entsprechend der kleinen gelbgefärbten Stelle (s. o.) In diesem Herde liegt zerstreut eine Anzahl von Haufen der Diphtheriebacillen, besonders zahlreich an der den Bauchdecken zugewandten Fläche. — Das an den Herd angrenzende Lebergewebe zeigt an vielen Stellen beginnende Nekrose. Leberzellen in den übrigen Theilen etwas getrübt. Mikroorganismen fehlen hier. — Milz: starke Hyperämie. Viel Pigment. Beträchtliche Vergrösserung der Follikel. Nirgends Mikroorganismen. — Lunge: blutige Anschoppung, z. T. Hepa- tisation. Nirgends Mikroorganismen. Dass der Tod des Thieres von der 2. Infektion bedingt ge- wesen ist, darüber kann nach dem Mitgetheilten kein Zweifel be- stehen. Es frägt sich: Woher der eigenthümliche Verlauf? Man könnte vielleicht an eine „verspätete Wirkung des diphthe- ritischen Virus“ denken, wie sie von Roux und Yersin (2) beob- achtet ist. In unserm Falle scheint mir jedoch eine andere Erklärung näher liegend : nämlich, dass die plötzlich eintretende 2. Krankheits- attaque abhängig war von einer rapiden Vermehrung der Stäbchen, welche wahrscheinlich in der Leber stattgefunden hat. Eine Schutz- wirkung der 1. Infektion (G. v. H o f m a n n) (2) welche bei Meer- schweinchen 3 im Stiche gelassen hatte, wird hier jedenfalls ange- nommen werden müssen. Denn das schwerere mit der gleichen Menge des gleichen Material s inficirte Kontrolthier war in der gewöhnlichen Weise prompt zu Grunde gegangen. — Möglich, dass sich diese Schutzwirkung nur so lange zulänglich erwies, als die Bacillen im Unterhautzellgewebe zu vegetiren gezwungen waren, und erst ver- sagte, als dieselben in der Leber und dem angrenzenden Peritonaeum günstigere Ernährungsbedingungen vorfanden. Bemerkenswerth ist auch hier das Beschränktbleibe n Zur Kenntniss des Diphtheriebacillus. 227 der Bacillen Vegetation auf die lokal erkrankten Partieen. In diesen Versuchen wurde also eine hohe Infektiosität des Bacillus gegenüber Meerschweinchen in dem von Lo eff ler angegebenen Sinne bei 10 den verschiedensten Fällen entstammenden Kulturen konstant vorgefunden. 4 Wochen alte Kulturen erwiesen sich in 2 Fällen als unschädlich13). In einem derselben schien die überstandene Infektion eine gewisse Schutzwirkung gegen nachfolgende Infektion mit einer virulenten Kultur auszuüben. Zum Schluss will ich über eine Anzahl von Untersuchungen berichten, in denen ich bemüht war, den Diphtheriebacillus auf der Tonsillen- und Rachenschleirahaut nicht diphtheritisch erkrankter Personen aufzufinden. Unter ihnen waren 1) 11 katarrhalische Anginen, und zwar 7 vulgäre, 3 skarlatinöse, 1 Masernangina. Alle diese Fälle wurden in derselben Weise wie die Diphthe- ritisfälle untersucht. Unter den zahlreichen Kolonieen, welche zur Beobachtung kamen, fand sich keine einzige Kolonie des Diphtherie- bacillus. 2) 18 gesunde Schleimhäute anderweitig erkrankter Individuen (1 Diabetes, 3 Rheumatismen, 5 Hauterkrankungen, 1 Epididymitis, 4 Rekonvalescenten von Pneumonie, 2 Phthisen, 1 Mitralinsufficienz, 1 chron. Myelitis). Keines derselben gebrauchte ein desinficirendes Mundwasser. Bei diesen Fällen vertheilte ich mehrere von verschiedenen Stellen der Rachen Schleimhaut abgestrichene Oesen in einer sehr geringen Menge (etwa 2 ccm) destillirten, sterilisirten Wassers. Von diesem Original wurden nach gehörigem Uraschütteln 3 Oesen auf Loeffl er- Serum ausgestrichen. — Dieses Verfahren scheint mir zur Isolirung des Diphtheriebacillus das denkbar sicherste. Es gingen in der Mehrzahl der Fälle zahlreiche, dicht, aber isolirt liegende Kolonieen an. Waren ihrer zu viel oder zu wenig, so wurde der Versuch mit thunlichster Korrektion der Fehler wieder- holt (5 Fälle). Auch in diesen Fällen habe ich den Diphtherie- bacillus niemals gefunden. Dagegen erhielt ich von einem Röhrchen (Polyarthritis rheu- matica) einen, vielleicht mit dem Pseudodiphtherie- bacillus Loeffler’s identischen Bacillus. 13) Dieser Umstand scheint mir nicht allein in qualitativen , sondern auch, und vielleicht in noch höherem Grade in quantitativen Unterschieden begründet zu sein. — In dem von einer vierwöchentlichen Kultur angefertigten Deckglaspräparat findet sich ein grosser Theil der Bacillen gar nicht , ein Theil sehr schlecht , ein geringer Rest intensiv gefärbt. Fast alle Stäbchen sind difformirt. Beschickt man zwei Agar- platten mit gleichen Mengen von einer jungen und einer alten Kulturaufschwemmung gleichen Ansehens, so gehen auf der ersten Platte sehr zahlreiche, auf der zweiten sehr spärliche Kolonieen an. — Es wäre zu ermitteln, ob nicht auch eine sehr geringe Menge von jungen Bacillen unschädlich und weiterhin im Stande ist, eine abschwä- chende oder Schutzwirkung zu entfalten. 16* 228 Organismen des Sauerteigs und der Brotgährung. Das Wachsthum desselben ist auf L o e f f 1 e r - Serum von dem des Diphtheriebacillus nicht zu unterscheiden. Auch die Tempe- raturgrenzen des letztem werden von ihm eingehalten. Ferner wächst er jenem nicht unähnlich auf Gelatine und Agar, jedoch üppiger auf der Oberfläche, so dass glänzend weisse Beläge ent- stehen, im Gegensatz zu den zarten, grau-weisslichen Auflagerungen des Diphtheriebacillus. Ein fundamentaler Unterschied indessen zeigt sich im Wachs- thum auf der Bouillon. — Zunächst trübt der Pseudodiphtherie- bacillus die Bouillon vom 3. Tage an deutlich. Der Bodensatz erscheint compakter und weisser, als beim echten Bacillus. — Während ferner der Diphtheriebacillus nach kurzer Zeit intensive Säuerung der Bouillon hervorruft, behältdieselbe beim Pseudo- diphtheriebacillus ihre alkalische Reaktion bei. Die Form der Stäbchen ist besonders auf Loeffler-Serum dem Diphtheriebacillus ähnlich: nur sind sie etwas kürzer und plumper. — Involutions- und Degenerationsformen kommen vor, sind aber seltner, als beim letztem. Von einer 24stündigen Bouillonkultur V. Gen. erhielt 27./IV. Kleines Meerschweinchen (No. 10 der Tabelle II) 0,5 ccm subkutan. 30./IV. VI. Gen. Kleines Meerschweinchen 1 ccm subkutan. 2 Kaninchen je 1 ccm subkutan. 2 weisse Mäuse wurden von einer Loeffl er- Serumkultur VI. Gen. an der Schwanzwurzel geimpft. Keines dieser Thiere erkrankte. — Ich kann demnach weder den Diphtheriebacillus noch den Pseudodiphtheriebacillus für einen „häufigen, wenn nicht regelmässigen Bewohner des Pharynx“ halten. Die Resultate der im Vorstehenden mitgetheilten Untersuchungen scheinen mir für die Annahme zu sprechen, dass der Diphtheriebacillus der Erreger der epidemischen Diphtherie ist. 30. Juni 1889. Peters, TV. L., Die Organismen des Sauerteigs und ihre Bedeutung für die Brotgährung. (Botanische Zei- tung. Jahrg. XLVII. 1889. No. 25. p. 405—419, No. 26. p. 421 — 431. No. 27. p. 437—449.) Nachdem Verf. eine kritische Uebersicht über die Litteratur der Brotgährung gegeben, kommt er zu dem Schlüsse, dass die derzeitige Kenntnis von derselben höchst mangelhaft sei und eine nochmalige Prüfung des Gegenstandes ihre volle Berechtigung habe. Ein grosser Mangel der bisherigen Arbeiten liegt nach ihm Organismen des Sauerteigs und der Brotgährung. 229 darin, dass die Autoren die Herkunft der nachgewiesenen Gärungs- produkte auffinden wollten, ohne die normal im Sauerteig vorkom- menden Organismen genauer zu kennen. Es erscheint ihm daher in erster Linie nothwendig, die Flora des Sauerteigs zu untersu- chen, um durch Bekanntschaft mit derselben zu einem genauen Yerständniss der durch sie hervorgerufenen Wirkungen zu kommen. Die mikroskopische Untersuchung des Sauerteigs zeigt darin als am meisten in die Augen fallende Organismen stäbchenförmige Bakterien, in zweiter Linie aber auch zahlreiche Saccharomyces- zellen, die leicht mit kleinen Stärkekörnern verwechselt werden können. Zur Sichtbarmachung der letzteren empfiehlt Verf. das von Dünnenberger benutzte Anilin wasser-Methylviolett. Man lässt etwas in Wasser aufgerührten Sauerteig auf einem Deck- glase eintrocknen, färbt mit der angegebenen Flüssigkeit, spült einen Augenblick in Alkohol ab, wäscht mit Wasser nach, lässt wieder eintrocknen und beobachtet in Canadabalsam. Die Spross- pilze und Bakterien treten dann tief gefärbt hervor, während die Stärkekörner fast ungefärbt bleiben. Durch Kultur auf Gelatine- platten lassen sich sämmtliche Saccharomyces-Arten leicht rein erhalten. Regelmässig vorhanden waren 3 Arten, denen sich in einzelnen Fällen noch eine vierte zugesellte: 1) Am reichlichsten findet sich im Sauerteig eine kleine Form mit kugelrunden Zellen, die sehr oft an der Anheftungsstelle der Mutter- oder Tochterzelle etwas abgeplattet sind und im Allge- meinen 3,5 (i Durchmesser haben. Im Hängetropfen bildet sie verzweigte Kolonieen oder kurze einfache Reihen, deren einzelne Glieder fest Zusammenhängen ; in Gelatine entstehen zunächst kreis- runde, völlig ganzrandige Kolonieen, die später, wenn sie nicht zu tief stecken, senkrecht aus derselben bis zu 1 mm Höhe bei einem Durchmesser von 1/i mm hervorwachsen und sich in Folge des Ge- wichtes manchmal an der Spitze umbiegen. (Dieselbe Eigenschaft zeigt nur noch die zweite Form, doch sind dann die Säulchen viel dicker.) Kahmhautbildungen kommen nicht vor. In alten Kulturen in Zuckerlösungen treten öfter sehr grosse Zellen auf, bis zu 6 /.i Durchmesser, welche aber in frischer Nährlösung wieder solche von gewöhnlichem Durchmesser erzeugen. Auf feuchten Gypsplatten entstehen in kugeligen Ascis von 7 — 8 /.i Durchmesser reichlich Sporen, meist zu zweien, seltener zu 3 oder 4. In Zuckerlösung mit Hefewasser oder Zuckerlösung mit Pepton oder Malzauszug entsteht eine lebhafte Gährung, bei welcher Alkohol und Kohlensäure nebst geringen Mengen anderer Säuren, darunter Essigsäure, ge- bildet werden. Die Form scheint identisch mit Saccharomyces minor Engel. 2) Eine zweite Form ähnelt der ersten bez. der Grösse; die Zellen sind aber eiförmig, 3—4 /< lang und 2,5 — 3 breit. In flüssigen Nährlösungen wachsen die letzteren zu ziemlich grossen, zusammenhängenden, reich verzweigten Kolonieen aus. In Gela- tine erscheinen sie anfangs kreisförmig, ganzrandig, später aber in Folge von Aussendung verzweigter Sprosssysteme sehr oft unre- gelmässig gefranst. Erwähnt wurde bereits das zeitweilige Hervor- 230 Organismen des Sauerteigs und der Brotgährung. wachsen aus der Gelatine in dickeren, aber nicht so hohen Säulchen wie Saccharomyces minor. In Malzauszug ruft die Form eine kräf- tige, alkoholische Gährung hervor. Als echter Saccharomyces bil- det sie Sporen und zwar schon nach 17 1/a Stunden. Dieselben treten zu 1 — 4 in den Mutterzellen auf. 3) Regelmässig, aber in sehr wechselnden Mengen findet sich Mycoderma vini (Saccharomyces mycoderma). In frischem, gutem Sauerteig ist die Species in sehr geringer Menge, in älterem oft in sehr grosser Menge vorhanden; auf jeden Fall bildet sie eine Ver- unreinigung, die durch gute Arbeit beinahe vollständig unterdrückt werden kann, bei nachlässiger überhandnimmt. 4) Endlich treten zuweilen, aber unregelmässig, auch dem Saccharomyces cerevisiae ähnliche Hefezellen auf, die jedenfalls zufällig in den Sauerteig gerathen oder absichtlich vom Bäcker zu- gefügt wurden. Die den Sauerteig bewohnenden Bakterien anlangend, so fand sich kein Bacillus, welcher die Eigenschaft des Lau r ent’ sehen Bacillus panificans in sich vereinigte, aber verschiedene, auf welche sich die meisten Eigenschaften dieser Form vertheilten. Am ähn- lichsten, besonders was die Gelatinekulturen betrifft, war Bacterium A. Man erhält es, wenn man neutrale Koch’ sehe Nährgelatine mit geringen Mengen von in Wasser vertheiltem Sauer- teige mischt und Plattenkulturen herstellt. Am 2. — 3. Tage erschienen kleine, kreisrunde Kolonieen, die im durchgehenden Lichte mattgelb- braun aussehen und nur geringe Grösse haben. Sie werden von sehr kleinen Kurzstäbchen gebildet, deren Länge etwa das l1^ fache der Breite beträgt; nur in sehr alten Kulturen findet man hie und da mehrere fadenförmig verbunden, aber bewegungslos, während sie sonst, einzeln oder höchstens zu zweien zusammenhängend, in der Flüssigkeit umherschwärmen. Im Reagensglas entwickeln sie längs des ganzen Stichkanals kugelige Kolonieen, die ebenfalls langsam wachsen, aber nach 1 — 2 Monaten doch Stecknadelkopf- grösse erreichen. Dabei werden die Kolonieen an der Oberfläche nicht grösser, wie die in der Tiefe. An der Oberfläche selbst fin- det keine Ausbreitung statt. Eine Verflüssigung der Gelatine tritt nicht ein; Sporen werden nicht gebildet. Die Fähigkeit, Eiweiss und Stärke zu lösen, konnte nicht nachgewiesen werden. Bacterium B. Ein zweites Bacterium ähnelt dem ersten anfangs in Form, Farbe und Grösse der Kolonieen vollstän- dig, doch tritt bald ein rascheres Wachsthum ein. Bei schwacher Vergrösserung zeigen die Kolonieen eine konzentrische Schichtung. In der Stichkultur wächst die Form innerhalb der Gelatine fast gar nicht, dagegen bildet sich an der Oberfläche sehr bald eine starke, zunächst weisslichgelbe Auflagerung, die sich auf die Ge- latine nach allen Seiten ausbreitet und zugleich halbkugelig empor- wölbt. In solchen dicken Schichten erscheint die Kolonie leicht röthlich gefärbt. Von derselben Färbung ist auch die wulstige Auf- lagerung längs des Strichs. Die einzelnen Individuen von Bacte- rium B sind 1,5 /u lang bei 0,4 /.i Durchmesser. Aus Gelatinekul- turen entnommen, findet man sie einzeln oder zu zweien verbunden ; Organismen des Sauerteigs und der Brotgährung. 231 dabei liegen häufig mehrere mit ihren Längsachsen parallel neben einander. In Flüssigkeiten schwärmen sie lebhaft umher. In einer neutralen Hefewasser-Zuckerlösung vermehren sie sich rapid und bilden schliesslich eine schleimige Kahmhaut, in welcher die Stäb- chen in reichliche Gallertmassen eingebettet sind. Dann wachsen sie in lange Fäden aus, die sich wirr verschlingen, worauf sich die anfangs glatte Haut faltet. Die anfangs ungegliedert erscheinen- den Fäden lassen allmählich die Zusammensetzung aus Stäbchen erkennen, und letztere rücken, jedenfalls durch Verquellen der Mem- branschichten, aus einander, worauf die Kahmhaut zerfällt, ohne dass Sporenbildung beobachtet wird. Das Bacterium löst in geringem Grade Stärke, aber nicht Eiweiss; in HefeWasser-Zuckerlösung bil- det es erhebliche Mengen Milchsäure ; es ist aber mit keinem be- kannten Milchsäurebacterium identisch. Von dem bekannten Milch- säurebacillus der Milch unterscheidet es sich durch seine Beweg- lichkeit, durch Gestalt der Zellen und Kahmhautbildung, ist ihm aber in Gelatinekult ureu ähnlich. Bacterium C ist zahlreicher in altem, stark saurem Sauer- teige, als in frischem enthalten. Es bildet in den Plattenkulturen anfangs kreisrunde Kolonieen von homogenem Aussehen und in durchfällendem Lichte von brauner Farbe. Dieselben treten, falls sie nahe der Oberfläche liegen, ziemlich hoch aus derselben her- vor und zeigen dann grosse Neigung, sich flächenartig auszubrei- ten. Bei zu dichter Aussaat wird die ganze Platte von einem bräunlichen Schleim überzogen. In Stichkulturen wächst C wie B nur an der Oberfläche kräftig und breitet sich nach allen Seiten aus, doch überzieht es die Gelatine nur in dünner, überall gleich- mässiger Schicht, während B sich zu wulstigen Auflagerungen ent- wickelt. Der Umriss der Auflagerung erscheint etwas gelappt. Strichkulturen sind ähnlich. Das einzelne Stäbchen ist 1,6 /.t lang und 0,8 //breit, an dem einen Ende abgestumpft, am andern zugespitzt (also eiförmig) und kommt nur für sich oder zu zweien, bloss aus- nahmsweise zu vieren verbunden vor. Beweglichkeit wurde nicht beobachtet. In geeigneten Nährflüssigkeiten trübt C die Masse gleichmässig ; dann tritt an der Oberfläche ein dünner, leicht zer- reisslicher Schleier von schleimiger Beschaffenheit auf, der an den Wänden des Gefässes bis mehr als einen Centimeter über die Flüssig- keit emporsteigt. Während der Schleierbildung bleibt die Flüssigkeit trübe; gleichzeitig bildet sich etwas Bodensatz, der ebenfalls aus Bakterien besteht. Das Bacterium ist im Stande, eine kräftige Essigsäuregährung zu veranlassen, stimmt aber mit dem Micrococcus aceti de By. nicht überein. Sehr gut gedeiht es auf Hefewasser mit 5 °/0 Alkohol. Bacillus D. Die Kulturen ähneln in Farbe und Grösse de- nen des Bacterium A, haben aber keine kreisrunde Gestalt, son- dern sind etwas länglich und zeigen an einer Stelle des Umfangs einen scharf einspringenden Winkel, etwa wie ein quer auf eine scharfe Kante gelegter Mehlsack. Sie bestehen aus ca 0,5 // dicken Fäden, die wirr durch einander geschlungen sind. Besonders ist dies in älteren Kolonieen der Fall, während jüngere aus kürze- 232 Organismen des Sauerteigs und der Brotgährung. ren, weniger fest zusammenhängenden Stücken zusammengesetzt sind, die sich in der Flüssigkeit lebhaft bewegen. Auf Gelatine- platten geht das Wachsthum sehr langsam vor sich, die Kolonieen werden dem blossen Auge aber sichtbar. In Nähragar bei 30° bilden sich anfangs einigermassen rundliche Kolonieen, sehr bald wird aber der Umfang unregelmässig. An die Oberfläche gelangt, breiten sie sich auf derselben aus und überziehen sie mit einer gleichmässig dicken, weissen, feuchtglänzenden Schicht, in der nach einigen Tagen reichliche Sporenbildung ein tritt. In Gelatinestich- kulturen bildet Bacillus D wie Bacterium A isolirte kugelige Kolo- nieen von gleicher Grösse, zeigt auch keine Oberflächenentwicke- lung. Nach mehreren Wochen aber senden die Kolonieen reiche Auszweigungen nach allen Richtungen in die Gelatine, so dass das Ganze das Aussehen einer kleinen Flaschenbürste annimmt. In Bierwürze findet eine rasche Vermehrung statt. Nach 3 — 4 Tagen erscheinen an der Oberfläche Inselchen von trocknem, weissem An- sehen, die sich durch Wachsthum und Verschlingung der Fäden seitlich verbinden und schliesslich eine unregelmässig gefaltete, 0,5 /t dicke, ab und zu glatte Kahmhaut bilden, in der alsbald die Spo- renbildung beginnt. Vor dem Eintreten derselben werden die tren- nenden Zellwände sichtbar, welche man früher bloss mit Hülfe von Reagentien erkannte. Die reifen Sporen sind 1,4 /.i lang und nicht ganz 0,5 /< dick, liegen in der Mitte der Mutterzellen, sind an den Polen stark lichtbrechend, in der Mitte blasser und erscheinen deshalb da eingeschnürt. Nach ihrer Reife löst sich die Mem- bran der Mutterzelle auf ; sie fallen zu Boden, um dort eine schmu- tzig-weisse Ansammlung zu bilden. Bei der Keimung tritt das junge Stäbchen am Aequator senkrecht zur Längsachse der Spore hervor. Durch Sporenkeimung, Schwärmzustand, Auswachsen zu langen, unbeweglichen Fäden und Sporenbildung in diesem Zustande stellt sich der Bacillus dem subtilis zur Seite; er unterscheidet sich von diesem aber durch geringere Dimension der Stäbchen, durch das Aussehen und die geringere Breite der Sporen. End- lich ist der Bacillus nicht im Stande, Gelatine zu verflüssigen, be- sitzt aber die Fähigkeit, Stärke zu lösen. Bacillus E. Die Sporen sind 1,6 /n lang, 0,8 /x breit und besitzen starkes Lichtbrechungsvermögen. Bei 30° C schwellen sie bald an, verlieren ihren Glanz und zeigen eine doppeltcontourirte Membran. Haben sie das l'/gfache ihrer ursprünglichen Länge erreicht, wölbt sich an dem einen Ende die innere Sporenmem- bran als eine kleine Papille hervor, die rasch grösser wird und die Gestalt eines kurzen Cylinders mit abgerundetem Ende an- nimmt, der erst langsam aus der Membran vorrückt und sich schliesslich mittelst eines Ruckes völlig von ihr trennt. Nach kur- zer Ruhezeit schwärmt das Stäbchen umher und theilt sich. An- fangs trennen sich die Stäbchen, später bleiben sie häufig Zusam- menhängen und bilden oft lange Ketten, die schlängelnd fortschrei- ten. Nach 24 Stunden hört die Beweglichkeit auf, und es bilden sich lange Fäden, die sich theils parallel anordnen, theils wirr ver- schlingen. Anfangs ist die Gliederung in Stäbchen nur durch Re- Organismen des Sauerteigs und der Brotgährung. 233 agentien erkennbar zu machen, später tritt sie deutlich hervor, und nun körnelt sich das Plasma. Dann tritt eine stärker lichtbre- chende Plasmabrücke auf, die dem einen Ende des Stäbchens ge- nähert ist, und an dieser Stelle zeigt sich, anfangs schwach um- schrieben, aber bald stärker und stärker die Spore und zwar gleich in endgültiger Grösse. Nach ihrer Reife verschleimt die Membran der Mutterzelle. Neben der Spore finden sich in der Mutterzelle stets noch ein oder mehrere glänzende, kugelrunde Körnchen, die aber nicht keimfähig sind. Nicht immer entstehen die Sporen nur in den langen Fäden, sondern zuweilen auch in kürzeren Stäbchen. Am besten gedeiht der Bacillus in einem Aufguss von gekochtem Hühnereiweiss, in dem sich kleine Stückchen festes Eiweiss befin- den ; in der neutralen Zucker-, Pepton-, Fleischextrakt-Gelatine wächst er gar nicht. Dagegen findet ein üppiges Wachsthum mit schneller Verflüssigung der Gelatine statt, wenn man dem Nähr- boden anstatt Zucker „lösliche Stücke“ zusetzt. In der Regel ist nach 3 — 4 Tagen die ganze Gelatine verflüssigt. Während anfangs die Stäbchen sich lebhaft bewegten, wird die Bewegung nunmehr träger, und es bilden sich lange, unbewegliche Fäden, die sich zu einer auf der Flüssigkeit schwimmenden Haut verbinden. Sporen- bildung tritt in diesen Kulturen bei Zimmertemperatur nicht oder sehr spärlich ein. ln neutralisirtem Hefewasser bei 30° C kulti- virt, bilden sie auf der Oberfläche aber bald eine schleimige, etwas runzelige Haut, in der reichlich Sporen auftreten. Verschiedene Versuche zeigten, dass dieser Bacillus im Stande ist, Eiweiss und Stärke zu lösen. Vom subtilis ist Bacillus E verschieden durch weit grössere Länge der Zellen, geringere Dimension der Sporen und die verschiedene Sporenkeimung; von Bacillus Ulna, der mit ihm die Vorliebe für Eiweissnahrung gemein hat, unterscheidet ihn ebenfalls die weit bedeutendere Grösse. Aus dem Sauerteig ist Bacillus E schwer zu isoliren. Mit Sicherheit erhält man ihn, wenn man etwas Weizenmehl in ein mit sterilisirtem Hefewasser beschicktes, steriles Erlenmeyer’sches Kölbchen bringt und dies bei 30° hält. Er tritt dann neben vielen anderen Bacillen auf, bildet aber bald Sporen. Da diese ein kurzes Aufkochen vertragen, lässt er sich nun leicht rein erhalten. Laurent’s Bacillus panificans stimmt mit keinem der von P. gefundenen Bakterien überein, jedoch finden sich seine Charaktere im Wesentlichen auf Bacterium A, B, C und Bacillus D vertheilt, und glaubt Verf. daher, dass L. keine reinen Kulturen gehabt habe. Mit den beschriebenen Organismen ist nach P. die Reihe der re- gelmässigen Bewohner des Sauerteigs abgeschlossen. Aus den mit den Vorgefundenen Organismen angestellten, man- nigfach variirten Versuchen ergab sich hinsichtlich der Bedeutung derselben für die Brotgährung folgendes Resultat: Die durch den Sauerteig hervorgerufene Brotgährung besteht aus einer Reihe ne- ben einander herlaufender, zum Theil in einander greifender Um- setzungsprocesse, deren wesentlichster, die alkoholische Gährung ist, die durch Saccharomyceten hervorgerufen wird, während die durch Bakterien vermittelten Säuregährungen und Lösungsvorgänge (die aber 234 Eiterung. durchaus nicht nutzlos sind) erst in zweiter Linie in Betracht kommen. O. E. R. Zi mm ermann (Chemnitz). Grawitz, P., Die Entwickelung der Eiterungslehre und ihr Verhältniss zur Cellularpathologie. (Dtsch. med. Wochenschr. 1889. No. 23.) Der im Verhältniss zu seinem geringen Umfange recht inhalts- reiche Aufsatz soll als „eine orieutirende Darstellung über die Entwickelung der Entzündungs- und Eiterungslehre“ aufgefasst werden und bietet somit zugleich eine kurze Zusammenstellung der zahlreichen neueren Untersuchungen über die Entstehung der Eiterung, unter welchen die eigenen Arbeiten des Verf. eine her- vorragende Stelle einnehmen. Die Abhandlung ist unter dem an- erkennenswerthen Gesichtspunkte geschrieben, die neueren Resul- tate histologischer und bakteriologischer Forschung mit den von Virchow in seiner Cellularpathologie niedergelegten Theorieen über das Wesen und die Aetiologie der Eiterung in Einklang zu brin- gen und nachzuweisen, wie diese älteren Beobachtungen auch ge- genwärtig an Werth nicht verloren haben, zum Theil sogar durch die neueren Resultate nur gestützt werden. Bekanntlich entsteht der Eiter nach Vircho’ws ursprüng- licher Auffassung durch Schwellung, Theilung und Proliferation der Bindegewebszellen, welche zu dieser Thätigkeit durch mecha- nische, chemische oder physikalische, d. h. thermische und elek- trische Reize angeregt werden. Durch Cohnheim’s Entdeckung von der Auswanderung der weissen Blutkörperchen schien diese Lehre einen Stoss zu erleiden; nicht von den Bindegewebszellen, sondern aus dem Blute schienen nun die Eiterkörperchen zu stam- men; Alles, was Virchow an jenen beobachtet hatte, wurde als eine Erscheinung des Absterbens, der Nekrose betrachtet. So we- nig Virchow, wie der Verf. anderen irrthümlichen Ansichten gegenüber durch Citate aus der Cellularpathologie nachweist, die Richtigkeit der Cohnhei m’schen Beobachtungen in Zweifel zog, so fest blieb er doch bei seiner Ansicht von der Thätigkeit der Bindegewebszellen steheD, indem er hier den Beginn der Eiterung sah und die Vorgänge au den Gefässen als sekundäre Erschei- nungen betrachtete. Die Lehre von der Karyokinese brachte, wie auf anderen Gebieten, auch hier Klarheit. Indem Scheltema, Ribbert und der Verf. selbst eine Karyokinese der Biudegewebs- zellen bei der akuten, zur Eiterung führenden Entzündung nach- wiesen, stellten sie die Proliferation dieser Zellen ausser Zweifel. Streitig ist zwischen Cohnheim’s und Virchow ’s Anhängern nur noch der Punkt, ob die Entzündung und Eiterung ihren Aus- gangspunkt in den Gefässen oder in den Bindegewebszellen hat. Fast noch ernsteren Angriffen sollte Virchow ’s Lehre auf dem ätiologischen Gebiete begegnen. Durch die eitererregende Wirkung der Bakterien, welche nach vorausgegangenen Arbeiten von Liste r, Klebs, Orth u. a. vor Allem in „Koch ’s epoche- machendem Werke über Wundinfektion“ aufs exakteste bewiesen wurde, schienen die mechanischen, chemischen und physikalischen Eiterung. 235 Reize ganz überflüssig geworden zu sein und einem neuen vierten spezifischen Reize der Mikroorganismen das Feld räumen zu müs- sen. Indessen auch hier beharrte Virchow auf seinem Stand- punkte; er stellte die Thätigkeit der Bakterien keineswegs in Ab- rede, aber er erkannte auch ihnen keine andere Fähigkeit zu, als die einer mechanischen oder chemischen Reizung der Gewebe. Diese Theorie musste an Wahrscheinlichkeit gewinnen, falls nachgewiesen werden konnte, dass auch ohne Bakterien durch an- dere Gewebsreize Eiterung möglich sei; und so erschienen in ra- scher Folge Veröffentlichungen der verschiedensten Autoren, die die Möglichkeit oder Unmöglichkeit einer derartigen Eiterung dar- thun sollten. Es ist bekannt, mit welcher Lebhaftigkeit der wis- senschaftliche Kampf geführt wurde, wie Hüter, Rosenbach, Ogston, Kocher, Baumgarten, Nathan u. a. auf dieser, Scheurlen, Klemperer, Strauss u. a. auf jener Seite durch mannigfache Versuche ihre Ansicht zu stützen suchten. Der Verf. selbst hat mit eigenen Versuchen an diesem Kampfe den regsten Antheil genommen. Theils allein, theils gemeinschaftlich mit de Bary und Bartscher suchte er erstens nachzuweisen, dass die Anwesenheit der Bakterien allein nicht genüge, Eiterung zu er- regen, dass vielmehr die Beschaffenheit des von den Mi- kroorganismen befallenen Gewebes von wesentlichem Einfluss sei, indem jene von den gesunden Geweben einfach resor- birt würden und nur in dem lädirten Gewebe Gelegenheit zur An- siedelung, Vermehrung und Entwickelung ihrer Stoff- wechsel produkte fänden, welche letztere erst dann die Ent- zündung erzeugten, deren höchster Grad die Eiterung sei. Die Lä- sion der Gewebe konnte nach des Verf. Ansicht sowohl durch Trauma als durch die chemische Wirkung des die Bakterien einschlies- senden Mediums erfolgen. Weiterhin suchte er zu zeigen, dass eine Eiterung ohne Bakterien durch Reaktion des Gewebes auf den Reiz gewisser, in hinreichender Menge zugeführter chemischer Agention, wie Terpentinöl und Argentum nitricum möglich sei. Da eine Beschreibung dieser Grawitz’schen Versuche hier zu weit führen würde, mag der Hinweis genügen, dass der Verf. die- selben in einer ganz kürzlich in Virchow’s Archiv erschienenen Abhandlung gegen Baum garten und Nathan energisch ver- theidigt und durch weitere interessante Experimente gestützt hat. Der Verf. ist übrigens weit davon entfernt, auf Grund der von ihm angenommenen Möglichkeit einer Eiterung auf den einfachen, ohne Bakterienwirkung erfolgten chemischen Reiz die Bedeutung der Mikroorganismen zu unterschätzen ; er nimmt im Gegentbeil an, dass die gewöhnlichen, der Behandlung des Chirurgen zugehenden Eite- rungen sämmtlich durch Bakterien verursacht werden; nur ist er der Ansicht, dass die Wirkung der Eiterkokken lediglich auf che- mischem Wege durch deren Stoffwechselprodukte zu Stande komme, wie es denn in der That Scheurlen und dann auch dem Verf. gelang, zu zeigen, dass das Cadaverin, ein von Staphylokokken erzeugtes Ptomain, im Stande ist, einzig und allein für sich Eite- rung zu erzeugen. 236 Eiterung. Eine Stütze seiner Annahme, dass die blosse Anwesenheit der Bakterien zur Entstehung einer Eiterung nicht genügt, findet der Verf. im Kapitel der Metastasen. Während die Mikroorganismen durch die Blutbahn den verschiedensten Körpertheilen zugeführt werden, sind es doch immer nur einzelne Stellen, an welchen sie sich ansiedeln und neue Abscesse hervorbringen. Zur Erklärung dieses Umstandes begnügte man sich lange Zeit mit dem Schlag- wort des locus minoris resistentiae, dessen Sinn höchstens bei Er- forschung der spontanen Osteomyelitis Gegenstand wissenschaft- licher Untersuchung war. Erst in allerneuester Zeit hat Rinne in Laugenbeck ’s Archiv eine Abhandlung über die Metastasen veröffentlicht, aus welcher hervorgeht, dass auch hier die Ansiede- lung der Eiterbakterien von örtlichen Bedingungen abhängig ist, welche durch Hindernisse der Resorption, durch die Anwesenheit chemischer Gifte u. s. w. verursacht sein können, „dass aber be- stehende örtliche Reizungen, Anfänge einer entzündlichen Läsion oder regenerativen Zellenwucherung die metastatische Kokkenan- siedelung geradezu verhindern“. Der letzte Satz führt den Verf. zu der Frage, wie die Heilung des Abscesses, wie der Sieg, welchen der Organismus im Kampfe mit deu Bakterien davouträgt, zu Stande kommt. Die Thatsache, dass im Eiter wie im Blute die Eiterkokken nach gewisser Zeit ab- sterben, ist von Baum gar ten durch Auflösung derselben in der Flüssigkeit, von Metschnikoff durch die Phagocytenlehre er- klärt worden. Der Verf. glaubt an beide Möglichkeiten, bekennt sich jedoch vorzugsweise als Anhänger Metschnikoff’s. Durch neue Versuche, welche er gleichfalls durch die erwähnte Abhand- lung in Virchow’s Archiv bekannt* gemacht hat, glaubt er den Beweis erbracht zu haben, dass Bakterien in Flüssigkeiten abster- ben, deren Eiweissgehalt eine gewisse Grenze überschreitet. Er hält es daher für unmöglich, dass die Bakterien im Stande seien, sich in Leukocyten, welche fast aus reinem Eiweiss bestehen, an- zusiedeln und findet Metschnikoff’s Erklärung, nach welcher die in Leukocyten eingeschlossenen Mikroorganismen von jenen auf- genommen und vernichtet würden, wahrscheinlicher. Ref. möchte an dieser Stelle auf die neuesten Veröffentlichungen Nissens (Zeitschrift für Hygiene. 1889) und Buchner’s hinweisen, welche gleichzeitig und unabhängig von einander nachweisen, dass eine Vernichtung der Bakterien im Blute ohne Betheiligung der Leukocyten stattfindet, und diese bakterientödtende Kraft des Blutes der Wirkung des fibrinbildenden Fermentes zuschrei- ben. Wie dem jedoch sei, ob nun die Mikroorganismen in der Flüssigkeit des Eiters untergehen oder ob sie von den Phago- cyten vernichtet werden, jedenfalls findet schliesslich eine Abkap- selung des Herdes durch einen „Wall junger zelliger Elemente“ statt, die Eiterkokken gehen zu Grunde, die Eiterzellen verfallen der Fettmetamorphose und werden resorbirt, worauf an ihre Stelle die gewucherten Bindegewebszellen treten und die allmählich im- mer an Festigkeit zunehmende Narbe bilden. Der Verf. schliesst seinen Aufsatz mit dem W’unsche, „der Eiteruug. 237 viel bestrittenen Zusammenstellung dieser (auf die Eiterung bezüg- lichen) Ideen, der Cellularpathologie Virchow’s, die Herzen der jüngeren Mitarbeiter auf diesem Gebiete durch seine kleine Arbeit wieder zu erschlossen.“ K übler (Berlin). Karlirisky, Justin, 0 no wyclpogladack na etyjologie zapalenia ropnego'. [Ueber die neueren Ansichten über die Entstehung von Eiterung. (Przeglad lekarski. 1888. Nr. 33, 34, 35.) Die wichtige, bis jetzt noch nicht enträthselte Frage, ob der Eiterungsprocess ohne Mitwirkung von Mikroorganismen entstehen kann, wurde von K. in Angriff genommen. Nach sorgfältiger Besprechung der diesbezüglichen Litteratur, insbesondere aber der Experimente von U s k o w , Orthmann, Councilman, S t r a u s s, Scheurlen, Fehleisen, R u i y s , K 1 e m p e r e r , G r a w i t z , Breving, Zuckermann, Grawitz und de Bary, — be- richtet Verf. über seine eigenen Versuche, die er an Hunden und Kaninchen mit Terpentin angestellt hat. Bei allen zahlreichen Experimenten, wobei sich der Verf. derselben Methode wie Straus s bediente, konnte er niemals eine Eiterung ohne Mikroorganismen erzielen. Das eingeführte Terpentin verursachte hie und da eine fibri- nöse Entzündung im Unterhautzellgewebe mit umschriebener Coagulationsnekrose ; in jenen Fällen hingegen, wo der operative Eingriff eine Eiterung zur Folge hatte, konnte man mittelst des Plattenverfahrens nachweisen, dass eiterungserregende Mikroorga- nismen hinzugetreten sind. Die von Grawitz und de Bary angegebene antiseptische Wirkung des Terpentins konnte von K. nicht bestätigt werden, da es ihm gelungen ist, durch eine Einspritzung von einer Emulsion, welche Eiter und Terpentin innig vermengt enthielt, sowohl bei Kaninchen als auch bei Hunden typische staphylococcushaltige Abscesse zu verzeichnen. Dagegen gelang es dem Verf. regelmässig, sowohl bei Hunden als auch bei Kaninchen, von Mikroorganismen freie Eiterungen durch Einimpfung von sterilisirten alten Staphylococcusculturen zu erzeugen , und diese Processe zeigten im Gegensatz zu eigentlichen Abscessen keine Tendenz zur Vergrösserung und unterlagen bald einer voll- ständigen Resorption. Obtulowicz (Buczacz). Karliiisky, Justin, Poszukiwania nad wplywem jodo- formu na grzybki ropotworcze. [Untersuchungen über die Einwirkung von Jodoform auf eiterungserregende Mikroor- ganismen.] (Przeglad lekarski. 1888. Nr. 48, 49, 50.) Angeregt durch die Behauptung , welche neuerdings von d e Ruyter aufgestellt wurde, dass das Jodoform, gegen welches in letzter Zeit zahlreiche Angriffe auftraten, dennoch ein wirksames Antisepticum sei, unternahm Verf. eine Reihe von diesbezüglichen Untersuchungen , welche sämmtlich nur zu Ungunsten des Jodo- forms ausgefallen sind. Nach sorgfältiger Besprechung der Unter- suchungen von Lübbert, Heyn und Thorkild -Rovsing, Tilanus, Baum garten, de Ruyter, Behring, Senge r , 238 Eiterung. — Gonorrhöe. Kunz, Sattler, Riedlin, Schnirer, Kronacher und Neisser berichtet K. über seine sowohl durch Kulturen wie auch au Thieren (Kaninchen) unternommenen Versuche, aus denen hervorgeht, dass dem Jodoform jedwede Einwirkung auf Eiterungs- mikroorganismen abgesprochen werden muss. In einem Kontrol- versuche, in welchem eine Partie von frischem Eiter, mit und ohne Zugabe von Jodoform offen stehen gelassen wurde, konnte Verf. vermittelst eines Jodoformzusatzes den Fäulnissprocess des Eiters langsamer machen, was sich durch einen schwächeren Gestank und geringeres Vorhandensein der Fäulnisskeime manifestirte. Durch eine Einspritzung des nicht jodoformirten faulenden Eiters bewirkte der Verf. bei Kaninchen und Meerschweinchen ausgebreitete übel- riechende Hautgangrän, während eine Einspritzung desselben, aber jodoformirten Eiters nur Abscesse zur Folge hatte. Wiewohl das Jodoform also keine specifische Wirkung auf eitererregende Bakterien entfaltet, so ist es dennoch keineswegs gänzlich zu verwerfen , und es verdient in der grossen Reihe der Desinfektionsmittel volle Berücksichtigung, da dasselbe den Fäul- nissprocess beseitigt oder wenigstens beschränkt und deshalb den Organismus vor allgemeiner Septikämie hütet und höchstwahr- scheinlich auf diese Weise seine günstige Wirkung übt, dass durch die Anwendung des Jodoforms das Operationsfeld getrocknet wird und das Jodoform, mit Eiweiss innig vereinigt, ein für die Entwickelung der Bakterien ungünstiges Terrain darbietet, besonders wenn noch die nothwendige Reinlichkeit und die Anwendung des Sublimats oder der Carbolsäure nebenbei im Kampfe gegen die Bakterien entsprechende und höchst willkommene Hülfe leisten. Obtulowicz (Buczacz). Oberlaender, F. M., Ueber die praktische Bedeutung des Gonococcus. (Berliner Klinik. Heft 5. 1888.) Oberlaender fasst bei der Beurtheilung der bisherigen Er- fahrungen über das Vorkommen und die Verbreitung der Gono- kokken seine Ansicht in folgenden Sätzen zusammen: 1) Im chronischen Stadium der Gonorrhöe bei beiden Ge- schlechtern schliessen auch fortgesetzt negative Befunde von Gono- kokken die gonorrhoische Natur des Leidens nicht aus. Ebenso- wenig ist dann eine eventuelle Uebertragbarkeit dieser Erkrankung ausgeschlossen. 2) Man wird in Zukunft die rationelle Urethroskopie für die Verfolgung praktischer Zwecke in erster Linie kultiviren müssen, da die ausschliessliche Betonung des bakteriellen Standpunktes nicht genügend praktisch verwerthbare Resultate zu Tage gefördert hat. 3) Für die weitere Kenntniss der Entstehung und des Verlaufs der chronisch gonorrhoischen Erkrankungen sind als besonders wichtig anzusehen: die mikroskopischen Untersuchungen von Ge- webstheilen und Sekreten, welche durch das Urethroskop als chro- nisch gonorrhoisch erkrankt diagnosticirt wurden und das Studium der chronischen Gonorrhöe an den Prostituirten, den eigentlichen Trägerinnen des gonorrhoischen Giftes. D i 1 1 r i c h (Prag). Puerperalinfektion der Neugeborenen. 239 Karlinsky, Justin, Przyczinekdo etyjologii posocznicy noworodkow (Septicaemia neonatorum). [Ein Beitrag zur Aetiologie der Puerperalinfektion der Neugeborenen.] (No- winy lekarskie. Posen. Nr. 1, 2. 1889.) Von seiner in diesem Blatte (Bd. IV. pag. 437) bereits referir- ten vorläufigen Mittheilung ausgehend, unternahm Verf. einige Versuche, um die Frage von der Möglichkeit einer Entstehung der pyämischen Infektion per os zu entscheiden. Seine Versuche unternahm er hauptsächlich an Kaninchen, und zwar injicirte er einem milchenden Kaninchenweibchen, welches 2 Tage zuvor sechs gesunde Junge geworfen hatte, ein ccm einer Emulsion von Staphylococcus pyogenes aureus in die Vena jugu- laris, und überzeugte sich zweifellos, dass bereits nach 36 Stunden die Staphylokokken in der Milch nachweisbar waren und dort bis zum 8. Tage nach der Operation gefunden werden konnten, obwohl bei der Sektion des nach 14 Tagen verstorbenen Thieres keinerlei Veränderungen in den Milchdrüsen, sondern nur eitrige Peritonitis und miliare Abscesse in der Leber und in den Nieren vorgefunden wurden. Von den Jungen, die von der Mutter bis zu deren Tode genährt wurden, starben 2 am 6., ein drittes am 8., und das vierte am zehnten Lebenstage, zwei andere blieben am Leben. Bei der Obduktion der zwei ersten wurde eine Injektion der Schleim- haut im Rachen, im Magen und am Ileum, ausserdem mässiger Milztumor ohne jedwede Abscessbildung gefunden , und durch das Plattenverfahren wurden aus dem Darminhalte, aus der Milzpulpa uud aus dem Blute der Peritonealgefässe erhebliche Mengen von Staphylococcus aureus gezüchtet. Das 3. Junge ist spontan, wahr- scheinlich durch Erdrücken, gestorben ; hingegen zeigte das 4. disseminirte Nierenabscesse , Vergrösserung und Schwellung der Halslymphdrüsen und am Gaumen einen erbsengrossen Abscess, aus dessen Inhalte wie auch aus dem der Nierenabscesse Staphylo- kokken gezüchtet wurden. Einem anderen Kaninchenweibchen wurden ll/2 ccm Sta- phylococcusemulsion in die Gegend der Milchdrüsen eingespritzt; welchem Eingriffe ein Abscess an der Injektionsstelle nach 8 Tagen folgte. An diesem Tage wurden von ihr 6 Junge geworfen , die auch von ihr gestillt wurden. Von den Jungen starb nur eins, am 4. Lebenstage und bei der Obduktion konnte nur eine Injektion des Darmtraktus nachgewiesen werden, ohne dass die bakteriolo- gische Untersuchung des Blutes und des Darminhaltes Staphylo- kokken nachzuweisen im Stande war. Einem dritten Kaninchenweibchen wurde in die Halsvene 1 ccm von Stapbylococcusemulsion injicirt und durch tägliche Milchent- nahme die Zeit des Auftretens der injicirten Pilze in der Milch bestimmt. So fand K., dass, während nach 24 Stunden 30 — 35 Keime pro ccm Milch nachweisbar waren, deren Zahl nach 48 Stunden 40, nach 72 Stunden 31, nach 5 Tagen kaum 8 war, und nach 8 Tagen verschwanden dieselben spurlos. Bei der Obduktion des verstorbenen Thieres wurden ausser Nieren- und Leberabscessen, 240 Verruca vulgaris. Milztumor und Vereiterung einiger Lymphdrüsen vorgefunden; da- gegen erwiesen sich sämmtliche Milchdrüsen vollkommen abscessfrei. Einem vierten Kaninchenweibchen wurden 2 Stunden nach Geburt der Jungen mittelst eines dünnen Katheders in die Scheide 3 ccm einer Stypholococcuskultur eingeführt, die Scheide tamponirt und mittelst Collodium geschlossen. Schon nach 36 Stunden konnten bei der Milchuntersuchung Staphylokokken in der Milch nachge- wiesen werden und bei der Sektion des nach 48 Stunden verstor- benen Thieres wurde eine starke Röthung der ganzen Schleimhaut des Genitaltraktus, eitriger Beleg in den Uterinalwänden, eine blutig seröse Peritonitis und Milztumor aufgefunden. Aus diesen Ergebnissen zieht K. folgende Schlüsse: 1) Die in die Blutbahnen injicirten Mikroorganismen können durch die Milchdrüsen secernirt werden; 2) der Uebergang der Mikroorganismen wird in einer verhältniss- mässig kurzen Zeit bewerkstelligt; 3) bei einer Allgemeininfektion kommt dies schneller zu Stande als bei einem Eiterungsprocesse in der Milchdrüse, und 4) bei einer Infektion per vaginam können die Infektionserreger durch die Milch ausgeschieden werden. Ausserdem unternahm der Verf. Fütterung von jungen Kanin- chen, Hunden und Katzen mit einer Milch, welche reichlich mit Staphylokokkenkulturen gemengt war. In 28 Experimenten kam 7 mal ein akuter und tödtlicher Magen- und Darmkatarrh zum Vorschein, wobei erst gegen das Lebensende in den Dejekten und in dem Darminhalt Staphylokokken enthalten waren. Zu seinen Experimenten benutzte Verf. womöglich ganz junge, neugeborene Thiere, welche mittelst kleiner Fläschchen mit Gummiansätzen gefüttert wurden. Bei älteren Thieren schienen die Experimente zu misslingen. Die hier skizzirten und wissenschaftlich unternommenen Unter- suchungen von K. siud höchst interessant und dienen im Wider- spruche mit L i n g a r d hinlänglich zum Beweise dafür, dass eine eiter- erregende, Bakterien enthaltende Milch keineswegs für den Organismus, besonders bei zarten Kindern, unschädlich sei, und dass eine derartige Nahrung ausser Lokalbeschwerden sogar eine allgemeine Infektion, eine Septikämie, hervorzurufen im Stande sei. Obtulowicz (Buczacz). Kühiiemann, Georg, Zur Bakteriologie der Verruca vul- garis. (Monatshefte f. praktische Dermatologie. Band IX. No. 1.) Der Verf. konnte in jedem einzelnen Falle von Warzen einen Bacillus von solch’ charakteristischen Eigenschaften nachweisen, dass er in demselben den Erreger dieser Hautauswüchse erkennen zu dürfen glaubt. Diese Bacillen werden auf folgende Weise gefärbt: Färbung der Schnitte in wässeriger, alkalischer (1 °/0 Ammoniumcarb.-Lö- sung) Gentianaviolettlösung mindestens 30 Minuten, gute Ausspülung in Wasser, Behandeln mit Jod-Jodkaliumlösung 3 Minuten, Ab- spülen in Wasser, Entfärbung in alkoholischer Fluorescei'nlösung Verruca vulg. — Holostomeen. 241 und Ausziehen des überschüssigen Farbstoffes in mehreren Schälchen absolutem Alkohol und Nelken — oder Anilinöl. Dann Tereben, Xylol, Canada. — Man bemerkt dann im Stratum dentatum sowohl zwischen, als auch in den Zellen, sowie in den Lymphspalten ausserordentlich feine, schlanke Stäbchen, nie über l1/^ /. i lang, deren Verhältniss der Dicke zur Länge etwa 1 : 6 ist. Zuweilen finden sie sich noch innerhalb der Körnerschicht. — Je jünger die Warze, um so zahl- reicher die Bacillen. Die fraglichen Bacillen färben sich bei dem oben angegebenen Gr am -Kühne’ sehen Verfahren hellroth, wäh- rend hierbei die sonstigen Mikroorganismen eine dunkelblaue Farbe annehmen. Da ausschliesslich bei Warzen und in allen Fällen ein und derselbe sehr charakteristische Bacillus gefunden wurde, liege es gewiss nahe, ihn als die Ursache der Krankheit anzusehen. Auch Züchtungsversuche auf Gelatine und Agar-Agar hatten stets den gleichen Erfolg. — Am ersten Tage war bei Gelatineim- pfung keine Veränderung bemerkbar: am zweiten erschienen fast um sämmtliche Stückchen kleine, rund begrenzte Kolonieen, die, flache, tellerförmige Vertiefungen in der Gelatine erzeugend, die- selbe rasch verflüssigen, sich sehr schnell vergrössern und an der Oberfläche ein ziemlich fest zusammenhängendes Häutchen bilden, dessen mikroskopische Untersuchung einen im Ganzen etwas grös- seren, aber in der Form dem im Gewebe gefundenen entsprechenden Bacillus ergibt. Auf Agar-Agar breitet der Bacillus sich mässig schnell über die Oberfläche aus und dringt in gleicher Weise vom Impfstiche aus in die Tiefe. — Sporenbildung erfolgt im Sommer schon bei Zimmertemperatur. Impfungen mit Reinkultur sollen demnächst vorgenommen werden. Durch den konstanten Befund der Bacillen wird nach K. die ganze Entstehungsweise der Warzen und ihre weitere Entwicke- lung, die früher so viel Räthselhaftes geboten, völlig klargestellt. Max Bender (Düsseldorf). Brandes, Gust., DieFamilie der Holostomeae, ein Pro- dromus zu einer Monographie derselben. (In.-Diss.) 8°. 72 pg. Leipzig 1888. DieFamilie der Holostomeen1) umfasst eine nicht sehr grosse Anzahl distomeenartiger Trematoden, deren Körper in zwei Ab- schnitte zerfallen ist ; der hintere ist stets cylindrisch, der vordere im einfachsten Falle blattförmig mit elliptischen oder herzförmigen Contouren ; denkt man sich die Ränder des Blattes nach der Bauch- seite zu gekrümmt, so erhält diese vordere Region das Aussehen eines Löffels; sind die Seitenränder noch breiter entwickelt und sammt dem unteren Rande, mit dem zusammen sie eine fortlau- fende Lamelle bilden, bauchwärts umgeschlagen, so gleicht der 1) Vergl. d. Centralblatt. Bd. V. 1889. pg. 67 — 68. VI. Bd. 17 242 Holostemeen. Vorderkörper einer an ihrem hinteren Ende überdachten Hohl- schaufel; verwachsen die lamellösen Seitenränder, so entsteht ein Becher. Auf der Blattoberfläche steht ein Haftapparat, welcher durch seine verschiedene Ausbildung das mannigfache Verhalten der Lamelle bedingt. Die beiden Körpertheile bilden selten eine gerade Linie, gewöhnlich vielmehr einen Winkel. Die Nahrung der Holostomeen besteht aus Blut; da sie nun einen sehr wenig entwickelten Pharynx und Mundsaugnapf haben, so müssen andere Apparate zur Nahrungsaufnahme und Befestigung vorhanden sein, die der Autor als „Haft- und Drüsen apparat“ be- zeichnet und die im vorderen Körpertheile liegen. Hier findet sich nämlich im einfachsten Falle eine kleine Erhebung, auf der ein verschieden gestalteter Hohlraum ausmündet; letzterer beherbergt bald kleinere, bald grössere Papillen von verschiedener Gestalt. In der Nähe des Hohlraumes findet man stets einen grossen Drüsenkomplex, dessen Dräschen mit den Papillen in Verbindung zu stehen scheinen; das Sekret soll nach der jetzigen Ansicht des Verf. im Stande sein, die Darmwand zu reizen, entzündlich zu machen und endlich zu verwunden, damit der dann später an diese Stelle gebrachte Mundsaugnapf „sein blutiges Mahl einnehmen kann“. Bei den eben geschilderten Formen, die meist im Darm von Krokodilen leben, ist der Bauchsaugnapf noch gut entwickelt; bei den anderen beginnt er rudimentär zu werden, da bessere Haft- apparate entwickelt sind: die Erhebung ist hier zu einem zapfen- artigen oder pilzhutförmigen Körper umgewandelt, dessen Ränder zusammen mit den Rändern des vorderen Körpertheiles ein inni- geres Anhaften an der Darmschleimhaut ermöglichen; eine Drüse ist vorhanden, aber nicht so stark wie in ersterem Falle ausge- bildet ; vielleicht wird dieser Ausfall ersetzt durch zwei neben dem Mundsaugnapf gelegene Körper, die der Verf. als Komplexe ein- zelliger Drüsen anspricht. Der Haftapparat des dritten Typus mit einem mannigfach zer- schlitzten Zapfen kommt bei Holostomeen mit becherförmiger, vor- derer Körperregion vor und ist ohne Abbildungen kaum ausreichend zu schildern. Der Darm selbst zeigt die Verhältnisse, wie sie bei Trema- toden gewöhnlich zu treflen sind ; es ist also ein Irrthum, wenn ein neuerer Autor von dem Fehlen des Darmes bei Holostomeeu spricht. Die Einzelheiten des Geschlechtsapparates sollen hier nicht behandelt werden; in demselben zeigen sich die Verhältnisse der Distomeen mit gewissen typischen Eigenthümlichkeiten : dahin gehört der wenig gewundene Uterus, die Ausmündung der Organe am hinteren Körperende, die Lage der Keim- und Schalendrüse zwischen den beiden Hoden sowie die Einmündungsstelle des Laurer’schen Kanales, welche hier ausserhalb der Schalendrüse liegt. Auch die Exkretionsorgane bieten einige Besonderheiten, indem in der beträchtlich abgeflachten, vorderen Körperregion eine Vermehrung der Gefässe stattgefunden hat. Holostomeen. 243 Vom Nervensystem wurde der Centraltheil mit den beiden Seitennerven, so wie anscheinend nervöse Elemente im Parenchym des Zapfens gesehen. Eigene Untersuchungen zur Entwickelungsgeschichte hat der Verf. zwar angestellt, jedoch mit geringem Erfolge; aus den Litteraturangaben plaidirt derselbe für die Entwickelung ohne Generationswechsel. Die Systematik anlangend, so herrscht in derselben grosse Verwirrung, die besonders durch das Nordmann ’sche Genus Di- plostomum verursacht worden ist, mit welchem Namen N. gewisse Larvenformen belegte. Obgleich dies verschiedene Autoren er- kannten und aussprachen, hat neuerdings Poirier1) doch wieder über „Diplostomiden“ gehandelt, ohne sich darüber auszulassen, was darunter Alles zu verstehen sein soll. Nach dem Verf. bilden die Holostomeen eine natürliche Familie, die nach der Form des Haft- apparates drei Unterfamilien aufweist ; die Arten werden nach dem Bau des Haftapparates und der Bursa copulatrix unterschieden ; als Larven kommen in Betracht jene Formen, die unter dem Na- men Tetracotyle, Diplostomum v. Nordm., Tylodelphys, Heptasto- mum Dies. u. Schomb. etc. beschrieben wurden. Familie: Holostomeae. „Distomeenartige, digenetische Trematoden, ohne Generationswechsel, mit einfacher Metamorphose; kurzer Oeso- phagus, gablig gespaltener Darm, den ganzen Körper durchziehend. Körper durch eine Einschnürung in 2 Regionen, eine vordere und eine hintere, getheilt, in der letzteren die Geschlechtsorgane, deren gemeinsame Ausmündungen am hinteren Körperpole innerhalb einer Vertiefung, der Bursa copulatrix, liegen; im vorderen Körpertheile die Dotterstöcke nur theilweise oder ganz, ausserdem Mund- und Bauchsaugnapf und ein das Aussehen der vorderen Region ver- schieden gestaltender Haftapparat; im Uterus grosse, aber nicht zahlreiche Eier, die sich im Wasser entwickeln ; leben im Darm von Säugern, Vögeln und Reptilien, selten bei Fischen und Am- phibien. 1. Unterfamilie D i p 1 o s t o m i d a e (non P oi r i er) mit stark abgeflach- tem Vorderkörper und deutlichem Bauchsaugnapf; Haftapparat in Form einer mehr oder minder tiefen, mit kleinen oder grossen Pa- pillen ausgekleideten Höhlung ; unterhalb derselben stets eine deut- liche Gliederung; in Krokodilen und Vögeln lebend. 1. Genus Diplostomum (non v. Nordmann) mit den Charak- teren der Unterfamilie ; D. spathula n. sp. im Darm von Falco palumbarius. D. spathulaeforme n. sp. im Dünndarm von Strix otus, wohl auf eine künstliche, vom Verf. vorgenommene Infektion mit Tetracotyle colubri zurückzuführen. D. grande Dies, im Darm von Ardea Leuce (Brasilien). D. abbreviatum n. sp. aus Crocodilus (Brasilien). D. pseudostomum Willem. -Suhm ebendaher. 1) Vergl. d. Centralblatt. Bd. I. 1887. pg. 425. 17* 244 Holostomeen. D. siamense Poir. im Darm von Crocodilus siamensis. D. longum n. sp. aus Crocodilus (Brasilien). D. bifurcatum Wedl. Darm von Crocodilus vulgaris (Aegypten). Genus Polycotyle Will.-Suhm mit zahlreichen, saugnapfartigen Bil- dungen auf dem Rücken. P. ornata v. Will.-Suhm im Darm von Alligator lucius. 2. Unterfamilie Hemistomidae mit abgeflachtem Vorderkörper, dessen lamellöse Seitenränder stark nach der Bauchseite umgekrümmt sind; Bauchsaugnapf durch den Haftapparat oft verdeckt, meist nicht grösser als der Mundsaugnapf und Pharynx, bei einer Porm scheinbar ganz fehlend; Haftapparat in Gestalt eines kompakten Zapfens ; zu beiden Seiten des Mundsaugnapfes je eine Drüsenaus- mündungsstelle ; in Vögeln und Säugern lebend. Genus Hemistomum Dies, mit den Charakteren der Unterfamilie. H. spathula Dies, im Darm der meisten Palkenarten. H. pileatum= erraticum v. Linst. Darm von Sterna, Larus, Colym- bus und Mergus. H. trilobum Dies. Darm von Pelecanus crispus. H. ellipticum n. sp. im Darm von Piaya cayana (Brasilien). H. alatum Goeze. Darm vom Fuchs und Hund. H. clathratum Dies, im Darm von Lutra brasiliensis. H. pedatum Dies, im Darm von Didelphys (Brasilien). H. cordatum Dies, im Darm von Felis catus. H. spathaceum Dies, in verschiedenen Mövenarten. H. auritum Dies. Darm von Strix flammea. H.denticulatum Dies. Darm von Alcedo ispida. H. podomorphum Dies. Darm von Falco haliaetus. H. excavatum Dies. Darm des weissen und schwarzen Storches, H. commutatum Dies. Darm von Sterna caspica. 3. Unterfamilie Holostomidae mit becherförmiger, vorderer Körper- region, in welcher der Haftapparat, ein konischer Zapfen mit tiefer, centraler Höhlung. In Vögeln, zweimal bei einem Fisch und ein- mal bei einem Frosche gefunden. Genus Holostomum Rud. e. p. H. variabile Nitzsch in allen Eulen- und Falkenarten. H. variegatum Duj. in verschiedenen Wasservögeln. H. erraticum Duj. in Larus maculipennis (Brasilien). H. vagina tum n. sp. in Cathartes sp.? H. longicolle Duj. in Botaurus stellaris ; andere bisher angeführte Wirthe (Larus-Arten) dürften zu streichen sein. H. bursigerum n. sp. aus Larus ridibundus. H. sphaerocephalum Westr. H. eustemma = Eustemma caryophyllum Dies., im Darm von Accipiter pileatus (Brasilien). H. sphaerula Duj. in Corvus corone, cornix, Oriolus cristatus und Lanius collurio. H. cornu Nitzsch in verschiedenen Reiherarten. H. tenuicolle Westr. im Falco rufus. H. einet um n. sp. in Ardea sp. H. b ul b o s u m n. sp. in Geronticus albicollis und Nauclerus furcatus. Lolikrankheit der Kirschbäume. 245 H. ellipticum n. sp. in Bubo magellanicus. FT. megalocephalum n. sp. in Stomias sp. (Fisch). H. clavus Molin in Gadus merlucius (Fisch). H. nitidum Leidy in Rana pipiens (Amerika). H. gracile Dies, in Mergus merganser. H. serpens Nitzsch in Falco haliaetus. H. microstomum Rud. in Corvus caryocatactes. H. macrocephalum Rud. in Falken- und Eulenarten. H. lagena Molin in Strix passerina. H. cornutum Dies. = H. multilobum Cobb. in Charadrius pluvialis. H. cornucopiae Mol. in Strix otua. H. Bellinghamii Cobb. = H. falconum Dies, in Falco nisus und rufus. H. dubium Cobb. =H. corones Dies, in Corvus corone. H. crenulatum Cobb. = H. anatis nigrae Dies, in Anas oidemia. Eine genauere Untersuchung wird es sicher mit sich bringen, dass ein Theil der hier noch aufgeführten Arten einzuziehen ist. M. Braun (Rostock). Sorauer, Paul, Die Lohkrankheit der Kirschbäume. Mit 2 Tafeln. (Forschungen auf dem Geb. d. Agrikulturphys. Bd. XII. 1889. H. 12. S. 109 — 118. Mit 2 Tafeln — Auch Botan. Zeitung, 1889. No. 11.) Die bisher an Kernobst, aber nicht an Kirschbäumen, beobach- tete Lohkrankheit wurde in dem nassen Sommer 1888 auch an den letztgenannten (hauptsächlich üppigen Wildlingen der Süsskirsche) beobachtet. Am meisten waren die diesjährigen Zweige ergriffen. Im September war im unteren Theile dieser Zweige die Korkbeklei- dung vielfach zerschlitzt oder in breiteren Streifen aufgerissen, die blossgelegten Rindenstellen bildeten ockergelbe Flächen, die bei Er- schütterung eine pulverförmige Masse abstäubeu Hessen. Nach der Zweigspitze zu finden sich allmähliche Uehergänge bis zu kleinen, normal bekleideten Auftreibungen der Rinde. Diese Auftreibungen sind stark entwickelte Lenticellenpolster unter der noch wohler- haltenen Epidermis. Nach der Zweigmitte nehmen sie an Zahl und Umfang zu, sie verschmelzen mit einander und bilden zusam- menhängende Flächen, über denen die primäre Korklage gesprengt wird, wodurch die ockerfarbigen Stellen zum Vorschein kommen. Die äusseren Lagen der Füllkorkpolster sind so locker, dass die peripherischen Zellen bei trockener Luft durch geringe Anstösse aus dem Verbände sich lösen. Der Krankheitsprozess besteht in einer krankhaft gesteigerten Rindenporenwucherung, die sich nicht bloss in einer grösseren Zahl und Flächenausdehnung der einzelnen Herde ausspricht, sondern auch in dem gesteigerten Auftreten mehrschichtiger Lenticellen. Ausserdem ist stellenweise die Primärrinde auffällig gelockert, indem die Parenchymzellen stark aus einander gewichen sind, auch der Holzkörper zeigt Stellen von gelockertem Bau. Es zeigen sich somit ähnliche Lockerungen wie bei der Lohkrankheit der Aepfel. Bei den Kirschen macht sich als Begleitserscheinung die Gummose 246 Lohkrankheit. — Rebenkrankheiten. bemerkbar, indem iD den parenckymatischen Querbinden, welche an gewissen Stellen des Holzrings auftreten, häufig die Anfänge von Gummiherden entstehen. Als Ursache der Lohkrankheit bezeichnet Yerf. einen über das gewöhnliche Mass hinausgehenden Wassergehalt des Rindenkör- pers. Abgesehen von anatomischen Gründen sprechen für die er- wähnte Auffassung mehrfache Beobachtungen, denen zufolge Ver- hinderung der Verdunstung die Ausbildung der Lenticellen steigert. Ebenso deuten auf die genannte Ursache die Nebenumstände hin, unter denen die Erkrankung beobachtet wurde, nämlich die Nässe des Sommers, sowie der Umstand, dass das Aufreissen der Rinde erst im September an den unteren Zweigtheilen eintrat, nachdem die Bäume im Juli ihr Laub an diesen Theilen abwarfen. Die Terminalknospe entwickelte im August einen kräftigen, bis zum Herbst belaubt bleibenden Sommertrieb. Soweit der Trieb beblät- tert blieb, riss die Rinde höchstens spärlich auf. Es liegt die An- nahme nahe, dass durch den Laubfall an dem eben erst fertigen Zweigtheile die Verdunstung wesentlich herabgedrückt wurde, wor- auf der grössere Wassergehalt in der Rinde eine Wucherung der Lenticellenherde veraulasste. Die Lohkrankheit wird beim Kernobst nur gefährlich, wenn sie tiefer in das grüne Rindengewebe hinein fortschreitet, weil diese Stellen Ansiedlungsherde für Flechtenvegetation, Einwande- rungsorte für Wundparasiten und günstige Angriffsgelegenheiten für Frostbeschädigungen bilden; bei der Süsskirsche kommt hierzu, wie erwähnt, die Gefahr der Gummose. Im Anhänge bespricht Verf. etliche Beobachtungen über die Lohkrankheit der Aepfel, ferner wird auch das Chagriniren der Rosen Stämme auf Förderung der Lenticellenbildung durch ge- steigerte Feuchtigkeit zurückgeführt. An Schossen der Rosa ca- nina, welche horizontal auf den berasten Boden niedergelegt waren, waren im folgenden Frühjahre zahlreiche körnige Erhabenheiten aufgetreten, die sich als abnorm üppige Lenticellenbildungen heraus- stellten. E. Kraus (Weihenstephan). Dufour , Jean, Notice sur quelques maladies de la vigne, le black-rot, le coitre et le mildiou des grappes. (Bull, de la Soc. Vandoise des Sciences naturelles. XXIII. 97.) Lausanne 1888. — — , Le mildiou et sontraitem ent. Lausanne (G. Bridel) 1888. Beide Schriften sind zur Belehrung der Weinbauern geschrie- ben und enthalten über bekannte Krankheiten des Weinstocks nichts wesentlich Neues. Gegen die schwarze Fäulniss — black-rot — bewirkt von Phoma uvicola Berk, et Curt, empfiehlt Verf. die Application von Kupfersalzen. — Die durch Coniothyrium Diplo- diella Sacc. (Phoma dipl.) verursachte Traubenkrankheit führt zu einer wirklichen Nassfäule der Beeren. Sie befällt auch im Gegen- satz zu black-rot die Stiele, lässt dieselben abbrechen und die Traube zu Boden fallen. — Mit wenigen Worten wird die von Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 247 Peronospora viticola De By. hervorgerufene Mehlthaukrankheit berührt. Die zweite oben angezeigte Schrift zählt eine Reihe von Mitteln, auf, die vorbeugend gegen den Mehlthau anzuwenden sind. Als das empfehlenswertheste, weil wirksamste , erscheint die sog. „bouillie bordelaise“, ein Brei nach folgendem Recept: 3 kg Kupfervitriol in 10 1 warmen Wassers gelöst, dazu 80 1 Wasser gefügt. Nimm ferner 2 kg guten, fetten Kalk, füge dazu nach und nach 10 1 Wasser und giesse die Lösung langsam unter Umrühren in die erstgenannte, so dass beide sich innig mischen. Mit der Lösung sind die Weinstöcke kurz vor oder nach der Blütezeit zu besprengen. Horn (Berlin). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Günther, Carl, Zur bakteriologischen Technik. [Aus dem Laboratorium der Dr. Lassar’schen Klinik.] (Dtsch. med. Wochenschr. 1889. No. 20.) 1) Zur Konservirung von Agarplattenkulturen auf dem Objektträger schlägt der Verf. vor, die auf mög- lichst dünner Agarschicht gewachsene Bakterienkultur quadratisch zu umschneiden, mit dem Spatel herauszuheben und auf dem Objektträger in der bekannten Weise in Glycerin einzubetten wie irgend ein anderes mikroskopisches Präparat. 2) Um Kartoffelkulturen im Reagensglase anzu- legen, verfährt der Verf. wie Hueppe, indem er rohe, mit dem Korkbohrer ausgeschnittene Kartoffelkeile in dem durch Watte- pfropf verschlossenen Reagensglase im strömenden Wasserdampfe kocht und an den beiden nächstfolgenden Tagen sterilisirt, worauf die Impfung erfolgen kann. Während jedoch Hueppe die Aufsau- gung des beim Kochen entstehenden Condenswassers durch einen am Boden befindlichen Wattebausch bewirkt und so, bei dessen gleichmässiger Durchnässung, die darauf ruhende Kartoffel nicht vollkommen vor der Berührung mit dem Condenswasser bewahrt, legt der Verf. ein ca. 2 cm langes Glasrohr als Unterlage für die Kartoffel auf den Boden der Eprouvette, so dass sich das Condenswasser am Grunde sammeln kann, ohne die Kartoffel zu benetzen. K üb ler (Berlin). Kühne, H., Recherche des hactöries dans les tissus animaux. Trad. fran?. par Herman. 8°. 60 p. Liege (Nierstrasz) 1889. 248 Erster Kongress der deutschen dermatologischen Gesellschaft in Prag. Originalberichte über Kongresse. Erster Kongress der deutschen dermatologischen Gesellschaft in Prag. (Schluss.) III. Sitzung. Dienstag, den 11. Juni, Vormittag. Kaposi (Wien) stellt einen Mann vor, bei welchem sich Lepra anaesthetica neben Lues entwickelt hatte. Die Diagnose Lepra wurde gestellt, trotzdem sich in keiner der ergriffenen Haut- stellen Leprabacillen hatten nachweisen lasssen. Arning bemerkt in der Discussion, dass er die Frage, ob es sich hier wirklich um Lepra handle, nicht entscheiden wolle. Der negative Bacillenbefund spreche nicht gegen Lepra, da A. in einer in Folge von lepröser Neuritis veränderten Haut niemals Bacillen finden konnte. Neumann (Wien): Ueber die klinischen und histolo- gischen Veränderungen der erkrankten Vaginal- schleimhaut. Neisser (Breslau): Bedeutung der Gonokokken für Dia- gnose und Therapie. Die Entdeckung des Gonococcus war früher eine rein mikro- skopische, deren Bedeutung seit der Einführung der neueren bakteriologischen Untersuchungsmethoden aufs Neue geprüft werden musste. Der konstante Befund der Gonokokken bei allen unter dem klinischen Bilde der Gonorrhöe verlaufenden Erkrankungen spricht entschieden dafür, dass der Gonococcus wirklich das Virus der Gonorhöe sei. Die durch andere Kleinwesen (Bock hart), ferner durch mechanische und chemische Reize hervorgernfenen Urethri- tiden bieten ein ganz anderes klinisches Bild dar und sind wegen ihrer Seltenheit von geringer praktischer Bedeutung. Auch der Um- stand, dass bei allen Colpitiden und Blennorrhöen der Conjunctiva, die dem klinischen Verlaufe nach der Blennorrhoe entsprechen, sowie der Umstand, dass auch bei der Rectalgonorrhöe Gonokokken nachgewiesen worden sind, sprechen für die ätiologische Bedeutung der Gonokokken. Bei dem akuten Tripper des Mannes findet man in der Regel bloss Gonokokken , aber zuweilen finden sich auch bei der Ure- thritis der Frauen sowie bei der Konjunktivalblennorrhöe ausschliess- lich Gonokokken, woraus man vielleicht auf eine Begünstigung ihres Wachsthums im Gonorrhöeeiter schliessen könnte. Dass es nur diese Begünstigung sei, welche die Gonokokken als Krankheits- fester Kongress der deutschen dermatologischen Gesellschaft in Prag. 249 erreger bei der Gonorrhöe erscheinen lassen, hat Bumm durch seine mit Kulturen vorgenommenen Impfungen widerlegt. Lustgarten und Mannaberg haben in der gesunden männlichen Harnröhre Diplokokken nachgewiesen, welche eine ge- wisse Aehnlichkeit mit den Gonokokken besitzen, sich von denselben jedoch dadurch unterscheiden, dass sie auf den gewöhnlichen Nähr- medien wachsen, während die Gonokokken bloss auf Blutserum gedeihen, ein Verhalten, welchem wenigstens bei akuten Fällen eine grosse Bedeutung in differentialdiagnostischer Hinsicht zukommt. In den chronischen Fällen sind jedoch die Gonokokken nur so spär- lich vorhanden, dass man die Differenz zwischen dem mikroskopi- schen Bilde und dem Erfolge der Kultur erst dann für die Be- stimmung der Gonokokken verwerthen kann , wenn die Harnröhre vorher mit Sublimatwasser ausgespült worden ist. Dadurch werden nämlich die oberflächlich der Schleimhaut aufliegenden Saprophyten getödtet, während die Gonokokken sich in Folge des Reizes ver- mehren. Die Zahl der mikroskopisch nachgewiesenen Gonokokken ent- spricht nicht immer dem Grade der Eiterung. Die letztere stellt die Reaktion der Schleimhaut gegenüber den Gonokokken dar. Dass dieselbe aber nicht immer die gleiche ist, geht daraus hervor, dass bekanntlich jede spätere Infektion trotz sehr zahlreicher Gonokokken mit viel geringerem Ausflusse einhergeht, als die erste Infektion. Die Diagnose der Gonokokken kann nur unter Berücksichtigung aller für dieselben charakteristischen Merkmale und zwar der Gestalt, Grösse, Färbbarkeit, intracellulären Lage und Kultur erfolgen. Wenn man sehr sorgfältig und lange genug, vielleicht auch mit Hilfe der künstlichen Irritation untersucht, so kann man schliesslich in jedem Falle die Differentialdiagnose stellen. Mit der Behandlung, welche in der Anwendung solcher Mittel bestehen muss, welche die Gonokokken tödten, ohne die Schleimhaut stärker zu verletzen, muss möglichst bald begonnen werden. Die Untersuchung auf Gonokokken gibt einen Anhaltspunkt dafür, wie lange die Behandlung fortgeführt werden soll. Diskussion: Finger (Wien) fand in der grössten Mehr- zahl der Fälle von akuter Blennorrhoe Gonokokken, hebt aber hervor, dass dieselben in manchen Fällen von längerer Dauer durch Bacillen ersetzt waren. Die Gonokokken findet man in den frisch erkrankten Partieen. Oberländer (Dresden) erkennt die diagnostische Bedeu- tung der Gonokokken in solchen Fällen, in denen deren Nachweis gelingt, in vollem Umfange an, wendet sich aber dagegen, dass das Fehlen der Gonokokken etwa beweise, dass die Erkrankung nicht oder nicht mehr infektiös sei. Steinschneider (Franzensbad): Ueber Vulvovaginitis gonor- rhoica. S. berichtet über füuf Fälle von Vulvovaginitis gonorrhoica bei kleinen Mädchen, in denen es ihm gelungen ist, im Sekrete Gono- kokken nachzuweisen. 250 Erster Kongress der deutschen dermatologischen Gesellschaft in Prag. Steinschneider und Galewski : Untersuchungen über Gono- kokken und Diplokokken in der Harnröhre. S. und G. haben in 86 Fällen die männliche Harnröhre darauf untersucht, welche Formen von Diplokokken in derselben vorzu- kommen pflegen und wie sich dieselben gegenüber der Gram’schen Färbung verhalten. In 72 Fällen fanden sie den milchweissen und den orangegelben Diplococcus, welche die Gra m’sche Färbung bei- behielten, während sie bloss in 4 Fällen einen grünweissen und einen citronengelben Diplococcus vorfanden, welche bei der Färbung nach Gram ebenso entfärbt wurden wie die Gonokokken, sich aber von den letzteren deutlich unterschieden. S. und G. bezeichnen die Gram ’sche Methode bei gleichzeitiger Nachfärbung mit Bismarck- braun als ein sehr werthvolles Mittel zur Differenzirung der Gonokokken. Jadassohn (Breslau): Ueber Urethritis posterior. Die vom Vortragenden für die Diagnose der Urethritis poste- rior empfohlene Ausspülungsmethode der Urethra anterior lässt sich für den Nachweis der Gonokokken bei der Urethritis posterior gut verwerthen, da die Gonokokkenfäden in Fällen von Urethritis posterior unter den gonokokkenfreien Fäden bei einzelnen Fällen von Urethritis anterior leicht übersehen werden können. Finger (Wien): Bemerkungen über das Regurgitircn von Eiter aus der Pars posterior der Urethra in die Blase. Durch den Nachweis von Trippereiter im Sedimente der zweiten Portion erhält die Annahme des Regurgitirens des Eiters aus der Pars posterior in die Blase bei der Urethritis posterior eine wesentliche Stütze. Finger hat, um die die Färbung der Gono- kokken beeinträchtigende Wirkung des Harns auszuschalten , die beiden Portionen Urin getrennt filtrirt und das am Filter zurück- bleibende Sediment der zweiten Portion auf Gonokokken untersucht. Dabei fand er stets reichliche Gonokokken führende Eiterzellen. Jacobi (Breslau): Ueber die gonorrhoische Vulvitis der Prostituirten. Klotz (New-York): Ein Wort zu Gunsten der endoskopi- schen Behandlung der chronischen Gonorrhöe. Grünfeld (Wien) : Endoskopische Befunde nach Tripper- injektionen. IV. Sitzung. Dienstag, den 11. Juni, Nachmittag. Friedlieim (Leipzig): Zur Behandlung der akuten Go- norrhöe. Wegen der Zuverlässigkeit seiner autibakteriellen, adstrin- girenden und antiseptischen Wirkung hält Fried heim immer noch das Argentum nitricum für das allgemein verwendbarste und ge- eignetste Mittel bei der Behandlung der akuten Gonorrhöe. Blaschko (Berlin): Ueber den Verhornungsprocess, Erster Kongress der deutschpn dermatologischen Gesellschaft in Prag. 25 1 Lazanski (Prag) : Zur Keratohyalinfrage. Joseph (Berlin): Ueber akutes umschriebenes Oedem der Haut und paroxysmale Hämoglobinurie. V. Sitzung. Mittwoch, den 12. Juni, Vormittag. Dieselbe galt fast ausschliesslich durch Ph. J. Pick (Prag) vorgenommeneu Krankenvorstellungen. Veiel (Cannstadt): Ueber Mykosis fungoides. Caspary (Königsberg): Ueber Anfangszeichen der heredi- tären Syphilis. VI. Sitzung. Mittwoch, den 12. Juni, Nachmittag. Glück (Zenica): Ueber die volksthüm liehe Behandlung d e r Syphilis in Bosnien und in der Herzegowina. Zeising (Breslau) : Ueber toxische Dosen verschiedener Quecksilber präparate. Lesser (Leipzig) : Ueber Nebenwirkungen beilnjektionen unlöslicher Quecksilberpräparate. Kaposi (Wien): Ueber einen Fall von akuter letaler Quecksilbervergiftung durch subkutane Injektion von Oleum einer eum. Winternitz (Prag) : Ueber die quantitative Quecksilber- bestimmung und ihre Verwerthbarkeit für die ver- schiedenen Methoden der Quecksilber - Syphilis- Therapie. Was die wissensch aftliche A usstell ung des Kon- gresses anbelangt, so sei an dieser Stelle bloss das den Bakteriologen besonders iuteressirende bakteriologische Mu- seum von F. Kral (Prag) hervorgehoben. Kral stellte uns über 90 Arten von Mikroorganismen, welche auf den verschiedenartigsten, grösstentheils nach seinen eigenen Methoden hergestellten Nährsubstanzen kultivirt worden waren, in mehr als 300 Dauerpräparaten vor. Mit den scheinbar einfachsten Mitteln erscheinen die Kulturen als mustergiltige typische Dauer- präparate konservirt, auf welche Referent ganz besonders als werth- volle Vergleichsobjekte zu differentialdiagnostischen Zwecken auf- merksam machen und deren Bedeutung für wissenschaftliche Insti- tute Ref. an dieser Stelle besonders hervorheben möchte. Die Kulturen auf Fleischscheiben und Reisscheiben, welche nach den expeditiven Methoden Kral’s, deren ausführ- liche Beschreibung in den stenographischen Sitzungs- berichten des Kongresses erfolgen wird, hergestellt werden, nehmen das ungetheilte Interesse der Bakteriologen in Anspruch. 252 Neue Litteratur. Von grossem Werthe sind ferner die Agar- und Gelatine- dauerplatten. Gerade in der Mitte jeder Platte wurden einige wenige Keime eingeimpft, aus denen sich daun einzelne Tiefen- kolonieen und ausgebreitete Oberflächenkolonieen entwickelt haben, welche der mikroskopischen Untersuchung mit schwachen Linsen zugänglich sind. Die in zugeschmolzenen, auf Glasfüssen ruhenden Reagensröhr- cheu angelegten Stich- und Strichkulturen auf Gelatine und Agar, ganz besonders aber die originellen Stichkulturen in flachen Reagens- röhrchen, welche in ihrer ganzen Ausdehnung ebenfalls mikroskopisch untersucht werden können, zeigen uns so recht die Erfolge, aber auch die mögliche und erwünschte Oekouomie, welche uns die bak- teriologische Technik auf der Höhe ihrer Entwickelung bieten kann und noch bieten wird. Der Besitz solcher Kulturen überhebt uns der zeitraubenden und materialverschlingenden Er- neuerung unserer Reinkulturen. Als vorzüglichen Nährboden empfiehlt Kral ferner die Zuckerrübe, welcher ein hoher Nährwerth zukommt. Es würde den Rahmen eines Referates weit überschreiten, wollte man eingehender die vielseitigen und anerkennenswerthen Leistungen Kral’s auf dem Gebiete der bakteriologischen Technik würdigen. Referent begnügt sich damit , nochmals der hoffentlich raschen Einbürgerung der Methoden K r a l’s und einer wünschens- werthen weiten Verbreitung seiner Museen das Wort zu sprechen. Dittrich (Prag). Neue Litteratur zusammengestellt von De. Arthüb Würzbubg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte ln Berlin. Allgemeines über Bakterien und. Parasiten. Clark, A. A., The germ army; how it may be routed. (Proceed. and Addresses at a Sanit. Convention at Hastings, Mich. Lansing. 1889. p. 12—20.) Morphologie und Systematik. Douglas, J. W., Notes on some British and exotic coccidae (No. 14). (Ento- mologist’s Monthly Magaz. 1889. July. p. 314—317.) Powdeswell, Sur une nouvelle espöce de microbe chromog^ne, le bacterium ro- saceum metalloides. (Annal. de microgr. 1889. No. 7. p. 310—322.) Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselproducte usw.) Bab£s, A., Note sur quelques matteres colorantes et aromatiques produites par te^bacille pyocyanique. (Compt. rend, de la soc. de biol. 1889. 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Jadassohn , Ueber Urethritis posterior, p. 250. Joseph , Ueber akutes umschriebenes Oedem der Haut und paroxysmale Hä- moglobinurie, p. 251. Kaposi, Ueber einen Fall von akuter le- taler Quecksilbervergiftung durch sub- kutane Injektion von Oleum cinereum, p. 251. Klotz, Ein Wort zu Gunsten der endo- skopischen Behandlung der chronischen Gonorrhöe, p. 250. Lazanski, Zur Keratohyalinfrage, p. 251. Lesser , Ueber Nebenwirkungen bei In- jektionen unlöslicher Quecksilberpräpa- rate, p. 251. Neisser, Bedeutung der Gonokokken für Diagnose und Therapie, p. 248. Neumann, Ueber die klinischen und histo- logischen Veränderungen der erkrankten Vaginalschleimhaut, p. 248. Steinschneider, Ueber Vulvovaginitis go- norrhoica, p. 249. Steinschneider und Galewski, Untersu- chungen über Gonokokken und Diplo- kokken in der Harnröhre, p. 250. Veiel, Ueber Mykosis fungoides, p. 251. Winternitz, Ueber die quantitative Queck- silberbestimmung und ihre Verwerth- barkeit für die verschiedenen Metho- den der Queeksilber-Syphilis-Therapie, p. 251. Zeising, Ueber toxische Dosen verschiede- ner Quecksilberpräparate, p. 251. Nene Litteratur, p. 252. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena, ULBLa pp Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Gei. flofr. Prof. Dr. Leitet ui Professor Dr. LoeSIer ln Leipzig in Greifswald herausgegeben vod Dr. O. TThlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. VI. Band. — Jena, den 24. August 1889. -0- No. 10. — *ü Zu Preis beziehen für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. )§«— Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkunde “ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Ein weiterer Beitrag zur Kenntniss der infektiösen Hühnerenteritis. Von E. Klein in London. In meiner ersten Mittheilung (diese Zeitschrift. Band V. No. 21) „Ueber eine epidemische Krankheit der Hühner“ wurde nachge- wiesen, dass eines der auffallendsten Symptome dieser Krankheit die Diarrhöe ist; ich schlage daher die Bezeichnung „iufectiöse Hüh- nerenteritis“ für dieselbe vor. Von dieser Krankheit habe ich ge- zeigt, dass sie von der Hühnercholera sich sowohl im Verlaufe und VJ. Bd. 18 258 Klein in den Symptomen, als auch in dem Charakter der sie verur- sachenden specifischeu Mikroben — Bacillus gallinarum — unter- scheidet. Ich will nun gegenwärtig über weitere Beobachtungen über diesen Mikroben, über etwaige Sporenbildung und seine Ab- schwächung berichteu. 1) In meiner ersten Mittheilung wurde darauf hingewiesen, dass der Inhalt des entzündeten Darmes der mit der Krankheit behafteten Thiere unsere Mikroben fast in Reinkultur enthält und dass durch Fütterung gesunder Hühner mit solchem Darminhalte die Hühnerenteritis hervorgebracht wurde. Nun habe ich zahlreiche Experimente angestellt, in denen Ge- latine- und Bouillonkulturen des Bacillus gallinarum verfüttert wurden, doch habe ich nur in einzelnen Fällen hierdurch die Krank- heit hervorrufen können. Es lag daher nahe, auf Sporenbildung zu denken, denn es ist denkbar, dass in den positiven Experimenten die Sporen dieser Bacillen den Magen lebend passirten, während in den Experimenten mit negativem Erfolge nur Bacillenformen da waren und im Magen vernichtet wurden. Zwingend ist eine solche Annahme allerdings nicht, denn auch nicht-sporenbildende Mikroben können, wie ja bekanut, je nach dem Zustande des Magens und seines Inhaltes lebend in den Darm gelangen. Ich habe nun meine Aufmerksamkeit auf eine etwaige Sporen- bildung gelenkt. Morphologisch lässt sich fürs Erste nichts auf- finden, was auf Sporenbildung deuten könnte. Ich habe in dieser Richtung sehr zahlreiche Kulturen (auf Gelatine, auf Agar, in Bouillon) untersucht und untersuchen lassen, die Kulturen waren wenige Tage bis mehrere Wochen alt, die Deckglaspräparate wurden nach allen bekannten Färbungsmethoden untersucht, es wurde jedoch ausser den verschiedensten Involutionsformen nichts vorgefunden, was als Sporenbildung gedeutet werden konnte. In älteren Bouillonkulturen (2 — 3 Wochen alt) faudeu sich allerdings längere und kürzere Fäden, in deren durchsichtiger Scheide ich rund- liche und ovale Gebilde antraf, die man auf den ersten Anblick vielleicht für Sporen hätte halten können, doch färbten sie sich leicht nach den einfachen Färbungsmethoden, und Fütterungsver- suche mit solchen Kulturen ergaben stets ein negatives Resultat, Ein weiterer Umstand, der gegen eine Sporenbildung spricht, ist das Verhalten der Kultur gegen das Eintrocknen und die höheren Temperaturgrade. In dünner Schichte bei 35 — 37 0 C getrocknet, verlieren die Bacillen ihre Lebensfähigkeit; zahlreiche Experimente wurden in dieser Hinsicht mit jungen und alten Kulturen (deren Virulenz vorher durch Inoculation erwiesen war) angestellt; stets zeigte sich, dass das Eintrocknen die Bacillen tödtet, und dass sich mit solchen getrockneten Präparaten in neuen Kulturmedien keine weiteren Kulturen erhalten lassen. Ferner wurden Kulturen auf 60° C durch 10—15 Minuten er- hitzt, in allen Fällen wurden die Bacillen hierdurch getödtet. (Fünf Minuten Erhitzen auf 60° C genügt hierzu nicht.) Ein weiterer Beitrag zur Kenntniss der infektiösen Hüknerenteritis. 259 Dass auch unter natürlichen Verhältnissen die Infektion durch den mit den Darmentleerungen kranker Thiere verunreinigten Boden, nicht aber durch die Luft stattfindet, dafür spricht folgende Be- obachtung : Mittelst Drahtgitter werden zwei unmittelbar an einander stossende Landstücke A und B abgegrenzt, zwischen beiden bleibt ein etwa l1^ Fuss breiter Gang frei. A und B erhalten je 10 ge- sunde Hühner; die ersteren, nämlich in A, werden hierauf mit Bouil- lonkulturen (von der vermuthet wurde, dass ihre Virulenz etwas abgeschwächt sei) inoculirt. Alle 10 Hühner sind am 5. Tage krank, zwischen dem 5. — 8. Tage leiden sie an Diarrhöe und sind ruhig; 7 starben, 3 erholten sich und zeigten sich gegen eine nach etwa 14 Tagen vorgenom- mene Wiederimpfung mit virulentem Material vollkommen re- fraktär. Während die Krankheit in A ihren Verlauf nimmt, ent- schlüpft ein Huhn von B nach A hin, dieses wird nach mehreren Tagen hier krank und stirbt. Ebenso findet ein ganz fremdes Huhn seinen Eingang nach B, erkrankt hier ebenfalls an der ty- pischen Krankheit und stirbt. Von den in B verbleibenden 9 Kon- trolthieren jedoch zeigt kein einziges Huhn irgend welches Sym- ptom und alle bleiben vollkommen gesund, obgleich dieselben durch beinahe 2 Wochen in unmittelbarer Nähe der obigen kranken, in A verweilenden Thiere sich befanden und nur durch Drahtgitter von den letzteren abgeschieden waren. Die 9 Hühner wurden dann mit Kultur des Bacillus gallinarum inoculirt und erkrankten an der typischen Hühnerenteritis, 8 Thiere starben. 2) Zahlreiche Versuche wurden mit Kulturen angestellt, um eine Methode der sicheren Abschwächung zu finden, so dass durch Iuoculation mit solchen Kulturen eine leichte, vorübergehende Er- krankung, nicht aber der Tod hervorgerufen werden konnte. Dass Thiere, die nach einer einmaligen Iuoculation mit leichter Krankheit davongekommen sind, hierauf gegen virulentes Material ganz refractar sich verhalten, davon habe ich mich durch mehrere Experimente überzeugt. Vorher wurden bereits 3 Thiere erwähnt, dann habe ich weitere 5 Hühner anderer Serien, in denen Kulturen zur Inocu- lation verwendet wurden, von denen vermuthet wurde, dass ihre Vi- rulenz abgeschwächt sei, was sich aber nachträglich nur theilweise bestätigte, indem die Mehrzahl der Thiere starb. Diese Kulturen waren Bouillonkulturen zweierlei Art: a) Von dem Herzblute eines Huhnes, das nach Inoculation mit einer Kultur des Bacillus gallinarum am 10. Tage, also etwas verspätet, einging, wurden Gelatiuekulturen gewonnen ; von diesen wurden Bouillon- kulturen angefertigt, die durch 24 Stunden bei 37 0 C gehalten, dann zur Impfung von 12 Hühnern verwendet wurden. Sieben dieser Thiere starben, 5 überstanden die Krankheit. b) Von li Kaninchen, mit grossen Dosen von Bouillonkultur des Bacillus gallinarum geimpft, wird eines krank und stirbt; von dessen Herzblut wurde eine beschränkte Anzahl von Kolonieen des Bacillus gewonnen. Dieses Experiment wurde in meiner ersten 18* 260 Klein, Ein weiterer Beitrag z. Kenntniss d. infektiösen Hühnerenteritis. Mittheilung bereits erwähnt. Da nun der Körper des Kaninchens eine so geringe Disposition zu dieser Krankheit zeigt, und die Ba- cillen nur relativ beschränktes Vennehrungsvermögen in diesem Thiere zeigten, erschien es denkbar, dass die Bacillen hier vielleicht eine Abschwächung erlitten. Bouillonkulturen wurden daher von den Herzblutkolonieen des obigen Kaninchens angefertigt und zur In- oculation von 12 gesunden Hühnern verwendet. Das Resultat war, dass alle 12 Thiere Diarrhöe am 5. oder 6. Tage zeigten; neun er- lagen, drei überstanden die Krankheit. Im Ganzen verfügte ich bislang über 8 Hühner, die nach der ersten Inoculation an der Enteritis erkrankten, jedoch die Krank- heit überstanden. Bei einer nachherigen zweiten Iuoculatiou mit virulentem Material erwiesen sie sich gegen die Krankheit voll- kommen refraktär. Wie gleich augeführt werden soll, wurden auch später Hühner einer anderen Versuchsreihe zur Erhärtung dieser Thatsache benutzt. Da also bei obigen Kulturen keine für praktische Zwecke ver- werthbare Abschwächung stattfand, wurde eine solche durch hö- here Temperaturgrade, denen die Kulturen ausgesetzt wurden, ver- sucht. Von Gelatinekulturen aus dem Herzblute von an der ty- pischen Krankheit erlegenen Hühnern wurden Kulturen in alkalischer Rindsbouillon angefertigt, die durch 24—48 Stunden bei 37° C im Thermostaten verblieben. Hierauf wurden die Kulturen bei 50° C durch 10, respective 20 Minuten, und bis 55° C auf 15, respective 20 Minuten erhitzt, dann rasch auf 20° C abgekühlt und gleich darauf zur Inoculation von Hühnern verwendet; 1|8 einer Pra- vaz’ sehen Spritze wurde je einem Huhne unter die Haut injicirt. Beifäufig sei bemerkt, dass das Erhitzen der Bouillonkulturen selbst auf 55° C durch 20 Minuten dem Leben und der Vermehrungsfä- higkeit unserer Bacillen keinen Eintrag thut. Vor dem Erhitzen wurden die Bouillonkulturen auf ihre Viru- lenz geprüft, und es zeigte sich, dass dieselben bei Inoculation in gesunde Kontrolthiere sehr giftig wirken. Das Resultat der Inoculation erhitzter Kulturen war dies: a) Zehn Hühner wurden mit Bouillonkultur, die auf 50° C durch 10 Minuten erhitzt worden war, inoculirt. Alle wurden krank ; acht starben, 2 blieben am Leben. Diese zwei Thiere zeigten sich re- fraktär gegen eine zweite Inoculation mit virulentem Material. b) Elf Hühner wurden mit Bouillonkultur, die auf 50° C durch 20 Minuten erhitzt worden war , inoculirt. Alle erkrankten ; vier starben, sieben erholten sich. Diese zeigten sich refraktär gegen eine zweite Inoculation mit virulentem Materiale. c) Acht Hühner wurden mit Bouillonkultur, die auf 55° C durch 15 Minuten erhitzt worden war, inoculirt. Alle Thiere waren ruhig am 6., 7. und 8. Tage, hatten aber keine Diarrhöe; ein Huhn starb am 8. Tage; bei der Sektion und durch Kultur des Herzblutes wurde konstatirt, dass das Thier an der Hühnerenteritis einge- gangen war. Die übrigen sieben Hühner erholten sich rasch. Nach Ablauf von drei Wochen wurden sie mit virulentem Materiale wieder inoculirt, doch blieben sie vollkommen gesund. Einfluss von Kohlensäure und Licht auf Mikroorganismen. 26 i d) Acht Hühner wurden mit Bouillonkultur, die auf 55° C durch 20 Minuten erhitzt worden war, inoculirt. Alle acht Hühner waren etwas ruhig am 6. — 7. Tage, hatten aber keine Diarrhöe und gegen den 10. Tag waren sie wieder normal. Nach drei Wo- chen wurden sie wieder geimpft, jetzt aber mit grossen Dosen (eine Pravaz’sche Spritze voll) von virulenter Bouillonkultur, doch verblieben sie vollkommen normal. Somit besitzt eine auf 55° C durch 20 Minuten erhitzte Bouilloukultur die ausreichende Abschwächuug, um für erfolgreiche Schutzimpfung praktisch verwendet zu werden. Frankland, Percy F., Ueber den Einfluss der Kohlen- säure und anderer Gase auf die Eutwickelungs- fähigkeit der Mikroorganismen. (Zeitschrift f. Hygiene. Bd. VI. Heft 1.) Verf. hat das Verhalten des Bacillus pyocyaneus, des Cholera- bacillus und des Fi nkler’schen Bacillus gegenüber verschiedenen Gasarten geprüft und gefunden, dass die drei genannten Mikroor- ganismen in einer reinen Wass er stoff atmosphäre fortzukommen vermögen, wenn ihr Wachsthum an Inteusität auch durchgängig hinter demjenigen bei Luftzutritt zurückbleibt. Kohlensäure gestattet ein Gedeihen dagegen überhaupt nicht und übt auf den Bacillus der Cholera und den Fi n k ler’ scheu Bacillus nicht nur einen entwickelungshemmenden , sondern sogar einen unmittelbar vernichtenden Einfluss aus. Etwas weniger verderblich erwiesen sich CO und N02, während NO, H2S und H2S03 in ihrer Wirkung wieder der C02 gleichstanden. Carl Fränkel (Berlin). Raum, Johannes, Der gegenwärtige Stand unserer Kenntnisse über den Einfluss des Lichts auf Bak- terien und auf den thierischen Organismus. (Zeit- schrift f. Hygiene. Bd. VI. Heft 2.) Verf. hat sich die Aufgabe gestellt, den Einfluss des Lichts auf den menschlichen Organismus und insbesondere auf an fieber- haften Infektionskrankheiten leidende Individuen in grossem Stile experimentell zu prüfen. Als Einleitung zu den Mittheilungen und Beobachtungen, die wir hierüber von seiner Seite erwarten dürfen, giebt er nun eine ausserordentlich sorgfältige und umfang- reiche Zusammenstellung aller unserer bisherigen Kenntnisse über diesen Gegenstand. Namentlich die Arbeiten der französischen Schule (Duclaux, Ar loing, Roux etc.) über die Einwirkung des Lichts auf Bakterien pathogener und nicht pathogener Eigenschaft werden eingehend referirt und als denselben gemeinsames Ergebnis wird die Thatsache hervorgehoben, dass das Licht sich bestimmten Bakterienarten gegenüber nicht indifferent verhalte, und dass der Ein- fluss desselben keineswegs ein fördernder, sondern vielmehr, je nach der Intensität der Lichtstrahlen, ein mehr oder weniger schädi- gender sei. Die grosse Menge interessanter Einzelheiten, welche sich in der Arbeit des Verf. wiedergegeben finden, macht die Durch- sicht derselben zu einer besonders angenehmen und lehrreichen. Carl Fränkel (Berlin), 2(32 Atlas der Bakterienkunde. — Diphtherie. Fräukel C. und Pfeiffer R., Mikrophotographischer At- las der Bakterien künde. Lieferung 3. 5 Tfln. mit Text. Berlin 1889. Die dritte Lieferung des Atlas der Bakterienkunde ist den beiden ersten ziemlich schnell gefolgt. Mit Recht ist dieselbe dem Milzbrandbacillus, dem zuerst und am genauesten erforschten In- fektionsträger unter den Bakterien, gewidmet. Wir sehen die Ba- cillen lebend zwischen den Blutkörpern der Maus: im zweiten Prä- parate dasselbe Bild zwölf Stunden später, wo die Bacillen schon zu Fäden auszuwachseu beginnen; im dritten das weitere Aus- wachsen zu langen Fäden und Schleifen mit leicht gekörneltem Inhalt, als dem Beginne der Sporenbildung. Diese wird auf den beiden nächsten Bildern gezeigt in ungefärbtem Zustande und in Doppelfärbung. Ein bei schwacher Vergrösseruug photographirter hängender Tropfen zeigt das zopfartige Auswachsen der Milzbrand- fäden, welches auf dem nächsten Bilde an einer Kolonie auf der Gelatiueplatte fast noch ziemlich zu Tage tritt. Eine Schlinge dieser Kolonie im Klatschpräparate löst sich im nächsten Bilde in die zahllosen Bacillen auf, aus welchen die ein- zelnen Fäden bestehen. Noch ein viertes Bild ist diesem Wachs- thume gewidmet, es zeigt die zierlichen Schlingen und Schleifen, welche auf der Agarkultur die einzelnen Kolonieen mit einander verbinden. Eine Stichkultur mit den so charakteristischen bor- stenartigen Ausläufern nach den Seiten hin und der beginnenden Verflüssigung im oberen Theile bildet den Beschluss dieser sich an die beiden ersten würdig anreihenden Lieferung. M. Kirchner (Berlin). Prudden, Mitchell T., Onthe etiologyof diphtheria. (The Americ. Journ. of the Med. Scienc. 1889. May.) Verf. hatte 24 Fälle von Diphtherie bakteriologisch untersucht und zwar bei Kindern, die zumeist in solchen Spitälern unterge- bracht waren, in denen die Diphtherie einen epidemischen Cha- rakter angenommen hatte. Hierbei hatte es sich entweder um Diphtherie allein gehandelt, oder diese war in Verbindung mit Scharlach oder Masern oder mit Eiterungsprocessen aufgetreten. In allen Fällen, zwei ausgenommen, fand er einen Streptococcus, welcher an den Stellen des Exsudates gewöhnlich in grosser Menge, in den inneren Organen aber uur selten und in geringer Zahl vorhanden war. Nach Einverleibung der Kulturen dieses Streptococcus bei Kaninchen und Tauben entstanden erysipelatöse oder phlegmonöse Entzündungen und Abscesse oder lokalisirte Nekrosen. Niemals ge- lang es aber, durch Uebertragung auf Schleimhäute von Thiereu Veränderungen zu erzeugen, welche mit der menschlichen Diph- therie Aehnlichkeit hatten. Verf. ist auch der Ansicht, dass die Diphtherie in der Form, wie sie beim Menschen vorkommt, bei Thieren spontan niemals auftrete, und dass man sie auch nicht ex- perimentell erzeugen könne. Bei seinen Kontroluntersuchungen an 31 gesunden und kran- ken Kindern, welche der Einwirkung des Diphtheriecontagiums Diphtherie. 263 nicht ausgesetzt gewesen waren, fand er in der Mundhöhle uud an den Tonsillen niemals einen Streptococcus mit Ausnahme von 2 Scarlatinakranken, bei denen sich aber bald darauf eine Diphtherie entwickelte. Dagegen konnte er bei der Untersuchung des Pha- rynx und der Tonsillen von 40 Kindern, welche durch ihren Auf- enthalt in einem Spitale, in welchem eben eine Diphtherie-Epidemie herrschte, dem Contagium dieser Krankheit ausgesetzt waren, 12 Mal den Streptococcus nach weisen, und in 2 dieser Fälle entstand auch nachher eine Scharlach-Diphtherie. Auf Grund der eben angeführten Beobachtungen kommt Verf. zur Annahme, dass der von ihm gefundene Streptococcus, welcher wahrscheinlich mit dem Streptococcus pyogenes und Erysipelatos identisch sei, die Ursache der Diphtheritis darstelle, wenigstens in den von ihm untersuchten Fällen. Die Krypten der Tonsillen bilden einen günstigen Ansiedelungs- ort für den Streptococcus, welcher in vielen Fällen daselbst ohne schädliche Folgen liegen bleiben könne; entsteht aber eine Läsion der Schleimhaut, so findet er günstige Bedingungen für seine Ver- mehrung und sein Eindringen in die Gewebe. Aus der Thatsache, dass der Streptococcus an dem Sitze des diphtheritischen Exsudates in sehr grosser Menge, in den inneren Organen nur in geringer Zahl oder gar nicht anzutreffen war, glaubt Verf. schliessen zu sollen, dass die Allgemeinsymptome der Diphtherie durch die Aufnahme einer giftigen, von den Bakterien erzeugten Substanz in das Blut entstehen. Der Streptococcus der Diphtheritis zeigt gegenüber der Ein- trocknung eine gewisse Widerstandsfähigkeit; auch die Dämpfe der schwefeligeu Säure sind nicht im Stande, ihn zu zerstören. Karbol- säure und Kreolin tödteten ihn nur in konzentrirten Lösungen, Sub- limat aber schon in sehr verdünnten Lösungen. (Gegenüber den Untersuchungen und Schlüssen des Verf. ist zu bemerken, dass auch andere Forscher bei Diphtheritis den Strep- tococcus pyogenes fanden, dass man aber letzteren gemeiniglich auch bei Scarlatina und Variola finden kann; man müsste daher kon- sequenterweise den Streptococcus auch als die Ursache der Scarlatina und der Variola bezeichnen, was doch gewiss ein Absurdum wäre. Andererseits muss betont werden, dass andere Forscher, dar- unter in jüngster Zeit auch Pal tauf und Kolisko, die über ein viel grösseres Beobachtungsmaterial verfügten als Verf., in allen oder fast in allen Fällen von Diphtherie den Lo eff 1 er’schen Bacillus nachweisen konnten, weshalb es nicht angeht, dieses Bac- terium bei der Aetiologie der Diphtherie zu ignoriren. Bef.) Weichselbaum (Wien). Roux, E. et Yersin, A., Contribution al’6tudede ladiph- th6rie. [2e mömoire.] (Annales de lTnstitut Pasteur. 1889. No. 6. p. 273.) In ihrer ersten Mittheilung 1 ) hatten die Verff. Beweise für die 1) Ref. s. in No. 10 p. 348 des vorigen Bundes. 264 Diphtherie. Specifität des Klebs- Loeffl er’schen Diphtheriebacillus beige- bracht und gezeigt, dass mit den Zersetzungsprodukten desselben bei Thieren Vergiftuugs-, insbesondere auch Lähmungserscheinungen hervorgerufen werden können. Die gegenwärtige Mittheilung be- schäftigt sich mit den näheren Eigenschaften dieses Giftes. Kulturen des Diphtheriebacillus in schwach alkalischer Kalbs- bouillon werden Anfangs sauer, später alkalisch; in diesem späteren Stadium ist die Giftigkeit bedeutend gesteigert. Vom Filtrat einer 30 tägigen Kultur genügte £ cm zur Tödtung von Meer- schweinchen. Das Gift wirkt auch auf Kaninchen und Vögel, fer- ner sehr heftig auf Schafe und Hunde und bewirkt auch hier bei protrahirtem Verlaufe (geringerer Dosis) Lähmungen. Hunde von 7 bis 10 kg erliegen in der Regel nicht bei Injektion von weniger als 1 cm Filtrat. Sie zeigen sich aber lange Zeit matt und traurig und bekommen Lähmungen der Hinterextremitäten, manchmal des ganzen Körpers ; dann erholen sie sich allmählich wieder. Die Läh- mungen gleichen vollständig den bei der menschlichen Diphtherie bekannten. Hunde sind auch für Impfung mit lebenden Diphtherie- bacillen empfänglich. Es entsteht lokales Oedem und die Thiere erliegeu nach einigen Tagen. Ratten und Mäuse sind dagegen auffallender Weise immun. Das Diphtheriegift verliert einen grossen Theil seiner Wirk- samkeit durch 2 stündiges Erwärmen auf 58 °, dasselbe wird gänz- lich unwirksam durch 20 Minuten lange Erwärmung auf 100°. Die Injektion von erhitztem (abgeschwächtem) Gift bewirkt eine chronische Erkrankung, die Thiere magern langsam ab, obwohl sie Nahrung wie gewöhnlich zu sich nehmen, und zeigen Lähmungs- symptome, namentlich in den Hinterextremitäten, einige Tage vor dem Tode. Die nämlichen Symptome kann man bei Meerschweinchen und Kaninchen erzielen durch Injektion von filtrirtem Harn diph- theriekranker Personen oder von Extrakt aus Organen von Diph- therieleichen. In zugeschmolzenen Gefässen im Dunkeln aufbewahrt, bleibt hltrirtes Diphtheriegift lange wirksam. Im Gegentheil vermindert der Einfluss der Luft langsam, jener des Sonnenlichtes rasch die toxische Wirksamkeit. Die 2 — östündige direkte Einwirkung der Sonne vernichtet bei nicht hermetisch eingescblosseuen Lösungen beinahe die ganze Virulenz. Die toxische Wirksamkeit der Diphtheriekulturen äussert sich erst, wenn die alkalische Reaktion eingetreten ist. Das gebildete Alkali rührt her von der Oxydation stickstoff- haltiger Substanzen, da bei Luftabschluss dieser Effekt aus- bleibt. In alten Kulturen bilden sich Krystalle von phosphor- saurer Ammoniak-Magnesia. Da die Kulturen nicht wirkten, solange dieselben noch sauer reagirten, wurde der Einfluss künstlicher Säure- zusätze auf wirksames Diphtheriegift versucht. In der That ver- mindert sich durch Zusatz von Milch- oder Weinsäure bis zu stark saurer Reaktion die toxische Wirkung bedeutend ; dieselbe kann durch Neutralisation grösstentheils wieder hergestellt werden. Auch Karbolsäure und Borsäure zeigten einen gewissen Einfluss Diphtherie. 265 auf Abminderung der toxischeu Wirkung. Ueberhaupt sind schon geringe Säuremengen von Wirksamkeit. Durch Eindampfen im Vacuum und Extraktion mit Alkohol wurde ein nicht-toxisches Extrakt erhalten. Das Gift ist somit in Alkohol unlöslich; dasselbe kann sogar aus wässriger Lösung durch Alkohol gefällt werden. Der auf diese Weise erhaltene Niederschlag wurde dann wieder in Wasser gelöst und auf einen Dialysator gebracht. Es zeigte sich, dass das Gift langsam durch das Pergamentpapier hindurch diffundirte. Die Dialyse wurde übrigens unter antibakteriellen Vorsichtsmassregeln ausgeführt. Durch Zusatz von Chlorcalcium zu filtrirten Diphtheriekulturen gelingt es, das Gift mit dem entstehenden Niederschlage von phos- phorsaurem Kalke mechanisch zur Ausfällung zu bringen. Die Fäl- lung wurde fraktionirt vorgenommen, der Niederschlag alsdann ge- sammelt und sorgfältig mit sterilem destillirtem Wasser ausge- waschen. Das Einbringen dieses noch feuchten Niederschlags unter die Haut von Meerschweinchen und Kaninchen ruft die nämlichen Er- scheinungen, nur noch viel intensiver hervor, wie Injektion des ge- lösten Giftes. Die zweite Fraktion des Niederschlags enthält am meisten Gift (die erste ist noch mit anderen Substanzen verun- reinigt), aber auch die dritte ist sehr wirksam. Im Vacuum ge- trocknet, wirkt dieser Niederschlag, dem das Diphtheriegift me- chanisch anhaftet, weniger rasch als im feuchten Zustande. Da- gegen ist die Haltbarkeit des Giftes im trockenen Zustande erhöht, dasselbe kann auf 70, ja sogar 20 Minuten lang auf 100° erhitzt werden, ohne seine Wirksamkeit zu verlieren. Bei Behandlung mit 80grädigem Alkohol geht soviel als nichts in Lösung. Eine Berechnung über die Wirkungsgrösse des Diphtherie- giftes ergab, dass x\ Milligramm Substanz, wovon ein Theil gewiss auf andere Beimengungen zu rechnen ist, genügen zur Tödtung von 8 Meerschweinchen oder 2 Kaninchen. 2 Centigramm des feuchten Calciumphosphat-Niederschlags (zweite Fraktion) genügen zur Tödtung eines Meerschweinchens innerhalb 4 Tagen. Dieses bei subkutaner Injektion so sehr wirksame Gift kann von Meerschweinchen und Tauben ungestraft in grosser Quantität verzehrt werden. Wirksam ist dasselbe dagegen bei Tauben von der Trachea aus, ohne dass man in der Lunge Veränderungen be- obachtet. Die Verff. glauben dem Diphtheriegift die Natur eines Enzyms („diastase“) zuschreiben zu sollen, obwohl dasselbe allerdings keine Hydratationen bewirkt. Im Thierkörper wirkt das Gift haupt- sächlich auf das Gefässsystem. Die Haupterscheinungen sind:Ge- fässerweiterung, Hämorrhagieen, Oedeme. In Folge der grossen Wirksamkeit des Diphtheriegiftes kann es kommen, dass man eine Kultur für sehr virulent hält, die es nicht ist ; z. B. eine alte Diph- theriekultur kann schon in Dosen von \ cm Meerschweinchen tödten, obwohl sich die Diphtheriebacillen im Thierkörper gar nicht mehr vermehren. Es ist schwierig, die Thiere an das Diphtheriegift zu gewöhnen, weil es selbst in kleinen Dosen oft lang nachhaltende Wirkungen 266 Gelbfieber. — Tetanus. äussert. Eben wegen dieser Energie des Giftes müsste bei der Behandlung Diphtheriekranker schon im ersten Beginne der Bildung von Pseudomembranen ein geschritten werden. Wenn man dem Ba- cillus Zeit lässt, eine grössere Menge von Gift zu produciren, dann ist alle Entfernung der Membranen u. s. w. nutzlos. Denn bei Diphtherie entsteht, im Gegensatz zu anderen Infektionskrank- heiten, die Infektion nicht durch eine Verbreitung des Infektions- erregers in den Geweben, sondern durch die Diffusion einer to- xischen Substanz, die an der Oberfläche einer Schleimhaut, gewis- sermassen ausserhalb des Körpers gebildet wird. Büchner (München). Stemberg, George M., Recent researches relating to the etiology of yellow fever. (Transact. of the assoc. of Americ. phys. 1888. September.) Der Schlusssatz dieser Arbeit lautet dahin, dass das specifische Agens des Gelbfiebers bisher noch nicht entdeckt ist. Sonst -ist noch zu erwähnen, dass Verf. in mehreren Fällen von Gelbfieber kurze Zeit nach dem Tode aus dem Blute, der Leber und den Nieren sowie aus dem Magen- und Darminhalte Kulturen anlegte und dass er hierbei am häufigsten und zahlreichsten eine Bakterien- art antraf, welche er nach den weiteren Untersuchungen als iden- tisch mit dem Bacterium coli commune bezeichnen musste und die selbstverständlich nicht die Ursache des Gelbfiebers sein konnte. Weichselbaum (Wien.) Tizzoni, G. e Cattani, G,, Ricerche bacteriologiche sul tetano. Prima comunicazione. (Riforma Medica. 1889. Aprile.) Die Verff. hatten in einem Falle von Tetanus, der nach einer komplicirten Fraktur des Oberarmes mit Verunreinigung durch Erde entstanden war, Kulturversuche angestellt und in den Kul- turen auf erstarrtem Blutserum nebst anderen Mikroorganismen zahlreiche borstenförmige Bacillen erhalten und nach Ueberimpfung der Kulturen auf Thiere Tetanus erzeugen können. Bei dem Versuche, die Tetanusbacillen durch Plattenkulturen zu isoliren, erhielten sie 3 verschiedene Bakterienarten, einen Coc- cus, einen kurzen Bacillus und den Ni col aier’schen Bacillus. Die Kolonieen des letzteren auf Blutserumplatten waren flach, farb- los und sehr durchscheinend, mit feinen Windungen im Centrum und gebuchteten Rändern. Sie waren aber sehr häufig mit den Kolonieen der beiden anderen Bakterienarten so innig verschmolzen, dass bei ihrer Uebertragung in Eprouvetten, obwohl man zu glauben berechtigt war, nur die eine Art überimpft zu haben, doch häufig keine Reinkultur, sondern ein Gemenge von Bakterien entstand. Weitere Mittheilungen sowohl über die Reinkultur des Nico- 1 aier’schen Bacillus als über die der 2 anderen Arten werden die Verff. später machen. Weichselbaum (Wien). Sycosis vulgaris. — Hospitalbrand. — Rhinosklerom. 267 Rosenthal, 0., Beitrag zur A etiol ogie und zurBehand- lung der Sycosis vulgaris. Vortrag, gehalten in der Ber- liner dermatol. Vereinigung. (Dtsck. med. Wochenschr. 1889. No. 23.) Wenngleich die Entstehung der Bartflechte durch Trichophyton tonsurans in einer grossen Reihe von Fällen ausser allem Zweifel ist, glaubt Rosenthal dennoch eine andere, nicht parasitäre Form dieser Krankheit unterscheiden zu müssen, welche er Sycosis vul- garis nennt. Er scheidet beide Arten so streng, dass er die An- nahme eines Uebergangs der parasitären in die gewöhnliche Form für unzulässig erklärt ; es sei allerdings möglich, dass sich die Ent- zündung eines Follikels durch einfachen Reiz auf die Nachbarfol- likel fortpflanze, ohne dass hierbei der Trichophyton auch diese letzteren inficire; jedenfalls aber würde bei der parasitären Form nach der Beseitigung der Ursache schnell Heilung zu erwarten sein. Deshalb seien bei der Behandlung dieser Krankheit naturgemäss diejenigen Mittel angezeigt, welche den Parasiten vernichten. Dagegen entsteht die angeblich vom Verf. sehr häufig beob- achtete Sycosis vulgaris aus anderen Ursachen, wie Ausartung ört- licher Ekzeme, Fortpflanzung eines Schnupfens auf die Oberlippe u. s. w. Ihre Behandlung ist weit schwieriger, da sie rein sym- ptomatisch sein muss, führt aber bei der gehörigen Sorgfalt, wenn auch nach Ablauf einiger Zeit, endlich dennoch zum Ziel. K üb ler (Berlin). Rosenbach, Der Hospitalbrand. (Deutsche Chirurgie. Heraus- gegeben von Bill rot h und Lücke. Lieferung 6.) Stuttgart (Ferdinand Enke) 1889. In eingehender Weise behandelt Rosenbach in dem vorlie- genden Buche den Hospitalbrand in klinischer, anatomischer und epidemiologischer Richtung. Dank der antiseptischen Wundbe- handlungsmethode gelangt derselbe heutzutage wohl nur noch sehr selten zur Beobachtung. So sehr die Infektiosität der in Rede stehenden Erkrankung durch die klinischen Erfahrungen sowie durch zahlreiche, theils unbeabsichtigte, theils absichtliche Uebertragungen aus früherer Zeit feststeht, wissen wir bisher gar nichts über das Wesen und über die Fundorte der eigentlichen Erreger des Hospitalbrandes. Mit Entschiedenheit tritt Rosenbach der Anschauung ent- gegen, dass der Hospitalbrand identisch sei mit Diplitheritis. Die Aetiologie des Hospitalbrandes schwebt bisher vollständig im Dunkelen. Rosenbach ist es nicht gelungen, für Kultur- zwecke geeignetes Material zu erhalten. Bisher war er bei dem spärlichen Untersuchungsmateriale nicht im Stande, irgendwelche Mikroorganismen im Gewebe nachzuweisen. Dittrich (Prag). Mibelli, V., Beiträge zur Histologie des Rhin oskleroms. (Monatshefte für praktische Dermatologie. Band VIII. 1889. No. 12.) Die Ausführungen des Verf., welche mehr einzelne histo- 268 Rhinosklerom. logische Details betreffen, mögen hier aus dem Grunde denn doch insoweit eine Besprechung finden, als dieselben in innigem Zu- sammenhänge mit den Bacillenbefunden beim Rhinosklerom stehen. Mi belli hatte die Absicht, bei seinen im Laboratorium von Unna zu Hamburg vorgenommenen Untersuchungen die beiden Fragen zu beantworten, welcher Art die von Mikulicz als by- dropisch, von Pellizzari als hyalin bezeichnete Degeneration einer gewissen Zahl von Granulationszellen eigentlich sei (Ref. hat diese Zellenformen mit dem Namen der Mikulicz’schen Zellen bezeichnet) und ob die fragliche Degeneration unter dem direkten Einflüsse der Bacillen entstehe. Der Autor gelangte in seiner vorigen Publikation über das Rhinosklerom x) zu dem Schlüsse, es sei noch keine bewiesene Sache, dass die im Rhinosklerom vorkommenden, mehrfach er- wähnten Bacillen das eigentliche ätiologische Moment der Er- krankung bilden. Allerdings hat Mi belli in diesem Punkte in- sofern Recht, als bisher mit Ausnahme der angeblich positiv aus- gefallenen Ueberimpfungen von Stepanow, die übrigens erst der Bestätigung bedürfen, es niemals gelungen ist, bei Thieren ex- perimentell einen dem Rhinosklerom identischen Entzünduugs- process hervorzurufen. Auch Ref. forderte ursprünglich zur Lösung der Frage nach der ätiologischen Bedeutung der Rhino- sklerombacillen den positiven Erfolg des Thierexperimentes, hat je- doch später die Rhinosklerombacillen trotz des negativen Resultates der Thierimpfungen als die wahren Krankheitserreger mit Rück- sicht darauf bezeichnet, dass eine und dieselbe Bakterienart sehr häufig allein, seltener im Vereine mit anderen Bakterienarten von verschiedenen Autoren im Rhinoskleromgewebe kon- stant vorgefunden und aus d e m G e w e b e reingezüchtet worden war. Wir stehen eben dem Rhinoskleromprocesse diesbezüglich ebenso wie anderen Infektionsprocessen gegenüber, bei denen wir zwar konstant dieselben Mikroorganismen vorfinden, deren künst- liche Erzeugung aber bisher entweder gar nicht oder doch wenigstens nicht mit Sicherheit gelungen ist. Wird trotz des regelmässigen Befundes von Rhinosklerom- bacillen und der erwähnten Zellendegeneration bei diesem Krank- heitsprocesse an der Specificität der Bakterien gezweifelt, so lässt sich allerdings kaum annehmen, dass die Zellendegeneration eine Folge der Einwirkung der Mikroorganismen ist. Wolkowitsch hat sich in seiner kürzlich erschienenen Pu- blikation 1 2) der Ansicht des Referenten, dass die regressiven Meta- morphosen in den Mikulicz’schen Zellen Folgezustände der Ein- wirkung der Rhinosklerombacillen sind, auf Grund seiner mikro- skopischen Untersuchungsresultate angeschlossen. Mibelli ist sich darüber nicht im Klaren, was für Gebilde Ref. als Mi k u licz’sche Zellen bezeichnet wissen will. Ref. kann diesbezüglich, sowie hinsichtlich der Entwickelung dieser 1) Vergl. das Referat in diesem Centralblatte. Band V. Seite 177. 2) Vergl. das Referat in diesem Centralblatte. Band VI. No. 2. Rhinosklerom. — Carcinom. — Schimmelpilz im Gehörgang. 269 Gebilde aus gewöhnlichen Rundzellen hier nur auf die Original- mittheilung (Zeitschrift für Heilkunde. Bd. VIII) hinweisen, muss aber die Vermuthung des Verfassers, dass die Mikulicz’schen Zellen des Ref. gar keine Zellen, sondern Bacillen thromben der Lymphwege sein dürften, entschieden zurückweisen, da kein Anhaltspunkt dafür vorhanden ist, die hellen, von Bacillen voll- ständig erfüllten Stellen als Lymphwege anzusehen. Ref. muss jedoch neuerdings betonen, dass die Mikulicz’schen Zellen die Osmiumsäure bei 24 ständigem Verweilen der Gewebsstücke in der Osmiumsäurelösung überhaupt nicht aufgenommen haben und sich bei der in Anwendung gebrachten Hämatoxylinfärbung leicht färben Hessen. Mibelli unterscheidet zwei Formen von Zellendegeneration im Rhinoskleromgewebe und zwar die hydropische und die colloide. Die hydropischen Zellen enthalten nach ihm häufig eine grosse Menge von Organismen, während es in den colloiden Zellen nicht gelingt, Mikroorganismen mit Sicherheit nachzuweisen. Ref. möchte zum Schlüsse nur noch bemerken, dass sich in den Mikulicz ’schen Zellen konstant Rhinosklerombacillen nach- weisen lassen, dass dieselben aber allerdings unter Umständen selbst in einem und demselben Schnitte das eine Mal sehr intensiv, das andere Mal nur ganz schwach gefärbt erscheinen. Auf die Einzelnheiten der Mittheilung Mibelli’s kann hier nicht weiter eingegangen werden. Es wäre wünschenswerth ge- wesen, dass der Autor seiner Arbeit Abbildungen der von ihm be- schriebenen verschiedenen Zellenformen sowie der von ihm als Ba- cillenthromben der Lymphwege angesprochenen Gebilde beigegeben hätte. D i 1 1 r i c h (Prag). Thoma, ß., Ueber eigenartige parasitäre Organismen bei denEpit helzellen derCarcinome. (Fortschr. d. Med. 1889. No. 11.) Verf. will bei Carcinomen des Mastdarms, des Magens und der Mamma in den Kernen der epithelialen Zellen eigenthümliche Gebilde wahrgenommen haben, denen er einen parasitären Cha- rakter — eingekapselte Coccidien ? — beizulegen geneigt ist. Die- selben sollen einen protoplasmatischen Leib und einen Kern be- sitzen, sich mit Eosin, Safranin, Karmin etc. färben und eine ziem- lich starke Lichtbrechung erkennen lassen. Ueber Züchtungsver- suche wird nichts berichtet. Carl Fränkel (Berlin). Lindt, Ueber einen neuen pathogenen Schimmelpilz aus dem menschlichen Gehörgang. (Archiv für experi- mentelle Pathologie und Pharmakologie. Band XXV. 1889. Seite 257.) Lindt züchtete aus dem Gehörgange eines Patienten Prof. V a 1 e n t i n ’s einen Pilz, welcher der Pilzgattung Aspergillus an- gehört. Der Pilz, welcher sich von allen anderen bisher bekannten Aspergillusarten deutlich unterscheidet, zeigt folgende Merkmale: 270 Schimmelpilz im Gehörgang. — Noma. ein feines, kurz septirtes Mycel; sehr kurze Conidienträger mit einer bimförmigen Endanschwellung von 22—24 Durchmesser, welche unverzweigte farblose Sterigmen in Form radiär angeord- neter Strahlen tragen; die Sporenketten sind etwas auseinanderge- krümmt, die Sporen selbst sehr klein, leicht grünlich gefärbt; die Farbe des Pilzes ist blaugrün. Die Perithecien sind rund, weiss- lich, 40—60 ,^ Uhr (Fig. 3) waren die Sporen ungefähr bis zur Dicke der vegetativen Stäbchen (1 — 1,2 /t) aufgequollen, von denen sie sich auch kaum noch durch stärkeres Lichtbrechungsvermögen unter- schieden. Von nun an begann eine kräftige Längsstreckung und die gequollenen Sporen nahmen deutlichen Stäbchencharakter an. Schon um 6f Uhr (Fig. 4) hatten viele nahezu die Länge eines normalen F’adengliedes erreicht, einzelne, wie das besonders rasch sich ent- wickelnde No. 1, waren schwach gebogen und bei scharfer Ein- stellung liess sich hier auch eine ganz feine, das Stäbchen in der Mitte durchsetzende Querwand erkennen.- Diese nahm sehr rasch an Dicke zu, so dass ihre Wahrnehmung bald keine Schwierigkeit mehr machte, und die beiden Tochterstäbchen rundeten sich an ihren an einander stossenden Enden etwas ab. Von 7 Uhr (Fig. 5) bis gegen 9 Uhr (Fig. 9) fand ein sehr energisches Wachsthum statt, das, wie die Vergleichung der Figuren 5 — 9 zeigt, nicht bei allen Fäden im gleichen Tempo vor sich ging; bei den rascher wachsenden Fäden theilten sich die Glieder jeweils nach einer halben Stunde von neuem. Bis 7 Uhr 50 Min. (Fig. 7), wo bereits eine ganze Anzahl vier- gliediger Fäden vorhanden war, deren Zellen ihrerseits schon wieder vor der Theilung standen, war absolut keine Eigenbewegung zu kon- statiren, denn die geringen, allmählich eintretenden Verschie- bungen der Stäbchen gegen einander waren augenscheinlich passiver Natur, hervorgerufen durch schwache Strömungen in der Nähr- Botanische Bakterienstudien. t, 347 flüssigkeit, die durch das enorm rasche Wachsthum und die dadurch veranlassten osmotischen Processe verursacht waren. Um 7 Uhr 50 Min. begann fast gleichzeitig die Mehrzahl der Stäbchen eine ganz charakteristische Bewegung auszuführen, die sich scharf von der des Heupilzes wie der des Megateriums unterscheidet. Nur vereinzelte kleine, 1— 2 zellige Stäbchen zeigten die bekannte vorwärtsschreitende Rotationsbewegung auf dem Mantel eines einfachen oder eines Doppelkegels; Stäbchen, die nachträglich erst in das Gesichtsfeld eingewandert waren und bei denen es darum nicht mehr konstatirt werden konnte, ob sie direkt aus keimenden Sporen hervorgegangeu oder nur abgebrochene Stücke ehemals längerer Fäden waren. Letzteres scheint mir, den Erscheinungen zufolge, welche die im Gesichtsfelde fixirten Indivi- duen zeigten, durchaus das Wahrscheinlichere. Die eigentümliche Bewegung aber war vorzugsweise zunächst an den längeren, aus 4, 8 und 16 Gliedern bestehenden Fäden zu sehen, ein peitschen- artiges, krampfhaftes Hin- und Herschwingen des einen Endes ganz unregelmässig nach allen Richtungen, wodurch der bald hier, bald dort geknickte und selbst umgeschlagene Faden fortwährend sein Aussehen ändert. An den primären und sekundären Tkeilungs- stelleu wurden die Fadenglieder dabei oft soweit aus einander ge- zerrt, dass es zunächst den Anschein hatte, als ob hier der Faden durchgerissen sei, doch war nur die gemeinsame Gallerthülle, die jetzt bei 16 gliederten Fäden an den Stellen der primären und sekundären Theilung in ungedehntem Zustande als schmales Band zu erkennen ist, sehr stark gedehnt und die Glieder kehrten später wieder mehr oder weniger in ihre ursprüngliche Lage zurück. Diese Bewegungen, sowie jene, durch welche zwei Glieder mit den Enden vollständig neben einander zu liegen kommen und sich trotzdem später wieder einrenken, lehren, dass der Gallertmem- bran eine ausserordentliche Dehnbarkeit zukommt. Nach 8 Uhr begannen sich einzelne Theile der im Gesichts- felde fixirten Fäden loszutrennen, allein nur zwei derselben entfernten sich während der Dauer der Beobachtung aus dem Gesichtsfelde. Die Bewegung dieser losgetrennten Theile sowie die der kurzen Fäden war eine sehr eigenartige: stoss- und ruckweise Vor- und Rückw'ärtsbewegung sehr schwerfälliger Natur, etwa derart, als ob sich der Bacillus in einem zähen Schleime mühsam bewegte. Diese ruckweisen Bewegungen wechselten entweder mit der be- kannten rotirenden ab, oder waren mit ihr kombinirt. Hervor- zuheben ist übrigens, dass diese ganzen Bewegungen nur sehr geringe Ortsveränderungen der Stäbchen und Fäden veranlassten, denn 2| Stunden nach dem Beginne derselben liesseu sich noch fast sämmtliche im Gesichtsfelde befindliche Fäden ihrer Genesis nach bestimmen. Nach 11 Uhr Nachts (Fig. 52) liess die Bewegung allmählich etwas nach und das Plasma der Zellen nahm eine eben noch wahr- nehmbare, sehr feinkörnige Beschaffenheit au. Am Rande des Kulturtropfens hatten sich die frei gewordenen Stäbchen gesammelt und zu einem dichten Ringe ein- bis weniggliederiger Fäden ver- 24* Klein, 348 mehrt. Dieses Fein körnig werden des Stäbchenplas- mas ist als erstes Zeichen der beginnenden Sporen- bildung aufzufassen. Um 12f Uhr (Fig. 53) war die Bewegung vollständig sistirt, die Körnchen waren zum Theil etwas grösser geworden und die Granulirung trat deutlich hervor. In jeder einzelnen Zelle waren meist 1 — 3 nahezu in einer Reihe liegende, je nach Einstellung stark lichtbrechende oder dunkele Körnchen zu sehen; eine Sporen- initiale liess sich noch nirgends mit Sicherheit unterscheiden. Um 2 Uhr Nachts (Fig. 54) hatten sich die Körnchen etwas vermindert, dagegen war in jeder Zelle ein einziger grösserer, runder Körper, der Anfang der Spore, deutlich zu sehen. Diese Sporen- initialen wuchsen sodann in kurzer Zeit unter Aufnahme des gesammten Inhaltes der Zellen zu den stark lichtbrechen- den, stumpf rechteckigen Endosporen heran, die 2 — 2\ mal so lang als breit sind und etwa halb so dick als die Fäden, beiderseits deutlich von der Zellwand abstehen. Die Reife der Sporen geschah ungleichmässig. Schon 15 Stunden nach der Aussaat und 11 Stun- den nach Beginn der Keimung, Morgens 4 Uhr (Fig. 10), waren einzelne fertig, während nach 24 Stunden, Mittags um 1 Uhr (Fig. 11), in sä mm fliehen Zellen die Sporen gereift und die Membranen der Fäden bereits stark verquollen, aber doch noch deutlich erkennbar waren. Die ganze Entwickelungsgeschichte dieses Bacteriums spielt sich also bei 35° C in Fleisch extrakt- lösung in ausserordentlich kurzer Zeit ab. Bei einer anderen, unter den gleichen Bedingungen beobach- teten Feuchtkammerkultur, bei welcher die zur Aussaat verwende- ten Sporen 5 Minuten in Nährlösuug gekocht wurden, keimten nicht mehr alle Sporen aus (Fig. 30 — 34). Die Aussaat fand Morgens 11£ Uhr statt und und bis 3 Uhr Nachmittags blieben die Sporen bei Zimmertemperatur (18 — 20° C). Vier von 10 waren in dieser kurzen Zeit bis zur Dicke der vegetativen Stäbchen auf- gequollen , die anderen keimten überhaupt nicht aus. Um 3 Uhr kam die Kultur in den Wärmkasten (35 — 37° C) und entwickelte sich hier, im Gegensätze zu der oben geschilderten Vegetationsreihe, zunächst bis 4^ Uhr nur ganz unmerklich weiter, um dann mit der gleichen Schnelligkeit wie jene heranzuwachsen (Fig. 33, 34), um 5^- Uhr waren zwei Keimstäbchen schon in je 2 grosse Bacillen zerfallen. Von einer zweiten, aus dem gleichen gekochten Material herge- stellten und ebenso behandelten Kultur wurden zwei kurze Faden- glieder mit je 4 Sporen eingestellt; die Membran dieser Fäden war zwar stark verquollen, aber trotzdem noch ganz deutlich zu sehen; bis 3 Uhr blieben diese Sporen stark glänzend und fingen dann an zu verblassen (Fig. 35, 36). Die 4 Keimstäbchen näherten sich einander mehr und mehr (Fig. 37) und bildeten schliesslich um 5 Uhr einen Scheinfaden, da die Membran des Mutterfadens bis dahin einigermassen erhalten blieb; um 5^ Uhr begannen sich die Keimstäbchen von einander zu trennen, um 5| Uhr waren die meisten isolirt. Botanische Bakterienstudien. I. 349 Aus diesen Beobachtungen ist ersichtlich, dass Bacillus lepto- sporus, bei ca. 35° kultivirt, grosse Neigung besitzt, in kurze, wenig- zeilige Fadenglieder zu zerfallen; bei 18 — 20° C dagegen wächst er zu langeu, mannigfach gewundenen und verschlungenen Fäden aus. Fig. 16 stellt eine solche bei Zimmertemperatur erwachsene, mehrere Tage alte Kultur dar, deren Fäden stark verquollene, aber noch erkennbare Membranen besitzen; die Querscheidewände sind nicht mehr zu sehen. Durch die Regelmässigkeit, mit welcher in jeder Zelle eine Spore gebildet wird, boten diese Fäden ein ungemein zierliches Bild. Das Zellplasma wurde auch hier völlig zur Sporen- bildung verbraucht. Ebenso wie die Vegetationsprocesse wird auch die Sporen- bildung durch Erhöhung der Temperatur gauz ungemein be- schleunigt. Bei ca. 35° C kann der ganze En twickelungs- kreis in so kurzer Zeit durchlaufen werden, wie sie für keine andere endospore Bakterienform bekannt geworden ist; in 15 Stunden vom Beginne der Sporen- aussaat und in 11 vom Anfang der Keimung. Wenn auch die Reife der Sporen etwas ungleichmässig erfolgt, so findet doch von dem Zeitpunkte an, wo die Sporenbildung durch überall gleichzeitig auftretende Granulirung des Zellinhaltes bei grossen wie kleinen Fäden eingeleitet wird, ein weiteres bemerkbares Wachs- thum und eine weitere Zellvermehrung nicht mehr statt, so dass der Anlass zur Sporenbildung in einem Ungeeignetwerden der Nähr- flüssigkeit zu fernerer Ernährung gesucht werden muss. Auskeimung der Sporen ist nur in Nährflüssigkeiten, nicht aber in reinem Wasser möglich. b) Bacillus sessilis n. sp. Diese Bakterienform fand ich, wie oben erwähnt, im Blute einer angeblich an Milzbrand verendeten Kuh. Die Blutproben, die erst mehrere Stunden nach dem Tode des Thieres entnommen und mir in kleinen zugeschmolzenen Glasröhrchen zugeschickt wurden, zeigten bei mikroskopischer Untersuchung ziemlich grosse und relativ lange Bacillen, die mit denen von Bacillus subtilis oder B. anthracis grosse Aehnlichkeit hatten ; die Glieder waren meist isolirt oder nur wenige zu einem Faden vereinigt ; nach Verdünnung des Serums traten sie viel deutlicher hervor. Sonstige Bakterien wurden im Blute nicht wahrgenommen, auch nicht in gefärbten Präparaten ; allerdings wurde auch nicht besonders eifrig darnach gesucht. Iu den angefertigten Hängetropfeukulturen stellten sich jedoch regelmässig kleine, theils lebhaft bewegliche, theils ruhende Fäulnissbakterien ein. (Schluss folgt.) Arustamow, Zur Morphologie und Biologie des Le p- tothrix. (Wratsch. 1889. No. 3, 4.) [Russisch.] Verf. konnte mit Hülfe des Koch’schen Plattenverfahrens aus Urin und Tonsillarpfröpfen 2 Arten von Leptothrix isolireu. Das 350 Leptothrix. Isoliren der ersten Art war recht mühsam, da sie auf Platten, mit Nähragar beschickt, nur sehr kleine, durchsichtige, mit unbewaffne- tem Auge kaum sichtbare Kolonieen bildet. Ueppiger wachsen sie auf schwach sauren Nährmedien. Bei schwacher Vergrösserung sehen die Kolonieen sternförmig aus, das Centrum ist dunkler und besteht aus einem Konvolut von Fäden, das sich nach der Peri- pherie hin in radiäre Fäden auflöst. In Agarstichkulturen wächst dieser Leptothrix spärlich im Stiche als homogenes, milchiges Bänd- chen längs des ganzen Einstichs. Eine Kultur behält ihre Vita- lität 40 Tage lang. In Bouillon und im Harn bildet dieser Lep- tothrix eine geringe Wolke auf dem Boden des Reagensglases. Auf Kartoffeln konnte Verf. nur sehr geringes Wachsthum bemer- ken. Bei stärkerer Vergrösserung erscheinen die Fäden homogen, leicht gekrümmt, sie haben eine Dicke von 0,5 bis 0,6 jit und eine Länge von 8 — 50 //, in Agar sind die Fäden kürzer und mehr ge- wunden, sie bilden manchmal Schlingen, während sie in flüssigen Nährmedien länger werden und weniger gewunden sind. Die Fäden färben sich mit allen Anilinfarben gleich gut und gleich- massig, ohne jemals dichotomische Theilung, Quertheilung oder Granulirung aufzuweisen. Werden nun die Kulturen alt, so blassen die Contouren der Fäden ab und es treten in der ganzen Länge derselben glänzende, regelmässig gelagerte Kügelchen auf, deren Durchmesser um ein geringes kleiner ist, als der des Fadens; wird ein solches Fädchen gefärbt, so bleibt die Hülle nur schwach gefärbt, während die Kügelchen stark tingirt erscheinen. Ueber- impft man nun eine solche alte Kultur, so kann man alle Ueber- gangsformen von einem Kügelchen zu einem langen Faden ver- folgen. Ueber die biologische Bedeutung dieser Gebilde spricht sich Verf. nicht aus. Die zweite Art von Leptothrix ist morphologisch der ersteren ähnlich, unterscheidet sich aber biologisch bedeutend. Das Tem- peraturoptimum liegt bei 37°, obgleich bei Zimmertemperatur ge- ringes Wachsthum stattfindet. Die Kolonieen sind auf Agarplatten durchsichtig, aber viel grösser als No. 1, sie sehen sternförmig aus, das Centrum besteht aus einem dichten Konvolut von Fäden, das sich nach den Rändern hin auflöst und ein zartes Netz bildet. In Agarstichkulturen bildet diese Art auf der Oberfläche eine dicke, faltige, graue Haut, während sie im Stich nur sehr spärlich wächst. In Bouillon und Harn bildet sie ein weisses, faltiges Häut- chen, das die ganze Oberfläche bedeckt. Das mikroskopische Aus- sehen der Fäden erinnert sehr an das von No. 1, sie haben eine Dicke von 0,5— 0,6 ^ bei einer sehr variablen Länge, meistens sind sie homogen, obgleich bei einzelnen Fäden eine Quertheilung zu sehen ist. Diese Erscheinung erklärt Verf. durch Verlöthung mehrerer kürzerer Fäden. Werden die Kulturen alt, so zeigen sie die bei No. 1 beschriebene Körnchenbildung und verhalten sich im übrigen wie No. 1. Zwischen den beiden Arten ist ein grosser Unterschied, wäh- rend No. 1 exquisiter Anaerob ist, ist No. 2 hingegen ein ausge- sprochener Aerob. llierinogene Wirkung von Pilzen. — Pneumonie. 351 Verf. hält seine Arbeit für den ersten Versuch, die fadenför- migen Bakterien, die im menschlichen Organismus Vorkommen, mit Hülfe des Koch’schen Plattenverfahrens zu isoliren und zu stu- diren. Die von Rasmussen und Jacobson beschriebenen Lep- tothrixarten hält Verf. für ein Gemisch von verschiedenen Bak- terienarten. L. Besser (St. Petersburg). Cohn, Ferdinand, Ueber thermogene Wirkung von Pil- zen. (Ber. d. Bot. Sekt, der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Kultur in Breslau im J. 1888. p. 150 — 157.) Der bei der Keimung der Gerste eintretenden Erwärmung, welche infolge der Athmung der Keimlinge (Verbrennung der durch das diastatische Ferment verflüssigten und in Maltose und Dextrin umgesetzten Stärke etc.) bis zur Tödtungsgrenze derselben (etwa bei 40°) ansteigt, folgt von da ab eine weiter fortdauernde Erhitzung, welche bis zu einem Maximum von 60° und darüber anwachsen kann. Sie wird nach des Verf. eingehenden Versuchen durch die Vege- tation und Fruktifikation des Aspergillus fumigatus verursacht. Der Aspergillus spielt dabei die Rolle eines energischen Sauerstoff- übertragers, wie sie z. B. der Essigpilz in Bezug auf Essiggährung, nach van Tieghem Aspergillus nigricans in Bezug auf Gallus- säuregährung hat; seine energische Wirkung deutet darauf hin, dass sie mit einer eigenthümlichen, den Sauerstoff aktivirenden Ferment- thätigkeit verbunden ist. Es stehen diese Vorgänge nicht isolirt da; es reihen sich an sie eine Anzahl mehr oder weniger unter- suchter Thatsachen von Temperaturerhöhung, die bei der Entwick- lung von Pilzen oder bei Gährungen beobachtet werden; einer der merkwürdigsten Fälle ist wohl die bis zur Selbstentzündbarkeit ge- steigerte Erhitzung des Heues durch die in ihm eingeleitete saure Gährung. Ludwig (Greiz). Roger et Gaume, T o x i c i 1 6 de Pur ine dans la pneu- monie. (Revue de mädecine. 1889. No. 4 et 5.) Die Untersuchung des Urins auf seine Giftigkeit bei Pneumo- nie ist eine Aufgabe, bei deren Bearbeitung man hoffen kann, in- teressante Aufschlüsse über die Aetiologie dieser Krankheit zu er- halten. Leider sind die Erfolge der Verff. in dieser Hinsicht nur sehr gering geblieben. Sie wurden zu ihren Versuchen durch die Untersuchungen verschiedener französischer Forscher, besonders Bouchard’s, angeregt, welcher mittelst eines sehr rohen Ver- fahrens die Giftigkeit normalen menschlichen Urins nachgewiesen zu haben glaubt. Er injicirte Kaninchen so lange filtrirten mensch- lichen Urin in die Ohrvene, bis der Tod eintrat, und fand, dass zu diesem Erfolge 40 ccm Urin auf jedes Kilogramm des Körper- gewichts des Versuchstieres, also für ein Kaninchen etwa 160 — 200 ccm Urin erforderlich waren 1 Der Tod erfolgte unter ähn- lichen Erscheinungen wie bei einer Morphiumvergiftung (oder bei Blutverlust); Sopor, Ohnmacht, Aufhören der Cornealreflexe, „Ver- engerung und Starre der Pupille, Dyspnoe und höchstens noch einige terminale Zuckungen bildeten die Symptome; dann sistirte die 352 Urin bei Pneumonie. Athmung, während die Herzaktion noch etwas andauerte. Nach Bouchard wäre diese giftige Wirkung dem Kaliumkarbonat zu- zuschreiben, bei dessen Zunahme im Urin auch die giftige Wirkung desselben gesteigert werde. Auch vermeinte Bouchard, ebenso wie andere Forscher nachgewiesen zu haben, dass der Urin bei fieberhaften Krankheiten giftiger sei, als in der Norm. Die Vertt. wiederholten die Versuche Bouchard’s mit dem Urin von 11 an Lungenentzündung erkrankten Personen, jedoch mit der Modifikation, dass sie immer nach 2 Sekunden je 1 ccm Urin in die Ohrvene spritzten und danu ihre Resultate mit denen Bouchard’s, welche sie wunderbarer Weise bereits als massge- bend für den Urin gesunder Menschen ansahen, verglichen. Dass sie geringere Mengen Urin als Bouchard zur Erreichung der letalen Wirkung brauchen würden, liegtauf der Hand; denn dieser spritzte kontinuirlich fort, während Roger und Gaume nur ab- satzweise injicirten und daher die Wirkung jeder Einzeldose besser abwarten konnten. Vielleicht hätten sie noch weniger Urin ge- braucht, wenn sie die Pausen zwischen den Injektionen verlängert hätten. Jedenfalls begingen sie einen Untersuchungsfehler durch den Vergleich ihrer Resultate mit denen Bouchard’s. Verlieren ihre Ergebnisse schon hierdurch au Werth, so sind dieselben aus dem Grunde noch weit geringer anzuschlagen, dass die Verff. gänzlich unterliessen, den Urin ihrer Kranken nach deren vollkom- mener Herstellung auf seine Giftigkeit zu prüfen. Ref. glaubt daher auf eine genaue Inhaltsangabe des Aufsatzes in der Revue de medecine verzichten zu können und sich auf die kurze Erwäh- nung der vermeintlichen Resultate der Verff. beschränken zu dürfen, welche am Schlüsse der Arbeit in folgenden Sätzen zusammenge- stellt werden: „Ein Patient, welcher an Lungenentzündung erkrankt ist, scheidet mit dem Urin 2 bis 3 mal weniger Gift aus, als ein Ge- sunder. Beim Eintritt der Temperaturabnahme nimmt die Giftigkeit des Urins plötzlich zu; sie erreicht oder überschreitet dann sogar den im normalen Urin (durch Bouchard, Ref.) festgestellten Grad. Die Ausscheidung des Uringiftes charakterisirt die Urinkrise (crise urinaire); sie ist die einzige konstante Erscheinung (wovon?), währt 24 oder 48 Stunden und erreicht ihr Maximum am Tage der Temperaturkrise, ausnahmsweise einen Tag später. Nach der Krise nimmt die Giftigkeit des Urins nochmals be- deutend ab; sie sinkt allmählich oder plötzlich unter den normalen Grad. Das Kaliumkarbonat spielt zwar eine wichtige Rolle für die Giftigkeit des Pneumonie- Urins, indem es dieselbe während der Fieberperiode hauptsächlich bedingt; da indessen seine Menge beim Eintritt der Temperaturabnahme gar nicht oder sehr wenig zuniramt, kann dies Salz nicht die Ursache der Giftigkeitszunahme des Urins während der Krise sein.“ Die Verff. haben sich vergeblich bemüht, die von ihnen fest- gestellte Giftigkeitskrise zu erklären; auch die naheliegende Ver- Tuberculöse Kehlkopfgeschwüre. 353 muthung einer Ptomainwirkung hat ihnen keine Hülfe geben kön- nen; ihr Versuch, durch die Beobachtung der Vergiftuugssym- ptome Aufschlüsse in dieser Hinsicht zu finden, muss als ebenso resultatlos bezeichnet werden, wie ihre chemischen Analysen; sie fassen daher selbst ihre diesbezüglichen Versuchsresultate in den folgenden, wenig befriedigenden Schlusssatz zusammen: „Die physiologische Analyse zeigt, dass die Giftigkeit des Urins im Zeitpunkt der Krise von verschiedenen, in chemischer Beziehung wenig bekannten Giften abhängig ist; bisher hat mau erst wenige toxische Alkaloide isolirt, welche vielleicht mit dem Leben pathogener Agentien in Zusammenhang stehen.“ K übler (Berlin). Korkunoff, A. P., Ueber die Entstehung der tubercu- lösen Ke hl k op f gesch w ür e und die Rolle der Tu- berkelbacillen bei diesem Processe. (Deutsch. Arch. f. klin. Med. Bd. XLV. Heft 1 und 2.) Die von Korkunoff in der Ziemssen’ sehen Klinik aus- geführten Untersuchungen beziehen sich auf 14 Kehlköpfe von In- dividuen, die an verschiedenen Formen der Tuberculöse gelitten haben. Bei 12 von diesen 14 Fällen war auch der Kehlkopf tuber- culös afficirt. In sämmtlichen 12 Fällen fanden sich Tuberkel- bacillen. Bei der Untersuchung noch nicht exulcerirter , dem An- scheine nach ganz gesunder Stellen, fand Verf. Tuberkel, welche meist in der subepithelialen Schicht, nicht selten auch bedeutend tiefer lagen und vom Epithel durch einen mehr oder weniger breiten Streifen unveränderten Gewebes getrennt waren ; das Epithel zeigte an diesen Stellen noch gar keine sichtbare Veränderung. Solche Tuberkel enthielten immer Tuberkelbacillen, die sich im Tuberkel selbst sowie auch im infiltrirten Bezirke fanden; mit der Verkleine- rung des letzteren vermindert sich auch die Zahl der Tuberkel- bacillen; im Epithel selbst und in dem zwischen ihm und dem Tuberkel lagernden unveränderten Gewebe fanden sich nie Tuberkel- bacillen. Infolge des weiteren Wachsthums und Vergrösserung der Tuberkel sowie des dieselben umgebenden Infiltrates wird der Zwischenraum von unverändertem Gewebe allmählich kleiner und verschwindet endlich gänzlich, so dass der Tuberkel endlich das Epithel berührt. Mit der Annäherung des Tuberkels an das Epithel verstärkt sich die Auswanderung der weissen Blutkörperchen, zwischen den Epithelzellen bilden sich Interstitien, in welchen sich nebst weissen Blutkörperchen auch Tuberkelbacillen befinden. Dass die Bacillen nicht vom Sputum aus ins Epithel eindringen , zeigt schon die Thatsache, dass, wenn im Tuberkel selbst eine sehr grosse Quantität Bacillen enthalten ist, die Zahl derselben im Epithel be- deutend geringer ist; je mehr man sich der äusseren Oberfläche des Epithels nähert, desto weniger Bacillen findet man und end- lich gelangen nicht in allen Fällen die Bacillen bis zur freien Ober- fläche des Epithels. Die Ernährung des Epithels geht in diesem Stadium ungenügend vor sich, es fängt oft an zu zerfallen ; die In- filtration mit weissen Blutkörperchen wird gesteigert, die erwähnten 354 Pemphigus. Interstitien erweitern sich, die ganze erkrankte Partie kann ab- sterben und so entsteht eine Geschwürsfläche. Die beschriebenen Veränderungen beziehen sich auf das Plattenepithel. Beim Cylinder- epithel bleibt zwar das Princip der Geschwürbildung dasselbe, doch gelang es hier nicht, das Eindringen der Tuberkelbacillen ins Epithel zu beobachten. Woher gelangen nun bei der beschriebenen Entstehung der Tuberculose die Bacillen in das subepitheliale Gewebe? Dass sie aus dem Sputum stammen, ist nicht anzunehmen, da sie bei ihrem Durchtritt durch das Epithel unbedingt gewisse Veränderungen im Gewebe hervorrufen müssten. Da ferner die Tuberkelbacillen keine Bewegungsfähigkeit besitzen, so ist anzunehmen, dass sie durch die Lymphspalten mittelst des Lymphstromes verbreitet werden, und zwar können sie rascher von denjenigen Stellen aus übertragen werden, wo solche Räume vorhanden sind und wo die Zahl der Ba- cillen enorm ist. In dieser Beziehung ist der Tuberkel mit dem zufällig am Epithel haftenden Sputum kaum vergleichbar. Dafür spricht auch der Umstand, dass der Austritt der Bacillen nur an denjenigen Stellen bemerkbar ist, wo der die Bacillen enthaltende Tuberkel schon ganz nahe unter dem Epithel zu liegen kommt. Schni rer (Wien). Strelitz, Bakteriologische Untersuchungen über den Pemphigus neonatorum. (Archiv für Kinderheilkunde. Bd. XI. 1889. Seite 7.) Strelitz hat in einem Falle von Pemphigus bei einem 3 Wochen alten Kinde aus den Pemphigusblasen 2 verschiedene Arten von Mikroorganismen reingezüchtet. Beide Arten waren Mikrokokken. Die Kulturen der einen Art besassen eine goldgelbe, die der anderen Art eine milchweisse Farbe. Die gelben Kulturen stellen in Gelatinestichkulturen einen sich deutlich über die Ober- fläche erhebenden, tropfenähnlichen Belag dar, die weissen wachsen dem Impfstriche entlang in einer geraden Linie und ragen eben- falls über die Oberfläche hervor. Beide Kokkenarten haben einen Durchmesser von 0,5 bis 1,3 /<. Sie treten einzeln oder in größeren Gruppen, selten in Form von Diplokokken auf. Beide Arten verflüssigen die Gelatine sehr langsam. Auf Platten bilden die Kolonieen kleine Pünktchen, welche rasch an die Ober- fläche Vordringen und sich hier als ziemlich flache, scharf con- tourirte Auflagerungen ausbreiten. Die Kolonieen des gelben Coccus verliehen der ganzen Platte ein intensiv goldgelbes Aussehen. Die Plattenkolonieen des gelben Coccus erschienen nicht sehr scharfrandig, stellenweise ausgezackt, etwas durchscheinend, von gelber Farbe und gekörnter Oberfläche. Die Kolonieen des weissen Coccus zeigten einen Stich ins Grünliche, waren scharfrandiger und undurchsichtig. Auf Kartoffeln wachsen beide Arten nur bei Bruttemperatur. Die weissen Kokken zeigen leichte Eigenbewegung, die gelben nicht. Pellagra. 355 Mäuse starben 5 bis 6 Tage nach der Infektion. Für Pem- phigus charakteristische Veränderungen fanden sich aber nicht vor. Verf. bringt zwar die beiden gefundenen Arten von Mikro- kokken mit dem Pemphigus in Zusammenhang, spricht sich aber über die Art desselben nicht aus. Di tt rieh (Prag). Paltauf, R. und Heider, A., Der Bacillus mal dis (Cu- boni) und seine Beziehungen zur Pellagra. (Wiener medicinische Jahrbücher. 1888. Heft 8. Seite 383.) Die Pellagra ist endemisch in den nördlichen Provinzen Spa- niens, in den südlichen Provinzen Frankreichs, in der Lombardei, in Venetien, in der Provinz Emilia, im österreichischen Friaul, in Rumänien und in Corfu. Sie befällt beide Geschlechter. Die Er- scheinungen bestehen in Schwächezuständen, Schwindel, Kopf- schmerz, gastro-intestinalen Störungen, Erythemen. Im zweiten Stadium gesellen sich cerebrospinale Symptome hinzu. Die Krank- heit endet letal, wobei sie aber selbst länger als 10 bis 15 Jahre dauern kann. Die pathologisch-anatomischen Veränderungen entsprechen im allgemeinen denjenigen beim Marasmus. Die meisten Forscher bringen das Auftreten der Pellagra mit der Ernährung durch verdorbenen Mais in Einklang. Neusser, dessen Untersuchungen über die Pellagra aus der neueren Zeit ja bekannt sind, sieht dieselbe als eine Art intestinaler Autointoxi- kation an, indem er meint, es seien im verdorbenen Mais Mutter- substanzen enthalten, welche erst gelegentlich durch Veränderung der Digestion aus verschiedenen Ursachen zum pellagrogenen Gifte umgestaltet werden. Majocchi und Cuboni sahen die Pellagra als eine para- sitäre Krankheit an, deren Ursache nach ersterem ein Bacterium maidis, nach letzterem der Bacillus mai'dis sein sollte. Pal tauf hat nun gleichfalls Untersuchungen über die Aetio- logie der Pellagra angestellt. Niemals fand Paltauf in den Stuhlentleerungen von Pella- grakranken, mit einer einzigen Ausnahme, Maisbakterien, auch nicht bei solchen Individuen, welche ausschliesslich Polentanahrung ge- nossen. Mit Rücksicht darauf erscheint die Ansicht des Autors, dass die Maisbakterien, welche Cuboni regelmässig im Stuhle von Pellagrakranken gefunden haben will, nur zufällige Befunde bildeten, gerechtfertigt. Gleich Cuboni konnte auch Pal tauf niemals im Blute von Pellagrösen die Maisbakterien konstatiren. Allerdings gelang es Pal tauf, aus verdorbenen Maiskör- nern Bakterien zu isoliren, welche den Maisbacillen entsprachen. Die Maisbacillen sind zumeist 2 bis 3 lang, scharf abge- stutzt, lebhaft beweglich. Unter gewissen Ernährungs- und Wachs- thumsbedingungen bilden sie längere Fäden. Sie lassen sich mit Anilinfarben leicht färben und behalten auch die Gram’sche Fär- bung bei. Sie wachsen auf allen gebräuchlichen Nährmedien, am besten jedoch bei Bruttemperatur. 356 Pellagra. — Mykosen des Ohres. Die Maisbacillen bilden leicht Sporen, welche oval und mittel- ständig sind und die ganze Breite des Stäbchens erfüllen. Die Sporen vertragen vollständiges Austrocknen und sind sehr wider- standsfähig gegen Erhitzen. Pathogene Eigenschaften kommen den Maisbacillen nach den von Paltauf an Meerschweinchen, Kaninchen und Mäusen vorge- nommenen Impfversuchen nicht zu. Paltauf reiht die Maisbacillen in die Gruppe der Kartoffel- bacillen ein. Heid er studirte die Biologie und die Stoffwechselprodukte der Maisbacillen, um so vielleicht einen Anhaltspunkt für weitere durch sie bedingte Zersetzungen zu gewinnen. Aus diesen Untersuchungen Heider’s hat sich nun ergeben, dass die Maisbacillen bei höherer Temperatur und einer gewissen Befeuchtung das Maiskorn in der That energisch zu verändern ver- mögen. Die Möglichkeit, dass dabei giftige Stoffe producirt werden, ist nicht zu leugnen, jedoch bisher nicht mit Sicherheit zu ent- scheiden. Verff. kommen schliesslich zu folgenden Resultaten : 1) Die Pellagra ist keine mykotisch-parasitäre Krankheit. 2) Sie ist es auch 'nicht im Sinne einer intestinalen Mykose Cuboni’s, dass nämlich ein gewisser im verdorbenen Mais vor- kommender Bacillus — Bacillus maüdis — den Darm der Pella- grösen konstant bewohne. 3) Der Bacillus maidis gehört den weitverbreiteten Kartoffel- bacillen an. Verff. sehen die Pellagra als eine chronische Intoxikation an, verursacht durch die Produkte des verdorbenen Mais und kon- statiren 4) dass der Bacillus maidis sowie der Bacillus mesentericus fuscus im Maismehl eine toxische, auf das Nervensystem weisser Mäuse narkotisch und lähmend einwirkende Substanz erzeugt. Die- selbe ist im alkoholischen Extrakte enthalten. Di tt rieh (Prag). Siebenmami, F., Die Schimmelmykosen des mensch- lichen Ohres. 8°. 118 p. Mit 26 Abbildungen auf 4 Tafeln. Wiesbaden (Bergmann) 1889. Vorliegende Monographie ist die erweiterte Ausgabe einer vor mehreren Jahren erschienenen Arbeit des Verf. über die im mensch- lichen Gehörgange vorkommenden Hyphomyceten. Sie zerfällt in 3 Abschnitte. Im 1. Abschnitte werden zuerst die morphologischen Eigenschaften von Aspergillus flavus, fumigatus, niger, Eurotium Aspergillus glaucus und Eurotium repens beschrieben. Weiterhin werden die physiologischen Verhältnisse der genannten Pilze ab- gehandelt und zwar die Entwickelung und Art des Wachsthums (A. fumigatus wächst am schnellsten und Eurot. Asperg. glauc. am langsamsten), die Lebensbedingungen (die von Bezold herrüh- rende Angabe, dass Oel das Wachsthum der betreffenden Pilze befördert, wird bestätigt; ein guter Nährboden ist unter anderen Distomum macrostomum. 357 das bei Otomycosis ausfliessende Sekret; das Wachsthum der Pilze wird ferner begünstigt durch schwache Lösungen von Zink, Koch- salz, Glycerin und durch starke Lösungen von Tannin) und der Stoffwechsel, sowie ferner eine Reihe von Versuchen mit Agentien, welche die Keimfähigkeit der Conidien beeinträchtigen oder das Leben der Pilze vernichten (4°/n Salicylalkohol ist am wirksamsten), mitgetheilt. Der 2. Abschnitt ist der Otomycosis selbst gewidmet und zwar der Litteratur über diese Erkrankung, der Pathogenese und pathologischen Anatomie, den Symptomen und dem Verlaufe, der Diagnose, Prognose sowie der Therapie und Prophylaxis. Im 3. Abschnitte bringt Verf. neue botanische und klinische Beiträge zur Otomykose. Er theilt nämlich die Krankengeschichten von 52 von B e z o 1 d beobachteten Fällen mit, in denen ausser den bisher beobachteten Aspergillusarten noch 5 neue Species gefunden worden waren, nämlich Aspergillus nidulans Eidam, Verticillium Graphii Harz et Bezold, Mucor corymbifer Lichtheim, Mucor sep- tatus Bezold und Penicillium minimum. Zu erwähnen ist noch, dass nach den Versuchen des Verf. der gesunde Gehörgang für die Entstehung der Otomykose ein ganz ungünstiger Nährboden ist. Weichsel bäum (Wien). Heckert, GL A., Untersuchungen über dieEntwicke- lungs-und Lebensgeschichte des Distomum ma- crostomum. (Bibliotheca zoologica. Originalabhandlungen aus dem Gesammtgebiete der Zoologie. Hrsgeg. v. R. L e u c k a r t u. C. Chun. Heft 4.) 4°. 66 p. 4 Taf. Cassel (Th. Fischer) 1889. Ueber einen Theil der Resultate dieser schönen, aus dem Leu- ckart’schen Laboratorium hervorgegangenen Arbeit berichteten wir schon früher1). Nach einer historischen Einleitung wird die Verbreitung des in Succinea amphibia lebenden Ammenstadiums (gen. Leucochloridium paradoxum Car.) von Distomum ma- crostomum erörtert, wobei sich ergiebt, dass der Parasit zwar räum- lich weit verbreitet ist, aber doch nur an einzelnen, mit bestimmten Eigenschaften ausgestatteten und örtlich eng begrenzten Gebieten vorkommt. Die Fundorte in Deutschland sind die sumpfige, mit Laubwald bestandene Elsterniederung der Döllnitzer Aue, gleich gestaltete Orte bei Gaschwitz an der Elster, ferner bei Bernburg, eine Elbinsel bei Pillnitz, an der Oder bei Breslau, in der Weichsel- niederung bei Danzig; auch bei Bonn und bei Winnenthal in Würt- temberg ist Leucochloridium parodoxum beobachtet worden. Wie bereits erwähnt wurde, bezeichnet man als Leucochloridium paradoxum das Ammen Stadium eines Trematoden, welches in der Bernsteinschnecke lebt; gewöhnlich setzt sich das Leucochloridium aus zwei Haupttheilen zusammen, aus einem in der Nähe der Schneckenleber liegenden Netzwerk feiner Fäden mit ästigen Enden und einigen bunt gefärbten, Fliegenmaden ähnlichen, dicke- ren Schläuchen. Das Netzwerk ist das primäre und lässt 1) Vergl. d. Centralbl. Bd. II. 1887. pg. 603. 358 Distomum macrostomum. wie die Sporocysten anderer Trematoden Cercarien entstehen; so- bald dieselben eine gewisse Grösse und Ausbildung erreicht haben, gelangen sie, um weiteren Keimen Platz zu machen, in besondere Reservoirs, das sind Endtheile des Fadenwerkes, welche allmählich an Umfang zunehmen und schliesslich lebhaft gefärbte Schläuche darstellen. Die letzteren hängen direkt mit dem Netzwerk zu- sammen, treten aber nach vorn und gelangen in die Fühler der Schnecken, sie bedeutend auftreibend. Die Spitze dieser bis 1,5 mm dicken und durchschnittlich 10 mm langen Schläuche ist braun- roth gefärbt und mit schwarzen Höckern besetzt, während der Schlauch selbst grün geringelt ist; die Farbe geht nach hinten in ein blasses Gelb über, selten sind die Schläuche braun. Gewöhn- lich findet man in einer Succinea nur 1 oder 2 Schläuche, aus- nahmsweise bis 8 ; dieselben sind kontraktil und zeigen rhythmische Bewegungen — bis 90 Kontraktionen in der Minute. Die Zahl der in den Schläuchen enthaltenen Brut hängt von dem Alter ab, in alten Schläuchen zählte H. über 160 Cercarien. Der histologische Bau der Fäden und der Schläuche ist zwar verschieden, aber auf einander zurückführbar, auch schliesst sich der Bau der Fäden an den anderer Sporocysten an. Die äussere Umhüllung bildet eine zarte, stark lichtbrechende und sich dunkel färbende Membran, die in einzelnen, etwas verdickten Stellen kleine flachen Kerne mit Kernkörperchen besitzt. Dieser Hautschicht folgt ein M u s k e 1 s c h 1 a u c h, den aussen ringförmig, innen der Länge nach verlaufende Fasern zusammensetzeu ; zwischen beiden Schichten findet sich eine gewöhnlich spärliche Lage sehr feinkörniger, blasse Kerne führender Substanz. Die innerste Schicht, welche den grös- seren oder kleineren Hohlraum der Fäden auskleidet, zeigt ver- schiedenes Aussehen — im Ganzen kann man sie einer mit Mem- bran bedeckten Epithelschicht vergleichen, in der zahlreiche Ele- mente einer Verflüssigung unterliegen und ihren Inhalt nach Bersten in den Hohlraum der Fäden entleeren, wo er wohl zur Ernährung der Cercarien dient. Während dieser Umwandlung schwindet die Muskellage nahezu ganz. An einzelnen Stellen behalten die Zellen der inneren Epithelschicht ihren embryonalen Charakter und stellen selten scharf umschriebene und begrenzte, wandständige Keimlager dar, die mit dem Wachsthum der Fäden weiter auseinanderrücken. Exkretionsorgane wurden in diesen Sporocysten nicht gefunden. Der innere Hohlraum der letzteren, die Leibeshöhle, ist mit einer serösen Flüssigkeit erfüllt und enthält amöboid bewegliche Ele- mente. Auf den Bau der Fäden lässt sich der Bau der grossen, be- weglichen Schläuche zurückführen, doch sind die Muskellagen, be- sonders die Ringsmusculatur stark entwickelt und von Pigment- körnchen durchsetzt. Auch die zwischen den beiden Muskellagen vorhandene blasse Schicht der Fäden ist hier zu einem dem Pa- renchym erwachsener Trematoden gleichenden Gewebe entwickelt und ebenso hat der innere Wandbelag Veränderungen erfahren, besonders am vorderen Drittel des Schlauches, wo Drüsenmassen und Pigmentzellen aus ihm entwickelt sind, während an den an- Distomum macrostomum. 359 deren Stellen das Gewebe parenchymartig ist. Auch der innere Hohlraum der Schläuche ist mit lymphatischer Flüssigkeit erfüllt und enthält die kleinen, schwanzlosen Cercarien, d. h. junge Distomen von 0,8 mm Länge und 0,5 mm Breite. Dieselben sind als völlig ausgewachsen anzusehen, wenn sie von einer zweifachen Hülle um- geben sind (cf. unten). Um diese Larven, welche schon die Anlagen der Geschlechts- organe erkennen lassen, in das gesch lecht sr eife Distomum überzuführen, hat der Verf. zahlreiche Fütterungsversuche ange- stellt. Aus den schönen Untersuchungen Z e 1 1 e r ’s (Zeitschr. f. wiss. Zool. 1874) war es bekannt, dass die in den Schneckenfühlern sich lebhaft bewegenden Schläuche die Aufmerksamkeit der Sing- vögel erregen und von diesen aus dem Fühler mit einem Ruck herausgerissen und verzehrt werden. Die Infektion älterer Vögel schlug bis auf einen Fall mit Sitta europaea fehl, dagegen gelang die Uebertragung in junge, noch im Neste sitzende Vögel aus der Familie der Singvögel ganz regelmässig — ausgenommen bei Tur- dus-Arten. Als die eigentlichen und natürlichen Träger des ge- schlechtsreifen Distomum macrostomum müssen wohl die Sylvien in Anspruch genommen werden. Da die reifen Schläuche in den Succineen nach ihrer Entfernung sich wieder ergänzen, so hat der Verf. zu Schonung des seltenen und schwer zu erlangenden Mate- riales die Schläuche künstlich aus den Schnecken herausgerissen und verfüttert. Günstige Erfolge wurden erzielt mit Luscinia rubicula, Ruticilla tithys, Phyllopneuste sylvicola, Sylvia garrula und cinerea, Calamoherpe pratensis und Passer do- mesticus. Die eingeführten Schläuche erliegen im Magen der Verdauung und auch die doppelte Hülle der Distomenlarven wird erweicht, so dass man die Würmer wenige Stunden nach der Fütterung ohne Hüllen frei im Darme findet; diesen durchsetzen sie in kurzer Zeit — am zweiten Tage nach der Fütterung trifft man sie bereits in der Kloake, ihrem definitiven Aufenthaltsorte an. Sie sind dann schon gewachsen und in den entwickelten Geschlechts- drüsen hat die Bildung der Geschlechtsprodukte ihren Anfang ge- nommen. Der Verf. schildert die Veränderungen in den Geschlechtsor- ganen, wegen deren wir auf das Original verweisen, und bespricht dann den Bau des geschlechtsreifen Distomum ; eine Begattung wurde nicht beobachtet. Die ersten fertigen Eier trifft man 6—8 Tage nach der Fütterung und dann geht die fernere Produktion derselben sehr rasch vor sich, so dass bald der grössere Theil des Körpers mit den Windungen des prallgefüllten Uterus besetzt ist. Ungefähr vom 14. Tage an erfolgt die Ablage der Eier, die einen bereits völlig entwickelten Embryo enthalten. Im Bau weicht Distomum macrostomum besonders durch zwei Punkte von anderen Distomen ab: die dorsale Wand des Mund- saugnapfes ist nämlich länger als die ventrale, dadurch erhält die Oeffnung des Saugnapfes eine starke Neigung ventralwärts, so dass das Vorderende in der Seitenansicht schief abgeschnitten erscheint. 360 Distomum raacrostomum. In Folge dieser Lage kann nun auch der Mundsaugnapf gleich- zeitig mit dem Bauchsaugnapf als Haftorgan dienen, was nach Heck er t bei dem Sitze des Parasiten an einem Orte mit ener- gischem Durchgangsverkehr, der Kloake, nur von Vortheil für das Distomum sein kann. Auch die Lage der Geschlechtsöffnung am hinteren Ende des Körpers ist eine weitere Eigenthümlichkeit des in Rede stehenden Distomum, die dasselbe mit dem Genus Gasterostomum und Holostomum theilt. Der Verf. geht nun des Näheren auf den histologischen Bau der in Rede stehenden Art ein und wendet sich dann zur Schil- derung der Embryonalentwickelung; die Untersuchung bietet hier, wie in anderen Fällen, grosse Schwierigkeiten, da abge- sehen von den frühesten Stadien die Eischale bald derart nach- dunkelt, dass der zarte Eiinhalt nicht zu erkennen ist; das Heraus- pressen des letzteren hat auch sein Missliches, da Verletzungen kaum zu vermeiden sind. Der Verf. härtete daher zuerst die Eier durch Sublimat oder Ueberosmiumsäure oder Pikrinschwefelsäure, erweichte dann mit 5 °/0 Kalilauge die Eischale resp. die Verlö- thung zwischen Deckel und Schale, so dass schon nach schwachem Drücken der Deckel leicht absprang, und färbte den ausgetretenen Inhalt mit den gewöhnlichen Farbstoffen. Im Ganzen verläuft die Embryonalentwickelung bei Distomum macrostomum ebenso wie bei anderen Trematoden, die besonders durch die schönen Untersuchungen von Schauinsland bekannt geworden sind. Der fertige Embryo hat eine elliptische Gestalt und besitzt an beiden Enden je ein stachelartiges Gebilde ; auf der einen meist etwas flacheren Seite verläuft der Länge nach eine leistenartige Erhebung, auf der etwa 20 starre, protoplasmatische Fortsätze stehen. Besondere Organisationsverhältnisse im Innern des Embryos zu erkennen, war nicht möglich. Eine grössere Zahl von Versuchen, den Embryo durch Ueber- führen der Eier in Wasser zum Verlassen der Eischale zu be- wegen, schlugen fehl, obgleich die Eier im Wasser nicht verdarben; das deutete darauf hin, dass hier ein freies Embryonalstadium fehle, wie z. B. bei Distomum ovocaudatum nach Leuckart’s Untersuchungen, dass also die Eier direkt von der Schnecke auf- genommen werden. Gewisse Anhaltspunkte sprachen dafür, dass die Eier nicht mit Wasser, sondern von den mit Vogelexkrementen verunreinigten Pflanzenblättern von den Schnecken abgefressen werden; in entsprechender Weise stellte nun Heckert die Infek- tionsversuche an jungen Succineen und konstatirte durch Untersu- chung des Kothes solcher, dass zwar ein Theil der aufgenommenen, wohl noch nicht völlig reifen Eier den Darm unversehrt passiert hatte, dass aber andere Eier abgedeckelt und ihren Inhalt entleert hatten. Es gelang auch, durch Untersuchung des Mageninhaltes der inficirten Schnecken (10 — 15 Minuten nach der Infektion) die ausgeschlüpften und sich lebhaft bewegenden Embryonen von Di- stomum macrostomum zu sehen und durch Versuche festzustellen, dass allein die Einwirkung des Magensaftes der Succinea das Ausschlüpfen veranlasst. Einige Larven wurden auch beim Durch- Distomum macrostomum. 361 setzen der Darmwand angetroffen, wobei sie ihren Flimmerkamm einbüssen. Nach der Durchwanderung des Darmes scheinen die Larven nicht weit zu wandern, jedenfalls werden sie nicht mit dem Blute umhergeführt, sie kommen vielmehr in den in der Umgebung des Darmes liegenden Organen zur Ruhe und wachsen zur Sporocyste aus. Dieselbe erscheint in den ersten Tagen nach der Infektion als ein 0,035 mm grosser, kugliger Körper, der sich nur durch den Mangel der Locomotions- und Bobrapparate von der Larve unter- scheidet und aussen von einer mit Kernen durchsetzten Hülle um- geben ist. Die zelligen Elemente nehmen an Zahl zu, wobei durch- weg direkte Kerntheilung einzutreten pflegt. Innerhalb der ersten 8 Tage tritt nach innen von der zelligen Hülle ein Hohlraum auf, während die in demselben liegenden Zellen deutlich begrenzt und vergrössert erscheinen. Etwas später treten dann Muskelfasern unter der Hülle und innerhalb der vergrösserten Zellen ein centraler Hohlraum auf, der die ganze Sporocyste auf späteren Stadien durchsetzt und von den vergrösserten Zellen in etwa dreifacher Schicht begrenzt ist. Letztere grenzen sich gegen den centralen Hohlraum durch eine aus ganz platten Zellen be- stehende Membran ab (dritte Woche). Noch bevor dies geschehen ist, treten aus der zelligen Bekleidung des Sporocystenhohlraums, dem Keimepithel, eine Anzahl Zellen in den Hohlraum aus und geben durch fortgesetzte Theilung den zahlreichen, vielzelligen Keimballen den Ursprung, aus denen die Brut entstellt. Bis gegen Ende der zweiten Woche ist die Sporocyste ein kleiner, kugliger Körper, erst von da ab treten als die ersten Anlagen der Verästelungen kleine Buckel und Hervorragungen auf, die schon in der dritten Woche dem blossen Auge als kleine Schläuche erscheinen. Letztere beginnen in der 5. Woche selbst wieder Seitenzweige zu treiben, die durch lokal verstärktes Wachs- thum der Sporocystenwand, vom Keimepithel ausgehend, ent- stehen. Mit 8 Wochen haben die ältesten Ausläufer bis 3,5 mm au Länge erreicht, sie sind es, die dann zu den Schläuchen auswachsen, so dass etwa 12 Wochen nach der Fütterung die ersten reifen und gefüllten Schläuche vorhanden sind. Uebrigens hängt die Grösse dieser von der Grösse der inficirten Schnecken ab. Wie schon erwähnt wurde, bilden sich die ersten Keimballen be- reits nach 14 Tagen ; auf einem so frühen Stadium ist der Nachweis, dass nur eine Zelle des Keimepithels den Ausgangspunkt der Keim- ballen liefert, sehr leicht. Funktionell entspricht eine solche Zelle völlig der Eizelle des Geschlechtsthieres und auch dem Aussehen nach ist die Uebereinstimmung zwischen echten Eizellen und diesen Keimzellen eine grosse. Durch Theilung entstehen aus den letz- teren Zellenhaufen von brombeerartigem Aussehen, die sich mit einer aus wenigen platten Zellen bestehenden Hautschicht umgeben. Die Herkunft dieser ist nicht sicher, H. scheint zu glauben, dass einige der oberflächlichen Zellen des Keimballens — jedoch nicht auf einmal, sondern nach einander, sich abflachen und zu dieser VI. Bd. 25 362 W esener, Deckschicht zusammenschiessen. Auf Stadien von 0,075 mm Grösse entsteht noch eine zweite, gleich gebaute Hautschicht nach innen von der ersteren. Die äussere saugt sich ganz mit der den Sporocystenhohlraum erfüllenden Flüssigkeit voll; sie scheint abge- worfen zu werden, wenigstens ist sie auf späteren Stadien nicht zu erkennen. Noch ehe dies geschieht, bildet sich unter der Haut- schicht ein Stratum aus, aus welchem nicht nur die Körpermuscu- latur, sondern auch das Parenchym hervorgeht, während aus dem inneren Theile der Keimballen die übrigen Organe gebildet werden — hier sind jedoch gerade über die erste Anlage der Organe noch grosse Lücken vorhanden, während über die spätere Entwickelung unser Autor zahlreiche Beobachtungen machen konnte. Den Schluss der Larvenentwickelung bildet die Encystirung; diese besteht in einem doppelten Häutungsprocesse, der so vor sich geht, dass die in der Ablösung begrifiene Haut als helle und strukturlose Membran der darunterliegenden neuen fest aufliegen bleibt. Die Ablösung der äusseren Hülle erfolgt zuerst an den vorderen Partieen und zwar dadurch, dass Flüssigkeit zwischen sie und die Körperhaut abgeschieden wird. An den Uebergangs- stellen in die Körperorgane bleibt die Haut mit diesen fest ver- bunden. M. Braun (Rostock). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Roux, G., Sur la culture des bacteries et particulierement des streptocoques dans les milieux au touraillon. (Compt. rend. de la soc. de biol. 1889. No. 28. p. 507-508.) Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Die antiparasitäre Therapie der Lungenschwindsucht im Jahre 1888. Von Dr. F. Wesener, Docenten der klinischen Medicin und I. Assistenzärzte der Poliklinik zu Freiburg i. B. (Schluss.) IY. Behandlung vom Rectum aus. 76) Brehmer, Discussion zu dem Vortrag des Hm. Schuster: Ein Beitrag zu den B e r g e o n 'sehen Gasklystiren auf der 10. öffentl. Versammlung der balneolog. Sektion der Gesellschaft für Heilkunde zu Berlin am 10. März. (Deutsche Medicinal- zeitung. No. 41. p. 503.) — 77) Bremner, On treatment of Phthisis by gaseous Die antiparasitäre Therapie der Lungenschwindsucht im Jahre 1888. 363 enemata. (Birmingham Med. Review. May. — Ref. in London Med. Recorder, p. 440.) — 78) Farn os, Die Anwendung des Schwefelwasserstoffgases hei Lungenschwind- sucht. (Pester med.-chir. Presse. No. 7. — Ref. in Centralbl. f. klin. Medicin. p. 960.) — 79) Grauer, Frank, On the action of sulphuretted hydrogen on certain micro- organisms. (Medical News. I. p. 670. — Ref. dies. Bl. Bd. IV. p. 412.) — 80) de La- mal ler ee, Des injections gazeuses appliquees au traitement de la phthisie pulmonaire. (Gaz. des hopitaux. No. 63. p. 765.) — 81) Millard, The therapeutics of pulmonary consumption by Debove’s method of superalimentation and by Bergeon ’s method. (New-York medical Journal. I. p 95.) — 82) Pailliard, Traitement de la tuber- culose par les lavements gazeux d’acide sulfhydrique. (These de Lyon.) Die Litteratur über diese Art der Phthiseotherapie ist bedeutend zusammengeschrumpft , ein Zeichen der Vergessenheit, der diese Methode immer mehr anheimfällt. Pailliard (82) verbreitet sich ausführlich über dieselbe in seiner These und theilt zum Schlüsse 10 so behandelte Fälle mit. Von diesen wurden nur 2 deutlich gebessert, bei zweien war vor- übergehende Besserung vorhanden, die übrigen 6 vertrugen die Gasklystire nicht und starben sämmtlich , theils im Hospital, theils bald nach dem Verlassen desselben. In allen, auch den gebesserten Fällen, blieb die Zahl der Bacillen im Sputum stets dieselbe. Der Verf. fasst sein Urtheil dahin zusammen, dass die Bergeon’sche Behandlung kein Specificum gegen Schwind- sucht sei, mitunter jedoch Besserung und Erleichterung verschaffe. Farnos (78) erzielte mit der Bergeon’schen Schwefel- wasserstoffbehandlung bei keinem von 10 Phthisikern Besserung. Bei der Discussion über einen Vortrag von Schuster1) theilte Brehmer (76) mit, dass in seiner Praxis die Gasklystire keinen Nutzen gegen Phthisis gehabt hätten. Speciell betont er unter Anführung zweier Beispiele, dass die Bacillen niemals aus dem Auswurfe verschwunden sind. Millard (81) versuchte die Methode bei 4 Kranken. Drei zeigten keine Beeinflussung; dagegen trat bei dem vierten eine be- deutende Besserung des Allgemeinbefindens und der Krankheits- symptome ein. Ueber das Verhalten der Bacillen ist nichts gesagt. Experimentell fand Gr an er (79), dass Schwefelwasserstoff auf Reinkulturen von Tuberkelbacillen keinen Einfluss ausübte. Bremner (77) erwähnt hingegen eine Reihe von Phthisis- fällen, bei denen mit der Behandlung deutliche Besserung erzielt wurde, doch ist das Referat zu kurz gehalten, um die Einzelheiten beurtheilen zu können. Auch Lamalleree (80) legt eine Lanze für die Wirksamkeit der Gasinjektionen ein; er hat 107 Fälle beobachtet und in der Mehrzahl bedeutende Besserung, sowie öfters Heilung gesehen. Der Bacillus verschwand aus dem Sputum 37 mal bei 52 Phthisikern ersten, 9 mal bei 27 Phthisikern zweiten Grades, freilich erst nach längerer Zeit. Bei den mit Cavernen behafteten Kranken persistirte er, aber, wie L. glaubt, wurde seine Virulenz vernichtet, da Hühner, 1) Die Bergeon 'sehen Kohlensäure-Schwefelwasserstoffklystire bei Erkrankungen der Lunge und des Kehlkopfes. (Deutsche medicin. Wochenschrift. No. 15. p. 297.) 25* 364 W e s e u e r , die die Sputa eines solchen Kranken verschluckten, gesund blieben, und die Impfungen mit solchem Auswurfe in die vordere Augen- karamer resultatlos verliefen. Er schreibt seine guten Erfolge hauptsächlich der Reinheit des verwendeten Gasgemisches sowie der sorgfältigen Ausführung der Injektionen zu. V. Intraparenchymatöse Behandlung. 83) ltosenbusch, Kreosotinjektionen bei Lungentuberculose. Vorläufige Mit- theilung. (Berliner klin. Wochenschrift. No. 4. p. 67 und Wiener medicin. Presse. No. 3. p. 87.) — 84) Derselbe, Die örtliche Behandlung der Lungentuberculose durch parenchymatöse Kreosotinjektionen. (Wiener med. Presse. No. 24 — 26. p. 865, 910 u. 952.) — 85) Smith, Shingleton, On treatment of phthisis hy injections of Carbolate of Camphor. (Bristol med.-chir. Journal. September. — Referat in London Med. Recorder, p. 518.) — 86) S tachiewicz, Die intrapulmonären Kreosotinjek- tionen mit Berücksichtigung der Lungenchirurgie. (Allg. med. Central-Zeitung. p. 845.) — 87) Stern, Anwendung von Ozonwasser bei tuberculösen Processen der Lunge. (Deutsche Medic. -Zeitung. No. 47. p. 565.) Rosenbusch (83, 84) versuchte intrapulmonäre Injektionen von Menthol und, als diese keine günstigen Resultate ergaben, solche von Kreosot (1 — 5$ in Mandelöl). Er lobt dieselben sehr, da er darnach Verschwinden des Hustens, Temperaturabfall, Abnahme der Sputa, rasche Besserung des Allgemeinbefindens und des Appetites, oft auch eminente Veränderungen in den physikalischen Befunden — das Verhalten der Bacillen soll später berichtet werden — sah. Er beschreibt dann die Methode (cf. Original) und theilt 10 Kranken- geschichten mit, deren Resultate — ein Todesfall, sonst stets eine einer Heilung gleichkommende Besserung bei fast stets sehr vor- geschrittenen Fällen — sehr bestechend lauten ; freilich ist die seit der behaupteten Heilung verstrichene Zeit noch etwas zu kurz, um dieselbe als eine definitive hinstellen zu können. Stachiewicz (86) hingegen hat nach dieser Methode keine Besserung der Erkrankung gesehen. Im Gegentheile beobachtete er bei den 2 so behandelten Kranken bedeutende Verschlechterung des Befindens, durch Entzündung der Lunge mit schneller Destruk- tion derselben bedingt. Die Bacillen in dem einen Falle wurden sogar stark vermehrt. Von Smith (85) wurden 2 Kranke mit Kampher in Karbolöl behandelt, zuerst mit subkutanen, dann mit Injektionen in das Lungengewebe. Beide besserten sich beträchtlich; geaueres ist in dem kurzen Referate nicht angegeben. Stern (87), dem das Ozonwasser bei chirurgischen Affektionen gute Dienste geleistet hat, hat es auch bei Lungentuberculose zu intraparenchymatösen Injektionen verwendet. Die Resultate will er später publiciren. VI. Lehrbücher, Monographien, Referate etc, über die parasitäre Therapie der Schwindsucht im AUgemeinen. 88) Boyer, Guerison de la phthisie pulmonaire et de la bronchite chronique ä l’aide d’un traitement nouveau. 21“e Edition. Paris. — 89) Ch4ron, Les nouveaux traitements de la phthisie. (Union medicale. No. 41. p. 489. No. 43. p. 513. No. 47. Die antiparasitäre Therapie der Lungenschwindsucht im Jahre 1888. 365 p. 561.) — 90) C o n gr fe s pour l’etude de la tuberculose chez l’homme et chez les ani- maux. (Premifere Session tenue ä Paris du 25 au 31 juillet. (La semaine m6dicale. No. 31. p. 293 und Union medicale. No. 99 — 101, 104, 105 u. 107. p. 205, 217, 229, 265, 280 u. 306.) — 91) Cornet, Ueber das Verhalten der Tuberkelbacillen im tbierischeu Organismus unter dem Einflüsse entwicklungshemmender Stoffe. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. V. S. 98.) — 92) D ochmann, Die neuen antiseptischen Behandlungsmethoden der Schwindsucht. (Meshdunarodnaja klinika. No. 5. — Ref. St. Petersburger med. Wochenschrift. No. 29. p. 254.) — 93) Durrant, Les nou- velles m^dications de la phhtisie. (Gazette des hopitaux. No. 57. p. 529.) — 94) Herard, Cornil et Hanot, La phtisie pulmonaire. 2me edition. Paris. — 95) Liebermeister, Ueber Tuberculose. Therapie. (Deutsche med. Wochen- schrift. No. 50 — 52. p. 1023, 1046 u. 1068.) — 96) Mays, Pulmonary consumption as treated in the Philadelphia Policlinic. (Philadelphia med. and surg. Reporter. I. No. 7. p. 195.) [Nicht erhältlich.] — 97) de Renzi, Sulla tuberculosi polmonare. (Rivista clinica e terapeutica. 8.) [Nicht erhältlich.] — 98) Whittaker, Therapy of Tuberculosis. (Ohio State Medical Society.) Mit Discussion. (Medical Record. I. No. 25. p. 701.) — 99) von Ziemssen, Die Therapie der Tuberculose. (Klin. Vorträge. No. 10. Leipzig.) Das ausführliche Werk über die Lungenschwindsucht von H6rard, Cornil und Hanot (94) ist schon in dieser Zeit- schrift. Bd. V. p. 673 referirt. Liebermeister (95) bespricht die eigentliche antiparasitäre Therapie der Phthise, da ein eigentliches specifisches Mittel gegen den Mikroben der Tuberculose noch nicht gefunden sei, nur ganz kurz. Doch hält er das Suchen nach einem solchen keineswegs für irrationell, tadelt jedoch „die Leichtfertigkeit, mit welcher solche Mittel, oft noch bevor sie ernsthaft versucht worden waren, als unfehlbare Specifica angepriesen werden“, sowie „die Leichtgläubig- keit, mit welcher die Kranken und auch einzelne Aerzte immer wieder dergleichen Anpreisungen aufnehmen“. Ausführlich ver- breitet er sich hingegen über die klinische und hygienische Phthiseo- therapie. v. Ziemssen (99) führt von hier interessirenden therapeu- tischen Methoden die Kreosot- und Menthol-Behandlung und die Inhalationen antiseptischer Substanzen im Allgemeinen, sowie die Arsenikbehandlung als solche an, über die er selbst Erfahrungen gesammelt hat. Die Stickstoffinhalation und die Bergeon’sche Methode werden nur ganz kurz erwähnt. Die Broschüre des Dr. Boy er (88) ist nur der Vollständigkeit halber mit aufgeführt. Zur Charakterisirung derselben möge die Mittheilung genügen, dass in derselben sich kein Wort über den Tuberkelbacillus findet, dass der Verf. auf Grund speculativer An- nahmen ein Poudre salino-calcaire (angeblich aus phosphorsaurem Kalk, kohlensaurem Kalk und doppelt kohlensaurem Natron, aber ohne Angabe der Qualität, die sein Geheimniss ist) als unfehlbares Heilmittel empfiehlt, und dass die am Schlüsse angeführten „Observations“ in Briefen von Kranken, theilweise auch von Aerzten (?) bestehen. Whittaker (98) hat Sublimat in Inhalationen und paren- chymatöse Injektionen ohne Erfolg verwendet, weiter Kreosot und Guajakol sowie Allylsulfid (?) versucht. Seit einem Monat probirt er bei mehreren Patienten Senföl und hat bemerkbare Besserung er- 366 Wesener, Die antiparasitäre Therapie der Lungenschwindsucht. zielt, doch ist die Zeit noch zu kurz, um sich mit Bestimmtheit über die Wirksamkeit des Mittels äussern zu können. Der Aufsatz von Durrant (93) ist ein Referat speciell über die Jodoform- und Kreosottherapie der Phthise. Ch6ron (89) giebt eine gute Uebersicht über die neuen medi- kamentösen Behandlungsmethoden der Schwindsucht. Er bespricht die Rectalinjektionen nach Bergeon, die subkutanen Injektionen (Eucalyptol, Phenol, Jodoform), die Inhalationen (schweflige Säure, Fluorwasserstoffsäure, Kreosot etc.), schliesslich die interne Medi- kation (Kreosot u. a.). Auch Doch mann (92) liefert eine ausführliche, referirend- kritische Uebersicht über die Fortschritte der Therapie der Phthise seit der Koch’schen Entdeckung. Er stellt auf und bespricht folgende Behandlungsarten: Inhalationen, Exhalationen (Bergeon’s Methode), subkutane Behandlung, interne Behandlung. Das Facit ist, dass alle bisher versuchten Mittel nur relativ, nicht absolut heilend wirken ; die Hauptsache bleibt die Prophylaxe und die klimatische Behandlung. Der Kongress zur Erforschung der Tuberculose, der im Sommer vergangenen Jahres zu Paris tagte, beschäftigte sich am letzten Tage auch mit der Therapie der Lungentuberculose. Von den einzelnen Vorträgen (90) fallen folgende in den Rahmen dieser Uebersicht: Luton wies auf seine früheren Arbeiten über die Wirkung der Kupfersalze bei Phthise hin und empfahl dieselben, speciell das Kupferphospbat gegen die initialen Formen der Schwindsucht. Legroux verstäubt Kreosotöl 20^ im Zimmer und will gute Resultate damit gesehen haben. Jorissenne und Chauvin empfehlen Jodoform, Bremont erläutert seine Methode der Terpentinbäder (s. d. Bl. Bd. IV. p. 568.) Raimondi berichtet über die bisher erzielten Resultate der Fluorwasserstoff- behandlung (bei 49 Kranken 15 definitive Heilungen mit Verschwinden der Bacillen), Sandras macht eine Mittheilung über Antiseptik der Respirationswege mittelst balsamischer Mittel (cf. d. Bl. Bd. IV. p. 663), Roussel über seine Methode der subkutanen Eucaylptolin- jektionen (cf. d. Bl. Bd. IV. p. 569.) Ueber Cornet’s interessante und sorgfältige Versuche (91) ist' schon in d. Bl. Bd. V. p. 137 ausführlich referirt worden. Sämmtliche verwendete Stoffe vermochten die Entwickelung der Impftuberculose bei den Versuchsthieren nicht zu verhindern. Büchner und SegaU, Ueber gasförmige antiseptische Wirkungen des Chloroform, Formaldehyd und Kreo- lin. (Münchener med. Wochenschr. 1889. No. 20.) Die Verff. legten Kulturen von Staphylococcus aureus, Bacillus prodigiosus, Bacillus pneumoniae (F riedländer), Typhus-, Milz- brand-, Cholerabacillen und einigen anderen Bakterienarten theils auf schräg erstarrtem Agar an, theils in Gelatine, welche sie im Röhrchen verflüssigten, impften und dann erstarren liessen. In die Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 367 so präparirten Kulturgläser hängten sie Glasröhrchen mit koncen- trirtem Chloroform, 10 °/0 Formaldehyd oder koncentrirtem Kreolin so ein, dass deren offene Mündung sich einige Centimeter oberhalb der Oberfläche des Nährbodens befand. Dann wurden die Kultur- gläser mit Wattepfropf verschlossen und einer erhöhten Temperatur ausgesetzt, welche für die Gelatinekulturen 22, für die Agarkulturen 37 0 C betrug, so dass eine Verflüchtigung der Arzneimittel statt- finden musste. Es ergab sich, dass die Chloroformdämpfe jedes Wachsthum an der Oberfläche der Agarkulturen und in den obersten Schichten der Gelatine (8— 15 mm tief) verhinderten ; das verflüchtigte Form- aldehyd übte auf das Oberflächenwachsthum im Allgemeinen nur eine geringe hemmende Wirkung aus, während die obersten 4 — 10 mm der Gelatine unter seinem Einflüsse steril blieben ; durch die Kreo- lindämpfe wurden nur die Cholerabacillen in ihrer Entwickelung in bemerkenswerther Weise gehemmt. Kübler (Berlin). Tilanus, Neuere Untersuchungen über die antisep- tische Wirkung des Jodoforms. [Aus dem hygienischen Institut der Universität Amsterdam.] (Münch, med. Wochenschr. 1889. No. 32 u. 33.) Der Aufsatz zerfällt in 2 Theile, in dessen ersterem eine kurze Rückschau über die den Werth des Jodoforms als Antisepticum betreffenden bakteriologischen Untersuchungen der letzten 2 Jahre gehalten wird. Diese Untersuchungen lassen sich in 2 Gruppen sondern ; einerseits wurde der Einfluss des Jodoforms auf die Eiter- bakterien, andererseits die Beziehung des Mittels zu den Spaltungs- produkten der Staphylokokken und Streptokokken geprüft. Bezüg- lich des ersten Punktes ist es nach den Versuchen des Verf.’s selbst und Anderer, wie Wagner, Heyn, Rovsing, Lübbert, Schnirer, Behring wohl als hoch wahrscheinlich zu betrachten, dass das Jodoform die Entwickelung der Eiterbakterien in bemer- kenswerther Weise nicht zu beeinflussen vermag; es kann daher dem in diesem Sinne geschriebenen Berichte des Verf.’s über die bezüglichen Untersuchungen nur beigestimmt werden. Anders ver- hält es sich mit der zweiten Versuchsgruppe, deren Ergebniss be- sonders durch deRuyter’s Vortrag auf dem deutschen Chirurgen- kongress 1887 und dessen Aufsatz in Langenbeck’s Archiv allgemein bekannt geworden ist. de Ruyter’s Mittheilungen, welche sich, wie dem Verf. entgangen zu sein scheint, vorwiegend auf die umfangreichen und eingehenden Untersuchungen Behring’s (Deutsche med. Wochenschr. 1887 u. 1888) stützten, bezogen sich theils auf ausserhalb des Thierkörpers nachgewiesene gegenseitige Zersetzung des Kadaverins wie der Eiterptomai'ne überhaupt einer- seits und des Jodoforms andererseits, theils auf Thierexperimente, in denen bei Anwesenheit von Jodoform eine Abnahme bez. Auf- hebung der giftigen Wirkung von überimpftem Eiter nachgewiesen werden sollte. Behring und de Ruyter spritzten einigen Mäusen Eiter, welcher äusseren Einflüssen ausgesetzt gewesen war, 368 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. in die Bauchhöhle, worauf diese Versuchsthiere zu Grunde gingen, während andere, denen gleichzeitig Jodoform eingespritzt worden war, am Leben blieben. Dasselbe beobachteten sie, wenn sie statt des Eiters einige von Brieger aus Eiterkokkenkulturen dargestellte Ptomaine anwandten. Es ist freilich nicht zu verkennen, dass mit diesen Versuchen ein Abschluss noch nicht erreicht ist; der Verf. geht aber wohl zu weit, wenn er bezweifelt, „dass das Jodoform als Heilmittel bei akuten Eiterungen, oder um die Wunde dagegen, d. i. also gegen die pyogenen Kokken zu schützen, von einigem Werth ist, oder dass sein Werth irgendwie nachgewiesen ist.“ Die Anzahl der bezüglichen Versuche würde ihm weniger beschränkt erschienen sein, wenn er gleichzeitig Behring’s Arbeiten berück- sichtigt hätte. Dieser hat, abgesehen von den gemeinschaftlich mit de Ruyter angestellten Versuchen, nicht nur die wechselseitige Zersetzung von Jodoform und Ptomai'nen ausser Zweifel gestellt, sondern auch unter Zugrundelegung der Scheurlen’schen Ver- suchsmethode dargethan, dass das Kadaverin, welches an sich ganz ohne Kokken Eiterung zu erzeugen im Stande ist, bei Anwesenheit von Jodoform wirkungslos bleibt. Ferner ist es doch nicht möglich, die allgemein anerkannte klinische Thatsache, dass virulenter und faulender Eiter durch Jodoform gutartig wird, und dass bei An- wendung dieses Mittels die Eiterung beschränkt bleibt, einfach hinwegzuleugnen. Glaubt indessen der Verf., die Bedeutung des Jodoforms bei der akuten Wundinfektion für „mindestens zweifelhaft“ erklären zu dürfen, so bringt er im zweiten Theile seines Aufsatzes das Mittel zu um so grösseren Ehren bezüglich dessen Einwirkung auf Cholera- und Tuberkelbacillen. Für die Kenntniss der Beziehung des Jodo- forms zu der ersten Bakterienart sind ihm die Versuche Buch- ner’s und Bitter’s massgebend, welche fanden, dass in Kultur- gläschen oder Platten , die nach Impfung mit Cholerabacillen dem Einflüsse von Jodoformdämpfen ausgesetzt waren, so lange keine Kulturen aufgingen, als die Dämpfe einwirkten, während sich nach Entfernung der Gefässe, in welchen die Jodoformdämpfe entwickelt wurden, Kolonieen bildeten. Hiernach wäre ein entschieden ent- wickelungshemmender Einfluss der Jodoformdämpfe auf die Cholera- bacillen festgestellt. Bezüglich der Tuberculose beruft sich der Verf. zunächst auf die klinischen Erfahrungen, deren Werth er bei Besprechung der Wundinfektion nur für unbedeutend oder zweifelhaft hielt, und er- wähnt die Erfolge, welche die Chirurgen bei lokaler Tuberculose mit dem Jodoform erzielten. Dann berichtet er über verschiedene Versuche mehrerer Autoren, die mit tuberculösem Eiter, welcher im Thierkörper der Einwirkung des Jodoforms ausgesetzt gewesen war , entweder Impftuberculose erzielten (Rovsing) oder nicht (Chantemesse, von Stockum). Endlich hat der Verf. eigene Versuche angestellt, um den Einfluss des Jodoforms auf das Wachs- thum der Tuberkelbacillen ausserhalb des Thierkörpers festzustellen. Er setzte entweder den Nährböden selbst (Rinder- oder Pferde- Bouillon-Glycerin-Agar) vor der Impfung mit Tuberkelbacillen eine Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 369 Spur Jodoform zu, oder hing nach Buchner’s Vorgang ein offenes, mit Jodoform gefülltes Röhrchen in das Kulturgefäss, so dass sich bei Brüttemperatur Jodoformdämpfe bildeten. Hierauf fand in keinem Röhrchen eine Kulturentwickelung statt, während in Kontrolröhrchen, welche mit Bacillen von der nämlichen Kultur geimpft, aber nicht dem Einflüsse des Jodoforms ausgesetzt waren, üppiges Wachs- thum beobachtet wurde. Liess der Verf. dagegen die Jodoform- dämpfe auf eine lebende, gut entwickelte Tuberkelbacillenkultur einwirken, so fand sich, dass eine Abnahme der Wirkung dieser Kultur erst nach einem Monat eintrat; denn vorher derselben ent- nommene und auf frische Röhrchen verimpfte Proben dessen schöne Kolonieeu aufkommen. Der Verf. glaubt „durch diese Versuche den Nachweis geliefert zu haben, dass das Jodoform bestimmt einen Werth für die Behandlung der Tuberculose besitzt“, und hält es für möglich, dass Inhalationen von Jodoform gegen Lungenschwindsucht gute Dienste leisten können. Ohne irgendwie die Bedeutung der geschilderten Unter- suchungen in Zweifel zu ziehen, kann Ref. doch nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, dass der Massstab, welchen der Verf. an seine eigenen Resultate legt, sehr milde zu nennen ist im Vergleich zu seiner Beurtheilung der den Einfluss des Jodoforms bei der Wund- infektion stützenden Beobachtungen. Auf Grund einiger diesem Einfluss anscheinend widersprechender Thierversuche geht er über diejenigen Arbeiten, durch welche die Zersetzung der Eiterptomai'ne durch das Jodoform nachgewiesen ist, zur Tagesordnung über; bei der Tuberculose dagegen hält er das Jodoform für ein kräftiges Mittel, die Entwickelung der specifischen Mikroorganismen auch unter den für sie günstigen Bedingungen unmöglich zu machen.“ Berücksichtigt man indessen, wie leicht das Wachsthum der Tuberkelbacillen ausserhalb des Thierkörpers auf künstlichen Nähr- böden zu hemmen ist und wie verhältnissmässig schwierig es ist, solche Kulturen überhaupt zur Entwickelung zu bringen im Gegensatz zu der enormen Virulenz und rapiden Verbreitung, welche jenen Bakterien im Thierkörper zukommt, so kann der die Bildung einer noch nicht angegangenen Glycerin-Agar-Kultur hin- dernde, also lediglich prophylaktische Einfluss des Jodoforms gegen- über dessen geringer Wirkung auf die bereits entwickelte Kolonie und dem widersprechenden Resultat der Thierexperimente als ein doch nur zweifelhafter Beweis für den Werth dieses Mittels in der Tuberculose betrachtet werden. Kühler (Berlin). Rose, E., Die Heilbarkeit der Pyämie. Vortrag, gehalten in der freien Vereinigung der Chirurgen Berlins. (Dtsch. med. Wochenschr. 1889. No. 24.) Es ist noch nicht lange her, dass jeder pyämische Kranke als eine sichere Beute des Todes angesehen wurde. Selbst unrettbar verloren, gefährdete er das Spital, in welchem er sich befand, da er als Träger eines höchst verderblichen Infektionsstotfes angesehen werden musste. Die Einzelbehandlung der am Eiterfieber Er- 370 Bemerkungen zu dem Referate von Dr. Oltmanns. krankten war eine der hauptsächlichsten prophylaktischen Mass- regeln in den Krankenhäusern sowohl zur Zeit der offenen wie während der autiseptischen Wundbehandlung; die Rettung eines Pyämiekranken schien unmöglich. Auf Grund theoretischer Erwägungen, zu welchen R. Koch’s Arbeiten über die Wundinfektion führten, hat der Verf. mit diesen Ansichten gebrochen. Da Koch gezeigt hatte, dass der Organis- mus der Pyämiekokken Herr werden kann, sobald sie nicht in zu grosser Zahl vorhanden sind, glaubte Rose auch in Fällen der bereits ausgebildeten Krankheit Erfolge erzielen zu können, wenn es ihm gelang, das Quantum der im Blute kreisenden, bez. im Or- ganismus befindlichen Kokken zu vermindern. Deshalb hielt er es für nothwendig, die Eiterungen anzugreifen und zu vernichten, wo er sie fand, d. h. alle Abscesse zu spalten und zu desinticiren. Von den vielen günstigen Erfolgen, welche er mit seiner Me- thode in zweifellosen Fällen von Pyämie erreichte, hält Rose be- sonders einen für bemerkenswerth, mit dessen Beschreibung er seinen Vortrag schliesst. Die Krankheit war hier nach Knochen- verletzung eines Fusses entstanden und hatte innerhalb 10 Tagen derartige Fortschritte gemacht, dass die fortwährend von Schüttel- frösten heimgesuchte Patientin bereits Milzanschwellung zeigte, ver- fallen aussah und die Symptome von Metastasen in den Lungen und in beiden Ellenbogengelenken erkennen liess. Der Verf. machte nach und nach die Amputation des Mittelfusses, die doppelseitige Arthrotomie des Ellenbogengelenks und die Spaltung zweier Ab- scesse an beiden Füssen. Nach etwa 6 Wochen wurde die Patientiu fieberfrei; sie erholte sich sichtlich und konnte weitere 6 Wochen später als geheilt in der freien Vereinigung der Chirurgen Berlins durch den Vortragenden vorgestellt werden. K übler (Berlin). Bemerkungen zu dem Referate von Dr. Oltmanns iin Bd. VI. No. 7 d. Blattes.! Von Dr. Carl Fränkel l in Berlin, j In Nr. 7 dieses Centralblattes ist ein „Olt man ns (Rostock)“ unterzeichnetes Referat veröffentlicht, welches den von A. Gärtner verfassten bakteriologischen Theil der dritten Auflage des bekannten K u b e 1 -Ti e m a n n ’schen Lehrbuchs der Methoden der Wasseruuter- suchung etc. einer eingehenden Kritik unterzieht. Dieselbe erschien mir in ihrem Inhalt wenig angebracht, und da sich gerade die Gelegenheit bot, so gab ich dieser meiner Anschauung auch einem Mitgliede der Redaktion des Ceutralblattes gegenüber Ausdruck. Zu meiner Freude theilt die Redaktion meine Auffassung, wie ich wohl der Thatsache entnehmen darf, dass mir von Seiten derselben das Ersuchen zugegaugen Bemerkungen zu dem Referate von Dr. Oltmanns. 371 ist, das Gärtner’sche Lehrbuch von meinem Standpunkte aus nochmals zu besprechen und die Gründe darzulegen, welche mein Urtheil von demjenigen des Herrn Oltmanns abweichen lassen. Obwohl ich das Ungewöhnliche eines derartigen Vorgehens, das nur zu leicht Missdeutungen erfahren kann, nicht verkenne, so glaube ich ira Interesse der Sache doch dem Wunsche der Redaktion ent- sprechen zu sollen. Herr Oltmanns hat für das Gärtner’sche Lehrbuch wenig Lob, aber viel Tadel, uud auch die wohlwollende SchlufsbemerkuDg mit dem Seitenblick auf die zukünftige neue Auflage und die Verbesserungen, zu denen sie Gelegenheit geben werde, ist nur zu sehr geeignet, diesen Eindruck zu verstärken. Der Leser, der in dem Tone, in welchem sonst Referate geschrieben werden, aufgewachsen und deshalb gewöhnt ist, einen in der Oeffentlichkeit ausgesprochenen Tadel besonders ernst zu nehmen, muss daher von dem G ä rt n e r 'sehen Ruch eine recht geringe Meinung erhalten und wird wenig Neigung verspüren, sich durch eigene Prüfung davon zu überzeugen, wie weit die Ausstellungen des Herrn Oltmanns berechtigt sind oder nicht. Einen derartigen Erfolg der Kritik des Herrn 0. aber müsste ich im Interesse der Sache ganz entschieden bedauern, da ich das G ä r t n e r 'sehe Werk nicht nur tür ein sehr gutes Ruch halte, sondern sogar der Meinung bin , dass es ohne jede Einschränkung musterhaft genannt werden kann. Tritt mau den Anklagen, welche 0. erhebt, näher, so bemerkt man bald, dass dieselben im Wesentlichen auf den einen Punkt hinaus- laufen, das G.’sche Ruch sei zu ausführlich und eingehend und bringe theils Dinge, die ausserhalb seines eigentlichen Rahmens lägen oder als allgemein bekannt vorausgesetzt werden müssten. Wir können uns dieser Meinung nicht anschliessen und erblicken sogar einen Hauptvorzug des Werkes in seiner absoluten Vollständigkeit, die ebenso im chemi- schen — von Tiemann verfassten — wie im bakteriologischen Theile alles berücksichtigt, was zu dem verwickelten Gegenstände der Wasser- untersuchung in Reziehung steht. Dabei ist das sehr grosse und in diesem Umfange hier überhaupt zum ersten Male systematisch zusammen- gestellte Material in so souveräner, das ganze Gebiet durchaus beherr- schender Weise behandelt, wie man es in ähnlichem Maasse bei neueren Werken hygienischen Inhaltes vielleicht nur noch in dem Soyka’schen „Roden“ wiederfindet, und schon aus diesem Grunde wird das Gärt- ner’sche Ruch geradezu unentbehrlich für einen jeden werden, der sich mit irgend einem Abschnitt der Wasserfrage beschäftigen will. Dabei ist aber doch auch den Wünschen derjenigen Leser, die weniger auf eine ausführliche Darstellung der Methoden und eine ana- lytische Begründung ihrer Anwendung, sowie der Verwerthung ihrer Ergebnisse Gewicht legen , sondern nur eine gedrängte Uebersicht unserer augenblicklichen Kenntnisse verlangen, Rechnung getragen in Abschnitt III, der in knappen Worten das Nothwendigste noch einmal zusammenfasst. Was Herr 0. dem Buche vorwirft, möchte ich an demselben also gerade rühmend hervorheben, und ich glaube, dass der Verf. sich in der That durch die sorgfältige und umsichtige Art, mit der er das weithin verstreute Material au einer Stelle vereinigte, ohne dass das 372 Bemerkungen zu dem Referate von Dr. Oltmanns. Ganze unter dem Einzelnen Schaden litte, um die Wissenschaft ein wahres Verdienst erworbeu hat. Dass dabei manches dem einen oder anderen der Leser Bekannte gebracht wird, versteht sich bei einem Lehrbuch wohl von selbst; aber auch in dieser Thatsache sehe ich im Gegensätze zu Herrn 0. eher einen Vortheil als eineu Mangel. Man kann die Grenze derjenigen Kenntnisse, welche man als selbstverständlich voraussetzt, gerade bei Büchern von dem Charakter des Vorliegenden kaum niedrig genug stecken und sogar den Kohlensplitter, über dem Herr 0. zu Gericht sitzt, möchte ich ihm zu Liebe nicht missen. Wer gesehen hat, nicht ein- mal, sondern nur zu oft, dass selbst Kochsalzkrystalle unter dem Mikro- skop bei praktischen Aerzteu aus aller Herren Länder bedenkliches Kopfschütteln und unsicheres Fragen hervorriefen, der wird auch dem Kohlepartikelchen sein bescheidenes Plätzchen auf einer der Tafeln gerne weiter gönnen. Mit den Illustrationen des G.’schen Buches ist Herr 0. in besonders geringem Masse zufrieden. Bald fiudet er, dass der Heisswassertrichter in ungebührlicher Weise hinter dem Blechkasteu für die Sterilisation der Instrumente zurückgesetzt sei, obwohl er doch gewiss auch verdiene, im Bilde wiedergegeben zu werden, bald spricht er sich in sehr entschiedener Weise gegen die hier gebotenen Ab- bildungen im Allgemeinen aus und meint, „es wäre richtiger gewesen, die guten Abbildungen, welche in grosser Zahl bereits vorhanden sind, in Holzschnitten zu copiren, statt selber neue anfertigen zu lassen“. Was den ersten Punkt anbetrifft, so mag Herr 0. Recht be- halten; minima non curamus. Was aber den zweiten hier citirten Absatz anbelangt, so wäre ich Herrn 0. besonders dankbar, wenn er mich „auf die grosse Zahl der vorhandenen guten Abbildungen“ auf- merksam machte. Ich interessire mich speciell gerade für dieses Gebiet und möchte auf Grund meiner bisherigen Erfahrungen und bis zum Beweise des Gegentheils die dem G.’schen Werke beigefügten Abbildungen unter die besten bisher veröffentlichten rechnen, sofern mau von direkten photographischen Wiedergaben derartiger mikroskopi- scher Objekte absieht, auf welche aus leicht begreiflichen Gründen hier wohl verzichtet werden musste. Doch genug. Es lag mir daran , ein meines Erachtens vortreff- liches Werk gegen die etwaigen Folgen einer, sagen wir, übereifrigen Kritik in Schutz zu nehmen, und ich bin überzeugt, dass Jeder, der Gelegenheit findet, das Ti emann-Gärtner’sche Buch aus eigener Erfahrung kennen zu lernen, sich meinem Urtheil anschliessen wird. Anmerkung: Zur näheren Erklärung der etwas aussergewöhu- lielieu Thatsache, dass die Redaktion des Centralblattes dessen Lesern zwei Kritiken ein und desselben Werkes bringt, möchte ich Folgendes bemerken: Als mir die O.’sche Kritik des G.’scheu Werkes im Fahnen- abzug zuerst zu Gesicht kam, hatte ich denselben Eindruck, welchen Herr Dr Carl Frankel im Eingänge seines vorstehenden Referates zum Ausdruck gebracht hat. Da ich verhüten wollte, dass eine nicht glücklich gefasste Kritik über ein nach meiner Ansicht vortreffliches Werk einen gar nicht beabsichtigten ungünstigen Gesammteindruck bei Bemerkungen zu dem Referate von Dr. Oltmanns. 373 den Lesern dieses Blattes hervorrufen möchte, so liess ich Herrn 0. durch den Herausgeber ersuchen, die grossen Vorzüge des G.’schen "Werkes gegenüber seinen kritischen Bemerkungen mehr hervortreten zu lassen. Herr 0. hat darauf einige Aenderungen vorgenommen und seine Korrektur dem Herrn Herausgeber zugesandt. Dieser, in dem Glauben, meinem Wunsche sei genügt, hat dann, da der Druck drängte, das für die No. 7 des Centralblattes bereits gesetzte Referat mit der Korrektur zum Abdruck bringen lassen. Wenn nun auch die Herren Referenten für die einzelnen kritischen Ausstellungen, welche sie an den von ihnen referirten Werken vornehmen, selbst verantwortlich sind — dafür unterzeichnen sie ja mit ihren Namen — , so hat doch die Redaktion das Recht und unter Umständen, wenn ein Referat eine von der ihrigen abweichende Anschauung in seiner Kritik geltend gemacht hat und wenn durch diese Kritik, wie in diesem Falle, der wenn auch nicht beabsichtigte Eindruck einer Herabsetzung eines in ihrer Augen werthvollen Werkes hervorgerufen wird, auch die Pflicht, ihren gegentheiligen Ansicht Ausdruck zu verleihen oder noch besser durch Aufnahme einer den abweichenden Standpunkt vertretenden, von unbetheiligter Seite gelieferten Antikritik dem Autor des kritisirten Werkes Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Da nun Herr 0. meinem oben mitgetheilten Wunsche in mir nicht genügender Weise nach- gekommen war, wie mich auf eine Bemerkung des Herrn Dr. C. Fränkel ein Blick in die während meines Aufenthaltes in Berlin gerade erschienene No. 7 des Centralblattes erkennen liess, so hielt ich es für geboten, einer Antikritik Raum zu geben, um deren Ab- fassung die Redaktion dann auch Herrn C. Fränkel, dessen Ansichten über das G.’sche Werk ihr wohl bekannt waren, ersucht hat. Ich hoffe, dass diese Doppelkritik dem kritisirten Werke, in welchem sein Verf. als Frucht langjähriger, mühevoller Arbeit die ausserordentlich umfangreichen, den Praktiker vielfach recht verwirrenden Arbeiten auf dem Gebiete der mikrobiologischen Wasseruntersuchung in ausge- zeichneter Uebersichtlichkeit dargelegt und kritisch verarbeitet hat, durchaus zum Vortheile gereichen möge. Lo eff ler. 374 Neue Litteratur, Neue Litteratur zusammengestellt von Db. Abthtjb Wübzbubg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. Nahrungs- und G e nus s mi tt ol , Gebrauchsgegenstände. Suter, .T. J. , Die Fleischvergiftungen in Andelfingen und Kloten. (Hygien. Tagesfragen. VI.) gr. 8°. 140 p. München (M. ßieger [G. Himmerl) 1889. 3,20 M. Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen. A. Infektiöse Allgemeinkrankheiten. Biddle, D., The notification of infectious diseases bill. (Lancet. 1889. Vol. II. No. 6. p. 289-290.) Welch, W. H., Considerations concerning some external sources of infection in their bearing on preventive medicine. (Med. Record. 1889. Vol. II. No. 4. p. 85-92.) Malariakrankheiten. Celli, A., und Guarnieri, E., Ueber die Aetiologie der Malariainfektion. (Fort- schr. d. Mcdic. 1889. No. 14, 15. p. 521— 534, 561 -573.) Madan y DAvalos, Contribucion al estudio del paludismo. 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Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte , etwaige Wünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direkt an den Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Botanische Bakterienstudien. I. Von Dr. Ludwig Klein, Uoceuten der Botanik an der Universität Freibnrg i. B. Mit 3 lithographischen Tafeln. (Schluss.) Subkutane Impfung mit diesem Blute an einem erwachsenen Meerschweinchen hatte den erwarteten Exitus letalis nicht zur Folge und brachte überhaupt keine bemerkbare Wirkung hervor. Mit dem gleichen negativen Erfolge wurde die subkutane Impfung an demselben Thiere wie an einem halbwüchsigen nach einigen Tagen mit Sporen aus der gleich näher zu beschreibenden Massenkultur vi. Bd. 26 378 Klein, wiederholt; beide Thiere blieben vollkommeu munter, die rasirte Hautstelle zeigte nicht das geringste Oedem. Zwei Hängetropfenkulturen in alkalisch gemachtem Fleisch- extrakt wuchsen sehr kümmerlich und wurden bald von den sich lebhaft vermehrenden Fäuluissbakterien an weiterem Wachsthume gehindert. Eine Massenkultur in der nämlichen Flüssigkeit, iu welcher der zur Impfung des Deckgläschen benutzte Glasstab ab- gespiilt wurde, zeigte, im Wärmeschränke bei 28° C kultivirt, schon am folgenden Tage Trübung uud nach 3 weitereu oberflächliche Hautbilduug mit reifen Sporen, die bis zum nächsten Tage noch dicker wurde. Bei Bacillus subtilis tritt die Haut auf der Ober- fläche der Flüssigkeit in der Regel früh auf und wächst dann ganz beträchtlich in die Dicke und Breite, wodurch sie eine runzelige Beschatten heit annimmt und ein Stück weit an den von der Flüssig- keit nicht benetzten Wänden des Glases hinaufgeschoben wird. Auf die Schnelligkeit, mit der eine solche Decke gebildet wird, möchte ich jedoch zur Unterscheidung gar keinen Werth legen, denn ich habe häufig genug bei subtilis-Kulturen, die von dem- selben Sporenmateriale stammten, in dem gleichen Heuiufus wuchsen uud in dem nämlichen Wärmeschränke neben einander standen, Unterschiede bis zu mehreren Tagen bezüglich des ersten deutlich wahrnehmbaren Auftretens der Oberflächenhaut konstatirt. Dagegen hebe ich hervor, dass die reifen Sporen von Bacillus subtilis immer erst in der dicken, mehrere Tage alten Haut zu finden waren. Die Sporenbildung findet unter diesen Verhältnissen hier relativ später statt als bei Bacillus sessilis. Die ziemlich dicke Haut des letzteren war makroskopisch ziemlich verschieden von der von B. subtilis und leptosporus, sie war nicht an den Wänden des Glases emporgekrochen, hatte auch keine Runzeln trotz ihrer Stärke und sank beim Herausnehmen des Glases aus dem Wärme- schränke alsbald in grossen Flocken zu Boden, besass also nicht die zähere Konsistenz jener anderen Häute. Bei mikroskopischer Prüfung fand sich diese Haut aus ziemlich kurzen Faden- stücken mit reifen Sporen zusammengesetzt. Die Sporen glichen denen von B. subtilis völlig. Ein Theil der Sporen wurde auf einem in der Flamme keimfrei gemachten Objektträger eingetrockuet und Mittags 3 Uhr ein Hängetropfen von Fleischextraktlösung ziemlich dicht damit besät. Bis Abends 7 Uhr beobachtete ich diese Kultur im Mikroskopwärmekasten bei 35° C. An den Sporen war bis dahin durchaus keine Veränderung wahrzunehmen; die Kultur blieb die Nacht über unter einer Glasglocke bei Zimmer- temperatur stehen und am nächsten Morgen um 8 1/2 Uhr wurde die Beobachtung im Wärmekasten wieder fortgesetzt (32° C). Um 10 Uhr (Fig. 17) bot die Kultur im Wesentlichen das gleiche Bild, nur ist der grössere Theil der Sporen blass geworden, hat sich etwas gestreckt und ist etwas gequollen, ohne schon die Dicke der vegetativen Stäbchen zu erreichen. Von den übrigen Sporen entwickelte sich im Laufe des Tages noch ein kleiner Theil, während der Rest unverändert stark glänzend blieb und auch später nicht mehr auskeimte. Die blassen Sporen wachsen anfänglich sehr Botanische Bakterienstudien. I. 379 langsam, wie aus den um 4 Uhr Nachmittags gefertigten grösseren Keimungsbilde zu ersehen ist (Fig. 41), wo alle Entwickelungs- stadien von der etwas gestreckten und geschwollenen, aber doch noch relativ kleinen Spore bis zu 4 — ögliederigen Fäden neben einander zu sehen sind. Die Keimung der Endosporen erfolgt hier in einer durchaus eigenartigen und sehr charakteristischen Weise; sie erinnert sehr an diejenige von Bacillus (Clostridium) butyricus, wie sie von Prazmowski1) angegeben ist; doch ist Bacillus sessilis zweifellos von jenem verschieden, da einmal die Massenkultur trotz ungemein reichlicher Bacillenentwickelung absolut keinen ausgesprochenen Geruch besass und die einzelnen Bacillen und Fäden in keinem Stadium ihrer Entwickelung eine Eigenbewegung zeigten. Auch ist Bacillus butyricus als anaerobe Form nicht zur Deckenbildung befähigt. Endlich ist auch im Keimungsakte selbst noch ein Unter- schied, wenn Prazmowski’s Angaben ganz genau sind: Bei B. butyricus schlüpft nach ihm das Keimstäbchen aus der am einen Pole sich öffnenden Sporenmembran völlig heraus und schleppt, einigermassen ähnlich wie Bacillus subtilis, die leere Sporenhaut noch einige Zeit bei seinen Bewegungen mit, die wohl nur durch Gallerte mit ihm verbunden ist, da sie sich nach erfolgter Keimung nicht kontrahirt. Bei Bacillus sessilis scheint zwar auf den ersten Blick die Keimung, abgesehen von der mangelnden Bewegung der Sporen und Keimstäbchen, genau so wie bei B. butyricus zu verlaufen. Auch hier sieht man das junge Stäbchen durch ein polares Loch aus der Sporenmembran heraustreten (Fig. 21); es fällt dabei auf, dass die Spore, obwohl sie sich nicht wieder wie bei subtilis kontrahirt, ein relativ hohes Lichtbrechungsvermögen behält, das etwa iu der Mitte der ungekeimten Spore und dem vegetativen Stäbchen steht, ein Verhalten, das nicht recht mit einer völligen Entleerung der Sporenhaut stimmt. Bei weiterer individueller Beobachtung sieht man dann auch zu seinem Erstaunen, wie aus der scheinbar leeren Sporenhaut ein zweites Stäbchen hervorkommt und das zuerst ausgeschlüpfte vor sich herschiebt (Fig. 22, 23). Sieht man etwas genauer zu, so verhält sich die Sache ganz einfach, das Stäbchen kriecht eben nicht, wie B. butyricus aus der geöffneten Sporen- membran heraus ; die erste auftretende Scheidewand, die unge- fähr mit dem Ende der Sporenhaut zusammenfällt, erweckt in ziem- lich täuschender Weise den Anschein, als ob das Stäbchen wirklich ausgeschlüpft sei. Weitere Beobachtung des gleichen Individuums zeigt aber aufs schlagendste das Irrthümliche dieser Auffassung. Ueber das Verhalten der Sporenmembran beim Keimungsakte ist folgendes zu bemerken. Mit der Membran der Subtilisspore hat sie grosse Zähigkeit und Dehnbarkeit gemein, sie unterscheidet sich aber von jener dadurch, dass bei ihr die Dehnbarkeit nicht in einer äquatorialen Querzone am grössten ist, wodurch bei B. subtilis die halbmondförmigen dunkeln Schatten an beiden Polen und die immer 1) Prazmowski, Untersuchungen über dieEntwickelungsgeschichte und Ferment- wirkung einiger nakterienarten. Leipzig 1880. pag. 29. Taf. II. Fig. 4. 26* 380 Klein, breiter werdende mattgraue äquatoriale Zone, die schliesslich einseitig aufreisst, zu Stande kommen. Hier dehnt sich die Membran an- scheinend ganz gleicbmässig und zwar so stark und so lange, dass ich anfänglich an ein allmähliches Verquollen derselben wie bei B. lepto- sporus glaubte. Blasse, angeschwollene Sporen, die bereits die Dicke des normalen Stäbchens (doppelte Sporendicke) erreicht hatten, er- schienen noch durchaus homogen, als sie schon 2- und selbst 3mal so lang als dick geworden waren (Fig. 20, 21); dann erst öffnete sich die Membran an einem Pole, der also hier den locus minoris resistentiae vorstellt, liess das Stäbchen austreten und verkürzte sich darauf beträchtlich (auf ca. l1/2 Stäbchendicke). Der Riss selbst war niemals deutlich zu sehen und ebensowenig war die Sporenmembran gegen das aus ihr hervorwachsende Stäbchen scharf abgesetzt. Gelegentlich reisst auch die Spore an beiden Poleu auf, dann sieht man beiderseits aus der Spore ein Stäbchen heraus- kommen, das auf der einen Seite stets viel rascher wuchs, wie auf der andern. Die Sporenmembran hat nach dem Platzen und der nur in der Richtung der Längsachse (weil ja das Keimstäbchen mit einem Ende noch darin steckt) erfolgten Kontraktion ein relativ ziemlich starkes Lichtbrechungsvermögen und einen Stich ins Gelblichgrüne (Fig. 21 — 28), während das Stäbchen die normale silbergraue Bakterienfärbuug aufweist. Ein späteres Abstreifen der Sporenmembran habe ich noch niemals beobachtet, dieselbe bleibt vielmehr lange unverändert und scheint schliesslich zu verquellen. Selbst an Fäden, die schon wieder reife Sporen tragen, lässt sie sich oft noch ziemlich deutlich erkennen (Fig. 29, 3). Ich habe den Vorgang der Keimung hier absichtlich möglichst ausführlich geschildert und jedes beobachtete, wenn auch scheinbar noch so unbedeutende Moment erwähnt, weil mir nach meinen bisherigen Erfahrungen gerade die Sporeukeimung für die Eut- wickelungsgeschichte der verschiedenen Bakterienarten und damit für ihre wissenschaftli che Charakterisirung, wie schon in der Einleitung hervorgehoben wurde, ein Merkmal von fundamentaler Bedeutung zu sein scheint und man bei diesen so einfach gestalteten Organismen, die bei oberflächlicher morphologischer Unter- suchung ausser den, noch dazu, wenigstens innerhalb enger Grenzen, schwankenden Grössenverhältnissen fast gar keine weiteren morpho- logischen Merkmale zu bieten scheinen, jedes charakteristische und konstant wiederkehrende Kennzeichen einstweilen mit peinlicher Sorgfalt registriren muss, selbst auf die Gefahr hin, der Kleinig- keitskrämerei beschuldigt zu werden. Die Keimungsweise der Sporen von Bacillus sessilis liefert uns zugleich noch einen sehr instruktiven Beweis für die Nothwendig- keit derartiger Keimungsbeobachtungen am einzelnen Indivi- duum; nur eine solche hat wirklichen Werth, obwohl gar mancherlei Keimungs„beobachtungen“ von Bakteriensporen in der Bakterien- litteratur umlaufen, in denen oft in kaum glaublicher Weise gegen die gewöhnlichsten Gesetze der Logik gesündigt wird. Selbst eine gleichzeitige Beobachtung zahlreicher, wirklich keimender Sporen kann irre leiten, wenn das einzelne Individuum nicht mehr kon- Botanische Bakterienstudien. I, 381 trolirt werden kann. Eine Betrachtung der Fig. 4 z. B. für sich allein dürfte nur zu leicht zur Annahme eines doppelten Keiinungs- modus für Bacillus sessilis führen : Bald scheint sich die verquollene Sporenmembran am einen Pole zu öffnen, bald scheint sie allmählich, wie bei B. leptosporus, zu verquellen. Die weitere Entwickelung der Sporen bietet nicht viel Be- sonderes; indes mag schon hier hervorgehoben werden, dass in keinem Stadium auch nur die geringste Eigenbewegung wahrge- nommen wurde, ein für die gewissenhafte Verfolgung der Ent- wickelungskontinuität ungemein förderliches Verhalten. Hierin, sowie in der Grösse der Stäbchen zeigte sich grosse Aehnlichkeit mit dem Milzbrandbacillus, doch wuchsen die Fäden nicht zu so be- trächtlicher Länge wie dort heran, ein Moment, auf das ich nur geringen Werth lege, da gerade diese Dinge im Hängetropfen sehr wenig konstanter Natur sind und mit Temperatur und Nährmaterial und vielleicht auch mit Beschaffenheit und Dichte der ausgesäten Sporen und schliesslich mit der Menge des mikroskopischen Unkrauts in mannigfacher Weise variiren. Kehren wir nach diesen Bemerkungen wieder zu der oben ge- schilderten Hängetropfenkultur zurück und verfolgen ihren weiteren Entwickelungsgaug. Mittags um 1 Uhr waren die Sporen zum Theil schon recht gestreckt, die Membran aber, wenigstens soweit das eingestellte Gesichtsfeld reichte, noch nirgends geplatzt. Um 2 Uhr war das Keimungsbild mit voller Schärfe zu diagnostiziren. Um 4 Uhr fand ich mehrfach 2 — 4gliedrige Fäden und die Theilung derselben dauerte bis 7 x/2 Uhr etwa. Von da an fand, wenigstens an den zu genauer Verfolgung ins Auge gefassten Fäden, kein wesentliches Wachsthum mehr statt. Die geringen Gestaltsver- änderungen, welche die Fäden im Laufe der weiteren Beob- achtung zeigten, waren lediglich durch das Anstossen kleiner, leb- haft beweglicher Bakterien hervorgerufeu. Um 9 Uhr begann das Plasma feinkörnig zu werden, in einzelnen Zellen war auch schon ein grösseres, von den anderen kaum merklich verschiedenes Körnchen zu sehen, die Initiale der jungen Spore, wie die weitere Beobachtung ergab (Fig. 28). Das Bild blieb von nun an bis um 11 1/2 Uhr Nachts, wo die Beobachtung abgebrochen wurde, so ziemlich das gleiche, abgesehen davon, dass zuletzt in sämmtlicheu Gliedern die Sporeninitialen zu sehen waren und sich ein klein wenig vergrössert hatten. Am nächsten Morgen um 11 Uhr waren die Sporen in den meisten Fäden gereift, die Fadenmembran schon ziemlich ver- quollen, die Scheidewände der Fadenglieder vielfach nicht mehr ganz scharf zu erkennen. Die Sporen lagen überall da, wo die Sporeninitialen am Abend vorher bemerkt worden waren ; in einzelnen Fällen waren sie abortirt und es lag dann eine mattgraue, wenig distinkt begrenzte Masse an ihrer Stelle. Fast überall war ausser der Spore noch ein an eine junge Sporeninitiale erinnerndes Körnchen in den einzelnen Fadengliedern zu erkennen. Da sich in der Folge kein einziges derselben weiter entwickelte, auch nie- mals eine Scheidewand zwischen demselben und der reifen Spore zu erkennen war, halte ich dasselbe für den zur Sporenbildung 382 Klein nicht verbrauchten, bez. untauglichen Rest des Protoplasmas. Die Fäden wurden nicht sehr gross, nur 4 — 16 Zellen lang. Die Theilungen gehen unter gleichen Bedingungen wie bei B. lepto- sporus viel langsamer vor sich, wie dort: nach dem Platzen der Sporenmembran verlängert sich das Stäbchen bez. der Keimfaden derart, dass alle 2 Stunden eine Theilung stattfindet, bis das Wachs- thum sistirt wird, was hier durch Verunreinigung der Kultur durch kleine fremde Bakterien möglicherweise beschleunigt wurde. Die Sporenbildung geht in allen Fäden gleichmässig und nahezu gleich- zeitig vor sich. Differenzen in der Schnelligkeit des Reifens wurden hier nicht wahrgenommen; sie erfolgt also auch hier bei sogenannter Erschöpfung des Nährmaterials, womit nichts weiter gesagt sein soll, als dass in der gegebenen Menge der betr. Kulturflüssigkeit der zu einer gewissen Menge herangewachsene Bacillus sich vegetativ nicht weiter entwickelte, einerlei, ob dies in der direkten Nahrungs- entziehung durch die Verunreinigungen, in den eingetretenen Ver- änderungen in der procentischen Zusammensetzung der Nährlösung, in, was mir das Wahrscheinlichste scheint, zu starker Versetzung derselben mit von den Bacillen selbst inkl. des mikroskopischen Unkrauts abgeschiedenen Stoffwechselprodukten und Fermenten oder in einer Kombination mehrerer dieser Verhältnisse seinen Grund hatte. Diese Sporen, die im Hängetropfen gereift waren, keimten, ihrerseits in frische Nährlösung ausgesät, bei 32° C sehr viel rascher, obwohl die Kultur ziemlich verunreinigt war. Eine Mittags um 12 1/2 Uhr angesetzte Kultur zeigte um 3 Uhr schon fast alle Sporen in lebhafter Keimung begriffen, die Sporenhaut geplatzt, bei einer ganzen Anzahl schon die erste Theilung vollendet. Eine zweite, um 3 Uhr begonnene Kultur, deren Material aus einem anderen, gleichalterigen Hängetropfen stammte, war um 5 1/2 Uhr soweit vorgeschritten, dass die Sporen stark geschwollen, blass und gestreckt geworden waren; nur bei wenigen war die Sporenhaut schon gesprengt; um 7 Uhr dagegen war letzteres allgemein der Fall. Diese Kulturen blieben bei Zimmertemperatur bis zum andern Tage stehen, wuchsen aber wohl in Folge der Konkurrenz zahlreicher, zum Theil lebhaft beweglicher Mitbewerber um die vorhandene Nahrung schlecht, nur wenige Keimfäden erreichten eine Länge von 10 — 12 Gliedern, die Mehrzahl kam über einige Glieder nicht hinaus. Die relativ stark glänzende alte Sporenmembran war überall noch zu sehen. Durch eine charakteristische Sporenkeimung sind also Bacillus sessilis wie leptosporus scharf von B. subtilis unterschieden ; sie ge- hören aber mit diesem und einer Reihe anderer in eine natürliche Verwandtschaftsgruppe, bei welcher die Sporenbildung nach dem gleichen Typus verläuft. Ueberall tritt entweder nach vorausge- gangener Granulirung des Zellinhaltes oder ohne eine solche die Spore zunächst als ein matt- oder dunkler grauer, undeutlich um- schriebener Fleck auf, der etwas heran wächst, bald kräftiges Licht- brechungsvermögeu annimmt und dann auf Kosten des Zellplasmas wie ein Parasit in einer Wirthzelle die definitive Grösse erlangt. Dafür, dass in der That eine derbe Sporenmembran sehr frühe, lange Botanische Balctcrienstudien. I. 383 vor dem Ausgewachsensein der Sporen gebildet wird, spricht auch eine Beobachtung von A. Koch1), der einige endo- sporen Bakterien in ausgezeichneter Weise untersucht hat. Er färbt Fäden des B. brassicae und tumescens, die junge Sporenanlagen führten, mit wässeriger Jodlösung und fand, dass die jungen Sporen selbst ungefärbt blieben, während die daneben in den Zellen liegenden Kügelchen glänzend gelb wurden. Zu den Bakterien mit diesem Typus der Sporenbildung gehören so ziemlich alle endosporen Formen, die morphologisch wirklich genau untersucht wurden, ausser meinen beiden: Bacillus subtilis, anthracis, brassicae, carotarum, tumescens, inflatus, Ventriculus und alvei2). Gross ist die Reihe, wie man sieht, nicht. Unterschiede sekundärer Natur sind dann darin zu suchen, ob die Sporenbildung durch Granulirung des Plasmas eingeleitet wird (Bacillus anthracis, brassicae, Megaterium, leptosporus, sessilis und tumescens) oder nicht (Bacillus carotarum, inflatus und Ventriculus), ob sämmtliches Plasma zur Sporenbildung verbraucht wird (Bacillus alvei, anthracis, carotarum, leptosporus, subtilis, tumescens), oder ob ein Theil desselben entweder in Form von Körnchen (Bacillus brassicae [selten], B. Megaterium und sessilis), oder als schwach granulöse, nahezu homogene Masse zurückbleibt (Bacillus inflatus und Ventriculus). Ueber andere endospore Bakterien, die gleichfalls eine natür- liche Verwandtschaftsgruppe auf Grund eines ganz anderen Typus der Sporenbildung bilden, werde ich später berichten, wenn meine bezüglichen, über die ersten Anfänge noch nicht hinausgekommenen Untersuchungen zu einem befriedigenden Abschluss geführt haben. 2. Zur Entwickclungsgescliickte einer neuen „pleomorphen“ Spaltpilzart: Bacillus allantoides n. sp. Die pleomorphen Bakterien stehen heutigen Tages bei den meisten Botanikern in herzlich schlechtem Gerüche, besonders seit Winogradski’s Untersuchungen so grausam unter dem ehedem so üppig wuchernden Formenreich thume einzelner Arten aufgeräumt haben. Diese nur zu wohl begründete Scheu vor dem Pleomorphis- mus der Bakterien entspringt dem Missbrauche, der seiner Zeit auf Grund theils verzeihlicher Irrthümer und Verwechselungen, theils völlig unzureichender und ungenauer Beobachtungen mit diesem Begriffe getrieben wurde. Ich selbst habe, ganz oflen gestanden, gegen jedes neu bekannt gegebene und als pleomorph bezeichnete Bacterium von vornherein ein instinktives Misstrauen. Anders liegt natürlich die Sache, wenn ein solcher Pleomorphismus an einem und demselben Individuum durch lückenlose Verfolgung des Ent- 1) A. Koch, Ueber Morphologie und Entwickelungsgeschichte einiger endosporer Hakterienformen, Göttinger IlAbilitationssch. 1888. pg. 10. (S. A. d. Bot. Ztg. 1888. p. 311.) 2) Dazu kommen noch einige von W. L. Peters (Die Organismen des Sauer- teigs für die Brotgährung. Bot. Ztg. 1889. No. 25 ff.) untersuchten Bacillen. Da diese tüchtige Arbeit erst nach Absendung meines Manuscriptes erschien, konnten ihre Resultate im Texte leider nicht mehr berücksichtigt werden. 384 Klein, wickelungsganges konstatirt werden kann, ein Verfahren, das hier wiederum das einzig richtige und darum das einzig zulässige ist. Den hier zu schildernden Bacillus habe ich vor 4 1/2 Jahren im Strassburger botanischen Institute als Verunreinigung in Kulturen von B. Megaterium erhalten und eine Zeit lang in den oben er- wähnten Nährlösungen kultivirt, in welchen er sehr gut gedieh und anfänglich den Bacillus Megaterium fast vollständig verdrängte. Nach einiger Zeit waren die Kulturen, die früher das Eintrocknen ohne Schädigung ertragen hatten, nach eintägigem Trockenliegen abgestorben und so ist aus Mangel an geeignetem Untersuchungs- materiale eine bedauerliche Lücke im Entwickelungskreise dieser Form öden geblieben, die ich bis jetzt noch nicht ausfüllen konnte, da mir der in Bede stehende Bacillus nie mehr lebend unter die Hände kam. Nach den wurstähnlichen Zooglöen (Fig. 56), zu welchen er auszuwachsen pflegt, habe ich ihn Bacillus allantoides J) genannt. Zur Zeit des üppigsteu Wachsthums entwickelte sich der Bacillus ungemein rasch, bei 30° C erwuchs von Morgens 9 Uhr aus einem wenigzelligen geraden Faden (wie in Fig. 42) bis Abends 6 Uhr eine kräftige wurstförmige Zoogloea (F'ig. 56). Leider habe ich es damals unterlassen, eine der beobachteten Eutwickelungsreihen von Anfang bis zu Ende im Bilde zu fixiren, aber die Bilder 42—56, obwohl nicht immer dasselbe Individuum repräsentirend, geben doch eine ganz klare Vorstellung von dem Verlaufe der Entwickelungs- geschichte. Meine Beobachtungen begannen mit ein- oder zwei- zeiligen Stäbchen, deren Glieder etwa 0,5 /n dick und 3— 4mal so lang als breit waren. Diese unbeweglichen Stäbchen wachsen zu einem 4 — 8zelligen Faden heran. Die einzelnen Glieder sind relativ weit von einander entfernt (Fig. 42), hängen aber durch eine Gallert- membran fest mit einander zusammen. Diese Membran, ähnlich dem hellen Hofe der Heupilzsporen, nur viel schwächer lichtbrechend, ist etwas schmäler als das Stäbchen selbst und im Wasser eben noch sichtbar. Ist das Stäbchen soweit herangewachsen, dann be- ginnen seine Glieder eine intermittirende wackelnde Bewegung aus- zuführen, indem sie sich bald insgesammt und nahezu parallel mit einander, bald einzeln etwas schief zur früheren Fadenrichtung stellen, in der neuen Lage kurze Zeit verharren, danu wieder in ihre ursprüngliche Stellung zurückkehren, um bald dasselbe Spiel von neuem zu wiederholen. Die Amplitude der Schwingungen wird allmählich etwas grösser, die Richtung, in der die Bewegung statt- findet, ist für ein und dasselbe Stäbchen keine streng konstante; die ganze Kette wurde durch diese Schwingungen nicht bewegt; schwache Ortsveränderungen, die sie ausführte, waren durch Er- schütterung des Hängetropfens (beim Gehen im Laboratorium) und durch Stösse kleiner, lebhaft wimmelnder Kokken veranlasst. End- lich bleibt ein Stäbchen um das andere in einer schiefen Lage stehen (Fig. 45 — 47). In dieser neuen Richtung wächst es zu einem 2— 3gliedrigen Faden aus, dessen Glieder nur selten (Fig. 53) die Bewegungen der primären Glieder wiederholen und dann be- 1) Von aXXa$, aXXavTO? die Wurst. Botanische Bakterienstudien. I. 385 sonders grossen Zooglöen (Fig. 56 unten) den Ursprung geben. In der Regel zerfallen diese 2 — 3 sekundären Bacillen bald in kokkenähn- liche Glieder (Fig. 52, 54), die, sich mehr oder weniger stark ver- mehrend (Fig. 55), schliesslich die einzelnen, durch Gallerte zu- sammengehaltenen Abtheilungen der wurstförmigen Zoogloea bildeten. In älteren Zooglöen schienen einzelne der kokkenartigen Glieder ein stärkeres Lichtbrechungsvermögeu zu besitzen, möglicherweise stellen sie Arthrosporen dar. Die Entwickelung der Stäbchen, von denen meine Beobachtung ausging, aus den Zellen der Zoogloea gelang mir leider nicht mit Sicherheit zu beobachten ; das Material war nicht völlig rein und kleine ähnliche Bacillen und Kokken Hessen eine Verwechselung nicht ausgeschlossen erscheinen. Bei der rapiden Schnelligkeit, mit der sich Anfangs die Zooglöen auch der Zahl nach entwickelten, kann es jedoch kaum einem Zweifel unter- liegen, dass aus den Zellen der Zooglöen wieder Bacillen auswachsen. Diese Zooglöabildung ist keineswegs ein accessorischer Vorgang pathologischer Natur, wie das sonst gelegentlich vorkommt, sondern eine niemals fehlende und zu einer bestimmten Entwickelungsperiode stets eintretende Erscheinung. Der an und für sich nahe liegende Einwurf, diese wurstähnlichen Zooglöen seien pathologische Gebilde, Involutionsformen etc., die dann zu Stande kämen, wenn das Nähr- medium theilweise erschöpft oder wenigstens soweit verändert sei, um Wachsthumsstörungen hervorzurufen, ist darum hinfällig, weil in allen gut wachsenden Kulturen von vornherein neben zahlreichen stattlichen Würsten alle jüngeren Stadien bis zu dem erst einmal getheilten Stäbchen hinab in Menge vorkamen und sich ungehindert in der beschriebenen Weise weiter entwickelten. Ausserdem ist ja auch das Zustandekommen dieser Zooglöen von den patholo- gischen Zooglöen derjenigen Bacillen scharf unterschieden, die unter normalen Verhältnissen nur als Stäbchen, beziehungsweise Fäden wachsen, denn bei diesen verkleben nachträglich die allmählich verquellenden Membranen zu mehr oder minder grossen Zooglöamassen, denen eine scharf abgegrenzte charakteristische Gestalt in keiner Weise zukommt, hier dagegen kommen die Zoo-, glöen regelmässig in einem bestimmten Entwickelungsstadium durch Drehung der einzelnen in eine Kette vereinigten Stäbchen gegen ihre gemeinsame Achse und darauf folgende weitere Theilungen inner- halb der gemeinsamen ursprünglichen Membran zu Stande und die Gestalt der fertigen Zooglöa ist bei aller Mannigfaltigkeit im Einzelnen doch so ungemein charakteristisch, dass sie mit anderen absolut nicht zu verwechseln ist. Bacillus allantoides repräsentirt somit einen sehr interessanten Fall von Pleomorphismus, der die grosse Annehmlichkeit besitzt, dass sich derselbe hier, wo wir es mit einer der Hauptsache nach un- beweglichen Form zu thun haben, unschwer durch direkte Beob- achtung in allen Entwickelungsstadien, deren Anfangs- und End- punkt ein so total verschiedenes Aussehen haben , verfolgen lässt. Eine zweite, wurstähnliche Zoogloea, aus viel kleineren Zellen zusammengesetzt, deren deutliche, aber viel regelmässigere Quer- linien (Fig. 57) auf eine vermuthlich ähnliche Entstehung hinweisen, 386 Klein , verdanke ich der Güte des Herrn Professor von Reckling- hausen in Strassburg, der sie in faulendem Froschblute gefunden hatte. Das Material war schon todt, als es mir zur Untersuchung zugestellt wurde; über seine Entwickelung Hess sich darum nichts weiter eruiren. Mögen diese wenigen Zeilen dazu dienen, die Auf- merksamkeit auf diesen Organismus zu lenken. Die Gesichtspunkte, die mich bei den hier mitgetheilten Unter- suchungen leiteten, waren lediglich morphologisch-entwickelungs- geschichtliche : mich interessirte bei den beiden ersten Bacillen der Vorgang der Sporenkeimung und Sporenbildung und im übrigen die Entwickelungsgeschichte des Individuums, darum konnte auch bei dem unbeweglichen Bacillus sessilis ohne Reinkultur gearbeitet werden. Die „bakteriologische“ Behandlung des Themas, deren Nütz- lichkeit ich jedoch ohne Vorbehalt zugebe, lag mir fern und der dadurch bedingten Lücken meiner Arbeit bin ich mir recht wohl bewusst, hoffe aber, dass sie trotzdem einige nicht ganz zu ver- achtende Bausteine zur Erkenntniss der kleinsten Lebewesen liefern wird. Figuren-Erklärung. Nur ein Theil der Abbildungen (Fig. 15, 29, 41, 42 — 57) ist mit Hülfe des Zeiehenprismas entworfen , die übrigen sind aus freier Hand gezeichnet Da die Beobachtungen sämmtlich mit sehr starken Objektiven und zum Theil bei Nacht ge- macht wurden, so waren die Verhältnisse für die Benutzung des Prismas an und für sich nicht günstig und ausserdem musste vor Allem jede Verschiebung des Gesichts- feldes peinlichst vermieden werden , um die Kontinuität der Beobachtungen nicht zu unterbrechen. Tafel 3 u. 4. Bacillus leptosporus L. Klein. Fig. 1 — 16. Vergr. ca. 1000. Fig. 1 — 15. Entwickelungsgang einer Hängetropfenkultur in Fleischextrakt, deren Sporen Mittags 1 Uhr ausgesät wurden und Abends 5£ Ubr auszukeimen begannen. Fig. 1 — 10. Keimung und successive Entwickelungsstadien. Die Zahlen der Bacillen bez. der Fadenverbände entsprechen denen der 10 Sporen, welche den Ausgangspunkt der Beobachtung bildeten. Beobachtungsdauer von 1 Uhr Nach- mittags bis 10 Uhr Abends. Sämmtliche Sporen begannen gleichzeitig zu keimen und entwickelten sich auch nahezu gleichmässig. Fig. 10 Abends 10 Uhr, kürzere und längere Fäden sowie Einzelstäbchen in mannigfach träger, meist nur pen- delnder Bewegung; Zellinhalt noch homogen. Beobachtungstemperatur ca. 35° C. Fig. 11 — 15 Sporenbildung. Fig. 11 Nachts 11 £ Uhr. Die Fäden |führen die gleichen Bewegungen wie in Fig. 10 aus ; das Plasma zeigt eine kaum wahrnehmbare, feinkörnige Beschaffenheit. Fig. 12 Nachts 12^ Uhr. Bewegung vollständig sistirt; Granulirung des Plasmas sehr deutlich geworden ; die Sporeninitialen sind als solche noch nicht mit Sicherheit zu erkennen, da jede Zelle nebst vielen kleinen mehrere grössere, aber gleich grosse ziemlich glänzende Körnchen besitzt. Fig. 13. Nachts lj Uhr desgl. Die Sporeninitialen sind jetzt deutlich zu erkennen, die grösseren Körnchen sämmtlich verschwunden. Fig. 13 am andern Morgen um 4 Uhr, 15 Stunden nach der Aussaat der Sporen gezeichnet. Der Zellinhalt erscheint granulirt, in einzelnen Zellen liegen bereits die fertigen Sporen. Fig. 15 Mittags um 1 Uhr gezeichnet (24 Stunden nach der Aussaat) ; in sämmtlichen Zellen sind reife Sporen gebildet und das Zellenplasma ist vollständig zur Bildung der Sporen verbraucht worden, die Membranen der Bacillen sind schon stark verquollen , aber noch deutlich erkennbar. Beobacbtungs- temperatnr und Nährmedium wie oben. Fig. 16. Lange Fäden, bei Zimmer- temperatur im Winter (13 — 206 C) erwachsen, einige Tage nach der Sporenaussaat. Sämmtliche Zellen haben je eine Spore gebildet , die Membran der Fäden ist stark TafUI il %.& Fu/.fl. w ".50 Fit/. 13. 80.5 1% /% Ü.Xachts 0\ / « 0 / - 0 o 0 Vö >0 0\ 0 tf<ö 00 0\ 0 0 n0 > > 00 0 V o “ 0 0 °/ 0 K° 0 tf Fit). /♦. «K4J 0 * 0 Q * ^ Fit/. 15 0 0 0 0 ff 0 * ** 0 o 0 * 0 0 * * 0 *0 * ^ * _ ^ ** 5 * * 0 ° <ös><5>0un\ 0 <=> a <0 0 <5? 0 ö 0 000 0 0 ¥0 .0 A W«\, iV'tt* '\ '<£ 0 0 0^JU<=> öö^' <£? t Fischer in Jena <0 0 '/ ['.Mort jens o ' « " 0,, * * * 0 0 ‘ 0 0 00 v" 0 0 Q ^ t ^ 0 °0 0 0 00ff<^A(. ^ c ‘=0^ «sW\ /■}// / 6 ! o 0 0 } o ° ^ 0 •■» 0 0 ff U. Abends bis / r.Xnehis .\ fort jens // /’ Life Anst v. G CMülw', Jena. (“entralblaä für Bakteriologie Bd. VI. Ta/. IV. ■ Herrn Fartinus -Hijhöff, Buchhandlung , Haag In sofortiger Be- antwortung Jhrer gefäl- ligen Anfrage teile ich .Thnßn wiederholt mit, dass vom "Cent rarbla tt für Bakteriologie" , 1. Abteilung, Band 5, Tafel.. 5 und Band 14 T afel 2 nicht exis- tiert, Band 22 enthält 12 mafeln wovon zv/e i mit Tafel 4 und 4 a bezeichnet sind. Tie Tafel Kitt ist also Tafel 12, .Band 23 enthält laut Titel nur 18 Tafeln unc* J ~ ' ne Kurventafel. ^ Hocha eilt ungsvoll St .-Pf Botanische Bakterienstudien. I. 387 verquollen , aber immer noch gut zu sehen ; Querwände sind fast nirgends mehr zu erkennen. Bacillus sessilis L. Klein. Fig. 17 — 29. Vergr. ca. 1000. Entwickelungsreihe von 5 Sporen. Beobachtungsdauer von 10 ühr Morgens bis 1 Uhr Nachts (bez. 11 Uhr des andern Morgens); Fig. 17 — 24 Keimung (ungleich- massig), eine der 5 Sporen ist Abends um 7 Uhr noch nicht ausgekeimt ; um 6 Uhr Abends in Faden 1 u. 5 Granulirung beginnend , um 7 Uhr ziemlich deutlich. Um 7^ Uhr (Fig. 27) , wurden einige etwas weiter in der Entwickelung vorgeschrittene Keimfäden der gleichen Kultur eingestellt, Granulirung ziemlich deutlich, um 9 Uhr (Fig. 28) in jeder Zelle ein grösseres, stark lichtbrechendes Körnchen zu erkennen (die junge Spore). Bis 1 Uhr Nachts keine merkliche Veränderung des Bildes. Um 11 Uhr des folgenden Morgens (Fig. 29) sind in den meisten Zellen reife Sporen , in einigen sind die Sporen nicht reif geworden , fast in allen ist nicht das ganze Plasma zur Sporenbildung verbraucht worden, sondern es sind einzelne Körn- chen übrig geblieben. Beobachtungstemperatur 33 — 35° C. Tafel 5. Bacillus leptosporus L. Klein. Fig. 30—40. Vergr. 1000. Fig. 30 — 34 und 35 — 40 zwei weitere Keimungsserien in Pepton- lösung. Morgens 11 J Uhr ausgesät. Bis 3 Uhr bei Zimmertemperatur, dann in den Wärmekasten von 35—37° C. Fig. 30 um 3 Uhr Nachmittags einzelne Sporen aufgequollen , dieselben zeigen zu Stäbchen ausgewachsen um 5 Uhr (Fig. 33) die erste Scheidewand (noch kaum wahrnehmbar) und sind um 5-£ Uhr (Fig. 34) zum Theil schon in je 2 grosse Bacillen zerfallen. 6 Sporen keimten in dieser Zeit überhaupt nicht aus. Fig. 35 zwei kurze Fadenglieder mit stark verquollener, aber noch deutlich erkennbarer Membran, je 4 Sporen enthaltend, 3 Uhr Nachmittags; Fig. 36 um 4 Uhr, die Sporen beginnen zu verblassen, die Keimung beginnt, Fig. 37 um 4^, Fig. 38 um 5 Uhr, die 4 Keim- stäbchen bilden einen Scheinfaden, die Membran des Mutterfadens eben noch zu sehen, Fig. 39 4^ Uhr beginnende, Fig. 40 Uhr meist vollendete Trennung der Keim- stäbchen. Fig. 41. Bacillus sessilis L. Klein. Gleichzeitige Keimungsbilder einer Massenkultur. Bacillus allantoides 1. Klein. Fig. 42—56. Vergr. 800. Successive Entwickelungsbilder vom einfachen Stäbchen und wenigzelligen Faden (Fig. 42) bis zur grossen, ausgebildeten, wurstförmigen Zooglöa (Fig. 48). Die einzelnen Bacillen trennen sich aus dem Fadenverbande, treten an Ort und Stelle aus der ehe- maligen Wachsthumsrichtung heraus, theilen sich zum Theil unter schwach wackelnden Bewegungen in der neuen Lage mehrmals, die Glieder trennen sich gleich nach der Theilung, so dass es zu einer Bildung sekundärer Fäden nicht mehr kommt. Nach abermaliger Lageänderung der kurzen und dünnen Stäbchen zerfallen dieselben unter beträchtlichem weiteren Wachsthume zu runden, kokkenähnlichen Gliedern, die durch eine gemeinsame Gallerthülle zusammengehalten werden und unbeweglich sind. Die den Stäbchen erster und zum Theil auch zweiter Verschiebungslage entsprechenden Kokkenhaufen sind in der fertigen wurstförmigen Zooglöa noch sehr gut zu unter- scheiden. Fig. 57. Aehnliche, aber viel regelmässiger gebaute wurstförmige Zooglöa, noch unbenannt, weil ihre Entwickelungsgeschichte nicht verfolgt werden konnte ; die Quer- linien deuten auf eine ähnliche Entstehungsweise wie bei den Zooglöen von Bacillus allantoides hin. Frei bürg i. B., 26. Juni 1889. Bongers, P., Die Sommerdiarrhöe der Säuglinge. (Deutsche med. Wochenschr. 1889. No. 30.) Die Sommerdiarrhöe der Säuglinge ist, wie Yerf. ausführt, von den gewöhnlichen Magendarmdkatarrhen durch ihr Auftreten in der heissen Jahreszeit, durch ihren rapiden Verlauf und durch einzelne 388 Sommerdiarrhöe der Säuglinge. charakteristische Symptome unterschieden. Meist sind es gut ge- nährte Kinder, deren schwere Krankheit sich durch blasse Gesichts- farbe, eingesunkene Fontanellen, herabgesetzte Körperwärme, un- regelmässigen Puls und angestrengte Athmung verräth, während die an den Leib eingezogenen Füsse, das angstvolle Wimmern, das häufige Erbrechen und reichliche grüngelbliche, wasserähnliche Stühle darauf hindeuten, dass der Sitz des Leidens im Verdauungskanal zu suchen ist. Durch Bluteindickung und Wasserentziehung aus dem Gewebe sinken die kleinen Patienten bald in tiefen, zum Tode führenden Collaps. Bezüglich der Aetiologie des Leidens hat der Verf. kaum etwas Neues geliefert. Er bespricht kurz die bisher bekannten bakteriellen Befunde Baginsky’s, Bienstock’s und Esche- rich’s und geht etwas genauer auf das Bacterium lactis aerogenes (Es eher ich), bez. aceticum (Bagin sky) ein. Ohne zu leugnen, dass auch Muttermilch trinkende Säuglinge der Gefahr der Infektion bei Unsauberkeit der Brustwarze ihrer Ernährerin ausgesetzt sind, beschuldigt der Verf. doch mit Meinert (Deutsche med. Wochen- schrift. 1888. No. 24) hauptsächlich die Flaschenmilch als Infektions- träger, da diese der Verunreinigung naturgemäss leichter ausgesetzt ist, als die Muttermilch. Es kommt aber als begünstigendes Moment noch hinzu, dass letztere in der heissen Jahreszeit dem durch den Durst gesteigerten Verlangen des Kindes entsprechend zwar in grösserer Menge, aber dann auch verdünnt, d. h. weniger reich an festen Bestandtheilen abgesondert wird, während die dem Säugling gereichte Kuhmilch stets dieselbe Koncentration behält. „Das Kind muss also den Magen mit festen Bestandtheilen überladen, die sich in demselben stauen, gähren und seine Wandungen entzünden.“ Der hierdurch herbeigeführte Katarrh benimmt dem Magen die Fähigkeit, sein antiseptisches Sekret abzusondern, so dass den Bakterien der Eingang in den Darmkanal offen steht, in welchem sie nun ihre verderbliche Wirkung ausüben (Meinert). Auf Grund dieser Anschauung betrachtet Verf. die Sommerdiarrhöe der Säuglinge in Uebereinstimmung mit der wohl allgemein herrschen- den Ansicht als eine durch pathogene Organismen erzeugte Krank- heit, ohne sich indessen darüber zu äussern, welches diese patho- genen Organismen sind. Bei Besprechung der Prophylaxe der Krankheit hält der Verf. die grösste Reinlichkeit in der Pflege und Ernährung des Kindes für nothwendig. Besonders empfiehlt er , dem Kinde mittelst Soxhlet’s Verfahren nur keimfreie Nahrung zu verabreichen. Dies Verfahren besteht darin, dass die bereits mit Milch gefüllten und mit durchbohrten Gummipfropfen versehenen Saugflaschen 35 — 40 Minuten lang in kochendem Wasser sterilisirt, während dieser Zeit mit gleichfalls sterilisirten und in die Durchbohrung der Pfropfen passenden Glasstäben geschlossen und hierauf kühl gestellt werden. Vor dem Gebrauch erwärmt man jede Flasche in einem Wärmebecher auf Körpertemperatur und gibt sie nach Ent- fernung des Glasstabes dem Säugling unmittelbar zum Trinken. Bei ausgebrochener Krankheit ist die Behandlung nach Typhus. — Erysipel. 389 Epstein’s und Baginsky’s Vorschrift durch energische Magen- und Dannausspülungen einzuleiten, um den Verdauungskanal von den gährenden Massen möglichst zu entlasten. Ferner empfiehlt es sich, den Gährungserregern ihren Nahrungsstoff durch Hunger- diät zu entziehen und endlich die Bakterien durch Antiseptica un- schädlich zu machen. Von letzteren redet der Verf. in erster Linie dem Naphthalin, über dessen desinficirende Eigenschaften kürzlich Sehrwald Untersuchungen angestellt hat (Berliner klin. Wochenschr. 1888. 19 — 22), demnächst dem allgemein beliebten Kalomel das Wort. Bei drohendem Collaps räth er zu den ge- bräuchlichen Excitantien. K ü b 1 er (Berlin). Moreau, L. et Cochez, A. , Contribution ä l’ötude du typhus exanthömatique. (Gaz. hebdom. de med. et de chir. 1888. No. 25.) Moreau und Cochez führen an, dass es ihnen gelungen sei, aus der Gehirnsubstanz von an Typhus exanthematicus ver- storbenen Individuen einen besonderen Bacillus isolirt zu haben. Derselbe ist ähnlich dem Typhusbacillus, etwas kürzer und breiter als der Tuberkelbacillus und ist an den Enden leicht abgerundet. Er färbt sich leicht mit Fuchsin und Methylviolett, wird aber durch salpetersäurehaltigen Alkohol wieder entfärbt. Durch den genannten Bacillus wird die Gelatine langsam und ohne Fäulnissgeruch verflüssigt. Auf der Oberfläche bildet er eine Membran, welche wie mit kleinsten Knötchen besetzt erscheint. Ein ähnliches Verhalten zeigen auch die Kartoffelkulturen. Dittrich (Prag). Buch, M., Zur Pathologie und Therapie des Erysipels. (St. Petersburger med. Wochenschr. 1889. No. 27.) Verf. empfiehlt, zur Begrenzung erysipelatöser Processe nach der von Wölffier in No. 14 des Jahrgangs 1888 der Zeitschr. f. Therap. vorgeschlagenen, Methode einen Druck auf die umgebende gesunde Haut durch Heftpflasterstreifen auszuüben, hierdurch die Lymphbahnen zu komprimiren und den Kokken zu verschliessen, ein Verfahren, das namentlich an den Gliedmassen gute Erfolge erzielen soll, weil hier ein circulärer Druck möglich sei. Da es auf der Hand liegt, dass die Heftpflasterstreifen, wenn überhaupt, nur in dem Falle nützen können, dass sie über gesundem Gewebe an- gelegt werden, suchte Verf. in 2 Fällen von Gesichtsrose die Grenzen des erysipelatösen Processes durch das Hautthermometer festzu- stellen. Er fand, dass nicht nur in den gerötheten Hautstellen, sondern während des Wanderns der Rose auch in der jenen be- nachbarten, scheinbar gesunden weissen Haut eine im Vergleich zu der Hauttemperatur des übrigen Körpers beträchtlich gesteigerte Wärmebilduug stattfindet und bestätigte dadurch physiologisch die bakteriologischen Befunde Hüter’s und Fehleisen’s, nach wel- chen nicht nur die gerötheten Hautstellen, sondern auch ihre nächsten Umgebungen bei fortschreitendem Erysipel als erkrankt anzusehen sind. Kübler (Berlin). 390 Aktinomykose. Laker, Carl, Beitrag zur Charakteristik der primären Lungenaktinomykosedes Menschen. (Wiener Medizin. Presse. 1889. No. 26, 27, 28.) Die Anzahl der Körner im Sputum blieb stets annähernd die- selbe, was am Besten erwiesen wird, wenn man eine kleine Portion Sputum in einem flachen, wenig mit Wasser gefüllten Glasgefässe, welches auf schwarzem Grunde steht, energisch mit einer Pincette hin- und herzupft. Dabei ergibt sich eine viel grössere Zahl von Actinomyceskörnern, als es beim einfachen Ausbreiten des Sputums der Fall zu sein scheint: in circa 2 g Sputum wurden in der Regel über 200 Actinomyceskörner gewonnen. — Bei den grössten Körnern war der längste Durchmesser 0,75 mm, der kürzeste 0,50 mm ; Körner mittlerer Grösse hatten einen solchen von 0,25—0,40 mm, die kleinsten nur einen solchen von 0,15 mm. Die fernere Struktur dieser Gebilde liess sich am Besten stu- diren durch möglichst schonende Isolirung der einzelnen Formbe- standtheile und deren Untersuchung in frischem und konservirtem Zustande bei sehr starken Vergrösserungen. Hierzu empfiehlt der Verf. folgendes Verfahren: Eine kleine Quantität Sputum wird in CINa 0,7 °/0 ausgeschüttet und nach mehrmaligem Sedimentiren und Aufschütteln mit CINa 0,7 °/0 in ein Urschälchen, möglichst befreit von Schleimflöckchen, gegeben. Hierauf werden mit einem feinen Haarpinsel die Körner durch senkrecht darauf ausgeübte Stösse gepinselt, wonach die Körner sehr bald durch Zertheilung in feinste Partikelchen verschwinden. Es wird nun im Ueberschusse 1 °/0 Osmiumsäure zugegossen und das Ganze 2 Stunden stehen gelassen. Hierauf wird die Flüssigkeit sedimentirt. Zu unterst im Sedimentiruugsgefässe finden sich dann reichlich die isolirten Formbestandtheile, die entweder direkt oder nach Zusatz von Gly- cerin unter das Mikroskop gebracht werden: ein der Sedimentirungs- flüssigkeit vorher hinzugefügter Tropfen von wässeriger Eosin- oder Methyllösung lässt die Elemente, schwach gefärbt, bei stär- keren Vergrösserungen ausserordentlich leicht auffinden. Ein gelungenes Präparat zeigt alle Körner in einzelne Fäden und Fadengruppen und kleinste Drüsen zerfallen. Die letzteren sind ähnlich wie das ganze Korn gebaut und haben einen Durch- messer von circa 0,018 mm. An der Peripherie finden sich über- all Fäden in der verschiedensten Anordnung: theils gerade, theils dichotomisch verzweigte, theils baumförmig verästelte. Die be- kannten Kolben und Endglieder der Fäden, bekanntlich viel spröder als die Fäden selbst, brechen bei dieser Methode allerdings auch meistens. Doch finden sich auch genug kleinster, isolirterj Fäden- gruppen, die noch im Zusammenhang mit den Endgliedern stehen und für das Studium dieser Gebilde sowie ihrer Beziehungen zu den Fäden sehr brauchbar seien. L. selbst ist in dieser Hinsicht noch zu keinem befriedigenden Abschlüsse gelangt. Betreffs der anderen im Sputum enthaltenen Formbestand- theile verweisen wir auf das Original: ebenso wie wir auch Kran- kengeschichte und Sektionsbefund des Patienten, dessen Sputum- Aktinomykose. 391 Untersuchung zu den hier referirten Ergebnissen führte, unberück- sichtigt lassen. Nur die Begründung der Diagnose, primäre Lungenaktinomy- kose, sei erwähnt: Patient hatte bereits 3 Monate vor dem Auf- treten der Eiterung über dem Sternum über seine Lungensym- ptome zu klagen, weshalb die Eiterung als sekundäre, von innen nach aussen fortschreitende Infektion aufgefasst wurde, was die Sektion auch vollkommen bestätigte. Aetiologische Momente waren anamnestisch nicht zu gewinnen: der Patient, ein Maurer, kam mit Vieh in keine nähere Berührung, und hinsichtlich der öfters geäusserten Vermuthuug, dass die erste Pilzansiedelung auch bei Lungenaktinomykose in der Mundhöhle und insbesondere in den Lücken der cariösen Zähne stattfinde, ist es wohl nicht uninteressant zu erfahren, dass der Patient völlig gesunde Zähne und auch sonst keinerlei Läsionen in der Mund- höhle hatte. Max Bender (Düsseldorf). Lindt, W., jun., Ein Fall von primärer Lungenspitzen- aktin omykose. (Corresp.-Bl. f. Schweizer Aerzte. 1889. No. 9.) Im medicinisch-pharmaceutischen Bezirksverein zu Bern theilte Verf. folgenden seltenen Fall von primärer Lungenspitzenaktinomy- kose mit : Frau N., 35 J. alt, zog sich Mitte Februar 1888 eine Erkältung zu, an welche sich starker, quälender Husten anschloss ; sie bekam heftige Schmerzen im oberen Theile des Rückens, in den Schultern, Armen und im oberen Theile des Thorax, Parästhesieen in den Fingern der rechten Hand. Anfangs Mai trat ein eigenthümliches Zittern ein, Steifigkeit des Kopfes und heftige Kopfschmerzen. Pat. fieberte, schwitzte des Nachts und magerte stark ab. Vor Auf- treten des Hustens war Pat. gesund, hatte keinen Schnupfen, keine Zahnschmerzen, keine Schmerzen und Schwellung der Kiefer. Sie beschäftigte sich den grössten Theil des Jahres nur mit Haus- gescbäften, übernahm im Winter die Fütterung der Schweine, unter denen keine Krankheit beobachtet wurde. Bei der Aufnahme in die Klinik Lichtheim’s fand sich fol- gender Status: Hals- und Nackenmusculatur bretthart geschwollen, hochgradige Abmagerung, Husten mit spärlichem, schleimigem, nur sehr wenig eiterigem Auswurf. Temp. 38 — 39° mit abendlichen Steigerungen, über den Lungenspitzen vorn und hinten gedämpfter Percussionsschall, in den Fossae supraspinatae leicht bronchiales Exspirium und spärliche Rasselgeräusche. Trotz dem Mangel an Tuberkelbacillen wurde die Diagnose auf primäre Lungentuberculose gestellt. Das Fieber steigerte sich, der Lungenbefund blieb konstant. Mitte Juli nahm die Schwellung in der Mitte des linken Sterno- cleido-mastoideus zu, es trat Röthung, Fluctuation ein, am 22. Juli wurde der Abscess eröffnet und im Eiter Actinomyces makro- und mikroskopisch nachgewiesen; nun wurden auch in dem bis dahin nur auf Tuberkelbacillen untersuchten Sputum Actinomyces nach- gewiesen. Am 10. Oktober, 8 Monate nach Beginn der Erkrankung, starb Pat. Die Sektion bestätigte die Diagnose der Aktinomykose. 392 Aktinomykose. — Bakterien des Blutes und des Nasenrachenraumes. Es fand sich in der linken Lungenspitze eine Eiterhöhle, aus der sich ein dicklicher, gelber, ziemlich viele Actinomyceskörner ent- haltender Eiter ergoss. Ebenso rechts, nur ist die Eitermenge geringer. Die Bronchialdrüsen normal. Das mikroskopische Bild der erkrankten Lungenpartieen stimmte ganz mit dem von Moos- brugger beschriebenen überein. Der exquisit chronische Process in den Lungen, das Fehlen einer Eintrittspforte für den Pilz in der Mundhöhle und im Oesophagus machen die Annahme einer primären Lungenspitzenaktinomkyose wahrscheinlich. Das Fieber dürfte in diesem Falle nicht auf die Lungenerkrankung, sondern auf die starke Eiterung in den Geweben des Halses und Rückens zurück- zuführen sein. Ueber den Infektionsmodus ist nichts bekannt. Aller Wahrscheinlichkeit nach muss der Pilz auf Getreidearten, besonders der Gerste, in der Natur Vorkommen und von da auf dem Wege der Aspiration oder der Nahrungsaufnahme sowohl in den Thierkörper als auch in den Menschen gelangen. — Die schönsten und brauchbarsten Bilder erhielt Verf. , wenn er die Schnitte mit Gentianaviolett nach Gram oder Gram-Weigert färbte und dann für kurze Zeit in prikrinsäurehaltigen Alkohol brachte; das centrale Fadengewirr war schön blau-violett und die Keulen deutlich hellgelb gefärbt. Wenn man den Schnitt vorher noch in Ammoniak-, Pikro- oder Borax-Karmin färbt, so erzielt man eine 3 fache Färbung, indem die Eiterkörperchen oder das Gewebe dann roth erscheinen. Sclinirer (Wien). Cnrtze, R., Die Aktinomykose und ihre Bekämpfung. (Deutsche Medizinalzeitung. 1889. No. 50, 51 und 52.) Verf. gibt, ohne selbständige Beiträge zur Kenntniss der Ak- tinomykose zu erbringen, eine sorgfältig ausgearbeitete und über- sichtliche Zusammenstellung der bisherigen, dieser Erkrankung ge- widmeten Untersuchungen. Die ätiologische, pathologische, patho- logisch-anatomische und prophylaktisch-therapeutische Seite des Processes finden die ihnen gebührende Beachtung. Dem Aufsatze ist eine Uebersicht über die wichtigsten bisherigen Publika- tionen über die Aktinomykose beigegeben. Dittrich (Prag). Rohrer, Fritz, Zur Morphologie der Bakterien des Blutes und des Nasenrachenraumes. Zürich (F. Loh- bauer) 1889. Man möchte nicht glauben, dass es in diesem Jahrzehnt, in welchem die Koch’schen Untersuchungsmethoden ein allgemeines und unbestrittenes Bürgerrecht erworben haben, noch Forscher gibt, die so wenig von dem Nutzen und Unentbehrlichkeit derselben bei bakteriologischen Forschungen überzeugt sind, wie dies die oben angeführte Arbeit Dr. Rohrer’s beweist. Der Verf. hat sich vor- genommen, eine „Monographie über die Morphologie der Bakterien des Ohres und des Nasenrachenraumes“ zu schreiben, und obwohl er schon im Voraus überzeugt sein müsste, dass es in diesen Körpergegenden schon unter normalen Verhältnissen genug Arten gibt, begnügt er sich mit mikroskopischer Untersuchung der da^ Echinococcus. 393 selbst befindlichen pathologischen Sekrete, mit Strichkulturen auf verschiedenen Nährböden ohne eine Differenzirung der Vorgefundenen Arten durch Plattenkulturen vorzunehmen, da er, wie er sagt, „nur die morphologischen Formen feststellen wollte und für diesen Zweck die Herstellung von Plattenkulturen zur Gewinnung von Reinkulturen, ohne den Vorwurf der Inkorrektheit der Resultate zu riskiren, unterlassen kann“. In dieser Hinsicht befindet sich der Verf. in grossem Irrthum, welcher natürlich nicht ohne Folgen für den Werth der Arbeit bleiben konnte, und wenn man von den in extenso angegebenen Krankheitsgeschichten absieht, kann man ruhig sagen, dass mit solch einer Arbeit höchstens der lithographischen Anstalt gedient sein kann. Beim Durchlesen der Arbeit gewinnt man die Ueberzeugung, dass dem Verf. die Principien der Bakteriologie und die Litteratnr des Gegenstandes fremd sein müssen, und die fünf farbigen Tafeln geben alles, nur nicht die getreue Reproduktion des Gesehenen. Mit Beschreibung einer Strichkultur auf Agar oder Gelatine und mit Angabe des Geruches der Kultur ist doch Niemandem gedient; der Verf. hat es unterlassen, durch Herstellung von Reinkulturen die einzelnen Pilze zu isoliren und auf ihre Be- ziehungen zu den Affektionen zu prüfen, auch lässt die Beschreibung der Strichkulturen fast an jeder Stelle berechtigten Zweifel auf- kommen, ob es sich, trotz der Versicherung des Verf.’s, wirklich um Reinkulturen gehandelt hat. Karlinski (Stolac). Lebedew und Andrew, Verimpfung von Echinococcus- blasen vom Menschen auf Kaninchen. (Wratsch. 1889. No. 12.) [Russisch.] Obgleich Küchenmeister und in neuerer Zeit Pöan die Möglichkeit zulassen, dass freigewordene Echinococcustochterblasen sich vergrössern und durch Theilung vermehren können, so konnten Verff. doch in der Litteratur diesbezügliche Angaben nicht auf- finden, und versuchten deshalb die Frage experimentell zu lösen. 3 Kaninchen wurden Echinococcustochterblasen, die aus der Leiche einer Frau stammten, eingeimpft, und nach 3 bis 5 Monaten wurden die Thiere getödtet. Bei der Sektion zeigte sich, dass die Blasen sich vergrössert, incapsulirt und innerhalb der Kapsel durch Theilung vermehrt hatten. Verff. versprechen nach Voll- endung der Arbeit weitere Mittheilungen zu machen. Besser (St. Petersburg). ßasinussen, A. F., En själden Aarsag til Ikterus. (Ho- spitals - Tidende. 1889. p. 277 — 81 u. 302 — 9.) Kjöbenhavn 1889. Eine 34 jährige Wittwe, vielleicht Isländerin, welche seit zwei Jahren an Cardialgie und Erbrechen gelitten hatte, kam am 7. April 1888 zur Behandlung im Frederiks-Hospital. Es war in den letzten 8 Tagen Ikterus entstanden, welcher allmählich zunahm, und die Schmerzen wurden sehr heftig. Nachdem sie am 11. April einen fünfmonatlichen Fötus geboren hatte, starb sie am folgenden Tage und man erwartete bei der Sektion den Ductus choledochus von vi. Bd. 27 394 Helminthen. einem Gallenstein obturirt zu finden. Es war aber dem nicht so. Der Ductus choledochus war bei seiner Mündung wie von einem Pfropfen von einer zusammengerollten, etwa 6 cm langen, weissen Membran verstopft, welche sich theilweise in das Duodenum hinein erstreckte. Von den stark erweiterten, mit Galle angefüllten Gallen- gängen führte einer in eine Höhle von der Grösse eines kleinen Apfels. Dieselbe befand sich im rechten Leberlappen nahe der Oberfläche und enthielt ausser jauchiger Flüssigkeit eine dünnere Membran, von welcher sich auch einige Fetzen in den Gallengän- gen vorfanden. Neben dem zur Höhle führenden Gallengange fand sich ein stark erweiterter Pfortaderzweig, welcher einen an die Wand adhäsirenden, in der Mitte im Zerfall begriffenen Thrombus enthielt. Es fanden sich in der Leber noch mehrere kleinere ent- zündliche Herde, und die vordere Fläche der Leber war theils mit dem Zwerchfell verwachsen, theils von frischem, fibrinösem Ex- sudate bedeckt. Die erwähnten weissen Membranen zeigten genau die Struktur einer Echinococcusblase, und es fanden sich ausserdem Tochterblasen mit deutlichen Scolices. H. Krabbe (Kopenhagen). Monticelli, Fr. S., Elenco degli Elminti raccolti dal Capitano G.Chiercha durante il viaggio di circum- navigazione della R. corvetta „Vettor Pisani“. (Bollet- tino della Societä di Naturalisti in Napoli. Anno III. 1889. Fase. 1. pg. 67—71.) Während der Erdumsegelung der Corvette „Vettor Pisani“ sind von Chiercha folgende Helminthen gesammelt worden: 1) Bothriocephalus palumbi n. sp. aus dem Magen einer Trigla (Chile). 2) Bothriocephalus rugosus Rud. im Magen einer Motella (Val- paraiso). 3) Tetratothriorhynchus tenuicollis Dies. Magen einer grossen Raja (Chile). 4) Ligula reptans Dies, im Darme eines Landvogels, der auf der Fahrt zwischen den Philippinen- und Marianen-Inseln an Bord gekommen war. 5) Distomum veliporum Crepl. im Magen einer grossen Raja ( Chile). 6) Echinorhynchus Chierchae n. sp. im Magen eines grossen Knochenfisches (Golf von Panama). 7) Ascaris Simplex Rud. im Magen von Delphinus sp. (bei Pa- tagonien). 8) Ascaris neglecta Leidy im Magen einer Doras (Philippinen — Marianen). 9) Ascaris compar Sehr, im Magen eines Huhnes (Philippinen). 10) Ascaris capsularia Rud. im Maule eines Merluccius (Chile). 11) Agamonema sp. im Magen von Motella sp. (Valparaiso). 12) Echinocephalus striatus n. sp. im Magen von Scyllium (Peru). M. Braun (Rostock). Bothriocephalus. — Strongylus. 395 Monticelli, Fr. Sav., Osservazioni sul Bothriocephalus micro ceph alu s Rud. Nota preliminare. 8°. 3 pg. Napoli 1888. Der im Darm von Osthagoriscus mola lebende Bothriocephalus microcephalus ist, wie Wagener 1851 bereits meldete, durch den Besitz von Häkchen am Kopfe charakterisirt. Dieselben stehen in einer kuppelartigen Vertiefung und erinnern in ihrer Gestalt an die Tänienhaken ; doch sind sie nicht alle gleich gross ; die grösseren bilden einen doppelten Kranz am Rande der Kuppel, die kleineren theils Reihen, theils gruppiren sie sich zu zwei Dreiecken, welche längs den beiden Rändern der Sauggruben stehen. Die Anwesenheit der Haken bedingt eine charakteristische Vertheilung der Musculatur im Kopf, welche, wenn auch in sehr primitiver Art, an diejenige bei den Tänien erinnert. Das Nerven- und Exkretionssystem weicht nicht von dem anderer Bothriocephalen ab; dagegen sind die Genitalpori randständig und unregelmässig alternirend. Va- gina und Penis münden in ein Antrum genitale aus; zahlreiche Hoden liegen in der Mitte der Proglottis zu den Seiten des an- fangs cylindrischen und geraden Uterus, der erst mit der Anhäu- fung der Eier varicös wird und mit einer am Vorderrand der Pro- glottis gelegenen, flächenständigen Mündung endet. Die einzelnen Mündungen liegen seltener ganz median, sondern näher bald dem einen, bald dem anderen Rande, während die Dotterstöcke die je- desmalige entgegengesetzte Seite einnehmen und kaum bis in die andere Seite sich erstrecken. M. Braun (Rostock). Moniez, R., Sur un strongle de la paroi stomacale des lievres et des lapins de garenne. (Revue biologique du Nord de la France. I. 1889. No. 9. pg. 351 — 354.) Aus Hasen und Kaninchen kennt man bis jetzt folgende Stron- gyli: 1) commutatus (Lunge und Bronchien), 2) retortaeformis und 3) strigosus (frei im Darm); eine vierte von Linsto w x) neuerdings als Str. Blasii beschriebene Art soll nach Railliet1 2) identisch mit Str. strigosus sein. Moniez3) entdeckte schon vor Jahren unter der Mucosa des Magens bei Hasen und gehegten Kaninchen einen Nematoden, den er anfangs für Spiroptera ansah; das Auffinden von geschlechtsreifen Thieren, speziell der Männchen, zeigte jedoch die Zugehörigkeit der Art (leporum) zu Strongylus. M. versichert, dass der Parasit nur unter der Mucosa des Magens vorkommt und nicht mit dem Darmlumen in Verbindung steht, hinzufügend, dass auch andere Arten des Genus Strongylus die gleiche Lebensweise hätten, doch wisse man bei ihnen leider nicht, ob eine Verbindung mit dem Darme existirt, ob der Parasit geschlechtsreif sei oder nicht und ob er etwa frei im Darme auch lebe. M. Braun (Rostock). 1) cf. d. Centralbl. Bd. III. 1888. pg. 117. 2) Sur l’identit^ du Strongylus Blasii Linst, et du Str. strigosus Duj. (Bull. Soc. zoolog. P. XII. 1888. pg. 210.) 3) Un spiroptfere d’espece nouvelle. (Bull, scient. dep. du Nord. Ser. II. T. III. 1880. pg. 447.) 27* 396 Untersuchungsmethoden, Schutzimpfung, Entwicklungshemmung etc. Sonsino, P., Studi e notizie elmintologiche (Sep.-Abdr. aus den Proc.-verb. della Societä toscana di scienze naturali, 12 maggio 1889). 8°. 14 pg. Die vorliegende Arbeit behandelt zuerst Pliysalopteracesti- cillata n. sp. aus dem Magen von Megalotis cerdo Skg. (zu den Caniden gehörig), ferner Heterakis crassispiculum n. sp. aus dem Coecum desselben Hundes und endlich Echinorhynchus pachyacanthus von demselben Wirthe. Im Schakal (Canis aureus) fand Sonsino Spiroptera sanguinolenta Rud., Echinorhynchus pachyacanthus, Taenia marginata, Ascaris mystax und Bothrioce- phalus (Ligula) Mansoni Cobb. Der letztere Fund bietet beson- deres Interesse: bekanntlich ist Ligula Mansoni Cobb. eine Bothrio- cephalenlarve resp. Finne, welche Manson vor wenigen Jahren in Pleura und Peritoneum bei einem Chinesen gefunden hat; 1888 hat Isao Ijima1) 8 weitere Fälle aus Japan beschrieben, von denen 3 aus der Urethra austraten, 3 aus dem Bindegewebe der Orbita extrahirt wurden, 1 bei einer Leiche im Bindegewebe der linken Inguinalgegend gefunden wurde und der letzte aus einem Abscess am Schenkel stammte. Sonsino fand einmal unter der Haut bei einem Schakal Aegyptens einen Parasiten, der sicher nicht geschlechtsreif ist, 15 cm lang ist und zu Bothriocephalus gehört ; er steht nicht an, ihn sogar für identisch mit der Cob- b o 1 d ’ sehen Art zu halten — die Identität ist jedoch fraglich. Des Weiteren berichtet S. über Dracunculus medinensis L., den er einem in Aegypten geborenen Jagdhunde extrahirte. Endlich wird Trichosoma longispiculum n. sp. aus Python mo- lurus beschrieben. M. Braun (Rostock). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Foureur, A., Etüde sur la'culture des microorganismes anaörobies. (Thöse). 8°. 73 p. avec 25 fig. Paris (Doin) 1889. Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Lisicyn, Uebertragung von Pferderotz auf Katzen. (Wratsch. 1888. No. 51.) [Russisch.] Verf., der mit den diagnostischen Impfungen an jungen Hunden, Meerschweinchen und Kaninchen wenig zufrieden ist, theils weil die Thiere oft schwer zu beschaffen sind und auf Rotz wenig rea- 1) Some new cases of the occurence of Bothriocephalus liguloides Leuc. (Journ. of the College of Science of Imper.Univers. Japan. Vol. II. 1888. pg. 2). Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 397 giren, empfiehlt, von nun an stets Katzen zu benutzen, da die- selben nach seinen Erfahrungen für Rotz sehr empfänglich sind, ein kurzes Incubationsstadium haben und ein charakteristisches Krankheitsbild aufweisen. Nach einer Iucubationszeit, die nie mehr als drei Tage dauert, tritt an der Injektionsstelle eine deutliche Anschwellung auf, die nach 5 — 7 Tagen zu einem offenen Ge- schwür wird, an welches sich bald metastatische Herde in Gelen- ken und inneren Organen anschliessen. Die Thiere gingen in spä- testens 2 Wochen zu Grunde. Die Krankheit Hess sich leicht von Katze auf Katze übertragen und gab jedesmal Kulturen von Rotz- bacillen. Besser (St. Petersburg). Gold, J., Ein Fall von Heilung des Rotzes mittelst mercurieller Behandlung (Inunktionskur) nebst einigen praktischen Bemerkungen über den Rotz und dessen Prophylaxe. (Berliner klinische Wochenschrift. 1889. No. 30.) Gold beobachtete einen Fall, in welchem in der Haut der Ex- tremitäten multiple umschriebene, theils fluktuirende, theils härtere Knoten bis zu Taubeneigrösse aufgetreten waren, welche von vorn- herein den Verdacht auf eine Rotzinfektion aufkommen Hessen. Die Ueberimpfung des Eiters auf ein Meerschweinchen, sowie die vom Eiter dieses Thieres angelegten Kulturen Hessen in der That erkennen, dass die ursprüngliche Vermuthung richtig gewesen war, indem es gelang, die charakteristischen Rotzbacillen nachzuweisen. Dagegen waren in den ursprünglich vom menschlichen Eiter ange- legten Kulturen nur Mikrokokken, aber keine Rotzbacillen aufge- gangen. Durch 3 Monate hindurch systematisch vorgenommene Einrei- bungen von 4 gr Unguentum cinereum pro die waren von gün- stigstem Erfolge begleitet, und fordert Verf. deshalb zu weiteren Versuchen mit dieser Behandlungsmethode in analogen Fällen auf. Dittrich (Prag). Bab^s et Lepp, Rechorches sur lavaccination antirabique. (Annales de l’Institut Pasteur. 1889. No. 7. S. 384.) Aus den Schlusssätzen sei folgendes hier angeführt: Die an Hunden und Kaninchen ausgeführten Versuche bestätigen die Wirk- samkeit und Unschädlichkeit der P a steur’schen Behandlungs- weise, namentlich mit den neueren Modifikationen (Impfung mit 6 — 8 tägigem Mark), während andere Abschwächungsverfahren des Virus (Erwärmung und Verdünnung) kein konstantes Resultat geben, unter Umständen sogar gefährlich sind. Die Versuche zeigen kaum, dass man mit Substanzen schutzimpfen kann, die an der Grenze der pathogenen Wirksamkeit stehen und die bei meningealer In- oculation nur vorübergehendes Fieber, aber nie den Tod der Ver- suchsthiere bewirken. Filtrirtes oder auf 100°, oder längere Zeit auf 80° erwärmtes, oder endlich mit Alkohol extrahirtes WTuthgift bewirkt weder die Wuthkrankheit noch Immunität. Büchner (München). 398 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. Avila Fernandez, J. y de Pena, J., Caso clinico de hidro- fobia rabiosa seguido de curacion por el uso de la pita en el hospital general de Ecija. (El Siglo medico. 1889. August 11.) Ein 8 jähriger Betteljunge aus Ecija (Prov. Sevilla) wurde am 18. Febr. d. J. auf einem benachbarten Gehöft von einem Hunde in den Nacken gebissen. Das Thier schien gesund zu sein; aber am folgenden Tage wollte es weder fressen noch saufen, fing an um sich beissen, ging mit scheuem Blick und entzündeten Augen umher, und da diese verdächtigen Erscheinungen die Leute beun- ruhigten, schlugen sie den Hund am 21. Febr. todt. Am 5. März sahen die Leute zufällig den Vater des gebissenen Knaben und er- zählten ihm den Vorfall. Vater und Sohn stellten sich am folgenden Tage im städtischen allgemeinen Krankenhause vor, wo die Verff. ausser zwei kleinen Narben im Nacken durchaus nichts Abnormes an dem Knaben entdecken konnten und erklärten, dass da nichts weiter zu machen wäre, als höchstens das ortsübliche Vorbeuge- mittel der Quecksilbereinreibungen zu versuchen, in die sie selbst gar kein Vertrauen setzten. Den Jungen zu Pasteur oder Ferräu zu schicken, waren einestheils keine Mittel vorhanden und andererseits war ja auch keineswegs festgestellt, dass der Hund wirklich toll war. Der Knabe blieb zur Behandlung und Beobachtung im Krankenhause und wurde erst am 17. April entlassen, da sich keinerlei verdächtige Erscheinungen eingestellt hatten. Am 14. Juli kommen Vater und Sohn wieder ins Krankenhaus und ersterer berichtet, dass mit dem Knaben seit 8 Tagen eine grosse Veränderung vorgegangen, dass er ihm nicht gehorchen wolle, mit allen Kameraden Streit anfange, immer aufgeregt und schrecksam sei, wenig schlafe (die vergangene Nacht gar nicht), keinen Appetit habe und nur mit Anstrengung und Widerwillen etwas hinunterwürge. Bei der Untersuchung beobachteten die Verff., dass der Knabe sich furchtsam an den Vater anschmiegte, über nichts klagte, die Zunge nicht zeigen wollte, einen schwachen, etwas frequenten, aber nicht fieberhaften Puls hatte und das bleiche Gesicht grosse Angst ausdrückte. Der Knabe wurde im Kranken- hause behalten und Kalium bromatum mit Chloralhydrat ver- schrieben. Trotzdem entwickelten sich alle Erscheinungen der Tollwuth so unzweifelhaft und mit solcher Heftigkeit, dass am 17. der tödtliche Ausgang als nahe bevorstehend angesehen wurde, da der Kranke schon seit 72 Stunden weder gegessen noch getrunken hatte und gebunden werden musste, um ihn zu verhindern, seine Umgebung anzufallen und sich die Einspritzungen von Chloral- hydrat und Eserinsulfat sowie die Chloroforminhalationen gefallen zu lassen. Am Abend desselben Tages erzählte Jemand den Verff., er habe in einer Zeitung gelesen, wie ein Wasserscheuer der in einem Wuthanfalle in einen Agavezaun gefallen war, in die saftigen Blätter gebissen hatte und da er im Zerkauen derselben Erleich- terung fand, damit fortgefahren und schliesslich gesund geworden sei. Obschon nun solche Zeitungsnachricht nicht die geringste Glaub- Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 399 Würdigkeit beanspruchen konnte, führte doch der Umstand, dass sich in der Nähe des Krankenhauses ein solcher Agavezaun befand, auf den Gedanken, den Fall zu einer Beobachtung zu benutzen, und so wurde denn beim Morgenbesuch am 18. Juli dem Kranken, der beim Anblick von Speise und Trank tobend wurde, ein Stück Agave hingehalten. Zum grössten Erstaunen aller Anwesenden biss er hinein und ohne es recht zu kauen, verschluckte er es gierig und streckte dabei die Hand nach mehr aus ; man reichte ihm und mit wahrer Hast führte er es zum Munde, kaute und ver- schlang alles. Nun wurde alle Arznei ausgesetzt und nur Agave herbei- geschafft, die man dem Knaben zur freien Verfügung überliess. Schon beim Abendbesuch wurde Nachlass der Heftigkeit der Nerven- anfälle konstatirt, obschon die Häufigkeit dieselbe war; ebenso am folgenden Tage, während dessen der Kranke unaufhörlich Agave kaute und mit dem Saft verschluckte. Am 20. Juli ist die Ver- änderung auffallend; der Speichelfluss hat fast ganz aufgehört, die Bläschen zu Seiten des Zungenbändchens sind weniger geschwollen ; die Ausleerungen noch unwillkürlich, aber der Kranke hat zwei Stunden ruhig geschlafen, antwortet jedoch nicht, sondern kaut fortwährend Agave, verschluckt aber nur noch den Saft und speit das übrige aus. Die Nacht auf den 21. wird fast ganz schlafend zugebracht und am Tage fängt der Knabe an, Nahrung zu sich zu nehmen ; am 22. ist er vollständig bei Bewusstsein, ver- langt aber immer noch Agave, am 25. nur zweimal und endlich am 26. Juli erklärt er, er wolle keine Agave mehr, sie sei zu bitter und verursache ihm Brennen im Munde. Da auch keine andern krankhaften Erscheinungen mehr vorhanden sind, wird der Knabe als vollständig geheilt entlassen. Da die Pita (Agave americana) überall leicht zu beschaffen ist, so bietet die Nachprüfung des Mittels vorkomraenden Falles keine Schwierigkeit dar. Sentinon (Barcelona). Tchistovitch, N., Des phenomenes de phagocytose dans les poumons. [Travail du laboratoire de M. Metschnikoff, ä PInstitut Pasteur.] (Annales de Plnstitut Pasteur. 1889. No. 7. S. 337.) In einer historischen Einleitung werden die deutschen Arbeiten über Durchtritt von Infektionserregern durch die Lungenoberfläche angeführt. Aus denselben ergebe sich die Unrichtigkeit von Flügge’s Annahme der Unpassirbarkeit der Lunge. Unklar aber sei, weshalb die einen Infektionserreger hindurch zu treten im Stande sind, andere nicht. Die Ursache dieser Differenz suchte Verf. auf Vorschlag und unter Leitung Metschnikoff’s durch seine Experimente zu erforschen. Bei Kaninchen wurden in gleicher Weise drei Versuchsreihen ausgeführt, die erste mit der rasch tödtlich wirkenden Hühner- cholera, die zweite mit dem langsamer tödtenden Milzbrand, die dritte mit dem noch weniger gefährlichen Schweinerothlauf. Die betreffende Kultur wurde durch ein eingebranntes Loch intratracheal 400 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. injicirt, nachdem die Trachea 1 — 3 Tage vorher blossgelegt worden war und Zeit gehabt hatte, sich mit einer trockenen Kruste zu bedecken. Bei Injektion von 3 — 4 Tropfen Hühnercholerakultur er- lagen die Kaninchen nach 24 — 27 Stunden. Das Blut enthielt stets eine grosse Menge von Bacillen, die Lungen boten makroskopisch und mikroskopisch die Erscheinungen der Pneumonie, die Alveolen waren mehr oder weniger erfüllt mit zelligem Exsudat. Die Bacillen fanden sich theils in den Alveolen, theils in den Gelassen, in ersteren aber in sehr verschiedener Menge, theils sehr reichlich, theils fehlten sie ganz. Ueberall aber zeigten sich die Hühner- cholerabacillen, obwohl dicht um die Peripherie der Makrophagen gelagert, frei und nicht in Zellen eingeschlossen. Nur ganz ver- einzelt konnten unzweifelhafte Einschlüsse nachgewiesen werden. Bei Milzbrand wurden zwei Versuche ausgeführt mit Injek- tion von milzbrandigem Meerschweinchenblut in die Trachea. Die Kaninchen erlagen nach 2 — 2| Tagen an Milzbrandallgemeininfektion, zeigten aber auch in den Lungen ausgebreitete pneumonische Herde. Mikroskopisch fanden sich im Gefässsystem reichlich normale Bacillen, entsprechend der Allgemeininfektion, im Lungensaft des einen Thieres aber ausser den normal sich färbenden Stäbchen eine grosse Menge von solchen, die sich weniger gut oder gar nicht färbten. In den Schnitten enthielten die Alveolen sehr wenig Bacillen und auch diese wenigen waren eingeschlossen in Makrophagen und zeigten Degenerationszustände verschiedenen Grades. Ein Theil war so zerfallen, dass nur die Anordnung der Körner und die Existenz von Zwischenstufen den Schluss gestattete, diese Körner als Reste von Bacillen aufzufassen. [Stimmt vollkommen mit den von Ref. gemeinschaftlich mit Schickhardt erhaltenen, summa- risch in dem Vortrag „Immunität und Immunisirung“ publicirten Ergebnissen sowie mit den vorhandenen Schnittpräparaten überein.] Die Entstehung der Allgemeininfektion in diesen Fällen glaubt Verf. mit grösserer Wahrscheinlichkeit durch Infektion von der Halswunde aus erklären zu sollen. Mit Schweinerothlauf wurden 9 Kaninchen intratracheal inficirt. Hiervon blieben drei am Leben, drei wurden 2 — 4 Tage, eines 4 Stunden nach der Injektion getödtet. Mit Ausnahme des letzteren zeigten alle pneumonische Befunde. In zwei von diesen Fällen fanden sich aber mikroskopisch gar keine Schweinerothlauf- bacillen. Sogar bei dem nach 4 Stunden getödteten Thiere waren sie nur vereinzelt anzutreffen, und auch diese wenigen waren bereits von Makrophagen aufgenommen. Bei dem nach 3 Tagen getödtetem Thiere waren die entzündlichen Erscheinungen besonders stark, die Alveolen überfüllt mit Zellen von allen Formen, von Lymphocyten bis zu grossen epithelioi'den Makrophagen und Riesenzellen. Die Zahl der letzteren war beträchtlich, und es fanden sich alle Ueber- gänge zwischen ihnen und den Lymphocyten. Einige von den Makrophagen und Riesenzellen erhielten Schweinerothlaufbacillen. Verf. schliesst : Die Einbringung der Rothlaufbacillen in die Lunge erregt entzündliche Veränderungen, die Alveolen füllen sich Schutzimpfung, künstl, Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 40 1 mit zelligen Elementen, welche riesige Dimensionen annehmen, und welche die eingeführten Bacillen auffressen und vernichten. Haupt- sächlich sind dies die grossen Makrophagen, die häufig Staub ent- halten und mit den Staubzellen identisch sind. Vom Ursprung dieser Zellen handelt ein weiteres Kapitel. Nach einer historischen Uebersicht des bisherigen Standes der Kenntnisse werden zunächst Versuche an der Schwimmblase von Fischen mitgetheilt, deren Epithel vom embryologischen Gesichts- punkte aus dem Lungenepithel entspricht. Injektion von Karmin ergab Freibleiben der oberflächlichen Epithellagen, aber in den tieferen Schichten fanden sich Karminkörner, theils frei, theils in Wanderzellen. Ebenso fand bei Einführung von Karminsuspension in die Froschlunge keine Aufnahme durch die Epithelien statt. Zu Versuchen an Warmblütern diente die Lunge des neuge- borenen Meerschweinchens (1 — 24 Stunden und 6 Tage nach der Geburt). Die Alveolen enthalten hier noch keinerlei Leukocyten, und das Epithel zeigt sich, bei Behandlung mit Silbernitrat, zusammengesetzt aus dünnen , polygonalen „Plaques“ ohne Kerne und von verschiedener Grösse. Die kleinen kernhaltigen, vou Elenz, Eberth u. A. beschriebenen Epithelien, die sich zwischeu den kernlosen Plaques findeu sollen, waren hier nur in sehr geringer Zahl zu seheu. Einathmung von Kohlenruss (für 2 Stunden) ergab nun, dass nirgends die in die Alveolen eingedrungene Kolile von den Epithelzellen aufgenommen wurde, wohl aber zeigten sich schon 14 Stunden nach der Einathmung Phagocyten, theils mit mehr- fachem, theils mit einfachem grossen Kern, voll beladen mit Russ. Ferner fand sich in den Lungengefässen eine beträchtliche Menge von Leukocyten und Makrophagen, ganz übereinstimmend mit deu in den Alveolen und Lymphspalten angetroffenen Zellen. Weitere analoge Versuche bestätigten diese Befunde. Anfangs sind die in die Alveolen eingedrungenen einkernigen Leukocyten noch klein, später erscheinen grosse, protoplasmareiche, zur Abplattung neigende Zellen. Das Epithel reagirte in keiner Weise gegen den aufgelagertcn Russ, nirgends zeigten sich Proliferationserscheinungen. Den YVider- spruch mit den Angaben von Arnold, demzufolge bei Russ- inhalationen von vornherein epithelioi'de Zellen erscheinen , erklärt Verf. durch die längere Einathmungsdauer in A r n o 1 d ’s Versuchen (Minimum: 4 Tage), da schon nach 2 Tagen die aus den Gefässen ausgewanderten Lymphocyten nnd die kleineren Makrophagen sich zu grossen epithelio'fden Zellen umgewandelt haben. Bei Injektion von Karminaufschwemmung in die Jugularis konnten in der That karminhaltige Makrophagen in den Alveolen aufgefunden werden, die man nach ihrem Aussehen leicht für desquamirtes Epithel hätte halten können. Verf. schliesst: Weder die Epithelien der Schwimmblase der Fische, noch jene der Froschlungen oder der Alveolen neuge- borener Meerschweinchen besitzen phagocytäre Eigenschaften. Auch die Leukocyten werden erst fähig zur Aufnahme von Mikroorganis- men, wenn sie eine gewisse Grösse erreicht haben, in einem ge- wissen Entwickelungsstadium. Die Lymphocyten und kleineren 402 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. Makrophagen im Blute besitzen diese Fähigkeit noch nicht, und es scheint, dass im Lungengewebe besonders günstige Bedingungen zu ihrer Weiterentwickelung gegeben sind. Erst dann werden sie zu mächtigen Gegnern der Rothlaufbacillen, des Staphylococcus pyog. aureus und selbst des Milzbrandbacillus. Die Frage, warum die Hühnercholerabacillen bei intratrachealer Injektion die Thiere regelmässig tödteten , erklärt Verf. selbstver- ständlich im Sinne der Phagocytentheorie daraus, weil hier eine Aufnahme der Infektionserreger und eine Vernichtung durch die Zellen nicht erfolgt. Büchner (München). Schilling, Zur Keuch h uste nbehan dl un g. (Deutsche med. Wocheuschr. 1889. No. 29.) Philippi , Zur Behandlung der akuten Pneumonie. (Ebenda.) Von der Ueberzeugung ausgehend, dass der Keuchhusten als eine Infektionskrankheit auzusehen sei , hält der Verf. der ersten Arbeit eine Desinfektion der Luftwege in dieser Krankheit für an- gezeigt, und räth bei der Auswahl der einschlägigen Mittel zur Anwendung des Chloroforms, dessen antiseptische Wirkung durch Salkowsky nachgewiesen worden ist (Deutsche med. Wochen- schrift. 1888. No. 16). Der Verf. selbst stützt sich zur Rechtferti- gung seiner Vorschläge auf 62 eigene Beobachtungen, in denen er das Chloroform auf eine von ihm erdachte und im Original nach- zulesende Art einathmen liess. Ob die günstigen Erfolge, welche unter dieser Behandlung eintraten, thatsächlich der desinficirenden Wirkung des Chloroforms zuzuschreiben sind, muss noch dahinge- stellt bleiben, da der Verf. Untersuchungen in dieser Hinsicht nicht angestellt hat. Gleichfalls vom Chloroform hat der Verf. des zweiten Aufsatzes auch in einem Falle von Pneumonie günstige Wirkung gesehen. Hier scheinen indessen die Chloroforminhalationen nur als Reiz- mittel gewirkt zu haben, indem sie einen in gefährlichem Collaps befindlichen Kranken zu tiefen und ausgiebigen Inspirationen ver- anlassten. K übler (Berlin). Förster, J., Ueber Kreolin. (Münchener medicinische Wochen- schrift. 1889. No. 26.) Förster untersuchte den Einfluss des Kreolins der M a ät- sch appy voor chemische Industrie in Amsterdam auf Bakterien im Vergleiche zum Pears on’schen Kreolin. Er kam dabei zu dem Schlüsse, dass das Kreolin für die Praxis wich- tige desinficirende Eigenschaften besitzt und dass das von der Amsterdamer Fabrik producirte Kreolin dem Pears on’schen Kreolin als Desinfektionsmittel gleichsteht. Di ttr ich (Prag). Elfte Denkschrift, betreffend die Bekämpfung der Reblauskrankheit 1888/89. Herausgegeben vom Reichs- kanzleramt. 15 Seiten, 16 Anlagen und 2 Uebersichtskarten. Die elfte Denkschrift handelt zuerst von den allgemeinen Mass- Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 40$ nahmen, welche auf die Organisation der Reblausbekäm- pfung im Deutschen Reiche Bezug haben, sodann von den Fort- schritten, die die Reblauskrankheit im Gebiete des Deutschen Reiches gemacht hat und von dem Stande derselben im Ausland. Die An- lagen enthalten Bekanntmachungen, Verfügungen, ein Verzeichniss der mit der Untersuchung von Gewächsen bei der Grenzabfertigung betrauten Sachverständigen, Nachweisung der den Bundesregie- rungen bis zum Schlüsse des Etatsjahres 1887/88 resp. 1888 er- wachsenen Kosten (2127 179,34 Mk.), nähere Angaben über die 1888 neu aufgefundenen Reblausherde, Generalberichte der Auf- sichtskommissarien mit einem Anhang über die Anwendung von Kaliumsulphokarbonat zur Desinfektion. Die Fortschritte, welche die Reblauskrankheit im Jahre 1888 gemacht hat, sind im Vergleich zu denen des Vorjahres gering- fügige. Die neu aufgefundenen Herde stehen an Zahl und Aus- dehnung hinter den älteren Herden erheblich zurück, sie liegen fast durchgängig in kleineren Gruppen vereinigt innerhalb der alten Infektionsgebiete, deren Zahl eine immerhin beschränkte geblieben ist. In der preussischen Rheinprovinz kamen in den Gemarkungen Lohrsdorf, Heimersheim, Westum und Sinzig 18 neue Herde mit 221 kranken Stöcken, in den Gemarkungen Ockenfels, Leubsdorf, Honnef, Linzhausen und Linz 28 neue Herde mit 246 kranken Reben hinzu. Die Untersuchungen haben es wahrscheinlich ge- macht, dass die ersten Infektionen des Ahrthaies ihren Ursprung von dem durch amerikanische Reben verseuchten Ockenfelser Herde genommen haben. In der Provinz Hessen-Nassau ergab sich in Wiesbaden vereinzelt eine neue Infektion, sonst kamen nur Herde geringer Ausdehnung, im Ganzen 12 mit 69 kranken Stöcken hinzu. In der Provinz Sachsen sind in den im Vorjahre aufgefundenen Infektionsgebieten der Kreise Querfurt und Naumburg die Ver- nichtungsarbeiten ebenso wie in der Gemarkung Kaulsdorf des Kreises Ziegenrück vorgenonommen worden , in den beiden ersten Kreisen kamen 89 neue Herde zu den (49) bekannten hinzu. Im Königreich Sachsen sind in den Gemarkungen Ober- lössnitz 9, Niederlössnitz 17, Lindenau 2 neue Herde mit zusammen 396 Rebstöcken, in Würtemberg in der Markung Stuttgart 1, der Markung Neckarweihingen (Oberamt Ludwigsburg) 33 neue Herde aufgedeckt worden. In den Reichslanden sind nur ganz vereinzelte, wenig ausgedehnte neue Herde in den älteren Infektions- gebieten Lutterbach und Hegenheim im Bezirk Obereisass und Valleires St. Julien (Bezirk Lothringen) zu Tage getreten. Im Allgemeinen liegen in Deutschland die Verhältnisse so, dass eine baldige gänzliche Ausrottung des Schädlings zu er- hoffen ist. In Frankreich zeigte sich 1886 die Reblaus zum ersten Male in den Arrondissements von Baugö und Segr6 (Maine-et-Loire), Tonnerre (Yonne), Clamecy (Nievre), Langres (Haute Marne) und Sartene (Corse). Als frei gelten nur noch die Departements Mcurthe-et-Moselle, Meuse, Vosges, Haute-Saone, Marne, Aisne, Aube , Eure-et-Loire und Satte. Gleichwohl besitzt Frankreich 404 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. gegenwärtig noch 1 944150 ha ertragsfähiges Weinland. Die Kultur der amerikanischen Reben hat sich weiter ausgedehnt und im All- gemeinen günstige Erfolge gebracht, doch konnte man für einzelne (legenden, namentlich für den Kalk- und Mergelboden der Charantes, bisher keine geeignete amerikanische Rebsorte auffinden. Prof. V i al a , welcher deshalb seitens der Regierung nach Amerika gesandt wurde, bezeichnet Vitis Berlandieri, V. cinerea, V. cordifolia als für Kalk- und Mergelböden geeignete Propfunterlagen. — In Algier wurde die Reblaus an der tunesischen Grenze zu La Calle in weit vorgeschrittener Ausbreitung vorgefunden. In Spanien sind 10 Provinzen von der Reblaus heimgesucht: Gerona, Barce- lona, Almeria, Malaga, Granada, Cordova, Orense, Pontevedra, Zauiora, Salamanca. Namentlich die Provinzen Malaga und Gra- nada leiden unter dem rapiden Rückgang der Weinproduktion. Es waren 1888 80000 ha Rebland zerstört. — In Portugal hat die Seuche etwa die Hälfte des gesammten Weinlandes, 134 000 ha er- griffen. — In der Schweiz betrug der Schaden 1887 im Kanton Zürich (492 Infektionsherde) 71000 Franken, im Kanton Neuen- burg (609 neu inficirte Punkte) 43 000 Franken , im Kanton Genf (im Ganzen 111 inficirte Stellen) 48905,60 Franken, im Kanton Wadt 11814,41 Franken. In Italien trat die Reblaus 1887 in 38 Gemeinden zum ersten Male auf, im Ganzen waren 152 Gemeinden mit 85000 ha Wein- baufläche als verseucht bekannt. Die Kosten beliefen sich 1887/88 auf 720 160 Lire. In Oesterreich wurde bis Ende des Jahres 1887 das Vor- handensein der Reblaus amtlich festgestellt in Niederösterreich in 38 Ortsgemeinden (19113 ha), in Steiermark iu 26 Ortsgenieinden (10 240 ha), in Krain in 13 Ortsgemeinden (9407 ha), in Istrien in 12 Ortsgemeinden. In Ungarn 810 Gemeinden (76102 ha, wovon 31 978 ha bereits völlig zerstört sind). Sowohl in Italien wie in Oesterreich wird seitens der Regierung die Kultur amerikanischer Reben sehr gefördert. In Russland hat 1887 die Reblaus im Odessaer Bezirk an Terrain gewonnen, am gefährlichsten erscheint sie in Bessarabien um Kischinew. In der Krim breitet sie sich beständig weiter nach Osten aus. In Kleinasien wurde die Reblaus im Frühjahr 1888 in der Umgegend von Smyrna gefunden. In Argentinien erwies sich 1888 die Provinz Buenos Aires verseucht und in Australien wurde 1888 in der Kolonie Neu-Süd-Wales bei Sevenhills ein Reblausherd entdeckt. In der Kolonie Victoria belaufen sich bis Ende 1887 die Unkosten auf 29 916 £. Ludwig (Greiz). Lebedew, A. J., und Andreew, N. J., Ueber Verpflanzung von Echinococcus- blasen vom Menschen auf Kaninchen. (Wratsch. 1889. No. 29. p. 633 635.) [Russisch.] Wehr, Weitere Mittheilungen über die positiven Ergebnisse der Carcinom-Ueber- impfungen von Hund auf Huud. (Aren. f. kliu. Chir. Bd. XXXIX. 1889. Heft 1, p 226-228.) Neue Litteratur 405 Wecks, J. E., The relative germicidal value of the so-called antiseptics. (Med. Record. 1889. Vol. II. No. 5. p. 113-116.) Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. Akthub Wübzburg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Fränkel, C., und Pfeiffer, R., Mikrophotographischer Atlas der Bakterienkunde. 4. 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Hofr. Prof. Dr. Lenctart m Professor Br. LoeSIer in Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. TXhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. VI. Band. — Jena, den 28. September 1889. -0- No. 15. -Hi Zu Preis beziehen für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände, durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkunde “ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direkt an den Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Zur Anlage bakteriologischer Museen. (Aus dem bakteriologischen Laboratorium der Dr. B reh m e r ’schen Heilanstalt zu Görbersdorf.) Von Dr. E. Czaplewski. Nicht Jeder dürfte über die Ausrüstung und vor allem über die nicht geringe Kunstfertigkeit gebieten, die zur Ausführung der Kräl’schen Konservirungsmethoden erforderlich sind. Gar mancher Bakteriologe hegt aber gleichwohl den Wunsch, eine oder die andere besonders schöne Kultur vor dem Verderben durch Austrocknen zu schützen. Dieses Postulat ist annähernd vollkommen ohne er- hebliche Mühe und Kosten zu erreichen, wenn man sich eines vi. Bd. 28 410 Czaplewski, Zur Anlage bakteriologischer Museen. Verfahrens bedient, das ich jetzt schon über 1| Jahre mit Erfolg anwende. Gewöhnliche Ileagirglaskulturen, die am besten noch nicht auf der Akme ihrer Entwickelung stehen, stelle ich senkrecht auf, nachdem ich den Wattepfropf bis 2 — 3 mm unterhalb der Mündung hineingestossen habe, und giesse geschmolzenes hartes Paraffin auf. Es entweichen aus dem Wattepfropf reichliche Luftblasen, und bald ist die erste aufgegossene Portion aufgesaugt. Man giesse nach, bis zuletzt die Flüssigkeit gleichmässig bis zum Rande stehen bleibt. An der kälteren Glaswand erstarrt das Paraffin zuerst. Dabei sinkt die Oberfläche, die sich mit einer immer dicker werden- den Haut bedeckt, ein. Diese trichterförmige Einziehung muss von Neuem durch Nachgiessen ausgefüllt werden. Um die Oberfläche glatt zu haben, drückt man dieselbe entweder, solange sie noch nicht ganz starr ist, auf eine glatte Metallfläche fest auf, oder man tropft Paraffin im Ueberschuss auf und schneidet das Ueber- stehende nach dem Erkalten mit dem Messer ab. In den Pfropf hinein dringt das Paraffin nur bis zu einer gewissen Tiefe desselben ; nie hat es bei meinen Versuchen denselben vollkommen durchtränkt. Die Kulturen halten sich bei dieser Behandlungsart theilweise meist unverändert. Am besten eignen sich dazu Kulturen auf Agar, Kar- toffeln (nach Günther) und besonders auf schräg erstarrtem S o y k a - sehen Reisbrei (nach Stroschein); Gelatine nur für nicht ver- flüssigende. An verflüssigenden Gelatinekulturen werden charakte- ristische Verflüssigungserscheinungen, wie Trichterbildung, verwischt. Ausser dem konservatorischen gewährt dieser Verschlussmodus aber noch ein biologisches Interesse, insofern er, da er eine unvoll- kommene Anaerobiose erzeugt, auch zu Kulturzwecken benutzt wer- den kann. Da man auf diese Art behandelte Kulturen ohne Schaden in einen Thermostaten von 37 — 39° bringen kann, wobei das Paraffin höchstens erweicht — ein Nachtheil, dem man durch Zusammen- drücken abhilft — so lässt sich der Paraffinverschluss auch bei der Kultur der Tuberkelbacillen verwerthen. Man kann sich dadurch die Gummikappen sparen. Wünscht man einen ähnlichen Verschluss für noch höhere Temperaturen, so kann man dem Paraffin Stearin- säure zusetzen. Doch sind solche Kompositionen spröder und wohl auch nicht so indifferent, wie der reine Paraffin. Auch Plattenkulturen habe ich auf ähnliche Weise konservirt. Zu Platten verwende ich ausschliesslich die Petri’schen Doppel- schälchen. Man lege dieselben umgedreht auf den Tisch, so dass der Boden des unteren Schälchens nach oben sieht, und giesse, während man die Schalen fest gegen einander presst, den Zwischen- raum zwischen der unteren und dem übergreifenden Rand der oberen Schale mit flüssigem Paraffin aus. Dasselbe erkaltet an dem Glase sehr leicht, zumal wenn die Schälchen vorher abgekühlt wurden. Wenn der Rand des unteren Schälchens sorgfältig abgeschliffen ist, dringt das Paraffin bei einiger Aufmerksamkeit in den Innen- raum nicht ein. Am besten eignen sich zu dieser Behandlungsweise Agarplatten ; Gelatineplatten nur für nicht verflüssigende Kolonieen. Um mit Paraffinverschluss versehene Reagensgläser zu öffnen, verfahre ich folgendermassen : Nachdem ich einen kleinen Kork- Hefe und Schimmelpilze. 411 zieher (wie man ihn zu Parfümfläschchen hat) in den Paraffinpfropf hineingedreht, halte ich den Hals des Reagensglases vorsichtig rotirend in die Flamme, worauf sich der Pfropf wie ein gewöhn- licher Kork leicht entfernen lässt. Ein abermaliger Verschluss erfolgt ganz nach der oben beschriebenen Weise. Görbersdorf, im August 1889. Laurent, E., Re eher che s sur la valeur compar6e des nitrates et des sels ammoniacaux comme aliment de la levure debiere et de quelques autres plante s. (Annales de l’Institut Pasteur. 1889. No. 7. S. 362.) Zu den Versuchen diente Bierhefe, dann einige gewöhnliche Schimmelarten und einige Gefässpflanzen. Bei den Versuchen mit rein kultivirter Bierhefe wurden zu einer Lösung von 50 g Rohr- zucker, 0,75 g Kaliumphosphat und 0,1 g Magnesiumsulfat im Liter in 5 verschiedenen Proben äquivalente Mengen von Ammon- Sulfat und -Phosphat, Kalium- und Natrium-Nitrat und Kaliumni- trit zugesetzt, so berechnet, dass jeweils pro Liter die Stickstoff- menge 1 g betrug. Je 50 ccm dieser Lösungen kamen in £ Liter- kolben, wurden sterilisirt, dann mit Hefe besät und bei 12 — 15° aufbewahrt. Ein 6. Kolben ohne Zusatz einer Stickstoffverbindung diente zur Kontrole. Nach 2\ Monaten betrug die Menge der abfiltrirten und ge- waschenen Hefe: bei Ammonphosphat 0,174 g „ Ammonsulfat 0,110 „ „ Natriumnitrat 0,0174 „ „ Kaliumnitrat 0,011 „ „ Kaliumnitrit 0,000 „ „ Kontrole 0,009 „ Die Ammonsalze wirken somit wesentlich besser nährend, als die Nitrate. Die Nitrate werden gar nicht assimilirt, sie scheinen sogar giftig zu wirken. Angesichts der letzteren Erscheinung fragt es sich, ob die re- lativ ungünstige Wirkung der Nitrate gegenüber den Ammonsalzen vielleicht auf einem Reduktionsvermögen der Hefe beruhen könnte. In der That weist Verf. durch eine Versuchsreihe mit verschiedenen Hefearten nach, dass bei sehr ungenügendem Luftzutritt deutliche Reduktion von Nitraten erfolgt. Ausserdem aber ist für die even- tuelle Giftwirkung von Nitritverbindungen auch die chemische Re- aktion der Lösung zu berücksichtigen. Verf. zeigt, dass bei Vor- handensein freier Säure, welche die salpetrige Säure aus den Sal- zen frei zu machen vermag, die schädliche Wirkung der Nitritver- bindungen wesentlich erhöht wird. In der Brauereipraxis weiss man, dass die Mehrzahl der Nitrat-hal- tigen Wässer der Bierbereitung schädlich sind, namentlich wenn sie aus oberflächlichen Brunnen kommen. Die Hefe degenerirt rasch und die Biere sind nicht haltbar. Wahrscheinlich sind es auch hier nicht die Nitrate, welche schaden, sondern die Nitrite, 28* 412 Hefe und Schimmelpilze. die fast überall gleichzeitig Vorkommen, namentlich in oberfläch- lichen Wasserbezugsquellen. Mit Schimmelpilzen wurden im ganzen schwankende Re- sultate erhalten. Bei Cladosporium herbarum hat Verf. schon frü- her nachgewiesen, dass die entwickelte Form die Nitrate bevor- zugt, während die Sprosszustände (Dematium) leichter die Ammon- salze assimilireu. Alternaria tenuis dagegen und Aspergillus glau- cus ernährten sich reichlicher von Nitraten, während Botrytis ci- nerea und Aspergillus niger in den Lösungen der Ammonsalze besser gediehen. Von einigen Schimmelpilzen: Cladosporium her- barum und seinen polymorphen Zuständen, Penicillium glaucum, Alternaria tenuis uud Mucor racemosus wurde die Fähigkeit der Reduktion von Nitraten zu Nitriten erwiesen. Die Versuche mit höheren Pflanzen wurden mit ganz reinem Sand ausgeführt, dem die betreifenden Nährlösungen zugesetzt wurden. Es ergab sich, dass die höheren Pflanzen sicher im Stande sind, Ammoniaksalze zu assimiliren, aber für die praktische Land- wirtschaft haben die Nitrate höhere Bedeutung, weil ihr Einfluss regelmässiger und deutlicher zu Tage tritt. Im Ganzen lässt sich sagen: die Ammonverbindungen sind besser nährend, als die Nitrate für Bakterien und Sprosspilze und für einige Schimmelpilze, während die höheren Pflanzen die Nitrate bevorzugen. Letzteres hält Verf. lediglich für eine Anpassungs- erscheinung, herrührend von dem Zusammenleben der höheren Pflanzen mit den Mikroorganismen des Bodens. An und für sich könnte ja die Ernährung durch Nitrate nicht günstiger, nur ungün- stiger wirken. Aber die höheren Pflanzen sind an diese weniger günstigen Bedingungen so angewöhnt, dass sie dieselben nunmehr bevorzugen. (Zur Richtigstellung des historischen Sachverhalts verdient er- wähnt zu werden, dass bereits Naegeli in seinen Untersuchungen über die „Ernährung der niederen Pilze durch Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen“ den ernährenden Werth von Ammoniak und Salpetersäure vergleichend geprüft hat. Er gelangte zu dem Schlüsse, dass während die Schimmelpilze und die Spaltpilze die Salpetersäure assimiliren können, die Srosspilze wohl durch Am- moniak, aber nicht durch Salpetersäure ernährt werden. Die Re- sultate bei der Kultur der Schimmelpilze bezeichnet Naegeli als schwankend, während für die Bakterien ein weitaus höherer Nähr- werth des Ammoniaks nachgewiesen wurde. Die Ergebnisse waren somit wesentlich übereinstimmend mit den von Laurent er- haltenen)1). B u ebner (München). Duclaux, E., Sur la Conservation des levures. (Annales de l’Institut Pasteur. 1889. No. 7. S. 375.) Die Beobachtungen wurden angestellt an Ballons, die aus den Jahren 1873 und 1874 von den Untersuchungen Pasteur’s über 1) Untersuchungen über niedere Pilze aus dem pflanzenphysiologischen Institut zu München. 1882. R. Oldenbourg. S. 4. Hefe. — Passirbarkeit der Lungen für die Bakterien. 413 das Bier herrührten. Diese Ballons besassen zwei Hälse, der eine gerade und mit Glasstöpsel verschlossen, der andere fein ausge- zogen, schwanenhalsartig gekrümmt und offen. Hier konnte Luft eindringen, aber die Verdunstung hatte in 15 — 16 Jahren das Ni- veau der Flüssigkeit nur um einige Millimeter erniedrigt. Der In- halt der Ballons bestand nicht aus Bier, wie bei einem früher vom Verf. mitgetheilten Falle, wo sich die Hefe im Biere 9 Jahre le- bend erhalten hatte, sondern in einer 10 procentigen Zuckerlösung mit 1 — 2 Tausendstel Weinsäure. Pasteur hatte die Hefe in diese Flüssigkeit übertragen, um sie von den beigemengten Bak- terien, welche allmählich darin zu Grunde gehen, zu reinigen. Die erneute Aussaat dieser 15—17 Jahre alten Hefeproben in neutrale oder sehr schw'ach saure Würze bei 25° ergab unter 26 Fällen 6 mal Tödtung, somit in 23°/0. Die Ursache der Tödtung lag einmal im Eindringen von Penicillium glaucum, dreimal in übermässiger Alkoholansammlung (46,0 — 56,0 ccm pro Liter), zweimal in übergrosser Gesammtsäuremenge (3,36 — 4,50 g pro Liter.) Schliesslich prüfte Verf. die sämmtlichen 20 noch lebenden Hefeproben auf ihre Reinheit und fand, dass sie alle mit Aus- nahme von zwei, die von Brauereihefe stammten, die nicht zu Pasteur’s Experimenten gedient hatte, völlige Reinkulturen ent- hielten. Dieses Resultat benutzt Verf., um gegen die von übereifri- gen Anhängern des Gelatine-Kulturverfahrens erhobene Anschuldi- gung zu protestiren, als habe Pasteur bei seinen Studien über Hefe niemals mit Reinkulturen gearbeitet. Büchner (München). Wysokowicz, Ueber die Passirbarkeit der Lungen für die Bakterien. (Mittheilungen aus Dr. Brehmer’s Heilanstalt in Görbersdorf. S. 297.) Wiesbaden (Bergmann) 1889. Unter Flügge’s Leitung hatte Verf. schon früher über die Passirbarkeit der Lungen für Bakterien Untersuchungen ange- stellt, deren summarisches Resultat in dem 1886 erschienenen Hand- buche Flügge’s „Die Mikroorganismen“ mitgetheilt ist. Hier folgt nun die ausführliche Publikation jener Versuche und die Mit- theilung neuerer, in dem Brehmer’schen Laboratorium zu Görbers- dorf angestellter Experimente. Als Versuchsthiere dienten meistens Kaninchen , theilweise Meerschweinchen und Hunde. Von Bakterien wurden pathogene und nicht-pathogene benutzt. Ein Theil der Versuche ist mit Ein- athmung getrockneten, staubförmigen Materiales, ein anderer mit Zerstäubung auf nassem Wege, die meisten Versuche sind aber mit Injektion in die Trachea ausgeführt. Zu den Versuchen mit trockener Verstäubung wurden (wie dies von Ref. seinerzeit bei seinen Einathmungsversuchen mit Milz- brandsporen geschah) die betreffenden Kulturen — Staphylococcus p. aureus, Typhusbacillus uud sporenbildender Saprophyt A — an Kohlen- oder Talkpulver angetrocknet und letzteres zerrieben. Die 414 Passirbarkeit der Lungen für die Bakterien. Thiere athmeten theils frei, theils in einem Staubapparat 1—4 Standen lang, wurden nach 5 Minuten bis 4 Tagen getödtet und dann Lungen, Bronchialdrüsen und innere Organe mittelst Platten- kultur auf die Anwesenheit der inhalirten Keime geprüft. Zu be- merken ist, dass ein grosser Theil der Kaninchen tracheotomirt war und durch Kanüle athmete. Das Resultat war, dass mit Ausnahme von 3 Fällen unter 18 Versuchen stets die inhalirten Keime in der Lunge durch Kultur nachgewieseu werden konnten. In den inneren Organen fehlten sie (was bei den augewendeten Bakterienarten nur natürlich ist. Ref.). Verf. findet zwar, dass die Zahl der in die Lungen eingedrungenen Keime im Ganzen gering war; dies kann aber recht wohl damit Zusammenhängen, dass der präparirte Bakterienstaub nicht fein genug war. Es erfordert grosse Vorsicht, um aus Agarkulturen und Holzkohle nach dem Austrocknen ein genügend fein stäubendes Pulver herzustellen. Bei einigen Versuchen mit nasser Zerstäubung wurden die gefesselten Thiere dem Strahle eines Spray-Apparates ausgesetzt, der mit einer Aufschwemmung von Bakterienkulturen und physiolo- gischer Kochsalzlösung gefüllt war. Die Resultate, obwohl besser als bei dem vorhergehenden Verfahren, schienen Verf. ebenfalls ungenügend und wurde deshalb zu den Versuchen mit intra- trachealer Injektion übergegangeu , die theils mit einem Katheter, theils mit Pravazspritze ausgeführt wurden. In Injek- tionen dienten theils die bisher benutzten Bakterienarten, theils verschiedene Saprophyten, theils endlich Milzbrandbacillen, und zwar Stäbchen und sporenhaltige Kulturen, auch abgeschwächte Milzbraudbacillen. Die injicirten Mengen betrugen 0,3— 2,0 ccm, und wurden die Thiere, wenn sie nicht spontan erlagen, nach ver- schiedenen Zeiträumen bis zu 7 Tagen getödtet und wie oben untersucht. Das Resultat dieser zahlreichen (51) Versuche war, dass bei sämmtlichen für das Kaninchen nicht -pathogenen Bakterienarten (Staphylococcus aureus ohne Zersetzungsstoffe, Typhusbacillus und sänuntliche Saprophyten) wiederum kein Uebertritt in innere Organe erfolgte. Dagegen fand Passage durch die Lunge statt in allen Versuchen mit genügend virulentem Milzbrandmaterial, wenn die Thiere nicht zu frühzeitig ge- tödtet wurden, wenn also genügend Zeit zum Durchtritt durch die Luugenoberfläche gegeben war. In einem Falle erlag das mit Milzbrand injicirte Thier bereits nach 20 Stunden, in drei anderen nach 36, 38 und 35 Stunden, in anderen Fällen erst nach einigen Tagen; überall fanden sich aber in Milz, Leber, Knochenmark etc. massenhafte Milzbrandbacillen, es war also regelrechte Allgemein- infektion zu Stande gekommen. Dieses positive Resultat ist deshalb sicher auf Lungenpassage zu beziehen, weil die betreffenden Ver- suche ohne Verletzung der Trachea, mit Einführung eines Kathe- ters vom Munde aus in die Trachea angestellt sind, so dass die Möglichkeit einer Entstehung der Allgemeininfektion von der Tracheal- wunde aus hinwegfällt. Passirbarkeit der Lungen für die Bakterien. 415 Wysokowicz ist somit bei seinen neueren Versuchen wesent- lich zu dem gleichen positiven Resultate betreffs Passirbarkeit der Lungenoberfläche gelangt, zu dem Ref. bei seinen Untersuchungen über diese Frage gekommen war. Der Bericht über seine Arbeit könnte hiermit abschliessen , sähe sich Ref. nicht gezwungen , bei dieser Gelegenheit auf eine Reihe polemischer Ausführungen dem Verf. zu antworten. Es handelt sich dabei nicht um das Thatsäch- liche der Versuche, sondern merkwürdigerweise nur um die Formu- lirung und sogar um den richtigen, sprachlichen Ausdruck für das Gefundene. Trotz der neueren positiven Ergebnisse mit Milzbrand liebt es nämlich Verf., auf die negative Seite seiner ResuRate, darauf, dass eine ganze Reihe von Bakterien die intakte Kaninchenlunge nicht zu passiren vermag, das Hauptgewicht zu legen. Es ergibt sich dies aus der ganzen Art seiner Darstellung, sowie aus mehreren seiner Schlusssätze. So hebt Verf. S. 336 hervor: „dass die Bakterien aus den Luftwegen zwar sehr leicht und sehr schnell, sowohl in das Lungengewebe selbst, als auch in die nächsten Lymphdrüsen übergehen können ; dass aber aus intaktem Lungengewebe Bakterien, die darin nicht wachsen und sich nicht vermehren, unter keinen Umständen ins Blut überzugehen vermögen“. Der Nachdruck bei diesem Satze sollte eigentlich auf die Worte „die darin nicht wachsen und sich nicht ver- mehren“ gelegt werden, sonst würde man diesen Satz Angesichts der positiven Resultate mit Milzbrandbacillen gar nicht begreifen. Die letzteren wachsen eben und vermehren sich in der Kaninchen- lunge, wie auch Wysokowicz annimmt, und können deshalb hin- durchkommen. Das Letztere ist aber offenbar für den Hygieniker und Pathologen das Wichtigste, zumal die Akten darüber vielleicht nicht einmal völlig geschlossen sind. Ich begreife daher den Stand- punkt vom Verf. absolut nicht, wenn er immer nur hervorhebt, dass Typhusbacillen, Staphylokokken und Saprophyten durch die intakte Kaninchenlunge nicht hindurchtreten können , den nunmehr gelie- ferten positiven Nachweis des Durchtritts von Milzbrandbacillen und überhaupt von Blutparasiten aber als etwas Selbstverständ- liches bezeichnet, an dem man eigentlich nie habe zweifeln können. Wenigstens früher, bevor meine Untersuchungen über die Lungeninfektion erschienen, scheint Wysokowicz hierüber anderer Meinung gewesen zu sein, wie aus dem summarisch bei Flügge angegebenen Resultat seiner älteren Experimente sich ergibt, wel- ches folgendermassen lautet („Mikroorganismen“ S. 606): „Aus diesen Versuchen , welche demnächst in der Zeitschrift für Hygiene mit- getheilt werden sollen, geht mit aller Bestimmtheit hervor, dass weder Lungen- noch Darmoberfläche irgendwelchen Bakterien den Uebergang ins Blut gestatten, so lange die Schleimhaut intakt ist; liegen kleine Verletzungen der Schleimhaut vor, so gelangen die Bakterien für gewöhnlich auch dann nicht ins Blut, sondern ver- bleiben in den nächstgelegenen Lymphdrüsen.“ Es scheint mir auch beim besten Willen nicht möglich, aus diesem Satze heraus- zulesen, dass eine Reihe anderer, nämlich Milzbrand-, Schweine- 416 Passirbarkeit der Lungen für die Bakterien. rothlauf-, Hübnercholerabacillen „selbstverständlich“ die Lunge passiren könnten, wie Verf. jetzt behauptet; sondern ich glaube, es hat hierzu wirklich erst des Beweises bedurft, den ich durch meine Untersuchungen geliefert habe. Und ich finde es auch ganz be- greiflich , dass Wysokowicz die Dinge damals in jener irrigen Weise darstellte, denn damals hatte er eben noch nicht mit Milzbrandbacillen , überhaupt nicht mit im strengeren Sinne für das Käuflichen pathogenen Bakterien experimentirt, sondern nur mit solchen Bakterienarten, die überhaupt im Kaninchenkörper nicht wachsen und sich nicht vermehren. Auch der Staphylococcus pyog. aureus wächst zwar bei Blutinjektion in der Kaninchenniere, wie Verf. mir gegenüber hervorhebt, aber nur, weil er hier in grösseren Mengen und zugleich mit seinen Zersetzungsprodukten abgelagert wird. Isolirt dagegen und ohne letztere gedeiht er nicht, wie Grawitz gezeigt hat, und speciell in der Lunge geht er, wie sich aus den schönen Untersuchungen von Ribbert und Lähr ergibt, degenerativ zu Grunde. Hieraus erklärt sich jetzt zur Genüge das negative Resultat der älteren Versuche von Wysokowicz; dass alle möglichen Bakterienarten durch die intakte Lungenoberfläche wie durch ein schadhaft gewordenes Filter hindurchpassiren sollten, habe ich wenigstens niemals vorausgesetzt. Von vornherein schien mir der Vorgang ein biologischer zu sein, und wählte ich deshalb bereits 1880 zu meinen Versuchen den Milzbrandbacillus, während Wysokowicz dann mit jenen anderen nicht-pathogenen Bakterien experimentirte, in Folge dessen zu negativen Resultaten kam, und erst neuestens ebenfalls mit Milzbrand Versuche anstellte. Meinerseits glaube ich den wahren Sachverhalt in meinen „Untersuchungen“ völlig richtig wiedergegeben zu haben, wenn ich dort S. 225 als Schlussfolgerung aus meinen Versuchen formulirte : „Der Durchgang von Bakterien durch die intakte Lungenoberfläche ist stets und unter allen Umstän- den ein aktiver Vorgang . . . . ein rein mechanischer Trans- port und Durchtritt findet nicht statt; hierfür sind alle Pforten bei intakter Lungenoberfläche verschlossen, ebensogut für nicht-pathogene Bakterien wie für leblose Stäubchen“. Verf. aber bemängelt, dass ich den Ausdruck „intakte“ Lungenoberfläche für einen „aktiven Vorgang“ angewendet habe, der doch nur bei einer gewissen Läsion denkbar sei, und behauptet, dass ich alle diese Ausdrücke „ganz falsch verstanden“ habe. „Es ist also klar“, sagt Wysokowicz, „dass Büchner mit Unrecht auf Grund der von ihm richtig beobachteten Vorgänge in den Lungen geglaubt hat, dass die Bacillen intakte Lungenoberfläche passiren können, ohne in den Lungen selbst primäre Ansiedlungen zu bewirken.“ In der That, mir ist es gleichgültig, ob Jemand die Dinge in dieser oder jener Weise bezeichnen und definiren will, wenn nur über das Sachverhältniss selbst, wie hier, kein Zweifel besteht. Aber ich hatte in meiner Arbeit bereits bemerkt, dass ich eine Definition der „Intaktheit“ in dem von Wysokowicz ge- wollten Sinne für werthlos halten müsste. Und was die Ansied- lungen in den Lungen betrifft, so fällt meines Erachtens nicht jede Passirbarkeit der Lungen. — Fleisch tuberculöser Rinder. 417 Vermehrung eines Keimes an einer bestimmten Stelle sofort auch unter den Begriff der „Ansiedlung“, die vielmehr einen dauerhaften Zustand, verbunden mit krankhafter Reaktion des Gewebes, wie beim Tuberkel, ausdrücken soll. Ernsthafter ist die Frage: Woher weiss denn Wysokowicz, dass die Milzbrandbacillen durch die Lungenoberfläche hindurch- wachsen? Er schliesst dies aus dem Umstande, dass bei seinen Injektionsversuchen in die Trachea, wenn die Thiere frühzeitig getödtet wurden, keine Milzbrandkeime in inneren Organen ge- funden wurden. Später aber fand er dieselben, und nimmt nun an, dass dies kein mechanischer Transport sei, sondern auf einem Durchwachsen beruhe. Den Nachweis davon oder einen Versuch hierzu suchen wir indes in der Arbeit vergebens. Es heisst dar- über nur (S. 361): „Falls Allgemeininfektion des Versuchstieres eintritt, sind sie ohne Zweifel im Lungengewebe gewuchert, was sich auf Schnitten nachweisen liess, haben die Wände der Capillaren durchwachsen, worauf, nachdem sie so in den Blutstrom gelangt sind, erst die Allgemeininfektion zu Stande kommt.“ Ueber die Schwierigkeit derartiger wirklicher Nachweise scheint Wysokowicz keine genügende Erfahrung zu haben , sonst würde er nicht mit kurzen Worten über die Sache hinweggehen. Ich kann daher nur annehmen, dass die Idee des Durchwachsens aus meinen Unter- suchungen entnommen ist, wo in der That der mikroskopische Nachweis auf Schritt und Tritt, soweit es überhaupt möglich ist, geliefert wurde. Der Mangel sorgfältiger mikroskopischer Untersuchungen bil- det überhaupt den wesentlichsten Vorwurf, den man der Arbeit von Wysokowicz machen muss. Ueber die Injektion von Milz- brandbacillen in die Trachea sind ausser der Arbeit des letzteren Autors gleichzeitig Versuche von mir, gemeinschaftlich mit Schickhardt1) und ferner Tchistovitch unter Leitung von Metschnikoff2) angestellt worden. Während die Resultate von Tchistovitch mit den meinigen im Ganzen und in den mikroskopischen Details vollkommen übereinstimmen, differirt Wysokowicz in seinen allerdings äusserst spärlichen Angaben wesentlich. Er allein konnte nirgends Phagocyten konstatiren, während die Phagocytose gerade bei dieser Versuchsanordnung gar nicht zu übersehen ist. Mehrere andere Punkte in den Ausführungen von Wysoko- wicz würden noch die Kritik herausfordern. Es möge dies jedoch auf eine andere Gelegenheit verspart sein. Büchner (München). Kästner, W., Experimentelle Beiträge zur Infectio- sität des Fleisches tuberculöser Rinder. (Münchener medicinische Wochenschrift. 1889. No. 34 und 35). Bereits seit längerer Zeit suchte man den Einfluss des Ge- 1) „Immunität und Immunisirung“. (Münch, medic. Wochenschr. 1889. No. 2, 3. Vorläufige Mittheilung.) 2) Annales Pasteur. 1889. No. 7. S. 337. 418 Fleisch tuberculöser Kinder. — Pneumonie. nusses von Fleisch und Milch perlsüchtiger Rinder auf den Orga- nismus zu erforschen. Steht es heutzutage fest, dass die ungekochte Milch perlsüch- tiger Binder infectiös sei, so muss andererseits hervorgehoben werden, dass die diesbezüglichen Infektionsversuche mit dem Fleische solcher Rinder bisher zu keinem einheitlichen Resultate geführt haben. Kästner stellte seine Impfversuche zu dem Zwecke an, um zu ermitteln, ob das Muskelfleisch perlsüchtiger Rinder Tuberkel- bacillen oder Sporen enthält und inwiefern der Genuss derartigen Fleisches der Menschheit gefährlich werden kann. Die Versuche wurden in der Weise vorgenommen, dass Meer- schweinchen mit einem aus dem Fleische perlsüchtiger Rinder her- gestellten Fleischinfuse unter strenger Beobachtung aller notwen- digen Vorsichtsmassregeln intraperitoneale Injektionen gemacht wurden. Es stellte sich dabei heraus, dass sämmtliche 16 Versuchs- thiere, denen Fleischinfus von 12 an Perlsucht erkrankten Rin- dern eingespritzt wurde, frei von Tuberculose blieben, woraus Käst- ner den Schluss zieht, dass eine besondere Infektionsgefahr durch Muskelfleisch perlsüchtiger Rinder, wenn die Tuberculose nicht Knoten im Muskelfleische selbst erzeugt hat, was aber nur äusserst selten der Fall ist, im allgemeinen nicht anzunehmen ist. Frisches Muskelfleisch an Perlsucht erkrankter Rinder erachtet Verf. selbst in ungekochtem Zustande für keine Quelle der Tuber- culose beim Menschen. Di tt rieh (Prag). Martinson , J. , Pneumoniemikroben in den parenchy- matösen Organen bei der croupösen Pneumonie. Dissertation der militär-medicinischen Akademie. (Aus dem pathologisch -anatomischen Institute von Prof. Iwanowski zu St. Petersburg. 1888.) [Russisch. J Martinson untersuchte in 15 Fällen von genuiner Pneumonie Lunge, Leber, Milz, Nieren und Lymphdrüsen auf ihren Gehalt an Bakterien, in 4 Fällen wurden überdies Kulturen angelegt. Alle 15 Fälle verliefen letal, 6 derselben wurden mit Pleuritiden und Peritonitiden komplicirt, die Leichen kamen nach 2 mal 24 Stunden zur Sektion. Die Schnitte wurden mit Anilinrubin gefärbt, in leicht mit Essigsäure angesäuertem Wasser (1 Theil Essigsäure auf 2000 Wasser) entfärbt, entwässert und in Cedernöl untersucht. In 13 Fällen fand Verf. ovale Diplokokken, in 2 längere bacilläre Formen. In den Lungen fanden sich diese Mikroorganismen im Gewebe, im Exsudat, in den Blut- und Lymphgefässen wie auch im peribronchialen und peritrachealem Gewebe der erkrankten Partieen reichlich vor, in den Bronchialdrüsen waren dieselben jedoch nur spärlich zu finden. In der Leber, Milz, Niere und Gehirn waren dieselben stets in den Blutgefässen und perivasculären Räumen vorhanden, im Gewebe selbst waren sie nur aus- nahmsweise anzutreffen; letzteres gilt namentlich vom Gehirn, das Verf. 6 mal zu untersuchen Gelegenheit hatte. Verf. hält die von Pneumonie. — Myxosporidienkrankheit der Barben. 419 ihm gefundenen Mikroorganismen für Pneumoniemikroben, unter diesem Kollektivnamen bezeichnet er den Fr ie dlän der’scheu Bacillus und den Fränkel-W eich sei baum’schen Diplococcus. Ob es sich nun wirklich in den 15 Fällen allein um diese beiden Arten gehandelt bat, ist sehr fraglich, da Kulturen, die hier einzig beweisend waren, nur in 4 Fällen angelegt wurden. In diesen 4 Fällen meint Verf. stets den Friedländer’schen Bacillus ge- funden zu haben. Wenn wir auch zugeben wollen, dass Verf. wirklich den Bacillus Friedlaenderi in seinen Fällen gefunden hat, obgleich die Beschreibung desselben eine nicht erschöpfende ist, das charakteristische Aussehen auf der Platte, das Verhalten zu Kauinchen nicht erwähnt ist, so befremdet uns die Polemik, in die sich Verf. gegen Prof. Weichsel bäum auf Grund seiner Befunde einlässt, in hohem Grade. Der Umstand nämlich, dass Verf. den F r ä n k e 1 - W e i c h s e 1 b a u m ’schen Diplococcus nicht gefunden hat, lässt ihn die Vermuthung aussprechen, dass Prof. Weichsel - bäum den Bacillus pneumoniae Friedlaenderi in vielen Fällen für den Diplococcus pneumoniae von Fränkel-Weichselbaum gehalten habe. Wenn wir auch von der Autorität, die Prof. Weichselbaum als gründlicher und geistvoller Forscher geniesst, abstrahiren, so weiss doch schou jeder Anfänger, der die beiden Arten auch nur eiumal gesehen hat, wie grundverschieden dieselben morphologisch und biologisch sind, und dass die beiden Arten mit einander zu verwechseln fast Sache der Unmöglichkeit ist; dass Martinson den Fränkel-Weichselbaum ’schen Diplococcus aber nicht hat finden können, beruht darin, dass er in drei seiner Fälle die Plattenkulturen bei Zimmertemperatur züchtete, bei der der Diplo- coccus Fr.-WVs bekanntlich nicht zum Auskeimen kommt; im vierten Falle wurde die Originalagarstichkultur zwar bei Bruttemperatur gezüchtet, Plattenkulturen aber erst von dieser Stichkultur ange- legt, in diesem Falle konnte offenbar der Diplococcus pneumoniae ebenfalls nicht zum Auskeimen kommen, da er von den Bakterien, die im ursprünglichen Substrate vorhanden waren, mit Sicherheit überwuchert worden ist. Was Wunder also, dass Verf. den Fr.-W. ’schen Diplococcus in keinem Falle hat finden können. Besser (Petersburg). Ludwig, Hub., Ueber die Myxosporidienkrankheit der Barben in der Mosel. 8°. 10 pg. 1 Fig. s. loco et anno (1889). Seit Ende der 70er Jahre hat man in der Mosel eine Krank- heit der Fische, besonders der Barben beobachtet, die sich so gesteigert hat, dass namentlich in den warmen Sommermonaten die im Absterben begriffenen oder bereits todten Fische aus der Mosel und Saar kommend zu Hunderten bei Trier vorübertreiben und einen aashaften Geruch verbreiten. Die befallenen Fische tau- meln an der Oberfläche des Wassers wie solche, die mit Kokkels- körnern vergiftet worden sind; ihr Fleisch ist mitunter strohgelb und zeigt gallertig weiche Beschaffenheit. Aeusserlich kennzeichnet 420 Myxosporidionkrankhoit dor Barbeu. — Hypodorma-Larve im Goliim. sich die Krankheit durch etwa wallnussgrosse Anschwellungen, welche besonders am Bauche und den Seiten des Körpers bald in der Ein-, bald in der Mehrzahl stehen. Diese Geschwülste brechen dann auf und erscheinen als blutig geränderte, tiefe, kraterförmige Geschwüre, in denen eine gelbe, eiterähnliche Masse enthalten ist. Gegenüber der Vermuthung eines Thierarztes, dass Milzbrandba- cillen die Ursache der Erkrankung wären, konstatirte Ludwig, dass man es mit den lange bekannten Myxosporidien oder Fiseh- psorospermien zu thun habe, die Jo h. Müller 1841 entdeckt hatte. Die Schilderung des Baues dieser Parasiten sowie ihrer Sporen bringt nichts Neues. Bei dem Mangel aller Erfahrungen darüber, auf welchem Wege die Infektion der Fische stattfindet, kann zur Zeit von einer direkten Bekämpfung der Myxosporidien- krankheit nicht die Rede sein, doch lassen sich einige Vor- sichtsmassregeln treffen: so erscheint es geboten, die fortwährende neue Infektion des Wassers mit den Sporen, wie sie beim Absterben der befallenen Fische und schon beim Oeffnen der Beulen statt- finden muss, möglichst einzuschränken, indem man die Fischer be- lehrt und dazu anhält, die kranken Fische nicht, wie es jetzt ge- schieht, dem Wasser zurückzugeben, sondern dieselben ausserhalb des Wassers an solchen Orten zu vernichten, von denen eine Ver- schleppung der Krankheitskeime in’s Wasser unmöglich ist; Ver- luste würden den Fischern nicht erwachsen, da die kranken Fische nicht marktfähig sind; sie nehmen beim Kochen einen widerwärtig bitteren Geschmack an. Ferner aber dürfe man annehmen, dass die unseren Gewässern leider in so hohem Masse zugeführten Verunreinigungen die Myxosporidienkrankheit indirekt fördern, in- dem sie einmal den Fisch gegen Infektionen weniger widerstands- fähig machen und vielleicht auch die Entwickelung der jungen My- xosporidien begünstigen. Daraus liesse sich auch erklären, dass die Fische bei Bonn sich von der Myxosporidienkrankheit wieder er- holen, während die in der kleineren Mosel derselben fast durch- weg erliegen, da hier die Verunreinigungen noch zu wenig ver- dünnt sind. Schreiber dieses möchte auf die Verunreinigungen weniger Gewicht legen, da er früher einmal in einem unter flies- sendem Wasser gehaltenen Aquarium beobachtete, dass nach ab- sichtlichem Einsetzen eines mit Hautmyxosporidien besetzten Weiss- fisches in wenigen Wochen die übrigen bis dahin gesunden In- sassen (auch Weissfische) mit den Parasiten wie besät waren, und es ihm ferner bekannt ist, dass Coregonus-Arten aus dem Peipus- und Ladogasee, wo alle Verunreinigungen aus Fabriken, Städten etc. fehlen, nicht selten auch an Myxosporidien leiden. M. Braun (Rostock). Poulsen, M. og Boas, E. V., En Braemselarve i Hjaerncn hos en Hest. (Tidsskrift for Veterinaerer. Anden Raekke. XIX. Kjöbenhavn 1889. p. 73 — 83.) Beschreibt das Vorkommen einer Hypoderma-Larve im Ge- hirne eines Pferdes. Dass die Hypodermenlarven während ihres ersten Stadiums, wo sie bekanntlich frei im subkutanen Bindegewebe Hypoderma-Larve im Gehirn. 421 leben, ohne durch irgend welche Ocffnung in der Haut ihrer Wirthe mit der äusseren Luft in direkter Verbindung zu stehen, im Stande sind, hier sogar längere Wanderungen unter der Haut zu unter- nehmen, darüber wurden in den letzteren Jahren mehrere Mitthei- lungen gemacht. So hat Ref. gezeigt, dass dies gewöhnlich der Fall ist bei den hier in Norwegen relativ häufig vorkommenden Fällen von Hypodermenlarven — wahrscheinlich Hyp. bovis — unter der Haut bei lebenden Menschen 1). Und dass diese Larven während ihrer Wanderungen auch zuweilen aus Versehen tiefer in den Körper eindringen können , davon kennt man ebenfalls schon früher Beispiele sowohl beim Ochsen als beim Pferde. Hin- richsen2) hat wiederholt im Rückenmarkskanal beim Rinde Hypodermenlarven im 1. Stadium gefunden, und im Gehirne des Pferdes sind auch Bremsenlarven früher ein Paar Mal entdeckt worden. Der erste Fall wurde im Jahre 1855 vonBruck- m ü 1 1 e r 3) publicirt ; erfand 2 Gasteroph ilus-Larven — wahr- scheinlich G. nasalis oder veterinus — im Gehirne eines ein- jährigen Fohlens, welches im kranken Zustande in die Veterinär- schule in Wien gebracht war. Der zweite Fall, der fast ganz dem hier vorliegenden entspricht, wurde 1884 von Siedamgrotzky4) beschrieben; bei einem 7jährigen Wallach an der Veterinärschule in Dresden fand er eine Bremsenlarve, die nach der Beschreibung zweifelsohne eine Hypoderma-Larve im 1. Stadium war — wahr- scheinlich dieselbe Art, wie die in diesem Falle gefundene. Nur war die von Siedamgrotzky beobachtete Larve in die Gehirnmasse selbst eingedrungen, während die jetzt in Dänemark gefundene sich in der Gefässhaut aufhielt. Aus Boas’ Be- schreibung und Abbildungen geht deutlich hervor, dass auch diese letztere Larve zweifelsohne eine Hypoderma-Larve im 1. Stadium war, ohne dass sich die Art mit Sicherheit bestimmen lässt; wahrscheinlich dürfte es Hyp. bovis gewesen sein. Sie war 13 mm lang, und die Stelle, wo sie gefunden wurde, war in der Gefässhaut über dem vorderen linken Vierhügel, von dem hintersten Lappen der grossen Hirnhemisphäre gedeckt. Die Anwesenheit der Larve hatte die bei dergleichen Fällen gewöhnlichen krank- haften Symptome beim Pferde (einem 4 jährigen Wallach) hervor- gerufen, indem das Thier sich mit der linken Seite an die Wand drückte und nicht davon weg wollte, immer rechts im Kreise ging und unbändig wurde, sich bäumte und umfiel, wenn es im Kreise links geleitet wurde. W. M. Schöyen (Christiania). 1) „Om Forekomsten af Dipterlarver under Huden hos Mennesker“. (Entom. Tidskrift. Stockholm 1886. p. 171 — 187.) 2) „Ueber einen neuen Parasiten im Rückenmarkskanal des Rindes“. (Archiv 1'. wiss. u. prakt. Thierheilkunde. 1888. p. 219; „Nachtrag“, ibid. p. 459.) 3) „Bremsenlarven im Gehirne eines Fohlen“. (Vierteljahrssehr. f. wiss. Veterinärk. 1885. p. 48.) 4) Bericht über das Veterinärwesen im Königr. Sachsen f. d. J. 1884. Jahrg. 29. p. 15. 422 Milbon beim Menschen als Parasiten. Moniez, R., Parasitisme accidentel sur l’homme du Tyroglyphus farinae. (Comptes rendus de l’Acadömie des Sciences de Paris. Tome CVIII. 1889. p. 1026 ff.) In seinem Buche (Sur les parasites de l’homme. 1889) hatte Verf. gezeigt, dass man gewisse Ausschläge, die den Menschen be- lästigen, mit Unrecht auf Rechnung der Herbst-Grasmilbe (Leptus autumnalis) setze, sondern dass sie von anderen Milben herrühren, so z. B. von dem in Belgien beobachteten Tydeus molestus. Zu- gleich war von ihm erwähnt worden, dass neuerdings in Lille eine in Getreidehaufen lebende Milbe parasitisch am Menschen beobachtet worden sei; er hatte aber damals keine nähere Be- stimmung von dem Thiere geben können. Dies holt er nunmehr nach. Die fragliche Milbe gehört zu Tyroglyphus, und zwar ist es die gemeinste Art: T. (Aleurobius) farinae, die oft an Käse- arten zu finden ist, zuweilen häufiger als die Käsemilbe, T. siro, (mit der sie oft verwechselt wird) selbst. Sie tritt ausserdem nicht selten in den enormsten Mengen an den verschiedensten thie- rischen und pflanzlichen Substanzen auf, besonders wenn sich die- selben zu zersetzen beginnen (an Tabak, Hopfen, Mehl, Heu, Fetten). Bisher ist sie immer als harmlos angesehen worden, doch befällt sie keineswegs so selten den Menschen. Verf. fragt sich nun, unter welchen Bedingungen der Parasitismus solcher absolut frei- lebenden Formen eintritt und wie es komme, dass er so selten konstatirt werde. Den Ausschlag, wie die sich anschliessenden Erscheinungen beobachtete man zu Lille bei der Behandlung von aus Russland importirtem, in dem betreffenden Momente sehr trocke- nem Getreide, das auch nicht eine Spur von Fermentation zeigte und völlig unfähig war, Milben zu ernähren. Diese hatten sich wahrscheinlich vor der Einschiffung in Odessa während des Trans- portes beträchtlich vermehrt. In Folge eingetretener Trockenheit waren sie ausgehungert, und nun gelangten sie bei den verschie- denen Manipulationen, die mit dem Getreide vorgenommen wurden (Schwingen, Umschaufeln), auf den Menschen. Eine Untersuchung ihrer Mundwerkzeuge genügt, sich zu überzeugen, dass sie sehr wohl im Stande sind, die menschliche Haut zu durchbohren, um Flüssig- keit zu saugen. Ausser in Lille hatte man noch in verschiedenen Orten des Departements Ausschläge in Folge von Milben aus rus- sischem Getreide konstatirt. Neben dem Tyroglyphus farinae sind aber auch andere Milben beobachtet worden, die den Menschen befallen und bald im Larven- (Kriptotes monunguiculosus Geber), bald im ausgebildeten Zustande (Pediculoides ventricosus Newport) auf europäischem Getreide leben. Ferner zählt Karpelles an Getreide, dessen Ursprung nicht angegeben wird, einen Tarsonemus intectus auf, und F 1 e m m i n g hat in Koloswar an russischem Ge- treide eine ähnliche Milbe gefunden, die er ebenfalls zu Tarso- nemus stellt. Möglicherweise giebt es auch andere ähnliche Er- scheinungen, die auf Milben zurückzuführen sind. Der Umstand, dass man in Lille den in Insektensammlungen so häufigen Tyro- glyphus entomophagus in Safran fand, lässt vermuthen, dass die Ausschlagserscheinungen, die als Vanillismus und als Krätze der Rübennematoden. 423 Spezereihändler bekannt sind, den gleichen Ursprung haben und vielleicht ebenfalls durch den Tyroglyphus farinae oder auch durch den Carpoglyphus passularum Robin oder eine andere Milbe her- vorgerufen werden. 0. E. R. Zimmermann (Chemnitz). Strubeil, Ad., Untersuchungen über denBau und die Ent- wickelung desRübennematoden, Heterodera Schach- tii Schmidt. (Bibliotheca zoologica. Originalabhandlungen aus dem Gesammtgebiete der Zoologie, hrsg. von R. Leuckart u. C. Chun. Heft 2.) 4°. 50 pg. 2 Taf. Cassel (Th. Fischer) 1888. Auch diese ausgezeichnete Arbeit ist, wie die von Heckert über Leucochloridiura, aus dem Leuckart’schen Laboratorium hervorgegangen ; sie stellt sich zur Aufgabe, den Bau und die Ent- wickelung des Rübennematoden zu erforschen, eine Aufgabe, der sie nach jeder Richtung gerecht wird. Der fragliche Wurm hat in den letzten Decennien durch den grossen Schaden, den er der Rübenkultur und damit auch der ge- sammten Zuckerindustrie zufügt, die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Er gehört in die Familie der Anguillulidae und ist der Gattung Tylenchus am nächsten verwandt. Bereits im Lar- venstadium bohrt er sich mit einem beträchtlich ausgebildeten Stachel in die Wurzelfasern der Rüben ein, wandert im Parenchym umher, kommt dann schliesslich zur Ruhe und erreicht mit einer namentlich beim Männchen eigenthümlich verlaufenden Metamor- phose die Geschlechtsreife. In Folge des gewöhnlich massen- haften Eindringens des Wurmes und der lebhaften Wanderungen im Parenchym der Wurzelfasern wird das Gewebe derselben zerstört, auch so viel Saft entzogen, dass die Pflanze kränkelt: die Blätter verlieren ihren Turgor, sie vergilben und sterben ganz ab oder er- grünen später wieder ; die Rübe selbst zeigt nur ein sehr geringes Wachsthum oder schrumpft ein, auch nimmt der Zuckergehalt ab — Erscheinungen, die man anfangs auf eine Erschöpfung des Bo- dens an Nährstoffen zurückführen wollte, bis 1859 H. Schacht kleine weisse Pünktchen von der Grösse eines Stecknadelkopfes an den Wurzclfasern entdeckte, die schliesslich als eigenthümlich gestaltete, trächtige Nematoden erkannt wurden. Später fand derselbe Autor auch die zugehörigen Männchen. Erst nach 10 Jahren erfolgten weitere Mittheilungen von A. Schmidt, der dem Parasiten auch den Namen gab, während in neuester Zeit besonders J. Kühn die Lebensgeschichte des Para- siten, jedoch mehr von praktischen Gesichtspunkten aus, studirte und besonders durch die Empfehlung der sogenannten Fangpflanzen praktischen Erfolg erzielte. A. Organisation des Männchens: In seinem Bau weicht dasselbe nicht wesentlich von den übrigen Nematoden ab; es ist 0,8 mm bis höchstens 1 mm lang und cylindrisch; am vor- deren Ende sitzt eine durch eine Ringfurche abgegrenzte calotten- förmige Erhebung auf, während der Schwanz in einen kurzen, ha- kenförmig nach der Bauchseite gekrümmten, zapfenförmigen Fort- satz ausläuft. Die deutlich geringelte Cuticula ist vollkommen 424 Rübennematoden. durchsichtig und weist drei Schichten auf, von denen die mittlere radiär angeordnete zarte Streifen erkennen lässt. Ein Theil der- selben ist die calottenförmige Erhebung am Kopfende, die soge- nannte Kopfkappe, welche trotz ihres komplicirten Baues doch wohl als eine Umbildung der Lippen zu betrachten ist. Die Kopfkappe erweist sich im Querschnitt als kreisförmig und zeigt von oben gesehen eine Sternfigur, deren 6 Strahlen radiär gegen die centrale Mundöffnung gerichtet sind; mit den divergirenden Enden erreichen die Strahlen nicht die Aussenwand der Kappe. Die Sternfigur wird, wie die Seitenansicht lehrt, von einem System von 6 La- mellen bedingt, welche gegen die centrale Mundwand einspringen und mit dieser verwachsen. Ueber diese gelblichbraunen und starren Lamellen zieht die Cuticula wie ein Mantel hinweg ; man darf wohl diese Kappe als einen Bohrapparat betrachten, der dem Thiere die Fortbewegung in der Erde erleichtert und gleichzeitig das Kopf- ende schützt; übrigens fehlen besondere Muskeln zur Bewegung der Kappe, dieselbe ist starr mit dem Kopfende verwachsen und wird durch die Körpermuskeln zugleich mit diesen bewegt. Subcuticula, Median- und Seitenlinien, sowie die Muscu- latur bieten kaum etwas Bemerkenswerthes dar; die Muskelele- mente sind flache, mehr spindelförmige als rhombische Zellen, welche in jedem Muskelfelde zu 5 in einer Höhe liegen. Vom Nervensystem konnte nur der blasse, 0,006 mm breite Schlundring erkannt werden. Zwischen Körper- und Darmwand bleibt eine schmale Lei- be s h ö h 1 e übrig, die in ihrem vorderen Theile oft von einer Menge dunkler, stark glänzender, bräunlicher Kügelchen er- füllt ist. Einige Besonderheiten weist der D arm k anal auf: die Mund- öffnung liegt wie gewöhnlich terminal und führt in die in der Achse der Kopfkappe liegende Mundhöhle, die unmittelbar hinter der- selben sich bimförmig erweitert. In die Mundhöhle ragt ein 0,03 mm langer, kräftiger und biegsamer Stachel hinein, der an der Basis drei knopfförmige Verdickungen trägt und, wie der Ver- such mit Saugenlassen einer Farbstofflösung zeigt, hohl ist. Seine Bewegungen, die durch 6 Paar Muskeln regulirt werden, sind nicht rotirende, wie die eines Bohrers, sondern einfach vorstossende und geschehen ruckweise, daher man den Stachel wohl mehr für ein Stechinstrument halten muss. Gewissen Tylenchus-Arten kommen entsprechende Bildungen zu. — Der nun folgende Oesophagus zer- fällt selbst in drei Abtheilungen: der vordere, längere Theil ist schmal, von einem engen Lumen durchzogen und nimmt eine kurze, kolbige Drüse auf; sein Verlauf ist gewunden und seine Wandung sicher nicht musculös. Dagegen zeigt der zweite Ab- schnitt, der kuglige Kolben, deutlich fibrilläre Struktur und einen aus drei zahnartigen Vorsprüngen bestehenden Chitinapparat, der klappende Bewegungen macht. Die Wandung des den Uebergang zum Mitteldarm vermittelnden dritten Abschnittes des Oesophagus entbehrt wieder der Muskeln, ist protoplasmatisch und führt 2 — 3—5 grosse Zellkerne, die regellos liegen. Rübennematoden. 425 Der lange Mitteldarm ist cylindrisch, verläuft gerade und wird, wie der ganze Oesophagus, von einer dünnen, hellen Membran um- geben ; nach innen von dieser stehen in einschichtiger Lage ziem- lich hohe, polyedrische Zellen, die an ihrer freien, nach dem Lu- men sehenden Fläche ebenfalls mit einer Cuticula bedeckt sind. Die Mitteldarrazellen enthalten stets neben dem Kerne grobe und glänzende braune Körnchen, deren Natur zweifelhaft bleibt. Der Enddarm ist, wie gewöhnlich, sehr kurz und verläuft schräg ventral, um sich mit dem Endtheil des männlichen Genital- apparates zu einer gemeinsamen Kloake zu vereinigen. Ausser vom Darm wird die Leibeshöhle noch vom männlichen Geschlechtsapparat durchzogen; derselbe beginnt etw7a in der Körpermitte mit dem blinden Ende des laugen, gerade nach hinten verlaufenden Hodens, der in einen kurzen, mit Längsmus- keln versehenen Ausführungsgang übergeht. Dieser verbindet sich mit dem Enddarm zur Kloake. Zum Geschlechtsapparat gehören noch die beiden gleichgestalteten und gleich langen (0,033 mm), gekrümmten Spicula, welche durch je 2 Muskelpaare bewegt werden. B. Organisation des Weibchens: Die Gestalt der Weib- chen kann man mit der einer Citrone vergleichen, deren beide Pole etwas ausgezogen sind. Der eine dieser Fortsätze, der scharf abgesetzt ist und die Form eines Flaschenhalses besitzt, trägt in seiner Spitze einen deutlichen Stachel, ist also das Kopfende , der andere Fortsatz ist etwas kürzerund weniger deutlich abgeschnürt; er erscheint wie eine zapfenartige Hervorragung des oval aufge- triebenen Körpers und trägt an seinem Ende einen Spalt, die Vulva. Die Hauptmasse des Leibes ist übrigens kein regelmässiges Ovoid, die eine den Porus excretorius tragende und damit sich als Bauch- seite zu erkennen gebende Fläche ist weniger stark gekrümmt als die entgegengesetzte; in der Nähe der Vulva, aber auf der Dorsalfläche liegt der After in Folge einer später zu besprechenden Dislocation. Die Grösse der Weibchen schwankt zwischen 0,8 — 1,3 mm, die Breite zwischen 0,6— 0,9 mm; ihre Farbe ist gelb- lich-weiss. Die Cuticula des Weibchens ist dicker, als die des Männ- chens, nicht geringelt, aber mit feinen Vorsprüngen und Höcker- chen besetzt; drei Schichten lassen sich auch hier erkennen. Die Subcuticularschicht bleibt sehr dünn und bildet auch nur rudimen- täre Seitenlinien, während Medianlinien ganz fehlen. Je nach dem Alter erscheint der Hautmuskelschlauch sehr verschieden ausgebildet: bei alten Individuen ist er völlig ver- schwunden, in etwas jüngeren kann man da und dort noch einige Muskelfasern sehen, in ihrem ganzen Zusammenhänge aber nur bei erst wenig turgescirenden Weibchen, wenn auch bei diesen schon völlige Bewegungslosigkeit eingetreten ist. Die Zahl der in einer Höhe liegenden Fasern ist verschieden je nach der Stelle, von der der Querschnitt genommen ist. Der Schlundring zeigt dieselben Verhältnisse wie beim Männchen. VI. Bd. 29 426 Kübennematoden. Statt der Kopfkappe findet sich nur ein ringförmiger, die Mundöffnung umgebender Chitinwulst; der in der Mundhöhle liegende Stachel ist etwas kleiner (0,027 mm lang) und schmäch- tiger, auch verjüngt er sich sehr rasch nach seiner Spitze zu und führt drei Längsrinnen, welche nach vorn sich ganz verflachen. Der Oesophagus ist im Ganzen kürzer, als beim Männchen, im Uebrigen aber ebenso zusammengesetzt; dagegen ist der eigent- liche Darm ein Sack von beträchtlicher Weite, der meist so stark ausgedehnt ist, dass der zwischen ihm und der Körperwand lie- gende Genitalschlauch in ihn hineingedrückt ist. Sein Bau ist der- selbe, wie beim Männchen. Der weibliche Geschlechtsapparat wird, wie bei der Mehrzahl der Nematoden, von zwei Schläuchen gebildet, welche kurz vor ihrer Mündung sich zu einem gemeinsamen Endstück vereinigen ; beide Röhren sind gleich gebaut und symmetrisch; sie be- ginnen blind in der Höhe des Exkretionsporus und da sie die Ge- sammtlänge des Weibchens um das Sechs- bis Siebenfache übersteigen, so machen sie Biegungen und Schlängelungen, welche auf dem Darm liegen. Histologisch wie physiologisch lassen sich an jedem Schlauch drei Abschnitte erkennen, Ovarium, Ovidukt und Uterus; zwischen die beiden letzteren schiebt sich noch das Receptaculum seminis ein, während die Uteri in die Vagina münden. Letztere kann durch Muskeln geöffnet und geschlossen werden. Als accesso rische Bildungen treten beim Weibchen auf: 1) Der „Ei er sack“, d. i. eine unregelmässig geformte, farblose, solide und durchsichtige Masse, welche der Vulva anhaftet und mitunter so gross wie das ganze Thier wird ; im Inneren liegen gewöhnlich — jedoch nicht immer — Eier in verschiedenen Ent- wickelungsstadien; bei wenig turgescireuden Weibcheu vermisst man dieses Gebilde durchgehends. In der Substanz dieses Eiersackes kann der Autor nur ein wahrscheinlich aus dem Uterus stammendes Sekret sehen, welches wohl die entleerten Eier vor äusseren, schäd- lichen Einflüssen behüten soll. 2. Das „Kopffutteral“ ist ebenfalls eine gallertartige Masse, welche in Tropfenform das Kopfende des Weibchens oft derart einhüllt, dass nur eine kleine Oeffnung für die Bewegungen des Stachels frei bleibt. Da die Farbe dieser Gallerte der Farbe der Rübe entspricht, in welcher das Weibchen sitzt, so ist es ohne Zweifel, dass das Kopffutteral von der Pflanze herstammt. 3) Die „subkrystallinischeSchicht“ erscheint als ein dün- ner, die Körperoberfläche nicht immer ganz bedeckender Ueberzug einer aus Schüppchen bestehenden Substanz, welche nichts an- deres, als die alte Larvenhaut des Weibchens ist, die in Folge der Bewegungslosigkeit der letzteren nicht abgestreift werden konnte. C. Embryonalentwickelung. Die Eier der Heterodera sind bohnenförmig, 0,08 mm lang, 0,04 mm breit und besitzen eine doppelte Schale — erstens eine von der Eizelle abgeschiedene Dotterhaut und nach aussen von dieser die vom Uterusepithel stammende Eischale. Die ganze Entwickelung verläuft innerhalb Bübennematoden. 427 des mütterlichen Körpers — ausgenommen für jene wenigen Eier, welche im „Eiersacke“ liegen — und zwar Anfangs im Uterus, doch platzt derselbe bald und die Eier gelangen in die Leibes- höhle, wo sie bald an Zahl zunehmen, so dass sie die Eingeweide durch ihre Masse aus der Lage rücken. Darm und Musculatur degeneriren schliesslich und das Thier stirbt, wenn der Genital- apparat sich erschöpft hat, ab — es stellt schliesslich nur noch eine Brutkapsel mit 300 — 350 Eiern resp. Embryonen dar. Diese geringe Anzahl der producirten Brut lässt sich leicht durch die gün- stigen Verhältnisse, unter denen sie lebt, und die relativ grosse Leichtig- keit, andere Pflanzen zur Weiterentwickelung zu finden, erklären. Die Einzelheiten der Embryonalentwickelung sollen hier über- gangen werden; die jungen Embryonen, welche alle Organe für das selbständige Leben besitzen, werfen im Ei ihre Cuticula ab und durchbrechen die Eischale, falls genügende Feuchtigkeit und Wärme vorhanden sind. Der junge Wurm verharrt nur kurze Zeit in der Leibeshöhle der Mutter, er schlüpft bald aus, d. h. er gelangt durch die Vulva nach aussen. D. Postembryonale Entwickelung: Dieselbe ist nicht, wie bei den meisten Nematoden, eine einfache Metamorphose, son- dern die erste und freibewegliche Larvenform wandelt sich in eine weitere, sessile und parasitäre Form um, über welche das Weib- chen nicht hinauskommt, während beim Männchen ein Ruhestadium folgt, aus dem erst das Geschlechtsthier hervorgeht. Das erste Larvenstadium hat die gewöhnliche, cylindrische Ne- matodengestalt (0,36 mm lang, 0,16 mm dick) und gleicht, wenn man von dem Besitz der Geschlechtsorgane absieht, sehr den Männchen; freilich ist die Larve kleiner, auch ist der Schwanz und der Stachel etwas anders gestaltet; sie besitzt nicht, wie an- dere Nematodenformen, die Fähigkeit, nach einem längeren Ein- trocknen wieder aufzuleben, vielmehr ist ein bestimmter, wahr- scheinlich sogar ziemlich hoher Feuchtigkeitsgehalt zum Leben der Larven erforderlich; auch gegen Wärme sind diese recht empfindlich, da 35° C sie tödtet, ebenso gegen verschiedene Reagentien ; am besten vertragen sie Wasser und schwache Kochsalzlösungen. Nach einer längeren oder kürzeren Zeit, während welcher die Larven in der Erde von dem aus dem Ei mitgebrachten Dotter- material lebten, wandern sie in eine Nährpflanze ein, gewöhnlich die Zuckerrübe oder andere Pflanzen. Sobald eine geeignete Sei- tenwurzel von etwa 1 mm Durchmesser gefunden ist, bringt die Larve durch die unausgesetzten Stossbewegungen des Stachels die Epidermis des Theiles zum Reissen und nimmt dann ihren Weg fast stets in tangentialer Richtung durch das saftige grosszellige Parenchym. Gewöhnlich greifen zahlreiche Larven eine Wurzel an, die dann wie gespickt mit eindringenden Larven erscheint. Nach kurzer Wanderung gelangen die Larven dicht unter der Rinde zur Ruhe und häuten sich, wobei sie ihre langgestreckte Ge- stalt verlieren und die Bewegungsfähigkeit einbüssen. Diese zweite Larvenforra hat das Aussehen einer Flasche mit abgerundetem Boden und halsartig verjüngtem Vordertheile. Hand in Iland mit 29* 428 Rübennematoden. der Gestaltveränderung gehen auch Aenderungen in der Organi- sation einher; so wird die der ersten Larve zukommende Kopf- kappe durch einen kleinen Chitinwulst ersetzt; die breiten Seiten- linien verschwinden, der Stachel wird durch einen schwächeren er- setzt, der Mitteldarm ist ein weiter Sack geworden und der Anus liegt endständig. In Folge weiterer Nahrungsaufnahme baucht sich der Larvenkörper immer stärker auf und wölbt die Epidermis der Wurzel buckelartig über sich empor. Bei einem Theil der Würmer hört das Wachsthum auf diesem Stadium auf (künftige Männchen), während die anderen bald kugelig werden und durch das Auftreten der Vulva sich als Weibchen zu erkennen geben. Ursprünglich liegt dieselbe ganz in der Nähe des Afters auf der Ventralseite; mit der Grössenzunahme rückt sie aber immer mehr an das Hinterende, wo sie sich bedeutend aufwulstet und zapfen- artig vorspringt. Dabei ist der After schliesslich auf den Rücken zu liegen gekommen. In Folge der starken Dickenzunahme platzt auch sehr bald die Wurzelepidermis, das Weibchen tritt dann mit seinem Hinterende aus der Wurzel heraus und wird wahrschein- lich in dieser Lage, während der Kopftheil noch in der Wurzel steckt, begattet. Später, wenn alle inneren Organe zerfallen sind und das Inuere nur noch Eier und Junge beherbergt, fällt das zu einer bräunlichen Brutkapsel gewordene Thier von der Wurzel ab, um in der Erde seine Nachkommenschaft eine Zeitlaug zu schützen. Uebrigens kommt es gelegentlich, besonders wenn die angegangenen Wurzeln sehr dünn sind, nicht zu einem Eindringen der Weibchen, dieselben bleiben vielmehr Ektoparasiten. Ganz anders gestalten sich die Verhältnisse bei den Männchen; wie schon oben angegeben wurde, sistirt die Nahrungsaufnahme zu einer bestimmten Zeit und damit das Wachsthum — es tritt auch eine Art Häutung ein, doch wird die alte Haut nicht abge- stossen, vielmehr zieht sich ihr gesammter Inhalt, der durch Fett- kugeln stark getrübt ist, von der Innenfläche der Cuticula zurück und umgiebt sich mit einer neuen, dünnen Membran. Bald streckt sich dies anfangs keulenförmige Wesen in die Länge und wird zu einem ziemlich schlanken, cylindrischen Wurme, dessen Organe sich mehr und mehr aufhellen und damit einen Einblick in die vor sich ge- henden, inneren Veränderungen gewähren, die besonders den Ge- schlechtsapparat betreffen. In Folge der weiteren Zunahme der Körperlänge beschreibt der Körper innerhalb der alten Haut 3 bis 4 Schlingen, die unter lebhaften Bewegungen eine sehr wechselnde Stel- lung zu einander einnehmen. Die Dauer der Umwandlung des Männ- chens beträgt gewöhnlich 5 — 6 Tage, die ganze Entwickelung vom Ei bis zur geschlechtsreifen Form 4 — 5 Wochen, so dass in einer Sai- son 6 — 7 Generationen folgen. Innerhalb seiner Larvenhülle häutet sich das fertige Männchen und sprengt danach die Larvenhülle selbst, um endlich die Wurzel zu durchbohren und ins Freie zu gelangen, wo es die Weibchen aufsucht, befruchtet und bald zu Grunde geht. Mitunter findet man seine Reste an oder in dem sogenannten Eiersacke der Weibchen. Diese Art der Entwickelung des Männchens steht unter den Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 429 Nematoden einzig da; sie kann verglichen werden mit der Ent- wickelung bei Kratzern und den Cocciden, bei denen ähnliche Ver- hältnisse bestehen. M. Braun (Rostock). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Bräutigam, W. und Nowack, E., Ueber die antibacilläre Kraft des Perubalsams. (Centralblatt für klin. Medicin. 1889. No. 24.) Die beiden Verff. suchten festzustellen, welche Wirkung ver- schiedene Koncentrationen von Perubalsam gegenüber Reinkulturen von Mikroorganismen zeigen. Dabei stellte sich heraus, dass dem Perubalsam keine anti- bacilläre Kraft zukommt, indem auf Perubalsamgelatine von ver- schiedenen Concentrationsgraden das Wachsthum verschiedener Arten von Mikroorganismen nicht beeinträchtigt wurde. Dagegen zeigte sich, dass reiner Perubalsam die Mikroorganismen schon binnen 24 Stunden vernichtet. Verff. haben die Anschauung gewonnen, dass die therapeutische Wirkung der intravenösen und intrapulmonalen Injektionen von Perubalsam nicht auf eine antibacilläre Kraft desselben zurück- geführt werden darf, sondern dass die erzielten günstigen Erfolge in einer durch die Emulsion des Perubalsams angeregten „asep- tischen Entzündung“ (Lau derer), oder in der Vernichtung gewisser Ptomainewirkungen beruhen. Dittrich (Prag). Arcliinard, P. C., Die desinficirende und entwickelungs- hemmende Wirksamkeit einiger gebräuchlicher Mundwässer. (Berliner klinische Wochenschrift. 1889. No. 27.) Die Untersuchungen des Verf. hatten den Zweck, zu ermitteln, ob einigen der gebräuchlichsten Zahn- und Mundwässer, wie sie in den Parfümerie- und Droguengeschäften verkauft werden, eine des- inficirende Kraft zukommt oder nicht. In dieser Richtung wurden geprüft: 1) Eau dentifrice von Dr. Pierre in Paris. 2) Salicyl-Mund- und Zahnwasser (deutsches Fabrikat). 3) Eucalyptol-Mundwasser (antiseptische Eigenschaften besonders gerühmt und hervorgehoben). 4) Eau de Minthe (deut- sches Fabrikat). Diese Mundwässer erwiesen sich als solche vollständig keimfrei. Dagegen fand man, dass Milzbrandsporen sich iu mit den ge- nannten Mundwässern versetzter Gelatine ungehindert zu üppigen typischen Milzbrandkolonieen entwickelten, womit bewiesen war, dass eine Desinfektionskraft im eigentlichen Sinne des Wortes nicht vorhanden sei. Auch auf Milzbrandbacillen, Typhusbacillen und Choleraba- cillen übten die untersuchten Mundwässer keine entwickelungshem- mende Wirkung aus. Dittrich (Prag). 430 Nene Litteratur. Neue Litteratur zusammengestellt von Db. Arthtjb Wübzbubg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Morphologie und Systematik. Tillot, A., Sur la Classification des cystiques. (Rev. biol. du Nord de la France, Lille. 1889. No. 10. p. 386—390.) Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselproducte usw.) Duclaux, E., Sur nutrition intracellulaire. [2. memoire.] (Annal. de l’Institut Pasteur. 1889. No. 8. p. 413— 428.) Roger, G. H., De la production, par les microbes pathogenes, de substances so- lubles qui favorisent leur döveloppement. (Compt. rend. de la soc. de biol. 1889. No. 30. p. 550—553.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. Luft, Wasser, Boden. Kriiger, B., Die physikalische Einwirkung von Sinkstoffen auf die im Wasser befindlichen Mikroorganismen. (Zeitschr. f. 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Prof. Dr. Lenckart uni Professor Dr. LoeSler in Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. VI. Band, -o- Jena, den 15. October 1889. -o- No. 16/17. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakterio- logie und Parasitenkunde “ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte , etwaige Wünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuscript schreiben zu wollen oder direkt an den Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. Original-Mittheilungen. Die Färbung der Geissein von Spirillen und Bacillen. Von Dr. Trenkmann in Eilsleben. Im Juli des Jahres 1888 zeigte ich Herrn Professor Gärt- ner in Jena eine Reihe von Präparaten, in welchen Spirillum Uu- dula, Vibrio rugula und kleine Vibrionen zugleich mit den Cilien kräftig gefärbt sind. Herr Professor Gärtner hob die deutliche vi. Bd. 30 434 Trenkmann, Färbung der Cilien und die Reinheit der Präparate hervor, zeigte die- selben in dem damals abgehaltenen bakteriologischen Kursus den theiluehmendeu Aerzten und betonte dabei den Umstand, dass manche Spirillen mehrfache Cilien, einige ganze Büschel von Cilien zeigten. Mit der Veröffentlichung meiner Färbungsmethode — wozu ich von Herrn Professor Gärtner, nachdem ich ihm die Technik mitgetheilt hatte, aufgefordert wurde — habe ich bis jetzt gezögert, da ich hoffte, dieselbe so verbessern zu können, dass die Färbung der Cilien von sämmtlichen beweglichen Bacillen damit mit Sicher- heit gelingen sollte, aber durch ärztliche Thätigkeit vielfach ver- hindert, konnte ich die Arbeit nur langsam fördern. Herr Professor L oe ff 1 e r veröffentlicht nun in dem „Centralblatt für Bakteriologie u. Paras. Bd. VI. Heft 8/9 eine Methode, welche im Princip mit meiner Färbungsart gleich ist, sich aber doch in der Ausführung derselben unterscheidet. Wenn nun auch Herrn Professor Lo eff le r die Priorität in der Geisselfärbung gebührt, da er zuerst veröffentlichte, so halte ich es doch im allgemeinen Inter- esse angezeigt, nunmehr auch meine Methode zu veröffentlichen. Es war Koch gelungen, durch Färbung mit Extractum cam- pechianum die Cilien von Spirillum Undula, Heubacillen, Bacillus tremulus zu färben. Die Färbung war eine nur mässig deutliche. Mit Anilinfarben wollte die Färbung nicht gelingen. Ich versuchte zunächst die Cilien mit Lösungen von Metallen, welche mit Eiweisskörpern feste Verbindungen eingehen, wie Pal- ladiumchlorür, Argentum nitricum etc. zu imprägniren und durch Reduktionsmittel die imprägnirte Substanz deutlich zu machen. Es gelang nicht. Dann versuchte ich mit Eisensalzen zu impräg- niren und mit Blutlaugensalz oder Tannin eine deutliche Färbung zu erzielen, auch das war vergebens. Dann versuchte ich erst mit Tannin zu beizen und dann Eisensalze einwirken zu lassen. Die Cilien wurden durch dieses Verfahren deutlich, aber schwach sichtbar. Da nun auch Anilinfarbstoffe mit Tannin Niederschläge geben, beizte ich mit einer Tanninlösung und legte das abgespülte Präparat in Fuchsin. Die Cilien wurden darauf deutlich sichtbar, die Färbung der Cilien aber war noch keine recht kräftige, da die- selben von der Tanninlösung wahrscheinlich zu wenig aufnahmen. Zusatz von Säuren in einem geringen Grade zu der Tanninflüssig- keit verstärkte die Aufnahme des Tannins und bewirkte dadurch eine stärkere Färbung mit der Anilinfarbe. Ich versuchte den Zu- satz von Ameisensäure, Essigsäure, Schwefelsäure, Phosphorsäure, Kieselfluorwasserstoffsäure und Salzsäure bis zu 1 Procent und fand, dass der Zusatz der letzten beiden Säuren — namentlich der Salzsäure — am besten wirkte. Meine Methode wurde darnach so: Ein ganz kleiner Tropfen von Spirillen enthaltender Flüssigkeit wird auf ein Deckgläschen gebracht, dazu wird ein grosser Tropfen destillirten Wassers ge- bracht und wird dieser dann auf dem Deckglase ausgebreitet. Wenn der Tropfen an der Luft trocken geworden ist, wird das Deckglas unmittelbar, ohne Erhitzen, in eine Flüssigkeit gelegt, welche 1 Procent Tannin und 1/2 Procent Salzsäure enthält. In Die Färbung der Geissein von Spirillen und Bacillen. 435 dieser Flüssigkeit bleibt das Präparat 2 — 12 Stunden liegen und kommt dann, nachdem es abgespült ist, in eine schwache Lösung von Dahlia (2 Tropfen einer koncentrirten alkoholischen Lösung auf 20,0 aqu.), Fuchsin (2—4 Tropfen einer konc. alk. Lösung auf 20,0 aqu.), Gentianaviolett (1 Tropfen auf 80,0 aqu.), Methylviolett (1 Tropfen auf 80,0 aqu.), Methylenblau, Jodgrün, Methylgrün, Vesuvin, Victoriablau. In der Farbstofflösung bleibt das Präparat 1—4 Stunden, wird in Wasser abgespült und untersucht. Durch alle diese Anilinfarben werden die Cilien gefärbt, schon recht kräf- tig durch Dahlia, Fuchsin oder Methylviolett, noch besser durch Karbolfüchsin (2 Tropfen auf 20,0 einer 1-proc. Karbolsäurelösung). Eine zweite Art der Färbung ist die mit Catechugerbsäure. Catechupulver im Ueberschuss wird mit Wasser einige Tage lang extrahirt und dann filtrirt. Diese Flüssigkeit ist eine gesättigte Lösung von Catechugerbsäure. Die Catechugerbsäure imprägnirt ohne Zusatz von Säuren die Cilien ziemlich schwach. Die Wirkung wird wesentlich verstärkt durch Zusatz von Säuren, namentlich durch Karbolsäure. Ich nehme zu 4 Theilen gesättigter Catechu- gerbsäurelösung 1 Theil gesättigter wässeriger Karbolsäurelösung, lege das ebenso wie oben vorbereitete Präparat 2 — 12 Stunden hinein, wasche es ab und lege es in die Anilinlarbstofflösung. Die kräftigste Färbung habe ich mit Dahlia und Fuchsin erhalten. Drittens habe ich die Präparate in eine koncentrirte Lösung von Extractum campechianum 2 — 12 Stunden gelegt, abgewaschen und dann in eine Lösung von Anilinfarbstoff gebracht. Die Fär- bung gelingt mit Fuchsin recht gut. Der Zusatz von Säuren scheint auch in diesem Falle die Impräguirung zu verbessern, na- mentlich Zusatz von Salzsäure (x|2 Procent), oder Gallussäure (x/2 Procent), oder Karbolsäure (1—2 Proc.) Bei Anwendung dieser Methoden sieht man die Cilien von Spirillum Undula an einem oder beiden Enden des Spirillum einen flachen Bogen bilden (seltener eine Welle). Die Cilien sind am ventralen Ende dicker und laufen ganz spitz zu. Häufig sieht man 2 — 5 Cilien, mitunter ein ganzes Büschel von feinen Cilien. Manchmal sieht man auch, dass die Cilien am centralen Ende aus einander weichen und an der Spitze wieder vereinigt sind. Die ge- wöhnliche Form der Cilien (central breit, peripher spitz) wird wahr- scheinlich dadurch gebildet, dass eine grössere Zahl von feinen Cilien verschiedener Länge sich zusammengelegt hat. Die Cilien von Vibrio rugula sind ebenso gestaltet. Die Cilien eines kleinen Vibrio bilden eine doppelte oder dreifache Welle. Die Cilien eines grösseren Bacillus aus Wasser bilden eine drei- oder vierfache Welle. Einige andere Färbungsarten, welche aber nicht so kräftige Bilder und so scharfe Zeichnungen liefern, sind erstens: die Prä- parate kommen aus der Lösung von Extractum campechianum in eine Böhmer’sche oder Grenacher’sche Hämatoxylinlösung. Zweitens: die Präparate werden erst in Gallussäure und dann in Anilinfarbstofflösung gelegt. Drittens: die Präparate werden erst in eine Hämatoxylinlösung und dann in eine Anilinfarbstofflösung gelegt. 30* 436 B r|a u n;, Wesentlich ist es, dass die Präparate frei|sind von Nieder- schlägen und von feinen schleimigen Fäden, da diese Substanzen die Farbstoffe ebenso aufnehmen und die Cilien der kleinen Vi- brionen und der jungen Spirillen so verdecken, dass die Zeichnung derselben nicht ohne allen Zweifel sicher ist. Kleine schleimige Fäden können oft sehr scharf gefärbt sein und, wenn sie gerade mit einer Spitze einem Ende eines Spirillum oder Bacillus auf- sitzen, sehr leicht zu Täuschungen Veranlassung geben. Beim Auswaschen der gefärbten Präparate mit schwächerem oder stärkerem Alkohol — mit oder ohne Zusatz verschiedener Säuren — in verschiedener Stärke verlieren die Cilien schnell ihre Farbe. Legt man die getrockneten ungefärbten Präparate in ab- soluten Alkohol oder in Aether, so werden sie etwas reiner, und die Färbbarkeit der Cilien bleibt erhalten. Fügt man zu dem Al- kohol ein wenig Säure — 1 p. m. — oder ein wenig Alkali, so sind die Präparate, wenn sie nach obiger Methode gefärbt sind, sehr rein, die Spirillen sind sehr gut gefärbt, die Cilien aber nicht zu sehen. Wahrscheinlich sind diese zarten Gebilde in der sauren oder alkalischen Flüssigkeit aufgelöst. Es ist daher nöthig, dass ein sehr kleiner Tropfen der Spirillen enthaltenden Flüssig- keit mit einem grossen Tropfen destillirten Wassers ausgebreitet wird, um die Bildung von Niederschlägen und von schleimigen Fäden zu verhindern. Gyrocotyle, Amphiptyches und Verwandte. Zusammenfassender Bericht von M. Braun in Rostock. Auch unter den Eingeweidewürmern gibt es eine Anzahl Formen, welche nach mehrfacher Richtung das Kreuz der Zoologen geworden sind, sonderbare Gestalten, die zu den übrigen bekannten nicht passen wollen, die man im System entweder gar nicht oder gleich an zwei Stellen unterbringen kann. Freilich konnten viele der- selben von vornherein den erfahreneren Forschern gegenüber ihre Maske nicht lange behalten und trugen mehr oder weniger deutlich die Zeichen ihrer Herkunft an sich, während andere erst jetzt demaskirt werden konnten und bei einem kleinen Rest dasselbe wohl in Bälde zu erwarten ist. So entpuppte sich z. B. der zu den Trematoden gestellte Polyporus, der mit zahlreichen Saug- näpfen versehen auf den Kiemen von Sparus erythrinus gefunden worden war, als das vordere Fragment eines Cephalopoden- armes, das Thysanosoma als eine abgerissene Proglottis eines Cestoden; länger dauerte es, bis man erkannte, dass die Cuvier’schen Hectocotyli umgewandelte und dann losgelöste Gyrocotyle, Amphiptyches und Verwandte. 437 Arme einzelner Tintenfische sind, während die prächtig gefärbten Rückenanhänge einer Meeresschnecke, der Tethys, die sich leicht ablösen und dann eine Zeit lang weiter leben, weshalb sie als selbständige Wesen und zwar als Parasiten angesehen wurden, auch heute noch nicht ganz zur Ruhe kommen können. So liegen die Verhältnisse allerdings nicht bei Gyrocotyle resp. Amphiptyches; es handelt sich in diesen Formen nicht um abgerissene Stücke irgend eines Thieres, sondern um selb- ständige Thiere und zwar Schmarotzer, deren Bau wenig bekannt war und die in Folge dessen eine unsichere systematische Stellung hatten. Gyrocotyle wurde zuerst im Jahre 1850 von C. M. Die- sing (1) mit folgenden Worten beschrieben: „Corpus subeUipticum depressum ; collum s. caput corpore continuum; os subterminale anticuni exiguum; acetabulum unum in extremitate caudali terminale, sessile, orbiculare, disco in gyros plicata; penis ventralis superus lateralis; apertura feminea infra penem centralis; porus excretorius dorsalis supra acetabulum.“ Als einzige Art wurde die 2 Zoll lange, in der Mitte 8—9 Linien, hinten 2 Linien breite Gyrocotyle rugosa angeführt, welche Diesing aus dem Dickdarm von Antilope pygarga (Port Natal) erhalten hatte; allerdings fügt er die befremdende Angabe hinzu, dass ihm Kroyer ein gleiches Exemplar übergeben hätte, welches Letzterer in einer bei Valparaiso gefundenen Meeresmuschel, der Mactra edulis, gefunden habe, ein Fundort, der Diesing wenig wahrscheinlich vorkam. Eine Abbildung publicirte der- selbe Autor erst einige Jahre später (2), und macht dabei darauf aufmerksam, dass die eine oder die andere Fundortsangabe der Gyrocotyle irrthümlich sein müsse, da man nicht annehmen könne, dass ein und dieselbe Art in Thieren so verschiedener Klassen und Organisationsstufen Vorkommen könnte. In der ersten Notiz hat Diesing seine Gyrocotyle zu den Trematoden und zwar wegen des hinteren Saugnapfes hinter Amphistomum gestellt; in der zweiten wird er schwankend und meint, wenn das Thier endoparasitisch lebe, müsse es zu den Trematoden gehören, sei es aber ein Ectoparasit (bei Mactra), so gebühre ihm eine Stellung bei den Bdellideen, d. h. den Blutegeln, und zwar in der Nähe von Malacobd ella 1 ). Dort wird es auch später (3), als sich herausstellte, dass die Angabe von dem Vor- kommen von Gyrocotyle in der Antilope ein Irrthum war, dem eigenen System folgend, aufgeführt und die Diagnose dahin ver- bessert, dass ein einschenkliger Darmkanal vorhanden ist, dessen Mündung (Anus) die schon oben erwähnte, über dem hinteren Saugnapf gelegene Oeffnung ist, welche zuerst als Exkretionsporus angesprochen wurde. Unterdessen war von G. Wagen er (4), dem wir so viele und ausgezeichnete Beobachtungen über Helminthen verdanken, ein Parasit aus dem Darm von Chimaera monstrosa, einem Fische, be- 1) Vgl. hierüber dieses Centralblatt. Bd. III. 1888. p. 56. 438 Braun, schrieben worden , den er mit Ed. Grube in Nizza beobachtet hatte. Es ist ein platter, je nach dem Kontraktionszustande längerer oder kürzerer, demnach schmälerer oder breiterer Wurm von bis 8 cm Länge und 1,5 cm Breite und von schmutzig weissgelber Farbe; die Ränder des an beiden Enden sich verschmälernden Leibes sind in Krausen gefaltet, die bis 4 mm breit sein können. Auch das Schwanz- ende bildet eine Krause; man kann dasselbe einem Trichter verglei- chen, dessen weiter Oeffnungsrand vielfach und höchst zierlich gefaltet ist; der Grund des Trichters ist durchbohrt und ölfnet sich auf der Rückenseite des Thieres nach aussen. Das sich langsam be- wegende Kopfende trägt eine Oeffnung, welche in einem kurzen, ovalen, musculösen und undurchbohrten Sack führt. Auf dem Rücken, besonders in der Nähe des Schwanzendes, sowie zu beiden Seiten der vorderen Oeffnung, mitunter auch auf dem Bauche stehen strukturlose, stumpfe Stacheln. Von inneren Organen, in deren Deutung und Benennung der Autor, den Kenntnissen seiner Zeit folgend, manchen Irrthum be- geht, wurde ein sehr engmaschiges Gefässnetz mit vier bis sechs bis acht Hauptstämmen erkannt, jedoch eine äussere Mündung, auf deren Existenz eine starke Wimperung in den Kanälen hin- deutete, nicht gefunden. Ein wie bei den Bothriocephalen und Distomen sich windender Kanal mit ovalen Eiern nahm die Mitte des Körpers ein und öffnete sich in der Mittellinie der Bauchseite ; zwei andere, wohl auch zum Geschlechtsapparat gehörige Oeffnungen erwiesen sich seitenständig und führten in je einen nach hinten ziehenden Kanal. Ganz richtig angegeben ist der Dotterstock, der in der Riudenschicht des Körpers gelegen, aus zahlreichen Drüschen zusammengesetzt ist und fast die ganze Rücken- und Bauchfläche einnimmt; auch einen Theil der ausführenden Dottergänge, die nach einem hinter dem Uterus gelegenen Punkte zusammenströmen, sah Wagen er. Räthselhaft bleibt einstweilen ein an der eben erwähnten Stelle gelegener, kugliger Körper (Dotterreservoir?) und ein mit braunen Fäden gefüllter, nur gelegentlich gesehener und unter dem Uterus verlaufender Schlauch, während der vermeintliche Keimstock wohl als eine Anzahl Hodenbläschen zu deuten ist. Von einem Darmkanal wurde keine Spur erkannt, wohl aber Theile des Nerven- systems hinter dem Kopfnapf. Der Parasit ist in Chimaera nicht selten, da unter 17 Fischen 15 den Schmarotzer beherbergten. Wegen des Mangels des Darmes, der Form des Nervensystems und der grossen Entwickelung des Gefässapparates stellt Wagen er das in Rede stehende Thier, dem er wegen der Krausen am Körper- rande den Namen Amphiptyches (urna spec.) gab, in die Nähe der Cestoden. Da der erste Beschreiber eine wissenschaftliche Diagnose seiner neuen Gattung und Art nicht gegeben hatte, so veröffentlichte E. Grube, der an der Entdeckung Wagener’s einigen Antheil hatte, eine solche (5), die jedoch nichts Neues bringt und „nur den Anforderungen der systematischen Zoologie genügen“ soll. Gyrocotyle, Amphiptyches und Verwandte. 439 Nach dem Bekanntwerden dieser Mittheilungen konnte es nicht fehlen, dass man auf die Aehnlichkeit der beiden Gattungen Gyrocotyle uud A mphip ty ch es aufmerksam wurde: W agener selbst berichtete in dieser Beziehung brieflich an Diesing (27. XII. 1857), doch führte Letzterer Amphiptyches noch unter den Trema- toden (6) und Gyrocotyle unter den Bdelliden (3) auf, gab also eine nähere Verwandtschaft der Formen nicht zu. Das geschah erst, nachdem G. Wagen er (7) öffentlich seinen Gattungsnamen zu Gunsten des früher publicirten Diesi ng’schen zurückgezogen, d. h. in seiner Art (urna) nur eine Art der Gattung Gyrocotyle sah. So führt also endlich Diesing (8) nur Gyrocotyle mit den Arten rugosa und amphiptyches (richtiger urna Wagener) an und meint, auch letztere lebe wohl in Muscheln und sei nur mit solchen zufällig in die Chimaera gekommen. Trotz der bestimmten Angabe von Wagener, dass seiner Art ein Darm fehle, weshalb sie als Cestode zu betrachten sei, schreibt Diesing der Gattung einen einschenkligen Darm mit After zu und betrachtet sie nach wie vor als einen Blutegel. Auch P. J. van Beneden und Hesse (9) theilen letztere Anschauung, behalten aber beide Gattungen bei und stellen sie mit Malacobdella zu den Egeln. Nun folgt eine lange Pause, in der über die in Rede stehenden Formen unseres Wissens keine Mittheilungen erschienen sind. Erst bei Gelegenheit seiner Zusammenstellungen über Trematoden ge- denkt F. S. Monticelli (10) derselben wieder, lässt aber die systematische Stellung zweifelhaft, endgültigen Entscheid über die- selbe von weiteren Untersuchungen abwartend. Letztere nahm er selbst bald darauf au Amphiptyches urna Gr. et Wag. vor und constatirte (11), dass das Nervensystem nach dem Typus der Cestoden gebaut ist und besonders dem von Amphiline foliacea Wagen, nahe steht, einer Form, auf deren nahe Verwandtschaft mit Amphiptyches schon früher (7) G. Wagener selbst hinge- wiesen hatte. Bald darauf ist auch Monticelli (12) in der Lage, Gyrocotyle Dies, zu untersuchen und sich von der Identität beider Gattungen zu überzeugen ; auch Gyrocotyle ist darmlos, die Embryonen tragen Häkchen und so kann an der Ce st öden natu r der Gattung nicht mehr gezweifelt werden. Immerhin blieb es eigentümlich, dass die eine Art (G. rugosa Dies.) nur in einer Muschel (Mactra edulis) gefunden worden ist, während G. urna Wagen, in einem Fische lebt. Auch in dieser Hinsicht hat Monticell i (13) Aufklärung dadurch gebracht, dass es ihm gelungen ist, die Gyrocotyle rugosa in einem aus Neu-See- land stammenden Fische, Callorhynchus antarcticus aufzufinden, der noch dazu ein naher Verwandter von Chimaera monstrosa, dem Wirthe von G. urna W., ist, und mit ihm die Familie Chimaeridae bildet. Demnach scheint das Genus Gyrocotyle sich in seinem Vorkommen auf diese Wirthe, d. h. die genannte Familie, zu beschränken und in dieselben mit Muscheln zu gelangen. In solchen ist wenigstens die eine Art wiederholt gefunden worden, während das entsprechende 440 Braun, Gyrocotyle, Amphiptyches und Verwandte. Vorkommen für G. urna wahrscheinlich ist, da Chimaera monstrosa sich von Muscheln ernährt und schon Wagen er das Auffinden des Parasiten im Darm der Chimaera zwischen Muschelresten an- führt; vielleicht sind für diese Art Cypriniden die Zwischenwirthe. Oben wurde der nahen Beziehungen zwischen Gyrocotyle und Amphiline gedacht; auch letztere Gattung ist lange Zeit als Trema- tode betrachtet worden. Das zugehörige Thier beschrieb bereits 1819 Rudolphi (14) als Monostomum foliaceum n. sp. nach Exemplaren, die derselbe von dem bekannten Wurmdoktor Bremser in Wien erhalten, der seinerseits die Würmer in jungen Stören entdeckt hatte. Dujardin (15) konnte ein Originalexem- plar untersuchen, wonach er glaubt, dass es sich in demselben nicht um ein echtes Monostomum handelt, sondern um die Proglottis eines Cestoden. Die ältere Ansicht vertheidigte Wedl (16), der dem Thier einen Schlund und Schlundkopf zuschrieb, während Wagen er (7) für die Cestodennatur plaidirte, die Aehnlichkeit mit Ligula und Gyrocotyle bervorhob und den Gattungsnamen in Amphiline umtaufte. Diesing behielt das Thier bei Mo- nostomum, Grimm (17), der den Mangel des Darmes bestätigte und die hakentragenden Embryonen entdeckte, will zwar den Wurm „durchaus bei den Trematoden“ lassen, ihn aber als eine „Ueber- gangsform zu den Cestoden“ ansehen! Nach Grim m beschäftigte sich ein anderer russischer Autor, Salensky (18) mit der Amphi- line und spricht sich entschieden für ihre Cestodennatur aus, was wohl auf allgemeine Billigung stiess, obgleich auch dagegen Grimm (19) protestirte und den Wurm nebst Amphiptyches als nächsten Verwandten von Gyrodactylus zu den Trematoden stellt. Der vierte resp. dritte Genosse dieser monozoischen Band- würmer, wie man neuerdings diese Formen nennt, ist der lange bekannte Nelkenwurm, Caryophyllaeus mutabilis Rud., der im Darm verschiedener karpfenartiger Fische lebt; er ist, wohl wegen seiner langgestreckten Gestalt, von Anfang an als Band- wurm angesehen worden; schon der erste Beschreiber, Pallas (20), führt ihn als Taenia laticeps auf. Litteratur. 1) Diesing, C. M., Systema helminthum. Vol I. Vindobonae 1850. pg. 408. 2) Diesing, C. M., Sechzehn Gattungen von Binnenwürmern und ihre Arten. (Denkschr. d. K. Akad. der Wiss. Math.-nat. Klasse. Bd. IX. Wien 1855. pg. 173. Taf. I. Fig. 17—21.) 3) Diesing, C. M., Revision der Myzhelminthen, Abtheil. Bdellideen. (Sitzgsber. d. K. Akad. Wiss. Math.-nat. Kl. Bd. XXXIII. 1858. Wien 1859. pg. 492.) 4) Wagener, G. R., Ueber einen neuen, in der Chimaera monstrosa gefundenen Eingeweide-Wurm, Amphiptyches urna Gr. et W. (Arch. f. Anat., Phys. u. wiss. Med. hrsg. v. J o h. Müller. Jahrg. 1852. pg. 543 — 554. Taf. XIV. XV.) 5) Grube, E., Bemerkungen über einige Helminthen und Meerwürmer. (Arch. f. Naturgesch. Jahrg. 21. Berlin 1855. Bd. I. pg. 140.) 6) Diesing, C. M., Revision der Myzhelminthen, Abtheil. Trematoda. (Stzgsber. d K. Akad. Wiss. Math.-nat. Kl. Bd. XXXII. Wien 1858. pg. 358.) 7) Wagener, G., Enthelminthica. No. V. (Müll er ’s Arch. f. Anat., Physiol. etc Jahrg. 1858. pg. 247.) Bacillus mit brauner Verfärbung der Gelatine. 441 8) Diesing, C. M., Nachträge und Verbesserungen zur Revision der Myzhel- miuthen. (Sitzgsb. d. K. Akad. d. Wiss. Bd. XXXV. Jahrg. 1859 pg. 447.) 9) Bene den, P. J. van, et Hesse, C. E., Recherches sur les bdellodes et tre- matodes marins etc. Bruxelles 1863. pg. 53 ff. (Aus den Mein, de l’Acad. roy. de Belg. Tom. XXXIV.) 10) Monticelli, F. S., Saggio di una morfologia dei trematodi. [Habil. -Schrift.] pg. 93. Napoli 1888. 11) Monticelli, F. S., Sul sistema nervoso dell' Amphiptyches urna. (Zoolog. An- zeig. hrsg. v. J. V. Carus. No. 302. 1889.) 12) Monticelli, F. S., Gyrocotyle Dies. — Amphiptyches Wagen. (Atti R. Accad. Lincei. Rendic. Ser. IV. Vol. V. 1889. pg. 228 — 230.) 13) Monticelli, F. S., Alcune considerazioni biologiche sul genere Gyrocotylle. (Atti della soc. italiaua di scienze nat. Vol. XXXII. 8U. 3 pg. Milano 1889. 14) Rudolphi, C. A., Entozoorum synopsis. pg. 340. Berolini 1819. 15) Dujardin, F., Histoire natur. des helminthes ou vers intestinaux. pg. 364. Paris 1845. 16) Wedl, C., Helmintbologische Notizen. (Stzgsber. d. K. Akad. d. Wiss. Math.- uat. Kl. Bd. XVI. Wien 1855. pg. 318.) 17) Grimm, O., Zur Anatomie der Binnenwürmer. (Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. XXI. 1871. pg. 499.) 18) Salensky, W., Ueber den Bau und die Eutwickeluugsgeschichte der Amphi- lina G. Wag. (Zeitsch. f. wiss. Zool. Bd. XXIV. 1874. pg. 291 — 340.) 19) Grimm, O., Nachtrag zum Artikel des Herrn Dr. Salensky: „Ueber den Bau etc. (Ibidem. Bd. XXV. 1875. pg. 214 — 216.) 20) Pallas, O. S., Bemerkungen über die Bandwürmer in Menschen und Thiereu. (Neue nordische Beiträge. I. Stck. 1781. pg. 106. No. 16. Tab. III.) Referate. Schcibenzuber, D., Ein Bacillus mit brauner Verfär- bung der Gelatine. (Sep.-Abdr. aus „Allgemeine Wiener medieinische Zeitung“. 1889.) Verf. fand in einer grossen Zahl fauler, nach Schwefelwasser- stoff riechender Eier eine Bacillenart, welche er mit Rücksicht dar- auf, dass sich um den Impfstich konstant ein brauner Hof bildet, als „Bacillus mit dem braunen Hofe“ bezeichnet. Die Bacillen zeigen sehr lebhafte Eigenbewegung. Die Plattenkolonieen erscheinen als am Rande abgerundete, bräunliche Klümpchen, welche zum Theil noch von einem breiten, helleren Hofe umgeben sind. Gelatine wird durch diesen Bacillus nicht verflüssigt. Im Gelatinestich breitet sich die Kultur auf der Oberfläche der Gelatine aus, während im Stichkanal die Kultur einen säge- zahnähnlichen Rand aufweist. Die Gelatine wird um den ganzen Impfstich in Form eines nach oben hin offenen und sich in dieser Richtung verjüngenden Sackes dunkelbraun verfärbt. Die Verfär- bung beginnt entweder in der Mitte oder am unteren Ende des Impfstiches. Auf Kartoffelscheiben entwickelt sich ein brauner Belag. Agar wird gleichfalls braun gefärbt. In späteren Stadien erhalten die Kulturen eine hellere Farbe. Subkutane Injektionen der in Rede stehenden Bacillen ergaben bei weissen Mäusen ein negatives Resultat. Di t trieb (Prag). 442 Farbstoffe des Bac. pyccyancus. — Neuer Kommabacillus. Babös, A., Note sur quelques matieres colorantes et aromatiques produites par le bacille pyocyanique. (Comptes rendus des söances de la soci6t6 de biologie. 1889. No. 25.) Babes konnte ausser den bereits früher von Fordos be- schriebenen Farbstoffen des Bacillus pyocyaneus, nämlich dem Pyo- cyanin und Pyoxanthin, noch andere Farbstoffe und aromatische Substanzen in den Reinkulturen dieses Bacillus (Bacillus pyocya- neus ß — Ernst) nackweisen. Gelatinekulturen wurden mehrere Wochen hindurch bei Zim- mertemperatur belassen. Babös hat nun folgende Farbstoffe isolirt: 1) Einen azurblauen Farbstoff, welcher in alkalischer Lösung blau, in saurer Lösung roth erschien. Aus beiden Lösungen kry- stallisirte der Farbstoff in rhombischen Prismen aus. Derselbe ent- spricht dem Pyocyanin von Fordos. 2) Einen Farbstoff, welcher im durchfallenden Lichte roth- braun, im reflektirten Lichte smaragdgrün erscheint und welcher im Wasser löslich, in Chloroform unlöslich ist. Die saure Lösung verliert den Dichroismus, die Farbe geht in Stahlgrau über. Wird die Lösung wieder alkalisch gemacht, so zeigt sich der Dichrois- mus von Neuem. Dieser Farbstoff setzt sich aus zwei Farbstoffen zusammen, deren einer in Alkohol löslich ist, im durchfallenden Lichte grün, im reflektirten Lichte blau erscheint, deren anderer in Alkohol, Chloroform, Benzin und Acther unlöslich ist, im durch- fallenden Lichte dunkelorangegelb, im reflektirten Lichte blaugrün erscheint. Die aromatischen Substanzen, deren Trennung von den Farb- stoffen nach Verf. mancherlei Schwierigkeiten unterliegt, Hessen einen an Lindenblüthen erinnernden Geruch erkennen. Dittrich (Prag). ßosenfeld, Ein neuer Bacillus in Kommaform. (Bres- lauer ärztliche Zeitschrift. 1889. No. 9.) Rosenfeld fand bei der Untersuchung einer jauchigen Em- pyemflüssigkeit einen kommaförmigeu Bacillus, welcher auf sämmt- lichen üblichen Nährmedien ein sehr gutes und üppiges Wachs- thum zeigte. Die Kulturen besassen meistens eine orangegelbe Farbe. Gelatine wurde langsam verflüssigt. Im ersten Entwickelungsstadium erscheint der Pilz als kurzes ovoides Stäbchen; öfter sind zwei hinter einander gereiht. Die Kommaform tritt erst vom 4. Tage an auf. Im letzten Stadium besteht die Kultur aus lauter kugeligen Körnchen. Die Bacillen, welche keine Eigenbewegung zeigen und sich leicht färben lassen, verlieren durch zehn Minuten langes Erhitzen auf 80 — 90° C ihre Lebensfähigkeit. Agar-, Milch- und Gelatinekulturen weisen einen geringen faden, putriden Geruch auf. Pathogene Wirkung entfaltet der Pilz, Kaninchen subkutan in die Pleura, in das Abdomen oder in den Magen injicirt, nicht. Dittrich (Prag). Bacterium coli commune. — Schicks, d. Mikröorg. i. todten Körper. 443 Tavel , Das Bacterium coli commune als pathogener Organismus und die Infektion vom Darmkanal aus. (Correspbl. f. Schweizer Aerzte. 1889. No. 13.) Acht Tage nach Enucleation resp. Resektion eines aus 2 grossen Cysten bestehenden Kropfes, nachdem die Wunde per primam ge- heilt war, bemerkte Verf. , dass die Narbe eine leichte Röthung und Fluctuation zeigte. Es bildete sich ein Hämatom, welches punk- tirt wurde; eine Plattenkultur aus dem braunen, flüssigen Blute ergab eine Reinkultur eines kurzen Bacillus, der sich nachträglich als Bacterium coli commune herausgestellt hat. Dass die Höhle der enucleo-resecirten Cyste bei der Operation nicht inficirt worden ist, beweist: 1) dass ein mit Blut der Wunde gefüllter und in Gelatine geimpfter Drain nur zum Wachsthum eines Epidermiscoccus Veranlassung gab; 2) dass ein in der euu- cleirten Cyste zurückgebliebener Schwamm nach einem Monat steril gefunden wurde. An eine Sekundärinfektion durch die intakte Narbe ist nicht zu denken. Für eine Infektion vom Darme aus findet man aber einen ganz genügenden Grund darin, dass während der ersten Tage ernährende Klystiere gemacht wurden, die am 3. Tage wegen stinkender Diarrhöe ausgesetzt werden mussten. Verf. hat an Kaninchen und Meerschweinchen Impfungen mit dem Bacterium coli commune vorgenommen , welches bei beiden Thierarten im Darmkanal vorhanden ist. Intraperitoneal geimpfte Meerschweinchen sterben innerhalb 24 Stunden und man findet im Peritoneum eine Reinkultur der Bakterien. Intravenös geimpfte Meerschweinchen sterben innerhalb der nächsten Tage und man findet in allen Organen eine Masse entwickelungsfähiger Bakterien. Subkutan geimpfte Meerschweinchen sterben nicht alle in den ersten Tagen, aber bei den gestorbenen findet man auch im Herz- blute und in allen Organen eine grosse Quantität Bakterien. Kaninchen sind weniger empfindlich und sterben nicht so regel- mässig, aber auch bei einem subkutan geimpften Kaninchen konnten die Bakterien im Herzblute in Reinkultur nachgewiesen werden. Dieser Fall ist eine Mahnung , vor der Operation den Darm- kanal gut zu berücksichtigen und ihn nach der Operation möglichst zu schonen. Schnirer (Wien). Esmarcli, E. von. Das Schicksal der pathogenen Mikro- organismen im todten Körper. (Zeitschrift für Hygiene. Band VII. 1889. Seite 1.) Esmarch hat Mäuse, Meerschweinchen und Kaninchen mit verschiedenen pathogenen Bakterien inficirt und nach dem Tode theils an der Luft, theils in der Erde und im Wasser liegen ge- lassen. Nach einer gewissen Zeit wurden den Kadavern kleine Theilc von den Organen, welche beim Tode der Thiere die betreffenden Bakterien in grosser Menge erhalten hatten, entnommen und davon Trockenpräparate hergestellt. Nur dann, wenn die Fäulniss noch nicht weit vorgeschritten war oder wenn auch nach dem Tode eine 444 Pathogene Mikroorganismen i. todton Körper. — Milzbrand u. Fötus. starke Vermehrung der pathogenen Bakterien stattgefunden hatte, liessen sich die letzteren auf diese Art nachweisen. In anderen Fällen musste man zum Plattenverfahren greifen; ja, als auch dieses sich in mehreren Fällen als unzureichend er- wies, musste das Thierexperiment in Anwendung gezogen werden. Dabei stellte es sich heraus, dass in der That des öfteren der Nachweis der betreffenden pathogenen Bakterienart bloss auf diesem Wege gelang, während die mikroskopische Untersuchung sowie das Kulturverfahren ein negatives Resultat ergaben. Esmarch hat mit dem Bacillus der Mäuseseptikämie, dem Bacillus des Schweinerothlaufes, dem Milzbrandbacillus, mit Milz- brandsporen, mit dem Bacillus der Hühnercholera, dem Micrococ- cus tetragenus, dem Bacillus des malignen Oedems, dem Tuber- kelbacillus, dem Tetanusbacillus, dem Bacillus der Cholera asiatica und dem Typhusbacillus experimentirt. Hinsichtlich der Typhusbacillen kann man in dieser Richtung auf dem genannten Wege nach unseren bisherigen Kenntnissen keinen Aufschluss erlangen, da ein rasches Herausfinden von Ty- phusbacillenkulturen noch nicht möglich ist. Bezüglich der übrigen vom Verf. für diese Untersuchungen verwendeten pathogenen Mikroorganismen zeigte sich, dass bei den meisten derselben eine Weiterentwickelung bald nach dem Tode des Wirthes aufhört und die Bakterien bald zu Grunde gehen und zwar desto schneller, je rascher und intensiver sich die Fäulniss entwickelt. Ob die pathogenen Bakterien von den Fäulnissbakterien durch rein mechanische oder durch chemische Einflüsse vernichtet werden, ist nicht sichergestellt. Uebrigens muss betont werden, dass es keineswegs etwa immer fremder Bakterien bedarf, damit die pathogene Bakterienart nach dem Tode des Versuchstieres zu Grunde gehe. Der Grund hier- für ist ebenfalls bisher noch unbekannt. Esmarch folgert aus seinen Versuchen, dass ein Vergraben von Thieren, welche an einer Infektionskrankheit zu Grunde ge- gangen sind, ein gutes Mittel ist, um weitere Infektionen von dem Kadaver aus zu verhindern. Verf. stimmt auch der Ansicht bei, dass weder in der Luft noch in dem Abwasser von Kirchhöfen eine Gefahr für die Weiterverbreitung von Infektionskrankheiten gelegen sei. Dittrich (Prag). Latis, M. R., Sulla transmissione del carbonchio dalla madre al feto. (Riforma medica. 1889. No. 141.) In seinen Versuchen über die Uebertragung des Milzbrandes von der Mutter auf den Fötus erzielte Verf. von 15 Fällen 8 positive Resultate. Von den 7 Meerschweinchen, bei denen das Resultat negativ war, befanden sich 6 am Schlüsse der Schwanger- schaft, woraus Verf. den Schluss zieht, dass entweder die Placenta am Schlüsse der Schwangerschaft den Durchtritt der Bacillen schwerer gestattet, oder aber dass die reifen Früchte leichter in Folge der Krankheit der Mutter zu Grunde gehen in einem Milzbrand und Fötus. — Infektion vom Darmkanal aus. 445 Stadium, in welchem die Bacillen im Blute der Mutter noch selten sind. Was die Art der Uebertragung betrifft, so hält Verf. die An- sicht, dass die weissen Blutkörperchen sich der Bacillen bemächtigen und sie aus dem mütterlichen Blute ins fötale übertragen, für die unwahrscheinlichste. Auch die von M alvo z behaupteten Placenta- blutungen konnte Verf. in zahlreichen darauf hin gerichteten Unter- suchungen nicht finden. Um die Frage zu entscheiden, ob der Uebertritt der Bacillen durch Blutungen oder durch einen der Diapedesis ähnlichen Vorgang stattfindet, führte Verf. kleine, vorher in destillirtem Wasser sorg- fältig ausgekochte Hollunderfragmente in die Peritonealhöhle von Meerschweinchen ein, die er dann mit Milzbrand inficirte. Bei der Untersuchung der Hollunderstückchen und des umgebenden Gewebes fand er Bacillen sowohl im Gewebe des Hollunders als auch im umgebenden Gewebe zahlreiche weisse und nur sehr wenige rothe Blutkörperchen. Würden die Bakterien in Folge einer Blutung ins Hollundergewebe eingedrungen sein, so wäre die Zahl der weissen Blutkörperchen keine so überwiegende im Vergleich zu den rothen; übrigens fanden sich Bacillen an Stellen, wo rothe Blutkörperchen gänzlich fehlten. Um jeden Zweifel auszuschliessen , impfte Verf. Milzbrandbacillen in die Cornea. Das Thier starb nach 40 Stunden ; bei der Sektion fanden sich Bacillen im Epithel der Cornea und in den plasmatischen Kanälchen. Im Epithel fanden sich auch wenige rothe Blutkörperchen, es war die Hämorrhagie nicht ganz auszu- schliessen; in den Plasmakanälchen der gefässlosen Cornea konnte aber die Blutung sicher ausgeschlossen werden. Hier mussten also die Bacillen nur mit dem Lymphstrom, der von den pericornealen Gefässen gegen das Centrum der Cornea geht, fortgeführt worden sein. In einem anderen Versuche wurde nur eine Cornea inficirt und dann mit der anderen verglichen. In der inficirten Cornea fanden sich im Epithel und in den Plasmakanälchen einzelne Bacillen, im anderen Auge fanden sich in der Cornea keine Bacillen, hin- gegen konnte man in der Konjunktiva aus den Gefässen ausgetre- tene und im Austreten begriffene Bacillen wahrnehmen. Bei dem lebhaften Wechsel zwischen dem mütterlichen und fötalen Blute glaubt Verf. annehmen zu können, dass derselbe Vorgang, den wir bei der Cornea kennen gelernt haben, sich auch zwischen dem mütterlichen und fötalen Theile der Placenta ab- spielt, wie denn überhaupt die Diapedesis der Bacillen bei der Milzbrandinfektion ein häufiger Vorgang ist. S chnirer (Wien). Korkunoff, Materialy k woprossu o saraschenii ni- schimi organismami tscherez kischetsch ik. [Beitrag zur Frage der Infektion durch Mikroorganismen von Seiten des Darmkanals.] (Wratsch. 1889. No. 48, 50 und 52.) [Russisch.] Verf. übernahm auf Emmerich’s Anreguug die Beantwortung der Frage (auf Grund von Thierexperimenten) über die Fähigkeit von Mikroorganismen, vom gesunden Darm aus in den thierischen 446 Infektion vom Darmkaual aus. Organismus einzudriugen. Ueber diesen Gegenstand herrschen unter den Fachgelehrten ganz verschiedene Ansichten. Als Beispiele mögen Koch und Pasteur angeführt werden. Ersterer sprach schon im Jahre 1877 die Ansicht aus, dass die Milzbrandsporen nicht allein durch die Hautverletzuugen , sondern auch auf dem Wege der Respirations- und Verdauuugsorgane in den Organismus eiudringen können. Um seine letzte Hypothese experimentell zu erhärten, fütterte er während mehrerer Tage Mäuse mit Organen (Milz, frisch getrocknetes und längere Zeit aufbewahrtes getrock- netes Blut — beide Blutarten enthielten bedeutende Mengen von Milzbrandsporeu) an Milzbrand gefallener Schafe und Kaninchen und fand, dass dieselben von der Krankheit verschont blieben. Aehnliches Resultat erhielt er auch bei Kaninchen. Auf Grund dieser Experimente gelangte K. zu dem Schluss, dass eine Darm- infektion mit Mikroorganismen, wenigstens bei den obenerwähnten Thierspecies, unmöglich sei. Auch Pasteur und Toussaint beschäftigten sich mit Fütterungsversuchen, indem sie dem Schaf- futter Kulturen von Milzbrandbacillen beimengten , wobei einige Thiere an Milzbrand erkrankten. Später setzten dieselben dem Futter Pflanzen (Distel, Härchen von Aehreu, Gerste u. s. w.), die geeignet waren, die Mundschleimhaut mechanisch zu verletzen und da nahm die Zahl der Erkrankungs- und Todesfälle bedeutend zu. P. schloss daraus, dass die Infektion vom Verdauungstractus aus nur bei Schleimhautverletzungen der ersten Wege desselben möglich sei. Zu ähnlichem Schluss kam auch Toussaint. Koch und seine Schüler Gaffky und Loeffler haben an Schafen experi- mentirt und kamen zu dem Schluss, dass die Milzbrandbacillen schon im Magen dieser Thiere zu Grunde gehen, dass die Milz- brandsporen dagegen die Darmschleimhaut durchsetzten und zu allgemeiner Infektion führten. Später haben dieselben mit geringen Quantitäten getrockneter Sporen — letztere längere Zeit im getrock- neten Zustande aufbewahrt — experimentirt und sind zu dem Schluss gelangt, dass die Milzbrandsporen in solchen Fällen zuweilen wir- kungslos blieben; bei geringen Quantitäten von Sporen dagegen sterben die betreffenden Schafe erst in ziemlich späten Perioden (zwischen 6 — 22 Tagen). In solchen Fällen konnte es sich auch um Sekundärinfektionen durch die dem Futter beigemengten Exkremente der Thiere handeln. Im Allgemeinen kamen K. und seine Schüler zu dem Schluss, dass die Milzbrandsporen in grösseren Mengen vom Darme aus ebenso sicher inficirend wirken, wie bei Hautimpfungen. Bei anderen Thieren, Meerschweinchen, Kaninchen und Mäusen geben diese Experimente kein konstantes Resultat. Auch Büchner beschäftigte sich mit der Frage über das Eindringen von Mikro- organismen vom Verdauungs- und Respirationstractus aus. Zu seinen Experimenten benutzte er die weissen Mäuse, die er Milz- brandsporen, mit verschiedenen indifferenten Stoffen (Talk, Magnesia, Kohle, Stärke, gewöhnlicher Staub) vermengt, jedes Mal x|4 — 2 Stunden lang einathmen Hess. Alle Thiere gingen binnen kurzer Zeit zu Grunde und zwar zwischen 1 — 3 Tagen. Ganz anders waren die Resultate bei der Fütterung mit Milzbrandsporeu, hier gingen Infektion vom Dannkanal aus. 447 bei Weitem nicht alle Mäuse zu Grunde. Dabei wurde kon- statirt, dass die Exkremente von diesen Thieren ebenfalls Milz- brandsporen enthielten, welch letztere, auf andere Thiere verimpft, bei denselben die Krankheit hervorzurufen im Stande waren , was bei Fütterungen mit Milzbrandbacillen nicht der Fall war. Ueber- haupt bedurfte mau, um eine Milzbrandinfektion vom Darm aus hervorzurufen, einer bedeutend grösseren Menge von Milzbrand- sporen, als dies bei den Inhalationsversuchen der Fall war. Auch Falk hat gefunden, dass Milzbrandbacillen in den Darm eingeführt wirkungslos blieben, dass dagegen Thierfütterungen mit Milzbrand- sporen in der Regel positive Resultate zu ergeben pflegten. Orloff, beschäftigt mit der Frage über das Eindringen des Staphylococcus pyogenes aureus in die tiefer liegenden Organe (so z. B. bei der Osteomyelitis, Endocarditis ulcerosa u. s. w.), suchte die obener- wähnten Mikroorganismen dem thierischen Organismus theils durch den Darm, theils durch die Lungen und zwar im normalen sowie auch im krankhaften Zustande (bei künstlich hervorgerufenen ört- lichen Störungen) einzuverleiben. Zur Fütterung — dieselbe dauerte 1 — 14 Tage — benutzte er eine Mischung von Hafer mit Kulturen des obenerwähnten Mikroben. Dieselbe wurde von den Thieren ausgezeichnet vertragen, selbst während l1 1 a — 3 Monaten. Das Blut solcher Thiere gab keine Kulturen, wohl aber der Dickdarm- inhalt und fand man in solchen Kulturen unter Anderem auch Sta- phylococcus pyogenes aureus. Aehnliche Experimente wurden gemacht auch nach vorheriger Reizung der Verdauungswerkzeuge ; das Resultat blieb stets dasselbe. O. ist der Ansicht, dass das Epithel der Ver- dauungswerkzeuge die letzteren vor dem Eindringen der Mikro- organismen schützt. Nach ihm müssen an der Berührungsstelle des Körpers mit den Mikroorganismen pathologische Zustände (Kontinuitätsstörungen) bestehen, welche das Eindringen derselben in den Kreislauf und ihre weitere Verbreitung gestatten und zwar auf embolischem Wege. Flügge nimmt auf Grund der Experi- mente von Wyssokowitsch (mit Staphylococcus aureus, B. in- dicus und Sporen des B. subtilis) an, dass die Mikroorganismen weder vom Darm noch von den Respirationsorganen aus in den Kreislauf gelangen können , so lange die Schleimhaut derselben intakt ist; ist dies aber nicht mehr der Fall, sogelangen dieselben in die nächsten Lymphdrüsen. Was speciell die Milzbrandbacillen anbelangt, so theilte Flügge die Ansicht von Koch, dass die Bacillen nicht im Stande sind, eine unversehrte Darmschleimhaut zu passiren, wohl aber kommt diese Eigenschaft den Milzbrand- sporen zu. Baum garten ist dagegen eher für das Eindringen von Mikroorganismen vom Darm (besonders bei dem spontanen Milzbrand) aus, im Gegentheil ist nach ihm das Eindringen der- selben auf dem Wege der Respirationsorgane ziemlich problematisch. Ferner haben nach ihm gewisse Thiere eine besondere Prädispo- sition zu der Infektion auf diesem oder jenem Wege; so ist zu z. B. das Rindvieh weniger disponirt zum Impfmilzbrand , geht dagegen bei der Fütterung mit Milzbrandsporen zu Grunde; um- gekehrt verhalten sich Mäuse, Kaninchen und Meerschweinchen. 448 Infektion vom Darmkanal aus. Im Allgemeinen ergeben die meisten Fütterungsversuche negative Resultate. Die einzige Ausnahme bildet der Milzbrand, obschon auch in diesem Falle die Ansichten der Forscher sehr aus einander gehen. Die Hauptschwierigkeit bei der Entscheidung dieser Frage besteht wohl darin, dass man bei Experimenten das Eindringen der Mikroorganismen auf anderen, zufälligen Wegen nicht ver- hindern kann. Verf. hält für das rationellste Verfahren zur Entscheidung der uns interessirenden Frage die Untersuchung der Darm- wandungen selbst und zwar in verschiedenen Zeitabschnitten nach der Fütterung, zu welchem Zweck derselbe an weissen Mäusen, Kaninchen und Meerschweinchen mit verschiedenen Mikroorganismen (neapolitanischen Bakterien von Emmerich, Milzbrandbacillen und Bakterien der Hühnercholera) experimentirte. Dieselben wurden den Versuchsthieren entweder durch die Magensonde oder mit der Nahrung (Weissbrod, gestossenem Zwieback) vermischt beigebracht, wobei der Magensaft in einigen Fällen mit Soda neutralisirt wurde. Gewöhnlich setzte man l|8 Reagensgläschen Zwieback 4—8 Milz- brandkulturen (auf Kartoffel oder Agar-Agar) zu. Kulturen von neapolitanischen Bakterien wurden auf Gelatine bereitet, die der Hühnercholera-Bakterien in Bouillon. Mit letzterer wurden, wenn dieselbe eine gehörige Anzahl von Bakterien enthielt, nicht sterilisirte Brotstücke direkt begossen. Die Infektiosität der auf diese Weise bereiteten Kulturen und Zwiebacke wurde durch subkutane Impfungen kontrolirt. Verf. benutzte zuweilen zu seinen Versuchen Organe (Leber, Milz, Nieren) an Milzbrand gefallener Thiere, zu welchem Zweck er denselben nach gehöriger Präparation geringe Mengen sterilisirten Wassers zusetzte, dann durch ein Netz filtrirte und die auf diese Weise erhaltene Flüssigkeit direkt in den Magen einführte. Die vom Verf. in dieser Richtung angestellten Ver- suche an Kaninchen und weissen Mäusen ergaben keine konstanten Resultate. Meerschweinchen, die mit Kulturen von neapolitanischen Bakterien gefüttert wurden, blieben am Leben, mit Ausnahme einiger zufällig zu Grunde gegangener. Die mit Mikroben der Hühner- cholera gefütterten Kaninchen gingen alle zu Grunde. Auf Grund seiner Versuche ist Verf. zu der Ueberzeugung gekommen, dass nur Fütterung mit Bakterien der Hühnercholera zu positiven Re- sultaten (bei Kaninchen) führen, dagegen Fütterungsversuche mit den übrigen Bakterien keine konstanten Resultate ergaben. Es muss hier bemerkt werden, dass auch positive Resultate anderweitige Deutung zulassen. Verf. machte es sich zur Aufgabe, histologisch den Darm inficirter Thiere in verschiedenen Perioden der Infektion zu untersuchen. Da ihm keine genügende Anzahl von Schafen — letztere Thiere eignen sich nach Baumgarten’s Untersuchungen am besten zu Fütterungsversuchen mit Milzbrandbacillen — zur Disposition stand, so experimentirte er an weissen Mäusen, die nach seiner Erfahrung auch eine bedeutende Disposition zur Darm- infektion besitzen. Bei seinen Versuchen schlug er folgenden Weg ein: er nahm 3 — 7 Mäuse, Hess dieselben während 8 — 12 Stunden hungern uud gab allen einige Schalen Zwieback, denen Milzbrand- Infektion vom Darmkanal aus. 449 sporen beigemischt waren; nachdem ein Theil dieses Futters ver- zehrt war, setzte er neue Quantitäten zu ; nach gewissen bestimmten Zeiträumen tödtete er die Thiere mittelst Chloroform, wobei Magen und Darm sofort herausgenommen und mit 70 °/ö Alkohol behandelt wurden. Auf diese Weise erhielt er Därme von 18 Mäusen (Mi- nimum 5, Maximum 48 Stunden nach dem Beginn der Fütterung). Diesen Därmen wurden einzelne Stücke entnommen und daraus Schnitte zur mikroskopischen Untersuchung bereitet und nach vor- heriger Färbung nach Gram’ scher Methode wurden die ver- schiedenen Präparate mikroskopisch untersucht. Dabei ist es dem Yerf. nicht gelungen, in den Darmwandungen oder den Lymph- apparaten des Darmes (solitären Follikeln und Peyer’schen plaques) Milzbrandbacillen resp. deren Sporen nachzuweisen , obschon auf der freien Schleimhautoberfläche zahlreiche Milzbrandbacillen auf den Epithelien lagerten, so dass man anzunehmen berechtigt war, dass die ebenerwähnten Bacillen aus den verfütterten Sporen her- vorgegangen waren. Obschon bei den Versuchen des Verf’s. mehrere Thiere an Milzbrand zu Grunde gingen, waren in diesen Fällen auch andere Infektionswege (durch die Schleimhaut des Mundes u. s. w.) nicht auszuschliessen. Bei Fütterungen mit der Sonde können ebenfalls zufällige Verletzungen stattfinden. Ob diese an weissen Mäusen gewonnenen Erfahrungen auch auf andere Thiere zu übertragen sind, lässt Verf. dahingestellt sein, obschon die Ver- suche von Koch an Schafen für eine Infektion (mit Milzbrandbacillen) vom Darm aus zu sprechen scheinen. Dagegen erhielt Pasteur bei Fütterungsversuchen an Schafen von diesen verschiedene Resultate, daher ist Verf. geneigt, anzunehmen, dass bei Schafen die Verhält- nisse ähnliche seien, wie bei weissen Mäusen. Im Allgemeinen nimmt er an, dass bei Intaktheit der Darmepithelien und der Lymph- und Blutgefässe eine Infektion vom Darm aus unmöglich sei. Ganz andere Resultate beobachtete er bei Kaninchen bei Fütterungs- versuchen mit Mikroorganismen der Hühnercholera, indem alle Ver- suchstiere an der obenerwähnten Krankheit zu Grunde gingen, ob- schon er nicht im Stande war, die betreffenden Mikroorganismen in den Darmwandungen nachzuweisen (aus Mangel an guter Dop- pelfärbungsmethode oder alleiniger Färbung der Hühnercholerabak- terien, da dieselben vom Alkohol zu leicht entfärbt werden). Nach Verf.’s Ansicht geht hier der Infektion eine circumscripte Erkran- kung der Darmepithelien (Nekrose) voraus und nach Abstossung der letzteren entstehen Substanzverluste, durch welche die Mikro- organismen in den Kreislauf eindringen können. Allerdings lässt sich dagegen einwenden, dass die obenerwähnten Epithelialerkran- kungen sekundär sein können, hervorgerufen durch die allgemeine Infektion. Im allgemeinen ist Verf. der Ansicht, dass nur dieje- nigen Mikroorganismen vom Darm aus inficiren können, welche im Stande sind, die schützende Epitheldecke zu zerstören. Zu solchen Mikroorganismen gehören gerade die Bakterien der Hühnercholera. Diese Eigenschaft geht dagegen folgenden Mikroorganismen ab: den neapolitanischen Bakterien von Emmerich, dann allen normalen Darmbakterien, ferner den Milzbrandbacillen und deren Sporen (zwci- VI. Bd. 31 450 Bakteriurie. — Lungenschwindsucht — Ehinosklerom. fellos für Meerschweinchen und weisse Mäuse), Staphylococcus au- reus (0 r 1 o f f), Bacillus indicus, den Sporen des Bacillus subtilis et Staphylococcus aureus (Wyssokowitsch). Was die übrigen jetzt bekannten Mikroorganismen anbelangt, so weiss man darüber nichts Bestimmtes. Hier sind noch specielle Untersuchungen über deren Wirkung bei verschiedenen Thierspecies nöthig. von Etlinger (St. Petersburg). Peyer, A., Zur Bakteriurie. (Correspondeuzblatt für Schwei- zer Aerzte. 1889. No. 14.) Verf. berichtet über drei Fälle von Bakteriurie. Der primäre Sitz der Infektion war mit grösster Wahrscheinlichkeit die Vagina, von der aus erst die Bakterien in die Harnröhre, beziehungsweise in die Harnblase gelangt sind, ein Umstand, welcher es zweck- mässig erscheinen lässt, bei Frauen vor dem Katheterisiren immer sorgfältig die Vulva zu reinigen. Der Harn kam stets erst mehr oder weniger lange Zeit nach der Entnahme zur Untersuchung, so dass man sich kein Urtheil darüber bilden kann, wie gross die Menge der Bakterien ursprüng- lich im Harn gewesen ist. Der Harn wurde nur mikroskopisch untersucht. Eine Bestim- mung der Bakterienarten wurde nicht vorgenommen. Di tt rieh (Prag). Schröter, L., DieVerbreitung der Lungenschwindsucht in der Schweiz nach der Höhenlage. Dargestellt aus ihren Sterblichkeitsverhältnissen während der 11 Jahre 1876 — 1886. (Vierteljahrsschrift für gerichtliche Medicin und öffent- liches Sanitätswesen. N. F. Bd. LI. 1889. S. 125.) Verf. kommt auf Grund seiner eingehenden statistischen Unter- suchungen zu folgenden Schlüssen: 1) Die Lungenschwindsucht ist in der ganzen Schweiz ende- misch. 2) Die Mortalität an Lungenschwindsucht nimmt mit Zunahme der Höhe ab, doch weder proportional noch regelmässig. 3) Die Schwindsuchtsterblichkeit nimmt regelmässig zu mit der Vergrösserung der Zahl der industriellen Population. 4) In den gleichen Höhen haben die industriellen Bezirke eine bedeutend grössere Schwindsuchtsterblichkeit als die agricolen. 5) Bei gleicher Stärke der industriellen Population ist die Sterblichkeit an Lungenschwindsucht in den höher gelegenen Be- zirken etwas kleiner als in den niedrigeren. D i 1 1 r i c h (Prag). Zagari, Gr. , Ricerche etiologiche sul rinoscleroma. (Giornale internaz. delle scienze mediche. 1889. No. 4.) Im Gewebe einer klinisch und mikroskopisch als Rhinosklerom festgestellten Neubildung fand Verf. die von Corn il und Alvarez Rhinosklerom, 451 beschriebenen Kapselbacillen, die er auch zu wiederholten Malen reinzüchten konnte. Dieselben bilden unbewegliche, 2 \ — 3 lange, 0,4 — 0,5 breite Stäbchen , die einzeln oder auch zu zweien , in älteren Kulturen auch in Gliedern von 4 — 5 — 8 Vorkommen. Sie färben sich am besten mit Methylviolett, Gentianaviolett und Fuchsin ; färbt man die Präparate mit einer alkoholischen Lösung der genannten Farbstoffe, wäscht sie in Wasser ab und montirt sie in Balsam, so erhält man in wenigen Minuten eine gute Färbung der Bacillen und der Kapseln. Nach Gram färben sich nur die Bacillen, nicht aber die Kapseln. Der von Z. gezüchtete Mikroorga- nismus wächst auf den gewöhnlichen Nährböden. Auf der Gelatine- platte bildet er runde, weiss-milchige, feuchte Kolonieen von weicher Konsistenz mit konvexer Oberfläche. Im Impfstich findet das Wachsthum vorwiegend auf der freien Oberfläche statt und zwar zeigt die Kultur keine Neigung zur Ausdehnung, so dass sie das Aussehen eines Nagelkopfes annimmt. Eine charakteristische Eigen- thümlichkeit weist das Wachsthum im Impfstrich auf: Nachdem die Kultur entlang des Impfstriches sich als weisses Band entwickelt hat, gleitet sie am 8. — 10. Tag hinunter und sammelt sich am Boden der Eprouvette an. Dieselbe Erscheinung zeigt sich auf Agar und Blutserum. Während die Bacillen auf Gelatine erst nach 2 — 3 Tagen zur Entwickelung gelangen, entwickeln sie sich auf Fleischbrühe schon nach 18 — 24 Stunden, wobei diese durch gleichmässig vertheilte, kaum wahrnehmbare Körnchen getrübt wird. Die günstigste Temperatur zu ihrer Entwickelung ist 36 — 38°. Der Austrocknung widerstehen dieselben verschieden lange, je nach der Temperatur, bei welcher sie gezüchtet wurden. So sind die in Fleischbrühe bei 37° gezüchteten Bacillen schon nach 5 Stunden steril, während die bei 20° gehaltenen noch nach 19 Stunden entwickelungsfähig sind. Gegen Säure leisten sie ziemlich starken Widerstand. Die Ein- impfung von Rhinoskleromgewebe sowohl wie auch von Rhino- sklerombacillen bei Thieren blieb erfolglos. Aus seinen Versuchen zieht Verf. folgende Schlüsse : 1) Der von Pal tauf und Eiseisberg gezüchtete Mikro- organismus, der für Versuchsthiere pathogen ist, hat mit dem Rhinosklerom nichts zu thun. 2) Die Aetiologie dieser Geschwulst bleibt trotz der vielen Arbeiten noch immer nicht aufgeklärt, so lange es nicht gelingt, die Krankheit an Thieren zu erzeugen. (Es muss hier auf die Ver- suche Stepanow’s hiugewiesen werden — s. dieses Centralbl. Bd. V. No. 16 — dem es gelungen ist, durch Impfung mit Stück- chen von Neubildungen und Kulturen von Rhinosklerombacillen ins Auge von Meerschweinchen Rhinosklerom zu erzeugen. Ref.) Schnirer (Wien). Massintin, Ob amebach, kak tschusch ejadnych t öl- st y c h kischok. [Ueber die Amoebcn als Parasiten des Dick- darms.] (Aus der propädeutischen Klinik des Prof. Lösch in Kijew.) (Wratsch. 1889. No. 25.) [Russisch], 31* 452 Amöben als Darmparasiten. Amöben als Parasiten des Dickdarms wurden im Jahre 1873 zum ersten Mal von Lösch in den Stühlen eines an chronischer Dysenterie leidenden Patienten konstatirt und in Virchow’s Ar- chiv (Bd. LVI) beschrieben. Mit der Abnahme und dem schliesslichen Verschwinden der Parasiten aus den Stühlen trat eine bedeutende Besserung ein. Definitive Genesung trat erst nach einem akuten Durchfall (anscheinend ohne jeglichen Grund) ein, wobei die Stühle das bekannte Aussehen von Typhusstühlen annahmen. Die Stühle von diesen Patienten wurden 4 Hunden in den Darm eingespritzt, von denen bei 3 jede Wirkung ausblieb, der vierte dagegen erkrankte an akuten Verdauungsstörungen (Erbrechen, Durchfall), doch er- holte sich derselbe danach bald, indessen enthielten dessen nor- male Exkremente Beimengungen von blutigem Schleim und es war im letzteren eine bedeutende Anzahl von Amöben zu sehen. Am 18. Versuchstage wurde dieser Hund getödtet und bei der Sektion fand man seine Darmschleimhaut katarrhalisch afficirt, mit blutigem Schleim bedeckt und ausserdem konstatirte man 3 oberflächliche Geschwüre. Im Dickdarmschleim sowie im Geschwürsgrunde waren zahlreiche Amöben. Auf Grund dieser Beobachtung nimmt Lösch an, dass besagte Parasiten die Darmschleimhaut stark rei- zen und durch ihren Reiz die Heilung der Geschwüre verhindern. Aehnliche Darmerkrankungen mit Amöben in den Stühlen wurden später von italienischen Autoren (Grassi, Perroncito, Son- tino) beschrieben, doch legten dieselben dem Parasiten keine Be- deutung bei. Koch fand denselben in Aegypten in den Darm- schnitten dysenterischer Leichen, und Kartulis kam im Jahre 1886 auf Grund eigener Untersuchungen zu dem Schlüsse, dass die obenerwähnten Parasiten die Ursache der sog. tropischen Dysen- terieen seien. Hlava in Prag kam zu ähnlichem Schluss in Be- zug auf europäische Dysenterieen. Kartulis betrachtet auf Grund folgender Erwägungen die obenerwähnten Parasiten als Krankheits- erreger tropischer Dysenterieen : 1) in allen Fällen (150) von Dys- enterie fand er dieselben, während sie bei anderen Darmerkran- kungen fehlten; 2) fand er dieselben nicht allein im Geschwürs- grund und im Schleim dysenterischer Leichen, sondern auch in tie- feren Lagen (submucosa, muscularis) der Darmwandungen, falls der geschwürige Process dieselben erreichte und 3) die Intensität der Erkrankung stand im geraden Verhältniss zu der Zahl der Parasiten in den Stühlen. Die obenerwähnten Parasiten als Rein- kulturen zu erhalten, ist noch keinem Forscher gelungen. Durch Einspritzungen dysenterischer Stühle in den Darm hat man in vielen Fällen bei Thieren (besonders Katzen) blutige Durchfälle hervorgerufen. Selbstverständlich liefern diese Versuche keinen strikten Beweis, dass die betreffenden Erkrankungen gerade durch die Amöben hervorgerufen wurden. Amöben wurden auch bei anderen Darmerkrankungen gesehen, was Kartulis unberücksichtigt lässt, der meint, dass die von Lösch gesehenen Parasiten — die- selben waren grösser, als die von ihm beobachteten — einer anderen Species angehörten. Verf. hat diese Parasiten bei 5 Patienten und zwar mit ver- Amöben als Darmparasiten. 453 schiedenen Darmerkrankungen beobachtet. Zunächst fand er die- selben bei einem Patienten, der nach überstandener akuter Dysen- terie 7 Jahre lang an der chronischen Form (mit blutigen Stühlen) dieser Krankheit gelitten hatte. Derselbe wurde am 23./XII 1888 in die klinische Abtheilung des Alexanderhospitals aufgenommen. Aus der Anamnese ergab sich, dass Patient im December 1881 eine akute Dysenterie (bis 24 Stühle täglich, begleitet von Kolik- schmerzen und Tenesmen) überstanden hat. Im Laufe der Zeit er- holte sich derselbe ein wenig, doch blieb ein häufiger Stuhldrang (10 — 15 Stühle täglich) zurück. Im Sommer 1882 verbrachte er circa 2 Monate im Cyrillushospital, seit dieser Zeit leidet er bis jetzt an Durchfällen mit Tenesmen (6 — 8 und nur bei akuten Exacerbationen häufiger, d. h. 10—15 Stühle täglich). Patient ist ziemlich kräftig gebaut, mit gut entwickelter Musculatur und ge- ringem Fettpolster; die sichtbaren Schleimhäute etwas blass, Hä- moglobin nach FleischeTs Hämoglobinometer 95 °/0 des normalen Gehalts. Brustorgane normal. Leber und Milz etwas vergrössert. Meteorismus geringen Grades; Unterleib auf Druck wenig em- pfindlich. In der Fossa iliaca dextra beim Druck Kollern im Leibe. Vor der Stuhlentleerung Kolikschmerzen und Kollern ; der Stuhl selbst ausserdem von Tenesmen begleitet. Die Stühle selbst flüs- sig oder breiig, schaumig, von penetrautem widerlichen Geruch und mit reichlicher Beimengung von blutigem Schleim. Bei der mikroskopischen Untersuchung fand man in der ersten Zeit keine Amöben, erst Ende Januar ist es Prof. Lösch gelungen, dieselben in ganz frischen Stühlen und zwar recht zahlreich zu finden. Pat. erhielt Tanninklystiere und innerlich verschiedene Emulsionen, Opium, Magisterium Bismuthi, Naphthalin etc., aber ohne jeglichen Erfolg. Nach Konstatirung von Amöben erhielt derselbe 1 °/0, später 2°/0 Borsäureklystiere lmal täglich (1 Pfund pro dosi) mit nachfolgenden Eingiessungen warmen Wassers und über einen Tag 15 g Natr. sulphur. mit 1 g Acid. salicyl. Ende Februar ver- schwanden die Amöben aus den Stühlen, dafür traten aber starke Kolikschmerzen auf, weswegen die Klystiere ausgesetzt wurden. Danach hatte der Pat. täglich nur einen einzigen schleimigen, flüs- sigen Stuhl ohne Amöben. Nach einigen Tagen traten dieselben wieder auf und zwar in geringer Menge. Pat. erhielt dann Chinin- klystiere (1,5 Chin. sulph. auf 1 Pfund Wasser) mit nachfolgenden Eingiessungen von warmem Wasser. Ausserdem erhielt er dazwischen Tanninklystiere (2,0 auf 1 Pf. Wasser) innerlich (1,5 Chin. muriat. in Pulverform) und nach letzterem 01. ric. Danach verschwanden die Amöben aus den Stühlen und letztere wurden normal, ohne Kolikschmerzen und ohne Tenesmen. Später beobachtete mau ab- wechselnd normale und schleimig-flüssige Stühle. Letztere ent- hielten geringe Mengen von Amoeben. Pat. war gezwungen, die Klinik zu verlassen und man verlor ihn aus den Augen. Der 2. Fall betraf einen 53jährigen Bauern mit chronischem Darm- katarrh, Bronchialkatarrh und Emphysem. Flüssige Stühle mit kleinen Schleimklümpchen. Mikroskopisch konstatirte man ausser gewöhn- lichen unverdauten Speiseresten in grosser Menge Cercomonas in- 454 Amöben als Darmparasiten. testinalis, desgleichen Amöben und Eier von Trichocephalus dis- par. Amöben beobachtete man während 4 Tagen. Danach erhielt der Pat. 2 Tage hintereinander Calomel cum Jalape (aa. 0,6), jedes- mal 2 Dosen mit einer Stunde Zwischenzeit. Die Wirkung liess nichts zu wünschen übrig, der Pat. klagte aber über starke Kolik- schmerzen und seine Stühle enthielten viel Schleim, aber keine Amöben. Später erhielt derselbe eine Emulsio oleosa; Kolik- schmerzen Hessen nach ; die Stühle waren schleimig-flüssig. Amö- ben waren in geringer, Cercomonas intestinalis dagegen in grosser Menge vorhanden. Verordnet wurden Klystiere aus Chin. sulph. (1,5 auf 1 Pf. Wasser), doch verliess der Pat. bald die Klinik. Im 3. Falle handelte es sich um einen 18jährigen Pat. mit Typhus abdominalis. Derselbe bot ausser gewöhnlichen Typhus- symptomen und einem abgelaufenen Entzündungsprocess in der rechten Lungenspitze nichts Besonderes dar. (Normale Temperaturen stellten sich am 20. Tage (vom Eintrittstage ins Hospital ab ge- rechnet) ein. Was die Darmerscheinungen anbelangt, so litt derselbe zuerst an Verstopfung, später an Durchfällen (täglich 2 flüssige Stühle mit reichlicher Schleimbeimengung). Mikroskopisch fand man zahl- reiche Cercomonas intestinalis, nicht sehr zahlreiche Amöben und desgleichen Eier von Trichocephalus dispar. Später wurden die Amöben immer seltener; zum letzten Male wurden dieselben einen Tag vor der Defervescenz beobachtet, um welche Zeit die Stühle theils normal, theils flüssig waren und zwar ohne Schleimbeimen- gungen. Später waren die Amöben nicht mehr zu entdecken, des- gleichen auch Cercomonas intestinalis. Die Therapie war in diesem Falle theils expectativ, theils symptomatisch. Im 4. Falle fand man die Amöben in den Stühlen (6—8 Stühle täglich ohne Kolikschmerzen und Tenesmen) eines 27 jährigen, an akutem Darmkatarrh leidenden Patienten. In den flüssigen, stark schleimigen Stühlen fand man dieselben nebst Eiern von Tricho- cephalus dispar. Die Behandlung bestand in der Darreichung von Solut. arg. nitr. , 01. ric. und Klystieren aus Chin. sulph. (1,5 auf 1 Pf.1) Wasser). Nach ungefähr 11 Tagen verschwanden die Amöben. Bis zum Austritt des Pat. aus der Klinik waren seine Stühle fest, mit Schleimklümpchen bedeckt, aber ohne Amöben. Im 5. Falle handelte es sich um einen Pat. (aus der Privat- praxis eines Kijewer Arztes) mit chronischem Darmkatarrh (in der letzten Zeit 1 — 2 flüssige Stühle täglich mit reichlicher Schleim- beimeuguug). In den Stühlen fand mau nebst Amöben Cercomonas intestinalis in reichlicher Menge. Nur im ersten Falle fand man zahlreiche Amöben, so dass zuweilen das ganze Gesichtsfeld von denselben (im beweglichen Zustande) eingenommen war. In den übrigen Fällen fand man dieselben in bei weitem ge- ringerer (durchschnittlich 2 im Gesichtsfelde) Menge. Die Amöben haben im Ruhezustände die Gestalt runder Zellen , theils aus hyalinem , theils aus körnigem Protoplasma bestehend, wobei letzteres um das Centrum, ersteres mehr an 1) 1 russisches Pfund = 410 grm. Amöben als Dannparasiten. 455 der Peripherie gelagert ist. Die körnige Beschaffenheit des Protoplasmas ist nicht immer gleichmässig, bald ist dieselbe deut- licher, bald weniger deutlich ausgesprochen, zuweilen fehlt die- selbe beinahe ganz. Im körnigen Protoplasma sieht man gewöhn- lich einen nicht ganz deutlich kontourirten Kern. Kernkörperchen hat weder Verf. noch Kartulis konstatiren können. Im Innern von Amöben findet man häufig grössere oder kleinere Vacuolen (bis 6 an der Zahl). Ausserdem findet man in denselben ver- schiedenartige, von aussen her aufgenommene Körper (Mikroorga- nismen, zerfallene Zellen etc. Im Falle No. 1 fand man nicht selten im Innern derselben rothe Blutkörperchen, zuweilen selbst 6 — 7 Stück). Die Bewegungen der Amöben bestehen darin, dass dieselben von Zeit zu Zeit hyaline Fortsätze herausstülpen , was sehr leicht übersehen werden kann. Selbst in frischen Stühlen sind nicht alle Amöben beweglich, in gestandenen dagegen wird diese Eigen- schaft nur ausnahmsweise (und dann nur bei Zimmertempe- ratur) beobachtet. Verf. benutzte deswegen bei seinen Untersu- chungen den sog. Wärmetisch von Max Schultz e. Dabei fand er die Amöben noch lebensfähig, selbst in den Stühlen, die 6 — 8 Stunden bei Zimmertemperatur gestanden hatten. Lebhafte Bewe- gungen zeigen die Amöben bei 33° C, dabei treiben dieselben Fortsätze in dieser oder jener Richtung. Diese Fortsätze werden dann wieder eingezogen oder sie werden grösser und der körnige Inhalt des Protoplasmas fliesst in dieselben über. Auf diese Weise gehen die Bewegungen der Parasiten vor sich. Bei 55° C hören die Bewegungen derselben auf; war aber die obenerwähnte Tem- peratur von nicht zu langer Dauer, so erfolgen beim Erkalten die Bewegungen von Neuem. Setzt man das Präparat der Zimmer- temperatur aus und setzt man demselben, um das Austrocknen zu verhindern, eine sog. physiologische Kochsalzlösung zu, so er- halten sich die Bewegungen während 4—6 Stunden. Die Grösse der Amöben betrug in den Fällen vom Verf. 0,006 — 0,030, selbst 0,035 f.i ; in den Fällen von Lösch 0,020 — 0,030—0,035 /.i und in den Fällen von Kartulis 0,012 — 0,030 /u. Verf. hat diese Parasiten bei verschiedenen Darmkrankheiten beobachtet und zwar bei chronischem Dickdarmkatarrh (mit blutigen Stühlen), Typhus abdominalis, akutem und chronischem Darmkatarrh. Akuten Dickdarmkatarrh (mit blutigen Stühlen) hat Verf. nur in einem einzigen , seit beinahe einem Monat bestandenen Falle be- obachtet, er fand in den schleimig-blutig-eitrigen Stühlen keine Amöben. Auf Grund seinerBeobachtungen bestreitet M. die Ansicht, dass die obenerwähnten Parasiten die Erreger blutiger Durchfälle seien, da man dieselben auch bei anderen Darmerkrankungen finden kann, und stellt folgende Thesen auf: 1) die Amöben gelangen in den Darm wahrscheinlich mit dem Trinkwasser und siedeln sich haupt- sächlich im Schleim des Dickdarms an, wo sie sich vermehren, falls sie im Darm die zu ihrer Existenz nothwendigen Bedingungen vorfinden ; 2) von der Menge derselben hängt auch die Intensität der von ihnen hervorgerufenen Erkrankung ab (in leichteren Fällen 456 Amöben als Darmparasiten. — Psorospermose. beobachtet man nur eine vermehrte Schleimabsonderung). Ob die- selben an und für sich im Stande sind, bei gewöhnlichen Verhält- nissen Durchfälle und Darmulcerationen (wenn auch oberflächliche) hervorzurufen, muss man zur Zeit noch dahingestellt sein lassen. Der obenerwähnte Versuch von Lösch ist in dieser Richtung nicht beweisend, da derselbe seinem Versuchshunde Darmauslee- rungen, nicht aber reine Amöbenkulturen einspritzte. Das Vor- handensein geschwüriger Processe im Darm scheint für die Ent- wickelung von Amöben sehr günstig zu sein und scheinen die- selben durch ihre irritirende Wirkung den Darmkatarrh zu unter- halten und die Heilung von Geschwüren zu verhindern. Im 2., 3. und 5. Falle wurde auch Cercomonas intestinalis in grosser Menge beobachtet, welchen Parasiten man auch bei Typhus abdominalis, der Cholera und sonstigen Durchfällen zu begegnen pflegt. Nach Heller bildet der katarrhalische Zustand der Dannschleimhaut nur einen günstigen Boden für deren Entwickelung. Nach Ecker- krantz dagegen sollen dieselben reizend auf die Darmschleimhaut einwirken und auf diese Weise den Katarrh unterhalten und von Zeit zu Zeit dessen Exacerbationen hervorrufen. Nach Verf.’s Ansicht dagegen sollen dieselben in dieser Hinsicht ziemlich indif- ferent sein. Im 1. Falle wurden 1—2 °/0 Borsäurelösungen in Kly- stierform verordnet, aber ohne jeglichen Erfolg. Die Abnahme der Amöbenzahl schreibt der Verf. der mechanischen Wirkung der Klystiere zu. Viel wirksamer waren die Klystiere aus Chin. sulph. (1,5 Chin. sulph. auf 1 Pf. Wasser), welches Mittel nach Untersu- chungen von Prof. Lösch bereits in einer sehr starken Verdün- nung (1:5000) die Amöben tödtet. Nach deren 2wöchentlicher Anwendung fand man in den Stühlen keine Amöben, mehr und nachdem der Pat. eine Zeit lang ohne jegliche Behandlung belassen wurde, hatte derselbe während 5 Tage ganz normale Stühle, dann konstatirte man die Amöben wieder und der Durchfall recidivirte. Nach Verf’s. Ansicht ist das Vorhandensein von Darmgeschwüren das Haupthinderniss der radikalen Vernichtung der Parasiten, da letztere in den Geschwüren ihre Schlupfwinkel haben und wahr- scheinlich von dort aus in die tieferen Lagen des Darmes eindringen können. von Etlinger (St. Petersburg). Darier , De la psorospermose folliculaire vegötante. (Annales de Dermatologie et de Syphiligraphie. 1889. No. 7.) Unter der Bezeichnung Psorospermose folliculaire v6g6tante versteht der Verf. eine von ihm erst 2 mal beobachtete, aber wohl charakterisirte Krankheit, welche sich an der gesammten Haut des menschlichen Körpers, vorwiegend jedoch auf dem behaarten Kopf, im Gesicht, auf der Brust und besonders in der Leistengegend ent- wickelt. Anfangs erscheinen kleine Papeln mit einer bräunlich- grauen Kruste, welche sich mit einiger Mühe von der Unterlage abheben lässt und dann als eine hornartige etwas fettig anzufüh- lende und zapfenförmig in eine Hautvertiefung eingepasste Masse erscheint. Später entstehen durch Zusammenflüssen solcher Papeln linsengrosse Unebenheiten der Haut, die sich dann zu immer Psorospermose. 457 grösseren Massen, ja zu „wirklichen Geschwülsten“ vereinigen und zum Theil in Geschwürsbildung übergehen. Die mikroskopische Untersuchung der Papeln ergibt fast immer einen engen Zusammenhang derselben mit den Haarbälgen. Wäh- rend die Haarwurzel mit ihren Scheiden und Drüsen unversehrt erscheint, zeigt sich der Ausgang des Haarbalges erweitert und mit jener hornartigen Masse angefüllt, wodurch die erwähnten Zapfen entstehen. Diese Masse entspricht anscheinend einer starken Hyperplasie der Epidermis ; indessen ist unter ihr das Rete Mal- pighi nicht deutlich ausgebildet und die Grenze gegen die Leder- haut verwischt. Die Hautpapillen sind in der nächsten Umgebung sämmtlich hypertrophisch , und von den Wurzeln des krankhaften Processes erstrecken sich bisweilen bluraenkohlartige, verästelte Epithelzapfen in die unterliegende Haut. In den unteren, dem Haarbalg nächsten Theilen der horn- artigen Masse entdeckte Verf. eine grosse Zahl von Zellen, welche von denen ihrer Umgebung gänzlich verschieden waren und un- möglich als Degenerationsformen normaler histologischer Elemente angesprochen werden konnten. Es waren Rundzellen mit doppelt contourirter Membran, granulirtem Inhalt und mittelständigem Kern, welche eine gewisse Aehnlichkeit mit Knorpelkörperchen zeigten. In Zupfpräparaten fand der Verf. dieselben Zellen häufig in Epithel- zellen eingeschlossen, deren Kern sie seitwärts herausgedrängt hatten. Die am meisten verhornten äusseren Theile der Zapfen erschienen nach Behandlung mit Lauge fast gänzlich aus solchen Rundzellen zusammengesetzt, welche indessen die gebräuchlichen Farben nicht mehr annahmen, ein starkes Lichtbrechungsvermögen besassen und daher als verhornt anzusehen waren. Verf. glaubt diese Rundzellen als Psorospermien bez. Coccidien ansehen zu können, eine Klasse der Protozoen, deren Bedeutung in der Pathologie durch Leuckart erkannt worden ist und durch eine kurze Uebersicht seitens des Verf.’s in seinem Aufsatz er- läutert wird. Verf. erwähnt die Psorospermose der Hasenlebern, das Molluscum contagiosum und die Paget’sche Krankheit der Brustwarze, um auf Grund dieser Analogieen die Entstehung der von ihm beschriebenen Hautkrankheit durch Psorospermien wahr- scheinlich zu machen; er muss indessen zugeben, dass alle von ihm angestellten Züchtungs- und Uebertragungsversuche misslangen, und dass einer seiner Patienten bereits 9 Jahre an der Krankheit leidet, ohne seine Frau damit inficirt zu haben. Am Schluss des Aufsatzes wird auf einen ähnlichen, von White im Journal of cutaneous and genito-urinary Diseases berichteten Krank- heitsfall hingewiesen, welcher als Keratosis follicularis beschrieben, aber nicht als Psorospermose erkannt wurde. K ü b 1 e r (Berlin). Linstow, 0. von, Compendium der Helminthologie. Nachtrag, die Litteratur der Jahre 1878 — 1889. 8°. XVI u. 151 pg. Hannover 1889. Das im Jahre 1878 von demselben Verf. bearbeitete Compen- dium der Helminthologie hat bei seiner praktischen Einrichtung 458 Helminthen. ohne Zweifel vielfachen Nutzen gestiftet; es ermöglicht, mit einem Blick alle Helminthen zu übersehen, welche bis dahin aus irgend einer Thierart bekannt waren und gibt ausreichende litterarische Verweise zu den einzelnen Helminthenarten — es ist also ein sehr bequemes Nachschlagebuch, das Jeden bald auf den richtigen Weg führt, wenn es sich darum handelt, irgend einen Helminthen zu bestimmen, und zu erfahren, was über ihn bekannt ist. Seit jener Zeit bis heute hat natürlich auch die Helminthologie grosse Fort- schritte gemacht und diesem Umstande Rechnung tragend hat sich der Verf. entschlossen, einen Nachtrag zu publiciren, der die Lit- teratur der letzten 12 Jahre umfasst. Lieber hätten wir es aller- dings gesehen, wenn eine neue Auflage erschienen wäre, doch ver- stehen wir sehr wohl, dass von einer solchen abgesehen wurde. Die Anordnung ist dieselbe geblieben wie im Compendium, d. h. unter den systematisch angeordneten Namen der Wirthe sind die in ihnen gefundenen Helminthen aufgezählt, der Ort des Vorkom- mens angegeben und litterarische Verweise beigefügt. Auch die „freilebenden Helminthen“ (Nematoden) sind aufgeführt worden. Dass eine solche Arbeit nicht ganz ohne Lücken sein kann, liegt in der Natur der Sache — einige wenige sind uns beim bisherigen Gebrauch aufgestossen, sie sind bei der enorm zersplitterten Litte- ratur kaum vermeidlich und können dem Autor nicht angerechnet werden; dagegen hätten eine Reihe von Citaten genauer sein kön- nen, indem mitunter bei Arbeiten, die in Zeitschriften erschienen sind, die letzteren nicht angegeben sind, während bei anderen zwar die Zeitschrift (in einem Falle nicht zum Wiedererkennen), aber zu weilen nicht die Bandnummer, resp. nicht die Seite citirt ist ; auch sind eine Anzahl von angeführten Schriften als Dissertationen resp. Ha- bilitationsschriften erschienen und als solche in den Bibliotheken leicht zu erhalten — aber die darauf bezügliche Angabe fehlt leider bei Lin stow. Auch bei den Autorennamen ist gelegentlich, abgesehen von Druckfehlern, wie Ramm statt Raum, ein Irrthum mit untergelaufen: so hat unseres Wissens nicht Ratzel eine Arbeit über Archigetes Sieboldii veröffentlicht, sondern R. Leu- ckart; allerdings hat Ratzel diesen Wurm ebenfalls beschrieben, aber bereits 1868 und als Caryophyllaeus appendiculatus. Auch im Text selbst sind viele Citate von einer bedenklichen Kürze, welche besonders Anfängern manche Schwierigkeit bereiten wird — aber alle diese Ausstände können uns nicht abhalten, das Buch särnmt- lichen Interessenten wärmstens zu empfehlen und dem Autor gegen- über die grosse und sehr mühsame Arbeit dankend anzuerkenuen. M. Braun (Rostock). Kerbert, C., Het voor körnen vanBothriocephalus latus Brems. inNederland. 8°. 6 pg. (S.-A. aus den: Hande- lingen van het tweede Nederlandsch Natuur- en Geneeskundig Congres geh. te Leiden 26/27. April 1889.) Der Autor erörtert zuerst die in den Niederlanden bisher be- obachteten Fälle von Bothriocephalus latus beim Menschen x) und 1) Vgl. d. Centralbl. Bd V. No. 25. pg. 836. Bothriocephalus latus. — Echinococcus. 459 tritt darauf der Frage nach dem Zwischenträger näher. Da unter den bisher als Zwischenwirth bekannten Fischen die Salmoniden überwiegen, so untersuchte K e r b e r t zuerst diese auf Bothrioce- phalenfinnen, obgleich nirgends in den Niederlanden Salmoniden im rohen Zustande genossen werden. Wegen ihrer Seltenheit wurden Forelle (Trutta fario), Meerforelle (Trutta trutta) und Aesche (Thy- mallus vulgaris) 'ausgeschlossen und nur der Rheinlachs (Trutta salar), der Schnäpel (Coregonus oxyrhynchus) und der Stint (Os- merus eperlanus) untersucht, jedoch nur bei letzterem Bothrioce- phalenfinnen gefunden. Obgleich diese nun in vielen Punkten von den Hechtfinnen abwichen (sie waren im Durchschnitt bedeutend kleiner, auch trug ihre Cuticula einen Besatz von Härchen), dem- nach von vornherein anzunehmen war, dass sie nicht zum Formen- kreis des breiten Bandwurmes gehören, so wurden doch eine Anzahl derselben an 3 Hunde verfüttert, nachdem mit denselben eine anthel- minthische Kur vorgenommen worden war. Die Autopsie ergab in keinem Falle die Anwesenheit eines Bothriocephalus im Darm der mit den Finnen des Stintes gefütterten Hunde. M. Braun (Rostock). Behren (Isen, W., Ueber die Verbreitung des Echino- coccus im menschlichen Organismus. [Inaug.-Dissert.] 8°. 35 p. Berlin 1888. Verf. stützt sich auf die Arbeiten von N eis sei* (bis 1876) und Frey (1882); letztere ist wenig bedeutend. Bei dem Echino- coccus der Milz hätte Mosler Erwähnung verdient. — Primäres Vorkommen des Echinococcus im Bauchfell hat Aug. Förster nachgewiesen (Patholog. Anatomie. 161). Bei dem Echinococcus des Beckens (Geburtshinderniss) ist der Fall von Gebhardt (Dissert. Greifswald 1876) vergessen. Die Echinokokken des Herzens sind nicht allein von Oesterlen, sondern auch von Griesinger (1846), Welling (1872), Mosler (1883), Bobo- wicz (cfr. Referat dieses Centralblatt. 1888) zusammenfassend bearbeitet worden. Der Echinococcus der Lungen und des Rippen- fells ist sehr sorgfältig auch durch Franzosen geschildert worden (cfr. die grosse Arbeit von Hearn, Paris 1875; Del g ränge 1879; Lehmann 1882). Huber (Memmingen). Blümcke, 0., Beitrag zur Statistik der Echinococcus- krank h e i t in Vorpommern. [Inaug.-Dissert.] 39 p. Greifs- wald 1888. Seit 1866 wurden in Greifswald 46 Fälle gesehen, wovon 26 zufällige Sektionsbefunde bilden, meistens obsolete Leberhydatiden ; ein Fall von Echinococcus der Niere. Auf der med. Klinik kamen 20 Fälle vor. No. 1 ist ein Milzechinococcus (Monographie von Mosler 1884). No. 2 betraf die Niere (Mosler, Deutsche med. Wochen- schrift. XII. 8). Die Fälle 3, 4 u. 5 beschrieb Loevy, Beitrag zur Casuistik (Greifswald 1885). Die Fälle 12 u. 14 sind von Holzhausen (Dissert. 1881), resp. Kessler (Dissert. 1887) be- 460 Echinococcus. arbeitet. Sechs Fälle sind neu, darunter ein Nierenfall, ohne Sektion ; und ein Fall von Echinococcus multilocularis (?), unge- heilt entlassen. Huber (Memmingen). Fischer, Pani, Beitrag zur Statistik der Echinococcus- krankheit in Pommern, speciell in Neu Vorpommern. [Inaug.-Dissert.] 32 p. Greifswald 1888. Von 1866—1887 wurden auf der chirurgischen Klinik 30 Fälle beobachtet. Die Fälle 3, 5, 6 sind von Bäum er (Dissert. Greifs- wald 1872) beschrieben, die Fälle 7 u. 8 von Zimmermann (Dissert. 1873); die Fälle 19 — 23 von Kessler (Dissert. 1887); Fall 24 von Bitter (Echinococcus retroperitonaealis. 1886). Von 6 Fällen, die in der Helf erich’schen Klinik vorkamen, wurden 4 mit Glück operirt (Incision mit Vernähung an die Haut), dar- unter ein Echinococcus des Thorax. Zwei Patienten verweigerten den chirurgischen Eingriff. Huber (Memmingen). Creutz, Rudolf, Ueber Echinococcus der Leber und seine Behandlung. [Inaug.-Dissert.] 26 p. Bonn. 1888. Seltenheit des Echinococcus in der Bheinprovinz, seit 5 Jahren nur 2 Fälle, die meisten Fälle sandte Westphalen. Nach einer allgemeinen Einleitung, die nichts Neues bringt, werden die Ope- rationsmethoden besprochen; das Verfahren von Landau wird lobend hervorgehoben. Vier operative Fälle aus der Klinik von Trendelenburg werden kurz beschrieben. Bezüglich der Ent- deckung des Fremissement bemerkt Ref., das nicht B lat in (sic), sondern eigentlich Briangon (1828) die Priorität gebührt. Doch hat Bla t in eine Wahrnehmung gemacht, die an das Hydatiden- zittern erinnert (cfr. Sadde, These de Paris. 1876). Huber (Memmingen). Hamm , Ueber den Echinococcus der Respirations- organe. [Inaug.-Dissert. Würzburg.] 66 p. Osnabrück 1887? Es werden 2 klinische Fälle und 2 Präparate beschrieben, denen sich ein in die Lunge geborstener Leberfall anschliesst. Verf. stellt 51 Fälle zusammen, die seit 1876 in der Litteratur zu finden waren. Die grosse Arbeit von Hearn (Paris 1875, mit 144 Fällen) ist sowohl ihm als auch N e i s s e r total entgangen. Huber (Memmingen). Hirschberg, H., Ueber Milzechinokokken. [Inaug.-Dissert.] 8°. 31 p. Berlin 1888. Es werden 40 einfache und 37 komplicirte Fälle aus der Litteratur aufgeführt. Darunter ein neuer Fall aus der Klinik Bergmann’s, welcher einen 1 1 jährigen Schüler betraf. Die Schil- derung ist sehr kurz: nach Probepunktion wird glücklich mittelst Schnitt operirt und zwar zweizeitig, Ausspülen mit Borwasser, Jodo- Echinococcus. 461 formtamponade. — Besser wäre es gewesen , wenn sich Verf. auf die Fälle beschränkt hätte, die in der trefflichen Monographie von Mosler fehlen. Huber (Memmingen). Eosenthal, Carl, Ueber den Echinococcus der Muskeln. [Inaug.-Dissert.J 8°. 30 p. Berlin. 1888. Verf. beschreibt 3 eigene Fälle: 1) 22jähr. Frau, Sitz in der Schläfengegend. 2) 47jähr. Schlächtersfrau, Sitz im Deltamuskel. 3) 43jährige Frau, Sitz im Sartorius. Ausserdem hat der Autor die seit 1879 (Dissert. von Tavel) bekannt gemachten Fälle, so- weit zugänglich, gesammelt, und zwar 19 an der Zahl. Es folgt die klinische Symptomatologie nebst Differentialdiagnose. Die grosse Arbeit von Marguet, über die kürzlich in diesen Blättern referirt worden ist, konnte noch nicht bekannt sein. Huber (Memmingen). Krause , Fedor , Ueber den cystischen Leberechino- coccus und über die von R. von Volkmann einge- führte Methode der Operation desselben. (Sammlung klin. Vorträge. No. 325.) 8°. 37 p. Leipzig 1888. Die erste Mittheilung über die Methode machte HansRanke in den Verhandlungen der Gesellschaft f. Chirurgie. 1877. p. 54 und in Langenbecks Archiv. XXL Der berühmte Chirurg von Halle ging von der Erfahrung aus, dass jede Punktion den Austritt von Cystenflüssigkeit in die Bauch- höhle und damit verschiedene Zufälle und Gefahren bewirken könne, unter denen besonders die Möglichkeit der Aussaat von Keimen in den Bauchfellsack betont wird. Nachdem das Wichtigste über Aetiologie und Entwickelung in guter Darstellung vorausgeschickt wurde, folgt die Geschichte von 13 operativen Fällen, welche bei Anwendung der zweizeitigen Volkmann ’schen Methode günstig verliefen, mit Ausnahme eines Falles, der mit Amyloidnieren komplicirt war. Bei der allgemeinen Verbreitung der klinischen Vorträge kann sich Ref. mit diesen Notizen begnügen und empfiehlt die betreffende No. allen, die Echinococcusoperationen beabsichtigen, dringendst zum Studium. Huber (Memmingen). Demars, Acliille, Des kystes hydatiques du foie. 100 p. These de Paris. No. 6. 1888. Nach einer ausführlichen Besprechung der Aetiologie, mit be- sonderer Betrachtung des traumatischen Momentes (p. 19 — 21), der Symptomatologie und Diagnostik, werden die meisten älteren und neueren Operationsmethoden geschildert und die Punktion nach Boinet (1851) mit einem dicken Troicart und folgender Einführung einer elastischen, liegen bleibenden Röhre besonders gelobt und durch mehrere günstig abgelaufene Fälle aus des Autors Erfahrung beleuchtet. Bemerkenswerth ist ein Fall von Simulation des Echino- coccus, welcher Herrn Tillaux zu einem operativen Eingriff ver- anlasst. Huber (Memmingen). 462 Echinococcus. — Nematoxys ornatus. Potlierat, Contribution au diagnostic et au traitement des kystes hydatiques de foie. 124 p. These. Paris 1889. Die Diagnostik wird sehr genau erörtert. Es werden die Cysten eingetheilt in antero-superieurs, antero-inferieurs, postero- superieurs und postero-inferieurs, die zwei letzten Arten seien die seltensten, die häufigsten die „antero-superieurs“. Die Erscheinung der Urticaria wird genauer besprochen und die Arbeiten von Debove 1887—88 und Achard (1888) erwähnt. Die Prüfung des Harns auf Gallenfarbstoff wird empfohlen, da auch ohne Icterus universalis das Pigment im Harne in Folge topischer Kompression auftreten kann. Behandlung. Die einfache Punktion sei die gefährlichste Methode. Besser sei die Methode Bacc e 1 1 i - Deb o v e (Punktion mit folgenden Injektionen von Sublimat) und besonders für unilocu- läre, nicht eiternde Cysten brauchbar. Für die schwierigsten Fälle wird die Methode „Lindemann-Landau“ bevorzugt (Fälle mit Tochterblasen, mit Suppuration). Unter den 87 Beobachtungen , mit denen der Autor seine Arbeit illustrirt, sind ziemlich viele, die noch nicht publicirt sind. Huber (Memmingen). Linstow, von, Zur Anatomie und Entwickelungsge- schichte von Nematoxys ornatus Duj. (Jenaische Zeit- schrift f. Naturwiss. Bd. XXIII. N. F. XVI. 1889. p. 549 — 566. 1 Taf.) Diese eigentümlichen Nematoden, die übrigens schon Ru- dolph i als Ascaris brevicaudata beschrieben hat, leben im Rectum unserer Frösche und Kröten. Bringt man die Weibchen in Wasser, so halten sie sich 4 — 6 Tage lebend und legen zahlreiche Eier mit völlig entwickelten Embryonen ab; letztere durchbrechen bald die zarte Eischale und erweisen sich als 0,60—0,63 mm lange und 0,029 mm breite Thierchen, deren Darm ganz von glänzenden Körnchen bedeckt ist. Uebrigens gebären die Weibchen auch le- bende Junge. In reinem Wasser halten sich die Jungen, wie schon Leuckart berichtet, einige Tage, wachsen ein wenig (bis auf 0,72 mm), sterben aber ab, ebenso wenn man sie in reine Erde bringt. Lin- stow gelang die Weiterentwickelung, wenn er die im Rectum ent- haltenen Excremente einer Rana mit einigen Weibchen von Nema- toxys ornatus in ein Uhrschälchen brachte, die Masse mit einem Rande von Erde umgab, das Ganze gleichmässig feucht hielt und mit einem gleichgrossen zweiten Uhrschälchen bedeckte. Schon nach 24 Stunden sind die Larven auf 0,75 mm angewachsen und die den Darm verdeckenden Kügelchen zum grössten Theile ver- schwunden. Die Larve ist Rhabditis-artig, wie die Larven mancher anderer parasitischer Nematoden, diesich direkt entwickeln; dasGlei- che durfte also von vornherein auch bei Nematoxys angenommen wer- den, was sich auch nach Linstow völlig bestätigt hat. Die Larven wachsen unter den geschilderten Verhältnissen am Nematoxys ornatus. 463 Länge Breite 2. Tage auf: 1,0 mm 0,036 mm 3. 4. 39 39 93 33 1,2 1,27 33 39 ? 0,054 93 5. 93 33 1,33 39 0,048 39 6. 99 39 1,42 33 0,042 39 7. 99 33 1,52 33 0,040 33 8. 3> 33 1,55 33 0,042 93 9. 33 39 1,57 39 0,042 33 Am fünften Tage beginnt eine Häutung, die am sechsten voll- endet ist; die Geschlechter lassen sich in den Larven nicht unter- scheiden; eine Austrocknung auch nur von wenigen Sekunden ver- tragen sie nicht. Die Uebertragung von ungehäuteten Larven in Frösche führt zu keinem Resultat, wohl aber die von gehäuteten, welche wenige Tage später die Geschlechtsorgane bilden. Im Anschluss an die entwickelungsgeschichtlichen Daten schil- dert Lin stow den Bau des erwachsenen Thieres ; charakteristisch für das Männchen ist eine Anzahl von Chitinapparaten, welche in zwei parallelen Längsreihen an der Bauchseite vor der Kloake ste- hen. Sie bestehen aus einem centralen Ringe, um den sich radien- förmig aussen 20 — 22 Strahlen setzen, welcher innere Strahlenkranz von einem ähnlichen äusseren eingefasst wird. Nach vorn und hinten wird jeder Ring von einer länglichen, mit Quereindrücken versehenen Zunge gestützt, die knieförmig gebogen ist. Die An- zahl dieser Apparate, deren Bildung Lin stow verfolgen konnte, variirt, indem an Göttinger Exemplaren 10, an Wiener bis 16 ge- zählt wurden. Entsprechende Organe, die wohl bei der Begattung eine Rolle spielen werden, finden sich unter den parasitischen Ne- matoden nur noch bei Nematoxys longicauda und unter den freile- benden Arten des marinen Genus Eurystoma. Als andere Arten des Genus Nematoxys sind bekannt: Nematoxys commutatus Clap. im Darm von Bufo cinereus und Rana temporaria. N. longicauda v. Linst, im Darm von Triton alpestris und Tr. cristatus. N. tenerrimus v. Linst, im Darm von Anguilla vulgaris. M. Braun (Rostock). Sclmberg, A., UeberGrassia ran arum Fisch. (Biolog. Cen- tralblatt. Bd. IX. 1889. No. 9. pg. 284—287.) Ein von Grassi 1881 im Blute des Laubfrosches aufgefun- dener Organismus wurde von Fisch 1885 als Grassia ranarum eingehender beschrieben; 1887 untersuchte Seligo entsprechende Bildungen, die wie diejenigen von Fisch aus dem Magenschleim von Rana esculenta stammten und erklärte sie für „selbständig ge- wordene Flimmerzellen‘f, übrigens die Möglichkeit offen lassend, dass es sich doch vielleicht um Flagellaten der Gattung Lopho- monas handeln könne. Erneute Untersuchungen führten nun Selm- 464 Grassia ranarum. — Halarachne halichoeri. b erg zu dem Schlüsse, dass es sich um Trümmer von Flimmerepi- thelzellen handelt, die eine Zeit lang leben, ja sogar sich theilen können. Dabei erklärt allerdings Sc h. eine Beobachtung Fisch’s von dem Vorkommen kontraktiler Vakuolen für einen Irrthum. Das Auffinden solcher Gebilde im Blute wird mit der Bewimperung des Pericards bei Fröschen in Beziehung gebracht und auf Läsio- nen dieses oder eines anderen wimpernden Organes zurückgeführt. Man kann sich die Grassien leicht zur Anschauung bringen, wenn man mit dem Spatel von der Oesophagus-Schleimhaut eines Frosches Theile abschabt und nun zerzupft. Zum Schluss weist der Autor darauf hin, dass schon zu wie- derholten Malen Trümmer von Flimmerepithelien als selbständige Organismen (Infusorien) beschrieben worden sind. M. Braun (Rostock). Nehring, A,, Ein neues Vorkommen von Halarachne halichoeri All man (Humboldt. Jahrg. VIII. 1889. Heft 8. p. 315. Mit 1 Abbild.) Die in Rede stehende, in der Nasenhöhle vom Kegelrobben lebende Milbe ist bisher nur 1837 von Dr. O’Brien Bellingham und 1847 von All man gesehen worden. Unser Verf. beobachtete sie 1884 bei einer Kegelrobbe aus der Ostsee und neuerdings wiederum bei einem Exemplar derselben Art, welches in der zweiten Aprilwoche d. J. bei Danzig gefangen worden war. Die Parasiten sind etwa 3 mm lang und zeichnen sich durch ihr langgestrecktes Abdomen aus; wie bei anderen Acarinen besitzen auch hier die Larven nur drei Beinpaare. M. Braun (Rostock). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 465 Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Kitt, Th., Bakteriologische und pathologische Uebun- gen für Thierärzte und Studirende der Thierheil- kunde. Eine Anleitung zur Erlernung der Anfangsgründe der • Bakterienkunde und mikroskopischer Untersuchungen. Nach Vor- trägen eines 14tägigen Kurses. Wien (Moritz Perles) 1889. Das vorliegende Buch bildet eine Anleitung zur Erlernung der Anfangsgründe bakteriologischer und pathologisch - histologischer Technik, soweit diese den thierärztlichen Bedürfnissen entspricht. Verf. hat sich dabei fast einzig und allein auf eigene Beobach- tungen beziehungsweise Nachprüfungen der Untersuchungen anderer Autoren gestützt, wodurch das Werk den Werth einer mehr als selbständigen Bearbeitung der in das genannte Gebiet fallenden Kapitel erhält. Der bakteriologische Theil bildet den weitaus grössten Abschnitt des Buches. Nach einer eingehenden Beschreibung des Mikroskopes und nach der Anführung der nothwendigen Instrumente und Reagentien gibt Verf. werthvolle Anleitungen zur Untersuchung von para- sitischen Insekten, Bandwürmern, von verminöser Pneumonie, von Leberegeln, Trichinen, Milben und Miescher’schen Schläuchen. Denselben folgen eine Besprechung der Bakterien im Allgemeinen, Angaben über die mikroskopische Untersuchung und die Kulturen der Mikroorganismen. Die folgenden Abschnitte behandeln die Untersuchungen und Befunde bei den wichtigsten Infektionskrankheiten und zwar bei der Geflügelcholera, dem Milzbrände, dem malignen Oedem, beim Rauschbrand, Rotz, bei der Druse, der Tuberculose, dem Stäbchen- rothlauf, der Brustseuche und der Rinderseuche, wobei naturgemäss auch wieder den Mikroorganismen die meiste Aufmerksamkeit ge- schenkt wird. Man findet hier die Charaktere, die Eärbung, die Züchtung, die Uebertragung und endlich auch das Verhalten der betreffenden specifischen Bakterienarten zum Gewebe berücksichtigt. Die nächsten Kapitel sind der Milch und Mastitis, dem Trinkwasser, den Heubacillen, den Spirillen, den Sprosspilzen, Fadenpilzen und Schimmelpilzen gewidmet. Daran schliessen sich Angaben über die Untersuchung von entzündetem Gewebe, von Exsudaten, von Geschwülsten, endlich Betrachtungen über die Aktinomykose, das Mykofibrom des Pferdes, den Harn, sowie über einige Arten von Degeneration der Gewebe an. Das Buch erreicht im Allgemeinen das ihm vom Verf. gesetzte Ziel, wobei aber nicht unerwähnt bleiben darf, dass gerade viel- vi. na. 32 466 Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. leicht für die Erlernung der Anfangs grün de bakteriologischer und pathologisch-histologischer Technik eine kürzere Fassung ein- zelner Abschnitte zweckentsprechender gewesen wäre. Den dem Werke beigegebenen Druckkopieen von Originalphoto- grammen mangelt leider mehrfach die wünschenswerthe Reinheit der Ausführung und die dadurch beeinflusste Instructivität. D i 1 1 r i c li (Prag). Bartoschewitsch, Ospossobie otyskiwania palotschek brinschnago tifa w wo die. [Ueber die Methode der Auf- findung von Abdomiualtyphusbacillen im Wasser.] (Wratsch. 1888. No. 50.) [Russisch.] In Folge von 3maligen Schüben von Kasernenepidemieen an Typhus abdominalis in der Tifliser Garnison wurde das Wasser der Behälter, denen es von Untermilitärs entnommen wurde, bakte- riologisch in zweifacher Richtung untersucht und zwar 1) quanti- tativ auf Bakterien überhaupt und 2) speciell auf Typhusbacillen. Das zu den Untersuchungen nöthige Wasser wurde an Ort und Stelle den Behältern entnommnn und wurden damit (vordem selbst- verständlich sterilisirt und mit Wattepfröpfchen verschlossen) mit- telst einer sterilisirten Pipette von 1 ccm Inhalt in 10 gleiche Ab- schnitte getheilte Reagensgläschen gefüllt. Das Wasser im Reagens- gläschen wurde nun geschüttelt, um eine gleichmässige Vertheilung des Bodensatzes zu bewirken, dann wurde mit der Pipette 1l2o~1ln> ccm Wasser in einem Reagensglas mit flüssiger, sterilisirter Fleisch- Pepton-Gelatine (im Ganzen 10 ccm) eingelassen, die Gelatine ordent- lich umgeschüttelt und dann vom Verf. in eine flache, sterilisirte Kulturschale von 10 cm Durchmesser eingegossen, diese Schale wurde zuletzt horizontal in eine grosse Schale mit Eis resp. Eiswasser eingestellt und der Zimmertemperatur (16 — 18ü C) auf 4 — 6 Tage ausgesetzt. Ist die Bakterienmenge im untersuchten Wasser eine zu bedeutende (mehr als 3000 — 4000), so thut man besser, mit 9 ccm ste- rilisirten Wassers 1 ccm des untersuchten Wassers zu vermengen; und von dieser Mischung nimmt man dann 1|20 oder 1|10 ccm, auf welche Weise das ursprüngliche Wasser 100 — 200 Mal ver- dünnt wird. Auf diese Weise entstandene Plattenkulturen wurden unter dem Mikroskop (Winkel 3,1) auf Typhuskolonieen untersucht. Letztere, von weisslich-grauer Farbe verflüssigen die Fleisch-Pepton- Gelatine gar nicht, erreichen am 4. — 5. Tage ihr Maximalwachs- thum und bilden auf der Oberfläche der Gelatine dünne Häutchen mit gezähnten Rändern, in deren Tiefe dieselben die Gestalt von run- den oder schleifsteinähulichen , scharf begrenzten, leicht körnigen Häufchen haben. Da man im Wasser zahlreiche Bakterien findet, die ähnliche Kolonieen bilden, so ist die Differentialdiagnose bei schwacher Vergrösserung eine ausserordentlich schwierige. Die Farbenreaktion giebt auch kein zuverlässiges Resultat. Charakte- ristisch ist das Wachsthum der Typhuskolonie auf sterilisirten Kartoffeln. Wird eine sterilisirte Kartoflelfläche mit Typusbacillen geimpft und in eiue feuchte Kammer gebracht, so nimmt man nach 48 Stunden bei gewöhnlicher Betrachtung keine Veränderung wahr, Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 467 versucht man dagegen mit einem Platindraht die Oberfläche zu schaben , so hat man das Gefühl , als ob die ganze Oberfläche in ein derbes, widerstandsfähiges Häutchen verwandelt wäre. Im All- gemeinen ist nach Verf. die Auffindung von Typhusbacillen im Wasser sehr mühsam, und nur deren Verhalten auf Kartoffeln ist cha- rakteristisch. Alle übrigen im Wasser vorkommenden Stäbchen bilden auf Kartoffeln farbige Streifen; nur einmal beobachtete Verf. ein den Typhuskolouieen ähnliches Wachsthum, doch bestand die be- treffende Kolonie aus lauter grossen Kokken, dabei war das Häutchen nicht so derb wie auf Kontrolkartoffeln. Chantemesse und Vidal behaupten, dass durch Zusatz von einigen Tropfen Karbol- säure zu Fleisch-Pepton-Gelatine-Kulturen die Typhuskolonieen leicht sichtbar werden. Diese Erscheinung soll darauf beruhen, dass durch Zusatz von Karbolsäure die Entwickelung der die Fleisch - Pepton - Gelatine verflüssigenden Fäulnissbakterien ge- hemmt und die Entwickelung von Typhuskolonieen befördert wird. Mit ihrer Ansicht stehen die beiden obenerwähnten französischen Forscher in striktem Widerspruch mit Koch und dessen Schule, welche im Wesentlichen mit der Ansicht des Verf’s. übereinstimmen. Verfasser hat sich mit der von C. und V. angeregten Frage in Paris im Laboratorium von Chantemesse beschäftigt. Zu seinen Versuchen benutzte derselbe zunächst 5°|0 Karbolsäure (einer Apotheke entnommen), die er zu 4 Tropfen auf 10 ccm Ge- latine nahm, und dabei fand, dass die Karbolsäure das Wachsthum von Typhuskulturen aufhielt. C. und V. benutzten zu ihren Versuchen ein anderes Karbolsäurepräparat und zwar das aus ganz feinen weissen Krystallen (sog. neige) bestehende, im Wasser ohne Spi- rituszusatz lösliche. Verf. hatte sich aus diesem Präparat 5°|0 Lösungen bereitet und von denselben 1, 2, 3, 4, 5 Tropfen den Plattenkulturen zugesetzt (bei 16° C) und bei offenen Fenstern stehen gelassen, wobei er fand, dass die obenerwähnten Lösungen im Stande sind, bei niedriger Temperatur das Wachsthum von Typhuskolouieen zu hemmen. Auf Grund seiner Untersuchungen ist derselbe zu folgenden Schlüssen gekommen: 1) Zusatz von 5 Tropfen 5°|0 Karbolsäure (neige) auf 10 ccm hebt die Entwickelung von Typhusbacillen nicht auf, sondern hemmt nur deren Wachsthum bei Zimmertemperatur; 2) die Methode von Chantemesse- Vidal ist nur dann anwendbar, wenn die Zahl der Bacillen im Wasser eine bedeutende ist; 3) nichtsdestoweniger muss man bei jeder typhusartigen Kolonie Ivontrolversuche (Wachsthum auf Kar- toffeln) anstellen; 4) um die Verflüssigung der Gelatine zu ver- hindern, ist der Zusatz von Karbolsäure nicht unbedingt nothwendig, sondern map kommt mit der Wasserverdünnung vollkommen aus und 5) die' Methode von Chantemesse - Vidal ist wenig zu- verlässig, und daher ist das skeptische Verhalten der Koch ’schen Schule ihr gegenüber vollkommen gerechtfertigt. von Etlinger (St. Petersburg). 32* 408 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Cornet, Die Prophylaxis der Tuberculose. Nach einem in der Berliner medicinischen Gesellschaft gehaltenen Vortrage. (Berliner klinische Wochenschrift. 1889. No. 12.) Der durch seine interessanten Arbeiten über Entstehung und Verbreitung der Tuberculose (Referate in dieser Zeitschrift. Bd. V. S. 137, 248 und 732) bekannte Verf. verbreitet sich in diesem Vortrage über die nothwendigen Massregeln, um eine Verbreitung der Tuberculose zu verhüten. Indem er von den Resultaten, die er bei den oben erwähnten Experimenten erhalten hat, ausgeht, betont er, dass die Lungentuberculose durch Inhalation zu Stande komme, und zwar durch Einathmung eingetrockneter und dann verstäubter phthisischer Sputa. Die Exspirationsluft der Phthisiker ist bacillenfrei; dieselben finden sich nur im Auswurf. So lauge letzterer feucht bleibt, existirt keine Infektionsgefahr; wird er da- gegen auf den Boden der Stuben oder in das Taschentuch entleert, so vermag er dort einzutrocknen, wird dann durch das Darüber- hinschreiten resp. durch die Reibung des Taschentuchs beim Gebrauch pulverisirt und so der Athmungsluft der Umgebung zugeführt. Zur Verhütung einer tuberculösen Infektion schlägt er eine grosse Anzahl von Massregeln vor, die sämmtlich eine Unschädlich- machung des Sputums und eine Verhütung des Vertrocknens des- selben bezwecken: Entleeren des Auswurfs ausschliesslich in passende Spuckgefässe, Aufstellung von Spucknäpfen in allen Wohnungen, Fabriken, Werkstätten u. dgl., penible Reinigung der Räumlich- keiten, ausreichende Desinfektion der von Phthisikern benutzten Wohnungen, Wäsche u. s. w. Auch der, der die Ansichten des Autors, besonders in Beziehung auf Disposition, Heredität etc. nicht überall theilt, wird den Aufsatz mit Interesse lesen und die Bedeutsamkeit der auf Einschränkung der Lungentuberculose hinzielenden, vom Verf. empfohlenen Massregeln anerkennen. Beweis dafür ist auch die eingehende Würdigung, die die Vorschläge des Verf.’s bei den obersten Medi- cinalbehörden Preussens und Bayerns bekanntlich gefunden haben. Wesener (Freiburg i. Br.). Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 469 Schmitz , L. , Nachforschung über eine in Folge der öffentlichen Impfung aufgetretene ansteckende Krankheit. (Vierteljahrsschrift für gerichtliche Medicin und öffentliches Sanitätswesen. N. F. Bd. L. 1889. Supplementheft. S. 122.) Schmitz berichtet über eine nach Ausübung der öffentlichen Impfung unter den Impflingen aufgetretene Krankheit, welche sich darin äusserte, dass Entzündungen des geimpften Armes und tiefe Ulcerationen entsprechend den Impfstellen auftraten. Die Krankheit wurde auch auf nicht geimpfte Kinder und Erwachsene übertragen. In vielen Fällen entwickelte sich ausserdem zumal bei Kindern ein bald über den ganzen Körper ausgedehnter, bald nur auf mehr oder weniger umschriebene Hautstellen beschränkter bläschenförmiger, in Eiterung und Geschwürsbildung ausgehender Ausschlag. Die Ulce- rationen heilten zumeist erst nach mehreren Wochen aus. Der Eiter besass exquisit infektiöse Eigenschaften. Diese Erscheinungen Hessen es als wahrscheinlich erscheinen, dass die verimpfte Lymphe einen Infektionsstoff enthalten hatte, welcher die Ursache des erwähnten Krankheitsprocesses abgab. Eine dem Körper eines erkrankten Kindes entnommene, frisch aussehende Eiterkruste unterzog Schmitz einer näheren bakterio- logischen Untersuchung. Auf den angelegten Gelatineplattenkulturen entwickelten sich drei Arten von Mikrokokken, von denen zwei Arten, auf den Men- schen überimpft, keinerlei Störungen hervorriefen , während nach Ueberimpfung der dritten Art an der Impfstelle eine oberfläch- liche Eiterung der Haut auftrat. Entzündungserscheinungen ausser- halb des Bereiches der Impfstellen wurden nicht beobachtet. Die anscheinend im Anschlüsse an die Impfung aufgetretene epidemische Erkrankung gehört gewiss in das Gebiet der Infektions- krankheiten. Ob aber gerade diejenige der reingezüchteten Mikro- kokkenarten, welche nach der Ueberimpfung die Eiterung erzeugte, die Ursache jener ursprünglich bei den Impflingen aufgetretenen Erkrankung war, lässt sich, wie auch Verf. zugibt, nicht mit Sicher- heit entscheiden. Immerhin ist es jedoch denkbar, dass die mil- deren Symptome nach der Ueberimpfung von Kulturen durch eine allmähliche Abschwächung der pathogenen Bakterienart zu er- klären sind. Leider stand dem Verf. nichts mehr von dem verwendeten Impfstoffe zur Verfügung. Jedenfalls hätte durch eine bakteriolo- gische Untersuchung des letzteren die Frage nach der eventuellen Infektiosität der Lymphe am leichtesten gelöst werden können. Di ttrich (Prag). Clemens, Th. , Die Vernachlässigung der M u|n d h ö h 1 e und des Rachens am Krankenbett und im Kranke n- zimmer. Ein Beitrag zur Prophylaxis der Infektionskrank- heiten. (Allgemeine inedicinische Centralzeitung. 1889. No. 29 und 30.) Clemens hebt mit Recht die Wichtigkeit einer prophylakti- 470 Schutzimpfung, köustl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. sehen Desinfektion der Mundhöhle mittelst Gargarismen bei den Angehörigen und dem Wartpersonale von Diphtheritiskranken her- vor. Vcrf. selbst wendet dieses Verfahren bereits seit langer Zeit an und bezeichnet es als eine grosse Seltenheit, dass in seiner Praxis in einer und derselben Familie gleichzeitig mehrere Erkran- kungsfalle von Diphtheritis Vorkommen. Dittrich (Prag). Dastre, A. et Loyc, P., Le lavage du sang dans les ma- la dies infectieuses. (Comptes rendus hebdomadaires des söances de la sociötö de biologie. 1889. No. 14.) Verff. haben in einer früheren Versuchsreihe gezeigt, dass man durch intravenöse Injektionen von Kochsalzlösungen bei Hunden und Kaninchen ein wirkliches Auswaschen des Blutes und der Ge- webe erzielen kann. Dabei gelangt die Injektionsflüssigkeit aus dem Blute in die Gewebe, um später wieder in das Blut zurück- zukehren. Verff. wollten nun weiterhin untersuchen, ob nicht durch dieses Auswaschen des Blutes und der Gewebe etwaige lösliche, für den Organismus schädliche Stoffe mit fortgeschleppt und vielleicht durch den Harn entleert würden. Zu diesem Behufe wurden Hunden und Kaninchen einerseits virulente Reinkulturen von Milzbrandbacillen, Rotzbacillen und des Bacillus pyocyaneus injicirt, andererseits Intoxikationen mittelst In- jektionen der Stoffwechselprodukte der Diphtheriebacillen vorge- nommeu, um die Entwickelung der Krankheitssymptome zu beob- achten. Bei einer zweiten Gruppe von Thieren wurden durch einige Zeit nach diesen Infektionncn vorgenommene intravenöse Injek- tionen von Kochsalzlösungen Auswaschungen des Blutes vorge- nommen. Ein Vergleich dieser beiden so behandelten Gruppen von Ver- suchsthieren ergab nun, dass durch den letztgenannten Vorgang das Auftreten der Krankheitserscheinungen beschleunigt und der Tod rascher herbeigeführt wurde. Dieses eigentliümliche Verhalten könnte nach der Ansicht der beiden Autoren auf zweifache Weise erklärt werden. Man könnte sich vorstellen, dass durch die Injektionen der Kochsalzlösung ent- weder eine Verminderung der Resistenz des Organismus ein tritt, die sich unter gewöhnlichen Verhältnissen bald wieder ausgleicht, jedoch an Bedeutung gewinnt, sobald eine Infektion oder Intoxi- kation erfolgt ist; es wäre aber auch denkbar, dass sich die schäd- liche Substanz erst unter Vermittelung der Injektionsflüssigkeit plötzlich und rasch in alle Theile des Organismus vertheilt. Dittrich (Prag). Tselios, A., Kreolin bei Trachom a. ( raXrjvng . Athen 1889. No. 25.) Ein löjähriges kachektisches Mädchen hatte vor ungefähr fünf Jahren eine akute trachomatöse Bindehautentzündung durchgemacht, Schutzimpfung, kirnst]. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. -J 7 i die aus Mangel an geeigneter Behandlung chronisch geworden war und periodische Verschlimmerungen darbot. Obwohl nun schliess- lich die Aetzungen mit Kupfersulfat eine verhältnissmässige Besse- rung zu Stande gebracht hatten, trat doch wieder eine Verschlim- merung mit Hornhautentzündung auf beiden Augen ein und zwar so stark, dass kaum noch eine gesunde Stelle auf der Cornea zu entdecken war. Verf. (in Thespiä wohnhaft) flösste nun täglich einmal je 2 Tropfen einer Atropinlösung in die Augen und als eigentliches Heilmittel, ebenfalls nur einmal täglich, da die Kranke nicht öfter Vorkommen konnte, einige Tropfen einer l°/(1igen Kreolinlösung, die ein lebhaftes, jedoch höchstens eine Minute anhaltendes Brennen verursachen, worauf aber die Kranke eine angenehme Erleichterung verspürt, die in wenigen Tagen in vollständige Heilung überging, indem die Injektion der Bindehaut verschwand, die Anschwellung der Lider zurückging und von der Geschwürsbildung auf der Horn- haut kaum noch die Stelle sichtbar blieb, wo sie stattgefunden hatte. Der überraschend schnelle Erfolg ist es, was den Verf. zur Veröffentlichung seiner Beobachtung bewogen hat. S e n t i n o n (Barcelona). Leopold, G., Dritter Beitrag zur Verhütung des Kind- bettfiebers. Rückblick auf die 1369 klinischen Ge- burten des Jahres 1888. (Archiv für Gynäkologie. Band XXXV. 1889. Seite 149.) Aus dem vorliegenden Berichte der königl. Frauenklinik in Dresden geht hervor, dass gegenüber den Vorjahren die Zahl der inficirt eingebrachten Frauen, sowie die Zahl der Todesfälle an puerperaler Infektion, welche in der Klinik selbst ihre Quelle ge- funden hat, im Jahre 1888 zugenommen hat. Der Grund für dieses ungünstige Verhältniss liegt nach Leopold einmal in dem zu Beginn des Jahres 1888 erfolgten Wechsel des Hülfspersonals der Klinik, bei welchem eine strenge Ueberwachung der Antisepsis erschwert war, ausserdem aber auch in dem Umstande, dass in Folge von Sublimatintoxikationserscheinungcn bei einigen Aerzten Karbol- und Sublimatlösungen eine Zeit hindurch nicht angewendet wurden. Es stellte sich dabei heraus, dass in der Zeit, in welcher die Reinigung der Hände nur mit Kaliseife vorgenommen wurde, eine normal Gebärende an akuter Sepsis starb. Dasselbe trat je- doch noch in einem zweiten Falle ein, nachdem man wieder zu dem früheren Verfahren der Desinfektion mit Sublimat zurückgekehrt war. Genauere Nachforschungen legten die Vcrnmthung nahe, dass in diesem Falle vor oder unter der Geburt eine unkontrolirte in- nere Untersuchung von ungereinigten Händen vorgenommen w'orden war. Von den 1369 entbundenen Frauen starben 15 = l,09°/0. 4 Infektionstodcsfälle, also 0,27 °/0 fallen der Klinik zur Last. Ein äusserst nachtheiliger Einfluss lässt sich von den ausser- halb der Anstalt vorgenommenen inneren Untersuchungen erkennen. Das beste Resultat boten jene Fälle, in denen überhaupt we- der eine innere Untersuchung noch eine Ausspülung vorgenommen 472 Fokker, Ucker das Milclisäureferment. worden war. Der Schwerpunkt liegt nach Leopold’s Ansicht in der peinlichsten subjektiven Desinfektion derjenigen Personen, welche bei der Geburt interveniren. Dittrich (Prag). Dubief, II., Brutei, J., ot Gaillard, *T. E., Nouvelles exptSriencos sur la d<5s- infoction dos locaux par lo gaz acide sulfuroux. (Bullet, g<$nör. do tkörapeut. _ 1889. No. 32. p. 175—190.) Foote, Cli. «I., The value of creolin, liydronaphthol, and sodiura fluosilicato as gerinicidos. (Amer. Journ. of tho Med. Sciences. 1889. Sptbr. p. 243 — 247.) Lucet, Sur une nouvelle scpticömie du lapin. 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Es scheint, dass der Pilz, welcher hierselbst die Säuerung der Milch einleitet, den Pilzen, welche diesen Process in Wiesbaden und in Göttingen zu Stande bringen, gar nicht ähnlich ist. In Groningen findet sich fast immer ein Micrococcus vor. Derselbe bildet in Mischkulturen kleine schwarze Kolouieen, welche ein traubenförmiges Aussehen haben und nach wenigen Tagen zerfliessen (die Gelatine verflüssigen). In Nährlösungen gezüchtet, nämlich in nicht neutrali- sirter x/4 °/0 Fleischextraktlösung mit 4 °/0 Milchzucker, bildet der- selbe einen feinen, sandähnlichen Bodensatz, während die Flüssigkeit allmählich sauer wird. Der vom Referenten gegebenen Erklärung meiner Versuche kann ich nicht beistimmen, dieselbe scheint mir auch mit der Logik unver- einbar und dass das Casein ein Nährstoff sei, ist schon 1858 durch Pasteur selber widerlegt, welcher (Annal. d. Chim. u. Pharm. 127) Erwiderung. 473 schrieb: on ignore tout a fait le mode d’action de la matiere plasti- que azotee; son poids ne change pas d’une maniere sensible. Auch wissen wir von Nährstoffen, dass dieselben in grossen Mengen, welche nicht verzehrt werden, mehr oder weniger hemmend auf die Entwicke- lung der Pilze einwirken, während in meinen Versuchen die gebildete Säure stets mit der Caseinmenge zunahm. Ich glaube also, dass meine Ergebnisse richtig sind und bitte nur, dass man meine Versuche wiederhole. Dass dieselben zu einem Rückwärtssprunge Anleitung geben, das gebe ich gerne zu, aber ich bin überzeugt, dass man viel zu rasch vorwärts gegangen ist und grosse Lücken in der Theorie einfach übersprungen hat. Darum scheint ein Rückwärtsgehen nur unbedingt nothwendig. Ich werde dies näch- stens an einer anderen Stelle eingehend betonen. \ Erwiderung. In Nr. 13 d. Blattes hat Herr Fränkel auf Veranlassung des Herrn Loeffler meine in Nr. 7 gebrachte Kritik des Gärtner’schen Werkes über Wasseranalyee in sehr abfälliger Weise besprochen. Da es nach den Aeusserungen des Herrn Fränkel den Anschein ge- winnen könnte, als ob ich über eine mühevolle Arbeit leichtfertig ab- geurtheilt hätte, will ich hier unter Hinweis auf mein Referat noch einmal hervorheben, dass ich allerdings der Meinung bin, der Verf. sei bei der Abfassung von Cap. II, III, IV nicht ganz glücklich ge- wesen, dass ich aber Cap. V — XV (Schluss), also den weitaus grössten Theil des Buches, für sehr gut halte. Dieser Auffassung habe ich, wie ich glaube, in meinem Referat zur Genüge Ausdruck verliehen und finde auch jetzt keine Veranlassung, meine 1. c. dargelegten Auf- fassungen zu ändern. Eine zwecklose Discussion der streitigen Punkte unterlasse ich hier, bin aber gern bereit, Herrn Fränkel brieflich über diese Abbildungen Auskunft zu ertheilen, welche ich bei meinen Bemerkungen im Auge hatte. Herrn Loefflers Vorgehen überlasse ich dem Urtheil des Le- sers. Wollte Herr L. seine Anschauungen mehr zur Geltung gebracht sehen, so hätte er zunächst einmal direkt mit mir verhandeln sollen, ich würde ihm soweit entgegen gekommen sein, als es meine Auffas- sung der Sache irgend zuliess. Oltmanns. 474 Neue Litteratur. Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. Arthur Würzburg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Morphologie und Systematik. Girod, P., Recherckes anatomiquos sur les kydrachnides parasites de l’Anodonte et de l’Unio, Atax ypsilophorus et Atax Bonzi (Bullet, de la boc. zoolog. de France. T. XIV. 1889. No. 5. p. 107-110.) Wildeman, E. de, Sur l’Ulothrix flaccida Kütz. et le Stichococcus bacillaris Naeg. 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(Lyon m/2 Std. 35 1 4,/2 [26 Std. 29' ; 0 Also auch in diesen Versuchen wurde die bakterientödtende Eigenschaft von Kaninchen-, Hunde- und Katzenblut bestätigt. Wenn bei den einzelnen Thieren sehr grosse Schwankungen Vor- kommen, so stimmt auch dies mit den Ergebnissen anderer Forscher überein (vgl. besonders auch Nissen S. 505). Weitere Versuche an Kaninchen. Versuch 1. Kaninchen 3, dessen Blut über 1800 Herde vernichtet hatte, erhielt am 29. Juli lj 4 ccm sehr verdünnter Koch- salzkultur in die Ohrvene; auf 3 Kontrolplatten wachsen 304 — 289 — 343 Herde. Kaninchen am 3. August todt gefunden. Ty- pischer Milzbrand. Starkes Milzbrandödem am Unterkiefer und der ersten Carotisoperationswunde. Versuch 2. Kaninchen 4, dessen Blut ca. 5000 Bacillen vernichtet hatte, am 9. August ebenso in die Cruralvene geimpft. 2 Kontrolplatten , 29 — 45 Bacillen. Das Thier bleibt am Leben. Erhält am 15. koncentrirtere Aufschwemmung in die Vena jugularis. 2 Kontrolplatten, 927—1011 Herde, stirbt am 17. an typischem Milzbrand. Kolossales Oedem am Halse bei der Operations- wunde. Versuch 3. Kaninchen 5 (vgl. C, Versuch 2) vernichtet 1500 Bacillen; erhält am 16. August in die vena jugularis 1915 bis 490 Lubarsch, 2324 Bacillen; bleibt am Leben, wird am 12. September mit 15985 — 16430 Bacillen in die andere Jugularis geimpft, stirbt nach 29 1/2 Stunden an typischem Milzbrand; nirgends Oedeme. In der Milz wenig Bacillen ; sehr schwach lichtbrechend und schlecht färb- bar, offenbar degenerirt. Eine Platinöse Milzblut zu Agarplatte ausgegossen: 2085 Herde. Versuch 4. Kaninchen 6 vernichtet ca. 1200 Bacillen (vgl. C, Versuch 1), erhält am 16. August 2250 Bacillen in die Jugularvene; bleibt am Leben. Erhält am 8. September 2 Oesen frischer Agarkultur unter die Haut des Ohres; die Bacillen gehen grösstentheils extracellulär zu Grunde, zähes eitriges Exsudat. Am 10. September nochmals mit grossen Mengen subkutan geimpft; auch hier gehen lokal viel Bacillen zu Grunde; eitriges Exsudat Thier am 13. todt. Typischer Milzbrand. Hämorrhagische Nephritis, lokale Nekrose des Unterhautgewebes. Versuch 5. Weisses Kaninchen 7. Blut vernichtet 53700 Bacillen. Am 13. September 10 1 /2 h. in die Jugularvene mit 15985 — 16430 Bacillen geimpft, stirbt am 17. Morgens 71/2 h., also nach 93 Stunden. Typischer Milzbrand. In der Milz mässig viel, z. Th. degenerirte Bacillen; nirgends Oedeme. Versuche an Katzen. Versuch 1. Katze 2. Blut vernichtet ca. 500 Bacillen; am 21. August mit 2204 Bacillen in die Jugularis geimpft, bleibt am Leben. Versuch 2. Katze 3. Blut vernichtet 135 Bacillen. 12. September in die Jugularvene mit 9750 Bacillen geimpft; stirbt nach weniger als 39 Stunden an typischem Milzbrand, nirgends Oedeme, viel degenerirte Bacillen in der Milz. Versuch an Hunden. Versuch 1. Hund vom 12. September. Blut vernichtet etwa 1800 Bacillen, am 12. in die Jugularis mit 147690 Bacillen geimpft, am 17. noch lebend und gesund, am 13. subkutan mit sporificirter Agarkultur, welche auf Agar übertragen gut zu Bacillen auswächst, geimpft. 15. an der Impfstelle zähes eitriges Exsudat, viel freie Sporen, nirgends zu Bacillen ausgewachsen. Am 17. ebenfalls kein Auswachsen der Sporen vorhanden; sehr viel Sporen intra- cellulär. Endlich wurden auf Rath von Herrn Prof. Klebs noch 2 Ver- suche an jüngeren Kaninchen so gemacht, dass 2 Milzbrandtropfen in die doppelt unterbundene Carotis (also stagnirendes Blut) ein- gebracht wurden. I. Am 20. August erhält ein junges Kaninchen 1000 Bacillen in die unterbundene Carotis, am 24. todt. Oedem um die Operations- wunde, aber weder dort noch sonst im Körper Milzbrandbacillen nachzuweisen. II. Am 14. September erhält ein junges Kaninchen 289 — 336 Bacillen in gleicher Weise in die Carotis, lebt noch am 10. Okt. Ueber die bakterienvernichtenden Eigenschaften des Blutes. 491 Aus den Versuchen ergiebt sich zunächst mit Sicherheit, dass Kaninchen und Katzen die Injektion von 2300 Milzbrandbacillen in die Blutbahn ohne Schaden ertragen können, Hunde sogar ca. 150000 Bacillen vertragen. In Versuchen 1 und 2 (Kaninchen 3 und 4), wo 343 — 1011 Herde die Thiere tödteten, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Infektion nicht direkt vom Blute aus stattfand. Erstens wurden thatsächlich in Folge schlechten Ver- schluss es derSpritze einige Tropfen in das benachbarte Gewebe ge- bracht und wenn auch mit Karbolwasser abgetupft wurde, so bleibt es doch fraglich, ob alle Bacillen vernichtet wurden. Dafür, dass es sich um eine subkutane Infektion handelte, spricht vor allem das ausgedehnte Oedem des Unterhautzellgewebes, besonders in Fall 2. Es würde in diesem Falle — es handelte sich um jüngere Thiere — also eine sehr geringe Anzahl von Milzbrandbacillen ge- nügt haben, die Thiere zu tödten. In allen anderen Fällen han- delt es sich dagegen um sichere Infektion vom Blute aus; erstens wurde mit vorzüglich schliessender Spritze injicirt, 2) führte die In- fektion rasch (in 29 1/2, bezw. 39 Std.) zum Tode, 3) fanden sich nirgends Oedeme oder überhaupt Veränderungen an der Impfstelle. Bei objektiver Betrachtung von Versuch 3 (12. Sept.) ist nun auch nicht zu zweifeln, dass Bacillen im Blute vernichtet wurden — in der Milz fanden sich wenige und sehr stark degenerirte Bacil- len ; ähnliches gilt für Kaninchen 7 und Katze 3. Andererseits aber zeigt sich unzweifelhaft, dass die Menge Bacillen, welche ge- nügt, um Kaninchen und Katzen zu tödten in keinem Verhältnisse steht zu der Zahl von Keimen, welche das extravasculäre Blut derselben Thiere vernichtet. So konnte ein Tropfen Blut von Kaninchen 7 53700 Bacillen ver- nichten, das Gesammtblut aber nicht einmal 16400! Rechnet man, dass in einem ccm Blut 50mal so viel Blut vorhanden ist als in dem Platinöseninhalt, so wurden in dem extravasculären Blute von Kaninchen 5 75000, in dem von Kaninchen 7 über 21\2 Millionen, und in dem von Katze 3 6750 Bacillen von 1 ccm Blut vernichtet, und doch konnte das Gesammtblut derselben Thiere nicht einmal 16430, bezw. 9700 Bacillen vernichten. Der auf die Versuche von Nissen sich etwa stützende Einwand, dass durch die vorausge- gangenen Injektionen das Blut seine vernichtenden Eigenschaften eingebüsst hatte, wird dadurch hinfällig, dass nur bei Kaninchen 5 eine Injektion von 2324 Bacillen und zwar 27 Tage vorher vorge- nommen war. Man muss daher annehmen, dass, wenn das circu- lirende Kaninchen- und Katzenblut überhaupt bakterientödtende Eigenschaften besitzt, was ich nach keiner Richtung hin bestreiten will1), diese Eigenschaft weit geringer ist, als das extravasculäre 1) Zum exakten Nachweis, dass in Versuch 3 und 4, sowie bei Katze 2 wirklich über 2000 Bacillen vernichtet worden sind, hätte gehört, dass man nach Tödtung der Thiere nirgends mehr im Körper mittelst des Plattenverfahrens Milzbrandbacillen nachweisen konnte. Dass die Thiere nicht an Milzbrand starben, kann, wie unten näher gezeigt werden soll, auch dadurch erklärt werden, dass die Milzbrandbacillen sich nur nicht vermehrten und dann allmählich eines natürlichen Todes starben. 492 Lübars ch, Blut anzeigt. Allerdings scheint die extra vasculäre Vernichtungs- fähigkeit ein Gradmesser für die intravasculäre zu sein: so erlag Kaninchen 5, dessen Blut nur 1500 Keime vernichtete, bereits in 29 Stunden derselben Menge von Milzbrandbacillen, welche Ka- ninchen 7 — Vernichtungsfähigkeit 53000 Bacillen — erst in 93 Stunden tödtete. Wie ist nun dieser Widerspruch im Verhalten des intra- und extravasculären Blutes zu erklären?1) Den Schlüssel hierzu scheinen mir die interessanten Versuche von Büchner zu liefern. B. macht darauf aufmerksam, dass in dem Blut zwei entgegen- gesetzte Einflüsse auf die Bakterien wirken: einmal der tödtende, dann der ernährende. „Blut und Serum, besonders aber das erstere, enthalten reichlich Stoffe, welche für Bakterien gut nährend wirken.“ Die eine Variable, der Ernährungseinfluss, kann im konkreten Falle die andere Variable, die tödtende Wirkung, ver- decken. Durch Zufügung von alkalischer Fleischpeptonlösung zum Serum konnte B. dies direkt beweisen und zeigen, dass eine Mischung von 2 ccm Serum + 8 ccm Peptonlösung keine schädi- gende Wirkung auf Typhusbacillen ausübt, während eine Mischung von 3 Serum + 7 Pepton bereits schädigend wirkt. Lies er Blut gefrieren und wieder aufthauen, wobei ein grosser Theil der Blut- körperchen in die Lösung übergeht, so hatte die Flüssigkeit die bakterientödtenden Eigenschaften vollkommen verloren ; zellfreies Serum verliert dagegen durch G efrieren und Wieder- aufthauen nicht das Mindeste von seiner bakterien- tödtenden Eigenschaft. „Jeder Untergang von rothen Blut- körperchen bedeutet somit bei Anwesenheit von Bakterien einen ge- fahrdrohenden Vorgang.“ Nun wissen wir durch die Versuche von Wys soko witsch, Nissen u. a., die ich selbst in einer zusam- men mit Frank in Neapel ausgeführten Versuchsreihe bestätigen konnte, dass direkt ins Blut eingeführte Bakterien (bes. Milzbrand- bacillen) schon nach sehr kurzer Zeit (Minuten bis wenigen Stunden) aus dem Blute verschwinden und in Leber, Milz und Knochenmark abgelagert werden; wir wissen ferner durch Kolli ker und Ecker, dass in der Milz konstant rothe Blutkörperchen zu Grunde gehen, Gleiches durch Quince für Leber und Knochenmark. Hierin scheint mir des Räthsels Lösung zu liegen. WTeil in den ge- nannten 3 Organen konstant rothe Blutkörperchen zu Grunde gehen, überwiegt im circuli r enden Blute die ernährende Eigenschaft die tödtende. Dagegen spricht auch nicht, dass nach Mos ler „entmilzte Thiere grössere Disposition zur Lungenentzündung zu haben scheinen“, was M e t s c h- nikoff „möglicherweise auch auf andere Infektionskrankheiten ausdehnen will“; denn Leber und Knochenmark mit ihrer bakterien- ernährenden Eigenschaft sind ja noch vorhanden. Die ins Blut eingeführten Bakterien siedeln sich also, was auch in der That 1) Die Annahme, dass die extravasculäre Vernichtuugsfähigkeit des Blutes eine Absterbeerscheinung sei, was ich anfangs für möglich hielt, scheint mir besonders durch die Versuche Büchner ’s endgültig widerlegt. Ueber die bakterienvernichtenden Eigenschaften des Blutes. 493 verständlich erscheint, deshalb in Milz, Leber und Knochenmark an, weil sie hier die günstigsten Ernährungsbedingungen finden. — Wenn in dem zellfreien Serum nach einiger Zeit die bakterien- tödtenden Eigenschaften abnehmen, so ist das natürlich weniger durch ein Ueberwiegen der ernährenden, als durch ein Verschwinden der vernichtenden Eigenschaften zu erklären. Ich komme somit zu dem Schlüsse, dass das circulirende Blut von Kaninchen und Katze die bakterientödtenden Eigenschaften nicht im gleichen Masse besitzt als das extravasculäre Blut — we- nigstens soweit es sich um Milzbrandbacillen handelt. Zu einer Erklärung der Immunität können wir also diese Eigenschaft nicht benutzen1), denn 1) fehlt der Nachweis, dass immune Thiere diese Eigenschaft in höherem Masse besitzen als nicht immune; 2) ist ein ähnlicher Nachweis auch für immunisirte Thiere nicht geliefert. Soll die bakterientödtende Eigenschaft des Blutes die Immunität erklären, so müssen wir verlangen, dass z. B. das Blut eines Ka- ninchens nach der Immunisirung stärker tödtende Eigenschaften besitzt als vorher. Darauf gerichtete Versuche werde ich, sobald sie ihren Abschluss erreicht haben, in einer ausführlichen Arbeit mittheilen. Endlich muss noch die Frage beantwortet werden, ob es für die Immunität gegen Milzbrand2) überhaupt nöthig ist, dass die Bacillen abgetödtet werden und ob es nicht überhaupt genügt, wenn der Körper im Stande ist, ihre Vermehrung zu verhindern. Diese Frage soll uns im nächsten Kapitel beschäftigen. (Schluss folgt.) Zur Lösung der Desinfektionsfrage mit Wasserdampf. Von Dr. Hermann Rolirbeck in Berlin. Die Resultate der neueren Untersuchungen von Esmarch3), Flügge, Gruber4), Heydenreich5), Kitt6), Bujwid7), 1) Ich möchte hier noch ausdrücklich betonen, dass alle meine Ausführungen sich lediglich auf den Milzbrand beziehen und dass ich etwaige Verallge- meinerungen von vornherein abweisen muss. 2) Damit will ich die interessanten Ergebnisse von Nuttal's und besonders Büchner ’s Untersuchungen in keiner Weise herabsetzen. Gerade diese Arbeiten scheinen mir schon jetzt Aufklärung für einzelne dunkle Punkte in der Bakteriologie, besonders für den sogenannten Antagonismus zwischen Erysipel und Milzbrand zu geben. Nissen hat gezeigt, dass die Erysipelkokken im extravasculäreu Blute sehr gut gedeihen; wenn also bei intravenöser Injektion von Erysipclkokken und Milz- brandbacillen die Thiere am Leben blieben (Emmerich), so ist das wohl so zu er- klären, dass die Erysipelkokken die ernährenden Stoffe rasch absorbiren und so die deletären Stoffe des Blutes allein auf die Milzbrandbacillen wirken können. 3) Zeitschr. f. Hyg. Bd. IV. 2. S. 197; Bd. IV. 3. 4) Centralbl. f. Bakt. Bd. III. 18 u. 20. 5) Centralbl. f. Bakt. Bd. II. 17 u. Zeitschr. f. wissenscliftl. Mikroskopie. Bd. IV. 6) Centralbl. f. Bakt. Bd. III. 19. 7) Centralbl. für Bakt. Bd. III. 3. 494 Rohrbeck, Salomo nsen u. A. stimmen darin vollkommen überein, dass die Sterilisirung (Desinficirung) mittelst heisser Luft auch nicht im Ent- ferntesten die Garantieen für die Abtödtung der Bakterien und ihrer Sporen bietet, wie die Desinfektion mit Wasserdampf. Nur über die Art des zur Desinfektion sich am besten eig- nenden Wasserdampfes ist man verschiedener Ansicht. Koch, Gaffky, Loeffler und Esmarch empfehlen die Anwendung strömenden nassen Wasserdampfes von 100°, während von Nä- geli, Pasteur, Hueppe, Heydenreich, Globig u. A. na- mentlich betont wird, dass der über 100° erhitzte Wasserdampf zuverlässig desinficire. Das ist ein Widerspruch, den auch die Mittheilungen M. G ru- ber s, Centralbl. f. Bakteriol. III. 1888. No. 20. S. 634 nicht lösen. G r u b e r untersuchte zwar die Schnelligkeit des Eindringens der Hitze in das Innere der zu desinficirenden Gegenstände bei An- wendung heisser Luft, gesättigten Wasserdampfes von 100° und ungesättigten Dampfes von 120°, aber über die Wirkungsweise des nassen, gesättigten Dampfes von höherer Temperatur als 100° ver- breitet er sich nicht. Aus allen Untersuchungen scheint jedoch hervorzugehen, dass der nasse (gesättigte) Wasserdampf das Hauptagenz der Sterilisa- tion (Desinfektion) ist, während der nicht gesättigte trockene (über- hitzte) Wasserdampf nicht wesentlich besser desinficirt, als heisse Luft. Esmarch wies dies, Zeitschr. f. Hygiene. Bd. IV. S. 197, un- zweifelhaft nach, denn erst bei 150° wurden die Milzbrandsporen im trockenen Dampf abgetödtet. Aus derselben Versuchsreihe geht jedoch auch hervor, dass gesättigter Wasserdampf von höherer Temperatur als 100° ebenfalls gut desinficirend wirkt, wie der Ver- such mit den durchnässten, bei 110° getödteten Milzbrandsporen beweist. Zu dem gleichen Resultat, dass Dampf über 100° zuver- lässig und schneller desinficirt als Wasserdampf von 100°, gelangt auch Globig, Zeitschr. f. Hygiene. Bd. III. S. 299, der experimen- tell feststellt, dass die Sporen des rothen Kartoffelbacillus in ge- sättigtem Dampf von 130° augenblicklich zerstört wurden, während sie nach 2 Minuten in Wasserdampf von 127°, nach 3 Minuten in solchem von 126°, nach 10 Minuten in Dampf von 122°, nach 25 Minuten in Dampf von 113—116° getödtet wurden und einen Aufenthalt von 3/4 Stunde in gespanntem Dampf von 109° über- dauerten, wogegen sie im strömenden Dampf von 100° erst nach 5V2 — 6 Stunden vernichtet wurden. Die Versuche Esmarch’s1) widersprechen somit denen Globig’s nicht, sie geben im Gegentheil die beste Aufklärung für die scheinbaren Widersprüche in der Desinfektionsfrage. Wäh- rend der Dampf, den Globig in Anwendung brachte, wenn auch von verschieden hoher Temperatur, doch stets ein nasser gesät- tigter war, hat Esmarch bei den verschiedenen Temperaturen bald nassen gesättigten, bald trockenen überhitzten Dampf gehabt. 1) Zeitschr. f. Hyg. Bd. IV. 2. S. 197. Zur Lösung der Desinfektionsfrage mit Wasserdampf. 495 Als Esmarch den entwickelten Dampf nochmals erhitzte, arbeitete er mit überhitztem trockenen Dampfe. In dem Ver- suche, bei dem er dagegen die Milzbrandsporen erst durchnässte und Dampf von 110° einwirken liess, war es gesättigter Wasser- dampf von 110°, der die Sporen tödtete. Durch die Temperatur allein sind die Eigenschaften des Dam- pfes noch nicht bestimmt, denn Dampf von derselben Temperatur kann nass, also gesättigt, oder trocken, also überhitzt sein. Erhitzt man z. B. im Nägeli’schen Topf Wasser zum Sieden, ohne die Luft vollkommen entfernt zu haben, so erhält man im Ap- parat einen Ueberdruck, schon bevor das Thermometer auf 100° gekommen ist, und noch ehe es die dem Drucke einer Atmo- sphäre zugehörige Temperatur anzeigt, bläst bei geöffnetem Ventil der Dampf mit diesem Ueberdruck ab. Bei derartigen Versuchen zeigte das Manometer am Kessel bereits einen Ueberdruck von 3/4 Atmosphäre an, als das Thermometer noch bei 90° stand — und bevor es auf 100° gestiegeu, betrug der Ueberdruck im Kes- sel schon weit über eine Atmosphäre. Erhitzt man jedoch in demselben Topf mit derselben Flamme wiederum das Wasser zum Sieden und verschliesst erst dann den Apparat, nachdem der Dampf längere Zeit ausströmte und dadurch die Luft aus dem Kessel ausgetrieben hat, so zeigt das Manometer die der Temperatur entsprechende Spannung des Wasserdampfes au. Bei einem Ueberdruck von einer Atmosphäre steigt das Thermo- meter alsdann auf 121,7°, d. h. auf die Temperatur, welche der Spannung des gesättigten Wasserdampfes entspricht. Noch anders aber verhält sich das Manometer am Kessel, wenn der Dampf überhitzt, also trocken ist. ln diesem Falle zeigt das Thermometer eine weit höhere Temperatur an, als die dem Druck gesättigten Dampfes entsprechende. Als die Flamme seitlich am Kessel in die Höhe schlug, war die Temperatur des Dampfes bereits auf 108° gestiegen, ehe das Manometer einen Ueberdruck registrirte und bei 119° betrug der Ueberdruck noch kaum L Atmo- sphäre. Dieser Versuch gelingt am Dampftopf ohne sonderliche Mühe. Als ich bei dem Ueberdruck von ^ Atmosphäre den Dampf abblasen liess, fiel die Temperatur nur langsam und das Thermo- meter zeigte noch 110°, als der Ueberdruck im Kessel fast bis auf 0 gesunken war. Selbstverständlich habe ich mich von dem guten Zustande sowohl der Manometer, als auch der Thermometer überzeugt, so dass jeder Irrthum ausgeschlossen ist, namentlich, da das Thermo- metergefäss durch Zwischenschaltung eines doppelten Cylinder- mantels vor dem Einfluss der Strahlung der Kesselwand geschützt war. Die Dampfbildung im Nägeli’schen Topf kann also unter Umständen eine recht verschiedene sein. Da der Digestor stark- wandig gebaut sein muss, um hohen Drucken zu widerstehen, so ist es ganz natürlich, dass durch Leitung die Wandungen des Apparats stark erhitzt werden und den über der Flüssigkeit ge- bildeten Dampf überhitzen können. 496 Rohrbeck, Die Lösung der Desinfektionsfrage mit Wasserdampf. Bei Erhöhung der Temperatur um 1 Grad dehnen sich . die Gase um des anfänglichen Volumens aus. Bei einem Anfangs- drucke von 1 Atmosphäre nimmt also der Druck überhitzten Dampfes nur um 2,07 mm zu, während bei gesättigtem Dampfe die Spannungs- zunahme ca. 27 mm beträgt. Ist der beobachtete Druck also grösser als derjenige, welcher sich aus den Reguault’schen Untersuchungen für die betreffende Temperatur ergibt, so haben wir keinen reinen Wasserdampf. Ist die Temperatur höher als die dem Drucke entsprechende, so haben wir überhitzten Dampf und nur, wenn das Manometer den der Tempe- ratur entsprechenden Druck anzeigt, ist der Wasserdampf rein und gesättigt. Es darf daher durchaus nicht überraschen, dass schon physi- kalisch anders sich verhaltender Dampf auch physiologisch anders wirkt. Aus den genannten Gründeu mussten die Resultate beim Sterilisiren im Dampftopf verschieden ausfallen und die Ansichten über die Sterilisation und die Desinfektion im geschlossenen Nägeli’schen Topf sich scheinbar widersprechen. Bezeichnen wir den trockenen Dampf als Wassergas, denn sein physikalisches Verhalten steht dem der Gase näher, so können wir sagen — gesättigter Wasserdampf desinficirt gut, Wassergas aber schlecht, oder physikalisch ausgedrückt, würde dies heissen — des- infektionskräftig ist nur Wasserdampf von Maximal-Dichtigkeit für die betreffende Spannung. Da heisse Luft sehr viel weniger wirksam ist, als Wasserdampf, so übt dieselbe einen störenden Einfluss aus, was durch die Beo- bachtungen von Heydenreich und die interessanten Versuche von Gr über zur Genüge festgestellt ist. Es ist daher, wie Hueppe bemerkt, auch nothwendig für die Desinfektion mittelst Dampftopf, längere Zeit nach dem Anheizen den Dampf ausströmen zu lassen und den Topf erst dann zu schliessen, wenn er reinen Wasserdampf enthält. Es ist zwar leichter (einfacher), einen gesättigten (desinfektions- kräftigen) Dampf von 100° zu erhalten , als einen gesättigten von über 100° und deshalb ist es empfehlenswerth , da, wo weniger geübte Hände die Desinfektion besorgen sollen, Dampfapparate ohne Spannung zu verwenden. Schneller desinficirend wirkt jedoch ge- sättigter Dampf höherer Temperatur, als auch höherer Spannung, wie das die Versuche Globig’s am besten beweisen und daher sind für die Desiufektion im Grossen Apparate mit höherer Span- nung die rationellsten und zuverlässigsten, sobald die Bildung trockenen Dampfes vermieden und die Luft leicht und sicher ent- fernt wird. Weitere Mittheilungen über diesen Gegenstand und Beschrei- bungen meiner neuen, unter Zugrundelegung dieser Prinzipien von mir konstruirten Desinfektionsapparate behalte ich mir vor. Allgemeines über Bakterien. — Mikroorganismen des Meerwassers. 497 Referate. Mac6, E., Trait6 pratique de bacteriologie. Avec 173 fi- gures dans le texte. Paris (Librairie J. B. Bailliere et fils) 1889. Das vorliegende, in jeder Beziehung sorgfältig ausgearbeitete Buch entspricht in seiner Zusammenstellung so ziemlich den bereits bestehenden Werken, welche der bakteriologischen Technik sowie der Morphologie und Biologie der Bakterien gewidmet sind. Dasselbe erscheint in drei grosse Abschnitte getheilt. Der erste Abschnitt behandelt ausführlich die bakteriologische Technik sowie die allgemeine Morphologie der Mikroorganismen ; im zweiten Abschnitte findet sich eine systematische Zusammenstellung der wichtigen Bakterienarten mit Anführung der für jede einzelne der- selben wesentlichen Charaktere vor; der dritte Abschnitt endlich behandelt die bakteriologischen Untersuchungen der Luft, des Was- sers, des Bodens und des Körpers. Trotzdem das Buch den Anforderungen, welche man an ein Lehrbuch, beziehungsweise Handbuch zu stellen berechtigt ist, in jeder Richtung entspricht, dürfte es bei dem Umstande, dass die deutsche Litteratur selbst eine stattliche Anzahl der gediegensten bakteriologischen Werke aufweist, bei uns schwerlich eine weitere Verbreitung finden. Dittrich (Prag). De Gfiaxa, Ueber das Verhalten einiger pathogener Mikroorganismen im Meerwasser. (Zeitschrift f. Hygiene. Bd. VI. 1889. Heft 2.) Analog den Versuchen von Wolffhügel und Riedel, Bol- ton, Kraus u. s. w. über das Verhalten pathogener Bakterien im Trinkwasser hat de G. Untersuchungen angestellt, wie lange pathogene Mikroorganismen im Meerwasser zu leben im Stande sind. Die zu den Versuchen entnommenen Wasser wurden an drei Stellen geschöpft, deren erste ca. 50 m von der Einmündung eines Kanals in den Hafen von Neapel, während die zweite und dritte 350 m resp. 3 km vom Ufer entfernt waren. Von Bakterien wurden untersucht: der Cholerabacillus, der Milzbrandbacillus, der Typhusbacillus, der Staphylococcus pyogenes aureus. Die Versuchsanordnuug weicht nur wenig von der der oben genannten Autoren ab. d. G. zieht aus den Resultaten seiner Un- tersuchungen folgende Schlüsse: I. „Das sterilisirte Meerwasser bietet unabhängig von etwa in demselben enthaltenen Produkten gemeiner Mikroorganismen und vielleicht auch unabhängig von den Veränderungen durch den Ge- halt organischer und mineralischer Substanz, die auf die Verun- reinigung durch Kanalwasser zurückzuführen ist, einen günstigen Boden für die Reproduktion des Cholera-, Milzbrand-, Typhus- bacillus und des Staphylococcus pyogenes aureus. Diese Mikro- VI. Bd. 34 498 Mikroorganismen des Meerwassers. — Chein. Wirkung der Bakterien. Organismen können sich in demselben in beträchtlicher Menge reproduciren und vermehren; jedoch ist diese Vermehrung fast immer und für alle Mikroorganismen an eine nicht sehr lange Zeit gebunden, auf die eine schrittweise Abnahme folgt.“ II. „Im nicht sterilisirten Meerwasser ist die Reproduktion jener vier pathogenen Mikroorganismen ausschliesslich verhindert durch die lebhafte Konkurrenz der gemeinen Mikroorganismen, welche sich im Wasser finden, und die Intensität ihres Einflusses ist vor allem und vielleicht ausschliesslich von ihrer Anzahl abhängig. Es zeigte sich dabei, dass der Milzbrand- und dann der Cholerabacillus den gemeinen Mikroorganismen einen geringeren Widerstand entgegensetzen, während sich der Typhusbacillus und der Staphylococcus pyogenes aureus eine Zeit lang lebend erhalten können, auch einer erheblichen Vermehrung gemeiner Bakterien im Meerwasser gegenüber. Fest steht jedenfalls für den Staphylococcus, während es für den Typhusbacillus wahrscheinlich ist, dass er sich vermehren kann, wenn die Anzahl der gemeinen Bakterien im Meerwasser be- schränkt ist.“ Den Schluss der Arbeit bilden Versuche, welche darthun sollten, ob durch Seefische oder Mollusken pathogene Bakterien verbreitet werden könnten. Zu diesem Zwecke wurden Fischen — Meeräsche, Katzenhai und Zitterroche — die Bakterienkulturen mittelst eines Trichters in den Magen eingeführt, die Thiere nach einiger Zeit getödtet und der Magen- und Darminhalt auf Gehalt an Bakterien unter- sucht. Die grössten Thiere vermochten in wenig Stunden Milz- brandbacillen und Milzbrandsporen zu zerstören , die kleineren waren es nicht im Stande. Den Cholerabacillus zerstörten alle 3 Arten innerhalb kurzer Zeit. Die an den Mollusken — Auster, Miessmuschel und Herzmuschel — ausgeführten Versuche, bei welchen die Kultur ohne Verletzung des Thieres in das Innere der Molluske unter die Schale eingeführt wurde, ergaben, dass dieselben im Stande sind, Milzbrand- wie Cholerabacillen in 6 bis höchstens 48 Stunden zu vernichten. Prausnitz (München). Warington, Robert, The Chemical actions ofsomemicro- organisms. A report of experiments made in the Rothamsted laboratory. London 1888. Eine ganze Reihe von Bakterien, welche zum grossen Theil von Klein und vom Verf. in Reinkulturen gezogen wurden, wurden untersucht auf ihr Verhalten 1) zu Harn, 2) zu Milch, 3) zu Ni- traten, und 4) ob sie Nitrifikation hervorbringen. Die haupt- sächlich angewandten Bakterien waren: Bacillus subtilis, B. fluo- rescens liquescens, B. floccus, B. toruliformis, B. sulphureus, B. tar- decrescens, B. anthracis, Rothlaufbacillus, Wundbacillus, Typhus- bacillus, Brechdurchfallbacillus, Micrococcus aureus, M. ureae (Smith), Staphylococcus luteus, St. candidus, St. candidus liquescens, Chemische Wirkung der Bakterien. 499 Streptococcus scarlatinae, ferner Choleraspirillen, Finklersche Spirillen, Käsespirillen (Den ecke), Nomaspirillen (Lingard). 1) Harn. Von 24 untersuchten Bakterien brachten nur zwei ammoniakalische Gährung des Harnes hervor, der Micrococcus ureae und Bacillus fluorescens, dieser in geringerem Grade. Er ist da- her vielleicht mit dem aus Erde kultivirten, Fluorescenz hervor- rufenden B. von Heraeus identisch. Stärker noch, als mit dem Mi- ci’ococcus ureae konnte ammoniakalische Gährung hervorgerufen wer- den durch eine kleine Probe Erde, welche daher vielleicht den Ba- cillus von Leube und Graser enthält. 2) Milch. Das Verhalten der verschiedenen Bacillen lässt sich übersichtlich in folgendem Schema darstellen: 1) Solche, welche Milch gerinnen machen: a) starke Milchsäuregährung, langsames und nur theilweises Gerinnen (vollständig erst beim Kochen), Bac. intestini, Bac. des Brechdurchfalls ; b) kleine Acidität, meist vollständiges Gerinnen bei niederer Temperatur. Micr. ureae und Micr. gelatinosus (Wa- r i u g t o n) ; c) keine Acidität, vollständiges Gerinnen, B. fluorescens li- quescens und die Choleraspirillen. 2) Solche, welche das Casein gallertartig abscheiden und es nach- her wieder unter Bildung von Pepton lösen. Die meisten übrigen. In a scheint die Milchsäure allein die Ursache des Gerinnens zu sein, in b ist dieselbe jedoch zu gering, um alles Casein ab- zuscheiden, in c tritt vollständiges Gerinnen ohne Säurebildung ein, wie beim Lab. Verf. zieht hieraus den Schluss, dass die Bakterien b und c Fermente erzeugen. Von weiterem Interesse ist in dieser Beziehung, dass die wie Fermente wirkenden Organismen auch Gelatine verflüssigen, die reinen Milchsäureerzeuger (a) nicht. Man hat diese Eigenschaft ebenfalls der Bildung eines Fermentes zu- geschrieben. 3) In Bezug auf die Reduktion von Nitraten durch dieselben Mikroorganismen wurde festgestellt, dass von 25 sieben keine Spur salpetriger Säure bildeten, z. B. die Finkler’schen Spirillen, No- maspirillen, der B. toruliformis, sulphureus, fluorescens liquescens, tardecrescens, Streptococcus scarlatinae, Micr. aureus (in der Tabelle sind diese 8 mit 0 angegeben). Der B. subtilis ergab nur eine geringe Spur, die übrigen 16 reducirten mehr oder weniger stark. Gasbildung (N) fand nicht statt. Die Versuche wurden in Fleisch- brühe mit 5 g Kalinitrat per Lit. und 20 °/0 Harnlösung mit 1 g per Lit. angestellt. Letztere Versuchsreihe wurde wegen der ge- ringen und ungleichmässigen Bildung der salpetrigen Säure aus- geschaltet. 4) Nitrification. Der B. sulphureus und B. tardecrescens wa- ren von der Oberfläche von Fleischbrühe resp. flüssiger Gelatine isolirt worden, in denen Nitrification (in letzterem Falle von Am2C03) beobachtet worden war, der B. floccus und toruliformis waren aus Erdboden abgeschieden und kultivirt, worden. Trotzdem riefen weder ihre Reinkulturen, noch die der übrigen Organismen 34* 500 Temperatur u. Mikroorgan. (Typhus). — Mikroorgan, d. Mundhöhle. irgend welche deutliche Nitrificatiou hervor. Brachte man kleine Mengen Ackererde hinzu, so trat Nitrificatiou ein. Verf. bezieht dieselbe auf einen noch zu isolirenden Microorganismus. Woitschach (Freistadt i. Schles.). Rodet, A., De l’importance de la tempörature da ns la dfiterminatiou des especes microbiennes en g 6 n 6 - ral, et spficialement du bacille typhique. (Comptes rendus hebdomadaires des söances de la sociöte de biologie. 1889. No. 26.) Die obere und untere Grenze der Temperatur für die Möglich- keit der Ivultivirung der Mikroorganismen variirt für die einzelnen Arten derselben nicht unbedeutend. Yerf. hat nun dieses verschiedene Verhalten zur Difierenzirung und Bestimmung der Bakterien in Anwendung gezogen und dabei ganz besonders die Typhusbacillen berücksichtigt. Zu diesem Behufe hat Rodet Bouillon von einer Temperatur von 45 — 45,5° direkt mit solchem Wasser geimpft, welches hin- sichtlich des Gehaltes an Typhuskeimen verdächtig erschien. Dabei zeigte es sich, dass auf diese Weise alle jene Bakterien eliminirt wurden, welche die Gelatine verflüssigen. Wenn die Kulturen zur Entwickelung kommen, so kann man annehmeu, dass es sich um ein Gemenge von Mikroorganismen handelt. Aus diesem kann man dann die Isolirung mittelst des Plattenverfahrens vornehmen. Verf. meint, dass, wenn seine Methode auch nicht vollkommen für den erwähnten Zweck ausreicht, sie doch ein werthvolles Hilfs- mittel für die Isolirung der Bakterien abgibt. Er erhielt auf diese Weise des öfteren Reinkulturen von Typhusbacillen aus künstlich mit solchen inficirtem Wasser. Die Differenzen der Temperaturgrenze für die Züchtung von Mikroorganismen kann sehr wohl mit als ein differentialdiagnosti- sches Merkmal verwendet werden. Von diesem Standpunkte aus hält Rodet auch die genaue Feststellung dieser Temperaturgrenzen für alle Bakterienarten für sehr bedeutungsvoll. Di tt rieh (Prag). Netter, Microbes pathogenes contenus dans la bouche de sujets sains; maladies qu’ils provoquent; indi- cations pour l’hygieniste et le mödecin. (Revue d’hy- giene. 1889. No. 6.) Nachdem Verf. im Allgemeinen die viel ungünstigere Position des Internisten in der Bekämpfung der bakteriellen Krankheiten gegenüber dem Chirurgen hervorgehoben hat, wendet er sich im Besondern der Besprechung jener pathogenen Bakterien zu, welche schon normalerweise in der Mundhöhle vorzukommen pflegen: Diplococcus und Bacillus pneumoniae, Streptococcus und Staphylo- coccus pyogenes. Der Diplococcus pneumoniae findet sich, wie aus den früher publi- cirten Arbeiten des Verf.’s und anderer Autoren bekannt ist, unter Mikroorganismen der Mundhöhle. — Brotkrankheit. 501 je 100 gesunden Individuen mindestens 20 mal und wenn es sich um Personen handelt, welche früher eine Pneumonie überstanden hatten, noch viel häufiger. Der Bacillus pneumoniae wurde bei gesunden Menschen in der Fälle und der Streptococcus pyogenes in nachgewiesen. Die genannten Bakterien sind aber, wie ebenfalls bekannt ist, die Ursache zahlreicher und verschiedener Erkrankungen, nämlich der Pneumonie und Bronchopneumonie, der Pleuritis, Otitis, Menin- gitis u. s. w., also durchweg Erkrankungen, welche in Organen ihren Sitz haben, die mit der Mund- und Rachenhöhle direkt oder indirekt Zusammenhängen. Es frägt sich nun, auf welche Weise die oben genannten Bakterien in die Mundhöhle gelangen und warum sie sich dort er- halten und vermehren können, ferner warum ihre Anwesenheit da- selbst in vielen Fällen ohne nachtheilige Folgen ist, während sie in anderen Fällen wieder zu bestimmten Erkrankungen führt. Die Lage und Funktion der Mundhöhle erklärt wohl ganz leicht das Hineingelangen der genannten Bakterien, welche an diesem Orte auch ein günstiges Nährsubstrat und eine geeignete Temperatur finden. Da ferner der Diplococcus pneumoniae sowohl bei Pneumo- nikern als auch sehr häufig bei Personen, die einmal eine Pneumonie überstanden haben, im Speichel vorkommt, so kann er von da auch in die Mundhöhle gesunder Individuen gelangen und daselbst eine unbegrenzte Zeit verbleiben; das Gleiche gilt für die anderen früher genannten Bakterien. Wenn trotz der Anwesenheit dieser Bakterien in vielen Fällen keine Erkrankung entsteht, so ist dies in gewissen Schutzvorrich- tungen begründet, zu denen unter anderen die Integrität der Schleimhaut, die Wirkung des Flimmerepithels, die Lage gewisser Organe u. s. w. gehören. Auch ist die Virulenz der Bakterien in der Mundhöhle nicht immer dieselbe. Wenigstens vom Diplococcus pneumoniae behauptet der Verf., dass seine Virulenz im Speichel zu jener Zeit am grössten sei, in welcher die meisten Todesfälle an Pneumonie Vorkommen; es würden also die meteorologischen Verhältnisse, von denen man schon längst behauptet, dass sie bei der Entstehung der Pneumonie eine wichtige Rolle spielen, auch die Virulenz des im Speichel vorkommenden Diplococcus pneumoniae beeinflussen. Nach den bisherigen Auseinandersetzungen wird die Aufgabe des Internisten zunächst darin bestehen, die in der Mundhöhle vor- kommenden pathogenen Bakterien zu tödten oder unschädlich zu machen. Obwohl es dermalen nicht möglich ist, die hierzu ge- eignetsten Mittel anzugeben, so wird man, wie Verf. meint, wenig- stens mit antiseptischen Gargarismen einigen Nutzen schaffen. Weichselbauni (Wien). Kratschmer und Niemilo wicz, Ueber eine eigenthüm liehe Brotkrankheit. (Wiener klinische Wochenschrift. 1889. No. 30.) Verff. hatten Gelegenheit, verdorbenes Grahambrot zu unter- 502 Brotkranklieit. — Cholera. suchen. Dasselbe zeigte Veränderungen, wie sie auch an anderen Brotsorten Vorkommen. Das Brot ist dabei in seinem Iunern an einer, selten an meh- reren Stellen von verschiedenem Umfange in eine bräunliche, klebrige, fadenziehende Masse von eigenthümlichem Gerüche umgewandelt. An der Luft vertrocknet diese allmählich und wird bald von Schimmelpilzen überwuchert. Da angenommen wurde, dass es sich hier um eine durch Mikro- organismen hervorgerufene Veränderung handelt, so wurden diese Massen bakteriologisch untersucht. In denselben wurde mikroskopisch sowie durch Kulturen der Bacillus mesentericus vulgatus nachgewiesen 1). Experimentell konnte dieselbe Veränderung durch Ueberimpfung auf Brot erzeugt werden, sobald das letztere eine leicht alkalische Reaktion zeigte. Die Grösse der Brote fällt insofern in die Wagschale, als im Inneren grosser Brote beim Backen die Temperatur nicht immer eine solche Höhe erreicht, um die etwa im Teige befindlichen Sporen dieses Bacillus zu tödten. Da das Grahambrot nur bei geringer Hitze gebacken wird, ist es vielleicht den durch den Bacillus mesentericus vulgatus gesetzten Veränderungen zugänglicher. D i 1 1 r i c h (Prag). Hueppe, Ueber die Giftigkeit der Cholerabakterien und dieBehandlung derCholera. (Dtsch. med. Wochen- schr. 1889. No. 33.) Die Veröffentlichungen Löwenthals, welcher eine Zunahme der Virulenz von Cholerabakterien bei Züchtung auf Pankreas-hal- tigen Nährböden und eine Vernichtung der in einer solchen Kul- tur enthaltenen Kommabacillen durch Salol nachgewiesen zu haben glaubt, H u e p p e ’s Entgegnung hierauf und Löwenthal’s Replik wurden in diesem Blatte bereits besprochen (Bd. V. S. 582 — 584 u. 735). Der neue Aufsatz Hueppe’s ist eine scharfe Entgegnung auf Löwenthal’s Replik. Hueppe wirft Letzterem vor, dass dessen Ansicht, durch die Pankreasnährböden ähnliche Verhält- nisse geschaffen zu haben, wie sie im menschlichen Darmkanal vorhanden seien, auf Irrthum beruht. Einmal hat Löwenthal bei seinen Versuchen ganz unberücksichtigt gelassen, dass im menschlichen Darmkanal statt des Sauerstoffs andere Gase vor- handen sind und die dortigen Vorgänge sich mithin anaerob ab- spielen; ferner vernichtet er durch das mehrmalige Aufkochen seines Kulturbreies die Pankreasenzyme mit absoluter Sicherheit. Die Zunahme in der Giftigkeit der von Löwenthal gezüchteten Cholerabacillen kann daher unmöglich in der specifischen Wirkung des Pankreassaftes liegen. Löwenthal’s Behauptung, dass die Cholerabakterien in den Nährböden ohne Pankreas kein Gift bilden, 1) Ich hatte vor 2 Jahren Gelegenheit, ein Kommisbrot mit genau denselben Veränderungen zu untersuchen und habe dabei ebenfalls den Bacillus mesentericus vulgatus als Erzeuger der fadenziehenden, eigenthümlich riechenden Massen nach- ■weisen können. Loeffler. Cholera. — Typhusbacillen und Aepfelmost. 503 bezeichnet Hueppe als einen Trugschluss. Allerdings nimmt die Virulenz der Kommabacillen auf ihnen nicht zusagenden Nährböden, wie Bouillon, Gelatine und Agar stetig ab, indem hier durch unge- nügende Ernährung des Protoplasmas der Bakterien auch deren Fähigkeit, Spaltungsprodukte zu bilden, d. h. ihre toxigene Wir- kung, beeinträchtigt wird. Versuche Woods’, Holschewni- kow’s und des Verf.’s selbst zeigten jedoch, dass die Cholerabak- terien „bei richtiger Wahl der Albuminate“ (rohes Eiweiss, ge- hacktes Fleisch u. s. w.) „bei Luftabschluss leben können und ge- rade dabei den höchsten Grad ihrer Giftigkeit erreichen und zwar in sehr kurzer Zeit.“ Da also von einer specifischen Wirkung des Pankreassaftes bei Löwenthal’s Versuchen nicht die Rede sein kann, muss die Steigerung der Giftwirkung auch hier in der An- wesenheit besonders geeigneter Eiweisskörper gelegen haben, welche die Bedingungen zur guten und richtigen Ernährung der Cholera- bakterien und zur Abspaltung von Toxinen bot. Auch die Anae- robiose, welcher Hueppe grossen Werth beilegt, ist unwissent- lich von Löwenthal bei seinen Versuchen benutzt worden. In- dem er nämlich seinen Kulturbrei nach dem Zusatz des Impf- materials der Bluttemperatur aussetzte, musste sich schnell eine oberflächliche Decke bilden, welche die unteren Schichten des Nähr- bodens luftdicht verschloss, so dass ein grosser Theil der Bak- terien sich anaerob in der Tiefe entwickelte. Hueppe glaubt daher Löwenthal’s Versuchsresultate nicht der Anwesenheit des Pankreassaftes, sondern der anaeroben Entwickelung der Bakterien in einem mit geeigneten Eiweisskörpern ausgestatteten Nährme- dium zuschreiben zu müssen. Die sterilisirende Wirkung des Salols auf Cholerakulturen ist, wie Hueppe ausführt, nicht von Löwenthal zuerst nachge- wiesen, sondern bereits vorher von Sahli und Hueppe selbst festgestellt worden. Eine specifische Wirkung gegen die Krankheit wird man diesem Mittel jedoch erst dann zuerkennen können, wenn der Einfluss desselben durch reichliche und gründliche Versuche an wirklich cholerakranken Menschen erprobt sein wird. Den Erfolg von Löwen thal’s therapeutischen Versuchen an Meer- schweinchen nennt Hueppe mehr als zweifelhaft. Jedenfalls be- ging jener bei der Deutung seiner Versuche mit Pankreaskulturen von Cholerabacillen und Salol einen grossen Fehler; die Zerlegung des Salols in Phenol und Salicylsäure konnte hier unmöglich, wie Löwenthal meint, durch den Pankreassaft hervorgebracht werden, da die wirksamen Bestandteile desselben durch die Sterilisation vernichtet waren. K übler (Berlin). Olivier, L., Sur le bacille de la fievre typhoide. (Comp- tes rendus hebdomadaires des s6ances de la soci6t6 de biologie. 1889. No. 26.) Der Umstand, dass Wasser aus einer Pfütze von Graville, welche verschiedene Zuflüsse aus Gegenden hatte, in denen der Typhus herrschte, bei der Bereitung von Aepfelmost verwendet 504 Syphilis. — Pondo’sclies Geschwür. wurde, veranlasste Olivier zu untersuchen, ob die alkoholische Gährung des Aepfehnostes den Typhusbacillus tödtet oder nicht. Zu diesem Zwecke wurde frisch bereiteter Aepfelmost mit Typhusbacillen geimpft. Nach vollendeter Gährung fand man in demselben grosse Mengen von Typhusbacillen. Die Entwickelung der letzteren war sonach durch die Gährung nicht beeinflusst worden. Verf. hält in diesem Falle die Verbreitung des Abdominaltyphus durch diesen Aepfelmost für wahrscheinlich. D i 1 1 r i c h (Prag). Feibes, E., Ueber eine ungewöhnliche Art von extra- genitaler Syphilisinfektion. (Berliner klinische Wochen- schrift. 1889. No. 23.) Verf. berichtet über einen von ihm beobachteten Fall von Sy- philis, welcher durch ein unzweifelhaft specifisches Exanthem in der linken Kniebeuge, in der rechten Handfläche und auf beiden Fuss- sohlen gekennzeichnet war. Dabei bestanden bedeutende Lymph- drüsenschwellungen in der rechten Achselhöhle und auf der rechten Halsseite. Als primärer Herd der Infektion wurde ein umschriebenes In- filtrat in der Haut der rechten Wange erkannt, welches sich seit einigen Monaten im Anschlüsse an eine beim Rasireu an dieser Stelle gesetzte Verletzung entwickelt hatte. Der Rasirpinsel war allem Anscheine nach der Infektionsträger für das syphilitische Virus gewesen. Nach einer systematisch durchgeführten Quecksilberbehaudlung schwanden die Krankheitserscheinungen. Dittrich (Prag). Kaptschewsky, J., Gutachten über die gegen wärtige Stel- lung der Frage des Pende’ sehen Geschwüres und Programm zur weiteren Erforschung dieser Er- krankung dem gelehrten medicinal-militär. Comitö vorgelegt. (Militär-medicinal. Journal. 1888. S. 157.) [Russisch.] In Folge des grossen Procentsatzes der Erkrankten unter den in Merw neu angekommenen Truppen, gegen 90 °/0, entschloss sich die Medicinal-Militärverwaltung, den Doktor Heydenreich zu entsenden, um die Erkrankung am Ort zu erforschen. Heyden- reich, dessen Arbeit im Centralblatt seiner Zeit referirt ist, schlägt vor, auf Grund seiner Erfahrungen alle die verschiedenen Formen der Hautaffection unter dem Namen des tropischen Ge- schwüres zu bezeichnen. Für den Erreger der geschwürigen Pro- cesse hält er den Micrococcus Biskra, einen Staphylococcus, der dem Staphylococcus pyogenes aureus Rosenbach sehr ähnlich ist. Diesen Mikroben fand er im Wundsekret, im Blute und im Harne der an Geschwüren Erkrankten, ausserdem in grossen Mengen, 1339 vermehrungsfähige Keime in einem Tropfen Wasser, im Flusse Murgab, und er meint nun, dass die Quelle wie die Uebertragungswege der Keime eben das Wasser des Murgab sei. Da nun seine Untersuchungen nicht zum gewünschten Ab- schluss gekommen waren und namentlich die Präventivmassregeln, Pende’sches Geschwür. 505 die Hey de n reich angegeben hatte, nicht die erwarteten Folgen hatten, sondern die Krankheit sich viel mehr ausbreitete, so wurde nun Raptschewsky abgeschickt, um die von Heyden reich angefängenen Untersuchungen fortzusetzen, zu vervollständigen und womöglich die Ausbreitungswege festzustellen. Raptschewsky ist nun zu wesentlich anderen Resultaten gekommen, vor allem wendet er sich gegen die Identificirung sämtlicher unter den Namen Biskra, Bouton d’Alep, Delisches Geschwür, Sartisches Geschwür bekannter Krankheitsformen , weil erstens die meisten derselben bakteriologisch nicht untersucht sind, und weil andererseits lange noch nicht festgestellt ist, dass der Micrococcus Biskra der eigent- liche Krankheitserreger sei, namentlich da er dieses nach seinen Untersuchungen nicht bestätigen kann. Raptschewsky fand in 2 Fällen in Schnittpräparaten, die von frischen Geschwüren stammten, an der Grenze der gesunden Partieen leicht ovale Kokken einzeln oder zu mehr oder weniger langen, regelmässigen Ketten gelagert, die dem Fehleisen’schen Streptococcus sehr glichen. In den oberflächlichen Schichten fand er oft ausser dem eben beschriebenen den Staphylococcus pyogenes aureus, den er mit Micrococcus Biskra identificirt. Weiterhin un- tersuchte Verf. das seröse Sekret von frischen Geschwüren in 20 Fällen mikroskopisch und vermittelst des Plattenverfahrens; leider gelang es ihm in keinem Falle, einen Knoten mit unversehrter Haut anzutretfen ; alle waren bereits mit einer Borke bedeckt. Das Se- kret wurde meistentheils durch Einstich aus dem das Geschwür umgebenden infiltrirten Gewebe erhalten ; in demselben fanden sich stets die oben beschriebenen Streptokokken, obgleich oft nur in spärlichen Mengen. Wurde das Sekret von der Oberfläche genom- men, so fand sich in demselben oft der Staphylococcus pyogenes aureus, war das Sekret eitrig, so trat der Staphylococcus in grossen Mengen auf, während der Streptococcus nur mit Mühe nachzuweisen war. In älteren Fällen kamen neben den oben be- schriebenen verschiedene indifferente Bakterienarten vor, z. B. der Heubacillus, Fäulnissbacillen, ein dem Milzbrandbacillus sehr ähn- licher Bacillus u. s. w. Das biologische Verhalten des Streptococcus ist nicht er- schöpfend beschrieben; so wird nur erwähnt, dass er auf der Platte am 3. Tage deutliches Wachsthum zeigt, langsam wächst und seine Kolonieen eine Grösse von 0,5 erreichen ; dieselben sind gleichartig regelmässig rund, von weisser Farbe, zeigen bei einer kleinen Vergrösserung einen glatten Rand (? Ref.) und sind gleiehmässig granulirt. Die Kulturen bestehen aus längeren oder kürzeren Ketten. In Gelatine wächst der Streptococcus im Stich als zarter, ge- körnter Faden. In 6 Fällen untersuchte Verf. die Knoten, die längs der benachbarten Lymphbahnen bei 25 (,/0 aller afficirten Personen anzutreffen waren; dieselben waren, falls sie nicht in Vereiterung übergegangen waren, keimfrei, im letzteren Falle waren Staphylo- kokken in Menge anzutreffen. Das Blut wurde in 40 Fällen bak- teriologisch untersucht; entgegen Heyden reich konnte aber Verf. in keinem der Fälle Mikroben nach weisen. Da Verf. nun in keinem 506 Pende’sches Geschwür. seiner Fälle bei frischer Affektion den Micrococcus Biskra gefunden hat, der, nach ihm, mit dem Staphylococcus pyogenes aureus identisch ist, und da die Thierexperimente von Heyden reich nicht beweisend sind, so spricht R. dem Micrococcus Biskra jede specifische Rolle bei dem Pende’schen Geschwüre ab, und glaubt vielmehr an- nehmen zu können, dass sein Streptococcus mit dem Pende’schen Geschwüre im ätiologischen Zusammenhänge stehe. Er lässt je- doch die Frage so lange offen, bis er Gelegenheit haben wird, nicht- exulcerirte Knoten zu untersuchen und weitere Versuche mit den erhaltenen Kulturen anzustellen. Ref. möchte darauf aufmerksam machen, dass die vom Verf. ge- muthmasste ätiologisehe Bedeutung des Streptococcus mit grosser Re- serve aufzunehmen ist. Wenn wir berücksichtigen, wie verbreitet das Vorkommen des Streptococcus ist, so wäre es leicht möglich, dass die Streptokokken in die bereits exulcerirten Knoten einge- drungen wären und daselbst fortwucherten ; der Umstand nun, dass Verf. den Streptococcus in vielen Fällen nur in sehr geringer An- zahl antraf, würde für diese Annahme sprechen. Und schliesslich ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass die beiden Mikro- benarten, die Streptokokken und die Staphylokokken, in den Ge- schwüren Vorkommen können, ohne in ätiologischer Beziehung zu denselben zu stehen. Dass nun Raptschewsky vorzugsweise den Streptococcus gefunden hat, würde sich vielleicht dadurch erklären, dass er periphere Stellen untersucht hatte, wohin die Streptokok- ken, die Neigung haben, sich flächenartig auszubreiten, eher ge- langen, als die Staphylokokken. Ref. möchte noch erwähnen, dass er Staphylokokken angetroffen hat, die bei subkutaner Einimpfung auf Kaninchen stets progressirende nekrotische Geschwüre, die bis zur Ausheilung bis 6 Wochen erforderten, hervorriefen. Was nun Heydenreich ’s Angabe über das massenhafte Auf- treten des Micrococcus Biskra im Wasser des Murgab betrifft, so konnte Raptschewsky dieselbe ebenfalls nicht bestätigen; Plat- tenkulturen, die mit Wasser besät waren, ergaben zwar massen- hafte gelblich-bräunliche Kolonieen eines Micrococcus, der Gela- tine rasch verflüssigte, der sich jedoch als Micrococcus liquefa- ciens flavus charakterisiren Hess. Diesem negativen Befunde im Wasser entspricht auch die Thatsache, die Raptschewsky durch ein genaues Studium der topographischen Ausbreitung des P e n d e - sehen Geschwüres im Thale des Murgab hat feststellen können, dass Gegenden, die gut bewässert sind, fast immun sind, Ge- genden mit spärlicher Bewässerung diese Erkrankung im mässigen Grade aufweisen, Gegenden aber, die wasserarm, sandig und von jeg- licher Flora entblösst sind, Herde dieser Erkrankung sind, in denen jeder Neuangekommene erkrankt. Weiter stellte Verf. fest, dass die Erkrankung in den verschiedenen Ortschaften in regelmässiger zeitlicher Nacheinanderfolge auftrete, und zwar in den stromab- wärts gelegenen früher, als in den stromaufwärts gelegenen. Die Abwesenheit der Bakterien im Wasser, das epidemische Auftreten in trockenen, sandigen Gegenden, in die oft das Wasser nicht ein- mal gelangt, das frühere Auftreten der Epidemie in stromabwärts Bakterien der Lochien. — Sykosis, 507 gelegenen Gegenden, das alles spricht sehr gegen die Wasser- theorie Hey de n r ei ch’s, und lässt als Infektionsherd den Boden ansehen. Die Untersuchungen des Bodens sollen demnach den Schwerpunkt bei ferneren Arbeiten über die Aetiologie des P en- de’sehen Geschwüres bilden, wobei aber, wie Verf. mahnt, auch alle anderen Untersuchungen nicht zu vernachlässigen sind. Zum Schlüsse führt Verf. ein ausführliches Verzeichniss aller Gegenstände auf, die für eine etwaige nächste Expedition zur Er- forschung dieser Frage nöthig wären. L. Besser (Petersburg). Thomen, G., Bakteriologische Untersuchungen nor- maler Lochien und der Vagina und Cervix Schwan- gerer. (Archiv für Gynaekologie. Bd. XXXVI. 1889.) Verf. untersuchte in sieben Fällen normale Lochien in bakterio- logischer Richtung. Er fand, dass die Lochien der Vagina unter normalen Ver- hältnissen zahllose Keime der verschiedensten Art enthalten. Drei- mal wurden Streptokokken in der Vagina gefunden. Die Mikroorganismen waren zahlreicher in der Nähe des In- troitus, als im oberen Drittel der Vagina. Ferner stellte sich heraus, dass der Mikroorganismengehalt der Vagina in den ersten Tagen des Wochenbettes weit grösser war, als unmittelbar nach der Geburt. Auch während der Menstruation erwies sich die Zahl der Bakterien grösser, als vor derselben. Die Lochien des Cervix waren in zwei Fällen steril, in den übrigen Fällen war die Menge der Mikroorganismen bedeutenden Schwankungen unterworfen. Die Lochien des Cavum uteri waren in vier Fällen steril ; in den übrigen Fällen fanden sich verschiedene Mikroorganismen, darunter zweimal Streptokokken. In einem dieser Fälle wurden die Streptokokken ausserdem noch 1 cm hinter der Hymengrenze nachgewiesen. Hervorzuheben ist, dass sehr häufig die Vorgefundenen Mikro- organismen sich nur auf Agar-Agar, jedoch nicht in Gelatine ent- wickelten. Die Vorgefundenen Streptokokken waren für Kaninchen pathogen. Bei der Untersuchung der Cervix und Vagina Schwan- gerer fand Thomen niemals Staphylokokken oder pathogene Streptokokken. In mehreren Fällen wurden dabei mikroskopisch grosse Mengen von Bakterien nachgewiesen, während in den Kulturen nur wenige Kolonieen aufgingen. Verf. spricht sich für diese Fälle dahiu aus, dass wohl ein Theil der Bakterien abgestorben ist. Dittrich (Prag). Tommasoli, P., Ueber bacillogeneSykosis. (Monatshefte für praktische Dermatologie. Band VIII. 1889. No. 11.) Tommasoli erhielt aus den Haaren, welche sich in einem Falle von Sykosis an den gerötheten und etwas hervorragenden 508 Aktinoinykosis. — Otitis media. Bläschen befanden, Reinkulturen einer einzigen Art von Bacillen. Diese erschienen elliptisch oder leicht oval und bildeten in Bouillon- kulturen Ketten. Sie zeigten keine Eigenbewegung. Sporenbildung konnte au ihnen nicht beobachtet werden. Die Bacillen Hessen sich mit Anilinfarben leicht färben, ent- wickelten sich auf den üblichen Nährmedien bei gewöhnlicher Tem- peratur sehr langsam; nur auf Kartoffeln war das Wachsthum ein rasches unh üppiges. Die Kartoffelkulturen boten einen intensiven, unangenehmen Geruch dar. In Gelatinestichkulturen zeigten die Bacillen ein nagelförmiges Wachsthum. Verf. konstatirte durch Ueberimpfungen der Reinkulturen auf seine eigene Haut, dass die in Rede stehenden Bacillen im vorlie- genden Falle die alleinige Ursache der Sykosis bildeten, dass sie ferner Eiterung zu bewirken vermögen. Diese Bacillenart entsprach keiner der bisher bekannten Art von Mikroorganismen in jeder Richtung. Tommasoli sieht die- selbe deshalb als eine neue Species an und bezeichnet den Ba- cillus als Bacillus sykosiferus foetidus. D i 1 1 r i c h (Prag). Lüning und Hanau, Zur Casuistik der Aktinomykosis des Menschen. (Correspondenzblatt für Schweizer Aerzte. 1889. No. 16.) Lüning und Hanau berichten über einen Fall von Aktino- mykose, dessen Beginn möglicherweise auf 8 Jahre zurückdatirt. Die Diagnose wurde bereits einige Monate vor dem Tode durch den Nachweis von Actinomyceskörnern in dem Eiter eines eröff- neten Bauchdeckenabscesses festgestellt. Die Sektion ergab primäre alte Aktinomykose des Colon ascendens mit vielfacher fistulöser Perforation und Adhäsionsbildung, metastatische Aktinomykose der Leber, Perforation eines Leber- herdes in eine Vena hepatica, metastatische, multiple, aktinomyko- tische Abscesse beider Lungen und aktinomykotische Durchsetzung der rechten Hälfte des Diaphragma von der Leber aus. Hanau unternahm mit den Actinomyceskörnern einen erfolg- reichen Ueberimpfungsversuch in die vordere Kammer zweier Ka- ninchenaugen. Es bildete sich in derselben zunächst eine gelb- liche voluminöse Gewebsmasse, in welcher nach einem Monate alle Uebergänge zwischen den Fadenballen und der keulentragenden Drüse wahrgenommen werden konnten. An dem einen Auge war es nach drei Monaten zu umfänglicher Narbenbildung gekommen. Dittrich (Prag). Zaufal, Fälle von genuiner akuter Mittelohrentzün- dung, veranlasst durch den Diplococcus A. Frän- kel- Weichsel b aum und komplicirt mitAbscessen des Processus mastoideus. (Prager medicinische Wochen- schrift. 1889. No. 36.) Otitis media. 509 Zaufal berichtet im Anschlüsse an seine letzte Arbeit über Pneumodiplokokkenotitis über vier neue Fälle von genuiner akuter Mittelohrentzündung, welche durch den Diplococcus pneumoniae veran- lasst und mit Abscessen des Processus mastoideus komplicirt waren. Dieselben kamen cumulativ zur Beobachtung, doch reichte in drei Fällen der Zeitpunkt ihres Beginnes in frühere Monate zurück. In einem Falle entwickelte sich der Abscess des Processus mastoideus gleichzeitig mit der akuten Otitis, in den drei auderen Fällen erst längere Zeit nach dem Beginne der akuten Mittelohr- entzündung, nachdem der Eiter aus der eigentlichen Paukenhöhle bereits verschwunden war. Der Nachweis des Diplococcus pneumoniae erfolgte stets durch die mikroskopische Untersuchung, durch Kulturen und durch Ueber- impfungen auf Mäuse und Kaninchen. Diese Fälle zeigen sonach, dass bei der durch den Diplococcus pneumoniae verursachten akuten Mittelohrentzündung der Eiter in der eigentlichen Paukenhöhle verschwinden, sich aber in dem An- trum mastoideum erhalten resp. einkapseln kann, dass in diesem eingekapselten Eiter der Diplococcus pneumoniae sich durch längere Zeit zwar lebensfähig, aber scheinbar ruhig verhält, jedoch plötzlich wieder zur Bildung von Abscessen des Processus mastoideus An- stoss geben kann. Daraus, dass es sich bei diesen Abscessen des Processus mastoideus, so auch in einem der in Rede stehenden Fälle, in der Regel um einen Durchbruch der Corticalis desselben handelt, geht hervor, dass unter dem Einflüsse des Diplococcus pneumoniae es auch zur Destruktion des Knochens kommen kann. Di t tri ch (Prag). Fenoglio, J., De l’otite moyenne infectieuse. (Annales des maladies de l’oreille, du larynx, du nez et du pharynx. Tome XV. 1889. No. 5.) Fenoglio berichtet über sechs von ihm beobachtete Fälle von infektiöser Mittelohrentzündung. Der erste Fall betraf einen an chronischer Nephritis erkrankten Mann. Darauf erkrankten fünf andere Patienten, welche mit diesem in einem und demselben Krankenzimmer lagen, ebenfalls an akuter Mittelohrentzündung, ein Umstand, welcher den Verfasser zu der An- schauung führt, dass hier eine Uebertragung des Processes von dem ersten Kranken her erfolgte. In einem Falle, welcher ein tuberculöses Individuum betraf, untersuchte Verfasser das Sekret mikroskopisch auf Tuberkel- bacillen. Das Resultat war jedoch negativ. Den Umstand, dass nicht sämmtliche in diesem Krankenzimmer befindliche Patienten an Otitis erkrankten, erklärt Fenoglio durch die Annahme der Nothwendigkeit einer durch anderweitige Processe bedingten Praedisposition. 510 Mykose des Rachendaches. — Rotz. Verfasser war leider nicht in der Lage, genauere bakterio- logische Untersuchungen vornehmen zu können. Dittrich (Prag). Siebenmann, F., Ein zweiter Fall von Schimmelraykose des Rachendaches. (Monatsschrift für Ohrenheilkunde, so- wie für Kehlkopf-, Nasen-, Rachenkrankheiten. 1889. No. 4.) Bei der Sektion einer 49 jährigen, mit inveterirter Lues behaf- teten Frau, bei welcher intra vitam starker Fötor aus Mund und Nase bestanden hatte, fand man am Dache des Nasenrachenraumes eine rundliche Borke, welche an ihrer nach unten gerichteten freien Oberfläche mit graugrüner und weisslich gefleckter Schimmelmasse bedeckt war. Die Borke zeigte auf dem Durchschnitte einen geschichteten Bau. Die einzelnen Lagen bestanden abwechselnd einerseits aus fruktiflcirenden Schimmelmassen, andererseits aus Thallusfäden, Leukocyten, Epithel, Detritus, Fett, Cholestearinkrystallen u. s. w. Die graugrünen Stellen enthielten Kulturen tlieils von Asper- gillus fumigatus, tlieils von Aspergillus nidulans. Die weisslichen Rasen repräsentirten Reinkulturen von kräftig entwickeltem, reifem Mucor corymbifer. Dittrich (Prag). Rudenko, M., Bakteriologische Untersuchung der Halslymphdrüsen von rotzkranken Pferden. (Aus dem Laboratorium von Prof. A. Rajewsky, Direktors des Ve- terinär-Instituts in Charkow.) Charkow 1889. Einige Resultate dieser Untersuchung sind schon von dem Verf. selbst in diesem Blatte (Bd. V. No. 8) publicirt worden, wir beschränken uns daher hier darauf, die aus den weiteren Unter- suchungen des Verf.’s sich ergebenden neuen Ergebnisse zu referiren. Die Hauptaufgabe des Verf.’s war, ausfindig zu machen, wie man bei den an Rotz erkrankten Pferden die Krankheit so früh als möglich konstatiren könne, was bei dem sogenannten malleus occultus besonders wichtig ist. R. hat gezeigt, dass sich in allen Fällen von Rotzkrankheit bei Pferden ohne Ausnahme die speci- fischen Bakterien in den Lymphdrüsen schon sehr früh nach der Impfung vorfinden, was man sehr leicht durch die Untersuchung der herausgeschnittenen Lymphdrüsen beweisen kann, da man aus solchen Lymphdrüsen Reinkulturen von Rotzbakterien erhalten kann. Der Verf. stellte 22 Versuche bei Pferden an, die sich in folgende Gruppen theilen lassen: 1) Untersuchung von Halslymphdrüsen bei rotzkranken Pferden (4 Beobachtungen). Versuch 1. Ein Pferd mit sicher ausgesprochenen Sym- ptomen von Rotz wurde von dem bakteriologischen Laboratorium des Kriegsministeriums angekauft. Aus den herausgeschnittenen Halslymphdrüsen dieses Pferdes konnte der Verf. typische Reinkul- turen von Rotz auf verschiedenen Nährböden erhalten. Mit diesen Kulturen wurde ein ganz gesundes 1 jähriges Pferd subkutan und in das Lungenparenchym geimpft. Bei diesem Pferde beobachtete Rotz. 511 man 10 Tage nach der Impfung eine kleine Menge eines serösen Ausflusses aus der Nasenhöhle. Die linken Halslymphdrüsen waren etwas angeschwollen. 12 Tage nach der Impfung erschienen kleine Roseolae auf der Nasenschleimhaut, welche sich in den nächsten drei Tagen in Geschwüre mit überhängenden Rändern und von talgartigem Aussehen verwandelten; aus der rechten Nasenhälfte bestand eitriger Ausfluss; 18 Tage nach der Impfung wurde an der inneren Seite des rechten Sprunggelenkes ein Abscess mit gelb- farbigem Eiter beobachtet; 20 Tage nach der Impfung starke Schwäche mit Dispnoe; am nächsten Tage erfolgte der Tod des Pferdes. Bei der Sektion hatte man folgende Veränderungen ge- funden : Auf der Nasenschleimhaut des Septums und auf der Choane der linken Seite zerstreute Geschwüre; am unteren Theile der rechten Seite des Septums ein ausgebreitetes Geschwür; in den oberen Theilen desselben einzelne Geschwüre; die Halslymph- drüsen sowie die bronchialen und axillaren Lymphdrüsen waren angeschwollen. In der rechten Lunge miliare Knötchen. Versuch 2. Eine interessante Beobachtung hat Verf. im zweiten Versuche gemacht. Aus den Halslymphdrüsen, welche einem zweifellos an Rotz leidenden Pferde ausgeschnitten worden waren, hatte Verf. typische Kulturen von Rotzbacillen erhalten. Diese Kulturen, welche 7 Tage alt waren, wurden einem 15jährigen ge- sunden Pferde unter die Haut injicirt und in die Nasenschleimhaut eingerieben. Drei Tage nach der Impfung und ausgesprochen am 7. Tage nach derselben erschien unter Anderem auf der Nasenschleim- haut ein grosses charakteristisches Geschwür. Das Thier war dabei abgemagert. 14 Tage nach der Impfung beobachtete man Oedem aller Extremitäten. Das Geschwür auf der Nasenschleimhaut war schon bis zum Knorpel eingedrungen und mit Granulationen bedeckt. Nach und nach gingen alle pathologischen Symptome zurück und einen Monat nach der Impfung war das Geschwür auf der Nasen- schleimhaut beinahe ganz vernarbt, zu gleicher Zeit erschienen auf der linksseitigen Nasenschleimhaut viele kleine Geschwüre und Knötchen, welche 1 x/2 Monate nach der Impfung Neigung zur Ver- narbung zeigten. Die Entkräftung des Thieres war trotzdem ziem- lich stark ausgesprochen. 2 x/2 Monate nach der Impfung wurde das Pferd getödtet. Bei der Sektion fand Verf. auf der Nasen- schleimhaut viele strahlige Narben ; in der Milz und im Lungen- parenchym einige linsengrosse graue Knötchen ; die Bronchialdrüsen waren pigmentirt. Versuch 3. Am 4. Februar 1889 kam in das Veterinär- Institut ein 10 jähriges, gut genährtes Pferd mit unsicheren und zweifelhaften Krankheitssymptomen. Nach lx/2 Monaten zeigte sich bei diesem Pferde Husten, geringer schleimiger Ausfluss aus der Nase und eine linksseitige Halslymphdrüse war bis auf Taubenci- grösse geschwollen und mit der Haut verwachsen. Behufs Dia- gnose der Krankheit in diesem Falle hatte der Verf. einige Lymph- drüsen aus der Nachbarschaft der geschwollenen Lymphdrüse ex- stirpirt und bei der mikroskopischen Untersuchung Rotzbacillen ge- 512 Rotz. funden; aus denselben Lyinphdrüsen züchtete der Verf. typische Kulturen. Eine ähnliche Beobachtung hatte der Verf. auch in dem näch- sten Versuche gemacht, wo schon die klinischen Symptome ge- zeigt hatten, dass in diesem Falle das Pferd an Rotz litt. Die Kulturen dieses Falles wurden zur Kontrole einem Kaninchen ein- geimpft, welches auch 30 Tage nach der Impfung an Rotz starb. In der zweiten Gruppe seiner Versuche untersuchte der Verf. Lymphdrüsen von Pferden, welche mit reinen Kulturen von Rotz- bacillen sowohl unter die Haut als auch in die Nasenschleimhaut geimpft worden waren, auf Mikroorganismen. Für diesen Zweck bediente sich der Verf. theils der früher beschriebenen Versuche, theils stellte er eigene Versuche zu diesem Zwecke an 7 Pferden an. Die Lymphdrüsen wurden in der Zeit von 24 Stunden bis 2 J/2 Monaten nach der Impfung exstirpirt. In allen diesen Versuchen hatte der Verf. mit einer Ausnahme, von der Ref. später sprechen wird, aus den Lymphdrüsen reine und typische Kulturen von Rotz- bacillen erhalten. Alle diese Kulturen wurden auch kontrolweise verschiedenen Thieren (Hunden , Kaninchen und einem Pferde) eingeimpft, welche alle verschiedene Zeit nach der Impfung an Rotz erkrankten und zu Grunde gingen Aus den Organen dieser Thiere hat der Verf. wieder typische Kulturen von Rotzcontagium erhalten. Von den Versuchen dieser Gruppe verdient einer etwas näher beschrieben zu werden. Ein 18 jähriges Pferd war mit 8 tägiger Kultur von 6. Gene- ration inficirt worden ; dieselbe Kultur war auch einer alten Katze, einem Hahn, einem Kaninchen und einem Meerschweinchen unter die Haut injicirt worden. 6 Tage nach der Impfung hatte der Verf. aus den exstirpirten Lymphdrüsen des Pferdes Reinkultur von Rotzbacillen erhalten. Zwei Wochen nach der Impfung erkrankte das Pferd an sicher ausgesprochenem Rotz. I1/, Monate nach der Impfung sind die Zeichen der Krankheit bei diesem Pferde ganz verschwunden und es blieb an den Stellen der Impfung eine strahlige Narbe. Die Katze, das Kaninchen, das Meerschweinchen und der Hahn, welche zur selben Zeit wie das Pferd inficirt wor- den waren, erkrankten gar nicht. Zwei Monate nach der Impfung wurde das Pferd getödtet. Aus den vor dem Tode des Thieres exstirpirten Halslymphdrüsen konnte der Verf. keine Rotzkulturen erhalten. Bei der Sektion des Pferdes hatte er an der Nasen- schleimhaut einige Narben gefunden ; auf der Oberfläche der Lunge fanden sich zahlreiche bis linsengrosse harte Knötchen und drei bis haselnussgrosse Knoten; die Milz war auf das Doppelte vergrössert und mit tiefen, narbigen Einziehungen an der Ober- fläche versehen. Bei der bakteriologischen Untersuchung von Lymphdrüsen konnte man keine Rotzbacillen finden. Es ist noch zu bemerken, dass die Kulturen, welche auf den 6 Tage nach der Impfung exstirpirten Lymphdrüsen des Pferdes erhalten worden wa- ren, zur Kontrole einem ganz gesunden, 6 monatlichen Pferde unter die Haut und die Nasenschleimhaut injicirt worden waren. Einige Tage nach der Impfung entstand an der Impfstelle der Haut ein Eotz. 515 Abscess von Hühnereigrösse. Aus dem Eiter dieses Abscesses konnte der Verf. reine Kulturen von Rotzbacillen züchten. Zwei Katzen, die mit diesem Eiter geimpft worden waren, verendeten beide an Rotz. 10 Tage nach der Impfung beobachtete man bei einem jungen Pferde auf der Nasenschleimhaut einige kleine Ge- schwüre, welche etwa nach 25 Tagen beinahe ganz vernarbt waren. Drei Tage später erkrankte das Pferd an einer Pneumonie, an wel- cher das Thier auch zu Grunde gegangen war. Aus den nach dem Tode herausgeschnittenen Lymphdrüsen konnte der Verf. ty- pische Kulturen von Rotzbacillen erhalten. Verf. glaubt, dass es sich in diesem Falle um eine leichte Form von Rotzkrankheit gehandelt habe, welche bei diesem Pferde auch zur Heilung hätte kommen können, wenn es nicht an der Pneumonie zu Grunde gegangen wäre. In den übrigen 6 Gruppen hatte der Verf. das Rotzcontagium den Pferden auf die Nasenschleimhaut, in die Stirnhöhle, unter die Haut, in das Lungenparenchym, in die Trachea und in das Blut eingeimpft. In allen diesen Fällen konnte der Verf. bei den mikro- skopischen und bakteriologischen Untersuchungen von Lymphdrüsen, welche verschiedene Zeit nach der Impfung exstirpirt worden waren, die Rotzbacillen finden und Reinkulturen erhalten, obgleich die Lymphdrüsen sehr oft keine makroskopisch sichtbaren Verände- rungen zeigten. Alle Thiere (Pferde und Kaninchen), welche zur Kontrole mit diesen Kulturen eingeimpft worden waren, starben an typischer Rotzkrankheit. Einige von diesen Versuchen verdienen hier in kurzem erwähnt zu werden. 1) Einem 16jährigen Pferde wurde zur Kontrole eine Rein- kultur von Rotzbacillen, welche aus den Lymphdrüsen eines an Rotz leidenden Pferdes erhalten worden war, in die Stirnhöhle injicirt. Die ersten 5 Tage zeigte das Pferd nur Abmagerung und gei’inge Temperatursteigerungen, sonst aber war es normal. Am 6. Tage nach der Impfung abortirte das Pferd eine 5 monatliche Frucht; am folgenden Tage beobachtete man an dem Pferde Kraftlosigkeit, Cyanosis der sichtbaren Schleimhäute, eitrige Conjunctivitis, tiefes und erschwertes Athmen. 9 Tage nach der Impfung starb das Thier. Bei der Sektion hatte der Verf. für die Rotzkrankheit charakteristische Veränderungen in den Lungen gefunden. Bei den bakteriologischen Untersuchungen konnte er aus dem Blute, der Milz und den Lymphdrüsen des Fötus Rotzbacillen nicht kul- tiviren. [Diese Beobachtung ist interessant für die Lehre vom Ueber- gang pathogener Mikroorganismen von der Mutter auf den Fötus und dies stimmt auch überein mit der ganz ähnlichen klinischen Beobachtung von Eug. Fränkel und E. Kiderlen, welche in den Organen eines 5 monatlichen Fötus von einer an Typhus abdominalis gestorbenen Frau die Typhusbacillcn nicht finden konnten. — S. Fortschritte der Med. Bd. VII. No. 17. 1. Sept. 1889. Ref.] 2) Einem ljälirigen Tferde wurde eine Reinkultur von Rotz- bacillen in die Stirnhöhle injicirt. 5 Tage nach der Impfung erschienen auf der Nasenschleimhaut kleine graue Knötchen; 5 Tage später schleimig-eitriger Ausfluss aus der Nasenhöhle ; zwei W ochen nach vi. Bd. 35 514 Bakterien und Blattläuse. der Impfung charakteristische breite Geschwüre mit starker Zer- störung der Nasenschleimhaut. Zwei Wochen später vernarbten sich die Geschwüre ganz und im Verlaufe der zwei nächsten Wochen war das Pferd augenscheinlich ganz gesund; darnach erkrankte es aber wieder und starb 54 Tage nach der Impfung. Bei der Sektion des Thieres hat Verf. typische Veränderungen auf der Nasenschleimhaut, in dem Lungen- und Milzparenchym gefunden. Aus der Milz und den Bronchiallymphdrüsen wurden Reinkulturen gezüchtet. Von den Schlüssen, zu welchen der Verf. auf Grund seiner Untersuchungen gekommen ist, kann Ref. ausser den schon er- wähnten noch folgende erwähnen: 1) In allen Fällen von Rotz (Nasen-, Lungen- und Hautrotz) inficirt der Bacillus mallei die Lymphdrüsen. 2) Bei der Infektion von der Nasenschleimhaut aus kann das Rotzcontagium schon 24 Stunden nach der Infektion in den Hals- lymphdrüsen gefunden werden. 3) Der Bacillus mallei verschwindet aus den Lymphdrüsen des inficirten Organismus dann, wenn vollständige Vernarbung der Schleimhautgeschwüre und Entartung der Knoten der Parenchym- organe eintritt. 4) Bei der chronischen Form der Rotzkrankheit finden sich in den Lymphdrüsen viel weniger Rotzbacillen als bei den akut ver- laufenden Formen. N. Protop op off (Prag). lirassilstcliik, J., Sur les b acte ries biophytes. Note sur la symbiose de pucerons avec des bacteries. (Annales de Plnstitut Pasteur. 1889. No. 9. S. 465.) Bei 20 verschiedenen Arten von Blattläusen wurden Untersu- chungen auf das etwaige Vorkommen von Bakterien angestellt, und bei 7 Arten solche in der Tliat konstant nachgewiesen. Am deutlichsten sollen dieselben sein bei Lachnus juglandis (auf Juglans regia) und bei Apliis sp. (auf Robinia pseudo-acacia). Behufs Nachweises der Bakterien wurden die Insekten einfach mit Hülfe von Nadeln in einem Tropfen sterilisirter 0,75°/o Kochsalzlösung präparirt und bei mittlerer Vergrösserung untersucht. Die Bakterien sind nicht gleichmässig im Körper der Insekten vertheilt, sondern sie bewohnen immer die nämlichen Punkte. Um die Lage dieser Punkte auch dem Nicht-Zoologen verständlich zu machen, gibt Verf. eine kurze Schilderung vom Bau der Blattläuse. Dieselben wechseln mit der Jahreszeit; hier handelt es sich, da die Beobachtungen im Juni gemacht sind, um die Sommergenera- tionen. Es sind dies Weibchen, welche durch Parthenogenese le- bende Junge zur Welt bringen. Die Ovarien nehmen einen sehr grossen Raum ein und enthalten viele Embryonen, von denen die reifsten, entsprechend der ausserordentlichen Rapidität der Fort- pflanzung, ihrerseits schon wieder Embryonen enthalten. Ausser den Ovarien ist nun aber noch ein Organ vorhanden, der soge- nannte „secundäre Dotter“ nach Metschnikoff oder „Pseudovi- Bakteriell und Blattläuse. 515 tellus“ nach Huxley, ein Organ von problematischer Funktion, das sich aber schon sehr früh im Embryo entwickelt. Dasselbe besitzt die Form eines Doppelhorns, symmetrisch zur Achse des In- sekts, die Hörner nach vorn stehend. Bei reifen Blattläusen sind die Ovarien seitlich und etwas unterhalb des Pseudovitellus ange- ordnet. Ueber letzterem folgt eine Lage von Fettzellen, dann die Hypodermis, endlich die Cuticula. Die Bakterien liegen nun ausschliesslich zwischen der eben er- wähnten Schichte von Fettzellen und zwischen dem Pseudovitellus. Niemals dringen die, übrigens sehr zahlreichen, Bakterien in die Fettzellen selbst oder in jene des Pseudovitellus vor. Jede Species besitzt eine andere Form von Bacillen; aber in jeder einzelnen Species ist stets die nämliche Form anzutreifen, gleichviel ob die betreffenden Blattläuse jung sind oder alt. Bei- spielsweise messen die Bacillen von Lachnus juglandis 10 /u. Länge, 1,5 /.i Breite, sind also als sehr gross zu bezeichnen; die Bacillen von Aphis tiliae (auf Tilia graudifolia) messen nur 1,5 Länge und 0,3 — 05 Breite, sind also sehr klein. Die Länge ist übri- gens schwer zu messen, weil die Bacillen stets gekrümmt sind (Spirochaeta, Kommabacillus). Pemphigus Zeae Maidis (auf Zea Mays) besitzt gigantische Bacillen von 2,0 /.i Breite und 4—10 u Länge. Bei 12 von den untersuchten Arten von Blattläusen fand Verf., wie erwähnt, in keinem Abschnitt des Körpers, nicht einmal im Darmtractus, Bakterien. Bei einer 13. Art dagegen war der Darm und nur dieser, reichlich mit sehr kleinen Bakterien erfüllt (Aphis platanoides auf Acer platanoides). Betreffs des Ursprungs dieser Bakterien konnte Verf. konsta- tiren, dass dieselben b er eit s ausnahmslos in denjiingsten Embryonen der betreffenden Species anzutreffen sind. Dieselben müssen daher in das Ei hineingelangen und auf diese Weise von Generation zu Generation übertragen werden. Was ist nun die Rolle dieser Bakterien? Da die Bakterien bei der nämlichen Species ausnahmslos angetroffen werden, da sie vererbt werden und die Thiere sich offenbar wohl dabei befinden, so können dieselben nach Verf. weder als pathogene noch als Sa- prophyten betrachtet werden. Vielmehr erscheinen sie für das Leben der Blattläuse als wichtig und sind daher als „Epiphyten“ zu bezeichnen. Die Beziehung mit dem Organismus, den sie be- wohnen, gleiche einer wahren Symbiose, von welcher „Wirth“ und „Gast“ in gleicher Weise Nutzen ziehen. Allerdings sei die Art des Nutzens, den die Blattläuse aus der Anwesenheit der Bakterien ziehen, noch unklar; vielleicht sei die Existenz jenes problema- tischen Organes, des Pseudovitellus, an die Anwesenheit der Bak- terien gebunden. Verf. vermuthet, dass auch bei jenen 12 Species von Blatt- läusen, bei denen er keine Bakterien auffand, solche vorhanden seien, aber, da er nur mittlere Vergrösserungcn auwendete, ver- borgen geblieben seien. Versuche, dieselben durch Färbung sichtbar zu machen, blieben erfolglos, weil die Organe der Blattläuse selbst die Farbstoffe reichlich aufnehmen. 35* 516 Cysticercus. — Tristomum. — Ancyrocephalus paradoxus. Schliesslich gibt Verf. an, dass es ihm gelungen sei, Reinkul- turen aus einigen Blattläusen zu gewinnen, worüber er nächstens berichten wolle. Die gegenwärtige Mittheilung sei überhaupt nur eine vorläufige. Büchner (München). Dolina, F., Zur pathologischen Anatomie des intra- oculären Cysticercus. (Ziegler’s Beiträge zur patholo- gischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie. Band V. 1889. Seite 365.) Dolina stellte aus der Litteratur 11 Fälle von intraoculärem Cysticercus zusammen; achtmal war derselbe subretinal, dreimal im Glaskörper gelagert. Verf. fügt diesen Fällen zwei neue, von ihm genau untersuchte Fälle von intraoculärem Cysticercus hinzu. Der primäre Sitz des- selben war subretinal. In dem einen Falle hatte er die Retina perforirt und sich im Glaskörper einzukapseln begonnen, während er im anderen Falle dauernd subretinal geblieben war. In der Umgebung des Cysticercus hatte sich eine chronische Entzündung entwickelt. Dittrich (Prag). Monticelli, Fr. Sav., Tristomum uncinatum n. sp. (Boll. della societa dei naturalisti in Napoli. Ann. III. 1889. Fase. II. pg. 117—119. 1 tav.) In der Sammlung des Leipziger zoologischen Institutes fand Monticelli unter dem Namen Epibdella hippoglossi einen 2,5 — 5,5 mm langen Trematoden, den er als eine neue Art des Cu- vier’schen Genus Tristomum betrachtet und näher beschreibt. Sehr sonderbar sind die Eier dieser Form, die, von etwa bimför- miger Gestalt, an ihrem verdickten Theil drei hakenförmige Fort- sätze tragen. Im Uebrigen steht diese Art dem Tristomum pe- lamidis von Taschenberg nahe. M. Braun (Rostock). Monticelli , Fr. Sav. , Ancyrocephalus paradoxus Cre- plin e revisione del genereTetraonchusDies. Nota preliminare. (Bollett. della societa dei natural, in Napoli. III. 1889. Fase. 1. pg. 113-116.) Durch Untersuchung der Originalexemplare Creplin’s und Diesing’s und Vergleich derselben mit den Beschreibungen und Abbildungen bei Wagener überzeugte sich unser Autor, dass Ancyrocephalus paradoxus Crepl. identisch ist mit Tetraon- chus unguiculatus Wagener. Crepl in und Diesing haben nämlich diesen an den Kiemen von Süsswasserfischen lebenden Tre- matoden, wie das auch anderen Autoren bei anderen Formen gegangen ist, verkehrt orientirt, d. h. das wirkliche Vorderende für das hintere, und letzteres für das vordere angesehen. Auf Grund der Untersuchungen auch anderer Arten ist Monticelli in der Lage, die Gattungsdiagnose zu verbessern und präciser zu Ancyrocephalus paradoxus. 517 fassen. Die Tetraonchen haben danach einen plattgedrückten, vorn verbreiterten, hinten verjüngten Körper, der mit einer kleinen Scheibe endet; das vordere Körperende ist ungefähr dreieckig und besitzt keine Tentakel. Die Scheibe führt 4 grosse und 14 — 16 kleine, radiär gestellte Haken und ein verschieden gestaltetes, quer zwischen den grossen Haken liegendes Stück. Der Mund liegt ven- tral, der Pharynx ist kugelig, ein Oesophagus fehlt, der Darm ist entweder einfach oder gabelig. Der Exkretionsporus liegt dorsal im hinteren Theile des Körpers, aber vor der Scheibe. Männliche und weibliche Geschlechtsöffnung nahe bei einander in der Mittellinie der Bauchseite; die Vagina mündet am linken Rande auf der Bauchseite, ungefähr in der Mitte der Körperlänge; der Penis ist chitinös, gewöhnlich hakenförmig und liegt auf einem verschieden gestalteten Chitinstück ; ein grosser Hoden in der Körpermitte, da- vor ein Ovarium; zahlreiche, baumförmig angeordnete Dotterstöcke zu beiden Seiten des Körpers. Die Eier gewöhnlich mit einem sehr kurzen Filament an einem Pole. Man kennt bisher drei Arten: 1) Tetraonchus unguiculatus Wag. = Ancyrocephalus paradoxus Crepl., 3 — 4 mm lang, auf den Kiemen von Lucioperca Sandra (Zan- der) und Perca fluviatilis (Barsch) lebend. 2) Tetraonchus monenteron Wag., 1 — 2 mm lang, auf den Kie- men des Hechtes. 3) Tetraonchus cruciatus Wedl., 2/3 mm lang, auf den Kiemen von Cobitis fossilis (Schlammpeizger). In einer Anmerkung berichtet Monticel li über die 1874 von Chatin ungenügend beschriebene Amphibdella torpedinis, die er in einigen schlecht erhaltenen Originalexemplaren unter- suchen konnte; zweifellos gehört diese Form zu den Gyrodactyliden, vielleicht sogar als vierte Art zum Genus Tetraonchus. M. Braun (Rostock). 518 Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Hneppe , F. , Die Methoden der Bakterienforschung. Vierte, vollständig umgearbeitete und wesentlich verbesserte Auflage. Mit 2 Tafeln in Farbendruck und 68 Holzschnitten. Wiesbaden (C. W. Kreidel) 1889. Hueppe’s bekanntes Werk, welches binnen kurzer Zeit in drei rasch auf einander folgenden Auflagen erschienen ist, liegt nunmehr, nachdem die dritte Auflage durch mehr als ein halbes Jahr im Buchhandel vergriffen war, in vierter Auflage vor. Die letztere erscheint um beinahe 200 Seiten stärker, als die vorher- gehende und stellt eine vollständige principielle Umarbeitung der vorigen Auflage dar. Die bekannte Objektivität der Darstellung von Seiten des Autors kommt auch hier überall zum Ausdrucke. Der erste Theil umfasst die mikroskopische, der zweite die experimentelle Technik ; bei den Kulturen legt H u e p p e den Schwerpunkt auf die Verdünnungsmethode, die Plattenmethode und die Möglichkeit der Verbindung der einzelnen Methoden. Der Werth des H u ep p e’ sehen Werkes gibt sich schon durch die rasche Verbreitung, welche es gefunden hat, zu erkennen. Für den Anfänger ein zweckmässiger Leitfaden bei dem Studium der bakteriologischen Untersuchungsmethoden, bildet die neue Auflage für den Vorgeschrittenen, selbst wenn er die früheren Auflagen besitzt, ein unentbehrliches Hand- und Nachschlagebucb, welches in keinem bakteriologischen Laboratorium fehlen soll. Die Verlagsbuchhandlung hat das Werk in einer seiner Be- deutung entsprechenden vorzüglichen Weise ausgestattet. Dittrieh (Prag). Jakseli, ß. T., Klinische Diagnostik innerer Krank- heiten mittelst bakteriologischer, chemischer und mikroskopischer Untersuchungsmethoden. Zweite vermehrte Auflage. 8°. 438 p. Wien und Leipzig (Urban und. Schwarzenberg) 1889. Die Thatsache, dass 2 Jahre nach dem ersten Erscheinen des Werkes eine neue Auflage nothwendig wurde, dass es bereits ins Französische übersetzt wurde und eine Uebersetzung ins Englische, Italienische und Russische im Drucke oder in Vorbereitung ist, spricht allein schon für die grosse Beliebtheit dieses Werkes und für die besonderen Vorzüge, welche es besitzt und die auch seiner Zeit in einem Referate in diesem Centralblatte (Bd. I. 1887. p. 576) hervor- gehoben worden sind. Die vorliegende 2. Auflage ist nicht ein einfacher Abdruck der ersten, sondern Verf. hat in ihr die wichtigeren einschlägigen Erscheinungen aus der Litteratur zweckmässig verwerthet und unter anderem auch eine Anzahl neuer, von ihm selbst geprüfter klinischer Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 519 Methoden aufgenommen. Nur die Publikationen von A. Frankel und von Netter über die bakteriologischen Untersuchungen der pleuritischen Exsudate in diagnostischer und prognostischer Be- ziehung scheinen dem Verf. entgangen zu sein. Befremdend ist es auch für den Bakteriologen, dass noch in der neuen Auflage die Finkler-Prior ’schen Bacillen als Bacillen der Cholera nostras bezeichnet werden. Ref. ist zwar über- zeugt, dass der auch in bakteriologischen Dingen sehr unterrichtete Verf. die genannten Bacillen gewiss nicht als die Ursache der Cholera nostras ansieht, aber jedenfalls ist die erwähnte Bezeich- nung geeignet, einen weniger unterrichteten Leser irre zu führen. Schliesslich sei noch bezüglich zweier Abbildungen eine kurze Bemerkung gestattet. Fig. 15 stellt nämlich keine glückliche Ab- bildung von Milzbrandbacillen aus dem menschlichen Blute dar, da sie Formen aufweist, welche man schwer oder gar nicht als Milz- brandbacillen erkennen würde. Ebenso enthält Fig. 43 unter der Bezeichnung Pneumoniemikroben sehr grosse ovale Kokken (oder Stäbchen?) aus einem Sputum, die Verf. für Fri e d län d e r’sche Bacillen ansieht, mit welcher Deutung aber Ref. nicht einverstanden sein kann, abgesehen davon, dass Fri e dlän d e r’sche Bacillen bei der mikroskopischen Untersuchung des Sputums über- haupt nur sehr selten gefunden werden dürften. Vielleicht ist es dem Verf. möglich, in einer neuen Auflage für diese 2 Abbildungen einen instruktiveren Ersatz zu bringen ; in dieser könnte dann auch die Aufführung der Bakterien unter den Pilzen, mit denen sie ja sehr wenig gemeinsames haben , fallen gelassen werden. Weichselbaum (Wien). Olivier, Louis, Sur la culture du bacille de la fievre typhoide dans les eaux des egouts. (Comptes rendus hebdomadaires des s6ances de la societö de biologie. 1889. No. 27.) Den Kloaken werden häufig Dejekte von Typhuskranken zuge- führt, ihr Wasser enthält dann Typhusbacillen. Dieses Wasser bildet, wie Untersuchungen des Verf. gezeigt haben, einen sehr günstigen Nährboden für die Entwickelung der Typhusbacillen. Sie vermehren sich darin ebenso wie in Bouillon. Di tt rieh (Prag). 520 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Seliger, E., Ueber die Einwirkungen unserer Wund- mittel auf den menschlichen Organismus und über ihre Leistungsfähigkeit, (v. Langenbeck’s Archiv. Band XXXVIII. Heft 4.) Durch frühere Untersuchungen über das Jodoform wurde die Aufmerksamkeit des Verf. auf die Nieren als dasjenige Organ ge- leitet, welches die Einwirkungen eines Wundmittels zuweilen am deutlichsten erkennen lässt. Sen ge r hat nun die gebräuchlichsten Antimycotica und zwar das Sublimat, das Jodoform, die Karbolsäure, Salicylsäure und Borsäure hinsichtlich ihrer Einwirkung auf gesunde Thiere geprüft. Zu diesem Zwecke brachte er Mäusen und Kaninchen von diesen Desinfektionsmitteln meistens subkutan soviel bei, dass die Thiere nicht krank erschienen und am Leben blieben. Sobald er an- nehmen konnte oder durch die Untersuchung des Urins koustatirt hatte, dass das Mittel in der Blutbahn den Körper passirt hatte, exstirpirte er die eine Niere und untersuchte dieselbe. Er fand dabei hochgradige Degenerationsvorgänge an den Nierenepithelien, welche in der Rindensubstanz bedeutend stärker waren, als in der Marksubstanz. Analoge Veränderungen degene- rativer Natur zeigten auch die Leber, ferner zuweilen das Herz und die Milz. S enger meint, dass die Antimycotica zunächst Blutgifte seien. Die schädliche Wirkung derselben besteht nach Verf. haupt- sächlich in den durch sie gesetzten Nierenveränderungen, da dieses Organ dadurch in seiner Funktion beeinträchtigt wird, während es doch bestimmt ist, die unbrauchbaren und schädlichen Stoffe und Bestandtheile aus dem Organismus zu schaffen. Eine Nothwendigkeit der Einschränkung dieser Mittel erblickt Seng er ganz besonders für die Nierenchirurgie. In dieser Bezie- hung erscheint die Angabe des Autors, dass Thiere, denen eine Niere exstirpirt wurde, schon durch die Hälfte der Dosis getödtet werden, von Bedeutung. Verf. tritt dafür ein, dass besonders bei allen Operationen an der Leber, der Milz und den Nieren die Anwendung von Antimy- coticis vermieden werde und schlägt vor, statt dessen nur steri- lisirtes Wasser oder Kochsalz zu verwenden, da das letztere selbst in starker Koncentration keine allgemeinen Degenerationsvorgänge hervorruft und in 5°/0iger Lösung bei längerer Einwirkung das Wachsthum der Eiterkokken hindert. Dittrich (Prag). Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 521 Kopp, Ueber die Anwendung der Ichthyolpräparate in der Dermatotherapie. (Münchener med. Wochenschr. 1889. No. 35.) Der Verf. schreibt die günstige Wirkung, welche er mit dem Ichthyol bei den verschiedensten Hautkrankheiten, besonders nach innerer Verabreichung des Mittels erzielte, dem reichlichen Gehalt des Präparates an Schwefel, welcher dort in löslicher Form an Kohlenstoff gebunden sei, zu. Er erklärt die Einwirkung des Mit- tels auf den Organismus hauptsächlich damit, dass das Ichthyol dank seiner chemischen Zusammensetzung den Stoffwechsel und die allgemeine Ernährung beeinflusse. Geringer schlägt er die anti- mykotische Wirkung des Präparates an; auch der durch das Ich- thyol hervorgebrachten Verhornung der Rete-Epithelien misst er wenig Werth bei; seinen Gefäss-konstringirenden bez. entzündungs- widrigen Einfluss hält er nicht für bedeutend. Günstige Erfolge hat Verf. vom Ichthyol gesehen bei Acne rosacea uud vulgaris, bei Verbrennungen und Erfrierungen sowie bei manchen Formen des Ekzems. Auch gegen Erysipel hat er es in Form einer Lanolinsalbe, seiner Meinung nach mit gutem Erfolge, angewandt. Indessen trat die Besserung dieser Krankheit nach den eigenen Angaben des Verf.’s hier, wie bei allen anderen gegen das Erysipel empfohlenen Mitteln, kaum früher ein, als sie auch bei regelmässigem Verlauf der Rose ohne Anwendung irgend einer Therapie zu erwarten gewesen wäre. Kühler (Oldenburg). Collan, J., Hum bör lämpligasf desinfektion af infekterade bostäder och klä- despersedlar anordnas i stad och pä landsorten? (Finska läkaresällsk. hand- lingar. 1889. No. 9. p. 741— 752.) [Wie ist die Desinfektion inficirter Wohnungen und Kleider in Städten und auf dem Lande auszuführen?] Di Mattei, E., e Scala, A., Azione antisettica dello jodoformio e dello jodolo. (Annali d. Istit. d’igiene sperim. d. Univers. di Roma. 1889. Vol. I. Ser. 1. p. 3—38.) , Süll’ azione disinfettante di alcuni sali mercuriali. (Annali d. Istit. d’igiene sperim. d. Univers. di Roma. 1889. Vol. I. Ser. 1. p. 211 — 265.) Di Mattei, E. , Süll’ azione disinfettante dei saponi comuni. (Annali d. 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Senger, E., Ueber die Einwirkungen un- serer Wundmittel auf den menschlichen Organismus und über ihre Leistungs- fähigkeit, p. 520. Neue Litteratur, p. 521. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Geh. Hofr. Prof. Dr. Lenckart und Professor Dr. Loeifler In Leipzig In (ireifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. VI. Band. Jena, den i. November 1889. -<>- No. 20. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — ^ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Para- sitenkunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte , etwaige Wünsche um Lieferung von Separatabdrücken entiveder auf das Manuskript schreiben zu wollen oder direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Original-Mittheilungen. Ueber die bakterienvernichtenden Eigenschaften des Blutes und ihre Beziehungen zur Immunität (Nach einem in der Sektion für Allgem. Pathol. u. patliolog. Ana- tomie der 62. Versammlung deutscher Aerzte u. Naturforscher zu Heidelberg gehaltenen Vortrage.) Von Dr. 0. Lubarseh, Assistenten am pathologischen Institut zu Zürich. (Schluss.) Das Verhalten der Körperflüssigkeiten immuner Tliicre gegen Milzbrandbacillcn. Die Anschauung, dass Milzbrandbacillen im Körper immuner Thiere durch aktive Einwirkungen vernichtet werden, stammt vi. Bd. 3G 530 Lubarsch wohl im Wesentlichen von Metschnikoff. Koch wenigstens, welcher in seiner klassischen Milzbrandarbeit (Cohn ’s Beiträge zur Biologie der Pflanzen. Bd. II. S. 277) zuerst den Milzbrand beim Frosche untersuchte, vertritt durchaus nicht diese Anschau- ung. Er konnte mehrfach ein Wachsthum von Milzbrandbacillen im Froschkörper beobachten, auch in Zellen sah er sie auswachsen und in einem Falle fand er noch 10 Tage nach Transplantation der Mäusemilz lange Fäden im Froschlymphsack (S. 301). Erst Metschnikoff machte die Angabe (' V i r c h. Arch. Bd. XCVII), dass die Milzbrandbacillen im Froschlymphsack innerhalb 3 — 5 Tagen ver- nichtet oder wenigstens unschädlich gemacht werden. Ihm folgten Hess, Petr uschky und ich, der ich die Vernichtungsdauer auf den 10. — 11. Tag setzen wollte. Ich suchte dann weiter nachzuweisen, dass die Milzbrandbacillen im Froschkörper abgeschwächt werden, eine Angabe, die von Petr uschky1) für den Frosch, von Frank für die Ratte bestätigt, von Nuttal dagegen bekämpft wurde. Auch war Nuttal der erste, welcher noch nach 17 Tagen vermittelst der Plattenkultur virulente Milzbrandbacillen im Frosch nachweiscn konnte. Dass im Körper immuner oder wenigstens widerstands- fähiger Thiere Milzbrandbacillen auswachsen und sich vermehren können, um erst später zu Grunde zu gehen, haben Frank für die weisse Ratte 2), Petr uschky für den auf 28 — 30° erwärmten Frosch, ich in vorliegender Arbeit für Katze 3 nachgewiesen. Mit gewissem Rechte konnte daher Hanau die Frage aufwerfen, ob überhaupt eine aktive Vernichtung der Bakterien stattfindet und nicht vielmehr ein natürliches Absterben. Aelmliche Erwägun- gen, besonders aber der Widerspruch Nu ttal’s gegen die von mir behauptete Abschwächung im Frosche, veranlassten mich, diese Versuche an Fröschen und anderen poikilothermen Thieren wieder- aufzunehmen, wozu sich mir während eines 5 monatlichen Aufent- haltes an der zoologischen Station zu Neapel reichlich Gelegen- heit bot. Ich gebe hier nur sehr kurz — indem ich auf eine spätere aus- führliche Arbeit verweise — die Ergebnisse dieser Untersuchungen. Bei Impfung verschiedener Ascidien (Ciona intestinalis, Phallusia mammillata und mentula) mit sporenhaltigen Milzbrandbacillen (grosse Mengen) konnten oft noch nach 9 Tagen grössere Mengen von vollvirulentem Milzbrand (Meerschweinchenimpfungen) im Man- telblut bezw. der Impfstelle nachgewiesen werden; nur in einem Falle, wo die Einspritzung bei einer Phallusia mentula direkt in ein Gefäss gekommen war, konnten nach 7 Tagen noch 49 Herde auch aus dem Herzblut gewonnen werden 3). Sehr rasch — schon nach 3 Tagen — schienen dagegen die Bacillen im Körper ver- 1) Petruschky hat bei Mittheilung seiner Versuche es nicht für der Mühe werth gehalten, Metschnikoff und mich als seine Vorgänger anzuführen; ein Verfahren , das ich als ein ungewöhnliches wohl um so unbefangener kennzeichnen darf, als ich, wie ich unten weiter auseinandersetzen werde, au dieser Abschwächung nicht mehr völlig festhalten kann. 2) Ueber 2 ähnliche Versuche an weissen Ratten verfüge ich aus November 1888. 3) In allen Versuchen wurden Agar-Plattenkulturen zum Nachweis benutzt. Ueber die bakterienvernichtenden Eigenschaften des Blutes. 531 schiedener Meereskrebse (Squilla) zu Grunde zu gehen. Recht lange dagegen erhielten sich die Bacillen — und zwar stets voll virulent — im Körper von Haifischen (Scyllium canicula und ca- tulus), Zitterrochen (Torpedo marmorata und ocellata), sowie ge- wöhnlichen Rochen (Raja) ; noch nach 7 Tagen konnten bei einem Torpedo an der Impfstelle 13500 Herde nachgewiesen werden; mitunter fanden sich auch in den inneren Organen — es wurden sehr grosse Stücke derselben zu den Plattenkulturen verwendet — vereinzelte Milzbrandbacillen: die höchsten Zahlen, die ich erhielt, waren bei Torpedo 3 (getödtet nach 4 Tagen), Leber (etwa 1/3 der ganzen Substanz zur Kultur verwendet) 267, Milz (die Hälfte des Organs) 196 Herde. Bei Fröschen konnte ich in 16 in Neapel an- gestellten Versuchen, wenn ich sehr grosse, gut verriebene Organ- stücke zur Kultur verwandte, stets in den inneren Organen, beson- ders aber in der Leber, Milzbrandbacillen nachweisen; so fanden sich bei einem nach 22 Tagen getödteten Frosche (geimpft mit ganz frischer Agarkultur, wie alle übrigen Thiere) an der Impf- stelle noch 520, in der Leber 2264 Herde, in den übrigen Orga- nen nichts. In Deckglaspräparaten, gefärbten und ungefärbten, fand ich niemals Bacillen, wohl aber in sehr feinen Paraffin schnitten (Dicke 6,6 — 3,3 /. i ) von der Leber, fast in jedem Schnitte 2—3 Ba- cillen. In weiteren Versuchen, die ich in Zürich machte, wo ich stets sporenfreies Material — Mäuse- oder Meerschweinchenmilz — verwendete, erhielt ich nach 23 Tagen an der Impfstelle 1, Milz, Nieren und Herzblut keinen Herd, Leber 43 Herde; nach 27 Tagen aus Leber 7 und Impfstelle 3 Herde, bei einem nach 29 Tagen getödteten Frosche 3 Herde aus Leber, 1 von der Impf- stelle, bei einem nach 31 Tagen getödteten Thiere nirgends mehr Bacillenherde1)- In sämmtlichen Versuchen erwiesen sich die Milz- brandherde Meerschweinchen gegenüber als voll virulent (auch Asci- dien, Torpedo- und Haifischmilzbrand). Weshalb meine diesmaligen Ergebnisse von den früheren so bedeutend abweichen, vermag ich nicht zu erklären. Nuttal meint freilich, dass meine früheren Ergebnisse durch meine Methode: „direkte Anlage von Stich- oder Strichkulturen und nachfolgende Züchtung bei hoher Temperatur“ bedingt sei. Allein er hätte sich auf Seite 123 meiner Arbeit überzeugen können, dass ich aus den verunreinigten Strichkulturen Reinkulturen — d. h. Plattenkulturen anlegte und den gleichen Erfolg hatte. Auch müsste man ja, wenn man die Abschwächung lediglich durch Verunreinigung erklären wollte, annehmen, dass ganz beliebige Bakterien die Fähigkeit besitzen, als Antagonisten des Milzbrandes zu wirken. Eine Annahme, die besonders in Wider- spruch steht mit Koch’s Erfahrungen, welcher ausdrücklich an- 1) In der Leber von dem nach 27 Tagen getödteten Frosche fanden sich ver- hältnissmässig viel Milzbrandbacillen in Capillaren , aber stets sehr degenerirt ; in andern Fällen dagegen konnten auch auf Serienschnitten nur sehr vereinzelt oder gar nicht Bacillen nachgewiesen werden , so dass die Frage , ob hier event. nur Sporen übergegangen waren oder sogar eine Umwandlung in Sporen (Hanau) stattgefunden hatte, zunächst offen gelassen werden muss. 36* 532 Luba rscli, giebt (Mittheilungen aus dem kaiserl. Gesundheitsamte. Bd. II. p. 161), dass man durch Verimpfung auf Mäuse verunreinigten Milz- brand rein machen kann, dadurch, dass im Mäusekörper nur die Milzbrandbacillen gedeihen. Immerhin wäre ich an und für sich geneigt, meine früheren Ergebnisse auf unreines Arbeiten von mir zurückzuführen, wenn nicht auch die Untersuchungen von Frank und Petruschky, der wenigstens eine Plattenkultur anlegte, so- wie ein Versuch von mir1), wo von Rattenmilzbrand-Plattenkultur 2 Herde Meerschweinchen in 40 bezw. 66 Stunden, 2 andere dagegen weder ein Meerschweinchen noch eine Maus tödteten, für das Vorkommen von Abschwächung, was ja Nuttal auch nicht völlig leugnet, sprächen2). Wie dem auch sein mag, das geht jedenfalls aus Nuttal’s und meinen Versuchen hervor, dass diese Ab- schwächung kein regelmässiges Vorkommen ist. Dieses Fehlen der Abschwächung, sowie das lange Erhaltenbleiben einzelner Keime im Körper von Wirbellosen und niederen Wirbelthieren scheint mir vielmehr dafür zu sprechen, dass es sich mehr um ein lang- sames Dahinsiechen, als um ein plötzliches, rasches Absterben han- delt, wie dies doch in den Versuchen mit defibrinirtem Kaninchen- blut der Fall ist. Dafür sprechen auch meine Beobachtungen an dem extravasculären Kaltblüterblut. Schon vor der Veröffentlichung der Versuche von Nuttal im April und Mai 1888 suchte ich das Verhalten des extravascu- lären Froschblutes gegenüber Milzbrandbacillen zu ergründen. Ich schnitt mehreren Fröschen, deren Haut ich gründlich gereinigt hatte, die Köpfe ab und liess das Blut in sterile Reagensgläser hineinlaufen; das nach einiger Zeit sich absetzende Serum ver- wandte ich dann zur Kultur von Milzbrandbacillen; ich konnte dabei sicheres Wachsthum, bald aber auch Degeneration der Bacil- len mikroskopisch feststellen; das Blut war mit Ausnahme von einem Falle niemals steril geblieben; immer fand ich, dass die verunreinigenden Bakterien bei weitem besser in dem Serum ge- diehen, als die Milzbrandbacillen; immerhin konnte ich aber bis zum 9. Tage noch Mäuse mit solchen unreinen Blutstropfen infi- ciren, mikroskopisch fand ich noch nach 14 Tagen in den unreinen Kulturen Milzbrandfäden. In dem einen, reinen Falle gelang nach 12 Tagen die Infektion von Mäusen in unveränderter Weise; die Zahl der Bacillen hatte aber — soweit ich dies nach der mikro- skopischen Betrachtung beurtheilen konnte — entschieden abge- nommen; weiter wurde in Folge eines Unfalls — das Reagensglas zerbrach — die Kultur nicht verfolgt. Auch in nach N u 1 1 a 1 ’s Methode angestellten Versuchen erhielt ich nur einen reinen Ver- 1) Versuch vom 18. Dez. 1888. Die Anfangskultur tödtete Meerschweinchen in 26 — 30 Stunden. 2) Nach Niederschrift dieser Zeilen bekomme ich die zweite Arbeit Petruschky’s zu Gesicht, in der wiederum Angaben über Abschwächung der Milzbrandbacillen im Froschkörper gemacht sind. Aber auch er fand dieselbe nicht mehr konstant. Lei- der hat Petruschky auch in diesen Versuchen keine Plattenkulturen angelegt, so dass dieselben gegen Nuttal’s Einwände nur mit Einschränkung zu verwerthen sind. lieber die bakterienvernichtendeu Eigenschaften des Blutes. 533 such; zudem gelang die Defibrinirung mit dem Platindraht nur unvollkommen : Blut bei 18® C. Aussaat nach 2i/2 Stund. nach 10 Tagen Versuch 16. Sept. 1888. 4021—3560 3470—1200 556—324 bei 35—37® C. Aussaat nach 2 Stund. verunreinigt, n ach 10 Tagen 2724—3910 2650—1710 nicht zählbar, da stark verunreinigt. Versuche mit Froschlymphe aus dem Lymphsack durch E nlegen steriler Watte nach Nuttal’s Vorgang gewonnen. Versuch 27. Aug. 1889. 1 Aussaat nach 1 Std. | 2 Std. 3 Std. 4 Std. Lymphe bei 20® C. 99 3 0 0 57 Lymphe bei 30® C. 115 38 0 52 123 Aber auch diese Versuche entsprechen nicht völlig dem Bilde im Leben ; impfte ich 2 Frösche mit 289—336 Milzbrandbacillen in den Lymphsack und liess den einen bei 18° C, den andern bei 28° C, so konnte ich nach 2 Tagen in dem erwärmten Frosche in einem Tropfen Lymphe noch 5 Bacillen, bei dem anderen dagegen keine Bacillen mehr durch die Kultur nachweisen. Eigenthümlich waren die Ergebnisse von Versuchen mit Hai- fischblut. Man kann, wie zuerst Mos so gezeigt hat, Haifischblut in Gläser so auffangen, dass es nicht gerinnt, wenn man nach Ab- schneiden des Schwanzes eine sterile Glaskanüle in die Schwanz- aorta einbringt und durch sie das Blut in das Glasgefäss (hier natürlich sterilisirt) laufen lässt. Nach einem vergeblichen Ver- suche gelang es mir — Dank der Hülfe von Herrn Dr. Paul Mayer, Assistenten an der zoologischen Station in Neapel, dem ich überhaupt für seine selbstlose und eifrige Unterstützung meiner Versuche zu dem grössten Danke verpflichtet bin — steriles Haifisch- blut zu erhalten. Nach einiger Zeit bilden sich in dem Gläschen 3 Schichten. Die unterste der rothen, die mittlere der weissen Blutkörperchen und die oberste fast zellfreie seröse Schicht. Versuch am 18. Mai. Aussaat: 17977 — 21411 Herde, nach 3 Std. 5580—2140—575 „ am 19. Mai Vorm. 726 — 1517 „ Nachm. 1437—1507 „ Diese Zahlen beziehen sich ausschliesslich auf die beiden ober- sten Schichten, wurde dagegen die Platinöse bis in die Schicht der rothen Blutkörperchen geführt, so fand man am 20. Mai 9720 — 6280 Herde. Ein 2. Reagensglas wurde erst am 20. mit Milzbrandbacillen (frische Agarkultur) beschickt. Aussaat: 8505 — 10534 Herde, am 23. in den oberen Schichten 752 — 923 „ in der unteren und oberen 3780—2288 „ 534 Lubarsch, Also auch hier scheinen besonders die Zerfallsprodukte der rothen Blutkörperchen einen günstigen Nährboden für die Bacillen abzugeben l). Hält man diese Befunde mit einigen gleich zu erwähnenden an Säugethieren zusammen , so wird es nicht unwahrscheinlich, dass die Immunität weniger auf einer Vernichtung der Bacillen, als auf einer Verhinderung ihrer Vermehrung und allmählichem natürlichen Absterben beruht. In einer ausgedehnten Versuchs- reihe an Meerschweinchen , Kaninchen und Mäusen , welche dem- nächst veröffentlicht werden sollen, haben Frank (damals in Nea- pel, jetzt in Wiesbaden) und ich gezeigt, dass bei subkutaner Impfung von Milzbrand der Uebergang der Bacillen ins Blut erst sehr spät stattfindet, z. B. bei Meerschweinchen, welche mit einer in 25 — 28 Stunden tödtenden Kultur geimpft sind, erst ungefähr in der 20. Stunde. Auch in den ersten 3—4 Stunden nach dem Uebergang kann man durch Plattenaussaat in den inneren Organen nur wenig Herde nachweisen; die Vermehrungsgeschwindigkeit der Bacillen ist bedeutend geringer, als in den letzten 3 Stunden, in denen zugleich mit kolossaler Vermehrung der Bacillen die er- sten klinischen Symptome, beschleunigte Athmung und Sinken der Körpertemperatur, eintreten. Ich bin daher zu der Ueberzeugung gelangt, dass das die Thiere schädigende Milzbrandgift erst in grösseren Dosen abgesondert wird, wenn die Vermehrung der Ba- cillen einen bestimmten Höhepunkt erreicht hat. Thiere, bei denen es zu einer Vermehrung der Bakterien gar nicht kommt oder bei denen die Vermehrung rasch aufhört, würden also allein dadurch immun gegen Milzbrand sein2). Ob die andere Möglichkeit — dass nämlich das Milzbrandgift für immune Thiere auch in grossen Dosen kein Gift ist — zutrifft oder nicht, kann natürlich erst ent- schieden werden, wenn es gelungen ist, das Milzbrandgift sicher zu isoliren. — Welcher Art nun die entwickelungshemmenden Ein- richtungen des Körpers sind, darüber im nächsten Abschnitte noch einige Worte. 1) Auch mikroskopisch zeigt sich bereits recht früh ein Zerfall von rothen Blutkörperchen. Ich will übrigens nicht verschweigen, dass in den oberen Schichten bezw. der der weissen Blutkörper eine oft recht bedeutende Phagocytose zu beobach- ten war. 2) Für diese Anschauung sprechen auch die Versuche von Petruschky; auch er konnte noch nach 3 Wochen virulente Milzbrandbacillen im Froschlymphsack nachweisen ; ob in den inneren Organen Milzbrandbacillen vorbanden waren , wurde nicht untersucht ; allein es erscheint bei Einbringung von in einer Flüssigkeit suspen- dirten Bacillen völlig unmöglich, dass sie n i c h t in den Kreislauf getragen werden, wenn sie überhaupt noch frei und am Leben bleiben. Eine Abkapselung derselben ist ja in dem grossen Lymphsack des Frosches unmöglich ; das kann allenfalls mit einem kleinen Milzstückchen, das au einem Orte liegen bleibt, geschehen, aber nicht mit mas- senhaft im Lymphsack suspendirten Bacillen. Weshalb tödteten also die normalen und virulenten Milzbrandbacillen nicht den Frosch, wozu doch innerhalb 3 Wochen genügende Zeit war ? Es bleibt nur die Möglichkeit, weil sie ihr Gift nicht producir- ten oder das Gift dem Frosche nichts schadet. Ueber die bakterienverniclitenden Eigenschaften des Blutes. 535 Die Bedeutung der Pliagocytose für die Immunität. Die Metschnikof f ’ sehe Phagocytentheorie, welche mit einer gewissen Ausschliesslichkeit die Immunität von der Fähigkeit der mesodermalen Zellen , Bakterien aufzunehmen und zu vernichten abhängig macht, erscheint durch die Versuche Büchner’ s, welcher zum ersten Male nachwies, dass auch das zellfreie Serum stark bakterientödtende Eigenschaften besitzt, ernstlich erschüttert. Es ist diesem Nachweis gegenüber gleichgültig, ob man bei den Ver- suchen mit defibrinirtem Blut Phagocytose findet oder nicht. Nuttal und Büchner geben an, auch mikroskopisch keine Phagocytose gefunden zu haben ; ich selber habe in einigen Fällen eine geringe Aufnahme von Milzbrandbacillen in Leukocyten gesehen ; jedoch stand sie in keinem Verhältniss zu der Menge der vom Blute ver- nichteten Bacillen. — Da aber aus meinen im Vorstehenden mit- getheilten Versuchen hervorgeht, dass wir bis jetzt wenigstens die bakterientödtende Eigenschaft des Blutes, welche zweifellos wohl auch intravasculär besteht, zu einer Immunitätstheorie nicht ge- brauchen können, so erschien es mir nothwendig, die ganze Phago- cytosenfrage, über welche ich mit dem verschiedensten Materiale und an den verschiedensten Thieren ausgedehnte Versuche angestellt habe, hier kurz noch zu beleuchten. — Unter den Einwänden, welche gegen die Phagocy tosen theorie geltend gemacht worden sind, sind die wichtigsten etwa folgende, daß 1) die Milzbrand- bacillen nur im todten (Flügge, Bitter, Nuttal, Baum- garten) oder wenigstens abgeschwächten Zustande (W eigert) aufgenommen werden, 2) dass die Phagocyten dort nicht auf dem Kampfplatz erscheinen, „wo die grösste Gefahr ist“ (Flügge), 3) dass bei immunen Thieren auch extracellulär viele Bacillen zu Grunde gehen (Petruschky, Bitter, Nuttal). Von diesen Einwänden erscheint der zweite am leichtesten zu widerlegen. Erstens erscheinen Phagocyten, d. h. Leukocyten, bei Impfung mit Milzbrand überall, sowohl bei Meerschweinchen, wie Torpedo, bei Maus wie beim Frosch. Es ist richtig, dass bei Impfung mit abgeschwächtem Material oder gar todten Bacillen bei empfänglichen Thieren die Leukocytenansammlung bedeutender ist, als bei Impfung mit voll virulentem ; es ist aber weiter auch richtig, dass bei Impfung relativ unempfänglicher Thiere *) (Kanin- chen, weisse Ratte, Taube, Katze etc.) die lokale Afiection und Leukocytenansammlung bedeutender ist, als bei völlig empfänglichen ; ferner, dass gerade bei diesen Thieren die lokale Affection um so geringer ist, je weniger Bacillen eingebracht werden, dass also gerade die Leukocyten da nicht erscheinen , wo gar keine Ge- fahr vorhanden ist , während sie in sehr reichlichen Mengen auf- treten, sobald eine wirkliche Gefahr sich einstellt. Es ist nur die Frage, warum die Leukocyten in dem einen Falle die Bacillen auf- 1) Ich verstehe unter „relativ unempfänglichen Thieren“ alle Thiere, welche nicht dem Angriff eines einzigen Bacillus erliegen. 536 Lubarscli, nehmen, in dem anderen nicht. Metschnikoff erklärt dies da- durch, dass er den Leukocyten verschiedener Thiere eine ver- schiedenartige Fälligkeit, lebende Bacillen aufzunehmen, zuspricht. Je tiefer ein Thier in dem Reiche der Organismen steht, je näher es den Protisten verwandt ist, um so grösser die Fähigkeit der mesodermalen Verdauung, welche bei den höheren Wirbelthieren immer mehr verloren geht. Flügge, Baumgarten u. a. ziehen zur Erklärung lediglich die Bacillen heran, die eben nur dann auf- genomraen werden können, wenn sie bereits unschädlich sind. Auf diese Frage soll jedoch erst weiter unten näher eingegangen werden. — Wenn ferner Bitter undNuttal darauf hingewiesen haben, dass die Phagocytose auch beim Frosche erst ziemlich spät ein tritt (Nu ttal giebt an, nach 16 Stunden noch keine intracellu- lären Bacillen gefunden zu haben) und Bitter etwas spöttisch fragt, warum sich denn in dieser Zwischenzeit nicht die Bacillen ver- mehren, so muss zunächst darauf aufmerksam gemacht werden, dass diese Angaben von Nuttal und Bitter ziemlich vereinzelt da- stehen. Selbst Petruschky giebt an, schon nach 4 — 8 Stunden ziemlich reichlich Bacillen in Froschleukocyten gefunden zu haben; ich habe sie beim Frosche nach 3 — 5 Stunden nie vermisst, bei Torpedo öfter bereits nach 3/4 Stunden zwischen 20 und 30 Ba- cillen intracellulär (ziemlich in jedem Präparat!) gefunden und endlich bei einer jungen Katze, welche ich mit Milzbrandsporen geimpft hatte, nach ca. 5 Stunden sehr grosse Mengen von Sporen intracellulär gesehen x). Was nun diese kurze noch in Betracht kom- mende Spanne Zeit zwischen Impfung und Phago- resp. Leucocytose anbetrifft, so kann man dem gegenüber fragen, ob denn etwa bei empfänglichen Thieren in so kurzer Zeit bereits eine nennenswerthe Vermehrung der Bacillen einzutreten pflegt. — Der dritte Ein wand, dass auch extracellulär Bacillen zu Grunde gehen, richtet sich natür- lich nur gegen die Ausschliesslichkeit der Metschnikoff’ sehen Theorie. Denn die Thatsache, dass extracellulär auch bei immunen Thieren Bacillen vernichtet werden, schliesst die, dass auch in den Zellen eine Vernichtung stattfindet, selbstverständlich nicht aus. Endlich ist sie wenigstens von Nu ttal und Petruschky nicht streng bewiesen worden; so sehr auch schwere morphologische Ver- änderungen der Bacillen, Aenderungen in der Tinktionsfähigkeit u. s. w.1 2) dafür sprechen , dass die Bacillen nicht mehr normal sind, so wenig beweisen sie irgend etwas über ihre Virulenz oder Lebensfähigkeit. 1) Es ist selbstverständlich unmöglich, die Gründe für diese Verschiedenheit der Beobachtungen anzugeben. Sie können von der Untersuchungsmethode (Nu ttal untersuchte fast nur Deckglastrockenpräparate), von der Menge der eingeführten Ba- cillen, endlich auch vom Beobachter selbst abhängen. 2) Ich möchte hier darauf aufmerksam machen, dass man in Schnitten (Alkohol oder Suhlimathärtung ) niemals so schwer veränderte Bacillen antrifft wie in Deck- glaspräparaten. In Schnitten von der Impfstelle hei Torpedo und Frosch, bei denen ich in Deckglastrockenpräparaten, aber auch bei frischer Untersuchung kaum noch normale Bacillen gefunden hatte, färbten sich dieselben mit W e i g e r t ’ scher Methode, ja selbstmit einfachem Hämatoxylin grösstentheils noch ausgezeichnet; nur die Gestalt war geringfügig verändert. Ueber die bakterieavernichtenden Eigenschaften des Blutes. 537 Ich kann hier auf diese Frage, welcher ich in einer grösseren Arbeit ein eigenes Kapitel zu widmen gedenke, nicht näher ein- gehen, ich will nur bemerken, dass ich während meiner 2jährigen Arbeiten eine Reihe von Thatsachen gesammelt habe, welche diese Auffassung wesentlich unterstützen. Erst Frank hat für die weisse Ratte einen besseren Beweis geführt. Die eingebrachten Ba- cillen oder Sporen vermehrten sich anfangs, die Thiere starben aber nicht ; die Bacillen waren also wohl zu Grunde gegangen, er- schienen auch im Exsudate der Impfstelle nach einigen Tagen weniger zahlreich. Zahlenmässig habe ich endlich in dieser Arbeit für Katze 3 gezeigt, dass innerhalb 3 Tagen an der Impfstelle die Zahl der Bacillen von 9475 auf 3 sank. Aber auch hier ist immer noch die Möglichkeit vorhanden, dass die Bacillen ins Blut über- gingen, sich dort nicht vermehrten und erst nach viel späterer Zeit abstarben; der exakte Beweis, dass die Bacillen wirklich getödtet, nicht nur etwa herausgeschatft oder anderswo abgelagert wurden, wäre erst geführt, wenn man auch von den inneren Organen bei ausge- dehnten Kulturversuchen negative Ergebnisse erhalten hätte. Das ist allerdings durch die Frank’ sehen Rattenversuche, wie meinen Katzenversuch bewiesen , dass ein Thier eine Milzbrandinfektion überstehen kann, ohne dass es zu einer irgendwie nachweisbaren Phagocytose zu kommen braucht. Was endlich den ersten Ein wand anbetrifit, so hat schon Koch nachgewiesen, dass Milzbrandbacillen in Leukocyten wachsen können, also lebend aufgenommen waren und Petruschky hat dies in seiner zweiten Arbeit neuerdings bestätigt. Endlich habe ich durch Parallelversuche mit abgetödtetem und lebendem Milzbrandmaterial nachzuweisen versucht, dass abgetödtete Ba- cillen eher langsamer, keineswegs aber schneller aufgenommeu werden als lebende. Die Versuche sind nur von Metschni- koff und Karg näher berücksichtigt worden, eine Wieder- holung derselben hat nicht stattgefundeu. Ich selbst habe die- selben an Torpedos mehrfach wiederholt; dieselben sind dadurch noch einwandsfreier geworden, dass ich beim Torpedo an einem und demselben Thiere arbeiten konnte; auf der einen Seite wurden todte, auf der anderen lebende Milzbrandbacillen eingeführt. Die Versuche hatten dasselbe Ergebniss wie beim Frosch; die todten Bacillen wurden langsamer und in geringeren Mengen von den Zellen incorporirt, als die lebenden ; so finde ich notirt bei Torpedo II (geimpft mit todtem Material) nach 4 Stunden 2 Zellen mit 15 Ba- cillen, bei Torpedo 12 (geimpft mit lebendem) nach derselben Zeit 5 Zellen mit zusammen 42 Bacillen ; bei Torpedo 18 (rechts mit todtem, links mit lebendem Material geimpft) nach 2 Stunden rechts 1 Zelle mit 7, links 3 mit 35 Bacillen; bei Torpedo 7 war nach 30 Stunden der Unterschied noch auffallend zu Gunsten der lebenden Bacillen, nach 50 Stunden jedoch war namentlich bei der Untersuchung von Schnittpräparaten kaum noch ein Unterschied wahrzunehmen. Es besteht also 1) kein Zweifel nach Koch ’s Angaben, dass die Leukocyten immuner Thiere auch lebende Ba- cillen aufnehmen können , 2) dass todte Bacillen langsamer aufge- 538 Lubarsch nonnnen werden, als lebende1). War also nach den Versuchen und Ein wänden der Gegner Metschnikoff’s eine Entscheidung — wenigstens nach meiner Meinung — nicht herbeigeführt, so blieben doch eine grosse Anzahl von Punkten in der Phagocyten- theorie übrig, die schwer mit den Thatsachen zu vereinigen waren. Am wunderbarsten erschien mir immer die Beobachtung, dass die Phagocytose niemals eine vollständige ist und dass sie nur unter gewissen Bedingungen eintritt. Sehen wir ganz ab von der Verwerthung, welche Metschnikoff von der Fressfähigkeit der Zellen für die Immunität gemacht hat, so müssen wir die Frage stellen, warum nehmen die amöboiden Zellen nicht jeden Fremd- körper auf, welcher ihnen in den Weg tritt. Schon aus den Arbeiten von Ponfick, Langerhans und Hof mann geht hervor, dass der in die Blutbahn eingeführte Zinnober durchaus nicht immer von den Zellen aufgenommen wird. Jedenfalls mussten immer ziemlich grosse Mengen eingespritzt werden, ehe Phagocytose eintrat (Ponfick beim Kaninchen 8 — 10 ccm, Hofmann und Langer- hans 5 — 8 ccm) und Metschnikoff gibt an (Virch. Arch. Bd. CVII. S. 285), dass er bei Einspritzung geringer, mit Karmin- pulver untermischter Bakterienemulsion weder Karmin noch Bak- terien in den Leukocyten auffinden konnte; erst wenn er 4 ccm einspritzte, trat Phagocytose ein. Metschnikoff konnte ferner bei Einspritzung von Schweinerothlaufbacillen unter die Haut von Kaninchen (Annal. de l’Institut Pasteur. 1889. Nr. 6) nichts von Phagocytose nachweisen , erst wenn er die Bacillen in kleinen Kammern unter die Kaninchenhaut schob, sah er Aufnahme von Bacillen durch Leukocyten. In seiner ersten Arbeit (Arbeiten des zoolog. Institutes zu Wien. Bd. V. Heft 2) hat Metschnikoff weiter angegeben , dass nach Einspritzung von Karmin in den Mantel von Ascidia intestinalis die Mantelzellen als Phagocyten fungiren; als ich diese Versuche in Neapel nachmachte — bei Ciona intestinalis wie Phallusia mentula und mammillata — habe ich fast niemals eine irgendwie nennenswerthe Phagocytose im Mantel gesehen, nur wenn die Karminemulsion in tiefere Schichten ge- langt war, konnte besonders im Kiemenkorb Aufnahme durch Zellen festgestellt werden ; stets fanden sich aber, selbst bei Einspritzung grosser Mengen, noch sehr viel extracelluläre Karminkörner 2). In gleicher Weise verhielten sich Milzbrandbacillen, die in den Mantel von Phallusia mentula eingespritzt wurden; selbst nach 9 Tagen wurden grössten theils nur noch extracelluläre, stark degenerirte Bacillen gefunden. Nur wenn ich die Versuche insofern komplicirte, dass ich Karmin oder Milzbrandbacillen in feine Glaskanülen füllte und diese in den Mantel hineinstach, somit also einen fortwährenden Reiz ausübte, fand eine bedeutendere Leuko- und Phagocytose 1) Will man Nuttal und Petruschky zugeben, dass „degenerirte Ba- cillen“ abgestorben sind, so folgt aus ihren Versuchen direkt, dass auch lebendige Bacillen von den Zellen aufgenommen werden, denn es finden sich noch häufig durchaus normale Bacillen in den Zellen, also doch wohl lebende. 2) Ich will hiermit die positiven Befunde von Metschnikoff keineswegs be- stleiten ; nur beweisen meine zahlreichen und fast ausnahmslos negativen Befunde, dass selbst bei so vielen Thieren, wie Ascidien, die Phagocytose fehlen kann. lieber die bakterienvernichtenden Eigenschaften des Blutes. 539 statt. Bei den Versuchen am Torpedo und Fröschen wurde immer, gleichviel ob Milzbrandbacillen allein oder mit Karmin zusammen eingespritzt wurden , eine reichliche und schnelle Phagocytose be- obachtet; das fiel jedoch auf, dass immer ein Rest von Bacillen und Karmin ausserhalb der Zellen liegen blieb; auffallenderweise waren es stets die allerfeinsten Körnchen und die grössten Klumpen, welche von den Zellen nicht überwältigt wurden. Als ich weiter in den Froschlymphsack 2 Platinösen 1 ) einer Agarkultur eines aus dem Meerwasser gezüchteten Milzbrand-ähnlichen, beweglichen Bacillus einbrachte, war ich erstaunt, so gut wie keine Phagocytose zu finden. Erst als ich die Dosen auf 5—6 Oesen steigerte 2), er- reichte ich eine Phagocytose, welche mit der bei Milzbrand den Vergleich aushalten durfte. Bei Meereskrebsen (Squilla mantis, Palaemon) habe ich wohl öfter eine Aufnahme von Karmin, fast niemals dagegen eine solche von Bacillen , welche ausserordentlich rasch verschwanden, wahrnehmen können. Ganz besonders merk- würdig ist es, dass die Bacillen der Mäuseseptikämie, welche be- kanntlich von den Leukocyten der empfänglichen Maus in so grossen Mengen aufgenommen werden, im Froschlymphsack überhaupt nur dann der Phagocytose anheimfallen, wenn man geradezu kolossale Mengen einbringt; in meinen Versuchen waren dazu mindestens 5 — 6 ccm einer sehr koncentrirten Aufschwemmung nöthig. Ver- suche mit Karmin- und Bacilleninjektionen in dem Froschlarven- schwanz hatten ziemlich dieselben Ergebnisse, wie sie Metschni- koff (Biol. Centralbl. 1883. Nr. 20) angibt; hier fiel es auf, bei wie geringen Mengen bereits Phagocytose eintrat. Ueber die phy- siologische Phagocytose, welche besonders von Metschnikoff und Barfurth am Froschlarvensch wanze näher untersucht worden ist, habe ich selbst keine Beobachtungen angestellt; hier sei nur erwähnt, dass auch ihr regelmässiges Vorkommen von Looss in einer neueren Arbeit3) bestritten wird. Weiter musste die Frage verfolgt werden, ob denn in der That je nach der phylogenetischen Stellung der Thiere ein Unter- schied in der Fressfähigkeit der Leukocyten besteht. Schon die Thatsache , dass die Leukocyten vieler für Infektionskrankheiten sehr empfänglicher Thiere Bacillen aufnehmen können (Mäuse die Bacillen der Mäuseseptikämie, Meerschweinchen und Mensch die der Tuberculose), sprach gegen diese Anschauung; allein es war möglich, dass sich die Sache beim Milzbrand anders ver- hielt. Mehrere Versuche an weissen Ratten, Katzen und Ka- ninchen zeigten mir dagegen, dass auch bei diesen Thieren eine mächtige Phagocytose eintreten kann, ohne dass etwa der Tod später als gewöhnlich eintritt. Impfte ich Rat- ten4 ) und Katzen (Versuche vom 30. Juni, 1. Juli und 10. Juli) 1) Die gewöhnliche Menge, welche ich hei Impfungen mit Milzbrand benutzte. 2) Auch bei den Versuchen von Galle maerts (Bac. subtilis) wurden sehr grosse Mengen eingespritzt, dabei trat die Phagocytose durchaus nicht sehr rasch ein. 3) Ueber Degenerationserscheinungen im Thierreich besonders bei den Wirbel- thieren. Tagebl. der 61. Naturforscherversammlung zu Köln 1889 und Habilitations- schrift, Leipzig 1889. 4) Gegenüber Behring, welcher, im Gegensatz zu Frank, die weisse Hatto 540 Lu b arsch, mit einer sehr alten Sporenkultur, in der zweifellos gewisse Sporen die Fähigkeit zum Auswachsen verloren hatten, so fand sich schon nach 5 Stunden eine sehr grosse Anzahl von Sporen in den Zellen, während wieder andere unausgewachsen ausserhalb der Zellen lagen, die Mehrzahl dagegen zu schönen Ba- cillen ausgekeimt war; die Thiere starben nach der gewöhnlichen Zeit, 72 resp. 80 Stunden. Bei Kaninchen hat bekanntlich N u 1 1 a 1 eine geringe Phagocytose beobachtet, wenn er mit älteren Kulturen impfte. Impfte ich ein und dasselbe Kaninchen an verschiedenen Stellen beider Ohren, a) mit frischen lebenden Bacillen, b) mit todten, c) mit frischen lebenden -f- todten, so konnte ich in einem Falle, in dem das Thier nach 56 Stunden starb, nur au der Stelle, wo lebende + todte Bacillen eingeführt waren , eine Phagocytose nachweisen ; in einem anderen Falle — sehr widerstandsfähiges Thier, Kaninchen 6 — fand sich an allen Stellen nach 24 Stunden eine geringe Pha- gocytose in dem sehr zellreichen eitrigen Exsudat an der Impf- stelle, sie schien am bedeutendsten an der Stelle der lebenden + todten ; als das Thier nach 6 Tagen starb, waren an der Stelle, wo die todten Bacillen eingebracht waren, überhaupt keine Bacillen oder Reste derselben mehr aufzufiuden. Bevor ich dazu übergehe, eine Erklärung aller dieser zahlreichen Beobachtungen zu geben, will ich noch die interessante Beobachtung Ribbert’s anführen (Dtsch. med. Wochenschr. 1889), welcher bei Impfung mit Staphylococcus aureus eine Phagocytose hauptsächlich daun fand, wenn er nicht allzu grosse Mengen von Kokken einbrachte. — Der Ausgangspunkt für meinen Erklärungsversuch bildet die Beob- achtung Cienko wski’s, dass Vampyrellen (Protisten), denen man unter dem Mikroskop zu dem Wasser verschiedene Algenarten zusetzt, immer nur ganz bestimmte Arten aufnehmen, andere dagegen zurückweisen, gleichsam als vermöchten sie dieselben botanisch zu klassificiren. Will man nun nicht von vornherein auf eine mechanische Erklärung dieser merkwürdigen Beobachtung verzichten, will man nicht diesen niederen Tkieren ganz komplicirte psychischeFunktionen — wie Verwerthung einmal gewonnener Erfahrungen u. s. w. — zuschreibeu, so bleibt nach meiner Ueberzeugung nichts anderes übrig, als die Annahme eines funktionellen Reizes, welcher zur Phagocytose führt. Dieser funktionelle Reiz kann bei der Amöbe von der Zelle selbst aus- gehen — Nahrungsbedürfniss — , er kann aber ebenso auf eine ge- wisse chemotaktische Weise von Fremdkörpern ausgeübt werden. Dieser von aussen oder von innen kommende funktionelle Reiz be- darf aber, wie jeder Reiz, um die Auslösung der Funktion herbei- zuführen , einer ganz bestimmten , sich in gewissen Grenzen be- für ein gegen Milzbrand immunes Thier hält, möchte ich ausdrücklich bemerken, dass von 10 weissen Ratten, die ich bis jetzt mit Milzbrand geimpft habe, nur 1 am Leben blieb (in Breslau), 2 in Berlin starben nach 6 Tagen, 2 in Neapel nach 3 Tagen, 6 in Zürich nach 3 — 4 Tagen Es handelte sich, mit Ausnahme der Berliner, immer um alte Thiere; 3 in Zürich waren 14 Tage vor der Impfung ausschliesslich mit Fleisch gefüttert worden. Ebenso verhielt sich eine braune Ratte (m u s rattus), die ich in Neapel impfte, sie starb nach 50 Stunden. Die graue, wilde Ratte dagegen scheint völlig immun zu sein ; in 4 Fällen wuchsen Sporen nicht zu Bacillen aus. Ueber die bakterienvernicbtenden Eigenschaften des Blutes. 541 wegeuden Reizstärke ; der Reiz darf nicht zu schwach , er darf nicht zu stark sein, er darf aber vor allem die Zelle selbst nicht schädigen. Diese Auffassung erklärt nach meiner Ueberzeugung alle die oben angeführten, an sich scheinbar wider- spruchsvollen Beobachtungen, einfach und ungezwungen. Es würde zu weit führen, wollte ich dies an jedem einzelnen Beispiel näher erläutern ; ich muss es meinen etwaigen Kritikern überlassen, nach- zuweisen, dass mein Erläuterungsversuch meine Beispiele nicht er- klärt. Nur auf einige Punkte will ich kurz eingehen. Wenn bei für Milzbrand empfänglichen Thieren eine Phagocytose so gut wie gar nicht stattfindet , so geschieht das deswegen, weil die Reiz- schwelle nach oben überschritten ist, weil die Zellen in gewissem Grade geschädigt sind und voll virulente Bacillen nicht mehr über- wältigen können, ebenso wie weder die Leukocyten des Torpedo noch die der Ascidie grosser Karminklumpen Herr werden; die Fähigkeit der Aufnahme fehlt den Zellen der empfänglichen Thiere keineswegs; denn bringt man zu den lebenden Bacillen solche, die die Zelle nicht schädigen können, so kommt es zu einer Phagocytose. Todte Bacillen allein (namentlich in massigen Mengen eingeführt) können nicht genügenden Reiz ausüben ; sie werden daher entweder gar nicht oder nur langsam und spärlich aufgenommen, ebenso wie die feinsten Karminkörnchen für gewöhnlich ausserhalb der Zellen bleiben ; bei Mischung von todten und lebenden Bacillen geben die letzteren den genügenden Reiz für die Aufnahme der nicht wider- standsfähigen ab. Ebenso wird der sonst zu geringe Reiz des Karmins (meine Versuche an Ascidien) oder der Rothlaufbacillen (Emmerich’ s Versuche) durch den permanenten Reiz der Glas- kanüle (Metschnikoff) oder -kammer so verstärkt, dass nun die Phagocyten in Aktion treten. — Wenn ferner sehr geringe Mengen von Mäuseseptikämiebacillen die Mäuseleukocyten zur Thätigkeit veranlassen, während die sonst so mobilen Froschleukocyten erst auf wahrhaft ungeheure Mengen reagiren, so ist dies so zu er- klären, dass im Mäusekörper im Anfang die Septikämiebacillen gerade die richtige Reizstärke besitzen und die Zellen noch nicht schädigen, während sie im Froschlymphsack vermöge des dort für sie besonders ungünstigen Nährbodens chemisch nicht reizen können und mechanisch erst reizen, wenn sie in besonders grossen Massen auftreten. Auch die Aufnahme zu Grunde gegangener rother Blutkörper- chen in Milz und Knochenmark der Säugethiere scheint immer erst einzutreten, wenn ganz bestimmte Mengen todter Substanz sich angesammelt haben. Wer viel Gelegenheit gehabt hat, die Milz verschiedener Säuger daraufhin zu untersuchen, wird mir zugeben, dass die Anzahl blutkörperchenhaltiger Zellen den allergrössten I) Wenn in Metschnikoff’ s Versuchen hei Einspritzung in die vordere Augenkammer auch ohne Zuhülfenahme des Reizes der Glaskammer Phagocytose ein- trat, so ist das dadurch leicht erklärlich, dass hier die Bacillen auf einen viel ge- ringeren Raum vertheilt waren , als hei subkutaner Einspritzung. Hier wurde also die Reizhöhe durch die grössere Anzahl der Bacillen erreicht. 542 Lübars cli, Schwankungen unterworfen ist, ja dass man mitunter kaum welche antreffen kanu. — Hält man alle diese Erwägungen zusammen, so kommt man dazu, folgende Bedingungen für das Eintreten der Pha- gocytose festzustellen: 1) Das Gewebe, in welches der Fremdkörper gelangt, muss bestimmten guten Er- nährung sbedingungen unterworfen sein. In dem schlecht ernährten Mantel von Cioua intestinalis, dem völlig gallertigen Mantel von Phallusia, der blutgefässlosen Cornea der Säugethiere kommt es nur bei erhöhten Reizen zur Phagocy tose. 2) Der e in- gebrachte Fremdkörper muss einen Reiz von einer sich in bestimmten Grenzen haltenden Höhe auf die Zellen ausüben. 3) Der Reiz darf niemals im Stande sein, bereits vor dem Zustandekommen der Phago- cytose die Zellen zu schädigen1). Auf Grund dieser Anschauungen komme ich zu dem Ergebniss, dass die Phagocytose nicht eine Eigenschaft ist, welche im Kampfe mitBakterien vom Thierkörper er- worben wurde, dass sie nicht eine unbedingte Schutz- e i n r i c h t u n g d a r s t e 1 1 1. Sie ist lediglich sekundäre r Natur , sie kann die Vernichtung oder das Nichtauswachsen von Bacillen wesentlich unterstützen und somit in ähnlicher Weise ge- legentlich als Waffe des Körpers wirken, wie die Schwefelsäureab- sonderung gewisser Meeresschnecken , welche ursprünglich nach Semon lediglich Verdauungszwecken dient; sie kann aber auch umgekehrt, wie bei der Mäuseseptikämie und Tuberculose2), den Untergang des Thieres ebenso wesentlich unterstützen, wenn nach statt- gehabter Phagocytose der Nährboden der Zelle ein günstiger für die betreffenden Bakterien ist. Im Körper des Torpedo und Frosches werden die Bacillen nicht deswegen von den Zellen aufgenommen, weil sie den Körper schädigen, sondern nur weil sie den Körper noch nicht schädigen, können sie aufgenommen werden; und nur weil auch bei der Mäuseseptikämie eine Anzahl von Bacillen noch nicht das Maximum ihrer Schädigungsfähigkeit ausserhalb der Zellen erreicht hat, werden sie von den Mäuseleukocyten aufge- nommen. Was dann aus den Bacillen nachher wird, hängt einfach davon ab, ob ihnen die Zellen genügenden Nährstoff liefern oder nicht; das thun sie bei der Tuberculose, der Mäuseseptikämie und in geringem Grade beim Milzbrand des Frosches. Weil sie aber in der Mehrzahl der Fälle den aufgenommenen Milzbrandbacillen keinen genügenden Nährstoff geben, sie vielmehr verändern, so unter- 1) Es giebt vielleicht einen Weg, meine Theorie direkt experimentell zu beweisen, den ich vorläufig jedoch nicht betreten kann und auf welchen ich deshalb hier auf- merksam machen möchte. Könnte man durch direkte elektrische Reize der Leuko- cyten , wie sie V erworn an verschiedenen Protisten angestellt hat , zeigen , dass dieselben durch den elektrischen Reiz sofort veranlasst werden, auch solche Fremd- körper aufzunehmen , deren Reiz Anfangs zu schwach war , um Phagocytose auszu- lösen , so würde der eine Theil meiner Anschauungen direkt bewiesen sein. 2) Die Möglichkeit, dass es sich bei diesen Krankheiten gar nicht um Phago- cytose, sondern um aktives Eindringen der Bakterien handelt, will ich hier um so weniger berücksichtigen, als Metschnikoff selbst diese Anschauung nicht hegt. Ueber die bakterienvernichtenden Eigenschaften des Blutes. 543 stützen sie nach stattgehabter Aufnahme auch die Vernichtung der Bacilleu. Zu der Phagocytose kann es aber nur deshalb kommen, weil von vornherein das Verhältniss zwischen Milzbrandbacillen und Körperflüssigkeit der immunen Thiere ein solches ist, dass keine die Zellen schädigenden Stoffe abgesondert werden. Es wirken also schon e xtr ac e 1 1 u 1 är entwickelungshemmende Faktoren mit1). Kann ich somit also der M ets ch n i k o ff’ sehen Theorie nur noch eine sehr begrenzte Bedeutung für die Erklärung der Immunität zuerkennen , so kann ich mich andererseits auch noch nicht ent- schliessen, lediglich von den Zellen unabhängige Einflüsse anzunehmen. — Der Metschnikoff’sche Versuch mit den in Fliesspapier- packeten eingebrachten Milzbrandsporen (Virch. Arch. Bd. CXIV. S. 477), den ich mehrmals mit gleichem Erfolge wiederholt habe 2), beweist zwar eher gegen die Phagocytose, als für dieselbe ; denn in meinen Versuchen blieben auch die direkt in den Froschlymphsack eingeführten Sporen 24 Stundeu lang grösstentheils extracellulär ; er macht es doch aber sehr wahrscheinlich, dass es sich bei der Fähigkeit des Frosches, das Auswachsen der Sporen zu verhindern, um Einflüsse handelt, welche direkt von den Zellen ausgehen. Ebenso spricht dafür der Versuch im todten Frosch, den Klebs in seiner Allgemeinen Pathologie angerathen hat und welchen ich öfter ausge- führt habe 3) ; im todten Frosch wachsen nämlich die Milzbrandsporen zu langen Fäden aus ; ähnliches habe ich, wenn auch nicht konstant, für die todte Kaninchencornea gefunden. — Endlich sprechen für die Bedeutung cellulärer Einflüsse die Beobachtungen, dass die Leuko- cytenauswanderung an der Impfstelle um so bedeutender ist, je weniger empfänglich das betreffende Thier (Metschnikoff, v. Christmas, Frank, Lubarsch, sowie die bekannten Arbeiten Ribbert’s). Es erscheint mir jedoch verfrüht, die Aufstellung einer allgemei- nen Theorie der Immunität auch nur zu versuchen. Es gilt vorläufig, die Thatsachen vorurtheilsfrei zu sammeln und einige auffallende Erscheinungen zu erklären4). Sollten sich selbst die hier kurz 1) Schon in meiner ersten Arbeit (Fortschr. d. Med. 1884. Nr. 4) habe ich auf solche extracelluläre Einflüsse aufmerksam gemacht, wie das besonders Petruschky richtig erkannt hat. Ich muss mich dagegen verwahren, von Frank und besonders Bitter zu den unbedingten Anhängern Metschnikoff’s gezählt zu werden. Wie besonders Bitter, der eine ausführliche und durchaus richtige Inhaltsangabe meiner Arbeit gibt, zu dem Schluss kommen kann , dass sich „meine Anschauungen mit denen Metschnikoff’s fast vollständig decken“ (S. 338), ist mir völlig un- erfindlich. Bitter hätte aus seinen eigenen Angaben entnehmen können, dass ich 1) eine extracelluläre Abschwächung der Bacilleu für möglich halte , 2) aber sogar eine extracelluläre Vernichtung der Bacillen direkt annehme (S. 128. Zeile 17 und 18 v. o.). 2) Ich benutzte gewöhnlich Sporen aus total sporificirter Agarkultur. 3) Vgl. Klebs, Allg. Pathol. Bd. II. S. 484. 4) Nachdem ich dies niedergeschrieben, erhalte ich Z i e g 1 e r ’ s Aufsatz „Ueber die Ursachen und das Wesen der Immunität des menschlichen Organismus gegen In- fektionskrankheiten“ zu Gesicht. Es gereicht mir zur Genugthuung, in den Schluss- worten dieses Aufsatzes dieselben Gedanken entwickelt zu lesen, wie ich sie am Schlüsse meiner Arbeit ausgedrückt habe und ich kann es mir daher nicht versagen, sie hier wörtlich anzuführen. „Die Zeit, allgemein gültige Theorien über die Ur- 544 L u b a r s c li , skizzirteu Erklärungsversuche nicht völlig aufrecht halten lassen, so hoffe ich doch, dass sie mit dazu beitragen können, den Weg zur Erkenntniss zu ebnen. Litteraturverzeiclmiss. 1) Bar furth, Die Ruckbildung des Froschlarvenschwanzes und die sog. Sarko- plasten. (Arcli. f. mikroskop. Anatomie. Bd. XXIX. 1886.) 2) Baum garten, P. , Zur Kritik der Metschnikoffschen Phygocytentkeorie. ^Zcitschr. f. klin. Med. XV. 1888, und Lehrbuch der patholog. Mykologie. 3) Behring, Ueber die Ursache der Immunität von Ratten gegen Milzbrand. (Ctbl. f. klin. Med. 1888.) 4) Bitter, H. , Kritische Bemerkungen zu Metscbnikoff’s Phagocytenlehrc. (Ztschr. f. Hygiene. IV. S. 318), und Ueber die Verbreitung des Vaccins etc. (Ebenda. S. 299.) 5) Büchner, II., Ueber die bacillentödtenden Eigenschaften des Blutserums. (Ctbl. f. Bakteriologie. Bd. V. No. 25 ui Bd. VI. No. 1) . 6) v. Christmas-Dirckink-Holmfeld, Ueber Immunität und Phago- cytose. (Fortschr. d. Med. V. S. 401 u. 583). 7) Cieukowski, L., Beiträge zur Kenntniss der Monaden. (Arch. f. mikro- skop. Anatomie. Bd. I. S. 203.) 8) D avaine, L’oeuvre de C. J. Davaine. Paris 1889. 9) Ecker, Artikel „Blutgefässdrüsen“, in: Handwörterbuch d. Physiol. Bd. IV. S. 130. 10) Emmerich und di Mattei, Ueber die Vernichtung von Milzbrand- bacillen im Organismus. (Fortschr. d. Med. V. 1887.) Untersuchungen über die Ursachen der erworbenen Immunität. (Ebenda. VI. S. 729.) 11) Flügge, C., Studien über die Abschwächung virulenter Bacillen und die erworbene Immunität. (Ztschr. f. Hygiene. Bd. IV. S. 208.) 12) Frank, Ueber den Untergang der Milzbrandbacillen im Thierkörper. (Ctbl. f. Bakteriologie. IV. S. 710.) 13) Gallemaerts, De l’absorption du bacillus subtilis par les globules blancs. (Bullet, de l’acad. royale de Med. de Belgique. 1887.) 14) Grohmann, Ueber die Einwirkung des zellenfreien Blutplasma auf einige pflanzliche Mikroorganismen. Dorpat 1884. 15) Hanau, A., Einige Bemerkungen über den heutigen Stand der Lehre von der Heilung und der Immunität. (Fortschr. d. Med. VI. S. 849.) 16) Hess, C., Untersuchungen zur Phagocytenlehre. (V i r c h. Arch. Bd. CIX u. CX.) 17) Karg, Das Verhalten der Milzbrandbacillen in der Pustula maligna. (Fortschr. d. Med. VI. p. 529.) 18) Klebs, E., Die Allgemeime Pathologie. Bd. I. S. 128 und Bd. II. S. 483 und 484. 19) Koch, R., Die Aetiologie der Milzbrandkrankheit. (Cohn’s Beiträge zur Biologie der Pflanzen. Bd. II. S. 277.) 19a) Koch, Gaffky u. Löffler, Experimentelle Studien über die künstliche Abschwächung der Milzbrandbacillen. (Mittheilungen aus d. kaiserl. Gesundheitsamte. Bd. II.) 20) K öllik er, A. v., Handbuch der Gewebelehre. 21) Lange rhans und Hofmann, Ueber das Verbleiben des in die Cirku- lation eingeführten Zinnobers. (Vircli. Arch. Bd. XLVIII. S. 304.) 22) Looss, Ueber Degenerationserscheinungen im Thierreich, besonders bei den Wirbelthieren. (Tagebl. der 61. Naturforscherversammlung zu Köln 1888, und Habili- tationsschrift. Leipzig 1889.) 23) Lubarsch, O., Ueber Abschwächung der Milzbrandbacillen im Frosch- sachen der Immunität aufzustellen, ist noch nicht gekommen. Wir stehen noch im Stadium der Einzelforschung, welche uns nur gestattet, für einzelne Fälle Erklärungs- versuche zu machen. Hierzu Material zu sammeln , ist eine lohnende Aufgabe der Zukunft“. Ueber die bakterienvornichtcnden Eigenschaften des Blutes. 545 körper. (Fortschr. d. Med. VI. 1888.) und Ueber die Bedeutung der Metschni- koffscheu Phagocyten für die Vernichtung der Milzbrandbacilleu im Froschkörper. (Tagebl. d. 61. Naturforscherversammlung zu Köln. 1888.) 24) Me t s ch n i ko ff , E, a) Untersuchungen über die intracelluläre Verdauung bei wirbellosen Thieren. (Arbeiten aus dem zoologischen Institut zu Wien. Bd. V. 1883. ) b) Untersuchungen über mesodermale Phagocyten einiger Wirbelthiere. (Biol. Centralbl. III. No. 20.) c) Ueber die pathologische Bedeutung der intracellulären Verdauung. (Fortschr. d. Med. II. 1884.) d) Sur la lutte des cellules de l’organisme contre l’invasion des microbes. (Annales de l’Institut Pasteur. I. 1887. p. 321.) e) Ueber die Beziehungen der Milzbrandbacillen zu den Phagocyten. (Vir eh. Arcli. Bd. XCVII.) f) Ueber den Kampf der Zellen gegen Erysipelkokken. (V i r c h Arch. Bd. CV1I.) g) Ueber den Phagocytenkampf beim Rückfalltyphus. (Ebenda Bd. CIX.) h) Ueber die phagocytäre Rolle der Tuberkelriesenzellen. (Ebenda. Bd. CXI1I.) i) Ueber das Verhalten der Milzbrandbakterien im Organismus. (Ebenda. Bd. CX1V.) k) Kritische Bemerkungen gegen v. Christmas. (Fortschr. d. Med. Bd. V. S. 541.) l) Offener Brief an Weigert. (Ebenda. Bd. VI. S. 81.) m) Recherches sur la digestion intracellulaire. (Annales de l’Institut Pasteur. 1889. S. 25.) n) Etudes sur l'immunite'. (Ebenda. 1889. S. 289). 25) Mosler, Ueber die Folgen der Milzexstirpation. (Dtsch. med. Wocheusclir. 1884. S. 338.) 26) Nissen, F. , Zur Kenntniss der bakterientödteuden Eigenschaften des Blutes. (Ztschr. f. Hygiene. VI. S. 487.) 27) Nuttal, G., Experimente über die bakterienfeindlichen Einflüsse des thieri- schen Körpers. (Ebenda. Bd. IV. S. 353.) 28) Petruschky, J., Untersuchungen über die Immunität des Frosches gegen Milzbrand (Beitr. z. pathol. Anatomie, herausg. v. Ziegler. III. 1888) und Die Ein- wirkungen des lebenden Froschkörpers auf den Milzbrandbacillus. (Ztschr. f. Hygiene. Bd. VII. S. 75.) 29) Ponfick, E., Studien über die Schicksale körniger Farbstoffe im Organis- mus. (Virch. Arch. Bd. XLVIII. S. 1.) 30) Quincke, H., Zur Pathologie des Blutes. Ueber Siderosis. (Dtsch. Arch. f. kliu. Med. Bd. XXV. S. 580 u. Bd. XXVII. S. 193.) 31) Ribbert, H., Ueber den Verlauf der durch Staphylococcus aureus in der Haut von Kaninchen hervorgerufenen Entzündungen. (Dtsch. med. Wochenschr. 1889. No. 6.) Ueber wiederholte Infektion mit pathogenen Schimmelpilzen. (Ebenda. 1888. No. 48.) Der Untergang pathogener Schimmelpilze im Körper. Bonn 1887. 32) Semon, R., Ueber den Zweck der Ausscheidung der freien Schwefelsäure bei Meeresschnecken. (Biol. Centralbl. 1889. April.) 33) Verworn, M., Die polare Erregung der Protisten durch den galvanischen Strom. (Arch. f. die ges. Physiol. Bd. XXV. S. 1.) 34) Watson Cheyne, Report on a study of the conditions of infection. (British med. Journ. 1886. 31. Juli.) 35) Weigert, C. , Ueber Metschnikoff’s Theorie der tuberculösen Riesen- zellen. (Fortschr. d. Med. VI. p. 809), und offener Brief an Metschuiko ff (ebenda. S. 80.) 36) Wyssokowitsch, Ueber das Schicksal der ins Blut injicirten Mikroorga- nismen im Körper der Wirbelthiere. (Ztschr. f. Hygiene. I.) 37) Ziegler, E., Beitr. zur pathol. Anatomie. Bd. V. S. 419. VI. Bd. 37 546 Intracelluläre Ernährung. Referate. Duclaux, E., Sur la nutrition int racellul aire. (2C me- moire). (Aunales de l’Institut Pasteur. 1889. No. 8. S. 413.) Verf. geht von der Frage aus: sind die hauptsächlichsten Produkte der alkoholischen Gälirung, Alkohol, Glycerin und Bern- steinsäure „definitive“ Produkte, welche durch die weitere Lebens- thätigkeit der Hefe nicht mehr verändert werden? Oder kann die Hefe sich von ihnen ernähren und sie zerstören, bei Abwesenheit anderer oder geeigneterer Nahrungsstoflfe? Und wie ist dann der Gang der intracellulären Ernährung? Um die Möglichkeit einer sehr langsamen Wirkung nicht aus- zuschliessen, machte Verf. seine Beobachtungen an den im ersten Memoire1) beschriebenen alten Gährungsflüssigkeiten, die seit 15 Jahren bei Gegenwart von Luft gestanden hatten, in Kolben, welche die Verdunstung und die Erneuerung des Sauerstoffs zwar lang- sam, aber sicher ermöglichten. Um hier die Veränderung zu stu- diren, welche am Glycerin und an der Bernsteinsäure innerhalb 15 Jahren erfolgt war, blieb nur der Ausweg übrig, da man den ursprünglichen Gehalt an beiden nicht kannte, das Verhältniss der Quantität beider Stoffe zu ermitteln und zu sehen, ob dasselbe noch das normale, 4,5 — 5 mal mehr Glycerin als Bernsteinsäure, geblieben war. Eine gleichmässige Zersetzung beider Stoffe hält Verf. für äusserst unwahrscheinlich. Die Bestimmung des Glycerins geschah nach dem Verfahren von Pasteur, welches für gegohrene Zuckerlösungen, die weder Extrakt noch färbende Substanz enthalten, sehr genaue Werthe gibt. Auch für die Bernsteinsäure diente ein abgekürztes Ver- fahren (Bestimmung im aether-alkoholischen Extrakt mittels Kalk- wasser) nach Pasteur. Es mussten die Pasteur’schen Me- thoden angewendet werden, weil das Normalverhältniss von Gly- cerin zu Bernsteinsäure auf Paste ur’s Untersuchungen basirt. Zuerst wurde in 3 Kolben, in denen nach dem früheren Me- moire die Hefe durch übermässige Säure- oder Alkoholproduktion zu Grunde gegangen war, das Verhältniss von Glycerin zu Bern- steinsäure zu 4,7 — 4,8, also entsprechend dem normalen, ermittelt. In 4 weiteren Kolben dagegen, in denen die Hefe längere Zeit fort- gelebt hatte, resp. noch am Leben war, fand sich dieses Verhältniss zu 2,6; 2,7; 1,0 und 0,2. Hieraus ergibt sich ein allmählicher Verbrauch des Glycerins durch die Lebensthätigkeit der Hefe. Auch das Dextrin vermag, wenn Bier angewendet wurde, zur lang- samen und kümmerlichen Ernährung der Hefe zu dienen. Wie verhält sich eine alternde, kümmerlich ernährte Hefe? Bis zu welcher Grenze kann sich der normaler Weise 8 — 10 °/0 betragende Stickstoflfgehalt vermindern, ohne dass die Hefe stirbt? 1) Referat s. Bd. V. S. 760 dieses Centralblatt. Intracelluläre Ernährung. 547 Bis zu welcher Höhe kann andererseits der Fettgehalt (normal 3 — 5°|0) sich erheben? Yerf. beantwortet zunächst die letztere Frage. Man muss zu diesem Zwecke den Gehalt an Fett von alten und von jungen Zellen der nämlichen Species vergleichen. Für die junge Hefe wurde die Methode von Nägeli angewendet (Erhitzen mit koncentrirter Salzsäure zur Zerstörung der Zellmembran). Es wurde konstatirt, dass der Fettgehalt junger Hefe nach dieser Methode bei den ver- schiedenen Species 5°/0 nicht übersteigt. Bei alter Hefe ist der Fettgehalt viel höher und kann hier schon mittelst Extraktion durch Aether und Alkohol bestimmt werden, weil die relativ grossen Fettkörner der alten Zellen viel leichter durch Lösungsmittel an- gegriffen werden, als die feinen Fettkörnchen der jungen Zellen. In den 15 Jahre alten Kolben mit noch lebender Hefe fand sich der Fettgehalt theils bis auf 10,4—14,4 (Saccharomyces pastorianus), theils bis auf 32,0 und 52,0 Procent der trockenen Hefe erhöht. Mikroskopisch enthielten bei letzterer Hefe nicht einmal alle Hefe- zellen Fettkörner, ein Theil derselben erschien leer, wodurch sich der Fettgehalt der übrigen noch erhöhen würde. Der Stickstoffge- halt der Hefeproben war dagegen vermindert. Derselbe betrug in minimo 2,68, in maximo 5,08 Procent vom Trockengewicht der Hefe. Woher stammen die Fettkörner, welche sich im Innern der Hefezelle finden ? Man kann annehmen, dass am Schluss der Gäh- rung in einem günstig beschaffenen Medium der Stickstoffgehalt der Hefe 8 — 10 Procent beträgt. Bei der alten Hefe dagegen war derselbe theilweise (trotz noch fortbestehenden Lebens) bis nahe auf 1/i vermindert. Der mittlere Verlust an Stickstoff beträgt demnach etwa 6 Procent, was einem Disponibelwerden von etwa 20 Procent Kohlenstoff entspricht, die zur Bildung von 20 Procent Fett dienen könnten. Der Fettgehalt fand sich aber theilweise über letzteren Betrag hinaus gesteigert. Verf. hält deshalb eine Transformation der stickstoffhaltigen Substanz in Fett in situ für ausgeschlossen. Ebenso könne man die stickstoffhaltige Substanz, welche von aussen kommt, ausschliessen, da auch in blossem Zucker- wasser mit Mineralsalzen der Fettgehalt der Hefe sich bis auf mehr als 15° |0 gesteigert fand. Somit müssten die Kohlehydrate der Nahrung als die Quelle des Fettes angesehen werden. Verf. denkt hier vor allem an das Glycerin, dessen allmähliches Verschwiuden im Vorausgehenden kon- statirt wurde. Quantitativ ist das recht wohl möglich, denn im all- gemeinen beträgt das Gewicht des Glycerins etwa 3 °/0 von jenem des angewendeten Zuckers, jenes der Hefe aber betrug nur 1 — 2{J vom Gewicht des Zuckers. Es ist also mehr Glycerin vorhanden als Hefe, und daher weit mehr Glycerin als Fett. Eine andere Quelle für das Fett bilden die Kohlehydrate, welche die Hefenzelle selbst enthält. Die gealterte Hefe wird immer ärmer an Cellulose, wie schon Pasteur nachgewiesen hatte. Duclaux bestimmt den Gehalt einer 15 Jahre alten Hefe an Cellulose zu 5,9 °/0, den Gehalt der nämlichen Hefe, nachdem 37* 548 Bakterien im Wasser zu Vichy. — Cholera. sie durch Gährung in frischer Bierwürze verjüngt worden war, 8 Tage nach abgelaufener Gährung zu 15,1 °/0* Diese Quelle für das Fett wäre somit an sich ungenügend, wenn nicht die anderen Bezugsquellen, Glycerin und Dextrin, zu Hülfe kämen. Schliesslich weist Verf. auf die Adipocirebildung hin, bei welcher der Ausschluss der Fäulniss Bedingung sei. Es handle sich dabei vermuthlich um einen verlängerten Lebensprocess der Zellen, der ebenfalls zu fettiger Degeneration führe. [Im Anschlüsse an diese Arbeit von Duclaux sei an die Ab- handlung von Nägeli „über die Fettbildung bei den niederen Pilzen“ erinnert. Nägeli schliesst nach seinen, hauptsächlich an Schimmelpilzen erlangten Resultaten die Möglichkeit der Entsteh- ung des Fettes aus Kohlehydraten keineswegs aus, macht aber auf die Schwierigkeiten aufmerksam, welche einer bestimmten Deutung von Versuchsergebnissen in Bezug auf die direkte Quelle der Fettbildung entgegenstehen.] Büchner (München). Poncet, F., Note sur les microbes de l’eau de Vichy, source de „l’höpital“. (Comptes rendus hebdomadaires des s6ances de la societö de biologie. 1889. Nr. 26.) Verf. untersuchte das Wasser der Quelle „PHöpital“ zu Vichy zu Ende des Jahres, zu einer Zeit also, in welcher das Wasser nur wenig getrunken wird und in der nächsten Nähe der Quelle nur wenig Staub vorhanden ist, bakteriologisch. Er fand nur eine einzige Art kleiner Mikrokokken und auch diese nur in verhältnissmässig geringer Zahl vor. Di tt rieh (Prag). Cuiiiiiiigham, D. C., Are choleraic Comma-Bacilli, even granting that they are the proximate cause of choleraic Symptoms, really efficientindetermining the epidemic diffusion of Cholera? (Scientific Memoirs by Medical officers of the Army of India. Heft IV. Calcutta 1889.) In Beziehung auf die Frage, ob der Kommabacillus der Cholera, zugegeben, dass er die Symptome dieser Krankheit verursacht, auch die wirkliche Ursache ihrer epidemischen Verbreitung ist, wurden zwei Reihen von Experimenten angestellt, bei denen das Verhalten von Kommabacillen in Wasser und Erdboden untersucht wurde. In reinem , ungekochtem Wasser verschwanden die Bacillen in 4 resp. 5 Tagen, in fauligem Wasser in 4 resp. 9 Tagen, in fauligem gekochten Wasser erst in 25 Tagen. In gewöhnlicher Gartenerde lebten dieselben beziehungsweise 26, 14 und 10 Tage, bei Zusatz von Fäces 6 resp. 9 Tage, in Erde und Fäces gekocht dagegen 47 Tage, also fast so lange wie in Reinkulturen. Fauliges Wasser (wie schon Koch gezeigt) und Erde in natürlichem Zustande ver- nichten also die Kommabacillen schnell. Die Thatsache, dass sie in den gekochten Medien länger leben , lässt sich nur dadurch er- klären , dass sie hier günstigere Bedingungen im Kampfe ums Dasein vorfinden. Dieselben werden in der Vernichtung der anderen, ursprünglich vorhandenen Organismen gesucht werden müssen. Cholera und Sommerdiarrhöe. — Meningitis. 549 Verf. ist daher der Ansicht, dass die Komraabacillen allein nicht die Ursache des epidemischen Auftretens der Cholera sind, sondern gewisse, noch unbekannte lokale Bedingungen eintreffen müssen. Woitschach (Breslau). Moore, The analogy of Summer Diarrhoea and Cho- lera. (The British Medical Journal. Nr. 1498. 1889.) Die Symptome der asiatischen Cholera sind überaus wechselnd und nicht charakteristisch, auch das Vorhandensein des Koch- schen Komraabacillus ist nicht beweisend. Der Sommerdiarrhöe der Kinder kommen die gleichen Symptome und derselbe klinische Verlauf zu, auch sie tritt nur in der heissen Jahreszeit auf, wie die Cholera asiatica nur in heissen Ländern. Verf. glaubt daher, dass sie nur eine mildere Form der echten Cholera vorstelle. Escherich (München). Lesage, A., £tude clinique sur le Cholera infantile. 8°. Paris (Steinheil) 1889. Unter Cholera infantum versteht Verf. jene Fälle von akutem Brechdurchfall , die nach kurzer Dauer unter Collaps und Ein- dickung des Blutes meist tödtlich verlaufen. Er betrachtet dieselben als Intoxicationen vom Darmkanal aus und unterscheidet ätiologisch 3 Gruppen, 1) solche, wobei die Toxine schon in der zugeführten Nahrung enthalten sind (Zersetzung der Kuhmilch, toxische Stolle, die aus dem Blute der Mutter in die Milch übergehen); 2) solche, in denen die toxischen Stoffe durch Gährungsvorgänge im Darm- kanal selbst gebildet werden ; 3) die Fälle infektiösen Ursprunges (d’origine parasitaire), in denen die Erkrankung durch Invasion eines specifischen, pathogenen Mikroorganismus erzeugt wird, der auch in den Stühlen enthalten ist. Verf. will einen solchen isolirt und damt experimentell das Bild der Cholera infantum erzeugt haben. Die nähere Beschreibung desselben ist für eiue weitere Publication Vorbehalten. Therapeutisch empfiehlt er die An- wendung der Milchsäure in 2°/0 Lösung als wirksames Antisepti- kum. Eine Anzahl instruktiver Krankengeschichten bilden den Schluss dieser ansprechenden Studie. Escherich (München). Netter, Reeherches sur les m6ningites suppuröes (France m6dic. 1889. No. 64.) Im vorliegenden Aufsatze gibt Verf. einen kurzen Bericht über das Resultat seiner bakteriologischen Untersuchungen über die Aetiologie der eiterigen Meningitis. Er hatte 25 Fälle von dieser Krankheit untersucht, darunter 13 mittelst Kulturverfahrens und Thierexperimentes, 6 mittelst letzteren allein und die übrigen bloss mikroskopisch. Hierbei war die Meningitis (die Entzündung hatte sich in den meisten Fällen auch auf die Rückenmarkshäute er- streckt) entweder eine primäre oder sekundäre. Bei er- sterer konnte in 6 Fällen der Ausgangspunkt nachgewiesen werden, und zwar betraf er 4 mal das Gehörorgan, 1 mal die Keilbeinhöhle und 1 mal das Siebbein. 550 Untersuchungsmothoden, Instrumente etc. In 11 Fällen war die Meningitis eine metastatische, d. h. es wurde hierbei das krankmachende Agens durch die Blutbahn zu- geführt, und zwar einmal von der Placenta aus, 1 mal von der Pleura und in 8 Fällen von der Lunge. Als Erreger der Meningitis konnten folgende 6 Bakterienarten nachgewiesen werden : 1) der Diplococcus pneumoniae in 16 Fällen und zwar 7 mal durch Kultur und Thierexperiment, 6 mal durch letzteres allein und 3 mal bloss mikroskopisch; 2) der Streptococcus pyogenes in 4 Fällen (3 mal durch Kultur und 1 mal bloss mikroskopisch) ; 3) der Diplococcus intracellularis in 2 Fällen; 4) ein kurzer, sehr beweglicher Bacillus, wahrscheinlich mit dem von Neu mann und Schäffer bei Meningitis gefundenen identisch ; 5) ein wahrscheinlich mit dem Bacillus pneumoniae Friedländer identisches Bacterium in 1 Falle bei einer nach Otitis entstandenen Meningitis ; 6) Endlich in 1 Falle ein gekrümmter, sehr feiner Bacillus, der aber nicht kultivirt wurde, weshalb Verf. auf diesen Befund kein Gewicht legt. Auf Grund dieser Resultate wird betont, dass die eiterige Meningitis durch verschiedene Bakterien verursacht wird, unter denen der Diplococcus pneumoniae den ersten Platz einnimmt, da er vom Verf. in mehr als der Hälfte der Fälle gefunden werden konnte. Nach den Untersuchungen der anderen Autoren kam der Diplococcus pneumoniae unter 45 Fällen 27mal vor, der Strepto- coccus pyogenes 6 mal, der Diplococcus intracellularis 10 mal und der von Neu mann und Schäffer gefundene 1 mal. Die Ueberzeugung des Verf., dass gleich der Aetiologie auch die Symptome, der Verlauf und die Prognose der eiterigen Menin- gitis nicht immer dieselben sein dürften, nur dass es jetzt noch nicht möglich sei, diese Verschiedenheiten genau anzugeben, theilt auch Ref., doch kann er der weiteren Behauptung, dass auch die Beschaffenheit des Exsudates je nach dem Erreger der Meningitis variire, indem dasselbe bei dem Diplococcus pneumoniae viscös und grünlich, bei dem Streptococcus pyogenes weniger adhärent und mehr serös-eiterig sei, nach seinen Erfahrungen nicht bei- pflichten. Weichselbaum (Wien). Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Grüiiwaldt, Beschreibung eines Sterilisationsappa- rates zur Herstellung sterilisirter Kindermilch. (Prager med. Wochenschrift. 1889. Nr. 14.) Der für den Betrieb in grossen Oekonomieen bestimmte Apparat beruht auf dem Princip des Koch’schen Sterilisators. Er besteht Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 551 aus einem Wasserraum, der durch eine Dampfspirale und direkt ausströmenden Dampf erhitzt wird, der Dampfkammer, in welcher die Milchflaschen in Gestellen über einander geschichtet stehen, und dem Dampfabzugsrohr. Sowohl der Zutritt wie das Ausströmen des Dampfes kann durch besondere Vorrichtungen regulirt werden. Die Flaschen enthalten 1 12 — 1 Liter; über die Art des Verschlusses sowie die zur Sterilisirung nothwendige Zeit ist nichts gesagt. Die Konstruktion des Apparates, durch genaue Abbildungen erläu- tert, ist im Original einzusehen. Escherich (München). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Jaksch, R. y., Ueber den klinischen Verlauf der Schutzpocken. (Jahrb. f. Kinderheilkunde. N. F. Bd. XXVIII. Seite 257.) v. Jaksch hat in 19 Fällen von Schutzpocken den Tempe- raturverlauf, die Verhältnisse des Pulses und der Respiration, sowie das Verhalten des Harnes genau verfolgt und hebt hervor, dass die Krankheitserscheinungen darauf hindeuten, dass es sich bei den Schutzpocken um einen Infektionsprocess sui generis und nicht um eine blosse Lokalinfektion handelt. Das Fieber trägt den Charakter eines remittirenden Fiebers mit allmählichem, treppenförmigem Anstiege und eben solchem bis unter die Norm sich vollziehendem Abfalle. Dabei zeigen Puls und Respiration eine dem Grade der Temperatursteigerung entsprechende Frequenzzunahme. Das Fieber ist von der Lokalinfektion unab- hängig. Die Harnmenge war im Incubationsstadium oft vermehrt; eine Verminderung derselben wurde häufig erst nach Ablauf des Fiebers beobachtet. Während des Fiebers scheint eine vermehrte Aus- scheidung von Harnstoff stattzufinden. Dittrich (Prag). Hoegyes, A., Contribution experimentale ä l’ütude de quelques questions pendantes au sujet de la rage. (Annales de l’Institut Pasteur. 1889. No. 8. S. 429.) Kann die Wuth, wenn sie einmal ausgebrochen ist, spontan heilen? Als Antwort hierauf theilt Verf. aus seiner Erfahrung 13 Fälle mit, wo bei Hunden theils mit, theils ohne Anwendung einer Schutzimpfung die bereits ausgebrochene Wuth wieder zur Heilung kam. Diese 13 Fälle ereigneten sich unter einem Gesammtma- terial von 159 Fällen; die Spontanheilung ist also auch beim Hunde selten, beim Menschen ist sie überhaupt nicht bekannt. Ist die künstliche Immunität gegen die Wuth vererbbar? Diese Frage wurde an vier dreimonatlichen jungen Hunden ge- prüft, welche von einem künstlich immunisirten Paar abstammten. Alle 4 wurden iutraoculär inficirt: der erste bekam die Wuth am 552 Schutzimpfung, künstl Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 13. Tage und erlag am 17. Tage, der zweite erkrankte am 28. Tage und erlag binnen 14 Stunden; bei dem dritten betrug die Incubationsperiode 42 Tage und er erlag rasch. Der vierte end- lich zeigte Krankheitserscheinungen zur nämlichen Zeit wie der dritte, blieb aber am Leben und zeigte sich in der Folge absolut refraktär gegen eine zweite intraoculäre Infektion. Verf. schliesst hieraus, dass die erbliche totale oder partielle — beim zweiten und dritten Hunde hatte eine Verlängerung der Incubation stattge- funden — Vererbung der Immunität gegen Wuth möglich sei, dass sie aber nicht immer stattfinde. Verf. macht ferner Mittheilungen über die Dauer der Immu- nität gegen die Wuth. Derselbe besitzt 27 immunisirte Hunde. Bei den meisten dieser Thiere wurde von Zeit zu Zeit die That- sache der Immunität wieder geprüft. Der längste Zeitraum zwischen zwei solchen Prüfungen betrug 13 Monate. Pasteur hatte übrigens einen Fall mitgetheilt, wo dieselbe zwei Jahre ge- dauert hatte. Die Wuthstatistik in Ungarn ergab vom 1. November 1885 bis Ende Juni 1888 die Zahl von 532 officiell anerkannten Fällen von Hundswuth. Hiervon wurden 49 Personen bei Pasteur be- handelt, 13 in Wien bei Ul mann. Eine einzige von diesen Per- sonen verstarb, jedoch nicht an Wuth, sondern an Phthise, ein Jahr nach der Behandlung. Von den 470 nicht behandelten Fälleu dagegeu starben 44 an Wuth = 9,3 Procent. Büchner (München). Hoegyes, A., Vaccinations contre la rage avant et apres infection. (Annales de l’Institut Pasteur. 1889. Nr. 9. Seite 449.) In einer früheren Arbeit hatte Verf. mitgetheilt, dass es ihm Ende Juli 1886 gelungen war, ein fixes Wuthgift, identisch mit jenem von Pasteur, aber nach eigenem Verfahren, herzustellen. Es glückte ihm später, eine besondere Methode von Schutzim- pfungen aufzufinden, die er im Oktober 1887 publicirte. Die Ver- suche, die mit Unterstützung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften ausgeführt wurden, umfassen einen Zeitraum von 3 Jahren und erstreckten sich im Ganzen auf mehr als 1500 Ka- ninchen und mehrere Hundert Hunde. Die Schutzimpfungen an Hunden geschahen nach zwei Methoden, theils mit getrocknetem Rückenmark, theils mit verdünnter Emulsion des frischen Marks. Sämmtliche Versuchsreihen mit nachfolgender Schutzimpfung nach intracra- nieller oder intraoculärer Impfung mit fixem Wuthgift ergaben vorwiegend nur negative Resultate, gleichviel ob die Schutzimpfung mit getrocknetem Mark oder verdünnter Emulsion vorgenommen war. Wirksam zeigten sich mehrfache intratracheale Injektionen von fixem Virus in zwei Fällen von fünf, nach einer intraoculären Infektion mit Strassenwuthgift. Intravenöse Injektion war unwirksam. Positives Resultat dagegen wurde wieder erhalten mit verdünnter Emulsion, nachfolgend nach subkutaner Injektion oder Biss; von 8 auf diese Weise behandelten Hunden wurde keiner wuth- Verhandlungen der 62. Naturforsclierversammlung zu Heidelberg. 553 krank, während die Kontrolthiere an Wuth erkrankten, zur Hälfte auch starben. Diese letzteren Resultate beweisen nach Verf. den praktischen Werth der Schutzimpfung. Man habe kein Recht, wie Frisch, aus der Unwirksamkeit der Schutzimpfung gegen die intracranielle oder intraoculäre Infektion auf ihre Nutzlosigkeit überhaupt zu schliessen. Durch Schutzimpfung vor der Infektion konnten die Thiere in den meisten Fällen gegen die wirksamsten Infektionsarten voll- kommen geschützt werden; durch nachträgliche Schutzimpfung ge- lang es, wie erwähnt, dieselben wenigstens vor der gewöhnlichen Infektionsart, durch Biss, zu schützen. „Diese Resultate sind um so beweisender, als sie durch eine andere Methode gewonnen wurden, als diejenigen von Pasteur, mit denen sie dennoch überein- stimmen.“ Verf. erblickt in seinen Untersuchungen namentlich auch eine Widerlegung der Einwände, welche von Frisch gegen die Pasteur’schen Impfungen erhoben wurden. Büchner (München). Originalberichte über Kongresse. Verhandlungen der Sektion für Kinderheilkunde auf der 62. Naturforscherversammlung zu Heidelberg. Referent: Dr. Escherieh. III. Sitzung: Freitag 20./IX. Nachmittags. Vorsitzender: Professor Wyss, Zürich. Cnopf, München: Quantitative Spaltpilzuntersu- chungen in der Kuhmilch. Trotz der grossen Litteratur über Milchsäuregährung liegen noch keine Angaben über die Zahl der in der Handelsmilch ent- haltenen Keime vor. Die gemeinsam mit Dr. Escherich im bak- teriologischen Laboratorium des hygienischen Institutes ausgeführten Untersuchungen ergaben, dass in der Milch, sowie sie in die Hand des Konsumenten kommt 5 — 6 Stunden nach dem Melken durch- schnittlich schon über eine Million Keime enthalten sind. Die Zahlen schwanken zwischen 200000 bis zu 6 Millionen je nach der mehr oder weniger sorgfältigen Behandlung, welche der Milch in den verschiedenen Handlungen zu Theil wurde. Ihrer Abstammung nach kann man solche Keime unterscheiden, welche durch die Manipulation des Melkens, durch Contakt mit den Sammelgefässen, durch Hineingclangen von Kothpartikelchen, Luftkeimen aus der Stallluft etc. sofort nach dem Verlassen des Euters in die Milch gelangen, und solche, welche durch Vermehrung 554 Verhandlungen der 62. Naturforscherversammlung zu Heidelberg. aus diesen hervorgehen. Obgleich in der bei den Versuchen be- nutzten Molkerei grosse Reinlichkeit herrschte, das Euter vor den Melken gewaschen wurde etc., so zeigte sich doch, dass schon die aus dem Sammelkübel wenige Minuten nach dem Melken ent- nommene Milch zwischen 60 — 100000 Keime pro Cubikmeter ent- halten kann, eine Zahl, die unter weniger günstigen Verhältnissen sicherlich eine noch viel grössere Höhe erreichen kann. Auf die weitere Vermehrung der Keime hatte die Temperatur, bei welcher die Milch aufbewahrt wurde, den grössten Einfluss. Zur genaueren Feststellung desselben wurden Kolben, die je 100 ccm steriler Milch enthielten mit einem Tropfen gewöhnlicher Milch von bekannter Keimzahl inficirt und bei Körpertemperatur (35° Cels.) im Keller bei 12,5° Cels. und im Eisschrank aufbe- wahrt. Es ergab sich, dass diese Zahl der im Cubikcentimeter enthaltenen Keime nach 2 Stunden im Keller auf das vierfache, im Thermostaten auf das 23 fache; nach 3 Stunden auf das 6 fache; im Thermostaten auf das 60 fache; nach 4 Stunden auf das 8 fache; im Thermostaten auf das 215 fache; nach 5 Stunden auf das 26 fache; im Thermostaten auf das 1830 fache; nach 6 Stunden auf das 435- fache; im Thermostaten auf das 3800 fache der ursprünglichen Menge augewachsen war. Die Vermehrung der Keime in der auf Eis aufbewahrten Milch war in dieser Zeit so gering, dass sie sich kaum nachweisen liess, erreichte jedoch im Laufe von Tagen ebenso hohe Zahlen wie in den anderen Proben. Die Resultate der Aciditätsbestimmung nach Soxhlet-Henkel steigen nicht parallel der Vermehrung der Bakterien, so dass die direkte Zäh- lung in Rollkulturen die einzige Methode ist, welche über die Mengenverhältnisse der in der Milch enthaltenen Keime Aufschluss gibt. Hcubner erklärt sich aus diesen Untersuchungen die gün- stige Wirkung der auf Eis aufbewahrten Milch, weil dadurch die Vermehrung der Bakterien hintangehalten wird. Dornbliitli be- stätigt dies. Escherich weist auf die praktische Bedeutung hin, welche dieser Zählungsmethode in marktpolizeilicher Hinsicht für die Prüfung der zur Kinderernährung bestimmten Milch auf ihren Keimgehalt zukommt. Eselierich, Zur Pathogenese der bakteriellen Ver- dauungsstörungen im Säuglingsalter. Die Verdauungsstörungen der Säuglinge, deren Entstehung auf abnorme Gälirungsvorgänge in der Milch oder dem ähnlich zusammengesetzten Darminhalt zurückzuführen ist (Dyspepsia ex ingestis Wider hofer’s), sind von den ächten Darminfektions- krankheiten, welche unabhängig von der Art der Ernährung durch die Invasion spezifisch pathogener Mikroorganismen hervorgerufen werden (Cholera asiatica, Typhus abdominalis, epidemisch auftre- tende Fällen von Cholera infantum) streng zu scheiden. Ihr Auf- treten ist gebunden an die Gährthätigkeit gewisser, wahrscheinlich weit verbreiteter Keime in einem dafür geeigneten Medium und unter bestimmten äusseren Verhältnissen. Als solche sind die An- Verhandlungen der 62. Naturforscherversammlung zu Heidelberg. 555 Wesenheit in der Milch, resp. dem Darminhalt bei Milchdiät und der Ablauf der Gährung bei höherer, resp. Körpertemperatur bis jetzt bekannt. Es bilden sich dabei verschiedene den Darmtraktus rei- zende organische Säuren und alkaloidähnlich wirkende Körper (Ptomaine), deren Einwirkung auf das empfindliche Centralnerven- system der Säuglinge sich durch die schweren nervösen Erschei- nungen im Verlauf der akuten Sommerdiarrhöen dokumentirt. Man kann Gährungsvorgänge ektogener und endogener Entstehung unterscheiden. Die ersten betreffen fast ausschliesslich die Kuhmilch, die schon wenige Stunden nach dem Melken, wenn sie in die Hand des Consumenten kommt, durchschnittlich über eine Million Keime im Cubikcentimeter enthält. Die von den- selben verursachten Zersetzungen, welche unter dem Namen der Milchsäuregährung zusammengefasst werden, beschränken sich auf Zersetzung des Milchzuckers und zeigen, je nachdem die Milch bei kühler oder bei warmer Temperatur auf bewahrt wird, grosse Ver- schiedenheiten, deren näheres Studium weiteren Untersuchungen Vorbehalten bleibt. Die endogene Gährung stellt in vielen Fällen eine direkte Fortsetzung der ektogenen dar und es kann dies um so leichter geschehen, als der Magen des Säuglings nicht so viel Salzsäure produzirt, um nach Bindung der in grosser Menge vorhandenen Alkalien der Kuhmilch noch freie Säure zur Tüdtung der mit der Nahrung eingeführten Keime übrig zu haben. Der Verdauungs- schlauch des Säuglings ist dem Eindringen der mit der Nahrung eingeführten Keime schutzlos preisgegeben. Die im Magen, wie die im Dünndarm ablaufenden Gährvor- gänge verlaufen, letztere bei Abschluss des Sauerstoffes, ausschliess- lich oder vorwiegend unter Zersetzung des Milchzuckers zu ab- normen Säuren (Dyspepsia, Diarrhoea acida). Im unteren Ab- schnitte, wo der Zucker resorbirt ist, sind die Bedingungen zur Entstehung der Eiweissfäulniss gegeben. Im klinischen Bilde ruft der Genuss der ektogen zersetzten Milch die Erscheinungen einer akuten Intoxikation mit heftigen lo- kalen Reizsymptomen , unter Umständen auch Collaps, Cyanose, Dyspnoe hervor (Bild der Cholera infantum). Unter den endogenen Gährungsvorgängen ist die isolirte Magen-Gährung, welche Auf- stossen, saures Erbrechen, schliesslich Atonie und Ektasie des Ma- gens hervorruft, die Dünndarmgährung, welche unter dem Bilde der diarrhoea acida der Autoren und die Dickdarmgährung, welche mit den Erscheinungen einer leichten Colitis verläuft, zu unterscheiden Charakteristische Verschiedenheiten von diesen Zuckerdyspep- sien zeigt das Verhalten der Stärkedyspepsie, wie sie bei den zu früh mit mus- und stärkemehlhaltigen Präparaten gefütterten Kindern auftritt. Hier kommt es erst nach einiger Zeit und im unteren Theile des Darmkanales durch Umwandlung der unverdauten Stärke in leichter angreifbare Verbindung zur Entstehung saurer, fäkulenter Diarrhöen, die zum Uebergang in chronisch-katarrha- lische Zustände neigen. Erst im weiteren Verlauf können sich 55G Neue Litteratur. choleraartige Symptome oder ein Fortschreiten auf die oberen Darm- partieen und den Magen einstellen. Die bei den beschriebenen Formen auftretenden Veränderungen der Darmwandungen sind als sekundäre zu betrachten. Heubner fragt an , ob der Vortragende die bei abnormen Gährungen auftretenden Toxine schon näher untersucht habe. Escliericli erwidert, dass er die toxischen Eigenschaften der in der Wärme geronnenen Milch auch experimentell durch Verbit- terung derselben an junge Thiere konstatirt habe, die daran zu Grunde gingen. Soimenberger glaubt, dass auch aus dem Futter der Kuh giftige Stoffe (Colchiciu) in die Milch übergehen und auf die Kinder schädlich wirken können. (Schluss folgt.) Neue Litteratur zusammengestellt von Da. Abthub Wübzbubg, Bibliothekar lm Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Schjeruing, Die Lehre von den Mikroorganismen in ihrem Einfluss auf die Ge- sundheitspflege. (Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Medic. Bd. LI. 1889. Heft 2. p. 387-440.) Morphologie und Systematik. Smith, J. 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Ist diese Form der Darstellung für die Zeichnung unthunlich, und lässt sich dieselbe nur mit Bleistift oder in sogen. Halbton -Vorlage her stellen, so muss sie jedenfalls so klar und deutlich gezeichnet sein, dass sie im Autotypie- Verfahren (Patent Meisenbach) vervielfältigt werden kann. Holzschnitte können nur in Ausnahmefällen zugestanden werden, und die Re- daktion wie die Verlagshandlung behalten sich hierüber von Fall zu Fall die Entscheidung vor. Die Aufnahme von Tafeln hängt von der Beschaffenheit der Originale und von dem Umfange des begleitenden Textes ab. Die Bedingungen, unter denen dieselben beigegeben werden , können daher erst bei Einlieferung der Arbeiten festgestellt iverden. Inhalt. Originalmittheilungen. Lubarsch, 0. , Ueber die bakterienver- nichtenden Eigenschaften des Blutes und ihre Beziehungen zur Immunität. (Orig.) (Schluss), p. 529. Referate. Cunningham, D. C., Are choleraic Com- ma-Bacilli, even granting that they are the proximate cause of choleraic Symp- toms, really efficient in determining the epidemic dififusion of cholera? p. 548. Duclaux, E., Sur la nutrition intracellu- laire. II., p. 546. Lesage, A.( Etüde clinique sur le Cholera infantile, p. 549. Moore, The analogy of Summer Diarrhoea and Cholera, p. 549 Netter, Recherches sur les meniugites suppurees, p. 549. Poncet, F., Note sur les microbes de l'eau de Vichy, source de „l’höpital“, p. 548. Untersuchungsmethoden, Instru- mente etc. Grünwaldt, Beschreibung des Sterilisa- tionsapparates zur Herstellung sterili- sirter Kindermilch, p. 550. Schutzimpfung , künstliche Infektions- krankheiten , Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Hoegyes, A., Contribution experimentale ä l’etude de quelques questions pen- dantes au sujet de la rage, p. 551. — , — , Vaccinations contre la rage avant et apres infection, p. 552. Jaksch, R. v., Ueber den klinischen Ver- lauf der Schutzpocken, p. 551. Originalberichte über Kongresse. Verhandlungen derSektion für Kinderheilkunde auf der 62. Na- turforscherversammlung zu Heidelberg. Cnopf, Quantitative Spaltpilzuntersuchun- gen in der Kuhmilch, p. 553. Escherich, Zur Pathogenese der bakte- riellen Verdauungsstörungen im Säug- lingsalter, p. 554. Neue Litteratur, p. 556. Frommannsclie Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. 1889. Centralblatt --- - No- 20 für Bakteriologie und Parasitenkunde. Inseraten-Anhang. Creolinum puriss. Pearson zeichnet sich gegenüber dem Original - Creolin durch einen noch höheren Gehalt an Phenolen (höhere Homologe der Carbolsäure) aus und löst sich auch in Aether vollkommen klar auf. — Ueber die Wirkung dieses für den medizinischen Gebrauch aufs sorgfältigste destillirten Präparates gehen von ärztlicher Seite fortgesetzt die günstig- sten Berichte ein. Zur Vermeidung jeder Verfälschung nur in Apotheken in plombirten 100 gr. 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Jährlich erscheinen zwei Bände. — 0$ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. $0— Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Para- sitenkunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte , etwaige Wünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuskript schreiben zu wollen oder direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Original -Mittheilungen. Ueber die nähere Natur der bakterientödtenden Substanz im Blutserum1). Von H. Büchner in M ü n eben. In einer früheren Mittheilung 2) wurde nachgewiesen, dass das zellenfreie Blutserum bakterientödtende Eigenschaften besitzt, und zugleich die Vermuthung ausgesprochen, dass diese Wirkung an die 1) Diese bereits abgeschlossenen Untersuchungen sollen im Archiv für Hygiene ausführlich publicirt werden. 2) Ueber die bakterientödtende Wirkung des zellenfreien Blutserums. (Central- blatt für Bakteriologie u. Par. Band V. 1889. No. 25.) VI. Bd. 38 562 Büchner, Eiweisskörper cles Serums gebunden sei. Diese Vermuthung hat sich bei einer Reihe, gemeinschaftlich mit Herrn Orthenberger aus- geführter, Versuche über Dialyse des Serums vollkommen bestätigt. Voraus bemerkt sei noch, dass weder Neutralismen des Serums noch Zusatz von Pepsin, weder Entfernung der Kohlensäure noch Behandlung mit Sauerstoff einen Einfluss auf die bakterientödtende Wirkung äussern. Alle in dieser Richtung angestellten Versuche hatten nur negatives Ergebniss; wir hatten bisher überhaupt nur ein Mittel kennen gelernt, um die Wirkung des Serums aufzuheben: die halbstündige Erwärmung auf 55° C oder die 6-stündige Er- wärmung auf 52° C. Es gibt aber noch ein Mittel, welches das gleiche bewirkt, und das ist die Dialyse. Zu den Versuchen über Dialyse wurden wir geführt durch die Erwägung, dass es gelingen müsste, den wirksamen Stoff im Serum, falls derselbe eine krystalloide Substanz sein sollte, dialytisch von den übrigen Bestandtheilen zu trennen und ins Diffusat überzu- führen. Zur Dialyse dienten meist Glascylinder von 12 cm Durch- messer, mit Pergamentpapier von guter Sorte Überbunden; als Aussenflüssigkeit ein grosses emaillirtes Gefäss mit 4 Liter destil- lirten Wassers. Das Ganze wurde durch zweistündiges Auskochen sterilisirt, dann mit einer grossen Glasglocke zum Schutz gegen Luftkeirae bedeckt. Das Serum stammte von Hunden oder Kanin- chen und war stets aus Vollblut durch freiwillige Ausscheidung er- halten. Die Höhe der Serumschichte auf dem Dialysator betrug stets nur einige mm. Die Dialyse erfolgte im Eisschrank bei niedriger Temperatur und dauerte meist 18 — 36 Stunden. Das Resultat war, dass das Serum bei Dialyse gegen Wasser seine Wirksamkeit auf Bakterien vollkommen verliert, während die nicht-diaiysirten Kontrolproben wirksam bleiben. Es erweckt dies den Anschein, als ob die wirksame Sub- stanz aus dem Serum bei der Dialyse entfernt werde; allein im Diffusat ist ebenfalls keine Spur von jener Wirksamkeit anzutreflfen. Es kann sich also nicht darum handeln, dass die wirksame Sub- stanz aus dem Serum herausdiffundirt, sondern es kann sich nur um irgend eine indirekte Wirkung der Dialyse handeln. Die einzige genau bekannte Wirkung der Dialyse auf das Serum ist aber die Entziehung der Mineralsalze. Darin musste zunächst auch der Grund für das llnwirksamwerden des Serums vermuthet werden. Eine sichere Entscheidung hierüber Hess sich dadurch gewinnen, dass man das Serum nicht gegen blosses Wasser dialysirte , sondern gegen eine Salzlösung vom nämlichen Gehalt, wie er der Salzmenge des Serums entspricht. Die Möglichkeit eines Ueberganges organischer Substanzen ins Diffusat ist hierbei nicht ausgeschlossen, wohl aber die Möglichkeit eines Verlustes der Salze. Der Salzgehalt des Serums beträgt nach den darüber vor- handenen Angaben 0,7— 0,8 Procent, und zwar besteht derselbe ganz vorwiegend aus Chlornatrium. Es wurde deshalb eine 0,75- oder 0,8-procentige Kochsalzlösung zur Dialyse verwendet, mit Zu- satz von so viel kohlensaurem Natron, dass die Alkalescenz der Kochsalzlösung jener des betreffenden Serums genau entsprach. Ueber d. nähere Natur d. bakterientödtenden Substanz im Blutserum. 563 Bei Dialyse gegen diese Lösung blieb die Wirksamkeit des Serums vollkommen erhalten. Dies beweist, dass die tödtende Wirksamkeit nicht von einer diffusiblen organischen Verbindung ausgeübt wird. Alles spricht vielmehr für die entscheidende Bedeutung des Salzgehaltes des Se- rums. Es wurde dahin gestrebt, für diesen Schluss noch andere, direktere Beweise zu erlangen. Man kann das Serum noch auf andere Weise als durch Dialyse seiner Salze berauben, dadurch, dass mau dasselbe mit einem grösseren Volum destillirten Wassers verdünnt. Die vorhandenen Salze werden hierdurch auf ein viel grösseres Volum vertheilt, und der Erfolg ist der nämliche, wie der einer Entziehung der Salze. Andererseits kann man, bei gleicher Verdünnung, den Salzgehalt auf gleicher Höhe belassen, indem man die Verdünnung, anstatt mit Wasser, mit physiologischer Kochsalzlösung vornimmt. Der Unterschied in Bezug auf die Wirksamkeit des Serums auf Bakterien ist in beiden Fällen ein sehr bedeutender. Ein Versuch mag dies veranschaulichen. Serum aus Kaninchen-Vollblut, 4 Tage alt, vollkommen klar. Eine Portion wird mit sterilem destillirtem Wasser verdünnt, eine andere mit steriler 0,75 °/0 NaCl- Lösung, beide Male in den Ver- hältnissen 1:4, 1:9 und 1 : 19. Aussaat von Typhusbacillen bei 37° C. Sofort nach der Impfung und dann nach 4 und 24 Stunden wurden aus jeder Serumröhre mit der nämlichen Oese Proben entnommen und zu Plattenkulturen verarbeitet. Substrat Aussaat Kolonieenzahl I. Platte sofort nach Impfung II. Platte nach 4 Stunden III. Platte nach 24 Stunden | 1 ccm Serum | 5 ccm Aq. dest. 1 ccm Serum | + | 9 ccm Aq. dest. 1 ccm Serum + 19 ccm Aq. dest. 1 ccm Serum + 5 ccm 0,75° 1 0 NaCl 1 ccm Serum ) + l 9 ccm 0,75°|o NaCl Typhus B. 8580 12110 1 ccm Serum 1 + | 19 ccm 0,75n|o NaCl 7900 13600 8140 7700 10500 8540 7910 10400 11600 9864 2000 1260 2 5 2 0 131 320 336 14399 462000 468000 4 12 38* 564 Büchner, Der Unterschied tritt hier ausserordentlich klar zu Tage. Der- selbe zeigte sich noch verschärft nach weiterem 2tägigem Aufent- halt der Serumproben bei 37°. Die mit Wasser verdünnten Proben zeigten jetzt ohne Ausnahme reichliche Entwickelung von Typhus- bacillen , während die mit Kochsalzlösung verdünnten Proben, mit Ausnahme einer einzigen, sich sämmtlich steril erwiesen. Das destillirte Wasser wirkt somit in hohem Grade schädigend auf das Serum und beraubt dasselbe einer seiner werthvollsten Eigenschaften, der bakterienvernichtenden Wirksamkeit, während die physiologische Kochsalzlösung als blosses unschädliches Ver- dünnungsmittel wirkt und die Funktion intakt lässt. Dass die Salze nicht zur chemischen Konstitution des Eiweiss- moleküls gehören, dass sie nur in einer eigenthümlichen lockeren Verbindung mit den Albuminaten sich befinden , ist aus den For- schungen über Dialyse der Eiweisskörper längst bekannt. Es kann daher nicht überraschen, wenn bei stärkerer Verdünnung von Albuminatlösungen die Salzmoleküle nicht mehr an den Molekül- gruppen („Micelle“ nach Nägel i) der Albuminate festhaften, sondern sich zwischen den Wassermolekülen gleichheitlich ver- theilen. Es ist ein Diffusionsvorgang im Kleinen, der hier statt- findet, und das Resultat ist für die Wirksamkeit des Serums das nämliche, wie jenes der Dialyse versuche im Grossen. Die Aufhebung der bakterientödtenden Wirk- samkeit des Serums bei der Dialyse gegen Wasser erklärt sich demnach zweifellos aus dem Verlust der Mineralsalze. Aber die Salze an sich können nicht die Ursache der Bakterienvernichtung sein. Dafür ist ihre Menge im Serum eine viel zu geringe. Ausserdem haben wir durch besondere Versuche nachgewiesen, dass selbst die 3— 4fache Menge von Salzen auf Typhusbacillen keine nachtheilige Wirkung ausübt. Sondern dieSalze wirken nur insofern, als ihr Vorhandensein eine unerlässliche Bedingung für die normale Be- schaffenheit der Albuminate des wirksamen Serums dar st eilt. Die Versuchsergebnisse zwingen uns, die Ei weisskörper des Serums selbst als diejenigen Substanzen anzu- sehen, von denen die bakterientödtende Wirksamkeit aus geht. Auch hier besteht die Gefahr eines Missverständnisses. Keineswegs die Eiweissstoffe als solche, wie wir sie mit unseren gegenwärtigen chemischen Methoden, durch Fällung, Filtration, Dialyse u. s. w. mehr oder weniger rein herstellen können, sind es, an die man sich die Wirkung gebunden zu denken hat. Eine künstliche Lösung von Serumglobulin und Serumalbumin würde niemals tödtende Wirkungen auf Bakterien entfalten können , weil ihr jener eigentümliche „wirksame Zustand“ fehlt, der dem Serum von der Entnahme aus dem lebenden Körper her innewohnt und der durch Erwärmung auf 52 oder 55° vernichtet wird. Gerade die besonderen Eigenschaften des wirksamen Serums sind es, auf die es ankommt. Worin liegt die Verschiedenheit zwischen wirksamem und unwirksamem Serum? In der früheren Mit- ber d. nähere Natur d. bakterientodtenden Substanz im Blutserum. 565 theilung wurden bereits Versuche in dieser Beziehung erwähnt, welche ein negatives Resultat ergeben hatten. Die Schwierigkeit, eine chemische Reaktion in dem hier gewünschten Sinne zu finden, liegt vor allem schon darin begründet, dass der wirksame Zustand, um dessen Nachweis es sich handelt, durch die Reaktion selbst möglicherweise zerstört oder verändert wird. Der wirksame Zustand der Albuminate des Serums besitzt keine nähere Analogie mit dem wirksamen Zustand der ungeformten Fermente, weil letztere erst bei viel höherer Temperatur aus dem wirksamen in den unwirksamen Zustand übergehen, und ferner, weil nachtheilige Wirkungen von Enzymen, z. B. von Pancreatin auf Bakterien, nicht nachzuweisen sind , während viele Bakterienarten ihrerseits selbst (z. B. der Choleravibrio) Enzyme produciren. Der wirksame Zustand der Albuminate des Serums bleibt eine Erscheinung sui generis. Wichtig ist, dass dieser Zustand mit der Entnahme des Serums aus dem Körper allmählich verschwindet, und dass ceteris paribus das zellenhaltige Blut immer noch energischer auf Bakterien einwirkt, als das zellenfreie Serum. Der Kontakt mit den lebenden Blutkörperchen scheint also konservirend zu wirken; hieraus ergibt sich die Möglichkeit, den wirksamen Zustand der Serumalbuminate in Beziehung zu denken zum Zustand der Albu- minate in den lebenden Zellen, von dem Pflüger und O.Löw annehmen, dass er chemisch von dem Zustand der Albuminate in todten Organen verschieden sei. Jedenfalls ist es merkwürdig, dass der wirksame Zustand der Serumalbuminate bei der nämlichen Temperaturgrenze aufgehoben wird, bei der das Leben der meisten thierischen Organismen erlischt, obwohl wir es beim Serum nur mit einer Intercellularflüssigkeit zu tliun haben. Wie dem auch sein mag: der wirksame Zustand der Albuminate des Serums ist eine Thatsache, an der sich nicht mehr zweifeln lässt. Für seine Erklärung gibt es zwei Möglichkeiten: entweder beruht der Unterschied gegenüber dem unwirksamen Zustand auf einer chemischen Verschiedenheit, d. h. einer Verschiebung und andersartigen gegenseitigen Bindung der Elementaratome innerhalb der einzelnen chemischen Moleküle; oder wir haben es mit einer verschiedenen molekular-physikalischen Beschaffenheit zu thun, einer besonderen Anordnung der Eiweissmoleküle innerhalb jener grösseren Gruppen oder „Micelle“, welche dem organisirten Zustand entsprechen — einer Verschiedenheit also im mice llaren Aufbau. Die Physiologie der Serumalbuminate hat sich bisher nur mit dem unwirksamen Zustand derselben beschäftigt, weil ihr keine Hülfsmittel zu Gebote standen, den wirksamen Zustand zu erkennen und zu erforschen , von dessen Existenz man daher gar nichts wusste. In den Bakterien haben wir nun ein Reagens kennen ge- lernt, welches gestattet, diesen wichtigen Aufgaben näher zu rücken, und Fragen in Angriff zu nehmen, welche bis dahin verschlossen waren. München, 14. Oktober 1889. 566 Mendoza, Zur Eigenbewegung der Mikrokokken. Von Prof. Mendoza in Madrid. In Folge der Mittheilung von Dr. Ali- Cohen in diesem Central- blatt vom 8. Juli d. J. kann ich nicht umhin, mir in dieser Frage die Priorität zu wahren, indem ich schon im November 1887 den ersten beweglichen Micrococcus entdeckt und darüber im März 1888 in der Madrider Gesellschaft für Biologie eine Mittheilung gemacht habe, die noch im selbigen Monate in der Zeitschrift „Boletin de Mediciue y Cirugi“ veröffentlicht wurde, wie auch in der biblio- graphischen Beilage der „Semaine m6dicale“ No. 1. Jan. 1888 er- wähnt ist, während das Centralblatt diese Veröffentlichung über- sehen hat, obwohl dasselbe in No. 21 des III. Bandes einer anderen Arbeit Erwähnung thut, die in demselben Hefte des Madrider Blattes erschienen war. Es handelte sich wohl nur um ein zu- fälliges Versehen. Folgende Uebersetzung meiner Mittheilung in der Madrider Gesellschaft für Biologie scheint mir hinreichend, um meine Priorität in der beregten Frage zu begründen: Uefoer einen neuen Micrococcus. Von Anton Mendoza, Vorsteher des Instituts für pathol. Anatomie und experim. Pathologie. Ist die Behauptung, dass alle Mikrokokken bewegungslos sind, allgemein gültig? In meinen Vorträgen vom Jahre 1884 verneinte ich noch entschieden , meiner damaligen mit der Meinung der Bakteriologen übereinstimmenden Erfahrung gemäss, die Eigen- bewegung der Species Micrococcus, die ich auch heute noch, der Ansicht Z o p f ’s und anderer Pleomorphisten entgegen, für eine morphologisch wohl definirte und konstante Art halte. Auch ist es mir nicht bekannt, dass Jemand bei dieser Species Eigen- bewegung angegeben hätte, da ja doch Zopf ’s Merismopoedia undBacterinm merismopoedioides des Hühnerdarras nicht als Mikrokokken anzusehen sind. Gelegentlich meiner, nebenbei gesagt ganz befriedigend aus- gefallener, Untersuchungen behufs Isoliruug der Sarcina ven- triculi (Goodsir) fand ich auf den Platten eine dieser in den ersten Entwickelungsmomenten ziemlich ähnliche Kolonie, von der ich eine Portion zur weiteren Untersuchung bei starker Vergrösserung entnahm. Zu meinem grossen Erstaunen nahm ich dabei wahr, dass ich es mit einem Micrococcus tetragenus mit lebhaftester Eigenbewegung zu thun hatte. Zur Eigenbewegung der Mikrokokken. 567 Es wurden sofort Einzelkulturen auf verschiedenen Nährböden angelegt und das biologische Studium der Art unternommen, wobei ich die Ueberzeugung gewann, dass es sich um einen Micrococcus handelte, der in der Gruppe der tetragenen oder meristischen Pilze unterzubringön wäre. Auf fast allen Böden wächst er gut, doch ist seine Entwickelung eine langsame und führt fast immer zur Bil- dung einer reichlichen Bindemasse. Auf Gelatineplatten sind die Kolonieen oberflächlich, was zusammen mit der spärlichen Ent- wickelung unter Glimmerplatten auf einen aerobischen Charakter hindeutet. Die Kolonie ist weiss, etwas schmutzig, kreisförmig mit scharfen Rändern und unter dem Stereomikroskop feinkörnig, nicht nur an der Oberfläche, sondern auch in der inneren Textur und am Rande; in der Mitte ist sie natürlich mehr dunkel und an dem Rande mehr durchsichtig , was ohne Zweifel von der ver- schiedenen Dicke der einzelnen Stellen herrührt. Die Gelatine wird von diesem Micrococcus nicht verflüssigt. Mit zunehmendem Alter nimmt die Kultur Zuckercouleur an, wohl in Folge der Bildung von Stoffen , die ich noch nicht habe bestimmen können, und verbreitet einen skatolähnlichen Geruch. Auf Agar-Agar beobachtet man fast das Gleiche. In flüssigen Nähr- böden (Fleischbrühe, Blutserum, Aufgüssen etc.) ist die Entwickelung ebenfalls langsam und die Kultur sinkt im Recipienten zu Boden. Morphologisch zeigt sich dieser Micrococcus immer tetradisch oder in Halterenform mit deutlicher Neigung zur Tetragnie. Einzelne Formen machen davon eine Ausnahme. Sie haben eine deutlich sicht- bare Kapsel, eine eigene Hülle und ein feinkörniges Protoplasma, das man in den zu Boden gesunkenen Exemplaren in flüssigen Medien sich in der Mitte zusammenziehen sieht, wobei es eine grössere Brechbarkeit annimmt und der Sporenform von Saccharomyces ähnelt. Bei den Kulturen in flüssigen Mitteln kann man die Eigenbewegung studiren; sie besteht in raschem Vorwärtsrollen der Tetraden, die in verschiedenen Richtungen um ideale Achsen sich drehen. Indem ich mich heute mit dieser vorläufigen Mittheilung über die biologisch hochwichtige Beobachtung begnüge, die ich weiter zu verfolgen nicht unterlassen werde, erlaube ich mir für den neuen Mikroorganismus, in Anbetracht seiner morphologischen Eigenschaften, seiner Beweglichkeit und seiner Herkunft, den Namen Micrococcus tetragenus mobilis ventriculi vorzu- schlagen. Madrid, den 20. Juli 1889. 568 Mikroorg. in Luft von Kanälen. — Tuberculose. Referate. Carpenter, A., Microbic life in sewer air. (The British Medical Journal. 1889. pag. 1403.) C. entwickelt in dem Aufsatze die auf Grund älterer Arbeiten gefassten Ansichten über das Leben der Mikroorganismen in der Luft von Kanälen und die Verbreitung von Infektionskrankheiten durch dieselbe. Versuche mit den neueren bakteriologischen Me- thoden sind nicht angestellt worden. Die in der Arbeit ausgesprochenen Ansichten stehen zum Teil im schroffsten Widerspruch zu unseren heutigen Kenntnissen vom Leben der Bakterien. Prausnitz (München). fitudes experimentales et cliniques sur la tubercu- lose publides sous la direction de M. le professeur Yerneuil. Tome II. Fasicule 1. Paris (Masson) 1888. Das vorliegende erste Heft des zweiten Bandes — Ref. des ersten Bandes diese Zeitschrift, Bd. II. p. 444 und IV. p. 519 — ist von gleicher Reichhaltigkeit wie seine Vorgänger. 1) LerouXf La tuberculose du premier age, d'apres les observations inedites du professeur Larrot. Die Beobachtungen datiren aus der vorbakteriellen Zeit und sind rein pathologischer resp. klinischer Natur. 2) Cornil, Sur la tuberculose des Organes genitaux chez la femme. Ausschliesslich pathologisch - anatomische Studie. Der Verf. weist zum Schlüsse darauf hin, dass die Diagnose intra vitam schwer zu stellen sei ; man müsse zu diesem Zwecke in den käsigen Klümpchen des Ausflusses nach Tuberkelbacillen suchen, und wenn sie vermisst würden, davon Kulturen auf Glycerin-Gelatine anlegen und Meerschweinchen intraperitoneal impfen. 3) Cavagnis, Sur Tinjection souscutanee de mattere tuberculeuse en quantites croissantes. Der Verf. hat Kaninchen in steigender Progression tuberculöses Sputum — von Yxnnr bis ^ g — subkutan injicirt. Die ersten sechs Thiere starben in dem Zeiträume von 20 bis 46 Tagen nach Beginn der Injektionen und zeigten zwar käsige Abscesse unter der Haut, aber keine Erkrankung der inneren Organe, während zwei Kontrol- thiere Tuberculose bekamen. Später wiederholte er dieses Experi- ment an 10 Kaninchen; davon starben 8 zu früh, zwei zeigten 43 Tage nach Beginn der Injektionen durchaus gesunde innere Organe. Ob in diesen Fällen die Diagnose durch die mikroskopische Bacillenuntersuchung verificirt wurde, darüber findet sich keine Mittheilung. Tubereulose. 569 4) l)e Torna, De l' antag onisme entre le Bacterium Termo et le Bacillus tuberculosus ä propos de bacteriotherapie. Um zu ermitteln, ob der Tuberkelbacillus durch die sogenannte Bakteriotherapie wirklich zu beeinflussen sei, stellte de T. zwei Serien von Experimenten betreffs 1) der Einwirkung der Fäulniss auf den Bacillus und 2) der Einwirkung des Bacterium Termo auf denselben an. Die erste Serie ergab, dass nach höchstens 15 Tagen die specifische Virulenz der Bacillen — im Sputum — durch die Fäulniss vernichtet wurde (andere Untersucher haben bekanntlich ein entgegengesetztes Resultat erhalten. Ref.). Behufs Beantwortung der zweiten Frage legte er Mischkulturen von Tuberkelbacillen und Bacterium Termo an uud impfte ausserdem Thiere auf verschiedene Weise mit einer frischen Mischung von Reinkulturen der beiden Pilzarten. Im ersteren Falle entwickelten sich stets beide Arten, in letzterem wurden sämmtliche Thiere tuberculös. Dagegen wurde die Virulenz von Reinkulturen des Tuberkelbacillus durch Vermischen mit Urin , Blutserum , Ascitesflüssigkeit oder Abscesseiter und Faulenlassen der Mischungen binnen Kurzem vernichtet. Verf. schliesst daraus, dass die Vernichtung des Tuberkelbacillus durch die Fäulniss vielleicht der Wirkung von Stoffwechselprodukten oder auch von anderen Mikroorganismen, aber keineswegs dem Bacterium Termo zuzuschreiben sei. 5) Solles, Lifluence de Verysipele de l'homme sur Vevolution de la tubereulose experimentale du cobaye. Es wurden drei Meerschweinchen durch Impfung tuberculös gemacht uud dann mit subkutanen Injektionen von Erysipelkokken behandelt. Die Thiere starben nach viel längerer Zeit, als gewöhn- lich, und folgert der Verf. hieraus sowie aus dem Verlaufe der Infektion und dem Sektionsbefunde — die im Auszug nicht wieder- gegeben werden können, so dass deshalb auf das Original verwiesen werden muss — , dass das Erysipel eine antituberculöse Wirkung entfalte und zwar einerseits eine Allgemeinwirkung, die das Leben der Thiere verlängere, und zweitens eine Lokalwirkung, die auf die Zone der erysipelatösen Ausbreitung beschränkt ist. In dieser Zone übe das Erysipel eine resolvirende Wirkung aus auf die Induration des Unterhautzellgewebes, die Ulceration und die Ver- grösserung der Lymphdrüseu. G) Berlioz, Becher ches experimentales sur la vaccination et la guerison de la tubereulose. Die Versuche des Autors, Meerschweinchen durch Impfung mit tuberculösen Massen, die vorher einige Tage lang in der Peritoneal- höhle von Tauben verweilt hatten , für eine virulente Infektion refraktär zu machen, misslangen, da die Thiere sämmtlich tuber- culös wurden. Ferner probirte er, die Tubereulose in ihrer Ent- wickelung aufzuhalteu; und zwar verwendete er hierzu die Wärme — zwei inficirte Meerschweinchen wurden eine Zeitlang auf ca. | Stunde täglich in eine Temperatur von 40—44° gebracht, ohne Erfolg — und zahlreiche Antiseptika. Dabei wurde von diesen erst die sterilisirende Dose — die genügt, die Gelatine steril zu 570 Tuberculosö. machen — , dann die parasitentödtende — die ungefähr zehnmal so stark ist wie die vorige — , und schliesslich die Giftigkeit be- stimmt, die natürlich geringer sein muss, wie die Sterilisirungs- fähigkeit. Von sämmtlichen Stoffen waren nur drei genügend para- sitentödtend und dabei für den Organismus selbst nicht zu giftig: Benzophenon, Chinarindentinktur und Thymol. Keines dieser drei Mittel vermochte jedoch den Verlauf der Tuberculose bei den Ver- suchsthieren hintanzuhalten. Das letzte Mittel zeigte bei einem Phthisiker ebenfalls keinen Erfolg, wie es sich auch als wirkungs- los bei künstlich mit Milzbrand inficirteu Thieren erwies. 7) 3Iorel-Lavallce, Scrofulo- Tuberculose de la peau. Zunächst werden die Krankengeschichten von 10 sorgfältig und theilweise mit grosser Ausführlichkeit geschilderten Fällen von Hauttuberculose mitgetheilt. Bei einem Falle konnten in dem Eiter uud den Hautveränderungen selbst Tuberkelbacillen nicht nachge- wiesen werden, doch ergab die Impfung von Meerschweinchen mit solchen Stücken stets deutliche bacilläre Tuberculose. Die Behand- lung bestand in subkutanen Injektionen von Jodoformvaselin ; die Resultate waren ungleichmässig. Der Verf. verbreitet sich daun in eingehenden, im Referat nicht gut wiederzugebenden Erörterungen unter Berücksichtigung der bisherigen Litteratur über die bacilläre Aetiologie der Hauttuberculose, ihr Verhältniss zur Skrofulöse, ihre Formen etc. Den Schluss bilden kritische Betrachtungen über die autituberculöse Wirkung des Jodoforms; eine vollkommene Heilung wurde niemals erzielt. 8) lienaut , TJn mot sur les formes pneumoniques de la tuber- culose. 9) Biel , Note sur la pneumonie tuberculeuse lobaire. Der erstere Aufsatz enthält einige Betrachtungen über die verschiedenen Formen der Lungentuberculose und ihr anatomisches Verhalten; die Studie Riel’s ist rein pathologischen und klinischen Inhalts. 10) Avendaho, Sur un ulcere tuberculeux de Vavant-bras sur- venu par inoculation accidentelle. Die primäre Wunde war durch einen Furunkel erzeugt, und wurde, wahrscheinlich durch den Aufenthalt des Kranken in mit Phthisikern belegten Ivraukensälen, tuberculös. Die Untersuchung des Eiters zeigte zahlreiche Bacillen. Es gesellte sich dann eine Infiltration von Theilen der rechten Lunge hinzu. Die Wunde heilte durch mehrmalige Auskratzung und Cauterisatiou bei gleich- zeitiger Anwendung des präoperatorischen Verfahrens von Ver- ne ui 1, die Lungenerkrankung wurde durch Aufenthalt in einem Höhenklima zum Stillstand gebracht. 11) Tuffier , Un fait d' inoculation tuberculeuse chez Vhomme. Eine Quetschwunde der Fussbeuge wird tuberculös, woran sich eine fuugöse Erkrankung des Fussgelenkes schliesst, die durch Resektion geheilt wird. Tuberculose. 57 i 12) Valentin, Etüde experimentale de l’action de quelques agents chimiques sur le dcveloppement du bacille de la tuberculose. Diese Arbeit ist ein Resume der These V.’s über denselben Gegenstand mit einigen Erweiterungen und Zusätzen. Der Verf. prüfte die Wirkung von über 130 Stoffen auf die Entwickelung des Bacillus, indem er erstere in verschiedenen Koncentrationsgraden der Glyceringelatine (nach Nocard und Roux) zusetzte, dann mit Tuberculosereinkultureu beschickte und beobachtete, ob die Kolonieen sich gut, weniger gut, sehr schwach oder gar nicht ent- wickelten. Bezüglich der Resultate, die er erhielt, sei auf das Original verwiesen1). 13) Lepine et Paliard, Observations cliniques sur le traitement de la phthisie pulmonaire par l'acide fiuorhydrique. 14) Moreau et Caches, Contribution ä Vctude des inhalations d'acide ßuorhydrique dans le traitement des maladies des voies respiratoires. Beide Arbeiten sind schon in dem Sammelreferate über die antiparasitäre Therapie der Lungenschwindsucht in Bd. VI. No. 12 dieses Blattes S. 333 referirt. 15) Checcherelli, Le tannin dans la tuberculose des os et des articulations. Der Verf. stellte zunächst eine Anzahl Versuche an, um zu ermitteln, ob das Tannin antifermentative Wirkungen entfalte. Es wurde einer Anzahl thierischer Substanzen — Fleisch, Urin, Hydro- celeflüssigkeit — beigesetzt, die dadurch vor Fäulniss bewahrt blieben; ferner wurden 9 Thiere mit tuberculösen Massen und Tannin geimpft. Aus den erhaltenen Resultaten — die dem Ref. übrigens nicht genügend beweiskräftig zu sein scheinen — folgert der Verf. eine antituberculöse Wirkung des Tannins. Schliesslich erprobte er die Wirkung an einer Anzahl chirurgischer Tuber- culosen, 27 an der Zahl, und schliesst aus den erhaltenen guten Resultaten gleichfalls auf antituberculöse Eigenschaften des Mittels. Die letztere Folgerung scheint dem Ref. zu weitgehend, da erstens das Mittel nicht direkt zur Heilung der tuberculösen Atfektiouen verwendet, sondern nur zum Verband der frischen Wunden nach Entfernung der tuberculösen Herde — durch Amputation, Evide- mout etc. — gebraucht wurde, und dann, weil es meistens in Form von Gaze applicirt wurde, die mit einer Lösung von Tannin in Alkohol, der ja an sich schon ein Antisepticum ist, getränkt wurde. IG) Raymond et Artliaud , hltude sur le traitement ctiologique de la tuberculose en particuXier par le tannin. Die Verff. habeu ihre Untersuchungen über die Wirkung der Gerbsäure bei tuberculösen Erkrankungen fortgesetzt. Andere 1) Ein noch kürzeres Ilesume der V.’schen These, in dem genauere Angaben über die Anordnung der Experimente ganz fehlen, findet sich im Bulletin general de therapeutique. 1888. 30 j\l. p. 550. (lief, diese Zeitschrift. Bd. IV. S. C68 ) 572 Tubcrculose. — Peritonitis. Mittel, die sie versucht haben, lieferten ihnen weniger Erfolg wie das Tannin. Andererseits warnen sie davor, von letzterem zuviel zu verlangen; es ist nicht möglich, jeden Phthisiker zu heilen, sondern nur solche, bei denen die vorhandenen organischen Läsionen derart sind, dass sie nicht an sich den Tod herbeiführen können. Man kann nur das eventuell erreichen , die Entwickelung der Mikroben zu verhindern und der Ausbreitung der specifischen Ver- änderungen ein Ziel setzen ; die specielle hygienische Behandlung ist dabei nicht ausser Acht zu lassen. Auf diese Weise — Näheres über die Art der Darreichung cf. Original — haben sie bei nicht zu schweren Phthisen günstige Erfolge gehabt, die ganz kurz ge- schildert waren — vergleiche auch das Ref. in Bd. VI. No. 11. S. 300 dieses Blattes — , ebenso bei Meningitis tuberculosa und bei tuberculösen Abscessen. 1 7 ) Kiener et Forgue , Contributions ä Vctude de la tiiberculose buccale. Circumscripter Tumor der Wangengegend, dessen Diagnose anfangs zweifelhaft war, und der operativ entfernt wurde. Die histologische und bakteriologische Untersuchung bewies die tuber- culöse Natur desselben. 18) Vcrneuil, Traitement de Vhydrocele symplomatiquc de Ja tiiberculose de Vepididyme et du testicule. In zwei Fällen der bezeichneten Erkrankung führte Punktion mit nachfolgender Jodeinspritzung Heilung resp. bedeutende Besse- rung der Affektion herbei. Als Anhang des Heftes findet sich eine sehr vollständige Bibliographie der im Jahre 1S87 über Tuberculose erschienenen Arbeiten. W e s e n e r (Freiburg i. B.). Pawlowsky, A. D., Zur Lehre von der Aetiologie, der Entstehuugs weise und den Formen der akuten Peritonitis. Eine experimentelle Untersuchung. (Virchow’s Archiv. Band CXVII. Seite 469.) Die vorliegende, äusserst sorgfältige, aus dem Privatlaboratorium des Prof. Rosenbach in Göttingen hervorgegangene Arbeit bringt uns eine Reihe höchst interessanter und wichtiger Thatsachen über die Aetiologie, die En tstehungs weise und die Formen der akuten Peritonitis als Ergebniss einer grossen Anzahl experimen- teller Untersuchungen. Bloss W egner und Grawitz haben sich bisher mit diesem Gegenstände eingehend beschäftigt, ohne dass jedoch derselbe als abgeschlossen angesehen werden konnte. Die Bedeutung der in Rede stehenden Fragen mag es ge- statten, den Gang der Untersuchungen sowie die Resultate derselbeu genauer zu besprechen. Die Versuche wurden aseptisch und mit Vermeidung einer Verwundung der Eingeweide bei der Injektion von Flüssigkeiten in das Peritoneum vorgenommen. Peritonitis. 573 Die Untersuchungen bezogen sich auf die Einwirkung ver- schiedener chemischer Substanzen, ferner auf die von Mikroben, weiterhin des Darmsaftes und endlich einer Mischung von chemischen Stoffen mit Mikroben auf das Peritoneum. Von chemischen Stoffen kamen zur Verwendung Oleum cro- tonis, weil es ein sehr starker Reizerreger ist und nach der An- sicht einzelner Autoren selbständig Eiterung zu erregen vermag, ferner Verdauungsfermenttrypsin und die chemischen Lebenspro* dukte des Staphylococcus pyogenes aureus und des Streptococcus Erysipelatos. Crotonöl wurde in Emulsion mit Gummi arabicum sterilisirt in die Peritonealhöhle eingespritzt, '/io Tropfen wurde von den Thieren gut vertragen, während grössere Mengen Peritonitis haemor- rhagica bewirkten. Das Exsudat bestand ausschliesslich aus rothen Blutkörperchen unter seltener Beimischung von weissen Blutkörper- chen. Niemals wurden Mikroorganismen vorgefuuden. Vom Trypsin ertrugen die Thiere 0,05 g, während grössere Mengen Peritonitis haemorrhagica verursachten. Das Exsudat be- stand fast bloss aus rothen Blutkörperchen. Niemals fand man in demselben Mikroorganismen. Injektion von Ptomai'nen einer Kultur von Staphylococcus pyogenes aureus bewirkte gleichfalls hämorrhagische Peritonitis, während die Ptomai'ne der Erysipelkokken auf dem Peritoneum keine Ver- änderungen setzten. Niemals entwickelte sich bei der Injektion che- mischer Substanzen in die Bauchhöhle eine Peri- tonitis purulenta. Aus diesem Grunde ist Verfasser auch der Ansicht, dass es ohne Mikroben keine Eiterung gebe. Durch Einspritzung zweier Arten nicht pathogener Kokken konnte bei den Thieren weder mit, noch ohne Mischung mit che- mischen Substanzen Peritonitis erzeugt werden. Der Staphylococcus pyogenes aureus erwies sich als ein äusserst giftiges Agens für das Peritoneum und erzeugte stets eiterige Peritonitis. Nur ganz minimale Mengen ertrugen die Thiere ohne zu sterben. Je grösser die Menge der injicirten Mikro- organismen war, um so rascher gingen die Thiere zu Grunde. Der eiterige Charakter des Exsudates trat anfangs weniger, deutlicher aber bereits nach zwei Tagen hervor. Das Exsudat enthielt stets Eiterkörperchen und grosse Mengen von Staphylokokken. DerBacillus pyocyaneus erwies sich als pathogen. Erbewirkte intraperitoneal injicirt eine fibrinös-hämorrhagische Peri- tonitis. Im Exsudate fand man hauptsächlich rothe Blutkörperchen und grosse Quantitäten der Bacillen. Blieben die Thiere nach der Injektion mehrere Tage am Leben, so wurde das Exsudat eiterig. Mikro- skopisch wurde konstatirt, dass sich der Bacillus pyocyaneus in den Geweben und in den Organen vermehrt. Die Einwirkung des Darmsaftes auf das Peritoneum ist in Fällen von Perforationsperitonitis von wesentlicher Bedeutung. Darmsaft wurde theils unfiltrirt, thcils filtrirt, theils endlich nach achttägigem Stcrilisiren Kaninchen injicirt. Absolut tödtlich 574 Peritonitis. — Gastroenteritis mit Ikterus. wirkte bloss (1er unfiltrirte Darmsaft, während die chemischen Stolle bei der Perforationsperitonitis keine ätiologische Rolle spielten ; daraus geht hervor, dass als Ursache der Peritonitis nach Per- foration die Mikroorganismen anzusehen sind. Bei den meisten Kaninchen wurde nach Injektion von Darm- saft im Exsudate der Peritonealhöhle eine bestimmte Bacillenart gefunden. Kaninchen starben nach Injektion dieser Bacillen an hämorrhagischer respective eiteriger Peritonitis. Im allgemeinen sind sonach die Mikroorganismen die Erreger der Perforativperitonitis. Minimale, für Kaninchen unschädliche Mengen von Staphylo- coccus pyogenes aureus mit Agar, welches dem Erkalten nahe war, führten den Tod der Versuchsthiere an Peritonitis acuta fibrinosa, haemorrhagica, purulenta, herbei. Gerade die Anwesenheit des Agar, als eines äusserst günstigen Nährbodens, hat wohl hier, zumal bei der höheren Temperatur in der Peritonealhöhle, die Vermehrung der Mikroben begünstigt. Dieselbe Bedeutung kommt nach An- sicht des Vcrf. auch Blutpartikelchen , Stückchen von Fibrin, von zerknetetem und unterbundenem Gewebe, sowie von Fremdkörpern zu, falls sie, von Mikroben durchdrungen, im Peritoneum bleiben. Dasselbe Resultat wurde erzielt, wenn Staphylococcus pyogenes aureus mit Crotonöl oder Trypsin injicirt wurde. Aus dieser letzten Versuchsreihe ergibt sich sonach, dass che- mische Stoffe (Reizerreger) die Infektion und Peritonitis begünstigen, dass also unbedeutende Quantitäten von Staphylococcus pyogenes aureus rascher und leichter Peritonitis liervorrufen an einem durch chemische Substanzen gereizten Peritoneum, als am gesunden. Hinsichtlich der Einzelheiten dieser exakten Untersuchungen, welche uns wesentliche Aufschlüsse besonders über die Aetiologie der akuten Peritonitis geben, muss auf die Originalarbeit verwiesen werden. Dittri ch (Prag). Stirl, Otto, Zur Lehre von derinfektiösen fieberhaften, mit Ikterus komplicirten Gastroenteritis (Weil ’schc Krankheit). (Deutsche medicinische Wochenschrift. 1889. No. 39.) Ein vom Verf. auf Rosenbach’s (Breslau) Abtheilung be- obachteter Krankheitsfall , dessen Identität mit den Weil’ sehen Fällen nicht bezweifelt werden kann, scheint geeignet, über die Aetiologie der Krankheit Klarheit zu bringen. Die Erkrankung erfolgte nämlich so, dass ein Kanalarbeiter von den aufsteigenden Kloakengasen betäubt in die Jauche stürzte und dabei eine grosse Quantität derselben verschluckte. Dass mit Recht das Verschlucken von Jauche als einziges ätiologisches Mo- ment angesehen werden müsse, beweise ein zweiter Arbeiter, der, in derselben Weise verunglückt, unter den gleichen Symptomen, hinsichtlich deren wir auf das Original verweisen, erkrankte. Die Infektion sei also vom Verdauungstraktus aus erfolgt: das Auf- treten der Schüttelfröste deute auf eine schubweise Aufnahme der infektiösen Schädlichkeiten. Somit sei also der Weg der Infektion geklärt, betreffs der Natur der Infektionsträger jedoch war keine Gastroenteritis mit Ikterus. — Aktinomjkose. 575 Entscheidung zu erbringen: Goldsclimidt’s die Cylinder bc- setzenden Kurzstäbchen wurden nicht gefunden; ob die von anderer Seite beschriebenen Mikroorganismen (Brodowski, Dunin und Nauwerck) irgendwelche Bedeutung beanspruchen dürfeu, blieb wegen fehlenden Sektionsbefundes auch unentschieden. In den vorliegenden Beobachtungen habe es zum Zustande- kommen der Infektion jedenfalls nicht des Einwanderns von Mikro- organismen bedurft : nur das Einführen von Ptomai'nen oder von in der Jauche befindlichen Toxinen könnte das unmittelbare Auf- treten der Schüttelfröste nach dem Unfall erklären. Dort, wo die Krankheit ein Prodromalstadium zeigte, erfolgte wohl die Infektion durch kleinste Organismen, resp. durch die aus denselben produ- cirten Ptomai'ne, als dem toxisch wirkenden Agens, wozu es natür- lich einer geraumen Zeit bedürfe. Der Weg der Infektion erkläre auch das hervorstechendste Krankheitssymptom, den Ikterus. Die Wechselbeziehung zwischen diesem und dem Fieber wirke nach Rosenbach bestimmend auf den Verlauf der Infektionen vom Verdauungstraktus ein. Von den hierbei denkbaren Möglichkeiten komme für die Weil’ sehe Krank- heit diejenige in Betracht, nach der die Leber nicht im Stande ist, dem Gift einen Damm zu setzen, so dass dasselbe in die Blutbahn gelangt, Fieber erregt, zugleich aber auch eine noch energischere Lebensthätigkeit, vermöge deren der Körper der Infektiou entweder Herr zu werden vermag — mit Auftreten des Ikterus Beginn der Entfieberung — oder es gelingt dies nicht — daher trotz des Ikterus kein Fieberabfall, sondern letaler Ausgang unter pyämischen Erscheinungen. Der scheinbare Widersprach dieser Annahme mit Weil’s Behauptung, dass ein günstiger Ausgang für die Krankheit cha- rakteristisch sei, werde schon durch die Erfahrungen widerlegt, wonach eben der Ausgang je nach der Schwere des Falles variirt. Charakteristisch für die Weil’ sehe Krankheit ist demnach der Weg der Infektion und der dadurch bedingte Ikterus. Nur, wo der Darm die Eingangspforte ist, handelt es sich um diese Krankheitsform: danach gehört Fränkel’s Fall, Symptome der Weil’ sehen Krankheit im Anschluss au eine Wundinfektion (Deutsche med. Wochenschr. 1889. No. 9) nicht hierher. Nicht um ein morbus sui generis handle es sich, sondern um einen spe- ciellen Fall einer Infektion vom Verdauungstraktus aus. Abgesehen von dem charakteristischen akuten, fieberhaften Ikterus seien alle anderen Symptome durch die Allgemeininfektion bedingt. Am besten würde das Wesen der Krankheit durch die Be- zeichnung „infektiös fieberhafte, mit Ikterus komplicirtc Gastroen- teritis“ charakterisirt, da der Name „biliöses Typhoid“ zu sehr an Typhus abdominalis anknüpfe, mit dem die Sache doch absolut nichts zu thun habe. Max Bender (Düsseldorf). llolicnegg, J., Actinomycosis cutis faciei. (Jahresbericht der ersten Chirurg. Klinik des Hofrath Albert. Schuljahr 1887. Wien 1889. S. 30.) 576 Aktinomykose. Tilanus, C. B., Ueber einen Fall von Actinomycosis cutis faciei. (Münch, med. Wochenschrift. 1889. No. 31.) H. und T. publicircn je einen neuen Fall, in welchem die Akti- nomykose auf die Haut der Wange in der Ausdehnung vom unteren Lid bis nahe zum Rand des Unterkiefers lokalisirt war. Eine Menge von kleinen fluktuirenden Erweichungsherden mit der eigenartig blau- roth verfärbten Hautbedeckung, von Fisteln und kleinen Geschwüren und eine derbe Infiltration des unterliegenden und umgebenden Gewebes gaben ein auffallendes , bisher indes nicht selten be- obachtetes klinisches Bild. — Beidemal war man ausser Stande, durch einen Fistelgang in die Mundhöhle oder auf den Kiefer- knochen zu gelangen. II. aber vermuthet, dass die Strahlenpilze durch den Ductus Stcnonianus eingedrungen seien, erst in dem den- selben umgebenden Zellgewebe und dann später in der Haut der Wange Platz gegriffen hätten. T. verlegt mit Wahrscheinlichkeit die Invasionspforte in die Zähne, welche fast sämmtlich cariös waren. Ausserdem war noch ein Ulcus auf der Schleimhaut der Wange vorhanden. Nachdem wir seit der grundlegenden Arbeit J. Israel’s ge- wöhnt sind, einen Fall von Aktinomykose nach Massgabe des Ortes der Invasion des Pilzes einer bestimmten Gruppe der Aktinomykose einzureihen, kann Ref. nicht begreifen, mit wel- chem Recht man diese Fälle als Ilautaktinomykose bezeichnet. Wir sprechen dann von einer Hautaktinomykose, wenn der Strah- lenpilz durch die verletzte Oberhaut in das Gewebe invadirt, wie z. B. im Fall Müllers, in welchem ein Holzsplitter in die Palma manus eindrang und dort durch ihm anhaftende Pilze einen akt. Herd erzeugte, oder in den von Bertha mitgetheilten Fällen, in welchen von Druckblasen an den Händen aus aktinomy- kotische Neubildungen entstanden. In den Beobachtungen von H. und T. ist aber von irgend einem Anhaltspunkte, der für die Invasion durch die Oberhaut der Wange spräche, nichts erwähnt. Zudem halten die Autoren selbst die Mundhöhle für den Infektionsort, eine Ansicht, der man gewiss beistimmen wird, wenn man ihre Fälle mit den bisher bekannten, in ihrem Verlauf geklärten Fällen von Oberkiefer- und Wangenaktinomykose vergleicht. Es ist daher kein Grund vorhanden, diese Beobachtungen der Gruppe der Haut- aktinomykose einzureihen. Rotter (München). Mc Faclyean, J., The morphology of the Actinomyces. (Brit. med. Journ. 1889. p. 1339 — 44.) Wenn man mit Boström von den Bestandtheilen einer Acti- nomycesdruse die Keulen für Degenerationsprodukte, das Mycel für den wachsthums- und fortpflanzungsfähigen Theil hält, dann wird die Untersuchung des letzteren für die Erforschung der Entwicke- lungsgeschichte des Strahlenpilzes massgebend sein müssen. So sehr sich für solche Untersuchungen Material vom Menschen — wegen des fast stets reichlich vorhandenen Rasens — eignet, so wenig sind Actinomyceskolonieen vom Rind wegen des meist sehr spär- lichen Mycels und der Ueberfülle von Keulen zu verwerthen. Des- Aktinomykose. 577 halb benutzte Mc. Fadyean ein Aktinoinykom vom Samenstrang eines dreijährigen Ochsen, welches vorwiegend sog. Jugendformen von Strahlenpilzkolonieeu enthielt, zu einem eingehenden Studium der morphologischen Verhältnisse derselben. Wenn er dabei auch nichts wesentlich Neues entdeckte, so sind doch die Details seiner Arbeit eines eingehenden Referates werth. Er untersuchte Schnittpräparate, die nach der Gram’ sehen Me- thode gefärbt waren. Die Drusen bestanden aus einer centralen helleren, einer intermediären dichten und einer marginalen, wieder hellen Zone ; auf letztere folgten die Keulen, welche, wie schon au- gedeutet, meist spärlich vorhanden waren, manchmal ganz fehlten. Das Mycel war zusammengesetzt aus Kokken und Fäden. Die Kokken fanden sich am spärlichsten im Centrum, dichter in der intermediären, am zahlreichsten in der Randzone, welche fast aus- schliesslich daraus bestand. In letzterer bilden sie Haufen oder Ketten, welche mit der Längsachse radiär angeordnet sind und der Randzone ein gefrästes Aussehen verleihen. Auch Diplokokken und Theilungsbilder werden gefunden. Die Fäden sind im Centrum der Druse unregelmässig verfilzt, in der intermediären Zone radiär ange- ordnet, in der marginalen schiessen sie nur vereinzelt zwischen den Kokkenhaufen nach aussen. Er fand an ihnen die Zeichen des Zer- falls und der Theilung. Unregelmässige Segmentation mit ungleich grossen Theilstücken deutet er als Zeichen der Degeneration und des Todes, regelmässige als Beweis aktiven Wachstliums. In letz- terem Fall kann sich ein Faden in Bacillen oder Streptokokken theilen, beide Zerfallsarten können auch an ein und demselben Faden beobachtet werden. Oefters vermochte er, wie Boström, einen gefärbten Mycel- faden in eine Keule hinein zu verfolgen, der manchmal ebenso seg- mentirt war wie der ausserhalb der Keule gelegene Theil. Die Keulen fand er in Verbindung mit solchen Fäden , an welchen Zeichen gestörten Wachsthums und beginnenden Todes bemerkbar waren, denn sie waren feiner wie gewöhnlich, schwächer oder gar nicht gefärbt oder im Zerfall begriffen. Deshalb hält er mit Boström die Keulen für ein Degenerationsprodukt des Fadenendes. Von anderweitig, besonders am Rand gefundenen runden Schollen, welche sich in Refraktion und Tinktion genau so verhalten wie die Keulen, glaubt er, dass sie durch Entartung von Kokkenhaufen ent- standen sind. Innerhalb der eine Druse umgebenden Leukocyten resp. deren Kernen konnte er einzelne, in Haufen oder Ketten an- geordnete Kokken erkennen, welche im Kampfe mit der Zelle ent- weder untergehen oder siegen und sich dann in ihnen vermehren können. Diese mit Kokken erfüllten weissen Blutkörperchen sind es vorwiegend, welche die Aktinomykose in entferntere Körper- theile tragen und bei der Bildung von metastatischen Herden die Hauptrolle spielen. Die kleinsten, durch die Blaufärbung nach Gram leicht er- kennbaren Aktinomycesherde bestehen oft nur aus Kokken , im übrigen wie die mittelgrossen aus Kokkön und Fäden und event. Keulen. VI. Bd. 39 578 Aktinomykose. — Septikämie bei Kaninchen. Nach diesen Untersuchungen stellt er folgende Thesen auf: 1) Den Anfangspunkt in der Entwickelung der Aktinomykose bilden Kokken, welche entweder vom circulirenden Blutserum oder von Wanderzellen an Ort und Stelle geführt werden. 2) Die Kokken vermehren sich hier durch Theilung zu Ketten oder Haufen. 3) Manche von ihnen wachsen zu Fäden aus. 4) Das weitere Wachsthum geht sowohl von den Fäden als Kokken aus. Erstere vermehren sich durch Segmentation in Ba- cillen und diese wachsen wieder zu Fäden aus. 5) Die Fäden können auch in Kokken zerfallen. 6) Die Keulen sind Degenerationsprodukte der Fadenenden oder möglicherweise auch der Kokken. Jos. Rotte r (München). Fcsslcr, J., Ueber A ktinomyk ose bei m Mens eben. (Münch, med. Wochenschrift. 1889. No. 31.) F. berichtet über zwei typische Fälle von Aktinomykose am Unter- kieferwinkel bei einem 18 resp. 19 Jahre alten Dienstmädchen, welche in der von Nu ssbaum1 sehen Klinik auf operativem Wege geheilt wurden. — Dieselben haben insofern ein besonderes Interesse, als in Baiern bisher sehr selten — im Ganzen 5 Fälle — Aktinomy- kose beim Menschen beobachtet worden ist. Die erste der beiden Patientinnen stammte allerdings aus Württemberg, aber nahe der bayrischen Grenze, die zweite acquirirte die Krankheit sicher in München. Jos. Rotte r (München). Hamburger, H. J., Actinomyces im Knochen eines Pferdes. (Virchow’s Archiv. Band CXVII. Seite 423.) Hamburger theilt einen Fall von Aktinomykose des Kno- chensystems eines Pferdes mit. In den Markkanälen der Rippenknorpel, sowie in den Mark- höhlen des an den Knorpel grenzenden Knochens, ferner im rechten Femur und in der einen Tibia fand man Actinomycesrasen. Der Pilz war augenscheinlich vor längerer Zeit von kleinen Wunden am Beine aus eingedrungen und hatte sich auf dem Wege der Blutbahn im Körper weiter verbreitet. Dafür sprach der Um- stand, dass reichliche Actinomycespilze auch in den Blutgefässen der Knochen der unteren Extremitäten nachgewiesen werden konnten. Dittrich (Prag). Lucet, Sur une nou veile septicemie du lapin. (Annales de l’Institut Pasteur. 1889. No. 8. S. 403.) Verf. beschreibt eine neue Septikämie beim Kaninchen, die auch auf Meerschweinchen übertragbar ist, verursacht durch einen dem Hühnercholerabacillus ähnlichen Mikroben, der sich von letz- terem jedoch durch Nichtinfektiosität für Geflügel auszeichnet. Sitz der Infektion ist hauptsächlich das Blut, ferner Leber und Milz, welche beide beträchtlich anschwellen. Der Micrococcus dieser neuen Septikämie lässt sich in Bouillon und auf Agar bei Thierisehc Parasiten. 579 37° gut kultiviren, derselbe gedeiht jedoch nicht auf Gelatine. Die Krankheit ist durch Impfung übertragbar, aber nur schwer und unsicher durch Fütterung. Bemerkenswerth ist die Variabilität der Virulenz des Infek- tionserregers. Nach 13 — 14 Kulturen ausserhalb des Thierkörpers lassen sich Meerschweinchen nicht mehr inficiren, doch kehrt die volle Virulenz wieder bei mehrfacher Uebertragung auf Kaninchen. Namentlich durch den Einfluss des Sauerstoffs werden die Kulturen rasch abgeschwächt, und es bedarf täglicher oder wenigstens zwei- tägiger Uebertragung, um die Virulenz zu erhalten. Abgeschwächte Kulturen bewirken beim Kaninchen noch Eiterung. Aus dem Eiter auf ein neues Thier übertragen, gewinnt der Infektionserreger seine Virulenz wieder. Bei trächtigen Kaninchen findet ungehinderter Uebergang des Infektionserregers von der Mutter auf den Fötus statt. Büchner (München). Le lickart, Und., Die Parasiten des Menschen und die von ihnen herrührenden Krankheiten, ein Hand- und Lehrbuch fürNatur forscher und A e r z t e. 2. Aufl. Erster Bd. 4. Lief. 8°. IX u. 343 p. mit 131 Holzschn. Leipzig 1889. Preis 8 M. Die vor Kurzem erschienene vierte Lieferung des in seinen Vor- zügen allgemein bekannten Leuckart’schen Parasitenwerkes, das zum Muster für eine ganze Eeihe anderer Darstellungen geworden ist, behandelt ausschliesslich Trematoden und bringt dieselben fast zu Ende. Es hiesse wirklich Eulen nach Athen tragen, wollten wir uns des breiteren über die Darstcllungsweise unseres Altmeisters in der Helminthologie auslassen, der wie Keiner vor ihm die Kennt- nisse in diesem Gebiete erweitert hat und trotz der Beschränkung auf zoologische Forschungen doch die Bedürfnisse des Arztes in ausreichender Weise zu berücksichtigen weiss, soweit es sich um die von Helminthen verursachten Krankheiten (nicht deren Therapie) handelt. Wie sehr der Stoff gegen früher sich vermehrt hat, zeigt ein Vergleich des in den beiden Auflagen den Trematoden ge- widmeten Raumes; 186 Seiten reichten in der ersten Auflage hin — hier sind es schon, obgleich die in Rede stehende Ordnung noch nicht abgeschlossen ist, 440 Seiten gleichen Formates und gleichen Druckes; auch sind nur ganz wenige Holzschnitte aus der älteren Auflage mit herübergenommen, die meisten nach neuen Präparaten resp. Zeichnungen neu hergestellt. Schon darin spricht sich deutlich aus, wie viel dieser Abschnitt gegen früher gewonnen hat; wenn man nun berücksichtigt, welch wichtige Arbeiten in der Zwischenzeit (zwischen erster und zweiter Auflage) theils von dem Verf. selbst, theils von seinen Schülern, aber durch ihn veranlasst und beeinflusst, theils endlich von anderen Forschern erschienen sind, die hier alle zu einem Ganzen verknüpft werden, so ergibt sich auch damit die Vermehrung des wissen- schaftlichen Inhaltes, selbst bei einer Gruppe, welche als Parasiten des Menschen in Mitteleuropa eine nur untergeordnete Rolle spielt. 39* 580 Tinerische Parasiten. Die Schilderung der Trematoden beschränkt sich übrigens auf die endoparasitisch lebenden Formen, die Distomeen, nur gelegent- lich werden Organisation und Entwickelung der Polystomcen ange- führt und einige darauf bezügliche Abbildungen gegeben; nach Dar- stellung der Anatomie Cp. 1 — 60) und der Entwickelungsgeschichte der Saugwürmer (60 — 174) schildert Leuckart die beim Menschen schmarotzenden Arten : 1) D i s t o m u m hepaticum, dessen Lebens- geschichte endlich Dank den Forschungen des Autors und Thomas’ nun klar vor unseren Augen liegt (p. 178—328); 2) Distomum Rathouisi Poir., eine mit dem ersten verwandte Form (vergl. d. Centralbl. Bd. III. 1888. p. 186), deren Identität mit Distomum crassum wahrscheinlich gemacht wird (p. 328—336); 3) Distomum spathulatum Leuck. (= sinense Cobb.), mit welchem die Bälz- schen 1883 aus Japan beschriebenen Arten, Distomum hepatis endemicum und D. hepatis innoeuum, zusammenfallen (p. 336 — 355); 4) Distomum con.j un ctu m Cobb. fp. 355—359); 5) Distomum lanceolatum Mehl. (p. 359 — 399); 6) Distomum hetero- phyes v. Sieb. (p. 399—404); 7) Distomum pulmonale Bälz (p. 404 — 440) und 8) Distomum ophthalmobium Dies, (p. 440). Bei Distomum lanceolatum berichtet Leuckart ausführlich über seine leider vergeblich gewesenen Versuche, den richtigen Zwischenwirth zu finden; es gelang weder in Süsswasser- noch in nackten oder Gehäuse tragenden Landschnecken die Embryonen zur Weiterentwicklung zu bringen, obgleich dieselben besonders im Darm der einheimischen Nacktschnecken aus den Eiern ausschltipftcn und sich lebhaft im Darmschleim bewegten. Leuckart benutzte die Gelegenheit, um eingehende Studien über den Bau und die Bewegungsart dieser Embryonen anzustellen und wenigstens nach dieser Richtung hin unser Wissen zu vermehren. Die Zusammenziehung einer Anzahl als spezifisch verschieden in die Wissenschaft eingeführter Formen zu einigen wenigen wird gewiss allgemein begriisst werden ; nur wahrscheinlich gemacht wird dies für Distomum Rathouisi, das durch Poirier genügend be- schrieben ist, gegenüber dem anatomisch kaum näher bekannten D. crassum Busk. Sicher gehören aber die Bälz’ sehen Arten, D. endemicum und innoeuum, zusammen und zu D. spathulatum, wie Leuckart nach Untersuchung Bälz’scher Originale kon- statiren konnte; dass D. endemicum und innoeuum identisch sind, ist schon mehrfach angegeben worden und Blanchard bat dafür den Namen D. japonicum vorgeschlagen, der natürlich dem älteren spathulatum Lt. resp. sinense Cobb. weichen muss. Leider wissen wir über die Entwickelung dieser in Ostasien weit verbreiteten Art bis auf das Wenige, was I j im a angiebt, Nichts. — Nach Leuckart entpuppt sich nun auch das Bälz’sche Distomum pulmonale, welches die ostasiatische Haemoptoe hervorruft, ebenfalls als ein alter Bekannter; es ist dies das 1881 zuerst von Manson erwähnte und von Ringer auf Formosa im Menschen entdeckte Distomum Ringeri, das wiederum nach Leuckart dem schon 1878 von Kerbert beschriebenen Distomum Westermanni aus den Thierische Parasiten. 581 Lungen des Königstigers gleich ist. Ist dies richtig — und wir haben um so weniger Grund, an diesen Angabeu zu zweifeln, da abgesehen von der gleichen Heimath und von demselben Wohnsitz im Körper der Säuger Leu c hart seinen Ausspruch auf die Unter- suchung von Originalexemplaren verschiedener Herkunft basirt — , so scheint es uns nicht gerechtfertigt, den älteren Namen zu unter- drücken, wenn es auch als Unsitte bezeichnet werden mag oder eine solche ist, den Speciesnamen eines Parasiten nach seinem Ent- decker zu bilden; aber Leuckart behält selbst den Namen I). Rathouisi Poirier, der in analoger Weise gebildet ist, bei, frei- lich in der Erwartung, dass er schliesslich durch D. crassum Busk zu ersetzen sein wird. Hoffentlich sind wir bald in der Lage, eine nächste Lieferung des Werkes, zu der nach dem Ausspruche des Verf. schon Vor- arbeiten in grösserem Umfange vorliegen, auzeigen zu können. M. Braun (Rostock). Stossieli, 31., Brani di elmintologia tergestina. Ser. s e s t a. (Bollett. societ. adriat. scienz. natur. Trieste. Vol. XL 1889. 8°. 8 pg. c. 2 tav.) Der Verf. beschreibt des Näheren und bildet ab eine Anzahl neuer Distomen, die wir schon in seinen „Distomi degli pesci“ an- geführt haben. Ausser diesen werden noch behandelt: Distomum mollissimum Lev. aus dem Rectum von Alausa fiuta, Dist. obo- vatum Mol. Darm von Sargus Salviani, Dist. baccigerum Rud. Darm von Atherina hepsetus und Polystomum iutegerrimum Rud. aus der Harnblase von Bufo viridis; ferner Echinorhynchus pro- pinquus Rud. aus Gadus, Gobius; E. lateralis Mol. aus dem Aal, Taenia botrioplitis Piana aus Gallus domesticus und Ascaris ensi- caudata Rud. aus Turdus viscivorus. M. Braun (Rostock). , Stossieli, 31., I distomi degli anfibi. 8° 16 pg. (Sep.-Abd. aus: Bollett. della societä adriatica di scienze naturali m Trieste. Vol. XI. 1889.) Trieste 1889. Entsprechend seiner über die Distomen der Fische handelnden Arbeit erhalten wir von demselben Autor Zusammenstellung und Beschreibung der bisher iu Amphibien beobachteten Arten des Genus Distomum; es sind im Ganzen 23 Arten aus 24 Amphibieu- arten. Distomum cygnoides Zed., mentulatum Rud., variegatum Rud., retusum Duj., crassicolle Rud., clavigerum Rud., neglectum Linst., cyliudraceum Zed., endolobum Duj. u. vitellilobum Ölst, sind die in Amphibien geschlechtsreif werdenden Arten ; für Dist. tetra- cystis Gast., gyrini Linst., acervo - calciferum Gast., sirenis lacer- tinae Vaill., diffuso-calciferum Gast, und bufonis Linst., die nur ein- gekapselt beobachtet sind, sind die Amphibien die Z wischen wirthe. Dist. glabrum Crepl., linguatula Rud., mediaus Ölst., monas Rud., ovocaudatum Vulp., pelophylacis esculenti und repandum sind zweifel- hafte resp. ungenügend beschriebene Arten. 582 Thierische Parasiteil. Die Hauptmasse der Arteu fällt auf die Batrachier, vou denen z. B. unser grüner Frosch 10, der braune Grasfrosch 9 Distomeu besitzt; auf die meisten der geschwänzten Amphibien entfällt nur je eine Species Distomum, nur Triton alpestris hat 3, Salamandra maculosa 4 Arten. M. Braun (Rostock). Stossicli, Mich., Vermi parassiti in animali della Cro- azia. (Glasuika hrvatskoga naravoslovuoga druztva, god. IV. 1889.) 8°. 8 pg. con 2 Tav. Agram 1889. Die von Spiridion Brusina in einigen Thieren Kroatiens gesammelten Helminthen führt der Autor au; es sind folgende Arten : 1) Aucylostomum trigonocephalum Rud. in Canis familiaris. 2) Cosmocephalus papillosus Mol. im Magen von Larus canus. 3) Ascaris angusticollis Mol. Dünndarm von Buteo vulgaris. 4) Ascaris spiculigera Rud. Magen von Colymbus arcticus, Merganser castor, Carbo cormoranus und graculus. 5) Ascaris depressa Rud. im Darm von Aquila naevia und Gryps fulvus. 6) Ascaris microcephala Rud. im Magen von Ardea purpurea. 7) Filaria anthuris Rud. im Magen von Corvus frugilegus. 8) Spiroptera stereura Rud. in der Orbita von Aquila naevia. 9) Distomum croaticum n. sp. im Dünndarm von Carbo gra- culus; zur Gruppe Echinostoma gehörig; 32 — 48 mm lang, mit grossem Bauchsaugnapf; die beiden Hoden im hinteren Kör- perende und zwar hinter einander gelegen, davor der Keim- stock ; Dotterstöcke zu beiden Seiten des Körpers, sehr ent- wickelt und langgestreckt ; die bimförmigen Eier mit unipolarem, langem Filament. Genitalporus dicht hinter der Theilungsstelle des Darmes. 10) Monostomum mutabile Zed. in Gallinula chloropus. 11) Amphiline foliacea Wag. in der Leibeshöhle von Acipenser ruthenus. 12) Taenia multiformis Crepl. im Darm vou Ardea purpurea. 13) Taenia acanthorhyncha Wedl. im Dickdarm von Podiceps miuor. 14) Taenia platycephnla Rud. Darm von Sylvia hortensis. 15) Echinorhy nchus globocaudatus Zed. im Dickdarm von Syrnium uralense und aluco, sowie von Circus cyaneus. Es ist selbstredend, dass mit dieser „Basis einer Helminthen- fauna Kroatiens“ nur ein sehr bescheidener Anfang einer solchen gegeben ist; mit Ausnahme des Hundes sind nicht einmal die Hausthiere des genannten Landes untersucht worden und von er- sterem scheint nur ein und noch dazu fast helminthenfreies Exemplar Vorgelegen zu haben. Eine Anzahl der angeführten Arten sind in charakteristischen Theilen abgebildet. M. Braun (Rostock). Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten; Entwicklungshemmung etc. 583 Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Cornby, M., Rapport sur les mesures ä prendre pour combattre la transmission des maladies conta- gieuses da 11s les liöpitauxd’enfants. (Bullet, et Me- moir. de la societe medicale des Ilöpitaux. 1889, No. 9 — 12.) Eine mehrgliedrige Kommission, als deren Berichterstatter Com by funktionale, hatte über Massregeln zur Hintanhaltung der Weiterverbreitung von ansteckenden Krankheiten in Kinder- spitälern in mehreren, im Mai und Juni 1889 in der Societ6 me- dicale des Höpitaux in Paris abgehaltenen Sitzungen berathen und sich schliesslich über folgende Punkte geeinigt. 1) In jedem Kinderspitale soll ein eigener Arzt mit der Unter- suchung und Auswahl der Kinder vor ihrem Eintritte in den ge- meinschaftlichen Wartesaal betraut werden; diese Untersuchung ist in einem eigens für diesen Zweck eingerichteten Zimmer vor- zuuehmen. Der Arzt bestimmt dann die von ansteckenden Krank- heiten befallenen Kinder für die Isolirpavillons oder schickt jene, die nur behufs Konsultation kamen, in eigene, von dem gemein- schaftlichen Wartesaal getrennte Zimmer. 2) In jedem Kinderspitale sollen auch für die Aufnahme der zweifelhaften Fälle separirte Zimmer vorhanden sein. 3) Die Isolirpavillons für Diphtherie müssen auch Zimmer mit je einem Bette haben und zwar für jene Fälle von Diphtherie, die mit anderen ansteckenden Krankheiten vergesellschaftet sind. Diese Zimmer müssen überdies genügend isolirt sein. 4) Jedes Kiuderspital muss 4 Isolirpavillons besitzen, nämlich für Diphtherie, Masern, Keuchhusten und Scharlach, und noch einen Reservepavillon; die Krankenzimmer dürfen nicht mehr als 6 — 8 Betten enthalten. 5) Das Personal jedes Pavillons ist nach Möglichkeit von dem der anderen zu isoliren. 6) Sämmtliche Kleider, Bettgeräthe und sonstigen Gegen- stände, welche etwa von an ansteckenden Krankheiten leidenden oder verdächtigen Kindern beschmutzt worden sein konnten, sind mit Dampf zu desiuficiren, desgleichen die Kleider und Decken, welche während des Transportes in das Spital benutzt wurden; aber auch die Kleider von allen übrigen Kindern, selbst wenn sie bloss mit einer chirurgischen Krankheit ins Spital aufgenommen werden, müssen einer Desinfektion unterzogen werden. 7) In den Isolirpavillons sollen separirte Ankleidezimmer mit Blousen, Waschtischen und antiseptischen Substanzen sich be- finden. 8) Bett- und Fenstervorhänge sind verpönt und letztere durch aussen angebrachte Rouleaux zu ersetzen. 584 Schutzimpfung, küustl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 9) Die Leichenkammer und der Secirsaal müssen in einem be- sonderen Pavillon untergebracht sein; in ihnen sollen Blousen, impermeable Aermel, kaltes und warmes W asser und alles, was zur Desinfektion der Ilände nothwendig ist, vorräthig sein. Die Leichen der an ansteckenden Krankheiten gestorbenen Kinder sind der Desinfektion zu unterziehen. W e i c h s e 1 b a u m (Wien). Wollt', Max, U eher Vaccination neugeborener Kinder. (Virchow’s Archiv. Band CXVII. Seite 357.) Nachdem M. W’olff bereits früher (vergl. das Referat in diesem Centralblatte. Band IV. p. 68) nachgewiesen hatte, dass das Variolavirus unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht von der Mutter auf den Fötus übergeht, sonach die Impfung Schwangerer als Schutzmittel gegen Variola Neugeborener nicht anwendbar ist, stellt er nunmehr seine Erfahrungen über die Impfung neuge- borener Kinder zusammen. Die Impfung Neugeborener ist schwieriger, als die älterer Kinder. Deshalb ist es zweckmässig, bei jenen die Methode der Schnittimpfung anzuwenden. Ausserdem muss die Lymphe bei Neugeborenen sorgfältig in den Schnitt eingedrückt werden, damit sie nicht in den Wollhaaren hängen bleibt. In allen Fällen von Vaccination mit humanisirter Lymphe bei Neugeborenen war der Erfolg ein positiver; die örtlichen Reak- tiouserscheinuugen zeigten verschiedene Grade der Intensität; das Allgemeinbefinden war stets ungestört; niemals wurde ein Vaccine- fieber beobachtet. Das Resultat war stets dasselbe, ob nun die Mutter während ihrer Schwangerschaft geimpft worden war, oder nicht. Auch falls die Lymphe bereits durch mehrere Monate ohne konservirenden Zusatz in Capillarröhrchen aufbewahrt wurde, blieb der Erfolg nicht aus. Die Impfungen Neugeborener mit animaler Lymphe ergaben in jeder Hinsicht im Wesentlichen dasselbe Resultat, wie jene mit humanisirter Lymphe. Bei älteren Kindern vom 5. Lebensmonate an, welche unter glei- chen Verhältnissen und mit derselben Lymphe geimpft worden waren, wurde nach der Vaccination stets ein deutliches Fieber beobachtet. Hinsichtlich der Empfänglichkeit für Vaccine konnten zwischen neugeborenen und älteren Erstimpflingen keine Unterschiede kon- statirt werden. Der viel verbreiteten Annahme von der mangelhaften Em- pfänglichkeit Neugeborener für die Vacciuation kann Wolff auf Grund seiner Erfahrungen nicht beistimmen. Die Schutzdauer ist bei neugeborenen Kiudern wahrscheinlich dieselbe, wie bei älteren Kindern. Für kurze Zeit konnte in einem Falle die absolute Sicherheit gegen Pocken nachgewiesen werden. Aus diesen Untersuchungen des Autors geht sonach hervor, dass durch die Impfuug Neugeborene sehr gut gegen die Erkran- kung an Variola geschützt werden können. Trotzdem empfiehlt es sich nicht, alle Neugeborenen zu impfen, besonders die elenden, zu früh geborenen Kinder. Verhandlungen der 62. Naturforscherversammlung zu Heidelberg. 585 Die Verordnungen des deutschen Reichsimpfgesetzes, wonach die Impfung einerseits erst nach dem 3. Lebensmonate gestattet ist und andererseits sogar dieselbe erst am Ende des 2. Jahres gefordert wird, sollten nach der Ansicht des Verfassers aufgehoben werden. Di tt rieh (Prag). Foote, Ch. J., The sterilization of feces. (Amer. Journ. of the Med. scienc. 1889. Octob. p. 329-340.) Förster, J., Over de inwerking van keukenzout op het leven van bacterien. (Nederl. tijdschr v. geneesk. 1889. No. 8. p. 273—276.) Ueber die Wirkung von Kochsalz auf die Lebensfähigkeit der Bakterien. Richard et Chantemesse , Desinfection des matteres fdcales au moyen du lait de chaux. (Rev. d’hygiene. 1889. No. 7. p. 641— 644.) Originalberichte über Kongresse. Verhandlungen der Sektion für Kinderheilkunde auf der 62, Naturforscherversammlung zu Heidelberg. Referent: Dr. Escherich. (Schluss.) IV. Sitzung. Samstag, 21./IX. Vorm ittags 9 Uhr. Vorsitzender: Professor Heubner. Professor Heller aus Kiel als Gast demonstrirt sehr wohl- gelungene Präparate, welche das Eindringen des Soor pilzes in das Gewebe zeigen. Die ersten Angaben über Soorembolien von Zenker fanden wenig Beachtung. H. hat in 15 unter 30 Fällen ein Eindringen der kolbig angeschwollenen Mycelfäden senkrecht zur Oberfläche der Ge- schwürsflächen im Rachen, an den Stimmbändern, ja sogar durch das anscheinend unversehrte Trachealepithel hindurch konstatirt. Das mit Fäden durchsetzte Gewebe nimmt keine Kernfärbung an , ist also nekrobiotisch , in der Umgebung findet sich ein dichter Wall von Leukocyten. Diese Soorgeschwüre können auch anderen pathogenen Pilzen (Diphtheriebacillus) als Eingangspforte dienen. Auch in die Blutgefässe sieht man die Soorfäden eindringen, so dass die Ent- stehung von Metastasen daraus verständlich wird. Escherich -München hält einen Vortrag: „Zur Reform der künstlichen Ernährung im Säuglingsalte r“, worin auf die Nothwendigkeit der Sterilisirung der Kuhmilch und der Mengen- und Volumbestimmungen hingewiesen wird. Im Anschluss hieran demonstrirt E. einen von ihm konstruirten Milchkochapparat. Derselbe beruht auf dem S o xh let’schen Princip, jedoch erfolgt die Sterilisirung im strömenden Dampfe und das Ende derselben 586 Verhandlungen der 62. Naturforscherversanimluug zu Heidelberg wird durch einen Schwimmer selbstthätig angezeigt. Die Flaschen, 8 an der Zahl, tragen eine doppelte Graduirung in Cubibcentimetern und Nahrungsvolumina und werden mit Watte oder gleich mit dem Gummischnullcr versehen in den Topf gesetzt, woselbst sie bis zum Gebrauch verbleiben. Der Apparat wird von H. Münzin ger in München, Maffeistrasse, gefertigt. Discussion: Hoclisinger hält die Sterilisirung in diesem Apparate für umständlicher und weniger sicher, die Vorschrift für zu komplicirt. Er selbst ist in der von ihm geleiteten Wiener Milchsterilisirungsanstalt mit der S o x hie t’schen Methode mit zwei Flaschengrössen und vier Verdünnungen ausgekommen. Caminerer glaubt, dass die individuellen Schwankungen des Nahrungsbedürfnisses dabei zu wenig berücksichtigt seien. Heubncr hält die Sterilisirung und die Volumbeschränkung für wichtige Fortschritte in der Lehre von der künstlichen Ernäh- rung. Er selbst hat sich in der ihm unterstellten Poliklinik von den guten Erfolgen der Verabreichung sterilisirter Milch bei ver- dauungskranken Säuglingen überzeugt. Es besteht in Leipzig der Plan, demnächst den Verschleiss der sterilisirten Milch in nach E.’s Vorschlägen abgemessenen Mengen den Apotheken zu übertragen und so auch den ärmeren Bevölkerungsklassen zugänglich zu machen. Wyss sah ebenfalls günstige Resultate bei einer Molkerei, welche sterilisirte Milch nach Soxhlet’scher Methode herstellte. Eseherich weist die Einwände Hoch sin ge r’s als unbe- gründet zurück. Die genaue Abstufung der Nahrungsmengen ist nur für den häuslichen Konsum und dort auch ohne Schwierigkeit durchzuführen. Jede Regel schematisirt; allein besser Schemati- sirung als Unsicherheit und Willkür. Uebrigens kann durch die Vergleichung mit den beigegebenen Körpergewichtszahlen auch den individuellen Verhältnissen innerhalb des Schemas Rechnung getragen werden. Oppenheimer- M ünchen: Biologie der Milchkothbak- terien des Säuglings. Der Vortragende hat die Produkte, die bei der Entwickelung der E scher i ch’schen Milchkothbakterien sich bilden, zum Gegen- stände seiner Untersuchung gemacht. Er fand, in Uebereinstimmung mit Baginsky, dass der grösste Theil der gebildeten Säure Es- sigsäure ist, jedoch dass auch Milchsäure in ziemlich beträchtlicher Menge vorhanden. Bacterium lactis aerogenes bildete Essigsäure 8 5°/0, Milchsäure 15°/0. Das Bacterium coli commune Ameisen- und Essigsäure 70 °/0, Milchsäure 30° 0. Ein jodoformbildender Körper im Destillate, der von Baginsky als Aceton angesprochen wurde, gab weder die Reynold’sche noch die L e g a 1 ’sche Probe, so dass 0. diese Frage unentschieden lässt. Verhandlungen der 62. Naturforscherversanimlung zu Heidelberg. 587 Bei Kultur unter möglichst vollständigem Luftabschluss war die Menge der gebildeten flüchtigen Säuren sehr viel geringer, so dass im Gegensätze zu den Angaben Baginsky’s bei Sauerstoff- mangel sehr viel mehr, vielleicht ausschliesslich Milchsäure gebildet zu werden scheint. Es liegt die Annahme nahe, dass die von den Bakterien gebildete Milchsäure bei Luftzutritt zu Essigsäure oxy- dirt wird, bei Sauerstoffmangel aber als solche bestehen bleibt. Auch der Widerspruch, dass die im Darmkanal gefundenen Bak- terien Essigsäure bilden, während in den Säuglingsstühlen nicht diese, sondern Milchsäure enthalten ist, erscheint dadurch in befrie- digender Weise gelöst. Y. Sitzung, Samstag, 21.]IX. Nachmittags 3 Uhr. Vorsitzender : Prof. G a n g h o f n e r. Wyss, I. Ueber den Milchschlamm: ein Beitrag zur Lehre von den Milchbakterien. Als Milchschlamm bezeichnet man jenen feinkörnigen Nieder- schlag, der beim Centrifugiren der Milch an den Wandungen sich absetzt und der vorwiegend aus Eiweissstotfen 25,9° |0 und Wasser 67,3° |0 besteht. W. hat die Erage untersucht, ob man im Centri- fugiren ein Mittel besitzt, die Milch von einem Theil ihrer Bak- terien zu befreien, ob die organische Substanz des Milchschlammes nicht vielleicht zum grössten Theile aus Bakterien bestehe. Die Untersuchung ergab, dass in der That der Niederschlag siebenmal reicher an Bakterien war, als die centrifugirte Milch. W. versuchte mit der so erhaltenen konceutrirten Bakterien- lösung durch Injektion ins Peritoneum von Meerschweinchen und Kaninchen die etwaige Anwesenheit von Tuberkelbacillen zu kon- statiren. Allein sämmtliclie mit 1/2 — 1,7 g Milchschlamm infi- cirten Thiere starben schon nach wenigen Stunden an Peritonitis. Aus sämmtlichen inneren Organen wurde ein die Gelatine festlas- sendes Kurzstäbchen gezüchtet, das morphologisch und in Kultur dem Bacterium coli commune sehr nahe steht und bei Injektion auf Thiere die gleichen Wirkungen äussert, wie bei Milchschlamm. Discussion: Escliericli hat bei seinen Untersuchungen über die Milchbakterien eine mit dieser Beschreibung ganz übereinstim- mende Bakterienart gefunden. II. Ueber Allgemeininfektion mit Darmbakterien. Ein wenige Tage altes Kind war plötzlich unerwartet, nachdem nur ganz leichte Diarrhöen, kein Eieber vorausgegangen war, ge- storben. Sektion ergab: Milz geschwellt mit grossen Eollikeln, im Darm die Zeichen eines akuten Katarrhs, sonst keine Veränderungen. Aus der Milz, Leber, Niere, den Peyer’schen Plaques und den Mesenterialdrüsen wurde durch Plattenkultur eine Stäbchenart er- halten, die ebenfalls dem Bacterium coli sehr nahe steht, vielleicht damit identisch ist und Meerschweinchen unter den gleichen Er- scheinungen wie die vorher beschriebene Bakterienart tödtet. W. vermuthet, dass hier vom Darm aus eine Invasion dieses Bacte- 588 Neue Litteratur. riums stattgefunden und den raschen Tod des Kindes veranlasst habe. Discussion: Esclicrich glaubt, dass eine solche Inva- sion sehr wohl möglich sei, wenngleich die Bedingungen, unter denen sie stattfindet und in denen sie zum Tode führt, noch nicht gekannt sind. Ihm selbst ist ein ganz ähnlicher Fall bekannt, wo- bei jedoch das Bacterium lactis aerogenes gefunden wurde. Neue Litteratur zusammengestellt von Dr. Arthur Würzbürg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselprodukte usw.) Engelmann, T. W. , Die Purpurbakterien und ihre Beziehungen zum Licht. (Onderzoek. ged. in het physiol. laborat. d. Utrecht’sche Hoogesch. 1889. No. 11. p. 68-117.) Fernbach, A., Sur le dosage de la sucrase. (Annal. de l’Institut Pasteur. 1889. No. 9. p. 473-485.) Krassilstchik, J., Sur les bactöries biophytes, note sur la symbiose de pucerons avec des bact^ries. (Annal. de l’Institut Pasteur. 1889. No. 9. p. 465—472.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. Luft, Wasser, Boden. Miqnel, P., et Benoist, L., De l’enregistrement des poussieres atmosphöriques brutes et organis^es. (Annal. de microgr. 1889. No. 12. p. 572—579.) Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. Harmlose Bakterien und Parasiten. Maggiora, A., Contributo allo studio dei microfiti della pelle umana normale e specialmente del piede. (Giom. d. r. soc. ital. d’igiene. 1889. No. 5/6. p. 335 — 366.) Krankheitserregende Bakterien und Parasiten hei Menschen. A. Infektiöse Allgemeinkrankheiten. 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Das Honorar für die Herren Mitarbeiter beträgt 45 Mark f ür den Druckbogen , sowohl für die Original- arbeiten, als auch für die Referate. Den Originalarbeiten beizugebende Abbildungen, welche im Texte zur Verwendung kommen sollen, sind in der Zeichnung so anzufertigen, dass sie durch Zinkätzung toiedergegeben werden können. Dieselben müssten als Federzeichnungen mit schwarzer Tusche auf glattem Carton gezeichnet sein. Ist diese Form der Darstellung für die Zeichnung unthunlich, und lässt sich dieselbe nur mit Bleistift oder in sogen. Halbton -Vorlage hersteilen, so muss sie jedenfalls so klar und deutlich gezeichnet sein, dass sie im Autotypie - Verfahren (Patent Meisenbach) vervielfältigt werden kann. Holzschnitte können nur in Ausnahmefällen zugestanden werden, und die Re- daktion wie die Verlagshandlung behalten sich hierüber von Fall zu Fall die Entscheidung vor. Die Aufnahme von Tafeln hängt von der Beschaffenheit der Originale und von dem Umfange des begleitenden Textes ab. Die Bedingungen, unter denen dieselben beigegeben werden, können daher erst bei Einlieferung der Arbeiten festgestellt werden. 592 Neue Litteratur. Inhalt. Originalmittheilungen. Büchner, H. , Ueber die nähere Natur der bakterientödtenden Substanz im Blutserum. (Orig.), p. 561. Mendoza, Zur Eigenbewegung der Mikro- kokken. (Orig.), p. 566. Referate. Avendano, Sur un ulcfere tuberculeux de l’avant-bras survenu par inoculation ac- cidentelle, p. 570. Berlioz, Recherches experimentales sur la vaccination et la guörison de la tuber- eulose, p. 569. Carpenter, A., Microbic life in sewer air, p. 568. Cavagnis, Sur l'injectiou souscutanee de matifere tuberculeuse en quantites crois- santes, p. 568. Checcherelli, Le tannin dans la tubercu- lose des os et des articulations, p. 571. Cornil, Sur la tuberculose des Organes genitaux chez la femme, p. 568. De Torna, De l’antogonisme entre le Bac- terium Termo et le Bacillus tuberculo- sus ä propos de bacteriotherapie, p. 569. Etudes experimentales et cliniques sur la tuberculose publiees sous la direction de M. le professeur Verneuil, p. 568. Fessler, J., Ueber Aktinomykose beim Menschen, p. 578. Hamburger , H. J. , Actinomyces im Knochen eines Pferdes, p. 578. Hohenegg, J., Actinomycosis cutis faciei, p. 575. Kiener et Forgue, Contributions ä l’etude de la tuberculose buecale, p. 572. Lepine et Paliard, Observations cliniques sur le traitement de la phthisie pul- monaire par Tacide fluorhydrique, p. 57 1 . Leroux, La tuberculose du premier age, d’aprfes les observations inedites du pro- fesseur Parrot, p 568. Leuckart, Rud., Die Parasiten des Men- schen und die von ihnen herrührenden Krankheiten, ein Hand- und Lehrbuch für Naturforscher und Aerzte. 2. Auf!., Bd. I. Lief. 4, p. 579. Xucet, Sur nne nouvelle septicemie du la- pin, p. 578. Mc. Fadyean, J., The morphology of the Actinomyces, p 576. 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Oppenheimer, Biologie der Milchkothbak- terien des Säuglings, p. 586. Wyss, Ueber den Milchschlamm, p. 587. Neue Litteratur, p. 588. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Gell. Hofr. Prof. Dr. LencKart und Professor Dr. Loeffler lu Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. VI. Band, -o- Jena, den 15. November 1889. -o- No. 22. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Para- sitenkunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte , etwaige Wünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuskript schreiben zu wollen oder direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Original-Mittheilungen. Ein weiterer Beitrag zur Kenutniss des Bacillus der Grouse-disease. Von Professor E. Klein in London. Im VI. Bande No. 2 dieser Zeitschrift wurde gezeigt, dass in der akuten, als Grouse-disease bekannten Infektionskrankheit des schottischen Moorhuhnes ein kleiner Bacillus in der entzündeten Lunge und der Leber zahlreich sich vorfindet, der in der Kultur bestimmte Merkmale darbietet. Derselbe wurde in grosser Menge bei neun der Krankheit erlegenen Moorhühnern rein, bei einem durch eine andere Species verunreinigt vorgefunden und bei zwei VI. Bd. 40 594 Klein, Fällen vermisst. Von diesen Bacillen wurde gezeigt, dass in Deck- glasaufstrichpräparaten, in Schnitten und in den Kulturen dieselben als rundliche oder meistens ovale Kokken und als kurze Stäbchen auftreten, doch fanden sich auch Exemplare, über deren bacilläre Natur kein Zweifel bestand. Auf Mäuse verimpft, zeigten sich die Kulturen sehr virulent, etwas weniger virulent auf Meerschweinchen. Bei den nach der subkutanen Injektion erlegenen Thieren fänden sich hauptsächlich die Lungen erkrankt, sie zeigten nämlich hoch- gradige Hyperämie und diffuse Entzündung, und die Bacillen wurden im Blute, besonders aber in den Lungen in enormen Mengen sowohl durch Deckglaspräparate als auch durch Kultur nachgewiesen. Ich habe über diese Bacillen weitere Beobachtungen gesammelt, die ich hier mittheilen will. 1) Während der abgelaufenen Monate Juli und August habe ich weitere sechs an der Grouse-disease erlegene Moorhühner untersucht; dieselben kamen nur wenige Stunden nach dem Tode zur Untersuchung und die Sektion zeigte die typische hochgradige Entzündung der Lungen, die Hyperämie der Leber und der Nieren, die fleckige Röthung des Darmes und die kleine Milz. In allen diesen sechs Fällen wurde durch Deckglaspräparate und an Schnitten die reichliche Gegenwart unserer ovalen Kokken und Stäbchen in den Lungen nachgewiesen, auch das Kulturverfahren zeigte, dass sie mit der oben erwähnten Bakterienspecies identisch sind. Während jedoch in den in meiner ersten Mittheilung erwähnten Fällen die Bacillen im Herzblute des Moorhuhnes vermisst wurden, gelang es, dieselben bei zweien der letzterwähnten sechs Moorhühner im Herz- blute nachzuweisen, in den anderen vier Fällen wurden sie im Herz- blute vermisst. In den zwei positiven Fällen fanden sie sich ziem- lich reichlich im Blute vor, wie Deckglaspräparate und Platten- kulturen bewiesen. Was jedoch bemerkenswerth erschien, war der Umstand, dass im frischen Blute manche der Stäbchen lebhafte Eigenbewegung zeigten (Schwirren durch das Gesichtsfeld und leb- hafte Kreiselbewegung); dieselbe war besonders auffallend, wenn man ein Tröpfchen des Herzblutes durch ein Tröpfchen sterilisirter Kochsalzlösung verdünnt untersuchte. Die Gegenwart dieser be- weglichen Stäbchen, die gegenüber den ruhenden Bakterien im Blute sehr in der Minderzahl waren, liess eine accidentelle postmortale Verunreinigung durch Fäulnissbakterien vermuthen, doch bewiesen die Plattenkulturen, die von diesem Blute angefertigt wurden, aufs Entschiedenste, dass alle Kolonieen nur einer und derselben Species, nämlich der in meiner ersten Mittheilung angeführten, angehören. Ferner wurden von diesen Kolonieen zahlreiche frische Präparate (mit sterilisirter Kochsalzlösung) untersucht, und da zeigte es sich, dass nur in den ersten drei bis höchstens fünf Tagen manche der Stäbchen Eigenbewegung zeigen. Von solchen Kolonieen wurden Strichkulturen und weitere Plattenkulturen angefertigt und auf diese Weise die Reinheit der Kulturen bestätigt. Es erschien nun wichtig, die früheren, in meiner ersten Mittheilung erwähnten, Kulturen, sowohl die von der Lunge des Moorhuhnes direkt als auch die durch Mäuse und Meerschweinchen fortgezüchteten, einer Ein weitorer Beitrag zur Kenntniss des Bacillus der Grouse-disease. 595 erneuten Untersuchung zu unterziehen. Neue Kulturen (Platten- kulturen und Strichkulturen) wurden deshalb von jenen angesetzt und auch in diesen wurden während der ersten fünf Tage in frischen Präparaten die beweglichen Stäbchen nachgewiesen, aller- dings waren auch hier die mit der Eigenbewegung (lebhaftes Schwirren durch das Gesichtsfeld, rasche Kreiselbewegung) ausge- statteten Bakterien bei weitem in der Minderzahl gegenüber den ruhenden. Die Zahl der beweglichen Stäbchen ist am grössten während der ersten 48 Stunden, am vierten Tage hat sie schon bedeutend abgenorameu, am fünften Tage sind bewegliche Stäbchen nur hier und da vereinzelt anzutreffen, und am sechsten oder spätestens siebenten Tage trifft man nur ruhende Bakterien. Wenn man nach Ablauf dieser Zeit von einer solchen Kultur wieder neue Plattenkulturen anfertigt, so überzeugt man sich, dass man es nur mit einer einzigen Species zu thun hat, und ferner, dass auch hier bewegliche Bakterien nur während der ersten fünf Tage anzutreffen sind. Während die auf der Nährgelatine angefertigten Kulturen sich in dieser Weise verhalten, zeigt die Kartoffel- und die alkalische Bouillonkultur einen wesentlichen Unterschied. Auf der im Dampf- kessel sterilisirten und dann bei 35 — 37° C gehaltenen Kartoffel oder in der Bouillonkultur kann man selbst nach 24 Stunden keine be- weglichen Stäbchen auffinden, alle Bakterien sind hier unbeweglich ; impft man aber von einer solchen Kartoffel- oder BouilloDkultur wiederum Nährgelatine (Plattenkultur oder Strichkultur), so zeigen sich in dieser wieder die beweglichen Stäbchen, ziemlich zahlreich in den ersten 48 Stunden, weniger zahlreich am vierten und fünften Tage, und weiterhin keine beweglichen Stäbchen mehr. Auf Nähragar bei 35—37° gehalten, zeigen viele unserer Stäbchen ebenfalls Eigenbewegung, so lange die Kultur jung ist, nach 2 — 3 Tagen büssen sie auch hier die Beweglichkeit ein. Da mit dem fortschreitenden Wachsthum sowohl auf der Ober- fläche der Nährgelatine als auch des Nähragar die Stäbchen ohne Eigenbewegung sind und auf der Oberfläche der Kartoffel die- selben bereits nach dem Ablaufe eines Tages bewegungslos sind, so muss man scliliessen, dass die Abwesenheit beweglicher Bakterien nicht von einem etwaigen Mangel an genügender Sauerstoffzufuhr abhängen kann, denn auf allen diesen Medien geht das Wachs- thum auf der Oberfläche ganz vorzüglich vor sich, lange nachdem die Bakterien die Eigenbewegung eingebüsst haben. Man muss des- halb mit Recht das Auftreten von durch die Bakterien erzeugten schädlichen chemischen Umsatzprodukten als den Grund der Ab- wesenheit beweglicher Bakterien ansprechen. Damit stimmt auch überein, dass die Eigenbewegung den Stäbchen nur während der ersten Zeit in der Kultur innewolmt, das heisst zu einer Periode, wo nur geringe Mengen jener Umsatzprodukte da sind, später aber, wenn sich diese letzteren anhäufen, mauifestirt sich deren schäd- liche Wirkung, und zwar ist dies um so auffallender, je grösser ihre Menge, das heisst je älter die Kultur wird. Bouilloukulturen sind bereits in 24 Stunden stark getrübt, das Wachsthum der Bakterien geht hier also sehr rasch vor sich; es lässt sich des- 40* 596 Menge halb auch vermuthen, dass schon um diese Zeit reichlich die schäd- lichen Produkte vorhanden sind, und in Folge davon keine beweg- lichen Bakterien. Dass auch auf der Kartoffel die Beweglichkeit schon in 24 Stunden vermisst wird, würde uns zu dem Schlüsse führen, dass hier jene schädlichen Substanzen besonders rasch er- zeugt werden, rascher als auf dem Nähragar. Mäuse wurden neuer- dings durch subkutane Injektion mit den Kulturen geimpft, und nach deren Tod wurde ihr Blut und der Lungensaft im frischen Zustande auf die beweglichen Stäbchen untersucht; während im Blute Stäbchen mit Eigenbewegung nicht mit Bestimmtheit zu finden waren, konnte man in dem frischen Lungensafte, der unsere Bakterien in ganz enormer Zahl enthielt, nur sehr vereinzelt be- wegliche Stäbchen nachweisen, und war deren Zahl gegenüber den unbeweglichen Kokken und Stäbchen verschwindend klein. 2) Neue Inoculationsversuche mit unseren Kulturen, die durch mehrere Generationen auf der Gelatine fortgezüchtet wurden, wurden an Mäusen und Meerschweinchen ausgeführt, dabei zeigte sich, dass das Fortzüchten der Virulenz der Kulturen Eintrag thut, doch liess sich die volle Virulenz der Kulturen sofort wieder hersteilen, wenn man als Nährmittel alkalische Rindsbouillon verwendet, der vor dem Sterilisiren im Dampfkessel ein Stückchen hartgesottenes Hühnereiweiss zugesetzt wurde. Nach 48 Stunden, bei 35—37° C gehalten, zeigen sich solche Kulturen wieder äusserst virulent. Ich finde, dass auch andere pathogene Bakterien, die durch Fortzüchtung auf Nährgelatine an Virulenz abgenommen haben, in dieser Bouillon mit Hühnereiweiss rasch wieder an Virulenz zunehmen. London, 18. Okt. 1889. Ueber rothe Milch. Von Dr. med. Karl Menge. (Aus dem hygienischen Institute der Universität Berlin.) In einem Aufsatze über rothe Milch veröffentlicht Gösta Grotenfeld in den Fortschritten der Medicin. Band VII. Heft 2. 1889 die Ergebnisse seiner im Fr esenius’schen Institute zu Wiesbaden angestellten Untersuchungen über ein von Hueppe rein- gezücbtetes Bacterium lactis erythro genes. Erbemerkt in den einleitenden Worten, dass noch bis in die jüngste Zeit von manchen Bakteriologen allein der Bacillus prodigiosus für ein spontanes Rothwerden der Milch verantwortlich gemacht worden sei, und zeigt, dass diese Ansicht insofern eine irrige gewesen, als beispielsweise auch dem Bacterium lactis erythrogenes der Name eines Bacteriums der rothen Milch gebühre, weil durch seine Anwesenheit und Lebensthätigkeit nicht nur Theile, wie der Rahm, der Milch, geröthet, sondern auch das Serum, mit der Zeit Ueber rotbe Milcli. 597 überhaupt die ganze Milch in eine blutrothe Flüssigkeit verwandelt werde. In der weitaus grössten Anzahl der Fälle von rother Milch, unter welchen Begriff auch die nur fleckig oder streifig gerötbete gerechnet werden muss, ist allerdings der Bacillus prodigiosus an der eigenthümlichen Verfärbung dieses wichtigen Nahrungsmittels schuld, und die frühere Meinung, dass er der ausschliessliche Urheber der rothen Milch sei, deshalb erklärlich. Aber in selteneren Fällen sind in der That auch andere Organismen im Stande, eine derartige Veränderung der Milch herbeizuführen. Dies beweist neben der Beobachtung H u e p p e ’s die Untersuchung einer dem hygienischen Institute der Universität Berlin im Juni dieses Jahres aus Rendsburg zugeschickten, eigenartig rotli gefärbten Milch, aus welcher ich eine Sarcine reinzüchten konnte, die auf keimfreie Milch über- impft, in ihr dieselbe Farbenerscheinung bedingte, wie sie die Rends- burger Milch darbot. Letztere war in einem Reagensglase ent- halten und bestand vorzugsweise aus Rahm, der von kleineren Casein- und Serumschichten durchsetzt war. Die ganze Milchsäule erinnerte in ihrem Aussehen an eine mangelhaft verrührte Oel- farbenmischung, in der mehr weisse oder gelbe mit ziegelrothen, un- regelmässig streifigen Lagen stetig abwechselten. Die mikrosko- pische Untersuchung von besonders stark rotli erscheinenden Par- tikelchen im hängenden Tropfen und im gefärbten Deckglaspräpa- rate ergab neben plumpen und zierlichen Stäbchen, die zum Theil Eigenbewegung zeigten, kleinere und grössere Kokken, die letzteren öfter in Paaren angeordnet. Die Anwendung des Koch ’schen Plattenverfahrens führte zunächst nicht zu einem brauchbaren Resultat. Die verschiedenartigsten, farblosen Kolonieen, von denen namentlich eine in Drusenform wachsende auffallend erschien, gelangten zur Entwickelung, und das die Platten üppig überwuchernde Oidium lactis erschwerte eine Isolirung der Bakterien. Doch gelang es trotzdem, von einigen Kolonieen, die durch die Produktion eines rothen Farbstoffes auffielen, Theilchen zu entnehmen und auf diesem Wege eine rothe Sarcine rein zu züchten, welche, auf sterilisirte Milch überimpft, dieselbe derartig veränderte, dass man sie zweifellos für den Urheber der rothen Milch aus Rendsburg halten musste1). Ich will versuchen, im Folgenden die Haupteigenschaften des gezüchteten Organismus und sein Verhalten den einzelnen Nähr- böden gegenüber etwas genauer mitzutheilen. Die den geschnürten Waarenballen gleichende, echte Sarcina- form, die von der Theilung der Kokken nach den drei Richtungen des Raumes zeugt, findet sich nur, wenn man das Bacterium in Bouillon züchtet, deutlich ausgeprägt und manchmal zu grösseren Verbänden entwickelt. Alle Präparate, die den übrigen Nährböden 1) Lindner liefert die Beschreibung eines von ihm Sarcina rosen Schröter genannten Mikroorganismus , der in mancher Beziehung der rothen Sarcine aus Milch ähnlich ist. Ob beide Bakterien identisch sind, ist zweifelhaft, da seine Angaben sich nicht vollkommen mit meinen Beobachtungen decken. 598 Menge, oder der Milch entnommen werden, enthalten nur grosse Kokken, die allerdings häutig gepaart oder zu vieren bei einander liegen. Auf der G el a t i n e pl at t e haben sich nach 48 Stunden ganz kleine, durchscheinende, vollkommen runde, homogen aussehende Kolonieen entwickelt, die mit Zeiss, Objektiv AA, Ocular 2 be- trachtet, ungefärbt oder schwach gelblich tingirt und glattrandig sind. In diesem Zustande verharren die Kolonieen der Original- platte, die in späteren Stadien trübe, wie angehaucht aussieht, nie rot he Farbe zeigt und nie erweicht, weil die zahllosen, kleinen Kolonieen sich in ihrer Fortentwickelung gegenseitig im Wege stehen und die Oberfläche nicht erreichen, an der Farbstoffbildung und Gelatineverflüssigung erst Statt hat. Auf der Platte der ersten Verdünnung vergrössern sich die Kolonieen schon etwas mehr, ge- winnen ein feinkörniges Aussehen, bleiben glattrandig oder zeigen vereinzelte, unregelmässig augeordnete Einziehungen am Rande, von denen aus speichenartig nach dem Centrum der Kolonie hin Scheide- wände zu ziehen scheinen, die ihr ein gelapptes Aussehen ver- leihen. Gelangen die Kolonieen an die Oberfläche der Gelatine, so beginnt die P i g m e n t b i 1 d u n g. Es entsteht langsam ein rosarother, glänzender Bakterienhaufen von Stecknadelkopfgrösse, der mikroskopisch betrachtet, fein gekörnt erscheint und eine etwas ungleichmässige Vertheilung des Farbstoffes derart zeigt, dass das dunklere Centrum von einem durchscheinenderen Rande eingefasst ist. Grösser pflegen die Kolonieen der Platte der ersten Verdün- nung nicht zu werden, da auch hier noch die einzelnen Kolonieen sich das Gedeihen gegenseitig erschweren. Auf der Platte der zweiten Verdünnung jedoch fällt diese Konkurrenz weg, und die Kolonie wächst im Laufe der Zeit weiter, am Rande entstehen zahlreichere Einkerbungen, und die Gelatine beginnt in der Umge- bung der Kolonie eine äusserst geringfügige und langsam fort- schreitende Verflüssigung einzugehen, so dass sie sich schalen- artig vertieft. Solche Kolonieen sind manchmal sehr regelmässig gebaut und bieten dann das Bild einer Rosette oder einer von oben betrachteten Compositenblüthe. In der Mitte ist ein rothes, hervor- ragendes Knöpfchen sichtbar, das von concentrischen Ringen um- geben ist, die in der Intensität der Farbe variiren. Diese sind scharf abgegrenzt gegen einen hellen, aus gesonderten Strahlen be- stehenden Rand, der schon dem unbewaffneten Auge den gestreiften Bau zeigt. 4 Wochen nach der Aussaat haben die Kolonieen zum Theil einen Durchmesser von 1 — lx/2 cm erreicht. Bleibt ihre Flächenausdehnung geringer, so bilden sie stark erhabene, unre- gelmässige Häufchen von intensiv rother Farbe. In der Reagensglaskultur entwickelt sich das ver- impfte Material bis zum Ende des Impfstiches, breitet sich aber be- sonders über die Oberfläche der Gelatine als dünne, beim Ab- streichen zusammenklebende, glänzend rosarothe Decke aus, die am Rande gekerbt ist. Nur dort, wo der Sauerstoff der Luft mit der Wucherung in Berührung tritt, erscheint im Verlaufe von 4 Tagen das Pigment; der tiefere, zusammenhängende Impfstich bleibt also völlig farblos. Eine Verflüssigung der Gelatine tritt erst sehr spät Ueber rothc Milch. 599 in ganz geringem Umfange auf. Es bildet sich ein kleiner Trichter, später eine schmale Hose, in die Tlieile der gefärbten Oberflächen- wucherung hinabsinken. Erst nach 6—7 Wochen ist die Verflüs- sigung soweit fortgeschritten, dass sie oben die Wand des Rea- gensglases erreicht hat. Nach 10 Wochen ist etwa die Hälfte des Nährbodens erweicht. Ueberschichtet man eine frische Reagensglasstichkultur mit steriler Gelatine, so entwickelt sich nur ein ganz spärlicher, unge- färbter Stich, der späterhin kein weiteres Wachsthum und niemals Pigmentbildung wahrnehmen lässt, oder impft man hochgeschichtete, erweichte Gelatine und lässt sie später wieder erstarren, so sieht man fast nur auf der Oberfläche, manchmal auch ein wenig in die Tiefe der Gelatine hinein die runden Kolonieen der rothen Sarcine entstehen. Den in der Tiefe des Nährbodens luftdicht eingeschlos- senen Keimen ist es bei ihrem streng aeroben Charakter unmöglich, zu gedeihen. Auf schräg erstarrtem Agar-Agar tritt im ganzen Bereiche des Impfstriches eine zusammenhängende, zunächst weiss ausse- hende Wucherung der Sarcine auf, die am dritten Tage Farbe an- nimmt, so dass sieb später über die Mitte des schräg erstarrten Nährbodens als ein feuchtglänzender, rosarother Wall hinzieht. Im Brütschrank auf Agar-Agar erleidet die Sarcina rosea eine erhebliche Entwickelungshemmung. Lässt sich über- haupt deutliches Wachsthum nachweisen, so fällt die Farbstoffbil- dung sicher vollkommen aus, und selbst nach Entfernung der weiss- licben Agarkultur aus dem Brütschrank tritt Pigmentbildung nicht wieder auf. Verimpft man dagegen Teile dieses farblos erhal- tenen Materiales in Milch oder auf die gebräuchlichen Nährböden, so erzeugt das Bacterium wieder die rothe Farbe. Bouillon, mit der rothen Sarcine beschickt, bleibt in den oberen Schichten völlig klar. Bald jedoch bemerkt man am Boden des Reagensglases weisse, punktförmige Auflagerungen, die später in fadenartig zusammenhängende, weissliche Zooglöenmassen aus- wachsen. Erst nach längerer Zeit nehmen diese mit dem 0 der Luft wenig in Berührung tretenden Wucherungen eine schwachrothe Farbe an. Ganz unvollkommen gedeiht der Organismus auf sauer rea- girenden Kartoffeln. In den ersten Tagen nach der Impfung nimmt man einen matten, weisslichen Ueberzug auf der geimpften Oberfläche wahr, der an einzelnen Stellen röthliche Punkte auf- weist. Späterhin verschwinden diese bunten Stellen wieder, und es verbleibt nur ein dünner, trockener, weisslicher Belag, der auf Milch überimpft, dieselbe immer noch charakteristisch verfärbt. Im Brütschrank gerathen die Kartoffel kulturen noch kümmerlicher. Da- gegen gedeiht auf alkalisirten Kartoffeln die Sarcine vortrefflich. Leider bräunen sich dieselben beim Sterilisiren oft erheblich, so dass die schöne, rothe Farbe, die die Sarcine auf ihnen als Nährboden schon am dritten Tage in grosser Menge entwickelt hat, nicht recht zur Geltung kommt. 600 Menge, Milch ist in keimfreiem Zustande ein der rotheu Sarcine sehr zusagender Nährboden, der bald intensiv roth gefärbt wird, sonst aber keine sehr wesentlichen Veränderungen eingeht. In dem geimpften Material sondert sich in den ersten Tagen nach der Oberfläche hin die noch ganz weiss scheinende Rahmschicht von den übrigen Milchbestandtheilen ab, und am Boden der Reagens- gläser sammelt sich ein geringes, weissliches Sediment, aus den beim Kochen coagulirten Albuminen bestehend. Am 4. — 5. Tage beginnt in der Rahmschich t der beschickten Röhrchen die erste Röthung sich bemerkbar zu machen, die nun an Intensität von Tag zu Tag zunimmt, bis die ganze Rahmschicht streifig schön roth gefärbt ist. Ueber dem weissen Sediment lagern in älteren Milchkulturen in die Tiefe gesunkene, hochrothe Bakterienmassen. Erst ziemlich spät betheiligt sich an der Verfärbung das Milch- serum, in welchem, wenn die Milch vor der Impfung mit rother Sarcine sicher keimfrei war, das Casei'u an Alkali gebunden gelöst bleibt. Da eine Käsestoffausfällung schon durch minimale Säure- mengen bewirkt werden kann, scheint eine Erzeugung von Essig- säure und Ameisensäure, wie sie bei anderen Sarciuen beobachtet ist, durch die rothe Sarcine aus Milch nicht stattzufinden. Auch erweist sich die Reaktion der Milchkulturen selbst nach 3 Monaten noch alkalisch oder amphoter. Die Eigenschaft des Bacillus prodigiosus und des Bacterium lactis erythrogenes, unabhängig von der Spaltung des Milchzuckers durch Fermentbildung eine Ausfällung des Caseins zu bedingen, fehlt sicher der rothen Sarcine. In geimpfter roher Milch, die sehr bald die Milchsäuregäh- rung einging, kam es nie zur Entwickelung der Sarcine und der er- wähnten Farbenerscheinung. Wurde Milch einmal aufgekocht und dann mit rother Sarcine inficirt, so entwickelte sich in der Rahm- schicht Pigment. Allmählich jedoch begann die Spaltung • des Milchzuckers, und die weitere Farbenbildung sistirte. Das Aussehen einer reinen Milchkultur von rother Sarcine ge- staltet sich also folgendermassen : Die weisse Rahmschicht ist streifig roth gefärbt, darunter steht das rötlilich schimmernde, case'inhaltige Serum, und am tiefsten liegen zu Boden gesunken hochrothe Bakterienhaufen, ein Bild, welches wohl neben dem blut- rothen Produkt des Bacterium lactis erythrogenes den Namen „Rothe Milch“ beanspruchen darf. Die reichliche Erzeugung des Farbstoffes in der fettreichen Rahmschicht der Milch hängt wohl weniger von der chemischen Zusammensetzung des Substrates, wie von dessen oberflächlicher Lage ab. In den tieferen Milchschichten ist eben die Oxydations- wirkung des 0 der Luft auf die dort lebenden Bakterien und ihre Produkte viel geringer. Neben der Berührung mit Sauerstoff sind ferner von grossem Einfluss auf die Erzeugung des Pigments die Temperatur und die Beschaffenheit, besonders die Reaktion des Nährbodens. Ganz unabhängig dagegen erweist sich die Bildung des Farbstoffes von der Belichtung. Kartoffel-, Gelatine- und Agaroberflächenkulturen, Ueber rotlie Milcti. 601 die beständig im Dunkeln gehalten wurden, hielten stets gleichen Schritt in der Pigraentbildung mit gleichzeitig angelegten Kulturen, die dem Lichte möglichst viel ausgesetzt waren. Auf allen Nährböden bewahrt die Farbe ihren rosarothen Charakter andauernd. Ueber die Natur des Farbstoffes habe ich leider gar nichts in Erfahrung bringen können, da er sich allen von mir ver- suchten chemischen Reagentien gegenüber völlig ablehnend verhält. Er ist auch in dicker Schicht ein helles Rosaroth, das in dünner Lage als fleischfarben bezeichnet werden kann. Wasser und Alkohol vermögen weder kalt noch heiss ihn zu lösen oder zu verändern. Salpetersäure, Salzsäure, Schwefelsäure, Essigsäure und Oxalsäure zeigen verdünnt in der Kälte keine Ein- wirkung auf den Farbstoff, heiss zerstören sie ihn in kurzer Zeit. Eisessig verhält sich ähnlich. Konzentrirte Schwefelsäure und Sal- petersäure wirken kalt langsam zersetzend, heiss lösen sie den Farbstoff bernsteingelb. Setzt man zu dieser Lösung Ammoniak, so erblasst die Farbe wenig, ohne durch Säurezusatz wieder her- gestellt zu werden. Verdünnte salpetrige Säure bleicht das Pigment. Ammoniak und Natronlauge verhalten sich verdünnt wie die Säu- ren in Verdünnung. Aether, Schwefelkohlenstoff, Chloroform, Ben- zol vermögen keine Lösung des Farbstoffes herbeizuführen. Bei 40° C getrocknet, wird das Pigment mehr ziegelroth, bei 100° C getrocknet, bräunt es sich, ist aber auch in diesen Formen in den genannten Reagentien unlöslich. Das zur Untersuchung verwendete Farbstoffmaterial entstammte Kartoffel-, Agar- und Gelatinekulturen. Die Zellen der rothen Sarcine sind vollkommen farblos, und das Pigment diffundirt niemals in die Nährsubstrate. Sarcina rosea nimmt, wie alle bekannten Sarcinen, mit grosser Leichtigkeit die gebräuchlichen Anilinfarben auf. Bei den Präpa- raten aus Milch habe ich mit Vortheil den Rath Grotenfeld’s, das Casein durch Essigsäure zu entfernen, befolgt. Das spärliche Wachsthum des Organismus im Brütschrank deutet schon darauf hin, dass er zu einer pathogenen Rolle nicht berufen ist. Mäuse und Kaninchen ertrugen, wie man er- warten durfte, Impfungen unbeschadet. Obwohl nun der Genuss solcher Milch, in welcher Sarcina rosea Entwickelung gefunden, für den Menschen nicht als unmit- telbar gesundheitswidrig erscheinen kann, so sind die Verände- rungen der Milch doch so augenfällige, dass dieselbe unbrauchbar und werthlos wird, also dem Milchproduzenten aus dem Auftreten des Organismus materieller Schaden erwächst. Es ist aber kaum zu befürchten, dass eine derartige Veränderung und Entwertung der Milch häufig zur Beobachtung gelangen wird, schon deshalb, weil, wie es G roten fehl auch für das Bacterium lactis erythro- genes ausspricht, die verschiedenen Milchsäurebakterien in der Regel sich im Daseinskämpfe der rothen Sarcine überlegen zeigen und besonders die auffallende Farbstoffbildung hintertreiben. Die Existenz der rothen Sarcine wird also in der Milchwirtschaft eine grössere Bedeutung nie gewinnen, und ihre Lebensäusserung wohl nur der Kuriosität halber hin und wieder konstatirt werden. Ü02 Viquorat, Ob mit den drei Bakterien Bacillus prodigiosus, Bacterium lactis erythrogenes und Sarcina rosea die Zahl der Mikroorganismen, welche eine spontane Milchröthung veranlassen können, erschöpft ist, halte ich für zweifelhaft. Der rot he Bacillus aus Kiel, auf keimfreie oder auch nicht sterile Milch verimpft, ruft fast die- selben Farbenerscheinungen in ihr unter Caseinausfällung hervor, wie der Bacillus prodigiosus. Der Sprosspilz der Rosahefe gedeiht ebenfalls gut in keimfreier Milch und färbt die Rahmschicht deut- lich rosa, während das Casein ausfällt und peptonisirt wird. Meh- rere andere, wie Micrococcus cinnabareus, Spirillum rubrum und rother Bacillus aus Wasser erzeugen nur ein röthliches Sediment. Die meisten derselben sind ubiquitär, manche werden besonders im Wasser gefunden, und so liegt es ja durchaus nicht ausser dem Bereiche der Möglichkeit, dass einer oder der andere dieser Mikroorganismen einmal mit oder ohne menschliche Nachhülfe der Milch einverleibt in ihr einen günstigen Nährboden fände und eine weitere Illustration zur Frage der rothen Milch lieferte. Einfacher, kupferner Sterilisirapparat. Von Dr. A. Viquerat in Mou d on. Mit einer Abbildung. Schon seit einiger Zeit bemüht, den theuren Autoclaven Koch ’s durch einen viel billigeren, jedoch für unseren bakteriologischen Zweck ebenso guten Apparat zu ersetzen, ist es mir endlich ge- lungen, einen solchen iierstellen zu können. Der aus 1 ‘/2 mm dickem Kupfer verfertigte Apparat besteht aus einem doppelten, unten geschlossenen Cylinder und kann auf einem gewöhnlichen Kochherd mit Holzheizung in Funktion gebracht werden. Die Länge des äusseren Cylinders A beträgt 57 cm und 32 cm im Durchmesser; derselbe läuft gegen unten bis zu der nöthigen Grösse aus, die er zur bequemen Placirung in den Kochherd braucht. Der innere, unten auch geschlossene Cylinder B wird oben mit dem äusseren A durch einen starken eisernen Ring G verbunden. Der leere Raum D im innern Cylinder misst 23 cm im Durchmesser und 40 cm in der Länge, in denselben Raum werden die zu ste- rilisirenden Gegenstände in einem Drahtkölbchen E gestellt. Auf dem Boden unter dem Drahtkölbchen befindet sich ein durchlöchertes Gestell F, das dazu dient, die zu sterilisirenden Ge- genstände vor dem Nasswerden zu schützen. Unten im inneren Cylinder ist ein Rohr G-, durch das der Dampf vermittelst eines kleinen Hähnchens H hiuausgelassen werden kann. Oben, ebenfalls im innern Cylinder, sieht man 8 Löcher L, die in gleicher Höhe, je 7,5 cm von einander entfernt, dazu dienen, den Einfacher, kupferner Sterilisirapparat. G03 Dampf durchzulasseu. Oben wird der kesselartige Cylinder mit einem 1 cm dicken, eisernen Deckel K geschlossen; um den Ver- schluss vollkommen hermetisch zu machen, ist unten am Rande des Deckels ein Kautschukring angebracht. Der Deckel wird vermittelst eines Schraubenschlüssels an den Eisenring C festgeschraubt. Oben im Verbiudungsring C zwischen den beiden Cylindern ist eine ver- schliessbare Oeffnung zum Hin- eingiessen des Wassers M. Ausserhalb des Deckels sind zwei Löcher, das eine dazu be- stimmt, das Thermometer T auf- zunehmen, das andere zum An- bringen des Sicherheitsventils V. Im Zwischenräume der beiden Cy- linder ist noch eine Röhre I , die uns vermittelst eines Hähnchens über die Wasserstandslinie unter- richtet; durchschnittlich werden G Liter Wasser in den Apparat ge- gosseu , wovon während einer Stunde langem Funktioniren sich 2 Liter verdunsten. Das im innern Cylinder wäh- rend des Heizens verdichtete Wasser wie auch der Dampf wer- den, wenn der Apparat 150° C erreicht hat, durch das Aufmachen des Hahnes hinausgelassen. Dadurch findet im Innern eine starke Dampfströmung statt, durch welche die widerstandsfähigsten Keime in einer halben Stunde sicher vollständig vernichtet werden. Dieser Apparat ist leicht transportirbar und kann als Dampf- kochtopf auf einem Gestell placirt, vermittelst eines Thermoregu- lators auch als feuchter Brütschrank dienen. Schon seit einiger Zeit gebrauche ich denselben mit Vortheil und empfehle ihn aufs Beste schon seiner Billigkeit wegen (64 Mark). Moudon (Schweiz), im September 1889. T Referate. Sacksse, Robert, Die Mikroorganismen des Bodens. (Chemisches Centralblatt. 1889. Bd. II. S. 1G9— 172, 225 — 230.) In der Einleitung seiner sehr interessanten Mittheilung weist Prof. Sach ss e darauf hin, dass die Lehre von den Mikroor- ganismen des Bodens1) in den letzten Jahren so vielfache Er- 1) Vergl. diese Zeitschrift Bd. I. S 441 11. 4G7, sowie den Abschnitt : Bakterien und Boden in den Registern von Bd I, II, 111 u. V. 604 Boden und Bakterien. Weiterungen erfahren hat, dass ein kurzer Ueberblick über die- selben, verbunden mit dem nöthigeu Quellennachweis, vielleicht vielen erwünscht ist. Unter den Bakterien, welche auf Bodenbestandtheile oxydirend wirken, sind die von Wiuogradsky beschriebenen Eisenbak- terie n besonders interessant. Sie brauchen zu ihrem Leben Eisenoxydulcarbonat, welches sie dann zu Oxyd oxydirt in die gal- lertartigen Scheiden übergehen lassen: „Physiologisch lässt sich der Process nur als Athmungsprocess deuten, wobei das Oxydul das Athemmaterial, das Oxyd das Athmungsprodukt ist“. Aehnlich merkwürdige Verhältnisse finden sich bei den sog. Schwefelbakterien. Sie bringen nicht, wie man früher glaubte, Schwefelwasserstoff hervor, sondern konsumiren ihn, indem sie aus demselben Wasser und freien Schwefel bezw. Schwefelsäure bilden. Bei der physiologischen Deutung dieses Vorgangs stehen sich die Ansichten von Winogradsky und Olivier gegenüber. — Mit den Schwefelbakterien lassen sich vielleicht gewisse „Nitrifi- kationsfermente oder Bakterien“ in Parallele stellen, welche die W asserstoff v er b in d un g des Stickstoffs, das Ammo- niak, in die entsprechende Säure, in die Salpetersäure umwandeln. Die Versuche, aus dem Erdboden richtige Nitrifikationsfermente zu isoliren und rein zu züchten, sind jedoch bis jetzt noch nicht gelungen (Adametz, Wa rington, Frank). Es wird daun ferner der sog. Purpurbakterieu Engelmann ’s gedacht, welche ohne Chlorophyll zu besitzen im ultrarothen Licht assimiliren und Sauerstoff ausscheiden, und auf die Beobachtungen von Heräus und Hueppe hingewiesen, nach denen gewisse Bakterien im Dun- keln aus kohlensaurem Ammoniak ein der Cellulose nahestehendes Kohlenhydrat zu bilden vermögen. Der dabei sich ausscheidende Sauerstoff wird zur Oxydation des Ammoniaks zu Salpetersäure verbraucht, so dass also in diesen Bakterien ein „echtes specifisches Nitrifikationsferment“ vorliegt. Die Beobachtungen der drei letzten Autoren nöthigen zu einer Aende- rung der bisherigen Vorstellung botanischerseits über die Assimilation, die, wenn sie nicht an Licht und Chlorophyll gebunden ist, auch im Erdboden stattfinden kann, wobei der dabei freiwerdende Sauerstoff' auf Bestandtheile des Bodens oxydirend wirken kann. Dem ent- sprechend scheint die Oxydation des Kohlenstoffs und die Bildung von Kohlensäure im Erdboden vorzugsweise herzurühren von jenen kleinen Lebewesen, von denen nach gewissen Zählungen auf 1 g Erde etwa 500000 bezw. 900000 Stück kommen. Im zweiten Theil der Uebersicht werden die Bedingungen er- örtert, unter denen gebundener Stickstoff in Freiheit gesetzt wird. Im allgemeinen ist der Stickstoffverlust des Bodens nicht der Wir- kung „specifischer Fermentorganismen“ zuzuschreiben. Zum Schluss wird dann die Knöllchenbildung der Le- guminosen, welche den Boden an Stickstoffverbindungen anreichern, eingehend erörtert. Aus den Beobachtungen von Hell riegel x) und 1) Vergl. ebendaselbst Bd. I. S. 133. Allgem. über Paras. — Bacillus cliul. asiat. und v. Finkler u, Trior. 605 VY i 1 1 f a h r t lässt sich folgern, dass es wahrscheinlich eine grosse Zahl von verschiedenen wurzelbewohnenden Bakterien gibt. Auch der von höheren Pflanzen nicht bestandene Boden kann seinen Stickstoffgehalt vermehren. In diesem Falle ist die Fixirung des Stickstoffs direkt stickstoffbindenden Mikroorganis- men zuzuschreiben. „Nur über die Natur derselben besteht noch ein Zwiespalt. Während die meisten Forscher darunter chlorophyll- freie bakterienähnliche Formen verstehen, glaubt Frank sie als erdbewohnende Algen ansehen zu müssen. Nickel (Berlin). Hanau, A., Einige Bemerkungen über die Analogie durch höhere und niedereParasiten bewirkter pa- thologischer Vorgänge. (Fortschr. d. Med. 1889. Nr. 20.) Hanau sucht in der vorliegenden Arbeit einige Einwendungen, welche Hauser gegen seine Analogisirung von bakteriellen und thierparasitären Krankheiten gemacht hatte, zu widerlegen. Für seine Anschauung, dass man den einzelnen Perioden im Krank- heitsverlauf auch bestimmte periodische Zustände der Organismen als Ursache vindiciren müsse, führt er besonders die verschiedenen Zustände der Malariaparasiten, sowie die von einer circumscripten Impfstelle ausgehenden Allgemeininfektionen (Septicopyämie, Impf- variola, Milzbrand) an. Gegen Haus er ’s Anschauung, dass die Elimination der Kokken bei der Abscessentleerung eine völlig pas- sive sei, betont er, dass die Kokken vorwiegend durch eigene Thä- tigkeit — nekrotische Einschmelzung der Decke und schicht- weises Vorrücken — aus der Eiterhöhle herausgehen. — Endlich bringt er für seine in aller Reserve aufgestellten Vergleiche zwischen den Umwandlungen der Mikroorganismen und den Metamorphosen parasitirender Käferlarven neue Belege bei, die im Original nach- gelesen werden müssen. O. Lu barsch (Zürich). Hovorka, 0. von, und Winkler, F., Ein neues Unterschei- dungsmerkmal zwischen dem Bacillus cholcrao a s i a t i c a e Koch und dem von Finkler u n d P r i o r ent- deckten Bacillus. (Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 1889. No. 23.) Bei der Kultivirung verschiedener Arten von Mikroorganismen auf Kibitzeiweiss fanden Verff. bedeutende Unterschiede zwischen dem Koch 'sehen Kommabacillus der Cholera asiatica und dem Finkler-Prior 'sehen Kommabacillus. Das Eiweiss wurde theils ohne jeden Zusatz, tlieils mit destil- lirtem Wasser verdünnt verwendet. Bei etwa 90" wurde es zum Erstarren gebracht und an drei aufeinanderfolgenden Tagen durch je 20 Minuten bei einer Temperatur von 60 — 70° im Koch 'sehen Dampfapparat sterilisirt. Dabei blieb das Eiweiss stets durch- sichtig. Die Cholerabacillen bedecken den Impfstrich mit einem Be- lage, der heller erscheint als der Nährboden und der aus dicht- gedrängten, verzerrten, theilweise mit einander verbundenen, grau 606 Tuberculose. — Mandelentzündung. schimmernden Kolonieen besteht. Am dritten Tage nimmt die Breite des Impfstriches zu. Eine Verflüssigung des Nährbodens findet nicht statt. Bei dem Finkler-Prior’schen Bacillus erfolgt am zweiten Tage ein Zusammenfliessen der Kolonieen, am dritten Tage tritt eine rasch vorschreitende Verflüssigung des Nährbodens auf. Am sechsten bis siebenten Tage findet man eine deutliche Gelbfärbung des Nährbodens und endlich wird der ganze Inhalt des Kultur- glases zu einer gelbbräunlichen festen Masse. Dittrich (Prag). Gouguenlieim et Tissier, Uncasdelaryngitetuberculcuse primitive pseudopolypeuse. — Structure p a p i Ho- rn a t e u s e des tumeurs. — Examen bacteriologique affirmatif des crachats. — Inoculationäun cobaye de fragments de tumeur intra-laryngienne. — Tu- be rculisation du cobaye. (Annales des maladies de l’o- reille, du larynx, du nez, du pharynx. 1889. No. 4.) In einem Falle von Larynxphthise, in welchem in den Wuche- rungen Tuberkelbacillen mikroskopisch nicht nachgewiesen werden konnten, wurde ein Gewebsstückchen einem Meerschweinchen in die Bauchdecken eingebracht. An der Impfstelle entwickelte sich ein Abscess, dessen Eiter grosse Mengen von Tuberkelbacillen ent- hielt. Auch in einer vergrösserten mesenterialen Lymphdrüse wurden reichliche Tuberkelbacilleu mikroskopisch und durch Kul- turen nachgewieseu. Dittrich (Prag). Metzner, Ein Fall von mykotischer Mandelentzün- dung mit tödtlichem Ausgang. (Berliner klin. Wochen- schrift. 1889. No. 29.) Da bei den primären Anginen nur sehr schwer die bakterio- logische Beweisführung erbracht werden kann, verdient der hier veröffentlichte Fall von katarrhalischer Tonsillitis besondere Be- achtung, zumal, weil er, letal endigend und im pathologischen In- stitut zu Halle zur Sektion gekommen, eine genaue mikroskopische Untersuchung ermöglichte und den Nachweis der Infektiosität der primären Angina lieferte. Das Wesentliche des Sektionsbefundes waren „jederseits bei anscheinend vollkommen intakter Oberfläche in der Tiefe des Ton- sillargewebes kleine, ziemlich spärliche Eiterherde, als deren kon- tinuirliche Fortsetzung die eitrige Infiltration des lockeren Zellge- webes im Mediastinum anticum und posticum recht gut zu erkennen war, sodann beiderseits eine exsudative Pleuritis eitrig-hämorrha- gischer Natur mit Kompressionsatelectase der Unterlappen beider Lungen, eine beginnende Pericarditis, jedenfalls veranlasst durch die auf der Vorderfläche des Herzbeutels abgelagerten Eitermassen, endlich eine frische Milzschwellung.“ Behufs bakteriologischer Untersuchungen wurden zahlreiche Ausstrichpräparate — vom Sekrete der Schnittflächen sowie vom Eiter der Pleurahöhlen und des Herzbeutels — auf Deckgläschen angefertigt, sowie Gelatine- und Agarröbrcn damit beschickt. Mandelentzündung-. — Fadenpilze in der Nase. 607 In ersteren Hessen sich, bei Anwendung von Gram, schon bei Hart- nack 5, Oc. 3 und ausgezogenem Tubus zahlreiche Kokken, in der charakteristischen Form der Staphylokokken und Streptokokken angeordnet, erkennen. — In den Reagensgläsern sowie auf Kartof- felscheiben waren sehr bald, besonders schnell bei Brütofentempe- ratur, Kulturen einer Mischinfektion von Staphylococcus pyogenes aureus und Streptococcus zu beobachten. Mikrotomschnitte der Tonsillen, die mit Alkohol gehärtet in Cclloidin eingebettet wurden, zeigten bei Gram’s Färbung schon zwischen den untersten Epithellagen kleine Anhäufungen von Kok- ken, die als Trauben, seltener als Ketten zu erkennen waren. In den tieferen, submucösen und intermusculären Schichten waren die Spalträume der Lymphwege mit denselben Mikroorganismen strotzend gefüllt. Eingewandert seien demnach die Bakterien durch die Epithellage, um sich erst in den tiefer gelegenen Gewebspartieen zu vermehren und von dort aus ihre Propagation in die Peritou- sillarregion und ihre Senkung in das mediastinale Bindegewebe zu bewerkstelligen. Die erst am 6. Krankheitstage aufgetretenen Symptome, Schmerzen in der Mittellinie des Halses bis hinab unter die Mitte des Sternums, während bis dahin nur einfache anginöse Be- schwerden vorhanden waren, sprächen ebenfalls für diese Auffassung. Der primäre Sitz dieser durch Staphylokokken und Strepto- kokken verursachteu Mischinfektion sei nach dem Gesagten doch sicherlich in den Tonsillen zn suchen : da in vita nur einfache An- gina catarrhalis festzustellen war, erst viel später Erscheinungen von Seiten der Lungen, die Pericarditis erst kurz vor dem Tode aufgetreten zu sein scheine, so sei, wenigstens für den vorliegenden Fall, der Beweis für die Infektiosität der Angina damit erbracht. Die frische Milzschwellung, bei der Sektion gefunden, sowie die im Verhältniss zu den geringfügigen objektiven Symptomen auffallend starke Störung des Allgemeinbefindens, das hohe Fieber, das endemische Auftreten der Erkrankung sprächen gewiss auch für eine Infektion: dass ein Ueberstehen der Affektion die Dispo- sition zu neuen Erkrankungen verschaffe, sei ganz analog den bei anderen Infektionskrankheiten, wie Erysipel, Gelenkrheumatismus etc. gemachten Erfahrungen. Werden die primären Mandelentzündungen immer durch Mi- kroorganismen derselben Species, wie die hier beobachteten, bedingt, so bleibt nur zu verwundern, weshalb die meisten Anginen einen so schnellen, günstigen Ausgang nehmen. Möglicherweise könnten aber auch andere Arten von Spaltpilzen, die in der Mundhöhle Vorkommen oder von aussen irgendwie eingeführt sind, bei der Angina catarrhalis eine besondere Rolle spielen: darüber müssten weitere Untersuchungen angestellt werden. Max Bender (Düsseldorf). Schubert, Paul, Faden pilzein der Nase. (Berliner klinische Wochenschrift. 1889. No. 39.) Schon früher hatte der Verf. Gelegenheit, in 2 Fällen Wachstlium und Fruchtentwickelung eines Fadenpilzes (Aspergillus 608 Fadenpilze in der Nase. fumigatus) in der Nase nachzuweisen. Bei der Seltenheit der- artiger Beobachtungen ist die vorliegende Mittheilung um so inter- essanter, als es sich dabei um einen bis dahin weder beim Menschen, noch überhaupt bei Wirbelthieren gesehenen Fadenpilz handelt. Von vornherein war auffallend, dass zwischen dem reichlichen Mycel nur langgestreckte, cylindrische Gonidieu sichtbar waren, weshalb eine Autorität auf dem Gebiete der Pilze befragt wurde, freilich nur auf Grund von in Spiritus aufbewahrtem Materiale — vom frischen Materiale war an einen inzwischen verstorbenen Herrn früher geschickt worden — hierauf äusserte sich Prof. Cohn in dem Sinne, dass es sich um das Mycel eines Schimmelpilzes handle, dessen Hyphen gegliedert und verzweigt seien und an der Spitze der Zweige wie an den Fadengliedcrn seitlich Cylindergonidien abschnürten ; diese seien einzellig, schwach sichelförmig gekrümmt, an der Ansatzstelle etwas zugespitzt, in der Mitte mit einer Plasma- binde versehen. Leider war die Artbestimmung durch Kultur nicht mehr möglich, aber eigentlich nothwendig, da sehr verschiedene Pilze solche Cylindergonidien an ihren Mycelien absclmürten. Am bekanntesten sei die Entwickelung der Cylindergonidien bei Isaria Bassiana, dem Pilz der Muscardineepidemie bei den Seidenraupen. Isarien oder andere Pilze mit Cylindergonidien seien jedoch bis jetzt in Menschen und höheren Thieren noch nicht beobachtet; anderer- seits könnten aber die beiden einzigen bisher bekannten pathogenen Hyphomyceten von Wirbel thiereu, Aspergillus oder Mucor, hier nicht in Betracht kommen. Dem fügt Sch. selbst nach folgende Masse bei: Die Gonidieu seien 2—21/2 u breit und 8 — 10, selten 12 /. i laug; das Verhält- nis beider Dimensionen schwanke von 1 : 2 1 ) 2 bis zu 1:5. Weitaus die meisten Exemplare seien schlank und etwa 4mal so lang als dick. Eine Membran sei nicht erkennbar, der Inhalt biete ein granulirtes Aussehen. Die Mycelfäden, 2 bis 4 bis 6 /u dick, be- sitzen eine glashelle Wandung und bestehen aus mehr oder minder langgestreckten Gliedern, die durch gleichfalls glashelle Zwischen- wände geschieden sind. Die Länge der Glieder schwankt zwischen 10 und 30 /.<; ein Ende derselben trägt oft eine Anschwellung, um die Hälfte stärker als der übrige Theil des Fadens, während das andere Ende wie abgeschnitten aufhört und sich an das kolbige Ende des Nachbargliedes ansetzt. Die kurzen Glieder bieten ein mehr knolliges Aussehen. Der Verlauf ist meist langgestreckt, die Theilung dichotomiscli. Bisweilen sind die Seitenzweige von dem Hauptfaden nicht zu unterscheiden. Alle Elemente des Pilzes, mit Ausnahme der Wandung des Fadens, lassen sich mit Methylenblau sehr schön färben. Die von de Bary hinsichtlich der Botrytis Bassiana gegebene Beschreibung passt ziemlich genau zu dem Nasenpilz, nur fehlen die kolbigen Anschwellungen. Aehnlich verhält sich auch die Isaria farinosa, die ebenfalls, als wahrer Parasit, alle befallenen Thiere, Insekten, tödtet. — Der gefundene Nasenpilz ist wrohl eher als Saprophyt anzusehen, da in der Nase nirgends wunde Schleim- haut war und weil nach einfacher Ausspritzung kein erneutes Otitis media diphtheritica. 600 Wachsthum auftrat, das Wachsthum also nur im Nasensekret selbst, in todter organischer Materie erfolgte. Max Bender (Düsseldorf). Siebenmann, F., Beitrag zur Frage der Betheiligung von Mikroorganismen bei der Otitis media diphthe- ritica. (Ztschr. f. Ohrenheilk. Bd. XX. Heft 1 .) Verf. berichtet über einen Fall von Scharlach mit Diphtherie bei einem 7 1/2jährigen Mädchen, E. K., das am 10. Febr. 1888 erkrankte und im Hauner’schen Kinderspitale zu München be- handelt wurde. Am 4. Tage der Erkrankung war Schwerhörigkeit und am 9. Tage Ohrenfluss eingetreten. Am 18. Tage trat der Tod ein. Die Sektion des linken Schläfebeines, 24 Stunden nach erfolgtem Tode von Prof. B e z o 1 d vorgenommen, ergab Zerstörung des Trommelfells und diphtheritische Membranbildung in der Pauke. Im Warzentheile zeigte sich Eiteranfüllung der Kuochcnzellen. Zwei Zellen zeichneten sich durch Grösse aus. Von diesen war die eine, von Erbsengrösse, ausgefüllt mit einem derben fibrinösen Pfropf, der sieb leicht mit der Sonde entfernen Hess, worauf sich die Höhle mit mässig verdickter, wenig injicirter Schleimhaut aus- gekleidet präsentirte. Die bakterioskopische Untersuchung der diphtheritischen Mem- bran der Pauke beschränkte sich auf eine mikroskopische Unter- suchung eines Partikelchens derselben im frischen Zustande. Es zeigte sieb das ganze Präparat übersät von Mikrokokken. Die speckige, frische Diphtherie-Membran jener obenerwähnten Knochen- zelle wurde aus derselben ausgeschält, in Alkohol erhärtet, in Boraxkarmin gefärbt, in Paraffin eingebettet, geschnitten und dann der Weigcrt’schen Fibrinfärbemethode unterworfen. Von Mikro- organismen zeigte sich auch bei Anwendung der besten Immersions- systeme keine Spur. Aus dieser Beobachtung, dass sich in der Membran der Pauke, welche der Luft etc. zugänglich war, Mikroorganismen vorfanden, keine dagegen in der Membran der von der Luft abgeschlossenen Knochenzelle, zieht Verf. den Schluss, dass die Streptokokkenent- wickelung in den diphtheritischen Partieen — lebendem Gewebe sowohl als fibrinöser Membran — ihre Entstehung einer nach- träglichen Einwanderung von aussen verdanken und dass sie somit als ein sekundärer Prozess aufzufassen seien, welcher mit der Aetiologie der Diphtherie nichts zu thun habe. (Die vom Verf. angewendetc bakterioskopische Untersuchung in der beschriebenen sehr einfachen Form ist nicht im Stande, den angeführten Fall als Beitrag zur Frage, ob Mikroorganismen bei der Diphtherie des Mittelohres mitwirken oder nicht, gelten zu lassen. Die mikroskopische Untersuchung der diphtheritischen Membran allein kann nicht entscheiden, ob die reichlich Vorge- fundenen Mikrokokken zu dem Krankheitsprozesse in ursäch- lichem Zusammenhänge stehen oder nuraccidentelle Verunreinigungen sind. Ebensowenig kann der negative Befund in der diphthe- ritischen Membran der Knochenzelle die wirkliche Abwesenheit von VI. lld. 41 610 Tripperblenorrhöe d. Auges. — Hühnercholera. Organismen beweisen. Ist es (loch bekannt, dass z. B. die Loeffler- sehen Diphtheriebacillcn bei der gewöhnlichen Färbemethode kaum hervortreten, wohl aber bei Anwendung von alkalischer Methylen- blaulösung. Bei dem heutigen Stande der bakterioskopischen Wis- senschaft ist es ein gewagtes Unternehmen, eine Entscheidung zu treffen über die Aetiologie einer Infektionskrankheit zu Uu- gunsten des Einflusses der Mikroorganismen, ohne nicht alle Methoden der Bakterienforschung gründlich zu Ratlie gezogen zu haben.) R o 1 1 e r (Trier). Kemtfny, DicTripperblenorrhöe des Auges. (Wiener me- dicinische Blätter. 1889. No. 33.) K e m 6 n y berichtet über einen Fall von zufälliger Autoin- fektion der Schleimhaut des rechten Auges mit Trippersekret bei einem mit einem akuten Harnröhrentripper behafteten Soldatcu. Der Nachweis dessen, dass es sich hier in der That um eine Conjunctivitis blenorrhoica handelte, geschah durch das Auffinden von Gonokokken im Sekrete. Die letzteren waren, wie beim Harn- röhrentripper, im Protoplasma der Eiterkörperchen gelegen. Dittrich (Prag). Wertheim, Bakteriologische Untersuchungen über die Cholera gallinarum. Erste Mittheilung. (Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Band XXVI. Seite 61.) Wert he im gelangte auf Grund seiner mit Reinkulturen von Hühnercholera angestellten experimentellen Untersuchungen zu fol- genden Resultaten: 1) Es gibt bei Tauben zwei Formen von Hühnercholera und zwar eine akute und eine chronische. 2) Die Ursache des Auftretens dieser beiden Krankheitsformen liegt in der Verschiedenartigkeit der Virulenz der zur Infektion verwendeten Reinkulturen. 3) Frische Kulturen tödten Tauben innerhalb 12 bis 24 Stunden, ältere Kulturen im Verlaufe von 6 bis 10 und mehr Tagen. 4) Die Abschwächung der Virulenz der Kulturen kommt durch fortgesetzte Züchtung auf schwach alkalischer Fleischwasserpepton- gelatine spontan zu Stande. 5) Die akute Form ist als eine Septikämie charakterisirt, bei der es meistens nur zur Transsudatbildung und zur Bildung von Extravasaten kommt, während andere hochgradige Gewebsverände- rungen nur an der Impfstelle anzutreffen sind. 6) Bei dieser Form treten geringere Mengen von Bakterieu schon einige Stunden vor dem Tode in das Blut über. Die Haupt- masse scheint erst unmittelbar vor dem Eintritte des letalen Endes auf dem Wege der Lymphbahn in die Blutbahn zu gelangen. 7) Die chronische Form der Hühnercholera ist eine pyämische Krankheit, bei welcher Mctastasenbildung und durch diese sich entwickelnde, mehr oder weniger hochgradige Veränderungen der Thierische Parasiten. 611 Gewebe die Hauptrolle spieleu. Ein Uebertritt von Bakterien in das Blut findet auch bei dieser Form oft sehr frühzeitig statt. 8) Bei der letzteren Art der Hühnercholera scheinen die Bak- terien mehr oder minder beträchtliche Formveränderungen (Degene- ration) zu erleiden. Dittrich (Prag). Lönnberg, E., Bidrag tili kännedomen om i Sverige förekommande Cestoder. Med 2 taflor. (Bihang tili K. Svenska Vct. Akad. Handlingar. Bd. XIV. Afd. IV. No. 9. pg. 1 — 69.) Stockholm 1889. Verf. hat in Schweden vorkommende Wasservögel und Fische in Bezug auf Bandwürmer untersucht und beschreibt die von ihm gefundenen Arten, indem er sich vorzugsweise auf anatomische Merkmale stützt. Ausser zwei geschlechtslosen (Tetrarhynchus erinaceus und Scolex polymorphus) werden 38 geschlechtsreife Bandwürmer abgehandelt, von welchen 7 Arten neu sind. Die Charakteristik der schon bekannten Formen wird durch sicherere Kennzeichen vervollständigt. Die beschriebenen Arten gehören zu folgenden Gattungen: Taenia: 13 sp., darunter neu: T. destituta vou Tadorna vulpanser, T. distincta von Larus canus, T. erostris von Larus fuscus, marinus und argentatus und Sterna hirundo. Tetrabothrium : 1 sp. Anthobothrium : 2 sp., darunter neu: A. elegantissimum vou Kaja batis. Phyllobothrium : 2 sp. Discobothrium : 1 sp. Echeneibothrium : 3 sp. Tritaphros (n. g.) Retzii (u. sp.) von Kaja clavata. Trilocularia : 1 sp. Acanthobothrium : 2 sp., darunter neu: A. Benedinn von Raja clavata. Onchobothrium : 1 sp. Tetrarhynchus: 2 sp. Echinobothrium : 1 sp. Bothriocephalus : 2 sp., darunter neu: B. svecicus vou Salmo salar und eriox. Ptychobothrium (n. g.) Beloues (Duj.) Abothrium : 1 sp. Schistocephalus : 1 sp. Triaenophorus : 2 sp., darunter neu: T. Anguillae von Anguilla vulgaris. Cyathocephalus : 1 sp. II. Krabbe (Kopenhagen). Leidy, Parasites of the strip cd Bass. (Procecd. Acad. nat. scienc. of Philadelphia. 1888. P. II. pg. 125.) Leidy, Parasites of the Rock-fish. (Ibidem, pg. 166—167.) Striped Bass und Rock-fish sind derselbe Fisch, nämlich La- brax liueatus, über dessen Parasiten Leidy einige Notizen veröf- 41 * 612 Tliirrißclio Parasiten. fentlicht. Die Kiemen des genannten Fisches werden vou Cope- poden, Ergasilus labracis Kroyer, bevvolint. Im Darm wurden gefunden und zwar 1) in der Mundhöhle Distomum galacto- stomum n. sp. bis 12 mm lang und 2,5 mm breit; 2) im Mittel- darm Echinorhynchus proteus, nicht häufig, aber regelmässig, und endlich Agamonema capsularia. M. Braun (Rostock). Leidy, Trematodes o f t h e M u s k r a t. (Proceed. Acad. nat. sc. Philadelphia. 1888. P. II. pg. 126.) Kurze Beschreibung von Distomum echinatum Rud. aus der Bisamratte (Fiber zibethicus Cuv.), sowie Erwähnung von Amplii- stomum subtriquetrum Rud. aus demselben Thiere; letztere Art ist mehrfach im europäischen Biber gefunden worden. M. Braun (Rostock). Leidy, Entozoaof the Ter rapin. (Proceed. Acad. nat. sc. Phi- ladelphia. 1888. P. II. pg. 127—128.) Von 8 untersuchten Schildkröten (welcher Art wird leider nicht angegeben!) besassen alle eine grössere Anzahl von Echino- rhynchus hamulatus Leidy, welche derselbe Autor schon früher in Emys insculpta Leconte, E. guttata Bcchst. und E. serrata Schweig, gefunden hatte; drei Exemplare enthielten in ihrem Dünn- darm Cucullanus microcephalus Duj., eins Amphistomum grande Dies, (ebenfalls schon mehrfach in Schildkröten gefunden), eins Polys tom um(?) oblongum Wr., P. ocellatum Rud. und Polysto- mum coronatum n. sp., ohne Augen, 4 — 6 mm lang, in der Nasen- höhle lebend. M. Braun (Rostock). Leidy, Parasites of the Pickerei. (Proceed. Acad. nat. sc. Philadelphia. 1888. P. II. pg. 169.) Im Gegensatz zum europäischen Hecht (Esox lucius), der nach L. keine Tänie beherbergen soll (was aber nicht richtig ist, da Taenia ocellata Rud. in demselben gefunden worden ist), führt eine nordamerikanische Art, Esox reticulatus Lcs., eine der Taenia am- blyoplitis Leidy nahe stehende Art, die der Verf. als Taenia leptosom a n. sp. kurz beschreibt. Der Artname wird geändert werden müssen, da bereits Die sing in seinem Systema helminth. I. (Wien 1850. pg. 507) eine T. leptosoma aus einem Papagei an- führt. M. Braun (Rostock). Monticclli, F. Sav., Di un Distom a dell’ Acanthias vul- garis. (Boll. d. soc. di natur. in Napoli. Ann. III. 1889. Fase. II. pg. 132—134.) Aus Acanthias vulgaris (einer Haifischart) kannte man bisher nur ein von Baird unter dem Namen Distomum microce- phalum beschriebenes Distomum, welche Art jedoch nach Unter- suchung der Originale Baird’s von Seiten des Autors gestrichen werden muss, da es sich nur um Exemplare des in allen Plagiostomeu so häufigen Distomum veliporum Crepl. handelt. Ein zweites Di- stomum wurde neuerdings aus Acanthias vulgaris von Lopez als Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 013 D. Richiardii beschrieben, welches der Verf. ebenfalls in der Leibeshöhle des genannten Haifisches gefunden hat. Es zeichnet sich wie Distomum polyorchis Stossich durch den Besitz zahl- reicher Hodenbläschen aus, welche in zwei traubenfönnigen Gruppen angeordnet sind und von dem ersten Beschreiber als Dotterstöcke angesehen wurden. Letztere sind kleiner und liegen in der Nähe der Hoden. Sehr gross ist das innere Receptaculum seminis, welches seitlich vom Ovarium in der Höhe des Bauchsaugnapfes liegt. Eine Scheide, d. h. Lau rer’ scher Kanal, fehlt sicher den erwachsenen Tieren; sollte derselbe auch hei jungen fehlen, so müsste hier das Sperma bei der Begattung seinen Weg durch den sogenannten Uterus nehmen. M. Braun (Rostock). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. J)elag6niere, Henri, Sterilisation des sondesen gomme. Catheterisme aseptique. (Progres med. XVII. 1889. p. 295.) Verf. ist cs nicht gelungen, durch Einlegen der Gummi-Ka- theter in l°/00 Sublimatlösung während 12 — 30 Stunden eine voll- kommene Sterilisirung derselben zu erzielen, insbesondere nicht bei Instrumenten mit engem Kanal. Auch an der Aussenseite der- selben konnten Stellen nachgewiesen werden, welche mit der Flüs- sigkeit nicht in Berührung gestanden hatten. Dies schreibt Verf. kleinen, eingeschlossenen Luftblasen zu, welche den Kontakt zwischen Oberfläche und Flüssigkeit verhindern. Bei gebrauchten Instrumenten, also solchen mit gefetteter Oberfläche, ist diese Art Sterilisirung ohnehin unmöglich. Verf. untersuchte deshalb, welche höheren Temperaturen Gummi-Katheter ertragen können und fand, dass sie einige Minuten lang einer Temperatur von 110—120° C ausgesetzt werden dürfen, ohne Schaden zu nehmen. Das günstige Resultat bewog ihn, die Koch’sche Stcrilisirungsmethode anzuwenden. Katheter, Sonden und Bougies wurden in Glasröhren unter- gebracht, letztere an beiden Seiten mit Wattepfropfen verschlossen und durch drei aufeinanderfolgende Tage je eine halbe Stunde lang im strömenden Dampfe sterilisirt. Bei gebrauchten Kathetern wird das Fett mittelst Watte entfernt; der Kanal mit Sublimatlö- sung gefüllt, auf Wattepolstern deponirt und — wenn eine ge- nügende Anzahl bereit ist — wie vorerwähnt sterilisirt. Kontrollversuche mit einem neuen und einem kurz vorher be- nutzten Katheter ergaben, dass die Instrumente thatsächlich keim- frei gemacht werden können. 014 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. Wenn in der vorliegenden Arbeit auch nur zumeist Bekanntes gebracht wird, so ist es doch erfreulich, dass die klassischen Me- thoden Ivo ch ’s zu stets allgemeinerer Verwendung gelangen. Kral (Prag). Geppert, J. , Zur Lehre von den Antisepticis. Eine Experimentaluntersuchung. (Aus dem pharmakolog. In- stitut zu Bonn. — Berl. klin. Wochenschr. 1889. No. 36 u. 37.) Als der Verf. die Experimente hinsichtlich der Wirksamkeit unserer Desinficientien auf Mikroorganismen nachmachte, sah er sich vor Allem veranlasst, die sonst hier gebräuchliche Methodik in folgender Weise zu modificiren: Eine in Wasser angefertigte Suspension der zu untersuchenden Kultur wird, nach starkem Schütteln, auf ein Glaswollefilter gegossen , wobei nur noch mikroskopisch sichtbare Theile in das Filtrat gehen, wenn die Procedur etwa wiederholt wird. Bei so hergestellten Suspensionen sind die günstigsten Bedingungen für eine vollkommene Desinfektion gegeben, da hierdurch die einzelnen Individuen einer Kultur in denkbar innigste Berührung mit den Desinfektionsmitteln gebracht sind. Hinsichtlich der weiteren Methodik, wonach eiue Anzahl ausge- kochter Krystallisirsclnilchen mit je 25 ccm siedenden Wassers be- schickt werden, während in ein anderes Schälchen 25 ccm des Desinfektionsmittels gethan werden, wie die Suspension zunächst in der betr. desinficirenden Lösung durch starkes Umrühren ver- theilt und nach Ablauf einer bestimmten Zeit, durch Verweilen in einem der mit Wasser gefüllten Schälchen, einer etwa 50mal schwächeren Lösung ausgesetzt wird, sowie der Möglichkeit, alles Sublimat als Schwefelquecksilber (durch Schwefelammonium) ganz niederzuschlagen, müssen wir uns hier mit einfacher Erwähnung dieser Punkte begnügen. Auch auf die genauere Schilderung der vom Verf. in den ver- schiedensten Modifikationen angestellten Untersuchungen über die Einwirkung einer Sublimatlösung 1 : 1000 auf Milzbrandsporen (mit und ohne Schwefelammonium) müssen wir verzichten; nur die damit gewonnenen Resultate seien angeführt. Sobald die Sporen einige Zeit im Sublimat gelegen haben, wachsen sic nicht mehr auf einem schwach sublimathaltigen Nährboden aus. Um die dabei sich aufdrängeude Frage, würde normaler Milzbrand auf diesen Nährböden wachsen, auf denen jetzt die Sporen, die in Sublimat gelegen hatten, nicht mehr auskeimen, zu lösen, wurden neuerdings in zweierlei Art Untersuchungen angestellt, aus denen hervorging, dass Sporen, die einige Zeit in Sublimat gelegen haben, nicht mehr aufNährböden auskeimen, auf denen normale Sporen noch sehr gut auswachsen. Anhangsweise wird noch erwähnt, dass derselbe Effekt, wie durch einen Sublimatzusatz, sich auch durch Hinzufügung von Karbolsäure zum Nährboden erreichen lasse. Was die infektiösen Eigenschaften dieser Sporen betrifft, so stellte sich heraus, dass eine Desinfektion derselben durch 1 u/u0 Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. G 1 5 Sublimatlösung binnen einer Stunde nicht zu hoffen ist. Sie kann zwar nach mehreren Stunden vorhanden sein, aber selbst nach 24 Stunden können die Sporen noch inficiren. Die geimpften Thiere können auch au Milzbrand sterben, ohne dass die entsprechende Kultur (aus der alles Sublimat entfernt ist) noch angeht, und schliesslich war auch von einer Abschwächung durch die Desinfektion nichts nachzuweisen. Nach alledem sind also die Sporen noch infektiöszu einer Zeit, wo siekünstlichenNähr- böden gegenüber schwere Wachsthumsschädigungen zeigen. Dass bisher von der grossen Resistenz der Milzbrandsporen gegen Sublimat noch nichts bekannt geworden war, führt G., gewiss mit Recht, darauf zurück, dass stets Sublimat mit verimpft wurde. Bedenke man nun, dass das Sublimat auch nach der eigentlich beabsichtigten Dauer der Desinfektion noch haften bleibe und nach- wirke, dass eine gewaltige Leistung nöthig sei, um das Sublimat den Sporen gegenüber gänzlich unschädlich zu machen — ein Sublimatzusatz von 1 : 2000000 kann genügen, um Sporen, die 10 Minuten in Sublimat gelegen haben, nicht mehr auskeimen zu lassen — , so sei klar, dass eine generelle Lösung der Frage gar nicht möglich ist. Die Untersuchung' einiger specieller Fälle ergab : 4mal und zwar mit 3 verschiedenen Suspensionen ist geprüft worden, ob Infektion vorkomme, wenn die Sporen vor der Einspritzung 1 bis 2 Minuten in Sublimat gelegen hatten; hierbei starb ein Thier am 2. Tage an Milzbrand. Das Thier, das mit Sporen, die 5 Minuten in 1 promill. Sublimat gelegen, geimpft wurde, blieb am Leben. Diese Befunde, sowie solche, die nach 8 Minuten sowie nach 10 bis 20 Minuten langer Einwirkung (die Quantitäten des eingespritzten Sublimats wechselten zwischen 0,2 bis über einen Ivubikcentimeter) erhoben wurden, zusammengenommen mit einer Reihe von Unter- suchungen, in der die Sporen zuerst in Sublimat, dann mit dem Sublimat in Blut und endlich mit beiden in den Thierkörper ge- bracht wurden, zeigten, falls einem Meerschweinchen Sporen, fein in Sublimat vertheilt, unter die Haut gespritzt wurden, eine relativ geringe Infektionsgefahr, die um so geringer, je länger die Sporen vor der Einspritzung in Sublimat gelegen hatten. Warum unter sonst gleichen Verhältnissen bei dem einen Thiere die Sporen sich entwickeln, bei dem anderen nicht, liege wohl in der grösseren Widerstandsfähigkeit verschiedener Kulturen, offenbar spiele aber auch die Geschwindigkeit der Resorption eine grosse Rolle. Im Anschluss an diese Untersuchungen suchte G. auch noch die Fragen zu beantworten, ob die beobachtete Wachsthumshemmung sich auch an anderen Mikroorganismen als den Sporen beweisen Hess (wozu die Milzbrandbacillen als die geeignetsten erschienen), ob die Thatsache, dass Infektion des Thieres, ohne dass gleichzeitig die Kultur auswächst, beobachtet wird, sich auch bei Bacillen findet, ferner ob derselbe Erfolg nicht nur durch minutenlange Einwirkung von Sublimat, sondern auch durch andere Antiseptica und in Sekunden zu erreichen wäre, bei welcher Gelegenheit auch die Frage der momentanen Desinfektion mit berücksichtigt wurde. (316 Schutzimpfung, künetl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. Auch diese Versuche können, trotz ihres grossen Interesses, nicht in extenso angeführt werden; nur die daraus gewonnenen Resultate seien mitgetheilt: Hinsichtlich der Desinfektion binnen 4 Sekunden ergab sich, dass sie durch Sublimat 1 : 100 zweimal erreicht, einmal dagegen nicht erreicht ist; bei 1:5000 einmal erreicht, einmal nicht; bei 1 : 10000 wurde sie einmal erreicht, zweimal nicht. Die Desinfektionsresultate, die mit Karbolsäure, Salicylsäure und Kreolin gewonnen sind, bezeichnet G. selbst als nicht unbe- dingt beweisend. Für die zweite Frage, ob die Thierimpfung und das Auftreten von Kulturen sich decken, oder ob das Thier iuficirt werden kann und auf der Kultur nichts wächst, waren auch die Versuche mit Sublimat (1 : 10000) bei einer vier Sekunden langen Einwirkung die beweisendsten. Darnach können die Thiere inficirt werden, ohne dass eine Kultur entsteht: das Ausbleiben der Kultur beweist nicht die Desinfektion. Nur eine Kultur, die unter keinen Um- ständen mehr inficirt, wird als desinficirt erachtet. Die hier festgestellten wesentlichsten Thatsachen fasst G. zum Schlüsse dahin zusammen: 1) Milzbrandsporen können infektiös bleiben, auch wenn sie stundenlang in 1 pro Mille Sublimat gelegen haben. Zum Gelingen der Infektion muss freilich das Sublimat niedergeschlagen werden. 2) Während Sporensuspension mit Sublimat versetzt, Meer- schweinchen eingespritzt, selten inficirt, ist Blut mit Sporen und Sublimat hoch infektiös. 3) Milzbrandsporen, die einige Zeit in Sublimat gelegen, wachsen nicht mehr auf Nährböden, auf denen normaler Milzbrand noch gedeiht, infektiös bleiben sie jedoch. Dasselbe gilt von Milz- brandbacillen, die in Sublimat oder Karbol gelegen hatten. 4) Versetzt man eine desinficirende Lösung mit einer Bak- teriensuspension und impft annähernd gleiche Mengen von Kulturen, so nimmt mit der Dauer der Desinfektion die Zahl der Kolonieeu ab. 5) Die Ergebnisse von Kultur- und Thierimpfung stimmen nicht immer überein. Max Bender (Düsseldorf). Heinisch, G., Sur les proprietös antiseptiques del’hy- droxylamine. (Annales de l’Institut Pasteur. 1889. No. 8. S.438.) Auf die giftige Wirkung des Hydroxylamin auf Algen und Iu- fusorien hatte Löw hingewiesen; über seine antiseptische Wirk- samkeit ist bis jetzt nichts bekanut. Verf. hat Versuche mit Milzbrandbacillen, Diphtheriebacillen und Tyrothrix tenuis angestellt, in möglichst neutraler Kalhsbouil- lon bei 32°. Das Hydroxylamin wurde als salzsaures Salz ange- wendet unter Zusatz von Soda, um die Basis frei zu machen. Die antiseptische Wirksamkeit liegt zwischen jener des Sublimats und der Karbolsäure. Zur Verhinderung des Wachsthums von Milzbrandbacillen in obiger Lösung bedurfte es von Sublimat Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 617 4 mg pro Liter, von Karbolsäure 2000 mg und von salzsaurem Hydroxylamin 77 mg. Aehnlich sind die Resultate bei den andern Bakterienarten. Zur Tödtung von Milzbrandbacillen genügte die Dosis von 4,118 g salzsaurem Hydroxylamin pro Liter erst nach 7 Stunden. Der Diphtheriebacillus und Tyrothrix tenuis dagegen erwiesen sich wesentlich resistenter. Yerf. verzichtete darauf, hier die endgül- tige Dosis festzustellen. Büchner (München). Roger, De quelques causes, qui modifient l’immunit6 naturelle. (Comptes rendus hebdomadaires des seances de la societe de biologie. 1889. No. 27.) Roger hat bereits früher gefunden, dass man bei Kaninchen, die doch als immun gegen Milzbrand gelten ('?), solchen erzeugen kann, wenn man den Thieren ein Gemenge von Milzbrandbacillen mit anderen Mikroorganismen injicirt. Weiter verfolgte nun Verf. die Wirkung von Verbindungen des Prodigiosus mit Milzbrandbacillen. Dabei fand er, dass man die natürliche Immunität der Thiere selbst solch einem Gemenge gegenüber verstärken kann. Dies geschieht auf die Weise, dass man einem Kaninchen in eine Vene etwa 2 Ctgr Milzbrand injicirt und diese Injektion nach einer Woche wiederholt. W'enn man dann nach einigen weiteren Tagen etwas von dem Bakteriengemenge in die Musculatur einbringt, so bleibt das Thier meist gesund oder es bildet sich höchstens an der Impfstelle eine Anschwellung. Der Process bleibt jedoch loka- lisirt und heilt aus. Verf. suchte ferner zu ermitteln, auf welche Weise der Prodi- giosus die Entwickelung von Milzbrand begünstigt. Bei den be- treffenden Versuchen fand Roger, dass der Prodigiosus den All- gemeinzustand der Thiere beeinflusst. Wurden die Thiere erst 24 Stunden nach der Injektion von Prodigiosus mit Milzbrand geimpft, so erwiesen sie sich wieder als immun. Aehnliche Resultate erhielt Verf. bei Tauben. Die Wirkung des Prodigiosus kann sonach nicht der Wirkung der Milchsäure, welche ja auch die Entwickelung von Milzbrand begünstigt, gleichgestellt werden. Während nämlich letztere das Gewebe verändert und auf diese Weise die Resistenz der Thiere gegen Milzbrand verringert, alterirt der Prodigiosus den Allgemein- zustand und führt auf diese Weise dasselbe Resultat herbei. D i 1 1 r i c h (Prag). Hankin, E. H., Immunity produced by an albumose isolated from Anthrax cultures. (Brit. med. Journ. 1889. p. 810.) Verf. hat unter der Leitung Koch’s im Berliner Hygienischen Institute aus Milzbrandkulturen eine Albumose isolirt, mit welcher er an mehr als 100 Mäusen und 50 Kaninchen Immunisirungs- Versuche anstellte. Ö1S Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. Die Albumose erhält Verf. aus Kulturen in flüssigen Nähr- medien, indem er Alkohol im Ueberschusse zusetzt, mit Alkohol nachwäscht, filtrirt, trocknet, den Niederschlag löst und schliesslich durch ein C h a m b e r 1 a n d ’ sches Filter filtrirt. Von drei mit virulentem Sporenmaterial geimpften Kaninchen, die gleichzeitig ein Fünf-, bezw. ein Zehnmillionstel ihres Körper- gewichtes Anthrax- Albumose in die Ohrvene injicirt erhielten, blieben zwei am Leben. Letztere wurden zehn Tage später neuerdings mit sehr virulentem Milzbrand geimpft und haben diesen Eingriff gut überstanden. Sieben Mäuse erhielten den millionsten, drei andere den halb- millionsten Theil ihres Körpergewichtes Albumose. Eine Woche später wurden alle und zwei Kontrollmäuse mit einer aus „deuxieme vaccin“ hergestellten Bouillonkultur geimpft. Von letzteren blieb nur eines, von den ersteren, mit einem Millionstel Albumose geschützten Thieren blieben drei am Leben, so dass von zehn Ver- suchstieren nur vier Immunität erlangt hatten. Die beiden Kon- trollthiere starben prompt. Zehn Mäuse wurden gleichzeitig mit dem millionsten Theile Albumose und mit „deuxieme vaccin“ geimpft. Drei starben, sieben blieben am Leben. Drei Mäuse bekamen zwei Millionstel und „deuxieme vaccin.“ Zwei blieben am Leben. Vier Kontrollthiere starben. Grössere Dosen Anthrax- Albumose, wie sie Verf. früher an- wandte, führen den Tod der Versuchsthiere meist rascher herbei, als er bei den bloss mit Milzbrand geimpften Kontrollthieren eintritt. Verf. hält es demnach für wahrscheinlich, dass 1) der Anthrax-Bacillus seine Fähigkeit, im Thierkörper zu leben, dem Vermögen verdankt, eine giftige Albumose zu produ- ciren ; 2) dass diese giftige Albumose im Stande sei, die „keimtödtende Energie“ des lebenden Thieres zu unterdrücken; 3) dass diese Albumose sehr langsam aus dem Körper aus- geschieden zu werden scheint; 4) dass durch Injicirung grosser Dosen dieser Albumose der Eintritt der Milzbrandbacillen befördert wird; 5) dass durch Einbringung kleiner Dosen Duldung gegen die giftigen Eigenschaften erworben wird. Wenn das Anthrax-Virus vermöge seiner Albumose nach einigen Stunden oder Tagen die „keimtödtende Kraft“ des Thieres zu unterdrücken versucht, so ist es dies zu thun nicht mehr im Stande, weil das Thier bereits Immunität gegen dessen giftige Eigenschaften erworben hat; 6) bei einer Dosis Anthrax-Albumose, welche in der Mitte zwischen jenen Dosen liegt, wie sie in den obigen zwei Fällen an- gewendet wurden, erfolgt der Tod innerhalb der gewöhnlichen Zeit, oder es wird das Leben (in anderen Fällen) bedeutend verlängert. Augenscheinlich wurde mit der vergleichsweise grossen Dosis Ablumose Immunität nicht erzielt. In Folge dessen ist der Milz- Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 619 brandbacillus im Stande zu leben und noch mehr von seiner Albu- mose zu produciren, so dass er schliesslich die widerstehende Energie des Thieres zu überwältigen vermag. Kral (Prag). Rindfleisch, Georg, Ueber septischelmpfkeratitis. (Ver- handlungen der physikalisch-medicinischen Gesellschaft zu Würz- burg. N. F. Band XXII. 1889. No. 7.) Rindfleisch hat Versuche bei Kaninchen angestellt, die darin bestanden, dass er in der Hornhaut ein Täschchen einschnitt und in dasselbe eine gewisse Menge einer frischen Kultur von Sta- phylococcus pyogenes aureus einbrachte. Unmittelbar nach der Impfung zeigte sich eine pericorneale Injektion; nach einigen Stunden wurde die Hornhaut diffus getrübt, später war die Trübung über der Impfstelle stärker ausgeprägt, während um dieselbe herum eine ungetrübte Zone sichtbar war, die sich nach der Peripherie als grauweisser Ring scharf abgrenzte, von welchem nach dem Cornealrande hin zahlreiche graue Strahlen zogen. Hierauf entwickelte sich an der Impfstelle eine Impfpustel, in deren Bereiche es zur Ulceration kam. An der Iris entwickelte sich binnen einem Tage in den Fällen, in welchen später ein Hypopyon entstand, eine leichte Trübung besonders gegenüber der Impfstelle der Hornhaut. Am zweiten Tage bemerkte man auf der ganzen vorderen Fläche der Iris feine gelbweisse Pünktchen, die stellenweise zusammenflossen. Die Re- sorption des Exsudates ging äusserst langsam vor sich. Mikroskopisch fand man, dass die eiugebrachten Kokken sich nicht in die weitere Umgebung von der Impftasche aus verbrei- teten. Um die Impfstelle herum sah man eine fast glashelle Zone, in welcher das Gewebe gequollen und homogen aussah. In der Umgebung dieser Zone war die Cornea in ihrer ganzen Dicke dicht mit Leukocyten infiltrirt. Die Membrana Descemetii war unver- ändert, das Endothel entweder geschwunden oder entspechend der Ausbreitung des Impfbezirkes geschrumpft und im Absterben be- griffen, zum Theile mit fibrinös-eiterigem Exsudate bedeckt. Die Iris bot das Bild einer fibrinös-eiterigen Entzünduug dar. Ein taschenartiger Raum erscheint jedesmal zu einer wirk- samen Impfung nöthig. Je näher derselbe dem Hornhautcentrum liegt, um so sicherer ist der Erfolg. In keinem Falle konnte Rindfleisch Kokken im Hypopyon nach weisen. Auch konnte nach Angabe des Autors nirgends ein Coccus oder ein weisses Blutkörperchen innerhalb der Membrana Desce- metii konstatirt werden. Nur in einem Falle fand Verfasser in Uebereinstimmung mit Hess Leukocyten wie Kokken im Gebiete der Membrana Desce- metii und des Hypopyons in grosser Menge. Sehr gewagt erscheint Verfassers Behauptung, es sei dieser Befund eine Folge der Pa- raffineinbettung, die Lage der Mikroorganismen sonach artificiell her- vorgebracht. Di tt rieh (Prag). G20 Nene Litteratur. Neue Litteratur zusammengestellt von De. Abthub Wübzbubg, Bibliothekar lm Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Baiungarteii, P., Lehrbuch der pathologischen Mykologie. 2. Hälfte, 2. Halbbd. 2. Lfg. (Schluss d Werkes.) gr. 8°. IV u. p. 791 — 973 m. 15 Textabbildgn., 5 davon in Farbendr. Braunschweig (Harald Bruhn) 1889. 5,40 M. Canestrini, G. e R., Bacteriologia. 16°. 246 p. e 29 incis. (Manuali Hoepli, Serie Seien tif.) 1889. 1,50 £. Linstovr, 0. v., Compendium der Helminthologie. Nachtrag. Die Litteratur der Jahre 1887 — 1889. gr. 8°. XVI, 151 p. Hannover (Hahn) 1889. 4,40 M. Morphologie und Systematik. Starbäck, K., Anteckningar öfver nägra Skandinaviska pyrenomyceter. (Sep.- Abdr. a. Bihang tili Kgl. Svenska vet.-akad. handlingar. Bd. XIV. afd. III. No. 5.) 8°. 18 p. Stockholm 1889. Mittheilungen über einige skandinavische Pyre- nomyceten. Yignai, W., Contrihution ä l’dtude des bactdriac^es (Schizomycetes). Le Bacille Mesentericus vulgatus. 8°. Avec 45 fig. Paris (Masson) 1889. 3,50 fr. Biologie. (Gährung, Fäulniss, Stoffwechselproducte usw.) Dubois, R., Les microbes lumineux. 8°. 24 p. Lyon (impr. Schneider freres) 1889. Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. Luft, Wasser, Boden. Graucher et Richard, Action du söl sur les germes pathogenes. Rapport. 8°. 22 p. 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(Bullet scientif. de la France et de la Belgique. 1889. T. XX. p. 76-83.) Wilhelm, H. , Ueber Oscinis pusilla Meig. , die Haferfliege , und die Mittel zu ihrer Bekämpfung. Inaug.-Diss. 8°. 41 p. Leipzig 1889. Benachrichtigung. Das Honorar für die Herren Mitarbeiter beträgt io Mark für den Druckbogen, sowohl für die Original- arbeiten, als auch für die Referate. Den Originalarbeiten beimgebende Abbildungen , welche im Texte zur Verwendung kommen sollen , sind in der Zeichnung so anzufertigen, dass sie durch Zinkätzung wiedergegeben werden können. Dieselben müssten als Federzeichnungen mit schwarzer Tusche auf glattem Garton gezeichnet sein. Ist diese Form der Darstellung für die Zeichnung unthunlich, und lässt sich dieselbe nur mit Bleistift oder in sogen. Halbton -Vorlage hersteilen, so muss sie jedenfalls so klar und deutlich gezeichnet sein, dass sie im Autotypie- Verfahren (Patent Meisenbach) vervielfältigt werden kann. Holzschnitte können nur in Ausnahmefällen zugestanden werden, und die Re- daktion wie die Verlagshandlung behalten sich hierüber von Fall zu Fall die Entscheidung vor. Die Aufnahme von Tafeln hängt von der Beschaffenheit der Originale und von dem Umfange des begleitenden Textes ab. Die Bedingungen, unter denen dieselben beigegeben werden , können daher erst bei Einlieferung der Arbeiten festgestellt werden. Inhalt. Originalmittheilungen . Klein, E., Ein weiterer Beitrag zurKennt- niss des Bacillus der Grouse-disease. (Orig.), p. 593. Menge, Karl, Ueber rothe Milch. (Orig.), p. 596. Viquerat, A., Einfacher, kupferner Steri- lisirapparat. Mit einer Abbildung. (Ori- gin.), p. 602. Referate. Gouguenheim et Tissier, Un cas de la- ryngite tuberculeuse primitive pseudo- polypeuse. — Structure papillomateuse des tumeurs. — Examen bacteriolo- gique affirmatif des crachats. — Inocu- lation ä un cobaye de fragments de tu- meur intra-laryngienne. — Tuberculi- sation du cobaye, p. 606. Hanau, A., Einige Bemerkungen über die Analogie durch höhere und niedere Pa- rasiten bewirkter pathologischer Vor- gänge, p. 605. Hovorka, 0. von, und Winkler, F., Ein neues Unterscheidungsmerkmal zwischen dem Bacillus cholerae asiaticae Koch und dem von Finkler und Prior ent- deckten Bacillus, p. 605. Kemeny, Die Tripperblenorrhöe des Auges, p. 610. Leidy , Parasites of the striped Bass, p. 611. — , Parasites of the Roek-fish, p. 611. — , Trematodes of the Muskrat, p. 612. — , Entozoa of the Terrapin, p. 612. — , Parasites of the Pickerei, p. 612. Lönnberg, E., Bidrag tili kännedomen om i Sverige förekommande Cestoder, p.611. Metzner, Ein Fall von mykotischer Man- delentzündung mit tödtlichem Ausgang, p. 606. Monticelli, F. Sav., Di un Distoma dell’ Acanthias vulgaris, p. 612. Sachsse, Robert, Die Mikroorganismen des Bodens, p. 603. Schubert, Paul, Fadenpilze in der Nase, p. 607. Siebenmann, F. , Beitrag zur Frage der Betheiligung von Mikroorganismen bei der Otitis media diphtheritica, p. 609. Wertheim, Bakteriologische Untersuchun- gen über die Cholera gallinarum, p. 610. Schutzimpfung , künstliche Infektions- krankheiten , Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Delageniere, Henri, Sterilisation des son- des en gomme. Catheterisme aseptique, p. 613. Geppert, J., Zur Lehre von den Antisep- ticis, p. 614. Hankin, E. H., Immunity produced by an Albumose isolated from Anthrax Cultures, p. 617. Heinisch, G., Sur les proprietes antisep- tiques de l’hydroxylamine, p. 616. Rindfleisch, Georg, Ueber septische Impf- Keratitis, p. 619. Roger, De quelques causes, qui modißent l’immunite naturelle, p. 617. Neue Litteratur, p. 620. Frommannsche Buchdrackeroi (Hermann Pohle) in Jena. Centralblatt BtL VL No- 22 für Bakteriologie und Parasitenkunde. Inseraten-Anhang. Creolinum puriss. Pearson zeichnet sich gegenüber dem Original - Creolin durch einen noch höheren Gehalt an Phenolen (höhere Homologe der Carbolsäure) aus und löst sich auch in Aether vollkommen klar auf. — Ueber die Wirkung dieses für den medizinischen Gebrauch auf’s sorgfältigste destillirten Präparates gehen von ärztlicher Seite fortgesetzt die günstig- sten Berichte ein. Zur Vermeidung jeder Verfälschung nur in Apotheken in plombirten 100 gr. Gläsern zum Preise von M. 1. — pr. Glas käuflich. William Pearson & Co., Hamburg. Dr. Mirus’sche Hofapotheke (R. Stütz), Jena. Ein peptonisirtes Fleisch von ungemein leichter Ver- „ . daulichkeit, höchstem Nährwerth, Wohlgeschmack u. unbegrenzter Haltbarkeit. Von Leuhe, l)r. Wiel, ' Prof. Reclam und anderen ärztlichen Ka- pazitäten aufs Wärmste empfohlen. Nicht blos bei Magenkranken, sagt Leube, sondern überall da, wo d. Arzt daran liegen muss, den Verdau- ungs- jeW1' Organen eine absolut reizlose Nahrung zuzu- führen (Typhus, Dysenterie, tuberk. Darmgeschwüre, Peritonitis. « .sX\VV vW Magen- u. Darmblutungen), wird der ^ Gebrauch d. Fleischsolution von Nutzen sein Prof. Reclam beobachtete ausgezeichnete Erfolge allen in d. Ernährung herabgekomm. Personen Kindern, Dreisen, Reconvalescenten und vor Allen Nervenleidenden, y V Dr. Mirus’sche Hofapotheke (R. Stütz), Jena. Zu beziehen durch die Apotheken , wo Niederlagen nicht vorhanden , mau sich direkt an die Fabrik. wende Soeben erschien bei Carl Kicker in St. Petersburg, Newsky Prospect 14: B. Dauilewsky, Professeur ä l’Universitd k Kharkoff. La parasitologie comparee du Saug. I. Nouvelles recherches sur les parasites du saug des oiseaux. 1) Microbes paludiques. 2) Tripanosomes et Trypanoraonades. Avec trois planches. Prix 3 M. 20 Pf. II. Recherches sur les Hematozoaires des Aortues (de marais). 1) Parasites gregariniques. 2) Hexamitus. Avec deux planches. Prix 2 M. 40 Pf. Im Verlage der Hahn' sehen Buchhandlung in Hannover ist soeben erschienen : Compendium der Helminthologie. Nachtrag. Die Litteratur der Jahre 1878 bis 1889. Von 0. von Linstow, Dr. med. et chir., Oberstabsarzt. gr. 8. 1889. Preis: 4 M. 40 Pf. (Das Hauptwerk erschien im Jahre 1878 zum Preise von 8 Mark.) Verlag von August Hirschwald in Berlin. Soeben ist erschienen: Mikrophotographischer Atlas der Bakterienkunde von Dr. C. Fraenkel und Dr. R. Pfeiffer, Privatdocent, Stabsarzt, Assistenten am hygienischen Institut in Berlin Fünfte Lieferung. Heubacillus, Oedembacillus, Tetanusbacillus, gr. 8. Preis : 4 Mark. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Dr. Bernhard Rawitz, Privatdocent an der Uniersität Berlin. Leitfaden für histiologisehe Untersuchungen. Preis: broschiert M. 1,80, geb. 2,80. Frommannache Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. £0^ K ALB£^ ^ Bakteriologie und Parasitenknnde. In Verbindung mit Gell. Hofr. Prof. Dr. Leuckart um Professor Dr. Loeffler in Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. TThlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. VI. Band. -o- Jena, den 22. November 1889. — 0- No. 23. — Zu Preis beziehen für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände, durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Para- sitenkunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige Wünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuskript schreiben zu wollen oder direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Original - Mittheilungen. Bakterio- chemische U ntersuchungen. (Aus dem hygienischen Institut zu Göttingen.) Von Dr. Johannes Petruschky. Unter den mannigfachen wissenschaftlichen Einzelgebieten, zu denen die Bakteriologie seit ihrem grossen , dank den Methoden Koch’s erlebten Aufschwünge in Beziehung und Wechselwirkung getreten ist, gewinnt neuerdings die Chemie eine immer bedeutungs- vollere Stellung, und dies hat seinen Grund wohl darin, dass gerade die Chemie besonders geeignet erscheint, nicht nur Befruchtung empfangend, sondern auch in hohem Grade spendend der Bakterio- logie gegenüber zu treten. VI. Bd. 42 626 Petruse liky, In der Auffindung der „Ptomai'ue“ in Bakterienkulturen u. s. vv. ist der Bakteriologie bereits eine sehr wichtige Gabe durch spezifisch chemische Untersuchuugsmethoden zu Theil geworden und selbst der vielbewegte Streit um die Immunitätsfrage, der sich vor Kurzem noch fast allein um die Zellkampfthcorie als Angelpunkt drehte, scheint mehr und mehr auf chemisches Gebiet sich hinüber zu spielen, da aus den bisherigen Untersuchungen, so wenig abge- schlossen ihre Resultate auch noch sind , die Erkenntnis hervor- wachsen musste, dass der Kernpunkt jener anscheinend sehr komplizierten Einflüsse, welche die natürliche und die künstliche Immunität erzeugen, wohl in den feineren Beziehungen der Bakterio- chemie zur animalischen Biochemie zu suchen sei. Emmerich und di Mattei nahmen zuerst für die Er- klärung des bei ihren Milzbrandheilungen durch Erysipel1) beob- achteten Bakterien-Antagonismus chemische Einflüsse in Anspruch und wurden später auch für die Erklärung der überraschenden Schutzimpfungsresultate mit Schweinerothlauf2) auf die Annahme vorwiegend chemisch wirkender Faktoren hingedrängt. Behring nahm als Ursache der Immunität weisser Ratten gegen Milzbrand3) die hohe Alkalescenz des Blutes derselben an. Verf. wurde — noch ohne Kenntniss dieser Untersuchungen und etwa gleichzeitig — durch die Resultate seiner Milzbrandversuche am Frosche4) auch seinerseits zur biochemischen Auffassung der Immunität geführt und vermochte diese Auflassung gegen Metschnikoff’s Ein- würfe durch neue Versuchsreihen 5) zu stützen. Auch Czaplewski’s Beobachtungen über den Untergang der Milzbrandbacillen in immunen Tauben 6) ohne jede Phagocytenbetheiligung wiesen deutlich auf biochemische Einflüsse hin. Roux und Chamberland7) sowie Foä und Bonome8) erzielten Immunität durch Injektion steriler Kulturflüssigkeit. N u 1 1 a 1 9) und nach ihm Büchner 10) und Nissen11) stellten die 1) Emmerich und di Matt ei, Vernichtung von Milzbrandbacillen im Orga- nismus. (Fortschr. d. Medicin. 1887. No. 20.) 2) Emmerich und di Matt ei, Untersuchungen über die Ursache der er- worbenen Immunität. (Fortschr. d. Med. 1888.) 3) Behring, Ueber die Ursache der Immunität von Ratten gegen Milzbrand. (Centralbl. f. kliu. Med. 1888. No. 38.) 4) Petruschky, Ueber Immunität des Frosches gegen Milzbrand. (Ziegler und Nauwerck, Beiträge. Bd. III. 1888.) 5) Petruschky, Die Einwirkungen des lebenden Froschkörpers auf den Milz- brandbacillus. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. VII. 1889.) 6) Czaplewski, Untersuchungen über die Immunität der Tauben gegen Milz- brand. (Dissert.) Königsberg 1889. 7) Roux und Chamberland. (Annales de l’Inst. Pasteur. 1887. No. 12.) 8) Foa und Bonome, Ueber Schutzimpfungen. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. V. 1888.) 9) Zeitschr. f. Hygiene. Bd. IV. 10) Büchner, Ueber die bakterientödtende Wirkung des zellfreien Blutserums. (Centralbl. f. Bakt. 1889. Bd. V. No. 25. Bd. VI. No. 1.) 11) Nissen, Zur Kenntniss der bakterienvernichtenden Eigenschaften des Blutes. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. VI. 1889.) Anm. Nissen wendet sich in der citirten Arbeit gegen eine der beiden von mir aufgeführten Möglichkeiten der Auffassung des biochemischen Einflusses gegenüber Bakterio-chemische Untersuchungen. 627 bakterientödteude Wirkung defibrinirten Tierblutes bezw. zellfreien Blutserums fest. Wenn auch diese letzteren, höchst wichtigen und interessanten Untersuchungen , die au Thierblut ausserhalb des Körpers angestellt wurden, auf die Vorgänge im lebenden Organis- mus nicht ohne Weiteres übertragbar erscheinen1), so stehen sie doch mit der biochemischen Auffassung der Immunität im engen Zu- sammenhänge und sind für die ganze Wendung, welche die Immu- nitätsfrage neuerdings nach der chemischen Richtung nimmt, äusserst bezeichnend. Ist es somit erklärlich, dass das Interesse der Forschung sich den chemischen Eigenschaften der Bakterien mehr und mehr zu- wendet, so darf es andererseits verwunderlich erscheinen, dass wir zu einer Zeit, wo bereits weitgehende Kenntnisse über komplicirte bakterielle Stoßwechselprodukte und ihre mehr oder weniger toxischen Eigenschaften, namentlich durch Brie ger, zu Tage gefördert sind, gerade über die einfachsten chemischen Bakterienwirkungen — die Veränderungen der Reaktion des Nährbodens — nur wenige, ge- legentliche Angaben vorfinden. Und doch erscheint es nicht un- wesentlich, dass auch das Studium der Bakterienchemie quasi ab ovo beginne, um nichts, was für die verwickelteren Fragen von Wichtigkeit sein könnte, ausser Acht zu lassen. Daher sei es mir gestattet, in Folgendem eine Reihe kleinerer Untersuchungen, welche die einfachsten chemischen Leistungen der Bakterien betreffen, zu veröffentlichen. Dieselben wurden im Sinne von Vorstudien für die Immunitätsfrage unternommen, können aber auch als für sich stehende Versuchsreihen gelten, zumal da manche Einzelresultate nur in entfernter Beziehung zur Immunitätsfrage stehen. Bakterien gegen die „A s si m i 1 a t i o n s t h e o r i e“. Die zweite, die „Gift- theorie“ (1. c. S. 385) übergeht er seltsamerweise, wiewohl gerade seine Unter- suchungen mit für dieselbe ins Gewicht zu fallen scheinen. Uebrigens ist die „A s si mil a t i o n s t h e o r i e“ nicht, wie Nissen meint, eine von mir gewonnene „neue Anschauung“, sondern vielmehr nur eine Specialisirung der von meinem ver- ehrten Lehrer Baumgarten seit lange vertretenen Auffassung, dass das Schicksal der Bakterien im Thierkörper durch die Gunst oder Ungunst der daselbst sich ihnen bietenden Ernährungsbedingungen entschieden werde. Als „neu“ für die Auffassung der natürlichen Immunität konnte höchstens die „G i f 1 1 h e o r i e“ gelten, welche ich unabhängig von anderen Untersuchungen auf Grund bestimmter Versuchsresultate for- mulirt hatte. Auch diese Formulirung war aus dem Bestreben hervorgegangen, Baumgarten ’s Nährbodentheorie näher zu specialisiren ; sie steht somit keineswegs im Widerspruch zu derselben. Die nähere Entscheidung zwischen Assimilations- und Gifttheorie ist in meiner Arbeit absichtlich offen gelassen. Dieselbe dürfte übrigens auch durch Nissen ’s außerhalb des Thierkörpers angestellte Versuche noch nicht endgültig geliefert sein. Vielmehr wird die Assimilationslehre überall da in Frage kommen müssen , wo nur Entwickelungshemmung ohne Lebensverlust der Bakterien zu beobachten ist, und dieses scheint ja nach den schönen Untersuchungen Bitter’s (Zeitschr. f. Hyg. Bd. IV) besonders bei Einbringung von Sporen in den Körper mancher immuner Thiere häufig genug der Fall zu sein. 1) Die mittlerweile in diesem Centralblatt (Bd. VI. No. 18 — 20) veröffentlichten Untersuchungen von Lubarsch geben eine interessante experimentelle Begründung dieser Auffassung. 42* 628 Petruse hky, I. Die Farbenreaktion bakterieller Stoffwechselprodukte auf Lackmus als Beitrag zur Charakteristik und als Mittel zur Unterscheidung yoii Bakterienarten. I. Zur Methode. Ueber die Thatsache, dass das Wachsthum mancher Bakterien- arten mit einer Aenderung der anfänglichen ■ — schwach alkalischen — Reaktion der üblichen Nährböden verbunden ist, finden sich bereits vielfache, in der Litteratur zerstreute, meist nur beiläufig gemachte Angaben. Auch die Benutzung des Lackmusfarbstoffes zur Färbung von Nährböden behufs Feststellung dieser Reaktions- änderung ist nicht neu. Büchner1), Neisser2 3), Weisser;t), C a h e n 4), L o e f f 1 e r 5), Behring6) haben Versuche veröffentlicht, welche mit solchen Lackmus-Nährböden angestellt wurden, und es könnte Wunder nehmen, dass dieses höchst wichtige, wohl von Büchner zuerst als Methode empfohlene Verfahren nicht längst für differentialdiagnostische Zwecke in den bakteriologischen Labora- torien eingebürgert ist. Wer indessen die vorliegenden mehrfach im Widerspruch befindlichen Angaben der Autoren über die ge- wonnenen Resultate aufmerksam vergleicht und vielleicht selbst durch einige Versuche mit pathogenen Bakterien in Lackmusmilch oder in Buchner’s Lackmus-Zucker-Pepton-Fleischextrakt die scheinbaren Tücken dieses Verfahrens kennen gelernt hat, wird des Grundes inne werden, der die systematische Verwendbarkeit dieses Verfahrens bisher beeinträchtigte. Es zeigt sich nämlich, dass es drei gegen einander streitende Einflüsse sind, welche in Bakterienkulturen auf die Lackmusfärbe ein wirken : 1) Die Bildung von Säure oder Alkali, welche Röthung bezw. Bläuung der Farbe zur Folge hat. 2) Die Reduktionswirkung, die sehr vielen Bakterien eigen ist und Entfärbung des Lackmus herbeiführt. 3) Die reoxydirende Wirkung der den meisten Bakterien un- entbehrlichen atmosphärischen Luft, welche die verschwundene Farbe wieder herzustellen bestrebt ist. Es ist klar, dass, wenn diese drei Einflüsse in unberechenbarer Weise durch einander wirken, eine exakte Verwerthung der be- züglichen Ergebnisse nicht möglich ist. Als ein wichtiger Fort- schritt ist es daher zu bezeichnen, dass Behring in seiner neuesten 1) Büchner, Zur Kenntniss des Neapler Cholerabacillus u. s. w. (Archiv f. Hygiene. Bd. III. 1885.) 2) Neisser. (Virchow’s Archiv. Bd. XCIII.) 3) Weisser, Ueber die E mm e r i c h 'sehen sogen. Cholerabakterien. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. I. 1886.) 4) C a h e n , Ueber die Reduktionswirkuug der Bakterien. (Zeitschr. f Hyg. Bd. II. 1886.) 5) Loeffler, Ueber Bakterien in der Milch. (Berl. klin. Wochenschrift. 1887. No. 33.) 6) Behring, Zur Aetiologie des Milzbrandes. (Zeitschr. f. Hyg. Bd V u. VII.) Bakterio-chemische Untersuchungen. 629 Arbeit zur Aetiologie des Milzbrandes die Reduktionswirkung der Bakterien zu isoliren und zu fixiren sucht durch ausschliess- liche Benutzung fester Nährböden, namentlich des Fleisch-Pepton- Lackmus- Agars, durch dessen feste Konsistenz eine schleunige Reoxydation der entfärbten Theile der Kultur verhindert wird. Die Thatsache reducirender Wirkung hat Behring so für eine er- hebliche Anzahl von Bakterienarten (namentlich die Anaerobien) festgestellt und auch namhafte Unterschiede in der Reduktions- wirkung verschiedener Bakterienarten konstatiren können. Den ersten Versuchen Behring’s verdanke ich die haupt- sächlichste Anregung zu dieser Arbeit, doch war es mir von vorn- herein mehr um das Vermögen der Säure- und Alkalibildung, als um die Reduktionswirkung der Bakterien zu thuu. Es musste daher angestrebt werden, unter möglichster Ausschaltung der Reduktionserscheinungen die Veränderungen der Reaktion kräftig zum Ausdruck kommen zu lassen. Es ist dies nicht ganz leicht. Zunächst lässt sich feststellen, dass die eiweisshaltigen Nährböden (z. B. Milch) die Reduktionswirkung in hohem Masse begünstigen und daher in unserem Sinne nur für sehr wenige Bakterienarten (z. B. Bac. acid. lact. Hueppe) verwendbar sind. Auch Peptongehalt des Nährbodens begünstigt die Reduktions- wirkung, wie übrigens schon Neisser es für die Reduktion des Jodoforms durch Bakterien angiebt. Daher sind die nach Büchner ’s Vorgang benutzten Zucker-Pepton-Fleischextraktlösungen zum Zweck grösserer Versuchsserien nicht sehr zu empfehlen. Aus den An- gaben Buchner’s und W ei ss er ’s ist zu ersehen, dass bei ver- schiedener Koncentration dieser Lösungen sogar dieselbe Bakterien- art verschiedene Resultate liefert. Büchner schliesst daraus, dass die Säurebildung (durch Bac. Neapol. Emmerich u. Bac. Typh. abdom.) lediglich durch Zerlegung des Zuckers erfolge und dass diese bei geringem Peptongehalt der Nährlösung (0,1 °/0) nicht stattfinden könne. Beide Schlüsse können indessen nicht in vollem Umfange richtig sein; denn der Neapler Bacillus bildet seine Säure sowohl auf zuckerfreier Bouillon als auf peptonfreiem Milch- serum, ja sogar in „physiologischer Kochsalzlösung“. In pepton- freier Lackmusbouillon trat in der That auch bei meinen Ver- suchen keine Säurebildung ein, so dass ich nicht Buchner’s Beob- achtung, nur seine Schlüsse anfechten kann. Als geeignetster Nährboden für die bezweckten Untersuchungen ist mir bis jetzt das aus frischer Milch durch Fällung alles Caseins (und Fettes) gewonnene Milchserum (Molke) erschienen. Dasselbe hat sich bei vergleichenden Untersuchungen mit gewöhnlicher Fleisch- brühe und mit Zucker-Peptonbouillon als erheblich überlegen er- wiesen, namentlich wenn es gilt, einen einheitlichen Nährboden für die systematische Anstellung grösserer Versuchsreihen zu gewinnen. Will man einzelne Bakterienarten genauer auf die Kraft ihrer chemischen Leistungen prüfen, so wird es zweckmässig sein, die- selben in mehreren verschieden zusammengesetzten Nährböden zu beobachten, da der Grad der chemischen Leistung sehr von dem Nährboden abhängt. 630 Buj wid, Die Grösse der Einsaat ist nicht von Bedeutung; denn die- jenige Leistungsgrösse, welche ein bestimmtes Bacterium in einem bestimmten Nährboden an Säure oder Alkalibildung schliesslich erreicht, ohne darüber hinauszugehen, wird in der Regel zugleich denjenigen Punkt bezeichnen, bei welchem die Entwickelungs- hemmung des betreffenden Organismus eintritt, sei es durch Giftwirkung der eigenen Stoffwechselprodukte oder durch Nahrungs- mangel oder durch beides zugleich. In dieser Hinsicht sind die später zu erwähnenden Versuche in Brunnenwasser, physiol. Koch- salzlösung u. s. w. ganz lehrreich. Bevor ich indessen auf die Einzelversuche eingehe, möchte ich zunächst die Handhabung des nach meinen Erfahrungen am meisten empfehlenswerthen Verfahrens beschreiben. (Schluss folgt.) Ueber die Reinkultur des Actinomyces. (Aus dem privaten Laboratorium.) Von Odo Bujwid in W arschau. Mit 2 Photogrammen. Vor einigen Monaten ist es mir ziemlich leicht gelungen, eine Reinkultur des Strahlenpilzes zu erhalten. Das Wichtigste an der Thatsache ist, dass Actinomyces, wie aus der Methode der Kultur folgt, ein facultativ anaerobischer Pilz ist. Im März d. J. hat mir Dr. Kijewski in liebenswürdiger Weise Gelegenheit gegeben, von einem Kranken der chirurgischen Abtheilung in S. Ducha’s Hospital etwas Eiter aus einer Fistel zu nehmen, in welchem neben verschiedenen Micrococcus- und Bakterienarten sich ziemlich reichliche Actinomycesklümpchen vor- fanden. Ich habe einige dieser charakteristischen Klümpchen genommen, um auf verschiedenen Substraten zu prüfen, welche Methode der Kultur die beste sei. In diesem Zwecke habe ich je 2 — 3 Probir- röhrchen mit gewöhnlicher Gelatine, gewöhnlichem und glycerinirtem Agar, sterilisirter Milch und Kartoffeln geimpft. Je zwei Probir- röhrchen mit Agar-Agar und Kartoffeln habe ich nach Buchner’s Methode1) in die breiten Eprouvetten mit 10°/0 alkalischer Pyro- gallussäure eingestellt, um auch die Anaerobiose der genannten Pilze zu prüfen. Alle Probirröhrchen, mit Ausnahme der mit Gelatine, wurden bei 36° C stehen gelassen. 1 D. Zeitschr. B. IV. S. 149. Ueber die ßeinkultur des Actinomyces. 631 Schon nach 48 Stunden konnte man deutliche Schwellung der geimpften Pünktchen sehen in allen den Probirröhrchen, in welchen der Sauerstoff in Folge der Pyrogallussäurewirkung verschwunden war. Alle anderen Probirröhrchen zeigten aber nur ganz üppiges No. 1. Eine Actinomyces-Kultur auf Agar, 5 Wochen alt. Geschlängelte My- celienfäden. Einige Kolben in der Mitte des Präparates. Schnitt nach Gram mit Gentianaviolett gefärbt. Zeiss , Apochrom. Immers. 3 mm, Apert. 1,40 m, Orthooc. Ocul. No. 4, Sonnenlicht, offener Condensor, Z ett n o w ’s Filter. Vergrösserung 320. Isochrom Platte, Attout-Tailfer. No. 2. Dieselbe Kultur und Präparation Kolben und körnige Kolbenträger. Vergrösserung 840. 632 Bujwid, Ueber die Reinkultur des Actinomyces. Wachsthum des Staphylococcus aureus, St. albus und einer Stäbchenart. Die Klümpchen vergrösserten sich mehr und mehr, um nach einigen Wochen ziemlich grosse, gelblich-weisse, dicke Körnchen zu bilden, welche in die Tiefe der Agarschicht hineinwuchseu und nur mit Schwierigkeit von dem Substrate sich abtrennen Hessen. Mit Platiudraht abgenommen, haben schon nach 48 Stunden die Körnchen eine grosse Aehnlichkeit mit Tuberkelbacillenklümpchen, sie lassen sich nur sehr schwer auf der Oberfläche eines Deckgläs- cheus zerreiben. Diese Aehnlichkeit ist nach dem Aussehen eine ziemlich grosse, wenn die Körnchen dicht neben einander liegen ; der Unterschied erweist sich aber sofort, wenn man die Kolonie mit einem Platindraht berührt. Was die Wachsthums weise anbelangt und den Actinomyces- kulturen ein ganz besonderes Aussehen gibt, ist ihre Eigenschaft, in die Tiefe der Agarschicht einzudringen und da ziemlich dicke und lange Zäpfchen zu bilden, welche aus ziemlich feinen geschlän- gelten Fäden bestehen. Wie man aus der vorstehenden Photo- graphie Nr. 2 sehen kann, wachsen die Kolonieen strahlenförmig, die Aeste und Mycelien bildend, wie verschiedene Schimmelpilze und ist es daher höchst wahrscheinlich, dass der Actinomyces eine Schimmelart ist. Dieses Aussehen erinnert gar nicht an die Kolben, welche man in dem Eiter des Menschen und in dem frischen Eiter und den Knötchen der Ruminautien findet, ist aber ganz identisch mit dem der Knötchen, welche man in den Organen des Menschen findet, oder nach einer Bearbeitung frischer Knötchen mit Natron- lauge aus menschlichem Eiter bekommt. Die Fäden der letzteren sind nur noch dünner, als bei den kultivirten. In den älteren Kulturen bilden sich bisweilen in der Tiefe der Agarschicht an den Enden der Aeste ovale Kölbchen, welche man bei keinen ähnlichen Bakterien oder Pilzarten findet. Ob dies nur Involutionsformen oder Gonidien sind, kann ich bis jetzt noch nicht sagen (Photogr. No. 1 und 2.) Experimentelle Untersuchungen mit diesen Kulturen sind an- gestellt, aber noch nicht abgeschlossen worden, so dass ich noch nichts Positives darüber äussern kann. Die Photographien sind mit dem Zeiss’schen kleineren Apparate, mit Apochromat. Immers. 3 mm, 1,40, Projektionsocu- lar 4, bei Sonnenlicht und offenem Condensor aufgenommen. Die Präparate wurden nach Gram mit Gentianaviolett gefärbt. Die violetten Strahlen wurden mit dem Z e 1 1 n o w ’schen Lichtfilter ab- sorbirt und in die isochromatischen Attout-Tailfer’schen Platten projicirt. Die erste Photographie zeigt einen Schnitt aus der 3 Wochen alten Agarkultur bei 340 maliger Vergrössernng. Die Agarschicht wurde herausgenommen, in kleinere Stückchen geschnitten, in abso- lutem Alkohol 48 Stunden liegen gelassen, dann in l°/0 für 24 Stun- den und in 5°/0 Photoxylinlösung für 6 Stunden gelegt und in ge- wöhnlicher Weise mit einem Mikrotom geschnitten. Die Schnitte Lindn er, Biologie u. hyg. Bedeutung d. i. Essig lebenden Nematoden. 633 wurden aus dem Alkohol auf die Objektträger gebracht, und nach- dem sie etwas abgetrocknet waren (was nach ca. 20 — 30 Minuten geschieht), nach Gram’s Verfahren mit alkalischer Gentianavio- lettlösung gefärbt. In dieser Weise bekommt man mit Leichtigkeit nicht gekrümmte Schnitte, was auf andere Weise nicht zu erzielen ist. Die zweite Photographie zeigt denselben Agarschnitt bei 840 ma- liger Vergrösserung, in der die Kolben zum Vorschein kommen. Mit oben beschriebener Methode kann man nicht schon in der ersten Generation eine Reinkultur erhalten, da die Kulturen meistens mit verschiedenen anderen Bakterienarten vermischt sind. Wenn man aber reine isolirte Klümpchen nimmt, oder in der Tiefe der Agarschicht liegende Zäpfchen abschueidet, kann man ganz reine Kulturen bekommen und die weiteren Generationen selbst bei Luftzutritt rein züchten. Kürzlich habe ich auch aus dem Eiter eines anderen Patienten eine Reinkultur erhalten. Warschau, im August 1889. Studien über die Biologie und hygienische Bedeutung der im Essig lebenden Nematoden. Von Dr. Gr. Lindner. Die überwiegend grössere Menge des in sämmtlichen Haus- haltungen zur Verwendung kommenden Essigs ist bekanntlich — wenigstens in Deutschland — Produkt der Schnellfabrikation aus Branntwein, mithin Spritessig, während alle anderen Essigsorten (Wein-, Bier, Obst- oder Frucht-, Malzessig) im Handel bei uns nur selten Vorkommen. Der Weinessig enthält 5 bis 8 °/0, der Essig nach Vorschrift der Deutschen Pharmacopöe6°/0 krystallisirte Essigsäure. 28 Gramm dieses Essigs müssen 4 Gramm krystallisirtes kohlensaures Natron sättigen. — Der in den Fabriken hergestellte Branntwein - Essig ist in der Regel stärker und wird erst in den Offizinen bis zu der angegebenen Sättigungskapacität mit Wasser verdünnt. Im Handel aber wird der Essig meist viel stärker mit Wasser gemischt und dadurch oft ein sehr dünner Essig erzielt, welcher an der Luft sich leicht zersetzt und nicht bloss für die als Essigmutter und Kahmhaut bekannten Schimmelpilze eiuen guten Nährboden bildet, sondern auch für die mit dem Namen „Essig- älchen“ bezeichneten Würmer, die zu der Ordnung der Nematoden (Unterordnung: Anguilluliden) in der umfangreichen Klasse der Rundwürmer oder Anneliden gezählt werden. Während man im Weinessig, sowie in gutem, rein gehaltenem Branntweinessig von vorschriftsmässiger Stärke gewöhnlich keine, oder nur ausnahmsweise vereinzelte Anguilluliden findet, enthält Lindnor 634 ein dünner Essig, namentlich bei Mangel an Sauberkeit in der Fabrikation und Aufbewahrung, oft Myriaden von diesen Würmern. Dass der Speiseessig nicht selten mit lebenden Thierchen verunreinigt ist, war bereits im Laufe des 17. Jahrhunderts nicht unbekannt, nachdem namhafte Naturforscher, unter anderen Petrus B o r e 1 1 u s, im Jahre 1656 bezügliche Beobachtungen ver- öffentlicht hatten 1). Im Laufe des 18. Jahrhunderts hat sich Goeze in Quedlin- burg besonders eingehend mit dem biologischen Studium der Essig- älcheu beschäftigt. Von Goeze ab bis auf die neuste Zeit haben namentlich Ehrenberg, Dujardin, Cernay (welcher eine Monographie über Essigälchen, Moskau 1849, geschrieben hat), Bastian, Schneider, Davaine und Oerley unsere Kenntnisse über die Morphologie und Biologie der Anguillulae aceti erweitert bezw. vervollständigt. Oerley in Budapest veröffentlichte im Jahre 1878 eine Dissertation über diesen Gegenstand, welche aber leider nur in ungarischer Sprache erschienen ist. In Oerley ’s Preisschrift „über die Rhabditiden und ihre medicinische Bedeutung“, Buda- pest 1886, ist von den Essigälchen nur beiläufig (a. a. O. p. 43) die Rede, wobei namentlich ihre Unschädlichkeit betont wird. Dass die Anguillulae aceti nicht allein im Essig, sondern auch in anderen säuerlichen Medien gedeihen, sowie dass ganz ähnliche Würmer öfters im Buchbinderkleister zu finden sind, wird bereits von verschiedenen Forschern vor Goeze’s Zeit erwähnt. Lin ne sagt von ihnen: „Habitant iu aceto et in glutine.“ Goeze hielt die Kleisterälchen für eine Abart der ersteren; Schneider wies jedoch späterhin die Identität beider Formen nach und vereinigte sie unter dem Namen „Anguillulae oxophilae“. Bei seinen Forschungen über die Biologie dieser Anguilluliden hat Goeze hauptsächlich Folgendes beobachtet (cf. a. a. 0. 1774 und 1782): Die Essigälchen gebären theils lebende Junge, theils legen sie Eier 2). Als viviparae vermehren sie sich oft massenhaft, haupt- sächlich im Hochsommer vom Monat Juli bis zum September, während sie vom Oktober ab bis zum Beginn des Winters meist Eier legen, welche wahrscheinlich irgendwo in den oberen Erd- schichten überwintern, um später beim Beginn der warmen Jahres- zeit in der Luft sich zu zerstreuen und — nachdem sie sich gelegentlich auf Essig oder auf anderen säuerlichen Nährstoffen abgelagert haben — die neue Brut zur Entwickelung zu bringen. Nach Goeze’s Ansicht dürfe man annehmeu, dass im Frühjahr 1) Die nähere Kenntniss der bezüglichen Litteratur verdanke ich der auf meine Anfragen erhaltenen gütigen Mittheilungen der Herren Geh. Rath Prof. Dr. Leuckart und Ehlers. 2) Zufolge dieser verschiedenartigen Vermehrungsweise zählte sie Linnd zu seinen sogen, chaotischen Thieren. — Dass sie im Essig vorzugsweise im Hoch- sommer zu finden sind, wurde schon von Joblot 1680 beobachtet; in der ange- führten Abhandlung erzählt derselbe, dass der Genuss des Salates um diese Zeit von vielen Pariser Familien wegen der Verunreinigung des Essigs mit Würmern ver- mieden worden sei. Biologie und hygienische Bedeutung der im Essig lebenden Nematoden. 635 Millionen von entwickelungsfähigen Keimen (Eiern) der Anguillulae aceti in der Athemluft umherschwimmen und mit dem Staube allenthalben sich verbreiten. Die Mehrzahl von diesen Keimen könne aber nicht zur Entwickelung kommen, weil ihr Element aus- schliesslich gewisse Säuren, namentlich der Essig seien. Durch Mineralsäuren werden sie getödtet. Bitterliches, hopfenreiches Bier können sie nicht vertragen, während sie in säuerlichem Broyhan gut gedeihen. In Wasser, schwachem Weingeist, Wein, Zucker- lösung etc. lassen sie sich nicht züchten, wenn sie auch eine kurze Zeit darin vegetiren können. Im Essig nähren sie sich hauptsäch- lich von der auf seiner Oberfläche sich bildenden zarten Schimmel- oder Kahmhaut. Da nun besonders im Juli und August alles Getränk leicht säuert und Schimmel bildet, so habe die Natur diese Zeit hauptsächlich für ihre Erzeugung bestimmt. Man könne zwar die Essigaale auch den Winter über in der Stubenwärme künstlich züchten, jedoch sei dies wahrscheinlich nur eine Wirkung der Wärme, in ähnlicher Weise, wie man Sommergewächse den Winter hindurch in Treibhäusern züchten und zur Blüthe bringen könne. Geschlechtsunterschiede konnte Goeze an den Essigälchen nicht entdecken und er hielt sie deshalb anfangs für Hermaphroditen. Späterhin fand er zwar unter den vollständig ausgebildeten Würmern neben den längeren und breiteren trächtigen Weibchen mit ihren schon im Uterus sich deutlich bewegenden Embryonen öfters kürzere und schmälere Formen mit dunklerem Körperparenchym, die er für Männchen hielt, ohne es beweisen zu können, da er besondere Zeugungsorgane an ihnen nicht auffinden konnte. Er konnte sich daher nicht enträthseln, wie die Thierchen sich begatten, bezw. wie schnell die Eier im Uterus zur Entwickelung kommen etc. Die Zahl der Embryonen beträgt nach G. zuweilen 30 bis 40, gewöhn- lich aber sei sie geringer, 6, bis zu 12 und darüber. Die in den Eihüllen geborenen Embryonen häuten sich demnächst behufs weiterer Entwickelung. Zu ihrer Existenz bedürfen die Essigaale hauptsächlich der Luft; deshalb streben sie in den Kulturgläsern stets nach der Oberfläche und bei festem Verkorken derselben müssen sie ersticken. Auch durch mässige Erwärmung ihres Nährsubstrates werden sie alsbald getödtet, während sie die Kälte, z. B. das vorübergehende Einfrierenlassen im Essig besser zu vertragen scheinen. Aus letzteren Beobachtungen folgerte Goeze, dass diese munteren, aber zarten Thierchen im menschlichen Magen durch die Körperwärme sofort zu Grunde gehen müssen, selbst wenn sie der Einwirkung der Magensäure Widerstand leisten könnten. Man brauche sich daher vor den kleinen Geschöpfen nicht zu fürchten, auch wenn tausende von ihnen auf einmal mit dem Essig in unseren Magen einwandern sollten. Die Ansicht, dass ein mit Anguilluliden durchsetzter Essig un- schädlich sei, weil dieselben nicht bloss durch die Körperwärme, sondern auch durch die Säure des Magensaftes getödtet werden, so dass sie im Darmkanal warmblütiger Thiere und des Menschen sich nicht ansiedeln können, wird auch von namhaften Forschern 636 L i n d u o r , der neueren Zeit — unter anderen von Oerley — vertreten (cf. O e r 1 e y , Die Rhabditiden etc. p. 43). Durch die Resultate der von mir vorgenommenen Züchtungs- versuche von Essigälchen in verschiedenen Nährsubstraten, sowie namentlich durch die bei der Fütterung warmblütiger Thiere mit alchenhaltigen Nährstoffen gemachten Beobachtungen bin ich indessen in dieser Hinsicht zu einer entschieden abweichenden Anschauung gelangt, welche ich in Folgendem näher entwickeln werde, nachdem ich des besseren Verständnisses wegen die von Oerley in seiner Abhandlung über die Rhabditiden und ihre medicinische Bedeutung S. 50 11. geschilderten charakteristischen Merkmale der frei lebenden Nematoden vorausgeschickt habe. In der Ordnung der Nematoden hat man nach neueren Forschungen die frei lebenden von den parasitischen Formen (zu denen die Ascariden, die Filariaden, die Strongyliden und die Trichotracheliden zählen) zu unterscheiden. Zu ersteren, die mau nach Dujardin’s Vorgang (1845) Rhabditiden nennt, gehört die sehr umfangreiche Gruppe der Anguilluliden. Die Rhabditiden leben hauptsächlich auf faulenden oder modernden organischen Stoffen und sie erscheinen überall da, wo organische, namentlich animalische Substanzen in Fäulniss über- gehen. Häufig finden sie sich auf oder in faulenden Pilzen, sowie in verschiedenen Nahrungs- und Genussmitteln des Menschen und der Hausthiere aus dem Pflanzenreiche, namentlich in Weizen, Roggen, Kartoffeln, Rüben, Obst u. s. w., in deneu sie vorzugsweise faulende Stellen aufsuchen. Im Vereine mit den niedersten Pflanzen und Thieren — den Spaltpilzen und Protozoen — spielen sie ferner bei der Zersetzung und Aufzehrung der menschlichen und thierischen Leichname die Hauptrolle. Sie sind demnach über den ganzen be- wohnten Erdboden verbreitet und hausen in den verschieden- artigsten Medien, besonders au feuchten und schattigen Stellen der oberen Erdschichten. Je reicher der Boden an organischen Sub- stanzen ist, desto besser gedeiht darin die Rhabditis terricola. Andere Arten leben hauptsächlich im Wasser, sowohl im fliessenden und süssen, als im Seewasser, oder in säuerlichen Nährstoffen etc., und man hat dieselben je nach ihrem Medium Rhabditis (oder Anguillula) fluviatilis, marina, oxophila u. s. w. genannt. Auf geeignetem Nährboden vermehren sich die meisten Rhab- ditiden-Arten sehr rasch und oft massenhaft, in der Regel durch Begattung zwischen Männchen und Weibchen. Die hermaphroditische Zeugung scheint nur bei den parasitischen Formen vorzukommen. Ob diejenigen Rhabditidenarten, bei denen männliche Individuen, oder Hermaphroditen bisher nicht nachgewiesen werden konnten, auf parthenogenetischem Wege sich fortpflanzen, gehört einstweilen noch zu den Kontroversen. Sobald ihr Nährstoff auf oder in dem Boden an einer Stelle aufgezehrt ist, wandert die oft aus Millionen von alten und jungen Rhabditiden bestehende Familie aus und bedeckt sodann kleinere oder grössere Strecken der Erdoberfläche, so dass dieselbe aussieht, als wäre sie mit grauweissem Staube bedeckt. Auf dieser Biologie und hygienische Bedeutung der im Essig lebenden Nematoden. 637 Wanderung befallen sie gelegentlich allerhand am Wege befindliche, zu ihrer Ernähruug geeignete pflanzliche oder thierische Substanzen. Die weiblichen Rhabditiden sind meistens vivipar, bei einigen Arten ovovivipar und nur wenige sind bloss ovipar. Bei Ueber- fluss an Nahrung geht die Eutwickelung des Embryos im Ei äusserst rasch, binnen wenigen Tagen, vor sich. Auch nach der Geburt wachsen die Embryonen bei reichlicher Nahrung sehr schnell. Dieselben häuten sich zunächst und werden alsdann Larven ge- nannt, welche oft schon in 1 1/2 bis 2 Tagen vollständige Geschlechts- reife, d. i. das Imagostadium erreichen. Die Verschiedenheit des Geschlechtes ist erst nach erfolgter Häutung, mithin im Larvenstadium zu unterscheiden. Bei ob- waltendem Nahrungsmangel erfolgt die Häutung der Embryonen sowie ihre weitere Entwickelung zu Larven und geschlechtsreifen Formen mehr oder weniger langsam und zuweilen kaum wahrnehmbar. Mag aber diese Metamorphose der im Freien durch Begattung zwischen Männchen und Weibchen erzeugten Rhabditiden rasch oder nur langsam vor sich gehen, so ist doch die Organisation derselben stets bloss fürs freie Leben geeignet; sie besitzen dagegen nicht die Fähigkeit, im menschlichen oder thierischen Organismus, falls sie mittels der Nahrungsmittel oder des Trinkwassers etc. in denselben eingewandert sind, fortzuleben und sich darin zu ver- mehren, wie dies bei den echten (obligaten) Parasiten der Fall ist 1). In neuerer Zeit haben wir indessen durch Leuckart ver- schiedene Rhabditidenarten kennen gelernt, welche, ursprünglich freilebend und getrennten Geschlechtes, die Befähigung zum parasi- tischen Leben generationsweise durch eine besondere Metamorphose in hermaphroditische Formen erlangen und die in letzterem Zu- stande dann ein echt parasitisches Leben führen. Zu diesen Gattungen gehören namentlich das Angiostomum nigrovenosum und das Rhabdonema strongyloides. Beide Arten haben in ihrer Ent- wickelung eine zweifache Generation — eine freilebende getrennten Geschlechtes und eine parasitische mit bermaphroditischer Fort- pflanzung — aufzuweisen. Das Angiostomum nigrovenosum (Lin stow) schmarotzt in den Lungen von Fröschen und liefert Nachkommen, welche sich zu ge- trenntgeschlechtlichen frei lebenden Formen entwickeln. Das Rhabdonema strongyloides (Leuckart) schmarotzt als Anguillula intestinalis hermaphroditisch im menschlichen Dünndarm. Aus seinen Eiern entwickeln sich noch innerhalb des Darmkanals schlanke Embryonen, welche mit den Fäces als Anguillulae sterco- rales ins Freie gelangen, sich daselbst häuten und zu Thieren ge- trennten Geschlechtes heranwachsen. Diese parasitischen Rhabditiden, — von Leuckart Rliab- donemiden benannt — haben also eine verschiedenartige Entwicke- lungsweise, welche als Heterogenie im Gegensätze zur Mono- genie der ausschliesslich im Freien lebenden Rhabditiden be- zeichnet wird. 1) Vcrgl. Oerley, n. a. (). 638 Malaria. Bei deu Rhabdouemiden unterscheidet mau demnach eine parasitiscb-hermaphroditische und eine frei lebende rhabditoide Generation getrennten Geschlechtes. Was nun die im Essig lebenden Anguilluliden betrifft, so ge- hören sie nach Oerie y zu den monogenen Rhabditiden, weil sie sich nur im Freien von Geschlecht zu Geschlecht fortpflanzen. In Bezug auf die morphologischen Merkmale dieser Würmer, welche von verschiedenen Forschern der neueren Zeit eingehend untersucht und in den oben angegebenen Abhandlungen bezw. Monographieen beschrieben sind, sei hier nur beiläufig bemerkt, dass die Körperlänge der Männchen durchschnittlich 1 bis 1 x/2 mm, diejenige der Weibchen 1 1/2 bis 21|2 mm beträgt, dass ferner die aus dem Ei geschlüpften Embryonen sowie die jungen Larven 0,2 bis 0,5 mm lang, die befruchteten Eier dagegen ca. 0,046 mm lang und 0,028 mm breit sind. — Man kann demnach die ganze Gene- ration von alten und jungen Anguilluliden mit unbewaffnetem Auge und die Eier mittelst einer guten Lupe leicht erkennen. (Fortsetzung folgt). Referate. Celli, A,, und Guamieri, E., Ueber die Aetiologie der Malariainfektion. (Fortschr. d. Med. Vol. VII. 1889. Nr. 14 und 15.) Die beiden Verff., die sich um die Erforschung der Malaria bereits die namhaftesten Verdienste erworben haben, geben in der vorliegenden Arbeit eine Reihe von Mittheilungen über die feineren Formeigenthümlichkeiten der innerhalb der rothen Blut- körperchen auftretenden Plasmodien. Die reiche Fülle von Einzelheiten, welche die Veröffentlichung enthält, eignet sich nicht zur Wiedergabe an dieser Stelle und muss dem genaueren Studium des Originals überlassen bleiben, während hier nur die hauptsächlich- sten Punkte eine kurze Erwähnung finden können. Die Verff. bedienten sich bei ihren Untersuchungen eines eigen- artigen Färbeverfahrens, welches die natürliche Form der Plasmodien in besonders getreuer Weise zur Darstellung bringen soll. Sie versetzen sterilisirte Ascitesflüssigkeit mit Methylenblau- pulver in Substanz, filtrii'en die entstehende Lösung und lassen einen Tropfen derselben mit einer kleinen, unmittelbar vorher an- gelegten Stichwunde an der Fingerspitze in Berührung kommen. Die Mischung von Blut und Farbe wird nun zwischen Objektträger und Deckglas ausgebreitet und baldigst der mikroskopischen Be- obachtung unterworfen. Bei dieser Art der Präparation lässt das amöboide Sta- dium der Plasmodien erkennen, dass es während seines vegeta- tiven Zustandes, der auch die pigmentirten Formen in sich be- Malaria. — ActinomyceB. 639 greifen kann, aus zwei verschiedenen Theilen, einem stärker und einem schwächer färbbaren, dem Ektoplasma und dem E n do- plas ma, zusammengesetzt ist, von denen das erstere häufig ring- förmig das zweite umschliesst. Auch im Endoplasma lassen sich jedoch noch wieder kleine, der Färbung zugänglichere Gebilde nach weisen , denen die Verfi'. die Bedeutung von Kernen zuzu- schreiben geneigt sind. Diese Eigenthümlichkeiten der Struktur gehen zum Theil verloren, wenn die Plasmodien aus dem vegetativen in das re- produktive Stadium , dasjenige der S p o r e n b i 1 d u n g , über- treten. Diese Sporenbildung erfolgt zunächst im Innern der rothen Blutkörperchen und erst nach vollendeter Segmentation er- scheinen die hierbei entstandenen Körperchen frei im Blutplasma. Die Sporenbildung geschieht ohue vorherige Einkapselung, ohne die Entstehung einer die Sporen umschliesseuden Membrana propria, kann aber sonst unter sehr verschiedenen Formen verlaufen, unter denen wir hier nur eine erwähnen wollen , bei welcher in die Länge gezogene oder spindelige Körper auftreten, die nach Ansicht der Verfi'. eine Art von Uebergang zu dem zweiten Haupt- stadium der Plasmodien, dem der sichelförmigen Gebilde darstellen. Eine unmittelbare Umformung der einen in die andere ist allerdings auch von den Verfi. nicht beobachtet worden, und die Ueberzeugung von der unbedingten Zusammengehörigkeit dieser beiden anscheinend so verschiedenen Dinge wird mehr durch den Ausschluss einer anderen Möglichkeit gewonnen. Namentlich heben C. und G. hervor, dass die sichelförmigen Körper nie allein, son- dern stets von amöboiden, nicht pigmentirten Formen begleitet auf- treten, die letzteren daher auch das für alle Fälle gültige und be- sonders für die Diagnose wichtigere Element darstellen. Im übrigen zeigen sich auch die Sichelkörper unter einem sehr wechselvollen Bilde: bald als halbmondförmige, bald als spindelige, bald endlich als eiförmige oder runde, g eisseltragen de Dinge. Alle entwickeln sich wenigstens anfänglich im Innern der rotheu Blutscheiben und werden erst später unter Umständen frei, wobei dann ihre amöboide Beweglichkeit verschwindet. Schliesslich sprechen sich die Verfi. über die Stellung der Plasmodien im System dahin aus, dass dieselben ein Mittelding zwischen den Mycetozoen (Zopf) und den Sporozoen (Balbiaui, Bütschli etc.) seien. Carl Fränkel (Berlin). Kiseliensky, Ueber Actinomycesreinkulturen. (Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Bd. XXVI. p. 79.) Das von Kischensky zu seinen Untersuchungen verwendete Material stammte von einem Kranken mit Lungenaktinomykose. Aus dem Fistel- und Abscesseiter an der rechten Thoraxseite wurden womöglich nur die Körnchen auf Blutserum und Agar mit einem Zusatze von 6 5 Glycerin ausgesäet. In jedem Reagens- gläschen befanden sich 1 bis 3 Körnchen von einander isolirt. Schon am nächsten Tage bemerkte man eine unbedeutende weisslichgraue Wucherung, welche mikroskopisch aus kleinen Stäb- 640 Actinomyces. — Trichophyton tonsurans. chen bestand , deren Anordnung nichts Charakteristisches darbot. Zumeist erhielt man vollständige Reinkulturen der Stäbchen. Weiterhin zeigten die Kulturen eine Neigung zur Bildung von sehr kleinen Körnchen. Die Blutserumkulturen besassen eine gelblich- weisse Farbe. Die am 3. Tage vorgeuommene mikroskopische Untersuchung liess erkennen, dass die Stäbchen jetzt nur an den Enden Farbstoffe gut aufnahmen. Ihre Umrisse waren kaum wahrnehmbar. Die Stäbchen erschienen wie in kokkenartige Gebilde aufgelöst, wobei jedes Stäbchen an seinen beiden Enden zwei Kokken zu enthalten schien. Mit Anilinfarben wurden die Stäbchen schwach, die kokken- artigen Gebilde intensiv gefärbt. Am 6. und 7. Tage hatten sich die zerfallenen Stäbchen zu langen Fäden verbunden. Mikroskopisch sah man schwach gefärbte Fäden, die stark gefärbte kokkenartige Gebilde enthielten. Hie und da konnte man einzelne, noch nicht zu Fäden verbundene Stäbchen bemerken ; sie enthielten aber schon an jedem Ende einen Coccus. Nach 2 oder 3 Wochen fanden sich Fäden, die aus denselben Stäbchen bestanden und nur scheinbare Verzweigungen zeigten. Gegenüber den jüngeren Kulturen fand man jetzt an den Enden einiger solcher Fäden kolbenartige Verdickungen, welche in ihrer Mitte Anilinfarben nicht aufnahmen. Es sind degenerative oder Iuvolutionsformen der Stäbchen. Nach 2 Monaten fand man Invo- lutionsformen auch in der Mitte der Fäden. Bei Zimmertemperatur kamen die Kulturen nur dann zur Ent- wickelung, wenn das Material von Kulturen entnommen worden war, welche bei höherer Temperatur gehalten wurden. Das Wachs- thum erfolgte auch bei Zimmertemperatur, jedoch viel langsamer, als höherer Temperatur. Auf Kartoffeln wuchs der Pilz in Form von einzelnen gelblichen Körnchen. Auch in Gelatine kamen die Kulturen bei 37 0 zur Ent- wickelung. Hier fand man die Fäden zuweilen in ihrer Mitte verflochten uud strahlenförmig angeordnet. Einige dieser Fäden besassen an ihrem Ende kolbenförmige Anschwellungen. Die Fäden färbten sich leicht mit Anilinfarben sowie nach der Gram’sclien Methode. Ob die vom Verf. erhaltenen Reinkulturen wirklich Kulturen des Actinomycespilzes sind, kann erst durch Impfversuche ent- schieden werden. D i 1 1 r i c h (Prag). Roberts, H. Leslie, Observations on the artificial culti- v a t i o n o f the r i n g w o r m Fungus. (Brit. Journ. of Dermal. 1889. Vol. I. p. 359.) Roberts hat die D uclaux’schen Untersuchungen über Trichophyton tonsurans einer Nachprüfung unterzogen und bestätigt selbige auf Grund der erhaltenen Resultate. R. stellte Reinkulturen her, indem er von der erkrankten Kopfhaut, welche vorher mit 0,5 # Sublimatlösung gereinigt worden Trichophyton tonsurans. 641 war, Haare entnahm, die abgeschnittenen Bulbi in mit Malzinfus oder alkalisirter Fleischbrühe beschickte Pasteur’sche Kölbchen brachte und sie bei 30° der Entwickelung überliess. Das Klar- bleiben der Nährflüssigkeit wird als Beweis des Gelingens einer Reinkultur angeführt. Auf diese Weise gelang es Roberts, einen sehr rasch wachsenden Pilz zu züchten , an welchem bereits am 3. Tage die von Grawitz und Quincke beschriebenen endständigen und auch im Hyphenverlaufe auftretenden blasenförmigen Anschwellungen mit granulirtem Inhalte wahrgenommen werden konnten. Erreicht der Rasen das Flüssigkeitsniveau, so bedeckt er sich, soweit er mit der atmosphärischen Luft in Kontakt kömmt, rasch mit einem anfangs schneeweissen, später gelblichen, staubartigen Luftmycel, an welchem ungefähr am 7. Tage die Fruktifikation an den mit- unter aufgetriebenen Fruchthyphenenden als mikroskopisch kleine, meist symmetrisch gestellte und birnenförmige Sporen auftritt. Das Tiefenmycel zeigt gleichfalls endständige Anschwellungen und zerfällt rasch in perlenschnurartig gereihte, meist rundliche Conidien, welche übrigens schon Grawitz bei seinen Trichophyton- kulturen auf Blutserum beobachten konnte. Impfversuche mit Reinkulturen, welche Roberts am eigenen Arme und an einem Meerschweinchen vornahm, waren von positivem Erfolge begleitet. Da Roberts, in der muthmasslichen Voraussetzung, in den Haarbulbi bereits eine Reinkultur von Trichophyton tonsurans zu besitzen, es uuterliess, als Ausgangspunkt für seine kulturellen und experimentellen Versuche vorher einwandsfreie Reinkulturen auf festen, durchsichtigen Nährböden anzulegen; der D u c laux’sche Herpespilz sich auch vom Gr aw itz ’schen Trichophyton dadurch scharf unterscheidet, dass er in Milch üppig gedeiht und fruktificirt, so wären trotz der gelungenen Impfversuche noch weitere und ein- gehendere Studien über das Verhalten des Roberts’schen Pilzes und seiner „Sporen“ auf festen, event. auch zuckerhaltigen Nähr- böden abzuwarten, ehe an die Frage der Einreihung des Tricho- phyton tonsurans in das System herangetreten werden kann. Kräl (Prag). Fabry , Joh. , Klinisches und Aetiologisches über Favus. (Archiv f. Dermatologie und Syphilis. 1889. Heft 4.) Nur der mit der Aetiologie des Favus sich beschäftigende Theil der Arbeit interessirt uns hier. Auch die gebrauchte Methodik bedarf keiner weiteren Schilderung, da sie nichts Neues zeigt; am geeignetsten erschienen zur Anlegung von Favusreinkulturen Nähr- böden aus erstarrtem Blutserum und Hydrocelenflüssigkeit. — Als wichtig seien nur die vom Verf. selbst mitgetheilten Schlussfolge- rungen hier angeführt: 1) Auch der y-Pilz (Quincke), der gewöhnliche Favuspilz, kann Favus herpeticus erzeugen. Es sei sowohl die Reinzüchtung vi. iid. 43 642 Favus. — Impetigo capillitii. von y-Pilzen aus einem Favus, der klinisch nur als Favus herpeticus gedeutet werden konnte, gelungen, als auch der Versuch, aus einer y-Pilzreinkultur einen typischen Favus herpeticus am eigenen Arm zu erzeugen, geglückt sei. — Ob auch der a-Pilz diese Affektion hervorufen könne, will F. nicht entscheiden, da bei allen seinen Züchtungsversuchen immer der Quincke’sche y-Pilz vor- lag. Nur einmal wurden zwei verschiedenartige Kulturen bei einem Favus capillitii gewonnen, bei dem im Verlaufe der klinischen Be- handlung an den Armen und Beinen Herpeskreise auftraten. 12 Tage nach der Impfung der Nährböden waren die Kulturen für das blosse Auge sichtbar, die zweifelsohne, nach Wachsthum und mikroskopischem Befunde, nur Favusreinkulturen sein konnten. Dabei hatte freilich merkwürdiger Weise die Kultur in einem Röhr- chen statt des bekannten grauweisslichen Aussehens eine intensivere gelbliche^Tiuktion. Während also die übrigeu ganz sicher den y- Pilz enthielten, gingen bei diesem Röhrchen die Fädenver- zweigungen mehr spitzwinkelig ab, verjüngten sich gegen das Ende hin und . trugen keine kolbigen Verdickungen der Enden. Trotz dieses Befundes will F. es unentschieden lassen, ob hier der Quincke’sche a-Pilz reingezüchtet vorlag, zumal die Weiter- züchtung von diesem Röhrchen nicht gelang. 2) Der a-Pilz scheint sehr selten vorzukommen , wenigstens konnte F. nie Züchtungen nach weisen , die in allen wesentlichen Punkten dem entsprochen hätten, was Quincke als Charakteristika der a-Pilze verlangt. Im Anschlüsse hieran sei noch einmal auf die jüngst von uns referirte Arbeit von Elseuber g verwiesen, der bekanntlich auch nie den a-Pilz erhielt, während 2 Pilzarten, wahrscheinlich die von Quincke mit/? und y bezeichneten, bei allen untersuchten Fällen in den Scutulis, allerdings immer gleichzeitig, gefunden wurden. Fabry’s Untersuchungen sind in der Bonner Hautklinik (Doutrelepont) angestellt. Max Bender (Düsseldorf). Pavloff, T., Impeticula capillitii, eine neue impetigo- ähnliche Krankheit des behaarten Kopfes. (Monats- hefte f. praktische Dermatologie. Band IX. No. 6). Eine in Unna’s Klinik aufgenommene Patientin erklärte, dass an dem gleichen Ausschlage, den sie seit 2 Wochen am behaarten Kopfe bemerke, auch 3 ihrer Kinder erkrankt seien, was durch die vorgenommene Untersuchung bestätigt wurde. — Der so dargethane ansteckende Charakter der Krankheit veranlasste eine bakterio- logische Untersuchung der Haare. Die 6 angelegten Gelatine- platten zeigten aber schon nach 2 Tagen (bei Zimmertemperatur) Trübungen, am vierten Tage sah mau bereits zahlreiche, kleine, scharf umschriebene, weissliche Punkte, die theilweise Gruppen von mehr gelblicher Farbe bildeten. Eine am 5. Tage vorgenommene mikroskopische Untersuchung ergab bei schwacher Vergrösserung ausser einigen Schimmelpilzen die ganze Oberfläche besäet mit einander ganz gleichen Kolonieeu, die in Grösse und Farbe den rotken Blutkörperchen sehr ähnelten. Impetigo capillitii. 643 Geimpfte Agarröhrchen zeigten am 8. Tage an den Haarwurzeln ganz ähnliche stecknadelkopfgrosse Kolonieen mit scharf begrenzten Rändern. Diese sowohl, wie die Plattenkulturen bestanden aus ziemlich grossen Kokken, die in Trockenpräparaten theils vereinzelt, theils in Ketten von 3 — 4 Individuen, theils in Haufen auftraten und sich sehr intensiv mit Anilinfarben färbten. Weitere Plattenkulturen, sowie Abimpfungen in Gelatine und Agarröhrchen und auf Kartoffeln zeigten, dass in allen diesen Nähr- böden der Micrococcus schon bei gewöhnlicher Temperatur sehr gut wuchs. Auch in diesen neuen Platten waren die einzelnen Punkte sehr klein und lagen theils in der Tiefe, meistens jedoch mehr ober- flächlich. Die letzteren, graugelblich gefärbt, zeigten von der Seite aus gesehen eine kleine trichterförmige Vertiefung, während jene von mehr hellgelber Färbung erschienen. Beide waren scharf be- grenzt, rundlich, höchstens oval und fein gekörnt. Allmählich nahmen die Kolonieen an Umfang zu, die oben erwähnte trichterförmige Vertiefung verflachte sich unter Verflüssigung der Gelatine, die einzelnen Kolonieen verschmolzen, bis in 10 — 12 Tagen die Platten ganz verflüssigt waren. In den Gelatinestrichkulturen erscheint schon am nächsten Tage im Verlaufe des Impfstriches eine leichte Trübung, weiss, mit hellgelblichem Schimmer, die aus kleinen, sehr dicht gehäuften Körnchen besteht. An der Oberfläche des Impfstiches erscheint ein klares, rundes Luftbläschen, stecknadelkopfgross, das, sich nach 2 — 3 Tagen sehr stark vergrössernd , dann eine mehr längliche Form an nimmt. Dabei ist die Oberfläche der Gelatine scharfrandig und trichterförmig eingezogen; unter dem Luftbläschen findet sich eine dünne gelbliche Schicht, die ähnlich auch an den Wänden des Bläschens sich hinauf erstreckt. Mit der Zunahme des Bläschens verbreitet sich der Impfstrich im ganzen und nimmt eine theils regelmässig cylindrische, theils etwas konische Form an. Die Körnchen senken sich auf den Boden mit dem Aussehen einer Locke, eines Schüssels u. dergl. Dabei wird die verflüssigte Gelatine wieder fast klar. — Am 10. — 12. Tage etwa zeigt das Röhrchen folgende Gestalt: An der Oberfläche eine flache Vertiefung, deren Grund von einem dünnen Anfluge überzogen ist; nach unten zu eine leichte Trübung, fast die ganze Breite des Röhrchens einnehmend. Am Strichende findet sich meist eine Art Schale, von den dort ausge- schiedenen Körnchen gebildet. Der untere, sowie der obere Theil schön citronengelb, während die Gelatine flüssig, klar und farblos geworden ist. Auf Agar-Agar zeigen die Kolonieen nichts besonders Charak- teristisches. Auf der Kartoffel ist bereits am 3. Tage in der Richtung des Stiches ein citronengelber Anflug, der, sich allmählich ausbreitend, nach etwa einer Woche mit einem solchen des benachbarten Striches zusammenfliesst, so dass nun ein grosser Theil der Kartoffelober- fläche von den ausgebreiteten Kolonieen bedeckt erscheint. Die freigebliebenen Stellen behalten durchweg ihre normale Farbe. 43* 644 Impetigo capillitii. Die in die Rückenhaut eines Kaninchens mit den reinkultivirten Mikrokokken vorgenommene Impfung bewirkte an der Impfstelle in 2 — 3 Tagen eine kleine Röthung unter Ablage dünner Krusten und Schüppchen. — Charakteristische Folgeerscheinungen wurden beobachtet, als P. die Einimpfung von derselben Kultur in seine eigene Haut vornahm: 4mal wurde hierzu die Streckseite des linken Unterarmes und lmal der behaarte Hinterkopf gewählt. Erfolg trat nur ein, wenn die obersten Epidermisschichten vorher mit einer sterilisirten Nadel leicht geritzt wurden und danach die reine Kultur mit der Fläche eines Messers eingerieben wurde. Am 2. Tage machte sich bereits ein unbedeutendes Jucken bemerkbar; am 3. oder 4. Tage erschienen die geimpften Stellen intensiv geröthet und gegen die normale Umgebung nicht scharf abgesetzt. Auf dem gerötheten Grunde befanden sich hellgelbe Krusten — bisweilen feine Bläschen — , mit ziemlich durchsichtigem gelben Inhalt an- gefüllt. — Besonders gut war die Impfung an der behaarten Kopf- haut gelungen (cf. Abbildung); meistens heilte die Krankheit gauz von selbst. Die bakteriologische Untersuchung der durch die Impfung hervorgebrachten Bläschen ergab eine geringe Anzahl von Mikro- kokken, theils in, theils zwischen den Zellen, die auf Grund der angelegten Kulturen, als dieselben wie die bei den untersuchten Kranken gefundenen erkannt wurden ; auch hier waren sie in Rein- kulturen vorhanden. Um den anatomischen Charakter der Krankheit festzustellen, Hess sich der Verf. von seinem linken Unterarm die Hautstelle herausschneiden, wo — am 4. Tage nach der Impfung — das charakteristische Krankheitsbild sich entwickelt hatte. Ueber den dabei erhaltenen Befund vergleiche man das Original. Hier sei nur soviel erwähnt, dass in der Hornschicht, neben der auch normalerweise in den Hornzellen vorhandenen Körnelung, kleine, gleichmässig runde, kugelförmige Elemente, intensiv dunkelblau ge- färbt (über die Methode vgl. Original), beobachtet wurden. Dieselben, offenbar Mikrokokken, 0,5 (t< gross, lagen meist einzeln, zu zweien oder in geringer Zahl, mitunter aber auch in kleinen Haufen zu- sammen. Nur, wo die Hornschicht bläschenförmig abgehoben ist und in der nächsten Umgebung finden sich die Kokken; besonders an- gehäuft sind sie an der Unterfläche des Epidermisdeckels der Bläschen, von wo aus sich einzelne Kokkenzüge in das lockere Maschengewebe der Pustel und zwischen die Eiterzellen hinein erstrecken. An einzelnen Stellen sind die Zellen der obersten Epidermislagen, mit duukelroth gefärbtem Kerne, von Kokken um- lagert; hier zeigt sich beginnende Bläschenbildung und am Grunde der Bläschen bis 1 und darüber grosse Kokken, die weniger duukel gefärbt sind (Degenerationsprocess der Kokken). In der Gegeud der basalen Hornschicht findet sich eine stärkere Anhäufung von Leukocyten, was wohl die Ursache, dass in der Tiefe der Cutis und Papillen, sowie in den perivasculären Anhäufungen von Ruud- zellen keine Kokken beobachtet wurden. Demnach seien die gefundenen tiefen Entzündungserscheinungen als Impetigo capillitii. — Phosphorescenz bei Talitrus. 645 Reaktion des Gewebes auf mehr oberflächlichen Reiz zu betrachten, der wahrscheinlich durch die Re- sorption von Um satzprodukten der Mikrokokken- wucherungin den obersten Hornschichten bedingt werde. Die Bildung der Bläschen dagegen und die Ein- wanderung der Leukocyten bis zu ausgesprochener Vereiterung erfolge offenbar unter dem direkten Einflüsse der eingedrungenen Mikroorganismen. Hinsichtlich der Art des gefundenen Micrococcus äussert sich P. , dass derselbe wahrscheinlich der Art jener Eiterkokken zuzu- zählen sei, die zuerst von Passet unter dem Namen Staphylo- coccus pyogenes citreus beschrieben worden ist. Jedoch sei diese Gattung von den beiden anderen Staphylokokken, aureus und albus, durch besondere Eigenthümlichkeiteu verschieden. So bilde zunächst die oben beschriebene Trichterform einen unterscheidenden Charakterzug dieses Mikroorganismus gegenüber den anderen Staphylokokkenarten, ausser seiner charakteristischen Färbung. Sodann sei die pathophore Eigenschaft eine andere, in- dem der hier gefundene Staphylococcus pyogenes citreus nur ober- flächliche Eutzünduugserscheinungen erzeuge, während die anderen Staphylokokken stets tiefe Entzündungen, Abscesse u. s. w. ver- ursachten. Möglicherweise handle es sich um eineil dem Passet’schen ähnlichen, aber nicht mit ihm identischen Mikroorganismus : endgültig sei dies durch eine genaue Untersuchung des Passet- schen Staphylococcus citreus zu entscheiden. Mit Rücksicht darauf, dass bei der Untersuchung der beschriebenen Krankheit eine vollkommene Reinkultur eines citronengelben Staphylococcus sich vor fand, sowie dass die Einimpfung der aus künstlichen Substraten gewonnenen Reinkultur des Organismus ein völlig analoges und charakteristi- sches Krankheitsbild her vor rief, sowie dass die histologischen Veränderungen sicher durch die In- vasion des Organismus verursacht wurden, stelle dieser Micrococcus wohl die Ursache dieser Krank- heitdar. Max Bender (Düsseldorf). Giard, A., Sur l’infection p h osphorescente des Ta- litres et autres Crustaces. Sep. -Abdr. 4 S. Paris 1889. Phosphorescenz ist bei den Amphipodengattungen Gammarus, Talitrus, Orchestia und anderen Knistern bereits von Tilesius, Viviani, Surriray, Snellen vonVollhenhoven beschrieben worden. Bei Talitrus insbesondere hat Quatrefages als Ur- sache des Leuchtens Noctiluca aufgefunden. Verf. fand jedoch einen Talitrus, der in so intensivem grünlichen Lichte phosphore- scirte, dass die Noctilukeu nicht die Ursache sein konnten. Das Thier leuchtete über und über, nur die beiden Augen er- 640 Phosphorescenz vou Talitrus. schienen als schwarze Flecke auf dem leuchtenden Hintergründe, seine Bewegungen waren nur langsame im Gegensatz zu denen seiner nicht leuchtenden Gefährten. Die Muskeln des Thieres er- wiesen sich bereits tief verändert durch Bakterien, welche in dem beobachteten Falle die Urheber der Phosphorescenz waren. Die letzteren hatten die Gestalt eines Diplobacteriums von etwa 2 /.i Durchmesser oder bestanden aus vereinzelten, 1 [i grossen Kokken oder waren 3 — 4zellig. Ein Infektionsversuch mit Exemplaren von Talitrus und von Orchestia littorea Mont, gelang völlig. Von 10 am 6. September geimpften Talitrusindividuen begannen 6 am 8. Sept. zu leuchten und waren am 9. Sept. Abends ebenso inten- siv und durchweg leuchtend als der erste Talitrus, von einem Dutzend Orchestiaexemplaren wurden 3 am 9. Sept. leuchtend und waren durchweg leuchtend am 10. Sept. Von ihnen aus wurden neue Infektionen vorgenommen und so von Talitrus 6, von Orchestia 4 phosphorescirende Generationen gezogen. Diese Lichtseuche hatte einen sehr regelmässigen Verlauf. Nach der Impfung mit dem Blute des Leuch tthieres ist zuerst nur ein leuchtender Punkt zu sehen. Nach 48 — 60 Stuuden leuchtet das ganze Thier, aber in einem matten weisslichen Lichte, welches noch wenig nach aussen dringt. Der Talitrus zeigt jetzt noch eine grosse Lebhaftigkeit. Am 3. oder 4. Tage wird die Phosphorescenz intensiv grünlich, das Thier verbreitet um sich einen hellen Schein, man sieht das Leuchten noch in 10 m Entfernung; 2 Talitren erleuchten das Zifferblatt der Uhr so deutlich, dass man die Zeit wie am Tage ablesen kann, die Bewegungen des Thieres werden jetzt langsamer. Nach weiteren 3 — 6 Tagen hören dieselben auf und das Thier stirbt, der Kadaver leuchtet dann nur noch einige Stunden und nimmt so- dann eine charakteristische bräunliche Färbung an. Temperatur- erniedrigung scheint den letalen Ausgang der „Lichtseuche“ hinaus- zuschieben. — Bei den Orchestien gelingt die Inoculation aus äus- seren Gründen schwerer, dieselben behalten aber den freien Gebrauch ihrer Muskeln länger, sind zuweilen noch am 7. Tage, während sie in voller Phosphorescenz stehen, wohlauf. — Die Talitrus- und Orchestiaindividuen, bei denen die Infektion keine Phosphorescenz hervorrief, blieben gesund — ein Beweis, dass auch bei den an- deren der Tod nicht durch den Impfstich, sondern durch die Wir- kung der Bakterien herbeigeführt wurde. — Mit Erfolg wurde noch eine Infektion bei Hyale Nilssoni Rathke, Ligia oceanica L. und bei Krabben (Carcinus Maenas L. und Platyonychus latipes Penn) vorgenommen. Hierüber, wie über die Kultur des Leuchtbacte- riums auf künstlichen Nährböden gedenkt Verf. an anderem Orte zu berichten. Ludwig (Greiz). Untersuchungsniethoden, Instrumente etc. 647 Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Israel, 0., Practicum der pathologischen Histo- logie. Leitfaden für Studirende und Aerzte. Berlin (A. Hirschwald) 1889. Der Standpunkt, den Verf. bei der Abfassung seines Werkes eingenommen hat, wird wohl am besten gekennzeichnet durch seine mannigfaltigen Klagen über die neueren Methoden, denen er gern allerlei schlechtes nachsagt. „Wo die Mikroskopie vorzugsweise an gefärbten Objekten ausgeübt wird, findet man häufig eine Vernach- lässigung der Schraubenbenutzung des Mikroskops“ (S. 9). Die Mi- krotome, „deren Handhabung gar keine besondere Qualifikation er- fordert haben leider auch die Gedankenlosigkeit beim Mikroskopiren sehr gefördert“ (S. 22). Gefärbte Präparate werden wegwerfend als „gefärbte Mumien“ bezeichnet (S. 36). Man hätte gegenüber der Einseitigkeit, mit welcher von mancher Seite die Untersuchung ge- härteter und gefärbter Objekte betrieben wird, das Bestreben des Verf.’s, die Untersuchung der frischen Objekte mehr in den Vor- dergrund zu stellen, nur mit grosser Gen ugthuung begrüssen müssen, wenn derselbe nicht in den umgekehrten Fehler verfallen wäre und möglichst bei jeder Gelegenheit mit schlecht verhehlter Gering- schätzung von den neueren Methoden spräche. Der Verf., der ja sicher für seine Person die Vorzüge dieser Methoden kennt und schätzt, hat nicht beachtet, dass seine studentischen Leser, von deren Urtheilsfähigkeit er ja eine allzuhohe Meinung nicht zu be- sitzen scheint, aus seinem Buche, in dem sich fast nur Abbildungen frischer Präparate finden, in dem fast nirgends auf die Vor- theile, überall aber auf die Nacht heile der feineren mikro- skopischen Technik hiugewiesen ist, lediglich die Verurtheilung dieser Methoden herauslesen werden. Herr Israel glaubt in der fast ausschliesslichen Anwendung der alten Methoden ein unfehl- bares Mittel gegen Oberflächlichkeit und Geistlosigkeit zu besitzen, die nach seiner Meinung durch die neueren Methoden nur gefördert werden. Dass auch hierin ein Körnchen Wahrheit liegt, soll nicht geleugnet werden ; nur könnte man mit demselben Recht auch das umgekehrte behaupten. Nur eine vorurtheillose Würdigung sämmtlicher Methoden vermag den Anfänger vor diesen Fehlern zu bewahren und diese vorurtheillose Würdigung findet man in dem vorliegenden Werke leider nicht. Im Einzelnen enthält das Buch in technischer wie histolo- gischer Hinsicht viele gute und dankenswerthe Ausführungen ; wenn gleich auch hier besonders gegen das Ueberwiegen allgemein patho- logischer Ausführungen einige Einwendungen zu erheben wären. Die Zusammenfassung und Auswahl zeigt überall den erfahrenen Lehrer; die Darstellung ist einfach und klar. Bei den technischen Angaben sind die für die Celloidin- und Paraffineinbettung etwas kurz ge- rathen; die Angabe, dass Tuberkelbacillen sich in Celloidinpräpa- raten nicht färben, ist unrichtig. Unter den Fixirungsmitteln ver- 64S Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. misst man ungern das Sublimat. Die t hier i sehen und pflanz- lichen Parasiten sind kurz, aber vollständig abgehandelt. Dass die Zielil -Neelsen’sche Methode der Tuberkelbacillenfär- bung nur ungenau angegeben ist, wird gerade dem Praktiker be- dauerlich erscheinen; ebenso muss es Verwunderung erregen, dass Verf. die komplicirten Kühne’schen Färbemethoden sehr preist, die Weigert’sche Methode aber ebenso wie die L oeffler’sche mit Stillschweigen übergeht. — Die Bemerkung auf Seite 49, „die ursprünglich von Weigert gegebene Vorschrift (zur Färbung des Centralnervensystems) leistet nach der Modifikation von Pal ganz Vorzügliches“, könnte zu dem Missverständnis Anlass geben, als hätte die ursprüngliche Methode von Weigert nicht Vorzügliches geleistet. — Es muss dagegen betont werden, dass es überhaupt noch nicht feststeht, ob die Pal ’sche Modifikation auch nur eben- soviel leistet, als die W eig er t ’sche Methode, d. h. ob sie ebenso- viel markhaltige Fasern sichtbar macht wie diese. Soweit bis jetzt Mittheilungen darüber vorliegen, besitzt sie im Gegentheil, was diesen wichtigen Punkt anbetrifft, nur Nachtheile gegenüber der W ei ge rt’schen Färbung. (Vgl. besond. Friedländer-Eberth, Mikrosk. Technik. 4. Aufl. S. 97. Anm. 1.) — Die Ausstattung des Buches ist eine gute. O. Lubarsch (Zürich). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Podwyssozki, W., Nekrophagismus und Biophagismus. Zur Terminologie in der Phagocytenlehre nebst einigen Bemerkungen über die Riesenzellenbil- dung. (Fortschritte d. Medicin. 1889. No. 13.) Verf. macht in diesem lesenswerthen kleinen Aufsatze den Vor- schlag, die zur Aufnahme fremder Elemente befähigten Zellen, die man zur Zeit im Allgemeinen mit dem Namen der Phagocyten zu belegen pflegt, genauer in „Nekrophagen“ und „Biophagen“ von einander zu unterscheiden, je nachdem sich dieselben im gegebenen Falle leblose bezw. vorher abgestorbene oder noch lebende Körper einverleiben. Solange es noch eine streitige Frage ist, ob die Pha- gocyten überhaupt im Stande sind, lebende Wesen, vor allen Dingen Bakterien aufzunehmen, oder ob sie nur bereits zu Grunde gegangene Mikroorganismen zu „fressen“ vermögen, wäre eine der- artige bestimmtere Terminologie in der That wohl geeignet, manches Missverständniss in der Erörterung der einschlägigen Punkte zu verhüten. Carl Fränkel (Berlin). 1) Andreesen, Ueber den inneren Gebrauch des Kreo- sots und parenchymatöse Kreosotinjektionen bei Tuberculose der Lungen. (St. Petersburger med. Wochen- schrift. 1889. No. 25.) 2) Jaeubascli, U eber Inhalat ion en bei Lungenschwind- sucht. (Dtsch. med. Wochenschr. 1889. No. 27.) Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 649 3) Mosso und Rondelli, Ueber Einathmung auf 200° er- hitzter Luft mittels des von Dr. Weigert zur Hei- lung der Phthisis konstruirten Apparates. Kri- tische Untersuchungen. (Aus der allg. med. Klinik der kgl. Univers .zu Turin. (Dtsch. med. Wochenschrift. 1889. No. 27.) Der Verf. der ersten Arbeit hält einen unmittelbaren Einfluss des Kreosots auf die tuberculösen Bezirke der Lunge bei innerem Gebrauch des Mittels für ausgeschlossen. Unter Berücksichtigung der Thatsache, dass die Wachsthumsbehinderung der Tuberkelba- cillen erst bei einem Kreosotgehalt des Nährbodens von 1 : 4000 eintritt, berechnet er, dass ein erwachsener Mensch täglich 9 gr, also das 18 fache der Maximaldose des Mittels einnehmen müsste, um seinem Körper einen das Bacillenwachsthum hemmenden Kreo- sotgehalt zu verschaffen. Dagegen glaubt der Verf., dass das Kreo- sot in mittelbarer Weise durch seine Wirkung im Magendarmkanal thatsächlich günstige Erfolge bei Phthise erziele. Die im normalen Zustand vorhandene antiseptische Wirkung des Magensafts ist bei Tuberculösen herabgesetzt; denn nach Klemperers Unter- suchungen nimmt die Salzsäurebildung und motorische Kraft des Magens bei ausgebildeter Phthise ab; unter solchen Umständen wird es sowohl den Fäulnisserregern, als auch den von den Luft- wegen leicht in den Oesophagus gelangenden Tuberkelbacillen er- möglicht, den Magen ungeschädigt zu passiren, um dann im Darm- kanal Gährungsprocesse oder selbst tuberculöse Erkrankungen her- vorzurufen. Da nun das Kreosot in den gebräuchlichen grossen Dosen nach der Meinung Andreesens alle Mikroorganismen im Magen vernichtet, regelt es zugleich die Verdauung, so dass hie- rauf eine Hebung des Kräfte- und Ernährungszustandes des Pa- tienten eintritt. Thatsächlich will der Verf. in einem Falle, dessen Mittheilung er seinen Erörterungen anschliesst, Verdauungsstörungen eines Phthisikers nach innerlichem Gebrauch des Kreosots haben schwinden sehen und im weiteren Verlauf eine bemerkenswerthe Besserung des Allgemeinbefindens seines Patienten beobachtet haben. Uebrigens hält der Verf. eine direkte Wirkung des Kreosots auf die tuberculösen Herde durch Injektion von der Fossa supra- pinata oder dem 2. Interkostalraum für wahrscheinlich ; er be- ruft sich zur Begründung dieser Annahme auf Veröffentlichungen Rosenbuschs (Lemberg) und auf eine Anzahl eigener Be- obachtungen, deren Ergebnisse indessen keineswegs als sehr er- muthigend angesehen werden können; es dürfte sich vielmehr em- pfehlen, solche durchaus nicht unbedenkliche Eingrifle in der Zu- kunft zu unterlassen, da der Verf. selbst nach Kreosot-Injektionen Hustenanfälle und sogar Haemoptoe beobachtet hat. In der zweiten Arbeit wird nach einer geschichtlichen Uebersicht der Behandlungsarten der Phthise zunächst der Werth der einzelnen Inhalationsmittel einer kurzen Kritik unterzogen, in welcher der Verf. zu dem Resultat kommt, dass die Chlor-, Brom-, Jod- und Schwefelverbindungen zu stark reizen, dass die Salicyl- und Borsäuresalze fast gar nichts leisten, dass endlich Sublimat, Karbol- und Fluorwasserstoffsäure als geradezu gefährlich anzu- 650 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. sehen sind. Unter den Mitteln der aromatischen Reihe giebt Ja- cubasch dem Terpentin den Vorzug, da dasselbe nach Koch’s Versuchen schon in starker Verdünnung die Entwickelung der Tu- berkelbacillen verhindert, und da die Inhalation der Terpentin- dämpfe dem Organismus nicht schädlich sei. Allerdings hält der Verf. eine stundenlange Einwirkung der Terpentindämpfe für noth- wendig, wenn eine hinreichende Menge des Arzneimittels wirklich bis in die feinsten Bronchien gelangen soll. Er nimmt daher von der Anwendung der gebräuchlichsten Inhalationsapparate, deren Einwirkung die Kranken höchstens \ Stunde aushalten, gänzlich Abstand und stellt seinen Patienten ganze, besonders eingerichtete Zimmer zur Verfügung, in welchen eine fortwährende Terpentin- dampfentwickelung stattfindet. Dieselbe wird durch Wasserdämpfe bewirkt, welche von einem Dampfkessel aus durch den Fussboden in ein mit frisch gepflückten Fichtensprossen gefülltes Eisengefäss geleitet werden und aus diesem in das Zimmer dringen ; letzteres füllt sich alsbald mit einem dichten Nebel, dessen Gehalt an Ter- pentin durch den charakteristischen Geruch nachgewiesen wird. Verf. will bei diesem Verfahren fast immer baldige Abnahme des Hustens und der Heiserkeit, Verringerung der Menge des Auswurfs uud Besserung in dessen Aussehen und Geruch, ja sogar bedeutende Abnahme der darin befindlichen Tuberkelbacillen beobachtet haben. Es ist wohl anzunehmen, dass das geschilderte Verfahren eine Verminderung der Reizungserscheinungen auf den Schleimhäuten der Athmungsorgane herbeizuführen, ja sogar das dort angesammelte Sekret zu desinficiren im Stande ist; dagegen dürfte es doch min- destens fraglich erscheinen, ob diese Inhalationen die in der Tiefe der Schleimhaut oder im Lungenparenchym befindlichen tuberculösen Herde zu vernichten vermögen. — Der Verf. selbst sieht übrigens in seinem Verfahren kein fundamentales Heilmittel der Phthise; er nennt vielmehr die Inhalationen von Fichtennadeldämpfen nur ein wichtiges Hülfsmittel bei der Behandlung der Lungen- schwindsucht und „fügt, um Missverständnissen vorzubeugen, aus- drücklich hinzu, dass er nach wie vor die Ueberführung der Kranken in einen schwindsuchtsfreien Ort als erstes und wichtigstes Er- forderniss zur Heilung ansieht.“ Sehr interessant sind die in der dritten Arbeit veröffent- lichten Untersuchungen der beiden italienischen Autoren. Nachdem dieselben bereits auf Grund theoretischer Erwägungen zu dem Schluss gelangt waren, dass die Wärme der mittelst des Weigert- schen Heissluftapparates eingeathmeten Luft zur Verwandlung des Wassers der Respirationsschleimhäute in Dampf aufgebraucht und somit latent werde, bestätigen sie diese Annahme durch eine Reihe von Versuchen, von denen einige hier kurz beschrieben werden mögen. 1. Nachdem zwischen 2 mit den weiten Oeffnungen aufeinander gepassten Trichtern ein Diaphragma aus feuchter Gaze ausge- spannt worden war, wurde die enge Oeffnung des unteren Trichters mit einem Heissluftapparat in Verbindung gebracht. Die Tempe- ratur im Innern der Trichter konnte an 2 Thermometern, deren Kugeln in die Trichterräume reichten, abgelesen werden; das Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 651 Diaphragma wurde vom Rande aus stets feucht erhalten. Nach 10 Minuten währendem Einströmen einer Luft von 110 — 220° Wärme war die Temperatur im oberen Trichter nicht über 27° gestiegen. 2. Grossen Hunden wurde nach vollzogener Tracheotomie ein Maximalthermometer von der Wunde aus bis in die Bronchien ein- geführt, worauf die Wundränder genau aneinander gepasst wurden. Nachdem man sich überzeugt hatte, dass die Thiere mit der Nase und dem Munde, nicht von der Trachealöffnung aus athmeten, wurden dieselben durch einen mit dem Weigert’schen Apparat ver- bundenen Gummimaulkorb gezwungen, die heisse Luft einzuathmen. 15 Minuten hierauf zeigte das Thermometer niemals eine höhere Temperatur als 39,3°, während die gleichzeitig im Rectum ge- messene Temperatur stets einige Zehntel Grade mehr betrug. 3. Um zu erproben, ob der Organismus bei der Heissluft- athmung eine grössere Menge Wasserdampf als gewöhnlich aus- scheidet, wie es der Fall sein müsste, wenn die Luft thatsächlich noch heiss in die Lungen eindränge, wurde das Gewicht eines auf einer automatischen Wage befindlichen Menschen im Laufe be- stimmter Zeiträume festgestellt, nachdem derselbe entweder gewöhn- liche oder heisse Luft eingeathmet hatte. Es ergab sich eine Abnahme des Körpergewichtes um 88 g nach 1| stündiger Athmung gewöhn- licher Luft, von nur 79 g nach gleich lange fortgesetzter Athmung von heisser Luft. Dies scheinbar paradoxe Verhältniss ist dem Verf. zu Folge leicht erklärlich, wenn man berücksichtigt, dass die heisse Luft dünner ist, als die gewöhnliche und daher leichter mit Wasser- dampf gesättigt wird. In der That berechneten Mosso und R o n d e 1 1 1 i die in je 30 Minuten ausgeathmete Luftmenge auf 98,92 Liter uach Einathmung von 12° warmer Luft, auf 89,25 Liter nach Einathmung einer Luft von 150—180°, Zahlen, welche in ähnlichem Verhältniss zu einander stehen , wie die angegebenen Werthe des Gewichtsverlustes. Den Einwand, dass bei der Athmung dünner Luft das im Vergleich mit normaler Athmung fehlende Quantum durch häufigere Athemzüge ergänzt werde, wider- legen die Verff. durch Beobachtungen der Athmung mit dem Weigert’schen Apparat; sie fanden hier eine geringe Vertiefung der Athemzüge, keineswegs aber eine Steigerung in deren Frequenz. 4. Temperaturmessungen des Blutes in der Carotis eines mit dem Weigert’schen Apparat athmenden Hundes ergaben aller- dings eine Wärmezunahme; dieselbe betrug indessen nicht mehr als 0,4 — 0,5°. Nach der Ansicht der Verff. ist sie dem Umstande zu verdanken, dass die sonst auf Kosten der Bluttemperatur er- folgende Erwärmung der Ausathmungsluft und Verdunstung der Feuchtigkeit in den Luftwegen hier durch die heisse Luft bewirkt wird, so dass dem Blute, welches aus der Lunge zum Herzen strömt, der Verlust an Wärme, welche sonst an die ausgeathmete Luft abzugeben ist, erspart bleibt. Diese Ersparniss an Wärme- verlust ist indessen so klein, dass man weder an Hunden noch an Menschen nach l1^ stündiger Athmung mit dem Weigert’schen Apparat irgend welche Erhöhung der Rektaltemperatur beobachten konnte. K ü bl e r (Berlin). 652 Erklärung. Erklärung. In No. 14 des laufenden Bandes des Centralblattes für Bakteriologie vom 23. Sept. 1889 bringt Herr Karlinsky aus Stolac eine Kritik meiner Arbeit „Zur Morphologie der Bakterien des Ohres und des Nasen- rachenraumes“, welche, über das Mass sachlicher Besprechung hinaus- gehend, eine so verletzende Formaufweist, dass ich zu nachfolgender Er- klärung gezwungen bin. Die oben erwähute Arbeit wurde in den Jahren 1887/88 ausgeführt. Die fünf Tafeln wurden von Herrn Schröter, dem anerkannt tüchtigen Zeichner des Züricher pathologischen Institutes, mit der Camera lucida gezeichnet. Zur Untersuchung der Deckglaspräparate verwendete ich ein R e i c h e r t’sches Instrument mit homogener Oel- immersion 1 / , - und zur Messung der gefundenen Formen ein Okular- mikrometer. Vor der Publikation der Arbeit theilte ich die Resultate derselben in den Deutschen Naturforscher- und Aerzteversammlungen zu Wiesbaden (vide Tageblatt derselben, Seite 330) und Köln (vide Tageblatt derselben, Seite 217 u. 227) sowie am 4. internationalen Otologenkongress zu Brüssel mit, und gab zu den Vorträgen jeweils auch eine kurze Mittheilung über die einschlägige Litteratur. Meine Mittheilungen wurden durch Vorweisung von Kulturen und Präparaten erläutert. Wenn nun Herr Karlinsky das Fehlen des Plattenver- fahrens rügt, so hat er vollkommen Recht vom Standpunkte des Bakteriologen aus, der sein Hauptaugenmerk auf die Pathogenität der Formen richtet. Wenn aber gestützt hierauf behauptet wird: „dass mit einer solchen Arbeit höchstens der lithographischen Anstalt gedient sein kann“, so übersieht Herr K., dass meine Arbeit die Morphologie und nicht die Pathogenität der in den pathologischen Sekreten des Gehörorganes und Nasenrachenraumes gefundenen Bakterien betrifft, dass trotz der unzulänglichen Untersuchungsmethode positive Resultate er- zielt wurden, und dass durch keine der früheren oder späteren Publi- kationen über den gleichen Gegenstand meine Ergebnisse als unrichtig erwiesen wordeu sind. Wenn Herr K. mir Unkenntniss der Principien der Bakteriologie und der Litteratur des Gegenstandes vorwirft, so ist das eine Sprache, deren Würdigung ich der Leserwelt des Centralbl. f. B. ohne weiteres überlasse. Indem die Kritik ferner wörtlich lautet: „und die fünf farbigen Tafeln geben alles, nur nicht die getreue Reproduktion des Gesehenen — so ist das nicht mehr Kritik, sondern ein ganz gewöhnlicher persönlicher Angriff. Ich stelle der Tit. Redaktion die Orginaltafeln sowie die mehreren Hundert aufbewahrten Präparate mit Vergnügen zur Verfügung. Zürich, den 12. Oktober 1889. Docent Dr. Rohr er. Neue Litteratur. 653 Neue Litteratur zusammcngestellt von De. Aethub Wüezbueg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesundheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Eisenberg, J., Diagnöstica batteriologica : tavole ausiliarie all’ esercizio pratico. (Trad. di T. Ferretti). 8°. 173 p. Milano 1889. 10 £. Fokker, A. P., De grondslag der bacteriologie. (Nederl. tiidschr. v. geneesk. 1889. Vol. II. No. 12. p. 377-387.) Morphologie und Systematik. Chauveau, A., Sur le transformisme en micro-biologie pathogene. Des limites, des conditions et des consöquences de la variabilite descendante ou retrograde. (Compt. rend. de l’Academie des Sciences de Paris. T. CIX. 1889. No. 15. p. 554 — 559) Liebe), R., lieber Zoocecidien Lothringens. (Entomol. Nachrichten. 1889. No. 19. p. 297-307.) Biologie. 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Halbton -Vorlage her stellen, so muss sie jedenfalls so klar und deutlich gezeichnet sein, dass sie im Autotypie - V erfahren (Patent Meisenbach) vervielfältigt werden kann. Holzschnitte können nur in Ausnahmefällen zugestanden werden, und die Re- daktion wie die Verlagshandlung behalten sich hierüber von Fall zu Fall die Entscheidung vor. Die Aufnahme von Tafeln hängt von der Beschaffenheit der Originale und von dem Umfange des begleitenden Textes ab. Die Bedingungen, unter denen dieselben beigegeben werden, können daher erst bei Einlieferung der Arbeiten festgestellt werden. Inhalt. Originalmittheilungen. Bujwid, Odo, Ueber die Reinkultur des Actinomyces. Mit 2 Photogrammen. (Orig.), |>. 630. Lindner, G., Studien über die Biologie und hygienische Bedeutung der im Essig lebenden Nematoden. (Orig.), p. 633. Petruschky, Johannes, Baeterio-chemische Untersuchungen. (Orig.), p 625 Referate. Celli, A., und Guarnieri, E., Ueber die Aetiologie der Malariainfektion, p. 638. Eabry, Joh., Klinisches und Aetiologiscbes über Favus, p. 641. Giard , A , Sur l’infection phosplio- rescente des Talitres et autres Crusta- ces, p. 645 Rischensky, Ueber Actinomycesreinkul- turen, p. 639. Pavloff, T., Impeticula capillitii, eine neue impetigo - ähnliche Krankheit des be- haarten Kopfes, p. 642. Roberts, H. Leslie, Observations on the artificial cultivation of the ringworm Fungus, p. 640. Untersuchungsmethoden, Instru- mente etc. Israel, 0., Practicum der pathologische Histologie, p. 647. Schutzimpfung , künstliche Infektions- krankheiten , Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Andreesen, Ueber den inneren Gebrauch des Kreosots und parenchymatöse Kreo- sotinjektionen bei Tuberculose der Lun- gen, p. 648 Jacubasch, Ueber Inhalationen bei Lun- genschwindsucht, p. 648. Mosso und Rondelli, Ueber Einathmung auf 200° erhitzter Luft mittels des von Dr. Weigert zur Heilung der Phthisis konstruirten Apparates, p. 648. Podwyssozki , W. , Nekrophagismus und Biophagismus. Zur Terminologie in der Phagocytenlehre nebst einigen Be- merkungen über die Riesenzellenbil- dung, p. 648. Rohrer, Erklärung, p. 652. Neue Litteratur, p. 653. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Polile) in Jena. Ül Centralblatt Bd VL No- 23- für Bakteriologie und Parasitenkunde. Inseraten-Anhang. Im Verlage von Harald Bruhn, Verlagsbuchhandlung für Natur- wissenschaft und Medizin in Braunschweig ist soeben erschienen und durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes zu beziehen : DAS MIKROSKOP UND DIE METHODEN DER VON W. BEHRENS, A. KOSSEL UND P. SCHIEFFERDECKER. MIT 193 ABBILDVNGEN IN HOLZSCHNITT. Erster Band von: Die Gewebe des menschlichen Körpers und ihre mikroskopische Untersuchung. Preis : M. 8,60, gebunden M. 9,80. TABELLEN ZUM GEBRAUCH BEI MIKROSKOPISCHEN ARBEITEN. ZUSAMMENGESTELLT VON W. BEHRENS. 1887. 70 pp. 8°. Gebunden, Preis M. 2,40. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Zoologische Jahrbücher. Abtlieilung für Systematik, Geographie und Biologie der Thiere. Herausgegeben von Professor Dr. J. W. Spengel in Giessen. Vierter Band. Viertes Heft. Mit 4 lithographischen Tafeln. Preis: 5 Mark. Inhalt : Beddard, Frank E., M. A, On a new Sporozoon from the versiculae seminales of Perichaeta. With plate XXII. — Boas, J. E. V., I)r., Kleinere careino- logische Mitteilungen. XI it Tafel XXIII. — Lampert, Kurt, Dr., Die während der Expedition S. M. S. „Gazelle“ 1874 — 1876 von Prof Dr. Th. Studer gesammelten Holo- thurien. Mit Tafel XXIV. — Fiedler, Karl, Dr., Heterotrema sarasinorum, eine neue Synascitiengattung aus der Familie der Distomidae. Mit Tafel XXV. — Schletterer, August, Nachträgliches Uber die Hymenopteren-Gattung Cerceris Latr. — Miscellen : Seitz, Adalbert, Dr., Lepidopterologische Studien im Auslande. (Schluss.) Soeben erschien : Beiträge zur Pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie, redigirt von Dr. E. Ziegler, Professor der pathologischen Anatomie und der allgemeinen Pathologie in Freiburg i. 12. Sechster Band. Drittes Heft. Mit 3 lithographischen Tafeln. Preis : 5 Mark. Inhalt: Ribbert, Ueber Degeneration und Entzündung der Lymphdrüsen. Mit Tafel X. — W. Janowski, Ueber die Ursachen der akuten Eiterung. Aus dem patho- logisch-anatomischen Laboratorium des Prof. Brodowski zu Warschau. — TJieodor Le w ek , Ueber den Wachsthumseinfluss einiger nicht pathogener Spaltpilze auf pathogene. Aus dem hygienischen Institute der Universität Freiburg. — Guido Tizzoni und Sebastiano Giovannini, Bakteriologische und experimentelle Untersuchungen über die Entstehung der hämorrhagischen Infection. Mit Tafel XI und XII. Aus dem Institute für allgemeine Pathologie zu Bologna. Sechster Band. Viertes Heft. Mit 1 lithographischen Tafel. Preis : 4 Mark. Inhalt: L. v. Besser, Ueber die Bakterien der normalen Luftwege. — Ernest Finger, Zur Frage der Immunität und Phagoeytose beim Rotz. — J. Neuberger, Ueber die Wirkung des Sublimats auf die Niere beim Menschen und heim Thiere. Mit Tafel XIII. Fronimaiinsclie Buclnlruckerei (Hermann Bohle) in Jena. Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit fiel Hofr. Prof. Er. LbeM ui Professor Dr. Loeller in Leipzig in (ireifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. VI. Band, -o- Jena, den 29. November 1889. -o- No. 24. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — ^ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Para- sitenkunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte , etwaige Wünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuskript schreiben zu wollen oder direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Original-Mittheilungen. Bakterio- chemische U ntersuchungen. (Aus dem hygienischen Institut zu Göttingen.) Von Dr. Johannes Petruschky. (Schluss.) a) Bereitung der Lackmusmolke. Die Molke wird in der Weise hergestellt, dass man ganz frische Milch nach gelinder Erwärmung mit einem Quantum stark ver- dünnter Salzsäure versetzt, welches für die Ausfällung des ge- sammten Caseins genügt. Der Caseinniederschlag wird dann ali- filtrirt. Erweist sich die Reaktion des Filtrates als stark sauer, so ist ein Theil des Caseins als Acid-Albuminat mit in Lösung VJ . Bd. 44 658 Petruschky, gegangen. Das Filtrat wird nun mit verdünnter Natronlauge oder Sodalösung genau neutralisirt , aber nicht bis zu eintretender Alkalescenz. Darauf wird die Flüssigkeit ein bis zwei Stunden im Koch’sclieu Dampfofen gekocht, wobei der Rest des Caseins aus- fällt. Dann wird die Flüssigkeit bis zu völliger Klarheit filtrirt. Hat man die Molke alkalisch gemacht, so wird sie beim Kochen duukelgelb bis brauu und ist für Farbenreaktionen nicht mehr ver- wendbar. Bei geringer Hebung passirt es leicht, dass die Molke trübe bleibt. Alsdann lässt man sie am besten in sterilem Zu- stande längere Zeit stehen, bis der sehr feine Niederschlag zu Boden gesunken ist, worauf man dann die klare Molke vorsichtig abhebert. Die Molke muss schliesslich völlig wasserhell sein, einen leichten Stich ins Gelbgrünliche zeigen und sich genau neutral er- weisen. Es beeinträchtigt die Güte des Nährbodens nicht, scheint sogar günstig zu wirken, wenn man die Milch von vornherein mit dem gleichen Volumen destillirten Wassers verdünnt. Die Lackmuslösung stellte ich auf dieselbe Weise her, wie Behring sie sich auf Th. Weyl’s Rath bereitet hat. Das Ver- fahren findet sich bei Hoppe-Seyler und E. Fleischer1) beschrieben. Gemäss einer Angabe des Letzteren schickte ich der eigentlichen Extraktion mit heissem Wasser eine mehrmalige Be- handlung des Lackmusfarbstoffes mit absolutem Alkohol voraus. Nach Fleischer soll hierdurch ein indifferenter blauer Farbstoff ausgezogen werden. In meinen Versuchen erhielt ich indessen nicht einen blauen, sondern einen purpurrothen, intensiv grün fluorescirenden Farbstoff'. Nach Entfernung desselben dur*T> ’ie Alkoholextraktion wurde mit heissem Wasser mehrmals filtrirt, das Filtrat mit verdünnter Schwefelsäure bis zu tu. ..ei Reaktion versetzt, darauf mit koncentrirter Baryum-HyUrai- Lösung übersättigt, schliesslich Kohlensäure bis zu vollkommen saurer Re- aktion durchgeleitet und nach längerem Kochen filtrirt. Die so bereitete Lackmuslösung wird im Dampfofen sterilisirt und unter Watteverschluss aufbewahrt. Hat dieselbe eine hin- reichende Koucentration, so genügen 5 ccm zum Färben von 100 ccm Molke. Die so erhaltene Nährflüssigkeit darf empfindliches Lack- muspapier nicht verändern und muss im Reagirglas bei völliger Klarheit einen schönen, neutral-violetten — im Sinne der Optik purpurnen — Farbenton zeigen. Durch tropfenweisen Zusatz von ^ Normalnatronlauge muss der Farbenton stufenweise blauviolett bis blau, durch entsprechenden Zusatz von Normalsalzsäure roth bis gelbroth . werden. Auf diese Weise kann man sich, wenn man will, von vornherein eine Farbenskala anfertigen; dieselbe reicht jedoch für die starken chemischen Leistungen mancher Bakterienarten nicht aus. Das Zurücktitriren der Kultur zum ur- sprünglichen Farbenton ist daher empfehlenswerther. b) Kultur verfahren undTitriren derReaktions grosse. Zur Anstellung der bezweckten Untersuchungen empfiehlt sich 1) E. Fleischer, Die Titrirmethode als selbständige quantitative Analyse. Leipzig 1876 S. 40. Bakterio-chemische Untersuchungen, 659 die Benutzung einfacher Reagirgläschen , mit 5 bezw. 10 ccm der Nährflüssigkeit gefüllt, weit mehr, als die von Büchner und W e i s s e r geübte Anwendung von 100 ccm-Fläschchen bezw. Erlenmeyer - Kölbchen, da die Reaktionsänderungen der Flüssig- keit in relativ dünnen, durchsichtigen Schichten weit genauer zu konstatiren sind, als in dickeren. Das Zurücktitriren bis zum ur- sprünglichen Farbenton ist in Erlenmeyer-Kolben fast unmöglich, jedenfalls trotz der grösseren Menge Nährflüssigkeit viel ungenauer, als in Reagirgläschen, wo jeder Tropfen Normallauge bezw. -Säure einen deutlichen Ausschlag gibt. Es ist am rathsamsten, eine Reihe von Reagirgläschen von vornherein mit einem bestimmten Quantum — je 10 bezw. 5 ccm — der vorher im Grossen herge- stellten Kulturflüssigkeit zu füllen und die nicht sogleich zur Be- nutzung kommenden in sterilem Zustande unter Gummikappe zu verwahren. Die Kontrole auf Sterilität kann stets durch mehr- tägiges Einstellen in den Brütschrank geübt werden. Die Einsaat geschieht von frischen Bakterienkulturen, am besten von einer Plattenreinkultur. Desgleichen empfiehlt es sich, von Zeit zu Zeit, namentlich beim Abschluss des Versuches vor dem Titriren, die Reinheit der Farbenkultur durch Plattenaussaat zu kontroliren, wozu sich die Petri’schen Schälchen vorzüglich eignen. Die Kultivirung geschieht in der Regel im Brütschrank; diejenigen Pilze, welche auf niedere Temperatur angewiesen sind, muss man natürlich im Zimmer züchten. Das Maximum der Reaktionsänderung ist bei vielen Bakterien schon -nach 3—5 Tagen nahezu erreicht, doch empfiehlt es sich, die Kahirt, wenigstens 10 Tage wachsen zu lassen, wenn man die Sjaurj.-.^urer chemischen Leistung ititrimetrisch feststellen will. Die Gross# ier Reaktionsänderung ist bei vielen Bakterien geradezu überraschend; doch finden sich sehr namhafte Unterschiede bei verschiedenen Bakterienarten. Zu orientirenden Versuchen möchte ich empfehlen: Unter gleichen Verhältnissen und innerhalb gleicher Zeit wird die Reaktionsänderung bei Typhus bezw. Hefe am schwächsten, bei Bac. acidi lactici und dem Bacillus der blauen Milch am stärksten sein. Eine Zusammenstellung aller von mir untersuchten Bakterien nebst den titrimetrischen Resultaten wird später folgen. Ueber das Titriren möchte ich noch bemerken , dass es am zweckmässigsten mit den bereits genannten ^-Normallösungen unter Verwendung einer Bürette oder einer in Zehntel -ccm getheilten Messpipette geschieht. Bacillus typhi abdominalis Bac. der Frettchenseuche Bac. Neapolitanus Emmerich Bac. acidi lactici Hueppe als Säurebildner Alkalibildner 44* 660 Petruse hky, Hat man 10 ccm Flüssigkeit im Reagirglas, so geben die ver- brauchten Zehntel der Normallösung ohne weiteres die Reaktions- grösse in Procenten an. Hat man z. B. zum Titriren einer Typhus- kultur von 10 ccm Volumen 0,2 ccm ^L-Normalnatronlauge ge- braucht, so entspricht die vom Typhusbacillus gebildete Säuremenge einer Quantität von 0,2 in 10,0 oder von 2# ^-Normalsäure. Hat man eine Pipette mit solcher Ausflussöffnung, dass genau 20 Tropfen pro ccm fallen, so gibt das Zählen der verbrauchten Tropfen noch genauere Resultate, als das Ablesen der Zehntel. Liegt sehr intensive Säurebildung vor, so empfiehlt es sich, um eine starke Verdünnung der Kultur, welche naturgemäss mit einer Modifikation des Farbentons verbunden ist, zu vermeiden, zunächst 1 — 3 halbe Zehntel volle Normallauge zuzusetzen und dann erst mit TV-Lauge weiter zu titriren. Am bequemsten und genauesten ist es immer, mit Tropfen von bekanntem Volumen zu titriren. II. Die Anwendung der Lackinusreaktion zur Differenzirung des Typlmsbaeillus von ähnlichen Bakterienarten. Auf Anregung des Herrn Prof. Wolffhügel suchte ich bei meinen bakteriologischen Untersuchungen im Göttinger Hygiene- Institut solche Bakterienarten zu sammeln, deren Unterscheidung vom Typhusbacillus wegen Aehnlichkeit der Platten- und Stich- kulturen und anderer gemeinsamer Eigentümlichkeiten Schwierig- keiten bereitet, um festzustellen, ob der Bacillus typhi abdominalis Eberth-Koch-Gaffky von allen anderen Bakterienarten mit voller Sicherheit zu diflerenziren sei. Bei einer gelegentlich vorgenommenen bakteriellen Unter- suchung eines abnorm schmeckenden Bieres zeigten sich auf zwei Agarplatten, welche von je 0,2 ccm Bieres angelegt waren, nach 48stündigem Verweilen im Brütschrank neben unzählig vielen anderen, theilweise grossen, in einander sich verlierenden Kolonieen auch ganz kleine, offenbar langsam gewachsene, weissliche, wetzstein- förmige Kolonieen. Auf diese fahndete ich, und es gelang mir, zwei isolirt liegende Kolonieen unter Kontrole des Mikroskops zu fischen. Von den beiden Stichkulturen in Gelatine ging die eine nicht an, die andere zeigte trotz der erheblichen Sommerwärme sehr langsames, erst am dritten Tage deutliches Wachsthum; sie verflüssigte die Gelatine nicht; auf der freien Oberfläche breitete sich ein feiner, milchglasähnlicher, unregelmässig gezackter Belag vom Einstichpunkte nach der Peripherie aus. Die späterhin häufig angelegten Gelatinekulturen waren von den daneben gestellten, gleich- zeitig angelegten Gelatinekulturen des Typhusbacillus nicht zu unter- scheiden. Die mikroskopische Untersuchung ergab kurze, an den Enden abgerundete Bacillen, welche lebhafte Eigenbewegung zeigten. Die sofort versuchte Färbung nach Gram ergab, dass die Bacillen die Farbe nicht festhielten. Soweit stimmten also die Eigenschaften des aus dem Bier gezüchteten Bacillus völlig mit denen des Typhus- bacillus überein. — Natürlich wurden sofort Kartoffelkulturen an- gelegt, ferner Kulturen auf schrägem Agar und gleichzeitig auch Bakterio-chemische Untersuchungen. 661 eine Kultur in Lackmusmolke. Am nächsten Tage zeigten die im Brütschrank aufbewahrten Kartoffelkulturen einen nur beim schrägen Betrachten deutlichen feuchten Belag in der Umgebung der Impfstelle. Nach 48 Stunden stellte sich ein leichter Stich ins Gelb- liche ein, der indessen auf manchen Kartoffelsorten (bei stärkerer Alkalescenz der Schnittfläche) auch vom Typhusbacillus erzeugt wird. Was die Lackmusreaktion betrifft, so pflegte der Typhus- bacillus, wie ich bereits früher beobachtet hatte, nach 24 Stunden gegenüber den Kontrolgläschen einen Stich ins Röthliche zu zeigen. Nach zwei bis drei Tagen stellte sich deutliche, aber relativ geringe Röthung — Säuerung — ein, welche zur Neutralisirung in der Regel 2 — 3 °/0 Normalnatronlauge erforderte. Das Molkegläschen, welches mit dem Bierbacillus beschickt war, zeigte jedoch schon nach 24stündigem Aufenthalt im Wärme- schrank eine deutliche Neigung zur Bläuung, was auf eine in anbetracht des nicht schnellen Wachsthums bedeutende Alkali- bildung hindeutete. Nach etwa zehntägigem Wachsthum waren 8°/ o Vio Normalsalzsäure zur Neutralisirung erforderlich. Auch das Wachsthum auf den Kartoffeln wies nach mehreren Tagen einen charakteristischen Unterschied gegenüber dem des Typhus auf. Es bildeten sich auf den länglichen Impfstellen dicke Beläge, welche bald einen dunkelgelben Farbentou annahmen. Die Substanz der Kartoffeln zeigte Neigung zur Braunfärbung1). Auf schrägen Agarflächen bildete der aus dem Bier gezüchtete Alkalibildner zunächst einen feinen, aber nach einigen Tagen dicker werdenden, milchglasähulichen Belag, welcher bei einiger Uebung von gleichzeitig angelegten Agarkulturen des Typhusbacillus unter- schieden werden kann. Stichkulturen des Bierbacillus in Glycerin- Agar entwickeln einen dicken Oberflächenbelag, welcher nach längerer Zeit durch Eintrocknung zusammensinkt und dann ein faltiges Häutchen bildet. Auf Agarplatten ausgesät, bildet der Bacillus die bereits ein- gangs erwähnten, sehr ausgeprägten, kleinen, weisslichen Wetz- steinformen, deren Grösse durchschnittlich den Kolonieen einer gleichzeitig angelegten Typhuskultur etwa gleich ist. Die ober- flächlichen Kolonieen gewinnen mehr runde, oft aber unregelmässig begrenzte, buchtige Gestalt, die auch zuweilen eine den Typhus- kolonieen sehr ähnliche Zeichnung der Fläche zeigt. Auf Gelatine- platten werden die Kolonieen bei Zimmertemperatur erst am dritten Tage als kleinste Pünktchen sichtbar und sind einige Tage lang von den gleichzeitig angelegten Typhusplatten nicht zu unter- scheiden. Später bilden die Oberflächenkoloniecn, die jedoch stets sehr klein bleiben und niemals die Gelatine verflüssigen, einen dickeren Belag auf der Oberfläche, als Typhuskolonieen. Alle diese Unterschiede sind jedoch, wie leicht ersichtlich, subtilerer Natur; sie sind nur bei einiger Uebung und nach längerer Beobachtungsdauer deutlich erkennbar, während die Lackmusreaktion 1) Die Neigung zur Braunfärbung der Kartoffel s u b s ta n z habe ich gerade an Kartoffel kulturell alkalibilde n der Bakterien seitdem mehrfach beobachtet. 662 Petruschky, Bakterio-chemische Untersuchungen. neben der Kartoffelkultur das greifbarste Unterscheidungsmerkmal liefert und an Schnelligkeit der Erkennbarkeit dem Wachsthum auf der Kartoffel noch überlegen ist. Der beschriebene Bierbacillus ist mir trotz vielfachen Fahndens auf ähnliche Bakterien noch nicht wieder begegnet. Auch ist er bis jetzt der einzige typhusähnliche Alkalibildner, den ich zu finden vermochte. Aus unverdorbenem Flaschenbier habe ich einen Mikroorganis- mus gezüchtet, dessen Kulturen auch denen des Typhus ähnlich sind, der aber Säure bildet. Desgleichen wurden während eines bakteriologischen Kurses aus pleuritischem Eiter 2 Mikroorganismen rein gezüchtet, deren Platten- und Stichkulturen denen des Typhus zum Verwechseln ähnlich sehen. Auf diese typhusähnlichen Säurebildner möchte ich noch in Kurzem eingehen. Zu ihnen muss ich noch den bekannten Bacillus Nea- politanusEmmerich zählen, da dieser Mikroorganismus — abgesehen von der ihn kennzeichnenden Unbeweglichkeit — in seinem Wachs- thum gleichfalls dem Typhus sehr ähnlich ist und von Büchner direkt als „dem Typhusbacillus biologisch nahe stehend“ bezeichnet wird. Die Qualität ihrer Reaktion auf Lackmus theilen diese Bakterien mit dem Typhusbacillus; alle bilden Säure. In der Quantität ihrer chemischen Leistung unterscheiden sich die- selben jedoch, wie leicht festzustellen ist, sehr wesentlich vom Typhus. Hat man gleichzeitig Farbenkulturen aller dieser Bakterien in den Brütschrank gestellt, so ist schon nach 24 Stunden ein deutlicher Unterschied wahrzunehmen: die Typhuskultur zeigt einen beim Vergleich mit den Kontrolgläschen eben merkbaren Stich ins Röthliche, alle anderen Kulturen aber haben bereits eine ganz inten- sive Röthe entwickelt. Sie sind alle weit stärkere Säurebildner, als der Typhusbacillus. Bei Kulturen dieser Bakterien, die unter ganz gleichen Verhältnissen mindestens 10 Tage lang gewachsen waren, erhielt ich folgende durchschnittlichen titrimetrischen Resul- tate (ausgedrückt in den zur Neutralisirung erforderlichen Volum- procenten l/1 0-Normal-Natronlauge) : Bacillus typhi abdominalis 2 — 3 °/0 Bac.Neapolitanus Emmerich 7 — 8 °/0 Säurebildner aus Bier 7 — 8 °/0 Säurebildner a aus Eiter 12 — 13 °/ö Säurebildner ß aus Eiter 17 °/0. Die bisher von mir aufgefundenen typhusähnlichen Bacillen sind also durch die Lackmusreaktion sämmtlich vom Typhusbacillus zu unterscheiden. Die vorhandenen mikroskopischen und kulturellen Unterschiede übergehe ich, um Weitschweifigkeit zu vermeiden. Zu besonderer Freude gereichte es mir, neuerdings im patholo- gischen Institute zu Königsberg einen von Herrn Kollegen Hilde- brandt aus dem Fötus einer typhösen Mutter rein kultivirten, durch die anderen Differentialmethoden bereits als „echt“ befundenen Typhusbacillus auch auf sein Verhalten zu der Lackmusmolke gemeinschaftlich mit Hildebrandt prüfen zu können. Es stellte sich heraus, dass dieser Bacillus nach etwa 14tägigem Wachsthum in der Molke einen Aciditätsgrad von 2,5 °/0 hervorgebracht hatte, was Lindn er, Biologie u. hyg. Bedeutung d. i. Essig lebenden Nematoden. (363 mit den bei Typhus bisher von mir erhaltenen Resultaten vortreff- lich übereinstimmt. Ich glaube daher hoffen zu können, dass sich das Verfahren in ähnlichen Fällen auch anderen Beobachtern nütz- lich erweisen wird. In solchen Fällen wird es sich übrigens empfehlen, neben dem zu untersuchenden Bacillus auch eine zweifellose Typhusreinkultur gleichzeitig auf demselben Molkenmaterial zu kultiviren, da Unterschiede in der Konsistenz des Nährbodens (Zurück- bleiben eines Eiweissgehaltes, Abweichungen von der neutralen Reaktion etc.) auch gewisse Unterschiede in der Grösse der Bakterien- wirkung zu bedingen scheinen. Namentlich scheint Eiweissgehalt eine absolut grössere, Alkalescenz des Nährbodens eine relativ grössere Säurebildung zur Folge zu haben. Die Frage schliesslich, ob der Typhusbacillus das einzige Bacterium ist, welches eine so geringe Säuerung des Nährbodens hervorbringt, kann ich dahin beantworten, dass ich bis jetzt nur 3 (dem Typhus nicht ähnliche) Bakterienarten, nämlich Micrococcus tetragenus Koch, Bacillus Pneumoniae Fr i e d 1 ä n d e r, Bac. crassus sputigenus Kreibohm gefunden habe, welche dem Typhus in dieser Hinsicht nahe stehen, aber durch ihre sonstigen Merkmale natürlich eine Verwechselung- unmöglich machen. Uebrigens erzeugte bei meinen bisherigen Versuchen der Micro- coccus tetragenus konstant eine geringere (1 — 2°/0) Pneumonie und crassus eine grössere Säuerung (3 — 4 °/0), als Typhus. Diese kleinen Unterschiede sind überdies gerade bei den geringen Säuerungs- stufen mit dem Auge deutlich wahrzunehmen. (Weitere Theile dieser Abhandlung folgen in Bd. VII.) Studien über die Biologie und hygienische Bedeutung der im Essig lebenden Nematoden. Von Dr. G. Lindner. (Fortsetzung.) Die Bewegungen der Würmer sind in flüssigen Medien meist rasch und gewandt, in schlammigen oder breiartigen Substanzen schlangenartig kriechend. In solchen dickflüssigen Nährstoffen sieht man oft förmliche Knäuel von zahlreichen alten und jungen, unter einander verschlungenen Individuen (Wurmnester), eine Erscheinung, die in dünnem Essig nicht selten in der Essigmutter oder in eiweiss- haltigen Niederschlägen beobachtet wird, welche den Würmern zur Nahrung dienen. Die von mir vorgenommenen Züchtungsversuche von Anguill. oxophilae in verschiedenartigen Nährstoffen haben folgende Resultate ergeben : 664 L i n d n e r , Die Würmer nähren sich gern von frischem Hühnereiweiss ; wenn mau dem älchenhaltigen Essig etwas Eiweiss zusetzt, so verkriechen sich die Thierchen grösstentheils in den Eiweissüocken, in denen sie alsdann Nester bilden und sich gewöhnlich massenhaft durch lebende Junge vermehren. In anderen an Säure und Eiweiss oder eiweisshaltigen organischen Substanzen ärmeren Medien sieht man dagegen die Weibchen ihre Eier nicht selten schon vor vollendeter Reife der Embryonen ablegen. Die Verschiedenartig- keit ihrer Fortpflanzungsweise durch lebende Junge oder durch Eierlegen scheint demnach hauptsächlich von der Beschaffenheit des Nährsubstrates sowie auch von der Temperatur desselben ab- zuhängen. Zu ihrem Gedeihen bedürfen sie nämlich hauptsächlich einer Wärme von -f- 16 bis -j- 30° C und darüber. Bei dieser Temperatur lassen sie sich sowohl im Sommer im Freien wie im Winter in der Stubenwärme leicht züchten und sie vermehren sich hierbei in jeder Jahreszeit mehr oder weniger rasch, bald als viviparae, bald als oviparae, je nach der Qualität ihres Nähr- bodens. Nach der Geburt gehen die Weibchen gewöhnlich bald zu Grunde und auch die Männchen haben anscheinend keine viel längere Lebensdauer. Bei stärkerer Erwärmung ihres Nährbodens von 36 bis 40° C wird die Lebhaftigkeit ihrer Bewegung zuerst erhöht, alsbald aber grösstentheils abgeschwächt. Bei + 40 bis 42° C sieht man die rasch erschlaffenden Mikrozoen meist zu Boden sinken, ohne jedoch ihre Lebensfähigkeit sofort zu verlieren; erst bei stärkerer Erwärmung über 42° C gehen sie gewöhnlich in kurzer Zeit zu Grunde. In Bezug auf ihre Empfindlichkeit gegen Blutwärme verdient das wiederholt mit älchenhaltigem Essig von mir vorgenommene Experiment: „dass mau denselben in Reagensgläsern eine Stunde lang und darüber einer Erwärmung von 37 bis 39° C aussetzen kann, ohne dadurch eine auffällige Veränderung in ihrer Lebens- thätigkeit oder ein baldiges Absterben der Würmer zu erzielen“, besondere Beachtung. Kältegrade vom Gefrierpunkte abwärts vertragen qu. Thierchen nur kurze Zeit; ob ihre Eier dem Froste längere Zeit Widerstand leisten können, habe ich nicht näher geprüft. Gegen das Austrocknen ihres Nährbodens sind diese Anguilluliden nach meinen Beob- achtungen sehr empfindlich. Im Kleister sowohl wie im Essig fand ich schon 3 bis 4 Stunden nach dem Vertrocknen des Breies bezw. der Flüssigkeit keine Spur von Leben mehr weder in den älteren noch in den jüngeren Individuen, noch in den Eiern, auch wenn ich die eingetrocknete Substanz gleich nachher in frischen Nährstoff brachte. Die Beobachtung früherer Forscher (Ledermüller, Goeze u. a.), welche die Würmer nach ein- bis zweijährigem Eintrocknen bei Zusatz von Essig wieder aufleben sahen und ihnen demnach eine grosse Lebenszähigkeit zuschrieben, kann daher nur auf Täuschung beruhen. Ihr Luft- und Lichtbedürfniss ist sehr minimal, indem sie in vollgefüllten und fest verkorkten, sowie in halbgefüllten offenen Biologie und hygienische Bedeutung der im Essig lebenden Nematoden. <365 oder mit Wattepfropfen verschlossenen Gläsern, in dunklen, sowie in hellen Räumen gleich gut gedeihen. Wenn man auf einen älchenhaltigen Essig im Reagensgläschen eine zollbreite Oelschicht giesst, so sieht man die Thierchen unterhalb des Oeles ungestört fortleben, ohne durch den Luftmangel zu ersticken. Gegen koncentrirtere Essigsorten sind sie ziemlich wider- standsfähig, obschon sie durch reine Essigsäure sofort getödtet werden. Bringt man sie aber beispielsweise in die nach Pasteur’s Vorschrift bereitete Essigessenz, welche, mit 20 Theilen Wasser verdünnt, einen hinreichend starken Speiseessig liefert, so sieht man sie theilweise noch mehrere Minuten lang und bei Verdünnung dieser Essenz mit gleichen Theilen Wasser grösstentheils noch Stunden lang fortleben, ungeachtet der stark reizenden, fast ätzenden Wirkung dieses koncentrirten Essigs auf unsere Mundschleimhaut. Auch gegen stark verdünnte Mineralsäuren sind sie nicht sehr empfindlich; in einer dem Magensafte nachgebildeten Mischung von Salzsäure, Milchsäure und Pepsin mit destillirtem Wasser sah ich die Mehrzahl der Würmer ziemlich gut gedeihen und nur einen kleinen Theil derselben bald nach der Uebertragung in die ihnen fremdartige Säuremischung absterben. Ausser in dünnem Essig gedeihen die Anguillulae oxophilae mit Vorliebe in Mehlkleister — wie bereits erwähnt — und besonders auch in weichem, saftigem Obst, sowohl in Kern- und Steinobst wie in Beerenobst, namentlich in Aepfeln, Birnen, Aprikosen, Mira- bellen, Kirschen etc., welche sämmtlich durch ihre Lebensthätig- keit rasch in Fäulniss übergeführt werden. Auch in saftigen bezw. stärkemehlhaltigen Knollen und Wurzeln, z. B. in Runkelrüben, Mohrrüben, Radieschen, rohen und gekochten Kartoffeln etc. lassen sie sich, wenn man sie zerschäbt oder in Wasser macerireu und faulen lässt, recht gut züchten. Anstatt Essig- oder Kleister- älchen könnte man ihnen deshalb mit gleichem Rechte den Namen Obstälchen (Anguillulae pomorum) geben. Je nach der Verschiedenheit des Nährbodens konnte ich nicht selten eine Differenz in Bezug auf Länge und Breite der Würmer wahrnehmen ; in Mohrrüben fand ich sie beispielsweise weniger lang und breit, als in Kirschen oder in Aepfeln, in denen sie — besonders bei fortschreitender Fäulniss — ganz vorzüglich gedeihen, fast ebenso gut wie in dem schlüpfrigen Buchbinderkleister, in welchem sie bei andauerndem Züchten eine recht ansehnliche Grösse erreichen. In ähnlicher Weise wachsen und vermehren sie sich in vegetabilischer oder animalischer Gallerte, z. B. in der zur Züchtung der Spaltpilze gebräuchlichen Nährgelatine. Wenn man letztere durch warmes Wasser aufweicht und hierauf etwas wurmhaltigcn Essig zusetzt, so dringen die Würmer — ebenso wie beim Kleister — in die Gelatine ein und vermehren sich darin rasch und massen- haft, unter Bildung von knäuelartigen Verschlingungen von Mutter- thieren, Embryonen und Larven. In dem kräftigen Nährstoff werden die trächtigen Weibchen meist ausserordentlich lang und dick; sie gehen aber auch gewöhnlich rascher zu Grunde, indem sie meist in der Mitte des Fruchthalters bersten und theils ausgebildete, 666 Lind ner, tlieils noch nicht vollständig reife Embryonen in den Eihüllen ge- bären. Aus der Vorliebe der Anguillulae oxophilae für säuerliche Nähr- stoffe von breiartiger, schlüpfriger Konsistenz lässt sich schliessen, dass ihr natürlicher Herd im Freien in weichem Schlammboden, z. B. in dem mit Küchenabfällen gemischten Schlamme der Gossen- wässer, oder in weicher, an Zersetzungsstoffen und organischer Säure reicher Humuserde zu suchen sein dürfte. Auf welchem Wege sie — von ihrem muthraasslichen Hauptlager in feuchter Erde — in den Spritessig, in Kleister oder ins Obst gelangen, ist noch nicht aufgeklärt. Bei den in oder dicht über dem Erdboden wachsenden Wurzeln, Knollen oder Früchten lässt sich die Infektion mit qu. Würmern, besonders bei herrschendem feuchtem Wetter, leicht erklären. Das auf den Bäumen wachsende Obst aber wird wahrscheinlich nur dann von ihnen heimgesucht, wenn dasselbe auf feuchte, wurmhaltige Erde abgefallen ist und daselbst zu faulen beginnt. Zum Eindringen der Thierchen in das Obst sind nämlich zwei Bedingungen erforderlich, einmal die Zerstöruug oder Maceration seiner Schale und demnächst die Erweichung der inneren Substanz durch beginnende Fäulniss etc. In den saftigen Obstsorten können die Aelchen, wie ich beobachtet habe, das Eintrocknen etwas länger vertragen, wie im Essig oder im Kleister, und ich halte es für nicht unwahrscheinlich, dass dieselben gelegentlich auf vertrockneten Obst- partikelchen durch die Luft verweht und vorzugsweise mittelst dieses Vehikels auf Essig oder Kleister übertragen werden. In diesem Vorgänge sowie in dem begünstigenden Einflüsse der Wärme dürfte namentlich der Grund zu suchen sein, weshalb sie im Hoch- sommer — vom Juli bis September — häufiger im Essig zu finden sind, wie in anderen Jahreszeiten. Dagegen dürfte die Vermuthung früherer Forscher, dass in der Athemluft zeitweise, namentlich im Frühjahr und an gewissen Orten Millionen von Anguillulidenkeimen umherschwimmen, nach den Ergebnissen meiner Versuche, welche eine nur geringe Lebenszähigkeit derselben und ein meist rasches Absterben nach dem Austrocknen ergeben haben, in das Reich der Fabeln zu verweisen sein. Dass die Würmer mittelst des Wassers, mit welchem der zur Essiggährung zu verwendende Kartoffelbranntwein und späterhin der fertige Spritessig selbst verdünnt wird, in den Essig importirt werden, lässt sich nicht gut annehmen, weil Anguilluliden im Brunnen- oder Leitungswasser nur selten Vorkommen. Viel wahr- scheinlicher ist die Annahme, dass sie in den Essigfässern, — den sogen. Essigbildnern, — zwischen den Hobelspänen sich dauernd an- siedeln, sobald als sie gelegentlich dahin gelangt sind, indem sie hier von den aus der Luft sich ablagernden organischen Stoffen (den Gährungspilzen) sich nähren. Der zur Essigbereitung ver- wendete Branntwein wird nämlich in der Regel bis zu einem Alkohol- gehalte von 12, bis 10, bis 8 °/ö und darunter mit Wasser ver- dünnt. Während nun die in einem Branntwein von 10 bis 12 °/0 Alkoholgehalt gezüchteten Essigälchen nicht lange lebensfähig blieben, sah ich sie gegen einen Branntwein von geringem Alkoholgehalte Biologie und hygienische Bedeutung der im Essig lebenden Nematoden. 667 — unter 8 °/0 — wenig oder gar nicht reagiren, namentlich wenn demselben ein wenig Spritessig zugesetzt wurde. Die Würmer scheinen mithin den Gährungsvorgang bei Bereitung des Spritessigs um so besser zu vertragen, je geringer der Alkoholgehalt des be- treffenden Branntweins ist. Bei der Darstellung von Weinessig (aus Wein mit Zusatz von Spritessig und etwas Aether) kommen keine Hobelspäne, wie bei der Schnellfabrikation des Essigs zur Verwendung, und in dem reinen Weinessig sind Anguilluliden sehr selten zu finden. Dagegen dürften dieselben in dem aus Obst bereiteten Fruchtessig, dessen Fabrikation in hiesiger Gegend nicht gebräuchlich ist, bei ihrer Vorliebe für alles Obst häufig Vorkommen. Dass ihr Element ausschliesslich Säuren seien, wie dies Goeze annahm, habe ich bei meinen Kulturversuchen nicht bestätigt ge- funden ; dieselben berechtigten mich vielmehr zu der Folgerung, dass die Essigwürmer, obschon sie Vorliebe für Säuren haben, hauptsächlich an den Wassergehalt bezw. au den Saftreich thum verschiedenartiger Nährstoffe gebunden sind. Ich habe sie öfters aus dem sauren Nährboden direkt in frisches Brunnenwasser oder in wässerige Aufschwemmungen von verschiedenen Erdarten, von frischem oder bereits faulendem Hühnereiweiss, ferner von aller- hand Vegetabilien, von Schimmel- und Hefepilzen, desgleichen in Thierblut, Blutserum oder Lymphe, in wässerige Lösungen von Fleischextrakt, Zucker, Kochsalz u. s. w. ohne Zusatz von Essig übertragen und beobachtete hierbei, dass sie in allen diesen verschieden reagirendeu Nährstoffen mehr oder weniger gut ge- deihen. In einigen Kulturen vegetirten sie nur, ohne sich sicht- lich zu vermehren, in anderen dagegen Hess sich eine rasche und massenhafte Vermehrung wahrnehmen, beispielsweise in einem mit Fleischbrühe gekochten, neutral reagirenden, dünnen Brei von Hülsenfrüchten, sowie in frischem, mit Wasser etwas verdünntem Thierblut und in Blutserum. Im Blute legten die trächtigen Weibchen meist ihre embryonenhaltigen Eier als ovoviviparae ab. Die jungen Embryonen und Larven scheinen sich der plötzlichen Veränderung ihres Nährbodens leichter anzupassen, als die Mutterthiere. In menschlichem Urin, in welchem die meisten Rhabditiden- formen nach 0 e rl ey ’s Beobachtung schon binnen einigen Stundeu absterben, sah ich die Anguillulae oxophilae 4 bis 5 Wochen lang fortleben, bis ammoniakalische Zersetzung der Flüssigkeit eintrat. Bei starker fauliger Zersetzung ihres Nährsubstrates gehen sie über- haupt — wahrscheinlich in Folge der sich entwickelnden Fäulniss- gase — in der Regel zu Grunde. Auch alkalische Reaktion ihres Nährbodens ist ihrer Natur augenscheinlich zuwider. Dieses Anpassungsvermögen an die verschiedensten Nahrungs- und Genussmittel des Menschen und an thierische Säfte ist nament- lich mit Rücksicht auf ihr Gedeihen bei Luft- und Lichtabtchluss und auf ihre Widerstandsfähigkeit gegen die Körperwärme, sowie gegen die Säure des Magensaftes jedenfalls Verdacht erweckend und sie berechtigt unzweifelhaft zu der Vermuthung, dass die qu. Anguilluliden wohl im Stande sein dürften, in den Verdauung«- 668 iuvertin. wegen des Menschen, in welche sie wahrscheinlich nicht selten, besonders mittelst des Essigs einwandern, unter begünstigenden Umständen als Schmarotzer eine Zeit lang fortzuleben. In der medicinischen Litteratur finden sich hier und da in der That Beispiele aus der ärztlichen Erfahrung, welche für die Richtigkeit dieser Ansicht sprechen. Unter anderen berichtet Wiel in seinem diätetischen Kochbuche für Gesunde und Kranke (5. Aufl. 1881. p. 178) bei der Abhandlung über Essig, dass in einem zu seinem ärztlichen Wirkungskreise gehörenden Hause alle Familieuglieder beständig an Magenkrankheiten gelitten hätten. Bei einer deshalb vorgenommenen Visitation der Küchen- vorräthe habe er einen Essig gefunden, in welchem sich ganze Knäuel von äusserst lebhaften Essigälchen befanden. Unter der Lupe gesehen wimmelte Alles. Nach Beseitigung dieses Essigs seien fortan Magenleiden in jener Familie nicht mehr vorgekommen. (Schluss folgt.) Referate. Fentbach, A., Sur le dosage de la sucrase. (Annales de l’Institut Pasteur. 1889. No. 9. S. 473.) Für die Diastase des Malzes hat Kjeldahl nachgewiesen, dass schwache Aenderungen in der sauren oder alkalischen Reaktion des Malzextraktes bedeutende Veränderungen der Wirksamkeit auf die Stärke verursachen. Verf. hat nun die gleiche Frage beim Invertin („sucrase“) geprüft und ausserdem den Einfluss des Lichtes und des Sauerstoffs. Alle diese Beziehungen müssen bekannt sein, wenn die quantitative Bestimmung diastatischer Wirkungen einen Werth haben soll, da diese immer nur auf die Menge der umge- wandelten Produkte basirt werden kann, indem eine Isolirung der Diastasen selbst bis jetzt unmöglich ist. Zur Gewinnung einer Lösung des invertirenden Ferments wurde die Nährlösung einer voll entwickelten Kultur von Aspergillus niger ersetzt durch Zuckerwasser oder durch reines Wasser; in 48 Stunden erhält man eine sehr wirksame, nur äusserst wenig gelöste Substanzen (etwa 0,1 g pro Liter) enthaltende Flüssigkeit. Zur Konservirung wird eine Spur von Senfgeist zugesetzt, welcher die Wirksamkeit des Ferments nicht beeinträchtigt. Filtration dieser Lösung durch Porcellan ist unmöglich , da das Ferment hierbei zurückbleibt. Mit dieser Fermentlösung wurden nun Versuche über Inver- tirung von Zucker ausgeführt , stets bei dem Temperaturoptimum von 56°, in der Dauer von 1 Stunde. Bei abgestuftem Zusatz sehr kleiner Mengen verdünnter Sodalösung zur ursprünglich schwach sauer reagirenden Lösung (Oxalsäure) ergab sich eine entsprechende allmähliche Verminderung der invertirenden Wirkung. Gleiche Bakterien in Lachsschinken. 669 Mengen des Ferments können deshalb unter scheinbar gleichen Bedingungen möglicher Weise sehr ungleiche Quantitäten von Zucker iuvertiren, wenn nämlich die Reaktion nicht absolut identisch ist. Schon durch blosses Stehenlassen einer Portion, wenn sich dabei Mikroorganismen entwickeln, welche die saure Reaktion vermehren, können auf diese Weise Unterschiede entstehen. Der Einfluss des Sauerstoffs vermindert ebenfalls die Wirk- samkeit des Ferments, aber nur in alkalischer Lösung, während in saurer derselbe gleich Null, in neutraler oder schwach alkalischer nur gering ist. Das Sonnenlicht besitzt im luftleeren Raume keine Einwirkung auf das Ferment. Bei Zutritt von Luft dagegen wird die Oxydation und damit die Vernichtung der Wirkung begünstigt. Die saure Reaktion, welche im dunkeln Raume der Oxydation entgegenwirkt, befördert dieselbe umgekehrt bei Einwirkung des Lichtes. Für alle diese Ergebnisse wurden beweisende Versuche mitgetheilt. Büchner (München). Schmidt-Mühlheim, Ueber eine bacilläre Anomalieder sog. Lachsschinken. (Aus dem Laboratorium des Herrn Dr. C. Schmitt in Wiesbaden. — Arch. f. animal. Nahrungs- mittelkunde. Bd. V. No. 1.) Bei der Untersuchung eines Lachsschinkens, nach dessen Genuss vier Personen einer Familie unter Uebelkeit, Erbrechen und Durch- fall erkrankt waren, zeigte sich an der Berührungsstelle der beiden Fleischstücke, aus denen der Lachsschinken gefertigt war, eine schleimige, glasige Masse, die stark fadenziehend war und sauer reagirte. Dieser Schleim erwies sich bei der mikroskopischen Prüfung als aus lauter Bacillen zusammengesetzt, die, leicht gekrümmt, durch mehrfache Aneinanderlegung vielfach Spirillen oder längere Fäden bilden. Sie färben sich gut nach den gebräuchlichen Me- thoden , enthalten keine Sporen und erreichen eine Länge von 0,002 — 0,003 mm. Im Gelatinestich erscheint nach 24 Stunden ein matter, grauer Schleier, der bald dichter wird, ohne auf die Ober- fläche überzugreifen. Der Bacillus trübt schon nach 24 Stunden sterilisirte Fleischbrühe und bildet nach 2 Tagen daselbst einen weissen Niederschlag, der aus einer Reinkultur des Bacillus besteht. Er gedeiht auch in Milch, doch nicht, auf der Oberfläche festweicher Nährböden, wie Fleisch, Kartoffeln etc. und es scheint eine reich- liche Sauerstoffzufuhr der Entwickelung des Bacillus hinderlich zu sein. Hunde, Meerschweinchen, Kaninchen und Ratten verzehrten Reinkulturen desselben ohne Nachtheil. Mäuse dagegen pflegten in den ersten 24 Stunden nach dem Genüsse des Fleisches unter wenig intensiven gastrischen Erscheinungen zu Grunde zu gehen ; dabei fanden sich dann nirgends im Kadaver die Bacillen ; wurde ihnen Reinkultur derselben verfüttert, so war dies auf ihren Gesund- heitszustand ohne jeden Nachtheil. Trotz dieses scheinbaren Mangels pathogener Eigenschaften dürfen dem Bacillus solche doch nicht absolut abgesprochen werden, da die klinischen Beobachtungen zu sehr für das Vorhandensein eines Fleischgiftes sprechen, welches 670 Staphylococcus pyosepticus. bei der sonst tadellosen Beschaffenheit des Lachsschinkens wohl nur in den beschriebenen Bacillen gefunden werden kann. Goldschmidt (Nürnberg). Richet, Etüde pliysiologique su r un microbe pyogene et septique. (Archives de raddecine experimentale et d’ana- tomie pathologique. 1889. No. 5.) Richet hat Untersuchungen über einen Mikroorganismus an- gestellt, welchen er in einem Carcinom bei einem Hunde gefunden hat und welchen er mit dem Namen Staphylococcus pyo- s e p t i c u s bezeichnete. Derselbe unterscheidet sich vom Staphylococcus pyogenes al- bus hauptsächlich durch seine Wirkung auf Thiere. Er bewirkt Eiterung und eine tödtlich verlaufende Allgemeininfektion. Der Staphylococcus pyosepticus hat eine kurze Lebensdauer. Er wächst am besten bei 38°, unter 18° erfolgt kein Wachthum mehr. Unter 25° beginnt die Verflüssigung der Gelatine erst gegen den 7. Tag, sonach später, als durch den Staphylococcus pyogenes albus, welcher ein schnelleres Wachsthum zeigt. Auffällige Unter- schiede zwischen diesen beiden Arten von Mikroorganismen be- merkt man in Bouillonkulturen. Der Staphylococcus pyosepticus ruft bei Kaninchen binnen 24Stunden ein starkes Oedem hervor, während der Staphylococcus pyo- genes albus unter gleichen Bedingungen nur eine kaum merkliche Infiltration bewirkt. Dies ist der Hauptunterschied dieser beiden Bakterienarten. Subkutane Injektionen des Staphylococcus pyosepticus bewirken bei Kaninchen Oedem, Fieber, Abmagerung und endlich den Tod. Nach Ueberimpfung in die vordere Augenkammer entsteht eine heftige Entzündung mit Verlust des Auges. Der Grad des Fiebers steht zum Verlaufe des Processes nicht im geraden Verhältnisse. Niedrige Temperaturen lassen eine schlechte Prognose stellen. Am stärksten ist das Fieber 3 Stunden nach der Impfung. Der Tod erfolgt durch die Einwirkung eines Giftstoffes und tritt in akuten Fällen 10 bis 48 Stunden, in chronischen Fällen ziemlich plötzlich, ohne vorherige wesentliche Störungen ein. Die Thiere erleiden eine rasche Gewichtsabnahme. Bleiben sie am Leben, so ersetzt sich das Gewicht nur sehr langsam. Bei Hunden entsteht nach subkutanen Impfungen eine Phleg- mone und massiges Fieber. Intravenöse Injektionen bleiben fast vollständig erfolglos. Der Staphylococcus pyosepticus ist für Hunde viel weniger virulent, als für Kaninchen. Meerschweinchen und Tauben erliegen den Infektionen sehr rasch. Durch abgeschwächte Kulturen des Staphylococcus pyosepticus werden die Thiere gegen Impfungen mit vollvirulentem Materiale immunisirt. Der Staphylococcus pyosepticus pflanzt sich im Blute nicht fort, sondern geht in demselben sehr schnell zu Grunde. In chro- nischen Fällen findet man die Kokken in grosser Menge in der Leber. Typhöse Pneumonie, — Typhusbacillen in Wasser. 671 Die Virulenz ist am grössten, wenn der Staphylococcus pyo- septicus in kalt bereitete, 2 °/0 Pepton enthaltende Bouillon ge- impft wird, die Kulturen 40 bis 48 Stunden alt sind und bei einer Temperatur von 37,5 — 38° gehalten werden. Zuweilen erfolgt der Tod bei kleinen Dosen viel rascher. Di tt rieh (Prag). Karliriski, Justyn, Zur Frage über die Entstehung der typhösenPneumonie. (Fortschritte d. Medicin. Bd. VII. No. 1 8.) Verf. untersuchte 9 Fälle von Typhus abdominalis die mit einer Entzündung der Lungen vergesellschaftet waren, indem er möglichst bald, wenige Stundeu nach dem Tode, mit einer sterilisirten Spritze durch die Brustwand Lungensaft entnahm und denselben vermit- telst des Plattenverfahrens auf seinen Bakteriengehalt prüfte. Ein- mal fand er auf diese Weise nur den Staphylococcus aureus, vier- mal den Streptococcus pyogenes und zwar zweimal in Reinkultur, zweimal neben dem Typhusbacillus; viermal diesen letzteren, zwei- mal in Reinkultur und ebenso oft neben dem Streptococcus und zweimal endlich das Fränkel’sche Pneumobacterium. Da dieses letztere, welches nach unseren bisherigen Erfahrungen mit Sicher- heit als der specifische Erreger der echten , infektiösen, croupösen Pneumonie angesehen werden muss, sich gerade in den- jenigen beiden Fällen fand, die rasch zum Ausgange gelangten, so neigt Verf. der Ansicht zu, dass es da, wo der Process sich langsam abspielte, in der Konkurrenz mit anderen Bakterien zu Grunde gegangen sei, ehe die bakteriologische Untersuchung er- folgen und seine Anwesenheit feststellen konnte. Carl Fränkel (Berlin). Karlinski, Justyn, Ueber das Verhalten des Typhusba- cillus im Brunnenwasser. (Aus dem hygienischen Insti- tute der Universität München. — Archiv für Hygiene. Bd. IX. 1889. Heft 4. S. 432.) Wolffhügel, Riedel und Bolton haben mit sterilisirtem Wasser gearbeitet, Kraus und Verf. mit niebt-sterilisirtem. Aber die natürlichen Verhältnisse sind auch hierdurch noch nicht er- reicht, da in den Versuchen von Kraus und Verf. stets eine starke Vermehrung der Wasserbakterien in den ruhenden, nicht erneuerten Wasserproben eintrat, welche in der Natur fehlt. Deshalb unternahm Verf. auf Anregung v. Pettenkofe r’s im hygienischen Institute zu München direkte Versuche an einem im Hofe des Instituts befindlichen Brunnen. Eine entsprechende Menge von reinkultivirten Typhusbacillen wurde dem Brunnen zu- gesetzt, und das Verhalten der pathogenen Keime gegenüber den Wasserbakterien durch das Plattenvcrfahren täglich studirt. Der Inhalt des Brunnenkessels betrug 680 1 Wasser, die Temperatur betrug (Oktober — Januar) 8,3 bis 11° C. Das Wasser hatte 764 — 770 mg Gesammtrückstand, 23 — 24 mg Chlor, 76 — 78 mg Sal- petersäure im Liter; die organische Substanz entsprach 2,2 — 2,4 mg O. Von vornherein enthielt das Brunnenwasser 730—1120 G72 Typhus. Keime pro 1 ccm, worunter 5 bis 8 verschiedene, meist verflüs- sigende Bacillenarten. Ein Versuch sei als Beispiel näher angeführt. In den Brunnen kamen 5 1 Bouillon, wovon 1 ccm 72 Millionen Typhuskeime ent- hielt. 2 Stunden nachher fanden sich durch Plattenkultur pro 1 ccm des Brunnenwassers 500000 Typhuskeime, keine Wasserbak- terien. Am nächsten Tage fanden sich 130000 Typhuskeime pro 1 ccm Wasser und 11 — 13000 Wasserbakterien. Am dritten Tage: 110000 Kolonieen pro 1 ccm, darunter nur 18000 vom Aussehen der Typhuskolonieen. Am vierten Tage: 100000 Kolonieen pro 1 ccm, darunter nur 9400 typhusverdächtige. Am siebenten Tage: 80000 Kolonieen pro 1 ccm, darunter nur noch 200, deren Aus- sehen an die Typhuskolonieen erinnerte. Am 11. Versuchstage waren auf den Platten nur noch 7000 Kolonieen und darunter kaum 5 typhusverdächtige zu zählen und am 14. Versuchstage war vollkommen der Zustand, wie vor Beginn des Versuches wieder erreicht: es waren keine Typhuskeime und überhaupt nur noch 900 Kolonieen pro 1 ccm nachweisbar. Gleichzeitig hatte sich auch der durch Zusatz der Bouillon gestiegene Gesamtrückstand und Chlorgehalt des Wassers, der nebst Salpetersäure und organischer Substanz täglich bestimmt wurde, wieder auf den ursprünglichen Gehalt reducirt. Bemerkt muss werden, dass im Verlaufe dieses Versuches der Inhalt des Brunnens auch mit einer Rührvorrichtung wieder- holt gründlich aufgerührt wurde, ohne dass dies das Resultat irgend- wie beeinflusste. Drei weitere analoge Versuche, jedoch mit geringeren Mengen von Typhusaussat in den Brunnen und weitaus geringerer Einfüh- rung von Nährmaterial in denselben, hatten mit dem obigen we- sentlich übereinstimmendes Resultat. Jedesmal erfolgte Zunahme der Wasserbakterien, wenn auch in geringerem Grade, und gleich- zeitig rasche Verminderung der eingeführten Typhuskeime. Die- selben verschwanden vollständig in den einzelnen Versuchen am 6., am 5. und am 2. Versuchstage. Im Anschlüsse hieran berichtet Verf. noch über ein paar ana- loge Versuche von Emmerich und Pinto, welche ebenfalls bal- diges Verschwinden der Typhuskeime und auch von Milzbrand- sporen aus dem Wasser des Brunnens ergaben. Büchner (München). Konjajeff, 0 bakterijnom poraschenii potschek pri briuschnom tifie. [Die bakterielle Erkrankung der Niere beim Abdominaltyphus.] (Aus dem städ- tischen Alexander-Barackenhospital in St. Petersburg. — Jesche- niedielnaia klinitscheskaia Gaseta. 1888. No. 33, 35, 36, 37 und 38.) [Russisch.] Verf. benutzte zu seinen Untersuchungen theils alte (in Spi- ritus und in der Müller’schen Flüssigkeit aufbew'ahrte) Präpa- rate der pathologisch-anatomischen Sammlung des Alexanderhospi- tals, theils frische (11), Fälle, die er bei Sektionen von Typhus- Typhus mit Niercnerkrankutig. 073 leicheu1) im Jahre 1887/88 erhalten hatte. Gleich nach der Ent- fernung aus der Leiche wurden die zu bakteriologischen Untersu- chungen bestimmten Nierenstücke in absoluten Alkohol gelegt. Während Frankel und Simmonds, um die Zahl der Typhus- kolonieen künstlich zn vermehren und dadurch die Auffindung von Typhusbacillen zu erleichtern, die betreffenden Organe in warme und feuchte Atmosphäre brachten, verfuhr Verf. dagegen anders, indem er zur Fixirung der Präparate die Müller’sche resp. F 1 e m m i n g’sche Flüssigkeit und zur Verdichtung (für Schnitte) eine Gummilösung benutzte. Im Anfang benutzte er die mit einer Gummilösung behandelten Schnitte zu bakteriologischen Untersu- chungen, aber eine ganze Reihe von Misserfolgen veranlasste ihn, nach einer andern Methode für Schnittgewinnung und Färbung zu suchen. Verf. bediente sich anfänglich zur Färbung der gewöhnlichen Gram’schen Methode, doch überzeugte er sich bald von deren Unzulässigkeit. Schon Hey den reich hatte vorgeschlagen, die Bakterien en masse zu färben und Verf. entschloss sich, zu ver- suchen, Typhusbacillen in einem Stück zu färben (diese Methode wurde für Typhusbacillen noch von keinem Forscher angewandt) mit nachfolgender Behandlung des betreffenden Stückes mit Paraf- fin oder einer analogen Substanz. Dabei verfuhr er folgendermasseri : ein mit absolutem Alkohol gehärtetes Gewebsstück von der Grösse einer Cedernuss oder et- was grösser wurde auf 48 Stunden in eine wässerig-spirituöse Lö- sung von Methylenblau (Methode von Gaffky) oder auf dieselbe Zeit in die sog. Ziel’sche Lösung (Fuchsin in 5°/0 Karbolsäure gelöst) gelegt (in letzter Zeit bediente sich Verf. ausschliesslich der letztgenannten Lösung, da dieselbe eine grellere und dauer- haftere Färbung zu Stande bringt). Nach 48 Stunden wurde das betreffende Gewebsstück zur Entfärbung und Entwässerung auf 24 — 36 Stunden wieder in absoluten Alkohol gelegt (wenn eine zu starke Entfärbung bei Methylenblau befürchtet wurde, setzte man dem absoluten Alkohol trockene Farbe zu). Danach wurde das betreffende Präparat auf 24 — 36 Stunden in Bergamotöl gelegt. Zur Einbettung von Präparaten bediente sich Verf. nicht des Paraffins, sondern einer Mischung aus 01. spermaceti , 01. ricini und Wachs. Diese Masse hat vor dem Paraffin den Vor- zug, dass die mit ihr behandelten Schnitte, sobald sie mit Alkohol be- feuchtet sind, fest am Glase haften (diese Mischung wurde zunächst von Alt mann angegeben und von Usskoff in St. Petersburg viel- fach verwendet). Nachdem die Masse bei 50 — 55° C geschmolzen ist, legt man das Präparat in dieselbe und lässt es auf 24—48 Stunden im Thermostaten liegen. Aus dem auf diese Weise präpa- rirten Stückchen, macht man, nachdem dasselbe erstarrt ist, Schnitte in gewöhnlicher Weise und legt dieselben aufs Objektglas, wo- möglich in strenger Reihenfolge. Verf. erhielt zuweilen aus einem 1) Die Leichen wurden 20 — 24 Stunden nach dem Tode secirt, vordem be- fanden sich dieselben in einer kalten Leichenkammer, auch war der betreffende Winter ziemlich streng. VI. bd. 45 674 Typhus mit Niercnerkraukung. einzigen Knötchen 200 und mehr Schnitte, entfernte die fettige Masse mittelst Terpentinöl und legte die Präparate in Kanadabal- sam. Diese Präparate liessen dann in Bezug auf Feinheit und Deutlichkeit der Bakterienfärbung nichts zu wünschen übrig. Zu- weilen färbte K. nach Entfettung mit Terpentinöl die Präparate mit alkoholischer Eosinlösung. Zur Färbung von Schnitten , die mit Gummi behandelt waren , benutzte er Alaunkarmin , Häma- toxylin und Eosin. Nierenlymphome findet man in den Typhusleichen vom Ende der 2. resp. Anfang der 3. Krankheitswoche. Gleich unter der Nierenkapsel findet man diese Neubildung umgeben von einem ziemlich breiten dunkelrothen Hofe. Zuweilen findet man in der betreffenden Niere (keine der beiden Nieren wird beson- ders bevorzugt) nur ein einziges Knötchen , zuweilen dagegen 5—10, nicht selten aber auch eine bedeutend grössere Anzahl (20 und mehr) von Knötchen. Zuweilen fliessen die Ränder der neben einander liegenden Knötchen zusammen und bilden „auf diese Weise Konglomerate von der Grösse einer Erbse, der dunkelrothe Hof fehlt sehr selten und hat Verf. nur einmal (nebst gewöhnlichen Knötchen) kleinere Knötchen ohne denselben beobachtet. Die Knötchen liegen in der Regel an der Oberfläche der Niere; übrigens findet man dieselben, bei sehr grosser Anhäu- fung, wenn auch iu geringerer Anzahl, auch in der Tiefe des Organs, was bereits B öttch er und Hoffman n konstatirt haben, zuweilen findet man dieselben sogar an der Grenze der Medullarsubstanz. Auf Schnitten, die zur Nierenoberfläche perpendikulär geführt waren, findet man das Knötchen in Gestalt eines x/2 Ovals in die Tiefe hineinragend. Grössere Knötchen sind kegelförmig, wobei das breite Ende der Oberfläche zugekehrt ist. Kleine Knötchen in der Tiefe der Rindensubstanz sind rund. In einem Falle fand Verf. Knötchen, die in Gestalt eines schmalen Streifens von der Oberfläche bis zur Hälfte der Dicke der Rindensubstanz drangen. Was die bakteriologische Untersuchung anbelangt, so konnte Verf. in allen Knötchen, ohne Ausnahme, auf gefärbten (nach oben angegebener Methode) Präparaten Mikroorganismen finden und zwar von einer bestimmten Art. Es waren dies Stäbchen mit abgerun- deten Enden, deren Länge die i/2 des Durchmessers eines rothen Blutkörperchens betrug, während ihre Breite 3 mal kleiner war, als die Länge. Bei der vom Verf. angewandten Färbungsmethode waren die einzelnen Stäbchen etwas schwächer gefärbt, als die Kerne der Rundzellen des Knötchens. Die Stäbchen lagen in regel- mässigen Gruppen, aber man fand auch einzelne Stäbchen inmitten runder Zellen des Infiltrates, zuweilen in langen Zügen (in einer oder mehreren Reihen). Die letztere Art der Verbreitung präva- lirt im Centrum des Knötchens, wo die Zellen dicht zusammenge- drängt liegen. Die Bacillen waren niemals innerhalb der Zellen zu sehen, sondern dieselben lagen zerstreut zwischen den Zellen und bildeten Kolonieen. Gruppen von Stäbchen fand man bei Weitem nicht auf jedem Knötchenschnitt (wenigstens nicht in allen Fällen); zuweilen musste man eine ganze Reihe von Schnitten Typhus mit Nierenerkraukung. 675 (lurchmustern, bevor man Kolonieen begegnete, aber, wie Verf. oben gesagt hat, sab er kein einziges stäbchenfreies Knötchen. In manchen Fällen fand er dieselben in überraschend grosser Menge. Stäbchenkolonieen desselben Präparats waren von verschiedener Grösse (manche von ihnen waren bereits sichtbar bei Hartnack 3. System, andere wieder erst beim 7. System); im Allgemeinen waren dieselben bei mittlerer Yergrösserung (Hartnack 5. System) von dem umgebenden Gewebe leicht zu unterscheiden. Da Verf. meistens sehr feine und dabei von Farbenniederschlägen reine Schnitte benutzte, so konnte er die Struktur der Kolonie nicht allein an der Peripherie, sondern auch in deren Centrum stu- diren. Die die Kolonieen bildenden Stäbchen waren dabei stets zu sehen; zuweilen schien es auf den ersten Blick, als ob neben den gewöhnlichen Stäbchen noch andere viel längere zu sehen wären, aber genauere Untersuchungen mittelst homogenen Systems (Zeiss) ergaben, dass es sich in diesen Fällen um 2 oder mehr neben einander gelagerte Stäbchen handelte. Zuweilen sah man zwischen der Stäbchenmasse an den Rändern der Kolonieen En- dothelkerne durchschimmern , in welchen Fällen Verf. eine post- mortale Stäbchenentwickelung in einem Gefässlumen annimmt. Zu- weilen fand er diese Stäbchen auch in den Harnkanälchen, besonders in solchen, welche die oben beschriebenen Veränderungen zeigten. In den mit runden Zellen erfüllten Harnkanälchen lagen die Stäbchen entweder zerstreut zwischen den Zellen oder in Ko- lonieen, die unregelmässig neben einander gelagert waren. In den Kanälchen, die hyaline oder Fibrincylinder enthielten, lagen die Stäbchen, falls sie in denselben vorkamen, an der Peripherie, d. h. da, wo zwischen der Cylinder und der Harnkanälchenwand ein freier Raum existirt. In den grösseren Gefässen incl. diejenigen, welche thrombosirt waren, fand man keine Stäbchen. In den Ge- fässknäueln der Knötchen fand man die Stäbchen ziemlich selten und dann kamen sie meistens vereinzelt vor. Eine grössere Kolonie in einem Gefässknäuel sah Verf. nur ein einziges Mal. In den Lebergefässen fand man in einigen Fällen ebenfalls Stäbchenkolonieen. Verf. machte Kulturen, um die in den Knöt- chen vorkommenden Mikroorganismen genauer zu studiren, unter strenger Beachtung aller Regeln der Antiseptik. Dabei verfuhr er folgendermassen : Der Knötcheninhalt (aus tieferen Theilen) wurde auf die sterilisirte, bei 37° C verdünnte 8 °/0 Fleisch-Pep- ton-Gelatine in Reagensgläschen vcrimpft und dann wurde die auf diese Weise inficirte Gelatine auf Platten und Schalen gegossen. Zu Kulturen wurde in der Regel der Inhalt von 2 — 3 Knötchen genommen, so dass 2 Schälchen resp. Platten auf das Knötchen kamen. 4 Tage nach der Impfung sah man bei der mikrosko- pischen Untersuchung (Hart nack 3. System) zahlreiche Kolonieen und zwar 2 Arten derselben : die einen waren scharf contourirt, fast rund, wobei der eine Durchmesser etwas verlängert war, von gelblicher Farbe, feinkörnig. Die anderen waren dagegen durch- sichtige, unregelmässig contourirte Plättchen, die im Centrum nicht selten circumscripte gelbliche Stellen aufwiesen, an die Kolonieen 45* G76 Typhus mit Nierencrkraukung. ersterer Art en miniature erinnernd. Fanden sich beide Arten von Kolonieen in demselben Gesichtsfelde, so konnte man durch Schrauben- bewegungen des Mikroskops sich überzeugen, dass die Kolonieen zweiter Art über den Kolonieen erster Art gelagert waren. Mikrosko- pische Untersuchungen ergaben, dass in beiden Arten von Kolo- nieen die oben beschriebenen beweglichen Stäbchen vorkamen. Weitere Impfungen von diesen Kolonieen auf Reagensgläschen mit Fleisch-Pepton-Gclatine ergaben stets dasselbe Resultat : weissliche, körnige, nach unten zu schmäler werdende Fäden, mit einem gräu- lich-weissen Häutchen auf der Oberfläche der Gelatine, das sich von der Impfstelle aus weiter ausbreitete. Bei längerer Aufbe- wahrung von Kulturen wurde die Gelatine nicht verflüssigt. Von beiden Arten von Kolonieen (auf Platten) wurden Kulturen auf Kartoffeln gemacht, letztere wurden in Reagensgläschen in ein Thermostat gestellt. Nach 2 Tagen waren die betreffenden Kar- toffeln fast unverändert, höchstens etwas feuchter, als die nicht ge- impften. Wurden kleine Kartoffel Stückchen mikroskopisch (in einem Tropfen sterilisirten Wassers) untersucht, so fand man die oben erwähnten Stäbchen in kolossaler Menge, zuweilen zu 2 und mehr in Längsrichtung neben einander gelagert und ziemlich leb- haft beweglich. Verf. hält die oben beschriebenen Bacillen für Typhusba- cillen und zwar in Reinkulturen. Als Charakteristikum für den Typhusbacillus wird sein Wachsthum auf Kartoffeln betrachtet, wodurch sich derselbe von allen anderen Bakterienarten (iucl. auch die Emmerich’schen Bacillen, die sonst mit den Typhus- bacillen die grösste Aehnlichkeit besitzen) unterscheidet. Dagegen wurden die in den Bacillen vorkommenden Vakuolen und Sporen vom Verf. nicht gefunden. In allen Fällen von typhösen Nierenlym- phomen wurden in denselben Typhusbacillen konstatirt. Von einigen Autoren wurden dieselben in den Nieren an Abdominal- typhus Gestorbener gefunden, wo die Nieren relativ gesund (keine Lymphomata) waren. Es entsteht daher die Frage über die Lo- kalisation von Typhuskolonieen in den relativ gesunden Nieren. Gaffky und Koch fanden in solchen Fällen die Typhusbacillen in den Gefässen. Auch einige andere Autoren fanden dieselben in den Gefässen, wenn auch sehr selten. Ganz anders verhalten sich dieselben in den Lymphomen, wo man die Kolonieen sehr selten in den Gefässen antrifft, wohl aber im Gewebe der Knötchen oder in mit Rundzellen erfüllten Harnkanälchen, ausserdem findet man Typhusbacillen auch einzeln zwischen den Zellen gelagert und nicht selten in grosser Menge. Diese letzte Vertheilungsart der Bacillen nähert die Lymphome den markigen Infiltraten des Lyrnph- apparates des Darmes und der Mesenterialdrüsen beim Abdominal- typhus. Nach Verf.’s Ansicht bilden die Bacillen in solchen Fällen die Ursache, dagegen sind die sie umgebenden Rundzellen als Folge von deren Einwanderung in das Gewebe aufzufassen. Sehr schwer zu beantworten ist die Frage, wie die Typhusbacillen in die Niereulymphome gelangen. Da man dieselben einige Male in den Blutgefässen konstatiren konnte, so wäre man berechtigt, an- Typhus mit Niercnerkrankung. 677 zunehmen, dass dieselben aus dem Blute stammen. Dies ist zwar wahrscheinlich, aber doch nicht erwiesen, obschon man die Bacillen einige Male im Blute selbst und in der Milz konstatirt hat. Es gibt ausserdem Gründe anzunehmen, dass dieselben erst in der Agonie ins Blut gelangen. Und wenn die Typhusbacillen auch aus dem Blute in das Nierengewebe übergehen, so entsteht die Frage, warum dies nicht in jedem Falle von Abdominaltyphus zu geschehen pflegt? Die Nierenlymphome haben in Betreff ihrer Beschaffenheit und Lage eine grosse Aehnlichkeit mit den Nieren- infarkten. Letztere sind gar nicht selten, so fand Hoffman n die- selben auf 250 Typhusautopsieen lOmal. Die kleinsten Infarkte haben oft die grösste Aehnlichkeit mit den lymphomatösen Knöt- chen, so dass nur die mikroskopische Untersuchung im Stande ist, den Unterschied zu zeigen. Litten wies experimentell die Exi- stenz der sog. anämischen Niereninfarkte nach, welch letztere an ihrer Peripherie von einer hyperämischen Zone (Collateralhyperämie) umgeben waren. Aehnliche (weisse) Infarkte fand er auch in den Nieren von Scharlachleichen. Was den Ausgang des experimentellen Infarkts anbelangt, so war derselbe verschieden, je nachdem das Experiment antiseptisch ausgeführt war, oder nicht. In letz- terem Falle war die Demarkationslinie nur schwach angedeutet und es kam zu einer Eiterung. Schon E. Wagner sprach die Ver- muthung aus, dass es sich in diesen Fällen um eine Gefässthrom- bose handelte. Verf. beschäftigte sich ebenfalls mit dieser Frage und es gelang ihm, in 2 Fällen eine Gefässthrombose (in einem Falle den sog. weissen Thrombus) nachzuweisen. In einem dritten Falle, wo es sich um ein ganz kleines Lymphom handelte, fand derselbe in dessen nächster Umgebung einen kleinen arteriellen Zweig thrombosirt. In Folge der Gefässthrombose entsteht im Centrum des Lymphoms ein nekrotischer Herd, der schliesslich in Erweichung übergeht und von weissen lymphoiden Zellen durch- setzt wird. Gelangen die Typhusbacillen in diesen nekrotischen Theil, so finden dieselben hier einen günstigen Nährboden, ver- mehren sich und wirken von hier aus entzündungserregend. Die auf diese Weise entstandenen Lymphome bestehen haupt- sächlich aus ausgewanderten weissen Blutkörperchen ; epitheloide Elemente an der Peripherie der Knötchen werden dagegen als Ab- kömmlinge fester Gewebstheile angesehen. Ob die Typhusbacillen im Stande sind, Eiterungen hervorzurufen, lässt Verf., da er keine Nieren- abscesse gesehen hat, dahingestellt sein. Selbst im Falle des Vor- handenseins dieser Abscesse muss man erst beweisen, dass die- selben ihre Entstehung den Typhusbacillen verdanken, denn ebenso gut kann es sich in solchen Fällen um eine Mischinfektion (mit pyogenen Mikroorganismen) handeln. In nicht tödtlich verlaufenden Fällen degeneriren die das Lymphom konstituirenden zelligeu Ele- mente fettig, werden resorbirt und die Stelle eines früheren Lym- phoms nimmt eine kleine Narbe ein. Die Gegenwart von Typhuslymphomen kann intra vitam durch die üblichen Harnuntersuchungsmethoden nicht nachgewiesen werden, ln den vom Verf. beobachteten Fällen war das Eiweiss im Harn stets 678 Typhus mit Nierenerkrankung. nachweisbar, da dieselben aber sämmtlich fieberhaft verliefen, so konnte es sich in diesen Fällen um eine Fieberalbumiuurie gehandelt haben. Ausserdem bestand in einigen derselben eine diffuse paren- chymatöse Nephritis. Nach Verf.’s Meinung können die Lymphome an und für sich kaum eine einigermassen starke Albuminurie hervor- rufen, da in der Regel nur unbedeutende circumscripte Nierenbezirke afficirt sind und ausserdem in den Lymphomen selbst die secer- nirenden Theile fast ganz normal sind. Verf. war nicht in der Lage, Lymphome in anderen Organen zu studiren, aber auf Grund seiner oben beschriebenen Untersuchungen sowie auf Grund des Studiums der diesbezüglichen Litteratur nimmt er an, dass dieselben ebenfalls den Typhusbacillen ihre Entstehung verdanken. Für die Pathologie des Abdominaltyphus sind die Typhuslym- phome von grosser Bedeutung, indem sie den Zusammenhang der Typhusbacillen mit der Bildung von Granulationsgewebe (entzünd- liche Proliferation lymphatischer Elemente) beweisen. Einigen Be- obachtern (Nauweiss und R ü t i m e y e r) ist es gelungen, Kulturen von Typhusbacillen aus dem den Roseolaflecken (papulösen) ent- nommenen Blute zu gewinnen, wahrend dieselben aus dem Blute im Bereiche normaler Haut nicht zu gewinnen waren (mit der einzigen Ausnahme von Wiltschur). Die oben erwähnten Beobachtungen (von Nauweiss) wurden vou anderen Beobachtern nicht bestätigt. Üb andere Komplikationen (Erysipelas, croupöse und katarrhalische Pneumonie), die im Verlaufe des Abdominaltyphus nicht selten vor- zukommen pflegen, den Typhusbacillen ihre Entstehung verdanken, lässt Verf. dahingestellt sein. Da man zuweilen in den Harnkanälchen Typhusbacillen be- gegnet, so muss man a priori annehmen, dass dieselben in einer gewissen Krankheitsperiode auch im Harne zu finden sein werden. Und in der That ist es einigen Autoren gelungen, im Typhusharn Bacillen zu konstatiren (Hueppe fand dieselben auf 18 Fälle nur lmal). Auch Verf. hat den Harn Typhuskranker in dieser Richtung untersucht. Zwar sind zur Zeit seine Untersuchungen noch nicht abgeschlossen, nichtsdestoweniger theilt er aber deren Resultate mit. In dem von ihm untersuchten Harne von 20 Typhuskranken fanden sich die Bacillen nur 3mal und zwar in sehr grosser Menge (so- wohl in jedem Tropfen fraglichen Urins wie auch im Bodensatz), was wahrscheinlich dem Umstande zuzuschreiben ist , dass die Typhusbacillen selbst im sauren Harne sich zu vermehren pflegen. Zuweilen muss man den Harn zu wiederholten Malen unter- suchen, ehe man in die Lage kommt, die Bacillen zu konstatiren. Nur in dem einen (3.) Falle fand man ausser denselben Eiweiss in bedeutender Menge, ferner zahlreiche Eiterkörperchen, körnig degenerirte Cylinder und einen Tag vor der bakteriellen Unter- suchung fand mau auch Blut im Harne, in den beiden übrigen Fällen fand man nur Spuren von Eiweiss und spärliche Eiter- körperchen. Die oben beschriebenen Fälle verliefen in klini- scher Beziehung ganz normal und endeten alle mit Genesung. Das Auftreten von Typhusbacillen im Harne gehört zu einer spä- teren Krankheitsperiode (3. Woche und noch später). Auf Grund Meningitis. — Tetanus. 67Ö seiner Untersuchungen und der von Hueppe gelangt Verf. zu dem Schlüsse, dass die Typhusbacillen im Harne ein sicherer Beweis der lymphomatösen (bakteriellen) Nierenaffektion sind. Die im Verlauf vom Abdominaltyphus (besonders in späteren Stadien) nicht selten beobachteten Pyelitiden und Cystitiden können mög- licherweise derselben Ursache ihre Entstehung verdanken. Der Schlusssatz des Verf.'s lautet: Das Nierenlymphoma bei Abdominal- typhus ist eine entzündliche Neubildung, hervorgerufen durch Ty- phusbacillen; dasselbe ist in diesem Sinne spezifisch für die oben erwähnte Krankheit. Aus den Nierenlymphomen, wenigstens in einem gewissen Stadium ihrer Entwickelung, gehen die Typhus- bacillen in den Harn über, und man hat Gründe, anzunehmen, dass dies der gewöhnliche, vielleicht auch der einzige Weg (beim Menschen) für den Uebergang der Typhusbacillen aus den Nierenge- fässen in den Harn ist. von Etlinger (St. Petersburg). Adeiiot, E., Recherches bacteriologiques sur un cas de meningitemicrobienne. (Archives de medecine experi- mentale et d’anatomie pathologique. 1889. No. 5.) A d e n o t hat in einem letal abgelaufenen Falle von Meningitis Kulturen von dem gallertigen Exsudate angelegt und erhielt auf diese Weise Reinkulturen eines Bacillus, welchen er für den Typhus- bacillus hält. Die morphologische Beschaffenheit der Bacillen änderte sich je nach dem Nährboden und nach der Temperatur, bei welcher sie gezüchtet wurden. Bei 45° verlängerten sie sich auffallend, während bei 46° das Wachsthum aufhörte. Subkutane Injektionen von Kulturen erzeugten bei Hunden und Kaninchen Eiterung, bei Meerschweinchen nicht. Im Eiter konnten stets dieselben Bacillen nachgewiesen werden. Dittrich (Prag). Kitasatö, Ueber den Tetanuserreger. (Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 1889. No. 20.) Kitasatö fand in dem Wundeiter eines 23jährigen, an Tetanus gestorbenen Mannes nebst anderen Mikroorganismen auch die N icolaier’schen borstenförmigen Tetanusbacillen. Der Eiter er- zeugte, subkutan injicirt, bei Mäusen typischen Tetanus. Durch Anwendung der üblichen Isolirungsmethoden gelang es Kitasatö, ausser den Nicolai er 'scheu Bacillen noch 3 nicht pathogene Arten anaerober Bakterien, 5 facultativ-anaerobe und 7 aerobe Arten zu isoliren und zwar dadurch, dass er einige Tage lang im Brütofen aufgestellte Mischkulturen 1/2 — 1 Stunde lang auf 80° C im Wrasserbade erhitzte und dann erst von diesen Kulturen Platten anlegte, zu welchen Wasserstoff zugeleitet wurde. Mittelst desselben Verfahrens konnte Kitasatö auch aus Erde die Tetanusbacillen reinzüchten. Die Tetanusbacillen wachsen nur bei Luftabschluss. Sie ge- deihen sehr gut unter Wasserstoff, aber nicht unter Kohlensäure. Sie wachsen auf Agar, Blutserum und Nährgelatine, wobei letztere USO Schutzimpfung, lainstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. allmählich unter Gasbildung verflüssigt wird. Bei Zusatz von 1,5 — 2°/p Traubenzucker zu diesen Nährmedien erfolgt das Wachs- thum viel rascher. In schwach alkalischer Peptonfleischbrühe wachsen sie nur unter Wasserstoff. Die Kulturen haben einen widerwärtigen Geruch. Bei der Weiterzüchtung verlieren die Bacillen ihre Virulenz nicht. Am besten gedeihen sie bei 36—38° C. Reichliche Sporenbildung wurde gleichfalls beobachtet. Die Sporen sind selbst getrocknet noch nach langer Zeit virulent. Die Tetanusbacillen besitzen geringe Eigenbewegung und lassen sich sehr gut mit Anilinfarbstoffen sowie nach der Gram’schen Methode färben. Diese Reinkulturen, Mäusen subkutan eingeimpft, riefen stets typischen Tetanus hervor. Di tt rieh (Prag). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Gamaleia, N., Vibrio Metschnikovi; Vaccination chimi- que. (Annales de l’Institut Pasteur. 1889. No. 10. S. 542.) Nach einer früheren Arbeit von Gamal eia ist Vibrio Metsch- nikovi der Erreger einer in Odessa im Sommer häufig vor- kommenden „Gastroenteritis cholerica“ der Vögel i). Seinen mor- phologischen und physiologischen Eigenschaften nach hält ihn Verf. für nahe verwandt mit dem Koch’schen Choleravibrio; eben des- halb auch biete die Schutzimpfung gegen den Vibrio Metschnikovi wesentliche Analogieen mit der (von Verf. bekanntlich angekündigten) Schutzimpfung gegen die Cholera asiatica. Sät man den Vibrio Metschnikovi in Nährbouillon, bereitet aus Kalbsfüssen 2), so bildet derselbe nach 3 Tagen bei 35 — 38° eine dichte Decke, die sich, durch Umschütteln beseitigt, jeden Tag er- neuert. Nach 14 Tagen ist die Vegetation beendet, man sterilisirt \ Stunde bei 120° und die Impfflüssigkeit ist fertig. Dieselbe wirkt giftig auf Meerschweinchen, Tauben , Hühner, Hunde und Schafe. Meerschweinchen sind am empfindlichsten; 4 ccm tödten bei intramusculärer Injektion ein Thierchen von 250 — 400 g unter progressivem Sinken der Temperatur. Geringere Dosen bewirken nur vorübergehende Störungen, die am nächsten oder übernächsten Tage verschwunden sind. Die Injektion kann dann wiederholt werden; es findet keine Accumulation der toxischen Wirkung statt, 1) S. Referate hierüber iü Band IV. S. 553 und 714 des Centralblattes für Bakteriologie. 2) Die gehackten Kalbsfüsse mit dem dreifachen Gewicht Wasser im Autoclaven während 2 Stunden auf 115° erhitzt, colirt, das gleiche Volum Wasser zugefügt und ferner lg Pepton, g Salz; dann wird neutralisirt mit Soda, ^ Stunde im Papin- schen Topf auf 120° erhitzt und ßltrirt. Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. (381 aber auch keine Angewöhnung. Die Empfänglichkeit des Meer- schweinchens für das Gift bleibt immer die nämliche. Bei Tauben werden 12 ccm obiger Flüssigkeit pro 200 g Lebendgewicht zur Tödtung erfordert; diese Thiere sind also drei- mal widerstandsfähiger, als Meerschweinchen. Auch hier gibt es keiue Accumulation der Wirkung kleinerer Dosen und keine An- gewöhnung. Letztere ist dagegen nachweisbar bei Hühnern, Hunden und Schafen. Hühner reagireu auf die toxische Injektion durch eine merkliche Temperatursteigerung bis zu 44°. Bei Wiederholung aber wird die Reaktion immer schwächer. Hunde sind von vorn- herein ebenso empfänglich wie Meerschweinchen bezüglich der Dosis pro Kilo. Die Intoxikation äussert sich, abgesehen von der Temperatursteigerung, durch Diarrhöe und Erbrechen. Aber bald tritt toxische Immunität ein, und die Wiederholung der gleichen, selbst doppelte Dosen sind dann ohne Erfolg. Schafe sind ebenso leicht an das Gift zu gewöhnen. Kaninchen sind äusserst unem- pfindlich für das Gift und vertragen ohne Störung die Injektion von 20 — 40 ccm. Alle diese Angaben beziehen sich auf intramusculäre Impfung. Die subkutane Impfung ist weniger gefährlich für das Leben, bewirkt aber starke Oedeme. Die intraperitoneale Injektion im Gegentheil führt leicht zum Tode. Verf. ging nun zu Schutzimpfungen über. Während die Meer- schweinchen sich nicht an das Gift gewöhnen lassen, keine Immu- nität für das todte Virus erlangen, werden sie vollkommen unem- pfänglich für das lebende Virus. Und zwar ist die Immunität für letzteres erreicht, wenn den Thieren, auf mehrere Male vertheilt, die bei einmaliger Injektion tödtliche Menge der Giftflüssigkeit (4 ccm) iujicirt wurde. „Die schützende Wirkung accumulirt sich, während die toxische dies nicht thut.“ Zur Illustration werden mehrere Versuche mitgetheilt, aus denen eine konstante und regelmässige Schutzwirkung der Injektion hervorgeht. [Man vermisst dabei nur, wie auch bei den später mitgetheilten Versuchen, eiue Angabe dar- über, wie lange Zeit die Injektion des todten Virus vorherging, vor der Inoculation der lebenden Vibrionen, und in welchen Einzel- injektionen die erstere etwa ausgeführt wurde. Ref.] Die erlangte Immunität soll übrigens eine dauernde sein und mehrere Monate Vorhalten. Bei den Tauben ist eine Schutzimpfung ebenfalls möglich, doch wird, entsprechend der erwähnten dreimal grösseren Widerstands- fähigkeit dieser Thiere gegen das Gift, die dreifache Dosis der Giftflüssigkeit erfordert. Gamal eia legt grossen Werth auf diese Thatsache, da mau eher erwarten sollte, dass ein von Hause aus widerstandsfähigeres Thier weniger Gift zur Immunisirung erfordern würde. [Die höhere Resistenz der Tauben erstreckt sich doch nur auf das todte Virus. Für den lebenden Vibrio sind gerade die Tauben nach Gamaleia’s früheren Angaben die empfänglichste Species. Deshalb kann es kaum Wunder nehmen, wenn gerade diese Species besonders schwer zu vacciniren ist. Ref.] Auch Hühner konnten auf gleiche Weise immunisirt werden. Bei diesen 682 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. und bei den anderen, im Vergleich zu Tauben und Meerschweinchen weniger für den Vibrio Metschnikovi disponirten Species bediente sich Gamal eia besonders virulenter Kulturen, die durch Passage von Kaninchen zu Kaninchen erlangt waren. Die Kaninchen sind an sich für den Vibrio wenig empfänglich, erliegen aber bei Injektion von 2 — 4 ccm Taubenblut in die Lunge; fortgesetzte Uebertragung des hierbei auftretenden pleuritischen Exsudats in die Lunge in- takter Thiere führt zu Steigerung der Virulenz: es genügt schliess- lich | Tropfen des Exsudats, um ein Kaninchen schon nach 3—5 Stunden (!) zu tödten. Der Darm erhält dabei immer diarrhöischen Inhalt, in dem sich reichlich dequamirtes Epithel und Vibrionen finden ; letztere sind auch im Herzblut in enormer Menge vorhanden. Uebrigens ist diese hochgradige Virulenz nicht dauerhaft ; die aus dem Herzblut angelegten Kulturen zeigen nur die gewöhnliche Virulenz. Mit dieseu hochgradig virulenten Vibrionen der pleuritischen Exsudate wurde nun die erlangte Immunität der Kaninchen geprüft. Trotz Injektion von 180 ccm steriler Impfflüssigkeit gelang es aber nicht, vollkommene Immunität zu bewirken, nur eine Verzögerung des Todes und Fehlen der Vibrionen im Blute. Gamaleia sieht hierin wieder einen Beweis dafür, dass die für das Gift widerstands- fähigsten Thiere auch die grössten Mengen zur Immunisirung er- fordern. [Nach unserem Dafürhalten liegt die Sache einfacher so: der im pleuritischen Exsudat enthaltene, auf Kaninchen speciell angepasste Vibrio ist für diese Species hochgradig virulent, wie der gewöhnliche für Tauben, daher auch die Schwierigkeit der Imrau- nisirung ebenso gross wie hier. Ref.] Eine merkwürdige Erscheinung ist, dass die frisch bereitete sterile Impfflüssigkeit (s. o.) beim etwa 14 tägigem Stehenlassen regelmässig an Giftigkeit gewinnt. Der ammoniakalische Geruch vermindert sich dabei, und bei tödtlicher Injektion fehlen die blutigen Oedeme. Aber die tödtliche Dosis für Meerschweinchen ist jetzt , anstatt 4 ccm , nur noch 2 ccm , bei Tauben 4 — 6 ccm. Parallel der Toxicität wächst auch die Impfkraft. Zur Erklärung nimmt Gamaleia an, dass die toxische und schützende Substanz in den „dichten Membranen der Zooglöen der Vibrionen“ enthalten sei, aus denen sie nur langsam in Lösung übergehe; nur der ge- löste Antheil sei wirksam und dieser wachse stetig in der sterilen Flüssigkeit. In der That zeigte sich bei Trennung der Vibriouen- häute von der Flüssigkeit (Filtration durch Porcellan oder Baum- wolle), dass erstere wesentlich stärker wirken. Verf. knüpft hieran Spekulationen, welche im Original eingesehen werden wollen. Die Beschaffenheit des Nährmaterials beeinflusst in hohem Masse die Erzeugung der schützenden Stoffe durch den Vibrio Metschnikovi. Die gelatinirenden Medien (Kalbsfüsse, Kalbskopf) eignen sich sehr gut, während in gewöhnlicher Bouillon die Kulturen früh sistiren und nur schwache Impfwirkung geben. Am besten eignen sich überhaupt stickstoffhaltige Substanzen , Kohlenhydrate sind ohne Werth. Eine 15=20 $ige Gelatine lieferte zwar nicht übermässig starke Vermehrung, aber reiche Produktion aktiver Substanz. Schutzimpfung, künstL Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 683 Ausserdem wirkt auch die Temperatur sehr auf den Reichthum an schützender Substanz. Der Wunsch, die Natur des schützenden Stoffes zu ergünden, hinderte Verf. au der Publikation der bereits in Odessa vor mehr als Jahresfrist abgeschlossenen Untersuchungen. „Jedenfalls kann man sicher sein, dass das Vaccin nicht durch eine verhindernde Substanz wirkt.“ Setzt man irgend einen Nährstoff zu den sterili- sirten Kulturen hinzu, so sind dieselben von neuem zur Entwicke- lung des Vibrio geeignet. [Diese fundamentale Erkenntniss unter- scheidet Gamalei'a’s Standpunkt vortheilhaft von jenem von Chamberland, Roux und den übrigen bisherigen Vertretern der chemischen Schutzimpfung. Ref.] Die schützende Substauz ist flüchtig, sie kann destillirt werden. Beim Kochen in saurer Flüssigkeit verschwindet sie, während in alkalischem Medium wieder- holte Erhitzung auf 120° nichts schadet. Gamal eia hält die toxische und die schützende Substanz für identisch. Seine toxischen Kulturen geben mit Salzsäure prachtvolle Violettfärbung. Aus den theoretischen Schlussbetrachtungen seien noch folgende Sätze angeführt. „Der Begriff Immunität“, sagt Verf., „kann von verschiedenen Gesichtspunkten aus aufgefasst werden: als Wider- standsfähigkeit gegen die tödtliche Giftdosis , als Ausbleiben von nervösen Störungen (Erbrechen und Diarrhöe), als Fehlen thermi- scher Störungen (Fieber oder abnormes Sinken der Temperatur), als Ausbleiben der lokalen Veränderungen (Oedeme oder Abscesse) , endlich als Widerstandsfähigkeit gegen die Infektion mit lebendem Material. Und alle diese Immunitäten sind weit davon entfernt, Hand in Hand zu gehen, im Gegentheil, sie können bei den ver- schiedenen Thieren sich leicht von einander trennen . . . .“ Die Konsequenzen, welche hieraus abgeleitet werden, sind nicht uninter- essant, wenn auch, nach Ansicht des Ref., sehr problematischer Natur. Büchner (München). Kurlow, von, Ueber die Bedeutung der Milz im Kampfe mit den ins Blut eingedrungenen Mikroorganismen. (Aus dem hygienischen Institute zu München. — Archiv f. Hygiene. Bd. IX. 1889. Heft 4. S. 450.) Nachdem die Milz durch die Arbeiten von Reckling- hausen, Ponfick, Langer hans u. a. als ein Filtrations- apparat für in die Blutbahn injicirte pulverförmige Körper erwiesen ist, ging Verf. zunächst darauf aus, festzustellen, wie sich ins Blut eingeführte Mikroorganismen bei entmilzten Thieren verhalten. Die Versuche wurden an Kaninchen, möglichst von gleicher Altersstufe und übereinstimmendem Gewicht angestellt. Die Ent- fernung der Milz ist bei diesen Thieren eine verhältuissmässig leichte Operation, welche sehr gut vertragen wird. Versuche mit Injektion von Bacillus prodigiosus uud Schweinerothlaufbacillen ins Blut ergaben nun, dass dieselben bei den entmilzten Thieren genau ebenso rasch wie bei den normalen, nämlich schon nach | Stunde, vollkommen aus dem Blute verschwunden und in den Organen ab- gelagert waren. ß84 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. Bei subkutaner Impfung mit Milzbrand und nachfolgender fort- gesetzter ßlutuutersuchung ergab sich: Die Milzbrandbacillen er- scheinen im Blute sowohl normaler als entmilzter Thiere erst kurz vor dem Tode; durchschnittlich lassen sie sich mikroskopisch in gefärbten Blutpräparaten 4—5 Stunden vor dem Tode, mittelst Kultur dagegen schon 8—9 Stunden vor dem Tode, wenn auch nur in minimalen Mengen, erkennen. Auch dies spricht also gegen eine besondere und ausschliessende Befähigung der Milz, als Filtrir- apparat für Mikroorganismen zu dienen. Wahrscheinlich wirken vielmehr alle diejenigen Organe, welche ein feinverzweigtes Netz von Ivapillargefässen besitzen, in dieser Richtung gleichwerthig. Schliesst man die Rolle der Milz als Hauptfiltrirapparat für das Blut aus, so muss auch die Bedeutung dieses Organes als wichtigsten Kampfplatzes des Organismus mit den in das Blut ein- dringenden oder schon eingedrungenen Mikroorganismen in Zweifel gezogen werden. Verf. hat hierüber noch eine Reihe von Versuchen, parallele Impfungen normaler und entmilzter Thiere mit ver- schiedenen Mikroorganismen angestellt, von der Idee ausgehend, dass ein entmilztes Thier, d. h. ein solches, welches nicht mehr über ein Organ verfügt, in welchem der stärkste Kampf der Phagocyten mit den niederen Organismen stattfindet, früher oder durch kleinere Dosen des Giftes zu Grunde gehen wird, als ein normales. Die mit Milzbrand, Hühnercholera, Erysipel u. s. w. ausge- führten Versuche ergaben jedoch schwankende Resultate, d. b. das Vorhandensein der Milz oder deren Fehlen zeigte keinen ent- scheidenden Einfluss. Verf. schliesst daher, dass die Milz im Kampfe des Organismus mit den in denselben eingedrungenen Mikroorganismen durchaus nicht mehr betheiligt, ist, als die anderen Organe , welche wahrscheinlich in ihrer Gesammtheit den Kampf mit dem eingedrungenen Feinde führen. Büchner (München). Geuns, Ib. van, [Jeber das „Pasteurisiren“ von Bakterien. Ein Beitrag zur Biologie der Mikroorganismen. (Aus dem hygienischen Institute der Universität Amsterdam. — Archiv für Hygiene. Baud IX. 1889. Heft 4. S. 369.) Verf. hat durch zahlreiche Versuche nachgewiesen, dass durch die Temperatur, die bei dem in der Praxis üblichen Pasteurisiren der Milch gewöhnlich erreicht wird (einige Minuten auf 80° C), die meisten in der Milch vorkommenden Mikroorganismen und ferner verschiedene pathogene Bakterien in ihren vegetativen Zuständen getödtet werden. Nicht getödtet wurden die Sporen, ferner eine Bacillenart aus der Milch, Heubacillen und Milzbrandbacillen. Mehrere der pathogenen Bakterienarten wurden aber noch bei einer viel tieferen Temperatur getödtet, die meisten schon bei einer Temperatur von 60° C und selbst darunter (Typhus, Cholera). Das Vertrauen auf eine rasche Wirksamkeit der in der Regel üblichen Desinfektion bei 100° werde dadurch in hohem Grade verstärkt. Büchner (München). Neue Litteratur. 685 Neue Litteratur zusammen gestellt von Db. Abthub Wüezbubg, Bibliothekar im Kaiserlichen Gesnndheitsamte in Berlin. Allgemeines über Bakterien und Parasiten. Prudden, T. 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Das Honorar für die Herren Mitarbeiter beträgt 4o Mark für den Druckbogen, sowohl für die Original- arbeiten, als auch für die Referate. Den Originalarbeiten beizugebende Abbildungen , welche im Texte zur Verwendung kommen sollen , sind in der Zeichnung so anzufertigen, dass sie durch Zinkätzung wiedergegeben iverden können. Dieselben müssten als Federzeichnungen mit schwarzer Tusche auf glattem Carton gezeichnet sein. Ist diese Form der Darstellung für die Zeichnung unthunlich, und lässt sich dieselbe nur mit Bleistift oder in sogen. Halbton -Vorlage herstellen, so muss sie jedenfalls so klar und deutlich gezeichnet sein, dass sie im Autotypie- Verfahren (Patent Meisenbach) vervielfältigt werden kann. Holzschnitte können nur in Ausnahmefällen zugestanden werden, und die Re- daktion wie die Verlagshandlung behalten sich hierüber von Fall zu Fall die Entscheidung vor. Die Aufnahme von Tafeln hängt von der Beschaffenheit der Originale und von dem Umfange des begleitenden Textes ab. Die Bedingungen, unter denen dieselben beigegeben werden , können daher erst bei Einlieferung der Arbeiten festgestellt werden. Inhalt. Originalmittheilungen . Lindner, G., Studien über die Biologie und hygienische Bedeutung der im Essig lebenden Nematoden. (Orig.) (Fortsetz.), p. 663. Petruschky, Johannes, Bakterio-chemische Untersuchungen. (Origin.) (Schluss), p. 657. Referate. Adenot, E., Recherches baeteriologiques sur uns cas de meningite microhienne, p. 679. Fernbach, A., Sur le dosage de la su- crase, p. 668. Karlinski, Justyn, Zur Frage über die Entstehung der typhösen Pneumonie, p. 671. — — , Ueber das Verhalten des Typhus- , bacillus im Brunnenwasser, p. 671. Kitasato , Ueber den Tetanuserreger, p. 679. 1 Konjajeff, Die bakterielle Erkrankung der Niere beim Abdominaltyphus, p. 672. Richet, Etüde physiologique sur un mi- crobe pyogene et septique, p. 670. Schmidt-Mühlheim, Ueber eine bacilläre Anomalie der sogen. Lachsschinken, p. 669. Schutzimpfung , künstliche Infektions- krankheiten , Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Gamaleia, N., Vibrio Metschnikovi. Vac- cination chimique, p. 680. Geuns, Ib. van, Ueber das „Pasteurisi- ren“ von Bakterien, p. 684. Kurlow, v , Ueber die Bedeutung der Milz im Kampfe mit den ins Blut einge- drungenen Mikroorganismen, p. 683. Neue Litteratur, p. 685. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. ^ Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. Inseraten-Anhang. Soeben erschien : Or. Edwin Klebs, o. o. Professor der allgemeinen Pathologie utid der pathologischen Anatomie an der Universität Zürich Die krankhaften Störungen des Baues und der Zusammensetzung des menschlichen Körpers. Mit 79 farbigen Abbildungen im Text und 47 Farbentafeln. Preis : 30 Mark. Verzeichniss der Tafeln. Tafel 9. Hämorrhagischer Infarct der Lunge, 4 Tage alt. — Tafel 10. Künstlicher hämorrhagischer Infarct. — Tafel 11. Hämorrhagischer Infarct des Gehirns im Grenzgebiet der Art. F. Sylvii und profunda. — Tafel 12. Bluteirculation bei Gangrän. A. Per- forirendes Magengeschwür. B. Senile Gangrän. — Tafel 12 a und b. Leberzellenthrom- bose. — Tafel 13. Normales und mikromeles Knochenwachsthum. — Tafel 14. Glaukom. Opticusexcavation und Cystenbildung der Retina. — Tafel 15. Glaukom. Stase der Retinal- gefässe. — Tafel 16. Glaukom. Gemischte Thrombose der Opticusvenen. — Tafel 17. Cystisehe, hyaline Kugeln. A. Aus einem Lymphgefäss der Lunge bei Bronchialcroup. B. Aus einer acut atrophischen Leber. — Tafel 18. Congenitale Cystenbildung der Lunge. — Tafel 19. Dasselbe, sogen, congenitales Lungenemphysem. — Tafel 20. Osteomalaeie. — Tafel 21. Acute rothe Leberatrophie. Gewucherte Gallengänge und Korbzellen. — Tafel 22. Kretinoid des Kalbes (Pseudorachitis congenita). — Tafel 23. Dasselbe, peri- ostaler und Knorpelknochen. — Tafel 24. Chronischer Bronchialcroup. — Tafel 25. Glo- merulo-Nephritis. — Tafel 26. Granulationsgewebe. — Tafel 27. Rachitis. — Tafel 28. Riesenwuchs, Blutgefässe. — Tafel 29 Condyloma acuminatum. — Tafel 30. Condyl. ac., Stachelzellen. — Tafel 31. Flache Warze. — Tafel 32. Keloid — Tafel 33. Endotheli- oma hyalinum submaxillare. — Tafel 34. Aus demselben, stärkere Vergrösserung. — Tatei 35. Cutanes Angiom, Ang. arterio-capillare. — Tafel 36. Haemangioma cutis ea- vernosum, Arterie aus einem Haemangiom — Tafel 37. Haemangioma cavernosum hepatis. — Tafel 38 Lymphangioma linguae, Makroglossie. — Tafel 39 Myelom. — Tafel 40. Osteoma periostale cranii. — Tafel 41. Osteochondrom. — Tafel 42. Gefässreiches Spindel- zellensarkom der Wangonhaut — Tafel 43. Randzellensarkom der Haut. — Tafel 44. Melanosarkom injicirt. — Tafel 45. Melanosarkom mit endothelialer Beimischung. — Tafel 46. Cystisches Adenom des Eierstocks. — Tafel 47. Flaches Kankroid der Nase und Stirn. — Tafel 48. Tubulärer Medullarkrebs der Brustdrüse. — Tafel 49. Skirrhöse Mamma. — Tafel 50. Kankroid, Infiltration der Muskelfasern. — Tafel 51 u 52. Multi- ples Neurom. — Tafel 53. Faseriges Neurom aus dem IV. Hiruventrikel. Im Verlage von Harald Bruhn, Verlagsbuchhandlung für Natur- wissenschaft. und Medizin in Braunschweig ist soeben vollständig erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: LEHRBUCH DER PATHOLOGISCHEN MYKOLOGIE VORLESUNGEN FÜR ÄRZTE UND STUDIERENDE. VON Dk p. baumgabten, O. Ö. PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT TÜBINGEN. Mit 101 fast säinmtlich nach eigenen Präparaten des Verfassers ausgeführten Original-Abbildungen im Text, 34 davon in Farbendruck, und einer lithographirten Tafel. Preis : 27 Mark. Dieses neue Werk des gelehrten, als pathologischer Anatom wie als Forscher auf dem Specialgebiete der pathologischen Mykologie gleich rülimlichst bekannten Verfassers ist berufen, auf dem Gebiete der in kurzer Zeit zu fast unübersehbarer Ausdehnung angewachsenen Mykologie einen kundigen Führer abzugeben und zwar nicht nur für den Stu- direnden der Arzneiwissenschaft, der einer Einleitung in die Elemente der Mikrobenkunde bedarf, sondern auch namentlich für den prak- tischen Arzt, der die genaue Kenntniss dieser Mikro- organismen am Krankenbette nicht mehr entbehren kann. Aber selbst der Fachgelehrte bedarf eines Nachschlagebuches, in dem er das Wissenswertheste und Wichtigste von den Errungenschaften der diesbezüglichen Forschungen, die einschlägigen Literaturangaben, den gegenwärtigen Stand einer strittigen Frage ebenso ausführlich und ge- wissenhaft als belehrend verzeichnet finden kann. Das Buch Baum- garten’s, der sich als seines Stoffes Herr und Meister zeigt, vereinigt mit sachlichen Vorzügen den eines ansprechenden Vortrages, der in Form von Vorlesungen, die der Diktion des Werkes eine grössere Lebhaftig- keit verleiht, doppelt zur Geltung gelangt. In ausgezeichneter Weise kommt dem Buche der Umstand zu Gute, dass der Autor als patho- logischer Anatom mit dem Interessenkreise der praktischen Medizin die innigste Fühlung hat. Die „Berl. klin. Wochenschrift“ sagt in ihrer Nr. vom 19. März: Es kann von dem Buche gesagt werden , dass es zu dem Besten gehört, was die medizinische Literatur aufzuweisen hat kurz wir können das Werk von Herzen empfehlen. Frominamische Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jenv Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Gei. Hofr. Prot. Br. Lenetart m Professor Dr. Loeffler ln Leipzig In Greifswald herausgegeben von Dr. O. Uhlworm in Cassel. Verlag von Gustav Fischer in Jena. YI. Band. Jena, den io. December 1889. -o- No. 25. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Para- sitenkunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte , etwaige Wünsche um Lieferung von Separatabdrücken entweder auf das Manuskript schreiben zu wollen oder direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , gelangen zu lassen. Original - Mittheilungen. Spontane Tuberculose beim Hunde. [Aus dem hygienischen Institute der Universität Berlin.] Von Dr. Th. Weyl, prakt. Arzt in Berlin. Bekanntlich sind Hunde für Tuberculose selbst bei absichtlicher Impfung sehr wenig empfänglich. Fälle von spontaner Tuberculose beim Hunde wurden bisher nur in geringer Zahl beschrieben l). 1) Siehe z. B. die Fälle von Brusasco. (Ellenberger und Schütz, Jahres- bericht der Veter. Med. pro 1882. p. 33) und von Johne (Ellenberger und Schütz a. a O. 1888. 54), in welchen Hunde die tuberkelhaltigen Sputa ihrer Herren verzehrten und hierdurch Tuberculose erwarben. VI. Bd. 4G 690 W e y 1 , Spontane Tuberculöse beim Hunde. Dies der Grund, weshalb ich einen derselben im Folgenden mit- zutheilen mir gestatte. Bei der Sektion eines Hundes, welcher einer Vergiftung mit Metanilgelb *) erlegen war, wurde als zufälliger Befund im rechten unteren Lungenlappen (R. U. V.) eine vereinzelte, scharf umschriebene Geschwulst von der Grösse einer Kirsche beobachtet. Dieselbe bestand, wie der Querschnitt ergab, aus einer festen, allseitig geschlossenen, ziemlich derben Kapsel und einem innerhalb des- selben befindlichen schwammigen Gewebe, welches nach dem Centrum hin in eine brüchige, käsige Masse überging. Ausstrichpräparate, welche von diesem käsigen Inhalte angefertigt wurden , ergaben bei Behandlung mit Karbolfuchsin Entfärbung in verdünnter Salpetersäure und Nachfärbung mit Methylenblau die Anwesenheit mässig zahlreicher Tuberkelbacillen. In Schnitten, die nach verschiedenen Richtungen durch die in Alkohol gehärtete Geschwulstmasse angefertigt wurden, Hessen sich mit Hülfe der specifischen Färbung gleichfalls Tuberkelbacillen sowie alle die für tuberculöse Processe innerhalb des Lungen- gewebes bekannten und als charakteristisch geltenden histolo- gischen Veränderungen nachweisen. Die eigentliche Käsemasse selbst zeigte unter dem Mikroskope schollig geronnene und brüchige Gewebstrümmer, an welchen sich feinere Details nicht mehr er- kennen Hessen. Namentlich waren die Kerne vollständig zu Grunde gegangen und durch Färbung nicht mehr darzustellen. Gegen das gesunde Gewebe wurde die käsige Masse durch eine breite Zone abgegrenzt, welche alle Merkmale der kleinzelligen Infiltration darbot. Gleichzeitig fanden sich iu dieser Zone, namentlich in den Theilen, die nach dem käsig veränderten Bezirke hin lagen, zahl- reiche epithelioide Elemente und auch typische Riesenzellen. In einigen Riesenzellen wurden Tuberkelbacillen gefunden. Letztere lagen gleichfalls — wenn auch viel sparsamer — in den käsigen Massen. Die Geschwulstmasse erwies sich nach alledem als ein typischer tuberculöser Herd. Von dem Inhalte des Tumors brachte ich drei Meerschweinchen je eine Oese voll unter die Bauchhaut. Nach acht Wochen ging das erste Thier zu Grunde. Die Sektion ergab ausgesprochene Tuberculöse des Peritoneums, der Leber, Milz, Niere und Lunge. Namentlich auf Ausstrichpräparaten aus der Milz Hessen sich Tuberkelbacillen mit Hülfe der specifischen Färbung (Karbolfuchsin — Salpetersäure — Methylenblau) leicht in grösserer Menge nach- weisen. Die beiden anderen Thiere wurden am folgenden Tage ge- tödtet. Die Sektion ergab das gleiche Resultat, welches für das erste Meerschweinchen erhoben worden war. 1) Metanilgelb ist ein Azofarbstoff, und zwar Metamidobenzolmonosulfosäure-Azo- HS03 / Diphenylamin C6H , — N=N — C6H4 — NH — C6H4. Siehe näheres: Th. Weyl, Die Theerfarben u. s. w. Lieferung H. S. 120. (18S9.) F r a e n k e 1 , Identität des.Streptoc. pyogenes und Stroptoc. Erysipelatos. G9 1 Aus der Milz des einen dieser beiden Thiere gelang es, die Tuberkelbacillen auf Glycerinagar in Reinkultur fortzuzüchten. Wahrscheinlich ist die Infektion des Hundes im Thierstalle unseres Institutes erfolgt, wo bei den immer zahlreich vorhandenen, mit Tuberkelbacillen geimpften Thieren die Gefahr einer Ueber- tragung jederzeit gegeben war. Allerdings befand sich das Thier von den übrigen Insassen völlig isolirt in einem Stoffwechselkäfige. Zur Lehre von der Identität des Streptococcus pyogenes und Streptococcus Erysipelatos. [Aus dem neuen allgem. Krankenhause zu Hamburg.] Von Dr. Eug. Fraenkel. Jeder, der Gelegenheit gehabt hat, sich mit Untersuchungen von Streptokokken zu beschäftigen, hat sich auch, darin stimmen alle Beobachter überein, von den bedeutenden Schwierigkeiten über- zeugt, welche einem entgegentreten, sobald es darauf ankommt, einen bestimmten Streptococcus einer der bis jetzt aufgestellten Streptokokkenarten zu subsumiren. Das gilt insbesondere für die als Streptococcus des Erysipels (von Fehl eisen) und als Strepto- coccus pyogenes (Rosenbach) bekannten Species. Es liegt mir fern, auf eine erschöpfende Darstellung der Litte- ratur über diesen Gegenstand einzugehen ; wer immer sich darüber orientiren will, findet in dem ausgezeichneten Baum garte n’schen Lehrbuch der pathologischen Mykologie und den Jahresberichten dieses Autors über die Leistungen auf dem Gebiete der Bakterio- logie alles Wissens werthe. Der Zweck dieser Zeilen soll es sein, in entschiedener Weise gegen die noch immer aufrecht erhaltene Trennung der beiden oben genannten Streptokokkenarteil Stellung zu nehmen, d. h. die Nicht- specifität des Erysipel-Streptococcus, seine Identität mit dem Strepto- coccus pyogenes unumwunden auszusprechen. Als Material zur Gewinnung von Streptokokkenkulturen be- nutzte ich ausschliesslich solche Processe, bei denen der Verdacht, dass eine erysipelatöse Erkrankung nebenher bestanden habe, aus- geschlossen war. Ich habe deshalb keinerlei von phlegmonösen oder von als Erysipelas phlegmonod. bekannten Affektionen kultivirte Streptokokkenkulturen meinen Untersuchungen zu Grunde gelegt, sondern lediglich aus eitrigen Exsudaten des Peritoneums, die ver- schiedenen Organerkrankungen ihre Entstehung verdankten, kultivirte Streptokokken verwerthet. Die so gewonnenen Kulturen mussten nach ihrem Fundorte in eitrigen Exsudaten als pyogene bezeichnet werden. 46* (»92 Praenkel, Gelang es mit diesen Streptokokken auch nur einmal, ein typisches Erysipel zu erzeugen, dann war damit der Beweis er- bracht, dass eine Unterscheidung derselben von den morphologisch, kulturell und tinktoriell durchaus mit ihnen identischen Strepto- kokken des Erysipels nicht weiter aufrecht erhalten werden konnte. Die eine der bei den Thierexperimenten benutzten Kulturen wurde gewonnen bei der bakteriologischen Untersuchung einer Peritonitis universal, exsudat. purulenta, welche ihrerseits durch einen bis an die Milzkapsel heranreichenden erweichten Milzinfarkt bei einer Typhuskranken herbeigeführt worden war. Aus dem Infarkt wurde eine Streptokokkenrein- kultur, aus dem peritonitischen Exsudat neben Streptokokken *) 2 hier nicht weiter zu berücksichtigende Bacillenarten gezüchtet. Eine 2. Kultur habe ich aus dem Exsudate einer gleichfalls universellen, äusserst akuten, innerhalb 2 Tagen letal verlaufenen Peritonitis c. Perityphlitide inveterata angelegt. Indem ich bezüglich des Verhaltens dieser Kulturen auf den verschiedenen Nährböden erwähne, dass dasselbe genau den An- gaben von Fehleisen und Rosenbach entsprach, möchte ich nur bemerken, dass ich das üppigste und schnellste Wachsthum bei Züchtung auf (5 °/0) Glycerin enthaltendem Fleischpepton-Agar in Bruttemperatur erzielte, während auf reinem Agar (ohne Glycerin- zusatz) die Entwickelung weniger kräftig und langsamer vor sich ging, ja auch die Virulenz der Kulturen eine entschieden geringere war. Die schönsten Ketten wurden, in Uebereinstimmung mit den Beobachtungen anderer Untersucher, in Bouillonkulturen angetrolfen. Ich habe mich auf Grund dieser Erfahrungen zu Uebertragungs- versuchen aufs Thier stets nur der auf Glycerin-Agar entwickelten Kulturen bedient, in deren Kondensationswasser die Streptokokken in ausgezeichneter Weise gedeihen. Recht charakteristisch erschien mir auch das Verhalten dieser Streptokokken zur Milch. Dieselbe gerinnt in durchaus anderer Art, wie beispielsweise nach Einbringen von Kulturen der pyogenen Staphylokokken, so dass sich Kulturen der letzteren in Milch durch das Auge — ob auch chemisch, darüber vermag ich leider keine Angaben zu machen — ganz mühelos von Kulturen der in Rede stehenden Streptokokken in Milch deutlich unterscheiden lassen. Es bildet sich nämlich ein kompakter Caseincylinder, um welchen herum sich ein meist wasserhelles, bisweilen leicht gelblich ge- färbtes Serum ausscheidet, während bei Kulturen der pyogenen Sta- phylokokken in Milch ein mehr oder weniger flockiges, nicht homo- genes Gerinnsel zu Stande kommt, oberhalb dessen ein meist trübes Serum aufgeschichtet ist. 1) Auf die Bedeutung der Streptokokken bei der Entstehung der Peritonitis sowie auf die Beziehung derselben zu dem gefundenen Milzinfarkt soll a. a. O. ein- gegangen und hier nur darauf hingewiesen werden, dass bei der Entstehung des Infarkts und dessen Erweichung der Typhusbacillus nicht den geringsten Antheil ge- nommen hat. Für die Entscheidung dieser Frage sind neben dem Kulturverfabren namentlich mikroskopische Schnitte durch den Infarkt massgebend gewesen. Identität des Streptococcus pyogenes und Streptococcus Erysipelatos. 693 Was nun die mit den Streptokokken an Mäusen, Meerschweinchen und Kaninchen angestellt en Experimente betrifft, so gelang es mit Glycerin-Agarkulturen — die eine derselben hatte ich durch 5 Monate abwechselnd auf Gelatine und Agar glycerinat. bis zur 5. Generation weiter gezüchtet, ohne eine Abnahme der Virulenz konstatiren zu können — am Kaninchenohr eine klinisch als exquisit bullöses Erysipel imponirende Erkrankung zu erzeugen, die, wie die bakterio- logisch-histologische Untersuchung erkennen liess, sich nament- lich auch durch die Lagerung der Streptokokken in Lymphgefässen bis zur völligen Thrombirung der letzteren als mit dem menschlichen Erysipel identisch herausstellte. Der Infektionsmodus war dabei eine echte Impfung im Sinne des Impfens beim Menschen. Andererseits war es möglich, durch Import des Virus in das Cornealgewebe oder die vordere Kammer des Kaninchenauges Keratitis oder schwere Panophthalmitis, bei Einverleibung in die (uneröffnete) Bauchhöhle von Mäusen konstant schwere fibrinöse, resp. fibrinös-eitrige Peritoniten, endlich bei subkutaner Injektion unter die Rückenhaut von Mäusen und Kaninchen ausgesprochene Eiterungs- processe meist vom Charakter der eitrigen Infiltration zu er- zeugen. In den Krankheitsprodukten des Auges, der Bauch- höhle, des Unterhautgewebes wurden Streptokokken in enormer Massenhaftigkeit angetroffen. Meerschweinchen verhielten sich bei Infektion der Bauchhöhle und Subcutis refräktär. Diese Ergebnisse, welche übrigens mit den Befunden Bioudi’s, v. Eiselsberg’s, neuestens auch Kurth’s und, soweit es sich um die Bedeutung der Erysipelkokken für die Entstehung von Peritonitis handelt, auch Winkel’s und A. Fraenkel’s überein- stimmen, nöthigen dazu, den namentlich von Baum garten in seinem Lehrbuch vertretenen Standpunkt von der Identität des Streptococcus pyogenes mit dem Streptococcus des Erysipels voll und ganz zu stützen und von einer Unterscheidung dieser bisher als verschiedenen Arten au- gehörigbetrachteten Mikroorganismen fernerhin definitiv abzuseheu1). Nicht die Artverschiedenheit der beiden Streptokokken ist es, welche die ja klinisch sehr augenfällige Differenz der Krankheitsbilder be- dingt, sondern der Modus und die Oertlichkeit der Infektion, vielleicht auch die Menge des eindringenden Virus und soweit die angestellten Thierversuche hierfür zu verwerthen sind, auch die Disposition des einzelnen Individuums scheinen diejenigen Momente zu sein, welche die Vielgestaltigkeit des klinischen Symptomen- komplexes, bald das Auftreten eines Erysipels, einer subkutanen resp. intermusculären eitrigen Infiltration oder einer rasch zum Tode führenden Lymphangoitis der Extremitäten oder breiten Mutter- bänder mit secundärer Peritonitis zu erklären im Stande sein dürften. Die sich aus diesen Beobachtungen insbesondere für die chirurgische und geburtshilfliche Praxis ergebenden Konsequenzen lassen sich mühelos ableiten. Hamburg, den 12.|11. 1889. 1) Auch der neuestens erhobene Befund B e h r i n g ’ S (Zeitschr. f. Hygiene. VII. 2. S. 183), wonach'dem Streptoc. Erysipelatos ein geringeres Keductionsvermügen zu- kommt, als dem Streptococcus pyogenes, erscheint mir für die Aufrechthaltung der Art- verschiedenheit der beiden in Rede stehenden Streptokokken nicht zwingend 694 Liudner, Studien über die Biologie und hygienische Bedeutung der im Essig lebenden Nematoden. Von Dr. G. Lindner. (Schluss.) Wenn wir nun erwägen, dass der Essig im Haushalte nicht blos als Zusatz zu Speisen, sondern vielfach auch zu Heilzwecken — zu kühlenden, antiseptischen, oder blutstillenden Waschungen, Umschlägen, bezw. Gurgelwässern, bei Entzündungen, leichten Ver- letzungen, Blutungen etc. Verwendung findet, so ist es vom Stand- punkte der öffentlichen Gesundheitspflege entschieden von Wichtig- keit, näher zu untersuchen und durch Experimente möglichst fest- zustellen, ob die zur parasitenreichen Ordnung der Nematoden zählenden Essigwürmer im menschlichen Körper zu schmarotzen vermögen, oder nicht. In dieser Hinsicht muss man von dem Gesichtspunkte aus- gehen, dass die als obligate Parasiten bis jetzt bekannten Nema- todenarten ursprünglich — ebenso, wie andere Thiere — wahr- scheinlich sämmtlich im Freien gelebt und dass sie die für das Schmarotzerleben geeignete Organisation erst allmählich durch An- passung erworben haben. Hierbei dürften verschiedene Momente begünstigend eingewirkt haben, z. B. die Sorglosigkeit der Men- schen bei Auswahl und Zubereitung der Nahrungsmittel und Ge- tränke, Mangel an Reinlichkeitspflege, ferner gewisse Naturereig- nisse, durch welche ausgebreitete Fäulniss der Vegetabilien und Verunreinigung des Trinkwassers mit organischen Zersetzungs- stoffen veranlasst wurde u. s. w. Auch klimatische Einflüsse sind zu diesen begünstigenden Mo- menten zu zählen. In den Tropen sind verschiedene parasitische Nema- todenarten heimisch, die in unserem gemässigten Klima nur selten zur Beobachtung kommen. Die Heimath der oben erwähnten, theils frei lebenden, theils parasitischen Anguillulae intestinales (s. Rhab- donema strongyloides) findet sich in Cochinchina, Sumatra, Java etc., wo sie die unter dem Namen Cocbinchina-Diarrhöe bekannte lebens- gefährliche Wurmkrankheit veranlassen. Auch im nördlichen Italien sind diese Parasiten zu Hause, während sie nach anderen europäischen Ländern erst in neuerer Zeit verschleppt worden sind, fast gleich- zeitig mit den aus Aegypten und Brasilien stammenden Anchylostomen. Nach Frankreich wurden sie durch in Cochinchina inficirte franzö- sische Soldaten importirt. — Die heterogene Entwickelungsweise dieser Anguilluliden ist erst unlängst vonLeuckart undGrassi nachgewiesen worden. Es ist demnach wohl möglich, dass das fortgesetzte eingehende Studium der Nematodenarteu noch manche wichtige Entdeckung über den Parasitismus derselben zu Tage fördern wird. Hätten unsere Vorfahren diesem Studium grössere Biologie und hygienische Bedeutung der im Essig lebenden Nematoden. (3V*5 Aufmerksamkeit gewidmet, so würden vielleicht die gefährlichen parasitischen Eigenschaften der Trichinen und Anchylostomen früh- zeitig genug entdeckt worden sein, dass die Sanitätspolizei geeig- nete prophylaktische Massregeln gegen das Auftreten verheerender Epidemieen von Trichinosis und Anchylostomiasis hätte treffen können. Die Unschädlichkeit der monogenen Rhabditiden, zu denen Oerley — wie gesagt — die Essigwürmer zählt, will derselbe bei seinen Versuchen mit lebenden Anguilluliden an jungen Hunden und Katzen sowie an sich selbst konstatirt haben. Nachdem er sich zuerst überzeugt hatte, dass man diese Thiere ohne Nach- theil für ihre Gesundheit mit rhabditidenhaltiger Nahrung füttern könne, dass sich danach in ihrem Darmkothe bloss todte Würmer nachweisen lassen und dass auch bei der Sektion der später ge- tödteten Thiere nur abgestorbene Nematoden im Darmkanal zu finden sind, verschluckte er selbst mittelst des Trinkwassers tausende von monogenen Rhabditiden an verschiedenen Orten mit dem näm- lichen negativen Erfolge sowohl hinsichtlich seines Wohlbefindens wie des Befundes in seinen Stuhlentleerungen. Welche Gattungen von Rhabditiden Oerley ‘zu diesen Ver- suchen benutzt hat, ist a. a. O. nicht erwähnt; da er sie angeblich mit Wasser verschluckt hat und vom Essig nicht die Rede ist, so scheint er mit Anguillula fluviatilis oder terricola experimentirt zu haben. Von einer Untersuchung des Mageninhaltes, resp. von der Wirkung des Magensaftes auf qu. Anguilluliden ist auch nichts erwähnt. Hierbei kann ich ferner nicht unerwähnt lassen, dass in Oerley’s Abhandlung über die frei lebenden Rhabditiden Wider- sprüche in Bezug auf die Widerstandsfähigkeit derselben gegen erhöhte Temperatur zu finden sind. Während er im Allgemeinen von ihnen angibt, dass sie die Körperwärme warmblütiger Thiere nicht vertragen, findet sich a. a. O. S. 58 die Aeusserung, dass jene Würmer eine Wärme von + 40° C ziemlich gut ertragen und dass sogar eine Hitze von 45° C, wenn sie nur momentan ein- wirkte, dieselben nur vorübergehend lähmte, ohne sic gleich zu tödteu u. s. w. Durch die Wahrnehmung, dass die Essigwürmer alkalisch reagirende Flüssigkeiten nicht gut vertragen, wurde ich veranlasst, ihre Widerstandsfähigkeit gegen die alkalischen Säfte der Dünn- darmverdauung bei höheren Thieren zu prüfen. Hierbei ergab sich, dass die in dem ausgepressten Safte der Bauchspeicheldrüse von einem frisch geschlachteten Ochsen gezüchtete Anguilluliden einige Tage hindurch kümmerlich vegetirten und sodann abstarben und dass sie in der mit etwas Wasser verdünnten Ochsengalle sogar binnen wenigen Minuten zu Grunde gingen. Dieses Ergebniss stimmt mit der ärztlichen Erfahrung von der erfolgreichen Wirkung des Fel tauri recens als Anthehninticum besonders gegen Ascariden überein. Ebenso wie gegen die Galle sind die Anguill. oxophilae auch gegen Schwefel äusserst empfindlich, so dass sie durch eine minimale Menge desselben sofort getödtet werden. Ich vermuthe daher, L i n d n o r 096 (lass jene anthelmintische Wirkung der Ochsengalle hauptsächlich durch ihren Schwefelgehalt bedingt wird. Demnächst stellte ich noch einige Fütterungs- und Infektions- versuche an Mäusen mit den Auguill. oxophilae an. Zwei Mäuse wurden drei Tage hindurch und eine dritte nur 24 Stunden theils mit Speck, theils mit angefeuchtetem Weissbrot gefüttert, welche ich mit Myriaden von Anguilluliden enthaltenden Partikelchen von faulen Aepfeln bezw. von Buchbinderkleister bestrichen hatte. Nach der letzten Fütterung wartete ich jedesmal noch ca. lx/2 bis 2 Stunden, bevor ich die Mäuse tödtete. Der Sektionsbefund war bei allen 3 Thiereu fast übereinstimmend. Im Magen fand sich eine reichliche Menge von Speisebrei, in welchem in der Gegend der Cardia viele lebende und nur vereinzelte todte, in der Nähe des Pylorus sowie im Duodenum und Jejunum dagegen mehr todte, als lebende Würmer nachzuweisen waren. Bei der 3., nur kurze Zeit gefütterten Maus zeigten sich auch noch jenseits des Pylorus zwischen diesem und dem Ductus choledochus zahlreiche, lebhaft bewegliche Würmer. Uebrigens war der Dünndarm bis zum Ileum herab ziemlich wurmleer; dagegen tummelten sich im oberen Theile des Krummdarmes da, wo der Inhalt desselben anstatt des gelb- grünen Speisebreies des oberen Darmtheiles aus dunkelgrünlicher Kothmasse besteht, zahllose Essigwürmer der verschiedenen Ent- wickelungsstadien, auch waren bei 2 Mäusen einige Wurmeier in dem Darmschleime deponirt. Ihre Bewegungen erschienen theils kräftig und behende, theils schlaff und langsam kriechend, als litten sie noch an den Folgen der im Magen und im oberen Dünndarm erlittenen Insulten. Hier und da waren sie gerade so wie im Kleister zu kleinen Wurmnestern verschlungen. Bei den 2 länger gefütterten Mäusen zeigte sich auch eine auffallend starke Schleimabsonderung im Krummdarm in der Gegend ihrer Ansiedelung, was bei der 3. Maus nicht gefunden wurde. Sodann inficirte ich noch 2 Mäuse äusserlich bezw. subkutan mit qu. Anguilluliden. Bei No. 4 schnitt ich auf dem Rücken ein Stückchen Haut von dem Umfange einer Erbse aus und bestrich die leicht blutende Hautwunde mit wurmhaltigem Kleister. Auf der mit destillirtem Wasser inzwischen feucht erhaltenen Wundfläche fand ich sodann nach acht Stunden noch zahlreiche lebende Würmer. Bei No. 5 injicirte ich eine dünne wässerige Aufschwemmung von demselben Kleister subkutan und tödtete diese Maus vier Stunden nachher. Bei der Sektion zeigten sich im Bindegewebe in der Nähe der Injektionsstelle unter der Haut einzelne leblose Anguilluliden und einige Eier; der grösste Theil der injicirten Würmer aber war spurlos verschwunden. Da die Spitze der Injektionsnadel zum Theil bis in die Rückenmuskeln eingedrungen war, so Hess sich annehmen, dass die Thierchen in dem lockeren intermusculären Bindegewebe weiter gekrochen und deshalb nicht aufzufinden waren. Weitere derartige Infektionsversuche habe ich bis jetzt nicht vorgenommen, jedoch werde ich gelegentlich dieselben fortsetzen. Einstweilen muss ich die Beantwortung der Frage: ob die Anguill. Biologie und hygienische Bedeutung der im Essig lebenden Nematoden. 697 oxophilae — in ähnlicher Weise wie bei jenen Nagethierchen — auch bei höher entwickelten warmblütigen Thieren und beim Menschen eine Zeit lang als Pseudoparasiten im unteren Dünn- darm vegetirend fortleben, um als monogene Rhabditiden binnen kurzem daselbst abzusterben, oder ob sie — wie echte Para- siten — im Ileum sich sogar weiter entwickeln und vermehren können, dahingestellt sein lassen. Dass die Essigwürmer der thierischen Körperwärme sowie der Säure des Magensaftes grösstentheils Widerstand zu leisten vermögen, halte ich nach meinen Kulturversuchen für erwiesen; fraglich ist es aber, ob sie bei höheren Thieren (z. B. bei Hunden und Katzen und beim Menschen, wo sie eine weit grössere Strecke zurückzulegen haben, um der ihnen feindlichen Wirkung des Magen- saftes sowie besonders der Galle etc. zu entgehen, in den oberen Partieen des Dünndarmes am Leben bleiben werden. Mögen indessen qu. Anguilluliden bald nach ihrer Einwanderung in die Verdauungswege des Menschen schon im Magen oder im oberen Dünndarm absterben, oder mögen sie den ganzen Darm- kanal — ohne sich darin zu vermehren und anzusiedeln — als Pseudoparasiten lebend durchwandern, was bei abnormer Beschaffen- heit des Magensaftes bezw. der Galle wohl Vorkommen kann, so ist immerhin der Genuss eines mit Würmern stark verunreinigten Essigs sehr unappetitlich, selbst Ekel erregend. Vom Stand- punkte der Hygiene ist ein solcher Essig demnach verwerflich, weil er natur- und gesundheitswidrig — obgleich nicht absolut schädlich — ist. Die ärztliche Erfahrung lehrt zwar, dass der menschliche Darm zuweilen Myriaden von kleinen Nematoden ohne auffallende Reaktion beherbergen kann, z. B. von der mit den Anguilluliden nahe verwandten Gattung Oxyuris; aber man kann dem unge- achtet mit Sicherheit annehmen, dass die Schleimhaut des Magens, oder des Dünndarms bei oft wiederholter reichlicher Zufuhr von lebenskräftigen, widerstandsfähigen Rhabditiden, mögen sie auch noch so winzig sein — namentlich bei reizbaren Personen — durch Accumulation allmählich krankhaft reagiren wird. Dies gilt unter anderen auch von den Anguill. oxophilae, welche nach den Ergeb- nissen meiner Züchtungsversuche als Uebergangsformen zu den parasitischen Nematoden anzusehen sein dürften, obschon man nur eine monogene Entwickelungsweise bei ihnen kennt. Jedenfalls ist die Verwendung eines — nicht gekochten — wurmhaltigen Essigs sowohl als Zusatz zu Speisen wie äusserlich als blutstillendes und antiseptisches Mittel möglichst zu meiden. Möge man doch stets berücksichtigen, dass ein grosser Theil der in dünnen Essig- sorten zuweilen massenhaft zur Entwickelung gelangten Nematoden aus trächtigen Weibchen besteht, die sich gewohnheitsgemäss baldigst — sei es im Magen, oder im Dünndarm, oder auf der Schleimhaut des Mundes etc. ihrer mehr oder weniger zahlreichen und oft sehr widerstandsfähigen Embryonen zu entledigen suchen werden, in ähnlicher Weise, wie die Trichinen nach dem Genüsse t>98 Uebergang pathogener Mikroorganismen von d. Mutter auf d. Fötus. von trichinösem Schweinefleisch im menschlichen Darm lebende Junge gebären. Die Organe der öffentlichen Gesundheitspflege haben demnach bei Ueberwachung der Schnellfabrikation des Essigs und der Qualität desselben im Handel nicht bloss seine Reinheit und un- verfälschte Beschaffenheit, sondern in den Fabriken auch etwaige Verunreinigung der Essigfässer durch Anguilluliden zu überwachen. Es hält zwar nicht schwer, die im Speiseessig enthaltenen Würmer zu tödten, da man ihn nur auf dem Küchenherde etc. bis zu ca. 50° C zu erhitzen braucht; der so erwärmte Essig müsste dem- nächst aber auch noch filtrirt werden, wenn man die todten Würmer nicht mit verzehren will. Leider ist der echte Weinessig wegen seines hohen Preises im Handel ein seltener Artikel; für den Hausgebrauch dürfte deshalb die nach Pasteur durch ein chemisches Verfahren aus Buchenholz dargestellte Essigessenz, welche mit ca. 20 Theilen reinen Wassers zu verdünnen ist, zu empfehlen sein, weil dieselbe von guter Qualität und freivon Nematoden ist. Am meisten verbreitet im Handel ist allerdings der schnell und billiger herzustellende Branntweinessig, bei dessen Herstellung und Vertrieb namentlich auf seine wurmfreie Beschaffenheit zu achten ist. Zu diesem Zweck darf der dazu verwendete Brannt- wein nicht zu wenig Alkohol und der käufliche Essig nicht zu wenig Essigsäure enthalten. Ausserdem sind die Essigfässer in den Fabriken, sowie die zur Aufbewahrung des Essigs im Handel und in den Haushaltungen dienenden Gefässe, Flaschen etc. stets sorgfältig rein zu halten und nöthigenfalls zu desinficiren. Behufs rascher Vernichtung der durch den Genuss eines nicht abgekochten, von Anguilluliden wimmelnden Essigs massenhaft und oft wiederholt in den menschlichen Magen importirten Würmer sind — zur Beseitigung etwaiger Indigestion — kleine Gaben von Schwefelpulver oder von Jodtinktur, sowie frische Ochsengalle oder etwas wermuthbitterer Branntwein zu empfehlen. Der schlechte Essig ist selbstverständlich vor allem in qu. Haushalte zu beseitigen. Kassel, im Monat August 1889. Referate. Fraenkel, E., und Kitlerlen, F., Zur Lehre vom Ueber- gang pathogener Mikroorganismen von der Mutter auf den Fötus. (Fortschr. d. Med. 1889. No. 17.) Die Verff. berichten in der vorliegenden Arbeit über eine Be- obachtung, die in mancher Beziehung an den von E b e r t h in No. 5 der F. d. M. mitgetheilten und vom Ref. in No. 19 d. B. des Centralblattes zum Gegenstände der Besprechung gemachten Fall Ueberg. patk Bakt. v. Mutter auf Fötus. — Tubercul. Fleisch. 699 erinnert. Es handelt sich um eine im fünften Monat schwangere Person, die an Typhus abdominalis erkrankt und in der dritten Woche abortirt; 7 Tage darauf geht die Patientin selbst zu Grunde und zwar, wie die Sektion ergiebt, an einer ausgedehnten eitrigen Peritonitis, die ihrerseits wieder durch eine eitrige Salpingitis und einen geplatzten eitrigen Ovarialabscess veranlasst worden war. Die Verlf. untersuchten nun die Organe des Fötus sowie die Placenta auf das etwaige Vorhandensein von Typhusbacillen und zwar mit durchaus negativem Erfolge. Dagegen gelang es ihnen, aus dem Milzsaft einige Kolonieen der bekannten Eiter- mikrokokken zu züchten, und sie schliessen hieraus, dass ein ätiogischer Zusammenhang zwischen dem typhösen Grundleiden und dem erfolgten Abort durch Uebergehen von Typhusbacillen auf den Fötus nicht stattgefunden hat, dass aber anderweitige Bakterien den Weg durch die Placenta gefunden haben, die von einem Eiter- herde im Orgauismus der typhuskranken Mutter aus eine Infektion des Fötus bewirkten. Die von Eberth in der erwähnten Arbeit unentschieden ge- lassene Frage, ob der Uebertritt der Typhusbacillen stets oder nur unter gewissen Umständen erfolgt, wird von den Verlf. deshalb dahin beantwortet, dass dies sicherlich nicht regelmässig der Fall sei, sondern wohl nur dann geschehe, wenn es zur Zerreissung des Placentargewebes und damit zur Eröffnung eines weiten Zu- sammenhangs zwischen mütterlichen und fötalen Gefässen ge- kommen sei. Carl Fränkel (Berlin). Steinheil, Ueb er die Infektiosität des Fleisches bei Tuberculose. (Aus dem pathologischen Institute zu München. — Münchener med. Wochenschr. 1889. No. 40 u. 41.) Während Kästner bei seinen Versuchen über die Infektiosität des Fleisches bei Tuberculose das Fleisch perlsüchtiger Rinder mit noch nicht allzuweit fortgeschrittener Erkrankung wählte, entnahm der Verf. des vorliegenden Aufsatzes sein Material den Psoas- muskeln von Menschen, welche an weit fortgeschrittener Phthise gestorben waren. Er spülte das Muskelfleisch, aus welchem alle Fascien, Sehnen und grösseren Gefässe nebst dem Fett möglichst entfernt waren, sorgfältig ab, zerhackte es auf einer Glasplatte und presste es in einem angefeuchteten Tuche unter Schraubenpresse aus ; der gewonnene Fleischsaft wurde in der Dose von 1 cm jedesmal 2 Meerschweinchen unter den üblichen Vorsichtsmass- regeln in die Peritonäalhöhle eingespritzt. Auf diese Weise wurden mit dem Fleischsaft von 9 Phthisikern fast stets positive Resultate erzielt. Von 18 Meerschweinchen erkrankten 15 an Tuberculose, 2 gingen an Sepsis zu Grunde und nur 1 blieb gesund. Der Impfstelle entsprechend begann die Erkrankung der Versuchsthiere fast stets am Netz; nächstdem wurden die Mesenterialdrüsen, die Milz, die Mediastinaldrüsen, das Periotoneum, die Lungen und die Leber tuberculös. TüO Diphtherio. Der Verf. ist der Ansicht, dass die Infektionskeime des aus- gepressten Fleischsaftes der Lymphe oder dem Blute entstammten, wenn es auch bisher sehr selten gelungen sei, die Bacillen im Blute nachzuweisen. Die Anzahl der im Blute vorhandenen Infektions- keime könne so gering sein, dass ihr Nachweis unter dem Mikroskop nur durch besonders glücklichen Zufall gelingt, und dennoch sehr wohl eine Impftuberculose von der Bauchhöhle aus hervorrufen. Den Uebergang der Bacillen oder Sporen in das Blut hält der Verf. für sehr leicht möglich, wenn ulcerative Prozesse in der Lunge vorhanden sind. Von arrodirten Lungenvenen aus gelange das Virus in das Herz, um von dort aus den verschiedensten Organen zugeführt zu werden. Zum Beweise führt der Verf. an, dass es gelungen ist, die Tuberkelbacillen in der Milch (Hirsch - b erg er) und in scheinbar gesunden Hoden (Jani- W eigert) von perlsüchtigen Rindern bez. phthisischen Menschen nachzuweisen. Das Endresultat des Aufsatzes wird dahin zusammengefasst, „dass bei Phthisikern mit hochgradiger Lungentuberculose das Muskelfleisch resp. der in demselben enthaltene Saft in der Regel infektiös ist, dass somit die Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist, dass das Fleisch von hochgradig perlsüchtigen Thieren Infektions- keime enthält.“ Kübler (Oldenburg). Heubner, 0.. Beiträge zur Kenntniss der Diphtherie. II. Die diphtheritische Membran. (Jahrbuch für Kinder- heilkunde und physische Erziehung. Band XXX. 1889. Seite 1.) Heubner beschreibt auf Grund seiner eingehenden histolo- gischen Untersuchungen von diphtheritischen Membranen die in denselben in den verschiedenen Epochen der Krankheit beobach- teten Veränderungen und gedenkt hierbei auch der Bakterienbe- funde. Die intensivste Bakterienentwickelung findet in dem anfäng- lichen lockeren Exsudate statt und besteht anfangs hauptsächlich aus Kokken. Ist das Exsudat derb und fest geworden, so verschmälert sich die auflagernde Bakterienschichte. Die Lo eff ler 'sehen Diphtheriebacillen konnte Verf. in den Membranen der ersten Stunden der Krankheit nicht auffinden; am zweiten Tage der Krankheit fand er einzelne Häufchen von Diphtheriebacillen, und erst vom dritten Tage an waren sie auf der Oberfläche der aus derbem Exsudat bestehenden Membran fast immer nachweisbar. D i 1 1 r i c h (Prag). Deicliler, Ueber den Ursrung des diphtheritischen Giftes. (Deutsche Medizinal-Zeitung. 1888. No. 94.) Deichler spricht die Ansicht aus, dass sowohl die primäre Diphtherie als auch die Scharlachdiphtherie ohne unmittelbare Mit- wirkung von Bakterien durch ein chemisch wirkendes Miasma er- zeugt werden könne. Die auf diese Weise zu Stande gekommene Diphtherie sei kontagiös. Dittrich (Prag). Lepra. 701 Campana, T e n t a t i v i ripetuti m a senzarisultato p o s i- tivo nella cultura del bacillo leproso. (Riforma me- dica. 1889. No. 243 u. 244.) Campana gibt eine ausführliche Darstellung der Versuche, die er im Laufe zweier Jahre gemacht hat, um in Eiern und auf den anderen gewöhnlichen Nährmitteln (Agar-Agar, Fleischbrühe und Serum) den Leprabacillus zu kultiviren. Er sagt, dass er das Material den Hautknoten lepröser Individuen entnommen und da- mit etwa fünfhundert Kulturversuche gemacht habe, die jedoch alle ohne Resultat geblieben siud. Er folgert daraus, dass man trotz des ins Gewicht fallenden Urtheils, das Baum garten in seinem „Lehrbuch der pathologischen Mykologie“ (1. Lfg. 1888) bezüglich der Leprabacillenkulturen des Ref.1) ab- gegeben hat, doch die wahre lepröse Natur der vom Ref. kulti- virten Bacillen bezweifeln müsse, einfach deshalb, weil fünfhun- dert misslungene Versuche nach seiner Ansicht mehr Werth haben müssen, als ein einziges positives Resultat. Hierzu bemerkt Ref. vor allem, dass selbst fünfhundert nega- tive Resultate auf wissenschaftlichem Gebiete ein einziges sicherge- stelltes positives Resultat nicht umzustossen vermögen. Die Be- dingungen des wissenschaftlichen Experiments sind so verschieden- artige, dass eine ganz geringe Modifikation derselben genügt, um zu einem ganz andern Resultate zu gelangen. Wenn es also in unserm Falle, trotz der zahlreichen Versuche, die gemacht wurden, um diesen Mikroorganismus zu züchten, bisher nur zweimal gelungen ist, ihn zu kultiviren (siehe weiter unten), so will das offenbar sagen, dass irgend eine unserer Kenntniss noch entge- hende Bedingung existirt, die zum Kultiviren unentbehrlich ist, und deren Modifikation, sei sie auch noch so gering, das Gelingen der Operation vereitelt. Dieses ist in der Bakteriologie durchaus nichts Neues, da man schon andere Mikroorganismen kennt, die für gewisse von der Temperatur und der Zusammensetzung des Nährmittels abhängige Entwickelungsbedingungen sehr empfänglich sind. Wir erinnern hier nur an das klassische Experiment von Raulin betreffs der Entwickelung des Aspergillus niger. Uebrigens erklärt Verf., dass es ihm erst nach jahrelangen er- folglosen Versuchen und langem Studium gelungen ist, besagten Leprabacillus zu färben. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass ihm dasselbe auch bei der Kultur des Lcprabacillus passirt und dass es ihm nach weiteren Versuchen doch noch gelingen wird, ihn zu kultiviren. Wahr ist, was Verf. angibt, dass nämlich „aus den Schriften Baum gar ten’s nicht hervorgeht, ober oder irgend ein ihm be- kannter oder näher stehender Forscher die Kultur des Lepraba- cillus wiederholt und ein positives Resultat erzielt habe“; doch ist 1) Bordoni-Uffreduzzi, Ueber die Kultur der Leprabacilleu. (Zeitschr. t'. Hygiene. 1887.) 702 Lepra. cs ebenso wahr, dass es kürzlich Gianturco gelungen ist, den Leprabacillus von Hautknoten aus zu kultiviren , der die selben Merkmale besitzt, wie der vom Ref. kultivirte. Bordoni-Uffreduzzi (Turin). Gianturco, Ricerche istologiche e batteriologiche sulla lebbra. (Comunicazionc fatta all’ Associazione dei na- turalisti e medici nella seduta del 25 Giugno 1889. Napoli 1889.) Eine schöne Bestätigung des im vorhergehenden Referat Er- wähnten haben wir in den vonG. ausgeführten interessanten Unter- suchungen über einen Fall von Lepra anaesthetica, in welchem man sowohl der Anamnese als dem pathologisch- ana- tomischen Befunde nach jeden Verdacht, dass es sich vielleicht um Tuberculose handle, ausschliessen konnte. Das zur Kultur benutzte Material wurde einem nicht ulce- rirten Ilautknoteu entnommen, und die Kultur gelang in einer ein- zigen auf 37° C gehaltenen Röhre, auf Agar mit Glycerinzusatz. Wie im Falle des Ref., so begann auch in diesem die Entwickelung der charakteristischen Kolonieen des Leprabacillus erst am 7. Tage und bot dieselben Merkmale dar, wie sie Ref. bereits beschrie- ben hat. Sowohl die mikroskopischen Merkmale der auf Blutserum und Agar-Agar (mit Glycerinzusatz und einfachem) angelegten Kulturen, wie die mikroskopischen und das Verhalten der Bacillen gegenüber den Anilinfarbstoffen stimmen vollkommen mit dem, was Ref. bei seinen Kulturen beobachtet hat, überein. Ref. bemerkt ferner, dass, da der Verf. so freundlich war, ihm eine seiner Kulturen zu übersenden, er selbst einen Vergleich mit den seinigen angestellt hat und die vollkommene Identität beider Bacillen bestätigen kann. Nur in einem Punkte scheinen die Beobachtungen des Ref. von jenen des Verf. abzuweichen, indem Letzterer bei dem von ihm kultivirten Bacillus einen leichten Grad eigener Beweglich- keit konstatirt haben will. Verf. hat auch einige Unterschiede in der Form und Grösse der Bacillen wahrgenommen, je nach dem Nährmittel, auf welchem sie sich entwickelt haben. Auf Blutserum mit Glycerinzusatz und auf einfachem Agar, besonders in den ersten Tagen der Kultur, sind die Bacillen dünner, als auf Agar mit Glycerinzusatz und haben mehr Aehnlichkeit mit jenen der Gewebe. — Die auf Agar mit Glycerinzusatz kultivirten Bacillen sind dicker, oft zu vieren oder mehr in Gruppen ver- einigt und mitunter in ihrer grösseren Achse gekrümmt und mit schlüsselförmiger Endanschwellung versehen. Bezüglich der Bedeutung, die man jenen Anschwellungen bei- zumessen hat, schliesst sich Verf. der vom Ref. kundgegebenen Meinung an, dass sie nämlich eher als Reproduktionsorgane (Ar- throsporen) aufzufassen sind, als als Involutionsformen (Baum- garten). Bordoni-Uffreduzzi (Turin). Aktinomykose. — Zoster ophthalmicus. 703 Noorden, W. x., Ueber fünf weitere Fälle von Aktinomy- kose, nebst Bericht über die Endresultate der früher an der Klinik operirten elf Fälle. (Beiträge zur klinischen Chirurgie, herausgegeben von P. Bruns, Czerny, Kroe niein, So ein. Bd. V. Heft 1. S. 213—226.) Verf. berichtet über fünf weitere, in der Bruns’schen Klinik beobachtete Fälle von Aktinomykose, von denen 4 am Unterkiefer und einer in der Wangen-Oberkiefergegend den Sitz hatten. Aetiologisch erfahren wir, dass sämmtliche Patienten mit Getreide und zwei mit Vieh zu schaffen hatten. Als Invasions- pforte Hessen sich zweimal fast bestimmt kariöse Zähne feststellen, welche mit den aktiuomykotischen Granulationsherden durch Fistel- gänge in direkter Beziehung standen. Das klinische Bild, das nichts wesentlich Neues darbot, zeigte in der Mehrzahl der Fälle einen mehr akuten Verlauf. Die Diagnose stützte sich stets auf den Befund der specifischen Pilze. In einem Falle fand man während wochenlanger Beobachtungsdauer nur zwei Körnchen, und in den durch Auslöffelung gewonnenen Granu- lationsmassen wurden sie ganz vermisst. Nauwerck konnte indes in denselben kleine Körner wahrnehmen, sie bestanden aber nicht aus typischen keulentragenden Strahlenpilzen, sondern (nach Gram- scher Färbung) aus Bacillen und Fäden, die sich zum Theil zu dichten Rasen zusammenordneten. Nauwerck hält sie für Jugend- formen des Strahlenpilzes, bei welchen die keulenförmigen Gebilde, die er nach der B o st r öm ’schen Auffassung für Degenerations- produkte ansieht, sich noch nicht entwickelt hatten. v. N. ist der Frage, ob die Lymphdrüsen specifisch inficirt werden können, noch einmal nahe getreten und hat sie in Ueber- einstimmungmit der Ansicht von Moosbrugg er und Part sch in negativem Sinne entschieden, dass selbst in die regionären Lymph- drüsen keine metastatische Infektion auf dem Lymphwege vor- kommt. Bezüglich der Heilresultate hat sich nach den eingezogenen Erkundigungen ergeben, dass die 12 Fälle, in welchen eine gründliche chirurgische Behandlung möglich war, sämmtlich dauernd (bis zu 6 Jahren) geheilt wurden , während die drei dem Messer nicht zugänglichen Fälle (Lungen- und Oberkieferaktinomykose mit Ueber- greifen auf das prävertebrale Gewebe und Hirn) einem langsamen Siechthum erlagen. Jos. Rotter (München). Schaffer, Ueber einen Fall von Zoster ophthalmicus bei croupöser Pneumonie nebst einigen Bemerkungen über das Wesen des Herpes Zoster. (Münchener med. Wochenschr. 1889. No. 36.) Im Anschluss an die Mittheilung eines im städtischen Kranken- hause zu Offenbach a. M. beobachteten Krankheitsfalles, in welchem ein schwerer, mit Trigeminusneuralgie verbundener Zoster ophthal- micus als Komplikation einer fibrinösen Pneumonie auftrat, bespricht der Verf. in kritischer Weise die verschiedenen über die Entstehung des Zoster herrschenden Ansichten. Er ist der Meinung, dass die 704 Zoster ophthalmicus. — Skarlatinöse Labyrinthen tzüudung. Weigert -Kapo si’sche Annahme, nach welcher der Zoster durch Infektion entsteht, am meisten wahrscheinlich sei; auch die von ihm mitgeth eilte Erkrankung sei offenbar durch Infektion zu Stande gekommen, da gleichzeitig ein anderer in demselben Krankensaale liegender, an Tuberculose leidender Patient mit neuralgischem Zoster ilio-inguinalis und genito-cruralis erkrankte, nachdem wenige Tage vorher ein Kranker mit Zoster pectoralis und Intercostalneuralgie in den betreffenden Saal aufgenomraen war. Verf. glaubt, dass in den beiden obengenannten Fällen die Schwere des ursprünglichen Leidens — Pneumonie bez. Tuberculose — ein prädisponirendes Moment für die Infektion geschaffen hat, hält jedoch bei der bisher geringen Kenntniss über den Infektionsmodus des Zoster bakterio- logisch-chemische Untersuchungen über diese Krankheit für zeit- gemäss. Kühler (Oldenburg). Katz, Ueber skarlatinöse Labyrinth eil tzün düng. (Dtsch. med. Wochenschr. 1889. No. 41.) Während Erkrankungen des Mittelohres bei allen akuten Infektionskrankheiten häufig sind, bildet die eitrige Entzündung des inneren Ohres nicht selten eine besonders schwere Komplikation der epidemischen Genickstarre und des Scharlachs. Bei der ersteren Krankheit ist das Uebergehen der Entzündung von den Meningen auf die nervösen Organe des Ohres ohne Weiteres leicht verständ- lich. Beim Scharlach muss die Erkrankung des inneren Ohres, welche theils durch Sektionsbefunde, theils durch ihre in hoch- gradiger, bis zur vollkommenen Taubheit führender Schwerhörigkeit erkennbaren Folgen nachgewiesen ist, auf andere Weise zu Stande kommen. Der Yerf. glaubt in der besonders bösartigen Natur des Scharlacherregers die Ursache dafür zu finden, dass die von den diphtherischen Entzündungen der Rachenorgane in die Tuba Eustachii und das mittlere Ohr vordringenden krankhaften Prozesse sich dort nicht begrenzen, sondern auch auf die nervösen Theile des Gehörorganes übergehen. Eine primäre Erkrankung des Ohres bei Scharlach hält er indessen im Gegensätze zu Tob ei tz für aus- geschlossen, wie nach seiner Ansicht primäre, selbständige Er- krankungen des Labyrinths, abgesehen von traumatischen Verletzungen, ausserordentlich selten sind. Zur Erläuterung seiner Ansicht be- schreibt der Verf. zwei von ihm beobachtete Fälle von Scharlach- otitis ausführlich. In dem einen derselben, welche durch eitrige Meningitis zum Tode führte, fand sich bei der Sektion in beiden Vorhöfen, Labyrinthen und Schnecken eitrige Entzündung, deren Ursprungsstätte im mittleren Ohre und der Tuba Eustachii deut- lich nachzuweisen war; im anderen Falle wo der Exitus durch Laryngitis eintrat, war neben eitriger Entzündung des rechten Mittelohres ein dicker fibrinöser Belag in dem betreffenden Vorhof und in allen Schneckenwindungen vorhanden. Im letzteren Falle wies der Verf. mittelst des Wei g e rt’schen Verfahrens zahlreiche Streptokokkenhaufen in der Schleimhaut der Paukenhöhle nach. Kühler (Oldenburg). Erkrankung der Nieren bei Infektionskrankheiten. 705 Ribbert, Ueber unsere jetzigen Kenntnisse v,on der Erkrankung der Nieren bei Infektionskrankheiten. (Dtsch. med. Wochenscbr. 1889. No. 39.) Die Häufigkeit der Nephritis als Komplikation von Infektions- krankheiten hat schon oft Anregung zu wissenschaftlichem Studium gegeben. Während man früher den Grund dieser Erkrankungen lediglich den durch das Fieber bewirkten Stoffwechselveränderungen zuschrieb, haben die bakteriologischen Forschungen der Neuzeit die Erklärung nahe gelegt, dass die spezifischen Mikroorganismen oder die von ihnen gebildeten Ptomalne die Nephritis bedingten. Die Vermuthung, dass die Bakterien aus dem Grunde besonders leicht in die Nieren gelangten, weil der Organismus das Bestreben habe, sie mit dem Harne auszuscheiden, hat sich allerdings nicht als richtig erwiesen, da die Fälle, in denen pathogene Mikroorganis- men im Urin nachgewiesen werden, nicht sehr häufig Vorkommen und wohl stets mit makroskopisch oder mikroskopisch nachweisbaren Läsionen der Nierengefässe oder Glomerulusepithelien verbunden sind. So ist das häufige Vorkommen der Bakterien in der Niere jedenfalls deren hierfür besonders günstigen Cirkulations- Verhält- nissen zuzuschreiben, wie es ja leicht einleuchtet, dass sich Mikro- organismen in den Schlingen der Glomeruli unschwer festsetzen können. Nach der Zusammenstellung des Verf. findet man in der Niere regelmässig die specifischen Bakterien bei Pyämie, Tuberculose, Rotz, Thiermilzbrand, Mäuse- und Kaninchenseptikämie und Kaninchenpyämie, mehr oder weniger häufig bei menschlichem Milz- brand, Diphtherie, Scharlach, Erysipel, Pneumonie, Typhus, Recurrens, Aktinomykose, Wildseuche, Schweinerothlauf und Rauschbrand, sehr selten oder gar nicht bei Cholera, Frettchenseuche und Kaninchen- darmdiphtherie. Zu den unzweifelhaft durch die Wirkung der Mikroorganismen hervorgerufenen Nierenaffektionen gehören die Herderkrankungen bei Pyämie, Tuberculose und Schimmelpilzinfektionen, da die Bakterien oder Schimmelpilze stets im Herde selbst nachzuweisen sind. Zweifel- haft ist die Aetiologie jedoch bei allen diffusen Nierenerkrankungen, welche sich theils als degenerative parenchymatöse Vorgänge, theils als entzündliche zellige Infiltration des interstitiellen Gewebes dar- stellen. Wenn die ersteren Prozesse auch leicht auf die Giftwirkung der in den primär erkrankten Organen gebildeten Stoffwechsel- produkte, welche auf ihrem Wege durch den Organismus in den Nieren ausgeschieden werden, zurückzuführen sind, so ist diese Er- klärung bei den interstitiellen Vorgängen nicht so leicht zulässig. Der Verf. neigt sich vielmehr der Ansicht zu, dass die interstitielle Nephritis stets durch direkte Einwirkung der Mikroorganismen bewirkt wird. Er begründet diese Ansicht damit, dass einerseits die Anwesenheit von pathogenen Bakterien stets entzündliche Reaktion zur Folge habe, und dass andererseits die interstitiellen Nieren- entzündungen niemals rein diffus seien, wie das bei Ptomainwirkung zu erwarten wäre, sondern meist „zahlreiche einzelne Mittelpunkte stärkerer zelliger Infiltration“ aufweisen. K übler .(Oldenburg), vi. Bd. 47 706 Exantheme. — Thierischo Parasiten. Eicliliorst, U e b e r d i e exanth eraatischen Krankheiten. (Dtsch. med. Wochenschr. 1889. No. 40.) Der auf Wunsch der Redaktion der Dtsch. med. Wochenschrift verfasste kurze Aufsatz enthält im Wesentlichen nur die allgemein anerkannten Sätze, dass die akuten Exantheme ihre Entstehung höchst wahrscheinlich pathogenen Bakterien verdanken, dass die letzteren aber bisher nur für das Erysipel nachgewiesen und rein gezüchtet worden sind. Kühler (Oldenburg). Biitsclili. (>., P r o t o z o a. (H. G. Bronn’s Klassen und Ord- nungen des Thier reichs wissenschaftlich darge- stellt in Wort und Bild. Bd. I.) 8°. XVIII, 2035 pg. 79. Taf. Leipzig u. Heidelberg 1880 — 89. Vor wenigen Wochen ist ein Werk vollendet worden, das auch in den Kreisen der Mediciner Beachtung und in den Spalten dieses Centralblattes eine Besprechung verdient; behandelt es doch einen Typus, in dessen Klassen Schmarotzer genug Vorkommen, dessen eine Klasse sogar nur Parasiten stellt. Was Bütschli’s Werk im Allgemeinen anlangt, so ist das- selbe durchaus nicht als eine einfache Kompilation zu betrachten, da es nicht nur in kritischer Weise die vorhandene, reiche Litte- ratur benutzt und auf Grund umfassender litterarischer Studien Manches in anderem Lichte darstellt, sondern auch die Resultate zahlreicher eigner Untersuchungen in den verschiedenen Kapiteln verwerthet; das Neue immer als neu hervorzuheben hat der Autor freilich sehr oft unterlassen. Auch erhebt sich das Werk über den Werth eines Nachschlagebuches, wenngleieh es freilich als solches benutzt werden kann und wird. Bütschli theilt die Protozoen in folgende Klassen: 1) Sar- codina, ein Name, der sich mit Rhizopoda im weiteren Sinne deckt, 2) Sporozoa Lkt., 3) Mastigophora = Flagellata im weiteren Sinne und 4) Infusoria. Dieses System unterscheidet sich von den bisherigen durch die Erhebung der Flagellaten, welche wohl gewöhnlich als Abtheilung der Infusorien geführt wurden, zu einer selbständigen Klasse. Von den genannten Abtheilungen kennen wir die Sporozoen nur als Parasiten, während in den drei anderen bekanntlich ebenfalls Parasiten, jedoch nur ausnahmsweise, d. h. neben einer sehr viel grösseren Zahl freilebender Formen, Vorkommen. Ausser der Besprechung der Lebensweise und Organi- sation solcher Formen finden wir ziemlich bei allen Ordnungen noch ein Kapitel, welches den Parasiten der betreffenden Abthei- lung gewidmet ist, das sind theils selbst wieder Protozoen, theils niedere Pflanzen, Algen, Pilze und dergl. Schon nach diesen beiden Seiten hin erfordert das B ü t sc hl i ’sche Werk Berücksich- tigung von Seiten der Mediciner, wenn dieselben, wie es ja das Centralblatt von vornherein als Programm aufgestellt hat, das Ganze der Parasitenkunde umfassen wollen. Da dies aber nur möglich ist, wenn man auch die nächstverwandten freilebenden Formen kennt, so werden auch diese Kapitel bei Bütschli dem forschenden Arzte willkommen sein — er findet da Antworten auf Tbieriscke Parasiten. 707 alle Fragen, soweit solche überhaupt zur Zeit zu geben sind; sie werden ihn ferner zu einer Kritik und Vervollständigung seiner Beobachtungen anspornen und ihn vor voreiliger Verwerthung be- wahren. Unter den eigentlichen Rhizopoden sind als Parasiten (pg. 168) nur eine Anzahl nackter Formen, Amoeben, bekannt, die im Darm des Menschen, einiger anderer Säuger, mehrerer Amphibien und Insekten leben; von beschälten Arten sind nur wenige, so Lecythium hyalin um, auch als Parasiten von Rotatorien, kleinen Krebsen, Infusorien und Pflanzen bekannt. Unter den He- liozoen giebt es keine Schmarotzer, wohl aber fallen diese selbst verschiedenen Parasiten zum Opfer (pg. 329 ff.), die nicht selten als Entwickeluugszustände der Heliozoen angesehen worden sind, so gewisse Flagellaten, die wohl eher in den Entwickelungskreis von Saprolegnaceen gehören; auch legen manche Räderthiere ihre Eier in Heliozoen ab (vielleicht werden diese auch direkt wie ein Nahrungsbissen aufgenommen), was den Tod des Trägers zur Folge hat, während die Jungen ausschlüpfen. Aus der Darstellung der Radiolarien wird besonders der Abschnitt interessiren, welcher von den sogenannten „gelben Zellen“ handelt, die zuerst als integrirende Bestandtheile des Radiolarienkörpers angesehen wurden, bis es besonders Cienkowsky und Brandt gelang, ihre parasitäre und pflanzliche Natur nachzuweisen (pg. 456 — 462). Pg. 479 — 616 sind den Sporozoa gewidmet; am ausführ- lichsten werden die Gregarinida behandelt, unter diesen auch die Co c ci d i en, dann folgen dieMyxosporidien, wie B ü tsch li die sogenannten Psorospermschläuche nennt, dann die Sarco- sporidien (Miescher’sche Schläuche) und als Anhang die Microsporidien, jene kleinen, auf Arthropoden in ihrem Vor- kommen beschränkten Wesen, deren Naturgeschichte noch am we- nigsten bekannt ist. Sieben Tafeln dienen zur Illustration des Textes, der hier wie überall bei den einzelnen Abtheilungen eine lesenswerthe historische Einleitung bringt. Wir sind mit dem Autor ganz einverstanden, wenn er auf diese historischen Dar- stellungen Werth legt, und danken es ihm, dass er auf sie so viel Sorg- falt verwendet hat; ihr genaues Studium wird sehr viel Nutzen stiften. Bei den echten Flagellaten (pg. 868) weist der Autor nur kurz auf deren Parasitismus hin ; folgende Gattungen leben parasitisch: Trypanosoma (pg. 811), Cercomonas (813), Ilerpetomonas (813), Bodo (827), Tri m astix (829), Pseu- do s p o r a (831), Monocercomonas (841), Tr i ch omon as (842), T ri c h o m a s t i x (842), Hexamitus (843), Megastoma und Po 1 y m a s t i x (843), worunter freilich einige recht zweifelhafte Formen sind. Ausführlicher ist der Abschnitt „Parasiten der Flagellaten“ ausgefallen (pg. 872—876), ebenso (pg. 1025 — 1028) „Parasiten der Di nof lag el 1 at en“, die selbst nicht als Parasiten bekannt sind; vergleiche ferner pg. 1079 Parasiten der Noctiluca (ein Distomum). Eine übersichtliche Zusammenstellung der parasitischen ciliaten Infusorien erhalten wir pg. 1807 — 1811; sie kommen 47* 708 Thierische Parasiten. theils auf der Haut resp. den Kiemen von Amphibien, Fischen, Muscheln, Schnecken, Ringelwürmern, Planarien, Echinodermen, Coelenteraten und Spongien vor, theils in inneren Organen, beson- ders im Darm, so ziemlich bei allen Thierklassen ; einige ektoparasi- tische Gattungen, Trichodina, Conchophthirus sind auch in die Harnblase der Amphibien resp. in die Gewebe von Muscheln ein- gedrungen und damit zu Endoparasiten geworden. Sehr interessante Formen sind die parasitischen Infusorien des Wiederkäuermagens (cf. d. Centralbl. Bd. III. 1888. pg. 728—730), die jedoch nicht die Bedeutung haben, welche ihre ersten Entdecker, Gruby und Delafond ihnen zuschrieben; dieselben glaubten nämlich, dass etwa 1/5 des Mageninhaltes aus Infusorien bestünde, welche die vegetabilische Nahrung zu animalischer verarbeiteten, die dann erst dem Wirthe zu Gute käme; doch ist die Berechnung fälsch, da selbst bei starker Ueberschätzung des Volumens der Infusorien diese noch nicht Viooo ausmachen. Die angeführten parasitischen Genera sind in dem systematischen Abschnitte näher beschrieben, vielfach auch sonst im allgemeinen Theile behandelt und zum Theil auf den Tafeln abgebildet. Pg. 1823 — 1839 behandeln die Parasiten der Ciliaten, deren auch im historischen Abschnitte vielfach gedacht wurde, weil ihre Anwesenheit zu irrthümlichen Vorstellungen über die Fort- pflanzung der Infusorien Veranlassung gegeben hatte ; es sind dies besonders Suctorien, eine Abtheilung der Infusorien selbst, die sehr häufig als Schmarotzer leben, dann Flagellaten, vielleicht auch Ciliaten selbst, ferner Chytridien, Bacteriaceen und die Zoochlorellen. Genaueres über die parasitischen Suctorien bringt die Schilderung dieser Abtheilung (pg. 1842 ff. und 1941), während einige Notizen über die Parasiten der Suctorien pg. 1944 — 1945 folgen. Der Forschung ist in Bezug auf parasitische Protozoen noch ein sehr weiter Spielraum gelassen, wie sich jedem, auch Nicht- kenner, ergeben wird, der die angeführten Seiten bei Bütschli studirt; in den meisten Angaben handelt es sich um gelegentliche Notizen, nur relativ wenige Arbeiten behandeln diese Parasiten um ihrer selbst willen, woraus sich die grosse Zahl zweifelhafter Formen erklärt. Auf andere Bände des B ronn’schen Werkes kommen wir später zurück. M. Braun (Rostock). Mosler, Fr., Ueber Mittel zur Bekämpfung endemisch vor kommender Echinococcuskrankheit, (Deutsche Medizinal-Zeitung. 1889. No. 72.) In Vorpommern ist Echinococcus beim Menschen ziemlich ebenso häufig, als in dem benachbarten Mecklenburg; die Ursachen dafür liegen theils in der grösseren Zahl der Hunde, theils in der Leichtigkeit, mit der Hunde durch ihre Exkremente Schweine, Schafe und Rinder inficiren, während andererseits auch der Hund häufiger mit der Tänie inficirt erscheint. Bezeichnend für diese häufige Infektion der Zwischenträger sind einige Zahlen, die Mos- ler mittheilt; in Greifswald ist ein Schlachthaus vor kurzem er- Thierische Parasiten. — Pfianzenlsranlheiteii. öffnet worden: innerhalb 5 Wochen mussten 54 Lungen und 21 Lebern von 120 Rindern wegen Echinokokken vernichtet werden, von 295 Schafen waren 14 Lungen und 5 Lebern inficirt, von 569 Schweinen 8 Lungen und 17 Lebern ! Dass dieser hohe Pro- centsatz mit einem Male nach Eröffnung des Schlachthauses auf- getreten sein soll, ist natürlich nicht anzunehmen ; die Verhält- nisse waren früher ebenso, traten aber nicht so stark in die Augen. Selbst wenn nun auch ein Theil dieser den Fleischern sehr wohl bekannten „Wasserblasen“ vernichtet worden ist, so sind sicher andere zufällig, häufiger absichtlich vor Hunde geworfen und von letzteren verzehrt worden; man muss nur gesehen haben, wie es in den privaten Schlächtereien zugeht, wie jedes Stück Abfallfleisch, das sonst nicht zu verwerthen ist, dem stets beim Reinigen und Zerlegen des Thieres anwesenden Hunde zufällt! Mos ler theilt dann eine Anzahl Fälle mit, um zu belegen, dass bei den Trägern des Echinococcus sich fast stets ein intimer Umgang mit Hunden nachweisen lässt; in anderen hält er den Im- port der Echinococcuskeime mit Trinkwasser für wahrscheinlich, ln prophylaktischer Beziehung wünscht M. eine hohe Steuer zur Verringerung der Zahl der Hunde, ferner alljährliche, offizielle Be- lehrung über den Gegenstand auch in den Schulen, dann Errich- tung von Schlachthäusern und Einführung der obligatorischen Fleischschau, deren Vertreter alle Echinococcusblasen selbst zu ver- nichten hätten, und endlich strengere Bestimmungen in Bezug auf das Schlachten auch für das Land. 50 Fälle hat M. bisher in der Greifswalder Klinik beobachtet, davon wurden 26 (oder 28?) zufällig bei Sektionen gefunden, 22 in der Klinik behandelt; 36 Fälle betrafen die Leber, 10 die Lungen, 3 die rechte Niere und einer die Milz. M. Braun (Rostock). Richards, H. M., The Uredo- stage of Gymnosporan- gium. (Bot. Gazette. Vol. XIV. 1889. No. 9. pg. 213 — 216. 1 Taf.) Kienitz-Ger loff hatte (Bot. Ztg. 1888. 22. Juni) bei Gymnosporangium clavariaeforme das Vorkommen von 2 verschie- denen Sporenformen nachgewiesen und die eine dünnwandige als Uredospore angesprochen. P. Dietel, welcher auch bei G. juni- perinum, G. Sabinae, G. macropus, G. clavipes, G. globosum und G. biseptatum das gleiche Vorkommen dünnwandiger Sporen be- schreibt (Hedwigia. 1889. Heft 2. pg. 99), hatte Zweifel darüber aus- gesprochen, dass den letzteren die Rolle der Uredosporeu zukäme. Verf., welcher die in Rede stehenden Verhältnisse bei Gymnospo- rangium clavariaeforme eingehender studirt hat, hat nun nachge- wiesen, dass die dünnwandigen Sporen thatsächlich keine Uredo- sporen, sondern Teleutosporen sind. Beiderlei Sporen treiben im Wasser in gleicher Weise Mycelien und zeigen in feuchter Luft beide meist die von Kienitz-Ger loff angegebene abweichende Art der Keimung. Ludwig (Greiz). 710 Uutersuchungsinethodeu, lustrumente etc. Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Wurtz, R., et Foureur, A., Note sur un proc6d6 facile de culture des raicro-organismes anaerobies. (Ar- chives de mödecine experimentale et d’anatomie pathologique. 1889. p. 523.) Als zweckmässig hat sich den Verff. für die Kultivirung ana- erober Bakterien die Substituirung des Sauerstoffes der Luft durch Leuchtgas erwiesen. Die Methode der Herstellung der auf diese Weise zu gewinnenden Nährsubstrate sowie der Anlegung der Kulturen wird in der vor- liegenden Mittheiluug genau beschrieben. Dittrich (Prag). Koch. A., Eine Kombination von Schraubenmikro- meter und Glasmikrometerocular. (Zeitschrift für wis- senschaftliche Mikroskopie und mikroskopische Technik. Band YI. 1889. Seite 33.) Koch empfiehlt für Dickenbestimmungen von Bakterien ein von R. Winkel in Göttingen konstruirtes Messocular, bei welchem der Faden eines Fadenoculars durch einen Theilstrich eines Glas- mikrometers ersetzt ist. Eine genaue Beschreibung der Zusammensetzung und Hand- habung des Apparates findet sich in der Originalmittheilung vor. Dittrich (Prag). Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. Straus, J., Essais de vaccination contre la morve. Contribution ä l’6tude de la morve du chien. (Archi- ves de medecine experimentale et d’anatomie pathologique. 1889. p. 489.) Straus machte bei Hunden intravenöse Injektionen viru- lenter Kulturen von Rotzbacillen. Die grösste Virulenz besassen die letzteren dann, wenn die Kulturen bei einer Temperatur von 37 — 38° gehalten wurden und 2 bis 3 Wochen alt waren. Wurden bedeutende Mengen von Rotzbacillen injicirt, so stellte sich ein hohes Fieber ein und die Thiere magerten sehr stark ab. In der Haut entwickelten sich Knoten, welche exulce- rirten und eine serös-hämorrhogische, ölige Flüssigkeit entleerten. Der Tod erfolgte 2 bis 14 Tage nach der Impfung. In der Leber, in der Milz, seltener in den Lungen fanden sich kleine Rotzknoten vor, welche durch die mikroskopische Untersuchung und durch Kulturen nachweisbare Rotzbacillen enthielten. Es entwickelte sich sonach in diesen Fällen eine akute allgemeine Rotzinfektion. Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 711 Intravenöse Injektionen geringer Mengen von Rotzbacillen- kulturen führten bei Hunden nur eine geringgradige Infektion mit leichten lokalen und allgemeinen Symptomen herbei. Die Thiere wurden bald wieder gesund und blieben am Leben. Hatten dieselben eine derartige leichte Erkrankungsform durch- gemacht, so blieben sie längere Zeit intravenösen Injektionen selbst bedeutender Mengen von Rotzbacillen gegenüber immun, keineswegs aber gegenüber subkutanen Injektionen. D i 1 1 r i c h (Prag). Arnold, J., Ueber den Kampf des menschlichen Kör- pers mit den Bakterien. (Akademische Rede, gehalten zum Geburtsfeste des höchstseligen Grossherzogs Karl Friedrich am 22. November 1888 beim Vorträge des Jahresberichtes und der Verkündigung der akademischen Preise.) Heidelberg (Uni- versitäts-Buchdruckerei von J. Hörning) 1888. In der vorliegenden, durch vortreffliche und klare Darstellung ausgezeichneten akademischen Rede gibt Arnold einen zusam- menfassenden Ueberblick über unsere bisherigen Kenntnisse über die Verbreitung der Mikroorganismen, über die verschiedenen Möglichkeiten der Uebertragung derselben auf den menschlichen Körper, über die Invasionsstätten und die Art des Eindringens der Bakterien, über die Bedingungen ihrer Entwickelung und Ver- breitung innerhalb der Gewebe sowie im Gesamtorganismus, um schliesslich der Schutzvorrichtungen des menschlichen Körpers gegen das Eindringen und die Verbreitung der Mikroorganismen und der Bedingungen für die Entwickelung und Vermehrung der letzteren, wie sie in den vitalen Eigenschaften und der chemischen Zusammen- setzung der Gewebe und Säfte des Körpers gegeben sind, zu gedenken. Gegenüber der M ets ch n i k o f f ’schen Phagocytentheorie be- wahrt Arnold eine gewisse Reserve. Entschieden wendet er sich jedoch gegen jene Verallgemeinerung dieser Lehre, wie sie ihr von M e t sehn i ko f f ’s Seite zu Theil geworden ist. Für ein eingehenderes Referat eignen sich die im höchsten Grade interessanten und belehrenden Ausführungen des Autors nicht. Dittrich (Prag). Bollin ger , Die Prophylaxis der Tuberculose. Gut- achten des k. bayr. Obermedicinalausschusses. (Münchener med. Wochenschrift. 1889. No. 37.) Das auf Veranlassung des bayrischen Staatsministeriums des Innern abgegebene Gutachten über die Arbeiten und Vorschläge Cornet’s referirt zunächst in der Kürze den Inhalt der betreffenden Aufsätze. C o r n e t ’s Resultate werden im Allgemeinen anerkennend besprochen, seinen Ansichten wird zum grossen Theil beigestimmt. Nur wird denselben entgegengestellt, dass neben der Kontagiosität der Tuberculose die hereditären Einflüsse und anderweitigen Prädis- positionen, wie sie jede Schwächung des Körpers, jede übermässige Anstrengung hervorbringe, nicht in der Weise unterschätzt werden dürfe, wie es durch Com et geschehen sei. Speciell erkläre sich 712 Schutzimpfung, küustl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. wohl die grosse Menge von tuberculösen Erkrankungen in den Krankenpflegerorden, in den Irrenhäusern und Gefängnissen zum guten Theil auch durch aufreibende Thätigkeit bez. beständigen Aufenthalt in geschlossenen Räumen, Mangel an Bewegung u. s. w. Andererseits bilden in der bayrischen Armee, welche nach Schmidt (Die Schwindsucht in der Armee. Münchener med. Wochenschrift. 1889. No. 3 — 5) eine verhältnissmässig höhere Erkrankungsziü'er für Tuberculose aufweist, als die gleichalterige Civilbevölkerung , die körperlichen Anstrengungen ein prädisponirendes Moment für die Seuche. Bezüglich der von Cor net vorgeschlagenen Maßregeln spricht das Gutachten die Ansicht aus, dass die Sanitätspolizei nur auf dem Gebiete der staatlichen Anstalten erfolgreich sein könne; im Privatleben würde erst dann etwas erreicht werden, wenn die modernen Anschauungen wirklich Gemeingut aller Aerzte und Patienten geworden seien, da die Hauptgefahr in den üblen Ange- wohnheiten und der Unvorsichtigkeit der Phthisiker selbst liegt, welche man nicht wohl verhindern kann, ihren Auswurf da zu ent- leeren, wo es ihnen gerade passt. In Krankenhäusern und ähn- lichen Anstalten würde wohl schon jetzt mit der entsprechenden Vorsicht verfahren. In Betreff der Staatsaufsicht über die tuberculösen Erkran- kungen der Rinder pflichtet das Gutachten C o r n e t ’s Ausführungen bei und erinnert daran, dass seit 1888 in Frankreich die Tuber- culose der Rinder für die Landwirthschaft bereits gesetzlich zu den ansteckenden Thierkrankheiten gezählt wird. Endlich wird der Vorschlag gemacht, zur weiteren Aufklärung dieser Frage zunächst probeweise ein Gefängniss wiederholt so gründlich zu reinigen und zu desinficiren, als ob daselbst die Pest oder die Pocken ausgebrochen wären. Der hierdurch bewirkte oder nicht bewirkte Einfluss auf die tuberculösen Erkrankungen würde für Entscheidung der Frage, „ob bei Entstehung der Tuberculose die kontagiöse Infektion oder die erworbene Disposition die Haupt- rolle spielt“, von wesentlicher Bedeutung sein. Kübler (Oldenburg). Friedheim, L., Zur Injektionsbehandlung der akuten Gonorrhöe. (Archiv für Dermatologie und Syphilis. 1889. 4. Heft.) In der Breslauer dermatologischen Klinik, wo des Verf.’s Un- tersuchungen angestellt sind, sucht man die Gonorrhöe im ersten Stadium zur Heilung zu bringen. Um dies rationell durchzuführen, handelt es sich darum, möglichst zeitig solche Mittel anzuwenden, die die Ivrankeitserreger mit Sicherheit vernichten. Mit Rücksicht aber darauf, dass die Gonokokken in der Schleimhaut leben und aus Läsionen dieser Schleimhaut nicht artificiell zu Stande kom- men dürfen, sowie dass lebhafte entzündliche Hyperämie und Trans- sudation an sich bessere Lebens- und Wachsthumsbedingungen für die Gonokokken schaffen, musste offenbar für die ersten Sta- dien das Mittel als das geeigneteste gelten, welches 1) Gonokokken Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 7 1 3 tödtet, 2) das Schleimhautgewcbe nicht zerstört und 3) die entzündlichen Erscheinungen wenigstens nicht steigert. — Die mit Rücksicht auf diese verschiedenen Punkte angestellten Untersuchungen können hier nicht im Einzelnen wiedergegeben werden: nur hinsichtlich der gonokokkentödtenden Eigenschaft sollen die geprüften Mittel besprochen werden. Hydrarg. salicyl., in 29 Fällen injicirt, Hess 7 mal eine Beein- flussung der Gonokokken nach selbst 14 tägigem Gebrauche nicht erkennen, iu 22 anderen dagegen war sie deutlich vorhanden und zwar in der Mehrzahl der Fälle schon in der 1. Woche vom 4. Tage der Behandlung an. Die angewandte Lösung bestand aus Hydr. salicyl. 1,0 Natr. chlorat. 1,7, Aq. destill. 270,0. Kalomel, in 10 °/(, iger Suspension mit Zusatz von 2,5 Natr. chlo- rat., Hess die Gonokokken in den ersten Tagen der Behandlung zwar gar nicht selten aus dem Sekrete schwinden, aber nach kur- zen Pausen der Behandlung kehrten sie wieder; nur 2 mal waren sichere und dauerhafte Resultate zu verzeichnen. Hydrarg. formamidat., iu Lösungen von 1 : 1000 bis zu 1 : 10000 gebraucht, Hess nur in den mit den schwächeren Lösungen behan- delten Fällen eine Beeinflussung der Gonokokken konstatiren, während sonst die Reizerscheinungen zu hochgradig waren. Das Sublimat wurde theils in einfachen Lösungen (von 1 : 30000 bis zu 1 : 10000) mit und ohne Zusatz von Chlornatrium, theils als v2 bis 1 Procent Pferdeblutserumkochsalzsublimat (Bock- hart), theils in den sauren Lösungen nach Laplace angewandt. Durch das Blutserumkochsalzsublimat wurden die Gonokokken unter 12 Fällen nur lmal und auch hier nur vorübergehend beein- flusst; durch die mit Acid. tartar. angesäuerten Sublimatlösungen (1 : 20000) wurden unter 14 Fällen viermal an 2 aufeinanderfol- genden Tagen, aber nicht länger, positive Resultate verzeichnet. Bei einfachen Sublimatinjektionen (1:10000 bis 1:15000) wurde an 15 Kranken eine Beeinflussung der Gonokokken 10 mal sicher und deutlich konstatirt; von 29 Patienten, die Injektionen von 1:20000 erhielten, Hess sich eine solche unzweifelhaft 16 mal verzeichnen, während in 5 Fällen die Erfolge nicht ganz klar waren. Von den die Gonokokken an der Oberfläche tödtenden Mitteln verdiene Sublimat (1:30000) die erste Stelle; in einer grösseren Zahl von Fällen wurden die Gonokokken vom 3. oder 4. Tage ab innerhalb einer wochenlang fortgesetzten Therapie fast immer an- haltend vermisst, aber fast in allen absichtlich eingeleiteten Be- handlungspausen erschienen sie selbst noch in der 2. und 3. Woche der Behandlung beinahe regelmässig nach 12 bis höchstens 24 Stunden in Massen wieder. Eine anatomisch tiefergreifende Wir- kung scheine demnach dem Sublimat zu fehlen. Bei den mit Zink-, Blei- und Tanninpräparaten behandelten Kranken war der antibakterielle Erfolg ein absolut negativer, wo- mit bewiesen, dass ein Adstringens an und für sich noch kein go- nokokkentödtendes Mittel sei. 714 Schutzimpfung kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. Beim salicylsauren Wismuth Hessen sich weder mit 4°/0igen, noch mit 10°/0igen Injektionen antibakterielle Erfolge erzielen. Kal. hypermangan. dagegen zeigte in einer Versuchsreihe, bei einer Konzentration zwischen 1 : 5000 und 1 : 3000, eine unverkenn- bare Beeinflussung der Gonokokken, die aber wenig nachhaltig, resp. bei stärkeren Koncentrationen von unangenehmen Reizer- scheinungen begleitet war. Acid. nitr. (in Lösung von 1/2 bis 1 pro mille) wurde bei 12 Kranken gebraucht: nur in 2 Fällen veränderten sich die Go- nokokkenbefuude vorübergehend. — Aehnliches gilt von der Pyro- gallussäure, mit der auch nur (vierprozentig) in 2 Fällen nach sehr langem Gebrauche Erfolg erzielt wurde. Das Chloroformwasser, das Jodoformöl (in verschiedenen Kon- centrationsgraden) und der l°/0ige Kreosotkamillen thee gaben sehr unzuverlässige Resultate gegenüber den Gonokokken. Bei Resorcininjektionen war die antibakterielle Wirkung 3 mal, bei salicylsaurem Natron 5 mal zu konstatiren. Während Borsäure (in 4°/0iger Lösung) als schmerz- und reizlinderndes Mittel, so- wohl für die durch die Gonorrhöe selbst, als auch für die durch die gonokokkentödtenden Mittel zuweilen hervorgerufenen Reizer- scheinungen sich empfiehlt, ist sie allein für die Behandlung acuter Gonorrhöen nicht ausreichend, denn sie hat keinerlei antibakte- rielle Kraft. 20 mit Antipyrin behandelte Kranke gaben nur drei, 22 mit essigsaurer Thonerde behandelte hingegen 8 positive Resultate. Von Kalk- und Naphtholinjektionen, sowie solchen von Sozojo- dolkalium, -natrium und -zink (und zwar Kalk 30:90, 40:60 und mit W asser aa, auch pur und mit Zusatz von Thymol oder Karbol, Naphthol 0,1 — 1 : 100 und die Sozojodolverbindungen in einem Ver- hältniss von 1 : 270) leistete Naphthol gegenüber den Gonokokken das wenigste. Von 20 Kranken waren 2 mal positive Resultate zu verzeichnen. Karbolkalkinjektionen (l°/0ig) waren die wirksamsten: von 12 Kranken 4 positive Erfolge, während von 32 mit Sozojodol- verbindungen behandelten sieben positive Resultate ergaben. Kreolin und Natrium fluorsilicat. Hessen eine Kontrolle der Gonokokkenbefunde wegen Unterbrechung der Injektionen nicht vor- nehmen. Chromsäure wirkte zwar sicher gonokokkentödtend, aber so reizend, dass die Behandlung fast regelmässig unterbrochen werden musste. Bei 5°/0igen Injektionen von Natrium chloroborosum begannen die Gonokokken zu verschwinden, bis unter dem Gebrauche von unfiltrirten 7°/0igen Suspensionen die Resultate deutlich wurden: unter 18 Fällen war 13 mal der Erfolg positiv. Mit Borax-Borsäure-Injektionen (nach Sehlen’s Vorschrift, cf. dieses Blatt. Bd. IV. 1888. pg. 689 bereitet) wurden 9 Kranke behandelt: nur bei einem blieben die Gonokokken fort. Mit der Rotter’schen Lösung wurden 34 Kranke behandelt: in 22 Fällen verschwanden die Gonokokken dauernd nach perma- nentem, mehrwöchentlichem Gebrauche. Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 7 1 5 Thallin ergab erst vou 5°/0igen Injektionen an deutliche anti- bakterielle Resultate: Tb. sulfur. unter 16 Fällen 3 mal, Th. tar- tar. unter 11 Fällen 2 mal. Von 318 mit Arg. nitr. behandelten Kranken Hess sich bei 237 eine antibakterielle Wirkung konstatiren, während Arg. natro- subsulfuros. unter gleichen Koncentrationsverhältnissen in 25 Fällen nur 4 mal die Gonokokken in ihrer Entwickelung schädigte. Von einer Beeinflussung der Gonokokken konnte beim Ge- brauch der inneren Mittel trotz vielfacher Verwendung der Balsa- mica, der Cubeben, des Terpentin- und Gaultheriaöls, des Ol. San- tal., von Cava-Cava, von Ichthyol und Kreolin u. s. f. nur beim Gebrauch des Bals. copaiv. in grossen Dosen die Rede sein, der ohne gleichzeitige Injektionsbehandlung eine Reihe von günstigen Resultaten ergab : in 14 unter 40 Fällen trat eine deutliche Ein- wirkung auf die Gonokokken hervor; die geringste Gabe, nach der sie sich zeigte, waren 16 Kapseln ä 0,6, die zu 8 pro die innerhalb zweier Tage gegeben worden war: die nächste betrug 20 in 2 Tagen. Aber in anderen Fällen ergab selbst die Steigerung der Dosis bis zu 12 Stück pro die — im Ganzen bis zu 200 — nega- tive Resultate. Alles das hingegen, was nach Gebrauch der anderen oben er- wähnten Interna gesehen wurde, war in Bezug auf die Gonokokken gleich Null. Da F. in der beigefügten Tabelle nur dem Arg. nitr. allein (in Lösung von 0,1:200 — 0,1:300) die Bezeichnung „genügt allen Ansprüchen“ verleiht, darf hier wohl noch in Kürze bemerkt werden, dass der Verf. die verhältnissmässig grosse Zahl von Miss- erfolgen bei diesem Mittel durch die bekannten ungünstigen Ver- hältnisse bei ambulanten Patienten für genügend erklärt hält : auf der Station und in der Privatpraxis von Neisser seien die Re- sultate weit günstiger. Auffallend bleibe, dass gerade das Argentum, das doch schon in den obersten Epithelschichten das Eiweiss durch Bildung von Silberalbuminaten zur Gerinnung bringe, einen so günstigen Ein- fluss auf den Ablauf der akuten Gonorrhöe ausübe: a priori er- scheine ein Medikament, das, durch das Epithel durchdringend, die in den tieferen Schichten liegenden Gonokokken sicher erreiche, geeigneter: leider sei ein solches praktisch verwertlibares Mittel bis jetzt noch nicht bekannt. Freilich sei andererseits durch die Versuche von Heinz (Virchow’s Archiv. Bd. CXVI. 1889) be- wiesen, dass trotz der durch die Eiweissfällung bedingten ober- flächlichen Gerinnung doch noch in der Tiefe Veränderungen durch das Arg. nitr. bewirkt würden, über deren Art sich freilich zur Zeit eine bestimmte Anschauung kaum aufstellen Hesse. Max Bender (Düsseldorf). Gerldczy, S. von, Versuche über die praktische Des- infektion von Abfallstoffen. (Deutsche Vierteljahres- schrift f. öffentl. Gesundheitspflege. Bd. XXI. p. 433—443.) Verf. hat auf Anregung des Budapcster Oberphysikats und 7 1 G Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. unter Leitung von Prof. Fodor eine Reihe praktisch ausserordent- lich wichtiger und werthvoller Untersuchungen über die Verwerth- barkeit verschiedener Desinficientien zur Geruchlosmachung von Senkgruben, Kanalflüssigkeiten, des Inhaltes von Strassen-Schlamm- sammlern, sowie zur Desinfektion dieser Abfälle, des trockenen Strassenkehrichts und frischer Darmentleerungen, besonders der Exkremente von an akuter Diarrhöe und an Typhus leidenden Kranken angestellt, und bei diesen Versuchen sich der gebräuch- lichen Desinfektionsmethoden bedient. Auf Grund dieser Versuche, die auch nur andeutungsweise wiederzugeben, unmöglich ist, kommt Verf. zu folgenden Schlüssen : Sublimat verdient als Desinfektionsmittel für Exkremente und Kehricht bei weitem nicht das Vertrauen, das man ihm auf Grund älterer Desinfektionsversuche entgegen brachte; selbst die konzen- trirteste flüssige Lösung vermag die gleiche Menge von Exkrement- stoffen nicht zu desinficiren. Die Versuche fielen besonders zu Gunsten des Cuprum sul- furicum aus, das schon in einer Quantität von 1:1000 die Kanalflüssigkeit geruchlos und steril macht, und das in genügender Menge angewendet, auch den Inhalt von Senkgruben und frische Exkremente desinficirt. Ebenso empfehlenswerth ist die aus AschebereiteteLauge, die besonders in heissem Zustande zu den wirksamsten und am schnellsten wirkenden Desinfektionsmitteln gezählt werden muss. Krystallisirte Karbolsäure ist zu theuer, dagegen rohe als Mittel zur Geruchlosmachung werthvoll. Dem entsprechend empfiehlt Verf. zur Desinfektion der Senk- gruben eine starke Lösung von Cupr. sulf. und zwar mindestens 30 kg auf 1 Cubikmeter Senkgrube, zur Geruchlosmachung rohe Karbolsäure und zwar auf 1 Cubikmeter wenigstens 20 kg. In gleicher Weise können Kanalflüssigkeiten desinficirt und geruchlos gemacht werden. Trockener Strassenkehricht ist zu befeuchten und schnell aus der Stadt zu entfernen. Zur Desinfektion der Darm- entleerungen ist eine starke Lösung von Kupfervitriol zu empfehlen und zwar wenigstens 1 g Kupfervitriol auf 100 ccm Exkremente. Noch angezeigter ist es, die Exkremente mit dreifacher Menge siedender Lauge (1 Theil Asche auf 2 Theile Wasser) zu desinficiren. Billig und gut desinficirt auch noch Kalkmilch (1 Theil Kalk in 20 Theilen Wasser gelöscht) im beiläufigen Quantum von 1/5 — 1 /x 0 des Exkrements. Goldschmidt (Nürnberg). Neue Litteratur. 717 Neue Litteratur zusammengesteUt von Db. 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Infektiöse Lokalkrankheiten. Haut, Muskeln, Knochen. Sarra, R., Dermatite acuta causata dalle spore di una ustilaginea. (Gazz. d. ospit. 1889. No. 88. p. 698 — 699.) Augen und Ohren. Griffith, A. H., Case of primary lupus of the conjunctiva. (Med. Chronicle. 1889. Vol. XL No. 2. p. 108-112.) Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen und Thieren. Aktinomykose. Buday, K. , Ein Fall von Actinomycosis abdominalis. (Orvosi hetilap. 1889. No. 43.) Ungarisch. Maydl, K., Ueber Aktinomykose der Zunge. (Internat, klin. Rundschau. 1889. No. 42, 43. p. 1713-1716, 1756-1758.) Rotz. Kitt, Th., Das Auseinandererkennen von Rotz und Botryomykose. (Monatsh. f. prakt. Thierheilk. Bd. L 1889. No. 2. p. 71-91.) Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Thieren. Säugethiere. A. Infektiöse Allgemeinkrankheiten. Krankheiten der Einhufer. Galtier et Violet, Notes sur les maladies infectieuses du cheval, communement d£signöes sous le nom g£nerique de fievre typhoide. (Journ. de m£d. v£t£r. et zootechn. Lyon. 1889. 3 s6r. No. 14. p. 281 — 290.) Rimingtou, F. (J., Memorandum on an outbreak of surra fever at the stables of the Bombay Tramway Company, limited November 18S8 to January 1889. (Veterinarian. 1889. No. 62. p. 469—480.) Y ö g e 1. Ranziger, R. , Tuberculose bei einem Hahn. (Allgem. medic. Central-Zeitg. 1889. No. 88. p. 2369.) Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Pflanzen. Kassner, G., Allgemeines über die Bakteriologie und ihre praktische Anwendung. (Fühling’s landwirthschaftl. Zoitg. 1889. Heft 21. p. 746—749.) Stalder, G., Die Wintersaateule (Agrotis segetum), ein schlimmer Feind der Winterendivie. (Schweizer, landwirthschaftl. Zeitschr. 1889. No. 20. p. 517 - 519.) 720 Neue Litteratur. Berichtigung. Das in Band VL No. 22 dieses Centralblattes enthaltene Referat über die Arbeit von Roger, „De quelques causes, qui modifient l’immunitö naturelle“ be- darf einer Berichtigung insofern, als sich die dieser Arbeit zu Grunde liegenden Untersuchungen des Autors nicht — wie es irrthümlich in dem Referate heisst — auf Milzbrandbacillen, sondern auf Rauschbrandbacillen bezogen. Es soll sonach in diesem Referate Zeile 2, 10, 17, 21, 25 und 28 statt Milzbrand — Rauschbrand — und Zeile 3 und 6 statt Milzbrandbacillen — Rausch- b ran dba cill e n heissen. Dittrich (Prag). Inhalt. Original mittheilungen. Fraenkel, Eug., Zur Lehre von der Iden- tität des Streptococcus pyogenes und Streptococcus Erysipelatos. (Origin.), p. 691. Lindner, G., Studien über die Biologie und hygienische Bedeutung der im Essig lebenden Nematoden. (Orig.) (Schluss), p. 694. Weyl, Th., Spontane Tuberculose beim Hunde. (Orig.), p. 689. Referate. Bütschli, 0., Protozoa, p. 706. Campana, Tentativi ripetuti ma senza ri- sultato positivo nella cultura del ba- cillo leproso, p. 701. Deichler, Ueber den Ursprung des diph- theritischen Giftes, p. 700. Eichhorst , Ueber die exanthematischeu Krankheiten, p. 706. Fraenkel, E., und Kiderlen, F., Zur Lehre vom Uebergang pathogener Mikroorga- nismen von der Mutter auf den Fötus, p. 698. Gianturco, Ricerche istologiche e batterio- logiche sulla lebbra, p. 702. Heübner, 0., Beiträge zur Kenntniss der Diphtherie. II. Die diphtheritische Mem- bran, p. 700. Katz , Ueber skarlatinöse Labyrinthent- zündung, p. 704. Mosler, Fr., Ueber Mittel zur Bekämpfung endemisch vorkommender Echinocoeeus- krankheit, p. 708. Noorden, W. v., Ueber fünf weitere Fälle von Aktinomykose, nebst Bericht über die Endresultate der früher an der Kli- nik operirten elf Fälle, p. 703. Ribbert, Ueber unsere jetzigen Kenntnisse von der Erkrankung der Nieren bei In- fektionskrankheiten, p. 705. Richards, H. M. , The Uredo-stage of Gymuosporangium, p. 709. Schaffer, Ueber einen Fall von Zoster ophthalmicus bei croupöser Pneumonie nebst einigen Bemerkungen über das Wesen des Herpes Zoster, p. 703. Steinheil , Ueber die Infektiosität des Fleisches bei Tuberculose, p. 699. Untersuchungsmethoden, Instru- mente etc. Koch, A., Eine Kombination von Schrau- benmikrometer und Glasmikrometerocu- lar, p. 710. Wurtz, R., et Foureur, A , Note sur un procede facile de culture des microor- ganismes anaerobies, p. 710. Schutzimpfung , künstliche Infektions- krankheiten , Entwicklungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Arnold, J., Ueber den Kampf des mensch- lichen Körpers mit den Bakterien, p. 711. Bollinger, Die Prophylaxis der Tubercu- lose, p. 711. Friedheim, L., Zur Iujektiousbehandlung der akuten Gonorrhöe, p. 712. Gerlöczy, S. von, Versuche über die prak- tische Desinfektion von Abfallstoffen, p. 715. Straus, J., Essais de vaccination contre la morve, p. 710. Neue Litteratur, p. 717. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. Dieser Nummer liegt ein Prospekt der Verlagsbuchhandlung von Gustav Fischer in Jena bei , betr. Centralblatt für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie. Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Gei. Hofr. Prof. Dr. Lenctart mt Professor Dr. Loeffler in Leipzig in Greifswald herausgegeben von Dr. O. Dhlworm in Cassel. * Verlag von Gustav Fischer in Jena. VI. Band. -<>- Jena, den 20. December 1889. -o- No. 26. Preis für den Band (26 Nummern) 14 Mark. Jährlich erscheinen zwei Bände. — ^ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten, fe— Zur Vermeidung von Störungen in der Zusendung des „Centralblattes“ werden die geehrten Abonnenten gebeten, die Erneuerung ihres Abonnements gef. bald- möglichst bewirken zu wollen. Jena. Die Verlagsbuchhandlung Gustav Fischer. Systematisches Inhaltsverzeichniss. I. Origin al-Mittheilungen. Ali-Cohen, Eigenbewegung bei Mikrokok- ken. 33 Arustamoff , Zur Frage über die Ent- stehung der typhösen Pneumonie. 75 105 Babes , Einige erklärende Bemerkungen zu bakteriologischen Mittheilungen. 11 Belfanti und Pescarolo , Das bakteriolo- gische Studium des Tetanus. 283. 306 Beyerinck, Die Lactase, ein neues Enzym. Mit 2 Figuren. 44 Braun, Gyrocotyle , Amphiptyches und Verwandte. 436 Büchner, Ueher die bakterientödtende Wirkung des zellenfreien Blutserums. 1 VI. Bd. Büchner, lieber die nähere Natur der bak- lerientödtenden Substanz im Blutsernm. 561 — , Einfacher Zerstäubungsapparat zu Inhalationsversuchen. Mit einer Ab- bildung. 274 Bujwid, lieber die Reinkultur des Actino- myces. Mit 2 Photogrammen. 630 Czapletcski, Zur Anlage bakteriologischer Museen. 409 Folcker, lieber das Milchsäureferment. 472 Fraenkel, Bemerkungen zu dem Referate von Dr. Oltmanns in Bd. VI. No. 7 d. Blattes. 370 48 722 Register. Fraenkel , Zur Lehre von der Identität des Streptococcus pyogenes und Strepto- coccus Erysipelatos. 691 HeUer , Zur Kenntniss des Moschuspilzes. Mit 3 Figuren. 97 Hueppe, Ueber die zymotechnische Was- seranalyse. 24 Karlinslei , Zur Kenntniss des Bacillus enteritidis Gärtner. 289 — , Untersuchungen über das Verhalten der Typhusbacillen in typhösen Dejek- tionen. 65 Klein, E., Ueber eine akute infektiöseKrank- heit des schottischen Moorhuhnes (La- gopus scoticus). 36 — , Ein weiterer Beitrag zur Kenntniss der infektiösen Hühnerenteritis. 257 — , Ein weiterer Beitrag zur Kenntniss des Bacillus der Grouse-disease. 593 — , L„ Botanische Bakterienstudien. I. Mit 3 lithographischen Tafeln. 313. 345. 377 Lindner , Studien über die Biologie und hygienische Bedeutung der im Essig lebenden Nematoden. 633. 663. 694 Loeffler, Eine neue Methode zum Färben der Mikroorganismen , im besonderen ihrer Wimperhaare und Geissein. Mit 8 Photogrammen. 209 Lubarsch, Ueber die bakterienvernichten- den Eigenschaften des Blutes und ihre Beziehungen zur Immunität. 481. 529 Ludivig, Weitere Mittheilungen über Alko- holgährung und die Schleimflüsse leben- der Bäume. 133. 162 Mendoza, Zur Eigenbewegung der Mikro- kokken. 566 Menge , Ueber rothe Milch. 596 Oltmanns, Erwiderung. 473 Petruschky , Bacterio-chemische Untersu- chungen. 625. 657 Podwyssozky , Ueber die Bedeutung der Coccidien in der Pathologie der Leber des Menschen. 41 Protopopoff, Ueber die Hauptursache der Abschwächung des Tollwuthgiftes. 129 Rohrbeclc, Zur Lösung der Desinfektions- frage mit Wasserdampf. 493 Trenlemann , Die Färbung der Geissein von Spirillen und Bacillen. 433 Viquerat, Einfacher, kupferner Ster ilisi- rungsapparat. Mit einer Abbildung. 602 Wesener, Die antiparasitäre Therapie der Lungenschwindsucht im Jahre 1888. 276. 300. 331. 362 Weyl, Spontane Tuberculose beim Hunde. 689 Zamiko, Zur Kenntniss des Diphtherie- bacillus. 153. 177. 224 II. Zusammenfassende Uebersichten. Braun, Gyrocotyle, Amphiptyches und Lungenschwindsucht im Jahre 1888. Verwandte. 436 276. 300. 331. 362 Wesener, Die antiparasitäre Therapie der III. Pflanzliche Mikroorganismen. Allgemeines über Bakterien und andere pflanzliche Mikro- organismen. Arnold, Ueber den Kampf des mensch- lichen Körpers mit den Bakterien. 711 Ferrän, Origen, polimorfismo y heteroecia de las bacteriäceas en sus relaciones eon la higiene y la patogenia. 48 Fraenkel und Pfeiffer, Mikrophotographi- scher Atlas der Bakterienkunde. Lief. 3. 262 Fraenkel, Bemerkungen zu dem Referate von Dr. Oltmanns in Bd. VI. No. 7. d. Blattes. 370 Frankland, Ueber den Einfluss der Kohlen- säure und anderer Gase auf die Ent- wickelungsfähigkeit der Mikroorganis- men. 261 Hueppe, Die Methoden der Bakterienfor- schung. 4 Aufl. 518 Jakseh, von, Klinische Diagnostik innerer Krankheiten mittelst bakteriologischer, chemischer und mikroskopischer Unter- suchungsmethoden. 518 Kitt, Bakteriologische und pathologische Uebungen für Thierärzte und Studirende der Thierheilkunde. 465 Klein, Botanische Bakterienstudien. I. Mit 3 lithographischen Tafeln. 313. 345. 377 Loeffler, Eine neue Methode zum Färben der Mikroorganismen , im besonderen ihrer Wimperhaare und Geissein. Mit 8 Photogrammen. 209 Mace, Traite pratique de bacteriologie. 497 Register. 723 Metschnikoff, Note sur le pleomorphisme des bacteries 108 Eodet, De l’importance de la tempörature dans la determination des especes mi- crobiennes en general, et specialement du bacille typhique. 500 Bohrer, Zur Morphologie der Bakterien des Blutes und des Nasenrachenraumes. 392 Tiemann und Gärtner, Die chemische und mikroskopisch - bakteriologische Unter- suchung des Wassers. Zum Gebrauch fiir Chemiker, Aerzte, Medicinalbeamte, Pharmaceuten, Fabrikanten und Tech- niker. Zugleich als dritte vollständig umgearbeitete und vermehrte Auflage von Kubel-Tiemann’s Anleitung zur Untersuchung von Wasser u. s. w. 192 Warington, The Chemical actions of some microorganisms. 498 Winogradsky, Sur le pleomorphisme des bacteries. 108 Schriften zur Systematik und Bio- logie der Bakterien und anderer pflanzlicher Mikroorganismen. Adametz , Bakteriologische Untersuchun- gen über den Reifungsprocess der Käse. 78 Adenot , Recherches bacteriologiques sur un cas de meningite microbienne. 680 Ali-Cohen, Eigenbewegung bei Mikrokok- ken. (Orig.) 33 Anrep, Ueber das Ptomain der Tollwuth. 119 Arustamow, Zur Morphologie und Biolo- gie des Leptothrix. 349 Babes, Note sur quelques matieres colo- rantes et aromatiques produites par le bacille pyocyanique. 442 Baginsky, Zum Grotenfelt’schen Bacillus der rothen Milch. 137 — , Zur Biologie der normalen Milchkoth- bakterien. II. 16 Beljanti und Pescarolo, Das bakteriolo- gische Studium des Tetanus. IV. (Orig.) 283. 306 Bcyerinck, Die Uactase, ein neues Enzym. Mit 2 Figuren. (Orig.) 44 Blanc , Action pathogöne d’un microbe trouvd dans les urines d’eclamptiques. 184 Bräutigam und Noicack, Ueber die anti- bacilläre Kraft des Perubalssms. 429 Büchner , Ueber die bakterientödtende Wirkung des zellenfreien Blutserums. (Orig.) 1 — . Ueber die nähere Natur der bakterien- tödtenden Substanz im Blutserum. (Orig) 561 Büchner und Segall, Ueber gasförmige an- tiseptische Wirkungen des Chloroforms. Formaldehyd und Kreolin. 366 Bujwid, Ueber die Reinkultur des Actino- myces. Mit 2 Photogrammen. (Orig.) 630 Campana, Tentativi ripetuti ma senza ri- sultato positivo nella cultura del ba- cillo leproso. 701 Canalis e di Mattei, Contributo allo studio della influenza della putrefazione sui germi del colera e del tifo. 333 Celli und Guamien, Ueber die Aetiologie der Malariainfektion. 638 Cnopf, Quantitative Spaltpilzuntersuchun- gen in der Kuhmilch. 553 Cohn, Ueber thermogene Wirkung von Pilzen. 351 Coui-mont, Sur une tuberculose microbienne et partieuliere du boeuf. 168 Cunningham, Are choleraic Comma-Bacilli, even granting that they are the proxi- mate cause of choleraic Symptoms, really efficient in determining the epi- demie diflfusion of cholera? 548 De Giaxa, Ueber das Verhalten einiger pathogener Mikroorganismen im Meer- wasser. 497 De Toma, De l’antogonisme entre le Bac- terium Termo et le Bacillus tuberculo- sus ä propos de bacteriotherapie. 569 Dubief et Brühl, Recherches bacte'riologi- ques sur la desinfection des locaux par les substances gazeuses, et en particu- lier par l’acide sulfureux. 91 Duclaux, Sur la nutrition intracellulaire II. 546 — , Sur la Conservation des levures. 412 Elsenberg, Ueber den Favuspilz. 1 15 Escherich , Zur Pathogenese der bakte- riellen Verdauungsstörungen im Säug- lingsalter. 554 Esmarch, Das Schicksal der pathogenen Mikroorganismen im todten Körper. 443 Fabry , Klinisches und Aetiologisches über Favus. 641 Fazio, I microbi delle acque minerali. 294 Fernbach, Sur le dosage de la sucrase. 668 Ferrdn, Origin, polimorfismo y heteroecia de las bacteriäceas en sus relaciones con la higiene y la patogenia. 48 Fokker, Ueber das Milchsäureferment. 293 Frankland, Ueber den Einfluss der Kohlen- säure und anderer Gase auf die Eut- wickelungsfähigkeit der Mikroorganis- men. 261 Fraenkel, Zur Lehre von der Identität des Streptococcus pyogenes und Strepto- coccus Erysipelatos. (Orig.) 691 Friedheim, Zur Injektionsbehandlung der akuten Gonorrhöe. 711 48* 724 Register, Gamaleia, Vibrio Metsclinikovi ; Vaceina- tioo chimique. 680 Geppert, Zur Lehre von den Antisepticis. 614 Gessner, Ueber die Bakterien im Duode- num des Menschen. 114 Geuns, van, Ueber das „Pasteurisiren“ von Bakterien. 684 Gianturco, Ricerche istologiche e batterio- logiche sulla lebbra. 702 Giard, Sur l’infection phosphorescente des Talitres et autres Crustaces. 645 Grawitz, Die Entwickelung der Eiterungs- lehre und ihr Verhältniss zur Cellular- pathologie. 234 — , Beitrag zur Theorie der Eiterung. 319 Halsted, Peronosporeae and rain fall. 89 Bärtig, Herpotrichia nigra n. sp. 58 Heinisch, Sur les proprietes antiseptiques de l’hydroxylamine. 616 Heller, Zur Kenntniss des Moschnspilzes. Mit 3 Figuren. (Orig.) 97 Holschewnikoff , Ueber die Bildung von Schwefelwasserstoff durch Bakterien. 14 Hovorka, von und Winkler , Ein neues Unterscheidungsmerkmal zwischen dem Bacillus cholerae asiaticae Koch und dem von Finkler und Prior entdeckten Bacillus. 605 Hueppe, Ueber die Giftigkeit der Cholera- bakterien und die Behandlung der Cho- lera. 502 Jadassohn, Demonstration von Favuskul- turen. 203 Karlinski, Zur Kenntniss des Bacillus enteritidis Gärtner. (Orig.) 289 — , Untersuchungen über das Verhalten der Typhusbacillen in typhösen Dejek- tionen. (Orig.) 65 — , Ueber das Verhalten einiger patho- gener Bakterien im Trinkwasser. 138 — , Ueber das Verhalten des Typhus- bacillus im Brunnenwasser. 671 Käst, Ueber die quantitative Bemessung der antiseptiscben Leistung des Magen- saftes. 339 Kischensky , Ueber Actinomycesreinkul- turen. 639 Kitasato, Ueber den Rauschbrandbacillus und sein Kulturverfahren. 337 — , Ueber den Tetanuserreger. 679 Klein,E., Ueber eine akute infektiöseKrank- heit des schottischen Moorhuhnes (La- gopus scoticus). (Orig.) 36 — , Ein weiterer Beitrag zur Kenntniss der infektiösen Hühnerenteritis. (Orig.) 257 — , Ein weiterer Beitrag zur Kenntniss des Bacillus der Grouse-disease. (Orig.) 593 — , L , Botanische Bakterienstudien. I. Mit 3 lithographischen Tafeln. (Orig.) 313. 345. 377 Krassitstchik, Sur les bact^ries biopbytes. 514 Kühnemann, Zur Bakteriologie der Verruca vulgaris. 240 Lagerheim , Sur un genre nouveau de Chytridiac^es parasite des uredospores de certaines Ur4din6es. 22 Laker, Beitrag zur Charakteristik der primären Lungenaktinomykose des Menschen. 390 Laurent, Recherches sur la valeur com- parce des nitrates et des sels ammonia- caux comme aliment de la levure de biere et de quelques autres plantes. 411 Legrain , Sur les caracteres de culture d’une levure du mucus vaginal. 111 Lindt , Ueber einen neuen pathogenen Schimmelpilz aus dem menschlichen Gehörgang 269 — , Ein Fall von primärer Lungenspitzen- aktinomykose. 391 Loeffler, Eine neue Methode zum Färben der Mikroorganismen , im besonderen ihrer Wimperhaare und Geissein. Mit 8 Photogrnmmen. (Orig.) 209 Lubarsch, Ueber die bakterienvernichten- den Eigenschaften des Blutes und ihre Beziehungen zur Immunität. (Orig.) 481. 529 Ludwig, Weitere Mittheilungen über Alko- holgährung und die Schleimflüsse leben- der Bäume. (Orig.) 133. 162 Martinson , Pneumoniemikroben in den parenchymatösen Organen bei der crou- pösen Pneumonie. 418 Mc. Fadyean , The morphology of the Actinomyces. 576 Mendoza, Zur Eigenbewegung der Mikro- kokken. (Orig.) 566 Menge, Ueber rothe Milch. (Orig.) 596 Metschnikoff, Note sur le pläomorpbisme des( bactöries. 108 — , Etudes sur l’immunite. I. Immunite des lapins contre le bacille du rouget des porcs. 336 Meyer, Untersuchungen über die Ent- wickelung einiger parasitischer Pilze bei saprophytischer Ernährung. 50 Miller , Die Mikroorganismen der Mund- höhle. — Die örtlichen und allgemeinen Erkrankungen, welche durch dieselben hervorgerufen werden. 294 Neieser, 1) Ueber die Struktur der Lepra- und Tuberkelbacillen mit specieller Be- rücksichtigung der Rosanilin- und Pa- rarosanilinfarbstoffe. — 2) Ueber Lepra- zellen. 202 Oppenheimer, Biologie der Milchkothbak- terien des Sänglings. 586 Register, 725 Paltauf und Meider, Der Bacillus ma'idis (Cuboni) und seine Beziehungen zur Pellagra. 355 Pavloff , Impeticula capillitii, eine neue impetigo-ähnliche Krankheit des be- haarten Kopfes. 642 Peters , Die Organismen des Sauerteigs und ihre Bedeutung für die Brotgäh- rung. 228 Petruschky, Bacterio - chemische Unter- suchungen. (Orig.) 625. 657 Pfeiffer , Ueber einen neuen Kapselbacillus. 13 Podicyssozki , Ueber die Bedeutung der Coccidieu in der Pathologie der Leber des Menschen. (Orig.) 41 Prillieu x, Sur la maladie du Peuplier py- ramidal. 273 — , Production de pdrithfeces de Physa- lospora Bidwellii au printemps sur les grains de raisins attaques l’annee pre- c^dente par le Black Rot. 23 Protopopof , Ueber die Hauptursache der Abschwächung des Tollwuthgiftes. (Orig.) 129 Raczynski , Zur Frage über die Mikro- organismen des Verdauungskanals. Ei- weiss peptonisirende Bakterien im Ma- gen von Hunden bei Fleischnahrung. 112 Raptschewsky, Gutachten über die gegen- wärtige Stellung der Frage des Pende- schen Geschwüres und Programm zur weiteren Erforschung dieser Erkran- kung dem gelehrten medicinal-militär. Comite vorgelegt. 504 Raum , Der gegenwärtige Stand unserer Kenntnisse über den Einfluss des Lichts auf Bakterien und auf den thierischen Organismus. 261 Richards, The Uredo-stage of Gymnospo- rangium. 709 Richet, Etüde physiologique sur un mi- crobe pyogfene et septique. 670 Ries, Ueber das Epidermophyton mit De- monstration mikroskopischer Präparate. 203 Roberts, Observations on the artificial cultivation of the ringworm Fungus. 640 Rodet, De l’importance de la temperature dans la d^termination des espkces microbiennes en general , et specia- lement du bacille typhiqne. 500 Rohrer, Zur Morphologie der Bakterien des Blutes und des Nasenrachenraumes. 392 Rosenfeld, Ein neuer Bacillus in Komma- form. 442 Roux et Yersin, Contribution ä lYtude de la diphtbdrie. 263 Sachsse, Die Mikroorganismen des Bodens. 603 Schäfer, Ueber einen Fall von Zoster ophthalmicus bei croupöser Pneumonie nebst einigen Bemerkungen über das Wesen des Herpes Zoster. 703 Scheibenzuber, Ein Bacillus mit brauner Verfärbung der Gelatine. 441 Schmidt-Mühlheim , Ueber Sporenbildung auf Fleisch von milzbrandkranken Thieren. 84 Schubert, Fadenpilze in der Nase. 607 Senger, Ueber die Einwirkungen unserer Wundmittel auf den menschlichen Orga- nismus und über ihre Leistungsfähig- keit. 520 Siebenmann, Die Schimmelmykosen des menschlichen Ohres. 356 Solles, Influence de l’^rysipele de l’homme sur Involution de la tuberculose expe- rimentale du cobaye. 569 Sorauer, Die Lohkrankheit der Kirsch- bäume. 245 Sormani, Azione dei succhi digerenti sul virus tetanigeno. 139 Stchastny, Sur la formation des cellules geantes et leur röle phagocytaire dans la tuberculose des amygdales et de l’epiglotte. 183 Strelitz, Bakteriologische Untersuchungen über den Pemphigus neonatorum. 354 Tavel, Das Bacterium coli commune als pathogener Organismus und die Infek- tion vom Darmkanal aus. 443 Tchistovitch, Des phenomenes de pbago- cytose dans les poumons. 399 Tilanus , Neuere Untersuchungen über die antiseptische Wirkung des Jodoforms. 367 Tizzoni e Cattani, Ricerche bacterio- logiche sul tetano. Prima comunica- zione. 266 Tommasoli, Ueber bacillogene Sykosis. 507 Trenkmann, Die Färbung der Geissein von Spirillen und Bacillen. (Orig.) 433 Valentini, Beitrag zur Pathogenese des Typhusbacillus. 16 Villemin, Etüde experimentale de l’action de quelques agents chimiques sur le developpement du bacille de la tuber- culose. 571 Vuillemin, Ascospora Beyerinekii et la maladie des C4risiers. 300 — , La maladie du Peuplier pyramidal. 190 Warington, The Chemical actions of some microorganisms. 498 Winogradsky, Sur le pRomorphisme des bactdries. 108 Wysokowicz, Ueber die Passirbarkeit der Lungen für die Bakterien. 413 726 ■Register. Wyss, Ueber den Milchschlamm. 587 Zagari, Ricerche etiologicbe sul rino- scleroma. 450 Zamiko, Zur Kenntniss des Diphtherie- bacillus. (Orig.) 153. 177 224 Fäuluiss. Canalis e di Mattei , Contributo allo Studio della influenza della putrefazione sui germi del colera e del tifo. 338 Gährung. Adametz, Bakteriologische Untersuchungen über den Reifungsprocess der Käse. 78 Beyerinck, Die Lactase, ein neues Enzym. Mit 2 Figuren. (Orig.) 44 Cnopf , Quantitative Spaltpilzuntersuchun- gen in der Kuhmilch. 553 Cohn, Ueber thermogene Wirkung von Pilzen. 351 Duclaux, Sur la Conservation des levures. 412 — , Sur la nutrition intracellulaire. II. 546 Escherich, Zur Pathogenese der bakte- riellen Verdauungsstörungen im Säug- lingsalter. 554 Fervbach, Sur le dosage de la sucrase. 668 Fokker, Ueber das Milchsäureferment. 293. 472 Hueppe, Ueber die zymotechnische Wasser- analyse. (Orig.) 24 Laurent , Recherches sur la valeur com- paree des nitrates el des sei» am- moniaeaux comme aliment de la levure de bifere et de quelques autres plantes. 411 Ludwig , Weitere Mittheilungen über Alkoholgährung und die Schleimflüsse lebender Bäume. (Orig.) 133. 162 Oppenheimer, Biologie der Milchkothbak- terien des Säuglings. 586 Peters, Die Organismen des Sauerteigs und ihre Bedeutung für die Brotgährung. 228 Raczynski, Zur Frage über die Mikro- organismen des Verdauungskanals. Eiweiss peptonisirende Bakterien im Magen von Hunden bei Fleischnahrung. 112 Sachsse, Die Mikroorganismen des Bodens. 603 Warington, The Chemical actions of some microorganisms. 498 TVyss, Ueber den Milchschlamm. 587 Beziehungen der Bakterien und anderer pflanzlicher Parasiten zur unbelebten Matur. Bakterien etc. und Luft. Carpenter, Microbic life in sewer air. 568 Dubief et Brühl , Recherches bacterio- logiques sur la desinfection des locaux par les substances gazeuses, et en particulier par l'acide sulfureux. 91 Bakterien etc. und Wasser. Ali-Cohen, Eigenbewegung bei Mikro- kokken. (Orig.) 33 Bartoscheivitsch, Ueber die Methode der Auffindung von Abdominaltyphusbacil- len im Wasser. 466 De Giaxa, Ueber das Verhalten einiger pathogener Mikroorganismen im Meer- wasser. 497 Fazio, I microbi delle acque minerali. 294 Fraenhel, Untersuchungen über Brunnen- desinfektion und den Keimgehalt des Grundwassers. 81 — , Bemerkungen zu dem Referate von Dr. Oltmanns in Bd. VI. No. 7 d. Blattes. 370 Henrijean, Contribution ä l’etude du role dtiologique de l’eau potable dans les epidemies de typhus. 139 Karlinslei, Ueber das Verhalten einiger pathogener Bakterien im Trinkwasser. 138 — , Untersuchungen über das Verhalten der Typhusbacillen in typhösen Dejek- tionen. (Orig.) 65 — , Ueber das Verhalten des Typhus- bacillus im Brunnenwasser. 671 Olivier , Sur le bacille de la fievre typhoide. 503 Oltmanns, Erwiderung. 473 Poncet, Note sur les microbes de l’eau de Vichy, source de „l’hopital“. 548 Raptschewsky, Gutachten über die gegen- wärtige Stellung der Frage des Pende- schen Geschwüres und Programm zur weiteren Erforschung dieser Erkrankung dem gelehrten medicinal-militär. Comitd vorgelegt. 504 Thoinot, Note sur l'examen microbio- logique d’une source de la region cal- caire du Havre. 83 Tiemann und Gärtner, Die chemische und mikroskopisch-bakteriologische Unter- suchung des Wassers. Zum Gebrauch für Chemiker, Aerzte, Medicinalbeamte, Pharmaceuten, Fabrikanten und Tech- Register. 727 niker. Zugleich als dritte vollständig umgearbeitete und vermehrte Auflage von Kubel-Tiemann’s Anleitung zur Untersuchung von Wasser u. s. w. 192 Bakterien etc. und Boden. Baptschewsky , Gutachten über die gegen- wärtige Stellung der Frage des Pende- schen Geschwüres und Programm zur weiteren Erforschung dieser Erkrankung dem gelehrten medicinal-militär. Comit4 vorgelegt. 504 Sachsse, Die Mikroorganismen des Bodens. 603 Bakterien etc. in Nahrungs- und Genussmitteln. Adamet.z, Bakteriologische Untersuchungen über den Reifungsprocess der Käse. 78 Baginsky , Zur Biologie der normalen Milehkothbakterien. II. 16 — , Zum Grotenfelt’schen Bacillus der rothen Milch. 137 Beyerinck, Die Lactase, ein neues Enzym. Mit 2 Figuren. [Orig.) 44 Bongers, Die Sommerdiarrhöe der Säug- linge. 387 Cnopf Quantitative Spaltpilzuntersuchun- gen in der Kuhmilch. 553 Cooper, Scarlatina and its relation to Cow’s milk et Wimbledon and Merton. 183 Escherich, Zur Reform der künstlichen Ernährung im Säuglingsalter. 585 — , Sur Pathogenese der bakteriellen Ver- dauungsstörungen im Säuglingsalter. 554 Fazio, I microbi delle acque minerali. 294 Fokker, Ueber das Milchsäureferment. 293. 472 Geuns, van , Ueber das „Pasteurisiren“ von Bakterien. 684 Grünu-aldt , Beschreibung des Sterilisa- tionsapparates zur Herstellung sterili- sirter Kindermilch. 550 Hirschberger , Experimentelle Beiträge zur Iufeetiosität der Milch tuberculöser Kühe. 323 Karlinski , Zur Kenntniss des Bacillus enteritidis Gärtner. [Orig.) 289 Kästner , Experimentelle Beiträge zur Infectiosität des Fleisches tuberculöser Rinder. 417 Kratschmer und Niemilov-icz, Ueber eine eigentümliche Brotkrankheit. 501 Lesage, Etüde clinique sur le Cholera infantile. 549 Menge, Ueber rothe Milch. [Orig.) 596 Olivier, Sur le bacille de la fievre typhoide. 503 Oppenheimer , Biologie der Milchkothbak- terien des Säuglings. 586 Paltauf und Heider, Der Bacillus maidis (Cuboni) und seine Beziehungen zur Pellagra. 355 Peters, Die Organismen des Sauerteigs und ihre Bedeutung für die Brot- gährung. 228 Scheibenzuber, Ein Bacillus mit brauner Verfärbung der Gelatine. 441 Schmidt- Mühlheim, Ueber Sporenbildung auf Fleisch von milzbrandkranken Thie- ren. 84 — , Ueber eine bacilläre Anomalie der sogen. Lachsschinken. 669 Sormani, Azione dei succhi digerenti sul virus tetanigeno. 139 Steinheil, Ueber die Infektiosität des Fleisches bei Tuberculose. 699 Wyss, Ueber den Milchschlamm. 587 IV. Thierisehe Parasiten. Behrendsen, Ueber die Verbreitung des Echinococcus im menschlichen Organis- mus. 459 Blanchard, Quelques mots sur la Chique. 330 Blümcke, Beitrag zur Statistik der Echino- eoccuskrankheit in Vorpommern. 459 Bowlby, Mittheilung über 2 Fälle von Filaiia immitis beim Menschen. 190 Brandes, Die Familie der Holostomeae, ein Prodromus zu einer Monographie derselben. 241 — , Helminthologisches. 21 Braun, Gyrocotyle, Ampliiptyches und Verwandte. [Orig.) 436 Brunn, von, Ueber einen Fall von Echino- coccus der Lunge. 189 Bütschli, Protozoa. 706 Celli und Guarnieri, Ueber die Aetiologie der Malariainfektion. 638 Cobb, Beiträge zur Anatomie und Onto- genie der Nematoden. 122 Creutz , Ueber Echinococcus der Leber und seine Behandlung. 460 Darier, De la psorospermose folliculaire v^getante. 456 Deichler , Weitere Mittheilungen über para- sitäre Protozoen im Keuchhustenaus- wurf. 271 Demars, Des kystes hydatiques du foie. 461 728 Register. Elfte Denkschrift, betreffend die Bekäm- pfung der Reblauskrankheit 1888/89. 402 JJolina , Zur pathologischen Anatomie des intraoculären Cysticercus. 516 Fischer, Beitrag zur Statistik der Echino- coccuskrankheit in Pommern, speciell in Neuvorpommern. 460 Hamm, Ueber den Echinococcus der Re- spirationsorgane. 460 Heckert, Untersuchungen über die Ent- wickeluugs- und Lebensgeschichte des Distomum macrostomum. 357 Hirschberg, Ueber Milzechinokokken. 460 ljima und Murasa, Some new cases of the occurrence of Bothriocephalus ligu- loi'des Lt. 55 ljima , The source of Bothriocephalus in Japan. 56 Juüien, La Chique (Sarcopsylla penetrans Westwood) sur la cöte occidentale d’Afrique. 329 Herbert, Het voorkomen von Bothrio- cephalus latus Brems, in Nederland. 458 Knüpffer, Beitrag zur Anatomie des Aus- führungsganges der weiblichen Ge- schlechtsprodukte einiger Acanthoce- phalen. 147 Krause, Ueber dan cystischen Leber- ecbinococcus und über die von R. von Volkmann eingeführte Methode der Operation desselben. 461 KiincJcel d' Herculais, Les Acridiens et leurs invasions en Algerie. 57 Lebedew und Andrew, Verimpfung von Echinococcusblasen vom Menschen auf Kaninchen. 393 Leidy, Parasites of the striped Bass. 611 — , Parasites of the Rock-fish. 611 — , Trematodes of the Muskrat. 612 — , Entozoa of the Terrapin. 612 — , Parasites of the Pickerei. 612 Leuckart, Die Parasiten des Menschen und die von ihnen herrührendeu Krank- heiten, ein Hand- und Lehrbuch für Naturforscher und Aerzte. 2. Aull. Bd. I. Lief. 4. 579 Lindner, Studien über die Biologie und hygienische Bedeutung der im Essig lebenden Nematoden. (Orig.) 633. 663. 694 Linstow , von , Beitrag zur Anatomie von Pbylline Hendorffi. 170 — , Helminthologisches. 146 — , Zur Anatomie und Entwickelungs- geschichte von Nematoxys ornatus Duj. 462 — , Compendium der Helminthologie. Nachtrag, die Litteratur der Jahre 1878 — 1889. 457 Löbker , Ueber den subphrenischen Echino- coccus. 189 Lönnberg , Bidrag tili kännedomen om i Sverige förekommande Cestoder. 611 Massiutin , Ueber die Amoeben als Para- siten des Dickdarms. 451 Mensinga , Ein Fall von Taenia bei einem zehnwöchentlichen Säugling. 189 Moniez , Parasitisme accidentel sur l’hom- me du Tyroglyphus farinae. 422 — , Sur un strongle de la paroi stoma- cale des lifevres et des lapins de ga- renne. 395 Monticelli , Elenco degli Elminti raccolti dal Capitauo G. Cbiercha durante il viaggio di circumnavigazione della R corvetta „Vettor Pisani“. 394 — , Osservazioni sul Bothriocephalus rni- crocephalus Rud. Nota preliminare. 395 — , Tristomum uncinatum n. sp. 516 — , Ancyrocephalus paradoxus Creplin e resisione del genere Tetraonchus Dies. Nota preliminare. 516 — , Saggio di una Morfologia dei Trema- todi. 120 — , Di un Distoma dell’ Acanthias vulga- ris. 612 Mosler, Ueber Mittel zur Bekämpfung endemisch vorkommender Echinococcus- krankheit. 708 Nehring , Ein neues Vorkommen von Halarachne halicboeri Allman. 464 Parisi, Die Cocosnuss als Bandwurm- mittel. 148 Pavesi , Quadro sinottico delle Tenie umane. 272 Podceyssozki , Ueber die Bedeutung der Coccidien in der Pathologie der Leber des Menschen. (Orig.) 41 Pomel , Sur les ravages exerces par un Hemiptere du genre Aelia sur les ce- reales algeriennes. 90 Pptherat , Contribution au diagnostic et au traitement des kystes hydatiques de foie. 462 Poulsen og Boas , En Braemselarve i Hjsernen hos en Hest. 420 Iiailliet , De l’occurence de la filaire de Medine chez les animaux. 56 Rasmussen , En själden Aarsag til Ikterus. 393 Rosenthal, Ueber den Echinococcus der Muskeln. 461 Schuberg , Ueber Grassia ranarum Fisch. 463 Sonsino , Studi e notizie elmintologicbe. 396 Stölting , Entfernung eines eingekapselten Cysticercus aus dem Auge. 188 Register. 729 Stossich , Brani di elmintologia tergestina. Serie sesta. 581 — , 1 distomi degli anfibi. 581 — , Vermi parassiti animali della Croa- zia. 581 Strubeil , Untersuchungen über den Bau und die Entwickelung des Rübennema- toden, Heterodera Schachtii Schmidt. 423 Thoma , Ueber eigenartige parasitäre Or- ganismen bei den Epithelzellen der Carcinome. 269 Turner, Trichinosis 190 Villot , Sur la Classification des cystiques. 272 Zschokke , Erster Beitrag zur Parasiten- fauna von Trutta salar. 88 V. Bakterien und andere Parasiten als Krankheitserreger bei Menschen und Thieren. a. Infektiöse Krankheiten im Allgemeinen. Archinard, Die desinficirende und ent- wickelungshemmende Wirksamkeit ei- niger gebräuchlicher Mundwässer. 429 Arnold, Ueber den Kampf des mensch- lichen Körpers mit den Bakterien. 711 Bayinsky , Zur Biologie der normalen Milchkothbakterien. II. 16 Bru'utigam und Nowack , Ueber die an- tibacilläre Kraft des Perubalsams. 429 Büchner , Ueber die bakterientödtende Wirkung des zellenfreien Blutserums. {Orig.) 1 — , Ueber die nähere Natur der bakterien- tüdtenden Substanz im Blutserum. {Orig) 561 Carpenter , Microbic life in sewer air. 568 Clemens , Die Vernachlässigung der Mund- höhle und des Rachens am Kranken- bett und im Krankenzimmer. 469 Comhy , Rapport sur les mesures ä pren- dre pour combattre la transmission des maladies contagieuses dans les hopitaux d’enfants. 583 C'unningham , Are choleraic Comma-Ba- cilli, even granting that they are the proximate cause of choleraic Symptoms, really efficient in determining the epi- demic diffusion of cholera? 548 Dastre et Loye , Le lavage du sang dans les maladies infectieuses. 470 JJe Giaxa , Ueber das Verhalten einiger pathogener Mikroorganismen im Meer- wasser. 497 Enderlen , Ueber den Durchtritt von Milzbrandsporen durch die intakte Lun- genoberfläche des Schafes. 144 Esmarch , von , Das Schicksal der pathoge- nen Mikroorganismen im todten Körper. 443 Ferrdn , Origen, polimorfismo y heteroe- cia de las bacteriäceas en sus relacio- nes con la hygiene y la patogenia 48 Förster, Ueber die Einwirkung gesät- tigter Kochsalzlösungen auf pathogene Bakterien. 338 Fraenkel, Untersuchungen über Brunnen- desinfektion und den Keimgehalt des Grundwassers. 81 Iraenktl und Kiderlen, Zur Lehre vom Uebergang pathogener Mikroorganis- men von der Mutter auf den Fötus. 698 Geppert , Zur Lehre von den Antisep- ticis. 614 Gerlvczy, von, Versuche über die prak- tische Desinfektion von Abfallstoften. 715 Geuns , van , Ueber das „Pasteurisiren“ von Bakterien. 684 Hanau, Einige Bemerkungen über die Analogie durch höhere und niedere Parasiten bewirkter pathologischer Vor- gänge. 605 HeUer, Zur Kenntniss des Moschuspilzes. Mit 3 Figuren. {Orig.) 97 Herzen, Microbes et prddispositions. 321 Hcubner, Ueber den Genius epidemicus. 110 Hueppe , Die Methoden der Bakterienfor- schung. 4. Aufl. 518 Israel , Practicum der pathologischen Hi- stologie. 647 Jaksch , von , Klinische Diagnostik innerer Krankheiten mittelst bakteriologischer, chemischer und mikroskopischer Unter- suchungsmethoden. 518 Karlinsky , Untersuchungen über die Einwirkung von Jodoform auf eite- rungserregende Mikroorganismen. 237 Kitt, Bakteriologische und pathologische Uebungen für Thierärzte und Studirende der Thierheilkunde. 465 Korkunoff, Beitrag zur Frage der Infek- tion durch Mikroorganismen von Seiten des Darmkanals. 445 730 Register. Laist , Sulla transmissione del carbon- chio dalla madre al feto. 444 Lubarsch , Ueber die bakterienvcrnichten- den Eigenschaften des Blutes und ihre Beziehungen zur Immunität. (Orig.). 481. 529 Miller , Die Mikroorganismen der Mund- höhle. — Die örtlichen und allgemeinen Erkrankungen, welche durch dieselben hervorgerufen werden. 294 Netter , Microbes pathogfencs contenus dans la bouche de sujets sains ; mala- dies qu’ils provoquent ; indications pour l'hygidniste et le medecin. 500 Pfeifer, Ueber einen neuen Kapselbacil- lus. 13 Baum, Der gegenwärtige Stand unserer Kenntnisse über den Einfluss des Lichts auf Bakterien und auf den thie- rischen Organismus. 261 Eichet , Etüde physiologique sur un mi- crobe pyogfene et septique. 670 Roger et Gaume , Toxicitd de l’urine dans la pneumonie. 351 Bohrer, Zur Morphologie der Bakterien des Blutes und des Nasenrachenraumes. 392. Senger , Ueber die Einwirkungen unserer Wundmittel auf den menschlichen Or- ganismus und über ihre Leistungsfähig- keit. 520 1 Stemberg, The etiology of croupous pneu- monie. 140 Tavel , Das Baeterium coli commune als pathogener Organismus und die In- fektion vom Darmkanal aus. 443 Tchistovitch , Des phenomenes de pliago- cytose dans les poumons. 399 Whitelegge , The period of infection in scarlet fever. 85 Wysdkomc» , Ueber die Passirbarkeit der Lungen für die Bakterien. 413 b. Einzelne durch Bakterien und andere Parasiten hervorgerufene Krankheiten und Krankheiten einzelner Organe. Aktinomykose. Bujwid , Ueber die Reinkultur des Aeti- nomyces. Mit 2 Photogrammen. (Orig.), 630 Curtze , Die Aktinomykose und ihre Be- kämpfung. 392 Fessler , Ueber Aktinomykose beim Men- schen. 578 Hamburger, Actinomyces im Knochen eines Pferdes. 578 Hohenegg , Actinomycosis cutis faciei. 575 Kischensky , Ueber Aktinomycesreinkul- turen. 639 Laker , Beitrag zur Charakteristik der primären Lungeuaktinomykose des Menschen. 390 Linclt, Ein Fall von primärer Lungen- spitzenaktinomykose. 391 Lüning und Hanau , Zur Casuistik der Actinomycosis des Menschen. 508 j Mc Fadyean, The morphology of the Actinomyces. 576 Noorden, Ueber fünf weitere Fälle von Aktinomykose, nebst Bericht über die Endresultate der früher an der Klinik operirten elf Fälle. 703 PokcII, Godlee und Taylor , Actinomycosis hominis. 187 l'danus , Ueber einen Fall von Actino- mycosis cutis faciei, 576 Alopecia areata. Behrend, Haare von Alopecia areata. 203 Michclson , Ueber Trichofolliculitis bacte- ritica. 203 Bakteriurie. Peyer , Zur Bakteriurie. 450 Blennorrhoe. Beminy , Tripperblennorrhöe des Auges. 610 Lamhofer, Die Blennorrhoea neonatorum. 115 Carcinom. Thoma , Ueber eigenartige parasitäre Organismen bei den Epithelzellen der Carcinome. 269 Caries. Galippe et Vignal, Note sur les micro- organismes de la carie dentaire. 169 Cholera asiatica. Büchner und Segall, Ueber gasförmige antiseptische Wirkungen des Chloro- form, Formaldehyd und Kreolin. 366 Register. <31 Canalis e di ilattei, Contributo allo Studio della influenza della putrefazione sui germi del colera e del tifo. 338 Cunningham, Are choleraic Comma-Bacilli, even granting tbat they are the proxi- mate cause of choleraic Symptoms, really efficient in determining the epidemic diffusion of Cholera? 548 De Giaxa, Ueber das Verhalten einiger pathogener Mikroorganismen im Meer- wasser. 497 Ilovorka, von, und Winkler, Ein neues Unterscheidungsmerkmal zwischen dem Bacillus cholerae asiaticae Koch und dem von Finkler und Prior entdeckten Bacillus. 605 Hueppe, Ueber die Giftigkeit der Cholera- bakterien und die Behandlung der Cho- lera. 502 Karlinski, Ueber das Verhalten einiger pathogener Bakterien im Trinkwasser. 138 Mac Leod and Milles, An inquiry into the causatiou of asiatic Cholera. 166 Moore, The analogy of Summer Diarrhoea and Cholera. 549 Pfuhl, Ueber die Desinfektion der Typhus- und Choleraausleerungen mit Kalk 340 Conjunctivitis. Kemeny, Die Tripperblennorrhöe des Auges. 610 Diarrhöe. Dongers, Die Sommerdiarrhöe der Säug- linge. 387 Lesage, Etüde clinique sur le Cholera infantile. 549 Moore, The analogy of Summer Diarrhoea and Cholera. 549 Diphtherie. Deichler, Ueber den Ursprung des diph- theritischen Giftes. 700 Heinisch, Sur les proprietds antiseptiques de l’hydroxylamine. 616 Heuhner, Beiträge zur Kenntniss der Diph- therie. II. Die diphtheritische Mem- bran. 700 Prudden, On the ctiology of diphtlieria 262 Roux et Yersin, Contribution ä l’etude de la diphtherie. 263 Zarniko, Zur Kenntniss des Diplitlierie- bacillus. (Orig.) 153. 177. 224 Dysenterie. Massiutin, Ueber die Amoeben als Para- siten des Dickdarms. 451 Eiterung. Gran itz, Beitrag zur Theorie der Eiterung. 319 — , Die Entwickelung der Eiteruugslehre und ihr Verhältniss zur Cellularpatho- logie. 234 Ilanau, Ueber die Entstehung der eiterigen Entzündung der Speicheldrüsen. 141 — , Ueber einen Fall von eiteriger Pro- statitis bei Pyämie als Beitrag zur Lehre von den Ausscheidungskrank- heiten. 142 Karlinski, Ueber die neueren Ansichten über die Entstellung von Eiterung. 237 — , Untersuchungen über die Einwirkung von Jodoform auf eiterungserregende Mikroorganismen. 237 Tilanus, Neuere Untersuchungen über die antiseptische Wirkung des Jodoforms. 367 Valentini, Beitrag zur Pathogenese des Typhnsbacillus. 16 Eklampsie. Blanc, Action pathogfene d’un microbe trouve dans les urines d’^clamptiques. 184 Empyem. Rosenfeld, Ein neuer Bacillus in Komma- form. 442 Erysipel. Ruch, Zur Pathologie und Therapie des Erysipels. 389 Fraenkel , Zur Lehre von der Identität des Streptococcus pyogenes und Strepto- coccus Erysipelatos. (Orig.) 691 Kurion:, Ueber die Bedeutung der Milz im Kampfe mit den ins Blut einge- drungenen Mikroorganismen. 683 Lauenstein, Zur Behandlung des Erysipels nach Kraske-Riedel. 60 Vernenil et Clado, De l’kientite de l'cry- sipfele et de la lymphangite nigue. 87 7 82 Register. Euterentzündung. C'ooper, Scarlatina ands its relation to Cow’s milk at Wimbledon and Merton. 183 Exantheme. Kickhorst, Ueber die exantbematiscben Krankheiten. 706 Favus. Elsenberg, Ueber den Favuspilz. 115 FaJbry, Klinisches und Aetiologiscbes über Favus. 641 Jailassohn, Demonstration von Favuskul- turen. 203 Kral, Mittheilungen über Hautmikrophy- ten. 204 Quincke, Doppelinfektion mit Favus vul- garis und Favus herpeticus. 119 Fleischvergiftung. Karlinski, Zur Kenntniss des Bacillus enteritidis Gärtner. (Orig.) 289 Frettchenseuche. Eberth und Schimmelbusch, Ein weiterer Beitrag zur Kenntniss der Frettchen- seuche. 87 Furunculose. Cholewa, Menthol bei Furunculose des äusseren Gehörganges. 281 Gastroenteritis. Oamaleia, Vibrio Metschnikovi ; Yacci- nation chimique. 680 Stirl, Zur Lehre von der infektiösen fieberhaften, mit Ikterus komplicirten Gastroenteritis (Weil’sche Krankheit). 574 Gelbfieber. Sternberg, Recent researches relating to the etiology of yellow fever. 266 Gelenkrheumatismus. Monti, Süll’ eziologia del reumatismo articolare acuto. 326 Gonorrhöe. Friedheim, Zur Behandlung der akuten Gonorrhöe. 250 — , Zur Injektionsbohandlung der akuten Gonorrhöe. 712 Grünfeld, Endoskopische Befunde nach Tripperinjektionen. 250 Jacobi, Ueber die gonorrhoische Vulvitis der Prostituirten. 250 Kemeny, Die Tripperblennorrhöe des'Auges. 610 Klotz, Ein Wort zu Gunsten der endo- skopischen Behandlung der chronischen Gonorrhöe. 250 Lamhofer, Die Blennorrhoea neonatorum. 115 Neisser, Bedeutung der Gonokokken für Diagnose und Therapie. 248 Neumann, Ueber die klinischen und histo- logischen Veränderungen der erkrankten Vaginalschleimhaut. 248 Oberlaender, Ueber die praktische Be- deutung des Gonococcus. 238 Schütz, Ein Beitrag zum Nachweise der Gonokokken. 172 Steinschneider, Ueber Vulvovaginitis go- norrhoica. 249 Steinschneider und Galewski, Untersuchun- gen über Gonokokken und Diplokokken in der Harnröhre. 250 Strauss, Presence du gonococcus de Neisser dans un ecouleraent uiAthral survenu sans rapports sexuels. 299 Grouse-disease. Klein , Ueber eine akute infektiöse Krank- heit des schottischen Moorhuhnes (Lago- pus scoticus). (Orig.) 36 — , Ein weiterer Beitrag zur Kenntniss des Bacillus der Grouse-disease. (Orig.) 593 Herpes tonsuraus. Roberts, Observations on the artificial cultivation of the ringworm Fungus. 640 Herpes Zoster. Kaposi, Bemerkungen über die jüngste Zosterepidemie. 203 Schaffer, Ueber einen Fall von Zoster ophthalmicus bei croupöser Pneumonie nebst einigen Bemerkungen über das Wesen des Herpes Zoster. 703 Hospitalbrand. Rosenbach, Der Hospitalbrand 267 Register. 733 Hühnercholera. Gamaleia, Vibrio Metsehuikovi ; Vaccina- tion chimique. 680 Klein, Ein weiterer Beitrag zur Kenut- niss der infektiösen Hühnerenteritis. (Orig.) 257 Korkunoff, Beitrag zur Frage der Infek- tion durch Mikroorganismen von Seiten des Darmkanals. 445 Kurloic, v., Ueber die Bedeutung der Milz im Kampfe mit den ins Blut einge- drungenen Mikroorganismen. 683 Tchistovitch, Des phenomenes de phago- cytose dans les poumons. 399 IVertheim, Bakteriologische Untersuchun- gen über die Cholera gallinarum. 610 Ikterus. Rasmussen, En själden Aarsag til Ikterus. 393 Stirl, Zur Lehre von der infektiösen lieberhafteu, mit Ikterus komplicirteu Gastroenteritis (Weil’sche Krankheit). 574 Impeticula. Pavloff, Impeticula capillitii, eine neue impetigo-ähnliche Krankheit des be- haarten Kopfes. 642 Influenza. Schmitt, Inllueuzen in Gerolzhofen 1888. 299 Keratitis. Rindfleisch, Ueber septische Impf-Kcratitis. 619 Keuchhusten. Deichler, Weitere Mittheilungen über para- sitäre Protozoen im Keuchhustenaus- wurf. 271 Schilling, Zur Keuchhustenbehandlung. 402 Labyrinthentzündung. A 'atz , Ueber skarlatinöso Labyriuthent- zündung. 704 Leicheninfektion. Klein, Ueber einige Bakterienbefundc bei Leicheninfektion. 321 Lepra. Arning, Mittheilungen über Lepra. 201 Campana, Tentativi ripetuti ma seuza ri- sultato positivo nella cultura del ba- cillo leproso. 701 Gianturco, Ricerche istologiche e batterio- logiche sulla lebbra. 702 Neisser, 1) Ueber die Struktur der Lepra - und Tuberkelbacillen mit specieller Be- rücksichtigung der Rosanilin- und Pa- rarosanilinfarbstoffe. — 2) Ueber Lepra- zellen. 202 Petersen, Demonstration von Photogra- phien von Leprakranken. 202 Lymphangitis. Verneuil et Clado, De l’identite de l’ery- sipele et de la lymphangite aigue. 87 Malaria. Celli und Guarnieri, Ueber die Aetiologie der Malariainfektion. 638 Meningitis. Adenot, Recherches bacteriologiques sur uu cas de meningite microbienne. 680 Monti, Contributo allo studio della me- ningite cerebro-spinale. 326 Netter, Recherches sur les ineningites suppurees. 549 Wolff, Zur Aetiologie der Meningitis cerebrospinalis in Hamburg. 29B — , Das Verhalten der Meningitis cerebro- spinalis zu den Infektionskrankheiten. 298 Milzbrand. Boucliard, Influence qu’exerce sur la ma- ladic charbonneuse 1‘inoculation du ba- cille pyocyanique. 28 Büchner und Segall , Ueber gasförmige antiseptische Wirkungen des Chloro- forms, Formaldehyd und Kreolin. 366 De Giaxa, Ueber das Verhalten einiger pathogener Mikroorganismen im Meer- wasser. 497 Enderlen, Ueber den Durchtritt von Milz- brandsporen durch die intakte Lungen- oberfläche des Schafes. 144 Geppert, Zur Lehre von den Antisepticis. 614 Geuns, van, Ueber das „Pasteurisiren“ von Bakterien. 684 llankin, Immunity produced by an Albu- 734 Register. mose isolated from Anthrax Cultures. G17 Heini sch, Sur les proprietes antiseptiiiues de l’hydroxylamiue. 616 Karlinsky, lieber das Verhalteu einiger pathogener Bakterien im Trinkwasser. 138 Korkunoff, Beitrag zur Frage der Infek- tion durch Mikroorganismen von Seiten des Darmkanals. 445 Kurion', von, lieber die Bedeutung der Milz im Kampfe mit den ins Blut einge- drungenen Mikroorganismen. 683 l.atis, Sulla transmissione del carbonchio dalla madre al feto. 444 fjnbarsch, lieber die bakterienvernichten- den Eigenschaften des Blutes und ihre Beziehungen zur Immunität. (Orig.) 481. 529 Perroncito, Etüde sur l’immunite par rap- port au charbon. 337 Schmidt- Mühlheim , Uebcr Sporenbildung aufFleisch von milzbraudkranken Thie- len. 84 Tchistovitcli, Des pheuoini'nes de phago- cytose dans les poumons. 399 H'ysokoioicz, Ueber die Passirbarkeit der Lungen für die Bakterien. 413 — , Lettre ä M. Duclaux. 327 Mycosis fungoides. Dönitx und Lcissar , Ueber Mycosis fun- goides. 21 Nephritis. IlibhtH, Ueber unsere jetzigen Keuntuisse von der Erkrankung der Nieren bei Infektionskrankheiten. 705 Neubildungen. Zanda, Osservazioni anatomo-patologiche su di alcune ncoformazioni connettive dovute al pneumococco. 20 Noma. Schimmelbusch, Ein Fall von Noma. 270 Orchitis. Chiari, Weitere Beiträge zur Kenntuiss der Orchitis variolosa. 204 Zeissl, von, Ein Beitrag zur Anatomie der Lymphgefässe der männlichen Ge- schlechtsorgane. 204 Otitis. Penoylio, De l’otito moyenne infcctieuse. 509 llabermann, Zur Pathogenese der eiterigen Mittelohrentzündung. 144 Scheibe, Mikroorganismen bei acuten Mit- telohrerkrankungen. 186 Siebenmann , Beitrag zur Frage der Be- theiligung von Mikroorganismen bei der Otitis media diphtheritica. 609 Zaufal, Ueber den Bacillus Friedländer als Erreger der Otitis media acuta. 143 — , Fälle von genuiner akuter Mittelohr- entzündung, veranlasst durch den Diplo- coccus A. Fränkel-Weichselbaum und komplicirt mit Abscessen des Processus mastoideus. 508 Otomykose. Siebenmann, Die Schiimnelmy kosen des menschlichen Ohres. 356 Parotitis. Hanau, Ueber die Entstehung der eiteri- gen Entzündung der Speicheldrüsen. 141 Pelada. ISemier, Sur la Pelade. 18 Pellagra. Paltauf und Heider, Der Bacillus inaidis (Cuboni) und seine Beziehungen zur Pellagra. 355 Pemphigus. Strelitz, Bakteriologische Untersuchungen über den Pemphigus neonatorum. 354 Peude’sches (tropisches) Geschwür. Raptschewski, Gutachten über die gegen- wärtige Stellung der Frage des Pende- schen Geschwüres und Programm zur weiteren Erforschung dieser Erkrankung dem gelehrten und medicinal-militär. Comite vorgelegt. 504 Peritonitis. Fraenkel , Zur Lehre von der Identität des Streptococcus pyogenes uud Strepto- coccus Erysipelatos. (Orig.) 691 Register. 735 Fraenlcel und Eiderlen, Zur Lehre vom Uebergang pathogener Mikroorganis- men von der Mutter auf den Fötus. 698 Paicloivsky , Zur Lehre von der Aetiologie, der Entstehungsweise und den Formen der akuten Peritonitis. Eine experi- mentelle Untersuchung. 572 Pleuritis. Netter , De la pleuresie purulente rneta- pneumonique et de la pleurdsie puru- lente pneumococcique primitive. 19 Pneumonie. Aruttamoff , Zur Frage über die Ent- stehung der typhösen Pneumonie. {Orig.) 75. 105 Nahes, Einige erklärende Bemerkungen zu bakteriologischen Mittheilungen. {Orig.) 11 Büchner und Segall , Ueber gasförmige antiseptische Wirkungen des Chloro- form, Formaldehyd uud Kreolin. 366 Karlinski, Zur Frage über die Entstehung der typhösen Pneumonie. 671 Martinson , Pneumoniemikroben in den parenchymatösen Organen bei der crou- pösen Pneumonie. 418 Netter, Microbes pathogenes contenus dans la bouche de sujets sains ; maladies qu’ils provoqueut; indications pour l’hy- gieniste et le medecin. 500 Philippe, Zur Behandlung der akuten Pneumonie. 402 Hoger et Gaume , Toxicite de l’uriue dans la pueuraonie. 351 Schäffer , Ueber einen Fall von Zoster ophthalmieus bei coupöser Pneumonie nebst einigen Bemerkungen über das Wesen des Herpes Zoster. 703 Stemberg, The etiology of croupous pneu- monie. 140 /anda, Osservazioni anatomo-patologiche su di alcune neoformazioni connettive dovute al pneumococco. 20 Prostatitis. Hanau, Ueber einen Fall von eiteriger Prostatitis bei Pyämie als Beitrag zur Lehre von den Ausscheidungskrank- heiten. 142 Psoriasis. Ries, Ueber das Epidermophyton mit De- monstration mikroskopischer Präparate. 203 Puerperalfieber. Karlinski, Ein Beitrag zur Aetiologie der Puerperalinfektion der Neugeborenen. 239 Leopold, Dritter Beitrag zur Verhütung des Kindbettfiebers. Rückblick auf die 1369 klinischen Geburten des Jahres 1888, 471 Pustula maligna. Woolmer , Indications for treatmeut of malignant Pustule. 184 Pyämie. Hanau, Ueber einen Fall von eiteriger Prostatitis bei Pyämie als Beitrag zur Lehre von den Ausscheidungskrank- heiten. 142 Rose, Die Heilbarkeit der Pyämie. 369 Rausehbraud. Hess, Ueber Rauschbrand. 145 Kitasato, Ueber den Rauschbraudbacillus und sein Kulturvcrfahren. 327 Roger, De quelques causes, qui modifient l’immunite naturelle. 617 Rhinosklerom. Babes, Einige erklärende Bemerkungen zu bakteriologischen Mittheilungen. {Orig.) 11 Mibelli, Beiträge zur Histologie des Rhino- skleroms. 267 Wolkowitsch , Das Rhiuosklerom. Eine klinische, mikroskopische und bakterio- logische Studie. 50 Aagari, Ricerehe etiologiche sul rinosclc- roma. 450 Rotz. Balizky, Ueber die Wirkung der liotz- bacillen bei Hunden. 195 Cadeac et Sfeunier , Recherches experimen- tales sur l’actiou antiseptique des essen- ces. 282 Csolcor, Rotz bei einem Schafe als Ergeb- nis eines Impfversuches mit Kulturen von Rotzbacillen. 92 Gold, Ein Fall von Heilung des Rotzes mittelst raercurieller Behandlung (lu- unktionskur) nebst einigen praktischen 736 Register. Bemerkungen über den Rotz und des- sen Prophylaxe. 397 Li&icyn, Uebertragung von Pferderotz auf Katzen. 396 Peuchu, Sur la morve du inouton. 172 Budenko, Bakteriologische Untersuchung der Halslymphdriisen von rotzkranken Pferden. 510 Straus, Essais de vacciuation contre la morve. 710 Schafseuche. Galtier , Pneumo-enterite du porc. Sa transmission du mouton. 54 — , Determination des especes anima- les aptes ä contracter, par contagion spontanee et par inoculation, la pneumo- enterite infectieuse, considered jusqu’a present comme une maladie speciale du porc. 187 Scharlach. Babes, Einige erklärende Bemerkungen zu bakteriologischen Mittheilungen. (Orig.) 11 Cooper, Scarlatina and its relation to Cow’s milk at Wimbledon and Merton. 183 Katz, Ueber skarlatinöse Labyriuthent- zündung. 704 Whitelegge , The period of infection in scarlet fever. 85 Schweineseuche. Galtier , Pneumo-enterite du porc. Sa transmission du mouton. 54 — , Determination des espfeces anima- les aptes k contracter , par contagion spontanee et par inoculation, la pneumo- enterite infectieuse, consideree jusqu’a prdsent comme une maladie speciale du porc. f 187 Metschndcoff, Etudes sur l’immunite. I. Immunitd des lapins contre le bacille du rouget des porcs. 336 Tehistovitch, Des phenomenes de phago- cytose dans les poumons. 399 Septikämie. Karlinski , Ein Beitrag zur Aeliologie der Puerpcralinfektion der Neugebore- nen. 239 Lucet, Sur une nouvelle septicemie du la- pin. 578 Soor. Heller, Des Eindringen des Soorpilzos in das Gewebe. 585 Sykosis. Tommasoli, Ueber bacillogenc Sykosis. 507 Bosenthal , Beitrag zur Aetiologie und zur Behandlung der Sycosis vulgaris. 267 Syphilis. Selbes , Ueber eine ungewöhnliche Art von extragenitaler Syphilisinfektiou. 504 Tetanus. Belfanti und Pescarolo , Das bakteriolo- gische Studium des Tetanus. IV. (Orig.). 283. 306 Iiitasato , Ueber den Tetanuserreger. 679 Lampiasi, Ricerche sull’ etiologia del te- tano. 20 Seydel, Komplicirte Komminutivfraktur beider Oberschenkel. 53 Sormani, Azione dei succhi digerenti sul virus tetanigeno. 139 Tizzoni e Cattani, Richerche bacteriolo- giche sul tetano. Prima comunicazione. 266 Tollwuth. Anrep, Ueber das Ptomain der Tollwuth. 119 Avüa Fernandez y de Pena, Caso clinico de hidrofobia rabiosa seguido de cura- cion por el uso de la pita en el hos- pital general de Ecija. 398 Babes et Lepp, Recherches sur la vacci- nation antirabique. 397 He Blasi e Russo-Travali , Rendiconto delle vaccinazioni protilatticbe ed espe- rimenti eseguiti nell’ istituto antirabbico e di microscopia clinica della citta di Palermo. 27 Hi Vestea e Zagari, Nuove ricerche sulla Register. 737 rabbia. La trasmissionc per i nervi di fronte a quella per i vasi. 25 Hoegyes , Coutribution experimentale ä l’etude de quelques questious pendantes au sujet de la rage. 551 — , Vaccinations contre la rage avant et apres infection. 552 Karlinsky, Untersuchungen über das Ver- halten der Typhusbacillen in typhösen Dejektionen. (Orig.) 65 Protopopoff , Ueber die Hauptursache der Abschwächung des Tollwuthgiftes. (Orig.) 129 Tonsillitis. Metzner, Ein Fall von mykotischer Man- delentzündung mit tödtlichem Ausgang. 606 Trachom. Tselios , Kreolin bei Trachoma. 470 Tuberculose. Andreesen, Ueber den inneren Gebrauch des Kreosots und parenchymatöse Kreo- sotinjektiouen bei Tuberculose der Lun- gen. 648 Avendano, Sur un ulcere tuberculeux de l’avant-bras survenu par inoculation accidentelle. 570 ßabes, Einige erklärende Bemerkungen zu bakteriologischen Mittheilungeu. (Orig.) 11 Berlioz, Recherches experimentales sur la vaccination et la guerison de la tuber- culose. 569 Bollinger , Die Prophylaxis der Tubercu- lose. 711 Cavagnis , Sur l’injection souscutanee de matiere tuberculeuse en quantites crois- santes. 568 Comet, Die Prophylaxis der Tuberculose. 468 Checcherelli , Le tannin dans la tubercu- lose des os et des articulations. 571 L’ornil, Sur la tuberculose des Organes genitaux chez la femme. 568 Courmont , Sur uue tuberculose micro- bienne et particuliere du boeuf. 168 De Toma, De l’antagonisme entre le Ba- cterium Termo et le Bacillus tuberculo- sus ä propos de bacteriotherapie. 569 Etudes experimentales et cliniques sur la tuberculose publiöes sous la direction de M. Vemeuü. 568 Gerber, Beitrag zur Casuistik der Impf- tuberculosc beim Menschen. 167 Gouguenheim et Tissier, Un cas de la- ryngite tuberculeuse primitive pseudo- VI. Bd. polypeuse. — Structure papillomateuse des tumeurs. — Examen bacteriolo- gique aftirmatif des crachats. — Inocu- lation ä un cobaye de fragments de tu- meur intra-laryngienne. — Tuberculi- sation du cobaye. 606 Heubner, Ueber den Genius epidemicus. 110 Hirschberger, Experimentelle Beiträge zur Infektiosität der Milch tuberculöser Kühe. 323 Hutinel, De l’heredite de la tuberculose. 325 Jacubasch, Ueber Inhalationen bei Lun- genschwindsucht. 648 Kästner , Experimentelle Beiträge zur In- fectiosität des Fleisches tuberculöser Rinder. 417 Kiener et Forgue, Contributions ä l'etude de la tuberculose buccale. 572 Korkunoff, Ueber die Entstehung der tu- berculösen Kehlkopfgeschwüre und die Rolle der Tuberkelbacillen bei diesem Processe. 353 Lepine et Paliard, Observations cliniques sur le traitement de la phthisie pul- monaire par l’acide fluorhydrique. 571 Lcroux, La tuberculose du premier age, d’apres les observations inedites du pro- fesseur Par rot. 568 Volvo:, et Br ow vier, Deux cas de tuber- culose bacillaire congenitale. 85 Migzahis, Klinische Beobachtungen über die Behandlung der Tuberculose mit Kreolin. 325 Moreau et Cochez, Contribution ä l’etude des inhalations d’aeide fluorhydrique dans le traitement des maladies des voies respiratoires. 571 Morcl-LavaUce , Scrofulo-tuberculose de la peau. 570 Mosso und Rondelli, Ueber Einathmung auf 200° erhitzter Luft mittels des von Dr. Weigert zur Heilung der Phthisis konstruirten Apparates. 648 Neisser, 1) Ueber die Struktur der Lepra- und Tuberkelbacillen mit specieller Be- rücksichtigung der Rosanilin- und Pa- rarosanilinfarbstofle. — 2) Ueber Lepra- zellen. 202 Podiryssuzki , Nekrophagismus und Bio- phagismus. Zur Terminologie in der Phagocytenlehre nebst einigen Be- merkungen über die Riesenzcllenbil- dung. _ 648 Raymond et Arthaud, Etüde sur le trai- tement ötiologique de la tuberculose en particulier par le tannin. 57 1 Renaut , Un mot sur les formes pneumo- niques de la tuberculose. 570 Riel , Note sur la pneumonie tuberculeuse lobaire. 570 49 738 Register. Sandten- Toledo , De la transmissiou de la tuberculose de la raere au foetus. 324 Schröter, Die Verbreitung der Lungen- schwindsucht in der Schweiz nach der Höhenlage. 450 Solle», Influence de l’erysipele de l’homme sur l’övolution de la tuberculose ex- perimentale du cobaye. 569 Squire , The prevention of Phthisis. 200 Stchattny , Sur la formation des cellules geantes et leur röle phagocytaire dans la tuberculose des amygdales et de l’epiglotte. 183 Steinheil, Ueber die lufektiosität des Fleisches bei Tuberculose. 699 Tcliistovitch , Contribution ä l'etude de la tuberculose intestinale chez l’homme. 86 l'üanus , Neuere Untersuchungen Uber die autiseptische Wirkung des Jodo- forms. 367 7'uffier, Un fait d’inoculation tuberculeuse chez l’homme. 570 Vemeuil, Traitement de l’bydrocele symp- tomatique de la tuberculose de epidi- dyme et ,du testicule. 572 Vülemin , Etüde experimentale de l’action de quelques agents chimiques sur le developperaent du bacille de la tuber- culose. 571 Wesener, Die antiparasitäre Therapie der Lungenschwindsucht im Jahre 1888 (Orig). 276. 300. 331. 362 Weyl, Spontane Tuberculose beim Hunde. (Orig.) 689 Typhus. Arustamoff , Zur Frage über die Entste- hung der typhösen Pneumonie. (Orig.) 75. 105. Barto scheu- itsch , Ueber die Methode der Auffindung von Abdominaltyphusbacil- leu im Wasser. 466 Büchner und Segall , Ueber gasförmige antiseptische Wirkungen des Chloro- form, Formaldehyd und Kreolin. 366 Cadeac et Meunier , Recherches experi- mentales sur l’action antiseptique des essences. 282 Canalis e di Mattei , Contributo allo Stu- dio della influenza della putrefazione sui germi del colera e del tifo. 338 De Giaxa , Ueber das Verhalten einiger pathogener Mikroorganismen im Meer- wasser. 497 Fraenhel und KUlerlen, Zur Lehre vom Uebergang pathogener Mikroorganis- men von der Mutter auf den Fötus. 698 Heim , Nachweis von Typhusbakterieu. 330 Ilenrijean , Contribution ä l'etude du röle etiologique de l'eau potable dans les epidemies de typhus. 139 Karlinsky , Untersuchungen über das Ver- halten der Typhusbacillen in typhösen Dejektioncn. (Orig.) 65 — , Ueber das Verhalten einiger patho- gener Bakterien im Trinkwasser. 138 — , Zur Frage über die Entstehung der typhösen Pneumonie. 671 — , Ueber das Verhalten des Typhus- bacillus im Brunnenwasser. 671 Konjajeff , Die bakterielle Erkrankung der Niere beim Abdominaltyphus. 672 Moreau et Cochez , Contribution ä l’etude du typhus exanthömatique. 389 Olivier , Sur le bacille de la fievre ty- phoide. 503 — , Sur la culture du bacille de la fievre typhoide dans les eaux des egouts. 519 Petruschky , Bakterio-chemisehe Unter- suchungen. (Orig.) 625. 657 Pfuhl, Ueber die Desinfektion der Ty- phus- und Choleraausleerungen mit Kalk. 340 Sixth annual report of the Superinten- dent of Health of the city of Provi- dence, for the year ending December 31, 1888. 297 Rodet , De l’importance de la tempera- ture dans la determination des especes microbiennes en general, et specialc- ment du bacille typhique. 500 Thoinot , Note sur l’examen microbiolo- gique d’une source de la region cal- caire du Havre. 83 Valentini, Beitrag zur Pathogenese des Typhusbacillus. 16 Urethritis. Finger , Bemerkungen über das Regurgi- tiren von Eiter aus der Pars posterior der Urethra in die Blase. 250 Jadassohn , Ueber Urethritis posterior. 250 Strauss , Presence du gonococcus de Neisser dans un ecoulemeut urethral survenu sans rapports sexuels. 299 Variola. Chiari , Weitere Beiträge zur Keuutniss der Orchitis variolosa. 204 Hofmann, Zur Aetiologie der Variola. 169 Zeissl , von, Ein Beitrag zur Anatomie der Lymphgefässe der männlichen Ge- schlechtsorgane. 204 Register. 739 Verruca vulgaris. Kühnemann , Zur Bakteriologie der Ver- ruca vulgaris. 240 Vulvovaginitis. Steinschneider, Ueber Vulvovaginitis go- norrhoica. 249 Weil’sche Krankheit. Stirl , Zur Lehre von der infektiösen fieberhaften, mit Ikterus komplicirten Gastroenteritis (Weil’sche Krankheit). 574 Zoster ophthalmicus. Schaffer, Ueber einen Fall von Zoster ophthalmicus bei croupöser Pneumonie nebst einigen Bemerkungen über das Wesen des Herpes Zoster. 703 c. Durch Bakterien und andere Parasiten hervorgerufene Krankheiten einzelner Organe. Augen. Kemeny, Die Tripperblennorrhöe des Au- ges. 610 Jlind/leisch , Ueber septische Impf-Kera- titis. 619 Stöltiny , Entfernung eines eingekapseltcn Cysticercus aus dem Auge. 1 88 Blut. llohrer , Zur Morphologie der Bakterien des Blutes und des Nasenrachenraumes. 392 Darm. Escherich , Zur Pathogenese der bakte- riellen Verdauungsstörungen im Säug- lingsalter. 554 Oessner , Ueber die Bakterien im Duode- num des Menschen. 114 Korkunoff , Beitrag zur Frage der Infek- tion durch Mikroorganismen von Seiten des Darmkanals. 445 Massiutin, Ueber die Amoeben als Para- siten des Dickdarms. 451 Sormani, Azione dei sucehi digerenti sul virus tetanigeno. 139 Baczynshi , Zur Frage über die Mikro- organismen des Verdauungskanals. Eiweiss peptonisireude Bakterien im Magen von Hunden bei Fleischnahrung. 112 Stirl, Zur Lehre von der infektiösen fieberhaften, mit Ikterus komplicirten Gastroenteritis (Weil’sche Krankheit). 574 Tchistovitch , Contribution ä l’etudc de la tuberculose intestinale chez l’homme. 86 Geschlechtsorgane. Comil , Sur la tuberculose des Organes g4nitaux chez la femme. 568 Legrain , Sur les earacteres de culture d’une levure du mucus vaginal. 111 Neisser , Bedeutung der Gonokokken für Diagnose und Therapie. 248 Neumann , Ueber die klinischen und hi- stologischen Veränderungen der er- krankten Vaginalschleimhaut. 248 Beyer, Zur Bakteriurie. 450 Steinschneider, Ueber Vulvovaginitis go- norrhoica. 249 Steinschneider und Galewsky , Untersu- chungen über Gonokokken und Diplo- kokken in der Harnröhre 250 Thomen , Bakteriologische Untersuchungen normaler Lochien und der Vagina und Cervix Schwangerer. 507 Haare und Haut. Besnier, Sur la Pelade. 18 Darier, De la psorospermose folliculaire vegetante. 456 Dönitz und Lassar , Ueber Mycosis fun- goides. 21 Eichhorst , Ueber die exanthematischcn Krankheiten. 706 Elsenberg, Ueber den Vavuspilz. 115 Fdbry , Klinisches und Aetiologisches über Favus. 641 Kopp , Ueber die Anwendung der Ichthyol- präparate in der Dermatotherapie. 521 Kral, Mittbeilungen über Ilautmikrophy- ten. 204 Norel - I.acallee , Scorfulo-tuberculose de la peau. 570 Pavloff , Impeticula capillitii, eine neue impetigo-ähnliche Krankheit des be- haarten Kopfes. 642 (thiincke , Doppelinfektion mit Favus vul- garis und Favus herpeticus. 119 Roberts, Observations on the artificicial cultivation of the ringworm Fungus. 640 4!)* 740 Register. Tilanus , Ueber einen Fall von Actino- mycosis cutis faciei. 576 2'ommasoli , Uebor bacillogeuc Sykosis. 507 Kehlkopf. Gouguenheim et Tissier , Un cas de Ia- ryngite tuberculeuse primitive pseudo- polypeuse. — Structure papillomateuse des tumeurs. — Examen bactöriologi- que affirmatif des cracbats. — Inocu- latiou ä uu cobaye de fragments de tumeur intra-laryngienue. — Tubercu- lisation du cobaye. 606 Koikunojf , Ueber die Entstehung der tu- berculösen Kehlkopfgeschwüre und die ltolle der Tuberkelbacillen bei dissem Processe. 353 Leber. Löbkcr , Ueber den subphrenischen Echi- nococcus. 189 Bodirgssozki , Ueber die Bedeutung der Coccidicn in der Pathologie der Leber des Menschen. (Orig.) 41 Lunge. Enderlcn , Ueber den Durchtritt von Milzbrandsporen durch die intakte Lungenoberfläche des Schafes. 144 Laker , Beitrag zur Charakteristik der primären Lungenaktinomykose des Men- schen. 390 Lindtjun., Ein Fall von primärer Lungen- spitzeuaktinomykose. 391 Löbkcr , Ueber den subphrenischen Echi- nococcus. 189 Tchistovitch , Des phenomenes de phago- cytose dans les poumons. 399 Wysokmoicz , Ueber die Passirbarkcit der Lungen für die Bakterien. 413 Magen. Katt, Ueber die quantitative Bemessung der antiseptischen Leistung des Magen- saftes. 339 Milz. Kurlow, v., Ueber die Bedeutung der Milz im Kampfe mit den ins Blut einge- drungenen Mikroorganismen. 683 Zanda, Osservazioni auatomo-patologiche su di aleuue nooformazioni connettive dovute al pncumococco. 20 Mund und Nase. Archinard , Die desinficirende und ent- wickelungshemmende Wirksamkeit eini- ger gebräuchlicher Mundwässer. 429 Clemens , Die Vernachlässigung der Mund- höhle und des Rachens am Kranken- bett und im Krankenzimmer. 469 Hanau, Ueber die Entstehung der eiterigen Entzündung der Speicheldrüsen. 141 Miller, Die Mikroorganismen der Mund- höhle. — Die örtlichen und allgemeinen Erkrankungen, welche durch dieselben hervorgerufen werden. 294 Netter, Microbes pathogenes contenus dans la bouche de sujets sains; mala- dies qu’ils provoquent ; indications pour l’hygieniste et le medecin. 500 Bohrer, Zur Morphologie der Bakterien des Blutes und des Nasenrachenraumes. 392 — , Erklärung. 652 Schubert, Fadenpilze in der Nase. 607 Siebenmann, Ein zweiter Fall von Schim- melmykose des Rachendaches. 509 Niere. Konjajeß, Die bakterielle Erkrankung der Niere beim Abdominaltyphus. 672 Bibbert, Ueber unsere jetzigen Kenntnisse von der Erkrankung der Nieren bei Infektionskrankheiten. 705 Ohren. Cholewa, Menthol bei Furunculose des äusseren Gehörganges. 281 Habermann , Zur Pathogenese der eite- rigen Mittelohrentzündung. 144 Katz, Ueber skarlatinöse Labyrinthent- zündung. 704 Lindt, Ueber einen neuen pathogenen Schimmelpilz aus dem menschlichen Ge- hörgang. 269 Scheibe , Mikroorganismen bei acuten Mittelohrerkrankungen. 186 Siebenmann, Die Schimmelmykosen des menschlichen Ohres. 356 Zaufal, Ueber den Bacillus Friedländer als Erreger der Otitis media acuta. 143 — , Fälle von genuiner akuter Mittel- ohrentzündung veranlasst durch den Diplococcus A. Fränkel-Wcichselbaum Register. 741 und komplicirt mit Abscessen des Pro- cessus mastoideus. 508 Pleura. Zanda , Osservazioni anatomo-patologiche su di alcune neoformazioni connettive dovutc al pneumococco. 20 Urin. Hoger et Gaume, Toxicite de l’urine dans Ia pneumonie. 351 Zähne. Galippe et Vignal, Note sur les micro- organismes de la carie dentaire. 169 VI. Durch pflanzliche und thierische Parasiten verursachte Krankheiten der Thiere. Avila Fernanden y de Pena, Caso cliuico de liidrofobia rabiosa seguido de cura- cion por el uso de la pita en el hospital general de Ecija. 398 Babes et Lepp, Recherches sur la vacci- nation antirabique. 397 BalirJky, Ueber die Wirkung der Rotz- bacillen bei Hunden. 195 Bouchard, Influence qu’exerce sur la maladie charbonneuse l’inoculation du bacille pyocyanique. 28 Brandes, Helminthologisches. 21 — , Die Familie der Ilolostomeae, ein Prodrom us zu einer Monographie der- selbeu. 241 Braun , Gyrocotyle , Amphiptyches und Verwandte. (Orig.) 436 Bütschli, Protozoa. 706 C'obb, Beiträge zur Anatomie und Onto- genie der Nematoden. 122 C'ooper , Scarlatina and its relation to Cow's milk at Wimbledon and Merton. 183 Courmont, Sur une tuberculose microbienne et particulifere du boeuf. 168 C'sokor, Rotz bei einem Schafe als Ergeb- nis eines Impfversuchs mit Kulturen von Rotzbacillen. 92 Parier, De la psorospermose folliculaire vegdtante. 456 Kberth und Schimmelbusch, Ein weiterer Beitrag zur Kenntniss der Frettchen- seuche. 87 Enderlen, Ueber den Durchtritt von Milz- brandsporen durch die intakte Lungen- oberfläche des Schafes. 144 Galtier, Pneumo-enterite du porc. Sa transmission du mouton. 54 — , Determination des espfeces ani- males aptes ä contracter, par conta- gion spontanee et par inoculation, la pneumo-enterite infectieuse, consider4d jusqu’ä present comme une maladie spe- ciale du porc. 187 Gamaleia, Vibrio Metschnikovi; Vacei- nation chimique. 680 Giard, Sur l'infection phosphorcscente des Talitres et autres Crustaces. 645 Gilette , Chinch Bug Diseases. 89 Gold, Ein Fall von Heilung des Rotzes mittelst mercurieller Behandlung (In- unktionskur) nebst einigen praktischen Bemerkungen über den Rotz und dessen Prophylaxe. 397 Hamburger, Actinomyces im Knochen eines Pferdes. 578 Heckert, Untersuchungen über die Ent- wickelungs- und Lebensgeschichte des Distomum macrostomum. 357 Hess, Ueber Rauschbrand. 145 Ijima, The source of Bothriocephalus in Japan. 56 Herbert, Het voorkomen van Bothrio- cephalus latus Brems, in Nederland. 458 Kitasato, Ueber den Rauschbrandbacillus und sein Kulturverfahren. 327 Kitt, Bakteriologische und pathologische Uebungen für Thierärzte und Studirende der Thierheilkunde. 465 Klein, Ueber eine akute infektiöse Krank- heit des schottischen Moorhuhnes (Lago- pus scoticus). (Orig.) 36 — , Ein weiterer Beitrag zur Kennt- niss der infektiösen Hühnerenteritis (Orig.) 257 — , Ein weiterer Beitrag zur Kenntniss des Bacillus der Grouse-disease. (Orig.) 593 Krassütschik, Sur les bacteries biopliytes. 514 Lampiasi, Ricerche sull’ etiologia del tetano. 20 Lebedeio und Andrew, Verimpfung von Echinococcusblasen vom Menschen auf Kaninchen. 393 Leidy , Parasites of tho striped Bass. 61 1 — , Parasites of the Rock-tish 611 — , Trematodes of the Muskrat. 612 — , Entozoa of the Terrapin. 612 — , Parasites of the Piekercl. 612 742 Register. Linstov >, von, Zur Anatomie und Ent- wickelungsgesehichte von Nematoxys ornatus Duj. 462 — , Helminthologisches. 146 — , Beitrag zur Anatomie von Phylline HendorfTii 170 Lisicyn, Uebertragung von Pferderotz auf Katzen. 396 Lönnberg, Bidrag tili kännedomen om i Sverige förekommande Cestoder. 611 Luret, Sur une nouvelle septieemie du lapin. 578 Ludwig, Ueber die Myxosporidienkrank- heit der Barben in der Mosel. 419 Malvoz et Brouwier, Deux cas de tuber- culose bacillaire congenitale. 85 MetschnAof , Etudes sur l’immunite. I. Immunite des lapins contre le bacille du rouget des porcs. 336 Moniez, Sur un strongle de la paroi stomacale des lifevres et des lapins de garenne. 395 Monticelli, Elenco degli Elminti raccolti dal Capitano G. Chiercba durante il viaggio di circumnavigazione della R. corvetta „Vettor Pisani“. 394 — , Osservazioni sul Bothrioceplialus microcepbalus Rud. Nota preliminare 395 — , Di un Distoma dell’ Acanthias vul- garis. 612 — , Ancyrocepbalus paradoxus Creplin e revisione del genere Tetraonchus Dies. Nota preliminare. 516 Mosler , Ueber Mittel zur Bekämpfung endemisch vorkommender Echinococcus- krankbeit. 708 Nehring, Ein neues Vorkommen von Halaraclme halichoeri Allman. 464 Perronrito, Etüde sur l’immunitd par rap- port au charbon. 337 Peuchu, Sur la morve du mouton. 172 Poulsen og Boas, En Brsemselarve i Hja:rnen hos en Hest. 420 Railliet, De l’occurence de la filaire de Mddine chez les animaux. 56 Pudenko, Bakteriologische Untersuchungen der Halslymphdriisen von rotzkranken Pferden. 510 Schmidt - Mülheim , Ueber Sporenbildung auf Fleisch von milzbrandkranken Tliie- ren. 84 Schuberg, Ueber Grassia ranarum Fisch. 463 Sonsino, Studi e notizie elmintologiche. 396 Stossich, Brani di elmintologia tergestina Serie sesta. 581 — , I distomi degli anfibi. 581 — , Vermi parassiti animali della Croazia. 581 Tchistovitch, Des phenomenes de phago- cytose dans les poumons. 399 Weyl, Spontane Tuberculose beim Hunde. (Orig.) 689 Zscholdce, Erster Beitrag zur Parasiten- fauna von Trutta salar. 88 VII. Durch pflanzliche und thierische Parasiten verursachte Krankheiten der Pflanzen. Elfte Denkschrift, betreffend die Bekäm- pfung der Reblauskrankheit 1888/89. 402 Dufour, Notice sur quelques maladies de la vigne, le black-rot, le coitre et le mildiou des grappes. 246 — , Le mildiou et son traitement. 246 Gilette, Chinch Bug Diseases. 89 Halsted, Peronosporeae and rain fall. 89 Hartig, Herpotrichia nigra n. sp. 58 Kiinchel (THerculais, Les Acridiens et leurs invasions en Algerie. 57 Ixigerheim, Sur un genre nouveau de Chytridiaeees parasite des Uredospores de certaines Uredinees. 22 Ludwig, Weitere Mittheilungen über Al- koholgährung und die Schleimflüsse lebender Bäume. (Orig.) 133. 162 Meyer, Untersuchungen über die Ent- wickelung einiger parasitischer Pilze bei saprophytischer Ernährung. 50 Pummel, Root-Rot of Cotton, or „Cotton Blight“. 330 Pomel, Sur les ravages exerces par un Hdmiptfere du genre Aelia sur les cdrdales algeriennes. 90 Prillieux, Sur la maladie du Peuplier pyramidal. 273 — , Production de peritheces de Physa- lospora Bidwellii au printemps sur les grains de raisins attaquds l’annee prdce- dente par le Black Rot. 23 Bichards. The Uredo-stage of Gymnospo- rangium. 709 Sachsse, Die Mikroorganismen des Bodens. 603 Sorauer, Die Lohkrankheit der Kirsch- bäume. 245 Strubeil, Untersuchungen über den Bau und die Entwickelung des Rübennema- toden, Heterodera Schachtii Schmidt. 423 Vuillemin , Aseospora Beyerinckii et la maladie des Cdrisiers. 300 — , La maladie du Peuplier pyramidal, 190 Register. 743 VIII. Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. Ali-Cohen , Eigenbewegung bei Mikro- kokken. (Orig.) 33 Arustamou-, Zur Morphologie und Biolo- gie des Leptothrix. 349 Bartoschewitsch, Ueber die Methode der Auffindung von Abdominaltyphusbacil- len im Wasser. 466 Bcyerinck , Die Lactase, ein neues Enzym. Mit 2 Figuren. (Orig.) 44 Büchner, Einfacher Zerstäubungsapparat zu Inhalationsversuchen. Mit einer Ab- bildung. (Orig.) 274 Büchner und Segall, Ueber gasförmige antiseptische Wirkungen der Chloro- form, Formaldehyd und Kreolin. 366 Czaplewski, Zur Anlage bakteriologischer Museen. (Orig.) 409 Delageniere, Sterilisation des sondes eu gomme. Catheterisme aseptique. 613 Di Vestea e Zagari, Nuove ricerche sulla rabbia. La trasmissione per i nervi di fronte a quella per i vasi. 25 Dubief et Brühl, Recherehes bacterio- logiques sur la desinfection des locaux par les substances gazeuses, et en particulier par l’acide sulfureux. 91 Duclaux, Sur la nutrition intracellulaire. II. 546 Elsenberg, Ueber den Favuspilz. 115 Esmarch, von, Das Schicksal der patho- genen Mikroorganismen im todten Körper. 443 Ferran, Origen, polimorfismo y heteroecia de las bacteriäceas en sus relaciones con la lngiene y la patogenia. 48 Fraenkel, Bemerkungen zu dem Referate von Dr. Oltmanns in Bd. VI. No. 7. d. Blattes. 370 Grünwaldt , Beschreibung des Sterilisa- tionsapparates zur Herstellung sterili- sirter Kindermilch. 550 Günther, Zur bakteriologischen Technik. 247 Heim, Nachweis von Typhusbakterien. 330 Herzen, Microbes et predispositions. 321 Hovorka, von, und Winkler , Ein neues Unterscheidungsmerkmal zwischen dem Bacillus cholerae asiaticae Koch und dem von Finkler und Prior entdeckten Bacillus. 605 Hueppe, Die Methoden der Bakterieufor- sehung. 4. Aufl. 518 — , Ueber die zymotechnische Wasser- analyse. (Orig.) 24 Israel, Practicum der pathologischen Histologie. 647 Jaksch, v., Klinische Diagnostik innerer Krankheiten mittelst bakteriologischer, chemischer und mikroskopischer Unter- suchungsmethoden. 518 Karlinski, Untersuchungen über das Ver- halten der Typhusbacillen in typhösen Dejektionen (Orig.) 65 Kitasato, Ueber den Rauschbrandbacillus und sein Kulturverfahren. 327 Kitt, Bakteriologische und pathologische Uebungen für Thierärzte und Studirende der Thierheilkunde. 465 Klein, Botanische Bakterienstudien. I. Mit 3 lithographischen Tafeln. (Orig.) 313. 345. 377 Koch , Eine Kombination von Schrauben- mikrometer und Glasmikrometerocular. 710 Kovjajeff, Die bakterielle Erkrankung der Niere beim Abdominaltyphus. 672 Korkunoff, Beitrag zur Frage der Infek- tion durch Mikroorganismen von Seiten des Darmkanals. 445 Kral, Bakteriologisches Museum. 25 1 Krasiltschik, Nouvelle etuve chaufiee au petrole, ä temperature reglable ä vo- lonte. 59 Laker , Beitrag zur Charakteristik der primären Lungenaktinomykose des Men- schen. 390 I.oeffler, Eine neue Methode zum Färben der Mikrooganismen , im besonderen ihrer Wimperhaare und Geissein. Mit 8 Photogrammen. (Orig.) 209 Mace, Traite pratique de bacteriologie. 497 Kühnemann, Zur Bakteriologie der Verruca vulgaris. 240 Malvoz et Brouwier, Deux cas de tuber- culose bacillaire congenitale. 85 Metzncr, Ein Fall von mykotischer Man- delentzündung mit tödtlichem Ausgang. 606 Neisser, 1) Ueber die Struktur der Lepra- und Tuberkelbacillen mit specieller Be- rücksichtigung der Rosanilin- und Pa- rarosanilinfarbstoffe. — 2) Ueber Lepra- zellen. 202 Olivier, Sur la eulture du bacille de la tifevre typhoide dans les eaux des egouts. 519 Pavloff , Iuipeticula capillitii, eine neue impetigo - ähnliche Krankheit des be- haarten Kopfes 642 Pavlowsky, Zur Lohre von der Aetiologie, der Entstehungsweise und den Formen der akuten Peritonitis. Eine experi- mentelle Untersuchung. 572 14 4 Register. Petruschky , Bakterio - chemische Unter- suchungen. (Orig.) 625. 657 Robert* , Observations on the artificial cultivatiou of the ringworm Fungus. 640 Rohrbeck, Zur Lösung der Desinfektions- t'rage mit Wasserdampf. (Orig.) 493 Schneider, Sterilisation und ihre Anwen- dung in der präventiven und curativen Therapie. 305 Schütz, Ein Beitrag zum Nachweise der Gonokokken. 172 Siebenmann , Beitrag zur Frage der Be- theiligung von Mikroorganismen bei der Otitis media diphtheritica. 609 Tiemann und Gärtner, Die chemische und mikroskopisch-bakteriologische Un- tersuchung des Wassers. Zum Ge- brauch für Chemiker, Aerzte, Medicinal- beamte, Pharmaceuten, Fabrikanten und Techniker. Zugleich als dritte voll- ständig umgearbeitete und vermehrte Auflage von Kubel-Tiemanu’s An- leitung zur Untersuchung von Wasser u. s. w. 192 Trenkmann , Die Färbung der Geissein von Spirillen und Bacillen. (Orig.) 433 Viquerat, Einfacher, kupferner Sterilisir- apparat. Mit einer Abbildung. (Orig.) 602 Wurz et Foureur, Note sur un procdde facile de culture des microorganismes anaerobies. 710 Zarniko , Zur Kenntniss des Diphtherie- bacillus. (Orig.) 153. 177. 224 Zaufal, Ueber den Bacillus Friedländer als Erreger der Otitis media acuta. 143 IX. Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung und Vernichtung der Bakterien und Parasiten. Andreesen, Ueber den inneren Gebrauch des Kreosots und parenchymatöse Kreo- sotinjektionen bei Tuberculose der Lun- gen. 648 Archinard, Die desinficirende und ent- wicklungshemmende Wirksamkeit eini- ger gebräuchlicher Mundwässer. 429 Aming , Mittheilungen über Lepra. 201 Arnold, Ueber den Kampf des mensch- lichen Körpers mit den Bakterien. 711 Avila Fernandez y de Pena, Caso clinico de liidrofobia rabiosa seguido de cura- cion por el uso de la pita en el hospi- tal general de Ecija. 398 Babes et Lepp, Recherches sur la vacci- nation antirabique. 397 Balizky , Ueber die Wirkung der Rotz- bacillen bei Hunden. 195 Berlioz, Recherches experimentales sur la vaccination et la guörison de la tuber- culose. 569 Blanc , Action pathogene d’un microbe trouve dans les urines d’eclamptiques. 184 Bollinger, Die Prophylaxis der Tubercu- lose. 711 Bongers, Die Sommerdiarrhöe der Säug- linge. 387 Buch , Zur Pathologie und Therapie des Erysipels. 389 Bouchard, Influence qu’exerce sur la mala- die charbonneuse l’inoculation du ba- eille pyocyanique. 28 Bräutigam und Nowack, Ueber die anti- bacilläre Kraft des Perubalsams. 429 Büchner, Ueber die bakterientödtende Wir- kung des zellenfreien Blutserums. (Orig.) 1 — , Ueber die nähere Natur der bak- terientödtenden Substanz im Blut- serum. (Orig.) 561 Büchner und Segall , Ueber gasförmige antiseptische Wirkungen des Chloro- form, Formaldehyd und Kreolin. 366 Bujwid, La mdthode Pasteur ä Varsovie. 92 Cadeac et Meunier, Recherches experi- mentales sur l’action antiseptique des essences. 282 Canalis e di Mattei, Contributo allo Studio della influenza della putrefazione sui gerrai del colera e del tifo. 338 Cavagnis , Sur l’injection souscutanee de mutiere tuberculeuse en quantites crois- santes. 568 Checcherelli , Le tannin tans la tubercu- lose des os et des articulations. 57 1 Choleva , Menthol bei Furunculose des äusseren Gehörganges. 281 Clemens, Die Vernachlässigung der Mund- höhle und des Rachens am Kranken- bett und im Krankenzimmer. 469 Comet, Die Prophylaxis der Tuberculose. 468 Comby, Rapport sur les mesures ä prendre pour combattre la transmission des maladies contagieuses dans les höpitaux d’enfants. 583 Courmont, Sur une tuberculose microbienne et particulifere du boeuf. 168 Kegister. 745 Creutz , Ueber Echinococcus der Leber und seine Behandlung. 460 Csokor, Rotz bei einem Schafe als Ergeb- nis eines Impfversuches mit Kulturen von Rotzbacillen. 92 Curtze, Die Aktinomykose und ihre Be- kämpfung. 392 Dastre et Loge , Le lavage du sang dans les maladies infectieuses. 470 De Blasi e Busso-Travali , Rendiconto delle vaccinazioni profilattiche ed espe- rimenti eseguiti nell’ istituto antirabbico e di microscopia clinica della citta di Palermo. 27 De Giaxa, Ueber das Verhalten einiger pathogener Mikroorganismen im Meer- wasser. 497 Delageniere, Sterilisation des sondes en gomme. Chateterisme aseptique. 613 Elfte Denkschrift, betreffend die Bekäm- pfung der Reblauskrankheit 1888/89. 402 De Torna, De l’antagonisme entre le Bac- terium Termo et le Bacillus tuberculo- sus ä propos de bacteriotherapie. 569 Di Vestea e Zagari, Nuove ricerche sulla rabbia. La trasmissione per i nervi di fronte a quella per i vasi. 25 Dubief et Brühl, Recherches bacteriologi- ques sur la d4sinfection des loeaux par les substances gazeuses, et en particu- lier par l’acide sulfureux. 91 Dufour, Notice sur quelques maladies de la vigne, le black-rot, le coitre et le mildiou des grappes. 246 — , Le mildiou et son traitement. 246 Elsenberg, Ueber den Favuspilz. 115 Förster, Ueber Kreolin. 402 — , Ueber die Einwirkung gesättigter Kochsalzlösungen auf pathogene Bak- terien. 338 Vraenkel, C., Untersuchungen über Brun- nendesinfektion und den Keimgehalt des Grundwassers. 81 — , E., Zur Lehre von der Identität des Streptococcus pyogenes und Streptococ- cus Erysipelatos. (Orig.) 691 Erankland, Ueber den Einfluss der Kohlen- säure und anderer Gase auf die Ent- wickelungsfähigkeit der Mikroorganis- men. 261 Friedheim, Zur Injektionsbehandluug der akuten Gonorrhöe. 712 Galippe et Vignal , Note sur les micro- organismes de la carie dentaire. 169 Galtier , Pneumo-entörite du porc. Sa transmission du mouton. 54 Gamale'ia , Vibrio Metschnikovi ; Vacci- nation chimique. 680 Geppert, Zur Lehre von den Antisepticis. 614 Gerlöczy, von, Versuche über die prak- tische Desinfektion von Abfallstoffen. 715 Gerber, Beitrag zur Casuistik der Impf- tuberculose beim Menschen. 167 Gold , Ein Fall von Heilung des Rotzes mittelst mercurieller Behandlung (In- unktionskur) nebst einigen praktischen Bemerkungen über den Rotz und des- sen Prophylaxe. 397 Geuns, van, Ueber das „Pasteurisiren“ von Bakterien. 684 Grawitz, Die Entwickelung der Eiteruugs- lehre und ihr Verhältniss zur Cellular- pathologie. 234 Grünfeld, Endoskopische Befunde nach Tripperinjektionen. 250 Hankin, Immunity produced by an albu- mose isolated from Anthrax cultures. 617 Hartig , Herpotrichia nigra n. sp. 58 Heinisch, Sur les proprietes antiseptiques de l'hydroxylamine. 616 Heller, Zur Kenntniss des Moschuspilzes. Mit 3 Figuren. (Orig.) 97 Henle , Ueber Kreolin und seine wirk- samen Bestandteile. 123 Herzen, Microbes et predispositions. 321 Hoegyes , Contribution experimentale ä l’etude de quelques questions pendantes au sujet de la rage. 551 — , Vaccinations contre la rage avant et apres infection. 552 Hofmann , Zur Aetiologie der Variola. 169 Hueppe, Ueber die Giftigkeit der Cholera- bakterien und die Behandlung der Cho- lera. 502 Hutinel, De l’hdredite de la tuberculose. 325 Netter, Microbes pathogenes contenus dans la bouche de sujets sains ; maladies qu’ils provoquent ; indications pour l’hy- giöniste et le medecin. 500 Jacubasch , Ueber Inhalationen bei Lun- genschwindsucht. 648 Jaksch, v., Ueber den klinischen Verlauf der Schutzpocken. 551 Karlihsky , Ueber die neueren Ansichten über die Entstehung von Eiterung. 237 — , Untersuchungen über die Einwirkung von Jodoform auf eiterungserregende Mikroorganismen. 237 — , Ein Beitrag zur Aetiologie der Puer- peralinfektion der Neugeborenen. 239 — , Untersuchungen über das Verhalten der Typhusbacillen in typhösen Dejek- tioneu. (Orig.) 65 Käst, Ueber die quantitative Bemessung der antiseptischen Leistung des Magen- saftes. 339 Kästner, Experimentelle Beiträge zur In- 746 Register. fectiosität des Fleisches tuberculöser Rinder. 417 Kitasato, Ueber den Rauschbrandbacillus und sein Kulturverfahren. 327 Klein, Ueber eine akute infektiöse Krank- heit des schottischen Moorhuhnes (La- gopus scoticus). {Orig.) 36 — , Ein weiterer Beitrag zur Kenntniss der infektiösen Hühnerenteritis. (Orig.) 257 Klotz, Ein Wort zu Gunsten der endo- skopischen Behandlung der chronischen Gonorrhöe. 250 Kopp, Ueber die Anwendung der Ichthyol- präparate in der Dermatotherapie. 521 Korkunoff, Beitrag zur Frage der Infek- tion durch Mikroorganismen von Seiten des Darmkanals. 445 Kurlow, v., Ueber die Bedeutung der Milz im Kampfe mit den ins Blut einge- drungenen Mikroorganismen. 683 Lamhofer, Die Blenuorrhoea neonatorum. 115 Latis , Sulla trasmissione del carbonchio dalla madre al feto. 444 Lauenstein, Zur Behandlung des Erysi- pels nach Kraske-Riedel. 60 Lebedew und Andren i, Verimpfung von Ecbinococcusblasen vom Menschen auf Kaninchen. 393 Leopold, Dritter Beitrag zur Verhütung des Kindbettfiebers. Rückblick auf die 1369 klinischen Geburten des Jahres 1888. 471 Lepine et Paliard, Observations cliniques sur le traitement de la phthisie pul- monaire par l’acide fluorhydrique. 571 Lesage, Etüde clinique sur le Cholera infantile. 549 Lisicyn , Uebertragung von Pferderotz auf Katzen. 396 Lubarsch, Ueber die bakterienvernichten- den Eigenschaften des Blutes und ihre Beziehungen zur Immunität. (Orig.) 481. 529 Lueet, Sur une nouvelle septicemie du la= pin. 578 Lvnig und Hanau , Zur Casuistik der Actinomycosis des Menschen. 508 Mac Leod and Milles, An inquiry into the causation of asiatic Cholera. 166 Massiutin, Ueber die Amöben als Para- siten des Dickdarms. 451 Metschnikoff, Etudes sur l’immunite. I. Immunitd des lapins contre le bacille du rouget des porcs. 336 Migzakis, Klinische Beobachtungen über die Behandlung der Tuberculose mit Kreolin. 325 Monti, Süll’ eziologia del reumatismo articolare acuto. 326 Moreau et Cochez, Contribution ä l’etude des inhalations d’acide fluorhydrique dans le traitement des maladies des voies respiratoires. 571 Mosler , Ueber Mittel zur Bekämpfung endemisch vorkommender Echinococcus- krankheit. 708 Mosso und Rondelli, Ueber Einathmung auf 200° erhitzter Luft mittels des von Dr. Weigert zur Heilung der Phthisis konstruirten Apparates. 648 Neisser, Bedeutung der Gonokokken für Diagnose und Therapie. 248 Neumann, Ueber die klinischen und histo- logischen Veränderungen der erkrankten Vaginalschleimhaut. 248 Noorden, Ueber fünf weitere Fälle von Aktinomykose, nebst Bericht über die Endresultate der früher an der Klinik operirten elf Fälle. 703 Pai •sii, Die Cocosnuss als Bandwurmmittel. 148 Pavlofl , Impeticula capillitii, eine neue impetigo - ähnliche Krankheit des be- haarten Kopfes. 642 Pawlousky , Zur Lehre von der Aetiologie, der Entstehungsweise und den Formeu der akuten Peritonitis Eine experi- mentelle Untersuchung. 572 Perroncito, Etüde sur l’immunite par rap- port au charbon. 337 Petruschky , Bakterio-chemische Untersu- chungen. (Orig.) 625. 657 Peuchu, Sur la morve du rnouton. 172 Pfuhl, Ueber die Desinfektion der Typhus- und Choleraausleerungen mit Kalk. 340 Philippi , Zur Behandlung der akuten Pneumonie. 402 Podwyssozki, Nekrophagismus und Bio- phagismus. Zur Terminologie in der Phagocytenlehre nebst einigen Bemer- kungen über die Riesenzellenbildung. 648 Protopopoff , Ueber die Hauptursache der Abschwächung des Tollwuthgiftes. (Orig.) r 129 Raymond et Arthaud, Etüde sur le traite- ment etiologique de la tuberculose en particulier par le tannin. 571 Richet, Etüde physiologique sur un mi- crobe pyogene et septique. 670 Rindfleisch, Ueber septische Impf-Keratitis. 619 Roger, De quelques causes, qui modifient l’immunitd naturelle. 617 Rohrbeck, Zur Lösung der Desinfek- tionsfrage mit Wasserdampf. (Orig.) 493 Rose, Die Heilbarkeit der Pyämie 369 Rosenthal , Beitrag zur Aetiologie und zur Behandlung der Sycosis vulgaris. 267 Register. 747 Roux et Yersin, Contribution ä l’etude de la diphtherie. 263 Rudenko , Bakteriologische Untersuchung der Halslymphdrüsen von rotzkranken Pferden. 510 Sanchez- Toledo , De la transmission de la tuberculose de la mere au foetus. 324 Schilling , Zur Keuchhustenbehandlung. 402 Schmidt- Mühlheim , Ueber Sporenbildung auf Fleisch von milzbrandkranken Thieren. 84 Schmitz , Nachforschung über eine in Folge der öffentlichen Impfung aufge- tretene ansteckende Krankheit. 469 Schneider , Sterilisation und ihre Anwen- dung in der präventiven und curativen Therapie. 305 Senger , Ueber die Einwirkung unserer Wundmittel auf den menschlichen Or- ganismus und über ihre Leitungsfähig- keit. 520 Solles , Influence de l’erysipele de l’homme sur l’evolution de la tuberculose ex- perimentale du cobaye. 569 Spaeth , Weitere Erfahrungen über das Kreolin. 306 Squire, The prevention of Phthisis. 200 Stchastny , Sur la formation des cellules geantes et leur röle phagocytaire dans la tuberculose des amygdales et de l’epi- glotte. 183 Sternberg , The etiology of croupous pneu- monie. 140 Straus, Essais de vaccination contre la morve. 710 Tavel , Das Bacterium coli commune als pathogener Organismus und die Infek- tion vom Darmkanal aus. 443 Tchistovitch , Des phenomenes de phago- cytose dans les poumons. 399 Tselios . Kreolin bei Trachoma. 470 Tilanus , Neuere Untersuchungen über die antiseptische Wirkung des Jodo- forms. 367 Verneuil, Traitement de l’hydrocele symp- tomatique de la tuberculose de l’epidi- dyme et du testicule. 572 Viüemin, Etüde experimentale de l’action de quelques agents chimiques sur le developpement du bacille de la tuber- culose. 571 Wesener , Die antipavasitäre Therapie der Lungenschwindsucht im Jahre 1888. {Orig.) 276. 300. 331. 362 Weyl, Ueber Creoline. 200 — , Spontane Tuberculose beim Hunde. (Orig.) 689 Woolmer , Indications for treatment of malignant Pustule. 184 Wolff , Ueber Vaccination neugeborener Kinder. 584 Wysokoicicz , Ueber die Passirbarkeit der Lungen für die Bakterien 413 — , Lettre ä M Duclaux. 327 Zarniko , Zur Kenntniss des Diphtherie- bacillus. (Orig.) 153. 177. 224 X. Originalberichte gelehrter Gesellschaften. König 1. Akademie der Medicin logische Studium des Tetanus. IV. 283. zu Turin. 306 Belfanti und Pescarolo , Das bakterio- XI. Kongresse. Erster Kongress d er deutschen dermatologischenGesellscliaft in Prag. Arning , Mittheilungen über Lepra. 201 Behrend , Haare von Alopecia areata. 203 Blaschko , Ueber den Verhornungsprocess. 250 Caspary , Ueber Anfangszeichen der he- reditären Syphilis. 251 C'hiari , Weitere Beiträge zur Kenntniss der Orchitis variolosa. 204 Finger , Bemerkungen über das Regurgi- tiren von Eiter aus der Pars posterior der Urethra in die Blase. 250 Friedheim , Zur Behandlung der akuten Gonorrhöe. 250 Glück , Ueber die volksthümliche Behand- lung der Syphilis in Bosnien und in der Herzegowina. 251 Grünfeld , Endoskopische Befunde nach Tripperinjektionen. 250 Jacobi, Ueber die gonorrhoische Vulvitis der Prostituirten 250 Jadassohn , Demonstration von Favuskul- turen. 203 — , Ueber Urethritis posterior. 250 Joseph , Ueber akutes umschriebenes Oe- dem der Haut und paroxysmale Hämo- globinurie. 251 748 Register. Kaposi, Bemerkungen über die jüngste Zosterepidemie. 203 — , Ueber einen Fall von akuter le- taler Quecksilbervergiftung durch sub- kutane Injektion von Oleum cinereum. 251 Klotz , Ein Wort zu Gunsten der endo- skopischen Behandlung der chronischen Gonorrhöe. 250 Kral, Mittheilungen über Hautmikrophy- ten. 201 LazansJcy , Zur Keratohyalinfrage. 251 Besser, Ueber Nebenwirkungen bei In- jektionen unlöslicher Quecksilberprä- parate. 251 Michdson , Ueber Trichofolliculitis baete- ritica. 203 Neisser , 1) Ueber die Struktur der Le- pra- und Tuberkelbacillen mit spe- cieller Berücksichtigung der Rosaniliu- und Pararosanilinfarbstoffe — 2) Ueber Leprazellen. 202 — , Bedeutung der Gonokokken für Diagnose und Therapie. 248 Neumann , Ueber die klinischen und hi- stologischen Veränderungen der er- krankten Vaginalschleimhaut. 248 Fetersen, Demonstration von Photogra- phieen von Leprakranken. 202 Kies , Ueber das Epidermophyton mit De- monstration mikroskopischer Präparate. 203 Steinschneider, Ueber Vulvovaginitis go- norrhoica. 249 Steinschneider und Oalewski, Untersu- chungen über Gonokokken und Diplo- kokken in der Harnröhre. 250 Veiel , Ueber Mykosis fungoides. 251 Wintemitz, Ueber die quantitative Queck- silberbestimmung und ihre Verwerth- barkeit für die verschiedenen Metho- den der Quecksilber-Syphilis-Therapie. 251 Zeising , Ueber toxische Dosen verschie- dener Quecksilberpräparate. 251 Zeissl , von , Ein Beitrag zur Anatomie der Lymphgefässe der männlichen Ge- schlechtsorgane. 204 Verhandlungen derSektionfür Kinderheilkunde auf der 62. Naturforscherversammlung zu Heidelberg. Cnopf, Quantitative Spaltpilzuntersuchun- gen in der Kuhmilch. 553 Escherich , Zur Pathogenese der bakte- riellen Verdauungsstörungen im Säug- lingsalter. 554 — , Zur Reform der künstlichen Ernäh- rung im Säuglingsalter. 585 Oppenheimer , Biologie der Milchkothbak- terien des Säuglings. 586 Wyss , Ueber den Milchschlamm. 587 XII. Institute. Fe Blasi , e Kusso-Travali , Rendiconto delle vaccinazioni profilattiche ed espe- rimenti eseguiti nell' istituto antirabbico e di microscopia clinica della citta di Palermo. 27 XIII. Aufruf. 205 XIV. Erwiderungen. Bdbes , Einige erklärende Bemerkungen zu bakteriologischen Mittheilungen. ( Orig .) 11 Fokker , Ueber das Milchsäureferment. 472 Frankel, Bemerkungen zu dem Referate von Dr. Oltmanns in Bd. VI. No. 7. d. Blattes. 370 Oltmanns , Erwiderung. 473 Hueppe , Ueber die zymotechnische Was- seranalyse. {Orig.) 24 Kohrer, Erklärung. 652 XV. Neue Litteratur. 30. 61. 93. 125. 149. 173. 205. 252. 285. 309. 341. 374. 405. 430. 474. 521. 556. 588. 620. 653. 685. 717. Autorenverzeichniss. 749 XVI. Autorenverzeichniss. Adametz, L. 78 Adenot, E. 679 Ali-Cohen, Ch. H. 33 Andreesen 648 Andrew 393 Anrep, W. 119 Archinard, P. C. 429 Arning 201. 248 Arnold, J. 711 Arthaud 571 Arustamoff, M. J. 75. 105. 349 Avendano 570 Avila Fernandez, J. 398 Babes, A. 442 Babes, V. 11. 397 Baginsky, A. 16. 137 Balizky, M. 195 Bartoschewitsch 466 Behrend 203 Bebrendsen, W. 459 Belfanti, S. 283. 306 Berlioz 569 Besnier, C. 18 Beyerinck, M. W. 44 Blanc, Em. 184 Blanchard, R. 330 Blaschko 250 Blümcke, O. 459 Boas, E. V. 420 Bollinger 711 Bongers, P. 387 Boucbard, Ch. 29 Bowlby 190 Bräutigam, W. 429 Brandes, Gust. 21. 241 Braun, M. 436 Brouwier, L. 85 Brühl, J. 91 Brunn, von 189 Buch, M. 389 Büchner, H 1. 274. 366. 561 Bütschli, O. 706 Bujwid, Odo 92. 630 Cad^ac 282 Cammerer 586 Campana 701 Canalis, P. 338 Carpenter, A. 568 Caspary 251 Cattani, G. 266 Cavagnis 568 Celli, A. 638 Checcherelli 571 Chiari, H. 204 Cholewa, R. 281 Clado 87 Clemens, Th. 469 Cnopf 553 Cobb, N. A. 122 Cochez, A. 389. 571 Cohn, Ferd. 351 Comby, M. 583 Cooper 183 Cornet 468 Cornil 568 Courmont, M. J. 168 Creutz, Rud. 460 Csokor 92 Cunningham, D. C. 548 Curtze, E. 392 Czaplewski, E. 409 Darier 456 Dastre, A. 470 De Blasi, L. 27 De Giaxa 497 Deichler, C. 271. 700 Delag^niere, H. 613 Demars, Achille 461 De Torna 569 Di Mattei, E. 338 Di Yestea 25 Dönitz, W. 21 Dolina, F. 516 Dornblüth 554 Duhiel, H. 91 Duclaux, E. 412. 546 Dufour, J. 246 Eberth, C. J. 87 Eichhorst 706 Elsenberg, Ant. 115 Enderlen, E. 144 Escberich 554. 556. 585. 586. 587. 588 Esmarch, E. v. 443 Fahry, Joh. 641 Fazio, E. 294 Feibes, E. 504 Fenoglio, J. 509 Fernbach, A. 668 Ferrän, J. 48 Fessler, J. 578 Finger 249. 250 Fischer, Paul 460 Fokker, A. P. 293. 472 Forgue 572 Förster, J. 338. 402 Foureur, A. 710 Fraenkel, Carl 81. 262. 370 750 Autorenverzeichniss. Fraenkel, Eug. 691. 698 Frankland, P. F. 261 Friedhoim. L. 250. 712 Gärtner, A. 192 Galewski 250 Galippe 169 Galtier, V. 54. 187 Gamaleia, N. 680 Gaume 351 Geppert, J. 614 Gerber, P. 167 Gerlöczy, S. von 715 Gessner, C. 114 Geuns, Ib. van 684 Gianturco 702 Giard, A. 645 Gilette, C. P. 89 Glück 251 Gold, J. 397 Gouguenheim 606 Grawitz, P. 234. 319 Grünfeld 250 Grünwaldt 550 Guarnieri, E. 638 Günther, C. 247 Habermann, J. 144 Halsted, B. C. 89 Hamburger, H. J. 578 Hamm 460 Hanau, Arthur 141. 142. 508. 605 Hankin, E. H. 617 Hartig, R. 58 Heckert, G. A. 357 Heider. A. 355 Heim, L. 330 Heinisch, G. 616 Heller, Jul. 97. 585 Henle, A. 123 Henrijean, F. 139 Herxheimer 204 Herzen, A. 321 Hess, E. 145 Henbner, O. 110. 554. 556. 586. 700 Hirschberg, H. 460 Hirschberger, K. 323 Hochsinger 586 Högyes, A. 551. 552 Hofmann, G. 169 Hohenegg, J. 575 Holschewnikoff 14 Hovorka, O. v 605 Hueppe, Ferd. 24. 502. 518 Hutinel 325 Ijima, Isao 55, 56 Israel, O. 647 Jacobi 250 Jacubasch 648 Jadassohn 203. 250 Jaksch, R. von 518. 551 Joseph 251 Jullien, Jul. 329 Kaposi 203. 248. 251 Karlinski, Just. 65. 138. 237. 239. 289. 671 Käst, A. 339 Kästner, W. 417 Katz 704 Kem^ny 610 Kerbert, C. 458 Kiderlen, F. 698 Kiener 572 Kischensky 639 Kitasato, S. 327. 679 Kitt, Th. 465 Klein, E. 36. 257. 593 Klein, Gust. 321 Klein, L. 313. 345. 377 Klotz 250 Knüpffer, Paul 147 Koch, A. 710 Konjajefif 672 Köpp 521 KorkunofF, A. P. 353. 445 Kral 204. 251 Krassiltschik, J. 59. 514 Kratschmer 501 Krause, Fedor 461 Kühnemann, G. 240 Künckel d’Herculais, J. 57 Kurlow, von 683 Lagerheim, G. 22 Laker, Karl 390 Lamhofer 115 Lampiasi, J. 20 Lassar, O. 21 Latis, M. R. 444 Lauenstein 60 Laurent, E. 411 Lazanski 251 Lebedew 393 Legrain, E. 111 Leidy 611. 612 Leopold, G. 471 Lupine 571 Lepp 397 Leroux 568 Lesage, A. 549 Lesser 251 Leuckart, Rud. 579 Lindner, G. 633. 663. 694 Lindt, W. 269. 391 Linstow, O. von 146. 170. 457. 462 Lisicyn 396 Löbker, K. 189 Loeffler, F. 209 Lönnberg, F. 611 Loye, P. 470 Lubarsch, O. 481. 529 Autorenverzeichniss. 751 Lucet 578 Ludwig, F. 133. 162 Ludwig, Hub. 419 Lüning 508 Macö, E. 497 Mac Leod, Edin 166 Malvoz, E. 85 Martinson, J. 418 Massiutin 451 Mc. Fadyean, J. 576 Mendoza 566 Menge, Karl 596 Mensinga 189 Metschnikoff, Elias 108. 336 Metzner 606 Meunier, Albin 282 Meyer, Bernh. 50 Mibelli, V. 267 Michelson 203 Migzakis, P. A. 325 Miller, W. D. 294 Milles, Walt. J. 166 Moniez, R. 395. 422 Monti, Achille 326 Monticelli, F. S. 120. 394. 395. 612 Moore 549 Moreau, L. 389. 571 Morel-Lavallde 570 Mosler, Fr. 708 Mosso 648 Murasa 55 Nehring, A. 464 Neisser 202. 248 Netter 19. 500. 549 Neumann 248 Niemilowicz 501 Noorden, W. v. 703 Nowack, E. 429 Oberlaendcr, F. M. 238. 249 Olivier, L. 503. 518 Oltmanns 475 Oppenheimer 586 Paliard 571 Paltauf, R. 355 Pammel, L. H. 330 Parisi, N. P. 148 Pavesi, P. 272 Pavloff, T. 642 Pawlowsky, A. D. 572 Peiia, J. de, 398 Perroncito 337 Pescarolo, B. 283. 306 Peters, W. L. 228 Petersen 202 Petruschky, Joh. 625. 657 Peuchu, M. F. 172 Peyer, A. 450 Pfeiffer 13. 262 Pfuhl, E. 340 Philippi 402 Podwyssozki, W. 41. 648 Poinel, A. 90 Poncet, F. 548 Potherat 462 Poulsen, M. 420 Powell 187 Prillieux, Ed 23. 273 Protopopoff, N. 129 Prudden, M. T. 262 Quincke, H. 119 Raczynski, N. 112 Railliet, A. 56 Raptschewsky, J. 504 Rasmussen, A. F. 393 Raum, Joh. 261 Raymond 571 Renaut 570 Report 297 Ribbert 705 516. Richards, H. M. 709 Richet 670 Riel 570 Ries 203 Rindfleisch, Georg 619 Roberts, H. Leslie 640 Rodet, A. 500 Roger 351. 617 Rohrbeck, Herrn. 493 Rohrer, Fritz 392. 652 Rondelli 649 Rose, E. 369 Rosenbach 267 Rosenfeld 442 Rosenthal, C. 461 Rosenthal, O. 267 Roux, E. 263 Rudenko, M. 510 Russo-Travali, G. 27 Sachsse, Rob. 603 Sanchez-Toledo 324 Schäffer 703 Scheibe, A. 186 Scheibenzuber, D. 441 Schilling 402 Schimmelbusch, C. 87. 270 Schmidt-Mülheim 84. 669 Schmitt 299 Schmitz, L. 469 Schneider, Th. 305 Schröter, L. 450 Schuberg, A. 463 Schubert, P. 607 Schütz, J. 172 Segall 366 Senger, E. 520 752 Autorenverzeichniss. Seydel 53 Siebenmann, F. 356. 510. 609 Sülles 569 Sonnenberger 556 Sonsino, P. 396 Sorauer, P. 245 Sormani 139 Spaeth 306 Squire, E. 200 Stchastny 183 Steinheil 699 Steinschneider 249. 250 Sternberg. G. M. 140. 266 Stirl, Otto 574 Stölting 188 Stossich M. 581 582 Strauss, J. 299. 710 Strelitz 354 Strubell, Ad. 423 Tavel 443 Taylor 187 Tchistovitch, N. 86. 399 Thoinot, L. 83 Thoma, R. 269 Thomen, G. 507 Tiemann, F. 192 Tilanus, C. B. 367. 576 Tissier 606 Tizzoni, G. 266 Tommasoli, P. 507 Trenkmann 433 Tselios, A. 470 Tulfier 570 Turner, D. F. D. 190 Valentini 16 Veiel 251 Verneuil 87. 568. 572 Vignal 169 Villemin 571 Villot, A. 272 Viquerat, A. 602 Vuillemin, P. 190. 300 Warington, Rob. 498 Wertheim 610 Wesener, F. 276. 300. 331. 362 Weyl, Th. 200. 689 Whitelegge 85 Winkler, F. 605 Winogradsky, S. 108 Winternitz 251 Wolff, Felix 298 Wolfi, Max 584 Wolko witsch, N. 50 Woolmer, S. L. 184 Wurtz, R. 710 Wyss 586. 587 Wyssokowicz 327. 413 Yersin, A. 263 Zagari, G. 25. 450 Zanda, L. 20 Zarniko, C. 153. 177. 224 Zaufal, E. 143. 508 Zeising 251 Zeissl, von 204. Zschokke, F. 88 Frommannsche Bachdrucker^i (Hermann Pohle) in Jena. — Centralblatt B - ----- für Bakteriologie und Parasitenkunde. Inseraten-Anhang. Internationale Klinische Rundschau. (jeden Sonntag 2 bis 3 Bogen) und Klinische Zeit- und Streitfragen. (jährlich 10 bis 12 Hefte zu 2 bis 3 Bogen) Unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner herausgegeben von Prof. Dr. Joh. Schnitzler, Direktor der allgemeinen Poliklinik in Wien. Pränumerations-Bedingnisse j Für Oesterreich-Ungarn: Ganzjährig fl. 10, halbjährig fl. 5, vierteljährig fl. 2,50. — Für das Deutsche Reich: Ganzjährig M. 20, halbjährig M. 10, vierteljährig M. 5. — Für die übrigen Staaten : ganzjährig Frcs. 25, halbjährig Frcs. 12,50, vierteljährig Frcs. 6,25. Abonnements sind zu adressiren an die Administration der „Internationalen Klinischen Rundschau“, Wien, VIII., Auerspergstrasse 5. Ausserdem nehmen alle Post- ämter und Buchhandlungen Bestellungen an. Die „Internationale Klinische Rundschau“ bringt Originalartikel aus allen Zweigen der praktischen Heilkunde von den hervorragendsten Klinikern und bewährten Fachmännern aller Sprachen und aller Länder, Berichte aus den bedeutendsten Kliniken und Spitälern. Kasuistische Mittheilungen aus der Praxis erfahrener Aerzte, Sitzungsberichte (Verhandlungen wissenschaftlicher Körperschaften und ärztlicher Vereine), kritische Besprechungen aller neueren Erscheinungen auf dem Gebiete der medizinisch-chirurgischen Literatur, eine reich- haltige Zcitungsschau, die über alles, was die medizinische Presse aller Sprachen und aller Länder für den praktischen Arzt Wichtiges und Wissenswerthes enthält, berichtet. Dio „Internationale Klinische Rundschau“ widmet ferner den ärztlichen Standesangelegenheiten und der Tagesgeschichte, soweit diese den ärztlich n Beruf berührt, die vollste Aufmerksam- keit, indem in einer gewissermassen sozial-ärztlichen Bundschau alle Fragen, welche die ärztlichen Kreise irgendwie interessiren, eingehend und sachlich gewürdigt werden; ebenso schenkt sie auch den militärärztlichen P'ragen, welche in Folge der allgemeinen Wehrpflicht, nunmehr für alle Aerzte eine höhere Bedeutung erlangt haben, unter der Rubrik ,, Militär- ärztliche Zeitung “ eine erhöhte Aufmerksamkeit. Ausserdem bringt sie unter dem Titel „Internationale medizinische Presse“ in einer ausserordentlichen Beilage eine möglichst vollständige Uebersicht aller bedeutenderen literarischen Arbeiten auf dem Gesammtgebiete der praktischen Heilkunde. Schliesslich bilden die „Klinischen Zeit- und Streitfragen“, in welchen die wichtigsten strittigen Tagesfragen eingehend und gründlich beleuchtet werden, eine regelmässige Beilage zur „Internationalen Klinischen Rundschau“ Neuer Verlag von F. C. W. Vogel in Leipzig. Soeben erschien : DIE GRUNDLAGEN der BAKTERIOLOGIE. Rede, gehalten beim Niederlegen des Rektorats der Universität Groningen von A. P. Fokker. Gr. 8. 1889. Preis: 80 Pi'. Mirus’scbe Hofapotheke (R. Stütz), Jena. Ein peptonisirtes Fleisch von ungemein leichter Ver- daulichkeit, höchstem Nährwcrth, Wohlgeschmack u. unbegrenzter Haltbarkeit. Von Leube , I)r. Wiel , .0 \X\VV'" •■ccV**' 5'»"' /•ro/. Reelam und auderen ärztlichen Ka- pazitäten aufs Wärmste empfohlen. Nicht rblhs boi Magenkranken, sagt Leube, sondern überall da, avo d. Arzt daran liegen muss, V organen den Verdau- < 0 ^ V eine absolut - AV3k)% reizlose Nahrung zuzu- führen (Typhus, Dysenterie, tuberk. Darmgeschwüre, Peritonitis ^ Magen- u. Darmblutungen), wird der Gebrauch d. Fleischsolution von Nutzen sein. °f* Rcclam beobachtete ausgezeichnete Erfolge an ^ 'len in d. Ernährung herabgekomm. Personen Kindern, Greisen, Reconvalescenten und vor Allen Nervenleidenden. Dr. Mirus'sclie Hofapotheke (R. Stütz), Jena. Zn beziehen durch die Apotheken , wo Niederlagen nicht vorhanden , man sieh direkt an die Fabrik. wende Verlag von Gustav Fischer in Jena. Soeben erschien: Dr. C. von Kahlden, Privatdoceut uud I. Assistent am Pathologischen Institut der Universität Freiburg i. B. Technik der histologischen Untersuchung pathologisch-anatomischer Präparate. Für Studirende und Aerzte. Ergänzungsheft zu Dr. Ernst Ziegler’s Lehrbuch ;der allgemeinen und speziellen pathologischen Anatomie. 6. Auflage. Preis broschiert : 2 Mark, gebunden 2 Mark 50 Pf. Die Käufer des Ziegler’schen Lehrbuches sind zur Abnahme dieses Ergäuzungsheftes nicht verpflichtet, dasselbe wird ihnen nur auf ausdrückliche Bestellung geliefert. Dr. L. Pfeiffer, Geh. Med.-Rath in Weimar. Die Verbreitung des Herpes zoster längs der Hautgebiete der Arterien und dessen Stellung zu den akuten Exanthemen. Dritter Bericht über die Sammelforschung des allgemeinen ärztlichen Vereins von Thüringen, 117 Zosterfälle betreffend. Mit 9 Tafeln und 1 Schema. Preis 1 Mark 60 Pf. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie redigirt von Dr. E. Ziegler, t’rolessor der pathologischen Anatomie und der allgemeinen Pathologie in Freilmrg i. Br. Sechster Band. Erstes Heft. — Preis : 7 Mark. Mit 6 lithographischen Tafeln. Inhalt: Guido Tizzoni, Dr., lieber die Wirkungen der Exstirpation der Neben- nieren aut' Kaninchen. Zweites Heft. — Preis: 4 Mark. Mtt B lithographischen Tafeln und 4 Abbildungen iin Texte. Inhalt: Jul. Sparkuhl, Beitrag zur Lehre von der chronischen Oophoritis. Mit Tafel VII. — Alfred Prinzing, Beiträge zur pathologischen Anatomie. Mit Tafel VIII. Heinrich Held, Zur Kenntniss der glatten weissen Schrumpfniere der Placenta. Mit Tafel IX. — Julius Kindl er, Linksseitige Nasenspalte verbunden mit Defect des Stirnbeins. Mit 3 Abbildungen im Texte. — Eduard Frobenius, lieber einige Cysten- geschwülste des Halses. Mit 1 Abbildung im Texte. Drittes Heft. — Preis : 5 Mark. Mit 3 lithographischen Tafeln. Inhalt: Ribbcrt, Ueber Regeneration und Entzündung der Lymphdrüsen. Mit Tafel X. — Ad. Janowski, Ueber die Ursachen der acuten Eiterung. Aus dem patholo- gisch-anatomischen Laboratorium des Prof. Brodowski zu Warschau. — Theodor Lewek, Ueber den Wachsthumseinfluss einiger nicht pathogener Spaltpilze auf pathogene Aus dem hygienischen Institute der Universität Freiburg. — Guido Tizzoni und Sebastiauo Giovannini, Bakteriologische und experimentelle Untersuchungen über die Entstehung der hämorrhagischen Infection. — Mit Tafel XI und XII. Aus dem Institute für allgemeine Pathologie zu Bologna. Viertes Heft. — Preis: 4 Mark. Mit 1 lithographischen Tafel. Inhalt: L. von Besser, Ueber die Bakterien der normalen Luftwege. Aus dom pathologisch-histologischen Institute zu Wien. — Ernest Finger, Zur Frage der Im- munität und Phagocytose beim Rotz. Aus dem pathologisch-histologischen Instituto zu Wien. — J. Neuberger, Ueber die Wirkung des Sublimats auf die Niere beim Menschen und beim Thiere. Mit Tafel XIII. Aus dem pathologisch-histologischen Institute zu Wien. Fünftes Heft. — Preis 3 Mark 60 Pf. Mit 4 lithographischen Tafeln und 4 Abbildungen im Texte. Inhalt: C. von Krzywicki, Das Septum merabranaceum veutrieulorum cordis, sein Verhältnis zum Sinus Valsalvae dexter Aortae und die aneurysmatischen Veränderungen beider. Mit Tafel XIV. — Max Mann, Cor triloculare biatriatum. Eine entwicklungs- geschichtliche Studie. — Mit Tafel XV und XVI und 4 Abbildungen im Texte. — Karl Hirschberg, zur Kenntniss der Osteomalacie und Ostitis malacissans. Mit Tafel XVII. Preis des vollständigen Bandes : 23,60 Mark. Im Verlage von Harald Bruhn, Verlagsbuchhandlung für Natur- wissenschaft und Medizin in Braunschweig ist soeben vollständig erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen : LEHRBUCH DER PATHOLOGISCHEN MYKOLOGIE VORLESUNGEN FÜR ÄRZTE UND STUDIERENDE. VON Du P. BAUMGARTEN, O. Ö. PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT TÜBINUEN. Mit 101 fast sämmtlich nach eigenen Präparaten des Verfassers ausgeführten Original-Abbildungen im Text, 34 davon in Farbendruck, und einer lithographirten Tafel. Preis : 27 Mark. Dieses neue Werk des gelehrten, als pathologischer Anatom wie als Forscher auf dem Specialgebiete der pathologischen Mykologie gleich rühmlichst bekannten Verfassers ist berufen, auf dem Gebiete der in kurzer Zeit zu fast unübersehbarer Ausdehnung angewachsenen Mykologie einen kundigen Führer abzugeben und zwar nicht nur für den Stu- direnden der Arzneiwissenschaft, der einer Einleitung in die Elemente der Mikrobenkunde bedarf, sondern auch namentlich für den prak- tischen Arzt, der die genaue Kenntnis s dieser Mikro- organismen am Krankenbette nicht mehr entbehren kann. Aber selbst der Fachgelehrte bedarf eines Nachschlagebuches, in dem er das Wissenswertheste und Wichtigste von den Errungenschaften der diesbezüglichen Forschungen , die einschlägigen Literaturangaben , den gegenwärtigen Stand einer strittigen Frage ebenso ausführlich und ge- wissenhaft als belehrend verzeichnet finden kann. Das Buch Baum- garten’s, der sich als seines Stoffes Herr und Meister zeigt, vereinigt mit sachlichen Vorzügen den eines ansprechenden Vortrages, der in Form von Vorlesungen, die der Diktion des Werkes eine grössere Lebhaftig- keit verleiht, doppelt zur Geltung gelangt. In ausgezeichneter Weise kommt dem Buche der Umstand zu Gute, dass der Autor als patho- logischer Anatom mit dem Interessenkreise der praktischen Medizin die innigste Fühlung hat. Die „Berl. klin. Wochenschrift“ sagt in ihrer Nr. vom 19. März : Es kann von dem Buche gesagt werden, dass es zu dem Besten gehört, was die medizinische Literatur aufzuweisen hat kurz wir können das Werk von Herzen empfehlen. Fronimannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) io Jen». CEFTEALBLATT für Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Geh. Hofrath Professor Dr. Leuckart in Leipzig und Professor Dr. Loeffler in Greifswald herausgegebeu vou Dr. Oscar UMworm in Cassel. VI. Band. Mit 4 lithographischen Tafeln und 9 Abbildungen im Text. JENA. Verlag von Gustav Fischer. 1889. Verlas von GUSTAV FISIHEK in JENA. Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde iu Verbindung mit Geh. Hofrat Professor Leuckart in Leipzig uncl und Professor Dr. Loeffler in Greifswald herausgegebeu von Dr. Oscar Uhlworm in Cassel. Krschcint im I infange von ca. 2 Itogen wöchentlich. Her Preis iles Jahrgangs beträgt 2$ llark. Was „Ccutralblatt für Kakteriologie mul Parasiteukundc“, welches sich der I nt erst iitzmig der hervorragendsten Forscher des ln- und Auslandes zu erfreuen hat, will den augenblicklichen Stand der theoretischen und praktischen For- schungen auf dem ticsainintgehiete der Kakteriologie, <■ a h r 11 n g s p h y s i o - logie und Para s i t eil k 11 n d e, sowie der damit in Kezichuiig stehenden Wisscnsfächer wiedergehen, sowohl durch Origiunluufsützc und durch ein wöchent- liches systematisches Verzeichniss der neuesten einschlageiideii Litteratur, als auch durch Referate, welche in gedrängter kürze regelmässig jede Woche eine I ehersicht über die neuesten einschlageiideii Publikationen aller Länder zu geben bestimmt sind. Die hohe Kedeutuiig der oben genannten Fächer für die Wissen- schaft und Praxis des Mediziners, Zoologen, Kolanikcrs, (iähriiiigschcmikcrs etc. ist heute allgemein anerkannt. Um die augedentrton Ziele zu erreichen, zerfällt der Inhalt des Ccn- tralhlattes für Kakteriologie und Parasitcukundc in folgende Abteilungen : 1 Referate. Die Aufgabe derselben ist, den Inhalt der wichtigsten diesbezüglichen im In- und Auslande selbständig oder in periodischen Schriften erscheinenden Arbeiten über Bakteriologie, Gährungsphysiologie und Parasitologie, Infektionskrankheiten des Menschen und über die durch thierisehe und pflanzliche Feinde verursachten Krankheiten bei Pflanzen und Tieren, die gegen dieselben anempfohlenen Vorbeugungs- und Be- kämpfungsmittel , sowie über Alles, was dazu beitragen kann, unsere Kenntnisse von dem Leben der Pilze und anderer Schmarotzer zu er- weitern, in knapper, streng wissenschaftlicher Form wiederzugeben. Ob- jektivität der Darstellung wird möglichst streng gewahrt, sachliche Kritik jedoch nicht ausgeschlossen, sofern sie sich von allem Persönlichen freiliält. Durch Namensunterschrift der Referenten wird die Gediegenheit der Be- sprechungen möglichst gesichert. 2 Ziisammeiifasscudr I ehcrsielitcn. Da zentralisirende, wöchentlich berichterstattende Organe bisher auf dem Gebiete der Bakteriologie und Parasitologie nicht bestanden haben, so berichtet das Centralblatt über die wichtigsten Gegenstände in besonderen, zusammenfassen denUebersichten. Diese Uebersichten haben den Zweck, den nicht auf diesen Gebieten selbst- tätigen Lesern ein möglichst getreues Bild der historischen Entwickelung unserer gegenwärtigen Kenntniss über bestimmte einschlagende wichtige Fragen, z. B. über die Pliagocydose, Tuberculose, Milzbrand, über wich- tigere Pflanzenkrankheiten etc. zu geben ; dieselben sollen in längeren, also nicht jährlichen, Zwischenräumen wiederholt werden. 3 Systematisch geordnete wöchentliche lebersichten über die neueste bak- teriologische und parnsitologische Litteratnr aller Länder ; dieselben geben ein möglichst vollständiges Bild aller Leistungen der letzten Wochen. 4) Originalarheitcn. Das „Centralblatt für Bakteriologie und Parasiten- kunde“ hat sich seit seinem Bestehen der Unterstützung der hervor- ragendsten Forscher für diese Rubrik zu erfreuen gehabt, und zahlreiche hochinteressante Originalarbeiten, zum Teil mit Abbildungen, liegen bereits für die nächsten Nummern xror. 5 Berichte über ( utersuehiingsmethoden, Instrumente u. s. w. Kei dem grossen Werthe, welchen für experimentelle Intersuchuugcii die genaue kenntniss und Darstellung der Versuchs- und Intcrsuchiings- resp. Ziichtungsmctliodcn hat, widmet das Centralhlatt für Kakteriologie und Parasitenkunde gerade Fortsetzung au) der 3. Seite des Umschlags. Verlas, von GUSTAV FISCHER in JENA If issensfächer wiedergeben, sowohl durch Referate und zusammen- fassende lieber sichten, als auch durch ein systematisches Verzeichniss der neuesten diesbezügl. Litteratur, ivelclies letztere alle vierzehn Tage eine Uebersicht über die neuesten einschlagenden Publiakiionen aller Länder zu geben bestimmt ist. Da das Unternehmen in keiner Weise irgend einer der bestehenden, diesen Fragen gewidmeten Zeitschriften Konkurrenz machen will, so schliesst es die Veröffentlichung von grosseren Originalarbeiten von vornherein aus, beschränkt sich vielmehr auf die Aufnahme von kurzen Aufsätzen sowie von Mittheilungen über bevorstehende grössere Veröffent- lichungen. Um die angedeuteten Ziele zu erreichen , wird der Inhalt des „Centralblatts für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie“ in folgende Abtheilungen zerfallen: lj Kurze Originalaufsätze und Mittlieilungen über neue Untersuchungen. 2) Referate. Es soll die Aufgabe desselben sein, den Inhalt aller diesbezüglichen, im In- und Auslande selbständig oder in Zeitschriften erscheinenden Arbeiten allgemein pathologischen oder pathologisch-anato- mischen Inhalts in knapper, aber streng wissenschaftlicher Form wiederzu- gehen, sowie auch diejenigen Veröffentlichungen aus dem Gebiete der ge- richtlichen Medicin und Thiermedicin zu berücksichtigen, welche für die pathologische Anatomie und allgemeine Pathologie von Interesse und Wichtigkeit sind. Objectivität der Darstellung soll möglichst streng ge- wahrt werden, eine sachliche Kritik jedoch nicht ausgeschlossen sein. Sämmtliche Referate werden mit der Namensunterschrift der Referenten versehen sein. Entsprechend dem objectiv referirenden Charakter des Centralblatts für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie soll besonders Werth auf Selbstanzeigen der betreffenden Herren Autoren gelegt werden. 3) Zusammcnfassciide Uebcrsicliten. Da regelmässig berieht- erstatrencle Organe auf dem Gebiete der allgemeinen Pathologie und pathologischen Anatomie bisher nicht bestanden haben, so soll über die wichtigsten Gegenstände in besonderen, zusammenfassenden Ueber- sichten berichtet werden. Diese Uebersichten haben den Zweck, den nicht auf diesem Gebiete selbst thätigen Lesern ein möglichst getreues Bild der historischen Entwickelung unserer gegenwärtigen Kenntnisse über bestimmte wichtige einschlagende Fragen zu geben. 4) Sgstema tisch geordnete Uebersichten über die neueste allgemein pathologische und pathologisch- anatomische Litteratur aller Länder; dieselben sollen einen möglichst vollständigen Ueberblick über alle Leistungen der letzten Wochen geben. 5) Berichte über Untersuchungs- und Färbungsmethoden, Instru- mente etc. O) Berichte über die in das Gebiet der allgemeinen Pathologie und pathologischen Anatomie cinschlagenden Vorträge und Verhandlungen auf Natur forscher v er Sammlungen und Kongressen. Ebenso wird über die Sitzungen der grösseren wissenschaftlichen Vereine des In- und Auslandes, soweit sie Fragen der allgemeinen Pathologie und pathologischen Anatomie behandeln, regelmässig berichtet werden. Das „Centralblatt für Allgemeine Pathologie und Pathologische Ana- tomie“ wird im Umfange von 2 Druckbogen gross 8" zweimal monatlich erscheinen. Der Preis des Jahrgangs von 50 Bogen ist für die Abnehmer der ,, Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie “, von Professor Dr. Ernst Ziegler, auf lo Mark festgesetzt worden. Für die Abnehmer des „Centralblatts“ allein beträgt derselbe 20 Mark. •I e n a. Gustav Fischer. Verlag von GUSTAV FISCHER in Jena. dieser Biibrik eine sehr sorgfältige und eingehende Iterfieksiehtigung. Alles, was auf Verbesserung oder Vereinfachung der Inlcrsiichungsinclhodcn von Wichtigkeit sein kann, wird daher schnell und ausführlich den Lesern, wenn wünschenswert!), unter Zuhülfcuahnie von Abbildungen, zur keuntuiss gebracht. li Berichte und Origiualabhaudlungcn über Schutzimpfung, sowie künst- liche Infektionskrankheiten. 7' Berichte über alle die Kntwickeliingsbennnung und Vernichtung der Baklerien und anderer Parasiten betrettende Fragen. 8) Bericht«1 über die in das (iehiet der Bakteriologie und Parasitologie ciuschlagcuden Vorträge und Verhandlungen auf >aturforsrherversainiulungen, ärztlichen und sonstigen Kongressen. 0 Berichte und Beschreibungen der für bakteriologische und parasitologische Forschungen eingerichteten Institute uud sonstigen Anstalten. Im Unterzeichneten Verlage erscheint vom 1 Januar 1890 an ein Centralblatt für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie herausgegeben von redigirt von Professor Dr.E. Ziegler in FreiMrgLB. Dr. C, m Kaülflen in FreiMrg i. B. Durch die von Jahr zu Jahr sich mehrenden Arbeiten, welche ent- weder ausschliesslich dem Gebiete der allgemeinen Pathologie und patho- logischen Anatomie angeboren oder klinische Beobachtungen durch das Ergebi iiss der pathologisch-anatomischen oder experimentell pathologischen Forschung zu ergänzen suchen, ist die vorhandene Litteratur in ausser- ordentlichem Masse angewachsen. Gleichzeitig hat sich aber auch immer mehr eine Zersplitterung der einschlägigen Publikationen fühlbar gemacht, welche nur tlieilweise in den Specialzeitschriften des In- und Auslandes veröffentlicht sind, während ein grosser Theil in klinischen Zeitschriften, Archiven und Wochen- schriften zerstreut ist. Um dieser Zersplitterung vorzubeugen, haben die von E. Zieolkr und C. Nauwerck begründeten ..Beiträge zur pathologischen Anatomie und Phvsiologie" eine wesentliche Erweiterung erfahren und erscheinen seit dem Jahre 1888 unter Mitwirkung einer grossen Zahl der bedeutendsten Forscher als ..Beiträge zur p atliolo gische n Anatomie und zur allgemeinen Pathologie“ regelmässig in F orm einer periodischen Fachzeitschrift. Es fehlte aber bisher noch ein referirendes Organ, welches in möglichst vollständiger Weise über alle jene Arbeiten berichtet, ivelche ent- weder einen rein pathologisch-anatomischen resp. allgemein pathologischen Inhalt haben , oder in Beziehung dazu stehen, und wenn auch die ver- schiedenen medicinischen Wochen- und Monatsschriften neben den klini- schen Arbeite)» auch pathologisch-anatomische berücksichtigen und von Zeit zu Zeit darüber Referate bringen, so betrifft das naturgemäss nur einen sehr kleinen Theil der Gesammtlitteratur und es erhalten danach die Leser nur ein unvollkommenes Bild der auf diesem Gebiete nach verschiedenen Bichtungen hin so erfolgreichen neuen Forschungen. Das „Centralblatt für AU gerne ine Pathologie and Patho- logische Anatomie“ will den augenblicklichen Stand der theoretischen und praktischen Forschungen auf dem Ge- sarnrntgebicte der' pathologischen Anatomie und der' allge- meinen Pathologie sowie der damit in Beziehung stehenden {